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Adlertränen

von

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Geheimnis

Der Mond stand hell am Firmament. Es war Vollmond und man konnte die Silhouetten des schroffen Gebirges gut ausmachen. Der Wind wehte eine angenehme, frische Brise durch das Mauerwerk der Zitadelle Masyafs. Auf den Schutzwällen gingen ein paar Wachen auf und ab. Doch wie jede Nacht, lag das Dorf friedlich unter ihnen und niemand störte die ruhe und den Frieden. Nur er war die Nacht noch unterwegs gewesen. Nach einigen Studien und seiner Rückkehr aus Jerusalem, machte er sich zu einem fast schon alltäglich gewordenen Botengang auf. Hoch auf dem Wachturm im Osten. Zu dieser zeit waren diese leer gewesen und der Adler würde dort ein wenig Ruhe finden und nicht nur das. Die wache an der Leiter schien wohl gerade nicht da zu sein, so war es seine Chance gewesen ungehindert dort hinauf zu kommen. Als er oben ankam pfiff der Wind durch den Turm und zog dem Braunhaarigen die Kapuze zurück. Hinter sich aus einer dunklen Ecke vernahm er Schritte und sofort schnellte der blick des Mannes zu der Person.

„Altair, Ihr seid also endlich aus Jerusalem zurückgekommen?“

„Ja, ich bin zurück. Wie ich sehe, seid ihr wohl auf und habt eure Prüfung zum Assassinen erfolgreich beendet. Meinen Glückwunsch“ Der junge Mann kam auf den Adler Masyafs zu und die beiden ließen sich an dem Rand des Wachturmes nieder und blickten über das ruhige Dorf unter ihnen.
 

Es war nun fast schon einige Monate her gewesen, dass die beiden recht ungleichen Assassinen ins Gespräch kamen. Kadar war damals noch ein Novize gewesen und ständig bei Trainieren anzutreffen. Es war damals eher Zufall gewesen, dass sie sich abends hier im Wachturm begegneten. Der Adler kam gerade von einer Mission aus Akkon zurück. Da er lieber alleine sein wollte verzog er sich auch damals gerne nach hier oben. Doch war er an diesem Abend nicht alleine dort gewesen. Ein junger Novize, vielleicht 23 Jahre alt, saß am Rand und betrachtete schweigend seine klinge. Der Adler blieb im Schatten stehen und beobachtete den jungen Novizen leicht. Doch dieser war Aufmerksam und bekam die Anwesenheit des Assassinen mit. Erschrocken fuhr dieser herum und die dunklen Seelenspiegel erfassten Altair. Sofort entspannte sich der Körper ein wenig.

„Habt ihr mich erschreckt. Ich habe nicht damit gerechnet, dass sich hier jemals einer nach hier oben verlief.“ Der Blick den Novizen ging wieder zu seiner Klinge die surrend einfuhr.

„Kein wunder. Normalerweise ist das auch ein Wachturm und man hat hier eigentlich nichts verloren. Doch um ruhe zu finden, war dies einfach einer der besten Orte innerhalb Masyafs gewesen und ruhe ist in dieser recht launischen und gefährlichen zeit etwas sehr kostbares.“ die Augen seines Gegenüber begannen leicht zu flackern und ein leichtes Lächeln umspielten die Züge des ihn fremden Mannes.

„Da habt ihr durchaus recht. Wenn Euch meine Anwesenheit nicht stört, so setzt euch doch.“ Der Novize deutete neben sich und der Adler setzte sich zu diesen. Dabei lehnte er sich gegen eine der vielen Säulen, die dem Dachstuhl des Wachturmes den nötigen Halt gab. Erschöpft schloss Altair die Augen. Immer mehr spürte er die Müdigkeit in seine Knochen kriechen und doch wollte er sich nicht erheben. Nicht jetzt.

„Verzeiht, wenn ich aufdringlich bin, aber dürfte ich vielleicht euren Namen erfahren?“ Der Novize hielt in seinen Bewegungen inne und blickte zu dem Braunhaarigen hinüber.

„Mein Name ist Altair Ibn-La' Ahad“ Die Augenbraue des Novizen gingen nach oben. Dann wurde der Blick nachdenklich zu der Klinge gerichtet. Altair konnte sich vorstellen, was in dem Kopf des Mannes vor sich ging.

