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The distance between us

Byakuya x Renji
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich hatte nicht ganz so Hut, dass dieses Kapitel schon unter den Adult-Richtlinien fällt. Schade eigentlich, ich musste ein paar gute Stellen rauslöschen. Ich hoffe auf jeden Fall, dass die zensierte Version tatsächlich auch für alle verfügbar sein wird. :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Überraschung! ;)
Ich weiß, ich habe ursprünglich vorgehabt, jeden Samstag eine neue Geschichte online zu stellen. Allerdings möchte ich euch nicht immer so lange warten lassen. Also habe ich mich für einen monatlichen Bonustag entschieden. D.h. jeden Monat am 14. oder 15. kommt ein zusätzliches Kapitel :)
Viel Spaß! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe, euch gefällt das Kapitel genauso gut wie mir. Der ganze "Baum-Dialog" hat mich beim ersten Lesen des Originals zum Schmunzeln gebracht ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Narf... Bitte entschuldigt...
Die erste "zensierte"-Fassung war ein Satz mit x...
Ursprünglich hatte ich versucht, so viel wie möglich von der Handlung 'währenddessen' mit reinzunehmen. Leider wurde es nach der Freigabe auch als 'Adult' gekennzeichnet, sodass der Schnitt nun etwas größer angesetzt werden musste...
Ich hoffe, falls diese Version überhaupt jemand liest, dass es nicht zu viel von der Handlung verschluckt. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Yay, es ist wieder Zeit für das monatliche Bonuskapitel. Ja ich weiß, genau genommen ist es erst morgen soweit. Allerdings bin ich, wie es sich für brave Arbeitnehmer sich gehört, morgen erst einmal auf der Arbeit. Und daher habe ich mich eben dazu entschlossen, es heute schon online zu nehmen.

Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen Lesern bedanken. Ich freue mich riesig darüber, wie die Story ankommt. Besonderer Dank gilt hier natürlich - wieder einmal - BlackLily, von ff.de, für das hervorragende Beta-Lesen! Die Gute ist sich vermutlich überhaupt nicht im Klaren darüber, was sie sich mit mir angelacht hat! xD

Außerdem möchte ich mich auch bei AnubisBride, ebenfalls von ff.de, bedanken. Für die netten Schwätzchen zwischendurch, die tollen Reviews, die Ablenkung durch deine eigenen, fantastischen FFs und das viele Input. Und die Freude über meine Übersetzungen, die wiederum auf mich zurückfärbt! :)

Schon mal als kleiner Ausblick, da wir uns auf das Ende dieser Serie hinbewegen: Es gibt noch einige Geschichten, die auf diese hier aufbauen. Insgesamt gibt es, Stand heute, noch 210 Kapitel, die auf Übersetzung warten. Keine Ahnung, ob ich das Schaffe. Ich habe es vor. Vor allem, wenn weiterhin so ein riesen Interesse besteht.
Vorher wollte ich aber auch gerne noch eine etwas kürzere Story über Renji während der Zeit in der Akademie übersetzen. Diese wird allerdings vermutlich etwas schneller veröffentlicht, damit nicht so viel Wartezeit entsteht, bis ihr wieder mit frischem Renji x Byakuya-Stoff versorgt werdet.

Ufff... Was ein Roman. Entschuldigt bitte! Und jetzt viel Spaß beim Lesen. Es wird spannend!

Eure yezz Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Noch zur Erklärung zum Titel: Benri-kun wurde in den 90ern von japanischen Frauen verwendet. Gemeint waren männliche Freunde, die ihnen immer geholfen haben. Halt der typische Kerl, den man anrufen kann, wenn man einen Schrank zusammenbauen muss o.ä.. Deswegen auch der Zusatz "Mr. Useful". Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

es ist der 15.! Yay, Bonuskapitel-Tag :)

Und heute erhaltet ihr mein Lieblingskapitel aus dieser Reihe. Renji ist im Dialog einfach nur der Kracher! xD

Viel Spaß! Komplett anzeigen

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Other Duties as Assigned

Der Frühling war in Seireitei eingekehrt, die Blüten der Pflaumenbäume öffneten sich langsam im matten Licht der Nachmittagssonne. Der fruchtige Duft der Blüten überzog den Übungsplatz der 6. Kompanie. Vizekommandant Renji Abarai unterdrückte ein Niesen. Aus den Winkeln seiner, leicht tränenden, Augen sah er Kommandant Kuchiki Byakuya. Dieser beobachtete, wie immer, ausdruckslos das Training. Eine leichte Brise zerrte am Saum seines Haoris, ließ den Stoff grazil im Wind flattern.
 

Ein toller Anblick.
 

Renji wurde immer mehr bewusst, dass in diesem Moment, oder besser schon den ganzen Tag, sein Kommandant eine andere Laune hatte. Bei einer anderen Person hätte er vielleicht davon gesprochen, dass diese Angst habe. Allerdings würde er Kuchiki Byakuya nicht als jemanden beschreiben, der seine Gefühle überschwänglich zur Schau stellte. Heute allerdings waren seine Lippen zu einer noch dünneren Linie verzogen. Wenn das überhaupt möglich war.
 

Nicht, dass das scheinbar sonst jemand bemerken würde. Es war ein kleiner Unterschied, welchen der Rest der 6. Kompanie munter zu ignorieren schien. Renji jedoch konnte nicht anders, als aufmerksam jede Veränderung des Reiatsus, dem spirituellen Druck, seines Kommandanten zu verfolgen. Er würde es nicht zugeben, aber selbst ein leichtes Streifen von Byakuyas Reiatsu schaffte es, dass sein Herz vor Freude hüpfte oder ihm ein Schauer durch den Körper lief.
 

Als sein Kommandant ihn anschaute, nahm er sofort eine formalere Haltung ein. „Kommandant?“, fragte er nervös.
 

„Erscheine bitte heute Abend in meinem Büro, Renji.“
 

„Ja, Kommandant.“
 


 

Das kühle, fahle Abbild des Mondes wurde in der Pfütze reflektiert, welche Renji auf seinem Weg durch den Hof durchquerte. Der frühe Abend hatte einen leichten Regenschauer mitgebracht. Der Nieselregen hatte nun aber aufgehört und eine kühle, frische Luft hinterlassen. Es schien eine schöne Nacht zu werden und alles, was Renji nun noch wollte war, es sich mit einer Flasche Bier gemütlich machen. Vielleicht auch mit einem willigen, warmen Körper neben sich. Der Gedanke daran, nun noch Zeit in dem Büro seines Kommandanten zu verbringen, gefiel ihm nicht. Vor allem, wenn er an die Laune von ihm dachte, verschlimmerte es noch. Zumindest war es ihm möglich gewesen, den Grund dafür zu erfahren.
 

Heute jährte sich der Todestag seiner Ehefrau erneut.
 

Als er beinahe in Matsumoto hineinlief, warnte sie ihn davor, dass die ganze Geschichte ziemlich tragisch gewesen sei. Byakuyas Frau sei an einer furchtbaren Krankheit gestorben. Und er konnte damit nicht abschließen. Auch Jahre später nicht.
 

Das erklärte nun die dunklen Ränder um das Reiatsu des Kommandanten. Dennoch konnte Renji nicht verstehen, was zur Hölle dieser, noch dazu um diese Uhrzeit, von seinem Vizekommandanten wollte. Während er auf dem Weg ins Büro seines Vorgesetzten war, zermarterte er sich seinen Kopf. Überfälliger Papierkram? Nein, darum hatte er sich gekümmert. Ein Konflikt mit einem anderen Offizier? Nicht sehr wahrscheinlich. Jeder wusste, dass er sich unter Kuchiki Byakuyas Kommando besser benehmen sollte.
 

Nun stand er vor der Tür zum Kommandantenbüro. Renji zog sich die Schuhe aus und nahm sich einen kurzen Moment, um sein Shihakushō zu richten. Er zog seinen Obi fester um sein Zanpakutō. Er spürte, dass sein Kommandant hinter der Tür aus dickem Reispapier wartete. Trotzdem zögerte er. Aus irgendeinem Grund war er beklommen, sein Puls schlug laut gegen sein Trommelfell.
 

„Vizekommandant, ich hatte dich gebeten, in meinem Büro zu erscheinen. Nicht vor meinem Büro in der Gegend herum zu starren.“
 

Trotz des etwas aufziehenden Tons riss Byakuyas raue Stimme Renji wieder in die Realität.
 

Er öffnete die Schiebetür. Die Ausstattung des Büros lag im Dunkeln, nur eine einzelne Laterne erleuchtete den Raum, wo Byakuya an einem Tisch auf dem Boden kniete. Das Fenster war geöffnet und der Duft von frisch gefallenem Regen erfüllte den Raum.
 

Wie immer, wenn er seinen Kommandanten anblickte, schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf: Dieser Mann ist unvergleichlich.
 

Lange Haare, so schwarz, dass es scheint, sie würden in der tiefen Dunkelheit verschwinden, die ihn umringt. Sorgsam, durch das Kenseikan, getrennte Strähnen. Ein Schmuckstück, welches seinen Rang und seine Position symbolisierte. Der Kommandant sah Renji ununterbrochen an. Schiefergraue Augen durchbohrten ihn, auch auf dieser Distanz.
 

„Kommandant?“, Renji schluckte nervös.
 

„Komm her. Setz dich.“, mit einer trägen, aber einladenden Bewegung deutete er Renji, hereinzukommen.
 

Er schob die Tür hinter sich zu und war erfreut zu sehen, dass eine Flasche Sake auf dem Tisch stand. Ah! Vielleicht würde er zumindest ein Getränk bekommen. Als er Gegenüber von Byakuya Platz nahm, fiel ihm auf, dass nur eine Schale auf dem Tisch stand. Warum auch immer. Er blinzelte hoffnungsvoll in Richtung, wo der Rest des Geschirrs stand. Würde er kein Angebot erhalten, könnte er nach einer Schale greifen. Allerdings könnte er sich nur schwer selbst bedienen. Zumindest nicht ohne die Erlaubnis des Kommandanten.

Immerhin war eine der Sake-Schalen vermutlich gut 6 Monatsgehälter von Renji wert. Er versuchte, Blickkontakt mit seinem Vorgesetzten aufzunehmen, doch sein Blick war verschleiert, als sei er in tiefen Gedanken.
 

Gut, dann musste er wohl warten.
 

Anstatt seinem Vizekommandanten das Getränk, welches er so sehnsüchtig wollte, anzubieten, schüttet er sich selbst nach. Renji schnappte einen Hauch des Dufts von dem Reiswein auf und hörte, wie die Flüssigkeit leise gegen die Flaschenwand schwabte.
 

Renji erlaubte sich ein leises Schnaufen, um seine Enttäuschung kundzutun und wartete, mit den Händen an seinen Hüften.
 

Der Kommandant sagte weiterhin nichts und ging seinen Gedanken nach.
 

Es schien Renji so, als wollte er lediglich Gesellschaft, während er trank.
 


 

Nach Byakuyas dritter Schale schliefen Renji die Beine ein. Das Gefühl von Nadelstichen trieb ihn dazu, sein Gewicht zu verlagern, um den Schmerz ein wenig zu verdrängen. Sein Rücken war steif und er benötigte all seine Willenskraft, um nicht mit seinen Händen auf den Oberschenkeln herumzutrommeln, während er wartete. Wartete darauf, was auch immer sein Kommandant von ihm wollte. Der Rothaarige war bereits mehrfach kurz davor, die bedrückende Stille zu brechen und ihn anzuschreien, was er denn, verdammt noch mal, wollte. Aber aufgrund der düsteren Stimmung und dem heftigen Druck von Byakuyas Reiatsu, blieb er ruhig.
 

Während er sich dazu zwang, still zu sitzen, wanderten Renjis Gedanken umher.
 

In diesem Moment träumte Renji von dem sorgenfreien Leben, als er noch 6. Offizier der 11. Kompanie war. Der Sake folgte einem dort schon fast freiwillig. Die 11. Kompanie hatte einen tollen und einfachen Grunsatz: Alkohol, Kampf, Sex. Aufstehen und von vorne beginnen! Ja! So sollte ein Mann mit Kummer umgehen. Seine Freunde um sich herum versammeln, sich die Hucke zusaufen, ein paar verdorbene Lieder singen und mit irgendwem in die Kiste steigen.
 

Verdammt, wie sich Renji wünschte, genau das jetzt zu tun. Vermutlich würde er aktuell alles lieber machen, als endlos hier zu warten.
 

Er warf einen erneuten Blick auf seinen Kommandanten. Er konnte keinen Ausdruck von diesem edlen Gesicht ausmachen. Zumindest schien der Adlige zu wissen, wie man trank. Aber was ist man für ein Mann, wenn man seine Flasche nicht mit seinen Untergebenen teilt?
 

Ein Mann, so vermutete Renji, der sein Gegenüber nicht als gleichgestellt erachtet.
 

Eine Vermutung, die offensichtlich war, immerhin hatte sein Kommandant ihn nicht einmal mehr angesehen, seit er ihn eingeladen hatte, sich zu setzen.
 

Was mache ich hier überhaupt?
 

Unschlüssig kratze er sich den Nacken. Seine Bewegung schien seinen Kommandanten aufgerüttelt und zum Sprechen bewegt zu haben. „Ich möchte deine Tattoos sehen. Lege dein Stirnband ab.“
 

„Was?“
 

„Deine Tätowierungen. Ich möchte sie zu sehen.“
 

Alles klar, sein Kommandant war definitiv betrunken. Dass seine Worte nicht undeutlich waren, beeindruckte ihn. Aber was war das für eine verrückte Aufforderung? Trotzdem sah Renji kein Problem darin und löste den weißen Stoff, den er immer um seinen Kopf trug. Er legte das Stirnband auf seinem Schoß ab.
 

Als er wieder aufschaute, beobachtete Byakuya ihn über seiner Schale Sake hinweg. Es war ein verführerischer Blick oder doch mehr wie ein Raubtier? Was auch immer er sah, er schien hungrig danach zu sein. Die sonst eisigen, grauen Augen waren getrübt. Die Hitze, die in Renji aufstieg, war... unangenehm, aber dennoch betörend. Sein Atem ging schneller und er ließ seinen Blick sinken. Hatte er wirklich einen Anflug von Erwartung in seinen Augen gesehen. Aber Erwartung auf was? Er war sich nicht sicher.
 

Die Schale klirrte auf dem Tisch. „Jetzt den Rest.“
 

„Kommandant?“, sein Vorgesetzter konnte nun nicht ernsthaft von ihm wollen, dass er sich vollständig auszog. Denn der Rest zog sich über seinen kompletten Körper – Arme, Beine, Brust, Rumpf... auch über seinen Hintern.
 

„Ich habe dir einen Befehl gegeben.“
 

„Ja, haben sie, aber...“
 

„Ich werde nicht noch einmal fragen.“
 

Das starke Ansteigen des spirituellen Drucks warnte Renji, dass Ungehorsam nicht toleriert werden würde.
 

Dennoch gehorchte er nicht direkt. Vielleicht hatte Renji Glück und sein Kommandant hatte es nur deswegen befohlen, da ihm das Ausmaß seiner Tätowierungen nicht bekannt war. Er würde ihm nur seinen Oberkörper zeigen. Das würde ihn sicher zufriedenstellen. Schon der Gedanke daran, sich derart zu entblößen, ließ sein Gesicht zu einer Grimasse verziehen. „Kommandant.“, presste er durch zusammengebissenen Zähnen heraus.
 

Er musste tief einatmen, um sich zu beruhigen. Mit zitternden Händen löste er den Knoten seines Gürtels und legte sein Zanpakutō auf den Boden. Bei dieser Bewegung hielt er kurz inne. Halb nackt vor seinen Kommandanten zu stehen, würde ihn schon angreifbar genug machen, aber dann auch noch ohne Waffe?
 

Er wagte einen flüchtigen Blick zu seinem Vorgesetzten und versuchte, den Ausdruck darin zu entschlüsseln. Wie sollte er diesen deuten? Es war einfach unmöglich, darin zu lesen. Aber sein Reiatsu war nun… weicher? Nein, das war so nicht ganz richtig. Es war immer noch heftig zu spüren, aber da war noch etwas. Etwas Eigenartiges… Sehnsucht?
 

Bestimmt ließ Renji seine Waffe los. Danach streifte er einfach das Oberteil von seinen Schultern. Der weiche Stoff des Shihakushōs rutschte herunter, bis es in Falten auf Höhe seiner Ellbogen liegen blieb. Die Fäuste hatte er, schon fast verzweifelt, in seine Hüfte gestemmt, um den Rest seiner Robe vor dem Rutschen zu bewahren. Er musste ja nicht unbedingt alles zeigen, um dem Befehl nachzukommen. Als die kalte Luft im Raum ihm eine leichte Gänsehaut bescherte, spürte er die Hitze in seinen Wangen.
 

„Stell dich, damit ich besser sehe.“
 

Renji konnte das Grummeln aus seiner Kehle nicht zurückhalten. War er so etwas wie ein Tier in einer Ausstellung oder im Zoo? Es ging ihm ziemlich gegen den Strich, trotzdem stand er schließlich auf.
 

Unter Byakuyas unbeirrten und besitzergreifenden Blick fühlte er sich völlig ungeschützt, fast schon nackt. Mit knirschenden Zähnen stand er dort, hielt den Kopf hoch, die Schultern zurück und den Blick geradeaus.
 

Auch das Gesicht seines Kommandanten blieb nicht regungslos, als er ihn anschaute. Seine, sonst leicht zusammengekniffenen, Augen hatten sich etwas geweitet, seine Lippen geteilt.
 

Dann machte er ein Geräusch, welches Renji beinahe völlig aus der Fassung gebracht hätte.

Es war kaum hörbar, aber er hatte es genau gehört. Es war ein Stöhnen.
 

Ein tiefes, erregtes Stöhnen.
 

Die Röte in Renjis Gesicht breitete sich weiter aus. Sein gesamter Körper heizte sich auf. Ein Teil von ihm wollte nicht, dass er seinen Kommandanten anhimmelte. Ein anderer Teil flehte um genau diese Art von Aufmerksamkeit, von eben diesem Mann. Seine Gefühle waren zu kompliziert. Schnell drehte er seinen Kopf, um diesem Blick zu entkommen und starrte so mit großen Augen den aufgehenden Mond an.
 

„Wunderschön“, sagte Byakuya leise, wie zu sich selbst. „Dreh dich. Ich möchte deinen Rücken sehen.“
 

Für diese Gelegenheit dankbar, drehte sich Renji schnell herum. Aber anstatt sich zu beruhigen, bereute er dies schnell. Er konnte sich gerade nur vorstellen, wie die Augen seines Kommandanten über seinen Körper glitten.
 

Ein weiteres Geräusch, ein wertschätzendes Grunzen? „Renji, da sind aber sicherlich noch mehr. Oder nicht?“, hörte er den Schwarzhaarigen mit einem fast spielerischen und verführerischen Ton fragen.
 

Was? Wie betrunken musste er bitteschön sein? Er war sich absolut sicher, dass es sein Vorgesetzter morgen bereuen würde, wenn Renji ihn nicht stoppen würde. Egal wie, es gab für ihn eine Grenze, wie weit er für das Vergnügen seines Kommandanten gehen würde.
 

„Ja, da sind noch mehr.“, zustimmend drehte der Rothaarige sich herum.
 

„Dann möchte ich sie sehen.“
 

„Nein, das möchten sie nicht.“
 

Es war von seinem Gesicht abzulesen, dass Byakuya Kuchiki selten ein ‚Nein‘ zu hören bekommen hat. Vor allem von seinen Untergebenen. Es drängte Renji, sich einen Vorteil aus der Sprachlosigkeit des Anderen zu schlagen. So, wie der Schwarzhaarige so da saß, mit etwas Farbe im Gesicht und leicht geöffnetem Mund, sah er fast schon süß aus. Byakuya war völlig perplex. Ein ziemlich gehässiger Teil von Renji spornte ihn an, sich zu ihm herüber zu lehnen und ihm einen harten Kuss auf die schmalen Lippen zu drücken.
 

Endlich! Der Geschmack von Sake.
 

Natürlich war es eine teure Sorte. Süß und… köstlich. Genauso wie dieser Mund. Er könnte sich in diesem Geschmack verlieren!
 

Aber er würde der Versuchung nicht nachgeben. Nicht unter diesen Umständen. Er zog sich zurück und lächelte übermütig in Byakuyas geschocktes Gesicht.
 

Umständlich griff er nach seiner Waffe und war dabei, den Raum zu verlassen.
 

Der Schwarzhaarige schien für einen Augenblick atemlos. „Was…?“, dann riss er sich zusammen. „Vizekommandant, ich bin noch nicht fertig mit dir.“
 

„Nein, aber ich mit Ihnen, Kommandant. Es ist für heute besser, wir belassen es dabei. Morgen früh, wenn Sie wieder nüchtern sind – und falls sie Manns genug dafür sind – können sie das hier gerne zu Ende bringen.“

Stray Dogs

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Stray Dogs - zensiert

Byakuya Kuchikis Lippen kribbelten noch von dem heftigen Kuss, denn Renji ihm darauf gedrückt hatte, bevor er aus dem Büro gestürmt ist. Abwesend wanderten seine Finger an diesen Punkt. Im selben Augenblick zogen sich seine Augenbrauen zusammen.
 

Er wagte es?
 

Was für eine Unverfrorenheit!
 

Schnell zog er sich auf die Füße, nur um festzustellen, dass seine Glieder genauso steif waren, wie die seines Vizekommandanten. Er streckte eine Hand aus, um sich am nahestehenden Bücherregal abzustützen. Wie viel Sake hatte er getrunken? Egal. Abarai ist ohne Erlaubnis gegangen, ließ die Sache zwischen ihnen... unbeendet. Es war ganz klar, dass er an seine Postion erinnert werden musste.
 

Etwas Weißes auf dem Boden fing Byakuyas Blick ein. Renjis Stirnband... Eigentlich war es kaum mehr als ein Stofffetzen, welches er sich immer um den Kopf band, wenn er nicht eine dieser lächerlichen Sonnenbrillen trug. Er musste es auf seiner Flucht aus dem Büro verloren haben. Mit wackeligen Beinen beugte er sich vor, um es aufzuheben. Es war schon fast unvorstellbar, wenn er es zu seiner Nase führen würde. Er sog den Duft des Anderen auf. Herb. Grob. Ein eindeutig unzivilisierter Geruch und dazu... was? Ein Gewürz... etwas recht Starkes, was Kühnes.
 

Ja, das beschrieb Renji Abarai ziemlich gut.
 

Byakuyas Faust schloss sich um den Stoff.
 

Es zur Bürotür zu schaffen, war für ihn überraschend schwierig. War er es doch gewohnt, die vollständige Kontrolle über sich und seinem Körper zu haben. Er riss die Tür schon fast gewaltsam zur Seite. Während er gegen den Türrahmen knallte, hätte er beinahe seinem Vizekommandanten nach geschrien. Sein Mund öffnete sich, bevor er sich jedoch vollständig blamierte, schloss er ihn wieder.
 

Die Nachtluft, welche vom Hof hereinströmte, war kühl und erfrischend. Der Duft des Regens vermischte sich mit dem Duft der Pflaumenblüten, welche gerade erst angefangen hatten zu blühen. Byakuya nahm einige tiefe Atemzüge, um seinen zitternden Körper zu festigen. Der Mond schien herunter, kühl und unbeeindruckt. Er hatte in der Stetigkeit des fernen Lichtes getrunken. Und nun konnte er die Hitze in seinem Körper, welche das Bild von Renjis nacktem Oberkörper ausgelöst hatte, nicht verdrängen. Er verkörperte rohe Kraft, so grob und bereit... und diese faszinierenden Tätowierungen, fast wie Streifen eines Tigers oder Blitze, welche seinen Blick weiter hinunterlockten.
 

Verflucht, dieser Mann brachte ihn dazu, seine Fassung zu verlieren.
 

Er würde diesem undisziplinierten Abarai folgen und ihm eine Lektion erteilen.
 


 

Renji befand sich bereits außerhalb der 6. Kompanie und auf den Straßen Seireiteis, als er realisierte, dass er halb nackt war. Seine Knöchel wurden weiß, während er sein Shihakushō an der Taille umklammerte. Der Griff seines Zanpakutō war etwas rutschig aufgrund seiner schwitzenden Hände.
 

Scheiße!
 

Er bog in die nächste Gasse ein. Mit dem Rücken gegen das kühle Mauerwerk eines Hauses gelehnt, versuchte er, ruhig zu atmen. Erfolglos. Mit dem Obi zwischen den Zähnen schob er das Oberteil wieder nach oben.
 

Was, zum Teufel, ist gerade passiert?
 

Hatte er wirklich seinen Kommandanten geküsst? Auf den Mund? Und dann, nach all dem, hatte er ihn zum Teufel gejagt? Hatte er denn vollkommen seinen Verstand verloren? Oder damit alle Hoffnungen auf eine spätere Beförderung?
 

Schlimmer noch, er hatte ihn ganz schön angefahren.
 

Ein Schatten, der das fahle Mondlicht verdeckte, ließ Renji aufblicken. Vor ihm stand eine schlanke Person. Seine Augen weiteten sich, als er den weißen Haori, der in der leichten Brise flatterte, sah. Für einen kurzen Augenblick befürchtete er, Byakuya hatte ihn bereits eingeholt. Aber sein Körper spannte sich sofort an, als er die kurzen, silbernen Haare und den immerzu amüsierten Gesichtsausdruck erkannte.
 

Gin Ichimaru.
 

Was für ein beschissenes Glück er doch hatte.
 

„Mein lieber Renji,“ begann Gin mit seinem widerwärtigen Singsang. „Was tust du den hier draußen, so...“ dünne Augenbrauen hoben sich in die Höhe „...underdressed?“
 

Renji drehte sich etwas zur Seite, um die Beule in seinem Schritt zu verdecken. Gleichzeitig steckte er sein Zanpakutō ruckartig in seinen Obi, welchen er gerade fertig verknotet hatte. „Verpiss dich, Ichimaru.“
 

„Aber, aber. Kein Grund so unhöflich zu werden. Außerdem solltest du dich versuchen daran zu erinnern, dass es jetzt Kommandant Ichimaru heißt.“
 

Ja, das stimmte. Alle diese beschissenen Kommandanten. Er biss sich auf die Lippe, damit ihm nicht noch irgendetwas Dummes herausrutschte. Stattdessen wartete er darauf, ob Ichimaru ihn auf seine Ungehorsamkeit weiter ansprechen würde. Aber stattdessen trat dieser weiter in die Gasse hinein. Um ihn an einer Flucht zu hindern, wie Renji befürchtete. Er ließ den Daumen über den Griff seiner Waffe wandern, aber Ichimaru machte keine Anstalten, ihn zu maßregeln. Er legte lediglich seine Hände auf den Rücken und... lächelte.
 

Renji biss die Zähne zusammen, als er dieses gruslige Lächeln sah.
 

„Du hast mir nicht erzählt,“ begann Ichimari dann. „wohin du unterwegs warst. Zu solch einer späten Stunde und so... unangezogen.“
 

Wo soll er wohl hin unterwegs gewesen sein, als bloß weg von Byakuyas Büro? Allerdings würde er dies niemals Ichimaru sagen. Er hob eine Hand in den Nacken und zuckte fast beiläufig mit den Schultern. „Ähm... Party in der 11. Sie wissen ja, wie das da ist.“
 

Das war eine einfache Lüge. Wann gibt es denn dort keine Party? Außerdem schien es eine gute Idee zu sein, dort hinzugehen. Er könnte wirklich ein Drink gebrauchen. Oder mehrere.
 

Ichimarus Lächeln schwankte nie. Der Kommandant betrachtete ihn nur still. Er spürte, wie Ichimarus Reiatsu über seine Haut strich. Es gefiel ihm gar nicht. Er fragte sich, ob sein Gegenüber die Wahrheit an seinen geröteten Wangen erkennen konnte, die das Bild von Byakuyas kühler, porzellanartiger Haut neben seiner eigenen und seinen gierigen Lippen, verursachte. Oder an dem unangenehmen Gefühl, welches von seinem steifen Glied kam.
 

Gerade, als Renji einbrechen und seine Lüge gestehen wollte, nickte Ichimaru leicht. Er trat beiseite. „Oh, nagut. Ich möchte nicht zwischen einem Mann und seinem Spaß stehen.“
 

Aber um weiterzugehen, musste der Rothaarige am Kommandanten vorbei. Er straffte die Schultern, die eine Hand umfasste fest sein Zanpakutō, die andere zu einer Faust geballt. Vielleicht konnte er ihn wenigstens ordentlich mit der Schulter anrempeln.
 

Als er in Reichweite kam, zog Ichimaru blitzschnell sein kurzes Schwert. Die flache Seite traf ihn hart auf der Brust und stoppte ihn.
 

Ichimaru kam mit seinem Kopf ganz nah. „Ich erinnere mich noch gut daran, als du unter mir gedient hast, Abarai. Du hast damals eine gute Zeit genossen.“
 

Der Angesprochene schob mit der Handfläche das Schwert zur Seite. „Eigentlich gab es gar nichts, was ich mit dir genossen habe.“
 

Renji war zufrieden, als er weiterging. Schließlich hatte er, wenn auch nur für eine Sekunde, das Lächeln aus Ichimarus lächerlichem Gesicht gewischt.
 


 

Renjis Fehlverhalten trieb ihm dazu, trotz seines angetrunkenen Zustandes, Blitzschritt zu nutzen. Nicht zuletzt, weil er gemerkt hatte, dass er am Reiatsu seines Vizekommandanten eine Art Spitze erkennen könnte, als wolle sich diese an ihm schärfen. Schlimm genug, dass er jetzt noch beinahe mit diesem niederen Ichimaru zusammengestoßen wäre. Zusätzlich auch noch die Tatsache, dass seine Hände an den Schultern des anderen Kommandanten ruhten, um nicht zu stolpern.
 

„Aber, aber,“ sagte er gedehnt, seine Stimme klang amüsiert.
 

Byakuya ignorierte ihn und konzentrierte sich darauf, geradezustehen, ohne Hilfe zu benötigen. „Ich bitte um Entschuldigung.“, murmelte er angewidert. Eine Entschuldigung fiel ihm nie leicht, vor allem nicht, wenn es bei solch einer Person war.
 

Ichimaru neigte den Kopf leicht zur Bestätigung. „Was bringt jemanden wie dich zu solch einer Uhrzeit hierher? Und dann noch in solch einer Eile?“
 

Byakuya sagte nicht. Er schuldete diesem Mann keine Rechenschaft. Aber, er wusste, dass Renji vor wenigen Augenblicken hier war. Vielleicht hatte der Andere ihn gesehen und wusste, wo er hingegangen ist. „Ich benötige meinen Vizekommandanten.“
 

„Ah!“ Ichimarus Augen hatten sich kurz vor Überraschung geöffnet. „In der Tat.“
 

Was sollte dieses Lächeln bedeuten? Byakuya machte ein abfälliges Geräusch, musste er wirklich hier mit diesem Kerl eine Konversation führen? „Hast du Renji Abarai gesehen?“, es gelang ihm fast vollständig, den Spott aus seiner Stimme zu verbannen.
 

„Ja, ich sah tatsächlich ein wenig von ihm. Er kam hier durch und schien in Eile. Ich glaube, er wollte sich in seiner alten Kompanie etwas erleichtern.“
 

Nun war sein Grinsen klar verspottend. Zudem gefiel ihm nicht, wie indiskret er mit den Angelegenheiten seines Vizekommandanten umging. „Was soll das heißen?“
 

„Ach, liebster Byakuya. Du weißt doch, wie es mit streunenden Hunden so ist... sind sie heiß, treiben sie es mit jedem.“
 

Jetzt wollte er ihn beleiden.
 

Byakuya ballte eine Faust. Plötzlich bemerkte er, dass er immer noch Renjis Stirnband hielt. Ichimaru grinste ihn weiter verspottend an.
 

Der Schwarzhaarige kam einen Schritt näher und war erfreut, dass Ichimaru zurückwich. Er senkte seine Stimme. „Du wirst es nicht noch einmal wagen, so salopp mit mir zu sprechen. Wir sind vielleicht beide Kommandanten, aber wir befinden uns nicht auf einer Ebene.“, wies er ihn knapp zurecht.
 

Er wartete einen Augenblick, während er sein Gegenüber mit seinem Blick durchbohrte. Schließlich neigte dieser seinen Kopf zur Zustimmung. Trotzdem hatte dieser nun ein, noch breiteres, Grinsen in seinem Gesicht.
 


 

Als er das Tor zur Trainingshalle der 11. Kompanie sehen konnte, seufzte Renji. Es schien, als sollte ihm auch hier ein wenig Alkohol vergönnt bleiben. Er kam wohl zu spät für diese Phase der Feier. Sie mussten früher als sonst angefangen haben. Es wäre ein Wunder, wenn noch irgendetwas in einer der vielen Flaschen auf dem Boden drin wäre. Körper lagen verstreut herum, das altbekannte Chaos. Jemand sang leise in einer Ecke, andere waren schon längst weggetreten und schnarchten. Wie auch immer, während seiner Zeit in dieser Einheit hatte er gelernt, dass es nur an der Motivation hing, jemanden zum Handeln zu bewegen.
 

Also wenn er was wollte, musste er fragen. Gerade heraus.
 

„Wer von euch ist betrunken genug, mir einen zu blasen?
 

Sofort hob sich eine Hand am nahegelegenen Pfeiler. Sie steckte in einem weichen, orangefarbenen Ärmel. „Oh, ich!“
 

Es war Yumichika Ayasegawa, der Schönling der 11. Kompanie. Seine sonst so perfekte Frisur war etwas zerzaust, als er sich seinen Weg zwischen einigen Schnapsleichen bahnte.
 

„Bitte was?“, beschwerte sich Ikkaku Madarame in gespielter Verzweiflung. Er lehnte an Wand und wiegte einen leeren Weinkrug hin und her. „Du sagtest, ich dürfte es heute mit dir treiben!“
 

„Also ich,“ begann Yumichika mit verschränkten Armen, „bin fähig genug, euch beide zu befriedigen.“
 

Renjis Blick glitt zu Ikkaku, um herauszufinden, was dieser davon hielt. Dieser zuckte mit den Achseln als wolle er sagen 'Ich bin dabei'. Renji nickte daraufhin. Ist ja schließlich nicht so, als hätten sie noch nie etwas geteilt.
 


 

Während sie sich auf die Suche nach etwas Privatsphäre machten, erklärte ihnen Yumichika die Bedingungen für seine Dienstleistungen. „Es wird mir absolut niemand, ich betone niemand, an den Haaren ziehen!“ Dabei sah fixierte er Ikkaku, welcher ein enttäuschtes Schnauben ertönen ließ.
 

„Zweitens,“ fuhr er fort. „Habe ich gewisse Standards.“
 

Renji hatte keine Zeit zu reagieren, als er den Stahl hinter sich aufblitzen sah. Behände durchschnitt Yumichika damit das Haarband, das normalerweise sein Haar davon abhalten sollte, in sein Gesicht zu fallen. Dicke, wirre Strähnen des tiefroten Haars fielen ihm ins Gesicht. Irritiert wischte er sie zur Seite. „Was zur Hölle...?“
 

„Ich habe keine Ahnung, was dich zu der Annahme verleitet, dass du damit gut aussehen würdest. Aber ich werde dich nicht anfassen, wenn deine Haare so abstehen, als wärst du eine Art Flaschenbürste.“ Damit steckte er seine Waffe wieder zurück.
 

Renji runzelte die Stirn. Flaschenbürste?
 

Yumichika lächelte und seufzte. „Viel besser. Ist dir eigentlich klar, dass du fast genauso überwältigend aussehen könntest wie ich, wenn du dir nur etwas Mühe geben würdest?“
 

Sie hatten eine kleine Kammer erreicht, wo alte Ausrüstung und Zubehör gelagert wurden. „Das reicht.“, murrte Ikkaku. Er schnappte den Kleineren an der Hüfte und beförderte ihn über ein Fass. Yumichikas Füße baumelten etwas über den Boden, als er kicherte und mit seinem Hintern wackelte.
 

Ohne große Umstände zogen sich Renji und Ikakku die Uniformen aus. Es amüsierte Renji etwas, dass beide ihre Zanpakutōs in unmittelbarer Reichweite abgelegt hatten. Warum auch immer. Aber wie ihr früherer Kommandant gesagt hätte: „Lass niemals angenehmen Sex einen guten Kampf unterbrechen.“
 

Ikkaku verlor keine Zeit mit der Kleidung von Yumichika.
 

Renji merkte, dass Yumichika ihn näher heranwinkte. Er war etwas zu groß, sodass es nicht perfekt passte, aber wie Yumichika versprochen hatte, war er erfinderisch. Also stütze er sich auf seine Ellbogen ab, um die Höhe des Rothaarigen zu erreichen.
 

„Tze... Armer Junge,“ sagte er, als er sich Renjis Erektion genau anschaute. „Was hat dich bloß in diese Lage gebracht?“
 

Byakuya Kuchiki. Renji stöhnte bei der Erinnerung daran, wie er den Geschmack von Reiswein vom Mund seines Kommandanten gestohlen hatte.
 

„Der Vizekommandant ist nicht daran interessiert, deine dummen Fragen zu beantworten.“, bemerkte Ikkaku. „Es ist an der Zeit, deinen Mund zu benutzen. Und damit meine ich nicht zum Reden!“
 

Zu Renjis Glück gehorchte der Schwarzhaarige. Er schloss die Augen. Doch musste er immer an den anderen denken. Yumichika hatte so feine, verführerische Lippen, fast wie...
 

Bya...
 

Als Yumichikas Feder, die er an der Augenbraue befestigt hatte, seinen Unterleib kitzelte, war die ganze Illusion dahin. Im selben Moment ruckelte Ikkaku etwas, was den kompletten Rhythmus zerstörte.
 

„Verdammt“, meckerte Renji. „Nicht so grob. Du lenkst ihn ab!“
 

„Was fährst du mich so an? Er war derjenige, der sagte, er könnte mit uns beiden fertig werden!“
 

„Ja, aber es ist meiner, der abgebissen wird, wenn du es übertreibst!“
 

„Wann wurde aus deinem Teil ein solch zerbrechliches Pflänzchen? Wenn das so ist, solltest du dir vielleicht noch einen wachsen lassen.“
 

„Einen Zweiten? Nur damit du es weißt, meiner ist doppelt so groß wie dei... ooohhhh, ahhhh!“, Renjis Knie hatten fast nachgegeben, als Yumichika fortfuhr.
 

Danach hatte der Rothaarige keinen Grund mehr, sich zu beschweren. Es war ihm nicht mehr möglich, mit seinen Gedanken abzuschweifen und sich an eine andere Stelle zu wünschen.
 


 

Es hätte Byakuya nicht schocken dürfen, seinen Vizekommandanten unter diesem Abschaum anzutreffen.
 

Aber er war es dennoch.
 

Und genauso enttäuscht.
 

Es schien, als hätte Ichimaru recht gehabt. Ein Tier musste unter seinesgleichen bleiben.
 

Byakuya war dabei sich umzudrehen, um die Hunde dort schlafen zu lassen, wo sie waren. Doch seine Augen waren von dem Anblick, wie der Mondschein über die schwarzen Musterungen auf Renjis kraftvollen Oberschenkeln fiel, gefangen. Ein schimmernder Schweißfilm überdeckte die breite Brust und zähmten seine offenen Haare in feuchte Strähnen.
 

Er war, zumindest, ein wirklich prächtiges Biest.
 

Renjis Stirnband rutschte aus seinem Griff und fiel langsam auf den Boden der Kammer.
 


 

Renji hatte die Augen gerade rechtzeitig geöffnet, um das Ende des seidenen Schals im Flur verschwinden zu sehen.
 

„Kommandant?“

To Catch a Fallen Star

Renji Abarai war sich sicher, dass er es nicht geträumt hatte, als er den charakteristischen Seidenschal von Byakuya Kuchiki im Flur verschwinden sah. Aber was sollte sein Kommandant bloß in der hintersten Kammer der 11. Kompanie suchen... wenn er nicht...
 

Wenn er nicht nach ihm gesucht hätte?
 

Er schreckte hoch. Entfernte, den inzwischen völlig weggetretenen, Yumichia Ayasegawa, der zu allem Überfluss auch noch auf seinen Bauch gesabbert hatte.
 

Als er auf den Beinen war, öffnete Yumichika müde die Augen. „Oh?“, fragte er, während er sich reflexartig sein glänzendes Haar richtete, „Ist es bereits Zeit für die zweite Runde?“
 

Renji sammelte gerade seine Klamotten vom Boden auf. „Nein. Mein Kommandant war gerade hier.“, antwortete er ohne sich etwas dabei zu denken.
 

Yumichika quietschte schon fast mädchenhaft. „Ooooooooh, Byakuya Kuchiki mischt sich unter das gemeine Volk? Lauf hinter ihm her und sag ihm, ich bin dafür zu haben. Er kann dazukommen.“
 

„Dazu kommen?“, schnaubte Ikkaku verschlafen. „Wie soll das denn Bitteschön funktionieren? Es scheint, als wärst du mit uns zwei bereits ausgelastet.“
 

„Wohl kaum.“, Yumichika fuchtelte mir seinen Händen in der Luft herum. „Ich habe immer noch beide Hände.“
 

„Beide? Das ich nicht lache. Behauptest du ernsthaft, du kannst 2 Kerle mit den Händen befriedigen, während du von hinten genommen wirst? Das möchte ich sehen! Hey Renji, du bist doch dabei, oder?“
 

Aber Renji hatte sich bereits angezogen und war nach draußen geeilt. Als er auf die Straßen Seireiteis trat, konnte er immer noch die beiden darüber streiten hören, wo nun die Grenzen bei Yumichika lagen.
 


 

Renji konnte seinen Augen nicht trauen, als er seinen Kommandanten gefunden hatte. Byakuya Kuchiki, 28. Oberhaupt der adeligen Kuchiki-Familie, kotze in einer Gasse.
 

Der Rothaarige stand stocksteif für einen Moment da, nicht in der Lage, zu begreifen, was da gerade vor ihm passierte. Während seines Dienstes in der 11. Kompanie hatte er viele Männer gesehen, die den Reiswein in dieser Art auf dem Pflasterstein verloren hatten. Aber niemand wie Byakuya Kuchiki. Es sah... unnatürlich aus, bei jemandem von seinem Format. Als es jedoch so aussah, als würden die Spritzer das reine Weiß des Haoris seines Kommandanten beflecken, zögerte er nicht. Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden, zog er Byakuya kraftvoll von der Stelle weg.
 

Im nächsten Augenblick spürte er die harte Mauer in seinem Rücken. Byakuyas Hand lag auf seinem Schlüsselbein. Die Kraft des Schlags, den er nicht kommen gesehen hatte, presste die Luft aus seiner Lunge.
 

„Du vergisst fortwährend deine Position, Renji Abarai.“ Die Stimme seines Kommandanten war ungewöhnlich kratzig, aber seine kühlen Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. „Deine Hände sind es nicht würdig, mich zu berühren.“
 

Der Scham prickelte in Renjis Körper. Seine Lippen verzogen sich. Er wollte schon etwas erwidern, als er ein leichtes Zittern von Byakuyas Unterarmen bemerkte. Sein Reiatsu schien zu schwanken. Nach alledem war er wohl immer noch ziemlich betrunken. Renjis finsterer Blick hatte sich schnell in ein besorgtes Lächeln gewandelt. Er hob seine Hand ganz langsam, damit der Schwarzhaarige sich nicht bedroht fühlte, sanft umfasste er mit seinen Fingern das Handgelenk des Anderen. „Wenn Sie diesen unwürdigen Händen nicht gestatten, euch zu berühren, Kommandant, wird jemand anderes sie, mit ihrem Gesicht voran, in ihrem Erbrochenen finden. Wir beide wissen, dass das nicht passieren darf.“
 

Trotz der blitzenden Augen Byakuyas war Renji erleichtert, dass er dessen Hand wegschieben durfte. Renji nahm dies als ein Zeichen, dass der Kommandant ihn vielleicht nicht umbringen würde. Zumindest nicht direkt. Aber wie sollte er Byakuya nun zurück zu seinem Quartier bringen? Resigniert seufzte er und schob seinen Arm unter die Schulter seines Vorgesetzten, um ihn zu stützen. Er hörte ein warnendes Brummen. „Ich kenne eine Abkürzung. Niemand wird uns zu Gesicht bekommen.“, beruhigte er den Anderen.
 

Byakuya starrte weiterhin finster vor sich her.
 

„Niemand, Kommandant. Ich werde nicht zulassen, dass uns jemand sieht.“
 

Offensichtlich reichte ihm das aus, um seinen guten Ruf als gesichert anzusehen und so entspannte er sich etwas in Renjis Griff.
 


 

Renji war klar, dass er nicht versuchen brauchte, ein Gespräch anzufangen, während sie auf den Weg zu den Quartieren waren. Es ging, aufgrund des Zustandes des Anderen, nur langsam vorwärts. Zum Glück war die Abkürzung mehr darauf ausgelegt, unerkannt zu bleiben statt schnell voranzukommen. Es wäre undenkbar gewesen, wenn der Kommandant der 6. Kompanie, vor allem mit seinem Status als Adeliger, gesehen werden würde, wie er sich von einer Party aus der 11. Division schleicht. Dank der vielen Male, die Renji diese Abkürzung in den frühen Morgenstunden verwendet hatte, kannte er alle Stellen, an denen man sich gut verstecken konnte.
 

Er würde sein Versprechen an seinen Kommandanten halten. Niemand würde auch nur einen Blick auf sie erhaschen können, wie sein Vorgesetzter schlaff an Renjis Arm hing. Es überraschte den Rothaarigen, als er erkannt, dass Byakuya eigentlich viel kleiner war, als die Stärke seines spirituellen Drucks es den Anschein machte. Außerdem wirkte er nun fast zerbrechlich, mit seiner schlanken Taille und feinen, langen Gliedern. In Renjis Gedanken überragte der Andere alles, aber jetzt lag er eng an seinem Arm, den Kopf an seiner Schulter ruhend.
 

Dieser Duft von ihm. So wohltuend. Und diese feinen, schwarzen Strähnen, die verführerisch an Renjis Nase kitzelten. Noch nicht einmal der saure Hauch von Byakuyas Übelkeit eben konnte den unglaublichen Geruch von Jasmin, den er verströmte, schmälern.
 

Und seine Haut... Byakuyas Hand umschlang seinen Kragen und riss dort an dem Stoff. Er spürte die kühle Sanftheit seines Daumens, der leicht in der Kuhle seines Halses lag. Kurz über den Punkt, wo sein Herz immer schneller raste.

Trotz seiner bisherigen Trödelei begann er nun, unruhig zu werden. Er grummelte und zog die Taille seines Kommandanten fester zu sich. Es war bescheuert, solche Gefühle zu haben. Schlimmer noch, hatte er sich doch mit seiner Grobheit Byakuya gegenüber blamiert. Was hatte er ihm noch einmal gesagt? Seine Hände waren es nicht wert, ihn anzufassen. Es stand einfach zu viel zwischen ihnen.
 


 

Als er endlich die Räumlichkeiten des Kommandanten erreicht hatten, entdeckte Renji ein weiteres Problem.
 

Soll er seinen Kommandanten einfach vollständig bekleidet in sein Bett legen, wie er es mit einem seiner früheren Kameraden gemacht hätte? Es war schon wirklich schwer genug gewesen, als sie vor der Tür gestoppt hatten, um sich die Schuhe auszuziehen. Byakuya nun aus seinen Klamotten zu schälen, käme ihm einer Tortur gleich.
 

Außerdem, was zur Hölle trägt sein Vorgesetzter im Bett? Er hatte keine Ahnung.
 

Jetzt stand er da, hielt seinen Kommandanten bei seiner Schulter aufrecht. Mit finsterer Mine, und völlig überfordert, stand er wohl einige Minuten still. Er stand dort, vollständig in Gedanken versunken, sodass er nicht merkte, wie Byakuya eine Hand nach ihm ausstreckte. Erst, als er nach einer seiner langen, roten Strähne erfolgreich geangelt hatte, war Renji wieder bei sich.
 

„Du siehst so völlig verändert aus.“
 

Renjis Augen weiteten sich überrascht. Die Stimme des Kommandanten hatte bisher niemals so sanft geklungen. „Oh... ähm... Ja...“, Yumichika hatte ihm ja das Haarband zerschnitten und erklärt, er würde so wesentlich besser aussehen. „Ich... ähm... habe das Band verloren, mit dem ich die Haare zurückbinde.“
 

Byakuya ließ Renjis Haare langsam, schon beinahe bedauernd, los. „Es scheint mir, als hättest du heute Nacht einige Dinge verloren.“
 

Darauf konnte sich Renji keinen Reim machen. „Wirklich?“
 

„Ich bin dir gefolgt, um dir dein Stirnband zurückzugeben. Du hast es in meinem Büro vergessen.“
 

„Oh!“, als er an diesen Moment dachte, kehrte die Hitze in seinen Wangen zurück. Er hatte inbrünstig gehofft, dass sein Kommandant zu betrunken gewesen war, um sich an den Kuss zu erinnern. Renji schaute weg, versuchte sich auf etwas zu konzentrieren. Auf irgendetwas anderes.
 

„Renji?“
 

„Hm?“
 

„Warum stehen wir hier herum?“
 

„Weil...“, ein langer, frustrierter Seufzer entglitt ihm. „Ich keine Ahnung habe, wie ich Sie ins Bett bekommen soll.“
 

Eine Art kurzes Gelächter ließen Renji die Augen aufreißen.
 

Moment! Was hatte er gerade gesagt?? Seine Wangen färbten sich dunkelrot. Er zog eilig seine Hände von Byakuyas Schulter, als wären diese plötzlich kochend heiß.
 

Byakuya senkte seinen Blick. Ein kleines Lächeln stahl sich auf die, sonst so grimmig aussehende, Partie rund um seinen Mund. „Ich bezweifele, dass es so schwer sein wird, wie du dir es vorstellst. Ich glaube, ich bin noch genug bei mir, um mich selbst ausziehen zu können.“

Serve With Honor

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Serve With Honor - zensiert

Renji Abarai fühlte sich zwischen den teuren Möbeln und Gegenständen im Quartier des Kommandanten absolut deplatziert. Er rieb sich über den Haaransatz in der Hoffnung, seine widerspenstigen Haare aus seinem Gesicht zu bekommen. Er verfluchte Yumichika dafür, dass er sein Haarband zerschnitten hatte. Seine unordentliche Frisur ließ Renji noch zusätzlich ungepflegt fühlen. Er gehörte hier nicht her. Er war ein einziges Durcheinander und brauchte dringend ein Bad, er fühlte sich, als würde er überall, wo er hintrat das makellose Schlafzimmer beschmutzen.
 

Natürlich hatte er seine Aufgabe erledigt, indem er Byakuya sicher zurückgebracht hatte. Niemand würde erfahren, dass er seinen adeligen Vorgesetzten taumelnd in den Straßen von Seireitei aufgelesen hatte. Noch dazu mitten in der Nacht.
 

Außerdem war Byakuya ganz klar fit genug, sich nun selbst zu versorgen. Er musste sich zwar immer noch auf die langsamen Bewegungen konzentrieren, aber er nahm ohne größere Probleme sein Zanpakutō ab und hängte es an einen Haken an der Wand, direkt neben einer Kommode. Der Schal, den er immer um seinen Hals geschlungen hatte, legte er in eine Box, welche in einer Schublade verschwand. Den Kommandantenhaori faltete er ordentlich und legte ihn auf einem Stuhl ab. Byakuya ohne Waffe und Haori, nur in der Uniform eines gewöhnlichen Shinigamis zu sehen, war ein komisches Gefühl. Es sah so normal aus.
 

Renji musste den Blick abwenden.
 

Wenn er nun schon so fühlte, wenn sein Kommandant noch angezogen war, sollte er jetzt schleunigst gehen. „Wenn sie mich nicht mehr benötigen, Kommandant...“, sagte er mit einer kurzen, formalen Verbeugung.
 

Er hatte sich schon umgedreht, als Byakuyas Befehl ihn stoppte. „Du bist noch nicht entlassen, Vizekommandant.“
 

Renji erstickte einen frustrierten Seufzer. Er drehte sich geschickt auf den Fersen um und nahm eine gerade Haltung an. „Kommandant.“
 

Byakuya saß vor einem Spiegel und blickte etwas auf dem Tisch finster an. Seine Hände ruhten elegant in seinem Schoß. Renji wartete darauf, dass sein Kommandant zu ihm sprach und bewunderte währenddessen wie sich die seidenen, obsidianfarbenen Haare über die Schultern und den Rücken seines Kommandanten legten. Er erinnerte sich an den Duft seiner Haare. Sie waren direkt unter seiner Nase, als er ihm geholfen hatte, hierher zurückzukehren. Hatte diesen wunderbaren Duft nach Jasmin gerochen. Wie würden sich diese Haare wohl in seinen Händen anfühlen? Wie reinste Seide?
 

Byakuya seufzte laut. „Meine Finger sind zu ungeschickt für das Kenseikan. Würdest du es bitte für mich entfernen, Renji?“
 

„Oh,“ war alles, was er herausbekommen konnte, während er den Raum durchquerte und hinter seinem Kommandanten stehen blieb. Die Perspektive, wie er, leicht über ihm runter schaute, erinnerte ihn an Sex. Er musste sich auf seine Atmung konzentrieren, um durch die Nähe nicht völlig durcheinander zu geraten.
 

Renji fokussierte den Haarschmuck seines Kommandanten und lenkte sich damit ab. Er schaute auf die feinen silbernen Ketten, welche die beiden Teile am Hinterkopf verbanden. Er suchte nach einem offensichtlichem Verschluss oder ähnlichem. Hob eine der Ketten hoch, fuhr mit den Fingern entlang, fand aber nichts, was ihn weiterhelfen konnte. „Ähm, wie funktioniert das hier?“
 

Byakuya deutete auf den Punkt, wo sich die gebogenen Ketten trafen. „Hier.“
 

Renji nickte, jetzt hatte er die kleine Öse auch gesehen. So fein, wie dieses handgefertigte Schmuckstück war, war er sich nicht wirklich sicher, ob er das mit seinen dicken Fingern öffnen konnte. Es wurde schlimmer, als sich ein paar von Byakuyas Strähnen entschlossen, aus seinen Fingern zu gleiten und sich in den Ketten zu verheddern. Obwohl er sich mehr als einmal in den Haaren verfangen hatte, machte der Kommandant keinen Laut des Protests.
 

Letzten Endes hatte Renji irgendwann den Haarschmuck unter Kontrolle und konnte es mit überraschender Leichtigkeit abheben. Die Strähnen, welche bis eben noch von einander getrennt waren, fielen zusammen in Byakuyas Gesicht. Renjis Herz schlug bei diesem Anblick schneller. Sein Kommandant sah erstaunlich ungeschützt aus... fast nackt.
 

„Jetzt hier.“
 

Der plötzliche Klang von Byakuyas Stimme erschreckte Renji. Er realisierte, dass er das Kenseikan fest in seinem Griff hatte, so fest, dass er befürchtete, es kaputt zu machen. Blinzelnd versuchte er herauszufinden, was sein Kommandant von ihm wollte. Der langgliedrige Finger seines Vorgesetzten deutete hilfreicher Weise auf eine ausgelegte Box mit geöffnetem Deckel. Renji musste an ihm vorbeigreifen, um das Schmuckstück vorsichtig hineinzulegen. Als er die Box schloss, seufzte er erleichtert, dass er den kostbaren Gegenstand nun endlich abgelegt hatte.
 

„Danke.“
 

Renji richtete sich auf und versuchte, dem Blick nicht zu begegnen, der den Kontakt mit seinem im Spiegel suchte. „Es war mir ein Vergnügen, Kommandant.“
 

Vielleicht durfte er ja jetzt gehen. Die konstante Nähe zu Byakuya brachte ihn an den Rand der Verzweiflung. Aber wie immer, gab sein scheinbar verrückter Kommandant ihm kein Hinweis darauf, was er als Nächstes tun soll. Ohne einen weiteren Befehl konnte er nichts anderes tun, als auf die Aquarelle an der Wand zu starren und verzweifelt versuchen, seinen Körper unter Kontrolle zu halten.
 

„Ist etwas nicht in Ordnung, Renji?“
 

Nicht in Ordnung war, Byakuya so zu sehen. Scheinbar greifbar, aber so vollkommen außer Reichweite. Er blickte in Richtung Flur. „Nein“, sagte er kurz. Er wusste, dass er es bei dieser groben Antwort nicht belassen konnte, also kämpfte er mit den Worten. „Ich... Es ist spät, Kommandant. Wir sollten ins Bett gehen.“
 

„Ja, da stimme ich dir zu.“, ein sanftes Lachen.
 

Moment! War das eine Art Einladung? Hatte er das vorgeschlagen? Oder Byakuya? Renji riss seine Augen gerade noch rechtzeitig auf, um zu sehen, dass sein Kommandant genau vor ihm stand. Byakuya teilte den Vorhang aus Renjis Haaren und legte seine Hände an sein Gesicht. Kühle Glieder pressten sich gegen brennend heiße Wangen.
 

„Bett...“, sagte Byakuya, seine Stimme kaum mehr als ein heiseres Flüstern. „Ist lange überfällig, würdest du nicht auch sagen?“
 

Es war unmöglich, jetzt noch die unmittelbare Nähe von Byakuyas Körper zu ignorieren. Das Gesicht des Schwarzhaarigen war nur Zentimeter von seinem entfernt. Er war von seinem berauschenden Duft überwältigt. Seine schmalen Lippen öffneten sich leicht, als seien sie bereit für einen Kuss. Noch offensichtlicher war, wie sich Byakuya gegen Renjis Oberschenkel presste. Jetzt brauchte Renji keinen Anweisungen mehr, war es doch mehr als klar, was sein Vorgesetzter wünschte.
 

Mit einem tiefen Knurren presste er die Lippen auf Byakuyas Mund. Im selben Moment schob er seine Hand unter den Stoff von Byakuyas Shihakushō, teilte die Robe und griff fest an die Taille des Anderen. Mit einer geschickten Drehung wirbelte er sie herum und nutzte den Moment der Bewegung aus, um Byakuya auf das Futon zu drücken.
 

Da beide noch im Kuss vertieft waren, führte der Aufprall dazu, dass Byakuya Renji in die Lippe biss. Renji seufzte glücklich, aufgrund der etwas härteren Gangart und grinste teuflisch in Byakuyas empörtes Gesicht. Währenddessen schoben sich seine hungrigen Hände weiter in die Robe des Schwarzhaarigen.
 

Die einzige Warnung, die Renji hatte, war, als sich Byakuyas Augen blitzschnell verengten. Dessen Hände wanderten von seinem Gesicht zu den Schultern. Mit unglaublicher Präzision und überraschender Stärke drehte Byakuya Renji auf den Rücken. Mit einer flüssigen und eleganten Bewegung setzte er sich auf ihn. Bevor Renji reagieren konnte, hatte Byakuya seine Handgelenke umfasst und presste sie in die Matratze. Er beugte sich über den Rothaarigen, seine sonst so ausdruckslose Mine voll von neuen Eindrücken.
 

Renji hatte es geschafft, Byakuyas Kleidung weit genug auseinander zu schieben, dass sie die blasse Brust des Anderen freigab. Eine Schulter war ebenso freigelegt. Byakuya: unordentlich. Die Tatsache, dass er so unglaublich heiß aussah und wie sich sein Hintern auf Renjis Unterleib presste, quittierte sein Körper mit einer passenden Antwort.
 

„Ich bin oben.“, erklärte Byakuya mit einem Anflug eines bösen Grinsens.
 

Byakuyas Haare fielen in Renjis Gesicht, kitzelten leicht seine Haut und strichen verlockend nahe an seinen Lippen entlang. Renjis Zunge schlängelte sich zu einer der Strähnen. Als er erfolgreich diese erbeutet hatte, biss er darauf. Mit einem Ruck zog er Byakuyas Gesicht etwas näher. „Nur, wenn du mich auch unten halten kannst.“, flüsterte er verspielt.
 

„Hmmm,“ schnurrte Byakuya, eindeutig belustigt über diesen Gedanken. Er warf den Kopf etwas zurück und befreite seine Haare so von Renjis Mund. „Du brauchst dir keine Hoffnungen auf einen Vorteil mehr zu machen.“
 

„Sie unterschätzen mich immer, Kommandant.“ Er beugte seine Knie und hob seine Hüfte schnell und hart nach oben.
 

Um eine ungeplante Kopfnuss zu vermeiden, ließ Byakuya die Handgelenke seines Vizekommandanten los und fing sich in einer Rolle ab. Ein lautes Klappern von der Kommode war zu hören. Irgendetwas zerbrach.
 

Zur gleichen Zeit, hatte sich Renji wieder gedreht und sich mit den Ellbogen abgestützt. Byakuya hatte sich mit einer Hocke abgefangen. Mit einer Hand, zwischen den Beinen, schon fast lässig abstützend, kniete Byakuya auf dem Boden. In der dunklen Ecke des Raumes war sein Gesicht nicht zu erkennen. „Du bist genau so, wie ich es erwartet habe, Renji Abarai. Du brauchst Disziplin“, stellte er mit tiefer Stimme fest.

Ein verschlagenes Grinsen breitete sich auf Renjis Gesicht aus. Er wackelte mit den Fingern in einer typischen 'Komm-her-und-hol-mich'-Geste. „Dann mal los.“
 

Aber sein Blut gefror, als er sah, wie Byakuya aufstand und eine Hand erhob. Zwei Finger waren ausgestreckt und lagen bei einander. Mit aufgerissenen Augen sah Renji, wie sich der Arm streckte und die Handfläche direkt auf Renjis Brust zeigte. Bevor Byakuya nur ein Wort gesprochen hatte, konnte der Rothaarige den Anstieg der Kidō-Energie spüren. Eine einzige Silbe fiel wie ein Hammer. „Sai*.“
 

„Hey! Du schummelst!“, rief Renji während der Bindungszauber seine Hände auf den Rücken zerrte. Ohne die Unterstützung seiner Hände, landete sein Gesicht auf der Matratze. Beschämend allerdings war die Art und Weise, wie sein Hintern noch nach oben ragte.
 

Byakuya entknotete mit einer eleganten Bewegung sein Obi. Die Robe teilte sich mit einem sanften Rascheln und gab Renji den zum ersten Mal den Blick auf den makellosen Körper seines Kommandanten frei. Und obwohl er gegen die magischen Fesseln ankämpfte, spürte er eine deutliche Erregung ob des Bildes, dass ihm da geboten wurde.
 

„Du solltest es besser wissen, als dich zu wehren.“, sagte Byakuya. Von seiner misslichen Lage aus, konnte Renji nur die Füße des Anderen erahnen. Sie schritten ohne Eile über den Boden. „Je mehr du daran zerrst, desto fester werden sie.“
 

Seine Antwort war ein ersticktes Stöhnen und weitere Anstrengungen, die Fesseln zu lösen.
 

„Ich habe dir nur die halbe Wahrheit erzählt, als ich dir sagte, warum ich eben nach dir gesucht habe.“, eröffnete ihm Byakuya schon fast im Plauderton. Renji konnte seinen Kommandanten inzwischen nicht mehr sehen, hörte jedoch wie sich eine Schublade öffnete und darin gewühlt wurde. Dann ein Klirren einer Flasche. „Vorhin in meinem Büro hast du einen direkten Befehl verweigert. Ich fürchte, ich muss dir beibringen, dass du meine Befehle das nächste Mal auch ausführst, wenn ich es verlange. Ohne zu zögern.“
 

Renji fühlte eine seltsame Kombination aus Scham und Erregung.
 

