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White Cherryblossoms

A Seishiro/Subaru Story
von

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Prologue: Dream

Stille…

Dunkelheit…

Nur das Keuchen eines Jungen erfüllte den Raum, der durch die Finsternis eilte. Er trug ein weißes zeremonielles Gewand, wie es nur die Yin-Yang-Meister der Sumeragi-Familie trugen. Und dieser Junge mit schwarzem Haar und grünen Augen war eben das zukünftige dreizehnte Oberhaupt, in dem die Hoffnung der Familie lag. Doch gerade jetzt hatte der Kleine etwas anderes im Kopf: er hörte etwas, was einem normalen Menschen verborgen blieb, spürte Kräfte, die seinen ähnelten. Dabei hatte seine Großmutter, das jetzige Oberhaupt der Familie ihm doch eingeschärft er solle auf sie warten. Dennoch zog den Kleinen etwas magisch an, er war gerade mal neun Jahre alt, ein Kind und sehr neugierig. Vielleicht waren es auch Instinkte…Er kannte die Straßen Tokyos nicht, hatte kaum einen Orientierungssinn, aber sein Gespür führte ihn, trug ihn weit fort und… führte ihn zu einem Kirschbaum, der in voller Blüte stand. Die zartrosafarbenen Blüten regneten herab. Fasziniert hob der Junge seinen Blick, doch so schön der Anblick auch war, so spürte er Hass und Verbitterung in diesem Baum. Vorsichtig legte er eine Hand auf den Stamm des alten Baumes, ja, er konnte es spüren. „Warum… ich spüre… Hass so vieler Menschen in dir…“, murmelte der Kleine und sah in das Geäst des Baumes hoch, als hoffte er auf eine Antwort. „So ein wunderschöner Baum… ich werde dich davon befreien!“ Der schwarzhaarige Junge lächelte und zog aus seinem Gewand vier Bannzettel, die er um den Baum verteilte. Er freute sich, vielleicht war das sein allererster Auftrag, seine Großmutter würde stolz auf ihn sein, wenn er das schaffte. Also hob er seine Hände und murmelte Formeln vor sich hin, immer wieder, wie ein Mantra, beseelt von dem Wunsch die negativen Gefühle aus dem Baum zu bannen. Er spürte die Wärme seiner Magie, die sich in seinen Händen sammelte, den Baum umgab und… es klirrte, den Jungen durchfuhr es wie ein Blitz und er wurde zurückgeschleudert. Seine rechte Hand blutete, ein Zauber lag auf dem Baum, mächtiger als sein Versuch, sodass seine Bannzettel zerrissen und er unsanft auf seinen vier Buchstaben landete. „Au…“ Sogleich rappelte sich der Kleine wieder auf und bemerkte das Blut auf seinem Handrücken, ein feiner Schnitt, ein kleines Rinnsal fand seinen Weg und tropfte zu Boden auf die heruntergefallenen Kirschblüten und färbten sie weiß. Wie Schnee. Der Junge sah verwundert zu Boden, dann bemerkte er aber auch Blutflecken, die nicht von seiner Verletzung kamen.

Ein Tropfen fiel auf seine Stirn und das veranlasste den Jungen nach oben zu Blicken ins Geäst, wo jemand saß. Ein Mann, wesentlich älter als er selbst, in den Armen die Leiche eines Mädchens, dessen Brust er durchbohrt hatte, ein verwunderter Blick, als er bemerkte, dass er nicht allein war, dann huschte ein Lächeln auf seine Lippen, während der Kleine mit großen Augen zu dem Fremden aufsah.

„Magst du Kirschblüten?“ Die Stimme schien von überall zu kommen, doch sie wurde auf einmal immer leiser, die Umgebung, der Kirschbaum alles verblasste…
 

„Seishiro-san!“
 

Subaru Sumeragi erwachte erschrocken aus seinem Traum, die rechte Hand hatte er zur Decke ausgestreckt, als hätte er ihn aufhalten wollen. Mit der linken Hand hielt er sich die Augen zu. „Nur ein verdammter Traum…“, murmelte er und ließ seine rechte Hand sinken, ballte sie zu einer Faust. Schon wieder hatte er von ihm geträumt, dem Mörder seiner Schwester. Es wurde in letzter Zeit immer mehr, je mehr er versuchte diesen Mann zu vergessen. Doch dann spürte er einen stechenden Schmerz und blinzelte, sein Blick fiel auf seinen rechten Handrücken, auf dem sich ein feiner Schnitt abzeichnete, der sogar blutete… und als er seine Hand öffnete lag darin eine schneeweiße Kirschblüte…

Chapter 1: Mission

Subaru seufzte leise, als er endlich im Zug saß, der langsam Tokyo hinter sich ließ. Er hatte schon ein wenig ein schlechtes Gewissen sich seiner Verantwortung als Himmelsdrache gerade jetzt zu entziehen, dennoch, als er an diesem Morgen ein Fax mit einem Auftrag erhalten hatte, hatte er das Gefühl gehen zu müssen.
 

Er hatte gerade den ersten Schluck von seinem Tee genommen, als ihn ein Fax erreicht hatte. Anscheinend gab es nicht weit von Tokyo ein kleines Anwesen, an das sich niemand herantraute. Angeblich sollte dort der Geist einer Frau spuken. Niemand, der so töricht war, sich diesem Gebäude zu nähern, war zurückgekommen. Subaru seufzte leise, als er die Beschreibung las, es war ein Auftrag, den er jetzt zu dieser Zeit nicht annehmen konnte. Doch mit einem Mal, spürte er etwas. Es war das zweite Mal, dass er so etwas vernahm, als würde durch ein einfaches Blatt Papier jemand zu ihm sprechen, ihn bitten den Auftrag anzunehmen. Dieses Gefühl hatte das Oberhaupt der Sumeragi seit langem nicht mehr gehabt… hier war Magie am Werk, das wusste er. Er legte seine Hand auf das Blatt Papier und zuckte sogleich zurück, erneut fing der kleine Schnitt auf seinem Handrücken an zu bluten und ein einzelner Tropfen landete auf dem Blatt Papier, aber… die Tinte schien sein Blut einzusaugen. Was… war das?

