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Bittersweet Affairs

von

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Borgin&Burks

„Du bist und bleibst unverbesserlich, mein Schatz.“

Draco verdrehte heimlich die Augen, setzte jedoch ein freundliches Lächeln auf. Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah zu, wie Alyssa, seine Freundin, sich kichernd von ihm abwandte. Sie kniff ihm in die Wange und drückte einen Kuss darauf.

„Wir sehen uns doch heute Abend, oder?“

„Ja, wahrscheinlich. Ich muss erst einmal arbeiten, du kannst Mutter und Vater sagen, dass es später wird. Denke ich zumindest. Ich habe noch viel zu tun.“

„Alles klar“, sagte Alyssa und fügte hinzu: „Ich freue mich schon, auch auf deine Mutter. Sie ist immer so lieb.“

„Jaja. Bis später.“

Draco drehte sich um und verschwand, angeblich äußerst geschäftig, in einem der hinteren Räume, ohne sich noch einmal umzudrehen. Als er hörte, dass die Türglocke klingelte und somit kennzeichnete, dass Alyssa weg war, atmete er tief aus.

Frauen, dachte er und begann damit, einen besonders großen Totenschädel hochzuheben, um ihn in den Laden zu tragen.

Er und Alyssa waren schon länger zusammen, eigentlich schon, nachdem Draco mit 17 von der Schule gegangen war; ganz freiwillig war diese Beziehung jedoch nicht gewesen, zumindest nicht von seiner Seite.

Seine Eltern kannten die Eltern von Alyssa, und sie fanden, dass Draco und sie ein perfektes Paar abgeben würden. Beide reinblütig, reich, gut aussehend.... Doch dass Draco innerlich ganz anders empfand und diese Beziehung eigentlich nur für seine Mutter aufrecht erhielt, das wusste keiner.
 

Sein Vater hätte ihm sonst etwas erzählt, hätte er diesen Gedanken auch nur ansatzweise geäußert; denn sein Vater sah die beiden schon verheiratet. Es grauste Draco, wenn er daran dachte, dass er schon nächstes Jahr eigentlich heiraten sollte. Ihn erschauderte dieser Gedanke sogar so sehr, dass er den Schädel, nachdem er ihn in den Verkaufsraum gebracht hatte, kurz ablegen musste; eine Gänsehaut fuhr ihm den Nacken hinauf. Er und heiraten.

Er hatte ja noch nicht einmal die große weite Welt gesehen. Und vor allem: er hatte sich nicht einmal richtig ausgetobt. So wie die anderen Slytherins, mit denen er nach der Schule noch regen Kontakt pflegte. Blaise zum Beispiel. Der hatte sich einfach alle Mädchen und Frauen genommen, die er haben wollte, und sie einfach wie einen nassen Sack wieder fallen lassen.

Fallen lassen wollte Draco eigentlich niemanden, doch diese (er hustete und räusperte sich in Gedanken) „Zwangsheirat“ ging ihm doch zu weit, zumal er nicht wirklich Leidenschaft für Alyssa empfand.

Schade, dass nur wenige hübsche Frauen jemals im Laden verkehrten.

Draco nahm sich die Zeit, um den Schädel, der angeblich von einem Halbriesen stammte, richtig zu platzieren: er fertigte auch ein kleines Schildchen an, auf dem vermerkt stand, um was es sich hier handelte und wie viel es kostete. Teuer war es; Draco, der genug Geld hatte und diese Arbeit nur tat, weil sie ihn ehrlich interessierte, hätte sich ihn locker leisten können.
 

Es vergingen mit dem Einräumen und Beschriften der neuen Ware zwei Stunden. Draco bemerkte das Verfliegen der Zeit gar nicht wirklich, sodass er die Türglocke, die klingelte und markierte, dass jemand den Laden betreten hatte, gar nicht wahrnahm.

Die Schritte, die durch den Laden gingen, waren leise, fast so, als wirkten sie erschrocken. Erst als Draco ein leises „Hallo? Ist jemand da?“ vernahm; erwiderte er ein „Ich komme sofort!“und machte sich dann mit hochgekrempelten Hemdärmeln in den Hauptraum auf. Die Stimme kam ihm bekannt vor; jedoch hatte er kein Gesicht zu dieser Stimme.

Aber hübsch klang sie, wie die Stimme einer schönen jungen Frau.

Er fuhr sich einmal mit der Hand durch das Haar und näherte sich der Person.

Es war in der Tat eine junge Frau, die dort mit dem Rücken ihm zugekehrt stand. Sie betrachtete die verschiedenen Auslagen in den Regalen, die sich stapelten und auf neue Besitzer warteten. Die meisten Leute schreckte das Regal ab.

Es war vollgestopft mit schwarzmagischen Artefakten und Gegenständen, die jeweils hohe Preisschilder trugen und nicht jedem das boten, was sie vielleicht suchten.

Die junge Frau hatte langes, braunes und welliges Haar, das trotz der Länge sehr buschig wirkte. Kleine, vereinzelte hellere Strähnchen zogen sich dadurch und gaben dem Haar so eine schöne Tiefe.

Sie war nicht besonders groß, sie reichte Draco nur bis zu seinen Schultern. Außerdem wirkte sie sehr zierlich, denn ihre Figur war schmal und passte in enge Jeans.

Sehr enge Jeans, wie Draco fand und einen kurzen Blick auf ihren Po warf. Der war trotz der zierlichen Figur sehr rundlich und schön anzusehen; dennoch hob er den Blick davon ab, und trat hinter die junge Frau, die immer noch wie gebannt auf das Regal starrte.

„Kann ich Ihnen irgendwie helfen?“

Ohne sich umzudrehen nickte die kleine Frau; sie fuhr sich mit den Händen durch ihr braunes Haar und sagte verlegen:

„Ja, ich ähm... ich suche gewisse Bücher, die ich in anderen Läden nicht finde.“

Sie drehte sich um und sah ihm nun ins Gesicht.

Es dauerte einen Moment, bis die beiden sich erkannten; sie war hübsch geworden und trug keinerlei Spuren ihrer Spießigkeit mehr; Hermine Granger.

Hermine „das Schlammblut“ Granger.

Draco schaute sie so verdutzt an, dass er für einen Moment vergaß, dass er als Verkäufer und Artfaktenhändler gefasst bleiben musste; doch sie schien nicht weniger erstaunt über die Tatsache, wer dort groß und gut gebaut vor ihr stand.

„Malfoy?“

Die Überraschung in ihrer Stimme verwirrte ihn; er verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich gegen ein Regal, das direkt neben dem stand, welches Hermine zuvor betrachtet hatte.

„Granger. So sieht man sich wieder. Was treibt dich denn in die Nokturngasse?“

Amüsiert ließ er seinen Blick über ihr Gesicht schweifen; ihre Wangen waren leicht gerötet, anscheinend hatte sie nicht erwartet, gerade ihn hier anzutreffen.

„Ich suche Bücher, wie ich eben schon erklärt hatte. Die andere Frage wäre wohl eher: Was machst du hier? Seit wann arbeitest du hier?“

Ihren Antwort suchenden Blick erwiderte er; sein höhnisches Grinsen wurde breiter.

„Ich arbeite hier seit... puh, ich glaube, seitdem ich die Schule verlassen habe. Ich wollte eigentlich im Ministerium arbeiten, aber das war mir doch zu langweilig. Vater hatte mir einen Job verschafft, aber... das hier ist interessanter.“

„Ach... naja, so läuft es manchmal.“

Sie strich sich eine lange, braune Haarsträhne hinter ihr Ohr und verschränkte ebenfalls die Arme vor der Brust. Den Blick hatte sie immer noch nicht abgewandt; eher neugierig streifte dieser über Draco's Gesicht, dass sich seit der Schulzeit nicht viel verändert hatte; nur die Züge wirkten erwachsener und reifer, eher wie die eines Mannes als die eines Jungen.

„Und was machst du so, wenn du Potter gerade nicht hinterherläufst, Granger?“

Seine verschmitzte Frage schien sie nicht direkt zu ärgern; viel mehr stachelte es sie an.

„Ich arbeite im Aurorenbüro und werde bald meine Prüfungen abschließen... Deshalb brauche ich auch die Bücher, von denen du mir immer noch nicht gesagt hast, ob du sie überhaupt hier im Laden hast.“

Sie hob eine Augenbraue an, während sie ihn weiterhin musterte.

Jedoch hatte sich ein Lächeln auf ihre Lippen gelegt. Wahrscheinlich vor Stolz auf ihre Karriere, dachte Draco und stützte sich ab, um wieder richtig zu stehen.

„Welche suchst du denn? Wir haben nicht viele Bücher, die meisten bestellen wir beziehungsweise lassen sie... beschaffen.“

Er machte einen Schritt auf sie zu, während sein musternder Blick sie streifte.

„Das macht nichts, dann lasse ich sie mir eben von dir beschaffen, Malfoy. Wird ja kein Problem sein, denke ich?“

„Nein, das wird es nicht.“

Sie wandte sich zum ersten Mal von seinem Gesicht ab und kramte in ihrer kleinen Handtasche, die sie bei sich trug; nach einigem Kramen holte sie ein kleines Pergament hervor, auf dem eine Liste der Bücher verzeichnet war.

„Hier. Sie ist ziemlich lang, aber ich brauche sie wirklich. Wie lange brauchst du, um sie zu besorgen?“

Draco nahm die Liste entgegen; ein kleiner Streifen seiner Haut berührte die von Hermine. Mit einem Entzücken stellte er fest, dass sie schauderte bei der Berührung.

„Hm... das sind ziemlich heftige Bücher. Es wird bei manchen einige Zeit dauern, bis sie da sind, andere wirst du schon übermorgen abholen können.“

Ihr Gesicht hellte sich auf.

„Das ist super, danke! Muss ich irgendwie... eine Vorzahlung leisten?“

Ihrem fragenden Blick begegnete er mit einem schelmischen Grinsen; er hob eine Augenbraue an und grinste verschmitzt.

„Bei dir würde ich generell eine Anzahlung fordern, Granger, allein schon wegen unserer Schulzeit. Und weil du es bist. Aber da ich heute gute Laune habe, darfst du ohne Gegenleistung gehen.“

Sie verdrehte die Augen, lächelte jedoch.

„Prahlen wie immer, was, Malfoy? Alles klar, dann komme ich in zwei Tagen noch einmal wieder. Kannst du mir sagen, welches Buch als erstes da sein wird? Dann kann ich mich darauf einstellen...“

Draco warf einen kurzen Blick auf die Liste und sagte dann:

„Deathmanns Runen des Todes- eine Erzählung und Trudels Friedhofsführer – Inferi aus den Gräbern oder doch nur Zauber. Die beiden. Der Rest muss warten, Granger.“

„Danke, Malfoy.“

Ihre Stimme klang fröhlich, als sie sich die Jacke zuknöpfte und eine Kapuze über ihren Kopf warf, sodass ihr hübsches Gesicht im Schatten lag. Es regnete draußen.

„Bis dann, würde ich sagen.“

„Bis dann, Granger. Und stoß dir nicht den Kopf.“

Sie schaute verwirrt in sein Gesicht, das nur ein schelmisches Grinsen zeigte; dann machte sie sich auf den Weg aus dem Laden. Und just als Draco wieder in den hinteren Raum gehen wollte, hörte er ein leises „Autsch“ von draußen: Ja, auch sie war gegen die kleine Kante gelaufen, die die meisten Kunden übersahen.

Er lachte auf und machte sich dann wieder an die Arbeit, die er erst abschloss, als seine Gedanken sich schon an zu Hause gewöhnt hatten.

Kundenservice vom Feinsten

Als Draco abends durch die Tür des Esszimmers trat, saßen dort bereits seine Mutter, sein Vater und Alyssa. Zu essen hatten sie noch nicht begonnen; jedoch deutete die ärgerliche Miene seines Vaters darauf hin, dass sie ein wenig zu lang gewartet hatten.

„Entschuldigt bitte meine Verspätung, aber es gab wirklich viel zu tun.“

„Ist schon gut, Draco. Dennoch solltest du dich demnächst darum bemühen, ein wenig pünktlicher bei Tisch zu erscheinen. Burks wird dir doch wohl nicht zu viel zumuten? Ansonsten müsste ich ihm erneut einen Besuch abstatten und ihm sagen, wie er mit meinem Sohn umzugehen hat, wenn du das nicht kannst.“, zeterte sein Vater mit missbilligender Miene.

Draco wusste genau, dass sein Vater es nicht gutgeheißen hatte, dass er statt im Ministerium nun bei Borgin&Burks arbeitete. Sein Vater hatte schon immer die Auffassung gehabt, dass dieser Laden nur zum Einkaufen und nicht zum Arbeiten war.

Draco war das ziemlich egal. Er zuckte mit den Schultern, erwiderte ein kurzes „Nein, ist schon gut, Vater“ und tat sich Bratkartoffeln und etwas Rinderfilet auf, dass trotz der Wartezeit immer noch warm und köstlich roch.

Auch die anderen taten sich etwas von dem Mahl auf; seine Mutter, die darauf bedacht war, stets angemessen und gesittet zu essen, warf Alyssa einen Blick zu.

„Und Alyssa, wie geht es dir sonst so? Bist du mit unserem Draco noch zufrieden?“

Alyssa, die die Gabel niederlegte und lächelte, antwortete:

„Ohja, er ist so ein Chameur. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass es bald soweit sein wird.“

„Nun ja, meine Liebe, ein wenig Zeit ist es noch bis dahin...“

„Bis zu was?“, unterbrach Draco das Gespräch der beiden Frauen, die ihn leicht verdutzt ansahen. Draco hob die Augenbrauen an und stachelte nach: „Ja, was denn jetzt?“

Seine Mutter räusperte sich und lächelte ihn an.

„Die Hochzeit, mein Schatz! Wir haben da doch schon einmal drüber gesprochen und du warst einverstanden, dass sie in ein paar Monaten statt finden kann.“

„In ein paar... was? Nein, wir redeten hier von zwei Jahren oder so...Ich hab nie...“

„Draco! Natürlich haben wir darüber gesprochen. Und du wirst es nun auch nicht mehr ändern können, denn den Termin haben wir uns schon überlegt. In genau 3 Monaten ist es soweit. Am 23. Januar, im neuen Jahr, wirst du Alyssa heiraten. Wie schön nicht wahr?“

„Ja, bezaubernd...“ Draco schnaubte wütend und legte die Gabel nieder; mit einem Mal war er gar nicht mehr hungrig.

Lucius musste das Unwohlsein in den Augen seines Sohnes gesehen haben, denn er räusperte sich und ließ deutlich werden:

„Du wirst sie heiraten, Draco, du willst es doch. Ich weiß, wir haben den Termin ein wenig früher gelegt, aber das ist doch umso besser! Ihr werdet glücklich sein. Und du wirst nicht weiter bei Borgin&Burks arbeiten müssen, sondern kannst im Ministerium anfangen.“

„Vater... Ich habe doch gesagt, ich will nicht im Ministerium arbeiten. Ich mag die Arbeit bei Burks. Was gibt’s daran nicht zu verstehen?“

Um seine innerliche Wut zu verbergen, zerknüllte Draco eine Serviette in seinen Händen, die auf seinem Schoß gelegen hatte; was mischten sie sich alle bitte in sein Leben ein?

„Draco, iss weiter.“

Nur widerwillig aß Draco den Rest seines Mahles, jedoch ohne jemandem an dem Tisch noch ein einziges Mal anzusehen. Es war zum Verrücktwerden.

Während Mutter und Verlobte über die Hochzeit sprachen, kam Draco das alles vor wie ein eiserner Käfig, aus dem er nicht mehr herauskommen konnte.

Selbst die strengen Blicke seines Vaters ignorierte er.

Als das Abendessen beendet war, ging Draco mit Alyssa hinauf in sein Zimmer, dass immer noch fast gleich aussah wie zu seiner Schulzeit. Er hatte nie großen Wert auf Dekoration gelegt; nur Sachen, die ihm wichtig waren, fanden in seinen Regalen Platz.

Die Versuche seiner Mutter, ein wenig Farbe in den Raum zu bringen, hatte er immer wieder abgewiesen.

Alyssa setzte sich auf das Bett und lächelte.

„Du freust dich auch schon sehr, oder? Nur kannst du es wie immer nicht zeigen...“

Sie kicherte verlegen und knöpfte sich langsam ihre Bluse auf. Draco, der sich mittlerweile schon ins Bett gelegt hatte, würdigte dieser Aktion zwar einen Blick, jedoch hatte er nicht die geringste Lust, es nun mit Alyssa zu tun.

Nicht einmal ansatzweise.

Ansonsten hatte er selbst nach dem verrücktesten Essen mit seinen Eltern mit ihr schlafen wollen, heute aber war ihm gar nicht danach.

Er winkte ihr ab.

„Spar dir die Mühe, Alyssa...Ich hab keine Lust.“

Sie schien etwas enttäuscht, hörte jedoch auf ihn und legte sich neben ihn. Ihre warmen Arme schlossen sich um Draco, suchten Annäherung.

Er jedoch drehte ihr nur den Rücken zu und schlief bald tief und fest.
 

Am nächsten Tag stand er früh auf, ohne Alyssa wie sonst zu wecken. Er zog sich ein blaues Hemd an, knöpfte dies zu und zog einen schwarzen Pullover darüber an; den Kragen ließ er oben herausschauen. Dieser Kombination folgte noch eine Jeans, und er tat das Beste, was er aus seinen Haaren machen konnte.

Als er in den Spiegel sah, war er sehr zufrieden mit sich. Die hellen Haare lagen gut und brachten sein Gesicht gut zur Geltung. Nachdem er die Stufen hinter sich hatte, schlang er ein schnelles Frühstück herunter und machte sich leise auf den Weg zur Arbeit.

Zum Glück war er niemandem an diesem frühen Morgen begegnet; er hätte das Nörgeln seines Vaters und die trüben Blicke seiner Mutter und vor allem Alyssas gute Laune nicht ertragen können.
 

Die Winkelgasse wirkte noch verschlafen, als er seinen Weg durch diese machte, um zur Nokturngasse zu gelangen. Die Läden waren noch nicht alle auf, nur ein kleiner Bäcker duftete schon verführerisch nach frischem süßen Brot.

Die Gabelung zur Nokturngasse war noch ausgestorbener als die Winkelgasse; als Draco diese betrat, hörte er nur den leisen Wind heulen. Eine schwarz gekleidete Hexe ging an ihm vorbei und röchelte ein „Guten Morgen“, das Draco höflich erwiderte.

Als er den Laden aufschloss und eintrat, war Burks schon da.

„Na, Malfoy, haben wir gestern noch lange den Laden aufgeräumt?“

Das Krächzen der Stimme von Burks kam von seinem Drachenhusten, das wusste Draco. Er hatte Burks geraten, deswegen einmal zum Arzt zu gehen, doch er hatte sich geweigert.

Draco, der gerade das „Geöffnet“ Schild in Fensterchen stellte, antwortete gut gelaunt:

„Ja, es waren noch ganz viele Waren hinten, die noch nicht im Laden standen. Ich wollte sie mal hervorholen und sie gebührend präsentieren.“

„Jaja, schon gut mein Junge“, röchelte Burks, gefolgt von einem Husten.

„Es sind ein paar Bücher angekommen. Hast du die bestellt?“

Draco hob den Blick und sah Burks mit schwarz gebundenen Büchern wedeln. Sofort nahm er ihm diese ab und schlug den Einband auf, um zu kontrollieren, ob die Bücher in einem guten Zustand waren.

