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Transformers - The Art of Crack

von

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Afrika

Afrika
 

Die Handlung dieses Abschnittes setzt kurz nach Ende von Revenge Of The Fallen ein.
 


 

Die Verbannung war langweilig.

Afrika war langweilig.

Überall nur Zebras, und die konnte man nicht mal erschrecken. Die waren einfach viel zu blöd dazu. Überhaupt sah seine Umgebung wie die Dinger aus, die die Fleischlinge Katzenklo nannten. Sie hatten mal eine Katze in ihrer Basis gehabt. Barricade hatte das Vieh angeschleppt. Dann war es plötzlich verschwunden. Megatron fragte sich noch immer, was damit passiert war. Das Einzige, was er wusste, war, dass sein Knie seitdem hin und wieder tödlich juckte. Er konnte wahrlich nur hoffen, dass Starscream bald auftauchen würde.
 

[Zwei Tage später]
 

Der Seeker war nicht erschienen. Auch reagierte er nicht auf die Versuche seines Gebieters, ihn zu kontaktieren. Megatron notierte sich gedanklich, ihn zur Strafe in die Stratosphäre zu schießen. Oder weiter. Viel, viel weiter. Bis ans Ende des Universums vielleicht. Wobei – hatte das Universum eigentlich ein Ende?

Er wurde aus den Gedanken gerissen, als er – abermals – einen hohen, spitzen Schrei hörte. Sein Blick wanderte nach unten. Dort stand der Ursprung des Gekreisches: Ein Fleischlingsweibchen. Das hatte er gestern gefunden. Ihre Bezeichnung hatte er schon wieder vergessen. Dafür war seine Verwunderung umso größer gewesen, als sich herausgestellt hatte, dass das Wesen keine Angst vor ihm hatte – wie die Zebras ... Diese doofen Zebras!

Eigentlich hatte ihn der Fleischling sogar gesucht. Weil sie ein Fangirl sei, sagte sie. Sein Fangirl. Damit würde er vor Starscream ordentlich angeben, der hatte so etwas ganz bestimmt nicht – wenn dieses nichtsnutzige Stück Altmetall denn mal auftauchen würde! Vielleicht würde das organische Lebewesen bis dahin auch sein Gekreische einstellen ...
 

[Eine Woche später]
 

Von dem Seeker noch immer keine Spur. Megatron gelangte immer mehr zu der Ansicht, dass die Stratosphäre zu schön für ihn war. Er revidierte sein vorheriges Memo und änderte es zu 'in ein schwarzes Loch treten'. So ein Sack!

Das Fleischlingsweibchen war noch immer da. Das Gekreische hatte es tatsächlich beendet, dafür fuhr es nun mit einem hohen Quietschen fort. Der Decepticon war sich sicher, dass es schleunigst seine Stimmprozessoren überprüfen lassen sollte. Irgendetwas konnte da nicht in Ordnung sein.
 

[Zwei Wochen später]
 

Beim Arsch vom Spark, wo blieb dieser verdammte Seeker?!
 

[Neun Monate später]
 

Noch immer fehlte jedes Lebenszeichen von Starscream. Doppel-Sack!

Am Morgen hatte das Fleischlingsweibchen zu leken begonnen. Irgendetwas schien da nicht normal zu sein. Sollte vielleicht mal wieder beim TÜV vorbei schauen ... Auch das Geschrei hatte wieder begonnen. Er beschloss, sie gnädigerweise zu entsorgen, ehe sie alles vollsaute. Was für eine niedere Spezies diese Menschen doch waren! Und wie ihm dieses Fangirl auf die Prozessoren ging!

Wo blieb dieser platinenverschmorte, Kühlflüssigkeit schnupfende Verräter nur so lange?!
 

[3 Stunden später]
 

Eine Missgeburt.

Ein Frevel an der – wenn auch unterentwickelten – Natur.

Und er schien nicht unschuldig daran zu sein ... Auch wenn er es gewiss bei der Asche von Cybertron leugnen würde!

Das Fangirl war nicht mehr. Sehr zu Megatrons Unmut war es allerdings nicht er gewesen, der diese mickrige Existenz beendet hatte. Das war ... nun ... er? .. sie? ... es?! Er war sich nicht sicher ... Ach, er war einfach eine Missgeburt! Das große Problem daran war, dass es seine Missgeburt war. Er entschied, es fortan als 'Extrem Tötenswert'* zu bezeichnen. Kurz fragte er sich, ob das zweite Wort überhaupt existierte, beschloss dann jedoch, dass der große Megatron die Worte dieser widerwärtigen Fleischlingssprache benutzen konnte, wie er wollte! Jawohl! Des Weiteren bezweifelte er, dass es schon einen Begriff für ein solches Wesen gab. Gleich in welcher Sprache.

Gerade wollte er seine Kanonen durchladen, um dieses Ding vom Antlitz der Welt zu fegen, als die Zebras um ihn herum aufschreckten. Kurz darauf hörte er Triebwerke.
 

~*~*~*~
 

Der Plan war fehlgeschlagen – wieder einmal. Aber wie hätte es auch anders sein sollen? Der kam ja auch vom ach so großen Lord Megatron! Jetzt war die Situation schlimmer als je zuvor. Fallen war nur noch Schrott, Optimus Prime war dafür viel zu munter – und zu allem Übel war Megatron nicht an seinen Verletzungen krepiert. Noch nicht einmal Starscreams noch immer lädierter Arm konnte Letzteres übertreffen.

Jetzt saß diese Witzfigur von einem Führer irgendwo in Afrika und wartete auf ihn.

Fast zehn Monate hatte er ihn warten lassen. Nun würde er die Güte besitzen und endlich auf Megatrons schon regelrecht verzweifelte Versuche, ihn zu kontaktieren, reagieren. Nicht zuletzt, weil sein Spamordner der Flut an Nachrichten allmählich nicht mehr Herr wurde. Nach einigen – äußerst gemütlichen – Stunden Flug erreichte er schließlich Afrika und den Aufenthaltsort des selbst ernannten Anführers. Ebenso gemächlich, wie er den Kontinent angesteuert hatte, landete er und wartete darauf, wie gewöhnlich von diesem undankbaren Stück Altmetall in leitender Position angegiftet zu werden – doch eben dies blieb aus.

Denn Megatron war gerade mit etwas anderem beschäftigt. Der fragte sich, warum sein SiC ausgerechnet jetzt, wo er nicht zu gebrauchen war, auftauchen musste! Seine Optiken wanderten vor Unruhe zwischen ihm und 'Extrem Tötenswert' hin und her. Starscream folgte seinem Blick – und traute seinen Augen nicht.

Ein Fleischlingsweibchen lag in dem roten Energon, das sie Blut nannten, am Boden. Nicht, dass das in irgendeiner Art und Weise verwunderlich wäre – wäre da nicht der Rest der Szenerie. Megatron stand über ihr und starrte seinen SiC mit weit aufgerissenen Optiken an. Zwischen den rot verschmierten Schenkeln des toten Fleischlings befand sich jedoch das, was Starscream schockierte. Ein abgrundtief hässliches Wesen, so abstoßend, dass Starscream vermutete, dass sich der Mond gerade mit zunehmender Geschwindigkeit von der Erde entfernte. Ehe er jedoch berechnen konnte, ob das tatsächlich möglich war und wenn ja, welche Auswirkungen es haben könnte, wurde er von Megatron aus den Gedanken gerissen. Der hatte nämlich einen Entschluss gefällt: Wer war daran schuld, dass die Schlachten in Mission City und Ägypten fehlgeschlagen waren? Ganz eindeutig Starscream! Wer war dafür verantwortlich, dass die Katze verschwunden war? Mit Sicherheit Starscream! Wer hatte ihn Monate lang in dieser scheiß Wüste versauern lassen? Die Antwort lautete 'Starscream'! Und wer war folglich auch schuld daran, dass 'Extrem Tötenswert existierte'? Ganz einfach Starscream! Wer hatte geschafft, was ihm Monate lang misslungen war – nämlich diese scheiß Zebras zu erschrecken? Starscream! Sollte er sich also um dieses Teil kümmern! Es war immerhin alles seine Schuld!

„Mach es weg!“, befahl er daher knapp.

Der SiC war so überrumpelt, dass er die Stelle, an der er sich für gewöhnlich beschwerte, überging.

„Es ... weg machen?“

Ja, es weg machen. Und das am besten, ehe dieser flugfähige Vollpfosten raffte, worum es sich bei 'Extrem Tötenswert' eigentlich handelte. Ansonsten könnte Megatron seine Position als Anführer der Decepticons abschreiben ... Auf immer und ewig! Mit dieser Schande, die an ihm haften würde wie Antimaterie, würden sie ihn nicht mehr akzeptieren! Starscream würde diese Information zu seinen Gunsten nutzen – sie breit treten, sie jedem unter die Nase reiben, sie an die Autobots weiterleiten und zu allem Übel wahrscheinlich noch an die Bunte verkaufen!

Doch sein SiC rührte sich nicht, sodass er sich gezwungen sah, ein harsches „Und zwar sofort!“ hinterher zu werfen.

Gegen diese einfache Anordnung sträubte sich auf der Stelle alles in dem Seeker. Mit angewidertem Ausdruck aus den Gesichtsplatten näherte er sich dem Ding. Zugegeben, sein Forschergeist erwachte kurz und fragte sich, wie etwas so abgrundtief hässliches nur entstehen konnte. Gewiss, Menschen waren hässlich, aber dass sie solche Missgeburten hervorbringen konnten, war selbst ihm neu. Unter den drängenden Blicken Megatrons rang er sich schließlich dazu durch, nach dem Etwas zu greifen. Als sich seine klauenbewehrten Servos näherten, versuchte es tatsächlich, ihn zu beißen – zuckte jedoch augenblicklich zurück, als der zahnlose Mund gegen Metall stieß. Schließlich hob Starscream das – offenbar auch recht minderbemittelte – Ding hoch. Es sah ihn aus großen Augen an.

Ja, das Etwas war kotzhässlich, aber warum erschien es Starscream so als ... ja, als fühle sich Megatron durch die Existenz dieses Wesens persönlich beleidigt? Beziehungsweise war die Frage eher, warum das erst bei diesem Wesen der Fall war. Die Menschen waren doch schon genug Beleidigung für die Existenz eines Cybertroniers und bei denen hatte er keinen so dermaßen übertriebenen Aufstand gemacht. Irgendetwas stimmte hier nicht.

„Paparschloch!“

Stille.

Absolute Totenstille.

Starscreams Optiken wanderten langsam zwischen dem Ding und dem Befehlshaber der Decepticons hin und her. Nicht ernsthaft ... oder?

Erst grinste er breit, dann brach er in Gelächter aus. Dieses Stück Gammelfleisch – er fand es ironisch, dass die Menschen so von toten, verdorbenen Tieren sprachen. Sie sahen doch selbst nicht besser aus – war also ein Abkömmling seines ach so großen Anführers? Wenn das erst die Reihen durchdrungen hatte! Spätestens wenn die Autobots Wind von der Sache bekamen, war Starscreams Regentschaft nicht mehr aufzuhalten, der Feind würde ihm wahrscheinlich sogar noch helfen, diese Beleidigung ihrer Rasse aka Megatron zu beseitigen!

Er schmiedete gerade die schönsten Pläne, als er plötzlich am Hals gepackt wurde. Kurz darauf fand er sich am Boden wieder, die Energonleitungen zwischen Rumpf und Prozessor abgeschnürt, das hässliche Wesen noch immer in den Klauen.

Obgleich Megatrons Energon sich anfühlte, als sei es wie damals in der Antarktis zu Eis erstarrt, hatte er geistesgegenwärtig reagiert. Jetzt galt es dieses nutzlose Stück Weltraumschrott einzuschüchtern. Der einzige Weg, der ihm noch blieb. Er konnte nur inständig hoffen, dass es wirkte – ansonsten würde er wieder Bewerbungen für den Posten des SiC entgegen nehmen müssen.

„Verlierst du je auch nur ein Wort darüber, gehst du offline – permanent. Hast du das verstanden?“

„J ... ja, Lo ... rd Meg ... a ... tron.“

Der Griff löste sich, endlich strömte das Energon wieder in seinen gewohnten Bahnen. Ohne lange zu zögern, suchte der Seeker das Weite. Gut, dann würde eben nichts aus diesem Plan. Er würde schon noch einen anderen Weg finden, Megatron endlich zu stürzen. Nun stellte sich aber zunächst die Frage, wie er diese Missgeburt loswerden sollte. Schwarzes Loch? Nein, zu selten. Supernova? Keine in der Nähe. Toilette? Nope, zu klein.

Dann kam ihm die zündende Idee. Eine Idee, die seine Wunschträume von der Decepticonsherrschaft wieder aufleben ließ. Megatron hatte gesagt, er solle das Ding 'weg machen'. Von töten war aber nie die Rede gewesen.

Er grinste gehässig, als er in einem abgelegenen Waldstück landete. Dort schmiss er das Etwas zu Boden.

„So, und jetzt siehst du zu, dass du groß und stark wirst – aber versuch' vor allem nicht mehr so hässlich zu sein. Wenn das der Fall ist, dann rufst du diese Nummer an. Merke sie dir gut!“, schärfte der Seeker dem Wesen ein, während er Nummern in die Erde ritzte. Er hoffte nur, dass es ihn auch irgendwie verstand.

Er wartete einen Moment, während das Ding die Ziffern in Augenschein nahm. Dann sah es schließlich fragend zu dem großen, bösen, fliegenden Alienroboter auf. „Nach Hause telefonieren?“

„Ja, ganz richtig“, bestätigte Starscream.

Es verging wieder eine Weile, in der das Etwas zu überlegen schien. „Hm... okay!“, befand es schließlich.

Damit war die Konversation beendet und der Seeker verschwand in den Nachthimmel. Ein breites Grinsen zog sich über seine Züge, während er über den Comm.link von Megatron angefahren wurde, diesmal bloß nicht die Zebras zu erschrecken ...
 

~*~*~*~
 

Verschwörungstheorien

Verschwörungstheorien
 

[Ab hier setzt die Handlung nach Transformers – Dark Of The Moon ein]
 

Die Bildschirme auf der Kommandobrücke warfen gedämpftes Licht in den Raum und ließen Soundwave noch ... nun ... mysteriöser wirken als sonst.

Ohne eine Miene zu verziehen, betrachtete der CO die Mattscheiben vor sich. Es tat sich nichts. Rein gar nichts. Ob Soundwave gelangweilt war, konnte nicht gesagt werden. Er sah eben aus wie immer. Vielleicht war er auch immer gelangweilt?

Nach einer Weile sprangen die Kameras weiter. Nun hatte er die Quartiere der Basis im Blick – und somit seine Kameraden.

Megatron saß vor einem Whiteboard und malte Pfeile, Abkürzungszeichen und Bäume darauf. Wahrscheinlich heckte er wieder irgendeinen neuen Plan aus. Zumindest vermutete der CO das. Eine rasche Berechnung des Dargestellten ergab eine zu erwartende Erfolgsquote von 1,72%. Na ja, vielleicht malte der Boss auch einfach nur gerne.

Barricade jagte gerade eines dieser Pelzviecher, das er angeschleppt hatte, durch Starscreams Unterkunft. Dessen Geduldsfaden schien just in dem Moment zu reißen, denn er zerschoss das Wesen in tausend Teile. Sein Kollege war darüber scheinbar alles andere als erfreut, denn er sprang dem SiC prompt ins Genick und drosch auf ihn ein, bis er in die nächste Wand befördert wurde.

Scorponok lief – wie so oft – im Kreis und verfolgte seinen eigenen Schwanz – bis der unter lautem Scheppern abermals abfiel. Das schien den Symbioten aber nicht weiter zu stören, der rannte nämlich einfach munter weiter und jagte nun die Stelle, an der für gewöhnlich sein Schweif sitzen sollte.

Brawl sappte indes durch verschiedene Youtube-Kanäle, bis er bei einem stehen blieb. Soundwave wusste nicht, was er sich da ansah, verkniff er sich doch eine Google-Suche nach 'Two Girls, One Cup'. Wenn es sich um Brawl handelte, dann wollte er es wahrscheinlich gar nicht wissen.

Shockwave spazierte gerade aus seinem Quartier, ein sadistisches Grinsen auf den metallenen Gesichtszügen – da fiel Soundwave ein, dass er Frenzy schon seit drei Tagen nicht mehr gesehen hatte ...

Bonecrusher war indes dabei, seine Winter- auf Sommerreifen zu wechseln, während Thundercracker und Blackout – obgleich sich Seeker und Helikopter sonst alles andere als grün waren – mit Skywarp Schiffeversenken spielten. Wohlgemerkt war der teleportationsfähige Decepticon dabei kein Spieler, sondern das Ziel ... nun, in dieser Sache schienen sich Thundercracker und Blackout wohl einig zu sein.

Alles in allem war alles normal.

Normal ...

Seine Prozessoren durchliefen die letzten Monate. Wäre Skywarp nicht extrem langweilig gewesen, keiner von ihnen wäre hier. Selbst Soundwave konnte es nicht anders umschreiben: Sie waren echt am Arsch gewesen. Nicht nur demoliert, geofflined, sondern auch noch von den Autobots verschleppt und in irgendwelchen Garagen auf Militärstützpunkten abgelegt worden. Wahrscheinlich hatten sie gerafft, dass ein Tiefseegraben keine allzu gute Idee gewesen war. Diesmal hatten sie es mit strikter Überwachung versucht. Tja, aber sie hatten wohl die Teleportationsfähigkeiten von Skywarp nicht berücksichtigt. Der hatte sie nämlich alle – durch eben jene Fähigkeit – aus den Händen von N.E.S.T. geholt. Anschließend hatte er seine Gabe dazu benutzt, um Optimus Prime im Recharge-Modus die Matrix zu klauen – was die Frage aufgeworfen hatte, warum man das nicht eigentlich schon früher getan hatte ...

Aber gut, der Gedanke kam sowie so zu spät. Jedenfalls hatten sie alle einen wenig schönen Heilungsprozess hinter sich. Starscream mischte sich bis heute Aspirin ins Energon, um einigermaßen gegen die dauernde Migräne anzukommen. Hin und wieder war er sogar so nett und stopfte auch Scorponok eine Tablette in die Leitung, wenn Blackout nur richtig darum bat. Frenzy teilte das gleiche Schicksal ... just in dem Moment fragte er sich, warum ihre Schädel eigentlich so beliebte Ziele waren ... Hinzu kam, dass der skorpionartige Mech seitdem dauernd sein Hinterteil verlor.

Shockwave hingegen hatte dauernd Schmerzen im Stimmprozessor – im Unterschied zu Starscreams Aspirinkonsum hatte es sich aber nicht als wirksam erwiesen, Hustensaft in die Leitungen zu kippen. Die waren daraufhin nur verklebt ehe sie zu ... nun, sagen wir, unschönen Nebenwirkungen geführt hatten. Andere, wie beispielsweise Megatron, hatten wohl einen nachhaltigen Prozessorschaden erlitten. Bis auf Brawl und Bonecrusher, die waren nicht anders als vorher.

Außerdem hatte ihr Anführer mit noch etwas zu kämpfen: Seinem Ruf. Drei total vergeigte Anti-Autobot-Aktionen waren eben nicht gut für's Image. Megatrons SiC zeigte seine Verachtung mittlerweile ganz offen, auch wenn er weiterhin Schläge dafür kassierte. Brawl hasste alles noch mehr als sonst. Bonecrusher war mittlerweile echt alles egal, ja selbst Blackout schien allmählich leichte Zweifel zu hegen! Dass keiner Megatron stürzte, lag wohl einzig und allein daran, dass man nicht wusste, wer als nächstes kommen sollte – und dass man befürchtete, dieser Jemand könnte vielleicht Starscream sein.

