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Die Magie, die die Welt erweckt

Kapitel 1 - Das Erbe
von

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Das erste Erbe

Die Sonne schien durchs Fenster und prickelte auf Sakuras Haut. Langsam öffnete sie ein Augen, und dann auch noch das andere. Eigentlich hatte das Mädchen mit den langen blonden Haaren ja vorgehabt, noch bis Mittag zu schlafen, aber zu so einem schönen Tag konnte sie nicht nein sagen. Sich auf ihren Ellenbogen stützend erhob sie sich mühselig, nur um dann vom Bett zu rollen. Schnell sprang sie auf und klopfte sich den Staub von ihrem Nachthemd.
 

Daisuke, ein gutaussehender Mann um die 34, gebräunter Haut und rußschwarzem Haar suchte schon seit einer Viertelstunde den Kaffee in seinem Küchenschrank. Übers Wochenende war seine Tochter bei ihrer Mutter zu besuch gewesen und er hatte einfach alles ungeordnet in den Schrank getan. Nun war sie wieder da und hatte scheinbar am Abend zuvor den Schrank aufgeräumt. Nun konnte Daisuke natürlich nichts mehr finden.

"Suchst du irgendwas?", fragte eine Stimme hinter ihm. Er drehte seinen Kopf leicht um über die Schulter zu sehen. Hinter ihm stand seine Tochter Sakura. Dieser Blondschopf war unverkennbar.

"Ja, Töchterchen, wo steht der Kaffee?", fragte er eher ruppig. Sie griff zum Seitenschrank und kramte von ganz hinten drei Tüten Kaffee hervor. "Ich frage mich, wie du dein Leben aushältst", murmelte Sakura.

Daisuke überhörte diese Bemerkung. "Sag mal, hast du schon nach der Post gekuckt?", fragte er.

"Hey, bin ich dein Dienstbote? Natürlich nicht!", knurrte Sakura. Sie war schon immer ein bisschen unverschämt und brach sogar Tabus, wie ihr Vater. Der sah sie aber entsprechend böse an. "Ich geh ja schon", murmelte sie noch, als sie im Nachthemd zum Briefkasten ging.
 

Manchmal fühlte Daisuke sich ja doch schlecht, weil er Sakura von ihrer Mutter weggenommen hatte. Schließlich war sie nur ein Trost gewesen. Es wäre ja nur halb so schlimm gewesen, wenn sie nicht so aussehen würde wie ihre Mutter. Aber so wurde er immer wieder erinnert. Allerdings, hätte er es nicht getan, würde sie leben wie ein normaler Mensch, dass wäre falsch. Sie musste unbedingt ihre Kräfte ausleben.
 

"Post ist da!", rief Sakura und schreckte Daisuke schon wieder aus seinen Gedanken hoch. "Worum geht's denn?", fragte er. Sakura starrte den ersten von drei Briefen an. "Nun... ich glaube, das ist... ich bin mir nicht sicher, ich würde sagen, ein Brief von einem deiner Freunde, welcher weiß ich nicht, du verlangst ja immer, dass die Absender nur im Brief stehen, nicht auf dem Umschlag!"

Daisuke schüttelte den Kopf. "Streng dich mehr an. Du bist wirklich grottenschlecht."

"Was erwartest du von mir! Ich hab mir das nicht ausgesucht!", zischte Sakura gereizt. Jetzt wurde auch Daisuke wütend. "Was willst du denn später werden? Bankangestellte? Oder lieber gleich was, wovon du noch mehr hast: Putze?"

"Wäre doch ein Anfang! Hätte ich mehr erreicht als du in deinem ganzen Leben!!", schrie seine Tochter ihn an. Da wurde er wirklich wütend und scheuerte ihr eine.

Sakura hielt sich die Wange, die heiß wurde. Trotzig sagte sie: "Ja, schlag mich. Davon werde ich auch nicht besser."

"Los. Was ist in den nächsten Briefen?", fragte Daisuke, allerdings eher als Aufforderung. Sakura antwortete: "Eine Rechnung und eine Einladung für mich." "Öffne", sagte er.
 

Als Sakura zögerte, riss Daisuke ihr die Einladung aus der Hand. Mit einem Messer von der Anrichte öffnete er den Brief. Herauszog er ein glänzendes Stück Papier, das, je nachdem wie man es drehte, die Farbe wechselte. Er zerriss es und aus den beiden Hälften tropfte Blut, was eigentlich eine erschreckende Tatsache war, doch Daisukes Augen sprühten vor Freude Funken.

Das Blut, das auf den Tisch getröpfelt war, formte sich zu Buchstaben und ein vollständiger Text entstand. "Lies!", befahl Daisuke.
 

"Sehr geehrte Sakura Makoashi", begann Sakura wiederwillig, grinste allerdings, weil sie in dem "Brief" mit dem Nachnamen ihrer Mutter angesprochen wurde, "als eine Blutsverwandte eines Magiers bitten wir sie, da sie minderjährig und noch nicht völlig ausgebildet sind, unsere Schule für angehende magische Führungskräfte zu besuchen. Der Unterricht ist vorerst Gratis, für das erste Testjahr. Danach wird ihnen ein Preis vorgegeben und sie können sich fürs Bleiben oder Nichtbleiben entscheiden. Sie werden in drei Tagen abgeholt."

Sakura sah auf. Sie war ziemlich erstaunt, aber auch wütend, dass sie da nichts zu sagen hatte. Ihr war klar, dass ihr Vater sie auf diese Schule schicken würde. "Dai...", begann sie.

"Du gehst dahin. Thema abgehakt."
 

Zur selben Zeit klingelte in einem Jungeninternat ein Wecker - besser gesagt, in mehreren Zimmern darin. In einem engen Zimmer, das als Besenkammer hätte durchgehen können, schlug ein junges Mädchen mit der Faust auf den Wecker. Ayuki Yamato wollte ausschlafen. Sie war ja auch nicht zum lernen auf diese Schule gekommen, sondern einfach nur, um wieder der Gesellschaft eins auszuwischen und vielleicht auch süße Jungs kennen zulernen. Deshalb war sie, eine von Daisuke Akashis Töchtern, unter dem Namen Ayasuke, was ja auch eigentlich ihr Zweitname war, auf diese Schule gekommen. Bisher wussten erst fünf Jungs von ihrer wahren Identität. Und so sollte es auch bleiben.

Im Endeffekt entschied sie sich doch aufzustehen. Ihre Lehrer würden sonst nach ihr sehen lassen und dann würde einer mehr von ihrem Geheimnis etwas merken.

Ayuki zog ihr Nachthemd aus und suchte sich ein paar Bandagen, mit denen sie sofort ihre Brust abschnürte. Danach wählte sie ein weites Hemd aus ihrem Schrank und eine ebenso weite Hose.

Nachdem sie sich gewaschen und ihre Zähne geputzt hatte stellte sie sich vor den Spiegel und bürstete ihr seidiges ketchupfarbenes Haar. Als sie sah, dass sie schon wieder schwarze Ansätze hatte, runzelte sie die Stirn. Bald musste sie sich also wieder die Haare färben.

Auch an diesem Tag überlegte sie, ob sie sich nicht schminken sollte, um ihr weibliches Aussehen damit zu vertuschen, dass sie schwul aussah. Doch dann überlegte sie es sich wie immer, dass es doch nicht zu ihr passte schwul zu wirken. Daher schminkte sie sich nur männlich.
 

Als sie endlich in den Unterricht kam, begann schon wieder ihr Lehrer damit, sie zu beleidigen. "Ah, voilà, monsieur fille! Tu a retard, hein?"

Ayuki runzelte die Stirn. "Ich weiß ja, dass sie kein Wort japanisch sprechen können, aber sie könnten es ja mal versuchen. Wir sind hier nicht in Frankreich, wissen sie?", entgegnete sie. Ihr Lehrer, Monsieur Beotien, kratzte sich die Glatze und schob seine Brille höher. "Mir ist schon klar, dass du es nicht verstanden hast, dazu müsste man ja schon ein bisschen Grips haben", sagte er mit seiner knurrigen Stimme. "Allerdings solltest du, wenn du schon verspätet eintrittst, doch bitte für die heutige Arbeit gelernt haben. Und jetzt setz dich, du störst die anderen!" Ayuki setzte sich, doch zuvor sagte sie noch gönnerhaft: "Na also, sie können es ja doch!"

Währenddessen blickten die anderen Schüler erstaunt von ihren Arbeitsblättern auf. Sie bewunderten Ayasuke Yamato für seinen Mut, den er mit jedem Schlagabtausch mit Monsieur Beotien zeigte. Dieser Lehrer hatte ihn schon zu Beginn vor der ganzen Klasse als Schwuchtel bezeichnet, da er sich schminkte. Besonders Ayasukes fünf beste Freunde, die auch von ihrem Geheimnis wussten, bewunderten sie - ihn -, weil Ayasuke immer das richtige Ende für diese Provokationen fand, ohne das seine wahre Identität aufflog.

Gelangweilt schrieb Ayuki an ihrer Französischarbeit. Eigentlich hätte sie ja schwierig sein sollen, immerhin ging sie ja bald in die 9.Klasse. Allerdings hatte sie ja auch jeden Abend bis Mitternacht durchgelernt, da ihr Lehrer sie erfahrungsgemäß immer eine Zensur schlechter stufte, und sie in mündlich sowieso keine Chancen hatte.

Als sie dann ein paar Minuten später fertig war, pfiff sie ein altes Lied vor sich hin. Ihre Mutter hatte es ihr früher, als sie noch klein war, immer vorgesungen. Es ging um eine Katze, die unbedingt ihrer Besitzerin helfen wollte, die erkrankt war. Deswegen ging sie zu einer Elfenkönigin und bat um Zauberkraft. Doch die verwehrte sie der Katze und verwandelte diese in ein kleines Mädchen. Sie schaffte es, sich in diesem Körper durchzuschlagen und traf eines Nachts eine Bettlerin, die um ein paar Pence bat. Das kleine Mädchen allerdings nahm sie in ihr kleines Appartement mit und bat ihr ein Stück Brot an, es war das letzte was sie besaß. Die Bettlerin schenkte ihr dankbar ein abgegriffenes Holzamulett.

Ein paar Tage später erfuhr die Kleine dann vom Tod ihrer Besitzerin zu Katzenzeiten. Sie fuhr mit der Bahn zu ihrer Beerdigung. In letzter Minute sah sie den Sarg und öffnete ihn. Reumütig legte sie ihr das Amulett um - das einzige Geschenk, das sie ihrer Meisterin je gab - und wollte schon wieder verschwinden, doch, was geschah? Die Besitzerin schlug ihre Augen auf, als wäre sie neu geboren. Man sagt, die Katze bekam durch ihre Güte einer alten Hexe gegenüber magische Kräfte, und dass sie auch heute noch alle hundert Jahre wiedergeboren wird, als Sterblicher, der Magische Kräfte geschenkt bekommt.
 

"Ayasuke Yamato! Der Direktor erwartet dich!", schrie Monsieur Beotien.

Abrupt hörte Ayuki auf zu summen. "Wieso DAS denn?", rief Ayuki und ihre Stimme wurde eine Oktave höher. "Ich habe doch nur gesummt! Sie können mich doch nicht rausschmeißen!"

"Geh!" Monsieur Beotien zeigte mit der Hand zur Tür. Wiederwillig ging Ayuki. Als du Tür zuschlug, sahen alle Schüler sofort wieder auf ihre eigenen Blätter.
 

Kenji Momosato, der Direktor der William-Godwinn Jungenschule, runzelte die Stirn, als Ayasuke Yamato murrend das Zimmer betrat. Seine Besuche haben sich in letzter Zeit gehäuft. Er hatte es geschafft, sich unter Schülern und Lehrern Feinde zu machen. Doch diesmal hatte Direktor Momosato ihn herbestellt.

"Setz dich, Yamato", forderte er.

"Momosato-sensei, ich habe ehrlich nichts getan!", sagte Ayasuke mit einer Stimme, die wie ein Jaulen klang. "Ich habe dich herbestellt", antwortete der Direktor.

"Wirklich, ich habe nur gesummt, und Monsieur... WAS? Was habe ich denn jetzt verbrochen! Ich war mitten in einer wichtigen Französischarbeit!", rief Ayasuke, jetzt nur noch ein Quietschen.

"Ach?", fragte Momosato belustigt. "Hast du nicht eben gesagt, du hast gesummt?"

Ayasuke errötete. "Ja, Sensei."

"Nenn mich bitte nicht Sensei", bat der. "Wir sind hier auf einer britischen Schule. Sensei klingt so übertrieben."

Wieder senkte Ayasuke den Kopf. "Ja, Sir, ich habe verstanden."

"Es geht eigentlich darum", sagte der Direktor und hielt einen Brief hoch. "Hier drauf steht ,Für Ayuki Ayasuke Yamato' und dann unsere Anschrift. Hast du eine Ahnung, was das zu bedeuten hat?"

Ayasuke schluckte. Ihr fiel genau in diesem Moment keine passende Lüge ein. Sonst hatte sie immer die perfekte Antwort auf Lager, nur jetzt nicht. "Dir ist hoffentlich klar, mein Junge, dass ich eine plausible Erklärung erwarte. Ich bin vielleicht Homosexuellen gegenüber ein bisschen feindlich gestimmt, aber ich möchte keine Transsexuellen an meiner Schule haben!", erklärte der Direktor.

Da hatte Ayasuke die Erleuchtung. "Sir, es klingt zwar seltsam, aber der Name Ayasuke ist in unserer Familie sehr beliebt. Ich habe eine Cousine, die heißt Ayuki Ayasuke. Vielleicht dachte derjenige, der diesen Brief geschrieben hatte, gerade an sie. Könnte ich ihn bitte bekommen?"

Der Direktor nickte und überreichte ihr den Brief. "Na gut. Lass dich erst einmal nicht mehr bei mir blicken!"

Ayuki nahm ihn an und ging. Kenji Momosato sah diesem Schüler, der sich auffällig belesen benahm nach. Er konnte über so einen seltsamen Jungen nur den Kopf schütteln.
 

"Tamayo!!!", schrie Chimeichojo Buko aus, als Tamayo Genda sich so weit über sie beugte, dass man ihr in den Ausschnitt sehen konnte.

"Was hast du denn?", fragte Tamayo. "Ich wollte nur nach der Diskette greifen, was kann ich denn dafür, dass du so tief ratzt!"

"Du hättest aufstehen können", bemerkte Chimeichojo trocken. Ihr ging es ganz gegen den Strich, dass Tamayo bei ihr übernachten sollte. Aber leider waren die Eltern der beiden miteinander befreundet, und das sollten die beiden Mädchen scheinbar auch sein.

"Chicho... du bist ja wohl auch ein Mädchen!", lachte Tamyo. "Also, nicht so scheu!"

Chimeichojo rückte etwas weg und machte ein bedrücktes Gesicht. "Ich bin halt wer ich bin. Eben scheu. Ich bin nicht so aufgelockert wie du!", murrte sie.

Tamayo wuschelte ihr durchs Haar. "Wer hat denn gesagt, dass du so sein sollst wie ich?", fragte sie grinsend. "Du bist doch auch so total süß!"

"Ja, klar", seufzte Chimeichojo, "weshalb habe ich denn dann keinen Freund?"

"Weil Jungs in der sechsten halt blind und doof sind!", rief ihre Freundin aus.

"Und oberflächlich, viel zu jung und sowieso 'n Brett vorm Kopf haben", zählte Chimeichojo weiter auf.

"Genau! Du hast es erfasst!", lachte Tamayo und wuschelte weiter. Da wurde ihre jüngere Freundin aggressiv. "Sag mal, bezahlen dich meine Eltern dafür, dass du das sagst?!", schrie sie Tamayo an.

"Nein, ich meine das ernst", erwiderte diese trocken, "und wenn du es sowieso schon so genau weißt, dann such dir ne Freundin. Ich bin nicht umsonst bisexuell!"

"Über so was macht man keine Witze", antwortete Chimeichojo ernst.

"Es war kein Witz. Es war Ernst!", meinte Tamayo. "Du hast Post." Sie warf Chimeichojo einen Brief zu. "Und ich auch."

Schweigend suchten sich die beiden einen Brieföffner, als Tamayo losprustete. "Du hast recht - es war ein Witz!"
 

"Saaaaaaaatoshiiiiiiiiiiiiiiiiiii!!!!"

Ein Mädchen in einem weiten Kleid rannte einem Jungen mit schwarzem zerzaustem Haar hinterher, einzig bewaffnet mit einem Kehrbesen.

Der Junge drehte sich um und lief vorerst so, dass er seine Schwester ansehen konnte. "Hey Pai, du solltest nicht so weite Kleider tragen, wenn du mich verfolgst. Obwohl dir so etwas ja steht!"

Pai blieb stehen und lief puterrot an. "Mir... steht?", zweifelte sie.

"Ja!", sagte der Junge süß lächelnd. "Immerhin sieht man darin nicht deine Schenkel!"

Wütend rannte Pai wieder auf ihn zu, ihren Besen schwingend. "Satoshi, du Mistkerl! Erst lässt du mich mit dem Putzzeug allein und dann beleidigst du mich auch noch! Wenn Ma wüsste, dass du immer deinen Putzdienst schmeißt...!!"

"Sag's ihr doch!", brüllte Satoshi.

Doch dann blieb er stehen und sah seine Schwester aus entschlossenen Augen an, aus Augen, blau wie das Meer mit einem Stich braun, und trotzdem entschlossener als so schöne Augen jemals blickten. "Aber ich weiß du tust es nicht. Du bist mir viel zu ähnlich, als dass du es tätest. Genau wie ich hasst du Petzer!"

Statt auf ihn einzuschlagen blieb auch Pai stehen und starrte zu ihm zurück, mit ihren Augen, die statt dem Meer, das um eine Insel fließt, doch weniger glichen, sondern eher einem verregneten Tag, nur ohne jegliche Nebelschleier die doch im Regen entstehen. Nein, die Blicke von Pai waren immer leicht zu entschlüsseln. Ihre Gedanken, alles spiegelt sich in ihnen wider. "Die Augen sind die Spiegel zur Seele" sagte man einst. Pai war ein wahres Beispiel zu diesem Sprichwort. Ihr braunes Haar flattert immer hinter ihr her, aber jeder würde sie für "normal" halten. Nur ihre Augen waren überirdisch - wie die ihres Bruders. Einzig und allein die Augen ihrer beider Schwester, Ayuki, waren "normal", als einziges an ihr. Braune, undurchdringliche Augen, nicht zauberhaft, einfach da.

Deshalb waren Satoshi und Pai sich auch so ähnlich.

Endlich fing Pai sich wieder und schlug ihren Bruder mit dem Besen. "Wenn du mir noch mal deine Hausarbeiten aufbrummst, dann schlag ich dir so eine rein, dass du nicht mehr weißt, ob ich es war oder der Besen!", rief sie aus.

Damit stürmte sie dann zur Tür, um vom Hof ins Haus zu kommen, als sie sich noch ein mal zu Satoshi umdrehte. "Schau mal, das steckte im Türspalt", sagte sie.

Satoshis ließ darauf verwundert seinen Blick vom Gesicht seiner Schwester zu dem Brief, den diese hochhielt, schweifen.
 

Schon seit Stunden saß Yuziaru Kojii an einer ihrer Zeichnung. Darauf abgebildet war ein junges Mädchen mit einem Strauß Rosen in ihren Händen, die schon bluteten. Das Mädchen hatte einen gläsernen Blick und zu ihren Füßen lag eine Pistole, daneben ein Junge mit offenem Mund und völlig leeren Augen, toten Augen.

Um dem Bild einen letzten Schliff zu verpassen, tauchte Yuziaru ihren Pinsel in schmierende, rote Tinte, die wirklich wie Blut aussah. Dann zeichnete sie grob eine Blutspur neben den Kopf des Jungen.

Plötzlich legten sich ihr zwei starke Arme um die Schultern und eine Hand nahm ihr die Brille ab.

"Yuui-chan, ich muss schon sagen, du zeichnest von Tag zu Tag besser!", stieß ihr Bruder aus.

"Und damit das auch so bleibt, verlange ich schon mal von dir, dass du mich nicht dabei störst!", sagte Yuziaru zynisch. "Was ist, Tatsuya?"

Tatsuya Kojii wuschelte ihr das rotbraune Haar. "Mich erstaunt deine Art zu zeichnen. Nicht so klischeehaft. Diese traurigen Augen, und statt winziger Nasen immer diese Stupsnasen! Wirklich einzigartig!"

Yuziaru lächelte leicht. "Du hast also die Kritiken gelesen."