„Ja, die habe ich bestellt für eine Kundin“, sagte er und klappte die Bücher wieder zu, „die sollten aber eigentlich erst morgen ankommen.“

„Tja, dann war der Lieferservice wohl besonders schnell.“

„Anscheinend. Ich werde die Kundin dann einmal informieren.“

„Ja, mach das. Und danach entstaubst du die Regale.“

„Ja, Burks.“

Draco nahm ein kleines Stück der vorgefertigten Pergamente, die immer verschickt wurden, wenn Waren früher angekommen waren.

„Deine Bücher sind da. MfG, Draco Malfoy“, schrieb er darauf und schickte sogleich eine der kleinen Expressfledermäuse los, um Granger die Lieferbestätigung sofort zu überbringen.
 

Am Nachmittag, als Burks gerade nach Draco Mittagspause machte und in den tropfenden Kessel ging, klingelte die Türglocke.

Ein Reißverschluss Geräusch ertönte und das Schütteln von nassem Haar war zu hören; es regnete also immer noch.

Draco kam um die Ecke in den Verkaufsraum und sah Hermine Granger dort stehen, ihre feine Jacke durchnässt vom Regen. Sie wischte sich gerade die letzten Tropfen aus dem Gesicht, als sie Dracos Stimmer hörte.

„Im Herbst sollte man eventuell einmal festere Kleidung anziehen, Granger. Schon einmal von einem Ding gehört, was Regenmantel heißt?“

Er grinste verschmitzt und half ihr, sich die Jacke auszuziehen.

„Ich hänge sie eben vor den Kamin, dann trocknet sie.“

Ihr Blick war mehr als vielsagend; so viel Höflichkeit hatte sie Draco gar nicht zugetraut. Fast ungläubig sah sie aus.

Als er wieder kam, hatte sie sich bereits vor die Theke gestellt.

„Du darfst auch gerne Platz nehmen, Granger“, höhnte Draco und deutete auf einen Sessel, der unweit der Theke stand. „Ich werde dann die Bücher holen.“

„D..Danke, Malfoy.“

Sie sah sich nach dem Sessel um und ließ sich nieder, in ihrem Gesicht war immer noch Erstaunen zu sehen.

Draco ging geruhsam nach hinten, zu dem Regal mit den Bestellungen. Er entnahm Grangers zwei Bücher und stolzierte damit direkt wieder zu ihr.

„Hier.“

Er legte sie in ihre immer noch feuchten Hände; sie schnupfte leicht.

„Danke. Wow, dass sie so schnell da sind, hätte ich nicht gedacht... Ihr arbeitet wirklich schnell hier.“

„ICH arbeite schnell hier, Granger.“

Draco lachte und setzte sich auf den Sessel gegenüber, während sein aufgeweckter Blick sie genaustens musterte. Ihre Haare waren von der Nässe recht glatt geworden; sie hingen ihr ins Gesicht, während sie mit Verzücken über die Bücherseiten fuhr und schon einige Seiten überflogen hatte.

„Es ist perfekt, danke Malfoy. Dann kann ich ja morgen vielleicht schon reinschauen, ob die anderen da sind?“

„Könntest du. Tee?“

Sie schüttelte den Kopf und blickte von ihren neuen Büchern auf; ihre braunen Augen verweilten eine Weile auf Dracos Gesicht.

„Du bist so höflich geworden.“

„Zu Kunden ist man höflich.“

„Ja, aber wir waren mal...“ Sie errötete.

„Schulfeinde? Ja, stimmt schon. Vielleicht sind wir das immer noch. Aber wir sind hier nicht an der Schule.“

Sie lächelte verschmitzt und ließ nicht ab von seinem Gesicht, während er den Blick ebenfalls nicht fallen ließ. Da saßen sie also, früher verfeindet, und musterten sich, als hätten sie vorher nie die Möglichkeit dazu gehabt.

„Bist du immer noch mit Weasley zusammen, Granger?“

Ihre Wangen nahmen direkt wieder die rosa Färbung an, die sie vorher gehabt hatten.

„Ich? Naja.. ja, doch. Er arbeitet auch im Ministerium, aber eine andere Abteilung....Und.. und du? Hast du eine...?“

Sie musterte ihn und mit einem Mal fiel ihr der Ring ins Auge, der an Dracos Hand prangerte. Draco hatte nicht die Möglichkeit gehabt, diesen zu verstecken. Der Ring fühlte sich an, als würde er auf einmal drei Kilogramm mehr wiegen.

„Du bist verlobt?“

Ihr Erschrecken war in ihrer Stimme deutlich zu hören; ihr Blick hing fest auf dem Ring.

„Ich.. ja, nein, nicht wirklich. Ich will nicht heiraten.... also nicht jetzt.“

„Achso....“

Eisiges Schweigen betrat für einen Moment den Raum. Nur das Knistern des Feuers im Hintergrund war zu hören, bevor Draco aufstand und sagte:

„Du brauchst die Bücher erst bezahlen, wenn du alle erhalten hast.“

„Ich... Oh, okay. Mir wäre es aber lieber, jetzt schon eine Art Anzahlung zu leisten...“

„Na schön, wie du willst, Granger.“

Draco huschte hinter die Theke und sah die Preise nach; während er die Liste mit dem Finger entlangfuhr, bemerkte er, dass Hermine ihn ausgesprochen neugierig musterte.

„17 Galleonen.“

Sie nestelte in ihrer Tasche und kramte das Geld hervor; als sie es in Dracos Hand legte, verweilte diese für einen Augenblick da, während sich die Blicke der beiden trafen.

Das Grau von Dracos Augen schimmerte, und Hermine, die ihre Hand zurückzog und sich hastig die Haare hinter das Ohr strich, errötete und nuschelte:

„Naja, dann sind wir beide ja... glücklich.“

„Ja. Bis dann, Granger.“

Sie zögerte einen Moment, ihre Augen nicht von den seinen ablassend; doch dann ging sie, nicht ohne ihm noch einmal ein Lächeln zu schenken.

Sobald sie außer Hör- und Sichtweite war, trat Draco gegen die hölzerne Theke.

„Ach, verdammt!“

Seinem Zischen folgte eine Bewegung, die er vorher noch nie vollführt hatte: er riss sich den Ring vom Finger, der seine Verlobung kennzeichnete, und schmiss ihn in die Schublade unter der Theke.

Wissen hilft weiter

Der Gang nach Hause war erschwerend und fühlte sich nicht gerade glücklich an für Draco. Er hatte sich nach dem Treffen mit Hermine ausgelaugt gefühlt, und ihr Blick ging ihm nicht aus dem Kopf, als sie den Ring gesehen hatte.

Als er zu Hause gerade ein entspanntes Bad nahm, in der großen Zinnbadewanne, die die Malfoys in einem ihrer Bäder hatten, sank er besonders tief in das schöne warme Nass und ließ sich einen Moment so treiben. Der Schaum knisterte angenehm an seinen Ohren, und das Gefühl, in dieser vollkommenden Wärme zu versinken, tat ihm in der Seele gut.

Nur das plötzliche Klopfen und die leise Stimme Alyssa's rissen ihn aus den Gedanken.

„Darf ich reinkommen, Schatz?“

Er brauchte einen Moment, bis er seine Stimme wiederfand und soweit aufgetaucht war, dass er wieder normal in der Wanne saß.

„Meinetwegen.“, murrte er und ließ ein wenig Wasser über seine Arme laufen.

Alyssa trat mit leisen Schritten ein und schloss die Tür hinter sich; Draco hörte genau den Schlüssel, den sie im Schloss drehte. Auch das noch, dachte er. Aber weglaufen konnte er jetzt nicht, ohne dass seine schlechte Laune langsam zu auffällig wurde.

„Ich habe extra gewartet, bis du wieder da bist.“, sagte sie mit einem Lächeln auf ihren vollen Lippen; sie kniete sich neben die Wanne und ließ ein, zwei Finger sanft in das Badewasser gleiten, in dem Draco saß.

„Darf ich mich zu dir gesellen? Ich könnte ein Bad vertragen.“

Draco zuckte mit den Schultern, räusperte sich kurz und brauchte eine Weile, bis er eine passende Antwort gefunden hatte.

„Ich glaube nicht, Schatz... Das Wasser ist schon ziemlich dreckig und außerdem ist in dieser Wanne doch nicht genug Platz.“

Alyssa's Augen verengten sich kurz. Sie zog die Finger aus dem Wasser und verkreuzte die Arme vor der Brust. An ihrem Atmen konnte Draco hören, dass er etwas falsches gesagt hatte.

„Draco, was ist bitte los?“

„Was soll los sein? Nichts ist los. Ich hatte einen harten Arbeitstag.“

Alyssa schnaubte.

„Natürlich! Aber den hast du fast jeden Tag. Und eigentlich kommen Männer nach Hause und wollen mit ihrer Freundin... mit ihrer Verlobten schlafen. Du aber nicht. Du wendest dich sonst nie ab und weist mich auch nicht ab. Also was ist los?“

Draco atmete tief ein, dann wieder aus. Sein Blick war stur auf das Badewasser geheftet.

„Alyssa, es ist nichts. Und dass ich mal keine Lust auf dich habe ist völlig normal.“

Sie schritt vor der Badwanne auf und ab, tippte immer wieder mit dem Fuss auf und versuchte Draco's Blicke zu erhaschen.

„Du siehst mich ja nicht einmal an! Waren wieder hübsche Mädels im Laden, die dir den Kopf verdreht haben?!“

„Nein, du weißt ganz genau dass nicht oft Frauen in den Laden kommen. Und selbst wenn, das würde dich garantiert nichts angehen.“

„Wir sind verlobt!“

„Ja, ach.... und bald auch noch verheiratet.....“

Mit einem Seufzen stieg Draco aus der Wanne; er musste zugeben, dass sein letztes Wort zu der Sache ein wenig barsch klang; aber was sollte er auch machen?

Er wollte sie eigentlich gar nicht heiraten.

Er wollte sowieso noch gar nicht heiraten.

Und das kapierte hier in diesem Haus einfach niemand. Hauptsache die anderen waren glücklich und bestimmten, was er im Leben tun sollte.

Alyssa stand nur dort, kämpfte mit den Tränen und zitterte leicht.

„Drac... Draco, das meinst du doch nicht so.“

„Doch, meine ich.“

„Du bist doch ebenso glücklich über unsere Hochzeit!“

„Gut, dass du das weißt.“

Er zog sich so schnell er konnte seine Klamotten über. Die Boxershorts, ein Shirt, eine Jogginghose, da er gleich eh zu Bett gehen wollte.

Er ließ Alyssa stehen, ohne sich noch einmal umzusehen. Er wusste genau, dass sie so oder so zu seiner Mutter rennen würde und ihr die ganze Sache erklären und erzählen würde, bis ins kleinste Detail.

In seinem Zimmer angekommen, ging er direkt zu Bett. Nur ein Buch nahm er sich noch zum Lesen; die kleine Nachttischlampe zündete er an, damit sie ihm genügend Licht zum Lesen brachte. Es war nicht einmal eine Stunde später, als Alyssa ebenfalls in das Zimmer trat, immer noch verweint.

Sie redete jedoch kein Wort mit ihm und drehte ihm den Rücken zu.

Draco war das nur recht; er hatte keine Lust auf weitere Diskussionen gehabt und auf ihr ewiges Geheule und ihre Eifersucht.
 

Der nächste Morgen brach früh an; er hatte trotz der ganzen Gedanken sehr gut geschlafen und stand auf, ohne Alyssa, die immer noch tief schlummerte, zu wecken.

Aus seinem Kleiderschrank entnahm er ein schlichtes weißes Shirt, eine Jeans, einen Gürtel und sonst nichts. Heute war Mittwoch, ein Tag, bei dem meistens eh nur Arbeiten im Hinterzimmer angesagt waren. Die meisten Kunden kamen Donnerstags und am Wochenende.

Als er sich fertig angezogen hatte und die Haare heute einmal streng nach hinten trug, wie er es damals noch zu Schulzeiten gemacht hatte, nahm er seine Jacke und ging ohne Frühstück aus dem Haus. Denn er hatte ganz genau gehört, dass seine Mutter in der Küche am werkeln war. Sicher hatte sie ihn wegen seiner Aktion gestern zur Rede stellen wollen.
 

Burks war wie immer schon da und brummte ein klägliches Guten Morgen; es hörte sich schlechter an als vorher. Draco warf dem mittlerweile alten Mann einen besorgten Blick zu.

„Burks, du solltest zum St. Mungos gehen. Du siehst erbärmlich aus.“

Der lachte nur, gefolgt von einem heftigen Hustenanfall.

„Vielleicht hast du ja recht, Malfoy. Schaffst du es denn alleine?“

Draco, der sich vor Burks hingestellt hatte und den Mann mit einem immer noch besorgten Ausdruck musterte, nickte.

„Klar, heute ist Mittwoch. Da ist eh nicht so viel los. Du weißt, dass ich das kann.“

„Natürlich“, brummte der Alte und stand auf, um seinen Mantel anzuziehen.

„Ich gehe danach direkt nach Hause. Einen Schlüssel zum Abschließen hast du ja.“, fügte Burks hüstelnd hinzu und ging, ohne Tschüss zu sagen.

Einen Moment lang kaute Draco noch auf seiner Unterlippe herum, bevor er sich an die Arbeit machte.

Schon nach einer Stunde war er froh, dass er sich ein T-Shirt angezogen hatte und kein Hemd; neue Ware kam und es war so viel, dass er aus Bewegung und Arbeit gar nicht mehr herauskam. Dass der Laden so ruhig war, war wenigstens eine Erleichterung. Außer ein paar Stammkunden, die sich nur die neuen Dinge ansahen, kamen nicht viele.

Draco räumte gerade drei afrikanische Schrumpfköpfe in eine Glasvitrine, als er die Türglocke mit einem leisen Klingen vernahm.

Er konnte jedoch gerade nicht gucken, da es einiges an Geschick erforderte, die Schrumpfköpfe exakt zu platzieren; er sagte nur kurz:

„Ich bin sofort für Sie da, einen kurzen Moment nur!“

Ein leises Kichern ertönte.

„Ich kann warten, keine Sorge.“

Ah, die Stimme kannte er mittlerweile. Es war Hermine, und mit langsamen Schritten kam sie um die große Mittelsäule des Ladens herum und sah Draco dabei zu, wie er die Schrumpfköpfe mit feinen Fäden an einer Halterung aufhing.

„Die sehen ziemlich unheimlich aus. Sind die verflucht?“

Draco grinste ein wenig, wandte den Blick jedoch nicht von den kleinen Köpfchen ab.

„Wenn diese verflucht wären“, antwortete er, „dann könnte ich sie jetzt nicht so aufhängen. Für die schlimmsten Sachen haben wir spezielle Handschuhe, die verhext wurden.“

Hermine lächelte und schaute weiterhin zu; jedoch wanderte sie um die Vitrine herum, um die neue Ware von allen Seiten zu mustern.

„Deine Bücher... naja, zumindest ein Teil... sind auch gekommen. Zwei Stück. Fehlen nur noch fünf.“

Ein leises, erfreutes Klatschen in die Hände ertönte; sie schien äußerst erfreut über diese Nachricht zu sein.

„Wunderbar. Es lohnt sich ja richtig, dir jeden Tag einen Besuch abzustatten!“, sagte sie mit heiterer Stimme und folgte Draco mit den Blicken, als er langsam wieder zu Boden kam und sich kurz mit der Hand über Stirn wischte.
 

Sein Blick fiel nun zum ersten Mal auf sie; hübsch sah sie aus. Ihre braunen Augen strahlten ihn an, sie hatte diese ein ganz kleines wenig geschminkt. Die braunen Haare waren wie meistens offen und wirkten verspielt und weniger buschig. Und als wäre dies nicht alles genug, trug sie heute einen Cardigan, unter dem ein Top zu sehen war, das zwar schlicht, aber einen faszinierend schönen Blick auf ihre Brüste freigab.

Um nicht auffallend zu wirken, schaute er ihr wieder schnell ins Gesicht; sie schien seinen Ausflug über ihr Dekoltée nicht bemerkt zu haben.

„Ich hol dir eben deine Bücher.“

„Ist gut.“

Sie lehnte sich mit dem Oberkörper auf die Theke, die Ellbogen als Stütze, und sah ihm dabei zu, wie er aus dem Nebenraum kam und zwei frische neue Bücher in der Hand hielt.

„Hier. Die sind heute auch erst gekommen. Alles gut soweit, du kannst es gerne nachprüfen.“, sagte er und legte die beiden schwarz gebundenen Bücher auf die Theke.

„Danke, Malfoy. Aber ich vertraue dir da. Du scheinst ja ein äußerst guter Verkäufer zu sein, was das angeht.“, schmunzelte sie und warf ihm einen erfreuten Blick zu.

Die grauen Augen sahen sie noch eine Weile an, bevor er sich streckte.

„Ich freu mich schon auf Mittag, ich hab seit heute Morgen nichts gegessen.“, murmelte sie und blätterte kurz in einem der Bücher.

„Ich habe heute noch gar nichts gegessen.“

„Wieso?“, fragte sie, und ihre Augen fanden wieder die seinen.

Mein Gott, konnte sie sich vielleicht nicht weniger erotisch über die verdammte Theke lehnen, dachte er, als er wieder einen kurzen Blick auf ihre Brüste warf, die einfach perfekt aussahen in dem schwarzen schlichten Top.

Er schluckte.

„Einfach keine Zeit gehabt.“

„Zeit zum Essen gibt es immer.“, kicherte sie und biss sich auf die Unterlippe.

Ihr Blick fuhr seine freien Unterarme entlang; an seinem rechten Arm trug er immer noch deutlich sichtbar das Dunkle Mal, dass er damals aus seiner Zeit als Todesser hatte, bevor Voldemort gestürzt worden war.

„Du trägst es immer noch?“, bemerkte sie und fuhr mit dem Finger einmal kurz darüber; eine Bewegung, die Draco nicht einmal ansatzweise erwartet hatte. Machte sie ihn gerade an?

„Naja, Granger, wie das so mit Tättowierungen ist, gehen die nicht weg. Solltest du als kluges Mädchen doch wissen.“

Seine Antwort brachte sie zum Lachen. Ihre Finger verweilten einen Moment auf seiner Haut, bevor sie diese wegzog und in ihrer Tasche kramte.

„Wie viel bekommst du, Malfoy?“

„23 Galleonen diesmal.“

„Uh, teuer. Aber das ist es wert.“

Sie lächelte und gab ihm das Geld; oh man, sieh ihr nicht immer auf die Brüste, schoss es Draco durch den Kopf.

Du bist verlobt und das ist Granger. Schlammblut-Granger.

Das mit dem Schlammblut stimmte; doch das mit dem verlobt sein nahm er in diesen Augenblicken nicht so wild.

„Malfoy“, fing sie an und sah ihm in die Augen; seine grauen Augen erwiderten diesen Blick standhaft. „Hast du Lust mit mir etwas zu Mittag zu essen? Bei Florence&Flours um die Ecke in der Winkelgasse?“

Draco klappte der Mund kurz auf, dann wieder zu.

„Du und ich? Essen gehen?“, fragte er ungläubig und verschränkte die Arme vor Brust; ein schelmisches Grinsen konnte er sich jedoch nicht verkneifen.

„Ja, keine große Sache, nur Essen. Oder erlaubt dein Frauchen es nicht?“, warf sie ein und ihre Augen schimmerten herausfordernd.

„Nein, können wir machen. Ich mache mir nur Sorgen um Weasley.“

„Warum?“, sagte sie, den Blick nicht abwendend.

„Na, der wird ziemlich eifersüchtig werden, wenn er das erfährt.“

„Ist mir doch egal. Also?“

Draco grinste und nickte.

„Also gut. Ich schliess nur noch kurz ab.“

Das Essen

Draco schloss die Tür von Borgin&Burks gemächlich ab, während Hermine schon ihre Jacke anhatte und diese zuzog.

