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Lost on a foreign planet

von

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Verloren auf einem fremden Planeten

Nachdem er die Tür geöffnet und den Raum wieder betreten hatte, wich er unweigerlich zurück; hatte er doch in den wenigen Minuten, die er weg war, vergessen wie stickig es hier war. Er musste einen Moment lang warten, ehe er sich wieder gefangen hatte und sich umsehen konnte.

Komisch, es sah auf einmal alles so anders aus als vorher… Lag vielleicht an seinem nicht sonderlich guten Orientierungs- und Einprägungssinn. Sein Blick schweifte durch den Raum, von Links nach Rechts und wieder zurück. Hin und wieder stellte er sich auch auf die Zehenspitzen, um weiter nach hinten gucken zu können, doch er fand ihn einfach nicht.

Er beschloss, langsam durch den großen Raum zu wandern; vielleicht hatte er ihn einfach übersehen. Während er langsam einen Fuß vor den anderen setzte, schaute er sich erneut um. Als sein Blick schräg Links hängen blieb, stoppte er abrupt. Das konnte nicht sein… Wo waren denn alle? Eine gefühlte Ewigkeit starrte er den Tisch an, an dem er zuvor mit ihnen gesessen hatte und nun ihm Unbekannte saßen und sich etwas bestellten.

„Hey!“

Er schreckte zurück und hielt sich aus Reflex schützend die Arme vor den Körper. Verwirrt schüttelte er leicht den Kopf und blickte dann zu dem Tisch, an dem er noch zuvor mit einem Teil der Crew gesessen hatte.

„Was starrst du mich so an Kleiner, häh?!“, wurde er unhöflich von einem der vier an dem Tisch sitzenden Trolle gefragt.

„Ähh…“. Der kleine Junge stotterte vor sich hin und zog somit auch den Zorn der anderen drei auf sich.

Jener, der den Jungen gerade so unhöflich gefragt hatte, ließ nun grollend seine Handflächen auf den Tisch schellen und erhob sich rasch von seinem Stuhl.

„Verschwinde!! Bevor wir uns dazu entscheiden dich als unser Hauptgericht zu verspeisen!!“, brüllte er den Kleinen an und erntete Gelächter von seinen Kameraden.

Der kleine Junge schreckte erneut zurück und entfernte sich schnellen Schrittes von dem Tisch, während er von dem grässlichen Gelächter der Trolle verfolgt wurde. Man, die waren vielleicht ekelig; diese schmutzig orangene Hautfarbe und diese unnatürliche Körperbehaarung… Bäh!! Leichten Schrittes schlich er um die unzähligen Tische und versuchte unter den Mengen an Aliens irgendein bekanntes Gesicht zu finden; Fehlanzeige… Verzweifelt und den Tränen nahe wuschelte er sich durch die Haare und drehte sich noch einmal um die eigene Achse, wohl wissend, dass es nichts an seiner jetzigen Situation ändern würde.

Er beschloss einmal vor die Tür zu gehen um nach zu sehen, ob das Schiff überhaupt noch da war; vergessen hatten sie ihn schließlich so oder so, aber möglicherweise wollten sie noch einen Abstecher in einer anderen Bar machen und sie waren zum Gegenteil aller seiner Befürchtungen nicht ohne ihn weiter geflogen. Er setzte sich wieder in Bewegung und kam beim Verlassen der unübersehbar überfüllten Bar unweigerlich an dem Bartresen vorbei. Dem Barkeeper blieb der schüchterne Junge natürlich nicht unbemerkt, und er konnte sich ein Grinsen einfach nicht verkneifen. Beschämt und mit roten Wangen wendete der Junge seinen Blick von dem Barkeeper ab, senkte diesen darauf hin und verließ schnellen Schrittes das stickige und recht brüchige Gebäude.

Als er sich gegen die schwere Tür lehnte und sie mit beiden Händen aufdrückte, atmete er sofort mit einem tiefen Atemzug die frische Luft ein. Wenn man es denn hier auf Paramatar frisch nennen durfte; jedenfalls lagen hier draußen weniger Qualm und andere unangenehme Gerüche in der Luft als in dieser Bar voller alkoholisierter Aliens. Noch einmal holte er tief Luft und stieß diese daraufhin wieder aus seinem Brustkorb. Er hoffte nur, dass er Recht behielt und dass sie ihn nicht auf diesem morschen Planeten zurück gelassen hatten. Der Junge setzte seinen braunen und geflickten Rucksack von den Schultern und stellte diesen vorsichtig auf den Boden, um aus der Tasche einen rechteckigen Gegenstand und ein Paar Kopfhörer heraus zu holen. Er setzte sich die Hörer auf seine Ohren und betätigte eine Taste, sodass der Player kurz darauf Musik über die Kopfhörer abspielte. Den Walkman befestigte er sicher an seinem Gürtel und danach setzte er sich seinen Rucksack wieder auf.

