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Tod im Turm

Der28. Fall Lord Sesshoumarus
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Diese Geschichte ist für Flecki49 um eines Kommentars willen zu einem Krimi (Geld ist aller Laster Anfang) am 16.8.2012. Danke für die Idee, auch, wenn ich manchmal etwas brauche... Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Anmerkung für alle, die gern mitraten: der Turm wird zwei Mal beschrieben, diesmal aus Kamekos Sicht. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Heute schon, denn ich bin dann mal weg:)

Das letzte Kapitel, die Auflösung, kommt allerdings dann pünktlich am Sonntag, 21.6.... Komplett anzeigen

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Frauensache

Sakura nahm ihr Frühstück wie immer drüben im Schloss im Aufenthaltsraum der menschlichen Diener ein. Wie schon einige Wochen zuvor bemerkte sie die andere, gewandelte, Stimmung, aber sie wollte auch nicht fragen. Als Neigis Schülerin stand sie außerhalb der Hierarchie der menschlichen und auch dämonischen Diener, so dass sie es mied sich dort einzumischen, zumal, da die Gerüchte um sie und Lord Sesshoumaru nicht verstummten. Nun, das würden sie auch kaum nach dessen letzter Aktion vor allen Leuten, die ganz bestimmt zu Missdeutungen geführt hatte. Gewiss hatten alle Beobachter angenommen, dass er sie gestreichelt oder gar geküsst hatte – woher sollte ein normaler Mensch auch auf den Einfall kommen, dass der Dämonenprinz damit ein schlichtes Danke verbergen wollte? Manchmal war er schon arg kompliziert. Aber er war eben auch ein Prinz, der Erbe des Hauses, und damit hatte er das Recht zu sein, wie es ihm beliebte.

Entscheidungen des Fürsten oder auch seines Sohnes konnten nur akzeptiert werden, selbst, wenn man das Ganze als ungerecht empfand oder sich als unschuldig ansah. Das war in allen Schlössern so, aber Sakura wusste nur zu gut, dass weder der Inu no Taishou noch sein Sprössling ohne Grund handelten, nie aus einer Laune heraus. Das war in ihren Augen eindeutig ein Vorteil gegenüber einer menschlichen Herrschaft.
 

Die junge Heilerschülerin stutzte erneut, als sie auf dem Weg zu ihrem Lehrer Yori erkannte. Diese Hundedämonin war die Hausmeisterin, die Vorgesetzte für alle dämonischen weiblichen Dienstboten, ja, auch die Hofdamen, eine respektierte, ältere Dame. Umso ungewöhnlicher war es, dass diese den Arm um eine menschliche Frau geschlungen hatte, die weinend an ihrer Brust lag. Yori war fähig und auch gegenüber Menschen recht tolerant, aber das war doch ungewöhnlich. Sie bemerkte, dass der Blick der Dämonin auf sie fiel, und neigte eilig ein wenig grüßend den Kopf.

„Sakura-san,“ sagte Yori und die Heilerschülerin wunderte sich noch etwas mehr. Immerhin sprach sie kaum jemand an.

„Yori-san?“ Sie blieb stehen.

„Ich weiß, dass dich viele Pflichten bei unserem verehrten Heiler und auch dem mächtigen Lord Sesshoumaru erwarten, aber wäre es dir möglich heute Abend mich und Chiyoko zu empfangen?“

Oh, natürlich, die Doppeldeutigkeit auf den Prinzen gemünzt... aber das klang eher besorgniserregend. Soweit Sakura wusste, war Chiyoko Ito die Aufseherin über die menschlichen Dienerinnen. War etwas geschehen, dass die Frauen aus mehr oder weniger gutem Grund nicht ihrem Lehrer Neigi anvertrauen wollten oder gar dem Fürsten selbst? „Mein verehrter Lehrer wollte heute zu einer kurzen Reise in das Dorf von Herrn Mawashi aufbrechen, da einige Kinder krank wurden. Er gab mir Erlaubnis mich zurückzuziehen. Falls ihr dann in mein bescheidenes Zimmer kommen wollt?“ Sie bewohnte eine kleine Hütte neben dem Kräutergarten, kaum drei auf fünf Schritte messend, aber ein unglaublicher Luxus für jemanden, dem in seinem bisherigen Leben nicht einmal eine eigene Decke oder Matte zugestanden worden war.

„Oh, ja, das lässt sich sicher ermöglichen. Danke, Sakura-san.“ Und an die Menschenfrau in ihrem Arm gewendet: „Sage das doch Chiyoko. - Jetzt gehe, ehe du deine Aufgaben vernachlässigst und der Drache einen guten Grund hat dich bestrafen zu können.“

Der Drache? Es war kaum davon auszugehen, dass Yori von einem wirklichen Wesen dieser Art sprach – der Inu no Taishou würde seine langjährigen Gegner kaum in seinem Schloss dulden. Abgesehen davon wären sie wohl schlicht eine Nummer zu groß für diese Räume. Die Heilerschülerin ging, jetzt wirklich neugierig geworden.
 

Sakura erwartete die beiden Frauen der unterschiedlichen Arten, sobald der alte Heiler das Schloss verlassen hatte. Sie hatte sich extra Tee besorgt, weniger, weil sie annahm, ausgerechnet die Hundedämonin würde dieses Getränk zu sich nehmen, aber vielleicht doch die menschliche Hofmeisterin. Überdies wirkte das bestimmt gastfreundlich.

Nur kurz darauf kamen auch die Beiden, die ein unbefangener Beobachter beide für Mitte Vierzig halten mochte – was natürlich in Bezug auf Yori sicher nicht stimmte.

Chiyoko Ito verneigte sich ein wenig vor der Heilerschülerin, die das verwundert zur Kenntnis nahm. Das war doch die ranghöchste menschliche Frau im ganzen Schloss? „Bitte, nehmt Platz.“

„Danke,“ sagte Yori, damit unwillkürlich auch ihren Vorrang demonstrierend. „Chiyoko, vielleicht erzählst du? - Gut, ich fange an. - Wie du sicher weißt, Sakura, war Chiyoko für die menschlichen Frauen im Schoss zuständig. Vor genau zwei Monaten entzog ihr der mächtige Fürst, unser Herr, dieses Amt, um es Kameko Yamamoto zu überlassen. Diese stammt aus dem Dorf, aus dem die meisten Menschen hier stammen.“

„Dem des Grundherrn Mawashi,“ erklärte Sakura sofort. Aber warum eine solche Degradierung?

Chiyoko seufzte: „Der Herr...nun, er hätte nichts dazu sagen müssen, aber er meinte, er sei mit mir sehr zufrieden gewesen. Ein Lob – und dann wird man ersetzt...Nun, gleich. Er befahl, ich gehorchte. Aber nun....“

Sakura bedachte die veränderte Stimmung im Haus: „Kameko Yamamoto ist wohl...übereifrig?“

„Sie ist ein Drachen,“ erklärte Chiyoko bitter: „Sie ...nicht nur, dass sie sehr auf ihrer Stellung pocht, sie verschreckt die Frauen, schreit, bestraft sie für Kleinigkeiten, wahrliche Kleinigkeiten, verehrte Sakua...und du weißt, dass jedem Menschen Fehler geschehen. Ich weiß inzwischen von einigen, die zurück in das Dorf möchten, aber es noch nicht wagen. Es wird hier doch gut bezahlt und der Herr, selbst Lord Sesshoumaru, sind recht gnädig....“

„Selbst die ersten Dämoninnen überlegen einen Wechsel,“ fuhr Yori fort: „Zuvor...nun, auch Chiyoko griff manchmal durch, das ist ihre Pflicht, aber wir beide kamen gut miteinander aus und ich wüsste auch nicht, dass die Menschenfrauen so unzufrieden waren, dass sie gehen wollten. Es steht uns natürlich nicht zu die Entscheidung des Herrn zu bemängeln, aber der Zustand ist....kritisch. Und ich bezweifle, dass es ihm aufgefallen ist. Kameko und auch ihr Mann werden sich ihm gegenüber anders benommen haben als gegenüber uns..vor allem, ihren...Untergebenen.“

Sakura ahnte Böses: „Und, was wünscht ihr nun von mir?“

Chiyoko senkte den Kopf: „Ich bitte dich ungern darum, glaube mir. Aber wenn ich mich bei dem Fürsten über Kameko beschweren würde, sähe das doch nach einer kleinlichen Rache aus, als ob ich neidisch wäre, dass sie meine Position einnimmt. Ich wüsste zwar gern warum, das gebe ich zu, aber....“

„Ich kann es ihm auch kaum erklären,“ ergänzte Yori: „Für Dämonen sind menschliche Gefühle verworren. Aber ich kenne Frauen beider Arten – und die Stimmung im Schloss war, seit ich hier arbeite, noch nie so schlecht. Wenn nicht etwas geschieht, wird der mächtige Herr bald keine Frauen mehr hier haben.“

„Lieber zur Fürstin,“ entfuhr es Sakura.

„Ja,“ bestätigten ihre Besucherinnen unisono.

Die Heilerschülerin seufzte: „Verstehe ich Recht, ich soll um Audienz bitten und darlegen, was ich nur von euch weiß? Ich kenne keinen Zwischenfall, kann nicht sachlich berichten...“

Chiyoko beugte sich vor: „Es ist mir bewusst, dass das für dich ein Risiko darstellt, verehrte Sakura. Und würde es nur um mich gehen,....aber die anderen Frauen, alle leiden unter Kameko. Sie ist nicht nur schlecht gelaunt, sie ist...boshaft.“

„Ich kann nicht zum Herrn gehen und mich für Menschen verwenden,“ gab Yori zu: „Ich kenne die Stimmungen nicht so, auch, wenn ich weiß, dass jeden Tag die Eine oder Andere weint. Du hast das Ohr des Herrn und Lord Sesshoumaru würde dir doch auch zuhören Bitte.“

Na, wunderbar. Sakura dachte kurz nach, ehe sie fragte: „Ihr erwähntet, dass der Ehemann von Kameko auch hier ist? In welcher Funktion?“

„Taro Yamamoto arbeitet in der Kanzlei,“ erwiderte Chiyoko sofort: „Oh, du meinst, dass sie um seinetwillen ernannt wurde? Das glaube ich weniger. Er ist kein sehr ranghoher Beamter. Und ich vermute, er leidet unter Kameko ebenso wie jeder von uns.“

„Das ist eine Behauptung,“ erwiderte die dämonisch-sachlich trainierte Heilerschülerin: „Und alles, was ich dem Herrn sagen könnte, wäre, dass ihr beide nicht zufrieden seid.“

Yori verstand als Dämonin nur zu gut und seufzte: „Du meinst, wir sollen die Aussagen direkt vor dem Herrn machen, da wir auch einzelne Vorfälle berichten können?“

„Ja, denn, was sollte ich berichten? Ich war bei nichts anwesend, ja, glaube, habe sie noch nie gesehen.“ Und Vermittlerrollen brachten einen leicht in schlechtes Licht.

Chiyoko verneigte sich noch tiefer, wie es eigentlich nur einer Fürstin zustand: „Ich flehe dich an, Sakura-san. Dich wird der Herr wenigstens ohne Vorurteil anhören....Kameko hat...sie will morgen Mayoko schlagen lassen, weil sie schlecht gearbeitet hätte.“

„Mayoko?“ wiederholte Sakura: „Ich weiß nur von einer....sie war doch nach der Geburt so krank?“

„Ja, sie ist immer noch sehr schwach und konnte doch den vollen Eimer unmöglich tragen....Sie würde die Strafe nicht überleben. Und sie hat doch drei andere kleine Kinder., ihr Ehemann ist so krank...“

Sakura wog kurz ab. Aber ihr Ruf unter den menschlichen Frauen und damit ihre Stellung wäre wohl noch schwieriger, wenn sie sie alle so im Stich ließ. Denn dass Yori und Chiyoko sie derart anlügen würden war auszuschließen,. Hoffentlich würde der Fürst das alles richtig sehen. „Nun gut, ich werde um Audienz bitten,“ sagte sie. Da Dämonin und Mensch vor ihr aufatmeten und sich bedanken wollten, winkte sie eilig ab: „Ihr beide kommt jedoch mit. Ich fange an. Aber die Geschehnisse müsst ihr berichten, ihr wart dabei, ihr kennt die Frauen.“

„Ja, natürlich,“ erwiderte Yori. Trotz aller menschlicher Hilfsbereitschaft würde sich das Mädchen kaum mit dem Herrn anlegen wollen. Immerhin hatten sie jedoch eine Fürsprecherin dabei – und, dem Vernehmen nach, jemanden, der jedenfalls nicht nur die besondere Gunst des Erbprinzen genoss sondern gar die des Fürsten besessen hatte, so sehr, dass sie immer noch hier lebte. Nun, Neigis Schülerin war ja offenbar auch ein Muster an Intelligenz, Diskretion und Zurückhaltung, zumal für ein Wesen dieser Art.

„Danke,“ murmelte Chiyoko, von ähnlichen Gedanken bewegt. So würde der Herr doch einsehen, dass es ihr nicht um ihr früheres Amt ging sondern um die Frauen, Mayoko war da nur ein äußerstes Beispiel.
 

Als die drei Frauen nach einer Stunde Wartezeit in das Arbeitszimmer des Hausherrn geholt wurden, hielten sich die Hofmeisterinnen hinter Sakura – nur, um ebenso wie die Heilerschülerin eilig zu Boden zu fallen und die Stirn auf die Bretter zu legen. Das wurde jetzt schwer. Denn offenkundig war der Inu no Taishou auswärts und hatte seinem Sohn alle Rechte eines Stellvertreters übergeben. Leider war der Hundeprinz nicht dafür bekannt Stimmungslagen im Allgemeinen und menschliche im Besonderen zu verstehen. Von Frauen ganz zu schweigen.

Urteil

Sakura konnte förmlich spüren wie die beiden Frauen hinter ihr nach Atem rangen – aber auch sie war nicht sonderlich beglückt. Es war stets schwer, um nicht zu sagen, riskant, einem Fürsten gegenüber zu erwähnen, dass er eine womöglich unglückliche Entscheidung getroffen hatte. Besagten Dämonenfürsten aber in Hörweite seines Sohnes auch nur andeutungsweise zu kritisieren war lebensgefährlich. Der Inu no Taishou tendierte doch dazu einen erst ausreden zu lassen. Von Seiner Lordschaft konnte man das nicht behaupten. Und jetzt? Sie war vorne, sie musste jetzt wohl auch reden, falls Lord Sesshoumaru geruhte sie anzusprechen. Aber das würde er tun – immerhin waren die Beiden hinter ihr die ranghöchsten Frauen der weiblichen Dienerschaft des ganzen Schlosses. Ach, auf was hatte sie sich da jetzt nur eingelassen?

„Sakura.“

Ja, genau das hatte sie befürchtet. Und nun? Ohne weiter nachzudenken platzte sie heraus: „Die weiblichen Dienstboten bitten um die Erlaubnis das Schloss verlassen und zur verehrten Fürstin gehen zu dürfen.“

Menschenfrau und Dämonin hinter ihr hielten nicht nur den Atem an sondern wagten einen Blick zu tauschen. Eine viel dümmere Eröffnung hätten sie sich nicht vorstellen können. Aber nun gut, Sakura war die Geliebte des Erbprinzen, vielleicht kannte sie ihn besser. Andernfalls: das war geradezu eine Aufforderung zum Mord - Kritik am Inu no Taishou und seinem Sohn, zumal doch jeder wusste, wie die Herrin war....
 

Sesshoumaru schwieg für eine volle Minute. Was sollte das denn? Gab es etwa kleinlichen Ärger? Nun, so kleinlich konnte er nicht sein, wenn Chiyoko und Yori gleichzeitig hier aufkreuzten und sich offenbar Sakura noch hinzu geholt hatten. Er musste den Grund herausfinden. Sein verehrter Vater wäre kaum beglückt wäre das halbe Schloss leer käme er zurück. Und im Zweifel wurde er selbst als Regent dafür verantwortlich gemacht. „Und warum redest dann du?“ Immerhin würde ihr Bericht sachlich ausfallen und ihm weniger auf die Nerven gehen, aber er vermutete nicht, dass Yori oder Chiyoko darauf Rücksicht nahmen.

