Sprachlos starrte ich auf den Brief.
„Das kann nicht sein“, flüsterte ich. War das ein Traum? Oder konnte es wirklich sein?
Hart schluckend machte ich mich daran den Brief zu öffnen. Meine Hände begannen zu zittern. Langsam und sehr vorsichtig schob ich den Brief auf und lugte hinein.
„Oh..mein..Gott...“, hauchte ich und schloss fest die Augen. 'Das muss ein Traum sein'
Langsam, ganz langsam öffnete ich meine Augen wieder und sah wieder in den Umschlag, doch der Inhalt hatte sich nicht verändert. Es war immer noch der gleiche. Ich lies mich auf meinen Stuhl fallen und holte den Inhalt heraus. Bedächtig legte ich alles auf meinen Schreibtisch und starrte weiter auf das Papier.
Konnte es wirklich wahr sein? War ich diesmal so vom Glück gesegnet, das es passierte?
Langsam schob ich meine Hand zur eingeschweißten Karte und drehte sie um.
Sie war Bunt. Doch das wichtigste stand ganz oben drauf. Gleich nach dem Namen des Turniers.
Er war dick und unterstrichen.
VIP
Mir entkam ein Keuchen. Es war tatsächlich wahr. Weiter unten stand sogar mein Name.
Shoyou Hinata
Ganz klar und deutlich, war es erkennbar. Diese Karte, dieser VIP- Ausweis war für mich. Und er brachte mich zu einem Freundschaftsspiel in Tokio.
Zum kleinen Riesen.
Mein Herz schlug wie wild. Vorsichtig hob ich die Karte hoch und brachte sie näher zum Licht. „Da!!“ er war sogar darauf. Der kleine Riese, spikte gerade einen Ball. Es sah so was von cool aus.
„Shoyou!!!???“
Wie gebannt starrte ich auf die Karte.
„SHOYOU!!!!?“
Erschrocken zuckte ich zusammen.
„JA?“
Schnell legte ich die Karte wieder in den Umschlag.
„Großer Bruder!“
Grob wurde meine Zimmertür geöffnet. „Wieso hörst du denn nicht? Du wirst erwartet.“
„Erwartet?“, fragend blinzelte ich sie an.
„Dieser Kageyama wartet unten.“
„Oh...!!“ Meine Augen wurden groß, schnell stand ich auf und schnappte mir meine Tasche.
„Ich komme!!“, rief ich runter.
„Danke!!“, sah ich zu meiner Schwester, ehe ich runter raste, die Tür öffnete und mit Schwung ungewollt in den Dunkelhaarigen rein lief. Poltern gingen wir zu Boden.
„Aua...“
Ich stöhnte leicht und schüttelte den Kopf. Überraschend tat mir kaum etwas weh.
„Hinata!!“ Kam es knurrend vom Boden. „Geh. Runter!“
Ich hob den Kopf und sah in Kageyamas wütendes Gesicht.
„Äh?!“
Kurz blinzelte ich, ehe ich mich so schnell, ich konnte hinstellte und zurück wich.
„Tu das nie wieder!“, rappelte er sich auf und stapfte sofort davon.
„Kageyama! Warte!?“
Ich beeilte mich ihm zu folgen.
„Ich muss dir was unglaubliches erzählen“, platzte es aus mir raus. „Ich habe Post bekommen und du glaubst nicht was da drin war!“
„Is mir auch so ziemlich egal“, kam es kalt von ihm.
„Uhm...“
Mein Herz das vor Freunde so geklopft hatte, setzte einen Schlag aus und ich senkte den Blick. Wieso war er jetzt so sauer? Ich konnte doch nichts dafür, das er so nahe an der Haustür gestanden hatte.
Innerhalb weniger Sekunden war es unangenehm, neben ihm zu laufen und ich rannte los.
„Hinata!! Hey!!“, rief er mir erschrocken nach. „Warte!?“
Ich hörte seine schnellen Schritte. Doch ich holte alles aus mir raus und lief ihm davon.
„Hinata!!“
„Du bist ja schon da?“
Überrascht sah Sugawara mich an.
Erschöpft nickte ich und betrat die Halle.
Kageyama kam nur wenige Minuten später.
„Was sollte der Mist? Kannst du nicht warten?“, stellte er mich gleich zur Rede.
„Hast du doch gesehen! Ich wollte eben rennen und nicht laufen!“, log ich einfach. Den wahren Grund würde ich ihm nicht sagen. Es würde ihn ja sowieso nicht kümmern. Ich drehte mich um und zog meine Sportschuhe an. Dann begann ich mit dem Aufwärmen. Die anderen sahen verwirrt zu uns. Sie verstanden wohl nicht, was los war. Hatten wir uns in den letzten Wochen doch eigentlich immer gut verstanden. Bis zu jenem Tag.
Ich konnte nicht mehr so tun, als wäre alles gut. Das war es nämlich nicht mehr. Schon seit dem Spiel gegen Aoba Johsai.
Wir hatten das Spiel nur knapp verloren, doch ich fühlte mich mehr als schuldig. Ich hatte mit meinem letzten Spike versagt und Kageyama gab mir die Schuld. Wir wussten alle, das ich nichts anderes hätte machen können, doch ich war es nun mal, der den Spike nicht übers Netz gebracht hatte. Ich hatte nicht gepunktet. Ende und aus.