Die Matratze neigte sich, als Byakuya sich irgendwo hinter ihn kniete. Auch wenn Renji ihn nicht sehen konnte, hörte er wie mit Lotion benetzte Hände aneinander rieben. Der Duft von Sandelholz schien das Schlafzimmer zu füllen.
 

Dennoch biss er die Zähne zusammen und spürte, wie sich seine Muskeln anspannten, als Byakuya seine Hüften freilegte. Unfreiwillig entfuhr ihm ein Zischen.
 

Möchtest du es? Es brauchte einen Moment, als er die eigenartige Tonlage von Zabimaru, sein Zanpakutō, erkannte.
 

Die Waffe war immer noch an seiner Hüfte, in einer ähnlich unbequemen Position, wie er. „Ich... weiß es nicht.“, wisperte Renji.
 

Falls nicht, eine zweite, kältere Stimme kam hinzu, leihen wir die unsere Kraft, um den Zauber zu brechen.
 

Renji spürte den Kraftanstieg. Wenn er drückte, konnte er die Fesseln, die um seine Handgelenke geschlungen waren, etwas lösen. Natürlich würde es einige Entschlossenheit kosten, aber er konnte den Zauber brechen.
 

Er musste es nur wollen.
 

Trotz der drohenden Worte war das Reiatsu von Byakuya weiterhin ruhig geblieben. In der Vergangenheit war er vom spirituellen Druck eines wütenden Byakuyas bereits nahezu zu Boden gerissen worden. So war das hier keinesfalls. „Lass uns abwarten.“, sagte er dem Schwert. „Lass uns sehen, wie er ist.“
 

„Hm.“, jetzt war es Byakuya, der sprach. „Du hast aufgehört, dich gegen mich zu wehren. Bedeutet das, dass du dein Schicksal akzeptiert hast?“
 

Renji konnte sich nicht dazu bringen 'ja' zu sagen, stattdessen versuchte er das Zittern seines Körpers unter Kontrolle zu bringen. Wenn es wirklich so sein sollte, würde er sich nun an den letzten Fetzen seiner Würde klammern. Trotz der Tatsache, dass sein Gesicht immer noch in ein Kissen gedrückt war, versuchte er, so gut es ging, die Schultern zu straffen. Also gut, sprach er zu sich selbst. Dann mal los.
 

„Oh.“, Byakuyas hielt plötzlich inne. „Du bist Jungfrau?“
 

Was sollte das, verdammt noch mal, für einen Unterschied machen? Warum bewegte er sich nicht? Er wollte es doch so!
 

„Das ist unerwartet.“, sagte Byakuya. „Ich war der Meinung... ein Mann wie du...“
 

Renji lachte leise und zynisch. „Wie ich? Das zeigt, wie wenig sie verstehen, Kommandant. Ich habe mir mein Weg von der Gosse hoch gekämpft. Ich lasse mich von niemanden erniedrigen.“
 

„Ich verstehe.“
 

Byakuya schien wie angewurzelt. Renji wippte mit seinen Hüften, damit der Andere seine Tätigkeiten wieder aufnahm. Er hatte ihn doch genau dort, wo er ihn haben wollte, warum zögerte er dann?
 

„Dann ist das hier,“ sagte Byakuya „unehrenhaft.“ Renji war fassungslos.
 

Der Bindungszauber löste sich auf und Renjis Arme fielen an seinen Seiten hinunter. So plötzlich befreit, stürzte er zur Seite und lag schwer atmend auf dem Futon.
 

„Vergib mir“, sagte Byakuya.
 

Natürlich würde er ihm vergeben, aber er verstand nicht, was. Zu überrascht, um sich überhaupt zu bewegen, konnte Renji nur schwach protestieren, als Byakuya das Bett verließ. Er hörte die blanken Füße leise über dem Bambusboden wandern, als er ging.
 

Er lässt mich hier alleine. Ich muss ihn mit irgendetwas enttäuscht haben.
 

Renjis Augen schlossen sich zuckend, als er sich rumdrehte, um sein Gesicht in den Laken zu vergraben. Seine Arme waren eingeschlafen, spürte jedoch langsam, wie das Gefühl zurückkehrte.

Er nahm am Rande war, wie in der Nähe Wasser plätscherte. Dann hörte er, wie sich Byakuya auf den Rückweg machte. Als der Kommandant sich zurück auf die Matratze setzte, öffnete der Rothaarige die Augen. Sein Körper versteifte sich. „Ich werde gehen.“, bot er an. Seine Glieder zitterten und er war sich nicht sicher, ob er dafür überhaupt die Kraft hatte.
 

„Ja, natürlich. Wenn es das ist, was du möchtest.“, sagte Byakuya, in seiner Stimme schwang deutliches Bedauern mit.
 

Das wünschte er sich nicht, aber was hatte er noch für Optionen? Trotzdem fand er sich immer noch im Bett liegend, ohne sich zu bewegen. Von den kurzen, flachen Atemzüge einmal abgesehen.
 

„Aber ich würde... es gerne wieder gutmachen, wenn du es erlaubst.“, sagte Byakuya. Er legte sich langsam hinter Renji und suchte dessen Nähe. Eine Hand schob sich unter seinem Arm hindurch und blieb kurz über seinem Schritt liegen. Der Stoff des Shihakushōs spannte sich dort und Zabimaru war schmerzhaft unter seinem Bein eingekeilt. „Allerdings,“ Byakuyas Atem kitzelte in Renjis Ohr, „müsstest du dich dafür letztendlich für mich ausziehen.“
 

Fast direkt war seine Hand an den Obi gewandert, aber er stoppte. „Ich dachte ich wäre zu jungfräulich für euch.“
 

Das weiche, fast schon bösartige Lachen ließ Renjis Herz einen Schlag aussetzen. „Nicht zu jungfräulich, aber in dieser Art und Weise gezähmt zu werden verlangt ein angemessenes... Training.“ Ein kurzes Ziehen am Stoff ließ Renji aufseufzen. „Du, das ist klar, bist nicht leicht zu brechen. Ich würde diese Herausforderung genießen, allerdings habe ich bewiesen, dass ich ein schlechter Kommandant bin.“
 

„Nein, Kommandant. Niemals.“ Renji atmete tief aus.
 

Er konnte spüren, wie Byakuya leicht den Kopf schüttelte. „Mir fehlt die Geduld, die man dafür benötigt. Ich bin zu unbeugsam.“
 

Es war herzzerreißend, aber wahr.
 

„Vielleicht einmal ein anderer Mann...“
 

Renji unterbrach ihn und verschränkte seine Hand in Byakuyas. „Da ist kein anderer Mann.“
 

„Dann tut es mir wirklich leid.“
 

Sie lagen so einen Moment ruhig. Renjis Herzschlag beruhigte sich etwas und sein Atem verlangsamte sich, während er versuchte, einen Weg zu finden, wie das alles... funktionieren könnte. Wie sich herausstellte, hatte er recht. Es war nicht möglich, den Kommandanten ins Bett zu bekommen. Er ließ die Hand seines Vorgesetzten mit einem Seufzen los.
 

„Renji?“
 

„Hm?“
 

„Du bist immer noch... bei voller Aufmerksamkeit.“, er kicherte leicht und ließ seine Finger spielerisch über den Stoff gleiten. „Wie kann das überhaupt sein?“
 

Renji lächelte, „Ich habe eine Menge Ausdauer, Kommandant.“
 

„Das musst du. Ich habe festgestellt, dass es 2 Männer benötigte, um dich zu befriedigen. Ich frage mich, ob ich überhaupt eine Chance habe, um dir zu genügen.“
 

Renji zuckte mit den Achseln, während er seinen Obi aufschnürte. „Sie können es versuchen.“
 


 

Wie sich herausgestellte, konnte der Kommandant ausgezeichnet mit seinen Händen umgehen. Er spielte damit gnadenlos über seinen Körper, bis er Stoß kam. Die Sache, dachte Renji während er in Byakuyas Armen langsam einschlief, könnte vielleicht doch klappen. Trotz allem.

Courage, Like Love

Zitat: "Courage is like love: it must have hope for nourishment."
 

Mit einem eigenartigen Gefühl wachte Renji auf. Eine schlanke, straffe Taille – so weich und kühl – presste sich gegen seine eigene. Einer seiner Arme war beschützend über einen breiten Rücken geschlungen. Die Finger seiner anderen Hand verschränkt in Strähnen von feinem, schwarzen Haar. Warmer Atem kitzelte Renjis Hals, schmale Lippen ruhten an seinem Schlüsselbein.
 

Alles war seidig und weich und roch nach feinstem Jasmin und… Sex.
 

Als ihn die Realität traf, zuckte er so schnell zurück, dass er aus dem Futon fiel und hart auf den Fußboden aufschlug.
 

Ah! Das Bett seines Kommandanten! Er war im Bett seines Kommandanten!
 

Er saß auf dem harten, hölzernen Boden. Nackt. Einen Moment zu benommen, um etwas anderes zu tun, als auf die unbegreifliche Szene vor ihm zu starren. Trotz Renjis schwungvollem Abgang hatte sich Byakuya kaum bewegt. Er lag in den zerknitterten Laken, seine offenen Haare verdeckten sein Gesicht fast vollständig. Trotzdem konnte Renji die langen, fast femininen Wimpern und einen absolut friedvollen Ausdruck in Byakuyas, sonst so harten, kontrollierten Zügen, erkennen. Das Sonnenlicht küsste die lilienweiße, porzellanartige Haut seiner Arme und seines nackten Rückens. Obwohl das Laken einige Stellen des Körpers seines Kommandanten verdeckten, konnte Renji die perfekte Gestalt darunter gut erahnen.
 

Er war ein unglaublich gut aussehender Mann.
 

Und sein Kommandant.
 

Und Rukias Bruder.
 

Oh, Scheiße.
 

Renji rieb sich die Stirn, als würde er versuchen, all diese Gedanken aus seinem Kopf zu radieren. Hatte er wirklich…? Und ob! Er könnte auch schlecht vergessen, wie sich Byakuyas Finger auf ihm anfühlten. Und in ihm. Sein kompletter Körper schmerzte. Abwesend berührte er die empfindliche Stelle an seiner Unterlippe, wo Byakuya ihn gebissen hatte.
 

Aber die eigentliche Frage war, was würde sein Kommandant darüber jetzt denken?
 

Wenn man berücksichtigt, wie betrunken Byakuya gestern war, würde er sich überhaupt daran erinnern?
 

Hoffentlich nicht, dachte Renji und sammelte die verstreut liegenden Teile seines Shihakushos ein. Netterweise lag fast alles auf einem kleinen Haufen vor dem Bett. So leise wie möglich zog er sich an.
 

Unglücklicherweise lag das letzte und wichtigste Teil unter Byakuya. Irgendwie hatte es Zabimaru auch ins Bett geschafft und nun lagen die Beine des Schwarzhaarigen genau darauf.
 

Renji fasste nach dem Griff und zog langsam. Ein Knurren, welches mit dem Rasseln eines Schlangenschwanzes beendet wurde, echote laut in seinem Kopf.
 

Sei still! Zischte er, starr vor Angst. Die Faust fest um den Griff geschlossen. Du weckst ihn!
 

Es ist warm hier, antwortete die Stimme seiner Waffe schmollend.
 

Ja, fauchte eine zweite Stimme. Wir wollen hier bleiben.
 

Vorsichtig setzte sich Renji seufzend auf die Ecke der Matratze. Er löste den Griff um seine Waffe etwas und streichelte sie etwas. Das will ich auch. Aber dieser Mann ist immer noch ein Mysterium für uns. Das Einzige, was wir mit Sicherheit über ihn wissen ist, dass er keine Toleranz für Leute hat, die Regeln brechen. Was letzte Nacht geschah, war…
 

Wundervoll, eröffnet ihm Zabimaru.
 

… oh, okay, das ist wahr, aber letzten Endes war es sittenlos. Überleg mal: Eine Anklage wegen Unzucht wäre das Ende unser beider Karrieren. Wenn man es strikt auslegt, könnte ich wegen Vergewaltigung eines ranghöheren Offiziers festgenommen werden. Er war betrunken. Ich nicht. Das könnte wirklich böse werden. Wir müssen gehen!
 

Von Zabimaru gab es keine weiteren Proteste, als Renji es sachte unter Byakuyas Beinen hervorzog. Als das letzte Stück der Waffe zum Vorschein kam, grummelte Byakuya. Renji hielt den Atem an und stand steif da, aber sein Kommandant wachte nicht auf. Er grunzte nur etwas und drehte sich um.
 

Der Rothaarige entspannte sich leicht, war aber, trotz besseren Wissens, noch nicht bereit, sich von der Stelle zu rühren. Behutsam nahm der das Laken und deckte Byakuya zu. Dann küsste er ihn leicht auf die Wange. „Falls du dich an irgendetwas erinnerst, versuch es bitte zu vergessen.“, flüsterte er in Byakuyas Ohr.
 

Während er sich entfernte, konnte er widerstehen, seine Finger ein letztes Mal durch das feine, schwarze Haar gleiten zu lassen. Mit einem tiefen Seufzen verließ er das Bett.
 

An der Tür angekommen, zog er sich seine Waraji an und befestigte Zabimaru an die übliche Stelle an seiner Hüfte. Die aufgehende Sonne färbte die Wolken am Himmel lila und pink. Einen kurzen Augenblick verweilte er, am Geländer gelehnt, und beobachtete das Farbenspiel. Wie das Licht über die Dächer von Seireitei glitt. Es war ein herrlicher Anblick, welcher die klaren und sauberen Linien boten. Ein vollkommener Kontrast zu den staubigen und kaputten Gassen von Inuzuri.
 

Renji fuhr herum, als jemand neben ihm scharf die Luft einzog. Eine Bedienstete, beladen mit einem Frühstückstablett, war soeben um die Ecke gekommen. Sie war dürr und schaute ihn mit großen, ängstlichen Augen an. „Vizekommandant Abarai, warum sind sie…? Um diese Uhrzeit? Ist mit Herrn Kuchiki alles in Ordnung?“
 

Er begutachtete das Frühstück und schüttelte mit dem Kopf. „Er wird nichts davon wollen. Nichts Eingelegtes, den ganzen Tag lang. Starken Tee vielleicht. Später. Viel Später.“
 

„Aber…“
 

Sanft fasste er die junge Frau an den Schultern und drehte sie in die Richtung, aus der sie gekommen war. „Wenn du klug bist, solltest du heute Morgen lieber einen großen Bogen um den Hausherrn machen.“
 

„Ist er krank?“
 

„So in der Art“, entgegnete Renji.
 

„Soll ich einen Arzt…“
 

„Nein.“, unterbrach Renji sie harsch, während er sie weiter vor sich herschob. „Mach ihm einfach nur einen starken Tee und bring ihm ein kaltes Tuch für seine Stirn. Oder willst du richtig nützlich sein? Dann schicke jemand zur 8. Kompanie und frage bei Nanao Ise nach der Spezialmedizin ihres Kommandanten.“
 

„Spezialmedizin…?“, sie drehte sich zu ihm um und schaute ihn mit großen Augen an. „Für den Herrn? Wollen Sie unterstellen…?“
 

„Unterstellst du es ihm?“, Renji blickte die Frau eindringlich an, bis diese sich mit einem hochroten Kopf umdrehte. Dann schüttelte sie heftig mit dem Kopf, sodass das Geschirr auf dem Tablett klirrte. „Sollte Nanao fragen, und das wird sie nicht, da sie Wert auf Diskretion legt, sag ihr, es ist für mich.“
 

„Ähm…“
 

„Steh hier nicht so rum. Geh!“
 

Endlich huschte sie davon, um ihren Aufgaben nachzukommen. Hoffentlich hat sie die Bedeutung verstanden und erzählt nicht überall in der Soul Society herum, dass Byakuya einen Kater hat.
 

„Versuchst du mich mit dem Lärm umzubringen, Vizekommandant?“
 

Vor lauter Frustration schlug sich der Angesprochene seine Hand gegen die Stirn. „Kommandant! Warum sind sie aufgestanden?“
 

Er drehte sich herum und sah den Schwarzhaarigen schwerfällig gegen den Türrahmen gelehnt. Seine Augen, aufgrund des hellen Tageslichts, zu schmalen Schlitzen zusammengepresst. Er hatte sich eine seidene Robe angezogen, trug seine Haare offen, ohne Kenseikan. Und er sah einfach nur… zerzaust aus. Ein atemberaubender und anziehender Anblick.
 

„Ist es mir nicht erlaubt, raus zu gehen?“, fragte er mürrisch.
 

„Wenn es nach mir geht, nein. Nicht heute.“
 

Er hörte ein Schnauben, welches fast schon amüsiert klang. „Ich habe etwas von Tee und einem kühlen Tuch gehört?“
 

„Mit ein bisschen Glück ist beides gerade auf dem Weg, Kommandant.“
 

„Oh,“ murmelte Byakuya, es hörte sich ein wenig überrascht, aber auch beeindruckt an. „Wie ich sehe, kann ich dir die Betreuung meiner Angelegenheiten guten Gewissens überlassen.“
 

Bildete er sich das nur ein, oder waren seine Worte zweideutig? „Ähm, natürlich. Das ist mein Job, nicht wahr?“
 

Der Schwarzhaarige drehte seinen Kopf in Renjis Richtung, es schien, als wäre er am Überlegen. Dieser verspannte sich unter dem Blick seines Kommandanten und versuchte, erfolglos, nicht zu erröten. Er versuchte, sein Unbehagen zu verstecken, indem er sich seine Haare aus dem Gesicht schob. Natürlich rutschten diese sofort wieder zurück, da auch er die Haare offen trug. Byakuya schaute ihm aufmerksam zu, sagte jedoch nichts.
 

„Kommandant?“
 

Der Angesprochene hob eine Hand schützend an sein Gesicht. „Ist die Sonne immer so unglaublich hell?“
 

Renji lachte und seine Anspannung löste sich. „Nein, aber ich weiß aus zuverlässiger Quelle, dass sie besonders grell ist, wenn man einen bösen Kater auskuriert.“
 

„Ich glaube, mein Kopf explodiert.“
 

„So etwas ist bisher noch nicht vorgekommen.“, entgegnete Renji mit einem Lächeln und überbrückte mit ein paar Schritten die Distanz zwischen ihnen. „Sie wären der Erste. Sollte es aber doch dazu kommen, soll ich ihre Überreste zu Mayuri schicken lassen?“
 

Der kurze Laut eines spöttischen Lachens ertönte.
 

„Kommt Kommandant. Raus aus der Sonne. Glauben sie mir, das Letzte, was sie jetzt wollen, ist, noch mehr zu dehydrieren.“
 

Eine dünne Augenbraue zog sich nach oben und ein kleines Lächeln stahl sich an die Mundwinkel des Schwarzhaarigen. „Möchte ich wissen, woher dein Wissen über dieses spezielle Thema stammt?“
 

„Nein, Kommandant. Sicher nicht.“
 

Die standen für einen unangenehmen Moment auf vor dem Bett des Kommandanten. Die Laken waren ein einziges Chaos. Tatsächlich konnte er sogar den Geruch seines eigenen Schweißes wahrnehmen, der den Raum erfüllte. Gemischt von dem zarten und fremden Geruch Byakuyas Körpers. „Ähm“, machte Renji endlich und winkte in Richtung der Sitzkissen auf dem Boden. „Warum setzen sie sich nicht einfach hier hin, Kommandant. Ich besorge ihnen ein wenig Wasser und... kümmere mich um alles.“
 

Scheiße, dachte Renji, als Byakuya steif zu dem Platz zuging, der im angeboten wurde. Hier komme ich niemals wieder lebend raus!
 

Im Waschraum war ein Krug voll kühlem Wasser. Gut sichtbar, links daneben, stand ein kleiner Behälter aus Jade. Es roch nach Sandelholz. Oh! Renji hätte beinahe den teuren Krug fallen gelassen, als die Erinnerungen, zusammen mit einer Hitzewelle, wieder über ihn hereinbrachen. Mist! Er war versucht, es irgendwo zu verstecken, in den Wäschebehälter zu schmeißen oder einfach aus dem Fenster zu werfen. Nach einigen panischen Sekunden entschied er jedoch, es einfach dorthin zurückzustellen, wo er es gefunden hat. Neben dem Waschbecken.
 

Wenn Byakuya so etwas besaß, hatte er mit Sicherheit auch andere Liebhaber.
 

Was?
 

Der Gedanke an andere Liebhaber löste bei ihm Stirnrunzeln aus und Zabimaru knurrte leise. Wer würde den Kommandanten...? Moment, nein! Bis hier hin und nicht weiter! Eifersucht war hier absolut dumm und nutzlos. Vor allem, da Renji nicht damit rechnete, dass es noch einmal zu einer Wiederholung kommen würde.
 

Obwohl, es wäre interessant zu versuchen, oben zu... Nein! Das waren bescheuerte Gedanken! Er schüttelte seinen Kopf, um wieder klar im Verstand zu werden und versuchte sich wieder zu konzentrieren.
 

Er füllte das gefundene Trinkgefäß mit dem Wasser und brachte es Byakuya. „Trinken sie das“, sagte er und starrte ihn, wütend auf andere, unbekannte Verehrer, an. Er beugte sich herunter und drückte ihm den Becher in die Hand. „Langsam, sonst müssen sie sich übergeben.“
 

Byakuya sah etwas perplex und entsetzt über diese Vorstellung aus. Er beäugte das Getränk mit Unbehagen.
 

„Aber im Ernst, trinken sie.“, orderte Renji an. Er drehte sich und kümmerte sich um das Bett.
 

Während Renji die Laken abzog, den Geruch von Sex und Männern einatmete, kreisten seine Gedanken um eine Frage. Mit wem könnte Byakuya noch schlafen? War es ein anderer Kommandant der 13 Hofgarden? Gab es vielleicht sogar jemanden, mit dem er zusammen war? Da war dieser zerbrechlich wirkende, hübsche, weißhaariger Adliger, Kommandant Ukitake... Das könnte sogar möglich sein, vermutete Renji. Er kam immer mal wieder für eine Unterhaltung vorbei. Es sah auch so aus, als kämen sie gut mit einander aus. Obwohl meist nur Ukitake redete. Aber sie waren Gleichgestellte und Renji konnte sich nicht vorstellen, dass es schwierig war, den schlanken, kränklichen Kommandanten unten zu halten. Das ergäbe ein nettes Ying und Yang von den Haaren her, aber auf der anderen Seite war das schon fast eine Überdosis Schönheit.
 

Renji knüllte die Laken in einen festen Ball und warf ihn auf den Boden. Nein, Ukitake konnte es nicht sein. Der Typ war ganz klar mit Kyōraku zusammen, wenn überhaupt.
 

Vielleicht war es auch eine Frau, mit der sich der Kommandant vergnügte. Aber Renji konnte sich nicht vorstellen, dass er sich auf jemanden von niederem Rang einlassen würde. Und bei einer Frau hätte es auch ein Umwerben und Verabredungen gegeben. Also wer blieb denn da? Die Kommandantin der 4. Einheit, Unohana, oder? Nein, nein, nein. Wenn die nicht asexuell ist, dann wäre dies das dunkelste Geheimnis der ganzen 13 Hofgarden! Damit wäre er schon mit den weiblichen Kommandanten durch... Oh, Moment! Da war ja noch Suì-Fēng. Aber die ist lesbisch. Ganz klar.
 

Aber was hatte Matsumoto ihm nicht gestern noch über die Frau des Kommandanten gesagt? Ein Skandal, weil sie nicht adelig gewesen ist und aus dem Rukongai stammte. Aber was sollte das bedeuten? Dass sich Byakuya für seine Dates unter das gemeine Volk mischte?
 

Er riss so heftig an den unteren Laken, dass diese beinahe rissen.
 

„Versuchst du gerade mein Bett umzubringen, Renji?“, zischte Byakuya.
 

Renji schaute auf seine Hände, die das Laken fest umklammerten. Mit einem tiefen Atemzug ließ er es wieder los. „Oh, Entschuldigung. Ich habe nur... nachgedacht.“
 

„Dann lass das! Du zerstörst die Möbel!“
 

„Richtig, Entschuldigung!“, sagte er über die Schulter. Er sammelte alles zusammen und versuchte gerade herauszufinden, wohin damit, als die Bedienstete in der Tür erschien. Als er ihr entgegen kam, um das Tablett zu nehmen, schaute sie ihn ängstlich an. „Lass uns tauschen.“, schlug er vor und legte die Laken vor ihr ab. Dann griff er nach dem Tablett in ihren Händen.
 

„Ähm.“, machte sie zögernd, ihr war ganz klar unwohl dabei, das Servieren jemanden wie Renji zu überlassen.
 

„Ich kann Tee ausschenken.“, sagte er. Ihr Gesichtsausdruck verriet ihm, dass sie ihm für einen Moment nicht glaubte. „Hast du ES bekommen?“
 

„Es ist unterwegs.“, sagte sie zurückhaltend und wollte immer noch nicht das Tablett loslassen.
 

Renji zog die Augenbrauen zusammen. „Lass mich nicht mit dir darum kämpfen. Das gewinne ich.“
 

Der spielerische Spott musste sie aufgeschreckt haben, denn sie ließ mit einem kurzen Quieken das Tablett los. Sie schaffte es gerade noch so, sich auf den Beinen zu halten. Kurz blickte sie über Renjis Schulter in den Raum. „Gibt es noch etwas, was ich für sie tun kann, mein Herr?“
 

„Nein, danke. Aber könntest du noch etwas für die Haare des Vizekommandanten bringen? Ein Zopfband oder Ähnliches? Du bevorzugst so etwas doch, richtig Renji?“
 

„Oh, ähm...“ Renji schaute plötzlich schuldbewusst zur jungen Frau. Er hatte kein Problem, sie etwas aufzuziehen, wenn sie Aufträge für den Kommandanten erledigte, aber vermutlich kam sie aus wesentlich besseren Verhältnissen, als er selbst. Nein, nicht nur vermutlich. „Darum kann ich dich nicht...“
 

„Ich bestehe darauf.“, Byakuyas Stimme war deutlich. „Mein Vizekommandant darf nicht unordentlich aussehen, oder etwa doch?“
 

„Nein, Kommandant.“, sagte Renji. Er drehte sich wieder zur Bediensteten um, seine Stimme sanft. „Bitte entschuldige. Hör zu, ich habe in meinem Quartier einen kleinen Korb. Bänder, irgendetwas in der Richtung wird’s schon tun.“
 

Sie verbeugte sich und ging.
 

„Ich hätte mich auch darum kümmern können, wissen Sie?“, grummelte Renji. Er stellte das Tablett direkt vor Byakuya ab, der gegen die Wand gelehnt, auf einem der Kissen saß. Ausgestreckt war eher der richtige Ausdruck dafür. Byakuya saß mehr, als er kniete, seine Beine salopp gekreuzt. Die seidene Robe war nur lose zusammengebunden und legte einen Hauch seiner Brust und seiner schmalen Taille frei. Die, am Saum gestickten, Kolibris tanzten wie zufällig über seine Oberschenkel und enthüllten starke, kräftige Beine. Während er nicht versuchte, wie ein Idiot zu gaffen, reichte Renji seinem Kommandanten ein Tuch, welches in kaltes Wasser getränkt war.
 

Byakuya nahm es in beide Hände und ließ seine Stirn dagegen fallen. Mit dem Tuch über seinem Gesicht machte er ein Geräusch, dass Renji als etwas zwischen Seufzen und Grunzen interpretierte.
 

Das Geräusch erinnerte ihn unangenehm an letzte Nacht.
 

Um sich selbst abzulenken, schenkte er Tee ein. Natürlich war, wieder einmal, nur ein Trinkgefäß vorhanden. Nicht dieses Mal, dachte er sauer. Renji hatte genug, Byakuya dabei zu zusehen, wie dieser trank. Er griff nach dem Becher auf dem Boden, welchen er eben seinem Kommandanten, gefüllt mit Wasser, gegeben hatte. Er leerte den Rest aus und schüttete sich selbst eine schöne Tasse Tee ein. „Verdammte Scheiße noch mal!“, rief er, als der heiße Becher seine aufgerissene Lippe berührte.

Byakuya lugte unter dem Tuch hervor.
 

Wie aus Reflex legte Renji seinen Handrücken gegen die Lippe. Er schaute weg, da er sich für seinen Ausbruch, wegen solch einer Lappalie, schämte.
 

Das Tuch immer noch über eine Gesichtshälfte haltend, packte ihn Byakuya am Handgelenk und zog es weg. „Deine Lippe ist eingerissen.“, sagte er beobachtend.
 

„Oh, ähm. Hmm... Ja,“ stimmte Renji schließlich zu und wandte sein Gesicht ab. Sein Blick glitt auf den Boden, zum Bücherregal, zur Tür – überall hin, nur nicht in Byakuyas prüfenden Blick.
 

Eine Hand, kühl und feucht von dem Tuch, packte Renjis Kinn. Ein sanfter Ruck zwang ihn, sich Byakuyas Gesicht zuzuwenden. Der Kommandant hatte die Stirn gerunzelt, seine Haare fielen ihm ins Gesicht und Renji war versucht, sie ihm zurückzustreichen.
 

Sanft zeichnete Byakuyas Daumen die Konturen von Renjis Unterlippe nach. Dieser war wie festgefroren, noch nicht einmal dazu in der Lage, zu atmen.
 

Byakuya kam näher, um die Verletzung genauer zu begutachten. Renji wollte sich aus Reflex zurückziehen, merkte jedoch, dass er festgehalten wurde. Sein ganzer Körper wurde von einer Hitzewelle durchzogen und sein Mund öffnete sich leicht unter Byakuyas Berührung.
 

Die Nase des Kommandanten war nahe genug, um sie zu küssen. Und diese langen Wimpern, leicht gesenkt...
 

„Irgendwer hat dich gebissen.“, stellte Byakuya fest. Damit schaute er plötzlich hoch und fesselte Renji mit einem durchdringend blick. Bodenlose, graue Augen schienen Renji fast einzusaugen.
 

„Das hat jemand.“, bestätigte Renji vorsichtig und nervös. Seine Stimme war nicht mehr, als ein heiseres Flüstern.
 

Weiß Byakuya, dass er das war? Kann er sich erinnern?
 

Byakuyas Augen verengten sich und seine Augenbrauen zogen sich zusammen. Für einen Moment war das einzige Geräusch in der Stille Renjis lauter Herzschlag. Dann, sehr plötzlich und ziemlich verärgert ließ der Schwarzhaarige ihn los.
 

Byakuyas Blick glitt an ihn vorbei. „Wage dich nicht, solch einen Abschaum hierher zu bringen.“
 

„Was?“
 

„Du hast mich verstanden.“, sagte Byakuya kalt, bevor er sein Gesicht wieder in das Tuch legte.
 

„Ich habe verstanden, was Sie gesagt haben, aber es macht keinen Sinn. Was reden Sie über 'Abschaum'. Was zum Teufel soll das überhaupt sein?“
 

„Pass auf, was du sagst.“, entgegnete Byakuya leise, aber mit fester Stimme. „Du weißt genau, was ich meine. Ich weiß, wo du gestern Nacht warst.“
 

„Was? Ganz klar nicht! Ich war...“, hier, oh! Und auch in der 11.. Er denkt, Yumichika hätte mir die Lippe aufgebissen? Er hätte beinahe was anderes abgebissen, aber nicht meine beschissene Lippe! Renji rieb sich vor Frustration das Gesicht. Von allem Scheiß, an den sich Byakuya erinnern konnte, hatte er ausgerechnet das Bild von ihm mit Yumichika und Ikkaku in seinem Kopf?
 

Um fair zu sein, musste es sicher ein interessantes Bild gewesen sein. Alle 3 nackt und miteinander verworren.
 

„Abschaum, ja? Sie meinen meine Freunde? Das ist großartig.“, murrte Renji. Es kostete ihn einiges an Überwindung, aber es drängte ihn, Byakuya zu erzählen, wohin er sich seine Meinung stecken könne. Es traf ihn besonders, denn zwei verlässlichere Kämpfer, als diese beiden, waren nur schwer zu finden. Zumal beide, Ikkaku und Yumichika, nicht mal eine Sekunde zögern würden, egal, welchen Kommandanten mit ihrem eigenen Leben zu schützen. Auch wenn dieser Kommandant sie als unwürdig, schmutzig oder sonst irgendwas bezeichnen würde. Aber das war es nicht wert, dem Schwarzhaarigen zu erklären. Renji schüttelte den Kopf. „Wissen sie was? Sie brauchen sich darum keine Sorgen zu machen. Wir sind nicht...“, er hob die Hände und ließ sie wieder mit einem Seufzen fallen. „Das ist keine reguläre Sache.“
 

„Gut.“, Byakuya blickte wieder über dem Tuch hinweg. „Ich erwarte ein besseres Benehmen von dir, jetzt wo du in der 6. Division bist. Hast du verstanden?“
 

Renji starrte zurück. Nach diesem unhöflichen Kommentar über seine Freunde sollte er auch noch einen Vortrag darüber erhalten, ein Offizier und Ehrenmann zu sein? Ernsthaft? Von einem Kerl mit Kater? „Natürlich. Kein Problem.“
 

„Hmmm“, machte Byakuya, als er das Tuch zurück auf das Tablett legte. „Du weißt, du wurdest mir empfohlen.“, sagte er. „Aber da waren Einige dagegen. Aizen und Ichimaru denken, du wärst sehr schwer zu führen.“
 

Renji verdrehte seine Augen. Er wünschte sich fast, sie könnten dahin zurückgehen, als Byakuya noch seine Hände an seinem Gesicht hatte. So unangenehm, wie das war, es war immer noch besser, als nun eine Unterredung über seine vergangenen Fehltritte zu haben. „War klar, dass sie so etwas sagen.“
 

„Was ist dein Problem dort gewesen?“
 

Jeder wusste, was in der 5. passiert war. Er trat Gin Ichimaru, seinem Vorgesetzten, in die Rippen, brach ihm dabei hoffentlich ein paar und endete deswegen im Arrest. Aber das war es nicht wirklich, wonach Byakuya fragte. Er wollte wissen, wie es dazu kam. Das war die Frage, die sich Renji selbst kaum beantworten konnte, also zuckte er mit den Schultern. „Ich habe keine Ahnung, ok? Mir wurde nur gesagt, ich habe ein Problem mit Autoritätspersonen.“
 

„Hast du?“
 

„Nein.“, stellte er schnell klar. „Ok, schön, nicht mit jedem. Nur mit denen. Oder besser, mit ihm.“
 

„Welchen der beiden?“
 

Zabimaru kann Aizen nicht leiden, aber darüber würde er niemals mit jemanden reden. Denn, ehrlich gesagt, klang das selbst für ihn ein wenig verrückt. Seine Gefühle gegenüber Aizens früheren Vizekommandanten dagegen waren ihm ziemlich klar. „Ichimaru.“, gestand er mit einem Seufzer.
 

„Das dachte ich mir.“, sagte der Schwarzhaarige und nippte vorsichtig an seinem Tee. „Dann verstehe ich es.“
 

Was war das? Hatte Byakuya gerade zugegeben, dass er einen seiner Mitkommandanten nicht leiden konnte? Oder, dass in einigen wenigen Fällen Ungehorsam akzeptabel war? Er wusste nicht genau warum, aber Renji war sich sicher, dass es Ersteres war.
 

„Wie sah es mit Zaraki aus? Wie kamst du mit ihm zurecht?“
 

Renji lächelte etwas. „Man kommt nicht wirklich mit Kenpachi Zaraki zurecht, man geht ihm besser aus dem Weg. Aber vielleicht war es das, was ich brauchte.“
 

„Was?“
 

„Eine feste Hand.“, die Hitze kroch ihm wieder den Nacken hoch, als er merkte, wie fies das Klang nach letzter Nacht. „Uh... das ist... Was ich meinte...“
 

Aber bevor Byakuya etwas entgegnen oder Renji sich noch tiefer in den Dreck hinein manövrieren konnte, erschien ein Schatten an der Tür. Renji sprang auf die Füße. Er traf Kommandant Kyōraku an der Türschwelle.
 

Renji blockierte den Eingang gewaltsam. „Kommandant, was bringt sie denn hierher?“
 

Kyōraku trug seinen unmöglichen, pinken Kimono und ein breites, dummes Grinsen. „Ha, Renji! Ich hätte dich beinahe nicht erkannt, mit den offenen Haaren.“ Er hob das Ende seines Strohhutes leicht an und begutachtete sein Gegenüber. „Das sieht gut aus. Das wird der Hit bei den Damen, auch wenn es im Kampf etwas behindern würde, denke ich. Egal, ich komme, um nach unserem Patienten zu schauen. Wegen der Medizin, die erfragt wurde.“
 

„Wie du siehst, geht es mir gut.“
 

„Mein lieber Junge, du führst mit dem Nonsens niemanden aufs Glatteis. Mein zartes Gebräu würde niemanden mit deiner hervorragenden Verfassung helfen.“, Kyōraku versuchte an Renjis Schultern vorbei, in den Raum, zu schauen „Jetzt lass mich ihn sehen.“
 

Renji baute sich vor ihm auf und verschränkte die Arme vor seiner Brust. „Es tut mir leid, aber ich muss widersprechen. Die Medizin ist für mich. Ich bat eure Vizekommandantin, es vorbeizubringen, um sie nicht mit meinen Problemen zu belästigen, Kommandant.“
 

„Na, na. Was für ein treuer Wachhund du bist. Wie lange stehst du jetzt in seinem Dienst? Es kann nicht mehr als eine Woche sein.“
 

Eine Woche und 3 Tage. Und wenn sich seine Lage nicht schnell besserte, war es das mit dem heutigen Tage schon wieder.
 

Kyōraku grinste ihn wieder schief an und hob eine Augenbraue. „Also... Du möchtest mich wirklich nicht vorbei lassen? Auch nicht, um mit einem Gleichgestellten zu reden?“
 

Oh. Richtig. Einem Gleichgestellten. Mist, er sollte wirklich zur Seite treten. Er war weit unter seiner Position. Aber es war nicht so, als hätte Byakuya das Gespräch nicht mitbekommen. Wenn er gewollt hätte, dass der andere Kommandant den Raum betritt, hätte er es doch sicher gesagt?! Renji schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid. Wenn sie mir die Medizin nicht geben möchten, ist das in Ordnung, aber hier gibt es nichts zu sehen, Kommandant.“
 

„Wirklich? Es wäre nämlich eine riesige Enttäuschung, wenn ich gehen würde, ohne Herrn Byakuya aufgrund seines Gebrechens aufziehen zu können.“, sagte er laut genug, damit es im Raum zu hören war. „Wie ist das, im Übrigen, passiert? Ich kann mir nur vorstellen, dass er gestolpert und in ein Fass Sake gefallen ist.“, fragte er Renji verschwörerisch.
 

Renji konnte sich ein leises Lachen nicht ganz verkneifen. Während er die störrischen Haare zurückstrich, schüttelte er leicht seinen Kopf und lächelte. „Ich kann es nicht sagen.“
 

„Was für eine Loyalität.“ Kyōraku hielt sich die Hände über das Herz, bewegte dann aber seinen Zeigefinger hin und her um Renji aufzuziehen. „Aber ich werde das eines Tages herausbekommen, Renji, mein Junge. Eines Tages. Merke dir meine Worte. Vielleicht werde ich Nanao auf eine geheime Mission schicken und sie kann ihre weibliche Seite nutzen, um dich schwach zu machen. Sie bringt dich an den Rand der Verzweiflung und dann gestehst du alles...!“
 

Renji hat bisher niemals in dieser Art und Weise über die ernste Vizekommandantin nachgedacht. Das Bild machte ihn sprachlos. „Uh.“
 

„Ah, Ich sehe, es würde funktionieren. Du wirst ganz schön rot. Dafür gebe ich dir das.“, aus einer versteckten Tasche in seinem Kimono holte er eine kleine Phiole aus Glas hervor. In ihr eine neonpinke Flüssigkeit. Als er die Flasche Renji überreicht hatte, winkte er im noch träge zu. „Ich hoffe, du fühlst dich bald besser, Renji.“
 

„Waaa...? Oh ja, vielen Dank.“, gab er zurück. „Vielen Dank für ihre Freundlichkeit gegenüber der 6. Einheit, Kommandant.“, fügte er mit einer kleinen Verbeugung hinzu. Sie wussten beide die Wahrheit. Und Renji wusste, dass Kyōraku diskret genug war, um seinen Kommandanten deswegen nicht vor anderen in Verlegenheit zu bringen.
 

Kyōraku blieb stehen und hob erneut seinen Strohhut leicht an. Er schaute neugierig über die Schulter an. „Es ist schön zu sehen, dass um ihn gut gesorgt wird. Ich hoffe nur, dass er auch zu schätzen weiß, was du für ihn tust.“
 

Renji kratze sich am Nacken. Dann erinnerte er sich daran, dass man sie sehen und hören konnte. Um das Spiel weiterzuführen, bestand er noch einmal auf seine Aussage. „Ich tue das für mich, erinnern sie sich?“
 

„Ha!“ Kyōraku lachte und winkte noch einmal über die Schulter. Sein geblümter Kimono wehte im leichten Frühlingswind. Er verließ das Gelände durch das große Tor und schlug den Weg zu seiner eigenen Einheit ein.
 

Renji drehte sich um und blickte in den Raum. Er erkannte, dass sich Byakuya neben der Tür an die Wand gepresst hatte. „Gott sei Dank.“, seufzte dieser. „Hättest du Shunsui hereingelassen, wäre er niemals mehr gegangen.“
 

„So schlimm ist er doch nicht.“, beharrte Renji.
 

„Und ob er das ist. Du hast keine Ahnung.“, Byakuya schloss die Augen und lehnte seinen Kopf gegen die Wand. „Du musstest noch keine endlosen Familienessen mit ihm ertragen. Noch schlimmer, ich muss dann immer all seinen Spott und seine dummen Witze ertragen.“
 

„Ja, das ist hart.“, sagte Renji und scheiterte dabei, mitfühlend zu klingen. Er hielt ihm die Phiole mit der pinkfarbenen Flüssigkeit, welche leicht im Morgenlicht schimmerte, hin. „Er hat das hier vorbeigebracht. Sie sollten es versuchen.“
 

„Was ist das?“
 

„Ein Heilmittel für das, was Ihnen Probleme bereitet.“
 

Byakuya zog den Korken ab und schnüffelte vorsichtig. „Ih“, sagte er und zog es weg. „Hast du das schon einmal genommen?“
 

„Ich? Nein“, antwortete Renji gegen den Türrahmen gelehnt und genoss das Gefühl der warmen Frühlingssonne auf seinem Rücken. „In der 11. wurden wir, selbst bei größeren Verletzungen, nur grob verarztet. Man wurde hemmungslos verspottet, wenn man sich nicht durch einen einfachen Kater kämpfen konnte.“
 

„Und jetzt denkst du, ich würde das Zeug benötigen.“
 

Seine Stimme klang scharf, als hätte Renji damit seinen Stolz oder seine Position verletzt. „Vermutlich nicht.“, sagte Renji mit einem Achselzucken. Er blickte auf den Gang hinaus. „Aber hätte ich diese Möglichkeit, würde ich es nehmen. Warum denn auch nicht? Um ehrlich zu sein, wäre ich an ihrer Stelle, ich würde einen tiefen Zug nehmen, zurück in mein schönes, sauberes und warmes Bett krabbeln und den Rest des Tages schlafen. Ich würde meinem attraktiven und fähigen Vizekommandanten sich um alles kümmern lassen.“
 

Ein kleines, schnaubendes Gelächter war zu hören. „Ist das dein Expertenrat?“
 

„Jep. Tun sie es, oder lassen sie es, Kommandant. Es würde meine Meinung über sie nicht schmälern.“
 

„Würde es nicht?“
 

Etwas in seiner Stimme verleitete Renji dazu, sich zu seinem Kommandanten umzudrehen. Es klang so, als wäre ihm wichtig, was Renji über ihn dachte. „Nein, Kommandant.“, sagte er ehrlich. „Würde es nicht.“
 

Byakuya kniff sich die Nase zu, legte den Kopf in den Nacken und schluckte die ekelhaft aussehende Flüssigkeit in einem Zug herunter. „Uh. Das ist abscheulich.“, sagte er mit einem Schaudern. Dann gab er Renji die leere Flasche zurück und machte sich auf den Weg ins Bett. „Die 6. gehört dir. Mach nichts kaputt. Und... mach nicht so viel Lärm.“
 

„Ja, Kommandant.“

Ash Cat and Stray Dog

Renji stellte fest, dass es ihm lag, eine Einheit zu befehligen. Trotz der Abwesenheit des Kommandanten lief alles reibungslos. Am Nachmittag erklärte er, dass er eine kurze Pause machen würde und wies einen etwas verwirrten 3. Offizier an, die Stellung zu halten. Er überlegte, nach Matsumoto zu suchen und zu fragen, ob sie eine Idee hatte, wer sonst Byakuyas Liebhaber sein könnte. Aber stattdessen fand sie ihn. Er war noch nicht einmal einen Fuß vom Gelände der 6. Einheit entfernt, als sie bereits angerannt kam.
 

Sie lächelte ihn ins Gesicht, ihre gigantischen Brüste hoben und senkten sich während des kurzen Sprints. Sie schwang ihre rot-goldenen Locken zurück. „Renji! Ich bin nur vorbei gekommen, um zu schauen, ob es wahr ist, was alle sich erzählen!“
 

Ach du heilige Scheiße! „Was... Was erzählen sie sich denn?“
 

„Der Kommandant Kontroll-Fanatiker lässt doch tatsächlich seinen Vizekommandanten mehr machen, als nur die Papierarbeit.“, mit einer ausladenden Bewegung zeigte sie auf ihn. „Und schau dich an. Du stehst in der Verantwortung!“
 

„Sind das Neuigkeiten?“
 

„Riesige!“, beharrte sie, nahm ihn bei seinem Arm und führte ihn die Straße entlang. „Hast du dich nie gefragt, was mit deinem Vorgänger passiert ist? Ich habe gehört, dass er vor Langeweile verrückt geworden ist, weil Kuchiki ihn nichts anrühren ließ. Das ist der Grund, warum er ausgemustert wurde und jetzt ein Geschäft führt, verdammt noch mal! Ein Geschäft! Allerdings vermutlich besser, als den ganzen Tag damit zu verbringen, zuzuschauen, wie Kuchiki die Einheit kommandiert.“
 

„Der Kommandant nahm sich niemals frei?“
 

„Noch nicht einmal, als seine Frau starb.“
 

„Das ist doch Schwachsinn.“, stellte Renji klar.
 

„Nein, ist es nicht.“, sagte sie. „Ich habe gehört, er hat während der Sache die ganze Zeit weiter gearbeitet, du weißt schon, sich damit wohl vom Schmerz abgelenkt. Es war so, als hing über der Division eine riesige Gewitterwolke. Einige sagen sogar, dass er sich von diesem Schicksalsschlag nie wirklich erholt hatte.“
 

Nagut, das hatte sich Renji schon gedacht. Alle waren immer ganz vorsichtig, wenn der Kommandant in der Nähe war, aber Renji dachte eigentlich, dass Byakuyas Strenge daran schuld war. Als Matsumoto einem vorbeigehenden Shinigami winkte, schaute sich Renji auf der Straße um. „Oh, wo gehen wir hin?“, fragte er dann.
 

„Du lädst mich zum Mittagessen ein.“, sagte Matsumoto so, als hätte er sich längst damit einverstanden erklärt.
 

„Oh, nagut.“, Renji war etwas perplex, fand die Idee aber nicht ganz so schlecht.
 

„Also...“, begann sie mit dem Kopf an seiner Schulter. „Was für ein Wunder hast du vollbracht, dass der Kuchiki seinen eisernen Griff um seine Einheit lockert?“
 

„Ich wusste gar nicht, dass es dafür ein Wunder brauchte.“, gestand er.
 

„Das ist eine wirklich große Sache, Renji.“, bestätigte sie noch einmal. „Du bist der erste Stellvertreter, dem er vertraut.“
 

Renji runzelte die Stirn. Könnte das wahr sein?
 

„Was ist eigentlich mit ihm passiert?“, fragte sie und versuchte dabei, nicht zu neugierig zu klingeln. Allerdings blieb es nicht von Renji unbemerkt. „Ich hörte, er sei krank oder so.“
 

Es war Zeit, diese Gerüchte schnell zu beenden. „Du weißt, was mit ihm ist.“, begann Renji schroff. „Du warst doch diejenige, die mir erzählte, was gestern für ein Tag für ihn war.“
 

„Oh, der Jahrestag!“, sie bedeckte den Mund mit ihrer Hand. „Der arme Kerl. Er hat Kummer! Oh Renji, schau, was für ein Geschenk du ihm gemacht hast! Dank dir ist er bereit, den Tod seiner geliebten Frau zu betrauern.“
 

Renji versuchte, nicht zu erröten, bei dem Gedanken, was für ein „Geschenk“ er Byakuya gestern gemachte hatte. Allerdings war ihre Version deutlich besser, als die Wahrheit und als kleinen Bonus, ließ es alle Beteiligten besser dastehen. Er beschloss, das Ganze am besten nicht zu kommentieren.
 

Matsumoto führte ihn zu einem kleinen Markt, welcher auch Shinigamis in Seireitei versorgte. Renji ließ sich von der Blonden mitziehen, als sie jeden Händler begutachtete. Da waren geröstete Süßkartoffeln, Ramen aller Art, frittierte Oktopus-Fleischbällchen, Okonamiyaki, appetitlich aussehendes Meeresfrüchte-Omelette mit Seealgen-Flocken darauf, Mayonnaise und eingelegtem Ingwer. Matsumoto war von allem begeistert. Am Ende waren Renjis Taschen leer, aber der Bauch war voll.
 

Nach dem Festessen saßen sie auf einer niedrigen Bank und aßen die Reste eines fruchtigen, Crêpe-ähnlichen Nachtischs. Dabei sahen sie dem bunten Markt-Treiben zu.
 

„Weißt du, ich hatte eigentlich Ausschau nach dir gehalten und wollte dich was fragen.“, gestand Renji und streckte seine Beine aus. „Aber das ist mir jetzt irgendwie unangenehm.“
 

„Wirklich?“, Matsumoto schien neugierig, leckte sich gerade etwas Sahne von ihrer Unterlippe. „Unangenehm könnte lustig werden.“
 

„Es geht da eigentlich um Byakuya.“, es tat ihm leid, sie zu enttäuschen. „Du scheinst ziemlich genau darüber Bescheid zu wissen, was hier passiert. Ist er vielleicht schon über seinem Kummer hinweg? Ich meine, weißt du da was? Hat er eine Partnerin, Partner oder so etwas?“
 

„Warum?“
 

Sie schaute ihn verwirrt an und er musste seinen Blick senken, bevor er antwortete. „Oh, ähm... Es ist nur, dass ich etwas... in seinem Quartier gefunden habe, was mich neugierig gemacht hat.“
 

„Oh und was genau? Bitte sag mir, dass er Sexspielzeug hat!“
 

„Ich habe noch nicht mal...“, Renji stotterte etwas, als er sich versuchte vorzustellen, was sie da gerade meinte. Er wollte sie davon abbringen, aber er wollte auch nicht das Gleitmittel erwähnen. Er spürte, wie er errötete. Warum dachte er eigentlich, dass es eine gute Idee sei, mit jemanden darüber zu reden? „Ähm... Nein... Es war nichts dergleichen.“
 

„Bondage-Ausrüstung! Ich kann mir Kuchiki richtig in dieser Dominanz-Rolle vorstellen, du nicht?“
 

Renji errötete noch mehr. Er hustete, als er an den Bindungszauber dachte. „Ja, das kann ich tatsächlich.“
 

„Hmm“, machte Matsumoto und beobachtete seine Reaktion dabei genau. „Ich wusste es. Er ist absolut der Typ dafür. Also, was genau hast du gefunden? Handschellen? Knebel? Peitsche? Was?“
 

„Das... kann ich nicht sagen.“, als er ihren frustrierten Blick sah, hob er entschuldigend die Hände. „Er vertraut mir, erinnerst du dich?“
 

„Also schön.“, schnaubte sie und spielte mit ihren Locken. „Aber ich habe keine Idee, wer diese Art von Spielchen mit ihm treiben würde. Die einzige Person, die auch solche Dinge mag, ist Mayuri. Soweit ich weiß.“
 

Renji machte ein leises, entsetztes Geräusch. „Ah! Ernsthaft! Bitte erzähl mir nicht, dass jemand verrückt genug ist, Sex mit diesem Typen zu haben! Jemals, egal unter welchen Umständen!“
 

„Du weißt nie.“, schnurrte Matsumoto verspielt. „Es sind nicht alle gleich. Ich bin auch immer überrascht, dass Kenpachi so viel Aufmerksamkeit erhält.“
 

Der Rothaarige schnaubte zustimmend. „Ja, aber Selbstmord dauert nicht so lang, wie exzessive Folter.“
 

„Was ist mit dir, Renji? Triffst du jemanden?“
 

Die Frage erwischte ihn auf dem falschen Fuß. Er zeigte auf seine Nase. „Ich?“
 

„Schmachtest du immer noch nach der anderen Kuchiki?“
 

Unangenehm.
 

Er kratze sich das Kinn und schaute nach einem Mülleimer, um die Reste seines Desserts zu entsorgen. „Ich würde es nicht schmachten nennen.“, sagte er. Er stand auf und zerknüllte das dünne Wachspapier. Als er einen Mülleimer gefunden hatte, warf er das Papier zielsicher hinein. „Wie auch immer, Rukia ist zurzeit in der Welt der Menschen.“
 

„Was soll das heißen? Habt ihr euch für die Zeit ihrer Abwesenheit getrennt?“
 

„Wir waren niemals... Schau mal, da war nicht viel 'wir'.“
 

„Oh.“, Matsumoto wollte vielleicht mitleidig klingen, aber es hörte sich doch eher erfreut an. Als sie aufstand, nahm sie ihn wieder am Arm. Sie machten sich zurück auf den Weg zu Renjis Einheit.
 

Renji wünschte sich, Matsumoto hätte nicht mit Rukia angefangen. Er hatte sie erfolgreich in den letzten Tagen verdrängt und nun vermisste er sie noch mehr. Nicht aus dem Grund, den alle dachten zu kennen. Natürlich wäre er nicht abgeneigt, aber sie war auch seine beste Freundin. Zumindest war sie das einmal, bevor sie eine Kuchiki wurde.
 

Diese verdammte Familie.
 

Matsumotos Finger schlossen sich um seinen Ellbogen, er blickte zu ihr. Sie schien vollkommen unbefangen in seiner Gegenwart zu sein, obwohl sie für Renji nie mehr als eine Kollegin war. Zum Teufel, manchmal konnte er sich sogar nicht daran erinnern, in welcher Einheit sie und wer ihr Kommandant war. Trotzdem war es schwer, sie nicht zu mögen, mit ihrem lockeren Lächeln und dem unglaublich heißen Körper. Der Körper, der nahezu immer dabei war, aus ihrem Shihakushō zu rutschen.
 

Sie musste gemerkt haben, dass er sie anschaute, denn sie schaute zu ihm hoch. Es war auch schön, dass zwischen ihnen nicht viel Größenunterschied war. Sie musste mindestens 1,70m sein. Das waren nur knapp 20 Zentimeter Unterschied. Manchmal war er es leid, jede Frau, die er traf, zu überragen.
 

„Ich habe auch von dir Gerüchte gehört, weißt du?“, sagte Matsumoto mit einem kecken Lächeln.
 

„Oh?“, Renji war sich nicht sicher, ob er wissen wollte, was manche Leute in der Soul Society über ihn sprachen.
 

„Ich habe gehört, du bist letzte Nacht durch die Straßen gewandert. Ohne Kleidung.“
 

„Was?“, Renji blieb plötzlich stehen und löste sich von ihr. „Wer, zum Teufel, erzählt so einen Blödsinn?“
 

„Gin.“, sagte sie und drehte sich um, damit sie ihn anschauen konnte. Unbeeindruckt von seiner Reaktion für sie mit einem verführerischen Schnurren in der Stimme fort. „Ist das wahr? Hast du mehr, als nur diese?“, damit zeigte sie auf seine Tätowierungen.
 

Renjis Kiefer arbeiteten wütend, unschlüssig darüber, was ihm gerade am meisten an diesem Gespräch störte. „Vielleicht,“ begann er. „Allerdings hatte ich Kleidung an.“, beharrte er nun. „Warum redet Ichimaru überhaupt mit dir über meinen Körper?“
 

„Weil wir ein reges Interesse am männlichen Geschlecht teilen.“, sagte sie mit einem leisen Kichern.
 

„Teilen...? Männer...?“, Renji blinzelte. Moment, wollte sie damit andeuten? Ichimaru bevorzugte... Männer?
 

Sie schüttelte mit dem Kopf und schaute ihn an, als sei er der größte Trottel, den sie jemals getroffen hat. „Er war dein Vorgesetzter und du wusstest das nicht? Ich dachte, jeder wüsste das.“
 

„Ich... nein.“, bestätigte er. „Es war nie ein Thema.“
 

„Oh, ich bin mir ziemlich sicher, dass es das war.“
 

„Waaa...? Scheiße! Ich...“
 

„Es ist wirklich einfach, dich aus der Fassung zu bringen, weißt du? Es ist sogar ziemlich niedlich.“, sie lächelte. Sie nahm ihn an die Hand und zog ihn mit sich. „Komm jetzt, du solltest zurück. Ansonsten wird, wer auch immer dich vertritt, bald einen Zusammenbruch erleiden.“
 


 

Die 6. Einheit stand noch, als Matsumoto ihm am Eingang ablieferte. Er war nicht mehr in der Lage gewesen, während des kurzen Wegs das Gespräch mit ihr noch einmal aufzunehmen, aber das schien Matsumoto nicht zu stören. Sie erzählte einfach vom schönen Frühlingswetter und dem neuesten Artikel, den Kommandant Kyōraku, zum Thema Romantik, in der Zeitung von Seireitei veröffentlicht hatte. Renji war gedanklich immer noch davon gefesselt, dass Ichimaru wohl schwul war. Und dass er und Matsumoto das Interesse an Renjis Tattoos teilten.
 

Als sie sich trennten, zog Matsumoto ihn noch einmal zu sich hinunter. „Wir sollten das wiederholen.“, flüsterte sie ihm ins Ohr. „Wie haben viele Gemeinsamkeiten, du und ich.“
 

„Hm?“, es war schwer für ihn, Worte zu finden, besonders aufgrund des Ausblicks, welchen sie ihm bot. Direkt ins Tal ihrer Brüste. Wohin ging eigentlich diese Silberkette?
 

„Ja.“, bestätigte sie, ihr Atem kitzelte an seinem Ohr. „Ich verstehe, dass dein Zanpakutō animalisch ist. Meins auch.“
 

Ihre Fingernägel gruben sich in das Fleisch seines Handgelenks, nur für den Fall, dass er die Bedeutung ihrer Worte nicht verstanden haben könnte. „Oh.“, stammelte er.
 

Sie ließ ihn benommen stehen, winkte und stolzierte mit einem Hüftschwung davon.

The Will to Win

It is fatal to enter a war without the will to win it."
 

Renji sah der hübschen, kurvenreichen Silhouette von Matsumoto nach, wie sie die Straße hinunter verschwand. Dabei hatte er das unangenehme Gefühl, beobachtet zu werden. Er schaute nach oben. Von dort, an das Geländer gelehnt, blickte ihn Byakuya an. Ihre Augen trafen sich. Die Gesichtszüge des Kommandanten hatten sich mit einem Stirnrunzeln verfinstert. Renji hielt die Luft an, erwartete einen Befehl oder eine Maßregelung. Stattdessen verschwand er einfach nur aus seinem Blickfeld.
 

Ich bin in Schwierigkeiten, dachte Renji und sein Magen zog sich zusammen. Er hätte niemals das Gelände der Einheit verlassen sollen. Noch nicht einmal für eine Sekunde. Und vor allem nicht mit Matsumoto flirten dürfen! Oh... Das sah überhaupt nicht gut aus. Mit einem frustrierten Knurren stampfte er zurück ins Gebäude in der Hoffnung, seinen Frust an irgendjemanden auslassen zu können. Als er den 3. Offizier auf dem Trainingsplatz sah, machte er sich auf den Weg zu ihm. „Hey, du! Warum wandert der Kommandant im Obergeschoss herum?“
 

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Kommandant überall dorthin gehen darf, wo er hin möchte.“, stammelte der junge Mann. „Das ist ein... Familiengrundstück oder so, nicht?“
 

Renji knurrte, nicht in der Lage, einen passenden Konter für dieses Argument zu finden. Allerdings war er immer noch genervt. „Das ist ein Desaster. So oder so! Ich kann das Gelände noch nicht einmal für 5 Minuten...“
 

„Das war eher eine halbe Stunde, Vizekommandant.“
 

„Halt die Klappe! Was wir jetzt brauchen, ist Schadensbegrenzung! Bitte sag mir, dass er nicht auch noch im Erdgeschoss war.“
 

„Nein, das war er nicht. Da bin ich mir sicher.“
 

„Gut, dass ist wenigstens etwas.“, sagte Renji und atmete tief durch. „Keine Besucher, richtig? Ich hatte dir gesagt, dass du auf die Achte aufpassen und Alarm geben sollst, wenn deren Kommandant hier rumschnüffelt, nicht wahr?“
 

„Ähm...“
 

Dem Rothaarigen gefiel nicht, wie der Andere plötzlich einen Schritt nach Hinten machte und sich nervös umblickte. „Oh Nein!“, Renji seufzte. „Nein! Nein! Nein! Sag mir bitte nicht, dass Kyōraku noch einmal zurückgekommen ist!“
 

„Nein. Sie hatten mich klar dazu angewiesen, Vizekommandant. Ähm... Nur ich hatte diesen ganzen 'kein-Besucher-Teil' wohl nicht ganz verstanden.“
 

„Ernsthaft?“, Renji war kurz davor, dem Jungen in den Hintern zu treten. „Wen hast du reingelassen?“
 

„Kommandant Ichimaru.“
 

Oh Scheiße!
 

„Er schien sehr besorgt darüber, dass der Kommandant krank ist. Bot an, ihm Mittagessen und so zu bringen.“, fuhr der 3. Offizier leicht panisch weiter.
 

Um sich davon abzuhalten, dem jungen Mann Verstand einzuprügeln, vergrub er seinen Kopf in seinen Händen. „Ich sagte kein Mittagessen. Ich sagte, kein Essen, bevor der Kommandant nicht ausdrücklich danach fragt! Gottverdammte Scheiße! Ich werde sterben!“, Renjis Stimme war angespannt. Er schaute den verängstigten jungen Mann in die Augen. „Und nachdem er mich umgebracht hat, werde ich dich heimsuchen und ungespitzt in den Boden stampfen! Hast du mich verstanden?“, knurrte er zornig.
 

„Ja, Vizekommandant.“, die Stimme des Jungen war kaum mehr als ein zitterndes Krächzen.
 


 

Nun war die Frage: Das Problem ignorieren oder sollte er sich dem stellen? Er war noch nie gut im Zurückziehen, also wappnete er sich und trat den Weg ins Obergeschoss an. Nachdem er festgestellt hatte, dass das Zimmer des Kommandanten leer war, mit Ausnahme der Reinigungskraft, suchte Renji den Rest der Etage ab. Er fand Byakuya auf einer Veranda, von der er den beeindruckenden Garten der Kompanie überblicken konnte. Die warme Frühlingssonne fiel sanft auf die ersten frischen Triebe und ein paar dunkelblaue Iris blühten bereits. Wasser floss gurgelnd über einen steinigen Wasserfall und die Vögel sangen leise.
 