In dem Moment läutete es an seiner Tür. Subaru hielt einen Moment inne, ehe er öffnete. „Kamui…“ Er war erstaunt, dass das neueste Mitglied der Himmelsdrachen ihn besuchte, aber er trat beiseite, um ihn reinzulassen. „Ich… wollte mich noch mal bei dir bedanken… und sehen wie es dir geht.“ Kamui sah zu ihm, immerhin wusste er ja, dass Subaru nicht ganz unbeschadet bei dem Versuch in seine Seele einzutauchen davongekommen war. Subaru blinzelte ein wenig verwundert und einen Moment lang schien es, als sähe er in Kamui sich selbst. Er hatte sich immer Sorgen gemacht, wenn bei seinen Aufträgen jemand verletzt wurde und er ging immer sicher, dass es ihnen später gut ging. Und Kamui hatte ähnlich gelitten wie er selbst, das hatte er in seiner Traumwelt gesehen. „Keine Sorge, es geht mir wieder gut, es waren nur oberflächliche Verletzungen… das muss ich in Kauf nehmen, wenn ich diese Magie anwende“, erklärte er ihm und bot ihm Tee an, den Kamui dankend annahm. Subaru bemerkte seinen neugierigen Blick, denn er hielt immer noch die Faxnachricht in seinen Händen. „Als Oberhaupt der Sumeragi erhalte ich hin und wieder Aufträge, in denen ich meine Kräfte nutzen muss, böse Geister vertreiben, ruhelosen Seelen Trost geben… und manchmal auch Dinge von negativen Kräften zu befreien“, erklärte der Sumeragi dem Himmelsdrachen. „Ein neuer Auftrag? Nimmst du ihn an?“ Subaru hielt inne und sah Kamui in die Augen. „Ich weiß es nicht.“ Der Ältere setzte sich ihm gegenüber und stellte dem Anführer der sieben Siegel einen Becher Tee hin. „Es ist in diesen Zeiten nicht angemessen einen Auftrag anzunehmen…“, meinte Subaru schließlich. „Aber..?“ Junge, war er wirklich so einfach zu durchschauen? Kamui musterte ihn lange und schloss seine Augen. Subaru schüttelte den Kopf. „Subaru, sag mal… in meiner Traumwelt hast du mir erzählt, dass du und dieser Sakurazukamori befreundet waren…“ Ein leises Schnauben folgte. „Wenn, dann war es einseitig“, meinte das Oberhaupt der Sumeragi leicht verbittert. „Er hat ein Jahr mit mir verbracht und ich hatte ihn in dieser Zeit wirklich gern gehabt, aber… ich musste auf eine ziemlich heftige Art und Weise feststellen, dass er weder für meine Schwester noch für mich etwas empfunden hat.“ Warum er das einfach so erzählte, wusste er nicht. Vielleicht weil Kamui und er sich eben ähnlich waren… und dann wieder doch nicht. Immerhin schien dieser Fuma ja wirklich mit Kamui befreundet gewesen zu sein. „Subaru… du…“ Sogleich schüttelte der Ältere erneut den Kopf. „Ich will nicht darüber reden…“ „Das meinte ich nicht.“ Verwundert blickte Subaru in die gold-braunen Augen Kamuis, der nun vor ihm stand und ihm freundschaftlich eine Hand auf die Schulter legte. „Nimm den Auftrag an, es wird dir sicher gut tun einige Tage hier rauszukommen.“ „Aber…“ „Die Menschen brauchen uns Himmelsdrachen hier, dennoch, ich denke wir kommen in dieser Zeit auch ohne dich zurecht. Jetzt braucht dich eben jemand anderes… Auch wenn es nichts mit deiner Aufgabe als Himmelsdrache zu tun hast, hier braucht jemand das dreizehnte Oberhaupt der Sumeragi mehr…“ Subaru starrte ihn einfach nur an, er kam sich gerade ziemlich dämlich vor, aber irgendwie hatte Kamui auch recht. Dieser setzte sich ihm wieder gegenüber und trank seinen Tee. „Du brauchst dich nicht bei mir zu bedanken, Kamui. Ich bin zwar in deinen Geist hinabgetaucht, aber du hast selbst die Entscheidung gefällt zurück zu kommen. Das ist allein dein Verdienst.“ Ein ehrliches Lächeln huschte über die Lippen von Subaru, es war lange her, dass er so gelächelt hatte. „Außerdem… habe ich eher dir zu danken.“ Damit erntete er einen fragenden Blick von dem Jüngeren. „Häh, warum?“
 

Subaru lächelte, als er noch mal an heute morgen dachte. Es hatte schon irgendwie etwas Befreiendes gehabt. Aber jetzt ließ er Tokyo und alle düsteren Kapitel hinter sich und konzentrierte sich auf seinen Auftrag, auch wenn die Zugfahrt noch etwas dauerte…

