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Naomi

Weg in die Schatten
von

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Prolog

Wo kommen wir hin und wo gehen wir hin. Fragen, welche die meisten Menschen sich öfter stellen und versuchen sich zu beantworten. Die meisten von ihnen wissen zumindest woher sie kommen und keiner kann genau sagen, wo die Reise des Lebens ihn hinführt. Naomi jedoch weiß weder das eine noch das andere. Weshalb zumindest der Erzähler dieser Geschichte, etwas Licht ins Dunkel bringen möchte. Nur um das festzulegen, was im Kopf des Kindes fehlt.

Beginnen wir mit dem Vorstellen der Familie. Hier haben wir Großvater Edgar de Avillon. Ein begnadeter Forscher der Genetik und Schattenmagier. Wenn er nicht so irre wäre, könnte er eine große Hilfe für die Menschheit werden. Leider lebt der gute Herr sehr zurückgezogen und geht lieber seinen eigenen Studien nach, statt etwas zu erforschen, was am Ende auch anderen helfen würde. Sein Ziel ist es, die Blutlinie seiner Familie nur mit den Besten Magiern zu verbinden. Sollte er es jemals schaffen aus dieser Familie eine vor Kraft strotzende Blutlinie zu schaffen wird das nächste Ziel wohl die Herrschaft über das Land, doch zunächst soll die Forschung genügen. Dafür experimentiert er an vielversprechenden Kriminellen, an Leuten die dies für Geld machen oder sich aus sonstigen Gründen freiwillig melden und an jenen die er haben möchte, ganz gleich ob sie freiwillig da sind oder nicht. Man muss dazu sagen, dass es nur weniger Freiwillige gibt, die sich in seinem Anwesen in den Bergen befinden. Bei ihm befindet sich immer seine Frau Helena. Diese hält sich aus seinem Forschungen in so fern heraus, dass sie den Versuchen nicht beiwohnt. Ansonsten überprüft sie regenmäßig die Gesundheit der "Patienten" und ihre Tauglichkeit für die Arbeit. Ihr Gemüt ist Kühl wie Eis und sie scheint an dem Leid der Leute keine Teilnahme zu haben. Auch ihre Kinder bekommen ihre sanfte Seite kaum zu sehen, der einzige der von ihr wirklich verwöhnt wird ist Enkelsohn Jonathan, welcher eine interessante Magie beherrscht und deshalb etwas besonderes ist, zumindest in ihren Augen. Ebenfalls im Anwesen angesiedelt ist der älteste Sohn der Familie. Gabriel, ein wirklich herzensguter Mensch, der das eine oder andere Mal dafür gesorgt hat, dass die zum Teil gefangen gehaltenen Menschen aus den Fängen seiner Eltern entkommen konnten. Auch wenn diese ihn dafür straften, eines war sicher, sie würden ihn niemals töten, denn von den Kindern hat er die stärksten magischen Kräfte. Selten wird er krank und auch harte Arbeit ermüdet ihn nur langsam. Doch wie das Schicksal so spielt ist auch er derjenige, der daraus am wenigsten Profit schlägt. Es war ihm nie wichtig ein besonders starker Magier zu werden, oder gar andere zu besiegen. Das Einzige um was er sich sorgt, ist seine Familie. Etwas, was er ohne den Wahnsinn seiner Eltern wahrscheinlich nicht hätte, aber dennoch liebt, mehr als alles andere auf der Welt. Unter den "Patienten" befindet sich eine junge Frau in seinem Alter, etwa zwei Jahre jünger, als man sie brachte, war sie fünfzehn Jahre alt und es war das erste und einzige Mal, dass man sein Erbgut nutzte, um einen Nachkommen für die Familie zu erzeugen. Seit dem wehrt er sich gegen jeden Versuch seiner Eltern ihm auch nur nahe zu kommen, aber dennoch bleibt er, zum Schutze Hikaris. Sie ist die Mutter seiner Tochter, des Wesens, was das Leben für ihn lebenswert macht und dessen Wege er selbst von Weitem so gut es geht verfolgt. Seiner Liebsten ermöglichte er die Flucht und bisher hatten sie keinen Kontakt, weil selbst er nicht weiß, wo sie sich befindet. Der Grund warum er also bleibt ist, dass sein Vater und seine Mutter versprachen nichts zu unternehmen, um sie oder seine Tochter ausfindig zu machen. Das seine Tochter ihnen näher ist, als sie sich selbst vorstellen könnten, weiß nur er.

Damals vor etwa fünfzehn Jahren, als Naomi ein kleines Neugeborenes war gelang Gabriel sein erster Versuch jemanden zu befreien. Er musste dafür zwar einige Leute bestechen und eine der Wachen töten, welche ihn ungewollt überraschte, aber dafür konnte er seine Tochter in die Hände von Leuten geben, welche diese weg brachten. Dass diese dann in einem Gasthaus gelandet war, wo es eigentlich nicht so gut für sie war, fand er etwa zwei Jahre später heraus. Doch zum Glück hatte er die Chance seinen jüngsten Bruder darauf anzusetzen. Er wusste der junge Mann lag im Krach mit der Familie und hatte deshalb keinen Kontakt zu ihren Eltern mehr. Außerdem hatte er ein ebenso gütiges Herz wie er selbst und würde ein Kind nicht in dieser Umgebung belassen. Allerdings musste er sich gedulden, denn nach Hause in das Haus wo sein Zwillingsbruder Gabriel residierte und die Familiengeschäfte führte, durfte er nur, wenn man seinen Bruder für eine Woche in die Berge holte, weil man neues Erbgut von ihm brauchte. In der Zeit musste er für den Bruder die Geschäfte führen, aber das war nicht die Schwierigkeit daran. Das Schwere war die missmutige Laune des Bruders zu übernehmen, denn was ihren Charakter anging waren die Zwillinge sich ganz und gar nicht ähnlich. Gideon kam eben sehr nach seinen Eltern. Doch dies war die Gelegenheit auf die Gabriel gewartet hatte. Er stattete also nebenher seinem jüngsten Bruder Rio einen Besuch ab. Das einzige Familienmitglied, was er wirklich mochte und meinte, der junge Magier sollte sich doch einmal das Gasthaus ansehen. Angeblich würden dort merkwürdige Dinge vor sich gehen. Kurz nachdem Gabriel wieder zurück in die Berge musste, machte sich Rio mit einigen Freunden auf den Weg. Angeblich eine gemütliche Männerrunde, bei der er sich davon vergewissern wollte, was dort vorging. Bei dieser Gelegenheit fand er Naomi und wie Gabriel es gehofft hatte, nahm er das Kind mit, welches er niemals hätte dort lassen können, auch ohne zu wissen, dass in seinen Armen von nun an seine Nichte ruhte.

Vaterfreuden

Wo das Leben der kleinen Naomi begann, das konnte Rio niemand wirklich sagen, es gab eine Menge Vermutungen, aber jeder Hinweis, dem er nachging, verlor sich irgendwann im Nichts. So entschied er, dass es nicht so wichtig war, woher sie kam, sondern nur wohin sie gehen würde und bei jedem neuen Schritt, würde er sie von nun an begleiten. Ihre Geschichte begann also vor der Tür einer sehr fragwürdigen Spelunke. Dort gab es alles, Prostitution, Drogen, Alkohol und Gauner. Also eigentlich kein Platz für ein kleines Kind. Doch die Frau des Besitzers, die sich schon lang ein Kind gewünscht hatte, sah nicht ein, dass man das Kind irgendwo hingeben musste, wo es besser versorgt gewesen wäre. Als dann jedoch die Frau sehr krank wurde und kurz darauf verstarb geriet sie in Vergessenheit. Ihr Mann hatte zwar versprochen auf das Kind achtzugeben, aber er war sichtlich genervt und überfordert. Denn ein drei Jahre altes Kind tut in der Regel nicht das, was man von ihm erwartet.

Hier kam schließlich Rio ins Spiel. Er und ein paar Freunde aus der Gilde kamen in diese Spelunke.

Warum genau die Gruppe dort war? Rio hatte die Gruppe dorthin gerufen, weil man ihn gebeten hatte, dort nach dem Rechten zu sehen, außerdem waren sie schon lange nicht mehr zusammen trinken gewesen. Ein gewisses Interesse an leicht bekleideten Frauen war sicher auch mit im Spiel, aber das sollte sich schneller ändern, als die Herren gedacht hatten. Ein Goldschimmer lenkte Rio von seinen Freunden ab. Die Luft stand vor Zigarettenrauch und Biergestank, Männer saßen oder hingen besoffen an ihren Tischen und schummeriges Kerzenlicht erhellte den Raum nur mäßig. Doch in diesem heillosen Durcheinander konnte er sie sehen, sie saß in einer Ecke und spielte mit ein paar Plastikbechern, als wären es Bauklötze. Sie saß einfach nur da und stapelte diese übereinander, doch es wollte ihr nicht allzu gut gelingen. Immer wieder wackelte es, oder sie stieß dagegen. Neugierig, was ein so kleines Kind hier verloren hatte, hockte er sich zu ihr. Es schien ihr nichts auszumachen, als er sich ihr vorstellte, nannte sie ihm ihren Namen. Naomi, so hieß das kleine Mädchen, mit dem langen goldgelben Haar. Es wusste nicht, woher es kam, oder wieso es hier war. Rio glaubte ihm diese Antwort, aber es schien an diesem Ort, nicht besonders glücklich zu sein, auch wenn sie ihm beteuerte, dass es ihm an nichts fehlte. Es war deutlich zu sehen, dass sie das nur aus Respekt vor den Besitzern des Hauses sagte, immerhin konnte ein Kind diese Umgebung keinesfalls als eine Wohltat ansehen. Nach einem Gespräch mit dem Wirt erfuhr der Magier die Hintergründe dieses komischen Umstandes. Der alte Herr war sogar richtig begeistert, als der Rotschopf anbot eine Weile mit der Kleinen an die frische Luft zu gehen.

Naomi war ebenso begeistert, sie konnte wohl selten einfach so vor die Tür gehen und zeigte ihrem Begleiter auch gleich verschiedene Orte in der Nähe des Hauses, die sie gerne besuchte. Da es dunkel war, musste Rio darauf achten, dass sie ihm nicht verloren ging, denn sie war ganz schön schnell unterwegs. Begeistert stolperte sie mit ihm durch die Wiese und zeigte dem jungen Mann einige Blumen, deren Namen sie noch nicht ganz so elegant aussprechen konnte. Soweit er verstand was sie vor sich hin brabbelte, schlief sie oft den ganzen Tag, weil eh niemand wach war, um mit ihr zu spielen. Nah ja wie auch, wenn man nachts ein solches Lokal führte. Doch sie beschwerte sich nicht, sie genoss ihr Leben, ganz egal wie eigenartig es bis jetzt verlaufen war und dafür bewunderte er sie. Gegen Morgen schleifte der kleine Energieball ihn auf einen Hügel, von dem aus man wohl einen herrlichen Ausblick hatte. Mit Volldampf lief sie den Berg hinauf und Rio folgte ihr gemütlich, doch behielt sie gut ihm Auge. Oben angekommen blieb sie stehen und ruderte mit den kleinen Ärmchen, als wollte sie ihm winken. In diesem Moment kletterte die Sonne über den Horizont und strahlte sie an. Im Licht der aufgehenden Sonne schimmerte ihr Haar wie Gold. Eine Weile blieb der Magier gefesselt stehen, es war wirklich ein hübscher Anblick. Danach schloss er zu ihr auf und sah mit ihr gemeinsam den Sonnenaufgang an. Im Anschluss daran war sie so müde, dass er sie nach Hause tragen musste. Während wir gingen, schlief sie friedlich ein.

Auch wenn seine Freunde es für eine Schnapsidee hielten, fasste Rio den Entschluss sie nicht dort zu lassen. Er war nicht wirklich überrascht, dass der Wirt froh war, als ich er fragte, ob er Naomi mitnehmen könnte. Naomi schien es auch nichts auszumachen. Allzu sehr schien ihr, die Umgebung nicht ans Herz gewachsen zu sein. Also nahm Rio die Kleine mit nach Hause nach Magnolia. Dort besaß der junge Herr de Avillon eine kleine Wohnung, sie war nicht sehr groß, aber sie reichte für zwei. Er holte sogar die Erlaubnis des Vermieters ein um eine Trennwand im Wohnzimmer einzufügen, so verkleinerte sich zwar sein Lieblingsort, aber Naomi bekam ihr eigenes Zimmer. Auch wenn es nicht sehr groß war, fand sie es toll, besonders als sich nach und nach die Möglichkeit fand, billig recht hübsche Möbel dafür zu erhalten. Mal ganz davon abgesehen, dass sämtliche Mütter der Nachbarschaft dem jungen Mann die abgetragenen Kleidungsstücke ihrer Kinder vorbei brachten. Sie hatten die Kleine wohl genauso schnell ins Herz geschlossen wie er. So war es recht billig für ihn sein Findelkind gründlich auszustatten. Die Magierkollegen sorgten dafür, dass Rio nur noch an kurzen Missionen teilnehmen musste, die nicht allzu gefährlich wahren. Während seiner Abwesenheit konnte sein kleiner Engel immer bei einem der Nachbarn unterkommen und er wusste, dass es ihr dort gut gehen würde. Sie war immer fröhlich, wenn ich nach Hause kam. Meist erwartete sie ihn schon und kam ihm entgegen gelaufen. Aufgeregt erzählte sie ihrem neuen Vater dann, was sie erlebt hatte, während er nicht zu Hause gewesen war. So kam es auch dazu, dass sie ihm einmal unseren Garten präsentierte. Dieser war während seiner Abwesenheit von ihr und einer Nachbarin ordentlich bepflanzt worden und roch nun nach den verschiedensten Kräutern.

Ein Gedicht, musste er zugeben und mit knapp zehn Jahre präsentierte sein kleiner Schatz ein wahres Festmahl. Neidlos musste er zugeben, dass sie wirklich eine Bereicherung für sein Leben darstellte. Wie sehr er jedoch auf ihre Hilfe angewiesen sein würde, wusste er zu dieser Zeit noch nicht.

Von mehreren Leuten, die sich länger mit Naomi beschäftigten, bekam er die Rückmeldung, dass an dem Kind etwas sprichwörtlich zauberhaftes war. Wie auch Rio vermuteten sie, dass das Mädchen das Zeug dazu hatte, einige Zauber zu lernen. Also entschied er sich dazu ihr seine Magie zu lehren, die Schattenmagie. Eigentlich hatte er fast befürchtet, dass so ein zierliches, fröhliches und heiteres Kind sich zu sehr vor Schatten fürchten würde, aber dem war nicht so. Mit Begeisterung lernte sie alles, was ich Rio darüber sagen konnte und verlangte immer gieriger nach mehr. Der Mann besorgte ihr also Bücher, in denen sie ihren Wissensdurst stillen konnte und sie verschlang sie im wahrsten Sinne des Wortes. Bald war sie gut genug einen Zauber anzuwenden und bat ihn darum, sie auf eine meiner Missionen mitzunehmen. Er versprach ihr sie mitzunehmen, wenn sich eine Geeignete darbot. Geduldig ließ sie sich damit zufriedenstellen und wartete auf diese Möglichkeit, die ihr recht schnell eröffnet werden sollte.

Die Gruppe, mit der Rio unterwegs war, war recht tolerant und die meisten kannten sein kleines Goldkind bereits. Es dauerte keinen halben Tag, da hatte sie die drei gestandenen Männer um den Finger gewickelt mit dem unwiderstehlichen Charme den nur ein süßes kleines Mädchen wie sie haben konnte. Bald hatte sie die Kontrolle über die Gruppe an sich gerissen, auf eine liebenswürdige und doch unumstößliche Weise. Die Magier mussten eigentlich nur ein paar Pferde von einer Stadt zur nächsten bringen. Jeder von ihnen hatte eines unter dem Hintern und sie saß bei ihrem Vater vorne auf.

Eigentlich gab es keine Anzeichen dafür, dass ihnen irgendetwas bevorstand. Doch dieser Frieden war trügerisch. Warum das passierte, war jedem unklar, aber plötzlich standen einige Magier vor der Gruppe und holten schon den Ersten von seinem Pferd. Die Übrigen verschanzten sich so gut es ging hinter einigen Bäumen am Wegrand, bevor sie begannen, die Feinde zu bekämpfen. Diese hatten scheinbar doch mehr auf dem Kasten als sie gehofft hatten. An diesem Tag, in diesem Kampf, verlor Rio alle seine besten Freunde. Nach und nach fielen sie den Unbekannten zum Opfer, doch auch die Angreifer mussten ein paar Verluste verbuchen. Zum Schluss war es einer gegen einen und einen Halben. Naomi war die ganze Zeit bei ihrem Vater, an ihn gedrückt, beschützt. Er verfluchte sich immer wieder von Neuem, sie mitgenommen zu haben, das war kein Ort für ein Kind, kein Ort für sein Kind, ihr Leben war in Gefahr, weil er einfach zu dumm und zu leichtsinnig gewesen war. Er entschied sich dafür, seinen Gegner anzugreifen. Der Zauber, den er wählte, traf seinen Gegner kritisch, doch auch dieser hatte sich gerade zum Angriff entschieden und verwundete ihn schwer. Sein ganzer Körper brannte und das Gefühl in seinen Beinen schwand. Rio knickte weg und landete unsanft auf dem Boden. Er konnte Naomi sehen, die sich schützend vor ihm aufbaute. Sie wollte ihn also beschützen, sein kleines Mädchen, er hatte sie noch nie so entschlossen gesehen. Sein Gegner war angeschlagen und sah in dem kleinen Mädchen nur eine Schwache oder überhaupt keine Bedrohung, vielleicht war genau das sein Fehler, denn einen Zauber beherrschte sie immerhin schon. Er war noch nicht sehr kraftvoll, aber die Schattenfaust, die sie dem verblüfften Kerl ins Gesicht schmetterte, hatte ihn so überrascht, dass er nichts unternommen hatte, um sie abzuwehren. Er ging von der Faust getroffen zu Boden und sieh sah Rio stolz an. "Ich hab es geschafft Papa", als sie das sagte, hätte er am liebsten angefangen zu weinen. Es war das erste Mal, dass sie ihn so nannte.

Wie sie es geschafft hatte Rio nach Hause zu bringen sollten nicht ungeklärt bleiben. Die Pferde waren vor Schreck geflüchtet, doch eines von ihnen hatte sie wohl gefunden und zur Rückkehr bewegt. Der Magier wusste nicht, dass Pferde so was überhaupt taten, aber es hatte sich neben ihm niedergelassen und Naomi half ihm auf den Rücken. Die Schmerzen hatten seine Sinne total vernebelt und er konnte seine Beine nicht mehr rühren. In diesem Moment fühlte er sich so hilflos wie noch nie und war dankbar, dass sein kleiner Engel immer noch bei ihm war. Sie führte das Pferd mit ihm zurück in die Stadt und berichtete dort von dem Überfall. Im Krankenhaus wachte sie an seinem Bett und teilte ihm mit, was die Ärzte über seine Beeinträchtigungen sagten. Zu der Zeit, wirkte sie plötzlich so erwachsen und voller Ruhe. Wie eine Mutter kümmerte sie sich um Rio und verbrachte ihre Tage an seinem Krankenbett. Einmal kam jemand aus der Gilde, der ihr ein Kreuz mitbrachte. Man hatte es wohl in den Tiefen der Gildenschatzkammer gefunden und wollte sie für ihre Tapferkeit entlohnen. Dieses Kreuz trägt sie mit Stolz und Begeisterung. Doch nicht, weil es eine Art Auszeichnung für sie sein sollte, sondern weil sie es mochte. Es gefiel ihr und sie versprach, dass sie so bald es ging der Gilde beitreten wollte, um die missliche Lage ihrer Familie zu beenden.

So langsam gewöhnte Rio sich an den Rollstuhl und seinen Alltag konnte er inzwischen auch alleine bewältigen, wenn es sein musste. Meist jedoch war Naomi an seiner Seite, die sich rührend um ihn und sein Wohlbefinden sorgte. Ihr Unterhalt war gesichert, weil es eine Art Arbeitsunfall gewesen war, wurden sie stellvertretend für den Verursacher von der Stadt versorgt, aber er wusste, dass es Naomi in den Fingern kribbelte, seinen Platz in der Gilde einzunehmen. Irgendwie schien es ihr nicht zu gefallen ein faules Leben zu führen und irgendwo musste sie ihre Energie hineinstecken. Also entschied Rio eines Morgens, dass es vielleicht Zeit war, sie in die Gilde eintreten zu lassen. Sie war begeistert, sie würde andere Magier treffen und mit ihnen spannende Abenteuer erleben. Auch wenn es bis dahin noch ein etwas längerer Weg war.

Sie blieb eben bei allem was sie tat mit dem Boden der Tatsachen in Verbindung und versuchte alles so realistisch zu halten, wie es eben ging. Dazu gehörte wohl auch, sich nicht einfach in das nächst beste Abenteuer zu stürzen und für Ruhm und Ehre, Kopf und Kragen zu riskieren. Mit diesem Schwall der Begeisterung nahm man sie natürlich in die Gilde auf und die Tatsache, dass sie jeden Tag fröhlich nach Hause kam, sprach dafür, dass es ihr dort gut ging.