Trotz des späten Nachmittags war Byakuya noch nicht vollständig gekleidet. Er trug immer noch die seidene Robe, die er am Morgen angezogen hatte. Allerdings hatte etwas, was auch immer, ihn dazu gebracht, das Kenseikan zu tragen. Das war eine Tatsache, die Renji nicht wirklich gefiel. Mit seinen, durch das formale Schmuckstück, gezähmten schwarzen Haaren, wirkte er gleich deutlich entrückter und strenger.
 

Renji hielt sich auf Distanz, stand am Rand des Gartens, um die Privatsphäre seines Kommandanten nicht zu stören. „Es war mein Fehler.“, sagte er ruhig und leise. „Scheinbar ist hier sonst niemand gewillt, einen Kommandanten zurückzuweisen.“
 

Byakuya drehte sich nicht zu ihm um oder zeigte ihm in einer anderen Weise, dass er seine Anwesenheit wahrgenommen hatte. Er blickte einfach weiter in den Garten. „Wo warst du, Renji?“, seine Stimme war kontrolliert, aber schneidend, als er sprach.
 

Renji war nicht bereit, zu gestehen, dass er verschwunden war, um mit einer hübschen Frau zu Mittag zu essen. Also entschied er sich für eine Halbwahrheit. „Ich habe die Gerüchteküche überprüft.“
 

„Oh?“, der Ton von Byakuya wurde ein klein wenig weicher, aber Renji wusste genau, dass er noch weit davon entfernt war, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.
 

„Ja, glücklicherweise hat sich Matsumoto selbst eine recht nette Geschichte eingeredet, warum Sie heute nicht verfügbar sind, Kommandant. Wer weiß, vielleicht verbessert sie auch ihren Ruf etwas. Sie gab dem Ganzen einen ziemlich tragischen, leicht romantischen Anstrich.“ Natürlich ließ er den Part aus, wo er und Matsumoto die möglichen Sexspielzeuge und Bondage-Ausrüstung diskutierten, wozu Byakuya eventuell neigen könnte. „Hätte ich allerdings gewusst, dass Ichimaru hierher kommen würde... Ich schwöre, ich hätte sie niemals unbewacht gelassen!“, gab er aufrichtig zu.
 

„Sehr gut.“, sagte Byakuya.
 

Das war ganz klar eine Entlassung und das war vermutlich auch das Beste, worauf Renji hoffen konnte. Trotzdem stand er immer noch am Ende des Gartens herum. Eine lange Zeit sprach keiner der beiden.
 

Renji überlegte fieberhaft, was Ichimaru von Byakuya gewollt hatte. Immerhin war er halb nackt, als er fast in Ichimaru reingelaufen war. Zudem war er noch ganz schön außer Atem, nachdem er Byakuya diesen Kuss gestohlen hatte. Ihm war klar, dass Ichimaru die Situation entsprechend aufgegriffen hatte. Allerdings konnte er sich nicht vorstellen, dass er so geschmacklos war und dies vor Byakuya anbringen würde. Oder etwa doch?
 

Das Problem mit Ichimaru war, dass man nie wusste, wo man bei ihm dran war. Renji vermutete, dass würde davon abhängig machen, wie viel Stress...
 

Scheiße, er war erledigt.
 

„Vizekommandant.“, Byakuyas Stimme zerschnitt Renjis Gedanken, genauso wie das ansteigende Reiatsu. „Du bist entlassen.“
 

Renji nahm Haltung an und verbeugte sich steif. „Kommandant.“
 


 

Renji verließ den Garten und überlegte, ob Selbstmord in dieser Situation ehrenvoll wäre. Vermutlich schon, aber es war nicht praktikabel, besonders wenn er bedachte, wie miserabel seine Einheit war, Eindringlinge zurückzuschlagen.
 

Wenn er sich nicht selbst töten dürfte, musste er stattdessen jemanden Schmerzen zufügen. Heute Nachmittag würde es einige harte Übungen im Training geben. Er musste dafür sorgen, sollte er morgen den Job noch haben, dass neben ihm auch noch ein Anderer stark genug war, seinen Kommandanten zu beschützen. Vor allem vor einem dürren Wiesel wie Ichimaru.
 


 

Es beunruhigte Renji mehr, als er zugeben wollte, dass der Kommandant sich den Rest des Tages nicht mehr blicken ließ. Er musste wirklich sauer sein. Manchmal wünschte er sich, Byakuya wäre ein wenig mehr wie Kenpachi. In der 11. wurde es so gehandhabt, dass wenn man etwas verbockt hatte, man Prügel bezog und dann war es das schlussendlich auch. Aber hier war es nicht möglich, auch nur ansatzweise, zu wissen, was in Byakuya vorging, wenn jemand Mist baute.
 

Als es langsam dämmerte, war das Einzige, was Renji noch wollte, Ichimaru suchen und ihn damit konfrontieren. Es machte ihn wahnsinnig, dass er nicht wusste, was zwischen den beiden Kommandanten passiert war. Aber das war das Problem, oder nicht? Ichimaru war kein Vize mehr, er war ein Kommandant. Und es war auch bestimmt nicht so, dass die beiden Freunde waren. Er konnte nicht einfach zu ihm gehen und freundlich fragen, ob er es ihm erzählen würde.
 

Aber da musste es einen Weg geben!
 

Folter war vermutlich illegal, zumindest so lange Mayuri nicht dabei war.

Vielleicht half ihm das, was er am Nachmittag von Matsumoto erfahren hatte, ein paar Informationen zu erhalten, wenn er Ichimaru etwas im Gegenzug anbot. Wenn es stimmte, dass Ichimaru auf Männer stand, dann war es ihm vielleicht möglich, ihn um den Finger zu wickeln.
 

Vermutlich war es aber auch bescheuert und unbesonnen. Dennoch...
 

Der Mond stand hoch am Nachthimmel, als sich Renji selbst vor dem Tor der 3. Einheit wiederfand. Mit einer halb leeren Flasche Sake... Gut, sie war eher leer als nur halb leer. Eigentlich hatte er sich gedacht, Ichimaru anzubieten, mit ihm zu trinken. Allerdings hatte er festgestellt, dass es einen ziemlichen Anteil dieses flüssigen Mutes benötigte, um überhaupt dort zu stehen.
 

Er hämmerte mit der Faust gegen das Tor. „Hey, macht auf. Ich muss was mit dem Kommandanten klären!“
 

Zu Renjis Überraschung war es sein langjähriger Freund Izuru Kira, der ihn begrüßte. Kiras scharfe und filigrane Gesichtszüge nahmen einen betrübten und besorgten Ausdruck an. Er kam offensichtlich direkt aus dem Bett, denn er trug eine simple Schlafrobe und keine Sandalen. Seine Haare waren, auf wundersame Art und Weise genau wie immer, zu einer geraden Spitze über sein Auge frisiert. Wie auch immer das möglich war. „Was zur Hölle tust du hier mitten in der Nacht, Renji?“, dann fächerte er sich ein wenig Luft mit seiner Hand zu. „Oh! Wie betrunken bist du?“, fügte er hinzu.
 

„Nicht annähernd genug“, gab Renji bedrückt zu und zeigte die fast leere Flasche. „Du hast nicht zufällig eine weitere?“
 

Renji zog Kira näher an sich und legte eine Hand auf die schmale Schulter. Er nutzte aus, dass er ein gutes Stück größer als der Andere war, drückte ihn über die Torschwelle. „Hör zu.“, flüsterte er theatralisch in Kiras Ohr. „Ich muss mit deinem Kommandanten schlafen. Und du kannst das arrangieren, richtig?“
 

„Uhh... Das ist keine wirklich gute Idee.“, meinte Kira und drückte gegen Renjis Brust, bis dieser zurück auf die Straße taumelte.
 

„Nein, nein, nein, du verstehst nicht! Das ist wirklich wichtig!“, damit legte er den Arm um Kiras Schulter. „Ich kann mich nicht mehr vollständig daran erinnern, warum. Aber ich weiß, dass ich das tun muss. Ich MUSS es tun!“, knurrte er.
 

„Gut.“, sagte Kira und schloss das Tor hinter den beiden. „Erwartet dich Gin? Denn, wenn er dich nicht erwartet, wird das ganz sicher nicht so laufen wie du es dir... erhoffst.“, sagte der Blonde ernst. Renjis Arm war noch immer um die Schulter des Anderen geschlungen. Kira dirigierte ihn die Straße entlang. „Außerdem, Renji, denke ich, dass du einen Schlag auf den Kopf abbekommen hast. Einen Härteren, als sonst üblich. Denn das ist nicht der Baum, den du sonst immer anbellst.“
 

„Hey, keine Hundewitze mehr, ok? Ich bin den Mist leid!“, grummelte Renji. „Und außerdem mag ich alle Sorten von Bäumen. Wer sagt, dass ich Gins Baum nicht mag? Er ist hübsch genug. Glaube ich...“
 

„Du bist sehr von deinem Denkvermögen überzeugt...“
 

Renji blieb stehen. „Moment! Warte! Wir gehen in die falsche Richtung.“, er deutete mit dem Kopf zurück zum Gelände der 3. Division. „Der Baum, den ich suche, ist da hinten.“
 

„Es wird heute Nacht keine Bäume geben, Renji.“
 

„Warum nicht?“
 

„Weil Gin bereits einen Liebhaber hat, einen festen. Da gibt es keinen Platz für dich in ihrem Bett.“
 

Renjis Gesicht verfinsterte sich. Diese Möglichkeit hatte er gar nicht berücksichtigt. „Bist du sicher? Denn ich kann teilen.“
 

„Nun ja.“, sagte Kira leise und schob den Arm des Rothaarigen erneut über seine Schulter. „Ich aber nicht.“
 

„Oh? Oh...!“, machte Renji und schaute zu seinem Freund hinunter. Naja, das war keine absolute Überraschung, einen zierlicheren Mann als Izuru Kira war schwer vorzustellen. „Heilige Scheiße, Mann, du schläfst mit deinem Kommandanten!“
 

„Ich dachte, du auch.“
 

„WAS?!“, Renji schaffte es, schockiert zu klingen, bis die Realität in traf. „Oh, ja... Verdammt... Deswegen bin ich hier. Du musst mir helfen, Kira. Ich stecke bei Byakuya tief in der Scheiße und das ist die Schuld von deinem Kommandanten! Ich muss herausfinden, worüber die beiden geredet haben!“
 

„Sie haben über dich geredet.“
 

„Warte, du weißt es? Ähm... Kann ich dich also verführen?“
 

„Ich bin wirklich geschmeichelt, so betrunken du doch bist, Renji. Allerdings wird das nicht notwendig sein. Warum lässt du mich dich nicht irgendwohin bringen und ich erzähle dir alles?“
 


 

„Wir können zurück zu meinem Quartier zurück.“, schlug Renji deprimiert vor, als die beiden durch die Straßen von Seireitei stolperten. „Mir wurde strengstens verboten, irgendwelchen 'Abschaum' dorthin zu bringen. Ich bin mir nicht sicher, ob du auch dazu zählst, aber ich denke, er meinte damit irgendwelche Liebhaber.“
 

„Na, dann ist doch alles gut. Denn ich werde nicht dein neuer Liebhaber werden.“
 

„Ich dachte, ich würde dich verführen.“
 

„Nein, Renji. Wir werden nur reden. Erinnerst du dich?“
 

„Richtig.“, der Rothaarige nickte.
 


 

Renji streckte sich auf seinem Bett aus, nachdem Kira ihn förmlich hineingeworfen hatte. Dieser thronte nun schon fast auf dem einzigen Möbelstück, welches noch in dem Zimmer war. Einer Kommode. Ein Deckenfluter in der Ecke erleuchtete den Raum leicht. Aus der Küche hatte der Blonde eine Teekanne und eine Kanne mit kaltem Wasser geholt, welche er nun zwischen den beiden auf den Boden stellte.
 

Kira schenkte Renji von beidem ein. Er schüttelte den Kopf, während er vorsichtig die Schale mit Wasser dem Rothaarigen in die unsicheren Hände drückte. „Du bist einer von diesen Typen, richtig?“
 

„Welche Art von Typen?“
 

„Du landest mit Kerlen im Bett, wenn du betrunken, bevorzugst aber Frauen, wenn du nüchtern bist.“
 

Renji runzelte die Stirn, da er sich auf unerklärliche Weise beleidigt fühlte. „Nur fürs Protokoll, ich war letzte Nacht der Nüchterne.“, stellte er klar.
 

„Natürlich warst du das.“, Kira klang unbeeindruckt. „Also, was genau passierte letzte Nacht?“
 

„Viel zu viel...“, sagte er, als er an die ganze Ikkaku-Yumichika-Nummer dachte. „Und... nicht annähernd genug.“, fügte er hinzu, während er an Byakuya dachte. Er knallte die Wasserschale zurück auf den Boden und griff nach dem Tee. „Du und...“, es war immer noch eigenartig für Renji, den Namen von Kiras Liebhaber zu nennen. Zumal es Gin Ichimaru war. „Uh... Das ist... Du warst schon lange daran. Wofür hättest du das sonst alles auf dich genommen?“
 

Kira hob eine seiner dünnen, blonden Augenbrauen und betrachtete Renji für einen Augenblick. „Da gibt es viele Gründe.“, seufzte er leicht und deutete ein Achselzucken an.
 

„Und die wären?“
 

Der Blonde sah seinen Freund von der Seite abschätzend an. „Bist du dir sicher, dass er voll dabei war? Dass ihr beide dasselbe gefühlt habt?“
 

Renji kratze sich den Hinterkopf. Er dachte über die Frage nach und überlegte, was er von der letzten Nacht preisgeben wollte. „Ich weiß es nicht. Ich meine, es hat danach ausgesehen. Zumindest zuerst. Aber dann, als es richtig zur Sache gehen sollte, ist er... ausgestiegen. Irgendwas von wegen unehrenhaft und,“ Renji versuchte seine nächsten Worte unter einem Husten zu verstecken „ich wäre zu jungfräulich.“
 

„Moment, was? Du bist Jungfrau?“
 

„Nein! Ich meine, nicht... Naja, ich glaube. Schau mal, ich war bisher nur die auf der Empfängerseite... Ach, halt doch die Klappe.“ Der Rothaarige fühlte, wie er rot wurde. Er ließ sich auf die Matratze zurückfallen und zog sich sein Kissen über den Kopf. „Warum ist eigentlich jeder so verdammt überrascht darüber?“
 

„Weil 'Jungfrau' einfach kein Wort ist, dass ich jemals mit dir in Verbindung bringen würde.“, gab Kira lachend zurück. „Ich hätte wirklich nicht geglaubt, dass es etwas gibt, was du noch nicht ausprobiert hättest.“
 

Renji wusste, dass es ein wenig beleidigend war, aber das machte ihm dieses Mal nichts aus. „Weißt du, das ist ja das wirklich Verrückte daran. Ich war voll dabei. Er war derjenige, der seine Meinung geändert hat. Und das, obwohl er betrunken war. Scheiß Ehre. Was zum Teufel hat das damit zu tun?“
 

Kira sagte eine Weile nichts, dann spürte Renji seine sanfte Hand auf seinem Oberschenkel. „Das tut mir leid. Es klingt... kompliziert zwischen euch beiden.“, sagte er mitfühlend.
 

„Scheiße ja, so kompliziert, wie es überhaupt nur möglich ist!“, antwortete der Angesprochene, während er sich aufrichtete. Er schmiss das Kissen auf die andere Seite des Futons und schwang seine Füße über die Kante, um Kira ins Gesicht gucken zu können. „Und das ist genau der Grund, warum ich es nicht auch noch brauchen kann, dass dein... ähm... Kommandant seine Nase in meine Angelegenheiten steckt. Was hat er Byakuya verdammt noch mal heute gesagt?“
 

„Oh, naja, was das angeht...“, Kiras kleines Lächeln verschwand. „Ich bin mir sicher, dass er nichts Böses im Schilde führte.“
 

Renji war nicht annähernd so überzeugt. „Aha.“
 

„Die Sache ist die, naja, er hat gesehen, in welchem Zustand zu gestern Nacht warst. Dann kam plötzlich Byakuya daher und meinte, dass er dich 'benötigen' würde. Da war es nicht wirklich schwer für ihn, eins und eins zusammenzurechnen... Jedoch... Ähm...“, Kira machte einen leisen zischenden Laut. Es klang unbeholfen. „...hat dies Byakuya nicht verstanden.“
 

„Aber nun hat er es?“
 

„Hm, ich denke schon.“
 

Renji wurde übel.
 

Kira tätschelte sein Bein erneut. „Aber es klang, als wäre nichts passiert... also ist alles in Ordnung, oder nicht?“
 

„Nein! Gar nichts ist in Ordnung!“, knurrte Renji. „Es ist viel passiert!“
 

„Aber er war betrunken...“
 

„Das ist Byakuya Kuchiki, über den wir reden, erinnerst du dich?“, unterbrach Renji seinen Freund harsch. „Du denkst 'Ich war betrunken' wäre eine zufriedenstellende Ausrede für ihn? Vor allem, weil ich es nicht war und ich derjenige war, der ihn zuerst geküsst hat!“
 

„Oh.“, Kira betrachtete eingehend seine Hände, dann schaute er Renji betroffen an. „Ist es das, was mit deiner Lippe passiert ist? Ich meine, hat er... es nicht gewollt?“
 

Moment...! Dachte Kira, dass Renji über Byakuya hergefallen ist, sodass diese sich hätte verteidigen müssen? Also Bitte! In Anbetracht der Tatsache, wie er gestern Nacht auf Byakuyas Bett gelegen hatte, konnte er sich nicht mehr zusammenreißen. „Ich bin die Jungfrau, schon vergessen?“, brüllte er.
 

Kiras Gesicht wurde blass und er sprang Richtung Tür. „Du solltest vielleicht etwas leiser sein.“
 

Renji schnaubte. Als könne er sich in noch größere Schwierigkeiten bringen, als er ohnehin schon war! „Ich lag da mit dem Hintern in die Höhe und meinen Händen hinter den Rücken gefesselt. Glaubst du wirklich, ich hatte die Situation unter Kontrolle? Bist du ernsthaft der Meinung, ich wäre derjenige gewesen, der es zu weit getrieben hat?“
 

Kira lehnte sich gegen den Türrahmen. „Also... wolltest du, dass er aufhört.“
 

„Nein, ich sagte dir doch, da war nichts dergleichen, bis er von selbst aufhörte.“ Renji wollte das Gesprächsthema wieder in die richtige Richtung lenken. „Ich dachte, es wäre... in Ordnung, solange er es war. Er sprach ein wenig über Bestrafung, aber... um ehrlich zu sein, hat mich das sogar eher angemacht.“
 

„Ah,“ Kira nickte, als würde das nun alles sagen. „Ok. Und an welcher Stelle hast du dir nun die Lippe verletzt?“
 

„Vorher. Er hat mich gebissen. Während eines Kusses, der etwas daneben ging – oder gut, kommt drauf an, wie man es sieht. Ich fand es eigentlich gut.
 

„Oh.“
 

Der Rothaarige blickte seinen Tee auf dem Tisch finster an, wünschte, er wäre deutlich alkoholischer. Er trank ihn trotzdem leer. „Warum reden wir eigentlich darüber?“
 

„Ich glaube, das wird wieder.“, sagte Kira und verschränkte die Arme vor der Brust. Er senkte den Kopf, so dass seine Augen von dem Schatten seiner Haare bedeckt wurden. „Wenn Byakuya wirklich aufgehört hatte... aus dem Grund, den du genannt hattest... dann war er nüchtern genug, dass er nicht wollte – Nein, besser gesagt: Er wollte was Besseres für dich beim ersten Mal. Das ist ein gutes Zeichen.
 

„Ist es das?“
 

„Natürlich. Das zeigt, dass du ihm etwas bedeutest. Aber so, wie das Ganze bei euch läuft, weißt du das wahrscheinlich auch.“
 

Renji seufzte tief. „Außer, dass er wohl meinte, ich solle mich woanders 'unterrichten' lassen und dann zu ihm zurückkommen.“
 

„Und du kannst das nicht?“
 

„Was glaubst denn du?“
 

„Ich denke, dass zwei Dominante niemals versuchen sollten, zusammen zu sein.“
 

„Amen.“

Desire to Serve

Therefore I say: know the enemy and know yourself; in a hundred battles you will never be in peril. When you are ignorant of the enemy but know yourself, your chances of winning or losing are equal. If ignorant both of your enemy and of yourself, you are certain in every battle to be in peril."
 

Renji wachte auf. Halb nackt, alleine und, zum ersten Mal seit Tagen, in seinem eigenen Bett. Dank der schnellen Hilfe von Izuru Kira hatte er nur einen leichten Kater. Kira, wie immer aufmerksam und fürsorglich, hatte eine Nachricht an der Teekanne hinterlassen. 'Ich denke nicht, dass du zu betrunken warst, um dich nicht mehr an unser Gespräch zu erinnern. Aber falls doch, das Wichtigste ist: Er erinnert sich.'
 

Der Rothaarige zerknüllte die Notiz. Er bemerkte, dass Kira ein wunderbarer Partner und eine extrem effiziente rechte Hand abgeben würde. Nachdem er eingeschlafen war, hatte er ihn nicht nur ausgezogen und ins Bett gelegt, er hatte auch noch einen frisch gebügelten Shihakushō bereitgelegt. Natürlich sorgfältig gefaltet. Außerdem hatte der Blonde sich auch gut um Zabimaru gekümmert, denn das Zanpakutō stand, gegen die Wand gelehnt, in seiner Reichweite.
 

Das war wirklich eine nette Art, aufzuwachen. Von der verdammten Notiz einmal abgesehen.
 

Er erinnert sich.
 

Renji grummelte und schmiss den zerknüllten Zettel in die Ecke. Es war ganz eindeutig, von wem er da geschrieben hatte. Da Byakuya nicht weggetreten gewesen war, war er davon ausgegangen, dass er sich an alles erinnern konnte. Es musste für ihn wirklich ein Schock gewesen sein, als Gin Ichimaru ihm das Ganze mit Hinweisen und Andeutungen ins Gedächtnis zurückgerufen hatte.
 

Naja, dachte er, während er das Band um seine Haare löste. Jetzt müssen wir schauen, wie das weitergeht. Byakuya ist nun am Zug.
 

Er schnappte sich seine Sachen und machte sich auf den Weg zum öffentlichen Badehaus.
 


 

Natürlich gab es im Badehaus auf dem Anwesen der Kuchikis auch eine heiße Quelle. Nachdem er sich und seine Haare im Bad gewaschen hatte, glitt er in das warme Wasser. Der Aufseher am Eingang hatte ihm versichert, dass er früh genug war und somit der einzige Besucher. Sonst hätte er warten müssen. Öffentliche Badehäuser hatten sehr strenge Regeln, was Tätowierungen anging. Jemand könnte sie als anstößig empfinden oder sich davon gestört fühlen.
 

Ich möchte ja nicht die zarten Gefühle von irgendwem verletzen, dachte Renji spöttisch, während er kurz untertauchte.
 

Als er wieder auftauchte, stand niemand Geringeres als Byakuya Kuchiki im Raum.
 

„Nicht wirklich.“, platze es aus Renji heraus, ohne nachzudenken. „Haben sie kein eigenes Bad?“
 

Byakuya antwortete nicht direkt. Er stand nur in voller Pracht da. Das blasse Morgenlicht, welches durch die hohen Fenster hineinfiel, umspielte sanft die Linien seines trainierten und schmalen Körpers. Makellose, perfekte Haut leuchtete im Kontrast zur tiefen Schwärze seines offenen Haares. Renji kannte die Regeln des Badehauses, dass man niemanden anstarren durfte, aber er konnte sich nicht davon abhalten. Dieser Mann war eindeutig zu schön, um nicht zu gucken. Außerdem war Byakuyas Blick angemessen abgewendet, er würde es also niemals erfahren.
 

„Ich bin wegen der heißen Quelle hier.“, Byakuya zeigte dabei auf eine Tür am Ende des Raumes, ganz klar ein Privateingang für den Herrn des Anwesens. Sein Körper war überzogen mit einem Film von Feuchtigkeit und seine Haare dampften, somit war offensichtlich, dass er sich bereits irgendwo gewaschen hatte. „Mir wurde gesagt, es sei niemand hier.“
 

„Mir auch.“, seufzte Renji. Er setzte an, sich aus dem Wasser zu erheben. „Ich gehe dann.“
 

„Nein.“, antwortete Byakuya. „Das ist ein öffentliches Badehaus. Du hast Eintritt bezahlt. Also kannst du es auch nutzen.“
 

Der Rothaarige sank zurück. „Nagut, allerdings sollte ich nicht in Gesellschaft hier sein. Ich meine, was ist, wenn sie sich von meinen wundervollen Körperbemalungen abgestoßen fühlen und mich aus Versehen anschauen?“
 

Byakuya betrat das Wasser. „Das wäre tragisch.“, sagte er ohne Emotion, dabei schaute er ihn nicht an. „Ich werde versuchen, mich unter Kontrolle zu halten.“
 

„Hey,“ Renji grinste und legte seine Arme über den Beckenrand. Vielleicht war es der leichte Kater, der sein Hirn noch vernebelte oder aber es war der perfide Wunsch, zu sehen, ob er bei dem Anderen eine Reaktion provozieren konnte. „Versuchen sie es nicht zu sehr. Ist ja nicht so, als wüsste ich nicht, dass sie interessiert sind.“
 

„Das ist auch der Grund, warum wir uns in dieser misslichen Lage befinden. Hast du das schon vergessen?“
 

Renji hob eine Augenbraue. Das war ganz schön geradeheraus für seinen Kommandanten. Er vermutete, dass er entschieden hatte, dass es nun an der Zeit war, darüber zu reden. „Das habe ich nicht vergessen.“, gab der Vizekommandant zurück. „Ich hatte gehofft, sie vielleicht.“
 

„Allerdings.“, Byakuya runzelte die Stirn, als er sich gegenüber von Renji ins Wasser niederließ.
 

Dampfschwaden stiegen vom Wasser auf. Im angrenzenden Garten hörte man einen Kranich.
 

Der Schwarzhaarige schien eine Zeit lang die Wellen auf dem Wasser zu beobachten, sein Gesicht ausdruckslos. Dann seufzte er kurz. „Was tun wir nun, Vizekommandant Abarai?“
 

Vizekommandant? Das war ekelerregend formal. „Müssen wir denn etwas tun?“, fragte er und spannte seine Schultern nervös an. „Ich meine, die meisten Leute werden eher Matsumoto glaube, als Ichimaru. Ihr Ruf ist nicht in Gefahr, Kommandant. Dafür habe ich gesorgt. Meine... Naja, da war nie irgendwas, was es zu schützen galt.“
 

„Hmm.“, war die einzige Antwort von Byakuya darauf. Wie immer war sein Gesicht frustrierend emotionslos, unmöglich für Renji zu lesen. Er bewegte die Zehen unter Wasser und fragte sich, wie so oft, was sein Kommandant gerade dachte. Darauf wartend, dass Byakuya das Wort ergriff, sog er die feuchte Luft ein.
 

„Deine Sorgfalt und Eile, was den Schutz meiner Ehre angeht, ist bewundernswert.“, sagte der Schwarzhaarige schließlich, schaute dabei immer noch den Wellen des Wassers zu. „Ist das deine einzige Sorge?“
 

Ok. Das war eindeutig schwieriges Gelände.
 

Renji wägte ab, was die richtige Antwort sein könnte. 'Ja' schien die offensichtliche Wahl, allerdings hatte er das Gefühl, dass da mehr in dieser Frage lag. Als hätte er etwas Wichtiges andeuten wollen. Aber was? Es war verwirrend, zumal, immer wenn Byakuya über 'Ehre' sprach, schien es immer mehrere Wege der Deutung zu geben.
 

Er bekam Kopfschmerzen, während er versuchte, dahinter zu kommen.
 

Manchmal war die einzige Lösung, geradeheraus zu sprechen. „Schauen sie, Kommandant. Sie müssen mir da mal raus helfen. Sprechen sie nicht mit mir, als sei ich einer ihrer adeligen Freunde. Subtil funktioniert bei mir nicht, ich verstehe so etwas nicht. Wenn sie mich etwas fragen möchten, fragen sie einfach.“
 

„Also schön.“, Byakuya hob seine Augen und fing den Blick von Renji auf. Wie immer erschreckte es Renji ein wenig, wie er nahezu von grauen Augen durchbohrt wurde. „Habe ich dich in der Nacht verletzt?“
 

Der Rothaarige lachte schnaubend, um eine Antwort hinauszuzögern. „Als ob.“
 

„Ah, ich verstehe.“, Byakuya stand auf und ging Richtung Beckenrand. „Wie ich es mir dachte. Ich werde schauen, dass ich eine Verlegung für dich...“
 

„Moment! Was? Nein!“, Renji war mit einem Satz auf seinen Füßen. „Kommandant, bitte! Ich möchte dieser Einheit angehören. Hier wollte ich schon immer hin.“ Er wollte noch nicht einmal daran denken, dass zusätzlich nirgendwo ein Vizekommandant gesucht wurde. Er würde also dazu zurückkehren, ein Offizier zu sein. So degradiert, wäre dies das Ende seiner Karriere. Er bekäme niemals mehr eine Stelle als Vizekommandant. Nicht mit dieser Vorgeschichte. Jeder würde ihm einen Mangel an Disziplin vorwerfen. Er ballte die Fäuste. „Sie können das nicht tun! Das war nicht mein Fehler!“
 

Byakuya stoppte auf der obersten Stufe des Beckens und drehte den Kopf leicht. Über der Schulter hinweg beobachtete er Renji. „Es tut mir leid. Jedoch habe ich ein Versprechen mit Füßen getreten, welches ich mir selbst einmal gegeben habe. Es gibt Dinge, die man sich niemals mit Gewalt holen sollte.“
 

„Aber das haben sie nicht!“, Renji zog sich dabei aus dem Wasser und stand nun auf dem gefliesten Boden des Badehauses. Eine Mischung von Wut und Verzweiflung ließ seinen Körper erzittern. Das Wasser tropfte an ihm hinunter. „Ich schwöre, all das habe ich aus freien Stücken gegeben.“
 

Der Schwarzhaarige betrachtete ihn weiterhin über die Schulter, als würde er etwas in Erwägung ziehen. Dann setzte er jedoch seinen Weg fort. „Es ist großmütig von dir, das zu sagen. Allerdings ist es nicht das, woran ich mich erinnere.“
 

„Da liegen sie falsch!“, schnellen Schrittes überbrückte Renji die Distanz zwischen ihnen und legte seine Hände auf Byakuyas Schultern. Er wollte ihn daran hindern, seinen Weg zum Ausgang fortzusetzen und diese Konversation endlich beenden. „Außerdem... Haben sie nicht zu entscheiden, ich mich fühle. Das mache ich.“
 

Unter dem Griff des Rothaarigen verspannten sich Byakuyas Schultern. „Aber Renji, du hast bereits bewiesen, dass du bereit bist, meine Ehre zu bewahren. Auch auf Kosten deiner. Wie kann ich mir sicher sein, dass du die Wahrheit sagst?“
 

„Ich zeige es ihnen.“, damit umrundete Renji ihn, um ihm ins Gesicht zu schauen. Er zog ihn an sich und bedeckte seine Lippen mithilfe eines festen Kusses. Nach der anfänglichen Grobheit löste Renji seinen Griff. Seine Finger fanden den Weg in das dampfende, schwarze Haar und an den schlanken, feuchten Schulterblättern vorbei. Als seine Bauchmuskeln die Byakuyas streiften, spürte er, wie seine Erregung wuchs.
 

Eine Handfläche drückte sich gegen die Brust des Rothaarigen, unterbrach den Kuss. „Wir sind in der Öffentlichkeit.“
 

„Dann bring mich an einen privaten Platz.“
 

Byakuyas Augen waren nach unten gerichtet. Es schien, als würde er etwas fixieren. „Wie ich sehe, muss ich das wohl.“
 

„Zumindest ist es nun ziemlich klar, dass ich es möchte. Oder nicht?“
 

Byakuya kommentierte dies nur mit einem gequälten Seufzer. Dann nahm er Renjis Hand und führte ihn zum Privatausgang. Die Tür führte hinaus zu einem halb überdachten Freiluftbereich, abgetrennt mit Shoji-Raumteilern. In der Ecke stand eine kleine Badewanne und eine Reihe von einfachen Staufächern, ähnlich wie die im Gemeinschaftsbad des Badehauses. Aus einem dieser Fächer nahm Byakuya eine Robe und warf sie Renji locker zu. „Bedeck dich.“, lautete Byakuyas Befehl.
 

„Ich hatte wirklich gehofft, mich nicht anziehen zu müssen.“, sagte Renji mit einem kleinen, provozierenden Lächeln.
 

„Dann wird das ein kalter Spaziergang für dich.“, stellte er fest, während er seine Robe vom Haken an der Wand nahm. Sie war smaragdgrün und mit gelben Blumen am Saum bestickt. Er schnürte den Gürtel mit schnellen, sparsamen Bewegungen.
 

Nach der dampfenden Wärme der heißen Quelle kühlte die klare Frühlingsluft sie rasch ab. Renji blickte finster auf das Bündel Seide in seinen Händen hinab. Es war offensichtlich, dass Byakuya nicht in der Stimmung war, die sich der Rothaarige erhofft hatte, aber dennoch war er irritiert. Er war sich sicher, dass der Ort zu dem sie jetzt gingen, kein Bett sein würde. „Ich hätte sie nicht küssen sollen,“, vermutete er. „Richtig?“
 

„Richtig.“, dabei ließ Byakuya einen langen Seufzer hinaus. Er hatte die Hände gegen die Wand abgestützt. Mit hängendem Kopf stand er da, als sei er geschlagen. „Du solltest wirklich damit aufhören.“
 

„Weil... Sie es nicht mögen?“
 

Ein fast unmerkliches Kopfschütteln, dann nahm Byakuya tief Luft und stand wieder gerade da. Er schaute in Renjis Augen. „Weil es alles noch schwieriger macht. Da gibt es klare Regeln bezüglich Unzucht. Ich möchte nicht dagegen verstoßen.“
 

„Ein weiteres Versprechen?“
 

„Ja.“, antwortete der Schwarzhaarige schneidend.
 

„Aber sie möchten es, richtig?“
 

Byakuya betrachtete das Kopfsteinpflaster zu seinen Füßen. „Das ist nicht wichtig.“
 

„Für mich ist es das.“
 

Anstatt ihn anzuschauen, trat Byakuya näher. „Ich habe es genossen, deine pure Kraft unter mir zu haben.“, flüsterte er, als sie nur noch Zentimeter trennten.
 

„Heh,“, Renji grinste. Er ließ die Robe aus seinem Griff gleiten und streckte seine Hand aus, um damit durch das schwarze Haar zu gleiten.
 

Byakuya fing die Hand sofort ab. „Versteh das nicht falsch.“, sagte er nun lauter. „Das muss ein Ende haben.“
 

Renji konnte ein Knurren nicht zurückhalten, drehte jedoch Byakuyas Hand so, dass er sanfte Küsse auf die Fingerknöchel platzieren konnte. „Ich mag es nicht, aber ich kann damit leben. Solange sie mein Kommandant sind.“
 

„Aber...“, Byakuya begann, seine Hand wegzuziehen.
 

Renji hielt sie allerdings fest. „Nichts 'aber'. Wenn sie ihre Hände nicht bei sich halten können, ist das ihr Problem. Ich sollte nicht für ihre Verfehlungen bestraft werden. Nicht ohne einen Kampf.“
 

Byakuyas Augen zogen sich gefährlich zusammen. Er entzog Renji spielend leich seine Hand. „Du würdest jeden Kampf gegen mich verlieren.“
 

„Ich weiß.“, bestätigte Renji. „Aber dabei kann ich trotzdem viel Schaden anrichten.“
 

„Ist das eine Drohung?“
 

„Nein. Schauen sie mich an.“, sagte Renji und zeigte dabei auf seinen, immer noch deutlich erregten Körper. „Das ist der Körper eines Mannes, der nichts möchte, außer nach ihrem Belieben zu dienen.“
 

Byakuyas Augen weiteten und seine Lippen teilten sich leicht. Sein Atem schien kurz auszusetzen, während sein Blick über Renji glitt.
 

Durch diese Reaktion ermutigt, fuhr Renji fort. „Ich werde alles tun, was sie von mir wollen, Byakuya Kuchiki. Alles. Jederzeit. Überall. Sie brauchen mir nicht zu sagen, ich solle springen. Denn zu diesem Zeitpunkt bin ich bereits in der Luft und warte auf ihre Anweisung, wann meine Füße wieder den Boden berühren dürfen. Sie können mich in ihr Schlafzimmer befehlen, ebenso wie auf das Schlachtfeld. Ich werde gefügig zu ihren Füßen liegen oder wie ein Wolf vorstürmen, bereit, ihren Gegnern das Herz herauszureißen. Egal, wer ihre Gegner auch sein mögen.“
 

„Und all das, nur für mich?“, Byakuyas Stimme war kaum mehr, als ein heiseres Flüstern. „Du machst es mir sehr schwer, 'Nein' zu sagen.“
 

„Dann lassen Sie es! Habe ich nicht bewiesen, dass ich ihre Geheimnisse behalten und ihre Tore vor allen Eindringlingen bewahren kann?“
 

„Fast allen.“, sagte Byakuya mit einem Hauch Hänselei in der Stimme.
 

„Geben sie mir eine Chance und ich werde niemals wieder ihre Seite verlassen.“, sagte Renji ernst.
 

Byakuya streckte seine Hand aus, um die dunklen Linien auf Renjis Rippen entlangzufahren. Fingerspitzen folgten den Tätowierungen und strichen langsam in Richtung Bauch. Der Rothaarige hielt die Luft an und erschauderte leicht.
 

„Ja, ich glaube, das werde ich tun.“

At the Temple of the Wild Dog

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

At the Temple of the Wild Dog - zensiert

At the Temple of the Wild Dog
 

Renji fragte sich, ob er überhaupt die Ausdauer besaß, Byakuya Kuchikis Liebhaber zu sein. Sie wanderten nun schon seit 10 Minuten durch den privaten Garten und er war so erregt, dass er sogar Schwierigkeiten beim Gehen hatte. Außerdem wünschte er sich nun, er hätte das angebotene Kleidungsstück angenommen, denn er fühlte sich ein wenig unbehaglich, splitternackt durch einen solch aufwendigen Garten zu laufen. Seine Haare dampften noch vom Bad, aber die Wärme der heißen Quelle hatte bereits seinen Körper verlassen. In der kühlen Frühlingsluft begann er langsam zu frösteln. „Kommen sie schon. Ernsthaft, Kommandant. Wo bringen sie mich hin?“
 

„So schnell trittst du bereits von deinem Versprechen zurück?“, zog ihn Byakuya leicht auf und deutete mit einer Hand auf einen kleinen Weiher. Kunstvoll platzierte Trittsteine bildeten einen Übergang. Iris mit lilafarbenen Kelchen blühten am Weg und Libellen schwebten über dem Gewässer. Natürlich hatte Byakuya den Sinn dafür gehabt, eine smaragdgrüne Robe, in solch einer Umgebung, zu tragen. „Ich dachte, du möchtest jeder meiner Laune und jedem meiner Wünsche dienen.“
 

„Ja, aber sie bringen mich gerade um.“, beschwerte er sich. „Wenn es noch viel weiter ist, wird es passieren, bevor wir überhaupt angefangen haben.“
 

„Geduld Renji. Ich würde vorher gerne ein wenig die Romantik genießen.“
 

Renji stoppte nervös, beinahe hätte er die Hand von Byakuya losgelassen. „Moment, Romantik? Ich bin nicht wirklich gut, was...“
 

„Keine Sorge. Ich werde dich verführen.“
 

„Oh... hmm... ok.“
 


 

Byakuya verlangsamte seinen Schritt, als sie auf einer kleinen Insel ankamen. Anders, wie das ansonsten perfekt gepflegte Anwesen, wuchs hier das Farnkraut ungebremst und überdeckte fast den schmalen und groben Steinpfad. Weiße, sternförmige Wildblumen unterbrachen hier und da das wilde Grün des Farns und der Gräser.
 

Zu Renjis Überraschung erreichten sie bald einen bescheidenen Schrein, welcher vollständig in der Wildnis versteckt lag. Als sie den hölzernen Torbogen durchschritten, sah er eine Statue von Tanuki. Der Rothaarige war stets von dem Abbild des Tiergottes sowohl geschockt als auch amüsiert. Der runde Bauch, der große Reisehut aus Stroh und dann noch diese riesigen, geschwollenen Klöten. Der Maderhund thronte auf seinem Podest, einen Krug Sake über der Schulter und schaute auf zu dem Mond, welcher in das dunkle Zedernholz der Decke geschnitzt worden war. Gras wuchs unberührt an den Rändern des Schreins. Pflaumenblüten schimmerten in der moosbedeckten, steinigen Umgebung.
 

„Ich dachte, es würde dir gefallen.“, sagte Byakuya, als er endlich stehen blieb. „Versteckt im Mittelpunkt meines strengen Familienanwesens gibt es einen Platz, der einem wilden Hund gewidmet ist. Hier ist nichts gezähmt, gemäßigt oder diszipliniert. Dies ist ein Ort, wo die ungezügelte Leidenschaft erkannt und verehrt wird.“
 

Renji schaute sich um, von der Unordnung dieser Wildnis begeistert. Er lächelte.
 

Als er zu Byakuya schaute, war er völlig überrascht, denn dieser lächelte ihn ebenso an. Niemals zuvor hatte Renji einen schöneren Ausdruck im Gesicht seines Kommandanten gesehen und er wusste sofort, dass er alles tun würde, um Byakuya glücklich zu machen.
 

Der Schwarzhaarige öffnete verlockend die Arme. „Komm her.“, sagte er. „Sei mein, so wie du bist, mein prächtiges Tier. Halte nichts zurück.“
 

Das war mal ein Befehl, den Renji nur zu gerne befolgte.
 


 

Jedoch... Trotz der Einladung, oder vielleicht auch gerade deswegen, zitterten Renjis Hände, als seine Finger durch das schwarze Haar von Byakuya glitten. Auch seine Küsse waren zögerlich und schüchtern.
 

Während er sich ein wenig von ihm entfernte, lachte Byakuya etwas, doch es klang nicht unfreundlich. „Woher kommt deine plötzliche Schüchternheit? Brauchst du mich etwa als Aggressor?“
 

„Vielleicht“, murmelte Renji etwas unwirsch. „Ich fühle mich, nach all dem, ein wenig unter Druck gesetzt. An diesem Ort.“
 

„Ich verstehe.“, Byakuya lächelte.
 

Er legte beide Hände an Renjis Kieferknochen und zog ihn zu sich hinunter in einen tiefen, leidenschaftlichen Kuss. Der Schwarzhaarige schmeckte nach grünem Tee und Honig. Renji war gerade dabei, sich in den weichen und sanften Kuss zu verlieren, als er einen schmerzhaften Biss auf seiner bereits geschundenen Lippe spürte. Er jaulte etwas.
 

„Au! Was zum Teufel sollte das?“
 

„Ich dachte, du magst es grob.“, Byakuya schnurrte verführerisch in das Ohr des Rothaarigen. Bevor dieser etwas antworten konnte, liebkoste Byakuya Renjis Hals und biss ihn noch einmal, diesmal spielerisch.
 

„Oh, hey!“
 

Der Schwarzhaarige ignorierte Renjis Proteste und schubste ihn leicht nach hinten, bis er mit dem Rücken gegen die Wand des Schreins gepresst wurde. Finger streichelten Renjis Brustkorb entlang, die Fingernägel kratzten leicht über die Haut. Eine Hand glitt hinunter und umfasste ihn.
 

Renji schnappte nach Luft. Er war so fertig, dass er beinahe seine Kontrolle verlor. Er fasste Byakuya an den Schultern. „Nein, noch nicht. Noch nicht.“, murmelte er.
 

„Still! Du hast die Führung eben verwirkt. Ich gebe nun die Befehle.“, entgegnete Byakuya und fuhr gnadenlos fort.
 

„Ich kann mich nicht daran erinnern, aufgegeben zu haben.“, knurrte der Rothaarige. Er streckte seine Hand aus und ließ sie in die Robe des Anderen gleiten, zwickte ihm in die Brustwarze.
 

Er hörte, wie Byakuya überrascht nach Luft schnappte und der feste Griff, in dem er sich befand, löste sich leicht. Während er noch immer etwas grob an der Brustwarze des Anderen drehte, knabberte Renji an Byakuyas Ohrläppchen und dann den anmutigen Hals hinunter.
 

Byakuyas ließ seine Arme hängen und lehnte sich gegen Renji. „Ja.“, stöhnte der Schwarzhaarige und trieb mit diesem Geräusch Gänsehaut über Renjis Körper. Es klang sowohl wie eine verzweifelte Bitte als auch wie ein Befehl.
 

Mit seiner freien Hand löste er den simplen Knoten von Byakuyas Baderobe. Als der Gürtel lose war, trat er einen Schritt zurück. Er wollte beobachten, wie es aussah, Byakuya Kuchiki von seiner Kleidung zu befreien.
 

Dieser verstand wohl, was Renji wollte. Also stand er dort, rührte sich keinen Zentimeter, seine Augen ein wenig nach unten gerichtet.
 

Mit einem bebenden Atemzug ließ Renji das Kleidungsstück von Byakuyas Schultern rutschen. Er beobachtete, wie der weiche Stoff hinunterglitt. Es schien, als würde sie sich in einem quälend langsamen Tempo bewegen, entblößte schleppend eine definierte und kräftige Brust, die schmale Hüften.
 

Renji seufzte. Unvergleichlich, völlig unvergleichlich.
 

„Du grinst sehr räuberisch, Renji.“, sagte Byakuya mit einem anerkennenden Schnurren. „Sollte ich besorgt sein?“
 

Renji gluckste leicht vor sich hin, schüttelte aber den Kopf. Dann ging er in die Knie.
 

„Was wird das?“
 

„Das ist ein Tempel, oder nicht?“, fragte Renji, während er seine Hände links und rechts an Byakuyas Hüfte legte. „Ist das nicht die richtige Position?“
 

„Hast du überhaupt Erfahrungen in dieser Richtung? Irgendwelche?“
 

Renji musste lachen, als er das Misstrauen in der Stimme des Schwarzhaarigen hörte. „Nicht sehr viel. Eher ein wenig schlampig, denn sonst war ich immer sturzbesoffen. Aber ich möchte es gerne probieren und kann ziemlich gut Anweisungen folgen.“, gestand Renji. „Außerdem brenne ich darauf, zu wissen, wie sie schmecken.“
 

Byakuya legte eine Hand auf Renjis Kopf und strich über sein Haar. „Sehr gut. Aber wenn du auf die Lehrer-Schüler-Sache bestehst, dann muss ich Fehlverhalten bestrafen.“
 

„Oh.“, Renjis Gesicht wurde blass, merkte jedoch, wie er schwerer atmete. Seine Haut kribbelte angenehm. „In Ordnung.“
 

„Es amüsiert mich, wie schnell dich das erregt.“, stellte Byakuya fest.
 

Als sich der Rothaarige löste, fielen sie beide in das weiche Gras. Zu erschöpft, um sich viel zu bewegen, zog er Byakuya gegen seine Brust. „Wer ist es? Mit wem schlafen sie noch?“, murmelte er, während er am Ohr des Anderen knabberte.
 

„Du.“
 

„Ich meinte, sie wissen schon, vorher.“
 

„Ich weiß, was du meintest.“, antwortete der Angesprochene schläfrig.
 

„Also sagen sie es mir.“
 

„Warum?“
 

„Weil ich ihn umbringen werde.“
 

„Um genau zu sein,“, begann Byakuya seufzend. „er ist nicht wirklich in der besten gesundheitlichen Verfassung.“ Renji starrte finster vor sich her. Also war es doch der hübsche Weißhaarige! „Bevor du jetzt irgendetwas Unüberlegtes tust, es ist schon viele Jahre her. Er war ein guter Lehrer, aber ich bin nun viel zu alt, als dass mich eine solche Beziehung ausfüllen würde. Es ist sehr lange her, dass mit mir jemand das gemacht hat, was du gerade mit mir getan hast.“
 

Renji verstärkte den Griff um die Taille des Schwarzhaarigen. „Gut.“
 

„Bist du etwa schon eifersüchtig? Falls du es bemerkt hast, war nicht ich derjenige, der auf zwei Kerlen der 11. gelegen hat. Oder der Matsumotos Finger am nächsten Tag überall am Körper hatte. Oder von Ichimaru angegafft wurde. Oder den Vizekommandant Kira ausgezogen und ins Bett gebracht hat.“
 

Das hörte sich richtig mies an, wenn er das so hörte. Dennoch war es schön zu hören, dass er alles und jeden registriert hatte. Was er in den letzten Tagen getan hatte. Renji grunzte. „Ich kann nichts dafür, dass ich beliebt bin.“
 

„Selbstverständlich.“, Byakuya lachte. „Genauso wenig wie ich.“
 

„Moment... sind sie das? Also beliebt? Ist da irgendwer anderes?“
 

„Renji!“
 

„Entschuldigung.“, murmelte Renji verdrießlich. Er küsste eine lange Zeit Byakuyas Schulter und sagte nichts. „Es ist nur so, dass ich mit dem Gedanken nicht umgehen kann, dass sie jemand anderes berührt.“
 

„Und ich muss mich damit abfinden, dass die ganze Soul Society in und aus deinem Schlafzimmer marschiert?“
 

Renji stützte sich auf einen Ellbogen, um Byakuyas Gesicht besser sehen zu können. Dieser schien zu kochen. Die ganze Ikkaku-Yumichika-Geschichte muss ihn wirklich enttäuscht haben. „Das ist nicht fair, wissen sie?“, begann Renji. „Ich bin nur zur 11. gegangen, weil ich dachte, ich könnte sie niemals haben.“
 

„Ernsthaft? Ich erinnere mich daran, dass du mich geküsst und gezwungen hast, dir zu folgen.“
 

„Oh. Habe ich das?“
 

„Ja. Du sagtest mir, ich solle es am nächsten Morgen, wenn ich wieder nüchtern bin, versuchen. Und dann hast du, glaube ich, noch eine abfällige Bemerkung über meine Männlichkeit gemacht.“
 

„Oh... Scheiße, richtig... Verdammt.“, Renji strich sich die Haare aus der Stirn. Dann stupste er Byakuya sanft in die Schulter. „Hey, Punkt für sie. Sie sind ganz klar Manns genug!“, fügte er hoffnungsvoll hinzu.
 

Byakuya schnaubte und schüttelte seinen Kopf leicht. „Renji Abarai, du bist wirklich unverbesserlich!“
 

Stirnrunzelnd kniff Renji die Augen zusammen. „Ich habe keine Ahnung, was das bedeutet. Ich hoffe, es ist was Gutes.“
 

Der Schwarzhaarige lachte und legte seine Hand über die Stelle, an der Renji ihn immer noch an der Taille festhielt. „Vielleicht.“
 

„Also... Können wir das wiederholen?“
 

Byakuyas Augen weiteten sich. „Was? Jetzt schon?“
 

„Klar, natürlich. Ich könnte es wieder tun. Aber ich meinte, sie wissen schon, mehr wie hin und wieder einmal...“
 

Byakuya schien einen Moment über die Frage nachzudenken. Seine langgliedrigen Finger fuhren über die Erhebungen seiner Fingerknöchel. „Ja. Aber du darfst nicht erwarten, dass ich dich bevorzugen werde. Wenn du aus der Reihe tanzt, muss ich dich bestrafen, genauso wie alle anderen Untergebenen.“
 

„Das ist gut.“, erwiderte Renji mit einem Achselzucken. Er konnte sich nicht vorstellen, bescheuert genug zu sein, um es darauf anzulegen. Als er sich wieder hinlegte, knabberte er erneut am Ohr Byakuyas. „Hey, als Nächsten könnten wir etwas ausprobieren...“
 

„Ja, Renji. Wir können alles ausprobieren. Später.“, Byakuya unterdrückte ein Gähnen. „Ich kann nicht glauben, dass du immer noch so einsatzbereit bist.“
 

Renji fuhr mit seiner Hand über die Konturen der Brust des Anderen. „Das bekommen sie, wenn sie die Kranken auswählen“
 

„Sei ehrlich. Ich bin mir nicht sicher, ob irgendwer mit deiner Ausdauer mithalten kann.“
 

„Das ist der Grund, warum sie sich so glücklich schätzen können.“
 

„Hmm, durchaus.“
 

„Also, wollen sie...?“
 

„Später.“
 

„In Ordnung. Ich bin absolut geduldig. Ich kann warten.“
 

„Ich schwöre dir, ich werfe dich in den Teich, wenn du nicht runter kommst.“
 

„Oh, Nacktbaden, großartige Idee!“, Renji setzte sich auf und entfernte sich vom Schwarzhaarigen. Dieser drehte sich um und sah Renji grinsen. „Schauen sie, sie sollten lieber die Grasflecken von ihren Knien waschen, bevor sie zum Gebäude zurückkehren. Sonst tuscheln die Bediensteten.“
 

Byakuya schaute an sich herunter und seine Augen weiteten sich. „Grundgütiger! Ja, das sollte ich tun.“
 

„Yay!“, rief Renji fröhlich. „Wettrennen!“

Too Many Captains Spoil the Plan

Renji saß auf den Stufen vor der Veranda und überblickte das Trainingsgelände der 11. Einheit. Dabei fummelte er an einem Krug Sake herum. Zuviel ging in seinem Kopf vor, als dass er die Party wirklich genießen konnte, welche gerade in vollem Gange war. Ein sehr betrunkene Ikkaku Madarame versuchte gerade seinen Glückstanz Kommandant Zaraki und anderen beizubringen. Dies wurde aufgrund der Tatsache, dass Ikkaku sich wohl nicht mehr an die Schrittreihenfolge erinnern konnte und stattdessen einfach andere Figuren machte, nur um zu sehen, ob der Kommandant es ihm gleichtat, nur noch komischer.
 

Ein Ächzen war die einzige Warnung, bevor Kommandant Kyōraku sich neben ihn niederließ und seinen Kopf auf Renjis Schoß bettete. "Hallo, Herr Renji.", sagte er und grinste Renji breit ins Gesicht. "Ich hoffe, es macht dir nichts aus, dass ich deine Beine als Kissen nutzen."
 

Renji war wie immer von der Menge an Haaren Kyōrakus überrascht. Lange, dicke Locken braunen Haars quollen überall hervor, kaum von seinem Pferdeschwanz gehalten. Zudem war der Typ einfach nur ein Bär. Er war nie glatt rasiert und er hatte Haare auf der Brust, seinen Armen... einfach überall! Wie immer trug er auch heute seinen höchst lächerlichen und mädchenhaften pinken Kimono über seinen Kommandanten-Haori.
 

Seine Frage jedoch, konnte Renji nur mit einem Schulterzucken beantworten. Er hatte kein Problem damit, die Ruhestätte von jemandes Kopf zu sein. Zum Teufel, das war die erste Interaktion, die ihm in den letzten Tagen zu Teil wurde.
 

"Du scheinst heute besonders mürrisch zu sein. Ich hatte nie geglaubt, dass du der Typ bist, der betrunken traurig wird. Aggressiv, ja; traurig, nein.", sprach Kyōraku. "Gibt es einen Grund dafür, dass du hier bist und nicht in den schönen seidenen Laken der 6. Kompanie, mit dem noch schöneren Kommandanten, steckst?"
 

Renjis Augenbrauen hoben sich einen Moment überrascht. Er dachte daran, diese Schlussfolgerung zu leugnen, doch der Ausdruck auf dem Gesicht des Anderen verriet echte Sorge. Renji zuckte erneut mit den Achseln und seufzte dann lang. "Er möchte mich noch nicht einmal anschauen. Ich möchte, dass er mich nimmt und er schaut mich noch nicht einmal an."
 

"Oh. Das ist ein Problem.", gestand Kyōraku. "Ich vermute, Herr Byakuya weiß von deinen Wünschen? Um ehrlich zu sein, dachte ich, ihr hättet bereits die Anfangsphase überwunden. Habe ich dich nicht die Tage in seinem Schlafzimmer vorgefunden?"
 

"Jap.", war Renjis Antwort, während er noch einen weiteren tiefen Zug aus dem Krug nahm.
 

Der Braunhaarige schien wirklich ernsthaft darüber nachzudenken. Er kratze sich die Bartstoppeln an seinem Kinn. "Verstehe ich es richtig, dass es nach eurer anfänglichen Liebelei zur raschen Abkühlung kam?"
 

"Wa..as?", so angetrunken wir Renji war, hatte er keine Möglichkeit, dem Anderen zu folgen.
 

"Ihr hattet einmal Sex und nun redet er nicht mehr mit dir, richtig?"
 

"Ja.", Renji nickte zur Bestätigung. Er war bereits so angetrunken, dass er seinen Reflex nicht unterdrücken konnte, durch Kyōrakus Haar zu fahren. Abwesend wickelte er sich eine weiche Locke um den Finger. Was war das nur mit diesen Adeligen? Haben sie alle diese unglaublich weichen Haare? "Ich komme nicht dahinter. Erst fällt er beinahe über mich her, stoppt dann aber, als er herausfindet, dass ich noch Jungfrau bin. Und danach..."
 

"Du bist was?"
 

Renji winkte resigniert ab. "Ja, ja. Riesige, beschissene Überraschung, ich weiß. Der Punkt ist doch, dass ich immer noch warte, oder nicht? Ich meine, er hat mich sogar... du weißt schon... sich von mir nehmen lassen."
 

"Oh. Das ist eine Überraschung! Er muss dich wohl lieben."
 

"Was?", Renjis Stimme war wesentlich lauter, als er es eigentlich wollte. So erntete er einige irritierte Blicke der Tanzenden. "Was hast du gerade gesagt? Unter keinen Umständen ist hier irgendwer verliebt!"
 

Der Braunhaarige setzte sich auf, ein freundliches, fast schon bemitleidendes Lächeln auf den Lippen. Er nahm seinen Strohhut von seinem Schoß und setzte ihn wieder auf. Wie immer saß der Hut schon fast schlampig schief. "Ich denke, du brauchst dir keine Sorgen zu machen, mein Junge. Er wird letztendlich zurückkommen," er legte seinen Arm um Renjis Schulter. "Byakuya Kuchiki mag es nicht, wenn er keine Kontrolle hat. Liebe kann einen verrückt machen. Er fühlt sich deswegen unwohl, aber die Liebe findet immer einen Weg."
 

Renji war sich nicht sicher, ob er sich beim Gedanken an Liebe wohl fühlte. Allerdings wusste er auch nicht, was er sagen sollte. Er saß nur dort und versuchte sich vorzustellen, was das heißen könnte.
 

"Worüber redet ihr beide? Wer ist in Abarai verliebt?"
 

Renji schaute auf und sah, dass Zaraki vor ihm stand. Ikkaku und Yumichika flankierten den Kommandanten, wie gewöhnlich, zu beiden Seiten. Zaraki war von Nahem immer etwas einschüchternd, mit seiner verrückten Frisur und der Augenklappe. Renji stellte fest, dass er am liebsten etwas Abstand zwischen ihnen bringen und seine Hand auf Zabimaru legen würde. Mit Mühe hielt er sich selbst zurück. "Niemand.", knurrte er. "Vertrauen sie mir, Kommandant. Absolut niemand."
 

"Ist das dein Problem?", fragte Zaraki nun. "Du bläst schon den ganzen Abend Trübsal, Abarai. Du dämpfst die Stimmung hier. Brauchst du was zum Flachlegen?"
 

"Ich glaube, das braucht er.", sagte Kyōraku mit einem sanften Lächeln und ließ seine Hand von Renjis Schulter gleiten. "Armes Lämmchen."
 

Zaraki verschränkte die Arme vor der breiten Brust und runzelte die Stirn. Renji spürte, wie ihn der spirituelle Druck Zarakis förmlich hinunterdrückte. "Also, Scheiße, Junge. Das sollte doch gar kein Problem darstellen! Du hast nie den Anschein gemacht, ein Mauerblümchen zu sein. Also auf und hols dir!"
 

"Abarai kann es haben, wenn er es möchte. Wenn er derart niedergeschlagen ist, muss es jemand Besonderes sein.", erklärte Yumichika.
 

"Also? Was hält dich auf?", fragte Zaraki. "Wenn es besonders ist, gibt es sogar noch mehr Gründe dazu. Mit allem, was dir zur Verfügung steht."
 

"Er steht nicht auf derselben Stufe, erinnert ihr euch?", wies Ikkaku hin. "Er verbringt viel Zeit damit, sich unwürdig zu fühlen."
 

"Halt dein Maul, Madarame!", knurrte Renji. "Ich werde dir nie wieder etwas anvertrauen."
 

"Stufe, huh?", Zaraki kratzte sich kurz hinter dem Ohr, was die Glöckchen in seinem Haar zum Klingeln brachte. Dann ließ sich der riesige Kerl mit einem Seufzen im Schneidersitz nieder. Er legte seine Hände auf die Knie. "Also, das ist doch nur lächerlich. Was einen Mann würdig macht, sind seine Taten. Wenn du etwas möchtest, nimm es dir!"
 

"Das funktioniert bei Vielem, lieber Kommandant, aber zeitweise brauchen Menschen auch Romantik.", erklärte Yumichika und lehnte sich mit der Hüfte gegen das Geländer der Veranda und schüttelte sein glänzendes Haar. "Wenn er in ein Mädchen verknallt ist, braucht sie vielleicht ein paar süße Komplimente. Ich sehe schon, dass das nicht unbedingt zu Renjis Stärken gehört."
 

"Nett.", murmelte Renji vor sich hin.
 

"Mädchen sind kompliziert.", Zaraki nickte bedächtig. "Stellst du immer noch diesem Kümmerling nach? Wie hieß sie nochmal? Der Kuchiki?"
 

Renji zog sich selbst am Ohr und drehte sich dann weg. Ein leichter Rotschimmer überzog seine Wangen. Leider blickte er so direkt Kyōraku an, was seine Verlegenheit nur verschlimmerte.
 

"Nicht diese, denke ich.", Yumichika grinste wissend. "Den Hübscheren."
 

"Oh?", fragte Zaraki neugierig.
 

"Ja. Renji setzt sich seine Ziele immer zu hoch an.", fügte Ikkaku hinzu. Er saß nun ebenso auf dem Boden. Sie saßen im Halbkreis um Renji, als hätten sie eine Art perverse Versammlung einberufen. Die Papierlaternen über ihnen warfen lange Schatten auf den Boden.
 

"Es gibt viele Aspekte im Hause Kuchiki", sagte Yumichika und spielte gedankenversunken mit seinen Haaren. Dabei starrte er auf das leere Trainingsgelände. "Könnte kompliziert werden."
 

"Nah.", meinte Zaraki. "Wenns ein Kerl ist, wirds nur einfacher."
 

"Wie kommst du darauf?", fragte Renji und nahm einen weiteren Schluck aus seinem Krug Sake, dann gab er ihn an den wartenden Kyōraku weiter.
 

"Naja, wenn Kuchiki wirklich einen Schwanz unter dem ganzen Stoff hat, kann es unmöglich schwer sein, ihn davon zu überzeugen, Sex zu haben.", erläuterte Zaraki weise. "Er ist ein Mann, richtig? Männer mögen es, zu vögeln. Die meisten Männer würden alles besteigen, also solltest du in dieser Hinsicht keine Probleme haben, Abarai."
 

"Das ist einfach... super, Kommandant. Ich fühle mich unglaublich geschmeichelt.", entgegnete Renji.
 