"Ja. Die Kritiker sagen, du zeichnest wie Mutter, völlig individuell. Euer Stil ähnelt sich, allerdings zeichnest du schlankere Klischeecharaktere, dafür aber die Haare und Gesichtszüge völlig detailliert. Ma zeichnet die Haare grob und die Körper eher natürlich", erklärte Tatsuya und seine braunen Augen blitzten.

"Mutter zeichnet ja auch eine bekannte Mangaserie. Sonst hätte mich keiner bemerkt", erklärte seine kleine Schwester schüchtern.

"Aber sie haben's." Tatsuya nahm das Bild in die Hand und schüttelte sich. "Wofür ist denn das? Marke Schocker, wie?"

Ungerührt dieser Kritik antwortete Yuziaru: "Es ist für einen Artikel in einem Magazin. ,Gewalt im Alltag'. Befasst sich mit Gewalt in US-Comics und -Filmen, und halt in Mangas und Animes."

"Schlechte Werbung?"

"Wenn du's so siehst." Yuziaru zuckte mit den Schultern.

"Ein kleines Mädchen sollte so etwas nicht zu oft zeichnen", meinte ihr Bruder und gab ihr das Bild wieder. Bevor er aus dem Zimmer ging sagte er noch: "Übrigens, wir gehen jetzt vorerst wahrscheinlich auf eine Schule für Magier. Wir haben einen Brief bekommen."
 

Ein Rauschen ist zu hören, plötzlich erklingen die drei Worte: "Sie haben Post." Kuroba Ai klickte auf das Feld mit dem Brief. Lauter Meldungen aus seinem Lieblingsforum. Er klickte auf die Antwort zum Thema "Room for every language and magican". Als er unter dem Namen "Magican" in den Raum kam, waren seine Mailfreunde Seiichiro (unter dem Namen "Little Dreamer") und Zen ("Angel of Healing") schon lange da.
 

Magican: "Hey, was ist denn das für ne Veranstaltung?"
 

Little Dreamer: "Immer, wenn wir uns treffen kommst du als Letzter! Ich hab dir ne SMS geschickt!"
 

Angel of Healing: "*rofl* *rofl* *rofl*
 

Magican: "*sweatdrop* Ähhhhhh... was macht der da?"
 

Little Dreamer: " Beachte den bloß nicht. Er wischt seit heute früh schon den Boden."
 

Magican: "SO lange habt ihr gewartet?!"
 

Little Dreamer: "Chat... Der Typ ist hirntot."
 

Angel of Healing: "*rofl* Er würde das auch machen... wenn er dich sieht! Kleiner, du bist übrigens 9, WAS WEIßT DU!!"
 

Magican: "Das hat gesessen...

@Dream: Was will er damit sagen?"
 

Little Dreamer: "Wie gesagt, kein Hirn.

@Angel: Ich benehm mich wenigstens reifer als du."
 

Angel of Healing: "*angry* So, hör mal zu: Wenn du dich für so toll hältst, dann VERLASS DAS SCHIFF!!! Runter vom Board!

@Magican: Schau einfach auf meine Homepage, klick auf "neues Video". Schau's dir an! *rofl*"
 

Magican: "Gut, ich schalt drauf sei bis dahin nicht so mies zu Dream."
 

Fool: "*betritt den Raum* Hi! Na, worum geht's?"
 

Angel of Healing: "Ne Neue! Ist ja süß! *rofl* Oder bist du ein er?

@Dream: Jetzt fällt dir nichts ein, hä?

@Magican: Sag mir, wie du's findest.
 

Fool: "Ja, ich bin eine sie. Ein weibliches Wesen.

@all: Was hat der denn?!"
 

Little Dreamer: "Ich glaube, heute ist Tag des Versagers. Sag mal, wo kommst du her, Fool? Die erste, die Magican so ähnelt.

@Angel: Benenn dich um. In "Notgeil" oder so. Ich bin bald Mod, ich kick dich. Das will, kann und würde ich machen. Dann wisch ich den Boden!!
 

Magican: "Argh!! Hab gerade das Video gesehen. Sag mal, ist das Dreamer, der darauf so tanzt?! O_o Bin ehrlich geschockt!"
 

Angel of Healing: "Ja! *rofl* Wahrheit Pflicht Konsum mit Web-Cam! War seine eigene Schuld! Jeder weiß, dass ich so was aufnehme!

@Fool: Dann bist du meins, meins, meins! Alle Frauen gehören mir! *rofl*

@Dream: Und du nennst dich besser "Langweiler". Passt doch gut! *rofl*

Du Pseudo-Mod, mich kann man nicht loswerden! Außerdem ist der Boden

jetzt sauber! *rofl*"
 

Fool: "Du bist ja kein bisschen Größenwahnsinnig... *rollt mit den Augen*

@Dream: Alaska. Schreckliches Land, glaub mir! Und ihr?"
 

Magican: "Japan... genauer gesagt Tokyo.

@Angel: Die Mädchen wusstens auch? Dafür waren die aber Freizügig! O_o Die eine war mindestens 18! Wieso stehen die alle auf so einen dämlichen elfjährigen wie dich? Auf mich stehen nicht mal 13-jährige, und ich bin ein Jahr älter als du!"
 

Little Dreamer: "Er schleimt ihnen was vor!!

@Fool: Ha! Auch Japan, Kyoto.

@Angel: Wenn der Boden sauber ist, denn brauchst du nicht mehr drauf rumzurollen!"
 

Angel of Healing: "Lass mich gefälligst machen was ich will, Kleiner!

@Fool: Hey, ist das ne Anmache? Osaka, Japan. Überlass alles Doktor Zen! *grins*

@Magican: Tja, auf mich steht alles!"
 

Fool: "Was, dir steht alles?! Na ja, so wie du hier rummachst. Zen? Süß, der

Name! Ich heiße eigentlich Ally Jo (Vorname!). Schlimm, nicht?"
 

Magican: "Ich bin Kuroba, und Dream heißt Seiichiro, wir nennen ihn nur Seife!

*rofl* Na ja, eigentlich Seii.

@Dream: Habt ihr mich wegen eurem privaten Streit gerufen?!"
 

Angel of Healing: "Hey, flirte nicht mit meiner Kleinen! Meine Ausstrahlung ist erblich, die

kannst du nicht nachmachen! Es ging übrigens um was anderes.

@Fool: Ist doch ein süßer Name. Wie alt?"
 

Little Dreamer: "Du mal wieder!

@Magican: Nein, es ging um einen Brief von ,The School for young

Magicans'. Hast du auch einen gekriegt? Wir jedenfalls."
 

Magican: "Ja, per Mail. Wir werden ja morgen abgeholt.

@Angel: Ich flirte nicht!"
 

Fool: "Wooaah! Ihr habt Briefe von SYM bekommen? Mann, ich wollte auch

immer dahin, auch wenn meine Kräfte nicht angeboren sind. Heilen. Somit

komm ich wohl nie hin. Zen ist zwölf, somit ist die Schule sechs Jahre lang

verbucht, mindestens. Man kann als letzte Chance mit siebzehn dahin. Die

machen das ja nach Ländern."
 

Little Dreamer: "Gut informiert O_o Ich kann ja doch ein Wort für dich einlegen. So, muss

off. Tschüß!"
 

Magican: "Bin auch weg."
 

Angel of Healing: "Somit sind wir jetzt alleine!"
 

Fool: "...ich gehe."
 

Am darauffolgenden Tag warteten Ayuki, Satoshi und Pai gemeinsam auf die Leute von der Schule, die sie abholen sollten.

Da fuhr ein Lastwagen an. Aus der Fahrertür stieg ein gutaussehender junger Mann mit einem schmalen, ziemlich markanten Gesicht. Sein mehr als schulterlanges blondes Haar hatte er sich hinten mit einem alten Lederband zusammengebunden. Da seine schwarzen Augen besonders intensiv im Sonnenlicht glänzten, wirkten sie wie Opale und durch die weit aufgeknöpfte Öffnung von seinem Hemd sah man eine Silberkette mit einem blutroten Kreuz dran hängen sehen. Er ging auf die zwei Mädchen und deren Bruder zu, wobei die Beine seiner viel zu langen, jedoch fast perfekt sitzenden Jeans vom Boden über den Boden zogen und nur selten einen Einblick auf seine alten Sneakers gaben.

"Hallo, ihr drei." Der junge Mann lächelte Ayuki an. "Heute nicht als Mann verkleidet?", fragte er sie, obwohl er ganz genau wusste, dass Ayuki heute ihre weibliche Seite zeigte. Diese allerdings lächelte diplomatisch zurück. "Glaub mir, ich hab genug von euch SYM-Leuten. Ihr habt mich genug verarscht!", erklärte sie und zog an ihrer Bluse, damit man ihren Busen besser bemerken konnte.

Satoshi drückte sich genervt zwischen die beiden. "Ich geh jetzt einfach davon aus, dass du weißt wer von uns wer ist", knurrte er und schob seinem Gegenüber seine Tasche in die Arme. "Dann weißt du ja sicher auch wie ungeduldig ich bin." Mit diesen Worten ging er zum Wagen und klopfte an eines der Fenster vom Container. Sofort öffnete jemand die Türen dazu.

Ayuki zuckte einfach mit den Schultern. "Tja, Schönling, wie du schon sagtest: Ich bin zu jungenhaft!" Dann warf sie auch ihre Tasche zu dem jungen Mann.

Als dann Pai mit ihrer Tasche zu ihm ging, sagte dieser entnervt: "Wirf sie her und sag einfach nichts!"

Pai errötete und nuschelte: "Ich... ich heiße Pai. Pai Yamato." Dann streckte sie ihm die Hand hin.

Lächelnd sagte der gutaussehende Junge: "Mein Name ist James O'Brien. Ich würde dir ja gerne die Hand schütteln, aber leider sind meine Hände anderweitig beschäftigt." Pai und er begannen zu lachen.
 

Als Pai dann mit den anderen im Lieferwagen saß, wusste sie nicht mehr so ganz, was sie sagen sollte. Irgendwie war ihre ganze Euphorie verflogen.

"Ähm... wie seid ihr hierher gekommen?", versuchte sie einen Start zu machen. Ein hellblondes Mädchen murrte. "Das ist ja wohl überflüssig. Wir sind hier, das reicht doch!"

Ein etwas jüngeres Mädchen in Pais Alter zeigte auf die Blonde. "Achte nicht auf Tamayo. Die ist immer so drauf."

"Hey, ich hab ne gute Idee!", erklärte ein braunhaariger Junge, "Wir können uns ja gegenseitig vorstellen, dann sagen wir nicht nur ,Hey, du!' als Begrüßung!"

Ayuki meldete sich. "Ich und meine Geschwister fangen an, wir stellen uns mal im Kreis vor!" Sie zeigte auf Satoshi. "So. Das ist mein kleiner, 14-jähriger Bruder Satoshi Yamato. Sein Hobby ist es, meine kleine Schwester zu nerven! Außerdem hasst er unseren Vater total. Übrigens ist er ein guter Grafitti-Sprayer."

Satoshi wuschelte durch Pais braune Haare. "Das ist meine kleine Halbschwester Pai Yamato, sie ist ein Jahr jünger als ich. Sie trägt gerne Kleider und ist gut in Karaoke. Sie hat von uns dreien die schönste Stimme und die Jungs stehen Schlange. Allerdings hat sie kein Interesse an denen."

Mit wütenden Blicken strafte Pai ihren Bruder. Dann sah sie zu Ayuki. "Okay, das ist Ayuki Yamato. Sie ist 15 und somit die älteste von uns. Sie geht auf eine Jungenschule ohne dass auffällt, dass sie ein Mädchen ist. Sie ist nämlich eine gute Schauspielerin, will aber nicht in Theaterstücken oder Filmen mitspielen."

Alle sahen sich um. Dann fragte ein kleiner Junge: "Und wer ist jetzt dran?"

Das Mädchen, das scheinbar Tamayo hieß, strich sich ihr weißblondes Haar zurück. Dann schlug sie der kleinen Schwarzhaarigen auf den Rücken. "Tja, da du schon so über mich hergezogen bist, werde ich mal dich vorstellen!" Tamayo sah zu den anderen. "Also, dieses stinknormal aussehende Etwas heißt Chimeichojo Buko, wird von mir allerdings nur Chicho genannt. Sie ist total frigide und muss sich ständig darüber beschweren, dass ich mal aus dem Rahmen falle. Und das von einem Grufti von 13 Jahren!"

Kalt sah Chimeichojo zu Tamayo. "Gut, du hast es nicht anders gewollt", meinte sie. "Das da ist Tamayo Genda. Sie ist ein Yankee, weil ihr Freund mal in einer Yankee-Clique war. Unsere Eltern wollen dass wir Freunde sind, aber Tamayo ist halt drei Jahre älter als ich. Sie ist ziemlich pervers und macht Witze über Bisexualität!"

Tamayo grinste. "Es sind keine Witze. Ich bin so."

Ein schwarzhaariger Junge zuckte mit den Schultern. "Na ja, wieso nicht das Leben genießen." Dann sah er in die illustre Runde und erklärte: "Ich bin übrigens Zen Kaora, 12. Ich finde, ich verdiene es nicht, mit zu dieser Schule zu fahren. Um mich herum sind nur Schönheiten, und das, obwohl ich nichts gutes getan habe. Ich hoffe doch, ihr seid keine Racheengel? Obwohl es zutreffen würde, denn ihr seht aus wie gerade vom Himmel geschwebt, meine Damen, das werden mir die anderen Jungs sicher bestätigen!"

Angeekelt sah ein jüngerer Junge zu ihm. "Zen. Bitte nicht, ich hab genug von deinem Geschleime. Hm. Na gut, ich stell euch mal Kuroba Ai vor", sagte er und zeigte auf den braunhaarigen Jungen, der das ,Begrüßungsritual' vorschlug. "Er ist sehr bodenständig und achtet mehr oder weniger auf seine Wortwahl. Und das mit jungen 13 Jahren!"

"Viel gesagt und nichts ausgedrückt", meinte Kuroba. "Na ja, aber so ist Seiichiro Ayanami nun mal. Ihr seht, er ist ziemlich jung, aber trotzdem doch supi-intelligent."

"Gut, dann sind wir zwei noch dran!", sagte ein Junge mit kurzen Haaren. "Das ist meine kleine Schwester, Yuziaru Kojii. Ihr habt sicher schon von ihr gehört. Sie zeichnet für viele Magazine die Covers und hat vor einem Jahr sogar Aufdrucke für Shirts designet. Dabei ist sie erst dreizehn Jahre alt."

Yuziaru murmelte bloß: "So gut bin ich auch nicht. Mein Bruder Tatsuya übertreibt. Dabei ist er nicht nur kreativer, er hat auch mehr Macht im magischen Bereich, er kann sogar die Undinen und Engel sehen, obwohl ich sie nur spüre..."

Alle starrten zu Tatsuya. "Hey, das ist doch nichts besonderes!", wehrte dieser ab. "Oh doch", erklärte Seiichiro. "Viele können das gar nicht." "Na ja", erwiderte Ayuki, "es gibt wiederum auch wenige Magier." Diesmal schüttelte Pai den Kopf. "Na, in meiner Klasse sind sogar drei Leute magisch veranlagt, aber leider wissen sie nichts von ihrer Kraft und verschwenden sie. Und die, die es wissen, haben Angst, weil sie z.B. Geister sehen, oder andere spüren." Sie sah kurz zu Tatsuya, dann nickte sie. "Ja, ich sehe, du bist talentiert." Er sah sie verwirrt an. Er hatte das Gefühl jemand hätte ihm aufgelauert und belauscht, dabei hatte er doch nichts gesagt!
 

Der Wagen bremste scharf und diejenigen, die weiter vorne saßen, landeten auf dem Boden. "Aussteigen, Mädels!" James hatte angehalten. "Wird Zeit, euch abzuladen."

Sie alle stiegen aus (nachdem sie ihre Gegenüber von ihren Schößen gekratzt hatten) und blieben mit offenem Mund vor dem Gebäude stehen. "Mein Gott... ist das GROß!" Und das stimmte. Die Schule war früher einmal ein Schloss gewesen, oder besser, die Schule wurde in ein Schloss gelegt. Dies war besonders praktisch, da dies ein Internat war (wie hätten sie auch täglich von Japan nach Irland fahren sollen?). Ein Internat, in dem die Älteste von ihnen zwar nur zwei Jahre, der Jüngste aber genau acht Jahre seines Lebens verbringen sollte. Die Schule wurde immer für eine Gruppe von Magiern verschiedenen Alters genutzt, und es wurden erst neue Schüler aufgenommen, wenn auch der letzte seinen 18.Geburtstag hinter sich hatte.

"Wow", keuchte Pai.

"Kommt ihr?" James war schon vorgegangen und stand jetzt an der Tür. Murmelnd liefen ihm die Kinder nach.

Als sie in der Halle angekommen waren staunten sie noch mehr. Von innen sah es nicht nur geräumiger aus, sondern auch schöner. Es führte eine breite Treppe ins nächste Stockwerk, und, soweit sie es sehen konnten, führten von dort aus zwei schmale Wendeltreppen weiter. Es standen zwei Vogelgreifstatuen am Treppenansatz und an der Tür Drachenstatuen. Auch wenn alles dunkel war, so war es wunderschön.

Doch nun kam ein blondes Mädchen die Treppe hinunter. "Mr... Mr.O'Brien ... ich weiß nicht, wo ich meine Tasche hinstellen soll." Sie ging James entgegen.

"Oh... es sind schon andere da... verzeihen sie, dass ich störe. Falls sie ein Einführung gegeben haben, meine ich, tut mir leid. Aber vielleicht komme ich ja richtig...?" Sie schien unter mangelndem Selbstbewusstsein zu leiden. "Hi", sagte sie jetzt den anderen zu winkend. "Ich bin Sakura Makoashi!" "Hi!" Einige winkten zurück. James nickte.

"Sakura, trag doch bitte deine Tasche einfach mit. Wir gehen jetzt zu eurem Direktor, Mr. Slyzzor Snyder." Bei dem Namen zog Yuziaru die Augenbraue hoch. Der Nachname kam ihr bekannt vor. Er war, soweit sie wusste, auch mal in der ersten Staffel der amerikanischen TV-Serie Buffy vorgekommen, von der es jetzt nur noch eine Ablegerstaffel gab, die aber gegen Halloween teils ausgestrahlt wurde, aber nur die gruseligste Folge jeder Staffel.
 

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So, schon das zweite Kapitel draußen^^ Mal sehen, was das für ein Direktor ist, nicht wahr? Immerhin leitet er eine Schule, aus der schon viele Magier ausgegangen sind. Es bleibt spannend. Im nächsten Kapitel lernt ihr ihn kennen, außerdem erfahrt ihr wer alles in der Schule arbeitet. Außerdem beginnen wir mit der Sicht auf eine bestimmte Person und ihr leben... also, dranbleiben *euch muss ich festhalten*

Angekommen

James führte sie die Treppe hinauf in den Westflügel. Nach längerem an Türen vorbei Laufen, blieben sie stehen. James öffnete die Tür und sie kamen in ein Zimmer voller Rauch.

"Das ist Slyzzor Snyder", erklärte James. Es waren die Konturen eines Tisches und einer Person zu erkennen.

"Ihr habt es an diese Schule geschafft", sagte eine kratzige Stimme, "aber seid ihr auch gut genug, hier wieder rauszukommen? Hier wird Stärke verlangt, wir wollen harte Arbeit. Seid ihr dafür bereit? Vielleicht sterbt ihr." Eine metallische Hand drang durch den Rauch und zuckte. Sie sah aus wie aus dem alten Film "Star Wars Episode 2" von Anakin Skywalker. "Doch jetzt ist es zu spät... h...h..." Ein tiefes Husten ertönte. James sah entsetzt zu Ayuki. "Hilf mir mal, blasen wir den Rauch raus!" Ayuki nickte. Sie dachte intensiv an einen starken Wind und der Rauch wurde zum Fenster rausgeweht. Übrig blieb nur ein alter Mann an seinem Tisch sitzend. Er sah aus wie jeder aus dem Seniorenheim, nur hatte er statt einer rechten Hand eine Metallhand angesetzt. "Danke", murmelte Snyder, "sie haben meine Rede zerstört." James grinste. "Daran hätten sie sich als Asthmatiker vorher denken sollen. Was machen sie auch Rauch..." "Klappe!!" Snyder räusperte sich. "James wird den Jungs jetzt ihre Zimmer zeigen... und um die Mädchen kümmert sich meine Assistentin, Tina. Sie ist aus Deutschland." Die Schüler warteten einige Minuten. Dann drehte Snyder sich nach hinten und rief: "Tinaaa...?" Nach einigen Minuten kam eine spärlich bekleidete Blondine in den Raum.

"Yo, Boss?" "Bitte zeigen sie den jungen Damen ihre Unterkünfte." "Yooo, Boss!"