Sakura war klar, dass sie kaum sagen konnte, dass alle annahmen sie wäre nicht nur mit ihm sondern auch mit seinem Vater im Bett gewesen. Geübt in Überlebenskünsten suchte sie eilig sachliche Argumente: „Äh...weil es auch um eine medizinische Sache geht, Lord Sesshoumaru.“ Sie blickte vorsichtig bis zur Brust des ihr gegenüber Sitzenden auf, ohne jedoch zu wagen den Kopf vom Boden zu heben, beschloss indes, dass sie weiter reden durfte. „Unser aller Herr und Fürst hat vor zwei Monaten aus sicher gutem Grund Chiyoko den Posten entzogen und eine gewisse Kameko Yamamoto als neue Aufseherin der menschlichen weiblichen Dienstboten eingesetzt.“ Nur dem Inu no Taishou keinen Fehler unterstellen: „Bedauerlicherweise hat Kameko trotz aller ihr gewiss eigenen Vorzüge keine Ahnung von der Heilkunst. Eine junge Frau namens Mayoko war aufgrund von fünf Schwangerschaften in vier Jahren bei der letzten Geburt in Lebensgefahr. Mein verehrter Lehrer rettete sie, sie ist aber noch immer sehr schwach und konnte den Anforderungen des Dienstes kaum standhalten. Kameko gab nun Anweisung sie für einen Fehler zu bestrafen, der Mayoko unmöglich zu vermeiden war. Auch andere derartige Entscheidungen, die Euer Lordschaft Chiyoko sicher genauer darlegen kann, führten dazu, dass die menschlichen Frauen...sich nicht mehr in der Lage sehen hier unter Kameko Yamamoto ordnungsgemäß zu arbeiten.“

Erneut tauschten die beiden Frauen hinter ihr einen behutsamen Blick, ohne zu wagen die Stirn vom Boden zu nehmen, da auch Sakura dies nicht tat. Diese Rede war wohlüberlegt, entsprach der Wahrheit - und der Prinz hörte noch immer zu. Besser hätte es keine von ihnen vermocht.
 

Sesshoumaru seufzte innerlich. Mit derartigen Nichtigkeiten musste sich ein Schlossherr beschäftigen? Wozu hatte man eigentlich Angestellte? Aber Sakura hatte bestimmt nicht ohne Grund mit seiner Mutter angefangen. War das etwa ernst gemeint? Gab es einen, zumindest für diese jämmerlichen Frauen, so wichtigen Anlass, dass sie wirklich gehen wollten? Wie sollte er das seinem Vater erklären? Oder, schlimmer, seiner Mutter? Diese wäre alles andere als entzückt eine ganze Karawane aus Dienstboten dieser minderwertigen Geschöpfe zu erhalten – und würde sich bei ihrem Angetrauten beschweren. Wie sein verehrter Vater dann auf einen gelinden Ehekrach durch die Schuld seines unaufmerksamen Sohnes reagieren würde...

Immerhin hatte Mutter erst neulich bei seinem Vater übernachtet...

Schön. Niemand sollte ihm Arbeitsscheu oder Desinteresse unterstellen können. Er erhob sich und bemerkte zufrieden, dass die drei weiblichen Wesen vor ihm, gleich ob Mensch oder Dämonin, sich am liebsten in den Boden pressen würden. „Gehen wir. Ich werde sie mir ansehen.“

Sakura sprang bereits auf, die beiden Anderen folgten eilig, alle in lebenslangem Dienst geschult, wenngleich keine der Drei wusste, ob Seine Eisigkeit jetzt Mayoko oder Kameko sehen wollte. Fragen wäre allerdings auch nur töricht gewesen.
 

Kameko Yamamoto war eine Frau Mitte Vierzig, deren schwarzen, langen Haare durch eine ungewöhnliche Lockenpracht auffielen, die sie nur mühsam zähmen konnte. Sie teilte gerade in der Vorhalle des Dienstbotenflügels die Arbeiten für den nächsten Tag ein, sprach Drohungen und Strafen aus, als sie bemerkte, dass Chiyoko und Yori sich näherten, ebenso ein Mädchen, das sie bislang noch nicht gesehen hatte.

„Ah, Chiyoko. Du wirst morgen dafür sorgen, dass die Strafen vollzogen werden.“ Durchaus auch eine Strafe für ihre Vorgängerin. Die war einfach zu weich mit den Leuten umgegangen, das merkte man an dem ganzen Verhalten. Fehlerfreies Benehmen und fleißige Arbeit erhielt man nicht durch Zuneigung oder Beschützen. „Yori, was willst du...ich meine, wollt Ihr?“ Dämonen bestanden ja immer auf Respekt: „Das da ist ein Menschenmädchen. Schon wieder wer Neues zum Einarbeiten?“

„Das ist Sakura, die Schülerin unseres Heilers,“ erklärte die Dämonin sachlich: „Sie möchte Mayoko untersuchen. Neigi-sama schätzt es nicht, wenn er umsonst heilt.“ Das war zwar eine Erfindung, aber sie wusste nicht so genau, was sie sagen sollte, da sich Seine Lordschaft von ihnen getrennt hatte und anscheinend aus dem Hintergrund die Szenerie betrachten wollte.

„Mayoko wird morgen bestraft. Danach kann sie wohl in der Tat einen Heiler brauchen.“ erklärte Kameko und richtete sich etwas auf. Was immer sie mit menschlichem Personal, zumal weiblichem tat, hatte Yori nichts anzugehen. Sie bemerkte die entsetzten Blicke der Frauen vor sich. Na also. Disziplin war eben angesagt. Yori und diese Heilerin sollten sich zum Teufel scheren. „Morgen, kannst du nach einigen sehen, Heilermädchen.“ Sie bemerkte aus den Augenwinkeln eine schwarze Wand neben sich, vermutete jedoch, dass die Frauen, die sich nun zu Boden warfen, sie um Gnade bitten wollten: „Wirklich, so eine faule Bande. Und Yori, das geht dich...Euch gar nichts an. Ihr solltet lieber Euch um Dämonen kümmern, da gibt es auch so einiges an faulem Pack...Sag ich doch!“ Sie hatte jetzt den neben ihr Stehenden als Dämon identifiziert und schob ihn weg: „Das hier ist der Menschenflügel, geh an deine Arbeit!“ Erst jetzt bemerkte sie, dass sie mit dem gleichen Erfolg versuchen könnte eine Mauer zu verschieben, ja, ihr Handgelenk schmerzhaft umspannt wurde. So sah sie auf – und fiel zu Boden, als sie losgelassen wurde und ihre Knie unter ihr brachen. Sie war erst seit zwei Monaten im Schloss – aber einen Prinzen anzufassen war gefährlich, bei diesem angeblich sogar tödlich: „Lord Sesshoumaru...Ich...ich hatte Euch nicht hier erwartet...“

Seine Eisigkeit interessierte es wenig, wen oder was dieses Weib erwartete: „Wache!“ Kein Wunder, dass selbst Yori mit der Probleme hatte. Dumm, ehrgeizig und von ihrer Position besessen. Was hatte nur Vater dazu gebracht sie einzustellen, ja, Chiyoko zu ersetzen, die lautlos arbeitete? Selbstverständlich hatte sein verehrter Vater einen guten Grund besessen, den er ihm auf Nachfrage auch erläutern würde, also sollte er selbst aufpassen und nicht zu streng urteilen. Aber auch nur zu versuchen ihn beiseite zu schieben....Zwei Hundekrieger waren prompt erschienen: „Kameko Yamamoto wird in diesen alten Wachtturm gesperrt, der hinter dem Schloss liegt.“ Kerker hier wäre wohl zu hart. „Ihr beide bewacht sie. - Sakura.“ Diese, ebenso wie alle anderen seit dem Eintritt des Hundeprinzen auf dem Boden, neigte sich eilig weiter vor und erwartete eine Anweisung oder Frage. DAS war Benehmen! „Wie lange hält ein Mensch ohne Wasser oder Nahrung aus?“

„Drei Tage ohne Wasser, Euer Lordschaft, eine Woche ohne Nahrung,“ erwiderte sie unverzüglich.

Kameko erstarrte, da sie die Dämonenkrieger bereits fassten und emporzogen: „Nein, Lord Sesshoumaru...Erbarmen!“

Die restlichen Anwesenden bezweifelten, ob Seine Eisigkeit dieses Wort überhaupt kannte.

Er sah zu ihr: „Sperrt sie zwei Tage ein. Und du überlegst dir in dieser Zeit, ob dein Verhalten angemessen ist. - Ab. - Sakura, zu Neigi. Chiyoko, du übernimmst für zwei Tage.“ Zufrieden damit, das Problem schnell gelöst zu haben ohne sich bei seinem verehrten Vater in die Nesseln zu setzen, schritt der Erbprinz von dannen.

Erst dann schoben die Krieger Kameko aus dem Raum und alle anderen Menschen wagten sich vom Boden zu erheben.

Chiyoko atmete durch: „Danke, Sakura....das...das sollte erst einmal reichen. Ich kann jetzt zumindest die Strafen für morgen streichen. Und womöglich lernt sie daraus.“ Es musste doch einen Grund geben, warum der Herr Kameko ernannt hatte.

Auch Yori nickte: „Gut gemacht, verehrte Sakura.“
 

Ohne zu ahnen, was im heimischen Schloss passierte, stand der Inu no Taishou derweil im Garten eines Daimyo, neben sich einen sichtlich beunruhigten menschlichen Grundherrn. Akimaru Mawashi war jung und unerfahren genug gewesen die Vorladung zu seinem eigenen Herrn als gefährlich zu empfinden, zumal die Steuern ja tatsächlich miserabel ausgefallen waren im vergangenen Jahr. Und wer konnte ein besserer Zeuge für diesen Heuschreckeneinfall sein als der Herr der westlichen Länder. Um der Freundschaft willen, die dieser mit seinem verstorbenen Vater pflegte, hatte er ihn darum gebeten. Und um noch eine Kleinigkeit, die seinen eigenen Gemütszustand betraf.

Jetzt meinte der Hundefürst: „An was denkt Ihr, Akimaru? Steuern? Der Daimyo hat eingesehen, dass man auf keine Ernten auch keine Steuern erhält – und er sich eher bei Euch bedanken sollte, dass Ihr es vermocht habt trotz der Missernte alle Leute durch den Winter zu bringen.“

„Dank Eurer Unterstützung, edler Fürst. Nein, ich dachte an die Yamamotos.“

„Also schon wieder an Heuschrecken, falls Euer Verdacht stimmt. Aber ein Verdacht ist eben kein Beweis. Taro Yamamoto sitzt nicht ohne Grund in meiner Kanzlei. Myouga überwacht ihn permanent, einer meiner besten Buchprüfer. Und um Kameko wird sich ohne Zweifel Chiyoko kümmern. Ich müsste nichts von Menschen verstehen, wenn sie sich nicht ungerecht behandelt fühlt, und schon darum sehr genau aufpasst ob ihre Nachfolgerin einen Fehler begeht. Falls sie beide nichts finden, gibt es eben auch nichts und die Yamamotos wurden bei Euch nur verleumdet. Auch dies passiert durchaus, bei Menschen und Dämonen. In vier Tagen sind wir bereits wieder zuhause und wir werden weitersehen, ob und was passiert ist.“ Für einen Moment beschlich den Hundefürsten ein ungutes Gefühl. Hätte er doch Sesshoumaru von diesem Plan erzählen sollen? Aber, was sollte in den wenigen Tagen schon geschehen. Überdies, falls die Yamamotos unschuldig waren, würden sie eben zurück zu den Mawashis kommen, ja, eher befördert werden, gerade Taro. Falls Myouga etwas herausfand, würde dieser mit seinem Bericht warten, bis er selbst wieder anwesend war. Nein. Es konnte eigentlich nichts passieren.

Der Turm

Der alte Wachturm, wie ihn Seine Lordschaft bezeichnet hatte, befand sich außerhalb des Schlosses auf einem Hügel. Schon lange wurde er nicht mehr als solcher genutzt und so stand von ihm nur noch das steinerne Erdgeschoss, während die hölzernen Oberbauten verschwunden waren. Allerdings wurde die Decke, ebenfalls aus Stein, stets in Ordnung gehalten wie auch die schwere, hölzerne Tür und der Riegel daran. Hierher schickte der Inu no Taishou menschliche Geiseln, denen er keinen Kerkeraufenthalt zumuten wollte, denn hier fand man durchaus Platz und saubere Räume.

Davon wusste Kameko allerdings nichts, als die beiden Hundekrieger sie an den Handgelenken gepackt dorthin führten und so wandte sie sich an den einzigen Menschen, der sie begleitete und den sie kannte: „Yuudai, das...das kann er doch nicht machen mich hier verhungern zu lassen!“

„Nun,“ erwiderte Yuudai, ein großgewachsener Mann an die Fünfzig, dessen Würde als Hausmeister der Schlüssel in seiner Hand anzeigte: „Ich bin da kaum die richtige Adresse, nicht wahr? Seine Lordschaft hätte dazu das Recht, da er momentan an der Stelle des Fürsten handelt. Allerdings wurde mir gesagt, dass du nur zwei Tage hier bleiben sollst – daran stirbt kein Mensch.“

„Du solltest lieber still sein, Kameko,“ ergänzte einer der Krieger: „Es gibt nicht viele, Menschen oder Dämonen, die Hand an den Prinzen legten und das überlebten. Er war offenbar sehr milde gestimmt.“

„Das da...da soll ich hin?“ Sie hatte unterdessen vor sich den abgebrochenen Turm entdeckt: „Da gibt es sicher Geister!“

„Unsinn!“ knurrte der Hausmeister: „Das wird alles in Ordnung gehalten, falls der Herr wieder jemanden dort unterbringen möchte. Ich bin doch nicht nachlässig!“

„Außerdem stehen wir vor der Tür,“ meinte der zweite Krieger: „Und Shinichi hat Recht: Seine Eisigkeit muss in sehr gnädiger Stimmung gewesen sein dich hier nur zwei Tage einsperren zu lassen und dich nicht in Stücke zu schneiden.“

„Wir stehen vor der Tür, Yoshiku?“ fragte Shinichi irritiert zurück. „Ich dachte, wir bringen sie nur hin, legen den Riegel wieder vor und fertig.“

„Nun, du kannst das halten, wie du willst, Kamerad. Ich verspüre nicht die mindeste Lust Lord Sesshoumaru zu erklären, warum dieses jammernde Etwas entkommen konnte. Und halte Wache, wie der Prinz befahl.“

Kameko hörte das Gespräch nicht gerade mit Freude und suchte ihr Heil erneut bei dem Menschen: „Yuudai, du bleibst doch aber mit mir...da drinnen?“

„Nein.“ Der Hausmeister hob den Schlüssel. „Ich öffne das Schloss am Riegel, zünde dir die Lampe an... Diese Sache hast du dir selbst eingebrockt. Nicht zu sehen, dass da der Prinz steht!“

„Diese dumme Yori hat mich abgelenkt, mit diesem blöden Heilermädchen...“ verteidigte sie sich.

„Heilermädchen?“ wiederholte Yoshiku: „Du redest von Sakura-san?“

„Mir doch gleich, wie sie heißt. Ich habe ihr jedenfalls gezeigt, dass sie damit nicht durchkommt.“

„Ach du je,“ meinte Shinichi: „Er muss heute wirklich ausgezeichnete Laune haben. Wie viele Tote es wohl gestern gab? - Yuudai, mach mal auf.“

Der Menschenmann in dunkler, schwarzer, Hose und Oberkleid, eilte an den Dreien vorbei zu der Pforte, an der sich in Brusthöhe ein fast handbreiter, schwerer Holzbalken befand, der rechts und links neben der Tür auf eisernen Haken ruhte. An einem dieser Haken war eine Kette befestigt, an der ein schweres Kastenschloss hing, um den Riegel in der Querlage zu halten. So sollte verhindert werden, dass neugierige Menschen, spielende Kinder oder auch Tiere hier hineingelangten.

Shinichi fuhr dagegen fort: „Du bist noch törichter als andere Menschen. Hast du etwa nichts davon gehört was Sakura-san macht, wenn sie nicht gerade bei Neigi-sama lernt und heilt?“

„Was schert mich dieses Mädchen? Ich höre auf keinen Tratsch!“ Instinktiv versuchte sich die Hofmeisterin loszureißen, als Yuudai das Schloss öffnete und die Kette abnahm.

„Das solltest du wirklich tun. Sakura ist dann nämlich...nennen wir es die, die Lord Sesshoumaru persönlich all seine Bedürfnisse stillt. Und, wo er die Hand drauf hat, sollte man vorsichtig sein.“

„Der Riegel ist zu schwer für einen Menschen,“ erklärte Yuudai. „Wenn einer der Herren Dämonen vielleicht weniger reden und mehr handeln würde?“ Kameko sollte sich nicht so haben. Sie hatte sich in den zwei Monaten hier schon genug Feinde geschaffen, nur war sie diesmal an den Falschen geraten – und würde das sogar überleben. Er hatte durchaus Chiyokos Ärger und Sorgen mitbekommen, auch noch ganz anderes.

Yoshiku hielt die Hofmeisterin mit scheinbarer Lässigkeit fest, als Shinichi hinzutrat und den hölzernen Riegel abnahm, an die Steinmauer lehnte. Diese war aus großen, massiven Quadern aufgeschichtet worden, über mannshoch, um zu verhindern, dass mögliche Angreifer den Turm zu leicht anzünden konnten. Damals war der eigentliche Eingang auch im ersten Stock gelegen. Dieser hier war erst geschaffen worden, als die oberen Etagen abgerissen wurden. Das war zu einem Zeitpunkt geschehen, an den sich selbst Dämonen kaum mehr erinnerten. Der Vater des jetzigen Fürsten hatte das Schloss hier bauen lassen.

