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Nachtgestalten

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Die folgende Geschichte ist für Alaiyas Fanfic-Wettbewerb "Pokémon - Die etwas anderen Geschichten" entstanden. Es sollte dabei um Jemanden gehen, der weder Trainer, noch Koordinator, noch Ranger ist. Sprich um einen ganz normalen Menschen in der Pokémonwelt.
Nun, während ich darüber nachdachte, fiel mir Sable ein, ein junges Mädchen, dem nichts ferner liegt, als ihr trautes Heim für ein großes Abenteuer zurückzulassen und ja... während ich so am schreiben war, stellte ich fest, dass ich ganz nebenbei auch Shizanas Wünsche aus dem Wettbewerb "Kleine Pokémon ganz groß" erfüllt hatte. Überraschung!

Ist übrigens mal wieder ne Premiere. Komplett anzeigen

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Dichter Nebel waberte um ihre Füße herum, erfasste das schwache Licht ihrer kleinen Laterne und verschluckte es, als wäre es ein besonders leckerer Keks. Sable schauderte, doch sie setzte tapfer weiter einen Fuß vor den Anderen. Links und rechts von ihr ragten Grabmale in die Höhe. Düster, bedrohlich. Erinnerungen an tote Trainer, Koordinatoren und Forscher, die zum Teil schon vor Jahren hier ihre letzte Ruhestätte gefunden hatten.

Es hatte Zeiten gegeben, da wäre Sable gerne eine von ihnen gewesen. Doch dann war sie älter geworden und hatte sich nicht mehr vorstellen können ihre Heimat zu verlassen um Pokémonabenteuer zu erleben. Freunde von ihr waren losgezogen und hatten sich nie wieder gemeldet. Sie hatte nicht gewollt, dass auch ihre Eltern eines Tages voller Sorge am Küchentisch saßen und so hatte sie ihre Berufung hier gesucht. Weit weg von Pokémonarenen, Laboratorien und aufregenden Abenteuern in fernen Regionen, von denen hier in Kalos noch nie ein Mensch gehört hatte.

Ein Kramurx krächzte in den Bäumen und Sable spürte, wie ihre Gänsehaut sich verstärkte. Obwohl sie eigentlich nicht unzufrieden war, hasste sie diesen Teil ihres Jobs. Ganz gleich als wie wichtig Humbert es ihr beschrieb, mitten in der Nacht auf einem Friedhof herumzulaufen, jagte ihr nach wie vor eine Heidenangst ein. Unschlüssig blickte sie nach oben, wo der Vollmond nach Kräften mit den Nebelschwaden rang und es trotzdem kaum schaffte einen Strahl bis zu ihr hinabzuschicken.

Vielleicht sollte sie einfach umdrehen. Zurückgehen zum Eingang, um Humbert zu sagen, dass alles in Ordnung war und er abschließen konnte.
 

Immerhin war doch immer alles in Ordnung hier.
 

Noch nie hatte sie bei einem ihrer Rundgänge ein Alpollo dabei erwischt, wie es die gläsernen Vasen umkippt hatte oder die Blumen verwelken ließ. Noch nie war sie einem Digda begegnet, dass die Gräber umgegraben hatte und auch die berühmt berüchtigten, saufenden Teenager waren bei ihren Patrouillen nie zu finden gewesen. Es waren immer nur die gleichen, unheimlichen Silhouetten der Statuen, die ihr einen Schauer über den Rücken jagten, wann immer sie sie zu Gesicht bekam und es war immer das gleiche, verdammte Kramurx, dessen heiserer Schrei sie auf dem Rundgang begleitete wie ein böses Omen.