Satoshi raunte Sakura zu: "Ich verstehe, wieso er sie engagiert hat. Bei den... nennen wir's Ohren." Sakura lachte leise.

"Kommt, Jungs. Ich zeig euch jetzt, wo ihr vorerst wohnen werdet", schlug James vor. "Und ich euch", meinte auch Tina zu den Mädchen gewandt. So teilten sich die zwei Gruppen auf. (Übrigens, nun mussten sie ihr Gepäck tragen. James ist nämlich nicht immer so nett und Tina war eh schon immer inkompetent.)
 

James ging mit den Jungs weiterhin den Westflügel entlang, allerdings diesmal zurück in Richtung Treppe. Schon kurz, nachdem sie von Snyder weg waren, blieb er vor einer Tür stehen. "So", begann er, auf eine Liste schauend, "hier sollen Zen Kaora und Satoshi Yamato wohnen. Also, rein mit euch. Ihr könnt mit dem Zimmer machen was ihr wollt, aber ihr müsst es selber sauber halten." Schnell sagte er noch: "Ach ja, für alle, bitte geht nicht auf den Dachboden. Das ist verboten." Kuroba klopfte Satoshi auf die Schulter. "Du tust mir leid, Mann." Ohne mit der Wimper zu zucken ging Satoshi rein.

So etwa sechs Türen weiter blieb James wieder stehen. "Gut, hier werden Seiichiro Ayanami und Tatsuya Koji leben für euch gilt dasselbe wie für die beiden vorhin."

Tatsuya war leicht deprimiert, dass er mit so einem kleinen Jungen zusammenleben würde, und das auch noch drei Jahre lang. Aber gut, er würde es überleben.

Zuletzt schickte James Kuroba in das Zimmer nebenan, mit den Worten: "Wir werden uns wohl ein Zimmer teilen müssen."
 

Tanja trug ihre Liste bei sich und führte die Mädchen, ihren Kaugummi kauend, erst einmal zur ersten Tür beim Ostflügel - der ersten Tür, wenn man von der Treppe kam. "Ähm, also erstmal, ihr sollt nicht auf den Dachboden, also in die oberste Etage, hat der Boss gesagt, also bleibt einfach in euren Unterrichtsräumen." Sie räusperte sich und verlas: "Pai und Ayuki Yamato. Hey, wow, Geschwister, viel Spaß! Ach ja, passt wegen den Jungs auf, die sind ja gleich hier. Und falls doch was passiert, nehmt ein Kondom, ja?"

Pai und Ayuki sahen einander an. Sie hatten nicht vor, etwas "passieren" zu lassen. Sie gingen in ihr sauberes Krankenhaus gleiches Zimmer. Bald würde es nicht mehr so ordentlich aussehen.

Dann wurden die anderen zu der ersten Ostflügeltür gebracht. "So, hier wohnen dann Tamayo Genda und Sakura Makoashi. Ach, ihr habt ja den längsten Weg zur Toilette, ihr Armen."

Die beiden traten ein. Chimeichojo hatte Mitleid mit Sakura. Bald würde diese nicht mehr so unschuldig wirken.

Zuletzt kamen sie fünf Türen weiter. "So, dann hier die restlichen. Denkt an meinen Rat, okay? Und tschüß! Übrigens, der erste Tag ist Eingewöhnung, ja?"
 

"Ich nehme das Bett da hinten, okay?" Satoshi wartete auf keine Antwort, sondern warf einfach eine Tasche auf das Bett, das an der Wand stand. Dann ließ er sich daneben fallen. "Gut", nickte Zen und begann seine Sachen auszupacken. "Jetzt werden wir uns also vier Jahre lang ein Zimmer teilen." Er drapierte sich vor Satoshi und streckte die Hand aus. "Auf ein gutes Zusammenleben." Der ließ sich aufhelfen und besah sich das Zimmer. "Ja..."
 

"Das wird sicher ein schwieriges Jahr", meinte Seiichiro als er seine Bücher in die Regale stellte. Tatsuya hatte sich schon längst eines davon genommen und sich zum lesen aufs Bett gesetzt. "Wieso soll ausgerechnet dieses Jahr so schwer werden? Es ist doch nur das erste?", fragte er, während er umblätterte. Erstaunlich, was ein zehnjähriger manchmal las. Seiichiros Buch war eine wahre Antiquität, Dantes "Göttliche Komödie". Das war fast schon für Tatsuya zu hoch. Aber nur fast. "Na ja, gerade deswegen", entgegnete der Kleine. Er trug fünf Bücher auf einem Stapel, und als eines davon hinunterfiel zuckte er zusammen. "Es wird schwer werden." "Keine Angst... du wirst das schon durchstehen, es wird alle drei Jahre höchstens ein Schüler rausgeschmissen. Und das war noch nie ein Dante lesender kleiner Junge."
 

"Na, Schwesterchen, froh mit mir in einem Zimmer zu sein?" Ayuki räumte gerade die Kleidung von ihr und ihrer Schwester in den Schrank. "Hm... ich hatte Angst, mit jemandem zusammenzukommen, der mich nicht mögen würde", antwortete Pai. "Lass mich dir das abnehmen." Sie wollte jetzt zumindest ihrer Schwester helfen.

"Nicht so schüchtern. Sag mal, was hältst du von dieser kleinen Blonden? Ihr ähnelt euch sehr, was eure Schüchternheit vor anderen angeht." Pai nickte. "Ja, sie wirkt nett. Aber ich kenn sie doch nicht mal..." "Ja, genau...", meinte Ayuki abwesend. Dann war sie plötzlich wieder da und starrte auf die Schranktür. "Oh, da ist ja was angeklebt..."
 

"Gleich ne Liste, wo wir wann Unterricht haben!", stöhnte Tamayo und ließ sich auf den Schreibtischstuhl plumpsen. "Die lassen einem echt keine Ruhe!" Sie verdeckte mit der Handfläche ihre Augen. "Na ja", entgegnete Sakura schüchtern, "irgendwie müssen wir's ja erfahren..." "Du bist zu freundlich!", rief die Ältere plötzlich auf, wobei sie auf Sakura zeigte. Diese schreckte wegen dem Überraschungsmomentes zusammen. "Tut mir Leid..." "Da! Schon wieder! Das müssen wir ändern!"

Tamayo nahm Sakura bei der Hand und schleppte sie in den Waschraum, von dem sie dank der Liste wusste. Sie stellte ihre Mitbewohnerin vor einen Spiegel. "Schau dir das Mädchen da an! Das schreckt ja dauernd zusammen!", rief sie aus. Sakura nickte kurz. "Du bist echt unsichtbar wie ein Mauerblümchen, du!", beschimpfte Tamayo sie. "Was soll ich denn tun?"

"Schmink dich mal! Mach deine Haare auffälliger!" Sakura sah nur skeptisch zu dem Yankee-Mädchen. Das schlug daraufhin in die Hände. "Weißt du was? Ich style dich auf!"

,Oh je', dachte Sakura, ,das wird ja was, wenn ich sie so sehe...'
 

Misstrauisch begutachtete Chimeichojo ihre Unterrichtsliste. "Wir haben gleich in der ersten Stunde Magiekunde. Da blamier ich mich doch, sag ich dir!" Yuziaru sah von ihrem Bild auf, aber mehr, damit das Portrait auch entsprechend aussah, als um ihr zuzuhören. "Warum solltest du dich blamieren?", fragte sie, während sie die Länge der Nase in Gedanken abmaß.

"Weil ich ein echter Versager in so etwas bin! Was haben wir denn noch... Mathe, Englisch... wieso Englisch, wir sind Japaner! ...Literaturverständnis..." Chicho legte die Liste zurück in den Schrank. "Das Jahr werde ich garantiert nicht bestehen!" "Keine Sorge", murmelte Yuziaru von ihrem Block aus, "das schaffst du schon!"

Chicho seufzte und legte ihre Hände auf die Schultern ihrer neuen Freundin, dabei fragte sie: "Wie kannst du dir so sicher sein? Sag mal, was machst du da eigentlich...?"

Yuziaru drehte sich um und lächelte. "Ich male ein Bild von dir. Das hängen wir dann auf." "Wieso das?", fragte Chicho wieder. "Wieso nicht? Das hat doch was", meinte die Andere. Und Recht hatte sie! Das würde es.
 

Alle lebten sich so gut ein, wie es in den paar Stunden ging. Doch auch für Magier wird es einmal Zeit zu Abend zu essen. Und so machten sie sich auf zur Kantine. Dort erlebten sie allerdings eine böse Überraschung: Tina stand an der Essensausgabe, und wie's aussah war sie die Köchin! Eigentlich kein Problem, aber wenn ihr Kochfaktor genauso hoch lag wie ihr Intelligenzquotient es scheinbar tat, dann sollten sie wohl einen Hauch Vorsicht walten lassen.

Langsam vom Schock erholt stellten sie sich in einer Schlange an.

Satoshi wartete darauf, endlich dieses ach so schreckliche Essen zu bekommen. Er war zwar nicht scharf darauf, es zu verspeisen, aber zumindest musste er sich dann nicht mehr die Beine in den Bauch stehen. Und er würde schon nicht daran sterben.

Endlich war er dran. Er hatte Recht gehabt. Das Essen sah gar nicht mal so schlecht aus, er würde es auf jedem Fall überleben. Allerdings durfte man schon an Tinas Kochkünsten zweifeln - Spagetti. ,Morgen sehen wir, ob sie auch was anderes fabrizieren kann', dachte Satoshi argwöhnisch. Dann wanderte sein Blick über die Tische, die Frauenwelt abchecken. Immerhin sollte er hier vier Jahre verbringen, wieso nicht auch noch ein oder zwei Freundinnen finden? Satoshi ließ seine Blicke durch den Flur gleiten. Er wusste, dass es nur vier Mädchen gab, mit denen er nicht verwandt war, aber das würde schon reichen.

Einmal war da dieser Grufti. Nein, lieber nicht, die war zu prüde. ,Außerdem fühle ich etwas schlechtes an ihr', dachte Satoshi. Dann war da die Yankee-Zicke, die zwar ziemlich... aufgeschlossen - ja, das war das richtige Wort - war, aber sie war wiederum zwei Jahre zu alt. Dahinten saß die kleine Yuziaru. Aber leider mit ihrem Bruder, und der machte nicht den Eindruck, als käme man leicht an dem vorbei. Sowieso, Einzelkinder sind auch leichter zu haben. Aber man könnte sie sich zur Not merken...

Sakura blieb als einzige übrig. Das kleine schüchterne Mädchen war sicher leicht zu haben. Sie saß mit Grufti-chan und Yankee-san zusammen. Das Yankeelein gestikulierte heftig mit den Armen in der Luft, Sakura sah sie verstohlen an und der Grufti konzentrierte sich auf seinen Teller. Das konnte was werden.

Satoshi ging zu den dreien. Tamayo diskutierte gerade mit Sakura. "Glaub mir, du solltest was aus dir machen! Du bist hübsch! Mach was draus!" "Hi", sagte Sakura zum Neuankömmling gerichtet. Da drehte auch Tamayo sich zu ihm um. "Hast du dich verlaufen?", fragte sie arrogant. "Nein, habe ich nicht. Ich will zu Sakura." Sakuras Augen wurden groß. Satoshi hatte wieder Recht gehabt. "Zu MIR?! Aber ich schulde dir nicht mal Geld", stieß sie aus. "Würdest du, dann würde ich es dir erlassen", meinte er trocken. "Nein, ich will mit dir reden." Gruftilein stand jetzt mit ihrem Tablett auf. "Da will ich nicht stören. Ich geh mal zu Yuziaru", erläuterte sie. Tamayo sah Satoshi kurz kalt an, dann fragte sie arrogant: "Ich störe euch doch nicht, oder?" Sie wartete auf keine Antwort, sondern brachte ihr Tablett weg und kam nicht mehr zurück.

"Tut mir leid, dass ich deine Freundinnen vergrault habe", meinte Satoshi, allerdings sah man ihm an, dass er erleichtert war. "Kein Problem", murmelte Sakura nur. Sie wollte nicht auf ihn eingehen. Satoshi musste sie wohl erst aus dem Versteck locken.

"Du bist mir aufgefallen. Wieso kamst du eigentlich so spät? Oder besser, wieso warst du schon da, als wir ankamen?" Sakura sah gar nicht auf und antwortete nur: "Mein Vater hat mich gefahren." "Bist wohl Papas kleiner Liebling, was?" Satoshi lachte freundlich. Sakura schüttelte den Kopf. "Nein, ich bin sein Eigentum." Satoshi wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Am besten gar nichts. "Na ja, auf jeden Fall solltest du hier mehrere Leute kennen lernen. Du verbringst hier immerhin ein halbes Jahrzehnt! Du kannst gleich damit anfangen - setzen wir uns im Magie-Unterricht zusammen!", entschied er dann. Sakura schüttelte den Kopf. "Nein, ich glaub, daraus wird nichts", sagte sie zögerlich, "Tamayo möchte vielleicht neben mir sitzen, hat sie gesagt." Satoshi sah sie verletzt an. "Aber sie wohnt doch sowieso mit dir zusammen! Ich hab nicht dieses Privileg, deswegen würde ich gerne neben dir sitzen!" "Na gut", meinte Sakura lächelnd. "Tamayo wird das sicher verstehen." Und wieder hatte er ein Kätzchen im Sack.
 

"Sorry, Tamayo! Aber er möchte halt neben mir sitzen!", rief Sakura aus. Sie hatte ihrer Mitbewohnerin soeben von Satoshis Plänen erzählt.

"Der Typ ist doch mies, das sieht man", meinte Tamayo. Dann seufzte sie. "Gut, das sollst du selbst merken. Ich mische mich da nicht ein." Sie frisierte gerade Sakura im Waschraum. Zuerst hatte sie das Haar fransig geschnitten und war gerade dabei, ihr die Haare leicht zu bleichen. "Du wirst genial aussehen! Irgendwann mach ich dich auch zum Yankee, oder zumindest Pseudo-Yankee." Sakura wollte schon mit ,Nein danke', antworten.
 

James und Pai begegneten sich auf dem Weg zum Bad. Nicht, dass James zum Frauenwaschraum gegangen wäre, weit gefehlt. Doch kam er aus dem Essensraum hoch und traf auf dem Weg in das Zimmer, das er sich mit Kuroba teilte, auf Pai. Und Pai traf ihn somit auf dem Weg in den Waschraum. "Oh... hallo", sagte Pai zögerlich. "Hi! Und, wie war dein erster Tag?", fragte James höflich. Pai lächelte zaghaft. "Na ja, das kann ich nicht ganz beurteilen, immerhin habe ich hier erst einen Tag verbracht."

Nach einer kurzen Pause fragte James weiter: "Hast du zumindest das Essen überlebt?"

"Oh, ja, ja", log sie ihn an, "es hat sehr gut geschmeckt." Er allerdings durchschaute sie und begann zu lachen. "Das wirst du morgen nicht mehr sagen. Da wird Tina sich weniger Mühe geben!" Er lachte noch einige Sekunden weiter, dann lächelte er sie an. "Viel Spaß morgen früh. Der Magieunterricht wird mit Snyder sein." Er ging weg, und Pai sah ihm nur kurz nach.
 

"Nein, mir ist nur langweilig", wiedersprach Satoshi seinem Mitbewohner. "Ach, deswegen flirtest du Mädchen an?", fragte Zen spöttisch. "So schlimm bin ja nicht mal ich." Da war sich Satoshi nicht so sicher. "Na ja, sie braucht doch eh jemanden, der ihr zeigt, wie's lang geht! Da komme ich genau richtig", versuchte Daisukes Zögling sich zu rechtfertigen. "Wie dem auch sei, es ist ja auch meine Sache." Zen wollte noch etwas entgegnen, als plötzlich das Licht ausging. "Die haben uns den Strom abgedreht", murmelte er entnervt, "ich glaube, das heißt soviel wie: Schlaft endlich, ihr Nervensägen." Satoshi zog die Augenbraue hoch, was Zen allerdings nicht sehen konnte und fragte: "Und dem wollen wir uns fügen?"
 

"Nicht... vergiss... Fehler... Schande..." Sakura konnte sich nur noch an diese Worte aus ihrem Traum aus der Nacht zum heutigen Tag erinnern, da sie eine grelle Stimme aus dem Schlaf gerissen hatte. Diese Stimme stammte von Tina, die mit einem Megaphon den Gang entlang gegangen war und "Aufstehen!" gebrüllt hatte. Es hätte Sakura nicht gewundert, wenn nicht auch die Jungs davon aufgewacht waren. Es war nicht sehr förderlich für ihre Kräfte, wenn sie auf solch rabiate Weise geweckt wurde. Und den Worten nach zu urteilen, an die sie sich erinnerte, war es eine wichtige Mitteilung gewesen. Aber gut, wenn es so wichtig war, würde sie es sicher wieder träumen. Dann hätte sie ihre Nachricht. Jetzt hatte sie erst mal zum Unterricht zu gehen, Tamayo begleitete sie.

Übermüdet ließ sie sich auf einen Platz weit hinten gleiten. Es war gegen Acht, um sechs waren sie geweckt worden, was nun wirklich nicht hätte sein müssen. Ihr brummte der Schädel. Und jetzt auch noch Unterricht beim Direktor! Da konnte sie sich keine Fehler erlauben. Am besten, sie meldete sich nicht so oft, dann konnte sie nichts falsches sagen. Wo blieb eigentlich Satoshi?

Nicht weit entfernt. Er war schon auf dem Weg zum Klassenraum, hatte sich aber verlaufen. Ohne es zu merken war er an der Treppe zum Dachboden angekommen. "Fuck, was soll ich jetzt tun?" Natürlich merkte er auch nicht, dass es der Weg zum Dachboden war, denn normalerweise wäre dort eine Leiter gewesen. Er wusste auch nicht, dass er nicht dorthin durfte, denn James hatte sie nicht gewarnt. Also ging er einfach weiter hoch. Er würde das Klassenzimmer schon finden.

"Satoshi! Bleib stehen!", rief jemand zu ihm hoch. Er drehte sich nach unten. Da stand James mit wütendem Gesicht. "Was machst du hier?!" "Ich glaube", sagte Satoshi, dem das ganze äußerst peinlich war, "ich habe mich verlaufen." "Wieso bist du nicht mit deinem Mitbewohner mitgegangen?!" "Ich hab verschlafen." Da wurden James Gesichtszüge weicher. "Dann komm, ich zeig dir den Weg zu deinem Klassenraum."
 

"Und wenn ihr dann die Kerzen ausmachen wollt, dann bitte erstickt sie nicht, sondern dankt und blast sie aus! Und bitte lasst es irgendwo an der Luft ausglühen, sonst..." Snyder dozierte über seine Meinung, wie man einen magischen Kreis öffnen sollte, ohne die Geister zu verärgern. Wie sich rausstellte, kümmerte er sich auch um den Ritualunterricht. Obwohl sie für ihre normalen Kräfte keinen magischen Kreis brauchten, sondern nur für Rituale, erklärte Snyder ihnen allerdings im Magieunterricht, wie man was tun sollte.

Ayuki gähnte. Ihrer Schwester, die neben ihr saß, ging es auch nicht besser. Eigentlich hatte niemand Interesse am Unterricht. Sie war am eindämmern, als Snyder plötzlich von lautem Klopfen unterbrochen wurde. Satoshi trat ein. Während seine Augen durch den Raum wanderten, murmelte er: "Ich habe den Raum nicht gefunden." Dann fand er was er suchte und setzte sich zu Sakura. Ayukis Blick folgte ihm. Wieso Sakura? Er müsste sie doch hassen - wenn Ayuki richtig lag, und es auch die Sakura war, von der sie erwartete, dass sie es war.

Aber erst einmal würde sie Stillschweigen bewahren. Denn, wenn sie sich irren sollte, würde sie ihrem Brüderlein einen Fang vereiteln, dann wäre er böse auf sie. Und das wollte sie ja als vorletztes.
 

"Oh, hi", sagte Sakura leise, als Satoshi sich neben sie setzte. "Nicht so verkrampft! Wir gehören alle zusammen, gewöhn dich dran!", erinnerte der sie mit gespieltem Ernst. Sie lächelte in freundlich an. "Ja, stimmt." Sie tat ihm schon fast leid, dafür, dass sie auch nur eine seiner Trophäen sein würde.
 