Langsam setzte er sich wieder in Bewegung, in Richtung des Space Ports dieses Planeten; dort, wo sie mit ihrem Schiff angelegt hatten. Mit jedem Schritt entfernte er sich von der Bar und mit jedem Schritt wuchs der Zweifel an seiner doch recht unüberlegten Idee. Völlig in seinen Gedanken versunken lief er an unzähligen Gebäuden und Häusern vorbei, die genau so morsch und brüchig wirkten, wie der Rest des Planeten. Er bog um sämtliche Ecken, von denen er glaubte, dass diese ihn zu seinem Ziel bringen würden, und achtete eher kaum auf seinen zurück gelassenen Weg.

Nach einiger Zeit wurde es in seiner Umgebung immer wärmer, was seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Komisch, die gesamte Zeit, die er hier war, hatte dieser Planet eine durchgehend angenehme Temperatur, doch jetzt wurde es plötzlich so sommerlich warm. Er sah sich um; es konnte doch kein Zufall sein, dass sich die Temperatur so schnell veränderte. Mit einem Mal wurde die Tür eines Gebäudes, neben dem er stehen geblieben war, aufgestoßen und der kleine Junge stolperte erschreckt rückwärts und fiel auf seinem Hintern. Stöhnend rollte er sich auf die Seite, um sich seinen schmerzenden Steiß zu halten. Ein Schatten setzte sich auf ihm ab und er setzte seine Kopfhörer ab, ehe er seinen Blick hob.

„Na sieh mal einer an“, grölte eine Stimme leise und der Junge wurde von feuerroten Augen gemustert.

Er ließ seinen Blick schweifen. Dieses riesige… Ding sah aus wie ein Mensch; jedenfalls hatte es die Statur eines Menschen, nur dass es komplett schwarz war. Kohleschwarz, und das wortwörtlich. Sein ganzer Körper schien aus unterschiedlich großen Kohlestücken zu bestehen und unverkennbar zu glühen. Sein Kopf zierte zwei große eingedrehte Hörner und seitlich von ihm konnte man Links und Rechts pechschwarze, glühende Flügel erkennen.

„Wen haben wir denn hier?“, fragte dieses Ding erneut und blickte den Jungen voller Interesse an. „Wie heißt du?“.

Der Junge schluckte. Das war grade der wohl angsteinflößendste Moment in seinem Leben, wenn man mal von seinem ersten Tag auf dem Schiff absieht, an dem die gesamte Crew ihn fressen wollte.

„Ähm… Pet- äh Star-Lord!“, stammelte der Junge und schaute seinem Gegenüber angsterfüllt in die Augen.

Das Ding grinste und begann wieder zu sprechen: „Star-Lord also. Und woher kommst du mein Junge?“.

„V-von der Erde“, stotterte er. Was war das nur für ein Ding? Ein Monster?

„Von der Erde also…“, murmelte es, „Interessant“.

Es ging ein paar Schritte auf den Menschen zu; dieser wich zurück.

„Und was macht solch ein junger Erdling so ganz alleine auf einem Planeten wie diesem?“, wollte es wissen, als es sich über den Jungen beugte, “Wie alt bist du wohl? Neun Menschenjahre?“.

„Zehn!“, antwortete er nun mit fester Stimme, „Und ich bin nicht alleine!“.

Das Monster lachte unweigerlich. „Ich sehe hier aber niemanden, der mit dir unterwegs sein könnte“, flüsterte es ihm zu und Grinste.

Der kleine Junge schluckte schwer und entschloss sich dazu die Wahrheit zu sagen.

„Ich, ähm… Habe meine Leute verloren…“, murmelte er, „Und jetzt wollte ich zum Space Port und an unserem Schiff auf sie warten“.

Das Monster lachte erneut. „Nun, dann bist du hier aber gänzlich falsch!“, gestand er dem Jungen und bat ihn aufzustehen.

Der kleine tat wie ihm gesagt wurde und stemmte sich mit den Händen auf dem modrigen Boden ab, um so aufzustehen; selbst jetzt wo er stand war dieses Ding noch etwa vier Köpfe größer als er, und jetzt konnte er auch den breiten Schweif des Monsters erkennen, der zum Ende hin spitz zulief und sich um seine Beine schlängelte.