Yuudai öffnete die Tür und griff zielsicher nach links unten, wo sich ein Körbchen befand. Es hatte etwas für sich, wenn man sich auf seine Mitarbeiter verlassen konnte, dachte er, da er sich ungern vor den Dämonen und erst recht Kameko blamiert hätte, und nahm eine kleine, vollgefüllte Öllampe hinaus, stellte sie auf den Boden, ehe er Zunderschwamm und Feuerstein ergriff um Funken zu schlagen und den Docht zu entzünden.
 

Kameko Yamamoto versuchte an ihm vorbei zu sehen, sich durchaus nicht sicher, ob es da keine Geister gab. Dämonen wohl kaum, dafür würde der Inu no Taishou schon sorgen, aber....Immerhin musste sie nicht völlig im Dunklen da sitzen, bekam Licht. Ob die Anderen wirklich Recht hatten? Sie hatte nie zuvor mit Lord Sesshoumaru so direkt Kontakt gehabt, nur mit dessen Vater und der war ihr für einen Fürsten recht mild erschienen.

Dieses Gefängnis, in dem sie nun zwei Tage sitzen sollte, ohne Wasser oder Nahrung, schien mehrere Wände zu haben. Sie erkannte einen schmalen Gang, der in die Dunkelheit führte, rechts und links durch gewöhnliche mit Papier bespannten Holzgitter begrenzt, eine Schiebetür nach rechts, eine nach links, gleich hinter dem Eingang,. Ihre Angst buchstäblich angekettet in einem Kerker zu sitzen schwand etwas.

„So.“ Yuudai richtete sich auf: „Hier auf der linken Seite....“ Er öffnete die Schiebetür: „Ist das eigentliche Wohnzimmer. Das hat auch eine zweite Tür, dort vorne, weil es einmal zwei Räume waren, die aber zusammengelegt wurden. Hier geradeaus, wo der Gang endet, ist eine weitere Tür, die zur Latrine führt. Rechts befinden sich zwei kleinere Räume, Schlafzimmer oder so. Aber im großen Zimmer wirst du auch Matten finden. Ich zünde jetzt da noch die anderen Lampen an. Sie sind unter Glasstürzen, und da solltest du sie auch lassen, Kameko, schließlich willst du hier nicht verbrennen. - Wartet einen Moment, ich bin gleich wieder da.“
 

Keine drei Minuten später schimmerte warmes Licht im linken Zimmer durch die dünnen Wände, das verriet, dass sich die Lämpchen auf der Gangseite befanden, dann kehrte der Hausmeister zurück: „So, werte Krieger, das war es für mich. Ich schließe in zwei Tagen wieder ab.“ Yuudai kam.aus dem Haus, betrachtete ohne erkennbare Gemütsbewegung, wie sich seine Kollegin noch einmal, wenn auch vergeblich, zur Wehr setzen wollte, und die beiden Dämonen sie hineinzerrten.
 

„Jetzt hab dich nicht so!“ knurrte Shinichi: „Was hättest du denn erst gemacht, wenn er dich hätte auspeitschen lassen wie du die anderen Menschenfrauen?“

„Das....“ Sie brach ab. Ja, das war ihr Recht gewesen – und es war das Recht des Fürsten, in diesem Fall des Erbprinzen, über sie zu urteilen. Aber nie zuvor hatte sie eine Strafe von dieser Seite aus gesehen. Früher war sie immer allem ausgewichen. Akimaru Mawashi war ein sanftmütiger Herr, der einen auf gar keinen Fall strafte, zumal so hart. Auch, wenn es diesen Dämonen nicht so schlimm erschien. Aber zwei Tage ohne ihren geliebten Tee, ja, auch nur Wasser? Von Nahrung ganz zu schweigen? Sie wollte doch nur auch wie diese Kaliko leben, die Frau des Grundherrn, oder dessen Bruder und Schwägerin, so viele andere....Es war so ungerecht, das Leben war einfach ungerecht!

Sie ließ sich einfach auf eine Matte zu Boden sinken und spürte nur noch, wie ihr Tränen über das Gesicht liefen, als sie endlich freigegeben wurde.

Vor der Tür hoben die beiden Dämonen den Riegel wieder vor. „Der Hausmeister ist schon weg,“ erklärte Shinichi: „Und trotz des Riegels willst du hier stehen bleiben?“

„Ich schon. Und Yuudai hat hier nichts mehr zu schaffen, also?“

„Ja, aber wer soll dieses Menschenweib denn hier rausholen?“

„Keine Ahnung.“

Sie wandten jedoch beide ihre Rücken nur dem Turm zu und hielten Wache, eine Nacht, einen Tag und eine weitere Nacht lang, bis zum Nachmittag des folgenden Tages.

Dann hoben sie den Riegel weg und öffneten die Pforte, eigentlich sicher, dass die Hofmeisterin sie bereits erwarten würde. Aber diese war nicht zu sehen. Es roch nicht so dumpf, wie sie es nach zwei Tagen erwartet hatten, eher nach...was?

„Äh...Mensch?“ fragte Shinichi: „Schläfst du?“ Es war im Gegenlicht der Lämpchen kein Schattenriss zu erkennen.

Yoshiku war praktischer und schob die erste Tür links beiseite, erstaunt, auf einen Widerstand zu stoßen. „Ach du....“

Beide Krieger starrten auf Kameko, die ihnen mit dem Rücken voran langsam entgegen gefallen kam. Sie sprangen unwillkürlich zurück, ehe sie im Schein der Öllämpchen das Messer in ihrer Brust stecken sahen, begriffen, dass sie das getrocknete, menschliche Blut gewittert hatten.
 

Die zwei Unglückshunde blickten sich an. „Wir werden knobeln, wer es ihm sagt...“ flüsterte Yoshiku unwillkürlich, als sie ein leises Geräusch hörten,dann ein:

„So, da bin ich wieder. Dann muss ich ja nur noch hinter euch abschließen...“ des Hausmeisters.

Die Dämonen sahen sich kurz verstehend an, ehe Shinichi den Kopf wandte und sagte: „Nun, wir müssen hier Wache halten, Yuudai. Du gehst also zu Lord Sesshoumaru und teilst ihm mit, dass Kameko Yamamoto tot ist.“

Tod

Der Hausmeister war alles andere als begeistert: „Seid ihr verrückt? Wenn ich ihm das mitteile, bringt er mich erst um....“

„Und dann uns, ja. Aber wenn wir das nicht tun, macht er es auch, also?“ Yoshiku blieb nüchtern: „So haben wir allesamt wenigstens noch eine Chance. Und vielleicht wird er durch die Aufklärung dieses Mordes abgelenkt...“

Yuudai wurde blass: „Aufklärung des Mordes...?

„Komm schon, du weißt doch, dass er das schon öfter gemacht hat,“ meinte Shinichi. „Geh schon. Und....naja...vielleicht solltest du Sakura mitnehmen. Das scheint ihn ja doch zu beruhigen.“

„Ihr meint, Mord? Nicht Selbstmord? Sakura...?“ Der Hausmeister nahm sich zusammen. Er sah ein, dass die Krieger bei der Leiche bleiben mussten, um sich nicht noch größeren Ärger einzuhandeln als sie sowieso schon erwartete. Und ja, der Hinweis mit Sakura war sicher vernünftig. Soweit er wusste war noch niemand in ihrer Gegenwart von Seiner Lordschaft vom Leben zum Tode befördert worden.
 

So stand Yuudai Minuten später in der Heilerhütte und verneigte sich: „Äh, Neigi-sama...“

Dieser blickte von seinem menschlichen Patienten auf: „Was soll das? Ich habe Sprechstunde...“

„Ich bitte um die Erlaubnis Sakura zu Lord Sesshoumaru mitnehmen zu dürfen. Es...es gab einen Todesfall.“

In der irrtümlichen, aber verständlichen, Annahme der Hundeprinz habe nach Sakura geschickt, meinte Neigi: „Natürlich. Geh, mein Kind. - Mord?“

„Eher Selbstmord, scheint es,“ erwiderte Yuudai und drehte sich zu der Heilerschülerin, die bereits aufstand: „Danke.“

Erst, als sie über den Hof gingen, erklärte er leise: „Äh...es handelt sich um Kameko. Sie..sie starb während ihrer Haft in dem alten Turm.“

„Ich dachte, es gab Wachen?“ erwiderte sie verwundert.

„Wachen, ja, und der Turm war von außen verriegelt, darum denke ich ja auch, dass Selbstmord... Aber gleich. Die Krieger blieben bei ihr und ich muss es jetzt Seiner Lordschaft mitteilen.“

„Oh.“ Sie blieb stehen. Auch sie war bislang davon ausgegangen, dass der Dämonenprinz nach ihr geschickt hatte: „Du holst mich weg, um...“

„Um dich dabei zu haben, ja. Bitte, Sakura., du bist die Einzige, die ihn beruhigen kann.“

Na, toll. „Du glaubst wirklich, ich kann ihn abhalten dich umzubringen?“ Für was hielten die Leute im Schloss...Törichte Frage. Sie dachten, sie sei seine Geliebte und könne ihn irgendwie besänftigen. „Das wird mir kaum gelingen.“

„Komm.“ Das klang nicht verheißungsvoll, zumal dem Hausmeister klar war, dass man Hundedämonen nicht anlügen konnte. Vorsorglich überlegte er schon mal genau seine Wortwahl.
 

Der Leiter der menschlichen, männlichen Dienstboten und vor allem Sakura, wurden im Vorzimmer tatsächlich als Priorität behandelt und mussten keine halbe Stunde warten, ehe sie sich vor dem momentanen Regenten niederknien konnten.

Wohlweislich hielt sich die Heilerschülerin hinter Yuudai. Sollte der sich doch mit Seiner Eisigkeit auseinandersetzen.

Sesshoumaru konnte die Nervosität, ja, Angst bei beiden wittern: „Yuudai?“ Was war denn jetzt schon wieder los? Erneuter Streit unter Dienstboten? War das lästig.

„Äh,“ begann der Hausmeister nicht sonderlich geschickt, nahm sich jedoch in jahrelangem Training zusammen: „Euer Lordschaft geruht sich zu erinnern, dass Ihr Kameko Yamamoto zu einer zweitägigen Haft im alten Turm verurteilt habt? Die Hundekrieger schicken mich nun zu Euch mit der Nachricht, dass sie...äh...verstorben ist.“

Seine Lordschaft dachte einen Kommentar, der nicht druckfähig, geschweige denn eines Dämonenprinzen würdig war. Was jetzt? Wenn Vater zurückkehrte und bemerkte, dass jemand, den dieser selbst ernannt hatte, nach einer Strafe nicht mehr anwesend war...Nun, ihm war nur zu klar, wer dafür verantwortlich gemacht werden würde. Und falls der Herr der westlichen Länder ihn lediglich ein Jahr zu seiner Mutter verbannen würde, wäre das noch milde. Sakura hatte doch gesagt, dass das dieses Weib nicht umbringen würde, also war eigentlich sie doch Schuld. Moment. „Woran ist sie gestorben?“

Der Hausmeister drückte seine Stirn lieber noch tiefer in das Holz des Fußbodens: „Es...soweit ich erkennen konnte, an einem Messer...“

Immerhin war sie nicht verhungert, dachte Sesshoumaru erleichtert, ehe ihm die nächste Konsequenz dämmerte: „Ein Messer. In der Haft,“ stellte er empfindungslos fest.

„Ja. - Die...die Krieger bewachen sie, bis Euer Lordschaft entscheidet...“ Yuudai konnte nicht verhindern, dass seine Stimme zitterte.

Nun ja, man musste diesem Menschen zu Gute halten, dass er mitdachte, wenn er schon jemand Nützlichen herbrachte. Sesshoumaru erhob sich: „Sakura, komm. - Yuudai, du auch.“ Was auch immer passiert war sollte er schleunigst herausfinden, um seinem verehrten Vater Rede und Antwort stehen zu können, kehrte dieser zurück. Auch einige Wochen bei Mutter – und Tokushima – wären hart genug. So befahl er im Hof: „Sechs Krieger mit mir.“
 

Sakura musterte den alten Wachturm, als sie hinter Seiner Lordschaft den Hügel emporstieg. Natürlich hatte sie ihn gesehen, dazu stand er nahe genug am Schloss, aber sie war ihm nie näher gekommen. Stein, ohne Fenster, eine massive Tür, die jetzt offen stand, ein großer Riegel, der sicher zum Versperren diente, daran eine Kette. Also war auch der Riegel angekettet. Wie sollte da ein Fremder hereinkommen? Kein Wunder, dass Yuudai auch zunächst an Selbstmord dachte. Aber es half nichts. Der Erbprinz hatte Kameko zwar zu zwei Tagen hier verurteilt, aber nicht mehr. Jetzt war das Unheil geschehen und die, die offenbar etwas dafür konnten, waren die beiden Hundekrieger, die vor dem Turm warteten und sich vorsorglich schon in Distanz niederknieten. Für einen Dämonen war die angestiegene Energie des Erbprinzen vermutlich zum einen deutlicher zu spüren als für die Menschen, die nur fröstelten, zum anderen eine ebenso ausgeprägte Machtdemonstration und Drohung. Und die Heilerschülerin schloss, dass Seine Lordschaft nicht nur ein wenig verärgert war. Jeder, nicht zuletzt sie selbst, sollte jetzt vorsichtig agieren.
 

Sesshoumaru blieb stehen: „Namen.“

„Yoshiku und Shinichi, Euer Lordschaft,“ erwiderte der Ranghöhere sofort.

Das wusste auch der Erbprinz und wandte sich diesem zu: „Kurzbericht, Yoshiku.“

„Wir wollten heute die...die Hofmeisterin Kameko wieder aus dem Turm befreien, und fanden sie darin tot auf. In ihrer Brust steckte ein Messer.“

„Habt ihr etwas verändert?“

„Nein, Lord Sesshoumaru.“

„Wo wart ihr in diesen zwei Tagen?“

„Wir standen zu zweit hier vor der Tür.“

„Keiner ging weg?“

„Nein.“

Das wurde ja immer besser. Sesshoumaru wandte etwas den Kopf: „Wachen. Zwei Krieger gehen jeweils mit Shinichi und Yoshiku in das Schloss, getrennte Zimmer, Schweigegebot. - Yuudai, mach drinnen in allen Räumen Licht und öffne alle Türen. Ihr Zwei.“ Das galt den letzten beiden Kriegern: „Bleibt hier stehen und passt auf.“ Das fehlte noch, dass ihn jemand als Scherz hier drin einschloss. Nun gut, das hätte das Ende des Turms und des Scherzbolds bedeutet, aber wozu sich lächerlich machen.

Da alle eilig gehorchten, trat er an die Tür und musterte die Tote keine fünf Schritte vor sich: „Sakura.“

Diese kam heran, da sie annahm, er wolle die Leiche untersucht haben, stellte aber fest, dass sie nicht hingelangen konnte, da er davor stand. So kniete sie einfach lieber zu seinen Füßen nieder.

„Todesursache und -zeitpunkt.“ Er ging in den Turm, wo Yuudai derweil alle Türen geöffnet hatte und nun auch in den beiden kleineren, rechts liegenden Zimmern die Öllämpchen unter den Glasstürzen mit dem Vorrat für achtundvierzig Stunden anzündete, ein weiteres in den hinteren Raum der Latrine stellte, obwohl dort ein Schimmer Tageslicht erschien. Da das die einzige Stelle war, an der dies im Turm der Fall war, trat Seine Lordschaft hin. Hm. Ein winziger Raum mit einer sitzartigen Erhöhung, die offenkundig nur einem Zweck diente, denn in der Mitte des Sitzes befand sich ein großes Loch, durch das man hinunter auf den hier steil abfallenden, bewachsenen Hügel blicken konnte. Die Höhe an sich mochte Schutz vor Menschen bieten, die hier hochklettern wollten, war aber durchaus kein Schutz gegen einen Dämon. Allerdings sollte jeder mit einer feinen Nase diese Gegend doch eher meiden. Er wandte sich ab und schloss die Tür hinter sich, zufrieden, dass Sakura neben der Toten kniete und sie vorsichtig betastete. So trat er näher.
 

Die Heilerschülerin betrachtete das zu Recht als Aufforderung: „Kameko Yamamoto starb an diesem Messer in der Brust. Es handelt sich um ein dünnes Messer, mit einer schmalen Klinge. Ich habe es noch nicht herausgezogen, denn nach dem scheinbaren Verlauf wurde direkt das Herz getroffen und das Blut würde auslaufen...“ Dann müsste hier der Boden erneuert werden.

