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Star Trek - Timeline - 07-01

Hochzeiten und Versprechen
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Diese Episode ist ein Sequel zur Serie STAR TREK - ICICLE. Trotzdem kann man diese Geschichte gut "stand-alone" lesen, da alle relevanten Infos zum Verständnis der Geschichte durch Erinnerungen oder Rückblicke bzw. Logbuch-Einträge gegeben werden. Komplett anzeigen

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Zwei überraschende Nachrichten

Persönliches Logbuch

Commodore Tar´Kyren Dheran

Sternenzeit: 63953.1

 

Ich kann es immer noch nicht ganz glauben, aber ich befinde mich auf meinem Schiff, der U.S.S. ICICLE, auf dem Flug nach Andoria, um dort die traditionelle Hochzeitszeremonie mit meiner großen Liebe, Christina Carey, zu vollziehen.

Christina war es im Grunde immer gewesen, die ich für immer an meiner Seite haben wollte, auch wenn ich am Anfang dieses Jahrzehnts eine sehr leidenschaftliche Beziehung mit Pasqualina Mancharella geführt habe, die sich, mit Unterbrechungen, vom Sommer 2381 bis zum Herbst des Jahres 2384 hin zog.

Dabei hatte es am Beginn des Jahres 2382 bereits so ausgesehen, als wenn Christina und ich endlich zu einander gefunden hätten. Doch ich hatte nicht mit der Beharrlichkeit und der leidenschaftlichen Liebe meines ehemaligen Ersten Offiziers gerechnet. Und nicht mit meinen unverhofft starken Gefühlen für Pasqualina, die ich längst nicht so lange kenne, wie Christina. Glaubte ich Anfang 2382 noch, diese Episode läge hinter mir, und der Weg für eine Beziehung mit Christina wäre damit endlich frei, stellte sich bereits kurze Zeit später heraus, dass es nicht so einfach war sie loszulassen. Dazu kam, dass Christina, zurecht wie ich zugeben muss, ungehalten war, weil Pasqualina und ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht von einander loskamen.

Ich vermag mir dabei kaum vorzustellen wie sehr auch Commander Christian Sinemus, der bereits zu diesem Zeitpunkt in Pasqualina verliebt gewesen sein soll, darunter gelitten haben muss, denn auch er, wie Christina, wollte keinen anderen Partner, als den, an den er sein Herz verloren hatte. Keiner versteht das besser als ich, entspricht dies doch auch vollkommen meiner Maxime.

Nun, diese emotional sehr verwirrende Zeit liegt, den Sternengöttern sei Dank, endgültig hinter uns. Pasqualina ist mit Christian Sinemus liiert und ich werde in zehn Tagen Christina auch nach den Gesetzen der Föderation, auf STRATEGICAL STARBASE 71, heiraten. Admiral Torias Tarun, mit dem mich mittlerweile ein festes Band der Freundschaft verbindet, denn letztlich war er es, der subtil dafür sorgte, dass Christina und ich letztlich doch noch zusammen gekommen sind, wird die Ehe höchst persönlich schließen. Dabei weiß ich natürlich von den Gefühlen, die beide früher für einander hegten, Christina vielleicht etwas stärker, als Tarun. Schon längst fühle ich keine Eifersucht mehr für den Admiral. Ebenso wenig für Christian Sinemus, was in den letzten fünf Jahren oft ganz anders gewesen war.

Wenn ich in mich hinein horche, dann weiß ich, dass Pasqualina immer mehr für mich sein wird, als nur eine gute Freundin. Weit mehr.

Doch ich habe mich entschieden. Christina liebe ich auf eine Weise, wie ich niemals eine andere Frau lieben könnte. Selbst Pasqualina nicht. Davon bin ich fest überzeugt.

Es war für Pasqualina und mich, während der letzten Jahre, manchmal sicher nicht einfach an Bord desselben Schiffes zu dienen, noch dazu so eng zusammenarbeitend. Aber wir haben es geschafft stets das Private vom Beruflichen zu trennen. Und Pasqualina hat unsere privaten Untiefen nie zum Anlass genommen, eine Versetzung von der ICICLE zu beantragen, was ich ihr sehr hoch anrechne. Denn als Team auf der Brücke haben wir uns geradezu unglaublich ergänzt. Um so schmerzlicher war es, sie als XO der ICICLE, im Sommer des Jahres zu verlieren. Ich gönne ihr die Beförderung zum Captain natürlich von ganzem Herzen, und ihr erstes eigenes Kommando, über die U.S.S. IVANHOE.

Aber ein Teil von mir, der eigensüchtige Teil, wünschte sie wäre noch nicht so früh zum Captain befördert worden und weiterhin hier auf der ICICLE. Ihre Nähe, die in den letzten fünf Jahren immer präsent war, fehlt mir seitdem gelegentlich.

Worüber ich sehr erfreut bin, ist die Tatsache, dass es Commander Rick McMahan nach dem Abgang von Pasqualina über sich bringen konnte, den Maschinenraum in die Hände von Lieutenant Tearash Corin zu geben, und auf die Kommandoebene zu wechseln. Die Prüfungen zur Kommandobefähigung hatte er immerhin vor über sieben Jahren abgelegt. Damals hatte er jedoch nur wenig Interesse an einer Laufbahn auf der Kommandoebene, und ich bin froh, dass sich dies im Laufe der letzten Jahre geändert hat, denn neben seinen Fähigkeiten als Chefingenieur ist er gleichfalls ein sehr guter Erster Offizier. Auch wenn sich seine Art signifikant von der Pasqualinas unterscheidet. Dennoch arbeite ich gerne mit McMahan zusammen.

Es heißt, dass nichts so konstant ist, wie die Veränderung. Wenn ich an die Personalwechsel denke, die es auf der ICICLE gab seit ich das Kommando über das Schiff übernahm, muss ich dem zustimmen.

Der geniale Pilot, Lou-Thorben Ivarsson, mittlerweile mit der Bolianerin Charall verheiratet, dient nun seit etwa vier Monaten, als Erster Offizier, auf einem Schiff der NOVA-KLASSE. Charall dient auf demselben Schiff als Wissenschaftsoffizier.

Mister Harling hat bereits vor zwei Jahren den Dienst bei der Sternenflotte quittiert und sich, zusammen mit seiner Frau, Neela Laren, auf Bajor angesiedelt, wo er einen Lehrstuhl an der Bajoranischen Militärakademie angenommen hat.

An seiner Stelle hatte ich nun einen hochgewachsenen, blonden Briten, im Rang eines Lieutenant-Commanders, als Leitenden Wissenschaftsoffizier an Bord, der auf den Namen Anthony Farnham hörte.

Chef der Taktik ist nun Lieutenant Rania Singh-Badt, die mich mit ihrer Art, der Pechvogel an Bord zu sein, manchmal immer noch zur Verzweiflung bringen kann. Mister Farok hat dafür die beiden Bereiche Sicherheit und Leitung der Flugoperationen übernommen, die ihn genug beschäftigen.

An Stelle des Zweiten Taktischen Offiziers ist die Andorianerin, Vilaeni Kirin getreten. Ich hatte diesen jungen Lieutenant, seinerzeit noch Kadettin der RED-SQUAD im letzten Jahrgang, im Jahr 2381 an der Sternenflottenakademie kennengelernt. Damals war ich mit Linara Enari und Sorek, im Auftrag des Admirals, dort für eine Woche Gastdozent gewesen. Kirin war schnell begeistert vom Konzept der Taktischen Flotten gewesen, das wir dort vorgestellt hatten, und schon zu dieser Zeit hatte sie durchblicken lassen, dass sie eines Tages in die Taktischen Flotten würde eintreten wollen. Monate später war ich ihr dann erneut begegnet, als sie ihr Praxishalbjahr an Bord der U.S.S. OBERON, dem Flaggschiff meines Freundes Valand Kuehn, verbrachte. Sie hatte ebenfalls den nachfolgenden Risikoeinsatz im Gamma-Quadranten mitgemacht, der offiziell nie stattgefunden hatte. Auf unangenehme Art hatte sie dabei gelernt, dass es zwischen einem Elite-Kadetten und einem Elite-Soldaten einige wesentliche Unterschiede gab. Während dieses Einsatzes waren wir vom Landekommando getrennt worden und wir hatten uns eine geraume Weile zu zweit durchschlagen müssen. Danach war Vilaeni Kirin ein Teil ihrer Unbeschwertheit abhanden gekommen. Dafür hatte sie an Erfahrung gewonnen und ihr Selbstbewusstsein war danach von einer etwas anderen Qualität gewesen, als zuvor.

Ich hatte während des Einsatzes Kirin alles abverlangt, und sie hatte bewiesen, dass sie nicht ganz zu Unrecht zu den Elitekadetten der Föderation gehörte. Nicht zuletzt darum gab ich meine Zustimmung, als sie bei Tarun um ihre Abkommandierung zur ICICLE gebeten hatte, kaum dass sie auf der Station STRATEGICAL STARBASE 71 angekommen war.

Erster Steuermann der ICICLE ist nun Lieutenant Kell Perim, die Ende 2381 an Bord kam. Sie kann fraglos hervorragend mit dem Schiff umgehen, auch wenn sie nicht ganz an die manchmal genialen Flugmanöver Thorbens heranreicht. Nach dem Norweger ist sie jedoch die denkbar beste Wahl. Anstrengend war lediglich anfangs ihre Schwärmerei für mich gewesen, die sich erst ein halbes Jahr nachdem sie an Bord gekommen war nach und nach legte. Ich habe sie jedoch nie wissen lassen, dass ich ihr heimliches Anhimmeln mitbekam.

Namoro Kunanga lehrt mittlerweile an der Akademie der Sternenflotte, als Fluglehrer. Vor einigen Jahren hat er, überraschend für die Meisten an Bord der ICICLE, seine romulanische Ex-Freundin, Ti´Maran, geehelicht, als sie in diplomatischer Mission an Bord von STRATEGICAL STARBASE 71 gewesen war. Allerdings wohnen sie nicht zusammen, da Ti´Maran noch immer als Commander der Romulanischen Flotte ein Schiff der VALDORE-KLASSE kommandiert. Zumindest sehen sie sich regelmäßig, und seine Tochter, die er bereits zuvor gemeinsam mit Ti´Maran hatte, kennt nun endlich auch ihren Vater, den sie mittlerweile sehr liebt, wie ich gehört habe.

An seine Stelle ist Commander Nanitierra Scarrenon, eine Rigelianerin, getreten deren Flugkunst ebenso beeindruckend ist wie ihr unkonventioneller Führungsstil.

Commander Imania Maray leitet seit einem Jahr ein Psychiatrisches Zentrum auf Rigel-7. Laut Commander Leandros, mit der sie in regelmäßiger Verbindung steht, hat sie dort so etwas, wie ihre Bestimmung gefunden, und ich freue mich für die Betazoidin.

Unser jetziger Counselor ist Lieutenant Junior-Grade Filaren Eloi, ein junger, ruhiger Betazoide. Seine Art, die Besatzung zu betreuen, gefällt mir.

Eine der wenigen Konstanten an Bord, neben Commander Leandros, bildet Commander Tal´Inuray Filiz, die noch immer die MACO´s an Bord der ICICLE kommandiert.

Auch wenn ich manchmal all die Abgänge bedauere, so freue ich mich andererseits doch auch, den jungen neuen Offizieren an Bord die Gelegenheit zu geben, sich zu bewähren, und sie auszubilden, und auf zukünftige Aufgaben vorzubereiten. So, wie den irdischen Navigator, Mahfoud Saci, und die bajoranische Technikerin, Lenaris Anara, die mich gestern überraschend um ein Gespräch gebeten haben. Ich hoffe nicht, dass die beiden Streit mit einander haben und nun hoffen, dass ich das für sie regele. Solche Kleinigkeiten sollten sie in der Lage sein selbst beizulegen. Obwohl ich mir gerade das bei diesen beiden kaum denken kann, da ich sie schon des Öfteren gemeinsam gesehen habe, und sie dabei nicht den Eindruck erweckten, Differenzen mit einander zu haben.

Darüber nach zu grübeln bringt jedoch nichts. Ich werde ja in wenigen Minuten erfahren was wirklich vorliegt. Außerdem bin ich momentan viel zu gut gelaunt, um finstere Gedanken verfolgen zu wollen.

 
 

* * *

 

„Sie wollen, dass ich was tue...?“

Commodore Tar´Kyren Dheran blickte die beiden jungen Offiziere, die vor ihm am Arbeitstisch seines Bereitschaftsraums saßen, mit gelinder Überraschung an.

„Wir möchten, dass Sie uns verheiraten, Sir“, erklärte Lieutenant Junior-Grade, Mahfoud Saci, mit entschlossenem Unterton in der Stimme. Dabei wechselte er schnell einen verliebten Blick mit seiner bajoranischen Verlobten, Ensign Lenaris Anara.

Dheran musterte seine beiden jungen Offiziere eindringlich. Schließlich ruhte sein Blick auf dem jungen Mann, und er fragte mit nach vorn gebogenen Antennen: „Sie sind sich absolut sicher, dass Ensign Lenaris die Richtige für sie ist, und dass Sie nicht vorschnell, oder aus einer Laune heraus heiraten wollen?“

Der junge Lieutenant wirkte etwas überrascht. Dennoch antwortete er ohne zu zögern: „Das bin ich, Sir.“

Ein feines Lächeln stahl sich auf das Gesicht des Andorianers, beinahe nur zu erahnen. Im nächsten Moment blickte er so ernst, wie zuvor, und wandte sich zu der hübschen, dunkelhaarigen Bajoranerin, mit den großen, grünen Augen. Man sagte dem Kommandanten der ICICLE nach, dass er, im wahrsten Sinne des Wortes, sehr feine Antennen besaß, und so war es nicht verwunderlich, dass er eindringlich fragte: „Was sagen Ihre Eltern zu diesem Entschluss, Ensign Lenaris?“

Die Reaktion der jungen Bajoranerin fiel in etwa so aus, wie es sich Tar´Kyren Dheran vorgestellt hatte. Mit verschlossener Miene antwortete sie: „Meine Eltern sind gegen diese Verbindung. Aber es ist mein Leben, Sir. Ich entscheide und ich bin es, die mit dieser Entscheidung leben muss.“

Tar´Kyren Dherans Miene blieb unbewegt, als er ernsthaft nachhakte: „Sie wollen also Lieutenant Saci ohne die Einwilligung Ihrer Eltern, und gegen den Willen der Propheten heiraten?“

Lenaris Anara wechselte einen schnellen Blick mit Saci und antwortete: „Ja, Sir.“

Der Andorianer konnte förmlich spüren, welchen inneren Kampf die junge Frau vor diesem Gespräch mit sich ausgefochten hatte. Kaum jemand verstand ihre Entscheidung wohl besser als er, denn gerade in der letzten Zeit war ihm bewusst geworden, dass er Christina selbst dann heiraten würde wenn alle kosmischen Kräfte gegen diese Verbindung wären. Dennoch sah er es als seine Pflicht an diese beiden jungen Offiziere darauf hinzuweisen nicht leichtfertig, oder unüberlegt diesen Schritt zu wagen. Selbst er und Christina hatten, nachdem sie Anfang 2385 endlich doch noch zusammengekommen waren, über ein Jahr lang gezögert, und sehr oft und lang darüber gesprochen, bis ihr Entschluss zu heiraten feststand.

Erneut stahl sich ein Lächeln auf das Gesicht des Andorianers, diesmal deutlich erkennbar, und er sagte zu Lieutenant Saci gewandt: „Ich hoffe doch, dass Sie sich dessen bewusst sind, was Ihre Braut bereit ist, aus Liebe zu Ihnen für Sie zu tun, Lieutenant. Und ich hoffe, Sie sind sich darüber im klaren wie reich Sie dadurch beschenkt werden.“

Der Lieutenant schluckte und in seinen dunklen Augen erkannte der Andorianer einen tiefen Ernst, der verriet, dass der junge Mann von der Erde sich sehr wohl bewusst war, was seine Braut auf sich nahm. „Ja, Sir, und ich habe nicht vor dies jemals zu vergessen. Ich werde Anara dafür umso mehr lieben.“

So etwas wie väterlicher Stolz glomm in den blau-violetten Augen Dherans auf, und erneut zu Lenaris Anara gewandt meinte er augenzwinkernd: „Damit erfüllt Ihr Bräutigam schon einmal die wichtigsten Grundvoraussetzungen.“ Seine Antennen schnellten dabei zur Seite, um sich gleich darauf wieder aufzurichten.

Die Haltung der jungen Bajoranerin entspannte sich. Das Verhalten und der amüsierte Tonfall des Captains sagten Ihr, dass der ernste Teil dieser Unterredung hinter ihnen lag. Verlegen lächelnd fragte sie: „Dann werden Sie uns also verheiraten, Captain?“

„Natürlich werde ich das“, erwiderte Dheran mit ungewohnt sanftem Tonfall. „Wir werden die Zeremonie auf dem Rückflug von Andoria nach STRATEGICAL STARBASE 71, auf Holodeck-1 vollziehen. Ich setze nachher Commander McMahan in Kenntnis. Die Details der Zeremonie besprechen Sie dann bitte mit ihm. Sie sollten sich Gedanken darüber machen, wen sie unbedingt dabei haben wollen, damit der Commander den Dienstplan für die Zeit der Zeremonie entsprechend anpassen kann. Außerdem wäre ich Ihnen beiden dankbar, wenn sie mir bis zum Hochzeitstermin die Trauzeugen nennen, damit ich bei der Zeremonie im Bilde bin. Das wäre zunächst alles. Commander McMahan wird sie zeitgerecht über den genauen Termin der Hochzeit informieren.“

„Aye, Sir“, antworteten die beiden jungen Offiziere wie aus einem Mund.

Nachdem sich beide Offiziere erhoben, und den Bereitschaftsraum verlassen hatten, blickte Tar´Kyren Dheran noch eine Weile sinnend auf das geschlossene Schott. Ein wenig beneidete er diese beiden jungen Leute. Sie hatten sich in jungen Jahren gefunden – so wie Christina und er sich seinerzeit in jungen Jahren gefunden hatte – doch bei ihnen war offensichtlich nichts gravierendes dazwischen gekommen. Sie würden keine sechsundzwanzig Jahre warten müssen, bis sie ihr Leben als Ehepaar mit einander verbringen konnten. Wahrscheinlich würden sie schon sehr bald mit der Familienplanung beginnen.

Eigene Kinder...

Tar´Kyren Dheran schloss für einen Moment seine Augen, und als er sie wieder öffnete lag ein seltsamer Glanz in ihnen. Wie gerne hätte er eigene Kinder gehabt, doch das war ihm, angesichts einer fehlenden, festen und dauerhaften Lebenspartnerin bisher versagt geblieben. Doch noch war Zeit. Dank der modernen Medizin befanden sich Christina und er immer noch im ersten Drittel ihrer normalen Lebensspanne. Sie würden sich also nach ihrer Hochzeit nicht damit beeilen müssen, Kinder zu zeugen, dazu blieb ihnen noch reichlich Zeit. Ein Lächeln überflog sein Gesicht. Er und Christina hatten bereits einige Male über dieses Thema gesprochen, seit sie beschlossen hatten zu heiraten, und seine Braut hatte ganz klar gemacht, dass auch sie irgendwann eigene Kinder haben wollte. Mindestens zwei, wenn sich das medizinisch ohne Risiken machen lassen sollte.

Dherans Gedanken eilten nach Bajor, zum Grab einer jungen Bajoranerin. Vor etwa elf Jahren hatte er ihr, kurz vor ihrem Tod, versprochen, dass er, sollte er eine Tochter haben, sie nach ihr benennen würde. Auch darüber hatte er sich mit Christina unterhalten und zu seiner Freude hatte sie Verständnis gezeigt.

Es hätte nicht viel gefehlt und er hätte zufrieden die Füße auf die Schreibtischplatte gelegt, doch ein Anruf von der Brücke verhinderte das.

„Captain, hier Lieutenant Kirin. Die U.S.S. OBERON kontaktiert uns per Subraumfunk. Konteradmiral Valand Kuehn verlangt Sie zu sprechen.“

„Danke, Lieutenant. Bitte stellen Sie das Gespräch in meinen Raum durch.“ Die Antennen des Andorianers, die sich für einen kurzen Moment, ob seiner Beinahedisziplinlosigkeit nach hinten gebogen hatten, richteten sich nun nach vorn, als er den Deskviewer auf seinem Arbeitstisch aktivierte. Es dauerte nur einen Augenblick bevor das Logo der Sternenflotte und der Name des rufenden Raumschiffes wichen und das Konterfei von Dherans Freund auf dem Bildschirm erkennbar wurde.

Tar´Kyren Dheran erkannte am Hintergrund des sichtbaren Bildausschnitts, dass sich sein Freund ebenfalls im Bereitschaftsraum seines Schiffes befand. Sicherlich wollte er nur noch einmal bestätigen, dass er pünktlich auf STRATEGICAL STARBASE 71 eintreffen würde wenn seine Hochzeitszeremonie dort anstand. Ein wenig wunderte er sich über die ernste Miene des Freundes.

„Hallo, Tar“, begann Valand Kuehn das Gespräch, und Dheran, der den Norweger lange genug kannte, wusste plötzlich, dass sein Anruf keinen erfreulichen Grund haben konnte. Bereits die nächsten Worte des Konteradmirals bestätigten diese Vermutung. „Die Sektorenflotte-Bajor wurde überraschend für eine geheime Kommandosache abberufen, Tar. Deshalb rufe ich an. Mein Verband rückt bereits in einigen Stunden ab, und ich werde erst in etwa drei Monaten wieder in der Gegend sein. Es tut mir aufrichtig leid, dass ich aus diesem Grund als Trauzeuge ausfalle, aber dir ist klar, dass ich in dieser Hinsicht kaum eine Wahl habe, mein Freund.“

Tar´Kyren Dherans Antennen bogen sich nach Innen. Er machte einen schwachen Versuch indem er fragte: „Kann deine Frau das nicht übernehmen?“

Kuehn lächelte schmerzlich. „Leider nicht, Sylvie muss, während meiner Abwesenheit, das Kommando über FORTRESS-ALPHA führen. Selbst wenn wir unsere Aufgaben tauschen würden, käme das auf dasselbe hinaus. Es tut mir aufrichtig Leid, Tar, du weißt, wie sehr ich mich darauf gefreut hatte, dich vor dem Traualtar zu unterstützen, nachdem du diese Aufgabe so hervorragend auf meiner Hochzeit erfüllt hast.“

„Das hat mich selbst überrascht“, scherzte der Andorianer, doch der bittere Unterton ließ sich nicht völlig aus seiner Stimme heraus leugnen. Dann atmete er tief durch und meinte: „Das stellt mich vor ein Problem, Valand.“

Der Freund nickte ernst. „Ja, aber nur weil du sehr genau weißt, wer nach mir die geeignetste Person für diese Aufgabe wäre, nicht wahr?“

Die Antennen des Andorianers bogen sich nach hinten, als er knurrte: „Manchmal ist es ein Fluch, dass du mich so genau kennst, Valand. Natürlich ist mir bewusst, wer diese Aufgabe, an deiner Stelle, übernehmen sollte. Ich bezweifle nur, dass sie sich darüber freuen wird, wenn du verstehst, was ich meine.“

„Na komm, immerhin habt ihr euch vor gut zwei Jahren schon getrennt. Ich glaube nicht, dass sie ablehnen wird. Du sagtest doch einmal, dass du sie als einen guten Freund betrachtest. Beweise es ihr jetzt bitte auch.“

Die Antennen des Andorianers richteten sich wieder auf, und lächelnd antwortete er: „Du hast Recht. Das werde ich tun. Ich bin traurig, dass du nicht dabei sein kannst. Komm bitte gesund zurück, egal wohin es dich bei deinem Einsatz verschlagen sollte.“

Valand Kuehn erwiderte das Lächeln des Andorianers. Er wusste warum sein Freund keinerlei Fragen zu seinem bevorstehenden Einsatz gestellt hatte, und er dachte dabei an eine Begebenheit zurück, die sie, im Frühjahr 2382, für eine Weile entzweit und ihre Freundschaft auf eine sehr harte Probe gestellt hatte. Sie hatten diese Krise gemeistert, und auch heute noch war Valand Kuehn sehr dankbar dafür, dass sie schlussendlich ihre Freundschaft hatten bewahren können. „Ich werde auf mich achtgeben, mein Freund. Wenn ich zurück bin, dann werde ich es auf jeden Fall nachholen, die Braut zu küssen.“

„Ich werde in diesem Fall dann deine eifersüchtige Ehefrau festhalten“, versprach der Andorianer amüsiert, der um das Temperament der Französin wusste. Und um ihre Eifersucht, sobald sich eine andere, attraktive Frau ihrem Mann näherte.

Sie verabschiedeten sich von einander, und nachdem der Bildschirm seines Deskviewers dunkel geworden war, lehnte sich der Andorianer eine Weile sinnend im Sessel zurück, bevor er Vilaeni Kirin auf der Brücke kontaktierte. „Miss Kirin, bitte stellen Sie Kontakt zur U.S.S. IVANHOE her und verbinden Sie mich mit dem Kommandierenden Offizier des Schiffes. Legen sie das Gespräch in meinen Raum, sobald die Verbindung hergestellt ist, Dheran Ende.“

Zweifel

Vor einigen Minuten hatte die U.S.S. IVANHOE, eines der neuesten Schiffe der 5.Taktischen Flotte, den äußeren Planeten des Forlan-Systems hinter sich gelassen, und befand sich nun auf einem routinemäßigen Patrouillenflug zwischen dem Forlan-Sektor und dem Bajoranischen Raum.

Captain Pasqualina Mancharella saß auf der Kante ihres Sessels, die Hände auf die Lehnen gelegt, wobei sie einen Fuß leicht nach vorne gestellt hatte, so als wolle sie jeden Moment wieder aufstehen. Eine Angewohnheit, die sie vom Captain der ICICLE übernommen hatte, während ihrer Zeit als XO des Schiffes. Erst nach einigen ereignislosen Minuten Flug entspannte sich ihre Haltung, und sie lehnte sich entspannt im Sessel des Kommandanten zurück, wobei sie ihrer XO, Commander Anaya Enbara, einen schnellen Seitenblick zuwarf. Sie schätzte die Zielstrebigkeit und den angenehmen Humor dieser dunkelhäutigen Frau sehr. In dem halben Jahr, in der sie nun zusammen Dienst taten, hatte sich ein sehr freundschaftlich geprägtes Arbeitsverhältnis zwischen ihnen entwickelt.

Kennengelernt hatten sie sich bereits im Jahr 2382 auf STRATEGICAL STARBASE 71, kurz vor einem gemeinsamen Einsatz der ICICLE, und der FORRESTAL, auf der Anaya Enbara zu diesem Zeitpunkt bereits seit fast zwei Jahren diente. Bereits damals waren sie sich gegenseitig sympathisch gewesen, und darum war die Spanierin hoch erfreut gewesen, als sie erfuhr, wer ihr XO auf diesem Schiff sein würde.

Während die Afrikanerin ihr schulterlanges Haar gerne zu Rastazöpfen flocht, die sie, im Dienst, hinter dem Kopf zu einem Knoten zusammengebunden trug, fielen die langen Haare der Kommandantin in weichen Wellen über ihre Schultern und über ihren Rücken. Sie hatte das flüchtige Schmunzeln der XO wohl gemerkt, und da Anaya Enbara gleichfalls Tar´Kyren Dheran seit jenem Einsatz im Jahr 2382 kannte, wusste sie den Grund dafür. Leise bemerkte sie in Richtung der dunkelhäutigen Frau: „Ich bin mir bewusst, dass ich einiges von meinem ehemaligen Captain übernommen habe, Anaya. Dieser Andorianer hinterlässt bei den meisten Leuten, die ihn kennenlernen, einen bleibenden Eindruck, außer bei Ihnen, wie mir scheint. Er war wohl nie Ihr Typ?“

Die Afrikanerin lächelte breit. „Eigentlich doch, aber als ich ihn kennenlernte war ich gerade frisch verlobt, und er selbst war in einer, wie soll ich es nennen, komplizierten Beziehung, wenn ich das damals richtig mitbekommen habe.“

„Oh ja, das haben Sie“, meinte Pasqualina Mancharella etwas abwesend. Commander Enbara hatte sie eben wieder daran erinnert, dass Tar´Kyren Dheran bald heiraten würde, und dieser Gedanke versetzte ihr einen leichten Stich. Selbst jetzt noch. Doch dieser Moment verging, und ihre Gedanken eilten zu Commander Christian Sinemus, der sich momentan auf der U.S.S. HANSON befand. Seit knapp zwei Jahren waren sie nun zusammen, und sie war sich sicher, dass er der Richtige für sie war. Ein wenig wunderte sie sich noch immer darüber, dass Tar´Kyren sie beide zur Hochzeit eingeladen hatte, denn zwischenzeitlich war der Andorianer rasend eifersüchtig auf den hochgewachsenen Mann aus Wien gewesen, und einige Male wären sie fast an einander geraten.