Das Abenteuer beginnt

Mit einem Brief kam das erste Abenteuer des kleinen Mädchens ins Haus geflattert. Sie sollte sich mit einem jungen Mann namens Seraphim in der Gilde treffen. Unwohlsein begleitete Rio bei dem klang dieses Namens, war dieser Magier doch dafür bekannt, dass er wie eine Katze war. Mit unwiderstehlichem Charme wickelte er seine Opfer ein und spielte sie dann zu Tode. Doch anzurechnen war ihm, dieses Spiel trieb er nicht mit Kindern und mit ihren zarten vierzehn Jahren, war sein kleines Mädchen wohl kaum für Interesse. Dennoch war er besorgt, als sie sich diesen Morgen fertig machte, um aus dem Haus zu gehen. Kurz drehte sie sich noch einmal vor ihm und grinste. Die momentan kurzen blonden Haare mit einem Haarband aus dem Gesicht gebunden, das etwas zu lange grüngelbe Oberteil sah fast aus wie ein kleines Kleid und die Hose war auch nicht die aller beste. Doch sie sah glücklich aus, das war alles was für den Rollstuhlfahrer zählte. "Ich mache mich auf den Weg", sie lächelte ihn an und verließ dann das Haus. Der Weg zur Gilde war nicht weit und sie war ihn inzwischen schon so oft gelaufen, dass sie ihn blind gefunden hätte. Aufgeregt hatte sie immer wieder den Namen gelesen, der im Brief erwähnt worden war. Seraphim, es klang schon ein wenig Engelsgleich und das gefiel ihr sehr. In der Gilde angekommen herrschte das gewohnte Chaos, welches man in den Räumen von Fairy Tail zu erwarten hatte. Schon nach dem Eintreten musste sich das Mädchen ducken, um nicht von einem vorbeifliegenden Stuhl erschlagen zu werden. Wer in dieser Gilde überlebte war definitiv bereit für die weite Welt. Aufmerksam sah sie sich um, suchte nach jenem der im Brief erwähnt war, eigentlich also ein Gesicht welches sie noch nicht kannte und hatte dabei wenig Erfolg. Der Grund war schlicht jener, dass Cyrus Ikaros Seraphim ebenfalls gerade erst erschien und sich deshalb hinter ihr aufbaute, wo sie ihn nicht sehen konnte. "Naomi nehme ich an?" Eine kühle schneidende Stimme ließ sie herumfahren und sie nickte. Vor ihr stand ein großer junger Mann mit weißen Haaren, sehr heller haut und Amethyst Augen. Gekleidet war er allerdings in Schwarz, Jacke, Hose Shirt Schuhe, alles stand im Kontrast zu seinem weißen Haar und der hellen Haut. Er hatte ein grinsen auf den Lippen und einen raubtierhaften Funken in seinen Augen. Er war anders als andere Magier, das konnte sie jetzt schon fühlen, obwohl er noch nicht viel gesagt oder getan hatte.

"Das bin ich Seraphim-sama", sie verneigte sich tief vor ihm und entlockte ihm so ein kleines Lachen. Doch es war nicht wirklich fröhlich, eher spottend. Denn was sie bald merken sollte, so sehr er auch seine Aufmerksamkeit auf Erwachsene Richtete, Kinder konnte er eigentlich nicht leiden. Schnellen Schrittes folgte ihm das Mädchen, während es einen Zettel las auf dem der Auftrag vermerkt worden war, den sie erledigen sollten. Einen gestohlenen Ring zurückholen, das sollte doch kein Problem darstellen. Wahrscheinlich war diese Aufgabe weit unter seinem Niveau, aber er war wahrscheinlich auch nur als ihr Aufpasser dabei. Ihr Weg führte sie zum Bahnhof, von dem aus sie einen Zug in die Richtung ihres Bestimmungszielt nehmen würden. Naomi selbst war noch nie mit einem Zug gefahren und deshalb besonders aufgeregt. Stolpernd folgte sie ihrem Begleiter und musste sich eilen, ihn nicht zu verlieren. Es war trotz seiner Auffälligkeit nicht einfach ihn in diesem Gedränge nicht aus den Augen zu verlieren. Der Gildenkollegen steuerte einen Wagon an und sorgte dafür, dass auch sie hinein stieg. Sie vor sich her schiebend bewegte er sich durch den doch sehr gut gefüllten Wagen und suchte scheinbar einen Sitzplatz. Dieser eröffnete sich in einer Sitzgruppe aus vieren, dort war allerdings nur ein Platz frei. Ihn störte es nicht, er nahm sich diesen Platz einfach, Naomi jedoch war nicht sicher, was sie nun tun sollte. Doch bevor sich das Mädchen etwas dazu überlegen konnte nahm der junge Mann sie von ihren Füßen und setzte sie sich auf den Schoß: "Nicht, dass du noch verloren gehst Naomi-chan", seine Stimme hatte etwas neckendes, sie war nicht mehr so kühl wie zuvor. "Danke Seraphim-sama", sie errötete leicht, dies war eine sehr ungewohnte Situation. Er lehnte entspannt in seinem Sitz während sie steif wie ein Stock auf seinen Knien saß.

Etwas was ihm scheinbar nicht verborgen blieb, denn er zog sie an seinen Körper heran und meinte, dass sie sich doch entspannen sollte. Immerhin würde sie die Fahrt noch mehr auslaugen, als die kleine Wanderung die von der Haltestelle ins Dorf auf sie warten würde. Ein wenig zögerlich kuschelte sie sich an ihn heran. Das störte ihn nicht. Eine Frau, die neben ihm saß erkundigte sich, ob sie verwandt waren und ab diesem Zeitpunkt war sie sein Cousinchen. Dieses im Arm haltend begann der deutlich attraktive Magie einen schieren Flirtmarathon, durch den ganzen Zug hinweg. Jedes weibliche Wesen hätte ihm wahrscheinlich seine Seele verkauft. Naomi beobachtete diese Fähigkeit ihres Begleiters mit Neugier. Ob es seine Art der Magie war, oder ob es einfach an seiner Überdosis Charisma lag, dass er es so einfach hatte Leute zu bezaubern? Nun gut, als es Zeit für sie war auszusteigen setzte er dem ganzen Theater noch die Krone aus. Beim hinausgehen griff er in die Menge von Bewunderern und zog einen jungen Mann von seinem Sitz. Diesem drückte er einen leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen bevor er mit seiner jungen Begleitung den Zug verließ. Diese entschied sich dafür, dass sie gar nicht erst versuchen wollte zu verstehen, was er damit bezwecken wollte. Was wahrscheinlich auch gut war, denn er schien gut gelaunt und das reichte.

Nun mussten sie von einem Bahnhof irgendwo im Nirgendwo zu ihrem Bestimmungsort gelangen und das schien sich noch etwas hinzuziehen. Doch es gab Dinge über die sie reden konnte. Denn auch wenn sein offensichtliches Hobby nicht zu toppen schien las der junge Magier recht gerne, ebenso Naomi. So kam es, dass die zwei in der Tat eine recht fundierte und ernste Unterhaltung über ein Drama hatten, welches beide vor Kurzem gelesen hatten. Wahrscheinlich war es dies, was Seraphim begeisterte. Ein kleines Mädchen, fern seines Beuteschemas, welches dennoch dazu in der Lage war sich mit ihm auf einem Level zu unterhalten, welches einige Erwachsene manchmal nie erreichten. Als sie allerdings das Dorf erreichen ist es bereits dunkel und er entschied sich dafür, dass sie sich lieber in einem Gasthaus ausruhen sollten und dann am nächsten Tag mit dem Auftraggeber in Kontakt treten sollten. Also machte er sich mit seiner Begleitung auf den Weg in eben so ein Gasthaus und miete dort ein Zimmer für die Nacht. Dieses hatte zwei Betten, sie würden in einem Raum schlafen, für Naomi kein Problem. Während sie im Bad war und sich zurecht machte, zog er sich im eigentlichen Raum aus, um ihre dann halb nackt entgegen zu kommen. Das kleine goldblonde Mädchen ließ sich davon eher weniger beeindrucken, denn immerhin lebte sie mit ihrem Vater alleine und musste sich nun um ihn kümmern, der Körper eines Mannes, war ihr nicht fremd. Sie selbst kuschelte sich ins Bett und wartete bis ihr Kollege zurückkehrte. "Gute Nach Seraphim-sama", flüsterte sie ihm entgegen und erntete dafür ein zartes Lächeln, "Gute Nacht Engelchen." Ein Spitzname der sie lange begleiten würde, doch das sollte sie noch nicht kümmern. Ihre Träume waren friedlich und tief.

Am Morgen war Naomi jene, die als erste die Augen öffnete und nach einer Weile des Daliegens entschied sie sich dafür, dass es Zeit war ihren Kollegen zu wecken. Also kletterte sie aus ihrem Bett und glitt in seines. Beugte sich über ihn um zart und melodisch seinen Namen in sein Ohr zu hauchen. Dies reichte schon um ihn zu wecken, doch seine Reaktion war überraschend. Er hatte beide ihrer Arme ergriffen und sie unter seinen Körper gebracht. Der junge Mann drückte Naomi in seine Kissen und sah sie starr an: "Warst du schon lange hier?" Sie schüttelte den Kopf heftig: "Ich wollte dich wecken..." Daraufhin entspannte er sich, hob sie wieder auf seinen Schoß. Scheinbar hatte sie seine Gedanken auf einem falschen Fuß erwischt. Es tat ihr leid, doch er schien nicht böse mit ihr. Nein er ließ sich mit ihr im Arm zurücksinken ins Bett. Nun ruhte sie auf seinem Körper, an seiner Brust und er streichelte durch ihr Haar, das fühlte sich wirklich gut an und Aufstehen war plötzlich gar nicht mehr so wichtig. Ihre Hand fand einen Punkt an seinem Nacken, wenn man diesen kraulte begann er schnurrende Laute von sich zu geben, es entspannte ihn. Ein merkwürdiges Gefühl jemandem so nahe sein zu können, den man nicht wirklich kannte. Dennoch fühlte sie sich ihm verbunden, wahrscheinlich hatte sich in diesem Moment ein Band zwischen ihnen gewoben was allen Dingen dieser Welt trotzen sollte. Dennoch mussten sie sich bald auf den Weg begeben.

Nach einem guten Frühstück machten sie sich gemeinsam auf den Weg zum Bürgermeister. Dieser hatte einen Ring verloren. Nicht besonders Wertvoll, aber ein Erbstück seiner Familie und mit dem Siegel der Stadt versehen. Es wäre einfach einen neuen Anzufertigen, allerdings wäre es ihm mehr als wichtig, seinen alten zurückzubekommen. Der Verdacht galt einem Bettlerjungen der seit einiger Zeit im Dorf herumlungerte und scheinbar nicht weiterziehen wollte. Natürlich eine Spur der die beiden Magier nachgehen wollten. Der junge Mann war einfach zu finden. Er saß am Marktplatz und half vorbeikommenden Damen am Brunnen, der schon alt und rostig war und sich deshalb nicht mehr so einfach bedienen ließ. Ein wirklich sympathischer Mensch, der hergekommen war, um Arbeit zu finden. Angeblich hatte er dies auch geschafft, ein Bauer hatte ihm zugesichert, dass er ab nächstem Monat bei ihm auf dem Feld arbeiten könnte. Er selbst nannte als Verdächtige die Sekretärin des Bürgermeisters. Diese war scheinbar aus dem Nachbardorf angereist. Eigentlich nichts was Aufsehen erregen sollte, aber die zwei Dörfer hatten eine Geschichte von ewiger Konkurrenz zwischen einander. Der Verlust eines Erbstückes war demnach ein wirklich guter Schachzug, um seinem Konkurrenten zu schaden, etwas was die zwei Magier ebenfalls unter die Lupe nehmen wollten.

In diesem Fall zeigte sich wie gut die zwei verschiedenen Menschen zusammenarbeiten konnten. Während Seraphim die Dame an der Tür ihres Hauses mit seinem Charme für sich gewann, völlig einnahm und von allem anderen ablenkte was gerade geschah schlich sich das kleine Mädchen ins Haus. Dort durchkämmte sie die verschiedenen Zimmer und suchte nach einem Hinweis auf den Ring. Fast wäre sie an ihm vorbei gegangen, ohne ihn zu bemerken. An einer Keramikhand steckte er. Zusammen mit anderen Ringen und Schmuckstücken. Natürlich, wo versteckte man am besten Schmuck, wenn nicht bei anderem Schmuck. Als sie den Ring an sich genommen hatte gesellte sie sich zu Seraphim und der unfreiwilligen Gastgeberin des Hauses, die gerade im Wohnzimmer zusammen Tee tranken. Die Überführte war ein wenig hysterisch und versuchte sich mit einer verzweifelten Gesichte über Notwendigkeit von Rache und ähnlichem zu retten. Doch damit stieß sie bei dem durchaus pflichtbewussten Magier auf taube Ohren. Denn wenn er etwas nicht leiden konnte, dann waren es weinerliche Personen. Außerdem würde er niemals zulassen, dass eine Mission im Fiasko endete, das würde die Ehre seiner Arbeit und dem Ruf seiner Gilde schaden, beides Dinge, die er niemals zulassen würde. Also brachten sie die Schuldige und den Ring zum Bürgermeister. Dieser war erstaunt und verwirrt über die Tat seiner angeblich so eng Vertrauten. Sie ihrer Strafe zuzuführen oblag ihm und die Magier verabschiedeten sich aus dem kleinen Dorf. Zurück zum Bahnhof, zurück nach Hause nach Magnolia, wo Seraphim sie nach Hause brachte und sich dann von ihr verabschiedete. Sie würde dieses erste Abenteuer niemals vergessen und schon bald, sollte das nächste folgen.

Affentheater

Die Nächste Aufgabe war etwas kniffliger. Naomi hatte sich auf den Weg in die Gilde begeben und an der großen Tafel nach einer Aufgabe gesucht, der sie sich vielleicht annehmen könnte, als sich ein Bekannter zu ihr gesellte. "Hallo Engelchen", seine Stimme markant wie ein Eiskristall der zerspringt. Es war ihr neuer Freund, der sich leise wie eine Katze von hinten an sie herangeschlichen hatte und nun seine Hände an ihre Schultern legte. "Seraphim-sama", sie lächelte zu ihm hinauf, "Hast du schon etwas vor?" Mit ihm gemeinsam konnte sie sicher etwas finden, was sie tun konnten. Er schüttelte seinen weißen Schopf, welcher seinen Kopf wie ein kuscheliges Kissen wirken ließ. So wundervoll sanft und kuschelig. Dann streckte er sich nach einer Questbeschreibung aus und las sie durch. Nickte dann und hielt sie seiner kleinen Begleiterin unter die Nase: "Was hältst du davon?" Naomi ließ ihre Augen darüber wandern und überlegte. Da entführte scheinbar etwas junge Frauen aus einem Hotel in einer Nachbarstadt. Wieso glaubte sie, dass dies die perfekte Aufgabe für Seraphim war? Mit der Motivation, dass er derjenige sein konnte, der eine Gruppe schutzloser Frauen retten konnte, das war doch genau sein Hobby. Leicht kicherte Naomi und nickte zustimmend: "Warum nicht, klingt auf jeden Fall wichtig." Sanft streichelte er ihr über den Kopf und grinste dabei sein leicht sadistisches Grinsen: "Du übernimmst die Leitung, wird Zeit für etwas mehr Verantwortung." Das Herz sank ihr in die Hose, er wollte, dass sie ihn herumkommandierte? Dass sie die Entscheidungen traf? Es waren Menschenleben auf dem Spiel. Dieser Kerl musste absolut verrückt sein. Doch er ließ sich davon gar nicht beirren. Er hatte sie schon bei der Hand genommen und zog sie hinter sich her, erneut richtig Bahnhof.

Diesmal stiegen sie in einen Expresszug, dieser fuhr zwischen den Städten hin und her, was sehr praktisch war. Diesmal hatten sie auch ein ganze kleines Abteil für sich. Sechs Sitze und nur sie Beide darin. Seraphim öffnete die Tür, die scheinbar etwas klemmte und ließ sie ein. Er ließ sich danach an einen Platz am Fenster fallen und zog ein Buch heraus. Neugierig geworden versuchte Naomi zu erkennen, was auf dem Cover zu erkennen war. Immer wieder konnte sie sehen wie seine Augen von dem Buch zu ihr abschweiften, nur um ihre Verrenkungen mit einem schelmischen Grinsen zu quittieren. Sie musste wirklich lächerlich wirken. Leise seufzte sie und setzte sich gerade neben ihn. Auf der letzten Fahr war es schon schöner gewesen, so auf seinem Schoß zu sitzen. Gerade als sie darüber nachdachte legte er sein Buch auf die Seite. "Willst du mitlesen?", dabei hatte er diesen falschen, zuckersüßen Ton in seiner Stimme und Naomi glaubte, er machte sich über sie lustig. Doch es war einen Versuch wert. "Gerne", kaum hatte sie es gesagt, hatte er sie bereits wieder geschnappt und auf seinen Schoß gezogen. Da saß sie nun, an seine Brust zurückgelehnt und er hielt wieder das Buch vor sich. Natürlich hatte er nicht wieder von vorne begonnen, aber das war in Ordnung, immerhin war es sein Buch und so lange sie etwas zum Beschäftigen hatte war auch sie zufrieden.

Die Fahrt im Zug war viel zu schnell vorbei, wobei Seraphims Kopf irgendwann ganz schwer auf ihrem eigenen lastete. Er war eben doch kein Fliegengewicht, auch wenn an ihm wahrscheinlich kein Gramm Fett zu finden war. Kurz bevor sie in den Bahnhof einfuhren hatte er sie sanft von seinem Schoß geschubst und das Buch wieder eingesteckt. "Wir sind da", vorsichtig schob er sie vor sich her. War sie nicht eigentlich diejenige mit der Verantwortung? Wahrscheinlich wollte er nur wieder mit ihr herumspielen. Nach der letzten Fahrt, mochte er es scheinbar sowieso am liebsten herumzuspielen, als ernst zu sein. Auf dem Bahnsteig jedoch drückte er ihr einen Stadtplan in die Hand. "Wir müssen zum Hotel Grande, navigieren sie My Lady", er hatte wieder dieses süßliche in seiner Stimme. Das Mädchen konnte den Tonfall nicht leiden und schenkte ihm einen leicht verärgerten Blick, der von ihm nicht weiter beachtet wurde. Also musste sie nun anhand des Stadtplans die kleine Reise weiterführen. Naomi hatte in der Tat zum ersten Mal eine Karte in der Hand. Während sie aus dem Bahnhof gingen hatte sie ihre Augen darauf fixiert und wurde von ihrem Begleiter immer mal wieder an den Schultern hin und her gezogen, damit sie nicht in irgendwas oder irgendwen hinein lief. Dafür wiederum war sie ihm sehr dankbar, er nannte sie zwar Engelchen, aber war er nicht viel mehr der Engel? Nun okay, vielleicht nicht innen, aber nach außen hin auf jeden Fall.

Nach einer Weile hatte das kleine Blondchen herausgefunden wie man so eine Karte lesen musste und etwas später als Seraphim es wahrscheinlich geschafft hatte erschienen sie vor dem doch recht luxuriös wirkenden Hotel am Rande der Stadt. Am Rande des mit Wald bedeckten Hügels angeblich wie geschaffen für Erholungsurlaub. Welcher scheinbar momentan von einem Affen geschmälert wird. Noch immer war sich Naomi nicht sicher, wie ein Affe so einfach in ein Hotel dieser Art hineinspazieren konnte, um sich irgendwelche Damen zu schnappen und dann auch noch wieder mit ihnen zu verschwinden. Dennoch, die Antworten warteten wahrscheinlich dort drinnen, also betrat sie gemeinsam mit ihrem Begleiter das Hotel und ging zur Rezeption. "Entschuldigung, wir sind die Magier die sie angefordert hatten." Ein wenig argwöhnisch beobachtete die Dame an der Rezeption das Mädchen, was deutlich etwas zu jung wirkte, um kompetent zu sein. Glücklicherweise entdeckte sie kurz darauf den großen, weißhaarigen jungen Mann hinter Naomi, der ihr neckend zu zwinkerte. Wer nahm jetzt hier die Aufgabe nicht ernst: "Das ist mein Kollege Seraphim, ich bin Naomi und es wäre toll, wenn sie uns weiterleiten könnten." Zur Untermauerung ihrer Aussage hob sie ihren Unterarm, auf dem ganz deutlich das Gildenzeichen zu sehen war. Das reichte zumindest aus, um die Dame zum Telefon greifen zu lassen, die Augen allerdings immer noch auf den Herrn gerichtet, der, wie Naomi feststellte schon wieder flirtete, als gält es die Welt zu erobern.

Nach einem kurzen Gespräch meinte sie, dass kurz warten sollten und man sich gleich um sie kümmern würde. Gleich war scheinbar nicht schnell genug, denn der engelsgleiche Magier hatte schon fast ein Date, als der Manager des Hotels kaum zwei Minuten später dazu stieß und sie willkommen hieß. Auch er stolperte zuerst darüber, dass seine Hauptgesprächspartnerin das kleine Mädchen sein sollte und nicht der, doch etwas erfahrener wirkende junge Mann. Dieser hielt sich gepflegt zurück, schenkte allerdings dem Gespräch nun doch etwas mehr Aufmerksamkeit, immerhin ging es nun wirklich um die Arbeit. Scheinbar hatten die Überfälle letzten Monat begonnen. Erst hatte man keine wirklichen Anhaltspunkte, dachte daran, das Gäste vielleicht überstürzt abgereist wären, aber dann wollte jemand aus der Stadt einen Affen gesehen haben. Ein Wachdienst war beordert worden, diesem Wesen aufzulauern, doch scheinbar hatte es die magische Fähigkeit entwickelt sich zu tarnen. Außerdem schien es sehr stark zu sein, stärker als ein Mensch auf jeden Fall. Während der Erklärung waren sie zu dem Zimmer gefahren, der Fahrstuhl war etwas gruselig gewesen, Naomi fühlte sich darin unwohl, so eng und schnell nach Oben gehoben zu werden. Ein merkwürdiges Gefühl im Magen. Seraphim war dies nicht entgangen, sein Arm legte sich eng um sie sodass sie sich an ihm festhalten konnte.