In den nächsten Stunden verlief sich zumindest niemand. Allerdings hatten sie es mit wirklich anstrengenden (und das nicht nur im Sinne von schwer zu erarbeitenden) Fächern zu tun. Zum Beispiel hatten sie kurz vor Unterrichtsschluss (was erst gegen drei war - eine ziemliche Plackerei, besonders für die Lehrer, da nur Tina, James und Snyder unterrichteten) hatten sie eine Stunde zum Thema Moral und Ethik. Sie alle saßen an ihren Plätzen, als James endlich eintrat. "Setzt euch bitte um, wir machen ein kleines Experiment. Immer drei Leute zusammen, an einem Tisch nur zwei. Los, los!" Sofort formatierten sie sich um. Kuroba, Seiichiro und Zen gemeinsam; Tatsuya mit Yuziaru und Chimeichojo; Satoshi und seine zwei Schwester und zuletzt Tamayo und Sakura.

James klatschte in die Hände. "Gut, und wieso habt ihr euch so angeordnet?", fragte er. "Tatsuya?" "Nun ja", begann der Junge, erstaunt darüber, dass James Idee einen tieferen Sinn hatte, "ich hab mich einfach zu meiner Schwester und ihrer Mitbewohnerin gesetzt." James hob die Augenbraue. "Ach? Satoshi, würdest du dich etwa zu deiner Schwester setzen?" "Hab ich bereits. Zu beiden." Jeder im Raum lachte - fast jeder. "Und du, Kuroba?" Kuroba räusperte sich. "Ja, aber nur, wenn noch ein anderer Kerl dabei wäre." James musste schmunzeln. "Wieso?" Nun musste Kuroba überlegen. Ihm fiel eigentlich keine Antwort ein. Nach ein paar Sekunden sagte er schulterzuckend: "Vielleicht, weil's für mich unmännlich ist? Keine Ahnung, echt."

Wieder mussten sie alle lachen, diesmal besonders die Mädchen. James grinste vor sich hin, als er Sakura fragte: "Und neben wem sitzt du - und besonders, wieso?" "Neben meiner Mitbewohnerin, weil ich hier sonst kaum jemanden kenne." "Natürlich. Am ersten Tag." James richtete seine Aufmerksamkeit nun auf die gesamte Klasse: "Seht ihr, jeder Mensch reagiert auf einen einfachen Satz wie ,Setzt euch um' völlig individuell. Wie war es denn zum Beispiel für euch, als ihr erfahren habt, dass ihr Magier seid?" Als niemand sich meldete, fragte James noch einmal: "Tamayo Genda?" "Jo. Meine Ma hat sich da verplappert. Da bin ich ausgeflippt - im positivsten - und hab mich halt ner Satanistengruppe angeschlossen. Die meisten war'n eher Pseudo", erklärte sie. Satoshi schüttelte den Kopf und raunte Pai zu: "Mann, die Tusse hasse ich. So etwas bringt uns in Verruf!" Abrupt drehte sich "die Tusse" um. "Ich habe das gehört, Kleiner! Sei mal lieber still, oder ich verpass dir eine!" Pai schüttelte die Hand in der Luft und pustete. "Ruhe! Streitet euch nicht!", verlangte James. "Jetzt Sakura, bitte." "Also, ich war vier, als mein Vater mich abgeholt hat, Mama war keine Hexe. Ich war noch so jung, da war's nicht schwer zu glauben."

,Was? Nichthexen-Mama? Klingt wie...' Die Parallelen brachten Ayuki zum nachdenken. Aber es war noch zu früh, etwas zu sagen. Voreilige Schlüsse hatten schon einige Familien zerstört.

"Also, ich hab's von Geburt an gewusst, Kuroba und Seii auch", erklärte Zen gerade.

"Ayuki und ich haben's je mit unserem sechsten Lebensjahr von unserem Vater erfahren. Wenn es nach Ma gegangen wäre, dann erst mit dem zehnten. War zumindest bei Pai so." Auch Satoshi erzählte seine Geschichte. Die meisten waren schon von klein auf trainiert.

James war innerlich erregt. Bei so starken Schülern konnte das was werden. Physisch waren sie auf jeden Fall würdig, das Erbe dieser Schule anzutreten - einem Gebäude voller Energien, auch für James noch unbekannt. Doch wie stand es mit den mentalen Vorraussetzungen? Er würde seinen Spaß dabei haben, die Antwort zu dieser Frage zu finden.
 

Auch diese Stunde verging. Das Mittagessen war ausgefallen, sie hatten den ganzen Tag bis sechs frei, also gingen sie alle zusammen in ein Café, um die Lücke in ihrem Magen zu füllen, nachdem sie soviel Bildung "genossen" hatten. Glücklicherweise gab es hier an jeder Ecke ein Starbucks. Sie teilten sich wieder in ihren Cliquen an den Tischen zusammen. Wie immer? Nein, nicht ganz. Satoshi gab zum Beispiel nie seine Ziele auf, auch nicht an dieser Schule. Er hatte Sakura darum gebeten, sich mit ihm an einen Tisch zu setzten. Sie, immer freundlich, leistete dieser Bitte Folge. Auch wenn Tamayo deswegen wütend sein sollte - diese konnte sich ja zu Chicho setzen.

Nachdem die Bedienung den Kaffee gebracht hatte, begann er: "Was hast du nur mit dir gemacht? Du siehst so verändert aus." Sakura berührte mit den Fingerspitzen ihr frisch gekürztes Haar. "Na ja... Tamayo hat mir die Haare abgestuft und gebleicht. Außerdem hat sie mich etwas geschminkt", erklärte sie. "Etwas" war das richtige Wort, man sah das Make-up wirklich kaum. "Sieht ganz gut aus. Aber ohne Make-up bist du süßer." Satoshi fand sie eigentlich so am besten, aber wieso Tamayo loben? Sakura errötete. "Wieder danke."

"Was ich dich fragen wollte... hast du zur Zeit einen Freund?" Nun sah sein Gegenüber schon aus wie eine reife Tomate. Sie schüttelte ihren Kopf wie ein kleines Kind. "Wirklich nicht? Spiel nicht mit meinen Gefühlen. So süß, wie du aussiehst, müssen die Jungs sich doch um dich prügeln", meinte Satoshi und vertiefte sich mit gespielter Schüchternheit in seinen Kaffee. Seine Schuldgefühle allerdings wuchsen wirklich mit jeder Lüge mehr. Normalerweise belog er Mädchen eigentlich ohne mit der Wimper zu zucken, aber selten ein so verschrecktes Mauerblümchen wie er es hier vor sich hatte.

"Nein", hauchte sie, "bisher hatte ich noch keinen Freund... Papa hat mir sogar einen Zauber aufgelegt, der Jungs von mir abhält... ganz früher, aber das hat er seit einem Jahr gelassen. Zuviel unnötiger Aufwand." "Und? Würdest du einen Freund haben wollen?" Zum ersten Mal in diesem Gespräch errötete Satoshi. Sakura allerdings beugte sich erstaunt zu ihm vor. "Ist das ein Angebot?" Er nickte. "Ich würde sogar sehr gerne mit dir gehen! Obwohl, wir kennen uns eigentlich gar nicht..." Jetzt wurden seine Augen groß vor Erstaunen. "Spielt das etwa eine Rolle für dich? Dann lernen wir uns eben kennen!" "Na gut."

,Soweit, so gut... Nun habe ich auch auf dieser Schule eine Freundin', dachte der Junge befriedigt. ,Schade, dass ich mich auf eine reduzieren muss... ansonsten würde sich das zu schnell herumsprechen.'
 

Zen, Tatsuya und Kuroba standen auf, Seiichiro verharrte verärgert auf seinem Platz. Sie gingen auf den Tisch von Ayuki, deren Schwester und Tamayo zu. Letztere hatte nur ihren Platz bezogen, weil Chicho bei Yuziaru und Bruder saß, der wiederum von Zen zu sich bestellt wurde.

"Was wollt ihr?", knurrte Tamayo. Das Yankee-Girl war schlecht gelaunt, da ihre zwei Freundinnen sie sitzen gelassen hatten. Die drei Jungs sahen einander unschlüssig an.

"Na ja", begann Kuroba, "wir sind doch gerade erst hier angekommen..." Solche halben Antworten würden hier nichts bringen. "Und da dachten wir, wir könnten mit euch die Stadt erkunden", endete Tatsuya. "Und wieso sollten wir das - gemeinsam?" Die Jungs schluckten. Mit Tamayo konnte man nicht reden. Ob sie auch nur jemals nachgab?

"Nun, wieso nicht? Wenn wir dabei sind, werden euch immerhin keine komischen Typen ansprechen", erläuterte Zen. Ayuki hob eine Augenbraue. "Aber ihr versucht doch gerade uns anzumachen, merkste?" Darauf gab es keine Antwort.

Tamayos verärgerter Blick ruhte auf ihnen, doch dann, nach einer kurzen Pause sagte sie: "Gut, ich komme mit. Aber wenn ihr auch nur versucht mich anzufassen, dann mach ich euch platt!" "Ich komme auch", entschied Ayuki. Auch Pai nickte. "Ich würde mir gerne die Stadt ansehen. Bestätigend nickend gingen die Jungs fort.

"Na so eine gute Idee", knurrte Kuroba Zen an. "Ein Yankee-Mädchen zu fragen! Warum nicht gleich eine Yakuza? Die wird uns so oder so fertig machen!" "Dann wäre aber nur meine Schwester mit ihrer Freundin übrig geblieben. Übrigens, wenn ihr Yuziaru anfasst, dann kriegt ihr's mit mir zu tun!", erinnerte Tatsuya. "Und den Yankee klopf ich weich", prahlte Zen. Kuroba konnte darüber nur angewidert den Kopf schütteln. "Sag mal, wenn du mit Mädchen redest, dann tust du so freundlich und unschuldig, aber danach gibst du mit deinen Erfolgen an! Du bist schrecklich ekelhaft!" "Danke."
 

"Wieso haben wir eigentlich zugesagt?", fragte Pai verwirrt. Eigentlich wollte sie nur wegen ihrer Schwester auf die Tour. Ayuki setzte ihre Tasse ab. "Wir wollen doch die Stadt kennen lernen, in der wir so lange leben werden. Wieso dann allein?" "Da hast du absolut Recht. Und ich denke auch mal, dass die drei weiterleben werden wollen. Die werden sich nix trauen", bestätigte Tamayo. "Und ich bin froh, dass du es bist, die sie bedroht", meinte Ayuki. "Findet ihr nicht auch, dass wir einen guten Start hatten?" "Ja, fast zu gut."

"Skeptisch?"

"Ein wenig."

"Wie ungesund." "Nein", meinte Tamayo, "Skepsis ist sogar sehr gesund." Ayuki lachte. "Ach, ein philosophischer Yankee!"
 

"Also, merk dir: Wir sind jetzt ein Paar, kein wenn und aber. Daran ist nichts zu rütteln." Satoshi brachte Sakura bis zu seiner Zimmertür. Eigentlich wollte er ja noch mit reinkommen, aber sie schloss lächelnd die Tür. Aber eines sagte sie noch zuvor: "Ich werde daran denken." Dann war er allein. Eigentlich hatten sie ja vor den anderen das Café verlassen, um ein wenig Zeit miteinander zu verbringen - zumindest hatte Satoshi sich das so ausgemalt. Allerdings war sie klug genug gewesen, stattdessen in ihrem Zimmer zu verschwinden - allein.

Die Frage "Was soll ich jetzt machen?" spukte in seinem Kopf umher. Er ging ziellos den Gang entlang. Alles war leer - doch was sollte man erwarten? Es wohnten hier ja gerade mal vierzehn Menschen in diesem riesigen Schloss. Wenn die Vögel ausgeflogen waren, war es selbstverständlich leer, Er schlenderte wie in Trance weiter. Er stieg die verschiedensten Treppen hinauf, ohne es zu merken. Als er die Schnörkel des Geländers an den Handflächen fühlte, registrierte er erst, wo er wieder angelangt war: Auf der Treppe zum Dachboden.

Nur, wieso hatte er das nicht bemerkt? Er kannte den Weg doch!

,Ich sollte besser gehen', dachte Satoshi. Er blieb jedoch wie angewurzelt stehen - irgendetwas hielt in auf. Er hatte das drängende Gefühl, er müsse da hinaufgehen. Ein wirklich unangenehmes Gefühl, so als sei man von etwas abhängig. "Soll ich, oder soll ich nicht...?" Er leckte sich über die Lippen. Er war vollkommen erregt. Langsam hob er den Fuß und tat einen Schritt, dann noch einen. Er lief nun immer schneller, darauf aus, sobald als möglich oben anzugelangen, immer weiter, als ein gellender Schrei seinen einzigen Gedanken - "Ich muss dahinauf!" - störte: "Abendessen! KOMMT!!" Die Stimme gehörte Snyder.

James hatte schon erklärt, dass man nach diesem Mann die Uhr stellen konnte - und wenn er zum Abendessen rief war es meist sechs. Wie es aussah, hatte Satoshis Tour mehr als eine Stunde beansprucht. Er sah noch einmal nach oben, dann ging er die Treppe hinunter.

"Ein andermal vielleicht..." Er berührte seine Stirn und merkte nun, wie stark er geschwitzt hatte. "Ein andermal..."
 

"Bruder, was soll der Scheiß? Du lässt uns absolut links liegen!" Entgegen seiner Wünsche saß Satoshi beim Essen bei seinen Schwestern. Sie waren wirklich zu schnell für ihn.

"Man lernt halt immer neue Leute kennen", murmelte er. "Nein", widersprach Ayuki, "und selbst wenn, dass wäre kein Grund seine Schwestern zu ignorieren!" "Genau!" Pai nickte zustimmend. Ayuki fuhr fort: "Okay, du suchst dir ein Mädchen zum Ausnutzen, wir sagen nichts. Du sitzt nicht immer mit uns im Unterricht, macht nichts. Du isst nicht mehr mit uns, das dulden wir gerade mal so. Dass du im Café mit deiner Freundin isst ist klar, aber wieso ziehst du uns nicht hinzu? Du hast nicht mal gesagt, wieso ihr abgehauen seid! Wenn du das nächste mal jemand neues zum vögeln hast, warn' uns vorher davor!" Satoshi verdrehte die Augen. "Mein Gott, so war es doch gar nicht. Sie hat mir die Tür vor der Nase zugeschlagen!" "Ja klar, deswegen warst du bis vor kurzem auch nicht in deinem Zimmer", höhnte Pai.

"Ich war nur spazieren." "Sagst du." "Akzeptiert es oder lasst mich in Ruhe."

Bevor Pai erwähnen würde, dass das so in etwa auf das Selbe hinauslaufen würde, hielt Ayuki ihm die Hand hin und sagte: "Akzeptiert, kleiner Bruder." "Gut, großer Bruder."

Damit fing er sich eine ein.
 

"Wie bitte? Mit IHM?! Zusammen?!", rief Tamayo entgeistert aus. "Ja", murmelte Sakura, der dieser Aufstand verständlicherweise peinlich war. "Wieso er und nicht ein anderer?"

"Weil er der einzige war, der sich für mich interessiert", erklärte die Kleine, die sich knallrot über ihr Essen beugte. "Ich habe keine Ahnung wieso, aber irgendwie..."

Tamayo blieb weiterhin todernst. "Schon mal daran gedacht, lesbisch zu werden?" "TAMAYO!" "Was denn? Du sagtest er war DER Einzige, nicht DIE Einzige."

"Klingt zwar logisch, so will ich das aber nicht sehen", meinte die Mitbewohnerin des Yankees. "Was hast du eigentlich gegen Satoshi?" "Pf." Tamayo legte ihren rechten Arm über ihre Stuhllehne und starrte intensiv Löcher in die Luft. "Er ist unhöflich, oberflächlich, und nutzt dich eh nur aus." Dabei gestikulierte sie abwertend mit den Händen. "Woher willst du das wissen? Du kennst ihn doch gar nicht!" "Das sehe ich ihm an."

Sie legte demonstrativ das Besteck beiseite, wie eine Mutter, die soeben ihr Kind gescholten hat, aber diesmal wollte Sakura das letzte Wort haben: "Du bist gemein, lass es mich doch einfach versuchen!" Tamayo war durch diese Reaktion überrascht. "Du machst dich, Mädchen!"
 

"Komm rein, mein Kind." Sakura betrat die alte Holzhütte. Der Geruch von frischen Brötchen empfang sie. Ihr kalter Körper genoss die Wärme dieser Residenz. Sie sah sich genau um. Die Wärme kam von einem Feuer, aus einem Kamin. Vor diesem stand ein Schaukelstuhl, in dem eine in dicke Kleider gehüllte Gestalt saß, dass Haar unter einem Tuch versteckt. Sie konnte das Gesicht der Person nicht sehen, da es zum Kamin gedreht war. Der Stimme der Person allerdings erkannte sie an, dass es sich um eine alte Frau handelte. Was machte sie hier? Woher wusste sie das Sakura vor der Tür stand? Das Mädchen zitterte. "Ist dir kalt, oder hast du Angst vor mir?", fragte die Frau. Woher wusste sie, wie es um Sakura bestellt war? Sakura wollte gerade antworten, es sei nichts, als die Alte zu erklären begann: "Ich merke alles in meinem Haus, meine Kleine. Bitte, lüge mich nicht an. Du musst dich nicht ängstigen." Tatsächlich war Sakura verschreckt gewesen, dass diese Frau so vieles wusste. Außerdem erinnerte sie sich nicht mehr, wie sie überhaupt in den Wald gekommen war. Sie wüsste zu gern, wer diese Frau sei, und wieso sie sich nun in deren Hütte befand.

Als könne sie ihre Gedanken lesen, sagte die Alte: "Ich kann dir meinen Namen noch nicht verraten, aber glaub mir, du kennst mich bereits. Ich wollte dich warnen: Du wirst in der nächsten Zeit etwas unüberlegtes tun, dein Leben wird sich vollständig verändern, du wirst neue Gefühle in deinem Leben entdecken, deine Beziehungen werden sich rapide verändern. Viele Menschen wirst du weniger, andere mehr als jetzt kennen. Doch eines ist klar: alles wird mit dieser Tat zusammenhängen, und die meisten Menschen werden diese Tat bereuen. Du wirst ebenfalls entdecken, dass du dir etwas Schweres aufgehalst hast."

"Aber was? Wovon redest du?", fragte Sakura, bevor ein Feuerwall die Frau verschluckte. Der Raum ähnelte immer mehr ihrer Küche zu Hause. Die Tür öffnete sich...
 

"AUFSTEHEN!" Verschreckt riss Sakura ihre Augen auf. Tina stand neben ihr und tappte ungeduldig mit dem Fuß auf und ab. "Gott... hab ich was Seltsames geträumt..."

"Träume sind Schäume", quietschte Tina. "Steh auf, du hast Unterricht!" Damit stöckelte sie aus dem Zimmer. ,Also echt', dachte Sakura genervt, ,manchmal glaube ich, die ist nicht mal ne Hexe... Ein wandelndes Klischee.' Nachdem sie sich angezogen hatte machte sie sich sofort zum Geschichtsunterricht auf.
 

"Mein Gott, kann dieser Snyder nicht mal über was reden, was noch nicht gegessen ist?" Tamayo blies den Zigarettenrauch in die feuchte Luft. Über Nacht hatte es geregnet, was sich nicht gerade gut auf die Wetterfühligkeit des Yankees ausgewirkt hat. Aber nicht nur ihr ging es, mit Verlaub, verdammt scheiße, alle waren erschöpft. Snyder hatte die ganze Stunde über die alten Hexenprozesse doziert und dass diese Schule schon damals stand.

"Ein absoluter Narzisst", bemerkte Chimeichojo. Allerdings war nicht absolut klar, ob sie Tamayo, Snyder oder gleich beide meinte. Sie musste vom Rauch husten. "Soll ich meine Zigarette ausmachen?", fragte Sakura zuvorkommend. Chicho schüttelte den Kopf.

"Nein, lass nur, es geht schon." Trotz des Wiederspruchs drückte Sakura ihre Zigarette am Steingeländer aus. Sie hatte eigentlich nur dazu gegriffen, weil ihre Nerven wegen den andauernd unterbrochenen Prophezeiungen blank lagen. In den letzten zwei Jahren hatte sie sich das Rauchen zu stark angewöhnt, immer wenn sie stress hatte griff sie zur Zigarette. Sie wusste selbst, wie ungesund das wahr, aber ihr Vater hatte sie immer wieder unter Druck gesetzt, sie solle ihre Kräfte besser trainieren, und irgendwann hat sie sich aus seiner Jackentasche bedient. Irgendwann würde sie es sich abgewöhnen müssen. Vor dem Tag graute es ihr. Aber sie wollte nicht so viel über solchen Stress nachdenken, besonders nicht, nachdem sie jetzt endlich wieder entspannt war.

"Aber ich muss das Teil doch jetzt nicht ausmachen, oder?", fragte Tamayo mit gespieltem Entsetzen. "Ich bin schon gestresst genug wegen diesem verdammten Snyder! Ich meine, muss er uns erklären, woran die damals Hexen erkannt haben? Er hätte doch was von den Foltergeräten erzählen können!" "Allerdings, da hast du recht, Tamayo Genda. Allerdings hätte dieser verdammte Snyder dabei die jüngeren verängstigt."