Schließlich war er angekommen und sah sich auf dem Bahnhof um. Er lag im Wald, also würde er ein Stück laufen müssen. Na großartig und das mit seinem Orientierungssinn. Aber dafür konnte er ja vielleicht mithilfe seines spirituellen Gespürs den richtigen Weg finden. Also folgte er erst einmal dem Waldweg ein Stück und konzentrierte sich dann. Er tastete die Umgebung ab, sie schien völlig unberührt zu sein und doch… er wusste, dass er hier richtig war. Aber er hieß nicht Subaru Sumeragi, wenn er sich nicht seiner Yin-Yang-Magie behalf. Er nahm den Zettel mit dem Auftrag in die Hand, murmelte leise ein paar Formeln, ehe sich der Zettel verformte und einen weißen Vogel erschaffte, der auf seiner Brust einen rötlichen Fleck trug. Dieser ließ sich auf Subarus Hand nieder. „Bring mich zu deinem Absender.“ Mit ein paar Flügelschlägen erhob sich der Shikigami in die Lüfte und führte Subaru durch den Wald. Schon bald kamen sie vom Waldweg ab, aber der Shikigami flog gezielt in eine bestimmte Richtung. Sie kamen näher… „Keinen Schritt weiter!“ In dem Moment zerfiel der weiße Vogel in kleine Papierfetzen und Subaru blieb sogleich stehen. Vor ihm zeigte sich die geisterhafte Gestalt eines Menschen, aber sie war so unförmig, dass er nicht wusste, ob es wirklich eine Frau war, außerdem war die Stimme seltsam verzerrt. „Jeder, der es wagt diesen Ort zu betreten, wird sterben, so wie ich…“ Das Laub unter den Füßen des Yin-Yang-Meisters begann zu zittern und ein Wind kam auf, wirbelte die Blätter in die Luft, die sich in Origami-Kraniche wandelten. „Vorwärts!“ Subaru reagierte sofort, er zeichnete mit seinem Zeigefinger ein Pentagramm in die Luft, an der die Kraniche abprallten und in Flammen aufgingen, sodass nur noch Asche zu Boden rieselte. „Netter Trick, den kannst du dir aber sparen…“, meinte Subaru. „Yin-Yang-Magie… dass ich die noch einmal zu Gesicht bekommen werde…“ Subaru blinzelte, was sollte das heißen? Doch dann schägelten sich Baumwurzeln um seine Beine und rissen ihn zu Boden. „Was für ein hübsches Gesicht du doch hast…“ Die Gestalt kam auf ihn zu und lachte triumphierend. „Du bist unaufmerksam… wie willst du da gegen mich bestehen, kleiner Yin-Yang-Magier? Niemand kommt hierher, wenn er nicht völlig lebensmüde ist…“ Subaru stützte sich ab, in seiner einen Hand einen einfachen Bannzettel. „Mein Name ist… Subaru Sumeragi und ich habe nicht vor zu sterben, merk dir das!“ Damit ließ er nun einen Shikigami erscheinen, der auf das Herz der Gestalt zuschoss und sie traf. Seine Hände schmerzten, er spürte das Brennen der Pentragramme, die Seishiro ihm verpasst hatte. Es gab ein Geräusch als würde Glas zersplittern und nun offenbarte sich vor ihm das Anwesen, welches zuvor durch eine Illusion geschützt war. Dort, wo die geisterhafte Gestalt gehockt hatte, saß nun eine Frau mit langen schwarzen Haaren, in einem rosafarbenen Kimono, die Subaru mit geweiteten Augen anstarrte. „Du… bist es…“, hauchte sie leise, während sie ihn weiter musterte, als wäre Subaru der Geist und nicht sie…

Chapter 2: Ghost

Es war ein wirklich merkwürdiges Bild, welches sich Subaru da gerade offenbarte. Die Geisterfrau hatte nun ihre wahre Gestalt offenbart, sie wirkte gerade wie eine hilflose Jungfrau mit ihrem erschrockenen Blick. Er musste zugeben, sie war ein wunderschönes Wesen, ihr langes schwarzes Haar fiel wie ein Wasserfall über ihre Schultern. Und er selbst starrte sie genau so fassungslos an, immerhin kannte er sie nicht, aber… sie schon?

„Äh… verzeihung, aber wer sind Sie?“, fragte er schließlich und das schien sie nun wieder in die Realität zurückzuholen. „Hahaha!“ Sie lachte und sah Subaru amüsiert an. „Ich hätte nicht gedacht, dass das Oberhaupt der Sumeragi so ein süßer junger Mann ist!“, meinte sie und lachte, während ihr Gegenüber nur fragend eine Augenbraue hochzog, weil er gar nichts mehr verstand. Okay, sie beherrschte offenbar Yin-Yang-Magie, aber sie konnte keine Meisterin sein. Und er hatte ihr seinen Namen offenbart, somit wusste sie, wen sie da vor sich hatte. „Dein Anblick ist einfach zu niedlich, Subaru Sumeragi.“ Sie schmunzelte, während sie ihn einfach genauestens von oben bis unten musterte, sodass sich wirklich ein kleiner Rotschimmer auf seine Wangen legte. „Ich muss doch wohl sehr bitten!“ „Oh, warum so verlegen? Immerhin sprichst du hier mit einem Geist, außerdem bekomme ich selten die Gelegenheit so junge hübsche Männer wie dich zu inspizieren.“ In ihrem Blick flackerte einen Moment etwas auf, das Subaru erschaudern ließ. „Ich bin hergekommen, um zu erfahren, was Sie hier hält… hier traut sich niemand mehr hin.“ „Das… wird auch niemand freiwillig tun.“ Diese Frau war wirklich unheimlich. „Hahaha, du solltest dein Gesicht mal sehen! Entspann dich…“ Subaru starrte die Geisterfrau fassungslos an, irgendetwas an ihr kam ihm bekannt vor, aber… er konnte nicht mit dem Finger darauf zeigen. „… sprach die Frau, die mich ein paar Momente zuvor noch mit Papierkranichen angegriffen hat.“ „Uh… touché, mein Lieber…“ Die Frau seufzte leise. „Nun gut, komm rein, Subaru… ich werde dir etwas erzählen…“ Einen Moment zögerte er, irgendwie war ihm diese Frau nicht geheuer, vielleicht war das auch eine Falle. „Worauf wartest du? Ich beiße auch nicht…“ Wieder dieses Lachen, erreichte es überhaupt ihre Augen? Aber was für eine Wahl hatte er denn schon? Also folgte er ihr zögerlich in das Gebäude. „Ich würde dir ja gerne Tee anbieten, aber nun ja… in dieser Form ist das etwas schlecht.“ Subaru ließ sie nicht aus den Augen, während sie ihn führte, sie gingen in den Garten des Anwesens, in deren Mitte sich ein großer, alter, scheinbar kranker Baum befand. Es war wie im Winter, kein einziges Blatt hing an diesem Baum. Er wusste ja auch nicht, wie lange dieses Gebäude leer stand.