„Erinnerungen, weil Tar´Kyren Dheran bald heiratet?“, erkundigte sich Commander Enbara leise, so dass nur Pasqualina Mancharella sie verstehen konnte.

Die Spanierin blickte in die beinahe schwarzen Augen der Afrikanerin und für einen Moment spürte sie Unwillen über diese Frage in sich aufsteigen. Aber schließlich war die baldige Hochzeit des andorianischen Commodores, die der Admiral höchst persönlich durchführen würde, seit einiger Zeit das Gesprächsthema auf STRATEGICAL STARBASE 71. Dann entsann sie sich, dass sie selbst mit dem Thema Dheran begonnen hatte, und sie erwiderte: „Ja, ich denke, wir werden stets sehr viel mehr für einander sein, als nur gute Freunde. Dazu war unsere Beziehung einfach zu intensiv.“

„Sehen Sie etwas Positives darin, Captain“, schlug Enbara lächelnd vor. „Immerhin hätte sich das Ende Ihrer Beziehung mit Dheran auch ganz anders gestalten können.“

Pasqualina Mancharella erwiderte das Lächeln. „Das ist wahr, Commander.“

Die beiden Frauen wurden vom OPS-Offizier unterbrochen: „Captain, ein Subraumspruch von der ICICLE. Commodore Dheran möchte Sie persönlich sprechen.“

Die Spanierin blickte zu ihrer XO und schoss förmlich aus dem Sessel nach oben. „Wenn man vom Teufel spricht...“ Dann wandte sie sich zur OPS: „Legen Sie das Gespräch in meinen Raum, Lieutenant.“ Damit schritt sie bereits mit schnellen Schritten zu ihrem Bereitschaftsraum.

In ihrem Raum angekommen, begab sie sich hinter ihren, leicht geschwungenen, weißen Arbeitstisch. Während sie sich in den bequemen hell bezogenen Sessel setzte, fragte sie sich, was den Andorianer zu seinem Anruf bewogen haben mochte. Soweit sie wusste war der Commodore mit seinem Schiff in Richtung Andoria unterwegs, um dort das andorianische Trauungszeremoniell mit seiner Braut zu vollziehen. Dieses war zwar nach andorianischem Brauch unverzichtbar, galt aber nicht als offizielle Trauung. Nach den Gesetzen der Föderation waren beide also anschließend noch immer unverheiratet, bis die Trauung auf STRATEGICAL STARBASE 71 erfolgt war.

Die Spanierin aktivierte ihren Deskviewer und wartete geduldig, bis das Taktische Flotte-Logo und der Schiffsname verschwanden, und das ihr nur zu bekannte Gesicht des Andorianers darauf erschien. Unbewusst spannte sich ihr Körper leicht an, als sie in seine blau-violetten Augen blickte. Sie kannte Tar´Kyren Dheran lange und gut genug, um zu spüren, dass ihr eine Überraschung bevor stand. Verschmitzt grinsend sagte sie: „Hallo, Tar´Kyren. Ich dachte eigentlich, du hättest im Moment wichtigere Dinge zu tun, als mit deiner Ex-Freundin zu flirten? Was sagt denn deine Braut dazu?“

Der Andorianer grinste schief, doch der Ausdruck seiner Augen blieb ernst. Dann erklärte er mit sonorer Stimme, die sie stets als angenehm empfunden hatte: „Ich stehe vor dem Problem, dass mein Freund Valand zu einem Unternehmen abkommandiert wurde, von dem er erst in mehreren Monaten zurück sein wird. Wie du weißt war er, neben Julia McKeown, als Trauzeuge vorgesehen. Diejenigen die an einer andorianischen Hochzeit teilnehmen, sind jene, die unseren Herzen sehr nah stehen, und auch wenn die Trauung auf STRATEGICAL STARBASE 71 ein menschliche Zeremoniell ist möchte ich, dass mein Trauzeuge jemand ist, der meinem Herzen nahesteht, Pasqualina.“

„Ich glaube ich verstehe“, erklärte die Spanierin bedächtig und auch etwas überrascht. Sie fragte sich, warum Tar´Kyren nicht seine Schwester gefragt hatte, denn immerhin verstanden sie sich ausgezeichnet. Bevor sie eine entsprechende Frage stellen konnte, erklärte Dheran, der ihre Gedanken zu kennen schien, seinerseits: „Wenn ich Valand nicht seit so langer Zeit kennen würde, und er nicht mein bester Freund wäre, dann hätte ich dich ohnehin gefragt, Pasqualina, denn ich sehe Dich, nach Valand, als meinen besten Freund.“

Pasqualina Mancharella freute sich einerseits über diese Worte – andererseits schmerzten sie auch ein wenig. Ihre Hände, die außerhalb des Erfassungsbereiches lagen, den Tar´Kyren Dheran erkennen konnte, umklammerten fest die Sessellehnen. Sie überlegte kurz und beschloss dann: „Ich übernehme die Aufgabe der Trauzeugin gerne. Wann genau wirst du wieder auf STRATEGICAL STARBASE 71 sein?“

Der Andorianer lächelte erleichtert und die Freude über ihre Zusage war ihm deutlich anzusehen. „Wenn alles nach Plan verläuft zwei Tage vor Heiligabend – dem Trauungstermin. Das lässt Spielraum falls es zu irgendwelchen unerwarteten Verzögerungen kommt.“

Die Spanierin schüttelte lächelnd den Kopf und meinte ironisch: „Selbst bei deiner Hochzeit hast du einen Plan B, scheint mir. Du bist unmöglich.“

Der Andorianer nickte grinsend: „Stimmt. Aber du weißt ja selbst, wie oft wir uns, während unserer gemeinsamen Dienstzeit auf der ICICLE, auf Plan B verlassen mussten – und wie oft er funktioniert hat.“

Pasqualina erinnerte sich bei diesen Worten an so manch haarsträubende Begebenheit. Am besten war ihr dabei jenes Kommandounternehmen im Gedächtnis geblieben, auf welches sie sich im Herbst 2381 begeben hatten, und bei dem zunächst nur Tar´Kyren selbst gewusst hatte, dass es überhaupt ein Kommandounternehmen war. Sie selbst, und alle anderen Offiziere, die daran teilgenommen hatten, hatte der Andorianer, freilich auf direkten Befehl des Admirals, in dem Glauben gelassen, er hätte ein Attentat auf Tarun verübt. Kurzerhand hatte sie beschlossen, zusammen mit einigen Offizieren der damaligen Führungscrew, ihn und einen talarianischen Admiral zu befreien und von STRATEGICAL STARBASE 71 in talarianischen Raum zu flüchten. Damals waren sie quasi von einer Improvisation in die nächste gestürzt, und es schien ihr heute noch wie ein Wunder, dass sie diesen Einsatz – und ein Reihe weiterer, die noch gefolgt waren – überlebt hatten.

„Ich erinnere mich“, schmunzelte die Spanierin und ihre Gedanken kehrten in die Gegenwart zurück. Also werde ich mit dem Admiral reden, damit er mich am Heiligen Abend nicht ausgerechnet auf Fernpatrouille schickt.“

Dheran nickte und seine Antennen bewegten sich schnell zur Seite und wieder nach oben. „Das wäre bestimmt nicht verkehrt. Wir sehen uns also spätestens am 24. 12. um 14:45 Uhr Bordzeit. Meine Schwester wird dich vorher aufsuchen um dir die Ringe zu übergeben.“

Pasqualina Mancharella nickte. Bereits seit mehr als einem Jahr gehörte Dherans Schwester zur 5.Taktischen Flotte – seit ihrer Verlobung mit Captain Chris O´Donnell diente sie auf seinem Schiff, der U.S.S. SIRIUS. Sie zögerte einen Moment lang, bevor sie sanft sagte: „Pass bitte auf dich auf, hörst du?“

„Was soll schon auf Andoria passieren?“, erwiderte Dheran gelassen. „Du kennst mich doch.“

Die Spanierin lächelte ironisch: „Darum sage ich es ja.“

„Ich danke Dir. Bis bald.“

„Bis bald, Tar´Kyren.“

Der Andorianer beugte sich leicht vor und gleich darauf wurde der Bildschirm dunkel. Pasqualina Mancharella deaktivierte das Gerät und lehnte sich im Sessel zurück. Widerstreitende Gefühle kamen in ihrem Innern auf, kaum dass die Verbindung unterbrochen war. Sie spürte zudem eine seltsame Melancholie in sich aufsteigen. Nicht zum ersten Mal seit sie von Tar´Kyren selbst erfahren hatte, dass er Christina heiraten würde. Ein flüchtiges Schmunzeln überflog dabei ihr Gesicht und sie erinnerte sich daran, wie er dabei vor ihr gestanden hatte. Hoch aufgerichtet, aber auch bis zum Zerreißen angespannt, so als würde er anschließend zu seiner eigenen Hinrichtung geführt.

Männer sind schon recht seltsam, egal ob nun menschliche oder andorianische, dachte sie leicht belustigt. Wie oft hatte sie diesen Andorianer im Einsatz erlebt; unter Beschuss, in schier ausweglos scheinenden Lagen aber dennoch stets unerschütterlich daran glaubend, dass alles ein gutes Ende nehmen wird. Aber dabei, ihr von seiner geplanten Hochzeit zu erzählen, hatte er vor ihr gestanden, als ob er mit dem Schlimmsten zu rechnen hätte.

Nach einer Weile musste sie sich jedoch eingestehen, dass es ihr im umgekehrten Fall ebenfalls nicht leicht gefallen wäre – und sie rechnete es Tar´Kyren hoch an, dass er ihr selbst davon erzählt hatte, um zu verhindern, dass sie es über Dritte erfahren musste. Doch nach den Jahren ihrer leidenschaftlichen, teilweise sehr stürmischen, Beziehung waren sie dies einander schuldig, und das wussten sie beide.

Jetzt statt an Valands Stelle, als seine Trauzeugin zu fungieren, erfüllte sie einerseits mit Stolz, andererseits breitete sich dabei eine seltsame Unruhe in ihrem Innern aus. Hatte sie vielleicht zu schnell zugesagt? Tief in sich spürte die Spanierin eine leise Stimme, die sie fragte, ob sie wirklich dazu bereit war.

Sie erhob sich nachdenklich aus ihrem Sessel und begann in ihrem Raum auf und ab zu laufen. Dabei kreisten ihre Gedanken um das, was Tar´Kyren ihr eröffnet hatte. Sie kannte den Andorianer gut genug um zu wissen, dass er sie nicht belog. Den Einsatz, bei dem er es auf höheren Befehl getan hatte, zählte sie dabei nicht. Also stimmte es, dass er sie tatsächlich bereits zuvor als Trauzeugin gewählt hätte, wenn Valand Kuehn nicht gewesen wäre.

Sie hatte diesen ruhigen aber nicht weniger zielstrebigen Mann im Jahr 2382 etwas näher kennengelernt. Damals, im Frühjahr des Jahres hatte er sie und Tar´Kyren aus einer fast ausweglosen Lage gerettet, was kaum mehr als purer Zufall gewesen war. Sie waren am Anfang 2382 einem Kommandotrupp des Neuen Terranischen Imperiums, der in ihr Universum transferiert worden war, in die Hände gefallen, und in das Spiegeluniversum entführt worden. Einige Zeit später war Valand unter mysteriösen Umständen dort aufgetaucht. Er hatte sie, mit Hilfe einer andorianischen Mitgefangenen, befreien können. Auch wenn Kuehn ein ganz anderer Typ zu sein schien, so gab es doch eine seltsame Übereinstimmung bei diesen beiden Männern und seinerzeit war ihr klar geworden, warum diese beiden befreundet waren. Valand Kuehn war es auch gewesen, der Tarun nach ihrer Rückkehr einen unkonventionellen Plan vorgeschlagen hatte, um ihren verhafteten Doppelgängern aus dem Spiegeluniversum, die in ihrer Abwesenheit ihre Plätze auf der ICICLE eingenommen hatten, hoch geheime Informationen zu entlocken. Dabei wäre sie fast von Tar´Kyrens Doppelgänger getötet worden. Unterdessen war es Dheran gelungen, ihrer Doppelgängerin glaubhaft vorzuspielen, er sei die Spiegelversion des Andorianers, und hatte ihr interessante Informationen entlocken können, bevor sie sein Spiel entlarvt hatte.

Die damaligen Ereignisse hatten letztlich dafür gesorgt, dass sie sich einander wieder angenähert hatten, nachdem ihre Beziehung im Dezember des Vorjahres praktisch bereits beendet gewesen war. Sie waren zu diesem Zeitpunkt einfach noch nicht von einander losgekommen weil sie beide die Intensität ihrer Gefühle für einander weit unterschätzt hatten.

Und heute hatte Tar´Kyren sie darum gebeten an seiner Seite zu stehen, wenn er eine andere Frau zum Altar führte.

Pasqualina unterbrach ihre Wanderung durch den Bereitschaftsraum und setzte sich auf die helle Couch der gemütlichen Sitzecke und sah sinnend durch eines der drei hochformatigen Fenster, die sich schräg nach oben wölbten, hinaus auf die Myriaden Sterne.

Damals war Christina Carey über die Maßen ungehalten gewesen, was ihr kaum zu verdenken gewesen war, denn immerhin liebte sie Dheran, trotzdem sie sich vor langer Zeit von ihm getrennt hatte, seit 2360 ungebrochen intensiv und sie hatte ihm dies im Oktober 2381 gestanden. Zu diesem Zeitpunkt deutete alles darauf hin, dass Tar´Kyren sich endgültig für die Irin entschieden hatte, nachdem er von Beginn an ihr gegenüber nie einen Zweifel daran gelassen hatte, dass dieser Fall eintreten könne.

Doch nach den Geschehnissen im Frühjahr 2382 hatte sich herausgestellt, dass die Angelegenheit sehr viel komplizierter war. Sie hatte um Dheran gekämpft, und sie hatte zunächst die Oberhand behalten, auch wenn sie letztlich hätte wissen müssen, dass sich Tar´Kyren nicht auf Dauer seinen zutiefst inneren Gefühlen würde widersetzen können.

Die hochgewachsene, schlanke Frau seufzte schwach und warf ihr langes, schwarzes Haar zurück. War es wirklich richtig, als Dherans Trauzeugin zu fungieren? Wie würde Konteradmiral Carey darauf reagieren? Sollte sie vielleicht besser die ICICLE rufen lassen und Tar´Kyren absagen?

Die Spanierin erhob sich rastlos und begann wieder in ihrem Raum herum zu wandern, bis sie abrupt stehen blieb und ihren Kommunikator betätigte. „Commander Enbara, hier Captain Mancharella: Bitte kommen Sie in meinen Bereitschaftsraum.“ Sie blickte wieder zu den Fenstern hinaus.

Als hinter ihr ein leises Zischen anzeigte, dass sich das Schott öffnete und Anaya Enbara wenige Augenblicke später hereinkam, wandte sich Pasqualina der Afrikanerin zu und deutete auf die Couch. „Bitte nehmen Sie Platz, Commander.“

Die Senegalesin setzte sich und beobachtete die Spanierin dabei, wie sie ebenfalls auf der Couch platz nahm. Abwartend blickte sie ihre Vorgesetzte an und wartete geduldig darauf, dass sie von sich aus darauf zu sprechen kam, worum es ging.

Pasqualina Mancharella strich sich mit den Fingern durch die langen Haare und drehte sich etwas Seitlich, so dass sie ihren Kopf nicht zu sehr drehen musste, um Anaya Enbara ansehen zu können. Dann erklärte sie: „Commodore Dheran unterrichtete mich davon, dass sein bester Freund als Trauzeuge ausfallen wird.“

Die zunächst angespannten Gesichtszüge des Commanders lösten sich. Sie hatte mit einem Einsatzbefehl des Andorianers gerechnet, dem der Ruf vorauseilte, sich kopfüber in die riskantesten Abenteuer zu stürzen und es als Affront ansah, wenn man ihn bei Risikoeinsätzen nicht berücksichtigte. Seit er eine von mehreren Kampfgruppen führte, in die Admiral Tarun die 5.Taktische Flotte unterteilt hatte, gab es kaum eine Gruppe, die mehr Risikoeinsätze durchgeführt hatte. Vielleicht noch die von Linara Enari, die trotz ihres ganz anderen Charakters aus demselben Holz geschnitzt zu sein schien. Kein Wunder, dass beide eng mit einander befreundet waren.

Die Senegalesin hob leicht die Augenbrauen und fragte ihrerseits: „Wenn er Sie deswegen kontaktiert hat, so nehme ich an, dass er beabsichtigt nun Sie zu seiner Trauzeugin zu machen, oder irre ich mich?“

Die Spanierin lächelte nachdenklich. „Sie haben es erraten, Anaya.“

Anaya Enbara wirkte für einen Moment leicht verwundert. Zwar hatten sie und Pasqualina Mancharella ein ausgezeichnetes Arbeitsverhältnis, man hätte sogar von Freundschaftlich reden können, doch mit ihrem Vornamen hatte der Captain sie bisher noch nie angesprochen.

Pasqualina Mancharellas Lächeln vertiefte sich, als sie das kurze Zögern ihrer Gesprächspartnerin bemerkte und sagte: „Ich sehe keinen Grund, warum wir uns nicht mit unseren Vornamen ansprechen sollten, wenn sonst Niemand anwesend ist. Immerhin kennen wir uns schon einige Zeit.“

Die dunkelhäutige Frau nickte lächelnd. „Gerne, Pasqualina.“ Sie horchte dem Klang ihrer Stimme etwas nach und erkundigte sich: „Haben Sie zugesagt?“

„Ja, das habe ich.“

Anaya Enbara bemerkte den etwas unsteten Blick bei ihrem gegenüber. „Aber?“

Die Spanierin wand sich etwas, bevor sie geradeheraus meinte: „Nun, es ist nicht so, dass ich mich über Tar´Kyrens Anfrage nicht freuen würde. Andererseits waren wir einige Jahre zusammen und es ist nicht leicht, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass er schon bald verheiratet sein wird. Es hat so etwas...“

„Endgültiges“, sprach die Senegalesin offen aus, was ihr Captain ungesagt gelassen hatte. Nachsichtig lächelnd fügte sie hinzu: „Jeder von uns würde sich in einer solchen Situation Gedanken machen.“

„Da mögen Sie Recht haben“, gab die Spanierin zu. „Aber da ist auch noch Konteradmiral Carey. Immerhin waren wir so etwas wie Konkurrentinnen, und ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich angemessen ist, nun Tar´Kyrens Trauzeuge zu sein.“

„Lieben Sie den Commodore, Pasqualina?“

Für einen Moment blickte die Kommandantin ihren Ersten Offizier sprachlos an. Dann sagte sie: „Nein, ich bin mit Commander Sinemus liiert, und nicht deswegen, weil ich den Andorianer nicht bekommen konnte.“

Anaya Enbara lächelte ob der leichten Empörung ihrer Vorgesetzten und erwiderte schnell: „Das hatte ich niemals anders vermutet, aber ich denke Sie hatten das für einen Moment übersehen, Pasqualina. Und weil es so ist spricht auch nichts dagegen, wenn Sie, als ein guter Freund des Andorianers sein Trauzeuge sind. Ich bin mir ganz sicher, dass es Konteradmiral Carey nicht anders sehen wird.“

Einen Augenblick lang sahen sich beide Frauen direkt in die Augen. Dann nickte die Spanierin und es war zu spüren, dass ein gewisser Druck von ihr abfiel. Spontan beugte sie sich vor und drückte die Hand der Afrikanerin. „Danke, Anaya.“

Commander Enbara erwiderte das Lächeln. „Keine Ursache, Pasqualina. Ich finde, Sie sollten nun damit beginnen sich darüber zu freuen, dass Tar´Kyren Sie gefragt hat.“ Damit erhob sie sich und schritt zum Ausgang. Vor dem Schott blieb sie noch einmal stehen, wandte sich um und erklärte: „Sie haben die richtige Entscheidung getroffen.“ Damit verließ sie den Bereitschaftsraum.

Drinnen lehnte sich Pasqualina Mancharella nachdenklich in das Polster der Couch und wandte ihren Blick zum Fenster hinaus. Dabei dachte sie darüber nach, ob sie Anaya eben wirklich die Wahrheit gesagt hatte...

Fragen

 „Du hast was getan?“

Tar´Kyren Dheran stand in der Kabine seiner Braut, auf der U.S.S. PERCEPTION, dem Typenschiff der PERCEPTION-KLASSE, und blickte in das gereizte Gesicht der Irin. In diesem Moment, hochemotional und mit funkelnden Augen, erinnerte sie den Andorianer einmal mehr an den Tag ihrer ersten Begegnung, damals auf dem Flug von der Erde nach Andoria, und er spürte mehr denn je, wie sehr er sie liebte. Mit einer heftigen Kopfbewegung warf sie ihr langes, zu einem Zopf geflochtenes Haar zurück und trat dichter an ihn heran.

Der athletische Andorianer blickte die hochgewachsene Frau eindringlich an und legte seine Hände beruhigend auf ihre Schultern.

Vor einer Viertelstunde hatte die ICICLE den Rendezvouspunkt erreicht an dem sie planmäßig mit der PERCEPTION zusammengetroffen war. Von dort aus flogen beide Schiffe nun das letzte Stück nach Andoria gemeinsam. Direkt nach seinem Eintreffen hatte sich der Andorianer auf das Schiff seiner zukünftigen Frau beamen lassen. Der Lieutenant, der ihn empfing, hatte ihn zu Christinas Kabine auf Deck-3 gebracht.

Die PERCEPTION-KLASSE war eine der ersten neuen Schiffsklassen, welche nach dem Dominion-Krieg 2375 in Dienst gestellt wurde. Der Bau des Prototypen begann schon im ersten Jahr des Dominion-Krieges, um der Sternenflotte, neben der AKIRA-KLASSE, ein weiteres größeres Kampfschiff zur Verfügung zu stellen. Durch einige Rückschläge beim Bau, konnte dieser Schiffstyp allerdings erst nach dem Dominion-Krieg in Dienst gestellt werden. Die Schiffe der PERCEPTION-KLASSE wurden vorwiegend als Schwere Kreuzer im Dienste der Taktischen Flotten eingesetzt. Mit 614 Metern Länge war die PERCEPTION-KLASSE zwar sichtlich länger, als die AKIRA-KLASSE, jedoch gleichzeitig schlanker. Beide Klassen besaßen ein beeindruckendes Offensivpotenzial, besonders was die Torpedo-Bestückung betraf.

Das alles war Tar´Kyren Dheran bekannt und interessierte ihn im Moment nicht. Wichtiger war im Moment, seine zukünftige Frau zu beruhigen. Inständig blickte er in ihre blau-grauen Augen, die ihn bereits vor so vielen Jahren auf ganz ähnliche Weise angesehen hatten und sagte beruhigend: „Sie ist ein guter Freund, Christina. Valand hat mir abgesagt, nicht ich ihm, und du selbst kommst als Braut nicht für den Trauzeugen in Frage.“

„Ach was!“, schnappte die Irin wütend. „Wäre dir lieber, ich käme in Frage und sie wäre die Braut?“

Dherans Griff wurde fester. „Was redest du da für einen gefrorenen Unsinn, Christina?“

Die Irin entwand sich seinem Griff und fuhr ihn an: „Ach, ich rede also Unsinn!“

„Ja, verdammt! Genau das tust du!“, erwiderte der Andorianer nun ebenso laut, und seine Antennen bogen sich nach Innen.

Eine Weile maßen sie einander mit finsteren Blicken.

„Schön!“, erklärte Christina Carey dann spitz und wandte sich brüsk von dem Andorianer ab um zu einem der Fenster zu marschieren. Sie verschränkte demonstrativ ihre Arme vor der Brust und blickte mit starrem Blick zu den vorbeiziehenden Sternen. Eine Augenblick lang blieb es still, bevor sie hinter sich Schritte vernahm. In der Scheibe sah sie das schwache Spiegelbild ihres Verlobten, der dicht hinter ihr stehen blieb. Dann klang seine sonore, nun etwas raue Stimme auf, als er sagte: „Christina, du bist die Frau die ich liebe und heiraten werde. Du weißt, das Pasqualina immer ein Teil meines Lebens bleiben wird, aber wir sind nicht mehr zusammen. Ich habe mich entschieden. Aus Liebe entschieden – und das weißt du. Du bist es, mit der ich nach Andoria fliege.“ Er legte seine Hände nun vorsichtig auf ihre Schultern und trat dichter an sie heran. „Was dir vielleicht nicht so bewusst sein könnte ist die Tatsache, dass die Zeremonie auf Andoria für mich sehr viel bindender ist, als die Hochzeit auf STRATEGICAL STARBASE 71. Mit anderen Worten: Bevor wir wieder auf der Station sein werden, bin ich, nach meinem Verständnis, ein verheirateter Mann. Niemals würde ich dieses traditionelle Ehegelübde leichtfertig, oder nicht ernst gemeint, ablegen – niemals, Christina.“

Bei den letzten Worten des Andorianers spürte Christina Carey ein Vibrieren das ihren Körper durchzog. Sie atmete tief durch und drehte sich zu ihm um. Dann trat sie ganz dicht an ihn heran und legte ihre Hände auf seine breiten Schultern. Ihre Augen schimmerten feucht, als sie leise sagte: „Es tut mir leid, Tar. Aber diese verdammte Eifersucht auf Pasqualina bricht immer noch durch.“

Die blau-violetten Augen des Andorianers strahlten nun eine sanfte Wärme aus. Seine Hände legten sich auf ihre Wangen bevor er sie verlangend küsste.

Die Irin erwiderte seinen Kuss und schlang ihre Arme um ihn. Noch bevor sie sich von einander lösten spürte Tar´Kyren Dheran etwas feuchtes an seinen Fingern. Vorsichtig wischte er ihre Tränen ab und erklärte leise: „Ich liebe dich, Christina. Seit wir uns das erste Mal begegnet sind, und du unbedingt auf der Couch meines Quartiers, auf der ESTRELLA VESPERTINA schlafen wolltest.“

„Damals hätte ich dich am liebsten erwürgt“, erwiderte Christina schmunzelnd und küsste ihn erneut. Als sie sich wieder von einander lösten sah sie ihn liebevoll an. „Ich liebe dich mindestens genauso sehr, Tar. Wir wollten damals beide unseren Kopf durchsetzen. Dein Dickkopf auf dem Schiff nach Andoria hat mich ziemlich auf die Palme gebracht. Aber es hatte auch etwas faszinierendes. Als ich dann später neben dir gelegen habe, so nah bei dir, doch in diesem Moment so fern, da hat mein gesamter Körper vibriert.“

„Der Captain des Raumschiffes sollte mit Orden geschmückt werden, weil er dich mitnahm, obwohl das Schiff ausgebucht war und ausgerechnet bei mir einquartiert hat“, grinste der Andorianer.

„Das klang damals aber ganz anders, mein Lieber.“

„Damals war ich noch lange nicht so schlau wie heute“, verteidigte sich der Andorianer schmunzelnd.