"Es ist eigentlich kein schlechter Rat.", brummte Kyōraku und gab den Krug an Yumichika weiter. "Du sagst, du hast Probleme damit, dich interessant zu machen. Vielleicht solltest du ihn... überraschen. Schlüpfe einfach in die seidenen Laken und schau, was passiert."
 

"Nackt vorbeischauen klappt bei mir immer.", nickte Ikkaku. "Niemand möchte etwas so Williges zurückweisen."
 

"Ja. Nagut, diese Art von forschem Vorgehen klappt natürlich hier in der Elften. Aber gewisse Männer können da schon etwas komplizierter sein, als ihr denkt. Besonders ein Mann wie Byakuya Kuchiki.", sagte Yumichika ruhig, nachdem er einen Schluck genommen hatte. "Abarai könnte bei einem, solch waghalsigen, Manöver getötet werden."
 

Zaraki nahm den Krug von Yumichika, nahm einen tiefen Schluck und fuhr dann fort: "Yumi hat da schon recht. Du hast festgestellt, dass Byakuya Kuchiki dich gerne flachlegen möchte, richtig, Abarai? Und du glaubst, du kannst das nicht."
 

"Er ist ungesund selbstbewusst.", stellte Ikkaku klar und nahm den Sakekrug in die Hand. "Er denkt wahrscheinlich, dass er es kann."
 

Renji war mächtig in Versuchung, darauf hinzuweisen, dass zwischen ihnen schon mal etwas gelaufen ist. Allerdings war ihm klar, dass es Byakuya nicht gutheißen würde, dass jemand davon wusste. Vermutlich würden alle sogar glauben, er erzähle Unsinn. Als er bemerkte, dass sie darauf warteten, dass er antwortete, straffte er leicht die Schultern. "Ich weiß, was da auf mich zu kommt."
 

"Wirklich? Hast du überhaupt schon einmal so etwas getan?", fragte Zaraki nun. "Ich meine nur... Ich sehe nicht wirklich, dass du das Ganze gut wegsteckst. Ich denke, du wirst dagegen ankämpfen, Lärm machen, vielleicht sogar schreien...", der Kommandant grinste in sich hinein, als er sich die passenden Bilder dazu vorstellte. Ein freudiges Knurren verließ seine Lippen. "Ja. Vermutlich muss er zusehen, wie er dich unten behält."
 

Renji merkte, dass ihn diese Vorstellung etwas erregte. Schnell senkte er den Blick, in der Hoffnung, dass es niemand mitbekommen hatte.
 

Als er wieder aufblickte, sah er, wie Zaraki immer noch nickte, als würde er sich das alles sehr genau vorstellen. Yumichika und Ikkaku waren beide etwas von ihrem Kommandanten abgerückt. Letzterer etwas erblasst und fokussierte den Krug Sake, anstatt auf seinen Vorgesetzten zu blicken.
 

"Sei nett.", ermahnte Kyōraku Zaraki. Dann gab er Renji einen leichten Klaps auf den Oberschenkel. "Lass dir von ihm keine Angst einjagen."
 

Zarakis Augen weiteten sich und sein Grinsen wurde teuflischer. Dann lachte er verstörend. "Ihm Angst einjagen? Du sagst, dass Kuchiki sein Erster sein wird, ernsthaft? Scheiße, Junge! Du spielst in deiner eigenen Liga!"
 

"Du hilfst damit nicht.", stellte Yumichika ernst fest. "Nebenbei, du gehst davon aus, Kuchiki ist genauso wie du, nur weil er auch ein guter Kämpfer und stark ist. Seine Familienverhältnisse unterscheiden sich extrem zu unseren. Ich bin mir absolut sicher,", Yumichika blickte dabei bedeutungsschwanger zu Kyōraku, "dass Kuchiki in vielen Künsten gelehrt wurde. Vermutlich sogar, als er noch sehr jung war. Die Ausbildung ist sehr traditionell, gradlinig. Und ich wäre überrascht, wenn er nicht ein erfahrener und rücksichtsvoller Liebhaber wäre."
 

Renji war unglaublich froh, als er den Krug mit Sake von Ikkaku in Empfang nehmen konnte. Er trank so viel, wie es möglich war, ohne verzweifelt zu wirken.
 

"Man geht als Adeliger für so etwas in die Schule?", fragte Zaraki. "Verdammt!"
 

"Nicht wirklich.", sagte Kyōraku, während er neidisch zusah, wie Renji trank. "Aber ja, es wäre sehr unwahrscheinlich, dass ein Mitglied eines hochrangigen Clans nie unter jemanden gedient hat, der ihm nur Dinge gelehrt hat wie, sagen wir mal, Kampf und Kidō."
 

"Diese Kerle kriegen echt alles.", schnaubte Zaraki etwas angefressen.
 

"Nicht alles.", gab Kyōraku zurück und räusperte sich so lange, bis Renji ihm unwillig den Sake reichte. "Das ist auch der Grund, warum ich glaube, dass der Ursprungsplan durchaus seine Vorzüge hat. Er ist vielleicht im Akt an sich geschult, aber das bedeutet nicht, dass er es leichter bekommt wie wir. Herr Byakuya benötigt offensichtlich ein wenig Ermutigung in dieser Hinsicht. Ich denke, es wäre eine hervorragende Idee, nackt bei ihm aufzukreuzen und ihn sozusagen zu zwingen."
 

Zaraki nickte. "Ja. Da hast dus, Abarai. Hör auf den Adeligen. Es sei denn, du bist zu feige, um entjungfert zu werden."
 


 

Und so fand sich Renji selbst wieder, während er mitten in der Nacht versuchte, sich ins Byakuyas Bett zu schleichen. Er hatte sich einfach nicht die Beleidigung von Zaraki gefallen gelassen. Das wiederum führte zum wohl kürzesten Kampf der Geschichte der Seireitei und endete damit, dass er auf die Straße gesetzt wurde mit dem Hinweis, dass er erst zurückkommen darf, wenn er die 'Mission' erfolgreich abgeschlossen habe.
 

Bedauerlicherweise hatten es Byakuyas Möbel auf ihn abgesehen. Ein Tisch schien wie von Geisterhand umzukippen, während er mit unsicheren Füßen vorbei ging.
 

"Renji,", die eisige Stimme Byakuyas schnitt regelrecht durch die Dunkelheit und ließ in abrupt innehalten. "Ich hoffe für dich, dass du nicht betrunken bist und versuchst, bei mir zu landen."
 

"Oh.", er fühlte sich wie ein Kaninchen in der Falle, sein Herz schlug heftig gegen die Brust. Als er merkte, dass er mit dem Rücken zur Wand stand, lehnte er sich dagegen. Langsam ließ er sich an der Wand hinunterrutschen. "Mist."
 

Er saß dort im Dunklen und fühlte sich hundeelend. Wenn er noch nicht einmal mit seiner mickrigen Anschleichnummer ankam, wie sollte er es schaffen, dass sich Byakuya wieder für ihn interessierte? Und was, wenn er die Situation zwischen ihnen nur noch verschlimmerte? Er musste vollkommen bescheuert gewesen sein, Ratschläge für sein Liebesleben von Kenpachi Zaraki anzunehmen!
 

Ein entnervtes Schnauben war zu hören, gefolgt von blanken Füßen auf Tatami. "Steh auf.", sagte Byakuya, als er vor ihm stand. "Du kannst deinen Rausch auch hier ausschlafen."
 

Moment, er schmiss ihn nicht raus? Perplex aber dankbar nahm er die angebotene Hand und zog sich damit selbst auf die Füße. Verdammt, er musste auf der falschen Seite des Raumes gewesen sein. Kein Wunder, dass er das Bett nicht finden konnte.
 

"Du bist nackt.", in Byakuyas Feststellung schwang sowohl Irritation als auch Belustigung mit. "Bitte sag mir, dass du so keine größere Distanz zurückgelegt hast."
 

"Nur von der Tür", antwortete Renji und ließ sich auf die Matratze nieder, welche allerdings weit niedriger war, als er kalkuliert hatte. So fiel er halb.
 

Byakuya schien unverwandt auf den kleinen Berg Kleidung an der Tür zu blicken. Renjis Augen hatten sich allmählich an die Dunkelheit gewohnt, sodass er das Profil seines Kommandanten ausmachen konnte. Nicht, dass dies etwas half, denn er trug wie immer einen absolut undeutbaren Gesichtsausdruck. "Es hätte mir klar sein müssen, dass du dich nicht weit von Zabimaru entfernt rumtreibst."
 

Renji nickte und rieb sich danach sein Gesicht. Hätte er auf Zabimarus Rat gehört, hätte er sich darin versucht, ein Gedicht zu schreiben, anstatt mitten in dieses Fiasko zu stolpern. "Ich wette, Sie mögen sogar Gedichte.", sagte er und ließ sich kraftlos in die Kissen sinken. "Allerdings sind meine furchtbar."
 

"Was brabbelst du da vor dich hin?"
 

Byakuya drehte sich um und auf Renji herab. Sogar mit halb geschlossenen Augen fühlte Renji die Intensität, die vom Blick des Schwarzhaarigen ausging. "Es braucht wesentlich mehr als Gedichte, wenn du dich weiter wie ein Idiot benimmst."
 

"Mist. Idiot ist meine Standardeinstellung.", grummelte Renji.
 

"Ja. Das ist offensichtlich.", entgegnete Byakuya knapp. Für einen langen Moment sagte er nichts mehr. Renji hingegen begann langsam in den Schlaf abzudriften, als Byakuya ihn erneut ansprach. "Beweg zumindest deine Füße, du gigantischer Tölpel. Du nimmst das komplette Bett für dich ein!"
 

"Oh, richtig. Entschuldigung.", sagte Renji und rutschte zur Seite, um etwas Platz zu machen. Während er dies tat, überlegte er, ob Byakuya eigentlich eine bevorzugte Seite hatte. Die Initimität dieser Frage ließ ihn leicht erröten. Wie es wohl wäre, oft genug hier zu sein, um seine eignen Vorlieben zu haben?
 

Er hatte sogar bereits fast liebevolle Erinnerungen an den Geruch dieser Laken. Trotz alledem. Renji hatte bislang keinen Mann kennengelernt, der einen solch verführerischen Duft hinterließ. Es war ja noch nicht einmal Parfum. Da war irgendetwas an Byakuya, ein Mix, ein männlicher Geruch, welcher Renji wünschen ließ, sein Gesicht darin zu vergraben.
 

Oder es als sein Eigentum zu markieren.
 

Das Geräusch, welches Byakuya verursachte, als er sich hinter ihm niederließ, machte Renji verrückt. Er schüttelte seinen Kopf in stummer Frustration. Wenn der Schwarzhaarige wirklich plante, zu schlafen und nicht mit ihm Sex zu haben, würde das eine sehr lange Nacht werden.
 

Alleine die Tatsache, in seinem Bett zu sein, hat Renji in Bereitschaft versetzt. Er schielte über seine Schulter und war sofort enttäuscht, auf Byakuyas Rücken zu blicken. "Hey", fragte er. "Könnten wir nicht vielleicht ein bisschen rummachen?"
 

"Schlaf. Ich werde deine Idiotie nicht auch noch belohnen! Schlimm genug, dass ich dir erlaube, zu bleiben."
 

Aber er hatte ihn bleiben lassen, was bedeutete, Byakuya muss doch interessiert sein. Renji war gerade dabei, sich umzudrehen und einen kleinen, non-verbalen Überredungsversuch zu starten, als eine massive Welle Reiatsu ihn zurückhielt. Er hatte es verstanden. "Ok! Ok, kein Sex. Lassen sie mich atmen, um Himmels willen!"
 

Der spirituelle Druck verschwand. Sobald er sich wieder bewegen konnte, verließ Renji das Bett.
 

"Wo gehst du ihn?"
 

"Ich kann nicht bleiben.", gestand der Angesprochene. "So nah bei ihnen zu sein, macht mich... verrückt." Heilige Scheiße, hatte Kyōraku etwa recht? Beinahe wäre Renji zurück auf das Bett gesunken, als ihn diese plötzliche Erkenntnis, wie ein unerwarteter Fausthieb in den Magen, traf. Der Raum schien zu verschwimmen und er spürte, wie das Blut aus seinem Gesicht wich. Benahm er sich so bescheuert, weil er verliebt war? Nein, das konnte nicht sein! Er hatte immer geglaubt, dass wenn er sich mal verliebte, dann in Rukia... nicht in einen Typen. Nicht in diesen Typen... "Außerdem, ich glaube, mir wird schlecht."
 

Renji machte einen großen Satz nach vorne und stellte sich bereits vor, wie er eine lange Spur zu den öffentlichen Toiletten ziehen würde.
 

Jedoch wurde er blitzschnell von Byakuya gepackt und in Richtung seiner privaten Toilette gedreht. Mit der Stärke, die Renji schon immer überrascht hatte, beförderte er den Rothaarigen in den kleinen Raum und platzierte ihn vor einen Nachttopf.
 

Renji schüttelte den Kopf, als er dieses wunderschöne, keramische Ding vor seinem Gesicht sah. "Nein. Das ist zu schön. Sie müssen mich einfach nur gehen..."
 

"Renji, ich verrichte darin mein Geschäft. Du kannst dich dort hinein übergeben."
 

Zu diesem Zeitpunkt war es bereits für weitere Diskussionen zu spät. Wesentlich mehr Sake, als er meinte getrunken zu haben, gemischt mit, was auch immer er mit Mittag gegessen hatte, bahnte sich den Weg in die Freiheit. Die ganze Zeit, während er würgte und sich übergab, hockte Byakuya neben ihm und rieb seinen Rücken. Alles, was er sich jemals gewünscht hatte, waren im Gefühl vereint, welches Byakuyas Berührungen hinterließ. So sanft, so besorgt, so... liebevoll.
 

Sein Magen zog sich schon wieder zusammen.
 

Warum konnte er nicht eher so wie die Männer sein, von denen Zaraki erzählt hatte? Er konnte doch unmöglich mehr brauchen, als guten Sex, oder etwa doch?
 

Als es so aussah, dass Renjis Übelkeit vorbei war, zog ihn Byakuya leicht an sich, bis der Kopf des Rothaarigen auf den Knien seines Kommandanten ruhte. Dieser klammerte sich an das seidene Schlafgewand, fühlte sich dabei völlig erschöpft und schwach. Finger streichelten über seine Stirn und malten sacht die Linien der Tätowierungen nach.
 

Und während Byakuya beruhigend vor sich hinmurmelte, glaubte Renji zu hören: "Und was würde meine Mutter nun denken? Schau dich an, ein betrunkener Raufbold, überall tätowiert. Sogar im Nacken und im Gesicht...", ein kleines, belustigtes Lachen, dann fügte er hinzu: "Nein, kein passendes Objekt für meine Zuneigung. Nicht im Geringsten."
 

Renjis Atmen ging schneller. Zuneigung?
 

"Na los, Soldat.", sagte Byakuya nun mehr in seinem Befehlston. "Auf die Füße."
 

Mit Byakuyas Hilfe schaffte es Renji in eine aufrechte Position. Seine Füße waren nun sicherer, aber er fühlte sich, wie durch den Fleischwolf gedreht. Zum Glück war das Bett nicht weit weg. So ließ er sich darauf fallen, achtete jedoch dieses Mal darauf, dem Anderen genug Platz zu lassen. Zu seiner Überraschung und Freude drehte sich eben dieser zu ihm hin und schmiegte sich leicht an ihn. Während er seine Arme um ihn schlang, presste er Renjis Stirn an seine Brust. Die kühle, weiche Haut fühlte sich so gut an.
 

"Gedicht... Was könnte bloß dabei herauskommen?" murmelte der Schwarzhaarige, wie zu sich selbst.
 

Trotz seiner kratzigen Stimme und der Tatsache, dass seine Lippen gegen Byakuyas Schlüsselbein gedrückt wurden, begann er aufzusagen: "Roses are red, violets are blue, your're so hot, I wanna fuck you."
 

Gelächter. Laut und unkontrolliert brach es aus Byakuya heraus. Er benötigte eine lange Zeit, bis er sich wieder vollständig unter Kontrolle hatte. Dann jedoch nahm er Renjis Gesicht in die Hände und küsste ihn leidenschaftlich. "Renji Abarai, du bist der Dichterfürst der Soul Society. Deine Genialität mit Worten umzugehen hat tatsächlich mein Herz erobert."
 

Als Byakuya ihn erneut zu seinem Kuss heranzog, schwor sich Renji, nie wieder an Zabimaru zu zweifeln.

The Cut of a Thousand Cherry Blossoms

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

The Cut of a Thousand Cherry Blossoms - zensiert

Renji lag eine Weile in Byakuyas Armen. Er lehnte an der Brust seines Kommandanten und atmete dessen Duft ein. Diese unglaubliche Kombination von zart blumig und einem reichhaltigen männlichen Geruch.
 

Der Schwarzhaarige hielt ihn so fest, dass er dessen Herzschlag spürte. Die Haut des Kommandanten war so kühl und weich, aber in keiner Weise wie die einer Frau – nicht mit diesen kompakten Muskeln und der straffen Haut. Finger fuhren die Linie zwischen Renjis Nacken und Schulter entlang, während Byakuya weiterhin unzusammenhängende Wörter murmelte, um Renji zu beruhigen. Gelegentlich unterbrach er seine Worte mit einem "Du riesiger Idiot."
 

Renji hätte schon in den Schlaf abdriften können, wären da nicht seine Gedanken gewesen, die in seinem Kopf herumwirbelten. Angespornt vom konstanten Angriff auf seine Sinne. Byakuyas Stimme, sein Körper, seine Haare, sein Geruch, sein spiritueller Druck, all dies... so nah, hüllten ihn ein. Renji hatte schon fast Angst davor, sich zu bewegen, um nicht den Zauber dieses Moments zu brechen.
 

"Bist du immer noch wach?", fragte Byakuya.
 

"Ja."
 

"Würdest du mir erlauben, dein Haarband zu entfernen? Es ist nur... dein Haar ist so buschig. Es kitzelt und pickst mir ins Auge."
 

"Oh, natürlich", antwortete er. Auch wenn er sich so immer etwas wehr- und schutzlos fühlte. Und doch... er war ursprünglich hierher gekommen, um sich in einer, für ihn neuen und auch extrem ungeschützten Art und Weise anzubieten. Er sollte versuchen sich daran zu gewöhnen, in solchen Situationen zu entspannen, etwas loszulassen.
 

Byakuya schien allerdings mit dem Haarband zu kämpfen. "Was ist das für ein fürchterliches Ding, dass du dir da in deine Haare machst? Ein Stofffetzen oder so etwas?"

Das traf es eigentlich ziemlich gut. Renji hatte eine Vereinbarung mit der Näherin des Quartiermeisters getroffen, welche ihm Reste und Stoffstreifen der Uniformen zurücklegte. Was bedeutete, es war hochwertiger Stoff, aber keiner der Streifen groß genug, um von größerem Wert zu sein. Er bezahlte nur einen kleinen Betrag dafür und sie war zufrieden, dass nichts von dem teuren Stoff verschwendet wurde.
 

Als schlussendlich alle Knoten gelöst waren, fielen Renjis Haare auf die Schultern. Er war sich nicht wirklich sicher, wie dieser Zustand besser sein könnte. Seine Haare waren dick und widerspenstig, sodass sie nun in zerzausten Strähnen hinunter hingen. Wenigstens fiel es ihm nicht wie sonst, störend ins Gesicht, da er seinen Kopf weiterhin unter Byakuyas Kinn behielt.
 

Mit einem empörten Schnauben ließ Byakuya den Stoff auf den Boden fallen. "Erinnere mich daran, dir was Schöneres zu kaufen."
 

Das Letzte, was er brauchte, war ein Haarschmuck von dem Wert, mit dem man einen König von Erpressern hätte freikaufen können. Etwas, wie Byakuyas furchterregendes Kenseikan. "Bitte nicht.", sagte Renji mit Nachdruck und löste sich von der Brust des Schwarzhaarigen, um ihn in die Augen sehen zu können. "Ich werde es kaputt machen. Oder verlieren. Innerhalb kürzester Zeit. Ich habe alleine schon 3 von den Dingern diese Woche gebraucht. Warum sollte ich sonst so etwas nutzen?"
 

"Hmm, hervorragendes Argument," gestand sein Kommandant mit einem kleinen Kichern.
 

Der Rothaarige merkte, wie sein Herz schneller schlug, nur vom Geräusch Byakuyas Lachen – eine solch seltene und wunderschöne Sache – und dieses Lächeln, heilige Scheiße! Er war mürrisch und ernst schon wunderschön; glücklich war Byakuya jedoch anbetungswürdig,
 

Das machte also ein simples Lächeln mit ihm?
 

Verdammt noch mal, er war verliebt.
 

"Wo kommt dieser Gesichtsausdruck so plötzlich her?", fragte Byakuya, während seine Fingerspitzen leicht über Renjis Augenbrauen strichen, die sich zusammengezogen hatten. Er versuchte damit, die Augenbrauen auseinanderziehen. Forderte ihn mit dieser Geste auf, sich zu entspannen. "Hast du dich vor mir versteckt, weil du sauer bist?"
 

"Was? Nein", sagte er schnell und unterdrückte einen finsteren Gesichtsausdruck. "Das ist mein Denker-Gesicht."
 

"Es ist eine gefährliche Sache, wenn du denkst. Es hätte beinahe schon mein Bett vernichtet."
 

Richtig. Renji hatte nach ihrer ersten Nacht darüber nachgedacht, wer in der Vergangenheit mal ein Liebhaber Byakuyas hätte sein können. Dabei hätte er fast die Laken zerrissen, während er diese bloß wechseln wollte. "Das ist der Grund, warum ich versuche, es nicht allzu oft zu tun", gestand er.
 

Byakuya gab ihm ein kleines Lächeln. Seine Finger schienen Renjis Gesicht nicht verlassen zu wollen, strichen am Haaransatz entlang bis zu seinen Wangenknochen. Sendeten Schauer des Wohlbehagens zu Renjis Wirbelsäule und noch weiter hinunter. Die Stimme des Schwarzhaarigen war fast ein leises Schnurren, als er sprach. "Ja. Das ist es, nicht wahr? Ich fange an zu glauben, dass du dich viel dümmer stellst, als du eigentlich bist."
 

"Wenn sie das sagen", meinte Renji. "Allerdings bin ich hier betrunken aufgetaucht mit... ähm... unsittlichen Gedanken."
 

"Was sich im Nachhinein als eine kluge Handlung herausstellte", nickte Byakuya. Seine Finger spielten für einen Moment sanft mit den kurzen Haaren von Renjis Koteletten, um dann zum Kiefer zu fahren. "Um ehrlich zu sein, habe ich mich abgemüht, einen Weg zu finden, dich hierher zu bekommen. Meine Position macht es mir schwierig, zu fragen und es nicht wie ein Befehl klingen zu lassen."
 

Zudem, wusste Renji, lag Byakuyas anderes Problem darin, einfach zu fragen. Das Clan-Oberhaupt würde niemals etwas tun, was auch nur vage unter seine Würde liegt. Und um Aufmerksamkeit oder Sex zu betteln... naja. Nun konnte auch Renji sehen, wie extrem klug der Rat von Kommandant Kyōraku wirklich gewesen ist: Einfach auftauchen. Er musste sicherstellen, dass er das nun regelmäßiger tat. Für Zweisamkeit zu sorgen war ganz klar seine Aufgabe und Renji wusste nun, dass er diese Aufgabe mit Freuden übernehmen würde.
 

"Ich gebe zu, dein Erbrechen hat mich fast abgeschreckt. Aber dann... Wer könnte solch einer wundervollen Poesie widerstehen?", begann Byakuya wieder. Seine Augen waren nach unten gerichtet und er lächelte leicht, es war ihm anzusehen, dass er gegen seine Belustigung ankämpfte. Seine Finger fanden die Kuhle an Renjis Hals, folgten dann den Linien zu seinem Schlüsselbein. "Pure Genialität."
 

Renji konnte das vollständige Lob eigentlich nicht annehmen. Die Worte waren seine, aber die Idee war von Zabimaru gewesen. "Ja. So bin ich", schnaubte Renji. "Ein verdammtes Wunderkind der Romantik."

"Und doch in so vieler Hinsicht unversucht", sagte Byakuya und eroberte Renjis Lippen mit seinen eigenen. Beide Hände des Schwarzhaarigen glitten über Renjis Brust und ließen diesem so die Möglichkeit, seinerseits die Hände an dessen Gesicht zu legen und dann in das wundervolle Haar zu fahren.
 

Es überraschte Renji, wie sehr er es genoss, Byakuya zu küssen. Er war eigentlich nie ein Freund des Vorspiels gewesen. Er empfand die ganze Rummacherei als eine irritierende Barriere zum guten Teil, dem Hauptteil. Jetzt hatte er das Gefühl, er könnte eine Ewigkeit die Lippen des Anderen erkunden. Er öffnete sogar etwas seinen Mund, in der Hoffnung, Byakuya würde die Einladung annehmen. Es war eigentlich gegen Renjis Natur, hoffnungsvoll auf etwas zu warten, aber Byakuya zögerte auch nicht. Mit einer Leidenschaft, die Renji beinahe den Atem verschlug, presste der Schwarzhaarige seine Zunge tief in seinen Mund.
 

Renji verfolgte Byakuyas Zunge in seiner Mundhöhle. Natürlich schmeckte sein Kommandant nach etwas Feinem, wie grünem Tee mit einem Hauch Süße. Und natürlich fragte sich Renji, wie Byakuya überhaupt seinen eigenen, sauren Geschmack aushielt. Immerhin hatte sich der Rothaarige vor Kurzem erst übergeben.
 

Alle Gedanken lösten sich auf, als sich Byakuyas Hand zu bewegen begann. Sie glitt Renjis Rippen entlang, fuhr dann mit einem quälend langsamen Bogen über seine Taille. Als Finger an den Konturen seines Hinterns entlang strichen, verspannte Renji sich. Unbewusst aufrichtend unterbrach er den Kuss.
 

"Noch nicht bereit?", fragte Byakuya leise mit abgewendeten Augen. Seine Hand hatte in der Bewegung verharrt.
 

Verdammt noch mal, hatte Zaraki mit seiner Einschätzung doch recht gehabt? Würde Renji tatsächlich kämpfen? Trotz bester Absichten und seiner tiefen Sehnsucht?
 

"Nein, alles gut", sagte Renji und klang wie der größte Lügner der Welt. Selbst in seinen eigenen Ohren. Er schüttelte über sich den Kopf. "Ok. Wahrheit? Ich weiß es nicht. Um ehrlich zu sein, wünschte ich, ich wäre nicht ganz so nüchtern."
 

„Wir können langsam anfangen. Du sagst mir, wenn ich aufhören soll", sagte Byakuya und schaute ihn immer noch nicht an.
 

"Sie kennen mich gut genug, um zu wissen, dass wenn wir es anfangen, wir es auch beenden."
 

"Werden wir das?"
 

"Ja", schaffte es Renji mit Überzeugung zu sagen. "Aber schwören sie, dass sie nicht aufhören werden. Auch wenn ich dagegen ankämpfe."
 

"Ich kann dir ein solches Versprechen nicht machen.", als Byakuya zu ihm aufblickte, reflektierte sich das Mondlicht in seinen grauen Augen.
 

"Sie müssen", beharrte Renji. "Ich möchte es. So sehr. Es ist nur... Ich bin mir nicht sicher, ob man mich... ohne einen Kampf nehmen kann."
 

"Ich sagte bereits, ich werde dich nicht in dieser Art und Weise verletzen. Noch dazu hier in meinem Schlafzimmer."
 

"Ich sagte, es interessiert mich nicht", antwortete Renji. "Wie auch immer, ich weiß, dass es noch schmerzhafter ist, wenn sie aufhören und..." Er konnte den Satz nicht beenden. Wie konnte er beschreiben, wie leer er sich gefühlt hatte, als Byakuya gegangen war. Wie... unwürdig? "Hören sie einfach nicht auf, ok?"
 

Byakuya schien einen Moment den Vorschlag abzuwägen. Abwesend zeichneten seine Finger die Linien seiner Tätowierung an der Hüfte nach. "Also schön", sagte er schlussendlich. Er entzog sich Renjis Händen. Als er auf der Matratze kniete, begann er seine Robe aufzuschnüren. "Jedoch werde ich es nicht zulassen, dass du noch weitere Möbelstücke demolierst. So sehr du es vielleicht genießen würdest, ich werde nicht mit dir kämpfen. Zumindest nicht heute Abend.", sagte er mit einem verschlagenen Lächeln auf den Lippen, Renjis Herz schien einen Schlag auszusetzen. Doch was Byakuya dann sagte, ließ Renjis Blut in den Adern gefrieren. "Ist es dir ernst damit, werden wir es tun, während du an das Bett gefesselt bist."
 

"Wa...?", bei diesem Gedanken wich das Blut aus Renjis Gesicht, im gleichen Moment hämmerte jedoch sein Herz, wie verrückt. Sein Verstand setzte bei der Vorstellung aus. Das einzige Geräusch, was er von sich geben konnte, klang etwas nach einem Würgereiz.
 

"Gefesselt wirst du einfacher zu kontrollieren sein und kannst weniger Schaden anrichten.", fuhr der Kommandant ruhig fort, als würde er eine einfache Übung auf dem Trainingsplatz erklären. Byakuya hatte den seidenen Gürtel seiner Robe in der Hand und sein Blick setzte Renji mehr fest, als jede Fessel es hätte tun können. "Stimmst du den Bedingungen zu?"
 

Um ehrlich zu sein, verängstigte diese Idee den Rothaarigen ein wenig. Er hatte sich bereits damit auseinandergesetzt, in dieser Situation angreifbar zu sein, aber absolut hilflos... das war etwas völlig anderes. Er hätte vielleicht erwogen, einfach abzulehnen. Doch in diesem Augenblick öffnete sich Byakuyas Robe leicht. Das Mondlicht liebkoste die harten Konturen und flachen Ebenen eines perfekten Körpers. Renji konnte mit einem Mal sehen, dass sein Kommandant – im Gegensatz zu den kühlen, logischen Worten und ausdruckslosem Gesicht – von der Idee deutlich erregt war.
 

Er will mich; dann sollte ich ihn auch lassen[(I]. Er blickte Byakuya fest in die Augen. "Ja", sagte er klar und deutlich.
 

Renji biss sich auf die Zähne, während Byakuya sein Handgelenk griff und zum Kopfende führte. Schnell und mit präzisen Bewegungen hatte er Renji fest verknotet. Der Rothaarige schaffte es, keinerlei Geräusche während dieser Prozedur von sich zu geben. Allerdings konnte er einen Protestlaut nicht unterdrücken, als Byakuya das Bett verließ.
 

Dieser lächelte ihn über die Schulter an. "Keine Sorge. Ich komme wieder. Ich muss mir nur dein Obi leihen." Mit seinem eigenen Uniformgürtel gefesselt werden? Mit Mühe unterdrückte Renji ein Knurren.
 

Byakuyas Füße machten leise Geräusche auf dem Tatami, als er sich neben den Kleidungsberg hockte, den Renji neben der Tür abgelegt hatte. Der Rothaarige richtete sich mit dem einen Arm auf, der noch frei war und beobachtete Byakuya unruhig, wie dieser seine Sachen durchsuchte.
 

Der Schwarzhaarige stützte sich mit einer Hand an der Wand ab. In unmittelbarer Nähe hatte Renji bei seiner Ankunft Zabimaru an die Wand gelehnt. Abrupt schnellte Byakuyas Kopf in die Höhe. Seine Augen schienen Renjis Zanpakutō zu fokussieren. Für einige Momente rührte er sich keinen Zentimeter. Renji wollte schon fragen, ob etwas nicht in Ordnung wäre, da stand Byakuya wieder auf. Er legte sich den Obi über die Schulter und griff dann nach Renjis Waffe.
 

"Scheinbar", begann der Schwarzhaarige trocken, als er das Bett umrundete. "Wünscht dein Zanpakutō näher bei dir zu sein."
 

Byakuya hielt Zabimaru vorsichtig, fast schon ehrfürchtig, in den offenen Handflächen. Genauso behutsam lehnte er das Schwert sanft gegen die Wand.
 

"Gib mir deine andere Hand.", sagte Byakuya und ging wieder zum Kopfende des Bettes. "Wir werden sehen, ob dies euch beide befriedigt."
 

Mit einem tiefen Atemzug legte sich Renji wieder auf den Rücken und reichte seinem Kommandanten seine Hand. Dieser band die Hand genauso schnell an dem Holzrahmen fest, wie seine Andere kurz zuvor. Seine Arme waren nun weit voneinander gespreizt, was ihn komplett bewegungsunfähig machte. Leise stöhnte Renji.
 

Während er sich über ihn lehnte, strich Byakuya Renji die Haare aus der Stirn. "Ja", sagte er sanft. "Das wird ziemlich hart für dich. Aber wie du siehst,", mit leichtem Druck am Kinn deutete er ihm, zur Seite des Bettes zu schauen, wo Zabimaru stand. "kannst du es erreichen. Wenn du es brauchst."
 

Renji bemerkte, dass wenn er seine Finger ausstreckte, er tatsächlich an Zabimarus Griff vorbeistreichen konnte. Ein warmes Gefühl machte sich in ihm breit und er entspannte sich mit dieser Unterstützung ein wenig.
 

Byakuya beobachtete die Interaktion sehr genau. "Niemals zuvor hat das Zanpakutō eines Anderen beschlossen, mit mir zu reden.", sagte er, seine Finger fuhren immer noch sanft durch die roten Haare. "Das war... verunsichernd. Nun bin ich beeindruckt, wie sehr sie dich lieben und wie sehr sie mir vertrauen, ihnen zuzuhören. Ich will mein Bestes tun, um ihre Erwartungen zu erfüllen." Byakuya kam näher und beschlagnahmte Renjis Lippen mit seinen eigenen. Er küsste ihn lange und leidenschaftlich. "Und deine.", ergänzte er, als er sich zurückzog.
 

Der Schwarzhaarige richtete sich auf und schien sich an dem Anblick Renjis zu ergötzen. Dieser hatte in dem Moment, als Byakuya sich zurückzog, versucht ihn zu erreichen. Nur um von seinen Fesseln zurückgehalten zu werden. Das Bettgestell knarzte unter diesem Versuch.
 

Als Byakuya wieder aufstand, versuchte Renji seine Beine um ihn zu schlingen. Aber dieser entkam ihm spielend einfach. "Eine Sache noch,", sagte Byakuya. Ein leicht neckender Unterton war in seiner Stimme erkennbar und Renji hatte den Eindruck, dass sein Kommandant es genoss, sein Leid künstlich in die Länge zu ziehen. Es war gut, dass er sich nicht bewegen konnte, ansonsten wäre die Sache wohl in einer Sekunde erledigt gewesen. Der Schwarzhaarige nahm etwas von der Kommode. Selbst in der Dunkelheit erkannte Renji das kleine Behältnis aus Jade. "Ich hätte gerne alles vorbereitet, bevor wir mit dem ernsten Teil beginnen."
 

Er stellte das Behältnis auf einem Abstelltisch am Fuße des Bettes ab und zog sich seine Robe aus. Dabei nahm er sich auch noch die Zeit, diese zu falten und sorgfältig zur Seite zu legen. Dann krabbelte er auf das Bett zurück und lehnte sich über Renji.
 

An Renjis Stirn beginnend, küsste und leckte der Schwarzhaarige die Linien seiner Tätowierungen entlang. Als er weiter nach unten wanderte, küsste er Renjis Nasenspitze, knabberte an seinen Lippen und bewegte sich dann den Hals entlang. Quälend langsam und herrlich zugleich bahnten sich die Lippen seines Kommandanten den Weg von Schulter zu Schulter, stoppten bei den Brustwarzen, um an diesen zu knabbern und zu necken.
 

Renji schnappte nach Luft, sein Körper erzitterte, wie eine Kirschblüte im Wind. Niemand hatte sich bisher diese Zeit für ihn genommen und genau diese Aufmerksamkeit trieb ihn gerade in den Wahnsinn.
 

Byakuyas Lippen schienen überall hinzuwandern, nur nicht da, wo sich Renji diese am meisten hinwünschte. Er begann zu wimmern, zog fest an den Fesseln.
 

Sein Kommandant hingegen ignorierte grausamerweise seine Bedürfnisse, hob eines der Beine des Rothaarigen und küsste dort den tätowierten Linien entlang.
 

Renji schmiss den Kopf nach hinten und presste seine Augenlider zusammen, versuchte seine Frustration nicht herauszuschreien. Er riss die Augen sogleich wieder auf, als er den leichten Druck von Byakuyas glitschigen Fingern an seinem Eingang spürte. Sie neckten hier und da ein wenig. Gegen seinen Willen drückte sich Renji gegen sie. Er hob sogar eines seiner gespreizten Beine ein wenig mehr und stöhnte klagend.
 

"Ein solches Prachtexemplar.", murmelte Byakuya und neckte ihn weiterhin mit seinen Fingern. "Und so eifrig."
 

Wenn Renjis Handgelenke nicht gefesselt gewesen wären, er hätte sich Byakuyas Hand zu mehr gezwungen. Er versuchte dem Anderen seinen Wunsch klarzumachen, aber nichts Verständliches verließ seinen Mund. Nur ein animalisches Ächzen.
 

Byakuya sank auf der Brust des Rothaarigen hinab. Dessen gefesselte Arme verlangten danach, seinen Kommandanten zu halten, seine Finger durch das ebenholzfarbene Haar gleiten zu lassen. Keuchend lagen sie so gemeinsam auf dem Futon.
 

"Ich kann meine Finger nicht spüren", sagte Renji, als er wieder zu Atem kam. "Binden sie mich los."
 

Byakuya hob seine Hand und Renji spürte den plötzlichen Anstieg der Kidō-Energie. "Shhhh", machte er nur und legte seine Hand auf Renjis Gesicht. Dieser spürte, wie der Schlafzauber ihn langsam in die Besinnungslosigkeit trieb.
 

"Wach auf."
 

Irgendwann musste ihn Byakuya wohl befreit haben, denn Renji wachte auf der Seite liegend auf. Als er sich jedoch versuchte, zu bewegen, fühlte sich sein gesamter Körper an, als stünde er in Flammen. Jeder Muskel fühlte sich überdehnt und angespannt an. "Aua", machte er und ließ sich mit geschlossenen Augen wieder ins Bett sinken.
 

"Du musst aufstehen."
 

Renji öffnete ein Auge. "Es ist immer noch dunkel.", stellte er irritiert fest.
 

"Ja", antwortete Byakuya. Dieser saß auf der Bettkante, mit dem Rücken zu Renji und schaute durch die Tür auf den langsam untergehenden Mond. Groß und Gelb stand dieser am Horizont, ließ ein fahles Licht auf die Oberfläche der Dächer der Seireitei fallen. Byakuya war inzwischen angezogen und trug eine helle, lilafarbene Brokatrobe mit großen,  pinkfarbenen Wildrosenblüten darauf. "Aber du darfst nicht hier sein, wenn der Rest der Division erwacht."
 

Renji vergrub sein Gesicht im Kissen. "Vergessen Sie es. Ich verschwinde nicht", murmelte er. "Das ist jetzt meine Seite des Betts."
 

Byakuya seufzte. Dann drehte er sich zu ihm um und legte seine Hand sanft auf Renjis Schulter. "Noch 10 Minuten. Dann muss ich darauf bestehen."
 

"Ja, ich weiß", gab Renji zurück. Es war nicht so, als würde er es nicht verstehen. Sobald der erste Sonnenstrahl auf die Erde fiel, waren sie wieder Kommandant und Untergebener. Mit Byakuya gab es keinen Spielraum für unangemessenes Verhalten und das Letzte, was beide wollten, war den Verdacht der Unzucht zu erregen.
 

Mit einem Knurren schwang Renji seine Füße aus dem Bett und richtete sich auf. Behutsam saß er auf dem Rand der Matratze. Scheiße. Er fühlte sich, als hätte er 10 Runden mit Kenpachi Zaraki hinter sich.
 

Stattdessen war es aber nur eine mit Byakuya Kuchiki.
 

Ein Lächeln umspielte seine Lippen. Verstohlen blicke er zu dem Schwarzhaarigen und hoffte, einen Hauch dieses leidenschaftlichen Mannes zu erspähen, den er nur ein paar Stunden zuvor zu Gesicht bekommen hatte. Aber da war nichts. Byakuyas Augen trafen seinen Blick nicht, er schaute entschlossen weg. Kalt und distanziert.
 

Zeit zu gehen und erwarte bloß keinen Abschiedskuss. Renji zog sich selbst auf die Füße. Es half nicht wirklich, dass er zudem noch die Anfänge eines bösen Katers verspürte. Mit reibenden Bewegungen fegte er die Haare aus seinen Augen. Die Male der Fesseln um seine Handgelenke waren auch im Mondlicht gut erkennbar. Zumindest hatte er ein identisches Paar davongetragen.
 

Er schnappte sich Zabimaru von dessen Platz an der Wand und stapfte durch das Zimmer zu seinen Klamotten. Trotz der Proteste seiner Muskeln zog er sich das Shitagi, das weiße Unterkleid, an. Es war lang genug, um alles Nötige für den kurzen Gang in sein eigenes Quartier zu verdecken. Den Rest klemmte er sich einfach unter dem Arm, um sich später darum zu kümmern.
 

An der Tür blieb er noch einmal stehen. Er wollte irgendetwas sagen, was bestätigen würde, was zwischen ihnen passiert war. Wie wundervoll es war und wie sehr er es sich noch einmal wünschte. Dass er herausgefunden hatte, dass es ihm egal war, was sie taten. Solange sie es gemeinsam taten... Stattdessen starrte er darauf, wie das fahle Mondlicht das majestätische Profil seines Kommandanten erleuchtete. Sein Gesicht wie immer distanziert und unergründlich. Dann zuckte Renji mit den Achseln. "Ähm, ja. Gut. Tschüss."
 

Auch wenn er auf irgendeine Antwort gehofft und gewartet hatte, blieb eine Regung Byakuyas aus, als Renji fortging.
 

Renji lag auf seinem eigenen Bett und konnte einfach nicht mehr schlafen. Spatzen zwitscherten geräuschvoll in der Traufe. Kündigten damit den Sonnenaufgang an, der noch nicht viel mehr war, als ein türkisfarbener Streifen am Himmel. Das Badehaus war noch für einige Stunden für die Öffentlichkeit geschlossen. Auch den Quartiermeister konnte er erst nach dem Frühstück wegen einen neuen Obi belästigen.
 

"Das ist doch beschissen", sagte er zu Zabimaru, welches immer noch in seinen Händen ruhte. Er hatte den Haufen Klamotten in die Ecke geschmissen und war dann mit seinem Zanpakutō auf dem Bett zusammengesunken. Während er an die Decke starrte, spürte Renji seinen schmerzenden Körper. Aber insbesondere eine seltsame Leere in seinem Inneren, welche irgendwie mehr als rein körperlich war.
 

Ein exzellenter Liebhaber, schwierig zu lieben, hörte er ein Zischen.
 

Senbonzakura ist eintausend Klingen mit der Erscheinung purer Schönheit. Kein guter Gesprächspartner, nicht im Geringsten, fügte eine tiefere Stimme hinzu.
 

Renji schnaubte lachend. "Ihr habt versucht mit Senbonzakura zu sprechen? Ihr seid bei Weitem mutiger als ich."
 

Er wird uns verletzen. Doch er ist es immer noch wert, nicht nachzugeben.
 

"Ist er das?", fragte Renji.
 

Ja.

Light Reflects the Cutting Edge

Renji hatte einen beschissenen Tag. Vor Sonnenaufgang aus dem Bett seines Kommandanten geschmissen zu werden, war nur derAnfang. Zwar wären die heißen Quellen des Badehauses die perfekte Kur für seine schmerzenden Muskeln gewesen, aber es wurde von einer Familie in Beschlag genommen. Zudem schaffte es der Bademeister, dass sich Renji wie ein fieser Unmensch fühlte, da er auch nur in Erwägung gezogen hatte, diesen zu bestechen, damit er die Familie etwas früher aus dem Badehaus vertrieb. Also ging er, ohne ein Bad genommen zu haben. Danach musste er sich einen endlosen Vortrag über den respektvollen Umgang mit einem Shihakushô, vom Quartiermeister anhören. Zudem sei es nicht möglich, nur einfach den Obi zu ersetzen. Stattdessen musste Renji eine komplett neue Uniform bezahlen.
 

All das hatte dazu geführt, dass er das Frühstück verpasste. Er wagte es noch nicht einmal, in der Küche vorbei zu schauen, denn Byakuya hasste Verspätungen. Eine Standpauke vor versammelter Mannschaft war wirklich das Letzte, was er an diesem Morgen gebrauchen konnte.
 

Außerdem ging er davon aus, dass es die Sache noch schlimmer machen würde, Byakuya nun bei Tageslicht zu sehen.
 

Doch als Byakuya zu ihm trat, um das Trainingsgelände zu überwachen, fiel Renji die Veränderung im spirituellen Druck des Anderen sofort auf. Entgegen des emotionslosen Gesichtsausdrucks strich das Reiatsu warm an Renji vorbei, fast... sanft, wie ein Kuss.
 

Obwohl er nicht lächelte und seine Begrüßung nur ein Nicken war, reichte Byakuya ihm eine Schale Tee. „Ich dachte, du könntest dies heute Morgen gut gebrauchen, Vizekommandant.“, sprach Byakuya, als er Renjis Zögern bemerkte.
 

„Ja“, antwortete Renji, schüttelte sein Erstaunen ab und nahm den Tee entgegen. „Danke, Kommandant.“
 

Der Schwarzhaarige sagte nichts weiter, sondern lenkte seine Aufmerksamkeit zum Trainingsgelände. Renji hingegen nippte am Tee, dieser war mit Sicherheit aus Byakuyas Privatvorrat. Das Zeug aus der Kantine roch manchmal nach Fisch, dieser hier hatte jedoch einen delikaten Duft nach Marone.
 

Verdammt. Sogar sein Tee roch gut.
 

Renji starrte auf das feine Porzellan, welches seine Hände an diesem kühlen Frühlingsmorgen wärmte. Was war das nun konkret? Ein Friedensangebot? Eine Entschuldigung? Versuchte sein Kommandant sich damit zu entschuldigen, dass er seine Zuneigung nicht öffentlich zeigen konnte? Oder war das einfach nur Tee? Nur ein 'Hey, ich weiß, du hast einen fiesen Kater, weil du dich letzte Nacht in meinem Bad übergeben hast?'. Oder vielleicht noch schlimmer, 'Ich hab dich gestern hart ran genommen, daher hier ein kleines Präsent?'.
 

Er schielte Verstohlen zu Byakuya. Der Kommandant musste sie Zeit gefunden haben, ein Bad zu nehmen, denn er sah erfrischt aus. Sein ebenholzfarbenes Haar war wie ein tiefes Bassin Tusche, ein solch starker Kontrast zu dem Weiß des Keinseikan. Eine Brise spielte mit den getrennten Strähnen vor seinem Gesicht.
 

Renji musste sich zurückhalten, um nicht seine Finger durch das schwarze Haar gleiten zu lassen und die feinen Strähnen zu streicheln. Stattdessen umfasste er den grünen Tee fester und blickte finster auf die Male an seinen Handgelenken. Das war das Einzige, was gestern Nacht falsch gelaufen war, soweit Renji es sah: Er hatte ihn nicht berühren können. Klar, ihre Körper hatten sich berührt, aber es ist ihm verwehrt geblieben, seine Arme um Byakuya zu schlingen, ihn zu halten.
 

Es war besonders deswegen schmerzvoll, weil er an diesem Abend erst bemerkt hatte, wie sehr er das wollte. Das Kuscheln, das Zusammensein – zumal dies bei Tageslicht in keiner Weise möglich war.
 

„Oh Gott, dieses Gesicht. Du denkst wohl wieder nach?“, bemerkte Byakuya trocken, ohne ihn direkt anzublicken. „Muss ich fragen, was los ist?“
 

„Nein.“, Renji trank den Tee in einem Zug aus. Er drückte die Schale zurück in Byakuyas Händen und schritt zum Trainingsplatz. Verdammtes Nachdenken. Das war zu kompliziert. Was er wirklich brauchte, war ein guter Kampf.
 

Im Laufe des Vormittags spürte Renji, dass Byakuya in beobachtete, ihn bewunderte. Das Reiatsu des Kommandanten streifte ihn regelmäßig, wie ein lang anhaltendes Streicheln. Ohne es wirklich zu wollen, ertappte sich der Rothaarige dabei, wie er im Training angab. Verzweifelt versuchte er, sich der Aufmerksamkeit des Anderen würdig zu erweisen.
 

Während des Mittagessens trennten sich ihre Wege. Der Kommandant speiste immer privat, während Renji bei der Kompanie in der Kantine war. Es war einerseits eine Erleichterung, Byakuyas intensiver Beobachtung entronnen zu sein, doch die Abwesenheit machte sich für Renji genauso bemerkbar, wie das Gefühl der Leere, welches ihn schon den ganzen Tag verfolgte.
 

Er war gerade dabei, sich mit seiner Mahlzeit am Tisch niederzulassen. Doch Rikichi, ein kleiner Offizier ohne Rang, dafür jedoch mit Perlen im Haar und Augenbrauen-Tattoo, zog anseinem Ärmel.
 

„Ähm... Bitte entschuldigen sie die Störung, Vizekommandant, aber da ist ein Herr von der 11. Kompanie, der sie sehen möchte.“
 

„Ein 'Herr'?“, Renji lachte. „Nicht von der Elften.“
 

„Ähm... naja. Es ist ein Herr Ayasegawa?“
 

Renjis Blick verfinsterte sich und er griff nach einem Hefebrötchen auf seinem Tablett, als er aufstand. „Yumichika? Was zur Hölle macht der hier? Bring mich zu ihm.“
 

Der Junge führte ihn zum Hof, wo Yumichika wartete. Er lehnte gegen das Haupttor und betrachtete seine Fingernägel eingehend. Die Nachmittagssonne schien hell auf die auffällige, orangefarbene Unterbekleidung, die er immer unter seinem Shihakushô trug. Yumichika schwang sein kinnlanges Haar nach hinten und winkte Renji fröhlich, als er in Sichtweite kam.
 

„Ich wurde geschickt, um zu schauen, ob du noch atmest.“, zwinkerte er und ließ dabei seine Feder wippen. „Als die Jungs heute aufgewacht sind, haben sie befürchtet, dich auf eine Selbstmordmission geschickt zu haben.“
 

Vermutlich sind die alle einfach nur aufgewacht. Glückliche Arschgeigen. Renji aß den letzten Bissen seines Brötchen betont langsam. „Du hast mich wirklich vom Mittagessen weggeholt, um zu sehen, ob ich bekloppt genug war, um betrunkene Sex-Tipps von Kenpachi umzusetzen?“
 

Rikichi beobachtete das Gespräch mit weit geöffneten Augen und Mund, sein Kopf ging zwischen den beiden hin und her, wie bei einem Tennisspiel.
 

„Ja, um genau zu sein. Aber wie ich sehe, hast du die Nacht überlebt.“, Yumichika blickte an Renji hinunter und blieb an den Malen an seinen Handgelenken hängen. „Fast unbeschadet.“
 

Verfluchter Yumichika, dass er das bemerkte! Renji musste gegen den Reflex kämpfen, seine Handgelenken zu verstecken.
 

Yumichika grinste nun. „Soll ich ihnen sagen, dass die Mission erfolgreich war?“
 

Renji griff Yumichika am Stoff seiner Kosode und zog ihn von Rikichi weg. Als es so aussah, als wollte der Junge ihnen folgen, warf Renji ihm einen warnenden Blick zu. „Du erzählst lieber niemanden irgendetwas.“, knurrte er dem Anderen ins Ohr.
 

Yumichika zwickte ihn in eine der schmerzenden Stellen der Handgelenke, sodass Renji ihn mit einem Grunzen losließ. „Aua.“
 

„Mach dir nicht in die Hosen.“, begann Yumichika und strich seine Uniform glatt. „Niemand bei uns interessiert sich wirklich dafür, wen du vögelst oder wer dich vögelt. Was in der Elften passiert, bleibt in der Elften. Du weißt das, Abarai.“
 

„Ja, ich hoffe. Ich kann nur nicht brauchen, wenn andere Ohren es aufschnappen.“, dabei deutete er unauffällig in die Richtung, in der Rikichi stand und sie aufmerksam beobachtete.
 

„So...?“, grinste Yumichika lasziv. „Alles lief also nach Plan, richtig?“
 

„Nicht ganz.“, gab Renji zurück und errötete leicht. „Aber da rede ich nicht mit dir drüber. Zumindest nicht nüchtern. Kannst du mal für eine Sekunde ernst sein? Ich benötige deinen Rat wegen etwas.“
 

„Rat?“, Yumichika legte seine Finger über seine Brust. „Von mir?“
 

„Ja. Ähm... Also... du und Ikkaku... Wie funktioniert das?“
 

„Du glaubst also, dass es das tut.“
 

Renjis Augen weiteten sich. Sie waren für Renji immer das Paar, dass wohl für immer existieren wird. „Tut es nicht?“
 

Yumichika biss sich auf die Lippe und schaute weg, als müsse er über etwas nachdenken. Dann fing er wieder Renjis Blick ein. Etwas Leidenschaftliches und Intensives war in den Tiefen der violetten Augen zu erkennen. „Ich denke, ich verstehe, warum du das fragst. Deswegen sage ich dir: Wenn das alles funktioniert, dann nur, weil ich keine Forderungen stelle. Ich verlange nicht, dass er etwas ist, was er nicht ist. Ich habe nie versucht, ihn zu ändern. Ich bin da, wenn er zu mir kommt und lasse ihn auch wieder gehen, wenn er gehen möchte.“
 

Der Rothaarige dachte einen Moment darüber nach. Es musste absolut deprimierend sein, immer auf den Anderen zu warten. Immer derjenige zu sein, der zurückgelassen wird. „Du meinst, du hast niemals um etwas gebeten? Nicht mal um... du weißt schon, Kleinigkeiten?“
 

„Nie.“
 

„Scheiß die Wand an. Wie kannst du damit glücklich sein?“
 

„Ich liebe ihn. Ich liebe, wer er wirklich ist. Nicht Jemanden, der er in meinen Augen sein sollte.“
 

„Hmm.“
 

Yumichika lächelte freundlich und tätschelte Renjis Schulter. „Einen starken Mann zu lieben ist nichts für schwache Herzen, Renji. Es benötigt mehr Kraft, als die Meisten besitzen, die Dinge so sein zu lassen, wie sie sind.“
 

Der Schwarzhaarige wählte genau diesen Moment für einen dramatischen Abgang. Dieser wurde jedoch vereitelt, da er beinahe mit Byakuya zusammenstieß. Dieser war gerade, unerwarteterweise, um die Ecke gebogen. Der Kommandant fixierte Yumichika mit einem kalten Blick und Renji spürte, wie sich sein Reiatsu formte. Dunkel und intensiv. Was zum Teufel? Es wirkte fast so, als würde es gleich zu einem Kampf kommen. Eine Böe wirbelte an Byakuyas Füßen vorbei und sein spiritueller Druck ließ den Saum seiner Robe und seine Haare seitlich flattern.
 

In diesem Moment begegnete Yumichika Byakuyas Blick, als würde er es wagen, sein Wort zu erheben.
 

„Vizekommandant, es ist Abschaum in meiner Kompanie. Entferne es“, sagte Byakuya mit einer Ruhe, als sollten die Worte den Tornado spirituellen Drucks zwischen den beiden Lügen strafen.
 

Oh, scheiße. Was war das bloß? Renji packte Yumichika unsanft am Ellbogen. „Ok. Du hast den Kommandanten gehört. Lass uns gehen.“
 

Renji hatte für einen Moment befürchtet, dass Yumichika kämpfen würde. Aber er beließ es bei einem dramatischen Schniefen und Kräuseln der Nase und ließ sich von Renji zum Ausgang begleiten. Als sie außer Sichtweite war, fegte er Renjis Arm von seinem Ellbogen.
 

Der Rothaarige ließ ihn schnell los. Er hob die Handflächen als Geste der Entschuldigung. „Hey, Mann! Mir tut das echt leid. Ich habe keine Ahnung, was sein Problem ist. Er kann ein richtiger Idiot sein und du weißt, dass ich...“
 

„Ich weiß.“, Yumichika unterbrach ihn mit einem Achselzucken. „Ich beschuldige dich ja auch nicht. Er ist, was er ist, Renji.“
 

Dieser blickte über die Worte wieder finster drein, hielt dabei Yumichika das Tor auf. Dieser schenkte ihm für die Geste ein Lächeln.
 

„So ein Gentleman.“, neckte er, trotzdem war die Traurigkeit in seiner Stimme nicht zu überhören. Dann trat er hinaus auf die Straße. „Einen starken Mann zu lieben, ist eine sehr schwierige Sache. Aber deiner ist mehr als nur stark. Er ist der rücksichtsloseste Mann, den ich jemals kennengelernt habe. Pass auf dich auf. Wenn du ihm in die Quere kommst, wird er dich niederstrecken, ohne mit der Wimper zu zucken.“, sagte er so leise, dass Renji ihn fast nicht hören konnte. Sein Blick auf den Boden zu seinen Füßen gerichtet.
 

Bevor Renji Yumichika fragen konnte, warum er so etwas sagte, war dieser bereits in den Straßen der Seireitei verschwunden.
 

Renji hatte fast erwartet, dass Byakuya auf ihn wartete, als er die Kantine wieder betrat. Er rechnete mit einem Vortrag darüber, was dieser davon hielt, dass Renjis 'Abschaum' unangemeldet in seiner Division aufkreuzte. Doch sein Kommandant glänzte durch Abwesenheit.
 

Was war mit Yumichika, dass er solch eine Reaktion von Byakuya auslöste? War etwas zwischen den beiden vorgefallen, oder war es eine generelle Abneigung gegen die Raufbolde der Elften? Und warum wurde Byakuya von ihm rücksichtslos genannt? Wenn man überlegte, mit was für Leuten Yumichika täglich zu tun hatte, war das ein wirklich schwerer Vorwurf.
 

Zum Glück hatte Renji keine Zeit mehr, in seinen Gedanken zu verweilen, denn es war Zeit, zurück an die Arbeit zu gehen.
 

Doch es schien heute der Tag der verwirrenden Äußerungen zu sein. Zabimaru sprach eigentlich nie in Rätseln. Doch mitten in einer Demonstration einer Kampftechnik vor der Einheit, als die Sonnenstrahlen entlang der Schneide des Zanpakutōs funkelten, hörte er fast wie nebenbei: Licht reflektiert die scharfe Schneide.
 

Renji, von den Worten seiner Waffe aufgeschreckt stammelte und stolperte etwas. „Ähm...“, sagte er zur verwirrten Division. „Nein, so geht das nicht. Lasst uns eine kurze Pause machen.“
 

Als sich schnell kleine Gesprächsgruppen bildeten und einige sich Getränke holen gingen, legte Renji die flache Seite seines Schwertes auf seine Handfläche. „Was soll das bedeuten? 'Licht reflektiert die scharfe Schneide.'“
 

Senbonzakura, sagte eine Stimme.
 

Die zweite Stimme fuhr mit einem Zischen fort, ist genauso zwei Dinge.
 

Wie ein Schwert, sagte die tiefere Stimme. Verletzt nur die Schneide.
 

„Ok.“, sagte Renji, begriff immer noch nicht, was sein Zanpakutō damit sagen wollte. „Und?“
 

Aber Zabimaru hatte dem nichts mehr hinzuzufügen.
 

Renji verbrachte den restlichen Tag damit, Zabimarus Rätsel zu entschlüsseln. Er blieb immer wieder an der Idee hängen, dass Senbonzakura zwei Dinge gleichzeitig sei. Der Rothaarige hatte bisher nur einmal gesehen, wie Byakuya sein Shikai bei einer Demonstration vorführte und er hatte diese als eine wundervolle Verstreuung von Kirschblüten in Erinnerung. Er wusste, dass dies eine Art Illusion war, dass die Blüten in Wirklichkeit tödliche Klingen waren, aber das machte das Schwert doch auch nur zu einer Sache – oder vielleicht tausend?
 

Was ihm noch mehr in Erinnerung geblieben war, war die Diskussion mit General-Kommandant Yamamoto, da Byakuya seine Klinge nicht für Schauzwecken ziehen wollte. Keinen richtigen oder würdigen Gegner zu haben, wäre entwürdigend für Senbonzakura. Renji respektierte das, genauso wie alle der 11. Kompanie, inklusive Kenpachi. Augenblicke später hatte dieser laut verkündet, dass er gelangweilt sei und mit seiner Einheit gehen würde. Renji war zu diesem Zeitpunkt enttäuscht, dass er wohl niemals die berühmten Doppel-Schwerter der Kommandanten der 8. und der 13. Einheit zu sehen bekommen würde.
 

Aber nichts davon half ihm, herauszufinden, was Zabimaru ihm sagen wollte. Licht reflektiert die scharfe Schneide. Was zum Teufel?
 

„Ich lass dich nicht mehr mit Senbonzakura zusammen, wenn das dabei rauskommt, wenn du mit ihr redest.“, murmelte Renji. Seine linke Hand verweilte schon den ganzen Tag auf seinem Zanpakutō, in der Hoffnung, es würde sich erbarmen und ihm noch einen entscheidenden Hinweis geben. „Du weißt, dass ich bei so einem mythischen Mist versage!“
 

„Was murmelst du hier vor dich her, Vizekommandant?“, fragte Byakuya, als er die Tür zur Seite schob.
 

Renji war im Büro des Kommandanten und kümmerte sich gerade um den täglichen Papierkram. Daher stand er auf, um Byakuya Platz zu machen. „Ich rede nur mit Zabimaru.“
 

Byakuya lachte ungläubig, als er sich hinter seinen Schreibtisch setzte. „Ach ja, dein allzeit gesprächiges Zabimaru. Worüber habt ihr heute Abend diskutiert?“
 

„Ihr Zanpakutō. Sie ist ein schlechter Einfluss, Kommandant. Zabimaru gibt mir Rätsel auf.“
 

„Was?“
 

„Senbonzakura,“ sagte Renji und legte ein Stapel Papier auf den Tisch, die Byakuya durchschauen musste. „Ihr ruhiges und tiefgründiges Gemüt beeinflusst mein Zabimaru.“, fügte er mit einem Schnauben hinzu. „Und ich kann nicht behaupten, dass mir das gefällt.“
 

Byakuya legte den Pinsel hin, mit dem er gerade noch geschrieben hatte. „Hör auf, mit dieser Vertraulichkeit über Senbonzakura zu reden.“
 

Wow. Im richtigen Licht blitzt die Klinge ohne Vorwarnung auf, schoss es Renji durch den Kopf. Irgendwie schaffte er es jedoch, seinen Mund geschlossen zu halten. „Kommandant.“, war das Einzige, was er sagte.
 

Renji hätte gerne die Möglichkeit genutzt, den Rückzug anzutreten, aber leider waren sie weder mit dem Tagesgeschäft noch mit dem Gespräch fertig. „Warum war der 5. Offizier der 11. Einheit heute Nachmittag hier, Renji?“
 

Eine neue, potenzielle Landmiene. „Yumichika wollte nur nach mir sehen. Als ich gestern gegangen bin, war ich recht betrunken.“
 

„Du verbringst ekelerregend viel Zeit mit der Einheit, die du hinter dir gelassen hast“, bemerkte Byakuya und widmete sich wieder den Unterlagen. „Vielleicht bevorzugst du es, wieder dorthin versetzt zu werden?“
 

„Nein, Kommandant.“, erwiderte Renji und unterdrückte ein Seufzen. Das war bereits öfters Thema zwischen ihnen gewesen und auch der Grund, warum Renji mit so viel Aufwand einen Schleichweg zwischen den beiden Einheiten entwickelt hatte. Er würde seine Freunde nicht einfach aufgeben, jedoch wäre es für den Augenblick vielleicht sinnvoll, das Ganze etwas ruhen zu lassen, bis er ihnen einen weiteren Besuch abstattete.
 