„Ist dir nicht kalt?“, fragte sie und warf einen Blick auf Draco's Oberkörper, der nur mit dem leichten weißen T-Shirt bekleidet war, in dem er heute Morgen aus dem Haus gegangen war.

„Ach, was, Granger. Mir ist so gut wie nie kalt. Die kühle Luft ist eher erfrischend... Nach der ganzen harten Arbeit, und das seit Stunden. Kennst du nicht, was?“, antwortete er und warf ihr ein Zwinkern zu.

Sie lächelte und ging langsamen Schrittes neben ihm her, als sie die Nokturngasse in Richtung Winkelgasse entlangschlenderten.

„Nein, bei uns ist es eher alles Bürokram. Okay, die körperlichen Übungen und Verfolgungstests und die Abwehren dauern und beanspruchen Kraft und Konzentration, aber die sind nur einmal die Woche. Der Rest ist eher Papierkram. Dafür aber spannender“, erzählte sie, während sie die Blicke immer wieder auf die Auslagen der umliegenden Läden schweifen ließ.

„Du hast bald eine Prüfung, hast du gesagt“, sagte Draco, während er ihren Blick suchte, den er auch mit Neugier in ihren Augen fand.

„Ja, die Abschlussprüfung. Dann bin ich fertig und eine Aurorin.“

„Uhhh, das hört sich schon cool an. Wahrscheinlich wieder der Streber des Jahrgangs, wie damals? Ausbildung mit Auszeichnung. Tsss.“

Ein leichter Schlag gegen seinen Arm erfolgte, jedoch errötete sie zu Draco's Gefallen.

„Ja und? Nach dem Krieg steckte auch einiges an Arbeit drin, soweit aufzuholen. Aber es hat sich gelohnt. Und dieses Mal läuft es eventuell auch gar nicht schlecht.“
 

Sie gingen die kleine Erhöhung hoch, die aus der Nokturngasse hinein in die etwas hellere Winkelgasse führte. Sogar die Sonne ließ sich kurz am Himmel zwischen den Gebäuden blicken und ließ alles in einem warmen, spätherbstlichen Ton erscheinen.

Draco spürte Hermine neben sich aufatmen, und auch er verspürte jähe Freude aufgrund der einzelnen Sonnenstrahlen.

Die Winkelgasse war gut besucht, dennoch nicht allzu voll. Leute drängten sich an ihnen vorbei, manchmal mit schweren Paketen beladen, und manchmal kreuzte sie eine Traube von jungen Hogwarts-Schülern, die mit großen Augen alles neugierig aufnahmen.

Flourish&Flours lag eingebettet zwischen einem Zauberbücherladen und einer Eisdiele, die das beste Eis herstellte, dass man in den unweiten Gegenden kannte. Es war nicht voll, da es etwas später als Mittag war; sie gingen hinein.

„Wo sollen wir uns setzen?“, fragte Draco und blickte suchend umher. Zum Glück, schoss es ihm durch den Kopf, sind hier keine Leute, die ich kenne. Oder noch schlimmer: Alyssa's Haufen von engstirnigen Freundinnen, die alles betratschten, was es zu betratschen gab.

„Eventuell“, Hermine senkte die Stimme und schob sich ein Stück näher an Draco; „eventuell einen Platz, wo man uns nicht direkt sieht? Ich hab keine Lust auf neugierige Blicke und Gerüchte, falls du verstehst...“

Draco nickte.

„Sicher.“

Sie sahen sich noch einmal kurz um; Draco spürte genau, wie Hermine's Arm den seinen streifte und dort verharrte, so nah war sie ihm gekommen, um zu flüstern.

Sie roch fantastisch, und die geöffnete Jacke gab Draco einen unwiderstehlichen Blick auf ihre Brüste frei; denn er war ein ganzes Stück größer als sie und konnte so seine Größe perfekt ausnutzen.

„Dahinten“, hauchte Hermine und deutete auf einen leicht versteckten Platz, der nahe eines kleinen Fensters war.

Sie ergriff Draco's Unterarm und zog ihn leicht zu diesem Platz hin. Ihre Hände waren ganz kühl von der Luft draußen, jedoch erwärmten sie sich schnell an Draco's hitziger Haut.

Auch sie schien diese Hitze zu bemerken und wurde erneut leicht rot.

Als sie den Platz erreicht hatten, setzten sie sich gegenüber voneinander hin. Hermine schälte sich aus ihrer Jacke und gab erneut diesen verzückenden Anblick frei, nur ummantelt von ihrem leichten Cardigan. Sehr zu Draco's Freude.

Sie sahen sich einen Moment an.

„Das ist komisch, findest du nicht?“, flüsterte Hermine und kicherte.

„Ich glaube nicht, dass du flüstern musst, Granger“, sagte Draco gut gelaunt und lehnte sich in seinem Stuhl leicht zurück; seine markanten grauen Augen musterten sie ganz genau und mit Freude.

„Ach, du hast ja Recht“, seufzte sie und fügte hinzu: „Trotzdem ist das komisch. Und ich frage mich, was Ron wohl sagen würde, wenn er erfahren würde. Oh, der würde an die Decke gehen. Ich und Draco Malfoy. Er kann dich immer noch nicht leiden.“

Draco lachte.

„Glaub mir, Granger, ich ihn auch nicht. Aber er wird schon nicht kommen. Und wenn, dann sage ich einfach, naja... Weasley, sie hatte eben Bock auf einen gestandenen Slytherin.“

„Malfoy!“

Hermine's Lachen klang trotz ihrer Empörung aufrichtig.

„Rede doch nicht so... das klingt so affärenmäßig.“, neckte sie.

Draco hob die Augenbrauen an; sein Blick wanderte bewusst von ihrem Gesicht zu ihrem Körper und wieder zurück, sodass sie es mitbekam.

„Affäre, so nennst du das also schon. Na, Granger, ich dachte, du bestellst nur Bücher bei mir.“

„Tu ich auch.“

„Und lädst mich zum Essen ein.“

„Ich.. äh...“

Doch weiter kamen sie nicht, denn der Kellner stand schon vor ihnen und fragte sie nach ihren Wünschen, während er ihnen die Speisekarten übergab.

„Ich nehme ein Butterbier.“, sagte Draco ruhig, und warf Hermine einen Blick zu, „du auch, Granger?“

Sie nickte und fügte ein „Ja, bitte“ hinzu; der Kellner notierte es und ließ sie einen Moment wieder allein.

Ein kurzes Schweigen entstand, als sie die Karten musterten; Draco fühlte sein Herz selbstsicher schlagen, während er von Zeit zu Zeit Hermine's neugierigen Blick auf sich spürte. Ihre braunen Augen fuhren die hellen Haare entlang, das spitze, etwas blasse Gesicht, das hübsch wirkte und erwachsener als früher; das weiße Shirt, unter dem sich zweifellos ein gut gebauter Körper abzeichnete, bis hin zu seinen Armen, an denen er das vorhin schon entdeckte schwarze Mal trug.

Sie musste schlucken; er wusste genau, was sie dachte.

„Ich denke, ich nehme den Mittagstisch. Lamm oder was das ist.“

Hermine seufzte und legte ihre Karte nieder, nachdem sie Draco's Satz vernommen hatte.

„Weißt du was? Ich schließe mich an. Das haben sie bestimmt schneller fertig als all den anderen Kram.“

Das Butterbier kam schnell und sie gaben sogleich ihre Essensbestellung auf.

Als der Kellner gegangen war, hob Draco seinen Krug an.

„Auf unsere neuen.. Lieben? Was meinst du?“, schnarrte er und sah ihr tief in die Augen.

„Nein“, beharrte sie kichernd und stieß ihren Krug gegen Draco's; „auf uns. Und das wir die Feindschaft der Schule begraben konnten – im Gegensatz zu anderen.“

Draco lachte und nahm einen großen Schluck aus seinem Krug. Das Butterbier war köstlich und löschte den Durst, den er seit heute Morgen in sich trug, ohne es zu wissen. Hermine tat es ihm gleich; als sie abstellte, lächelte sie.

„Und, Draco, wie ist deine Verlobte so?“

Sie warf einen Blick auf seinen Verlobungsring, den Draco innerlich schon wieder zu verfluchen begann. Immer dieser Anker am Finger.

„Sie ist ganz nett, sonst müsst... würde ich sie wohl nicht heiraten.“

„War das da gerade ein Müsste?“; stocherte Hermine, während ihr feuriger Blick auf Draco ruhte. Er hielt dem Blick stand, jedoch verriet eine ganz leicht auftretene, rosa Blässe die Wahrheit.

„Ist eine lange Geschichte, Granger. Zu lange für eine Mittagspause. Reden wir lieber von dir.“
 

Die grauen Augen ruhten amüsiert auf Hermine's Gesicht. Sie verdrehte die Augen.

„Hmm, du meinst über mich und Ron. Was gibt es da zu reden? Wir waren schon in der Schulzeit zusammen, und das weißt du auch.“, antwortete sie leicht gereizt.

Uh, Ärger im Paradies, das merkte Draco sofort. Er verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.

„Ja, das weiß ich. Deshalb frage ich ja. Große Liebe?“, gab er zurück.

„Malfoy, es müsste wie bei dir sein. Jugendliebe würde ich es eher nennen, aber manchmal ändern sich manche Dinge eben.“, antwortete sie und kaute auf ihrer Unterlippe herum.

„Glücklich seid ihr ja schon immer gewesen.“

Sie warf Draco einen verbitterten Blick zu, als er diesen Satz gesagt hatte.

„Ja“, sagte sie, während ihr Blick hinunter zu ihrem Butterbier ging; „aber nicht immer. Es gibt auch Zeiten, da könnte ich Ron gegen eine Wand klatschen- mit voller Wucht.“

„Ich weiß, was du meinst. Geht mir manchmal genauso. Aber so ist das halt... Ich würde mir auch einen anderen Weg suchen, wenn ich könnte.“

Draco war verwundert über seine eigenen Worte; die waren so offen und ehrlich. Es war komisch, gerade mit Hermine darüber zur reden, doch wenn er ehrlich war... der Krieg war vorbei, die Schule war vorbei, die dunklen Zeiten waren vorbei. Alles war vorbei. Und sie konnten alle neu beginnen. Natürlich waren noch alte Werte und Normen vorhanden, aber... wen kümmerte das?“
 

Das Essen verlief reibungslos und schmeckte köstlich.

Sie hatten ein unglaublich gutes Gespräch, sehr privat, aber es fühlte sich an, als seien sie nie verfeindet gewesen. Sie teilten viele Ansichten, und auch wenn sie sich manchmal über ihre alten (und neuen) Einstellungen aufregten, so war es alles sehr harmonisch.

Und witzig.

Draco hatte einen Narren an Hermine's Lachen gefressen.

„Wie spät ist es eigentlich?“, sagte Draco zwischen das Lachen von Hermine.

„Ich...“, sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr und erschrak. „Ach du meine Güte, so spät schon! Wir müssen gehen! Oh nein, ich glaube, ich werde zu spät kommen...“

Mit einem leicht panischen Ausdruck in den Augen winkte sie den Kellner heran; als sie ihr Portemonnaie herauszog, schob Draco ihre Hände weg.

„Das geht auf mich“, sagte er und bezahlte das gesamte Essen.

Sie lächelte und stand auf.

„Danke Drac.. Malfoy.“ Sie wurde knallrot.

„Du darfst mich ruhig Draco nennen, ist immerhin mein Name.“

Sie gingen beide rasch hinaus; die Sonne hatte sich wieder verzogen.

„Musst du wieder ins Ministerium?“, fragte Draco und sah zu ihr hinunter, während sie zu seinem innerlichen Unwollen ihre Jacke zuknöpfte. Adieu, schöne Brüste, schoss es ihm durch den Kopf; dann wandte er sich wieder ihrem Gesicht zu, das Sorgenfalten barg.

„Ja... Ich bin etwas spät dran. Naja, wir.. wir sehen uns ja morgen, ich schaue dann nochmal vorbei und hole die restlichen Bücher ab.“

„Mach das. Falls alle überhaupt dann da sind.“

Sie nickte. Einen kurzen Moment standen sie nur da und sahen sich an; plötzlich spürte Draco den Druck einer festen Umarmung, den er, nachdem er es begriffen hatte, erwiderte.

„Danke...“, flüsterte Hermine gegen seine Brust, und Draco lachte.

„Keine Ursache.“

„Nein, auch für das Zuhören.“

„Ist schon gut.“

Sie standen noch einen Moment so da; Hermine's Herzschlag zeichnete sich deutlich an Draco's Brust ab, und er war eingenebelt von ihrem süßen Geruch.

Als sie sich voneinander lösten, strich Hermine noch einmal über Draco's dunkles Mal.

„Mach's gut, du böser Junge“, hauchte sie mit einem so vielsagenden Blick, dass Draco ihr ohne ein Wort zu sagen lange nachstarrte.

Dieser Blick.

Ein Kribbeln fuhr durch Draco's Glieder, eine heiße Welle schoss durch jede seiner Adern; Lust hatte dieser Blick geweckt. Unzähmbare, raue Lust.

Auf sie, und was für eine.

Er musste schlucken und einmal tief durchatmen, bevor er wieder bereit war, arbeiten zu gehen.
 

Es war schon zehn Uhr abends, als Draco in sein Zimmer trat und Alyssa bereits in seinem großen Bett lag. Nur das leichte Licht der Nachttischkerze leuchtete, und Alyssa hob den Blick, als er eintrat.

„Da bist du ja! Wieso hast du dich den ganzen Tag nicht gemeldet? Wo warst du? Und was soll dein blödes, komische Benehm...?“, keifte sie, doch weiter kam sie nicht.

Draco war schnellen Schrittes auf sie zugegangen und hatte sie so grob und lustvoll geküsst, dass all ihre Wut verrauchte.

Es dauerte nicht einmal fünf Minuten, da war Draco über sie hergefallen; seine Küsse waren feurig und leidenschaftlich, sein Körper erhitzt und er beugte sich über Alyssa, um stöhnend in sie einzudringen. Es war rauer, markanter Sex, und Alyssa hatte sich selten so gut gefühlt, so befreit und so geliebt. Draco gab ihr alles was sie brauchte und brachte sie eilig zum Kommen.

Als sie danach selig in seinen Armen schlief und alles vergessen hatte, seine grobe Art die letzte Zeit und seine Abwesenheit, da war sie sicher, dass alles gut war.
 

In Draco hingegen war gar nichts gut.

Er war nur über Alyssa so dermaßen heiß hergefallen, weil er nicht anders konnte. Weil er genau wusste, dass wenn er morgen im Laden war, alleine, und Hermine hineinkam und ihn wieder so ansah wie heute, dass er sie dann einfach hätte verführen müssen.

Über Hermine hergefallen wäre er, noch mehr als über Alyssa. Hermine's Blick ging ihm nicht aus dem Kopf und den ganzen Tag hatte sich eine so zerrende Lust in ihm aufgebaut, dass er sie einfach ablassen musste.

Ansonsten hätte es morgen im Laden ganz schon Ärger gegeben.

Er lag noch lange wach und versuchte die Lust auf Hermine innerlich zu steuern und abzuflauen, jedoch gelang ihm das nicht.

Oh, was hatte sie da nur geweckt in ihm....

Zittern

Der Laden lag am nächsten Morgen so ruhig und dunkel da, dass Draco fast dachte, die alten, dunklen Zeiten wären wieder dagewesen; doch es war lediglich so still, weil noch niemand im Laden war.

Mit einem leichten Runzeln auf der Stirn kramte Draco den Ladenschlüssel aus seiner Tasche und steckte den Schlüssel ins Loch; die Tür ging leicht knarrend auf.

„Burks?“, rief Draco in die Stille des Ladens; doch nichts rührte sich. Irgendwie kam es ihm schon eigenartig vor. Sicher, Burks war schwer krank, jedoch war er bis jetzt nie länger als einen Tag von der Arbeit weg gewesen, und das in den zwei, drei Jahren, die Draco hier nun schon gearbeitet hatte. Vielleicht war es doch etwas Ernsteres.

Mit mechanischen Handgriffen zündete Draco alle Lampen im Laden an, hängte das „Geöffnet“- Schild ins Schaufenster und blickte sich um. Alles war noch genau so, wie er es am Abend zuvor verlassen hatte.

Er zog seine dunkle Jacke aus, unter der er ein graues Longsleeve-Shirt trug, eine Jeans und zur Abwechslung mal moderne Schuhe, nicht die ledernen, die er sonst immer getragen hatte. Als er ins Lager ging und dort nach dem rechten sah, bemerkte er, dass er in letzter Zeit so gut aufgeräumt hatte, dass es im Moment nichts zu tun gab. Die neue Ware würde so oder so erst gegen Nachmittag kommen, da die Dienste an den Wochenenden langsamer arbeiteten.

Na toll. Mit einem Schnauben setzte Draco sich hinter die Theke und zog ein altes, leicht vergilbtes Buch hervor, in dem er schon letztens gelesen hatte. Faszinierende Zauber waren darin geschildert, viele mit natürlich schwarzmagischen Elementen; Draco hatte noch nicht die Zeit gehabt, auch nur einen davon auszuprobieren.

Ein Gedanke schlich in seinen Kopf; ja, vielleicht konnte er ja einmal Hermine fragen, was sie als Expertin davon hielt.

Leicht zog sich ein Grinsen über sein Gesicht, während er in Gedanken bei ihr war; seine Finger blätterten die nächste Seite um, ohne die vorherige auch nur richtig gelesen zu haben.

Die Zeit verging heute überhaupt nicht schnell; am frühen Vormittag kam nur eine alte Stammkundin, die sich nach den neusten Dingen erkundigte. Draco mochte die alte Frau; sie war nett und gab ihm immer wieder zu verstehen, dass er ein ausgezeichneter Verkäufer sei und dass sie auch weiterhin hoffe, ihn hier anzutreffen.

Um den Mittag rum machte Draco sich auf den Weg in seine Pause; den Laden schloss er ab, die Jacke trug er offen. Er ging die Nokturngasse hoch bis zur Winkelgasse, in der er sich einen kurzen Snack gönnen wollte und noch eben kurz beim Besenhandel vorbeischauen wollte, ob es schon neue Modelle gab.

Der Bäcker, bei dem er sich seine Brötchen holen wollte, war brechend voll; dennoch stellte er sich gemütlich an. Die üblichen Leute trugen alle einen Ausdruck von Stress und Hektik im Gesicht, während Draco nur grinsend da stand und sich umsah. Viele Leute schienen vom Ministerium zu kommen; man erkannte sie leicht an den Mänteln und den Roben und ihren verzweifelten Gesichtsausdrücken. Und just bevor Draco dran war, wurde er aus seinen Gedanken gerissen von einem leisen „Hi“, das neben ihm ertönte.

Als er sich umwandte und die Person ansah, die ihn gegrüßt hatte, fuhr ihm ein schnelles, aber freundliches Lächeln ins Gesicht. Es war Hermine; sie trug eine leichte röte auf den Wangen und war schick gekleidet; anscheinend passend für einen Bürotag. Doch neben ihr stand, mit einem verzogenen Gesichtsausdruck, Ronald Weasley. Draco hatte ihn schon ewig nicht mehr gesehen, seitdem sie die Schule verlassen hatten.

Die roten Haare glühten immer noch wie in der Schule und bissen sich grauenhaft mit dem roten Pullunder, den Ron trug, während er neben Hermine stand und Draco mit zugekniffenem Mund musterte.

„Hi, Granger. Na, alles klar?“, erwiderte Draco und nickte Ron nur mit einem leisen „Weasley“ zu; doch die grauen Augen fanden schnell wieder zu Hermine, die nun mehr ein Lächeln auf ihren Lippen trug.

