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Let me be your hero

Creek [CraigXTweek]
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Es deprimiert irgendwie zu sehen, dass die FF nicht ankommt :(
Ist das SP Fandom eingestaubt? *putzen geht*
Naja, was man angefangen hat soll man zuende bringen, nicht wahr? Vielleicht findet sie ja doch noch gefallen bei dem ein oder anderen.
Viel Spaß mit Kapitel 2! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Sorry für den langen Durchhänger!
Die nächsten Kapitel bis zum Ende kommen jetzt fließend alle paar Tage :)
Enjoy! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ab jetzt gehts in der Gegenwart weiter, also es spielt nach Kapitel 1 :) Komplett anzeigen

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Panic

Aloha! :D

Willkommen zu meiner ersten großen Creek FF!

Ich hoffe sie gefällt euch, ich fürchte besonders Craig ist mir ein wenig OOC geraten aber schaut bitte drüber hinweg :) Ich liebe dieses Paar einfach und wollte umbedingt eine FF schreiben >v<

Viel Spaß!
 

_______________________________________
 

[Tweek Pov]

Es war laut, schnell und hektisch.

Die Menschen, ihre Gangart, die Durchsagen, die allgemeine Gesprächslautstärke, die Geräusche. Als ob sie alle auf der Fluch wären oder es kein Morgen mehr geben würde, so benahmen sie sich hier. Tweek mochte keine Bahnhöfe.

Hatte er noch nie.

Erst recht nicht, wenn sie so groß waren und das war für eine Stadt wie diese natürlich nicht ungewöhnlich. Er versuchte sich durch die Menschenmassen zu schlagen, weichte den entgegenkommenden Massen mehr schlecht als recht aus. Sein Koffer war ihm dabei keine Hilfe und er schaffte es kaum voran zu kommen, da immer wieder Menschen gegen ihn stießen oder sein Gepäck so einklemmten, dass es stecken blieb.

Tweek kniff die Augen zusammen, versuchte nicht daran zu denken.

Er wollte hier einfach nur noch weg.

Nur noch hier raus.

Wo wollten sie sich nochmal treffen? Er hatte es vergessen.

Egal, es gab Handys, erst einmal musste er sein Leben retten. Langsam öffnete er die Augen wieder, kämpfte sich tapfer durch. Ein Mann pöbelte ihn an, dass er gefälligst aufpassen sollte, wo er hinläuft. Er stammelte eine Entschuldigung, doch die wurde schon nicht mehr gehört. Er wollte hier raus. Warum war er nicht mit dem Bus gefahren? Oder dem Auto? Vielleicht eine Mitfahrgelegenheit? Aber die hätten ihn sicher entführt. Wer weiß, welche Wichtel sich gegen ihn verschworen hatten um ihn in die Unterwelt mitzunehmen. Da traute er der Bahn schon mehr. Die ist auf Schienen angewiesen, da ist eine Entführung weit unwahrscheinlicher. Außerdem ist die Bahn günstiger.

Und trotzdem.

Hier waren Menschen.

Viel. Zu. Viele. Menschen!

Er wünschte sich Kaffee. Und wie er sich den gerade wünschte. Das Verlangen nach dem braunschwarzen Gold war schon lange nicht mehr so groß wie jetzt. Er hielt Ausschau nach seinem heißgeliebten Getränk, auch wenn er so stolz auf seinen derzeitigen Entzug war.

Das war jetzt egal. Er brauchte es.

Eine Bahnansage ertönte direkt über seinem Ohr. Tweek zuckte zusammen, blieb stehen, wurde angerempelt, wie es kommen musste. Ihm entwich ein Schrei, doch im Gewusel der Allgemeinheit ging er unter.

Ging er überhaupt in die richtige Richtung?

Wo war er?

Er erntete Blicke, wie er da stand, direkt im Gang und sich nicht rührte. Der Blonde schnappte nach Luft. Als würde man diese nach und nach aus dem Bahnhof entweichen lassen fühlte es sich an.

Sie wurde weniger.

Bemerkte das denn niemand?

Bestimmt wieder eine Verschwörung. Man wollte sie töten, einen nach den anderen und niemand außer ihm schien es zu bemerken. Was war nur los? Warum taten die anderen als wäre nichts? Er schnappte weiter, seine Atmung wurde schneller, flacher. Seine Augen weiteten sich, doch er konnte nichts erkennen, nichts fokussieren. Er fing an zu zittern, mehr noch, als er es üblicherweise tat. Er schlang seine Arme um seinen Körper und war sich sicher: Jetzt hatten sie ihn. Die Wichtel hatten gewonnen. Der Druck wurde größer. Die Geräusche um ihn verschwammen, dafür hörte er das Blut in seinen Adern umso schneller pulsieren. Hörte es rauschen, immer lauter und lauter, hörte es seinen Namen schreien. Tweek... Tweek. Tweek!

"TWEEK!"

Seine Augen fokussierten wieder, sahen eine ihm bekannte Person vor ihm stehen.

"C-craig..."

Angesprochener nickte, nahm sanft sein Handgelenk und zog ihn an die Seite des Ganges, um die Reisenden nicht länger zu stören. Er fand eine kleine Nische, zog den Blonden mitsamt Gepäck in diese herein, zog ihn dann in eine Umarmung.

"Schhh...~ ist okay Tweek, ganz ruhig."

Tweek erwiderte die Umarmung, klammerte sich an seinen Freund, als ob er ein Rettungsring in einem großen Ozean voller gefräßiger Haie war. Craigs Finger wanderten in den Nacken des Blonden, begonnen ihn zu kraulen um ihn zu beruhigen. Es funktionierte.

"Ich wusste, es war keine gute Idee dich alleine herreisen zu lassen. Tut mir leid, Tweeky."

"N-nein! Ich... i-ich meine... i-ich... freu mich dich zu s-sehen."

Seine Stimme zitterte noch doch es wurde langsam besser. Seine Atmung normalisierte sich.

"Ich freu mich auch. Aber mit einer Panikattacke ist nicht zu spaßen, das will ich nicht nochmal erleben."

Es war gut. Jetzt war alles gut. Jetzt war Craig hier und Craig hatte diese Macht die Wichtel zu vertreiben. Als könnte er einen Bannkreis um sie beide aufstellen. Er brauchte keine Angst mehr zu haben.

Er war doch wirklich ein Schwächling.

Durch und durch.

Da war er schon 19, hatte einen wunderbaren Freund, ein eigenes Leben und ließ sich trotzdem noch so aus der Bahn werfen. Doch er konnte sich nicht helfen. In solchen Momenten nützte auch die Tatsache, dass er sein Leben lebte nicht viel. Er fiel in alte Verhaltensmuster zurück und es kam ihn so vor, als sei er wieder 12. Er hasste diese Schwäche an sich. Hasste sie so sehr, hatte es immer schon. Doch sie war ein Teil von ihm und so sehr er nach außen hin vorgab stark zu sein, so sehr er es zu überspielen versuchte... sie war noch immer da und in diesen Momenten brauch sie aus ihm heraus.

Er liebte Craig dafür, dass dieser das akzeptierte und ihn nicht verurteilte. Wahrscheinlich war er die einzige Person auf der Welt, die das so konnte.

Einige Minuten vergingen, indem die beiden einfach nur schweigend aneinander geklammert am Rande des Ganges standen. Die Geräuschkulisse wurde nicht leiser, doch sie störte den Blonden nun bedeutend weniger. Langsam beruhigte sich der unkontrollierbare Herzschlag, seine Atmung wurde wieder langsamer und tiefer. Craigs freie Hand hatte die seine umschlossen und drückte sie sanft, aber bestimmt.

"Geht es langsam wieder?", flüsterte Craig dem Kleineren ins Ohr. Tweek nickte.

"Ja... d-danke."

"Lass uns was essen gehen. Das beruhigt den Magen und ich bin sicher du hast seit heute morgen nichts gehabt, oder?"

Tweek lächelte leicht, was als Antwort schon genug war. Langsam lösten sie sich voneinander, einzig der Kontakt an den Händen blieb bestehen. Craig nahm mit der freien Hand den Trolli seines Freundes ab und führte ihn vorsichtig, aber mit schnellen Schritten, die der Menschenmenge angepasst waren zum nächsten FastFood Restaurant im Bahnhof. Er suchte für die beiden einen stillen Platz in der Ecke des Lokals. Dort kamen die Geräusche nicht mehr so komprimiert an. Wie ein nasser Sack ließ Tweek sich auf die Bank fallen, er war erschöpft und froh endlich sitzen zu können. Craig stellte den Trolli ab.

"Was möchtest du? Ich hol es uns her, bleib du solange hier."

"Kaffee..." Der Blonde legte seine Hände auf den Tisch und platzierte seinen Kopf auf diesen.

"Kaffee gibt’s nicht, das weißt du. Cola? Als Kompromiss?"

Tweek nickte zögerlich, nahm das Angebot aber an.

"U-und n Chickenburger. B-bitte."

"Alles klar, bis gleich." Er wuselte seinem Freund durch die Haare und ging Richtung Kasse. Tweek freute sich auf seine Cola. Auf den Koffein. Im Grunde war selbst Cola für ihn Tabu aber ab und zu war eine Ausnahme erlaubt. Besonders in Stresssituationen. Er wollte endlich von dieser Sucht wegkommen, wollte sie nicht länger sein Leben bestimmen lassen. Seine spastischen Attacken hatte er immerhin auch komplett dem braunen Getränk zu verdanken und damit verbunden seine Außenseiterrolle in Schulzeiten. Jetzt, wo er zur Uni ging, war er auch nicht gerade der beliebte Student vom Dienst aber immerhin hatte er Anschluss, hatte Freunde, was für ihn schon unglaublich viel bedeutete. Die Entzugserscheinungen waren noch da, aber er wusste besser mit ihnen umzugehen und sie bestimmten nicht mehr sein gesamtes Tun und Handeln. Auch wenn es schwer war. Vor allem in den Anfangszeiten. Aber er würde das durchhalten, würde das überstehen, dessen war er sich sicher.

Es dauerte nicht lange bis Craig mit einem vollgeladenen Tablett zurück zum Tisch kam. Tweek nahm sein Getränk entgegen und nahm ein paar kräftige Schlucke. Es tat gut.

Craig lächelte, streckte seinen Arm aus und strich dem Blonden sanft über die Wange.

"Ich freu mich echt, dass du hier bist. Die letzten Tage konnte ich an nichts anderes mehr denken."

Tweek wurde augenblicklich rot, er war solche Aussagen immer noch nicht gewöhnt.

"Ehhh... i-ich freu mich auch... h-hier zu sein..." Sein Bick traf den Boden, wanderte nur langsam höher, bis seine Augen die seines Freundes trafen. Craig lächelte dieses unglaubliche Lächeln, was schon immer eines der schönsten Anblicke war, die Tweek kannte.

"Eine Woche hab ich dich jetzt hier. Und ich wünschte jetzt schon, sie würde nie aufhören. Oh Mann... das klingt ganz schön schmalzig, oder? Wie aus einem kitschigen Liebesfilm." Craig kicherte, fing dann an zu lachen, laut und herzhaft. Tweek konnte nicht anders als mitzulachen. Das tat unglaublich gut.

Es war jetzt gut ein halbes Jahr her, seit die Beiden ihre alte Heimat South Park hinter sich ließen. Sie hatten dort die Middle School und die High School besucht und beiden war von Anfang an klar, dass sie nicht länger als nötig in dieser Stadt wohnen bleiben wollten.

Es hielt sie einfach nichts.

Craig hatte sich mit seinen Eltern und seiner Schwester immer noch fast jeden Tag in die Haare, seine Freunde aus Grundschulzeiten waren zwar immer noch dort, aber bis auf Token und Clyde nicht mehr als gute Bekannte und der Arbeitsmarkt war mehr als bescheiden. Er suchte sich eine Ausbildung in einer großeren Stadt, gute 2 Stunden von seinem alten Zuhause entfernt. Er verdiente nicht schlecht, zumindest genug um sich eine eigene Wohnung leisten zu können und mit dem Rest gut über die Runden zu kommen. Craig hatte sein Leben komplett im Griff, er liebte seinen Job, er liebte die Großstadt und er fand schnell neue Leute, mit denen er zu Feierabend hin abhängen konnte.

Tweek war etwas weiter weg gezogen. Er wohnte eine weitere Stunde von Craig entfernt in einer kleinen Stadt, welche eine gute Anbindung zu seiner Uni in der Nebenstadt hatte. Er hatte sich entschlossen zu studieren, da alle Berufe, die er sich annähernd vorstellen konnte dies erforderten. Vor allem aber wollte er weg von seiner Familie. Im Grunde hatte er nichts gegen seine Eltern. Wirklich nicht. Sie waren mit ihrem Kaffeegeschäft selbstständig und sie liebten ihn, doch diese Liebe interpretierten sie von Anfang an falsch. Als Tweek kleiner war brauchte er ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit und seine Eltern erkannten schnell, dass Kaffee ein Wundermittel wurde. Wenn Tweek schrie bekam er Kaffee und war ruhig. Wenn er etwas wollte bekam er Kaffee. Wenn er traurig war - Kaffee. Erst sehr viel später realisierte der Blonde, dass seine Eltern die Führsorge, die er sich wünschte und die ein Kind in seinem Alter gebraucht hätte durch das beliebte Getränk ersetzen. Man konnte ihnen keine Vorwürfe machen, sie wussten es nicht besser. Und wenn es funktionierte - warum also nicht? Dass der Kaffeekonsum bei ihrem Sprössling nicht ohne Folgen blieb bemerkten sie erst sehr viel später. Tweek litt unter Entzugserscheinungen, find an zu zittern und spastisch zu werden. Besonders Schlimm wurde es, wenn er seine Droge nicht erhielt, es wurde zum Teufelskreis. Doch seine Anfälle konnten in den Augen seiner Eltern unmöglich von einem simplen Getränk stammen. Es musste etwas anderes sein. ADS, mit Sicherheit. Er wurde in seiner Kindheit zu Psychologen geschleppt, zu sämtlichen Therapien und Klinikaufenthalten genötigt - natürlich ohne dass es etwas bewirkte, denn die Ursache lag schließlich ganz wo anders. Doch jeglicher Versuch es seinen Eltern klar zu machen scheiterten, er war immerzu der arme, arme Tweek - krankhaft, spastisch und ohne Heilungschancen. Als er jünger war hatte er sich mit diesem Schicksal abgefunden doch je älter er wurde, und da war Craig nicht ganz unschuldig bei, desto mehr zweifelte er an die Aussagen seiner Eltern. Spätestens nach seinem Schulabschluss wurden der psychische Druck und die Anspannung in seinem Elternhaus so groß, dass er es nicht länger aushielt. Erst recht nicht wenn Craig, seine einzige Bezugsperson in dieser Stadt, vorhatte wegzuziehen. Er hatte keine umwerfenden Noten, doch er bewarb sich trotzdem an allen möglichen Universitäten in der Nähe und wurde letztendlich an einer angenommen. Es war ein hartes Stück Arbeit es seinen Eltern beizubringen, die natürlich nicht begeistert waren, dass ihr kranker, armer Sohn die Familie verlassen wollte. Immerhin konnte er nicht alleine wohnen, das ging einfach nicht in ihren Augen. Er schaffte es eine Wohnung zu finden, eher ein Zimmer, der Größe nach zu urteilen. Er besuchte die Universität und er fand glücklicherweise einen Job um sich über Wasser zu halten. Denn staatliche Unterstützung konnte er wegen des Einkommens seiner Eltern vergessen und nach seinem Nacht-und-Nebel-Aktion-Auszug musste er auch nicht damit rechnen von ihnen etwas zu bekommen. Das Geld aus dem Job reichte gerade so für die Miete und um über die Runden zu kommen, doch dadurch war er unabhängig und es tat ihm wahnsinnig gut. Er konnte seinen Freund hin und wieder besuchen, hielt sich so gut es ging an ihre Abmachung im Koffeinfrei-Projekt und lebte sein Leben.

"Tweek? Keinen Hunger?"

Angesprochener sah auf. Er war so in Gedanken versunken gewesen, dass er vergessen hatte zu essen. Schnell schnappte er sich seinen Burger und biss genussvoll hinein, was Craig beruhige und wieder einmal zum Lächeln brachte.

"Erzähl, wie läuft die Uni? Alles gut?"

Tweek nickte.

"Ja. Ich k-komm weitestgehend gut m-mit. Es ist ngh... v-viel interessanter... als die Schule."

"Das freut mich." Craig stützte seinen Kopf auf eine Hand, den Ellenbogen auf dem Tisch lassend.

"Und mit dem Job auch alles klar? Klappt das finanziell?"

Wiedermal ein Nicken.

"Mal mehr, mal ngh weniger. Aber... j-ja."

"Und in deiner Wohnung ist immer noch nicht mehr außer einer Matratze und ein Stuhl?"

"Mhm... immerhin h-hab ich Besteck... und so."

Ihm war die Einrichtung seiner Wohnung nicht so wichtig, solang er einen Platz zum Schlafen, einen Ort zum Kochen (wenn man das so nennen konnte) und Strom sowie warmes Wasser hatte. Das Geld, was er verdiente, floss erst einmal in andere Investitionen als in sein Zimmer.

"Wollen wir dann langsam los wenn du fertig gegessen hast?" Craig stand auf und brachte schon einmal das Tablett mit dem Müll zum Abgabeschalter. Tweek nickte, aß den letzten Bissen seines Burgers und schnappte sich seinen Trolli, den Craig ihn jedoch augenblicklich wieder abnahm.

"Ich nehme den schon, geh du mir bloß nicht verloren." Er nahm die Hand seines Freundes erneut und ging mit ihm durch den Hinterausgang aus dem Restaurant hinaus. Dieser Weg war zwar länger, dafür aber ruhiger und vor allem mit weniger Menschen. Er wollte es nicht riskieren, dass der Blonde noch eine Panikattacke bekam, auch wenn er dieses Mal von Anfang an dabei war.

Sicher war sicher.

Sie steuerten geradewegs auf ein kleines aber hübsches, silbernes Auto zu. Mit einer gelassenen Bewegung holte Craig den Schlüssel des Wagens aus seiner Hosentasche, drückte einmal auf diesen und öffnete das Auto dadurch. Er hievte den Koffer nach hinten und hielt seinem Freund die Beifahrertür auf.

"Na, wie gefällt dir meine Karre?" Craig stieg ein und fuhr los. Im Gegensatz zu dem Blonden hatte er bereits in South Park noch seinen Führerschein gemacht und konnte sich mit seinem Einkommen das kleine Auto leisten. Es war schon etwas älter aber fuhr gut und sicher.

"Sie ist ngh schön.", musste Tweek zugeben.

"Ja, nicht wahr? Ich hab sie echt günstig bekommen, bin ja schon ein bisschen stolz auf das Teil."

Craig grinste und fuhr los. Der Blonde lümmelte sich in seinem Sitz zusammen. Es war angenehm jetzt mit seinem Freund alleine in einem geschlossenen Raum zu sein und die Geräusche selbst bestimmen zu können. Früher hatte er Autofahrten gehasst, aber da fuhren auch seine Eltern und die waren um ehrlich zu sein keine besonders begabten Autofahrer. Da galt auch mal das Motto Kaffee zur Konzentrationssteigerung und genauso fühlten sich die Strecken an. Craig hingegen fuhr ruhig und sicher, ganz anders als er es aus frühester Kindheit gewohnt war.