„Eine Attentäterklinge?“

„Nein, Lord Sesshoumaru, jedenfalls keine wie die, die ich schon sah. Ich halte es – mit allem notwendigen Vorbehalt, da ich es nicht ansehen kann – für ein Beamtenmesser.“

Zum Siegel lösen, also. Und davon gab es in jeder Kanzlei, in jedem Schloss, reichlich. Es war nicht einmal ausgeschlossen, dass Kameko das Ding bei sich getragen hatte, als sie hier eingesperrt wurde. In jedem Kimonoärmel gab es kleine Taschen. Und diese Narren von Kriegern hatten sie gewiss nicht durchsucht. „Selbstmord?“ Hoffentlich wenigstens das.

„Das vermag ich erst zu sagen - oder mein verehrter Lehrer – wenn man die Klinge vorsichtig herauszieht um den Stichkanal zu erkennen.“

„Todeszeitpunkt?“

„Es ist in diesem Turm einigermaßen kühl, aber dennoch ist die Totenstarre bereits am Abklingen, Lord Sesshoumaru. Es muss relativ bald nach ihrer Ankunft hier geschehen sein. Auf keinen Fall heute oder vergangene Nacht.“

Auch das noch. Immerhin deutete momentan alles auf Selbstmord. Aber er sollte lieber nichts versäumen, keine offenen Fragen für den Fürsten hinterlassen, wenn dieser zurückkehrte. Das würde sowieso schon unangenehm genug werden.

Er sah aus dem Turm. „Einer von euch holt Neigi mit Dienstboten. Die Tote soll in die Heilerhütte zur Untersuchung. Ein Krieger soll zu ihrem Mann gehen und ihn vom Tod seiner Frau in Kenntnis setzen, und bei ihm bleiben. Er soll mit niemandem reden. Yuudai, an die Arbeit.“

Tja, und er hatte jetzt das mehr als zweifelhafte Vergnügen, sich noch einmal diesen gesamten Tatort ansehen zu dürfen. Immerhin war Sakura dabei.

Fragen

Lord Sesshoumaru schritt um den alten Turm herum, gefolgt von Sakura. Wie er schon angenommen hatte: keine andere Tür, kein anderes Fenster. Die einzige Öffnung, die es außer dem Eingang gab, war diese unsägliche Latrine. Und unter der stürzte ein Abhang hinunter. Kein jämmerlicher Mensch konnte doch da hinauf springen oder klettern. Zu allem Überfluss entdeckte er Stacheln an der Innenseite der Röhre. Nun, selbst für einen flugfähigen Dämon würde das ein gewisses Hindernis darstellen. Oder?

Er sah zu Sakura, die sich eilig niederkniete und zu Boden starrte. Manchmal war sie zu höflich. Hatte das gerade er selbst gedacht? „Steh auf. Dort oben befindet sich eine Öffnung in den Turm. Wäre es einem Menschen möglich dort empor zu springen und hineinzugelangen?“

Für was hielt er Menschen? „Nein, Lord Sesshoumaru.“ Da er sie noch immer musterte guckte sie noch einmal hoch und erläuterte dann: „Das ist uns bescheidenen Wesen nicht möglich so hoch zu springen..“

„Und wenn ich dich hochwerfe?“

Das würde er fertigbringen, ja. Hastig erklärte sie, ehe er den Einfall in die Tat umsetzen konnte: „Dann würde ich an den Stacheln erdolcht, Euer Lordschaft.“

„Ein Kind?“

„Auch dieses. Ich....“ Nein, mehr war nicht gefragt gewesen.

„Nun?“

„Ich vermute, dass dies genau so gebaut wurde um Eindringen zu verhindern.“

Ja, natürlich. Aber er wollte sie als Zeugin. Wenn es kein Mord gewesen sein konnte, war es Selbstmord. Und Vater würde zwar ein wenig tadeln aber nicht zu nachdrücklichen Mitteln greifen. Immerhin waren die Krieger, die Kameko bewachen sollten, zu töricht gewesen um sie zuvor auf Waffen zu durchsuchen. Aber dazu müsste er dann noch einmal mit jedem getrennt reden. Leider. Konnte denn nie etwas glatt gehen?

Zu Sakuras gewissem Erstaunen war er weg. Erst, als sie sich umguckte, entdeckte sie, dass er auf dem Dach des Turmes stand. Er hatte weder Anlauf genommen noch war er in die Knie gegangen. Einfach so....Sie vergaß manchmal, wie mächtig diese hochrangigen Dämonen in Wahrheit waren. Und wie stark.

Keine Minute später stand er wieder neben ihr. Holzschindeln, darunter Stein – eindeutig keine Lücke, durch die auch nur ein Messer gepasst hätte.

Selbstmord wurde immer wahrscheinlicher. Nur, wieso? Zwei Tage Haft waren doch keine zu große Strafe? Schön, ohne Essen und Trinken, aber Sakura war erst nach drei Tagen zusammengebrochen und hatte dabei auch noch in der Sommerhitze arbeiten müssen...Oder hatte der Tod nichts mit der Bestrafung zu tun? Das wäre natürlich besser für ihn selbst. Kameko hatte ein ziemlich eigenartiges Benehmen an den Tag gelegt, schroff, arrogant – lag die Ursache dafür und ihrem Selbstmord in etwas anderem? Bei diesen Menschen kannte sich kein Dämon aus. Nun, er sollte hier nichts übersehen und wanderte erneut um den Turm herum und betrat den Flur, wo die Tote inzwischen entfernt worden war.

Der große Raum, das sogenannte Wohnzimmer war noch immer von fünf Öllämpchen erleuchtet. Matten bildeten den Boden, in einer Ecke befanden sich Kissen und Decken, eine davon von Kameko benutzt. Der Rest des Raumes war leer. Hinten, ebenso nahe an der abschließenden Außenwand wie vorne am Eingang, befand sich eine zweite Schiebetür.

Und da war auch die Erklärung, warum die Wachen die sitzende Tote vor der papierbespannten Tür nicht hatten sehen können: Die Öllämpchen befanden sich alle auf der Innenseite des Raumes. Offenbar hatte niemand Lust verspürt die Wandbefestigungen in den massiven Stein zu setzen.

Er blieb vor der zweiten Tür stehen und Sakura schob sie ohne weitere Aufforderung unverzüglich beiseite, dabei nicht vergessend sich zu verneigen, als sie an ihm vorbeihuschte, ihn jedoch an sich erneut vorbei treten lassend.

Hm. Hier endete der Flur. Rechts sah man deutlich die Außentür, durch die nun Licht einfiel, linker Hand die nächste Schiebetür zur Latrine. So weit, so gut. Direkt geradeaus befand sich eine weitere Tür. Er machte einen Schritt darauf zu.

Sakura beeilte sich auch diese zu öffnen. Natürlich würde er kaum selbst Hand anlegen – zumindest nicht für derart prosaische Tätigkeiten, zumal, wenn ein Dienstbote anwesend war.

Dahinter zeigte sich ein Raum, ebenso mit Matten ausgelegt, ansonsten vollkommen leer, halb so groß wie der drübere. Hier brannten nur zwei Öllampen, ebenfalls an der Wand zum Flur. Yuudai hatte sie erst auf seinen eigenen Befehl hin angezündet. Also war es hier dunkel gewesen, als Kameko ihre Strafe absitzen sollte. Der erste Raum war vermutlich identisch, aber man sollte nichts übersehen.

Seine Vermutung stimmte. Also waren es ursprünglich vier Räume gewesen, davon zwei zu einem Wohnzimmer zusammengelegt worden.

Die Witterungen halfen nicht weiter. Nach der Toten, dem Hausmeister und den Kriegern, menschlichen Frauen, die hier wohl geputzt hatten. Nun gut, also konnte man zumindest einen Fremden ausschließen.

In der Tat, alles deutete auf Selbstmord hin. Jetzt musste nur noch Neigi nach der Untersuchung der Leiche zustimmen und schon war alles in Ordnung. Bis auf Vaters kleinen Tadel, aber damit konnte er leben.
 

Als er zu der Heilerhütte kam warf er nur einen Blick auf die wartende Schar an Menschen, die sich hastig verneigten, ehe er eintrat. Wie er vermutet hatte, hatte Neigi die Tote in seinen hinteren Raum schaffen lassen, um mit einem Vorhang zu verhüllen, was er dort tat.

„Bericht.“

„Kameko wurde erdolcht, Lord Sesshoumaru. Die Klinge traf ihr Herz. Soweit ich das Messer herausziehen konnte deutet der Stichkanal von oben nach unten. Ein relativ unüblicher Weg für einen Selbstmörder, aber nicht unmöglich.“

„Das Messer?“

„Ein typisches Beamtenmesser zum Lösen von Siegeln, wie es es hier im Schloss allein hunderte Male gibt.“

„Also Selbstmord.“

Neigi senkte lieber ein wenig den Kopf: „Es gibt nur zwei Dinge die dagegen sprechen, Lord Sesshoumaru.“

Nicht wirklich, oder? So viel Pech konnte ein Dämon allein doch gar nicht haben! „Nun?“

„Der Stichkanal verläuft, wie erwähnt, von oben nach unten. Die Klinge drang zwischen ihre Brustrippen und verletzte das Herz. In aller Regel erdolchen sich Menschen, zumal Frauen, eher von unten nach oben, in dem sie das Messer unterhalb der Brust ansetzen und schräg nach oben stechen. Wenn der Tod eintritt, fallen sie dann über der Klinge zusammen. Kameko dagegen scheint noch eine gewisse Fluchtreaktion gehabt zu haben. An ihrer rechten Hand findet sich verschmiertes Blut, ebenso am Griff, als ob sie es noch habe herausziehen wollen. Das mag auch bei einem Selbstmord geschehen, Lord Sesshoumaru, aber ich möchte dennoch Euer Augenmerk darauf lenken.“

„Dir ist klar, dass sie in einem verschlossenen Raum saß, vor der Tür Dämonenkrieger?“

„Ja, Lord Sesshoumaru. Aber meine Pflicht ist es mitzuteilen, was ich finde.“

„Sakura, wäre es möglich dieses Messer in einem Kimonoärmel bei sich zu haben?“

„Ja, Lord Sesshoumaru.“ Ach du je, da wurde jemand immer ärgerlicher.

Es half nichts, dachte der Erbprinz gequält. Jetzt musste er mit den Kriegern reden, mit Kamekos Ehemann....Vater sollte ihm doch keine Nachlässigkeit unterstellen können, zumal, wenn Neigi als alter Freund des Hauses schon meinte, dass es nachhakenswert war und das garantiert bei Papa ausplauderte. Was war er nur für ein armer Hund!
 

So fand sich nur Minuten später ein darüber nicht sonderlich erfreuter Dämonenkrieger vor Seiner Lordschaft kniend wieder. Dass Sakura sich neben der Tür niederließ und vorgeneigt blieb, war kaum ein Trost, eher ein Hinweis darauf, wie....nun ja, fürstlich angefressen der junge Herr war.

„Yoshiku, du bist der Ranghöhere von euch beiden. Warum habt ihr Kameko nicht durchsucht?“

„Das ist....äh, eine sehr gute Frage, Lord Sesshoumaru. - Um ehrlich zu sein, sie machte solch einen Aufstand um die doch milde Strafe, dass sie uns mehr ablenkte....“

„Bericht. Wörtlich.“

„So gut ich es eben vermag,“ brachte Yoshiku hervor, der noch nie wörtlichen Bericht hatte abliefern sollen und sich bei weitem nicht sicher war, wie gut er das vermochte. Nun, ihm war klar, was geschehen würde wäre Seine Eisigkeit mit ihm unzufrieden. So gab er sich redlich Mühe.

„Folglich: ihr brachtet Kameko in den großen Raum und ließt sie dort erst los. Keine Durchsuchung ihrer Person, aber auch keine fremde Witterung in diesem Raum.“

„Im gesamten Raum nicht, Lord Sesshoumaru. Als der Hausmeister die Tür des Turmes öffnete, also, beim ersten Mal, war es abgestanden. Aber keine Person....“

„Und beim zweiten Mal?“

„Auch dumpf, aber eben dieser Geruch, den wir nicht sogleich als altes menschliches Blut identifizieren konnten.“

„Ihr beide bliebt die gesamten Stunden vor der verriegelten Tür stehen. Keiner ging für eine Minute weg.“

„Nein, Lord Sesshoumaru. Euer Befehl.“

„Bleib hier.“

Was blieb Yoshiku schon anderes übrig?
 

Shinichi beteuerte sofort aufgeregt, dass er das alles gar nicht verstünde.

Sesshoumaru unterbrach ihn eisig: „Das glaube ich gern. Bericht. Yoshiku und du führtet Kameko zum Turm. Wer redete dann?“

„Äh, naja, es war auch Yuudai dabei, ich meine, der Hausmeister. Er hatte den Schlüssel, wisst Ihr...ich meine, er musste arbeiten.“

„Wörtlichen Bericht!“

Shinichi seufzte etwas. Das wusste er doch nicht mehr. Er hatte doch kaum je so gut aufgepasst, ja, geglaubt, er müsse da nicht einmal Wache stehen. Aber der sich steigernden Energie vor ihm nach spielte er gerade mit seinem Leben. „Ja, ich will ja,“ beteuerte er: „Aber...mir fällt es nicht ein, Lord Sesshoumaru.“

Dieser überlegte für eine volle Minute, ob ihm der Tod dieses Kriegers noch mehr Schwierigkeiten bereiten konnte und entschied sich schweren Herzens für ein Ja. „Sakura.“

Was sollte sie denn...? Oh. Nun ja, eine Hoffnung wäre es – für den Krieger und für sie selbst, denn langsam aber sicher bewegte sich Seine Lordschaft nicht mehr nur auf eisigen sondern blutdürstigen Pfaden. Noch gedanklich, aber...

„Äh, ja, Lord Sesshoumaru. - Shinichi, der Befehl an dich und Yoshiku lautete, Kameko zu dem alten Turm zu bringen und dort für zwei Tage einzusperren und zu bewachen. Nachdem ihr diesen Befehl erhalten habt, machtet ihr euch auf den Weg, nicht, ohne Yuudai aufzufordern mit dem Schlüssel mitzukommen.“

„Ja.“ Shinichi atmete auf. So klang das also richtig?

„Kameko bat wohl um Gnade?“

„Sie redete mit Yuudai, wohl, weil er ein Mensch war.“

„Und sie sagte?“

„Ah....“ Ja, so fiel es ihm wieder ein.

Aussagen

Yuudai warf sich lieber mit der Stirn auf den Boden, als der Erbprinz sein Zimmer betrat. Ach du je... Er kannte ihn schon lange Jahre, genauer, seit er selbst als kleiner Laufbursche hier im Schloss angefangen hatte, und wusste, dass diese etwas angespannte Haltung auf Ärger deutete. Und er hatte schon geglaubt, damit, dass ihn Lord Sesshoumaru wieder an die Arbeit geschickt hatte, sei er raus. Nein, offenbar nicht. Immerhin war Sakura bei dem Hundedämonen, also würde der doch nicht...

„Richte dich etwas auf.“

Der Hausmeister gehorchte eilig.

„Bericht. Du gingst mit den beiden Kriegern und dieser Frau zum Turm. Fiel dir etwas an ihr auf?“

Ging es auf Selbstmord? Nun ja, aber Lügen war ja unmöglich: „Kameko war sehr aufgeregt, um nicht zu sagen aufgelöst, Euer Lordschaft. Ich vermute, dass sie, hätten sie die Dämonenkrieger nicht festgehalten, sinnloserweise weggelaufen wäre.“

„Ungewöhnlich aufgeregt.“

„In Anbetracht Eurer milden Strafe und dem was sie selbst schon gegen andere Frauen verhängte...ja.“

„Sie war auch gegenüber den menschlichen Dienstboten recht...gefühlsbetont.“

„Im negativen Sinn, Euer Lordschaft. Genaueres kann Euer Lordschaft gewiss Chiyoko sagen....“ Yuudai brach lieber ab, da er schwarze Schuhe direkt vor seinem geneigten Kopf erkannte.

„Wenn ich eine Frage stelle wünsche ich eine klare Antwort.“

So leise und so kalt – und eine mehr als eindeutige Drohung: „Ja, Lord Sesshoumaru, natürlich, wie Ihr wünscht. Soweit ich mitbekam, denn die weiblichen Dienstboten gehen mich ja nichts an, zeigte Kameko ein übermäßig betont strenges Benehmen. Jeder kleine Fehler wurde bestraft. Sie...stritt auch mit Yori, die für die Dämoninnen zuständig ist, und auch mit mir. Eigentlich mit jedem.“

„Eine Erklärung?“

„Taro Yamamoto, ihr Ehemann, wird es wissen. Ich habe nur eine Vermutung, Lord Sesshoumaru.“

„Ich höre.“

„Taro war bereits bei Lord Mawashi in dessen Kanzlei und dieser empfahl ihn her. Soweit ich ihn kennengelernt habe ist er ein unauffälliger fleißiger Mann, mit dem niemand Ärger hat. Aus einem, mir nicht bekannten, Grund, wurde seine Frau nicht als gewöhnliche Dienerin eingestellt oder gar nicht, sondern als Vorgesetzte der weiblichen Dienstboten. Aber dieser Entscheid des mächtigen Fürsten wurde selbstverständlich akzeptiert. - Ich vermute, dass ihr dieses neue Amt zu Kopf gestiegen ist, sie nie zuvor in solch einer Lage war, und mit Verlaub auch überfordert.“ Hoffentlich war das jetzt keine Kritik am Herrn gewesen. Der Sohn reagierte auf Beleidigungen seines Vaters recht...final.