Seid dem kühlte die Freundschaft zwischen mir und ihm immer weiter ab. Er tosste immer weniger zu mir, was mich frustrierte. Doch wenn ich ihn zur Rede stellte, machte er mich nur immer runter. Wenn ich dann doch unerwarteterweise mal einen Toss bekam, ging er daneben, da er nicht mehr so präzise in meiner Hand landete wie früher. Ich weiß nicht, ob Kageyama das Absichtlich machte oder unterbewusst. Doch ich würde ihn auch nicht fragen, das Vertrauen war weg.
Eigentlich würde man sagen, das ich ein naiver und leichtgläubiger Kerl war. Doch auch mich prägten Dinge. Seid ich wusste, das Kageyama und ich so einen Toss hinbekommen konnten. Einen Freak Quike, gab es nichts, was mich in dem Vertrauen zu ihm erschüttern konnte. Egal was war, ich glaubte an ihn und er an mich.
Doch das war nun vorbei.
Ohne auf ihn zu achten, lief ich meine Runden. Ich spürte seinen Blick ab und zu auf mir.
„Hinata? Es geht los“, rief der Käpten mich zu sich. „Ich stelle jetzt die Teams auf“, erklärte er, als alle da waren und zählte durch. Überraschenderweise kam ich zu Sugawara und nicht zu Kageyama. Ich nahm es einfach so hin und wir begannen mit einem Übungsmatch.
„Hinata? Was soll das!? Der Ball muss über das Netz! Wieso springst du nicht hoch!?“
Der Ball tippelte noch zwei mal auf dem Boden auf, ehe er davon rollte, doch Kageyama war sofort aufgebracht, obwohl er im anderen Team spielte. Ich sah nur weg. Ich musste ihm gar nicht antworten. Da hatte ich jedoch nicht mit seiner Reaktion gerechnet. Blitzschnell war er bei mir auf der Seite, packte mich hart beim Kragen und stieß mich zu Boden. „Du Verlierer! Du hast absolut kein Talent! Du solltest aufhören zu spielen!!“, schrie er mich ungehalten an und kniete sich über mich.
„Du hättest schon damals aufhören sollen! Du bist nichts weiter als ein untauglicher Lockvogel!!“
„Kageyama! Lass das!“
Sawamura kam dazu. Doch war er nicht schnell genug da.
„Du bist ein Nichts! Und wir brauchen kein nichts!“, blaffte Kageyama mich weiter an. Unbeteiligt sah ich zur Seite, obwohl er mich direkt anbrüllte, versuchte ich es zu ignorieren.
„Hör mir gefälligst zu!!“, schnauzte er weiter und hob die Faust. „Oder muss man dir erst gehorsam einprügeln!!“
„Kageyama!!!“
Mit einem Stöhnen schlug ich die Augen wieder auf. Meine linke Gesichtshälfte brannte wie Feuer.
„Was soll der Mist!?“
Das Gewicht wurde von mir runter gezogen und ich hob meine Hand.
Er hatte mich geschlagen.
Er hatte es tatsächlich getan.
Ungläubig in die Ferne starrend, setzte ich mich auf und tastete mein Gesicht ab. Es tat höllisch weh. Nicht anders zu erwarten von einem Setter, der die Kraft in den Armen haben musste.
„Hinata? Alles ok?“
Azumane kniete sich neben mich.
„Ja..“, brachte ich leise hervor. „Alles ok.“
Das ich damit nicht nur mich belog, war bestimmt allen klar. Seit Tagen war ich nicht mehr der fröhlich, rum springende Gummiball. Diese Schuld die Kageyama mir auferlegt hatte, nagte an mir.
„Komm ich helf dir auf“, bot das Ass mir seine Hand an, doch stand ich ohne Hilfe auf.
„Ich geh besser...“, murmelte ich leise und steuerte meine Tasche an.
„Hinata? Du bleibst doch oder?“ Vorsichtig trat Sugawara zu mir und legte eine Hand auf meine Schulter. „Tut es sehr weh?“
„Nein“, schüttelte ich den Kopf. Es war die Antwort auf beide Fragen. Es tat nicht weh. Ich war im Moment vor Entsetzen so betäubt, das mir nichts weh tat. Weder der Schlag, noch das aus zwischen mir und Kageyama.
Ich hob den Kopf und sah zu ihm. Er wurde noch immer von Sawamura und Tanaka festgehalten.
„Ich hoffe, du findest etwas besseres.“
Dann ging ich.
Mir war bewusst, das ich die anderen ratlos zurück lies. Doch nun bedurfte es keinerlei Erklärungen mehr. Das zwischen mir und Kageyama war Geschichte. Sowohl persönlich, als auch sportlich gesehen.
Ich fühlte mich so schlecht, wie sich jemand, der sein Team im Stich ließ, nur fühlen konnte. Doch zurückgehen, würde für mich nicht in Frage kommen.
Ich hob den Kopf und drehte mich.
„Wahnsinn...“
Leise und verschüchtert kam es mir über die Lippen.
Tokio war der Wahnsinn. Unglaublich groß und die Menge, der Menschen schüchterte mich ein. Doch wenn ich daran dachte, wohin ich gleich gehen würde, schlug mein Herz so heftig vor Freude, dass ich das schlechte Gewissen kurzerhand vergaß.
Entschlossenen Schrittes ging ich auf die große Sporthalle zu. Genauso wie hunderte von Menschen. Es war faszinierend, dass so viele Leute von Volleyball angezogen wurden. Und es dauerte nur noch wenige Minuten, bis ich mein Idol, mein großes Vorbild treffen würde.