Sable glaubte, dass es sein Nest auf dem Dach eines der älteren Grabmale errichtet hatte, aber sie war nicht gewillt, sich eine Leiter zu holen um nachzusehen. Immerhin tat das Kramurx niemandem etwas. Es machte ihr nur Nacht für Nacht ein wenig Angst, wenn sie mit ihrer kleinen Laterne zwischen den Gräbern umherstreifte um sicher zu gehen, dass wirklich niemand die Ruhe der Toten störte oder versehentlich eingeschlossen wurde, wenn sie nach getaner Arbeit das Tor hinter sich zufallen ließ.
 

Sable erreichte die Wasserstelle, stolperte fast über eine achtlos hingeworfene Gießkanne und musste ihre treue Laterne abstellen, um das grüne Plastikding neben den Anderen einreihen zu können. Die alten Frauen und Männer würden es ihr am Morgen danken, wenn der letzte Nebel sich verzogen hatte und sie kamen um die bunten Blumen zu gießen, die sie an ihre Liebsten erinnerten.

Sable seufzte.

Es war schon irgendwie deprimierend zu wissen, dass sie alle eines Tages hier enden würden und es war noch deprimierender, dass selbst der größte Pokémontrainer aller Zeiten Angst haben musste, dass ein gelangweiltes Gengar eines Tages seine Späße mit seinem Grab trieb.

Das Mädchen griff nach seiner Laterne, richtete sich auf und blickte direkt in ein paar große, rote Augen, die es böse anstarrten. Sable sprang zurück, ließ die Laterne fallen und schlug die Hände vor den Mund um einen panischen Schrei zu ersticken.

„Noctuh!“, kam es furchterregend aus der Dunkelheit. Dann breitete das Vogelpokémon seine Schwingen aus und flatterte knapp über ihren Kopf hinweg in die kalte Nacht hinein. Sable starrte ihm erschrocken nach und versuchte wieder zu Atem zu kommen. Das Eulenpokémon hatte sie fast zu Tode erschreckt. Für einen Moment hörte sie nur das Hämmern ihres Herzens, dann atmete sie erleichtert auf.

Es war weg!

Noctuh waren vielleicht unheimlich, aber nicht gefährlich und das wusste sie eigentlich auch. Die Vogelpokémon jagten nachts nach umherstreifenden Rattfratz und anderen Nagern und verfüttern sie – und zwar nur sie – an ihre Jungen. Natürlich war der Friedhof mit seinen Bäumen, Büschen und Grabmalen ein beliebtes Jagdgebiet und zwar nicht nur für Noctuh. Humbert hatte angeblich sogar schon einmal ein Arbok gesehen, das sich ganz eng um einen Grabstein gewickelt und ihn böse angestarrt hatte, als er es im Halbdunkel angeleuchtet hatte.
 

Das alles war kein Grund um sich aufzuregen, kein Grund um panisch zum Eingang zu rennen und kein Grund um Humbert zu holen oder es ihm überhaupt zu erzählen. Er würde ja doch nur über sie und ihre Schreckhaftigkeit lachen.
 

Sable atmete noch einmal durch, dann blickte sie auf ihre zitternden Hände und bemerkte, es war noch dunkler als zuvor. Die Laterne! Sie musste ausgegangen sein, als sie sie fallen gelassen hatte. Das Mädchen seufzte zum gefühlten hundertsten Mal an diesem Tag. Heute hatte es scheinbar wirklich gar kein Glück.

Langsam ließ Sable sich auf die Knie sinken und tastete den Boden ab. Sie spürte ein paar Steinchen und Gras – Vielleicht war es auch Unkraut - nur die Laterne, die konnte sie nicht entdecken. Das schwache Mondlicht reichte nicht aus, um die Schatten zu erhellen und Sable wurde prompt noch kälter. Wenn sie die Laterne nicht fand und es schaffte sie wieder anzuzünden, würde sie fast völlig blind über den Friedhof irren müssen, bis es Humbert am Tor zu lange dauern würde und er kam um nach ihr und den Gräbern zu sehen. Bei der Geduld ihres Mentors konnte das aber noch die halbe Nacht dauern.