Ein eingehendes Signal riss Soundwave auf den laufenden Prozessen. Ein kurzer Check zeigte, dass es aus Kanada kam. Was auch immer .... er nahm es einfach mal an, hatte ja eh nichts besseres zu tun.

„Order: Identifizieren“, drang seine monotone Stimme kurz darauf durch die Leitung.

Zunächst hörte er nur Rauschen. Dann schließlich regte sich doch noch etwas am anderen Ende.

„..ause ... fonieren.“

Soundwave fand keinen solchen Code in seinem System.

„Identifikation: fehlgeschlagen. Erneute Identifikation erforderlich.“

„...nach Hause telefonieren ...“

Wieder kein Treffer. Soundwave gab abermals die Anweisung, sich zu erkennen zu geben.

„Extrem Tötenswert nach Hause telefonieren!“, erklang es vom anderen Ende der Leitung.

Erneut keine Übereinstimmung. Wieder die selbe Antwort von Seiten des Decepticons. Zunächst schien es, als habe die kontaktaufnehmende Person die Leitung verlassen. Denn es herrschte Stille – bis ...

„Paparschloch!“

Nope, auch diesmal kein Treffer.
 

~*~*~*~
 

Zwei Stunden später reichte es.

Soundwave schwieg einen Moment und reagierte nicht auf die sich immerzu wiederholenden Worte vom anderen Ende der Leitung. Als schließlich ein genervtes „Noch da?!“ an seine Audiorezeptoren drang, spielte er schließlich ein Band ab. Den Inhalt hatte er einst gespeichert, denn er hatte ihn als nützlich eingestuft. Zumindest die Fleischlinge flippten regelrecht aus, wenn sie diese Laute vernahmen – auch wenn er keine Ahnung hatte, was da am anderen Ende der Leitung hockte.

„Hallo und herzlich willkommen bei der Kundenhotline der Telekom! Leider sind im Augenblick alle unsere Leitungen belegt. Bitte gedulden sie sich einen Moment, der nächste, frei werdende Mitarbeiter ist bereits für sie reserviert.“

Es zeigte tatsächlich Wirkung. Zwar dauerte es noch gute 40 Minuten, bis eben diese einsetzte, aber dann hörte er, wie sein Gegenüber ein patziges „Leck mich doch!“ los wurde, ehe die Verbindung endete. Zutiefst beruhigt lehnte sich Soundwave in seinem Kommandostuhl zurück. Wow, war das ein Akt gewesen. Er ließ den Blick noch einmal prüfend über die Überwachungsbildschirme schweifen, die zeigten, dass seine Kollegen sich noch immer zankten, spielten, malten oder was auch immer taten. So hinderte ihn nichts daran, ein Tütchen unter seiner Panzerung hervor zu ziehen. Er begutachtete den Beutelinhalt. Mist, er würde bald Nachschub brauchen. Aber wie sollte er es auch sonst mit diesem Haufen aushalten und dabei auch noch ruhig und logisch bleiben?! Seufzend öffnete er den Zugang zu seinem Energontank, riss das Tütchen auf und schüttete das Kanabis in seinen Lebenssaft. Schon kurz darauf merkte er, wie es zu wirken begann. Schon viel, viel besser.

Jetzt, wo er so darüber nachdachte, hielt er es plötzlich für eine ziemlich gute Idee, Megatron von dem Erlebnis am Telefon zu berichten. Nicht, dass es sich bei dem Anrufer um einen Spion, Attentäter oder sonst etwas handelte. Zudem hatte der Anführer befohlen, über wahrlich alle Vorgänge auf dem Laufenden gehalten werden zu wollen – ob er paranoid oder einfach nur gelangweilt war, wusste Soundwave nicht zu sagen. So erhob er sich schließlich und machte sich auf den Weg dorthin, wo sein Boss noch immer munter ein Whiteboard voll kritzelte.

Als er hinaus auf den Flur trat, hörte er plötzlich schwere Schritte, die sich sehr schnell näherten. Kurz darauf verstand er auch das dazu gehörende Gebrüll.

„Dafür reiß' ich dir sämtliche Leitungen einzeln aus, du widerliche Pissnelke!“ Okay, das war schon mal Starscream.

„Du bist doch selber schuld! DU hast mein Haustier zerschossen!“ Eindeutig Barricade.

„Das gibt dir aber verdammt nochmal nicht das recht, mir ins Quartier zu scheißen!“

Der letzte Satz war kaum gesprochen worden, da war auch schon ein Knall zu hören.

„Stimmt, beim nächsten Mal scheiß' ich dir direkt ins Gesicht!“

Kurz darauf folgte ein gequälter Schmerzenslaut. Dann war das Heulen von Motoren zu hören, ehe Barricade in seinem Altmode um die Ecke kam und an Soundwave vorbei rauschte. Der CO überlegte gerade, ob er den Mech auf den Fehler hinweisen sollte, den er soeben begangen hatte. Doch da kam bereits ein ziemlich angepisster – oder eher angeschissener? - Starscream um die Ecke gestürmt und setzte ihm nach – in die Sackgasse, in die Barricade soeben gefahren war. Plötzlich schien der Streifenwagen nicht mehr so selbstsicher zu sein.

„Hey, Starscream, mein alter Freund! Hör mal, das ... das war eigentlich gar keine Absicht, weißt du? Ich hab da mal dieses E10 ausprobiert und anscheinend hab' ich das irgendwie nicht ganz vertragen ... Magst du vielleicht die Kanone aus meinem Gesicht nehmen ...? Hey, was machst du da?! Komm schon, das waren doch nur ein paar Energonabfallstoffe ... NEIN!!“

In diesem Moment entschied sich Soundwave, das Weite zu suchen. Was auch immer der Seeker soeben mit Barricade anstellte, er wollte nicht darin involviert werden. Er hatte schon vor langem begriffen, dass es keine gute Idee war, sich mit Starscream anzulegen – besonders dann nicht, wenn er sauer war.

Schließlich gelangte er an die Tür, hinter der sich nach seinem letzten Kenntnisstand Megatron befand. Er hämmerte kräftig dagegen und wartete auf eine Reaktion von der anderen Seite.

„Was ist?“, kam es schließlich. „Wer ist da?!“

„Antwort: Soundwave.“

Gleich darauf öffnete sich die Tür. „Achso, du bist's nur ... Worum geht es?“

„Bericht.“

„Gut. Es sei dir gestattet zu sprechen.“

„Erlaubnis angenommen. Vor 2 Stunden, 56 Minuten und 28 Sekunden ging ein Signal ein. Es wurde aufgefordert, sich zu identifizieren, doch die angegebenen Daten existieren nicht im System.“

„So?“, entgegnete Megatron und zog die metallene Augenbraue hoch. „Und du bist sicher, dass das nicht wieder ein telefonisches Verkaufsgespräch war?“

„Positiv.“

„Nun ... was hat die Person denn gesagt, als du sie aufgefordert hast, sich zu identifizieren?“

„Antwort: Signatur sei angeblich 'Extrem Tötenswert'.“

Megatrons Gesichtszüge schienen plötzlich vollkommen bleich zu werden – wie das funktionieren sollte, wusste er selbst nicht, er tat es einfach.

„Primus!“, stieß er hervor, seine Stimme kaum mehr als ein Keuchen. „Er hat mich ... gefunden. Aber wie ... ? Er sollte doch tot sein!“

„Frage: Wer?“

Die Zahnräder in Megatrons geschundenem Kopf griffen schnell genug ineinander, damit er Soundwave am Arm packte und in sein Quartiert zerrte, ehe er die Tür unter lautem Krachen ins Schloss warf. Sein CO verstummte daraufhin, bedachte den Anführer jedoch mit einem ... ach stimmte ja, Soundwave konnte ja nicht argwöhnisch gucken. Der sah ja immer gleich aus.

Dennoch glaubte Megatron, den forschenden Blick seines COs auf sich zu spüren. Schlagartig fiel ihm wieder ein, wozu Soundwave im Zweifelsfall in der Lage war: Der Mech verfügte über telepathische Fähigkeiten. Wenn er ihm nicht schnell eine Antwort lieferte, so traute er ihm durchaus zu, dass er seine Gedanken erforschen würde. Denn wenn der Decepticon das tat, bekam man es in der Regel nicht mal mit – folglich konnte man ihm anschließend auch nichts nachweisen. So betete er inständig zu Primus, als er schnell ansetzte: „Es sind sie, Soundwave! Sie!“

Sein Gegenüber legte den Kopf leicht schief. „Negativ. Nur eine Person am Telefon.“

„Ähm ... ja ... ja! Das ist aber nur einer von vielen. Weißt du, ich hab' da mal ... eine ziemlich dubiose Bekanntschaft gemacht. Damals ... ähm, genau, in Afrika! Als ich auf Starscream gewartet habe und der Sack nicht aufgetaucht ist und ich mir geschworen habe, ihn in ein schwarzes Loch zu treten und ...“ Er überlegte fieberhaft, wie es weitergehen konnte. Dann kam ihm die zündende Idee. „Ich war schwer krank, Soundwave! Ja, wirklich, guck nicht so, auch wenn du immer so guckst! Und da war ich gezwungen, Geschäfte zu machen, die ich unter anderen Umständen nie gemacht hätte ... mit ...“

Es herrschte angespannte Stille, bis er den Satz schließlich doch noch beendete.

„... den Illuminati der Großkonzerne: der deutschen Bahn!“

Erneut war es still. Es schien als müsse Soundwave diese Informationen zunächst verarbeiten. Megatron wollte schon erleichtert sein, immerhin schien er seinen CO geschockt zu haben ... als der plötzlich – neutral wie immer – erwiderte: „Erzählung unlogisch. Deutsche Bahn agiert in Deutschland, nicht in Afrika.“

Oh Scheiße ...

„Das ist alles nur Tarnung!“ beteuerte er schnell. „Sie sind dort, Soundwave, ich habe es mit eigenen Augen gesehen! Und sie sind uns scheinbar auf den Fersen. Sie haben Interesse an unserer Technologie! Oder sie wollen sie zerstören, indem sie uns mit dem Virus des chronischen Zu-Spät-Kommens infizieren!“, fügte er gespielt ernst hinzu. „Und deshalb werde ich dir nun eine sehr wichtige Aufgabe übertragen. Hör mir gut zu: Ich möchte, dass du alle Hebel in Bewegung setzt, um die deutsche Bahn in Afrika zu finden! Wir müssen sie aufspüren, gleich was es kostet! Hast du das verstanden?“

Kurzes Zögern, ehe ein „Positiv, Lord Megatron.“ erklang.

„Gut, gut! Dann mache dich sofort an die Arbeit. Und kein Wort zu niemandem, hast du das verstanden?! Wir dürfen die Anderen auf keinen Fall ... äh ... beunruhigen! Ja, genau, es könnte sonst eine Massenpanik ausbrechen.“

Mit diesen Worten wurde der CO vor die Tür geschoben. „Ich vertraue auf dich, Soundwave!“, betonte Megatron noch einmal, dann schlossen sich die Schotten. Zurück blieben ein Megatron, der Starscream die Eisenpest an den Hals wünschte und ein Decepticon, der die nächsten 3 Wochen damit verbrachte, die deutsche Bahn in Afrika zu suchen ...
 

~*~*~*~
 

Hallo da draußen!
 

Danke, dass ihr "Transformers - The Art Of Crack" bis hier hin gelesen hab! Wir hoffen, ihr konntet die Geschichte ein genießen und hier und da auch mal lachen. Sollten euch irgendwelche Fehler auffallen, nehmen wir einen Hinweis auf diese natürlich gerne entgegen!

Über ein kurzes Review würden wir uns natürlich besonders freuen. :)
 

Bis zum nächsten Kapitel!

Halloween-Special

Halloween-Special
 

Wie immer begann Megatron seinen Tag damit, seine treuen Decepticons – und Starscream – im Aufenthaltsraum aufzusuchen. Da konnte er sich immerhin ein Bild davon machen, wer – außer Starscream – sein Hassobjekt des Tages wurde.

Die Tür glitt auf, er trat ein, ein orangenes Ding traf ihn am Kopf und zerschellte in matschige Stücke und Funken.

„Muhaha, was sagst du jetzt, Brawl? Ich bin der Kürbiskönig!“

Langsam und bedächtig wischte er sich den Schmodder vom Gesicht. Hassobjekt gefunden. Barricade hatte sein eigenes Todesurteil unterschrieben. Na ja, vielleicht nicht direkt sein Todesurteil, aber einen Freifahrtschein zu einer Menge Schmerzen, Leid und Folter.

„Barricaaade!“, knurrte er grollend.

Der Streifenwagen hielt in seinem Freudentänzchen inne. „Oh – oh! Ich meine ...“, er räusperte sich, „ich kenne keinen Barricade!“, fuhr er mit verstellter Stimme fort. „Ich bin ein Geist! Ein Gei-hei-hai-yai-ist!“ Er wedelte mit den Servos.

„Du bist ein Idiot mit einem Bettlaken auf dem Kopf! Das bist du!“

Ein geblümtes Bettlaken, um genau zu sein. Mit vier Löchern darin. Es hing ihm über den Kopf, während die Enden traurig über seinen Schultern baumelten.

„Nein, ich bin ein Geist! Ein böser! Ein Poltergeist!“, heulte er.

Anscheinend hatte ihm schon jemand anderes die Platinen aus dem Hirn geprügelt. Die Tür ging erneut auf.

„Hey, Barri! Guck mal, was ich gefunden habe!“

Brawl. Barricade kiekste kurz auf, duckte sich hinter das Sofa und schmiss schneller, als die beiden anderen Mechs schauen konnten, ein weiteres orangenes Ding. Diesmal war Megatron vorbereitet und fing es auf. Ein gerillter Ball, der leuchtete. Und seltsam roch. Er drehte ihn leicht. Auf der anderen Seite hatte man Löcher zu einem Muster hinein geschnitzt. Sie sollten wohl – stark verfremdet – ein Gesicht darstellen. Glaubte er. In etwa. Vielleicht.

Brawl linste über die Schulter seines Chefs. „Oh, cool! Das ist ja mal eine krasse Jack O'Lantern!“

Barricade nickte erfreut. „Ja, ne? Ich musste da meine Laser ganz fein justieren, sonst wurde es Klump!“

„Jack O'Lantern?“, brummte Megatron verdutzt.

Ein Poltern folgte. Ein Glas mit Energon vibrierte über den Tisch und fiel klirrend zu Boden. Dann explodierte das Gitter des Lüftungsschachtes und Soundwave rauschte in einer Staubwolke zu Boden. „Jack O'Lantern ist eine ausgehöhlte Kürbislaterne, in die eine Fratze geschnitten ist. Das Brauchtum geht auf eine Halloween-Tradition irischer Einwanderer zurück, die sie in die USA gebracht und dort ausgebaut haben. Die Kürbislaterne gilt als Symbolfigur für Halloween ...“, erklärte er und klopfte sich ab.

„Ähm … bist du gerade von der Decke gefallen?“, fragte Barricade fassungslos.

„Alter! Gehst du als Spiderman?! Ist ja Laser!“, trötete Brawl.

Soundwave ignorierte sie. „ … der Sage des Jack O'Lantern zufolge …“

Megatron hob die Servos. „Ist gut. Jack O'Lantern ist gleich Kürbislampe. Super. Haben es kapiert“, unterbrach er den CO.

Der Kommunikationsspezialist sah ihn emotionslos an. „Antwort: Sehr wohl, Lord Megatron. Trete den Rückzug an.“

Und bevor irgendjemand etwas sagen konnte, verschwand er wieder in der Lüftung.

„Du, Brawl? Meinst du, mein Kostüm ist langweilig? Sollte ich auch als Superheld gehen?“ Barricade zog an der Ecke seines Lakens.

„Neee! Und selbst wenn … Mein Kostüm ist und bleibt das beste! Schau mal!“

Er zwängte sich an Megatron vorbei. Jetzt sah der Anführer, dass mit seinem eh schon hässlichen Schädel irgendetwas überhaupt nicht stimmte.

Barricades Augen funkelten. „Wow! Ein Einhorn!“, quietschte er.

Tatsächlich hatte Brawl über seinem rechten Auge eine seltsame Metallbeule. Megatrons Optiken weitete sich. Dieser Batterie lutschende Vollhorst hatte doch nicht etwa …?

„Von wegen Einhorn! Ich …“, er tippte sich mit einer Klaue auf die Brust, „ … bin ein Kettensägenmörderopfer!“

Er beugte sich vor. Jap, er hatte sich allen Ernstes eine Kettensäge in die Birne gerammt. Und war auch noch stolz darauf! Nun gut … er konnte es sich wahrscheinlich leisten. Gab bei ihm anscheinend keine Hochleistungsprozessoren, die beschädigt werden konnten.

„Klasse! Darf ich mal anfassen?“ Barricade sah das Problem natürlich nicht, das bestand, wenn man sich Arbeitsgeräte durch wichtige Körperteile rammte. Stattdessen betatschte er fröhlich die Kettensäge.

„Und das ist nicht das Beste! Check' mal das!“ Brawl drückte auf einen Knopf. Der Motor röhrte auf und die Zähne der Kette setzten sich rasend schnell in Bewegung. Rauch und Funken stiegen auf, Energon spritzte.

„Sie funktioniert noch! Das ist mal ein Partytrick, nicht wahr, Lord Megatron?“

Besagter Decepticon winkte ab und ging. In Gedanken verabschiedete er sich schon einmal von Brawl – und kreuzte alle Klauen, dass er Barricade mitnahm.
 

~*~*~*~
 

Seit Tagen trieben Brawl und Barricade nun mit tatkräftiger Unterstützung von Skywarp die Nemesis in den Wahnsinn.

Daran erinnerte sich Megatron erneut, als er mit einem wütenden Aufschrei über einen viel zu groß geratenen, genmanipulierten Kürbis stolperte und von der Kommandobrücke in die darunter liegen Arbeitsbereiche krachte.

„SKYWARP!!!“, schrie er die Basis daraufhin zusammen, während er sich aufrappelte und feststellte, dass er über und über mit zermatschtem Kürbis beschmiert war.

Besagter Seeker teleportierte sich kurz darauf herbei. „Ah, Mylord! Gut, dass Ihr ruft, ich wollte eh gerade zu Euch!“

Wow, die Sklaven kamen freiwillig, um sich ihre Tracht Prügel abzuholen? Das war neu. „Dafür“, grollte er schließlich und deutete auf seine Brust voller Kürbis, „reiß' ich dir die Flügel aus, du minderbemittelte Mikrowelle!“

„Ne, sorry Boss, dafür haben wir keine Zeit.“

„Was fällt dir … ?!“ Weiter kam er nicht, denn Skywarp drückte ihm einen riesigen Stapel bunten Papieres in die Servos. „Was ist das denn?“, fragte der Warlord irritiert.

„Einladungen! Guckt mal, ich hab die Brunnenschlampe, den Baumsadisten, das Scheusal, das Antischeusal, die Mörderbarbie, die Monsterkröte und Eberhard eingeladen! Ich brauch' nur noch Eure Unterschrift!“

Megatron stutzte und sah irritiert auf das Papier in seinen Servos. „Einladungen wozu?!“

„Na, zu Eurer Halloween-Party natürlich! Ich habe den genannten Personen schon telefonisch Bescheid gegeben, aber der Vollständigkeit halber sollten wir das Ganze noch schriftlich festhalten!“

Megatrons Prozessoren arbeiteten auf Hochtouren. Hatte er irgendeine solche Anweisung herausgegeben? Nein, ganz sicher NICHT! „Was fällt dir eigentlich ein?! In meinem Namen Einladungen zu versenden?!“

„Unter Eurem Namen im übrigen ...“

„Wie bitte?! Hast du sie noch alle?! So eine Dreistigkeit hat sich noch nicht mal Starscream geleistet!“ Er wollte dem Seeker soeben ordentlich eine reinhauen, als sich plötzlich Soundwave, der die ganze Zeit über reglos an einem Monitor gearbeitet hatte, zu Wort meldete.