„Ihr seid also der berüchtigte Adler Masyafs. Mein Bruder hat mir von Euch erzählt. Ihr sollt eine Koryphäe unter den Meisterassassinen sein. Ein Meister seines Faches, wie es keinen Zweiten gab.“ Man kannte ihn also. Es hätte ihn auch irgendwie gewundert, wenn sein Name in Masyaf nicht bekannt wäre. Mit einen leicht missbilligen Grinsen sah er den Novizen an.

„So ist es. Wollt ihr euch nun nicht selbst vorstellen?“ Pflichtete er den Novizen bei. Wollte Altair doch wissen, wer nebenbei über ihn redete.

„Ich bin Kadar Al-Sayf. Mein Bruder, Malik ist sein Name, ist ebenfalls ein Meisterassassine. Doch bei weitem nicht so geschickt wie Ihr.“ Malik also. Bisher hatten sie nicht groß etwas miteinander zu tun gehabt. Doch kannte er diesen recht mürrischen Assassinen. Kam es nicht gerade selten vor, dass dieser auf Altairs arrogante und abfällige Art anspielte und ihm mitteilte, dass er viel zu hitzig und unüberlegt reagierte. Ein wenig nachdenklich biss sich der Adler auf die Unterlippe.

„Mein Bruder nimmt alles sehr ernst. Manchmal vielleicht sogar ein wenig zu ernst. Das verdirbt manchmal sogar mir ein wenig die Laune. Aber er ist wirklich ein guter Mann und hat sein Herz am rechten Fleck“ Noch immer ging sein Blick in die Nacht hinein. Das helle licht des Mondes spiegelte sich dabei in seinen dunklen Augen wieder. Man hörte an seinen Worten, dass er seinen Bruder wirklich sehr schätzte und sogar zu ihm aufsah wie zu einer Art Vorbild.

„Ich habe bisher nicht großen Kontakt zu Eurem Bruder gehabt, Kadar. Aber ich schenke Euren Worten glauben“ Der Ältere schloss nun die Augen und lauschte in die angenehme Nacht hinein. Erst als von unten jemand hinauf rief, öffnete er diese wieder..

„Kadar, steckst du etwa wieder hier oben?“ Kadar ließ ein leises seufzen erklingen und erhob sich dann schwerfällig von seinem Platz.

„Ich bin sofort da, Bruder.“

„wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du dich so spät nicht mehr aus der Unterkunft bewegen sollst. Du weißt doch, dass die Ausgangssperre für die Novizen eingehalten werden muss.“ mit einem leicht genervten blick, wand sich der Novize noch einmal zum Adler.

„Geruhsame nach, Altair. Vielleicht begegnen wir uns eines Tages noch einmal hier oben.“ dann wand er sich ab und kletterte die Leiter hinunter. Noch lange sah der Adler diesen hinterher. Selbst als er schon nicht mehr zu sehen war. Ein leichtes Schmunzeln umspielte die Züge des Meisterassassinen, als er sich dann auch erhob und zu seinem Gemach zurück ging.
 

Ganz sechs Monate war es nun her gewesen, seit sich die beiden auf dem Wachturm begegnet waren. Fast jeden Abend haben sie sich dort getroffen. Anfangs war es nichts weiter als ein schweigendes beieinander sitzen, doch mit jedem Tag wurden sie gesprächiger. Eines morgens verbrachten sie sogar gemeinsam ihr Frühstück zusammen, was den anderen Assassinen recht seltsam vorkam, da Altair es normalerweise vorzog alleine zu sein. Jedoch beschränkten sich, danach ihre treffen nur auf die Nacht im Wachturm. Es war für beide schnell zu einer Art Ritual geworden. So also auch heute Nacht. Der Adler war für einige Zeit in Jerusalem gewesen. Hatte ein weiteres Lebenslicht auf dieser erde ausgehaucht. Nun saß er nach der langen Reise wieder mit Kadar hier und nun war dieser schon kein Novize mehr gewesen. Eigentlich wollte dieser bis zu seiner Prüfung wieder zurück sein, doch hatte es ein paar Komplikationen gegeben, was seine Rückkehr um ein paar tage verschob. Ein wenig mürrisch biss er sich dabei auf die Lippen.