Sable wollte nicht die halbe Nacht auf dem Friedhof verbringen. Sie wollte heim, in ihr Bett und sich dort die Aufzeichnung von Dianthas neuem Film ansehen, in dem angeblich ein echtes Amagarga auftrat. Tränen stiegen ihr in die Augen, machten das Sehen noch viel schwerer und ließen sie noch unbeholfener auf dem Boden herumtasten.

Sie musste diese Laterne finden, unbedingt, und sie musste – Sable hielt in der Bewegung inne. Was wenn sie im Dunkeln versehentlich das Arbok ertastete? Was wenn sie es berührte und es sich bedroht fühlte und dann – Beinahe hätte sie schon wieder geschrien, aber das Mädchen riss sich am Riemen. Wenn sie jetzt hier die Nerven verlor, würde Humbert es ihr ewig vorhalten.

Sie würde das Mädchen sein, das Angst vor dem Friedhof hatte. Die Friedhofswärterin mit Angst vor Geistern. Die, die bei Vollmond anfing zu heulen und das ganz ohne ein Werwolf zu sein. Erneut schnappte sie nach Luft.

Was sollte sie nur tun? Wie sollte sie zum Eingang zurückkommen ohne das Gesicht zu verlieren? Wie lange sollte sie hier im Dunklen hocken?
 

Angestrengt starrte sie auf den Boden hinab, dorthin, wo ihre Finger sein mussten, doch egal wie sehr sie sich bemühte, sie konnte nichts erkennen. Nur Dunkelheit und grauen Nebel, der um ihre Hände herumwaberte, als wollte er sie verschlucken.

Da! War das dort etwas Hartes gewesen?

Sables Finger strichen über eine Stelle, dann noch einmal. Eindeutig, dort lag etwas. Sicher ihre erloschene Laterne. Vorsichtig streckte sie auch die zweite Hand danach aus und zog. Sie wollte es nicht riskieren, sie noch einmal fallen zu lassen und so vielleicht noch mehr zu beschädigen als der Sturz sie vielleicht schon beschädigt hatte.

Erleichterung machte sich in ihr breit. Jetzt würde es gleich heller werden und dann würde sie eilig zum Tor zurücklaufen und den Friedhof vergessen. Zumindest bis sie morgen wieder zur Arbeit kam.
 

Sable hob die Laterne an, führte sie ganz nah vor ihr Gesicht, um eventuelle Schäden zu erkennen und... hätte beinahe noch ein drittes Mal geschrien. Das was sie gerade in Händen hielt, war nicht ihre Laterne!

Es war ein Kürbis. Ein kleiner, runder, dicker Kürbis, der eigentlich so gar keine Ähnlichkeit mit ihrer Laterne hatte.

Und dann hatte das Ding auch noch Augen!

„Irrbis?“, kam es von dem Pokémon in ihren Händen und sehr zu Sables Erleichterung wurde es wenigstens ein bisschen heller um sie her. Zwei Lichter strahlten aus dem Körper des Pokémon heraus, als wären sie Suchscheinwerfer und erhellten erst sie, dann den Weg und schließlich auch etwas, dass wie ihre Laterne aussah!
 

Na Gott sei dank!
 

Sie war nach dem Aufprall also nach rechts und nicht nach links gerollt, wie sie gedacht hatte.

„Irrbis“, machte das Pokémon, fast als hätte es ihre Gedanken gelesen und blickte sie aus seinen gelben Augen neugierig an.

„Ich ähm...“, Sable kam sich dumm vor, aber im Pokémon-TV wurde so oft von namenhaften Professoren empfohlen, einfach ganz normal mit den Wesen zu sprechen, dass sie zumindest gewillt war es zu versuchen. Immerhin, eine Koryphäe wie Professor Platan irrte sich doch nicht bei so etwas banalem wie einem Gespräch. Oder doch?

