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Bis wir uns wiedersehen

von

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Kälte

Kälte

Die Nacht war dunkel, trotz der vielen Sterne und des Mondes, die zusammen ein weißes, man könnte fast sagen friedliches Licht auf die Oberfläche warfen. Obwohl alles um ihn herum hell schien, so war es trotzdem dunkel. Und kalt. Seit jenem Tag, war alles was er fühlte Kälte. Sowohl von Außen, als auch von Innen. Die äußere Kälte konnte er verkraften, schließlich war er daran gewöhnt. Er hatte kein Problem mit der kalten Jahreszeit und das bisschen Gänsehaut, dass sie bei ihm verursachte, konnte er ohne Klagen wegstecken. Was ihn bedrückte, war die Kälte in seinem Inneren. Die Kälte die langsam begann sein Herz aufzufressen und auf ihrem erbarmungslosen Vorschreiten eine Narbe der Einsamkeit hinter sich herzog. Nach all den Jahren, des Alleinseins, des Leidens, hatte er sich endlich wieder mit dem Gedanken angefreundet, dass es vielleicht nicht für immer so sein müsste, dass er letztendlich vielleicht doch dazu bestimmt war, glücklich zu werden und sein Leben in Frieden zu verbringen.

Er lehnte an dem alten Brunnen, während eine kühle Brise seine silberfarbenden Haare in sein Gesicht wehte. Mit einem genervten Schnauben, warf er sie über seine Schulter zurück.

Vermutlich, hatte sie in ihm einfach nur falsche Hoffnungen geweckt.

Blöde Kuh…,dachte er.

Er starrte einen Moment in das Gras vor sich, bevor er ausholte und sich mit seiner eignen Faust ins Gesicht schlug.

Der Schmerz war immens. Er hatte absichtlich weit ausgeholt und extra fest zugeschlagen. Wie konnte er es wagen so über sie zu denken? Wie konnte er es wagen, sie für seine Situation verantwortlich zu machen? Sie war es gewesen, die ihm die glücklichste Zeit seines Lebens ermöglicht hatte.

Er dachte an ihr schwarzes Haar.

Dieses Mädchen hatte seine Albträume verjagt, seine Schatten bekämpft, seine schwere Zeit erträglich gemacht und ihm sein verschwunden geglaubtes Herz zurück gegeben.

Und er saß hier und bemitleidete sich selbst.

Kagome…

Lange hatte er versucht nicht an ihren Namen zu denken. Es war zu schmerzhaft. Jedes Mal wenn er ihren Namen dachte, oder ihn sogar aussprach, in den Minuten in denen er sich unbeobachtet fühlte, spürte er einen Stich in seiner linken Brust.

Er wusste, dass es richtig gewesen war sie gehen zu lassen. Er war nicht der einzige, der sie brauchte. Und es wäre selbstsüchtig gewesen, zu versuchen sie bei sich zu halten. Sie war sicher. Das war alles was ihn interessierte. Dort wo sie jetzt war, konnte ihr niemand etwas antun. Und solange er diese Aufgabe erfüllt hatte, die er sich vor einer Ewigkeit selbst auferlegt hatte, spielte alles andere keine Rolle. Nicht einmal sein eigenes Herz, dass sich schmerzhaft zusammenzog, während er an dem Brunnen lehnte, der wie ein Mahnmal auf der Lichtung stand.

Durch ihn war sie in sein Leben geraten. Und, so ironisch und grausam es klang, durch ihn hatte er sie schließlich auch verloren.

Er lachte verächtlich. Was war schon dabei, wenn er wieder alleine sein würde? Schließlich hatte er die meiste Zeit seines Lebens so verbracht. Er würde es wieder schaffen. Er gegen den Rest der Welt. Und dennoch… weiterziehen schien keine Möglichkeit zu sein.

Was wäre, wenn der knochenfressende Brunnen sie letztlich doch noch einmal in diese Zeit bringen wüde? Was wäre, wenn er sie nur noch ein einziges Mal sehen könnte um ihr zu sagen, wie wichtig sie ihm war?

Was wäre wenn… Was wäre wenn… Was wäre wenn?

Das Knacken eines Astes ließ ihn aus seinen Gedanken aufschrecken. Seine empfindlichen Hundeohren bewegten sich in die Richtung, aus der er das Geräusch vernahm. Langsam drehte er seinen Körper hinterher, gespannt, eine Hand an seinem Schwert ruhend. Doch diese Gerrüche… erkannte sie und konnte sie, Dank seiner scharfen Sinne zuordnen.

„Was wollt ihr hier?“, fragte er unfreundlich.

„Was denkst du denn, wir haben dich gesucht.“, sagte eine weibliche Stimme. Sie klang ein wenig gereizt. Vermutlich aufgrund seines Tons.

„Es ist schwer dich zu Gesicht zu bekommen, in letzter Zeit.“, fügte eine erwachsene Männerstimme hinzu.

„Warum bist du schon wieder so unheimlich aggressiv uns gegenüber?“, fragte die dritte, kindlich klingende Stimme wütend.

Er erhob seinen Blick in ihre Gesichter. Da waren sie alle. Die Tajiya, der Houshi und nicht zu vergessen der vorlaute Kitsune.

Sango, Miroku und Shippo.,dachte er, als würde er sich erinnern müssen. Als ob er ihre Namen vergessen hätte.

„Vielleicht weil ich meine Ruhe haben will.“, sprach er und wandte den Blick ab.

Er wollte sie nicht sehen. Wenn er seine Begleiter sah, musste er daran denken, dass er auch sie enttäuscht hatte, weil er Kagome nicht wieder zurück gebracht hatte.

Sango und Miroku tauschten einen Blick miteinander aus. Schweigend setzten sie und lehnten sich ebenfalls jeweils an eine der Wände, des Knochenfresserbrunnens.

Er spürte Miroku auf der linken Seite des Brunnens sitzen und Sango auf der rechten. Shippo sprang über seinen Kopf hinweg und lehnte sich an die verbleibende Wand ihm gegenüber.

Sie alle saßen an diesem Mahnmal und niemand sah sich an.

„Du kannst uns nicht für immer ausweichen Inu Yasha.“, sprach der Houshi.

Und wie ich das kann…, dachte der Angesprochene.

Was hatte er davon, ihre Gesichter jeden Tag zu sehen?

„Es sind jetzt vier Monate vergangen, seit Kagome- sama in ihre Welt jenseits des Brunnens zurückgekehrt ist und wir haben dich in dieser Zeit lediglich drei Mal zu sehen bekommen und das für nur wenige Stunden.“, erklärte der Mann Buddhas weiter.

Wenn schon…

Vier Monate… waren es wirklich erst vier Monate? Es kam ihm wie ein ganzen Leben vor.

„Wir machen uns Sorgen um dich…“, sagte Sango. Er konnte die Wahrheit in ihren Worten hören, aber dennoch…

Inu Yasha gab ein Schnauben von sich.

Was wollten sie hier? Sie alle hatten doch besseres zu tun? Hatten Miroku und Sango nicht vor zu heiraten und eine Familie zu gründen? Wollte Shippo nicht seine Kitsune- Prüfungen absolvieren und endlich in den Rängen aufsteigen um eines Tages zu werden wie sein Vater?

Vielleicht wollte er sie deswegen nicht sehen. Sie alle hatten Ziele in ihrem Leben und Pläne, die es nun galt in die Tat um zu setzten… nur er… er hatte nichts.

Es war eine ganze Weile Still. Er hörte die Herzschläge seiner Begleiter. Ruhig. Entspannt.

Dann sagte die Tajiya: „Ihr Lächeln.“

Er wandte seinen Kopf leicht nach rechts.

„Was?!“, fragte er genervt.

„Das fehlt mir am meisten an Kagome-chan. Ihr Lächeln. Immer wenn ich es gesehen habe, musste ich auch Lächeln. Es hat jegliche bösen Gedanken auf meinem Kopf vertrieben und mich aufgeheitert wenn ich traurig war. Ihr Lächeln konnte mich von innen reinigen und mir das Gefühl geben, dass alles gut wird und ich alles schaffen kann, was ich nur will. Das vermisse ich schrecklich. Die Erinnerung daran, lässt mir das Herz schwer werden.“

Der Hanyou vernahm den salzigen Geruch von Tränen und es begann erneut in seiner Brust zu stechen.

Wieder war es eine Weile still.

„Bei mir ist es ihr Geruch.“, erklärte der kleine Kitsune hinter ihm.

Seine Tränen kamen, als gleich er den Mund geöffnet hatte.

„Sie hatte so einen wundervollen Eigenduft. Ohne ihn in der Nase zu haben, konnte ich nicht einschlafen. Auch jetzt fällt es mir noch sehr schwer. Für mich war es ein Geruch der Sicherheit und der Geborgenheit. Es war der Geruch der Heimat.“, beendete er seine Wahl.