Ich war zwar alleine hier, über die zweite Karte wollte ich nicht nachdenken. Sie lag zerrissen in meinem Mülleimer. Ich hatte meinen Eltern alles mögliche versprechen müssen, dass sie mich hier hin liesen. Doch es hatte geklappt. Gott sei Dank.
Je näher ich der Halle kam, umso mehr zitterten meine Knie, doch ich ging tapfer weiter. Immerhin hatte ich ein Ziel.
Kaum war ich im Gebäude, hallte mir der Lärm entgegen. Ich blieb stehen und atmete tief ein. Das würde ich auch gerne mal erleben. Von tausenden Zuschauern angefeuert werden. Alle riefen meinen Namen und würden mir zujubelten, sobald ich einen Punkt erzielt hatte.
„Ja!“
Mit strahlendem Gesicht ging ich weiter und suchte meinen Platz.
„Wow!!“
Mit großen Augen sah ich mich um. Ich war noch nie in so einer großen Halle gewesen. Mein Blick wanderte von Rechts nach Links und wieder zurück. Es war überwältigend.
„Da sie kommen!!“, hörte ich meinen Nachbarn aufgeregt rufen und sah aufs Spielfeld.
Tatsächlich.
Da kamen sie. Alle Spieler und mitten unter ihnen der kleine Riese. Mein Herz machte Freudenhüpfer. Ich würde ihn gleich in Natura erleben! Ich konnte mir Tricks abschauen, um sie dann später zu wiederholen. Wie gebannt sah ich dem Aufwärmtraining zu. Dass ich gerade in keinem Team mehr war, ignorierte ich gekonnt. Denn gleich am nächsten Tag war ich zu Sawamura gegangen und war ausgetreten. Natürlich hatte es ihm nicht gefallen und er wollte sich verweigern. Doch ich bin einfach gegangen. Das war jetzt drei Tage her und keiner aus dem Team hatte in der Schule mit mir gesprochen. Irgendwie verletzte es mich, doch erleichterte es mich auch ungemein. So musste ich ihnen nichts vorspielen.
Der Moderator hieß uns willkommen und zählte die Spieler auf. Dann kam der Schiedsrichter auf das Feld und pfiff an.
„Uh...“
Ich war ganz hibbelig. Hektisch sah ich mich um. War ich hier auch richtig?
Das Team um den kleinen Riesen hatte gewonnen und nun kam mein VIP- Ausweis zum Tragen. Nachdem die Spieler geduscht hatten, durfte ich nämlich zu diesen. So was hatte ich noch nie gemacht.
„Shoyou Hinata?“
Erschrocken zuckte ich zusammen und sah zu dem Mann, der eben meinen Namen gerufen hatte.
„Hier!!“, streckte ich meinen Arm aus und eilte zu ihm.
„Du bist Shoyou Hinata?“
„Ja!“, nickte ich heftig und strahlte ihn an.
„Gut. Folge mir bitte.“
Wieder nickte ich und folgte auf dem Fuße. Er erklärte mir alle möglichen Regeln. Von nicht anfassen, über nicht zu direkt sein, zu keine Fotos oder Autogramme.
Meine Beine wurden immer zittriger, je näher wir dem Raum kamen, wo die Spieler versammelt waren.
„Sei freundlich und respektvoll, sonst schmeißen wird dich schneller wieder raus, als du gucken kannst.“
„Jawohl!“, stand ich stramm. Als würde ich mich daneben benehmen!
Die Tür ging auf und ich trat ein. Mit großen Augen sah ich mich um. Da waren sie. Alle Spieler.
„Oh....wow.....“, hauchte ich baff und blieb wie angewurzelt stehen.
Ausgiebig sah ich mich um und begaffte die Männer. Sie waren alle groß, mit Ausnahme von ihm. Aber trotzdem wirkte er dazugehörig. Es war ein Team, egal wie groß die einzelnen Mitspieler waren.
Ich wurde herzlich begrüßt und unterhielt mich gut mit allen. Mit jeder Minuten verflog meine Aufregung. Es war, als würde auch ich dazu gehören.
Nach guten 2 Stunden musste ich dann gehen. Es war schon spät am Abend. Außerdem musste ich mich beeilen um meinen Zug zu erwischen. Ich bekam ein Autogramm von allen, obwohl das Verbot bestand.
Grinsend nahm ich im Zug Platz und lies meine Gedanken zurück schweifen. Es war toll gewesen. Das hätte ich um Nichts auf der Welt verpassen wollen.
Die meiste Zeit der Rückfahrt schlief ich. Nach Mitternacht kam ich zu Hause an, müde streckte ich mich und betrat den Bahnsteig.
„Ab nach Hause.“
„OI!!“
Ich ging los, nachdem ich überprüft hatte, ob ich nichts vergessen hatte.
„Hey!!“
Gleichzeitig spürte ich Hände auf meinen Schultern.
„Woah!“
Ich musste um mein Gleichgewicht kämpfen und krallte mich an das Treppengeländer, die zur Unterführung führte.
„Was soll das!?“
Sauer drehte ich mich um. Wer schubste mich an so einer gefährlichen Stelle?
Wo? Wieso war denn keiner hier?
„Du Verräter!“, kam es knurrend von links. War das etwa??
„Du hast uns im Stich gelassen! Wegen dir haben wir verloren!“
Sein Gesicht war vor Wut verzerrt.
„Ich habe niemanden im Stich gelassen! Du bist selbst schuld!“
Ich ließ mir doch nicht ein weiteres Mal die Schuld zuschieben. Allen voran, wo ich diesmal wirklich nicht dabei war.