Es dauerte nicht lange bis sie das Haus erreichten, in dem Craig wohnte. Auch wenn er in einer Großstadt seine neue Heimat gefunden hatte war seine Gegend recht ruhig. Er hatte eine Zweizimmerwohnung in einem 8-Parteien Haus, welches direkt neben einem Park lag. Tweek mochte es hier.

"So, da sind wir. Hier, schließ schon mal auf, ich hol solange deinen Koffer." Er warf Tweek den Haustürschlüssel zu, welchen dieser gerade so schaffte zu fangen. Zögerlich ging er auf die große Tür zu, probierte die Schlüssel am Bund aus bis er den fand, der passte.

Craigs Wohnung hatte sich nicht verändert. Sie war gut doppelt so groß wie seine und für den Jungen untypisch sehr schön eingerichtet. Hier sah es wirklich so aus als ob hier jemand wohnen würde - anders als in seinem kleinen Zimmer. Aber darüber wollte er nicht nachdenken. Craig verdiente schließlich auch und musste dafür hart arbeiten, da war es nicht verwerflich, dass er eine gewisse Summe in seine Einrichtung steckte.

Tweek machte es sich auf dem Sofa bequem, nahm sich eine Decke vom Rand und deckte sich zu. Es war kalt im Raum, aber wenn man in South Park aufgewachsen war machte man die Heizung frühestens an, wenn das Thermometer unter 0 Grad anzeigte.

Es dauerte nicht lange bis auch Craig eintrat, den Koffer seines Freundes ins Schlafzimmer stellte und sich zu diesem auf die Couch setzte.

"Magst du fernsehen? Oder soll ich Musik anmachen?"

"Mir eg...al."

Craig zog eine Augenbraue nach oben, lächelte aber.

"Egal hab ich nicht." Er griff nach der Fernbedienung und entschied sich für die Musik, allerdings auch nur so laut, dass sie die allgemeine Atmosphäre nicht störte. Nachdem er sie wieder weggelegt hatte legte er einen Arm um die Schultern seines Freundes. Tweek zuckte kurz zusammen, ließ ihn aber gewähren. Er war die Nähe von anderen Menschen immer noch nicht so gewohnt, auch wenn ihre Beziehung jetzt schon eine gewisse Zeit auf den Buckel hatte. Er rutschte etwas näher an den Schwarzhaarigen heran, schloss die Augen, genoss für einen kurzen Moment einfach nur die Wärme und Anwesenheit.

Ohja, er hatte ihn vermisst.

Sehr sogar.

Er realisierte es gerade jetzt besonders. Wie hatte er es nochmal geschafft zwei Monate ohne ihn auszuhalten? Es war ihm ein Rätsel. Und dabei war es gar nicht so selbstverständlich, dass sie jetzt zusammen waren.
 

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Wenns euch gefallen hat hinterlasst doch ein Kommi, da freue ich mich immer drüber! :D Gerne auch mit Kritik und Anmerkungen.

Bis zum nächsten Mal! ;)

How it all began

[Craig Pov]

Es war in ihrem letzten Jahr an der High School als Craig bemerkte, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmte.

Er konnte es zunächst nicht zuorden und hatte zuvor auch noch nie solche Probleme gehabt. Und vor allem nicht bei seinem besten Freund seit der Grundschule. Er war wohl die einzige Person auf der Welt, der längere Zeit mit Tweek Tweak auskam, dabei fand er es garnicht so schwer. Er mochte Tweek sehr, man musste nur wissen wie man mit seinen kleinen Macken und seinem Verhalten umzugehen hatte. Tweek war ein sehr angenehmer Zeitgenosse und vor allem nahm er Craig so an wie er war, ohne ihn verbiegen zu wollen. Seine Eltern hatten es versucht, seine Schwester hatte es versucht, seine Exfreundinnen hatten es auch versucht. Sogar die Lehrer glaubten immernoch Einfluss auf ihn nehmen zu können.

Doch der Zug war abgefahren.

Es war ja nicht so, als ob Craig der schrecklichste Junge der gesamten Schule war. Klar, er prügelte sich ab und an, der machte böse Bemerkungen wenn man ihm dumm kam, der zeigte mit Vernügen seinen Mittelfinger oder donnerte etwas kaputt. Doch das war doch nicht allein seine Schuld! Er konnte es nicht ab provoziert zu werden, beleidigt zu werden oder blöd angemacht. Er konnte sein Temperament nur nicht richtig unter Kontrolle bringen.

Hatte er noch nie gekonnt.

Aber warum machten ihn alle Vorwürfe, seine Eltern konnten es schließlich auch nicht. Wie soll man etwas lernen wenn man es von klein auf nicht anders kannte?

Tweek sah Craig nie als hoffnungslosen Fall an.

Er war einfach nur immer da, hielt sich nicht von ihm fern. Er erkundigte sich nach Craigs Empfinden, nach seinen Gefühlen, fragte warum er sauer wurde oder was genau ihn störte, wenn der Schwarzhaarige mal wieder mit Blessuren am Körper zu ihm kam. Er hörte einfach zu, hörte sich all seine Wut an, seine Sorgen und versuchte ihn zu verstehen. Es brauchte eine ganze Weile bis Craig bemerkte wie wertvoll Tweek eigentlich als Freund war.

Am Anfang tat der Blonde ihm einfach nur leid. Schon in der Grundschule war Tweek ein Mobbingopfer, er wurde beschimpft, ausgelacht und regelmäßig Opfer von Streichen. Er gab aber auch ein schönes Opfer ab mit seinen Spastenattacken, seinen Sprachproblemen, seinen unordentlichen und fast immer mit Kaffeeflecken versehenden Klamotten, seinem Zittern und seiner Liebe zum Kaffee. Es sprach sich auf solch einer kleinen Schule, wie sie in South Park vorhanden war, schnell rum. Kinder sind grausam, sie brauchen immerzu einen Sündenbock. Das war hier keine Ausnahme.

Tweek war entweder alleine in der Schule unterwegs oder schloss sich mit den anderen Außenseitern zu einer Art Zweckfreundschaft zusammen. Niemand wollte gerne alleine sein, also hingen sie zusammen ab, einfach um nach außen hin den Schein zu waren, dass sie nicht schwach sind. Craig durchschaute das sofort. Er sah zu, wie die anderen den Blonden ärgerten und trietzen, ihn immerzu zum weinen brachten.

Und es war ihm egal.

Schlicht und einfach egal.

Einen Dummen gibt es doch immer, oder nicht? Besser der Blonde als wenn er, Craig Tucker, zur wandelnden Zielscheibe wurde. Manchmal machte er sogar mit bei ihren Touren.

Es war ihm egal.

Er spürte weder Reue noch Vernunft. Es wiederte ihn an wie schwach diese Kinder waren und wie wenig sie dafür taten es nicht mehr zu sein. Immerhin machten sie sich doch selbst durch ihr Verhalten zu Außenseitern, oder etwa nicht?
 

Es war wieder einmal einer dieser Tage, an dem einfach alles schief lief. Seine Eltern stritten sich und gaben ihn natürlich die Schuld dafür, seine Lehrer machten ihn im Unterricht nurnoch an, er bekam eine schlechte Note wieder, obwohl er für diese Arbeit eigentlich anständig gelernt hatte und allgemein kotzte ihm alles an. Er musste seine Wut irgendwie loswerden und er wusste auch schon wie. Nach dem Unterricht wartete Craig eine Weile ab, schlich dann zum Rande des Schulhofes, wo ein Gartenhäuschen für den Hausmeister plaziert war. Er wusste, wie man das einfache Zahlenschloss öffnete, schlich sich herein und fand was er suchte. Hier war sein Depot für verschiedene Spraydosen in unterschiedlichen Größen und Farben. Er wollte der ganzen Weit sein Statement setzen, nahm eine große, schwarze Dose mit und ging zurück auf den glüchlicherweise verlassenen Schulhof. Er schaute sich vorsichtshalber noch einmal um, schüttelte dann die Dose und begann die steinernde Mauer des Schulgebäudes in das tiefe Schwarz zu tauchen. Große, deutliche Buchstaben entstanden, das Wort "Fuck off!" bildete sich. Er schaute sich sein Werk aus der Ferne an, war zufrieden damit. Ja, das sollten bloß alle sehen, die morgen hier vorbeikommen. Sie sollten wissen, dass nicht alle Schüler brav dem Folge leisten, was die feine Gesellschaft einen so vorspielt. Er grinste, überlegte, ob er nicht noch etwas dazuschreiben sollte, als er eine Stimme vernahm.

"W-was machst du... ngh... da?? "

Craig sah sich um. Tweek Tweak stand keine 3 Meter neben ihn, seine Arme um seine Schultasche geschlungen, zitternd wie immer.

Der hatte ihn jetzt gerade noch gefehlt.

"Das geht dich nichts an, verschwinde. Wenn du petzt mach ich dich fertig, hörst du?"

"N-nein... die... die Vizedirektorin w-wird gleich hier ngh sein..."

Der Blonde nahm seinen Mut zusammen, rannte los und packte Craig am Ärmel, zog ihn mit sich.

"Schnell... h-hier!" Er zog ihn hinter einem dicht gewachsenen Gebüsch neben einem hohen Baum, gerade rechtzeitig, dass die Vizedirektorin sie nicht mehr zu Gesicht bekam. Durch die Äste hindurch konnten sie das Szenario sehr genau erkennen. Die gute Frau war außer sich, als die das Graffiti entdeckte, sah sich um, fluchte, fand die noch halbvolle Farbflasche, fluchte noch mehr, sah sich wieder um. Craig und Tweek duckten sich bis ganz auf den Boden, blieben unentdeckt. Erst als die Vize nach einigen Minuten noch immer wütend wegstampfte wagten sie wieder zu atmen und setzten sich auf.

"Das war höllisch knapp.", stellte Craig fest. Um ein Haar hätte er mit Sicherheit für den Rest des Schuljahres nachsitzen müssen. Tweek schwieg, stand auf und war im Begriff ohne ein Wort zu sagen nach Hause zu gehen.

"Hey, warte doch!" Craig hielt ihm am Ärmel zurück. Der Blonde blieb stehen, zuckte zusammen, drehte dann langsam seinen Kopf in die Richtung des Älteren.

"W-was ist?" Sein Blick war angsterfüllt, sein Zittern wurde stärker. Craig erschrack und ließ ihn los.

"Ähm... das war eine... gute Tat von dir. Mich zu warnen. Ich hätt scheiß Ärger bekommen wenn die Alte mich erwischt hätt. Du hast was gut."

Tweek zwang sich zu einem Lächeln, flüchtete dann aber doch mit schnellen Schritten nach Hause. Craig tat es ihm gleich, jedoch schaute er sich trotzdem lieber noch einmal um. Er atmete tief durch, als er das Schulgelände verließ und die Straße erreichte. Nun konnte ihm niemand mehr etwas anhängen. Nicht ohne Beweise.
 

Er dachte den gesamten Nachhauseweg über die Situation nach. Es war keine Selbstverständlichkeit von Tweek gewesen ihn zu warnen. Er hätte auch einfach weglaufen können, nichts sagen, ihn seinem Schicksal überlassen können. Wäre er in der Situation des Blonden, er hätte es gemacht. Mit Sicherheit. Warum also war der Blonde so... nett? Klar, Craig war nie ein direkter Angreifer gewesen. Aber er war aufgrund seines Schweigens Mittäter, er hielt die Mobber nicht auf, das musste der Kleine doch mitbekommen haben. Oder steckte da doch mehr dahinter? Vielleicht war es auch nur eine Laune gewesen oder der Blonde war so dumm, dass es ihm nicht in den Sinn kam sich zu rächen.
 

Die Gedanken verfolgten ihn bis in die Nacht hinein, auch wenn er sich sicher war, dass er viel zu viel in diese Sache hineinlegte. Am nächsten Tag in der Schule hatte sich nichts geändert, warum denn auch? Seine Mitschüler waren immernoch laut und nervig, die Lehrer immernoch darauf bedacht sie zu möglichst tauglichen Jugendlichen zu erziehen und auch das Getuschel in den Pausen war wie immer vorhanden. Das Graffiti war entfernt worden noch bevor es ein großen Publikum finden konnte, aber es war ja auch genug Zeit gewesen zwischen gestern Nachmittag und heute Morgen. Craig stocherte während der Mittagspause in seinem Essen herum und gab nur einsilbige Antworten, wenn ihm eine Frage gestellt wurde. Er hatte keine Lust mehr auf diesen zwanghaften Unterricht und erst recht nicht auf die nächsten Stunden Sport bei ihrem unglablich charmanten Pädo-Lehrer.

Aus den Augenwinkeln sah er, wie Eric Cartman und seine Gang gerade lachend die Mensa betraten. Irgendetwas schien sie wahnsinnig zu amüsieren, doch es war ihm egal. Diese Leute hatten schließlich täglich etwas oder jemand Neuen, über den sie sich lustig machen konnten. Erst als er das Wort "Spast" in ihrem Gespräch mitbekam hörte er auf. Hatten sie etwas mit Tweek angestellt? Er wurde hellhörig, dabei kann es ihm doch eigentlich egal sein. Craig ließ sein Essen stehen und stand auf, ging ein paar Schritte näher zu der Gang, um besser hören zu können.

"Haha und hast du gesehen wie der Spast geguckt hat, als du ihn ins Klo drücktest? Das war zum schießen!"

"Und wie! Hahaha, bin mal gepannt wann er wieder aus der Kabine rauskommt, so nass wie er war. Hat sich bestimmt vor Angst auch noch eingepisst, auffallen würde es ja keinem. Scheiß Spast! Soll erstmal richtig sprechen lernen bevor er versucht sich mit uns zu messen!"

Craig wusste nicht warum er es tat, aber bevor er noch weiter überlegen konnte schoss seine Faust direkt in das Gesicht von Cartman. Dieser hielt sich die Nase, brüllte auf vor Schmerzen.

"Scheiße, Tucker mann! Hast du ne Vollmaise? Was sollte das denn?" Einer seiner Lackaien wollte zum Gegenschlag ausholen, doch Craig werte den Angriff geschickt mit einer Hand ab, schlängelte sich durch die Meute hinaus aus der Mensa in den Gang hinein. Wo war hier die nächste Jungentoilette...? Er schaute sich um und fand nach wenigen Minuten den Ort, den er suchte. Vorsichtig betrat er den Raum, horchte. Zunächst war es still, doch beim genauen hinhören konnte er ein leises, sehr leises Schluchtzen erkennen. Die Kabinen waren leer, nur eine war zu und abgeschlossen.

"Tweek?"

Er wusste weder was er hier tat noch wieso er es tat, aber er wollte im Moment auch nicht darüber nachdenken. Das Schluchzen verstummte.

"Ist alles okay?" Er hätte sich ohrfeigen können. Natürlich war nicht alles okay. Darum wunderte ihn die Antwort auch umso mehr.

"J-ja klar. Alles... ngh gut. Kannst ruhig wieder ngh gehen."

Craig ging ein paar Schritte näher zur Tür, bis er sie letztendlich erreichte und sich gegenlehnte. Tweek spielte den Starken, wollte sich nicht anmerken lassen, wie verletzt er gerade war. Hatte er das bis jetzt immer so gemacht? Wahrscheinlich tat er es zum Schutz. Wenn der Gegener stark ist macht es immerhin nicht so viel Spaß ihn zu ärgern als wenn dieser schwach ist. Tweek schien das im Laufe der Zeit gelernt zu haben.

"Ich hab eben Eric belauscht und ich bin mir sicher, es ist nicht alles okay mit dir."

Tweek schwieg.

"Mach die Tür auf, du kannst nicht den ganzen Tag hier drinne bleiben."

Tweek schwieg noch immer. Scheinbar konnte er das sehr wohl und er hatte es auch vor.

"Ich hab Sportklamotten in meiner Tasche, falls du die brauchst. Laut Erics Geschwafel sind deine ziemlich nass, oder?"

"W-warum interessiert dich ngh das?"

"Na, weil..." Er überlegte, doch eine wirkliche Erklärung fiel ihm nicht ein. Es war komisch. Seit dem gestrigen Vorfall war Tweek nicht mehr nur einer unter vielen, er war plötzlich eine Person geworden, die in Craigs Gedankenwelt spukte, über die er sich Gedanken machte. Er war plötzlich "jemand". Doch das war schwer in Worte zu fassen und erst recht nicht hier zwischen einer Holztür auf dem Herrenklo.

"Weil ich dir was schulde, schon vergessen? Also mach die verfickte Tür auf."

Ein paar Sekunden vergingen, bis die Tür tatsächlich geöffnet wurde. Zum Vorschein kam ein nasser, verheulter, kleiner Junge mit ungeordneten Haaren und einem fast offenen Hemd. Craig schlich sich zu ihm in die Kabine, holte seine Klamotten aus der Tasche und reichte diese dem Jüngeren. Sie würden ihm viel zu groß sein, aber besser das, als mit nassen Klamotten den ganzen Tag herumzulaufen.

"Was ist m-mit... dem S-sport?" Unsicher hielt er das Oberteil in seinen Händen.

"Ich schwänze. Beziehungsweise schwänzen wir beide, ich glaub nicht, dass du Bock auf Cartman hast...?"

Tweek schüttelte den Kopf, doch seine Augen weiteten sich.

"Ich schwänze e-eigentlich ngh nicht. Was, wenn s-sie er herausfi... finden?"

Craig sah seinen Gegenüber skeptisch an.

"Wenn wer es herausfindet? Deine Eltern?"

"Die... Wichtel. S-sie sind ngh überall!"

...Wichtel?

Gut.

Okay.

Er wusste, dass Tweek komisch war.

Es würde jetzt nichts nützen mit ihm darüber zu diskutieren. Er entschied sich erstmal einfach nur mitzuspielen.

"Die kommen schon nicht und wenn doch, dann schlag ich sie in die Flucht. Nun mach hinne."

Tweek beeilte sich mit dem Umziehen. Die Klamotten waren tatsächlich zu groß, aber er konnte sich in ihnen bewegen. Er folgte Craig aus dem Jungsklo heraus in den Korridor, der mittlerweile leer war. Der Unterricht hatte bereits angefangen, so dass sie vorsichtig sein mussten nicht erwischt zu werden. Sie schafften es gerade so sich in ein leeres Klassenzimmer zu flüchten. Von dort aus konnten sie den Sportplatz erkennen, wo ihre Mitschüler jetzt munter ihre Runden liefen - alle bis auf Cartman.

"Ha, jetzt schau dir den Troll an. Sitzt auf der Bank und jammert, dabei hätte ers bitter nötig. Da hab ich wohl doch etwas zu doll zugeschlagen."

"D-du hast ihn ge-geschlagen? Warum?" Tweeks Blick wurde größer, angstlicher. Er ging ein paar Schritte rückwärts.

"Hey, ganz ruhig. Er sollte mal was von seiner eigenen Medizin schmecken. Das bringt ihn schon nicht ins Grab."

"A-aber..." Tweek setzte sich auf einen der Stühle, zog die Beine näher an sich heran.

"Gewalt ist... ngh... nicht gut."

"Ja, aber die Pfeiffe kapiert es nicht anders."

Tweek schwieg. Eine ganze Weile sagte keiner von ihnen ein Wort. Der Blonde starrte den Boden an, Craig beobachtete den Sportunterricht.

"Maaahhh, das ist Langweilig." Craig fing an durch den Raum zu tigern, einfach um etwas zu tun zu haben.