„Es tut mir leid. Ich habe dich mit meiner Laterne verwechselt“, rang Sable sich eine Entschuldigung ab, wagte aber nicht, das runde Pokémon wieder loszulassen. Wenn es auf den Boden fiel, war es sicherlich nicht nur sauer, sondern bestimmt auch verletzt. Wenn das mal reichte, bei einem Wesen, das aussah, als wäre es in seinem letzten Leben ein Kürbis gewesenn. Wenn sie mit ihrer Tollpatschigkeit aus ihm eine Kürbiscremesuppe machte... Nein, das würde sie sich gewiss nicht verzeihen.

„Irrbis?“, kam es von dem Pokémon und Sable war sich sicher, dass sein Lichtstrahl einen Moment länger als nötig auf der Laterne ruhte. Vermutlich fragte es sich, wie man so dumm sein konnte, die Laterne mit ihm zu verwechseln. Wo sie sich doch gar nicht ähnlich sahen.

„Ich hab nun mal nicht so gute Augen“, murrte Sable das Wesen an und ging langsam auf ihre heruntergefallene Laterne zu. Jetzt wo sie Irrbis als Lichtquelle hatte, konnte sie das auch ausnutzen. Zumindest solange, bis das Pokémon keine Lust mehr hatte, für sie die Taschenlampe zu spielen.

„Sie kann auch leuchten. Fast so wie du“, versicherte sie dem neugierigen, kleinen Kürbis, während sie sich mit ihm neben die Laterne kniete, um sie erneut zu entfachen. „Siehst du?“

„Irrbis!“, kam es von dem Pokémon und Sable interpretierte das einfach mal als „Ja“. War halt schwierig etwas zu sagen, wenn man über die Silben „Irr“ und „Bis“ nicht hinaus kam. „Irrbis“ „Bisirr“, irgendwie klang das doch alles blöde.

„Danke, dass du mir dein Licht geliehen hast“, sagte sie mit einem Lächeln auf den Lippen. Das „Bisirr“ klang aber auch wirklich zu lächerlich in ihren Ohren. „Ohne dich wäre ich hier draußen verloren gewesen.“

Wahrscheinlich täuschte es, aber das Pokémon schien prompt noch praller zu werden, während es langsam in die Luft aufstieg. Spannend, ihr neuer Kürbisfreund konnte fliegen!

„Irrbis, Irrbis, Irrbis!“, machte es scheinbar erfreut und seine suchscheinwerfer-ähnlichen Lichter strahlten in zwanzig verschiedene Richtungen gleichzeitig. Sable grinste. Das war lustiger als die Geschichte vom Arbok und dem Grabstein und eigentlich auch viel weniger gruselig. Es gab keine Giftzähne, keine bösen Blicke, nur einen kleinen, schwebenden Kürbis, der aussah, als könnte er keiner Menschenseele ein Leid zufügen.

„Irrbis!“, verkündete er gewichtig, vielleicht ahnend, was sie sich gerade gedacht hatte, vielleicht aber auch einfach nur ein wenig herum blödelnd. Sable lachte. In der Gesellschaft dieses kugelrunden Clowns kam ihr der Friedhof kein bisschen gruselig mehr vor.

„He, hör mal“, versuchte sie die Aufmerksamkeit des Pokémon zurückzugewinnen, „Ich muss jetzt leider nach Hause, aber wenn du magst, können wir uns morgen Abend wieder treffen. Am besten gleich am Haupttor. Ich bring dir dann auch Pofflés mit, als Dankeschön, weil du meine Laterne wiedergefunden hast“, schlug sie vor und das Pokémon bedankte sich bei ihr, indem es in kleinen Runden um sie herum flog und wieder und wieder seinen Namen jauchzte. Nun, sie brauchte kein Professor zu sein, um zu wissen, was das bedeuten sollte.