Wenn sie wirklich überfordert war – warum sollte sie sich umbringen? Und wieso andere Leute schikanieren? Menschen! Das müsste er Sakura fragen. „Über was stritt sich Kameko mit dir?“

Yuudai zögerte: „Das...das ist privat...Ja, ich rede, Lord Sesshoumaru, wirklich, aber....“ Er seufzte: „Sie war eben sehr impulsiv, Euer Lordschaft. Sie...sie hatte mitbekommen, dass meine Ehefrau vor einem halben Jahr starb und wollte...sie...sie bot mir an...“

Ja, was denn? Der Dämonenprinz entsann sich plötzlich, dass sich Menschen immer bei Liebschaften so anstellten: „Sie wollte deine Geliebte werden?“ erkundigte er sich direkt. „Und du hattest keinen Bedarf.“ Ein Gespräch mit dem Ehemann war wohl dringend notwendig. Nun gut, Selbstmord aus enttäuschter Liebe war ihm bei dieser jämmerlichen Spezies ja bereits untergekommen.

„Äh, nein, Lord Sesshoumaru. Ich...ich schätzte sie nicht.“ Hoffentlich fragte der Prinz jetzt nicht weiter. Er müsste antworten, aber....Nun ja, das wollte er wirklich nicht.

„Du hast nicht gesehen, ob sie ein Messer bei sich trug. Und die Krieger haben sie nicht durchsucht.“

„Nicht in meiner Gegenwart.“ Yuudai atmete auf. Das konnte er wahrheitsgemäß beantworten und war deutlich weniger heikles Pflaster.

„Du hast sie zum Turm begleitet, diesen aufgeschlossen.“

„Ja, Lord Sesshoumaru. Dann zündete ich die Kerzen im großen Raum an, nein, zuerst erklärte ich die Innenanlage, ich warnte Kameko auch noch davor, die Lampen aus den Glasstürzen zu entfernen, damit es kein Feuer gäbe. Dann ging ich erst hinein und zündete sie an. Anschließend ging ich wieder aus dem Turm.“ Yuudai zögerte kurz: „Ja, dann sagte ich wörtlich: So, werte Krieger, das war es für mich. Ich schließe in zwei Tagen wieder ab. - Die Dämonen zerrten sie dann an mir vorbei in den Turm, in das große Zimmer. - Ich sah die Beiden erst zwei Tage später, als Eure anbefohlene Strafe vorbei war. Da standen die Zwei im Turm vor dem großen Zimmer und Kameko lag vor ihnen auf dem Rücken, einen Dolch in der Brust. Die Krieger befahlen mir Eure Lordschaft von dem Todesfall zu unterrichten, das tat ich.“ Von diesem Gespräch brauchte er nichts erwähnen, das wusste Lord Sesshoumaru sicher ebenso gut wie er selbst.

Wortlos wandte sich der Sohn des Hauses um und ging, gefolgt von einer fast lautlos huschenden Sakura, und Yuudai erlaubte sich erst dann ein gewisses Aufatmen.
 

Taro Yamamoto, der einzeln in einem Zimmer saß, bewacht von einem schweigsamen Wolfskrieger, warf sich eilig vor, flach auf den Boden, als er sah, wer den Raum betrat. Ihm war mitgeteilt worden, dass seine Ehefrau unter äußerst merkwürdigen Umständen zu Tode gekommen war, nun, man Selbstmord annahm, aber sich der Erbprinz höchstpersönlich darum kümmerte. Dessen Ruf war selbst Menschen bekannt, die erst seit zwei Monaten hier arbeiteten. Und Taro, als Mitarbeiter der Kanzlei, hatte ebenso bereits mitbekommen, dass Seine Lordschaft im Auftrag des Fürsten Ermittlungsarbeiten übernahm.

„Richte dich etwas auf.“ Sonst würde er noch aus Versehen auf den drauftreten.

Vorsichtig zog sich der Kanzleibeamte auf die Knie zurück, wagte jedoch nicht die Hände oder gar den Blick vom Boden zu nehmen. Sein einziger Trost bildete die Tatsache, dass er aus den Augenwinkeln weibliche Kleidung erkannte. Das war sicher die Heilerschülerin – oder Geliebte – des Prinzen. Was, war ihm eigentlich gleich, aber immerhin war das ein Mensch. Womöglich konnte sie ihn verstehen, das dolmetschen oder....irgendwas.

„Du bist Taro Yamamoto.“

„Ja, Lord Sesshoumaru.“

„Du weißt, was geschehen ist?“

„Ja. Kameko ist tot, vermutlich durch Selbstmord.“

„Diese Entscheidung überlasse mir,“ kam es prompt eiskalt.

„Ja, Lord Sesshoumaru, selbstverständlich...“ beteuerte der Mann.

Sakura musterte ihn, so gut es ging. Er war anscheinend etwas jünger, als sie Kameko geschätzt hatte, oder wirkte auch nur so. Seine Haare waren nicht gelockt und er war deutlich höflicher – nun ja, Kameko hatte nicht mitbekommen, dass sie den Erben des Fürsten schubsen wollte. Aber Taro war insgesamt verschreckt. Zugegeben, das war auch sonst wohl fast jeder, der die Ehre eines Einzelgespräches mit Seiner Eisigkeit hatte. Die einzigen Ausnahmen bildeten vermutlich seine Eltern.

Mit bekannt dezenter Feinfühligkeit fragte der Erbprinz denn auch: „Bei Mordfällen an Frauen ist es zumeist der Ehemann. Hättest du ein Motiv?“

„Ich?“ Taros Stimme überschlug sich fast.

Nanu, dachte die Heilerschülerin, wohlweislich bemüht eine ruhige Miene zu bewahren: seit wann suchte er nach Motiven, nach dem Warum? Nun gut, bei Selbstmord war das Wie wohl auch überflüssig zu suchen, aber.. Der arme Mann schien ja so schon verängstigt, das musste man doch nicht noch steigern. Oder merkte Lord Sesshoumaru nicht wie eingeschüchtert der war? Unwahrscheinlich. Plante er etwas? Was?

„Antworte.“

„Nein, Euer Lordschaft...ich meine...jeder Mensch hat wohl einen Punkt an dem er einen anderen umbringen möchte, aber...Ich war es nicht!“

Ein Schritt des Hundeprinzen auf ihn zu genügte, um Taro erneut flach auf den Boden zu schicken:

„Ich schwöre es Euch, ich habe sie nicht umgebracht!“ versicherte er.

Aha, dachte Sesshoumaru, zufrieden, dass sein Auf-den-Busch-Klopfen solche Wirkung gehabt hatte. Taro hatte sie nicht umgebracht, da log er nicht – aber er hatte ein Motiv besessen, denn das hatte er bislang nicht verneint. Allerdings auch nicht genannt: „Wusstest du, dass sie mit anderen Männern herumtändelte?“ Auch so ein unmögliches, menschliches Wort, das er ohne die Ermittlungen nicht gekannt hätte – es wäre nie nötig gewesen. Noch ein Grund diese Sache leidig zu finden.

„Ich weiß nur, dass Kameko versuchte...ich meine Yuudai....“ Taro richtete sich vorsichtig wieder etwas auf: „Und, ich meine, ehe Euer Lordschaft fragt: ja, sie hätte ihn heiraten können.“ Es half nichts das noch zu verschweigen. Yuudai hatte bestimmt geredet oder würde es noch tun.

Oh. Der Hausmeister hatte davon nichts erwähnt - nun ja, er selbst hatte ihn unterbrochen und nach „Geliebte“ gefragt, da sie ja verheiratet war. Hm. Im Notfall müsste er noch einmal mit dem Kerl reden. Lästig. „Hättest du in eine Scheidung eingewilligt?“

Taro warf instinktiv einen Blick zu dem anderen Menschen im Raum, ehe er zugab: „Das...das wäre nicht nötig, Lord Sesshoumaru. Obwohl wir es auch bei Lord Mawashi angaben verheiratet zu sein....“

„Ihr habt es gewagt meinen verehrten Herrn und Vater anzulügen?“ Das klang ruhig - aber scharf wie eine Schwertklinge.

Das war eine nicht nur lebensgefährliche sondern eher eine tödliche Lage: „Nein, bitte, hört mich an, Lord Sesshoumaru. Niemand würde es doch wagen oder auch nur vermögen den mächtigen Herrn anzulügen. Er fragte nicht, da er den Bericht Lord Mawashis über uns erhielt.“ Taro spürte, dass ihm der Schweiß über die Stirn lief, auf den Boden tropfte: „Und ehe wir zu den Mawashis gingen hatten wir, also Kameko und ich, uns auf ihren Vorschlag hin auf diese...Unwahrheit geeinigt. Man bekommt leichter Arbeit in einem Schloss, wenn man aus der Fremde ist, zumindest einer von uns und der Andere konnte mitversorgt werden.“

„Was hinderte euch zu heiraten?“ Gab es da eine andere Ehe Kamekos? Irgendwelche andere Gründe? War einer dieser beiden Narren wegen etwas verurteilt und auf der Flucht? Lag darin die Ursache für ihren Selbstmord? „Und eure Papiere habt ihr auch gefälscht.“

„Nein, Euer Lordschaft, das...das Fälschen war nicht notwendig.“ Er wusste, wie Fälscher bestraft wurden, einzig schon die Tatsache, dass sie den mächtigen Herrn des Westens beschwindelt hatten, genügte den Hals zu kosten, oder auch die Schwerter der Krieger an sich ausprobiert zu bekommen, - und jetzt war Kameko tot und er dufte alles allein ausbaden. Aber nicht zu antworten würde nur eine Verschärfung der Strafe bedeuten: „Yamamoto ist unser beider Nachname, zu Recht, denn wir sind aus einer Familie. Kameko war meine ältere Schwester.“

Überraschungen

Geschwister? Ach du je, das wurde ja immer besser, dachte Sakura. Sie sah schon eine Menge Arbeit auf sich zukommen – inklusive einem Privatverhör durch Seine Lordschaft, der sicher die ihm eigenartig erscheinenden Sitten der Menschen durch sie erklärt haben wollte. Und das würde, konnte nur, peinlich für sie werden. Aber da musste sie wieder einmal durch, denn eine Nicht-Antwort würde Seine Eisigkeit als Provokation verstehen, mit allen schmerzhaften bis tödlichen Folgen. Und davor schützte sie, entgegen der Annahmen aller anderen in diesem Schloss, nichts. Sie konnte nur die Worte vorsichtig setzen, manchmal auch herumraten, aber gleich, wie unangenehm es ihr war – sie musste seine Neugier stillen. Er war der Prinz, der zukünftige Fürst noch dazu, und es war sein Recht.

Der Wolfskrieger, der noch immer an der Wand kniete, verneigte sich eilig, und auch der Heilerschülerin wurde bewusst, dass es kalt im Zimmer geworden war – eindeutiges Symptom, dass die gewöhnlich verborgene Energie des Dämonenprinzen angestiegen war. Er war zornig. Und das konnte kaum etwas Gutes für alle anderen im Raum bedeuten. So legte auch sie lieber die Stirn auf die Bretter. Man musste es ja nicht als erster abbekommen.

Taro Yamamoto hatte wenig Ahnung von dämonischer Energie, aber er sah die Reaktionen und warf sich hastig erneut flach auf den Boden. Vielleicht würde ihm das zwar nicht das Leben retten, aber doch einen raschen Tod bescheren....Sie hatten nun einmal den Fürsten angeschwindelt, ja. Und den Grundherrn gleich dazu.
 

Sesshoumaru war es vollkommen gleich ob sich jemand verneigte oder nicht. Seine Gedanken galten allein der Reaktion seines Vaters, wenn dieser zurückkehrte und eine Erklärung für den ominösen Todesfall haben wollte.

Sollte er ihm sagen: oh, jemand, den Ihr vor Wochen selbst ernannt hat, hat sich leider umgebracht, und ja, übrigens, sie haben Euch angelogen? Sie waren Geschwister und die Schwester wollte eigentlich den Hausmeister heiraten, aber diese Liebe wurde nicht erwidert und sie brachte sich deswegen um, als ich sie fatalerweise einsperren ließ?

Der Inu no Taishou würde ihn ja für mental retardiert halten sich solch eine Geschichte zur Entschuldigung ausgedacht zu haben, oder eher, viel schlimmer, dass er ihn, seinen Herrn und Vater, für ganz schön naiv hielt. Das würde Konsequenzen haben.

Konnte nicht irgendwer das Schloss angreifen und das wäre wichtiger als dieser Tod? Er selbst könnte sich abreagieren, Vater würde sich darum kümmern...Aber so viel Glück hatte er wohl wieder einmal nicht. Irgendwo musste mindestens ein Gott sitzen, der ihn hasste, und darum mit wachsender Freude Leichen zwischen die Beine warf.

Er senkte den Blick zu dem Menschen vor sich: „Erklärung.“

„Ja,“ würgte der Kanzleibeamte hervor. Dem Tonfall nach war das ein Todesurteil: „Äh...ich flehe Euer Lordschaft an, lasst mich erklären...es ist ein wenig....kompliziert...Wir waren Waisen, Kameko und ich. Und nach dem unsere Eltern tot waren, mussten wir uns so durchschlagen, ich konnte meine Ausbildung nicht beenden, als Schreiber oder Beamter. Kameko kam dann auf die Idee in ein Schloss zu gehen. Sie..sie hoffte einen Beamten oder sogar einen Adeligen heiraten zu können und mich in einer Kanzlei unterbringen zu können. Das war aber nicht der Fall. Wir...wir zogen dann weiter zu einem anderen Schloss, immer weiter. Kameko wurde immer verbitterter, weil niemand sie heiraten wollte und sie immer älter wurde. Ich verstand das ja. Sie hatte so viel im Kopf und sorgte auch immer gut für mich...Als der Herr Mawashi uns hierher empfahl, sah sie darin ihre letzte Chance. Sie war doch schon sehr alt, Mitte Vierzig...“

„Unsinn,“ sagte Sesshoumaru: „Sie sucht einen Ehemann und dann gebt ihr euch als Paar aus?“

„Äh, ja. Das mit dem Paar war wegen der Einstellung für uns beide. Dann, wenn sie es geschafft hätte, hätten wir uns offiziell eben scheiden lassen. Waisen oder auch und vor allem Frauen allein haben es nicht einfach, Lord Sesshoumaru...Und ich, als Beamter einer Kanzlei, hätte ja immer wen gefunden. Es ging doch nur um Kameko.“

Womit auch klar war, wer der Kopf hinter dieser kleinen Betrügerei gewesen war, oder der dominantere Teil der Geschwister. Was für ein Irrsinn. „Und jetzt wollte sie Yuudai heiraten, aber der lehnte dankend ab.“

„Ja. Daraufhin wollte sie...ich weiß es nicht genau, Lord Sesshoumaru, ehrlich, aber sie sagte, sie würde ihn dazu bringen, dass er es täte. Und sie wollte sich auch dem...dem mächtigen Fürsten angenehm machen, ihm beweisen, dass er sie nicht zu Unrecht ernannt hatte...“
 

Na, da hatte sie genau den richtigen Weg gewählt, dachte Sakura zynisch. Sich alle im Schloss zu Feinden zu machen war sicher falsch. Aber auch die Idee mit der Heirat und dann von Schloss zu Schloss ziehen.. .Keinem Clan, keiner Familie anzugehören, das wusste sie seit ihren Takaeda-Zeiten, war praktisch ein Todesurteil. Sie selbst hatte alles mögliche auf sich genommen um ihre Clanzugehörigkeit nicht zu verlieren. Und diese zwei Narren machten das mit Absicht? Ein Wunder, dass sie so alt geworden waren. Ohne den Schutz eines Herrn konnte man kaum existieren.
 

Seine Lordschaft dachte ähnlich, nahm sich allerdings davon aus. Er konnte für seinen Schutz selbst sorgen. Aber er überlegte. Kameko hatte sich also unbedingt einen Ehemann beschaffen wollen und war auf Yuudai verfallen – er war in einer guten Position und seine Frau war verstorben. Da der nicht unbedingt willig war, wollte sie ihn anders dazu bringen. Erpressung? Davon hatte Yuudai nichts erwähnt, aber er hatte da auch ziemlich herumgeredet, so dass er selbst ihn unterbrochen hatte. Also würde er wohl noch einmal mit ihm sprechen müssen. Leider. Hauptsache war jedoch, dass er den Selbstmord als Selbstmord bewies, damit wäre er selbst aus der Klemme.

