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Frozen in Time

von

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Gefangen

Prolog: Gefangen
 

„In einer warmen Sommernacht,

brach man ihr Herz unbedacht.

Raubte ihr, was ihr wichtig war,

bannte sie für 100 Jahr‘.

So wartet sie noch bis heut‘,

dass man sie aus ihrem kalten Grab befreit.“
 

Dicke Schneeflocken rieselten vom Himmel und erstickten jegliches Geräusch. Eine unheimliche Stille hatte sich breit gemacht. Es war, als wäre die Zeit stehen geblieben. Aber nicht in einem jener Momente, in denen man sich wünschte, dass die Zeit stillstünde. Es war einer jener Momente, in denen sich eine Unbehaglichkeit in der Brust breit machte, und das Herz mit eisernem Griff fest umklammert hielt. Instinktiv legte Kagura ihre rechte Hand auf ihre linke Brust, als wolle sie ihren Puls spüren. Im gleichen Moment zog sie die Hand jedoch wieder weg, und schnaubte kaum hörbar. Wie töricht sie doch war, in ihrer Brust schlug doch gar kein Herz, welches sie ertasten konnte. Sie ballte die Hand, welche sie eben noch hastig von ihrer linken Brust entfernt hatte, zu einer Faust. Was wollte er eigentlich in dieser furchtbaren Gegend?, dachte sie, als ihr Blick zu Naraku wanderte. Hier schien es keinerlei Leben zu geben, als hätte die Kälte jegliches Leben von hier vertrieben. „Was ist los, Kagura?“, erklang Narakus Stimme kalt, gefolgt von einem leisen Lachen, „Fühlst du dich nicht wohl?“ Er hatte sich nicht einmal zu ihr umgedreht, als er gesprochen hatte. Stattdessen schritt er unbeirrt weiter, als würde der tiefe Schnee ihm nichts ausmachen.
 

Kagura wusste, dass es hier etwas geben musste, etwas von Nutzen für ihn. „Was wollen wir hier?“, fragte sie und blieb ihm die Antwort schuldig, „Es muss ja sehr wichtig sein, wenn du es persönlich suchst…“ Naraku schien ihren Fragen keinerlei Interesse zu schenken und schwieg für einen kurzen Moment. „Ich suche nichts, ich hole lediglich etwas ab“, entgegnete er schließlich bedacht, „Wusstest du, dass hier seit fast 100 Jahren kein Leben mehr anzutreffen ist?“ Er blieb plötzlich stehen, und wandte sich zu ihr um, „Seit 100 Jahren steht hier die Zeit still, im wahrsten Sinne des Wortes. Diese Gegend ist eingefroren im Lauf der Zeit, niemand der je den Weg hierhin fand, fand den Weg wieder zurück.“ Kagura runzelte die Stirn, „Nie wieder zurück? Warum hast du dich denn persönlich her begeben, wenn es keinen Weg zurückgibt?“ Ein kaltes Lächeln umspielte Narakus Lippen, während seine schmalen, roten Augen Kagura durchdringend ansahen, „Weißt du, ich kann es nicht riskieren, dass du unterwegs aufgehalten wirst. Das was ich hier suche, ist wichtig für mich.“, in seiner Stimme schwang ein drohender Unterton mit. Kagura lief es kalt den Rücken runter. „Wenn du alles so gut alleine erledigen kannst, brauchst du mich ja nicht mehr! Dann gib mir mein Herz, gib mir meine Freiheit. Ich bin immerhin der Wind, und…“, sie hatte leise, aber entschieden gesprochen, doch er hatte sich bereits mit einem leisen Lachen abgewandt, „Du kriegst dein Herz früh genug.“ Mit diesen Worten trat er aus dem Wäldchen hervor, welches an sich nur aus kahlen Bäumen bestand, und trat hinaus auf ein Feld, welches komplett unter einer dicken Schneemasse begraben lug. Eine kalte Windböe kam auf und wirbelte sein langes, schwarzes Haar nach hinten. Kagura stand dicht hinter ihm und hielt ihren Fächer fest umklammert. Nahezu verkrampft hielt sie ihn in ihrer Hand fest. Dieser Wind…, dachte sie und sah sich vorsichtig um. Ihr Blick blieb an etwas leuchtendem vor ihr haften. Sie kniff die Augen zusammen, um deutlicher sehen zu können, doch der Wind blies ihr dicke Schneeflocken entgegen, und verklärte ihr die Sicht. Naraku schritt weiter voran, direkt auf das leuchtende Ding zu. Kagura zögerte zuerst, folgte ihm aber dann. Als sie näher kamen, schien der Wind nach zu lassen. Der Kälte tat das jedoch keinen Abbruch.
 