„Schön, dass du das endlich einmal zugibst“, feixte die Irin augenzwinkernd. Im nächsten Moment wurde sie übergangslos ernst, nahm sein Gesicht in ihre Hände und fragte fast flüsternd: „Bist du sicher, dass du wirklich den Rest deines Lebens mit mir verbringen willst, Tar´Kyren Dheran?“

Jeglicher Schalk schwand aus dem Blick des Andorianers, als er ebenso leise antwortete: „Ja, das bin ich, meine bezaubernde Eisfee.“

Christina lächelte verschmitzt und zog ihn mit sich in Richtung Schlafraum. Dabei raunte sie verführerisch: „Komm, Geliebter, der Flug dauert noch über drei Stunden.“

 
 

* * *

 

Eng an ihren Verlobten geschmiegt lag Christina Carey auf dem breiten Bett ihres Quartiers, wobei ihre Fingerspitzen, die Linie seines Halses und seiner seiner Schulter nachzeichneten. Sie fühlte sich in diesem Moment rundherum glücklich. Seine warmen Hände, die liebkosend über ihren Rücken und ihren Po glitten entlockten ihr ein wohliges Seufzen. „Wenn ich daran denke, dass es so schon seit so langer Zeit hätte sein können...“

„Es hat keinen Sinn verlorenen Gelegenheiten nachzutrauern, Christina“, raunte der Andorianer zurück. „Schauen wir nach vorne und freuen uns auf die vielen Jahre, die wir gemeinsam verbringen werden. Wer weiß schon was aus uns geworden wäre, wenn wir uns damals anders entschieden hätten. Letztlich gibt es nur einen Weg den wir einschlagen.“

Die Irin beugte sich zu Tar´Kyren Dheran hinunter um ihn zu küssen. Dann erwiderte sie nachdenklich: „Vielleicht hast du Recht, Tar. Wenn ich dich damals nicht verlassen hätte, dann wären wir heute vielleicht nicht mehr zusammen. Möglicherweise würden wir uns dann heute sogar hassen.“

Die Augen des Andorianers drückten Zweifel aus. „Das kann ich mir nur sehr schwer vorstellen – besser gesagt, ich kann es mir gar nicht vorstellen.“

„Richtige Antwort“, grinste die Frau, deren langes Haar nun ziemlich zerzaust aussah. „Dein Glück.“ Ein erneutes Grinsen nahm ihren Worten die Schärfe. Nach einem weiteren langen Kuss richtete sie sich auf und meinte: „Es wird langsam Zeit, dass wir uns zurecht machen, für die Landung auf Andoria. Wir werden in einer knappen halben Stunde dort sein.“

Der Andorianer gab seiner Braut zwei schnelle Küsse auf ihre vollen Brüste und antwortete lächelnd: „Aye, Konteradmiral. Wird es sich wohl anders anfühlen wenn wir als Eheleute zusammen sind?“

„Ja, unsere Kollegen werden endlich aufhören zu tuscheln wenn sie uns zusammen sehen“, konterte die Irin trocken. „Komm...“

Hand in Hand schlenderten sie ins Bad.

Nach einer ausgiebigen, gemeinsamen Dusche kleideten Sie sich an und machten sich schließlich auf den Weg zur Brücke der PERCEPTION. Auf dem Weg dorthin meinte Christina sanft: „Es wäre nicht richtig von dir gewesen Pasqualina nicht zu fragen.“

Sie hielten vor dem Turbolifteingang und Dheran blickte seiner Braut verliebt in die Augen nach diesen Worten. Er antwortete ohne Worte indem er sanft ihre Lippen küsste.

Als sie Deck-1 erreichten betraten sie hinter einander die Brücke, jetzt wieder professionell und nach den Protokollen der Sternenflotte, nicht Händchen haltend.

Der XO des Schiffes, eine athletische Bajoranerin mit mittellangen, braunen Haaren, erhob sich aus dem Sessel des Kommandanten, als beide Offiziere zu ihm kamen. Commander Lara Jinaree galt unter der Besatzung der PERCEPTION als hart aber gerecht. Die manchmal sehr schnell aufbrausende Frau duldete im Dienst keinerlei Nachlässigkeiten. Andererseits vergaß sie auch nie ein Lob wenn sich jemand besonders bemühte, so dass sie trotz ihrer genauen Art bei ihren Untergebenen sehr beliebt war. Auch ließ sie manche Dinge durchgehen, die andere Erste Offiziere nicht duldeten. So hatte die Bajoranerin kein Problem damit, dass die Navigatorin des Schiffes, White-Feather, eine irdische Frau aus dem Stamm der Kiowa-Indianer Nordamerikas, ein bunt gemustertes Stirnband, als Zeichen ihrer Herkunft, im Dienst trug. Sie selbst erlaubte sich den traditionellen, bajoranischen Ohrring. Überdies glaubte sie nicht daran, dass solcherlei Kleinigkeiten die Disziplin an Bord untergrub.

Ensign White-Feather war die Tochter des momentanen Häuptlings dieses Stammes und sehr stolz auf ihre Abstammung, die sich bis zu einer zurückverfolgen ließ, als es noch keine Weißen in Nordamerika gegeben hatte.

Neben ihr saß der andorianische Pilot des Schiffes, Lieutenant Thy´Var Talav, der ihr in mancherlei Hinsicht sehr ähnlich war, und mit dem sich die Indianerin ausgezeichnet verstand, was immer noch so manches Mal auf leise Verwunderung bei ihren Kameraden stieß, denn im Allgemeinen galt der sportliche Andorianer als introvertiert und sehr unzugänglich.

„Bericht!“, verlangte Carey, als sie mit ihrem Verlobten bei Commander Lara stehen blieb. Dabei nickte sie dem kräftigen Tauraner, Lieutenant-Commander U´Li zu, der von der Konsole des Leitenden Wissenschaftsoffiziers zu ihnen herüber sah. Seine hellen, fast farblosen, Augen taxierten dabei besonders den Andorianer an ihrer Seite.

Lara Jinaree lächelte andeutungsweise und erklärte: „Wir erreichen Andoria in knapp zehn Minuten, Ma´am. Lieutenant Widmer hat die Bestätigung unserer Ankunft durch einen Offizier der Andorianischen Garde, vor einer Minute entgegen genommen. Die PERCEPTION erhielt die Erlaubnis, zusammen mit der ICICLE in das System einzufliegen. Die ICICLE befindet sich etwa eine halbe Minute voraus.“

„Die hätten auch einmal wagen sollen, ihr Einverständnis zu verweigern“, grollte Dheran gespielt finster, und seine Antennen bewegten sich dabei schnell zur Seite und wieder nach oben. Dabei war ihm natürlich klar, dass es sich bei der Föderation hauptsächlich um eine Koalition und nicht um eine Superregierung handelte. So war es nicht selbstverständlich, einfach mit zwei Schiffen der Sternenflotte in ein Sternensystem einzufliegen, nur weil dieses System zur Föderation gehörte. Nach wie vor gab es eine autonome andorianische Kampfflotte, welche hauptsächlich für die Verteidigung Andorias zuständig war.

„Das wird denen nicht im Traum einfallen, denn die wissen natürlich, dass du ihnen sonst die Hölle über die Ohren stülpen würdest“, spöttelte Christina Carey leise.

Commander Lara, die ihre Worte dennoch mitbekam erlaubte sich ein feines Grinsen und wandte sich an den Andorianer. „Zumindest heute wird niemand einen Krieg mit ihnen anfangen, Commodore Dheran.“

Tar´Kyren Dheran grinste hintergründig: „Die wissen schon warum...“

Christina Carey nickte amüsiert. „Ganz zu schweigen von deinem Vater, der ein ziemlicher Haudegen sein soll, wie mir dein Freund Valand mal verraten hat. Der würde vermutlich sofort mitmischen. Na, von irgend jemandem musst du es ja haben.“ Sie ignorierte den fragenden Blick ihres Verlobten und fügte hinzu: „Ich bin sehr gespannt darauf, ihn und deine Mutter endlich kennenzulernen, und deine Schwester wiederzusehen. Du hättest sie und Captain O´Donnell eigentlich mit herübernehmen können, als du an Bord kamst.“

„Das war der Plan, aber sie sagten, dass sie sich an Bord der ICICLE ganz wohl fühlen, wenn du verstehst, was ich meine.“ Dabei zwinkerte er auffällig unauffällig.

Die Irin nickte verstehend. Obwohl Tia´Lynara Dheran und Chris O´Donnell seit Jahren ein Paar waren, genossen sie jeden Moment, den sie ungestört gemeinsam verbringen konnten. Wer glaubte, dass man sich oft zu Gesicht bekam, nur weil man auf demselben Raumschiff diente, der unterlag einem Trugschluss, soweit es die Taktischen Flotten betraf, denn der Dienst bei diesen schnellen Eingreifverbänden war zumeist alles andere als geruhsam.

Wenig später wuchs der Eismond Andoria auf dem Hauptschirm vor ihnen auf und Christina Carey tippte auf ihren Kommunikator, um mit dem Chefingenieur des Schiffes Verbindung aufzunehmen. „Lieutenant-Commander Watanabe, hier Konteradmiral Carey: Nehmen Sie den Ort-zu-Ort Transport zu den Koordinaten vor, die Ihnen Mister Dheran zu Beginn unserer Reise gegeben hat.“

Tashiro Watanabe, der bereits auf das Kommando gewartet hatte, bestätigte: „Transport findet in zehn Sekunden statt.“

Die Irin wandte sich zu Commander Lara: „Sie haben das Kommando, Commander.“

Im nächsten Moment lösten sie und der Andorianer in einem blau leuchtenden Energiewirbel auf.

Auf Andoria

Christina Carey brauchte einen Moment, um sich an die jähe Veränderung der Umgebung zu gewöhnen. Im nächsten Moment lächelte sie, ergriff die Hand ihres Verlobten und blickte sich gründlich in dem gewaltigen Felsdom um, in dem Li Mi´She – der Geburtsort Tar´Kyren Dherans – lag. Wie geplant waren sie am Rande des Ortes, dort wo die Behausung der Dherans lag, angekommen.

Erinnerungen an ihren ersten Besuch auf Andoria drängten sich in ihr Bewusstsein. Damals hatte sie Tar´Kyren kennengelernt. Und sie hatte sich in ihn verliebt – eher und intensiver als sie es sich hatte eingestehen wollen.

Tar´Kyren Dheran, der nicht nur ahnte, sondern durch den körperlichen Kontakt auch fühlte, was in Christina vorging, wartete geduldig, drückte schließlich sanft ihre Hand und raunte leise: „Komm, man erwartet uns sicherlich bereits.“ Er hatte diesen Rematerialisierungsort mit Bedacht gewählt, denn auch die Eisstadt: Kharon-Dhura lag in einem solchen Felsendom. Zudem wollte er seiner Verlobten den Ausblick auf Li Mi´She nicht vorenthalten, indem sie gleich bei seinen Eltern rematerialisierten.

Die Irin fröstelte leicht, doch sie spürte keine Kälte, sondern nur ein warmes Gefühl inniger Verbundenheit zu dem Andorianer an ihrer Seite, und Freude auf das was sich in den nächsten Tagen um sie herum abspielen würde. Auch wenn es wohl hauptsächlich Stress bedeutete, soviel ahnte sie bereits jetzt. Doch um Nichts im Universum würde sie auf die Hochzeit mit Tar´Kyren verzichten – dessen war sie sich sicherer als jemals zuvor.

Als sie den Weg zum Eingang hinauf schritten, dachte Christina daran, dass ihre Eltern bereits gestern angekommen waren. Hoffentlich hatte sich ihr Vater mit Den´Lyran Dheran gut verstanden. Immerhin galt er als irisches Urgestein, und das wollte schon etwas heißen. Sie selbst war bereits sehr gespannt, Tar´Kyrens Eltern endlich kennenzulernen. Im Gegensatz zu ihrem Verlobten, der ihre Eltern heute bereits zum dritten mal traf, begegnete sie ihren zukünftigen Schwiegereltern heute zum ersten Mal.

Wie Tar´Kyren es vorausgesagt hatte, wurden sie im geräumigen Eingangsbereich des Hauses von seinen Eltern in Empfang genommen. Christina kannte Tar´Kyrens Schwester seit einigen Jahren, und sie stellte nun fest, dass sie ihr gutes Aussehen von ihrer Mutter geerbt hatte, die man noch lange nicht auf ihr wahres Alter schätzen würde. Auch Den´Lyran wirkte nicht wie ein Mann von bereits 72 Jahren, sondern eher zwanzig Jahre jünger.

Beide begrüßten sie herzlich und führten sie dann zum Wohnraum hinüber, aus dem die tragende Stimme ihres Vaters zu hören war.

Glenn Carey erzählte gerade eine lustige Begebenheit aus seiner Jugendzeit, und außer Tia´Lynara Dheran und ihr Verlobter, der australische Captain Chris O´Donnell, hörte ihm ihre Schwester, Nicole Carey gebannt zu. Lediglich seine Frau Cindy, welche die Anekdote zu kennen schien, verdrehte ihre Augen und blickte zu ihnen herüber, als sie eintraten.

Tar´Kyren konnte beobachten, wie die Augen seiner Verlobten begannen zu leuchten, als Cindy Carey die Gelegenheit nutzte, zu ihnen zu kommen um ihre älteste Tochter in die Arme zu schließen. Lächelnd rückte er ein Stück ab, nachdem sie auch ihn begrüßt hatte und schritt zu der Gruppe um Glenn hinüber, der ihn nun ebenfalls bemerkte.

Der wuchtige Mann mit dem auffälligen Backenbart der denselben roten Farbton besaß, wie die dessen übrigen Haare, trat ihm entgegen und sagte polternd, mit lauter Stimme: „Da ist ja endlich der missratene Schwiegervaterschreck. Ich bin sicher, dass du mir auch dieses Mal den letzten Nerv stehlen wirst.“

Tar´Kyren Dheran, der gleich bei ihrem ersten Treffen, vor etwa einem Jahr auf DEEP SPACE NINE, heftig mit dem Iren an einander geraten war, konterte in derselben Art: „Ein ungehobelter Klotz, wie du, hat nichts Anderes verdient.“

Für einen Moment maßen sie sich mit festem Blick, bevor Glenn den Andorianer lachend umarmte und dabei meinte: „So ist es richtig, Junge. Lass dir bloß nichts gefallen.“

Während Tar´Kyren den herzlichen Gruß erwiderte, erinnerte er sich daran, wie er im Sommer des Jahres zum zweiten Mal diesem waschechtesten aller Iren gegenüber gestanden hatte - nach ihrer ersten Begegnung Düsteres ahnend. Glenn hatte sich einen Spaß daraus gemacht, ihn zu einem zünftigen Männerabend in seinem Stamm-Pub einzuladen, bei dem der gute irische Whisky in strömen geflossen war. Zur Überraschung des Iren hatte sich der Andorianer nicht nur geradezu famos dabei gehalten, sondern ihn über die Hälfte des Heimweges mehr getragen, als nur gestützt – auch wenn Glenn dies später beharrlich bestritten hatte. Tar´Kyren seinerseits hatte dies, zumindest Cindy gegenüber, nie richtiggestellt, was Glenn ihm hoch angerechnet hatte.

Seitdem unterhielten sie ein entspanntes Verhältnis zu einander, und nicht nur Christina war sehr erfreut darüber gewesen, dass sich die beiden so verschiedenen, und manchmal doch auch so gleichen Männer, seit diesem Abend sehr viel besser verstanden.

Cindy hingegen hatte keinerlei Zweifel daran gelassen, dass sie den Andorianer vom ersten Moment an sympathisch gefunden hatte. Vielleicht waren Glenn und Tar´Kyren auch nur deswegen anfangs nicht mit einander zurecht gekommen, denn Glenn war noch immer etwas eifersüchtig, wenn es um seine Frau ging, die trotz ihres Alters immer noch sehr attraktiv auf Männer wirkte.

Nachdem sich die beiden Männer begrüßt hatten, näherten sich ihnen nun auch Nicole Carey, Tia´Lynara und Chris O´Donnell. Letztere Beiden hielten sich zunächst etwas zurück, da sie Tar´Kyren und Christina regelmäßig auf STRATEGICAL STARBASE 71 sahen.

Commander Nicole Carey hatte der Andorianer bereits vor mehreren Jahren, flüchtig auf Sternenbasis-375 kennengelernt. Diese Basis war mittlerweile durch die neue, weitaus gewaltigere Station FORTRESS-ALPHA ersetzt worden, auf der Christinas Schwester, unter dem Kommando seines Freundes Valand Kuehn, stationiert war. So, als habe sie seine Gedanken gehört, meinte die rothaarige Frau zu Tar´Kyren, nachdem sie ihn kurz umarmt hatte: „Schön dich wiederzusehen, Tar´Kyren. Ich soll dir Grüße vom Konteradmiral bestellen, und dir nochmal versichern, dass er gerne dabei gewesen wäre.“

„Die Freude ist ganz auf meiner Seite“, erwiderte der Andorianer. „Dass ausgerechnet Valand nicht dabei sein kann ist sehr schade, aber nicht zu ändern.“

Während Chris O´Donnell Christina begrüßte, zog Tar´Kyren seine Schwester etwas zur Seite und erklärte ihr leise: „Ich habe Pasqualina Mancharella gebeten, die Aufgabe Valands als Trauzeuge zu übernehmen. Du kennst sie ja. Bitte gib ihr die Ringe, sobald du auf STRATEGICAL STARBASE 71 angekommen bist.“

Tia´Lynara blickte etwas erstaunt. „Weiß Christina davon?“

„Selbstverständlich. Glaubst du etwa ich würde sie mit so etwas während der Trauung überraschen?“

Die Andorianerin lächelte verstehend. Dann meinte sie amüsiert: „Mich wundert, dass du noch lebst.“

Tar´Kyrens Antennen bogen sich etwas nach Innen. „Komm so schlimm ist ihre Eifersucht auf Pasqualina nun auch nicht. Christina ist sich dessen bewusst, dass mich mit Pasqualina stets eine besondere Freundschaft verbinden wird. Alles andere wäre auch widersinnig.“

„Sei froh, dass du eine so verständnisvolle Frau bekommst.“

„Das bin ich, Tia´Lynara.“

Sie wandten sich um, als Chris O´Donnell zu ihnen trat. Der Australier, den seit einigen Jahren eine aufrichtige Freundschaft mit Dheran verband, blickte den Andorianer verschmitzt an, als er sagte: „Kaum seht ihr euch, gluckt ihr auch schon wieder zusammen. Wenn du nicht Tia´Lynaras Bruder wärst, dann würde ich ziemlich eifersüchtig werden.“ Natürlich wusste O´Donnell um die herzliche Verbundenheit der Geschwister zu einander, und in solchen Momenten bedauerte er es, als Einzelkind aufgewachsen zu sein.

Für einen Moment kreuzten sich die Blicke von Tia´Lynara und dem Australier, und die Verliebtheit darin war unübersehbar. Schnell nahm die Andorianerin die Hand ihres Freundes und fragte dann ihren Bruder: „Stimmt es, dass T´Rian und John McTiernan auch auf STRATEGICAL STARBASE 71 dabei sein werden?“

Tar´Kyren lächelte in Gedanken. „Ja, außerdem hat Valand für die Feier Elisabeth Dane freigestellt, worüber ich mich besonders freue. Ich habe euch beiden ja bereits von ihr erzählt und ich kann es kaum abwarten, sie euch endlich vorzustellen.“

„Hast du alle deine Ex-Flammen zu deiner Hochzeit eingeladen?“, spöttelte Chris, und er zuckte unmerklich zusammen, als Tia´Lynara seine Hand fester drückte.

Ein Schatten überflog Tar´Kyrens Gesicht, bevor er leise sagte: „Ich wünschte, Alev hätte die Gelegenheit gehabt dabei zu sein.“ Sein Blick wirkte entrückt, als er sich an seine erste richtige Freundin aus Akademiezeiten erinnerte. Sie war während eines geheimen Einsatzes im Jahr 2381 tödlich verwundet worden. Erst kurz zuvor waren sie, endlich nach so vielen Jahren, mit einander ins Reine gekommen. Er war bei ihr gewesen als sie starb, und der Tod der lebhaften Rigelianerin hatte eine bleibende Narbe auf seiner Seele hinterlassen. Er bemerkte schließlich, dass Chris etwas sagen wollte. Ihm zuvor kommend erklärte er: „Keine Entschuldigungen, Chris. Es war eine unbedachte Äußerung und ich bin dir deswegen nicht böse. Alev Scenaris´ früher Tod ist eine Tatsache, die ich verarbeitet habe, auch wenn es mich noch immer schmerzt.“

Sie schwiegen einen Moment lang, bevor die Stimme von Vilarai Dheran sie aus ihren Gedanken riss, als sie zu Tisch bat. Tia´Lynara hakte sich bei beiden Männern ein und meinte: „Kommt, der morgige Anlass ist viel zu freudig um traurigen Gedanken nachzuhängen.

 
 

* * *

 

Gleich nach dem Frühstück, machten sich Glenn Carey, Vilarai Dheran, Christina und Tar´Kyren auf den Weg zur Mauer der Helden. Als sie sich, zu Fuß über die schneeweiße, weite Eisebene voran kämpften, blickte Glenn zu Tar´Kyren, der dicht neben ihm ging und meinte laut, um den heulenden Wind zu übertönen: „Mir wäre es lieber gewesen, wenn es eine direkte Verbindung bis zur Mauer gegeben hätte. Mich wundert, dass auf Andoria überhaupt jemand heiratet, mindestens die Hälfte der Heiratswilligen erfriert doch vorher.“

Der Andorianer lachte erheitert und schrie gegen den aufkommenden Sturm. „Du übertreibst maßlos, Glenn. Es sind weniger als zehn Prozent.“ Er nickte ernsthaft, bis ihn das verblüffte Gesicht des Iren zum erneuten Lachen reizte.

„Du hast schon einen ziemlich schrägen Humor, mein Junge“, erklärte Glenn grimmig, obwohl er ein amüsiertes Schmunzeln nicht völlig vermeiden konnte.

Im Windschatten der beiden Männer schritten Vilarai und Christina nebeneinander durch die ewig weiße Eiswüste. Dick in wärmende Kleidung eingehüllt kamen sie trotz des widrigen Wetters einigermaßen zügig voran.

Als sie sich endlich der Mauer der Helden näherten, staunte sowohl Glenn, als auch Christina nicht schlecht. Bis zu beiden Seiten des Horizonts erstreckte sich ein Wall der, wie aus gewaltigen, regelmäßigen Eisblöcken bestand. Eine weiß glitzernde, mindestens 12 Meter hohe Mauer, mit etwas vor ragenden, runden Wachtürmen, welche noch einmal um mindestens vier Meter höher waren, als die Mauerkrone selbst, und sich im Abstand von etwa einem Kilometer zu einander befanden. Vom Boden aus schien sie sich, im Profil, etwas nach oben zu verjüngen. Wie breit diese Mauer aus Eis war, konnte man nicht erkennen, doch es mussten mehrere Meter sein. Die Eisblöcke wirkten seltsam glatt geschliffen, woran der beständige, eisige Wind seinen Anteil hatte.

Beide Menschen hatten mit einem alten Mauerfragment gerechnet, doch was sie nun hier vor sich sahen, dass raubte ihnen schlicht den Atem.

Schon seit ihrer Jugendzeit hatte sich Christina für andorianische Artefakte interessiert, und nun, als sie sich bewusst wurde, dass sie nun zu den wenigen Lebewesen gehörte, die sowohl die Eisstadt Kharon-Dhura, als auch die Mauer der Helden gesehen hatten, begannen ihre Augen mit beinahe jugendlicher Leidenschaft zu leuchten.

Tar´Kyren der unschwer erkennen konnte, was in der Irin vorging, nahm sie bei der Hand und nahm, ohne es zu ahnen, an beinahe derselben Stelle Aufstellung mit Christina, an der vor mehr als 25 Jahren sein Freund Valand Kuehn mit Ahy´Vilara Thren, seiner ersten Frau, die er auf der ALAMO kennenlernte, gestanden hatte.

Glenn nahm ihre Hände und wickelte das handbreite, etwa Armlange, rote Seidenband, auf dem, mit goldener Schrift, die Namen der beiden Brautleute stand, darum. Vilarai hatte es ihm am Abend zuvor gegeben und ihm den Zweck des Bandes erklärt.

Nachdem Vilarai ihn auffordernd angesehen hatte, begann Glenn Carey mit dem ersten Teil des traditionellen Hochzeitssegens, wobei sich sein Andorianisch, mit starkem irischen Dialekt etwas seltsam anhörte. Immerhin beherrschte er den Text fehlerlos, und Christina war in diesem Moment so stolz auf ihren Vater, wie nur zu wenigen Gelegenheiten zuvor. Abwechselnd mit Vilarai sprach er den traditionellen Segen, und als er geendet hatte, legte er Tar´Kyren in alter Tradition seine Hand auf den Kopf und begrüßte ihn in seinem Clan. Dabei waren diese Worte nicht nur der andorianischen Tradition geschuldet, denn tatsächlich gehörten die Careys einem sehr alten irischen Clan an.

Danach löste Vilarai das Band von den Händen der Brautleute und überreichte es Glenn, der den Eispickel, den er von Den´Lyran Dheran erhalten hatte hervorholte, um das Band, neben vielen anderen, an einem Haken, in die Eismauer zu treiben.

Schließlich holte er einen, in dunkelblaues Tuch, eingewickelten Gegenstand unter seiner Jacke hervor. Es war ein Neelan-tor Kurzschwert, welches Den´Lyran eigens, mit dem Namen des Carey-Clans hatte anfertigen lassen. Er schritt zu Tar´Kyren und überreichte ihn an den jungen Mann, der nun offiziell dem Clan seiner Familie angehörte und sprach: „Dies ist das Nelaan-tor. Trage es mit Achtung, mit Ehre und mit Stolz.“

Tar´Kyren Dheran antworte abschließend: „Das werde ich, Vater, und ich werde deine Tochter ehren, ihr treu sein, und sie stets mit Achtung und Respekt behandeln.“

Christina Carey beobachtete Tar´Kyren dabei, wie er sich ihr zu wandte. Ernst erklärte er: „Auch wenn die Gesetze der Föderation dieses traditionelle Zeremoniell nicht rechtlich anerkennt – für mich ist es weitaus bindender, als die gesetzliche Hochzeit. Von diesem Moment an bist du meine Frau, Christina, was auch immer noch geschehen mag.“

Bis jetzt hatte sich Christina tapfer gehalten, doch bei den Worten des Mannes den sie liebte traten nun Tränen in ihre Augen. Hauptsächlich deswegen, weil sie tief in sich spürte, dass er jedes seiner Worte so gemeint hatte, wie er es sagte. Sie gab ihm einen schnellen Kuss und antwortete so leise, dass nur Tar´Kyren sie verstehen konnte: „Ja, mein Mann.“

Gefangen unter dem Eis

Bereits gegen Mittag des nächsten Tages brach Christina an Bord der PERCEPTION auf. Sie nahm Tar´Kyrens Eltern und deren Gäste mit, während Tar´Kyren selbst sich auf die ICICLE bringen ließ. Er hatte den kürzeren Weg nach STRATEGICAL STARBASE 71, da die PERCEPTION einen Abstecher nach FORTRESS-ALPHA machen würde um Julia McKeown und die Gäste, die zur Sektorenflotte-Bajor gehörten, abzuholen.

Er selbst würde später kurz Zwischenstation auf DEEP SPACE NINE machen, wo er Kira Nerys und einige andere Gäste seiner Hochzeit an Bord nehmen würde. Doch zuvor hatte er noch etwas auf Andoria zu erledigen, von dem er Christina nichts verraten hatte, da dies eine Überraschung für sie werden sollte. Er hatte zuvor bereits seinen Ersten Offizier ins Vertrauen gezogen, und ihm erklärt, dass er in spätestens achtzehn Stunden wieder an Bord kommen würde. Nur für den Fall, dass er sich auch nach weiteren zwei Stunden nicht gemeldet haben sollte, war McMahan autorisiert nach ihm zu suchen.

Dheran lächelte in Gedanken an das, was er vorhatte, denn wenn er Glück hatte, dann würde er Christina mit einer Kostbarkeit überraschen können, die nur sehr wenige Frauen besaßen. Eine von ihnen war Alev Scenaris gewesen. Spätestens bei seinem jetzigen Vorhaben hätte er wieder an sie denken müssen, darum war die unbedachte Äußerung von Captain Chris O´Donnell am Vortag vielleicht sogar ein Segen gewesen. Gestern war er schnell von Tia´Lynara und seiner Familie auf andere Gedanken gebracht worden – jetzt war niemand bei ihm, der ihn hätte ablenken können. Durch die gestrige Erwähnung war der Anflug von Trauer nun weit weniger schlimm, als er ohne diese gewesen wäre.