„Meinung: Lord Megatron sollte die Party schmeißen.“

0,128 Millimeter vor Skywarps Gesichtsplatten kam Megatrons Faust zum Stehen. Langsam, seeehr langsam, drehte er sich zu seinem CO um. „Was hast du gesagt?“, zischte er dabei.

„Wiederholung: Lord Megatron sollte die Party schmeißen. Definition Party: Party ist ein Wort aus dem Englischen, das so viel bedeuten kann wie …“

„Ich weiß, was eine Party ist! Ich will wissen, warum ich eine 'schmeißen' soll!“

„Begründung: Stärkung der Allianz zu Gleichgesinnten in Anbetracht des Autobot-Decepticon-Ungleichgewichts empfohlen.“

Megatron suchte krampfhaft nach Argumenten. Aber – wie so häufig – fielen ihm keine plausibleren ein. Man, wie sehr er Soundwave in solchen Momenten einen Scraplet ins Bett wünschte! Bemüht, die Blöße irgendwie zu reduzieren, zog er schließlich die Faust zurück und räusperte sich. „Das … das weiß ich doch, Soundwave! Ich wollte Skywarp lediglich dazu animieren, auch mal den Mund aufzumachen und zu seinen Ansichten zu stehen!“

„Echt jetzt?!“, quietschte der Seeker verdutzt.

„Aber klar doch!“, ermunterte Megatron ihn wenig überzeugend.

„Okay. Mylord, ihr seid ein riesiges Arschloch, habt Hämorriden und stinkt nach Tiefseegraben!“

Kommentarlos landete er in der nächsten Wand.

„Wie ich sagte, es war lediglich eine Prüfung – die er voll vergeigt hat. Natürlich schmeißen wir eine Halloween-Sause! Heißt: Ihr bereitet vor, führt durch, evaluiert – und ich guck zu!“ Er zog Skywarp aus der Wand und stopfte ihm die Einladungen zurück in die Servos. „Bring das zu Starscream. Der soll sich endlich mal als SiC nützlich machen und den Rotz unterschreiben. Den Rest überlasse ich dir, Soundwave! Verteil die Aufgaben, tritt Ärsche, klugscheiß' sie zu Tode! Mir wayne, ich geh baden. Bis später!“

Soundwave und Skywarp blieben verdutzt zurück und starrten Megatron ungläubig hinterher.

„Warum hast du mir wirklich geholfen?“, fragte der Seeker seinen Kollegen, kaum, dass sie alleine waren.

Der CO sah ihn eine Weile lang an, als müsse er selbst überlegen. Dann erschien auf einem der Bildschirme neben ihm die Darstellung eines fünffingrigen Blattes, ehe er ohne ein weiteres Wort verschwand.
 

~*~*~*~
 

Kurze Zeit später waren alle von Soundwave und Skywarp im Aufenthaltsraum zusammengerufen worden. Keiner – außer Brawl und Barricade – sah recht begeistert aus. Nachdem der Seeker erklärt hatte, was anstand, herrschte baffe Stille – außer bei Brawl und Barricade, die tanzten fröhlich durch den Raum. Scorponok wuselte vorbei und verhakte sich mit seinem Schwanz an einem Tisch, sodass dieser scheppernd abfiel und er ohne das Körperteil von dannen zog. Als sonst keine weitere Reaktion kam, räusperte sich Skywarp erneut.

„Gut, dann kommen wir nun zur Aufgabenverteilung …“

Es krachte irgendwo in den hinteren Reihen, als Blackout seine Faust mit dem Tisch bekannt machte. „Wer hat gesagt, dass ich da mitmache, du affektierter Auspuff?!“

„Öhm na ja … öh, gut, dann eben nicht ...“, erwiderte Skywarp kleinlaut.

Blackout wollte sich gerade erheben, als der Seeker noch hinterher setzte: „War halt ein Befehl von Lord Megatron, aber musst du wissen. Sind nicht meine Rotorblätter.“

Als wäre er an Ort und Stelle in Stasis gefallen, blieb der Helikopter stehen.

„Was?! Dieser ganze Rotz geht auf Megatrons Kappe?!“, echauffierte sich derweil Starscream und stand auf. „Damit bin ich raus! Ciao, ihr Klemmkupplungen!“

„Aber 'Scream, du hast sogar ne' spezielle Aufgabe bekommen! Du musst die Einladungen unterschreiben!“, rief ihm der andere Seeker hinterher.

„Tschuuu, tschuuu, hier kommt der Waynetrain nach Whateverest!

Skywarp wollte schon geknickt aufgeben, da kam ihm die zündende Idee. „Oh, tut mir leid, Commander! Hab' vergessen, dass du ja gar nicht schreiben kannst!“

Ein lautes „BÄM“ erklang, als Starscream in die nächste Wand lief. Langsam drehte er sich zurück zu seinem Kollegen. „Wie bitte …?“

„Joa, hat Lord Megatron mal gesagt … muss dir nicht peinlich sein.“

„Der kann was erleben! Gib her!“ Er riss Skywarp die Einladungen aus dem Servo, ehe er vor Wut schnaubend nach draußen verschwand.

„Oookay, wenn sonst keine Fragen mehr bestehen, würden wir dann mal zur Aufgabenverteilung kommen“, fuhr der Seeker schließlich fort.

Bonecrusher hob den Servo.

„Ja, 'Crusher?“

„Warum hat Brawl ne' Kettensäge im Schädel?“

„Öhm … dazu komme ich gleich noch. Aaalso, Soundwave hat mal ne' Liste erstellt. Die Aufgaben werden wie folgt verteilt: Barricade, Brawl und Blackout kümmern sich um die Außendeko. Bonecrusher und Frenzy dekorieren den Innenteil. Kisten mit Deko stehen im Lager bereit. Knockout und Soundwave machen die Bowle. Scorponok, du ziehst mit Ravage los und schaust, ob ihr irgendwo noch so richtig authentische Dekogegenstände findet. Die im Lager alleine sind zu lahm. Es gilt die Devise: Je verrotteter, desto besser! Thundercracker und Shockwave kümmern sich derweil um das leibliche Wohl unserer Gäste, da sind nämlich auch organische Lebensformen dabei.“

„Und was machen du und Megatron?“, rief Thundercracker dazwischen.

„Lord Megatron wird die Gäste begrüßen. Ich organisier das alles hier und bin Ansprechpartner bei Problemen, Fragen und so … Und wenn wir schon beim Thema sind: Irgendwelche Fragen soweit? Bonecrusher?“

„Warum hat'n Brawl ne' Kettensäge im Kopf?“

„Dazu komme ich jetzt, du brauchst mich nicht zweimal fragen!“

„Hä?“

„Was 'hä'?“

„Wieso zweimal?“

„Du hast mich das gerade schon mal gefragt.“

„Oh ...“

Betretene Pause.

„Aber was is'n nun mit der Kettensäge?“

„Dazu komme ich JETZT, primusdammit!“, schrie der Seeker seinen Kollegen an und machte Starscream dabei alle Ehre. Als endlich Ruhe eingekehrt war, fuhr er fort. „Also: Da wir Halloween feiern, besteht die Pflicht, sich zu verkleiden. Lasst euch was einfallen. Wir sehen uns morgen Abend!“

Gequältes Gestöhne folgte – außer von Brawl und Barricade, die freuten sich 'nen Ast.
 

~*~*~*~
 

Langsam begann das Energon in dem Topf, der so groß war, wie ein Schwimmbecken, zu blubbern.

„Na ja … dann schauen wir mal, was sich so finden lässt“, meinte Knockout wenig euphorisch und durchforstete einige Regale der Medbay. „Hey, Soundwave, was hältst du von Stasismittel? Dann wär' bald Feierabend, wenn du verstehst, was ich mei...“, begann er, ehe er abrupt abbrach. „Was, bei Unicron, machst du da?“

Soundwave antwortete nicht, sondern riss einen weiteren Sack mit bröseligem, grünem Zug auf und kippte ihn in das brodelnde Energon. Es folgten noch ein Beutel mit weißem Pulver und einer mit Tabletten in schillernden Farben.

„Wow. Drop down and go up. Hätte ich dir ja nicht zugetraut“, kommentierte der Medic und betrachtete das blau-milchige Zeug nachdenklich. „Sieht ja noch nicht wirklich nach diesem Halloween-Dingsda aus. Warte mal eben, ich glaube, ich hab da noch einen Eimer mit orangenem Lack irgendwo rumstehen“, sprach's, verschwand kurz und kehrte mit besagtem Utensil zurück, das prompt seinen Weg in das Gebräu fand – Inhalt samt Behälter. Letzterer löste sich zischend auf. Das Resultat: Es stank wie Eisenpest und Stahlcholera. Soundwave warf Knockout einen bedeutsamen Blick zu.

„Oookay, aber immerhin ist es jetzt … äh … giftgrün? Ist doch auch Halloween-mäßig.“ Irgendwie glaubte er, dass Soundwave nicht der gleichen Meinung war. „Ist ja gut, ich schau' mal, was wir sonst noch an orangenem Kram da haben.“

Kurz darauf kehrte er mit einem Sammelsurium an Krempel zurück. Es landeten neben ausgebauten, orangenen Optiken, orangenen Ampellichtern und einer Kaki auch Klosteine der selben Farbe in der Flüssigkeit – und das Gebräu wurde tatsächlich orange.

„Na siehst du? Noch ein Spritzer Benzin, dann hat sich der Lack.“

Schweigend betrachteten sie das Zeug, bis Soundwave resignierend den Kopf schüttelte. „Feststellung: Es stinkt immer noch.“

„Na ja, die Anderen sollen es ja auch saufen und nicht schnupfen.“

Soundwave musterte den Medic einen Moment lang eingehend, ehe er an Knockout vorbei an die gegenüberliegende Wand gestikulierte. Der Doc folgte seinem Blick – und erstarrte, als er bemerkte, dass Soundwave auf die zahllosen Packungen von Autolufterfrischern deutete, die fein säuberlich sortiert in einem Regal standen.

„Oooh nein, vergiss es! Das ist meine persönliche Sammlung, die missbrauchst du nicht!“

Soundwave antwortete natürlich nicht, sondern starrte ihn nur weiter an.

„Du kannst noch so viel glotzen, du kriegst das Zeug nicht! Ebenso wenig wie meine Wachspolitur, die Bürste aus der Waschanlage, meinen schwarzen Klauenlack oder den Eyeliner! Vergiss es!“

Der CO machte einen drohenden Schritt auf ihn zu.

„Gut, wenn du sie willst, musst du sie dir holen!“, meinte der MO und stellte sich ihm entschlossen in den Weg.

Soundwave blieb wie angewurzelt stehen.

„Tja, da traust du dich nicht mehr, wa...?!?!“

Eine Tentakel schnellte vor, umwickelte Knockout und beförderte ihn in die nächstgelegene Wand. Erst, als er schon am Boden lag, verarbeitete sein Prozessor, dass er überhaupt geflogen war. So musste er hilflos mitansehen, wie sich Soundwave an seiner Sammlung zu schaffen machte.

„Nein! Nicht das da, das ist ne' Specialedition! Die gibt’s nicht mehr!“, rief er noch, doch zu spät. Der Erdbeer-Orange-Mango-Erfrischer landete mit einem Platschen in dem Gebräu.

„Och menno ...“
 

~*~*~*~
 

„Man, das wird soooo Laser!“, krakelte Brawl, während er einen besonders großen Kürbis auf dem Landedeck der Nemesis platzierte.

„Du sagst es, Alter! Und wir werden mit unseren Kostümen alle anderen abziehen, wirst schon sehen!“, stimmte Barricade zu, während er einen Grabstein in den Boden rammte.

„Hey Blackout, als was gehst du eigentlich? Ich bin ja ein Kettensägenmörderopfer!“, erkundigte sich Brawl, während er wieder von Deck herunter kletterte.

Blackout, der gerade ein Skelett an die Außenwand der Basis tackerte, verdrehte genervt die Optiken. „Wenn du so weiter machst, geh' ich als Kettensägenmörder ...“

„Alter, das wär' sau Laser! Dann hätten wir ein richtiges Partneroutfit!“

„Kannst du auch noch irgendwas anderes sagen außer 'Laser'?“

„Lichtschwert!“

Blackout ließ den Kopf geräuschvoll mit der Wand kollidieren. Womit hatte er das nur verdient? Er musste nicht nur bei diesem Schund mitmachen, er musste seine Aufgabe auch noch mit Brawl verrichten! Hoffentlich zog die Bowle bis zur Feier ordentlich durch – und hoffentlich war da genügend Highgrade drin, um die vergangenen Stunden zu vergessen.

Aber es half ja nichts. Resignierend wollte er nach einer Gummifledermaus greifen, als der Boden zu vibrieren begann. Kurz darauf flog Erde durch die Luft, als Scorponok in einer Wolke aus Dreck aus dem Erdreich schoss und mit wedelndem Schwanz zu seinem Besitzer wuselte. Man, das war wahrscheinlich das erste Mal am heutigen Tag, dass er sich freute, einen anderen Decepticon zu sehen.

„Hey, mein Kleiner! Na, was gibt’s denn?“

Scorponok rannte noch einige Male laut zirpend im Kreis, ehe er stehen blieb und Blackout etwas vor die Füße spuckte. Genau genommen waren es sogar mehrere Dinge, die da vor ihm landeten. Er beugte sich hinab, um sie genauer in Augenschein nehmen zu können. Kurz darauf verzog er angewidert die Gesichtsplatten. „Was zum …?!“

Einige matschige Fledermäuse; ein abgerissener Arm; weitere undefinierbare und stark verweste Körperteile von Squishies. Daneben … ein Stück Metall? Er hob es auf und betrachtete es genauer. Irgendwie sah das Ding ein bisschen so aus, wie der Finger eines Cybertroniers. Aber das konnte ja eigentlich gar nicht sein …? Scorponok quittierte seine Verwunderung mit lautem Zirpen und wildem Schwanzwedeln. Er wurde aus den Gedanken gerissen, als er bemerkte, wie sich etwas näherte. Kurz darauf kam Ravage aus der Dunkelheit angeschlichen, ein großes Etwas hinter sich her schleifend.

„Boha, schau' dir das mal an, Barricade! Oberlaser!“, kommentierte Brawl entzückt.

„Fett! Das ist doch echt nen' ganzes Zebra!“, kommentierte der Streifenwagen.

„Wo stellen wir das hin?“

„Ich würde mal sagen, direkt in den Eingangsbereich – nachdem wir es noch mit Gas aufgepumpt haben, ansonsten sieht man das ja kaum!“

„Krasse Idee!“

Blackout schlug sich den flachen Servo gegen die Gesichtsplatten. Er entschied, dass es egal war, was für ein Metallstück Scorponok gerade angeschleppt hatte. Sie waren hier draußen fertig, nun wollte er nur noch weg – und um das blöde Kostüm musste er sich ja auch noch kümmern!

„Hast du fein gemacht“, lobte er seinen Symbioten halbherzig und tätschelte ihm den Kopf, ehe er die Mitbringsel angeekelt aufsammelte. „Ich bring das dann mal zu denen, die die Innendeko machen.“

Scorponok quietschte, drehte einen Kreis, verlor seinen Schwanz und gestikulierte mit einer Schere eindringlich in Richtung des Metallteils.

„Ja ja. Ich sag ihnen, dass sie dafür einen ganz besonderen Platz suchen sollen … was auch immer es ist ...“

Grummelnd stapfte er zurück in die Basis – nicht merkend, dass er beobachtet wurde.

In einem dichten Gebüsch nahe der Nemesis funkelten zwei blaue Optiken auf.

„Arcee an Optimus. Befinde mich nahe des Decepticon-Stützpunktes. Sieht aus, als planen die etwas … ach ja, und sag' Ratchet, ich glaube, dass ich seinen Finger gefunden habe.“
 

~*~*~*~
 

„Sag mal, was essen die eigentlich so? Also die Brunnenschlampe und so? Essen die überhaupt?“

Thundercracker wurde schnell klar, dass Shockwave genau so wenig Ahnung davon hatte, wie er selbst. Man, dass diese organischen Kreaturen auch immer so komische Essgewohnheiten haben mussten! Bei ihnen gab es eben Energon und basta! Der Rest war Zierde oder diente der Abwechslung.

„Hm … ich weiß schon, wie wir das machen“, meinte Shockwave nach einer Weile des Schweigens.

„Echt? Wie denn?“

Der andere Mech aktivierte seinen Commlink. „Shockwave an Driller. Junge, hör zu: Bring auf dem Rückweg zur Basis alles mit, was du finden kannst. … Jep, wenn ich alles sage, meine ich alles. … Ja, wegen der Feier und dem organischen Besuch. … Das ist auch eine Idee! … Ja, aber lass die Bedienung diesmal dort, das letzte Mal stank die Basis zwei Wochen lang nach Fritten. … Gut, bis gleich!“

Er beendete die Verbindung und sah den Seeker bedeutungsschwanger an. „Erledigt“, sagte er schließlich zufrieden.

„Öhm … cool. Aber was genau hatte er denn für eine Idee, dass du ihm gesagt hast, er solle 'die Bedienung dort lassen'?“, erwiderte Thundercracker skeptisch.

„Na ja, normalerweise kann Driller so viele Squishies fressen, wie er will. Das Hobby unterstütze ich vollkommen. Aber die von McDonalds … da weiß man eben nie, was man sich ins Haus holt.“
 

~*~*~*~
 

Schließlich war es soweit. Der Abend war gekommen. Eine halbe Stunde, bevor die ersten Gäste kamen, waren alle im Aufenthaltsraum verabredet. Megatron war zugegebener Maßen gespannt, was er gleich sehen würde. Bisher hatte er keine Ahnung, wer von seinen Untergebenen sich wie verkleiden würde – lediglich bei Barricade und Brawl war er ihm Bilde und das wiederum würde er am liebsten sofort vergessen. Prüfend ließ er den Blick umher schweifen. Die Bowle stand auf dem Tisch, die Deko war angebracht … die Party konnte starten! Kaum war dieser Gedanke durch seine Prozessoren gewandert, glitt die Tür auf. Herein kamen Brawl und Barricade, gefolgt von Bonecrusher – der aussah wie immer.

„Hey Boss!“, begrüßte ihn der Streifenwagen enthusiastisch, ehe er stockte. „Ihr seid ja gar nicht verkleidet!“

„Richtig. Ich bin der Chef, ich muss das nicht machen.“

„Also, wenn ihr wollt, ich hab da noch zwei Tüten voll mit diesen Vampirgebissen …?“

„Nein, danke. Was stellst du eigentlich dar, Bonecrusher?“

Der sandfarbene Mech glotzte ihn verdutzt an. „... hä?“

„Okay, erschreckend genug“, befand der Anführer der Decepticons und wollte sich schon mal den ersten Schluck der Bowle genehmigen, als die Tür erneut aufglitt. Diesmal trat Blackout mit Scorponok ein. Ihnen folgte … war das Knockout?! Sofort fingen Brawl und Barricade an zu kichern.

„Er hat's nocht gar nicht gemerkt!“

„Das wird ein Spaß!“

Der Helikopter hatte sich scheinbar entschieden, nicht im Partnerlook zu Brawls Kostüm zu gehen, denn eine Axt baumelte über den Rotorblättern. Dazu hatte er sich zwei Streifen auf die Wangen gemalt und ein Band um die Stirn gebunden. Zu mehr war er wohl nicht bereit gewesen. Dafür sah Scorponok durchaus … seltsam aus.