Er löste seinen Arm erst wieder, als sie sich im Flur befanden und der Hotelmanager das betroffene Zimmer für sie öffnete. Neugierig lugte das kleine blonde Mädchen hinein und sah sich um. In diesem Zimmer hatte eindeutig etwas großes Gewütet. Der Schrank war umgestoßen und dieser sah nicht leicht aus, Kissen und Decke und einige Möbel hatten sich auf wundersame Weise im Zimmer verteilt. Kleider waren auf dem Boden verteilt, die Vorhänge heruntergerissen und die Reste eines Servierwagens waren auch noch zu erkennen. "Das ist mal ein Tatort", Naomi blinzelte etwas ungläubig in den Raum hinein. Doch lange sollte sie sich darin nicht umsehen, denn da war schon der Schrei der sie auf die Fährte des merkwürdigen Kidnappers bringen sollte. Etwas rauschte an ihnen vorbei, so schnell, dass nicht mal Seraphim sehen konnte was genau es war. Es ging mehr wie ein Gorilla und hielt mit einem Arm etwas auf seinem Rücken, es zappelte und schrie, deutlich eine Frau. "Hinterher!", Naomi war auch schon auf dem besten Weg, der Einbrecher bog um eine Ecke am Ende des Gangs. Es war nicht mal eine halbe Minute später, doch in dem Gang war niemand, kein Mensch nichts. Nur ein Wagen voll mit Wäsche der vor der doch enormen Wäscheklappe stand. Moment, Wäscheklappe! Naomi kletterte in den Wagen, welcher scheinbar nicht festgestellt war und deshalb schwankte er ganz schön. Mit beiden Armen musste sie die Klappe aufhalten um hineinsehen zu können, da war doch gerade ein Schatten gewesen. "Ich hab sie!", das konnte sie noch rufen, bevor sie den Halt verlor und ebenfalls den Schacht hinunter rauschte. Im Fall drehend konnte sie noch Seraphim sehen, der ihr nur noch beim Fallen zusehen konnte.

Gemeinsam mit gefühlten drei Tonnen dreckige Wäsche stürzte das kleine Mädchen den Schacht hinunter und klatschte in einen halbvollen Wagen. Als sie sich gerade aufrichten wollte kam Wäsche nach und begrub sie unter sich. Der Wagen war voll und wurde automatisch geschlossen. Alles strampeln und zappeln half nichts, sie konnte sich kaum bewegen, es roch schrecklich und es war so eng. "Seraphim!", es klang verzweifelt. Eine kleine Ewigkeit verging als sich endlich der Deckel öffnete und zwei Arme tief in die Wäsche hinein griffen, um sie herauszuziehen. "Engelchen, du kannst dich auch unter der Dusche waschen, eine Wäscherei ist nichts für dich", sanft wog der große Kerl das kleine Mädchen in seinen Armen, welches den Tränen nah, sich an ihn klammerte. Allerdings brachte er sie sehr schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, als er sie während dem sanften Trösten daran erinnerte, dass sie immer noch eine Aufgabe zu erfüllen hätten. Mit beiden Füßen wieder auf dem Boden nickte sie, es musste weiter gehen. Glücklicherweise hatte der Affe eine deutliche Spur hinter sich gelassen, scheinbar durch die Verfolger zu aufgeregt um seine Spuren zu verwischen. Zufrieden nickte das kleine Mädchen, immerhin war ihr kleiner Fall nicht zwingend schlecht gewesen. Auch wenn sie wahrscheinlich nie wieder einen Wäschewagen von innen sehen wollte. Gemeinsam machte sie sich mit Seraphim an ihrer Seite auf den Weg zur Höhle des Affen. Diese schien wohl in den Bergen zu sein, denn seine Spur von Verwüstung führte genau dort hin. Ihr Kollege immer an ihrer Seite betrat sie den Wald.

Kämpft

Der Weg durch den Wald war nicht der beste. Es ging immer Bergauf und jemand mit Naomis Kondition brauchte einige kleine Pausen. Seraphim zeigte sich allerdings von einer überraschend geduldigen Seite und sorgte dafür, dass sie sich nicht übernahm. Wahrscheinlich machte er sich immer noch Sorgen, er war eben doch nicht der brummige, Kinder hassende Kerl, der er vorgab zu sein. Schon eine ganze Weile hatte sie immer wieder Zweifel an dieser Fassade gehabt. Doch immer dann, wenn der Zweifel am größten war, tat er wieder etwas, wofür man ihm am liebsten in den Hintern treten würde und er mutierte vom liebenswürdigen Kerl zum absoluten Idioten. Versteh doch einer die Männer, die kleine Blondine war sich auf jeden Fall sicher, das war eine Wissenschaft ganz für sich allein. Eine Weile schon bewegten sie sich durch den Wald und die Spuren wurden weniger. Keine Abgebrochenen Äste, keine niedergetrampelten Büsche, oder frisch umgestoßene oder abgeknickte Jungbäume, nur noch Wald. Ein wenig frustriert blickte Naomi sich um, scheinbar hatten sie sich verlaufen und das nicht gerade günstig. Auch die Nachfrage bei ihrem Partner machte es nicht besser. Dieser hatte auch nicht viel mehr Durchblick als sie. Doch das Terrain schien ihm nicht fremd. Bisher hatte er auf die Magierin mehr wie ein Stadtmensch gewirkt, doch auch der Wald schien ihm vertraut zu sein.

Seine Nase in den Wind haltend holte er tief Luft. Er hatte mal erzählt, dass er mit Wind arbeitete, das war ein starkes Element, zumindest wenn man Naomi fragte. Sie selbst arbeitete nur mit Schatten, diese waren noch nicht wirklich stark, weshalb sie noch keine großen Sprünge wagen konnte. Das war im Moment allerdings auch gar nicht nötig, denn wie ein Spürhund hatte sich ihr Begleiter auf die Fährte gestürzt, die man ihm gelegt hatte und die Reise durchs Unterholz ging weiter. Wie nah sie schon gekommen waren an den Zielort, sollte sie merken, als sie hinter einer kleiner Felswand um die Ecke bogen. Dort lag auf der Sonnenseite eine Höhle. Scheinbar genau das wonach die zwei Magier gesucht hatten. Aufmerksam lauschte der junge Mann in die Höhle hinein, bevor er das Okay gab um hinein zu gehen. Unbehagen zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Diese Höhle mochte vielleicht für Naomi ganz in Ordnung sein, aber er selbst mochte weder die stickige Luft darin noch die Tatsache, dass der Wind hier nicht durch sein Haar streichen konnte. Dafür gab es in den kühlen Winkeln dieses Orts eine anderen Überraschung für den jungen Mann. Die Geiseln.

Alle in einer Ecke eingepfercht und mehr oder minder gut verschnürt hockten sie. Alle sehr eingeschüchtert und regungslos. Doch es ging ihnen scheinbar recht gut. Zufriedenheit legte sich auf das Gesicht der kleinen Magierin, sie hatte die Geiseln gefunden und nun würde sie diese befreien. Eine sehr gute Sache. Erfolg bei der ersten Mission war doch etwas, was man vorzeigen konnte. Doch da war etwas, was sie nicht bedacht hatte. Der junge Herr verlor zwar selten seine Coolness, aber beim Anblick von so vielen netten und hübschen Damen, diese sogar teils nur in ihrer Schlafgewandung, raubte ihm ein wenig die Fähigkeit klar zu denken. In seinem inneren stritten sich gerade die Ratio und sein Trieb über die Vorherrschaft in seinem Körper. Wer würde wohl lenken dürfen? Seine Begleiterin hatte es noch nicht bemerkt, doch das würde sich gleich ändern, denn aus den tieferen Enden der Höhle kam ein lautes Brüllen. Grollend und unter großem Lärm kam der Affe angerannt.

Das Herz in der Brust des Kindes schlug schneller und schneller, die hysterischen Schreie der Frauen machten es nicht besser. Ihr Kollege schien wie gefesselt von den Schönheiten, die sich dieser grollende Riese angeschafft hatte. "Seraphim!", fast panisch war ihr Ruf, war sie doch schon ein paar Meter Richtung Ausgang gehechtet in der Hoffnung sie könnte dem tosenden Biest entkommen, doch er stand immer noch wie gelähmt mitten im Weg. Dies war der Augenblick indem Naomi sich zum ersten Mal seit Jahren dafür entscheid zu Kämpfen. Auf dem Absatz drehte sie um und kam direkt vor ihrem Freund zum Stehen.

Das kleine Mädchen von damals, welches mit der Schattenfaust einen Mächtigen Gegner besiegt hatte, das war etwas gewachsen, die Tricks allerdings waren noch nicht zwingend besser geworden. Dennoch galt es ein Leben zu schützen. Also beschwor das Mädchen aus ihrem Schatten einen kleinen Schwarm Schattenfledermäuse herauf, dieser schoss zielgerichtet auf den Affen zu, welcher in Schemen zu erkennen war. Größer als sie, größer als ihr Begleiter, größer als zwei Meter, viel zu groß. Lautes, wütendes Brüllen ließ die Höhle erbeben. "Seraphim-sama!", mit Schwung holte sie aus und wollte ihm gerade eine Ohrfeige verpassen, als er sich ihre Hand schnappte. Dafür reichte es also noch. Einen etwas entnervten Blick in ihre Richtung und ein anklagendes: "Versuch das nie wieder", später war auch er nun in Eile aus der Höhle hinaus zu kommen. Gemeinsam stürmten und stolperten sie auf den kleinen Platz vor der Höhle. Eine Felswand zur links, rechts der Schmale Pfad auf dem sie gekommen waren und vor ihnen ein Abgrund. Nicht zu vergessen, hinter ihnen ein überdimensionaler Affe in Raserei, der gerade aus seiner Höhle bracht und ihnen nicht nur seine Stimme sondern auch eine Menge Speichel entgegen warf. Bevor die zwei irgendwas absprechen konnte hatte der in seiner Ruhe gestörte Primat sich die kleine Magierin geschnappt und hielt sie in seiner Hand. Sofort war ihr Begleiter hellwach. Ein Wirbel aus Luft traf den Affen mitten im Gesicht, der daraufhin das Mädchen wegwarf. Gegen die Wand, wo sie sich scheinbar einige Rippen prellte und sich nicht mehr wirklich bewegen konnte. Mit seinen Kräftigen Händen Schlug der Wüterich auf den Boden, wo eben noch der Weißhaarige gestanden hatte. Mit Angst in den Augen verfolgte Naomi wie ihr Gildenkollege nur immer den Angriffen des Tieres ausweichen musste, um nicht davon zerquetscht zu werden. Dann allerdings hatte das Schicksal wohl ein Einsehen und es geschah etwas womit Naomi nicht gerechnet hatte. Als der Angreifer mal wieder mit seinen Händen auf den Boden eindrosch gab es plötzlich ein böses Knacken und rollen. Was auch immer er dabei losgetreten hatte, er brachte den Boden unter seinen Füßen ins Rutschen und gemeinsam mit den Erdmassen glitt er ab. Gebannt konnten die zwei Magier sehen, wie der eben noch so gefährlich scheinende Gegner einfach in seinen wohl unvermeidlichen Tod stürzte.

Erleichter seufzte Naomi und versuchte sich wieder aufzurichten. Währenddessen ging ihr Begleiter in die Höhle, wo er teurer Ritter und Retter für sage und schrei fünf hübsche Damen wurde. Zwei davon hielt er selbst im Arm, die übrigen zwei stützten eine Dritte. Am Ende dieses Zuges ging Naomi. Schmerz füllte ihren Körper und sie fühlte sich müde. Dies war wirklich etwas anderes als das letzte Abenteuer. Ob es von nun immer do gefährlich sein würde? Wohlmöglich, aber wie sollte sie damit zurechtkommen? Mehr Training war wohl von Nöten, damit sie nicht bei dem erstbesten Problem unter die Räder kam. Die Reise zurück verlief zwar etwas zielstrebiger, aber sie brauchten dennoch bis zum Abend, um ins Hotel zurückzukehren. Dort erwarteten sie schon Essen und Speisen. Bereitgestellt von dem Hotelmanager, der natürlich mehr als erfreut war, dass alle sein Gäste wohlbehalten wieder zurückgekehrt waren. "Darf ich ihnen Zimmer für die Nacht anbieten", erkundigte er sich nach dem Essen bei den Magiern. Seraphim schien ein wenig zu überlegen: "Geben sie der Kleinen eines, ich brauche keines", mit einem vielsagenden Blick zwinkerte er den Damen zu. Ein wenig stieß Naomi dies sauer auf. Doch in der Tat, wieso sollte er sich um sie kümmern, wenn es da so viele anderen Möglichkeiten gab, sein Mitleid gewinnbringender anzulegen.

Nach einem mehr als deutlichen Wink mit dem Zaunpfahl, dass sie gehen sollte, machte sie sich auf den Weg in das Zimmer, welche man ihr gegeben hatte. Es war wirklich ein sehr schickes und nach Naomis Vermutung wahrscheinlich größer als ihre ganze Wohnung. Doch so war es eben, wenn man Luxusurlaub genießen wollte. Ein Himmelbett nur für sie, es war schrecklich einsam. Mit einem Buch in der Hand saß sie im Bett und las, als es plötzlich an der Tür klopfte. "Zimmerservice!" Das Blut erstarrte ihr den Adern. Hatten die Damen nicht gesagt, dass ihre Entführungen alle in etwa so angefangen hatten. Sie im Zimmer und plötzlich der Zimmerservice ohne, dass sie etwas bestellt hatten. Ihr Herz raste, war ihre Aufgabe doch nicht vorbei, würde gleich ein tobender Affe ihre Tür einschlagen und sie verschleppen? "Ja...", ihre Stimme war dünn, ihr schmerzender Körper verkrampfte sich heftig, doch als die Tür aufging, atmete sie durch. Es war wirklich nur ein Zimmermädchen und sie brachte eine heiße Schokolade zu ihr ans Bett. "Ihr Begleiter meinte, dass ihnen das sicher gut tun", meinte sie mit einem freundlichen Lächeln. Er hatte also doch an sie gedacht, dankend nickte sie der Dame zu und nahm einen Schluck, der ihr leicht zu Zunge verbrühte. Schlaf fand sie dennoch nicht.

Serapim hatte inzwischen schon zwei der Damen besucht, die er so heldenhaft gerettet hatte. Es war wirklich einfach für einen Helden das zu bekommen, was er wollte, auch wenn es für ihn eigentlich nie schwer war. Doch nun stand er vor der dritten Tür. Dahinter würden ihn sicher weitre Freuden erwarten. Doch irgendwie war ihm in der Tat gerade die Lust vergangen, er war müde und vielleicht war eine Mütze Schlaf genau das, was er jetzt brauchte. Unterhaltung hatte er zu Hause genug und er wusste einen Ort an dem er sicher Ruhe hatte. Also drehte er um und ging zu dieser anderen Tür. Hinter dieser Tür saß ein kleines blondes Mädchen und las, schreckte auf, als er klopfte. Er sagte nichts, wenn sie schon schlief, wollte er sie nicht wecken, doch kurz darauf wurde im geöffnet: "Seraphim-sama", leicht erstaunt der Tonfall, doch er überhörte dies gekonnt. Vorsichtig nahm er das Mädchen vom Boden auf, darauf bedacht ihr nicht zu sehr weh zu tun: "Solltest du nicht schlafen Engelchen", neckte er sie und schloss die Tür hinter sich.

"Ich konnte nicht schlafen", erklärte das Kind, welche immer noch die Erlebnisse verarbeitet und von Schmerzen geplagt war. Der junge Mann eröffnete ihr, dass er bei ihr nächtigen würde und das schien sie wirklich zu überraschen, aber es war ihr recht. Vorsichtig ließ er sich mit ihr im Bett nieder und zog sich dann darauf sitzend die Kleidung aus. Danach kuschelte er sich neben das Mädchen ins Bett und ließ zu, dass sie sich vertrauensvoll an ihn kuschelte. Leise flüsterten sie sich gute Nacht Wünsche zu und bald schon war das Mädchen eingeschlafen. Der Moment indem seine Finger ihren verletzten Körper berührten und er zum ersten Mal seine heilenden Kräfte für sie nutze, ihre Schmerzen linderte und die Verletzung kurierte. Zufrieden schloss er ebenfalls die Augen und schlief ein. Am nächste Morgen hatte Naomi wieder seine ganze Aufmerksamkeit, auch wenn seine neuen Fans immer noch um ihn herum tanzten. So mussten sie doch Abschied nehmen, als die zwei Magier wieder aufbrachen, um nach Hause zu fahren. Für Naomi war die Welt wieder in Ordnung, vielleicht sogar etwas besser geworden. Denn als er einen Ruhepol suchte, war er zu ihr gekommen und das freute sie.

Naomis erstes Date

Nach ihrem letzten Abenteuer hatte Naomi ihrem Gildenkollegen vorgeschlagen, dass dieser sie doch zu Hause besuchen könnte. Sie hatte versprochen etwas zu kochen. Nun der Tag war da, er hatte sich angekündigt und Naomi hatte ihren kleinen Garten geplündert. Summend Stand sie in der Küche und schnitt das Gemüse während ihr Vater unruhig im Wohnzimmer herum rollte. Er war nicht besonders begeistert davon, dass sie sich unter allen Magiern in der Gilde ausgerechnet Seraphim ausgesucht hatte. Immerhin war dies der Weiberheld schlecht hin. Man konnte nicht in Magnolia spazieren gehen, ohne über eine Frau zu stolpern, mit der er schon eine oder mehrere Nächte verbracht hatte. Wobei die Blondine bereits gelernt hatte, dass die meisten dieser Damen eine Ehre einer zweiten Nacht meist nicht genossen. Dafür mussten sie schon etwas besonderes sein und soweit es sie anging, war niemand für Seraphim etwas besonderes, außer er selbst. Heute allerdings sollte sich dieses Bild von ihm, wieder um ein bisschen verrücken. Als es an der Tür klingelte rollte Rio hinüber zur Tür um diese zu öffnen und sah sich dann Auge ich Auge mit dem erwarteten Gast. Dieser blickte von oben auf ihn herunter. Hätte Rio stehen können, wären sie wohl gleich groß gewesen, so allerdings rang der Anblick dem jüngeren Magier ein kleines Grinsen ab. Doch er schluckte eine gehässige Erklärung herunter und begrüßte den Rollstuhlfahrer einfach nur mit einem vielleicht etwas kühlen: "Hallo." Dies allerdings bekam er postwendend zurück und konnte eintreten.

Neugierig sah er sich in der kleinen Wohnung um, diese war scheinbar sogar noch kleiner als seine eigene, obwohl hier die doppelte Anzahl an Menschen lebte. Allerdings musste man wohl dazu sagen, dass er selbst in einer Dachgeschosswohnung mit großzügigem Schnitt und tollem Balkon wohnte. Wie er sie bekommen hatte, das war kein Geheimnis, aber er mochte es eben, wenn sich die Welt so drehte, wie er es wollte. "Wo ist mein Engelchen", auf seinem Gesicht zeichnete sich dieses teuflische grinsen ab, als er sah wie Rio das Gesicht verlor, als er so über seine Tochter sprach. Die Kleine kam sofort gerannt und umarmte ihren Gast: "Seraphim-sama, das Essen ist gleich fertig." Wahrscheinlich hauptsächlich um dem eh schon entnervten Vater einen rein zu würgen kniete sich der Weißhaarige nieder und knuddelte das kleine Mädchen zärtlich durch. Danach verschwand sie wieder in die Küche, um mit dem Kochen fortzufahren. Ihr Gast setzte sich gemeinsam mit dem immer noch angespannten Vater an einen Tisch. Dort schenkte er ihm ein grinsen und machte es sich deutlich bequem. Smalltalk gab es zwischen den beiden Männern eher weniger, aber zwischen ihren Augen wurde gerade ein Kampf ausgetragen, den zumindest Naomi nicht verstehen würde.

Das Mädchen brachte unterdessen das gekochte Essen auf den Tisch. Zuerst eine Schüssel voll Reis, dann eine mit vielen verschiedenen Gemüsesorten. Die Krönung allerdings war das Hühnchen, welches köstlich duftete. Sie merkte nicht, was für Anspannung zwischen ihren zwei Männern herrschte, aber es schien sie auch nicht zu kümmern. "Das Gemüse ist aus dem Garten, ich will gerne wissen wie es schmeckt", sie schien stolz zu sein. Doch zu sehen wie sie mit dem großen Messer versuchte das Federvieh zu teilen gefiel dem Gildenkollegen nicht so sehr. "Gib das mal her Engelchen, bevor wir nachher noch extra Fleischbeilage bekommen." Er selbst begann das Hühnchen zu zerlegen, während sie sich nun etwas von dem Reis und Gemüse nahm. Nachdem sie alle angefangen hatten zu essen drehte sich Seraphim zu Naomi und ganz unvermittelt fragte er: "Sag Engelchen, schnarche ich eigentlich?" Ein wenig verwirrt blickte sie ihn an und schüttelte den Kopf: "Nicht das ich wüsste Seraphim-sama." Ein schelmisches Lächeln in Richtung des angespannten Vaters und da kam die Spitze: "Dann können wir ja jetzt immer ein Bett teilen, das wird günstiger." Unschuld pur sprach aus Naomi, die sich natürlich darüber freute, denn sie genoss die Nähe zu ihrem guten Freund. Rio allerdings umklammerte sein Besteck. Später riss er den Abwasch an sich, um sich nicht länger mit dem Jungspund in einem Raum aufhalten zu müssen, dabei war er selbst noch gar nicht so alt. Dennoch, die bösartigen Spitzen, von welchen Seraphim eine Menge austeilte, waren für ihn kaum zu ertragen, aber er musste sich zusammenreißen, immerhin mochte Naomi ihn.