„Komm, ich bringe dich zum Port und zu deinem Schiff“, sagte das Monster unheimlich freundlich und ging voraus in die Richtung, aus der der Star-Lord zuvor gekommen war.

Skeptisch schaute er dem Ding hinterher. Was sollte er tun? Seine Mom hatte ihm immer gesagt, nie mit Fremden mit zu gehen, doch auf der anderen Seite konnte er schließlich nichts mehr zu verlieren. Eilig folgte er dem Kohlemenschen und holte ihn auch sehr rasch wieder ein.

Sehr lang dauerte es nicht, bis sie den Space Port erreichten; der kleine Junge war einfach lediglich einmal in die falsche Richtung abgebogen und so erreichten sie ihr Ziel recht schnell. Den ganzen Weg über hatten sie geschwiegen, sodass man nur das Gebrülle und Gelächter aus den unglaublich vielen Bars, an denen sie vorbei kamen, hören konnte.

Das Monsterschaute den Jungen fragend an, nachdem die beiden vor den unzähligen Raumschiffen stehen geblieben waren.

„Und? Welches davon ist euers?“, fragte es den Kleinen.

Der Angesprochene schaute sich kurz um und war schon wieder am Verzweifeln; er konnte sich auch nichts merken! Noch einmal ging sein Blick durch die komplette Runde und er versuchte die Tränen zu unterdrücken.

Das blieb dem Monster nicht unbemerkt und auch dass sich die Augen des Jungen mit einem Mal weiteten konnte er genau sehen.

„Dort!“, rief der kleine und zeigte auf ein riesiges Raumschiff ganz am Ende des Ports, „Das ist unser Schiff!“.

Nun konnte der Kleine seine Tränen nicht mehr zurückhalten; aber nicht vor Trauer, sondern vor unendlicher Erleichterung.

„Sie sind noch hier!“, rief er freudig aus und rannte auf das Schiff zu.

Das Ding grinste und folgte dem Jungen rasch; er war schneller als seine Größe vermuten ließ. Als es auch bei dem Schiff ankam, wollte der kleine Junge gerade das Schiff betreten, um nachzusehen, ob jemand an Bord war.

„Warte!“, rief es dem Jungen hinterher und versuchte ihn davon abzuhalten das Schiff so stürmisch zu betreten.

Der Kleine drehte sich zu dem Monster um und schaute es fragend an.

„Was ist denn?“, fragte er es und schien recht ungeduldig.

Es grinste erneut diabolisch und schaute den Jungen finster an.

„Weißt du, ich habe dir gerade einen großen Gefallen getan. Und jetzt bist du an der Reihe“, sagte es und ging langsam auf den Kleinen zu.

Verängstigt schritt dieser immer weiter zurück, bis er schließlich gegen eine zerbrochene Mauer stieß.

„Weißt du, ich habe schon lange nichts mehr gegessen… Und ich habe gehört ihr Erdlinge sollt köstlich schmecken“, grollte es finster und unheimlich leise.

„W-wieso willst d-du mich…“, stotterte der Junge, doch seine Stimme versagte beim letzten Wort.

„Weil du mir einen Gefallen schuldest, und ich verlange von dir, dich von mir fressen zu lassen!“, brüllte das Ding und sein glühender Körper begann langsam zu brennen und zu lodern.

Es streckte seine brennenden Klauen nach dem Jungen aus und erfreute sich an seinem verzweifelten Wimmern.
 

„Peter!“
 

Das Monster schreckte zurück und es starrte genau wie der Junge in die Richtung, aus der der Ruf kam.

Die Augen des Kleinen weiteten sich erneut augenblicklich.

„Yondu!!“, rief der Junge über glücklich und lief auf den Centaurian zu.

„Was machst du denn hier?!“, brüllte er den Kleinen an, als dieser bei ihm angekommen war.

Eine erleichterte Umarmung oder ein freundliches Lächeln erwartete Peter schon lange nicht mehr; diese kalten Begrüßungen war er mittlerweile gewohnt.

„Was ist hier los?“, fragte Yondu gespielt desinteressiert und musterte das brennende Monster vor ihnen.

„E-es hat mir geholfen hierher zu finden, damit ich am Schiff auf euch warten kann, und nun will es mich… Nun, ähh…“, erklärte der junge Star-Lord und versteckte sich hinter dem Blauhäutigen, als das Monster erneut hell aufloderte.

„Ich verstehe schon, mein Junge“, sagte Yondu ruhig und stellte sich schützend vor den Menschenjungen.

„Das ist typisch für euch Feuer Dämonen! Erst bietet ihr eure Hilfe an und dann verantwortet ihr euer Opfer dazu euch einen Gefallen zu schulden, sehr clever muss ich sagen“, rief der Ravager dem Dämonen zu.