„Ja, und bei dir? Sag, kommen die Bücher heute noch? Dann schaue ich nach der Arbeit einmal vorbei.“, sagte sie und strich sich kurz durch das braune, heute geglättete Haar.

Draco gefiel die Frisur.

„Ich denke schon, heute ist Freitag, da dauert alles etwas länger. Genau sagen kann ich es nicht, aber wie ich es kenne... ja.“, antwortete er ruhig und sah mit einem Entzücken, wie sich Ron's Miene weiter verzog.

„Wunderbar.“

Hermine klatschte freudig in die Hände und wandte sich zu Ron um, der Draco immer noch musterte, als sei dieser gerade einem Horrorfilm entstiegen.

„Ron, kennst du Draco... Draco Malfoy noch? Er arbeitet bei Borgin&Burks, wo ich meine Bücher bestelle.“, erklärte Hermine, auch wenn ihre Wangen sich rot färbten. Anscheinend hielt Ron gar nichts von der Tatsache, dass Draco und Hermine miteinander reden konnten, ohne sich an die Gurgel zu springen wie damals.

„Schön“, war die knappe, beleidigte Antwort Ron's, der Draco immer noch erschüttert anstarrte. Hermine schien die Situation unheimlich unangenehm zu sein. Sie verpasste Ron einen Stoß mit dem Ellbogen und wandte sich wieder Draco zu, der inzwischen schon bestellt hatte und auf seine Brötchen wartete.

„Naja wir... wir sehen uns dann später. Viel zu tun im Aurorenbüro, mein Pause ist sehr kurz leider....“, seufzte Hermine und warf einen Blick auf Draco's Unterarme und Hände, die gerade bezahlten und das Essen in Empfang nahmen. Sie biss sich auf die Unterlippe.

Sah er da Verzücken in ihren Augen?

Ein Grinsen stahl sich über Draco's Lippen, während er sich wieder zu Hermine umdrehte; seine grauen Augen hielten den braunen stand.

„Alles klar, dann mal viel Spaß in der kurzen Pause euch beiden! Ich hab etwas mehr Zeit und werde mir nochmal die neusten Besen ansehen. Bis später dann!“

Er hob die Hand zum Abschied und zwinkerte Ron, der wütend schnaubte, frech zu. Als er den Laden verließ, konnte er noch genau hören, wie Ron Hermine zuraunte:

„Was sollte das denn? Seit wann redest du mit DEM da? Und was soll dieses Angeschaue.. und Angegaffe... Baggert der dich an?“

„RON! Mein Gott, deine Eifersucht nervt sowas von...“

Ein breites Lachen entfuhr Draco, als er die Gasse entlang ging zu dem Besenladen. So gut gelaunt war er ewig nicht gewesen, und es war mehr als Amüsement für ihn gewesen, wie Ron seine Blicke gedeutet hatte. Die schiere Eifersucht in den Augen des rothaarigen Wiesels war Draco ein Hochgefühl wert. Zumal er sie wiedergesehen hatte.
 

Im Besenladen gab es keine Neuigkeiten, also nahm Draco nur ein Besenpflegeset mit, sonst nichts. Der hübschen Verkäuferin schenkte er ein Lächeln, das in Gedanken jedoch jemand anders galt.

Die gute Laune blieb den ganzen Tag über bestehen; es kamen zwar wenige, aber nette Kunden nach seiner Pause in den Laden, und das Aufbauen und Einräumen der neuen Waren ging so schnell und leicht von der Hand, dass er ab fünf Uhr nachmittags nichts mehr zu tun hatte und wieder in dem Buch las, dass er seit gestern angefangen hatte.

Eine Stunde später klingelte die Türglocke, und als er den Blick hob, sah er, dass es Hermine war, die ihre Jacke öffnete und auf Draco mit einem Lächeln zutrat.

„Na? Nichts zu tun?“, scherzte sie und setzte sich auf den Hocker, der gegenüber der Theke stand und Kunden immer zum Verweilen einlud.

Draco legte das Buch weg und grinste ihr zu; er stand auf und ließ sie einen Augenblick alleine, um kurz die zwei Bücher zu holen, die für sie gekommen waren. Als er wieder an die Theke trat, hatte sie sich aus ihrer Jacke geschält; darunter trug sie nicht das gleiche Outfit wie heute in der Bäckerei, nein.

Ein weißer Strickpullover umspielte ihre schöne Figur, an einer Seite schulterfrei; nur der Träger ihres BH's war an der Schulter zu sehen, ansonsten glänzte dort ihre makellose Haut. Außerdem trug sie die enge Jeans, die sie am ersten Tag getragen hatte, als sie sich zum ersten Mal nach der Schule wiedergesehen hatten. Die enge Jeans, die ihren Po so betont hatte.

Draco schluckte, während er die Bücher auf der Theke ablegte.

„Hier, zwei sind da, drei fehlen noch. Aber die dauern wohl etwas länger, da sie schwer zu bekommen sind. Du verlangst da ganz schön viel schwarze Magie, junge Dame.“, sagte er und schob die Ärmel seines grauen Longsleeves hoch.

„Das macht nichts.“

Sie seufzte schwer und fuhr sich durch die Haare, bevor sie langsam fortsetzte:

„Tut mir leid wegen Ron heute. Es war mir so unglaublich peinlich! Er ist immer noch so engstirnig wie in der Schulzeit... Oh Gott, so verzweifelnd ist das manchmal mit seinem Benehmen...“

„Macht nichts. Ich habe doch gesagt, er wird eifersüchtig.“, sagte Draco süffisant und verschränkte die Arme vor der Brust, während sein Blick neugierig auf ihr ruhte.

Was sie wohl gerade dachte?

Zu seinem Erstaunen erwiderte sie seinen Blick intensiv und grinste sogar leicht.

„Ja, ist er sogar. Auf alles und jeden. Die einzige Person, auf die er nicht eifersüchtig ist, ist Harry. Es ist teilweise echt nervig mit ihm....“

„Kam gar nicht so rüber“, meinte Draco sarkastisch und grinste zurück.

„Wie viel bekommst du?“

„18 Galleonen und 19 Knuts.“

„Tss, diese ungerade Summe heute... Herr Malfoy...“, witzelte sie süffisant und gab Draco das Geld, nachdem sie etwas länger als sonst danach genestelt hatte.

Eine Weile war es still zwischen den beiden; dann, ganz plötzlich, ertönte ein Poltern in der Stille und ließ die beiden heftig zusammenzucken.

„Was war das?“, keuchte Hermine und sah sich suchend um; doch Draco hatte es gesehen: Eine große Holzstatue war vom obersten Regal hinuntergefallen.

Draco ging um die Theke herum und hob die Statue auf; sie war zum Glück nicht beschädigt.

„Oh, ist sie kaputt?“

Er spürte genau, wie Hermine sich dicht neben ihn gestellt hatte; ihr Blick ruhte besorgt auf dem großen Holzungetüm.

„Ne, alles gut. Ich muss sie jetzt nur wieder da hoch kriegen, dafür muss ich einen Hocker aus dem Lager holen...“, sagte er mit gerunzelter Stirn, doch Hermine unterbrach ihn.

„Oder du hebst mich hoch und ich stell sie rauf.“

Draco fuhr herum und sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. War das ihr Ernst? Langsam kam es ihm so vor, als lege sie es manchmal spielerisch auf Körperkontakt an, den Draco eigentlich unbedingt vermeiden wollte. Ihm fiel eiskalt der Blick von ihr gestern ein, der heiße, den er über den Tag erfolgreich verdrängt hatte.

Jedoch setzte er seine verspielte Miene wieder auf und sagte: „Meinetwegen.“

Sie hob die Statue auf und reckte sich, während Draco's Hände ihre schlanke Taille umfassten und sie mit einer Leichtigkeit hochhoben, die ihn selbst erstaunte. Sie schnappte kurz nach Luft, bevor sie mit einem sicheren Handgriff die Statue ganz oben auf dem Regal abstellte.

Als sie fertig war, ließ Draco sie langsam herunter, bedacht darauf, sie immer nur an der Taille zu berühren.

Unglücklicherweise ließ er sie falsch herum herunter, sodass sich ihre Gesichter für einen Moment ziemlich nah kamen. Wie gut sie roch, dachte er.

Sobald sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte, wollte er sie loslassen; doch seine Hände blieben wie angewurzelt auf ihrer Taille liegen. Sie standen Brust an Brust, blickten sich an, während nur das Atmen zwischen ihnen war. Lass sie los, dachte Draco, doch keiner seiner Finger rührte sich.

Hermine hielt seinem eindringlichen Blick stand, nur kurz wanderten ihre Augen zu seinen Lippen und dann zurück zu seinen Augen.

„Draco, ich...“

Doch weiter kam sie nicht, denn Draco, wie aller Sinne beraubt, beugte sich zu ihr runter und küsste sie; es war kein zärtlicher, nicht einmal geschmeidiger Kuss, eher ein rauer, grober, der jedoch voll Leidenschaft glühte. Seine Lippen pressten sich fest auf die ihren, ließen nicht los, und voller Erstaunen stellte er fest, dass sie diesen Kuss nach einer Schreckenssekunde erwiderte, genauso fest wie er.

Kurz lösten sie die Lippen voneinander; Draco's Herz schlug heftig gegen seinen Brustkorb, und er sah Hermine schlucken und nach Luft ringen; er wollte gerade etwas sagen, da schlossen sich ihre Finger wie ein Schraubstock um sein Gesicht, zogen es zu sich herunter und küssten ihn erneut, leidenschaftlich, warm, hitzig.

All die Lust, die Draco versucht hatte zu unterdrücken, spiegelte sich nun in diesen verbotenen, heißen Küssen wider; sein Körper glühte förmlich und presste sich mit Lust gegen ihren, der seinem Drängen nur allzu willig nachgab. Ihr Rücken drückte sich gegen das Regal, während Draco sie anhob, sodass sich ihre Beine um seine Hüfte schlingen konnten. Sie nahm dieses Angebot dankend und japsend an; doch ihre Lippen suchten die seinen wieder sofort und forderten mehr dieser harten Küsse, die sie gerade austauschten.

Draco's Becken drückte sich gegen Hermine's, er spürte ihre weichen Brüste und ihren Herzschlag an seiner Brust, hörte ihr Keuchen, als seine Hände ihr Becken noch drängender an seines pressten. Draco spürte die Hitze in sich aufkommen, spürte seine Erregung, seine Erektion von diesen kurzen Minuten des wilden Küssens, und es machte es nicht gerade besser, dass er wusste, was sie von ihm wollte.

Hermine, die ebenfalls genaustens Draco's Lust und Erektion spüren konnte, biss sich auf die Unterlippe, zog ihn näher an sich heran, während sie flüsternd hauchte:

„Das geht doch nicht....“

Draco konnte nicht antworten; seine Antwort darauf war ein grober Kuss, gepaart mit einem Biss in ihre schöne, volle Unterlippe; er wollte gerade mit den Händen unter ihren Pullover fahren, als sie beide mit Schrecken das Klingeln der Tür vernahmen.

So schnell sie konnten suchten sie Positionen, die ganz normal aussahen; Draco fuhr sich hastig durch das blonde, leicht zerzauste Haar, und Hermine rückte ihren Pullover zurecht.

Ein leises „Hallo?“ ertönte, anscheinend von einer alten Dame; Draco ging um die Ecke und kümmerte sich um diese, bis ihre Wünsche alle erfüllt waren.

Als er wieder an die Ladentheke kam, saß Hermine dort noch immer.

Ihre Stimme war leise, als sie sagte:

„Es tut mir leid, das hätte nicht passieren dürfen.... Ich war wohl etwas.- naja, in letzter Zeit...“

„Ich weiß, was du meinst, geht mir genauso... Mir tut es leid, ich habe immerhin angefangen damit...“, erwiderte er und blickte schnaubend an die Decke.

„Ich gehe dann mal... wir sehen uns!“

Er nickte nur zur Antwort, sah ihr jedoch trotzdem nach, als sie aus dem Laden ging. Gott, warum musste sie auch nur diese verdammt engen Jeans tragen? Ihr Po sah darin einfach zu perfekt aus. Zum Anbeißen. Draco knurrte und biss sich in den Handrücken; verfluchte Lust!

Dass Frauen einem auch immer den Verstand raubten...

Ihm war so heiß, dass er sich in den Toilettenraum begab, um sich eiskaltes Wasser durchs Gesicht laufen zu lassen. Doch die angestachelte Erregung blieb fest verankert.
 

Als er abends zu Hause war, fiel er wieder über Alyssa her, noch erbarmungsloser als gestern. Seine Lust wegen Hermine war einfach zu groß, er musste es einfach ablassen. In Gedanken trug er jedoch nicht Alyssas Stöhnen, sondern Hermines.

Und als er sich von ihr abwandte, hatte er nicht einmal auch nur den kleinsten Happen eines schlechten Gewissens.

Wille gegen Verstand

Auch am nächsten Morgen verspürte Draco keinerlei schlechtes Gewissen; er stand gemächlich auf, streckte sich im morgendlichen Licht und weckte Alyssa auch dieses Mal nicht. Er wollte lieber seine Ruhe haben nach dem gestrigen Chaos.

Für einen Moment schloss er die Augen und atmete tief ein; Hermine's Schnappen nach Luft kam ihm in den Sinn, wie lustvoll sie sich ihm entgegen gereckt hatte, als sie seine Erektion ganz nah bei sich gespürt hatte... wie schonungslos und wild sie sich geküsst hatten, bis eine Kundin das Chaos an Lust unterbrochen hatte...
 

Draco's Augen öffneten sich wieder. Mit langsamen Schritten ging er zu seinem Schrank, zog eine schwarze Jeans heraus, einen Gürtel, und ein hellblaues Hemd, dass er heute tragen wollte.

Nur noch einen Tag arbeiten, dann hatte er die Woche hinter sich gebracht.

Die blonden Haare trug er heute erneut streng nach hinten, den Hemdkragen knöpfte er zu, jedoch nicht bis ganz nach oben; einen kleinen Streifen Haut ließ er frei, drei Knöpfe. Er wusste genau, dass sein Vater, sollte er ihm begegnen heute Morgen, nur verächtlich die Nase rümpfen würde; er sah Draco am liebsten in Anzügen und Umhängen. Draco verzog sein Gesicht, als er an den Gesichtsausdruck seines Vaters dachte. Streng und unlobend, niemals befriedigt, egal, was Draco tat. Die Sache mit dem Job im Ministerium stand immer noch zwischen ihnen.

Als er sich fertig angezogen hatte und sein Aussehen kurz im Spiegel überprüfte, war er vollends zufrieden; ein Lächeln umspielte seine Lippen, bevor er leise pfeifend die Stufen hinunter in die Küche ging.

Seine Mutter und sein Vater waren schon wach; beide lasen in Ausgaben des Tagespropheten und hoben fast gleichzeitig den Blick, als Draco in die Küche stolziert kam.

„Guten Morgen!“, pfiff Draco ihnen gut gelaunt entgegen; sein Griff ging zu dem Korb mit Äpfeln. Er nahm sich einen besonders saftig aussehenden und biss herzhaft ab, während er sich auf einen der Stühle setzte und die Füße hochlegen wollte.

„Füße... Füße herunter vom Tisch.“, zischte sein Vater, der nicht gerade gut gelaunt aussah.

Draco verdrehte die Augen und nahm die Füße herunter, auch wenn es ihn nervte, dass er immer noch behandelt wurde, als sei er ein Kleinkind. Ihm entging nicht der Blick, den sein Vater auf ihn warf, besonders nicht den an Draco's Hemdkragen.

„Trägt man Hemden heutzutage so? Du bist ja fast halbnackt.“, bemängelte Lucius, während er einen Schluck auf seiner Tasse nahm. Tee, nahm Draco an.

„Ja, trägt man. Es muss doch nicht immer so bis oben hin zugeknöpft sein. Das schränkt mich nur beim Arbeiten ein.“

„Beim Arbeiten in diesem Laden... niedere Arbeiten....“

„Vater, lass gut sein. Ich werde nicht im Ministerium arbeiten.“

Lucius zog die Stirn kraus und blätterte die Zeitung um; seine geblähten Nüstern waren kein gutes Zeichen.

„Du benimmst dich in letzter Zeit zu aufmüpfig, Draco. Lass es sein. Ich weiß gar nicht, was in dich gefahren ist... wenigstens machst du eine Sache bald, und das ist sicher: Alyssa heiraten. Vielleicht hat diese Schufterei in diesem Laden dann ein Ende.“, zeterte Lucius langsam und gedehnt, jedoch mit deutlichem Nachdruck.

Narzissa sagte gar nichts; sie sah Draco nur mit einem besorgten Blick an. Typisch für seine Mutter, sich aus allem herauszuhalten.

„Ich bin keine 15 mehr, Vater.“, war Draco's aufsässige Antwort, während er seinen Apfel aufaß und sodann aufstand, um seine Jacke aus dem Flur zu holen.

Als er diese übergezogen hatte, ging er noch einmal in die Küche, um seinen Eltern Tschüss zu sagen.

„Also, ich geh dann mal.. könnte heute später werden. Ihr wisst ja, am Wochenende nach Ladenschluss wird viel abgerechnet und so... Vielleicht geh ich noch auf ein Bier in den Tropfenden Kessel, mit Burks.“

„Mach das, Schatz“, sagte Narzissa mit einem leichten Lächeln; Lucius entgegnete nur ein leises „Und trinken, das ist alles, was mein Sohn kann....“

Draco, dem die Wut schon wieder bis zum Hals stand, stapfte ohne ein weiteres Wort aus der Küche und raus aus dem Anwesen der Malfoys.

Wie nervtötend sein Vater doch sein konnte, wenn er nicht das bekam, was er wollte...
 

Burks war schon im Laden, kreidebleich und immer noch hüstelnd, als Draco ebenfalls mit leicht bitterer Miene eintrat.

„Alles klar, mein Junge?“, hüstelte der alte Mann, der gerade ein verstaubtes altes Buch ins Regal stellte.

Draco zog den Reißverschluss seiner Jacke auf, seufzte leise und legte die Jacke weg, auf den Tisch hinter dem Thresen.

„Ach, Burks“, sagte er leise, während er dem alten Mann zusah und sich dabei gegen die Theke lehnte, „du kennst meinen Vater doch und seine ewigen Nörgeleien zum Thema 'Arbeiten bei Borgin&Burks'. Er will mich immer noch im Ministerium sehen, auch wenn ich noch so oft sage, dass ich hier bleiben will.“

„Ja, dein Vater hatte schon immer andere Pläne für dich, schon als du noch zur Schule gingst, erinnerst du dich?“

Draco lächelte mild.

„Ja, das weiß ich noch. Fand den Laden damals wirklich unheimlich. Aber naja, die Zeiten ändern sich.“

„Ja, in der Tat... aber du, du willst hier doch noch arbeiten, oder?“

„Ja, natürlich, Burks. Das weißt du doch.“

„Ich habe nämlich einiges zu besprechen bald mit dir. Du siehst, ich werde alt und immer kränklicher... Du musst demnächst manche Schichten alleine fahren. Aber das kannst du ja. Und eigentlich habe ich überlegt, dass...“

Draco's Herz überschlug sich fast; was wollte Burks ihm sagen? Doch nicht etwa....?

„....... dass du den Laden als Teilinhaber übernimmst.“

Ein lauwarmes Gefühl breitete sich in Draco's Herzgegend aus; verdammt, dieser alte Mann. Einen Moment wusste er gar nicht was er sagen sollte. Unbeholfen sah er Burks einen Augenblick an, bevor er leise erwiderte:

„Burks, das wäre... mir eine Ehre. Aber bist du sicher, dass ich das kann?“

„Natürlich, hab ich doch gesehen die letzten Jahre. Du wirst das schon machen.“

„Das Feiern wir heute Abend, Burks, was meinst du? Ein paar Bier und Schnaps im Tropfenden Kessel?“

Das Lachen des Alten klang räudig und doch erfreut.