"T-tut mir leid..."

"Was?" Der Ätere blieb stehen, sah in Tweeks Richtung.

"Was kannst du denn dafür, dass es langweilig ist? Das war nur ne Feststellung, kein Angriff."

Er bemerkte, wie kaputt der Kleine eigentlich sein musste, wenn er jeden Wort, was jemand sprach als Invasion gegen ihn ansah. Er nahm sich einen Stuhl und setzte sich Tweek gegenüber. Dieser sah auf, wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte.

"Hast du Bock mit zu mir zu kommen? Ich hab keine Lust mehr hier länger in der Schule rumzuhocken."

Er hätte den Kleinen auch alleine lassen können, oder voschlagen können, dass er zu sich nach Hause geht aber irgendwie... er wollte ein bisschen mehr über ihn erfahren. Er wusste nicht, wann er das letzte mal Interesse für eine Person gezeigt hatte. Er tat ihm immernoch Leid, aber das war nicht alles. Oder war es das doch? Er wusste es nicht.

"D-du musst das ngh nicht tun. W-wenn es immer...immernoch w-wegen gestern ist... i-ich glaube du h-hast dich ngh genug revanchiert."

"Lass gestern mal gestern sein. Was ist, hast du Bock oder nicht? Ich hab n paar coole Videospiele zuhause."

Tweek überlegte einige Sekunden, nickte dann zögerlich.

"I-ich kann aber keine ngh S-spiele spielen."

"Dann bring ich es dir bei. Dann auf."

Wieder schlich sich Craig aus dem Zimmer, Tweek nur wenige Zentimeter hinter ihm. Es gelang ihnen ohne Vorkommnisse die Schule zu verlassen und nach einer Viertelstunde Fußweg hatten sie Craigs Haus erreicht. Schon von außen hörte man die lauten Stimmen seiner Eltern.

"Ignorier die einfach." Er schloss auf und ging eiligen Schrittes nach oben in sein Zimmer. Als Tweek durch die Tür war, schloss er diese und verriegelte den Raum, ließ den Schlüssel aber stecken.

"Nur zur Sicherheit. Wenn meine Eltern streiten haben sie auch keinen Bammel davor in mein Zimmer zu gehen und mich anschreien zu müssen. Da hab ich jetzt echt kein Nerv drauf."
 

Der Nachmittag verging schneller als erwartet. Er stellte Tweek sein Meerschweinchen vor, zeigte ihm seine Videospiele und versuchte ihn die Steuerung einiger beizubringen. Es endete damit, dass er zumindest beim Autorennen nicht mehr jedes mal Letzter wurde. Für Tweek bereits ein großer Erfolg. Sie kamen ab und an ein wenig ins Gespräch über ihr Privatleben. Dabei erfuhr Craig, dass die Eltern des Jüngeren ein Kaffeegeschäft besaßen, dass Kaffee sein Lieblingsgetränk war und dass er es brauchte. Es hielt die bösen Wichtel ab zu ihm zu kommen, so meinte er. Craig verstand nicht so genau, was es mit diesen Wichteln auf sich hatte, doch er beschloss auch nicht weiter nachzufragen. Das würde dann mit Sicherheit einige Stunden dauern. Es wunderte ihn auch nicht, als der Blonde eine große Thermoskanne aus seiner Tasche zog und sich Kaffee in den dazugehörigen Becher einschank. Jedem das Seine. Zu der Zeit wusste er noch nicht, dass der Kaffee der Auslöser für die meisten seiner Probleme war.

Craig schlug Tweek vor, die Sportklamotten ersteinmal anzubehalten. Er könne ihm die morgen in der Schule wiedergeben, das wäre die einfachste Methode. Er brachte ihn abends noch zu Tür.

"Komm gut heim. Wir sehen uns dann morgen in der Schule."

"... C-craig?" Das war das erste mal, dass Tweek ihn bei seinem Namen ansprach.

"Ja?"

"W-was genau... ist das h-hier? I-ich meine... w-wieso... es ist i-immernoch wegen g-gestern ngh, oder?" Er schaute den Boden an, begann etwas mehr zu zittern.

Craig überlegte einige Sekunden, konnte ihm aber keine konkrete Antwort geben.

"Ich hab keine Ahnung. Ich fand den Nachmittag ganz spaßig und... es würd mir nichts ausmachen ab und an mit dir abzuhängen, okay? Belassen wir es dabei."

Tweek schwieg, lächelte aber.

"D-danke."

Damit machte er sich auf den Nachhauseweg.

Trust

[Craig Pov]

Am nächsten Tag in der Schule kam Tweek bereits vor dem Unterricht auf den Schwarzhaarigen zu und überreichte ihn schweigend einen Beutel mit seinen Sportsachen drin. Craig nahm ihn entgegen und der Kleine ging augenblicklich wieder weg, ohne noch etwas zu sagen. Craig schaut ihm nach, doch ehe er eine Aktion wagen konnte war Tweek bereits um die nächste Ecke verschwunden. Er verstaute den Beutel in seinem Spind, der nur wenige Meter von ihm entfehrnt stand. Vom Weiten konnte er seine beiden Freunde Token und Clyde hören. Er seufzte. Die hatten ihn gerade noch gefehlt. Eigentlich waren sie nicht wirklich befreundet, sie hingen nur oft zusammen ab, was einer Freundschaft zumindest ein wenig nahe kam.

"Hey, Craig! Was war das denn eben? Nimmst du neuerdings Allmosen von unserem Zitteraal an?" Die beiden fingen herzhaft an zu lachen, Craig zeigte ihnen nur seinen Mittelfinger und ging ohne ein weiteres Wort zu sagen in die Klasse und auf seinen Platz.

"Nun warte doch, Mann! Was isn mit dir los heute?" Token und Clyde folgten ihm, hatten aber keine Gelegenheit mehr mit ihm zu sprechen da just in diesem Moment der Lehrer die Klasse betrat. Es kotze ihn an.

Alles.

Mal wieder.

Als er in der Pause die Mensa betrat war diese schon ziemlich voll. Er stellte sich an die Schlange an und bekam sein Mittagessen, suchte dann nach einen freien Platz. Es war in der Mensa immer ein ganz schöner Kampf einen Platz zu bekommen und normalerweise hielten seine Freunde ihm immer einen frei. Doch erstens waren diese heute auch spät dran und zweitens waren sie sicher noch zickig über sein Verhalten. Jungs konnten da meistens schlimmer sein als so manches Mädchen.

Er ging seine Runden und schaute sich um. In der Ecke der Mensa an einem einsamen Tisch saß Tweek, zwar ohne Essen aber dafür mit einer Kaffeetasse in seinen Händen. Craig ging auf ihn zu, blieb kurz vor ihm stehen und räusperte sich.

Tweek sah auf.

"Darf ich mich setzen? Die restlichen Plätze sind alle belegt."

Tweek sah ihn einige Sekunden an, nickte dann leicht verwirrt. Er schien als wüsste er nicht, wie er die Situation einschätzen sollte.

"Danke." Craig war normalerweise nicht so höflich, doch er wollte es nicht riskieren den Kleineren zu verscheuchen. Saß er schon immer alleine in der Mensa und hat Löcher in die Luft gestarrt? Es war ihm nie aufgefallen. Im Allgemeinen hatte er immer nur etwas von den Schikanen mitbekommen, aber wenn einer der Freaks nicht gerade mitten in einer Aktion von Cartman und seinen Freunden war hatte er sie nie wahrgenommen.

Wieso sollte er auch? Sie interessierten ihn nicht... oder zumindest haben sie das bis jetzt nicht.

Hat er es bis jetzt nicht.

"Hast du garkeinen Hungen?" Craig stützte seinen Kopf auf seinen Ellenbogen ab und begann in seinem Essen herumzustochern.

"I-ich..." Tweek schaute verlegen auf die Tischplatte, hielt seine Tasse nur noch fester in den Händen.

"Ich hab m-meine... ngh... Essensmarke... v-verloren."

Verloren? Craig zog eine Augenbraue nach oben. So ganz glauben konnte er es nicht. Seine Mundwinkel zogen sich leicht nach oben.

"Sicher, dass es nicht die Wichtel waren, die sie geklaut haben?" Er wusste, es war nicht nett die Situation ins lächerliche zu ziehen. Sie wurde ihm bestimmt von einem seiner Peiniger abgenommen, doch die Wichtel amüsierten ihn schon ein wenig.

Tweeks Augen weiteren sich. Er lehnte sich nach vorne.

"Ja!!! Du d-denkst das also ngh... auch? I-ich hatte die Vermutung, a-aber... wenn s-selbst du sie... ngh verdächtigst..."

Craig musste ein Lachen unterdrücken.

"Bestimmt stehlen sie jetzt heimlich das Essen aus der Kantine und stärken sich für ihren nächsten Angriff!"

Tweek zuckte zusammen.

"NGHA!! Das ist n-nicht lustig! W-was wenn die das... w-wirklich vorhaben?"

Jetzt musste Craig wirklich kichern. Das war urkomisch, wie ernst es Tweek mit dieser Sache war.

"Dann treiben wir sie in die Flucht, mit der Macht des tötlichen Brokkoli!" Er ließ die Gabel mit dem Gemüse in der Luft kreisen, bevor er sie in den Mund steckte und verspeiste.

Tweek starrte ihn entsetzt an.

"T-tötlich...?? I-ist das dein E-ernst?"

"Natürlich nicht!" Craig musste sein Essen unterbrechen, so herzhaft lachte er nun. Es war selten her, dass er sich über etwas so sehr amüsieren konnte.

"Nein, jetzt mal im Ernst. Möchtest du was abhaben? Ich schaff eh selten alles."

Tweek schüttelte mit dem Kopf, umfasste seine Tasse noch fester, wenn dies denn irgendwie möglich war. Gerade als Craig eine weitere Konversation starten wollte hörte er zwei Stimmen hinter sich.

"He, Craig! Cool, dass du uns noch was freigehalten hast. Hier ist ja heute echt die Hölle los und... oh..."

Es war Token, dicht gefolgt von Clyde. Er verstummte genau in dem Moment, in den er Tweek erblickte.

"Ihr könnt euch gerne setzen wenn ihr wollt. Ihr könnt allerdings auch auf dem Boden essen, wenn es euch lieber ist."

Craig sah die beiden nicht an sondern stochterte weiter in seinem Essen rum. Seine beiden Freunde zögerten, standen einen Moment einfach nur vor dem Tisch und wussten nicht, was sie machen sollten. Tweek nahm eine geduckte Haltung ein und versuchte einfach nur so unauffällig wie möglich zu sein. Er starrte seinen Kaffe an. Weitere Sekunden vergingen, ehe Clyde den Entschluss fasste sich neben Craig zu setzen. Er starrte zwischen dem Schwarhaarigen und dem Blonden hin und her, setzte an etwas zu sagen, verstummte dann jedoch wieder.

"Token, ich bin sicher er beißt nicht also pflanz deinen Arsch an den Tisch oder verschwinde."

Angesprochener bewegte sich und setzte sich gegenüber von Clyde und neben Tweek. Er wusste sichtbar nicht, was er von der Sache halten sollte. Blicke wurden zwischen den Neuankömmlingen ausgetauscht, nicht sicher, ob sie etwas anmerken durften oder nicht. Sie entscheiden sich letztendlich die Klappe zu halten und aßen schweigend vor sich hin. Craig sah seinen Gegenüber aus den Augenwinkeln. Man konnte sehen, wie unwohl er sich in der momentanen Situation fühlte und er wollte das irgendwie ändern. Er überlegte kurz, ergriff dann das Wort.

"Token, Clyde, das ist Tweek, aber das wisst ihr ja sicher bereits. Tweek, das sind meine beiden Kumpels. Sie sind Hohlköpfe, aber trag es ihnen nicht nach, die können nicht anders."

Tweek zwang sich zu einem Lächeln und nickte ganz leicht. Die beiden anderen begrüßten ihn mit einem "Hi" und witmeten sich dann wieder ihrem Essen.

"Ihr solltet euch besser daran gewöhnen, dass Tweek bei uns ist. Er hängt jetzt mit uns ab."

Token hätte sich fast an seinem Mittagessen verschluckt.

"Bitte was?! Seit wann das denn? Craig! Kannst du mir mal verraten was du fürn Problem hast?"

"Die Frage ist doch eher, was hast du für eines?"

"Das ist... das kannst du nicht... das ist nicht dein Ernst!"

"Du kannst dich gerne zu Cartman und Co gesellen wenn es dir nicht passt."

Token stand auf, blieb einen Moment stehen, starrte abwechselnd von Tweek zu Craig und nahm dann sein Tablett und ging.

"Was ist mit dir? Auch kein Interesse mehr an unserer Gang?", richtete der Schwarzhaarige das Wort an seinen Sitznachbarn. Dieser zuckte nur mit den Schultern.

"Ich muss ihn ja nicht mögen nur weil er mit uns abhängt, oder? Ihr könnt ja machen was ihr wollt."

Zumindest war er vernünftig, dachte Craig. Tweek war mittlerweile allerdings den Tränen nahe.

"Alles okay, Blondchen? Was ist los?"

"I-ich... du s-streitest mit ngh... d-deinen Freunden, das... i-ist ngh nicht schön..."

"So wie er sich benimmt ist das auch nicht schön. Keine Sorge, deswegen kriegen wir uns schon nicht komplett in die Wolle. Und du gehörst jetzt immerhin dazu."

Es war ihm ein Rätsel warum er den Kleinen umbedingt in seinen Freundeskreis haben wollte. Aber er fand ihn auf die ein oder andere Weise interessant und unterhaltsam, also... warum nicht?
 

[Tweek POV]

Tweek konnte die ganze Sache noch nicht so wirklich realisieren, geschweige denn glauben. Noch vor wenigen Tagen war sein Leben die absolute Hölle gewesen. Er hatte keine Freunde in der Schule, er hasste die Schule, er hasste die Leute in der Schule, er hasste die Lehrer und am allermeisten hasste er sich selbst. Wenn er nur nicht so ein Freak wäre, wenn er doch nur normal wäre... doch das war er nicht und das würde er niemals sein, das hat man ihn in der Schule ja oft genug spüren lassen. Er hatte sich mit seinem Leben abgefunden, es war okay… dass er alleine war, dass er keinen Anschluss fand.

Er war immerhin selber schuld.

Wieso auch konnte er nicht so selbstbewusst sein wie seine Mitschüler, wieso musste er so schüchtern sein, so ängstlich, so... jämmerlich? Aber er hatte sich damit abgefunden.

Es war okay.

Zumindest hatte er es sich so lange eingeredet, bis er es selbst glaubte.

Vor einigen Tagen hatte er einem Mitschüler geholfen nicht von der Vize erwischt zu werden, als dieser gerade die Schule vandalierte. Er wusste nicht, woher er plötzlich die Kraft besaß ihn mit sich ins Gebüsch zu zerren, kurz bevor die Lehrkraft den Schulhof betrat aber was auch immer es für eine Fügung des Schicksals war, dass er gerade in diesen zehn Sekunden mutig sein konnte... er dankte der höheren Macht dafür. Er hatte sich nichts dabei gedacht, und doch hatte es dazu geführt, dass er Craig Tucker kennen lernte. Nun gut, kennen lernen ist nicht der richtige Begriff, er kannte ihn natürlich schon aus der Schule. Craig gehört zu den cooleren Leuten, zu denen, die er gerne sein würde. Doch das würde er nie offen zugeben, zu groß ist die Angst vor den Reaktionen. Und jetzt... ist Craig Tucker sein... Freund.

Sein Kumpel.

Oder so.

Glaubte er.

Hatte er doch gesagt, oder nicht?

Tweek raufte sich die Haare und lehnte sich auf seinem Bett zurück, so dass er lag. Wie war es dazu gekommen? Er rekonstruierte die letzten Tage, doch es war einfach so unwirklich, so absolut... surreal. Er hatte ihn sogar seinen Kumpels vorgestellt. Oder ist das letztendlich doch nur wieder ein Streich? Ein verdammt guter, klug ausgedachter Streich...? Er wollte darauf vertrauen, dass dem nicht so ist. Immerhin hatte Craig ihn erst gestern in den Mensa verteidigt, oder nicht?

Gegen Cartman, oder nicht?

Oder steckt der in der ganzen Sache mit drinne und ihr Ziel war es einfach, ihn einen Freundeskreis vorzugaukeln, nur um ihn dann noch härter auf den Boden fallen zu lassen? Möglich wäre es...

Eine einzelne Träne rannte über Tweeks Gesicht. Das würde Craig nicht machen, oder...? Konnte er ihn vertrauen? Wann war das letze Mal, dass er jemanden vertrauen konnte...? Er konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern.

Tweek rollte sich zur Seite.

Er war so kaputt.

Einfach nur so kaputt.

Er wusste es.

Er kannte seine Macken, seine Spastikattacken, deine Wahnvorstellungen, seine Ängste, sein Zittern und seine Sprachprobleme.

Er kannte sie alle.

Sie wurden ihm auch oft genug vor Augen geführt.

Darum war es ihm so unvorstellbar, dass Craig es ernst meinen könnte.

Es klopfte an der Tür, Tweeks Mutter trat ohne auf eine Antwort zu warten herein.

"Alles okay mein Schatz? Hier, ich hab dir Kaffee gekocht, der wird dich aufmuntern."

Sie stellte das Tablett mit der Ein-Liter-Kanne Kaffee auf Tweeks Schreibtisch ab und verließ den Raum wieder. Tweek setzte sich auf. Kaffee. Genau das, was er gerade brauchte. Es beruhigte ihn. Nur Kaffee konnte das. Keine Mutter, die einen in den Arm nahm. Kein Vater, der sagte, wie stolz er auf einen war. Nein. Nur Kaffee. Er stand auf, schenkte sich eine Tasse ein und schluckte das braune Getränk auf Ex.
 

[Craig POV]

Am nächsten Tag war Tweek nicht in der Schule. Auch am übernächsten und den darauffolgenden fehlte er. Das war untypisch, denn so sehr ihn die anderen Schüler auch ärgerten, Tweek war nicht der Typ, der schwänzte. Gelangweilt saß Craig an seinem Platz und hörte dem Gerede von Mr. Garrison zu. Zumindest tat er so. Seine Gedanken flogen im Kreis. Er wollte jemanden fragen was los war, doch er wusste nicht wen. Niemand hatte wirklich Kontakt mit Tweek. Selbst die anderen Außenseiter waren nur in der Schule um ihn herum und beachteten ihn außerhalb der Bildungsanstalt nicht weiter.

Das tat im Grunde niemand.

Als es zur Mittagspause läutete blieb Craig länger als nötig im Klassenraum. Er wartete, bis alle anderen rausgegangen waren um sich bei seinem Klassenlehrer über den Blonden zu informieren. Laut Mr. Garrison war Tweek als krank gemeldet worden, mehr konnte er ihm aber auch nicht sagen. Einzig die Adresse der Tweaks konnte er ihm aushändigen. Das würde reichen müssen. Vorsichtig und darauf bedacht nicht gesehen zu werden versuchte er sich aus der Schule zu schleichen.

"Craig! Hey, warte mal!", Clyde hielt ihn wenige Meter vor dem Ausgang auf. Der Schwarzhaarige atmete einmal tief durch. Musste er ihn gerade jetzt ansprechen?

"Was?"

"Wo willst du hin? Keinen Bock mehr auf heute?"