Inu Yasha ballte seine Fäuste und biss sich auf seine Unterlippe, bis er Blut schmeckte. Wieso redeten sie über so etwas?

„Mir fehlen am meisten Kagome- samas Augen. Besonders, die vielen Emotionen die sie dadurch ausdrückte. Ihre Augen, wie ich finde, konnten bis in dein Herz blicken. Sie hat mit diesen Augen immer das Gute in den Menschen gesehen und konnte mit ihnen Fenster zu eigenen Seele öffnen. Sie hat Leid durch sie ausgedrückt, Traurigkeit, Bewundern, Hoffnung, aber vor allem Liebe. Jedes Mal wenn ich in ihre Augen geblickt habe, habe ich vor allem die unerschöpfliche und vor allem bedingungslose Liebe zu den Personen gesehen, die sie in ihrem Herzen trug.“

Schließlich, wenn auch nur minimal, vernahm Inu Yasha den salzigen Geruch von Tränen auf seiner linken Seite. Es waren vermutlich nicht viele, aber es reichte um den Knoten in seinem Magen vollends zuzuziehen.

„Weißt du, Inu Yasha…“,sprach der Hoshi weiter, seine Stimme zitterte ein wenig.

„Wir wissen, was du denkst, aber…. Niemand von uns gibt dir für irgendetwas die Schuld. Im Gegenteil, jeder einzelne von uns ist dankbar, für alles, was du für uns getan hast und auch für das, was du für Kagome- sama getan hast. Wir hätten genauso gehandelt, wenn wir an deiner Stelle gewesen wären, jeder von uns hätte sie in Sicherheit gebracht, obwohl es für dich am härtesten gewesen sein muss, sie gehen zu lassen. Dafür respektieren wir dich.“

Er spürte Sango neben sich Nicken und hörte ein zustimmendes Geräusch von Shippo.

„Aber egal wie sehr du dich auch gegen unsere Hilfe sträubst, weder Sango, noch Shippo, noch ich werden zulassen, dass du dich von uns abwendest, kapiert? Wir werden nicht zulassen, dass uns noch jemand den wir lieben entgleitet. Kagome-sama hätte das nicht gewollt. Kagome-sama wollte, dass wir glücklich werden.“

Shippo fiel ihm ins Wort: „Ohne dich fehlt etwas Inu Yasha! Ohne dich ist es nicht dasselbe! Bitte schotte dich nicht von uns ab!“

Als nächstes verschuff sich Sango Gehör: „ Wir alle vermissen Kagome-chan! Wir alle leiden sehr darunter, aber wir wissen auch, dass du vermutlich am meisten von uns alles leidest und wir wollen für dich da sein! Wir wollen dir helfen, wie du uns geholfen hast, weil du unser Freund bist. Wir können einander helfen damit umzugehen, unsere Erinnerungen an sie teilen und sie ehren, so wie sie es verdient hat und zwar so wie sie es gewollt hätte: wir alle gemeinsam.“

Der Hanyou hatte während den Reden seiner Freunde seine Augen geschlossen. Seine Glieder hatten sich entspannt, der Knoten in seinem Magen hatte sich gelichtet.

Sie hatten Recht. Kagome hätte nicht gewollt, dass er sich von seinen Begleitern… seinen Freunden abwandte. Und er wollte es auch nicht, dafür hatte er zu lange von ihr gelernt wie man anderen vertraut. Und dafür hatte diese kleine Gruppe von Personen zu viel miteinander durchgemacht um sein Vertrauen zu verdienen. Er konnte jedem von ihnen sein Leben anvertrauen. Das wusste er. Das alles Dank dieses einen Mädchens.

„Was ist mit dir Inu Yasha?“, fragte Sango ruhig. „Was fehlt dir am meisten an Kagome-chan?“

Der Hanyou lehnte seinen Kopf an der modrig riechende Holz der Brunnens, der sie alle mit der Erinnerung an Kagome verband und ließ ein leises Seufzen über seine Lippen entweichen.

„Alles.“, sagte er mit schwacher, bebender Stimme. Er spürte Sangos linke Hand, die nach seiner rechten griff und sie drückte. Er zog sie nicht weg und zeigte ihr damit, dass er verstanden hatte, was sie ihm sagen wollten und das er einverstanden war.

„Einfach alles. Jede Kleinigkeit.“, ergänzte er und schluckte hörbar.

Miroku griff nach seiner anderen Hand und er hörte wie sie auch Shippou bei der Hand nahmen. Sie saßen alle um den Brunnen herum, der ihnen das Mädchen gebracht hatte, dass alles verändert hatte und hielten sich bei den Händen.

Für eine Sekunde lang war es, als wäre sie hier mit ihnen. Und das erste Mal seit vier Monaten spürte Inu Yasha Wärme in seinen Körper zurückkehren. Er spürte wie sein Herz sich von dem Eis befreite und die Dunkelheit sich lichtete.

Der Brunnen, das Mahnmal seiner Einsamkeit, war ein Platz der Einheit geworden, ein Platz des Vollkommenseins.

Er musste nicht alleine sein.

Er würde nie wieder alleine sein.

Und plötzlich wusste er, dass er dank Kagome und den Freunden die er durch sie erlangt hatte, doch ein Ziel in seinem Leben hatte: zu leben.

Danke…,dachte er, während seine Hände sich um die seiner Freunde schlossen.

Hochzeit

Hochzeit

Inu Yasha lenkte gerade in Richtung des Dorfes, in dem sie alle nun lebten. An und für sich, war es hier nicht schlecht. Die Menschen hier kannten ihn und nachdem er das Dorf des Öfteren vor der Vernichtung gerettet hatte, schienen ihn auch alle hier zu akzeptieren.

Er lächelte bei dem Gedanken. Früher hatten alle angefangen zu schreien, wenn sie ihn sahen und nun, hatte er tatsächlich etwas wie eine Ruhestätte, ein Platz zum leben in diesem Dorf gefunden.

Er half, wenn Reparaturen an Häusern vorgenommen wurden, er beschütze das Dorf wenn es angegriffen wurde und zu guter Letzt ging er mit Miroku „arbeiten“ und verteilte seinen Anteil an die weniger wohlhabenden Leute des Dorfes.

Alles in allem hatte sich eine Gemeinschaft gebildet.

Er spürte, dass er hier geschätzt wurde. Man kam um ihn um Rat zu fragen und das ein oder andere Mal hatte Miroku ihm versichert, dass einige junge Damen ihm vielsagende Blicke zugeworfen haben sollen.

Die Kommentare seines Freundes tat er jedes Mal mit einem Schulterzucken ab.

Als ob ihn jemals wieder eine andere Frau interessieren würde.

Meistens stritt er sich mit Miroku und Sango, brachte sie absichtlich zu Weißglut um sich von ihnen jagen zu lassen, oder jagte Shippou, nachdem dieser dasselbe mit ihm getan hatte.

Doch egal was der Hanyou auch tat, seine Freunde waren jeden Tag an seiner Seite. Sie sorgten dafür, dass er sie jeden Tag wenigstens für einige Augenblicke zu Gesicht bekam, doch wenn sie spürten, dass er alleine sein wollte, ließen sie ihn in Ruhe.

So wie heute.

So wie jeden dritten Abend, der sich ins Land zog.

Sie wussten nicht wohin er ging und das war auch gut so. Er konnte ihre mitfühlenden Blicke schon beinahe nicht mehr ertragen. Sie meinten es einfach zu gut mit ihm.

Verdammt nochmal, Kagome war seit genau 7 Monaten weg und Sango und Miroku hatten noch nicht einmal geheiratet. Warum?

Sieben Monate… Seit über einem halben Jahr hatte er sie nicht mehr gesehen… ihre Stimme nicht gehört… ihren Duft nicht eingeatmet… Hölle, er wäre sogar froh, wenn sie „Sitz.“ zu ihm sagen würde!

Seine Schritte führten ihn weiter von dem Brunnen weg.

Ja… richtig… seit sieben Monaten stieg er alle drei Tage bei Nacht in den Brunnen hinunter.

Wieder nichts…

Er ballte die Fäuste.

Während er den Weg ins Dorf entlang schritt, versuchte er sich an ihr Gesicht zu erinnern. Er rief sich, wie jede dritte Nacht, jede Kleinigkeit ihres Gesichts in Erinnerung, als hätte er Angst es zu vergessen.

Die Grübchen, über die sie sich manchmal aufgeregt hatte, weil sie sie nervten. Er fand sie wundervoll. Er hätte seinen linken Arm gegeben um sie wieder zu sehen.

Er hätte alles gegeben um sie wieder zu sehen.

Die Ader, die auf ihrer Stirn hervortrat, wenn sie sich gestritten hatten.