Scheinbar war ihr neuer, kleiner Freund sehr angetan von der Idee, dass sie wiederkommen und ihm etwas Süßes mitbringen würde. Und vielleicht, nur vielleicht, würde der Rundgang auf dem dunklen Friedhof ja nicht mehr so unheimlich sein, wenn sie einen fröhlich schmatzenden Kürbis dabei hatte, der ihr ein warmes Licht schenkte und sie zum lachen brachte, wenn wieder einmal ein Noctuh aus dem Nichts erschien oder ein Kramurx seinen unheilbringenden Schrei ertönen ließ.



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

Von:  Shizana
2014-04-29T01:31:53+00:00 29.04.2014 03:31
Hallo Rarity,

besser spät als nie erfolgt nun die lang ersehnte Auswertung meines Fanfiction-Schreibwettbewerbes „Kleine Pokémon ganz groß“. Schauen wir doch einmal, wie du abgeschnitten hast. :)
Die Auswertung erfolgte in verschiedenen Unterkategorien, für die es eine bestimmte Punktzahl zu erreichen galt. Die Schwerpunkte waren: Rechtschreibung/Grammatik, Inhalt, Schreibstil, Charaktere, FF-Gestaltung und nicht zuletzt die Themenumsetzung. Für die Auswertung möchte ich gern auf die einzelnen Punkte auf deine eingereichte FF bezogen eingehen, daher wird dieser Kommentar sehr lang werden, aber lass dich davon bitte nicht abschrecken.
So denn, legen wir los!


Der erste Blick

Man weiß nicht, was einen erwartet. Geht man nach Cover, Beschreibung und Charaktersteckbriefen, rechnet man am ehesten mit einer Horror- oder Mystery-Geschichte. Beide Genres sind nicht angegeben, was für Verwirrung sorgt. Allein deswegen wird man sich die Geschichte näher ansehen.
Klickt man in das Kapitel hinein, fällt sofort auf, dass die Textgestaltung sehr ordentlich ist. Verwirrend sind zwar die vereinzelten Leerzeilen, doch warum sie vorhanden sind, wird man verstehen, wenn man ein wenig gelesen hat.
Der Text selbst wirkt sofort angenehm. Keine Front an Rechtschreibfehlern, ein mittelmäßiges Texttempo und schon die ersten Zeilen ziehen den Leser in ihren Bann. Ideal zum Schmökern nach einem langen Tag.


Rechtschreibung/Grammatik

Du hast eine sehr sichere RS/G und man merkt, dass es sich bei dir um einen erfahrenen Autor handelt. Dennoch, einige letzte Schwächen sind mir aufgefallen.

Auffallend ist bei dir, dass du mit einer Kommaschwäche zu kämpfen hast. Dies ist insbesondere bei Infinitivsätzen der Fall, die „um“ und „ohne“ verwenden, aber auch bei Bedingungssätzen mit „wenn“.
- […] nicht mehr vorstellen können ihre Heimat zu verlassen um Pokémonabenteuer zu erleben // Was wenn […] // Jetzt wo sie […] // Wie sollte sie zum Eingang zurückkommen ohne das Gesicht zu verlieren?

Bei „das/dass“ ist mir an folgenden Stellen aufgefallen, dass du es verwechselt hast, vielleicht aus Unachtsamkeit heraus, da ich keine Schwäche zu diesem Punkt erkenne:
- einem Digda begegnet, dass die Gräber// etwas, dass wie

Ansonsten gibt es keine relevanten Mängel zu verzeichnen.
Was Kasus und Konjugation anbelangt, war alles super.
Auch im Tempus bist du sehr sicher. Es kommt selten vor, dass ich nichts zur Anwendung von Plusquamperfekt bemängeln muss. Das freut mich sehr. Nur einmal ist es dir passiert, dass du ins Präsens gefallen bist:
- und verfüttern sie

Deine generelle Rechtschreibung ist top. Mir sind bis auf eine Stelle (umkippt hatte) keinerlei Tipp- oder Schreibfehler aufgefallen.
Daneben gab es zwei vermisste Substantivierungen (so etwas banalem // zum lachen), ein verfehltes Substantiv (Gott sei dank) und eine verpatzte Zusammenschreibung (herum blödelnd).
Die Substantivierung von „andere“ ist unangemessen. Außerdem rate ich zu „gern“ statt „gerne“, da Zweites regional und „gern“ die empfohlene Schreibweise ist.