„Doch! Du bist Schuld! Du warst nicht da!!“
„Und daran bist du Schuld! Also frag dich mal selbst!“, schoss ich zurück.
„Halt deine Klappe, Vollidiot!“
„Kageyama! Lass mich alleine!“, bat ich und machte einen Schritt an die Wand.
„Ich lass dich alleine, wenn ich meine, dass es gut ist!“, sah er mich scharf an.
„Du trägst Schuld an unserer Niederlage und fertig!“
Er kam näher.
„Bleib stehen!“
„Was denn? Hast du etwa Angst vor mir? Da wo du mich doch besser kennen solltest, als jeder andere!?“
Schneller als ich schauen konnte, hatte er neben mir auf die Mauer eingeschlagen.
Erschrocken zuckte ich zusammen.
„Du bist ein Feigling. Das warst du und wirst du auch immer bleiben.“
„Nein. Das stimmt nicht“, flüsterte ich.
„Und wie das stimmt!“
„Wieso tust du das, Tobio?“
Es war seit langem das erste Mal, das ich ihn wieder so nannte.
„Halt die Klappe!“
„Tobio!“
„Schnauze!!“
„Sag mir doch, was passiert ist, Tobio!!“
„Du sollst die Klappe halten!!“, schrie er mich an, packte mich bei den Schultern. Dann schubste er mich. Ungläubig riss ich meine Augen auf.
Tobio schubste mich die Treppen runter.
Er, den ich liebte. Nein. Der, den ich geliebt habe. Der Tobio, der meine Gefühle geweckt hatte, war nicht mehr da.
Mir kam ein ungläubiges Geräusch über die Lippen. Hilfesuchend streckte ich meine Hand nach ihm aus, doch er wand sich ab. Wenige Sekunden später schlug ich mit dem Kopf zuerst auf und versank in der Dunkelheit.
„Hey Kageyama!!“
Aufgeregt wedelte ich mit den Armen.
„Hey!! Gib mir noch einen.“
Ich konnte meine Beine nicht still halten und rannte aufgeregt hin und her.
„Ok!“
Er tosste mir den Ball zu und ich sprang. Es war wie immer. Wir funktionierten wie eine Einheit. Ich brachte den Ball übers Netz und punktete.
„YES!!“
Erfreut schrie ich auf. Es hatte wieder geklappt.
Auch er freute sich und stieß mit der Faust in die Luft.
Selbst wenn es nur ein Training war, es fühlte sich wunderbar an.
Mit strahlenden Augen sah ich zu dem Dunkelhaarigen und musste meinen Herzschlag zügeln. Es war nicht nur so in Fahrt wegen des Trainings sondern auch, weil ich Kageyama so nah war.
Ich hatte mich in ihn verliebt. Es war schleichend gekommen, schon beim ersten Mal, als ich ihn gesehen hatte bei der Vorstellung für das Team, war es um mich geschehen. Wie er in die Luft gesprungen war und den Ball übers Netz geschlagen hatte, hatte mich aus den Socken gehauen. Es sah so elegant und stark aus, das ich fast gesabbert hätte. Einen seiner Bälle wünschte ich anzunehmen und zu spiken.
Und ich hatte es geschafft. Zusammen waren wir ins Team gekommen und nun spielte Kageyama mir immer und immer wieder zu.
Sein Zuspiel war perfekt. Es war als würde sich der Ball immer genau in meine Hand legen und so in berechneter Flugbahn sein Ziel finden.
Wir hatten einige Freundschaft-spiele, eine lehrreiche Zeit. Ukai-san wurde im Umgang mit uns immer sicherer und konnte uns immer besser einschätzen.
Eines Abend feierten wir das gute Training und aßen gut. Als wir uns dann auflösten, lief ich eine Weile stumm neben Kageyama her. Kurz zuvor hatten wir uns noch ein wenig übers Training unterhalten. Doch dann wollten wir nur die Stille des Abends genießen.
„Sag mal...“
Ich wollte es spontan wissen.
„Was?“
„Bist du verliebt?“
„Äh, was?“
Verdutzt blieb er stehen und sah mich verwirrt an. „Verliebt? Wie kommst du denn jetzt darauf? Dafür hab ich überhaupt keine Zeit“, erklärte er mir.
„Oh... Achso.“
Ich konnte meine Enttäuschung nicht ganz verbergen. Sicher. Ich hatte nichts erwartet, aber das dann doch so einfach gesagt zu bekommen, traf mich schon etwas. Dabei hatte Kageyama keine Ahnung von meinen Gefühlen. Noch dazu wusste ich nicht mal, ob er auf Mädchen oder Jungen stand. Denn nur weil ich ihn sehr mochte, hieß das ja nicht, dass er das in der Hinsicht auch tat. So naiv war ich dann doch nicht. Keiner der mich kannte, würde wohl von mir denken, das ich mir über so was Gedanken machte. Das ich überhaupt an so was dachte...
„Wieso fragst du das?“
„Ach, nur so“, wank ich ab.
„Ok?“
Glauben tat er das nicht. Das sah ich ihm an.
„Lass uns weiter gehen.“
Machte ich den nächsten Schritt. Nach drei weiteren folgte er mir, mit überlegender Miene.
Ich hob den Kopf und starrte in den dunklen Himmel. Ich liebte es wie die Sterne auf dem Land funkelten. Es schien, als würde man bis zur Unendlichkeit schauen können.