„nun seid nicht so missgestimmt, Altair.“ Mit einem schiefen Grinsen war Kadar ein wenig näher zu ihm rüber gerutscht. Die warmen Hände des Assassinen legten sich dabei leicht auf seinen Handrücken, was dem Adler einen wohligen Schauer über den Rücken laufen ließ. So oft hatten sie sich nun schon berührt und doch raubte es dem Meisterassassinen jedes mal aufs neue dem Atem. Man konnte die Schwielen an der Hand spüren. Kamen sie doch von dem harten Training und dem Festhalten an den Mauern. Dennoch mochte er diese starken, rauen Hände, da sie immer warm waren. Altair konnte davon nicht sonderlich profitieren. Waren seine Hände meistens kalt gewesen. Ob es stimmte, dass die Hände aussagte, wie das Herz war? Er war selber nie ein Gefühlsmensch gewesen, hatte angefangen, sich nach der Sache mit Abbas, aufzuspielen. Sein Ego war mehr als extrem gewesen und meistens zog er es vor, allein zu sein. Gruppenmissionen nervten ihn aufs äußerste. War er doch selber der Meinung gewesen, dass es ohne diese Inkompetente Begleitung besser und vor allem schneller laufen würde. Kadar hingegen war immer eine aufrichtige und ehrliche Person gewesen. Er zögerte, ebenso wie sein Bruder, nicht davor jemanden seine Schwächen aufzuzeigen. Doch ging dieser dabei ein wenig sensibler zur Sache als sein großer Bruder.

„Ich bin gar nicht missgestimmt. Ich bin wieder Zuhause, sitze mit euch hier oben auf dem Wachturm. Mir kann es eigentlich nicht besser gehen“

„Genau da steckt die Problematik. Eigentlich...Du schmollst, weil du nicht der Erste warst der mir gratulieren konnte.“ Da war es wieder, dieses 'Du'. Dieses eine Wort, dass die beiden in eine intimere Atmosphäre brachte und Altair musste schmunzeln, da dies wieder von der Seite Kadars kam.

„Ich schmolle überhaupt nicht“, brachte dieser auch empört hervor, worauf er die Brust leicht anschwellen ließ.

„Das tust du. Ich kenne dich langsam ganz genau, Altair“, flüsterte er leicht und der Adler schlang die Arme leicht um den Oberkörper des Assassinen um ihn näher zu sich heran zu ziehen.

„Oh ho, du nimmst dir ganz schön was raus, kleiner Assassine“, hauchte er sanft in dessen Ohr, worauf er dem Jüngeren ein sanftes Seufzen entlocken konnte. Die dunklen Augen legte sich auf den Adler. Vorsichtig strich Altair mit der freien Hand über die markanten Züge des Mannes. Nur mit leichtem Widerwillen drückte sich Kadar ein wenig von ihn und schloss Sekunden später die Augen, Altairs Atem auf den Lippen spürend.

„Altair.. ich..“

„Shht.... Bleib ruhig. Es ist alles in Ordnung, Kadar“, flüsterte er leicht. Dann setzte er die Lippen sanft auf die des Assassinen. Kadar begann die Arme um ihn zu Schlingen und die Hände in den Stoff der weißen Tunika zu krallen. Dann ließ er sich in den sanften Kuss fallen. Heiß suchten sich die beiden Lippen immer wieder, verschmolzen zu einer einzigen Bewegung. Es war nicht ihr erster Kuss und doch... war es jedes Mal etwas besonderes gewesen. So waren sie mal sanft, mal wild und dann wieder verspielt. Doch weiter als zu einem Kuss kam es zwischen den beiden Männern nie. Keine Worte dies bezüglich und trotzdem spürten sie beide, dass es etwas anderes war. Etwas, was sie näher zusammen brachte als einfach nur als Brüder in einem Orden. War dies hier doch ihr kleines, persönliches Geheimnis gewesen und nur der Mond war Zeuge...

Tod

Kapitel 2: Tod
 

Eine sengende Hitze lag über das Land. Altair saß schweigend auf seiner schwarzen Stute und ritt den Weg nach Jerusalem voran. Seit sie Masyaf verlassen hatten, waren bereits einige Tage vergangen. Es dürfte nicht mehr lange dauern und sie würde an ihrem Zielort eintreffen. Mit Sie waren er und seine beiden Begleiter, die Brüder Malik und Kadar gemeint. Sie ritten hinter dem Adler her und unterhielten sich. Altair zog es lieber vor für sich zu bleiben und ritt den Weg voran ohne sich dabei an den Gesprächen der beiden zu beteiligen.