Dheran packte schnell und effizient jene Dinge zusammen, die er für eine Exkursion tief unter die Oberfläche Andorias brauchte. Er überlegte, dass die ICICLE sich wahrscheinlich bereits in der geostationären Umlaufbahn über jenem ausgedehnten Höhlensystem befand, wo er in jungen Jahren eine interessante Entdeckung gemacht hatte. Leider wirkten sich die Erzadern im Felsgestein dieses Höhlenlabyrinths so störend auf den Trägerstrahl des Transporters aus, dass der Chief ihn ein ganzes Stück davor würde absetzen müssen. Von dort aus waren es mindestens drei Standardstunden zu Fuß, bevor er den Eingang des Höhlensystems erreicht haben würde.

Nachdem er sein Marschgepäck zusammengepackt hatte, zog er die wärmenden Sachen an, die ihn tief unter der Oberfläche schützen sollten nahm das Gepäck auf und machte sich auf den Weg zu Transporterraum-1. Auf einen Tricorder hatte er verzichtet, da die Erzadern ein genaues Arbeiten in dem Höhlensystem verhinderten. Nein, bei dem was er vorhatte musste er sich auf andorianische Fähigkeiten und Instinkte verlassen.

Als er den Transporterraum erreichte, wandte er sich an den Transporter-Chief einem etwas beleibten recht hellhäutigen Menschen: „Hat Commander McMahan Ihnen die Koordinaten mitgeteilt, an denen Sie mich absetzen sollen?“

Der Chief-Petty-Officer nickte und bestätigte: „Aye, Commodore, der Trägerstrahl hat das Ziel eingepeilt.“

Der Andorianer nickte lächelnd. „Dann, los.“ Er stieg eiligen Schrittes auf die Transporterplattform und befahl: „Energie!“

Der Transporter-Chief kam dem Befehl umgehend nach und vor Dheran löste sich der Transporterraum in einem bläulichen Flimmern auf, nur um einem nicht messbaren Augenblick später einem dunklen Höhlengang Platz zu machen. Dheran aktivierte einen kleinen Scheinwerfer der an seinem linken Handgelenk befestigt war, und leuchtete damit in beide Richtungen des Felsentunnels um sich zu orientieren. Immerhin war es beinahe dreißig Jahre her, seit er zum letzten Mal hier gewesen war.

Nachdem sich der andorianische Commodore davon überzeugt hatte, dass die abschüssige Seite zu seiner Linken lag, machte er sich auf den Weg in diese Richtung. Dabei achtete er auf Geräusche in seiner Umgebung, doch alles was er vernahm waren seine Schritte und sein eigener Atem. Zügig ausschreitend marschierte er durch den Felsentunnel, der mal enger, mal weiter wurde. Einige Male macht der Tunnel eine leichte Biegung nach links oder rechts. Nach etwa einer Stunde entdeckte er eine markante Stelle, die ihm endgültig sagte, dass er sich auf dem richtigen Weg befand. Dheran verharrte kurz, legte sein Gepäck ab und nahm einen Schluck Wasser aus seiner Feldflasche, bevor er sie wieder verstaute. Danach marschierte er weiter.

Noch bevor drei Stunden herum waren, kam der Eingang zum eigentlichen Labyrinth in Sicht und Dheran spürte, wie ihn ein gewisses Deja Vu-Gefühl überkam. Er lächelte in Gedanken, als ihm bewusst wurde, wie leichtsinnig er mit fünfzehn Jahren gewesen war einfach in dieses Labyrinth einzudringen. Zwar war sein damals bester Freund, Hat´Meran Teron dabei gewesen, doch auch zu zweit hätten sie sich hoffnungslos verirren können. Damals hatten sie Glück gehabt nach Stunden wieder den Ausgang zu finden. Ein Zug des Bedauerns überfiel sein Gesicht, als er an den Freund aus Schulzeiten dachte. Sie hatten sich entzweit, als er ihm seinen Entschluss mitteilte, nicht wie er den Andorianischen Kommandotruppen beizutreten, sondern statt dessen zur Sternenflotte zu gehen. Bei jenem Einsatz, bei dem Alev Scenaris starb, begegneten sie sich unerwartet wieder. Er, Tar´Kyren Dheran, hatte geglaubt dass Hat´Meran seit Jahren tot wäre, da er seit dem Ende des Dominion-Kriegs als vermisst galt, und plötzlich hatte er, bei der Befreiung cardassianischer Geiseln plötzlich vor ihm gestanden, abgezehrt und von der Gefangenschaft gezeichnet – aber dennoch der alte, sture Dickkopf von einst. Widerwillig hatte er ihm bei der Befreiung der cardassianischen Frauen und Kinder geholfen, doch damit war es zum endgültigen Bruch zwischen ihnen gekommen. Damals war Hat´Meran nach Andoria zurückgekehrt und seit dieser Zeit hatte er nichts mehr von ihm gehört, was ihn mehr belastete, als je zugegeben hatte. Auch heute noch.

Tar´Kyren Dheran schüttelte auch diese finsteren Gedanken ab, denn das Terrain wurde immer unwegsamer, und mehr als einmal musste er einen Abgrund im Boden überspringen, der sich unvermittelt vor ihm auftat. Je tiefer er in das Labyrinth eindrang, desto schwieriger wurde es für ihn sich zu orientieren, um jene Stelle wiederzufinden, die er zufällig, zusammen mit Hat´Meran entdeckte, und über deren Position sie sich beide ausgeschwiegen hatten, denn es gab dort etwas, dass selbst so mancher Ferengi mit einigen Blocks in Gold gepresstes Latinum aufgewogen hätte:

Kumaris Tränen.

Dabei handelte es sich, der Sage nach, um die erstarrten Tränen der Eisfee. Tatsächlich waren es Edelsteine, die selbst in ungeschliffenem Zustand ein bläuliches Feuer ausstrahlten, dass ein Auffinden relativ leicht machte, wenn man auf welche stieß. Geschliffen reichte das Strahlen der Steine auf beinahe einen halben Meter. Es gab außer diesen Edelsteinen auch noch welche von goldener Färbung, die wesentlich häufiger zu finden waren und von daher weit weniger wertvoll waren. Diese Steine besaßen annähernd das gleiche Eigenleuchten und wurden Rakaris Tränen genannt, nach dem Schneeprinzen, Nach der alten Sage der Geliebte Kumaris.

Tar´Kyren Dheran hoffte nicht ganz zu unrecht, dass er hier auch heute noch Kumaris Tränen finden würde, denn das Labyrinth zu betreten war nicht ganz ungefährlich, und es lag etwas abseits der bekannten Verkehrsadern und Verbindungen zwischen den umliegenden Ortschaften. Es gab einen Petty-Officer auf der ICICLE, der sich auf das Schleifen von Edelsteinen und das Herstellen von Schmuck verstand – ein glücklicher Umstand.

Nach zwei weiteren Stunden glaubte er die Stelle fast erreicht zu haben, an der die Steine liegen mussten. Tatsächlich – vor sich erkannte der Andorianer die markante Felsspalte, durch die hindurch man auf einen schmalen Felsgrat gelangte. Und darunter befand sich, einige Meter tiefer, der Höhlenboden, wo er und Hat´Meran seinerzeit Kumaris Tränen entdeckt hatten. Ihnen hatte damals die Ausrüstung gefehlt um hinunter und anschließend wieder herauf zu gelangen. Heute war das anders. Er würde ein paar Haken mit selbstdichtenden Schaftbolzen in der Felswand verankern und den Abstieg riskieren.

Vorsichtig zwängte sich Dheran durch die enge Spalte und trat auf der anderen Seite vorsichtig auf den schmalen Felsgrat. Ein paar Schritte schob er sich an der gewölbten Felswand der Höhle entlang und blickte in die Tiefe.

Tatsächlich – etwa sieben Meter unter sich entdeckte der Andorianer ein schwaches, bläuliches Glühen. Er dimmte seinen Arm-Scheinwerfer um es besser sehen zu können. Ja, direkt unter ihm glitzerten fünf dieser Rohedelsteine.

Lächelnd drehte sich Dheran etwas zur Seite.

Ein Knacksen unter seinen Sohlen ließ ihn aufhorchen. Noch bevor er herausfinden konnte, was es war, gab es ein lautes Krachen und der Andorianer spürte, dass der Boden unter ihm verschwand und er in die Tiefe stürzte.

 
 

* * *

 

Rick McMahan lief wie ein gefangener Tiger auf der Brücke der ICICLE auf und ab. Dabei blickte er von Zeit zu Zeit auf den Chronographen, der sich über dem Hauptschirm befand. Zum wiederholten Mal blickte er zu Lieutenant Vilaeni Kirin hinüber. „Immer noch nichts, Miss Kirin?“

Die junge Andorianerin blickte ernst. „Nein, Commander. Kein Signal oder Anruf von Commodore Dheran. Sir, es sind erst etwas mehr als achtzehn Stunden um, und Sie sagten selbst dass...“

„Ich weiß, was ich sagte, Lieutenant“, schnitt ihr McMahan das Wort ab. „Aber ich will verdammt sein, wenn da unten alles nach Plan läuft. Ich spüre einfach das etwas nicht stimmt, Miss Kirin.“

Die Antennen der Andorianerin richteten sich auf den den Kanadier. „Was schlagen Sie vor, Commander?“

Ein grimmiges Lächeln erschien auf dem Gesicht des über zwei Meter großen Hünen. Er kannte die Andorianerin mittlerweile ganz gut. Wie es auch bei dem Kommandanten des Schiffes der Fall war, so war die junge Andorianerin immer ganz vorne mit dabei, wenn es darum ging, sich freiwillig an einer Außenmission zu beteiligen. Laut sagte er: „Sie kennen die lokalen Gegebenheiten, Miss Kirin. Ich werde Sie unter der Führung von Commander Filiz nach unten schicken. Finden Sie den Commodore.“

Die Antennen der Andorianerin spreizten sich. Ein Zeichen dafür, dass sie mit diesem Auftrag zufrieden war, auch wenn Sorge in ihrem Blick zu liegen schien „Aye, Sir, wir werden nicht ohne Commodore Dheran zurückkehren.“

„Das wollte ich hören, Lieutenant.“

Während Kirin ihre Station übergab und die Brücke verließ, informierte McMahan die Kommandantin der MACO´s von seiner Entscheidung. Nachdem Tal´Inuray Filiz bestätigt hatte, nahm der Kanadier seine Wanderung auf der Brücke wieder auf. Untätig abwarten zu müssen war ihm schon immer zuwider gewesen.

 
 

* * *

 

Tar´Kyren Dheran konnte nicht sagen, wie lange er ohne Bewusstsein gewesen war, als er wieder zu sich kam. Er versuchte, sich zur Seite zu drehen und gab ein unterdrücktes Stöhnen von sich, als flüssiges Feuer durch sein linkes Bein zu rinnen schien. Auch seine Rippenplatten schienen etwas abbekommen zu haben, denn ein scharfer Schmerz durchzog seinen Körper von diesem Bereich aus. Außerdem dröhnte in seinem Kopf ein rhythmisches Pochen, wie eine Trommel. Vorsichtig betastete er mit der Rechten Hand eine schmerzende Stelle an seinem Kopf und berührte eine warme Flüssigkeit, die dabei war zu gerinnen.

„Kri´Turonn!“, fluchte der Andorianer stöhnend und sank zurück. Eine Weile atmete er gleichmäßig ein und aus. Dann hob er den Kopf vorsichtig etwas an und blickte sich um. Fast wie um ihn zu verhöhnen lagen die fünf Roh-Edelsteine zu beiden Seiten in Reichweite seiner Arme. Mühsam sammelte er sie ein und verstaute sie in der Brusttasche seiner Jacke, wobei ihm ein Laut des Schmerzes entfuhr. Wenigstens sterbe ich als reicher Mann, dachte er in einem Anfall morbiden Humors. Dann versuchte er erneut, sich weiter aufzurichten. Der Schmerz der seinen Körper durchlief war mörderisch und raubte ihm für einen kurzen Augenblick die Besinnung. Hart fiel er zurück auf den Boden wo er keuchend wieder zu Atem kommen musste. Wie es schien hatte auch seine Wirbelsäule etwas abbekommen. An ein Aufstehen war nicht zu denken. Er wäre keinen Meter weit gekommen. Er tastete nach seinem Gepäck, zog es mühsam zu sich heran und schaffte es, unter rasenden Schmerzen, seine Feldflasche an sich zu nehmen und einige vorsichtige Schlucke zu trinken. Nachdem er sie wieder verschlossen hatte, legte er sie neben sich und überlegte was er tun konnte, wobei ihm klar war, dass seine Optionen momentan recht begrenzt waren.

Nach einer Weile nahm der Druck um seinen Kopf zu, und ein beständiges, schmerzhaftes Pochen bereitete dem Andorianer Schwierigkeiten einen klaren Gedanken zu fassen. Eine bleierne Müdigkeit erfasste ihn, doch er kämpfte dagegen an. Auf keinen Fall durfte er einschlafen. Wenn er sich nicht zur verabredeten Zeit zurückmeldete, dann würde McMahan ihn zweifelsfrei suchen lassen. Da Tricorder hier unten versagten, würde er darauf achten müssen, ob sich jemand seiner Position näherte und sich bemerkbar machen.

Dheran versuchte ruhig und gleichmäßig zu atmen, was ihm zunehmend Schmerzen bereitete. Möglicherweise hatte er auch innere Verletzungen davongetragen. In diesem Fall konnte er nur auf die Ungeduld McMahans hoffen. Falls der Kanadier tatsächlich die volle Zeit abwartete, und möglicherweise noch etwas zugab, dann würde es voraussichtlich ein Wettlauf mit dem Tod werden, den er verlor. An diesem Punkt seiner Überlegung dachte Dheran, dass die Situation nicht einer gewissen Ironie entbehrte. Da hatte er zahlreiche Gefechte und Kommandoeinsätze überstanden, und nun, da er kurz vor einem entscheidenden Lebensziel war, und endlich daran denken konnte eine eigene Familie zu gründen, sollte er einsam auf seinem Heimatplaneten zugrunde gehen. Wenn es die Sternengötter tatsächlich gab, woran Dheran nicht zweifelte, dann hatten sie einen besonderen Humor.

Tar´Kyren Dheran wusste nicht zu sagen, wieviel Zeit verstrichen war, als ihn ein immer stärkeres Schwindelgefühl ergriff. Er hatte Mühe die Augen offen zu halten und sich auf einen Punkt in der Höhle zu konzentrieren, denn seine Umgebung schien sich vor seinen Augen zu drehen.

Nach einer Weile begann er Stimmen zu hören.

Jetzt beginnt es, dachte der Andorianer finster und ballte wütend seine Hände zu Fäusten. Der beginnende Wahnsinn. Er schloss für einen kurzen Moment seine Augen und horchte nach Innen. Dann hörte er die Stimmen erneut. Wie seltsam, sie riefen seinen Namen. Er öffnete seine Augen wieder und nahm all seinen Willen zusammen um sich von dem beginnenden Delirium zu befreien. Wieder Stimmen, und sie schienen sehr nahe und durchaus real zu sein. Dheran überlegte kurz und entschied dann, dass es egal war, ob er untätig verharrte, oder ein Zeichen gab, dass vielleicht gar keinen Sinn machte. Mühsam aktivierte er seinen Armscheinwerfer, hob müde den Arm, so dass der Lichtkegel in Richtung der Felsenspalte fiel und rief krächzend: „Ich bin hier!“

Ein weiteres Mal rief er, bevor ihn seine Kräfte verließen und er beinahe ohnmächtig zurück sank. Mit verschleiertem Blick glaubte er, eine hübsche Andorianerin zu sehen, die von der Felsspalte aus zu ihm herunter blickte. Wie seltsam, eigentlich hätte er doch Christina vor sich sehen sollen, die Frau, die er liebte. Bei diesem Gedanken umfing ihn eine ungewisse Dunkelheit und er sank bewusstlos zurück.

 
 

* * *

 

Ein leises Hintergrundsummen steigerte sich für ihn zu einem undeutlichen Raunen. Jemand erklärte, dass dies der größte Leichtsinn gewesen wäre, den er – oder war es eine Sie? - jemals erlebt hätte. Eine Andere Stimme murmelte eine Zustimmung.

Er horchte einen Moment lang in sich hinein. Der erwartete Schmerz blieb aus. Statt dessen kehrte sein bewusstes Denken unaufhaltsam zurück und er öffnete seine Augen. Das Erste, was er sah, war wieder das Gesicht der hübschen Andorianerin, eingerahmt von einem hellen Schein. War er letztlich doch im Himmel gelandet?

Die absolut irdische Stimme einer anderen Frau holte ihn schnell auf den Boden der Tatsachen zurück. „Commodore, ich hätte Ihnen wirklich mehr Vernunft zugetraut!“ Im nächsten Moment erschien das Gesicht von Commander Victoria Sarafina Leandros in seinem Blickfeld, neben dem von Vilaeni Kirin, und ihre braunen Augen funkelten ihn zornig an. „Na, das wäre ein schöner Bericht an den Admiral geworden, wenn Miss Kirin nicht so gute Ohren haben würde und Sie im letzten Moment gefunden hätte, von Ihrer Braut ganz zu schweigen.“

„Ich freue mich auch, Sie zu sehen, Doktor“, erwiderte Tar´Kyren Dheran, der realisierte, dass er nicht mehr in einer Höhle auf Andoria lag, sondern auf der Krankenstation der ICICLE, rau. Dann wandte er sich zu der Andorianerin, die noch immer an seinem Krankenbett stand. „Ich schätze, dass ich Ihnen mein Leben verdanke, Lieutenant. Ich werde das nicht vergessen, bis diese Schuld beglichen ist, oder ich sterben sollte.“

Die Andorianerin lächelte, doch in ihren Augen lag Widerspruch. „Sie haben mir das Leben gerettet, als ich noch Kadettin war, Sir. So, wie ich es empfinde, sind wir nun quitt.“

Dheran musterte Kirin mit undurchdringlicher Miene. „Sagen Sie nur, sie hätten fünf Jahre lang auf diese Gelegenheit gelauert?“

Die Antennen der Andorianerin bewegten sich unruhig, als sie entgegnete: „An der Akademie sagten Sie mir einmal, dass es nicht meine Pflicht wäre für die Föderation zu sterben, sondern für Sie zu leben, Sir. Ich dachte mir, das gilt auch für den Kommandanten der ICICLE.“

Dheran schmunzelte flüchtig und seine Antennen bewegten sich schnell zur Seite und wieder nach oben. „Ich hoffe, Ihnen ist ebenfalls klar, dass es Kommandanten nicht mögen wenn man ihre Worte gegen sie verwendet.“

„Aye, Commodore.“

Doktor Leandros mischte sich in die Unterhaltung ein und wandte sich zu Kirin. „Der Commodore benötigt noch Ruhe, Lieutenant.“

Die Andorianerin verstand den Wink und verabschiedete sich schnell. Nachdem sie gegangen war, sagte die Ärztin zu Dheran: „Ich war so frei, die Edelsteine, die Sie bei sich hatten, zu Chief-Petty Maloran zu bringen. Er schien zu wissen, was damit geschehen soll.“

Etwas erstaunt musterte der Andorianer die Ärztin, bevor er meinte: „Das nennt man wohl Offiziersdenken, Miss Leandros. Ich danke Ihnen.“

Die Griechin nickte schmunzelnd. „Nun sollten Sie wirklich etwas ruhen, Sir. Ich kenne da ein junges Paar an Bord, dass sehr enttäuscht wäre, wenn Sie es aus gesundheitlichen Gründen nicht verheiraten könnten.“

„Arbeiten Sie für den Sternenflottengeheimdienst?“

Die Ärztin lachte amüsiert. „Nein, Sir. Aber ich wäre ein schlechter Commander, wenn ich nicht wüsste, was auf dem Schiff vor sich geht.“ Damit ließ sie Dheran allein, der ihr sinnend hinterher sah, bevor er seine Augen schloss um ihrer Empfehlung zu folgen.

Brautschiff ICICLE

Nachdem Dheran einige Stunden später aus einem erholsamen Schlaf erwacht war, hatte er Victoria Sarafina Leandros solange verbal bearbeitet, bis sie ihn seufzend aus der Krankenstation entlassen hatte. Nicht ohne den mahnenden Hinweis, sich noch zu schonen. Als ob er ein alter Mann wäre.

Dank der Ärztin waren die Schmuckstücke, die er für die Steine vorgesehen hatte, bereits in Arbeit; ein Kettenanhänger und vier Ohrringe. Wobei er zwei der Ohrringe Pasqualina zu überreichen gedachte, als Dank dass sie ihm bei der Hochzeit zur Seite stehen würde. Und auch für alles Andere...

Natürlich hatte er zu Beginn seiner Exkursion nicht gewusst, wie viele der Steine er überhaupt finden würde. Doch da ihm das Glück, einmal mehr, hold gewesen war konnte er sich dieses Dankeschön für seine Ex-Freundin erlauben. Und er tat es gerne.

Zuerst hatte der Andorianer seine Kabine aufsuchen wollen, doch auf dem Weg dorthin überlegte er es sich anders. Commander Leandros hatte ihm zwar noch nicht erlaubt wieder Dienst zu tun, aber ein Gespräch mit McMahan in Bezug auf die bevorstehende Hochzeitszeremonie für seine beiden Offiziere war in seinen Augen kein Dienst. Also begab er sich zu Turbolift-2 und fuhr zur Brücke hinauf.

Als er aus der Kabine heraus auf die Brücke trat, wandte sich McMahan um und blickte den Andorianer leicht verwundert an. „Sir, ich dachte, Sie wären noch nicht wieder diensttauglich.“

„Dienstuntauglich werde ich erst dann sein, wenn ich meinen letzten Atemzug gemacht habe“, konterte der Andorianer trocken und erklärte dann: „Ich habe nicht vor, das Kommando zu übernehmen, ich möchte Sie in meinem Raum sprechen, wegen der Zeremonie für Lieutenant Saci und Ensign Lenaris.“

Das Gesicht des Kanadier entspannte sich, während er Rania Singh-Badt das Kommando übergab und Dheran in seinen Bereitschaftsraum begleitete.

Nachdem sich das Schott hinter ihnen geschlossen hatte, bot der Andorianer Rick McMahan Platz an und nahm selbst hinter seinem Arbeitstisch Platz. Dabei bekam der Commander etwas zu sehen, was bisher nur wenigen Personen in der Flotte vergönnt gewesen war: Dheran lehnte sich entspannt im Sessel zurück und faltete seine Hände über dem Bauch. Er schmunzelte sichtlich amüsiert und fragte seinen XO dann: „Wie weit sind die Vorbereitungen fortgeschritten, Rick?“

„Ich... äh... Sir...?“

„Haben Sie etwas?“ Dheran grinste breit. Dann fragte er: „Wie lange kennen wir uns nun, Commander?“

Der Kanadier fand wieder zu sich. Dass ihn der Andorianer so unverhofft beim Vornahmen genannt hatte, war vollkommen unerwartet für ihn gekommen. „Nun, seit sie die ICICLE übernommen haben, also seit fast acht Jahren, Commodore.“

Dheran nickte. „Und wäre es wohl richtig zu behaupten, dass wir in diesen acht Jahren eine ganze Menge mit einander erlebt haben?“

„Das möchte ich meinen“, antwortete McMahan prompt. Dabei dachte er spontan daran, wie Er und einige seiner Kameraden Tar´Kyren Dheran aus dem Gefängnistrakt von STRATEGICAL STARBASE 71 befreit hatten, als er vor fünf Jahren dort als angeblicher Meuterer festgesetzt worden war. Darüber hinaus hatten er geholfen, dass Dheran und einige andere Offiziere des Schiffes, die ICICLE aus der Hangarsektion entführen konnten. Der Erste und der Zweite Offizer der Station waren danach eine ganze Weile nicht gut auf ihn und die restliche Führungscrew der ICICLE zu sprechen gewesen, auch wenn das gesamte Unternehmen letztlich von Admiral Tarun genau so geplant worden war. Später waren noch einige, nicht weniger haarsträubende Unternehmen dazu gekommen.

Der Andorianer lächelte offen. „Nicht zu vergessen die Prügelei auf DEEP SPACE NINE, in die Sie mich im Jahr 2380 verwickelt haben.“

„Erinnern Sie mich nicht daran, Sir.“

„Oh, doch – denn ich musste ein Jahr später in Kiras Büro die Suppe allein auslöffeln.“ Der Andorianer blickte McMahan direkt in die Augen, als er hinzufügte: „Wir haben eine Menge mit einander durchgemacht, Rick, und sie haben sich meinen ehrlichen Respekt erworben, in diesen acht Jahren. Nicht nur in Bezug auf ihre Fähigkeiten, sondern auch, was ihre Integrität und ihre Loyalität betrifft. Ich sehe in Ihnen nicht nur den Kameraden, sondern mittlerweile weitaus mehr, und deswegen möchte ich, dass wir uns beim Vornamen nennen.“

Es nahm sich etwas merkwürdig aus, als der baumlange Kanadier sichtlich verlegen wurde, bei den Worten des Andorianers. Dann erklärte er schlicht: „Gerne, Commodore.“

Tar´Kyren Dheran machte ein zufriedenes Gesicht und meinte dann: „Also, Rick, wie weit sind wir mit den Vorbereitungen?“

„Die Dienstpläne und auch alles andere stehen soweit, dass wir die Hochzeit morgen Vormittag durchführen können. Wenn Sie sich dazu in der Lage fühlen, Tar´Kyren...“ McMahan zögerte einen Moment lang und horchte dem Klang seiner eigenen Stimme nach und fuhr dann fort: „Dann können wir die Zeremonie morgen durchführen. Ensign Lenaris bat mich, einen Brautvater auszusuchen, der sie ihrem Bräutigam zur Seite gibt.“

Dheran nickte und erkundigte sich schmunzelnd: „Haben Sie einen geeigneten Kandidaten für diese Aufgabe?“

Der Kanadier grinste offen als er meinte: „Ich denke, Lieutenant-Commander Farok wäre genau der Richtige für diese Aufgabe. Ich habe bereits mit ihm gesprochen und er signalisierte seine Bereitschaft diese Aufgabe zu übernehmen.“

„Zumindest kommt er mit seiner Ausstrahlung einem Vedek noch am nächsten“, meinte der Andorianer erheitert, um etwas ernster hinzuzufügen: „Ich bin sicher, dass Mister Farok diese Aufgabe souverän erfüllen wird. Etwas anderes: Haben Sie die Namen der Trauzeugen, für die Hochzeit?“

Rick McMahan nickte knapp. „Lieutenant Brixx und Ensign Sophie Molineux werden als Trauzeugen fungieren. Ich werde die beiden im Anschluss, zusammen mit dem jungen Brautpaar, über den genauen Termin unterrichten. Möchten Sie vorher nochmal mit Lieutenant Saci und Ensign Lenaris sprechen?“

Dheran schmunzelte. „Nein, Rick. Ich habe beide bereits auf dem Flug nach Andoria sehr eindringlich befragt, ob es ihnen ernst ist mit der Hochzeit. Ich möchte nicht, dass diese beiden jungen Offiziere morgen völlig kopflos vor mir stehen. Sicherlich werden beide ohnehin schon aufgeregt genug sein.“

„Das denke ich auch. Gibt es sonst noch etwas, Tar´Kyren?“

Befriedigt stellte Dheran fest, dass McMahan sein Name nun ohne zu zögern über die Lippen kam. „Nein, das wäre im Moment alles. Ich denke, ich werde dem Rat des Doktors folgen, und mich noch etwas erholen bis morgen, und mich auf die Zeremonie vorbereiten.“

McMahan erhob sich und verließ den Bereitschaftsraum, während sich Dheran sinnend im Sessel zurück lehnte. Dann erhob er sich ebenfalls um sein Quartier aufzusuchen.

 
 

* * *

 

Am nächsten Tag fühlte sich Tar´Kyren Dheran schon wieder vollkommen erholt.

Victoria Sarafina Leandros musste wahre Wunder vollbracht haben, nachdem er an Bord geschafft worden war. Immerhin hatte er neben einigen Prellungen und einem Anbruch der Rippenplatten auch einen Beinbruch, eine schwere Gehirnerschütterung, mehrere leichte innere Blutungen und drei Haarrisse an seiner Wirbelsäule davongetragen. Alles in Allem hatte er Riesenglück gehabt, dass es nicht schlimmer ausgegangen war. Nur hier und da spürte er noch ein leichtes Ziehen im Nackenbereich und etwas Druck um die Stirn.