„Was weißt du über mich, Subaru Sumeragi?“ Die Frau hatte sich ihm wieder zugewandt und neigte den Kopf, ein Lächeln zierte ihre Lippen. „Ich spüre, dass Sie ein starker Wunsch hier hält…“ „Und… was noch?“ Subaru blinzelte und sah sich an diesem toten, trostlosen Ort um. Es war nichts Lebendiges zu spüren, aber… Einen Moment lang zuckte er zusammen. „Sie sind hier gestorben, nicht wahr?“ Sie nickte. „Ja, das bin ich wirklich. Hier ungefähr. Man hat mich umgebracht…“ Subaru schluckte, ob sie noch mehr erzählen würde. „Aber… ich kann noch nicht weg von hier, ich muss dieses Haus vor ungebetenen Besuchern beschützen und… über mein Kind wachen. Bis zu dem Tag, an dem es jemanden findet, den es mehr liebt als seine eigene Mutter.“ Während sie sprach spürte Subaru eine starke Gefühlsregung, sie musste ihr Kind wirklich sehr lieben. Aber warum spürte er dann gleichzeitig eine Gefahr von ihr ausgehen?

„Sag mal, warum trägst du eigentlich keine Handschuhe?“ Die Frage riss das Oberhaupt der Sumeragi aus seinen Gedanken. „Pardon?“ „Ich meine… du trägst da ganz besondere Zeichen auf deinem Handrücken… sollte er die bemerken ist es aus mit dir…“ Natürlich, Yin-Yang-Magier konnten die Pentragramme sehen, die er da bei sich trug. „Sie sprechen vom Saukurazukamori, nicht wahr? Er hat mir diese Zeichen verpasst, als ich neun war…“ Die Frau schien einen Moment lang überrascht. „Und er hat dich noch nicht…?“ „Nein.“ Wieder kamen sie auf ein Thema zu sprechen, über das er so gar nicht reden wollte. „Irgendwann wird er mich aber finden und dann töten. Für ihn ist das nur ein Spiel.“ Damit war für ihn das Thema beendet. Außerdem drang ein Geruch an seine Nase, schwer und süßlich, der ihn schon die ganze Zeit verfolgte, seit er das Gebäude betreten hatte.

„Dass er sich einen Sumeragi aussucht… hat doch etwas Ironisches… aber das ist umso interessanter!“ Die Frau klatschte in ihre Hände und lachte erneut auf. „Schön, dass er jemanden zum Spielen gefunden hat…“ „Wie meinen…?“ Sie lachte auf. „Hahaha, nun mach doch nicht so ein ernstes Gesicht, das gibt nur unnötig Falten, mein Süßer.“ Erneut errötete Subaru, ihre Worte irritierten ihn. Ihre Anmerkungen schienen einerseits ernst und dann gab sie immer wieder so geheimnisvolle Dinge von sich. Wer war sie nur? Verdammt, er konnte nicht richtig denken… Das hier war definitiv eine Falle.

Mit einem Mal stand die Frau vor ihm, ihre spirituelle Kraft drückte ihn gegen den Baum. „Ich hätte nie gedacht, dass sich hierher einmal einer aus der Sumeragi-Familie verirrt… aber jetzt, wo du hier bist, kann ich dich nicht so einfach wieder fortgehen lassen.“ Nun offenbarte sie anscheinend ihre wahre Natur. Subaru keuchte, es war, als verließen ihn seine Kräfte, er spürte, wie ihn die Äste des Baumes an den Stamm fesselten. „Dabei hast du so ein hübsches Gesicht und ausgerechnet dir ist dein Schicksal so gut wie besiegelt…“ Subaru konnte verschwommen erkennen, dass sich die toten Blätter um sie herum wieder zu den Origami-Kranichen wandelten, ihre Schnäbel schienen bedrohlich scharf… er hätte aufmerksamer sein sollen. „Nun erwartet dich dein… Schicksal!“ Subarus Sicht verschwamm, er sah diese Frau, er sah ihren rosafarbenen Kimono, rosafarbene Blätter… Kirschblütenblätter…

„Sei-chan…“, brachte er mit letzter Kraft hervor, ehe er das Bewusstsein verlor.

„Was?“ Kurz bevor die Kraniche ihn verletzen konnten, glimmten die Pentagramme auf Subarus Händen einen Moment lang auf und die Kraniche wurden im selben Moment zerstört. Die Geisterfrau sah erstarrt zu, wie die Überreste erneut zu Boden segelten. „Seishiro… du hast dem Oberhaupt der Sumeragi sein Herz gestohlen… wie amüsant… und anscheinend willst du auch der einzige sein, der ihn tötet…“ Sie strich dem bewusstlosen Subaru über die Wange. Ihr Interesse war geweckt worden, seit ihr Subaru offenbart hatte, wie lange er schon mit dem Zeichen der Sakurazukamori herumlief. Also musste dieser Junge ja etwas ganz besonderes sein. Ihr kam eine Idee und ihre Hand wanderte zu Subarus Brust. „Lass uns ein kleines Spielchen spielen, mein kleiner Seishiro…“