Als das Monster sich vor ihnen aufbaute und ein Brüllen von sich gab, hob der Centaurian einen Teil seines Mantels an und legte damit den rechten Teil seiner Hüfte frei.

„Ich kann die Schuld des Jungen gerne begleichen, indem ich deinen Hunger sofort stillen“, schlug er dem Monster vor und erntete einen fragenden Blick.

„Und wie bitteschön, wenn ich den Kleinen nicht–…“

Ehe der Feuer Dämon seinen Satz beenden konnte, hatte Yondu bereits einen schrillen Pfiff von sich gegeben und den Dämonen mit seinem Pfeil auf Herzhöhe durchbohrt. Kurz taumelte dieser, fing sich jedoch schnell wieder und starrte finster kichernd auf seine durchbohrte Brust.

„Wenn du glaubst so viel über uns zu wissen, dann solltest du doch auch wissen, dass uns so etwas nicht umbringen–…“, erneut wurde der Dämon unterbrochen.

Als er während seiner Rede wieder aufschaute, wurde er von einem gewaltigen Kanonenschuss getroffen und fiel durch den Stoß rücklings über die niedrige Mauer des Space Ports ins All hinein.

Yondu sicherte seine Kanone wieder und bettete sie auf seiner Schulter. Dann drehte er sich zu Peter um und taxierte den jungen Menschen mit finsteren Blicken.

„Kannst du mir vielleicht mal erzählen, wie du in eine solch absurde Lage gelangt bist?!“, fragte er den Jungen unfreundlich.

Peter senkte seinen Blick, dann fiel es ihm jedoch wieder ein.

„Ihr habt mich vergessen! Alleine zurück gelassen! Ich habe mich bei der Suche nach dem Space Port verlaufen, weil ich sicher gehen wollte, dass das Schiff noch da ist und dann hat dieses Ding mir geholfen und hierher gebracht!“, brüllte der Kleine den Captain an und brach nun vollends in Tränen aus.

„Wie, zurückgelassen?! Tooru sollte doch auf dich aufpassen!“, brüllte er in genau so lauter Lautstärke wie der junge Mensch und vermutete, dass Peter wieder einfach abgehauen wäre.

„A-aufpassen?“, fragte der Junge nun plötzlich wieder ruhig und verwirrt.

Auch Yondu zog verwirrt seine Augenbrauen zusammen und musterte den Jungen. Der Centaurian legte nun verstehend seine linke Hand an die Stirn und massierte sich die Schläfen. War denn wirklich jeder in seiner Crew so inkompetent auf einen kleinen Menschenjungen aufzupassen?

Gestresst fuhr er sich über den Kopf und stieß geräuschvoll die angehaltene Luft aus.

„Okay, wir gehen jetzt zu den anderen aufs Schiff und dann klären wir erst einmal, was genau denn passiert ist“, schlug Yondu vor und legte dem Jungen eine Hand auf den Rücken, um ihn sanft aber bestimmend zum Schiff zu dirigieren.

Der Beginn des Alptraumes (Flashback)

Etwa eine Stunde zuvor
 

„Okay Männer, der Vertreter unseres Käufers will uns in einer Bar auf Paramatar treffen und uns dann zu ihm bringen. Ich würde vorschlagen wir begeben uns etwas früher hin und kippen vorher noch ein paar Gläser, oder was meint ihr?!“, rief der Captain in die Menge und erntete zustimmendes Jubeln.

Der Centaurian grinste breit.

„Na, dann packt mal eure sieben Sachen und los geht’s!“, verkündete er enthusiastisch.

Wieder zustimmendes Gejubel und Gelächter.
 

Während sich die gesamte Crew, bis auf ein paar Ausnahmen, die auf die Eclector aufpassen sollten, sich nach und nach von dem Schiff begaben, schlich sich der kleine blonde Junge langsam an den Captain heran.

„Wo wollen denn alle hin?“, fragte der Junge, als er mit einigem Abstand hinter dem breit gebauten Centaurian zum stehen kam; in den zwei Jahren, die er nun hier war, hatte er gelernt, dass er sich lieber nicht zu nah an die Crewmitglieder, sowie den Captain heranschleichen sollte.

Der Angesprochene drehte sich mit Schwung zu dem Kleinen um und musterte ihn mit einem undefinierbaren Blick, woraufhin der Junge unmerklich zurück wich. Einige Momente schaute er den Jungen noch ausdruckslos an, was den Blonden zutiefst verunsicherte.