Last but not least in diesem Bereich ist mir aufgefallen, dass du den Gedankenstrich „–“ für offene Sätze verwendest. Hierzu bitte ich dich, zu beachten, dass generell Auslasszeichen „…“ für offen gelassene Sätze verwendet werden. Der Gedankenstrich dient Einschüben, Gedankensätzen und der Kennzeichnung von abrupter Unterbrechung.
Beim Auslasszeichen ist übrigens zu beachten, dass es nur dann direkt am Wort steht, wenn das Wort unvollendet ist. Steht es für eine Pause im Satz, wird vor das Auslass- ein Leerzeichen gesetzt. Diesen Punkt erwähne ich an dieser Stelle nur, da ich weiß, dass ich bei dir mit einem erfahrenen Autor spreche. Er fließt nicht in meine Bewertung mit ein.

Speziell für Pokémon kritisiere ich, dass du „Pokémon“ in den Genitiv und Pokémonnamen in den Plural gesetzt hast (Noctuhs). Beides ist nicht üblich.
Beim Professor ist dir ein Fehler unterlaufen. Sein Name ist Platan, nicht Plantan. ;)


Schreibstil

Beim Schreibstil wird oft gesagt, dass er in erster Linie subjektiv ist. Das ist bedingt richtig, denn auch hier gibt es einige Normen und Richtlinien, die gelten, damit ein Schreibstil als angenehm oder unangenehm empfunden werden kann. Auf diese Punkte bin ich für meine Bewertung eingegangen und werde sie nun näher beleuchten.

Deinen Schreibstil in dieser Geschichte beschreibe ich mit folgendem Adjektiv: bildhaft.
Du baust dem Leser Kulissen. Was immer gerade passiert, beschreibst du mit einfachen Bildern, die sich jeder vorstellen kann. Du achtest sehr darauf, dass der Leser mit dir einen Film verfolgt, was das Lesen deiner Geschichte sehr angenehm und zu einem kleinen Abenteuer macht.
Damit kann ich direkt den ersten Bewertungspunkt abstreichen, denn es waren sehr viele schöne Be- und Umschreibungen im Text enthalten. Nebelschwaden, ein verdeckter Vollmond, Schatten, Düsternis, Kälte … es hätte nur noch der erdige Geruch gefehlt, so wie ich es mir beim Lesen vorgestellt habe. Sonst habe ich hierzu nichts vermisst.
Deine Beschreibungen reichen bis zu den Pokémon selbst, sodass sich wirklich jeder Leser denken kann, von welcher Art Wesen du gerade sprichst. Sehr gut!

Du arbeitest mit verschiedenen Stilmitteln und hältst den Leser so auf Trab. Lange Sätze, kurze Sätze, Ausrufe, Fragestellungen … Das alles verbunden mit einer abwechslungsreichen Wortwahl und dem angenehmen Tempo, das du mal mehr anziehst und mal lockerer lässt, kann der Leser tatsächlich von einem Leseerlebnis sprechen und wird von Anfang bis Ende gut unterhalten und bei Laune gehalten. Du behältst durchgängig die Führung, leitest den Leser und lässt ihn sich umschauen, sodass er sich dir ganz überlassen und bedenkenlos auf den Text einlassen kann. Alles ist unkompliziert.