„Nun sagt mir doch endlich, was wir genau tun sollen, Bruder“, fragte er bereits unzählige Male. Doch Malik wehrte weiterhin einfach nur ab. Es war seine erste Mission als Assassine gewesen und es würde nicht gerade einfach werden. Sie sollten eine Truhe aus Salomon's Tempel, welcher sich in Jerusalem befand, holen. Man sagte angeblich, es würde einen besonderen Gegenstand beinhalten. Doch Altair glaubte nicht an übersinnliche Sachen. Warum auch, sollte etwas existieren was man selber nicht sehen konnte? In der Ferne waren bereits die Mauern Jerusalems zu sehen und der Braunhaarige seufzte erleichtert aus. Er wäre froh, wenn die Mission endlich hinter ihnen lag. So sehr er Kadar auch liebte, er hasste Gruppenmissionen einfach. Und da er diese hier auch noch mit dessem unliebsamen Bruder Malik ausführen musste, ließ den Adler sauer aufstoßen. Bereits auf den Weg nach Jerusalem hatte sich dieser unzählige Male darüber aufgeregt, dass er sich abkapselte und sogar etwas abseits der anderen beiden ruhte. Erst wenn Malik nachts schlief, kam Kadar zu ihm herüber und sie redeten flüsternd miteinander. Dann verschwand dieser aber wieder zu seinem Bruder, damit dieser keinen Verdacht schöpfte.
 

Die Türme Jerusalems bäumten sich vor ihnen aus. Gerade kamen sie an der Straße davor an, blickten über die Stadt, die vor ihnen lag. Ein Adler kreiste am roten Firmament. Nicht mehr lange und die Sonne würde hinterm Horizont verschwinden. Kadar kam zu dem Adler geritten und folgten dessen Blick.

„Jerusalem ist wirklich eine wundervolle Stadt.“ Da hatte er Recht gehabt. Die ganzen Moscheen mit ihren wundervollen Verzierungen, der große, übersichtliche Basar. Ja, Jerusalem war wirklich eine schöne Stadt gewesen.

„Trödelt nicht rum. Die Sonne geht bald unter und bevor dies geschieht sollten wir im Büro ankommen. Wir wissen nicht, wie die Wachen heute so drauf sind“, murrte Malik und führte sein Pferd an die beiden vorbei und hinunter. Konnte es sein, dass sich dessen Laune in den letzten Tagen rapide verschlechtert hatte? Er war ja kaum auszuhalten. Seufzend gab Kadar seinem Hengst einen leichten Seitenhieb und ritt dann dessen Bruder hinterher. Altair bildete ohne weiteren Kommentar das Schlusslicht ihrer kleinen Gruppe.
 

Die Wachen waren aufmerksam und leicht reizbar gewesen. Somit schlichen die 3 Assassinen über die Dächer zum Assassinenbüro. Der Rafiq sah von seiner Arbeit auf und musterte die drei Neuankömmlinge.

„Ah die Taube aus Masyaf berichtete mir bereits von Eurer Ankunft“, ergriff dieser das Wort.

„Es ist jedoch spät und ihr solltet Eure Mission auf morgen früh verlegen. Die Wachen sind seit einiger Zeit in Aufruhr und mit ihnen ist nicht zu spaßen. Es wäre viel zu gefährlich. Ich werde Al Mualim von Eurer Ankunft unterrichten.“

„Habt Dank, Rafiq“, ließ der Ältere der Brüder verlauten. Altair brummte ein wenig und verschränkte die Arme vor der Brust. Sein Bruder blickte noch immer von einem zum anderen. Dieser wusste noch immer nicht, worum es bei dieser Mission ging und sein Bruder weigerte sich weiterhin Einzelheiten preis zu geben.
 

„Meint Ihr nicht, Ihr solltet Euren Bruder über diese Mission in Kenntnis setzen?“ Kadar war gerade nicht in dem kleinen Hinterzimmer des Büros gewesen um sich draußen zu waschen. Somit konnte der Ältere Malik zur Rede stellen.

„Seit wann interessiert es Euch denn was andere wissen, Altair? Nur zur Eurer Information: Ich war von Anfang an dagegen, dass Kadar uns begleitet. Er ist für solche Art von Missionen viel zu unerfahren.“

„Al Mualim hat sich garantiert etwas dabei gedacht uns zu Dritt auf diese Mission zu schicken. Ich bin auch nicht sonderlich begeistert darüber, mit Euch zusammenzuarbeiten. Doch hört auf, Euren Bruder in Watte zu packen. Wie soll er Erfahrungen sammeln, wenn ihr Ihm nichts zutraut.“ Malik gab ein ächtliches Schnauben von sich und schwieg darauf. Der Braunhaarige wusste, dass er Recht hatte. Somit drehte er sich weg und legte sich zur Ruhe. Altair fand, dass Kadar in dieser Situation mehr als benachteiligt wurde. Doch was interessiert es ihn? Ja, was? Eine Menge eigentlich. Immerhin war Kadar sein Geliebter gewesen und er wollte nicht, dass er so unvorbereitet in diese Mission startete. Seufzend drehte er sich zur Wand und schloss die Augen um zu schlafen.
 