„Wir ähh… Machen auf Paramatar einen Abstecher in 'ner Bar. Wir sind schließlich schon lange unterwegs und ich dachte die Crew könnte mal `ne Auszeit gebrauchen“, gestand Yondu und kratzte sich am Hinterkopf.

Es war zwar nicht die ganze Wahrheit, aber in so jungen Jahren musste der Kleine noch nicht alles wissen.

Peters Blick hellte sich ein wenig auf.

„Kann ich mit kommen?“, fragte er vorsichtig nach und hoffte nicht wieder angeschrien zu werden.

„Nein“, kam die sofortige Antwort von dem Captain, „Du bleibst hier. Steck nicht immer überall deine Nase hinein wo sie nicht hingehört!“.

Den Wink mit dem Zaunpfahl verstand der kleine Junge nicht, zumal er ja auch nicht wusste, warum sie tatsächlich auf diesem Planeten landeten.

„Aber warum denn nicht? Seit zwei Jahren bin ich fast durchgehend nur auf dem Schiff gewesen! Wenn ich schon nicht zurück nach Hause darf, dann möchte ich auch andere Planeten erkunden!!“, quengelte Peter und verschränkte die Arme vor der Brust, „Bitte, Yondu… Nimm mich mit!!“.

Der Centaurian schwieg  nach der kleinen Ansprache des Menschenjungen. Er schaute ihn einfach nur emotionslos an und schwieg. Peter schluckte. Er fürchtete gleich einen gänzlichen Wutausbruch seines Adoptivvaters; ja, genau genommen konnte man ihn tatsächlich so nennen. Der blonde Junge schaute Yondu tief in die Augen und als hätte er diesen nur mit seinem Blick hatte umstimmen können, änderte der Blauhäutige tatsächlich seine Meinung; es lag wirklich an dem Blick, denn der Junge hatte seinen Hundeblick aufgesetzt, was den Captain offen gesagt unglaublicher Weise hin und wieder weich werden ließ.

Yondu seufzte, antwortete dem Jungen dann aber: „In Ordnung… Du darfst mit kommen, sofern du keinen Mist anstellst!“

Peter bekam riesige Augen, als er das hörte.

„Wirklich?!“, fragte er überglücklich und begann auf der Stelle zu hüpfen.

Der Centaurian packte ihn an der Schulter und stoppte ihn in seiner Bewegung. Dann hockte er sich zu ihm herunter und musterte ihn erneut.

„Aber nur, wenn du die gesamte Zeit über immer in Sichtweite bleibst, egal wo hin wir gehen, hast du mich verstanden?“, fragte er den Kleinen ernst und erhielt ein aufrichtiges Kopfnicken als Bestätigung.

Yondu erhob sich und klopfte dem Jungen auf die Schulter.

„Dann pack mal deine Sachen zusammen, in zehn Minuten wollen wir los“, sagte er bestimmend und schubste Peter vorsichtig in die Richtung der Kajüten.

Ohne Widerworte lief der kleine Junge zu seinem Zimmer und begann alles für ihn wichtige in seinen Rucksack zu packen.

Währen dessen ließ sich der Captain im Versammlungsraum auf den Sessel fallen. Gestresst fuhr er sich mit einer Hand übers Gesicht; mensch, der konnte einem aber auch echt den letzten Nerv rauben… Zum Glück würden sie den Jungen in spätestens drei Tagen los sein, sofern dessen Arschloch von Vater den Deal nicht vorher platzen lassen würde.
 

Er muss wohl in Gedanken versunken sein, denn es fühlte sich an, als wären bloß wenige Sekunden  vergangen, eher Peter wieder kam. Yondu erhob sich und beobachtete den Jungen, wie der sich umsah.

„Sind die anderen schon los?“, fragte der Kleine und schaute den Centaurian an.

„Schon lange. Und jetzt komm“, antwortete er harsch, erhob sich und verließ schnellen Schrittes den Versammlungsraum, als hätte er es eilig.

Stumm zog Peter die Riemen an seinem Rucksack noch etwas fester, ehe er dem Anderen folgte und sie gemeinsam vom Schiff gingen.

„Müssen wir weit laufen?“, fragte der Menschenjunge, als sie so eben den Space Port verließen.

„Nein“, antwortete Yondu knapp und stellte sich wieder auf das Schweigen zwischen ihnen ein.

Einige Minuten gingen sie tatsächlich schweigend neben einander her, bis Peter tief durchatmete, um kurz darauf seine nächste Frage zu stellen: „Wenn die ganze Crew eine Auszeit braucht“, begann der Kleine und kassierte dafür ein genervtes Augenrollen seitens des Captains, „warum ist dann mehr als die Hälfte zurück geblieben?“.