Auch die Feinheiten liegen dir sehr gut. Der Text enthält kaum Wortwiederholungen, gering Füllwörter und daher kaum Stolperfallen. In diesen Kategorien gab es für mich nur drei Stellen, die ich als wirklich störend und unpassend für den übrigen Text empfand. Insgesamt liegst du in einem guten Schnitt. Es könnten noch etwas weniger Füllwörter sein, gelegentlich auch weniger „und“, wenn es nach mir ginge. ;)

Sehr begeistert bin ich von deiner Arbeit mit Absätzen. Du hast sie sehr geschickt angewandt und sämtliche Normen eingehalten. Skeptisch bin ich generell zu Leerzeilen, da sie eine eigene Verwendung besitzen und als Stilmittel vermieden werden sollten. Hier allerdings empfand ich sie als angemessen, daher keinerlei Kritik meinerseits.

Stilistisch also sehr ausgereift und auf einer sehr hohen Stufe. Der Leser wird sehr von dir verwöhnt.


Inhalt

Anders als die Beschreibung erwarten lässt, handelt es sich bei „Nachtgestalten“ weder um eine Mystery- noch Horrorgeschichte. Gen passt hier super, denn der Leser lernt Sable kennen, die als Friedhofswächterin arbeitet. Allein schon die Berufswahl lässt aufhorchen, da es nichts ist, was man automatisch erwarten würde. Am wenigsten zu einer Serie wie Pokémon. Gleich zu Beginn hast du dir mit dieser Idee meine Hochachtung verdient.

Viel gibt es zum Inhalt nicht zu sagen, da das meiste bereits gesagt ist.
Die Idee ist außergewöhnlich und sehr gut umgesetzt. Mir gefällt alles daran von den Beschreibungen zum Durchlauf bis zu den kleinen Details, wie die auftretenden Pokémon. Mit dem letzten Punkt habe ich dir sogar einen Pluspunkt hinzugerechnet, da ich sehr begeistert davon war, wie viele verschiedene Pokémon du in dieser kurzen Geschichte mit nur einer Grundkulisse passend und authentisch eingesetzt hast. Das ließ mein Herz direkt höher schlagen.
Die Erwähnung, dass die Geschichte in Kalos spielt, ist außerdem ein Detail, das ich als wichtig empfinde und das sehr geschickt mit eingeflochten wurde.

Das Tempo ist angenehm, es fallen keine Lücken auf, Spannung und Entwicklung sind entsprechend der Handlung gegeben und ein roter Faden ist erkennbar.
Entsprechend sind Lesespaß und –fluss gegeben. Ich habe absolut nichts zu bemängeln. Hier hast du die volle Punktzahl abgeräumt.


Charakterwiedergabe

Sable ist ein sympathisches Mädchen. Sie verhält sich nachvollziehbar, wirkt insgesamt sehr angenehm auf den Leser und ist in ihrer Einfachheit sehr überzeugend.
Schade ist, dass du ihr keinerlei Beschreibung hinzugefügt hast. Ja, es gibt ein Charakterbild zu ihr, dieser Vorteil auf Animexx sollte es dir jedoch nicht abnehmen, den Charakter auch innerhalb der Geschichte dem Leser kurz vorzustellen. Wie sieht sie aus? Wie alt ist sie? Ich konnte ihr nichts zuordnen, da ich nicht wusste, ist sie bereits eine Erwachsene oder noch im Teenageralter.

Die Pokémon wurden einwandfrei umgesetzt und wirken realistisch. Genau so wünsche ich es mir in einer Pokémon-FF.
Beschreibungen zu ihnen waren insofern gegeben, dass der Leser weiß, um welche Art Wesen es sich handelt. Durchaus ausreichend, meiner Meinung nach.

Sehr positiv sind mir die kleinen Details aufgefallen, die du den Charakteren mitgegeben hast: Arbok, das sich bedrohlich um einen Grabstein windet; Noctuh, das sich auf der Jagd nach Rattfratz für die Jungen befindet; Irrbis, das sich über Pofflés freut; Sable, die viel lieber in der Zeitschrift über Dianthas neuen Film lesen würde, als auf dem Friedhof zu sein. Top, alles hat gepasst und war überaus angenehm zu lesen.