„Du bleibst hier,“ befahl er und wandte sich um, ging durch die Tür, die Sakura hastig vor ihm beiseiteschob, ehe sie ihm folgte.
 

„Äh, Lord Sesshoumaru?“

Der Erbprinz erstarrte. Niemand sprach ihn eigentlich an. Überdies witterte er altes Blut. Langsam wandte er den Kopf und sah zu seiner Schulter. Tatsächlich saß dort der kleine Flohgeist, Myouga, den sein Vater zu seinem Berater gemacht hatte.

Dieser zuckte unter dem Blick zusammen und erklärte lieber eilig seine Impertinenz: „Der verehrte Herr befahl mir Taro Yamamoto zu überwachen. Darf ich fragen wann der wieder an die Arbeit gehen kann?“

Sesshoumaru schnippte den Winzling von seiner Schulter: „Warum sollst du ihn überwachen?“

„Das....das darf ich niemandem sagen. Und es war keine Rede, dass ich bei Eurer Lordschaft eine Ausnahme machen darf.“ Der Flohgeist schloss die Augen, zum einen, um die Schweißperlen auf seiner Stirn nicht hinein zu bekommen, zum anderen, um nicht zu sehen, was da wohl auf ihn zukam.

„Taros Schwester Kameko starb an einem Messer,“ geruhte Seine Eisigkeit jedoch zu erklären – in der sicheren Überzeugung, dass der loyale Myouga auch schweigen würde, wenn er ihn in Stücke schnitt.

„Ach du je.“ Der Berater dachte hastig nach, während er aufstand und sich erneut verbeugte: „Nun ja, das ist dann wohl....Akimaru Mawashi sandte die Yamamotos mit dem Einverständnis des Herrn her. Er hatte sie im Verdacht, dass sie sein Geld unterschlagen würden. Sie waren fremd und benahmen sich wohl etwas auffällig. Der Herr stellte darum beide ein, als Falle. Taro in der Kanzlei erhielt Geld anvertraut, den soll ich überprüfen. Aber bislang hat er nichts Verdächtiges unternommen, in den wenigen Monaten in denen er hier ist. Mit Verlaub, Lord Sesshoumaru, ich halte ihn nicht für intelligent genug um eine Unterschlagung zu planen.“

„Kameko wollte sich verheiraten.“

„Wenn, dann hat sie es gut verborgen. Überdies gaben sie doch an, sie wären miteinander verheiratet? - Soweit ich informiert bin, hat Kameko die Frauen, vor allem die Menschen, die ihr unterstellt waren, recht verärgert. Womöglich liegt dort ein Motiv?“

„Ich stelle keine Theorien auf, wenn ich nicht alle Fakten habe,“ erklärte der junge Hundedämon kalt, umso eisiger, als ihm klar wurde, dass er genau das getan hatte. Selbstmord – oder doch Mord? Er war von Selbstmord ausgegangen – da war der verschlossene Turm, die Wachen vor der Tür. „Unterschlagung.“

„Wie gesagt, bislang fand ich nichts, das werde ich dem Herrn bei seiner Rückkehr auch berichten.“

„Und Kameko?“

„Bei den Mawashis arbeitete sie als Aufseherin in der Weberei. Sie hatte keinerlei Zugang zu Geld. Auch hier ja nicht. Wenn ich meine Meinung sagen darf...Danke. Es wird wohl eine Verleumdung bei Mawashi gewesen sein. Die Yamamotos waren fremd, das macht sie immer verdächtig.“
 

Oder es war eine Rache gewesen, dachte Sakura. Ganz sicher hatte Kameko auch als Aufseherin in einer Weberei gezeigt wer das Sagen hatte und jemand war froh gewesen sie wegzubekommen.
 

Möglich. Je mehr Informationen er erhielt, desto verworrener wurde der anfangs scheinbar so simple Selbstmord. Hätte er doch die Klauen davon gelassen, das einfach als Selbstmord hingestellt und fertig. Jetzt musste er durch. „Yamamoto bleibt einstweilen hier.“

Myouga nickte nur. Das musste dann der Sohn mit dem Vater ausmachen – nichts, wo man sich als armer kleiner Flohgeist einmischen sollte.

Sesshoumaru ging auch bereits weiter. Er musste noch einmal mit Yuudai sprechen und.... „Sakura.“ Er sah sich nicht um, aber er hörte, dass sie sofort niederkniete: „Geh zu Chiyoko. Hat die Hofmeisterin hier mit Geld zu tun?“

„Ja. Wo darf ich Euer Lordschaft Bericht erstatten?“ Wenn er weiterhin so durch das Schloss lief wäre es schwer ihn zu finden.

„Im Arbeitszimmer.“ Er sah einen Diener: „He, du: wo ist Yuudai?“

Der Hausmeister

Der Hausmeister fuhr förmlich zusammen als er den Erbprinzen auf sich zukommen sah, und schickte eilig die Diener weiter, ehe er sich niederkniete.

Seine Lordschaft blieb knapp vor ihm stehen und betrachtete den Rücken: „Womit wollte dich Kameko erpressen?“

„Lord Sesshoumaru....“ Yuudai klang so resigniert wie er sich fühlte: „Ihr wisst es natürlich. Nichts bleibt Hundedämonen verborgen, sagt man zu Recht. Ihr Mann erwähnte es?“

„Ihr Bruder.“ Aha. Diese Kleinigkeit hatte sie dann wohl auch dem potentiellen, wenn auch widerwilligen, Bräutigam verschwiegen, da dessen Kopf um ein Haar hochgeruckt wäre: „Ich höre, Yuudai.“

Dieser wusste, dass es die letzte Warnung war: „Ja, Euer Lordschaft. es...es handelte sich um einen Brief, einen sehr dummen Brief, aus meiner Jugend, den ich einst an eine...Dame schrieb. Ich weiß nicht, warum die Dame ihn aufbewahrte oder wie Kameko daran kam. Als ich ihr jedenfalls klarmachte, dass ich zum einen noch um meine verstorbene Frau trauerte, zum anderen ganz sicher nicht sie heiraten würde, wurde sie nicht nur wütend.....Sie zog diesen Brief aus dem Ärmel.“

„Und du erklärtest dich bereit sie zu heiraten?“ Diese Furie in Reinkultur? Tokushima in Menschenverpackung? „Was stand in diesem Brief?“ Das musste ja schon etwas wirklich Gravierendes sein.

Yuudai hörte durchaus eine gewisse Ungläubigkeit in der Stimme des Hundeprinzen. Er musste mit der Sprache heraus. Vielleicht gab es eine Umschreibungsmöglichkeit ehe er zu viel ausplauderte, das ihn den Kopf kosten konnte: „Eigentlich nichts von wesentlicher Bedeutung, Lord Sesshoumaru. Aber...nun, ich war jung und etwas, das ich heute nicht mehr weiß, hatte mich hier im Schloss verärgert. Eine nichtige Kleinigkeit würde ich heute sicher sagen. Aber damals war ich so gereizt, dass ich mich bei...der Dame darüber ausließ. Überaus ungeschickt ausließ. Mit einer gewissen...Boshaftigkeit hätte man den Satz auch lesen können, als kritisiere ich...als wäre ich mit dem Herrn unzufrieden, was selbstverständlich weder damals noch heute stimmte...“ Er hätte gern etwas Entschuldigendes gesagt, aber das sähe nach einem Schuldanerkenntnis aus. Und man nannte Lord Sesshoumaru nicht umsonst auch die Faust seines Vaters. Wie sollte er das nur formulieren? Wo war Sakura, wenn man sie brauchte? Wie überlebte die solche Dinge? Aber vermutlich machte sie einfach keine Fehler, zumindest keine tödlichen.

„Kameko las es boshaft.“

Verständnis von Seiner Eisigkeit? „Oh ja, Lord Sesshoumaru. Ich erschrak fürchterlich, das kann ich Euch versichern. Ich hatte diesen Brief und zugegeben auch die Dame längst vergessen. Ich....ich meinte zu ihr, dass sie doch verheiratet sei, aber sie erklärte, sie würde die Scheidung verlangen und Taro, ihr Mann, würde sicher einwilligen.“

Das war praktisch ein Mordmotiv. „Was geschah dann?“

„Ich wusste nicht weiter. Dieser Brief...Ich bitte um Vergebung, Euer Lordschaft, aber es war nicht zuletzt die Furcht vor Euch, die mich einwilligen ließ. Ich...ich bat sie nur um den schriftlichen Nachweis, das Taro mit einer Scheidung einverstanden sei. Leider brachte sie mir ihn nur drei Tage später. - Ich saß in der Falle. In meiner Verzweiflung, denn ich bin sicher Euch ist ihr Charakter bekannt, Lord Sesshoumaru, verlangte ich den Brief von ihr als...als Hochzeitsgeschenk.“

„Ging sie darauf ein?“

„Ja, zumal, als ich zusagte, am Ende der Arbeitswoche einen Termin mit dem Priester im Dorf der Mawashis auszumachen.“

„Wann war das?“

„Vergangene Woche. Ich überlegte hin und her. Als sie merkte, dass ich nicht in das Dorf ging....Nun, ich werde Euer Lordschaft mit dem Streit zweier Menschen verschonen. Es wurde sehr...unschön. Dann überraschte sie mich. Ich hatte eigentlich angenommen, dass sie den Brief als Druckmittel gegen mich verstecken würde, aber sie zog ihn wieder aus dem Kimono und wedelte damit herum. So....Ich dachte nicht weiter nach und entriss ihn ihr - und aß ihn auf.“ Yuudai starrte auf den Boden. Er sollte jetzt besser schweigen und hoffen, dass Seine Eisigkeit zum Einen ihn nicht wegen einer Äußerung vor Jahrzehnten betrafen wollte, zum Anderen, nicht genauer nachhakte.
 

Er hatte Papier gegessen? Menschen waren wirklich eigen. Aber nun gut, damit war Kameko die Möglichkeit der Erpressung genommen worden. Sie konnte wieder nicht heiraten und das musste ihre Frustration in ungeahnte Höhen getrieben haben, erklärte aber dann auch ihre übermäßige Strenge selbst gegen diese Mayoko, für die Sakura gebeten hatte. Taro hatte ja erwähnt, dass sie immer enttäuschter und wütender wurde, dass sie niemand heiraten wollte. Das erklärte ihre Wutausbrüche, würde aber auch den Selbstmord erklären, zumal, wenn sie alleingelassen mit ihren Gedanken feststellte, dass ihre letzte Ehemöglichkeit verspielt war. Gleich, wer sich für sie hier im Schloss interessieren würde – Yuudai würde ihm von der Erpressung berichten.

Wie konnte nur jemand so verrückt sein freiwillig heiraten zu wollen – er musste, schön, aber er war auch der Erbe. Freiwillig hätte er sich das sicher nie angetan. Hm. Aber Menschen waren da anders, er musste nur an die ganzen Exemplare mit mangelnder Selbstbeherrschung denken, die ihm bislang untergekommen waren. Er sollte Sakura dazu befragen. Sie wartete gewiss schon wie befohlen vor dem Arbeitszimmer des Fürsten, das augenblicklich ihm als Regent zustand. So drehte er sich nur um, das Aufatmen des Menschen hinter sich ignorierend.
 

Ohne einen Blick rechts oder links auf die Wartenden zu werfen durchschritt er das Vorzimmer: „Sakura.“ Sie war da, würde da sein.

Tatsächlich sprang sie eilig auf und folgte ihm in das Arbeitszimmer des Fürsten. Der momentane Herr des Hauses trat an das Fenster und wartete bis sie die Tür zugeschoben hatte und niederkniete.

„Bericht.“ Er sah hinaus.

„Die zuständige Hausmeisterin verwaltet hier auch Geld, Lord Sesshoumaru, zumindest einmal in der Woche, da sie den Lohn an die Frauen auszahlt. Chiyoko sagte, sie bekomme das Geld von der Kanzlei und verteile es dann nach der Liste, die sie von dort erhält.“

„Wer in der Kanzlei teilt das zu?“

Sie war froh, daran gedacht zu haben: „Im Augenblick Taro Yamamoto.“ Und seine Frau, nein, Schwester hatte es verteilen sollen – eine hübsche Versuchung. Ob das so vom Herrn etwa geplant war?
 

Das fragte sich auch gerade Seine Lordschaft. Diese mysteriöse Ernennung....Hm. Vater neigte nicht dazu sinnlos zu agieren. Er hatte ein wie auch immer geartetes Interesse an den Yamamotos gezeigt – und die waren ihm von Akimaru Mawashi empfohlen worden, dem Grundherrn, mit dem er jetzt einige Tage unterwegs war. Nein, das konnte kein Zufall sein. Umso wichtiger war es allerdings, dass er seinem verehrten Vater einen vollständigen Bericht über den Tod dieser Kameko Yamamoto abliefern konnte. Vermutlich würde er dann auch erfahren, was eigentlich los war. Nur, da war er sicher, der Herr der Hunde hatte ihm nichts davon erzählt, weil dieser nicht annahm, dass es in den wenigen Tagen zu Problemen kommen würde. Überdies hatte der Fürst Myouga als Wache zu Taro befohlen – wobei der törichte Mann im Zweifel den Flohgeist noch nicht einmal bemerkt hatte. Er sah aus dem mit Holz vergitterten Fenster in den Garten: „Die Yamamotos. Warum spielen Geschwister ein Ehepaar.“
 

Na, bitte. Sie hatte es doch gewusst. „Ich muss dazu eine Vermutung aufstellen, Lord Sesshoumaru,“ antwortete sie jedoch ehrlich: „Die allerdings in der Aussage Taros begründet liegt.“ Da er schwieg durfte sie wohl weitersprechen: „Er sagte, sie seien Waisen gewesen, Kameko die Ältere. Aber er hatte immerhin bereits eine Ausbildung zum Schreiber begonnen, die er nicht weiter fortführen konnte. Offenbar war niemand im Clan mehr in der Lage sich um Waisen zu kümmern. Darum vermute ich, dass es sich um Krieg oder eine Seuche handelte, die den Clan vernichtete oder zumindest personell und finanziell ruinierte. Sie waren beide Waisen, allein, und zumindest Kameko musste klar sein, dass sie sich irgendwie durchschlagen mussten, versuchen mussten bei anderen Familien unterzukommen. Arme, bettelnde Waisen jedoch sind nirgends gern gesehen, Euer Lordschaft. Anders sieht es aus, wenn ein Ehepaar, bei dem der Mann Schreiber ist, nach Arbeit fragt. Ich bin sicher, sie haben sich zunächst älter gemacht als sie waren.“ Sie sah vorsichtig zu dem schweigenden Rücken: „Das Leben ohne Clan ist gefährlich und hart für Menschen, Lord Sesshoumaru.“
 

Soweit so gut. Aber.... „Das ist ihnen nicht gelungen.“

„In einen Clan aufgenommen zu werden, nein, offenbar nicht. Was mich wundert,....Verzeihung, meine bescheidene Meinung ist unwichtig.“ Nur nicht zu viel reden und ja nicht ihm vorgreifen. Er wirkte noch immer einen Hauch zu angespannt.

In der Tat, die interessierte niemanden. „Warum hebt eine Menschenfrau einen Brief auf, den ihr ein Mann vor Jahren, Jahrzehnten, geschrieben hat?“

„Vermutlich stand etwas drin, was sie sehr gefreut hat, Lord Sesshoumaru.“

Die nächste Vermutung. Wusste sie denn gar nichts? „Was?“

„Vielleicht eine...Liebeserklärung oder so etwas.“ Sie riskierte erneut einen Blick zu seiner Kehrseite. Noch immer sah er in den Garten. Also hatte ein Brief etwas zu tun mit Kamekos Tod? Moment. Seine Lordschaft war sicher bei Yuudai gewesen. Und Taro hatte doch ausgesagt seine Frau, nein, Schwester, wolle den dazu bringen sie zu heiraten. Erpressung durch einen Brief? Aber woher sollte Yuudai Kameko vor Jahren gekannt haben? Der Hausmeister war schon sehr lange im Hundeschloss, er gehörte quasi zum Inventar.

Sesshoumaru erkannte soeben, dass sie wohl deswegen raten musste weil er ihr keine Fakten gab. Sie war bei dem zweiten Gespräch mit dem Hausmeister nicht anwesend gewesen. Nun, schön, um die Sache abzukürzen: „Kameko gelangte an einen Brief, den Yuudai vor Jahren an eine Frau hier schrieb und den diese behielt. Es stand auch etwas darin, das er über meinen Herrn und Vater schrieb – und ihn erpressbar machte. Er hat diesen Brief vernichtet, sobald er eine Gelegenheit dazu erhielt. Er wollte Kameko nicht heiraten.“

Das war ja mal eine Erklärung! Er musste wirklich mit der ganzen Affäre klar kommen wollen, ehe der Fürst zurückkehrte. Oh, das war ja morgen. Und es begann bereits dunkel zu werden.