Und das beste war, das ich in diesem Moment mit Kageyama zusammen war. Es klang total kitschig und mädchenhaft. Aber ich fand es schön. Leise musste ich kichern.
„Was lachst du?“, fragte er mich sofort.
„Ach nichts“, schüttelte ich grinsend den Kopf.
„Sieht aber nicht so aus.... Also.. ich muss dann hier lang.“
Blieb er stehen.
„Oh stimmt ja..“, seufzte ich ein wenig traurig. Unsere Zweisamkeit war immer so schnell vorbei. Wenn wir denn überhaupt mal welche hatten.
„Dann... gute Nacht..“
„Ja. Dir auch Hinata“, nickte er mir zu und wand sich ab.
Kurz sah ich ihm noch nach, ehe ich mich auf mein Rad schwang.
„Hinata!?“
„Ja?“
Stirnrunzelnd drehte ich den Kopf. Was war denn noch?
Unerwartet stand er genau vor mir und ich erschrak leicht.
„Kageyama...was??“
„Ich...“
„Ja?“
Dann beugte er sich einfach vor und gab mir einen sachten Kuss halb auf die Wange, halb auf meine Lippen. Wegen zu viel Gefühlen, erstarrte ich komplett und wurde knallrot.
„Gute Nacht“, flüsterte er nochmals und rannte weg.
„I...ich...“
Kam es mir stammelnd über die Lippen. Was war das gewesen?!
Er hatte doch vor wenigen Minuten gesagt, das er nicht verliebt war!? Jetzt verstand ich die Welt nicht mehr.
Am nächsten Morgen, wusste ich immer noch nicht wie ich mit dem halben Kuss umgehen sollte. Oder besser wenn ich auf Kageyama traf, wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte. Ich war noch immer ganz durcheinander. Ich hatte sogar noch das Gefühl, seine Lippen auf meinen zu spüren.
„Morgen...“, nuschelte ich, als ich an der Sporthalle angekommen war und zu ihm schielte.
„Morgen“, sprach er dagegen mehr als deutlich und sah mich direkt an.
„Sind... die anderen schon da?“, fragte ich leise weiter.
„Nein. Aber lass uns trotzdem schon reingehen.“ Er wechselte seine Schuhe und ging rein.
Ich tat es ihm langsam nach. Wieso benahm er sich so wie immer? Das war sehr verwirrend. Bedeutete ein Kuss nicht, das man die andere Person mochte? Oder war ich da falsch aufgeklärt??! Mit wirrem Kopf wechselte ich meine Schuhe und lief dann ohne aufzusehen weiter. Das hätte ich nicht tun sollen, denn prompt lief ich in Kageyama rein und polterte mit ihm zu Boden. Jetzt lag ich auf ihm.
„Oh! D..das...t..tut mir leid!!“
Mit panisch geweiteten Augen sah ich ihn an. Wusste ich doch, das er so was gar nicht mochte. „Entschuldige!!“, schrie ich beinahe und rappelte mich auf. Doch Kageyamas Hand hielt mich auf.
„Was..? Kageyama??“
Wieso stoppte er mich denn? Wollte er etwa, das ich auf ihm liegen bleibe?
„Lauf... nicht weg, ja?“, sah er mir bittend in die Augen.
„Weg...laufen??“
Warum sollte ich..!!!
Meine Augen wurden noch größer.
Er, Tobio Kageyama, küsste mich!!
Wenige Sekunden später, ließ er jedoch wieder von mir ab.
„Sorry... is wohl nich so deins...“, drehte er den Kopf zur Seite.
„I..ich...aber... du.. du hast doch..gesagt!? Ich versteh nicht..“
„Ich habe nicht ausdrücklich nein gesagt... Auf deine Frage.“, erklärte er.
Das... stimmte. Wenn ich an gestern Abend dachte. Da war kein Nein gewesen.
„Das heißt, du...“
Schweigend sah er mich an.
„Du...äh..m...mich?“, krächzte ich. Ich konnte es kaum glauben. Mir wollte es nicht über die Lippen kommen.
Meine Augen wurden noch größer, als er mit leicht roten Wangen nickte.
„Wirklich?!“, hauchte ich total glücklich.
„Ja...“
Und ich begann wie irre zu lachen. SO verdammt glücklich war ich noch nie. Mit einem Ruck hing ich an Kageyama und drückte mich an ihn.
„Hinata!!“, rief er erschrocken aus und versuchte mich erst wegzuschieben. Doch da ich mich keinen Zentimeter bewegte, seufzte er und umarmte mich. „Trottel.“
„Hehe...~“
„Na was macht ihr denn da?“, trat plötzlich Nishinoya ein. „Kann ich mitmachen!?“, fragte er begeistert und warf schon seine Tasche davon.
„NEIN!“, herrschte der Setter ihn an und setzte sich, samt mir auf. Schweigend drückte er mich von sich und erhob sich dann mit einer geschmeidigen Bewegung.
„Kage...“
„Sei ruhig!“, sah er auf mich hinab.
„Äh?“
Was war denn jetzt los?
„Steh auf und wärm dich auf. Wir wollen gleich anfangen.“
Damit drehte er sich um und rannte los.
„Hinata? Erzählst du mir was das war?“, wollte Nishinoya dann wissen.
Stumm schüttelte ich den Kopf und sprang auf, dann rannte ich los.
Kurz darauf traten die anderen ein und wir konnten anfangen.
„Sag mal, was sollte das vorhin!?“, fragte ich und versuchte den Vorwurf nicht zu extrem raushängen zu lassen.
„Was meinst du?“, tat er unschuldig.