Craig zeigte ihm den Mittelfinger ohne ihn direkt anzuschauen.

"Seh ich aus als hätt ich je Bock auf Schule?"

Er konnte sich heute eh auf nichts mehr konzentrieren und mit dem Zettel in der Hand hatte er zumindest etwas, was er machen konnte um von seinen heißen Kohlen runter zu kommen.

"Sorry man, flipp nicht gleich aus. Willst du zu Tweak? Du bist seit er fehlt voll neben der Spur, komm mal drauf klar."

"Halt die Klappe."

Craig war im Begriff zu gehen, als er am Ärmel aufgehalten wurde.

"Alter, komm runter, das war kein Angriff. Ich versteh zwar nicht was du an den Kleinen findest aber ich kann dir kaum vorschreiben wen du um dich hast, oder? Ich nehm dir die Zettel mit und sag, dass es dir nicht gut ging, okay?"

Damit hatte Craig nicht gerechnet. Clyde war zwar von seinen beiden Freunden immer einsichtiger gewesen als Token aber selbst er lacht herzhaft über die Späße, die regelmäßig in der Mensa auf kosten anderer gemacht werden. Tokens Verhalten wundert ihn nicht, er konnte sich denken, dass er ihn meiden würde. Aber dass sich Clyde so anstrengt diese Neuerung wenigstens hinzunehmen... es erleichterte sein Herz schon ein wenig.

"Danke, Man."

Er riss sich mit leichten Druck aus Clyde Griff los und verließ die Schule.
 

Nach einer halben Stunde hatte er das Haus der Tweaks erreicht. Es war klein, sah von außen aber sehr ordentlich aus. Er ging geradewegs auf die Tür zu und betätigte die Klingel. Es dauerte ein wenig, bis eine kleine, braunhaarige Frau die Tür öffnete.

"Hallo junger Mann. Wie kann ich dir helfen?"

Sie machte einen sehr netten Eindruck und trotzdem hatte sie etwas an sich, was Craig nicht leiden konnte. Er wusste nur nicht warum.

"Ich bin ein Freund von Tweek. Ist er da?"

Sie schaute ihn mit einer Mischung aus Frage und Verwunderung an.

"Oh. Tweek bringt sonst nie... Freunde mit nach Hause. Er ist oben aber er fühlt sich nicht gut, ich weiß nicht ob er bereit für Besuch ist."

Ihre Art zu sprechen war komisch. Doch er hatte nicht die Schule geschwänzt und war den Weg hierher gelaufen um sich jetzt an der Tür abwimmeln zu lassen.

"Es wird nicht lange dauern. Ich will ihm nur eben die Schulsachen vorbei bringen, damit er nicht allzu viel Stoff verpasst."

Er zwang sich zu einem Lächeln, welches offenbar seine Wirkung nicht verfehlte. Die Frau ließ ihn rein, zeigte auf das obere Stockwerk und ging vorraus. Craig folgte. Kurz nachdem er das Haus betreten hatte, wehte ihm ein starker Kaffeegeruch um die Nase.

Tweeks Mutter klopfte an eine Tür, öffnete diese dann ohne auf Antwort zu warten.

"Tweeky? Du hast Besuch. Ein Schulfreund."

Damit ging sie wieder nach unten und ließ Craig allein zurück. Er betrat das Zimmer.

Tweek saß in einer Ecke seines Bettes, die Beine an seinen Körper gezogen und die Arme um diese geschlungen. Seine Augen weiteten sich, als er den Schwarzhaarigen erblickte.

"C-craig... W-was... machst du ngh hier?"

Seine Stimme war leise, aber deutlich.

"Naja, du warst seit 3 Tagen nicht in der Schule, darum wollt ich mal nachschauen."

Er legte seine Schultasche neben die Tür uns setzte sich unweit von Tweek aufs Bett.

Das Zimmer war abgedunkelt. Er konnte mehrere leere Tassen auf dem Boden und dem Schreibtisch erkennen.

Tweek schwieg. Er starrte Craig nur unentwegt an, öffnete den Mund um etwas zu sagen, schloss ihn aber auch gleich wieder.

"Ist alles in Ordnung? Ich dachte du würdest vielleicht krank im Bett liegen, aber..."

Tweek sah seiner Meinung nach nicht besonders krank aus. Zumindest nicht mehr als normalerweise auch. Er sah eher... verängstigt aus.

Panisch.

"Tweek?"

"E-es ist ein Streich, stimmts?"

Craig zog eine Augenbraue nach oben.

"Was? Was meinst du?"

"Das a-alles... d-die Wichtel haben es mir verraten. Nur ein S-streich. Wie ngh immer. Als o-ob sich jemand m-mit mir anfreunden würde..."

Seine Stimme wurde zum Ende hin noch leiser. Er vergrub sein Gesicht in seinen Schoß.

"Tweek!"

Craig krabbelte aufs Bett und auf Tweek zu. Er legte seine Hände auf Tweeks Beine und strich vorsichtig über diese.

"Ich weiß nicht was für einen Schwachsinn du dir da zusammenbrabbelst aber hör auf dich selbst fertig zu machen! Die scheiß Wichtel sollen in der Hölle schmoren wenn sie dafür sorgen, dass du solche Sachen denkst!"

Im Grunde war es ihm nicht zu verübeln. Seit der ersten Klasse hatte Tweek keinen Anschluss, bei niemanden. Er hatte nie Freunde gehabt, er konnte nicht vertrauen, wusste garnicht, wie das gehen sollte. Es war nur verständlich, dass er das in seiner Gedankenwelt nicht vereinbaren konnte. Wie denn, wenn er nie gelernt hatte wie das funktioniert?

Craigs Hände wanderten zu denen des Jüngeren. Vorsichtig zog er den mittlerweile zitternden Körper an sich heran, zog ihn in eine halbe Umarmung. Craig wusste, dass das komplett untypisch für ihn war doch das störte ihn nicht groß. Immerhin konnte ihn hier keiner sehen und er wusste sich in der Situation gerade nicht anders zu helfen.

Tweek quiekte kurz auf, ließ es aber mit sich geschehen. Er fühlte Craigs Schulter neben seinem Kopf, spürte die Wärme des anderen Körpers neben sich. Es war ihm unangenehm, da er nicht wusste, wie er nun zu reagieren hatte.

"Hör zu... hörst du mir zu, Tweek?"

Der Blonde nickte, noch immer nicht imstande sich zu rühren aufgrund der Situation.

"Ich weiß, dass es dir schwer fällt es zu glauben oder zu akzeptieren aber trotzdem... ich... weiß nicht so recht, wie ich es erklären soll. Du sollst nur wissen, dass du in der Schule gern zu mir... zu uns kommen kannst. Zumindest zu mir und Clyde. Ich weiß das klingt komisch, wir kennen uns ja erst seit knapp ner Woche aber... man! Ich bin echt nicht gut darin! Ich will dich nicht so verdammt einsam sehen. Du bist garkein so schlechter Kerl und... versuch meinen Worten glauben zu schenken, ja?"

Vielleicht war es einfach nur Mitleid, was ihn antrieb. Aber egal was es war, es machte Tweek wieder einmal sprachlos. Er konnte nichts darauf erwidern.

"Ich geb mir Mühe es dir zu beweisen und dein Vertrauen zu gewinnen. Verschanz du dich nur nicht länger in deinem Zimmer."

Es dauerte einen Moment, doch Tweek nickte schließlich stumm.

Craig löste sich ein Stück von seinem neu gewonnen Kumpel.

"Und trink nicht so viel Kaffee. Das Zeug ist ekelig und ungesung. Zumindest in diesen Mengen."

Tweek schreckte auf und fand seine Stimme wieder.

"NEIN! I-ich brauch den K-kaffee! Und d-der schmecket sehr ngh toll!"

Craig kicherte. Er wusste nicht warum aber in diesen einen Moment fand er Tweek irgendwie... putzig.
 

Craig blieb noch eine weitere Stunde und erklärte Tweek zu seinem eigenen Erschrecken wirklich, was er in der Schule verpasst hatte. Er war froh, dass sich eine Art Normalität bei ihnen absetzte und so musste er nicht nach einem gemeinsamen Gesprächsthema suchen. Mit was konnte man mit Tweek überhaupt reden? Sicherlich erst einmal über Kaffee. Da müsste er sich ja auskennen. Er grinste. Ob er mit ihm auch über seine Macken reden konnte? Er konnte es nicht einschätzen. Würde Tweek sauer werden oder würde er offen darüber reden? Der Ältere würde schon gerne mehr darüber erfahren. Sicher würde es ihm helfen besser damit umgehen zu können. Sicher würde es jedem in der Schule helfen, wenn sie nicht einfach nur die Augen verschließen würden sondern sich aktiv mit dem Thema befassen. Aber er konnte ihnen nur schwer einen Vorwurf machen. Immerhin gehörte er bis vor weniger Tagen noch dazu.
 

Tweek versprach ihm ab dem morgigen Tag wieder in die Schule zu kommen. Er hielt sein Versprechen und auch Craig gab sein Möglichstes seinen Worten gerecht zu werden.

Es dauerte nicht lange, bis sich die neue Freundschaft des Spasten rumgesprochen hatte. Craig hatte derweilen immer mal wieder mit Beleidungen oder Attacken von Cartman und seinen Kumpanen zu rechnen, doch die ignorierte er gekonnt oder werte sie ab. Die kaputte Nase war noch immer nicht vergessen und so zog die Gang schnell von dannen sobald Craig im Begriff war ernst zu machen. Craig wurde zu Tweeks Beschützer, was zur Folge hatte, dass dieser immer mehr aufblühte. Erst nach und nach erkannte Craig das eigentliche Ausmaß, was Tweeks Hintergrundgeschichte bei ihm ausgelöst hatte.

Token kapselte sich erstmal etliche Wochen ab, vermisste dann aber doch die Gesellschaft seiner Freunde und wollte es mit Tweek versuchen. Überraschenderweise fiel es ihm einfacher als er dachte, so dass die vier nach und nach zu einer festen Gruppe heranwuchsen. Der Blonde und er würden zwar nie die besten Kumpels werden, aber er akzeptierte, dass er für Craig schon irgendwie wichtig war und strengte sich an, ihn in der Gruppe als Mitglied zu akzeptieren.

Tweek fiel es schwer, doch aufgrund von Craigs Mühen schaffte er es nach und nach immer mehr von Tweeks Vertrauen zu gewinnen. Sie wurden zu sehr guten Freunden, trafen sich privat immer mehr. Craig war wohl der Einzige, dem die Attacken und die Wichtel nichts ausmachten und der damit umgehen konnte.

Bis er im letzten High School Jahr im Begriff war alles wieder zu zerstören…

Emotional Chaos

[Craig POV]

Craig hatte in Tweek einen Freund fürs Leben gefunden und so war es kein Wunder, dass diese Freundschaft über die Middle School bis hin zur High School reichte. Im Laufe der Jahre wahren die beiden so unzertrennlich geworden, dass sich keiner in South Park mehr den einen ohne den anderen vorstellen konnte. Mindestens einmal pro Woche übernachtete einer beim jeweils anderen. Ihre Eltern hatten die Proteste schon aufgegeben und wunderten sich auch gar nicht mehr. Es war normal geworden.

Tweek ist in all der Zeit selbstbewusster geworden, jedoch nur in Maßen. Obwohl er bereits 17 Jahre alt war, waren die Wichtel immernoch ein Thema. Seine Panikattacken und Angstzustände wurden weniger, sind aber immernoch vorhanden und auch seine Vorliebe zu Kaffee hatte sich zu Craigs Unmut nicht verändert. Jedoch war es kein Vergleich mehr zu ihrer Grundschulzeit. Tweek gehörte zu Craig und seit das auch der letzte Mensch in South Park verstanden hatte, hörten die Schikanen und Mobberein des Blonden nach und nach auf. Als wäre der Kontakt zu Craig ein Schutzschild, welches das Unheil von seiner Umgebung fern hielt. Es hatte eben doch manchmal einen Vorteil, wenn der Ruf einem voraus eilte. Und Craig hatte ohne Frage einen Ruf. Er war nicht von sich aus gewalttätig, aber er ließ ungern etwas auf sich sitzen und wusste sich zu wehren, wenn es erforderlich war.

Es war ein kühler Herbstmorgen, ihr letztes Jahr an der High School hatte vor wenigen Wochen erst begonnen. Craig und Tweek schlenderten gemütlich zur Schule, nachdem der Schwarzhaarige den Jüngeren abgeholt hatte. Sie unterhielten sich ganz normal über alles Mögliche, doch Craig hatte die Vermutung, dass etwas nicht stimmte. Er wusste nicht, woran er diese Vermutung genau festmachen konnte, entschloss sich deshalb erst einmal abzuwarten. Vielleicht war der Kleine auch einfach nur müde oder ist schlecht aus dem Bett gekommen. Wobei... konnte man bei dem Kaffeekonsum überhaupt noch müde sein? Er wusste es nicht.

Sie erreichten ihr Klassenzimmer und setzen sich auf ihre Stühle, warteten dass der Lehrer eintrat was wenige Augenblicke später bereits der Fall war. Während des Unterrichts blickte Craig immer wieder zu seiner Linken, wo Tweek saß. Er beobachtete ihn eine Weile. Es schien, als würde er heute mehr zittern als üblicherweise. Seine Augen waren stumpf auf den Tisch gerichtet und flitzten nicht wie sonst im Klassenzimmer umher. Seine Hände waren auf dem Tisch zu Fäusten geballt. Er gab ein komisches Erscheinungsbild ab, komischer als sonst schon.

Als es zur Pause klingelte stand Craig auf, nahm Tweek leicht am Handgelenk und zog ihn hinter sich her.

"Craig? Was hast du bitte v-vor?"

Er protestierte, ließ sich jedoch von ihm aus dem Klassenzimmer und in einen ruhigen Korridor führen. Dort ließ er ihn los, legte die Hand stattdessen auf seine Schulter und suchte den Blickkontakt.

"Was ist heut los, Tweek? Du verheimlichst es gut, aber irgendwas beschäftigt dich. Ich dachte wir hätten keine Geheimnisse voreinander?"

Tweek schaute weg, schlang seine Arme um seinen Körper. Seine Stimme war leise.

"Ich wollte e-es dir später noch s-sagen."

"Mir was sagen? Ich höre?"

Tweek schwieg einige Momente, ging einen Schritt zurück.

"M-meine Eltern. Sie haben beschlossen mich in e-eine Klinik zu bringen. Wegen dem ADS. U-und da ich nächstes Jahr i-in die Arbeitswelt muss u-und das da im G-griff haben... sollte."

Craig traute seinen Ohren nicht.

"Deine Eltern haben WAS?" Er packte Tweek an beiden Schultern, sein Griff war fester als gewollt. Wut stieg in ihm auf. Wut, dann Hass, dann wieder Wut. Sie hatten... sie... GNAH!

"Tweek, du weißt genauso gut wie ich, dass du kein ADS hast. Das bilden sich deine Alten nur ein um ihre eigenen Fehler zu vertuschen! Die Symptome kommen und kamen schon immer nur vom Kaffeekonsum und ihrer mangelnden Kompetenz zu sehen, was ihrem Sohn fehlt!"

Tweek atmete langsam aus.

"D-das weiß ich. Aber sie lassen s-sich nicht davon abbringen. U-und solange ich minderjährig bin k-können sie das bestimmen."

"Du hast da hoffentlich nicht zugesagt oder??"

"Nein. I-ich hab ihnen gesagt, dass ich d-da nicht hinwill. I-interessiert sie nur wenig."

"Tweek..."

Er nahm seinen besten Freund in eine Halbumarmung. Tweeks Eltern konnten sehr stur sein. Sie liebten ihren Sohn, doch sie hatten die falschen Ansatzweisen das zu zeigen oder zum Ausdruck zu bringen. Sie hatten in den 6 Jahren, in denen Tweek alleine auf der Grundschule war, in denen jeder Tag die Hölle für ihn war nicht einmal gemerkt, was mit ihrem Sohn los war. Tweek hatte es sich nicht anmerken lassen, er wollte seinen Eltern immerhin keine Sorgen bereiten. Doch sie hatten von sich auch nichts bemerkt, oder wollten es nicht sehen.

Die Blauen Flecken nicht.

Die nassen oder dreckigen Klamotten nicht.

Dass Tweek früher und mit rotgeweinten Augen von der Schule nach Hause kam.

Nichts.

Und nun versuchten sie es durch eine Klinik wieder gerade zu biegen. Das konnte doch nicht ihr ernst sein!

Craig wusste von Tweek, dass dieser selbst nicht so wirklich begeistert von den Handlungsweisen seiner Eltern war. Früher war es für ihn normal gewesen, er kannte ja nichts anderes. Aber seit er Craig, Clyde und Token hatte, mit denen er über solche Themen reden konnte, realisierte er wie anders, wie unüblich dieses Verhalten war.

"Und du kannst da nichts gegen tun? Wie lange soll dieser Aufenthalt denn sein?"

"I-ich habs versucht. Sie lassen s-sich nicht umstimmen. Sechs W-wochen meinten sie."

"Und die Schule? Haben sie auch daran gedacht?"

Tweek nickte.

"Die Klinik h-hat eine integrierte S-schule, damit ich weniger verpasse."

Craig schnaubte. Das war doch wirklich... ihm fehlten die Worte dafür.

"E-es sind nur sechs Wochen."

"Und du glaubst, dass diese Anstalt auch nur das leiseste verändern wird?!"

Tweet schüttelte mit dem Kopf.

"A-aber meine Eltern werden dann Ruhe geben."

"Fuck! Ich hab kein Bock hier 6 Wochen alleine rumzuhängen!"

"Craig..."

Er wusste, es war sinnlos. Er wusste, dass Tweeks Eltern so lange darauf beharren würden, bis Tweek zustimmen würde. Und trotzdem, er fand es so extrem unnötig. Sie geben einen Haufen Geld aus für nichts. Für absolut garnichts.

"Wann soll es denn los gehen?"

"I-in einer Woche."

Schon? Das war früh. Wenn schon, denn schon, wie es aussah. Craig senkte den Kopf.

"Ich werd dich bestimmt vermissen..."
 

Die Woche ging schneller rum, als den Schwarzhaarigen lieb war. Als er Tweek nach der Schule zu Hause ablieferte stand bereits der Firmenwagen vor der Tür, Tweeks Vater saß in diesem. Es würde jeden Moment losgehen.

"Lass dich nicht brechen, hörst du? Und komm so wieder wie du bist, egal was alle sagen."

Tweek nickte, legte seine Arme zögerlich um Craigs Schultern und flüsterte ihm ein "Danke!" ins Ohr. Das Wort ließ Craigs Körper erschauern, doch er versuchte es zu ignorieren.

Er wartete an dem Haus, bis der Wagen abgefahren war.
 

Allein die erste Woche ohne Tweek war für Craig die langweiligste seiner letzten Jahre. Er konnte sich nicht erinnern jemals ohne Tweek gewesen zu sein. Ausnahmen waren Krankheiten oder Urlaube, doch da konnte man sich besuchen beziehungsweise war vereist und nicht im öden Alltagstrott. Lustlos stocherte Craig im Essen herum, als sich Token neben ihn setze.

"Was ist dir denn über die Leber gelaufen?"

"Das weißt du."

"Du vermisst deinen blonden Engel? Craig, das ist gerade mal ne Woche!"

"Hmpf."