„Sakura.“

„Ja, Lord Sesshoumaru?“ Sie beugte sich eilig vor. Irgendetwas hatte sie gerade überhört. Aber er hatte doch gar nicht gesprochen? Manchmal war es schwierig mit ihm, wirklich. Immerhin hatte er sie noch nicht bestraft.

Etwas nachdrücklich definierte er diesmal deutlicher, da sie anscheinend begriffsstutzig war und nicht wusste, was er meinte: „Wie konnte Kameko an diesen alten Brief gelangen?“

Sakura

Wie konnte Kameko an einen Brief gelangen, den Yuudai vor Jahren an eine Frau hier im Haus schrieb?“

Sakura dachte hastig nach, wohl wissend, dass der Hundeprinz nicht die Geduld gepachtet hatte. Wenn diese Frau, die Adressatin, offenkundig hier im Schloss gelebt hatte – sonst hätte Yuudai sie kaum gekannt – musste Kameko in den letzten beiden Monaten an diesen Brief gekommen sein. Entweder, sie hatte alle Zimmer durchsucht in der Hoffnung etwas zu finden – sehr risikoreich, denn Diebstähle innerhalb eines Hauses wurden stets hart bestraft, und die Chance, dass jemand, gleich ob Mensch oder Dämon sie erblickte war enorm. Hatte sie nicht anders gekonnt? Es gab Menschen, denen war Diebstahl zu einer zweiten Natur geworden, sie hatte davon gehört. Oder aber, der Brief war Kameko bei ihrem Amt als Hausmeisterin in die Hände gefallen. Hm. Yuudai....„Anzu, Lord Sesshoumaru?“ Nein, das war keine direkte Antwort auf seine Frage und sie zuckte instinktiv zusammen als er sich umdrehte. Fast drei Meter Distanz boten bei einem Dämon seiner Kraft keinerlei Schutz.

Was um alles in der Welt wusste sie, dass er nicht wusste? Hielt sie ihn für einen Hellseher? Oder, schlimmer, war das einfach Allgemeinwissen unter allen weiblichen Wesen dieser minderen Art und er stände als töricht da, wüsste er das nicht? „Ich kenne den Namen nicht,“ gab er dennoch zu.

Natürlich nicht. Es handelte sich um menschliche Frauen. Sie musste ja froh sein, dass Seine Eisigkeit geruhte sich ihren Namen zu merken, ja, zu verwenden. „Äh, soweit ich weiß, Euer Lordschaft, ist Anzu die einzige Frau in Yuudais Alter, die in den vergangenen Wochen verstarb.“ Und die sie für die Beerdigung hergerichtet hatte. Ihr Lehrer war froh ihr diese Arbeit bei Menschen überlassen zu können.
 

Und jetzt? Der Hundeprinz hob die Rechte und betrachtete angelegentlich seine Krallen.
 

Nein, Geduld war seine Sache nicht. Und sie sollte aufpassen, wollte sie nicht wieder an der Wand landen oder Ärgeres: „Äh...ich bitte um Vergebung, ich nahm als selbstverständlich an, dass Euer Lordschaft die Regel im Schloss bekannt ist. - Wenn eine alleinstehende Frau stirbt, ordnet die jeweilige Hausmeisterin ihre Sachen, schickt sie unter Umständen an eine noch bekannte Verwandtschaft und räumt ansonsten das Zimmer frei. Dabei sichtet sie natürlich auch die Papiere.“

Damit war klar, wie Kameko an den Brief gekommen war, ihn gelesen hatte – und ihre letzte Chance erkannt hatte, koste es, was es wolle, und sei es auch durch ein Verbrechen wie Erpressung, doch noch an einen Ehemann zu gelangen. Hm. So wandte er sich wieder um und blickte aus dem Fenster. Er musste noch einmal gründlich seine Gedanken ordnen, die Aussagen aller durchgehen. Moment. „Die Yamamotos kamen in keinem Clan unter. Warum?“

Ach du je. Sie blickte lieber zu Boden: „Ich....das kann ich wiederum nur vermuten, Euer Lordschaft.“ Und Mutmaßungen wollte er eigentlich nicht, schon gleich nicht in dieser Gemütsverfassung.

Ihre Vermutungen waren aller Voraussicht nach näher an der Realität als seine, war sie doch ebenfalls ein Exemplar dieser enervierenden Spezies: „Ich höre.“

„Wenn Menschen ihren Clan verloren haben suchen sie nach einem anderen, der sie aufnimmt. Natürlich bemüht man sich dann sich in die neue Familie einzufügen, keine Fehler zu begehen und so dort auch bleiben zu können. Darum wunderte es mich auch...“ Halt, Sakura, keine persönliche Meinung, schön sachlich bleiben: „Ich meine, es fällt daher auf, dass es den beiden Yamamotos in all den Jahren nicht gelang irgendwo aufgenommen zu werden, sondern sie fortgesetzt weiter von Schloss zu Schloss zogen. Das kann nur bedeuten, dass es entweder zu wie auch immer gearteten Zwischenfällen kam oder Taro Yamamoto seine Schreibarbeiten nicht zur Zufriedenheit der Herren ausführte.“ Immerhin hatte der ja nur BEGONNEN Schreiber zu lernen, bei all den Schriftzeichen war das schwer. Und sie hatte bereits als Sechsjährige damit begonnen, ehe er Überfall auf ihr Dorf mit zehn alles ausgelöscht hatte, was sie bis dahin als Heimat kannte. Nun lernte sie bei Neigi.

Selbst Akimaru Mawashi, den er als mehr als weichherzigen Grundherrn kennengelernt hatte, war etwas aufgefallen und er hatte die beiden vermeintlichen Geschwister zur Überprüfung an Vater geschickt, ja. Aber laut Myouga machte Taro keinen Fehler, bislang zumindest. Logischerweise konnten die Zwischenfälle dann nur auf Kamekos Konto gehen. Vielleicht war sie mit ihrer Art nicht nur in diesem Schloss angeeckt, vielleicht hatte sie zu aufdringlich nach einem Ehemann gesucht, so dass sich der Eine oder die Andere beim jeweiligen Herrn beschwert hatten. Und da galt im Zweifel des Wort eines Clanmitglieds mehr als das eines Fremden.

Er unterbrach seine Gedanken, als er ein leises Knurren hörte. In der Tat. Sakura hatte den gesamten Tag seine Anweisungen befolgt und wohl seit dem Frühstück nichts mehr zu sich genommen. Immerhin fiel es ihm jetzt noch auf. Vater würde bei seiner Rückkehr sicher merken, dass sie Hunger oder Durst hatte, und ihm selbst das übel anrechnen. Zusätzlich zu Kamekos Tod. Nein, das brauchte er wirklich nicht. Ihm reichten noch seine letzten Bestrafungen oder eher natürlich Sonderaufgaben: „Du darfst gehen.“

„Danke, Euer Lordschaft.“ Sie verneigte sich höflich, ehe sie aufstand und das Arbeitszimmer des Fürsten verließ. Schade, dass sie heute keine Aufklärungsrede erhalten würde, was passiert war – aber immerhin konnte sie sich jetzt in der Küche versorgen und zu ihrem Lehrer gehen, der sicher auf sie wartete. Vielleicht erfuhr sie morgen, was los war, wenn der Herr zurückkehrte. Oder auch nie. Seine Lordschaft oder gar der Fürst war ihr schließlich keine Rechenschaft schuldig.
 

Sesshoumaru wandte sich erneut zum Fenster um.

Fakt war, dass Vater offenbar auf Mawashis Bitte hin diese beiden verdächtigen Yamamotos eingestellt hatte, um sie zu überprüfen. Tatsache war auch, dass Taro laut Myouga seine Aufgabe erledigte, unauffällig war, und in einem persönlichen Gespräch auch weder besonders intelligent noch mit krimineller Energie gesegnet wirkte. Da hatte seine Schwester mehr davon zu bieten. Die Idee mit dem angeblichen Ehepaar stammte ebenso von ihr wie der Versuch sich in Schlössern einen möglichst reichen Ehemann zu angeln. Sie hatte überdies einen nicht an sie gerichteten Brief unterschlagen und versucht Yuudai zu einer Heirat zu erpressen, in der sie offenkundig ihre letzte Chance sah doch noch zu einem Clan zu gehören. Mit fortschreitendem Alter war sie wohl immer nachdrücklicher und verzweifelter geworden. Nachdem Yuudai den Brief gegessen hatte, hatte sie nichts in der Hand, und sie musste begriffen haben, dass sie nicht nur keinen anderen Mann hier finden würde, sondern auch in ihrem an sich angesehenen Amt als Hausmeisterin nicht unbedingt erfolgreich war. Allein, verzweifelt im alten Turm beging sie Selbstmord.

Soweit so gut.

Nach Neigis Aussage war ein Selbstmord mit diesem Stichkanal bei Frauen selten - aber nicht unmöglich.

Die Frage war nur, wollte ein Mörder, dass die Sache so gesehen wurde?

Yuudai, zum Beispiel, der als Erpressungsopfer sie ganz sicher nicht mochte? Eine der anderen menschlichen Frauen, die sie verärgert hatte? Nicht zuletzt Chiyoko Ito?

Nein, suche nicht das Warum, suche das WIE. Wenn ein Mord, gleich auf welche Art auch immer, unmöglich war, musste es Selbstmord gewesen sein. Er selbst wäre soweit aus der Sache heraus und höchstens die Krieger, die das Opfer nicht durchsucht hatten, hatten einen Tadel des Herrn aller Hunde zu befürchten.
 

Der alte Turm war immer verschlossen. Yuudai, aber auch Shinichi und Yoshiku hatten in getrennten Verhören versichert, dass der Riegel vorlag und das Schloss zu war, als sie mit Kameko ankamen. Der Hausmeister schloss auf und der Riegel wurde weggenommen. Unmöglich, dass sich jemand zuvor darin verstecken konnte. Dann ging Yuudai zurück zum Schloss, nachdem er das Licht angezündet hatte und die beiden Krieger legten den Riegel vor und hielten Wache. Als sie erneut den Riegel wegnahmen, fanden sie die Tote. Es gab keinen anderen Weg hinein in den Turm, selbst der unbequeme Weg durch die Latrine war mit Spitzen und Bannkreisen abgesichert. Ein Geheimgang war auszuschließen, schon, weil Vater dort Geiseln unterbrachte und denen ganz sicher keine Gelegenheit zum Verschwinden liefern wollte.

Nun, wie er es drehte und wendete: alles sprach für Selbstmord, inklusive der Tatsache, dass die Krieger sie nicht durchsucht hatten und es schon in ihrer Eigenschaft als Hausmeisterin möglich war, dass sie stets wie ein Beamter solch ein Messer zum Öffnen von Briefen bei sich trug.

Zu allem Überfluss hatte ER ja das Urteil über Kameko gesprochen und das hatte niemand vorhersehen können, geschweige denn, dass er sie in den alten Turm schickte.

Nun gut. Niemand, und schon gar nicht sein verehrter Vater, sollte ihm Nachlässigkeit unterstellen können. Er musste alles noch einmal durchgehen, dann konnte er morgen früh Vater Bericht erstatten und alles war in Ordnung.

Lösungen

Sesshoumaru wandte sich erst vom Fenster ab als er spürte vor wem soeben die Tür aufgerissen wurde und verneigte sich eilig höflich vor seinem Vater.

Der Inu no Taishou hob etwas die Hand: „Setze dich und berichte über den Tod von Kameko Yamamoto.“

Gehorsam ließ sich sein Sohn nieder, wartete jedoch bis auch der Fürst Platz genommen hatte. Wieso überraschte ihn diese Begrüßung nicht? Myouga hatte das sicher Vater bereits bei dessen Ankunft erzählt. „Die Beerdigung fand noch nicht statt,“ begann er jedoch: „Da die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen waren.“

„Myouga sagte ein Messer steckte in ihrer Brust, ein von außen verschlossener Raum mit zwei Wachen davor - und du gehst nicht von Selbstmord aus?“

Dieser geschwätzige Flohgeist! „Ich wollte vor allem sicher gehen, verehrter Vater, da mir in den vergangenen Tagen zu viel über Kameko zu Ohren kam, das durchaus für den einen oder anderen Menschen als Mordmotiv dienen könnte.“

„Das ist allerdings ein Punkt, der mich interessiert.“ Der Inu no Taishou sah seitwärts: „Als Akimaru Mawashi zu mir kam und erzählte, die beiden Yamamotos seien bei ihm angeschwärzt worden, dass sie Unterschlagungen begingen, gab er zu, dass er nichts finden konnte. So bat er mich um eine Falle. Ich habe dir nichts davon erzählt, da ich kaum davon ausging, dass in diesen vier Tagen meiner Abwesenheit solch ein Zwischenfall geschehen würde.“

Das war praktisch eine Entschuldigung des Herrn aller Hunde und Sesshoumaru neigte den Kopf: „Danke, verehrter Vater. Soweit Myouga feststellte, arbeitet Taro Yamamoto in der Kanzlei und ließ sich bislang nichts zu Schulden kommen. Was man von Kameko nicht behaupten konnte. In den wenigen Wochen, in denen sie hier die Hofmeisterin war, vermochte sie es alle menschlichen Dienerinnen und die Dämoninnen gegen sich aufzubringen. Überdies unterschlug sie einen Brief einer Toten, den sie deren Verwandtschaft hätte schicken sollen, und wollte damit Yuudai, den Hausmeister, zu einer Ehe erpressen. Diesem gelang es jedoch den Brief zu...vernichten.“

„Überdies brachte sie dich dazu sie zu bestrafen?“

„Sie wollte mich wegdrücken. - Darüber hinaus hatte sie es bei den Strafen der Frauen überzogen. Chiyoko, Yori und Sakura baten für eine Mayoko, die sie auspeitschen lassen wollte, obwohl diese noch von einer lebensgefährlichen Geburt geschwächt war.“

Und der Herr Sohn hatte die Drei nicht nur angehört sondern auch noch ihrer Bitte stattgegeben? Lernte er dazu oder war es nur die Unlust sich weiter mit gleich drei weiblichen Wesen auf einmal zu befassen? Außerdem hatte Kameko eine Tätlichkeit gegen ihn überlebt. Nun gut, einstweilen überlebt. „Und du ließest sie in den alten Turm bringen, unter Bewachung, aber ohne Essen und Trinken.“

„Sakura sagte mir, dass das erst nach drei Tagen für einen Menschen tödlich sei,“ verteidigte sich der Hundeprinz prompt.

Folglich hatte er nachgefragt, dachte der Inu no Taishou zufrieden.

„Die beiden Krieger waren Yoshiku und Shinichi, Yuudai ging mit, da er aufschließen musste. Ich habe alle drei einzeln gesprochen, der Ablauf war praktisch identisch.“ Er schilderte die Aussagen, ehe er ergänzte: „Als die beiden Krieger Kameko abholen mussten, hoben sie den Riegel weg und riefen nach ihr. Da keine Antwort kam, suchten sie sie und fanden sie mit dem Rücken an die vordere linke Tür gelehnt. Sie fiel ihnen entgegen, als sie sie öffneten. Ein Messer, wie es Beamte benutzen, aber auch sie wohl im Gebrauch hatte, steckte in ihrer linken Brust. Laut Neigi eine durchaus mögliche, wenn auch unübliche Art von oben her bei einem Selbstmord zuzustechen. Das war mein Anlass die ganze Sache noch einmal näher zu betrachten. Der Turm selbst, wie Euch sicher bekannt ist, verehrter Vater, besitzt keinen anderen Eingang, es ist unmöglich anders als durch die Tür hinein zu gelangen. Zweitens war es niemandem möglich in den Turm zu gelangen und sich darin zu verstecken, in dem er die Schlüssel stahl – das Schloss war laut allen drei Aussagen zu, Yuudai trug den Schlüssel dazu in der Hand. Und drittens: niemand konnte zuvor wissen, dass ich zu Kameko gehen würde, sie verurteilen würde. Also deutete alles auf Selbstmord hin.“

„Was ließ dich weitersuchen?“

„Als ich alle Aussagen überdachte fiel mir auf, dass es nicht nur ein sondern zwei Zeitfenster gab, die nicht durch die Aussagen abgedeckt waren.

