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Der Sohn des Königs

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Wie einige schon mitbekommen haben bin ich zurück und die Kapitel werden jetzt auch schneller hochgeladen damit ich diese Fanfiction endlich beenden kann!
Wenn jemand eine ENS geschickt bekommen will wann ich das nächste Kapitel Hochladen werde schreibt mich bitte an, dann trage ich euch auf die Liste ein.
Viel spaß beim Lesen :D Komplett anzeigen

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Prolog

Diese Geschichte, die hier niedergeschrieben steht, geschah vor langer Zeit, als die Wege noch sicher und die Welt noch im Frieden war. In einer Zeit, da Mittelerde noch nicht von einer Dunkelheit heimgesucht wurde, wie sie noch niemand der Lebenden je erblickt hatte. In einer Zeit, in der das Grauen noch nicht die Oberhand hatte. Dort trug sich eine Geschichte zu, die noch heute in den Hallen der Waldelben besungen wird. Die Geschichte eines Lichtes, das erst erlischen musste, um neu und stark entfacht zu werden ...
 

Im Norden Mittelerdes, weit jenseits der Lande von Rohan und Gondor, lag das größte Waldgebiet der ganzen Welt: der Düsterwald, den man zu jener Zeit noch den "Großen Grünwald" nannte.
 

Jene, die den Mut hatten, diesen großen Wald zu betreten und lange genug nach Norden wanderten, gelangten in ein Gebiet des Waldes, dass an Schönheit dem Goldenen Wald gleichgestellt wurde; Bäume, so hoch, dass Menschen ihre Wipfel nicht mehr erblicken konnten, Tiere die zutraulich und doch wieder ängstlich waren, Klänge und Rauschen, dass selbst ein hitziges Gemüt zu beruhigen vermochte.
 

Dort, geschützt durch das Gebirge und versteckt in den unendlichen Weiten des Forstes, lag das Königreich der Waldelben; der schönsten und klügsten Wesen, die die Wälder bevölkerten. Ihr König war Thranduil, und sein Land erstreckte sich vom Norden bis zur Mitte des Düsterwaldes hin. Die Elben lebten in einer Stadt, die sie Caras Celebren, die Silberne Stadt, nannten; in fletts hoch oben in den Bäumen, und in schönen, großen Häusern, um die großen, ehrwürdigen Stämme herumgebaut. Sie fühlten sich in beidem wohl, doch die meisten wählten ihre Behausung auf den Bäumen, denn sie liebten und achteten sie. Man sagte, dass sei auch der Grund, warum die Wälder unter ihren Händen aufblühten.
 

Nun hatte König Thranduil, groß, schön und der beste Kämpfer seinerzeit, einen Sohn, und sein Name war Legolas, was "grünes Blatt" bedeutet. Thranduils geliebte Ehefrau, Ithilwen, Hohe Herrin des Grünwaldes, war gestorben, bei dessen Geburt, doch ohne Schmerzen, denn alles Schöne, alles Weise, alles Starke, hatte sie in das Kind gegeben, was sie selbst besessen. Und Thranduil nahm das Kind an, hütete es und schwor seiner sterbenden Frau, ihm niemals etwas zustoßen zu lassen, egal was geschehen würde. Er schwor es, viele Male, bis Ithilwen für immer lächelnd die Augen schloss.
 

So klagte das Volk um seine geliebte Königin, und der König verbrachte viele Tage, schweigend, an Ithilwens Grab; Legolas war bei ihm. Er hielt ihn im Arm, verharrte vor seiner Frau Grab und sah hinab, auf das einzige, was sie ihm hinterlassen hatte. Den größten Schatz, den er jemals besessen hatte.
 

Und so wuchs der junge Prinz heran, und es war allen im Palast und in der Stadt, ja im ganzen Land, eine Freude, ihn zu betrachten.
 

Legolas hatte ein makellos schönes Gesicht, seine Züge waren fein und doch markant; aus eisblauen Augen, strahlend wie Saphire und tiefgründig wie die Tiefen des Meeres, blickte er in die Welt und kaum jemand vermochte, seinem Blick länger stand zuhalten, als er musste. Langes, helles Haar fiel ihm über seine Schultern und wehte, wenn er vergnügt durch den Palast sauste, auf der Suche nach seinem Vater. Er war groß und schlank von Statur, immer ein wenig größer als andere seines Alters, und eine Freundlichkeit ging von ihm aus, verbunden mit Mitgefühl, Freude oder Trauer für denjenigen mit dem er sprach, die das Volk nicht selten an Ithilwens Eigenschaften erinnerte.
 

Schon im zarten Alter (Menschenkinder mochten wohl fünf Jahre alt sein) entwickelte der kleine Prinz ein besonderes Talent im Umgang mit Pfeil und Bogen; seit er in seinen adar das erste Mal hatte gegen seine Leibgarde als Übung hatte kämpfen sehen, wünschte er, den Umgang mit eben jenen ebenso zu beherrschen. Man lehrte ihm alles, was er wissen musste, er war ein wissbegieriger Schüler, lernte schnell und wurde unter der praktischen Lehre seines Vaters bald zum besten Schützen der Stadt, obwohl er noch ein Kind war, im menschlich gesehenen Alter von acht Jahren. Es kam nicht selten vor, dass er sich nachts aus seinen Gemächern stahl, um heimlich auf die großen Übungsplätze zu schleichen und seine Fähigkeiten zu verbessern.
 

Nun war Legolas jedoch, je älter er wurde, stur und weigerte sich oft, an Festen teilzunehmen. Er mochte die Kleidung nicht, die er da zu tragen hatte und hasste es, lange still zu sitzen. Der Ruf der Freiheit, der Wälder und seiner Studien im Umgang mit seinen Waffen schien ihn immer dann am stärksten zu rufen, wenn er beinahe unbeweglich neben seinem Vater sitzen und Versammlungen, Audienzen und Feiern beiwohnen sollte.
 

Lieber streunte er mit seinem besten Freund Fáhir durch die Wälder, beide mit Pfeil und Bogen bewaffnet. Der Prinz besaß noch ein langes weißes Messer, das sein Vater ihm einst geschenkt und vorher aus Lothlórien, einem anderen Elbenreich, das seiner Verwandten, mitgebracht hatte.
 

Fáhir war der Sohn des Obersten Heerführers König Thranduils: Ringil, Sohn des Heredir. Er war etwa im gleichen Alter wie der Prinz, ebenfalls groß und schlank von Statur, nur um zwei Finger breit kleiner als sein Freund; doch seine Erscheinung zeichnete sich stark von dem Legolas' ab. Dunkles, ja schon schwarzes Haar umrahmte sein markantes, edles und doch elbisch schönes Gesicht. Seine Augen waren von grüner Farbe, wie Smaragde musterten sie jeden, der sich in ihnen verfing; und er war der, der Legolas in der Kunst des Bogenschießens wohl am nächsten stand. Seit sie ganz klein gewesen waren, waren die beiden jungen Elben Freunde gewesen ... und nun sollte sich jene Geschichte zutragen, die ihre Freundschaft festigen sollte, sodass kein Schwert, kein Fels, kein Schmerz sie je wieder brechen konnte ...

Unzertrennliche Freunde

Es war ein schöner Morgen im Frühling, zu der Zeit, als Legolas und Fáhir in ihrem elften Lebensjahr waren, oder in dem Alter, das etwa dem eines sterblichen Jungen von elf Jahren entsprach. Die Vögel hatten schon lange ihr freudiges Lied begonnen und in der Stadt herrschte eine fröhliche Spannung, die nur darauf wartete, bei Beginn der alljährlichen Frühlingsfeste entladen zu werden. Blumengirlanden und eine enorme Vielfalt von farbenfrohen Pflanzen schmückten die Straßen und Wege, die Bäume und den Hauptplatz, auf dem die Feiern stattfinden sollten. Musikanten, Tänzerinnen, hohe Elben des königlichen Stabes und das Volk warteten sehnsüchtig darauf, dass ihr König endlich erscheinen mochte.
 

Doch eben dieser hatte im Moment ein anderes Problem, dass ihn weit mehr in Anspruch nahm als die Frühlingsfeiern.
 

Thranduil lief durch seinen Palast, mit eiligem Schritt und wehendem Gewand, immerzu nach seinem Sohn rufend. Wo konnte dieser Junge bloß stecken? Bestimmt drückte er sich vor den Frühlingsfeiern. Wie letztes Jahr.
 

Gerade als er, um eine Ecke biegend, noch einmal den Namen seines Sohnes rief, hörte er plötzlich jemand den Gang von der anderen Seite heraufkommen.
 

"Fáhir? Fáhir! Wo steckst du? Fáhir!!"
 

Es war der Heerführer Ringil, der da, ebenfalls nach seinem Kind rufend, durch den Palast eilte und als er seinen König sah, verneigte er sich kurz mit Respekt.
 

"Sucht Ihr auch nach Eurem Sohn?", fragte Thranduil lächelnd, bedeutete dem Hauptmann, sich zu erheben und ging mit ihm den Gang hinunter.
 

"Diese beiden", murmelte Ringil nachdenklich und strich sich eine Strähne seines dunklen Haares aus dem Gesicht. "Fáhir weigert sich, auf Feiern zu erscheinen. Schon seit geraumer Zeit. Dabei sollte er doch mit mir neben Euch stehen, wie es sich für den Heerführer eines Reiches gehört."
 

Der König seufzte lachend und sie betraten den Thronsaal, der ebenfalls festlich geschmückt war.
 

"Legolas ist genauso, glaubt mir. Aber wir müssen sie auch verstehen, sie sind noch jung, frei von allen Pflichten. Von fast allen Pflichten. Mein Sohn entwickelt seine Fähigkeiten immer weiter, er hat nun mehr erlernt, als ich je in seinem Alter konnte. Er will sie nur noch verbessern, und nicht neben mir still sitzen. Der Junge hat einen ungeheuren Tatendrang. Und ich muss sagen, dass auch Euer Sohn außergewöhnliche Fähigkeiten besitzt, mein guter Ringil."
 

"Das ist wahr", antwortete der Heerführer, als sie den Saal durchquerten. "Ich sehe sie oft zusammen üben und in die Wälder gehen. Es kommt mir vor, als ob nichts sie trennen könnte. Sie lieben und behandeln einander, als wären sie Brüder, von Geburt an, bis in alle Ewigkeit. Doch jetzt gilt es, sie zu finden, mein König, denn die Zeit drängt."
 

"Ihr habt Recht, denn wenn sie wirklich unzertrennlich sind, dann werden sich unsere Ziele nicht wirklich verfehlen", meinte Thranduil zwinkernd und beschleunigte seinen Schritt.
 

Beide lächelten und eilten weiter, und der König hatte eine Vermutung, wie sein Ein und Alles gedachte, unbemerkt der Feier zu entkommen ...
 

~*~
 

Auf einer Lichtung, nicht weit von der Stadt entfernt, lagen zwei junge Elben im weichen Gras, und die Sonne schien auf ihre schönen Gesichter, malte goldene und dunkle Sprenkel auf ihre Körper, die friedlich ruhten. Köcher und Bogen lagen neben ihnen, und der eine hatte offenbar seinen Schlaf aufgegeben und schliff sein langes Messer.
 

Es waren Legolas und Fáhir, die seit den frühen Morgenstunden durch die Wälder streiften, beide gekleidet in unauffällige, graue Tuniken, die sorgfältig ihre seidenen, kostbaren Hemden verbargen, die sich darunter befanden. Es sollte doch nicht jeder sofort auf den ersten Blick erkennen, wer sie waren.
 

Eine Weile schon lagen sie so da und starrten in die Baumkronen, dann streckte sich Fáhir mit einem Seufzer und sagte: "Weißt du, Legolas, du hast es schwer. Jetzt kannst du dich noch vor den Feiern verstecken, doch wenn du älter und König bist, wird das wohl nicht mehr gehen."
 

"Warum sagst du ´kannst´?", fragte der Prinz und richtete sich auf, in seinen Augen ein verschmitztes Funkeln. "DU wirst dich auch nicht mehr verstecken können. Denn wenn ICH König bin, mache ich DICH zum Heerführer, und dann wirst du auf meinen Befehl neben mir stehen müssen, wie dein Vater jetzt neben meinem steht."
 

Beide lachten, Fáhir stieß ihn belustigt in die Seite und seufzte erneut, der Prinz fuhr ein wenig ernster und nachdenklicher fort. Seine Augen hatten einen Punkt im Dickicht fixiert, den Fáhir, selbst wenn er sich angestrengt, nicht entdeckt hätte.
 

"Denk immer daran, mein Freund, egal was geschieht, so schrecklich kann es nicht sein, als dass das Leben nicht weiterginge. Etwas wird uns immer über unsere Not hinweghelfen, und seien es nicht zuletzt die Valar. Ich denke, wir können unsere Bestimmungen überleben."
 

Er lachte und Fáhir setzte sich auf und antwortete: "Aber bis das soweit ist, dauert es noch lange. Und bis dahin werden wohl nicht so viele Feiern sein, als dass sie uns schaden könnten, oder?"
 

Legolas sprang nach diesen Worten so plötzlich auf, als hätte ihn etwas gebissen und sein schönes Gesicht war äußerst bestürzt.
 

"O nein!", rief er entsetzt aus und zupfte hektisch einige Grashalme von seiner Tunika.
 

"Was ist los?", fragte Fáhir und begann, sich ebenfalls aufzurappeln, obwohl er nichts dagegen gehabt hätte, den ganzen Tag in der Sonne zu verbringen.
 

"Die Frühlingsfeiern", rief der Prinz mit einer Stimmlage, als ob er es seinem Freund schon zum tausendsten Male sagen würde.

"Sie sind heute. Wenn die Sonne am höchsten steht. Ich habe sie vergessen! Wir müssen nach Hause!"
 

Damit zog er den Heerführerssohn ungeduldig hoch, packte seine Waffen in großer Eile und rannte schnell wie der Wind durch die Wälder zurück zur Stadt.
 

"Warum müssen wir zurück?", rief Fáhir, versuchte mit Legolas Schritt zu halten und sprang über eine Baumwurzel, die ihm im Weg war. Er verstand beim besten Willen nicht, warum sich Legolas plötzlich solche Sorgen um sein Nichterscheinen machte, wenn er solche Anlässe doch so hasste.
 

"Die Feiern beginnen bald!", fiel die Antwort aus, als sei es das Logischste von der Welt. "Mein Vater und dein Vater werden uns suchen, und wenn wir nicht kommen, werden sie wütend sein. Was ist dir lieber: Eine Feier, wo es wenigstens etwas zu sehen gibt, oder eine langweilige Ratsitzung, die uns als Strafe blühen wird?"
 

Die Wahl war für Fáhir entschieden klar und er folgte, wenn auch widerwillig.
 

Außer Atem kamen sie in der festlich geschmückten Stadt an, rannten durch die Straßen, wo die Elben ihnen belustigt und verwundert hinterher sahen und bahnten sich ihren Weg durch all die Tänzerinnen und Musikanten, von denen nur wenige ihren Prinzen in dieser Geschwindigkeit erkannten und sich sofort verbeugten. Legolas hob nur die Hand, so dass sie sich erheben konnten und setzte mit immer längeren Schritten seinen Weg fort.
 

Dieser führte ihn zur schattigen Rückseite des Palastes, von der aus man in die großen Gartenanlagen gelangen konnte und die von Blumenvielfalt nur so blühte. Dort traten sie durch eine versteckte Tür ein, die man beim Bau des Sommerpalastes hinter einer Rosenstaude errichtet hatte und schlichen sich durch die geheimen Gänge, die nur dem König und seinen engsten Vertrauten bekannt waren.
 

"Komm, Fáhir!", flüsterte Legolas und wandte sich um, nur um seinen Freund gegen die Wand gelehnt und tief einatmend vorzufinden.
 

"Legolas - wir sind - doch - schon ... da!"
 

"Du verstehst nicht! Ich muss zurück in meinen Gemächern sein bevor -"
 

Weiter kam er nicht, denn er hatte sich mit Schwung umgedreht, stieß gegen einen großen Körper und taumelte nach hinten. Er stand seinem adar gegenüber, direkt hinter dem stand Fáhirs Vater. Beide hatten eine vorwurfsvolle Miene aufgesetzt, Thranduil hatte eine Augenbraue tadelnd erhoben. Der Prinz und sein Freund verbeugten sich kurz und senkten betreten ihre Köpfe.
 

"Wo seid ihr gewesen?", fragte Thranduil, obwohl er die Antwort schon ahnte, und versuchte, seiner Stimme einen ärgerlichen Klang zu geben, was ihm bei seinem Sohn nie wirklich gut gelingen wollte.
 

"Im Wald", murmelte Legolas mit einem Hauch von Rosa auf den Wangen, ohne den Kopf zu heben.
 

"Ihr hattet doch nicht etwa vor, nicht zu den Frühlingsfeiern zu erscheinen, oder?", fragte der König weiter und lächelte, was die beiden jungen Elben ja nicht sehen konnten. Legolas hob schließlich den Kopf und Thranduil setzte erneut eine ernste Miene auf.
 

"Nein, das hatten wir nicht vor, adar", antwortete er und Ehrlichkeit sprach aus seinen Augen. "Wir wollten gerade kommen und uns umziehen."
 

"Das ist auch besser für euch", meldete sich Ringil zu Wort, trat vor und sah seinen Sohn streng an. "Komm, Fáhir, es wird Zeit."
 

Fáhir warf Legolas noch einen kurzen Blick voller Wehmut zu und rollte mit den Augen, bevor er und sein Vater verschwanden, dann waren Prinz und König allein. Allein in den geheimen Gängen.
 

"Wir gehen jetzt auch, mein Sohn. Hier unten wird man den Frühling nicht begrüßen", meinte Thranduil, legte einen Arm um Legolas' Schultern und sie gingen fort in seines Sohnes Gemächer, wo schon alles für die Feier bereitlag.
 

Äußerst widerwillig tauschte der Prinz unter der genauen Aufsicht seines Vaters seinen Waffenrock gegen eine lange, weite, silbern schimmernde Tunika, und seine sonst so freundliche Miene verfinsterte sich, als Lindir, Thranduils Berater und guter Freund, seine Haare kämmte und einige Strähnen zu Zöpfen flocht, wie sie auch die Krieger trugen, bevor er ein silbernes, in sich verschlungenes Diadem, dass sich in Eichenblättern um einen blauen Diamanten rankte, auf seinen Kopf setzte. Böse vor sich hin starrend saß also der junge Prinz auf seinem Bett und rührte sich nicht, aus seiner Miene blitzte der Unmut.
 

"Mach nicht so ein Gesicht!", sagte Thranduil aufmunternd, als Legolas schließlich fertig mit verschränkten Armen vor ihm stand und ihn noch immer finster ansah. "Was soll dein Volk von dir denken?"
 

Legolas' Gesicht hellte sich augenblicklich etwas auf und seine Augen leuchteten.
 

"Warte hier, bis ich dich hole", sprach sein Vater weiter und verließ das Zimmer, da er selbst noch zu tun hatte. Lächelnd ging er den Gang entlang und dachte nach. Er wusste genau, dass sein Sohn noch nicht viel von all dem königlichen Firlefanz hielt und lieber in den Wäldern herumstreifte, doch wenn es um sein Volk ging, machte er große Ausnahmen in seinen Prinzipien. Schon immer hatte er den Wunsch gehegt, seinem Volk nur Gutes zukommen zu lassen und ihnen ein guter Prinz und eines Tages auch König zu sein. Thranduil war diese Einstellung nur Recht, auch wenn sie ihn bei jedem Mal, je mehr sein Sohn heranwuchs, an Ithilwen erinnerte ...
 

Der König fuhr sich kurz über die Augen und verscheuchte eine aufsässige Träne, blickte nach links und rechts, ob niemand seine Schwäche gesehen hatte und setzte seinen Weg fort.
 

Der Prinz indessen ging hinaus auf seinen Balkon, lehnte sich über das reich verzierte Holzgeländer und sah hinunter auf die Stadt, die im Glanz der Sonne strahlte. Er hatte das Gefühl, dies würde ein langer, harter Tag werden und seufzte. Wie Recht er damit hatte, ahnte er noch nicht ...

Der Angriff-Flucht nach Bruchtal

Nicht ganz eine Stunde war vergangen, in der Legolas auf sein Volk hinuntergesehen und nachgedacht hatte, da kam Thranduil auch schon wieder und bat seinen Sohn, mit ihm zu kommen. Er kam mit und lächelte seinen Vater an, seine Augen blitzten. Was der König nicht wusste, geschweige denn ahnte, war, dass der Prinz heimlich sein Messer, seinen handlichen Köcher und seinen kleinen Bogen unter seinem weiten Gewand versteckt hielt, um bei der erstmöglichen Gelegenheit mit Fáhir zu verschwinden. Und für so etwas wollte er gerüstet sein.
 

Gemeinsam mit seinem Vater betrat Legolas das große Podium, das man eigens dafür errichtet und mit den schönsten Blumen und Pflanzen geschmückt hatte. Das Volk blickte zu ihnen herauf, jubelte ihrem König und ihrem Prinzen zu und ein Lied erschallte durch die Elbenstadt zu Yavanna, der zweitmächtigsten der Valier, sie möge ihre Hände über das Land legen und alles mit Blüte erfüllen.
 

Schließlich begann die Feier auf Geheiß des Königs, die Musiker begannen auf ihren Flöten und Harfen zu spielen und die Tänzerinnen erfreuten ihr Publikum.
 

Legolas saß mit seinem Vater oben auf dem Podium und überblickte das Geschehen mit zugegebenem Interesse. Die Feiern faszinierten ihn zusehend.

Etwas weiter neben ihm war der Heerführer Ringil, hoch erhobenen Hauptes, in den Gewändern der königlichen Garde, und neben ihm Fáhir, der ein schwarzes Gewand mit silbernen Stickereien trug und sich sichtlich unwohl darin fühlte. Auf seinem Rücken wölbte sich verdächtig etwas langes, das, wie Legolas wusste, der Bogen seines Freundes war.
 

Einige Male zwinkerten sich die beiden jungen Elben zu, denn sie beide trugen ihre Waffen mit sich, um gemeinsam zu verschwinden. So hatten sie es abgemacht.
 

Die Sonne schien hell vom Himmel und es wehte ein leichter, warmer Wind. In den Augen der Elben hatte sie Eru mit dem geeigneten Wetter gesegnet und feierten deshalb umso ausgelassener. Später vermochten einige zu sagen, dass sie auch umso unvorsichtiger feierten.
 

Denn auf einmal, in einem Moment, in dem niemand etwas Schlechtes geahnt hatte, geschah alles ganz schnell.
 

Plötzlich wurde die Musik von einem anderen Geräusch, einem hohen Sirren durchbrochen, ein Pfeil surrte durch die Bäume und traf einen der Wachen, der am Rande des Platzes stand und auf seine Ablösung wartete, um ebenfalls am Fest teilzunehmen. Tödlich getroffen und mit einem leisen Schrei sank er zu Boden, wo er leblos liegen blieb. Sofort verstummte die Musik und alle wandten die Köpfe herum, Angst auf ihren Gesichtern.
 

Dem ersten Pfeil folgten immer mehr, und sie töteten viele Wachen, die rund um den Platz postiert waren und nun fielen.
 

Legolas sprang sofort auf und trat einige Schritte zurück, die Augen vor Entsetzen weit aufgerissen, denn noch nie hatte er jemanden sterben sehen, und er wünschte sich, dass er es noch länger nicht gesehen hätte.
 

Sein Vater war ebenfalls aufgesprungen, versuchte die Ruhe zu wahren und drückte seinen Sohn fester als er es wollte hinter den hölzernen Thron, wo er zumindest vorläufig geschützt war.
 

"Rühre dich nicht von der Stelle, Legolas, hörst du? Ich will nicht, dass dir etwas geschieht!"
 

"Adar, was ist mit dir? Bleib bei mir, ich will auch nicht, dass dir etwas geschieht!"
 

Thranduils Augen glitzerten seltsam, als ob Tränen in ihnen stünden, er strich seinem Sohn sanft über den Kopf, sah ihm in die Augen und antwortete schnell: "Mir wird nichts geschehen, solange du nur hier bleibst, einverstanden?"
 

Legolas nickte, küsste seinen Vater auf die Wange und der König sprang auf, blickte sich hektisch um und sah sich Menschen gegenüber, vermummten Menschen, die wie die Maden in das Brot auf den Hauptplatz strömten, allesamt bewaffnet, und die Elben gewaltsam niederschlugen.
 

Sein Herz wurde schwer, doch er wusste, dass er nicht verweilen durfte; er wandte sich an Lindir, der auf das Podium gestürmt kam, riss etwas von seinem Hals, dass darum gehangen hatte, drückte es seinem Berater in die Hand, sprach zu ihm, legte ihm kurz eine Hand auf die Schulter und lief dann hinunter zu seinen Soldaten, die sich in Windeseile gesammelt hatten.
 

Ringil warf ihm ein Schwert zu, das der König elegant fing und sich mit seiner Garde gegen die Attacke zur Wehr setzte.
 

Der Prinz währenddessen vergaß für einen Moment den Befehl seines Vaters und sah sich nach Fáhir um, doch in diesem Moment surrte ein Pfeil nahe an seinem Kopf vorbei und zutiefst erschrocken duckte sich. Was er nicht verstand, war, warum man ihm Böses wollte.
 

Vorsichtig hinter dem Thron seines Vaters hervorspähend sah er nun hunderte von Menschen, die herbeigeströmt kamen und das Volk angriffen, und viele schreiende Elben, die vor ihnen flüchteten. Wenige konnten dies bewerkstelligen, denn viele wurden niedergeschlagen und gar getötet, und dieses Bild brannte sich ein in Legolas' Gedächtnis, auf das es immer dort bleiben mochte und ihm noch lange Jahrhunderte danach schlimme Alpträume bescherte.
 

Irgendwo schrie ein kleines Kind, das Sirren der Pfeile und das Klirren der Schwerter hallte durch die Stadt und die Wälder; jemand schien ein Feuer gelegt zu haben, denn ein Haus stand in Flammen; und sie spiegelten sich wieder in den entsetzensweiten Augen der Tawarwaith.
 