Eine Woche, ein Monat, das spielte keine Rolle. Wenn er ihn wenigstens anrufen dürfte! Doch die geschlossene Psychiatrie erlaubt nur einen Anruf pro Woche an Freunde und einen an Eltern. Internet gab es nicht und Handys wurden den Patienten abgenommen.

Saftladen!

Clyde gesellte sich dazu und setze sich gegenüber.

"So wie du dich verhälst könnte man meinen ihr seit ein Pärchen. Meine Cousine bläst auch so Trübsal wegen ihrem Freund, doch sie ist 14 und keine 18."

"So ein Unsinn. Pass auf, sonst hast du gleich Mais in der Fresse."

Token lächelte.

"Hey, wir sind auch noch da also sei dankbar drum. Komm, wir gehen heute abend aus und feiern, das wird dich ablenken."

Craig seufzte. Vielleicht war die Idee wirklich nicht schlecht. Er stimmte zu und begann zu essen.

Wenn Craig dachte, die erste Woche wäre schlimm, so hatte er die Rechnung ohne Woche 2 und 3 gemacht. Er hätte nie gedacht, dass er seinen besten Freund wirklich SO vermissen konnte. Das war doch schwachsinnig! Tweek war nicht aus der Welt und sie konnten zumindest einmal in der Woche telefonieren. Und er war nicht ganz allein in der Schule, er hatte seine anderen beiden besten Freunde und er hatte seine Klassenkameraden, mit denen er zwar nicht umbedingt befreundet war, aber mit denen er sich immerhin gut verstand. Trotzdem wurde es paradox in seiner Welt. Seine Gedanken waren selten bei etwas anderem als bei Tweek und seine ganze Woche drehte sich nur um den einen Tag an dem er den Anruf bekam, der selten länger als eine Stunde dauern durfte. Er machte sich Sorgen, fragte wie es ihm ging und was er so machen würde. Tweek klang überraschend gut gelaunt. Er erzählte, dass die Einrichtung an sich garnicht so schlimm war, dass er Übungen machte, die zwar ihren eigentlichen Zweck verfehlten aber die er trotzdem sehr interessant fand. Als er das dritte Mal während seines Aufenthalts anrief und munter und ausgelassen wirkte, bildete sich ein Knoten in Craigs Magengegend. Warum war er so gut gelaunt? Vermisste er ihn denn garnicht? Er konnte es sich nur schwer vorstellen. Aber was hatte er auch erwartet? Dass Tweek am Boden zerstört wäre, ihm Liebesbekundungen durchs Telefon säuseln würde und ihm sagt, wie gerne er jetzt bei ihm wäre?

...

Ja, das traf es so ziemlich auf den Punkt. Craig hasste es sich dies einzugestehen, doch genau das hatte er erwartet. Er hatte es gehofft. Als Beweis dafür, dass Tweek das selbe fühlte wie er. Die selbe Sehnsucht. Es schmerzte zu wissen, dass dem nicht so ist.
 

Anfang der vierten Woche ging Craig nicht in die Schule. Er wusste nicht, was mit ihm los war, er hatte sowas noch nie zuvor gehabt. Sein Bauch fühlte sich ehlendig an, er hatte das Verlangen nach Nähe und dann wieder doch nicht. Er wollte alleine sein. Und doch wollte er jemanden bei sich haben. Er wollte Tweek.

Er hörte die Türglocke, irgendwann, denn er wusste nicht wie spät es war. Ob früher Morgen oder später Abend, war doch alles egal. Sein Rolladen war runtergeklappt, so dass er jegliches Zeitgefühl verlor. Er hörte die Treppe, es klopfte an der Tür. Für den Bruchteil einer Sekunde dachte er an den Tag zurück, als Tweek ihn besuchte als er krank im Bett lag. Doch das konnte nicht sein.

Die Tür öffnete sich und Clyde und Token kamen ins Zimmer.

"Hey, Alter. Freust du dich uns zu sehen?"

"Ich glaube, er hätte jemand anderes jetzt lieber."

Craig grummelte, erst recht, als der Rolladen hochgezogen wurde und gleißendes Sonnenlicht ins Zimmer fiel.

"Macht das fucking Licht wieder aus!"

Er zog seine Decke über seinen Kopf. Seine beiden Freunde setzten sich an die Bettkante.

"Bist du wirklich krank oder hast du nur keine Lust?" Clyde zog ihm die Decke vom Kopf um anständig mit ihm sprechen zu können. Craig antwortete nicht.

"Alter, es ist nicht normal zu schwänzen nur weil jemand den man gerne hat nicht auch in der Schule ist. Du hast immernoch uns und das sagen wir dir nicht zum ersten Mal."

"Ihr seit nicht Tweek..."

Craig setzte sich missmutig auf.

"Sicher, dass du nicht doch verknallt bist? Wie gesagt, meine Cousine-"

"Scheiß auf deine Cousine, rede nicht son Stuss!"

Clyde erhob seine Hände.

"Ganz ruhig, du musst nicht gleich schreien."

"Es regt mich aber auf! Ich bin keine Tucke Clyde, verfickt nochmal. Muss man gleich Schwänze lutschen um sich Sorgen um jemanden zu machen und gerne bei ihm zu sein?"

"Craig..." Token stand auf, positionierte sich vor seinem Kumpel.

"Gefühle kannst du nicht ändern, egal ob Hete, Tucke oder weiß der Geier was. Schnapp mal nicht über wegen der Sache. Clyde meinte nur es könnte möglicherweise sein. Denk doch nach und sei ehrlich, du hast Herzklopfen, wenn er dich anruft."

"Ja man natürlich, aber das ist immerhin normal wenn man nur einmal die Woche von ihm hört. Da bin ich nervös."

"Ohne dir die Hoffnungen zu rauben aber "normal" ist das nicht. Auch nach einer Woche."

"Und "normal" ist es auch nicht, dass du außer ihn kein Gesprächsthema mehr hast."

"Oder nicht mehr in die Schule kommst."

"Oder dir wünscht, er wäre bei dir, jetzt in dieser Minute, anstatt uns."

"Raus."

Es wurde Craig zu viel. Schlicht und einfach zu viel. Er konnte damit nicht umgehen, konnte ihre Argumente nicht wiederlegen, hatte auch nicht die Kraft dafür. Viel zu sehr schlugen sie ein, waren zu wahr um sie abzustreiten. Und er wusste nicht, wie er das interpretieren sollte. Er wusste sich nicht zu helfen. Er wollte allein sein.

Token und Clyde sahen sich an, akzeptierten aber den Wunsch ihres Freundes.

"Du kennst unsere Nummer wenn du Probleme hast. Wir sind da, wenn du wieder... gesund bist. Vergiss das nicht."

Damit schloss sich die Tür und Stille hüllte Craigs Zimmer. Nur die Schritte auf der Treppe waren noch zu hören.

Craig wurde wütend, dann verzweifelt. Eine Träne rannte über seine Wange. Er nahm sein Kissen und schmiss es durchs Zimmer, machte das selbe mit seinen Plüschbären und den Büchern auf seinen Schreibtisch, bevor er sich auf dem Bett einrollte und sein Gesicht in die Matratze drückte. Er wollte jetzt nicht denken, nicht über so etwas, nicht jetzt und auch nicht später. Er wusste, dass er keine Wahl hatte, dass er sein Verhalten und seine Gefühle reflektieren musste. Aber nicht jetzt. Jetzt wollte er nurnoch vergessen, nicht denken, nur schlafen. Nur schlafen.

Als Craig wieder erwachte war es draußen bereits dunkel. Er schaute auf die Uhr. Es war 2:30. Er hatte den ganzen Tag verschlafen. Er rieb sich die Augen, schaute sich im Zimmer um. Erst die Bücher auf dem Boden ließen ihn das Geschehene von vor wenigen Stunde review passieren lassen.

Craig setzte sich aufrecht hin. Der Mond schien durchs Fenster und draußen war es still. Nicht ein Auto fuhr an ihrer Straße. War auch kein Wunder um diese Uhrzeit.

Er seufzte. Er wollte es sich nicht eingestehen, aber vermutlich hatten seine Freunde garnicht so unrecht mit ihrer Vermutung. Er musste sich selbst darüber im Klaren werden ob es nun stimmte oder nicht.

Und gerade davor hatte er Angst.

Vor dem Resultat.

Was, wenn es wirklich stimmte? Er wollte Tweek nicht verlieren, auf gar keinen Fall. Fakt war zunächst einmal: Er war nicht schwul. Er fand Männer nicht anziehend, er konnte sich nicht vorstellen mit einem Mann etwas zu haben. Er stand auf Brüste. Auf große, pralle Brüste. Er schaute doch auch keine Schwulenpornos, verdammt nochmal. Er war keine Tucke! Er war ein männlicher Kerl, so männlich, wie ein Kerl sein konnte. Also konnte man sagen - er war nicht schwul - er war nicht in Tweek verknallt! ... Oder?

Fakt war aber auch, dass die Beiden mit ihren Aussagen schon recht hatten. Er vermisste Tweek, er wollte ihn um sich haben, jeden Tag. Er wollte ihn ärgern, er wollte mit ihm lachen, mit ihm Filme schauen, einfach nur irgendwas unternehmen, egal was es war. Er vermisste ihn so sehr, dass es ihn krank machte. Aber das war dann auch schon alles, oder?

Er dachte weiter nach. Hatte seine Schwester nicht mal einen Artikel aus einer Zeitschrift vorgelesen, in dem stand, wie man merkt, dass man verliebt ist? Er versuchte sich an die Punkte zu erinnern. Das Vermissen war auf jeden Fall dabei. Okay. Das war ein Punkt. Ein anderer war, dass man Herzklopfen bekommt jedes Mal, wenn man die Person sieht. Ha! Das war nicht der Fall! Kein Herzklopfen wenn er mit Tweek unterwegs ist. Wenn er anruft, ja, aber nicht im Alltag!

Man möchte die Person berühren, umarmen und ihr nah sein.

Das war schwierig. Natürlich wollte er ihm nah sein und er konnte auch ganz ungehemmt auf Tweek zugehen aber das war in einer Freundschaft doch normal, oder nicht? Er konnte auch mit Token herrlich herumrangeln, das heißt ja jetzt nicht, dass er auf ihn steht!

Mehr Punkte fielen ihm nicht ein. Aber er wusste - wenn man in jemanden verliebt ist möchte man Sex mit dieser Person. Und das konnte er sich nun wirklich nicht vorstellen. Nicht bei Tweek.

Gut, Problem gelöst. Er war nicht schwul, er war nicht in Tweek verknallt, seine Freunde reagierten über. Er war zu diesem Entschluss gekommen und ließ sich so schnell auch nicht wieder davon abbringen.
 

Am nächsten Tag ging Craig wieder zur Schule. Seit er sich seiner Gefühle bewusst geworden war, nämlich, dass diese nicht vorhanden waren, hatte sich seine Laune ein wenig gebessert. Er entschuldigte sich so halbwegs bei Clyde und Token und erzählte ihnen von seinen Gedankengängen, woraufhin er skeptische Blicke erntete.

Er hatte mit sich selbst einen Kompromiss verhandelt. Er würde nicht mehr über Tweek nachdenken, bis dieser zurück war. Er würde sich ablenken durch Partys und Treffen mit den anderen beiden und er würde sich nicht anmerken lassen, dass ihn die Sache so beschäftigt hatte.

Die nächsten zwei Wochen vergingen schnell. Wohl oder übel hatte sich Craig im Laufe der Zeit an die Abwesenheit des Blonden gewöhnt. Es hieß nicht, dass er sie gut fand aber er kam damit zurecht, besser, als in den ersten Wochen zumindest.

Trotzdem sprintete er förmlich zur Tür, als die Klingel am Tag von Tweeks Ankunft läutete und sprang den Jüngeren fast um, als dieser vor seiner Haustür stand.

Und nun kam die Panik.

Da WAR Herzklopfen. Und nicht zu knapp, sein Herz schien förmlich einen Marathon zu laufen. Als er das realisierte ließ er zügig von seinem besten Freund ab und bat ihn stattdessen herein.

Das war die Wiedersehensfreude! Anders konnte es garnicht sein! Es durfte nicht anders sein! Er war nicht schwul verdammt!!

Zögerlich folgte er den Blonden nach oben in sein Zimmer. Tweek war aufgeregt, wollte so viel erzählen, von dem Aufenthalt und den Leuten und dem Essen und den Sitzungen. Er hatte zwar schon am Telefon einiges erzählt, doch da war die Zeit schließlich begrenzt gewesen. Craig setzte sich neben ihn aufs Bett. Er hörte nur mit halben Ohr hin, da er immernoch sein viel zu schnelles Herz zum schweigen bringen versuchte.

"Es war w-wirklich interessant! Mein Z-zimmernachbar hatte verschiedenste H-halluzinationen und manchmal hatten wir a-auch eine Gruppentherapie zusammen. Ich w-weiß, dass es meine P-probleme nicht hätte lösen können d-doch trotzdem war es nicht so s-schlimm wie ich dachte...."

Craig hing an seinen Lippen als der sprach. Und zwar nicht zu wenig. Ihm war nie aufgefallen, was für eine schöne Form die Lippen seines besten Freundes hatten. Noch im selben Atmenzug hätte er sich eine runterhauen können für diesen Gedanken. Jetzt war aber auch mal genug.

"...U-und die Schule war auch nicht übel. Man m-musste sich zwar ngh an den Unterricht gewöhnen aber i-ich kam überraschend gut mit. Und..."

Wie würde es sich wohl anfühlen Tweek zu küssen? Die Frage durchlief seinen Kopf, noch bevor er den Gedanken abwenden konnte. Verdammt nochmal! Die ganze Sache von vor 2 Wochen hatte bei ihm anscheinend das Gehirn vernebelt! Kein Wunder, dass er jetzt solche Gedanken hatte... er spürte, wie seine Wangen heiß wurden. Wurde er jetzt auch noch rot? Bald waren alle Klischees erfüllt.

"...bis er z-uuletzt in ein anderes Zimmer verlegt w-wurde. ... Hörst d-du mir überhaupt zu?"

Tweek sah den Schwarzhaarigen fragend an und legte eine Hand auf dessen Oberschenkel um seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Die Berührung löste in Craig etwas aus, was ihn augenblicklich aufspringen ließ. Er sprintete aus der Tür und sofort ins Bad hinein, in welches er sich einschloss.

Fuck.

Das konnte doch alles nicht wahr sein! Er war nicht schwul, er war nicht schwul, er war NICHT SCHWUL!

Blöd nur, dass die Beule in seiner Hose etwas völlig anderes sagte...

"C-craig? Alles okay ngh mit dir? Was ist los?" Er hörte Tweek, der nun von außen hinter der Tür stand und sich Sorgen machte. Jetzt hieß es sich zusammen zu reißen!

"Ich hab wohl was falsches gegessen, was andersrum wieder raus möchte. Mir gehts gerad nicht so gut Tweek, das kann hier noch ne Weile dauern." Craig bemühte sich die Stimme kratzig und schwach klingen zu lassen. Er wollte ihn nicht anlügen, aber er konnte ihm ja auch schlecht die Wahrheit sagen. Und mit diesem Souvenir in seiner Lendengegend konnte er ihm auch nicht gegenübertreten. Das wäre ihm nun echt zu peinlich.

"Am besten gehst du nach Hause, wir sehen uns ja morgen in der Schule."

Ein Moment lang herrschte Schweigen, dann stimmte Tweek dem zu, wünschte Craig eine gute Besserung und verließ das Haus der Tuckers, nachdem er seine Sachen aus Craigs Zimmer geholt hatte.

Craig ging in die Hocke und rollte sich zu einer Kugel zusammen. Das konnte doch alles nicht wahr sein! Er war sich so sicher, SO sicher, dass da nichts war. Dass er Recht hatte mit seiner Reflexion. Doch seine Gedanken und sein Körper waren da wohl anderer Meinung.

Fuck.

Was sollte er denn nun machen?

Er konnte es Tweek schlecht erzählen. Tweek war, was Beziehungen und allgemein das Thema Liebe anging, einfach wahnsinnig empfindlich. Er wollte davon garnichts wissen, hatte kein Interesse an Mädchen (an Jungs wohlbemerkt auch nicht) und sagte von sich selbst aus, dass er gut ohne jemand Festen an seiner Seite leben könnte. Das waren super Vorraussetzungen.

Nicht.

Er konnte es ihm aber auch nicht verheimlichen. Immerhin war er Tweeks einzige Bezugsperson und wenn er sich dauerhaft komisch benahm fiel es erstens auf und zweitens war es ihm gegenüber nicht fair. Er hatte selbst die Regel zwischen ihnen aufgestellt, dass es keine Geheimnisse gab. Eigentlich nur, weil er nicht wollte, dass Tweek seine Sorgen in sich reinfraß. Aber so konnte es kommen, jetzt war er derjenige, der die Karten auf den Tisch legen musste. Irgendwie.

Aber erstmal musste er sich um ein anderes Problem kümmern, welches immernoch fröhlich in seiner Hose pulsierte.

Shall I hope?

[Tweek POV]

Tweek saß auf seinem Bett und starrte die Wand an. Er zitterte, trank einen Schluck Kaffee aus seinem Becher und starrte weiter. Seine Stimmung war im Keller. Er hatte sich so darauf gefreut, Craig nach 6 langen Wochen wiederzusehen. Und dann verhielt dieser sich so komisch. Irgendwie abwesend. Panisch. Was war nur geschehen, als er weg war? Hatte sich zwischen ihnen eine Mauer gebildet, ohne dass er etwas dagegen hätte machen können? Hatte er plötzlich genug von ihm? Er konnte sein Verhalten absolut nicht interpretieren. Er trank noch einen Schluck. Vielleicht war er ihm lästig geworden? Konnte das sein? Seine Augen weiteten sich. War dort ein Wichtel? Hinter dem Schreibtisch? Er dachte, es würde aufhören... wenn er nur wieder hier wäre. Wenn er wieder bei Craig wäre... während seiner Zeit abseits von zu Hause hatten die Wichtel ihn belagert, Tag um Tag, Nacht für Nacht. Er wollte sich seine Panik nicht anmerken lassen, nicht an dem Ort an dem er war. Wer weiß wie lange sie ihn da gelassen hätten, wenn er ihnen von den Wichteln erzählt hätte. Doch es belastete ihn, er weinte heimlich unter seiner Decke, wollte Craig bei sich haben. Wenn er mit dem Schwarzhaarigen zusammen war trauten sich die Wichtel nicht. Nur wenn er alleine war. Wenn er lange alleine war. So wie jetzt wieder. Wo er nur hier saß und nichts machte. Da war doch noch einer! Er konnte ihn ganz deutlich erkennen. Sie würden wieder irgendetwas stehlen, irgendetwas, was ihm wichtig war. Tweek stellte seinen Becher zur Seite, schloss die Augen und legte die Hände auf die Ohren. Sie sollen weggehen! Verschwinden, ihn endlich in Ruhe lassen. Er dachte wieder an Craig. Was, wenn es das wirklich gewesen war. Wenn er ihn nicht mehr als Freund haben wollte? Was würden die Wichtel machen? Würden sie sich hinterher zusammen schließen und ihn entführen? Bestimmt würden sie das. Er quiekte auf, unterdrückte ein Schreien. Seine Eltern sollten nichts mitbekommen, jetzt, wo sie endlich dachten es würde ihm besser gehen. Doch der Druck war zu groß, viel zu groß und er wurde immer großer. Nicht wissend, was er machen sollte saß er einfach nur da und erlebte seine eigene kleine Hölle.
 