Yuudai war allein im Turm und zündete – nur auf der linken Seite im großen Raum – die Öllampen an. Dann trat er hinaus, sah noch, wie Kameko sich gegen die beiden Dämonen zur Wehr setzte, aber sie hineingezerrt wurde. Die Krieger brachten sie in den großen Raum und gaben sie erst frei als sie sich niederließ. In dieser Zeit war es den Beiden nicht möglich die Tür des Turmes oder auch die erste Tür nach rechts zu dem kleineren, dunklen, Raum zu sehen. Als sie wieder herauskamen war Yuudai schon weg, sagten sie aus. Die Aussage des Hausmeisters lautete ähnlich. Er ergänzte noch mir gegenüber, dass er wörtlich sagte: So, werte Krieger, das war es für mich. Ich schließe in zwei Tagen wieder ab. - Die Dämonen zerrten sie dann an mir vorbei in den Turm, in das große Zimmer. - Ich sah die Beiden erst zwei Tage später, als Eure anbefohlene Strafe vorbei war.“ Sesshoumaru blickte seitwärts: „Ich gehe davon aus, dass niemand mich direkt anlog, verehrter Vater.“

„Und das zweite Zeitfenster?“

„Die Krieger fanden die Tote als sie die erste Tür nach links beiseiteschoben und machten einen Satz zurück, ehe sie begriffen, was los war und sie anstarrten. Auch hierbei drehten sie den Rücken der Eingangstür und dem ersten Raum nach rechts zu. Sie bemerkten Yuudai erst als er sie ansprach. Mit Verlaub, sehr unprofessionell für dämonische Krieger.“

„Du gehst also davon aus, dass es jedes Mal einige Sekunden gibt, in dem Yuudai in dieses Zimmer schlüpfen konnte oder es verlassen konnte und so tun, als sei er im Schloss gewesen.“

„Jemand, ja, verehrter Vater, aber nicht Yuudai. Er ist der Hausmeister, der wichtigste Ansprechpartner für alle menschlichen Diener, aber auch für Chiyoko und die Dämonen wie Yori. Es wäre aufgefallen, wenn er zwei volle Tage nicht aufzufinden gewesen wäre. Seine Pflichten sind in diesem Fall sein bestes Alibi. Ich vermute eine Frau. Sie verließen alle den Raum nachdem ich gegangen war. Die beiden Krieger mit Kameko ebenso, aber sie mussten zuerst noch nach Yuudai schicken und dieser den Schlüssel holen. Wenige Minuten, aber das genügte um einen Vorsprung herauszulaufen und sich seitlich des Turmes zu postieren. Bedenkt, verehrter Vater, dass der Turm auf Euren Wunsch hin stets....gebrauchsfertig ist und regelmäßig gereinigt wird. Es gibt sicher die eine oder andere Menschenfrau die die Zimmereinteilungen kennt. Yuudai erwähnte laut und deutlich, dass er nur die Lichter auf der linken Seite im großen Raum anzünden würde. Ich vermute, dass die Menschenfrau zunächst nur sichergehen wollte, dass Kameko auch wirklich eingesperrt wird, dann jedoch die spontane Idee fasste sich mit einschließen zu lassen, als sie bemerkte, dass der Hausmeister bereits ging, ohne sich umzudrehen. Falls die Krieger sie doch gesehen hätten, hätte sie eben einen Befehl missverstanden. Sie versteckte sich in dem ersten kleinen Raum und wartete. Als Kameko eingeschlafen war, schlich sie hinüber. Nach der Aussage der Heiler und der Totenstarre nach muss Kameko bereits länger tot gewesen sein. Als die Krieger dann die Tote fanden, war die Täterin bereits wieder verborgen. Die Krieger schickten Yuudai in das Schloss, als er kam, aber betrachteten ansonsten die Leiche. Auch ein Geruch war nicht festzustellen. Zum einen überdeckte der Blutgeruch doch einiges, zum anderen war durch die Öffnung in der Latrine ein gewisser Luftaustausch gegeben. Und unsere menschlichen Dienstboten parfümieren sich nicht.“ Schon, um die armen Hundenasen zu schonen. „Chiyoko sollte Kamekos Pflichten übernehmen. Auch für sie wäre es unmöglich gewesen zwei Tage lang nicht auffindbar zu sein. - Mayoko. Sie wusste, dass Kameko sie nicht leiden konnte und vermutete eine neue Strafe sobald diese wieder frei werden würde, vielleicht diesmal ohne dass Ihr oder ich eingreifen. Angst vermag viel bei Menschen.“

Der Fürst betrachtete Jüngeren nachdenklich: „Nun, ich denke, wir einigen uns darauf, dass Kameko Yamamoto aus den zunächst von dir dargelegten Gründen Selbstmord begangen hat. So erstaunt? Mayoko hat vier kleine Kinder und einen kranken Ehemann, der nicht arbeiten kann. Es wäre ihr unmöglich gewesen sie zwei Tage lang allein zu lassen. Taro Yamamoto wurde von Myouga überwacht – auch hier gibt es keine zwei Tage frei.“ Langsam ergänzte er: „Du hast alles begründet – und doch nicht die letzte Schlussfolgerung gezogen. Du suchtest ohne objektiven Grund weiter, nach einem Ziel, das du selbst für unrichtig erkannt hattest. Für einen Fürsten ist es womöglich fatal aus Ehrgeiz oder Emotionen Tatsachen zu ignorieren. Jeder kann Fehler begehen, aber die eines Fürsten wiegen schwerer, denn er reißt auch andere mit. Darum solltest du dich immer an Fakten halten. - Sesshoumaru, du bist mein Sohn. Du musst mir deine Perfektion nicht beweisen.“

Der Halbwüchsige blickte zu Boden. Das sagte er so einfach. Vater war sein Maßstab, das Maß aller Dinge, das er selbst nur irgendwann in harter Arbeit einmal hoffen konnte zu übertreffen. Er wollte doch keinen Missgriff in dessen Augen begehen, schon um nicht dessen Anerkennung zu verlieren. Überdies hatte ihn Mutter ja immer gewarnt – seine Position als Erbe war nie gesichert, mochte er im Augenblick auch der einzige Sohn sein. Ein Halbbruder war rasch entstanden und konnte schnell eine Konkurrenz werden, wenn dieser Vaters Wünsche besser erfüllte, der perfektere Dämon, der idealere Sohn war. Dann würde der das Höllenschwert bekommen, der der nächste Fürst werden – und er kannte seinen Vater. Solange der lebte würde er dafür sorgen, dass sich seine Söhne nicht gegenseitig umbrachten. Nach dessen Tod jedoch, wenn er selbst nicht ein mächtiges Schwert erhalten würde, wäre ihm ein Halbbruder mit dem Höllenschwert bestimmt immer überlegen. Das durfte einfach nicht passieren. Er war der, der perfekt tötet, und von dem seine beiden Eltern zu Recht auch dämonische Vollkommenheit erwarteten.

Der Inu no Taishou legte ihm die Hand auf die Schulter: „Komm, gehen wir ein wenig trainieren. Ich war auf dem Herweg noch bei Toutousai um zwei Schwerter zu bestellen. Wir werden sehen, was er zustande bringt. Das wird noch Jahre dauern, meinte er. Immerhin sollen sie aus meinen Fangzähnen gebaut werden.“

„Ja, verehrter Vater. Darf ich eines davon haben?“

„Ja,“ versprach der Hundefürst – allerdings ohne zu sagen, welches.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Herzlichen Glückwunsch, Sakura... Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Nein, werter Fürst, was kann schon passieren? Vielleicht sollte Euch Mr. Murphy mal sein Theorem erklären: alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen....

Und Seine Eisigkeit ist entzückend naiv, wenn er annimmt Streitigkeiten unter Frauen seien mit zwei Sätzen erledigt.

bye

hotep Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Herzlichen Glückwunsch, Jungs.

Wir spielen also: wer hat Angst vor dem bösen Wolf...äh, Hund? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Sie ist auch sicher sehr erfreut vom gesamten Haushalt als Prellbock verwendet zu werden. Zwischen Seiner Lordschaft und den Dienstboten gibt es diesbezüglich wohl keinen Unterschied.
Lächeln und winken, Sakura, mmer schön lächeln und winken... Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Während Seine Lordschaft offenbar die neue dämonische Tugend des Selbstmitleids entdeckt, arbeitet Sakura daran, dass es nicht noch eine Leiche im Schloss zu erklären gibt, wenn der Herr der Hunde nach Hause kommt...


bye

hotep Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Wunderbar:)
Das nächste Kapitel heisst: Überraschungen....

bye

hotep Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Seine Lordschaft schuftet, um nicht doch noch einige Jährchen mit Tokushima zusammen lernen zu dürfen. Schließlich kann er nicht alle töten...
Im nächsten Kapitel muss der Hausmeister dann wohl mit der Sprache heraus.
bye

hotep Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ja, Euer Lordschaft, Sakuras Meinung interessiert niemanden – aber man kann sie ja mal fragen. Sehr konsequent. Oder verzweifelt?
Das folgende Kapitel trägt denn auch ihren Namen. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Wir nehmen also mal die bequeme Lösung. Wie...menschlich Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Seine Lordschaft war ein wenig zu übereifrig Papa zu gefallen....

Wann der nächste Dämonenkrimi kommt, weiss ich noch nicht. Ich arbeite momentan an einem Vampirkrimi aus der Via-Inquisitoris-Reihe, der unter Kurzgeschichten erscheinen soll Unsere Lieblingshunde kommen allerdings in der neuen Story: Alles rein geschäftlich! auch vor, die ienem Krimi doch recht ähnlich geworden ist...

bye

hotep Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (70)
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Von:  Kerstin-san
2020-05-10T13:52:40+00:00 10.05.2020 15:52
Hallo,
 
oh wow, ich bin baff, dass das hier so endet. Gleichzeitig freue ich mich, dass meine Theorie stimmt und dass das eigentliche Motiv für den Selbstmord im Dunkeln bleibt, ist auch mal eine coole Sache. Manchmal kann man eben nicht alles bis ins letzte Detail aufklären und ich finde es so toll, dass Sesshoumaru hier mal daneben liegt, weil wir es einfach gewohtn sind, dass er unfehlbar ist.
 
Als er da mit seiner Erklärugn loslegte, warum es Mord war, war ich schon am verzweifeln, weil: Argh! Diese winzigen Details? Und dann strickt er daraus so eine Theorie, das ich mir quasi sicher war, dass ich daneben lag.
Echt toll. Ich glaub von allen Auflösungskapiteln, gefällt mir das bisher am besten.^^
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Kerstin-san
2020-05-10T13:43:26+00:00 10.05.2020 15:43
Hallo,
 
also entweder Selbstmord oder Taro wars, der eine günstige Gelegeneheit sah seine dominante Schwester loszuwerden und zu verhindern, dass sie demnächst wieder zum nächsten Schloss ziehen müssen. Da ich nur so gar keine Möglichkeit sehe, wie er in den Turm reingekommen sein soll, da seine Eisigkeit meine Geheimgangtheorie ja schon verworfen hat und selbst ein Täter, der sich vorab im Turm in einem anderen Zimmer versteckt hat, selber keine Möglichkeit mehr gehabt hätte nach dem Mord unbemerkt herauszukommen (außer er stürzt sich durch die mit Stacheln bewachsene Latrine herab) und Sesshoumaru ja festgestellt hat, dass Taro ihn nicht angelogen hat, als er ihm versicherte, dass er nicht der Mörder wäre, muss ich wohl oder übel bei der Selbstmordtheorie bleiben. Ich hab zwar keine wirkliche Idee warum sie sich getötet haben sollte (außer sie hat dadrin irgendwie Panik vor ihren eingebildeten Gespenstern bekommen und statt an die Vordertür zu klopfen und die Wachen zum aufmachen zu bewegen, hat sie sich in ihrer Panik selbst erstochen), aber na ja. Bin sehr gespannt, wie es wirklich war :)
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Kerstin-san
2020-05-10T13:22:08+00:00 10.05.2020 15:22
Hallo,
 
komisch. Der Bruder ging doch davon aus, dass der Hausmeister seine Schwester nicht heiraten wollte und dann hat sie ein angeblich von ihm unterzeichnetes Schreiben vorgelegt, indem er mitteilt in die Scheidung einzuwilligen? Hat er das nur "vergessen" zu erwähnen oder interpretiere ich da jetzt zu viel rein?
 
Er aß ihn auf? xD Kreative Lösung!
Und das mit dem Brief ist schon seltsam. Aber wer auch immer die Dame ist: Sollte sie Kameko wegen des Diebstahls erdolcht haben? Das müsste dann ja wirklich ein sehr brisanter Brief gewesen sein...
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Kerstin-san
2020-05-10T13:12:19+00:00 10.05.2020 15:12
Hallo,
 
thihihi, bitte lass Sesshoumaru das genau so seinem Vater erzählen. Das wäre einmalig xD
 
Wie dumm ist der Plan denn bitte? Wie wollen sie sich denn scheiden lassen, wenn sie keine Heiratspapiere oder sowas haben? Und es wäre ja wohl sehr verdächtig, wenn sie behaupten würden, dass sie sich in irgendeinem anderen Dorf scheiden lassen würden...
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Kerstin-san
2020-05-10T13:03:28+00:00 10.05.2020 15:03
Hallo,
 
hups, Bruder und Schwester und wie es aussieht war die ältere Schwester eindeutig diejinge, die hire die Fäden gezogen hat.
 
Antwort von:  Kerstin-san
10.05.2020 15:04
Hups, das hat jetzt irgendwie zu früh gespeichert. Ignorier die ganzen Buchstabendreher einfach...
Von:  Kerstin-san
2020-05-10T12:57:39+00:00 10.05.2020 14:57
Hallo,
 
hmmm, verzwickte Sache. Dachte auch kurz daran, dass sich jemand vorab in dem Turm versteckt aben könnte, um Kameko aufzulauern. Aber dann hätte derjenige echt schnell sein müssen und hätte wirklich viel riskieren müssen, weil es dann wohl nur ein Zufall gewesen wäre, dass ihn niemand sah, als Kameko hereingeführt wurde. Und da die beiden Wachen ja auch keine andere Person rochen...
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Kerstin-san
2020-05-10T12:49:10+00:00 10.05.2020 14:49
Hallo,
 
so ists recht, Sakura. Nur nicht immer alles in der ersten Reihe ausbaden. An ihrer Stelle hätte ich auch keine Lust in das ganze da mitreingezogen zu werden...
 
Beamtenmesser.. Deutet dann natürlich direkt mal irgendwie auf ihren Mann hin, der ja in der Kanzlei arbeitet. Aber das ist mir schon wieder zu offensichtlich xD
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Kerstin-san
2020-05-10T12:43:23+00:00 10.05.2020 14:43
Hallo,
 
Kameko ist ja wirklich ne nette... Nicht. Ich finds witzig, wie sie selbst den dämonischen Kriegern und dem Hausmeister auf den Wecker geht. Und kann gleichzeitig nur den Kopf schütteln, dass ihre größte Sorge momentan ist, dass sie zwei Tage lang keinen Tee bekommt. Oh man...
 
Hm und dann ist dann natürlich gleich wieder so was mysteriöses. Erster Gedanke: Selbstmord? Nur, wie wahrscheinlich ist es, dass die gute Dame immer ein Messer mit sich herumträgt?
Zweiter Gedanke: Geheimgänge! Möglicherweise hat sich jemand heimlich in den Turm geschlichen, um die Gefangene zu ermorden. Andererseits haben die Wachen ja nichts gehört, was einen Kampf oder ähnliches eigentlich ausschließt...
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Kerstin-san
2020-05-10T12:32:52+00:00 10.05.2020 14:32
Hallo,
 
Sakura manövriert sich da wirklich gut durch das Gespräch durch und der arme Sesshoumaru muss sich mit solch "langweiligen" Aufgaben herumschlagen, man sollte meinen er würde sich über den Mord, der demnächst um die Ecke kommt, geradezu freuen, weil das doch sicher etwas Abwechslung verspricht *hust*
 
Kameko wirkt wirklich unglaublich streng. Ich frag mich, ob sie wirklich der Meinung ist, dass dieser Drill die Dienstboten zu besseren Leistungen anspornt, weil sie vlt. aus dem Schloss, wo sie vorher war einfach disziplinierteres Verhalten gewohnt ist (evtl. hatte sie da ja schon mal eine ähnliche Stelle?) oder ob sie einfach zu unerfahren ist, um zu wissen, was sie da eigentlich anrichtet.
 
Und okay, ein Teil meiner ganzen Fragen wurden gerade mit dem letzten Abschnitt beantwortet. Gewieft ist der Herr der Hunde ja schon.
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Kerstin-san
2020-05-10T12:21:57+00:00 10.05.2020 14:21
Hallo,
 
ach herrje, Sakura muss ja bei allem aushelfen. Und sie ist natürlich so gutmütig, dass sie da schwerlich ablehnen kann. Andererseits zeigt das aber auch, dass man ihr einen gewissen Respekt entgegen bringt und sie nicht einfach nur für die einfältige Geliebte des Prinzen hält.
 
Bin ja neugierig, warum der Taishou die Hofmeisterin überhaupt auswechseln lies, wenn er mit ihrer Arbeit doch zufrieden war?
 
Und jetzt auch noch seine Eisigkeit - wunderbar. Das wird sicherlich für den Leser unterhaltsam, für die drei Damen vermutlich eher weniger.
 
Liebe Grüße
Kerstin


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