„Was soll das eigentlich darstellen?“, fragte Knockout den größeren Mech, während sie sich der kleinen Gruppe näherten und deutete auf den Symbioten. Der war orange bemalt worden und zudem mit irgendwelchen Wattebäuschen am ganzen Körper versehen. Anstelle seines Schwanzes ragten mehrere überdimensionale Schaschlikspieße aus seinem Hinterleib.

„Das ist eine Milbe! Hab' ich gut hinbekommen, oder?“, entgegnete Blackout mit vor Stolz geschwellter Brust. Na ja, wenn es um seinen Partner ging, war dem Helikopter eben nichts zu peinlich ...

„Wie man's ...“, wollte Kockout gerade erwidern, als er an einem zersprungenen Spiegel vorbei kam, der zur Deko gehörte. Doch dann erstarrte er, während sich seine untere Dentalplatte gefährlich dem Boden näherte. „Was … was ist …?!“

Erst jetzt bemerkte er, dass irgendjemand in der Zeit, in der er seinen Schönheits-Recharge gehalten hatte, seinen Lack erneuert haben musste. Dieser war nicht mehr rot. Auch das weiß fehlte komplett. Stattdessen war er nun schwarz, dazu über und über bemalt mit neonfarbenen Blumen. Zwei pinke hatte man direkt um seine Optiken gepinselt.

„Das … da… da-da... WAAAAAAAH!!! Meine Lackierung! Bei Primus, meine Lackierung! Dieses … uha! Uha! UHA!“

Er nahm die Beine in die Hand und raste aus dem Raum, zurück in Richtung der Medbay. Barricade und Brawl waren indes in Gelächter ausgebrochen und kullerten auf dem Boden herum.

„Was hat der denn?“, erklang es schließlich von der Tür her.

Als Megatron sich umwandte, sah er, dass sich nun auch noch Shockwave, Soundwave und Thundercracker zu ihnen gesellt hatten. Und der Boss staunte nicht schlecht: Sie alle hatten sich verkleidet – zumindest sahen sie so aus.

Der Seeker des Trios lief in einem knallengen Ganzkörperanzug auf, sodass man ihn leicht mit Skywarp oder Starscream hätte verwechseln können, hätte man ihn nicht zuvor an der Stimme erkannt. Besagter Suite war in augenkrebserregenden Farben gehalten. Er sah aus wie ein kranker, zum Leben erwachter Regenbogen. Tatsache ziemlich zum Fürchten, wie Megatron fand.

Shockwave hingegen hatte sich in einen mit Energon beschmierten Laborkittel geschmissen und einen Mundschutz aufgezogen. Gut, da sah man mal wieder, wie unterschiedlich die Aussage „Zieht euch gruselig an“ ausgelegt werden konnte: Während Thundercracker wohl etwas ausgesucht hatte, das er selbst zum Davonlaufen fand, brachte Shockwave andere dazu, das Weite zu suchen. Auch gut …

Er wurde aus den Gedanken gerissen, als er Soundwaves Aufzug gewahrte. Wohow … damit hatte er jetzt nicht gerechnet. Der CO hatte seine Kabeltentakeln ausgefahren. Zwischen die hatte er scheinbar irgendwelche Planen gespannt, sodass er aussah wie ein viel zu groß geratener Pfau. Ein Roboterpfau. Besagte Planen fluoreszierten in allen existierenden … Moment, was war das denn für ein Farbton? Zugleich warfen sie einen eigenartigen Schatten auf den Kommunikationsexperten, sodass er noch mysteriöser wirkte, als üblich. Man, da hatte sich jemand scheinbar echt Mühe gegeben. Mal sehen, ob der heute Abend noch zur Tür raus kam oder ob er im Rahmen stecken bleiben würde, sobald er was gesoffen hatte. Er notierte sich gedanklich, Soundwave später mal zu fragen, was das eigentlich darstellen sollte, sobald der CO durch die Bowle etwas gesprächiger geworden war.

Da betrat schon wieder jemand den Aufenthaltsraum. Mal sehen wer …

„ACH DU SCHEISSE! SCRAPLET!“, brüllte es plötzlich aus einer Ecke.

Erschrocken fuhr Megatron herum – und Tatsache. Direkt am Eingang zum Aufenthaltsraum saß ein Scraplet, das mit seinen großen, runden Kulleraugen unschuldig in die Runde starrte. Binnen Sekunden befand sich der Raum in Bewegung. Es wurde auf Tische gesprungen, einige suchten ihr Heil hinter dem Sofa. Alle starrten gebannt auf das Ding – und bekamen beinahe einen kollektiven Sparkinfarkt, als es den Mund öffnete. Doch statt des erwarteten Klackerns von aufeinander schlagenden Kiefern erscholl schrilles Gelächter. Barricade realisierte als Erster, dass das Teil kein Scraplet war. „Frenzy?! Bist du das?“

„Oh mein Primus, der Scraplet hat Frenzy gefressen!“, rief Bonecrusher theatralisch.

Megatron zog ihm eine über. „Tja, damit wissen wir wohl, an wen der Preis für das gruseligste Kostüm geht.“ Jep, auch er hatte sich ordentlich zusammenreißen müssen, um keinen Mucks von sich zu geben. Aber das würde er natürlich nie zugeben. Er war Lord High-Protector Megatron, ganz einfach! Er brauchte keine Angst haben, weil er selbst das gefährlichste Raubtier auf diesem und allen anderen Planeten war! Jawohl!

„Man, total steiles Kostüm! High-Five!“, lobte Barricade seinen kleinen Partner und schleuderte ihn versehentlich in die nächste Wand, als er zu übermütig einschlug.

Da zischte die Tür erneut. Diesmal war es Skywarp, der den Raum betrat. Die Anwesenden staunten nicht schlecht über das eigenartige Gebilde, das er abgab. Sein Körper war in Bandagen gewickelt. Hinter sich her schleifte er mehrere riesige Puppen, die er Mund an Hinterteil aneinander geklebt hatte. Auch sie waren teilweise mit Mullbinden umwickelt. Hier und da waren sie mit Energon beschmiert – Megatron musste bezüglich dieser nachlässigen Verschwendung ihres Lebenssaftes echt mal mit ihnen reden.

„Alter Lan! Was bist du denn? Sieht voll Laser aus!“, erkundigte sich Brawl begeistert.

„Ich bin der Decepticon Centipede!“

„Cool!“, kam es von Barricade und Brawl unisono.

Megatron wurde kurz darauf auf ein Geräusch aufmerksam, das von seinen Füßen her zum ihm hoch schallte. Dort saß … ja, was war das eigentlich? Langsam beugte er sich hinunter. Sah irgendwie wie ein Sammelsurium an Putzutensilien aus. Diese Dinger, wie nannten die die Fleischlinge noch gleich? Ach ja, Wischmopp! Nur dass es sich hierbei um ganz viele davon handelte. An einem Ende ragte ein langer, metallener Schweif heraus. Megatron hob die Flusen auf der anderen Seite in die Höhe, nur um in den einen Optik von Ravage zu schauen. „Was, bei Unicron, stellst du denn dar?“

„Wuff, wuff! Grrr!“, war die wenig intellektuelle Antwort.

Megatron schüttelte kurz den Kopf, ehe er sich erhob. Gut, sie schienen vollzählig zu sein. Dann konnten sie ja schon mal anfangen zu saufen. Je eher er einen gewissen Pegel erreicht hatte, desto eher würde auch ihm diese Aktion vielleicht irgendwie witzig vorkommen. Aber Moment mal … irgendetwas fehlte doch …? Nur was?

Dann fiel es ihm auf. Starscream! Wo war dieser aufgeblasene Airbag jetzt schon wieder? Seufzend sah er sich um. Nein, keine Spur von ihm. Aber nach dem, was er mitbekommen hatte, war der Seeker ja alles andere als begeistert gewesen, dass sie hier ein Fleischlingsfest zelebrierten. Vielleicht leistete er Knockout Gesellschaft, der mit Sicherheit vor- und zurück wippend in seiner Medbay saß und „Meine Lackierung, meine Lackierung“ wie ein Mantra vor sich hin brabbelte?

Na ja, war vielleicht gar nicht so schlecht, wenn er fehlte. Da konnte er ihm wenigstens nicht in die Verhandlungen mit den Gästen pfuschen. Aber was, wenn er etwas ausheckte?

„Skywarp? Wo ist Starscream?“

Der kleinere Mech sah ihn strahlend an. „Der kommt schon noch. Der ist sicher noch mit seinem Kostüm beschäftigt.“

„Seinem … Kostüm, ja?“, erkundigte sich Megatron mit hochgezogenem Brauenstück.

„Jep. Er hat da eigentlich nicht mitmachen wollen, aber dann haben wir gewettet, ich hab' beschissen und er hat verloren. Jetzt muss er etwas tragen, das ich ausgesucht habe!“

Großer Primus … jep, es war definitiv gut, dass Starscream noch nicht da war. So hatte Megatron Zeit, um sich schon mal einen anzusaufen, ehe er Skywarps Idee begutachten musste.

„Na ja … gut, ähm, Männer! Ich erkläre die Party hiermit für eröffnet! Ran an die Bowle!“
 

~*~*~*~
 

Er wusste nicht, was Soundwave und Knockout in die Bowle gerührt hatten, aber ihm ging's spitze. Es machte ihm noch nicht einmal etwas aus, dass er dazu abgestellt worden war, die Gäste in Empfang zu nehmen – oder, dass ihm Barricade so seltsame Plastikzähne zwischen die Dentalplatten gestopft hatte, über jeden Reißzahn ein volles Gebiss. Er fand, dass er aussah, wie ein nicht ganz so hässlicher, bedeutend schlauerer Driller. Aber anscheinend stellte er irgendein Fleischlingsmonster dar.

Es klingelte. Er versuchte, die Tür aufzudrücken. Nichts passierte. „Ey! Die Tür ist kaputt!“, brüllte er nach hinten.

„ZIEHEN!“, grölten sämtliche Decepticons zurück.

Er zog. Die Tür schwang auf. „Sollte mal einer draufschreiben!“

Es stand darauf. In knapp einem Meter breiten, leuchtenden, schrill grünen Lettern. Anscheinend hatte er wirklich einen im Tee. Aber endlich war die Tür offen. Etwas tropfte. Auf dem Boden hatte sich eine Pfütze gebildet. Es war niemand zu sehen.

„Hallo?“

Er streckte den Kopf nach draußen. Dann, langsam, mit keuchenden Geräuschen, kroch etwas, jemand die Stufen empor. Lange, nasse, schwarze Haare schleiften über den Boden. Arme und Beine knickten unnatürlich ab. Er beugte sich hinunter und hob das Ding hoch.

„Was machst du denn da unten?“

Hinter dem Vorhang von Haaren kamen nur blubbernde Geräusche und ersticktes Keuchen hervor.

„Ne, ne. Das ist schon der Eingang. Schön, dass du gekommen bist!“

Wieder Blubbern, Keuchen und Stöhnen.

„Ach, ich dich doch auch! An mein Herz, du Brunnenschlampe, du!“

Sogar durch seine Metallplatten spürte er Kälte und Schmodder. Als würde er einen rohen Fisch umarmen. Er ging hinein. „Hey, ihr kabelverwirrten Nintendokonsolen! Guckt mal, wer da ist!“ Er streckte den Servo vor.

„Ui! Brunny ist da!“

„Hey, Brunnenschlampe, was geht?“

Er stellte sie auf dem Tisch ab und nahm noch einen Kanister der vorzüglichen Bowle. Doch bevor das Zeug in seinem Mund landete, machte es einen Bogen und spritzte ihm in die Optiken. Die Decepticons erstarrten. „Oh, Brunnenschlampe!“, winkte er es ab wie den schlechten Scherz einer noch schlechteren Soap. Alle lachten, Brunny keuchte. Nach einigen Sekunden lud Megatron, noch immer kichernd, seine Kanonen durch. „Sooo … wer von euch Lutschern hat zuerst gelacht?“

Er ließ den Blick mit einem breiten Grinsen über die Truppe schweifen. Auch Starscream war inzwischen aufgetaucht. Jep, auf Skywarps Geschmack war Verlass gewesen. Der Air Commander war über und über mit schwarzen Federn beklebt worden, sodass er nun aussah wie eine explodierte Amsel. Einige Stellen waren mit Energon beschmiert. Laut Barricade stellte er einen Vogel aus 'Die Vögel' dar. Na ja, whatever.

Zum Glück seiner Untergebenen – und besonders Starscream, den Megatron im Verdachte hatte, dass er zuerst gelacht hätte – klingelte es wieder. Er sicherte die Waffe und stapfte fröhlich zur Tür. Er drückte gegen sie.

„ZIEHEN!“, rief Bonecrusher, der vorbei schwankte.

Er zog. Schon wurde die Tür regelrecht aufgerissen.

„Yo, Mega-Männ! Sorry für unsere kleine Lateness! Darauf ein Fist-Pump, Homie!“

Ergeben streckte er seine Knöchel entgegen. Etwas knallte darauf und bedeckte seinen Servo mit Schleim. Es zischte von draußen.

„Oh, so tight! Auf jedensten mussten wir noch den 'Müll' rausbringen! Nicht wahr, Bros?“

Zustimmendes Grölen. Megatron trat zur Seite und ein halbes Dutzend schleimiger und auch etwas stinkender Aliens drückte sich mitsamt Ghettoblaster hinein. Die langen Köpfe nickten im Takt der Musik.

„Öhm … euch auch ein Hallo ...“, murmelte Megatron. „Kommt doch rein ...“ Er folgte ihnen.

„Barri-Tiger! Wie steht's bei meiner Lieblingskarre?!“, brüllte das Erste der Aliens.

Damit war auch die Frage geklärt, wer Skywarp auf die Idee gebracht hatte, sie einzuladen.

„A-Dog und die Lien-Bros! Na, immer noch auf Achse, ihr Mädchen?“, erwiderte Barricade.

„Na logischt! Wo wir schon bei den Muschis sind: Wo sind denn hier die Ladies? Ich bin total aufgezogen!“ Sie lachten und sabberten Glibber auf den Boden.

„Na ja, wir haben nur Brunny hier“, nuschelte Bonecrusher und verdrückte eine Schüssel Schraubenmuttern.

„Bruni? Die Carla? Oh lá lá, da würde ich gerne mal mein Baguette drin versenken!“ Wieder das allgegenwärtige Grölen. Die Brunnenschlampe blubberte wütend.

Es klingelte erneut. Schnell ging er zur Tür und drückte dagegen.

„ZIEHEN!“, echote Barricade, der gerade ein Rapbattle mit dem Anführer der Aliens austrug.

„ZIEHEN!“, wiederholte das Publikum.

Er zog. „Hall...“

„Seien Sie gegrüßt, mein Freund!“

Er hasste es, unterbrochen zu werden. Er hasste es mehr als Starscream und Zebras. Wie sehr würde er eigentlich einen Starscream mit Zebrastreifen hassen? Unwillkürlich schüttelte er sich. „Kommt rein!“ Sechs außerirdische Lebensformen folgten ihm.

„Eine stilvolle Brokattapete würde hier Wunder wirken, Lord Megatron.“

„Ähm … jaaa ...“

„Ich vergaß, mich vorzustellen.“ Der Anführer der Truppe verbeugte sich. „Mein Name ist Percival Richard Edmund Doyle Arthur Theodorius Of Richwood. Kurz Predator. Das sind meine Gefährten. Peter Raymond ...“

„Okay, ihr seid die Predators! Freut mich!“

Der Anführer-Idiot mit zu vielen Namen verzog verärgert das Gesicht, sagte jedoch nichts. „Die Freude ist ganz auf meiner Seite ...“ Er rümpfte die Nase.

Die Türklingel ging schon wieder. Er legte einen Servo auf die Klinke.

„ZIEHEN!“, krähte Starscream.

„ICH WEIß!“, plärrte er zurück und schoss in seine Richtung. Natürlich drückte er jetzt nicht, auch wenn er es vorgehabt hätte, sondern zog. „Hallooo und wellkommen!“ Er hatte zwei weitere Kanister Bowle intus.

Der Gast sagte nichts, sondern pappte ihm einen Post-It auf das Knie. Er zog es ab. „Hallo“ stand darauf.

„Slendi, du alter Baumverliebter! Ey, komm doch rein!“

Die hochgewachsene Gestalt zog einen pinken Post-It-Block aus der Anzugtasche und kritzelte etwas darauf. Eine Gestalt war darauf zu sehen, ebenso wie das Wort „Follows“. Megatron ging mal davon aus, dass er ihm folgen würde und stapfte zurück zu den Anderen.

Die Aliens gaben gerade eine Geschichte zum Besten, die mehr Diebstahl, Prostituierte und Verfolgungsjagden mit der Polizei beinhalteten, als jede Mission in GTA. Megatrons schweigsamer Begleiter und er traten hinzu.

„Und dann hat diese Nutte ihre Freundin geholt. Das war erst ein steiler Zahn! Und die so zu mir 'Leg dir Knarre hin!' und ich nur so 'Ne, leg du dich doch hin!'. Und dann haben wir … Ey, Slender-Määääää...!“

Schon hatte er einen Post-It auf der Brust. „Prolet“ stand darauf. Das Aliens linste hinunter. „Steht da 'Homo'? Hey, ich bin kein Homo, du Homo!“

Auch der Rest der Alientruppe plusterte sich gewaltig auf. Slenderman legte den Stift weg. Aus den Tiefen seines Anzugs sprossen schwarze Tentakeln.

„Ähm, du, da steht nicht Homo ...“, erklärte Barricade und kniff die Optiken angestrengt zusammen. „Das steht 'Prolet'!“

Das Alien überlegte kurz. „So wie … diese Leute, die so wichtige Dinge vorhersagen? Ja cool, man! Danke, S-Boy! Wenn du meine Geschichten so magst, ich hab' da noch ein paar ...“

Ein weiteres Post-It landete an Megatrons Knie, fiel ab und segelte zu Boden. „No Escape“ war darauf zu lesen, während das Alien Slenderman davon zog.

Die Türglocke ertönte schon wieder. Warum war eigentlich er dafür zuständig? Missmutig drückte er sie auf – oder versuchte es zumindest.

"Ziehen! Ziehen! ZIIIEHEN!" Eine Polonäse, angeführt von Brawl, tanzte vorbei und sang röhrend. Am Ende hatte sich ein Alien Slenderman unter den Arm geklemmt, dessen Tentakeln hilflos schlackerten. Er zog die Tür auf.

"Wir kaufen nix!", erklärte er ungefragt.

Es klackerte und etwas holperte die Stufen hoch. Ein ferrarirotes Dreirad kam schlitternd zum Stehen.

"Nächstes Mal fahr ich, du morscher Holzkopf!"

"Selber Holzkopf!"

Tatsächlich stiegen zwei Holzköpfe - „Puppen“, wie Megatron einfiel – vom Dreirad. Jene mit weißem Gesicht, roten Augen und Spiralen auf den Wangen klapperte nach vorne. "Hallo. Nenn' mich Eberhard Jigsaw. Das strunzdämliche Ding da hinten ist Chucky, mein …", er seufzte genervt, "… Sprössling."

Man merkte gleich, dass er nicht gerade der größte Fan seines Sohnes war. Unwillkürlich fühlte Megatron mit ihm. Die andere Puppe, die aussah wie ein kleiner Junge, verschränkte die Arme und schob die Unterlippe vor.

"Dusseliger, grenzdebiler Baumstamm ...", nuschelte er.

Jigsaw wandte sich um. "Was hast du gesagt?" Sein Tonfall war eisiger als die Arktis, der Decepticon-Lord sprach da aus Erfahrung.