Vor Kaedes Hütte blieb er stehen.

Sango und Miroku saßen davor, die Köpfe aneinander gelehnt.

In dieser Position hatte er die beiden des Öfteren vorgefunden. Sie sahen friedlich aus. Glücklich.

Als sie die Geräusche seiner Schritte hörten, öffneten sie ihre Augen und wichen auseinander. Schämten sie sich, so vor ihm zu sitzen? Oder wollten sie ihn in irgendeiner Art schützen?

Wieso um alles in der Welt, dachten sie, dass sie ihn wie ein rohes Ei behandeln mussten?

„Was macht ihr zwei denn noch hier draußen?“, fragte er lässig.

Vermutlich machte er sich einfach zu viele Gedanken.

„Um ehrlich zu sein, haben wir auf dich gewartet.“, erklärte Sango.

„Wir wollten mit dir sprechen.“, ergänzte der Houshi.

Sein Freund bedeuteten ihm vor ihnen Platz zu nehmen.

„Was gibt es denn?“

Der Hanyou war genervt. Ihre Stimmen klangen, als ob sie etwas Wichtiges auf dem Herzen hatten.

Miroku suchte nach dem Blick seiner Verlobten.

„Ich weiß… das es für dich am allerschwersten ist, dass Kagome- sama noch nicht zu uns zurückgekehrt ist… doch auch wir… vermissen sie schrecklich…“,begann die Tajiya.

Inu Yasha schnaubte.

„Das weiß ich!“, blaffte er mit einem rosafarbenden Schein auf seinen Wangen. „Wir hatten diese Konversation doch bereits… also weshalb fangt ihr jetzt wieder davon an?“

Miroku verdrehte die Augen über das aufbrausende Temperament seines besten Freundes.

„Hör ihr doch bitte bis zum Schluss zu.“, sagte er mit beherrschter Stimme.

„Hm?“, entwich dem Hanyou, während er eine Augenbraue hochzog und sein Gesicht wieder zu Sango wandte. Er bedeutete ihr fort zu fahren.

„N-naja…“, sie schluckte, weil sie Angst hatte die nächsten Worte auszusprechen.

„Wir… ähm… wie du weißt… hatten Houshi- sama und ich beschlossen zu… ähm gemeinsam zu leben, bevor wir Naraku besiegten und… Kagome-chan uns verlassen musste…“

„Ja… und was hat das mit mir zu tun?“

Die Röte in Inu Yashas Gesicht wurde stärker. Was hatte er mit den Zukunftsplänen seiner Freunde zu tun?

„Wir haben gewartet… weil wir die Hoffnung hatten, dass Kagome- sama vielleicht doch in nächster Zeit zu uns zurückkehren würde… und teilhaben könnte…“, sprach Miroku.

„Und… obwohl wir die Hoffnung nach wie vor nicht aufgeben werden… würden wir… gerne anfangen die Schatten unserer Vergangenheit hinter uns zu lassen… und…“

Er warf Sango einen weiteren Blick zu und sie ergriff seine Hand. Die beiden suchten Inu Yashas Blick und sprachen das letzte Wort gemeinsam aus.

„Heiraten.“

Der silberhaarige junge Mann starrte die beiden an und wurde wütend.

„Wieso zum Geier erzählt ihr mir das? Glaubt ihr ich würde mich nicht für euch freuen, weil ich damit beschäftigt bin mich selbst zu bemitleiden? Ihr müsst mich nicht wie ein rohes Ei behandeln! Ich stehe euch sicher nicht im Weg, wenn ihr… ihr… ihr wisst schon…“

Das Paar tauschte einen weiteren irritierten Blick. Sango zog ihre Augenbraue hoch und Miroku zuckte anschließend unwissend mit den Schultern.

„Wovon redest du?“, fragte er Inu Yasha.

„Wovon redet ihr?“, schrie dieser verwirrt zurück.

„Ich…“, Sango hielt inne. Sie wurde rot. Ihr Herz begann zu laut zu schlagen. Sie wusste einfach nicht wie sie ihn fragen sollte.

„Du solltest wirklich anfangen den Leuten bis zum Ende zuzuhören Inu Yasha!“, tadelte der Houshi.

Was war mit den beiden? Sangos Herz schien ihr beinahe aus der Brust zu springen und auch Miroku wich jetzt seinem Blick aus und schien nervös zu sein. Zumindest trommelte er unruhig mit seinen Fingern auf seinem Knie herum.

Der Hanyou warf erschöpft seinen Kopf in den Nacken und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Er verschränkte sie und ließ sie hinter seinem Rücken an seinen Hals hinab sinken.

„Was wollt ihr zwei dann von mir?“, quengelte er. Sein Verhalten erinnerte an einen kleinen Jungen.

Sango legte eine Hand auf ihrer Brust um ihr Herz zu beruhigen. Warum musste das so anstrengend sein? Sie atmete einmal tief ein, hielt die Luft für ein paar Sekunden in ihren Lungen und ließ sie anschließen wieder entweichen.

„Ich…“, begann sie. „… wir… wollten dich um etwas bitten.“

Mit neuem Mut suchte sie Inu Yashas Blick.

„Es würde uns viel bedeuten, wenn du derjenige wärst, der mich bei unserer Hochzeit an Hosuhi-s… Miroku übergeben würde.“

Dem jungen Mann vor ihnen entglitten sämtliche Gesichtszüge und er verlor den Halt. Bevor er hinten rüber auf dem Boden aufschlug, fing er sich mit seinen Ellenbogen ab.

„I-ich?“, stammelte er verlegen und fand, dass seine Füße plötzlich ungemein interessant wirkten.

„Ja.“ Die Stimme seiner Freundin klang fest und entschlossen.

„Wa- warum ich?“

Der Hanyou malte mit seinem rechten Zeigefinger Kreise in den staubigen Boden vor sich und sah sich nervös in der Gegend um.

„Wir haben überlegt wer für uns beide in Frage kommen würde, wem wir genug vertrauen diese Rolle zu übernehmen. Und welcher Mann, hat sich je so um uns gekümmert wie du? Wem, wenn nicht dir würden wir unser Leben anvertrauen?“

„Deswegen sind wir beide der Meinung, dass du derjenige sein solltest, der mir Sango übergibt und damit unser neues, gemeinsames Leben einleitet. Immerhin hast du es erst ermöglicht.“, gab der Houshi mit einem Lächeln dazu.

Inu Yasha, nun vollends errötet, war sprachlos. Nein wirklich, ihm blieben buchstäblich die Wörter im Hals stecken und heraus kamen nur gequälte Laute. Sein Herzschlag passte sich dem seiner Freunde an während sie ihn erwartungsvoll anblickten.

Das hatten sie also mit ihm besprechen wollen?

Sie wollten ihn nicht wie ein rohes Ei behandeln? Stattdessen…

„Und darüber hinaus…“,sprach der Mann ihm gegenüber, „… hätten wir gerne, dass du unser beider Zeuge für diesen Bund bist… Shippou haben wir bereits gefragt und er ist einverstanden.“

Das war es!

Sie hatten es geschafft ihn vollends zu überfordern.

Ja, im Dorf akzeptierte man ihn, schätze ihn vielleicht sogar. Ja, nach allem was geschehen war, hatte er endlich einen Platz zum leben gefunden. Und ja, er wusste, dass seine Freunde für ihn da waren und ihn mochten wie er war… aufbrausend, temperamentvoll und kindisch, aber niemals hatte ihm jemand so viel Respekt entgegen gebracht… so viel Zuneigung wie diese Menschen… niemals hatte er damit gerechnet eine solche Rolle in ihren Leben zu spielen.

Niemals hatte er erwartet ein solches Geschenk von ihnen beiden zu erhalten.

Es war ihm unangenehm wie sehr es ihn rührte.

„Du… du musst das nicht tun, wenn es dir unangenehm sein sollte…“,sprach Sango leise, beinahe ein wenig enttäuscht.

Zudem klang ihre Stimme verunsichert.

„Red keinen Schwachsinn!“, schrie er sie an. Er stand wütend auf und wandte den beiden seinen Rücken zu, sein Kopf rot wie eine Tomate.

„Ich… wenn es euch so viel bedeutet…“

Er versuchte gleichgültig zu klingen.

Das Paar hinter ihm tauschte einen überraschten Blick miteinander und lächelte sich freudig an.

„Heißt das, dass du es machen wirst?“, fragte die Dämonenjägerin während sich ihre Augen mit Tränen der Freude füllten.

„….Ja…“

Sie sprang von dem Boden auf und rannte auf ihren Freund zu.

„Danke Inu Yasha! Es bedeutet mir eine Menge, dass du zugestimmt hast! “, rief sie und schloss ihn von hinten in ihre Arme.

Auch Miroku trat an ihn heran und legte eine Hand auf seine Schulter.