Kagura wunderte sich, die Kälte schien sie trotz des Schnees, nicht äußerlich zu berühren. Stattdessen schien es ihr, als würde die Kälte in ihrem Innern herumkriechen und sich dort ausbreiten. „Das ist sie…“, Naraku war stehen geblieben und deutete vor sich. Kaguras Augen hatten sich etwas geweitet, als sie neben ihn getreten war, und dorthin blickte, wo Naraku hinzeigte. „Eine Blume?“, Kaguras anfängliche Verwunderung war dem Spott gewichen, „Was willst du mit einer Blume?“ Naraku warf ihr einen vernichtenden Blick zu, „Nicht irgendeine Blume. Das ist keine gewöhnliche Blume, oder denkst du, dass eine solche in dieser Gegend blühen würde?“ Er kniete sich zu der Blume hin. Ihr sanftes Leuchten strahlte eine angenehme Wärme aus, weswegen der Boden unter ihr auch nicht zugeschneit oder gefroren war. „Gefangen in der Endlose der Zeit…“, Naraku streckte seine Hand nach der Blume aus, „Das, Kagura, das ist keine gewöhnliche Blume.“

Kagura rollte genervt mit den Augen, soweit war sie inzwischen auch. Doch sie konnte sich beim besten Willen nicht erklären, was Naraku hier wollte. Von der Blume ging nichts Bösartiges und Mächtiges aus. Aber was wollte man auch von einer Blume erwarten?
 

„Was hast du jetzt vor?“, Kagura beobachtete Naraku, während dieser in die Innenseite seines Kimonos griff, und etwas anderes glitzerndes hervorzog. Ein Juwelensplitter?, schoss es Kagura durch den Kopf. „Das wirst du jetzt gleich sehen!“, Narakus Augen blitzten gierig auf, während er den Juwelensplitter zwischen Daumen und Zeigefinger hielt. Der Splitter verfärbte sich augenblicklich. Das reine Glitzern wich einer düsteren Aura, „Es wird Zeit aufzuwachen!“
 

„Die Erinnerung eingebrannt für die Ewigkeit,

die Kälte sie umgibt für die Unendlichkeit.

Sie wurde vergessen mit dem Lauf‘ der Zeit,

es war niemand da, der sie hat befreit.

Ist sie gut, ist sie böse,

wäre nur jemand da, der sie erlöse.“

Erwachen

„Eine junge Frau, nicht den Menschen gleich,

war an Jugend unendlich reich.

Sie verliebte sich in einen Mann,

dessen Herz sie auch im Sturm gewann.

Doch er alterte, und sie blieb jung,

er wurde schwer krank, sie blieb gesund.“
 

Die Kälte von der sie nun schon seit einer gefühlten Ewigkeit umgeben war, war über die Jahre immer stärker geworden. Obwohl sie tief schlafend in der Form einer mickrigen Blume gebannt war, und nichts sehen und hören konnte, spürte sie, wie der Schnee ihre Umgebung langsam aber sicher eroberte. Und je näher die Kälte kam, umso einsamer fühlte sie sich. Tief im Schlaf versunken, versuchte sie von schöneren Tagen zu träumen, doch der schleichende Frost ließ es nicht zu und drang immer tiefer in ihr Herz. Es fiel ihr zusehends schwerer, die wenig verbliebene Wärme aufrechtzuerhalten, gegen die Verzweiflung anzukämpfen. „Ich habe eigentlich schon genug gekämpft“, dachte sie, und war versucht die Hoffnung aufzugeben, „100 Jahre sind eine lange Zeit. Weitere 100 schaff‘ ich nicht mehr.“
 