„Na, das vor dem Training.... Wieso warst du da wieder so blöd?“
„Blöd?“
„Ja! Du weißt was ich meine... Als Nishinoya dazukam.“
„Egal.“
„Kageyam...“
„Psst!“, drückte er mir einen Finger auf die Lippen. Er hatte sich Blitzschnell umgedreht und sich vor mich gestellt. „Sag.... meinen Namen.
Was sollte ich??
„Kage...“
„Nein... Nicht den.“
Aber das war doch. Moment.... Nein!?! Wirklich!?
Mit großen Augen sah ich ihn an.
„T..to...bio!!“, verschluckte ich den Rest und sah mit rotem Kopf zu Boden. Er erlaubte mir ihn mit Vornamen anzureden! Ich konnte gerade gar nicht sagen, wie glücklich ich war.
„Nochmal...“, bat er leise und schloss seine Augen.
Vorsichtig sah ich wieder auf. Mein Herz schlug noch ein paar Takte schneller.
„...Tobio..“, flüsterte ich und stellte mich dank eines Impulses auf die Zehnspitzen um ihn zu küssen.
Überrascht öffnete er seine Augen, schob mich aber nicht weg. Gleichzeitig schlossen wir sie dann wieder und vertieften den Kuss etwas.
„Tut mir leid, das ich dich vorhin weg geschubst habe..“, lächelte er schüchtern zu mir. Ich wusste nicht mal, das er das konnte! Aber es war unglaublich süß!
„Schon ok..“, lächelte ich über meine Gedanken. Sollte ich das Tobio nur einmal sagen, würde er mich wohl totprügelt.
„Wollen... wir uns morgen treffen?“, überging er mein Lächeln.
„Nach der Schule!?“
Da war immerhin mal kein Training.
„Ja.“
„Klar, gerne“, nickte ich eifrig. Es war tatsächlich passiert. Ohne viele Worte waren wir zusammen gekommen. Es war unbeschreiblich.
Die Zeit der Dates war allerdings begrenzt. Und die Entscheidung an den Inter High Vorrunden mitzumachen, nahm uns gänzlich die Zeit zu zweit.
Das war wohl mitunter der Grund, das unsere Beziehung, wenn man sie denn wirklich so nennen konnte, auf keinem guten Stern stand.
Wir hatten schöne Tage, mit Eis essen gehen und Spaziergängen. Meist alberte ich dabei so herum, das Tobio mich anflaumte. Doch meine Gefühle wollten eben raus. Mit einem Kuss entschuldigte ich mich dann immer und wir waren glücklich.
Bis zu dem Tag an dem wir in den Vorrunden ausschieden. Ab da ging wirklich alles den Bach runter.
Wir trafen uns nicht mehr zu zweit und soweit es ging ignorierte er mich.
Von heute auf morgen, hörte ich auf ihn Tobio zu nennen, denn diese Vertrautheit war nicht mehr da. Es wäre nicht mehr gerechtfertigt gewesen. Ich füllte mich von jetzt auf gleich so einsam und allein, das ich mich kaum auf das Spielen konzentrieren konnte. So stand ich immer öfter am Spielfeldrand. Niemals hatte ich das gewollt. Ich wollte doch immer nur auf dem Feld stehen. Niemals daneben.
Dann kam der Tag an dem ich den Schlussstrich setzte.
Keinen Kageyama mehr.
Kein Karasuno Volleyball-Team.
„Hinata... Wie konnte das nur passieren?“
„Bist du sicher, das er uns hier haben will?“
„Wieso sollte er nicht, Tsukishima?“
„Er hat immerhin das Team verlassen. Da liegt die Vermutung nahe“, zuckte der Blonde mit der Schulter.
„Jetzt sei mal nicht so..“, ließ Yamaguchi den Kopf hängen.
„Genau! Er gehört trotz allem noch zu uns!“, schaltete Nishinoya sich ein. „Red nicht so über Hinata! Er hatte bestimmt seine Gründe.“
Sawamura, Sugawara und Azumane nickten zustimmend.
„Ich geb Nishinyoa voll recht, Mann!“, erklärte Tanaka. „Der Kleine gehört zu uns und fertig!“
Nun schwiegen alle. Im Stillen gaben sie Tanaka schon recht, doch sie waren neugierig, wie es überhaupt dazu gekommen war.
„Wann wacht er auf?“
Sugawara sah zu seinem Käpten.
„In den nächsten Minuten... sagt er“, meinte dieser als Antwort.
„Gut.. Wo ist Kageyama hin?“
„Er ist gar nicht gekommen.“
„Was?“
„Es hat ihn nicht sonderlich interessiert, als ich ihm gesagt habe, das Hinata im Krankenhaus liegt.“, stellte Tanaka sich zu den beiden.
„Oh...“, betroffen seufzte der Setter und sah auf Hinatas blasses Gesicht.
„Er wird schon wieder“, legte Azumane seine Hand auf dessen Schulter.
Sie alle waren am nächsten Morgen sofort ins Krankenhaus gekommen, nachdem Ukai-san ihnen gesagt hatte, das Hinata dort lag.
Das Training fiel also flach, doch sie waren viel zu besorgt um daran zu denken. Einer ihres Teams war verletzt und das konnten sie nicht einfach so hinnehmen.
„Weiß man wer das war?“, fragte Nishinoya in die Runde.
„Nein. Der Coach sagt, das die Polizei keine Spuren entdeckt hat“, schüttelte Tsukishima den Kopf.