„Es ist mir eine große Ehre, dich an diesem wichtigen Tag, wieder an unserer Seite zu wissen.“, sprach er, während seine andere Hand auf dem Rücken seiner Verlobten ruhte.

„Nein…“, sagte der Hanyou. „… es ist mir eine Ehre.“

Er hob seinen Kopf in den Himmel und betrachtete die Sterne.

Warum hatte er Angst gehabt ihr Gesicht zu vergessen? Die Gesichter der Menschen, die er liebte erinnerten ihn jeden Tag daran. Er hörte ihre Stimme, ihr Lachen in Sango, während sie sich von hinten an ihn klammerte, wie ein vergnügtes Kind. Er sah ihre Augen in Miroku, der ihm einen Blick der Verbundenheit und des Stolzes zuwarf. Er vernahm ihren Duft in den umliegenden Feldern, Wiesen und Wäldern des Dorfes.

Er würde sie niemals vergessen können. Kagome hatte sie zusammen geführt. Sie hatte ihm diese Menschen geschenkt, die ihn so sehr respektierten, dass er die wichtigste Rolle für das Paar übernehmen durfte.

Alles hier war Kagome.

Sie waren Kagome.

Jeder von ihnen.

Wo Kagome war, war sein Herz.

Und wo Kagome war, war sein Zuhause.

Gemälde

Gemälde

„Aaaah!“

Das Stöhnen des jungen Mannes war nicht zu überhören. Er lag in der prallen Sonne, seinen Haori ausgezogen und über sein Gesicht geworfen, um sich gegen die Strahlen zu schützen.

Es war unglaublich warm für diese Jahreszeit.

„Aaaaah!“

Sein Stöhnen wurde lauter, während ihm der Schweiß in Strömen vom Körper hinunter lief.

„Inu Yasha… wenn dir so warm ist, warum setzt du dich nicht für eine Weile in den Schatten?“

Der Hanyou richtete seinen Oberkörper auf und sah den Mönch an, der nichts außer einem Unterrock trug während er in der Sonne meditierte.

„Es hat keinen Sinn! Es ist überall heiß.“, meckerte er.

„Du könntest ebenfalls deine Kleider lüften.“, schlug sein Freund ihm vor. „Wir sind hier unter uns… niemand wird sich beschweren.“

„Du hast leicht reden… Shippo spielt dort hinten mit den merkwürdigen Farbstöcken, die er von Kagome bekommen hat.“, er deutete auf einen Baum in der Nähe. „Und deine Ehefrau weiß wie du ohne Kleidung aussiehst.“

Sein Freund knickte bei seinen Worten in sich zusammen.

„Was redest du denn da?“, fragte er errötend.

„Tu doch nicht so Miroku… das ganze Dorf kann euch hören, wenn ihr euren ehelichen Spielen nachkommt.“

Er warf seinem besten Freund einen genervten Blick zu. Selbst wenn er sich die Ohren zu hielt, bekam er alles mit, was seine Freunde des Nachts trieben, wenn sie sich unbeobachtet fühlten.

„Nun… nun ja… wir sind nun einmal Ehemann und Ehefrau… wir haben Verpflichtungen denen wir nachkommen müssen…“, Miroku zupfte an seinen Unterkleidern herum und räusperte sich nervös.

Waren sie wirklich so laut?

„Verpflichtungen? Heh! Du träumst doch schon seit langem davon einer Frau die Kleider vom Leib zu reißen!“

„Inu Yasha!“, der Houshi sah seinen Freund verärgert an.

„Ich würde niemals solch niedrigem Verlangen nach gehen! Ich bin jetzt ein ehrenhafter Mann…“, ein jungenhaftes Grinsen stahl sich auf sein Gesicht. „Aber du hast Recht… es ist wundervoll mit Sango Liebe zu machen, besonders wenn sie…“

Die beiden hielten inne, als sie eine bösartige Aura hinter sich vernahmen. Inu Yashas Hand glitt an sein Schwert und beide fuhren herum, bereit für einen Kampf. Doch noch bevor sie den Feind ausmachen konnten spürte er einen heftigen Schlag auf seinen Kopf und hörte neben sich seinen Freund vor Schmerz stöhnen.

Sein Blick richtete sich nach oben und er starrte in das wütende Gesicht von Mirokus frisch gebackener Ehefrau.

Angstschweiß, ersetzte den Hitzeschweiß auf seinem Gesicht und er zog den Kopf nach unten, in Erwartung einer weiteren Attacke mit ihrem Hiraikotsu, den sie lässig über ihrer Schulter schwang.

„S- Sango… Liebste… wie viel hast du gehört…?, fragte Miroku und erhob beschwichtigend eine Hand.

Es war eindeutig, wer in dieser Ehe den Ton angab. Für einen Moment hatte Inu Yasha Mitleid mit seinem Freund, doch andererseits, eine gewöhnliche Frau, hätte den Mönch auch niemals dazu veranlasst, mit der Frauenjagd aufzuhören. Eine gewöhnliche Frau, hätte seinen Freund letztendlich niemals interessiert.

„Genug…“, antwortete die Tajiya und ballte eine Faust.

„Und warum um alles in der Welt hast du mich geschlagen? Dein Ehemann, wollte mir gerade erzählen was ihr zwei in euren Gemächern miteinander treibt!“, beschwerte sich der Hanyou, die Schuld von sich weisend

. Sie mochte vielleicht Miroku unter den Scheffel stellen, aber ganz sicher nicht ihn.

Sango warf ihm einen bösartigen Blick zu und er zuckte in sich zusammen. Seine Selbstsicherheit schwand.

Vielleicht war sie doch dazu in der Lage.

Ein wimmernder Ton entglitt seiner Kehle.

„Du… hast mit dem Thema angefangen… du hättest einfach deine Kleider ausziehen können. Ich habe deine Oberkörper während unserer gemeinsamen Zeit auch das ein oder andere Mal verbunden!“, zischte sie.

Inu Yasha kauerte auf dem Boden, seine Hände schützend über seinem Kopf erhoben. Vom weiten hörte er Shippou seufzen: „Idioten.“

Er kniff seine Augen zusammen und war bereit ein Stoßgebet auszusenden als er Mirokus Stimme hörte: „Sango… Liebste… es tut mir Leid… ich…“

Riesen Fehler.

Wenn Sango wütend war und sich jemanden gesucht hatte, an dem sie ihre Wut auslassen konnte, sprach man sie besser nicht an, sonst wechselte sie häufig das Objekt ihres Zorns.

„Sei still!“, hörte er sie zischen. Ihre Stimme hatte sich von ihm abgewandt. Er öffnete die Augen und sah, dass sie auf Miroku zutrat.

Dummkopf… er hätte einfach nur Schweigen müssen… oder hatte er es vielleicht mit Absicht getan? Er sah Miroku an und wollte seinen Mund öffnen, doch dieser schüttelte mit vor Panik aufgerissenen Augen seinen Kopf, während seine Frau ihm immer näher kam, den Bumerang hoch über ihrem Kopf erhoben.

Er hatte sie also absichtlich abgelenkt. Inu Yasha begann zu grinsen und ließ die Hände sinken. Ganz recht, sollte er sich mit denen Launen seiner Frau rumschlagen. Die beiden würden sich ohnehin wieder versöhnen. Letztendlich, konnte man erkennen wie sehr sie sich liebten und dass sie für einander gemacht waren.

Er winkte Miroku hinterher, während dieser, noch immer Oberkörperfrei die Flucht ergriff.

„Idiot.“, hörte er Shippou unter dem Baum sagen.

Der Hanyou, stütze sich mit seiner rechten Hand auf seinem Knie ab und erhob sich. In einer flüssigen Bewegung warf er sich seinen Haori über die Schulter. Er trat auf Shippou zu und gab ihm eine Kopfnuss.

Der kleine Kitsune presste seine beiden Hände auf die schmerzende Stelle und schrie ihn wimmernd an: „Aua! Du Blödmann! Wieso hast du das getan?“

„Miroku ist ein guter Mann…“, sprach er, „…er hat sich für mich geopfert.“

„Du tust ja so als ob Sango ihn umbringen würde…“ Der kleine Fuchsdämon versuchte seine Haare zu richten, als sie von weiter weg einen riesigen Knall hörten. Dazu wurde ein wütender Schrei ausgestoßen: „Missratender Houshi!“

Shippou blickte Inu Yasha an.

„Andererseits…“

Die beiden lauschten dem entfernten Grollen eine Weile, dann richtete Inu Yasha seinen Blick auf ein Stück Papier, dass Shippou unter einem Büschel Gras versucht hatte zu verstecken.

„Was ist das?“, fragte er und griff danach.

Der Kitsune schreckte auf.