In der Nacht wurde er wach. Spürte die Hände und den Kopf von Jemanden an seinem Rücken. Sie lagen hier schon recht eng beisammen, doch so nahe mussten sie auch nicht kuscheln. Also war für ihn klar gewesen, wer es war.

„Altair?“

„Hmmm...“ Der Adler drehte sich leicht um. Es war recht dunkel im Raum. Nur der Mond schien ein wenig durchs Fenster, dass Altair nur dessen Silhouette ausmachen konnte.

„Ich habe Angst, meinem Bruder und dich zu enttäuschen.“ Vorsichtig hob der Adler die Hand, legte sie an die warmen Wangen des jungen Assassinen neben sich. Leicht lehnte dieser sich dagegen.

„Keine sorge, Kadar. Ihr werdet nicht versagen. Der Einzige, der gerade total versagt hat ist dein Bruder, der meint dich nicht einweihen zu müssen.“ Wieder kam ein verächtliches Schnauben von Altair und Kadar schmunzelte ein wenig.

„Mein Bruder und Du, ihr werdet wohl nie Freunde werden. Aber das habe ich mittlerweile ja irgendwie akzeptiert“, klang er dennoch etwas enttäuscht. Vorsichtig zog der Adler den Jüngeren an sich heran, küsste dessen Haar leicht.

„Es wird alles gut werden Kadar. Das verspreche ich dir“, hauchte er und Kadar legte den Kopf an die Brust von Altair. Eine ganze Weile lagen die beiden so ruhig beieinander. Dann hob Kadar den Kopf und küsste Altair zärtlich.

„Ich... bin wirklich froh, dass du bei dieser Mission dabei bist, Altair“ Ein weiterer Kuss. Der leichte Atem auf Altairs Lippen machten diesen fast wahnsinnig. Sein Herz schlug ihn fast bis zur Brust. Der Griff um den jungen Mann wurde fester, zog ihn enger an sich heran.

„Es ist echt kaum zu glauben, diese Situation. Wie wir selbst hier vor einer Mission unbekümmert liegen und flüsternd reden, während mein Bruder neben uns schläft. Doch deine Nähe beruhigt mich immer so ungemein, Altair.“ Der Adler lächelte.

„Das kann ich nur zurück geben, Kadar. Ich hätte nie gedacht, dass die Nähe einer Person mich einmal so.. menschlich werden lässt.“ Wieder ein leichter Kuss. Der Assassine löste sich dann leicht und fasste sich an den Nacken, holte wenig später ein kleines, silbernes Medaillon hervor, welches im Mondlicht leicht funkelte.

„Es ist die letzte Erinnerung an meine Eltern. Ich will dass du es trägst.“ Altair schüttelte den Kopf, nahm das Medaillon und legte es in Kadars Hände zurück, schloss dessen Finger darum.

„Du kannst so etwas wertvolles nicht weg geben..“, flüsterte der Adler leicht. Sie hatten sich weiter an die Wand gedrängt. Ihre Köpfe waren so dicht zusammen, dass niemand ihre Worte vernahm.

„Ich möchte es aber. Altair, auch wenn es niemals so sein wird, dass wir öffentlich zusammen sein können. Es soll dir sagen, dass du für mich immer ein Teil meiner Familie sein wirst. Egal was passiert....“ Die Stimme des Jungen wurde brüchiger. Die Tränen stiegen diesen in die Augen und Altair brach dies fast das Herz.

„Ich weiß, dass es eigentlich absolut töricht ist, aber ich liebe dich, Altair.“ Auf der Haut des Adlers machte sich eine Gänsehaut breit. Eine angenehme Gänsehaut. Er konnte darauf nichts sagen, nahm dass Medaillon schweigend entgegen. Heiß zog er den Jungen in einen innigen Kuss.