„Schöner Mist.“
„Ja“, schob er seine Brille zurecht.
Schweigend betrat er das Zimmer. Der Besuch vom Morgen war schon lange wieder verschwunden. Er zog einen Stuhl heran und setzte sich, sah still auf den Jüngeren, der vor ihm lag.
Langsam hob er eine Hand und strich Hinata eine Strähne aus dem Gesicht. Dann wanderte sie zu seinem eigenen Gesicht und legte sich über seine Augen.
„Verdammt...“
Was hatte er da nur getan? Seine Gefühle hatten ihn so überrannt, das er erstens, Stundenlang auf Hinata gewartet und ihn, zweitens dann die Treppe runter gestoßen hatte. Mit der Zeit war er so sauer, so unglaublich wütend auf den Rothaarigen geworden, das er seine Wut nicht mehr hatte unterdrücken können.
„Ich... ich wollte dir nicht weh tun....“, begann er zu flüstern. „Ich war nur so.. unglaublich enttäuscht darüber das wir nicht weiter gekommen sind... Immer und immer wieder bin ich das Spiel durchgegangen und es kommt immer das selber bei raus... Du... nein wir, hätten nichts anderes machen können, das weiß ich selber... Aber es macht es nicht leichter zu verarbeiten....“ Kurz schwieg er.
„Weil... ich damit nicht umgehen konnte, habe ich alles an dir ausgelassen und.... das mit uns..kaputt gemacht...“, trocken lachte er auf. War er bescheuert? Er sprach hier mit jemandem, der ihm nicht antworten konnte.
„... Du.. musst wieder bei uns spielen... was sind wir den schon ohne deinen naiven Optimismus? Wir brauchen dich.... ich... brauche dich..“, fügte er leise hinzu. Er nahm seine Hand wieder runter und legte sie auf Hinatas. „Komm zurück... Was bin ich schon für ein Setter? Ein Setter der keinen Spiker hat.. ist... ist wie ein Vollyballfeld ohne Netz...“
Die beiden gehörten einfach zusammen und das für immer. Unzertrennlich.
Plötzlich ging die Tür auf.
Kageyama zuckte erschrocken zusammen und sprang auf.
„Wer sind denn sie?“
„Ich.. bin ein Freund..“
„Freund?“, zog der Arzt skeptisch eine Braue hoch.
„Ja... Tut mir leid... Ich wollte nicht stören.“, verbeugte der Dunkelhaarige sich leicht und ging zur Tür.
„Du musst nicht gehen“, hielt der Mann ihn auf. „Ich wollte nur sehen, ob alles ok ist. Reine Routine.“
„Oh..das.. heißt ich kann bleiben?“
„Ja. Er freut sich bestimmt, wenn er mit jemandem reden kann. Die Schwestern haben nicht immer Zeit“, lächelte er den Jungen an und sah dann zum Bett. „Stimmt doch, oder?“
„Ja...“, schniefend kam die Antwort vom Bett.
Kageyama wirbelte herum. „Du bist wach!!?“
Entsetzten wuchs in ihm. Hatte Hinata alles mitgehört??? Sein Herz setzte einen Schlag aus. Das war...unfassbar peinlich!!!
Schüchtern nickte der Rothaarige und grinste leicht, wischte seine Tränen weg.
„Ich lass euch dann mal alleine.“
Der Arzt legte dem Setter eine Hand auf die Schulter und schob ihn zurück zum Bett. Dann war er verschwunden.
„Wieso.... hast du nichts gesagt?“, sah Kageyama schmollend zur Seite.
„Tut mir leid..“, flüsterte Hinata.
„Schon gut..“, seufzte der Andere. „Dir ist aber schon klar... das ich jetzt auch eine Antwort haben will.“
„Ja.. ich weiß..“, nickte er leicht.
„Also?“
„Ich.. muss noch nachdenken.“
„Nachdenken?“, verwirrt hob Kageyama eine Braue, das war doch sonst nicht Hinatas Art.
„Mhmh...“
„Ok..“, Stumm lehnte er sich zurück und sah seinen Freund an.
Stille legte sich über das Zimmer. Es dauerte einige Zeit bis Hinata wieder anfing zu reden.
„Du... hast mich sehr verletzt...“, begann er.
„Ich weiß.. und das tut mir leid“, schoss er sofort dazwischen. Hinata musste doch wissen, das er noch Gefühle für ihn hatte.
„Nein... Du verstehst nicht...“
„Hä?“
„Du.. hast mich Körperlich verletzt... so, das ich vielleicht nicht mehr spielen kann...“
„W..was??“
Da musste er sich wohl verhört haben.
„Mein Gleichgewichtssinn ist gestört... sagen die Ärzte... Mein Kopf hat bei dem Aufprall einiges abbekommen.“
Kageyama wurde blass. Hieß das nun, er war Schuld daran, dass Hinata nie wieder Spielen konnte!?
„Die nächsten Wochen werde ich eh nicht spielen können... In meinem Zustand bin ich keine große Hilfe...“
„A..aber...“
Was sollte er schon sagen? Er hatte da ziemlich große Scheiße gebaut.
„Wenn.... wenn wir alle zusammen halten und ihr Geduld mit mir habt.. dann.. wäre ich dazu bereit... es zu versuchen... ansonsten vergesst mich besser...“, wisperte er.