„Das geht dich nichts an, du blöder Hund! Es ist noch nicht fertig!“

Er verstummte und lag flach auf dem Boden, nachdem der Hanyou ihm eine weitere Kopfnuss verpasst hatte.

Inu Yasha starrte auf das Stück Papier.

Ein Lächeln begegnete seinen Augen.

Ihr Lächeln.

Die Umrisse von Kagomes Gesicht starrten ihn an.

„Gib das wieder her, du Blödmann!“, schrie Shippo und riss ihm das Blatt Papier aus der Hand.

„Du hast alles verdorben!“, meckerte er, „Es sollte ein Geschenk für dich werden!“

Tränen stiegen dem kleinen Jungen in die Augen.

„Ein Geschenk? Für mich?“

„Ja! Weil du Kagome so sehr vermisst! Ich wollte dir ein Bild von ihr malen, dass du dann mit dir rumtragen kannst! Um ihr Gesicht vor Augen zu haben… aber…“

Der Kitsune hatte ihn angeschrien, war nun aber ruhig geworden und starrte auf das Bild in seinen Händen.

„Vermutlich ist es dir eh nicht gut genug.“, seufzte er.

Der Hanyou zog eine Augenbraue hoch und gab dem Knirps eine weitere Kopfnuss. „Dummkopf!“, sagte er währenddessen.

„Warum malst du dieses Bild extra für mich? Du solltest es lieber selbst behalten…“

Shippous Tränen flossen nun seine Wangen hinab.

„Du blöder Einfallspinsel! Ich weiß, dass ich dir meinen verdammten Respekt und meine Unterstützung nicht zeigen kann, indem ich dich auf meiner Hochzeit zum Trauzeugen mache! Ich habe leider nichts anderes vorzuweisen als diese Stifte und ich wollte dir ein guter Freund sein! Aber es hätte mir klar sein müssen, dass meine Hilfe dir nicht gut genug ist! Ich hätte wissen müssen, dass es dir nichts bedeuten würde!“

Er schlug die Hände vor den Augen zusammen und weinte bitterlich.

Der Hanyou starrte ihn völlig entsetzt an.

Was um alles in der Welt…?

Er war drauf und dran dem kleinen eine letzte Kopfnuss zu verpassen, weil er keine Ahnung hatte wie er ihn trösten konnte. Warum war er nur immer so hilflos, wenn jemand seinetwegen weinte?

Shippou spürte wie Inu Yasha sich gegen den Baum lehnte, unter dem er gemalt hatte und merkte wie eine Hand des Hanyous nach seinem Schwanz griff.

Natürlich würde er ihn jetzt auslachen, weil er Schwäche und Tränen in seiner Gegenwart zeigte, aber er konnte einfach nicht aufhören.

Stattdessen setzte Inu Yasha ihn zwischen seinen Beinen ab und zog das Papier und die Buntstifte zu ihnen heran.

Er meinte ihn die Worte „Tut mir leid.“, murmeln zu hören und sah ihn verdutzt aus geröteten, angeschwollenen Augen an.

„Was?“, fragte der kleine Kitsune.

Inu Yasha seufzte und zog das weinende Kind von hinten an seine Brust.

„Es tut mir leid… und hör auf so einen Blödsinn zu faseln von wegen deine Hilfe wäre nicht gut genug für mich. Du hälst mich den ganzen Tag auf Trapp, damit ich keine Zeit habe traurig wegen Kagome zu sein, nicht wahr?“

Der kleine Junge in seinem Arm nickte, schniefte leise und wischte sich eine Träne aus dem Gesicht.

„Du siehst bescheuert aus, wenn du traurig bist.“, sprach er mit zitternder Stimme.

Inu Yasha lächelte.

„Ich- ich will doch auch nur meinen Teil beitragen.“

„Das tust du Shippou, das tust du…“

Dieser kleine Teufelskerl. Er nervte ihn manchmal und trieb ihn zu Weißglut, aber auf seine eigene Art und Weise, versuchte der kleine Youkai, ihn vor sich selbst zu schützen. Er hatte ein mutiges und großes Herz. Inu Yasha erinnerte sich selbst daran in Zukunft etwas nachsichtiger mit seinem jüngsten Freund zu sein. Auch er war ihm treu. Selbst dieser kleine Zwerg, tat alles was in seiner Macht stand um ihn aufzuheitern. Dafür respektierte er ihn. Und er war dankbar, dass er ihn hatte.

„Wirklich?“

„Wirklich.“, antwortete er. „Ich weiß, dass es manchmal nicht so rüberkommt… aber du weißt das ich dich respektiere, oder?“

Röte stieg ihm ins Gesicht. Kinder!

„J-ja…“, stotterte Shippou und wischte sich mit seinem Ärmel über die verstopfte Nase.

„Und du weißt, dass du immer einer meiner besten Freunde sein wirst, oder?“

„J-ja…“ Der kleine Kitsune begann zu lächeln.

Er war ihm also doch wichtig. Er konnte also doch helfen.

„Dann hör jetzt auf zu weinen und zeig mir das Bild von Kagome noch einmal!“, erklärte der Hanyou und klatschte sich in die Hände.

Freudig sprang Shippou auf und zog das Stück Papier zu ihnen heran.

„Ich habe erst die Umrisse fertig… findest du, dass es aussieht wie Kagome?“

Der Hanyou ließ seinen Blick über das Gemälde seines kleinen Freundes schweifen. Es war gut, fast wie eins von diesen Foto- Dingern, die Kagome in ihrer Zeit in kleine Alben eingeklebt hatte.

Ihre Augen waren groß, ihr Lächeln strahlend und ihre Haare tanzten lieblich um ihr Gesicht.

„… Genauso wie ich sie in Erinnerung habe…“, sagte er schließlich.

„F- findest du? Ich habe drei Tage lang versucht, mir alles ins Gedächtnis zu rufen, was mit bei Kagome aufgefallen ist. Glaubst du ich habe alles?“, fragte der kleine Kitsune nachdenklich.

„Ja… alles… jedes kleine Detail… es ist perfekt.“

Inu Yasha wunderte sich über den weichen Ton in seiner Stimme, aber irgendwie wurde ihm warm, während er das Bild von Kagome ansah.

„Naja… perfekt ist es noch nicht… ich muss es noch ausmalen… hilfst du mir dabei?“

Ein Lächeln spielte um Inu Yashas Lippen während sein Kopf zu nicken begann.

So saßen die beiden im Schatten eines Baumes, für den Rest des Tages und suchten die Farben aus, die Shippous Gemälde den letzten Schliff verpassen sollten. Das ein oder andere Mal gerieten sie an einander und rauften sich, machten eine kurze Pause oder sprachen über Kagome. Seit langem hatte der Hanyou nicht mehr so einen unschuldigen und unbeschwerten Tag gehabt.

Und als das Bild am Ende des Tages fertig gestellt war und Shippou es ihm in die Hand gab, während er ihn darauf aufmerksam machte, dass er ja vorsichtig damit sein sollte, manifestierte sich sein Lächeln und schwall drei Tage lang nicht ab.

Er knuffte dem kleinen Kitsune freundschaftlich in die Wange, faltete das Bild vorsichtig und verstaute es aufmerksam in seinem Haori, genau über seinem Herzen.

Jedes Mal wenn er sich traurig fühlte, zog es das Bild aus seinem Gewand und lächelte.

Lächelte über die Schönheit des Mädchens, welches Objekt dieses Gemäldes war.

Lächelte über seine Freunde.

Und lächelte in Erinnerung an diesen unbeschwerten, undschuldigen Tag, den er einem kleinen, vorlauten, dickköpfigen Kitsune verdankte.

Und noch etwas brachte ihn zum lächeln.

Er erkannte in Shippo sich selbst in seinem Alter.

Familie

Familie

„Ich kann nicht glauben, dass du zugesagt hast! Und Miroku dieser elende Schuft, hat sich aus dem Staub gemacht!“

Er war wütend. Wütend darauf, dass er sich heute bewegen musste. Wütend auf seinen Freund, weil er nirgendwo zu finden gewesen war, um an seiner statt zu gehen. Und zu guter Letzt, wütend auf seine Freundin, die Tajiya, weil sie ihn dazu bewegt hatte mit ihr zu gehen.

„Du liegst seit drei Tagen faul in der Sonne rum ohne etwas Produktives zu tun…“

Der Hanyou erinnerte sich an ihre Worte. Dieser bevormundende Ton in ihrer Stimme. Wieso führte sie sich seit Tagen so auf?

Er hörte Sango neben sich kichern: „Miroku ist arbeiten Inu Yasha… er war nicht mal vor Ort als die Anfrage zur Dämonenjagd unser Dorf erreicht hat. Woher sollte er wissen, dass nach uns verlangt wird?“

Inu Yasha schnaubte genervt.