[Craig POV]

Craig hatte die letzte Nacht nicht geschlafen. Er musste über zu viele Dinge nachdenken, ging tausend Szenarios im Kopf durch, wie er dieses Gespräch am besten anfangen sollte und wie Tweek daraufhin reagieren würde. Zu seinem Unmut sahen alle Gespräche nicht gerade besonders rosig aus. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass diese Mauer zwischen ihnen komplett verschwinden würde, nachdem er dem Blonden sein Herz ausschüttet. Es war zum verrückt werden. Am liebsten hätte er es wirklich verheimlicht, hätte getan als wäre nichts. Doch er wusste, dass das nicht lange gut gehen würde. Er war nicht gut darin seine eigenen Gefühle zu verheimlichen. Er hatte ja nicht einmal seine Wut richtig unter Kontrolle, wie sollte es da mit romantischen Gefühlen sein?

Als er am Morgen in den Spiegel schaute, sah er aus wie eine halbe Leiche. Er war blass und hatte dunkle, breite Augenringe im Gesicht. Eigentlich wollte er nicht, dass seine Mitschüler ihn so sehen. Aber er konnte nicht wieder zu Hause bleiben, vor seinen Problemen davon rennen. Er machte sich fertig, versuchte ein wenig zu frühstücken und verließ dann pünktlich wie immer das Haus. Erstaunt blickte er auf die Person, die vor seiner Haustür stand.

"G-guten Morgen. Du siehst nicht g-gerade aus wie das blühende ngh Leben."

Craigs Herz machte sich von Neuem bemerkbar und sprang vor Freude im Dreieck. Er atmete einmal tief durch.

"Was machst du denn so früh hier? Ich dachte wir treffen uns in der Schule, so wie immer.", er versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass er es eigentlich toll fand.

"I-ich... wollte dich einfach schon eher s-sehen."

Der Schwarzhaarige schluckte. Er dachte an den gestrigen Tag zurück. Tweek war so unschuldig, so naiv. Er nahm es ihm nicht einmal übel, dass er ihn gestern quasi rausgeschmissen hatte.

"G-geht es dir schon besser?"

Besser? Achja. Ihm wurde ja schlecht. War immer gut, wenn man seine Notlügen auch abrufbereit hatte.

"Ja, alles gut. Aber... wollen wir nicht die erste Stunde schwänzen? Du hast sicher noch viel von gestern zu erzählen und ich hab nicht wirklich Lust bis zur Pause zu warten, die ja auch so kurz ist. Was meinst du?"

Tweeks Gesicht wies eine Mischung aus Entsetzen und purer Freude auf. Craig war klar, dass Tweek nichts vom Schwänzen hielt, aber gleichzeitig schien er glücklich darüber zu sein, dass Craig sich für seine vergangenen Wochen zu interessieren schien, hatte er doch gestern kaum zugehört. Wiederwillig nickte er.

"Ich bin ngh froh, w-wieder bei dir sein zu können..."

Craig musste sich wegdrehen um sein Gesicht zu verbergen, das jetzt einen leichten Rotschimmer bekam. Verdammt nochmal! Er kam sich vor wie ein verliebtes Teenie-Girl aus den Zeitschriften, die seine Schwester immer ließt. Das konnte doch alles nicht wahr sein.

Sie gingen in ein kleines Kaffee, welches zu dieser Tageszeit aufgrund der Frühstücksangebote gut besucht war. Craig suchte einen Platz weiter hinten, wo sie ungestört reden konnten. Er wusste immer noch nicht, ob das eine so gute Idee war. Er wusste auch noch nicht, wie er die Sache ins Rollen bringen sollte. Aber erstmal wollte er Tweek zuhören. Nachdem die Kellnerin gegangen war und ihre Bestellung aufgenommen hatte verschränkte Craig die Hände auf den Tisch und wies Tweek an loszulegen.

Er find nochmal von vorne an zu erzählen, da Craigs Aufmerksamkeit gesteren immerhin nicht wirklich vorhanden war. Der Schwarzhaarige hörte diesmal aufmerksam zu, einzig die Bedienung, die ihnen den Kaffe und die Cola brachte, störte ihre Konversation für einen kurzen Moment. Tweek erzählte von den Therapiesitzungen, von den Ärtzen und den anderen Jugendlichen. Er erzählte von seinem Heimweh und, dass er sich ab und an Fluchtpläne überlegte um weglaufen zu können. Doch er wusste, dass das nichts nützten würde. Er erzählte von verschiedenen Übungen um seine Konzentration zu fördern, um das Zittern zu unterbinden und seine Sprache in den Griff zu bekommen. Doch wirklich Fortschritte hatte er nicht gemacht. Er hatte herausgefunden, dass er den Ärtzen nur etwas vorgaukeln musste um besser darzustehen. Das war im Grunde kein großes Problem. Er sah die Wichtel, sah sie jede Nacht, sah sie am Tag. Aber er ließ es sich nicht anmerken. Es brauchte ein gewisses Maß an Selbstbeherrschung, natürlich, aber er wollte nicht riskieren, dass sie ihn noch länger in dieser Klinik ließen. Er hatte nicht geglaubt, dass diese Einrichtung es schaffen könnte innerhalb sechs Wochen eine Erscheinung, die ihn fast achtzehn Jahre lang begleitet hatte zu zerstören. Das war so gut wie Unmöglich. Er erzählte weiter, von den Jungen in seinem Zimmer, der unter Halluzinationen litt und der deswegen irgendwann in ein Einzelzimmer verlegt wurde. Er war froh, diesen Jungen in seinem Zimmer gehabt zu haben, denn so wurde ihm die meiste Aufmerksamkeit geschenkt und Tweek hatte zumeist seine Ruhe und seine eigenen Attacken fielen nicht so auf. Er hatte es überstanden und war sehr froh darüber. Und er hatte einen Entschluss gefasst.

"I-ich will mich von meinen E-eltern nicht länger bevormunden lassen. Ich bin a-alt genug! Ich werd in einem h-halben Jahr 18! Darum habe i-ich beschlossen ngh nach der S-schule wegzuziehen, in e-eine andere Stadt."

Craigs Augen weiteten sich. Er will wegziehen? Er selbst hatte sich noch nie Gedanken darüber gemacht, was er nach der High School machen will, darum kam der Gedanke sehr unerwartet. Aber was hatte er auch gedacht? Dass sie für immer glücklich und zufrieden in South Park bleiben würden? Die Stadt hatte nicht gerade die besten Möglichkeiten für eine ordentliche Ausbildung und eine Uni gab es hier auch nicht, also war Tweeks Idee nur vernünftig. Viele zogen in eine andere Stadt um ihren Traumjob verwirklichen zu können.

"Und was willst du dann machen? Und wie willst dus finanzieren?"

Tweek sah ihn mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck an.

"D-das weiß ich noch nicht. Ich w-würd gerne studieren. Und könnte n-nebenbei jobben gehen für d-die Miete."

Craig zog die Luft ein. Scheinbar hatte sein bester Freund es sich schon ziemlich gut überlegt. Spätestens in einem Jahr, wenn sie mit der Schule fertig sind, würden sich ihre Wege also trennen. Ein Stechen setzt sich in seiner Brust ab.

"W-weiß du schon, was du machen willst?"

Craig zuckte mit den Schultern. Er wusste es nicht. Er hatte keine Ahnung welchen Berufsweg er eingehen wollte. Am besten nichts im Büro und auch nichts mit Menschen, das würde sicher kein gutes Ende nehmen. Aber außer diesen zwei Ausschlusskriterien konnte er es nicht sagen. Dafür wusste er etwas anderes umso besser. Er befand sich ab sofort mitten in einer Umbruchphase. Bald schon würden seine Mitschüler und seine anderen Freunde auch für sich eine Entscheidung treffen. Sie würden sich trennen müssen, sie alle. Es würde sich bei jeden von ihnen ein völlig neuer Bekannten- und Freundeskreis in einer anderen Stadt aufbauen und er würde nichts dagegen unternehmen können. Natürlich könnten sie sich auch noch ab und an sehen, aber das ist eben nicht das Selbe, als wenn man jeden Tag zusammen Unterricht hat, in den Pausen zusammen quatschen und Späße treiben kann und auch nach dem Unterricht immer zusammen ist. Es war das erste mal, dass er das realisierte.

"A-alles in Ordnung, Craig? Du siehst g-gerade irgendwie ngh blass aus..."

"Was? Ja... alles okay... ich hab nur nachgedacht."

Tweek legte den Kopf schief, nahm noch einen Schluck von seinem Kaffee.

"W-worüber?"

Craig seufzte. Alles würde sich ändern. Nichts war mehr, wie es einmal war. Würde es dann einen Unterschied machen, ob er es ihm jetzt erzählt und die Umbruchphase einfach ein Jahr früher beginnt? Wahrscheinlich würde es das nicht.

"Über... uns."

Tweek stellte seine Tasse ab, legte die Hände in den Schoß.

"Hab ich i-irgendwas... falsch g-gemacht...?"

"Was?"

Craig war wieder in der Realität angekommen. Sein Gegenüber schaute auf die Tischplatte und schien sehr unsicher.

"Quatsch, wie kommst du darauf, Tweek?"

"Naja... g-gestern warst du so... k-komisch... w-weißt du, ich hab ngh m-mich so gefreut d-dich wiederzu--sehen und... i-ich wusste n-nicht wie ich es i-interpre...ngh...tieren sollte. Ich hab dich s-so vermisst..."

Sein Zittern wurde mehr, seine Stimme zum Ende hin immer leiser. Craig lehnte sich ein wenig vor, legte eine Hand auf Tweeks Arm.

"Ich hab mich doch auch gefreut dich wiederzusehen. Das ist es ja gerade."

Er atmete einmal tief durch.

"Ich hab mich ZU sehr gefreut dich wiederzusehen. Hör mir gut zu, ja? Das ist jetzt wichtig."

Tweek sah ihn an, nickte dann.

"Tweek ich... hab etwas... realisiert. Als du weg warst. Ich hab dich unglaublich vermisst. Die erste Woche schon sehr, die zweite und dritte dann mehr. Ich konnte es kaum erwarten mit dir zu telefonieren und hab sogar ein paar Tage die Schule geschwänzt weil du nicht da warst. Und irgendwann haben Token und Clyde dann gemeint ob es sein könnte..."

Er schluckte einmal, kämpfte gegen das Pochen in seiner Brust an um diese Worte auszusprechen.

"...ob ich nicht vielleicht... in dich verknallt wäre."

Er schwieg einen Moment, ließ die Worte im Raum stehen. Tweek sagte nichts, sondern sah ihn nur mit großen Augen an. Wartete, dass er weitersprach.

"Ich habs abgestritten, ich bin ja nicht schwul verdammt! Zumindest habe ich das geglaubt, bis du gestern vor meiner Tür standest. Ich bekam Herzklopfen, mein Kopf wurde heiß und... ach keine Ahnung. Ich hab sogar überlegt wie es wäre dich zu küssen!"

Er bemerkte, dass seine Wangen schon wieder warm wurden. Er konnte mit der Situation nicht gut umgehen, wusste nicht, wie man so etwas am besten sagt. Doch er versuchte das Beste daraus zu machen.

"Deshalb bin ich gestern abgehauen. Es tut mir leid. Ich bin immernoch der Ansicht, dass ich nicht schwul bin, aber... du bist anders... also, damit mein ich auch nicht, dass du kein Mann bist, aber... arght, wie auch immer, es scheint so als sei ich wirklich in dich verknallt, Tweek. Ich kann verstehen, wenn du mich erstmal nicht sehen willst, aber ich musste es dir trotzdem irgendwie sagen. Ich-"

Doch weiter kam er mit dem Sprechen nicht. Tweek hatte sich über den Tisch gebeugt und ihm die Hand vor dem Mund gehalten.

"B-bist du dir sicher...?"

Seine Stimme war leise. Craig nickte, hielt den Augenkontakt aufrecht. Der Blonde nahm seine Hand wieder zu sich.

"Das... w-wow. I-ich hätte nie damit gerechnet ngh, d-dass... wow."

"Ich kann mir denken, dass du geschockt bist. Ich war es ja nicht weniger."

"B-bereust du deine Gefühle?"

Tweek klammerte seine Hände um seine Kaffeetasse.

Craig seufzte.

"Nein. Ich würde es nur bereuen, wenn unsere Freundschaft deswegen zu Ende ist..."

Der Blonde schüttelte energisch mit dem Kopf.

"Nein, ganz s-sicher nicht! I-ich meine... es macht mir nichts aus. I-ich fühle mich s-sogar ein wenig g-geehrt."

Jetzt war es an ihm rot zu werden.

"I-ich mein... ich mag dich, Craig! D-du bist für mich die w-wichtigste Person überhaupt!"

Der Ältere starrte ihn an, für einen Moment unfähig etwas zu sagen.

"W-wenn du möchtest... a-also... wenn es f-für dich okay wäre... könnten wir e-es gerne miteinander versuchen. Ngh. E-eine Beziehung, meine i-ich."

Craig lehnte sich nach hinten, seine Augen wurden größer und waren starr auf den Kleineren gerichtet. Hatte er das gerade richtig verstanden? Hatte er gerade wirklich angeboten... er hatte!

"Bist du dir sicher? Ich meine, hast du dir das wirklich gut überlegt?"

Tweek nickte.

"N-natürlich, ich s-sag sowas ja nicht a-als Scherz. I-ich hab dich so u-unglaublich gern, Craig. U-und es ist besser e-etwas erst zu v-versuchen ngh als es gleich a-aufzugeben."

"Da hast du Recht."

Craig grinste, ein Grinsen, welches schon seit Wochen nicht mehr über seine Lippen gewandert ist. Er griff nach Tweeks Händen, die immernoch um die Kaffeetasse geschlungen waren und nahm sie in seine.

"Dann... sind wir jetzt zusammen? Also wirklich?"

Auch Tweek lächelte, nickte.

"Darf ich dich dann... also... darf ich dich küssen?"

"J-ja..." Tweek verkrampfte sich und presste die Augen zusammen. Auch wenn er eingewilligt hatte, dass die beiden es miteinander versuchen könnten heißt das noch nicht, dass er sich von jetzt auf gleich an diese neue Nähe gewöhnen konnte. Das würde sicher noch ein wenig dauern, aber er war zuversichtlich und wollte sich Mühe geben.

Craig setzte sich auf den freien Stuhl neben seinen jetzigen Freund, nahm dessen Gesicht vorsichtig in seine Hände und berührte mit seinen Lippen ganz sanft die Lippen des Anderen. Der Kuss dauerte keine fünf Sekunden, doch Tweek entspannte sich während dieser kurzen Zeit ein wenig. Als sich ihre Lippen wieder voneinander lösten öffnete er die Augen und berührte seine Lippen mit seinen Fingerspitzen. Das Blut schoss ihm ins Gesicht.

"M-mach das nochmal..."

Craig grinste, wiederhohle das eben Geschehene, ließ den Kuss nun aber länger dauern. Tweek war nun schon ein wenig ruhiger.

"D-daran... könnte ich mich w-wirklich gewöhnen, glaube i-ich."

Craigs Herz hüpfte im Dreieck. Erneut. Er hatte sich viele Szenarios ausgemalt, doch dieses war ganz sicher nicht dabei gewesen. Es würde einige Zeit brauchen, bis er realisierte, was hier gerade passiert ist. Und was noch passieren wird. Die Umbruchsstimmung konnte nun getrost kommen, das interessierte ihn nicht. Noch nicht. Jetzt war erst einmal das hier wichtig. Nur er und Tweek. Nur die beiden. Und wenn die Welt um ihnen untergehen würde, es war ihm egal. Sie würden es ausprobieren und wenn sich beide Seiten Mühe geben würde es auch funktionieren. Er wusste, dass er Recht hatte.

Vicious circle

[Tweek POV, Present]

Die Woche bei Craig verging wie um Flug und viel zu schnell. Er konnte die Tränen nicht unterdrücken, als er seinen Freund am Bahnhof verabschieden musste und wurde liebevoll in den Arm genommen. Craig versprach ihn am Abend noch einmal anzurufen, was Tweek zumindest ein wenig beruhigte.

Die ganze Zugstrecke über starrte der Blonde unerlässlich aus dem Fenster. Er hatte einen IPod mit guter Musik, er hatte ein Buch dabei, doch er wollte einfach nur die Ruhe genießen und die Landschaften beobachten.

Der Aufenthalt bei Craig hatte so gut getan.

Er konnte seine Sorgen vergessen, musste nicht länger an seine Miete denken oder seine Kurse, die er zwar bestand, aber die nicht gerade gut waren. Jetzt prallte die Realität zurück in seine Gedanken.

Er zog die Beine an, lehnte den Kopf auf diese. Es war immer noch schwer für ihn so weit weg von Craig zu wohnen. Etliche Jahre lang hatten sie sich jeden Tag gesehen, waren jeden Tag zusammen. Und auch wenn er jetzt erwachsen war und wusste, dass es nicht mehr so einfach gehen würde... es war schwer.

Der Zug erreichte den kleinen Bahnhof seiner Heimatstadt. Er wartete auf den Bus und fuhr mit diesem nach Hause. Er fühlte sich verdammt allein, als er seine Wohnungstür aufschloss und nur die paar Möbel vorfand, die er zurückgelassen hatte. Das war wirklich kein Vergleich zu Craigs Wohnung.

Er schloss die Tür hinter sich und legte sich auf sein provisorisches Bett. Er würde jetzt wahrscheinlich die ganze Zeit auf den Telefonanruf von Craig warten. Dabei müsste er eigentlich seinen Koffer auspacken und seine Wäsche waschen, immerhin hatte er morgen wieder Uni und so langsam gingen ihm die Klamotten aus. Doch er konnte sich nicht wirklich aufraffen. Es war jedes Mal so. Sobald er von Craig zurück in seine eigene Bude kam überkam ihn eine ungewollte Depression.

Er legte den Arm über die Augen. Im Grunde musste er auch noch seine Tasche für den morgigen Tag packen. Vielleicht sollte er damit wirklich mal anfangen. Mühevoll rappelte er sich auf, suchte seine Blöcke und Unterlagen zusammen und stopfte diese ungeschickt in die Tasche. Er fragte sich, ob er noch etwas im Kühlschrank hatte. Ein Blick in diesen verriet ihm, dass die einzigen Lebensmittel Milch und Wasser waren. Nicht gerade die besten Zutaten für ein ordentliches Essen. Sollte er noch einmal raus und sich etwas holen? Doch er wollte nicht raus. Nicht am Abend. Er hasste es abends alleine raus zu gehen. Es war ihm unheimlich, es fühlte sich an, als würde jeden Moment jemand hinter der nächsten Ecke raus springen, der es auf ihn abgesehen hatte. Es reichte schon, dass er spät unterwegs war, wenn er arbeiten musste.

Sein Magen knurrte. Ob er sich etwas bestellen sollte? Er hatte noch ein wenig Geld übrig. So musste er wenigstens nicht vor die Tür. Er schaltete seinen Laptop an und suchte den nächstbesten Pizzaservice, pickte sich dort die günstigste herraus und drückte auf die Bestelltaste. In solchen Momenten war er sehr froh, dass es diese Services gab. Er musste morgen echt einkaufen gehen, doch wahrscheinlich würde sein Erspartes wieder einmal nur für Tütensuppe und Nudeln reichen. Doch wenigstens hatte er so etwas im Magen.