Chucky wedelte abwehrend mit den Armen. "Nichts, nix! Ich meinte nur … ähm ... Wir sollten reingehen... hier … ähm ... ist es so feucht … Und wir wollen doch nicht, dass dein Holz rissig wird … und so."

Sein Vater nickte knapp und schob das Dreirad langsam in die Basis.

Chucky folgte. "Ich wünsch' dir Borkenkäfer, alter Zausel!", knurrte er als er an Megatron vorbeiging.

Die beiden gesellten sich zu den Anderen an den Tisch mit der Bowle, von der er sich noch einen Kanister genehmigte. Die Stimmung war ... eingeschlafen. Nur Barricade, Brawl, die Aliens und Slenderman – gezwungenermaßen – waren noch auf der behelfsmäßigen Tanzfläche und gaben eine Mischung aus Gangnam Style, Macarena und Harlem Shake zum Besten.

"Ach ... Ich brauche etwas Spaß", seufzte Bonecrusher.

Jigsaw sah ruckartig auf. "Spaß? Lass uns ein Spiel spielen!"

Etwas verdutzt linste der Decepticon zu der Puppe herunter, die an einem der anderen Tische etwas aufbaute. "Okay... Lass uns beginnen!" Jigsaw deutete auf den Tisch. Auf eine Tischdecke hatte er einige Buchstaben, Zahlen und Wörter gemalt. Ein leerer Kanister stand in der Mitte. "Leg deine Hand darauf!"

Bonecrusher folgte. "Was wird denn das?"

Jigsaw kletterte auf den Tisch und ergriff ebenfalls den Kanister. "Wir werden einen Geist anrufen!"

Der Mech schluckte hörbar und seine Hand zuckte. "Einen … einen Gei-Geist?"

Die Puppe lachte böse. "Angst, mein Lieber?"

"Träum weiter!"

Jigsaw wandte sich an Starscream. "Wer ist in diesen Räumen schon gestorben?"

Der Seeker überlegte nicht lange. "Da war dieser Postbote, der Jetpilot, der in mich reingerast ist, diese Kosmetikvertreterin ... Drohne 4C, 6 Alpha, die ganze Reihe Echolon ..."

Der Mund von Jigsaw klappte krachend auf. "Und … und in letzter Zeit?"

"Der Postbote, der Jetpilot, diese Kosmetikvertreterin, Drohne 4C, 6 Alpha und die ganze Reihe Echolon ... Das war … letzte Woche?"

"Eher die letzten vier Tage ...", korrigierte Soundwave.

Jigsaw räusperte sich. "Eh ... Also ... Ja. Wir rufen den Geist des Postboten an! Alakasam und Simsalabim, komm zu uns Postbote!"

Megatron nahm einen Kanister und ging an seinen Posten zur Tür. Den Postboten wollte er weder sehen noch hören. Er hatte schon seine Gründe gehabt, ihn von Bord zu schmeißen. Er verharrte an der Tür, die Hand an der Klinke. Gleich, gleich, jeden Moment. Angespannt kniff er die Augen zusammen. Dann klingelte es. Blitzschnell drückte er dagegen. Sie gab nicht nach. Er runzelte die Stirn. Langsam und bedächtig segelte ein pinkes Post-It über seine Schulter. „ZIEHEN“, stand darauf. Unterstrichen. Mit sechs Ausrufezeichen. Ah, ja. Da war doch was ... Es klingelte erneut. Megatron zog die Tür auf.

"… Meeeh ... Ehhh ... Ha … Hal - Hi!", stöpselte er zusammen und rülpste eine Wolke Erdbeer-Mango-Duft.

"KIRBY!", brüllte es ihm entgegen. Sein linkes Auge begann zu zucken. Vor ihm stand eine rosarote Ultraschallblase und quietschte. Er trat zur Seite, direkt in einen der unzähligen Kürbisse, stolperte und zerquetschte fast den neuen Gast. Der blies die Backen auf.

"Kirbykirbykirbykirby... Kirbykirby!"

"Nich' scho laut, man!"

Der rosa Pustel schwebte herein. Megatron machte sich nicht die Mühe, ihn zu den Anderen zu bringen. Wenn er dem lauten Gebrüll, dem Gestank und den verstreuten Kanistern folgte, würde er zwangsläufig auf sie stoßen. Er sah noch, wie er auf den Tisch sprang und sich im Kreis drehte.

"Wer … ist das?", fragte Skywarp erstaunt.

Der rosa Ball summte fröhlich. Megatron nahm sich etwas Bowle.

"Kirbykirby... Kirby! Kirbykirbykir … by!", sang es.

"Kirby?", mutmaßte Starscream. "Haste den nich' eingeladen?", fuhr er mit deutlicher Schlagseite in der Stimme fort.

Skywarp schlug sich gegen die Stirn. "DAS ist Kirby? Und wie heißt dann das fiese, feuerspuckende Schildkröten-Drachen-Ding?"

"B.O.W.S.E.R", antwortete Soundwave.

"Denn wollte ich! Nicht das da!"

Es klingelte. Warum ließ eigentlich niemand die Tür einfach offen? War doch eh bolle ob jemand einstieg oder nicht. Schnaubend wie eine Dampfwalze lief Megatron zur Tür. Eigentlich hatte er ja vor, davor stehen zu bleiben, aber aus Gründen, die man nur am Boden der Bowleschüssel fand, konnte er nicht anhalten und rannte mit der Gewalt einer Atombombe dagegen. Mit einem ungesunden Quietschen sprangen die Schaniere aus der Wand und die Tür krachte nach außen. Die neuen Gäste konnten noch gerade so aus dem Weg springen.

„Urgh?“

Eine ganze Gruppe farbenfroher Gestalten stand draußen. Genauer konnte er sie nicht unterscheiden. Irritiert kniff er die Augen zusammen. Diese knallbunten Dinger kamen ihm bekannt vor. Er stieß sich vom Türrahmen ab, an den er sich bis jetzt geklammert hatte.

„Wir ha... haben keine Süßigkeiten! Wir ha... haben nur Bowle! Drecksbälger!“

„Äh … äh? Optimus?“ Ironhide, der geklopft hatte, drehte sich zu seinem Anführer um. Dieser schien aber genauso irritiert zu sein.

„What … The Hell?“, ertönte aus Bumblebees Lautsprechern.

„Seid ihr … ihr … Party... musik?“ Megatron dachte, dass Skywarp vielleicht auch noch DJs engagiert hatte.

„Party?“, echoten die Autobots unisono.

„PARTY!“, brüllte es aus dem Hintergrund zurück.

„Megatron, wir sind es ... Du weißt schon ... Die Autobots? Ironhide, Bumblebee, Ratchet, Arcee und … Optimus Prime.“ Optimus trat langsam vor. Der alte Megs war anscheinend extrablau.

„Prime!“, knurrte Megatron.

Ironhide lud die Kanonen durch. Jetzt konnte es ja losgehen mit der Keilerei.

Doch dann schüttelte der Decepticon plötzlich den Kopf.

„Keine Kämpfe heute! Party! Kommt rein!“
 

~*~*~*~
 

Schlecht gelaunt saß Starscream auf dem Flur vor dem Aufenthaltsraum und zupfte sich eine Feder nach der anderen von der Panzerung. Man, bis er das Zeug wieder vollständig von sich gekratzt hatte, würden Wochen vergehen! Ständig fand er an Stellen, die er bereits für federfrei hielt, wieder irgendwelchen Flaum. Ganz zu schweigen davon, dass das Energon, mit dem Skywarp ihn beschmiert hatte, allmählich heftig zu stinken anfing. So eine Scheiße! Dieses ganze Fest war der absolute Oberrotz! Alle führten sich auf wie die letzten Idioten – vor allem Megatron. Man, war der besoffen!

Er langte nach dem Kanister mit Bowle und griff erst mal daneben. Hä, warum hatte er sich denn zwei Stück geholt? Und warum konnte er einen davon nicht anfassen? „Voll kagge ...“, befand er, als er das Objekt seiner Begierde endlich zu fassen bekam. In einem Zug spülte er es runter. Boha, warum schmeckte das Zeug eigentlich so wie Kockout manchmal roch?

Er blickte auf, als sich ihm Schritte näherten. Er versuchte, die Sicht irgendwie scharf zu stellen, scheiterte aber. Erst, als das Wesen näher kam, glaubte er, es zu erkennen. „BARRICADE! Dein Pelzviech is' wieder aus Mega-Arschs Bein rausgekrochen! Barricade!“, krakelte er den Flur hinab, doch niemand antwortete. „Kagge“, befand er und öffnete ein Fass Öl, das er noch aus dem Vorratsraum gemopst hatte. Irgendwie fand er das Zeug, das nach Knockout schmeckte, nach einer Weile leicht befremdlich.

„Hallo mein Vögelchen ...“

Perplex ruckte sein Kopf herum. Barricades organische Pelzkreatur war soeben vor ihm zum Stehen gekommen und redete jetzt mit ihm. Boha, musste er voll sein. „Du kannst gar nich' reden. Du bist ein … ja, keine Ahnung, was du bist, aber du kannscht jedenfalls nich' reden!“

„Hm … eine gute Frage! Was bin ich nur? Vielleicht der Traum deiner schlaflosen Nächte?“ Das Vieh klimperte mit den Wimpern. Warum war es überhaupt so groß? Und warum leuchteten seine Augen blau? Hä? Irgendetwas war hier … „... nischt rischtisch ...“

„Was hast du gesagt, Starscream?“

„Nischt risch... Ey, Moment mal, woher kennst du meinen Namen?!“

„Ach komm schon, mein Lieber. Du kennst mich ganz genau.“

Er sah nochmal genauer hin. Lugte da irgendwie so ein … ja, wie hieß das noch? Ach ja! Metall! War da ein Stück Metall zu sehen? Und die Farbe … die Stimme … „Du bis' gar kein Pelzviech! Du tust nur so!“

„Ich weiß ...“, sprach's und zog die Maske vom Gesicht.

Boha, was war denn das? Eine … ja …

„Elefantenkuh!“, beschloss er schließlich und deutete mit einer der langen Klauen auf sein Gegenüber.

Gekicher war die Antwort. „Aber nein, du Dummerchen. Ich bin's! Arcee!“

Krachend fiel Starscream das Ölfass aus dem Servo. Der andere schwebte weiterhin vor ihren Gesichtsplatten, während er sie völlig perplex anstarrte. „A... Ar... Arcee?!“ Wie von der Tarantel gestochen sprang er auf und ging auf Abstand. „Was machst du hier? Das … das is' meine Basis! Meins!“

„Nun, Megatron hat uns reingelassen. Er meinte, Gefechte führen könnten wir auch wann anders … oder so ähnlich. Ich stimme ihm jedenfalls voll und ganz zu“, erklärte die Femme und kam näher.

Sofort versuchte Starscream sein Heil in der Flucht, fiel aber über das Ölfass und ging zu Boden. „Kagge“, befand's.

„Hast du dir weh getan?“, fragte Arcee und streckte ihm die Hand hin.

Mit deutlicher, zeitlicher Verzögerung schlug der Seeker den Servo weg. „Fass misch nich' an!“

„Ach komm schon. Das meinst du doch nicht so ...“, säuselte sie.

„Was willssu eigentlich?!“

„Möchtest du wirklich die Wahrheit wissen, mein Lieber?“

„Würd' isch sonst fragen?“

„Nun gut. Ich will dich, mein lieber Starscream. Nur dich“, flüsterte sie und kam seinen Gesichtsplatten mit ihren eigenen für seinen Geschmack viel zu nahe.

„Du bist ja völlig doof!“, grölte er und schob sich weiter den Flur hinab.

„Das mag schon stimmen, dass ich doof bin – vor Liebe!“

Starscream starrte sie noch einige Sekunden lang mit vor Schreck aufgerissenen Optiken an. Was hatte die da gerade gesagt? Hatte die echt das böse L-Wort benutzt? Ne, oder? Konnte doch echt nicht wahr sein!

„Überrascht? Ich wollte es dir schon längst sagen, aber immer, wenn wir uns gesehen haben, hast du direkt auf mich geschossen! Aber diese Zeiten der schmerzlichen Trennung sind jetzt vorbei. Von nun an werden wir nie mehr ...“

Sie brach mitten im Satz ab, als sich Starscream plötzlich vorne über beugte und ihr laut röhrend vor die Füße kotzte.

„Ach komm! Das ist jetzt ja wohl nicht dein Ernst! Weißt du eigentlich, wie lange ich für diesen Augenblick geübt habe?!“, echauffierte sich Arcee derweil, während sie angewidert zurückwich.

„Tja, der war halt schon immer zum Kotzen.“

Überrascht fuhr die Femme herum. Hinter ihr kam Blackout angetorkelt.

„Der is' immer zum Kotzen! Früh, vormittags, mittags, nachmittags, abends, nachts! Den gaaaaaaanzen Tag lang!“, erklärte er lallend und stürzte einen Kanister Bowle hinunter. „Den sollte Megs mal wieder ordentlich verprügeln! Dreimal am Tag reicht da gar nicht, so oft, wie der zum Kotzen ist! Ey, Starscream! Du bist zum KOTZEN! Hast du mich gehört? Hallö?“

Der Seeker hatte inzwischen aufgehört, sich zu übergeben. Doch ehe er in seinem Prozessor überhaupt eine Antwort zusammen basteln konnte, hatte Blackout plötzlich Eine geklebt bekommen – von Arcee.

„Was fällt dir eigentlich ein? Er ist eben sensibel!“

„Isch bin wa...?!“

„Penibel? Schön für ihn, bringt ihn aber auch nich' weiter!“

„Sensibel, du unemotionaler Hornochse! Du bist doch nur neidisch, weil sich keine Frau in der gesamten Galaxie für dich interessiert!“

„Aber isch will garnisch, dass du...“

„Pah! Ich könnt' jedes Weib haben, das ich will, kapischi?“

„Von wegen!“

„Oh doch!“

„Von wegen!“

„Oh doch!“

Starscream sah verwirrt zwischen den beiden hin und her. Man, die waren mal breit! Kopf schüttelnd stemmte er sich hoch und stützte sich an der Wand ab, während er weiter den Flur hinunter torkelte. Mal schauen, ob Knockout irgendwie irgendwas gegen Kopfweh oder so voll kranke Dooffemmen wie Arcee und so hatte ...
 

~*~*~*~
 

Jazz war mit der Situation überfordert. Sie befanden sich hier doch tatsächlich in der Basis der Decepticons, umgeben von ihren Todfeinden – die ausnahmslos alle sturzbesoffen waren. Sie sollten Ratchets Finger und Informationen suchen. Aber alles, was er fand, waren lallende Gestalten, die für gewöhnlich todbringende Ungetüme waren.

„Hey, yo, Jazz, alter Rabauke!“

Er wirbelte herum und fluchte, als er einen Dreadlock seiner Perücke in den rechten Optik bekam. Man, nächstes Jahr ging er nicht wieder als Reggae-Musiker! Sehr zu seinem Erstaunen kam Barricade auf ihn zu geschwankt. Dabei riss er Scorponok versehentlich einen Schaschlikspieß aus dem Hintern.

„Ähm … hi, Barricade.“

„Maaan, voll steil, dass du hier bist! Ey, A-Dog, darf ich vorstellen? Das hier is' Jazzy-Boy!“

„Yo man, Bro-Fist!“

Ehe Jazz sich versah, war sein Servo mit glitschigem Schleim überzogen. „Tag auch ...“

„Sach mal, hassu Brawl gesehen?“, lallte Barricade daher.

„Ähm, ne. Sollte ich?“

„Na ja, weissu, der hat voll das Laser Kostüm!“

„Ja, määän!“, stimmte das Alien zu. „Der is' voll galaktisch drauf! Hat ne' funktionierende Kettensäge in der Birne! Voll krass, Alter!“

Warum überraschte ihn das nicht, wenn es um Brawl ging?

„Was hassu da eigentlich auf'm Kopf?“, erkundigte sich der Streifenwagen schließlich weiter und zog an einer der verfilzten Strähnen. „Und wat stellsu dar?“

„Ich bin ein Reggae-Musiker“, erklärte der Autobot.

„Boha, steil! Hast du was zum Rauchen dabei, määään?“, grölte das Alien begeistert.

„Ne ne, hat der sischer nisch! Der is' nämlich einer von den – hicks – Juten!“

„Jüten?“

„Näää, nich' Hüten! Juten! Die machen sowas nicht! Sind voll Anti-Laser! Wennste was willst, dann mussu schon Soundy fragen! Der is' voll krass hart dauer-drauf!“

Jazz schüttelte den Kopf. Wenn die immer so soffen, war es kein Wunder, dass sie nie was auf die Reihe brachten …

„Ey, sa' mal, willsu nich' was trinken? Guck mal – hicks – haben Soundy und Knocky jemacht! Isch voll legga!“

Er er sich's versah, hatte er schon einen Kanister in den Servos. Er roch vorsichtig an dem Gebräu. Erdbeer-Orange-Mango-Duft strömte ihm entgegen. Irgendwie künstlich … behutsam nippte er daran. Es schmeckte definitiv zu gut, um irgendwie ungefährlich zu sein. Als weder A-Dog noch Barricade hinsahen, füllte Jazz rasch eine Probe von dem Zeug ab, um sie später an Ratchet weiterzugeben.

„Ey, Leute! Seht mal was ich gefunden habe!“

Alle Köpfe wandten sich in Richtung Brawl, der sich soeben durch die Menge quetschte, etwas Rechteckiges über dem Kopf haltend.

„Yo, Brawl, was geeeeeht?!“, krakelte das Alien durch den Raum.

„Was hast du da?“, erkundigte sich Jazz derweil. Von seiner bisherigen Artikulation her zu schließen, war Brawl der einzige, der bislang nicht gesoffen hatte – wobei Jazz bezweifelte, dass es einen Unterschied gemacht hätte.

„Das ...“, begann der Mech verheißungsvoll. „... ist Lord Megatrons Tagebuch!“
 

~*~*~*~
 

Ironhide quälte sich durch die Menge von Partygästen, die Kanonen, paranoid wie er war, stets im Anschlag.

Er hatte sich entschieden, Soundwave zu suchen. Wenn sie hier irgendwie an Informationen kommen wollten, dann war der Kommunikationsexperte wohl die beste Wahl – insofern der genauso dicht war, wie die restlichen Decepticons. Plötzlich wurde er angerempelt und bekam einen Schwung Bowle ab.

„Oh, 'tschuldigung, tut mir wirklich … Ironhide?!“

Ihm gegenüber stand Skywarp. Er wollte den Seeker schon anschnauzen, als ihm dessen Verkleidung auffiel. Irritiert betrachtete er die beiden Puppen, die sein Gegenüber an seinem Hinterteil befestigt hatte.

„Was ist denn das?“, fragte er mit zuckendem Brauenstück.

„Ich bin der Decepticon Centipede! Und was bist du?“

Aaah ja … „Ich bin Rambo.“

„Ah, cool. Voll unoriginell, aber cool.“

Wie sehr er diese Seeker doch hasste … mehr als alle anderen Formen von Cybertroniern. „Weißt du, wo ich Soundwave finde?“, kam er deswegen gleich zum Punkt.

„Öhm, ich glaube der macht gerade Tentakelvergleich mit Slenderman!“, antwortete Skywarp, während er sich suchend umsah. „Ah, da hinten sind sie ja! Ich hab' hier nämlich als Einziger den Durchblick! Ich habe die gaaaanze Feier fast gaaaanz alleine organisiert!“

Warum überraschte Ironhide diese Information kein bisschen? Es erklärte so einiges …

„Ey, du da!“

Das Brauenstück des Waffenexperten begann in einem ungekannten Takt zu zucken, als er die Stimme erkannte. Starscream. Als er den SiC entdeckte, wurde ihm auch schnell klar, dass er tatsächlich Ironhide gemeint hatte. Er schob sich nämlich, so gut es in seinem Zustand möglich war, durch die feiernde Meute hindurch auf ihn zu.