Wie praktisch das für Miroku war! Er hätte mit ihm gehen sollen, als er es ihm vor zwei Tagen angeboten hatte! Wenn er mit Miroku unterwegs gewesen wäre, hätte er sich entspannen können. Die „Arbeit“ des Houshi bestand vor allem darin Menschen auszutricksen und sie um ihr hart verdientes Geld zu erleichtern. Bei Sango aber… musste er wirklich mit anfassen…

Dabei fühlte er sich ganz und gar nicht nach arbeiten…

Heute jährte sich der Tag an dem er sie verloren hatte.

Himmel, das klang sogar in seinem Kopf mitleidserregend und schwach. Als wäre sie gestorben!

Stattdessen, war sie einfach… verschwunden.

„Ich denke nicht, dass wir lange beschäftigt sein werden. Zwei erfahrene Dämonenjäger wie wir!“,lächelte Sango ihn aufmunternd an. „Außerdem… kommst du so nicht auf irgendwelche trübsinnigen Gedanken!“

Seine Ohren reagierten und wandten sich in ihre Richtung.

„Was?“, fragte er und wurde rot. War es so offensichtlich, dass er litt?

„Komm schon Inu Yasha… wen willst du hinter´s Licht führen? Ich weiß genau welcher Tag heute ist… Ob du es glaubst oder nicht… ich habe auch mitgezählt.“

Der Hanyou schwieg. Natürlich hatte sie mitgezählt. Sango behielt stets über alles den Überblick.

„Schon ein Jahr.“, sagte er leise.

Die Tajiya war sich nicht sicher, ob er mit ihre redete oder seine Worte nur für sich bestimmt waren. Dennoch antwortete sie: „Ja… ein ganzes Jahr… ich frage mich wie es ihr wohl geht.“

Die beiden schritten weiter durch die bewaldete Gegend und der Inu-Hanyou bemerkte, wie die dämonische Aura mit jedem Schritt zunahm. Sie waren hier definitiv richtig.

Er presste eine große Menge Luft aus seinen Lungen.

„Sie ist bei ihrer Familie. Ich bin mir sicher, dass es ihr gut geht.“, sagte er schlicht.

Die braunhaarige Frau neben ihm schwieg. Sie konnte nichts dazu sagen. Sie war nie in der Lage gewesen, die Welt ihrer Freundin zu betreten. Hatte niemals das fortgeschrittene Zeitalter mit eigenen Augen bewundern können oder Kagomes Lebensart betrachten können. Sie biss sich auf die Lippe bei diesen Gedanken und schluckte beherrscht. Kagome war ihre beste Freundin gewesen… war ihre beste Freundin, nach wie vor und dennoch… hatte sie einen wichtigen Teil ihres Lebens nie kennen lernen können… hatte nie ihre Familie getroffen. Waren sie wohl liebevoll miteinander gewesen? Alles was sie wusste, hatte sie über Inu Yasha erfahren und der Hanyou sprach nicht oft über seine verschwundene Gefährtin.

Sango ballte die Fäuste und Tränen stiegen ihr in die Augen.

Alsbald Inu Yasha der salzige Geruch in die Nase stieg und er bemerkte wie seine Begleiterin stehen geblieben war, drehte er sich instinktiv um und verlor die Fassung.

Er hasste es wenn jemand weinte, doch er hasste es noch mehr wenn Frauen weinten.

„Wa- was ist los? Habe ich etwas Falsches gesagt?“

Tränen tropften von Sangos Augen, liefen ihre Wangen herab und perlten schließlich von ihrem Gesicht. Seine Augen folgten den kleinen Ovalen, bis sie auf dem Boden aufschlugen und sofort von der durstigen Erde absorbiert wurden.

Sango hatte den Kopf gesenkt, ihr Gesicht in Schatten verhüllt.

Der junge Mann machte sich klein und ging einige Schritte auf sie zu, während er in seinem Kopf erneut seinen Freund beschimpfte. Schließlich war es seine Ehefrau!

In geduckter Haltung näherte er sich, dem weinenden Mädchen und sah sie aus großen Augen von unten an.

„Oi Sango… was ist mit dir?“

„Ich…“,wimmerte sie, „… ich wünschte ich hätte mehr Zeit mit Kagome-chan gehabt… ich wünschte ich hätte mich mehr mit ihr unterhalten… ich wünschte ich hätte alles über sie erfahren bevor… bevor…“

Sie schlug ihre Hände vor das Gesicht.

„Ich wünschte sie wäre jetzt hier! Ich bräuchte sie so dringend… ich bräuchte jemanden… jemanden dem ich es erzählen könnte!“

Verdammt nochmal… was ist nur mit der Frau los?

Seit Tagen benahm sie sich so eigenartig, wechselte ihre Stimmung von Fröhlichkeit zu Traurigkeit zu Wut binnen eines Wimpernschlags! Hatte sie etwas Falsches gegessen?

Er wusste nicht, was er tun konnte, also sagte er das erstbeste was ihm in den Sinn kam: „Ganz gleich wo sie auch ist, ich bin mir sicher, dass sie dich genauso sehr vermisst wie du sie… sie hat sehr große Stücke auf dich gehalten Sango…“

Er ließ seine Hände in die wallenden Ärmel seines Haori gleiten und sie dort zu verschränken.

Das weinende Mädchen sah zu ihm auf.

„Zumindest hat sie nie so über ihre Freundinnen aus ihrer Zeit geschwärmt wie von dir… und du hättest hören sollen, wie sie sich den Mund fusselig gelabert hat, als sie erfahren hat, dass du und Miroku heiraten wollten… stundenlang!“

Er versuchte genervt und gelangweilt zu klingen, während er erzählte, aber die Freude aus seiner Stimme, bei diesen Erinnerungen, wollte partout nicht weichen.

„Ich glaube, sie hat dich immer als Vorbild gesehen… du weißt schon, als starke Dämonenjägerin, die vor nichts Angst hat.“

Ein ironisches Lächeln stahl sich auf Sangos Gesicht. Kagome hatte SIE als Vorbild gesehen. All die Zeit, hatte Sango das Gegenteil gesehen. Oft hatte sie sich gewünscht so geduldig und von Grund auf rein zu sein, wie Kagome.

„Vor nichts Angst…“,murmelte sie. Das ich nicht lache!

Erleichtert stellte Inu Yasha fest, dass sie aufgehört hatte zu weinen.

„Wenn sie nur wüsste…“, hörte er sie flüstern.

„Wenn sie was nur wüsste…?“

Sango schreckte auf. Sie war völlig in Gedanken gewesen und hatte nicht gemerkt, dass sie ihre Worte laut ausgesprochen hatte. Natürlich hatte der Hanyou es gehört…

„N-nichts…“, stotterte sie und begann zu laufen. Ihre Schritte wurden schneller und sie rannte beinahe an ihm vorbei.

„H-hey! Sango! Was ist los?“

Die Tajiya schallt sich selbst. Wie hatte sie nur so einen Fehler machen können?

„Nichts! Lass es gut sein Inu Yasha!“

Doch sie wusste es besser. Mit wem sprach sie hier eigentlich… der Hanyou würde niemals locker lassen und wieder einmal wünschte sie, dass sie ebenfalls in der Lage wäre, seinen Rosenkranz zu aktivieren. Oder zumindest wünschte sie, dass Kagome hier wäre um es an ihrer statt zu tun.

„Nichts da! Sango ich will wissen, was mit dir los ist? Seit Tagen benimmst du dich so eigenartig! Seit du bei Kaede gewesen bist, weil es dir nicht gut ging!“

Sie hörte wie er stehen blieb und „Ahh…“ sagte.

Verflucht!

Panisch wandte sie sich zu ihm um.

„Jetzt weiß ich, was los ist…“, hörte sie ihren Begleiter sagen.

Verdammt, hätte sie ihn doch nur nicht mitgenommen!

„Wa- wovon redest du?“

Inu Yasha trat dich an sie heran und musterte sie von oben bis unten.

„Du weißt genau wovon ich rede!“, blaffte er.

Mist! Er wusste es!

„N-nein… weiß ich nicht.“, leugnete sie verunsichert.

„Hör zu… ich weiß, dass Miroku kein einfacher Mann ist… und das er seine Fehler hat… aber er ist ein guter Mann und würde alles tun um dich zu beschützen. Er ist treu und stark und ich kann sehen, dass er dich… naja du weißt schon. Er… er vergöttert dich und du darfst nicht vergessen, dass er seit ihr zwei verheiratet seid, keiner Frau mehr an den Hintern gefasst hat. Ihr zwei könnt doch gar nicht ohneeinander glücklich sein.“, plapperte er.

Die junge Frau hielt inne und starrte ihm verständnislos ins Gesicht.

„Wovon zum Geier redest du?“, fragte sie, schüttelte ihren Kopf und zog ihre Augenbrauen verständnislos zusammen.