„Ich liebe dich auch.“
 

Der Morgen war wolkenverhangen und schwül gewesen. Die Luft war verbraucht und die Stimmung hing irgendwo zwischen extrem schlecht und leicht reizbar. Altair hatte am Morgen den Raum als erstes verlassen. Er saß im Vorgarten des Assassinenbüros und und machte sich frisch. Ließ das kalte Wasser aus dem Brunnen immer wieder durchs Gesicht laufen. Die Kette von Kadar hatte er auf dem Rand abgelegt und sie warf kleine Lichtpunkte an die Wände, da das Morgenlicht sich darauf reflektierte. Als er hörte, dass Jemand kam, nahm er die Kette und verstaute sie in der Tasche am Gürtel.

"Guten Morgen", vernahm er müde die Stimme seines Liebsten. Er ließ sich neben Altair nieder und begann sich ebenfalls zu waschen. Dennoch kam kein weiteres Wort der beiden. Malik war damit beschäftigt sich die Karte von dem Tempel anzusehen und zu studieren. Ihn plagte eine unangenehme Vorahnung, die er sich dem hiesigen Rafiq mitteilte.

"Templer waren in den letzten Tagen nicht zu sehen. Ich glaube nicht, dass ihr mit einem Hinterhalt rechnen müsst." Beruhigte dieser den Assassinen. Doch Malik entspannte es kaum.

"Vorsichtig sollten wir trotzdem sein. Al Mualim meinte, dass die Templer davon ebenfalls wüssten. Wir müssen auf der hut sein." Kadar setzte sich -noch immer müde- zu Ihnen an den Tisch. Nahm sich etwas Trockenfleisch und ein paar Früchte. Der Adler selber blieb im Garten sitzen und sah hinauf zum Himmel. Es war bewölkt und drückend gewesen und es roch nach einem herannahendem Gewitter. Kadar merkte, dass die beiden Männer sich noch mehr aus dem Weg gingen, als ohnehin schon. Er nahm etwas Brot und ein paar Früchte und erhob sich.

"Hör auf, Altair ständig hinterher zu rennen. Wenn er nicht essen will, ist es sein Problem. Irgendwann wirst auch du bemerken, dass er der falsche Umgang für dich ist." Meinte sein Bruder. Er hatte sogar den Blick erhoben um ihn anzusehen. Doch Der Jüngste schüttelte den Kopf und verschwand mit dem Essen in dem Vorgarten zum Adler. Der Adler saß im Lotussitz auf einen Haufen Kissen und blickte auf die verborgene Klinge an der Hand. Erst als der Dunkelhaarige sich zum ihn setzte, blickte er auf. Altair hatte die Worte mitbekommen.

"Euer Bruder....."

"Hört auf jetzt... Alle beide", meinte Kadar in einem scharfen Unterton und der Adler zog die Augenbraue leicht hoch. Traurig blickte der Mann hinab.

"Wahrscheinlich muss ich erst sterben, damit ihr beide euch mal aussprecht..." Der Adler schüttelte den Kopf.

"Malik und ich haben eine ganz andere Perspektive. Es ist klar, dass wir beide aneinander geraten und wenn du so etwas sagst, macht es mich wütend. Malik und ich akzeptieren einander - mehr oder weniger. Aber zu einer Freundschaft würde es nie reichen." Er strich Kadar leicht durchs Haar. Die Worte des Jungen Mannes hatten sein Herz schwer gemacht. Nicht mal dann würden sie miteinander reden.
 

Der Tempelberg lag vor ihnen. Der Wind wurde hier wesentlich kühler. Altair blickte noch einmal zum Himmel. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. Vereinzelt trafen sie auf Pferde die Nahe des Plateaus grasten. Anscheinend wurden sie erwartet. Der Tempel war etwa 60 Ellen lang gewesen und lag inmitten des Tempelinnenhofes, den sie von Osten her betraten. Es lag ruhig da und, abgesehen von einem Priester, schien keine Menschenseele hier zu sein.

"Schleichen wir uns unbemerkt hinein. Er scheint mit beten beschäftigt zu sein." Meinte Malik. Der Adler ging an ihnen vorbei und Schlich im Schatten zu dem Priester. Was nur hatte er vor? Sekunden später tauchte er hinter dem Priester auf, welcher nur noch schemenhaft den Schatten des Adlers ausmachen konnte und dann Sekunden später tot zu Boden ging.

"Was soll das, Altair? Warum habt ihr ihn getötet? Ihr hattet keinen Grund dazu! Warum verstößt Ihr gegen den Kodex?", blaffte Malik ihn an, als sie bei ihn waren. Kadar war fasziniert, wie präzise der Adler war. Doch würde es sie nicht in Schwierigkeiten bringen?

"Wenn er uns bemerkt hätte, hätte er garantiert Alarm geschlagen..." Weiter kam er nicht, da Malik ihn unterbrach.