Nach einem reichhaltigen Frühstück wechselte er seine normale Uniform gegen die Paradeuniform. Obwohl ihm die Farbe grundsätzlich zusagte, mochte er die normale Uniform wesentlich lieber. Dheran verwarf diesen Gedanken und schaute auf die Uhr seines Quartiers. Es wurde langsam Zeit sich zum Holodeck-1 zu begeben.

Als Dheran kurz darauf das Holodeck betrat war schon ein Großteil der Besatzung versammelt. Das Brautpaar hatte sich für die Nachbildung eines bajoranischen Tempels entschieden und der Andorianer blickte sich fasziniert um.

In der Mitte wurde der Tempel von einem langen Säulengang geteilt, wobei die Säulen in Form Humanoider gehalten waren, welche die Propheten verkörpern sollten. Rechts und links des Ganges waren die Plätze für die Gäste, welche bereits über die Hälfte gefüllt waren. Von den rostbraunen Seitenwänden, die in regelmäßigen Abständen von ovalen Fenstern, in Form des Symbols des Bajoranischen Volkes, unterbrochen wurden, hingen Banner, die überwiegend in den Farben: Blau, Rot und Gold gehalten waren.

Weit vor sich, am Ende des Mittelganges auf das er nun zu schritt, erkannte der Andorianer einen Altar, dessen Platte auf einem geschwungenen, sich nach oben verjüngenden Sockel lag. Dheran wusste, dass er nicht dahinter seinen Platz einnehmen würde, sondern davor, zusammen mit dem Brautpaar und den beiden Trauzeugen. Auch wenn der Andorianer es nicht nach Außen zeigte, so war er doch einigermaßen angespannt, denn immerhin war dies der erste Ehebund, den er für zwei Mitglieder seiner Besatzung schloss. Doch während er weiter nach vorne schritt wurde ihm bewusst, dass er sich auch über die Ehre, von diesem Privileg eines Raumschiffskommandeurs Gebrauch machen zu dürfen, freute.

Diese Simulation wirkte so echt, dass Dheran für einen Moment den Eindruck gewann, tatsächlich auf Bajor zu weilen als er zu einem der Fenster hinaussah und auf die typische Landschaft dieses Planeten blickte.

Auf dem Weg nach vorne schweiften Dherans Gedanken zu seiner eigenen bevorstehenden Hochzeitszeremonie auf STRATEGICAL STARBASE 71 ab. Er konnte sich in diesem Moment lebhaft vorstellen, dass es Admiral Tarun ähnlich ergehen würde, gerade weil den Trill mit Christina und letztlich auch mit ihm selbst eine gewisse Freundschaft verband. Lange Zeit hatte der Andorianer diesen letzten Punkt hinterfragt, aber irgendwann hatte er sich der Tatsache nicht verschließen können, dass Tarun und ihn weitaus mehr verband, als gegenseitige Achtung und Respekt. Die Tatsache, dass sie in den letzten Jahren einige Male Seite an Seite gefochten hatten, und sicherlich mehr als einmal dabei in schier aussichtsloser Lage, war dieser Entwicklung förderlich gewesen, doch Dheran war klar, dass dies nur ein Teil der Gründe dafür war. Den anderen Teil konnte man nicht wirklich rational erklären, aber darum war er nicht weniger substanziell. Fest stand: Dieser Teil kam tief aus seinem Innern, und er war versucht zu behaupten, dass dies auch bei Tarun der Fall war.

Als er den Altar endlich erreicht hatte, wandte er sich um und ließ seine Blicke über die Anwesenden schweifen. Ganz vorne, auf der rechten Seite, erkannte der Andorianer die besten Freunde des Brautpaares. Links des Ganges saßen die Führungsoffiziere des Schiffes, die beinahe vollzählig anwesend waren. Lediglich die wenigen Offiziere, die zur Aufrechterhaltung des Flugbetriebs unabkömmlich waren fehlten, ebenso wie ein Teil der Mannschaft, auf den Dasselbe zutraf.

Der Andorianer versuchte, eine feierliche Miene aufzusetzen und war sich dabei ziemlich sicher, dass er dabei einen eher finsteren, als einen durchgeistigten Eindruck machte. Nun, er hatte bei einigen solcher Zeremonien beobachten können, dass ein ernster Gesichtsausdruck bei solchen Anlässen nicht verkehrt war. Und ernst zu schauen, das war eine seiner leichtesten Übungen.

Nach und nach füllten sich auch die letzten noch freien Plätze, wobei nur einige Reihen ganz hinten frei blieben.

Pünktlich zur festgelegten Zeit öffneten sich die Portale, die Dheran genau gegenüber lagen, und der Bräutigam trat mit seinem Trauzeugen ein. Gemessenen Schrittes kamen die beiden jungen Offiziere durch den Mittelgang näher und blieben schließlich drei Schritt vor seiner Position stehen.

Amüsiert bemerkte der Andorianer die sichtliche Nervosität des jungen Bräutigams und er fragte sich, wie er selbst bei seiner eigenen Hochzeit dastehen würde.

Kurze Zeit später erschienen endlich auch die Braut und Lieutenant-Commander Farok vor dem Portal und schritten hindurch. Während der Vulkanier, eine Würde ausstrahlend, um die ihn Dheran ein wenig beneidete, mit Ensign Lenaris Anara näher kam, stellte Tar´Kyren Dheran verwundert fest, in welch angenehmer Art und Weise, das goldene, schulterfreie Hochzeitskleid die junge Bajoranerin verwandelte. Er hatte sie bisher stets in Uniform gesehen, und nun glaubte er, eine vollkommen andere Person vor sich zu sehen.

Lenaris Anara hatte ihr langes, dunkelbraunes Haar etwas nach hinten gesteckt und an zwei Stellen gelbe Blüten bajoranischer Blumen hinein geflochten. Ihre grünen Augen, die mit der Farbe des Kleides wunderbar harmonierten, leuchteten glücklich und gaben ihrem hübschen Gesicht fast etwas Ätherisches.

Lieutenant Saci, der ahnte dass sich seine Braut näherte beherrschte sich zwanghaft, um nicht nach Hinten zu schauen, weil es traditionell Unglück bringen sollte, die Braut zu sehen, bevor sie neben ihm stand. Sein Trauzeuge wurde nicht von derlei Auflagen geplagt. Er wandte sich um und wechselte einige leise Worte mit Saci.

Als Farok mit der jungen Bajoranerin vor dem Altar ankam, legte er die Hand der Frau in die des Bräutigams, verneigte sich leicht und wechselte seinen Platz mit der Trauzeugin der Braut, die sich nun erhob und zu Lenaris Anara trat.

Tar´Kyren Dheran blickte den vier Offizieren, die nun vor ihm standen, nacheinander offen in die Augen, bevor er anhob:

„Liebe Lenaris Anara, lieber Mahfoud Saci, geehrte Hochzeitsgäste:

An einem Tag wie heute haben alle nur das strahlende Brautpaar im Blick. Zu Recht. Denn Braut und Bräutigam halten heute Hochzeit, es ist ihr Tag, manche meinen gar: der schönste Tag im Leben eines Paares. Kein Mensch spricht an einem solchen Tag hingegen darüber, wie schwer es dem Kommandierenden Offizier eines Sternenflottenschiffes fällt, diesen zu begehen. Kaum hat man einen Offizier, wie Ensign Lenaris Anara mit viel Mühe ausgebildet und blickt voller Stolz auf ihr Tun und Treiben, hat sie einem ein junger Mann weggeschnappt und verführt sie dazu an völlig andere Dinge, als den Dienst in der Sternenflotte zu denken. Das ist zwar der Lauf der Dinge, doch fair, fair ist das nicht. Zumindest aus der Sicht des Vorgesetzten.”

Die vier jungen Leute vor dem Andorianer erlaubten sich ein Schmunzeln, und auch unter den Gästen verbreitete sich gedämpft Heiterkeit.

„Was mir als Erstes auffiel, als Ensign Lenaris an Bord kam, das war ihr Lachen. Lenaris Anara kann andere Wesen mit ihrem Lachen und mit ihrer offenen, gewinnenden Art verzaubern, auch wenn sie sich dieser Tatsache vielleicht nicht bewusst ist. Das zeichnet sie vor allem aus: Ihr Humor und ihr Optimismus in allen Lebenslagen. Es gibt wohl kaum eine Situation im Leben, der Lenaris Anara nicht auch was Positives abgewinnen kann. Sicher ist sie auch mal niedergeschlagen, wenn nicht alles so klappt, wie sie es sich vorstellt. Doch das hält nie lange. Lieutenant Mahfoud Saci wird auf jeden Fall eine starke und entschlossene Frau bekommen, mit der er Höhen und Tiefen überwinden kann. Und Lenaris Anara hat mit Mahfoud Saci einen tatkräftigen Mann gewonnen, der ihr mit Liebe den Rücken stärkt, ihr bei all ihrem Tun kritisch zur Seite stehen und ihr ein verlässlicher Begleiter sein wird.

Lieutenant Mahfoud Saci Stärke ist seine unbedingte Treue und Loyalität, in allen Situationen, denen er ausgesetzt ist. Eine Eigenschaft, die ich persönlich besonders an ihm schätze, ist seine Verlässlichkeit, und ich bin sicher, dass sich seine zukünftige Frau gleichfalls immer auf ihn verlassen können wird.”

Tar´Kyren Dheran machte eine kleine Kunstpause, bei der er Tränen in den Augen der jungen Bajoranerin glitzern sah. Auch Mahfoud Saci wirkte ergriffen. Dann fuhr der Andorianer lächelnd fort: „Liebe Lenaris Anara, lieber Mahfoud Saci, aus Ihrem Zusammenleben werden Sie beide längst wissen, dass eine Beziehung nicht nur aus Freudentagen besteht und sich nicht alles mit einem Lachen verkraften lässt. Manche Probleme können das Leben auch eine Zeit lang beeinträchtigen. Dann gilt es, dies zu akzeptieren, das Beste daraus zu machen und mit dem Partner über alle Dinge zu sprechen. Das ist das Wichtigste in einer Ehe. Das offene und ehrliche Gespräch über alles, auch das, was einen am anderen stört. Nur dann können Vertrauen und Verständnis, die beiden Fundamente einer soliden Partnerschaft, entstehen und bestehen. All das gehört zu einem Leben zu zweit.”

Wieder machte Dheran eine kurze Pause, bevor er meinte: „Liebe Lenaris Anara, lieber Mahfoud Saci, als Captain und als Mentor gebe ich Ihnen hiermit einen Tipp mit auf den gemeinsamen Weg: Seien Sie glücklich und genießen Sie das Leben zu zweit, wann immer Sie können.”

Lächelnd blickte der Andorianer von Lenaris Anara zu Mahfoud Saci. Dann wurde seine Miene ernst und er fragte: „Lieutenant Mahfoud Saci: Wollen Sie Ensign Lenaris Anara zu Ihrer rechtmäßig angetrauten Ehefrau nehmen. Wollen Sie sie stets lieben, ehren und ihr treu sein, dann antworten Sie mit: Ja, ich will.“

Laut und vernehmlich antwortete der junge Bräutigam: „Ja, ich will!“

Damit wandte sich der Andorianer zu Lenaris Anara. „Ensign Lenaris Anara, ihr Bräutigam hat vor dieser Gesellschaft verkündet, sie zur Frau nehmen zu wollen. Wenn auch Sie Lieutenant Mahfoud Saci zu Ihrem rechtmäßig angetrauten Ehemann nehmen wollen, dann antworten Sie bitte mit: Ja, ich will.“

„Ja, ich will!“, antwortete die Bajoranerin mit fester Stimme.

Tar´Kyren Dheran nickte zufrieden und sagte: „Da Sie beide den Wunsch geäußert haben einander heiraten zu wollen, erkläre ich Sie, im Beisein ihrer Trauzeugen und vor der anwesenden Gesellschaft, Kraft der mir vom Sternenflottenkommando verliehenen Rechte, zu Mann und Frau.“

Der Andorianer schmunzelte süffisant, bevor er das Brautpaar erlöste und zu Saci gewandt hinzufügte: „Sie dürfen die Braut nun küssen.“

Die Erleichterung der beiden jungen Leute, weil sie nun endlich rechtmäßig verheiratet waren, war fast spürbar. Liebevoll umarmten und küssten sich die beiden frisch Verheirateten. Erst ein sanftes Räuspern Dherans veranlasste beide dazu sich widerstrebend von einander zu lösen.

Das Vorrecht des Kommandierenden Offiziers war es, dem jungen Paar als erster zu gratulieren. Der Andorianer schüttelte dem Bräutigam die Hand, bevor er Lenaris Anara vorsichtig an den Schultern berührte, und zwei flüchtige Küsse auf die Wangen hauchte. Dann nahm er die Hände der beiden jungen Offiziere und legte sie zusammen. „Bleiben Sie beide immer so glücklich, wie an diesem Tag.“ Danach gab er den anwesenden Gästen ein Zeichen sich zu erheben und blickte auffordernd zu seinem ersten Offizier, der das nächste Programm startete, damit die eigentliche Hochzeitsfeier beginnen konnte.

Überfall auf die PERCEPTION

Die U.S.S. PERCEPTION hatte nur kurz bei FORTRESS-ALPHA Station gemacht, um die dort wartenden Hochzeitsgäste aufzunehmen. Dabei war sie in Eile, da es unterwegs ein Problem mit dem Warpantrieb gegeben, und man dadurch beinahe zwei volle Tage verloren hatte. Dennoch hatte es sich Christina Carey nicht nehmen lassen, Commodore LeClerc aufzusuchen, um ihr guten Tag zu sagen, und ihr Bedauern darüber zum Ausdruck zu bringen, dass sie und ihr Mann Valand nicht auf der bevorstehenden Hochzeit dabei sein konnten.

Mit herzlichen Grüßen für Tar´Kyren war sie danach schnell an Bord ihres Schiffes zurückgekehrt und hatte sich im Anschluss nach dem Befinden ihrer Gäste erkundigt, unter denen es zwei gab, von denen ihr Bräutigam nichts ahnte. Es würde sicherlich eine gelungene Überraschung für Tar´Kyren werden.

Wenn alles nach Plan verlaufen war, dann würde Tar´Kyren Dheran mit der ICICLE und den Gästen, die ihren Weg über DEEP SPACE NINE genommen hatten, bereits auf STRATEGICAL STARBASE 71 warten.

Jetzt, keine zwei Stunden von STRATEGICAL STARBASE 71 entfernt, stand die Irin in ihrem Quartier und ließ sich von ihrer Freundin, Commander Julia McKeown, in ihr weißes Hochzeitskleid helfen, was einige Zeit in Anspruch nahm. Sie hatte es schon vor Monaten, zusammen mit Julia, auf der Erde ausgesucht. Die zum Kleid passenden Pumps High Heels hatte Christina bereits an ihren Füßen und Julia richtete das Kleid. Dabei fragte die Ärztin grinsend: „Weiß dieser andorianische Haudegen eigentlich, was für eine großartige Ehefrau er bekommen wird? Ich finde immer noch, dass er dich nicht verdient hat.“

Christina Carey rollte mit den Augen, was ihre Freundin, die hinter ihr stand nicht sehen konnte, bevor sie entsagungsvoll meinte: „Komm, das hatten wir schon zu Genüge, Julia. Wir lieben uns, und ich werde Tar´Kyren Dheran heiraten, denn ich liebe ihn, okay?“

„Das wollte ich hören“, feixte ihre Freundin. „Aber als deine Freundin ist es meine Pflicht gewesen, mich davon noch einmal zu überzeugen.“

„Dann können wir das ja abhaken“, seufzte die Irin. Um ihren Worten etwas die Schärfe zu nehmen fügte sie schnell hinzu: „Ich bin schon aufgeregt genug, Julia. Zwar fühle ich mich seit der Zeremonie auf Andoria bereits wie Tar´Kyrens Frau, aber es wirklich auch offiziell zu werden ist doch etwas Anderes.“

„Ihr zwei habt euch auch wirklich Zeit genommen. Weißt du, ich hatte schon fast nicht mehr daran geglaubt, dass ihr euch irgendwann doch noch bekommen würdet. Und auch, wenn es zuvor nicht so anklang, ich freue mich für euch beide.“

Christina wandte sich halb zu ihrer Freundin um. „Das weiß ich doch. Sonst hätte ich dich wohl kaum darum gebeten, als Trauzeugin zu fungieren.“

„Vielleicht kannst du dich ja irgendwann mal revanchieren.“

„Gibt es da etwas, von dem ich wissen sollte?“

Die Schottin seufzte schwach. „Na ja, vielleicht schon aber...“

Was Julia McKeown sonst noch dazu sagen wollte erfuhr Christina Carey vorerst nicht, denn in diesem Moment setzten die akustischen Alarmgeber ein. Zeitgleich begannen die Alarmpaneele rot aufzuleuchten. Noch während sich die beiden Frauen fragend ansahen, meldete sich Commander Lara Jinaree über Bordkom: „Konteradmiral Carey, zwei Schlachtschiffe der Gorn nähern sich unserem Kurs tangential von Steuerbord und Backbord. Sie haben ihre Schilde und Waffensysteme aktiviert.“

Die Irin kannte die Spezifikationen dieser Schiffe und fragte, nach einer kurzen Pause: „Wann werden die Schlachtschiffe in Schussweite sein, Commander?“

Eine spürbare Erschütterung enthob die Bajoranerin einer Antwort. Dennoch meldete sie knapp: „Genau jetzt, Ma´am. Ich habe bereits nach Verstärkung rufen lassen.“

„Danke, Commander. Ich komme zur Brücke, Carey, Ende.“ Noch während sie mit Commander Lara sprach, war die Irin zur kleinen Kommode hinüber gegangen, wo sie ihren Kommunikator abgelegt hatte. Sie heftete ihn an das Kleid und nahm dann eines der Rangabzeichen von ihrer Uniform um es ebenfalls an die linke Seite ihres schulterfreien Kleides zu heften, ohne auf den ironischen Gesichtsausdruck ihrer Freundin zu achten. Statt dessen sagte sie einfach: „Komm mit!“

Die Schottin folgte ihrer Freundin, die so schnell es in den High-Heels ging, über den Korridor zum Turbolift hastete. Noch bevor sie ihn erreicht hatten, bückte sich die Irin, zog die Schuhe aus und hastete barfuß weiter, die hochhackigen Schuhe an den dünnen Riemen in der linken Hand.

Als sie so aus der Kabine des Turboliftes auf die Brücke gerauscht kam, vergaß Commander Lara beinahe ihre Statusmeldung, die sie schon auf den Lippen hatte. Thy´Var Talav, der kurz über die Schulter blickte, riss seine Augen auf, als er Konteradmiral Carey in diesem Aufzug erblickte. Während White-Feather offen grinste, beherrschte sich die restliche Crew so mustergültig, dass die Irin unwillkürlich die Stirn runzelte.

Endlich meldete Commander Lara: „Die Gorn feuern auf unser Schiff. Alle Versuche einer Kontaktaufnahme sind gescheitert. Noch befindet sich die PERCEPTION im Warpflug, doch die Schlachtschiffe haben dabei den Vorteil. Ich empfehle unter Warp zu gehen, damit wir die Wendigkeit der PERCEPTION zu unserem Vorteil verwenden können, Konteradmiral.“

Christina Carey nickte knapp, raffte den langen Rock des Kleides zusammen und nahm vorsichtig im Sessel des Kommandanten Platz, bevor sie sich an den andorianischen Piloten wandte und befahl: „Lieutenant Talav, unter Warp fallen.“

Noch während der Andorianer bestätigte, wandte sich die Irin bereits an Gerome: „Mister Gerome, zielen Sie auf die Antriebe, Schildemitter und Waffensysteme der beiden Schiffe. Hat jemand unseren Notruf bestätigt?“

„Die ICICLE, aber sie braucht mindestens vierzig Minuten bis zu unserer Position. Von den Gornschiffen ausgehende Interferenzen verhindern, dass wir weitere Schiffe alarmieren können, aber ich denke, das wird die ICICLE übernehmen.“

Konteradmiral Carey bestätigte, wobei sie mit keiner Miene verriet, dass sie sich wunderte, weil die ICICLE anscheinend nicht bei STRATEGICAL STARBASE 71 angedockt hatte, sondern ganz in der Nähe herumflog. Aber das würde sich später aufklären – falls es ein Später überhaupt geben würde...

 
 

* * *

 

Auf der ICICLE schlug der Überfall auf die PERCEPTION wie eine Bombe ein.

Tar´Kyren Dheran bekam die Meldung, als er zusammen mit Kira Nerys, T´Rian und John McTiernan in seinem Quartier zusammensaß und über alte Zeiten plauderte. Sie alle trugen bereits ihre Paradeuniformen. Dheran hatte eben verlauten lassen, dass es noch nie dagewesen war, dass sich gleich drei Captains und ein Commodore auf dem Schiff befanden.

„Ich bin mir nicht sicher, ob das Schiff das lange aushält“, spottete er gerade, als ihn der Ruf von der Brücke erreichte.

Erschrocken blickten sich die Anwesenden an, nachdem Commander McMahan den Andorianer kurz und prägnant von dem Notruf der PERCEPTION unterrichtet hatte.

„Ihr entschuldigt mich, bitte“, sagte Dheran und eilte zum Schott. Kira Nerys folgte ihm auf dem Fuß. Auf dem Weg zum Turbolift erklärte sie: „Ich hoffe, du hast nichts dagegen, dass ich mitkomme. Ich würde es nicht in der Kabine aushalten.“

Der Andorianer nickte grimmig. „Das kann ich verstehen.“ Dann tippte er seinen Kommunikator an und rief Corin im Maschinenraum an. „Lieutenant Corin, hier spricht Captain Dheran. Holen Sie alles aus dem Antrieb heraus, was Sie können. Dheran, Ende.“

„Aye, Commodore.“

Die beiden Offiziere fuhren hinauf zur Brücke. Als sie aus der Kabine eilten, blieb Kira neben der Taktischen Station stehen, während der Andorianer zum Sitz des Captains schritt. McMahan fing seinen Blick auf und erklärte unaufgefordert: „Die Hilferufe der PERCEPTION wurden plötzlich unverständlich, Sir. Sie senden noch, aber wir bekommen nur wirres Zeug herein. Möglicherweise setzt der Gegner Störsender ein. Miss Singh-Badt hat bereits den Notruf weitergegeben. Vielleicht befindet sich ein Schiff näher dran, als wir.“

„Hoffen wir es“, meinte Dheran düster und konnte seine Sorge nicht ganz aus der Stimme verbannen. Er setzte sich auf die Sesselkante, sprang aber fast augenblicklich wieder auf, als Lieutenant Rania Singh Badt von der TAC meldete: „Commodore, die IVANHOE hat unseren Ruf bestätigt und ruft uns ihrerseits.“

„Auf den Schirm.“

Noch während die Inderin bestätigte verschwanden die Sternenstreifen des Warpfluges vom Bildschirm und im nächsten Moment zeichnete sich das Konterfei von Captain Pasqualina Mancharella darauf ab. Gleich darauf klang die Stimme der Spanierin auf: „Tar´Kyren, wir haben die Position der PERCEPTION und sind bereits auf Abfangkurs. Ich habe zudem STRATEGICAL STARBASE 71 alarmiert. Der Admiral hat mich darüber informiert, dass bereits einige Schiffe der Taktischen Flotte unterwegs gewesen sind, um als Ehrengeleit zu fungieren. Eigentlich sollte das eine Überraschung werden. Diese Schiffe sind noch etwa fünfzehn Minuten entfernt, ich selbst werde in drei Minuten vor Ort sein.“

Tar´Kyren Dheran blickte seine Ex-Freundin über den Abgrund von Raum und Zeit hinweg an, und etwas Flehendes lag in seinen bläulich-violetten Augen, als er antwortete: „Das Leben meiner Frau liegt in deinen Händen, Pasqualina – und die Leben aller anderen Personen auf der PERCEPTION. Die ICICLE kann frühestens in einer guten halben Stunde eure Position erreichen.“

Pasqualina Mancharella nickte ernst. Dann sagte sie beruhigend: „Ich werde dafür sorgen, dass deine Hochzeit, wie geplant, stattfinden kann, Tar´Kyren. Du hast mein Ehrenwort, als Offizier der Sternenflotte.“

„Ich verlasse mich darauf!“

Erst als die Verbindung unterbrochen wurde, bemerkte Dheran, dass Captain Kira Nerys an seine Seite getreten war. Beruhigend raunte sie ihm zu: „Was sie in den letzten Jahren gelernt hat, dass hat sie von dir gelernt. Habe Vertrauen.“

Der Andorianer nickte, mühsam beherrscht und antwortete ebenso leise: „Ja, vielleicht hast du Recht, Nerys.“

 
 

* * *

 

Nachdem die Verbindung mit der ICICLE unterbrochen war, wechselte Pasqualina Mancharella einen schnellen Blick mit Anaya Enbara. Die Afrikanerin wandte sich zum britischen taktischen Offizier: „Mister Gerard, halten sie alle Waffensysteme bereit. Schilde auf Maximum. Wir wollen doch nicht, dass die Gorn uns auf dem linken Fuß erwischen.“

„Das wäre sicherlich nicht angenehm“, bestätigte Gerard. Wieder einmal staunte Commander Enbara über die ruhige Gelassenheit des Briten. Sie verwarf diesen Gedanken und wandte sich zum Piloten der IVANHOE: „Mister Tschuban, Sie bringen das Schiff nach eigenem Ermessen in Feuerposition. Manövrieren Sie dabei so nah an die PERCEPTION heran, dass sich die Feuerbereich an den Randzonen überlappen, und rechnen Sie mit schnellen Kurswechseln in multiple Vektoren.“

„Aye, Commander!“, bestätigte der Afrikaner, nicht ganz ohne Stolz in der Stimme, weil ihm Commander Enbara damit ein gewisses Vertrauen entgegenbrachte. Er würde sich ganz sicher dieses Vertrauens als würdig erweisen.

Neben dem Afrikaner arbeitete der unvereinigte Trill, Ensign Rincon, ruhig wie immer und überspielte Tschuban die aktuellen Navigationsdaten.

Von der OPS meldete sich Lieutenant Bush: Captain, wir nähern uns der maximalen Schussreichweite für unsere Torpedos. Anflug erfolgt relativ zur linken Flanke der beiden Gorn-Schlachtschiffe.“

„Danke, Mister Bush.“ Pasqualina Mancharella trat hinter die Konsole des Piloten und befahl: „Wir gehen unter Warp, Lieutenant Tschuban. Bringen Sie uns näher heran an den Feind und an die PERCEPTION!“

„Aye, Captain“, bestätigte der Afrikaner.

Pasqualina Mancharella wandte sich zu Christopher Bush: „Rufen Sie die PERCEPTION und halten Sie einen Kanal permanent offen, Lieutenant Bush. Wir müssen die Manöver unserer beiden Schiffe mit einander koordinieren.“

Während der Brite bestätigte, gingen Pasqualina Mancharella dutzende Dinge gleichzeitig im Kopf herum. Wieder sah sie den eindringlichen Blick Tar´Kyrens vor sich, und seine Worte klangen in ihren Gedanken nach. Dabei ballte sie ihre Fäuste. Sie würde bedingungslos für den Freund einstehen und sie wusste, dass es umgekehrt nicht anders gewesen wäre. Dann konzentrierte sie sich wieder, und befahl, als das erste Gorn-Schlachtschiff in Reichweite kam: „Feuer!“

 
 

* * *

 

Auf der PERCEPTION wehrte man sich seit einigen Minuten nach Kräften gegen die beiden Schlachtschiffe. Christina Carey war klar, dass sie ihr Heil in einer Hinhaltetaktik suchen musste, denn was die geballte Feuerkraft dieser beiden modernen Schlachtschiffstypen anging, so befand man sich mindestens 1:3 im Nachteil. Ihr blieb nur die Hoffnung, dass die PERCEPTION so lange durchhielt, bis sie Verstärkung bekam – nötigenfalls bis die ICICLE vor Ort war. Tar´Kyren würde sicherlich alles aus seinem Schiff herausholen, um ihr schnellstmöglich zu Hilfe zu eilen.