Sie drehten sich um. Hinter ihnen stand James mit einem Lächeln auf dem Gesicht. "Hey, ihr müsst doch nicht käsebleich werden, ich werde ihm schon nichts sagen", versprach er. "Ich hatte ja selbst mal bei ihm Unterricht und musste mir das alles selbst anhören." Tamayo runzelte die Stirn. "Und trotzdem sind sie hier Lehrer? Wie kommt das?" "Wieso fragst du?"

James verstand den Sinn der Frage nicht ganz.

"Na ja, irgendjemand musste sie doch in dem unterrichtet haben, was sie jetzt unterrichten." Jetzt wusste er was gemeint ist. "Ach so. Nein, nein. Die waren teilweise zu alt und teilweise hat Snyder das damals auch unterrichtet. War ziemlich hart." Als er Tamayos Blick sah, fügte er hinzu: "Nach seinem Abschluss auf der SYM kann man hier auch gleich studieren und im nächsten Jahr unterrichten." Nach dem einige Sekunden nichts mehr gesagt wurde, verabschiedete sich James und ging zu seiner Klasse. "So eine dämliche Schule", maulte Tamayo.
 

Ayuki stuckte den Chip lange in die Majonäse. Das Wochenende war gekommen und sie waren auf ihrer Tour durch die Stadt. Natürlich hatten sie sich zur Stärkung mit den allseits beliebten und furchtbar kalorienhaltigen "Fish & Chips" eingedeckt.

"Wohin?", schmatzte Kuroba ihnen vor. "Erst mal zum Tower!", entschied Tamayo herrscherisch. Tatsuya warf Zen einen entnervten Blick zu. Den ganzen morgen war das schon so gegangen, Tamayo sagt dies und "hopp!", es wird gehüpft. Alle haben sie bis um 10 Uhr gewartet aufzubrechen, weil Tamayo ausschlafen wollte. Statt zu laufen mussten sie auf den Bus warten, da Tamayo die Stadt von einem bequemen Platz aus sehen wollte, die Bahn kam für sie daher auch nicht in Frage. Wegen Tamayo sind sie ausgestiegen, um das fettige Essen zu kaufen, da sie Appetit hatte. Den ganzen Tag ging alles nach ihr. Zen bereute sein Vorhaben, sie zu zähmen. "Was ist?", knurrte diese. "Kommt ihr endlich?"

Die drei Jungs seufzten. Alles, nur nie wieder ein Tag mit Tamayo! "Wir sind schon unterwegs..." Pai sah die drei mitleidig an. Es war für Jungs sicher ziemlich demütigend, sich von einem Mädchen Befehle erteilen zu lassen, das hörte man doch so oft. Aber sie konnte aus zwei Gründen eben dieses Mitleid nicht aussprechen: erstens würde Tamayo wütend, und zweitens würde sie damit den Stolz der Jungen noch mehr verletzen.
 

"Ahh!!", schrie Sakura und sprang Satoshi in die Arme. Ein Henker war aufgetaucht, ohne dass sie es gemerkt hatte, und nun war sie selbstverständlich erschrocken ihn hinter sich zu erblicken. "Nicht so schreckhaft, meine Kleine!", gluckste ihr Freund. "Das ist doch nur ein Schauspieler!" Dieser "Schauspieler" allerdings brachte einen Strick hervor, den er streng gerade zog. Sakura hatte große Angst - in ihrem letzten Traum hatte sie eine erhängte Gestalt erblickt, die vor ihrem Fenster baumelte, daher war sie ziemlich sensibilisiert. Auch Satoshi sah nun, dass dies wahrscheinlich kein Spiel war - zumindest ging er davon aus, das der Mann immer weiter auf die zwei zukam, die wiederum immer weiter nach hinten traten.

Der Henker beschleunigte seinen Schritt, die Jugendlichen ebenfalls. Als der Mann zu rennen begann rannten sie ebenfalls - was ein fataler Fehler war. Nachdem sie dem Henker nämlich den Rücken zugedreht und ihr Tempo erhöht hatten, drehte Sakura sich noch einmal um, um festzustellen wie nah der Feind ihnen auf den Fersen war - und stolperte über einen Hocker der unter einem künstlichen Galgen stand.

"Ah!!", kreischte sie. Ihr Kopf befand sich genau in der Aushöhlung für den Nacken in einer Guillotine. Sie kreischte nur noch hysterisch. Satoshi saß in der Zickmühle. Der Henker kam weiter auf ihn zu, er könnte ihm nur durch rennen entkommen - doch dann würde es Sakura erwischen, denn das Seil, dass das Beil hielt schabte sie langsam ab, und die Kleine wollte sich partout nicht selbst retten. Also könnte Satoshi auch Sakura hoch helfen, aber dann würde der Henker ihn erwischen. Und darauf war Satoshi echt nicht scharf. Was sollte er tun? Seine Kräfte konnte er in keinem der beiden Fälle nutzen, er könnte höchstens das reißen des Seils beschleunigen... aber das war keine all zu gute Idee.
 

Er blickte zu seiner Freundin, die schon seit ein paar Tagen mehr für ihn war als nur ein Nutztier. Als er sie so verzweifelt und schockiert sah, wusste er, dass er eigentlich unwichtig war. Würde sie sterben, würde er sich ewig Vorwürfe machen, würde er sterben wäre es zwar vielleicht auch mit ihr aus, doch dann würde sich niemand Vorwürfe machen. Also Sakura retten. Er hatte keine Zeit, sich einen Plan auszudenken, also probierte er die Strategie "Hau drauf und los!" aus.

Er rannte auf die Guillotine zu und stützte sich auf Sakura. Mit seinem Mund schloss er den ihren und ließ seine Zunge in eben diesen gleiten. Sanft massierte er ihre Zunge und beruhigte sie dadurch. Am liebsten hätte er sich gar nicht mehr von ihr gelöst, doch dann erhob er sich doch. Er hatte Arbeit zu machen.

Sakura spürte Satoshis Atem auf ihrem Gesicht. Sie war ein wenig verwirrt, da sie in so einer prekären Situation ihren ersten Kuss bekommen hatte, der dazu auch noch ziemlich spektakulär war. Sie umschlang mit ihren Armen Satoshis Schultern und ließ sich von ihm hochziehen. Bevor sie etwas sagen konnte wand er seine Aufmerksamkeit von ihr ab und drehte sich dem Henker zu. "Sakura, renn!", schrie er. Sie blieb wie angewurzelt stehen. Er wollte sich doch nicht etwa in Gefahr bringen um sie zu schützen? Nein, sicher nicht, sie war doch nur eine Trophäe für ihn, ein Zeitvertreib, darüber war sie sich doch im Klaren! Aber wieso lief er dann so gefährlich nahe an den Henker heran? Sie folgte ihm. Falls etwas passieren würde, wäre sie dabei.

Satoshi dachte, während er rannte, nach, was er eigentlich überhaupt konnte. Seine Mutter hatte ihn nie auf solche Situationen vorbereitet. Hätte er doch nur telepathische Kräfte, dann könnte er Sakura fragen ob sie ein Ritualmesser mithatte... Da fiel es ihm ein: Sein Vater hatte ihn doch mal zu einem Karate-Kurs geschickt! Damals war er zwar noch sehr jung gewesen, aber das musste reichen. Er stellte sich in Grundposition und ließ den Mann näher kommen. Als die Distanz der beiden genau richtig war, trat Satoshi zu. Der Mann stolperte und Sakura sah ihre Chance. Sie zog einen Degen von einer der Rüstungen und durchtrennte damit das Seil. Zumindest würden sie nicht erdrosselt.

Der Mann bewegte sich nicht mehr. Satoshi beugte sich nach unten. "Sei vorsichtig", mahnte Sakura. "Ich werde schon aufpassen..."

Er stieß den Mann an. "Hey, Arschloch, beweg dich! Wieso hast du's auf uns abgesehen?!" Er ließ seiner Wut freien Lauf und trat sogar zu. "Hör auf!", rief Sakura. "Wieso? Dieser Mistkerl wollte uns ja auch ans Leder!" Der Mann bewegte sich immer noch nicht. "Wir haben ihn doch nicht umgebracht, oder?", schluchzte seine Freundin. Satoshi lüftete ohne ein Wort die Kapuze des Feindes. Darunter war eine Glatzkopf mit scheinbaren Wasserperlen am Hinterkopf. Satoshi sprach ein Gebet. Die Perlen begannen zu rollen und der Kopf schmolz. "Wachs...", murmelte er und stand auf. Sakura klammerte sich an ihn. "Wer war das?"
 

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So, zur Feier des Tages gibt's das neue Kapitel etwas früher. Wieso? Na ja, ich habe schon den ersten Abschnitt fertig am PC (34 Seiten!!), da sollt ihr teilhaben.

Diesmal wird über mehr Personen erzählt, es hatte ja Caro gestört, dass ich nur über meine zwei Lieblinge berichtet habe. Na ja, eigentlich berichte ich immer noch nur über sie... aber ich denke, das wird sich ändern! Man merkt, dass es jemand auf die Schüler abgesehen hat... wer es wohl ist? *dumm tu*

Lieben und geliebt werden

"Verdammt! Wieso ist das Teil geschlossen?", zeterte Tamayo. Sie hatte sich wirklich auf den Tower gefreut, weil sie wusste, dass dieser wirklich beängstigend sein sollte.

Pai war dafür erleichtert - sie war einfach zu leicht zu erschrecken, und das, was Tamayo erzählt hatte, hatte ihr einen gehörigen Schauer über den Rücken gejagt. "Der hat offen zu sein!" Pai konnte dieses Geschimpfe langsam nicht mehr ertragen. "Gehen wir doch zu Madame Tussaud's. Da sind auch Wachsfiguren...", schlug sie zögerlich vor. "Genau", nickte Ayuki, auch ihr war die Vorstellung von zerstückelten Leichen etwas zu viel. Sie hielt vieles aus, aber nicht so etwas. Tamayo schüttelte temperamentvoll den Kopf, fast als wolle sie diese Ideen aus ihrem Verstand verbannen. "Nein. Nein! Wir gehen jetzt zum Dungeon, der ist fast genauso blutig!", sagte sie bestimmt. Kuroba und Zen sahen einander wieder an, dann nickte Kuroba. Zen ging auf Tamayo zu und strich über die Rückseite ihres Oberarms. "Ich glaube, niemand würde da standhalten. Außerdem ist es da so dunkel... man sieht einander kaum", erklärte er mit sanfter Stimme. Bei seinem letzten Satz drehte Tamayo wütend ihren Kopf zu ihm und wurde von seinem Blick gebannt. "Wollen wir nicht lieber ins Kino gehen?", fragte er. Tamayo sagte verwirrt: "Ja... gut, wollt ihr auch?" Die anderen wunderten sich, wieso das so leicht ging. "Ja - natürlich." Aber sie waren bereit ihre Chance zu ergreifen.
 

Es lief die Verfilmung eines alten Buches, Dantes "Inferno", ebendieses, was auch Seiichiro las. Keiner von ihnen kannte das mehr, da es vor mehreren Jahrhunderten geschrieben wurde, trotzdem verfolgten sie den Film mit Interesse. Tamayo blickte öfters verwirrt zu Zen, denn seit er sie so seltsam angesehen hatte war ihr irgendwie übel. Irgendetwas in ihrem Bauch kitzelte und machte mehrere Drehungen. Vielleicht hatte sie dieses kalorienhaltige Zeug doch nicht so gut vertragen...? Wahrscheinlich hatte diese Sahnestimme ihr dann auch noch den Rest gegeben. Genau, so musste es gewesen sein, was würde sonst dieses seltsame Gefühl erklären?

Ihre Lehne schob sich ihr plötzlich weiter in den Rücken und Tamayo drehte sich angriffslustig um. "Hey!! Was soll das?!" Sie wusste, dass ein Fuß der Auslöser war. Um sie herum machte alles "Schh!!". Tamayo versuchte auszumachen, wer sich denn da so heftig auf dem Sitz hinter ihr bewegte. "Zeig dein Gesicht!", brüllte sie. Die Leute im Kino stöhnten. Wieso störte dieses Mädchen sie? Tamayo erkannte das Pärchen nun endlich, es waren Satoshi und Saura, die so leidenschaftlich geknutscht hatten.

"Na sieh sich das einer an", schnarrte sie. "Ayuki, schau mal, dein Brüderchen und meine Freundin." Ayuki drehte sich nun auch um, doch statt Überraschung trat Kummer auf ihr Gesicht. Es war nicht klar, was los war, das wusste nur sie. Tamayo bemerkte das nicht einmal, Satoshi dafür umso mehr. Was war mit seiner großen Schwester los, die doch sonst immer so freizügig war. Wurde sie langsam prüde? Nein, es war ja nicht seine erste Freundin. Vielleicht mochte sie ja Sakura nicht... allerdings war das ziemlich unwahrscheinlich, da sie ja anderen Menschen sehr aufgeschlossen war, vielleicht sogar etwas zu sehr, immerhin war sie mit dem Yankee aus! nein, irgendetwas anderes, fragwürdiges steckte dahinter. Doch bevor er nachfragen konnte hatten sich die beiden Mädchen vor ihm schon umgedreht und dem Film gewidmet. Sakura sah ihn fragend an, und er beugte sich wieder über sie und machte mit den Küssen weiter, statt mit ihr zu reden. Doch seine Gedanken waren ganz woanders - sie waren beim Gesicht seiner Schwester.
 

Nachdem sie das Telefonat beendet hatte, ging Ayuki aus ihrem Zimmer. Seit dem Vorfall im Kino waren drei Wochen vergangen. Sie wollte sichergehen, dass Satoshi nichts falsches Tat, egal ob es sie den Kragen kosten würde. Eigentlich hatte es sich nur so rasant entwickelt, weil ihr Bruder und Sakura im Tower angegriffen worden waren. Ja, sie wusste davon, Satoshi hatte es ihr erzählt. Die Frage war nur: Wieso war für ihn und seine Freundin nicht auch geschlossen gewesen? Wieso wurden sie angegriffen? Auf jedem Fall war klar, dass jemand sich zwischen Sakura und Satoshi stellen wollte und das Mädchen umbringen wollte. Ayuki war nicht klar wieso, aber ihr war klar, dass dadurch einiges in falsche Wege geleitet wurde. Zum ersten Mal schien sich ihr Bruder wirklich verliebt zu haben... und nun hatte sie, ihr eigen Fleisch und Blut, so eine schlechte Nachricht? Sie biss sich auf die Lippe. Aber es würde sowieso rauskommen, und dann lieber früher als später.

Endlich stand sie vor Satoshis Tür. Sie atmete tief durch, dann klopfte sie einmal kurz, schnell, schnell, kurz. Das war ihr Code für "Ich bin's, Ayuki". Ihr Bruder öffnete sofort und umarmte sie stürmisch. Seit er diese Beziehung hatte war er viel gefühlvoller. Wie lange würde er sie noch mögen. "Na, Brüderchen, wie geht's dir?", fragte sie. Sie konnte nur knapp ihr Schluchzen unterdrücken. Er merkte nichts, war wie geblendet. Er lächelte verliebt. "Es geht mir sehr gut... danke." Innerlich weinte Ayuki in Strömen. "Das... ist gut."

Satoshi ging an seinen Schrank und kramte nach etwas. "Mach die Augen zu", bat er. Ayuki tat wie ihr geheißen. Was würde jetzt kommen? Ihr war klar, dass er sie wahrscheinlich nur verarschen würde. Etwas Kaltes berührte ihren Hals "Und jetzt mach sie wieder auf!" Ayuki öffnete zag haft die Augen und hob den Blick. Ihr Bruder hielt ihr einen Spiegel hin, in dem sie die neue Kette an ihrem Hals sah. Sie war aus Silber, mit einem ebenfalls silbernen Anhänger in Sternenform auf dem in Kanji-Schriftzeichen "Kamikaze", das japanische Wort für Wind, stand. Ihre Augen wurden groß. "Wieso...? Das ist doch viel zu teuer! Wofür war das?", fragte sie erstaunt. Er lachte. "Du hast es wirklich vergessen, was? Vor zwei Monaten hattest du doch Geburtstag, da warst du noch auf der Schule und ich konnte dir nichts geben. Ich war pleite und habe dir auch nichts geschickt. Also bin ich zur Bank gegangen, jetzt hast du dein Geschenk." Sie lächelte ebenfalls. "Ich habe dir auch noch nichts geschenkt... du wurdest ja ein Jahr nach mir geboren." Er schüttelte den Kopf. "Unwichtig. Du musst mir nichts schenken." Ayuki sah ihn schief an. Wieso diese Bescheidenheit? Normalerweise wurde er wütend, wenn man ihn nicht ausreichend beschenkte. "Dann krieg ich nächstes Jahr einfach ein teureres Geschenk!" Ach, das steckte dahinter. Ayuki lachte laut und begann ihn zu kitzeln. "Du!!"

Sie hatten sich ziemlich lange unterhalten, hauptsächlich Smalltalk. Nach einiger Zeit rückte Ayuki endlich mit ihrem Anliegen raus: "Findest du nicht, dass deine Beziehung mit unserer anderen Schwester zu eng ist?" Sie musste das so knallhart sagen, sonst würde sie wahrscheinlich um den heißen Brei reden. Das war eine Frage der Gene, so ging es Satoshi auch oft. Ihr Vater war schon immer sehr direkt gewesen, zumindest hatte ihre Mutter das ihr erklärt und einige sehr uncharmante Beispiele aufgezählte, während eben diese ziemlich oft alles zu sehr umschrieb... "Was? So gut verstehe ich mich auch nicht mit Pai", wiedersprach Satoshi mit gespieltem Ernst. Scheinbar hielt er es für einen Witz. Ayuki atmete noch einmal tief ein. "Ich rede von Sakura." Nun wurde Satoshi käsebleich. Ihm wurde der Ernst der Situation bewusst. "Schwester?! Das kann doch gar nicht sein!" Ayuki senkte den Blick. "Doch, leider. Ich habe heute mit Ma telefoniert. Sie hat mir bestätigt, dass unser Vater, dieser Dreckskerl, mit einer gewissen Marron Makoashi ein Kind gezeugt hat. Der Name des Kindes ist ,Sakura'." Satoshis Kinnlade fiel herunter. "Hast du... hast du ihr von mir und von... von... hast du ihr von mir erzählt?" Ayuki schüttelte den Kopf. "Nein, aber bitte frag doch Sakura nach dem Namen ihres Vaters." Mit zusammengebissenen Zähnen nickte Satoshi und verließ das Zimmer. Ayuki folgte ihm, um zurück zu ihrer "Residenz" zu gelangen.
 

Satoshi war vollkommen verwirrt. Das Mädchen, das er liebte sollte seine verhasste Halbschwester sein? Er wünschte sich, er hätte sich nie in sie verliebt, dann würde es ihm leichter fallen sich von ihr zu trennen. Aber nein, in diesem Fall hatte er seine Gefühle nicht im Griff gehabt. Und das war das Ergebnis! Er war nur froh, dass Ayuki es ihm jetzt gesagt hatte! Er und Sakura wollten nämlich genau zu Weihnachten zum ersten Mal miteinander schlafen, das hatten sie ausgemacht. Was wäre geschehen, wenn er die schlechte Nachricht erst im Januar erfahren hätte? In drei Monaten war Weihnachten! Er beschleunigte seinen Schritt. Er wollte das geklärt haben! Wer weiß, vielleicht war seine Freundin ja eine ganz andere Sakura, das wäre doch möglich. Ja, vielleicht war das ja ein Missverständnis!

Endlich stand er vor ihrer Tür. Er klopfte heftigst. Ohne auf Antwort zu warten riss er die Tür auf.

Seine Angebetete saß auf ihrem Bett, ein Buch lesend. Erstaunt blickte sie auf. "Oh, hallo Satoshi! Wieso bist du denn so aufgeregt?" Keine Frage, sie platzte auch so leicht mit allem raus, was sie ihren engsten Freunden sagte, wie es Satoshi und Yuziaru taten.