Seine Loyalität zur Elften ging immer noch tief. Es gab keinen Platz vorher oder seitdem, wo er sich mehr zu Hause gefühlt hatte. Oder überhaupt ein Zuhause hatte, denn es war hier ja nicht wie in den Straßen von Inuzuri. Wenn er davon sprach, verurteilte ihn niemand in der Elften wegen seiner Herkunft. Stattdessen fühlte er sich eher schlecht, dass er so weit gekommen war, als einer der Absolventen der Akademie.
 

„Es wäre gut, wenn du dich daran erinnern würdest, dass du nun mich repräsentierst.“, sagte Byakuya. „Und dich entsprechend benimmst.“
 

Renji nickte, während er mit nur einem Ohr zuhörte. Er achtete mehr darauf, dass Byakuya auch das unterzeichnete, was seine Unterschrift benötigte. Wie er von einem Kommandanten, der noch nicht einmal einen Namen hatte, an einen Adeligen geraten ist, würdeer niemals verstehen.
 

„Ich erwarte, dass du dich am Wochenende von deiner besten Seite präsentierst.“, fuhr Byakuya fort. „Du wirst mich auf das Hanami, das Kirschblüten-Fest, begleiten.
 

Moment. Hat ihn Byakuya gerade zu einer Verabredung beordert?
 

„Ähm, Kommandant? Was sagten sie?“
 

„Die Kuchiki-Familie wird den kaiserlichen Garten besuchen. Du wirst mich begleiten.“
 

„Ich?“
 

„Wie oft soll ich mich noch wiederholen, Vizekommandant?“
 

Renji stockte. Waren sie nicht gerade zum Ende des Vortrages dazu gekommen, dass er sich nicht gut genug benehmen kann für den kaiserlichen Garten? „Ähm... Alles klar. Ich werde mich darum kümmern, dass der 3. Offizier auf unsere längere Abwesenheit vorbereitet ist.“
 

„Tu das. Oh, und Renji, stelle sicher, dass du deine Ausgehuniform dabei hast.“
 

„Richtig.“ Ok, was war, verdammt noch mal, eine Ausgehuniform? Scheinbar ist es an der Zeit, dem Quartiermeister einen erneuten Besuch abzustatten.
 

„Ich erwarte dich zum Abendessen heute Abend in meinem Quartier. Dann können wir alles näher besprechen.“
 

Als Renji, mit dem erledigten Papierkram das Büro verließ, war er vollkommen verwirrt, als hätte ihm jemand mit einem stumpfen Gegenstand auf den Kopf geschlagen.
 

„Ist es das, wovon du redest?“, frage Renji Zabimaru, während er sich durch die abendliche Menschenmenge den Weg zum Büro des General-Kommandanten bahnte. „Zwei Dinge zugleich? Scheiße! Das ist eher wie heiß und kalt!“
 

„Oh, Renji!“, kam der freudige Ruf vom Rangiku Matsumoto, also sie an seiner Seite auftauchte. „Papierkram, wie ich sehe. Ich war gerade auch auf dem Weg, sie abzugeben.“
 

Renji war ein wenig überrascht, dies zu hören. Gerüchten zufolge war die Zehnte ständig mit ihren Unterlagen im Rückstand, dann sah er jedoch den unüblich großen Stapel, den sie gegen ihre Brust drückte.
 

„Willst du mich begleiten?“, fragte Renji und fühlte sich immer noch ein wenig komisch, nachdem, was zwischen ihnen beim letzten Treffen passiert war. Da blieb auch noch dieses eindeutige Angebot. Neben diesem erstaunlich kurvenreichen Körper hatte sie auch noch ein immer lockeres Lächeln und diesen angenehmen Charakter. Natürlich hatte sie auch diese unangenehme Eigenschaft, ihn dorthin mitzuschleppen, wo sie hinwollte.
 

Sie hakte sich bei ihm ein. „Wenn es dich nicht stört.“
 

So gingen sie eine Weile nebeneinander und sagten nicht viel. Renji bewunderte die Art und Weise, wie sich das Licht der Straßenlaternen in ihren rötlich-goldenen Haaren reflektierte. Und natürlich auch die Sicht, die ihr Ausschnitt preisgab.
 

„Ich habe dich länger nicht mehr gesehen.“, bemerkte sie. „Hält dich der Kuchiki auf Trab?“
 

„Ähm“, Renji war froh, dass es mittlerweile dunkel geworden ist, sodass sie nicht sehen konnte, wie er errötete. „Das erinnert mich daran, dass ich noch beim Quartiermeister halten muss. Hast du eine Ahnung, was eine Ausgehuniform ist?“
 

„Oh.“, machte sie. „Ich denke, sie ist eine normale Uniform, nur mit diesem Armteil dran. Warum?“
 

„Scheinbar gehe ich zu den kaiserlichen Gärten während der Kirschblüten-Saison.“
 

„Oh, wie wunderbar!“
 

„Wenn du das sagst.“, schnaubte Renji. „Ich kann mit keinen schlimmeren Albtraum vorstellen. Mit all diesen Aldigen...“
 

„Picknicken, im Gras herumliegen, gekleidet in tollen Kimonos, den wunderschönen Ausblick genießen, Sake trinken... Ohja, das ist bestimmt fürchterlich für dich, Renji. Wie kannst du nur solch ein Unglück ertragen!“
 

Renji seufzte. Wie konnte er ihr die Situation nur erklären? Ein vollständiges Wochenende gemeinsam weg zu sein? Die beiden schafften es doch nicht einmal, dass eine Nacht nicht unangenehm endete. Allerdings könnte es auch vielleicht anders werden, wenn sie von der Division entfernt und nicht in der Nähe der 13 Hofgarden waren. Vielleicht würde es entspannter sein?
 

„Also“, schnurrte Matsumoto. „Nimmt Byakuya jemanden Speziellen mit? Hast du nun endlich herausgefunden, wer der geheime Liebhaber ist?“
 

„Ähm...“, warum musste sie immer in der möglichst schlimmsten Art und Weise ihre Fragen stellen? „Nein“, brachte er schlussendlich mit einem Husten zustande. „Nur er und ich.“
 

„Naja, vielleicht gibt es da auch eine Adelige, auf der er ein Auge geworfen hat. Jemanden, den er hofft, zu treffen. Er spürt vielleicht Druck, endlich einen Erben zu zeugen, glaubst du nicht auch?“
 

Das war das Letzte, woran Renji gedacht hätte.
 

„Wir wissen alle, dass er noch nicht über seine Frau hinweg ist.“, fuhr sie im Plauderton fort. „Aber seine Familie muss doch bestimmt langsam verzweifeln. Sie ließ ihn kinderlos zurück und dabei war sie noch nicht einmal aus einer angesehenen Familie. Ich frage mich, ob er vielleicht sogar eine arrangierte Verlobung dadurch aufgelöst hat.“
 

Renji hatte keine Ahnung. „Glaubst du? Ich meine, ist das überhaupt möglich?“
 

„Ohja, viele dieser hochrangigen Leute werden schon einander im Kindesalter versprochen. Es muss eine große Sache gewesen sein, als Byakuya verkündete, dass er ein Gossenkind aus dem Rukongai wählt.“
 

Hmm..., dachte Renji. Er scheint wohl ein Faible für solche Leute zu haben.
 

Als Renji sah, wie sich die Augenbraue des Vizekommandanten Sasakibe hob, beschloss Renji, Matsumoto zu retten. Er zog ihr leicht am Ärmel. Sie schaute ihn verwirrt an, hörte aber zum Glück mit ihrem Geschwätz auf. „Waren wir nicht auf dem Weg irgendwohin?“, fragte er sie.
 

„Oh, richtig! Entschuldige, ich muss gehen! Tschüss!“, sagte sie fröhlich. Renji zog sie schnell weiter, bevor sie sich noch mehr hineinreiten konnte. Als sie aus dem Büro des General-Kommandanten hinaustraten, fing sie an zu kichern. „Ich rede zu viel, wenn ich nervös bin. Manchmal weiß ich einfach nicht, wann ich aufhören sollte.“
 

„Es ist in Ordnung.“, sagte Renji und hob die Schultern. „Ich muss jetzt los. Muss zum Abendessen zu meinem Kommandanten.“
 

Sie griff nach seiner Hand und drückte sie kurz aus Dank. Ihre Augen weiteten sich, als sie die Male an seinen Handgelenken sah. „Renji! Was ist das? Hat ein brutaler Meister seinen Hund angeleint?“
 

„Hey!“, machte Renji und zog seine Hand weg. „Ich bin niemandes Hund!“
 

„Du bist eine viel zu eindrucksvolle Bestie, um dich zu zähmen.“, schnaubte sie. Dann schnalzte sie missbilligend mit der Zunge. „Ich würde dich niemals in dieser Weise verschwenden. Ich habe keine Angst vor deiner animalischen Natur.“
 

Renji schaute sie finster an. „Zabimaru ist nicht bloß ein Tier.“
 

„Was? Aber ich dachte...“
 

„Zabimaru ist ein Dämon.“
 

Renji ließ Matsumoto mit offenem Mund stehen.

The Dog's Master

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

The Dog's Master - zensiert

Matsumotos Kommentar über den Hund und seinen Meister irritierte Renji so sehr, dass er den Quartiermeister anknurrte, als er herausfand, wie viel genau eine solche Ausgehuniform kosten sollte. Zumindest war er so von seinem Zorn angespornt, dass er den Weg zum Quartier seines Kommandanten in kurzer Zeit zurücklegte und somit ein paar Minuten früher vor Ort war. Allerdings war er nicht in der besten psychischen Verfassung, um Byakuya Kuchiki gegenüberzutreten.
 

Nachdem er seine Sandalen weggekickt hatte, stand er noch eine Weile vor der Tür und versuchte, seine Kiefermuskulatur zu entspannen. Zudem erinnerte er sich immer wieder daran, ruhig zu atmen.
 

Plötzlich öffnete Byakuya die Tür. Seine Augen weit geöffnet. "Ist hier draußen alles in Ordnung?", fragte er, die Verwirrung schwang in seiner Stimme mit.
 

Markier mich beim nächsten Mal nicht, verdammt!, wollte Renji brüllen. Aber es war ja noch nicht einmal Byakuyas alleinige Schuld. "Ja. Bombig", sagte er stattdessen.
 

Byakuya schaute ihn still und stirnrunzelnd einen Augenblick an, dann trat er zur Seite, um dem Rothaarigen Eintritt zu gewähren. Der Kommandant trug immer noch seinen Haori und den seidenen Schal. Auch wenn er wusste, dass sie Geschäftliches besprechen würden, war Renji enttäuscht, das Kenseikan auf dem gewohnten Platz zu sehen. Er konnte mit Byakuya einfach wesentlich besser umgehen, wenn seine Haare offen waren.
 

„Das Essen wird in Kürze hier sein“, begann Byakuya und deutete auf den niedrigen Tisch. Dort stand bereits ein Tee-Service. „Setz dich.“
 

„Bleib“, murmelte Renji. „Mach eine Rolle. Bettle.“
 

„Was?“
 

„Nichts“, erwiderte Renji, ließ sich auf den Boden plumpsen und kreuzte die Beine.
 

„Offensichtlich beschäftigt dich irgendetwas.“, sagte Byakuya und kniete sich im Seiza Renji gegenüber. „Was ist es?“
 

Renji blieb von einem Erklärungsversuch verschont, da die Dienerin mit dem Essen das Quartier betrat. Er überlegte, ob er sich an ihren Namen erinnern könnte – Aio, oder nicht? Er hatte so ziemlich jeden Angestellten kennengelernt, seit er regelmäßig in der Küche vorbeikam, um nach Resten zu schauen.
 

Er sah ihr zu, wie siegeschickt das Essen servierte, hatte jedoch das Gefühl, ihr seine Hilfe anbieten zu müssen. Er versuchte, sie zu ignorieren, doch es war für ihn schier unmöglich, nicht zu beobachten, wie sie ihre Arbeit verrichtete. Sie war klein und zierlich mit dürren Händen und pechschwarzem Haar, welches in einem simplen Bob geschnitten war. Ihre Kleidung war ebenfalls einfach. Ein schwarzer Kimono ohne Verzierungen, nichts was ablenkte oder sich abhob. Sie hielt ihre Augen nach unten gerichtet und völlig bei sich. Renji fragte sich, wie sie eine solche Unterwürfigkeit aushielt und noch nicht einmal irgendeine Anerkennung für ihre Dienste erhielt.
 

„Renji, antworte mir“, begann Byakuya wieder und schenkte der Frau keinerlei Beachtung. Sie hielt ihm gerade ein heißes Tuch für seine Hände hin. „Sag mir, was dich so verärgert hat.“
 

Die Dienerin umrundete den kleinen Tisch und bot Renji ebenso ein Tuch an. Er wischte seine Hände damit ab, faltete und platzierte es auf dem Tisch. „Matsumoto hat was Dummes gesagt. Das ist alles.“
 

„Ah, Kommandant Hitsugayas lüsterne Vizekommandantin. Ist sie nicht eine Freundin von dir?“
 

„Hmm...“, machte Renji. „Sie glaubt nur, dass sie mich kennt.“
 

„Ich verstehe“, erwiderte Byakuya.
 

Die Dienerin schenkte Byakuya Tee aus. Sie zögerte eine Sekunde, tat dann aber dasselbe bei Renji. Nachdem sie die Teekanne wieder zurück auf den Tisch gestellt hatte, zog sie sich mit einer Reihe von Verbeugungen zurück.
 

Nachdem er sich höflich für das Essen bedankt hatte, fragte ihn Byakuya: „Eine kleine Kabbelei unter Liebenden?“
 

„Also bitte!“, Renji rollte mit den Augen und nahm die Schüssel Miso-Suppe in die Hand, nippte kurz daran. „Ich habe ihr einmal Mittagsessen gekauft, das war das höchste der Gefühle. Und das war sogar mehr ein... Unfall.“
 

Byakuya schürzte die Lippen, fast als würde er versuchen, ein Lächeln zu unterdrücken. „Was könnte dich also dann in eine solch schlechte Laune bringen?“
 

Du. Während er auf einer Nudel herumkaute, überlegte er, ob er wirklich mit seinem Kommandanten darüber sprechen wollte. Das Abendessen zu beginnen mit 'aus deinem Bett geschmissen zu werden, kotzt mich an, ich mag Sex, aber ich hoffe, dass dieses ganze Gefesselt-Sein-Ding nicht zur Gewohnheit wird, und, verdammte Scheiße, haben sie tatsächlich danach einen Schlafzauber auf mich angewandt?', wäre wirklich mit jedem zu einem Desaster geworden. Mit jemandem so reizbarem, wie Byakuya Kuchiki allerdings, war es reiner Selbstmord.
 

Licht reflektiert die scharfe Schneide. Renji begann zu erkennen, dass Zabimarus Rätsel versuchte, ihn genau über diese Situationen etwas zu lehren. Lass dich nicht von der sanften Schönheit der Kirschblüten täuschen; sie sind Schwerter. Doch wie jedes Schwert gab es auch eine flache Kante. Eine sichere Seite, die das Licht nicht reflektierte.
 

Das Problem war, dies zu erkennen.
 

Also zuckte Renji mit den Achseln und bediente sich am eingelegten Gemüse. „Es sind Hunde-Kommentare. Die gehen mir manchmal wirklich auf die Nerven. Es scheint, als könnte ich Inuzuri nie hinter mir lassen.“
 

„Du trägst deine Vergangenheit in deinem Gesicht, wie ein Ehrenabzeichen.“, Byakuya nippte an seinem Tee.
 

„Was? Sie meinen das hier?“, Renji deutete auf seine Stirn, wo das Stirnband seine Tattoos verdeckten. „Sie repräsentieren nicht, woher ich komme.“
 

„Nein?“
 

„Nein. Sie handeln nicht davon, wer ich war, sondern wer ich geworden bin.“ Wer er noch werden wird, wer er so verzweifelt werden wollte. Die Tätowierungen begannen während der Akademie und wuchsen während seiner Zeit in der 11. Einheit. Je mehr er über das Kämpfen lernte, über sein Zanpakutō, desto mehr sind dazu gekommen. Es war für ihn keine Überraschung, als er Zabimarus Gestalt zum ersten Mal sah, dass der Dämon ähnliche Linien aufwies.
 

"Nebenbei bemerkt", fuhr Renji fort, nachdem er an seinem Tee genippt hatte. "Warum wollte ich irgendetwas aus dem Scheißloch an mir haben, unter meiner Haut? Ich habe diesen Ort gehasst. Das Einzige für mich in Inuzuri..." war Rukia. Aber das konnte er Byakuya ja schlecht sagen, oder? "... verschwand. Also tat ich dasselbe."
 

Byakuya hörte zu, seine Augen weiterhin auf den Teller gerichtet. "Ich hatte überlegt, ob vielleicht, deine Tätowierungen eine Art Schild seien, ein Schutz gegen irgendetwas. Ein Weg, niemals richtig entblößt zu sein."
 

Renji hatte niemals in dieser Weise daran gedacht, eine Art Talisman gegen Schutzlosigkeit. Nein, wenn überhaupt, war es ein Ausdruck seiner wachsenden Stärke. Er schüttelte seinen Kopf. "Sollten wir nicht euer Blütenfest besprechen?", fragte er, während er überlegte, vom Aal zu probieren. Er roch nach seinem Geschmack zu würzig. "Apropos Schutz, befürchten sie die Begegnung mit einer Ex-Verlobten oder sitzen gelassener Geliebten?"
 

Byakuya lachte verstimmt. "Eher Verehrer. Und ja, ich erhoffe mir, dass du die Schar Mädchen, die meine Tante auf mich angesetzt hat, zurückweist."
 

"Und wie soll ich das anstellen?", fragte Renji mit einem Mund voller Soba. "Sie an der Tür mit Zabimaru begrüßen?"
 

"Das könnte funktionieren.", mutmaßte Byakuya. "Deine Anwesenheit alleine wird für genug Abschreckung sorgen. Zudem bist du mein Vorwand 'Nein' zu den zahlreichen, lächerlichen sozialen Veranstaltungen zu sagen."
 

"Ernsthaft? Ich bin ihre Ausrede?"
 

Byakuya hob eine Augenbraue, "Im Grunde. Ja."
 

Renji lachte leise bei dieser Idee. War es nicht eigentlich umgekehrt? Müsste er nicht jemanden finden, der ihm einen Nachfolger gebar? Er schlürfte noch ein paar Nudeln. "Es ist schwer für mich zu glauben, dass sie eine Gruppe dummer, adeliger Frauen nicht alleine verschrecken können. Geben sie ihnen ihren eisigen Blick und erhöhen sie ihren spirituellen Druck, Kommandant. Niemand würde auch nur in ihre Nähe kommen."
 

"Gewiss", sagte Byakuya trocken. "Allerdings sind meine Familie und das Hanami zwei völlig unterschiedliche Arten des Schlachtfeldes. Und bei einem bin ich nicht so geschickt darin, es zu bezwingen. Zudem hast du bisher noch nie meine Tante getroffen. Ihr Blick ist legendär, ich habe keine Hoffnung, sie jemals darin zu übertreffen."
 

"Huch!", machte Renji.
 

"Genau das."
 


 

Sie verbrachten den Rest des Abendessens damit, das Programm des Festes und alle möglichen Anstandsregeln und gesellschaftlichen Umgangsformen zu besprechen, die Renji beachten musste. Gerade als Teil vom Gefolge des Oberhauptes der Kuchiki-Familie.
 

Die Dienerin kehrte zurück, um das Geschirr abzuräumen und eine Flasche Sake und ein paar Desserts anzurichten. Renji vergaß alles um sich herum und händigte ihr sein Teller mit einem „Danke Aio“ aus.
 

Sie und Byakuya blickten leicht schockiert drein.
 

„Oh, Mist“, sagte Renji und realisierte die Ironie seines Fehltritts, mitten in ihrem Gespräch über richtiges Verhalten im kaiserlichen Garten. „Sind sie sich wirklich sicher, Kommandant? Vielleicht kann man Inuzuri nicht vollständig aus einem Mann verbannen.“
 

Byakuya winkte die zögernde Dienerin weg. „Du wirst das schon schaffen. Außerdem ist da niemand anderes, den ich an meiner Seite haben will.“
 

Wow. Das war ja schon nahezu romantisch, aber bedeutete es wirklich das, was Renji sich wünschte? 'Haben will' war hier nicht das ideale Wort. 'Möchte' oder, noch besser, 'wünschte' wären netter gewesen.
 

Die Dienerin verschwand mit einem leichten Geräusch der sich schließenden Tür. Byakuya streckte seinen Arm über den Tisch und berührte Renjis Kinn mit seinen Fingerspitzen. „Und wer wäre besser, um ein Wochenende mit ihm zu verbringen?“
 

Byakuya pflanzte einen langen, leidenschaftlichen Kuss auf Renjis überraschten, geöffneten Mund.
 

„Möchtest du über Nacht bleiben?“, fragte er, als er sich zurückzog.
 

„Ja“, erwiderte Renji ohne zu zögern. „Allerdings weiß ich nicht, ob meine Handgelenke das schaffen“, rutschte ihm heraus.
 

„Oh?“, Byakuya schaute finster. Er zischte, als er Renjis Male sah. Er griff nach beiden Armen und zog sie näher an sich heran, um sich die dunklen Striemen genauer anzusehen. „Du hast viel mehr dagegen angekämpft, als ich es realisiert habe. Kidō hätte dich komplett bewegungsunfähig gemacht. Es tut mir leid.“
 

Entschuldigung, dass ich keine besseren Fesseln verwendet habe? Verdammte Scheiße. Renji zog seine Arme zurück.
 

„Hattest du den ganzen Tag Schmerzen?“, fragte Byakuya, ohne seinem Blick zu begegnen.
 

Nicht davon, dachte Renji, sagte es aber nicht. „Wenn sie sich wirklich für etwas entschuldigen wollen, wie wäre es...“
 

Zabimaru machte ein kleines Geräusch, fast wie ein warnendes Knurren. Wende das Schwert.
 

Renji runzelte die Stirn. Wende ich wirklich das Schwert oder mache ich eine Rolle und offenbare ihm meinen Nacken?
 

Wir sind nicht sein Biest.
 

Trotzdem können wir seine Herrschaft akzeptieren, flüsterte eine zweite Stimme. Und den Schnitt vermeiden.
 

Also schön, dachte Renji. Zabimaru verstand Senbonzakura um so vieles besser, als er Byakuya. Er würde auf sein Zanpakutō hören. Er schüttelte sein wachsendes Unbehagen mit einer Bewegung der Schultern ab. „... Wie wäre es, mit einem Kuss zu starten? Um es besser zu machen?“
 

Als Byakuya seinen Blick hob, brachte Renji ein schelmisches, kleines Grinsen zustande. Wie ein Kind mit einem kleinen Wehwehchen schob er die Arme über den Tisch und zeigte auf eine der besonders fiesen Striemen.
 

„Da“, befahl Renji.
 

Byakuya blickte eine Weile auf Renjis ausgestreckten Arm und sagte nichts. Dann beugte er seinen Kopf nach vorne und küsste sanft die Stelle, die Renji ihm gezeigt hatte.
 

Byakuya so gebeugt, so flehend, zu sehen, ließ Renji den Atem stocken und ließ seinen ganzen Körper erschauern. Es war viel zu einfach, sich Byakuya in einer anderen Position so vorgebeugt vorzustellen. Und dieser Gedanke ließ Renjis Glied sofort aufrichten.
 

Scheiße, Matsumoto hatte recht, dachte Renji. Ich bin wie ein Welpe in seinen Händen.
 

Seine Augen waren immer noch nach unten gerichtet, aber sein Mund verzog sich zu einem kleinen Lächeln, als er seinen Kopf hob. „Ich verstehe. Nur das Heilmittel, trotz allem. Sag mir, schmerzt es sonst noch irgendwo?“
 

„Oh“, sagte Renji. „Überall.“
 

Byakuya stand auf. „Vielleicht kommst du besser rüber zu meinem Bett und lässt mich schauen.“
 

„Ja“, willigte der Rothaarige ein und stand auf. Allerdings griff er sich vorher den Tisch und stellte ihn draußen in den Flur. Das Letzte, was er nun brauchte, war, dass die Dienerin sie störte. Bevor er die Tür schloss, zögerte er einen Moment, griff dann nach den Süßigkeiten und dem Sake. Vielleicht war später der passende Zeitpunkt, um sich damit gemeinsam eine kleine Freude zu machen. Er stellte die Dinge auf Byakuyas Kommode ab und huschte zum Bett.
 

Renji hätte nicht glücklicher darüber sein können, dass Byakuya den Moment genutzt hatte, um sein Kenseikan aus seinen Haaren zu nehmen und es sowie seinen Schal, in die dafür vorgesehenen Boxen zu legen.
 

„Lass mich dich ansehen“, sagte Byakuya. „Würdest du dich für mich entkleiden?“
 

Oh.
 

Es war nicht so, als wüsste Renji nicht, dass Byakuya gerne beobachtete. Die Augen des Kommandanten waren den ganzen Tag auf ihn gerichtet und nun schien es, als wollte er mehr von diesem Anblick.
 

Allerdings... war es ein bisschen anders als das, was er sich erhofft hatte... ein bisschen perverser. Hitze ließ seine Wangen erröten, sein Atem beschleunigte sich dennoch. Er musste wegschauen, starrte den Boden an. Trotzdem spürte er das Gewicht von Byakuyas Blick auf sich, genauso scharf, wie der plötzlich ansteigende spirituelle Druck seines Kommandanten. Hungriges, gieriges Reiatsu.
 

Er könnte auch 'nein' sagen, vermutete er. Auch, wenn er es in Erwägung zog, griff er nach seinem Stirnband und entknotete es. Er zuckte mit den Schultern. Er konnte nun wirklich kein Unheil darin erkennen, das Spielchen mitzuspielen. Außerdem, was hatte Yumichika gesagt? Vielleicht sollte er einfach damit zurechtkommen, dass dies ein Teil von Byakuya war.
 

Egal, je schneller er aus seinen Klamotten raus war, desto schneller ging es ins Bett.
 

Nachdem das Stirnband zu Boden glitt, löste er auch seine Haare. Nummer vier, dachte er, als er das Band ebenso fallen ließ. Es war wirklich eine schlechte Woche für Haarbänder. Aber er hatte wirklich keinen Grund sich zu beschweren. Immerhin sind alle für Sex geopfert worden, statt zerrissen und blutig gewesen zu sein.
 

Seine Haare fielen ihm wieder ins Gesicht. Es war so dick und unzähmbar und die letzten Nächte hatte er immer mit offenen Haaren geschlafen. Es war ein reinstes Gewirr an Knoten. Zumindest war es für ihn nun eine Art Vorhang, hinter dem er sich etwas verstecken konnte. Allerdings kam nun der schwierigste Teil. Das Schlimmste, wie immer, war Zabimaru abzulegen.
 

Byakuya hatte in einer Hinsicht recht. Renji fühlte sich niemals schutzloser und entblößter als ohne seine Waffe. Vielleicht zeigten die Tätowierungen in ihrer eigenen Art und Weise, dass er niemals Zabimaru zurücklassen könnte. Sie überbrückten die Kluft, machte sie zu einer Einheit.
 

Mit gleichmäßigen Atemzügen nahm er das Schwert von seinem Gürtel. Er ging in die Hocke und legte sein Zanpakutō auf dem Boden ab. Kurz ruhten seine Finger auf dem Griff, bevor er es vollständig losließ. Seine Hand zitterte ein wenig, dennoch stand er ohne sein Schwert wieder auf.
 

Als Nächstes öffnete er seinen Obi. Als er den Gürtel gelöst hatte, hing seine Robe lose an ihm hinab. Er fühlte, wie die Kosode sich öffnete und mehr von seiner Brust offenbarte. Zur selben Zeit rutschte sein Hakama und ruhte nun auf seinen Hüftknochen.
 

Byakuya machte ein kleines Geräusch, fast wie ein Wimmern. Renji blickte auf, um den Ausdruck im Gesicht seines Kommandanten aufzufangen. Hätte der Rothaarige nicht so langsam begonnen, ihn besser kennenzulernen, hätte er geglaubt, sich das Geräusch eingebildet zu haben. Aber mittlerweile konnte er es sehen – die Erregung seines Kommandanten. Das leichte Beben in seinen Augen, die Weise, wie sein Mund ganz minimal geöffnet war.
 

Renji ließ seinen Obi auf den kleinen Kleidungsberg vor seinen Füßen fallen. Er überlegte, ob er das Ganze verlängern sollte, um Byakuyas Vergnügen in die Länge zu ziehen. Allerdings war er sich nicht sicher, ob er den stolzen Verführer mimen konnte. Nicht in dem Maße und überhaupt, es war doch ziemlich eindeutig, dass es Byakuya gefiel, wie er es machte. Einfach und gerade heraus.
 

Also hob er seine Schultern und ließ die Schwerkraft ihre Arbeit tun. So glitt die seidene Robe langsam zu Boden. Er verstand Byakuya inzwischen gut genug, um sich nicht mit seinem Hakama zu beeilen. Er brauchte nicht aufzuschauen, um zu spüren, dass die Augen des Kommandanten auf ihn gerichtet waren. Ohne Zweifel folgten sie soeben jeder Linie seiner Tattoos. Sie waren es schließlich auch, mit denen alles angefangen hatte. So sehr schienen sie Byakuya zu faszinieren; er hatte sich sogar seine eigene These dazu zurechtgelegt. Hatte er schon immer darüber nachgedacht?
 

Er zögerte weiterhin, hielt mit einer Hand das Hakama am Bund fest.
 

"Renji", Byakuyas raue und heisere Stimme schreckte ihn ein wenig auf. "Bitte?"
 

Oh Gott! Byakuya flehte? Renji musste selbst ein Stöhnen zurückhalten und ließ sein Hakama los. Mit einem sanften Rascheln fiel der Stoff zu Boden. Die kühle Nachtluft bereitete Renji Gänsehaut und ein Schauer lief ihm, aufgrund der plötzlichen Entblößung, über den Körper.
 

Er hörte, wie Byakuya tief Luft holte. "Ja", sein Flüstern war schon fast ein Schnurren. "Einfach prächtig."
 

Das Kompliment verstärkte nur Renjis Gefühl, ausgestellt zu sein, zumal sein Glied bereits vor Erwartung pochte.
 

Langsam bewegte er sich Richtung Bett, als die Stimme des Schwarzhaarigen ihn stoppte. "Würdest du... dich selbst berühren?"
 

Naja, verdammt, wenn es nicht bald jemand anderes tut, wäre Renji eh aufgrund der Schmerzen in der Hölle. Er biss die Zähne zusammen und schalt sich selbst dafür, nicht kapiert zu haben, dass es genau darauf hinauslaufen sollte. Schon als er anfing, sich auszuziehen.
 

Er ließ seine Hände über den Körper gleiten, um das zu tun, was ja eigentlich vollkommen natürlich war. Renji blickte auf das Bett hinunter. Er wünschte, die beiden würden jetzt gemeinsam darin liegen. Er fixierte die Stelle, von der er mittlerweile als 'seine Seite' dachte. Schlussendlich begann er damit, was Byakuya wirklich sehen wollte.
 

Doch er schaffte es nicht vollständig, sich darauf zu konzentrieren. Renji konnte den Schatten seines Kommandanten einfach nicht ausblenden. Dieser war immer noch in seine Uniform gehüllt und gegen seine Kommode gelehnt. Seine Knöchel weiß, wo sich seine Händeum das Möbelstück schlossen. Sein spiritueller Druck ließ Saum und Haare flattern, während seine Aufregung stieg.
 

Renji fuhr mit seinen Bewegungen fort, sein Geist ein einziges Gewirr. Warum? Warum fragte Byakuya immer nach solchen Sachen, wenn er doch absolut nüchtern war? Er blickte lange auf das Ding, welches hinter Byakuya auf der Kommode stand. Hätte er diese Flasche Sake, gäbe es keinen Moment des Zögerns mehr. Es war eine Fähigkeit, die er schnell vor einigen Jahren gelernt hatte. Besoffen genug sein, um es vor der ganzen Einheit zu treiben. Nüchtern allerdings und mit ihm, fühlte es sich...
 

Naja, es war schmutzig genug, um ihm klarzumachen, was er bevorzugte. Und was er wollte, war so langweilig, so banal... so ‘niedergelassen’ und ‘verheiratet’. Um ehrlich zu sein, als Byakuya ihn fragte, ob er die Nacht bleiben würde, war ein Teil von ihm absolut damit einverstanden gewesen, wenn sie sich einfach nur das Bett zum Schlafen geteilt hätten.
 

Warum musste er sich verlieben? Was für eine nutzlose, störende Emotion Liebe doch war! Das könnte toller, unbedeutender Sex sein. Byakuya war immerhin überraschend einfallsreich. Es waren doch immer die Ruhigen, die einen überraschten, richtig?
 

"Du hast schon wieder dein Denkergesicht aufgesetzt", Byakuyas Stimme war heiser aber auch etwas amüsiert. "Gibt es dort Gewalt?"
 

Renji lachte rau. "Das wünschten sie sich."
 

"Das tue ich", bestätigte Byakuya. "Ich wünschte, du wärst ein wenig gröber."
 

Oh man.
 


 

Renji kniete auf dem Boden, mit zitternden Händen auf seinen Knien, sein Kopf geneigt und versuchte wieder zu Atem zu kommen. Er fühlte sich etwas schmutzig und... benutzt. Scham breitete sich in ihm aus und erhitzte seinen Körper. Er konnte es nicht leugnen. Er war trotz allem nur ein Hund und dieser Mann war sein Meister.
 

"Wunderschön", fuhr Byakuya fort. "Und um so vieles ergebener, als ich gedacht hatte."
 

Renji schüttelte den Kopf und lachte deprimiert. "Ich bin scheinbar voller Überraschungen, eh?"
 

Er schaute auf und sah Byakuya über sich, komplett nackt. Während er dabei war, sich zu erholen, hatte der Schwarzhaarige wohl die Zeit genutzt und sich vollständig entkleidet. Es war nur zu offensichtlich, er war noch nicht... befriedigt.
 

Verdammt, dachte Renji und richtete sich etwas auf. Ich bin doch schon auf meinen Knien.
 

"Erinnerst du dich daran, was ich mag?", fragte Byakuya, seine Finger streichelten durch eine wirre, rote Strähne.
 

Sie hatten dies vorher nur einmal getan, aber auch da hatte er die Anweisungen befolgt. "Ja, Kommandant."
 


 

Das, was Renji an dieser Position gefiel, war die Tatsache, dass er vollkommene Kontrolle über Byakuyas Genuss hatte. Er hatte nicht wirklich die Übung, den Kommandanten zum Betteln zu bringen, aber er stellte sicher, dass er es so lange wie möglich hinauszögerte. Renji war mehr als erfreut über die vielen Geräusche, die er aus seinem zurückhaltenden Kommandanten herausholte. Und wie verschwitzt und errötet er am Ende war.
 

Es war nun wirklich keine ausgleichende Gerechtigkeit, aber es war befriedigend zu hören, wie Byakuya Kuchiki seinen Namen keuchte.
 

Byakuya ließ sich auf das Bett fallen und breitete sich in einer höchst unfeinen Art und Weise darauf aus.
 

So sehr sich Renji auch wünschte, zu ihm zu krabbeln, wusste er doch, dass dies das beste Rezept für Liebeskummer war. Er sammelte seine Sachen und Zabimaru zusammen, stand auf und ging Richtung Tür.
 

"Wo gehst du hin?", wollte Byakuya wissen und richtete sich mit seinen Ellbogen auf.
 

Renji stand am Türrahmen, wo er gerade in seine Uniform zurückschlüpfte und blickte finster drein. Byakuya war derjenige gewesen, der darauf bestanden hatte, dass er beim letzten Mal vor dem Morgengrauen verschwand. Renji band sich das Shitagi und die Kosode um die Taille. "Wollen sie mich, verdammt noch mal, auf den Arm nehmen?"
 

"Wir hatten deinen Aufenthalt hier vereinbart."
 

"Aufenthalt ist vorbei, Kommandant", sagte Renji, trotzdem glitten seine Augen zu dem Bett und der Seite, die er gerne in Beschlag nehmen würde. Er stampfte in sein Hakama und schnürte den Obi darum. Schnell brachte er Zabimaru an seinen Platz und öffnete langsam die Tür. "Ich sehe sie dann morgen früh."
 

Ein Luftzug, dann spürte Renji einen festen Griff um seinen Ellbogen.
 

Renjis Lippen kräuselten sich etwas, bevor er sich zum Gesicht seines Kommandanten umdrehte. Byakuya sah... verletzt aus. Es war nicht viel, aber seine Augen schienen stumm zu flehen, trotz des direkten und durchdringenden Blicks. Renji konnte seinen Ärger nicht länger aufrecht halten, während er in diese sanften, grauen Augen blickte. Mit einem Schulterzucken schloss er die Tür wieder.
 

"In Ordnung", sagte Renji. Dann deutete er auf das Bett. "Aber das ist meine Seite des Bettes. Haben sie verstanden?"
 

Sein sanftes Lächeln zierte Byakuyas Gesicht. "Wie du wünschst."

Romance at the Hanami: Friday, Introductions

Renji fühlte sich lächerlich, während er in voller Ausgehuniform neben der Kuchiki-Sänfte herlief. Besonders, da Byakuya darauf bestanden hatte, dass er seine Haare offen trug. Sozusagen als Versuch, seine Tätowierungen zu verdecken und damit den Adel nicht allzu sehr zu ängstigen. Das bedeutete, dass er die meiste Zeit des langen und warmen Marsches zu den kaiserlichen Gärten damit verbracht hatte, seine widerspenstigen Strähnen aus den Augen zu streichen. Während er eine besonders nervende Strähne nun schon zum dritten Mal aus seinem Gesicht blies, seufzte er. Würde er nicht vermuten, dass Byakuya seine Haare insgeheim mag, hätte er die spätestens jetzt vollständig abrasiert.
 

Das einzig Positive an der Reise mit dem Gefolge der Kuchikis war, dass es kaum eine Familie gab, die einen höheren Stand hatte. Also waren sie praktisch immer an der Spitze der Reisegruppe. Denn die Straße war voll von geringeren Aristokraten, von denen jedoch erwartet wurde, zur Seite zu treten, um einer der vier 'wahren Adeligen'-Familien durchzulassen.
 

Leider schien das ebenso zu bedeuten, dass er für den ersten Teil ihres 'Dates' nicht viel mehr war, als ein besserer Diener. Als die Sänfte schlussendlich stoppte, platzierte er das Trittbrett und öffnete die Tür für Byakuya.
 

Als dieser ausstieg, schaute er Renji mit einem Blick an, den der Rothaarige langsam zu interpretieren wusste. Dieser Blick wahr eine Ermahnung, eine stille Art zu sagen 'Ich hoffe, du erinnerst dich an alle Etikette, die wir besprochen haben'. Also nickte Renji kurz im Gegenzug und folgte er Byakuya im angemessenen Abstand.
 

Dieses Wochenende würde sich endlos hinziehen.
 


 

Nach gefühlten Stunden von Anweisungen und formalen Begrüßungen wurden Byakuya und Renji endlich sein Gästequartier gezeigt. Es war eine Suite, ohne Zweifel eine angemessene Unterkunft für jemanden wie Byakuya Kuchiki. Renji hatte noch nie ein so großes und edles Quartier gesehen, mit Kirschholzbalken und Fusuma, bemalt mit fantastischen, detaillierten Gärten. Die Räumlichkeiten hatten sogar Zugang zu einem kleinen, privaten Innenhof. Eine kühle Brise blies hindurch und brachte den intensiven Duft von Kirschblüten mit sich.
 

Tee und andere Erfrischungen standen bereits auf einem niedrigen Tisch bereit. Das Reisegepäck wurde zwischenzeitlich schon gebracht und ausgepackt. Renji konnte sich das nur mit einer Horde unsichtbarer Diener erklären.
 

Der Diener, der ihnen das Quartier gezeigt hatte, zog sich mit einer tiefen Verbeugung zurück. Kniend schob er die Tür zu, das Rascheln des Reispapiers untermalte diese Geste. Byakuya seufzte erleichtert auf. "Morgen wird es einfacher sein", sagte er und ließ sich vor dem Teeservice nieder. "Allerdings fürchte ich, dass es da eine Teezeremonie gibt, die ich nicht vermeiden kann."
 

"Gott", seufze Renji und lehnte sich gegen den Türrahmen. Mit einer Hand hielt er sich die Haare aus dem Gesicht. "Sie wollen doch nicht ernsthaft, dass ich zwischen den Euren sitze."
 

"Nein. Auch wenn die Einladung dich mit einbezieht, kenne ich deine Grenzen, Renji. Dennoch ist es schade. Richtig gemacht, kann eine Teezeremonie sehr intim sein."
 

Intim?
 

Renji runzelte die Stirn. Er war immer noch dabei, herauszufinden, was für eine Art Beziehung sie führten. Ganz klar eine Sexuelle – mit allen Arten von Sex. Aber alles Andere war für ihn ein rätselhaftes Gewirr. Manchmal war Renji davon überzeugt, dass Byakuya ihn unglaublich lästig fand, oder noch schlimmer, wie eine Art ungezähmter Pavian, der eine Schande für die ganze 6. Einheit darstellte.
 

Und dann waren da seltene, wunderschöne Momente wie dieser, in der der Kommandant offensichtlich so etwas wie Vertrautheit willkommen hieß. Vielleicht sogar ersehnte. Aber man konnte sich mit Byakuya nie sicher sein. Es konnte ein riskantes Unterfangen sein, ihm näher zu kommen. Renji hatte sich, selbst in den Wirren der Leidenschaft, nicht dazu hinreißen lassen, seinen Kommandanten beim Vornamen zu nennen. Es war einfach nicht möglich, vorauszusehen, wie dessen Reaktion ausfallen würde. Kuchiki-sama wäre vermutlich noch in Ordnung, aber unter keinen Umständen würde er einen Liebhaber 'Lord' oder so nennen, während er gerade gevögelt wurde.
 

"Du könntest aufhören, zu starren und zu mir kommen", dabei deutete Byakuya zum Tisch. "Wir haben den Abend für uns. Ich werde bis zum Morgen nirgendwo erwartet."
 

Renji machte sich auf dem Weg zum Tisch und ließ sich, im Schneidersitz, gegenüber von Byakuya auf den Boden fallen. Sein Magen grummelte laut und er war etwas enttäuscht, nur feines, winziges Konfekt auf dem Tablett zu entdecken.
 

"Hast du vor, das ganze Wochenende vor dich hin zu grübeln?", fragte Byakuya und griff über den Tisch, um Renji Tee einzuschenken.
 

"Möglich.", erwiderte Renji mit einem Achselzucken und suchte ein paar nahrhaft aussehende Stücke heraus und platzierte ein paar auf Byakuyas Teller, bevor er sich selbst bediente. "Ich bin nur nicht an dieses noble Leben gewohnt."
 

"Ich habe gehofft, du würdest es vielleicht genießen. Stattdessen macht es den Anschein, als würde es dich mürrisch stimmen."
 

"Ich bin nicht mürrisch. Ich bin nur... fehl am Platz."
 

"Nicht im Geringsten", beharrte Byakuya. "Hier gibt es eine Menge Soldaten."
 

"Als Gefolge", Renji nickte und steckte seine Essstäbchen in ein braunes Hefebrötchen und versuchte herauszufinden, was es genau ist. "Oder Diener... oder Bodyguards."
 

"Das ist Manjū", sagte Byakuya und ignorierte Renjis Kommentar. Er fokussierte nun selbst das Essen, welches vor ihm stand. "Du solltest aufhören, es umzubringen und es probieren. Du liebst doch Bohnenpaste, nicht wahr?"
 

Das kleine Brötchen stellte sich als sehr gut heraus, auch wenn der Buchweizen in der Hülle dem Ganzen einen unerwarteten reichhaltigen Geschmack gab. Der Tee, den Renji danach probierte, war noch überraschender. Renji vergaß seine Verdrießlichkeit. "Wie kann es möglich sein, dass es nach Orchidee riecht... und noch besser schmeckt?"
 

Byakuya lächelte leicht. "Das genau ist es, was ich für dich wollte. Versuche einfach ein bisschen von dem Luxus zu genießen."
 


 

Nachdem sie sich satt gegessen und das Tee-Tablett für die Diener auf den Flur gestellt hatten, war Renji nicht sicher, was nun kommen würde. Er war müde genug um, wäre er alleine hier, auf das Bett zu fallen und ein Nickerchen zu halten.
 

Aber Byakuya winkte ihn zu der kleinen Veranda mit Blick auf den Innenhof. Der Kommandant hatte sich die Zeit genommen, um sein Kenseikan abzulegen und in ein, für ihn, simplen Kimono zu schlüpfen. Die Robe war aus feinem, bernsteinfarbenem Stoff mit gestickten Kolibris an den Rändern. "Komm", sagte er. "Dank der Shoji ist hier genug Privatsphäre, um zusammen zu sein."
 

Sie setzten sich auf eine Bank mit Kissen. Als sie sich niedergelassen hatten, griff Byakuya nach Renjis Hand und nahm sie in seine eigene.
 

Der Rothaarige konnte ein leises Lachen nicht verkneifen.
 

"Was?", zischte Byakuya.
 

"Sie halten meine Hand. Das ist einfach... niedlich."
 

Byakuya riss seine Hand zurück und versteckte beide in den Falten seiner Ärmel. Dabei fixierte er die Wand mit einem finsteren Blick. "Ernsthaft. Warum habe ich dich hierhergebracht?"
 

Renji schaute den Schwarzhaarigen lange von der Seite an. Dann schlang er einen Arm um dessen schmale Schultern. Er zog ihn nah an sich ran und platzierte einen liebevollen Kuss auf dessen Kopf. "Weil, auch wenn ich ihnen tierisch auf den Sack gehe, ich interessanter bin, als alle diese reichen Langweiler, die euch umgeben."
 

Renji spürte, wie sich Byakuya in seiner Umarmung entspannte. "Das ist wahr."
 

Sie saßen einfach nur still da, während die Sonne langsam unterging. Auch wenn in dem kleinen Innenhof nur eine einzige japanische Kirschblüte stand, war diese dennoch mit kleinen Papierlaternen festlich geschmückt. Baumfrösche lugten aus den Ästen hervor, die vollständig von rosa Blüten bedeckt waren. Das Gurgeln von fließendem Gewässer in der Nähe erfüllte die Luft. Irgendwann hatte sich Byakuyas Hand von ihrem Versteck gelöst und ruhte nun locker auf Renjis Oberschenkel.
 

Renji legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen halb. Das war schön. Es fühlte sich überraschend gut an, Byakuya an sich gelehnt zu haben. Diese Nähe und Wärme. Seine Hand wanderte zur Taille seines Kommandanten und streichelte abwesend die weiche Seide des Gürtels. Als das Licht schwand, sah man Glühwürmchen im Gras. Wenn das nur für immer so ein könnte, seufzte Renji innerlich. Langsam begann er, einzudösen.
 

"Byakuya-chan!"
 

Plötzlich war nur noch Luft unter Renjis Arm. Der Rothaarige blinzelte. Auf der anderen Seite des Innenhofes, auf dem Dach hockend, konnte er Byakuyas Umrisse ausmachen. Der Kommandant machte eine scheuchende Geste mit seinen Händen.
 

Ernsthaft?
 

Renji richtete sich mit einem Grunzen auf. Zeit, einen Verehrer oder Ähnliches zu vertreiben.
 

"Da bist du ja, Liebling", hörte er den Singsang einer weiblichen Stimme. Als sich Renji jedoch umdrehte, um zu schauen, wer da sprach, wandelte sich die sanfte Begrüßung zu einem ängstlichen Quitschen. "Oh! Wer sind sie?"
 

Die Frau, welche Renji verschreckt anstarrte, trug einen festlichen und langärmeligen Kimono, mit wattiertem Saum, in einem tiefen Indigo. Auf dem Rücken und an beiden Ärmeln war das Wappen der Kuchikis gestickt. Das reinweiße Haar war in vielen komplexen Geflechten und Locken frisiert. Gehalten von glitzernden blauen, juwelengeschmückten Haarnadeln. Ist dies etwa das legendäre Tantchen?
 

"Wo ist mein Neffe? Mir wurde versichert, dass dies seine privaten Gemächer sind", fauchte sie, bevor Renji auf ihre Frage antworten konnte.
 

"Das sind sie. Er ist... raus gegangen.", sagte Renji simpel. Es war immerhin keine Lüge.
 

"Warum schleicht so jemand wie du hier herum? Die Quartiere der Dienerschaft sind im Untergeschoss."
 

"Ich bin der Adjutant und Vizekommandant der 6. Einheit der 13 Hofgarden."
 

Sie nahm sich einen Augenblick Zeit um Renji zu mustern und erkannte wohl die Uniform. Dann schnalzte sie mit der Zunge, als ihre Augen auf seine Tattoos im Nacken fielen. "Das sehe ich. Du brauchst einen Haarschnitt."
 

"Was?"
 

"Du bist eine Schande für die Einheit meiner Familie, so wie du aussiehst. Du kannst dich glücklich schätzen, dass ich nicht die Sicherheitsbediensteten gerufen habe, um einen Einbruch zu melden", schnaufte sie.
 

"Sie sind hier der Eindringling, Lady. Sie können froh sein, dass ich sie nicht mit einem Arschtritt hinausbefördere."
 

"Ach was!", schnappte sie nach Luft. Ein ebenso indigofarbener Fächer tauchte plötzlich aus den Tiefen einer der Ärmel des Kimonos auf, schnappte auf und sie wedelte damit vor ihrem Gesicht. "Du bist barbarisch. Doch da du zu Byakuya-chan gehörst, kann ich mir denken warum. Woher kommst du?"
 

"6. Einheit", wiederholte Renji, obwohl er ganz genau wusste, was sie wirklich wissen wollte.
 

"Jaja", der Fächer führte den irritierenden Tanz vor ihrem Gesicht fort. "Ich meinte davor."
 

"11. Einheit, gnädige Frau."
 

"Bist du wirklich so dumm? Ich frage dich, aus welcher Region du kommst, Junge."
 

Renji richtete sich in voller Größe auf und verschränkte seine Arme vor der Brust. "Wenn sie bereit sind zu gehen, gnädige Frau, werde ich ihnen gerne sagen, was sie wissen wollen. Lassen sie mich ihnen die Tür zeigen."
 

"Aber, aber. Klein-Byakuya hat dich wohl sehr gut trainiert."
 

"Hmm", machte Renji biss die Zähne zusammen. Dann nickte er zum Ausgang. "Die Tür, gnädige Frau. Es sei denn, sie bevorzugen, dass ich ihnen meinen Arm zum Unterhaken anbiete?"
 

"Oh!" Die Farbe wich aus ihrem, ohnehin schon adelig-blassem, Gesicht. "Du würdest es nicht wagen!"
 

Er gab ihr sein bestes, verrücktes Grinsen und löste seine Arme von der Brust, um das Spielchen weiterzuspielen. "Sie möchten es also herausfinden?"
 

"Nein! Absolut nicht!", gab sie verärgert zurück. Dann raffte sie ihre Röcke und wirbelte in Richtung Tür. Während er ihr folgte, blickte sie ihn über die Schulter an. Als würde sie erwarten, dass er sie hinterrücks niederstrecken würde. An der Tür angekommen, verbeugte er sich kurz und zog die Tür für sie auf.
 

"Ich komme aus Inuzuri", knurrte er, als sie die Schwelle überschritten hatte.
 

Sie drehte sich leicht und gab ihm einen typischen Kuchiki-Blick über die Schulter. "Das dachte ich mir schon. Byakuya-Liebling liebt es, kleine Streuner aufzulesen und sie mit nach Hause zu nehmen. Ich sollte vermutlich dankbar sein, dass es zumindest diesmal keine Hure ist."
 

Renji musste seinen Griff um die Tür verstärken, damit er ihr nicht ins Gesicht schlug. Aber immerhin war es eine große Befriedigung, ihr die Tür vor der Nase zuzuknallen. So kraftvoll, dass das Holz knarzte. "Fickt euch, gnädige Frau. Fickt. Euch."
 

Als Renji seine Fäuste lockerte und aufschaute, erblickte er Byakuya. Der Ausdruck in seinen Augen ließ ihn innehalten. Er hat soeben jede einzelne Regel des Protokolls und der Etikette mit Füßen getreten. Und das noch nicht einmal bei irgendeinem zufälligen Adligen. Das war Byakuyas Tante gewesen. Eine gottverdammte Kuchiki. Er hätte genauso gut den Kaiser entthronen wollen.
 

Der Kommandant würde ihn umbringen.
 

Renji kniff die Augen zusammen, bereit die harsche Maßregelung über sich ergehen zu lassen. "Renji... Das war grandios. Ich wünschte, ich hätte dich schon vor Jahren mit hierher gebracht.", sagte der Schwarzhaarige stattdessen.
 


 

Der Rothaarige stand vor dem Schlafzimmer seines Kommandanten und überlegte, was er nun tun sollte. Er hatte nun endlich die steife Ausgehuniform abgelegt und trug seine Lieblingsrobe, die mit dem Blumenmuster. Er hatte seine Haare zurückgebunden und war fertig für zum Schlafengehen, doch das stellte ihn frustrierenderweise vor einige komplexe Probleme.
 

Zuerst war da die Frage, wo er schlafen sollte.
 

Wenigstens wurde von Renji nicht erwartet, im Quartier der Dienerschaft zu nächtigen. Als Adjutant hatte er das zweifelhafte Vergnügen eine Art persönlicher Diener zu sein. Daher wurde vorausgesetzt, dass er im Quartier seines Herren bliebe und sich um Byakuyas 'Bedürfnisse' kümmerte.
 

Heh, was für eine Zweideutigkeit.
 

Trotz der Umarmung am früheren Abend war sich Renji nicht sicher, ob er die Berechtigung hatte, sich einfach in das Bett seines Kommandanten zu legen. Das Problem war auch, dass sie bisher nie nur einfach nebeneinander geschlafen hatten. Es gab Liebkosungen vor und Einschlafen nach dem Sex, aber sie haben nie einfach nur nebeneinander geschlafen. Ohne irgendeine sexuelle Handlung im Vorhinein.
 

Das war etwas, was Renji ein wenig beängstigte. War es zu einer Gewohnheit geworden? Sodass, wenn er nun dort hineinging, von ihm Sex erwartet... nein, verlangt wurde?
 

Er sagte eigentlich nie 'nein' zu so etwas. Doch mit Byakuya war es erschöpfend und meist etwas... komisch und mitunter erniedrigend. Der Geschmack des Kommandanten, so hatte er festgestellt, war weit von 'Vanilla' entfernt. Das letzte Mal war etwas mehr als nur das Ausführen eines Befehls gewesen. Renji wusste, dass er dazu heute Nacht nicht die Ausdauer hatte. Nach dem langen, staubigen Marsch und all dieser furchtbaren Einführungsveranstaltungen, wollte Renji eigentlich nur Schlaf. Und davon eine Menge.
 

Das Quartier des Kommandanten war groß genug, dass, falls er wollte, sich einfach ein Raum aussuchen und das Shikibuton herausholen konnte. Die gepolsterte Matratze lag zusammengerollt im Ankleidezimmer. In Anbetracht der Tatsache, dass die Kuchiki-Tante sich selbst den Zugang zu den Räumlichkeiten verschafft hatte, war es wohl klüger dies zu tun. Sie würde vermutlich vollkommen austicken, wenn sie ihren kostbaren Neffen es mit einem niederen Köter von Inuzuri wie ihm treiben sieht.
 

Er hatte gerade den Beschluss gefasst, als Byakuyas Stimme nach ihm rief. „Kommst du nicht ins Bett, Renji?“
 

„Oh... Sind sie sich sicher?“, fragte er durch die Reispapiertür. „Ich meine, ich bin heute nicht...“
 

„Das ist in Ordnung. Ich kann meine Hände bei mir behalten“, Byakuya seufzte dramatisch. „Wenn ich muss.“
 

Renji musste lächeln. Er öffnete die Tür, um seinen Kopf hindurchzustecken. „Ich weiß nicht, Kommandant. Das können sie in der Regel nicht.“
 

Byakuya las im Bett. Er saß halb aufgerichtet und hielt ein kleines Buch in einer Hand. Seine Robe fiel lose über seinen Körper. Mit der anderen Hand klopfte er auf die freie Seite des Bettes. Eine ermutigende Geste.
 

Es war die Seite, die Renji bevorzugte. Byakuya hatte Platz für ihn gelassen.
 

Renji lächelte und, nachdem er in den Raum getreten war, schloss er leise hinter sich.
 

Als der Rothaarige vor dem Bett stand, bedachte Byakuya ihn nur mit einem kurzen Blick, bevor er sich wieder dem Buch widmete. Ohne ihn anzuschauen, hob der Kommandant eine Augenbraue. „Es wird vielleicht schwierig sein, mich selbst zu kontrollieren. Ich muss zugeben, es hat mich berührt, mit welcher Leidenschaft du meine Tante zurückgeschlagen hast.“
 

„Tagesgeschäft“, sagte Renji mit einem bescheidenen Schulterzucken. Dann hob er die Decke und legte sich neben seinen Kommandanten. Als er zur Ruhe kam, konnte er nicht anders als zu bewundern, wie unglaublich attraktiv Byakuya war. Mit seiner makellosen, porzellanähnlichen Haut und den obsidianfarbenen Haaren. Das gedimmte Licht des Raumes schien den Effekt noch zu verstärken, gab den majestätischen Linien seines Gesichts ein leichtes Schimmern.
 

Vielleicht konnte Renji doch ein wenig Enthusiasmus für Sex aufbringen.
 

Aber Byakuya hielt, wie versprochen, pflichtbewusst sein Wort und betrachtete weiter sein Buch. Renji versuchte, auf die Seiten zu schauen, um herauszufinden, was für eine Art Buch der Schwarzhaarige las. Allerdings schob dieser, als er Renjis Versuch bemerkte, die Seiten außerhalb seines Sichtfeldes.
 

Renji lachte leise. „Das ist Pornographie, nicht wahr?“
 

„Erotik, und ich muss dich darauf hinweisen, dass Kinoe no Komatsu als hohe Kunst gilt.“
 

„Ah! Ich hab davon gehört“, schnaubte Renji, zog die Decke zu seinen Schultern und rollte sich zusammen. „Dieses Bild von einem Oktopus und einem nackten Mädchen.“
 

„Da gibt es mehr als nur diese Schnitzerei.“, sagte Byakuya. „Obwohl es so scheint, als würde es um ein wahres Füllhorn an Tentakeln und alle Arten von Zulässen gehen.“
 

„Einfallsreiche Beschreibung. Trotzdem Pornographie.“, beharrte Renji.
 

„In der Tat“, stimmte Byakuya zu.
 

Die Nacht war still und kühl. So weit weg von der Betriebsamkeit der Seireitei. Er hörte nur das entfernte Zirpen einer Grille und das leise Geräusch, wenn Byakuya eine Seite umschlug. Der Stoff der Decke erwärmte sich rasch auf Renjis Haut. Er schloss die Augen und spürte zufrieden das bekannte Reiatsu seines Kommandanten ganz in seiner Nähe und hörte seinen leisen Atem.
 

Ja, dachte Renji, als er in den Schlaf abdriftete.
 

Das.
 

Immer.

Romance at the Hanami: Saturday Morning, in the Gardens

Renji wachte von einer kitzelnden Zunge und ein Flüstern in sein Ohr wach. "Du bist ein Deckenklauer und schnarchst."
 

Langsam öffnete Renji die Augen und schaute zu Byakuya, der sich über ihn gebeugt hatte. Die tintenschwarzen Haare des Kommandanten waren vom Schlaf zerzaust und sein Gesicht schien auch weicher als sonst. Hatte er noch nicht die Zeit, seinen berüchtigten Blick aufzusetzen? Was auch immer es war, Renji mochte es. Sehr sogar. "Sind sie überrascht?"
 

"Nicht wirklich", sagte Byakuya und ließ seine Fingerspitzen über die Seite von Renjis Gesicht gleiten. "Außerdem ist dein Schnarchen außergewöhnlich zart für solch einen riesigen Pavian – fast schon niedliche kleine Schnüffel-Geräusche. Ich glaube, ich habe dich zudem etwas über 'schelten' murmeln hören?"
 

"Schellen", Renji unterdrückte ein Gähnen. "Das war möglicherweise ein Traum über Kenpachi. Er hatte die Angewohnheit anstatt einer Überraschungsinspektion zufällige Mitternachtsüberfälle zu veranstalten. Noch heute wache ich manchmal schweißgebadet auf und rufe 'Die Schellen! Die Schellen!'. Das ist beschämend."
 

"Durchaus", Byakuya kräuselte die Lippen, während seine Finger entlang der freigelegten Haut fuhren. Dann beugte er sich vor und platzierte einen sanften Kuss hinter Renjis Ohr. "Ich finde es allerdings schwierig zu glauben, dass du oder die Anderen niemals den spirituellen Druck dieses Barbaren gefühlt haben, wenn er kam."
 

"Ah", machte Renji und rollte sich auf seinen Rücken und stahl einen kleinen Kuss von den Lippen des Schwarzhaarigen, bevor sich diese zu einer dünneren Linie zusammenzogen. "Naja, ich musste lernen, wie man das aussperrt. Sein Reiatsu ist nervenaufreibend. Immer bei 150%. Hätte ich das nicht ausgesperrt, hätte ich wohl kaum 2 Wörter hintereinander sagen können. In der ersten Woche dort hatte ich massive Kopfschmerzen davon."
 

"Das erklärt einiges über die 11."
 

Renji lachte. "Um ehrlich zu sein, bekommen die Leute aber auch einige Schläge auf den Kopf."
 

Byakuya hob eine Augenbraue. "Da haben wir es."
 


 

Byakuya schien sich daran zu stören, dass er bei seinen morgendlichen Badezimmeritualen Platz für Renji machen musste. Renji hingegen genoss es, ausnahmsweise das Bad nur mit einer Person teilen zu müssen. Nach dem Dritten schnippischen "Entschuldige bitte" vom Kommandanten hatte Renji jedoch den Hinweis erkannt, verließ das Bad und machte sich auf die Suche nach einem Diener, damit Tee und Frühstück gebracht wurden.
 

Als er die Tür des Quatiers öffnete, blickte Renji direkt einen vornehm aussehenden, grauhaarigen Herrn an, der seine Hand gehoben hatte. Scheinbar war er gerade im Begriff gewesen, zu klopfen. Zuerst hatte Renji befürchtet, dass es sich um einen weiteren Verwandten des Kommandanten handelte, doch mit Blick auf den simplen Kimono war ihm klar, dass es irgendein Diener sein musste. Obwohl er das Kuchiki-Symbol an einem Armband trug.
 

"Kann ich dir helfen?", fragte Renji, so freundlich, wie er konnte.
 

"Ich habe eine Nachricht für den jungen Herrn. Bist du sein persönlicher Diener?", der Mann zog in offensichtlichem Missfallen seine Nase kraus.
 