Der Junge hatte echt ein Talent dafür die falschen und unangenehmsten Fragen zu stellen…

„Na, jemand muss ja auf das Schiff aufpassen, nicht?“, antwortete Yondu ihm und hoffte, dass es sich damit erledigt hatte.

„Aber es würde doch reichen, wenn nur eine kleine Gruppe auf das Schiff auspasst, warum also-“.

„Es ist eben so, und jetzt hör auf zu fragen!“, unterbrach er den Jüngeren harsch und ignorierte den beleidigten Blick des Jungen.

Den restlichen Weg über schwiegen sie, während sie an mehreren heruntergekommen Häusern und anderen Gebäuden vorbei kamen und hin und wieder das ein oder andere merkwürdige Geräusch hören konnten, bei dem Peter unübersehbar zusammenzuckte.

Der blonde Junge konnte seine Freude daher nur schwer verbergen, als sie beide endlich vor der Eingangstür der Kneipe standen; die etwa zehn Minuten Fußmarsch kamen Peter vor wie Stunden. Der Kleine hoffte wirklich inständig, dass es dort drin weniger angsteinflößend war, wie draußen auf den Straßen. Peter spürte einen sanften Druck auf seinem Rücken, als Yondu die schwere Tür aufzog und er den Menschen vorsichtig in das Gebäude schob.

Der blonde Junge brauchte einen Moment, bis er sich an die stickige Luft und den unangenehmen Geruch in der Bar gewöhnt hatte. Als er sich dann in dem engen Getümmel umsah und die ein oder andere merkwürdige Gestalt erkannte, überkam ihn doch der Zweifel daran, ob es wirklich so eine Gute Idee gewesen war, mitzukommen.

Der Centaurian konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, als er den Jungen beobachtete. Wenn er ihm vorher erzählt hatte, wie es so in einer Kneipe ablief, dann wäre der Kleine vielleicht freiwillig auf dem Schiff geblieben. Ein Zupfen an dem  Ärmel seines Mantels holte den Captain wieder aus seinen Gedanken.

Mit einem Fragenden Blick schaute er den Jungen an und bekam auch gleich die erwartete Antwort: „Ich habe Durst…“, gestand der Junge und schaute demonstrativ in die Richtung des Bartresens, welcher sich nahe des Eingangs befand.

Yondu seufzte, steckte jedoch seine Hand in seine Manteltasche und kramte dort nach ein paar Units, um diese Peter in die Hand zu drücken.

„Hier, hol dir etwas zu trinken und komm dann wieder zurück, ich warte hier“, erklärte der Blauhäutige.

Peter nahm das Geld dankend entgegen und machte sich sofort auf den Weg zum Tresen. Leider war dieser jedoch zu hoch für den kleinen Jungen, weshalb dieser sich auf die Zehenspitzen stellen musste.

Der Barkeeper beobachtete den jungen Menschen mit einer hochgezogenen Augenbraue bei seinem Tun und musste unweigerlich Schmunzeln, als der Kleine sich an der Kante des Tresens festhielt.

„Was darf’s sein?“, fragte der Außerirdische, der trotz allem einem Menschen nicht unähnlich sah.

„Ähm, einen Orangensaft bitte“, stotterte der Blonde und legte seine Unterarme auf dem Tresen ab..

Der Barkeeper zog erneut die Augenbraue hoch.

„Einen… Orangensaft?“, fragte er mit einiger Skepsis in der Stimme und erhielt dafür ein zögerliches Kopfnicken.

„Na dann“, sagte er zu sich selbst, drehte sich zu den mehreren übereinander an der Wand hängenden Regalen um und begann mit irgendwelchen Flaschen herumzuhantieren, soweit der Junge das erkennen konnte.

Mit einem freundlichen „Bitte sehr“ und einem fetten Grinsen im Gesicht drehte er sich wieder zu Peter und stellte ihm das Glas mit der orange gelben Flüssigkeit wortwörtlich vor die Nase.

Peter bedankte sich und griff vorsichtig nach dem Getränk, um es von dem Tresen zu heben und es zu beäugen, bevor er einen großen Schluck davon nahm.

Sowohl der Barkeeper, als auch Yondu konnten sich ein herzhaftes Lachen nicht verkeifen, als Peter angeekelt das Gesicht verzog und sich sehr konzentrieren musste, das eben getrunkene nicht gleich wieder auf den dreckigen Boden zu spucken.

Angewidert wischte sich Peter mit dem Handrücken über den Mund und stellte das Glas wieder auf den Tresen.