Der andorianische Pilot wich knapp einer Torpedosalve aus, und nur ein zufälliger Randtreffer brachte die Schilde schwach zum Aufleuchten. Gleichzeitig meldete Lieutenant Widmer von der OPS: „Konteradmiral, ich hatte kurz eine schwache Verbindung mit der ALDEBARAN, unter Captain Crixx. Wie es scheint war er nicht sehr angenehm überrascht wegen des Notrufs. Er befindet sich auf dem Weg hierher, wie es scheint.“

Die Irin bestätigte und blickte bezeichnend zu ihrer XO. „Crixx – hm...“ Sie kannte den, bereits 62 Jahre alten Bolianer. Sein Schiff war nicht weniger seltsam, als sein Captain. Im Gegensatz zu vielen anderen Captains pflegte er einen höchst eigenwilligen Umgang mit seiner Crew, was ihm gelegentlich den Ruf eines Sonderlings einbrachte. Tarun hielt große Stücke auf diesen seltsamen Mann, und seine bisherigen Leistungen boten keinerlei Grund zur Klage. Nach Meinung der Irin fehlte Crixx nur etwas Ambition und Leidenschaft für seinen Beruf. Dass er ein kluger Kopf war, der zu unkonventionellen aber wirkungsvollen Mitteln griff, war hingegen unbestreitbar. Christina Carey fragte schnell: „Wann wird er etwa hier sein, Mister Widmer?“

„Schlecht zu schätzen, der Kontakt war zu kurz. Ich... einen Moment, Konteradmiral, wir werden von der IVANHOE gerufen.“

„Auf den Hauptschirm!“

Zuerst erschien das Bild etwas verzerrt, doch dann wurde es deutlich und die Irin erkannte Captain Pasqualina Mancharella. Jene Frau, die sie, wegen ihrer Beziehung zu ihrem Tar´Kyren mindestens einige dutzend Male verflucht hatte, in den letzten Jahren.

„Konteradmiral Carey, ich nähere mich Ihrer Position über die Rot-Koordinate. Wir haben das Feuer auf die Schlachtschiffe der Gorn eröffnet.“

„Ich bin froh, dass Sie hier sind, Captain Mancharella“, erklärte die Irin knapp und registrierte das verdächtige Zucken der Mundwinkel im Gesicht der Spanierin. Kein Wunder – im Brautkleid hatte sicherlich noch kein Sternenflotten-Konteradmiral eine Raumschlacht geschlagen.

„Die IVANHOE nähert sich und bildet eine Formation mit uns, die gewährleistet, dass sich unsere äußeren Feuerbereiche überlappen“, meldete Widmer zeitgleich.

Christina Carey nickte dem Schweizer knapp zu. Dann erklärte sie in Richtung des Bildschirms: „Behalten sie die Formation mit der PERCEPTION bei und machen Sie die Manöver mit, so können wir uns gegenseitig Deckung geben, Captain. Mister Widmer wird mit der IVANHOE in permanentem Kontakt bleiben. Carey, Ende.“

„Aye, Konteradmiral.“

Christina Carey gab Widmer ein Zeichen die Bild-Verbindung zu unterbrechen und erklärte: „Sie haben es gehört, Mister Widmer: Kontakt halten, bitte.“

Der Schweizer bestätigte und murmelte sich danach etwas in den leicht ergrauten Bart, dass so ähnlich klang wie: „Und so etwas um halb-zehn Uhr in der Früh...“

Christina Carey schmunzelte unterdrückt und blickte wieder auf den Bildschirm, auf dem zu erkennen war, dass der Beschuss der IVANHOE die beiden Schlachtschiffe aus ihrem bisherigen Anflugkurs zwang, und den beiden Sternenflottenschiffen Zeit gab sich zu formieren, um dem nächsten Angriff zu begegnen. Dabei dachte sie ironisch: Crixx und Mancharella – eine famose Mischung...

Der Trick

Auf der U.S.S. ALDEBARAN stand Crixx gelassen auf der Brücke und blickte von Zeit zu Zeit auf den Chronographen. Der beleibte Bolianer überlegte, den Lieutenant an der OPS zu fragen, ob er erneut Kontakt zur PERCEPTION bekommen hatte, seit der erste und einzige kurze Kontakt abgerissen war. Dann beschloss er jedoch zu warten, bis der Mann von sich aus Meldung erstattete, oder sein XO die entsprechende Frage stellte.

Crixx war sich der Tatsache bewusst, dass ihn manche seiner Kollegen nicht verstanden und seine Ansicht, dass er sich selbst als den Idealtyp eines Taktischen Flotte-Captains betrachtet, nicht immer teilten. Ein flüchtiges Lächeln überflog seine schmalen Lippen, denn wie hätte es denn anders sein können? Vielleicht waren viele der Taktischen Flotte-Captains schlicht zu jung, um sich seine Sichtweise zu eigen zu machen, oder gar zu verstehen.

Crixx sah es, jetzt da er seit einigen Jahren in der 5.Taktischen Flotte diente, als einen Vorteil an, dass er die Akademie erst mit 32 Jahren abgeschlossen hatte, also etwa 12 Jahre später als viele seiner jüngeren Kollegen, die Schiffe der Sternenflotte kommandierten. Gab es ihm doch eine gewisse innere Gelassenheit, die beinahe ans Überhebliche grenzte.

Nach der letzten Meldung von der OPS würde die ALDEBARAN, an der Spitze der Red-Alert-Group, im Allgemeinen nur RAG genannt, in etwa zwanzig Minuten bei der PERCEPTION sein. Ein Schiff der Taktischen Flotte, die IVANHOE, hatte den Notruf ebenfalls bestätigt, und musste bereits vor Ort sein. Dabei war es eher Zufall, dass die RAG überhaupt bereits so nahe heran war, denn Admiral Tarun hatte sie als Ehrengeleit für die Braut an Bord der PERCEPTION entsandt. Der Admiral und der Konteradmiral waren seit vielen Jahren mit einander befreundet und Tarun hatte ihr eine Freude machen wollen. Nun wurde aus dieser Freude möglicherweise die Rettung ihres Lebens.

Vor etwa fünfzehn Minuten hatte er zwei Schiffe der RAG im Winkel von 45 Grad Kurs in den Rot und Grün-Sektor nehmen lassen, mit dem Auftrag, knapp außerhalb der Scannerreichweite der Gorn-Schlachtschiffe über Funk zwei Sektorenflotten zu simulieren. Ihm selbst fehlte die Feuerkraft der beiden Schiffe nun, und sollte sich seine Entscheidung als ein Fehler herausstellen, dann würde ihn Tarun sicherlich zur Verantwortung ziehen. Auch sein andorianischer XO hatte ihn fragend angesehen, bei der Entscheidung. Der XO mit den fast typisch dunklen Augen übernahm oft so etwas wie den Posten des Vermittlers zwischen Captain und Mannschaft, da ihm Crixx oft die Kommunikation mit der Crew überließ.

Als Crixx einige Zeit später erneut zur Uhr blickte, schritt der Andorianer näher und erklärte: „Unsere beiden Schiffe werden in weniger als drei Minuten ihre Positionen erreicht haben und die vorbereiteten Funksprüche absetzen. Glauben Sie, dass die Gorn darauf wie erwünscht reagieren werden?“

Crixx lächelte dünn. „Man wird sehen, Commander.“ Dabei beließ er es. Nach einem Moment stellte der Captain fest, dass sein XO ihn fragend musterte. Im Allgemeinen ignorierte der Bolianer so etwas, doch heute machte er eine Ausnahme und fragte mit leicht hochgezogenen Augenbrauen: „Gibt es noch etwas, Commander?“

Der Andorianer nickte und sagte so leise, dass nur Crixx ihn verstehen konnte: „Manchmal wünschte ich, Sie würden sich weniger häufig in Schweigen hüllen, Sir.“

Crixx musterte ihn mit seinen blau-grünen Augen taxierend, bevor er antwortete: „Wissen Sie, Commander: Ich wurde in einer Gegend von auf Bolia geboren, die sich Bole nennt. Uns sagt man eine, selbst für Bolianer, besondere Schläue nach. Wenn das stimmt, dann gehöre ich automatisch zu einer Minderheit, und Minderheiten steht es gut zu Gesicht zu schweigen.“

Ein leicht verwirrter Zug lag auf dem Gesicht des Commanders. Dann meinte er etwas verstimmt: „Was große Schweiger betrifft, so war mir bislang nur Moltke bekannt.“

Crixx nickte zustimmend. „Sie verfügen über gute Kenntnis, was die irdische Geschichte betrifft. Aber dann sollten Sie aber auch Moltkes Motto kennen, Commander: Erst wägen, dann wagen.“

Der Andorianer nickte stumm. Er kannte Crixx´ Reputation und wusste, dass er als eine Kapazität auf dem Gebiet der Taktischen und Strategischen Planung galt. Auch er sah nun auf den Chronographen, wobei er den Eindruck gewann, die Sekundenanzeige würde zuweilen einnicken, so träge schien die Zeit dahin zu fließen.

Endlich meldete die Trill von der Taktik: „Ich fange die Sprüche der LOTUS und der ESSEX auf, Captain. Soll ich bestätigen?“

Crixx selbst war es, der antwortete: „Danke, Lieutenant Gelar. Bestätigen Sie beide Sprüche und halten Sie die Scanner im Auge.“

„Aye, Sir, ich bestätige die Sprüche.“

Crixx konnte nicht verhindern, dass ein flüchtiges Schmunzeln seine Lippen überflog. Diese Trill war in ihrer Art so Gegensätzlich zu ihm selbst, wie es überhaupt nur möglich zu sein schien. Dann konzentrierte er sich wieder. Der Köder war ausgelegt, nun blieb abzuwarten, ob die Gorn auch danach schnappen würden.

 
 

* * *

 

Christina Carey hielt es schon seit Minuten nicht mehr im Sessel des Captains. Hochaufgerichtet stand sie hinter Pilot und Navigator und gab ihre Befehle, wobei sich die Irin und Commander Lara Jinaree hervorragend ergänzten.

Mittlerweile galt die Hochachtung der Irin aber gleichfalls Captain Pasqualina Mancharella. Eben erst hatte sie die PERCEPTION mit ihrem Schiff gegen die beiden Gornschiffe abgedeckt, als die Schilde des Schiffes für einen Moment unter dem heftigen Beschuss der beiden Schlachtschiffe zusammengebrochen waren, während sie dabei gleichzeitig heftig das Feuer erwidert hatte. Nachdem die Schilde sich wieder regeneriert hatten, wechselte die Spanierin zurück auf eine günstige Angriffsposition um dem Gegner weiter zuzusetzen.

Ein Blick zum Chronographen belehrte Christina Carey dass seit dem ersten Feindkontakt noch keine zehn Minuten vergangen waren, obwohl sie selbst den Eindruck hatte, bereits seit Stunden gegen diese beiden Gornschiffe zu kämpfen.

„Die beiden Gorn-Schlachtschiffe versuchen die IVANHOE in die Zange zu nehmen, Konteradmiral“, meldete Lieutenant Gerome ruhig. Diesen Mann schien überhaupt nichts aus der Ruhe bringen zu können, eine Eigenschaft, welche die Irin sehr an ihm schätzte. Seine sprichwörtliche Ruhe breitete sich zum Teil auch auf die anderen Besatzungsmitglieder auf der Brücke aus.

Konteradmiral Carey wollte die IVANHOE schon zu einem radikalen Kurswechsel auffordern, als sie auf dem Hauptschirm beobachtete, dass der Angriffskreuzer scharf über Rot ausscherte. Sie nickte in Gedanken und meinte zu Thy´Var Talav: „Wir decken das Manöver der IVANHOE.

In demselben Moment, in dem der Andorianer bestätigte, meldete Lieutenant Urs Widmer von der OPS: „Konteradmiral, die Schiffe der Gorn drehen ab. Ich kann mir keinen Reim auf dieses Manöver machen. Möglicherweise eine hinterlistige Täuschung.“

Die Irin verfolgte auf dem Hauptschirm das Manöver der beiden Schlachtschiffe. Dann beschleunigten die beiden Schlachtschiffe und verschwanden in grellen Leuchterscheinungen, als sie die Lichtgeschwindigkeit überschritten.

„Fort san´s“, kommentierte Widmer in dem ihm eigenen Dialekt trocken.

Christina Carey warf ihm einen amüsierten Blick zu. Dann meinte sie betont streng: „Bericht, Mister Widmer.“

Der Schweizer räusperte sich und erklärte dann: „Die beiden Feindschiff sind auf hohe Warp-Geschwindigkeit gegangen und verlassen den Sektor. Die Interferenzen haben gleichfalls aufgehört. Moment, die ALDEBARAN ruft uns.“

„Auf den Schirm.“

Gleich darauf entstand das Abbild von Crixx auf dem Schirm, und der beleibte Bolianer sagte ruhig: „Ich freue mich, Sie bei bester Gesundheit vorzufinden, Konteradmiral. Wir befinden uns drei Minuten von Ihrer Position entfernt. Unsere Scanner haben ermittelt, dass die Gorn den Sektor verlassen, können Sie das bestätigen?“

Die Irin nickte knapp, wobei sie registrierte, dass Crixx mit keinem Wort und keiner Geste oder durch seine Mimik verriet, was er von ihrem Aufzug auf der Brücke hielt. Er gehörte offensichtlich zu der Sorte Wesen, die sich jederzeit gut unter Kontrolle hatten. Laut sagte sie: „Ich bestätige, Captain. Mit einem ausführlichen Bericht an mich haben Sie Zeit, bis ich aus den Flitterwochen zurück bin. Eine mündliche Zusammenfassung der Ereignisse geben sie bitte morgen Admiral Tarun. Ich komme Ihnen mit der IVANHOE entgegen. Schicken Sie der ICICLE drei ihrer Schiffe als Eskorte, vielleicht kommen diese Gorn nochmal zurück, Mister Crixx. Carey, Ende.“

Der Captain der ALDEBARAN bestätigte und die Verbindung wurde unterbrochen. Christina Carey wandte sich zu Widmer. Lieutenant, Meldung an die IVANHOE, dass wir Kurs auf die RAG halten. Danach melden Sie der ICICLE, dass die Gorn mit unbekanntem Ziel verschwunden sind und sie ein Geleit bekommen.

„Aye, Konteradmiral.“

Erst jetzt bemerkte die Irin, dass sie sich während des Gefechtes ihr Haar zerzaust hatte, und mit einem Blick zu Julia McKeown, die während des Gefechtes kaum auf der Brücke aufgefallen war, meinte sie: „Komm, wir müssen uns nochmal um meine Frisur kümmern.“ Während sie zum Turbolift schritt sagte sie zu Lara Jinaree: „Sie haben die Brücke, Commander.“

Hochzeit auf STRATEGICAL STARBASE 71

Tar´Kyren Dheran nahm die Nachricht, dass die Gorn sich zurückgezogen hatten mit Erleichterung auf. Während der gesamten Zeit war er wie ein gefangener Tiger auf der Brücke herumgeschlichen. Als er zum wiederholten Mal hinter Kell Perim stehen geblieben war, um ihr über die Schulter zu schauen, hatte selbst sie ein wenig die Geduld verloren und gemeint, dass die ICICLE auch dann nicht schneller fliegen würde, wenn er ihr dabei über die Schulter sah.

Als Dheran schon mit finsterer Miene etwas zur Antwort geben wollte, hatte er einen mahnenden Blick von Kira Nerys aufgefangen. Unverständlich brummend hatte er sich dann zu der Bajoranerin begeben. Natürlich hatte Perim Recht gehabt, und es hätte keinem etwas gebracht, wenn er sie mit seiner Unruhe ansteckt hätte.

Nachdem die Meldung von der PERCEPTION eingegangen war, hatte Dheran nochmal nachgehakt: „Crixx?“

Er hatte es in etwa demselben Tonfall gefragt, in dem die Leute Siegfried gefragt hatten, nachdem er wieder in Xanten war: Du hast WAS getötet?

Nachdem der Andorianer von Rania Singh-Badt die Bestätigung erhalten hatte, wandte er sich zu Kira und meinte, sichtlich amüsiert: „Wenn ich das Chris O´Donnell erzähle, dann lacht er tagelang.“

Kira Nerys zog verständnislos ihre Augenbrauen hoch.

Der Andorianer erklärte: „Du musst wissen: Captain Crixx ist ein taktisches und strategisches Planungs-Genie. Ein etwas älterer, etwas beleibter Bolianer – nicht gerade dafür berüchtigt übertrieben verschwenderisch mit seinen Bordwaffen um sich zu feuern.“

Kira nickte grinsend: „Also eher der diplomatische, eher verhandelnde Typ.“

„Du kannst mir folgen“, stellte der Andorianer schmunzelnd fest. „Nun, irgendwann, kurz nachdem Chris und ich Crixx kennengelernt hatten, erzählte ich Chris von einer Mission, und plötzlich, mittendrin an der haarsträubendsten Stelle, meinte er plötzlich: Und dann kam Captain Crixx. Seitdem ist dieser Satz ein stehender Spruch bei uns beiden, welchen wir gelegentlich benutzen, wenn wir von unseren überstandenen Einsätzen reden.“

Die Bajoranerin lachte unterdrückt. „Und nun hat er euch beide, die ihr dachtet, er wäre nicht so gut in der Lage, solche Situationen zu meistern wie ihr beiden Helden, eines Besseren belehrt. Köstlich...“

„Sehr köstlich“, grinste Dheran schief, der die Offenheit der Freundin gelegentlich verwünschte. „Aber in diesem Fall bin ich froh, dass es so ist.“

Kira nickte verstehend. „Ich würde sagen, dass auch Captain Mancharella ihre Sache offensichtlich ordentlich gemacht hat. Du solltest nicht vergessen, dich später bei ihr zu bedanken, Tar´Kyren.“

„Das werde ich nicht“, erwiderte der Andorianer, wobei er das kleinere der beiden Kästchen, das ein Paar Ohrringe, gefertigt aus Weißgold und zwei Tränen Kumaris, enthielt, deutlich in der Innentasche seiner Uniformjacke spürte. Das größere, in der zweiten Innentasche, enthielt ebenfalls zwei solcher Ohrringe und zusätzlich eine weißgoldene Kette mit einem Anhänger, der aus dem größten der Edelsteine gefertigt war. Diese Träne Kumaris war in Herzform geschliffen worden und von einem Anker eingefasst, in den die irischen Worte MO CHROÍ – mein Herz – eingraviert waren. Auf der Rückseite standen beide Worte nochmal in den andorianischen Worten: Y´NER FHALCRIS.

Tar´Kyren Dheran legte unbewusst seine Hand auf diese Stelle seiner Brust. Dann ließ er die Hand wieder sinken. Er übergab McMahan das Kommando und schritt mit Kira Nerys zu seinem Bereitschaftsraum. Als sie eingetreten waren meinte er ernst: „Es hört sich sicherlich verrückt an, Nerys, aber für einen Moment war mir vorhin durch den Kopf gegangen, dass Pasqualina es vielleicht gar nicht sonderlich eilig haben könnte, Christina zu Hilfe zu eilen. Ich schäme mich dafür, dass mir dieser Unsinn durch den Kopf ging.“

„Setz dich“, meinte Kira und deutete auf die breite Couch an der Wand.

In den Augen des Andorianers lag Widerspruch und er wollte schon aufbegehren, dass die immerhin sein Bereitschaftsraum war.

Doch die dunklen Augen der Bajoranerin funkelten entschlossen und nachdrücklich sagte sie noch einmal: „Setz dich hin, Tar´Kyren Dheran!“

Der Andorianer blickte leicht verwundert, bei ihrem Tonfall, kam jedoch der Aufforderung gleichzeitig nach.

Kira Nerys setzte sich ebenfalls, blickte ihn ernst an, und eine Mischung aus Melancholie und Zorn lag in ihrem Blick, als sie sagte: „Hör zu, Tar´Kyren. Wir beide kennen uns jetzt seit einigen Jahren, und es hat eine Weile gedauert, bis wir einander als Freunde bezeichnet haben, weil weder du noch ich leichtfertig mit diesem Begriff umgehen, noch vorschnell jemanden als Freund ansehen würden. Du hast mir einmal gesagt, dass du und Pasqualina, seit dem Ende eurer Beziehung, gute Freunde seid. Also, seid ihr es nun, oder seid ihr es nicht?“

Unwillen spiegelte sich in den blau-violetten Augen des Andorianers wieder und seine Antennen bogen sich leicht nach Innen, als er antwortete: „Wir sind Freunde, so wie ich es dir gesagt habe.“

„Dann, verdammt noch mal, zweifle nicht an Pasqualina!“, fuhr die Bajoranerin Dheran hitzig an. „Ich will dir mal etwas sagen: Viele Leute aus dem Widerstand, die ich zur Zeit der cardassianischen Besetzung Bajors, meine Freunde nannte lebten nicht lange genug, als dass ich sie länger als ein bis zwei Jahre Freund nennen konnte! Manche von ihnen gar weniger als einige Monate! Einer der wenigen Freunde, die mir aus dieser Zeit geblieben sind, ist Enari, und ich würde vor Scham im Boden versinken, wenn ich von ihr jemals das denken würde, was du da von Pasqualina dachtest! Wenn ihr Freunde seid, dann erweise dich ihrer Freundschaft als würdig, Tar´Kyren!“

Die Antennen des Andorianers, der Kira Nerys mit versteinerter Miene zugehört hatte, bogen sich langsam nach hinten, und nachdem er tief durchgeatmet hatte, erwiderte er beschämt: „Du hast Recht, Nerys. Das, was ich da dachte, würde Pasqualina niemals tun. Es war ein unsinniger Gedanke.“

„Schön, dass du es einsiehst“, meinte Kira, bereits wieder etwas versöhnlicher. Sie sah Dheran in die Augen und streckte ihre Hände aus, um seine Ohrläppchen zu ergreifen.

Der Andorianer wusste, was dies zu bedeuten hatte und für einen Moment war er versucht, ihren Händen auszuweichen. Doch dann ließ er es geschehen, und erwiderte nur fragend ihrem Blick.

Wie alle Bajoraner war auch Kira ein schwacher Berührungsempath, wobei sie weniger in der Lage war, die Art der Empfindungen zu spüren, als deren Intensität. Sie schloss halb ihre Augen. Als sie sie wieder öffnete, lag ein feines Lächeln auf ihrem Gesicht. „Zumindest bist du ein aufrichtiger Dummkopf.“ Ihr Lächeln wurde breiter, bei seinem Gesichtsausdruck und sie ließ sein Gesicht wieder los. „Und du besitzt ein starkes Pagh.“

„Was auch immer das bedeutet“, erwiderte Dheran ironisch und seine Haltung entspannte sich spürbar. Dann beugte er sich etwas vor und sagte ernst: „Danke, Nerys.“

Auch Kiras Haltung entspannte sich, als sie schmunzelnd meinte: „Verliebte Männer sollen gelegentlich nicht ganz zurechnungsfähig sein, habe ich mir sagen lassen – und dass du verliebt bist, dass steht außer Frage. Ich freue mich für dich und Christina.“

„Das weiß ich zu schätzen.“ Der Andorianer erhob sich und blickte auffordernd zu Kira Nerys. „Komm, wir wollen T´Rian und John nicht länger allein lassen.“

„Vielleicht genießen die beiden das ja“, konterte die Bajoranerin trocken, erhob sich dabei aber und folgte dem Freund zum Schott.

Als sie es erreichten blickte Dheran sie an und verstehend sagte sie: „Was wir hier eben gesagt haben, wird diesen Raum nicht verlassen.“

Dheran lächelte, wobei sich seine Antennen zufrieden spreizten. Dann öffnete er das Schott und beide verließen den Bereitschaftsraum.

 
 

* * *

 

Nachdem auch die beiden von Crixx ausgesandte Schiffe, ESSEX und LOTUS, wieder zum Verband gestoßen waren hatte Christina Carey die IVANHOE mit diesen beiden Einheiten voraus gesandt. Tar´Kyrens Schwester würde bereits ungeduldig auf sie warten, um ihr die Trauringe zu übergeben. Danach hatte sie dem Verband befohlen, die Geschwindigkeit auf Warp-8 zu vermindern. Es war immerhin Tradition, dass der Bräutigam zuerst vor den Altar trat, und dann erst die Braut zu ihm geführt wurde.

So kam es, dass die IVANHOE in der Hangarsektion-1 von STRATEGICAL STARBASE 71 andockte, als sich die ICICLE bereits im Anflug auf die Station befand, während die PERCEPTION, mit dem Rest der RAG noch unterwegs war und das Forlan-System erst in knapp zwanzig Minuten erreichen würde. Mit dem geplanten Beginn der Zeremonie würde es knapp werden, soviel stand bereits jetzt schon fest – doch man konnte es noch pünktlich schaffen.

Gleich hinter der Andockschleuse traf Pasqualina Mancharella auf Tia´Lynara Dheran, die auf sie zu kam. Die Andorianerin hielt eine kleine Schachtel in ihrer linken Hand, die sie der Spanierin entgegen hielt, als sie sagte: „Ich bin erleichtert, dass Sie unversehrt sind, Captain Mancharella. Ohne Ihr beherztes Eingreifen wäre dies möglicherweise ein dunkler Tag für uns alle geworden.“

Die Spanierin nickte und fragte, als sie nach der Schachtel griff: „Ich nehme an, das sind die Trauringe?“

„Ja“, bestätigte Dherans Schwester. Tar´Kyren bat mich, sie Ihnen zu übergeben.“

„Darf ich sie mir kurz anschauen?“

Die Andorianerin nickte lächelnd: „Natürlich.“

Die Spanierin öffnete vorsichtig die Box und betrachtete die beiden goldenen Ringe. Sie waren wunderschön, und trotz ihrer Liebe zu Christian Sinemus spürte sie in diesem Moment einen Stich in ihrem Herzen. Sie schluckte und schloss schnell wieder die kleine Schachtel, um sie in ihrer Hosentasche verschwinden zu lassen.

Gemeinsam schritten die beiden ungleichen Frauen durch die Gänge der Station zum nächsten Turbolift. Anfangs war Tia´Lynara diese Station mit ihrer sinnverwirrenden Anzahl von Gängen, Turbolifts und hunderten von Decks so vorgekommen, als würde sie sich darin niemals zurechtfinden können. Doch mittlerweile funktionierte es ganz gut. Als sie den Lift auf dem Deck verließen, auf dem das große Arboretum lag, in dem die Hochzeitszeremonie stattfinden würde, erreicht hatten, spürte die Andorianerin, dass irgendetwas in Pasqualina Mancharella vorging, dass sie abwesend erscheinen ließ. Als sie das Schott, vor dem sie bereits von Chris O´Donnell erwartet wurden, beinahe erreicht hatten, verhielt Tia´Lynara Dheran den Schritt und legte ihre Hand auf den Unterarm der Spanierin. „Haben Sie etwas Captain Mancharella?“

Mit feucht schimmernden Augen blickte Pasqualina Mancharella die Andorianerin an. Sie wollte etwas sagen, doch kein Wort kam über ihre leicht geöffneten Lippen. Stattdessen wandte sie sich wortlos ab und rannte, wie gehetzt, den Weg zurück, den sie eben erst gekommen waren.

Perplex blickte Tia´Lynara ihr hinterher und schaute ratlos zu ihrem Freund Chris und Julia McKeown. Dann sagte rief sie ihrem Freund zu: „Halte du hier die Stellung – entführe die Braut, wenn du musst, aber sorge dafür, dass man nicht ohne uns anfängt. Ich hole Captain Mancharella zurück!“

Bevor sie sich umwandte fragte der Australier: „Warum nehmen wir nicht einfach einen anderen Trauzeugen?“

„SIE hat die Ringe!“ Damit folgte Tia´Lynara der Spanierin, die bereits in einen der Turbolifts gestiegen war, und sich auf dem Weg in die Tiefen der Station befand. Die Andorianerin ahnte wohin sich Captain Mancharella wenden würde, und stieg in den nächsten Turbolift. Sie wählte die Ebene an, von der sie herauf gefahren waren, und erkundigte sich dann sicherheitshalber: „Computer, nenne mir den Aufenthaltsort von Captain Mancharella.“

„Captain Mancharella befindet sich auf dem Weg zum Hangar der U.S.S. IVANHOE“, klang die angenehm modulierte Computerstimme auf. Die Andorianerin nickte in Gedanken. Auf er Hangarebene, die zum Liegeplatz der IVANHOE führte, verließ sie den Lift und rannte durch die Gänge, ohne dabei auf die Blicke einiger Techniker zu achten, die ihr entgegenkamen, und ein verwundertes Gesicht machten.