„Ja, disch mein isch! Guck nich' so besoffen!“

Sagte ja gerade der Richtige …

„Hallo Starscream“, presste der Autobot zwischen zusammengebissenen Dentalplatten hervor.

„Alles okay bei dir?“, fügte Skywarp hinzu, als der andere Seeker sie erreichte.

„Jarnüscht is' in Okay! Ey, pass' mal auf, Iro... Iro... Irokese, genau, so heißt du! Du gehst jetzt in den Flur und sammelst das Pelzviech ein, ja?“

Der Waffenexperte wusste nicht genau, warum, aber er entwickelte schlagartig Fluchtinstinkte … obwohl, er wusste eigentlich genau, warum. „Was für ein Pelzviech? Wovon, bei Primus, sprichst du?“

„Na das Pelzviech, das das L-Wort gesagt hat!“

„Was für ein L-Wort?!“

„Das Ääääääääl-Wort!“

„Was laberst du für einen Müll?“

„Kann es sein, dass du eines von Barricades Haustieren meinst?“, warf Skywarp ein.

„Ja! … Ne.“

Ironhide schlug sich den flachen Servo ins Gesicht.

„Hm. Gut. Ähm … das L-Wort … meinst du vielleicht 'Liebe'?“

Der Autobot konnte gar nicht so schnell schauen, wie Starscream seine Faust in den Gesichtsplatten des anderen Seekers versenkte. Immer und immer wieder. „Sag dieses Wort nicht! Sag es nicht! SAG ES NICHT!“ Nach einigen ordentlichen Hieben hielt er plötzlich inne und sah sich panisch um. „Isch muss hier weg. Die findet mich! Mega... Mega... Megapron hat die bestimmt geschickt! Ja, jenau! Die soll mich lieben! Bis ich sterbe! Isch … da lang!“, sprach's und verschwand wieder in der Menge.

Auch Ironhide verdrückte sich schnell. Nicht, dass man am Ende noch ihm vorwarf, dass er Skywarp nieder geprügelt hätte – wobei er diese Anschuldigung wohl gerne auf seine Kappe genommen hätte. Schließlich fand er auch, wen er gesucht hatte. Soundwave. Soundwave, der tatsächlich dabei war, einen Tentakelvergleich mit einer dürren, hochgewachsenen Gestalt durchzuführen. Langsam trat er heran und räusperte sich. „Hi“, war der knappe Gruß.

Soundwave drehte in Zeitlupe den Kopf zu ihm. Dann sah er ihn lange Zeit einfach nur an, ehe er schlichtweg nickte und sich dann wieder seinen Tentakeln zuwandte, die einfach nicht gerade in der Luft stehen bleiben wollten.

Ironhide beobachtete die kuriose Situation skeptisch. Bei Primus, was hatten die nur in ihre Bowle gepanscht? Er schrak aus den Gedanken hoch, als er einen leichten Druck am Knie spürte. Als er hinunter lugte, entdeckte er einen pinken Zettel. „You decide“ stand darauf.

„Hä? Was soll ich entscheiden?“, erkundigte er sich irritiert. Er konnte beobachten, wie die dürre Kreatur, die deutlich kleiner war, als die beiden Mechs, einen Stift zückte und etwas auf einen – ebenfalls pinken – Zettel kritzelte, den sie anschließend wieder an Ironhides Knie pappte. Genervt zog er auch diesen ab. „Which is longer“ stand darauf.

Der Prozessor des Waffenexperten verstand die Aussage natürlich vollkommen falsch. Angeekelt verzog er das Gesicht, ehe er rasend schnell die Flucht ergriff – und einen Schulter zuckenden Soundwave nebst Slenderman zurück ließ.
 

~*~*~*~
 

Bumblee hatte in der Zwischenzeit seinen Weg zu Bonecrusher gefunden. Der saß mit irgendeiner komischen Puppe an einem Tisch und schob ein Glas über Buchstaben. „Was geht ab?“, ließ er aus seinen Lautsprechern ertönen.

Der Decepticon und die Gruselgestalt blickten zeitgleich zu ihm auf. „Boha! Die Biene Maja! Kann ich ein Autogramm haben?!“, freute sich der andere Mech sofort, zog aus seinem Unterboden ein Stück Klopapier hervor und hielt es Bumblebee unter die Nase.

Der sah sein Gegenüber irritiert an. Wow, sein Kostüm musste echt authentisch sein. Bevor er jetzt lange diskutierte, schmierte er einfach ein „Maja“ auf den Fetzen.

„Cool, danke! Kannst du auch dieses Lied singen?!“

Große, rote Optiken sahen ihn flehend an. Einen Moment lang wog er das für und wider ab, entschied sich dann aber doch dazu, mal eben Youtube aufzurufen. Kurz darauf ertönte der gewünschte Song aus seinen Lautsprechern. Bonecrusher wippte fröhlich im Takt mit und besudelte sich mit Bowle, als er einen weiteren Schluck nahm. „Maaaaja fliegt durch ihre Welt ...“

Eine Bewegung im Augenwinkel ließ Bumbeblee auf den Tisch schauen. Dort rutschte das Glas wieder über die Buchstaben. „V.O.L.L.H.O.R.S.T“ stand dort geschrieben.
 

~*~*~*~
 

Ratchet schlich durch die Gänge der Nemesis. Er hatte ein Ziel: Die Medbay. Wenn er an die Krankenakten der Decepticons herankommen konnte, dann würden sich den Autobots mit Sicherheit die Schwächen ihrer Feinde offenbaren – zumindest die körperlicher Natur, von den psychischen Schäden dieser Bekloppten wussten sie ja schon seit Cybertron. Nebenbei hielt er Ausschau nach seinem Finger. Verdammt, er hatte lediglich ein paar Bodenproben auf der Suche nach Energon entnehmen wollen, da war plötzlich Scorponok aufgetaucht, hatte sich seinen Finger gekrallt und war verschwunden! Wenn er diese Amöbe von einem Decepticon fand, konnte sie was erleben! Der Umstand, dass er in im Outfit einer hawaiianischen Tänzerin umherschlich, machte die Sache nicht besser.

Endlich fand er sein Ziel. Schnell war die Tür geöffnet und er trat in den Raum, der fast in völliger Dunkelheit dalag. Eilig schlich er zu einem der Rechner hinüber. Gerade wollte er sich in diesen einklinken, als ihn ein Geräusch herumfahren ließ. Ein Wimmern, um genau zu sein. Vorsichtig sah er sich um. Es schien von der anderen Seite des Behandlungstisches zu kommen. Auf leisen Sohlen schlich Ratchet näher, auf alles vorbereitet – glaubte er zumindest, als er plötzlich ein rotes Augenpaar in der Dunkelheit entdeckte und erschrocken zurück taumelte. Dabei stieß er an eine Wand und den dort befindlichen Lichtschalter, sodass die Lampen kurze Zeit später aufflackerten. Keinen Wimpernschlag später war ein schmerzliches Heulen zu hören.

„Mach' das aus! MACH' DAS SOFORT AUS!“

Reflexartig tat er, wie ihm geheißen. Irritiert starrte er das rote Augenpaar an. „Knockout?“

Ein weinerliches Jammern war zunächst die einzige Antwort.

„Was machst du denn hier?“, fuhr Ratchet schließlich fort. „Solltest du nicht bei den anderen Decepticons sein?“

„Naaaaain!“, schluchzte es auf.

„Öhm … okay … und warum nicht?“

„Die … die haben mich … mich … die haben mich angemalt!“, brüllte es plötzlich.

Vor Schreck stieß der Autobot erneut gegen den Lichtschalter. Einen Moment später offenbarte sich ihm das Ausmaß von „die haben mich angemalt“. Vor ihm hockte ein dunkel lackierter Knockout, der über und über mit bunten Blümchen beschmiert war. Hier und da war die Farbe bereits verwischt – wahrscheinlich hatte er versucht, sie abzubekommen. Wie ein Geisteskranker wippte der Decepticon-Doc vor und zurück und umarmte dabei seine Knie.

„Und weißt du, was das Schlimmste ist? Die haben nicht irgendwelche Farbe genommen! Die haben diese verfluchten Permanentmarker benutzt!! Mein Leben ist ruiniert, RUINIERT! Ich … ich war so schön … schöner, als alles andere in der Galaxie …“, Ratchet verkniff sich einen Kommentar, „ … und jetzt sieh' mich an! Ich bin … HÄSSLICH!“

„Öhm …“

„Doch, das bin ich! Los“, Knockout sprang plötzlich hoch und baute sich vor dem Autobot auf, „sag' es! Sag, dass ich HÄSSLICH bin!“

„Ähm … also ...“

„TU ES!“

„DU BIST HÄSSLICH, VERDAMMT NOCHMAL!“

Für einen Moment glaubte Ratchet, sein Gegenüber würde ihm an die Gurgel springen. Doch stattdessen sackte Knockout einfach vor seinen Füßen zusammen, umklammerte wieder seine Knie und schluchzte. „Wusst' ich's doch! Sie haben mich ruiniert! Ich kann nie wieder hier raus! Nie wieder!“

„Man, ihr Decepticons seid vielleicht bekloppt! Hast du keine anderen Sorgen? Genau das ist euer Problem! Ihr geht immer nur danach, wie jemand nach außen hin wirkt, nicht, wie er in Wahrheit wirklich ist!“, beschwerte sich Ratchet und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Interessiert ja auch keine Sau ...“, entgegnete Knockout.

Der Autobot seufzte schwer.

„Was willst du eigentlich hier?“

Der Medic überlegte kurz, entschied dann aber, einfach die Wahrheit zu sagen. „Die Krankenakten.“

„ … Achso … sind da drüben. Sowie so alles egal“, kam die überraschende Antwort vom Boden her, während ein blumengemusterter Servo auf einen Rechner deutete. Ratchet folgte dem Fingerzeig und setzte sich langsam in Bewegung. Dabei entdecke er mehrere leere Kanister mit Bowle. Okay, dicht war der feindliche MO also auch noch. Kein Wunder, dass er so leichtes Spiel hatte.

„Sag mal, meinst du das eigentlich echt Ernst? Das Gelaber wegen inneren Werten und so?“

„Natürlich“, erwiderte Ratchet über die Schulter, während er sich an den Datenbanken zu schaffen machte. „Jeder ist, wie er ist und sollte so akzeptiert werden.“

„Du meinst, auch hässliche Bots haben eine Daseinsberechtigung?“

„Klar. Schau dir doch mal Megatron an.“

Knockout schien zu überlegen. „Da is' was dran ...“

Er kam nicht weiter, denn plötzlich glitt dir Tür zur Medbay auf. Ein Starscream mit deutlichem Seegang wankte in den Raum. „Ey, Knockout, schau mal, hab' da wasch ...“ Er stockte, als er Ratchet sah. „... du bis' nich' Knockout! Bissu … bissu nen' Weib? Neee, echt jetzt, ich hab genug von euch!“

Okay, er war Arcee anscheinend schon über den Weg gelaufen ...

„Ne, ich bin weder eine Femme noch Knockout. Der sitzt da drüben“, entgegnete der Autobot vorsichtig und bereitete sich schon einmal auf die Flucht vor – was sich Sekunden später als vergebene Mühe herausstellte.

Denn Starscream musterte ihn noch kurz, dann drehte er sich mehrmals auf der Stelle, bis er endlich den gesuchten Medic entdeckte. „Ey, da bis' du da … äh … ne … nich' da … ja! Genau, ja! Guck mal, hab' ich … Sa' mal, wie siehst'n du aus?“

„Die Anderen haben mich angemalt ...“, nuschelte der angesprochene Decepticon und schielte zu Ratchet hinüber. Warum nickte der ihm jetzt zu? Ach ja! Keine Äußerlichkeiten und so … Langsam reifte ein Entschluss im Prozessor des feindlichen Arztes. Er rappelte sich auf und sah Starscream entschlossen an. „Hast du ein Problem damit?“, fragte er schließlich.

Der Seeker überlegte. Lange. Dann lallte er schließlich daher: „Hm … nö ...“

„Gut.“

„Du bisch halt mal voll häschlich … aber jeder wie er's mag.“

Betretene Stille folgte. Dann plumpste Knockout mit einem Weinen zurück auf den Boden und begann wieder vor und zurück zu wippen.

„Ey, was machsu da? Macht das Spaß? Du muss' noch gucken, was ich gefunden hab'!“

Doch der Decepticon-Medic reagierte nicht mehr. So entschied Starscream nach einer Weile, dass er sich eben dem anderen Arzt zuwenden musste. „Ey, du ja! … Ähm, ne … ach, egal. Ich bin hier Commander of Doom und so! Du schaus' dir jetzt an, was ich gefunden hab'!“, erklärte er Ratchet und hielt ihm dann einen kleinen Gegenstand entgegen.

Der Autobot erkannte ihn sofort. „Das ist mein Finger! Wo hast du den her?“

„Den hat der Angler vom Totenfluss als Köder für den Wächter-Schwan ausgeworfen“, erzählte sein Gegenüber mit ernster Miene. „Wär' ich nich' gekommen, dann hätte der Angler ihn gefressen!“

Aaah ja … Wovon auch immer er redete, Ratchet war einfach nur froh, wieder vollständig zu sein. Zudem war der Download der Krankenakten abgeschlossen, sodass er diesem Pfuhl der Blödheit endlich entrinnen konnte. „Öhm … danke. Du hast … einen großen Dienst vollbracht!“

„Brauchsu mir nich' sagen, weiß ich selba.“

„Na dann … bis bald!“

„Ciao!“, antwortete Starscream mit zeitlicher Verzögerung und winkte Ratchet schließlich durch die geschlossene Tür hinterher. Erst nach einer Weile bemerkte er Knockouts seltsame Geräusche hinter sich. „Heulsu etwa? Is' wasch?“

„Du hast gesagt, ich wäre hässlich!“

Kurzes Schweigen, während dem sich die beiden Decepticons ansahen.

„Jop“, entgegnete der Seeker schließlich. „Bissu auch.“
 

~*~*~*~
 

"Megatron!"

Er fuhr herum. Optimus Prime stand neben der Bowleschüssel, musterte den Inhalt skeptisch und hatte die Arme verschränkt.

"Prime!"

Der Autobot kam näher.

Megatron strauchelte einen Schritt vorwärts und hob die Arme. "Opti!", schluchzte er und hing sich an den Hals seines Gegenübers.

Der Prime trat zurück und schliff sein Anhängsel mit sich. "Ähhh … hä?"

"Oh, Opti! Wie machst du das nur? Ich meine, schau dir diese Idioten hier einmal an! Wieso sind deine Schwachmaten so viel besser als meine? Die können ja noch nicht einmal fliegen! Oh, Opti!" Kühlerflüssigkeit trat in seine Augen. Inzwischen hatte er es aufgegeben, selber stehen zu wollen und hing nur noch an dem Autobot.

"Ehhh ..."

"Und sowieso! Schon immer wurdest du bevorzugt! Und Fallen! Faaaaaaaallen! Der war böse, hörst du? Pöse! Der hat … der hat … Und dann hat er auch noch Starscream bevorzugt! Starscream!! Ich meine, Starscream! Und dann diese verdammten Stresspuppen! Und … und … oh, Opti!”

Der Anführer der Autobots litt maßgeblich an konsequenter Überlastung. Unruhig wippte er vor und zurück, hob die Hände und ließ sie wieder sinken. “Megatron ...”

“Und einmal, da hat er mich seine komplette Basis saubermachen lassen! Mit der Zunge! Der Zunge! Die ist immer noch total pelzig! Siehst du?” Er machte den Mund auf und zog die Zunge heraus, “Schiescht tu? Umd damm war tamm moch tie Schache mim Famkirl im Aflika! Tie war scho mett schu mia. Aba tamm had schie tiesches Ting rauschgetrückt! Dasch war scho häschlich! Umd dasch scholl meim Schohn schein? Wischo ischt allesch scho eime Entäusung füa misch? Wischo musch ick antauernd verlian?”

„Megatron, jetzt lass deine Zunge los und hör auf, mir auf den Lack zu heulen! Was war mit wem in Afrika?“

Er ließ seine Zunge los und schniefte. „Afrika? Wieso Afrika?! Afrika ist böse! In Afrika gibt es Zebras! Zebras sind böse! Ich werde Afrika zerstören! Buhahahaha!“

Optimus lehnte sich zur Seite und sah an seinem Erzfeind vorbei. „Zebras ... So wie das da? Das … gefährlich aufgebläht ist?“

Megatron drehte sich langsam um. Tatsächlich hing da ein Zebra. Und es wurde immer größer! „OPTI! Hilf mir!“ Mit einem Sprung wollte er sich in des Primes Arme retten, doch der Autobot trat zur Seite und so fiel er mit einem lauten Knall zu Boden. Nur noch am Rande seines Bewusstseins bekam er mit, wie das Zebra explodierte und glitschige Fetzen durch den ganzen Raum verteilte.
 

~*~*~*~
 

Stöhnend stemmte Megatron sich hoch. Etwas tropfte. Als er sich über die Gesichtsplatten fuhr und die Optiken online kommen ließ, merkte er, dass er mit dem Kopf im Rest der Bowle geschlafen hatte. Der Rest seines Körpers hing von dem Tisch herunter und schmerzte ungeheuerlich. Zudem klebte überall an ihm Zebra.

Langsam, jede schnelle Bewegung vermeidend, da ihm sonst schwindlig wurde, sah er sich um.

Barricade lag in einer Ecke, über und über beschmiert mit Obszönitäten. Er gurgelte im Recharge leise vor sich hin. Unweit von ihm nächtigte Brawl seinen Rausch aus. Die Kettensäge ragte inzwischen am Kinn wieder heraus. Ein kurzer Scan zeigte aber, dass er lebte. In einem Sessel schlummerte derweil Blackout, über und über zerkratzt, eine Axt fest umklammernd. Scorponok saß auf seinem Kopf. Beim ventilieren stiegen Seifenblasen aus seiner Lüftung. Whatever …

Langsam richtete sich der Warlord auf und machte sich auf die Suche nach dem Rest seiner Untergebenen. Bald fand er Bonecrusher, der im Recharge an einem Kürbis herum kaute. Nicht weit entfernt tauchte Skywarp auf, der sich im Suff wohl nicht in sein Quartier, sondern in die dazugehörige Wand teleportiert hatte und dort seine Systeme runtergefahren hatte. Er schnarchte furchtbar. In einer Abstellkammer kamen schließlich Ravage und Frenzy zum Vorschein, die in inniger Umarmung eingepennt waren. Angeekelt schloss Megatron die Tür gleich wieder.

Shockwave und Thundercracker fand er schließlich in einem der Labore. Die beiden hatten sich mit mehreren Portionen Bowle abgesetzt und waren noch immer dabei, irgendwelche schlechten Halloween-Filme zu gucken. Sie erzählten ihm auch, dass ihre Gäste bereits alle nach Hause gegangen waren. Na ja gut, das erklärte schon mal, warum er die bisher nicht gefunden hatte. Ebenso wurde klar, dass er an Soundwave bislang mehrmals vorbei gelaufen war, ohne ihn zu sehen – der war nämlich besoffen zurück in den Lüftungsschacht gekrabbelt.