Renji war immer noch in seiner Schlafrobe gekleidet. Seine geblümte Robe war an einigen Enden ausgefranst und er hatte noch die Haare zurückgebunden. Das bedeutete, dass einige seiner Tätowierungen sichtbar waren. „Ich bin sein Vizekommandant.“
 

„Nah genug dran.“, beschloss der Mann. „Lady Masami Kuchiki erwartet heute Morgen den Besuch ihres Neffens beim Frühstück in ihrer Suite.“
 

Renji schüttelte den Kopf und lachte reumütig. „Sag deiner Herrin: netter Versuch. Hör zu, Kumpel, der Clan-Oberhaupt, Lord Byakuya Kuchiki, besucht niemanden. Wenn sie mit ihm eine Mahlzeit zu sich nehmen möchte, sollte sie seine Einleitung abwarten. Verstanden?“
 

Renji schloss die Tür vor der Nase des sichtlich geschockten, mit offenem Mund dastehenden, Mannes.
 

Als er jedoch kurz darüber nachdachte, zog er die Tür erneut auf. „Oh und hey“, sagte er zu dem perplexen Mann, „Organisiere noch jemanden, der Frühstück und Tee für Lord Kuchiki bringt, ja? Und beeile dich.“ Da der Mann immer noch da stand und sich nicht rührte, legte der Rothaarige seine Stirn noch weiter in Falten. „Hey, erinnerst du dich, wessen Emblem du da trägst? Beeil dich!“
 

Erschreckt von Renjis Ton blinzelte der Diener kurz, verbeugte sich dann aber sofort. „Ich bin unterwegs, Sir.“
 

„Du hast ganz schön Eier in der Hose, Renji Abarai“, sagte Byakuya trocken. Er war an einen Türrahmen gelehnt.
 

„Naja“, sagte Renji. „Sie müssen das wissen.“
 

„Ja, ich glaube, das muss ich.“, grinste Byakuya leicht.
 


 

„Tantchen Masa wird nicht glücklich darüber sein, dass du ihren Lieblingsdiener schikaniert hast.“, bemerkte Byakuya über das Frühstück hinweg. Sie hatten sich das Essen auf der Veranda mit Blick über den privaten Innenhof anrichten lassen. Die Morgensonne brach durch die Zweige und verursachte tanzende Lichtpunkte auf den Oberflächen. Spatzen zwitscherten laut, flatterten und hüpften über die lilafarbenen Iris und dem Ziergras. Die Luft war kühl, versprach jedoch einen wunderschönen Frühlingstag.
 

Renji beäugte die eingelegten Pflaumen, bevor er sich entschied, eine zu nehmen. „Vielleicht sollte sie das nächste Mal jemanden schicken, den sie nicht leiden kann.“
 

„Hmmm, vielleicht“, Byakuya griff über den Tisch und schenkte Renji Tee ein. „Ich werde mich wahrscheinlich mit ihr noch auseinandersetzen müssen.“
 

„Warum?“, fragte Renji und schlürfte von seiner Schale Reisbrei.
 

Der Schwarzhaarige hob seine Augenbrauen über seinen Tee.
 

„Ernsthaft, Kommandant. Muss ich sie auch daran erinnern, dass die das Clan-Oberhaupt sind? Wenn sie ihre Tante das Wochenende meiden wollen, kann ich das möglich machen.“
 

„Daran habe ich nicht länger Zweifel“, lächelte Byakuya und biss etwas vom gebratenen Lachs ab. Er schaute hinaus in den Garten und seufzte dann tief. „Allerdings habe ich auch meine Verpflichtungen ihr gegenüber. Sie ist die ältere Schwester meines Vaters. Sie schreibt mir seit gut eineinhalb Jahren wöchentlich über potenzielle Ehefrauen. Ich habe bisher nicht ein Schreiben beantwortet.“
 

„Kalt“, sagte Renji ohne nachzudenken. Als er spürte, wie sich Byakuyas spiritueller Druck erhärtete, hob er die Handflächen. „Aber nicht ohne Grund. Sie sind Witwer. Vielleicht hat sie verstanden, dass sie noch nicht bereit sind.“, fügte er schnell hinzu.
 

Byakuya war eine lange Zeit still. „Vielleicht werde ich es niemals mehr sein.“
 

Während Renji an seinem Tee nippte, runzelte er, über die Traurigkeit in der Stimme seines Kommandanten, die Stirn. Er versuchte daraus zu erkennen, was das für sie beide bedeutete. War dessen Herz immer noch so gebrochen, dass es keinen Platz für jemanden Neuen darin gab? Oder war es nur die Berührung einer Frau, an die er nicht mehr interessiert war?
 

Renji befürchtete, es sei eher Ersteres. Sich einen Liebhaber zu nehmen, war eine völlig andere Sache, als jemanden zu lieben. Betrachtete man die Beziehung, die sie zurzeit hatten, schien es eigentlich ziemlich klar zu sein, dass Byakuya wohl nur etwas Spaß mit ihm wollte. Letzte Nacht war eben nur die Ausnahme zu ihrer üblichen Routine.
 

Aber überhaupt, auf was hatte er gehofft? All dieses Gerede über Verehrer machte ihm klar, dass in Byakuyas Leben kein permanenter Platz für einen... was? Es gab ja noch nicht einmal ein Wort dafür, was Renji wollte. Lebenspartner? Fester Freund?
 

Scheiße.
 

Das Essen hatte plötzlich seinen Reiz verloren. Renji legte die Essstäbchen zurück auf die Halterung. „Hab ich irgendeine Chance, dass ein privates Bad ein Teil dieses Quartiers ist? Ansonsten werde ich ganz schön derangiert aussehen, am Ende dieses Ausfluges.“
 

„Hmm?“, Byakuya schien eben so in Gedanken gewesen zu sein, schüttelte seinen Kopf leicht, als würde er ihn damit von den Gedanken befreien. „Ja, natürlich. Ich habe extra danach gefragt, da ich dein Problem mit öffentlichen Badehäusern kenne.“
 

„Danke“, murmelte Renji und stand auf.
 

Byakuya griff nach seinem Arm. „Warte. Ich...“, begann er, stoppte sich dann aber selbst. Dann ließ er seine Hand fallen und richtete seinen Blick auf den Boden. „Nach deinem Bad besprechen wir dann den Tagesablauf.“
 

„Ja, Kommandant.“
 


 

Das Bad war nicht mehr, als ein tiefes, von Menschenhand gehauenes, Loch in einer Ecke des Badezimmers. Das Wasser war kühl genug, dass er sich nicht länger darin aufhielt, als er dafür brauchte, seinen Körper und Haare von dem Schmutz des gestrigen Marsches, zu befreien. So war er sogar noch vor Byakuya fertig angezogen für den Tag.
 

Natürlich musste man fairerweise erwähnen, dass Byakuya mit wesentlich mehr... Zeugs fertig werden musste. Als Renji in den Hauptraum trat, wirbelten Diener um den Kommandanten herum, um diesen anzuziehen.
 

Renji hätte Byakuya beinahe gar nicht erkannt, da dieser seine traditionelle Shinigami-Uniform gegen die offizielle Kleidung des Hofes eingetauscht hatte. Einen tiefblauen Kamishimo. Es war verblüffend, den Kommandanten so farbenfroh gekleidet zu sehen. In einem Arrangement von Blautönen mit einem Hauch Weiß und Gold hier und da. Anstatt des Haori trug er ein Kataginu, ein dem Haoris ähnliche Mantel, aber ebenso tiefblau und mit ausgestellten Schultern. Anstatt des Kanjis für die Nummer der Einheit am Rücken schimmerte das Wappen der Kuchikis aus goldenen Fäden. Das Einzige, was gleich blieb, war das immer präsente Kenseikan und der Seidenschal.
 

Byakuya sah... prächtig aus. Renjis Mund war vor Ehrfurcht nach unten geklappt.
 

Unvergleichlich.
 

Gottverdammt unvergleichlich.
 

Aus seinem Augenwinkel sah Renji, dass eine der Dienerinnen nach Senbonzakura griff. Ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken, hatte er den Raum durchquert, griff nach ihrem Handgelenk, bevor sie das Schwert überhaupt berühren konnte. Er schüttelte den Kopf, während sie ängstlich dreinblickte. „Nein“, sagte er freundlich aber mit Nachdruck. Er ließ sie los, blockierte ihr aber mit seinem Körper den Weg zu dem Zanpakutō. Mit einem Blick zu Byakuya erklärte er, "Nur er."
 

"Ich erlaube es dir, Renji.", sagte Byakuya vom Ankleidepodest aus.
 

"Oh", Renjis Augen weiteten sich. Das war Senbonzakura! Würde er das noble Schwert nicht beflecken? "Sind sie sich absolut sicher, Kommandant?"
 

"Ich sagte es doch, oder etwa nicht?"
 

Trotzdem zögerte Renji einen Augenblick, bevor er sich umdrehte und vor dem Zanpakutō stand.
 

"Nur zur Erinnerung, das war nicht meine Idee", wisperte er Senbonzakura zu, bevor er behutsam nach dem Schwert griff, welches auf einem Möbelstück lag. Als seine Finger über den Griff strichen, wäre er beinahe zurückgesprungen.
 

Es sang.
 

Tausend, miteinander harmonisierende, Stimmen verschmolzen zu der schönsten Musik, die Renji jemals gehört hatte. Das Lied hatte keinen Text. Und war unglaublich traurig. Als sich seine Finger vorsichtig um den Griff schlossen, überlegte Renji kurz, ob er überhaupt einen Schritt machen konnte, ohne eine Träne zu vergießen. So melancholisch und ergreifend war die Melodie. Seine Hände zitterten, als er Byakuya seine Waffe hinhielt.
 

Ihre Augen trafen sich kurz und Renji hätte sich schwören können, eine ähnliche Melancholie in Byakuyas Blick erkannt zu haben.
 

Der Schwarzhaarige nahm ihm Senbonzakura ab und ließ es an seinen Platz an Byakuyas Hüfte gleiten. "Also", begann er, ohne Renji anzuschauen. "Du hast es gehört."
 

Sein Atem kam zu ihm zurück, als das Zanpakutō seine Hände verließ. "Ich... Ist es immer dasselbe Lied?"
 

"Nein", sagte Byakuya, nahm Renjis angebotene Hand, um von dem Podest zu steigen. Der Stoff war so steif, dass Renji meinte, es knarzen zu hören. "Die Kirschblütensaison macht sie tieftraurig."
 

Und dich, dachte Renji, sagte es jedoch nicht.
 


 

Sie hatten noch ungefähr eine Stunde, bis Byakuya bei der Teezeremonie erwartet wurde. Da er sich am Abend davor selbst in Beschlag genommen hatte, entschied der Kommandant, dass er sich im kaiserlichen Garten sehen lassen sollte. Für Renji bedeutete dies, dass mit einigen Schritten Distanz Byakuya folgen und auf Abstand bleiben musste, wenn diverse Adelige den Schwarzhaarigen begrüßten.
 

Es ging nur langsam voran. Es schien, dass Byakuya nur immer ein paar Schritte gehen konnte, ohne dass jemand Neues auftauchte, um ihm seine Aufwartungen zu machen. Es tat Renji leid, dass Byakuya in dieser steifen und stickigen Robe steckte und gezwungen war, gesellig zu sein. Etwas, was er bekanntlich verschmähte.
 

Die meiste Zeit ließ Renji seine Gedanken wandern, während ihres langsamen Gangs über den Pfad des Gartens. Dennoch war er aufmerksam genug, um sich zu verbeugen, falls jemand mal in seine Richtung blickte. Allerdings war es ihm noch nicht einmal erlaubt, nah genug dran zu sein, um etwas von einem Gespräch zwischen den Adligen mitzubekommen. Erst fühlte er sich ziemlich außen vor gelassen, doch dann bekam er Fetzen einer Diskussion, zwischen Byakuya und einem etwas schwerhörigen älteren Herrn, über das Wetter mit.
 

Danach war er sogar etwas dankbar, dass er die Zeit hatte, den Garten zu bewundern.
 

Die Palastanlage war riesig. Gerade flanierten sie über eine leicht gewölbte Holzbrücke. Ein kleiner Bach plätscherte unter ihnen, über moosbewachsene Steine, entlang dem kurvigen Ufer. Kirschbäume in voller Pracht ließen pinke Blüten ins Wasser gleiten. Ein Schmuckreiher fischte an einem entlegenen Ufer, beugte anmutig seinen Hals, um nach Fröschen und Fischen zu schnappen.
 

Noch fesselnder war der Anblick der Höflinge, an denen sie vorbei gingen. Insbesondere die Frauen trugen helle Farben mit komplizierten Mustern, welche mit der Schönheit der Bäume wetteiferten. Währenddessen liefen sie durch die Gräser. Der Anblick glich überdimensionalen Schmetterlingen.
 

Renji war so abgelenkt, dass er fast über eine Gruppe kichernder Mädchen fiel. Diese gab es hier zu Dutzenden und umgaben sie, als würde ein Bestrafungstrupp darauf warten, einen verdeckten Angriff zu starten. Byakuya hatte bei einer Dame gehalten, die wohl eine Art Aufpasserin für die Mädchen war. Eine Frau in einem smaragdgrünen Kimono, welches mit fliegenden Schwänen bestickt war. Die Juwelen in ihren Haaren passten perfekt zu ihrer Robe und zu ihren Augen.
 

"Oh", quietschte eines der Mädchen, die um Renji herum stand. Sie hatte seine Uniform und Zabimaru erkannt. "Du musst ein Soldat sein!"
 

"Idiot! Natürlich ist er das", keifte eine Andere. "Kannst du nicht lesen? Er ist der Vizekommandant der 6. Kompanie. So steht an seinem Ärmel."
 

"Ein Vizekommandant", kicherte ein Mädchen. In ihrem Haar waren seidene Blumen eingeflochten, welche sich auch auf ihrem orangefarbenen Kimono wiederfanden. "Oh, das bedeutet, du musst sehr stark sein!"
 

"Uh", stotterte Renji.
 

"Militär", schnalzte ein Mädchen irritiert, sie schien die Einzige zu sein, die nicht an Renji interessiert war. Stattdessen blickte sie zu ihrer Aufpasserin. "Kein gutes Leben für uns. Also, was machen wir? Die Lady hat gerade nur Augen für den Kommandanten."
 

"Ich habe noch nie so rote Haare gesehen", gurrte ein Mädchen mit einem pinken Fächer. Perlen hingen von einer großen Nadel aus ihren Haaren. "Oder so viele Tätowierungen!", fügte sie atemlos zu und fächerte nach Luft.
 

"Oh du meine Güte!", schnatterten die Mädchen unisono und sie kamen alle näher, um ihn genau zu betrachten. Ihr plötzlicher Vormarsch ließ Renji einen Schritt zurücktreten, doch nun stand er mit dem Rücken gegen das Geländer. Er hob seine Hände, als wolle er aufgeben.
 

"Damen!", sagte Renji. "Bitte! Lasst mir etwas Platz."
 

"Hört ihn euch an! So... grob!"
 

"Und so groß!"
 

"So riesig!"
 

"Glaubt ihr, er kommt aus einer Gegend, wo es... gefährlich ist?"
 

Renji schaute über die Köpfe der Mädchen hinweg zu seinem Kommandanten. Byakuyas Gesicht war leicht von der adeligen Dame abgewandt und schien etwas auf dem Boden zu fixieren. Obwohl der Schwarzhaarige nichts sagte, wusste Renji, was er wollte. Er antwortete mit einem kurzen Nicken. Sanft schob er die Mädchen auf Seite und ignorierte ihre Ausrufe. Renji verbeugte sich tief, als er zu Byakuya trat. "Ich entschuldige vielmals, meine Dame, aber mein Kommandant hat noch eine Verabredung, die er nicht verpassen darf. Kommandant?"
 

Byakuya beachtete ihn nicht, außer, dass er ihn mit einem missbilligenden Hochziehen seiner Augenbrauen bedachte. "Bitte vergebt die Dreistigkeit meines Adjutanten, Lady. Er hat leider recht. Ich muss mich bedauerlicherweise von ihrer entzückenden Gesellschaft losreißen.“
 

„Kuchiki-sama“, sie verbeugte sich leicht. „Bis zum nächsten Mal.“
 

Byakuya nickte ihr kurz zu und drehte sich mit wehendem Saum um. Renji flankierte ihn, näher als es sich für das Hanami gehörte, aber mit einer militärischen Präzision, die keine Unterbrechungen erlaubte. Und tatsächlich machten die Adeligen schnell Platz, wenn sie in Reichweite kamen.
 

„Entschuldigen sie, Kommandant“, sagte Renji, als sie die Brücke ein gutes Stück hinter sich gelassen hatten. „Die Macht des Gegners hat mich schier überwältigt.“
 

„Und doch hast du, trotz aller Widrigkeiten, rechtzeitig den Tag gerettet.“, erwiderte Byakuya nachdenklich. „Du beweist deine Unentbehrlichkeit. Solltest du jemals eine Versetzung beantragen, Vizekommandant, werde ich diese wohl ablehnen müssen.“
 

„Vorsicht, Kommandant. Ich könnte anfangen zu denken, dass es sie interessiert.“

Romance at the Hanami: Saturday Afternoon

Nachdem er Byakuya sicher zur Teezeremonie gebracht hatte, musste Renji etwas Zeit totschlagen. Da sich ein kleines Nickerchen für Renji ziemlich verlockend anhörte, machte er sich auf dem Rückweg zu den Quartieren.
 

"Ho, ho! Wenn das Mal nicht einer unserer Kollegen ist!", hörte er eine bekannte Stimme. "Renji Abarai!"
 

Als er seinen Namen hörte, betrachtete Renji den Garten. Sein Blick fiel auf Kommandant Shunsui Kyōraku, der ihm von einer Decke im Schatten aus zuwinkte. Er war nicht zu übersehen. Der Kommandant trug genau dasselbe wie in der Seireitei – sein Strohhut auf dem Kopf und der weibische, pinke Kimono über seinen Kommandanten-Haori. Obwohl Renji auffiel, dass der Braunhaarige seinen Kimono für das Hanami wohl ausgetauscht hatte, denn das Pink wirkte greller als sonst. Wenn das überhaupt möglich war.
 

"Du hast die Haare offen", bemerkte er und klopfte einladend auf die Decke und zwinkerte ihm zu. "Bedeutet es das, was ich meine, was es bedeutet?"
 

"Ähm, Entschuldigung. Was soll es bedeuten, Kommandant?"
 

"Dass du hier mit Herr Byakuya bist, natürlich!", lachte er herzhaft. "Und wo ist deine bemerkenswert verschwiegene und unsoziale Begleitung? Versteckt sich vielleicht irgendwo? Geht der Menschenmasse und seiner Familie aus dem Weg?"
 

"Das war gestern Abend. Heute ist er beim Tee.", bemerkte Renji und fühlte sich etwas komisch, sich neben einen kaum bekannten Kommandanten niederzulassen. Es war zu einem Picknick gedeckt. Und es war genug zu essen da, um eine kleine Armee zu versorgen. Zudem standen noch 3 Krüge Sake dabei. "Halte ich euch von etwas ab?"
 

"Nein, nein. Ich glaube sogar, Jūshirō würde mit mir schimpfen, würde ich nicht darauf bestehen, dass du dich zu uns gesellst.
 

Bevor Renji überhaupt fragen konnte, wo dieser sich rumtrieb, schlenderte Kommandant Ukitake auf sie zu. Seine Hände mit Taiyaki gefüllt. Er war ebenso in seiner normalen Uniform gekleidet. Aber um ehrlich zu sein, mit all diesen Farben, die um ihn herumschwirrten, sah Ukitake umwerfend in Schwarz und Weiß aus. Dazu noch die langen, schneeweißen Haare.
 

Er lächelte breit, als er Renji sah. „Oh, fantastisch!“, sagte er. Als er sich setzte, reichte er Kyōraku und Renji je eins der fischförmigen, in Wachspapier gehüllten, Gebäckstücke. „Der Händler hat mich davon überzeugt mehr davon zu kaufen, als wir tatsächlich benötigen. Solch ein schamloser Flirt! Und ich bin so schnell geschmeichelt“, gestand er mit einem leichten Rotschimmer. Dabei legte er die restlichen Taiyakis auf eine Platte. „Ich bin froh, dass meine Dummheit nicht vergeudet wird.“
 

„Ich persönlich mag deine Dummheit sehr gerne.“, sagte Kyōraku, lehnte sich vor und pflanzte einen schnellen Kuss auf Ukitakes Wange.
 

Dieser schielte kurz vielsagend zu Renji, der verzweifelt versuchte, nicht überrascht oder schockiert zu gucken. Trotz der ganzen Flirterei mit seiner Vizekommandantin hatte Renji schon länger vermutet, dass die beiden zusammen waren. Aber sich in der Öffentlichkeit zu küssen... Naja, in Wahrheit war Renji eher eifersüchtig als geschockt.
 

Kyōraku wischte Ukitakes Bedenken mit einem weiteren Lachen hinweg. Er nahm seinen Hut ab und legte seinen Kopf in den Schoß des Weißhaarigen. „Es ist in Ordnung, Jūshirō. Herr Renji ist mit Herrn Byakuya hier.“, sagte der Braunhaarige, während er zu ihm aufschaute.
 

Renji hätte sich beinahe am Taiyaki verschluckt.
 

„Oh! Ja, ich erinnere mich jetzt. Die Geschichte mit Zarakis 'Ratschlag'. Urkomisch!“, sagte Ukitake. Sein Grinsen wich einem nachdenklichen Stirnrunzeln. „Aber bist du dir sicher? Ich dachte Rukia und er wären...“, er stoppte und schaute verdrießlich. „Tut mir leid, Renji. Wir sollten nicht über dich reden, als wärst du gar nicht hier.“
 

Offen heraus wollte Renji eigentlich lieber unsichtbar sein, aber mit diesem hochroten Kopf war er wohl eher ein Leuchtfeuer. „Es ist in Ordnung.“, hustete er. „Wirklich.“
 

„Du brauchst Sake.“, sagte Kyōraku weise. Während er sich aufsetzte, wühlte er in den Picknick-Utensilien, bis er eine Schale gefunden hatte. Er reichte sie Renji und füllte sie. „Viel Sake. Glaub mir, mit Sake ist alles besser.“
 

„Aber, aber“, tadelte Ukitake. „Mach den Jungen nicht betrunken. Byakuya wäre nicht erfreut, wenn du ihn in solch einem Zustand zurückschicken würdest.“
 

„Wir trinken langsam, nicht wahr, Herr Renji?“, sagte der Braunhaarige, nahm die Schale an sich und füllte sie für sich selbst. Mit einem Schluck kippte er den gesamten Inhalt hinunter. „Sehr langsam.“, fügte er hinzu, als er sich direkt nachschüttete.
 

Ukitake schüttelte den Kopf. „Ich verzweifele noch an dir. Das tue ich wirklich.“
 


 

15 Minuten später war Renji wesentlich entspannter und ein bisschen angetrunken. Zumindest hatte Ukitake für jede Schale, die Kyōraku ihm füllte, etwas zu essen gereicht. Doch er war ein bisschen darüber enttäuscht, dass alle Taiyaki mittlerweile gegessen waren. Taiyaki war sein absoluter Favorit.
 

Er lehnte sich etwas nach hinten und stützte sich mit den Armen ab. Sog die kühle Luft ein und fühlte sich absolut gesättigt. Die Sonnenstrahlen wurden durch die weichen Kirschblüten über ihren Köpfen gefiltert und blitzten unter dem unglaublich klaren, blauen Himmel. Der Picknick-Platz der beiden Kommandanten war in der Nähe des Baches, der in einen moorigen See mündete. Reiher jagten im hohen Gras. Adelige schlenderten mit Sonnenschirmen umher.
 

Kyōrakus Hut lag über seinem Gesicht und offensichtlich schnarchte er ausgebreitet auf dem Tuch. Eine Schale Sake balancierte bedenklich auf seiner breiten, haarigen Brust und sein Kopf lehnte leicht gegen Ukitakes Knie.
 

Der Weißhaarige, für seinen Teil, schien es zu genießen, die Leute zu beobachten. Er lächelte vor sich hin, scheinbar in Anerkennung des Gartens und seiner Besucher. „Ich werde niemals müde davon.“, sagte er, als er Renjis Blick auf sich bemerkte.
 

„Von was, Kommandant?“
 

Er hob die Hand und deutete auf das Fest. „All das. Es lässt dich realisieren, wie wertvoll unsere Zeit ist. Oder etwa nicht?“
 

Renji nickte. Er vermutete, dass das Leben mit einer solchen Krankheit Ukitake einen anderen Blickwinkel auf das Kirschblütenfest gab. Es war wahr, dass es nur eine Frage von Tagen war, bis die Blüten verschwanden und von den Bäumen fielen. Fetzen von Senbonzakuras unvergesslicher Musik fluteten durch seinen Kopf, bei dem Gedanken daran.
 

„Ich möchte mich eigentlich nicht einmischen“, begann Ukitake und runzelte über ein Stück Konfekt die Stirn. „Aber bist du dir sicher, bei dem, was du mit Byakuya machst?“
 

Renji blinzelte über die Direktheit dieser Frage. Er setzte sich auf und fuhr sich mit seinen Fingern durch die Haare. „Ehrlich gesagt? Nein, Kommandant. Überhaupt keine Ahnung.“
 

„Das ist ein gefährliches Spiel“, murmelte Kyōraku unter seinem Hut. „Ein Spiel der Liebe zu beginnen, noch dazu mit einem Mann wie Herrn Byakuya, ohne einen Angriffsplan. Oder zumindest eine funktionierende Rückzugsstrategie, ohne aufgespießt zu werden. In einer nicht lustigen Weise, meine ich.“
 

Zur Bestrafung klopfte Ukitake mit seinen Knöcheln auf den Strohhut.
 

Kyōraku hob seinen Hut lange genug an, um einen bösen Blick von Ukitake zu ernten. Mit einem Schulterzucken und einem lasziven und kleinen Lacher versteckte er sich wieder unter seinem Hut.
 

„Ich will dir sagen, Renji“, fuhr Ukitake fort, „dass ich um Rukia besorgt bin. Wie wird sie sich fühlen, wenn sie herausfindet, dass ihr Liebhaber sich mit ihrem älteren Bruder herumtreibt?“
 

Liebhaber? Renji brauchte ein paar Sekunden, um wirklich zu verstehen, was der Kommandant meinte. „Da liegen sie falsch, Kommandant. Rukia und ich… da ist, seit der Akademie, nichts zwischen uns. Ich bin nicht qualifiziert, mich als ihr Liebhaber zu bezeichnen – was ich niemals getan habe.“
 

Um genau zu sein, hatte er sie selten gesehen, seit sie eine Kuchiki geworden war. Ihr Lebensweg hatte sich einfach getrennt. Er vermisste sie immer noch, aber sie hatte sich weit über ihn gestellt. Daher hatte er keine Ahnung, wie er sich ihr nähern sollte. Und ob er dies überhaupt tun sollte.
 

„Oh? Seit der Akademie? So lange?“, Ukitake schüttelte ungläubig den Kopf. „So redet sie überhaupt nicht. Nicht im Geringsten.“
 

„Sie redet über mich?“, fragte Renji. „Was sagte sie denn?“
 

Kyōraku setzte sich halb auf und blickte unter seinem Strohhut den Rothaarigen verwirrt an.

„Nichts Offensichtliches“, sagte Ukitake. „Aber all ihre Geschichten starten mit ‚Renji und ich‘ oder enden mit ‚Ich frage mich, was Renji darüber denken würde…‘“
 

„Klingt für mich nach Liebe.“, bestätigte Kyōraku, der nun aufrecht saß und irgendwie die Schale Sake gerettet hatte, ohne einen Tropfen zu verschütten.
 

„Nein“, sagte Renji und zog sich plötzlich auf die Füße. „Tut mir das nicht an. Sie kann keine Gefühle für mich haben. Das kann sie nicht, gottverdammt. Ich wollte es nicht, aber musste sie loslassen. Ich bin gegangen, damit sie aufblühen konnte. Wenn sie immer noch daran festhält… dann…“ Bremse ich sie nur aus.
 

Seine Hände ballten sich zu Fäusten.
 

Nein, sie müssten sich vertan haben.
 

„Ich sollte nach meinem Kommandanten schauen“, sagte Renji und verbeugte sich tief. „Vielen Dank für ihre Gastfreundlichkeit, Kommandanten.“
 

Als er ging, hörte er noch Kyōraku Stimme. „Herr Renji, verlass uns doch nicht so.“ Daraufhin hörte er Ukitake. „Lass ihn, Shunsui.“
 

„Hmph“, murmelte Kyōraku. „Es wurde doch gerade interessant.“
 


 

Renji machte sich auf dem Weg zurück zum Teehaus, wo die Zeremonie abgehalten wurde. Als er ankam, war Byakuya bereits umzingelt. Noch schlimmer war, dass seine Tante ihn in die Enge getrieben hatte.
 

Es war verlockend, sich in die Menge zu drängeln und ihn zu retten, doch Renji hielt sich lieber zurück und platzierte sich neben dem Tor vor dem Privatweg. Es waren sonst keine Diener unter der Menschenmenge. Soweit er weiß, könnte unter der Menge der Kaiser persönlich sein. Also könnte ein Fehltritt mehr als nur gefährlich sein.
 

Zudem war der Ausdruck auf Byakuyas Gesicht… resigniert. Offensichtlich litt er, aber er hatte sich klar dafür entschieden, sich damit abzufinden.
 

Renji wandte sich vom Pfad ab und versuchte herauszufinden, wo all die ganzen Gefolge-Typen auf ihre Herren warteten. Als er eine Herde von schmucklosen, schwarzen Kimonos und ein paar ruhelose, scheinbar militärisch geprägte Personen sah, wusste Renji, wo er zu warten hatte. Sie standen im Schatten an der anderen Seite des Teehauses.
 

Einer der Begleitschützer beäugte ihn kritisch von oben bis unten, nickte ihm dann aber kurz zu. Renji lehnte sich gegen einen Baumstamm, schloss die Augen und ließ seinen Kopf gegen die Rinde fallen. Seine Gedanken waren immer noch bei dem, was Ukitake über Rukia gesagt hatte. Sie redete über ihn? Viel? Wirklich? Das war schwer zu glauben. Er hatte gedacht, der Zug sei schon längst abgefahren.
 

Vor langer Zeit ist sie unerreichbar für ihn geworden – die Schwester eines Adeligen. Lebte ein Leben, so völlig unterschiedlich von seinem in der 11. Division.
 

Und nun – was?
 

Was sollte er jetzt nur denken?
 

Besonders jetzt. Warum musste er das jetzt herausfinden?
 

Verdammt noch mal!
 

„Schläfst du, Vizekommandant? Oder… denkst du nach?
 

Renji öffnete die Augen und sah Byakuya vor ihm stehen, in seinen Augen ein Funke Belustigung.

Er war gerade dabei, etwas Ungehobeltes zu sagen, als er Lady Kuchiki hinter Byakuyas Schulter erkannte.
 

„Achja“, sagte Byakuya, als er Renjis Blick gefolgt war. „Ich bin mir nicht sicher, ob du ihr richtig vorgestellt wurdest. Das ist meine Tante, Lady Masame Kuchiki.“
 

Renji versuchte sich verzweifelt daran zu erinnern, wie tief er sich verbeugen musste.
 

Er muss wohl alles richtig gemacht haben, denn sie spottete nicht, sondern schnaubte nur leicht.
 

„Ich habe keine Ahnung, warum du dich nicht mit geeignetem Gefolge umgibst, Byakuya-chan. Stattdessen spazierst du hier auf mit einem…“ schlussendlich gab sie ihrem Spott freien Lauf „Soldaten.“
 

„Dieser Soldat ist mehr als fähig.“, sagte Byakuya. „Warum eine ganze Armee mitbringen, wenn ein Mann den Job alleine erledigen kann?“
 

„Weil“, seufzte sie. „Eine Armee wesentlich eindrucksvoller ist.“
 

„Vielleicht“, stimmte der Schwarzhaarige kühl zu. „Aber nur für jemanden mit weniger scharfen Augen, der sich von Oberflächlichkeit täuschen lässt.“
 

Autsch! Aber falls das Tantchen beleidigt war, hatte sie es nicht gezeigt.
 

„Trotzdem“, beharrte sie. „Du könntest das nächste Mal einen Ordentlicheren mitbringen. Jemand mit weniger… Jemand der seine Division besser repräsentiert."
 

Sein Reiatsu hob sich sofort bei dieser Beleidigung. Eine leichte Brise ließ Kirschblüten von den Ästen fallen, umwirbelten Byakuya wie Senbonzakuras Shikai.
 

„Madame“, sagte Byakuya scharf. „Das ist genug. Ich habe euch wissen lassen, dass er als Vizekommandant den Rang nach mir bekleidet. Er repräsentiert das Beste meiner Division. Daran zu zweifeln bedeutet, an meiner Entscheidung zu zweifeln.“
 

Falls sie es gewagt hatte, eine weitere abfällige Bemerkung fallen zu lassen, konnten sie diese nicht hören. Denn Byakuya und Renji waren bereits schnellen Schrittes auf dem Weg zurück zum Quartier.
 

„Verdammt.“, Renji lächelte, als sie bereits eine kurze Distanz zurückgelegt hatten. „Sie haben da ebenfalls ein mächtiges Paar, Kommandant.“
 

Auch wenn Renji es nicht sehen konnte, hörte er das leichte Lächeln in Byakuyas Stimme. „Durchaus.“

Romance at the Hanami: Saturday Evening, Early

Trotz der Tatsache, wie sehr Byakuya es hasste, fühlte er sich gezwungen, sich wenigstens am frühen Abend in der Öffentlichkeit zu zeigen.
 

Der Stopp in ihrem Quartier, um sich 'frisch zu machen' dauerte gut 2 Stunden. Der Kommandant zog wieder seinen Shihakushō und den Haori an und versetzte dann die Dienerschaft in Aufregung, als er sie mit den Vorbereitungen eines Picknicks beauftragte.
 

"Sind sie sich dabei sicher, Kommandant?", fragte Renji von seinem Platz aus, an dem er gegen die Wand lehnte. Seine Augen waren halb geschlossen und seine Arme vor der Brust verschränkt. Er unterdrückte ein Gähnen und schaute zu der Kimono-tragenden Hektik. Man hätte meinen können, es wäre ein Ameisennest. Er spritzte sich etwas Wasser ins Gesicht, um die letzten Auswirkungen von Kyrōakus Sake wegzuwischen und hatte eben auch etwas Zeit für ein Mini-Nickerchen gehabt. "Die Damen werden euch mit Sicherheit finden. Ich kann keine vollkommen sichere Umgebung auf eigene Faust schaffen, es sei denn, sie willigen ein, dass ich Zabimaru freisetzen darf."
 

"Ich bin mir ziemlich sicher, dass es gegen die Regeln in Friedenszeiten verstößt, mit einem peitschenden Schwert eine Horde Verehrerinnen auf Abstand zu halten. Ich werde einen anderen Weg finden, um diese Aufmerksamkeit zu ertragen.", sagte Byakuya, der in der Mitte dieses ganzen Wirrwarrs von Dienern stand, ironisch.
 

"Vielleicht können wir sie im Schach halten, wenn ich viel rülpse und mein Oberteil ausziehe?", schlug Renji mit einem bösen Grinsen vor.
 

"Wenn wir vorhaben, die Mädchen von uns wegzuhalten, Vizekommandant, musst du vollständig bekleidet bleiben.", ein kleines Lächeln stahl sich um Byakuyas Mundwinkel. Doch in der Gegenwart der Diener setzte er schnell wieder seine ausdruckslose Mimik auf und blickte teilnahmslos in den privaten Garten.
 

Renji lachte leise in sich hinein. Langsam aber sicher war er in der Lage zu erraten, was Byakuya sagen würde, wären sie nicht in Gesellschaft. Es war für ihn wirklich erstaunlich, dass sein Kommandant bereit war, ihn so sehr zu necken. Vielleicht hatte ihn die Teezeremonie entspannt. Oder die Tatsache, dass er seiner vermittlungswütigen Tante einen Schuss vor den Bug verpassen konnte, hatte dies erreicht.
 

"Dennoch", seufzte Byakuya still. "Ich bin froh, wenn das alles vorbei ist."
 

Renji konnte schon fast das Unausgesprochene hören: Und wir alleine sein können.
 

"Ich auch, Kommandant", stimmte er ihm zu. "Ich auch."
 


 

Die Diener hatten kaum die Decke auf dem Boden ausgebreitet, als der Ansturm begann.
 

Trotzdem konnte Renji erkennen, dass seine Anwesenheit dennoch abschreckend wirkte. Die erste Dame, die einen Annäherungsversuch wagte, schien ziemlich unsicher zu sein. Ihre kühnen Schritte wurden zögerlich, als sie sah, dass der Rothaarige sich nicht mit dem Rest der Dienerschaft zurückzog. Als sich Renji dann auch noch im Schneidersitz auf den Boden niederließ, schien sie vollkommen verwirrt und uneinig, wie sie weitermachen sollte.
 

Byakuya machte es ihr auch schwierig, zu stören, da er sich ebenso setzte. Es wäre demnach ein unglaublich schlechtes Benehmen gewesen, vor ihm zu stehen. Dies wäre Gleichbedeuten damit, sich herauszunehmen, über ihn zu stehen. Daher war sie gezwungen, ihren Annäherungsversuch abzubrechen und ohne anzuhalten, an ihnen vorbei zu gehen. Dabei nickte sie nervös und winkte kurz. Byakuya gab sich nicht die Mühe, eine der beiden Gesten zu erwidern.
 

Renji schüttelte seinen Kopf. "Ich sagte ihnen: Sie brauchen meine Hilfe nicht, um sie zu verschrecken."
 

Byakuya hob eine Augenbraue. "Du wirst überrascht sein. Als ich letztes Jahr Rukia mitnahm, schien ihre Anwesenheit für alle eine Art Einladung gewesen zu sein. Offensichtlich ist es ansprechender, ein älterer Bruder zu sein."
 

Wenn du ihn nicht kennst, macht es Sinn, dachte Renji. Auf den ersten Blick sah es aus, als sei er ein sorgender Familienmensch, das würde ihn zu einem noch besseren Fang machen. Und Rukia... sie würde darüber lächeln und versuchen, sich zu fügen.
 

"Hoffentlich wird kaum jemand es wagen, einen Kommandanten bei der Arbeit zu unterbrechen", fuhr Byakuya fort. "Das ist der Grund, warum ich meine Uniform angezogen habe. Wenn wir so aussehen, als würden wir Dinge über die Division besprechen, hat vielleicht niemand die Nerven uns zu stören und wir können in Ruhe essen und eventuell sogar die Gärten ein wenig genießen."
 

Der Abend war wundervoll. Natürlich hatten die Diener einen hervorragenden Platz ausgesucht, um die Kirschblüten zu beobachten. Sie saßen am Rande einer langen Promenade, welche zum kaiserlichen Palast gehörte. Das zweistufige Dach war von Weitem sichtbar, was dem märchenhaften Anblick nur zuträglich war. Überall waren Kirschbäume, umgaben sie in einer Explosion von weichem Pink und Weiß. Laternen waren am Pfad angebracht und hingen kunstvoll von den Bäumen.
 

Es versprach spektakulär auszusehen, sobald erst einmal die Nacht hereingebrochen war.
 

"Das wird aber nur funktionieren, wenn du auch mit mir sprichst.", bemerkte Byakuya. Seine Augen waren nach unten gerichtet, folgten aber dennoch einer Prozession Frauen, die in ihre Richtung kamen.
 

"Oh, Entschuldigung.", sagte Renji und richtete wieder seine Aufmerksamkeit auf seinem Kommandanten. Allerdings hatte er keine Idee, was sie besprechen sollten. Es war ja nicht so, als würde etwas Aufregendes passieren, während sie weg waren. Der 3. Offizier war vermutlich angepisst, das Kirschblütenfest zu verpassen, das war es aber auch schon. Fast jeder bei den 13 Hofgarden war im Urlaub. Außer natürlich die der 11. Division. Die machten sich wahrscheinlich genau dies zum Vorteil und nahmen den Laden so richtig auseinander. Renji erinnerte sich an eine Kirschblütensaison, an der sich Zaraki dazu entschloss, die Baracken der anderen Einheiten anzugreifen. Natürlich nur, um zu prüfen, wer die besten Schutzvorkehrungen getroffen hatte. Es stellte sich heraus, dass die 12. ein wahrer Albtraum war. Auch wenn sie keine Wachen aufgestellt hatten.
 

Byakuya seufzte. "Also gut. Ich sehe, ich muss das Gespräch beginnen. Da ist, um ehrlich zu sein, eine Sache, die mich seit deiner Beförderung beschäftigt."
 

Renji hatte nicht erwartet, dass das Gespräch so ernst werden würde. Automatisch setzte er sich aufrechter hin. "Oh? Und das wäre?"
 

"Du warst der 6. Offizier der 11. Einheit. Ich habe nie verstanden, dass du diesen eitlen, kleinen Ayasegawa nicht schlagen konntest."
 

"Oh," Renji entspannte sich mit einem Lachen. "Er ist zäher, als er aussieht. Aber ich hab es nie wirklich versucht."
 

"Warum nicht?", Byakuya schien verärgert über Renjis Geständnis zu sein. "Ich bin mir sicher, dass du seinen Rang hättest übernehmen können. Und den Vierten ebenso."
 

Renji kicherte leise. "Es gibt keinen 4. Offizier in der 11."
 

"Keiner kann den Rang halten? Ist er so heiß umkämpft?"
 

"Nein. Er existiert einfach nicht."
 

Byakuya runzelte die Stirn. "Überhaupt nicht?"
 

"Richtig.", erwiderte Renji mit einem Lächeln. Er suchte zwischen den Körben, bis er das Gesuchte fand: Eine Flasche und 2 Schalen. "Er ist dauerhaft unbesetzt."
 

"Das ist äußerst ärgerlich. Jemand sollte ihn besetzen. Du hattest mit Sicherheit die Fähigkeiten dazu. Warum hast du es nicht getan?"
 

Renji lachte. "Machen sie Scherze? Wenn sie sehen wollen, wie Yumichika blutige Morde begeht, dann versuchen sie, zwischen ihm und Ikkaku zu kommen."
 

"Wenn er so versessen darauf ist, hinter Madarame zu sein, warum nimmt Ayasegawa nicht den vierten Sitz?" Byakuya nahm die Schale, die Renji ihm anbot und wartete, während er diese füllte.
 

"Yumichika denkt, dass die Nummer nicht hübsch sei. Irgendwas wegen uneleganten Linien. Ich weiß es nicht genau.", Renji zuckte mit den Achseln und füllte auch seine Schale. "Tatsache ist, dass er diese Nummer so sehr hasst, dass er sie selbst bei Übungen nicht mitzählt. Ich würde darauf wetten, dass es in der Einheit sogar Leute gibt, die nicht mal wissen, dass dieZahl existiert. Sie zählen: ein, zwei, drei, fünf..."
 

"Gütiger Himmel", Byakuya nippte an seiner Schale, dann schüttelte er mit dem Kopf. "Und der Kommandant erlaubt das? Warum weist Zaraki Ayasegawa nicht einfach den Rang zu?"
 

"Weil jeder weiß, wie das läuft.", wieder zuckte der Rothaarige mit den Achseln, während er in den Körben nachschaute, was sonst noch eingepackt wurden war. Es schienen einige Onigiri, also gekochte und alsDreiecke geformte Reisbällchen gefüllt mit Dorschrogen, vorhanden zu sein. Renji nahm ein paar hinaus und hoffte, sie waren nicht zu kräftig gewürzt. "Jedenfalls ist Zarakis Führungsstil sehr offen. Er lässt einem die Freiheit, damit man auch mal die Chance hat auf die Schnauze zu fallen. Solange alles seinen Gang geht, interessiert es ihn nicht, wie das passiert."
 

Byakuya bediente sich bei den Onigiri. "Vielleicht interessiert es den Kommandanten nicht. Aber seine Soldaten sollte es. Sein Rang wurde fehlinterpretiert. Ayasegawas Dummheit hätte beinahe deine Beförderung verhindert. Hätte ich mich nicht entschieden, dich selbst anzuschauen und zu beurteilen, hätte ich niemals jemanden als meinen Vize ausgewählt, der so niedrig im Rang gewesen ist."
 

Renji stoppte seine Suche und starrte Byakuya lange mit festem Blick an. "Und warum haben sie es? Was hat sie dazu veranlasst, nach mir zu schauen?"
 

"Aizen.", sagte Byakuya simpel und biss erneut in das Onigiri.
 

Bei dem Gedanken an seinen früheren Kommandanten knurrte Zabimaru.
 

Renji hingegen versuchte, seine Reaktion höflicher ausfallen zu lassen. "Ich dachte... Ich hätte nicht gedacht, dass Kommandant Aizen meinen Werdegang weiterhin so interessiert verfolgt."
 

"Durchaus.", Byakuya schien aufgrund Renjis Reaktion seine Wortwahl abzuwägen. Er nickte, als wolle er etwas bestätigen. "Als ich mir deine Unterlagen anschaute, war es recht schwierig Gegner für eine mögliche Beförderung zu finden. Allerdings habe ich natürlich den Leuten, die dich nicht mögen, gewissenhaft zugehört. Es war einfach Ichimarus Einwände abzuweisen. Dein Problem mit deinem früheren Vizekommandanten schien sehr nachvollziehbar."
 

Renji nickte. Es gab viele Menschen, die nicht mit Ichimaru klarkamen, der Rothaarige war daher keine Ausnahme. Es war diese körperliche Auseinandersetzung, die damals zu seinem Rausschmiss aus der 5. Einheit geführt hatte.
 

"Aizen jedenfalls war schwierig zu widerlegen.", fuhr Byakuya fort. "Trotz unseres ausführlichen Gesprächs ist mir bis heute nicht klar, was genau sein Problem mit dir ist."
 

Renji nickte. Seine Beziehung zu seinem früheren Kommandanten war von dem Moment, als sie sich zum ersten Mal in die Augen geblickt hatten, angespannt gewesen. Er könnte niemals den verhängnisvollen Tag während seiner Akademie-Zeit vergessen, als Aizen und Ichimaru aufkreuzten, um ihre Klasse von einer Übung zu retten, die schief gelaufen war. Er hätte dankbar sein sollen, hätte den gleichen bewundernden Glanz in den Augen haben sollen, wie seine Freunde Kira und Momo ihn gehabt hatten. Sie wollten wie die beiden sein. Aber was hatte er stattdessen gesagt? 'Kommandanten und Vizekommandanten sind Bestien'. Was für komische Dinge, die da aus seinem Mund kamen. Woher, zum Teufel, waren sie überhaupt gekommen?
 

Instinkt, wisperte Zabimaru.
 

Ja. Aber warum? Auf was hatte sein Instinkt so reagiert? Warum hatte er niemals klar herausfinden können, ob es Furcht war... oder zornige Geringschätzung? Was war nur an Aizen und Ichimaru, dass ihn so auf die Palme brachte? Und zwar sofort?
 

Byakuya beobachtete Renji über den Rand seiner Sake-Schale. "Er bereitet dir auch Sorgen. Nicht wahr, Renji? Aizen."
 

Renji wandte sich von Byakuyas durchdringenden Blick ab. "Was veranlasst sie, so etwas zu sagen?"
 

"Deine Hand.", stellte Byakuya fest. "Sie liegt auf Zabimaru."
 

Er hatte noch nicht einmal gemerkt, dass er sie dort platziert hatte. Mit Nachdruck zog er seine linke Hand vom Griff. Stattdessen packte er den Stoff seines Hakamas. "Ich... sollte es nicht. Ich habe keinen guten Grund dafür.", bestätigte er und schaute langsam wieder den Schwarzhaarigen an. "Ich kann es nicht erklären."
 

Byakuya nickte. "Ebenso wie ich. Aber Interaktionen mit ihm... bringen mich aus der Fassung."
 

"Euch?" Renji konnte sich nicht vorstellen, dass sich Byakuya beunruhigen ließ. Vor allem nicht von jemandem so sanftmütigen wie Aizen.
 

"Durchaus.", bestätigte Byakuya. "Doch nun schulden wir ihm unseren Dank."
 

"Was? Warum?"
 

"Ohne ihn hätte ich dich komplett außen vor gelassen.", gab Byakuya zu. "Freiheraus, auf dem Papier bist du nicht gerade beeindruckend. Die militärischen Aufzeichnungen erzählen eine tragische Geschichte: verheißungsvoller Akademie-Absolvent, der vom Weg abgekommen ist. Die Ergebnisse der Eingangsprüfung hatten dich in die Elite-Klasse gebracht, du hast mit hoher Punktzahl abgeschlossen und dann...", Byakuya seufzte. "Dann stellte sich heraus, dass der außergewöhnliche Student ein grober Soldat ist und verbringt den Rest seiner Laufbahn damit, sich den Kopf in der 11. Einheit zu stoßen."
 

Renji kratzte sich den Nacken. "Ja. Das klingt nicht gut, wenn sie es so ansprechen."
 

"Nein, klingt es nicht.", bestätigte Byakuya kühl. "Es macht auch genauso wenig Sinn. Der Wandel ist zu stark. Da gab es keinen Hinweis auf Aufsässigkeit während der Akademie-Zeit. Keine Rügen oder anderweitige Verweise auf ein solches Verhalten."
 

Als Schüler aus Inuzuri war Renji immer sehr bedacht darauf, sich aus Ärger herauszuhalten. Da waren jede Menge Leute, die es geliebt hätten zu sehen, wie er wegen Rauferein oder Ähnlichem von der Schule geflogen wäre. Es hätte ihre Meinung über die Menschen von diesem Distrikt nur bestätigt.
 

Byakuya kaute gedankenverloren auf dem Reisball herum und fuhr dann fort. "Nebenbei, wärst du wirklich in Aizens Einheit so störend gewesen, hättest du vor dem Militärgericht gestanden."
 

"Hätte ich fast.", gab Renji kleinlaut zu und nippte an seinem Sake.
 

"Aizen sagte mir, er habe dich davor bewahrt.", sagte Byakuya und verengte bei der Erinnerung seine Augen. „Aus Mitleid.“
 

Zabimaru zischte erneut.
 

„Aber seine Worte decken sich nicht mit seiner Handlung.“, fuhr Byakuya fort. „Renji, warum hat dich Aizen in die 11. versetzt?“
 

„Hä? Warum nicht? Es passt, ich bin ein guter Kämpfer.“
 

„Ja, einer der Besten.“, nickte Byakuya schnell. „Aber du kannst überall kämpfen. Keiner dieser Schläger der 11. benutzt ein Fetzen Kidō. Irgendwie schmälert es ihr Ansehen, nicht wahr?“ Der Kommandant wartete nicht auf Renjis Reaktion, sondern fuhr einfach fort. „Sie nutzen kaum Shunpo, es sei denn, es ist eine gute Täuschung. Außerdem ist Zarakis Widerstand gegenüber Kidō legendär. Du wurdest in der Akademie trainiert, Renji. Du hättest zu jeder Division gehen können.“
 

„Abgesehen von der ganzen Gehorsamsverweigerungs-Geschichte", gab Renji zu bedenken. "Versage ich in Kidō.“
 

„Mag sein.“, sagte Byakuya und duckte seinen Kopf, als eine Gruppe Frauen an ihnen vorbei ging. „Aber so würdest du auch niemals die entsprechenden Fähigkeiten entwickeln, um Fortschritte in diesem Bereich zu machen. Nicht in so einer einseitigen Umgebung.“
 

Renji winkte mehr als nur einladend, als die Damen ihre Schritte verlangsamten. Diese Geste ließ sie aufkreischen und ihre Schritte wieder beschleunigen.
 

Als die Damen außer Hörweite waren, widmete sich Renji mit einem kleinen, selbstgefälligen Lacher wieder ihrem Gespräch. „Was sagen sie? Hätte mich Aizen also besser zur Kidō-Truppe schicken sollen?“
 

„Nein, natürlich nicht.“, Byakuya nippte an seinem Sake. „Die hätten dich nicht genommen. Aber warum keine Versetzung zur 13. oder 9. Einheit? Oder irgendwohin, wo sie alle Techniken des Angriffs trainieren?“
 

Renji fiel auf, dass Byakuya seine Einheit nicht erwähnte. Doch Byakuyas Fähigkeit mit höchster Konzentration zu kämpfen und noch fortgeschrittene Zauber zu wirken war bekannt. Das war etwas, wofür Renji ihn hoffnungslos beneidete.
 

Er begann wieder, die Picknick-Körbe zu durchsuchen und zuckte leicht mit den Achseln. Da musste doch etwas zu essen sein, was nicht zu würzig war. „Kommen sie schon, Kommandant. Sie wissen warum. Es war aus persönlichen Gründen.“
 

„Ja, sehr clever von Aizen, deine Herkunft gegen dich zu nutzen.“, grummelte Byakuya. „Sehr clever, durchaus.“
 

Renji hatte seine Suche inzwischen wieder aufgegeben und sich nach hinten gelehnt. „Übertreiben sie es nicht gerade mit den Verschwörungstheorien, Kommandant? Meinen sie wirklich, dass Aizen irgendeinen Plan in der Hinterhand hatte? Für mich?“, der Rothaarige deutete zur Betonung auf seine Nase. „Warum sollte Aizen, von allen Leuten, ausgerechnet meine Laufbahn sabotieren wollen? Ich bin nicht besonders. Zum Teufel, ich hatte noch nicht einmal einen Rang, als ich gegangen bin.“
 

„Genau.“, sagte Byakuya.
 

Renji schüttelte den Kopf. „Ich verstehe das nicht.“
 

„Nein. Wie ich schon sagte, es macht keinen Sinn.“, Byakuya nahm einen weiteren Schluck Sake. „Wenn Aizen dich aufgrund von Zuneigung oder Vertrauen in deinen Fähigkeiten vor dem Militärgericht verschont hätte, hätte er dich wirklich gerettet. Dann hätte er dich nicht in eine Einheit gesteckt, wo weder deine Haltung noch deine Fähigkeiten verbessert werden können.“
 

„Hey, ich hab mir in der 11. den Arsch aufgerissen.“, schnaubte Renji.
 

„Beruhige dich.“, erwiderte Byakuya. „Das war nicht als Beleidigung gedacht. Deine Ambitionen sind sowohl offensichtlich als auch löblich. Du bist der beste Mann geworden, den die 11. aus dir hätte machen können.“
 

„Aber...?“, hakte Renji nach, da der Schwarzhaarige nicht fortfuhr.
 

„Aber Aizen hat dich nicht aus Nettigkeit in die 11. Division geschickt. Er hat dich dorthin geschickt, um das Talent eines brillanten Akademie-Absolventen zu vergeuden. Jemand, der mit Leichtigkeit alle Erwartungen hätte übertreffen können. Was mich beeindruckt ist, dass du trotz dieses Plans aufgeblüht bist.“, Byakuya schüttelte den Kopf und hob seine Hand, um Renjis Protest zu unterbinden. „Für mich scheint es offensichtlich, dass Aizen aus irgendeinem Grund beängstigt war. Das machte dich für mich interessanter, als dein Werdegang vermuten ließ.“
 

Renji war sich nicht sicher, ob das gerade nur ein Kompliment war oder eine Beleidigung. Oder beides. „Angst vor mir, huh?“
 

„Ja.“, Byakuya griff zum zweiten Onigiri. „Es ist die einzige Antwort, die für mich Sinn ergibt.“
 

„Weil ich so großartig hätte werden können, wenn ich mich nur angestrengt hätte?“, fragte Renji und verschränkte die Arme vor der Brust. „Das ist eure Theorie?“
 

„Im Grunde, ja.“
 

„Hmm. Das ist großartig.“, sagte Renji. Es war für ihn schmerzhafter, als er zugeben wollte, zu hören, wie einfach Byakuya sein hartes Training mit Ikakku als 'Verschwendung' seiner Talente abtat. Zumindest hatte der Kommandant bestätigt, dass er einer der besseren Kämpfer war. Aber all das Gerede über seine vergeudeten Talente ließen dieses kleine Kompliment nur wie heiße Luft aussehen.
 

Die Sonne begann unterzugehen und eine kleine Gruppe von Dienern wurde damit beauftragt, die Laternen zu entzünden.
 

Renji starrte zu Byakuya, der seine Aufmerksamkeit auf die kleine Prozession der Laternen-Anzünder gerichtet hatte. Renji biss fest die Zähne zusammen, um sich selbst davon abzuhalten, das Wort zu ergreifen: Die Vögelei ist also ihre Art, mein Potenzial zutage zu bringen, oder was?
 

Byakuyas Blick schweifte kurz in Renjis Richtung, bevor er sich wieder dem Spektakel zuwandte. Wiedereinmal konnte Renji das Unausgesprochene hören: Das ist nicht der Ort für einen Streit. Also atmete er tief ein und versuchte sich wieder zu entspannen. Um sich abzulenken, nahm er seine Suche wieder auf und durchwühlte die Körbe. Endlich, ganz unten, fand er etwas, was nicht zu würzig roch. Kaltes Karaage, frittiertes Hühnchen in Knoblauch und Soja-Soße mariniert.
 

Während er jedoch nicht aufpasste, näherte sich eine Frau. Ohne darauf zu achten, wie unhöflich ihr Verhalten war, stand sie vor Byakuya und erhob kühn ihre Stimme. „Macht es ihnen was aus, wenn ich euch Gesellschaft leiste?“
 

Sie war atemberaubend schön. Ihr heller, gelber Kimono war mit blauen Lotusblumen bestickt und ihre Haare von einem tiefen kastanienbraun. Wie alle Frauen auf diesem Fest war ihr Haar kunstvoll zurückgeflochten und mit Juwelen und Blumen geschmückt. Sie lächelte kühn und kniete sich dann zu ihnen, als hätte Byakuya bereits zugestimmt. Mit einer Selbstverständlichkeit, wie bei einem Angebot nahm sie das Hähnchen aus Renjis Hand. „Mein Lieblingsessen!“, gurrte sie.
 

„Kenne ich euch, meine Dame?“, fragte Byakuya unfreundlich.
 

Sie gab vor, geschockt zu sein. „Oh, wie schrecklich vergesslich ihr doch seid, Kommandant Kuchiki. Wir haben fast 3 Stunden gemeinsam beim Tee verbracht. Vielleicht liegt eure Tante richtig. Ihr benötigt eine Frau, die sich um eure Angelegenheiten kümmert.“
 

„Hey.“, eine Frau setze sich so dicht zu Renji, dass er gezwungen war, zur Seite zu rücken. Sie war der Bodyguard, welche ihm vor der Teehütte zugenickt hatte. Ihre Uniform wies sie als jemand von der 0. Kompanie aus. Der kaiserlichen Garde.
 

Die aufdringliche Dame, die sich zu ihnen gesetzt hatte, war also... ein Mitglied der kaiserlichen Familie? Byakuya schien diese Tatsache im gleichen Moment zu erkennen. Er verbeugte sich tief, also folgte Renji dem Beispiel.
 

Sie lachte. „Bitte, bitte, Gentlemen.“, sagte sie honigsüß. „Steht wieder auf.“

Romance at the Hanami: Fireworks and Demons

Auch wenn sie von einer der vielen Damen überlistet worden waren, schien es Renji, als hätte Byakuya immer noch einen Plan B:
 

Langweilig sein.
 

Es war nun schon etwas mehr als eine halbe Stunde vergangen und Byakuya hatte nur so viel gesagt, wie es notwendig war, um nicht unhöflich zu sein. Doch die Prinzessin (oder was auch immer sie für einen Rang in der royalen Familie bekleidete) war nicht so einfach in die Flucht zu schlagen. Sie war zurzeit sehr darum bemüht, eine Reaktion von Byakuya zu erhalten, während sie ausführlich darüber redete, was für Vorteile eine weibliche Begleitung hätte und wie sehr es sein Leben verbessern würde.
 

Renji war beeindruckt, dass Byakuya es schaffte, kaum zu zucken, wenn sie ihn bei seinem Vornamen nannte. Noch nicht einmal ein -san fügte sie hinzu. Renji konnte nicht anders, als einen amüsierten Blick mit dem Bodyguard der Prinzessin auszutauschen.
 

Der Bodyguard war eine ernste Frau mit stahlgrauen, kurz rasierten Haaren. Selbst in ihrer entspannten Sitzposition, sie saß wie ein Mann im Schneidersitz direkt neben Renji, konnte der Rothaarige spüren, dass sie kraftvoll war. Trotz der gelassenen Pose war das kommandaten-ähnliche Reiatsu wahrzunehmen, welches sie ausstrahlte. Ihre Uniform war unheimlicher, als sie selbst. Er hatte bisher noch niemanden der 0. Einheit gesehen, noch weniger ganz gemütlich ein Picknick mit ihm geteilt.
 

Sie lehnte sich zu Renji hinüber. "Dein Typ ist gut. Kann er auch Tränen standhalten?", wisperte sie.
 

"Kalt wie Eis.", gab Renji zurück. "Vertrau mir. Ein ganzer Tränenstrom würde ihn nicht aus der Fassung bringen."
 

"Ein Wutanfall?"
 

Renji schüttelte mit dem Kopf. "Das wäre für ihn eine Ausrede, zu gehen."
 

"Verdammt!", sie pfiff leise und beeindruckt. Sie lehnte sich mit einem resignierten Ausdruck zurück.
 

Renji versuchte wieder, das alberne und endlose Geplapper der Prinzessin auszublenden. Doch hatte er wesentlich weniger Übung darin als Byakuya. So versuchte er sich damit abzulenken, durch die Gegend zu schauen.
 

Zum Glück wurde die Promenade mit dem einsetzenden Sonnenuntergang ein echter Hingucker. Laternen strahlten von den Ästen der Kirschbäume und tauchten die weichen pink-weißen Blüten in ein wunderschönes Licht. So von unten angeleuchtet, hatten sie etwas von kleinen Wolken, die zu Boden gebracht wurden.
 

Währenddessen begann die Prinzessin, zu schmollen.
 

Jetzt würde es nicht mehr lange dauern.
 

Die bevorstehende Niederlage erkennend, rettete der Bodyguard die Prinzessin vorweiterer Demütigung, indem sie ihre Hoheit daran erinnerte, noch ein wirklich wichtiges Treffen zu haben. Sie verbeugten sich tief, damit die Dame ihren Rückweg antreten konnte.
 

"Ich hätte eine Wette vorschlagen sollen.", murmelte Renji als er sich wieder zu Byakuya setzte. "Ich wusste, sie würden das hier gewinnen."
 

Byakuya kniff sich an die Stelle über seinen Nasenrücken zwischen den Augen. "Mein Kopf schmerzt."
 

Renji war überrascht, echte Erschöpfung in der Stimme des Kommandanten erkennen zu können. "War sie so nah dran?"
 

"Lass uns einen taktischen Rückzug antreten. Ich werde keinen weiteren Überfall überstehen."
 


 

Diener kamen wie aus dem Nichts, um ihre Sachen einzusammeln. Ironischerweise würde es die Dienerschaft früher zurück zu den Quartieren schaffen, als sie. Denn die Tatsache, dass Byakuya nun auf seinen Füßen stand, schien ihn wieder ansprechbar zu machen. Sie konnten kaum 3 Schritte gehen, ohne das jemand sie grüßte.
 

Zumindest waren die Leute, die sie anhielten, wohl alle eher harmlos. Niemand hielt ihn wirklich lange auf, denn sie wollten alle einen schönen Platz für das Feuerwerk ergattern. Der Kommandant sprach soeben mit einer jungen Familie. Die beiden kleinen Kinder rannten auf Renji zu, um ihn mit großen Augen anzustarren.
 

"Bist du ein echter Shinigami?", fragte der ältere Junge misstrauisch.
 