"Er hätte uns nicht bemerkt, wenn ihr nicht so fahrlässig gehandelt hättet! Wenn ihn jemand findet werden sie erst recht merken, dass wir da sind." Er hob die Hand in die Luft und brummte.

"Ich schaue mich um. Wartet hier und keine weiteren törichten Aktionen von Euch." Damit verschwand Malik tiefer ins Innere. Altair schnaubte. Niemand wagte es, so mit ihm zu reden und er war vom Rang her höher als Malik.

"Kann mich nun jemand aufklären?" Meinte der jüngere der Al-Sayfs. Der Adler sah ihn an.

"Wir sollen für Al Mualim etwas aus diesem Tempel holen. Wir wissen selber nicht was, aber er meinte wir würden es sehen und wissen, was er haben wollte." Kadar stutze leicht.

"Dazu müssen wir zu Dritt los?"

"Er meinte, dass die Templer ebenfalls Interesse daran haben und wir wohl unmöglich ohne ein Kampf Heim gehen werden und den Pferden nach zu Urteilen, könnte er durchaus damit recht haben."

"Dann ist mein Bruder in Gefahr..." Er wollte in die selbe Richtung verschwinden wie Malik, doch der Adler hielt ihn zurück. "Er wird nicht unüberlegt handeln. Bringt euch nicht in Gefahr." Kadar blickte zu Altair.

"Hör auf mich mit Samthandschuhen abzufassen, Altair. Ich bin nicht dumm und weiß was ich tue." Verdutzt blickte der Adler zu dem Assassinen vor sich, welcher den Kopf nun leicht sinken ließ.

"Ich dachte, wenigstens du würdest mir mehr zutrauen."

"Das tue ich auch. Ich will nur nicht das du dich in Gefahr bringst, weil du deinen Bruder beschützen willst. Er weiß was er tut. Er ist ebenso ein Assassine wie du." Dieses 'Du' wieder. Kadars Augen funkelten leicht und doch spürte Altair diese Traurigkeit dahinter.

"Ich will dich nicht verlieren, verstehst du? Ich liebe dich." Er hatte den Jüngeren an die Wand gedrückt.

"Altair....", flüsterte dieser. Der Adler beugte sich leicht hinab und die beiden küssten sich. Nichts ahnend, dass sie beobachtet wurden.

"Dummer, kleiner Bruder...", hauchte Malik und lehnte sich seufzend an einer Wand um die Sache nicht weiter mitansehen zu müssen. Altair würde ihn ins Unglück stürzen.
 

Einige Zeit später kam er zurück. Die beiden hatten sich voneinander gelöst und Kadar blickte malik an.

"Weiter vorne, vor dem Raum steht ein templer. Wie ich mitbekommen habe, ist Robert de Sable hier und..." Weiter kam er nicht, da Altair an Malik vorbei ging.

"Gut, erledigen wir ihn ein für alle mal."

"Habt ihr nicht gehört, was al Mualim gesagt hat? Wir sollen den Kampf vermeiden, wenn er sich vermeiden lässt", meinte der Ältere der Brüder. Doch Altair schnaubte nur leicht.

"Tse wir haben die Chance ihn ein für alle mal zu töten. Und hört auf, mir irgendwelche Befehle zu erteilen. Ihr seid von Eurem Rang her weit unter mir.... Von Euren Fähigkeiten ganz zu schweigen." Malik kochte vor Wut. Was fiel diesem Möchtegern bitte ein so mit ihm zu reden? Er missachtete den Kodex und brachte sie alle in Gefahr mit Seiner Arroganz. Kadar hielt ihn fest und lächelte sanft. Der Assassine spürte das Vertrauen in diesem. Oh Bruder, er würde dich ebenso enttäuschen. Er rollte mit den Augen und ließ Altair dann den Vortritt.
 

Sie gingen tiefer hinein. An einer Ecke blieben sie stehen. Vor dem Eingang in den nächsten Raum stand ein Templer, Ihnen den Rücken zugewandt. Noch bevor irgend einer der beiden Brüder reagieren konnte, preschte Altair auf ihn los und sprang den Mann in den Rücken. Durchbohrte ihn mit der Verstecken Klinge den Hals. Gurgelnd ging er zu Boden. Zähneknirschend trat Malik aus dem Schatten. Altair war skrupellos gewesen und er dachte nicht einmal an den daraus entstehenden Konsequenzen. Sie betraten den nächsten Raum und standen auf eine Art Podest das über den regulären Boden hing. Eine Leiter führte hinunter in den Raum. Sie gingen in Deckung, als sie De Sable mit einigen Templern erblickten. Sie standen um einer mit Gold überzogenen Truhe, die zwei Tragegriffe hatten. Auf dem Deckel hockten zwei Cherubim die die Flügel schützend über die Truhe ausbreiteten.