Und dort waren Fáhir und Ringil. Die Menschen hatten es geschafft, den stolzen und starken Hauptmann zu überwältigen; der hielt seinen Sohn an sich gedrückt und wehrte sich noch immer mit Tritten und Schlägen, die jedoch langsam ermüdeten.
 

"LEGOLAS!! HILF MIR!"
 

Fáhir schrie, schrie nach Legolas; er kam nicht an seinen Bogen, der noch immer auf seinen Rücken geschnallt war und ihm jetzt vielleicht hätte helfen können, und er half seinem Vater, so gut er konnte, doch es war sinnlos.
 

Beide konnten sich nicht gegen die Menschen erwehren und der Prinz musste hilflos zusehen, wie sie vom Feind gewaltsam weggezerrt wurden
 

"FÀHIR!!", schrie Legolas und sprang auf, er wollte zu seinem Freund, ihm helfen; doch da kam Lindir auf ihn zu, drückte ihn zurück zu Boden und rief: "Bleibt, wo Ihr seid, Hoheit! Es ist zu gefährlich."
 

Plötzlich ertönte ein lauter Schrei, ein wütender und zugleich verzweifelter Schrei; Legolas wandte erschrocken seinen schönen Kopf und erstarrte; Tränen füllten seine Augen.
 

Er sah seinen Vater, unbewaffnet, denn sie hatten ihm das Schwert abgenommen. Zehn Menschen drangen auf ihn ein, schlugen den nach seinem Sohn schreienden König zu Boden und fesselten ihn hart mit rauen Stricken.
 

"LEGOLAS!!"
 

Thranduil wehrte sich, so gut er konnte. Seinem Sohn durfte nichts geschehen, dass konnte er sich nie verzeihen. Er trat mit seinen langen Beinen um sich, doch einer der vermummten Menschen schlug ihm den Schaft seines Schwertes ins Gesicht und der König der Elben brach zusammen, blieb zitternd liegen und ließ es geschehen, dass die Angreifer ihn unvorsichtig ob seiner Verletzung fortschleppten.
 

Der Prinz musste dies mit ansehen.
 

"NEEIN!!! ADAR!!!!", schrie Legolas und stürzte hinter dem Thron hervor, Lindir packte ihn und hielt ihn mit Mühe zurück, und in diesem Moment ertönte die grollende Stimme des Anführers der Menschen, der selbstgefällig grinsend in der Mitte des Platzes stand und jeden Winkel mit seinem Blick bedachte.
 

"Sucht den Sohn des Königs!! Bringt ihn mir, tot oder lebendig!!"
 

Legolas erschrak und wich gegen Lindir zurück, dieser nahm ihn schnell bei der Hand, zerrte ihn auf der Rückseite hinunter vom Podium und rannte mit ihm davon. Sie schlichen an Hauswänden entlang, in der Hoffnung, dass niemand sie sehen würde und erreichten schließlich das Ziel des Beraters: die Ställe.
 

Dort ließ er den noch immer geschockten Legolas hinter der Türe allein, holte Alagos, den wunderschönen Hengst des Prinzen, heraus ohne ihn zu satteln, denn Elben pflegten meist ohne Sattel zu reiten; legte Legolas eine Hand auf die Schulter, kniete sich vor ihn hin, sodass seine Augen auf gleicher Höhe mit denen des Kindes waren und sagte eindringlich: "Flieht, Hoheit! Nach Imladris! Ihr wisst, wo es liegt. Euer Vater will es so! Schnell! Ich werde aufpassen, dass Ihr heil aus der Stadt kommt und Euch dann folgen!"
 

Seine Stimme wurde schneller, die Schreie auf dem Hauptplatz lauter und er fuhr fort.
 

"Nehmt das und bringt es und Euch in Sicherheit!"
 

Damit hängte er dem Prinzen eine silberne Kette mit einem wunderschönen Mithrildiamanten um; das Juwel des Waldlandreiches. Seine Schönheit und Pracht gab den Elben Hoffnung in finsteren Tagen und ließ sie nicht verzweifeln ob der Dunkelheit. Es war von hohem Wert und durfte nicht in die Hände der Menschen fallen, denn dann würde alle Hoffnung dahin sein.
 

Lindir hob Legolas sachte auf Alagos, der leise schnaubend dastand, und sagte mit einem aufmunternden Lächeln: "Mögen die Valar Euch beschützen, Legolas Thranduilion, auf dass Ihr eines Tages wiederkehrt und Euch mit denen wiedervereint, die Euch lieben."
 

Kaum hatte er dies gesprochen, wurde die Luft von einem Sirren unterbrochen, Lindir wandte sich um, versuchte auszuweichen, doch er war zu langsam. Ein dicker Pfeil, gefiedert mit schwarzen Federn, ragte aus seiner Brust, genau dort, wo sich sein Herz befand.
 

Der Berater wankte, klammerte sich an den Steigbügel und sah ein letztes Mal auf in die entsetzten Augen seines Prinzen, die ihn starr ansahen.
 

"Namárie, aran nîn ..."
 

Dies waren die letzten Worte Lindirs, Sohn des Iavas, die er in Treue und Liebe zu seinem Herrn sprach, bevor er tot zu Boden sank und seine Unsterblichkeit hingab.
 

Legolas spürte, wie Tränen in seinen Augen brannten, er holte den Köcher unter seiner Tunika hervor und schnallte ihn schnell um, steckte das Messer in den Gürtel und hielt den Bogen fest mit der Hand umfasst, noch in dem Glauben, ihn nicht benutzen zu müssen.
 

"Noro lim, Alagos, noro lim!", rief er mit heller Stimme und der Hengst galoppierte los, bahnte sich seinen Weg durch die toten Körper und Häusertrümmer und gelangte schließlich ungesehen aus der Stadt hinaus. Der Prinz hielt auf die Wälder zu, denn dort wog er sich in Sicherheit, doch gerade als er in das Dickicht der Bäume eingetaucht war, vernahmen seine scharfen Gehörgänge laute Rufe und das donnernde Geräusch von schweren Hufen.
 

Einige der Menschen hatten ihn trotz der Vorsicht gesehen und waren hinter ihm her, wild entschlossen, den Balg umzubringen, denn er war mit hoher Wahrscheinlichkeit der Sohn des Königs. Pfeile schossen sie auf ihn, und viele waren ihres Zieles nahe, doch Legolas schaffte es immer, ihnen auszuweichen, während er auf Alagos durch sein Reich stob.
 

Und als er glaubte, der Angriff wäre abgeflaut und der Feind hätte aufgegeben, vernahm man erneut ein Sirren, einen triumphalen Schrei und ein Pfeil, scharf wie ein frisch geschliffener Dolch, streifte tief des Prinzen Schulter.
 

Der Schmerz brach über ihn herein wie eine glühend heiße Welle, so etwas hatte der Junge noch nie gespürt, doch er wusste, dass es nicht mit ihm vorbei sein konnte. Er ließ mit zusammengebissenen Zähnen, um den Schmerz zu verdrängen, die Zügel los, langte nach hinten, legte einen Pfeil auf die Sehne seines Bogens, drehte sich auf Alagos im Sattel halb herum und schoss immer wieder blind nach hinten.
 

Laute, qualvolle Aufschreie sagten ihm, dass er seine Verfolger getroffen, vielleicht sogar getötet hatte, doch er trieb Alagos immer weiter an, bis er außer Atem und mit pochendem Schmerz in der Schulter den Waldrand erreichte und noch weiter hinaus ritt, seines Lebens nicht sicher. Erst auf einem kleinen Hügel, weit genug vom Waldrand entfernt und von wo aus er alles überblicken konnte, machte er endgültig halt.
 

Tränen rannen über sein schönes Gesicht, sein ganzer Körper zitterte und der Wind blies nun kalt über den Hügel. Von dem einst so schönen Wetter war nichts mehr zu sehen und Wolken, dunkel wie die Nacht, waren aufgezogen. Als hätten die Geister gewusst, dass etwas Schreckliches geschehen war.
 

Nun hatten die grausamen Bilder in Legolas' Kopf Zeit, sich zu entfalten, sein ganzes Denken und seine Gefühle zu beeinflussen und das Zittern wurde unwillkürlich stärker.
 

"Fáhir...", flüsterte er leise und die Tränen brannten auf seinen vom Wind geröteten Wangen.
 

"Adar ... verlass mich nicht ..."
 

Er wollte sie nicht verlieren. Sie nicht dem Tod übergeben. Sie nicht verlassen. Doch nun konnte er nichts mehr tun. Es war zu spät.
 

Er wusste, dass er nicht hierbleiben durfte, und so drückte er Alagos die Fersen in die Seiten und galoppierte los, nach Westen. Starker Regen begleitete ihn, Hand in Hand mit eisigem Wind, und obwohl Elben bisweilen achtlos mit Kälte umgehen, fror das Kind erbärmlich, während er sich seinen Weg nach Bruchtal erkämpfte; Meile für Meile.
 

Nur selten machte er Rast, die Angst, dass ihn noch immer jemand verfolgen konnte trieb ihn weiter vorwärts, bis er nach zwei Tagen, müde, völlig durchnässt und hungrig die Wälder um Bruchtal erreichte.
 

Seine entzündete Schulter brannte, als stünde sie in Flammen, und der Stoff seines schönen Gewandes war am rechten Arm blutdurchtränkt. Er vermochte kaum, sich länger auf Alagos zu halten, allein wegen der wasserschweren Kleidung wegen; und als der Abend hereinbrach, blutrot und kühl, rutschte er einfach erschöpft vom Pferd und blieb am Fuße eines Baumes auf einer Waldlichtung liegen.
 

Ihm war furchtbar kalt, der Wind kroch in jeden Winkel seines Körpers und schüttelte ihn vor Fieber; die Wunde an der Schulter sandte unaufhörlich pulsierenden, starken Schmerz durch seinen ganzen Körper und die Sicht vor seinen scharfen Augen trübte sich immerzu.
 

Der Prinz spürte nur noch, wie Alagos, sein treues Reittier, herankam, in die Knie ging und sich mit einem leisen Wiehern an ihn schmiegte, um ihn zu wärmen. Schwach legte Legolas eine Hand auf seine Nüstern, strich sanft darüber, hob den Blick ein letztes Mal; und nur drei schwache Worte kamen über seine Lippen: "Hannon le, mellon."
 

Dann wurde es schwarz vor seinen Augen, erlösende Dunkelheit umfing ihn und er tauchte ein in die Welt der Besinnungslosigkeit.
 

Alagos jedoch blieb bei ihm ...
 

~*~
 

Der Morgen graute, kalt und mit weichem Sonnenlicht, das sich langsam über die Wipfel der Bäume erhob. Sanfte Nebelschleier zogen sich durch die Wälder und tauchten alles in unheimliches Zwielicht.
 

Auf den schmalen Wegen, die ins Nichts zu führen schienen und doch einen wunderbaren Ort als Ziel hatten, ritt eine hohe Gestalt auf einem prachtvollen Pferd dahin, begleitet vom ersten Singen der Vögel und der Dämmerung des Tages. Manchmal fiel ein aberwitziger Sonnenstrahl, der das Blätterdach durchbrach, auf sein schönes Gesicht und ließ die Iris seiner tiefblauen Augen glitzern.
 

Glorfindel von Bruchtal war es, der da die Wälder, die um Imladris lagen, durchquerte und mit geradem, erwartungsvollem Blick geradeaus schaute, so als ob er sich auf etwas in der Ferne freuen würde. Und tatsächlich war es so.
 

Er war zurück auf dem Weg zu seinem Herrn Elrond, der ihn auf den weiten Weg nach Lórien ausgesandt hatte, um der hohen Frau Galadriel eine Botschaft zu überbringen. Dies war erfolgreich getan und so kehrte der Berater Elronds froh in die Heimat zurück, nichts Böses ahnend und ein elbisches Lied auf den Lippen, begleitet von den munteren Vögeln, die sich in den Ästen der Bäume neckten.
 

So ritt Glorfindel ruhig und frohen Mutes dahin, als plötzlich sein Pferd scheute und wiehernd stehen blieb, den Kopf unruhig zur Seite warf und leicht über den Waldboden tänzelte.
 

"Asfaloth, wan kenich?" flüsterte der Elb und spähte wachsam umher, während er versuchte, sein Ross zu beruhigen. Doch nun konnte er es selbst hören, klar und deutlich.
 

Irgendwo in der Ferne wieherte ein anderes Pferd, und es hörte sich an, als ob es klagend um Hilfe bat, die es noch nicht bekommen hatte.
 

Glorfindel folgte dem lauter werdenden Wiehern mit einem unguten Gefühl und sah schließlich durch die Bäume im ersten Tageslicht ein strahlend weißes Pferd blitzen, das neben einer kleinen Gestalt lag und erwartungsvoll zu ihnen herüber sah, die Ohren lauschend aufgestellt.
 

Als der Elb näher herankam und schnell vom Pferd stieg, erkannte er ein Kind, einen jungen Elben, dort unter dem Baum liegen, in sich zusammengesunken, mit blassem Gesicht und offenbar bewusstlos. Seine Kleidung war an seinem rechten Arm getränkt von Blut.
 

Ohne zu warten rannte Glorfindel herbei und hob den kleinen Elben vorsichtig auf. Er war ganz kalt und seine Atmung war flach, die Augen geschlossen. Alagos folgte dem Berater Elronds auf ein leises Wort, Glorfindel stieg mit Legolas auf Asfaloth und sie galoppierten schnell davon, nach Bruchtal, in die Häuser Elrond Peredhels.
 

~*~
 

Die ruhige morgendliche Stille, die noch über Imladris lag, wurde mit einem Mal gebrochen, als laute Rufe und das Donnern von Hufen näher kamen und schließlich die langen Wege zu den Häusern Elronds hinaufkamen.
 

Dieser kam verwundert aus seinen Gemächern ins Freie, als er laute Pferdegewieher hörte. Elben aus allen Behausungen liefen zusammen und sahen höchst verwirrt den ankommenden Glorfindel an, der neben sich ein weißes Pferd am Zügel führte und in seinen starken Armen einen jungen Elben hielt.
 

Ein Kind, das einen Köcher umgeschnallt und einen Bogen im Schoß und ein Messer im Gürtel hatte, in ein silbernes, jedoch an manchen Stellen blutgetränktes Gewand gekleidet, das sehr königlich aussah. Es hatte seine Augen geschlossen und sah blass und leblos aus.
 

Ein Raunen ging durch die Menge und einige riefen nach Elrond, der bereits auf den Ankömmling zugerannt kam, der noch immer hoch auf seinem Ross saß.
 

"Glorfindel, was ist geschehen?", rief der Elbenfürst, als sein Berater behutsam vom Pferd stieg, den Jungen in den Armen. Und Elrond sah in dessen Gesicht, sah, welche Ähnlichkeit es mit jemandem hatte, den er so gut kannte, und blickte fragend in Glorfindels Augen.
 

"Ist das ... Legolas von Eryn Galen? Wie kann das sein?"
 

"Mein Herr, ich weiß es nicht, er war bewusstlos, als ich ihn fand. Ich weiß auch nicht, ob es der Prinz der Tawarwaith ist, aber Ähnlichkeit sehe ich, große Ähnlichkeit mit Thranduil Oropherion, mein Herr. So wird es wohl Prinz Legolas sein."
 

Vorsichtig legte er ihn nieder, auf eine Decke, die eine Elbin herbeigebracht hatte und Elrond kniete neben ihm nieder. Sofort sah er die aufgerissene Schulter des Prinzen, die sich augenscheinlich schwer entzündet hatte. Und er sah auch den glitzernden Stein an einer silbernen Kette um Legolas' Hals, und er murmelte entsetzt: "Das Juwel des Waldlandreiches ..."
 

Eine Weile war es still, niemand wagte, etwas zu sagen; dann befahl er: "Bringt den jungen Thranduilion in ein Zimmer. Schickt nach den Heilern. Ich werde nachkommen. Glorfindel, geh mit ihnen, und setze Erestor in Kenntnis."
 

Der Angesprochene nickte und bedeutete zwei Elben herzukommen. Sie hoben den Prinzen auf und trugen ihn vorsichtig fort.
 

Elrond sah ihnen besorgt hinterher, ein ungutes Gefühl strömte durch seinen Körper und Gedanken jagten durch seinen Kopf.
 

Was war im Königreich des Düsterwaldes Schreckliches geschehen?
 

~*~
 

Eine halbe Stunde und eine Unterredung mit Glorfindel und Erestor später kam er in das Zimmer, in das die Elben den jungen Prinzen gebracht hatten und winkte einen der anwesenden Heiler zu sich her.
 

"Wie geht es ihm, Aerandir?"
 

"Er schläft. Aber böse Träume suchen ihn heim. Fieberträume", sagte Heiler mit etwas erleichterter Miene und dämpfte darauf seine Stimme.
 

"Er ruft nach seinem Vater."
 

Elrond senkte seufzend den Kopf, und in diesem Moment drehte sich Legolas heftig von einer Seite zur anderen, seine Augenlider zuckten und er rief: "Nein, lasst ihn in Ruhe! Nein! Adar! ADAR!"
 

Mit einem Ruck wachte er auf, und sein Atem ging schnell und flach.
 

"Bleib ruhig!", sagte Elrond und fuhr mit der Hand sanft über die Wange des Prinzen. "Legolas, ich bin hier, um dir zu helfen! Weißt du, wer ich bin?"
 

Der Junge nickte schwach mit dem Kopf und ein leises Flüstern drang über seine Lippen, dass sich für die Anwesenden nach "Herr Elrond" anhörte.
 

"Ich weiß nicht, was du durchleiden musstest, aber um dir helfen zu können, muss ich dir eine Frage stellen. Was ist geschehen?"
 

Es dauerte eine Weile, bis Legolas die Augen ganz geöffnet und seine Umgebung erkannt hatte; noch länger brauchte es, bis er richtig sprechen konnte, und er erzählte mit zitternder Stimme von den Feiern, dem plötzlichen Angriff der Menschen und seiner überstürzten Flucht.
 

Als er bei Fáhir und seinem Vater anlangte, stockte er und konnte nicht weitersprechen, und Tränen suchten wieder ihren Weg über seine Wangen. Der Halbelb wischte sie ihm tröstend vom Gesicht, erschrocken von dem, was er gehört hatte. Gleichzeitig war in ihm ein Gefühl der Schuld, denn er wusste, dass die Menschen die Grenzen bewachen und jeden Verdächtigen melden würden. Er wusste, dass er niemals genug Männer hatte, um den Zerstörern des größten Elbenreiches die Stirn zu bieten.
 

In diesem Moment kamen stockende Worte über die Lippen des kleinen Prinzen.
 

"So viel Schreckliches habe ich gesehen, Herr Elrond", flüsterte er. "So viele starben vor meinen Augen. So viele, die ich liebte ..."
 

Nach diesen Worten fielen seine Augen zu und er sank zurück in sein Bett, ließ einen besorgten Fürsten und ratlos dastehende Heiler zurück ...

Qualen eines Vaters (Neu)

Es tut mir Leid aber es wird in der nächsten zeit keine neuen Kapitel geben da mein Pc kaputt ist danach gehts weiter! Versprochen! :D
 

Dunkelheit. Endlose Dunkelheit die nun schon so lange andauerte, dass er nicht zu sagen vermochte, wie lange. Es lag nicht daran, dass er das Bewusstsein verloren hatte. Das wusste er. Seine Welt war einfach dunkel geworden, ein Gemisch aus Grau und Schwarz, dass alle Farbe verloren hatte.
 

Er stand auf, von seinem Lager, das man ihm gewährt hatte. Er benetzte sein Gesicht mit etwas Wasser, so wie er es immer tat. Er blickte an die Decke seines Gefängnisses und fragte sich, was er getan hatte, dass die Valar ihren vereinten Zorn gegen ihn richteten. Er spürte Trauer, tief in ihm.
 

So wie jeden Morgen knallte es gegen die Tür und ein großer, vermummter Mann trat ein, das Schwert blitzte an seinem Gürtel. Der Mann knurrte und stieß ihn wie so oft hart aus der Kammer, die man ihm gegeben hatte. Aus Gnade.
 

Er wurde die Gänge seines Palastes entlanggestoßen, und jedes Mal, wenn er aus den großen Fenstern blickte, versetzte ihm sein Herz einen Stich. Die Stadt war frei von aller Fröhlichkeit und Farbe, jene, die überlebt hatten, fügten sich dem Dasein als Sklaven und Arbeiter. Sie wussten, dass man ihren König gefangen hielt, ihn aus Gnade und gezogenem Nutzen am Leben ließ, doch sie wussten auch, dass sein Wille fast gebrochen war. Denn sie hatten gesehen, was er an jenem Abend gesucht und nicht gefunden hatte.
 

~
 

Thranduil stand an der Tür und lauschte angestrengt. Von draußen drang kein Geräusch herein und er atmete erleichtert aus. Sie hatten ihn am Leben gelassen, und seit sie ihn hierher geschleppt hatten, in seinen eigenen Kerker, quälte ihn seit Tagen ein und derselbe Gedanke.
 

Sie sagten, sie hätten die Flüchtlinge getötet. Alle Flüchtlinge, und niemand hatte es geschafft, den Wald ungesehen zu verlassen. Legolas war geflohen ...
 

Der Gedanke an seinen Sohn schmerzte den König fürchterlich und Tränen brannten erneut in seinen Augen. Er ging hinüber zum vergitterten Fenster und sah hinaus auf die Wipfel der Bäume, die vom Licht des Vollmondes erhellt wurden. Und während der Elb noch dastand, fasste er einen Entschluss. Er musste es wissen. Er musste wissen, ob sein Ein und Alles noch am Leben war.
 

Thranduil kannte die Bauweise seiner Gefängnisse. Die Stellen, an denen die eisernen Gitter mit der Steinmauer verschmolzen, waren nicht sehr stark und man konnte sie mit genügend Druck brechen.
 

So stemmte, nein warf er sich einige Male gegen die Mauer, welche sofort begann, zu bröckeln. Mit seinen starken Händen zog er die Steine einzeln heraus, mit zusammengebissenen Zähnen, denn es kostete ihn viel Kraft.
 

Endlich, der Mond stand schon hoch und es mochte Mitternacht sein, hatte der König ein Loch geschaffen, das groß genug war, um seinem schlanken Körper einen Durchgang zu gewähren. Der Elb zwängte sich vorsichtig hindurch und verschwand mit leisen Schritten in die Nacht.
 

Hinter jeder Hausmauer machte er halt und lauschte, ob nicht eine der Wachen gefährlich nahe war, doch niemand schien in der Nähe zu sein. Einige Häuser waren zerstört worden, deren Trümmer baten hervorragende Verstecke und er hoffte, dass sein Sohn die Lage erkannt, sich seinem Befehl widersetzt und in der Stadt versteckt hatte. Wenn er geflohen war, dann hatten sie ihn gefangen genommen, denn niemandem war eine Flucht gelungen.
 

Der König schlich leise durch die Trümmerhaufen, hob immer wieder die Finger an den Mund und stieß einen leisen Pfiff aus, dem Schrei eines Käuzchens gar nicht unähnlich; den er einmal seinem Sohn beigebracht hatte und der ihm nun helfen sollte, diesen zu finden. Doch kein Geräusch kam zurück.
 

"Legolas?"
 

Es war nur ein Flüstern, dass über seine Lippen kam, und immer wieder sprach er es aus. Keine Antwort.
 

Thranduil wurde verzweifelt, immer hektischer und unvorsichtiger bahnte er sich seinen Weg durch verkohlte Holzstücke und Waffen, den Namen seines Sohnes rufend. Er musste hier sein, er musste einfach ...
 

Plötzlich ragte vor ihm ein Haufen auf, der im Licht des Mondes glitzerte und glänzte, und der Elb erkannte, dass es Wertgegenstände waren, Kerzenleuchter aus Gold, herausgebrochene Wandverzierungen, Schmuck und Kleider. Ringe waren darunter, Ketten und Diademe; und Thranduil wollte den Blick schon abwenden, als er etwas sah, dass seinen Atem stocken und seinen Körper zittern ließ.
 

Inmitten dieser Schmuckstücke, die da aufgehäuft auf dem Hauptplatz lagen, fiel ihm ein einziger Silberreif ins Auge. Es bestand aus silbergetriebenen Blättern, die sich um einen blauen Edelstein rankten, Blutflecken bedeckten teilweise das wertvolle Stück; und es war klein, so klein, dass es auf dem Kopf eines Kindes Platz finden konnte.
 

Das Diadem seines Sohnes.
 

Thranduil stürzte sofort hin und fiel auf seine Knie, eine fürchterliche Welle von Verzweiflung brach über ihm zusammen. Sie hatten es getan. Sie hatten seinen Sohn getötet.
 

Er packte das Diadem und hielt es fest in seinen Armen, als sei es Legolas selbst; in sich zusammengesunken kniete er da, seine Schultern bebten bei jedem verzweifelten Schluchzer.
 

"Legolas ... nein ..."
 

Jene Elben, die unter freiem Himmel schlafen mussten, da die Menschen ihre Häuser geraubt hatten, lagen wach und hörten das Weinen ihres Königs, und sie wussten, was geschehen war. Trauer machte sich unter ihnen breit und sie sandten Gebete zu Mandos, dem Herrn der Feanturi, dass er ihren geliebten Prinzen aufnehmen wollte in seine Hallen.
 

So harrte der Elbenkönig in Trauer auf dem Platz, seine Tränen waren schon lange versiegt und nur ein Gefühl schrecklicher Leere war in ihm.
 

Als die Sonne aufging und dem Tag neues Leben schenkte, wurden im Palast plötzlich Stimmen laut und man schien, gemerkt zu haben, dass er geflohen war.
 

Sofort strömten Menschen durch alle Teile der Stadt auf der Suche nach ihm und fanden ihn schließlich, zusammengesunken vor den elbischen Wertschätzen. Sie schlugen und fesselten ihn und schleppten ihn zurück in sein Gefängnis, wo er vollkommen entkräftet und voll von Trauer dalag und auf die Strafe wartete, die man ihm geben würde ...
 