"Natürlich.", antwortete Renji mit einem kleinen Lachen.
 

"Warst du auch Mal in die Welt der Lebenden?", wollte er wissen.
 

"Ein- oder zweimal."
 

Die jüngere Schwester aber fokussierte sein Zanpakutō mit einer Intensität, dass Renji sich nicht wundern würde, wenn er sie in einigen Jahren auf einen der Übungsplätze wieder traf. Sie zeigte auf das Schwert. "Wie heißt es?"
 

Renji kniete sich, um ihr in die Augen zu schauen. Wenn ihm nicht klar gewesen wäre, dass ihre Eltern ausgeflippt wären, hätte er Zabimaru gezogen und ihr einen guten Blick auf die Waffe gewährt. "Was verleitet dich zu der Annahme, dass unsere Schwerter Namen tragen?"
 

"Sie müssen.", sagte sie mit einem Stirnrunzeln, welches ihr kleines Gesicht zerknautscht wirken ließ. "Alles, was spricht, hat einen Namen."
 

Er nickte und tätschelte den Griff seines Zanpakutō. "Das ist mein Zabimaru.", mit einem Nicken deutete er zu Byakuya, dessen Gestalt vom Laternenlicht erleuchtet wurde. Seine Haut erschien weiß im Licht, wie von einem Geist. "Seins ist Senbonzakura."
 

Sie lachte fröhlich und klatschte in die Hände. "Senbonzakura zur Kirschblütensaison!", mit den Worten rannte sie zurück und zog am Ärmel ihres Vaters und versuchte verzweifelt, ihren Scherz zu teilen.
 

"Du solltest sie nicht ermutigen.", sagte ihr älterer Bruder und blickte mürrisch zu seiner Schwester, während diese einen glücklichen Tanz um den irritierten und erschreckten Byakuya begann. Als er zurück zu seiner Familie ging, sagte er noch über die Schulter "Sie ist bereits jemanden zur Heirat versprochen und daher verlobt."
 

Langsam und stirnrunzelnd stand Renji auf. Sie war so ein fröhliches, kleines Ding und hatte bereits den unverkennbaren Hauch von Reiatsu um sich. Es schien nicht richtig, dass ihre Zukunft bereits vorherbestimmt war. Aber dann erinnerte er sich daran, dass das Schicksal eine lustige Sache war. Man konnte es einfach nicht vorhersagen.
 

Als sich die Familie verabschiedete, drehte sich das kleine Mädchen um und winkte Renji übermütig. Er lächelte und winkte zurück.
 

Wenn Renji eine Sache ganz genau wusste, dann dass man mit genug Willenskraft sein eigenes, verdammtes Schicksal schmieden konnte.
 


 

"Ich wünschte, wir wären zu Hause", seufzte Byakuya, als sie endlich die Tür zu ihrem Quartier hinter sich schlossen. "Was ich jetzt mehr als alles andere möchte, ist ein langes, heißes Bad."
 

"Du kannst mir nicht erzählen, dass der Kaiser nicht über eine ähnlich hübsche heiße Quelle verfügt, als die Kuchikis.", lachte Renji.
 

"Natürlich hat er das.", sagte Byakuya. "Eine noch bessere. Aber du dürftest dort niemals hinein."
 

"Ich?" Oh. Byakuya wollte, dass sie gemeinsam gingen? Das wäre wirklich nett. Ein kleines, schelmisches Lächeln schlich auf seine Lippen. "Ich gehöre zwar nicht zum Geheimdienst, aber ich kann Mauern heraufklettern. Wenn alle das Feuerwerk genießen, wird vielleicht noch nicht einmal ein Bademeister dort sein."
 

"Schlägst du gerade vor, dass wir in das private Bad des Kaisers einbrechen?"
 

"Nicht sie. Ich."
 

"Oh, na dann", begann Byakuya trocken. "Ich geh meine Sachen holen."
 


 

Es war enttäuschend einfach, in das Badehaus zu gelangen. Da war keine Wand zu erklimmen, kein Bademeister zu umgehen. Byakuya musste sich nur einmal umdrehen, als Renji das Schloss öffnete.
 

"Ich denke nicht, dass ich wissen möchte, wie du diese spezielle Fähigkeit erlangt hast", bemerkte Byakuya, als die Tür aufschwang.
 

Ja, das willst du wirklich nicht, dachte Renji. Vor allem, weil die Person, die es ihm beigebracht hatte, Rukia war.
 

Das Innere des Badehauses lag im Dunkeln, außer ein bisschen Mondschein und Licht vom Fest, fiel Nichts durch die hohen Fenster hinein. Sie betraten die Eingangshalle, schlüpften aus ihren Sandalen und platzierten sie in dendafür vorgesehenen Fächern. "Ich bin mir nicht sicher, ob ich überhaupt einmal durch den Vordereingang gekommen bin.", sagte Byakuya in Gedanken.
 

"Also gut.", sagte Renji und tat so, als wäre er ein Führer. Dabei zeigte er auf eine rechteckige Plattform. "Dort steht normalerweise der Bademeister und die Jungs benutzen die blaue Tür."
 

"Welche hilfreicherweise auch mit 'Männer' beschriftet ist.", fügte Byakuya sarkastisch hinzu, als sie zum Umkleideraum gingen.
 

"Ja, aber nicht jeder, der durch den Haupteingang geht, kann lesen.", sagte Renji. "Oh. Wobei vermutlich hier alle lesen können, eh?", fügte er schnell hinzu.
 

"Ja, es ist anzunehmen, dass jeder, der im kaiserlichen Palast lebt, Kanji lesen kann. Ohne Zweifel wohl auch Hiragana und Katakana.", als sie Körbe für ihre Kleidung gefunden hatten, hielt Byakuya für einen Moment inne, schien über etwas nachzudenken. "Renji, wann hast du es gelernt?", fragte er schlussendlich.
 

"Oh, ähm...", er war froh, dass aufgrund der Dunkelheit nicht zusehen war, dass er rot wurde. "Akademie."
 

Byakuya sagte dazu nichts, obwohl Renji vermutete, dass er darüber zumindest etwas überrascht war. Viele Distrikte hatten Schulen eröffnet, betrieben Tempel, aber Inuzuri war verdammt weit weg und beschissen arm. Als er und Rukia zur Akademie kamen, hatten sie noch nicht einmal Schuhe noch weniger hatten sie eine grundlegende Bildung. Es war eine der großen Ironien seiner Akademie-Zeit. Morgens verbrachte er die Zeit im Unterricht für Fortgeschrittene, abends belegte Kurse für die rudimentären Dinge. Und die ganze Zeit flehte er darum, dass es niemanden auffiel, dass er mit den grundlegenden Dingen kämpfte.
 

Natürlich wurde er für die Fähigkeit, lesen und schreiben zu können in der 11. Einheit aufzogen. Und unter der Hand oft um Hilfe gebeten. Tatsächlich hatte er fast immer die vollständige Papierarbeit übernommen, sobald er sich einen Rang erarbeitet hatte und Tetsuzaemon Iba herausposaunte, dass Renji diese Fähigkeit besaß. Nicht, dass es Zaraki irgendwie gestört hätte. Sein Siegel war nur die Nummer der Einheit, da er genau genommen ja selbst keinen Namen hatte. Und der Vizekommandant war noch ein Kind. Renji war sich sicher, dass jemand Yachiru unterrichtete, aber kritische Dinge wie Toilettenpapier konnten eben nicht auf ihre Bildung warten… Oder auf ihre Aufmerksamkeit. Ikkaku hingegen hatte weder das Können noch das Interesse dafür. Überraschenderweise konnte Yumichika etwas lesen und hatte Renji gebeten, ihm das Schreiben beizubringen. Dies sollte aber in solch einer Heimlichkeit passieren, dass Ikkaku ihnen irgendwann unterstellte, eine Affaire zu haben.
 

In Wahrheit hat Renji schon Jahrzehnte die Arbeit eines Vizekommandanten erledigt. Nicht, dass es ihn wirklich interessiert hätte, er war glücklich dabei. Doch es war einer der Gründe, warum es ihn so unglaublich ärgerte, wenn Byakuya seine Zeit in der 11. Division als Verschwendung bezeichnete. Nicht nur, dass er dort intensiv trainiert hatte, er hat auch die Jungs in Zaum gehalten.
 

„Ah.“, machte Byakuya leise und unterbrach damit die Gedanken des Rothaarigen. Der Schwarzhaarige trat zu ihm und stellte sein Korb mit Kleidung auf das Regal. „Du denkst wieder, wie ich sehe.“
 

Verdammt noch mal. Renji war so in Gedanken gewesen, dass er die Chance verpasst hatte, seinen Kommandanten heimlich anzuhimmeln, während dieser sich ausgezogen hatte. In der Zwischenzeit hatte er es nur geschafft, das Bündel seines Shihakushōs zu einem festen Bündel zu pressen. Wie üblich war das Einzige, worauf er automatisch Rücksicht nahm, Zabimaru gewesen. Das Schwert lehnte behutsam gegen die Wand. Direkt neben Senbonzakura.
 

Mit einem leichten Kopfschütteln schmiss Renji seine Uniform in den Korb.
 

„Komm.“, Byakuya nahm seine Hand. „Es scheint, als sollten wir beide die Chance nutzen, uns zu entspannen.“
 


 

Hand in Hand schlichen sie sich in das Hauptbad. Renji musste einfach grinsen, als er sich ausmalte, welches Bild sie gerade abgeben mochten. Auf Zehenspitzen, vollständig entkleidet.

Er wurde niemals müde davon, Byakuya so zu sehen. Vollständig befreit von den zurückschreckenden Dingen wie dem Haori oder Kenseikan. Der Schwarzhaarige sah so um Jahre jünger aus und fast… angreifbar.
 

Fast.
 

Selbst im Halbdunkel war es unmöglich die kraftvollen, straffen Muskeln oder den anmutigen Schnitt der Taille und die schlanken, langen Knochen, nicht zu bemerken. Byakuya glich Senbonzakura unheimlich – Über jede Vernunft wunderschön, aber tödlich wie die Sünde.
 

Sie hielten bei der Dusche und stellten diese an. Byakuya hatte daran gedacht, Seife mitzubringen. Diese reichte er nun Renji. "Würdest du?"
 

Würde er? Würde er wollen, seine Hände über diesen perfekten, nassen Körper gleiten zu lassen? Würde er sich einen Vorteil aus dieser seltenen Gelegenheit herausnehmen, Byakuya zu berühren?
 

"Oh, ja. Ich würde.", brachte Renji heiser hervor. Er rieb die Seife zwischen seinen Händen, bis sie schäumte. Während der ganzen Zeit wartete Byakuya geduldig mit nach unten gerichteten Augen. Das Wasser hatte sein rabenschwarzes Haar noch weiter verdunkelt. Einige Rinnsale bahnten sich ihre Wege diewohlgeformten Armen und die Brust hinunter.
 

Renji stellte sich vor den Wasserstrahl, um diesen mit seinem Rücken zu blockieren. Seine Hände, nun eingeseift, zitterten ein wenig, als er sie nach den Schultern seines Kommandanten ausstreckte.
 

Ah, solch eine Haut! Wie polierter Alabaster.
 

Renji fühlte sich gehemmt, als sich Byakuya gegen seine Handflächen drückte, aber diesen kümmerte seine Bewegungen scheinbar wenig. Seine Hüften schoben sich verführerisch nach vorne und so presste er sich in Renjis Griff.
 

Die Geräusche des entfernten Feuerwerks bildeten ein Echo zu Renjis hämmernden Herzen.
 

"Deine Sanftheit macht mich wahnsinnig, Renji."
 

Kurz lachte Renji grunzend auf. "Vielleicht mag ich es so. Zu sehen, wie sie um mehr betteln.", sagte er. Dabei griff er etwas gröber, aber dennoch verspielt um Byakuyas Hüfte.
 

Sein leises Stöhnen entwich Byakuya. "Du bist ein Teufel."
 

"Das haben sie erst jetzt festgestellt? Ein bisschen langsam für einen Kommandanten, oder nicht?", neckte Renji und beugte sich vor, um Byakuyas Lippen in Beschlag zu nehmen.
 

Byakuya schmeckte einfach immer gut. Reste von Chili erhitzten ihre Lippen. Trotz der Tatsache, dass Renji Schärfe nicht mochte, hungerte er nach mehr. Seine Hände schlangen sich um die Taille des Schwarzhaarigen, zogen ihn näher. Seine Zunge schnellte tief in Byakuyas Mund.
 

Byakuyas Finger fuhren seine Arme hoch, um auf seinen Schultern zu ruhen. Byakuya brach den Kuss ab und vergrub seinen Kopf an Renjis Hals. Sanfte Küsse wurden von Knabbern und Beißen unterbrochen. Seine Zunge fuhr seine Lieblingspunkte entlang – an den Linien seiner Tattoos und über die Kühle seiner Schlüsselbeine.
 

Renji könnte sich in diesem einzigartigen Gefühl verlieren, ihre Körper so nah beisammen, berührten sich an solch verlockenden Stellen. Seine Sinne taumelten bei der Zartheit des Mundes, den leicht hervorstehenden Hüftknochen und der glatten, feuchten Haut. Langsam ließ er seine Hand über Byakuyas Rücken wandern, erkundete jede Kontur. Renji hätte ewig so verweilen können – Entlang des Abgrundes zum Nichts und dem, wonach er sich sehnte.
 

Aber der Kommandant schien immer etwas Wilderes von ihm zu wollen. Etwas mehr... Aggression.
 

Zumindest war er dieses Mal nicht überrascht, als er spürte, wie sich Byakuyas Finger verlangend in sein Fleisch gruben. Ein harter Schubser presste die Luft aus seiner Lunge, als er mit dem Rücken an der Wand aufkam. Reiatsu wirbelte zwischen ihren Körpern, vibrierte gegen die Haut, wie das tiefe Grollen einer Basstrommel.
 

Byakuyas Hände fanden ihren Weg zwischen Renjis Beine. Finger schlangen sich gekonnt um Renjis Männlichkeit, erregten ihn immer mehr. Er schnappte nach Luft, Röte stieg ihm, trotz des kühlen Wassers, welches über seinen Körper floss, in die Wangen. Er griff verzweifelt nach Byakuyas Taille, um seine Knie vom Nachgeben abzuhalten.
 

So plötzlich von der Ekstase überwältigt, hatte Renji für einen Moment vergessen, dass er einmal nicht von Byakuya zurückgehalten wurde. Er musste einen Vorteil daraus schlagen, solange sein Kommandant ihm dies möglich machte. Mit einem tiefen Atemzug drängte er sich, begleitet von einem Knurren, nach vorne. Er griff Byakuya am Nacken und schob ihn zur gegenüberliegenden Wand. Die Augen des Schwarzhaarigen öffneten sich vor Überraschung und, so schien es Renji, Lust.
 

„Ah.“, Byakuyas Atem kitzelte Renjis Ohr. „Habe ich den Dämon geweckt?“
 

„Du magst es.“, Renji lächelte breit und gefährlich. Wenn er nicht wüsste, dass Byakuya auf das harte Zeug stand, hätte er sich dies niemals getraut. „Seien sie vorsichtig, was sie sich wünschen, Kommandant. Einen Hund aus Inuzuri von der Leine zu lassen, könnte mit ihnen als meine Hündin enden.“
 

Es war befriedigend zu sehen, wie sich, aufgrund dieser Grobheit, ein wenig Farbe auf Byakuyas Gesicht schlich. Doch besonders befriedigend war zu sehen, wie schnell der Körper des Kommandanten darauf reagierte. Aber das war kein Spiel, dass Renji gewinnen konnte, wenn Byakuya nicht mitspielen wollte. Ein simpler Kidō-Spruch und eine Welle seines spirituellen Drucks und Renji wäre auf seinen Knien.
 

Aber bis das passierte, würde er nehmen, was er bekommen konnte.
 

Er glitt mit seinen Fingern über Byakuyas Hintern. Dann griff er nach dessen Bein und zog es so hoch, dass das Knie des Kommandanten über seinen Schultern hing. Byakuya hatte seine Arme um Renjis Nacken geschlungen, um nicht die Balance zu verlieren.
 

"Was hast du...?"
 

"Ich werde euch hart gegen die Wand ficken", knurrte Renji und platzierte das andere Bein Byakuyas ebenso wie das Andere. Er grunzte ein wenig, als er das gesamte Gewicht der Kommandanten trug, aber er war stark genug, um beide zu halten. Vor allem mit der Unterstützung der Wand. "Wenn sie denken, dass es das ist, was ich bin, dann ist es auch das, was sie bekommen."
 


 

Es war hart und vermutlich mehr als nur etwas schmerzhaft, aber absolut befriedigend. Zumindest körperlich, für beide. Renji fühlte sich schuldig, als er Byakuya in seinen Armen wiegte, während sie erschöpft auf den nassen, gefliesten Boden glitten. Sanft streichelte er durch das schwarze Haar, schob die Strähnen hinter die Ohren und wünschte sich, Byakuya würde ihn ansehen.
 

Vermutlich sollte er dankbar darüber sein, dass er die erschöpfte Befriedigung an den leicht geöffneten Lippen und dem flachen Atem erkennen konnte. Schweiß schimmerte auf Byakuyas Haut, die langen, dunklen Wimpern zuckten leicht.
 

Wie würde es sein, mit diesem Mann Liebe zu machen? Anstatt, wie sonst immer, beim... Vögeln zu enden?
 

Renji küsste sanft Byakuyas Augenlider, als wolle er sich entschuldigen. Nicht, dass er glaubte, dass Byakuya so etwas wollte. Wenn man bedachte, wie Byakuya an Renjis Schulter gekeucht hatte, hätte er sich wohl sogar noch etwas Dunkleres, Brutaleres gewünscht.
 

Es war eine Seite an Byakuya die, egal wie oft sie zum Vorschein kam, ihn immer überraschte und... auch verstörte. War der Kommandant nur so bei ihm, weil sie aus verschiedenen Gesellschaften kamen, weil Renji aus Inuzuri war oder weil er Byakuyas Untergebener war? Waren es die Tätowierungen, die Byakuya vermuten ließen, dass der Rothaarige grob und gewalttätig war? Erwartete er keine Zärtlichkeiten zwischen ihnen, weil sie beide Männer waren?
 

Vielleicht war es auch nur Byakuyas Ding.
 

Aber es war unvorstellbar, dass der Kommandant so etwas mit seiner geliebten, verstorbenen Frau... Obwohl, war es vielleicht der Grund, warum er seine Liebschaften in Rukongai suchte? Hat er sie gegen die Wand gedrängt, gefesselt,... verletzt?
 

[style type="italic"]Nein. Niemals.[/style]
 

Es war völlig klar, dass Byakuya seine Frau mehr als alles Andere geliebt hatte. Er hat sie geschätzt, wie eine schöne, fragile Blume.
 

[style type="italic"]Vielleicht ist das das Problem, dachte Renji[/style]. Seine Finger streichten leicht über schmale, blasse Wangenknochen. Vielleicht mied Byakuya Zärtlichkeiten im Bett, weil es zu sehr wie Liebe war. Etwas, was er bereits gegeben hatte, verloren hatte.
 

Aber dann... Wohin brachte ihn das? War dies das Beste, was Renji sich erhoffen konnte? War alles, was er jemals von Byakuya bekommen würde wilder, intensiver Sex und dann... all dieser Raus-aus-meinem-Bett-Mist und der furchtbare, unangenehme Morgen danach?
 

Aber noch wichtiger: Konnte er damit leben? War er so stark wie Yumichika, um das einfach zu akzeptieren, auch wenn es ihm das Herz brach? Obwohl sich Renji fragte, ob das wirklich Stärke war? Oder vielleicht einfach nur fehlender Selbstrespekt? Einen Mann das zu geben, was er wollte – alles geben, aber noch nicht einmal im Gegenzug um einen kleinen Gefallen zu bitten?
 

Renji küsste Byakuyas Augenlider erneut, aber ein wenig drängender. Auch wenn seine Stimme zitterte und er mehr Courage brauchte, als fast alles, was er bisher getan hatte. „Was ist, wenn ich euch sagen würde, dass ich euch liebe?“, fragte er.
 

Er fühlte, wie sich Byakuya plötzlich anspannte, sein Körper war mit einem Mal starr. Die Stille zog sich viel zu lange hin. Aber als Byakuya endlich sprach, war seine Stimme schneidend und kalt. „Warum würdest du eine solch dumme Sache tun?“
 

Renjis Brust zog sich zusammen. Für eine Sekunde konnte er nicht atmen.
 

Es war wie ein Schnitt, es schmerzte irgendwo tief in ihm. Aber anstatt Blut drohten Tränen aus der Wunde hervorzuströmen.
 

Er riss sich zusammen, hustete und schüttelte seinen Kopf, während er sich aus dem Gewirr von Gliedmaßen und Gefühlen befreite. „Wer sagt, dass ich es tun würde? Ich hatte nur gefragt. Aber wie auch immer, die Antwort war klar genug.“
 

Natürlich sagte Byakuya nichts. Nicht ein einziges, verdammtes Wort.
 

Trotz, dass er es besser wusste, wartete Renji, zögerte. Hoffte für einen Moment, dass Byakuya vielleicht einbrechen würde, vielleicht zugab... etwas, irgendetwas. Aber er lag nur auf dem Boden, sein Rücken gegen die Wand gepresst. Ruhig wie ein Stein, seine Arme lagen noch dort, wo sie aufgekommen waren. Atmete flach, sein Gesicht bar jeder Emotion.
 

„Ja, in Ordnung.“, sagte Renji grimmig und bemühte sich, nicht zu zeigen, wie sehr er verletzt war. „Ich geh eine Runde spazieren. Sie sollten ein Bad nehmen, Kommandant. Sie sehen beschissen aus.“

A Foolish Thing


 

Was ist, wenn ich euch sagen würde, dass ich euch liebe?“

„Warum würdest du eine solch dumme Sache tun?“
 


 

Erfolgreich konnte Renji Byakuya die ganze Nacht meiden. Als die Sonne aufging, mischte er sich unter die beschäftigten Diener, die vor dem Quartier herumliefen. Dabei klopfte er sich ein paar Kirschblüten aus dem Hakama. Es war schon eine Weile her, dass er wie ein Gauner, hoch oben in den Ästen der Bäume geschlafen hatte. Sein Rücken schmerzte. Nagut, das konnte natürlich auch genauso gut davon kommen, dass er letzte Nacht Byakuya gegen die Wand gevögelt hatte. Aber daran wollte er jetzt eigentlich nicht denken. Genauso wenig wollte er darüber grübeln, wie sehr sein Herz schmerzte. Nein, sein ganzer Brustkorb fühlte sich schwer und schmerzhaft an, vom Druck der unvergossenen Tränen.
 

Sein Blick fiel auf Aoi, die kleine Küchenmagd. Renji tippte ihr auf die Schulter. Beinahe hätte sie das Tee-Service fallen gelassen, welches sie behutsam im Stroh einer Kiste verstauen wollte. "Oh, Vizekommandant Abarai. Sie schauen furchtbar aus!“ Schnell hielt sie aufgrund der Grobheit ihrer Worte die Hand vor den Mund. Dennoch war sich Renji sicher, dass sie recht hatte. Sie verbeugte sich tief als Entschuldigung, als sie fortfuhr. „Es tut mir wirklich schrecklich leid. Kann ich etwas für sie tun?“
 

„Ich brauch eine Beschäftigung. Etwas, was mich so lange beschäftigt, bis wir abreisen.“
 

„Aber... Sollten sie nicht beim Herren sein?“
 

Renji konnte ein reumütiges Lachen nicht verkneifen. „Ja, weißt du, dass dachte ich auch. Aber... Naja, hier bin ich.“
 


 

Er stand auf der Straße und half gerade, den Wagen zu beladen. Doch Byakuyas Stimme, kalt und scharf wie Stahl, stoppte ihn. „Renji, was machst du da?“
 

Renji reichte noch gerade einen Koffer den Dienern, denen er half und drehte sich dann um.
 

Wenn Byakuya genauso schlecht geschlafen haben sollte, wie er, konnte man es ihm nicht ansehen. Der Shihakushō des Kommandanten sah glatt und frisch wie immer aus. Das Kenseikan perfekt auf dem Haupt, keine Einzige der tintenschwarzen Strähnen nicht an seinem Platz.
 

Renji hingegen hatte von der Arbeit geschwitzt. „Packen, Kommandant. Wir reisen in 5 Stunden ab.“
 

„Ich bin über den Zeitplan im Bilde.“, sagte Byakuya. Seine Stimme war ruhig, wenn auch deutlich irritiert. Sein Blick schien etwas auf der Straße zu fixieren. „Aber ich bin mir nicht darüber im Klaren, seit wann du nicht mehr mein Vizekommandant bist, sondern zu meinem Bediensteten gehörst.“
 

Renji schluckte ein bitteres 'Was? Erwarten sie etwa, nach gestern Nacht am Morgen wieder alles wie gewohnt vorzufinden?' herunter. Stattdessen vermutete er, sollte er dankbar sein, dass er immer noch 'sein' was auch immer war. Und es schien, dass Renji seinen Job noch innehaben würde. Also biss er die Zähne zusammen. „Ich bitte um Entschuldigung, Kommandant. Brauchen sie mich für etwas?“
 

„Es scheint, als müsse ich dich an deine Aufgaben erinnern, Vizekommandant. Du begleitest mich das Wochenende. Wir werden für eine Verabschiedungsrunde erwartet.“
 

„Was? Können sie das wirklich nicht alleine machen?“, die Wörter sprudelten aus Renji hinaus, ohne das er wirklich etwas dagegen tun konnte.
 

Die Stärke des Reiatsus war genauso plötzlich, wie intensiv. Einer der Diener auf dem Wagen hinter Renji stolperte und ging mit einem leisen Ächzen in die Knie.
 

Byakuya ging auf Renji zu, welcher instinktiv zurückwich. Doch dann spürte er, wie sich sein Rücken gegen ein hölzernes Gelände drückte. Byakuyas Hand hob sich und Renji zuckte, in Erwartung eines Schlags oder Hiebs, zusammen.
 

Stattdessen zog der Kommandant etwas aus Renjis Haaren. Er hielt es zwischen sie und Renji konnte einen kleinen Zweig mit drei Kirschblüten sehen. Eine Blüte noch ungeöffnet. Der Blick des Schwarzhaarigen hob sich und traf auf Renjis. Der Rothaarige konnte den Sturm sehen, der in den grauen Augen tobte. Er tobte mit derselben Kraft, mit der das Reiatsu des Kommandanten auf ihn einwirkte.
 

„Um ehrlich zu sein,“ begann Byakuya kühl. „Würde ich eine Begleitung bevorzugen, die mehr auf ihre Erscheinung achtet. Da wir aber wenig Zeit haben, musst du etwas mit deinen Haaren unternehmen, Vizekommandant.“
 

Byakuya drehte sich weg und damit zog sich auch der spirituelle Druck zurück. Er ließ die Kirschblüten auf den staubigen Boden fallen. Von dem Berg an Kisten und Koffern nahm er ein Stück schmutzige Schnur. Ohne zurückzuschauen, warf er sie Renji zu.
 

Dieser fing die Schnur aus Reflex auf.
 

„Binde es zurück.“, donnerte seine Stimme.
 


 

Der Befehl, seine Haare zurückzubinden, war für ihn überraschend grausam. Auch wenn kein Adeliger etwas sagte, konnte Renji spüren, wie ihm die Blicke folgten. Erschrocken und in tiefster Missbilligung seiner Tattoos. Niemals in seinem Leben hatte er sich mehr für die schwarze Farbe unter seiner Haut geschämt, wie in dem Moment, als er Byakuya pflichtbewusst folgte. Er fühlte sich schmutzig, wie das Stück Schnur, dass seine Haare zurückhielt.
 

Aber niemals würde er jemanden erkennen lassen, wie sehr ihn dies demütigte. Also hielt Renji seine Schultern gerade und seine Augen fokussiert auf Byakuyas Rücken. Starrte das Kanji für die 6. Einheit an, welches unter dem silber-weißen Seidenschal zu erkennen war.
 

Während sein Blick geistige Löcher in den Rücken des Schwarzhaarigen bohrte, konnte Renji einfach nicht glauben, dass er erst vor einigen Stunden diesem Mann seine Liebe gestanden hatte.
 

Er musste von allen guten Geistern verlassen gewesen sein.
 


 

Natürlich hatte es auch noch zu regnen angefangen, als sie sich auf den Rückweg zur Einheit machten. Nicht nur ein kleiner Nieselregen, eher ein sintflutartiger Platzregen. Also mussten Renji und der Rest der Ehrenwache helfen, die Sänfte zu schultern, damit sie nicht von der Straße rutschte.
 

Er war völlig erschöpft und nass bis auf die Knochen, als sie endlich vor dem Anwesen der Kuchikis ankamen. Er war niemals so dankbar gewesen den Butler und Diener mit einem Regenschirm herauseilen zu sehen. Dieser kümmerte sich sofort um die Sänfte und seinen Insassen. Irgendwie schaffte er es, dass die Matsch bespritzte und kaum Aufrecht stehende Ehrengarde strammstand, als sich die Tür öffnete.
 

Sobald Byakuya an ihnen vorbei gegangen war, um sich im Inneren des Hauses dem Komfort von Tee und einer warmen Feuerstelle hinzugeben, entließ er die Garde für den Rest des Tages. Er erklärte noch dem Hausdiener, wie gut sich das Personal während des Festes gemacht hatte und freute sich darüber, dass auch die Diener, welche das ganze Wochenende gearbeitet hatten, den Rest des Tages freibekamen.
 


 

Der 3. Offizier hingegen schien erschrocken darüber zu sein, wie Renji dort stand und auf die Türschwelle tropfte. „Vizekommandant?“
 

„Rühr dich.“, sagte der Rothaarige, als der junge Mann aufsprang. „Hör mal, ich hasse es, das zu tun. Aber ich brauche unbedingt ein paar Stunden Schlaf. Kannst du hier noch für eine Weile die Stellung halten?“
 

„Natürlich, Vizekommandant!“
 

„Super. Und du schickst besser jemanden, der mich weckt. Sonst schlaf ich den ganzen Tag.“
 


 

Er konnte sich noch nicht einmal daran erinnern, seine nasse Uniform ausgezogen zu haben, bevor er ins Bett gekrabbelt war. Was er allerdings nicht vergessen würde, war der Anblick, der sich ihm bot, als er die Augen aufschlug.
 

„Renji! Wach auf!“
 

Es war Rangiku Matsumoto. Sie saß am Fuße seines Feldbettes und lächelte ihn an. Er setzte sich auf, erschrocken darüber, sie hier vorzufinden, dann fiel ihm jedoch plötzlich ein, dass er nackt war. Schnell griff er nach der Decke um seine Taille. „Was machst du hier? Das ist mein privates Quartier!“, fragte er.
 

„Dein 3. Offizier sagte, es wäre an der Zeit dich zu wecken. Also hab ich ihm angeboten, dass ich das übernehme.“
 

„Ähm... ja, aber... Warum bist du hier?“, fragte er immer noch verschlafen.
 

„Oh, ja. Die Sache ist die, dass ich dich um einen riesigen Gefallen bitten wollte.“, unschuldig klimperte sie mit den Augenlidern, aber er konnte sehen, wie ihr Blick über seine Schultern und Brust glitt. Als sie realisierte, dass er sie beim Starren erwischt hatte, kicherte sie etwas. „Oh und Gin hatte wirklich recht. Deine Tattoos sind wirklich umwerfend.“
 

Nach diesem Morgen war er seltsam erfreut, diese Worte von ihr zu hören. „Danke.“
 

Sie beugte sich etwas näher an ihn heran und stützte sich mit ihren Händen auf dem Bett ab. Ihre gigantischen Brüste waren nun voll in seinem Blickfeld. Dann klimperte sie wieder mit ihren Augenlidern. „Was tust du heute Abend?“
 

Nagut, zumindest war er sich sicher, dass er nicht mit dem Kommandanten schlafen würde. „Nichts, warum?“
 

„Da ist eine Party, eine Überraschungsgeburtstagsfeier für Isane Kotetsu und ich brauche deine Hilfe, um sie zu organisieren.“
 

Er brauchte eine Minute, bis er den Namen einer Person zuordnen konnte. „Kotetsu? Das ist die Vizekommandantin der 4. Division, richtig? Groß... mit grauem Haar und Perlen an einer Seite?“
 

„Ja, das arme Ding. Ich glaube nicht, dass sie glaubt, sie hätte viele Freunde. Also wollte ich sichergehen, dass jeder kommt.“, seufzte Matsumoto. Als ob sie etwas entschieden hätte, stand sie plötzlich auf. Sie richtete ihre Uniform in einer Weise, die Renji unmöglich machte, nicht wie ein Idiot zu starren. „Also gut. Ich hole dich nach dem Abendessen so gegen 20 Uhr ab!“, sagte sie freudig.
 

„Du holst mich ab?“, rief Renji aus. Wer von ihnen war denn hier der Kerl?
 

„Ja“, sagte sie von der Tür aus. „Also mach dich hübsch!“ Nachdem sie noch einmal anhielt, um ihn ein letztes Mal zu bewundern, schüttelte sie traurig den Kopf. Ihre rotgoldenen Locken hüpften bei der Bewegung. „Zu schade, dass es keine Toga-Party ist. Du wärst dann sicher mit Abstand der heißeste Kerl des Abends.“
 


 

Der Regen hatte aufgehört, während sich Renji wieder anzog. Der Trainingsplatz war vom Schlamm rutschig, der Himmel grau und wolkenbedeckt. Der Sturm hatte eine deutlich kühlere Luft hinterlassen. Daher war Renji erfreut zu sehen, dass der 3. Offizier mit heißem Tee im Hauptgebäude der Division wartete.
 

„Ist in unserer Abwesenheit etwas Aufregendes passiert?“, fragte er, während er gegen das Fensterbrett lehnte und die Berichte genauer durchsah. Dabei nippte er an seinem Tee. „Hat die 11. es versucht?“
 

„Nein, Vizekommandant. Obwohl ich befürchte, dass jemand dieser Einheit mit Karpfen vom Anwesen verschwindet.“
 

„Vom Anwesen? Was auch immer, das ist deren Problem.“, sagte Renji und stellte seine Tasse auf der Fensterbank ab. Seine Augen verweilten auf einer Liste mit Namen. „Nur 5 betrunkene Chaoten. Nicht schlecht.“
 

„Nicht schlecht?“, der 3. Offizier klang geschockt. „Vizekommandant, das war das schlimmste Wochenende in der Geschichte der Division. Ich habe gerade erst den Papierkram für ihre verlängerte Haft und Gehaltskürzung fertiggestellt.“
 

„Was? Gib mir das!“, Renji stand auf und nahm die Papiere, die der Offizier ihm reichte. Er schaute kritisch darüber. „Ernsthaft? Sie sollen für 6 Monate in Haft bleiben und eine 2/3-Kürzung ihres Gehalts während dieser Zeit bekommen?“
 

„So sind die Regeln, Vizekommandant.“
 

Renji runzelte die Stirn. „Ein halbes, gottverdammtes, Jahr? Dafür, dass man sich betrunken und blöd in der Öffentlichkeit benommen hat?“
 

„Ja.“, sagte der 3. Offizier formell. Er stand auf und ging zum Bücherregal, der einige gebundene Exemplare enthielt. „Möchten sie, dass ich ihnen den entsprechenden Paragrafen heraussuche? Ich glaube, es ist 136.“
 

„Nein, ich muss nicht diese bescheuerten Regeln sehen, um zu wissen, dass das die lächerlichste Art ist, Belegschaft zu verschwenden.“, dabei zerknüllte Renji die Formulare. Dann schaute er für einen Moment auf den Knäuel Papier in seiner Hand. „Der Kommandant hat sie noch nicht gesehen, oder?“
 

„Nein… aber, Vizekommandant!“, der Offizier griff nach Renjis Ärmel, als dieser das Büro verlassen wollte. „Was haben sie vor?“
 

Renji schüttelte ihn ab. „Oi, du brauchst nicht panisch zu werden. Ich hol nur ein paar Leute aus dem Gefängnis. Ich starte schon kein Armageddon.“
 

„Das werden sie vielleicht doch.“, sagte der Angesprochene nervös. „Wenn der Kommandant das herausfindet, wird er ausflippen. Ich meine, richtig ausflippen.“
 

Renji war so was von bereit auf einen Kampf mit Byakuya, dass sich ein breites Grinsen auf sein Gesicht schlich. „Lass ihn.“
 


 

Die Wachen schienen geschockt zu sein, jemanden von der 6. Division zu sehen. Aber als sie Renjis Autorität erkannten, ließen sie ihn passieren. Dank der freien Tage war der Bereich für die Betrunkenen absolut überfüllt. Er erkannte ein paar alte Kameraden von der 11., die friedlich schnarchend in einer Ecke lagen. Verlierer, dachte Renji. Zaraki würde sie dort vor sich hin rotten lassen, dafür, dass sie sich haben erwischen lassen. Vermutlich sahen sie es aber auch mehr wie ein Urlaub.
 

Alle Mitglieder seiner Einheit sahen allerdings niedergeschlagen aus. Eine Frau starrte die Wand an und wimmerte leise. „Scheiße, das ist erbärmlich.“, sagte Renji und schüttelte den Kopf. „Sechste, auf eure Füße!“.
 

Benommen kamen die 5 Soldaten Renjis Befehl nach und standen auf.
 

„Also gut.“, wandte sich Renji zu den Wachen und gab ihnen die Namen durch. „Ich lasse euch mit einer Verwarnung hier raus. Also los, ihr Idioten, raus mit euch.“
 


 

„Sie lassen uns also wirklich frei, Vizekommandant?“, fragte einer der Mutigeren, als sie vor der Division standen.
 

„Das tue ich, weil ich mir nichts Bescheuertes vorstellen kann, als 5 ordentliche Soldaten für ein halbes Jahr zu verlieren. Aber kommt nicht auf die Idee, dass ich ein Weichei oder so wäre, weil ich euch euer Gehalt nicht kürze. Wenn einer von euch noch einmal bei so etwas geschnappt wird, werde ich euch persönlich in den Arsch treten und euch zu einem verlängerten Aufenthalt bei der Toiletten-Brigade der 4. Einheit schicken. Habt ihr mich verstanden?“
 

Er erhielt einen sehr enthusiastischen, mehrstimmigen Ausruf. „Ja, Vizekommandant.“
 

„Und zum Teufel noch mal, wenn ihr euch in der Öffentlichkeit besaufen wollt, dann nicht in der Nähe der Division. Sucht euch eine kleine, nette Taverne, außerhalb der Seireitei. Und, verfluchte Scheiße, nutzt eure Fähigkeiten, euch zurück zu schleichen. Ich kann nicht glauben, dass meine Leute sich haben schnappen lassen. Was glaubt ihr, machen wir ständig auf dem Trainingsplatz? Denkt ihr, das wäre nur Schau? Ich versuche euch, was Wichtiges beizubringen! Etwas, was ihr nutzen könnt. Etwas, dass automatisch klappen soll. Wenn ihr euch auf eure Techniken nicht verlassen könnt, um Patrouillen auszuweichen, wenn ihr betrunken seid, dann könnt ihr euch auch nicht auf dem Schlachtfeld darauf verlassen.“
 

Renji war froh zu sehen, dass einige Gesichter nüchterner wirkten nach dieser Ansprache. Sie hatten die Quartiere erreicht und er hielt ihnen die Tür auf. „Jetzt rein mit euch. Und meldet eure traurigen Ärsche beim Küchendienst, aber zügig. Verstanden?“
 

„Vizekommandant!“
 

Er schüttelte immer noch seinen Kopf und murmelte vor sich hin, als er einen Blick auf sich spürte. Er brauchte nicht hoch zuschauen, um zu wissen, dass Byakuya an seinem üblichen Platz am Gelände der oberen Etage stand. Ohne Zweifel hatte der Kommandant jedes Wort seines Vortrages gehört.
 

„Ich weiß, dass sie das nicht billigen.“, Renji erhob seine Stimme, damit Byakuya ihn hören konnte, schaute aber nicht hoch. „Aber wenn man bedenkt, was für ein Soldat nach 6 Monaten aus solch einem Drecksloch – ein Soldat, der die Tage damit verbrachte, verbitterter zu werden und lernte, euren Namen zu verfluchen – zurück kommt, glauben sie nicht wirklich daran, dass er disziplinierter, loyaler und bereit ist, unter ihrem Kommando sein Leben zu lassen, oder?“
 

Renji wartete, erhielt jedoch keine Antwort, obwohl er immer noch spürte, dass der Kommandant anwesend war und auf ihn runter starrte.
 

„Sie müssen nur ein klein bisschen geben, Kommandant, um etwas zurückzubekommen.“
 

Nach einem Augenblick ertönte Byakuyas Stimme. „Sprichst du von der Division oder von etwas anderem?“
 

Renji schaute nach oben und begegnete Byakuyas eisigem Blick. „Beides.“
 

Sie hielten den Blickkontakt für mehrere Sekunden. Renji hielt den Atem an, wie immer, hoffte törichterweise auf eine Reaktion, die er jedoch niemals erkennen könnte. Er war zu weit entfernt, um anhand des Ausdrucks im Gesicht des Kommandanten beurteilen zu können, ob seine Worte ihn getroffen hatten, ob er irgendeine Schutzmauer in ihm zum Bröckeln gebracht hatte. Aus der Distanz konnte Renji nur Leere im majestätischen Gesicht des Schwarzhaarigen lesen.
 

Er war nicht verwundert, als sich Byakuya umdrehte und ohne ein weiteres Wort verschwand.

Benri-kun, “Mr. Useful”

Den Rest des Tages hatte Renji Byakuya nicht mehr gesehen. Nicht, dass er dies erwartet hätte, denn der Kommandant schien die Abgeschiedenheit zu bevorzugen, wenn es Spannungen zwischen ihnen gab. Währenddessen diskutierte der 3. Offizier herum, da er den ganzen Papierkram zu den betrunkenen Chaoten vom Wochenende erneut machen musste. Renji ignorierte ihn. Es war die richtige Entscheidung gewesen. Er bedauerte nur, dass es Byakuya nicht mehr gereizt hatte
 

„Ich weiß nicht, warum ich mich überhaupt darum kümmere.“, grummelte der Offizier und nahm einen Rechenschieber zum Kalkulieren. „Der Kommandant wird das niemals unterzeichnen.“
 

„Er wird.“, sagte Renji. „Hör zu, wenn er ein Fass deswegen aufmachen wollen würde, würde er mich nicht meiden. Den Mist macht er nur, wenn er weiß, dass ich recht habe und er es aber nicht zugeben möchte.“
 

Der 3. Offizier starrte ihn mit offenem Mund an.
 

„Schau mich nicht so an. Du weißt, dass es wahr ist.“, erwiderte Renji und streckte sich gähnend. „Ich bin raus, ich hab heute Abend eine Verabredung.“
 


 

Es stellte sich heraus, dass Matsumoto Renji nur benutzen wollte. Vor allem seine Muskeln, um Party-Zubehör von den Räumlichkeiten der Frauen-Vereinigung aus der 4. Division zu befördern. Dennoch war das in Ordnung. Der frühe Regen hatte die Luft kühl und frisch zurückgelassen und Matsumoto war eine gute Gesellschaft. Sie plapperte fröhlich, als sie die letzten Dinge zum Zielort trugen.
 

Renji bemerkte, dass seine Arme niemals leer waren, wenn Matsumoto dabei war. Entweder trug er Boxen und Kisten, oder sie schlang sich selbst um seine Arme, wenn sie unterwegs waren. Auch in diesem Moment presste sie sich gegen ihn und hatte es irgendwie geschafft, dass er seinen Arm um sie gelegt hatte, während seine Hand auf ihrer Schulter ruhte. Würde irgendjemand sie sehen, würde er sie irrtümlich für ein Paar halten. Dies schien Matsumoto nicht im Geringsten zu stören und Renji war sowohl perplex als auch geschmeichelt. Nach der kurzen Beziehung zu Byakuya hatte Renji vergessen, wie es war, mit jemandem zusammen zu sein, der nicht so reizbar war, was das Anfassen oder Gesehenwerden in der Öffentlichkeit anging.
 

„Also, wie war das Kirschblütenfest mit Blick auf den kaiserlichen Palast mit Kommandant Kuchiki?“, fragte sie wie aufs Stichwort.
 

„Beschwerlich.“, das war das Einzige, was Renji dazu sagen konnte.
 

„Er hat dich die ganze Zeit arbeiten lassen?“
 

„Nein, nicht wirklich. Aber ich war nur mit dabei, um seine Tante und einen Schwarm Verehrerinnen zu verschrecken.“, sagte Renji. Es war immerhin nur eine halbe Lüge. Ungewollt musste er dabei grimmig schmunzeln. Er hatte schon ein wenig Spaß dabei gehabt, die Kuchiki-Tante auf die Palme zu bringen. Wenn nur der Andere nicht so ein Trottel gewesen wäre.
 

„Du hattest insgesamt also keine gute Zeit?“
 

Renji konnte nicht verhindern, dass er sich an die erste Nacht erinnerte, als er neben Byakuya im Bett gelegen hatte. Als er dachte, dass er es so für immer aushalten könnte. Er schüttelte den Kopf, um den plötzlichen Schmerz in seiner Brust zu verbannen. „Schlussendlich hat es sich als eines der schlimmsten Wochenenden in meinem gesamten Leben herausgestellt.“
 

Sie schaute lange zu ihm auf, als würde sie überlegen, wie schlimm es wirklich gewesen sein musste, wenn man seine bisherigen Erfahrungen einbezog. „Wow.“, sagte sie schließlich. „Das ist echt Scheiße!“
 

„Ja.“, stimmte er ihr zu. Sie waren gerade wieder bei den Räumlichkeiten der Frauen-Vereinigung angekommen, als er sich von ihr löste, um ihr die Tür zu öffnen.
 

„Und sie sagen, die 11. würde keine Gentlemen hervorbringen.“, neckte sie ihn für seine galante Geste. „Oder gibt dir Byakuya den nötigen Feinschliff?“
 

Renji grunzte nur, da er sich selbst nicht traute. Nicht, dass ihm noch ein verbitterter Spruch rausrutschte. Er stand an der Seite, während sie umherwirbelte, um die letzten Dinge für die Überraschungsparty zusammenzusuchen.
 

„Weißt du.“, begann sie gedankenverloren, während sich die Kiste in ihren Händen mit Dingen füllte. „Ich habe mich immer über euch beide gewundert. Ich meine, wir sprechen hier über ein absolut ungleiches Paar. Du bist so…“, sie runzelte ihre Stirn während sie Renji anschaute. Es schien, als probierte sie in Gedanken ein paar Adjektive aus, bevor sie fortfuhr. „… freundlich und er ist so… distanziert. Kannst du überhaupt mit ihm richtig arbeiten?“
 

Renji fragte sich, welche Wörter sie benutzt hätte, wenn sie nicht versucht hätte, taktvoll zu sein. Heiß und kalt? Leidenschaftlich und desinteressiert? Grobian und Aristokrat? Angenehm und verkorkst?
 

Er zuckte mit den Schultern und versuchte den aufkommenden Ärger wegzuschieben. „Ähm… Manchmal nicht.“
 

„Ich könnte es gar nicht.“, stellte sie klar, als sie mit einigen Sachen, welche sie auf der Kiste balancierte, zurückkam. „Ich glaube noch nicht einmal, dass er mich kennt. Ich bin immer freundlich, winke und sage ‚Hallo‘, aber ich bin mir nicht sicher, ob er mich sieht. Er gibt mir das Gefühl… klein und unsichtbar zu sein… als würde ich nur seine Zeit vergeuden.“
 

Renji glaubte nicht, dass viele Männer Matsumoto ignorierten. Es müsste sich wirklich komisch anfühlen, wenn Byakuya sie so vollständig ausblendete. Allerdings hatte sie sein Mitleid. Er wusste genau, wie es sich anfühlte, sich zu wünschen, dass er einen anschaute, sich dazu herablassen würde, nur kurz in ihre Richtung zu blicken. „Nimm es nicht persönlich.“, sagte Renji. „Er ist so mit jedem. Ich habe zugeschaut, wie er jemandem der kaiserlichen Familie die kalte Schulter zeigte. Zumindest hat er dich noch nie in deiner Anwesenheit als Abschaum bezeichnet. Das hat er schon über meine Freunde gesagt.“
 

„Nein!“
 

„Oh doch.“, antwortete Renji. „Die Tatsache, dass er dich nur ignoriert bedeutet schon, dass er dich auf seine Art wertschätzt.“
 

„Ernsthaft?“, fragte sie mit einem entsetzten Gesicht.
 

Renji nickte traurig.
 

Sie schmiss die letzten benötigten Dinge in die überquellende Box und drückte ihm diese in die Hand. Da sie nur ein kleines Bündel Essstäbchen hielt, öffnete sie ihm die Tür. „Fragst du dich nicht, was Byakuya sich dabei dachte, dich, also das absolute Gegenteil von sich selbst, zu seinem Vizekommandant zu machen?“
 

„Die ganze Zeit.“, sagte Renji. „Die ganze Zeit.
 


 

Die Party selbst war eher gesittet, ein Stück weit war das auch dem Standort geschuldet. Es war schwierig, laut zu sein. Denn sie befanden sich immerhin in einem Krankenhaus. Isane Kotetsu, deren Geburtstag gefeiert wurde, war auch ziemlich scheu. Außerdem war ihre Kommandantin, Retsu Unohana ebenso vor Ort. Auch wenn sie nur still in einer Ecke saß, mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen, die Feier beobachtete und langsam an einem Bier nuckelte. Es war einfach schwierig, dies alles auszublenden.
 

Ein Beweis für Matsumotos Beliebtheit war, dass viele Menschen in ihrer Nähe verweilten. Und, dass viele Männer niedergeschlagen schauten, sobald sie Renji darum bat, etwas für sie zu holen.
 

Shūhei Hisagi zum Beispiel fing Renji ab, als er Bier holen wollte. Hisagi stand über ihm, auf der Hinterhoftreppe und verschränkte die Arme. Sagte jedoch nichts. Renji hockte sich hin, um in der Kiste volle Flaschen Bier zu finden und wartete, dass Hisagi mit der Sprache herausrückte. Er hatte wirklich genug von Männern, die nicht sagten, was ihnen durch den Kopf ging.
 

„Was ist los, Hisagi?“, fragte Renji schlussendlich und warf ihm eine Flasche zu.
 

Hisagi fing sie, ohne zu blinzeln oder überhaupt den Blick von ihm zu nehmen. Im Abendlicht bildeten seine dornenähnlichen Haare, die lederbeschlagenen Armbänder und sein entblößter Bizeps eine beeindruckende Silhouette. Er wendete die Flasche in seinen Händen einige Male, als würde er eine Waffe testen. „Gehst du mit ihr aus?“
 

„Alter, ich nenne sie immer noch Matsumoto. Du brauchst dir um nichts, Gedanken zu machen.“
 

Hisagi runzelte die Stirn, als wäre er skeptisch.
 

Renji seufzte und lehnte sich auf den Fersen zurück. „Hör zu. Unter uns und der Wand gesagt, selbst wenn sie interessiert ist, ich bin es nicht. Wenn, dann wäre es nur Sex, um mich über etwas hinwegzutrösten. Das würde damit enden, dass ich ihr das Herz breche. Und das kann ich zurzeit niemandem antun.“
 

„Oh.“, Hisagi schien überrascht und erleichtert über Renjis ehrliche Antwort zu sein. „Ok, in Ordnung.“
 

Renji grinste Hisagi verschmitzt an. „Hast du noch irgendwo Tattoos, die du nicht zeigst?“
 

„Nein, warum?“
 

„Zu schade. Ich glaube, das macht sie an.“ Renji schnappte sich so viele Flaschen, wie er tragen konnte und stand auf. „Immer noch 69, eh? Du bist so eine Art laufende Aufforderung.“
 

„Uh.“, Hisagi machte einen kleinen geschockten, erstickten Laut, welches er versuchte, mit einem Husten zu verbergen. „Das bedeutet es nicht.“
 

Renji trat vor ihm durch die Tür. „Huh, wirklich? Wow, das ist aber eine echt irrführende Werbung, Mann. Du musst einige Leute sehr enttäuschen.“, doch stoppte er sich selbst. Dann fügte er eine Entschuldigung über seine Schulter hinweg hinzu. „Das war nicht cool. Ich sollte wissen, wie das ist. Die Menschen sehen immer nur das, was sie wollen, nicht wahr?“
 


 

Als Renji und Hisagi wieder zur Party stießen, gab es einen kleinen Tumult, da die Kommandanten Kyōraku und Ukitake ankamen. Dichtgefolgt von Ukitakes, ständig zankenden, beiden 3. Offizieren: Kiyone Kotetsu und Sentarō Kotsubaki.
 

Während er Matsumoto die Getränke reichte, flüsterte er ihr ins Ohr: "Oi, du hast auch die Kommandanten eingeladen?"
 

"Ich habe jeden eingeladen.", sagte sie atemlos. "Ich dachte nicht, dass einer von ihnen wirklich kommen würde."
 

Als sie vorstürmte, um die Kommandanten zu begrüßen, schüttelte Renji über Matsumoto ungläubig den Kopf. Sie hätte wissen müssen, dass diese beiden zu gutherzig waren, um nicht zumindest kurz zu erscheinen. Vor allem, wenn man bedachte, dass das Geburtstagskind die Schwester von einem der 3. Offiziere Ukitakes war.
 

Ukitake hatte scheinbar ein Tablett mit Süßigkeiten mitgebracht, um diese zu teilen. Währenddessen winkte Kyōraku Renji zu sich, um ihm und Kotsubaki beim Hereinrollen einiger großer, hölzernen Fässer Sake zu helfen. "Zu Ehren des Geburtstagskindes habe ich einige Fässer von meinem Junmai Daiginjō-shu mitgebracht. Gebraut aus purem Reis, ein extrem guter Jahrgang.", erklärte Kyōraku, als er einen Platz gefunden hatte, die Fässer zu platzieren. "Jeder muss das probieren!"
 

Nachdem Ukitake das Tablett auf einen Tisch deponiert hatte, lehnte dieser sich vor und berührte Renji am Arm, als wolle er ein Geheimnis teilen. "Lass dich nicht von diesem großzügigen Getue hereinlegen. Er wollte sie nicht wirklich mit euch teilen. Aber selbst solch ein Schluckspecht, wie mein lieber Shunsui kann das nicht alles trinken, bevor es verdirbt."
 

Kyōraku lehnte gegen den Tisch, als hätte ihn das Schleppen der Fässer erschöpft. Er fächerte sich mit dem Strohhut Luft zu. "Das ist wahr. Ich befürchte, ich habe den Junmai Daiginjō-shu egoistisch gehortet. Wie ein Geizhals sein Gold. Aber noch einen Monat und es würde seine beste Zeit überschreiten. Wenn es eine Sache gibt, die ich nicht ausstehen kann, dann ist es, ein gutes Gebräu zu verschwenden."
 

Als die Fässer geöffnet waren, begann die Party erst richtig.
 


 

Auch wenn die Party danach erst auflebte, blieb Renji gewissenhaft bei seinem Alkoholkonsum. Würde Byakuya ihn entdecken, während er besoffen zurück zur Division krabbelte, würde er ihn in Handschellen legen lassen. Und vermutlich auch degradieren. Er wollte dem Schwarzhaarigen sicherlich keine Gelegenheit geben, sich aufzuführen.
 

Er ging zur Veranda, um ein wenig Ruhe zu bekommen und frische Luft zu schnappen. Er saß auf den Stufen der Veranda schaute darauf, was bei allen anderen ein Übungsplatz gewesen wäre. Hier in der 4. Division war dieser umgebaut worden, um einen Platz zur Meditation zu haben. Außerdem hatten sie noch einen Garten für Arzneikräuter. Mondlicht fiel auf den einzigen, rosa-weiße Blüten tragenden, Kirschblütenbaum. Seit den Festivitäten am Wochenende hatte er deutlich Blüten verloren. Das Material der Laternen hatte sich durch Wind und Regen verbogen und war leicht zerfetzt.
 

Traurig.
 

Er nahm einen weiteren vorsichtigen Zug von Kyōrakus Sake. Scheiße, war der gut. Auch sehr gehaltvoll. Es würde nicht wirklich lange brauchen, um sturzbesoffen zu sein. Das erklärte eventuell das weibische Kichern und Quietschen von drinnen. So wie es sich anhörte, und wenn Hisagi seine Karten richtig ausspielen würde, hatte er heute Abend gute Chancen. Matsumoto schien unbemerkt anzubeißen.
 

Leise Schritte ließen Renji über die Schulter zurückblicken. Izuru Kira schüttete ihm Sake nach. „Kann ich dir Gesellschaft leisten?“
 

„Ja, klar.“, Renji klopfte auf den Platz direkt neben ihm.
 

Kira setzte sich steif auf die Ecke der hölzernen Stufen, seine Knie zusammengezogen. Er balancierte die Schale mit Sake auf seinen Knien und beugte sich darüber. Die Dunkelheit betonte die Linien unter seinen Augen und machte die Konturen seines schlanken Gesichts noch schärfer. Das Licht von drinnen ließ die blonden Haare leuchten, wie ein goldener Heiligenschein. „Ich hielt am Wochenende bei der 6. Einheit und der 3. Offizier sagte mir, dass du und dein Kommandant weg wärt… ähm… zusammen.“
 

Renji blickte seinen Freund an. Er wusste, was Kira fragen wollte, aber er wusste nicht, was er ihm antworten sollte. Zudem, so sehr er auch Kira mochte, er vertraute ihm nicht vollständig, vor allem nicht, um das zu wiederholen, was sie über Ichimaru geredet hatten.
 

„Bedeutet das, ihr konntet die Sache aus der Welt räumen?“, fragte Kira, als Renji weiterhin schwieg.
 

„Nein.“, gestand Renji. „Wenn überhaupt, ist es schlimmer geworden. Wesentlich schlimmer.“
 

„Oh.“
 

Sie schwiegen sich eine lange Zeit gegenseitig an. Der fahle Halbmond hing im dunklen Nachthimmel. Renji blickte zum kühlen und entfernten Mond auf und seufzte. „Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn lieben würde.“
 

Kira hätte sich beinahe am Sake verschluckt, den er gerade trank.
 

Renji lachte grimmig. „Ja, so ähnlich ist seine Reaktion auch ausgefallen.“
 

Als Kira seine Atmung wieder unter Kontrolle hatte, nachdem er ein paar Mal gehustet hatte, starrte er Renji mit großen Augen an. „Ist das wahr?“
 

Das war nicht die Antwort, mit der Renji gerechnet hatte. Er dachte, Kira würde ihm sein Mitleid aussprechen und sagen, er sei für ihn da. Er kratze sich im Nacken und zuckte dann mit den Schultern. „Ich dachte es. Aber was weiß ich? Ich war noch nie in einen Kerl verliebt. Verdammt, ich bin mir noch nicht mal sicher, ob ich überhaupt mal verliebt war. Was ist mit dir? Liebst du…“, Renji zögerte, sein Kopf weigerte sich immer noch Kira und Ichimaru als Paar anzusehen. „deinen?“
 

Kira blinzelte und schien dann tiefer zusammenzusacken. Seine Augen wurden traurig und entrückt, seine Stimme hohl. „Nein.“
 

Renji setzte seine Sakeschale ab und legte eine Hand auf Kiras Rücken. Er spürte die Spannung von Kiras Muskeln, straff wie eine gespannte Bogensehne. Kiras Reiatsu, immer schwer und düster, begann zu schrumpfen und zu welken. „Nein? Was ist das denn sonst zwischen euch beiden?“
 

„Er braucht mich.“, wisperte Kira leise.
 

Irgendetwas stimmt da nicht.
 

Zabimaru stieß ein beschützendes und warnendes Grollen an Renjis Hüfte aus. Renji war fast überwältigt von dem Gefühl, Ichimaru eine zu verpassen. Dafür, was auch immer er Kira hinter verschlossenen Türen antat. Er wollte Kira sagen, dass wenn Ichimaru ihm wehtun würde, Renji freudig diesen fuchsgesichtigen Scheißkerl für ihn umbringen würde. Aber er konnte seinen Freund nicht derart beleidigen. Kira war ein starker und fähiger Soldat. Er würde sich von Ichimaru nicht herumschubsen lassen, oder?
 

Aber wenn man bedachte, wie bescheuert er sich bei Byakuya verhalten hatte. Wie viel er gewillt war, auf sich zu nehmen.
 

Vielleicht war es das, was Männer sich gegenseitig antaten.
 

Von drinnen konnte er das tiefe, bellende Gelächter von Kommandant Kyōraku hören, gefolgt von einer Erwiderung Ukitakes, welches noch mehr Gelächter erregte. Ok, berichtigte sich Renji, die beiden irgendwie ausgenommen.
 

Vielleicht war die Lektion auch: Fange nichts mit deinem Kommandanten an. Suche dir jemand während der Akademiezeit und bleib mit ihm Tausende Jahre zusammen.
 

Die Person, die er zu seiner Akademie-Zeit ausgewählt hätte, wäre Rukia gewesen. Vielleicht, wenn sie von ihrer Mission von der Welt der Lebenden zurückkam, würde er ihr das sagen.
 

Abwesend rieb er die ganze Zeit Kiras Rücken. Beide schienen diese beiläufige Intimität zur gleichen Zeit zu merken. Renji zog seine Hand weg, als Kira unter der Bewegung nach vorne zuckte. Aufgrund der unangenehmen Situation stand Renji auf. „Ähm, oh… Es ist spät, ich sollte gehen.“
 


 

Renji ging an der Wand entlang, anstatt durch den Raum der Feiernden seinen Heimweg anzutreten. Auch wenn er sich etwas gemein vorkam, ohne Verabschiedung einfach zu gehen. Er hatte Angst, dass wenn Matsumoto ihn sah, dass sie an ihm kleben würde, wie nasses Papier. Dann hätte er nämlich wirklich kreativ werden müssen, um nicht mit ihr in der Kiste zu landen. Auch wenn ihre unglaubliche Überzeugungskraft unter dem Alkoholeinfluss gelitten haben könnte, traute sich Renji selbst nicht über den Weg. Zudem hätte Hisagi wohl so eine echte Chance.
 

Er nahm den langen Weg zurück zum Divisionsgelände und versuchte so, die Verrücktheiten des Tages loszuwerden. Es war einiges passiert. War es wirklich erst heute Morgen gewesen, dass er mit Byakuyas Grausamkeit und den ablehnenden Blicken der Adligen hatte klarkommen müssen? Danach gab es einen erschöpfenden Marsch nach Hause inklusive Platzregen und dem Ärger mit den Fehltritten der Soldaten vom Wochenende. Dann hatte Matsumoto seine Gefühle für Byakuya erneut aufgewirbelt. Und nun ließ ihn Kira, den er gerade in äußerster Verzweiflung verlassen hatte, mit dem Gefühl zurück, dass es keine angenehme Beziehung zwischen 2 Männern geben könnte.
 

Die Straßen waren unheimlich leer. Hier und dort waren noch Hinweise auf die Feierlichkeiten. Eine Tafel mit diversen Gerichten mit Kirschgeschmack und mit Papierblüten verziert, stand noch auf der Straße. Alles noch ein wenig feucht vom Abendregen. Der Mond schien unverändert auf ihn herab. Kühl und entfernt von seiner luftigen Position am Firmament.
 

Irgendwann erklomm Renji die Stufen zu seinem Quartier. Es war schon sehr spät. Er war müde und mehr als bereit für sein Bett.
 

Als seine Hand nach der Tür griff, stoppte sie abrupt. Ein bekannter spiritueller Druck wirbelte geduldig auf der anderen Seite.
 