„Ja, das ist eine gute Idee. Aber jetzt steh da nicht rum, sondern mach die Waren fertig!“

„Ja, Sir!“, scherzte Draco und krempelte seine Hemdärmel hoch; die Arbeit ging ihm heute unglaublich leicht von der Hand.

Teilinhaber. Das bedeutete, mehr Geld, mehr Freiheit, mehr Entscheidungen, einfach mehr von allem. Er war begeistert von dem Gedanken, bald selbst ein Teil dieses uralten Etablissements zu sein.

Hermine kam heute nicht in den Laden, aber Draco hatte so viel zu tun, dass es ihm eh nicht gepasst hätte, zumal Burks ihn schon in einige zentrale Verwaltungsaufgaben einführte und Organisatorisches mit ihm besprach.
 

Erst am späten Abend, als die Kasse für die Woche abgerechnet war und der Laden geschlossen, vergaß Draco den Stress um die Arbeit und ging munter gelaunt mit dem alten Burks durch die Winkelgasse, hinein in den Tropfenden Kessel. Normalerweise war nicht immer viel los, doch schon an der Tür erkannte Draco, dass dort drinnen mächtig gefeiert wurde.

„Immer diese jungen Leute mit ihren Feiern“, grummelte Burks und ging durch die Tür, die Draco ihm aufhielt.

Und es stimmte: der Tropfende Kessel war gespickt mit vielen Altersklassen, die meisten jedoch älter oder in Draco's Alter, um die 20er bis 30er. Viele Leute aus dem Ministerium waren da, anscheinend gab es etwas zu feiern.

Draco, der seine Jacke nur über einem Arm trug, hatte die Ärmel immer noch hochgekrempelt und sein Hemd leicht offen. Jedoch war er froh darüber; im Tropfenden Kessel war es durch die vielen Leute, die Musik, das Gelächter und den Spaß brütend heiß.

Er setzte sich mit Burks an die Theke, die rapppelvoll war; ein Lächeln entfuhr ihm, und er bestellte zwei Ingwerbier mit Schuss.

Gemütlich streifte Draco's Blick durch den Tropfenden Kessel; es waren viele hübsche Frauen da, viele junge dazu; er schaute zwar zu ihnen, jedoch fanden seine Augen nicht die eine, die er eigentlich hatte sehen wollen.

Als das Bier kalt vor ihm stand, prostete Burks ihm zu.

„Auf dich, mein Junge!“

Draco tat es ihm gleich und nahm einen großen Schluck; das kühle Getränk tat unheimlich gut und ließ ihn leicht erschaudern nach all der Hitze. Während Burks ihm etwas über alte Zauberbanne erzählte, schweifte Draco's Blick erneut durch den Raum, und plötzlich sah er sie: Sie stand mit Potter und Weasley und einigen anderen in einer der Ecken, unterhielt sich und lachte. Hermine Granger. Ihre Haare waren durcheinander, jedoch nicht verwuschelt; dieser etwas verruchte Stil stand ihr sehr gut. Sie trug ein schwarzes Baumwollshirt und eine helle Jeans.

Draco entschuldigte sich kurz bei Burks und stand auf; zielgerichtet und wie immer selbstbewusst ging er auf Hermine zu.

„Na Granger, alles klar?“

Sie verschluckte sich fast, als sie ihn sah; er hatte sich zwischen Weasley und Potter gestellt, den beiden zugenickt und Hermine diesen Satz entgegen gebracht. Ein freches Grinsen feixte auf seinem Gesicht, während Hermine mit einem Lächeln auf ihn zu kam.

„Malfoy! Was machst du denn hier?“

Ihr Blick hing freudig an seinen grauen Augen; ein leises Schnauben ertönte neben Draco, das eindeutig von Weasley stammte, der es immer noch wagte, seinen roten Pullover zu seiner schrecklichen Haarfarbe zu tragen.

„Ich trinke. Und du? Versammlungsrat?“

„Nein, wir treffen uns immer am Samstag nach der Arbeit und trinken ein, zwei Bier.“, sagte sie und lächelte Ron zu, der ein Gesicht zog wie drei Tage Regenwetter.

„Kann ich dich kurz sprechen?“ Hermine hatte die Stimme gesenkt und sah ihn mit flehenden Augen an; Ron hatte es anscheinend nicht mitbekommen.

Draco nickte leicht und ließ sich von ihr mitziehen; ihre Hand umschloss sein Handgelenk und führte ihn sachte in eine etwas ruhigere Ecke, die leicht im Dunkeln lag und in der sich kaum Leute tummelten. Ein großer Balken aus Holz versperrte die Sicht von anderen auf die beiden.

Hermine seufzte; ihre Hände ließen Draco los, der immer noch grinsend auf sie hinabblickte.

„Draco, ich....“

„Du was?“, erwiderte er und zog sie näher zu sich; er beugte sich leicht zu ihr herunter, bis seine Lippen fast die zarte Haut um ihr Ohrläppchen berührten, dann flüsterte er: „Du musst so nahe kommen, Weasley hat hier gerade so hingestarrt.“

Sie schluckte; ihr Blick fiel auf Draco's Hemdkragen, der ein größeres Stück Brust freigab als heute Morgen. Was war es in dem Laden hier auch so heiß?

Sie biss sich auf die Unterlippe und zwang sich, Draco ins Gesicht zu sehen, nachdem sie seine Brust gemustert hatte, die sich hob und senkte unter der Wärme.

„Ich kann das nicht, Draco. Das mit gestern.... Ich bin mit Ron zusammen und... ich kann das einfach nicht. Mein Gewissen frisst mich auf....“

Draco erwiderte erst einmal nichts; sie stand immer noch sehr nah an ihm, er spürte ihr Herz fest schlagen, während sie verzweifelt an ihrer Lippe nagte.

„Das war mir schon klar....“, sagte er nach einer Weile des Schweigens, in denen sie sich nur angesehen hatten.

„Hör zu, du bist... ich finde dich... Gott, Draco, du bist ein unheimlich attraktiver Mann. Sehr sogar... Aber in mir schwebt noch die ganze Zeit die Schulzeit, und ich kann die Beziehung zu Ron nicht aufs Spiel setzen für eine...eine...“

„Eine was? Affäre?“

Sie errötete heftig bei dem Wort und zischte ein „Shhh!“ in seine Richtung, während sich eine ihrer Hände an seinen Hemdkragen krallte. Sie blickte sich einmal um, bevor sie sich wieder im zuwandte:

„Sag das nicht so. Es war ein Kuss, mehr nicht.“

„Ein Kuss? Das war eindeutig kein Kuss. Wenn die Kundin nicht gekommen wäre... Ich hab doch genau gesehen, was du wolltest...“, erwiderte er mit gedämpfter Stimme.

„Ich? Nein, du hast mich gegen dieses Regal gepresst und mir deine.... offensichtliche Erregung gezeigt.“

Draco zog die Augenbrauen zusammen; was sollte das denn jetzt?

Er fasste beide ihrer Unterarme und zog sie näher zu sich, damit er nicht so laut sprechen musste.

„Meine Erregung? Du vergisst wohl deine! Du hast doch angefangen mit diesem „Heb mich hoch“ Quatsch... und dann wunderst du dich, dass ich scharf auf dich werde, nur weil du dich immer mit dem größten Dekoltée und den engsten Jeans in meinen Laden stellst? Natürlich werde ich da scharf auf dich! Was hast du erwartet?“

„Aber... das waren harmlose Flirtereien, während du mich einfach so geküsst hast!“

Ihre Augen waren ebenfalls verengt und musterten Draco scharf; doch ihre hitzige Röte auf den Wangen blieb.

„Tu doch nicht so“, zischte Draco, während seine Hände sie immer noch festhielten; „als hätte dir das nicht gefallen. Ich sag doch, wäre die Kundin nicht gekommen, wir hätten an Ort und Stelle Sex gehabt.“

Das Wort „Sex“ spannte sichtbar beide Körper an; eine erregte Gänsehaut schoss über Draco's Haut und ließ seinen Nacken kribbeln, während die grauen Augen Hermine fest im Blick hatten. Er spürte genau, wie ihre Hände unter seinem Druck zitterten.

Sie entzog sich seinem Griff, sah sich kurz um, und als sie sicher war, dass niemand zusah, packte sie sein Gesicht mit beiden Händen und zog es nahe an sich heran; Draco konnte die Hitze auf ihrer und seiner Haut spüren, die fast elektrische Anziehung und Spannung zwischen den beiden.

Sie waren sich jetzt so nah, dass sich ihre Lippen fast berührten.

„Hör mir zu, Draco Malfoy“, hauchte sie gegen seinen Mund, der ihren Atem aufnahm wie eine Droge; er begann zu zittern vor Anspannung und spürte genau, wie sich heftige Lust in ihm aufbaute; „ich setzte das nicht aufs Spiel, verstanden? Ja, mag sein, wir hätten mit Bestimmtheit Sex gehabt gestern. Aber die Kundin war wie ein Zeichen, es zu lassen. Ja, ich habe mich danach gesehnt, dass du mich anfasst....“

Ihre Hände griffen sein Gesicht fester, ihre Lippen fuhren mit der leichten Andeutung eines Kusses an seinen vorbei, aber nur ganz knapp, dass es Draco fast zerriss;

„....dass du mich berührst, dass du mich küsst... dass du mich an Ort und Stelle in diesem Laden genommen hättest.... doch ich kann es nicht.“

Sie hielt die Position noch einige Sekunden, während Draco's Herz fast aus der Brust sprang; er war so kurz davor, so unglaublich kurz davor sie zu packen, mit sich zu nehmen, sie in den Laden zu führen, ach was, in eine dunkle Ecke oder eine Kammer zu führen und sich sofort und ohne Erbarmen über sie herzumachen. Sie wollte es doch. Er sah es ganz genau.

Doch ehe er sich versah, ließ sie ab von ihm; sie biss sich auf die Lippe, weil sie genau sah, was sie mit Draco angestellt hatte.

Sie machte sich bereit zu gehen, doch plötzlich ergriff Draco ihren Arm und zog sie noch einmal ganz nah und drückte sie gegen den Balken; Hermine spürte genau sein Becken an ihrem, spürte seine Hitze, seine sich hebende und senkende Brust.

Er beugte sich vor, die grauen Augen immer noch leicht verengt, und flüsterte ihr leichten Andeutungen von Küssen gegen den Hals:

„Wir werden sehen, Granger. Das Spiel, was du hier spielst, kann ich schon lange. Ich weiß genau, was du willst, dir stinkt deine Beziehung doch, und ich reize dich, der böse, verfeindete Malfoy, der böse Junge mit seinem Todesser Mal und den bitterbösen Augen... Ohja, du stehst drauf und du wirst das auch nicht ewig durchhalten....“

Danach ließ er ab von ihr; er warf ihr einen letzten, feurigen Blick zu, bevor er sich wandte und zu Burks zurück ging, nicht ohne sein Hemd vorher zu richten.

Hermine stand noch immer kurz an dem Balken, und musste ihren rasenden Puls beruhigen, das hatte er genau gesehen – und er genoss es.

Er trank sein Bier in einem Zug leer und bestellte sich neues.

Hermine schenkte er keinen Blick mehr, auch wenn er genau spürte, wie sie ihn beobachtete.
 

Als er nachts überaus spät und ziemlich betrunken nach Hause kam, wartete Alyssa in seinem Zimmer auf ihn. Ihre Stirn lag in Zornesfalten.

„Hast dich prächtig amüsiert, was???“, keifte sie, während Draco sich aufs Bett setzte und sich versuchte vernünftig die Schuhe auszuziehen.

„Immer.“, war seine knappe Antwort.

Doch damit bahnte sich der große Streit erst an.

„Eine meiner Freundinnen war auch im Tropfenden Kessel.“, sagte sie, und Draco verdrehte die Augen und schnaubte genervt.

Er wusste genau, was jetzt kam.

„Wer war die kleine Schlampe, mit der du dich so prächtig unterhalten hast?“

„Glaub mir, Alyssa, die ist mit Sicherheit keine Schlampe. Nur eine alte Schulkameradin.“

Alyssa schnaubte ebenfalls.

„Ach ja? Ist sie hübsch oder warum redest du so lange mit ihr?“

Oh man, dachte Draco und ließ sich aufs Bett fallen, als er die Schuhe abgestreift hatte. Da hatte eine ihrer Freundinnen wohl wieder ein Protokoll von jedem von Draco's Gesprächspartnern angefertigt. Es wurde eine lange Nacht.

Zähne zeigen

Der nächste Morgen brach rau und kühl an.

Alyssa schlummerte noch neben ihm, und Draco, dessen Kopf fast platzte vor Schmerzen, stand leicht schwankend auf.

Sonntage.

Eigentlich liebte er Sonntage, doch der heutige würde mit Sicherheit nicht zu seinen liebsten gehören. Mit leicht zusammen gekniffenen Augen tapste Draco ins Badezimmer, um sich einen Schwank kaltes Wasser ins Gesicht zu werfen und vielleicht auch, um duschen zu gehen. Er fühlte sich ausgelaugt und leer; die gestrige Nacht war einfach nur grausam gewesen. Alyssa's blanke Eifersucht, die Anschuldigungen, die heiße Abfuhr von Hermine... alles pochte und pochte in seinem Kopf und wollte irgendwie vergessen werden.

Als er in den Spiegel sah, hob er für einen kurzen Moment die Augenbrauen: Hut ab, ich sehe ganz schön scheiße aus, dachte er und fuhr sich die leichten Stoppeln entlang, die sich an seinem Kinn regten. Einen Augenblick überlegte er, ob er sich rasieren sollte; doch da er allgemein nicht gerade gut gelaunt aussah, ließ er die einzelnen Stoppeln stehen.

Er zog sich aus und drehte den Griff der Dusche auf, und direkt schoss warmes Wasser daraus, dass wunderbar auf Draco's Haut prickelte, als er sich mit einem schweren Seufzer unter die Dusche stellte. Der Schmerz im Kopf in der Schläfengegend ließ langsam, aber spürbar nach; nach wenigen Momenten konnte er schon wieder gerade stehen, ohne, dass ihm dabei schlecht wurde.

Er ließ sich besonders viel Zeit beim Einseifen und abbrausen, wohl gemerkt, da er sehr wohl wusste, dass das allsonntagliche Frühstück im Kreis der Familie anstand. Vater, Mutter, Alyssa, alle an einem Tisch. Draco freute sich nicht gerade darauf, obwohl er mehr als hungrig war. Doch immerhin würden Themen auf den Tisch kommen, die er für nicht so gut hielt.

Er hörte genau, wie Alyssa ebenfalls aufstand und sich ins Bad schlich; Draco war gerade dabei, mit einem Handtuch um die Hüften aus der Dusche zu steigen, die Haare vom Waschen noch ganz nass und leicht verstrubbelt.

Alyssa lehnte sich gegen die Duschkabine und betrachtete Draco, der sich abtrocknete; sein Körper hatte von seiner damaligen Schmächtigkeit nichts mehr. Im Gegenteil; leichte Stränge von Muskeln zogen sich durch seinen gesamten Körper, die Schultern waren während der Jahre des Arbeitens breiter geworden, ebenso sein Kreuz. Ein gut gebauter, schöner Mann; Alyssa biss sich auf die Lippen und kicherte.

„Du bist ganz schön sexy...“, hauchte sie; Draco schnaubte nur.

„Danke.“

Bevor Alyssa sich gegen ihn lehnen konnte und einen morgendlichen Kuss fordern konnte, hatte Draco sich aus dem Bad verzogen und ging zurück in sein Zimmer, um eine gemütliche, graue Jogginghose und ein schwarzes Tshirt anzuziehen.

Er liebte dieses Outfit; er zog es immer an, jeden Sonntag, allein schon deshalb, um seinen Vater zu ärgern, der selbst am Sonntag noch wert auf betuchte Kleidung legte.

Als Draco die Stufen hinunter ins Wohnzimmer nahm, waren seine Eltern schon am gedeckten Tisch und aßen; Draco setzte sich dazu, unter dem strengen Blick von Lucius, der sein Outfit geringschätzig musterte.

„Draco, muss dieses Outfit immer sein? Diese Kleidung ist viel zu.... unangebracht. Dass du dich nicht einmal richtig kleiden kannst.“

„Danke Vater, ich finde deine Kleidung auch sehr schön. Nein, Spaß beiseite: Es ist Sonntag, ich habe meinen einzigen freien Tag und würde gern entspannen. Also hör doch einmal auf, an meinen Klamotten herumzunörgeln.“, sagte Draco mit genervter Stimme und nahm sich eine Scheibe Brot, um diese mit Marmelade zu beschmieren.

„Wenn du das meinst...“, murrte sein Vater, während er missbilligend die Lippen schürzte; in der stillen Zeit kam Alyssa dazu und lächelte.

„Guten Morgen“, grinste sie in die Runde, doch nur Narzissa antwortete.

Draco spürte seinen Herzschlag etwas heftiger; es war an der Zeit, langsam einige Dinge auf den Tisch zu bringen. Er räusperte sich und überlegte, wie er es am besten sagen könnte. Doch als ihm einfiel, dass es eh nichts bringen würde, beschloss er, es einfach frei herauszusagen.

„Vater, Mutter, Alyssa.. ich habe euch etwas zu sagen.“, begann er mit leiser Stimme, während sich die Blicke der Familie auf ihn richteten.

„Na, da bin ich mal gespannt... Ich hoffe, es ist etwas vernünftiges.“, erwiderte Lucius mit einem leichten Seufzer.

„Darf ich bitte einfach mal sagen, was ich auf dem Herzen habe? Mein Gott, ich bin keine 12 mehr, Vater. Also, demnächst wird sich einiges ändern. Ich habe mich entschlossen, mein Leben demnächst selbst in die Hand zu nehmen. Burks hat mir angeboten, dass ich als Teilinhaber einsteigen kann.“, erzählte Draco und erwiderte den Blick seiner Mutter, die ihm lieb zulächelte.

Doch sein Vater schnappte hörbar nach Luft.

„Ach, herrje, Draco... das willst du doch wohl nicht annehmen? Danach kannst du eine Karriere beim Ministerium aber vergessen....“, bemängelte Lucius grob.

Draco schnaubte gereizt.

„Vater, ich sag es jetzt zum letzten Mal: Ich werde niemals im Ministerium arbeiten, in diesem Clownsverein... Ich werde den Laden als Teilinhaber übernehmen. Das bedeutet für mich nämlich, mehr Geld, mehr Freiheit, mehr Bestimmungen.“

Einen Moment war der Raum mit einer senkenden Stille erfüllt; nur das Klappern von Geschirr drang in Draco's Ohren. Dann räusperte sich Lucius.

„Das wirst du nicht machen.“

„Und ob! Es ist meine Entscheidung und mein Leben! Außerdem überlege ich, auszuziehen und mir eine kleine Wohnung zu suchen....in der Nokturngasse.“

Diesmal war es Alyssa, die nach Luft schnappte.

„Aber Draco! Wir ziehen in den nächsten Monaten doch eh zusammen und heiraten! Da brauchen wir ein Haus, wenn ich schnell schwanger werde....“, sagte sie erschüttert.

Draco spürte genau, wie sich eine pochende Halsschlagader auf seiner Haut zeigte. Er hasste es so sehr. Er wollte sie nicht. Er wollte kein Haus mit ihr. Er wollte nicht mehr zu Hause wohnen. Er wollte schon gar keine Kinder mit ihr.

Sein Marmeladenbrot war noch nicht ganz aufgegessen, da stand Draco plötzlich auf.