~
 

Nun war es soweit, sie stießen ihn durch den Palast, vorbei an hämisch grinsenden Wachen, die verheißungsvolle Gesichter machten und genau wussten, was diesen aufsässigen Elben erwartete, der es gewagt hatte, zu entkommen.
 

Thranduil, noch immer erschöpft von der letzten Nacht, wurde vor den Anführer der Menschen gebracht, der seinen Sitz im Thronsaal eingenommen hatte, einem großen, stämmigen Mann mit breiten Schultern und langen, schwarzen Haaren, die ihm ins gebräunte, vernarbte Gesicht fielen. Dunkle, blitzende Augen und ein gelbzähniges Lächeln erwarteten den König bereits und er wurde vor Calderon, denn das war der Name des Menschen, zu Boden gestoßen.
 

Calderon stand auf und umkreiste einige Male den am Boden kauernden Elben und schien zu überlegen, wobei sich ein kaltes Lächeln auf seine Lippen stahl, er beugte sich hinunter, bis er in die traurigen Augen des Königs sehen konnte und er sagte mit beinahe schon spottender Stimme: "Ich dachte immer, ihr Elben wärt klüger, König Thranduil. Solltet ihr denn nicht wissen, dass man unter "gefangen sein" nicht "frei draußen herumlaufen" versteht?"
 

Einige Wachen lachten leise auf, er seufzte und hob Thranduils Kinn an, so dass dessen Kopf schmerzhaft zurückgedrückt wurde und das kalte Lächeln breitete sich über sein ganzes Gesicht aus.
 

"Finde dich damit ab, Elb. Dein Reich ist mein. Deine Heere haben es nicht geschafft, sich gegen uns aufzulehnen. Alles was dir einst lieb und teuer war, ist nun verloren. Aber ... meine Berater denken, dass es klug ist, dich am Leben zu lassen. Zu deinem Glück. Du kannst uns von Nutzen sein. Dennoch ..."
 

Calderon holte tief Luft, ließ Thranduil los und stand auf.
 

"Führt ihn an den Pranger auf dem großen Platz. Er soll seine Strafe erhalten. Zehn Peitschenhiebe. Führt den kleinen Jungen des Hauptmannes mit und lasst ihn es tun. Sein Volk soll zusehen. Sofort!"
 

Die Wachen gehorchten und schleppten den erschöpften König aus dem Saal, ein anderer verschwand in Richtung der Gefängnisse. Draußen hörte man das laute Rufen des Volkes, dass man auf dem Stadtplatz vor dem großen Holzpodium zusammengetrieben hatte und erschrocken schien ob der Holzbalken, die man dort aufgestellt und mit Seilen versehen hatte.
 

Leise wütende, aber auch verzweifelte Aufschreie ertönten in der Menge, als man Thranduil auf das Podium zerrte, ihm seine Tunika vom Leibe riss und seinen elbisch muskulösen Oberkörper entblößte. Mit nichts als seiner ledernen Hose bekleidet banden sie ihn an den Seilen zwischen den zwei Balken fest, die Arme schmerzhaft weit ausgestreckt, das Gesicht seinem Volk zugewandt. Dieses sah die Trauer, die Verzweiflung, den Schmerz, der die schönen Züge ihres Königs nun zeichnete.
 

Eine Kinderstimme weinte, verzweifelt und hell, die Menschen schleppten Fáhir, den kleinen Sohn Ringils, der in Tränen aufgelöst war und sich strampelnd wehrte, auf das Podium. Die Wache dahinter hielt eine lange, harte Peitsche in der Hand und grinste böse in sich hinein.
 

Fáhir wurde direkt vor Thranduil losgelassen und seine grünen Augen weiteten sich, als er sah, was man dem Vater seines besten Freundes, seinem Herrn antun wollte; und die Erinnerung, was geschehen war, kurz bevor sie ihn aus dem Kerker geholt hatten, brannte erneut auf.
 

"Thranduil, sie - sie haben ... meinen V-vater ..."
 

Doch das Kind brauchte nicht einmal fertig zu sprechen, Thranduil wusste auch so, was geschehen war, Fáhirs Augen verrieten es; und eine Welle von erneuter Trauer traf ihn, die jäh von Calderon unterbrochen wurde.
 

"Heul nicht herum, Kleiner! Tu besser, was man dir sagt, wenn du nicht wie dein Vater enden willst! Oder hast du den Wunsch, ihm und dem Königsbalg nach Aman nachzufolgen?"
 

Damit gab er dem weinenden Fáhir eine schallende Ohrfeige und drückte ihm die Peitsche in die Hand.
 

"Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit! Bist du unfähig, deinem ach so geliebten Herrn zehn Peitschenhiebe zu verabreichen? Du hast die Wahl, doch ich möchte nicht von so einem Tod erwartet werden, wenn ich mich weigerte, das schwöre ich dir!"
 

Fáhir stand da wie zu Eis gefroren, starrte wimmernd abwechselnd die Peitsche in seiner zarten Hand und Thranduil an, der seinen Blick traurig erwiderte und wusste, welche Gefühle in dem Jungen vorgehen mussten. Er hatte innerhalb einer Woche zwei Menschen verloren, die er über alles liebte, und jetzt sollte er auch noch eine andere Person foltern, die ihm nahe stand.
 

"Ich warte!"
 

Calderons Stimme durchbrach ungeduldig das Schweigen und Fáhir machte langsam einen Schritt, ging auf die Rückseite der Balken, so dass er den starken, noch unversehrten Rücken des Königs vor sich hatte und hob die Hand.
 

"Herr, vergebt mir ...", flüsterte er mit tränenerstickter Stimme, bevor er die Peitsche niedersausen ließ.
 

Der Schlag traf Thranduil hart und ließ ihn ein wenig nach vorne taumeln, obwohl in den Händen des Kindes sicher nicht so viel Kraft verborgen war als in den Händen eines ausgewachsenen Mannes. Dennoch spürte er brennenden Schmerz auf seinen Schultern und schloss kurz die Augen, um sich zu besinnen. Noch nie war er ausgepeitscht worden, doch oft genug hatte er diese grauenvolle Strafe verhängt und nie geahnt, welch Qualen dahintersteckten.
 

Der Elb wurde mit einem Mal aus seinen Gedanken gerissen, als dem ersten Schlag ein zweiter, heftigerer folgte. Eine der Wachen hatte dafür seine Hand um die Fáhirs gelegt, offenbar mit dem ersten Schlag unzufrieden, und führte so den nächsten um einiges stärker aus. Der Sohn des Hauptmannes versuchte noch immer, sich zu wehren, doch die Trauer ließ ihn bald erlahmen und willenlos werden.
 

Thranduil blieb standhaft, musste jedoch die Zähne zusammenbeißen, als das harte Leder erneut seinen mittlerweile geröteten Rücken traf und mit neuer Kraft kleine Stücke seiner Haut herunterschälte.
 

Jedes Mal, wenn ihn die Peitsche traf, ruckte er nach vorne, Tränen brannten in seinen Augen, doch sein Stolz hielt einen Schrei zurück; sein Volk sah die Pein auf seinem Gesicht, die mit jedem Schlag neu aufglomm, und schließlich, als das Leder zum fünften Mal seinen Rücken traf, riss es die mittlerweile stark in Mitleidenschaft gezogene Haut auf und Blut rann daraus hervor, dunkel wie der Wein.
 

Der König stolperte nach vorne, doch die Seile rissen ihn wieder zurück und seine Beine drohten gefährlich nachzugeben. Er keuchte und tat sein Bestes, um den Schmerz zu unterdrücken, der wie eine unaufhaltbare Welle durch seinen Körper flutete.
 

Fáhir stand da, unfähig sich zu bewegen, und starrte mit großen Augen auf den blutenden, mit roten Striemen versehenen Rücken seines Königs, der sich mit Mühe aufrecht zu halten versuchte. Er wollte nicht mehr, er wollte den Vater seines besten Freundes, seinen Herrn, nicht mehr schlagen, er konnte nicht mehr. Doch wieder wurde er gezwungen, wieder und wieder sauste die Peitsche hinab auf die gepeinigte Haut und Thranduil entwich ein kurzes Aufkeuchen bei jedem Schlag. Als ob tausend Dolche sich in seinen Körper bohren würden. So fühlte sich jeder Hieb an, und der stechende Schmerz wuchs ins Unerträgliche.
 

Mit dem zehnten Schlag kam für den Elben die Erlösung. Ein leiser Schrei fand den Weg über seine trockenen Lippen, und manche seines Volkes meinten, dass "Legolas!" herauszuhören war, doch gewiss war sich niemand. Matt hing er in den Seilen, die ihn an die Balken fesselten, zu schwach, um noch aufrecht zu stehen. Auf seinem Rücken hing die Haut in kleinen Fetzen herunter und Blut quoll aus seinen Wunden. Seine Sicht begann sich langsam zu trüben und er spürte plötzlich kleine Hände auf seinem Gesicht, die ihm über die Wangen strichen und immer wieder leise seinen Namen riefen.
 

"Thranduil? Herr? Thranduil!"
 

Er hob den Kopf und blickte direkt in Fáhirs verweinte, grüne Augen, in denen noch immer Tränen blitzten. Der kleine Körper zitterte und er schien in jedem Augenblick erneut loszuweinen.
 

"Es tut mir so leid, Thranduil", flüsterte der Junge verzweifelt und strich seinem König eine verschwitzte Haarsträhne aus dem Gesicht. "So Leid ... Blut überall ... vergebt mir, bitte!"
 

Thranduil brachte ein schwaches Lächeln hervor, er hatte furchtbaren Durst und antwortete daher mit kaum hörbarer, heiserer Stimme: "Sag mir ... sag mir nur eins, Fáhir Ringilion. Hast du es aus freiem Willen getan?"
 

Fáhir sah ihn für einen Moment an, als würde ihm ein Geist gegenübertreten, dann schüttelte er sofort heftig den Kopf und seine Stimme wurde weinerlich.
 

"Niemals, Herr! Niemals könnte ich den Vater meines besten Freundes schlagen! Niemals! Ich wollte es nicht, glaubt mir! Ich wollte es nicht!"
 

"Dann liegt keine Schuld der Welt auf dir ..."
 

Der König lächelte den Jungen aufmunternd an, doch hinter ihm ertönte ein Aufschrei, jemand zerrte Fáhir weg und verpasste ihm einen harten Schlag in das Gesicht; seine Füße knickten unter seinem Gewicht ein, als er ob der durchgeschnittenen Seile auf den Boden prallte. Unvorsichtig hob man ihn hoch und schleifte ihn das Podium hinunter, das Volk blickte ihm traurig hinterher, manche konnten nicht mit ansehen, was die Feinde mit ihrem Herrn anstellten.
 

Die Wachen stießen die Kammertür auf und sie warfen ihn zurück in sein dunkles Gefängnis, wo er blutend und erschöpft liegen blieb. Heiße Tränen rannen über seine Wangen, und er wusste, dass es aussichtslos war. Sie hatten seinen Willen gebrochen. Er würde ihnen zu Diensten sein müssen. Doch er wusste auch, dass er niemals aufgeben durfte, Hoffnung in sich zu tragen.
 

Der Schmerz pulsierte durch seinen Körper hindurch und ließ ihm keine Ruhe, er stöhnte leise und versuchte, sich zu bewegen, doch er konnte nicht.
 

Legolas ...
 

Warum er? Warum?
 

Mit einem Mal legte sich erlösende Dunkelheit um den verletzten Elben und er tauchte trauernd ein in die unendlichen Weiten der Bewusstlosigkeit ...

Zwei Welten-Ein Waldelb unter Noldor

"Was soll jetzt mit ihm werden, Vater?"
 

Elrond schloss leise seufzend die Tür zu dem großen Gastgemach und wandte sich einem schlanken, anmutigen, schwarzhaarigen Elben zu, der in der Rechnung der Menschen wohl neunzehn Jahre zählen mochte. Sein Gesicht mit den markanten, elbisch schönen Zügen schien besorgt und seine grauen, beinahe schon durchdringend strahlenden Augen funkelten. Er stand da, gegen die Wand gelehnt, und beobachtete seinen Vater, der, sich auf der Fensterbank abstützend, hinaussah und seinen Blick nachdenklich über das Tal schweifen ließ.
 

"Ich weiß es nicht, Elladan ...ich weiß es nicht."
 

Der Angesprochene stieß sich vom Türrahmen ab und kam langsam auf den Elbenfürsten zu, die Arme vor der Brust verschränkt; und sah ebenfalls hinaus ins Freie. Unten auf dem großen Platz ritt ein dunkelhaariger Elb auf dem weißen Pferd vorbei, das Glorfindel ebenfalls mitgebracht hatte. Alagos ließ sich von dem Mann führen und ging auf ein Wort hierhin und dorthin.
 

Der Reiter blickte kurz zu ihnen herauf und es war, als würden sie einen zweiten Elladan sehen, der da unten vorbeiritt. Tatsächlich sah der ihm so ähnlich, dass man sie gwenyn, Zwillinge, nannte.
 

Elladans Bruder Elrohir hatte sich des Prinzen Pferd angenommen und brachte es nun zu den Ställen. Mit den Lippen formte er die Worte "Wie geht es ihm?"
 

Die Mienen auf den Gesichtern seines Vaters und seines Zwillings sagten es ihm und er senkte betreten den schönen Kopf, Alagos zu den Ställen lenkend. Noch hatte er keine Ahnung, welches Unheil über den Grünwald hereingebrochen war. Welch schreckliche Alpträume den kleinen Prinzen in jenen Augenblicken quälten. Welch unbegreifbar schwere Bürden dieser noch tragen würde ...
 

Elrond wandte sich von seinem zweiten Sohn ab und sah Elladan an, Trauer in den weisen Augen, Sorge auf seinem zeitlosen Gesicht. Eine Zeit lang schwiegen sie beide und der Jüngere überlegte, bedacht darauf, die richtigen Worte zu finden.
 

"Was hat das nur alles zu bedeuten? Haradrim, die den Düsterwald besetzen, ohne einen mir ersichtlichen Grund? Ist es reine Machtgier? Oder streben sie andere Ziele an?"
 

"Der Düsterwald ist ein großes Reich, Elladan. Das größte aller Elbentümer. Thranduil hat viele Mannen, er selbst ist ein großer unter ihnen. Ich verstehe nicht, dass die Menschen so ein leichtes Spiel hatten. Offensichtlich war es ein Hinterhalt, während der Frühlingsfeiern."
 

Der Elbenfürst seufzte. Noch immer sah er dieses kleine, hilflose Kind vor sich, mit seinen großen, strahlend blauen Augen, aus denen soviel Schmerz und Verzweiflung gesprochen hatte. Für einen Moment fühlte sich Elrond Peredhel wirklich mindestens ebenso hilflos.
 

"Und was, wenn wir -", setzte Elladan erneut an, doch sein Vater unterbrach ihn.
 

"Heere entsenden? Wie stellst du dir das vor, mein Sohn? Lórien oder Bruchtal allein könnten nicht so viele Soldaten aufbringen als Thranduil hinter seinen Grenzen hält. Und wenn die Haradrim es geschafft haben, die Tawarwaith zu überwältigen, wie sollen es wir schaffen, die Haradrim zu stürzen?"
 

Elronds Stimme war verzweifelt geworden und Elladan sah ihn entsetzt an. Er hatte seinen Vater noch nie so aufgelöst, so ratlos gesehen. Sanft legte er ihm eine Hand auf die Schulter und gab seinem Gesicht eine aufmunternde Miene.
 

"Es wird alles gut, ada. Ich weiß, Thranduil ist ein enger Freund von dir, auch wenn sich Waldelben und Noldor nicht immer einig sind. Aber Legolas braucht uns jetzt. Braucht dich jetzt. Der Verlust seines Vaters hat ihn schlimm getroffen. Wir dürfen ihm nicht auch noch das Gefühl geben, allein zu sein."
 

Liebevoll zog der Elb Elrond in eine Umarmung und so verharrten Vater und Sohn eine Weile in Stille, bis leise Schritte den Gang heraufeilten und plötzlich ein wenig vor ihnen verstummten.
 

"Ist dies eine geschlossene Gesellschaft oder darf der unbeachtete, jüngere Zwillingssohn auch beitreten?", ertönte Elrohirs spöttische Stimme und er kam langsam näher, die Augenbrauen hochgezogen. In seinem Gesicht konnte man aber auch die Sorge um seinen Vater ablesen, als er diesen so sah.
 

"Ada ...", flüsterte er und legte ihm ebenfalls eine Hand auf die Schulter, sodass Elrond, aufgemuntert von seinen immer lebensfrohen Zwillingen, aufatmete und Schultern straffte.
 

"Ihr hab Recht, ihr beiden", murmelte er und schloss kurz die Augen, bevor er sich seinen Söhnen zuwandte.
 

"Er braucht uns jetzt. Und ich werde nicht zulassen, dass er in Trauer und Einsamkeit aufwächst. Legolas soll frei von aller Verpflichtung und Schuld, er soll wie ein Sohn für mich sein, und wenn er wünscht zu lernen, dann werde ich ihn lehren, sowohl in Wissen als auch im Kampf. Und euch beide -"
 

Nun war er es, der ihnen jeweils eine Hand auf die Schultern legte.
 

"- euch beide bitte ich, auf ihn acht zu geben. Ihn zu beschützen, wie ihr euch als Brüder beschützt. Denn das soll er für euch sein."
 

Elladan und Elrohir nickten ernst, doch dann stahl sich ein Lächeln auf ihre gleichen Gesichter.
 

"Wir versprechen es, Vater", kam es unisono und Elrond lächelte, erstmals seit Glorfindel den Prinzen der Tawarwaith hergebracht hatte.
 

"Außerdem", fuhr Elrohir fort, "wollte ich schon immer einen kleinen Bruder haben."
 

"Stimmt", pflichtete ihm Elladan bei. "Arwen war in solchen Dingen schon immer etwas ... unpraktisch."
 

"Unpraktisch?", wiederholte Elrond mit hochgezogener Augenbraue und war ernsthaft gespannt, welche Erklärung jetzt kommen würde.
 

"Na ja", überlegte sein Ältester, "sie ist ... eben ... ein Mädchen, ada. Kämpfen, Jagen, ... dafür ist sie nicht wirklich geeignet ..."
 

Elrohir lachte leise und er dachte an ihre Schwester, die gerade wieder in Lothlórien bei ihrer Großmutter verweilte, um dort unter den hohen Noldor zu lernen.
 

Sein Zwillingsbruder fuhr ungerührt mit seinen Vorstellungen fort, als sie langsam den Gang hinuntergingen, um sich für das Mittagessen fertig zu machen.
 

"Arwen mag zwar die schönste Frau sein, die Mittelerde gesehen hat, aber sie hat ihre ganze Kindheit bei dir oder Galadriel verbracht, Vater. Sie konnte nie wirklich miterleben, was wir erlebt haben. Weil es sich für Mädchen nicht ziemt. Darum, mein Bruder", er wandte sich an eben den, "denk daran, was sich für Möglichkeiten öffnen!"
 

Der jüngere Zwilling lachte, doch sein Bruder sprach schon voller Begeisterung weiter.
 

"Wenn die Nachrichten und Erzählungen stimmen, und der Kleine wirklich manche Krieger Thranduils schon in seinem zarten Alter im Bogen geschlagen hat, dann können wir mit ihm üben. Wir können ihn alles lehren, was er über die Geschichte wissen muss. Wie ein Bruder ..."
 

Endlich verstummte Elladan und drehte sich zu seinem Zwilling und seinem Vater um. Diese sahen ihn leicht verwirrt an und Elrond schüttelte den Kopf über seinen Ältesten.
 

"Vielleicht solltest du etwas essen, Bruder", meinte Elrohir lächelnd, klopfte Elladan auf die Schulter und lief weiter in den Speisesaal, getrieben von großem Hunger. Sein Vater folgte ihm mit dem anderen Zwilling.
 

"Wir ... ich werde gut auf ihn acht geben, Vater. Verlass dich drauf."
 

Elladan zwinkerte Elrond kurz zu und folgte seinem Bruder, mit ebensolcher Geschwindigkeit. Der Vater sah ihnen lächelnd hinterher.
 

~*~
 

Langsam senkte sich die Sonne blutrot über das Land und war bereit dafür, am Horizont zu verschwinden und der Nacht ihren Platz zu überlassen. Die letzten Strahlen fielen durch die lichten Vorhänge des Gemaches und sprenkelten Legolas' ruhendes Gesicht mit kleinen, goldenen Tupfen, die bei jedem kleinen Atemzug mit den Schatten zu verschwimmen schienen. Der Brustkorb hob und senkte sich noch immer in unregelmäßigen Abständen und der Prinz war in einen Schlaf voller finsterer Träume gefallen.
 

Schwarze Gestalten huschten in dunklen Wäldern herum, die einst so grün und schön gewesen waren. Blut rann an den schwarzen Baumstämmen herunter und leblose Körper säumten die Wege der Elben. Klageschreie hallten durch die Stadt, schaurige Stimmen waren es, und obwohl Legolas schlief, zauberten die Klagen eine zarte Gänsehaut auf seine Arme.
 

Unruhig wälzte er sich herum, die Augen rollten hinter seinen geschlossenen Lidern hin und her, als würde er sich nach irgendetwas umsehen. Seine kleinen, doch schon starken Finger hatten sich in die Bettdecke gegraben und seine Lippen bewegten sich immer wieder, formten sich lautlos zu einem Wort.
 

Ada ...
 

Plötzlich drückte jemand von der Außenseite des Zimmers vorsichtig die Klinke herunter und öffnete leise die Tür. Ein großer, dunkelhaariger Elb steckte den Kopf herein und erkannte, dass der kleine Prinz noch schlief. Seine grauen Augen blitzten traurig bei dem, was er sah und behutsam trat er auf das Bett zu, in dem Legolas, gebettet in weiße, weiche Laken, lag.
 

Lautlos zog Elladan einen Stuhl heran und ließ sich darauf nieder, ein besorgtes Seufzen entwich seinen Lippen. Es erstaunte ihn, das Antlitz des Prinzen zu sehen, denn es war dem Thranduils so ähnlich. So wunderschön für sein Alter, schöner als es Elladan je an einem Elben gesehen hatte. Und doch ... der Junge war so hilflos ... auf sich selbst angewiesen ...

Wie er es bloß bis nach Bruchtal geschafft hatte? Noch dazu verletzt ...
 

Wenn es stimmte, was Legolas Elrond erzählt und die Menschen wirklich das Elbenreich des Düsterwaldes mit einer Übermacht überfallen hatten, dann war der Prinz aus großer Gefahr entkommen. Und hatte doch alles verloren ...
 

Auf einmal warf sich Legolas erneut herum, sodass die Bettdecke beinahe wegrutschte; die Augen schreckensweit geöffnet, und Elladan erschrak zutiefst bei diesem Anblick, denn es war ihm, als könne er ebenfalls die Schreie hören und Flammen in der Iris seiner blauen Augen lodern sehen.
 

Sofort stand er auf und setzte sich auf die Bettkante, jene Heilkräfte, die durch seines Vaters Adern flossen, waren auch ihm und seinem Bruder zuteil geworden, und so legte er dem Prinzen beruhigend eine Hand auf die Brust und sprach leise zu ihm.
 

"Lasto beth nîn, tolo ta nan galad ..."
 

Legolas' Atem beruhigte sich langsam und er schluckte schwer, versuchte sich aufzurichten, doch die Wunde an seiner rechten Schulter zwang ihn, liegenzubleiben. Blinzelnd sah er zu dem Fürstensohn auf und flüsterte schwach: "Elrond?"
 

Elladan lächelte und schüttelte leicht den Kopf, während er dem Jungen einige verschwitze Haarsträhnen aus dem Gesicht strich.
 

"Ich bin nicht Elrond, junger Prinz, doch bin ich sein Sohn. Mein Name ist Elladan."
 

Obwohl seine Schulter bisweilen brannte wie langsam verglimmendes Feuer, hatte Legolas nicht seine Dankbarkeit vergessen und hob seine rechte Hand, um sie auf sein Herz zu legen, dessen Puls sich nach diesem haarsträubenden Traum endlich zu beruhigen schien.
 

"Ich ... ich danke Euch, Elladan von Imladris. Für die Unterkunft."
 

Der junge Fürst lachte und hob beinahe abwehrend eine Hand, der Schalk blitzte aus seinen sturmgrauen Augen.
 

"Du brauchst mir nicht zu danken. Weder mir, noch meinem Bruder, noch meinem Vater oder irgendjemandem hier. Du bist unser Gast, kamst zu uns in großer Not. Welch Ort der Zuflucht wären wir, wenn wir niemanden aus Selbstverständlichkeit aufnehmen würden?"
 

Elladans unverfrorene, aufgeschlossene Art rang Legolas ein schwaches Lächeln ab, und es war ihm, als würde der Schmerz der Einsamkeit, der ihn umfangen hatte, nachlassen; er wusste, dass die Valar Personen in sein Leben sandten, deren Schicksale und Existenzen sich eng mit dem seinen verknüpfen würden., die für ihn da sein würden, ein Licht in dunklen Stunden, wenn alle anderen Lichter ausgingen.
 

"Trotzdem möchte ich Euch danken, Fürst Elladan." Seine Stimme ein helles Flüstern.
 

"Bitte, tu mir einen Gefallen, Prinz des Düsterwaldes, und lass uns alle Förmlichkeiten unter den Tisch werfen", erwiderte der Angesprochene und strich sich eine Strähne seines nachtschwarzen Haares aus dem markanten Gesicht. "Du und ich - wir beide sind noch jung, zu jung, um uns hinter hochtrabenden Titeln zu verstecken!"
 

Es war, als spräche er aus Legolas' Mund, denn genau dieselben Ansichten hatte der junge Prinz immer geteilt, wenn es um sein Volk ging. Mit "Herr" oder "Prinz Legolas" angesprochen zu werden, das hatte ihm nie behagt. Noch immer lächelnd nickte er und sah, wie aus dem Nichts von einer lieblichen Melodie abgelenkt, aus dem Fenster.
 