Chapter 3: Mirror

Tokyo… es hatte sich in letzter Zeit viel verändert, seit er begonnen hatte, der Kampf um das Ende der Welt. Die ersten Menschen waren aus der Stadt geflohen, aber das hier war doch erst der Anfang. Es würden noch eingie Kämpfe zwischen Himmels- und Erddrachen folgen, Bannkreise würden fallen… über dem Parlamentsgebäude kreiste ein Falke, dessen Augen aufmerksam auf die Geschehnisse unter ihm gerichtet waren. Kurze Zeit später machte er kehrt und flog Richtung Tokyo-Tower, wo er von seinem Herrn in Empfang genommen wurde. Seishiro Sakurazuka ließ ihn auf seiner Schulter Platz nehmen. „Was hast du in Erfahrung gebracht?“ Er strich dem Vogel durchs Gefieder, der einen kurzen Laut von sich gab, anscheinend antwortete er seinem Herrn. Ein leichtes Lächeln huschte über seine Lippen. „Es ist also wahr… Kamui hat seine Entscheidung getroffen und sich also für die Siegel entschieden, verstehe… und damit verbunden musste er einen ziemlichen Verlust entgegennehmen…“ Sein Blick glitt über die Stadt, es war lange her, seit er das letzte Mal den Tokyo-Tower betreten hatte. Aber hier ließ sich die Stadt am Besten überblicken, außerdem stand er nicht auf der Aussichtsplattform, sondern auf einem der Stahlträger weiter oben. Die sieben Siegel fanden also nun zueinander, sowie die sieben Boten es auch bald tun würden. Und dann würde der Spaß beginnen.

„Falscher Bannkreis, um ihn hier mit Blut zu beflecken, Bruder.“ Seishiro wandte sich um und erblickte einen Jungen, vielleicht noch ein Schüler, mit einer auffällig gelben Jacke und einer orangefarbenen Mütze auf seinem eigenwillig verstrubbelten dunklen Haar. „Bist du nicht der, der uns vor kurzem im Parlamentsgebäude einen Besuch abgestattet hat?“ „Und wenn es so wäre?“ Seishiro hatte gleich erkannt, dass es sich bei diesem Kerl um einen Himmelsdrachen handelte. „Dann muss ich dich höflichst bitten zu gehen, dieser Ort ist nicht geeignet, sich zu bekämpfen…“ Ja, hier sollte der letzte Kampf stattfinden, soviel wusste er auch. „Schade, dabei dachte ich du bist zum Spielen hergekommen, Kleiner.“ Der Sakurazukamori sah herablassend auf den Himmelsdrachen, der nun seinen Bannkreis beschwor, ein grünlicher Würfel bildete sich um sie herum und nun war es wirklich menschenleer hier. „Nun, dann spielen wir, Bruder.“ Seishiro nahm ihn noch kurz in Augenschein, ehe er seinen Falken losschickte, und noch eine Beschwörungsformel sprach, um für den Himmelsdrachen noch eine kleine Überraschung im Ärmel zu haben. Er war ja nicht umsonst Sakurazukamori. „Nettes Vögelchen, aber damit kommst du nicht weit.“ In den Händen des Himmeldrachen zuckten Blitze und Seishiro wirkte einen Moment lang überrascht, also kamen noch mehr der Siegel aus ähnlichen Branchen wie er. Die Blitze zuckten und rasten auf seinen Falken zu, der kreischend dagegenhielt, dann aber explodierten ihre Angriffe beide, sodass die beiden Beschwörer von der Druckwelle zurückgeschleudert wurden. Aber sie landeten elegant auf dem Dach der Aussichtsplattform. „Ha, das war wohl nichts“, freute sich der Himmelsdrache schadenfroh, doch er konnte so schnell gar nicht schauen, als rosa Kirschblütenblätter, in die sich der Falke aufgelöst hatte, auf ihn zurasten und in seine Haut schnitten, diese feinen Schnitte bluteten zwar nicht besonders stark, aber sie schmerzten umso mehr. Ja, seine Blätter konnten in gewisser Geschwindigkeit äußerst scharf sein… „Zu früh gefreut, junger Mönch…“ Seishiro lächelte ihn amüsiert an, er ahnte in welche Richtung er dieses vorlaute Individuum einordnen musste. Die Mönche des Bergs Kouja… „Keine Sorge, ich habe mich nur aufgewärmt, Bruder.“ Ein freches Grinsen huschte über die Lippen seines Gegenübers, wieder sammelten sich Blitze in ihnen. „Pass auf!“ Sogleich verdrehte der Erddrache die Augen, mit der Technik würde der Kouja-Mönch sicher nicht weit kommen. Geschickt wich er dem Angriff aus, der das Dach der Plattform aufriss, Seishiro ließ sich fallen, um sich am nächsten Stahlträger wieder abzufangen und dem Himmelsdrachen zu kontern. Sein Blick wanderte kurz zu der Plattform, kurz erhaschte er einen Blick auf die Spiegelung seiner Selbst im Fensterglas, und er weitete erschrocken die Augen bei dem, was er da sah, zwei Dinge, mit denen er nicht gerechnet hatte. Die Blitze hatten ihr Ziel verfehlt, aber sie schienen nun die Richtung zu ändern und jagten wie Wärmetorpedos auf ihn zu. Und das Zweite… Seishiro zog seine Bannzettel, murmelte kurz leise Worte und beschwor seine Shikigami, unzählige Krähen, die den Blitzen entgegenflogen. Ein weiterer Lichtblitz und nun war der Himmelsdrache alleine, nur unzählige Kirschblütenblätter wirbelten ihm entgegen. ~Wir spielen ein andermal weiter.~ „Bleib hier, du Feigling!“, rief der Kouja-Mönch und sah sich suchend nach einem Anhaltspunkt von Seishiro um, aber dieser schien verschwunden… „Verdammter Sakurazuka…“, murmelte er zähneknirschend nach einer Weile, als er sicher gegangen war, dass dieser sich nicht mehr in der Nähe befand und löste seinen Bannkreis auf und somit auch die Schäden, die durch den Kampf entstanden waren.