„Bist du verrückt!!!“, sprang Kageyama aufbrausend auf. „Du gehörst zu uns! Bist ein Teil vom Team! Wir werden dich mit Sicherheit nicht einfach so abschieben!! Ist das klar!! Sollte einer der anderen was dagegen haben, wird der mich kennen lernen!!“
Er war Fuchsteufelswild. Schon der Gedanke das Hinata nie mehr in seinem Team spielen würde, machte ihn so unsagbar traurig, wie wütend. Für ihn kam das gar nicht in Frage! Er würde alles dafür tun, das Hinata weiter mit ihnen spielen konnte.
Leicht erschrocken sah der Jüngere auf. „Kage...“
„Nein!! Nicht!“, grob schlug dieser mit der Hand durch die Luft. „Tobio!“
„Äh.. wie?“
„Du sollst mich Tobio nennen!!“, erklärte er und hielt dann die Luft an. Er war noch zu sehr im Aufbrausmodus. „Entschuldige...“, stieß er dann die Luft aus. „Bitte... nenn mich wieder bei meinem Namen....“
„Aber du...“
„Bitte... ich brauche das.... und dich...“
Mit roten Wangen sah er Hinata an. „Wenn du nicht da bist, fehlt etwas...“
„Oh...“ Auch Hinata wurde rot. Das fand er süß von Tobio. Sicher, noch vor einiger Zeit hatte der Setter ihm ziemlich weh getan. Nicht nur Körperlich, sondern auch seelisch. Doch gerade in diesem Moment kam die Hoffnung zurück und er wusste das ab jetzt alles gut werden würde. Seine Gefühle für den Setter kamen wieder in ihm hoch. Er hatte sie nie vergessen, nur unterdrückt.
„Ja... ok... Wenn... wenn die anderen damit einverstanden sind, komme ich zurück“, gab er sein Einverständnis und sah auf.
Kageyama fühlte sich mit einem mal unglaublich Erleichtert und beugte sich vor. Sacht legte er seine Stirn an die des anderen und sah ihm dankbar in die Augen.
„Danke Hinata... Nein..Shoyou.... Danke für alles..“
4 Monate später
„Ja super!! Macht weiter so!!“
„Jetzt mach mal halblang!!“, würgte Ukai Ittesu ab. „Wir sind hier nicht auf einem Spielplatz.“
„Uh! Verzeihung.“
Schnell verbeugte der Braunhaarige sich. „Aber ich finde es großartig, dass sie so gut geworden sind...“
„Natürlich sind sie das, sie sind auch ein eingespieltes Team. Sie gleichen ihre Fehler gegenseitig aus“, nickte der Couch.
„Ja. Ich bin nur so froh, das ich dazu gehören..“
„Das sind wir wohl alle.“
Ukai ließ keinen seiner Schüler aus den Augen. Besonders einen hatte er im Visier.
Hinata.
Seit einem halben Monat spielte er wieder mit ihnen. Davor hatte er einige Zeit an Rehatraining gehabt um seinen Gleichgewichtssinn wieder zu bekommen. Ab und an, zeigte sich noch ein Wackeln, doch das perfekte Zuspiel von ihm und Kageyama hatte sich sofort wieder eingestellt. Er war höchst zufrieden damit. Alle harmonierten wunderbar, genauso wie es sein sollte.
Ukai nahm seine Pfeife in den Mund und unterbrach das Training. Verwirrt sahen alle zu ihm.
„Kommt her. Na los. Bewegt euch!“
Sofort gehorchten alle und stellten sich im Halbkreis um den Trainer.
„Also... ihr wisst ich bin eher sparsam mit großem Lob, aber ab und zu muss es mal sein. Ihr habt euch in letzter Zeit gut gemacht und seitdem Hinata wieder bei uns ist, habt ihr euch sogar nochmals gesteigert.“
Er machte eine kleine Pause, doch keiner wagte es, zu sprechen.
„Das nächste Turnier steht in den Startlöchern und ich bin guter Dinge, das wir dieses mal nicht so schnell raus fliegen! Seid ihr auch der Meinung!?“
„JAAA!!“
In einem Chor schieren alle ihre Antwort. Sie sahen dem nächsten Spiel positiv entgegen und hatten große Hoffnungen.
„Sehr gut!! Dann lasst nicht nach, sondern gebt immer euer Bestes!! Ab mit euch und weiter trainieren!“
Die Jungs rannten zurück aufs Feld und spielten da weiter, wo sie aufgehört hatten.
„Das hat Spaß gemacht heute“, grinste Hinata fröhlich vor sich her. Er fühlte sich gerade so gut wie noch nie.
„Stimmt“, nickte Kageyama, der neben ihm lief. „Jeden Tag aufs Neue...“
„Was? Jeden Tag aufs Neue?“, fragend sah er seinen Freund an.
„Jeden Tag aufs neue..“, blieb dieser stehen. „Bin ich dankbar, das ich dir begegnet bin.“
Fest sah er den Jüngeren an. Hinata lief schlagartig rot an und stammelte verlegene Worte.
„Es stimmt aber...“
Ruckartig zog er den Anderen an sich. „Ich... liebe dich, Shoyou.“
Hinatas Gefühle fuhren Achterbahn und er hatte das Gefühl als würde er seine Zunge verschlucken. Sein Herz schlug Purzelbäume.
„Ich..“, drückte er sich fester an den Dunkelhaarigen. „Liebe dich auch, Tobio.“
Nun stand ihrem Zusammensein, nichts mehr im Wege. Die Zeit würde ohnehin aufregend genug werden. Denn nun stand das nächste Turnier an. Doch ob sie dies gewinnen oder verlieren sollten, stand noch weit in den Sternen.