Es verging eine halbe Stunde, bis die Türklingel schellte und der Pizzabote vor der Tür stand. Tweek traute diesen Personen eigentlich nicht über den Weg. Wer weiß, ob sie nicht auch zu dem Geheimbund der Wichtel gehörten...? Da konnte man sich nie sicher sein. Man liest ja schließlich überall die Geschichten von jungen Mädchen, die vom Pizzaboten abgestochen werden. Das wollte er nicht riskieren. Doch andererseits gab es in seiner Wohnung nicht viel zu holen und eine Einzimmerwohnung war nicht gerade der ideale Ort um einen Einbruch zu begehen. Tweek öffnete die Tür, gab dem Mann sein Geld und nahm sein Essen entgegen. Jetzt knurrte sein Magen noch lauter als vorher. Er setzte sich wieder auf seine Matratze und fing an zu essen. Vielleicht sollte er sich doch mal einen Fernsehen anschaffen? Das würde wenigstens die Einsamkeit ein wenig vertreiben. Er ließ seinen Laptop Musik abspielen und saß nur da und aß und wartete auf Craigs Anruf.
 

Die Uni am nächsten Tag lief ganz in Ordnung. Tweek hatte das Meiste verstanden, sich viele Aufzeichnungen gemacht und ein wenig mit seinen Kommilitonen gesprochen. Er war auf dem Weg zur Arbeit. Es gab nicht viele Arbeiten, die er verrichten konnte. Er konnte nicht gut mit Menschen umgehen, er konnte nicht als Kurierdienst arbeiten und er konnte nichts machen, wofür man eine ruhige Hand brauchte, da er diese schlicht und ergreifend nicht hatte. Er hatte eine Stelle als Tellerwäscher und Küchenhilfe in einem Restaurant gefunden. Das war zwar manchmal auch schon schwierig, aber es funktionierte. Und er war auf das Geld angewiesen. Er konnte schon fast sagen er mochte seinen Job. Als sein Chef an dem Tag mit verschränkten Armen vor ihm stand, konnte er bereits ahnen, dass sich etwas anbahnte.

"Tweak. Wo warst du die letzte Woche?"

Tweek schaute ihn verdutzt an.

"I-ich hatte Urlaub..."

"Urlaub? Tze und wieso wusste ich davon nichts?"

"I-ich... ich... h-hab das mit ihrer F-frau abgesprochen. S-sie meinte, das sei i-in Ordnung..."

"Na dann ist es kein Wunder, dass ich das nicht wusste. Sie erzählt mir ja nie was! Tja, das tut mir leid Tweak, aber ich musste in der Zwischenzeit jemand neues einstellen. Er hat ihre Stelle eingenommen, darum sind sie für uns überflüssig geworden. Sie können nach Hause gehen."

Sein Zittern wurde schlimmer, seine Augen füllten sich mit Tränen. Entlassen? Von jetzt auf gleich? Das konnte er doch nicht...?

"M-mr. Meccen, ich b-brauche diesen Job w-wirklich dringend. I-ich muss meine Miete z-zahlen u-und-"

"Das interessiert mich herzlich wenig Jungchen und ich will deine Lebensgeschichte auch nicht hören."

Damit ging der Herr von dannen und ließ Tweek alleine zurück.

Das konnte doch nicht wahr sein...! Tweek war einige Momente nicht im Stande sich zu bewegen. Er merkte, wie sich Tränen in seinen Augen bildeten. Er versuchte es gar nicht erst zu unterdrücken, er wusste, dass er daran scheitern würde. Nur mit Not konnte er sich von seinem Standpunkt losreißen. Seine Beine bewegten sich automatisch, fast als ob er nicht mehr im Stande war sie selbst zu steuern. Sie gingen den Weg nach Hause, dem einzigen Ort, an den Tweek jetzt sein wollte. Der einzige Ort in Reichweite zumindest.

Er hatte ein Problem.

Ein gewaltiges Problem.

Seine ganze Existenz war auf diese Einnahmequelle aufgebaut. Er brauchte das Geld. Er hatte die Miete zu bezahlen, die Uniunterlagen, seine Lebensmittel... er konnte ein Schluchzen nicht unterdrücken. Was sollte er denn jetzt machen? Würde er einen anderen Job finden können? Kurzfristig? Er atmete einmal tief durch. Der Wind pfiff ihm schroff ins Gesicht und er schlang die Arme enger um den Körper um gegen diesen anzukämpfen. Er wollte nach Hause...

Es dauerte eine Weile, doch irgendwann erreichte er seine Wohnungstür und schloss sie auf. Ohne weiter drüber nachzudenken schloss er die Tür, ließ sich auf seine Matratze fallen und starrte an die Decke. Er wollte nicht denken. Er hatte den Weg über zu viel gedacht, über alles und gar nichts. Er hatte sich die schlimmsten Szenarien ausgemalt, doch jetzt, in diesen Moment, wollte er nur die Stille des Raumes genießen. Er schloss die Augen. Horchte. Nichts. Kein Geräusch. Nur Stille. Stille und Dunkelheit. Es war angenehm.
 

Tweek erwachte am nächsten Tag, als es bereits hell war. Er hatte noch immer seine Schuhe und seine Jacke an und ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er den Vorlesungsbeginn verpasst hatte. Leichte Panik überkam ihm. Er wollte nicht fehlen, wollte nichts verpassen. Kurz überlegte er, ob er seine Sachen noch schnell packen und los spurten sollte, entschied sich aber letztendlich dagegen. Das würde ihm nur noch mehr Stress bieten und darauf konnte er gerne verzichten. Lieber sollte er sich auf die Jobsuche machen, das war jetzt um einiges wichtiger. Er schnappte sich seinen Computer und ging die Stellenanzeigen durch. Ein Fünkchen Hoffnung, dass etwas für ihn dabei war blieb bestehen. Es überkam ihm sogar für einen ganz kurzen Moment der Gedanke, dass er seine Eltern fragen könnte... doch den verwarf er fast so schnell wieder wie er aufgekommen war. Das würde er ganz sicher nicht machen. Er würde sich nicht noch einmal von seinen Eltern so abhängig machen, wie in der Vergangenheit. Er lebte jetzt sein eigenes Leben und das würde auch so bleiben. Punkt.

Die Suche ergab ein breites Spektrum an Hilfstätigkeiten und Nebenjobs. Einige konnte er von vorn herein ausschließen. Callcenter. Kundenservice. Barkeeper und Kellner sowie Kurierdienst. Warum musste er auch nur so eine Memme sein? Warum hatte er diese ganzen und vielen Macken, warum, warum nur? Er konnte die Tränen erneut nicht unterdrücken. Er wünschte, er wäre normal, einfach nur normal so wie die anderen. Die Tränen verschwommen seine Sicht auf den Bildschirm und er musste sich für einen kurzen Moment von diesem zurückziehen um wieder klar sehen zu können.
 

Letztendlich fand Tweek 5 Stellenanzeigen, die für ihn Infrage kamen. Immerhin. Das war schon mal ein Anfang. Er konzentrierte sich bei seinen Bewerbungen und sendete diese noch im Anschluss per E-Mail ab. Damit würde die ätzende Wartephase beginnen. Na super. Weil ich ja auch so geduldig bin, dachte er sich. Tweek lehnte sich zurück an die Wand und atmete einmal tief aus. Seine Uhr verriet ihm, dass Craig noch auf der Arbeit sein musste. Er hatte das dringende Bedürfnis mit ihm zu reden, seine Stimme zu hören. Doch er wusste, dass Craig sein Handy auf der Arbeit ausgeschaltet und in seinem Spind hatte. Er würde warten müssen. Schon wieder. Er hasste diese Ungewissheit, dass man irgendwo zwischen Existenz und Perspektivlosigkeit schwebte und keine Seite so richtig auf ihn zutraf.

Er rollte sich zu einem Ball zusammen und blieb so sitzen. Draußen war es bereits dunkel. Er war allein in seiner kleinen Wohnung, doch es fühlte sich so an, als ob die kleinen Zwerge hinter jeder Ecke lauern würden. Er bildete sich ein ihre Stimmen zu hören. Ihre Stimmen, die ihn riefen, immer wieder und immer lauter. Er wünschte sich Kaffee. In Gedanken ging er die nächsten Kioske und Kaffees in der Gegend durch, doch er hatte seinem Freund versprochen den Entzug durchzuhalten. Außerdem war es eh schon dunkel. Er wollte nicht raus. Er wollte am liebsten nie wieder raus. Obwohl Kaffee schon eine verlockende Idee war. Doch auch das braune Gold würde ihn heute nicht auf die Straße bekommen.
 

Die Tage vergingen. Tweek blieb in seiner Wohnung, wollte nicht zur Uni gehen. In ihm hatte sich eine Antriebslosigkeit festgesetzt, die sein Leben dominierte. Er bestellte seine Lebensmittel über einen Kurierdienst, checkte kontinuierlich seine Mails und verweigerte jeden Kontakt in die Außenwelt. Er vermisste Craig, doch er konnte ihn nicht anrufen. Er wollte ihm seine Situation nicht erzählen. Er schämte sich dafür, dass er so schwach war. So, wie schon lange nicht mehr. Er wies Craigs Anrufe ab oder ging kurz ran, nur um ihn zu sagen, dass er keine Zeit hatte und lernen müsse. Sein schlechtes Gewissen plagte ihn jeden Tag aufs Neue. Er wollte seinen Freund nicht belügen, wollte ihm nichts verheimlichen. Er hatte bis jetzt nie einen Grund dafür. Doch diesmal war es anders. Er würde das schon irgendwie schaffen. Bestimmt. Irgendwie. Er würde. Er musste!

Tweek zog die Decke über seinen Kopf und verkrümelte sich ganz unter dieser. Sein Handy klingelte. Er erkannte Craigs Namen auf dem Display und ließ es klingeln. Er wollte nicht reden. Er wollte nur hier liegen und warten, warten, dass etwas passiert.

Doch es passierte nichts. Nicht an diesem Tag und auch nicht die Tage darauf. Mittlerweile waren zehn Tage vergangen. Tweek traute sich nicht vor die Tür zu gehen, er wollte nicht zur Uni, wollte niemanden sehen, mit niemanden reden. Er war in seiner Hilflosigkeit gefangen und sah keinen Ausweg, dieser wieder zu entkommen. Was konnte er nur tun? Was nur? Er hatte keine Antworten von seinen Bewerbungen kommen, es waren seitdem auch keine neuen inseriert worden. Konnte er vielleicht einen Kredit aufnehmen? Aber er hatte kein Einkommen und seine Eltern verdienten zu viel, als dass er auf staatliche Unterstützung hoffen konnte. Es wuchs ihm über den Kopf. Alles.

Er find an zu schreien. Einfach nur zu schreien, so laut und so lange er konnte. Er hielt sich die Hände über die Ohren und kniff die Augen zusammen. Sein Zittern wurde schlimmer, er schlotterte wie Espenlaub, konnte nicht aufhören. Er saß einfach nur da, wie ein Häufchen Elend. Er wollte zu Craig. Dringend. Er musste irgendwie den Mut finden ihn anzurufen. Ihn die Situation zu erklären. Doch wo sollte er anfangen? Er war so dumm gewesen, so unendlich dumm... In allem was er tat. Er hatte nicht nachgedacht, wollte nicht denken. Es überforderte ihn von Beginn an. Wie hatte er nur gedacht, er könne alleine sein Leben auf die Reihe bekommen. Vielleicht hatten seine Eltern ja doch Recht gehabt. Vielleicht wäre er in einer stationären Klinik besser aufgehoben. Da musste er sich um nichts kümmern, sich keine Sorgen machen. Er schluchzte. Weinte. Seine Fingernägel krallten sich in seine Oberschenkel. Er brauchte Hilfe.

Sein Handy begann zu vibrieren. Er hatte den Klingelton ausgestellt, weil dieser ihm irgendwann auf die Nerven ging. Aus den Augenwinkeln konnte er Craigs Namen und sein Anruferfoto erkennen. Er ging ran.

"TWEEK! Na endlich erreiche ich dich mal. Sag mal wo warst du die letzten Tage, ich hab mir verdammt nochmal Sorgen gemacht! Du hättest dich ja zumindest mal kurz melden- ... sag mal weinst du etwa?"

Tweek war nicht fähig zu antworten. Er schluchzte. Er hatte diese Stimme so sehr vermisst, so sehr. Er war so dumm gewesen seine Anrufe zu ignorieren.

"Hey, was ist denn los? Wo bist du gerade? Tweek?"

"I-in meiner Wohnung." Die Worte waren nur gehaucht, doch Craig konnte sie trotzdem deutlich verstehen.

"Magst du mir dann aufmachen? Ich steh vor deiner Haustür."

Tweek Augen weiteren sich. Er tat... was?! Mit wackeligen Beinen versuchte er aufzustehen, ging rüber zur Freisprechanlage und drückte den Knopf, der die Haustür öffnete, bevor er seine Wohnungstür aufmachte und zum ersten Mal seit Tagen die Türschwelle übertrat. Er konnte sich nicht halten, als er Craig die Treppen hochkommen sah. Er rannte ihn entgegen, stolperte fast über die Stufen und warf sich seinem Freund schluchzend in die Arme.

Craig war hier! Er war wirklich hier! Er war real und hier und niemand konnte ihm das nehmen!

Der Ältere fuhr sanft durch die Haare des Blonden, hob ihn dann hoch und trug ihn die letzten Stufen zurück in dessen Wohnung. Langsam setzte er sich auf den einzigen bequemen Platz in dem Zimmer - der Matratze. Seine Hand wanderte in den Nacken des Jüngeren, fingen an ihn zu kraulen, jedoch ohne ihn aus seinem festen Griff zu entlassen. Er fragte nicht nach, fürs erste zumindest. Er wollte nur da sein und ihn halten. Tweek klammerte sich so fest an den Körper des Anderen, an dessen Nähe und dessen Wärme, als hätte er Angst, er würde in einem Meer von Problemen ertrinken wenn er es wagen würde loszulassen. Doch das störte Craig nicht.
 

Es dauerte eine Weile bis Tweek sich beruhigt hatte, bis das Zittern und das Schluchzen weniger wurden. Es fiel ihm nicht leicht sich zu beruhigen, aber der vertraute Körper um ihn herum trug einiges dazu bei. Er sammelte sich, versuchte seine Stimme wiederzufinden.

"Warum b-bist du h-hier...?"

Craig strich ihm einmal durch die Haare.

"Weil du seit Tagen nichts ans Telefon gegangen bist und ich mir Sorgen gemacht habe, du Idiot. Normalerweise rufst du wenigstens zurück wenn ich dich nicht erreiche. Ich hab mir schon sonst was ausgemalt!"

Er blieb ruhig, auch wenn seine Stimme gut zum Ausdruck brachte, dass er es Ernst meinte.

"...T-tut mir ngh leid..."

"Ist schon okay. Wenigstens geht es dir gut."

Tweek schwieg. Ja, jetzt ging es ihm gut aber seine Probleme waren immer noch da. Er drückte sich näher an Craig.

"Und jetzt erzählst du mir bitte, was passiert ist."

Tweek nickte.

My hero

[Tweek POV]
 

Er erzählte seinem Freund alles so gut er konnte. Die Worte fielen ihn leichter auszusprechen als er es gedacht hatte. Aber wahrscheinlich lag das einfach daran, dass Craig jetzt bei ihm war und nicht nicht nur am Telefon und in Wirklichkeit dutzende Kilometer entfernt. Craig ließ seinen Freund reden, unterbrach ihn nicht. Erst als Tweek geendet hatte erhob er seine Stimme.

"Jetzt beruhige dich erst mal. Das kriegen wir schon gebacken, Tweeky."

Es waren genau die Worte, die Tweek brauchte. Seine Angespanntheit, die sich während des Erzählens in seinem Körper festgesetzt hatte verflog und er entspannte sich langsam.

"Die nächste Miete kann ich erst mal übernehmen. Und nein, ich will kein Protest hören. Ich hab genug gespart und verdiene genug. Außerdem kostet dein Zimmerchen ja kein Vermögen."

Der Blonde hauchte ihn ein Danke auf die Lippen, bevor er seine kurz auf die seines Freundes legte.

"Nicht dafür. Und morgen schauen wir nochmal ob wir nicht doch was finden. Nur, dass du davor erst mal wieder zu Uni solltest, wenn du es mit ihr noch ernst meinst. Was du momentan verpasst hast kannst du noch aufholen, aber wenn du noch länger fehlst wird es kritisch. Pack am Besten gleich deine Tasche zusammen."

Tweek nickte. Er war nervös davor, nach der Zeit wieder hinzugehen doch Craig hatte Recht mit seinen Worten.

"I-ich bin so froh, d-dass ich dich habe, Craig."

Er legte seine Hand auf die des Anderen. Craig lächelte.

"Das bin ich auch."

Er küsste den Blonden auf die Stirn.

Den Rest des Abends verbrachten sie in einem gemütlichen Beieinander. Craig hatte Pizza bestellt und eine DVD, die er zufällig dabei hatte in Tweeks Laptop geschmissen.

Sie saßen aneinander gekuschelt unter der Wolldecke an der Wand und starrten auf den Desktop. Der Film war interessant, auch wenn Tweek sonst nicht unbedingt Interesse am fernsehen hatte. Er verfolgte gespannt die Handlung, aber noch viel mehr genoss er die Wärme neben sich. Craig hatte sich ein paar Tage Urlaub genommen und würde bei ihn bleiben. Er brauchte ihn. Er brauchte seine Hilfe. Und er konnte nicht in Worte fassen wie viel es ihn bedeutete, dass er hier war.
 

Tweek ging wie ausgemacht am nächsten Tag in die Uni. Er fühlte sich wie an seinem ersten Schultag, doch erfreulicherweise konnten seine Kommilitonen ihn der verpassten Unterrichtsstoff erklären und in den Vorlesungen kam er immer noch ganz gut mit, auch wenn sich ein paar Wissenslücken bemerkbar machten.

Craig telefonierte währenddessen die Firmen ab, an denen Tweek eine Bewerbung geschickt hatte. Außerdem fand er noch ein paar andere Angebote, die auf seinen Freund passen würden. Er rief auch dort an und erkundigte sich, inwiefern man sich vorstellen dürfte. Glücklicherweise schienen die Angestellten heute einen guten Tag zu haben und waren überaus freundlich. Er erinnerte sich zurück an seine eigenen Bewerbungen und an die Telefonate. Das war keine sonderlich schöne Erfahrung gewesen.

Die Tür ging auf und Tweek trat herein. Der Schwarzhaarige begrüßte ihn mit einem Lächeln.

"Na? Alles gut gelaufen heute?"

Tweek lächelte zurück.

"Ja. Alles okay. Ich denke, ich krieg den Stoff schon irgendwie aufgeholt."

Craig reichte ihm eine Liste mit verschiedenen Informationen.

"Ich hab ein bisschen was erreichen können. Von den Bewerbungen, die du abgeschickt hast war eine Stelle dabei, wo du dich vorstellen kannst, die suchen noch. Die anderen drei Stellen hab ich vorhin rausgesucht, ich denke die könntest du auch gut bestehen. Morgen Nachmittag kannst du dich bei den ersten beiden vorstellen, Übermorgen bei den anderen."