Elladan währenddessen betrachtete den Jungen, der gedankenverloren und mit leuchtendem Blick inzwischen aus dem ausladenden Fenster sah und dem Gesang der Vögel lauschte, die sich in den aufblühenden Bäumen neckten. Noch viel erstaunter beobachtete der Fürst, dass Legolas mithilfe seines linken, gesunden Armes seinen Körper leicht gegen das Kopfende des Bettes drückte und es so schaffte, sich etwas aufzurichten. Seine fein geschwungenen Lippen formten sich und er stieß einen glockenhellen Pfiff aus, der sich schnell zu einer Melodie entwickelte, dieselbe, die auch die Vögel draußen sangen.
 

Der Fürst hatte viel gehört von der unglaublichen Naturverbundenheit der Waldelben, besonders von der der Tawarawaith, und gespannt wartete er auf das, was kommen würde. Der Kleine hatte doch nicht ...
 

Doch, er hatte. Ein kleines Vöglein kam durch das offene Fenster hereingeflogen und drehte einige Runden, fröhlich sein Liedchen trällernd, das Legolas noch immer begleitete. Das rotgoldene Gefieder des Piepmatzes schimmerte in der Abendsonne, die ihre endgültig letzten Strahlen hereinließ.
 

Plötzlich veränderte sich die Melodie des kleinen Elben, war nicht mehr singend, sondern vielmehr, als würde er durch sein Pfeifen sprechen; auch das Vöglein hielt mit einem Mal inne und kam eilig heruntergeflattert. Elladans Augen wurden immer größer, als sich das Tier zutraulich auf Legolas' Hand niederließ, die er ausgestreckt hatte und es leise, piepsende Töne von sich gab, die etwas Tröstendes an sich hatten. Sanft strich der Prinz mit seiner gesunden Hand über den zarten Kopf des Vogels, welcher sich vorsichtig nach vor wagte und den Arm hinauf bis auf die Schulter hopste. Dort ließ er sich zwischen Hals und Schulter nieder und schmiegte sich nah an die Wange, noch immer seine tröstende Melodie singend.
 

Legolas blickte auf und sah Elladan, der wie vom Donner gerührt dasaß und nicht glauben konnte, was er sah. Bei all der Tierliebe, die er und sein Volk verspürten; so etwas hatte er bei seinesgleichen noch nie gesehen.
 

Der Junge pfiff noch einige Töne, die fragend klangen; der Piepmatz, der wohlig die Augen geschlossen hatte, antwortete mit schwachem Tschilpen und nahm sein Lied wieder auf.
 

"Du - du ... sprichst mit diesem Vogel?", brachte Elladan schließlich heraus, viel zu erstaunt, als dass er mehr hätte sagen können.
 

Leichtes Nicken war die Antwort. Sofort rückte der Zwilling näher, leise jedoch, um das Tierchen nicht zu verschrecken.
 

"Was sagt er? Kannst du ihn verstehen?"
 

Wieder nickte Legolas und schluckte, bevor er begann, mit inzwischen sicherer Stimme zu sprechen.
 

"Er hat erst gestern das Fliegen erlernt und ist deshalb erschöpft. Noch dazu ist er der Jüngste seiner Familie. Nicht so kräftig wie seine Brüder und Schwestern."
 

Der junge Elb seufzte und Elladan stellte eine weitere Frage.
 

"Aber ... sein Lied ... es hatte so etwas Trauriges an sich ..."
 

"Einer seiner Brüder ist tot. Ein Falke hat ihn getötet, als sie unvorsichtig auf einer Wiese spielten. Er weiß, wie es ist, wenn man jemanden verliert, den man sehr liebt, weiß, dass ich ähnliches erlebt habe. Vielleicht verstehen wir uns deshalb so gut."
 

Dieser Prinz der Sindar, der für sein zartes Alter schon ein enormes Wissen zu besitzen schien, faszinierte den Fürsten der Noldor immer mehr, und so beschloss er, Legolas etwas zu fragen.
 

"Kannst du mir zeigen, wie das geht? Morgen, in den Wäldern?"
 

Legolas sah auf, in seinen Augen ein wieder entfachtes Strahlen, das so lange ausgeblieben war und er nickte begeistert. Auch wenn die Trauer noch immer sein Herz umschloss wie ein eiserner Mantel, so wusste er auch, dass nichts mehr getan werden konnte. Sein bisheriges Leben lang war er ein fröhliches Kind gewesen, und so beschloss er, den Rest nicht in Nachdenklichkeit und Tränen zu verbringen. Tief in seinem Inneren spürte der kleine Prinz, dass sein Tag noch kommen würde. Und bis dahin würde er Elladan, seinem neuen Freund, zeigen, wie man zu Tieren sprach.
 

"Es ist nicht schwer", versuchte er den Fürsten aufzumuntern und hob behutsam das Vögelchen von seiner Schulter, pfiff erneut leise eine Melodie und entsandte es in die Freiheit.
 

"Was hast du ihm gesagt?"
 

Der junge Elb wandte sich um, den Schmerz hatte er beinahe vergessen, und er antwortete ihm: "Ich habe ihm gesagt, er soll sein Herz nicht schwer werden lassen von Trauer. Die Zeit heilt alle Wunden, doch auch wenn Narben zurückbleiben werden, so wird auch der Schmerz erträglicher ..."
 

~*~
 

Der nächste Morgen brach an, warm und sonnig, begleitet von Vogelzwitschern und dem Rauschen der Bäume in einer lauen Brise.
 

Elladan war schon früh auf den Beinen gewesen und hatte sein Frühstück zu sich genommen, voller Vorfreude auf den Ausflug in die Wälder. Nachdem er an dem gestrigen Abend Prinz Legolas verlassen hatte, war er sofort in seine Gemächer geeilt, wo sein Bruder ihn bereits erwartet hatte. Voller Aufregung hatte er dem alles erzählt, was sich zugetragen hatte, und Elrohir schien verblüfft zu sein.
 

"Er scheint langsam darüber hinweg zu kommen", hatte der jüngere Zwilling gemeint. "Es tut ihm gut, abgelenkt zu werden."
 

Elladan jedoch erwiderte: "Ich habe ihn in mein Herz geschlossen, wie dich, wie einen Bruder. Schon jetzt bringe ich es nicht über mich, ihn leiden zu sehen. Doch lass ihm Zeit, muindor. Auch wir haben lange Zeit gebraucht, als Mutter uns verließ. Weißt du noch? Wie Vater sagte: Wenn er wünscht, zu lernen, dann werden wir bereit sein."
 

muindor = Bruder (Verwandtschaft)
 

Nach diesem Gespräch hatte er noch lange wach gelegen, und so sehr er versucht hatte, einzuschlafen, umso deutlicher jagte ihn der Ausdruck in Legolas' Augen, bevor er aufgewacht war. Das Feuer ... und die Schreie ...
 

Nun, an diesem Morgen und gestärkt mit Brot, süßem Honig und einem Krug frischer Milch, begleitete der junge Fürst Aerandir, seines Zeichens in Bruchtal gelehrtester und kundigster Heiler nach Elrond, bei seinem Kontrollbesuch, den er Legolas abstatten wollte. Aerandir jedoch war ein Mann, der seine Arbeit lieber ohne Störung verrichtete, und so sehr er auch seinen Herrn achtete, er hieß ihn ohne Widerspruch zu dulden, vor den Gastgemächern warten, bis er fertig war.
 

Legolas hatte sich bereits in seinem Bett aufgesetzt, als der Heiler den Raum betrat und empfing ihn mit einem unsicheren Lächeln. Es war alles noch so neu für ihn, die Umgebung, die fremden Elben, die hier allesamt dunkelhaarig zu sein schienen. Obwohl ihre Gesichter so schön waren wie die seines Volkes, so waren sie dennoch gleichzeitig scharf geschnitten und verliehen ihnen ein ernstes Aussehen.
 

Maegthîr ... nun wusste er, warum Ringil sie im Scherze immer so genannt hatte.
 

maegthîr = scharfe Gesichter
 

Auch der Elb, der sein Sichtfeld betrat, war keine Ausnahme. Seine Augen schienen so schwarz wie sein Haar zu sein und besaßen einen wachsamen, stechenden Blick, der große Weisheit erahnen ließ, doch seine Züge waren freundlich und seine schmalen Lippen umspielte ein erwiderndes Lächeln, als er sich auf der Bettkante niederließ; gewandet in eine lange, silbergraue Robe, die er mit einem breiten, schwarzen Tuch gegürtet hielt.
 

"Mae aur, Legolas Thranduilion", sagte er mit klarer Stimme und neigte leicht den Kopf. Erst jetzt sah auch er die verblüffende Ähnlichkeit, die der Junge mit seinem Vater hatte; doch wenn er lächelte, dann sprach Ithilwens Geist aus ihm. Überhaupt hatte der Prinz, ungeachtet seines Alters, eine königliche Aura an sich, die mit seiner Kindlichkeit Hand in Hand ging.
 

Mae aur! = Guten Morgen!
 

"Wie geht es Euch heute?"
 

"Mae aur. Gut, der Schmerz hat schon aufgehört, Herr. Ich spüre beinahe nichts mehr!"
 

Aerandir lachte leise und antwortete: "Na dann, lasst mich erst mal sehen, wie es um Eure Verletzung steht."
 

Wie ihm befohlen drehte Legolas sich auf die linke Seite und der Heiler öffnete vorsichtig die Verbände, die er einen Tag zuvor angelegt hatte. Die Wunde hatte bereits begonnen, sich ganz nach elbischer Gewohnheit zu schließen; ein krustiger, roter Striemen war alles, was von dem einst tiefen Schnitt zurückgeblieben war.
 

Vorsichtig tastete Aerandir die Haut rund um die Verletzung ab und strich schließlich sanft mit einem seiner langen Finger über die Kruste, was Legolas das Gesicht verziehen ließ. Ein schmerzerfülltes Wimmern verkniff er sich gerade, doch dass seine Augen glasig wurden, zeigte dem Heiler, dass der Kleine noch Schmerzen bei Berührung verspürte.
 

"Ich fürchte, Ihr werdet noch ein, zwei Tage das Bett hüten müssen", stellte er fest, während er frische, weiße Verbände, die er vorher in Kamille getaucht hatte, um die rechte Schulter legte. Die Pflanze würde einer weiteren Entzündung vorbeugen, die er nicht ausschließen und schon gar nicht heraufbeschwören wollte. Er sah ein wenig mitleidig, wie Legolas' Augen sich mit Tränen füllten und er niedergeschlagen zurück in die Kissen sank.
 

"Es ist nicht schlimm!", versuchte Aerandir, ihn zu beruhigen und streichelte ihm leicht über den Kopf. "Aber ich will kein Risiko eingehen. Bald schon könnt Ihr wieder draußen sein."
 

Der Junge atmete tief ein, und seine Lippen bebten. Er hatte sich schon so sehr auf den heutigen Tag gefreut, hatte gedacht, er dürfte endlich wieder hinaus; denn er hasste es, so lange in Räumen gefangen zu sein. Außerdem hatte er es Elladan doch versprochen.
 

"Ich - aber - ich habe doch ... Elladan ... versprochen ..."
 

Der Heiler stutzte. Elladan? Was hatte Elronds Ältester mit dem ganzen zu tun?
 

"Was habt Ihr Lord Elladan versprochen, Legolas?"
 

Dieser schluckte schwer seine Tränen hinunter und antwortete mit erstickter Stimme: "Er - er wollte, dass ich ihm beibringe, wie man - wie man zu den Vögeln spricht."
 

Aerandir hatte mit jeder Antwort gerechnet, doch diese verblüffte ihn ernsthaft. Dieser kleine Prinz wollte einem Noldor-Fürsten das Sprechen zu den Tieren beibringen? Er hatte ja schon viele Geschichten über jene außergewöhnlichen Fähigkeiten der Tawarwaith gehört, dass der Junge es auch beherrschte, erstaunte ihn sogar noch mehr.
 

"Ihr könnt zu den Vögeln sprechen?"
 

Legolas nickte und klammerte seine Finger um die Bettdecke, noch immer ein klein wenig enttäuscht, aber auch verwundert. Wieso erstaunte es hier in Imladris alle, dass er zu den Tieren sprechen konnte? Für ihn war es das natürlichste der Welt; jeder in seinem Volke lernte es von Kindesbeinen an, manche wurden mit diesem Gespür für alles Wilde und Freie schon geboren, so wie er selbst; was also verwunderte diesen Heiler so daran? Er konnte es nicht verstehen.
 

~*~
 

"Weißt du, woran mich diese ganze Szenerie erinnert?"
 

Diese plötzliche Frage ließ Elladan ein klein wenig erschreckt herumfahren; und er blickte in ein zweites, sturmgraues Augenpaar, das zu einem großen, schlanken Elben gehörte, der lässig gegen die Wand gelehnt dastand, ein beinahe spöttisches Lächeln auf den Lippen.
 

Noch bevor der älteste Sohn etwas erwidern konnte, beantwortete der Zweite seine Frage selbst.
 

"Ach ja, ich erinnere mich! Genauso hast du auch ausgesehen, als Arwen geboren wurde!"
 

"Elrohir!!"
 

Der Zwilling lachte leise und stieß sich von der Wand ab, das spöttische in seinen Mundwinkeln war einem Schmunzeln gewichen.
 

"Na gut, na gut ... vielleicht nicht ganz so schlimm ... aber du tust ja gerade so, als läge Legolas im Sterben und Aerandir hätte alle Hände voll zu tun, ihn vom Abgrund wegzuziehen."
 

Erst jetzt fiel Elladan auf, dass er, seit der Heiler das Zimmer betreten hatte, unruhig auf und ab ging, die Arme hinter dem Rücken verschränkt hielt und einen ungeduldigen Ausdruck in den Augen trug. Verlegen setzte er sich neben der Tür auf den Boden und zog die langen Beine an seinen Körper, sein Bruder tat es ihm kopfschüttelnd gleich. Er hatte ihn nicht mehr so erlebt, seit ihre Mutter Celebrían ihre Tochter, der Zwillinge Schwester, geboren hatte, und sein älterer Bruder war damals schrecklich aufgeregt gewesen.
 

Während also Elladan ausgiebig seine Finger betrachtete, ohne auf Elrohir einzugehen, der amüsiert lächelnd neben ihm saß und von Zeit zu Zeit den Kopf über seinen Zwilling schüttelte, stieg die Sonne ein wenig höher und auch der letzte Elb hatte sein Bett verlassen, um Studien oder irgendwelchen Geschäften nachzugehen.
 

Die beiden jungen Fürsten entlockten einem jeden Vorbeigehenden, darunter auch ihres Vaters erstem Berater Erestor und dem rangnächsten Glorfindel, einen erstaunten Blick; wie sie so nebeneinander vor dem Gastgemach saßen und scheinbar Löcher in die Luft starrten.
 

"Glaubst du, irgendetwas ist geschehen?", murmelte Glorfindel seinem schwarzhaarigen Begleiter zu, als sie den Flur weiter hinuntergingen. Erestor schüttelte aber bloß den Kopf.
 

"Elrond hätte uns in Kenntnis gesetzt, wäre Thranduilion irgendetwas geschehen. Waldelben sind zäh, wie man hört; warum sollte ihr Prinz da anders sein?"
 

Der wohl einzige hellhaarige Elb Bruchtals zuckte mit den Schultern und öffnete die Tür zur Bibliothek, da Erestor einen Stapel schwerer, alter Bücher in seinen Armen trug.
 

Die Zwillinge unterdessen wurden bei ihrer aufregenden Tätigkeit, die sich mittlerweile auf Warten beschränkte, von Aerandir unterbrochen, der aus Legolas' Zimmer heraustrat und verwundert zu Boden sah, von dem ihm zwei gleiche Gesichter erwartungsvoll entgegenblickten. Elladan, weil er wissen wollte, wie es dem Jungen ging; Elrohir, weil er gespannt war, diesen außergewöhnlichen Prinzen, von dem sein Bruder so fasziniert war, mit eigenen Augen zu sehen.
 

"Er schläft", meinte der Heiler schließlich, nachdem die beiden sich aufgerappelt hatten. "Und das soll jetzt für das Erste auch so bleiben", fügte er mit einem Seitenblick auf Elladan hinzu, der schon zur Tür geschielt hatte und die Augenbrauen verwundert hochzog.
 

"Ist etwas mit ihm, Aerandir?"
 

"Nein, mein Herr, nein. Er sollte sich nur noch etwas ausruhen, das ist alles. Außerdem sollte seine Schulter erst ganz verheilen, bevor er Ausflüge in die Eryn Imladris unternehmen kann."
 

Eryn Imladris = Wälder Bruchtals
 

Der Heiler zwinkerte, neigte noch einmal den Kopf in Ehrerbietung und ließ die Brüder stehen, die sich schulterzuckend ansahen.
 

"Du hast es gehört, Bruderherz", gähnte Elrohir schließlich und verschränkte die Hände hinter seinem Kopf, ohne den Blick von Elladan zu lassen. Es war einfach zu früh gewesen, um aufzustehen; aber was tat man nicht alles, um herauszufinden, was das eigen Fleisch und Blut so bald am Morgen vorhatte. "Lass uns gehen, meinst du nicht? Vater hat vor, ein Bankett zu veranstalten, sobald der Kleine wieder auf den Beinen ist. Jemand muss doch auch für das Essen sorgen."
 

Er zwinkerte und schlug denselben Weg wie Aerandir ein, verschwand jedoch am Ende des Flures nach links.
 

"Ich gehe schon mal die Pferde satteln", war das letzte, was der andere von ihm hörte.
 

Elladan seufzte; in einer seltsamen Art und Weise stimmte es ihn traurig, Legolas heute die Wälder nicht zeigen zu können, und umgekehrt, die Sprache der Vögel nicht zu erlernen. Andererseits wollte er es auch nicht zulassen, dass der Kleine sich eine weitere Entzündung holte, und so beschloss er, wenn auch ungern, mit seinem Bruder wie vorgeschlagen auf die Jagd zu gehen.
 

Gerade hatte er sich von der Tür abgewandt und wollte Elrohir folgen, als plötzlich eine leise Melodie an seine Ohren drang, die ihm angenehm bekannt vorkam; er drehte sich auf dem Absatz um und legte seine Wange an die Tür. Das Lied schien aus dem dahinterliegenden Raum zu kommen, vielstimmig und glockenhell. Hatte Aerandir nicht gesagt, das der Prinz schlafe?
 

Vorsichtig öffnete Elladan die Tür einen Spalt breit und spähte hinein; doch das, was er sah, ließ ihn vor Überraschung in seiner Bewegung innehalten.
 

Legolas hatte nicht daran gedacht zu schlafen, im Gegenteil; er saß aufrecht im Bett, gegen das kunstvoll mit Schnitzereien verzierte Kopfende gelehnt und pfiff seine fröhliche Melodie. Umringt wurde er von einer ganzen Vogelfamilie, die sich auf der Bettdecke oder auf seinem Arm niedergelassen hatte und in sein Lied mit eingefallen war. Auf seiner Schulter erkannte der junge Fürst den Vogel wieder, der ihn auch gestern besucht hatte.
 

Ein Lächeln huschte über Elladans schönes Gesicht und er wollte sich gerade wieder zurückziehen, als Legolas seine Melodie plötzlich unterbrach und ohne seinen Kopf zu wenden sagte: "Komm doch rein, Elladan! Sie tun dir nichts."
 

Sofort folgte der Ältere der Einladung und betrat das Zimmer leise, um keinen der Vögel zu verschrecken. Schließlich saß er wieder auf seinem Stuhl und erwiderte Legolas' Kinderlächeln, das ihm entgegenstrahlte. Die Tiere schienen ihm tatsächlich über seinen Schmerz hinwegzuhelfen.
 

"Ich habe ihn Nethaew genannt!", verkündete der Junge stolz und deutete auf den kleinen Vogel auf seiner Schulter.
 

Die Vogelfamilie bestand aus zwei großen, anmutigen Vögeln mit kurzen, spitzen Schnäbeln, deren Gefieder schimmerte noch schöner als das ihrer Kinder, von denen ein jedes locker in Elladans Hand passten und, gekleidet in ihre noch flauschigen Federn, über die Bettdecke hopsten, fröhlich zwitschernd und augenscheinlich höchst übermütig.
 

Auf einmal begann die Mutter, ihre Kinder zu Recht zu rufen, was mit missmutigem Tschilpen erwidert wurde. Das jüngste Vögelchen stupste noch einmal kurz mit seinem winzigen Köpfchen an Legolas' Wangenknochen und zwitscherte leise; der Prinz antwortete ihm verwirrt, doch bevor er noch Antwort erhielt, flatterte die Familie durch das offene Fenster davon, die Melodie schallte noch weit über Bruchtal hinaus. Der Vogel namens Nethaew pfiff noch einmal kurz herein, dann war auch er verschwunden.
 

"Ich hoffe, ich habe sie nicht verjagt", meinte Elladan vorsichtig und ein klein wenig schuldbewusst, doch der Prinz schüttelte den Kopf, sichtlich traurig, dass seine Freunde verschwunden waren.
 

"Es war Zeit für sie, zu gehen. Es ist wie bei uns Elben; ihr Vater lehrt auch sie jeden Tag, was sie wissen müssen, um zu überleben. Und dies tut er jetzt."
 

Seufzend ließ sich das Kind zurück in die Kissen sinken und starrte an die Decke, Elladan rückte näher und streichelte ihm über den Kopf.
 

"Es tut mir Leid, dass ich mein Versprechen nicht einlösen und dir die Wälder zeigen kann", begann der Fürst schließlich und versuchte ein aufmunterndes Lächeln.
 

"Und mir, dass ich dir nicht die Sprache der Vögel zeigen kann", flüsterte Legolas etwas erstickt und atmete tief ein.
 

"Du solltest dich nur noch heute und vielleicht morgen schonen und im Bett bleiben. Dann kannst du unbeschwert wieder draußen sein."
 

Legolas seufzte erneut und erwiderte so leise, dass Elladan es kaum hören konnte: "Ich weiß, trotzdem stimmt es mich traurig. Und dieser Heiler ... er - er ist mir unheimlich."
 

Diese Bemerkung ließ Elladan laut auflachen, und er rief sich Aerandirs Erscheinungsbild in sein Gedächtnis. Er hatte ihn immer geschätzt, seiner Fähigkeiten wegen, doch wenn er sich recht erinnerte, hatte er auch etwas Angst vor seinen dunklen Augen und seinem ernsten Gesicht gehabt, als er noch ein Kind gewesen war.
 

"Aerandir? Mach dir keine Sorgen, Legolas. Er ist nicht so schlimm, wie er aussieht. Als Kind war er mir auch nicht immer geheuer, doch er ist ein großer Heiler. Immerhin hat er dich gesund gemacht. Dank seiner Kräfte kannst du viel früher wieder hinaus, als wenn ... ich dich zum Beispiel behandelt hätte."
 

Der Prinz lachte und der Fürst stimmte mit ein. Er konnte dieses Kind nicht lange traurig sehen, denn das wollte so gar nicht zu ihm passen. Langsam erhob er sich.
 

"Wohin gehst du?", wollte Legolas sofort wissen und Elladan lächelte.
 

"Mein Bruder erwartet mich", antwortete er. "Wir haben auch unsere Pflichten zu erledigen, so wie jeder andere hier. Außerdem solltest du jetzt schlafen. Wenn Aerandir mich hier erwischt, dann wird er mich womöglich nie mehr hereinlassen."
 

Das wollte der Kleine, der schon ein bestürztes Gesicht ob seines Freundes Weggang gemacht hatte, doch nicht zulassen und versprach, sich auszuruhen.
 

"Ich versichere dir, dass du bald wieder auf den Beinen bist. Heute Nachmittag werde ich dich besuchen kommen, was sagst du?"
 

Freudiges Nicken war die Antwort. "Bringst du dann auch deinen Bruder mit?"
 

Elladan lachte. "Natürlich. Er wartet schon darauf, dich kennen zu lernen."
 

Legolas kuschelte sich zurück in seine Bettdecke und schloss die Augen. Er hoffte, dass ihn nicht wieder diese Träume quälen würden, so wie in der vergangenen Nacht; und er umklammerte fest das Juwel des Waldlandreiches, das noch immer um seinen Hals hing. Niemals würde er es ablegen, es würde das einzige sein, was ihm von seinem Zuhause geblieben war; und vielleicht würde es ihn eines Tages dorthin zurückführen. So tief in Gedanken versunken merkte er nicht mehr, wie der Fürstensohn milde lächelnd aufstand und leise den Raum verließ.
 

Mit eiligen Schritten machte sich Elladan auf zu den Ställen, wo sein Zwillingsbruder auf ihn warten würde; und sein Weg führte ihn im Erdgeschoss schließlich auch am Arbeitszimmer seines Vaters vorbei, die Tür einen Spalt breit geöffnet. Laute Stimmen waren zu hören, und der junge Elb, der seinen Vater daraus erkannte, wollte schon weitergehen, denn lauschen empfand er als nicht richtig, bis plötzlich Legolas' Name fiel.
 

Ruckartig blieb er stehen und schlich an die Tür heran, obwohl er wusste, das Elrond dies nicht gerne sah.
 

"Das kannst du nicht tun, Elrond. Er ist einer der Sindar! Weißt du, worauf du dich da einlässt?"
 

Vorsichtig lugte Elladan durch den Spalt, der sich vor ihm auftat. Sein Vater ging unruhig im Raum auf und ab, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, was noch nie etwas Angenehmes bedeutet hatte. Ihm gegenüber stand ein Elb von großer Statur mit breiten Schultern, das schwarze Haar fiel ihm weit über den Rücken hinunter und seine braunen Augen blitzten ungläubig. Der junge Fürst erkannte ihn als einen hochrangigen Berater des Herrn von Bruchtal, Amdirion war sein Name.
 

"Weißt du, wovon du sprichst?", erwiderte der Halbelb mehr oder weniger gelassen und fasste seinen Gesprächspartner scharf ins Auge.
 