„Ich habe schon angefangen, mich zu fragen, ob du überhaupt zurückkehrst, Renji.“
 

Er schob die Tür auf und entdeckte Byakuya, der wartend am Ende seines Feldbettes saß.

The Amber Kimono

Beim Anblick von Byakuya, auf seinem Bett sitzend, rasten Renji tausend Dinge durch seinen Kopf. Der einzige Gedanke, der aber immer weiter aufkam, war: Verdammte Scheiße. Mein Zimmer ist ein Saustall. Die Ausgehuniform, für die er ein Vermögen gezahlt hatte, lag als feuchter Haufen in einer Ecke. Die paar Dinge, die er selbst besaß, waren wahllos im Raum verstreut und er hatte noch nicht einmal die Laken nach seinem morgendlichen Nickerchen abgezogen.

Doch Byakuya schien dies gar nicht zu registrieren. Stattdessen starrte er unverwandt auf seine Hände, die er im Schoß gefaltet hatte. Er musste von seinem Quartier gekommen sein, denn er hatte seinen Kopf vom Kenseikan befreit und war fürs Bett gekleidet. Sein Kimono, aus dunkler bernsteinfarbener Seide, war mit Kolibris entlang des Saums bestickt. Es war genau der, den er getragen hatte, als Renji und er ein Bett geteilt hatten. Und nicht mehr.
 

Oh. Und doch so viel mehr.
 

Renji biss die Zähne zusammen. War das seine Absicht gewesen, als er diese Robe angezogen hatte? Sollte sich Byakuya gewünscht haben, der Anblick würde Renji erweichen, so hatte es doch den gegenteiligen Effekt. Renji ballte die Fäuste. „Was machen sie hier?“, knurrte er. „Ernsthaft, sie können nicht wirklich glauben, dass ich ihnen vergebe. Oder haben sie gehofft, dass ich betrunken genug zurückkehre, damit ich wieder in ihr Bett falle?“
 

Byakuya blickte nicht auf. „Nein, natürlich nicht.“
 

„Was zur Hölle tun sie dann hier?“
 

Die Lippen des Kommandanten wurden schmaler, doch Renji spürte den Anstieg dessen Reiatsus. Es schien, als würde es sich nach ihm ausstrecken, wie eine Hand, die sich anbot oder eine sanfte Liebkosung.
 

Er spürte selbst, wie sehr er das wollte und zuckte zusammen. Er schob das Gefühl mit seinen Händen zur Seite. „Hören sie auf. Reden sie, wenn sie zum Reden hier sind. Ansonsten verschwinden sie.“
 

Byakuyas Augen gingen schließlich nach oben, als wäre er von Renjis Worten überrascht.
 

„Ja.“, sagte Renji und schaute Byakuya fest in die Augen. „Sie haben mich gehört. Wenn sie nichts zu sagen haben, können sie gehen. Also spucken sie es aus: Was wollen sie von mir?“
 

„Ich… weiß es nicht.“, antwortete Byakuya und schien deutlich damit zu kämpfen, schon allein dies zuzugeben. Sein Blick schien zu beben, dann wandte er sein Gesicht ab. „Der 3. Offizier hat mir gesagt, du hättest eine Verabredung. Ich habe festgestellt, dass es… mich störte.“
 

'Störte?‘ Wow, sie sollten schon mal den Hochzeitssaal mieten. Aber wer von ihnen würde rot tragen? Renji schüttelte den Kopf, um den hämischen Gedanken aus seinem Kopf zu verbannen. „Um das noch mal zusammenzufassen. Als sie gehört haben, dass ich eine Verabredung habe, haben sie sich entschieden, in meinem Quartier zu warten? Sie haben geplant, uns zu überraschen, richtig?“
 

Byakuya wandte seinen Blick wieder Renji zu und schaute ihn scharf an. Seine Augen leicht verengt. „Also ist es wahr?“
 

Gott, er ist aber ganz schön eifersüchtig. Renji entschied sich, zu schauen, wie eifersüchtig er den Kommandanten noch bekommen könnte. Mit einem breiten Grinsen lehnte er sich gegen die Wand. „Ja und wissen sie, es war sogar eine richtige Verabredung. Mit Händchen halten und zusammen gesehen werden. Nicht nur im Dunkeln vögeln. Stellen sie sich das Mal vor.“
 

Renji konnte sehen, wie die Atmung Byakuyas vor Zorn schneller wurde. Zudem zwang er sich, wieder die Wand anzustarren. Ha! Das waren echte Emotionen! Und wenn man die Spitzen des Reiatsus berücksichtige, die seine Vorhänge zum Flattern brachten, war das eindeutig ein Volltreffer. Byakuyas Stimme war ruhig, aber angespannt. „Es war wohl dumm, nach alldem hierher zu kommen.“
 

„Gott weiß, dass sie niemals etwas Dummes tun wollen, Kommandant.“
 

Byakuya stand auf und drehte Renji den Rücken zu. Die Vorhänge tanzten weiter unter dem Einfluss des spirituellen Drucks. Wollte der Kommandant etwa Anteilnahme für seinen riesigen Akt der Tapferkeit? Aufkreuzen und sagen, dass es ihn ‚störte‘? Wie schwer war das? Renji schnaubte. „Entschuldigen sie, wenn ich etwas unbeeindruckt bin.“
 

„Durchaus. Was wäre nötig, frage ich mich, um dich zu beeindrucken?“
 

„Sie könnten mit einer Entschuldigung anfangen.“, sagte er und hasste es, mit dem Rücken des Schwarzhaarigen sprechen zu müssen. Würde der Andere sich nicht bald umdrehen, würde Renji ihn an den Schultern schnappen, umdrehen und dazu zwingen, ihm ins Gesicht zu sehen. „Aber, um ehrlich zu sein, haben sie schon Minuspunkte gesammelt, weil ich ihnen das sagen musste. Dass sie sich nicht direkt entschuldigen, lässt bei mir die Frage aufkommen, ob sie irgendeine Ahnung haben, was sie mir heute Morgen angetan haben.“
 

„Ich weiß.“, da war zumindest ein Hauch Reue in Byakuyas Stimme.
 

„Dann macht euch das nur zu einem noch größeren Bastard.“
 

Die Vorhänge hingen in dem Moment wieder schlaff hinunter, als Byakuya seufzte. „Vermutlich hast du recht.“
 

Renji wusste, dass es das war. Näher an eine Entschuldigung würde er niemals herankommen. Und er hatte es ihm noch nicht einmal ins Gesicht gesagt. Byakuya stand immer noch mit dem Rücken zu ihm. Renji ließ seine Kiefermuskulatur spielen. „Ich verstehe immer noch nicht, was sie hier tun. Denn offen gesagt pissen sie mich gerade ziemlich an.“
 

Byakuyas leises Lachen überraschte Renji. „Ja. Das…“, begann der Schwarzhaarige leise, fast zu sich selbst. „Das ist es, was ich vermisse, wenn du nicht in meiner Nähe bist.“
 

„Sie vermissen es, mich so zu irritieren, dass ich ihnen am liebsten ins Gesicht schlagen würde?“
 

„So in etwa.“, Byakuya drehte sich endlich herum, aber sein Blick war immer noch auf einen Punkt zu seinen Füßen gerichtet.
 

Renji hasste sich selbst dafür, dass er diesen Mann in dem Moment so wunderschön fand. Seine Füße und sein Kopf bar. Es ließ Byakuya sanfter und jünger erscheinen. Er musste sich selbst zurückhalten, um nicht zu ihm zu laufen und den Schwarzhaarigen in seine Arme zu schließen. Nur mit Schwierigkeiten konnte Renji seinen Blick von ihm lösen und starrte zur Tür hinaus. „Sie sollten gehen, bevor ich etwas Dummes mache und sie damit davon kommen lasse. Ich habe ihnen gesagt, dass ich sie liebe und sie…“, sie haben mich verletzt, gebrochen. Aber Renji würde das nicht sagen. „Sie denken, hierher zu kommen und mir zu sagen, dass sie mich vermissen, sei dasselbe?“, sagte er stattdessen.
 

„Es ist das Beste, was ich dir geben kann.“
 

Gegen seinen Willen wusste Renji, dass es die Wahrheit war. Das war Byakuya, der sich für seine Verhältnisse weit aus dem Fenster lehnte. Ungeschützt und verletzbar. Renji wandte seinen finsteren Blick zum Kommandanten zurück. Eines Tages, dachte er, werde ich dich wirklich auf deinen Knien sehen.
 

„Schön“, sagte Renji und grunzte frustriert, als er seine Hände in die Seiten stemmte. „Aber ich möchte euch jetzt nicht in meinem Bett. Vielleicht…“, er schüttelte über sich selbst den Kopf. Der Mann war wirklich sein Schwachpunkt. „Vielleicht morgen.“
 

Renji trat zur Seite, um Byakuya zu signalisieren, dass er gehen könnte. Mit einem leichten Nicken, setzte dieser sich in Bewegung, verlangsamte jedoch seine Schritte, als er an Renji vorbei ging. Dann legte eine Hand leicht auf Renjis Brust, direkt über sein Herz.
 

Der Rothaarige schaute bei der Geste auf und ihre Augen trafen sich. Es war deutlich zu sehen, in seinem Blick. Das leichte Beben vor Sehnsucht, welches Renji so anhimmelte. „Also gut.“, sagte Byakuya. „Ich werde auf dich warten.“
 

Dann ließ er seine Hand sinken und ging in einem sanften Wirbel aus Seide.
 


 

Renji stand noch eine lange Zeit an der Türschwelle und rief sich die Szene mit Byakuya noch einmal ins Gedächtnis. Er versuchte, den Anderen zu verstehen. Schlussendlich gab er auf und begann systematisch sein Quartier aufzuräumen. Als er fertig war und sich streckte, war ihm klar, dass er, Byakuya betreffend, wohl niemals alle Antworten haben würde.
 

„Was denkst du darüber, Zabimaru?“, fragte er eine Weile später, als er endlich auf seinem schmalen Feldbett lag. „Glaubst du immer noch, dass er es wert ist, ihm nachzulaufen?“
 

Immer, hörte er eine zischende Stimme.
 

Er hat bereits angefangen, sich zu ändern, fügte eine tiefere Stimme hinzu. Er hat nur noch nicht realisiert, wie sehr.
 

Auch wenn Renji selbst den Fortschritt, den Zabimaru angeblich sah, nicht wahrgenommen hatte, schmeichelten ihn die Worte seines Zanpaktō. Langsam döste er ein.
 


 

Renji wachte, noch immer vollständig bekleidet, auf und fühlte sich, als hätte er keine Sekunde geschlafen. Überraschenderweise hatte er, trotz der Tatsache, dass er spät ins Bett gegangen war, nicht verschlafen. Das laute Zwitschern der Vögel hatte ihn früh genug geweckt, dass er in der Kantine noch Frühstück bekam. Die Stimmung der Division schien gedämpft zu sein, es war immerhin Montag und dazu noch kurz nach der Urlaubszeit. Ohne es richtig zu schmecken, schlang Renji sein Essen hinunter und saß nun am Tisch und nippte an seiner Schale Tee, die noch zu einem Viertel gefüllt war.
 

Der Tee roch nach Fisch.
 

Er runzelte die Stirn über sein Spiegelbild in der dunklen Flüssigkeit, erinnerte sich dabei an das Frühstück mit Byakuya beim kaiserlichen Palast. Er lächelte grimmig über die Erinnerung an Byakuya an diesem Morgen. Seine normalerweise perfekt frisierten Haare leicht durcheinander, sein Gesicht so entspannt und offen. Es gab nichts Schöneres auf der ganzen Welt, als diesen Anblick.
 

„Guten Morgen, Vizekommandant Abarai.“
 

Renji hob seinen Blick und sah Rikichi, ein kleiner Offizier ohne Rang, mit Augenbrauen-Tattoos und Perlen im Haar. Er setzte sich direkt neben den Rothaarigen. Renji stürzte seinen Tee hinunter und schaffte es gerade so, ein höfliches „Morgen“ zu grummeln.
 

„Ich bin froh, dass sie und der Kommandant zurück sind.“, sagte Rikichi. „Es war ein wenig verrückt ohne sie beide.“
 

Renji grunzte. „Ich bin froh, dass du es geschafft hast, keinen Ärger zu machen.“
 

Der Angesprochene lächelte darüber, als wäre es das Albernste, was er bisher gehört habe. „Ich? Sie brauchen sich um mich nicht sorgen, Vizekommandant.“
 

Renji musste sich zusammenreißen, dem Jungen nicht durch die Haare zu wuscheln. Stattdessen stand er auf. „Tut mir leid, aber du hast mich daran erinnert, dass ich mich mal um unsere Chaoten kümmern sollte. Nicht, dass sie glauben, sie kämen so einfach davon.“
 

Der Junge gab ihm einen kleinen Salut mit seinen Essstäbchen. Renji gluckste leise vor sich hin, als er ging. Er fragte sich, wie ein solch gutmütiger und fröhlicher Soldat unter sein Kommando geraten konnte. Er musste irgendwie einen Weg finden, um ihn abzuhärten.
 


 

Es fühlte sich gut an, die Delinquenten anzuschreien, aber es war einfach nur unangenehm, als Byakuya dazu kam, um das Training wie gewöhnlich zu beobachten. Der Kommandant benahm sich vollkommen manierlich. Er schaute Renji weder an, noch hob er seinen spirituellen Druck als geheime Begrüßung. Was Renji jedoch beinahe zum Abbrechen des Trainings brachte, war ein Geruch. Der zarte Duft vom Tee des Kommandanten. Ein Hauch von Orchideenblüten.
 

"Verdammt seist du.", murmelte Renji bevor er auf den Übungsplatz herausstiefelte. "Hey Rikichi! Komm raus. Ich werde dir in den Arsch treten."

On the Captain's Scent

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

On the Captain's Scent - zensiert

Renji hielt es ganze 2 Tage durch. Vielleicht brachte ihn der Geruch zum Einlenken. Der morgendliche Tee, gelegentlich gefolgt von dem zarten Duft von Byakuyas Haaren, wenn er wortlos an ihm vorbei ging. Und dann schlussendlich der kaum wahrnehmbare Hauch von Schweiß, während einer seltenen Demonstration seiner Fähigkeiten.
 

Und gerade Letzteres war viel zu berauschend, als dass Renji noch länger hätte widerstehen können.
 

Er setzte seine Idee am Abend in die Tat um und fing den Diener ab, der Byakuyas Abendessen bringen sollte. Als er am Quartier des Kommandanten ankam, überlegte er, dass wenn er den Kommandanten überraschen wollte, er hätte herausfinden sollen, wie er sein Reiatsu zurückhielt. Oder zumindest sollte er sich an der Tür hinknien, wie es ein Diener machen würde. Stattdessen schlüpfte er jedoch einfach aus seinen Sandalen und wartete an der Türschwelle auf eine Einladung.
 

"Endlich.", Renji konnte ein kleines Lächeln in Byakuyas Stimme hören. "Komm herein, Renji."
 

Anstatt das Tablett wegzustellen, nutzte er seine Zehen, um die Tür aufzuschieben. Als er im Raum stand, schloss er die Tür auf dieselbe Weise.
 

Byakuya kniete auf einem Bodenkissen und las. Es war früh genug am Abend, dass er immer noch seine Uniform und das Kenseikan trug. Den Seidenschal hingegen hatte er bereits abgelegt. Wie immer wurde Renjis Blick förmlich von den schwarzen Haaren angezogen und die Weise, wie sie zu der blassen, weichen Haut einen Kontrast bildeten.
 

Es gibt niemanden, der ihm das Wasser reichen könnte: Unvergleichlich.
 

Als Renji das Tablett abstellte und sich im Schneidersitz gegenüber des Kommandanten niederließ, deutete er mit einem Nicken auf das Buch. „Noch mehr Pornos?“
 

„Ich lese bisweilen auch andere Dinge.“, erwiderte Byakuya trocken, legte ein Lesezeichen in das Buch und stellte es zur Seite.
 

„Natürlich tun sie das.“, bemerkte Renji, da der Kommandant ihm nicht sagte, was er da gerade las. Er hob die Hauben von den Körben und betrachtete den Inhalt und hoffte, dass es genug für sie beide war. Er fand gedämpfte Klöße, Reis, eingelegtes Gemüse und getrocknete Sardellen. Der Nachtisch waren Sakura-Mochi, süße Adzukibohnenpaste gehüllt in gepökelten Kirschbaumblättern.
 

Byakuya griff zwischenzeitlich über das Bücherregal und nahm eine Schale vom Tee-Service, welches dort stand. Dann schenkte er ihnen beiden Tee ein.
 

Es war wie in alten Zeiten. Außer das unangenehme Schweigen, während Renji überlegte, worüber sie reden könnten, ohne die neuerliche Harmonie zu gefährden. Würde es zu früh zu intim werden, könnte er eventuell wieder sauer werden. Dennoch wollte er nicht wirklich über die Division reden, aber 'Wow, sie haben heute so dermaßen nach Sex gerochen, da musste ich einfach zu ihnen kommen' schien auch etwas unangebracht für ihre erste Unterhaltung seit Tagen zu sein.
 

Er verwendete die Servier-Stäbchen als sein Essbesteck und teilte die Klöße zwischen Byakuya und sich auf. „Das, was sie da heute getan haben,“, sagte Renji letztlich, als er sich entschieden hatte, eine der Abdeckhauben als Teller zu verwenden. „Hat die Aktion einen Namen? Ich muss zugeben, ich habe sie kaum verfolgen können. Sie sind schnell.“
 

Byakuya nickte leicht in Anerkennung des Kompliments. „Einen Namen? Es hat mir nie den Eindruck gemacht, als müsse ich einen Namen dafür finden.“
 

„Oh, kommen sie schon, Kommandant. Jede coole Aktion sollte ihren eigenen Namen haben! 'Blitzschlag der Gottesanbeterin' oder 'Elektrischer Hieb des Tigers'.“, dabei imitierte Renji eine Tigerkralle mit seinen Fingern. „Ja, irgendwas in der Richtung wäre klasse.“
 

Byakuyas Lippen zuckten nach oben, er verkniff sich eindeutig das Lachen. „Ich werde es in Erwägung ziehen.“
 

Renji schaute ihn abschätzend an. „In Ordnung, aber wenn sie nicht mit irgendwas richtig Großartigem kommen, werde ich anfangen, den Leuten zu erzählen, dass es 'Flattern des Flughörnchens' heißt.“
 

„Das kannst du nicht tun.“, sagte Byakuya, aber seine Stimme klang heiter.
 

„Tango des spottenden Affen?“
 

„Nein.“
 

„Rolle des quietschenden Walrosses?“
 

„Absolut nicht.“
 

Renji wollte gerade mit etwas so Bescheuertem kommen, dass er ein richtiges Lachen aus dem Kommandanten herauskitzeln könnte, als dieser sich räusperte.
 

„Ich habe mir überlegt,“, begann Byakuya und fokussierte dabei ein Kloß auf seinem Teller. „Vielleicht ist die Zeit gekommen, die Formalität zur Seite zu legen. Ich erlaube dir, im Privaten meinen Vornamen zu nutzen.“
 

Wow, es hat nur einige Nächte intensiven Sex, eine Liebeserklärung und ihren ersten großen Krach gebraucht.
 

Renji hatte schon überlegt, es mal mit einem 'Kommandant-kun' zu versuchen, nur um zu schauen, was Byakuya dann tun würde. Aber alles zu überspringen und nur den Namen, ohne eine Höflichkeitsform zu verwenden? Kein -sama, kein -san, nur 'Byakuya'?
 

„Meinen sie das ernst?“, fragte Renji und betrachtete seinen Kommandanten skeptisch.
 

„Ja.“, Byakuya schaute hoch und blickte Renji fest in die Augen, bevor er wieder seinen Teller fokussierte. „Ich glaube in der Tat, dass ich den Klang meines Namens von deinen Lippen wertschätzen würde.“
 

Er würde es wertschätzen, seinen 'echten Vornamen' von seinen Inuzuri-Lippen zu hören, eh? Schwachsinn.
 

Es war verlockend, in der möglichst groben Art und Weise 'Ey Byakuya, reich mir mal das Gemüse, ja?' von sich zu geben und ihn zusammenzucken zu sehen.
 

Oder ist es das?, dachte Renji lieblos. Bietet er es nur an, weil er glaubt, dass ich seinen Namen niemals verwenden würde? Byakuya musste bemerkt haben, dass Renji manchmal Schwierigkeiten hatte, bei ihren Gesprächen nicht noch ein ergebenes 'Kommandant!' hinterherzuschieben. Es wurde seit der Akademie in Renji hinein gehämmert, nicht nur den Offizieren, sondern auch den Adligen mit dem entsprechenden Respekt entgegenzutreten.
 

Und jetzt, wenn dieses Angebot wirklich ernst gemeint war, war das ein großes Zugeständnis des Kommandanten, vor allem wenn man bedachte, dass er seinen Namen wie seinen Augapfel hütete. Renji war sich noch nicht mal sicher, wie oft Rukia es bisher erlaubt war, ihren Bruder so formlos anzusprechen.
 

Renji schaufelte sich etwas Reis auf seinen improvisierten Teller. Byakuya schien, als würde er seine Luft anhalten, um sich auf die grobe Lockerheit vorzubereiten, die es mit sich bringen würde. Renji rollte mit den Augen. „Entspann dich, ja? Ich habe nicht vor, dein Geschenk zu missbrauchen.“
 

„Ich habe niemals daran geglaubt, dass du dies tun würdest.“, sagte Byakuya, auch wenn es so aussah, als würde er wieder leichter atmen. „Ich habe deine Freundin Matsumoto gar nicht hier herumlaufen sehen.“
 

Netter Versuch, Kommandant. Er war versucht, mit einer Lüge zu kommen, nur um zu sehen, wie Byakuya sich unter seiner Eifersucht wandte. Aber Renji machte nur einen desinteressierten Laut und stürzte seinen Tee hinunter. „Ah. Ich denke, sie hat herausgefunden, dass ich nicht interessiert war, als ich ohne ein Wort die Party verlassen habe.“ Um ehrlich zu sein, war Matsumoto vermutlich richtig angepisst. „Mit ein bisschen Glück beschwert sie sich gerade bei Hisagi über mich.“
 

„Ist das so?“
 

„Oh, ja. Offensichtlich hat er schon längere Zeit ein Auge auf sie geworfen. Das ist zumindest das, was er auf Isane Kotetsus Geburtstagsparty angedeutet hatte.“
 

„Ich wusste nicht, dass so viel... Aktivität unter den Vizekommandanten ist.“
 

Renji glaubte nicht, dass gerade unter den Vizekommandanten außergewöhnlich viel in dieser Richtung passierte, wenn man sie mit anderen Rängen verglich. Trotzdem ging er darauf ein. „Wir sind ein beschäftigter Haufen. Ambitionen, spirituelle Energie,“, er zuckte mit den Schultern. „Ist wohl ein sprunghafter Mix.“
 

Byakuya schien mit der Antwort zufrieden zu sein und es herrschte angenehme Stille, bis sie das Essen beendet hatten. Nun war es endlich Zeit für die Sakura-Mochi. Renji servierte sie, während Byakuya ihnen Tee nachschenkte.
 

Als die Teekanne mit leisem Klirren auf dem Tisch zum Stehen kam, realisierte Renji plötzlich etwas. „Moment, wie lange schenkst du mir schon Tee ein?“, fragte er.
 

Byakuyas Augenbrauen hoben sich ein wenig, aber er hielt seinen Blick sittsam nach unten gerichtet. „Sollte ich beleidigt sein, dass du es erst jetzt bemerkst?“
 

Wahrscheinlich. Wer wem etwas einschenkte oder reichte war eine große Sache für jemanden wie Byakuya. Tee war eine dieser wichtigen Sachen. Es war eine Respektbezeugung.
 

„Eine Weile nun schon.“, sagte Byakuya, als Renji nicht antwortete, sondern nur mit offenem Mund starrte. „Seit dem Hanami.“
 

„Oh.“, machte Renji. „Uh. Danke.“
 

Byakuyas Mund umspielte ein kleines Lächeln. „Es ist mir ein Vergnügen.“
 

Auch wenn sich Renji schon während des ganzen Essens auf den Nachtisch gefreut hatte, konnte Renji nicht aufhören, Byakuya anzustarren. Zabimaru hatte wie immer recht. Byakuya hat sich geändert. Die Unterschiede waren nur so subtil, dass Renji sie nicht bemerkt hatte. Ihm Tee einschenken? Wie eine Frau ihrem Mann oder ein Angestellter seinem Vorgesetzten? Was für einen riesigen Respekt Byakuya ihm mit dieser einfachen Geste zeigte! Wie konnte Renji so etwas Wichtiges übersehen?
 

Vielleicht war das Angebot, seinen Vornamen zu nutzen, wirklich ernst gemeint.
 

Byakuya seufzte und nahm einen kleinen Bissen des Nachtischs zu sich. „Ich wünschte manchmal, dass du in Momenten, in denen du was Wichtiges gelernt hast, nicht starren würdest wie ein übergroßer Affe.“
 

„Oh, Entschuldigung...“, Renji schluckte ein 'Kommandant' hinunter. Er blinzelte seinen dümmlichen Ausdruck weg. „Pavian, weißt du? Es ist ein Teil davon, wie ich bin.“
 

„Durchaus. Wie auch immer, es ist nicht dein bestes Aussehen.“, sagte Byakuya. Renji hörte ein leichtes Necken in dessen Stimme. Der Schwarzhaarige öffnete den Mund, als wolle er noch etwas sagen, doch plötzlich verhärtete und verdunkelte sich seine Mimik. Er blickte Renjis Haare für einen langen Moment an und schaute dann schnell zur Seite.
 

Es war eigenartig, wie sehr Renji das verstand. Er griff nach oben, knotete das Band auf und ließ seine Haare in sein Gesicht fallen. Denn dies war 'das Aussehen', bei dem Byakuya dachte, es passe am besten zu ihm. Er wollte danach fragen, aber wusste, dass er es nicht tun konnte. „Besser?“
 

„Ja.“, sagte Byakuya so leise, dass Renji genau hinhören musste, um es mitzubekommen. „Aber du bist bei Weitem zu freundlich.“
 

„Das ist wahr.“, stimmte Renji zu, vor allem, weil er bemerkt hatte, dass das Haarband immer noch das schmutzige Stück Schnur war, welches Byakuya ihm am letzten Tag des Hanamis zugeworfen hatte. Er knüllte es in seiner Faust zusammen und ließ es auf den Boden fallen. „Gott weiß, dass du mich nicht verdienst.“
 

Renji hatte keine Antwort erwartet. Er wusste, dass es zu viel für Byakuya gewesen wäre, dem zuzustimmen. Allerdings hatte das Schweigen des Kommandanten etwas Reumütiges, zumindest erlaubte sich Renji, sich das einzubilden.
 

Sie sagten nicht viel, hingen ihren eigenen Gedanken hinterher. Der Nachtisch war viel zu schnell verspeist und nun sahen sie sich mit dem problematischsten Teil des Abends konfrontiert. Würde Renji nachgeben? Würde er bleiben?
 

Als er das Tablett anhob und nach draußen trug, kam Renji in den Sinn, dass Byakuya niemals wirklich danach fragen könnte, ob er die Nacht bleiben wollte. Nicht nachdem, was kürzlich zwischen ihnen passiert war. 'Danach fragen' war zu sehr, wie ein 'danach betteln'. Der Kommandant würde sich niemals in eine solch riskante und schwache Position begeben, da Renji immer noch aus Boshaftigkeit 'nein' sagen könnte.
 

Es war verführerisch, Byakuya noch ein wenig länger zappeln zu lassen. Aber hätte Renji weiterhin gewünscht, Byakuya zu bestrafen, dann wäre er niemals so weit gekommen. Mit Sicherheit hätte er dann niemals seinen Zopf geöffnet.
 

Als er das Tablett in den Gang gestellt hatte und sich umdrehte, saß Byakuya bereits an seiner Kommode. Der Haori war sauber über einen Stuhl gefaltet und Senbonzakura an seinem üblichen Platz. „Erinnerst du dich, wie das Kenseikan funktioniert?“
 

Er wusste es, dennoch machte es ihn immer etwas nervös, ein solch lächerlich kostbares Ding in der Hand zu halten. Aber immerhin war die Einladung zu etwas mehr Intimität klar verständlich. Byakuya konnte Renji nicht fragen, ob er bliebe. Aber er konnte ihn fragen, ob er ihm half, sich auszuziehen. Der Herr des Anwesens, der Kommandant der Einheit... der Befehlshaber konnte Renji danach fragen, ihm zu dienen.
 

Renji biss die Zähne aufeinander, ging aber wie von selbst durch den Raum, zu dem Platz, an dem Byakuya immer noch saß. Er stand hinter dem Schwarzhaarigen, wie er es auch schon in ihrer ersten Nacht getan hatte und hakte vorsichtig die kleinen Ösen aus. Es war schwierig. Er hatte so große und grobe Hände, doch die eigensinnigen Ketten gaben einfach nach. Nachdem er das Schmuckstück von Byakuyas Haar entfernte, legte er es schnell in die dafür vorgesehene Box.
 

Als er die Kiste schloss, fiel sein Blick auf den Kamm. Renji wollte danach greifen, zögerte allerdings.
 

„Du darfst.“, sagte Byakuya.
 

Renji lächelte und nahm den Kamm in die Hand. Er bewunderte Byakuyas Haare. Er war ebenso sonderbar eifersüchtig darauf. Er konnte sein Eigenes in Byakuyas Spiegel sehen. Es fiel in dicken, widerspenstigen Strähnen hinunter, unbändig und wild. Warum Byakuya es mochte, ihn so zu sehen, würde er niemals verstehen.
 

Während er den Kamm durch die Strähnen von Byakuyas Haar gleiten ließ, genoss er, wie es sich anfühlte und wie es nach jedem Strich wieder zurückfiel. Für einige Minuten spielte er mit dem schwarzen Haar und tat so, als würde er es weiter kämen.
 

Byakuya wartete geduldig. „Ich bin fertig für das Bett. Wenn du möchtest, kannst du es flechten.“, sagte er dann schlussendlich.
 

„Nein.“, sagte Renji höflich und legte den Kamm an seinem Platz zurück. Er griff in das dunkle und seidene Haar Byakuyas, küsste ihn auf den Scheitel. Er verharrte an dieser Stelle und atmete den Duft des Anderen ein. „Ich möchte es durcheinanderbringen, es zerzausen.“
 

„Wie ich sehe“, Byakuya lächelte leicht. „Immer willig.“
 

Renjis Kopf wanderte nach unten und er biss Byakuya leicht ins Ohrläppchen. „Du weißt, dass du es magst.“, es war halb knurren, halb flüstern. Dann kitzelte er die Ohrmuschel des Anderen mit seiner Zunge. „Byakuya“, fügte er hinzu.
 

Die Intimität, die durch seinen Vornamen verursacht wurde, ließ Byakuya scharf die Luft einsaugen. Zudem meinte Renji, einen leichten Rotschimmer auf den Wangen des Schwarzhaarigen erkennen zu können. Oh man. Gerade als Renji glaubte, Byakuya könne nicht noch atemberaubender aussehen. Renji gluckste schelmisch und biss etwas härter in das Ohr des Kommandanten.
 

„Jetzt möchte ich dich ausziehen.“, sagte Renji.
 

„Du kannst.“, erwiderte Byakuya. „Wenn du dich für mich ausziehst.“
 

Es war ein fairer Handel, besonders wenn man bedachte, wie sehr Byakuya es mochte, zuzuschauen. Renji nickte. „Steh auf, dreh dich um.“
 

Es war für Renji immer ein intensiver Nervenkitzel, wenn Byakuya seine Kommandos befolgte. Es war ebenso beschämend, von so einer simple Sache derart aufgeregt zu sein. Als der Kommandant sich nun bewegte und vor ihm zum Stoppen kam, griff Renji sofort zu dessen Gürtel. Doch trotz seiner Begierde, entschied er sich, diesen Teil ihres Intermezzos so weit wie möglich in die Länge zu ziehen. Von seinen vorherigen Erfahrungen wusste er, dass solche Momente nicht sehr lange dauerten. Also glitten seine Hände um die Taille des Kommandanten und er zog ihn in einen tiefen Kuss.
 

Renji liebte die Art und Weise, wie Byakuya seinen Kopf anheben musste, damit sich ihre Lippen treffen konnten. Es machte den Kommandanten vermutlich etwas irre, aber Renji war glücklich darüber, dass der Schwarzhaarige so nicht seinen Blick nach unten richten konnte. Es störte ihn nicht, dass die Augen geschlossen waren, es war herrlich... wie nannte ihn der Kommandant immer? Er war willig Byakuya in eine etwas devote Position zu bringen.
 

Renji nahm gierig den Geschmack der süßen Bohnenpaste auf Lippen und Zunge des Anderen auf. Währenddessen öffneten seine Hände fix den Knoten des Obis und löste ihn langsam von den Stellen, wo er das Hakama trug. Er küsste Byakuya weiter, als er seine Hände unter den Stoff von Shitagi und Kosode gleiten ließ. So eine schlanke Form, aber Byakuyas Anmut wurde von straffen und harten Muskeln widerlegt. Heiße Hände liebkosten kühle Haut, glitten hinauf zu den Schultern und die Arme wieder hinab. Die Seide, die seinen Körper bis vor Kurzem verhüllt hatte, fiel einfach zu Boden. Langsam ließ er seine Finger weiter den Körper des Anderen hinuntertasten. Für einen Moment ließ er seine Hände auf den schmalen Hüften Byakuyas ruhen, bis sie diese umrundeten, um über dessen festen Hintern zu streichen. Viel zu schnell stand Byakuya nackt vor ihm.
 

Nun war es Zeit, dem Kommandanten das zu geben, was er wollte. Noch ein letztes Mal knabberte Renji an Byakuyas Unterlippe und zog sich dann mit einem leichten Seufzen zurück. Wenigstens hatte er dieses Mal, während er sich auszog, das Vergnügen im Anblick von Byakuyas perfekt geformten nackten Körper zu ertrinken. Er trat nur gerade so weit zurück, dass der Kommandant einen guten Blick auf ihn hatte.
 

Er nahm Zabimaru von der Hüfte und warf das Zanpakutō auf das Bett des Kommandanten. Renji fing langsam an, sich an Byakuyas Vorlieben zu gewöhnen, sodass seine Hände nur noch leicht bebten, während er sein Obi aufschnürte. Anstatt sich aus Scham wegzudrehen, suchte er das Gesicht von Byakuya unruhig nach Anzeichen von Anziehung ab. Sobald die Kosode sich weit genug geöffnet hatte, um etwas von der schwarzen Farbe unter seiner Haut freizulegen, spürte der Rothaarige, wie das Reiatsu des Anderen anstieg. Dadurch verursachter Wind spielte mit den Haaren des Kommandanten.
 

Huh.
 

Es war für Renji jetzt wirklich keine Überraschung, dass seine Tattoos ihn anmachten, aber dennoch… Irgendwas an Byakuyas Reaktion verleitete ihn dazu, sich umzudrehen. Ich sollte ihm mal etwas anderes zum Bewundern geben, oder?
 

Als er den Stoff von seiner Haut gleiten ließ, blickte Renji über seine Schulter. Er wollte sehen, wie Byakuya auf diese besondere Ansicht reagierte.
 

„Ist mein dämonischer Liebhaber scheu geworden?“
 

Renji schnaubte und ließ sein Hakama zu Boden gleiten. „Was denkst du?“
 

„Ah“, Byakuya schien bei diesem Anblick atemlos zu sein. „Ich sehe. Du bist immer noch sehr verrucht.“
 

Bevor sich Renji umdrehen konnte, stand Byakuya hinter ihm. Seine Arme legten sich um Renji und griffen nach Brust und Taille. Der plötzliche intensive Kontakt ließ Renji nach Luft schnappen. Als Byakuyas Lippen und Zunge damit begannen, die Linien der Tattoos zu folgen, zitterte der Rothaarige unter den geschickten Berührungen des Kommandanten.
 

Doch wieder einmal bemerkte er, wie unerträglich leer seine Arme waren. Das Beste, was er tun konnte, war, Byakuyas Hände zu schnappen und sie fest an seinen Körper zu pressen.
 

Mit sanften Schubsern drängte der Schwarzhaarige Renji nach unten, deutete mit leichtem Druck an, sich auf das Bett zu knien.
 

Doggie Style?
 

„Warte.“, Renji schüttelte stumm den Kopf und sträubte sich.
 

Da waren einige Gründe, warum er diese spezielle Position nicht mochte. Zum einen diese ganze Inuzuri-Sache für Einsteiger, aber noch wichtiger, es bedeutete, dass wieder einmal er keine Gelegenheit hatte, Byakuya anzufassen, ihn zu halten. Er wäre noch nicht einmal in der Lage, ihn anzusehen!
 

„Warten sie, Kommandant. Ich würde lieber... oh!“, Renjis Protest erstarb auf seinen Lippen, als Byakuya mit seinen Händen über dessen Körper spielte. Seine Worte wurden zu einem Durcheinander bedeutungsloser Geräusche, alle Gedanken in Renjis Kopf verdampften unter den Berührungen Byakuyas. Ohne es wirklich zu wollen, endete Renji lenkbar auf Händen und Knien.
 


 

Sie kollabierten auf dem Bett, während sie ungeschickt ihre Gliedmaßen sortierten. Renji krabbelte zu seiner Seite und presste Zabimaru gegen seine Brust. Er lag dort, schwer atmend und mit einer Kombination aus Scham und Befriedigung.
 

Er spürte Byakuyas Atem gegen seinen Rücken, heiß und schwer. Er schloss seine Augen und stellte sich den Ausdruck auf dessen Gesicht vor. Er wusste, dass wenn er sich zu ihm umdrehen würde, dieser seine Emotionen wieder verstecken würde.
 

Seufzend presste er Zabimaru fester gegen sich. Wenn ich mich endlich stark fühle, schafft er es, mich wieder zu schwächen. Warum?
 

Geben ist niemals eine Schwäche, grummelte Zabimaru.
 

Ja, zischte es. Ein offenes Herz scheint schwächer, aber ein Verschlossenes ist blind und wird scheitern.
 

Renji war nicht sicher, ob er zustimmen sollte, aber er war zu müde, um darauf zu antworten. Byakuyas Arm glitt um seine Taille, als seine Augen sich schlossen.

Demon Lover

Renji?"
 

Byakuyas Stimme zerschnitt einen komischen Traum von einem riesigen Skelettschädel einer Schlange, die irgendwie Zabimaru war, aber auch irgendwie nicht. Ihr schriller Ruf hallte in seinem Kopf. „Mmmm?“
 

„Hattest du es beabsichtigt, mit deinem Zanpakutō einzuschlafen?"
 

"Nah. Passiert nur manchmal.", murmelte er und öffnete seine Augen nur einen kleinen Spalt. Es war immer noch sehr dunkel, also konnte es unmöglich schon Zeit zum Gehen sein. Anstatt also aufzustehen oder Zabimaru wegzulegen, kuschelte sich Renji näher an seine Waffe. Er war sich sicher, dass der Griff bereits einen Abdruck auf einer Seite seines Gesichts hinterlassen hatte.
 

Jedoch schien sich Byakuya aus irgendeinem Grund gestört zu fühlen. Renji konnte spüren, wie er sich im Bett bewegte und missbilligend auf ihn hinabsah. "Renji, wir sollen unsere Zanpakutō führen."
 

"Und?"
 

"Und ich verstehe nicht, wie du dich an es herankuscheln kannst, als wäre es ein Teddybär."
 

Renji gähnte. "Nope, das kann ich mir vorstellen."
 

Als Byakuya keine direkte Antwort gab, schloss Renji seine Augen wieder. Er spürte Byakuyas Unruhe hinter seinem Rücken, aber gab vor, zu schlafen. Die seidenen Laken waren warm und weich, Zabimaru grummelte leise, fast als würde es schnurren. Renji überraschte es nicht, dass der Kommandant seine Beziehung zu seinem Zanpakutō nicht verstand. Aber was hatte er da schon zu sagen? Tausend singende Stimmen waren schon irgendwie cool, aber was war das? Renji vermutete, dass Byakuya bereits Senbonzakuras Erscheinung gesehen hat, also steckte vermutlich mehr dahinter. Etwas Konkretes und weniger Abstraktes, obwohl es bei Byakuya schwierig war, sich sicher zu sein. Dieser Mann war rätselhaft und mysteriös wie die Reflektion seiner Seele.
 

Kurz bevor Renji wirklich eingeschlafen war, hörte er Byakuyas ernste Stimme. „Ich möchte keinen Dämon in meinem Bett haben.“
 

„Wa...? Oh, ist es schon soweit? In Ordnung, ich bin schon auf.“, Renji streckte sich und hob den Rücken, um quälend langsam in den aufrechten Sitz zu kommen.
 

„Du kannst bleiben.“, sagte Byakuya.
 

„Hä?“, Renji hatte es geschafft, seine Füße über die Bettkante zu heben. Er hielt in seiner Bewegung inne und rieb sich das Gesicht. Es war zu früh am Morgen, um Byakuyas Stimmungsschwankungen wirklich folgen zu können. „Ich dachte, du hättest gesagt, dass ich gehen muss.“
 

„Ich sprach über dein Zanpakutō.“
 

Renji rieb sich das Gesicht und blinzelte auf sein Schwert herab, welches in seinem Schoß lag. Dann blickte er über die Schulter zu Byakuya, der auf seiner Seite lag. Mit dem Rücken zu Renji. Woher kam das plötzlich? Vor 20 Minuten, oder wie lang auch immer, war er noch Byakuyas 'Dämonischer Liebhaber' und nun schmiss er Zabimaru raus? Was zum Teufel ging in diesem Mann von Minute zu Minute vor? „Du weißt schon, dass es bereits mit uns geschlafen hat, richtig? Zwei Mal.“, erinnerte Renji ihn. „Denn einmal hast du es zu mir gebracht.“
 

Byakuya sagte nichts.
 

Renji drehte sich herum und stieß Byakuya in den Rücken. „Hey, ich rede mit dir.“
 

Der Schwarzhaarige drehte sich nicht um. „Entweder schläfst du hier ohne deine Waffe oder du gehst.“
 

„Nicht bevor du mir nicht sagst, warum du plötzlich ausflippst.“ Als Byakuya ihm immer noch keine Antwort gab, stieß Renji ihn erneut an. Und noch einmal. „Ich werde hier einfach rumsitzen und dich anstupsen, bis du es mir sagst. Und wenn ich muss, fange ich an deinen Namen in einem persönlichen und freundlichen Ton zu sagen. Und wenn du dann immer noch nicht redest, werde ich kleine, süße Tiernamen hinzufügen.“
 

Es überraschte Renji nicht im Geringsten, dass Letzteres Byakuya dazu brachte, sich umzudrehen. „Also schön. Du stehst ihm zu nah. Es stört mich.“
 

Renji grunzte und schob seine Augenbrauen zusammen. „Zu nah? Was zum Teufel? Ist das überhaupt möglich? Bist du in eine andere Akademie gegangen, als ich? Wir hatten ganze Vorlesungen darüber, wie wichtig das Meditieren mit seinem Zanpakutō ist.“
 

„Ja, Renji, meditieren. Nicht... darüber ausgebreitet schlafen.“
 

„Huh.“ Ja, ok, natürlich hatte da sein Kommandant recht. Es sah vermutlich schon ein wenig irrsinnig, vielleicht sogar pervers aus, vor allem, da er nackt war. Aber wenn Byakuya sagen wollte 'Leg dein Schwert ordentlich weg, du schockierst mich damit', warum hatte er dann hinzugefügt, dass er keinen Dämon in seinem Bett wollte?
 

Möchtest du gehen oder bleiben?, fragte Renji Zabimaru stumm. Ich meine, ich bin mir ziemlich sicher, dass er dich beleidigen wollte. Auch wenn ich nicht weiß, warum.
 

Wir machen ihm Angst, grummelte eine tiefe Stimme.
 

Unsere Art ist Überbringer des Unglücks, zischte die Andere. Vielleicht fürchtet er einen Fluch.
 

Renji grunzte, was einem bösen Lacher glich. Oder er weiß, dass wir ihm eines Tages in den Arsch treten.
 

Oder das.
 

Für ihn gibt es keine größere Katastrophe, stimmte die andere Stimme zu. Zu Fall gebracht, von einem wie uns? Ein Desaster!
 

Renji lächelte leicht, als er seine Haare aus seinem Gesicht strich. Dann stand er auf. Sanft klopfte er Byakuyas Schulter, um zu zeigen, dass er ihn verstanden hatte. „Alles klar, dann sehe ich dich morgen früh.“
 

Er war gerade damit fertig geworden, seine Kleidung zusammenzusuchen, als er Byakuyas Stimme hörte. „Wer von euch hat sich dazu entscheiden, zu gehen?“
 

Der Rothaarige stand mit seinen Klamotten und Zabimaru im Arm in der Tür. Er schaute hinunter zu Byakuya, der sich auf seine Ellbogen gestützt hatte. Er war froh, dass der Kommandant ihn wirklich anschaute. „Ich habe keine Ahnung, warum es dich interessiert, aber das war ich. Schau, es ist doch offensichtlich, dass wenn du dich plötzlich eigenartig wegen Zabimaru fühlst, du dich auch so bei mir fühlst. Also ist es Zeit, zu gehen. Aber eins muss ich noch sagen: Wenn es dich in den Wahnsinn treibt, einen Nue in deinem Bett zu haben, hättest du mich niemals hierher bitten sollen.“
 

„Ich möchte den Mann.“, sagte Byakuya und ließ seinen Blick fallen, seine Stimme war sanft. „Du bist menschlich, Renji.“
 

Renji zuckte mit den Schultern. „Äußerlich ja.“, damit verlagerte er den Stapel Kleidung in seinen Armen und ließ eine Hand über seine Schultern und den Bizeps gleiten. „Auch, wenn ich versucht habe, das zu ändern.“
 

„Arme und Beine eines Tigers.“, sagte Byakuya und schaute mit geweiteten Augen auf, als wäre ihm plötzlich ein Licht aufgegangen.
 

Renji nickte. „Ja, richtig. Und das Schicksal gab mir den Körper eines Tanuki, als ich in Inuzuri wiedergeboren wurde.“, er lachte selbstironisch. „Und jeder wird dir sagen, ich hätte das Hirn eines Affen. Konnte mir nicht wirklich selbst einen Schlangenschwanz geben, aber du wunderst dich bestimmt nicht, dass ich einen von der Akademie bekam, als ich dort abschloss.“
 

Byakuya schaute ihn immer noch an. Renji konnte seinen Ausdruck nicht lesen, aber es schien, als benötige der Kommandant Zeit, um all das zu überdenken.
 

„Also siehst du das Problem.“, fuhr Renji fort und unterdrückte ein erneutes Gähnen. „Ich hol dich Morgen früh ab.“
 


 

Renji schaffte es, ohne gesehen zu werden, zurück zu seinem Quartier. Das war eine gute Sache, denn er hatte nicht die Geduld gehabt, sich anzuziehen. Er hielt einfach das Bündel Kleidung vor die wichtigsten Stellen seines Körpers und beeilte sich.
 

Was eine komische Nacht. Er ist zu den Räumlichkeiten des Kommandanten gegangen, um diesen zu verführen, stattdessen hatte es mal wieder damit geendet, dass er zu viel gegeben hatte. Wie immer. Dann ist Byakuya irgendeine Laus über Leber gelaufen und er hat schlussendlich bemerkt, dass die Grenze zwischen Renji und Zabimaru praktisch nicht existent war. Renji war sich nicht wirklich sicher, was sein Kommandant all die Wochen gedacht hatte, dass es ihn plötzlich so überraschte. Besonders, wenn man bedachte, dass er die Verbindung stark genug wahrnehmen konnte, um ihn mehr als nur einmal einen Dämon zu nennen.
 

Zu nah.
 

‚Es stört mich.‘
 

Renji vermutete, dass er da ein wenig untypisch war. Immerhin bemalte Byakuya seine Haut nicht oder färbte seine Haare rosa, um mehr nach Kirschblüten auszusehen. Du sollst nicht zu deinem Zanpakutō werden, du sollst es besitzen, es unterwerfen… es erobern.
 

Ups.
 

Renji öffnete die Tür mit seinem Ellbogen und bemerkte sofort, dass es stank. Die Ausgehuniform hatte sich niemals davon erholt, auf einem feuchten Haufen auf dem Boden gelegen zu haben. Auch wenn er sie mittlerweile zum Trocknen über seine Truhe mit Kleidungsstücken gelegt hatte. Er würde sie wohl in eine Reinigung bringen müssen. Ranzige und stinkige Luft durchzog den Raum. Nachdem er Zabimaru auf dem Bett abgelegt hatte, warf er das Bündel Klamotten in seiner Hand zum Fußende seines Feldbettes.
 

Er würde sich morgen um alles kümmern. Kurz bevor er sich aufs Bett schmiss, griff er nach Zabimaru. Scheiß drauf, dachte er. Mir ist es egal, wie gruselig es für ihn aussieht, ich schlafe mit dir.
 

Zabimarus Antwort war ein leises, freudiges Geräusch.
 


 

Renji war frisch gebadet und hatte seine Uniform zur Reinigung gebracht. Außerdem war er so früh zurück, dass die Mensa noch nicht einmal für Frühstück geöffnet hatte. Er stand draußen mit einigen anderen Frühaufstehern und lehnte gegen die Wand. Sein Kopf war immer noch gefüllt mit Schnipseln seines Traumes von letzter Nacht: Der knöcherne Schlangenkiefer, eine Spirale aus Knochen und der wilde Schrei eines Pavians.
 

Seine Hand glitt wie von selbst zu Zabimaru. Etwas änderte sich. Es war ähnlich wie damals, kurz bevor Zabimaru die Shikai-Form enthüllt hatte. Renji schlief immer fest und fühlte sich erholt, aber so verrückte und lebhafte Träume verfolgten ihn immer den ganzen Tag.
 

Könnten sie schon für das Bankai bereit sein?
 

Es schien zu früh dafür. Und noch mehr machte Renji das Timing Sorgen. Zabimaru war purer Instinkt. Wenn es also auf Bankai aufrüsten wollte, konnte es nur eines bedeuten:
 

Sie würden es brauchen.
 

Dann sah er Byakuya mit eiligen Schritten kommen, Renjis Herz machte einen Aussetzer. Er verbannte alle Gedanken bezüglich seines Frühstücks und trat auf ihn zu. „Was ist passiert?“
 

„Wir haben eine Mission direkt von Central 46. Wir gehen in die Welt der Lebenden, um Rukia zurückzuholen. Tot oder lebendig.
 

Heilige Scheiße.


Nachwort zu diesem Kapitel:
* Sai: Bindungszauber, welchen Rukia auch beim ersten Treffen mit Ichigo verwendet hatte. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Damit wünsche ich euch ein schönes, sonniges Wochenende. Und denkt dran, am Mittwoch kommt das monatliche Bonuskapitel ;) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Anmerkung von junko (freie Übersetzung):

Ich habe oft das Gefühl, dass wenn ich Animes (egal welche) schaue, dass ich irgendetwas Wichtiges übersehe. Etwas himmelschreiend Offensichtliches, wenn ich nur sie Sprache sprechen würde oder den kulturellen Hintergrund oder Mythologie kennen würde. Einer dieser Momente war meine Wahrnehmung gegenüber Zabimaru. Ich vermute, die meisten japanischen Zuschauer haben sofort Zabimarus Erscheinungsbild als ein Nue/Nue-Dämon erkannt. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung.

Gott sei Dank gibt es SOULS, den Bleach-Charakter-Guide, und Wikipedia. Das Erste, um es zu benennen, das Zweite, um es zu erklären. Wikipedia sagt, dass ein Nue eine Chimäre ist, gemacht aus 4 Tieren. Ich habe 2, die optisch offensichtlich sind: Der Pavian-Kopf und der Schlangenschwanz. Ich habe nicht realisiert, dass ein traditioneller Nue auch noch die Arme und Beine eines Tigers und den Körper eines Hundes – den vom einzigen Wildhund, der in Japan heimisch ist, dem Tanuki. (Noch verrückter für mich. Ich habe „Temple of the Wild Dog“ geschrieben, ohne die tiefere Verbindung zu Renji, außer Inuzuri/The Hang Dog District.)

All die Hundewitze über Inuzuri müssen Renji wirklich einen Schlag versetzen. Er ist halb Hund.

Außerdem, wie scheiße muss es sein, ein Zanpaktō mit der Erscheinung eines Dämons, der Unglück bringt, zu haben? Das erklärt ein Stück weit, warum Renji immer etwas Besonderes verlieren muss, bevor er die nächste Stufe erklimmt.

Es ist, als würden eine Myriade Glühbirnen aufleuchten und plötzlich fühle ich mich so dumm.


Anmerkung von yezz:

Vor knapp 4 Monaten habe ich dieses Projekt gestartet, ohne wirklich zu wissen, was mich erwartet. Der Grund, warum ich ausgerechnet diese Stories übersetzen wollte, liegt auf der Hand: Hier macht sich jemand richtig Mühe, den Hintergrund zu beleuchten. Nicht nur, dass sich die Geschichte fast nahtlos in die Timeline einfügt (das werdet ihr noch sehen), auch schaffen es die Texte, einige Dinge, die ich nicht so wirklich verstehen wollte, in ein anderes Licht zu rücken. Manchmal möchte ich mir gar nicht vorstellen, dass es vielleicht einen anderen Grund gehabt haben könnte. Und nunja... Die zwischenmenschliche Beziehung zwischen Byakuya und Renji... Da kommt noch einiges auf euch zu... ;)

Ich möchte mich bei jedem einzelnen Leser bedanken. Es freut mich sehr, dass ihr auch den Weg zu meinen Worten gefunden habt. Wenn ich euch mit der Übersetzung unterhalten habe, dann yay! Genau das wollte ich nämlich. :)

Und wenn man gerade bei Unterhaltung sind. Natürlich ist es nicht vorbei. Wäre ja noch schöner. "‘Tails’ of Zabimaru" läuft ja zwischenzeitlich auch schon. Die ersten 2 Kapitel von “Curse of the Nue” sind bereits übersetzt und die Geschichte startet wohl am 01.08.. Dann gibts wieder jeden Samstag und jeden 15. im Monat ein neues Kapitel. Die Originalfassung umfasst 38 Kapitel mit insgesamt 94.908 Wörtern. Also wird es einiges zu lesen geben :)

Ein besonderer Dank möchte ich an die Personen loswerden, die diese Geschichte (bis jetzt) als Favorit markiert haben. Bei denen, die es noch später tun werden: Auch euch vielen Dank dafür! Auch für die 2 Empfehlungen möchte ich mich herzlich bedanken.
Riesiger Dank geht auch an die fleißigen Review-Schreiber: Kyoki-tana, Niii, Luzie_ und Cara_!
Und eine riesige ‚Dankes-Torte‘ geht an meine umwerfende Beta-Leserin BlackLily (fanfiktion.de). Du bist einfach grandios. Ich bin froh, dass ich dich hab!

*Lässt eine weitere ‚Dankes-Torte‘ im Raum stehen und winkt* Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (13)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  KathiCel
2019-05-11T18:22:45+00:00 11.05.2019 20:22
“Flattern des Flughörnchens” x’D ich kann nicht mehr xDD
Von:  Taiet-Fiona-Dai
2015-08-10T11:32:40+00:00 10.08.2015 13:32
Ich finde das FF echt klasse ^^ vielen Dank das du es Übersetz hast sonst wäre er mir entgangen. Und das wäre echt schade gewesen für so ein guten FF. Ich bin jetzt mal gespannt wie es weiter geht ^^

Lg. Taiet
Antwort von:  yezz
10.08.2015 20:18
Hey Taiet,

es freut mich sehr, dass es dir gefällt. Ich sehe schon, ich brauche keine Werbung für Curse of the Nue zu machen, da du da bereits mit von der Partie bist.
Aber ja, genau das ist der Grund. Junko hat hier eine wundervolle, kleine Parallelwelt erschaffen. Im Übrigen ist auch 'Tails' of Zabimaru von ihr. Falls du eine reine Renji-Geschichte magst.
Generell hoffe ich, dass du einen langen Atem hast, was Geschichten angeht. Denn diese geht extrem lange. Junko nennt sie "never ending soap-opera". ;)

GLG
yezz
Von:  MaiRaike
2015-07-23T22:25:34+00:00 24.07.2015 00:25
Oh, ich habe deine Übersetzung gerade in einem Rutsch durchgelesen. Vielen Dank, das du dir die Arbeit machst! Es ist eine fantastische Geschichte in der die Charaktere ehr gut dargestellt werden!
Ich bin sehr gespannt, wie es jetzt weitergeht.
Antwort von:  yezz
24.07.2015 15:57
Hallo MaiRaike!
In einem Rutsch? Respekt ;) Dann freut es mich, dass es dich so gefesselt hat. Das bestätigt mich darin, weiterzumachen :)
Die neue Reihe wird sehr spannend. So viel kann ich schon sagen. Nächste Woche gehts auch schon weiter. Ich würde mich sehr freuen, wenn du wieder mit dabei bist ;)
LG
yezz
Von:  Cara_
2015-07-12T12:29:46+00:00 12.07.2015 14:29
Ende gut...fast alles gut XD
wie immer sehr schön geschrieben... oh man ich weiß nicht mehr was ich schreiben kann außer: Wow, super, spitze,...
es ist einfach klasse
lg
Cara_
Antwort von:  yezz
13.07.2015 11:28
Hey Cara_,
schön, dass es dir wieder gefallen hat :) Das freut mich sehr.
Naja, ist ja nur das Ende des Kapitels. Am Mittwoch kommt bereits das monatliche Bonuskapitel und am Samstag dann das Letzte dieser Reihe. Dann gehts erst mal nur mit 'Tails' of Zabimaru weiter und ungefähr am 01.08. gibts dann den Nachfolger zu dieser Reihe :)

LG
yezz
Von:  Cara_
2015-07-04T16:30:17+00:00 04.07.2015 18:30
uhu
was Byakuya wohl von Renji will?
Antwort von:  yezz
04.07.2015 18:34
Was wohl?
Vielleicht ist er immer noch sauer, dass Renji die Soldaten aus der Haft geholt hat? ;)
Von:  Cara_
2015-06-27T07:13:04+00:00 27.06.2015 09:13
Wie war, wie war , das mit den geben und bekommen.
Super Kapitel und das andere hatte ich ja gestern schon erwähnt.
Lg
Cara_
Antwort von:  yezz
27.06.2015 12:16
Ja, durchaus. Das ist eine brauchbare Lebensweisheit.
Aber wird er darauf hören?

LG
yezz
Von:  Cara_
2015-06-26T20:51:01+00:00 26.06.2015 22:51
Hallo
So ich bin mit der FF nach drei Tagen durch.
Durch die Kommentare habe ich herausgefunden, dass es eine übersetzten ist. Trd finde ich deinen Stil sehr schön zu lesen und habe fast keinen bis gar keinen Fehler gefunden.
Auf jedenfall freue ich mich ,wenn du das nächste Kapitel hochlädst.
LG
Cara_
Antwort von:  Cara_
26.06.2015 22:55
Übersetzung sry
Antwort von:  yezz
26.06.2015 23:22
Hallo Cara,
erst einmal vielen Dank für das Lob. Es freut mich sehr, dass es dir so gut gefällt. Das nächste Kapitel lade ich sogar gleich schon hoch.
Dass es eine Übersetzung ist, steht sowohl in der Genre-Beschreibung als auch in der Beschreibung über den Kapiteln ;) Aber ich kenne es von mir, dass man manchmal soetwas auch gerne überspringt. xD
LG
yezz
Antwort von:  Cara_
26.06.2015 23:24
oh ok ja ..... °_°' XD
Antwort von:  yezz
26.06.2015 23:26
Macht ja nichts. Ich möchte mich nur ungern mit halbwegs fremden Federn schmücken.
Natürlich ist die Geschichte von junko. Allerdings habe ich mir es nicht so schwierig vorgestellt, es zu übersetzen. Manchmal grübel ich eine halbe Stunde über einen Satz... Da bin ich etwas perfektionistisch...
Aber es soll ja vor allem eines: Unterhalten :)
Antwort von:  Cara_
26.06.2015 23:30
Das tut es auf jeden Fall und es hat echt Spaß gemacht zu lesen.
Ja, ja Perfektionismus... kenne ich; meine Kunstarbeit musste dran glauben o.o'. Aber egal
Ist auf jeden Fall super, wie du das Übersetzt.
Antwort von:  yezz
26.06.2015 23:39
Nochmals vielen Dank.
Das neue Kapitel ist eben online gegangen ;)
Von:  Luzie_
2015-05-17T15:39:35+00:00 17.05.2015 17:39
Ich finde deine Übersetzung richtig gut und so wie du es schreibst ist es angenehm und einfach zu lesen. Auch finde ich es wirklich klasse, dass du dich dazu entschieden hast (vorallem dir die Zeit dazu nimmst) die ff zu übersetzen. (^-^) Ich freu mich schon auf die nächsten Kapitel
Antwort von:  yezz
17.05.2015 22:28
Hallo Luzie
Vielen Dank, das freut mich sehr :)
Ich war, und bin immer noch, sehr fasziniert von der Geschichte und wollte sie daher auch hier bekannter machen. Zumal ich beim Übersetzen auch noch die ein oder andere Feinheit finde, die ich beim Lesen auf Englisch nicht entdeckt hatte. Also eine Win-Win-Situation ;)
Heute gabs ja gleich 2 Kapitel, da sie noch ein wenig in der Warteschleife zum Freischalten gehangen haben. Ich muss unbedingt mal schauen, dass ich es so reingestellt bekomme, dass die Freischaltung auch samstags erfolgt ;)
LG
yezz
Von:  Niii
2015-04-08T21:37:22+00:00 08.04.2015 23:37
Wow! Super geschrieben! Ich liebe es einfach, wenn ich in Fanfictions fast keine Fehler entdecke :D dann kann ich mich völlig auf den Stil der Autoren konzentrieren und natürlich auf die Story. Und die Story ist klasse! Einfach toll ;D Renjis Reaktion am Ende war der Hammer! Vielen Dank, dass du die Fanfic ins Deutsche übersetzt!!
Antwort von:  yezz
11.04.2015 21:32
Hallo Niii,

danke für dein Lob. Es freut mich sehr, dass dir die Story gefällt :) Ich denke, wenn du Renjis Reaktion am Ende gut fandest, wirst du das nächste Kapitel auch mögen :)

LG yezz
Von: abgemeldet
2015-03-31T20:14:29+00:00 31.03.2015 22:14
So! Damit du mich in Ruhe lässt! 0.0

*hust* Also! Ich muss dich an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich loben. Deine Übersetzung ist fabelhaft und federfrei. Sie ist genial. Nur manchmal trivial!

Du kannst ja nichts für die Story, aber dazu werde ich dir trotzdem was sagen. Neben meinem fehlenden Kitsch habe ich auch nicht unbedingt Liebe gespürt, wenn ich das hier lese. Also, es ist mehr so... na.... gefühllos. Auch finde ich die Sache mit dem Brustmonster der 10. Kompanie seltsam. Na, egal.

Aber alles im allem machst du deine Arbeit gut! Übersetzt du mir Star Alliance auch? ; 3
Antwort von:  yezz
11.04.2015 21:33
Sooo oft habe ich dich jetzt nicht damit genervt ;) Immerhin hattest du es direkt am Anfang angeboten. :P

Naja... vielleicht kommt der Kitsch ja noch... Zumindest ein wenig?! ;)

Und das mit SA hatten wir auch schon ;)


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