"Sakura! Wie ist der Name deines Vaters?", stieß er aus. "Was?" Sakura stand auf. Verwirrt klappte sie das Buch zu und ging auf ihn zu. Was hatte er denn? Als sie ihm einen Kuss auf die Wange geben wollte stieß er sie weg. "Der Name deines Vaters! Frag nicht!" "Daisuke Akashi, wieso?" Sakura verstand nicht, was er wollte. Als Satoshi kalkweiß wurde, fragte sie bedächtig: "Was ist los, wieso bist du so verschreckt?" Er schien sie zu ignorieren, doch dann spuckte er: "Du bist meine Halbschwester! Ich bin Daisuke Akashis Sohn!" Jetzt wurde auch Sakura weiß. Das erklärte einiges. Auf den ersten Blick hatte Satoshi sie auch an ihren Vater erinnert, das schwarze Haar (was allerdings die meisten Japaner hatten), der Körperbau und teilweise die Gesichtszüge. Auch in den ab und an auftretenden Wutausbrüchen ähnelte er ihrem Erzeuger. "Keine Verwechslung möglich?" Satoshi schüttelte den Kopf und stieß hervor: "Es ist aus." Dann rannte er entmutigt aus dem Zimmer. Sakura ließ sich betäubt aufs Bett gleiten. Salzige Tränen liefen ihr über die Wangen.
 

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Oh! Ist das nicht traurig? Arme Sakura. Na ja, ihr merkt, das ganze geht in Richtung Drama... Schade, schade. Schade, schade. So, ich hab kein Kommi zu quasseln. Nur das: Yila, du schuldest mir seid Maggi ein Kiriban. Danke. Ich! Will! Draco! Her mit der Wichsvorlage!

Auseinandergehen und darauf folgende Umstände

Entspannt lag Daisuke Akashi in der Badewanne. Neben ihm lag seine alte Flamme Myuki Isago. Eigentlich empfanden sie beide nichts für einander, aber fürs Bett reichte es schon. Sie wurden von einem durchdringenden Läuten aufgeschreckt. Daisuke sprang aus der Wanne - es könnte immerhin etwas wichtiges sein. Außerdem, würde sich eine Frau auf dem Anrufbeantworter melden könnte Myuki das hören und würde aus dem Haus stürmen. Er rannte in die Küche zum Telefon. Gerade rechtzeitig nahm er ab. "Moshi moshi, hier Akashi." "Paps?", fragte die erschöpfte Stimme am Telefon, wahrscheinlich pro forma.

"Sakura? Was ist los? Wieso rufst du an?"

"Ach, weißt du Paps", schluchzte Sakura, "ich wollte dich fragen, ob ich über Weihnachten zu dir kann." Daisuke war erstaunt und schwieg erst mal. Wieso wollte seine Tochter zu ihm und nicht zu ihrer Mutter? War etwas passiert? Aber was konnte sie ihrer Mutter nicht sagen? Überhaupt, seit wann nannte sie ihn "Paps"? Ob irgendetwas mit Magie passiert war? Hatte sie etwas schreckliches vorher gesehen?

"Paps? Bist du noch dran?"

"Oh, ja, ja", erklärte er aus seinen Gedanken aufgeschreckt. "Natürlich darfst du kommen, aber erklär doch mal, was los ist!"

"Das... ich kann's dir nicht am Telefon erklären."

"Wann hast du denn Ferien?", fragte Daisuke, während er einen Notizblock hervorkramte.

"Vom 22.12. bis 10.2."

"Nicht gerade kurz."

"Paps!"

"Okay, ich hol dich dann."

Kurze Stille am anderen Ende, dann: "Nein, ich fliege lieber rüber, dann musst du nichts zahlen." Müsste er zwar eh nicht, da er sich teleportieren konnte, so wie James es auch beim Bus tat, aber egal.

"Wie du meinst, ist dein Geld. Bis dann."

"Wiedersehen."

Daisuke rieb sich den Schädel. Was war nur los? Wieso musste er immer mit so verrückten Frauen so verrückte Kinder zeugen... Er ging entnervt ins Badezimmer zurück, dass allerdings leer war. Er durchsuchte das ganze Haus nach Myuki, und im Schlafzimmer fand er nun eine gehörige Überraschung vor: Die immer noch nasse Myuki rekelte sich auf seinem Bett. Ungewollt befeuchtete er seine Lippen, immerhin war so ein Moment einer seiner ersten feuchten Träume gewesen, welche Ironie. Nebenbei gesagt hatte Myuki sich sogar die Mühe gemacht den Champus rüberzutragen. Das war der perfekte Moment seinen Stress abzubauen...
 

Ayuki hielt sich die Nase zu. "Mann, du riechst ja total verqualmt!", fuhr sie Tamayo an. Sie hatten sich auf dem Weg zum Klassenraum getroffen. Ayuki hatte absolut schlechte Laune, da sie gestern das Liebesleben ihres Bruders zerstört hatte, so schien es zumindest. Und es sollte auch nicht anders sein, als dass er seine Wut auch offen an seinen Schwestern ausließ. Daher hatte sie Halsschmerzen... der Wind war Satoshis Laune nach überall eiskalt gewesen.

"Keiner Wunder", erklärte Tamayo, "Sakura ist total nervös, der Raum ist schon absolut vollgeraucht. Und das alles wegen diesem Typen. Es geht doch um deinen Bruder, oder?"

Ayuki sah sie unverwandt an. "Ich glaube, du solltest warten bis sie es dir sagt. Zumindest die Einzelheiten. Aber eins kann ich dir sagen: Ja, es hat was mit Satoshi zu tun." Tamayo wollte noch etwas erwidern, doch Ayuki drehte sich um und verschwand im Klassenraum. "Übrigens, wir sollten uns um die beiden kümmern."
 

"Ich brauche unbedingt Seeeeeeeex!!!", heulte Hikaru ins Telefon. Sie stellte ihren 5-Minuten Terrinen Topp weg von sich, damit sie diesen nicht während ihrer Litanei umschmiss. "Hikaru", stöhnte Hitomi. "Ich hab's satt Single zu sein!", murrte Hikaru. "Ich will Sex..."

"So geht's den meisten Singles." Hikaru verzog das Gesicht. Mal wieder so eine Antwort. "Ja... ich brauch jemandem für einen One-Night-Stand." Darauf stöhnte Hitomi entnervt. Dann fiel ihr etwas wichtiges ein: "Sag mal, Hikaru, ist das nicht ein bisschen teuer?"

"Ja", meinte diese kurzangebunden. Hitomi verstummte. "Du willst aber noch länger hier wohnen bleiben, oder?" Hikaru schwenkte gelangweilt ihr Bein hin und her. Wenn die Rechnung zu hoch würde, konnte sie sich ja hier runter stürzen.

"SYM, ja? Seltsamer Zufall." Damit war das Gespräch für sie beendet. Sie legte auf. Endlich konnte sie ihre Kinder besuchen.
 

Schüchtern stellte Pai sich neben James. "Ähm... entschuldigen sie bitte, wir haben ein Problem in der Klasse. Sakura und Satoshi können nicht arbeiten... sie wollen nicht mehr nebeneinander sitzen..." Pai wurde etwas rot. Es war ihr sichtlich peinlich, das Grundgerüst des ganzen zu erklären. Am liebsten hätte sie natürlich alles erläutert, doch das konnte sie nicht tun; sie wollte ihren verdammten Bruder nicht blamieren.

James setzte sich auf den Tisch. "Sprich dich aus." Pai räusperte sich. "Na ja, da dachten wir, ob wir sie nicht fragen könnten", sie errötete stärker - warum musste sie ausgerechnet ihn um etwas so unmögliches bitten? - und fuhr fort, "ob wir nicht die Sitzordnung ändern könnten."

James hob abfällig eine Augenbraue. Immer diese Teeniegeschichten - "Wir waren mal zusammen und wollen uns nicht mehr sehen" - bei denen immer ein mehr oder weniger Außenstehender gebeten wurde, die Wünsche dem Lehrer zu überbringen. War er in diesem Alter auch so gewesen? Er konnte sich nicht mehr erinnern. Trotzdem, das war eine Unsitte. Allerdings... dieses Mädchen - Pai - war so knallrot, man sah ihr an, dass es ihr peinlich war James anzubetteln. Pai... konnte er ihr das abschlagen? Bei diesem bittenden Blick würde es ihm noch lange leid tun. Er seufzte. "Gut, setzt euch um. Aber stört einander nicht." Pai nickte. "Danke", hauchte sie. Ausnahmsweise wurde nun James' Gesicht um eine Nuance röter.

"Alles geritzt", versprach Pai ihrer Schwester. Sakura machte ihren Platz für Pai frei und setzte sich zu Tamayo, Chimeichojo musste also zu Ayuki. Diese Sitzordnung machte eigentlich keine Probleme, bis Snyder eintrat. Gleich beim ersten Blick auf die Schüler verzerrte sich sein Gesicht zu einer üblen Grimasse.

"Was soll das?!" Seine Stimme klang bedrohlich. Sakura drückte Tamayos Hand. Ein wenig Angst hatte sie ja - Tamayo allerdings war an solche Typen gewöhnt; danken wir der Polizei. Je größer die Wut, desto stärker sie gezeigt wurde, umso schneller würde sie verraucht sein - zumindest oberflächlich. Vielleicht in 10 Minuten.

"James hat's erlaubt", erklärte sie. Wahrscheinlich war sie die einzige Schülerin, die ihn beim Vornamen nannte. Der Direktor funkelte sie an. "Tamayo Genda, dich hat keiner gefragt! Mr. O'Brian hat gar nicht das Recht das zu tun! Wieso sollte er überhaupt?!" Ayuki sah zu Satoshi. Der nickte erschöpft. "Sag's ihm", wisperte ihr der Wind zu. Ayuki nickte unmerklich. Dann konzentrierte sie sich intensiv auf ihr Element - den Wind. Auch wenn die Fenster geschlossen waren, so fühlte sie doch das bisschen, das durch die Ritzen gelangte. Er streichelte ihre Haut und sprach mit ihr. Was wollte sie von ihm? Was konnte er für sie tun? Er würde ihr auf jeden Fall helfen, aber sie solle doch bitte wieder mit ihm spielen. Sie lächelte, doch wahrscheinlich nur in ihrem Innersten. "Ich werde sicher bald wieder mit dir spielen, versprochen. Ich möchte jetzt aber gerne durch dich sprechen - wenn ich darf. Erlaubst du es mir?", fragte sie ihn in Gedanken. Er antwortete, dass er es gerne täte, da er sie liebte. Ebenso wie Ayuki ihn, sie gehörten zusammen. Glücklich machte sie sich ans Werk.

Sie übermittelte dem Wind ihre Gedanken dem Wind. Dieser flüsterte alles Snyder ins Ohr. Allerdings ließ er die Dinge über den Sex und die Gefühlsüberschwänglichkeit Daisukes aus, denn er wollte seinen Schützling nichts zerstören. Snyder nickte ab und an zur Bestätigung. Wahrscheinlich wirkte es für die Außenstehenden, als sei er verrückt geworden.

"Gut", sagte er schlussendlich, "ihr dürft umgesetzt bleiben-" Die Schüler atmeten erleichtert aus. "Aber", belferte er mit tiefer Bassstimme, weshalb die, die eben noch jubelten, einen Schrecken bekamen, "ich lasse nicht Mädchen mit Mädchen sitzen, ebenso wenig wie Jungs mit Jungs. Wo kommen wir denn da hin! Ihr werdet ja den gesamten Unterricht voll schwatzen! Gemischte Bänke, bitte!" Ayuki zürnte. Wie verständnislos war dieser Mann eigentlich?!

"So, dann packt alles zusammen!" Er klatschte in die Hände. "Chimeichojo, aufstehen, zu Kuroba. Tatsuya, los, zu Ayuki. Seiichiro zu Sakura, Tamayo, du darfst Zen nerven." Die Schüler murrten.

"Wir zwei wieder", lächelte Zen. Tamayo stöhnte. Was wollte der Kleine andauernd von ihr? Er konnte ihr eh nicht geben, was er wollte und brauchte, dafür war er viel zu jung. Aber was sie beunruhigte war sein Blick. Seine Augen sagten ihr etwas... ihr Herz raste. Es konnte ja keine Angstreaktion sein, oder? Und ekelerregend sah er auch nicht aus. Aber was dann? Sie blickte beschämt auf ihre Tischplatte. Was es auch war - sie musste es unterdrücken und gut Nachbarin sein.

Ayuki grollte vor sich hin. Snyder verstand überhaupt nichts! Eigentlich sollte es ihr egal sein, ob Sakura Trost von ihren Freundinnen erhielt oder nicht, und Chimeichojo gehörte ja auch nicht zu ihren besten Freundinnen... aber es ging hier ums Prinzip! Außerdem fühlte sie sich in Tatsuyas Gegenwart nicht wohl... Sie warf einen Seitenblick auf ihn. Lächelnd fang er diesen auf und erwiderte ihn. Als großer Bruder wusste er wie unwohl sich Mädchen manchmal in der Nähe eines Jungen fühlten. "Du würdest lieber in der Nähe deiner Schwester und deines Bruders sitzen, was?", fragte er immer noch lächelnd. Ayukis Gesicht färbte sich rosa. Tatsuya erkannte, dass sie sich ertappt fühlte, wahrscheinlich dachte sie, ihr wurde ein große Schwestern Komplex nachgesagt. "Mir geht es genauso. Ich möchte meine Schwester auch nicht alleine lassen", half er ihr aus der Patsche. Ayuki nahm nun wieder ihr Ayasuke-Ich an: "Dann denke ich mal, dass wir zwei sehr seltsam sind."

Pai starrte ihren Bruder unverwandt an. Was wohl in ihm vorging? Wieso konnten er und Sakura nicht weiterhin Freunde sein? Sie verstand das nicht. Sie hatte noch nie einen Freund gehabt, sich demnach also noch nie getrennt. Wieso machten es sich die Menschen nur so schwer? Gut, um genau zu sein hatte sie das menschlichste, das "unreinste" Blut. Aber trotzdem, das Wort "Menschen" gehörte zur Ausdrucksweise. Wie auch immer, sie konnte es nicht verstehen. Das ist doch selbstsüchtig! Die beiden stellten alles auf den Kopf um einander nicht zu sehen, weil sie Angst hatten, von vorne zu beginnen! Sie achteten nicht einmal auf die Gefühle der anderen. Vielleicht WOLLTE Pai das auch einfach nicht verstehen. Sie würde versuchen niemals zu selbstsüchtig zu sein.

Satoshi drehte seinen Kopf zu ihr. Er hatte sich die ganze Zeit über beobachtet gefühlt. "Sag mal, was soll das?", stieß er hervor. "Wieso starrst du mich an?!" Pai schien erst gar nicht zu verstehen, was er sagte. Ihr Mund war leicht geöffnet, woran man erkannte, dass sie schwer nachdachte. Über ihn? Dieser Gedanke machte Satoshi aggressiv. Dann sah man plötzlich ein kurzes Aufflackern in Pais Augen, sie war wieder vollkommen da. "Was? Aus keinem Grund..." Sie drehte sich wieder der Tafel zu. Satoshi war von seiner Schwester denerviert. Wieso sah sie andauernd zu ihm? Was führte sie im Schilde? "Dann lass mich", knurrte er. Er dachte, damit sei Schluss. Aber jetzt ging es erst los. Wütend drehte sich Pai zu ihm. In ihrer Stirn sah man Einkerbungen, die durch Wutfalten entstanden waren. "Sag mal, musst du deine Wut immer an anderen auslassen?", zischte sie. Eigentlich war ihr nach schreien zu Mute, aber es mussten ja nicht alle mitkriegen. Allerdings merkten Tamayo und Zen es, die am nächsten saßen. "Stör mich gefälligst nicht ständig! Ich will was vom Unterricht mitkriegen", log der große Bruder. Pai feixte. "Ach was! Du siehst doch nur die Luft an! Du denkst, du wärst wegen deines Liebeskummers überprivilegiert! Hast du schon mal an uns andere gedacht? Du bist selbstsüchtig!" "Das siehst doch nur du so! Du kannst das nicht verstehen!" "Da hast du Recht." Satoshi hörte das nicht. "Du warst ja noch nie verliebt." Seine Stimme wurde schwach. Pais Augen färbten sich zum ersten Mal in ihrem Leben grau - Regenschleier entstanden. Ab diesem Moment war ihr Blick nicht mehr zu entschlüsseln. Erschöpft antwortete sie: "Vielleicht doch..."
 

Mitternacht. James seufzte. Diesen Monat war er dran. Er stand im Wald, eine Schrotflinte in der einen Hand, einen braunen Wollsack in der anderen. Ein Heulen ertönte aus dem Schulgebäude - wahrscheinlich musste er den letzten Schritt seiner Aufgabe morgen erledigen, da gewiss einige Schüler aufwachen würden. Sie sollten ihn jedoch nicht auf dem Gang sehen - mit einem prall gefüllten Sack (sofern er Erfolg hatte, versteht sich)? Er steckte sich den Sack unter sein Hemd. Er würde ihn eh nur behindern. Dann rannte er in rasantem Tempo los, auf der Suche nach etwas großem, das trotzdem in sein Behältnis passte. Sicherlich würde er einen Wolf oder ähnliches finden. Vielleicht einen Eulenhaufen? Es war eine Schande. Er konnte doch nicht die Geister, die er rief, einfach abschlachten! Aber er musste es tun. Sein Ruf drang durch das Herz des Waldes. Schüsse glitten aus seiner Waffe. Ein kurzes Aufjaulen mit jedem Schuss, dann Stille. Doch es war nicht so, dass das die Anzahl der Tiere minderte; ganz im Gegenteil, sie erschienen immer zahlreicher.

Nun reichte es aber. Er wusste gar nicht, ob er die ganzen Kadaver zum Schloss transportieren konnte. Er sammelte sie Stück für Stück ein. Wie erwartet, Eulen und Wölfe. Den Wölfen musste er allerdings erst die Gliedmaßen abtrennen, damit sie überhaupt in den Baumwollsack passten. Die Köpfe ließ er im Wald. Es ekelte ihn an. Trotzdem führte er sein Werk fort. Dann warf er ihn sich über die Schulter und ging zum Schloss zurück. Ein weiterer Schrei. Er musste sich beeilen. Man musste Kindern ihr Essen sofort geben, sonst wurden sie unberechenbar. Er atmete den Gestank der Leichen ein. Wie lange würde er das noch aushalten?
 

"Hast du letzte Nacht auch diese schrecklichen Schreie gehört?", fragte Kuroba seinen Freund. Zen nickte. Er war zu müde, um zu antworten. Er sah blass aus und zusätzlich hatte er auch noch Ringe unter den Augen. "Das war sicher nicht das erste Mal", sagte eine kalte Stimme hinter ihnen. Furchtsam drehten sich die beiden Jungs um. Es war Chimeichojo. Sie sah nicht so erschöpft wie die beiden aus, eher im Gegenteil, sie wirkte sogar hellwach, soweit man das bei ihr beurteilen konnte. Sie trug einen schwarzen Hut, beinahe so groß wie eine Raumstation - das war zumindest Kurobas erster Gedanke, als er ihn sah - ebenso wie ein aufwändiges schwarzes Rüschenkleid mit zig Unterröcken, schwere Ketten und schwarze Samthandschuhe. "Boah", feixte Kuroba, "toller Aufzug. Vor wievielen Stunden bist du zum Anziehen aufgestanden?" Sie ignorierte ihn. "Etwas wird passieren. Ich rieche den Geruch von Tod. Hier. In diesem Gebäude. Er dringt durch alle Zimmer." Es lag etwas so unheimliches, so endgültiges in ihrer Stimme, dass es einem einen Schauer über den Rücken jagte. Zen lächelte gefällig. "Solchen Gedanken solltest du dich nicht hingeben. Nicht so ein hübsches Mädchen wie du. Überlass das Nostradamos' Erben." "Ich rede nicht vom Untergang der Welt. Ich sagte, dass gestern Nacht einige Seelen ihre Behälter verlassen haben." Kuroba erschauderte. Die Art, wie selbstverständlich das gesagt wurde, machte ihm ein wenig Angst. Auf der anderen Seite hielt er Chimeichojo gerade wegen dieser Wortwahl für verrückt geworden, oder vielleicht von Geburt an schon so. Er sollte sich nicht weiter mit dem Mädchen befassen, es war so seltsam und leer. Die besten Punkte für einen Massenmörder, aber das war es ja gar nicht, was ihn störte, es war eher die Selbstverständlichkeit, mit der sie die Schrecken der Welt hinnahm. Es war, als sei es ihr egal, was mit anderen passierte, und, schlimmer noch, was mit ihr passierte. Als wartete sie nur darauf, dass dieses Leben endete. Mit so was wollte er nichts zutun haben.

"Gott, merkst du's nicht? Du redest gequirlte Scheiße!", stöhnte er und marschierte davon.
 

"Gut, jetzt fehlen mir nur noch Mathe, Geschichte und Magiekunde", erklärte Ayuki. Sie hatte gerade die gestrigen Biologie Hausaufgaben bei Tatsuya abgeschrieben. "Mathe und Geschichte kannst du sowieso nur von mir, Tamayo oder deinem Bruder bekommen." "Dann reich mal her." Sie hatten große Pause, und Ayuki schrieb die Sachen ab, die sie nicht mehr geschafft hatte. Nach einiger Zeit fragte Tatsuya: "Wieso hast du deine Hausaufgaben eigentlich nicht?" Ayuki lächelte verschmitzt. "Ich bin über ihnen eingeschlafen, hab bis Mitternacht gebüffelt, kurz nachdem du dich verabschiedet hast."