Überrascht hob Inu Yasha seine rechte Hand und kratzte sich am Hinterkopf.

„Ich dachte du willst Miroku verlassen, weil er ein Schürzenjäger ist…“ Er blinzelte verwirrt mit seinen goldbraunen Augen.

Sangos Miene veränderte sich. Ihr verwirrter Gesichtsausdruck wurde glatt, für eine Sekunde beinahe emotionslos, bevor sich ein breites Lächeln in ihr Gesicht brannte, dass kurz darauf ihre weißen Zähne entblößte und schließlich, begleitet von schallenden Gelächter, sogar ihr Zäpfchen preisgab.

„Du… du dachtest ich würde Miroku verlassen?“

Sie hielt sich den Bauch während sie lachte. Dieser Inu Yasha, wie immer vollkommen ahnungslos, aber sofort dabei gewesen, seinen Freund in Schutz zu nehmen und seine guten Eigenschaften auszuzählen. Seine Treue rührte sie.

„Etwa nicht?“, wollte der Hanyou wissen, während die Röte ihm ins Gesicht stieg. Er war völlig verwirrt, wegen ihres Gelächters.

„Nein! Natürlich nicht! Im Gegenteil! Unser Traum wird wahr, jetzt wo ich schwanger bin, können wir endlich eine Familie gründen!“

Oh verdammt.

Ihr Lachen verstarb. Sie riss ihre Augen auf und suchte erneut seinen Blick. Er sah genauso schockiert aus wie sie.

Sie schwiegen und starrten sich an. Der Wind wehte durch die Baumkronen und wirbelte das am Boden liegende Laub auf. In der Ferne waren Vögel zu hören. Für einige Minuten traute sich niemand einen Laut zu machen. Sango hatte ihre Atmung eingestellt.

„Du bist… schwanger?“

Sie nickte schwach und ließ Luft in ihre Lungen strömen.

„Weiß Miroku…?“

Sango schnitt ihm das Wort ab: „Nein! Und du wirst es ihm nicht sagen! Er soll es von mir erfahren!“

Wieder war es still.

Eine Eule schrie ihren verwirrt klingenden Ruf aus.

Natürlich würde er es Miroku nicht erzählen. Immerhin wollte er ihm nicht die Freude über diese Nachricht verderben. Er wusste wie sehr sein Freund sich Kinder wünschte.

Etwas anderes schoss ihm in den Kopf.

„Wünscht du dir deswegen, dass Kagome hier wäre… weil du mit ihr darüber reden willst?“

Die junge Frau neigte ihren Kopf nach unten. Egal was für ein Idiot Inu Yasha manchmal sein könnte und egal wie sehr ihm manchmal der Durchblick fehlte, er wusste natürlich sofort einen Bezug zu ihrem vorherigen Gespräch zu finden.

„Ich…“, begann sie, „… habe einfach Angst, dass ich nicht weiß wie man Kinder großzieht. Ich war mein ganzes Leben lang immer eine Jägerin… ich habe immer nur Leben beendet… ich weiß einfach nicht ob ich Leben schenken kann… ob ich eine Mutter und Hausfrau sein kann…“

„Das ist der größte Schwachsinn den ich je gehört habe!“ Er klang gereizt.

„Du bist eine der stärksten Menschen die ich kenne! Du stürzt dich, ohne mit der Wimper zu zucken in eine Schlacht gegen die blutrünstigsten Dämonen dieser Lande, bist dem Tod mehrere Male von der Schippe gesprungen und hast Angst davor eine Mutter zu werden? Du bist eine Überlebenskünstlerin und hast dich sogar Naraku entgegen gestellt, um die Menschen zu schützen die du liebst! Du bist treu, du hast ein großes Herz und eine Engelsgeduld sogar diesem fehlgeleiteten Houshi… ähm Miroku entgegengebracht! Du wirst eine großartige Mutter sein! Außerdem bist du nicht allein, du Dummkopf! Du hast einen Mann der dich liebt, Kaede- baachan die dir bei der Geburt zur Seite stehen wird, einen vorlauten Kitsune, der selbst noch ein halbes Kind ist und ich bin schließlich auch noch da um euch zu beschützen!“

So wie er es sagte, klang es wirklich ganz einfach. Als wäre es das normalste von der Welt. Nichts, worüber man sich den Kopf zerbrechen müsste. Es faszinierte sie, wie zuversichtlich seine Worte klangen. Obwohl sie es nicht wollte, rührte es sie erneut zu Tränen.

„Hör auf zu flennen! Du solltest lieber glücklich sein. Das ist das was Miroku und du immer wollten! Eine eigene Familie gründen!“

Doch Sango konnte sich nicht helfen, die Tränen liefen ihr weiterhin über die Wangen. Seine Zuversicht und sein Glaube an sie, ließen ihr die Knie weich werden.

Inu Yasha pustete sich eine Strähne aus dem Gesicht und wühlte in den Ärmeln seines Haoris. Ungeduldig suchte er das Taschentuch, dass er von Kagome hatte und reichte es ihr.

„Putz dir die Nase und warte hier. Ich gehe den Dämon töten, damit wir heute Abend zurück sind und du deinem Mann die gute Nachricht überbringen kannst.“

„A-aber..“, wollte sie einwerfen während sie das Taschentuch annahm und begann sich die Tränen von den Wangen zu wischen.

„Keine Wiederworte! Du glaubst doch wohl nicht wirklich, dass ich eine schwangere Frau der Gefahr aussetzte gegen einen Dämon zu kämpfen! Das könnte ich Miroku gegenüber niemals verantworten!“

Mit diesen Worten rannte er an ihr vorbei und alles was sie von ihm sehen konnte waren seine roten Gewänder und das silberfarbene Haar, das sich im Wind auf und ab bewegte.

Inu Yasha…, dachte sie während seine Zuversicht auch ihr Herz ergriff und sie mit einem Mal das Gefühl hatte, dass alles gut werden würde.

Danke…

Inu Yashas Herz raste wie wild. Sie war schwanger! Seine beiden besten Freunde waren schwanger! Sie würden ein Kind bekommen!

Seine Freude war groß. Er würde alles tun um die Familie seiner Freunde zu beschützen, dass schwor er sich.

Gleichzeitig aber trat ein Gefühl der Eifersucht in sein Herz. Und im Anschluss an dies, Schuldgefühle. Er würde wohl niemals eine richtige Familie haben.

Er schüttelte den Kopf um den Gedanken loszuwerden. Er schämte sich, solch selbstsüchtige Gedanken zu haben, wo er schließlich der erste war, dem Sango die frohe Botschaft überbracht hatte.

Wenn auch nicht mit Absicht.

Das erklärte auch, weshalb er sie vor ein paar Nächten aus ihrem Haus hatte rennen sehen um sich zu übergeben.

Er lächelte. Er gönnte es den beiden von ganzen Herzen.

Und dennoch…
 

Es war bereits am dämmern, als er sich auf den Rückweg machte.

Selbstverständlich hatte er den Dämon besiegt, doch war er geflüchtet, als er sich dem Tode nahe glaubte und Inu Yasha hatte ihn ein Stück verfolgen müssen.

Schließlich konnte er jetzt erst Recht nicht mehr zulassen, dass irgendwelche Dämonen unbeachtet durch die Gegend schlichen. Immerhin hatte er versprochen seine Freunde zu beschützen.

Als er sich dem Punkt näherte, an dem Sango auf ihn warten sollte, vernahm er leise Stimmen miteinander reden.

Sofort griff er an sein Schwert, ließ seine Hand jedoch sinken, als er den Geruch von Menschen wahrnahm.

Er hörte auch Sangos Stimme. Neugierig versteckte er sich hinter einem Baum und lauschte. Er konnte von hier aus immer noch eingreifen wenn es gefährlich für die werdende Mutter weden würde.

„… in diesen Wäldern, mit einem Halbdämon an Eurer Seite?“, hörte er eine Männerstimme fragen.

Er hatte den Anfang der Konversation verpasst, doch offensichtlich redeten sie über ihn.

„Ich könnte Euch die selbe Frage stellen.“, erwiderte Sango vorsichtig.

Dem Geruch nach, waren die Fremden zu viert und es waren ausschließlich Männer. Ein Knurren drang in seine Kehle. Wenn diese Penner auch nur wagten sie schief von der Seite anzugucken…

„Was erlaubt Ihr Euch, so mit dem Meister zu sprechen!“, rief eine zweite, jüngere Männerstimme wütend.

„Nun, da ich Euren Meister nicht kenne, wüsste ich nicht, was es ihn angeht.“

Die erste Stimme meldete sich wieder zu Wort. Sie klang dunkel, alt und weise.

Inu Yasha hasste es.