FF-Gestaltung

In diesen Punkt fallen sehr viele Kleinigkeiten hinein, auf die selten geachtet werden. Viele davon hast du dennoch erfüllen können.

Deine FF verfügt über eine kurze Inhaltswiedergabe, die sowohl informativ als auch ansprechend ist, ohne zu viel zu verraten.
Dazu hast du ein Cover gewählt, das den Leser auf die bevorstehende Geschichte einstimmt.
Ebenfalls vorhanden sind die korrekten Zuordnungen im Genre und den Hauptcharakteren. Für das Thema hätte Pokémon generell genügt, da kein Bezug zum Anime vorhanden ist. „Wettbewerb“ als Thema hat gefehlt, da du angegeben hast, die Geschichte für solchen geschrieben zu haben.
Ansprechende Charaktersteckbriefe für Sable und Irrbis sind vorhanden, die informativ und angemessen sind.
Treffende Schlagwörter sind ebenfalls vorhanden, was mich sehr gefreut hat.
Und wofür ich dir wirklich sehr dankbar bin, sind die Quellenangaben zu dem verwendeten Bildmaterial in Cover und Charaktersteckbriefen. Super!

Das Cover hättest du mehr auf deine FF beziehen können, z.B. indem du ihm den Titel hinzufügst.
Sonst hat mir nichts gefehlt bis auf die korrekte Themenzuordnung.


Das Wettbewerbsthema wurde meinen Vorgaben entsprechend und zu meiner Zufriedenheit umgesetzt. Die vorgegebenen Regeln wurden eingehalten. Einen Pluspunkt hast du dir für einen besonders gut gelungenen Bezug zum Pokémon-Fandom hinzuverdient.
Einen weiteren Pluspunkt gibt es dafür, dass du diese Geschichte neu für den Wettbewerb geschrieben hast.


Insgesamt hat deine Geschichte für den Wettbewerb eine Punktzahl von 52/60 erzielt. Außerdem hast du dir zwei Zusatzpunkte geangelt, was eine Endpunktzahl von 54 Punkten macht. Falls gewünscht, kann die genaue Punkteverteilung meinerseits per ENS nachgereicht werden.
Damit hat deine FF den 1. Platz belegt. Die KT-Überweisung erfolgt entsprechend.

Ich bedanke mich herzlich für deine Teilnahme an meinem Schreibwettbewerb. :)
Solltest du noch Rückfragen zu meiner Auswertung haben, fühl dich bitte frei, mir eine ENS zukommen zu lassen.


Liebe Grüße
Shizana
Von:  Ranik
2014-03-04T22:20:31+00:00 04.03.2014 23:20
Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen. Du hast alles sehr detailreich beschrieben, sodass ich mir die Umgebung perfekt vorstellen konnte - ein richtiger kleiner Film vorm inneren Auge quasi <3
Auch Sables Gefühle und Stimmungen kamen klasse rüber und man hat richtig gemerkt, wie sie zuerst panisch wurde und dann, nachdem sie ihre erste Scheu vor Irrbiss verloren hatte, immer fröhlicher und entspannter/glücklicher wurde.
Ich hoffe, der nächste Kontrollgang mit dem Irrbiss ist ihr leichter gefallen und vielleicht hat sie ja auch endlich etwas Gefallen an den nächtlichen Rundgängen gefunden - mit so einem niedlichen und lustigen Begleiter :D
Antwort von:  _Delacroix_
04.03.2014 23:22
Danke, es freut mich das dir die Geschichte gefallen hat^^
Von:  Dragonie
2014-01-19T09:19:16+00:00 19.01.2014 10:19
Ich finde das Kapitelchen toll, das Kürbispokémon ist Dir richtig gut gelungen und Sable's Empfindungen und Gedanken dazu sehr passend.
Huhu, wie schön unheimlich die Umgebung doch ist! x3
Antwort von:  _Delacroix_
19.01.2014 10:30
Dank dir.
Das hör ich gerne.


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