„Ich hab keinen Bock mehr auf den ganzen Kram hier. Ist mir egal, was ihr denkt. Ich lass mir nicht mehr alles sagen. Seh' ich aus wie ein Kleinkind?“, schnarrte er.

Lucius musterte seinen Sohn geringschätzig.

„Und das mit der Hochzeit überlege ich mir auch noch.“, fügte Draco hinzu und wusste genau, dass er damit bei allen das Fass zum Überlaufen brachte.

Ein leises Poltern ertönte, als Lucius sich von seinem Stuhl erhob und sich vor seinem Sohn aufbäumte; eine Sekunde verging, vielleicht zwei, dann spürte Draco ein heftiges Brennen und einen Schlag ins Gesicht; sein Vater hatte ihm eine heftige Ohrfeige verpasst.

„Lucius!“, gellte Narzissa, doch Draco war schon in den Flur gestürmt und hatte sich seine Jacke vom Haken der Garderobe gerissen; mit einem kräftigen und extra lauten Türschlag war er aus dem Anwesen gestürmt und war auf der Stelle disappariert.
 

Er kam in einem Park heraus, der ganz in der Nähe der Winkelgasse stand; es war leicht nebelig und nicht unbedingt gemütlich, da Draco immer noch seine Jogginghose und nur ein Tshirt unter der Jacke anhatte.

Dennoch störte es ihn nicht im Geringsten; er kochte innerlich so sehr, dass er nur mit zittrigen Fingern das auspacken konnte, was sich in seiner Jackentasche befand: eine kleine Schachtel Zigaretten. Eigentlich rauchte er nicht, doch an manchen besonders stressigen Tagen konnte er einfach nicht anders.

Er setzte sich auf eine düster wirkende Parkbank.

Das, was sich dort gerade abgespielt hatte im Hause der Malfoys, war einfach zu viel.

Er steckte sich die Zigarette mit seinem Zauberstab an, bevor er einmal kräftig daran zog und den Rauch genüsslich ausblies.

Das Brennen in der Lunge und der dunkle Qualm taten seiner Seele gut; er nahm gerade einen zweiten, tiefen Zug, als er durch eine Stimme erschreckt wurde, die er ganz und gar nicht erwartet hätte; Hermine Granger.

„Oh, der böse Junge raucht also auch noch?“, sagte sie mit einem verzückten Ausdruck in den Augen, während sie sich neben ihn setzte und gemütlich die Beine ausstreckte.

„Was machst du denn hier“, seufzte Draco mit angespannter Miene, ohne sie auch nur einmal anzusehen; es war ihm wirklich ein Rätsel, warum die beiden gerade zur selben Zeit am selben Ort waren und sich unterhielten, als sei alles so geplant gewesen.

„Sehr nett, dir auch einen schönen Sonntag“, kicherte sie und lehnte sich zurück; ihr Blick auf Draco's Jogginghose.

Draco, der den Blick genaustens sah aus den Augenwinkeln, wandte sich endlich ihr zu; seine grauen Augen fanden die braunen, leuchtenden direkt.

„Falls du dich fragst, warum ich das anhabe, ich bin geflüchtet. Aber mehr sag ich dazu nicht. Reicht dir das als Erklärung? Und jetzt sag mir, warum du gerade hier bist. Genau dann, wann ich hier bin.“, murrte Draco und warf die Zigarette weg, auch wenn diese noch nicht ganz aufgeraucht war.

Hermine grinste.

„Ich bin dir gefolgt. Es gibt dort einige interessante Spurenzauber, die ich gelernt habe... Man kann sie an jede beliebige Person heften. Und da ich dich in letzter Zeit eh im … naja, Blick hatte, hab ich es mal ausprobiert. Ich kriege immer mit, wo du bist.“

„Wow, Granger, das kommt mal gar nicht stalkermäßig rüber“, sagte Draco, jedoch legte sich ein leichtes Lächeln auf seine Lippen. Sie hatte eine dicke Jacke an, die sie fest um ihren Körper geschlungen hatte, und ein dicker Schal hatte sich um ihren zarten Hals gewunden.

„Ich weiß“, erwiderte Hermine leicht errötend; sie biss sich kurz auf die Lippe und wich seinem Blick aus; „aber ich konnte irgendwie nicht anders. Unsere letzten Begegnungen waren so.. ich weiß nicht. Glaub nicht, dass ich meine Meinung geändert habe, aber... Ach, du weißt schon.“

„Ne, weiß ich nicht“, scherzte Draco; natürlich wusste er es.

Sie wollte ihn genauso sehr wie er sie wollte und begehrte. Die Anspannung und Hitze zwischen ihnen, die schon beim ersten Wiedersehen nach der Schule stattgefunden hatte, war gigantisch und unheimlich elektrisierend gewesen.

Er wusste genau, dass auch sie die heftigen Küsse im Laden nicht vergessen hatte, ebenso wenig seine Ansage, das Spiel fortzusetzen.

„Weißt du wohl. Aber es ist nicht so, wie du denkst... Ich.. hab da nur so eine Art... Neugierde in mir, die du geweckt hast. Mehr nicht. Jahrelang mit Ron zusammen zu sein ist eben... manchmal langweilig.“

„Ich kann es mir vorstellen. Uh, allein die Vorstellung, du und Weasley wachen jeden Morgen nebeneinander auf...“ Draco schüttelte sich, während Hermine ihm einen leichten Faustschlag gegen die Schulter gab.

„Draco! Du bist gemein!“

„Immer, du kennst mich doch.“

Hermine senkte den Blick und lächelte in sich hinein; Draco streckte die Beine und reckte sich.

„Was kann ich denn bitte jetzt den ganzen Sonntag machen? Nach Hause geh ich garantiert nicht. Weißt du, wo man gut essen kann?“, sagte Draco.

„Ja, im Drei Besen in Hogsmeade. Ich komme mit, wenn du willst. Ist weit genug weg von unseren Wohnorten... also da kann uns keiner sehen...“, ihre Stimme senkte sich, leicht hauchend, und Draco spürte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten. Deutete sie da etwas Bestimmtes an?

Seine Mundwinkel zogen sich zu einem frechen Grinsen hoch; Hermine wurde puterrot.

„Nicht dass was du denkst! Einfach nur... so.“, fügte sie hinzu.

„Natürlich. Ich weiß schon. Weil das Drei Besen ja auch keine Zimmer vermietet...“

„Draco, ich bin anständig. Essen gehen und mehr nicht. Ein bisschen reden... Mir fällt nämlich auch die Decke auf den Kopf.“

„Na dann...“

Und Draco stand auf und zog Hermine mit einem leichten Ruck auf die Beine, während er sie nicht aus den Augen ließ.

„Darf ich bitten?“, sagte er leise und bot ihr seinen Arm zum Apparieren an; sie fasste ihn mit einem festen Griff. Draco spürte ihre Wärme neben sich, ihren Duft, fühlte ihr aufgeregtes Zittern, da sie ja etwas für sie unheimlich verbotenes tat. Er kam nicht umher, ihr eine Strähne aus dem Gesicht zu zupfen, die sich auf ihre Lippen gelegt hatte.

Ihr Blick fuhr hoch zu ihm.

„Danke“, hauchte sie leise, während die braunen Augen ihn fest fixierten.

Sie schluckte, weil sie genau spürte, wie Dracos Finger für einen Moment an ihren Lippen verweilte, während er sie musterte.

„Nur Essen, ja?“, flüsterte er, und sie nickte, sagte jedoch nichts.

Sein Finger glitt ihren Hals hinab, suchte ein Stückchen Haut in ihrem dicken Schal.

„Ein kleines, harmloses Essen also...“

„Ja“, hauchte sie ihm entgegen, und Draco spürte den Druck an ihrem Hals, als sie schlucken musste.

Er lächelte noch einmal, bevor er sich abwandte und mit ihr apparierte.
 

„Nein, natürlich nicht!“, lachte Hermine aus vollem Hals, während Draco nur amüsiert schmunzelte.

Er hatte sie ein wenig aufgemuntert, nachdem sie ihm gebeichtet hatte, dass es zwischen Ron und ihr nicht ganz so rosig lief. Um die Gefahr abzuwenden, dass sie eventuell noch begann zu weinen (ihre Augen glänzten verdächtig), hatte er, um sie abzulenken, einige komische Sachen und Erinnerungen über Ron aus seinem Gedächtnis gekramt und sie zum Besten gegeben, was Hermine so herzlich zum Lachen gebracht hatte, dass sie sich fast alle zwei Bissen an ihrem köstlichen Hühnchen verschluckte.

Das Essen war köstlich gewesen. Als Hermine noch gerade genüsslich am Nachtisch naschte, nutzte Draco die Gelegenheit und stand auf, um zur Theke zur gehen; die Wirtin lächelte ihm zu.

Draco senkte ein wenig die Stimme, als er diese fragte:

„Haben sie ein schönes Zimmer frei für eine Nacht? Ich bin alleine, jedoch hätte ich trotzdem gern ein großes Bett.“

Die Wirtin lachte verschwörerisch, nickte jedoch eifrig.

„Wir haben ein sehr schönes Zimmer oben frei, mit Blick auf die weiten Umlande.“

„Das nehme ich dann bitte.“

„Mit Frühstück?“

„Ja.“

„Es ist Zimmer 12. Hier haben Sie den Schlüssel.“, sagte die Wirtin und reichte Draco einen kleinen goldenen Schlüssel. Draco grinste und bedankte sich, bevor er zu Hermine an den Tisch zurückkehrte.

„Also, ich habe mir ein Zimmer genommen und schlafe heute Nacht hier.“, sagte er mit verschmitzter Miene und hob den Schlüssel hoch.

„Oh, so ernst?“, war ihre immer noch leicht kichernde Antwort, während sie den letzten Löffel Mousse au Chocolat aß.

„In der Tat. Willst du es mal sehen?“

Sie zögerte einen Moment, ihre Augen fixierten die seinen fest. Anscheinend schätze sie in Gedanken ihre Möglichkeiten ab; Draco, der sowieso wusste, was kommen würde, stand auf.

„Es ist Zimmer 12, falls du...“, begann er, doch zu seinem Überraschen stand Hermine direkt auf.

„Nein, Draco. Ich komme nicht mit hoch. Das hatte ich dir gesagt und so bleibt das auch.“

„Na dann...“

Draco's Lippen zeigten ein freches Grinsen, und er trat näher an Hermine heran; ihr Blick blieb fest auf seine Augen fixiert, auch wenn eine klare Röte auf ihre Wangen lief, als er sie an der Wange berührte.

„.... das Essen geht auf mich. Und ich hoffe, du hast noch einen schönen Sonntag, Granger.“

Seine Finger verharrten an ihrer Wange; dann, ohne, dass er es vorher geplant hatte, drückte er ihr einen sachten, warmen Kuss auf die Stirn.

Noch bevor sie ein Wort sagen konnte, war er auch bereits gegangen, die Treppen hinauf in das Zimmer: es war in der Tat schön. Mit einem großen Fenster, von dem aus man weit blicken konnte.

Doch ohne die Landschaft weiter zu betrachten, zählte Draco in seinem Kopf.

Eins, zwei, drei, vier....

Er schloss die Augen.

Als er bei der Zahl 21 angekommen war, platzte plötzlich die Tür auf; und Draco wusste genau, wer dort schwer atmend in der Tür stand und ihn fixierte. Sein Kuss auf die Stirn hatte also Wirkung gezeigt; er wusste es einfach. Frauen wurden immer weich bei solchen Küssen.

Er öffnete die Augen und sah sie direkt vor ihm stehen, der Körper angespannt, und ihre Augenbrauen waren leicht verengt.

„Was... was sollte das gerade eben?“, stieß sie hervor, sodass es fast wie ein Zischen klang. Als Draco sich wegdrehen wollte, krallte sie ihre Hand in seinen Unterarm und hielt ihn auf.

„Lass los, Granger, ich will nur die Tür schließen.“, sagte er leise und löste sich ohne große Mühe von ihr.

Die Tür fiel leise ins Schloss, und Draco drehte sich wieder Hermine zu. Sie stand dort immer noch, atemlos, ihn anstarrend, mit wütendem Blick. Ihr Brustkorb hob und senkte sich; an ihrer halb offenen Jacke und dem Schnee an ihren Stiefeln sah er, dass sie erst aus dem Lokal, und dann wieder hineingestapft war, offenbar in heller Verwirrung. Unter der Jacke trug sie wieder den Cardigan und das Top, das Draco jedes Mal so verrückt machte.

Er brauchte nur zwei Schritte zu gehen, da stand er vor ihr, und seine Hände zogen sie an der Taille näher, bis sie sich so nah waren wie gestern im Tropfenden Kessel.

Er konnte genau ihren Herzschlag spüren. Einen Moment lang sahen sie sich noch an, Hermine äußerst reserviert, doch dann, ohne jede Vorwarnung, packte Hermine Draco's Gesicht in beide Hände, zog es grob zu sich hinunter und küsste ihn.

Und es war kein normaler, herantastender Kuss, nein: Dieser Kuss war grob, lustvoll und hatte nach seinem ersten Anfang schon ein wenig ihrer süßen, weichen Zunge in sich, die Draco mit seiner verwöhnte.

Gott verdammt, ein guter Kuss.

Er löste sich von ihr, während ihm leicht schwammig vor Augen wurde; er atmete heftiger als vorher.

„Deswegen bist du hier, hab ich Recht?“, hauchte er gegen ihren Hals, von dem er sich im Gegensatz zu ihren Lippen nicht abgewandt hatte.

Ihre Stimme klang zischend.

„Ich bin wegen gar nichts hier. Das war ein blöder Aus...“

„Ausrutscher. Klar, Granger.“

Seine Stimme verhieß Diskussion, doch sein Körper tat etwas anderes: Er packte Hermine, hob sie hoch und drückte sie auf das große, weiche Bett, das im Zimmer stand und nur auf die beiden zu warten schien. Seine Hände drückten ihre Handgelenke auf die Bettdecke, nicht schmerzend, aber hart genug, dass sie nicht entkommen konnte. Er blieb über sie gebeugt und sah sie mit einem feurigen Blick an, während er sein Becken auf dem ihren niederließ.

Sie atmete heftig und versuchte doch tatsächlich, sich zu wehren; doch Draco gab dem Beugen ihres Körpers nicht nach. Gott, wie verrückt sie ihn machte. Ihre Brüste lagen perfekt so, und er ließ seinen Blick darüber wandern.

Sie gab ein „Wag es!“ von sich und versuchte erneut, sich loszureißen, doch Draco ließ nicht locker; er beugte sich nun über ihr Gesicht mit seinem und machte einen abrupten Halt, sodass sich ihre Lippen nur ganz, ganz leicht berührten, einen Millimeter vielleicht. Das Streichen der zarten Haut von beiden knisterte und ließ Draco eine heiße Welle durch seinen Körper schießen spüren. Er merkte genau, wie erregt er wurde; und er wusste auch, dass sie es spüren konnte an ihrem Becken, zwischen ihren Beinen; denn sie ließ ein leises Keuchen ertönen.

„Du bist doch nur hier, weil Ron es nicht auf die Reihe kriegt, es dir richtig zu besorgen, Granger. Genau deshalb bist du hier.“, hauchte Draco gegen ihre Lippen, die leicht geöffnet waren und erzitterten von seiner Nähe.

Bevor sie etwas Empörtes entgegnen konnte, hatte er die letzten Millimeter zwischen ihnen genommen und küsste sie.

Aber es war keineswegs nur ein Kuss, nein: Es waren wilde, hemmungslose Küsse, und ihre Lippen erwiderten diese, und als er sie endlich losließ, rannte sie nicht weg, sondern krallte ihre Finger und Nägel in seinen Nacken und seufzte stöhnend gegen seine Lippen, dass er ja nicht aufhören solle.

Sein Becken schob sich weiter gegen ihres, und sie spürte ihn, riss mit Sicherheit ein, zwei Kerben in seine Haut und küsste ihn so verlangend, dass Draco seine Hände und seinen Körper nicht mehr still halten konnte.

Die andere Granger

Ein leiser Türschlag riss Draco am nächsten Morgen aus dem tiefsten und ruhigsten Schlaf, den er jemals gehabt hatte.

Noch einen Moment blieb er liegen, hier, in der weichen Decke, aus der sein halber, nackter Oberkörper herausschaute und seine Arme; der rechte Arm lag noch ausgestreckt auf der Seite, auf der vor wenigen Augenblicken noch Frau Türknall- Hermine- geschlafen hatte.

Und trotz allem konnte er sich sein grobes, verschmitztes Grinsen nicht von den Lippen wischen.
 

Er konnte ihre Gründe genau verstehen, weshalb sie nun so plötzlich gegangen war: Es war entweder pure Panik oder ihre Schüchternheit, das Falsche nach so einer Nacht zu sagen. Draco biss sich auf die Lippe und drehte sich auf den Rücken, während er die Hände unter seinem Nacken verschränkte und amüsiert an die Decke starrte, als hinge dort ein besonderes lustiges Bild.

Ja, sie hatten Sex gehabt.

Und was für Sex sie gehabt hatten.

Draco war sich sicher, dass Hermine ausgehungert gewesen war, sie hatte so sehr nach Liebe und Lust geschrien, ihr ganzer Körper hatte danach geschrien. Sie war über ihn hergefallen wie ein hungriger Hund, und auch Draco, der noch ein oder zwei Nächte davor Sex gehabt hatte, konnte sich nicht an ihrem Körper satt kriegen.

Als er sich nun im Zimmer umsah, schossen ihm die heißen Erinnerungen durch den Kopf, als seien sie erst gerade gewesen: Das Bett zerwühlt, überall lagen die Klamotten verstreut herum. Hermines Top, dass die Nacht nicht überlebt hatte und zerrissen auf dem Boden schlummerte (oh, wie gern hätte er gesehen, wie sie wohl zur Arbeit gegangen war?).

Die Kommode, wo die ganzen Bilder heruntergefallen waren, weil Draco sie mit einem Schub darauf gesetzt und sie hart genommen hatte; ihre Fingernägel, die sich bei jedem harten Stoß in seinen Nacken gekrallt hatten, spürte er jetzt erst.

Außerdem konnte er noch genau riechen, was in dieser Nacht passiert war: Das Zimmer roch warm und süßlich, gemischt mit dem Geruch von wildem Sex, der hier sicher nicht nach zwei Minuten Lüften wieder raus war.

Während er so vor sich hingrübelte und sich die heißesten Szenen nochmal zu Gute führte (er merkte, wie er schon wieder erregt wurde), klopfte es an die Tür, und die leise Stimme der Wirtin erklang dahinter.

„Herr Malfoy? Wünschen Sie Frühstück am Bett? Ihre Begleitung ist anscheinend heute früh gegangen...“

Draco hob amüsiert die Augenbrauen, murrte ein leises: „Ohja, das ist sie....“ und wiederholte dann mit lauterer Stimme:

„Nein, alles gut, ich komme gleich herunter und esse da. Danke!“

Montag also. Er war spät dran, doch das scherte ihn nicht.

Heute nicht.

Mit einem immer noch währenden Lächeln auf den Lippen klaubte Draco seine Klamotten zusammen, die ohnehin spärlich waren von seiner abrupten Abreise gestern aus dem Hause Malfoy: Seine Jogginghose, ein Tshirt, Schuhe, seine schwarze Jacke, die zerknüllt unter dem Tischchen an der Ecke zur Tür lag. Als er sich angezogen und die Haare leicht gemacht hatte, heute mal etwas lässiger, ging er mit einem fröhlichen Pfeifen die Stufen hinunter.

Das Essen war gut, er bezahlte der Wirtin mit einer zweideutigen Geste etwas mehr Trinkgeld als üblich und ging mit einem Summen auf den Lippen hinaus.

Draußen lag immer noch etwas Schnee, und es war sehr kalt. Doch das scherte ihn nicht im Geringsten.