An der Schleuse der IVANHOE lief sie beinahe Commander Enbara in die Arme, die sie fragend ansah. „Commander Dheran, ich dachte...“

„Ich eigentlich auch“, versetzte die Andorianerin schnell. „Ich muss dringend mit Captain Mancharella reden. Bitte an Bord kommen zu dürfen.“

„Erlaubnis erteilt, Miss Dheran. Kommen Sie, ich führe Sie zum Quartier des Captains.“

„Danke.“ Die Andorianerin folgte Anaya Enbara und als sie wenig später vor dem Schott zu Pasqualina Mancharellas Quartier anhielten, da sagte sie schnell: „Miss Enbara, ich würde gerne allein mit Ihrem Captain reden.“

„Ich werde hier auf Sie beide warten. Viel Glück.“

Tia´Lynara nickte lächelnd, aber mit einem zielstrebigen Ausdruck auf dem Gesicht. Sie betätigte den Türmelder dreimal, bevor sich das Schott schließlich öffnete, und die Andorianerin eintrat.

Pasqualina Mancharella, die mit dem Stimmenkommando das Schott entriegelt hatte, stand mit dem Rücken zu ihm und blickte zum Fenster hinaus auf den Innenhangar, ohne ihn wirklich zu sehen. Sie rechnete damit, dass es Anaya Enbara war, die eintrat. Erst als sie in der Scheibe das Spiegelbild der Andorianerin entdeckte, wischte sie sich schnell über die Wangen und wandte sich danach zu Dherans Schwester um. Ihre Augen waren gerötet, und Tia´Lynara vermutete, dass sie geweint hatte.

Auch wenn die Andorianerin dazu nicht in der Lage war, so kannte sie doch die Bedeutung des Weinens. Langsam kam sie näher und blieb dicht vor der Spanierin stehen. Mit 1,74 Metern Körpergröße nur unwesentlich kleiner als Captain Mancharella, blickte Tia´Lynara sie eindringlich an und fragte leise: „Was ist los, Captain?“ Natürlich wusste sie um Pasqualina Mancharellas, vor Jahren komplizierte, Beziehung zu ihrem Bruder. Doch sie waren schon seit zwei Jahren nicht mehr zusammen.

Verzweifelt blickte die Kommandantin der IVANHOE die Schwester Dherans an und antwortete mit erstickter Stimme: „Ich weiß es selbst nicht, Commander. Es ist verrückt, denn ich liebe meinen Freund wirklich aufrichtig. Aber als ich vorhin die Ringe ansah, da fühlte ich einen so bitteren Schmerz in mir aufsteigen, dass...“ Sie fand keine Worte, und wünschte sich, Dherans Schwester würde sie auch so verstehen. Dann brach es aus ihr hervor: „Ich kann das nicht...“ Tränen rannen über ihre Wangen und sie wandte sich beschämt ab.

Tia´Lynara blieb einen Moment lang verwirrt stehen und tausend Gedanken gingen ihr dabei durch den Kopf, bevor sie von hinten an Pasqualina heran trat, die Hände an ihre zuckenden Schultern legte, und sie nachdrücklich zu sich herumdrehte. Dann nahm sie die Spanierin einfach in die Arme, wobei sie beinahe wie eine Schwester über das schwarze Haar streichelte und beruhigend auf sie einsprach: „Ich ahne, was Sie empfinden, Captain. Ich kann Ihnen nur versichern, dass mein Bruder Ihnen sicherlich nicht wehtun wollte, mit seiner Entscheidung, Sie zu seinem Trauzeugen zu machen. Vielleicht hat er Ihnen das nicht gesagt, aber bei einer andorianischen Hochzeit sind überhaupt nur zwei der wichtigsten Personen bei der eigentlichen Trauung dabei, weil dies eine sehr persönliche Angelegenheit für uns Andorianer ist. Diese zwei Personen gehören zu jenen, die unseren Herzen am nächsten stehen. Wissen Sie, in Valand Kuehn sieht Tar´Kyren beinahe so etwas, wie einen Bruder, und dass er statt seiner nun Sie zu seinem Trauzeugen gewählt hat, ist ein Zeichen seines großen Vertrauens und seiner Freundschaft zu Ihnen. Er erweist Ihnen damit eine große Ehre, Captain.“

Für eine Weile blieb es still zwischen ihnen und nur ein leises Schluchzen war zu hören, welches schließlich verstummte. Dann sagte die Spanierin leise: „Ich bin mir darüber im Klaren, dass Sie Recht haben, Commander. Ich bin so blöd...“

„Nein“, entgegnete die Andorianerin ruhig. „Sie haben Tar´Kyren nur sehr nahe gestanden, und noch nicht völlig losgelassen.“

Langsam löste sich Pasqualina Mancharella aus dem Griff der Andorianerin und blickte fragend in deren dunkle Augen. „Glauben Sie wirklich?“

Tia´Lynara blickte überzeugt. „Ja, Captain. Ein Teil von Ihnen will ihn festhalten, aus Angst vielleicht, dass sich mit der Hochzeit auch seine freundschaftlichen Gefühle für Sie ändern könnten. Doch eins weiß ich mit Sicherheit: Das wird nie passieren. Für Tar´Kyren werden Sie immer ein wichtiger Teil seines Lebens bleiben, und gar nichts, was auch immer passieren mag, kann das ändern. Er wird sie stets in seinem Herzen tragen.“

Pasqualina lächelte schwach, mit Tränen in den Augen. „So, wie ich ihn.“

Tia´Lynara erwiderte das Lächeln. „Ja.“ Sie wartete einen kurzen Moment bevor sie fragte: „Denken Sie, Sie sind dazu in der Lage, in einem der glücklichsten Momente seines Lebens an seiner Seite zu stehen?“

Die Haltung der Spanierin straffte sich. Dann antwortete sie entschlossen: „Ja, das bin ich. Bitte warten Sie hier auf mich, ich möchte nur schnell ins Bad und mich wieder zurechtmachen.“ Damit verschwand sie schnell nach Nebenan.

Tia´Lynara Dheran blickte bereits ungeduldig zur Uhr, als die Spanierin schließlich wieder bei ihr erschien, strahlend wie der junge Morgen. „So gefallen Sie mir schon wesentlich besser, Captain“, sagte die Andorianerin erleichtert.

Als sie das Quartier verließen trafen sie Anaya Enbara auf dem Gang an, die immer noch auf sie wartete und erklärte: „Es wird wirklich höchste Zeit.“

 
 

* * *

 

Da Chris O´Donnell nicht allzu viel davon hielt die Stellvertretende Kommandeurin der 5.Taktischen Flotte zu entführen hatte er den Ersten Offizier der Station kontaktiert, erklärt dass es möglicherweise zu einer kleinen Verzögerung kommen würde, und mit dem Efrosianer eine Weile diskutiert, bis dieser sich endlich bereit erklärt hatte, der PERCEPTION unter fadenscheinigen Vorwänden das Andocken zu verweigern, bis der Australier ihm das Okay geben würde.

Einmal hatte sich der Efrosianer mittlerweile bereits gemeldet und zurück gefragt, wie lange die Verzögerung dauern würde. Gerade als er sich zum zweiten Mal bei O´Donnell erkundigte, sah der Australier endlich seine Freundin, zusammen mit Captain Mancharella und deren Ersten Offizier auftauchen. Schnell antwortete er: „Die PERCEPTION kann kommen, Commander. O´Donnell, Ende.“

Mit einem finsteren Knurren unterbrach der Efrosianer die Verbindung.

Chris O´Donnell grinste unterdrückt und blickte zu Tar´Kyren Dheran, der bereits seit einiger Zeit anwesend war. Natürlich hatte er wissen wollen, was los war, und der Australier hatte lediglich erklärt, dass Pasqualina Mancharella noch nicht erschienen war. Damit hatte er, zum größten Teil, die Wahrheit gesagt. Ein Blick zur Uhr belehrte ihn darüber, dass es bereits einige Minuten über der Zeit war. Kurz zuvor war Sorek bei ihm aufgetaucht, um die Lage zu erkunden, nur um, nach einer knappen Auskunft, gleich darauf wieder hinein zu gehen und dem Admiral Bescheid zu geben, dass sich die Zeremonie etwas verzögern würde. Er rief ihn nun leise über seinen Kommunikator und gab ihm Bescheid, dass es nun gleich losgehen konnte.

Wenig später hatten die drei Frauen sie erreicht. Während Anaya Enbara nach einer kurzen Begrüßung das Arboretum betrat, schritt Pasqualina, mit einem sanften Lächeln auf den Lippen zu Tar´Kyren Dheran, während sich O´Donnell zu seiner Freundin begab.

Der Andorianer und die Spanierin begrüßten sich mit einem Kuss auf die Wange, und nichts deutete mehr auf den vorherigen Gemütszustand der schwarzhaarigen Frau hin.

„Ich freue mich, dass du an meiner Seite stehen wirst“, sagte Tar´Kyren und griff unter seine halb geöffnete Uniformjacke. Mit einem kleinen, dunkelblauen Kästchen, das weiße Verzierungen aufwies, kam seine Hand wieder zum Vorschein. Während er es Pasqualina überreichte, meinte er: „Damit du, nach der Braut, am meisten auffällst.“

Pasqualina Mancharella blickte ihn fragend an, bevor sie das Kästchen öffnete. Als sie die beiden azurblau strahlenden Edelsteine an den weißgoldenen Ohrringen sah, wusste sie für einen Moment nicht, was sie sagen sollte. Bis zu einem halben Meter reichte ihr bläuliches Strahlen. Sie hatte bereits von Tar´Kyren von diesen Steinen erfahren, bisher jedoch nie welche mit eigenen Augen gesehen.

„Sind das etwa...“ Sie konnte nicht weitersprechen, so überwältigt war sie.

Tar´Kyren Dheran lächelte. „Ja, das sind zwei von Kumaris Tränen. Falls du gerade über ihren Wert nachdenken solltest: Sie sind bestenfalls halb so wertvoll, wie das was du heute für mich tust und ich möchte, dass du sie trägst, Pasqualina.“

„Sie sind wunderschön“, brachte die Spanierin endlich heraus, und sie rief sich dabei in Erinnerung, mit welchen Mengen in Gold gepresstem Latinum ein einziger dieser Steine aufgewogen wurde. Mit strahlender Miene legte sie die Ohrringe an, die sie in einer unbeschreiblichen Weise verzauberten.

Selbst O´Donnell entfuhr ein leises Wow für das er sich einen Rippenstoß und einen gespielt finsteren Blick seiner Freundin einhandelte.

Nachdem Pasqualina das Kästchen eingesteckt hatte, legte sie ihre beiden Hände auf Tar´Kyrens Schultern näherte sich mit ihrem Mund seinem rechten Ohr und flüsterte ihm etwas zu, das nur er verstehen konnte.

Die Augen des Andorianers funkelten vergnügt und ein gelöstes Lächeln erschien auf seinem Gesicht, während sich seine Antennen spreizten.

Unauffällig bat Tia´Lynara ihren Freund schon mal ins Arboretum, wobei der Australier ihr leise zu flüsterte: „Was hat sie deinem Bruder wohl gesagt?“

„Sei nicht so neugierig und geh hinein“, beschied ihm seine Freundin lächelnd. Als er eingetreten war, gab ihr Bruder ihr ein ähnliches Kästchen, wie es auch Pasqualina bekommen hatte, und er sagte: „Das ist für Christina. Sie soll es bitte anlegen, bevor sie eintritt.“

Tia´Lynara grinste: „Du bist heute über Gebühr großzügig.“

O´Donnell schritt zu diesem Zeitpunkt in Richtung der geschwungenen Japanischen Brücke, auf derem höchsten Punkt Admiral Tarun stand und bereits leicht ungeduldig wirkte. Dessen Blick wurde etwas wohlwollender, als er endlich auch Tar´Kyren Dheran und Pasqualina Mancharella, Seite an Seite, gemessenen Schrittes näherkommen sah.

Während Dheran mit seiner ehemaligen XO in Richtung der Brücke schritt, wobei zu beiden Seiten des breiten Weges bequeme Stühle für die Gäste aufgestellt worden waren, auf denen bereits der größte Teil Platz gefunden hatte, dachte er daran, dass einige Gäste erst mit der PERCEPTION an Bord kommen würden. Unter ihnen auch zwei, über deren Identität ihm Christina nichts hatte verraten wollen. Sie hatte ihm lediglich verraten, dass er beide schon seit einiger Zeit nicht mehr gesehen habe. Nun, das traf auf eine Menge Bekannter zu, und eine brennende Neugier breitete sich in ihm aus. Umdrehen war jedoch keine Alternative.

Pasqualina Mancharella musste in dieser Hinsicht keinerlei Rücksicht nehmen, und sie machte davon Gebrauch, als sie vor Admiral Tarun standen, und sich dessen Blick plötzlich starr auf das Eingangsschott richtete.

Die Irin trug, so wie sie selbst, Ohrringe mit Kumaris Tränen. Dazu eine Kette mit weißgoldenem Anhänger und einem weiteren der kostbaren blauen Edelsteine. Der Schmuck verwandelte Cristina Carey in einer geradezu unwirklichen Weise. Als sie der mühsamen Beherrschung Dherans gewahr wurde, beugte sie sich leicht zu ihm und flüsterte ihm zu: „Deine Braut sieht fantastisch aus, Tar´Kyren.“ Sinnend blickte die Spanierin ihren Ex-Freund von der Seite an, und sie spürte in diesem Moment echte Freude darüber, dass er sie um die Übernahme dieser Aufgabe gebeten hatte. Im nächsten Moment suchte sie den Blick ihres Freundes, und strahlte ihn glücklich an, als sich ihre Blicke trafen. Glücklich deswegen, weil sie genau in diesem Moment endgültig losließ und in einem Moment völliger Klarheit erkannte, dass sie Christian wirklich aufrichtig liebte.

Ihre Worte machten den Andorianer hingegen eher noch ungeduldiger, und es schien eine halbe Ewigkeit zu vergehen, bis Christina endlich, an der Seite ihres Vaters, neben ihm erschien. Ein kurzer Seitenblick überzeugte ihn davon, dass Pasqualina nicht übertrieben hatte. Vom Oberkörper bis zur Hüfte schmiegte sich das schulterfreie Kleid um ihren straffen und gleichzeitig fraulichen Körper, bevor es nach unten weit auseinander fiel. Dabei wirkte die rigelianische Spinnenseide beinahe wie erstarrtes, schneeweißes Wasser, welches bei jeder Bewegung der Irin in den flüssigen Aggregatzustand überzugehen schien. Ihre langen, schwarzen Haare und Kumaris Tränen an Ohren und über dem Dekolleté kontrastierten dabei in einer geradezu atemberaubenden Weise, und Dheran war, als würde er Christina heute zum ersten Mal wirklich sehen. Das bezauberndste an ihr war jedoch das gelöste, glückliche Lächeln auf ihrem makellosen Gesicht, und Dheran spürte, dass er sich augenblicklich in Christina verliebt hätte, wäre er es nicht längst gewesen. Stolz glomm in seinen Augen auf. Stolz sie für sich gewonnen zu haben, und stolz, weil sie so unbeschreiblich hübsch aussah. Was ihm dabei ganz entging, war das, was sie immer noch an der ihm abgewandten Seite des Kleides trug.

Ihre Blicke kreuzten sich für einen kurzen Augenblick, der für den Andorianer ausreichte um zu erkennen, dass es Christina ganz ähnlich zu gehen schien, wie ihm.

Admiral Tarun, der eine recht feierliche Miene aufgesetzt hatte, die so manchen Anwesenden, der dem Trill so etwas kaum zugetraut hätte in Erstaunen versetzte, räusperte sich leise und beide richteten nun ihre Aufmerksamkeit auf den Trill.

Wie auf ein geheimes Kommando kehrte Ruhe in dem riesigen Arboretum ein und der Admiral ergriff mit tragender Stimme das Wort:

„Liebes Brautpaar – liebe Gäste.

Heute ist nicht nur für das glückliche Paar vor mir, sondern auch für mich ein ganz besonderer Tag. Denn mit Konteradmiral Christina Carey verbindet mich seit Beginn des Dominion-Krieges eine gute Freundschaft, auch wenn diese Freundschaft gelegentlich von beruflichen Differenzen überschattet war. Wir waren sehr viel öfter einer, als dass wir geteilter Meinung waren, aber selbst dann konnte dies unserer Freundschaft nie etwas anhaben.

Acht Jahre später lernte ich Commodore Tar´Kyren Dheran kennen, und ein wenig erinnerte er mich daran, wie ich in seinem Alter war. Ich bewunderte ihn dafür, dass er zu diesem Zeitpunkt bereits ein so erstaunliches Charisma besaß, und seine manchmal gleiche, gelegentlich doch auch so andere Art faszinierte mich. Schon nach kurzer Zeit bildete sich zwischen uns eine besondere Bande, die über das Verhältnis zwischen Vorgesetztem und Untergebenen weit hinaus ging. Es bildete sich mit den Jahren eine Freundschaft, auf die ich sehr stolz bin, da sie schwer errungen wurde.“

Der Trill machte eine kleine Pause und wandte sich dem Brautpaar zu. „Weil ich Sie beide als meine Freunde betrachte, möchte ich Sie beide heute nicht als Konteradmiral und Commodore ansprechen, sondern als Christina und Tar´Kyren.“

Dann wandte sich der Admiral wieder an die versammelten Gäste: „Lassen Sie mich etwas über das glückliche Brautpaar sagen. Ich werde versuchen, mich kurz zu fassen.

Es geschah fast auf den Tag genau vor 26 Jahren: Lieutenant Christina Carey kam in das Quartier von Kadett Tar´Kyren Dheran, und ihre Art sich zu bewegen, verglich er wohl mit einem Schwingen oder Schweben.

Sie haben sich vor so langer Zeit auf dem Weg nach Andoria, auf dem Personentransporter ESTRELLA VESPERTINA getroffen. Ich weiß nicht, was er ihr, als sie Rücken an Rücken die Nacht verbrachten, heimlich ins Ohr geflüstert hat. Ich vermute aber, er sagte etwas Ähnliches wie: Mein zweiter Name ist Borg! Deaktivieren Sie Ihre Schutzschilde! Widerstand ist zwecklos! Und schon war die junge Wissenschaftlerin assimiliert.

Wenig später trennten sich ihre Wege und es geschah lange Zeit nicht viel. Dann, vor mehr als fünf Jahren, führten ihre Wege wieder zu einander. Und nun endlich - nach beinahe endlos langen 26 Jahren - haben sie auf Warp 9 beschleunigt und sich nun doch entschieden zu heiraten. Nun also geht es endlich los: Die Ehe - unendliche Weiten.

Wir schreiben das Jahr 2386. Dies sind die Abenteuer von Commodore Tar´Kyren Dheran und Konteradmiral Christina Carey, die als zwei Personen starke Besatzung unterwegs sind, um neue Welten zu erforschen und neues Leben zu gründen. Sie dringen dabei in Galaxien vor, die sie noch nie zuvor gesehen haben.“

Unterdrücktes Gelächter brandete auf, während Tarun sich nun an das Brautpaar wendend, zum Ende seiner vorbereiteten Rede kam und beinahe väterlich sagte: „Mit Ihnen beiden, Christina und Tar´Kyren, kann es nur etwas ganz besonderes werden, denn bei Ihnen treffen Geschick und Initiative wie beim legendären Commander Thy´Lek Shran, und Wohlgestalt und Liebreiz nach dem Vorbild einer klassischen Göttin zusammen. Daher sind wir besonders gespannt auf Ihre Kinder. Ich, und alle Anwesenden, wünschen Ihnen beiden alles Glück dieser Galaxie - vom Alpha-Quadranten bis zum Delta-Quadranten.

Und so frage ich nun Sie, Tar´Kyren Dheran: Wollen Sie die hier anwesende, Christina Carey ehelichen – sie lieben, ehren und ihr treu sein, in guten, wie auch in schlechten Zeiten, dann antworten Sie mit: Ja – ich will.“

Laut und vernehmlich antwortete der Andorianer, wobei ihm bewusst wurde, dass der Admiral hier dieselben Worte benutzte wie er selbst auf der ICICLE: „Ja – ich will.“

Der Admiral nickte zufrieden lächelnd und wandte sich dann der Irin zu: „Und wollen Sie, Christina Carey, den hier anwesenden Tar´Kyren Dheran ehelichen – ihn lieben, ehren und ihm Treu sein, in guten, wie auch in schlechten Zeiten, so antworten Sie gleichfalls mit: Ja – ich will.“

„Ja – ich will“, antwortete die schwarzhaarige Frau, die mit ihren High-Heels unter dem Kleid kaum weniger hochgewachsen schien, als der Andorianer.

Tarun nickte erneut. „Da Sie beide, vor ihren Trauzeugen und den hier versammelten Gästen das gegenseitige Eheversprechen abgelegt haben, erkläre ich Sie beide, Kraft der mir von Sternenflottenkommando verliehenen Rechte, zu Mann und Frau.“

Beide Brautleute schienen gleichermaßen angespannt, und Torias Tarun machte sich den Spaß daraus, sie einen unmerklichen Augenblick lang schmoren zu lassen, bevor er schließlich erneut anhob zu sagen: „Sie dürfen...“

Schnell zog der Andorianer seine Frau zu sich heran, und im nächsten Moment küsste er sie – versunken und sehr leidenschaftlich.

„...die Braut jetzt küssen“, beendete der Admiral ungerührt den Satz. Er versuchte ernst zu bleiben, doch es war ihm unmöglich in dieser Situation ein breites Grinsen zu verhindern. Er verstand den Andorianer – immerhin hatte er über ein Vierteljahrhundert auf diesen Moment warten müssen.

Christina Carey, die im ersten Augenblick kaum wusste, wie ihr geschah, vergaß für den Moment wo sie war und erwiderte den Kuss ihres Mannes mit derselben Leidenschaft, und vereinzelt klangen anerkennende Pfiffe von Seiten der Gäste auf – das Zeichen für beide Brautleute, sich widerstrebend von einander zu lösen. Glücklich sahen sie einander an und nur allmählich kehrten sie in die Realität zurück.

Der Admiral kam nun endlich dazu, dem Paar zu gratulieren, wobei er zu seiner Stellvertreterin meinte: „Das mit dem Kommunikator und dem Rangabzeichen am Kleid, werden Sie mir im Laufe der anschließenden Feier erklären müssen, Christina.“

Erst nachdem der Admiral auch ihm gratuliert hatte fiel der Blick des Andorianers auf die linke Seite von Christinas Kleid. „Das würde mich auch interessieren.“

Der Trill legte seine Hände auf ihre Schultern und erklärte: Es gibt noch einen etwas ungewöhnlichen Punkt dieser Zeremonie, bevor wir zum gemütlichen Teil kommen können, erklärte er dabei. Tar´Kyren Dheran fiel dabei auf, dass nur er selbst davon überrascht wurde. Bevor er eine entsprechende Frage stellen konnte, fuhr Tarun fort: „Christina hat mich vor einigen Tagen darauf angesprochen, Tar´Kyren. Es gibt da nämlich zwei besondere Gäste, die sie eingeladen hat, und sie möchte, dass diese beiden Gäste nun zuerst ihre Glückwünsche an Sie beide richten dürfen.“

Tar´Kyren Dheran blickte von Tarun zu seiner Frau und nickte dann.

Der Admiral gab in Richtung der zweiten Stuhlreihen ein Zeichen, und zwei Personen erhoben sich von den beiden äußeren Plätzen. Gemeinsam schritten sie auf die Brücke zu, und Tar´Kyren Dheran wollte seinen Augen nicht trauen. In der linken Figur erkannte er den früheren Captain der ESTRELLA VESPERTINA. Als er seinen Blick auf den schwarz gekleideten Andorianer neben ihm richtete, musste er sich beherrschen, um nicht von der stark nach oben gebogenen Brücke hinunter auf den Weg zu stürmen. Der kräftige Andorianer trug die Uniform der Andorianischen Kommandotruppen – im Gegensatz zu ihrem letzten Zusammentreffen in tadellosem Zustand und mit den Insignien eines Obersten. Endlich murmelte er dessen Namen: „Hat´Meran Teron...“

 
 

* * *

 

Für einen langen Moment musterten sich die beiden Andorianer wortlos, bevor es schließlich Hat´Meran war, der zuerst das Wort ergriff: „Ich bin heute hier um dir zu sagen, dass ich ein Narr gewesen bin, Tar´Kyren.“ Seine Worte unterstreichend legten sich seine Antennen nach hinten. „Und ich möchte dich für mein Verhalten, seit du zur Sternenflotte gegangen bist, um Verzeihung bitten.“

Tar´Kyren Dherans Gedanken jagten sich, während er den Freund aus Schulzeiten stumm ansah. Vor seinem Inneren Auge sah er, den Zorn in den Augen des Freundes, als er ihm eröffnete, nicht gemeinsam mit ihm zu den Andorianischen Kommandotruppen zu gehen, sondern zur Sternenflotte. Er sah auch den andorianischen Gefangenen im Gamma-Quadranten, vor fünf Jahren. Als sie einander zuletzt sahen. Widerwillig hatte sein Freund ihm bei einer Befreiungsaktion geholfen. Nach ihrer mehr als glücklichen und riskanten Rückkehr in den Alpha-Quadranten war Hat´Meran nach Andoria zurückgekehrt. Seitdem hatte er nichts mehr von ihm gehört. Zuletzt sah er wieder, wie sie zu Schulzeiten unbeschwert in den Eiskanälen von Andoria unterwegs gewesen waren, lachend und bedingungslos für einander einstehend – beste Freunde.

Schließlich, als Hat´Meran schon nicht mehr damit rechnete, streckte Dheran beide Arme nach vorne.

Hat´Merans Antennen zuckten förmlich nach oben und schnell ergriff er die Unterarme Dherans, wobei er spürte, dass auch dieser seine umfasste. Ergriffen sagte er: „Wir waren die besten Freunde, Tar´Kyren. Lass uns zukünftig wenigstens wieder gute Freunde sein.“

Ernst antwortete Tar´Kyren Dheran: „Ja, wir waren die besten Freunde. Nach dem Bruch und nach meinem Weggang von Andoria traf ich einen Mann von der Erde, der mir der beste Freund geworden ist, den man überhaupt finden kann. Du wirst sicherlich nie ein besserer Freund für mich werden können, als er, aber doch hoffe ich, dass du mir zukünftig ein genauso guter Freund werden wirst, Hat´Meran. Ich freue mich, dich zu sehen.“

Hat´Merans Lächeln wirkte noch etwas gezwungen, doch in seinem Blick lag aufrichtige Freude und Dheran fühlte in all dem Gefühlschaos dass sein Gegenüber das, was er zuvor gesagt hatte, wirklich genauso meinte. Entschlossen erklärte er dann: „Wir reden später noch ausführlich, mein Freund.“

Als Hat´Meran zur Seite trat, begrüßte Dheran auch Captain a. D. Valosan erfreut, und sie wechselten einige Worte, bezüglich der damaligen Entscheidung des Captains, Christina auf dem überfüllten Raumschiff bei ihm einzuquartieren. Danach ergriff der Andorianer die Hände seiner frisch Angetrauten und lächelte sie glücklich, mit steil nach oben ragenden Antennen an. „Ich liebe Dich, Christina, mehr denn jemals zuvor, und ich danke dir über alle Maßen für diese gelungene Überraschung.“

Die Irin strahlte ihn an. Dann nahmen sie Aufstellung, um auch die Glückwünsche der Trauzeugen und aller anderen Gäste in Empfang zu nehmen.