"Die Bundeslade? Es gibt sie also wirklich?", flüsterte Kadar. Altair sah ihn scharf an.

"Hört schon auf. Die Bundeslade ist eine Mär.... Kümmern wir uns um de Sable." Nun mischte sich Malik wieder ein. "Wahrscheinlich sollen wir die Bundeslade zu Al Mualim bringen. Oder zumindest deren Inhalt."

"Schlagen wir also zwei Fliegen mit einer Klappe. Ich kümmere mich um Robert und ihr nehmt die Truhe." Noch bevor die Brüder was erwidern konnten, pirschte sich Altair zu der Treppe und stieg sie hinab.

"Sei vorsichtig", murmelte Kadar.

"Er bringt uns alle in Gefahr...", brummte der Mittlere und folgte dem Adler die Treppe hinunter. Robert war damit beschäftigt, seinen Begleitern Anweisungen zu geben, als Altair aus dem Schatten trat.

"Templer...." Robert blickte zu diesem.

"Ah Assassinen... Das erklärt natürlich meinen fehlenden Mann. Was treibt Euch denn in den Tempel?" Hörte der Adler Verachtung aus der Stimme? Seine beiden Begleiter kamen ebenfalls aus dem Schatten.

"Wir wollen die Bundeslade" Der Adler Trat einen Schritt weiter auf den Templer zu. Sein Körper war angespannt gewesen. Dann holte er mit der versteckten Klinge aus.

"... Und Euer Blut"
 

Robert wehrte den Schlag ab und der Adler taumelte nach hinten. Doch bevor er fiel, packte ihn Robert kraftvoll am Kragen und zog ihn zu sich ran. Sein Atem war widerlich. Doch Altair hielt seinem Blick stand.

"Ihr habt Glück, Assassine. Ihr dürft Euren Mentor schöne Grüße von mir bestellen. Die Bundeslade wird unsere sein. Deine beiden Begleiter werden nicht soviel Glück haben." Damit warf er den Adler rücklings aus dem Raum, der hinter ihm einstürzte. Staub wirbelte auf und kitzelte dem Assassinen in der Nase. Er lag auf dem Bodens, unfähig sich auch nur zu rühren. Erst als er den Laut von aufeinanderprallenden Klingen vernahm, richtete er sich auf. Er ging zu der Einsturzstelle und versuchte ein Weg zurück in den Raum zu finden. Doch vergeblich.

"Tötet die Assassinen", war das Letzte was er vernahm. Wie in Trance rutschte er auf die Knie. Nein, was hatte er getan? Er hatte die Brüder in den sicheren Tod getrieben. Allen voran Kadar, seinen Liebsten. Er glitt mit der Hand an den Kopf und schluchzte.

"Kadar...", wiederholte er immer wieder unter Tränen. Für seine Taten musste er nun büßen, für seine Torheit sein Leben lassen. Oh Allah, wie sehr würde er nun mit den beiden tauschen? Ihre Plätze einnehmen? Doch es war zu spät für Reue. Er hatte auf allen Ebenen versagt.
 

Nach einer schieren Ewigkeit, es war am anderen Ende ruhig geworden, erhob sich der Adler. Suchte in der Dunkelheit wie unter einem Schleier nach einem Ausgang. Die Sonne färbte den Himmel bereits Blutrot, als er sich auf sein Pferd schwang und Jerusalem verließ. Er hatte den Rafiq keinen Besuch abgestattet. Er war dafür zu stolz und zu feige. In Masyaf würde ihn sowieso der sichere Tod erwarten. Hatte er gegen den Kodex verstoßen. Doch es war ihn recht. Ein Leben ohne Kadar war für den Adler kein Leben gewesen. So ritt er durch die Abenddämmerung Richtung Masyaf davon. Das Medaillon fest in der Hand haltend.



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  Dirthamen
2014-01-11T16:11:32+00:00 11.01.2014 17:11
Hach ich liebe das Kapitel °/////°  Schreib bloß schnell weiter! *anfeuer*  Ich finde es nach mehrfachen Lesen noch immer klasse wie du Kadar schreibst <3


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