„Was ist das denn?“, fragte der Junge, immer noch mit verzogenem Gesicht.

„Das, mein Junge“, begann der Captain, als dieser hinter den jungen Menschen getreten war, „ist ein ‚`trunken Slogg’“, antwortete er dem Blonden, und fügte noch ein leicht genervtes „Alkohol“ hinzu, als er dessen fragenden Blick sah.

Noch einmal wischte er sich mit seinem Ärmel über den Mund, bevor er „Das schmeckt ekelig“, murmelte und wieder an den Tresen heran trat.

„Wie viel kostet das?“, fragte Peter und zählte die Units in seiner Hand.

Der Barkeeper polierte mittlerweile sein zweites Glas, als er möglichst unauffällig zum Captain der Ravagers hinüber schielte, von dem er ein von einem Augenrollen begleitetes, sachtes Kopfnicken bekam.

Er stellte das Glas wieder ins Regal und stützte sich danach gegenüber des Jungen auf dem Tresen ab.

„Weißt du, du brauchst nichts zu zahlen, Kleiner“, gestand er ihm letztendlich und schenkte Peter ein sanftes Lächeln.

Mit einem dankbaren Lächeln stopfte sich der blonde Junge das Geld in seine Jackentasche und schaute zu dem Centaurian, nachdem dieser ihn aufgefordert hatte weiter zu gehen.
 

Als sie weiter ins Herz der Bar traten, konnten die beiden schon das laute Gelächter der Crewmitglieder vernehmen. Seufzend fuhr der Captain sich mit der Hand übers Gesicht.

„War ja klar, dass diese Deppen sich mal wieder den auffälligsten Tisch aussuchen mussten, um auch ja jedermanns Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen…“, murmelte Yondu genervt und steuerte auf den Tisch zu. Peter folgte dem Blauhäutigen einfach stumm und versuchte bei all den merkwürdigen Kreaturen möglichst wenig Aufsehen zu erregen, was bei solch einer Crew wohl kaum möglich ist.

„Heeeeey, Capp…TAIN!!“, rief eines der Crewmitglieder Yondus und wank ihm auffällig und übertrieben zu; der würde am nächsten Tag auf jeden Fall `nen Kater haben.

„Ich hoffe für dich, dass das deine ach so tollen Schauspielkünste sind, Tooru!“, rief ihm der Centaurian entgegen und bedeutete Peter, sich zu setzen. Der Junge folgte seinem Rat, sich möglichst weit entfernt von den alkoholisierten Crewmitgliedern zu setzen und etwas Musik zu hören.

„Natürlich bin ich nicht besoffen, oder habe ich je einen Befehl von dir missachtet, Captain? Ich habe nicht mal einen Schluck getrunken“, erklärte Tooru wieder in normaler Lautstärke, als Yondu sich neben ihn setzte, sodass es beinahe im Lärm, den die anderen Kneipenbesucher verursachten, unterging.

„Und das ist auch gut so, denn du solltest besser vollkommen nüchtern sein, während du auf den Jungen aufpasst, und wir uns mit dem Kunden treffen“, gestand der Centaurian ihm seinen Hintergedanken, als er sich vollkommen sicher war, dass Peter dank seiner Musik nichts von ihrem Gespräch mit bekam.

Tooru verzog die Mundwinkel und hob die Augenbrauen.

„Ich dachte mir schon, dass du dir irgendetwas dabei gedacht haben musst“, murmelte der Schwarzhaarige und nippte an seinem Glas Wasser.

Der Captain lehnte sich seinem Ohr entgegen und flüsterte: „Du weißt, wie unberechenbar der Kerl ist! Wer weiß, was er mit dem Jungen anstellt, wenn er keinen Nutzen mehr in ihm sieht!“.

Grinsend stellte Tooru das Glas wieder ab.

„Was denn, hast du den kleinen etwa lieb gewonnen?“, flüsterte er und versuchte ein Lachen zu unterdrücken, und kassierte gleich darauf einen leichten, aber deftigen Schlag auf den Hinterkopf.

„Der Deal war von Anfang an den Jungen bei ihm auszuliefern, und du weißt ganz genau, wie schnell der Kerl seine Meinung ändern kann! Also sag mir nicht ich habe ihn… lieb… gewonnen! Ich habe lediglich von Anfang an überlegt, wie er UNS von Nutzen sein könnte, sollte dieser Idiot ihn am Ende doch nicht haben sondern ihn umbringen wollen“, erklärte Yondu ihm seine Absichten und schaute dabei unauffällig in Peters Richtung, der gerade aufgestanden und in Richtung der Toiletten gegangen war.

Der Schwarzhaarige kratzte sich am Kopf.

