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Storming Hearts

Finding Yourself
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Wow, ich habe echt lange nicht mehr an dieser FF geschrieben - doch das möchte ich ändern. Sagte ich im Juni 2015. Und daran halte ich mich jetzt auch. Bisher habe ich Kapitel 2 und 3 noch in Rohfassung, arbeite an Kapitel 4 und freue mich schon darauf, diese und die anderen hochladen zu können.

Viel Spaß beim lesen und sorry, dass ihr so lange warten musstet >_< Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So, da bin ich wieder mit einem neuen Kapitel. Diese FF hatte ich schon zu lange offen und es wird an der Zeit, dass ich sie endlich mal fertig mache. Was ich dieses Jahr auch vorhabe^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Viel Spaß beim Lesen :3 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ja, ich hab ewig nicht mehr an der FF geschrieben, einfach, weil ich ehrlich gesagt keine Lust mehr hatte. Aber jetzt hab ich sie wieder und möchte sie nun beenden. Idealerweise jetzt im August :-)
Sorry, dass ich euch so lange hab warten lassen. Komplett anzeigen

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Prolog

„Na, wie ist euer Rennen eigentlich ausgegangen?"

Rainbow Dash hob ihren Kopf und blickte Twilight in die Augen. Nachdem sie ihren letzten Biss runtergeschluckt hatte, antwortete sie ihrer Freundin: „Es war ziemlich spannend, ein ziemliches Kopf-an-Kopf-Rennen, wie du dir vermutlich denken kannst. Aber am Ende bin ich die Siegerin gewesen.“ 

Ein leichter Stolz lag in ihrem letzten Satz, denn Rainbow Dash liebte es mehr als alles andere, wenn sie eine Herausforderung gewann.

„Mittlerweile haben wir Gleichstand, es steht 15:15. Aber beim nächsten Mal werde ich sie überrunden“, erwiderte sie mit einem siegessicherem Lächeln auf den Lippen.

Den Vorderhuf an ihr Kinn tippend, dachte Twilight kurz nach, bevor sie kurz darauf nachhakte: „Moment, das würde aber bedeuten, dass du 15 Mal gegen Applejack gewonnen und verloren hast. Ich dachte immer, du könnest allein den Gedanken ans Verlieren nicht leiden?“

Darauf musste das Pegasuspony kurz auflachen.

„Ach, Twilight, daran hat sich doch nichts geändert. Es ist nur so, dass Applejack wie ich eine gute Sportlerin ist und sie mir ebenbürtig ist. Natürlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis ich die bessere von uns beiden sein werde. Aber gegen sie zu verlieren ist absolut keine Schande. Da stehen wir längst drüber.“

Das Grinsen auf ihrem Gesicht wurde nun etwas breiter.

„Schön zu sehen, dass ihr seit dem Blätterrennen damals dazu gelernt habt“, lobte Twilight.

„Nun würde mich aber doch mal interessieren, wie das Blätterrennen nun eigentlich verlaufen ist. Hast du kurz Zeit, es mir zu erzählen?“

Damit hatte Twilight bei ihrer Freundin einen Nerv getroffen. Wenn es darum ging, mit den „Heldentaten“ oder in dem Fall, „Siegestaten“ anzugeben, war sie in ihrem Element. Nach gerade mal zwei Sekunden nickte sie Twilight zustimmend an.

Kurz darauf bezahlte sie ihren kleinen Snack und folgte Twilight zu ihrem Haus, bis sie schließlich im Eingangsbereich stehen blieben.

„Das ist ja super – willst du etwas trinken? Spike, bring uns bitte zwei Tassen Tee“, sagte Twilight zu ihrem kleinen Assistenten, der sich gerade zu den beiden gesellt hat. Rainbow Dash wollte noch etwas dagegen einwenden, aber da war Spike schon unterwegs und tauchte wenige Minuten später mit einer Kanne und zwei Tassen wieder auf, welchen er ihnen auch einschenkte, während die Beiden es sich in Twilights Studierzimmer gemütlich machten.