Er musste sich etwas mehr als konzentrieren vor dem Apparieren, da sich gerade wieder das erbarmungslose Stöhnen Hermine's in seinen Kopf setzte; jedoch kam er wohlbehalten vor dem alten und leicht zugeschneiten Schild von Borgin&Burks an.

Die Lampen leuchteten, und Draco trat in die Tür, nicht ohne sich vorher die Schuhe abzuklopfen.

Burks, der Draco natürlich sofort bemerkte, hielt einen Moment inne: Dann lachte er plötzlich laut los.

„Mein Junge!“, gellte der Alte, während Draco ihn nur verwirrt ansah; was war das denn?

Erst einen Moment später fiel ihm auf, dass er ja in Jogginghose zur Arbeit gegangen war. Oh, nicht so gut. Doch wen kümmerte das, wenn man die Nacht davor den erregendsten Sex seines Leben gehabt hatte?

„Du siehst aus...! Warst du denn nicht zu Hause?“, bellte Burks ihm zu, während Draco mit einem schiefen Grinsen vor die Ladentheke trat.

„Naja, ich war... nicht zu Hause heute Nacht.“,erwiderte er Burks, der immer noch schallend lachte und nach Luft schnappte.

„Nicht zu Hause, Draco? Ja, ich will es gar nicht wissen, wo du warst. Dein Hals sagt alles.“

„Wieso mein....?“, japste Draco und griff sich mit einer plötzlichen, leicht klatschenden Handbewegung an den Hals.

Burks lachte nur noch lauter und hatte schon Tränen in den Augen; Draco, der Böses ahnte, schob sich an dem alten Mann vorbei und rannte ins kleine Bad, dass sich hinter dem Lager befand. Und als er den Spiegel sah, musste er erst einmal schlucken.

Ach, du meine Güte.

Da waren Bissspuren und blaue Flecken, die wilden Küssen gar nicht so unähnlich sahen; da waren Kratzer, die sich besonders an der Seite des Halses häuften und im Nacken. Überall. Die Kratzer gingen bis zum Ansatz der Brust weiter; was unter dem Shirt auf ihn wartete, wollte er gar nicht wissen.

Er dachte, niemand würde den Grund für sein Grinsen heute erkennen, doch als er sich selbst da stehen sah, wusste er genau: Der blonde Kerl hatte Sex. Verdammt guten Sex. Normalerweise eine Sache, auf die man wirklich stolz sein konnte.

Wie er die ganzen Spuren und Bisse allerdings Alyssa und seinen Eltern erklären sollte, das wusste er nicht.

Bei seinem Glück und bei seiner Vorahnung stand Alyssa in spätestens zwei Stunden im Laden und würde ihn zur Rede stellen.

„Burks!“, brüllte Draco, während er einen besonders übel aussehenden Biss vorsichtig mit dem Finger berührte.

Er übte leicht Druck auf die Stelle aus, presste seinen Finger dagegen, bis es weh tat, und ließ dann los. Die Haut wurde zunächst noch weißer als sonst, dann jedoch ließ es nach.

Er war nicht dumm, doch hatte er gerade allen Ernstes versucht, sich eine Bisswunde mit dem Finger wegzudrücken? Oh man, du gehst vor die Hunde. Diese Frau ist dein Untergang, dachte er, während er an dem lachenden Poltern hörte, wie sich Burks näherte.

Nach zwei Sekunden mehr stand der alte Mann immer noch tiefst amüsiert in der Tür, wischte sich eine kleine Träne weg, während Draco ihn verzweifelt anstarrte.

„Was mach ich denn jetzt? Ich seh aus wie.....“, begann er, doch Burks hob die Hand.

„Draco, Draco. Natürlich gibt dort einen Zauber...“

Draco's Blick hellte sich auf; seine Rettung!

„...aber den kenne ich nicht. Du musst wohl oder übel weiterhin damit rumlaufen.“

Der Alte brach erneut in Gelächter aus, als er den Satz vollendet hatte; Draco schnaubte ein leises „Na super, danke...“, während er ins Lager ging und dort in dem alten Schrank kramte, der Arbeitskleidung enthielt.

Diese war alt und modrig und wurde bestimmt schon seit Jahren nicht mehr benutzt; doch Draco wusste, dass ein schwarzer Rollkragenpullover dabei war.

„Oh, wow...“

Er fand den Rollkragenpullover und bereute jetzt schon, dass er keinen Schal dabei hatte. Bis zur Pause waren es noch einige Stunden, weswegen er sich erst mit diesem alten Pullover begnügen musste.

Doch trotz all dieser Missstände und dem Kratzen des Kragens an seinem Hals hatte er bessere Laune als je zuvor, und er spürte, wie der alte Mann ihm seine Sünde gar nicht übel nahm.
 

Entgegen seiner Erwartung kam Alyssa nicht in den Laden; die Erleichterung war groß darüber, und Draco atmete frei und tief durch, als er in die Nokturngasse zur Pause trat.

Der Schnee war etwas geschmolzen, jedoch pappte er noch an manchen Stellen beim Gehen. Doch Ausrutschen war nicht mehr so einfach.

Er stapfte den Weg zur Winkelgasse entlang; nach einem kurzen Snack wollte er sich unbedingt ein neues Oberteil und einen großen Schal zulegen.

Wenn ihn jemand so sah, wie er jetzt war, konnte er sich gleich den Todesfluch geben. Am besten, Alyssa's dämliche....

„Hallo, Draco.“

Er zuckte so heftig zusammen, dass er fast im Anhalten ausrutschte; ein leises Lachen ertönte und er spürte eine kleine Hand, die sich um seinen Unterarm wand.

„Oh, hi, Theresa. Ich hab dich gar nicht gesehen.“

Theresa, eine hübsche Hexe und leider auch eine der besten Freundinnen von Alyssa, kicherte leise und sah Draco unverhohlen an: Ihre Augen blitzten.

„Ich hab gehört, du und Alyssa habt euch ganz schlimm gestritten? Ich muss nachher noch zu ihr und wollte etwas zu naschen besorgen... Ist es denn so ernst?“, sagte die blonde Hexe und musterte Draco, der sich gerade durch die Haare fuhr.

Warum musste Alyssa auch nur jeden einzelnen Streit direkt an ihre Gruppe von Freundinnen mitteilen?

„Ja, schon. Keine Ahnung, das wird wohl wieder... Gab einige Reibereien, aber wenn du das schon weißt, weißt du sicher auch wieso.“

„Ohja“, säuselte sie, während sie sich eine ihrer Haarsträhnen hinter das Ohr strich. Das klang nicht gerade wie eine wütende beste Freundin seiner Freundin, die sicher heulend zu Hause saß. Was war das denn?

„Ich... muss weiter, ich hab noch eine Menge zu erledigen in der Pause...“, begann er, während er seinen Unterarm, den Theresa immer noch leicht festhielt, sanft löste.

„Na klar. Solltet ihr euch nicht wieder vertragen und du mal reden möchtest... naja, du weißt ja, wo ich wohne.“, antwortete sie, lächelte ihm noch einmal herzlich zu und ging dann, nicht ohne sich noch einmal umzudrehen.

Alles klar.

„Wenn du mal reden möchtest“, äffte Draco sie leise nach; die wollte garantiert nicht reden. Die wollte sich allerhöchstens an ihn ranschmeißen, wenn er Single war. Doch was scherte ihn das? Mit einem leicht verwirrten Blick ging er weiter in Richtung Bäckerei, doch noch bevor er in die Tür gehen konnte, krachte er mit zwei Leuten zusammen, denen er heute eher nicht zusammen begegnen wollte: Harry Potter und Hermine.

Potter's Miene verzog sich; doch Hermine lächelte verschmitzt. Sie trug einen dicken, wollenen Schal, und ein Blick in ihre Augen verriet Draco auch, wieso sie diesen Schal trug, obwohl es nicht mehr bitterlich schneite.

Er blieb stehen, ebenso wie Hermine. Potter schnaubte.

„Hermine, wir müssen weiter. Wir haben keine Zeit zu plaudern. Vor allem nicht mit...“

„Immer nett, dich zu sehen, Potterlein!“, feixte Draco, während er den schwarzhaarigen Mann mit dem Dreitagebart taxierte. „Hast dich hoffentlich endlich mal ausgetobt?“

„Immer!“, schnarrte Potter, während er Hermine mit einem wartenden Blick fixierte. „Hermine, Ron wartet....“

„Soll er doch warten!“, fauchte Hermine, während sie sich zu Potter umdrehte; sie diskutierten einen Moment leise miteinander, und Draco tat gewissentlich so, als würde er die Worte „Malfoy, Feind, Schule und Quidditch“ nicht hören. Nach zwei Minuten stampfte Potter mit einem pikierten Gesichtsausdruck davon; Hermine stellte sich wieder vor Draco und sah ihn mit glänzenden Augen an.

„Du bist heute morgen früh abgehauen“, bemerkte Draco, bevor sie auch nur den Mund öffnen könnte.

Sie lächelte; ihr Blick wanderte kurz an den Kragen seines Pullovers; sie biss sich bei dem Anblick auf die Lippen, weil sie genau wusste, was dort verhüllt zu finden war.

„Ja, ich hatte verschlafen und musste mich noch umziehen vor der Arbeit. Ich wollte dich nicht wecken.“, sagte sie mit leiser Stimme, während sie ihre Jacke näher um den Körper schlang; sie sah sich kurz suchend um, bevor sie sich näher zu ihm beugte; er senkte leicht den Kopf, um ihre Worte zu verstehen, denn sie sprach sehr leise.

Sie roch fantastisch.

„Können wir kurz in einer etwas... unauffälligeren Ecke reden?“

„Ja. Ist mir auch lieber“, antwortete er, während er sachte ihren Arm in seine Hand schloss und sie bestimmt mit sich zog.

In einer kleinen, dunklen und unauffälligen Ecke, die einer kleinen Gasse glich und perfekt abgeschirmt war, hielt er inne; die Ecke war feucht und ungemütlich, doch sie würde ihren Zweck erfüllen.

Er stand ihr gegenüber, sehr nah, während sie mit dem Rücken an die nasse und schmuddelige Mauer gedrückt stand; ihre Blicke fanden sich sofort. Hermine's Atem ging stoßweise, während sie ihn von unten ansah.

Ihr Blick sprach Bände.

„Ich muss...“, begann sie, doch Draco unterbrach sie, indem er ihr seine blässlichen Finger auf die Lippen legte.

„Du musst gar nichts“, flüsterte er, während er seinen Arm rechts neben ihren Kopf abstützte; sie kamen sich gefährlich nahe. „Ich weiß, dass du bei deinem Wiesel bleiben willst und ich.. ja. Wir.. das war... eben eine... Sache die einfach passiert ist. Auch wenn es zu gut war.“

Sie hörte ihm zu, während er die leisen Worte mit einem Hauchen an ihr Ohr brachte; sie schluckte, und ihr Brustkorb hob und senkte sich von der aufregenden Atmung.

„Draco“, hauchte sie, während sie seinen linken Arm umfasste; sie zog den Arm zu ihrer Brust und hielt diesen fest.

„Ich brauche dich... für Sex.“

Draco's Blick war so perplex, dass er sich sicher war, dass Burks sich wieder krummen würde vor Lachen, hätte er diesen gesehen; doch er starrte Hermine zunächst einige Sekunden tonlos und mit offenem Mund an. Sie erwiderte diesen Blick, während ihre warme Hand sanft über seinen Handrücken strich. Gott, diese Augen. Diese verdammten Augen.

„Du... was?“, war alles was Draco herausbrachte, so verwirrt war er.

Bat sie ihn gerade um eine....?

„Affäre, ja. Du und ich. Vielleicht einmal die Woche, einmal alle zwei Wochen. Ich brauche das. Seit gestern weiß ich, dass ich eigentlich noch nie richtig Sex gehabt habe. Es war... unglaublich. Und es ist so widerlich, dass es mich schon wieder heiß macht... Mehr nicht. Ich will weder eine Beziehung noch sonst etwas.“

Kam das gerade wirklich aus Hermine Granger's Mund? Diese Sätze? Mit diesem Mund, der gestern noch ganz woanders an Draco's Körper zu finden war als jetzt in dieser betörenden Enge?

Er musste schlucken; die in ihm aufkommende Hitze schnürte ihm jegliche Luft ab. Sein Herz raste und platzte fast aus der Brust.

„Du... Du! Du, Hermine Granger... willst eine... mit mir? Ist dir klar, was das bedeutet? Du bist ja krank... Du,... wer bist du?“, stotterte er, und war erleichtert über ihr Lachen, dass sich nach seinem Schock zeigte.

„Wir sprechen da nochmal drüber, wenn das nächste Mal ausversehen passiert ist.“, flüsterte sie, drückte ihm einen heißen, engen, feuchten Kuss auf den Mund, noch einen, den Draco hitzig erwiderte, und gerade, als er seine Hände bewegen wollte, um die ihren gegen die Wand zu drücken, da wand sie sich so geschickt aus seiner Klammer, dass er fast gegen die Wand rutschte.

„Böser Junge“, hauchte sie, und ging ohne ein weiteres Wort wieder zurück in die Winkelgasse.
 

Draco stand nur da und versuchte zu realisieren, was gerade passiert war. Das war mehr als merkwürdig. Vielleicht träumte er ja.

Doch eines war sicher: Wenn er heute Abend nach Hause kommen würde, gab es eine Menge unangenehmer Gespräche, nicht nur mit seinen Eltern, sondern auch mit Alyssa.

Doch ein Gewissen meldete sich auch dieses Mal nicht, auch nicht, als er wie gewohnt seine Pause verbrachte und dann wieder mit guter Laune an die Arbeit ging.

Ungeahnt

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Der Tod und andere Gäste

Der nächste Tag brach so düster an, dass Draco, der sich gerade noch in seinem Bett im Tropfenden Kessel friedlich gewunden hatte, fast keine Lust fand aufzustehen.

Obwohl seine Laune nach dem gestrigen Tag blendend war und ihm die Arbeit mehr Spaß als sonst gemacht hatte, entlockte ihm der Anblick des dunklen Himmels und den wenigen Regentropfen, die gegen die Scheibe prasselten, einen tiefen Seufzer.

Nach meiner Laune zufolge sollte lieber die Sonne scheinen, dachte er mit gerunzelter Stirn, als er sich endlich aus dem Bett geschoben hatte und nun stand, um sich einmal richtig zu strecken. Sein Rücken knackte leicht bei den Bewegungen; ein kurzer, aber grober Schmerz durchfuhr seine beiden Schulterblätter.

Die anderen Bewegungen erfolgten zum Glück ohne Schmerz; routiniert ließ er sich kaltes Wasser über das Gesicht laufen, er wusch sich und putzte sich die Zähne, während er sich selbst im Spiegel betrachtete.

Trotz all der anmaßenden und eigentlichen schwerwiegenden Vorkommnisse in letzter Zeit fand er, dass er irgendwie glücklicher aussah als jemals im Leben zuvor. Seine grauen Augen schienen förmlich zu leuchten; die Haut war weich und makellos, und seine Haare lagen nach einem kurzen, berichtigenden Handgriff genau richtig.

Verschmitzt lächelte er, bevor er sich einen schwarzen Longsleeve Pullover aus dem Koffer nahm und ihn überzog, dazu graue Jeans; seine etwas schöneren Lederschuhe rundeten das Outfit schließlich ab.

Dass er sich eigentlich nur so anzog, weil er genau wusste, wer ihn heute noch besuchen würde, das war ihm nicht wirklich bewusst.

Der Gang zur Arbeit fiel leicht und verlief ereignislos; nur der Regen störte etwas, da er doller geworden war. Da er keine Kapuze an seiner dünnen Jacke hatte, waren seine Haare und sein Gesicht leicht durchnässt, als er endlich den Laden aufschloss, pünktlicher als sonst.

Und doch: etwas stimmte hier nicht.

Und zwar, dass Burks immer noch nicht da war. Es war absolut nicht normal für den alten Mann, sich gar nicht zu melden; wenn er mal länger als einen Tag frei machte, so hatte er Draco immer Bescheid gegeben.

Dass er nun aber schon zwei Tage ohne auch nur ein Wort weg war, das war Draco ein Dorn im Auge. Mit klopfendem Herzen sah er sich in dem noch sehr düsteren Geschäft um.

Stille drückte auf seinen Ohren, nichts als Stille. Seine Augen rollten hoch in Richtung Decke; denn er wusste genau, dass Burks direkt über dem Laden seine Wohnung hatte.

In Gedanken und Sorge versunken biss sich Draco auf die Unterlippe; während er darüber nachdachte, was wohl der Grund für diese Abwesenheit war, riss ihn das Klingeln der Türglocke so heftig aus den Gedanken, dass er unwillkürlich zusammen zuckte.

Sein Blick ging rasch in Richtung Tür; sein pochendes Herz hatte eigentlich jemand anders erwartet, wie ihm seltsamerweise bewusst wurde, als er eine leichte Schwelle der Enttäuschung durch seinen Körper sickern spürte; es war nur ein in einen schwarzen Samtanzug gekleideter Mann, der seinen Regenschirm neben der Tür abstellte und Draco freundlich zunickte.

„Sind Sie Mister Malfoy?“, fragte der Mann, nachdem er einige Schritte auf Draco zugegangen war und ihm feucht die Hand gegeben hatte; Draco nickte leicht.

„Was kann ich für Sie tun?“, fragte er, während er dem Mann mit den Blicken folgte; dieser sah sich neugierig im Laden um.

„Oh, ich suche nichts bestimmtes. Ich bin wegen etwas anderem hier.“, erklärte der Mann, dessen Hände nun durch die Haare fuhren. Er suchte Draco's Blick; Draco erwiderte diesen.

„Was möchten Sie dann?“

„Ich bin hier, um die Angelegenheiten von Mister Burks zu regeln. Ich bin sein Notar, ich bin Mister Tackels.“

„Sein Notar? Hören Sie, ich kann Ihnen da nicht helfen, ich habe Burks auch seit Tagen nicht mehr gesehen, deshalb...“

Doch Draco wurde mit einer leicht filigranen Handbewegung gestoppt.

Dass sein Herz nun wieder mehr pochte, ließ ihn ganz mulmig werden. Ein Gefühl, das innerlich ein wenig brannte, breitete sich in ihm aus; irgendwie ahnte er schon, was bevor stand.

Bitte nicht....

„Ich weiß, dass das für Sie sicher auch nicht leicht ist, aber Mister Burks... Ja, Mister Burks ist gestern von uns gegangen. Sein Heiler hat ihn tot in der oben liegenden Wohnung gefunden. Es tut mir sehr leid.“, murmelte Mister Tackels und sah kurz auf den Boden.

Draco schluckte; also war es doch nicht natürlich gewesen, dass der alte Mann schon länger nicht mehr da gewesen da. Tot war er also... Tot. Schmerzlich wurde Draco bewusst, dass er sich nie richtig bei Burks für alles bedankt hatte, was er ihm alles beigebracht hatte... was er alles wertvolles von dem alten Mann gelernt hatte, nicht nur für den Laden.

Als sich ein Brennen in Draco's Augen schlich, wischte er kurz darüber; nicht jetzt. Das war nicht der richtige Zeitpunkt.

Seine Arme und Beine fühlten sich an, als sei sämtliches Leben aus ihnen gesaugt worden. Alles war so kalt und gefühllos.

„Oh...“, brachte er nur hervor, während er den Blick des Mister Tackels wieder auffing. Was sagte man auch sonst zu einem Fremden?