"Er ist einer der Sindar! Anders als wir! Sieh ihn dir doch an."
 

"Dass du, Amdirion, nicht die besten Erfahrungen mit dem Volk der Sindar gemacht hast, kannst du nicht auf Thranduils Volk schieben. Ihre Klugheit, Scharfsinnigkeit und elbische Erscheinung steht der unseren um nichts nach, sage ich. Mein Sohn erzählte mir von einem Gespräch, das er mit ihm führte, und der Kleine scheint für sein Alter schon enormes Wissen zu besitzen. Vor allem was die Natur angeht. So streng kannst du nicht über ihn und sein Volk urteilen!"
 

Amdirion seufzte und trat näher auf seinen Herrn zu. "Ich mag vielleicht nicht mit solch großer Scharfsinnigkeit und Weisheit gesegnet sein wie du, Elrond. Aber ich weiß, dass er uns in Schwierigkeiten bringen wird. In große Schwierigkeiten. Der Junge kann nicht bleiben!"
 

Elladan spürte, wie sich ein unangenehmes Gefühl in seinem Unterleib breit machte, und er drückte sich gegen die Wand, um nicht gesehen zu werden. Sie sprachen von Legolas, da war er sich vollkommen sicher; und trotzdem war ihm nicht klar, warum er sie in Schwierigkeiten bringen sollte. Den Gedanken, seinen Bruder jetzt in den Ställen aufzusuchen, schob er rasch beiseite und beschloss, dem Gespräch - nein, dem Streit, verbesserte er sich - weiter zuzuhören.
 

Der Berater schien nun erst so richtig in seiner Meinung aufzugehen und mit etwas lauterer Stimme fuhr er fort: "Du sagtest, dass er geflohen sei. Vor einer Übermacht an menschlichen Feinden, die es geschafft hat, Thranduils Heer so einfach zu überwältigen. Ist es denn nicht wahrscheinlich, dass sie nach ihm suchen werden?"
 

"Legolas hat mir erzählt, dass er alle seine Verfolger verletzt oder getötet hat. Schon allein das braucht großen Mut, der für ein Kind wie ihn nicht selbstverständlich ist! Wie sollen sie ihm folgen, wenn sie seine Spur verloren haben?"
 

Jetzt war es Elrond, dessen Stimme laut wurde, und ein Hauch von Wut schwang in ihr mit, der Elladan staunen ließ. So aufgebracht und bestimmt hatte er seinen Vater schon lange nicht mehr reden hören.
 

"Aber was wenn nicht? Was, wenn sie ihn immer verfolgt haben? Er ist eine Gefahr für uns, wenn sie ihn hier finden, werden sie Imladris zerstören und uns den Tod bringen. Du musst ihn wegschicken!"
 

Ein lautes, dumpfes Geräusch ertönte, als Elrond seine Faust auf seinen Arbeitstisch schlug, und Elladan sah durch seinen Spalt, dass Amdirion erschrocken zurückwich, während sein Vater ihn wütend ansah, beide Hände zu Fäusten geballt. Seine Stimme zitterte, als er es endlich schaffte, etwas zu sagen.
 

"Ich werde ihn bestimmt nicht wegschicken, zurück in seine Heimat, die man ihm gewaltsam genommen hat und wo ihn der sichere Tod erwartet!!! Sollten sich deine Vermutungen aller Hoffnung zum Trotz als richtig erweisen, so werde ich ihn bestimmt nicht herausgeben. Viel eher mit meinem Leben beschützen, wie einen Sohn. Denn als solchen werde ich ihn von nun an ansehen."
 

Amdirion atmete tief ein und sah aus, als ob er sich seiner Worte noch einmal besann, bevor er Elrond noch mehr verärgerte. Dieser fuhr mit der gleichen Stimme, die keinen Widerspruch zu dulden schien, fort:
 

"Es gibt vieles, was wir Eldar ertragen können, an Wunden, körperlicher und seelischer Belastung, doch ohne einen Vater aufzuwachsen, ohne jemanden, der für ihn da ist, ihn beschützt, das würde ihn schneller töten als alle Heere der Menschen zusammen. Ich werde ihn nicht im Stich lassen. Und dies ist alles, was ich dazu noch zu sagen habe. Du kannst dich zurückziehen."
 

Mit einem finsteren, resignierenden Ausdruck auf dem Gesicht verbeugte sich der Berater schließlich und ging langsamen Schrittes Richtung Tür; Elladan, der dies zum Glück hatte kommen sehen, war schon hinter der nächsten Statue in Deckung gegangen und beobachtete, wie Amdirion wütend murmelnd den Gang hinunterging und um die Ecke bog.
 

Der junge Fürst atmete leise aus und lehnte sich gegen den kalten Stein der Elbenstatue. Das eben Gehörte ließ die Gedanken in seinem Kopf rasen und er hatte Mühe, normal und ruhig zu denken. Warum nur hatte Amdirion diese Ansichten? Er selbst war sich sicher, dass Legolas hier in Sicherheit war und dass niemand seine Spur aufgenommen hatte, doch der Berater schien daran nicht glauben zu wollen. Und von welchen schlechten Erfahrungen mit den Sindar hatte sein Vater gesprochen?
 

"Ist es nicht etwas unbequem, hinter Earendil auf dem Boden zu hocken?", riss ihn plötzlich eine tadelnde Stimme, die er sehr wohl kannte, aus seinen Gedanken. Schuldbewusst blickte er auf, in das fragende Gesicht seines Vaters, der anscheinend lautlos das Arbeitszimmer verlassen und ihn gesehen hatte. Er musste gewusst haben, dass sein Sohn gelauscht hatte.
 

"Ich bitte um Vergebung, Vater", antwortete Elladan leise und erhob sich, ohne seinem Gegenüber in die Augen zu sehen. "Es ist nur ... ich habe euren Streit gehört, und das, was Amdirion sagte, beunruhigt mich."
 

Elrond schnaubte leise und der Jüngere hob vorsichtig seinen Kopf. "Amdirion. Er sieht nur seine Erfahrung mit den Sindar, und nicht, wie sie als Volk wirklich sind. In dieser Angelegenheit weist er eine mir unbekannte ... nun ja ... Dummheit auf, die ich noch nie an ihm gesehen habe."
 

"Aber von welchen Erfahrungen spracht ihr beide, Vater? Was ist geschehen, dass er solch ein Misstrauen, ja beinahe schon Hass, gegen die Sindar, gegen Legolas, hegt?"
 

Sein Vater seufzte. "Es ist eine lange Geschichte, und jetzt ist nicht die Zeit, sie zu erzählen."
 

"Aber -"
 

Sanft legte der Herr von Bruchtal seinem Sohn eine Hand auf die Schulter und sah ihm fest in die grauen Augen, aus denen noch immer große Unruhe sprach.
 

"Irgendwann wirst auch du sie erfahren. Wir können Amdirion nicht zwingen, seine Meinung zu ändern. Es würde auch nicht viel bringen. Ich möchte nur, dass du weißt, dass Legolas in keinster Weise den Tod über Imladris bringen wird, hörst du?"
 

Elladan nickte stumm, sein Gesichtsausdruck verriet jedoch nicht viel Erleichterung. Zwar war er froh darüber, dass sein Vater so dachte und Legolas mit seinem Leben beschützen wollte, andererseits aber bereitete Amdirions Misstrauen gegen den kleinen Elben ihm ein unangenehmes Gefühl in seinem Bauch.
 

"Geh jetzt", hörte er seinen Vater sagen. "Soweit ich weiß, wartet jemand auf dich. An deiner Stelle würde ich mich beeilen. Du weißt, wie ungeduldig dein Bruder sein kann."
 

Elrond zwinkerte kurz und verschwand wieder in seinem Arbeitszimmer, sein Sohn jedoch stand noch einige Augenblicke verdutzt mitten im Flur, bevor er sich Elrohirs erinnerte, der bestimmt schon aufgesattelt hatte und bereit war, los zu reiten. Mit schnellen Schritten eilte er weiter zu den Ställen, wo tatsächlich schon sein Bruder, bereits auf seinem Pferd Asgar sitzend, wartete.
 

"Was hat dich denn aufgehalten?", fragte er etwas ungehalten und hielt Elladan die Zügel seines Pferdes Lanthir hin. Der Ältere jedoch schwieg, stieg scheinbar tief in Gedanken versunken auf und drückte dem Ross seine Fersen in die Flanken; Lanthir wieherte leise und trabte schnell voran.
 

Elrohir seufzte und trieb auch Asgar vorwärts. Irgendetwas stimmte nicht mit seinem Bruder, er konnte es fühlen; und er war sich sicher, dass er es bald erfahren würde ...
 

~*~
 

Am späten Nachmittag kehrten die Zwillinge von einer äußerst erfolgreichen Jagd zurück, etwas müde zwar, aber dennoch zufrieden. Ihre Pferde waren mit Wild bepackt, dass sie mit Pfeil und Bogen erlegt hatten und das den Köchen für das bevorstehende Bankett sehr gelegen kommen würde.
 

Während sie so durch die Wälder geritten waren, hatte Elladan seinem Bruder von dem Streit seines Vaters mit Amdirion erzählt; und auch Elrohir war nicht unbesorgt gewesen, doch hatte er auch seinem Bruder dasselbe gesagt wie Elrond.

Als das Wild den Küchengehilfen übergeben, Asgar und Lanthir abgesattelt, mit Stroh abgerieben und zurück in die Boxen gebracht worden waren, machten sich die beiden Brüder auf den Weg, um Legolas zu besuchen.
 

Leise öffnete der ältere der Brüder die Tür und lugte hinein, nur um seinen Vater an Legolas' Bett sitzend vorzufinden. Der Prinz selbst hatte einen kleinen Stapel Bücher auf seinen Füßen liegen und las gerade mit klarer Stimme aus einem dicken, blau gebundenen Buch, dessen in Gold geprägter Titel Ainulindale ar Valaquenta ihnen verriet, dass es die Geschichte von den Anfängen der Welt und der Valar beinhaltete.
 

Ainulindale = Das Lied der Schöpfung, gesungen von den Ainur vor der Erschaffung von

Arda

Valaquenta = Geschichte von den Valar
 

"An Fürsten der Valar gab es sieben, deren Namen hier aufgeschrieben sind. Manwe, Ulmo, Aule, Tauron (der auch Orome genannt wird), Mandos, Lórien und Tulkas.

Manwe ist der erste aller Könige, Fürst des Reiches Arda und Herrscher über alles, was dort lebt. Manwes Lust sind die Winde, Wolken und alle Lüfte. Súlimo lautet sein Beiname, Herr des Atems von Arda. Alle schnellen Vögel mit starken Schwingen liebt er, und sie kommen und gehen auf sein Geheiß. Er ist wohl der einzige, der seine Kräfte mit denen Morgoths messen kann ..."
 

Erst jetzt erkannte Legolas, das jemand den Raum betreten hatte und er blickte von seinem Buch auf. Als er sah, dass es Elladan war, strahlte er und hielt das Buch etwas in die Höhe.
 

"Sieh nur, ich habe Herrn Elrond gefragt, ob er mir etwas über die Alten Geschichten erzählen kann, und nun lehrt er mich all sein Wissen! Ich hab zwar schon viel von Vater darüber gehört, von den Ainur und den Valar, aber dies hier ist einfach großartig -"
 

Plötzlich verstummte er und seine Augen wurden groß vor Erstaunen, für einen Moment fragte Elladan sich warum, doch dann merkte er, dass sein Bruder neben ihn getreten war, und er lächelte. Legolas indessen bekam vor lauter Verwunderung nur einige Wörter aus dem Mund.
 

"Zwei ... zwei mal ... Elladan?? Ein Trugbild?"
 

Der Ausdruck auf seinem kindlichen Gesicht entlockte den Brüdern leises Lachen und auch Elrond musste schmunzeln. Es war schon vielen so ergangen, die seine Söhne das erste Mal gemeinsam zu Gesicht bekommen hatten.
 

"Keine Angst, Legolas. Deine Augen trügen dich nicht. Darf ich dir meinen Bruder Elrohir vorstellen?"
 

Elrohir neigte leicht den Kopf vor dem Prinzen und lächelte scheu. "Ich freue mich deine Bekanntschaft zu machen, Legolas o Eryn Lasgalen."
 

Der Angesprochene nickte, ohne seinen starren Blick von Elrohir zu nehmen und legte seine Hand auf seine Brust. "Die Freude ist auf - auf meiner Seite."
 

Elrond lachte und streichelte Legolas sanft über den Kopf, dessen Verwunderung allmählich wieder nachließ.
 

"Aber ... sie sehen so ähnlich ... so gleich aus! So etwas habe ich noch nie gesehen, flüsterte er schließlich etwas ehrfürchtig und beobachtete die beiden Brüder, die sich neben ihren Vater setzten. Der erklärte dem Prinzen, was es damit auf sich hatte.
 

"Sie sind Zwillinge, Legolas. Die meisten Elbenkinder werden im Abstand von einigen hundert Jahren geboren, wie du vielleicht weißt. Doch meine Gemahlin, Celebrían, empfing gleich zwei Leben und trug sie unter ihrem Herzen. So kam es, dass neun Vollmonde später zwei Jungen das Licht der Welt erblickten, und sie sahen sich so ähnlich, dass nur wenige sie voneinander unterscheiden können, bis zum heutigen Tag."
 

"Selbst Ihr nicht?"
 

"Zum Glück habe ich irgendwann gelernt, sie voneinander zu unterscheiden. Bis zu dem Zeitpunkt aber haben sie mir und ihrer Mutter so manche Streiche gespielt."
 

Elladan und Elrohir grinsten sich an, dann wandten sie sich wieder dem Prinzen zu. Elrohir inspizierte die Titel der Bücher auf dem Bett und zog die Stirn in Falten.
 

"Rhach na Féanor, Narn i Chîn Húrin, Pennes ed Doriath, Akâllabeth, Gwaith na Númenor ...Bruderherz, das alles kommt mir sehr bekannt vor", verkündete er schließlich und blickte Legolas ungläubig an.
 

Rhach na Féanor = Féanors Fluch

Narn i Chîn Húrin = Húrins Kinder

Pennes ed Doriath = Geschichten aus Doriath

Akâllabeth = Der Untergang von Númenor

Gwaith na Númenor = Das Volk von Númenor
 

"Liest du das freiwillig?", fragte er den Jungen, der zu lächeln begann.
 

"Natürlich."
 

Elrohir seufzte und lehnte sich zurück. "Das haben wir auch einst gesagt."
 

Alle Anwesenden brachen in Gelächter aus und Elrond entschuldigte sich, mit der Erklärung, er müsste noch etwas erledigen; und ließ seine Söhne mit dem Prinzen zurück.
 

"Ist es wahr, was mein Bruder über dich erzählt?", fragte der jüngere sofort und rückte näher mit seinem Stuhl. Nun verstand er, was Elladan so an ihm faszinierte, allein der beinahe schon wissende Blick des Kleinen sprach Bände. Und doch konnte auch der andere Zwilling noch immer den Schmerz herausblitzen sehen, die Erinnerung, die Trauer.
 

"Was hat er denn erzählt?", erwiderte Legolas verwundert und sah von einem zum andern.
 

"Dass du zu den Tieren, den Vögeln sprechen kannst."
 

Ein weiteres Lächeln schlich sich auf die Lippen des Kindes und es nickte. Diese Tatsache schien sie alle mehr zu faszinieren, als er gedacht hatte.
 

"Weißt du", deutete Elladan Legolas' Blick richtig, "du wirst hier in Bruchtal niemanden finden, der das beherrscht. Nicht einmal Vater, von Erestor oder Glorfindel ganz zu schweigen. Deshalb sind wir schon ganz gespannt auf deine Lehrstunden."
 

Beide Zwillinge saßen mit blitzenden Augen da und Legolas wurde sich darüber im Klaren, dass man ihn bat, etwas von seinem Wissen weiterzugeben, obwohl er noch ein Kind war. Sein Vater hatte ihn so viele Dinge gelehrt, so oft es ihm an Zeit erlaubt war. Gleich, ob es der Umgang mit dem Bogen oder das Schreiben, Lesen und das Lernen verschiedener Sprachen war, er wusste immer Mittel und Wege, es verständlich zu machen. Niemals jedoch hatte er jemand anderes etwas gelehrt, denn sämtliche Berater seines Vaters, hohe und äußerst edle Elben, hatten daran gezweifelt, dass ein Junge etwas wusste, was ihnen vielleicht entgangen war.
 

Strahlend sah er die Brüder an und nickte begeistert, was mit freudigen Gesichtern aufgenommen wurde.
 

"Einverstanden!", rief der Ältere und strich sich eine Haarsträhne aus den Augen.
 

"Aerandir kann sagen was er will, morgen kommst du mit uns in die Eryn Imladris, und dann hat es sich", murmelte Elrohir zu Legolas und zwinkerte Elladan zu.
 

~*~
 

So geschah es dann auch. Aerandir hatte dem Prinzen am Morgen erneut einen Besuch abgestattet und festgestellt, dass dessen Arm schon wieder so gesund war, dass er aufstehen und spazieren gehen konnte.
 

"Egal, was ihr mit ihm gemacht habt", meinte er, nachdem er das Gastgemach verließ und den davor wartenden Zwillingen gegenübertrat, "es hat ihm mehr als gut getan."
 

Nun hatten Elladan und Elrohir nichts anderes mehr vor, als Legolas aus seinem Zimmer zu holen, in dem er sich mit der Zeit der Bettlägerigkeit etwas eingesperrt und unwohl gefühlt hatte; ihm neue Kleidung zu geben und ihn aus dem Heimeligen Haus zu führen, so dass der Junge zum ersten Mal in seinem Leben Bruchtal in seiner wahren Schönheit sah.
 

Gekleidet in eine schattig-graue Tunika und lange, schwarze Hosen aus leichtem Leder, blickte er sich um und wusste vor Staunen nicht, wohin er zuerst schauen sollte. Ein riesiges Tal erstreckte sich vor seinen Augen, Abgründe, felsige Hänge, überzogen von ausgedehnten Wäldern; gesäumt von hunderten von Wasserfällen, kleinen und großen, die allesamt in der Sonne glitzerten und deren Rauschen bis an seine Ohren drang. Die Häuser, die auf die Erde gebaut worden waren, schimmerten golden im Licht, Säulen aus Holz zogen sich die Hauswände und Wege entlang. Allerlei Pflanzen und Blumen blühten in den angelegten, großen Gärten, rankten sich um die Säulen als wären sie Schlangen und verliehen der Luft einen süßen, angenehmen Duft, als wären sie mitten in der Natur. Nicht viele Elben waren zu dieser Zeit auf den Wegen oder Brücken unterwegs, doch jene, die sie trafen, schienen zu wandeln anstatt zu gehen, groß, hoheitsvoll und weise aussehend. Wieder waren alle schwarzen Haares, und ihre würdevollen Mienen ließen einen kleinen Teil in Legolas' Seele sich fehl am Platz fühlen.
 

Als sie jedoch schließlich die Wälder um Imladris betreten hatten, waren alle Sorgen wie weggeblasen und der Prinz sah sich staunend um.
 

Das Sonnenlicht schimmerte durch die dichten Baumwipfel herein und malte goldene Sprenkel auf den moosigen Waldboden. Hinter jedem Strauch, Baumstamm oder Felsen schien reges Treiben zu herrschen und hier und da sah Legolas ein Eichhörnchen einen der Bäume hochsausen. Vögel zwitscherten hoch oben in den Kronen und er erwiderte ihr fröhliches Lied. Elladan und Elrohir (letzterer konnte dieses Schauspiel ja erst jetzt beobachten) standen vollkommen gefesselt von diesem Augenblick neben ihm.
 

Legolas setzte sich plötzlich ins Gras, und zur noch größeren Verwunderung der Zwillinge gesellte sich sofort eines der Eichhörnchen zu ihm und ließ sich streicheln. Die beiden setzten sich einfach dazu und warteten auf etwas ... worauf genau, wussten sie nicht.
 

Schließlich begann der Junge zu sprechen, während er sanft das Hörnchen hinter seinen winzigen Ohren kraulte.
 

"Das erste, was ihr wissen und auch lernen müsst, ist den Tieren zuzuhören. Sie sind da, egal wo ihr seid. Mit der Zeit werden sich eure Sinne schärfen und ihr werdet die Geräusche, die Sprache der anderen Wesen, zumindest hören. Lauscht ihnen eine Weile, und versucht mir zu sagen, in welcher Stimmung sie sich befinden!"
 

Letzterer Satz hatte geklungen wie eine Aufforderung, und so saßen Elladan und Elrohir da und lauschten in den Wald hinaus, der plötzlich erfüllt zu sein schien von verschiedenen Lauten. Das Zwitschern der Vögel jedoch hob sich deutlich von den anderen ab, und so versuchten sie, etwas an ihrem "Tonfall" zu erkennen.
 

Elladan spähte hoch in die Baumwipfel und seine Ohren vernahmen deutlich das Lied eines Vogels. Es klang trauernd, seine Töne waren tief und melancholisch, der Verlauf fließend wie die Wasser des Bruinen.
 

"Er trauert um etwas", flüsterte der Fürst leise und Legolas sah von seinem Gesellschafter auf, horchte selbst kurz in den Wald und nickte anerkennend.
 

"Sehr gut. Du hast Recht. Es ist die Mutter von Nethaew, falls du es genau wissen willst", fügte er lächelnd hinzu. "Und du weißt, warum sie trauert."
 

"Weil sie einen ihrer Söhne verloren hat."
 

Während Elladan sich über seinen ersten Erfolg freute, lauschte Elrohir einem Vogelpärchen, das sich seinen Blicken immer wieder entzog und in die Äste verschwand. Ihr Gezwitscher jedoch konnte er deutlich hören und es voneinander unterscheiden. Neckende Töne, schrill und abgehackt klingend lockten weichere, etwas zaghaftere Klänge und plötzlich schien er zu verstehen. Wenn er es genau betrachtete, hatte er nie wirklich hingehört, wenn sie auf die Jagd gegangen waren. Nun jedoch hatten sich seine Sinne etwas Neuem geöffnet, etwas, dass er noch nie zuvor gefühlt hatte.
 

"Und?", unterbrach ihn Legolas in seinen Gedanken und seiner Konzentration und blickte ihn aufmunternd aus seinen strahlend blauen Augen an. Elrohir musste schmunzeln. Dieses Kind erinnerte ihn so stark an seine früheren Lehrmeister.
 

"Ich denke", begann er und warf einen Seitenblick auf Elladan, der wohl sagen sollte Was du kannst, kann ich schon lange'. "Ich denke, dass ein Männchen um die Gunst einer Vogeldame wirbt. Er lockt sie mit seinen Rufen, während sie sich nicht sicher ist, ob sie ihm folgen soll oder nicht", endete er schließlich und blickte Legolas erwartungsvoll an.
 

Dessen Blick wandelte sich in Anerkennung und erneut nickte er lächelnd. "Richtig, Elrohir. Ihr beide habt Talent", verkündete er mit gewichtiger Miene, sodass die Brüder lachen mussten. "Wussten wir", kam es wie aus einem Mund.
 

Den ganzen Tag über blieben sie in den Wäldern, und der Junge lehrte sie vieles. Die Höhen und Tiefen eines Vogelzwitscherns wie die Tonlagen des Sprechens zu deuten und zu verstehen; die Stimmungen aus den Liedern herauszuhören und die Tiere genau zu beobachten, sie zu achten und zu schützen. Dinge, die nun für die Zwillinge in einem ganz anderen Licht standen, als früher.
 

Gegen Abend kehrten sie nach Imladris zurück und wurden sofort von Glorfindel aufgehalten. Elrond hatte Legolas erzählt, dass der blonde Krieger es gewesen war, der ihn gefunden hatte, und so verneigte sich der Prinz dankbar und sprach diesen auch aus, doch Glorfindel winkte bescheiden ab.
 

"Es war selbstverständlich. Meine Hilfe werde ich niemandem verweigern, schon gar nicht jemandem wie dir." Er zwinkerte und wandte sich an Elronds Söhne. "Ach übrigens, euer Vater hat nach euch gefragt. Gegen Sonnenuntergang sollt ihr umgezogen und fertig sein, für das Bankett. Und er will nicht irgendwelche Ausreden hören, wenn ihr zu spät kommen solltet."
 

Bei den letzten Worten hob er drohend den Zeigefinger, doch aus seinen blauen Augen blitzte der Schalk. Elladan nickte zum Zeichen, dass er verstanden hatte und Glorfindel ging wieder seiner Wege.
 

"Ich mag ihn", stellte Legolas fest, nachdem er dem Elben hinterher gesehen hatte.
 

"Das tun wir doch alle", erwiderte Elrohir seufzend und schob den Prinzen ins Haus. "Wir sollten besser tun was er sagt. Vater hat es nicht gern, zu warten."
 

"Es gibt ein Bankett?", fragte Legolas interessiert und öffnete die Tür zu seinem Zimmer.
 

"Ja, Vater mag es ganz gerne, im Kreis von Familie und Bekannten beisammenzusitzen und etwas gutes zu essen", erklärte Elladan und hob die Hand zum Abschied. "Wir werden uns umziehen gehen. Ich denke, in deinen Kästen findet sich schon was. Wir holen dich dann ab, in Ordnung?"
 

Legolas nickte und schloss die Tür, lehnte sich dagegen und seufzte. Seine Schulter ziepte ein wenig, doch es machte ihm nichts aus. Es war so viel an einem Tag passiert und er war so froh darüber, dass jemand für ihn da war. Langsam begann er sich damit abzufinden, dass er nicht mehr zurückkonnte, so sehr ihn das auch innerlich traurig stimmte. Sein Leben war jetzt hier, in diesem Tal.
 