Die beiden hatten sich gestern noch bis zum Abend unterhalten, über ihre Erfahrungen als Alphageschwister, über alles. Sie hatten gemerkt wie viel sie gemeinsam hatten und wie gut sie zu einander passten.

Tatsuya errötete. "Ach... so." "Wie hast du die Hausaufgaben eigentlich noch geschafft?" Tatsuya winkte ab. "Ach, ich bin das gewöhnt, ich musste ja sonst immer meiner Schwester bei den Aufgaben helfen, bis ich mich meinen widmen konnte." "Bei mir war das nie so, ich war auf einer Jungenschule", sagte Ayuki. Tatsuya war der erste, dem sie das verriet. Allerdings sah dieser sie nicht so spöttisch und ungläubig an, wie erwartet. "Dann weiß ich gar nicht, wie wir Zeit mit einander verbringen und gleichzeitig die Hausaufgaben erledigen sollen." Sie sah ihm in die Augen. "Da finden wir schon einen Weg", meinte sie überzeugt und gab ihm einen Kuss. Er erwiderte diesen liebevoll. Dann allerdings fragte er: "Du sagtest, du bist über deinen Hausaufgaben eingeschlafen... hast du etwa nicht diese Schreie gehörte?" Ayuki schüttelte den Kopf. "Welche Schreie?" "Die ganze Nacht über hat etwas wie am Spieß geschrieen. Mein Mitbewohner hatte Todesangst." Da entsann Ayuki sich auf etwas: "Jetzt erinnere ich mich! Kurz bevor ich einschlief habe ich etwas Schreiähnliches gehört, aber ich war so müde, dass ich es ignoriert habe." Kurze Stille trat ein, dann fragte Ayuki: "Woher kamen sie?" "Oder besser: woher?", berichtigte Tatsuya sie finster.
 

"Und jetzt vergleichen wir die Hausaufgaben", sagte James an. Sie hatten Mathe. Plötzlich erklang Snyders Stimme in allen Räumen, auch in der Matheklasse von Tina, die folgendes sagte: "Ich rufe alle Schüler in die Halle im zweiten Stockwerk! Kommt sofort, es ist LEBENSWICHTIG!!" Tatsuya sah Ayuki stirnrunzelnd an. Was wohl los war? James lachte. "Tja", meinte er, "Feueralarm." Er sagte das, als sei es etwas Belangloses, als würde es nichts machen. Dabei war es klar, dass vielleicht drei Leute was gegen ein Feuer ausrichten konnten. Das hieß, man hätte sofort alarmiert losstürzen müssen, doch James machte keine Anstalten sich zu bewegen. "Na dann... auf zur Halle.", lächelte er und zeigte den Schülern mit einer Handbewegung, sie sollten vorgehen.
 

"Uh!! Schnell, los, los, lauft schneller!", rief Tina aus, die wie mit Hummeln im Hintern auf der Stelle hüpfend versuchte ihre Schüler anzutreiben. Diese gingen allerdings nur mäßig beeindruckt durch die Tür. Sicher hatte ihr "liebenswerter" Herr Direktor mal wieder eine seiner Reden abzuhalten. Na dann, Mahlzeit. Keiner glaubte an einen echten Notfall. Gelangweilt trabten sie die Treppen nach oben.
 

Snyder empfing sie auf einer Tribühne. "Guten morgen", sagte er gebührlich, "nehmt doch Platz." Die Stühle rückten nach hinten, so dass sie sich hinsetzen konnten. "Ihr werdet euch fragen, wieso ich euch gerufen habe", dröhnte er weiter. "Nun, ich habe entschieden, dass ihr ein Theaterstück aufführen werdet. Es wird Ende des Jahres aufgeführt."

"Scheiße, nein!", stöhnte Tamayo. "Miss Genda!! Achten sie auf ihre Wortwahl!!" Dann räusperte er sich. "Wie dem auch sei, es handelt sich um Shakespeares Sommernachtstraum. Allerdings haben wir einige Änderungen vorgenommen, doch der Inhalt ist der selbe."

"Worum geht es denn im Sommernachtstraum?", fragte Pai blauäugig.

"Weißt du denn gar nichts? Kennt sonst noch jemand nicht den Sommernachtstraum?" Alle außer Seiichiro meldeten sich. Snyders Mund fiel auf. "Mein Gott... heutzutage sind die Kinder ja ungebildet... Tina?", bat er verzweifelt ,Das hätte er sich bei ihr sparen können', grollte Satoshi in sich hinein. ,Die ist doch nicht klüger als wir!' "Also, da ist diese Hermia, auf die stehen alle Kerle. Sie hat einen Geliebten, Lysander, aber ihr Vater will sie mit Demetrius verheiraten, der sie auch will, sie ihn aber nicht. Hermias Freundin Helena steht auf Demetrius. Der Herzog von Athen droht ihr an, das Pärchen Köpfen zu lassen, wenn Hermia nicht Lysander heiratet. Die beiden entschließen abzuhauen, erzählen es aber Helena, die es Demetrius sagt. Im Wald werden die drei von den Elfen mit Feenstaub besträut, beide Männer verlieben sich in Helena. Es entsteht eine Schlammschlacht, am Ende kriegt jede Frau den Kerl den sie liebt und darf ihn heiraten." "Genau", bestätigte Snyder. "Jetzt zu den Besetzungen..." "Toll, wir werden nicht gefragt!", knurrte Tamayo. "Natürlich nicht", entgegnete Snyder entrüstet. "Also... Theseus, Herzog von Athen... Tatsuya Kojii. Egeus, Hermias Vater... Seiichiro. Lysander... Zen. Demetrius... Kuroba. Hyppolita, Königin der Amazonen... wer wäre besser geeignet als Ayasuki, Verzeihung, Ayuki Yamato? Keiner. Helena... Chimeichojo. Hermia... Tamayo Genda."

"Er will mich bestrafen", stöhnte Tamayo und grub ihr Gesicht in Chimeichojos Arme. "Hey, lass das! Du versaust mein Kleid! Mich hat's auch getroffen, hör auf mich noch mehr zu quälen!" Man merkte wie wenig sie Tamayo mochte.

"Oberon, König der Elfen... Satoshi. Titania, Königin der Elfen... natürlich, Sakura."

"Scheißkerl", murrte Ayuki. Sie hasste diese Verständnislosigkeit ihrem Bruder gegenüber. Schon diese Anspielung von wegen "Königin der Amazonen"! (Anm. der Autorin: Die Amazonen schnitten sich mindestens eine Brust ab, um besser Bogenschießen zu können, d.h., verleugneten ihre Weiblichkeit.) Sie hasste Snyder absolut.

"Droll, ein Elf... Yuziaru. Nebenbei werden folgende Personen in den Szenen, in denen sie nicht benötigt werden, folgende Elfen darstellen: Bohnenblüte... Seiichiro. Spinnweb... Tatsuya. Motte... Ayuki. Senfsamen... Pai, die spielt auch gleich Philostrat, Aufseher der Lustbarkeiten. Das Theaterstück im Theaterstück wird allerdings gestrichen. Ihr bekommt jetzt das Drehbuch und dürft sofort Proben. Alle außer Satoshi, Sakura und Yuziaru."

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Jaja, Sakura und Satoshi stellen wirklich alles auf den Kopf. (*schadensfreude*) Sorry, dass ich diesmal so wenig geschrieben habe (WENIG?!) für so lange Wartezeit (ach so), aber wegen der Schule kam ich net zum schreiben und dieses Wochenende auch nicht, weil Freundin zu besuch. Ja, ab heute kommen wieder die Eltern vor, witzig, was? Also ich freu mich, auf deren Besuch an der Schule^^ *kommt noch* Wir sind jetzt schon auf Seite 29! Und noch kein Ende in Sicht, es fängt erst an!

Ach ja, ich suche noch Leute, die meine Figuren für die Chara-Beschreibung zeichnen^^ Yuziaru, Zen, Tamayo und Ayuki gibt's schon, Chicho und tatsuya eigentlich auch, aber da sind se nich wie ich se mir vorstelle. Also, wer Lust hat, einfach unter seinen Bildern posten, mir den Link schicken, und wenn's zu meiner Vorstellung passt, dann setz ich's rein. Okay? Okay.

Und es lebt doch...

"Scheiße, nein!", schrie Tamayo wieder aus. Sie stand hinter dem Vorhang und wartete, dass sie drankam. "Ein Alptraum. Ich dachte, wir seien auf einer Magierschule", maunzte Chimeichojo ungerührt.

"Hyppolita, ich habe durch einen Zauber dein Herz gewonnen, mit Todesboten um dich gebuhlt, doch bitte ich mit anderem Ton unsere Vermählung an, mit Pomp Spielen und Orgie... nee, oder? Das muss ich jetzt nicht tun, ich hab mich verlesen, oder?", fragte Tatsuya zweifelnd. Snyder schüttelte neben ihm den Kopf. "Da steht: ,Theseus zieht sie enger an sich ran', also tust du's!", befahl er und drückte Ayuki an Tatsuyas Körper. "Jetzt tretet ihr da hinten auf!"
 

Rasend vor Wut schlug Satoshi mit der Faust gegen die Wand. Dieser verdammte Snyder! Wie konnte er es wagen, Sakura und ihn als Paar auftreten zu lassen?! Er wollte ihm am liebsten die Kehle aufschneiden, ihn vierteilen, und dies stand sogar in seiner Macht! Doch, was würde folgen? Was geschähe, wenn er seinem Ärger wirklich Luft lassen würde? Die Wahrheit war doch, dass er andere immer als Sündenböcke ausnutzte. Er hatte seine Schwestern schon wegen seines Leids gepiesackt, obwohl er es sich doch selbst eingebrockt hatte. Und, nebenbei gesagt, er wusste doch selbst, wie beziehungsunfähig er war, es hätte also niemals gehalten, nicht wahr?

Doch.

Etwas in ihm war der Ansicht, dass er etwas Wichtiges verloren hatte. Sakura war etwas besonderes gewesen. Er hatte sie geliebt. Ach, was sollte diese "gewesen"? Sie lebte doch, und er dachte von ihr als sei sie verstorben. Er wollte doch nur seine Ruhe vor den anderen, das war ihm nun klar. Nun ja... um genau zu sein war es eigentlich sein Wunsch, simpelst eine Beziehung mit Sakura zu führen. Doch nein - es war ihm verboten. Er durfte nichts mit seiner Schwester haben. Er würde dadurch ihr beider Leben zerstören. Aber es war auch so schrecklich schwer, so zu tun, als sei nichts gewesen, das konnte man doch nicht von ihm verlangen! Selbst kurz vor dem Tod wäre es ihm unmöglich - eine unerwiderte Liebe wäre angenehmer.

...Du willst sie?...

"Ja, wer spricht da?", rief Satoshi aus. Hatte er sich diese Stimme nur ein eingebildet?

...Ich bin wirklich da. Ich kann sie dir geben. ...

"Ich will sie nicht zwingen. Ich zerstöre sonst ihr Leben."

...Ach, verdammt, wen interessiert das? Denk an dich. Nun komm her. ...

"Sehe ich so dumm aus?", fragte er, doch stieg trotzdem die Treppe hinauf. In ihm wallte wieder die Frage, was denn nun da oben sei, auf. Auch wenn er ein ungutes Gefühl hatte, tat er es. Er wollte seiner Neugier Abhilfe schaffen.

...Ich versprach es dir bei unserem ersten Treffen, nun bekommst du es. ...

"Was?", fragte er lasch. Diese Stimme, die über ihn herrschte, hatte ihn auf ihre ruhige Weise eingelullt.

...Alles was du wünschst. ...

Darauf reagierte er gar nicht mehr, da sein Verstand sich von seiner Umwelt abgekapselt hatte. Er erklimmte immer mehr Treppen, bis er auf dem Dachboden angekommen war.

Vor ihm war ein Freiraum von vielleicht gerade mal zwei Metern, dahinter stand eine massive Steinwand, die so aussah, als sei sie irgendwann einmal abgestellt worden und nach vielen Jahren mit den Wänden verwachsen. Der einzige Weg hindurch war eine kaum einen Meter hohe Tür.

Satoshi lief bis zu eben dieser, um sich dann davor zu knien. Eine extrem starke Aura bewegte sich dahinter, sie wabberte in ungefähr fingerspitzengroßen Portionen durch das Schlüsselloch, so als sei hinter der Wand nicht genug Platz dafür.

Von dieser Kraft getrieben, blies Satoshi seinen Atem durch das Schlüsselloch, wobei er visualisierte, wie dieser scharf wie ein Schwert wurde und somit die Feder im Schloss zerschnitt.

Die kleine Tür sprang sofort auf. Er fühlte sich ein wenig wie "Alice im Wunderland", (selbst wenn dies wenig schmeichelhaft für einen Jungen war) als er mit eingezogenen Schultern (ebenso den Kopf eingezogen) durch den kurzen Gang robbte. Als er sich erhob stand er in einem düsteren Raum. Seine Augen mussten sich zu Beginn an die Dunkelheit gewöhnen, bevor er erkannte, woher die Energien kamen. Vor sich sah er die Silhouette eines Gitters, doch nicht etwa wie bei einem Zaun, nein, es bestand eher aus senkrechten Metallstäben, die von zwei waagerechten gehalten wurden, wie in einem Gefängnis.

...Du bist da. ...

,Ja, bin ich', dachte Satoshi voller Grimm. Da drinnen saß jemand, der kaum noch Kraft zum sprechen hatte. Und doch waren die Kräfte dieser Person stark genug, um so ein Energiefeld auszubreiten. Nun galt es erst einmal, zu helfen. Doch wie sollte er ihn hier rausbekommen? Er schritt auf die Gitterstäbe zu und umfasste sie mit beiden Händen. Als er versuchte, sie zu besiegen, verspürte er einen stechenden Schmerz. Satoshi wollte loslassen, doch es war, als sei er festgeklebt. Mit einem Ruck zog er die Hände weg, die nun bluteten. Er starrte zu ihnen hinunter. Sie waren hellrot, die Haut war stellenweise abgerissen. Nun sah er zu den Gitterstäben auf. Seine Haut schimmerte an ihnen. So, so, das war es also. So wie es aussah, war es ein Fluch, der das Entkommen aus diesem Gefängnis verhinderte. "...oder das Reinkommen", murmelte er vor sich hin. Aber das war kein Problem, es machte alles sogar noch interessanter. Hätte es keine Hindernisse gegeben, wäre er sogar enttäuscht gewesen.

Was könnte er machen? Trotz des Fluches handelte es sich immer noch um Metall, also musste er sich die Gesetze der Metalle zunutze machen. Wie zerstörte man Metall...? Vielleicht...

"Rost, das ist es!", rief Satoshi aus.

...Leiser, bitte. ...
 

"Feucht. Feuchter. Wie Regen", murmelte er immer wieder. "Feucht. Feuchter. Wie Regen." Um zu erklären, was er da tat, müsste man ziemlich tief in die Gesetze der Chemie eingehen... doch um es kurz zu fassen: Satoshi beschleunigte den Prozess des Rostens, denn, da er den Wind beherrschte, konnte er solche Dinge, wie die Luftfeuchtigkeit zu verändern.

Nun war es genug. Es wurde Zeit für den zweiten Schritt.

Durch den Gang fegte ein heftiger Wind, der Satoshis Haar verwirrte. Er musste Lächeln. Er hatte es geschafft. Er hatte einen Wind aus dem Nichts herbeigerufen. Ayuki hatte das ihr Leben lang nicht geschafft, und sein Vater vielleicht erst ein paar Mal, und auch erst, als er erwachsen war. Nun musste er ihn nur noch lenken.

Satoshi konzentrierte sich wieder. Sofort verstand der Wind. Kurz umschmeichelte er noch seinen Körper, dann fuhr er auf die rostigen Gitterstäbe zu, mit einem solchen Tempo, dass es die Stäbe in Stücke riss.

...Danke. Nun bekommst du deine Belohnung. ...

Die Person riss sich von seinen Ketten los. Satoshi hörte das Metall krachen. Er versuchte in der Dunkelheit etwas zu erkennen, doch er sah nur die Konturen desjenigen. Bis dieser seine Augen öffnete. Der Besitzer der Stimme hatte glühend rote Augen. Es war als blickte Satoshi in zwei Rubine.

Er konnte nur wie angewurzelt dastehen. Selbst als die Person näher kam, starrte Satoshi sie nur an. Auch wenn diese Augen ihm einen kalten Schauer über den Rücken jagte, konnte er sich trotzdem nicht von ihnen lösen.

"Verdammt! Ist da drinnen jemand?!", schrie eine ärgerliche Stimme vom Eingang her. Der Gefangene sprang aufgeschreckte Satoshi an. Er zerkratzte ihm das Gesicht mit scheinbar seit Jahren nicht geschnittenen Fingernägeln. Mit diesen bekam er auch so dann eine schöne Fleischwunde zwischen Schulter und Hals verpasst.

...Du bist gar nicht mein Essen...? ...

"ESSEN?!", rief er empört aus. "Mich kriegt keiner in den Magen!" Die Peron hörte gar nicht zu, sondern beugte sein Gesicht tiefer zu ihm hinunter. Jetzt sah Satoshi sein Antlitz. Es handelte sich um einen Mann, einige Jahre älter als er selbst, mit verfilztem schwarzen Haar, das ihm bis in die Kniekehlen reichte. Die Fingernägel waren alle abgebrochen, die kürzesten schienen um die fünf Zentimeter, die längsten um die dreißig lang zu sein. Das Gesicht war einfach nur kalt, als kenne er nichts auf dieser Welt, für das es sich lohnen würde zu leben oder leben zu lassen. Er hatte einen fünf-Tage-Bart, und enge rote Augen, die töten konnten. Doch das schrecklichste war der Mund. Als er seine Zähne bleckte gab er Satoshi einen Blick for free auf zwei Reihen spitzer Zähne, die er aufklappte und eine gespaltene Zunge freigaben. Er sah zwar ziemlich gut aus, wenn man dieses Detail übersah, doch so...

ER öffnete den Mund leicht und beugte ihn über Satoshis Hals... er hatte solchen Hunger... und nun war er frei. Er war nicht mehr an die Fütterungszeiten und speziellen Mahlzeiten des Blonden Mannes, des Alten oder der dummen Frau gebunden. Er konnte sich nun aussuchen, was er essen wollte... und nicht nur das. Er konnte auch entscheiden, was er mit seinem endlich ergatterten Spielzeug tun könnte. ER wartete schon so lange darauf. Seit dem Tag seiner Geburt. Er würde ES endlich beenden...
 

"Verschwinde, du verdammtes!!", schrie James aus, als er auf seinen Gefangenen eindrosch. Dieser öffnete seinen Mund, und die Teile Satoshis, die er gerade aus seinem Hals gerissen hatte, fielen heraus - Sehnen, Blut, Fleisch, etc. Grinsend sah er James an und machte einen kehligen Laut. Dann öffnete sich die Mauer des Schlosses und er verschwand.
 

Nach einigen Minuten erwachte Satoshi. Sein Hals pochte wie verrückt. Er fuhr mit den Fingern über die schmerzende Stelle, wobei er einen Verband erspürte. Er blickte nach oben. James sah ihn an. Sein angespanntes Gesicht wurde ruhiger, doch dann schlug er ihn. "Verdammt, Satoshi!! Weißt du, was du gerade GETAN hast?!", brüllte er ihn an.

"Nein", antwortete dieser matt. "DU HAST GERADE DIE WELT AUFS SPIEL GESETZT!!" James stand auf und ließ ihn allein auf dem kalten Steinboden liegen.

Was hatte er getan? Die Welt aufs Spiel gesetzt? Ihm kam ein grausiger Verdacht. Er wusste, dass dieses Wesen auch hinter ihm her war. Und es gab nur einen Menschen, mit dem er darüber reden konnte...
 

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So, dass war jetzt das offizielle Ende des offiziellen ersten Kapitels, also des ersten Abschnitts sozusagen. Ihr habt jetzt das Kapitel "Das Erbe" gelesen. Als nächstes kommt "Neue Kräfte". Was das wohl zu bedeuten hat...? *hähä, ich weiß es*

Außerdem wird ja noch irgendwann das Theaterstück aufgeführt... und der Gefangene, oder eher Befreite, spielt auch keine Unwesentliche Rolle...

Ach ja, wieder etwas Werbung:

Also, ersteinmal suche ich Zeichner für die Charaprofile...