Seine letzte Anlaufstelle war schließlich die Krankenstation. Ein Zettel an der Tür zog seine Aufmerksamkeit auf sich. „Nisch das L-Wort sagen!“, stand darauf. Im Inneren fand er Knockout vor, der noch immer vor und zurück wippte und dabei etwas vor sich hinbrabbelte – obgleich er sich ebenfalls im Recharge-Modus befand. Auf dem Behandlungstisch neben ihm hatte sich Starscream zusammen gerollt, die Federn seines Kostüms als Kissen benutzend.

Langsam näherte sich Megatron einem der Regale und fischte sich etwas gegen die Kopfschmerzen heraus. Allmählich ließ er den gestrigen Abend Revue passieren.

Sie waren rotzevoll gewesen. Sie hatten die halbe Basis in Schutt und Asche gelegt. Sie hatten sogar die Autobots reingelassen!

All das musste er erst mal verarbeiten. Er ging zurück in sein Quartier und wollte den Safe öffnen – doch er stellte fest, dass dieser schon nicht mehr verschlossen war. Panik und ein ungutes Gefühl stiegen in ihm auf, als er den Inhalt durchwühlte und nicht fand, was er suchte. Kalt wie Eis, sickerte die Gewissheit in seinen Prozessor.

Sein Tagebuch – es war weg!

Error

Brawl langweilte sich. Eigentlich wusste er ja genau, was er tun wollte. Da gab es dieses krasse, neue Onlinespiel – und das wollte er spielen. Unbedingt.

Da gab es Blut, spektakuläre Attacken und halbnackte Weiber. Obwohl Letzteres für einen ziemlich biomechanischen, außerirdischen Cybertronier nicht sooo wichtig war. Aber beim 2027ten Patch, Teil A, gab sein Rechner den Geist auf. Er stöhnte und schlug seinen Kopf auf die Tischplatte. Da hatten sie die ausgefeilteste Software im ganzen Universum zur Verfügung und wozu war sie gut?! Zu nichts! Geschlagen von einem Squishy-Spiel! Dabei waren es nur noch dreizehn Prozent gewesen! Er wollte doch für die Weltmeisterschaften trainieren!

Inzwischen war es vier Uhr morgens. Alle anderen Decepticons befanden sich im Recharge – außer die armen Säue, die Nachtschicht hatten. Aber helfen – insofern betreffenden Personen das Wort überhaupt bekannt war – konnte ihm keiner. Brawls untere Dentalplatte zitterte. Er WOLLTE spielen! Er überlegte kurz, ob es sich lohnen würde, den stillstehenden Ladebalken anzuschreien. Aber er hatte neulich erst in einem Youtube-Video gesehen, dass das scheinbar ebenso wenig brachte, wie die Tastatur zu zerlegen. Zudem würde er fies Ärger bekommen. Im Quartier nebenan wohnte – besser: hauste – Soundwave. Soundwave …

Brawl tippte sich an das Kinn. Soundwave hatte, seinem Alt-Mode zum Dank, immer eine voll schnelle Internetverbindung. Überall! Damals, in der Wüste, hatten sie sogar Videos gucken können. Ohne Ladezeit! Wie lange Soundwave wohl bräuchte, um das Spiel zu patchen?
 

~*~*~*~
 

Er befand sich in einem sehr, sehr tiefen Recharge. Ob das an seiner ermüdenden Suche nach der Deutschen Bahn in Afrika oder seinem neu zusammen gerührten Pulver lag, war unklar. Klar war jedoch, dass er tiefer schlief, als Megatron im arktischen Eis. Ansonsten wäre er mit Sicherheit von seinem Lager aufgesprungen, als sich in der Dunkelheit eine Gestalt anschlich – manisch grinsend und mit einem LAN-Kabel in den Servos.
 

~*~*~*~
 

Als Soundwave erwachte, hatte er den Geschmack von verkohltem Gummi auf den gustatorischen Sensoren. Zudem überkam ihn das starke Bedürfnis, einen Debuff mit einer hohen AoE zu casten.

Irgendetwas stimmte nicht.

Vielleicht war das Gras schlecht gewesen? Oder das Koks? Oder das Crystal? Nun gut, wie dem auch war, er hatte nichtsdestotrotz seine Pflichten zu erledigen.

Durch seinen persönlichen Zugang kraxelte er in die Lüftungsschächte und fiel kurze Zeit später in den Aufenthaltsraum. Leider klappte die Landung nicht wie geplant, denn er rasselte mit dem Hintern voran in einen Beistelltisch. Einen Moment lang blieb er benommen liegen, bevor er ein „Voi vittu!“ von sich gab und aufstand. Erst da bemerkte er Starscream, der vor ihm saß und die Füße in der Luft hielt. Anscheinend hatten diese gerade noch auf dem nun zerstörten Tisch gelegen.

„Guten Morgen, Soundwave ...“, meinte der SiC langsam und grinste breit.

Hatte wohl ein besonders fröhliches Fass Energon erwischt … Eigentlich wollte Soundwave ja nicht antworten, aber da er neulich eine Abhandlung über den strategischen Vorteil sozialer Kontakte gelesen hatte, ließ er sich dann doch dazu herab. „Mae aur, ernil wen!“

Der Seeker zog die Brauenstücke hoch. Auch der CO sah überrascht aus – so überrascht er eben aussehen konnte. Das … war nicht das gewesen, was er hatte sagen wollen. Er versuchte es nochmal. „Mae aur … M–Mae auur … Tanjoubi omedetou gozaimasu!!“, begann er schließlich zu brüllen.

Starscream hob abwehrend die Servos. „Wow, du bist ja noch seltsamer als sonst … Und das will schon was heißen …“

Dieses halbmechanische Huhn konnte aber auch nerven! Als hätte er gerade keine anderen Probleme! „Vi estas stultulo!“, fauchte er den SiC an und lief zum Ausgang. Von den Lüftungsschächten hatte er erst einmal genug. Währenddessen machte er einen kurzen Check-Up. Die E-Mails liefen über. Der Virenscanner stand seit vier Tagen bei zwei Prozent. Unbekannte Dateien fand er, eine Menge, die meisten waren aber Videos von Kätzchen, die Barricade in regelmäßigen Abständen mitbrachte. Die waren vorher nicht da gewesen … wie kamen die auf seinen Speicher? Und was, wenn er sich dadurch etwas eingefangen hatte? Das würde bedeuten … er musste zu IHM!

„Satanaa vittu perkele!“, zischte er in den leeren Gang. Er wollte nicht. Aber es war die einzig logische Option, um eventuell größeren Schaden abzuwenden. Schließlich fand er sich vor der Medbay wieder. „Andelu i ven“, versuchte er, sich selbst zu zu reden. Dann glitten die Schotten zischend auf.

Knockout stand vor dem Behandlungstisch und betrachtete sein Spiegelbild in einem riesigen Skalpell. Als auch Soundwave darin zu sehen war, fuhr er herum. „Oh, hey, Soundwave! Was kann ich für dich tun? Oder wolltest du mich einfach nur ansehen?“

„Unu bieron, mi petas ...“, murmelte der CO.

„Hä?“

„Il liquore“, korrigierte er sich.

Der CMO betrachtete ihn skeptisch, setzte sich und überschlug die Beine umständlich. „Also irgendetwas ist anders … Du klingst anders als sonst.“

„B'lthabt!“ Ausnahmsweise gab Soundwave ihm mal recht.

„Bist du vielleicht … erkältet?“

So ein … „Déguelasse!“

Knockout schüttelte leicht den Kopf. „Soundy, Soundy, Soundy … Ich versteh' noch weniger von dem, was du sagst, als gewöhnlich.“

Der CO widerstand dem Drang, die Optiken zu verdrehen – auch, wenn es sein Gegenüber eh nicht gesehen hätte. „Sugoi!“, seufzte er.

Der CMO gab ein Schnauben von sich und sah ihn wütend an. „Willst du Krieg? Willst du das?! Ich bin viel besser als du! Auch im Fach-Quatschen! Hör zu! Nekrose, vasovagale Synkope, Lymbalpunktion ...“ Er fuhr fort, weitere sinnlose Ausdrücke aneinander zu reihen.

Soundwave verschränkte die Servos. So wurde das nichts … „Afuan, ma fahimtu, marratan ochra, min fädlikä?“

Knockout entknotete seine Beine wieder und sprang auf. „Verarsch' mich nicht, Soundwave! Ich verbeul' dir die Panzerung, bis du aussiehst, wie eine ranzige Cola… Ähm … Mooooment. Das war jetzt aber ein ganz schön langer Satz. So viel hast du noch nie mit mir geredet! Sag mal, kannst du eigentlich auch normal sprechen?“

Endlich ein Funken Verstand in diesem leeren Lufterfrischergrab. „La-a …“ Soundwave hielt inne. Memo: Nicht reden, verstand sowie so keine Sau. Stattdessen schüttelte er nun den Kopf.

„Oh. Ach so ...“ Knockout setzte sich wieder. Und schlug wieder die Beine übereinander.

Der CO kam näher. Vielleicht konnten sie jetzt endlich zum Thema kommen. Warum zum Pit brachte er kein normales Wort mehr heraus? Vielleicht …

Ein Röhren riss ihn aus den Gedanken. Gerade noch so konnte er einer Kreissäge ausweichen, die ihm verdammt bekannt vorkam. „Tu veux la bagarre?!“

Der CMO, der den hinterhältigen Angriff ausgeführt hatte, hielt inne. „Halt doch mal still! Entspann dich, dann tut es nicht so weh.“

Soundwave hechtete zügig an das gegenüberliegende Ende der Medbay und sah sein Gegenüber mit der gleichen, ausdruckslosen Miene an, wie er es immer tat. Dabei war er alles andere als unemotional, wenn man berücksichtigte, dass er den Decepticon-Doc am liebsten niederschießen würde!

„Wie soll ich herausfinden, was bei dir schief läuft, ohne dich aufzuschneiden? Mit gezielten Fragen und gründlicher Überlegung?“

Der CO nickte hektisch.

Sein Gegenüber zuckte mit den Schultern und transformierte die noch immer laufende Kreissäge zurück in seinen Servo. „Wie du willst … Setz' dich doch.“

Langsam schlich Soundwave zu einem möglichst weit entfernten Behandlungstisch und ließ sich bedächtig darauf nieder. Knockout zückte derweil ein Daten-Pad.

„Sooo, Soundy, schauen wir doch mal, was in deinem Köpfchen falsch läuft. Wo bist du?“

„Olen terveyskeskussa“, antwortete der CO brav.

Der CMO kniff die Optiken zusammen. „Aaah ja … Erzähl mir was über dich!“

„Ojdå … Jag är född i ...“ Er brach ab, als ihn das Daten-Pad an der Stirnplatte traf.

„So wird das nichts! Hau ab und such' dir einen anderen Deppen oder komm erst wieder, wenn du aufgesäbelt werden willst!“, keifte Knockout, entknotete sich erneut und verschwand stolzierend in einem Nebenraum.

Diese Diva … Soundwave überlegte. Ob er sich 'operieren' lassen sollte? Wäre prinzipiell eine Option mit schneller und hoher Erfolgsquote … hätte der ausführende Arzt Ahnung von dem, was er da tat, verstand sich. „Heghlu' melt QaQ jajvam ...“, seufzte er – und duckte sich, als ihm ein Skalpell entgegen geflogen kam. Ach verdammt, er würde einfach versuchen selbst herauszufinden, was los war!

Wieder kamen ihm die Kätzchenvideos von Barricade in den Sinn. Für gewöhnlich ignorierte Soundwave solche irrelevanten Kommunikationsvorgänge seiner Kollegen, hieß: Er ignorierte Barricade eigentlich komplett. Dennoch befanden sie sich auf seinem Speicher. Sie mussten etwas mit der Sache zu tun haben. Was, wenn sie tatsächlich verseucht waren? Was, wenn sie sich nun auf seiner Festplatte festgesetzt, dort vermehrt und seinen ganzen Prozessor durcheinander gebracht hatten? Für ihn klang das recht logisch. Unwahrscheinlich, da weiterhin die Frage bestand, wann und wie das passiert sein konnte, aber logisch. Also würde er Barricade aufsuchen müssen. Durch die Gänge, nicht durch die Lüftungsschächte, gelangte er zu einer leeren Lagerhalle. Dort fand er den gesuchten Polizeiwagen gemeinsam mit Bonecrusher vor. Zwischen ihnen stand ein großer, brennender Reifen. Unter lautem Grölen animierten sie Frenzy und Scorponok, hindurch zu springen.

„Los, Junge, du kannst das!“

„Spring!“

Soundwave stellte sich neben sie und hob den Servo. „Kio okazas?“

„Und jetzt du, Frenzy!“

Sie ignorierten ihn. Er tippte Barricade auf die Schulter.

„Oh, hi, Soundwave! Braver Junge, Frenzy!“ Das war alles, dann drehte sich der Streifenwagen auch schon wieder weg. „Was gibt’s?“, wurde schließlich noch uninteressiert hinterher geschoben, als sich der CO nicht vom Fleck bewegte.

Soundwave überlegte. Soweit er aus Erfahrung wusste, brachte es nicht viel, Barricade einzuschüchtern. Zum einen war er sturer als ein Stahlträger, zum anderen würde er dann wohl erst recht nichts sagen und zu guter Letzt … War es verdammt schwer, jemandem klarzumachen, dass man ihn bedrohte, wenn man sich nicht verständlich machen konnte! Also brauchte er einen andere Taktik. Auch wenn es ihm nicht behagte, er musste versuchen, freundlich zu sein: Barricade Öl um's Maul schmieren, ihm verklickern, dass er ja eigentlich ein echt netter Kerl war und das alles. Überlegend legte er den Kopf schief. Soziale Kontakte knüpfte man am Besten bei gemeinsamen Aktivitäten … „Ska vi fika?“

Barricade und Bonecrusher fuhren herum. Ihre Dentalplatten hakten sich beinahe aus. Scorponok, der gerade durch den Reifen sprang, verlor an Schwung. Sein Schwanz streifte den Reifen, glühte rot und rauchte. Mit schrillem Quietschen rannte er im Kreis, bis sein hinteres Anhängsel unter lautem Krachen zu Boden fiel. Erleichtert zirpend wuselte er zu Barricade und sah ihn aus vier großen Optiken an.

Der ignorierte Blackouts Symbioten allerdings und starrte weiterhin ungläubig Richtung Soundwave. „Bitte WAS?!“

„Ska vi fika …?“, wiederholte der CO. Was bitte, war an dieser Frage so schlimm?

Barricade formte indes das Wort 'fika' lautlos mit den Dentalplatten nach.

„Ich versteh' es nicht …“, nuschelte Bonecrusher.

Der Polizeiwagen drehte sich zu ihm um. „Erinnerst du dich an das Schaubild mit den Steckern und der Steckdose?!“

Bonecrusher nickte zunächst. „Ja! … Ne.“

Soundwave war verwirrt. Worum ging es denn jetzt? „La-a äddri“, tat er kund. Und er sollte derjenige sein, der sich undeutlich ausdrückte? Klar hatte er ein Problem, aber seine Kollegen hatten dieses scheinbar dauerhaft! Bräuchte er nicht dringend Informationen, er würde sich niemals länger als absolut nötig mit diesen inkompetenten Inbusschlüsseln abgeben! Wie bekam er Barricade nur dazu, zu reden?

Zu ihren Füßen zirpte es wieder. Scorponoks Blick wirkte noch unsicherer als vorher. Zudem hatte sich Kühlflüssigkeit darin gesammelt, da ihn andernfalls niemand zu beachten schien. Man, dass die aber auch immer erst auf in aufmerksam wurden, wenn er kurz vor'm Flennen war!

Soundwave beobachtete ihn noch einen Moment lang. Hm, vielleicht konnte er die sozialen Kontakte zu seinem Vorteil beeinflussen, wenn er den Symbioten einfach mal als Thema aufgriff. Bei Menschen waren Haustiere – besonders Hunde – eine beliebte Methode, um ins Gespräch zu kommen. „Kawaii desu ne?“ Seine Stimme quietschte leicht.

Barricade reagierte jedoch ganz anders, als erhofft. Er packte Scorponok, hob ihn – sehr zu dessen Freude – hoch und drückte ihn an sich. „Du wirst deine Pfoten von ihm lassen, du Perverser!“, fauchte er dabei.

Soundwave schrieb sich eine Notiz, es niemals wieder mit irgendwem wegen irgendetwas auf die nette Tour zu versuchen. Das 'nie wieder' färbte er ein, bis er die gesamte Word-Farbpalette durch hatte. „Mi fajfas pri tio!“, stellte er klar und gestikulierte in Richtung des zufrieden pfeifenden Scorponok.

„Er ist viel zu klein, man! Alter, bei Shockwave hätte ich mit sowas gerechnet, aber ich hätte nie gedacht, dass DU solche Neigungen hast!“

Was auch immer Barricade damit meinte … Jedenfalls erschien es nicht so, als würde er noch irgendetwas aus diesen lernbehinderten Leichtmetallfelgen herausbekommen. „Tocard!“, zischte er und wandte sich zum Gehen, als eine Nachricht hereinkam. Megatron hatte eine Versammlung anberaumt. Ganz großes Kino … Aber immerhin hatte der CO so die Möglichkeit, alle anderen Decepticons auf einem Fleck anzutreffen und sie zu fragen, ob sie irgendetwas zu seinem Zustand und dessen Auslöser wussten. Jap, das war ein guter Plan! Soundwaves Laune besserte sich schlagartig. Fast hätte er angefangen, zu summen, als er in den nächstbesten Lüftungsschacht kletterte.
 

~*~*~*~
 

„Meine treuen Decepticons, im Zuge der neusten Entwicklungen ...“

„Er meint die Niederlagen gegen die Autobots“, unterbrach Starscream Megatrons Rede.

„Vernichtende Niederlagen“, ergänzte Knockout.

Soundwave saß mit den Anderen im Meetingraum. Megatron stand am Kopfende, neben ihm kippelte Starscream auf einem Stuhl vor und zurück. Knockout stand am Fenster und schien hinaus zu schauen, wobei der CO vermutete, dass der CMO eigentlich sein Spiegelbild betrachtete. In einer Ecke hatten sich Barricade, Blackout und Bonecrusher geschart. Ersterer hatte Scorponok auf dem Arm und starrte Soundwave mordlüstern an. Der Rest ihrer Truppe schloss Wetten darüber ab, wie lange es dauern würde, bis Megatron seinem SiC eine zimmerte.

Doch für's Erste fuhr ihr Anführer fort, sein Gefolge von oben bis unten voll zu schwallen – auch wenn wirklich niemand zuhörte. „ … des Weiteren gab es einen beunruhigenden Zwischenfall …“

Soundwave wurde hellhörig. Sollte sein Boss, allen Wahrscheinlichkeiten zum Trotz, tatsächlich einmal eine Ahnung von dem haben, was auf der Nemesis vor sich ging? Leider verstand er ihn kaum. Das allgegenwärtige Gebrabbel, das Megatron scheinbar geflissentlich überhörte, war einfach zu laut. Schnell sprang er auf und schrie: „Konungr mælti!“

Es wurde schlagartig still im Raum.

„Ähm, was … hä?“, ließ Megatron verlauten.

Und in den hatte Soundwave Hoffnungen gesetzt …

Knockout wirbelte auf einem Bein herum. „Tja, Soundy hier hing schon den halben Tag in meiner Medbay rum und hat mich voll geheult. Der kriegt irgendwie keinen richtigen Satz zusammen“, erklärte er.