Mit dieser Entschlossenheit, sich von seiner besten Seite zu präsentieren, so wie man es von einem Sohn Thranduils und Ithilwens erwarten würde, öffnete er den gewaltigen Holzschrank, dessen Flügeltüren elbische Runen aufwiesen. Darin fanden sich Tuniken in Weiß, Schwarz und Grau, einige Gürtel, darunter auch sein eigener aus den Silberblättern, einige Hosen aus demselben weichen Leder und leichte, dunkle Schuhe, bestickt mit schimmernden Fäden. Mitten in all der Kleidung jedoch hing seine Tunika, die er am Tag des Frühlingsfestes getragen hatte. Der Riss war geflickt worden, sodass er nicht mehr zu sehen war und sie strahlte, offenbar frisch gewaschen, wie eh und je.
 

Der Prinz beschloss, sie an diesem Abend zu tragen; schlüpfte aus seinen alten Sachen und in eine neue Hose, dann zog er sich die Tunika über und betrachtete sich prüfend im Spiegel. Auf keinen Fall wollte er einen schlechten Eindruck machen.
 

Mit schnellen Fingern zog er die geflochtenen Zöpfe fester auf seinem Hinterkopf zusammen, da sie sich schon etwas gelockert hatten und es so bequemer war, zu essen; da seine Haare bereits so lang waren, dass sie ihm ohne weiteres bis in das Teller hängen konnten, und das wollte er bei Eru nicht riskieren.
 

In diesem Moment klopfte es an der Tür und wenig später stürmten Elladan und Elrohir herein. Die beiden sahen sehr edel aus in ihren schwarzen Tuniken mit aufgestickten, elbischen Mustern aus Silberfäden. Sie hatten ihre Haare ebenfalls zu einem Zopf zurückgebunden und sahen sich zum Verwechseln ähnlich.
 

"Oho, der Prinz erstrahlt in all seiner Pracht", neckte Elrohir und zwinkerte grinsend, während Elladan ihm in die Rippen stieß. "Es wird Zeit. Kommt, ihr beiden."
 

Sie verließen Legolas' Zimmer, eilten den Gang hinunter und betraten den großen Speisesaal, in dem sich schon viele Elben eingefunden hatten, um an dem Bankett teilzunehmen. Feuer prasselten in den Kaminen und ein langer Tisch aus dunklem Holz war in der Mitte des Saales aufgestellt und mit einem weißen Leinentuch gedeckt worden. Darauf befanden sich Platten mit den herrlichsten Gerichten, die Legolas je gesehen hatte und die ihn für einen Moment davon ablenkten, dass sich bei seinem Eintreten alle nach ihm umgedreht hatten.
 

Elrond schließlich entdeckte seine Söhne und kam zu ihnen herüber, umarmte zuerst Elladan, dann Elrohir und schließlich auch Legolas, was ein verächtliches Schnauben aus dem hinteren Teil des Raumes nach sich zog. Elrohir blickte auf und erkannte Amdirion, der mit Erestor beisammenstand und sich kopfschüttelnd und mit finsterer Miene abwandte.
 

"Achtet nicht auf ihn", wisperte der Herr von Imladris und wies auf den Tisch. "Es ist gleich soweit. Nehmt doch schon einmal Platz." Seine Hand deutete auf die Stühle, die neben einem großen, reich verzierten Holzstuhl entlang des Tisches aufgestellt worden waren.
 

Die Zwillinge gingen sogleich los, wurden mitten auf dem Weg jedoch von Gaearon, einem gleichaltrigen Elben aufgehalten. Es war Amdirions Sohn, der seinem Vater zum Verwechseln ähnlich sah und mit der gleichen, finsteren Miene auf die Brüder einredete.
 

"Legolas", meinte Elrond, nachdem er dies mit Unbehagen festgestellt hatte und wandte sich an eben den. "Ich möchte, dass du dich neben mich setzt. Du musst mir von deinem Tag erzählen."
 

Er lächelte freundlich und ließ den Jungen stehen, um zu Erestor zurückzukehren und das Gespräch wieder aufzunehmen. Nun stand Legolas etwas verloren in diesem großen Saal und sah angestrengt zu Boden, versuchte, die neugierigen Blicke der anderen zu ignorieren.
 

Plötzlich spürte er, dass jemand hinter ihn getreten war; in der Hoffnung, es sei Elladan oder Elrohir drehte er sich um, doch dieses Gesicht war ihm unbekannt. Braune Augen blitzten ihn misstrauisch an, die Lippen zu einem schmalen Strich verzogen stand ein Hüne von einem Mann vor ihm, dem er gerade bis zum Brustbein reichte.
 

"Sieh an, wen haben wir den da?", fragte der Hüne mit tiefer Stimme, die in Legolas' Augen nichts gutes bedeutete. "Den kleinen Prinzen ..."
 

Ein unheilvolles Lächeln breitete sich über Amdirions Lippen aus, als er auf dieses Kind hinunter sah, nicht älter als elf Jahre in den Augen der Menschen vielleicht, und doch seinem Vater auf eine Weise so ähnlich, wie er es nicht für möglich gehalten hatte. Es starrte ihn aus seinen großen, eisblauen Augen an, und für einen Moment drohte ihn dieser Blick in seinen Bann zu ziehen, doch er ließ es nicht zu.
 

"Sag, wie geht es Thranduil? Habe ihn lange nicht gesehen", fragte er boshaft und sah, wie Legolas' Lippen begannen, zu zittern.
 

"Oh, entschuldige", fuhr er mit gespielt entschuldigender Stimme fort. "Ich vergaß ... so jung, und schon Bekanntschaft mit dem Feind schließen." Er lächelte hinterhältig, die Augen des Prinzen zogen sich zusammen und funkelten ihn an, traurig und wütend zugleich.
 

"Tauron hat euch wohl verlassen und den Sindar, insbesondere deinem Volk den Rücken gekehrt", Amdirions Stimme war nicht mehr als ein scharfes Flüstern. "Hat er es endlich eingesehen ..."
 

Weiter kam er nicht, denn eine Stimme zerriss den Saal wie ein Blitz die Nacht.
 

"AMDIRION!"
 

Beide sahen auf und erblickten Elrond, der auf sie zugeeilt kam, sein edles Gesicht wutverzerrt. Ihm folgten Elladan und Elrohir, nicht minder aufgebracht. Ihre guten Ohren hatten es allen dreien ermöglicht, Amdirions Rede zu hören.
 

Sofort zog der Herr von Bruchtal Legolas in seine Arme, der am ganzen Körper zitterte, und funkelte seinen Berater zornig an, der die Hände hob, so als ob er beweisen wollte, nichts getan zu haben.
 

"Geh, Amdirion. Und lass dich hier und heute nicht mehr blicken!"
 

"Elrond, du weißt, wie ich -"
 

"RAUS!"
 

Glorfindel, der den Saal betreten hatte, als sein Herr zu dem jungen Prinzen und Amdirion geeilt war, erstarrte und hob eine Augenbraue. So etwas hatte er noch nicht oft gesehen, und offenbar war der Halbelb jetzt zornig. Sehr zornig sogar.
 

Amdirion schnaubte verächtlich und verließ mit schnellen Schritten den Saal, seine Frau Urwen, eine schöne Frau mit langen, haselnussbraunem Haar, schüttelte den Kopf und eilte ihrem Gemahl nach. Die Stille, die den Saal erfüllt hatte, wurde von Erestor unterbrochen, der noch etwas verdutzt rief: "Ich denke, das Essen ist jetzt serviert."
 

Sofort begaben sich alle zu Tisch, und Legolas setzte zwischen Elrond und Elladan, der rechts von ihm saß.
 

"Warum hat dieser ... Amdirion all diese Dinge gesagt?", fragte der Junge kläglich und blickte Elronds Ältesten an. Dieser zuckte mit den Schultern.
 

"Hör nicht auf ihn", antwortete er, während er sich etwas von den Kartoffeln auftat. "Er hatte es nicht immer leicht."
 

"Das gibt ihm noch nicht den Grund, so etwas zu sagen." Es schien Legolas sehr mitzunehmen. Endlich griff auch Elrond ein.
 

"Amdirion weiß nicht, was er spricht. Und du solltest daran keinen Gedanken mehr verschwenden. Tauron hat sich nicht von dir und deinem Volk abgewandt, wo ihr ihm doch als dem Herrn der Wälder den meisten Tribut zollt. Vielleicht wendet sich alles zum Guten, selbst der Weiseste kann das nicht sagen. Und nun sag mir, was hast du heute gemacht?"
 

Etwas beruhigt konnte der Prinz nun auch die hervorragend zubereiteten Speisen, vor allem das Fleisch, genießen und erzählte dem Halbelben von seinem Ausflug in die Wälder. Für die Zwillinge gab es allseits großes Lob, da es sich herumgesprochen hatte, dass sie für das Wild verantwortlich gewesen waren. Elrond beugte sich zu Elrohir hinüber, der gerade an seinem Weinkelch nippte.
 

"Was wollte Gaearon von euch beiden?", wollte er wissen.
 

"Das gleiche wie sein Vater", flüsterte der jüngere Zwilling zurück. "Er konnte es nicht verstehen und wollte uns die Augen öffnen', wie er sagte. Er ist ein Idiot."
 

Das weitere Essen verlief in guter Unterhaltung; einige Elben hatten begonnen, auf Harfen und Flöten zu musizieren und es herrschte lustige Stimmung. Glorfindel unterhielt sich nach dem Essen mit den Zwillingen, was nicht ohne zeitweiliges Gelächter vonstatten ging, und Elrond war mit Erestor und den meisten anderen Gästen (die allesamt hohe Ränge bekleideten) in eine anregende Diskussion vertieft.
 

Legolas lauschte den Zwillingen und seinem Retter, doch spürte er langsam, dass er müde wurde. Unauffällig versuchte er, zu gähnen; doch Glorfindel entging es nicht. Und so bot sich der Krieger an, den Prinzen zu Bett zu bringen, da Elrond gerade seine Söhne in seine "äußerst spannenden Gespräche" miteingebunden hatte.
 

Der Junge war dafür äußerst dankbar, er wünschte Elrond, den Brüdern und den Gästen eine gute Nacht, wie es sich gehörte, und verließ mit Glorfindel den Saal.
 

In seinen Gemächern angekommen erkannte er, dass man in seinem Kamin ebenfalls ein Feuer entfacht hatte, um die kühle Nacht nicht hereinzulassen. Schon wollte Glorfindel sich verabschieden, als er sah, wie Legolas fasziniert die tanzenden Flammen betrachtete.
 

"Ihr ... ihr verbrennt ja Holz", meinte er nach einer Weile mit einem Hauch von Entsetzen in der Stimme und blickte seinen Begleiter an, dieser konnte nicht anders, als verwirrt auszusehen.
 

"Ja ... Womit macht ihr denn Feuer?"
 

Der Prinz setzte sich auf sein Bett und erklärte: "Holz verwenden wir nur für die Lagerfeuer. Und selbst da ist es nur zu Boden gefallenes Reisig oder kranke Äste und Zweige. Niemals würden wir gesunde Bäume dafür fällen. Dazu sind sie viel zu wertvoll, ja beinahe schon heilig für mein Volk."
 

"Und ... womit beheizt ihr dann die Kamine?"
 

"Die Soldaten meines Vaters bringen immer große, flache Steine vom Waldfluss mit", erzählte Legolas, und er erinnerte sich an die Elben, die mit eben jenen Steinen von Kamin zu Kamin gerannt waren, um in den kalten Wintern Wärme zu verbreiten. "Es braucht nur ein wenig zerriebenes Feuerkraut, das man darüber streut, und Tauron schenkt uns Feuer."
 

Dieser Satz verwirrte den älteren jetzt vollends und er starrte den Jungen an, der aussah, als hätte er eben das Natürlichste erzählt, was es geben konnte.
 

"Tauron? Einer der Valar bringt für euch die Steine zum Brennen, damit ihr keinen seiner Bäume fällen müsst?"
 

Legolas nickte mit todernster Miene. Glorfindel atmete überrascht aus. Dies musste er bei der nächsten Gelegenheit den Zwillingen erzählen. Der Kleine steckte voller Geheimnisse, die er aus seiner Vergangenheit mitgebracht hatte, als einer der Sindar, die doch so anders waren als die Noldor. Oder ... waren sie gar nicht so verschieden?
 

Über diese Frage nachgrübelnd verabschiedete sich Glorfindel und ließ Legolas allein zurück, der seine Festtagstunika aus- und eine Schlaftunika anzog. Zufrieden kuschelte er sich in sein Bett und blies die Kerze aus, die brennend auf seinem Nachttisch gestanden hatte.
 

Hier ist alles anders, schoss es ihm durch den Kopf und er drehte sich auf den Rücken. Von draußen schienen Elbereths Sterne herein und malten Muster wie Diamanten an die Wand. Unwillkürlich musste er lächeln. Mit welch einfachen Dingen seine Freunde hier doch zu beeindrucken waren ...
 

Und mit diesem glückseligen Lächeln auf den Lippen und der Gewissheit, dass er nicht mehr alleine war, sondern beschützt wurde, schlief er sofort ein.

Die Vision des Kronprinzen-Mi i bâr

So verging die Zeit, der Frühling kam und ging; und jedes Jahr brachte er eine wahre Pracht an Blüten und Pflanzen über die Lande. Die Wälder rund um Imladris begannen zu blühen und zu gedeihen, schüttelten ihre Starre ab, die der Winter ihnen beigebracht hatte und streckten sich dem Glanz der frühen Sonne entgegen.
 

Beinahe nahtlos ging Ethuil, wie es die Elben nannten, in den Laer, den Sommer über. Die Tage wurden länger und wärmer, Früchte reiften auf den Bäumen heran und die Wasser des Bruinen plätscherten verlockend für jene, die es nach einem kühlen Bad an einem heißen Tag sehnte. Die Luft war erfüllt von dem Geruch des Grases und die Welt glitzerte in den Strahlen des Lichtes.
 

Doch auch diese Zeit ging irgendwann vorbei, die Blätter begannen sich, bunt zu verfärben, in den schönsten Farben zierten sie nun die Bäume. Der Iavas, der Herbst hatte begonnen, und der Wind wehte und rüttelte immer öfter an den Mänteln, begleitet von sanftem Regen, der seine Tropfen auf die Erde fallen ließ. Es wurde Zeit, den Winter zu erwarten, der dann ja auch kam, und eine dünne Schneedecke bedeckte den Boden. Draußen wurde es kalt, doch drinnen hatte man die Kamine angeheizt, so dass die Kälte nicht Überhand gewann. So ging man seinem Tagewerk nach, abends jedoch saßen die Elben Bruchtals an ihren Kaminen beisammen; sangen oder erzählten Geschichten, voller Sehnsucht den wiederkehrenden Frühling erwartend, denn dem waren sie mehr zugetan als Rhîw, dem Winter.
 

In diesem Wechsel der Jahreszeiten vergingen also die Jahre, für manche zogen sie schnell und unbeschwert vorbei, denn sie waren glücklich. Für andere jedoch bedeuteten sie eine Ewigkeit, deren Unendlichkeit sie nicht zu ertragen vermochten.
 

Fünfhundert Sommer lang, ein Atemzug in dem Leben eines Elben; seit Glorfindel den kleinen Prinzen gefunden hatte, war nichts geschehen. Jedenfalls glaubten dies die meisten.

Als der Frühling wieder ins Land kam und die ersten Knospen blühten, spürten die Elben, dass etwas anders geworden war, und doch konnten sie es sich nicht erklären, konnten es nicht wissen.
 

Denn eine Macht, bislang verborgen, begann sich zu nun regen, ein Zorn, Hand in Hand mit Trauer, wie er stärker nicht sein konnte. Zu eben dieser Zeit begannen die Féanturi, die Herren der Geister, Thranduilion grausame Träume zu senden, welche ihn sinnend machten; sinnend auf etwas, das bald noch größere Klagen und Trauer über Bruchtal kommen lassen würde ...
 

~*~
 

"Das darf doch nicht wahr sein!"
 

Elladans Fluchen (das sich für einen Elben seines Standes sicherlich nicht gehörte) war über den gesamten Platz zu hören, als er sich grummelnd von dem grasbewachsenen Boden wieder aufrappelte und sein Schwert aufhob, dass weit entfernt lag. Sein Bruder Elrohir saß etwas abseits im Gras, einen langen Halm im Mund, und beobachtete die Kämpfer. Er selbst hatte den Boden schon oft genug zu spüren bekommen, während Elladan nur gegrinst hatte. Dies war nun die Vergeltung dafür. Versonnen blickte der jüngere Zwilling in den blauen Himmel. Es war eben Vorsicht geboten, sollte jemand Legolas zu einem Kampf, wenn auch nur zur Übung, herausfordern.

Der Prinz begutachtete inzwischen sein Schwert mit unschuldiger Miene, ganz so, als habe er gerade eine Rast gemacht, anstatt Elladan über den Übungsplatz zu jagen wie einen Anfänger.
 

"Schon das fünfte Mal heute!", schimpfte dieser gerade und fiel neben seinem Bruder ins weiche Gras. "Unsereins würde ja denken: Der ist um vieles jünger als du, hat weniger Kampferfahrung, damit wirst du schon fertig. Falsch gedacht! Unsereins hat noch nie gegen ihn gekämpft!"
 

Er zeigte auf Legolas, der sich lächelnd zu ihnen gesellte. Seine strahlenden, blauen Augen blitzten belustigt und er legte seinem Ziehbruder eine Hand auf die Schulter.
 

"Verzeih mir, Elladan, muindor nîn. Das nächste Mal, das verspreche ich dir, werde ich vorsichtiger sein."
 

"Wollen wir hoffen", murmelte dieser finster und rieb sich seine schmerzende Schulter. "Wir - besser gesagt, Vater - hätte ihm niemals den näheren Umgang mit dem Schwert beibringen sollen", meinte er an Elrohir gewandt, der darauf nur mit den Schultern zuckte. Er selbst fand es beeindruckend und unglaublich, den hellhaarigen Elben, den man, wäre er ein Mensch, nicht älter als zwanzig einschätzen würde, kämpfen zu sehen. Sein Arm schien mit dem Schwert ganz zu verschmelzen, die Bewegungen waren so schnell, dass selbst sie als Elben mühe hatten, sie zu verfolgen, von der Präzision seiner Schläge ganz zu schweigen. Er konnte austeilen und einstecken, denn die Zwillinge und auch alle anderen Gegner, die es mit ihm aufgenommen hatten, waren unerbittlich und ausdauernd, mit der Zeit unterlagen sie aber alle seiner Schnelligkeit. Und doch waren all diese unglaublichen Tatsachen nichts gegen sein Geschick mit dem Bogen. Jeder in Bruchtal war sich sicher, noch nie jemanden so mit dieser Waffe umgehen gesehen zu haben.
 

Auf ihren unzähligen Ausflügen, manchmal auch Jagden, hatten die Zwillinge festgestellt, dass Legolas schärfere Augen und Ohren als sie beide besaßen, und diese überirdischen Sinne konnten für sein Ziel nur tödlich enden. Der Prinz traf mit der Sehkraft eines Adlers (und selbst das wurde ihm bei weitem nicht gerecht) und dem Gehör einer Raubkatze immer das, was er ins Auge gefasst hatte; ob nahe, ob fern, Tag oder Nacht. Viele konnten nicht einmal wirklich sehen, wenn er einen Pfeil auflegte, denn es ging so schnell vonstatten, dass normale Augen dem nicht folgen konnten.

Elrond und seine Söhne kamen kopfschüttelnd nur zu der Erkenntnis, dass er es wohl von seinem Vater und dessen Lehren haben konnte.
 

Das Äußere war dem Thranduils mittlerweile dermaßen ähnlich, dass man sie als Brüder hätte darstellen können. Die gleiche Eleganz, Freundlichkeit und Königlichkeit sprach von seinen feinen, makellosen Zügen; unterstrichen von dem sanften Glitzern seiner Augen, die ihm wohl seine Mutter Ithilwen hinterlassen hatte.
 

Mittlerweile wusste jeder in Imladris, was ihm widerfahren war, doch niemand wagte es, in seiner Anwesenheit darüber zu sprechen, außer Elrond. Selbst Elladan und Elrohir wollten ihm nicht Anlass zur Trauer geben, die er über seinem neuen Leben einigermaßen hatte vergessen können. Und sie waren froh darüber. Der Prinz erfreute sich außerordentlicher Beliebtheit, was vor allem seinem Wesen zuzuschreiben war, freundlich, aufgeschlossen und feinfühlig wie er war. Dennoch harrte in ihm der Trieb, das, was er begonnen hatte, zu Ende zu bringen, und der Herr von Imladris hatte dies staunend erlebt, als er ihn in seinem Wissen unterrichtet hatte. Legolas hatte die Bücher über die Altvordere Zeit, die Silmaril, die Valar, die Völker Mittelerdes und Amans, förmlich verschlungen, bestrebt darauf, immer neue Dinge zu erfahren, denn er wusste, dass er diese in seines Vaters Palast nie gelernt hätte.
 

So lag er also da, im grünen Gras und sah mit nachdenklichem Blick in den Himmel; ein großer, schlanker und doch stark anmutender Elb mit seidigem, hellem Haar, in das der traditionelle Zopf eines Kriegers seines Volkes eingeflochten war. Von Herrn Elrond wie ein Sohn angenommen und aufgezogen lebte er hier in Bruchtal, so fern von seiner Heimat, die er nie vergessen hatte. Nie vergessen konnte.
 

Das Juwel um seinen Hals, das er niemals abnahm, lag kühl auf seiner erhitzten Haut und er schwieg. Obwohl es ihm hier an nichts fehlte, er in Elladan und Elrohir Freunde fürs Leben, ja sogar so etwas wie Brüder und in Elrond einen Mentor, Lehrmeister und zweiten Vater gefunden hatte, überkamen ihn jedoch immer wieder dunkle Gedanken und trieben ihn beinahe in die Verzweiflung. Etwas sagte ihm, dass es noch nicht zu Ende war ...
 

"Bei Eru, du wärst selbst deinem Vater eine schöne Konkurrenz", mutmaßte Elladan in diesem Augenblick zwinkernd und steckte sein Schwert zurück in die Scheide, stockte aber im nächsten Moment, da er sich erst jetzt seiner Worte bewusst wurde. Legolas jedoch lächelte nur etwas traurig.
 

"Schon gut, Elladan. Vermutlich hast du Recht."
 

Mit diesen Worten stand er auf, nahm sein Schwert Acharn auf und ging mit leichten Schritten davon.
 

Acharn = Rache
 

Der ältere Zwilling, der seinen Bruder vorher noch unsicher angesehen hatte, ließ nun die Schultern hängen.
 

"Er hat immer noch damit zu kämpfen", flüsterte Elrohir und ging von seiner sitzenden Position in eine liegende über. Stumm sahen sie einander an, bis sein Zwilling etwas sagte.
 

"Natürlich hat er das. Wie würdest du dich fühlen, wenn man dir so etwas angetan hätte? Wie haben wir uns gefühlt, als Mutter in den Westen fuhr? Solche Wunden verheilen niemals, Bruder. Es stimmt mich nur traurig, dass ihm niemand helfen kann. Dass wir ihm nicht helfen können."
 

Der Jüngere nickte und starrte wieder in den Himmel, auf dem nun Wolken aufzogen. Es wurde langsam Abend und die Sonne sank gen Horizont. Nun machten auch Elronds Söhne, dass sie hinein kamen, denn beide waren hungrig von dem anstrengenden Tag, den sie draußen verbracht hatten.
 

Beim Abendessen trafen sie auch Legolas, der fröhlich mit ihnen lachte und Glorfindel ärgerte, der nicht minder stänkernd auf der anderen Seite des Tisches neben Erestor saß. Der oberste Berater Elronds nahm dies alles leicht stirnrunzelnd zur Kenntnis. Vor ihm als ehemaligen Lehrer hatten die Brüder viel zu viel Respekt, als dass sie ihn in ihre Späße mit eingebunden hätten, und damit war er zufrieden.
 

"Was ist, Legolas? Gaearon feiert seinen Jahrestag, und er hat uns eingeladen. Kommst du mit?"
 

Gaearon. Legolas kannte diesen Elben sehr gut. Der Sohn Amdirions hatte, im Gegensatz zu seinem Vater, letztendlich eingesehen, dass der Prinz weder Tod noch Leiden über Bruchtal bringen würde und eine gute Freundschaft aufgebaut, soweit es Amdirion durchgehen ließ.
 

Trotz allem hatte er ein schlechtes Gefühl bei dieser Sache, und er antwortete: "Ich glaube nicht, Elrohir. Du weißt, was sein Vater über mich denkt."
 

"Jetzt hör aber auf!", mischte sich erstaunlicherweise Glorfindel in dieses Gespräch ein. "Amdirion rennt mit geschlossenen Augen herum und sieht nicht, was wirklich ist. Wer du wirklich bist. Auf ihn darfst du nicht hören. Du bist wie Elladan und Elrohir mit Gaearon befreundet, stimmt's?"
 

Legolas nickte zögernd.
 

"Und du willst doch nicht, dass er enttäuscht ist, wenn du nicht einmal die Einladung zu seinem Jahrestag erwiderst?"
 

Wieder nickte der Prinz, und plötzlich war ihm viel entschlossener zu Mute. Amdirion war der einzige gewesen, vor dem er als Kind immer Angst gehabt hatte, und auch jetzt war ihm nie wohl, wenn er ihn sah. Seine dunklen Augen mit dem stechenden Blick gaben ihm das Gefühl, etwas Schreckliches, Minderwertiges zu sein, das nicht hierher gehörte, in diese Welt.
 

"Also. Wo liegt dann noch das Problem?", meinte der Krieger und lehnte sich zurück. "Du wirst dahin gehen, und wenn Amdirion was dagegen hat, bestellst du ihm schöne Grüße von mir und sagst ihm gehörig deine Meinung."
 

Elladan stieß seinen Bruder leicht unter dem Tisch an und warf ihm einen vielsagenden Blick zu, er wusste, dass sie beide dasselbe dachten. So hatten sie Glorfindel noch nie reden hören.
 

Also beendeten sie schnell ihr Mahl und machten sich gemeinsam auf den Weg zu Gaearon, dessen Haus nicht weit entfernt von dem Elronds stand. Die Nacht war schon längst über Bruchtal hereingebrochen und in der Dunkelheit schimmerten kleine und große Lichter wie Sterne, silbern und golden.
 