Dann hab ich noch ne andere FF übersetzt, unter Columbia/Wingless_Angel zu finden, "Inferno".

Übrigens: Fast das ganzer Kapitel ist vor einem Monat in der Schule entstanden...

Sinn des Namens: Gibt es nicht.

Ai

Kapitel 2 - Neue Kräfte
 

"Oh Gott! Ich hab ein Unglück ahnend Herz.

Mir deucht, ich säh dich, da du unten Bist,

Als lagst du tot in eines Grabes Tiefe.

Mein Auge trügt mich, oder du bist bleich."

Julia, Shakespeares "Romeo und Julia"
 

"Du hast die Welt aufs Spiel gesetzt!" Dieser Satz schwirrte Satoshi noch lange im Kopf umher. Wie hatte er sich nur so leicht führen lassen können? Dabei war doch so klar, dass er einen Fehler machen würde. Hätte er diesen verdammten Dachboden doch nie entdeckt! Nun würde etwas schreckliches mit der Erde geschehen... und noch schlimmer: er würde den Weltuntergang gar nicht mehr erleben, da er als Zwischenmahlzeit enden würde! Nebenbei würde er von nun an sehr einsam sein, da er niemandem von seinen Schwierigkeiten erzählen konnte. Nun ja... vielleicht gab es doch jemanden.

Er wusste nicht, wie lange er noch leben würde, und er hatte noch so vieles zu erledigen. Und mit diesem Menschen würde er anfangen.

Er spurtete die Treppen hinunter, immer den Tod erwartend. Vor einer der Türen stoppte er und begann wie wild zu klopfen.
 

Yuziaru stöhnte. Wieso musste sie den Elf spielen? Sie hatte mal ein Remake des Stückes im Fernsehen gesehen, und Droll war nicht wirklich eine schmeichelhafte Rolle. Viel lieber wäre sie doch die Helena gewesen, sie liebte diese Figur. Amüsant, schüchtern, und doch realistischer Weise gesegnet mit dem Unglück nicht den Geliebten zu bekommen. Doch zumindest hatte Helena ihren Geliebten gefunden, im Gegensatz zu ihr.

Sie seufzte. Ihr Bruder war jetzt mit Ayuki liiert. Er würde kaum mehr Zeit für sie, die kleine Schwester haben. Sie war nun alleine.

Als sie ein knirschen hörte, richtete sie ihren Blick auf. Jemand stand im Flur, sie boshaft anlächelnd. Es handelte sich um einen Mann mit langem schwarzen Haar, dass ihm bis in die Kniekehlen reichte. Er hatte eiskalten Augen und trug ein abgetragenes Hemd nebst ebensolchen Kniebundhosen. Irgendwie machte er ihr Angst, aber sie ebenso neugierig. Was machte er hier? Wieso sah er so heruntergekommen aus? Sein Gesicht trug einen leichten Bart. Als Yuziaru den Kopf schief legte tat er es ihr gleich. Darüber musste sie lachen, was er auch kopierte. Er grinste sie nun an und diesmal war sie es, die dieses Spiegel-Spiel tat. Dann lächelte sie einfach nur und er warf ihr einen Luftkuss zu. Nun war sie ein wenig überrascht. Doch dabei sollte es nicht bleiben, denn nun rannte er aggressiv auf sie zu. Erschrocken tat sie einen Schritt rückwärts, doch er stürzte sich trotzdem auf sie. Allerdings geschah nicht das erschreckende, mit dem sie gerechnet hatte, statt dessen bekam sie einen Kuss auf die Lippen gedrückt. Der kurze Bart kitzelte ihre Haut. Bevor sie etwas erwidern konnte war der Mann allerdings verschwunden. Was war das nur gewesen? Schleunigst schloss sie die Tür, um zu verhindern das etwas ähnliches wieder geschehen könnte.
 

"Ja?", fragte Sakura, als sie die Tür öffnete. Wer wohl da draußen stand? Ihre Augen wurden groß, als sie ihren Halbbruder Satoshi erkannte. Sofort wallten in ihr die Gefühle auf, die bei ihrer Trennung entstanden waren. Doch sie zeigte ihr Unwohlsein nicht. Es war eine Schwäche, ein empfindsamer Punkt an dem sie leicht anzugreifen war.

"Hallo Satoshi", versuchte sie zu lächeln. "Hi", antwortete er und versuchte angestrengt dieses Lächeln zu erwidern. "Kann ich reinkommen?" ,Nein!', dachte Sakura. ,Du würdest mich doch nur wieder verletzen.' Doch sie konnte es ihm nicht verbieten. Also öffnete sie wortlos lächelnd die Tür bis zum Anschlag. Nachdem Satoshi eingetreten war schloss diese sofort wieder.

Einige Minuten lang war es still. Dann: "Willst du mich nicht fragen, was ich hier mache?" Da er mit dem Rücken zu ihr saß, konnte er ihr entnervtes Gesicht nicht sehen. Trotzdem antwortete sie mit honigsüßer Stimme: "Ich dachte mir, du würdest es von alleine sagen."

Sie wollte es hinter sich bringen. Dieser nagende Schmerz in ihrem Herzen begann sich auszubreiten, sie hatte ein Gefühl, als würde sie bluten, als würde sie sterben. Und das wäre vielleicht auch das Beste, was ihr passieren könnte. "Ja... hatte ich auch vor. Weißt du, mir ist heute etwas verrücktes passiert..." Nun erzählte er ihr, was auf dem Dachboden geschehen war, jedoch nicht, ohne von seinen vorigen Gefühlen diesem Ort gegenüber zu berichten.
 

Als er geendet hatte, sah Sakura ihn mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen an. "Heißt das... du musst sterben?" "Ja", seufzte er. "Wahrscheinlich." "Aber warum bist dann als erstes zu mir gekommen? Was ist mit deinen Schwestern? Sie haben doch ein Anrecht darauf, es zu erfahren!" Trocken erinnerte er sie: "Du bist auch eine meiner Schwestern." "Oh. Du hast Recht." Sakuras Blick senkte sich. Daran erinnert zu werden verletzte sie. Wahrscheinlich wollte er ihr nur noch mal vor seinem Tod erklären, dass dies alles ein Fehler gewesen war.

Vielleicht ja für ihn. Doch ihr war es wichtig gewesen.

Satoshi sah ihren verletzten Blick. "Ich bin hergekommen, weil ich dir etwas wichtiges sagen wollte. Als mir klar wurde, dass ich sterben würde, realisierte ich es endlich." ,Jetzt sagt er es gleich! Er wird sagen, dass es alles falsch war!' Sakura ging in Abwehrhaltung.

"Du bist für mich zu gut um wahr zu sein. Wenn du den Raum betrittst, kann ich nur dich ansehen. Ich vermisse es, wie du mich anfasst, genauso wie ich es vermisse, dich anzufassen. Ich liebe dich, Sakura, egal, ob es richtig oder falsch ist, ich brauche dich. Nur mit dir ist mir warm. Glaub mir ruhig. Also bitte, lass mich dich auch lieben. Ich sterbe, wenn du mich zurückweist, doch nicht durch IHN. Sondern durch mein Herz. Also bitte, lass mich dich lieben, Sakura."

Ungläubig öffnete sie die Augen. Das konnte doch nicht wahr sein! Er liebte sie? Wirklich? Tränen strömten ihr über die Wangen. Satoshi deutete dieses Zeichen falsch. "Tut mir Leid für dich... aber ich musste es dir sagen. Es war mir wichtig. Weil ich dich nie vergessen könnte." Sie schluchzte herzlich. "Ich gehe wohl besser", meinte er. Sie hielt ihn am Hemd fest. "Du Dummkopf", jammerte Sakura. "Ich liebe dich doch auch!"

Satoshi drehte sich zu seiner kleinen Schwester um. "Ganz sicher?" "Wie könnte ich mir denn sicherer sein?" Er drückte sie nun fest an sich. "Und es macht dir nichts aus, dass wir Geschwister sind?" Er fühlte, wie sie ihren Kopf schüttelte. "Nein, nicht genug, um dich nicht zu lieben." Er drückte sie fester an sich. "Mir geht es genauso", flüsterte er. Sie löste sich von ihm. "Aber was, wenn dir morgen etwas passiert?", fragte sie verzweifelt. Er schluckte. Er hatte diesen Gedanken auch schon gehabt. "Dann bitte, vergiss mich nicht." Nun begann sie erst recht zu heulen und drückte ihr Gesicht an seine Brust. Er streichelte über ihren Kopf.
 

"Gott, dieser Lehrer macht mich fertig", knurrte Ayuki und kuschelte sich noch mehr an Tatsuya heran. Dieser amüsierte sich köstlich über die Aufregung seiner Freundin. Ihm war es eigentlich egal, dass sie dieses Stück spielen sollten. Solange er den Verlobten von Ayuki und nicht irgendeiner anderen spielen sollte, war er glücklich. Aber gut, es war ja nicht er, der als Amazone bezeichnet wurde, sondern sie. Trotzdem war er der Meinung, dass sie sich nicht so ärgern sollte. Lächelnd strich Tatsuya ihr durchs Haar. "Na, lass ihn das nicht hören." Mit der anderen Hand hielt er ihre Hüfte umklammert. Ayuki sah ihn wütend an. "Wieso nicht? Mir macht's nichts, von der Schule zu fliegen", keifte sie. "Ich habe ja noch meine Jungenschule!" Tatsuya legte den Kopf schief. "Und was ist mit mir? Ich will dich nicht mit so vielen Kerlen teilen!", jammerte er spielerisch. Nachdem sie diese Antwort gehört hatte, erhob sie sich grinsend, um ihm einen Kuss zu geben. Danach erklärte sie: "Tja, wenn du mich halten willst, musst du mir erst mal deine Liebe beweisen." Er drehte sich mit ihrem Körper, so dass sie nun auf dem Boden lag. Er beugte sich zu ihr hinunter und erwiderte diesen Kuss.

"Und wenn ich dich gar nicht verdienen will? Ich kann dich auch hier und jetzt haben. Die anderen sind beim Essen, die Tür ist verschlossen..." Natürlich scherzte er nur, und das wusste Ayuki auch, aber trotzdem hob sie ihr Knie, stoppte allerdings früh genug, um ihm nicht wehzutun. "Dann habe ich meine Mittel dich zu stoppen."

Tatsuya tat so, als wäre er enttäuscht. "Dann muss ich dich ja doch verdienen", klagte er mit hochgezogener Oberlippe. Sie nickte zustimmend. Nun beugte er sich hinunter, die Lippen an ihrem Hals, und kniff mit ihnen hinein.

Ayuki verzog ihr Gesicht. Es erregte sie ziemlich, wie ihr Vertrauter und Geliebter versuchte, sie gefügig zu machen. Sie war ein wenig stolz auf sich selbst, ihn dazu gebracht zu haben. Es zeigte eine gewisse Macht. Als er nun die Zunge leicht hinausstreckte und über die durch ihn entstandenen Knutschflecken fuhr, stöhnte Ayuki leise auf. Sie hätte nicht erwartet, dass er SO gut ist! Selbst die Jungs auf ihrer alten Schule, die schon die letzten Klassen besuchten, waren niemals so gut gewesen! "Weiter... weiter...", entrann es ihrer Kehle. Doch nun hörte die Massage auf. Sie sah ihn an. Süffisant lächelnd blickte er zurück. "Wieso hast du aufgehört?", hauchte sie. "Tja, mehr musst DU dir erst einmal verdienen." Mit diesen Worten stand er von ihr auf, jedoch nicht, ohne zuvor noch einmal Ayuki zwischen ihren Brüsten zu streicheln, neben den Nippeln die dort empfindsamste Stelle. Als er das Zimmer verließ war ihr eines klar: Jetzt hatte er SIE in der Hand!
 

Immer noch mit verweintem Gesicht schob Sakura sich an ihrem Halbbruder vorbei und ging auf die Tür zu. Enttäuscht sah Satoshi ihr nach. Wieso sollte sie ihm jetzt auch hinterher rennen? Es war doch egal ob er sterben würde oder nicht. Man konnte Gefühle nicht erzwingen. Doch zu seiner Überraschung drehte sie den Schlüssel um, statt die Tür zu öffnen und ihn liebevoll rauszuwerfen. Dann sah sie ihn wieder an. "Weißt du noch, was wir zwei noch vor kurzem teilen wollten?", fragte sie. Satoshi hob erstaunt eine Augenbraue. Waren sie dafür schon bereit? "Und das willst du auch wirklich immer noch, nicht nur aus Mitleid?", fragte er halb hoffend, halb zweifelnd. Sie nickte unter Tränen. "Ja. Ich liebe dich."

Er musste unwillkürlich lächeln. Sakura liebte ihn also. Er schritt auf sie zu und umarmte sie liebevoll. "Ich liebe dich auch", flüsterte er ihr ins Ohr. Er roch an ihrem Haar. Es duftete nach Holz, nach Weihrauch. Satoshi schob ihre Hose nach unten, während Sakura seinen Gürtel öffnete. "Bist du bereit?", fragte er. Sie nickte stumm. Er zog sie auf ihr Bett, wo sie sich weiter auszogen.

-------------

Nachwort:
 

Yeahhhh!! Endlich beim (inoffiziellen) zweiten Kapitel!! Das Kapitel heißt, wie oben genannt, "Neue Kräfte". Was das wohl zu bedeuten hat...? Was gutes? Was schlechtes?

Na ja, ich habe mich schon gefreut, endlich soweit zu kommen. Aber eigentlich wollte ich erst gar nicht weiterschreiben. Das war vor einigen Monaten, als die Geschichte um Hikaru, Voldemort und die anderen noch gar nicht beendet war. Ich habe da gerade mal die elfte Seite von "Das Erbe" fertig geschrieben gehabt, und hatte wegen einer langen Unterbrechung keinen Plan, wie's weitergehen sollte, wie so oft in dieser FF. Da war Caro zu Besuch, um Bilder bei mir einzuscannen. Schaut sie so nach Maggi in meinem Order und entdeckt eine Datei "die Erben der magie", was damals der Arbeitstitel von vorliegender Geschichte war. Verwundert hatte sie sich das ganze durchgelesen, na ja, mehr überflogen. Und es hatte ihr gefallen. Ich hatte ihr vorgeschlagen, dass sie doch weiterschreiben könnte. Erst fand sie die Idee gut, aber doch lieber wollte sie das ganze aus meiner Sicht lesen. Also habe ich weitergeschrieben. Und, was soll ich sagen? Ich bin glücklich dass es so gelaufen ist, denn durch Sakura und co. habe ich jede Menge gelernt, und viel Spaß mit ihnen gehabt. Ich bin immerhin zur Zeit bei Seite 50, und es ist immerhin noch kein Ende abzusehen! Vielleicht wird es ja mal ein Buch? (Na ja, wird jetzt nicht übermütig, Hika *hihi* :3 ) Ich hoffe, die Geschichte gefällt euch auch noch und wird nicht langsam langweilig! (Übrigens, Yila, du findest sie viel leichter, wenn du sie in der Favo-Liste speicherst, mach ich auch bei allen FF's so, die ich noch lese!)

Na ja, ich hoffe, Caro, dass du bald "Aufgewacht", "Hitomi" und "Übernatürlicher" weiterschreibst. Ich bin schon sehr gespannt^^

Übrigens habe ich heute einen Film über so ein hübsches Schloss wie die Schule unserer Helden gesehen^^ Er hieß "Das Schloss des Schreckens" und stammte aus den 60ern. Hatte aber leider ein offenes Ende >___<

Hm, langsam muss ich das Resümee für meine HP schreiben... besucht sie doch mal! http://hometown.aol.de/susabgm/page1.html !

So, diese FF erscheint übrigens nur noch zweiwöchentlich, dafür mache ich ab nächstes mal alle Kapitel 5-6-seitig! Und im Wechsel erscheint immer "Io sono prisioniegera", das ist die hier: http://as1.falkag.de/sel?rdm=9550.805807620086&scx=800&scy=600&scc=32&jav=1&cmd=win&kid=55856&bid=264587&dat=58720&uid=1&bls3=100100E&dlv=42,2876,58720,55856,264587&dmn=cache-frr-ae09.proxy.aol.com&xl=200&yl=300

Eure Columbia



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Kommentare zu dieser Fanfic (14)
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Von: abgemeldet
2003-10-10T21:29:30+00:00 10.10.2003 23:29
also ich kenns noch nicht (wie denn auch ^^')
aber es war HAMMER XD
dieser mann , der yuziaru geküsst hat war doch 'ER' oder? oder hab ich da was falsch gelesen ^^' ?
aber es war richtig coool XD schade, dass erst wieder was in 2 wochn online komme..(aber bei den klassenarbeiten werd ich auchwohl noch aller 2 wochn dazu zeit finden :lahm im lesen bin:)
Von: abgemeldet
2003-10-10T21:06:48+00:00 10.10.2003 23:06
waiwaiwaiiiiiiiii GAIL XD~~
:gleich 9 les: XD
Von:  caro2003
2003-10-10T13:01:07+00:00 10.10.2003 15:01
so, hab jetzt die widmung gelesn (mach nebenbei noch andre dinge)
also,. nochma: du bist so fiesich ;_;
echt jetzt, wo ich doch nen freiscahltadmi um hilfe gebeten hab, weil ich mich so gefreut habe

widmung: was meinste, was ich mache? ich schreibe ja >_<
aber du hast ja immer noch 20seiten in petto, ich nich
von daher
mh, wollt ich nur gesagt habn, vielleicht fällt mir ja noch was ein
Von:  caro2003
2003-10-10T12:37:50+00:00 10.10.2003 14:37
du bist so fies -.-
echt jetzt, du stellst genau das rein, bis zu dem zeitpunkt, wo ich s schon kenne -.-
nöö, jetzt willl ich auch nich mehr

nö nö, ich hab michj auf den elternabend gefreut, aber das macht alles wieda zunichte
Von:  caro2003
2003-10-05T18:09:27+00:00 05.10.2003 20:09
-na geil brutal brutal XD
und mal wider nur Satoshi *g*
aber spannend, also bidde gleich das nächste Kapitel^^ XD
ich les gleich dein Ausdruck: Warum gibst du mir nicht mehr?!

Ps: hasst wohl deine perverse Ader entdeckt XD rest in ENS, darf ja nix verraten @@
Von: abgemeldet
2003-09-27T19:07:13+00:00 27.09.2003 21:07
jahaaa XD
mal wieder voll genial XD
Von:  caro2003
2003-09-15T14:21:32+00:00 15.09.2003 16:21
Als erstes heisst es: "er fing ihren Blick auf" und nicht fang XD
Na toll, du lässt daisuke ja wieder echt nett da stehen und überhaupt, jetzt schon an Sex zu denken?
Ich möchte auch bitte was, über die Alten Charaktere erfahren. Zum Beispiel HikaruXTenchi
Oder noch mehr über Daisuke *eg*
Und über Hitomi auch, ja? Bidde
So wenn de nicht weiter weißt, frag caro! XD
Nja, kann die Ideen leihen, musst se ja nicht annehmen XD
Und nu möchte ich weiter lesen, ja?
Also zacki zacki, ich weiß das du schon weiter bist, schließlich hast du es mir ja erzählt D

-caro-
Von:  caro2003
2003-09-15T12:42:50+00:00 15.09.2003 14:42
ha, erste XD
les es jetzt durch^^
+winkz*
baba
-caro-
Von:  caro2003
2003-09-09T17:38:33+00:00 09.09.2003 19:38
ja, cih weiß, zum kapitel 4 kriegste keins, aber ich find das zu dem kapi irgendwie nich, also ne zusammenfassung

*bäh* ich weiß, das du nur über satoshi und sakura schreiben willst, aber ich will auch was über hitomi's kinder erfahren *trit*
ich weiß, du hast grad ein kreatief, aber ich hab dich schon mit 100ten ideen zugeschüttet, mehr kann ich dir auch nich helfen
so, wann kommt denn endlich der verrückte!?
und noch was: du bist so fies, sakura und satoshi zu trennen! *rums*
*sasa ins weltall geossen hat*
so , da hast es
meine storys sind auch traurig aber nich FIES!
*tränewegwisch*
du bist so fies, ja?
und nu bauste auch noch diese gewisse szene ein!
mach dann auf alle fälle blumig!

fertisch, nu stell dein kommi rein! XD
*kesselhintersichfliegenhör* jaja, ich geh schon *wegrenn*
Von:  caro2003
2003-09-09T17:32:50+00:00 09.09.2003 19:32
Und, ab wann wussten es das yuziaru und ihr bruder? *Wissenwill**perösnlichesineresse*
Is gut^^ sehr interessant^^
Erben, also hat der tiel doh ne nähere begründung^^
Kann also noch lustig werden XD

(so erstes kommi^^)


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