„Verfluchter Himmelsdrache…“ Seishiro nahm seine Sonnenbrille ab, deren Glas nun einen Sprung hatte, die konnte er nun vergessen. Achtlos warf er sie weg, das Glas zersprang nun endgültig. Der kleine Kouja-Mönch war nicht schlecht, dennoch ihm war der Himmelsdrache ihm unterlegen, wenn er ernst machte. Außerdem war dieses kleine Spiel ein Zeitvertreib, um herauszufinden, welche Fähigkeiten die Himmelsdrachen beherbergten und was ihre Schwächen waren. Als war es nur von Vorteil für ihn. Er hatte sich in einen Kirschbaum nahe des Towers verflüchtigt, ein kleiner Test, ob der Himmelsdrache ihn finden würde, immerhin war es ja so offensichtlich. Doch als der Bannkreis aufgelöst wurde, seufzte der Erddrache leise. „Tja, da muss ich mir wohl oder übel jemand anderem zum Spielen suchen…“, meinte er schließlich und lachte leise. Es machte ihm nichts aus, warum auch? Außerdem gab es in Tokyo noch einige Bannkreise, die zerstört werden wollten…

Er wartete noch einen Moment ab, ehe er dann von seinem „Versteck“ kletterte und sich unter die Menschen mischte. Wohin er jetzt wollte, wusste er selbst nicht, aber… einen Moment lang blieb er vor einem Schaufenster stehen. Allerdings interessierte ihn weniger die ausgestellten Gegenstände, vielmehr sein eigenes Spiegelbild. Es blickte ihm ernst und misstrauisch entgegen. Er musste sich das vorhin wirklich eingebildet haben, vielleicht hatte ihn auch das Licht der Sonne einen Streich gespielt. Dennoch, als Yin-Yang-Magier hatte er natürlich auch ein Gespür für Übernatürliches und kuriose Dinge, sodass er nicht ganz davon überzeugt war, dass es sich um eine Sinnestäuschung gehandelt hatte. Ja, auch ihn interessierten hin und wieder solche Dinge, meist war es ja sein Gegenpart Subaru, der sich mehr um mysteriöse Geschehnisse sorgte. Seishiro störte es nicht, wenn er hin und wieder an seine „Beute“ dachte, immerhin gehörte das dreizehnte Oberhaupt der Sumeragi ihm und er hatte seinen Spaß daran ihn im Dunklen zu lassen, wann sie sich wiedersahen und wann er bereit war, seinen Teil der Wette einzulösen. Nun aber legte er eine Hand auf das Glas und konzentrierte sich einen Moment, ließ einen Teil seiner Magie wirken, den Blick fest auf das Spiegelglas gerichtet. Und tatsächlich… nur für den Bruchteil einer Sekunde, wie auch vorhin schon, war es nicht sein eigenes Spiegelbild, das ihn da erschrocken anstarrte. Ja, das überraschte ihn wirklich. „Was zur Hölle…?“, brachte er hervor und ließ sogleich die Hand von der Fensterscheibe und wieder blickte ihm sein eigenes Spiegelbild entgegen. Okay das vorhin war definitiv nicht normal, aber was war in dieser Welt schon normal? Dennoch zuckte der Sakurazukamori mit den Schultern und setzte seinen Weg fort. Er hatte davon schon einmal gehört, dass sich manchmal in allen möglichen und unmöglichen Situationen der völlige Gegensatz einer Person in Spiegeln zeigte. Jeder Mensch hatte so eine Kehrseite, meist als „dunkle Seite“ definiert. Aber sie zeigte sich nur wenn das Herz eines Menschen geschwächt war, dann konnte es manchmal vorkommen, dass dieser Part die Oberhand ergriff und den Geist seines „Originals“ ins Gegenteil verkehrte. Und Seishiro konnte sich nicht erklären, warum sich ihm so etwas offenbarte. Seine „dunkle Seite“ trug meist weiße Kleidung, war freundlich, sensibel, mit einem reinen Herzen gesegnet und konnte niemals, niemals einen Menschen töten. Zu allem Überfluss war sie auch noch ein Himmelsdrache. Sie trug den Namen Subaru Sumeragi.

Chapter 4: Chocolate

„Hokuto-chan, was soll das bitte werden?“

Subaru Sumeragi sah seiner Schwester fragend über die Schulter, während das Mädchen in einem Topf rührte. Ein süßlicher Geruch ging davon aus, er war sehr angenehm. „Mensch, Subaru, du bist auch wirklich unsensibel… warum gehst du mir nicht mal zur Hand?“, protestierte sie lautstark, während der Sechzehnjährige mit seinen grünen Augen nur weiterhin verwirrt ansah. Sie sah mal wieder ziemlich dubios aus, in ihrem nachtblauen Kleid mit kleinen weißen Pünktchen, das fast an den Sternenhimmel erinnerte. Zu dieser Jahreszeit trug sie natürlich auch eine dicke Strumpfhose und um die Hüfte hatte sie eine rosafarbene Kochschürze gebunden, auf deren Tasche in weißen Lettern ein Rezept geschrieben stand:
 

„Kochen ist Liebe
 

2 Tassen Leidenschaft

1 Prise geschärfte Sinne

1/4 kg Geschmack

1 Becher Lust

100 g Liebe

4 EL Zeit“
 

Anscheinend war sie wieder am Backen und er ging ihr meist dabei zur Hand.