Tweek nahm die Liste entgegen, setzte sich neben seinen Freund und warf einen Blick darauf. Zwei mal Küchenhilfe, Verpackungshelfer für leichte Tätigkeiten im Lager und Floristik. Ja, damit konnte er sich durchaus anfreunden. Er lehnte sich an den Körper des anderen.

"D-danke. I-ich wär echt aufgeschmissen o-ohne dich. Oder s-schlimmer..."

Craig legte einen Arm um seinen Freund, zog ihn enger an sich.

"I-ich… nhh l-liebe dich, Craig."

Angesprochener errötete leicht. Die Worte so offen und ehrlich zu hören war einfach immer noch etwas ganz besonderes.

"Und ich liebe dich."

Er nahm die Lippen des Blonden für einen kurzen Moment in Beschlag.

"Komm, ich mach uns etwas zu essen. Ich hab vorhin kurz eingekauft und du hast sicher Hunger."

Damit schwang er sich in die Küchenecke und begann Töpfe und Lebensmittel aus ihren Schränken zu kramen.
 

Die Bewerbungsgespräche in den kommenden Tagen liefen einigermaßen gut. Tweek versuchte sich so gut es ging zusammen zu reißen um einen guten Eindruck zu machen. Er bekam nicht direkt eine Stelle, doch bis Ende der Woche wollten sich alle Firmen melden, egal ob mit positiver oder negativer Antwort. Das war immerhin besser als diese ewige Warterei auf gar nichts. Es war zu früh um wirklich erleichtert zu sein, doch Tweek hatte das Gefühl, dass nun alles besser laufen würde als zuvor. Er hoffte jetzt nur noch, dass er eine dieser Stellen bekommen würde.

Craig kümmerte sich währenddessen darum, dass seine Wohnung, die in den letzten Tagen ziemlich verkommen war wieder bewohnbar wurde. Er war eine große Stütze für ihn, in allem was er tat. Manchmal wünschte er sich seine Zeit in South Park zurück, als alles noch unkompliziert und einfach war. Doch so war das Leben, man wird älter und Dinge verändern sich. Das hatte er oft genug miterlebt. Auch so wie jetzt wird es nicht ewig bleiben. Irgendwann würde er zu Ende studiert haben und einen richtigen Job haben, mit dem er Geld verdienen und sich einen etwas höheren Lebensstandart leisten konnte. Doch bis es soweit ist würden noch einige Jahre ins Land ziehen.

Als er nach Hause kam stand Craig am Herd und bereitete gerade das Abendessen zu.

"Na? Wie sind die beiden heute gelaufen? Wieder so wie gestern?"

"Hmh. G-ganz gut schätze i-ich. Die ngh Leute wollten sich melden."

"Na das freut mich zu hören."

Er stellte die Herdplatte auf eine niedrigere Stufe und kam auf seinen Freund zu.

"Ich hab auch Neuigkeiten. Naja, das ist vielleicht das falsche Wort dafür aber... wie fang ich das jetzt an?"

Tweek stellte seine Tasche ab und setzte sich auf seine Matratze. Er starrte Craig gespannt an.

"Also, es gibt eventuell die Möglichkeit, dass ich noch während der Ausbildung versetzt werden kann. Ich brauch nur die nötigen Bedingungen aber über die kann ich mich noch erkundigen. Heißt im Klartext ich kann hierher ziehen und hier in unserer Niederlassung arbeiten. Theoretisch. Ich dachte nur, dass wir dann nicht mehr so weit voneinander weg wohnen und uns dann vielleicht eine Wohnung teilen könnten. Ich muss das aber alles noch absprechen, also mach dir noch keine zu großen Hoffnungen bevor es nicht feststeht."

Tweeks Mundwinkel zogen sich nach oben.

"D-das wäre wirklich ngh möglich??"

"Eventuell. Ich versuch mein bestes wenn ich wieder zurück bin."

Tweek merkte, wie ihn Tränen in die Augen stiegen. Das war wie ein Traum. Ein Traum, aus dem er nie erwachen wollte! Er hoffte, dass es klappt. Hoffte, Hoffte. Es muss! Er würde wieder bei Craig sein können, das wäre unglaublich. Wirklich unglaublich.

"Hey."

Der Schwarzhaarige kam auf seinen Freund zu, strich sanft mit der Hand über die Wange um seine Tränen, die nun flossen, aufzuhalten.

"Nicht weinen, Tweeky. Ich kann noch nichts versprechen."

Tweek nickte, doch allein der Gedanken, dass es eine Möglichkeit gibt erhellte seine Zukunftsaussichten enorm.

Das Wasser blubberte über und fiel zischend auf die heiße Herdplatte.

"Ich glaub das Essen ist fertig."

Nachdem die Beiden satt waren, war das Gefühl von Geborgenheit und Heimat noch allgegenwärtiger in Tweeks Befinden. Ein richtiges Abendessen half eben doch über so manchen Kummer hinweg.

„D-dein Essen könnt i-ich wirklich fast ngh fast jeden Tag essen, Craig.“

Der Jüngere hatte es sich auf seiner Matratze gemütlich gemacht und starrte die Decke ein, ein Lächeln im Gesicht.

„Danke dir.“ Craig trocknete gerade den letzten Teller ab. Auch in der Küchenecke war ein ziemliches Chaos vorhanden gewesen, so dass er kurzerhand begann abzuwaschen. Insgeheim fragte er sich, wie man mit so wenig Geschirr so einen Berg Abwasch anhäufen konnte, aber besondere Umstände konnten das wohl durchaus. Er stellte den Teller ins Regal, ging dann auf seinen Freund zu und setzte sich neben ihn. Langsam beugte er sich zu Tweek runter und drückte sanft seine Lippen auf die des Kleineren.

"Waaah-" Zuerst von der Situation überrumpelt entspannte sich Tweek jedoch nach wenigen Augenblicken und begann den Kuss zu erwidern. Er schloss die Augen. wie konnte es sein, dass der Schwarzhaarige nach all den Jahren immer noch so ein Kribbeln in seinem Bauch mit nur einem Kuss auslösen könnte? Er war fast enttäuscht, als Craig sich wieder löste und ihn nun starr in die Augen sah.

"Weißt du wie froh ich bin dich zu haben, Tweeky? Wirklich." Er lehnte sich erneut nach unten, hauchte hin und wieder Küsse auf sein Gesicht, auf seinen Nacken. Tweek drehte den Kopf zur Wand. Es hatte Ewigkeiten gedauert, bis er diesen Worten Glauben schenken konnte. Auch jetzt zweifelte er noch hin und wieder an ihnen, er konnte einfach nicht anders. Nicht, weil er Craig misstraute, vielmehr weil er sich selbst immer noch nicht zu hundert Prozent wertschätzen konnte. Aber er würde weiter daran arbeiten, so lange, bis er diese Fähigkeit besaß.

Ein Seufzen entfuhr aus Tweeks Mund. Craigs Küsse waren in liebevolles Saugen und leichtes Beißen an seinem Hals übergegangen.

"C-craig... was..."

Besagter ließ von seinem Tun ab, sah seinen Gegenüber an.

"Möchtest du nicht?" Er fuhr ihn durch die blonden Haare, seine Hand blieb im Nacken liegen wo er anfing ihn zu kraulen. Tweek schloss die Augen.

"D-doch..."

Er konnte gegen das Gefühl nicht ankämpfen, es fühlte sich einfach zu gut an. Alles, was Craig machte. Er dachte an früher zurück. Kurz nachdem sie zusammen kamen hatte er das Thema nach bester Möglichkeit gemieden. Es macht ihn Angst, auch wenn er tief im Herzen doch neugierig war. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis er für ihr erstes Mal bereit war. Er bereute es nicht, Craig war so ruhig und so geduldig, dass er sich bei ihm vollkommen sicher fühlte. Und dennoch - sein Körper war noch nicht so weit wie ein Geist. Jedes mal aufs neue verkrampfte er sich, nicht aus Angst, vielmehr aus dem gewohnten Selbstzweifel. Doch seinem Freund schien es nicht im mindesten zu stören. Craig wanderte mit den Händen unter Tweeks Shirt, schob es allmählich nach oben während er sich einen neuen Kuss stahl. Er tippte mit der Zunge ein paar mal gegen Tweeks Lippen, bevor dieser ihn Einlass gewährte und langsam begann das Spiel mitzuspielen. Seine Fingerspitzen hatten seine Nippel erreicht und fingen an, diese in langsamen Kreisen zu massieren. Der Kuss wurde intensiver, fordernder und endete erst, als sich beide aufgrund von Luftmangel lösten. Craig nutzte die Gelegenheit und zog das Shirt über den Kopf seines Freundes, warf es in die nächste Ecke. Sein Kopf wanderte nun an die Stelle, die seine Hände noch vor wenigen Momenten berührten. Er fuhr die Kreise nun mit der Zunge ab, biss hin und wieder zu. Zärtlich, dann nach und nach fester. Tweeks Hände suchten Halt in Craigs Haaren, krallten sich fest. Mit immer noch geschlossenen Augen konzentrierte er sich auf die Berührungen, auf das, was Craig in seinem Körper auslöste. Es fühlte sich an, als ob ihm schwindelig werden würde und er war froh, dass er sowieso schon lag. Er konnte nicht verstehen, wie andere Menschen diese... Sache... im Stehen machen konnten. Ihm wären spätestens jetzt die Beine weg geklappt. Die Hände seines Freundes wanderten weiter nach unten. Langsam, schon fast schleichend öffneten sie den Gürtel und verschafften sich so Zugang zu Tweeks Intimbereich. Der Blonde keuchte auf, als er die kalten Finger auf seiner jetzt schon deutlich vorhandenen Erregung spürte. Craig umfasste diese, begann im aufbauendem Tempo Druck auszuüben. Die Atmung des Kleineren wurde schneller, er dachte nicht mehr nach sondern ließ es einfach geschehen. Craig wusste was er tat und er wusste, welche Punkte er drücken musste, um Tweek in den Wahnsinn zu treiben. Ihm wurde heiß, seine Ohren wurden taub und nur wenige Momente später erlebte er die wohlbekannte Ekstase.

Als er wieder aufwachte sah er direkt in die blauen Augen seines Freundes. Dieser lag neben ihm, hielt ihn in seinen Armen und strich ihm durch die Haare.

"Na, wieder wach? Tut mir leid, ich hab dich wohl etwas verausgabt." Craig lächelte. Der Abend war lang gewesen, lang und leidenschaftlich. Nachdem etlichen Liebkosungen und Verwöhnungen waren sie doch noch richtig zur Sache gekommen. Tweek war kurz darauf sofort eingeschlafen. Wie spät es jetzt wohl sein mochte? Sicher mitten in der Nacht. Tweek gähnte.

"U-und du bist garn--nicht müde, oder w ... ie?"

"Jetzt, da ich meinen blonden Engel endlich wieder hab? Wie könnt ich da schlafen?"

Tweek brach den Blickkontakt. Er konnte mit solchen Worten nicht umgehen, wusste nicht, wie er sie erwidern sollte. Er selbst konnte nicht in Worte fassen, was Craig ihn bedeutete. Es würde einfach nicht ehrlich klingen, egal, welche Metapher es wäre. Er konnte es nicht. Tweek schloss die Augen abermals. Er atmete tief durch, mehrmals, versuchte sich zu konzentrieren, ruhig zu werden. Dann öffnete er die Augen.

"Ich liebe dich, Craig!" Er besiegelte diese Worte mit einem Kuss.

Craig erstarrte, war nicht fähig den Kuss zu erwiedern. Zu überrascht und zu überwältigt. Er merkte, wie eine einzelne Träne ihren Weg über seine Wange fand. Craig fing sich wieder, schlang seine Arme um den Kleineren, drückte ihn fester an sich als sonst.

"Und ich liebe dich, Tweek!!"

Ein schöneres Geschenk konnte Tweek ihn wohl kaum machen.
 

Am Ende der Woche kam er erleichternde Anruf. Tweek hatte wieder einen Job! Ihm fiel ein ganzes Gebirge vom Herzen als der Filialleiter meinte, er könne ihn sofort und unbefristet als Küchenhilfe einstellen. Die Arbeitszeiten waren so gelegt, dass sie sich gut mit der Uni vertrugen und auch die Bezahlung war ordentlich, sogar ein wenig mehr als bei seiner alten Stelle. Außerdem war das Restaurant sehr gut zu erreichen und nicht weit weg von seiner Wohnung. Er hatte auch auf einen Kündigungsschutz plädiert, damit er diese Erfahrung nicht wieder machen musste. Noch am selben Tag fuhr er zu seinem neuen Chef um den Vertrag zu unterzeichnen. Craig kam vorsichtshalber mit, er wollte sich selbst ein Bild von der Einrichtung machen, empfand sie aber als durchaus seriös. Tweek traute sich den Job zu, er musste nicht viel mit Menschen zu tun haben, außer mit seinen Kollegen und kannte sich mit den Aufgaben bereits aus.
 

Craig fuhr noch am selben Abend wieder nach Hause. Seine Urlaubstage waren vorbei und er musste am nächsten Tag wieder arbeiten und wollte nicht zu spät zu Hause sein. Er versprach aber anzurufen, sobald er angekommen war. Obwohl sich Tweek so über seine neue Anstellung freute formte sich ein Knoten in seinem Magen. Sein Freund würde ihn wieder verlassen. Es war zwar nicht geplant gewesen, dass er ihn überhaupt so schnell wiedersehen würde, aber das änderte nichts daran, dass er ihn bestimmt unglaublich vermissen wird. Aber das war bei jedem Abschied so. Er konnte einfach nicht anders. Er konnte sich nicht vorstellen wirklich lange von Craig getrennt zu sein, ohne, dass es Folgen hatte. Vor etlichen Jahren hatte Craig ihn gerettet und seitdem ist er für ihn die wichtigste Person seines Lebens geworden. Er erinnerte sich zurück. Kurz nachdem Craig ihm verriet, dass er sich in ihn wohl verknallt hatte, waren sie zusammen gekommen. Ursprünglich um es einfach einmal auszuprobieren. Tweek hatte nichts dagegen gehabt. Er mochte generell keine Menschen und er wusste, wenn es ein Mensch schaffen würde, ihn in die Welt der Beziehungen einzuführen und ihn die Vorteile der körperlichen Nähe beizubringen, dann war es sein bester Freund. Und er hatte es sehr erfolgreich geschafft. Obwohl Tweek am Anfang große Angst hatte gewöhnte er sich mit der Zeit an alles. An die Berührungen, an die Küsse und sogar an den Sex, auch wenn das eine Hürde war, die sehr viel Überwindung und noch mehr Geduld forderte. Doch die hatte sein Freund zum Glück. Mittlerweile hatte er regelrecht gefallen daran gefunden. Es war eine besondere Erfahrung, und er glaubte nicht, dass er sie mit irgendjemanden außer Craig machen wollte. Sollten sie sich jemals trennen würde Tweek wohl für alle Ewigkeit single bleiben. Doch daran wollte er nicht denken. Er vertraute Craig und er vertraute auf seine Beziehung zu ihm. Wenn ihn auch alles genommen wird, wenn er auch noch so viele Selbstzweifel zeigte... daran glaubte er. Craig hatte sich dieses Vertrauen über sehr viele Jahre erarbeitet und er hatte es bedingungslos verdient. Tweek machte das Licht aus und schloss die Augen. Ja, das war etwas, was er hatte und was ihn keiner mehr wegnehmen konnte. Und wenn er arbeitslos und obdachlos werden würde... er hatte Craig. Er hatte einen Freund. Eine stabile, liebevolle, vertrauenswürdig Beziehung. Und so trostlos sein Leben sonst war, so viele Macken er auch hatte und so viele psychische Probleme - das war etwas, was sogar die meisten normalen Leute nicht hatten. Und damit fühlte er sich plötzlich reicher als so mancher Millionär in der Gesellschaft.

Mit diesen Gedanken im Hinterkopf schlief er ein.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe euch hat die FF gefallen :)
Wenn ja würde mich ein kurzes Wörtchen freuen ;)
Bis zum nächsten mal! Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (7)

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Von:  masami56
2018-09-11T08:43:31+00:00 11.09.2018 10:43
Ich finde deinen Schreibstil gut. Allerdings finde ich beide Charakter etwas sehr OOC sowie deren Welt. Ich hatte selten das Gefühl eine SouthPark FF zu lesen. Die Geschichte fand ich nett aber mir etwas zu süß. Trotzdem sicherlich nicht misslungen.
VG Masa

Von:  little_sunshine
2017-11-07T22:40:25+00:00 07.11.2017 23:40
Ich wollte heute eigendlich schon lange schlafen, aber mit dem a Gedanken, ach das eine Kapitel noch, und dann doch noch eins und das ist jetzt echt das letzte. Als ich dann gesehen hab, daß das wirklich das letzte Kapitel war.. Hmm..
Ich würde gerne noch viel mehr Kapitel lesen, viel mehr von der zuckersüß Geschichte der beiden lesen.

Du schreibst sehr einfühlsam, als Tee mit seinen Problemen alleine nicht klar kam, musste ich selbst anfangen zu weinen.. THE FEELS!

Am Anfang kommt es etwas holprig in Fahrt aber sehr schnell, taucht man komplett in die Welt und ihrer beiden Gedanken ein.
Dein Schreibstil ist sehr gut, flüssig und leicht zu lesen. Kleinere Flüchtigkeitsfehler überließ man schnell und sie stören nicht.

Bitte mach weiter so! Danke für diese schöne Geschichte :D

Lg
Von:  little_sunshine
2017-11-07T20:43:01+00:00 07.11.2017 21:43
Sehr süß bis jetzt! Bin gespannt wies weiter geht ;)
Von:  Esmey
2014-07-21T18:46:06+00:00 21.07.2014 20:46
Omg ich liebe diese FF so! <3
Es hat mir so viel Spaß gemacht sie zu
lesen und sie ist wirklich super toll
geschrieben worden:3
Hier, *Cookies dalass* hast du dir
verdient!:)

Von:  Ellis
2014-07-20T16:14:46+00:00 20.07.2014 18:14
Wunderschöne Fanfiktion <3
Ich hab sie echt mit freude und begeisterung verfolgt und bin etwas traurig das es schon vorbei ist!
Schönes Ende übrings! Gut geklärt und schön geschrieben, wie deine ganze Ff.
Hoffe man hört noch mehr von dir :3!
*pizza, fluff und ideen dalass*
Von:  Ellis
2014-06-09T21:30:07+00:00 09.06.2014 23:30
Howdy mein Freund!
Also erstens..du und deine tolle ff sind schuld wenn ich morgen die Schule verschlafe...
aber .. sie ist verdammt toll!
Ich mag dein schreibstyle! Es ist angenehm zu lesen!
Und halt Creek... Mein lieblings Sp ship! Passt einfach perfekt!
Ich mach mich dann mal ans 2te kapittel und hoffe das noch viele weiter kommen!
*ganz viel anspurn, ideen und kekse da lass*
~Ellis
Von:  Klein_Ryu
2014-05-27T11:07:11+00:00 27.05.2014 13:07
super ff *-*
creek forever *fähnchen schwenk*
Das mit dem eingestaubt könntest du wohl recht haben, meine sp ff hat auch kaum kommis bekommen :/wobei ich iwie denke das ganz animess eingestaubt ist *drop* zumindest was fanfictions angeht xD
ich finde deine ff auf jedenfall klasse und freu mich schon aufs nächste kapitel =D
lg ryu


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