Diese war mit ihrem Gildenkollegen in ihrem kleinen Zimmer und dieser stöberte gerade ganz ungeniert durch ihren Kleiderschrank. Etwas frustriert musste er allerdings feststellen, dass die Kleidung darin im großen und ganzen nicht gerade sehr feminin und noch dazu recht alt war. Leicht schüttelte er den Kopf. Auf seine Frage hin, ob sie etwas schickes zum Anziehen hatte, schüttelte sie unsicher den Kopf. Was hatte er vor, wieso brauchte sie etwas schickes zum Anziehen? Die Frage beantwortete er ihr allerdings nicht, sondern beorderte sie dazu, dass sie sich Schuhe anziehen sollte, er würde sie jetzt mitnehmen, zum Einkaufen. Also schnappte er sich das Mädchen und machte sich mit ihr auf den Weg in die Stadt. Es war ihr bisher nie aufgefallen, aber in diesem Teil der Stadt war sie noch nie gewesen, ihre Einkäufe erledigte sie meist auf dem Wochenmarkt, immerhin konnte man dort noch über Preise verhandeln. Nun allerdings waren sie in der Fußgängerzone und der Magier vor ihr ging zielstrebig auf ein Bekleidungsgeschäft zu. Dort suchte er nach der nächstbesten Verkäuferin und annektierte diese. "Dieses junge Mädchen braucht ein hübsches Kleid, für einen eleganten Anlass, was haben sie anzubieten?", mit einem gewinnenden Lächeln verzauberte der junge Magier die ahnungslose Dame schon fast, die mehr wie ein willenloser Zombie losging, um dem Mädchen die verschiedensten Kleider herauszusuchen. Viele hübsche waren dabei und wirklich niedliche mit Rüschen oder Schleifen, doch Naomi war damit nicht besonders Glücklich. Ihre Wahl fiel am Ende auf ein recht schlichtes beigefarbenes Kleid, was seinen Zweck erfüllte, aber an dem schmalen Mädchen, doch viel zu erwachsen wirkte. Doch Seraphim redete ihr nicht hinein, er hatte ihr gesagt, sie solle sich eines aussuchen. Es war unter anderem auch das Günstigste und obwohl das Mädchen sogar schon anfing mit ihm darüber zu verhandeln, beharrte der Windmagier darauf es ihr zu schenken. Ebenso die Schuhe, die sie kurz darauf dazu kauften, denn keines von Naomis Schuhpaaren war dafür qualifiziert, sich mit diesem Kleid sehen zu lassen. Die Schuhauswahl ging deutlich einfacher, seine kleine blonde Begleiterin, war dabei nicht besonders wählerisch. Auch diese machte ihr der junge Mann zum Geschenk. "Womit habe ich das verdient Seraphim-sama?", schon oft hatte sie dies an diesem Abend gefragt. Sanft strich er ihr über den Kopf: "Wenn ich schon mit dir ausgehe Engelchen, sollst du nicht aussehen wie ein Sack Lumpen.

Leichte Röte zeichnete das Gesicht des Mädchens. Ausgehen wollte er mit ihr, aber wohin denn? Er nahm sie mit sich, zu seiner Wohnung, dort meinte er müsse er sich umziehen und selbst noch etwas abholen. Die vielen Stufen noch hinauf waren recht ermüdend, doch dann in seinem wirklich sehr sauberen und hellen Wohnzimmer, konnte sie sich entspannen. Während sie auf dem Sofa saß und neugierig durch den Raum blickte verschwand er in seinem Zimmer. Es war doch alles sehr klinisch rein und ganz sicher, ob er wirklich hier wohnte, war das Mädchen noch nicht. Dennoch, hatte er selbst nicht einmal gesagt, dass er die meiste Zeit wieso nicht in seinen eigenen vier Wänden einkehrte? Eine Gänsehaut zog sich über ihren Rücken. Was wohl in diesem Zimmer schon alles geschehen war, vielleicht sogar auf diesem Sofa. Nein, daran durfte sie nicht denken, also schüttelte sie die Gedanken ab so schnell sie konnte. Gut, dass er gerade wieder aus seinem Zimmer kam, er trug wirklich sowas wie einen Anzug, eigentlich mehr eine schicke Hose und einen Blazer dazu, dennoch raubte er einem wahrscheinlich den Atem und das mit Absicht. Mit einem bezaubernden Lächeln auf den Lippen fragte er in neckendem Ton: "Was ist denn los Engelchen, vergessen wie man atmet?" Schnell sprang sie auf ihre Füße und schüttelte den Kopf: "Nein ich kann es noch, ganz sicher, ich war nur, ich meine", er brach ihr Stammeln ab, indem er seinen Arm um sie legte und sie mit sich hinaus nahm.

Erneut war ihr Ziel der Bahnhof und er geleitete sie zügig dorthin. Im Zug hatten sie wieder ein Abteil für sich, doch diesmal war da keine Nähe und kein Gespräch, in Gedanken blickte der junge Mann auf dem Fenster. Machte sich Gedanken über Dinge, die er niemals als Sorgen zugeben würde. Immerhin war er doch zurückhalten, was seine wirklichen Gedanken zu den Dingen waren. Naomi allerdings suchte seine Nähe kuschelte sich an seine Seite und er blickte auf sie hinunter: "Du zerknitterst das Kleid Engelchen, setz dich gerade hin, es ist sowieso nicht gut, wenn du dich dauern so einem älteren Mann anbietest", doch der Dolchstoß kam, als er sie mit einem fast schon mitleidigem Blick ansah und meinte, "Ich denke dein Vater hat recht, du solltest dir andere Freunde suchen." Ein wenig entgeistert sah sie ihn an und es platzte aus ihr heraus, dass sie das nicht tun würde. "Meist entscheide ich mit dem Kopf und das Herz zieh hinterher, weil es keine andere Wahl hat, aber Dinge, die dich betreffen, entscheide ich lieber mit dem Herz, statt mit dem Kopf. Auch, wenn du mich irgendwann loswerden willst, werde ich dich immer noch lieb haben. Ich weiß, es ist kitschig so was zu sagen, aber irgendwie weiß ich nicht, wie ich den Weichspüler aus diesen Worten rausbekommen soll. Ich mag dich, weil ich mich in deiner Nähe wohlfühle, auch wenn ich bereits gesehen habe, dass du auch anders kannst, als nett gekünstelt. Auch wenn du's eigentlich nicht sein willst, bist du für mich sehr wichtig." Leicht schlug sie ihre Hand auf den Mund, hatte sie gerade wirklich so viel emotionalen Kitsch auf einmal aus ihrem Mund kommen lassen? Eine kleine Peinlichkeit, die den Abend wahrscheinlich nicht angenehmer machen, aber so war es ihr von der Seele und sie konnte es gerne noch einmal wiederholen. Allerdings würde sie das lassen. Stattdessen drehte sie sanft sein Gesicht zu sich, sie wollte in seine Augen sehen. Diese wundervollen Augen, die sie vom ersten Tag an schrecklich gemocht hatte. "Bevor du jetzt auf komische Ideen kommst, ich bin nicht verknallt und auch kein kleines Mädchen, dem gerade die Hormone verrücktspielen. Ich hab dich lediglich sehr lieb, ich weiß, dass das nervig sein muss, aber da musst du jetzt durch", erneut rutschte sie etwas zu ihm und drückte ihm einen zarten Kuss auf die Lippen, danach ließ sie ihn wieder los und nahm ihren Abstand wieder ein. Dort angekommen strich sie ihr Kleid wieder glatt, ja es war vielleicht doch keine gute Idee gewesen, aber sie hatte sich gerade dafür entschieden, weil es in diesem Moment das wundervollste gewesen war. Jetzt hatte sie zum ersten Mal aus Eigeninitiative einen Kuss vergeben und er hatte wahrscheinlich genau so viel Bedeutung, wie ein Tropfen auf einen heißen Stein, aber es war einen Versuch wert.

Während er noch überlegte, ob er vielleicht mittels eines geschickt platzierten Zeigefingers den Wahnsinn beenden sollte, war sie bereits zu schnell gewesen und hatte ihm einen kaum merklichen, zarten Kuss auf die Lippen gehaucht, der trotz der geringen Intensität, ein leichtes Kribbeln nach sich zog. Eine geschlagene Sekunde, die wahrscheinlich beiden Seiten wie eine kleine Ewigkeit vorkam, später, zogen sich die schmalen Lippen des jungen Mannes leicht nach innen, bevor seine Zungenspitze darüber fuhr, als wolle sie testen, ob vielleicht ein wenig fremdartiger Geschmack auf seinem Mund zu finden war, ehe dessen Winkel dehnte und leicht kicherte. Seraphim beugte sich zu ihr herunter, doch die violetten Augen hatten sich zur Seite und weiter nach oben gedreht, weg von ihr, während er noch immer leicht grinste und sie erst wieder anblickte, als sich sein Mund bereits ganz nah an ihrem Ohr befand. "Doch", hauchte er mit samtweicher Stimme in ihre Ohrmuschel, sodass sie die Wärme seines Atems höchstwahrscheinlich spüren konnte, "Doch, das bist du. Bis über beide Ohren sogar." Ein leicht spöttischer Tonfall, den sie bereits sehr gut von ihm kannte. Er tauchte noch ein wenig weiter runter, schmunzelte gegen ihre Haut an der Stelle, wo Unterkiefer in Hals überging, aber fuhr dann in bedauerndem Ton fort: "Allerdings tut es mir Leid, für so etwas bist du mir zu wenig attraktiv, außerdem spiele ich nicht mit Mädchen deines Alters und mit dir schon gar nicht, dazu bist du mir zu sympathisch." Er war die ganze Zeit über in einer gleichmäßigen, höflichen Tonlage geblieben, auf eine seltsame Weise gleichzeitig vertraut und doch distanziert genug, um die Bedeutung seiner Worte klar zu machen. Ja, das war ein Korb gewesen. Doch plötzlich war alle Ernsthaftigkeit wie weggeblasen, er drückte ihr einen leichten Kuss auf die Wange und richtete sich wieder auf, ehe er sich auf dem Sitz streckte und anschließend den Sitz des inzwischen offenen Jacketts überprüfte. Diese Sache musste ja nicht weiter bedacht werden, oder?

Bisher war sie sich sicher gewesen, dass Seraphim ihr einen Gefallen hatte tun wollen, doch inzwischen war sie sich nicht mehr ganz so sicher, was sein wirkliches Ziel hinter all dem war. Wollte er wirklich, dass sie sich nicht mehr sahen? War dies seine Art, sich von jemandem zu verabschieden? Auch wenn sie keine wirklich Antwort darauf bekommen würde, fraß sich die Idee in ihr Herz, dass er sie nicht mehr sehen wollte, nicht mehr leiden konnte und mit diesem Abend mehr sich von seiner Schuld freikaufen wollte. Dieses Kleid schien nun auf ihrer Haut zu brennen wie Feuer, sie hatte sich sowieso nicht besonders wohl darin gefühlt, doch jetzt schien es wie die Hölle es zu tragen. Das war nicht sie und dieser Freund, der wollte nicht mehr ihr Freund sein. "Entschuldige mich bitte!", fast wie auf der Fluch rannte sie aus dem Abteil, wollte nur noch flüchten vor diesem stechenden Gefühl des Verlustes. Dass sie ihren einzigen Freund verlieren sollte, jemanden den sie sehr mochte, ja, den sie liebte. Vielleicht nicht so wie man es wirklich könnte, aber dennoch eine Liebe dich nicht erwidert wurde. Wie ein Panik suchte sie nach einem Versteck, wo sie sich vor allem und jedem verstecken konnte. Da kam eine Gepäckablage ganz recht, wo sie sich zwischen zwei Koffer quetschte, das Gesicht an den Knien vergrub und weinte. Natürlich weinte sie nicht vor anderen, die meisten litten dann mit dem Leidenden, Seraphim würde wahrscheinlich nur Spaß über sie machen, auch etwas was sie nicht wollte.

Cyrus hatte nicht lange gewartet, als Naomi aus dem Abteil verschwunden war, vielleicht drei Sekunden, in denen sich seine so unbesorgte Miene langsam lockerte und er am Ende fast lauernd auf die Tür starrte, die sie soeben durchschritten hatte. Er hatte irgendwie das Gefühl, dass sie da etwas in den falschen Hals bekommen hatte oder nein, er glaube eher, dass er einen Fehler gemacht hatte. So sensibel er tun konnte, er war es nicht, so gut er sich mit der Manipulation menschlicher Gefühle auskannte, es fiel ihm jedes Mal aufs Neue schwer, sie nicht zu verletzen, wenn er es gar nicht darauf anlegte. Dass etwas schief gelaufen war, dass sie dieses Mal mit seiner sehr gewöhnungsbedürftigen Art nicht klar gekommen war, hatte selbst er sofort bemerkt, was auch der Grund dafür war, dass er schließlich aufstand, seinen Platz verließ und hinaus in den Gang trat, nach links und rechts blickend, bis er einen kleinen Zipfel des Kleides bemerkte, der zwischen zwei Koffern herausragte. Mit leisen Schritten näherte er sich und wurde eines Bildes gewahr, welches selbst ihm einen kleinen Stich versetzte: Zwischen mehreren vollgestopften Koffern, deren Besitzer wahrscheinlich im Großraumabteil nebenan verweilten, saß, in sich zusammen gefallen wie eine welke Blume, das kleine Mädchen, nach dem er gesucht hatte, weinend, schluchzend und scheinbar so fertig mit den Nerven, dass sie keinen Sinn mehr darin sah, ihre sonst so fröhliche Mimik aufzusetzen. Doch nicht sie war daran schuld, dass sie nun so verzweifelt war, sondern er, der er vor dem schmalen Spalt stand, unbewegt, wie eine Statue und auf sie herabblickte, deren bernsteinfarbene Augen in Agonie zusammengepresst waren. Nie hatte er sie so sehen wollen, vielleicht am Anfang ihres ersten gemeinsamen Abenteuers, aber das war schon so lange her, dass er sie inzwischen mit anderem Blick sah, vielleicht sogar sehen wollte. So wenig er Kinder mochte, hatte Naomi stets etwas Herz erwärmendes, selbst für jemanden, dessen Herz unter dicken Eisschichten vergraben lag. Hätte sie die Augen geöffnet, hätte sie einen ungewohnt ernsten, fragenden und sogar ein wenig schuldbewussten Ausdruck auf dem engelsgleichen Gesicht gesehen, denn mit jedem Laut, der an sein Ohr drang, jeder Träne, die über ihre Wangen rollte, hatte er ein wenig mehr das Bedürfnis, sich selbst zu schlagen, dafür, dass er so ein Mistkerl war. Es geschah selten, dass er das eingestand, schuldbewusst eingestand, nicht mit einem triumphierenden Lächeln auf dem Gesicht, sondern ohne jede äußerliche Regung.

Der Koffer neben Naomi wurde mit einem leisen Scharren herausgezogen und achtlos auf dem Gang stehen gelassen, bevor sich die Gestalt des jungen Mannes herunterbeugte und sich vorsichtig in den entstandenen Zwischenraum setzte. Er musste den Kopf einziehen, denn immerhin handelte es sich hierbei nur um das unterste Fach eines Kofferregals, aber das war ihm im Moment ebenso gleich wie die Tatsache, dass er nicht die richtige Kleidung für so eine Turnaktion anhatte. Eingeklemmt wie ein Bär im Bienenstock und die Beine ausstreckte, Naomi umfasste und vorsichtig auf seinen Schoß zog, so gut, wie das bei den beengten Platzverhältnissen gerade noch möglich war. Mit einem leisen "Pssschhht", drückte er ihr verweintes Gesicht vorsichtig an seine Brust und strich so sachte wie es ihm möglich war über ihren goldenen Schopf. "Du solltest nicht weinen, Engelchen...", flüsterte er einige Zeit später, jeglicher Affekt war aus seiner Stimme getilgt, "Du hast jedes Recht dazu, aber es wäre einfacher, wenn du mich einfach schlagen würdest, dafür, dass ich so gemein zu dir war. Dabei...", ein bitteres Lachen entrang sich seiner Kehle und er drückte sie noch etwas fester an sich, "Dabei habe ich das gar nicht gewollt, wie es wohl rübergekommen ist. Ich mache immer Sachen kaputt, selbst wenn ich es mal nicht will. Es gibt nur so wenige Menschen, denen ich nicht weh tun möchte, aber auch bei denen bin ich mir nie ganz sicher, ob ich sie nicht doch verletzen werde, ohne es überhaupt zu bemerken. Ich möchte dir nicht weh tun..." Sie mussten ein seltsames Bild abgeben, wie sie da in der Gepäckablage eingepfercht saßen, zum Glück kam niemand vorbei.

Das war eine wirklich liebevolle Entschuldigung, mehr als sie je erwartet hatte, es brauchte jedoch noch etwas mehr liebende Streicheleinheiten, um sie zu beruhigen und ihre Gedanken klarer werden zu lassen. Als sie ihm das Versprechen abgerungen hatte, dass er sie nicht verlassen würde stimmte sie zu mit ihm ins Abteil zurück zu kehren. Die Überraschung des Abends konnte sie danach dennoch genießen, ein Besuch im Theater, das Stück welches sie mit ihm gemeinsam gelesen hatte auf ihrer letzten Zugfahrt. Als er sie danach sicher nach Hause gebracht hatte, musste er erneut versprechen, dass sie sich bald sehen würden und danach ließ sie ihn nach Hause gehen.

Unter Räubern

Hart hatte Naomi trainiert und inzwischen waren ihre Angriffe zumindest gegen andere Menschen effektiver geworden und sie hatte einen Verteidigungszauber gelernt. Dieser sollte sich nun bald als nützlich erweisen. Als sie vor der großen Tafel stand und gemeinsam mit Seraphim dabei war, ihre nächste Aufgabe auszusuchen. Er hatte bereits etwas ins Auge gefasst und nahm die Beschreibung an sich: "Was hältst du davon ein paar Räuber zu jagen Engelchen?" "Klingt nach einer guten Idee", sie nickte zustimmend und er nahm den Zettel an sich, als sich ein junges Mädchen ihnen näherte. Sie hatte recht blasse haut, war recht schlank, aber dennoch üppig mit Gottes Gaben gesegnet, etwas was natürlich sofort das Interesse des jungen Mannes auf sie zog. Leicht seufzte Naomi, als sie sah, wie das Gehirn ihres Begleiters sich teilweise zu verabschieden begann. Die schwarzen Haare zogen sich leicht hinter ihr her, während sie auf die zwei Magier zu ging. "Hey ihr, kann ich mitkommen, ich habe euch belauscht und denke, ihr könntet einen dritten Mann, oder Frau gebrauchen." Naomi blickte zu ihren Begleiter hinauf, dieser machte sich gar nicht die Mühe nach der Zustimmung seiner jungen Begleitung zu fragen, klar würde er dieses durchaus attraktive Wesen mitnehmen. Vielleicht hatte er auch Gelegenheit sich als Held aufzuspielen, das wäre doch genau das Richtige für ihn. Also machte sich nun ein Trio auf den Weg, wohin wohl, erneut zum Bahnhof. Die Zugfahrt war für Naomi diesmal nicht so angenehm, wobei doch durchaus unterhaltsam. Natascha oder auch Tascha genannt lauschte natürlich den süßlichen Worten des Weißhaarigen, ihr Hauptinteresse galt allerdings dem Essen, welches sie sich mitgebracht hatte. Ein Rucksack, den sie mitgebracht hatte, war wohl gänzlich voll Lebensmitteln, die sie alle nach einander futterte. Den Bemühungen des Mannes schenkte sie nur halbherzige Aufmerksamkeit. Wahrscheinlich war er einfach nicht ihr Typ, wobei sich die kleine Blonde kaum vorstellen konnte, dass es je ein Mädchen gegeben hatte, das diesem Charme widerstehen konnte. Doch für alles gab es ein erstes Mal und Tascha war noch verliebter in ihr Essen, als sie es wohl jemals in Seraphim sein konnte. Eine Tatsache, die Naomi deutlich begrüßte.