„Nun komm schon, wenn du mir schon helfen willst, mach es selbst!“ Sie zwinkerte ihm verschwörerisch zu. „Könntest du mich bitte mal aufklären und aufhören in Rätseln zu sprechen, Hokuto-chan?“ Es gefiel Subaru nicht, wie seine Schwester ihn ansah, so schaute sie nur, wenn sie wieder Andeutungen machte, die mit einem gewissen Tierarzt, mit dem sie befreundet waren, zu tun hatten. Sie seufzte nur theatralisch auf und deutete auf den Kalender. Es war Februar und ein Tag war mit einem rosa Herzchen umringt. Und dann fiel der Groschen auch bei ihm. „Hokuto-chan!“ „Du solltest dich wirklich schämen, Subaru, bald ist Valentinstag und du hast dir für deinen Liebsten noch keine Gedanken gemacht, wie du ihn überraschen kannst“ Sie fuchtelte mit dem Schneebesen, den sie gerade in der Hand hielt, vor seinem Gesicht herum. „Außerdem glaube ich Sei-chan wird alles mögen, was du ihm schenkst… hauptsache es ist mit Liebe gemacht!“ Sogleich lief Subaru rot an, warum musste sie ihn nur immer in Verlegenheit bringen. Sie beide kannten Seishiro schon seit einigen Monaten und er war wirklich jemand, dessen Anwesenheit man genießen konnte. Er war intelligent, ein guter Zuhörer und vor allem interessierte er sich für Subarus Arbeit, die viele Menschen als unnormal bezeichneten, hin und wieder kannte er sich sogar mit spirituellen Kräften aus, wofür er von Subaru bewundert wurde. Dennoch hatte er immer im Hinterkopf, dass Seishiro vielleicht der Sakurazukamori sein könnte, jenes Oberhaupt einer Familie, die mithilfe von Yin-Yang-Magie Menschen tötete. Aber… dann fragte er sich immer wieder, wie ein gnadenloser Killer Tierarzt sein konnte und dann auch viel Zeit mit ihnen verbrachte. Dieses Argument ließ seine Ahnung immer wieder in den Hintergrund rücken. Aber immer, wenn er den Gedanken wieder verwarf, fiel ihm ein, wie wenig er doch über Seishiro wusste.

„Hallo? Erde an Subaru! Statt von deinem Liebsten Tagträume zu haben, kannst du ihn doch auch anrufen!“ Das rief Subaru aus seinen Gedanken und er fühlte sich sogleich ertappt. Seine Wangen wurden erneut ganz warm. „Oh, du bist so niedlich, Subaru… ich glaube ich weiß, was Sei-chan für einen Narren an dir gefressen hat…“, meinte Hokuto begeistert mit leuchtenden Augen, „Pass aber auf, dass er dich nicht mit Haut und Haaren auffrisst…“ „Ich glaube nicht, dass ich ihn anrufen sollte, nur damit er mit uns Schokolade macht…“ Doch seine Schwester kicherte nur. „Für seinen Liebsten braucht er keinen lapidaren Grund, um herzukommen, allein dass ihr Zeit miteinander verbringt, das ist es doch, was zählt.“ Musste sie eigentlich immer das letzte Wort haben? Vor allem hatte sie ja mit ihren Ratschlägen meist recht. „Außerdem freut es mich auch mal, dass du einen freien Tag hast, Subaru, Zeit mit seiner Lieblingsschwester zu verbringen ist doch genau so schön!“ Da konnte er ihr nicht widersprechen und ein Lächeln huschte auf seine Lippen. Sie winkte ihn zu sich heran. „Oh je… wir sollten wirklich mal wieder zusammen shoppen gehen.“ Im Gegensatz zu seiner Schwester, die immer aussah wie ein bunter Hund, trug er momentan einen cremefarbenen Rollkragenpullver, dazu eine schwarze Jeans, eher unaufregend, vor allem, wenn er zuhause war, trug er solch bequeme Kleidung am Liebsten. „Mensch Subaru, zieh doch mal diese Dinger aus!“ Und auch das hatte sich nicht geändert, er trug immer, ob tags oder nachts seine Handschuhe. „Nein, Hokuto-chan“, meinte er ernst, es war eines der wenigen Dinge, wo sie mit ihren Überredungskünsten auf Granit biss. Subaru trug sie immer, selbst wenn er schlief. Seine Großmutter hatte ihm das immer wieder eingeschärft, auch wenn er nicht wirklich wusste, warum.

„Oh nein!“ Hokuto erschrak, als sie in ihre Vorräte blickte. „Ich habe nicht genügend Kakaopulver… Subaru, mein Lieblingsbruder… wärst du so nett und würdest auf meine Schokolade aufpassen, während ich eben in den Supermarkt gehe?“ Innerlich seufzte Subaru auf, sie sollte wirklich mal lernen ihre Vorräte zu checken, bevor sie mit der Arbeit begann. Und ehe er sich versah und ihr antworten konnte, hatte sie ihm ihre Schürze umgebunden. „Danke, du bist der Beste!“ Sie kicherte, warf ihm einen Handkuss zu und verschwand dann aus der Wohnung, ehe er überhaupt protestieren konnte. Na was sollte da schon schief gehen, es war ja nur Schokolade, die über dem Wasserbad geschmolzen wurde. Also füllte er in die Schüssel etwas von der zerbrochenen Schokolade, die neben dem Herd stand. Wem Hokuto wohl diese Köstlichkeit schenken wollte? Subaru rührte nachdenklich in der Schüssel, stellte den Herd etwas höher, und sah zu, wie die Schokolade langsam schmolz.