Kagura beobachtete Naraku, wie er den Juwelensplitter in die Mitte der Blume legte. Dieser begann sogleich hell zu leuchten und verschwand im inneren der Blüte. Das warme Leuchten der Blume erlosch, ihre hellen zarten Blütenblätter verfärbten sich tief violett. Dann ließ die Blume den Kopf hängen. Kagura war sichtlich verdutzt, und ebenfalls Naraku schien unzufrieden zu sein. Bis jetzt war ihm noch nie ein Fehler unterlaufen, noch nie hatte er irgendwelche Probleme gehabt, einen Toten wiederzubeleben oder einem gebannten Youkai wieder frisches Leben einzuhauchen. Die Macht eines einzelnen Splitters war so stark, dass jeder Youkai in dessen Besitz gelangen wollte. Naraku runzelte die Stirn, „Hm“, er streckte seine Hand nach der erschlafften Blume aus, „Dann sollte es wohl nicht sein!“ Kagura sah ihm an, dass er sich ärgerte, egal wie sehr er auch seinen Missmut zu verbergen versuchte. Innerlich freute sie sich, Narakus Scheitern war ihr von jeher immer eine kleine Freude gewesen. Denn jedes noch so kleine Versagen seiner Seite, war ein Schritt auf ihre Freiheit zu. Dessen war sie sich sicher.
 

Als Naraku den Kopf der Blume anhob, um den Splitter aus deren Mitte zu entfernen, verspürte er plötzlich ein Pochen. Zuerst war es kaum merkbar zu fühlen, dann wurde es immer intensiver. Wie eine Schallwelle drang das Pochen aus dem Innern der Blume heraus. Ein kleines, siegessicheres Lächeln umspielte seine Lippen. Natürlich hatte der Splitter nicht versagt. Er selbst war es, der zu ungeduldig gewesen war. Aber wer konnte es ihm verdenken, auch ihm war auf Dauer die Atmosphäre hier unangenehm geworden. Die Blume begann erneut zu leuchten, nur dieses Mal war das Licht so grell, dass es Naraku und Kagura für einen Moment blendete. Kagura schwang den Fächer gekonnt auf und hielt ihn schützend vor ihr Gesicht. Als das Licht plötzlich wieder erlosch, klappte sie den Fächer wieder schwungvoll zusammen. Und sie staunte nicht schlecht, als sie eine junge Frau in den Armen ihres Erschaffers erblickte. Die Frau wirkte sehr jung und schien noch nicht bei Bewusstsein zu sein. Sie lag schlaff und nackt in den Armen Narakus, während ihre langen schneeweißen Haare gerade das Nötigste bedeckten. Sie trat näher heran und beugte sich hinunter, um das Gesicht der Frau genauer zu betrachten, „Und was jetzt?“ Sie konnte noch immer keine Aura oder sonstiges verspüren, was Narakus Interesse erklären könnte. „Sie wird sicher jeden Moment aufwachen, und uns den Weg hier raus zeigen“, sein Blick verweilte eine Weile auf der jungen Frau in seinem Arm, dann schaute er zu Kagura, „Alles Weitere wirst du erfahren, wenn es soweit ist!“
 

„Eines Tages, er die Augen für immer schloss,

Wut und Einsamkeit ihrem liebenden Herzen entfloss,

tobte sie Jahr ein, Jahr aus,

tat es wenngleich aus Liebe heraus.

Kamen die Menschen, die sie einst beschützte,

Die Menschen, die sie einst immer unterstützte,

wussten nicht weiter, mussten sie bannen,

Damit sie ihren Frieden endlich wieder gewannen.
 