Als sie die kleine Hafenstadt Shinyuba erreichten stiegen sie aus ihrem Zug aus und machten sich gemeinsam auf den Weg zur Örtlichen Polizeiwache. Diese war für die Größe der Stadt verhältnismäßig riesig, denn hier hatte man einen sehr aktiven Umschlagshafen, an dem Schiffe aus aller Welt anlegten. Auf der Wache wurden die Magier bereits erwartet. Ein Wachhabender Polizist dessen Rang sich Naomi nicht merken konnte unterrichtete die Gruppe Magie davon, dass sie scheinbar ein Räuberlager unweit der Stadt ausfindig gemacht hatten. Es war wohl recht groß, weshalb man erst ein Paar Magier anfordern wollte, die sich das Ganze aus der Nähe ansahen. Vielleicht wollten sie auch nur einfach nicht das Leben ihrer Leute riskieren, das war doch eigentlich oft so. Drecksarbeit, dafür war man den anderen immer gut genug, auch wenn dies Naomi gar nicht schmeckte, der Auftrag musste ausgeführt werden. Der Herr der Gruppe bekam eine Karte mit einer Wegbeschreibung darauf und damit waren sie wieder unterwegs. Der Weißhaarige Magier, nun wieder auf die Quest fixiert hatte nun zum Glück etwas mit einer höheren Priorität zu bewältigen als seine neue, durchaus attraktive Begleitung, ein Gutes hatte diese Unternehmung also doch. Bald darauf wanderten die drei Magier durch den Wald, Tascha mit einer dicken Salami in der Hand aus der sie immer mal wieder ein Stück heraus biss. Naomi mochte Salami auch sehr gerne, aber diese ohne alles einfach so in sich hinein zu stopfen, wäre ihr nie in den Sinn gekommen. Nun gut, vielleicht war sie auch einfach zu anders? Geredet hatte sie mit Tascha auch nicht wirklich, denn sie hatte praktisch immer den Mund voll, die Antworten waren auch nicht besonders ansprechend oder Gehaltvoll gewesen, von daher schien sie dabei auch nichts zu verpassen, etwas was sie mit Freude begrüßte. Lange jedoch musste sie das Schweigen nicht ertragen, denn Seraphim wies sie plötzlich an stehen zu bleiben.

Mit der Karte in der Hand drehte er sich zu seinen Begleiterinnen herum und lächelte ein wenig: "So wir begeben uns jetzt in Feindgebiet. Engelchen du sagtest, dass du inzwischen etwas stärker geworden bist. Soweit ich mich erinnere ist Tascha noch nicht ganz so effektiv im Umgang mit ihrer Magie, das bedeutet ich werde ein wenig auf sie konzentrieren. Was natürlich nicht heißen soll, dass du nicht auch meinem Schutz unterstehst, du musst nur etwas lauter schreien." Ein freches Grinsen zierte sein Gesicht und Naomi war sich nicht sicher, ob sie froh sein sollte, dass er ihr mehr zutraute, oder traurig, weil er sie offensichtlich nicht mehr so passioniert beschützen wollte und stattdessen das andere Mädchen bevorzugte. Danach erklärte er, dass sie sich jetzt in Feindgebiet begeben würden und dass jeder Zeit damit zu rechnen war den Räubern zu begegnen die hier heimisch waren. Natürlich war Naomi eigentlich wenig erpicht darauf diesen zu begegnen. Ob sie bereit war einem anderen Menschen im Kampf gegenüber zu treten? Nun ihre magischen Fähigkeiten waren nicht ausgereift, aber definitiv in der Lage einen anderen schwer zu verletzen, aber wollte sie das? Eigentlich nicht, es war schon schwer genug gewesen gegen den Affen zu kämpfen und der war zumindest eine deutlich massive nicht menschliche Bedrohung gewesen, konnte man mit den Räubern nicht zur Not verhandeln? All diese Fragen kreisten in ihrem Kopf während sie den anderen in den Wald folgte.

Es war ein wirklich schöner Wald, dichte Farne wuchsen am Boden und die Bäume waren hoch und schön grün. An ihrem Stämmen wuchs Moos und Pilze. Die Luft schien so frisch wie nirgendwo sonst und der Boden war schön weich unter ihren Füßen. Hier und da sagen Vögel und in den Ästen sah man den einen oder anderen Waldbewohner. Doch Plötzlich stoppten die Vögel ihren Gesagt und Seraphim drückte seine Begleiterin runter zum Boden. Sie verschwanden fast in den dichten Farnen als kurz vor ihnen ein paar Männer durch den Wald stapften. Sie trugen zerrissene Kleidung die Teilweise nicht aussah als würde sie nicht zusammen gehören. Alle schienen schwer beladen und alle drei waren sich stillschweigend einig, das waren die Leute nach denen sie suchten. In gebührendem Abstand folgten sie der kleinen Gruppe und so war es in der Tat noch einfacher das Versteck zu finden welches sich für sie eh schon sichtbar auf der Karte befand. Die Männer führten sie zu einer kleinen Schlucht, die man über einen recht steilen weg abwärts betreten konnte. Als die Räuber verschwunden waren schlichen die Magier am Rand der Schlucht entlang, die teilweise Einsicht auf ein kleines Zeltlager gab, welches dort aufgebaut worden war. Ein paar Leute waren dort zu sehen, nicht nur Männer, sondern auch Frauen und Kinder, scheinbar schon eine kleine Sippschaft die hier im Wald florierte, doch das änderte nichts daran, dass sie Kriminelle waren. Nach einer kurzen Besprechung entschieden sie sich dort unten einmal umzusehen.

Also machten sie sich auf den Weg den schmalen Pfad herunter. Er war rutschig, weil die Erde dort sehr plattgetreten war. So kamen die Magier nur langsam voran und mussten immer mal wieder lauschen, ob nicht vielleicht jemand kam, der sie entdecken konnte. Doch alles lief gut, bis plötzlich eine Glocke erklang. "Verdammt", Seraphim starrte zu einer gerissenen Schnur zu seinen Füßen. Doch das war nicht ihr größtes Problem, kurz auf das Klingeln folgte ein lautes Grollen. Ein Blick über die Schulter zeige eine gigantische Masse an Erde und Geröll die über die Böschung auf sie zu rutschte. "Lauft", rief Seraphim den Mädchen zu. Irgendwo auf der Mitte des Wegs konnten Naomi und Natascha in eine kleine Spalte hechte die in der Seitenwand war und gerade genug Platz bot, dass die Mädchen sich dort Schutz suchen konnten. Der Mann der Gruppe hatte dabei nicht so viel Glück. "Cyrus...!", in ihrer Panik hatte Naomi sogar darauf verzichtet ihn bei seinem Nachnamen zu nennen. Es war für ihn etwas besonderes, dass sie diesen Namen überhaupt kannte und so war es für sie etwas besonderes ihn bei diesem zu nennen, doch in diesem Moment hatte sie einfach nur Angst um ihren Freund. Dieser wurde weiter unten von der Lawine erfasst und blieb am Ende regungslos liegen. Regungslos und ohne die Möglichkeit etwas zu sagen oder zu tun musste sie mit ansehen wie eine ganze Gruppe dieser Kriminellen kam und den jungen Magier einfach mitschleifte.

In ihrem kleinen Versteck zusammengesunken brütete das kleine Mädchen sofort über eine Idee, wie sie wieder an ihren Freund kommen könnte, es war gar nicht darüber zu reden, dass sie ihn hier ließen, niemals würde sie das tun. Natascha war dabei allerdings eine erstaunlich gute Hilfe, als sie meinte, dass sie sich verkleiden könnten, wie es die Helden in Büchern öfter taten. Allerdings war sich Naomi sicher, dass man ihr die Räuberfrau nicht abkaufen würde, sie war ein wenig klein, ein wenig flach auf der Brust und definitiv nicht schroff genug. Auch wenn ihre Vorbehalte gegenüber eines möglichen Kampfes eigentlich so gut wie weg waren, denn jeder der ihren liebsten Freund verletzte und in Gefahr brachte, der hatte es auch verdient verprügelt zu werden. Doch wie kamen sie nun an Kleidung in der zumindest Tascha versuchen konnte sich als Räuber einzuschleichen? Gerade als sie versuchte darüber nachzudenken kamen zwei Frauen über den Geröllhaufen geklettert. Diese waren scheinbar gerade im Wald irgendwas sammeln gewesen, die eine hatte einen Korb voll Dinge und die andere trug ein Bündel voll Holz. Die Mädchen in ihrer kleinen Höhle hatten sofort die selbe Idee. Mit einem Stein den sie aus ihrem Versteck heraus warfen bekamen sie die Aufmerksamkeit der beiden Damen auf sich gezogen und als diese ihre Köpfe in die Höhle streckten griffen sie an.

Kleine Schattenfäuste flogen Naomis Gegnerin um die Ohren, der allerdings gelang es ihre Gegnerin aus der Höhle zu ziehen und ihr noch ein kleines Wurfmesser in die Schulter zu rammen. Etwas was Naomi mit einem bitteren Schrei quittierte. Natascha hatte mehr Glück sie konnte ihre Gegnerin mit einer Eisüberzogenen Faust recht schnell außer Gefecht setzen, die Frau war echt stark. Während Naomi ihre gerade so eben auf die Bretter schickte zog Natascha sich bereits um, denn schon wenig später tauchte einer der Räuber auf: "Alles in Ordnug?" Natascha, nun in der Rolle der anderen Räuberin nutzte die Chance um Naomi als ihren Fang des Tages auszugeben: "Hier, ich habe einen Eindringling gefangen." Sehr locker verknotete sie die Hände ihre Kollegin auf dem Rücken, die immer noch unter der schmerzenden und blutenden Schulter litt und deshalb Tränen in den Augen hatte. Der Räuber der dazu kam zog die Fesseln allerdings Fester: "Du musst das richtig machen, sonst brechen sie noch aus." Auf seiner Schulter brachte er das kleine Blonde Mädchen und die Frau, welche sie bekämpft hatte ins Lager. Nachdem er die Frau bei einem Zelt in die Obhut eines anderen gegeben hatte, brachte er die Gefangene zu einer Höhle, in dieser hielten sie auch Seraphim gefangen. Im Gegensatz zu Naomi, war dieser nicht nur an Armen und Beinen verschnürt sondern auch geknebelt, deshalb hatte er sich auch noch nicht befreien können, die meisten seiner bisherigen Angriffe gingen von Handbewegungen oder seinem Mund aus. "Seraphim-sama!", Naomi strampelte gegen den Rücken ihres Trägers. Der andere Magier sah sie an und schien enttäuscht. "Seht mal, die sind doch niedlich, schicken jetzt schon kleine Mädchen", unsanft setzte man sie ab. So schnell es ging hechtete sie zu ihrem Gildenkollegen hinüber, wie sollte sie ihn nur befreien, wenn ihre Hände doch ebenfalls gefesselt waren. Doch auch dafür gab es eine Lösung.

Es war ihre einzige Chance also brachte sie sich mit Seraphim auf Kopfhöhe und presste ihre Lippen gegen seinen Knebel, verbiss sich dabei in diesen und begann daran zu ziehen. Die Wachen lachten erst über diesen für sie lustigen Versuch eines Kusses, als sie jedoch merkten, dass dies nicht der Zweck dieser Aktion war, setzten sie alles daran sie von ihm zu lösen. Dass sie ihr dabei den letzten Ruck gaben, um das Stück Stoff reißen zu lassen, war wahrscheinlich mehr Glück als sie je hätte erwarten können. Ein boshaftes Grinsen zeichnete sich auf dem Gesicht des Windmagiers ab, der sofort begann Kugeln aus komprimierter Luft durch die Gegend zu schießen. Die Tatsache, dass er es fast in ein Dauerfeuer übergehen ließ ohne auch nur ins Schwitzen zu geraten zeigte, wie stark er eigentlich war. Die Männer hatten schon nach den ersten Treffern nichts mehr von sich gegeben. Danach befreite er sich und Naomi von den Fesseln die sie hielten. Außerdem nahm er sich die Zeit ihre Wunde zu heilen, damit sie nicht weiterhin unter den Schmerzen litt. Dies war das erste Mal, dass er ihr direkt zeigte, dass er dies konnte. Das letzte Mal hatte er ihre Wunde geheilt, als sie schlief. Diesmal teilte er dieses Geheimnis mit ihr. Als sie aus der Höhle traten ließ der frustrierte Magier seiner Magie freien Lauf, ein Wirbelsturm fegte durchs Lager und riss alles mit sich, was nicht fest im Boden verankert und schwer war. Jeder Räuber der sich zeigte wurde von ihm mit Windkugeln beschossen, beinahe hätte er sogar Tascha ebenfalls ins Traumland geschickt. Der Rest war eine einfache Formalität. Diese Leute nun fesseln und den Polizisten Bescheid geben, damit diese sie in Gewahrsam nahmen. Wenn Naomi ehrlich war, hatte sie Seraphim noch nie so aufgebracht gesehen. Als sie ihn danach fragte lächelte er ihr zu, zwinkerte und sagte: "Niemand verletzt mein Engelchen." Diese Worte hatten sie wirklich verlegen gemacht, aber scheinbar hatte er sich wirklich um sie gesorgt, denn auf dem Rückweg nach Hause hatte sie wieder seine Volle Aufmerksamkeit, soweit man bei ihm je von voller Aufmerksamkeit reden konnte.

Der Fall

Es war gegen Ende des Frühlings bald würde Naomi Geburtstag haben. Doch die Stadt hatte von ihren Aktivitäten in der Gilde erfahren und war nun nach einigen Schätzungen darauf gekommen, dass sie nun alt genug war selbst für sich und ihren Vater zu sorgen. Die Unterstützung von Seiten der Stadt fiel also weg und das ganze Vermögen der Familie stützte sich nun auf den Verdienst eines kleinen Mädchens. Dies war einer der vielen Gründe, weswegen sie sich bei einem Wettkampf anmeldete. Alle Teilnehmer sollten für ihre Teilnahme ein Entgelt erhalten und je weiter sie kamen, desto höher würde es ausfallen. Eine Risiko welches sie eingehen musste. Eine Verletzung konnte sie sich nicht leisten, aber lieber bei einem Stadtkampf verletzt als irgendwo in den Bergen verschüttet. Wunden würden heilen, aber wenn sie tot war, wer kümmerte sich um ihren Vater. Alle ihre Gedanken drehten sich eigentlich nur um die Probleme die nun vor ihr lagen und sie wusste weder aus noch ein. Wahrscheinlich musste sie jetzt jeden Tag raus in die Welt, vielleicht sogar Aufgaben annehmen die mehrere Tage dauern würden und sie nicht nur viel Zeit sondern auch Kraft kosten würden. Außerdem musste sie viel mehr trainieren als zuvor, damit sie auch wichtigere Dinge erledigen konnte, die eine angemessene Belohnung brachten. Wobei man dazu sagen musste, das Mädchen hatte sich bereits erstaunlich gesteigert, wenn auch ihre Magie bisher nur einen neuen Zauber hervorgebracht hatte, war sie doch deutlich kräftiger geworden und effektiver. Ihr ganzer Körper hatte an Stärke und Agilität gewonnen. Dennoch fühlte sie sich Angesicht zu Angesicht mit den vielen anderen Teilnehmern etwas unwohl.

Unter ihnen waren deutlich einige starke Magier, man konnte das Feuer in ihren Augen sehen und von einige hatte sie sogar schon etwas gehört. Etwas weiter weg stand eine junge Frau mit langem rotbraunen Haar. Eine Magierin aus Lamia Scale, eine sehr berühmt berüchtigte Feuermagierin. Wer gegen sie antrat hatte ein wirklich schweres Kreuz zu tragen. Ebenso oft konnte sie heute Seraphims Namen vernehmen. Ihr Freund hatte sich aus dem Wettbewerb zurückgezogen. Er brauchte weder das Geld noch die Aufmerksamkeit und dennoch war er in jedermanns Mund. Viele fragten sich, warum der so berühmte Magier nicht anwesend war, doch was sie nicht wussten war, dass er etwas anderes vor hatte. Auch Naomi hatte keine Ahnung, aber er traf sich gerade mit einem sehr alten Freund, der vor kurzem nach Magnolia gezogen war und dem er seine ganze Aufmerksamkeit widmen wollte. Nun befand Naomi sich gerade auf der Eröffnungsfeier. Heute würden die ersten Kämpfe für den nächsten Morgen gezogen und dann ging es los. Dies war eine der schwersten Stunden für Naomi, eine die sie unter Fremden Leuten verbrachte. Jeder schien sich schon aus früheren Events zu kennen. In Mitten des Chaos hatte sie sogar Natascha gesehen, diese unterhielt sich allerdings gerade mit jemandem, weshalb sie die Bekannte nicht ansprechen wollte.

Also saß sie in einer Ecke auf einem Stuhl und wartete auf die Bekanntgabe der Ergebnisse. Angespannter von Minute zu Minute fühlte sie sich fast, als würde sie bersten. Da trat jemand auf sie zu, es war ein blonder Junge, den sie noch nie zu vor gesehen hatte. Er trug eine braune Lederjacke und eine Weises Hemd. Diese Kleidungsstücke sahen beide recht gut an, seine Hose allerdings hatte mehr Löcher als ein Schweizerkäse. Freundlich lächelte er ihr entgegen und setzte sich auf einen Stuhl neben sie: "Hallo, ich bin Minato und du?" Ob es der richtige Zeitpunkt war ein freundliches Gespräch anzufangen, mit jemandem dem sie vielleicht bald in der Arena gegenüberstehen würde? Gut möglich, dass es falsch war, aber es lenkte sie vielleicht von allem anderen ab. Außerdem machte er einen freundlichen Eindruck, also wieso nicht die Gelegenheit nutzen und jemand Neues kennenlernen. "Naomi, freut mich", sie nahm die Hand, welche er ihr anbot. "Dein erstes Mal bei den Spielen?", erkundigte er sich und sie nickte. Wieso nannte er es eigentlich Spiele, hier wurden doch keine Veranstaltet. Doch auf ihr fragendes Gesicht hin lieferte ihr der junge Mann sofort die Antwort. Kämpfe zur Belustigung der Massen, wie in der Antike, nur dass hier am Ende möglichst keiner Starb, wobei auch das schon vorgekommen sein sollte. Das sei zumindest das was man ihm erzählt hatte. Wie auch für sie, war es für den jungen Mann das erste Mal an diesem Turnier teilzunehmen und er schien ebenfalls ein wenig nervös und froh darüber mit jemandem reden zu können. Gemeinsam saßen sie an ihrem Platz und Naomi erzählte von ihren kleinen Abenteuer. Dabei stellte sich heraus, dass Minato vor Kurzem Mitglied ihrer Gilde geworden war und noch deutlich weniger Ahnung von seiner Magie hatte als sie selbst.

Dann wurden auf einer großen Tafel die Kampfpaarungen angegeben und die zwei jungen Magier die sich gerade kennengelernt hatten fanden sich nebeneinander wieder. "Du bist mein Kampf, wie viel Zufall kann es geben?", Minato sah zu dem kleinen Mädchen herunter. Sie zuckte mit den Schultern und grinste zu ihm hinauf. Ein Kampf dessen Gegner sie bereits kannte, das war nicht zwingend positiv, aber das musste man bei solchen Event mit einplanen. Eines war jedoch klar, sie würde nicht versuchen Minato ernsthaft zu verletzen, immerhin gehörte dieser zu ihrer Gilde und es war doch einfach nur ein Wettkampf, man musste diesen nicht zwingend gewinnen. In einer freundlichen Geste bot er ihr seine Hand an, die sie gerne ergriff und schüttelte. "Wir sehen uns dann Morgen in aller Frische", sie schenkte ihm ein kurzes Lächeln und dann machte sie sich auf den Weg.

Der Nächste Tag begann wie immer, ein Frühstück mit ihrem Vater, dem sie natürlich nicht erzählt hatte, was sie vorhatte, er glaubte wohl, dass sie wie sonst zur Gilde ging, um eventuelle einen Tagesauftrag anzunehmen, wie sie es immer tat. So machte sich das kleine blonde Mädchen auf den Weg zur Arena, wo sie ihr erster Kampf erwartete. Diesen würde sie nicht auf die leichte Schulter nehmen, auch wenn ihr Gegner deutlich weniger Erfahrung hatte vorweisen können als sie. Doch das sollte nichts heißen, es kam öfter vor, dass man von einem vermeidlich schwächeren Gegner zerquetscht wurde, einfach weil man nicht daran glaubte, dass er einem etwas entgegen zu setzen hatte. Diesen Fehler würde sie nicht begehen, besonders weil er einen Vorteil hatte, den man nicht übersehen durfte. Er war Körperlich stärke und deutlich Größer als sie. Also war an Nahkampf mit ihm nicht zu denken, was an bei ihrer Mitteldistanzmagie deutlich schwierig werden würde. Dennoch würde sie ihr bestes tun, immerhin konnte sie nicht mehr nur an sich denken, sie hatte einen Vater zu Hause. Mit diesen Gedanken erfüllt betrat sie nun die kleine Arena die für die sogenannten Vorkämpfe aus der großen eingeteilt war. Es fanden drei kämpfe gleichzeitig statt, sodass die Aufmerksamkeit der Zuschauer nicht zwingend direkt auf ihnen lag, das war eine sehr gute Sache für das nervöse Mädchen.