„So, wer ist denn der Glückliche, dem du da eine Freude machen willst?“ Subaru zuckte erschrocken zusammen, als er eine dunkle Stimme vernahm und wandte sich um, ehe er in das lächelnde Gesicht von Seishiro Sakurazuka blickte. Irgendwie passte er in seinem anthrazitfarbenen Anzug so gar nicht hierher, lässig lehnte er an der Küchenanrichte. „Haha, habe ich dich erschreckt?“, fragte er amüsiert, während der Jüngere ihn nur verwirrt ansah. „Wie… bist du reingekommen?“ „Ich habe deine Schwester auf dem Flur getroffen, ich wollte eh zu euch und sie meinte sie würde die Tür auflassen, damit du nicht so alleine bist.“ Das konnte doch kein Zufall sein, Subaru hatte das Gefühl, dass sich die beiden hinter seinem Rücken abgesprochen hatten. „Nette Schürze, Subaru, damit siehst du wirklich drollig aus…“ Seishiro grinste ihn frech an und erzielte damit, dass Subaru gleich wieder errötete. „Das ist nicht meine!“, protestierte er. „Kochen ist Liebe, hm? Ich habe dich noch nie am Herd stehen sehen…“ Subaru versuchte sich abzulenken, ehe er mit dem Schneebesen in der halb-flüssig-halb-festen Schokoladenmasse rührte. Doch dann wurde er am Arm gepackt, doch anstatt den Schneebesen loszulassen, hielt Subaru ihn weiter fest und die Schokolade tropfte auf seinen Handschuh. Auch das noch. Sogleich ließ er besagtes Instrument wieder in die Rührschüssel fallen. Er hatte ja immer noch für solche Fälle Ersatzhandschuhe. „Ich… ähm… bin gleich wieder da, kannst du eben auf die Schokolade aufpassen, Seishiro-san?“ Subaru blinzelte, als er den Tierarzt ansah, dessen Augen funkelten hinter seiner Brille und so schnell konnte das zukünftige Oberhaupt der Sumeragi gar nicht schauen, da hatte Seishiro seine Hand mit dem beschmierten Handschuh genommen und leckte einfach ungeniert die Schokoladenreste auf, was Subarus Gesichtsfarbe um ein paar Nuancen röter färben ließ. „Man soll nichts verkommen lassen, stimmst du mir da zu, Subaru-kun?“ Sogleich schenkte der Ältere ihm ein schelmisches Lächeln. „Äh…“, kam es zunächst intelligent von Subaru, während er seinem Gegenüber in die Augen sah, ein merkwürdiges Kribbeln breitete sich auf seinem Handrücken aus, während Seishiro ihn mit einem unergründlichen Blick ansah, was Subarus Herz dazu brachte ein paar Takte schneller zu schlagen. „Ich muss zugeben, diese Schokolade schmeckt wirklich köstlich…“, meinte der Tierarzt mit dunkler Stimme, die den Jüngeren erschaudern ließ. Was war das? Wieso brachte ihn gerade alles, was Seishiro tat oder sagte, dermaßen aus der Fassung? Vielleicht… waren es seine Augen… diese bersteinfarbenen Augen, die ihn musterten… „Ich… ich bin gleich zurück…“ Und mit diesen Worten, war Subaru in sein Zimmer verschwunden, er spürte immer noch sein Herz rasen, während er sich seine Handschuhe abstreifte, dieses Kribbeln war immer noch nicht verschwunden… also ergriff er seine Ersatzhandschuhe und zog sie sich über. Was war das gerade? Seishiro steckte wirklich voller Überraschungen… und so ungern Subaru es zugab, irgendwie hatte er an diesem kurzen Moment Gefallen gefunden. Und wieder fragte er sich, was dieser geheimnisvolle Mensch für ihn empfand. Er hatte ihm zwar oft gesagt, dass er ihn liebte, aber… was steckte dahinter? Und was empfand Subaru selbst für ihn? Er legte seine Hand auf seine Brust und schloss einen Moment seine Augen… ja, so langsam gewann er seine Fassung wieder. Also kam er wieder in die Küche, wo Seishiro auf ihn wartete. Er rührte in der inzwischen geschmolzenen Schokolade und wandte sich Subaru lächelnd zu. „Da bist du ja wieder. Ich habe schon gedacht du bist geflüchtet, weil ich dich nervös gemacht habe…“, meinte er und lachte auf und sogleich spürte der Jüngere wieder, dass seine Wangen warm wurden. „Haha, du bist wirklich süß, Subaru!“ Schließlich wandte sich sein Besucher wieder der Schokolade zu. „Hm… ich denke es hat das richtige Mischverhältnis, ich habe mir mal erlaubt etwas zu experimentieren.“ Seishiro fischte einen Teelöffel aus der Schublade und tauchte ihn in die geschmolzene Schokoladenmasse. „Mal probieren?“ Verdammt, verdammt, verdammt! Wie konnte der Tierarzt da nur so ruhig bleiben und dann auch noch so lächeln, dass es jedes Frauenherz zum Schmelzen bringen konnte? Seishiro klopfte ihm auf die Schulter und lachte. „Entspann dich, Subaru-kun, du hast heute frei und ich bin hier, weil ich das Gefühl hatte, dass du mich brauchst~“ Erschrocken über diese Worte klappte Subarus Mund auf und sogleich nutzte der Sakurazukamori die Gelegenheit und schob ihm den Löffel Schokolade in den Mund. „Haha, war doch halb so schlimm!“, meinte dieser lachend, während Subaru erst einmal realisierte, was da gerade passiert war. Doch dann schloss er seine Augen und konzentrierte sich auf den Geschmack. Seishiro hatte recht, es schmeckte süßlich, mit einer zarten Bitternote…

„Subaru… deine Handschuhe… du blutest!“ Sogleich schreckte der Jüngere auf, ließ den Löffel fallen und sah auf seine weißen Handschuhe, die er sich gerade neu angezogen hatte. Auf beiden drückte sich blutend das Zeichen des Sakurazukamori durch.

„Sei… chan…“

In dem Moment löste sich alles in weiße Federn auf und ließ nichts als Dunkelheit zurück.



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  Zaneta_Christine
2017-07-21T14:06:01+00:00 21.07.2017 16:06
Hallo :)!

Auch wenn ich die erste bin, die dir ein Review hinterlässt: Ich finde deine Geschichte so toll geschrieben und frage mich, wieso sie nicht weitergeht? Keine Lust, oder einfach keine Ideen mehr? Ich finde es schade, dass die wirklich guten Fanfiction abgebrochen, oder nicht beendet werden und deine ist eine davon. Vielleicht machst du eines Tages weiter? Würde mich jedenfalls sehr freuen.

Wünsche dir unbekannterweise ein schönes Wochenende!

Liebe Grüße Zaneta Christine.
Antwort von:  Drachenengel
21.07.2017 16:19
Vielen Dank für deinen lieben Kommentar. Ich habe mich sehr darüber gefreut. Der Grund dafür, warum meine Fanfiction so stagniert, ist, dass ich keine Reviews bekommen habe. Was ich sehr schade fand. Aber ich bin froh, dass ich Mal ein Feedback bekommen habe.

Ganz liebe Grüße


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