Amdirions Sohn öffnete die Tür, als sie geklopft hatten und strahlte, als er seine Gäste erkannte. Freundlich bat er sie hinein und begrüßte einen jeden von ihnen mit der elbischen Geste, vor Legolas jedoch neigte er beinahe unmerklich den Kopf und ging weiter.
 

Verwundert von dieser Geste folgte ihm der Prinz mit seinen Ziehbrüdern durch einen langen, mit Kerzen erleuchteten Gang und gelangte schließlich in einen großen Raum, in dem schon mehrere Elben ihres Alters standen und sich unterhielten.

Ein langer Tisch war an der Längsseite des Raumes aufgestellt worden und trug Platten mit Speisen und Krüge mit Wein und süßem Saft darauf.
 

Reges Grüßen hob an, als sie den Raum betreten hatten; "Sei gegrüßt, Elladan!", "Legolas, schön dich zu sehen!" oder "Elrohir, mae govannen!" hörte man von überall her.
 

Legolas hob die Hand zum Gruß und winkte leicht einigen jungen Männern zu, die ihn gegrüßt hatten, er erkannte Celegîl, sowie die Brüder Faron und Falathar, die mit ihren Weinkelchen herüberdeuteten, dass er sich zu ihnen gesellen sollte, was er auch so gleich tat.
 

"Na, Legolas?", meinte Falathar und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. "Ich habe gehört, du hast Elladan und Elrohir heute wieder gewaltig das Fürchten gelehrt." Der Schalk blitzte aus seinen hellen Augen und er grinste.
 

"So schlimm war es nun doch nicht", wehrte der Prinz lachend ab und nahm einen Kelch voll mit Wein von Elrohir entgegen, der zu ihnen gekommen war.
 

"In der Tat", bekräftigte der und stürzte den Großteil seines Weines hinunter. "Bei mir jedenfalls hat er Gnade walten lassen, anderweitig müsst ihr mein Bruderherz fragen." Er zwinkerte und Elladan hob drohend die Hand, da er genau gehört hatte, was gesprochen wurde, obwohl er etwas entfernt bei Gaearons Schwester Ivorwen stand und sich mit ihr unterhielt.
 

"Täuscht mich das, oder umwirbt er sie?", fragte Celegîl mit hochgezogener Augenbraue und nippte an seinem Kelch, Legolas und Elrohir zuckten unisono mit den Schultern.
 

In jenem Moment kam Elronds ältester Sohn zu ihnen herüber, ein finsteres Gesicht machend und den Weinkelch fest umklammernd.
 

"Sie hat dich abgewiesen", kam es wissend von der kleinen Gruppe, die sich ein Lachen ob des Gesichtsausdruckes verbeißen musste.
 

"Woher sollte ich denn wissen, dass sie einem Hauptmann aus Lothlórien versprochen ist?", murmelte der ältere Zwilling und leerte seinen Kelch in einem Zug. Sein Bruder klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter.
 

"Mach dir nichts draus, du findest schon noch eine Frau ... Wir sollten außerdem Gaearon unser Geschenk geben, nicht dass wir es wieder mit nach Hause nehmen."
 

Dies war ein gelungener Versuch, Elronds Ältesten auf andere Gedanken zu bringen, fand Legolas, und gemeinsam mit den beiden ging er zu Gaearon hinüber, der sich gerade selbst nachschenkte.
 

"Alles Gute zum Jahrestag!", sagte Elrohir beschwingt und überreichte dem überraschten Elben ein etwa zwei-Hand-breites Lederbündel, das mit einer schimmernden Schnur verschnürt war. "Von Elladan, Legolas und mir", fügte er noch hinzu und war wie die anderen gespannt, was Gaearon sagen würde.
 

Dieser öffnete lächelnd und mit geschickten Fingern das Bündel und staunte nicht schlecht, als ein schimmernder, kleiner Dolch zum Vorschein kam, der das Licht der Kerzen in seiner Klinge widerspiegelte. Der Schaft war mit festem, schwarzem Leder umfasst worden und lag gut in der Hand, die Klinge war bis oben hin an der Breitseite reich mit elbischen Schriftzeichen verziert worden. Gaearon war sich sicher, dass er noch nie so eine schöne Waffe besessen hatte.
 

"Das - das ist einfach - unglaublich", stammelte er und sah die drei Söhne Elronds mit großen Augen an. "Woher habt ihr das?"
 

Elladan setzte eine unschuldige Miene auf und antwortete mit gleichgültiger Stimme: "Ach, weißt du, der Schmied schuldete uns einen Gefallen ..."
 

Der Gastgeber umarmte alle drei der Reihe nach und kam aus seinem glückseligen Lächeln gar nicht mehr heraus. Er hatte immer die prachtvollen Waffen der Zwillinge bestaunt, und jetzt besaß er selbst eine.
 

"Ich danke euch, Elladan, Elrohir und Legolas. Ein schöneres Geschenk hättet ihr mir nicht machen können!"
 

Plötzlich drang eine scharfe, tiefe Stimme an ihre Ohren, und die Anwesenden fuhren herum.
 

"Kein schöneres Geschenk, mein Sohn? Ist Turucáno dir nicht schön genug?"
 

Amdirion hatte den Raum betreten, mit finsterer Miene und mit vor der Brust verschränkten Armen stand er da und musterte die Brüder und Legolas. Es wurde totenstill, denn alle wussten, wie es um die Beziehung des Prinzen des Düsterwaldes und des Beraters Elronds stand, und was nun kommen würde.
 

Der Junge schluckte, doch er nickte eilig. "Wie kommst du darauf, Vater? Das Pferd ist wunderschön!" Selbst er verstand seinen Vater nun nicht mehr. Was missfiel ihm so an Legolas?
 

Amdirion war inzwischen näher gekommen und ging beinahe lauernd in weiten Kreisen um die drei "Brüder" herum, die eng beisammen standen. Die Zwillinge sahen ihn finster an und hatten die Hände zu Fäusten geballt. Egal was er sagen würde, sie würden Legolas verteidigen. In dessen Gesicht jedoch zeigte sich keine Regung von Wut oder Zorn, seine blauen Augen blickten ruhig gerade aus, doch seine etwas fester aufeinander gepressten Lippen verrieten ihn.
 

Der Berater war ihm nun ganz nahe, ein spöttisches Grinsen huschte über sein Gesicht und er fuhr fort: "Was könnte ein Prinz im Exil, Sohn eines unfähigen Königs, Herr eines unwissenden Volkes, das dem Feind ein ganzes Königreich auf dem Servierteller präsentiert hat, einem Sohn Amdirions schon schenken?"
 

Man konnte förmlich hören, wie jeder der Anwesenden die Luft vor Schreck anhielt, manche warfen sich entsetzte Blicke zu, das eben Gesagte noch einmal in ihren Köpfen wiederholend. Jetzt hatte Amdirion die Grenze überschritten, das wussten sie, und sie waren gespannt darauf, wie Legolas reagieren würde.
 

Der machte sich inzwischen keine Mühe mehr, seinen Zorn zu verbergen, seine Lippen bebten und aus seinen blitzenden Augen sprühte reine Wut. Die beruhigenden Worte Elladans drangen nur spärlich zu seinen Gedanken durch, und bevor noch einer der Zwillinge etwas sagen, geschweige denn tun konnte, fand sich Amdirion auf dem Boden wieder, mit Legolas' Knien auf seiner Brust, und rang nach Atem. Es war so schnell gegangen, dass keiner wirklich gesehen hatte, was geschehen war; doch sie sahen wohl wie Elronds Söhne ihren Ziehbruder von dem Berater herunter zerrten, da er ihm eine erneute Lektion hatte erteilen wollen.
 

"So sprichst du nicht noch einmal von meinem Volk!", zischte er und rückte seine Tunika wieder zurecht, während die Zwillinge es noch immer für das beste hielten, ihn festzuhalten.
 

Wütend rappelte Amdirion sich auf, Gaearon stand währenddessen zwischen den beiden Fronten, den Dolch noch immer in der Hand, und wusste für den Moment nicht, wem er in seiner Tat Recht geben sollte.
 

Schwer atmend schüttelte Legolas Elrohirs Hände von seinen Schultern ab und straffte seinen Oberkörper, bevor er ganz nahe an seinen Gegner herantrat, der sich in dem Moment des Schrecks nicht zu rühren wagte.
 

"Eines verspreche ich dir, Amdirion, Sohn des Meneldor. Dein Sohn wird eines Tages an meiner Tafel sitzen, von meiner Verwandten Wein trinken und die Wunder meines Reiches sehen. Auch wenn ich sterben muss, um dies zu erreichen; ich würde es lieber tun, als dir noch einmal Gehör zu schenken!"
 

Dies hatte gesessen, nun waren die jungen Elben im Raum sprachlos vor Erstaunen, und selbst Amdirion sprach die Verwunderung aus den Augen.
 

"Glorfindel sollte nächstes Mal aufpassen, was er sagt", flüsterte Elladan besorgt seinem Bruder zu, doch der erwiderte nur: "Es war gut, dass er es gesagt hat. Amdirion ist diesmal zu weit gegangen, viel zu weit. Ich will nicht wissen, was ihn erwartet, wenn Vater das erfährt"
 

Weiter in ihrem Gespräch kamen sie nicht, denn der Prinz hatte sich umgewandt und wollte gehen. Kurz wandte er sich noch Gaearon zu, neigte kurz den Kopf und sagte leise: "Es tut mir leid, mellon nîn. Ich wollte dir dieses schöne Fest nicht verderben. Aber ich danke dir trotzdem, dass du mich eingeladen hast."
 

Nach diesen Worten war er auch schon verschwunden, und die verwirrten Blicke aller Anwesenden folgten ihm. Gaearons Vater stand noch immer starr wie eine Statue mitten im Raum, die Hände zu Fäusten geballt, und langsam kam wieder Regung in sein Gesicht, und es verdunkelte sich.
 

"Dieser ungehobelte Königssohn wagt es doch tatsächlich ... das wird ein Nachspiel haben, das schwöre ich."
 

"Pass lieber auf, was du sagst!", entfuhr es Elrohir mit einem Mal, wofür er sich sofort einen Stoß seines Bruders einhandelte. Amdirion wandte sich beinahe rasend zu den Zwillingen um und durchbohrte sie mit seinen Blicken.
 

"Ihr beide, und euer Vater, ihr seid alle blind! Wie sagt man doch so schön, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Verlasst jetzt sofort mein Haus, ich will euch nie wieder hier sehen!"
 

"Vater -", mischte sich nun auch Gaearon ein, doch der Angesprochene brachte ihn mit erhobener Hand zum Schweigen.
 

"So sprichst du nicht mit uns!", sah sich Elladan genötigt, seinen Bruder zu verteidigen, doch der zog ihn nur weg und zum Türbogen. "Komm schon, es hat keinen Sinn ... Er wird es nie lernen ..."
 

Noch bevor Amdirion diese Worte verarbeitet hatte, waren die Brüder auch schon eilends aus dem Haus geflüchtet und zu ihrem gehastet.
 

"Toll gemacht, Elrohir", murrte Elladan, als sie die langen Gänge zu ihren Gemächern entlanggingen. Sein Bruder hob abwehrend die Hände.
 

"Es tut mir leid, ist ja gut! Aber jeder Schlag, den er gegen Legolas austeilt, ist auch wie ein Schlag für mich. Und für dich auch, das weiß ich. Er ist zu weit gegangen. Und wer weiß, wie weit er noch gegangen wäre!"
 

Resignierend nickte der Ältere und antwortete leise, um niemanden im bereits stillen Haus aufzuwecken: "Glaubst du, wir sollten noch nach ihm sehen?"
 

Elrohir schüttelte den Kopf. "Nein, Elladan. Du hast schon gesagt, wir können ihm nicht helfen. Ich denke, es ist besser, wenn wir ihn bis morgen alleine lassen."
 

So begaben sich die Brüder in ihre jeweiligen, nebeneinander liegenden Gemächer, und ein jeder von ihnen lag noch lange wach, starrte an die Decke, und dachte nach ... Keinem wollte der Satz aus dem Kopf gehen, der sie am meisten besorgt und erschreckt hatte.
 

Auch wenn ich sterben muss, um dies zu erreichen; ich würde es lieber tun ...
 

~*~
 

Legolas ließ sich auf sein Bett fallen, nachdem er die Tür etwas härter als beabsichtigt zugeschlagen, sich seiner Tageskleider entledigt und seiner Tunika für die Nacht bemächtigt hatte.
 

Sein Atem war schnell und tief, und seine Hände ballten die Bettdecke fest zusammen, während er verbissen an die Decke starrte. Es war dunkel in seinen Gemächern, nur durch den Türbogen zu seinem Balkon schimmerten sanft silbrige Lichter herein und malten Muster an die Wände und Möbel, begleitet von dem leisen Zirpen der Grillen und den Geräuschen der Nacht.
 

Langsam begann sein Zorn zu verrauchen, zurück blieb nur unendliche Verzweiflung. Sohn eines unfähigen Königs hatte Amdirion ihn genannt. Wütend schlug er mit der Faust auf sein Bett. Sein Vater war nicht unfähig gewesen, er war der freundlichste, klügste, stärkste und schönste Elb gewesen, den er gekannt hatte. Zu ihm hatte er immer aufgesehen, wollte so stark und geschickt sein wie er, so fürsorglich für das Volk und weise in seinen Entscheidungen. Und nun ... Sollte dies alles vorbei sein?
 

Diese Erkenntnis trieb ihm die Tränen in die Augen. Dieser verdammte maegthîr hieb mit aller Kraft in jene tiefen Wunden in seiner Seele, die er so verzweifelt versucht hatte, zu schließen.
 

Mit einem Mal war es, als überfluteten ihn die Erinnerungen jenes Tages, die Schatten seiner Vergangenheit, und er kauerte sich auf seinem Bett zusammen, leicht zitternd, die Hand fest um das Juwel um seinen Hals geklammert.
 

"Warum tut ihr mir das an?", flüsterte er mit erstickter Stimme, selbst nicht genau wissend, wer "ihr" sein sollte, die Valar oder die Menschen, die ihm alles genommen hatten, was er liebte. Seinen Vater, und Fáhir; beide hatten sie höchstwahrscheinlich getötet. Und er hatte gedacht, er hätte es überwunden, es akzeptiert. In jenem einsamen Moment wurde ihm klar, dass es nicht so war.
 

So schloss er, noch immer zitternd, seine Augen, ungewöhnlich, da er normalerweise mit offenen Augen schlief, versuchte, seinen aufgebrachten Herzschlag zu beruhigen, und glitt langsam hinüber in die Welt der Träume.
 

Und was ihn die Féanturi dort erblicken ließen, verstärkte seinen Seelenschmerz, seine Trauer, aber auch seinen Wunsch nach Vergeltung.
 

~
 

Der Geruch von Wald stieg ihm in die Nase, und er sog ihn begierig ein, öffnete blinzelnd die Augen. Um ihn herum war es dämmrig, er erkannte die dunklen Umrisse von Bäumen und einen schmalen Pfad, der ihm irgendwie bekannt vorkam ...
 

Sofort war er auf den Beinen, und es war, als trüge ihn eine unsichtbare Kraft vorwärts, seine Sicht war seltsam unscharf, zwar konnte er noch alles genau erkennen, doch waren die Konturen leicht verwischt. Er trat zwischen den Bäumen hervor und stockte in seinem Schritt, die Augen vor Entsetzen weit aufgerissen.
 

Vor ihm erhob sich seine Heimatstadt, doch kein Strahlen erhellte die Häuser und grünen Straßen, stattdessen türmten sich finstere Wolken am Himmel, und die Behausungen schienen kalt und verlassen. Eilig lief er weiter hinein Richtung Hauptplatz, und seinen Weg kreuzte so mancher Trümmerhaufen, der wohl einmal ein flett oder eine Hauswand gewesen war. Sein Herz wurde schwer bei diesem Anblick und er setzte seinen Weg fort, immer schneller werdend.
 

Als er jedoch den einst grünenden, blühenden Hauptplatz erreichte, wünschte er sich, er hätte dies nie gesehen.
 

Menschen tummelten sich in Scharen und unterhielten sich in einer Sprache, die ihm gänzlich unbekannt war. Manche standen auf den Balkonen von Häusern, die einst Elben gehört hatten, die er kannte; und er wäre sofort weitergegangen, wenn nicht jemand durch ihn hindurchgestolpert wäre.
 

Legolas erschrak fürchterlich und wich zurück, doch dann wurde ihm bewusst, dass dies alles nur ein Traum war. Niemand hier konnte ihn sehen oder spüren, für sie war er allem Anschein nach nur ein Geist, der ihnen bei ihrer Arbeit zusah. Der Elb, der gestolpert und vor Erschöpfung zu Boden gegangen war, wurde sofort brutal von einer Menschenwache wieder emporgerissen.
 

"Los, mach schon! Oder willst du die Peitsche zu spüren kriegen?"
 

Abwehrend hob der Elb die Hände und hievte den schweren Leinensack, den er verloren hatte, wieder zurück auf seine Schultern. Schwer keuchend taumelte er weiter, zu anderen, die dabei waren, eine Hauswand aufzuziehen, und deren Stöhnen vor Schmerz und Müdigkeit ließ den Prinz schaudern. Ihn durchströmte entsetzliche Verzweiflung, als er sah, dass sein Volk hier an diesem Ort solche Arbeit verrichten musste. Offensichtlich waren sie versklavt oder als Arbeiter zu nutze gemacht worden, und es versetzte ihm einen Stich ins Herz. Er sah, wie sein Volk litt, hörte leise Klagelieder durch die Stadt hallen, doch bevor er noch auf ihre Worte hören konnte, fand er sich plötzlich im Thronsaal wieder, dessen einstige Helligkeit nun einem unheimlichen Zwielicht gewichen war.
 

Ein Mann saß auf dem Thron, hämisch lächelnd, und seine Wachen machten sich gerade einen Spaß daraus, einen seines Volkes zu Boden zu schlagen. Erst als er näher herantrat, wurde ihm bewusst, dass er diesen Jemand kannte, und seine Knie drohten nachzugeben.
 

Sein Vater war es, den sie da auf dem Boden traten, ungeachtet dessen, dass sich dort bereits eine kleine Blutlache ausgebreitet hatte. Legolas verspürte plötzlich rasenden Zorn, er konnte nicht zulassen, dass sie seinem Vater so etwas antaten, doch seine Schläge gingen ins Leere, denn es war nur ein Traum, in dem er sich befand. So konnte er nur mit ansehen, wie Thranduil gequält und gefoltert wurde.
 

"Du wirst es nie lernen!", dröhnte der Anführer der Menschen von seinem Thron herunter. "Schön langsam dürftest du die Strafe für Ungehorsam kennen. Manchmal frage ich mich wirklich, ob du es drauf anlegst, deinem Sohn nachzufolgen!"
 

Der junge Prinz erschrak, und in dem Moment hob sein Vater schwach den blutüberströmten Kopf und blickte aus müden Augen in seine Richtung, doch Legolas war sich nicht sicher, ob er ihn sehen konnte. Dann, plötzlich, durchschnitt ein qualvoller Aufschrei die Stille des Saales, Thranduil hatte einen Arm ausgestreckt, starrte seinen Sohn mit entsetzensweiten, verzweifelten Augen an, und sein flehender Schrei verhallte in den Weiten des Traumes.
 

"Hilf mir, Legolas!!!!!"
 

Besinnungslos sackte der König schließlich zusammen, Legolas wollte zu ihm eilen, doch er spürte, wie sich um seinen Hals etwas löste, er griff nach der Kette, doch sie fiel schnell gen Boden; er versuchte, sie im Fall zu erhaschen, doch es half nichts. Das Juwel prallte klirrend auf dem Boden auf und zersplitterte in tausende Teile ...
 

"Neeeeeeeeeiiiiiiiiin!!!"
 

~
 

"Neeeeeeeeeiiiiiiiiiiin!!!"
 

Mit einem Ruck hatte Legolas sich aufgesetzt, seine Tunika klebte schweißnass an seinem starken Körper, und er zitterte heftig, seine Lippen bebten und er schmeckte den salzigen Geschmack von Tränen.
 

Hastig tastete er nach dem Juwel, stellte jedoch zu seiner endlosen Erleichterung fest, dass es noch da und unbeschädigt war.
 

Heftig atmend wischte er sich mit einem Ärmel den Schweiß von der Stirn und grub seine Finger in das lange Haar, stützte den Kopf auf seine angezogenen Knie und verbarg sein tränennasses Gesicht hinter einem seidenen Vorhang aus hellen Haarsträhnen. Nur das Beben seiner Schultern verriet, dass er sich all seine Verzweiflung von der Seele weinte. Es war so schrecklich gewesen, was er gesehen hatte; was mit seinem Volk geschehen war ...
 

Verstohlen wischte er sich die Tränen aus den Augen, als ob er fürchtete, jemand könnte seine Schwäche sehen, dann stand er auf und ging hinaus auf seinen ausladenden Balkon, wobei er zusehen musste, dass seine Knie nicht nachgaben.
 

Erschöpft lehnte er sich auf das schmiedeiserne Geländer und starrte in die Ferne. Bruchtal lag da in Dunkelheit, nur hier und da schimmerten noch silberne und goldene Lichter in der Nacht. Am Horizont konnte man bereits einen kleinen, blassen hellen Streifen erkennen, es würde bald Morgen werden. Eine kühle Brise umschmeichelte sein schönes Gesicht und spielte mit seinen offenen Haaren, während er nur dastand und nachdachte.
 

War es nur ein Traum gewesen ... oder eine brutale Vision der Wirklichkeit? Passierte es jetzt gerade, oder war es in all den vergangenen Jahren geschehen?
 

Fragen, für deren Beantwortung er nur einen Weg in Erwägung zog.
 

So kam es also, dass in dieser lauen Frühlingsnacht Legolas Thranduilion einen folgenschweren Entschluss fasste, der ihn vielleicht sein Leben kosten würde ...
 

~*~
 

Elladan erwachte so plötzlich, als hätte ihm jemand ins Gesicht geschlagen. Mit einer blitzschnellen Bewegung saß er aufrecht in seinem Bett, und ein ungutes Gefühl hatte sich in seinem Körper breit gemacht.
 

Ein Blick nach draußen hin sagte ihm, dass es gerade begann, zu dämmern; noch immer war alles still.
 

Der Elb seufzte, schüttelte sich kurz, um dieses Gefühl loszuwerden und legte sich wieder hin; doch gerade, als er weiterschlafen wollte, riss ihn das leise, unterdrückte Wiehern eines Pferdes wieder hoch.
 

Nun hatte er endgültig genug, welcher Dummkopf hatte den grandiosen Einfall gehabt, zu so früher Stunde, wenn ganz Imladris noch schlief, einen Ausflug zu unternehmen?
 

Blinzelnd und verschlafen kroch er aus dem Bett, wickelte seine Tunika fester um sich und trat hinaus auf seinen Balkon, wo er das ganze Tal überblicken konnte und die Straßen und den großen Platz nach etwas oder jemandem absuchte. Und tatsächlich sah er auch jemanden.
 

Ein großer, schlanker Mann war mit eiligen Schritten auf dem Weg zu den Ställen, immer wieder nach allen Seiten spähend, ob ihn auch niemand sah. Hätte dieser Elb dunkles Haar gehabt, wäre es dem Fürstensohn egal gewesen, doch ein heller Haarschopf stach ihm in diesem Zwielicht ins Auge. Verdutzt lehnte sich Elladan weiter über das Geländer, er kannte nur zwei Männer in ganz Imladris, die helles, blondes Haar hatten. Von dem einen hielt er es für eher unwahrscheinlich, dass sich dieser frühmorgens davonschlich, dann konnte es nur noch einer sein ...
 

"Legolas ...", hauchte er entsetzt, denn jetzt schien er auch das ungute Gefühl deuten zu können. Was hatte der Prinz vor? Wollte er etwa ... verschwinden? Zurück in seine ... nein, das konnte nicht sein!
 

In höchster Eile begab sich Elladan zurück in sein Gemach, schlüpfte in seine graue Tagestunika und den dunklen Waffenrock, gegürtet mit einem Gürtel aus schwarzem, mit Silber genähtem Leder, packte sein Schwert mitsamt Scheide und band es um seine Hüfte. Während er raschen Schrittes aus dem Zimmer hastete, flocht er sich schnell einige Strähnen seines Haares zu einem Kriegerzopf auf dem Hinterkopf zusammen.
 

Lauter als er es eigentlich wollte öffnete er die Tür zu Elrohirs Zimmer, eilte an dessen Bett und rüttelte seinen Bruder wach, der, eingewickelt in seine Bettdecke, friedlich schlief.
 

"Wach auf, Elrohir! Komm schon!"
 

Verschlafen und etwas zerzaust aussehend hob der jüngere Zwilling den Kopf, blinzelte, erkannte seinen Bruder und stöhnte leise.
 

"Nenn mir - einen - triftigen Grund, warum du mich voll angezogen zu dieser Stunde weckst", brummte er nach einem Blick nach draußen und sein Kopf sank zurück in die Kissen.
 

"Ich weiß nicht, wie du es siehst, aber ich werde Legolas nicht so einfach alleine gehen lassen!"
 

"Gehen? Wieso sollte er gehen?", murmelte es unter der Bettdecke.
 

"Weil Amdirions Worte ihn offensichtlich stärker mitgenommen haben, als wir dachten. Er ist grade drauf und dran, zu verschwinden. Ich habe ihn zu den Ställen gehen sehen!"
 

Nun war auch Elrohir mit einem Mal hellwach, und er starrte seinen Zwilling an.
 

"Was sagst du da?"
 

Elladan jedoch zog ihn mit aller Kraft aus dem Bett. "Beeil dich, wir müssen ihn aufhalten, mit ihm reden, bevor es zu spät ist und er sich selbst in den Tod schickt!"
 

In diesem Moment drang erneut lautes Wiehern von draußen herein und das Donnern von Hufen auf dem Steinboden sagte ihnen, dass jemand gerade im Galopp den Ort verließ.
 