Der CO, schon den ganzen Tag geladen, wie ein zorniges Proton, schritt durch den Raum, hob dem Servo und verpasste dem CMO eine Ohrfeige, dass noch die Ruinen von Cybertron wackelten. „tihingau qur DatichDi! Seng ylghuH!“

Knockouts Hand wanderte zu seinen Gesichtsplatten. Einige Sekunden verharrte sie dort, ehe er mit einem Aufschrei, der dem eines Squishy-Weibchens gleichkam, das von einem entstellten Serienmörder gemeuchelt wurde, aufsprang, eine Schublade am Tisch aufriss und darin herum wühlte. Einige Lufterfrischer, Knockout-Autogrammkarten und Poliermittel später, förderte er einen Spiegel zu Tage. Nach etwas hektischem Betaschten und Mustern seines Gesichts, seufzte er erleichtert auf. „Wolltest du mir die Lackierung ruinieren?! Mein Primus, ich sollte dich wirklich aufschneiden, wenn du unter solchen Stimmungsschwankungen leidest!“

Soundwave verschränkte die Servos. Selten hatte er so einen gequirlten Bullshit gehört. Zudem hatte seine Handgreiflichkeit scheinbar nichts gebracht …

„Was ist denn hier los? Und wo ist Brawl?“, quengelte Megatron derweil.

Die Anderen sahen sich um. Tatsache. Ein Teil ihrer zwangsgestörten Zirkustruppe fehlte. Zudem hatte ihr Anführer noch immer nicht erklärt, weswegen sie eigentlich hier waren. Aber war eigentlich auch unlogisch, zum Punkt zu kommen, wenn sie nicht vollzählig waren …

Soundwave seufzte leise. Er brauchte Urlaub. Auf dem Pluto. Dringend. „Padathon sen ner laer na imladris ...“

Sein, für die restlichen Anwesenden, sinnfreies Gelaber, zog Megatrons Aufmerksamkeit auf sich. Zumindest, nachdem ihr Boss seinen SiC mit einem Hecktritt aus dem Raum befördert hatte, damit er Brawl suchen konnte. „Und was ist jetzt mit dem da?“, fragte er und fuchtelte in Soundwaves Richtung.

Soundwave wollte antworten, wurde jedoch sogleich mit einer unwirschen Geste unterbrochen. „Nicht du! Jemand, den man auch versteht!“

Also erklärte Knockout mit theatralischen Gesten, was er glaubte zu wissen. Soundwave fiel dazu auch eine Geste ein, aber die gehörte nicht in eine Unterhaltung unter zivilisierten Robotern. Unter dem Tisch führte er sie trotzdem aus. Bonecrusher bekam das mit, woraufhin ihm beinahe die Optiken aus dem Schädel fielen. „Woha ...“

„Ah ja … Also, was genau ist jetzt bei Soundwave kaputt?“, fragte Megatron dem CMO schließlich.

Der zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Er lässt sich ja nicht aufschneiden!“

Der Anführer wandte sich an seinen CO. „Und warum nicht?“

Vielleicht, weil er – im Gegensatz zu diesem Haufen Schrott, der sich ihr Boss schimpfte – an seinen Teilen hing?

„Eines ist komisch ...“, warf Thundercracker ein. „Man versteht Soundwave ja schon im Allgemeinen nicht … wieso jetzt plötzlich dieser Totalausfall? Da muss es doch irgendeinen Auslöser für geben.“

„Na ja, wenn er Wikipedia rezitiert, klappt das mit der Verständigung doch eigentlich ganz gut“, wandte Skywarp ein.

„Stimmt, aber mit Wikipedia ist er auch verheiratet“, kommentierte Breakdown.

„Soundwave und Wiki sitzen auf 'nem Baum, knutschen rum, man glaubt es kaum!“, stichelte Barricade.

„Ob die wohl schon geinterfacet haben? Bestimmt träumt er jede Nacht davon! Oh, Wikipedia, komm in meine Arme!“, schloss sich Knockout an und schmiss sich an den Streifenwagen heran.

„Oh, Soundwave!“, erwiderte der, blöde kichernd.

„Ey, Leute! Stellt euch nur mal die Sparklinge vor!“, krakeelte plötzlich Laserbeak. Jetzt fiel ihm also auch noch der in den Rücken!

„Na, das wären dann wohl Wikisources, Wikionary, Wikileaks und dieser Snowden!“, sprang zu guter Letzt auch noch Blackout fies grinsend auf den Zug auf.

Soundwaves Fäuste zitterten. Ach was, selbst seine Tentakeln zuckten. Diese … diese … nein, es gab kein Wort in einer der ihm bekannten Sprachen, das seinen Ärger zur Genüge widerspiegelte. Zudem war er für kreative Neologismen zu wütend. Geistig ging er Strategien und Konsequenzen eines Massakers epischen Ausmaßes durch, als das Zischen einer Tür seine Kameraden vor dem unweigerlichen und schmerzhaften Ende des Scheißhaufens, den sie Leben nannten, rettete.

„Hab' ihn!“, verkündete Starscream und schmiss Brawl in den Raum.

Der trug ein quietschbuntes Headset und nuckelte an einem Becher mit eingebautem Stohhalm. „Ey, Leute! Gruppenchat oder was? Bereiten wir uns auf einen Raid vor? Na dann haben wir aber auf jedenfall zu wenige auf DPS-geskillte DDs dabei.“

Schlagartig bemerkte Soundwave etwas. Diese sinnlosen, englischen Abkürzungen, die in einem normalen Gespräch so gar keinen Sinn ergeben wollten … So etwas ähnliches war ihm am Morgen durch den Prozessor gegangen. Schnell sprang er zu Brawl, packte ihn am Hals und zog ihn auf Augenhöhe hinauf.

„Hey, Soundwave! Danke nochmal für deine Mithilfe! Übrigens … ich hab' da so 'nen fiesen Kanadier am Start, der mich immer instant-killt. Willst du nicht in meine Gilde einsteigen? Bei deiner Netzgeschwindigkeit laggt das sicher nicht!“, röchelte der.

„Are?“ Soundwave legte den Kopf schief. Hilfe? Er hätte Brawl höchstens bei seinem Ableben geholfen. Und da der noch am Leben war, war das nicht möglich …

„Darf ich eigentlich nochmal über dich patchen? Update 15768 Alpha ist draußen!“

Über ihn … patchen? Er hatte doch nicht … Oh Primus, er hatte! Soundwave fühlte sich plötzlich schmutzig, benutzt. Und er hatte den Drang, sich – und insbesondere seine LAN-Schnittstelle – mit Stahlbürste und Säure zu behandeln. Er ließ Brawl los, woraufhin dieser scheppernd zu Boden ging.

„Quanto … quanto sará pesante il tuo castigo?“

„Öhm … möp?“ Brawl sah zu Starscream.

Der grinste. „Das hieß: 'Lauf, kleines Opfer, lauf'!“, übersetzte er sinngemäß.

Mit einem Aufschrei sprang Brawl auf und rannte davon, Soundwave an seinem Auspuff. Der Rest der Decepticons sah dem Ganzen unberührt zu.

„Überwache das Ganze und sorge dafür, dass mein CO wieder in Ordnung kommt!“, wies Megatron noch Knockout an, dann erklärte er das Meeting für beendet.
 

~*~*~*~
 

Am nächsten Morgen, als er in der Medbay aufwachte, konnte sich Soundwave nicht mehr an den Vorabend erinnern. Er wusste nur, dass er wieder normal reden konnte – wenn er denn wollte – und, dass seine Fäuste wehtaten. Lediglich die Energon-Flecken daran verwirrten ihn ein wenig. Doch lange musste er nicht auf Aufklärung warten, denn Knockout hatte von seinem kleinen Denkzettel ein Video gemacht – und es mit 'Hit me baby one more time' unterlegt.

Mega-Märchenstunde, erster Streich

Mega-Märchenstunde, erster Streich
 

Lautstarkes Gezanke drang selbst durch seine geschlossene Kabinentür. Wütend blubbernd versenkte sich Megatron weiter in seiner Stahlwanne. Da wollte man einmal in Ruhe sein neues Badesalz ausprobieren und dann …

Etwas klirrte. Klang nach einem Monitor. Soundwave musste sich riesig freuen. Erst neulich musste er sich bei einem Meeting einen ellenlangen Vortrag darüber anhören, wie im Hauptquartier mit dem Equipment umgegangen wurde. Mit einer der Gründe, warum er sich aus einem Torpedo und einem Gartenschlauch eine eigene Wanne gebastelt hatte. Die lief zwar aus, aber da er es ja nicht wegmachen musste, ging ihm das an seinem glänzenden Heck-Spoiler vorbei.

Es krachte, diesmal lauter. Uh, das war was Größeres. Da musste er einschreiten. Genervt brummend stieg ich aus der Wanne.

„Gib es HER!“

„Nö, zwing mich doch!“

Wieder einer dieser sinnlosen Streits bei dem immer so viel zu Bruch ging. Er seufzte und zerdrückte mit dem rechten Servo ein leeres Regal. Immer diese Zerstörungswut. Schnell tippte er den Code für die Tür ein, die sich zischend öffnete.

„Na, dann fang es doch!“

Etwas Schweres, Eckiges knallte ihm in das Gesicht. Er erkannte gerade noch bunte Bilder und Buchstaben bevor es schwarz vor seinen Optiken wurde. Es wurde totenstill während das Ding an seinen Gesichtsplatten herunterrutschte. Sofort konnte er das Energon in seinen Leitungen rauschen hören. Nur nicht ausflippen … NICHT ausflippen.

Er wartete einige Mikrozyklen ab, bevor er das Ding von sich zupfte. Barricade ächzte leise, nahm den Servo runter und versuchte, unschuldig auszusehen. Dabei konnte selbst ein lernbehinderter Zweitklässler berechnen, dass das Ding von ihm geschmissen worden war. Er sah sich um. Außer ihm waren da noch Blackout, der ängstlich auf das Ding in Megatrons Servos starrte, Bonecrusher, Brawl, Thundercracker, Soundwave und der Zoo.

„Ähm ... seid gegrüßt, Lord Megatron!“, kiekste Blackout heiser.

Megatron ignorierte ihn und besah sich des Dings. Ein ... wie nannten die Fleischlinge diese analogen Informationsträger noch gleich? ... Ach ja, das war eines dieser Bücher!

„Wem gehört das?“, knurrte er.

Wie erwartet, rutschte Blackout auf seinem Platz herum und hob dann die Hand. „M... m... mir, Lord Megatron.“

Argwöhnisch blitzte Megatron ihn aus zusammengekniffenen Optiken an. „Du kannst Squishy lesen?“, fragte er ungläubig. Dass Blackouts Prozessorleistung dazu reichte, konnte er sich nicht vorstellen. Der besagte Mech sah zu Boden.

„Hübsche Bilder ...“, brummte Bonecrusher. Brawl, Blackout und der Zoo nickten leicht. Soundwave schien von dem ganzen nichts mitbekommen zu haben und Barricade versuchte noch immer, sich unschuldig blickend aus dem Staub zu machen.

Megatron klappte das Buch zu und las den Titel. Danach sah er seine Truppe zweifelnd an. „Grimms Märchen? Ernsthaft?“ Wenn er ehrlich war, hatte er keine Ahnung, was das war. Aber es klang nicht nach Blut, Meuchelmord oder Geheimdokumenten, die die Schwächen der Fleischlinge offenbarten. Er blätterte wahllos durch die Seiten. Auf den Bildern waren meist Squishy-Weibchen mit seltsamen, bunten, aufgeblähten Unterkörpern oder Männchen, die auf dem Boden herumknieten, zu sehen. Also handelte es sich vielleicht doch um Foltermethoden?

„Lord ... Megatron?“ Blackout kam vorsichtig näher, während sein Gebieter die ersten Zeilen las und leise murmelte. Er bedachte den Helikopter mit einem Todesblick©. „Was ist?!“

„Lauter“, nuschelte er und begab sich schnell in gebührenden Sicherheitsabstand. Megatron ließ seine Optiken über den Rest schweifen. Alle starrten ihn bittend an. Scorponok wuselte heran, drehte einen Kreis vor seinen Füßen, zirpte und legte den Kopf schief, um ihn mit vier großen, beinahe feuchten Optiken anzuglotzen. Er verzog angewidert das Gesicht, bewegte sich aber trotzdem zu einem Sessel und seufzte. Kurze Zeit später waren alle treuen Decepticons – außer Starscream, aber der war ja nicht treu – um ihn versammelt. Vielleicht sollte er seine Reden auch mal in so ein Buch schreiben ... dann wäre ihm die Aufmerksamkeit sicher. Er räusperte sich, dann schlug er das Buch auf.

„Es war einmal ...“

„Hey, ihr Vollholznudeln!“ Starscream stürmte in den Raum und ließ sich auf ein Sofa fallen. Ein „Pst!“ dröhnte ihm von allen Seiten entgegen. Vor Schreck fiel er von seiner Sitzgelegenheit.

„Was geht ... ab?“, ächzte er, während er sich aufrappelte.

„Lord Megatron liest vor, also halt die Klappe!“, knurrte Brawl.

Triumphierend grinste besagter Anführer Starscream an, als die gesamte Truppe mit einfiel.

„Du kannst lesen?“, meinte der Seeker ungläubig.

Das Grinsen fiel Megatron von den Gesichtsplatten. Er wandte sich wieder dem Text zu, den er ausgesucht hatte. Der Titel gefiel ihm.

„Also ... Der Fröschkönig oder Der eiserne Heinrich ...“

Natürlich wurde er wieder unterbrochen.

„Was ist mit dem?“

„Idiot, das ist der Titel!“

„Eisern? Rostet das nicht?“

Ein schepperndes Geräusch erklang.

„Es war einmal ...“

„Was denn?! Eisen rostet doch! Hau mich nich'!“

„ES WAR EINMAL!“, brüllte Megatron. Stille kehrte ein. „Es war einmal ein König ...“

„Was ist ein König?“

„Ein Fleischlingsherrscher.“

„Herrscher? Wie Lord Megatron?“

Starscream schnaubte.

„EIN KÖNIG! Der hatte viele schöne Töchter, aber die jüngste war die Schönste und er liebte sie am meisten ...“

„Voll gemein!“

„Aber wenn sie die Schönste war? Vielleicht sollte sie seine Nachfolgerin werden.“

„UND DESWEGEN ... deswegen schenkte er ihr einen goldenen Ball.“

„Einen goldenen Ball?“

„Rostet das nicht?“

„EINEN GOLDENEN BALL! Und jeden Tag ging sie an einen kühlen Brunnen und spielte mit ihrem Lieblingsspielzeug.“

„Starscream ist das Lieblingsspielzeug von Megatron!“

Megatron linste zu seinem SiC, der wütend in die Menge sah. Dabei stimmte das gar nicht. Genau genommen war das eine Beleidigung für seine Spielzeuge!

„Doch eines Tages, als sie wieder am kühlen Nass saß, fiel ihr der goldene Ball aus den Händen und in den Brunnen.“

„Tja ... fail!“

„Fleischlinge sind sooo unfähig!“

„Das rostet doch!“

„Halt's Maul, Brawl!“

„IN DEN BRUNNEN! Die Königstochter weinte bitterlich und konnte sich nicht mehr trösten. Da tauchte ein Frosch auf ...“

„Ein Frosch? Wieso das?“

„Zuhören, Barricade!“

„EIN FROSCH AUF! Und er rief ihr zu ...“

„Ähm, du weißt schon, dass Frösche nicht reden können?“

„Ruhe, Chickenwing! So steht das da!“, fauchte Megatron.

„Man, was haben die Fleischlinge nur geraucht?“

„Korrektur: Eher gespritzt. Begründung: Klingt nach humanen Nebenwirkungen von Heroin.“

„Klappe, Soundwave!“

„Humane Nebenwirkungen? Hast du's etwa schon an dir ausprobiert?“

Stille.

„Jedenfalls rief der Frosch ihr zu: 'Was hast du, Königstochter? Selbst Steine würden sich deiner erbarmen!‘“

„Warte, reden jetzt auch Steine?“

„Ne, der Frosch labert Scheiße.“

„DIE PRINZESSIN!“, er räusperte sich. Ging doch auf den Stimmapparat, das Geschrei. „Die Prinzessin klagte ihm ihr Leid und er antwortete, dass er ihr ihre Kugel vom Grund holen wollte, wenn sie ihm einen Kuss versprach.“

„Was ist ein Kuss?“

„Erst googlen, dann blöd fragen, Blackout!“

„IHR EINEN KUSS VERSPRACH! In ihrer Eile, ihr Kleinod wieder zu bekommen, stimmte sie zu. Der Frosch tauchte ab und förderte den goldenen Ball wieder zu Tage. Aber bevor er ihr Versprechen einfordern konnte, hob die Königstochter ihre Kugel auf und rannte ins Schloss, ohne den Frosch noch eines Blickes zu würdigen.“

„Vielleicht will der Frosch sich rächen? Er könnte Decepticon werden!“

Zustimmendes Gemurmel.

„Doch der Frosch ließ sich nicht abbringen und hüpfte zum Schloss, um dort dem König sein Leid zu klagen. Der wurde zornig und verlangte von seiner Tochter, ihren Schwur einzulösen.“

„Petze ... Ich hege Sympathien für den Frosch.“

„Wen wundert das, 'Scream?“

„Die Prinzessin nahm den Frosch mit in ihr Gemach. Doch als der Frosch sich auf ihr Bett setzte, überkam sie der Ekel, sie nahm den Frosch und warf ihn gegen die Wand.“

„Die Prinzessin wäre auch ein guter Decepticon.“

„Und dann nervt uns Greenpeace wegen Tierquälerei!“

„DER FROSCH! Der Frosch verwandelte sich in einen schönen Prinzen, der aufstand und der Königstochter liebevoll in die Augen sah.“

„Anmerkung: DAS lässt sich nicht mit keiner Kombination aus allen bekannten Drogen erklären.“

„Das Experte spricht ...“

„Und wieso sah er sie liebevoll an? Das Miststück hat ihn gegen eine Wand geschmissen. Hardcore-Masochist oder was?“

„Was ist ein Masochist?“

„Google es, Blackout!“

„UND DER PRINZ erklärte ihr, dass eine Hexe ihn verflucht hatte und bat sie, seine Frau zu werden. Voller Freude nahm sie an. Tags darauf fuhr eine Kutsche vor, um das Paar in des Prinzen Königreich zu bringen. Auf dem Kutschbock saß der treue Heinrich, der Diener des Prinzen.“

„Wo kommt plötzlich der Bock her?“

„Was ...“

„BLACKOUT, GOOGLE ES!“

„Das ist wie Starscream, nur ohne Flügel!“

„Ich geb' dir gleich ohne TÜRflügel!“

„Anmerkung: Die Hörner eignen sich bestimmt zur Drogenherstellung ...“

„AUF EINMAL!! Auf einmal tat es einen lauten Knall und der Prinz streckte den Kopf zu seinem Diener hinaus. 'Heinrich, der Wagen bricht!' Doch der antwortete: 'Nein Herr, der Wagen nicht! Es war das Band um mein Herz, das da lag in großen Schmerzen. Als ihr noch im Brunnen saßet und ein garstig Fröschlein ward.'.“

„Der sollte mal zum TÜV gehen. Das klingt gar nicht gut.“

„Ich hab' doch gesagt, das rostet!“

„NOCH ZWEIMAL! Noch zweimal knallte es und jedes Mal antwortete der treue Diener dasselbe. Im Schloss des Königssohns wurde eine prächtige Hochzeit gefeiert und sie lebten glücklich zusammen. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch ...“

QUIETSCH!

„Noch quietsch?“

Panisch schlug sich Megatron auf den Hals.

„Hm, das Ende war seltsam. Auch ohne das Quietsch. Dieser Diener war seltsam. Und sinnfrei. Und kein Roboter“, sinnierte Barricade, während Megatron Hände ringend versuchte, auf sich aufmerksam zu machen.

Aber die Schwachmaten schwafelten einfach weiter! Verärgert quietschte er erneut. Ein Draht hatte sich in seinem Stimmapparat gelöst. Dieses verdammte Märchen!



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