Gemeinsam mit Minato hatte sie die Arena betreten und begab sich nun auf die andere Seite der Arena. Tief atmete sie ein und machte sich bereit. Die Hände zu Fäusten geballt, wartete sie auf das Startsignal, welches nicht lange auf sich warten ließ. Kaum war es verhallt setzte sich Minato auch schon in Bewegung. Wie schon erwartet verließ er sich scheinbar auf seinen Vorteil im Nahkampf und holte deutlich zu einem Schlag aus, doch da war etwas, das ihre Aufmerksamkeit auf seine Faust lenkte. Sie schlug Funken, eklektische Funken, das war nicht gut. Sie hatte sich schon vorher davor gefürchtet von diesen Fäusten getroffen zu werden, doch jetzt dürfte dies mehr als unangenehm werden. Als er dann auch noch direkt auf sie zu kam, presste sie schnell ihre Hände gen Boden und ihr eigener Schatten richtete sich vor ihr auf, um die zu schützen. Der Angreifer, der dadurch etwas irritiert war bremste ab, schlug zwar durch den Schatten, erwischte sie allerdings nicht mehr mit seiner Faust und die Funken waren vom Schatten neutralisiert worden. Zufrieden und erleichtert seufzte sie. Jetzt allerdings musste sie zurückschlagen. Also nahm nun auch sie eine ordentliche Kampfhaltung ein. Ihr Gegenüber schien etwas verwirrt, als sie begann mit ihren Fäusten in die Luft zu schlagen. Doch das änderte sich, als er die Schattenfäuste zu fühlen bekam, die es nun aus ihrem Schatten hagelte. Die ersten zwei bekam er direkt ab, die nächste ging leider schon daneben, weil er zurückstolperte, aber es war keine schwere Sache ihn damit zu verfolgen. Immer mal wieder bekam er die eine oder andere Faust zu spüren, doch Naomi konnte fühlen, dass sie eben noch nicht so weit war, diese Dauerattacken aufrecht zu erhalten.

Beide Magier waren recht ausgelaugt als sie sich wieder in einiger Distanz gegenüber standen und sich anstarrten. Bald würde sich entscheiden müssen wer nun gewonnen und wer verloren hatte, also sammelten beide ihre letzen Kräfte für einen Finalen Angriff. In seinen Händen schien er etwas wie eine Kugel zu erschaffen, Blitze zu einer Kugel komprimiert, das würde ihr definitiv den Rest geben, wenn sie sich nicht dagegen schützte. Als er sich dann auf sie zu bewegte musste sie sich entscheiden. Der Schutzzauber war eine Stufe höher als die anderen beiden und kostete etwas mehr kraft, oder sie könnte hoffen, dass es auch so klappte, immerhin wollte sie gewinnen. Da musste man etwas Riskieren, also nahm sie die zweite Variante ihres Plans. Eine kleine Gruppe Fledermäuse stob auf ihre Kommando hin aus ihrem Schatten und nahm ihrem Gegner die Sicht, indem sie um seinen Kopf kreisten. Diese Zeit nutzte Naomi, um sich aus der Bahn zu bringen und ihm mit ihrer letzten Kraft eine Schattenfaust entgegen zu werfen. Diese traf ihn recht glücklich am Kopf und schlug ihn letztendlich nieder. Gewonnen, sie hatte gewonnen und konnte dies gar nicht so recht glauben. Man brachte sie und ihren Gegner in eine Art Aufenthaltsraum, wo sie sich gemeinsam mit den anderen erholen konnten, bis die ganzen Kämpfe der ersten Runde überstanden wahren. Glücklicherweise stellte sich heraus, dass sie Minato nicht wirklich schwer verletzt hatte, etwas was sie deutlich erleichterte. Doch ihre Freude hielt nicht lange vor, nur bis ihre nächste Kampfpartnerin angesagt wurde. Lia Valencia, die Feuermagierin aus Lamia Scale. Jene die als so gefährlich gewertet wurde, dass man sie mit ihrem guten Freund Seraphim in einem Satz nennen konnte. Leicht blinzelte sie, als sie die Ergebnisse der zweiten Auslosung sah und schimpfte innerlich auf ihr Pech. Doch da musste sie jetzt wohl durch, wahrscheinlich konnte sie sich nach den ersten Angriffen einfach in den Dreck werfen und aufgeben. Doch mindestens einen Angriff musste sie einstecken oder vielleicht sogar parieren, denn das war sie ihrer Gilde schuldig. Eine so peinliche Schmach musste es dann ja doch nicht werden. Dennoch drehte sich ihr Magen, als sie neben der wirklich schönen Frau das Kampffeld betrat. Diese lächelte sie freundlich an, strich ihr über das blonde Haar und sagte freundlich: "Keine Angst, ich bin nicht hergekommen, um andere zu Kohle zu machen." Das war doch wirklich nett von ihr, dass sie ihr zumindest dahingehend Mut machen wollte. Zügig begab sich die junge Frau auf ihre Seite des Feldes und lächelte ihrer Gegnerin entgegen. Es sollte wohl freundlich sein, doch der kleinen Blonden wurde dabei leicht übel. Klar hatte diese Magierin absolut keine Sorge darum, ob die kleine Schattenmagierin ihr irgendwie weh tun könnte. Da war das Startsignal und schon konnte sie sehen, dass Lia zu einem Erstschlag ausholte, doch da ertönte das Signal erneut: "Kombattanten stellt die Kampfhandlungen ein für eine wichtige Durchsage. Die Teilnehmerin Naomi de Avillon wird gebeten sich unverzüglich an der Registrierung einzufinden." Naomi war sich nicht sicher, ob das nun gut war, oder schlecht, vorerst verneigte sie sich vor Lia und verließ das Feld recht zügig. Bis zur Registrierung war es nicht weit, weshalb sie das kurze Stück laufend zurücklegte. Etwas außer Atmend erreichte sie den Tresen an dem schon ein Mann auf sie wartete. Sie kannte ihn nicht, aber auf seiner Kleidung war das Emblem des hiesigen Krankenhauses abgebildet. Nachdem sie ihm ihre Identität bestätigt hatte rückte er auch mit den Neuigkeiten heraus, die ihr Leben grundlegend verändern sollten. "Ihr Vater hatte einen Unfall", die Augen des Mädchens weiteten sich, wurden groß wie Untertassen und nun war eine weitere Teilnahme an diesem Turnier mehr als undenkbar.

Ein neues Leben

Naomis Vater hatte einen Unfall gehabt, bei dem er so unglücklich gestürzt war, dass er nun im Koma lag. Das Mädchen hatte die ganze Nacht an seinem Bett gesessen und war im Morgengrauen eingeschlafen. Wenn sie gewusst hätte was inzwischen schon im Hintergrund lief, hätte sie wahrscheinlich keinen Schlaf gefunden. So allerdings ruhte sie friedlich bis zum Mittag an dem man sie erst mal nach Hause schickte, damit sie sich ausruhen und erholen konnte. Doch in der Wohnung gab es für sie keinen Frieden, immer musste sie daran denken, wie es passiert war und fragte sich, ob sie etwas hätte tun können, um dies zu verhindern. Irgendwo zwischen Sorgen, Panik und Heulkrämpfen war sie dann doch wieder zur Ruhe gekommen und hatte zumindest den Rest des Tages ordentlich verbracht, ihr Plan war am nächsten Tag zu Seraphim zu gehen. Der einzige Freund den sie in dieser Stadt hatte, der einzige der wohl in der Lage war sie zu trösten. Doch als sie am nächsten Tag zu dessen Wohnung kam, war er nicht anzutreffen, scheinbar gerade ausgeflogen zu einer Aufgabe. Da musste sie wohl oder übel den Rückweg antreten. Dieser allerdings hielt eine bösartige Überraschung bereit, denn vor ihrer Wohnung stand ein schwarzhaarige Mann, mit dunkler Haut und einem Kinnbart. Dieser dirigierte eine Menge anderer Männer, die Augenscheinlich gerade dabei waren ihre Wohnung leer zu räumen. Wieso taten sie das? Empört rannte das Mädchen auf den Mann zu, dieser schenkte ihr einen kurzen abschätzenden Blick: "Naomi de Avillon nehme ich an." Etwas verwirrt darüber, dass dieser Herr in der Tat ihren Namen kannte nickte sie. "Sie werden von nun an bei ihrem Onkel Gideon wohnen, alle Sache die wir für wichtig erachteten befinden sich bereits auf den Weg in das neue Familien Anwesen. Ich habe die Anweisung sie gleich mitzunehmen", er ergriff ihre Hand fest, aber nicht so sehr, dass es ihr wehgetan hätte, "Mein Name ist Masaru, ich werde mich von nun an um ihr Wohlergehen kümmern."

Ein wenig entgeistert betrachtete Naomi den jungen Mann, doch dieser lächelte sie nur freundlich an, als wäre nichts gewesen. Widerstand war zwecklos, er war deutlich stärker als sie und ließ sich durch nichts abbringen. Das Haus welches er als ihr Ziel auserwählt hatte lag in der edleren Gegend der Stadt. Riesige Villen mit großen Gärten und hohen Zäunen. Von außen sah es mehr aus wie ein wunderschönes Gefängnis. Die Mauern aus dunklen Steinen, die das Grundstück umrahmte schien so undurchdringlich wie die Nacht und das eiserne Tor war kalt und fremd, als sie ihre Hand dagegen drückte, um es zu öffnen. Alles fühlte sich fremd und unfreundlich an, auch wenn der Garten hinter diesen Mauern wirklich schön war. Ein Gärtner schnitt gerade an den Rosenbüschen herum. Doch auch wenn der Garten auf den ersten Blick schön wirkte merkte man auch an ihm, dass hier die Ordnung vorherrschte, klinische Ordnung und das machte ihn wieder hässlich. Es mochte Menschen geben, die Symmetrie mochten und auch Naomi hatte nichts dagegen, aber in diesem Fall machte sie die Umgebung nur noch kälter, als sie eigentlich war. Von Masaru wurde sie zur Tür gebracht, eine dunkle Eichentür mit Goldenem Türgriff. Auf der Plakette an der Seite stand eingraviert: Familie de Avillon. Sie sollte also wirklich hier wohnen und sie würde nicht die einzige sein, die hier lebte. Ein merkwürdiges Gefühl plötzlich Teil einer Familie zu sein, von der sie vorher nichts wusste.

Als sie eintrat fiel ihr als erstes der rote Teppich auf, der den Gang bedeckte. Schnell weiter gehend führte dieser zu einer Treppe hinauf und zu Gängen die nach rechts und links abgingen. Wenn man Masaru glauben durfte befand sich die Küche und ein Speisezimmer Rechts und Links das Wohnzimmer. Zum Garten hin gab es Rechts noch eine Art Schulraum in dem Sie Unterricht erhalten sollte und auf der linken Seite die Gemächer ihres Onkels. Nach dieser Erläuterung brachte man sie nach oben wo es wieder nach rechts und links abging. Rechts waren die Schlafzimmer. Das ihres Cousins und dessen Badezimmer auf der rechten, ihr eigenes zur Linken und zum Garten raus und das von Masaru und einem weiteren Angestellten zur Straße hin, neben dem Badezimmer. Auf der linken Seite die zur Straße zeigte gab es angeblich noch eine Art Trainingsraum. Schon nach wenigen Minuten schwirrte Naomi der Kopf, aber dennoch versuchte sie alles zu behalten. Unten im Keller residierten die anderen Angestellten und mehr gab es wohl nicht über das Haus zu sagen. Man führte sie in ihr Zimmer und meinte, dass sie gegen Abend zum Abendessen mit ihrem bis dahin eingetroffenen Onkel und dessen Sohn erwartet wurde. Die Begeisterung des jungen Mädchens hielt sich in Grenzen, doch daran war kaum zu denken, denn schon kam jemand anderes herein. Eine Art Hausmädchen, sie stellte sich nicht einmal wirklich vor, sondern zeigte ihrer neuen Herrin ihr neues glückseliges Leben.

Scheinbar hatte sich ihre Garderobe verzehnfacht, aber nur ein Stück darin war jemals vorher in ihrem Besitz gewesen und zwar das Kleid welches Seraphim ihr geschenkt hatte. Mit Schrecken musste sie feststellen, dass sie nun wirklich nur noch mädchenhafte Kleidung besaß, etwas, was vorher eher eine Rarität gewesen war. Ein bisschen ging es ihr sogar gegen den Strich. Doch dagegen war nichts zu machen. Viel schlimmer allerdings wurde es, als der persönliche Friseur der Familie herein schneite. Auch ihn hatte sie eigentlich nicht sehen wollen, aber wie gegen scheinbar so Vieles in diesem neuen Haus, konnte sie sich auch gegen ihn nicht erwehren, weil er ja nur die Befehle ihres Onkels durchsetzte. In diesem Fall war der Befehl wohl gewesen, dass das Mädchen lange Haare tragen sollte. Da war der kurze Schnitt, genau das Gegenteil von dem gewünschten Ergebnis. Also wurden Naomi auf mehr oder minder magische Weise Haarverlängerungen in die Haare geknüpft, geschweißt oder geklebt. Das Mädchen war sich nicht sicher, doch als sie sich nach der Komplettüberholung im Spiegel sah, erschreckte sie sich leicht. Das konnte nicht mehr sie sein, oder etwa doch? Leicht entgeistert schüttelte sie ihren nun mit goldblonden Haaren bedeckten Kopf. Alles schien so undwirklich und anderen Mädchen hätten sich sicher gefreut, über all den Luxus und das Trara. Dieses Kind allerdings wollte lieber zu seinem Vater ans Bett, um zu sehen wie es ihm erging. Etwas was laut Masaru ausdrücklich verboten worden war. Als wäre Koma ansteckend. Einige verhielten sich auf jeden Fall so.

Das Abendessen nahte und man hatte ihr ein Kleid ausgewählt. Nicht einmal diese kleine Entscheidung durfte sie fällen. Wahrscheinlich hatte man einfach kein Vertrauen in ihren wahrscheinlich nicht so ausgeprägten Sinn für Mode. Dennoch hätte sie viel lieber etwas vertrautes getragen, als das fremde schwarze Kleid, welches für ihren Geschmack deutlich zu viele Rüschen und Stickereien besaß, aber wenn es der Herr des Hauses verlangte, dann war es wohl so. An der Seite von Masaru begab sie sich also hinunter in den Speisesaal. Dort saß bereits jemand anderes am Tisch. Er sah noch recht jung aus, hatte aber dennoch schon graues Haar und trug eine Brille. Ein ordentlicher schwarzer Anzug kleidete ihn und er stand auf, als sie den Raum betraten. "Akira Spites", er neigte leicht den Kopf vor ihr, "Schön sie kennen zu lernen Miss, ich werde von nun an ihr Lehrer sein." Kurz musterte Naomi den jungen Mann und nickte: "Freut mich sie kennenzulernen." Unweigerlich machte sie dabei einen kleinen Knicks, das Kleid verlangte es irgendwie. Das schien ihn nicht zu stören, er schien es sogar mit Wohlgefallen zu betrachten. Von Masaru dirigiert, nahm sie an der linken Seite des Tischen Platz, direkt zur Linken der Stirnseite mit dem Rücken zum Garten und den Augen zur Tür. Scheinbar wollte man vermeiden, dass sie es verpasste, wenn die wichtigsten Gäste des heutigen Abends eintrafen.

Masaru und Akira saßen am anderen Ende der langen Tafel und alle schwiegen, es war ein erdrückendes Schweigen. Es war eigentlich nie wirklich schlimm gewesen, wenn es leise war, aber diese Stille fraß sich richtig in einen hinein und erfüllte die Gedanken des jungen Mädchens. Es dauerte noch eine kleine Weile und dann öffnete sich plötzlich die Tür. Das Hausmädchen von zuvor geleitete zwei Herren hinein. Eine Verwandtschaft zwischen ihnen war nicht von der Hand zu weisen, beide hatten die selben roten Haare und grünen Augen und auch zu Rio schienen sie Parallelen aufzuweisen. Der ältere Mann hatte langes leicht welliges Haar, sein Sohn kurzes glattes Haar und sein Blick hatte etwas garstiges. Wieder erhoben sich die beiden Herren und Naomi tat es ihnen gleich, als diese sich dann allerdings tief verbeugten blieb sie aufrecht. Immerhin war sie gegen ihren Willen hier, eine Art Gefangene, man hatte sie heute schon genug gedemütigt. Eine ganze Weile lang führte sie nun schon fast selbstständig einen Haushalt und nun durfte sie nicht einmal mehr entscheiden, wie sie aussehen wollte. Dieser Mann und das konnte sie schon an der Art und Weise sagen, wie er sie ansah, war gefährlich und er wollte nicht unbedingt nur das Beste für sie. Gemeinsam mit seinem scheinbar doch sehr verschlagenen Sohn bildete er wahrscheinlich die perfekte Grundlage für ihr größtes Problem. Wie Recht sie damit hatte sollte sie allerdings noch erfahren.

Nun allerdings nahmen alle wieder Platz und das Essen wurde hereingebracht. Wirklich gut und reichlich, selten hatte das Mädchen so viel Essen gesehen. Wenn sie mit Seraphim länger unterwegs war, sorgte der Gildenkollege zwar auch immer für ausgezeichnete Bewirtung, aber dieses Abendessen schlug alles um Längen. Der augenscheinliche Onkel setzte sich an die Kopfseite der Tafel und sein Sohn nahm Naomi gegenüber seinen Platz ein. Danach drehte er seinen Kopf zu ihr: "Dies ist also das Kind, welches mein Bruder gefunden hat." Er betrachtet sie durchdringend mit seinen giftigen grünen Augen. Danach seufzte er leicht enttäuscht: "Nun ja es hätte schlimmer sein können, du bist repräsentabel. Mein Name ist Gideon de Avillon. Zu den Dienern und Leuten die du vielleicht an der Tür triffst sprichst du nicht mehr als nötig und wenn du eine Referenz zu mir ziehen musst, dann nennst du mich Lord de Avillon. Wenn wir Gäste haben, dann wirst du Onkel Gideon sagen, es sei denn ich instruiere dich anderweitig." Der Junge auf der anderen Seite kicherte leise, als er Naomis verwirrten Blick sah. "Dies ist dein jüngerer Cousin Jonathan. In diesem Fall ist er zu bezeichnen als, der junge Lord de Avillon, dein Cousin oder bei seinem Namen, aber vergiss nie, er ist in diese Familie geboren, du bist nur aufgenommen worden, behandle ihn also mit dem gebührenden Respekt." Dies klang ein wenig nach einer Mischung aus vielen verschiedenen Märchen. Eingesperrt wie Rapunzel, degradiert wie Cinderella und einem bösen Stief-Verwandten ausgesetzt wie Schneewittchen. Die Haare in ihrem Nacken stellten sich auf unangenehme Art und Weise aus, als er so zu ihr sprach und mehr als ein stumpfes Nicken konnte sie nicht über sich bringen. Am Ende des Abendessens teilte Akira noch etwas wie einen Stundenplan auf, nun es war nicht nur ein Lehrplan, sondern ein ganzer Tagesplan vom Aufstehen bis zum Schlafengehen. Scheinbar war jede Minute verplant und die junge Magierin sah dies mehr oder minder mit Schrecken. Der Plan sah nicht vor, dass sie weiterhin in die Gilde ging, um ihrer Arbeit nachzugehen. Wieso taten diese Menschen dies mit ihr, sie vermisste ihre Freunde doch jetzt schon und ihr Vater. Am Freitag war sie scheinbar erlaubt eine Stunde lang ins Krankenhaus zu gehen. Eine Stunde in der Woche im Vergleich zu einer Ewigkeit die sie eigentlich bei ihm sein wollte. Allein der Trotz hielt sie vom Weinen ab.

Nach einem mehr oder minder gelangweilten Abschied des Hausherren durften die Kinder sich auch vom Tisch erheben. Naomi wurde von Masaru zurück in ihr Zimmer gebracht. Dort konnte sie sich im Schrank, der so groß war wie ihr altes Zimmer, umziehen und musste zugeben, dass dieses Nachthemd oder Kleid wirklich hübsch war. Doch das war kein Trost. So lag das Mädchen wenig später eingerollt wie ein kleiner Igel in dem riesigen Himmelbett und weinte. So lang bis Masaru, der abgestellt war, sie die ganze Nacht zu bewachen, sich zur ihr ans Bett setzte und ihre Hand hielt. Er war warm, er war freundlich und fürsorglich und daran klammerte sie sich.

Ein Stück Freiheit

Der Alltag im Hause de Avillon war sehr deutlich definiert. Aufstehen, essen, Lernen, essen, lernen, essen, schlafen. Freizeit war dazwischen nicht vorgesehen und erst Recht nicht, dass Naomi sich aufmachte, um in der Gilde ihre Freunde zu treffen und ihrer Arbeit nachzugehen. Man hatte sie auf unbestimmte Zeit abgemeldet. Etwas was man aufgrund des Zustands ihres Vaters verstanden hatte, aber was deutlich nur ein Vorwand war. Doch woher sollte man das in der Gilde wissen? Die kleine Magierin genoss das Leben in ihrem goldenen Käfig allerdings gar nicht. Frühstück im Bett, das war eine Seltenheit gewesen, als sie noch zu Hause gewesen war, nun hatte sie es jeden Morgen. Das nahm dem Ganzen seinen Zauber. Sie durfte so Vieles nicht mehr, was vorher selbstverständlich gewesen war. Selbst kochen, oder Gartenarbeit machen, selbst aussuchen welche Kleider sie trug, oder wie sie ihr Haar wachsen ließ. Was sie am Tag wann erledigte und ob sie es überhaupt machen wollte. Der Unterricht war allerdings positiv zu bewerten, immerhin lernte sie eine Menge Dinge, die sie sonst wahrscheinlich nie hätte lernen können, doch auch da waren Dinge von ihr erwartet, welche ihr den Genuss schmälerten. Niemals durfte sie besser sein, als ihr Cousin, damit dessen Selbstbewusstsein nicht litt, aber dennoch erwartete man von ihr Fortschritte zu sehen, doch in diesem Fall war Akira ihr Verbündeter. Es fiel ihm so leicht von der Hand, das Mädchen schlechter darzustellen, als den jungen Jonathan, dass sie manchmal Angst hatte, er wäre wirklich so gegen sie. Doch in stillen Abendstunden, die er manchmal mit ihr allein verbrachte, lobt er ihren Fleiß und die Ergebnisse, die dieser zu Tage brachte. Dennoch war sie einsam. Von so vielen Menschen umgeben und dennoch alleine. Etwas was sie leiden ließ, nachts wenn sie versuchte zu schlafen und leise ihr Kissen mit Tränen tränkte. Masaru, der durch diese Nächte hindurch ihre Hand hielt und diese liebevoll streichelte hatte sich vorgenommen etwas dagegen zu tun und so sandte er einen Brief aus dem Haus, welcher einen alten Freund von Naomi auf den Plan rief.