"Verdammt!", kam es wie aus einem Munde von den Zwillingen und Elrohir machte rasch, dass er in seine Kleidung kam, während ihm sein Bruder die Waffen zusammensuchte und nacheinander reichte.
 

Wie der Blitz rannten beide schließlich durch die langen Gänge, betend, dass niemand sie sehen würde. Die kühle Morgenluft weckte ihre müden Glieder, als sie nach draußen gelangten und ihren Weg zu den Ställen fortsetzten. Beide machten sich nicht einmal mehr die Mühe, ihre Rösser zu satteln, sofort waren sie auf deren Rücken gesprungen und davongeprescht, einem weißen Schatten nach, der bereits die Wälder rund um Bruchtal erreicht hatte.
 

Sein Pferd weiter vorantreibend galoppierte Legolas auf die Bäume zu, der Wind peitschte ihm ins Gesicht, in der Ferne sah er die Sonne langsam und blutrot aufgehen. Vor dem Waldrand zügelte er sein Tempo, um das Pferd nicht zu verletzen und tauchte ein in den morgendlichen Schatten der Bäume. Das leise Trommeln von anderen Pferdehufen drang an seine geschärften Ohren, doch er ignorierte sie und ließ Alagos in schnellem Schritt vorangehen.
 

Er musste zurück in den Grünwald, er musste einfach. Sich dem Feind stellen, der ihm alles genommen hatte. In dafür büßen lassen, auch wenn es sein eigenes Leben kosten würde. Amdirion hatte Recht gehabt. Er war feige gewesen; zu feige, um mit seinem Volk zu kämpfen und zu sterben.

Seine Augen brannten erneut, beinahe trotzig wischte er mit dem Handrücken darüber und konzentrierte sich auf sein Ziel, nicht bemerkend, dass ihn zwei Reiter fast eingeholt hatten. Erst ein lauter Ruf ließ ihn sein Pferd wenden.
 

"Legolas, warte!"
 

Es waren Elladan und Elrohir, die da auf ihn zukamen, mit wehendem Haar und einem verzweifelten Ausdruck auf ihren Gesichtern.
 

Plötzlich fiel ihm auf, dass er auf den ersten Blick noch immer nicht imstande wäre, zu sagen, wer denn eigentlich wer war, und diese Erkenntnis entlockte ihm doch ein Lächeln.

Alagos machte einige Schritte vorwärts, und der Prinz unternahm keinen Versuch, ihn aufzuhalten.
 

"Bei Eru, jetzt bleib endlich stehen, du verdammter Sturkopf!"
 

Jetzt wusste er, wer von den beiden wer war. So ein Satz konnte nur von Elrohir kommen.
 

Schnaubend kamen Asgar und Lanthir vor Legolas zum Stehen, die Brüder sprangen von den Pferden und gingen langsam auf ihren Ziehbruder zu, hoffend, dass er sie anhören würde. Ihre dumpfen Schritte auf dem moosbewachsenen Waldboden waren eines der wenigen Geräusche, die man zu dieser frühen Stunde in den Wäldern vernahm.
 

"Nach gwannatha sîn?", fragte Elladan mit leiser Stimme, in der Legolas zu seiner Verwunderung einen Hauch der Enttäuschung heraushörte.
 

Nach gwannatha sîn? = Soll dies dein Gehen sein?
 

Der Prinz schwieg betreten und sah auf seine Hände, die die Zügel fest umklammerten. Für einen kurzen Moment drängte etwas in ihm, einfach davonzureiten, doch er wusste, dass dies seine Ziehbrüder noch mehr verletzen würde.
 

"Wo willst du hin, Legolas?" Elladan stellte eine erneute Frage, doch er konnte nichts erwidern; es war, als hätte seine Stimme ihm den Dienst versagt.
 

Schweigen und ein ausweichender Blick waren die Antwort. Für einen Moment war es still auf der Lichtung, auf der sie gerade verweilten. Nur leise drang das Plätschern des Bruinen an ihre Ohren, begleitet von den ersten Klängen der Vögel.
 

"Komm herunter von deinem hohen Ross", meinte der jünger Zwilling etwas ungehalten. "Es ist nicht höflich, von oben herab zu Freunden zu sprechen, weißt du?"
 

Noch immer schweigend ließ sich Legolas jedoch von Alagos' Rücken gleiten und stand schließlich vor den Zwillingen, noch immer zu Boden sehend.
 

Dann, nach einer ewig scheinenden Pause, flüsterte er endlich: "Mi i bâr."
 

Mi i bâr = In die Heimat
 

Von Elrohir kam ein lautes Seufzen, Elladan jedoch trat vorsichtig näher.
 

"Wieso, Legolas?"
 

Der Angesprochene klammerte seine Finger fest um den langen Bogen, den er sich vor einigen Jahren selbst gezimmert hatte, um das Zittern zu verbergen; doch sein Ziehbruder kannte ihn gut genug, um zu wissen, was in ihm vorging.
 

"Ich habe mich viel zu lange versteckt", sagte er endlich, doch das Zittern war auch zu seiner klaren Stimme durchgedrungen, und er schluckte verzweifelt. "Habe viel zu lange meine Augen verschlossen. Ich war zu feige, um mich meinen Feinden zu stellen. Ich hätte niemals fliehen sollen. Wäre ich Prinz meines Volkes, hätte ich an ihrer Seite gekämpft. Wäre an ihrer Seite gefallen -"
 

Diese Worte trafen Elladan tief, und er packte Legolas an den Schultern, zwang ihn so, ihm in die sturmgrauen Augen zu sehen, die nun gefährlich funkelten.
 

"Wie oft haben ich und Elrohir dir schon gesagt, dass du nicht auf Amdirion hören sollst? Du bist nicht zu feige, um dich den Haradrim zu stellen. Wärest du bei deinem Volke geblieben in der Stunde der Not, bei Eru, sie hätten dich sofort umgebracht. Aber du bist geflohen, hast das getan, was ein wahrer Prinz tun würde, und das gibt deinem Volk einen Funken Hoffnung auf Befreiung, den sie in sich tragen können. Worauf hätten sie gehofft, wenn sie gesehen hätten, dass du tot bist?"
 

Legolas zuckte mit den Schultern und schaffte es nun endlich, Elladan in die Augen zu sehen, aus denen soviel Bestimmtheit sprach, wie er es noch nie gesehen hatte.
 

"Und deshalb wirst du immer in ihren Herzen sein, egal was geschieht. Ich verstehe dich so gut, Legolas. Weiß, was du fühlst. Dein Vater, dein bester Freund ...du musstest sie gehen lassen, zusehen wie sie gefoltert wurden. Glaube mir, ich kann deine Gefühle nachvollziehen. Sie taten unserer Mutter das gleiche an, und ich schwöre dir, ich wusste keinen Ausweg. Wir wussten keinen Ausweg", fügte er mit einem Seitenblick auf Elrohir hinzu.
 

"Alleine schafft man so etwas nicht", fuhr der Jüngere fort und trat neben seinen Bruder, seine Augen waren glasig. "Du hast uns Legolas, du bist unser Freund, unser Bruder. Wir wollen nicht, dass du etwas Unüberlegtes tust, nur um dich vor Amdirion zu beweisen. Dein Vater ist nicht unfähig, muindor nîn, oh nein. Wenn ich ada so zuhöre, dann war er ein großer König. Und darauf musst du stolz sein, hörst du? Egal was die anderen sagen, du, dein Volk, ihr seid wie wir. Lass dir die Erinnerung, deine Überzeugung, von niemandem nehmen."
 

Mittlerweile rann eine Träne über Legolas' Wange, und diesmal wischte er sie nicht weg; er war zu sehr von ihren Worten gefesselt und gerührt. Vorsichtig hob er den Blick erneut und sah in Elladans Gesicht, wo er zu seiner Verwunderung ebenfalls Tränen erblickte.
 

"Wieso weinst du, Elladan? Ich will nicht, dass du traurig bist."
 

"Und doch bin ich es", antwortete der Ältere mit belegter Stimme. "Geh nicht allein, Legolas, ich flehe dich an!" Der Druck auf seiner Schulter wurde stärker, der Blick eindringlicher.
 

"Einst habe ich geschworen auf dich aufzupassen wie auf einen Bruder. Sollte -", er stockte kurz, "sollte dir etwas zustoßen, würden wir - würde ich - mir das nie verzeihen ..."
 

Getroffen von diesen Worten atmete der Prinz tief ein, eine Träne, strahlend wie ein Diamant in der aufgehenden Sonne tropfte auf seinen Waffenrock; seine Hand vermochte nicht länger, seinen Bogen zu halten. Er fiel mit einem dumpfen Geräusch auf den Waldboden, und Legolas zog Elladan in eine feste Umarmung, wobei er mit einem seiner langen Arme nach Elrohir tastete und ihn ebenfalls hinzuholte.
 

Allen dreien standen nun die Tränen in den Augen, als sie sich nach langen Momenten wieder voneinander gelöst hatten und unsicher lächelnd ansahen.
 

"Na dann wollen wir mal", meinte Elrohir und gab seiner Stimme einen aufmunternden Ton.
 

"Was - was habt ihr vor?", fragte der junge Prinz ernsthaft verwirrt. Wollten sie etwa ...
 

"Wir kommen natürlich mit dir", erklärte Elladan den Satz seines Bruders und nahm sein Pferd am Zügel. "Glaubtest du wirklich, wir würden dich alleine gehen lassen?"
 

"Nein, nicht wirklich."
 

"Worauf warten wir dann noch?", kam es von Elrohir, der bereits auf Asgar thronte wie ein König und seine Augen mit einer langen Hand beschattete.
 

"Danke ... Bruder", flüsterte Legolas Elladan zu, als auch sie auf Lanthir und Alagos steigen wollten. Elronds Sohn lächelte mit einer Miene, die wohl sagen sollte "Das ist doch selbstverständlich!" und schwang sich auf den Rücken seines Rosses.
 

Im nächsten Moment waren sie auch schon im Dickicht der Bäume verschwunden, während die Sonne langsam höher stieg, in Richtung des Grünwaldes ...
 

~*~
 

Der Abend neigte sich über Bruchtal und die Sonne sich dem Horizont entgegen. Elrond ging unruhig und mit vor der Brust verschränkten Armen in seinem Arbeitszimmer auf und ab und versuchte, die rasenden Gedanken in seinem Kopf zu ordnen.
 

Den ganzen Tag über hatte er Legolas und seine Söhne nicht gesehen; und nicht nur er, niemand konnte ihm sagen, wo sie waren, geschweige denn wo sie hingegangen waren.
 

Es bereitete ihm Sorgen, denn noch nie waren die Zwillinge weggegangen, ohne ihm ihr Ziel zu sagen. Glorfindel hatte an jenem Morgen von Gaearon erfahren, was am vorangegangenen Abend geschehen war und es sofort seinem Herrn erzählt; seitdem hatte der das ungute Gefühl, dass das Verschwinden seiner Söhne etwas damit zu tun hatte.
 

Plötzlich öffnete sich die Tür und Erestor trat ein. Er sah ziemlich ratlos aus und auf einen Blick Elronds hin schüttelte er nur den Kopf.
 

"In den Wäldern sind sie nicht, bei der Furt sind sie nicht, in Imladris sind sie nicht. Elrond, es hat keinen Sinn, sie noch weiter hier zu suchen. Schicke Reiter aus, um sie zu finden!"
 

Gerade, als der Herr von Bruchtal etwas erwidern wollte, flog die Tür auf und ein ziemlich aufgelöst aussehender Glorfindel stürmte in das Zimmer, in der Hand ein Stück Pergament, das auf einer Seite beschrieben worden war. Der Krieger musste sehr schnell gelaufen sein, denn er reichte Elrond nur seinen Fund und keuchte außer Atem: "Legolas - Gemach - Brief - gefunden ..."
 

Mit Schrecken nahm der Halbelb das Pergament entgegen und erkannte Legolas' Handschrift, die wohl in Eile etwas geschrieben hatte. Wort für Wort las er die Zeilen durch, und ihm war, als würden seine Knie nachgeben.
 

Elrond,
 

selbst wenn ich Worte dafür finden könnte, was ich fühle, so wäre ich mir nicht sicher, ob ich sie hier niederschreiben könnte.

Ich habe Bruchtal verlassen, wo ich hingegangen bin, wirst du dir wahrscheinlich denken können. Ich kann nicht länger mit dem Gedanken leben, mich mein Leben lang vor dem Feind versteckt und mein Volk im Stich gelassen zu haben.

Ich erwarte nicht, dass du mein Handeln befürwortest. Ich möchte nur, dass du weißt, dass ich dir unaussprechlich dankbar bin, für jeden Tag, den ich in Imladris verweilen durfte. Du warst wie ein Vater für mich, und kein Schatz der Welt kann dem als Belohnung dienen.

Ich werde nie vergessen, was du und deine Söhne für mich getan habt, ohne euch wäre ich nicht mehr am Leben.

In diesen Tagen kann ich selbst nicht sagen, ob ich überleben werde, doch wenn ich sterben sollte, dann ehrenvoll und mit dem Wissen, aus meinem Versteck gekommen zu sein und etwas bewirkt zu haben.
 

Mögen die Valar unsere Bitten erhören und unsere Wege eines Tages wieder zusammenführen, in Frieden.
 

In unendlicher Dankbarkeit

Legolas Thranduilion
 

Von der furchtbaren Neuigkeit überwältigt sank Elrond auf seinen Stuhl und starrte noch immer wie abwesend auf den Abschiedsbrief, als ob er ihn dadurch bewegen könnte, einen anderen Inhalt anzunehmen.
 

"So wie ich deine Söhne kenne, haben sie ihn begleitet", sprach Glorfindel in die Stille hinein, die sich über den Raum gelegt hatte.
 

Der Halbelb stützte den Kopf auf seine Hände und atmete zitternd durch. Dies war doch alles nur ein fürchterlicher Albtraum, aus dem er jeden Moment erwachen wurde, anders konnte es nicht sein. Der Brief jedoch, der unausweichlich vor ihm lag, holte ihn in die Wirklichkeit zurück.
 

"Wieso konnte ich das nicht verhindern? Wieso? Es ist meine Schuld, wenn sie -"
 

Er brach ab, die pure Vorstellung trieb ihn schon in die Verzweiflung und er starrte seine Berater an, die nicht minder bestürzt dreinsehend dastanden und nicht wussten, was sie sagen sollten.
 

"Worauf wartet ihr noch?", herrschte Elrond sie an, forscher als er es beabsichtigt hatte. "Schickt jemanden, der ihren Weg verfolgt und sie zurückbringt. Es ist noch nicht zu spät -"
 

Doch Glorfindel hob zögernd eine Hand, um anzudeuten, dass er sprechen wollte.
 

"Sieh der Wahrheit ins Gesicht, Elrond! Glaubst du, sie werden sich von einem Botschafter zur Umkehr bewegen lassen? Du kennst deine Söhne, und du kennst Legolas. Amdirion hat in ihm eine Kraft entfesselt, die niemand mehr zähmen kann. Vielleicht ist es sein vorbestimmter Weg, und deine Söhne waren von Anfang an auserwählt, in mit zu beschreiten; ihr Nutzen wird sich noch zeigen."
 

Mit etwas sanfterer Stimme kam er vorsichtig näher und legte seinem Herrn und Freund eine Hand auf die Schulter.
 

"Ich weiß, wie du dich fühlen musst, aber stelle dich nicht gegen die höheren Mächte. Sie werden auf sie Acht geben. Die drei sind hervorragende Kämpfer, vor allem Legolas. So leicht wird keiner sie unterkriegen."
 

Noch immer beruhigt stand Elrond auf, ging zu einem Fenster und spähte in die Ferne. Die Sonne war bereits untergegangen und Elbereths erste Sterne erschienen auf dem Firmament. Er betete, wo immer seine geliebten Söhne jetzt wohl waren, jemand mochte sie beschützen.
 

"Ich hoffe so sehr, dass du Recht hast, Glorfindel. Ich hoffe es so sehr ..."
 

~*~
 

Zwei Tage und Nächte waren die drei Reiter schon unterwegs über die Ebenen, Hügel und Täler; und kamen ihrem Ziel Meile für Meile näher. Immer wenn die Sonne am höchsten stand und wenn sie unterging hielten sie, um sich selbst und die Pferde ausruhen zu lassen.
 

Ein Lagerfeuer wurde dann entfacht und sie saßen beisammen, in die Flammen starrend und den eigenen Gedanken nachhängend. Legolas hatte den Zwillingen von seinem Traum erzählt und sie waren entsetzt gewesen. Auch sie vermochten nicht zu sagen, ob es sich nur um einen Traum oder um die schreckliche Wirklichkeit handelte. Daran denken mochte ohnehin niemand.
 

"Was ist los mit dir, Elrohir?", fragte Elladan am zweiten Abend plötzlich, als Legolas den Umkreis nach möglichen Feinden absuchte und er merkte, dass sein Bruder gedankenverlorener als sonst ins Feuer starrte. Aus seinem Denken gerissen sah der Jüngere auf und erwiderte: "Nichts, Bruder. Nichts ..."
 

"Elrohir, lüg mich nicht an. Ich kenne dich lang genug."
 

Mit traurigem Blick sah der andere Zwilling wieder in die Flammen und meinte leise: "Ich denke nur gerade daran, was Vater wohl gerade tut. Wird er wissen, wohin wir gegangen sind? Wird er uns folgen? Er wird sich Vorwürfe machen, Elladan, und Sorgen! Du kennst ihn."
 

Elladans Blick war starr geworden und er beobachtete die Funken, die hinaus in die Luft stoben und dort verglommen.
 

"Natürlich wird er sich Sorgen machen. Aber er wird es auch verstehen ..."
 

In diesem Moment kam Legolas zurück, setzte sich neben Elrohir ins taufeuchte Gras und legte noch etwas trockenes Reisig nach.
 

"Alles ist still", meinte er nach einer Weile und sah Elladan an. "Vielleicht werden wir morgen schon die Wälder erreichen."
 

Der Fürstensohn nickte und sprach nun eine Frage aus, die ihn schon länger beschäftig hatte.
 

"Legolas ... Das Juwel um deinen Hals. Du hütest es wie deinen Augapfel, nimmst es niemals ab. Wofür steht es?"
 

Tatsächlich hielt er die Kette schon wieder umklammert, und das Juwel wärmte seine kalten Finger.
 

"Es ist der größte Schatz meines Reiches", erzählte er mit leiser, fast schon wehmütiger Stimme und die Zwillinge rückten näher ans Feuer.
 

"Man sagt, Tauron selbst habe es mit der Hilfe von Aule geschmiedet und einen Teil seiner Kraft, seines Geistes und seines Lichtes hineingegeben. Er schenkte es dem Vater Orophers, meines Großvaters, mit dem geleisteten Eid, dass es immer an den König des Waldlandreiches gehen und niemals in falsche Hände geraten würde, denn dann würde die Macht in dem Juwel missbraucht werden. Als sein Vater im Kampfe verwundet wurde, erbte Oropher diesen wertvollen Schatz, und als er im ersten Ringkrieg fiel, erhielt es Thranduil. Mein Vater. Wann immer Krieg über unser Land zog, die Elben meines Volkes wussten, wenn das Juwel des Waldlandreiches im Besitz des Königs war, hatten sie etwas, worauf sie hoffen konnten."
 

"Und du trägst es, weil -"
 

"Mein Vater nicht zulassen wollte, dass die Menschen es in die Finger bekamen", vollendete Legolas den Satz. "Er gab es seinem Berater, bevor er in den Kampf gegen die Haradrim zog, und dieser gab es mir, bevor er bei dem Versuch, mich zu retten, starb ..."
 

Legolas brach ab und senkte den Kopf; wieder wurde es still.
 

"Wir sollten schlafen", meinte er schließlich mit seltsam hohler Stimme und ließ sich zurücksinken. "Zwar ist unser Weg nicht mehr weit, doch es ist besser, bei vollen Kräften zu sein."
 

Die Zwillinge warfen sich noch einen kurzen, mitleidigen Blick zu, bevor auch sie sich schlafen legten und nur das Feuer munter weiterprasselte ...
 

Am nächsten Morgen bestiegen sie ihre Pferde und ritten weiter, so lange, bis die Sonne schon heiß vom Himmel schien und auf sie hinunterbrannte. Legolas beschattete seine Augen mit seiner Hand und konnte am gleißenden Horizont einen dunklen Streifen erkennen, der sich deutlich von dem hellen Gras der Ebene abhob.
 

"Dort hinten ist der Waldrand!", rief er seinen Begleitern zu, die ihn gerade eingeholt hatten. "Bald sind wir da!"
 

Und so war es. Kaum eine Stunde später ragten vor ihren Blicken Bäume in den Himmel, so groß, wie die Brüder sie noch nie gesehen hatten. Das satte Grün schimmerte im Sonnenlicht und sie stiegen ehrfürchtig von den Pferden, den Blick nicht abschweifen lassend.
 

Sie führten Lanthir, Alagos und Asgar ein kleines Stück in den Wald hinein, wo sie auf eine winzige Quelle stießen, die quirlig aus dem Boden neben einer Baumwurzel heraussprang. Schnell wurden die Zügel in einem Knoten um den Baumstamm geschlungen und die Tiere erfreuten sich des frischen Wassers, während ihre Reiter sich wachsam umsahen.
 

"Wir müssen ungefähr in der Mitte den Wald betreten haben. Nach Norden wird unser Weg uns jetzt führen", meinte der Prinz nach einigem Überlegen und blickte hoch in die Baumkronen, die von dem Zwitschern der Vögel erfüllt waren.
 

Mit schnellen Schritten begann er zu laufen, Elladan und Elrohir folgten ihm, nicht wissend, was auf sie zukommen würde.
 

Elladan hob besorgt den Kopf und richtete seine Augen ebenfalls in die Wipfel hinauf; sich dessen entsinnend, was Legolas ihn einst über die Sprachen der Tiere gelehrt hatte.
 

Auch er hörte das Lied der Vögel, doch für ihn verhieß ihr trauriger, melancholischer Klang nichts Gutes ... ganz und gar nichts Gutes ...



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Kommentare zu dieser Fanfic (10)

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Von:  Yanara126
2015-02-07T08:34:59+00:00 07.02.2015 09:34
Das nächste ist da! Ich hab es zwar schon gelesen, aber es ist noch genauso genial wie das letzte Mal. ^^ Ich würde mich übrigens freuen wenn du mir zur Benachrichtigung einen ENS schicken könntest. Ich freu mich schon auf das nächste Kapitel!
LG Yanara
Von:  Yanara126
2015-02-04T20:31:59+00:00 04.02.2015 21:31
Ich hab diese FF auf Herrderringe-fanfiction.de gefunden und da hatte sie bereits 5 Kapitel.^^ Ich beschwere mich gar nicht, schließlich will ich sie so schnell wie möglich weiterlesen, aber wieso stand sie dort unter "abgeschlossen"? Auch stand da, das sie für den Oskar für den besten eigenen Charakter nominiert wurde. Versteh mich nicht falsch, diese FF ist großartig, aber die einzigen eigenen Charaktere die bisher vorkamen, hatten keine wirklich großen Rollen. Könntest du mir das erklären? ó.ò
LG Yanara
Von:  Yanara126
2015-01-28T19:40:14+00:00 28.01.2015 20:40
Das war ein langes Kapitel! O.O Lang ist gut! :D Dein Schreibstil gefällt mir und die Geschichte ist echt spannend. Beeil dich bitte, ich kann es nämlich kaum erwarten weiter zu lesen! ;)
LG Yanara
Antwort von:  Silver-Wolf
28.01.2015 21:50
Danke für dein Kommi das spornt an ;)
ich beeile mich so schnell wie möglich das nächste Kapitel zu schreiben
und hochzuladen :)
Antwort von:  Yanara126
29.01.2015 06:06
Danke! :D
Von:  Yanara126
2015-01-26T18:04:06+00:00 26.01.2015 19:04
Toll! O.O Wann gehts weiter?
LG Yanara
Antwort von:  Silver-Wolf
26.01.2015 20:19
Morgen oder am Wochenende vielleicht und wenn ich es schaffe stelle ich es heute noch in die Warteschleife ;)
Antwort von:  Yanara126
26.01.2015 20:21
Yey, danke! ^^
Von:  Snyder
2014-12-31T04:22:27+00:00 31.12.2014 05:22
Hallihallohallöle
Ich kann gar nicht verstehen, warum unter der FF kaum Kommis stehen, ich finde deinen Schreibstil unheimlich angenehm und den bisherigen Ansatz der Story ziemlich spannend.
Ich hoffe, das die FF noch weiter geführt wird und nicht aufgegeben wurde! :)

LG
Von:  Phaenomena-
2014-10-28T17:26:33+00:00 28.10.2014 18:26
Die ist echt wundertoll... Aber so traurig ):
Mein armes Thrandi )':
Es wär sooo toll, wenn du weiterschreiben würdest!! :)))
Von:  Ayaka-Higurashi
2014-04-24T15:51:16+00:00 24.04.2014 17:51
Ich muss mal sagen das es mal wirklich schön ist mal eine Geschichte über Thranduil und Legolas zu Lesen die vor allem Thranduil auch mal ein wenige Elbisch (Menschlich^^) darstellt und nicht immer so finster.

Ich finde es toll und werde geduldig auf die Fortsetzung warten.
Antwort von:  Silver-Wolf
24.04.2014 17:59
Hi schön das dir die Geschichte gefällt :)
mir selbst gefällt das düstere an Thranduil auch nicht so
deswegen wir er warscheinlich auch ein bisschen Oc.
Ich habe schon 2 neue Kapitel hochgeladen die warten nur noch auf eine Freischaltung ;)
Antwort von:  Ayaka-Higurashi
24.04.2014 18:02
Da freue mich, ich weiß nicht eigentlich hab ich ihn gemocht gerade wegen seiner Kälte und gleichgültigkeit, aber deine Variante von ihm mag ich irgendwie.
Antwort von:  Silver-Wolf
24.04.2014 18:14
Danke ^///^


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