„Verstehe… Also soll ich den Kleinen am Besten mit meinem Leben beschützen, weil du bereits weißt, wie er uns von Nutzen sein kann?“, fragte Tooru sarkastisch.

„Ganz genau!“, bestätigte Yondu und erhielt einen undefinierbaren Blick seitens Tooru.

„Also, dann wollen wir mal los!“, rief der Captain in die Runde und grinste Tooru breit an, während er ihm freundschaftlich auf die Schulter klopfte.

„Viel Spaß beim Babysitten“, flüsterte der Centaurian ihm noch zu, bevor er und der Rest der Crew aus der Bar verschwunden waren.
 

Tooru fuhr sich gestresst durchs Gesicht. Oh man, das alles hier nervte ihn gewaltig. Jetzt durfte er einen kleinen Menschenjungen babysitten, dessen gottverdammter Vater ihn mit hoher Wahrscheinlichkeit tot sehen wollte.

Ein Schaben auf dem Boden ihm gegenüber riss ihn aus seinen Gedanken und machte ihn auf sich aufmerksam. Vor ihm hatte jemand Platz genommen; Jemand, den er nicht kannte. Eine Weile schauten die beiden sich nur an, ohne etwas zu sagen.

„Wo ist der Junge?“, fragte der Fremde.

Der Schwarzhaarige wurde stutzig. Der Kerl musste sie schon länger beobachtet haben, sonst wäre er jetzt nicht hier und wüsste erst recht nicht, dass Peter mit gekommen, und nicht auf dem Schiff geblieben war. Aber warum wusste er dann nicht, dass der Kleine kurz vorher auf Toilette verschwunden war? Vielleicht ja wegen dem Tumult, der im Allgemeinen in Kneipen wie dieser herrschte.

„Ich habe keine Ahnung“, gestand Tooru und klang dabei so ernst, wie nur irgend möglich; sein Spezialgebiet!

„Verarsch mich nicht!“, knurrte sein Gegenüber.

Verdammt, der Kerl wird ungeduldig. Er musste sich jetzt irgendetwas einfallen lassen, um den Jungen hier sicher raus zu kriegen.

Sein Gesicht verriet nichts über seine momentanen und verworrenen Gedankengänge, es war ganz entspannt, kein Muskel zuckte auch nur annähernd.

Bis er sich jedoch vorlehnte und flüsterte: „Wieso folgst du mir nicht? Vielleicht führe ich dich ja ganz im geheimen zu ihm, wenn du verstehst was ich meine“, und zwinkerte seinem Gegenüber zu.

Dieser verstand und folgte dem Ravager nach draußen, nachdem dieser aufgestanden und dabei war, die Kneipe zu verlassen.

Man war der Kerl vielleicht blöd…
 

Nur wenige Augenblicke später öffnete sich die Tür zu den Toiletten und der kleine Peter trat heraus. Er taumelte ein wenig umher und hatte Mühe sich wieder an diesen stickigen Geruch zu gewöhnen. Als er sich dann einige Minuten ratlos in der Bar umschaute, musste er bedauerlicher Weise feststellen, dass keiner der Crew mehr anwesend war; sie hatten ihn wohl oder übel vergessen…


Nachwort zu diesem Kapitel:
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Ich hoffe der erste Teil der Geschichte hat euch schon mal gefallen!!
Der zweite Teil wird die nächsten Tage fertiggrstellt und in Form eines zweiten Kapitels veröffentlicht werden.

Außerdem würde ich mich sehr über Kritik in Form von kleinen Reviews freuen!
(Aber seid bitte nicht zuuu hart, ist meine erste Geschichte in diesem Fandom... ^^")

ICH HAFTE NICHT FÜR: Rechtschreibfehler und falsche Beschreibung des Planeten oder anderes, an dem man rummeckern könnte!! (Habe nur den Film gesehen, die Comics kenne nicht XD)

Gaaaaanz liebe Grüße,
eure Bluemi~ x3 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
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Okay, ich glaube ich habe einfach zu viel geschrieben, also mache ich einfach einen 3-teiler drauß, vielleicht mach ich aber auch eine längere Geschichte daraus, das weiß ich noch nicht :/

Sagt IHR mir doch eure Meinung, ob euch ein bald folgendes drittes Kapitel reicht, oder ob ihr eine längere Geschichte haben wollt, sofern mir dann noch was dazu einfällt :'D

Ansonsten schreibt mir einfach eure Anregungen, und ich versuche etwas schönes daraus zu zaubern~ :3

Ich hab euch lieb, eure Bluemi!! x3 <3 Komplett anzeigen

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