Es war Nachmittag, nach dem Essen, wenn Naomi mit ihrem Cousin das Kampftraining absolvierte. Jonathan konnte zwar immer daraus schöpfen, dass er körperlich einfach kräftiger war als seine Cousine, aber diese war magisch einfach mehr begabt als er. Doch immer musste sie verlieren, sich von ihm erniedrigen lassen, damit er zufrieden war, damit sein Vater zufrieden war. Nun allerdings wurde das Training gestört, durch ein Klingeln an der Tür. Kurz darauf kam eines der Hausmädchen in den Trainingsraum und bat Akira an die Tür zu kommen. "Ihr macht weiter, ich bin gleich wieder da." Mit diesen Worten verließ der Lehrer den Raum und ging mit dem Mädchen an die Tür. Dort erwartete ihn Seraphim. Dieser war gar nicht begeistert darüber, dass man ihn warten ließ, aber nun schien es sich zu lohnen. Das Hausmädchen war schon ein Leckerbissen gewesen, aber dieser Lehrer war wirklich etwas, was er gerne vernaschen wollte. Doch dafür war er heute nicht hier. Der Brief hatte ihm Sorgen bereitet, hier hin war sein Engelchen also verschwunden und es ging ihr hier nicht gut. Etwas was er unterbinden wollte. Er war der Einzige, der sie necken und über sie herziehen durfte. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Lehrer, was nur darauf hinaus lief, dass er hier nicht erwünscht war, stieß er diesen einfach zur Seite und machte sich auf den Weg den Raum zu erreichen, aus dem dieser gerade gekommen war. Keine Sekunde zu spät wie es schien, denn gerade hatte Jonathan Naomi auf den Boden gedrückt, ihr etwas ins Ohr geflüstert und leckte nun an der Ohrmuschel entlang. Das Gesicht zu einem nicht gerade einladenden Grinsen verzogen.

Eine Luftkugel stieß ihn von seinem Opfer herunter und schon war der ältere Magier da, hob ihn an seinem Kragen nach oben und sah ihn grimmig an. "Was glaubst du, was du da tust?!" Wie ein Fisch zappelnd hängt der Junge in der Luft, unfähig sich zu verteidigen. "Mein Vater wird dich...", doch noch bevor er zu Ende sprechen konnte, hatte sein Angreifer ein Fenster aufgestoßen und hielt den zappelnden Spross hinaus. "Was willst du sagen? Wenn du weiter zappelst kriege ich noch einen Krampf und lass dich fallen." Grimmig glühten die grünen Augen des Jungen: "Das wagst du nicht!" Falsch gedacht, Seraphim ließ ihn los. War im nächsten Moment aber schon hinterher und fing ihn im letzten Moment ab, um ihn einfach auf den Boden plumpsen zu lassen. Er selbst ließ sich von der Luft getragen wieder in den Oberen Raum schweben und gesellte sich zu seiner Gildenkollegin. Rieb ihr sanft den Rücken: "Du bist doch stärker als das Engelchen." Ohne weitere Worte drückte sie sich an ihn, vergrub ihr Gesicht an seiner Brust und schloss die Augen. Der weißhaarige Magier legte die Arme schützend um den zitternden Körper seiner Freundin und legte seinen Kopf auf dem ihren ab. Mit zitternder Stimme und unter Tränen berichtete sie ihm, was seit ihrem letzten Zusammentreffen vorgefallen war. Während der Erzählung streichelte er ihr über Kopf und Rücken, liebkoste sie zärtlich und trocknete ihre Tränen. Auch wenn er sehr eingebunden gewesen war, so hatte er das kleine Mädchen doch sehr vermisst, immerhin war sie einer der wenigen Menschen, die er selbst als Freunde betrachtete. Diesen Status hatte nicht jeder und den bekam man nicht leichtfertig verliehen. Dass ihr nun ein so fragwürdiges Schicksal zuteilwurde, war von ihm weder gewollt noch befürwortet. Dennoch fand er sich hilflos dem gegenüber. Doch etwas was er tun konnte war, sie zumindest für den Moment aus dieser Umgebung zu reißen. "Weißt du was Engelchen, wir machen einen Ausflug." Das meinte er wörtlich.

Luftige Flügel formten sich auf dem Rücken des Retters und er nahm sie auf seiner Arme. Wie ein Engel erschien er ihr nun, etwas was ihr schon oft passiert war, aber nie hatte sie gedacht, ihn wirklich als solchen zu erleben. Nun erhob er sich vom Boden und mit kräftigen Schlägen seiner Flügel trug er sie davon. Unter ihnen konnte sie die Stadt sehen, die vorbeiflog wie Traum und Naomi fühlte sich frei. Der Wind stob in ihr nun langes Haar und ließ es flattern. Die langen Zöpfe zogen hinter ihnen her wie Kondensstreifen. Fröhlich lächelte sie und hielt ihre Arme um seinen Hals. Leicht lachte sie als er begann hin und her zu schaukeln und Albernheiten zu machen. Er schien zufrieden, er hatte sie lachen hören wollen, immerhin war dies ein schönes, glückliches Lachen, nichts daran war falsch oder aufgesetzt, nein wenn Naomi lachte, dann weil sie glücklich war. Mochte sein, dass sie oft lächelte, auch wenn es ihr schlecht ging, aber wenn sie so herzlich lachte wie jetzt gab es keinen Zweifel, sie war aufgeheitert. Bei jedem anderen Menschen wäre dies gänzlich egal, nun gut vielleicht nicht bei jedem, aber den meisten. Das Ziel ihres kleinen Flugs war Seraphims Wohnung, auf seinem Balkon setzte er sie vorsichtig ab und landete ebenfalls. Leise flüsterte er in ihr Ohr: "Fühle dich geehrt Naomi-chan, du bist die erste, die in mein Schlafzimmer darf, ohne die Kleidung ablegen zu müssen." Da war er wieder ganz der Alte und seine Scherze waren immer noch leicht verstörend für das noch junge Mädchen. Bis auf ihn sehr verwirrtes: "Danke", sagte sie nichts und betrat das Zimmer durch die Balkontür, die der Besitzer scheinbar offengelassen hatte. Das Zimmer war hell, viele der Möbel waren weiß oder aus hellem Holz, weshalb es fast schien als würde er leuchten. Es passte irgendwie ganz gut zu dem was sie erwartet hatte. Dennoch begab sie sich schnell ins Wohnzimmer, dieser Raum machte sie nervös, weil sie sich immer vorstellen musste, was in diesen vier Wänden passieren musste. Schnell war sie also im Wohnzimmer ihres Freundes und wird dort aufs Sofa gebeten, wo er sich neben sie setzt und beginnt ihr den Kopf zu streicheln. "So Engelchen was hältst du von dem Plan. Ich mache uns jetzt was leckeres zu Essen und dann sehen wir weiter? Wie steht es mit deinem Hunger?" "Das klingt gut, aber ich helfe dir ja?", das Mädchen ließ sich nicht davon abbringen ihm zu helfen. Während sie das Essen vorbereitete klingelte es plötzlich an der Tür. Seraphim gab seiner kleinen Begleitung einen Kuss auf die Wange: "Hast du ein Auge auf den Reis Engelchen." Der Magier ging zu der Tür und öffnete. Herein trat der Grund, dass er sich die meiste Zeit zurückgehalten hatte. Ein neues Gildenmitglied mit welchem er seine Zeit verbracht hatte. Der wirklich hübsche rothaarige junge Mann schenkte ihm ein Lächeln und einen passionierten Kuss zur Begrüßung. Dieser wurde gerne erwidert. "Nicht so heftig Süßer, ich habe Damenbesuch", leicht kicherte er und kuschelte sich in die Arme des anderen während er mit seiner Hand durch sein Haar ging. Ein wenig überrascht sah der Magier ihn an: "Oh komme ich ungelegen mein Lieber? Ich wollte dir da nirgendwo rein pfuschen." Seraphim schüttelte seinen weißen Haarschopf und lächelte: "Nein, nur mein Engelchen, ich hab dir schon von ihr erzählt." Ein unterdrückter Schrei des Entzückens schüttelte den Rotschopf und er lugte sofort um die Ecke in die Küche. Kopfschüttelnd und mit der Hand im Gesicht folgte der andere und lachte leicht. Naomi warf einen recht skeptischen Blick zu dem Rothaarigen Mann, der gerade zur Küche herein sah. "Guten Tag", sie blinzelte verwirrt, "ich bin..." "Naomi-chan, ich habe schon viel von dir gehört, ich heiße Souta, freut mich so dich kennenzulernen", mit Schwung hob der junge Mann das Mädchen auf seinen Arm und knuddelte sie herzlich durch. Zart schmiegte er seine Wange gegen ihre und grinste breit. "Können wir sie behalten, ich wäre sicher eine gute Mami", er hatte nicht nur rote Haare, sondern auch grüne Augen. Kurz musste Naomi blinzeln, aber alles war gut, dieser Mensch war nicht Teil ihres Teufelskreises. "Schön dich kennenzulernen Souta-san." Nun waren sie schon zu dritt und auch Naomi entging es nicht, dass zwischen ihren beiden Begleitern eine gewisse Chemie bestand. Das störte sie allerdings nicht weiter, es war selten Seraphim in so guter Laune zu sehen und das freute sie.

Gemeinsam kochten sie zu Ende, deckten den Tisch und dann aßen sie gemeinsam. Die zwei Magier erzählten ihr von einer Schiffsreise die sie begleitet hatten auf der sie von Piraten überfallen worden waren. Naomi im Gegenzug erzählte von ihrem kleinen Abenteuer im Turnier welches sie gehabt hatte. Doch musste dann stoppen als es zu dem Unfall ihres Vaters kam, darüber wollte sie nicht reden. Die Zeit ging viel zu schnell vorbei und schwer seufzend musste sie letztendlich wieder nach Hause. Seraphim war so gut sie noch schnell zu bringen und dann wieder alleine der Löwenhöhle zu überlassen. Ein Gutes hatte die Sache dennoch. Akira und Masaru hatten erwirkt, dass sie demnächst wieder ihre Arbeit aufnehmen konnte. Sie würde also wieder in die Gilde gehen können und dort mit anderen Aufgaben bestreiten. Ein sehr gutes Gefühl wieder eine Aufgabe im Leben zu haben, neben gut aussehen und mehr lernen.

Im Bann des Dämons

Naomi hatte also die Erlaubnis bekommen ihrer Arbeit weiter nachzugehen. Etwas was das Herz des Mädchens wieder höher schlagen ließ. Heute brachte Masaru sie zur Gilde, wo sie hoffentlich jemanden fand, der sich mit ihr auf den Weg machen wollte. Schon beim ersten Blick in den Raum konnte sie feststellen, dass Seraphim nicht anwesend war. Die markante Gestalt mit den weißen Haaren wäre ihr sofort ins Auge geschossen. Doch dafür ergatterte jemand anderes ihre Aufmerksamkeit. Ein wirklich großer junger Mann, mit schwarzem Haar, welches er zu einem Zopf zusammengebunden hatte. Er stand gerade am schwarzen Brett und fischte sich einen Auftrag davon herunter. Schnell ging Naomi auf ihn zu, ihr langes blondes Haar wehte in zwei Zöpfen hinter ihr her. Ein wenig druckste sie herum, bevor sie sich ein Herz fasste und den anderen Magier ansprach: "Entschuldige, mein Name ist Naomi, magst du mir sagen, welche Aufgabe du dir ausgesucht hast?" Von oben herab sah er sie an, seine Augen waren starr und sein Blick war kalt. Ein kleiner Schauer lief Naomi über den Rücken, dennoch verlor sie ihr Lächeln nicht. Es war eine tolle Sache, wenn sie ihn überreden konnte sie mitzunehmen. Mehr konnte sie sich kaum wünschen. „Ich bin Akuma und das ist eine Quest, in der es darum geht die Ehre eines Restaurants wiederherzustellen, nachdem üble Gerüchte darüber in die Welt gesetzt worden“, fasste er es knapp für das Mädchen zusammen. „Ich nehme an du fragst, weil du mitkommen willst? Wenn ja habe ich kein Problem damit, so lang du dich mir nicht unbedingt entgegen stellst.“ Zustimmend nickte sie und lächelte ihn an: "Ich werde dir nicht im Wege stehen, versprochen." Damit war es mehr oder minder beschlossene Sache. Der Hüne nahm das kleine Mädchen mit auf sein Abenteuer. Sie gaben schon ein mehr als merkwürdiges Paar ab, das kleine blonde Sonnenscheinchen und der große, mehr mürrisch dreinschauende Riese.

Im Zug den sie wie so oft schon nutzen mussten, um zu ihrem Auftrag zu gelangen saßen sie sich auf einem Viersitzer gegenüber und sie lächelte. Er schien sich zu fragen, warum sie dies in einer Tour tat, hatte aber nicht die Absicht ihr diese Frage zu stellen. Sollte sie sich nur freuen, er wollte hier nur seine Arbeit machen. Doch da war etwas, was er noch wissen wollte, bevor er sich mit der Blondine ins Kampfgetümmel stürzte. "Sag mal Kleine, hast du denn schon ein wenig Erfahrung mit dieser Arbeit, ich meine kannst du dich verteidigen?" Eine berechtigte Frage, das musste Naomi zugeben, immerhin war ihm schon anzusehen, dass er kräftig genug war, auf sich aufzupassen, ihr allerdings stand es nicht direkt ins Gesicht geschrieben. Kurz überlegte sie, wie sie ihm antworten sollten und nickte dann: "Nun das ist alles kein Problem, ich habe schon ein Paar Quests hinter mir, eine davon führte mich gegen Räuber in den Kampf und ich habe dies ganz gut im Griff denke ich." Kurz nickte er diese Aussage ab und fuhr sich durchs Haar. Wirklich mehr wurde während der Fahrt nicht geredet. Sie schwiegen und es war nicht mal unangenehm. An ihrer Haltestelle steigen sie aus und machten sich auf den Weg. Ren hatte ihr eine Karte in die Hand gedrückt und gemeint, dass er mit Karten nicht so umgehen konnte. Leicht lächelnd hatte sie die Karte entgegen genommen und damit den Weg dirigiert. Hier auf dem Land wehte ein kühler Wind und das kleine Mädchen fröstelte. Kurz sah ihr Begleiter sie mit einem fragenden Blick an worauf sie nur kurz meinte, dass ihr kalt sei. Kurz darauf wickelte er den langen Schal von seinem Hals und legte ihn ihr wie eine Stola um den Oberkörper. Er war schön breit und weich, noch dazu erfüllt von der Wärme seines Körpers und einem angenehmen Geruch.

Kurz schloss Naomi die Augen und genoss das Neue Gefühl, welches ihr durch diese Kombination den Geist erfüllte. "Ich danke dir Ren", sie schenkte ihm ein liebevolles Lächeln. Er zuckte nur mit den Schultern: "Du nützt mir nichts, wenn du krank wirst, am Ende muss ich mich dann noch um dich kümmern." Leicht grinsend stellte die kleine Magierin fest, dass dies wohl seine Art war, jemandem zu zeigen, dass er sich kümmerte. Er zuckte zusammen und starrte sie kühl an, als sie seine Hand ergriff, unternahm allerdings nichts dagegen und begab sich mit ihr an der Hand zu dem Dorf in welchem sie ihren Auftrag begehen sollten. Ein Gasthof war scheinbar in Ungnade gefallen und wurde seit jeher gemieden. Nun sollten die Magier herausfinden woher die üble Nachrede kam. Das sollte doch nicht allzu schwer sein, oder? Die Blondine jedenfalls war guter Dinge und sich sehr sicher, dass sie die Antwort bald schon in Händen halten würden. Summend ging sie neben ihrem Begleiter her, der sich suchend umsah. Das Restaurant zu dem sie wollten, war auf der Karte nicht markiert gewesen, wie also sollten sie es ausfindig machen? Auf einer Art Marktplatz angekommen sah er seine Kollegin fragend an. Diese sah sich um, und zog ihn zu einem Passanten. Diesen fragte sie nach dem Weg. Erstaunt reagierte der Mann auf die Anfrage. Schien mehr als verblüfft, dass die zwei jungen Magier wirklich zu diesem Ort gehen wollten fragte in der Tat noch einmal nach, ob sie sich nicht irrten. Als beide ihm bestätigten, dass sie in der Tat dorthin wollten bekamen sie eine recht ordentliche Wegbeschreibung. Diese führte sie zu einem kleinen Gasthaus in dem sie hofften sowohl ihren Auftraggeber als auch ein Dach für die Nacht finden.

Akuma klopfte energisch gegen die Tür und diese öffnete sich einen Spalt breit, eine junge Frau stand darin: "Wir haben geschlossen." Sie versuchte die Tür so schnell es ging wieder zu schließen, doch Naomis Begleiter hatte bereits seinen Fuß in der Tür: "Ja ich kann lesen, wir sind die Magier, die sie angefordert hatten." Verlegen öffnete sie nun doch die Tür: "Tut mir leid, dass ich sie ausschließen wollte, aber...", sie bracht mitten im Satz ab, "Ich hole meinen Vater." Damit verschwand sie in der Küche und die Magier traten ein. Die kleine Blondine hielt immer noch die Hand ihres Begleiters und sah sich um. Das Lokal wirkte eigentlich recht angenehm und gemütlich. Wie ein solcher Ort so in Verruf geraten konnte war ihr schleierhaft, aber vielleicht war das Essen auch wirklich schlecht. Doch das würden sie wohl bald erfahren. Akuma löste seine Hand aus ihrer und kurz darauf betrat der Inhaber das Restaurant. "Guten Abend", begrüßte er die zwei Magier welche ihm zunickten. Sie setzten sich an eine Tisch und Ren erkundigte sich nach den genauen Wünschen des Mannes. Dieser erklärte ihm, dass scheinbar ein Konkurrent begonnen hatte seinen guten Namen durch den Dreck zu ziehen, sein Geschäft zu sabotieren und das scheinbar mit Erfolg. Seit einigen Tagen hatten sie nun geschlossen, weil sowieso keiner mehr kam und er wollte Vergeltung. Derjenige, der das in die Wege geleitet hatte, sollte dafür Buße tun. Oder eher dafür sorgen, dass diese Leute den guten Ruf wieder herstellten. Dabei sprach er die ganze Zeit mit Akuma, seine kleine Begleitung schien er mehr oder minder zu ignorieren. "Dann werden wir uns mal ihren Konkurrenten ansehen." "Aber da kommt man nicht so einfach rein, es ist ein wirklich nobles Restaurant, da muss man weit im Voraus reservieren." Naomi schüttelte den Kopf: "Das sollte kein Problem sein, immerhin gehöre ich zu einer sehr respektierten Familie, sie werden es kaum wagen, mich zurück zu weisen. Falls ihnen dieses Siegel etwas sagt", sie hielt ihm ein kleines Medaillon unter die Nase und klang dabei vielleicht ein wenig zu Arrogant, aber er hatte sie bisher keines Blickes gewürdigt, wahrscheinlich, weil Akuma einfach viel mehr hermachte als sie, aber dennoch was das keine Begründung sie wie ein Anhängsel zu behandeln. Dieser schien davon allerdings weniger erfreut. Kaum war das Gespräch beendet, stand er auf, warf dabei halb den Stuhl um und schob den Tisch ein Stück nach vorn, ehe er Naomis Ohr packte und sie daran hinter sich her zog. „Dann wollen wir mal!“, knurrte der Hüne und zog sie mehr oder minder behutsam aus dem Lokal. Kaum hatte er die Tür hinter sich zugeworfen, blickte er Naomi wieder ziemlich kalt an. „Nur weil du nen goldenen Löffel im Arsch hast, heißt das noch lang nicht, dass du dir alles erlauben kannst...“ Er ließ sie los und ging wortlos weiter voran ohne auf sie zu warten. „Ich mache keinen Unterschied zwischen reich oder arm.“ Jetzt war es ihm egal ob sie ihm folgte. Er musste erst einmal ein Stück laufen um wieder runter zu kommen. Eine Weile folgte sie ihm schweigend, soweit reichte ihre Empathie doch, dass sie merkte, dass er gerade keine Gesellschaft wollte, doch irgendwann war es dann für sie vorbei mit warten, also schloss sie langsam zu ihm auf. "Akuma, es tut mir leid, ich wollte dich in keinster Weise beleidigen", sie blickte zu ihm auf und seufzte, "Ich dachte es ist dir egal, was ich sage und es war ja nicht gelogen und es wäre auch irgendwie merkwürdig, wenn man einem kleinen Mädchen mehr Aufmerksamkeit schenkt, als einer hübschen jungen Frau, es wäre sogar ansatzweise pädophile und das bist du auf keinen Fall. Außerdem tut es mir leid, dass ich gerade so eine Show abgezogen habe, aber das ist das Einzige an mir, was die Leute glauben lässt, mit mir wäre etwas anzufangen. Du kennst das Gefühl wahrscheinlich nicht, nur Beilage zu sein, dich sehen die Leute an und sie denken sich, dass du etwas drauf haben musst", eigentlich wartete sie nicht, dass er es verstand. Doch eigentlich war sie nicht weit davon entfernt sich einfach vor ihm auf die Knie zu werfen und ihn darum zu bitten, sie wieder lieb zu haben. Da gab es nur ein winziges Problem, er hatte sie noch nie lieb gehabt. Plötzlich ohne irgendeine Vorwarnung ergriff er ihre Hand, ziemlich fest, ein Griff aus dem sie sich ohne Weiteres nicht befreien konnte. Und anstatt ihr die Flucht in eine Gasse zu gönnen, war er es der sie in eine solche verschleppte. Ohne ein Wort zu sagen, mit einem Blick, der so gut wie gar nichts sagte, kam er mit ihr in einer Gasse an und drückte ihr die freie Hand auf den Mund. Zu guter Letzt drückte er seine Stirn gegen ihre und blickte ihr mit den silbernen Augen direkt in die ihren. Sein Griff war zu stark, als dass sich ein Mädchen ihrer Statur dagegen wehren könnte, aber er zeigte keinesfalls Aggressivität oder Gewalt, dementsprechend war es absolut schmerzfrei. „Nach Beachtung schreist du, ja?“, begann er und hauchte ihr direkt ins Gesicht. „Da hast du sie.“ Die kalten, ausdruckslosen Augen durchstachen sie fast und er war ihr definitiv für seine Verhältnisse viel zu nahe. Gut, dass er seine quälenden Gedanken in solchen Fällen abschalten konnte. „Und nun gib mir ein Zeichen. Ist das angenehm, wenn dir jemand so auf die Pelle rückt, dass du es nicht mehr ertragen kannst? Wenn dich jemand anstarrt, als würde er dir keine Wahl zu entkommen lassen? Wenn dir klar wird wie unberechenbar ein Mensch doch sein kann?“ Eigentlich musste sie nicht wirklich um ihr Leben bangen. Ren hatte lang niemandem mehr ernsthaft ein Haar gekrümmt und schon gar nicht jemanden, der ihn im Endeffekt um seinen Job oder sein eigenes Leben bringen könnte. Bei einem Mädchen aus seiner Gilde und aus einer reichen Familie wären das zu viele Risiken für den Akuma, der so sehr an seinem Leben hängt.