„Ich bin auch nur eben hier, um sein Testament mit Ihnen zu besprechen. Sie sind nämlich der Einzige, den Mister Burks in seinem Erbe bedacht hat. Und es handelt sich hier um beträchtliche Summen und Hinterlassenschaften. Ich habe nicht erwartet, dass Sie so jung sind, Mister Malfoy. Sind Sie direkt nach der Schule bei Mister Burks angefangen?“

„Ja, genau. Ich arbeite etwas über drei Jahre hier.“

Mister Tackels öffnete auf der Ladentheke seinen Aktenkoffer und zog einen kleinen Stapel an verblichenen Pergamenten daraus hervor. Ebenso suchte er nach etwas anderem; als er es gefunden hatte, setzte er sich eine kleine Lesebrille auf. Draco verschränkte die Arme vor der Brust; Mister Tackels lachte jedoch nur.

„Jaja, die Augen werden im Alter nicht besser“, murrte er und begann damit, ein großes Pergamentstück auseinander zu falten. Nach einiger Zeit an Stille begann er vorzulesen:

„Hiermit setze ich, Joachim Baltasar Burks, Mister Draco Malfoy zu meinem alleinigen Erben ein. Ihm wird mein gesamter Besitz an Gold und Finanzen zufallen; ebenso hinterlasse ich ihm das komplette Gebäude, in dem sich mein Laden befindet und meine darüber liegende Wohnung. Es gibt keine anderen Verwandten, Familie oder sonstiges, weswegen keine anderen Ansprüche außer die von Mister Draco Malfoy geltend gemacht werden können.“

Eine hitzige Welle schoss durch Draco's Körper; einen Moment lang war er wie gelähmt. Es rührte ihn mehr als er gedacht hatte, dass Burks ihn zum Alleinerben gemacht hatte; sicher, er hatte immer damit gerechnet, dass Burks eines Tages sterben würde, jedoch kam es alles so stumpf und plötzlich, dass er es noch gar nicht begreifen konnte.

Er konnte weder begreifen, dass nun ihm alles gehörte, noch, dass er den alten, lustigen Greis nie mehr wiedersehen würde.

Letzteres schnürte ihm mehr die Kehle zu als die ganzen Besitztümer.

„Ich.. und wie muss ich das nun alles regeln?“, stotterte Draco leise, während sein Blick streng auf das Testament gerichtet war. Der Notar lachte.

„Ganz einfach: Sie unterzeichnen hier, und diese Abschrift ebenfalls, die Sie behalten dürfen, und dann gehört alles Ihnen. Nun ja, angesichts der Trauer ein wenig taktlos, jedoch herzlichen Glückwunsch. Sie sind nun der Besitzer von Borgin&Burks.“

„Danke.“, presste Draco hervor; nachdem der Notar ihm gezeigt hatte, wo er unterschreiben sollte, tat er dieses auch; mit fein säuberlicher Schrift setzte er seinen Namen unter die beiden Testamente, von denen er eines behalten durfte.

Ein Stück Papier, dass ihm die Liebe eines alten Mannes irgendwie doch sehr deutlich zeigte. Schade, dass es so schnell ging, dachte er, während der Notar seine Sachen wieder zusammen räumte.

„Ich verabschiede mich dann mal ganz fix von Ihnen, Mister Malfoy, ich habe noch weitere Termine. Auf Wiedersehen!“

Draco ergriff die kühle Hand des Mister Tackels und öffnete diesem noch die Tür, damit er schnell gehen konnte; draußen goss es mittlerweile wie aus Eimern.

Er wusste nicht, wie lange er dort in den Türrahmen gelehnt stand und in die schaurige Nässe starrte, die sich über die ganze Gasse ergoß; jegliches Zeitgefühl war ihm zuwider.

Der Tod des alten Mannes riss ihn doch sehr aus der Fassung.

Er machte sich bedächtig daran, die neuen Waren zu bearbeiten, die heute Morgen wieder gekommen waren; doch als er spürte, wie sich die brennende Gunst vieler heißer Tränen in seinen Augen sammelte, beschloss er, den Laden für heute einmal dicht zu machen.

Die Tür schloss er mit mechanischen Handgriffen ab; ein kleines Papierschild hatte er gefertigt, auf dem stand:
 

Heute aufgrund eines Todesfalls geschlossen.
 

Seltsam, wie viel Überwindung es ihn gekostet hatte, diesen kleinen Satz möglichst ohne Zittern auf das Blatt Papier zu bringen. Die herrschende Stille im Laden und die gähnende Leere drückten ihm auf das Gemüt.

Um nicht weiterhin in bitterer Trauer zu verfallen, die Draco genauso wenig leiden konnte wie den Regen draußen, machte er sich daran, die Wohnung oben zu inspizieren.

Bei all der Traurigkeit: etwas Besseres als diese Wohnung hätte er niemals gefunden.

Und so trat er kurz aus dem Laden hinaus in den Regen, ging zwei Meter zur Seite und kramte nach dem Schlüssel, der ihm mitsamt den Papieren übergeben worden war; ein kleiner, unscheinbarer und uralter Schlüssel, der direkt in die Tür neben dem Laden passte.

Die Tür war alt und dunkel und so unauffällig in den Backstein des Hauses eingelassen, dass sie kaum neben der Ladentür auffiel.

Draco verharrte einen Moment vor der Tür und atmete tief ein und aus; erst, als er sich wieder etwas beruhigt hatte, trat er durch die dunkle Tür hinein, stieg die vielen Stufen hinauf und schloss oben am Treppenabsatz die Wohnungstür auf.

Sie knarrte leise, als er sie öffnete; drinnen war es still und dunkel. Draco zündete ein paar Kerzen und Lampen an, um einen genauen Überblick zu bekommen: Die Wohnung war genauso eingerichtet, wie er es von dem alten Mann erwartet hatte. Alles etwas düster und leicht verstaubt, jedoch edel und mit einigen bedeutenden Sammelstücken darin.

Es war für Draco ein Genuss, sich umzusehen und alles zu erkunden; Burks Geruch klebte noch ein wenig in der Wohnung, doch Draco öffnete ein paar der alten Fenster, um den gewohnten Geruch zu vertreiben. Seiner Trauer tat es jedenfalls sehr gut.

Die Wohnung bestand aus mehreren Zimmern und war relativ groß für diese Lage. Sie hatte ein großes Bad, eine einladene Küche mit einer kleinen Essecke, ein großes Wohnzimmer, ein Schlafzimmer und noch einen leer stehenden Raum, in dem Draco sich gut ein Büro oder ein Gästezimmer vorstellen konnte.

Und mit diesen Gedanken begann er mit der ganzen Arbeit, die den ganzen Tag ausfüllen würde und noch mehrere.

Er befreite die Wohnung von Schmutz und alten Zeitungen, wischte Staub und räumte Dinge, die er nicht brauchte und die nicht wertvoll waren, weg. Ein altes Bild von Burks behielt er, als Erinnerung, und stellte es auf die im kleinen Flur stehende Kommode.

Es war ein Haufen Arbeit; er reinigte jeden der Räume von oben bis unten und versuchte schon einmal zu sortieren, welche der alten Möbel er behalten wollte und welche nicht.

Sein Stil war zwar auch eher antik und edel, jedoch etwas moderner angehaucht.

Außerdem musste ein wenig mehr Glanz in die Wohnung. Immerhin würde sie ihm bald als seine erste, eigene Wohnung dienen.

Er bekam fast gar nicht mit, wie der Tag verstrich, und ein plötzliches Läuten unten an der Tür riss ihn aus seinen Aufräumarbeiten.

Wer das wohl war?

Es konnte eigentlich niemand sein, den er kannte, denn noch keiner aus seiner Verwandtschaft oder seinem Freundeskreis wusste um seine neue Wohnung.

Er stieg die Treppen hinab und öffnete unten die Tür, die leicht knarzte.

Und er musste lachen, als er sah, wer dort ziemlich durchnässt und bibbernd vor ihm stand: Hermine Granger, die ihn leicht verwirrt ansah.

„Granger, dir entgeht auch nichts, oder?“, grinste er, während er sie mit einem seichten Griff an ihre Schulter hineinzog; der Regen hatte sie wirklich durchnässt.

Sie schniefte und schüttelte sich leicht; ihre Haare klebten förmlich an ihrem Gesicht, und sie schob sich einzelne Strähnen davon aus dem Gesicht.

„Nein, ich habe nur das Schild gelesen und gedacht, dass es deine Schrift war, also denke ich mal, dass Burks... nun ja, tot ist. Und da ich da oben Licht brennen sehen habe, bin ich direkt rüber gegangen. Hast du die Wohnung jetzt?“, sagte sie, während sie sich ihre Jacke auszog und sie in den kleinen Garderobenständer hängte, der neben der Haustür stand.

„Ja, da hast du recht, keine weiteren Erklärungen also mehr nötig, wie immer. Komm, ich zeig dir die Wohnung. Auch wenn ich ja eigentlich nicht gedacht hätte, dass du mal Fuß in eine meiner Behausungen wirfst.“

Hermine schnaubte leicht; ihr Blick war interessiert, als sie oben auf dem Treppenabsatz ankamen und Draco ihr die zweite Tür zur Wohnung öffnete. Im Türrahmen blieb sie stehen.

„Ist... Ist deine Freundin hier?“, fragte sie zögerlich, während ihre braunen Augen leicht huschend Draco's Blick suchten.

Draco atmete tief aus, ging durch die Tür und sagte:

„Nein, und die wird hier auch nicht wohnen. Wir haben uns getrennt.“

„Getrennt? Wieso?“

Hermine folgte ihm und sah sich neugierig in der Wohnung um; ihre Blicke streiften umher und gaben kaum Acht auf Draco.

„Private Angelegenheiten. Nichts besonderes. Aber mir geht es besser damit und ihr sicher auch, es hat einfach nicht mehr gepasst. Außerdem... wüsste ich nicht, was dich neugierige Gryffindor das anzugehen hat.“

Mit einem Satz war Draco hinter Hermine gesprungen und hatte sie gepackt; sie kreischte leicht und lachte, als er sie hochhob und über seine Schulter warf.

„Ein kleiner Rundgang gefälligst, Miss Weasley?“, raunte er, während sie sich lachend versuchte zu wehren.

„Nenn' mich nicht so, Draco! Und lass mich runter!“

„Niemals. Also, hier hätten wir die Küche....“

Er ging mit ihr in den mittlerweile sehr sauberen Raum; sie nickte, während sie immer noch mit einem stetigen, leichten Schlagen gegen Draco's Schulter versuchte, sich loszureißen.

„Granger, hör auf jetzt. Du wurdest gefangen genommen.“

„Haha! Oh, ich zittere ja vor Angst... so ein böser Todesser....“

„Sei ruhig, oder ich muss dich bestrafen.“

„Womit?“

„Geht dich gar nichts an.“, lachte er und versuchte die kleine Brünette zu bändigen; sie jedoch entwischte und ging schnellen Schrittes Richtung Schlafzimmer. Die Tür war noch zu.

Als sie die Tür öffnete, blieb sie einen kurzen Moment lang stehen; Draco wusste auch genau, weshalb.

Süffisant lächelnd stellte er sich ebenfalls in den Türrahmen des Schlafzimmers uns sah ihr dabei zu, wie sie mit glänzenden Augen den Raum inspizierte.

„Einen Kamin im Schlafzimmer? Oh, ich hätte nie gedacht, dass Burks einen eher romantischen Stil bevorzugt... und das Bett ist ja riesig...war er...“, fragte sie und ging mit leisen Schritten auf das enorme Bett zu, das mit flauschigen Decken und Kissen ausgestattet war.

Draco unterbrach ihre Frage.

„Nein, er war alleine. Aber anscheinend mochte er es gemütlich.“

Hermine ließ sich mit dem Rücken auf das Bett fallen; Draco, bedacht darauf, möglichst nicht zu schnell zu gehen, machte einige Schritte auf das Bett zu, auf sie.

Sie lag ausgestreckt und hatte die Augen geschlossen; ein hübsches Lächeln zierte ihre Lippen, und ein kleiner Streifen ihres flachen Bauches war entblößt, da sie die Arme nach oben ausgestreckt hatte. Der Pullover gab sogar ihren kleinen, tiefen Bauchnabel frei.

Draco, der nicht widerstehen konnte, ließ sich geschmeidig auf sie nieder; seine Hände streiften dabei über ihren Bauch, hoch bis zu ihren Rippen, während er sich mit seinem Oberkörper über den ihren beugte und auf sie hinabsah.

Sein Herz pochte hart gegen seinen Brustkorb.

„Granger...“, begann er, jedoch unterbrach sie ihn; sie öffnete die Augen, zog ihre Arme wieder an und umfasste mit beiden Händen sein Gesicht. Sie zog es ganz nah an ihr Gesicht, fast so nah, dass sich ihre beiden Nasenspitzen berührten; Draco schluckte.

„Wir sind allein“, hauchte sie ihm entgegen.

Draco konnte die aufkommende Hitze spüren, die sich in ihm aufkeimte; Lust loderte so jäh auf, dass er sie förmlich schmecken konnte.

Er entzog sich ihren Händen und begann, mit seinen Lippen über ihren Hals zu wandern; viele kleine, quälend langsame und intensive Küsse gab er ihrer zarten Haut, während er genau spürte, wie sich ihre Atmung beschleunigte.

Zwischen zwei Küssen zischte er leise gegen ihre Haut:

„Wir können ab jetzt immer hier allein sein...“

Er spürte genau, wie sie lächelte, auch wenn er es nicht sehen konnte; seine Hände fuhren ihr Rückgrat hoch drückten sie mit einer festen Bewegung gegen seinen Körper, der angespannt war; ein leichtes Zittern verriet ihr seine Erregung.

„Draco....“, hauchte sie, während sich ihre Fingernägel sachte in seinen Nacken gruben; oh, wie er ihre manchmal brutale Art doch liebte.

„Du kannst immer hier her kommen. Auch mal eine Nacht bleiben. Ich bin ein freier Mann, Granger.“, murmelte er, während er sich wieder einigen Küssen an ihrem Hals hingab.

Sie kicherte leise; ihre Nägel gruben sich fester in seine Haut.

„Wenn Ron davon nichts mitbekommt, gerne. Nur da muss ich echt aufpassen.“

Mit einem Mal spürte Draco eine Welle leichter Wut in sich aufsteigen, die sich hastig mit der Erregung mischte; eigentlich hatte es ihn nie gestört, wenn sie von Weasley sprach; er hatte immer gelacht. Doch irgendetwas reizte ihn gerade unheimlich an dem Wort „Ron.“

Es fiel ihm schwer, den Gedanken und die Wut verrauchen zu lassen, als ihm durch den Kopf schoss, dass Ron sie ganz besaß – und er nicht. Ob sie immer noch mit ihm schlief, obwohl sie Draco um eine Affäre gebeten hatte?

Seine Hand ballte sich leicht zu einer Faust; er ließ die Küsse leicht abklingen und suchte ihren Blick. Sie lächelte und fuhr ihm mit einer freien Hand durch die blonden Haare.

„Schläfst du noch mit ihm?“

Die Frage war aus ihm herausgeplatzt, ohne, dass er es gewollt hatte; einfach so war sie da gewesen. Einfach so.

Hermine starrte Draco einen Moment an; dann zog sie ihn wieder näher zu sich.

„Geht dich gar nichts an, Mister Slytherin....“, kicherte sie und zog ihn in einen engen, leidenschaftlichen Kuss, der Draco's Wut und das komische, aufsteigende Gefühl abklingen ließ für einen Moment; dennoch, als sich die Lippen voneinander lösten, stieg das Gefühl, das sich nach Wut anfühlte und irgendwie auch nicht, wieder hoch.

Er drückte ihre beiden Handgelenke fest auf das weiche Bett; ein Teil von ihm kochte erregend auf, als er sah, wie sie sich lustvoll unter seiner Gewalt wand.

„Und ob mich das etwas angeht, Granger....“, zischte er, während er ihre Handgelenke noch fester auf das Bett drückte. Er spürte genau, wie seine Erregung zwischen ihren Beinen pochte und sie am liebsten nackt sehen wollte; doch das andere, neue Gefühl wollte unbedingt erst eine Antwort auf seine drängende Frage wissen.

Sein Stolz sagte ihm, dass es ihn wirklich nichts anging; und wieso sie immer noch nicht nackt und stöhnend unter ihm lag.

Sie schien seinen inneren Kampf mitzubekommen; sie reckte sich ihm so weit entgegen, wie sie konnte, biss ihm leicht in die Unterlippe und hauchte ihm gegen seinen Mund, aus dem ein leichtes Stöhnen der Lust kam:

„Ist doch egal, Draco. Und jetzt nimm' mich.“

Wie konnte er diesen Befehl auch verweigern?

Keine Sekunde verging, sie hatte die Worte gerade ausgesprochen, da begann er, ihr ihre Klamotten herunter zu reißen, sie mit Küssen zu überdecken; sie immer wieder auf das Bett zu drücken, wenn sie ihn liebkosen wollte.

Er würde es ihr schon zeigen, wozu er fähig war. Er würde es ihr so besorgen, wie es noch nie erlebt hatte, dachte er, während seine Lippen den Weg hinunter zu ihrem Bauch fanden, ihre keuchende und stöhnende Atmung ignorierten und weiter Richtung Schoß krochen, bis sich die segende Hitze ihrer Lust über ihn ergab und ihn alle Sorgen vergessen ließ.

Ein lustvoller Aufschrei entfuhr ihr, als er die seidigen Regionen ihres Schoßes mit seiner hitzigen Zunge verwöhnte...



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Kommentare zu dieser Fanfic (19)
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Von:  horo_koi
2015-03-11T21:02:40+00:00 11.03.2015 22:02
oh merlin, da bekommt jemand eifersucht zu spüren
bin gespannt, wie weit das geht
aber das sie sich nun wieder lieben und das in so einer situation ist etwas unverständlich
burks ist grad erst einen tag zuvor tod in dieser wohnung gefunden worden und dann schon sex in dessen bett?
hmm na ich weiß ja nicht
bedenklich etwas
ich hätte eher angenommen, dass mione ihn tröstet (ohne sex)
Von:  Gioia
2015-03-11T17:09:27+00:00 11.03.2015 18:09
traurig, dass burks tot ist...
auch wenn sich das hart anhört,
so hilft draco burks tod doch sehr
was wohnung, arbeit, etc angeht...
aber auch schön, dass draco beginnt
neidisch auf draco zu werden^.^
endlich!
Antwort von:  Gioia
11.03.2015 21:15
*neidisch auf ron
Von:  Gioia
2015-02-23T15:42:27+00:00 23.02.2015 16:42
uiuiui heiß ~
so ein glück, dass kein
kunde reinkam xD das wär was...
mitten auf der ladentheke :D
Von:  horo_koi
2015-02-23T12:13:46+00:00 23.02.2015 13:13
oh man :D
die beiden sind echt nicht voneinander los zu kommen
bin mal gespannt, wie mione reagiert, wenn sie mitbekommt,
dass draco allein wohnen wird
ohne verlobte und gold etc von seinen eltern
Von:  SkiNut-chan
2015-02-15T18:18:29+00:00 15.02.2015 19:18
Heiß heiß Heiß
Ich will mehr
Mach schnell weiter
Von:  Gioia
2015-02-08T22:30:23+00:00 08.02.2015 23:30
böse böse >:)
bin gespannt!
Von:  horo_koi
2015-01-25T15:50:23+00:00 25.01.2015 16:50
yay *^*
kommt es jetzt entlich dazu? *^*
Von:  Gioia
2015-01-25T12:03:33+00:00 25.01.2015 13:03
wuhuu ^.^
ich hoffe, die hören jetzt nicht auf :D
Von:  Gioia
2015-01-21T18:34:26+00:00 21.01.2015 19:34
Nimm sie draco :D
Von:  horo_koi
2015-01-21T17:54:36+00:00 21.01.2015 18:54
oh man er hat es aber auch nicht leicht
der arme draco


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