„Wir sind hier um den Dämon zu töten, der in diesem Wald sein Unwesen treiben soll.“

„Das wird nicht nötig sein, mein Gefährte ist aufgebrochen um sich seiner zu entledigen.“

Der Hanyou hörte die Männer lachen.

„Und Ihr glaubt, dass ein Hanyou dazu in der Lage ist?“, fragte eine dritte Person verächtlich.

„Was spielt es für eine Rolle, ob er ein Hanyou ist oder nicht, Mönch?“, fuhr Sango ihn wütend an.

„Ein Hanyou ist zu einer Hälfte ein Youkai.“

„Ich bin Dämonenjägerin, das war mir bewusst.“

Der Anführer räusperte sich und wies seinen Untergebenen an ruhig zu sein.

„Aufgrund Eurer Kleidung, habe ich das bereits Vermutet Tajiya- sama… wie ist Euer Name?“

„Sango.“

„Also Sango, könnt Ihr…“

Er wurde unterbrochen.

„Ich kann mich nicht daran erinnern Euch erlaubt zu haben, mich bei meinem Namen, statt bei meinem Titel zu nennen.“

Inu Yasha begann zu grinsen. Sollte Sango diesen aufgeblasenen Menschen ruhig zeigen wer die größeren Paar Stiefel trug.

„So eine Frechheit! Araide- sama so zu beleidigen!“ Es war die vierte und letzte Person die nun gesprochen hatte.

„Schweigt!“, wurden sie von dem Älteren angefahren.

„Also… Tajiya- sama,“ er betonte ihren Titel scharf, „Könnt Ihr uns verraten, weshalb ihr mit einem Halbblut unterwegs seid?“

„Warum sollte ich nicht mit ihm unterwegs sein?“

„Ein Hanyou ist gefährlich. Sie sind tückisch. Die Ausgeburten schwacher Menschen die sich mit einem Teufel eingelassen haben.“

Der Knurren in Inu Yashas Kehle wurde lauter.

„Ihr scheint ziemlich schnell zu verurteilen, für einen Mann Gottes.“

„Und ihr habt zu wenig Respekt für eine Frau. Es ist Unwürdigen verboten, den heiligen Wald zu betreten und doch hat diese Missgeburt es gewagt.“

„Wenn es Unwürdigen verboten ist, den Wald zu betreten, dann seid Ihr es, die an der falschen Stelle stehen und nicht mein Begleiter.“

Der Hanyou hörte einen wütenden Aufschrei, gefolgt von Fußschritten. Das Schwert in der Hand blickte er hinter dem Baum hervor.

Nur um zu sehen wie Sango ihrem Angreifer, offensichtlich einer der Novizen auswich und ihn mit ihrem Hiraikotsu ohnmächtig schlug, um ihre Waffe anschließend wieder lässig über ihre Schulter zu schwingen.

So jemand, war keine Herausforderung für sie. Noch musste er nicht eingreifen.

Die anderen Männer starrten sie wütend an.

„Du erhebst deine Hand gegen einen Vertreter der Kirche?“, fragte ein alter grauhaariger Mann. Augenscheinlich der Meister.

Araide, dachte er.

„Er hat mich angegriffen und meinen Freund beleidigt. Ich denke, das war gerechtfertigt.“

„Achte auf deine Wortwahl Weib!“, schrie ein rothaariger, junger Mann, doch der Meister hob die Hand.

„Wir erlauben keinem Hanyou ungestraft durch diese Wälder zu streifen, wenn wir ihn sehen, werden wir ihn zur Strecke bringen.“, erklärte er.

HA! Das ich nicht lache! Dieser Tartar- Greis will mich zur Strecke bringen?

Er blickte zu Sango. Ihr Gesicht nahm einen bedrohlichen Ausdruck an. Mit einer Stimme, die sogar ihn zum Zittern brachte sagte sie: „Nein. Das werdet Ihr nicht.“

Die Männer vor ihr schwiegen und blickten sich verunsichert an.

Die Dämonenjägerin fixierte die Männergruppe zornig. Ihr Blick so furchterregend, wie der Hanyou ihn noch nie gesehen hatte, ihre Hände an ihren Waffen ruhend.

Sie scherzte nicht, sie war nicht verunsichert. Kein Zweifel.

„N-nun… -wenn Ihr Euch mit Eurem Namen für ihn verbürgt, können wir ihn wohl ziehen lassen… ansonsten…“, die Nervosität in der Stimme des alten Mannes war nicht zu überhören.

Das schien auch Sango so zu sehen.

„Ich werde nichts dergleichen tun. Ihr werdet ihn ziehen lassen. Und Ihr werdet ihm gegenüber respektvoll sein, falls Ihr ihn treffen solltet.“

Ihre Stimme ließ keinen Einwand gelten, doch der alter Mann wollte offensichtlich nicht so schnell nachgeben:

„Und warum sollten wir so etwas tun?“

Sango ging einen Schritt auf die Männergruppe zu. Die Novizen wichen vor ihr zurück. Nur der Meister hielt ihrem angsteinflößenden Blick stand. Schweiß glänzte auf seiner runzligen Stirn.

„Weil ich jeden von euch eigenhändig töten werde, wenn ihr auch nur versuchen solltet ihm ein Haar zu krümmen.“, sagte sie. Ihre Stimme entschlossen.

„Ihr würdet euresgleichen töten, für einen Hanyou?“

„Für ihn, würde ich jeden töten. Und nennt mich nicht euresgleichen. Bevor ich werde wie Euresgleichen, würde ich mir die Hand abhacken!“, sie spuckte dem alten Mann vor die Füße.

„Warum? Warum tut Ihr das für einen Hanyou?“, fragte er entsetzt.

„Er ist nicht nur ein Hanyou. Er ist mein Freund, mein Bruder. Der Onkel meines ungeborenen Kindes. Er gehört zu meiner Familie. Und ich töte jeden, der meine Familie etwas antun will.“

Mit diesen Worten wandte sie sich von ihm ab, verschreckte die Novizen mit einem Blick und lief an ihnen vorbei.

Inu Yasha sah, wie einer von ihnen ein Messer zog und auf Sango zu rannte. Sie reagierte, doch er war schneller. Seine Faust traf die Wange des Angreifers und er spürte, wie einige Zähne unter dem Schlag nachgaben und abbrachen. Genau wie der Wangenknochen. Er konnte ihn in Einzelteile splittern hören.

Während der Angreifer auf dem Boden aufschlug, hoben die beiden verbliebenden ihre Hände in einer unterwerfenden Geste über den Kopf.

„Inu Yasha.“, sagte Sango verwundert.

„Ihr habt die Lady gehört! Unwürdige gehören nicht in diesen Wald. Macht das ihr verschwindet!“, blaffte er die kauernden Menschen an.

Er wandte sich Sango zu und bedeutete ihr, auf seinen Rücken zu klettern.

Während sie Richtung Heimat liefen, spürte er ihren Herzschlag auf seinem Rücken und auch wenn es wahrscheinlich zu früh war das zu sagen, Inu Yasha war sich sicher, dass er auch den Herzschlag des Kindes spüren konnte.

Es klang sogar nach zwei Herzschlägen. Aber vermutlich bildete er sich das nur sein.

Während er also die Frau seines besten Freundes nach Hause trug, dachte er über ihre Worte nach. Sie hatte ihn Bruder genannt, hatte ihn Onkel genannt, hatte ihn Familie genannt.

Sofort war sein schlechtes Gefühl verflogen gewesen, das er den ganzen Nachmittag gespürt hatte, wenn er an ihre Schwangerschaft dachte.

Warum hatte er gedacht niemals eine richtige Familie haben zu würden?

Er hatte einen Bruder.

Er hatte einen Vorlauten Vormund, eine altkluge Großmutter.

Und eine Schwester.

Er war bereits Teil einer richtigen Familie. Eine Familie die ihn liebte wie er war. Eine Familie in der er sich nicht verstecken musste. Eine Familie die er beschütze und die ihn beschützte.

Kagome…

War das ihr Plan gewesen, als sie diese Gruppe zusammenführte?

Er grinste, während er Sango vor ihrem Haus absetzte.

„Danke Inu Yasha.“, sagte sie und drückte seinen Arm leicht.

Er wurde rot, wandte sich ab und meinte : „Ich danke dir… Nee-chan.“

Dann lief er davon, ein Lächeln auf seinen Lippen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  elfenschwert
2015-04-19T14:16:22+00:00 19.04.2015 16:16
wirklich schön,...ich habe echt geweint... bin gespannt, wie es ausgeht ^^
Antwort von:  sennen_item
19.04.2015 22:50
Danke für dein liebes kommentar... das ist eine der ersten fanfictions, die ich veröffentlicht habe und ich war verunsichert. du hast mir wirklich etwas mut gemacht :)
Antwort von:  elfenschwert
20.04.2015 12:39
das freut mich ^^


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