„Hör mir jetzt genau zu. Ich werde das nur einmal sagen und solltest du das an irgendjemanden weitergeben, dann weiß ich noch nicht, was ich mit dir tun werde.“ Kurz überlegte er, ob er wirklich einer Person, die er in seinem Leben noch nie zuvor gesehen hatte, abgesehen von heute, eine solch wichtige Sache erzählen sollte. Auf der anderen Seite war sie zu unterwürfig, um wirklich bedrohlich zu werden. „Ich heiße Ren. Bin geboren und aufgewachsen in den Wüsten von Ost-Fiore. Wurde im Alter von zehn Jahren von meinem eigenen Vater zum Sterben im Nichts ausgesetzt und habe es irgendwie geschafft mich fünf Jahre lang als Straßenkind durchzuschlagen, bis ich es in deinem Alter schaffte auszubrechen und nach Oshibana zu entkommen.“ Wie man als Straßenkind überlebte, musste er wohl kaum erklären. Wenn jemand wenig Beachtung in seinem Leben bekommen hatte, dann ja wohl er. „Ich hatte nie eine andere Wahl, aber du hast sie. Du bist das Kind einer reichen Familie, wohlhabend, hübsch und erzählst mir, dass du nicht beachtet wirst. Das ist ganz allein deine Schuld, weil du genau das bist, was man von dir erwartet, dass du sein sollst. Und wenn du dich wirklich so unwohl fühlst in dieser Position, dann hab den Mut etwas daran zu ändern.“ Er zog seinen Kopf wieder von ihr zurück und ließ ihren Mund wieder los. Letzten Endes ließ er auch noch ihre Hand los und sagte: „Und jetzt darfst du mich schlagen, wenn dir danach ist.“ Genau in diesem Moment tauchte dieses widerliche, schmierige Grinsen wieder in seinem Gesicht auf.

Ein wenig verwirrt blickte sie ihn an, bat ihn dann aber sich etwas zu ihr herunter zu beugte. Eine Bitte der er nach kam. Als ihre Hand sanft seine Wange berührte schien er schon ein wenig verwirrt zu sein, als dann ihre Lippen sich zart an seine Wange pressten war er ganz und gar verwirrt. Nun wollte sie allerdings weiter, nahm wieder seine Hand, doch Akuma dachte schon über eine Vergeltung für diese Frechheit nach. Schlagen konnte er sie ja wohl kaum dafür. Aber auf sich sitzen lassen, konnte er das auch nicht! Nun griff sie auch noch seine Hand. So nicht! Nicht mit ihm! Er packte nun die Hand und zog das Mädchen direkt an sich heran. Schon wieder eigentlich unsinniger Körperkontakt, den aber sein kindischer Geist über sich ergehen ließ, einfach aus dem Ziel heraus ein Kind nicht gewinnen zu lassen. Dann packte er das Mädchen an der Hüfte und warf sie sich so über die Schulter, dass ihr Kopf irgendwo an seiner Kehrseite landete. Außerdem hielt er sie mit der Hand auf dem Allerwertesten fest und nein, aus dieser Situation gab es kein Entkommen. „Was habe ich dir eben gesagt? Du darfst dir noch lange nicht alles erlauben!“, wiederholte er grimmig und schüttelte sie in seiner Rage ein wenig hin und her. „Und wage es ja nicht meinen Namen vor irgendjemandem zu erwähnen, das bleibt unter uns!“ Zornig stapfte er davon in Richtung der Restaurants der Stadt. Ihm war egal wie das nun aussah und ob irgendjemand unter Naomis Röckchen gucken konnte oder sonst was! Wer nicht hören wollte, musste eben fühlen!

So kamen sie recht zügig zum Restaurant ihrer Wahl. Wenn auch die Weise zu Reisen nicht gerade ihre Art war. Dennoch fühlte sie sich wohl auf seinem Arm. Nun gut mehr über seiner Schulter, aber es war dennoch Nähe die sie genießen konnte. Genüsslich schloss die die Augen bis er sie plötzlich absetzte. "Wir sind da", raunte er ihr zu und lächelte kurz. Ein wenig verwirrt sah sie ihn an und lächelte dann zurück. Diesmal nahm er ihre Hand, bevor sie durch die Tür in das scheinbar wirklich edle Restaurant gingen. Am Eingang begrüßte sie ein Kellner, der sie erst abwimmeln wollte, doch scheinbar war Naomis Familie wirklich etwas Besonderes, denn nachdem er das Sigel gesehen hatte, räumte er für sie einen wirklich schönen Tisch frei. Immerhin hatte das junge Glück bei seinem Date nur das Beste verdient. Ren persönlich war sich nicht ganz so sicher, ob er diesen Eindruck hinterlassen wollte, aber, es war schon okay, so lang er etwas zu Essen bekam. Sogar Wein stand in Aussicht. Es war allerdings schon ein merkwürdiges Gefühl jetzt mit dem Mädchen im Restaurant zu sitzen, als wenn sie eine Verabredung hätten. Leicht schüttelte sie den Kopf: "Was für eine irre Idee, du würdest jemanden wie mich wohl nie mit auf ein Date begleiten." Leise seufzte sie als sie sich an ihren Tisch setzten. „Wenn ich ganz ehrlich bin: Egal wie klein, kindlich und blond du aussiehst, von allen Damen die ich bisher länger als einen Smalltalkkontakt kenne, wärst du diejenige, mit der ich am ehesten ausgehen würde. Gemäß dem Fall mich würde so etwas reizen. Schon allein aufgrund der Tatsache, dass du ziemlich erträglich bist und nicht alles so annimmst, wie die meisten Ladys.“ Was auch immer das für ein unkoordiniertes Blabla war, Naomi würde schon verstehen, dass es für Ren ein ziemlich netter Ausdruck war! Wenn die Blondine wüsste was eigentlich sonst noch so in Ren steckte, wäre sie sicher überrascht. Er kannte sehr wohl gute Umgangsregeln, war sehr musikalisch und konnte natürlich auch tanzen, wie ein richtiger Gentleman. Immerhin war er ja hinter der ruppigen Fassade immer noch ein gebildeter und belesener Mann. Nur das wusste eben niemand. Dankbar nickte sie, denn sie hatte schon verstanden, dass es ein wirklich lieb gemeintes Kompliment gewesen war.

Als der Kellner während des Essens erneut vorbei kam erkundigten sich die Magier nach einem Schlafplatz und ob das Lokal ihres Auftraggebers der richtige Ort dafür wäre, doch das verneinte man ihnen. Woher diese Gerüchte kamen, konnte man ihnen allerdings nicht sagen, oder man wollte nicht. Dennoch schienen sie wirklich überall herum zu gehen. Der Kellner hatte sie wohl von einem Küchenjungen, der es vom Koch wusste, der es vom Lieferanten hatte, der es auf dem Wochenmarkt aufgeschnappt hatte. Vielleicht sollten sie Morgen auf den Markt gehen, das würde ihnen mehr Aufschluss bringen, doch der heutige Abend sollte noch eine Überraschung für sie bereit halten. "Sag mal Ren, du kannst nicht zufällig tanzen?", Naomi wusste, dass dieses Thema aus der Luft gegriffen war, aber das hatte schon seinen Sinn. "Nun ich habe noch nie mit einer Frau getanzt, aber, das heißt nicht, dass ich es nicht kann", sieht sie dann allerdings fragend an, "Wieso willst du das wissen?" Kurz schmunzelte sie und erklärte sich dann. Es stand eine dieser lästigen Feiern an, zu der die hübschen und reichen Leute von nah und fern ins Haus ihres Onkels strömten und wenn sie keine Verabredung hatte, was eigentlich immer der Fall war, musste sie den Abend an der Seite ihres sadistischen Cousins verbringen. Das war absolut keine Freude. "Nun vielleicht solltest du vorher testen was du dir aussuchst", er erhob sich von seinem Stuhl und hielt ihr seine Hand hin, "Willst du tanzen?"

Leicht schluckt sie und griff nach seiner Hand und nickte. Gerne wollte sie das und zog sich an seiner Hand auf die Beine. Er führte sie auf die Tanzfläche, wo bereits ein paar Paare eng miteinander tanzten. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, als er sie in einen engen Tanz führte. Die Hand an seinem Arm, sie schaffte es nicht ganz auf seine Schulter zu fassen, er war doch ein wenig zu groß, aber das störte den Fluss des Ganzen nicht. Er führte sie sicher und sanft. Die Tanzstunden mit Jonathan hatten sich dennoch gelohnt. Dieser Partner allerdings tanzte wirklich mit ihr und nicht gegen sie. Führte sie mit Sicherheit und einer überschwemmenden Dominanz, die von ihm ausging und ihr die Knie weich werden ließ. Etwas was er zu spüren schien, denn er zog sie enger an sich heran, sodass sie seinen Körper fühlen konnte. Eng schmiegte sie sich an seinen Körper und genoss die Wärme die von ihm ausging. Mit ihrem Kopf an seiner Brust konnte sie sein Herz hören und fühlen, es war ein wundervolles Gefühl, als er sie eng in seinen Armen hielt.

Verlegen trennte er sich nach einer Weile von ihr. "Nun ich denke das beweist wohl, dass wir zusammen tanzen könnten und nun, ich denke ich könnte dich an dem Abend begleiten. Doch jetzt sollten wir zurück ins Gasthaus und uns ausruhen, morgen liegt ein langer Tag vor uns." Zustimmend nickte sie und nachdem sie bezahlt hatte machten sie sich auf den Rückweg. Plötzlich allerdings schien Ren wieder ein Gespräch führen zu wollen. Denn er richtete Worte an sie, wenn auch nicht seinen Blick. "Wie kommt es, dass du dich so sehr von Dingen angezogen fühlst, die eher in die Dunkelheit gehören?“ Ein wenig kicherte sie und schmiegte sich vertrauensvoll an seine Seite. "Das ist meine Magie, sie bedient sich meines Schattens. Ich stehe quasi in meinem eigenen Schatten und komme damit recht gut zurecht. Wenn man sich mit der Dunkelheit vertraut macht, fürchtet man sie nicht mehr so sehr", es gab andere Dinge, die ihr mehr Angst machten, als Dunkelheit oder das was sich darin verbarg. Es war schlimmer genau zu wissen was einem das Leben erschwerte und nichts dagegen tun zu können. Allerdings war es dumm, das Ren scheinbar genau nach ihrer Angst fragte. „Sag mal Naomi…“, begann er ziemlich plump. „Du meintest ja, dass deine Lebensverhältnisse sich verändert hätten… Wenn man alles hat oder mit Geld bekommen kann, so wie du… Gibt es dann überhaupt noch etwas, was man fürchtet? Oder eher… fürchten muss?“ Sie wollte nicht lügen, aber wollte sie es ihm sagen? "Ja ich habe Angst, Angst vor dem, was ich nicht verhindern kann. Mein Onkel scheint zuweilen leicht geisteskrank, ist aber leider über meinem Niveau. Mein Cousin beherrscht eine verteufelte Magie, gegen die ich mich kaum wehren kann und scheint ein sadistisches Vergnügen zu besitzen seine Hände nicht bei sich zu halten, während mein Hauslehrer dafür sorgt, dass ich fast täglich beim Tanz oder Kampfunterricht mehr als genügend Körperkontakt zu diesem Wiederling habe. Außerdem hat man einen Wachmann abgestellt, der sicher geht, dass ich nachts nicht wegrenne."

Kurz pausierte, um ihre trocken gewordene Kehle wieder etwas zu entspannen: "Wobei es eigentlich Humbuck ist, denn solange mein Vater im Krankenhaus liegt, werden ich die Stadt nicht verlassen, er wäre wahrscheinlich nur in Gefahr und Schlafen kann ich Nacht nur schlecht. In diesem Haus schon gar nicht, wenn nicht mein Wachmann, der scheinbar einzig Normale in diesem Haus, an meinem Bett sitzen und meine Hand halten würde. Sobald er loslässt, erwache ich meist, erspart den Wecker." „Meinst du denn… Du kannst heute Nacht ohne deinen Wachmann schlafen?“ Da es schon dunkel draußen geworden war, hatte er sofort diesen Gedanken gefasst, als sie sagte sie könne nachts nicht schlafen. Normalerweise hätte ihn das auch nicht gestört, aber nun wo er wusste, dass sie damit solche Probleme hatte, fiel es ihm schwer das zu ignorieren… Ein wenig brummte ihm der Schädel. So war er normalerweise nicht drauf und er konnte nicht wirklich einschätzen, ob es der Alkohol oder eine ernsthafte Veränderung war. ob sie schlafen könnte, nun bisher hatte sie außerhalb nur Missionen mit Seraphim oder welche ohne Übernachtung gehabt und seit ihrer Zeit im Herrenhaus war dies die erste längere Aufgabe. Würde sie die Paranoia auch hier verfolgen? Eine wirklich gute Frage. Leicht kratzte sie sich am Kopf: "Nun ich weiß es nicht genau, wenn es nicht geht, setz ich mich an dein Bett und halte einfach deine Hand, bis ich einschlafe." Wobei, ob er sie dann auch ins Bett ziehen würde, um sie unter sich in Kissen zu drücken und dann zu merken, dass sie es nur war? Nein, er würde ihr wahrscheinlich aus Reflex erst mal eine scheuern, dass ihr die Ohren klingelten, um dann festzustellen, dass er seine Questpartnerin gerade unbrauchbar gemacht hatte. Er sah nicht aus, als wäre er so verschmust wie ihr bester Freund. Außerdem hatte der erst am Morgen mit ihr gekuschelt, und wenn Ren so weiter machte, hatte er am Morgen eh einen Kater und wahr wahrscheinlich noch schlechter drauf als zuvor. Dennoch war es sehr verlockend, wie der Speck für die Maus. Nun allerdings kam etwas, was sie als allerletztes erwartet hätte. „Wenn es dir hilft, kann ich dir auch etwas vorsingen.“ Ein wenig überrascht nickte sie und betrat mit ihm das Gasthaus in dem sie die Nacht verbringen würde. Ein Zimmer war schnell organisiert, scheinbar hatte man schon erwartete, dass sie zurückkehren würden. So betraten die zwei Magier nun den für sie vorgesehenen Raum. Naomi blickte sich um. An der Wand hing das Bild eines Kornfelds, gegenüber der Tür waren Fenster mit doch recht ordentlichen Vorhängen und es roch, als wäre gelüftet worden. Gegenüber dem Kornfeldbild standen zwei Betten, sie waren zusammengeschoben, hatten aber getrenntes Bettzeug. Manchmal gab es doch kleine Glücksmomente. Das war mehr als Naomi erwartet hatte. Nicht etwa, weil die Gerüchte so abschreckend waren, sondern weil sie nun nicht wirklich alleine war. Neben den Betten standen Beistelltische und es schien ein kleines Bad zu geben. Wunderbar, wirklich klasse. "Ich mag dieses Zimmer", stellte sie fest und ließ ihre Tasche neben dem Bett niedersinken und setzte sich darauf. Es war schön weich, und wenn sie sich sehr mittig legte, war Ren sicher nur einige Zentimeter weit von ihr weg.

Schnell hatten sich die zwei Magier zum Schlafen fertig gemacht und Naomi lag schon in ihrem Bett, als Ren größtenteils unbekleidet aus dem Bad gestiefelt kam. Sein Anblick raubte ihr in der Tat den Atem und sie konnte nicht leugnen, dass ihr noch ganz andere Gedanken kamen, als nur das Schlaflied, welches sie wartete. Seine Haare waren nun offen und ihr wurde zum ersten Mal bewusst, wie lang sie eigentlich waren. Sehr überraschend, wenn man sie fragte, aber wunderschön. Er legte sich in sein Bett nieder, der Alkohol hatte ihm eine leicht angeheiterte Röte ins Gesicht getrieben. Nun allerdings räusperte er sich, gleich würde er beginnen zu singen. Zwar kannte er einige Lieder, die zu diesem Anlass passen würden, doch dann entschied er sich für etwas sehr Persönliches. Das was er ihr singen würde, war nämlich das Einzige, was ihm seine Mutter so richtig hinterlassen hatte, aber das würde er Naomi nicht auf die Nase binden. Es war ein erstaunlich emotionales Lied für jemanden wie Ren, der mit seinen Gefühlen immer hinterm Berg hielt. Immerhin sang er von einer leidenschaftlichen Seele, die er jemandem für immer schenkte. Bevor er begann, holte er tief Luft, dann aber war auch schon kein Halten. Wenn er zu singen begann, war der Akuma scheinbar ein anderer Mensch. Er war so viel ruhiger und auch entspannter. So ganz ohne Musik war es recht schwierig die Melodie zu halten, doch darin hatte er Übung. Nach einer Weile schloss er sogar die Augen beim Singen, weil er es selbst so sehr genoss. Naomi lauschte gespannt und während er sang schlief sie langsam aber friedlich ein.



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Kommentare zu dieser Fanfic (11)
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Von:  fahnm
2014-09-01T20:48:06+00:00 01.09.2014 22:48
Spitzen Kapi^^
Antwort von:  Lyraci
12.09.2014 17:43
Vielen Dank ^^
Von:  fahnm
2014-08-16T22:04:25+00:00 17.08.2014 00:04
Spitzen Kapi^^
Antwort von:  Lyraci
17.08.2014 01:08
Danke sehr ^^
Von:  fahnm
2014-07-31T23:10:06+00:00 01.08.2014 01:10
Super Kapi
Antwort von:  Lyraci
02.08.2014 13:17
Danke dir
Von:  fahnm
2014-07-23T23:21:42+00:00 24.07.2014 01:21
Spitzen Kapi^^
Antwort von:  Lyraci
24.07.2014 08:01
Vielen herzlichen Dank ^^
Von:  fahnm
2014-07-19T21:44:02+00:00 19.07.2014 23:44
Super Kapi^^
Antwort von:  Lyraci
20.07.2014 11:42
Danke das freut mich.
Von:  fahnm
2014-07-15T20:19:06+00:00 15.07.2014 22:19
Super Kapi^^
Antwort von:  Lyraci
15.07.2014 22:20
Danke dir vielmals ^^
Von:  fahnm
2014-07-14T01:14:32+00:00 14.07.2014 03:14
Schönes Kapi^^
Naomi ist Zucker süß^^
Antwort von:  Lyraci
14.07.2014 09:14
Ja das sollte sie auch sein. Danke
Von:  fahnm
2014-07-12T01:14:25+00:00 12.07.2014 03:14
Hammer Kapi^^
Antwort von:  Lyraci
13.07.2014 21:50
Danke sehr das freut mich wirklich
Von:  fahnm
2014-07-12T01:13:15+00:00 12.07.2014 03:13
Spitzen Kapi^^
Mach weiter so^^
Freue mich schon sehr aufs nächste kapi
Antwort von:  Lyraci
13.07.2014 21:50
Danke sehr, schön dass es dir gefällt.
Von:  fahnm
2014-07-10T00:28:02+00:00 10.07.2014 02:28
Super Kapi^^
Antwort von:  Lyraci
10.07.2014 16:37
Auch hier danke, ich dachte nicht, dass es wirklich jemand liest und mag. ^^


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