Das ist die Geschichte einer Frau, den Menschen nicht gleich,

an Jugend und Liebe, unendlich reich,

unterlag sie dem Lauf der Zeit,

niemand sie aus dem Gefängnis je hat befreit.

Musste sie lernen, dass Vergänglichkeit zum Mensch-sein gehört,

wenngleich er die ewige Liebe schwört.“
 

Kagome sah Inu Yasha mit erwachtungsvollem Blick an, „Na was sagst du? Das Gedicht haben wir in der Schule gelernt! Es ist so romantisch, findest du nicht auch?“, sie hatte die Hände ineinander gelegt und strahlte über das ganze Gesicht, „Das haben wir in Englisch gelernt!“ Sie hielt ihm das Buch unter die Nase. Inu Yasha schaute auf das Buch, wo irgendwelche Buchstaben aneinander gereiht standen. Er konnte kein Englisch lesen und es interessierte ihn auch nicht. „Keh! Das ist mir egal. Lass uns lieber nach weiteren Splittern suchen!“, er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sah sie ernst an. Kagome nahm das Buch zurück, „Du bist ein sturer Hund! Das Gedicht ist wunderschön, und erzählt die Geschichte von der Liebe einer Frau, die ewig jung bleibt und sich verliebte. Und der geliebte Mensch starb, da er…“, sie hörte auf mit Reden, als sie merkte, dass Inu Yasha ihr nicht mehr zuhörte. Stattdessen hatte dieser begonnen in ihrer Tasche rumzukramen, „Inu Yasha, was tust du denn da?“ Sie war sichtlich verärgert, dass er ihr einfach nicht mehr zuhörte. „Da ist es ja!“, stolz zog er einen kleinen, gelben Becher aus Kagomes Rucksack und hielt ihn hoch, „Schnell Kagome, koch Wasser! Ich habe Hunger!“ Er schaute zu seiner Gefährtin und stockte. Er sah wie ihre rechte Augenbraue nervös zu zucken begann, und sie ihre linke Hand zu einer Faust bildete, „Inu Yasha! Mach Platz!“
 

Noch ehe er sich rechtfertigen konnte, spürte er wie eine unsichtbare Kraft ihn am Hals nach unten zog. Diese verdammte Kette!, dachte er noch, ehe er schmerzhaft auf dem Boden aufschlug, „Kagome! Kagome!! KAGOMEE!!“ Kagome stapfte sauer davon, „Er ist so unsensibel!“ Sie ging weiter, bis sie ihn nicht mehr rufen hörte, „Wie kann man nur so… SO sein?“ Wütend setzte sie sich unter einen Baum und strich ihren kurzen, grünen Faltenrock glatt. Dabei hatte der Tag so schön angefangen, sie war von ihren Freunden bei ihrer Ankunft freudig empfangen worden. Selbst das Wetter war hier um einiges schöner gewesen als zu Hause. Sie zog die frische Luft ein und legte den Kopf in den Nacken, „Zu Hause…“ Sie war sich nicht mehr sicher, wo eigentlich ihr zu Hause war. Bei ihrer Familie, wo sie immer seltener war, oder hier, wo sie ihre Freunde hatte, wo sie Abenteuer erlebte. Hier, wo Inu Yasha war?
 

Sie schloss kurz die Augen, wo gehörte sie denn jetzt eigentlich hin?



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Rinnava
2014-09-09T18:51:40+00:00 09.09.2014 20:51
Super Anfang,bitte mach schnell weiter
Von:  xXSelaiahXx
2014-06-14T12:55:07+00:00 14.06.2014 14:55
2 echt mega gut gelugene Kapitel *-* Schreib schnell weiter
Antwort von:  WildCherry
14.06.2014 15:09
Es freut mich, wenn dir die beiden Kapitel gefallen haben :D
Ich sitze gerade am 3 Kapitel, und werde es wohl heute Abend hochladen.

Vielen lieben Dank für deinen lieben Kommentar!
Liebe Grüße,
WildCherry♡o。.(✿ฺ。 ✿ฺ)


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