 
 

* * *

 

Das Brautpaar atmete erleichtert auf, nachdem sie auch die letzten Glückwünsche in Empfang genommen hatten, und der Großteil der Gäste sich nun am Buffet, auf der anderen Seite der Brücke, befanden. Nur die engsten Freunde und Familienangehörigen standen nun bei ihnen. Zunächst hatte sich Hat´Meran abwenden wollen, doch Tar´Kyren hatte ihn zurückgehalten, worüber sich Christina, die schon vor Wochen, ohne Tar´Kyrens Wissen, Kontakt mit ihm gesucht hatte, besonders freute, weil sie spürte, wie glücklich ihr Mann über das Wiedersehen war, auch wenn er dies vielleicht weniger stark zeigte, als er es hätte tun sollen. Während sie nun dem Andorianer einige Anekdoten aus der Schulzeit ihres Gatten abnötigte, standen Tar´Kyren Dheran, Elisabeth Dane, John McTiernan und T´Rian beisammen und tauschten sich über Ereignisse aus, die sich nach ihrer Kadettenzeit zugetragen hatten.

Währenddessen nutzte Admiral Torias Tarun die Gelegenheit Dherans Eltern kennenzulernen. Als er begann, mit Den´Lyran Dheran einige Geschichten aus der Zeit des Dominion-Kriegs auszutauschen, blickte Vilarai Dheran ihren Mann finster an, und auch die Freundin des Admirals wirkte alles andere als begeistert.

„Den Damen, welche unseren Herzen am nächsten stehen, scheint unser momentanes Thema nicht zu behagen“, erklärte Dheran Senior diplomatisch und sein ironisches Grinsen sprach Bände. Der Admiral nickte verstehend. Mit Männern wie Den´Lyran Dheran verstand er sich zumeist augenblicklich. Zwar bedauerte er, sich nicht weiter mit dem ehemaligen General der Andorianischen Kommandotruppen weiter über dieses Thema auszulassen, aber seine Frau hatte Recht. Heute war nicht der richtige Tag für blutige Geschichten. Vielleicht würde er das nachholen können, falls der efrosianische Commander dieser Station einmal heirateten sollte, und ihn einlud.

Christina und Hat´Meran hatten sich zu Tar´Kyren und seinen Kameraden gesellt. Gemeinsam schritten sie zu Tarun, bei dem sich mittlerweile auch die restliche Familie Carey, Tar´Kyrens Schwester und Chris O´Donnell eingefunden hatten. Zusammen machten auch sie sich nun auf den Weg über die Brücke.

Auf der anderen Seite gab es außer dem riesigen Buffet und eine Vielzahl großer Tische, die sich um eine weitläufige, improvisierte Tanzfläche gruppierten. Der Chefgärtner würde morgen vermutlich einen Tobsuchtsanfall bekommen, wenn er alles wieder in den Ursprungszustand bringen durfte.

Es war an den beiden Brautleuten nun zu erfahren, dass sich nur die Gäste auf Hochzeiten amüsierten und für das Brautpaar hauptsächlich aus einer Sache bestand:

Dauerstress.

Bis zum späten Abend waren sie unterwegs unterhielten sich mit den verschiedenen Gästen, tanzten ein wenig und gaben sich Mühe, möglichst für alle Gäste da zu sein. So war es wenig verwunderlich, dass sowohl Tar´Kyren, als auch Christina einigermaßen geschafft waren, als es auf Mitternacht zuging. Doch an ein Ende der Feier war gar nicht zu denken, solange sich alle Anderen so hervorragend amüsierten. Also hielten beide tapfer durch.

Auch Admiral Tarun war während der Feier rührig – er sprach mit vielen seiner Captains, die anwesend waren und er knüpfte gleichfalls viele neue Kontakte. Als er Commodore Tar´Kyren Dheran zwischenzeitlich etwas abseits am Buffet entdeckte, nutzte er die Gelegenheit und begab sich, mit einem Glas Andorianischem Ale in seiner Linken, zu ihm. Dabei bekam er gerade noch mit, wie er sich von dem bolianischen Captain Crixx verabschiedete.

Auch der Andorianer hatte sich von einer der zahlreichen Ordonanzen ein Glas geben lassen, allerdings enthielt es eine klare Flüssigkeit, die bei bestimmtem Lichteinfall – mal bläulich, mal leicht violett - schimmerte. Erreicht wurde diese Eigenschaft durch die Zugabe mehrerer Essenzen, die sich nicht einhundertprozentig replizieren ließen, was dieses Getränk sündhaft teuer machte.

Als Tarun den Andorianer erreicht hatte, sprach er ihn an: „Sie sehen etwas geschafft aus, Tar´Kyren. Darf ich fragen, was Sie da trinken?“

Tar´Kyren Dheran grinste verschmitzt und erklärte: „Das ist Andorianischer Eisbrandy, Sir. Aber bevor Sie davon kosten, sollte ich Sie warnen. Dieses Getränk unterscheidet sich in Schärfe und Wirkung von Andorianischem Ale, wie ein irdischer Bernhardiner von einem klingonischen Targ.“

„Autsch“, machte Tarun amüsiert. „Dann werde ich es, zumindest für heute, besser beim Ale belassen.“ Seine Stimmlage veränderte sich plötzlich, und ernst sagte er: „Es gibt einen Punkt, den ich bei der Hochzeitsrede nicht erwähnt habe, über den ich aber dennoch mit Ihnen sprechen möchte, Tar´Kyren.“

Dheran spürte den plötzlichen Stimmungswechsel des Admirals und mit nach vorn gerichteten Antennen fragte er leicht verwundert. „Sir?“

Tarun blickte dem Andorianer einen Moment lang direkt in die Augen und fragte dann: „Lieben Sie Christina?“

Der Andorianer glaubte an einen Scherz und lächelnd antwortete er: „Ich habe sie vor wenigen Stunden erst geheiratet.“ Er wollte einen Schluck von seinem Drink nehmen, doch Admiral Tarun hielt ihn mit seiner Rechten, die das Handgelenk des Andorianers umfasste, davon ab, was dem Andorianer ein unwilliges Stirnrunzeln entlockte.

„Das war nicht meine Frage“, erklärte der Admiral mit eindringlicher Miene.

Dem Andorianer wurde erst in diesem Moment klar, wie ernst es dem Admiral mit seiner Frage war, und offen erklärte er: „Ich liebe Christina so sehr, dass es fast weh tut, Sir. Das war bereits von Beginn an so, und es wird immer so sein, dessen bin ich ganz sicher.“

Dherans Antwort stellte den Admiral sichtlich zufrieden. Der leicht drohende Ausdruck verschwand aus seinem Blick.

Dennoch blieb seine Miene ernst, als er eindringlich mahnend erwiderte: „Falls Sie Christina unglücklich machen, dann haben wir Krieg, Tar´Kyren.“ Er näherte sich dem Andorianer etwas und seine Stimme senkte sich etwas ab, als er hinzufügte: „Das sage ich nicht als Admiral, oder als Vorgesetzter, sondern als Christinas Freund: Wenn du ihr weh tust, dann tue ich dir weh.“

Sie maßen einander mit Blicken, bis Christina plötzlich neben ihnen auftauchte. Sie hatte beide beobachtet und die beinahe lauernden Blicke beider Männer bemerkt. „Warum denn so ernst? Gibt es Probleme?“

Beide wandten sich ihr zu, lächelten und antworteten wie aus einem Mund: „Nein.“

Prüfend blickte die Irin in die beiden Unschuldsmienen und meinte zweifelnd: „Ich finde, Ihr zwei seht aus wie Katzen, die eben ein Küken gefressen haben.“

Der Andorianer trank seinen Drink, stellte das leere Glas auf dem Buffet ab und ergriff die Hand seiner Frau: „Ich mag keine Küken. Komm, lass uns tanzen.“

Mit einem letzten Blick zu Tarun, dessen Miene nun entspannt und zufrieden wirkte, schritt sie mit Tar´Kyren in Richtung der Tanzfläche. Als Tar´Kyren seine Arme um sie legte, und glücklich anlächelte, da schwanden die Gedanken, die ihr eben noch durch den Kopf gegangen waren, und sie erwiderte sein Lächeln. Ihre Arme um seinen Nacken legend strahlte sie ihn an und sagte leise: „Ich liebe Dich, Tar´Kyren...“

 
 

* * *

 

Ein Stück weiter tanzten Pasqualina Mancharella und Christian Sinemus eng umschlungen mit einander. Während der gesamten Feier, hatte sie, bedingt durch das Geschenk Dherans, immer wieder die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf sich gezogen, und auch Christian Sinemus bewunderte immer wieder das Glühen der Ohrringe. Auch der Gemütszustand der Spanierin war dem Wiener nicht entgangen und schließlich meinte er: „Du wirkst glücklich, mein Engel.“

Pasqualina strahlte ihn förmlich an und erwiderte: „Ich bin es auch, mi corazon. Ich fühle mich richtig wohl, weil du mich in deinen Armen hältst, das ist doch der beste Grund um glücklich zu sein, findest du nicht?“

Christian nickte sichtlich zufrieden. „Doch, das ist ein sehr guter Grund. Er küsste sie schnell auf die Lippen und raunte ihr dann zu: „Ich bin ein glücklicher Mann, weil wir zusammen sind, Engelchen. Ich finde, du bist neben der Braut mit Abstand die hübscheste Frau auf dieser Veranstaltung. Die Ohrringe verzaubern dich auf eine fast unglaubliche Weise. Ich fürchte nur, mit solchen Gaben kann ich nicht mithalten.“

„Das ist nicht nötig, Christian.“ Die Spanierin blickte ihren Freund plötzlich eindringlich an. Ihr Atem beschleunigte sich etwas, als sie hinzufügte: „Es würde schon genügen, wenn du mir eine einzige Frage stellen würdest.“

Ein wenig erstaunt blickte der Österreicher seine Freundin an. Bisher hatten sie beide nie über weitergehende Schritte in ihrer Beziehung gesprochen, wobei Sinemus stets den Eindruck gehabt hatte, dass dies in Pasqualinas Sinne war. Einen endlos scheinenden Moment lang blickte er in die dunklen Augen seiner Freundin, bevor er leise, noch immer etwas ungläubig, fragte: „Würdest du wirklich meine Frau werden wollen, Pasqualina?“

Die Spanierin umarmte ihren Freund enger und als ihr Gesicht seinem ganz nahe war antwortete sie: „Ja, das würde ich sehr gerne, Christian. Ich war mir dessen nie so sicher, wie in diesem Moment.“

„Dann ist dies unser Verlobungskuss, mein Engel.“ Er küsste Pasqualina, überglücklich und alles um sich herum vergessend – bis auf dieses Versprechen...

Partyspiele

Als am frühen Morgen die meisten Gäste bereits gegangen waren – auch der Admiral hatte sich, zusammen mit seiner Freundin, bereits verabschiedet – da schritt Tar´Kyren Dheran an der Seite von Hat´Meran Teron durch einen etwas abgelegen Teil des Arboretums.

Zuvor hatten sie nur wenig Gelegenheit gefunden ungestört mit einander zu reden, und jetzt, da sie unter sich waren, schwiegen sie eine geraume Weile, bevor Hat´Meran endlich sagte: „Du hast dich sehr verändert, Tar´Kyren.“ Als er den fragenden Blick seines Gegenübers erkannte, fügte er erklärend hinzu: „Das meine ich in positivem Sinne. Einerseits besitzt du noch immer dieselbe Zielstrebigkeit und Energie, wie zu Schulzeiten, doch du bist andererseits auch auf eine Weise gereift, die ich so nie für möglich gehalten hätte, und die ich sehr an dir bewundere.“

„Danke, Hat´Meran. Die Jahre bei der Sternenflotte, und in der 5.Taktischen Flotte waren, rückblickend betrachtet, eine permanente Herausforderung. Ich habe während all dieser Jahre Freunde gefunden und Freunde verloren. Heute bin ich glücklich, einen verloren geglaubten Freund zurück bekommen zu haben. Das verdanke ich meiner Frau.“

Hat´Meran blickte den Freund verstehend an und erklärte: „Ich kann nachvollziehen, warum du dich in sie verliebt hast – für eine Menschenfrau ist sie außergewöhnlich.“

Dheran grinste entsagungsvoll: „Du machst immer noch diese Unterschiede – das ist etwas, dass ich in den letzten dreißig Jahren völlig abgelegt habe, und das ist es auch, woraus ich meine Kraft und Stärke beziehe, Hat´Meran.“

Der Andorianer in der Uniform der Andorianischen Kommandotruppen schwieg eine Weile, bevor er seinem Freund eröffnete: „Ich hatte bislang keine Gelegenheit es dir zu sagen, aber ich habe beim Oberkommando der Kommandotruppen meine Versetzung beantragt.“

„Eine Versetzung? Wohin?“

Ein amüsiertes Lächeln erschien auf dem Gesicht des Andorianers. „Zur Erde, als Militärattaché und Verbindungsoffizier zum Sternenflottenkommando. Nachdem ich vor einigen Wochen zum ersten Mal mit deiner Frau gesprochen habe, bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass ich meinen Erfahrungsschatz mit anderen Spezies erweitern sollte. Und wo würde dies besser gehen, als im Hauptquartier der Sternenflotte.“

Tar´Kyren Dheran war stehen geblieben und ergriff nun impulsiv die Unterarme seines Freundes. „Ich war noch niemals so stolz auf dich, wie in diesem Moment, Hat´Meran. Du hast ganz bestimmt eine gute Entscheidung getroffen, und du bleibst dennoch ein Offizier der Andorianischen Kommandotruppen.“

Hat´Meran ergriff seinerseits Dherans Unterarme. „Ja, und jetzt, da ich bereits einige Offiziere der Sternenflotte kennengelernt habe, bin ich froh, so entschieden zu haben. Ich hoffe auch, dass wir uns zukünftig öfter sehen werden, Tar´Kyren.“

„Ja, ich auch.“

Sie schritten langsam weiter, wobei sie einige Erfahrungen der letzten Jahre austauschten. Als sie endlich wieder im Partybereich angelangten, da bekamen sie gerade noch mit, wie sich die letzten Gäste verabschiedeten. Auch Hat´Meran zog sich zurück, nachdem er nochmals beiden Brautleuten Glück gewünscht hatte.

„Endlich“, ächzte Christina. Dann grinste sie verschmitzt und zog ihren Mann an der Hand mit sich zum Ausgang des Arboretums. „Komm, die restliche Nacht ist kurz und ich gedenke nicht sie zu vergeuden.“

Zusammen fuhren sie zu ihrem neuen, gemeinsamen Quartier hinunter, dass sie künftig gemeinsam bewohnen würden wenn sie auf STRATEGICAL STARBASE 71 weilten. Christina hatte es bereits vor einiger Zeit eingerichtet, während Tar´Kyren Dheran es heute zum allerersten Mal zu sehen bekommen würde.

Als sie es erreichten richtete sich ihr Blick auf ein Banner das jemand liebevoll über dem Eingangsschott drapiert hatte. Darauf stand: WILLKOMMEN DEM BRAUTPAAR, sowohl auf Irisch, als auch auf Andorianisch.

Gleich nachdem sie eingetreten waren zog Tar´Kyren seine Frau in die Arme und küsste sie stürmisch. Erst nach geraumer Zeit gab er sie wieder frei und meinte seufzend: „Darauf hatte ich mich schon während der gesamten Feier gefreut.“

Das Geräusch des Meldekontaktes riss ihn aus der leidenschaftlichen Stimmung und leicht gereizt ließ er Christina los. „Wer, bei der schwarzen Kreatur der Verdammnis, kommt um diese Zeit auf die glorreiche Idee uns zu stören?“ Damit begab er sich zum Schott.

Christina, die plötzlich eine Eingebung hatte, rief hinter ihm her: „Tar´Kyren, mach bloß nicht...“ Sie brach ab und starrte entgeistert zum Schott, als sie sah, dass Tar´Kyren es bereits geöffnet hatte, und eine Meute von mindestens zwanzig Offizieren der 5.Taktischen Flotte hereingestürmt kam – mit Linara Enari, Chris O´Donnell und Tia´Lynara Dheran an der Spitze. „Überfall des Brautquartiers!“, riefen sie fröhlich lachend und Christina erklärte ihrem Mann in kurzen Sätzen diesen Brauch – der eigentlich eher in Asien üblich war.

Das Brautpaar wurde von den Gästen zum Schlafraum hinüber gezogen und beide mussten einige Partyspiele über sich ergehen lassen. So wurden zum Beispiel Christina die Augen verbunden und jeder Anwesende, darunter auch der Bräutigam, küsste sie auf die Wangen, wobei die Braut erraten musste, bei welchem Kuss es der Bräutigam war.

Alle Anwesenden stimmten ein schallendes Gelächter an, als Christina ausgerechnet bei Linara Enari der Meinung war es wäre ihr Mann.

Zum guten Schluss hoben, Julia McKeown, Sorek, Tia´Lynara und Pasqualina Mancharella die Bettdecke an und die beiden Brautleute wurden auf das Bett komplimentiert. Dann legten die vier Offiziere die Bettdecke so auf das Brautpaar, dass nur noch ihre Köpfe darunter hervorsahen.

„Und was passiert jetzt?“, erkundigte sich Tar´Kyren Dheran, der an den Partyspielen durchaus seinen Spaß gehabt hatte, neugierig.

Es war Chris O´Donnell, der darauf antwortete: „Jetzt müsst ihr das Quartier auslösen, und zwar mit eurer Kleidung. Wir werden nicht eher gehen, bis wir alles haben, auch eure Unterwäsche.“

Ungläubig blickten Christina und Tar´Kyren ihre Kameraden an, die bedeutungsvoll und fest entschlossen nickten. Als beide für einige Sekunden keinerlei Anstalten machten, sich zu entkleiden, meinte Linara Enari spöttisch: „Offensichtlich habt ihr beiden heute Nacht nichts weiter vor, als unsere Gesellschaft zu genießen. Und da dachte ich immer Andorianer wären besonders leidenschaftliche Wesen – wie man sich doch täuschen kann.“ Ein boshaft-humorvolles Grinsen lag bei diesen Worten auf ihrem Gesicht.

Christina und Tar´Kyren blickten sich entsagungsvoll an und schließlich begann der Andorianer als erster damit, sich aus seiner Uniform zu schälen. Christina hatte dabei, sich ihres Brautkleides zu entledigen ohne dass die Decke zu sehr verrutschte, sichtlich größere Probleme, als ihr Mann mit seiner Kleidung. Das Grinsen der Umstehenden wurde etwas breiter und anzüglicher nachdem sie ihre Schuhe, Strümpfe und das Kleid unter der Decke hervor gereicht hatte. Julia McKeown hielt ihre Sachen, während Pasqualina, als die andere Trauzeugin, die Sachen des Andorianers annahm. Als sie sich bis auf den Slip entkleidet hatten blickten sie ihre Kameraden nochmal bittend an, doch die hoben nur fragend ihre Augenbrauen.

Seufzend entledigte sich Christina ihres Slips und auch Dheran zog sich nun ganz aus, unter der Decke. Als sie ihre Slips heraus reichten, wurde dies von ihren Kameraden mit lautem Johlen und Pfeifen quittiert, und sie applaudierten begeistert.

„In Ordnung“, erklärte Linara Enari endlich und blickte sich amüsiert im Kreise ihrer Kameraden um. „Kommt, wir lassen das glückliche Paar nun allein.“

Die Offiziere der 5.Taktischen Flotte zogen sich lachend zurück, wobei Pasqualina Mancharella und Julia McKeown die Sachen in ihren Händen auf der Couch im Wohnraum ablegten. Commodore Linara Enari hatte mit dem Brautpaar ein Einsehen und löschte im Hinausgehen das Licht.

Nachdem sie fort waren, atmeten Christina und Tar´Kyren in der Dunkelheit erleichtert auf. Für einen Moment hörten sie nur ihre regelmäßigen Atemzüge in der Finsternis, bevor Tar´Kyren unsicher fragte: „Ist es vorbei?“

„Ich denke, das war es“, antwortete die Irin vage und wandte sich zu ihm.

Auch er drehte sich zu Christina und der Gedanke, dass sie beide splitternackt unter der Bettdecke lagen hatte etwas Frivoles. Sanft legte er seinen Arm um sie und zog sie zu sich heran, während er selbst ebenfalls näher rückte. Er spürte dabei das leichte Vibrieren ihres warmen, anschmiegsamen Körpers.

Ein wohliges Gurren von sich gebend schmiegte sich Christina an ihren Mann, wobei plötzlich zwei Tränen in ihren Augen glitzerten. Dheran, der es trotz der Finsternis sah, fragte leise: „Was hast du.“

„Ich glaube, ich habe gerade erst wirklich begriffen, dass du nun endlich mein Mann bist, und wir nun auch nach den Gesetzen der Föderation verheiratet sind“, antwortete Christina leise, aber dabei glücklich lächelnd.

Der Andorianer sah auch das und sanft begann er Christina am gesamten Körper zu streicheln. Auch die Hände der Irin begaben sich auf Entdeckungsreise. Dabei trafen sich ihre Lippen immer wieder zu langen, leidenschaftlichen Küssen.

Sie liebten sich leidenschaftlich und ungezügelt, wie selten zuvor, schwangen sich in ungeahnte Höhen um gleich darauf in tiefste Tiefen abzutauchen – dabei alles um sich herum vergessend. Es gab nur sie und ihn in diesem Universum aus Liebe, Gefühl und Leidenschaft. Schwerelos tauchten sie schließlich wieder auf und ihre erhitzten Körper schmiegten sich in seliger Erschöpfung und süßer Schwere an einander.

Endlich küsste der Andorianer seine Frau auf die Lippen und raunte leise: „Als vorhin der Admiral von Kindern sprach, Christina, da habe ich das Aufleuchten in deinen Augen bemerkt. Wie du weißt wünsche ich mir, dass wir irgendwann Kinder haben werden – mindestens zwei. Mehr denn je bin ich mir heute dieser Tatsache ganz sicher.“

Ein sanfter Kuss der Irin war die Antwort darauf. Dann antwortete sie leise: „Ja, irgendwann werden wir Kinder haben, Tar´Kyren, und sie werden so stark sein wie du.“

„Sie werden so hübsch werden wie du“, erwiderte der Andorianer liebevoll und sie küssten sich erneut. Als sie sich von einander lösten, wobei ihre Gesichter immer noch ganz nah bei einander waren, flüsterte Christina: „Ja – eine kleine Nareen und einen kleinen Christopher werden wir irgendwann haben.“ Dann bewegte sie ihr Gesicht leicht vor und erneut küssten sie sich. Endlich fragte sie leise: „Hast du dir mittlerweile überlegt, wo wir zukünftig unser Haus bauen werden?“

„Auf Tellar-Prime“, erklärte Tar´Kyren todernst, und lachte leise, als er die verblüffte Miene seiner Frau bemerkte.

„Spaßvogel“, knurrte Christina gespielt finster. „Ich meine es ernst.“

„Ich weiß“, sagte Tar´Kyren besänftigend. „Darum habe ich vorhin mit Julia gesprochen, und sie gefragt, welche Gene sich bei einer Mischlingsehe zwischen uns durchsetzen. Sie hält es für ungefährlicher, wenn die menschlichen Gene während einer Schwangerschaft dominant bleiben. Sie meinte ebenfalls, dass in dem Fall eine Schwangerschaft wesentlich unkomplizierter ablaufen würde. Da unsere Kinder also körperlich nur sehr wenige andorianische Eigenschaften besitzen werden, halte ich es nicht für sinnvoll nach Andoria zu ziehen. Die folgerichtige Alternative wäre also die Erde, und Irland hat mir bei meinem Besuch dort sehr gefallen, Honey.“

Bei seinen letzten Worten rannen Tränen über ihre Wangen und fest drückte sie ihren Mann an sich. „Das willst du wirklich tun, Tar?“

„Ja“, antwortete er leise.

„Und du wirst es ganz sicher nicht irgendwann bedauern?“

„Nein, mittlerweile sehe ich die Erde als meine zweite Heimat und ich würde es lediglich bedauern, dich unglücklich zu sehen, nar y´ner mai Kumari.“

Als Tar´Kyren sie seine hübsche, kleine Eisfee nannte, da überflog ein Lächeln ihre Lippen und leise antwortete sie auf Andorianisch: „Kuri´Fe na tarin.“

„Ich liebe dich auch, Christina.“

Eine Weile blieb es still zwischen ihnen und schläfrig kuschelten sie unter der Decke, bevor die Irin nochmal das Wort ergriff: „Ich hatte vorhin mitbekommen, dass O´Donnell von dir wissen wollte, was Pasqualina dir vor dem Schott ins Ohr geflüstert hat. Ihm hast du es nicht verraten aber mir verrätst du es doch ganz bestimmt, nicht wahr?“

Tar´Kyren Dheran öffnete nochmal seine Augen und Christina erkannte ein belustigtes Glitzern darin. Dann, ohne einen Ton zu sagen, beugte er sich vor und küsste sie liebevoll auf den Mund...

 

 

ENDE



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von:  Sanguisdeci
2015-09-14T09:54:31+00:00 14.09.2015 11:54
Eine schöne Hochzeit nach einer spannenden Anreise :) Ich hoffe, den beiden bleiben viele glückliche Jahre miteinander gegönnt.
Antwort von:  ulimann644
14.09.2015 14:50
Yo - das wird schon eine Weile andauern.
Als Autor kenne ich natürlich bereits das Ende der beiden Lebenswege - und das wird mir eine längere TIMELINE-Episode wert sein.

Doch erst 137 später, im Jahr 2564, wird in der Föderation bekannt werden (genauer einem andorianischen Sonderbotschafter namens Thy´Var Dheran, der ein entfernter Nachfahre von Tar´Kyren Dheran ist) was sich in den letzten Tagen und Stunden im Leben dieser beiden Charaktere ereignet hat.

Dabei reist der Botschafter zuuuuufällig auf einem Raumschiff der Sternenflotte, das von einer Dame kommandiert wird, die nach vier Generationen von Pasqualina abstammt (und die dem Botschafter während der Reise nahe kommt). ;)

So schließt sich der Kreis beider Familien in der Zukunft...
Antwort von:  Sanguisdeci
16.09.2015 15:21
Dein kleiner Ausblick macht es sehr spannend. Der kleine Böse Teil von mir murmelt nun, du musst schneller weiter schreiben xD"
Antwort von:  ulimann644
16.09.2015 19:32
Würde ich gerne, nur habe ich aktuell erst mal noch die etwa 160 Seiten von DEAN CORVIN vor dem Latz (und dann nochmal etwa 50 Seiten für die zweite Episode von DIVIDED).

Dann ist da aber auch noch die geplante Kadetten-Episode, in der Dheran (in den Semesterferien seines Abschlussjahres an der Sternenflottenakademie) Christina das erste Mal begegnet - beide auf dem Weg nach Andoria. >(:-)

Zunächst wollte ich vier Kadettenbände schreiben, aber ich denke, dass zwei vollkommen reichen - in der neuen fasse ich einige Ereignisse des zweiten und dritten Jahres an der Akademie zusammen. Zumal einige Ereignisse doch etwas zu ähnlich abgelaufen wären und Dherans Kadettenzeit im Grunde von Beginn an nur als Sidekick und nicht als Serie in der Serie geplant war. </\>
Antwort von:  Sanguisdeci
17.09.2015 10:56
Dean Corvin habe ich noch nicht angelesen, erst sind die Star Trek Serien alle dran xD Von daher plädiere ich gemeiner Weise auch dafür *Fähnchen schwenk* ^^
Antwort von:  ulimann644
17.09.2015 16:33
DC kannst du auch noch nicht angelesen haben - das Ding schreibe ich ja momentan noch (und bei umfangreichen Geschichten lade ich lieber keine einzelnen Kapitel hoch, da ich unterwegs noch zig mal Details abändere).

Der Punkt ist der: Ursprünglich habe ich ausschließlich Original-Fiction geschrieben und hätte nie gedacht mal FF zu schreiben. Dass ich so viel ST geschrieben habe ist im Grunde nur ein komischer Zufall.
Ich habe zudem festgestellt, wenn man immer nur ein Franchise schreibt, dann wird man mit der Zeit "betriebsblind". Wenn ich nicht zwischenzeitlich mal ganz andere Dinge schreiben würde, dann würden mir vermutlich die Charaktere irgendwann zum Hals raushängen. Schreibe ich hingegen an einem anderen Projekt, dann juckt es mich danach in den Fingern, wieder was in Sachen ST anzustellen, und auch der Ideen-Fluss ist ein ganz anderer - in positivem Sinn.

Gerade im Moment fasziniert mich DC, doch ich merke bereits jetzt diesen "Lockruf" meiner ST-Charaktere, und nach fertigstellung der ersten DC-Episode werde ich mich wieder ST widmen, das steht fest. :)


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