„Also gut, es hat damit angefangen, dass wir uns mal wieder für eins unserer freundschaftlichen Wettrennen verabredet hatten …“

 

„Na, Rainbow Dash, bist du bereit?“

Breit grinsend sah Applejack zu ihrer besten Freundin, welche sich gerade durch ein paar Streckübungen aufwärmte. Sie selbst streckte dabei die Hufe.

„Natürlich bin ich bereit, “ kam es von dem Pegasuspony, „bereit gegen dich zu gewinnen!“

Dafür hatte Applejack nur ein Lächeln übrig, wenn auch ein freundliches. „Achja, das glaubst auch nur du.“ Zwinkernd schaute sie zu ihrer „Konkurrentin“ hinüber. 

„Natürlich werde ich heute gewinnen, was hast du denn geglaubt? Mit diesen Beinen kann ich nur gewinnen.“ 

Zuversichtlich blickte sie auf ihre Hinterläufe, mit denen sie tagtäglich die Farmarbeit erledigte.

„Das war letztes Mal, Applejack, aber heute wird es anders sein. Heute hast du keine Chance gegen mich.“

Mit diesen Worten beendete sie das Aufwärmprogramm und stellte sich an die Startlinie.

„Das werden wir sehen, Rainbow, das werden wir sehen!“

Auch sie beendete ihre Streckübungen und gesellte sich zu ihr an die Startlinie.

„Möge das bessere Pony gewinnen“,  meinte das Erdpony und spuckte auf ihren rechten Huf. Rainbow Dash erwiderte dies, indem sie auf ihren linken Vorderhuf spuckte, und ihn anschließend gegen Applejacks entgegengestreckten Huf stieß.

Doch im Gegensatz zu damals, dem Blätterrennen, blickten sich die beiden nicht feindselig, sondern vergnügt an. In den Augen der jeweils anderen spürten sie, dass es ein interessantes Rennen werden wird, was die Siegeslust verdoppelt.

Doch auch der Lauf selbst machte beiden ziemlich viel Spaß, und darum ging es ihnen am meisten. Gefüttert mit einer starken Prise Gewinnerstolz.

Im gleichen Augenblick tauchte neben der Startlinie Applebloom auf, die für die Beiden immer das Startsignal gab, und heute ebenfalls.

„In Ordnung, seit ihr bereit?“

Langsam zählte sie den Countdown runter und kaum dass sie die Eins ausgesprochen hatte, ließ sie das Signal ertönen.

Wie aus der Pistole geschossen rannten Applejack und Rainbow Dash, was das Zeug hält. Denn auch wenn es ein friedliches Rennen war, so wollte doch jede von ihnen gewinnen.

 

Neben den friedlichen Absichten gab es noch einen weiteren Unterschied zum damaligen Blätterrennen: Sie sind sich fair gegenüber und versuchten nicht, sich ihren Sieg durch Schummeln zu erreichen.

So kam es, dass sie lange Zeit Kopf an Kopf rannten und sich gegenseitig warnten, wenn ihnen etwas in den Weg kam. Zum Beispiel wenn eine von ihnen eine Wurzel, die im Weg lag übersah und die andere sie davor warnte.

Denn selbst für Rainbow Dash, die sonst immer sehr schnell dabei war, wenn es darum ging, unfaire Methoden zu benutzen, war es wichtig, dass das Rennen zwischen ihnen sportlich und fair blieb.

Dabei hatten sie sich nicht darüber abgesprochen, es war ein stilles, unausgesprochenes Abkommen, das sie abgeschlossen hatten.

„Na, bist du schon aus der Puste? “, versuchte Applejack ihre „Gegnerin“ zu necken.

„Ich und aus der Puste? Wäre doch gelacht, wenn dem schnellsten und sportlichsten Pegasuspony von Equestria so schnell die Puste ausgehen würde.“

Mit diesen Worten legte sie noch einen Zahn zu, was Applejack dazu animierte selbiges zu tun. Immer wieder überrundete die eine die andere und so ging es eine ganze Weile lang.

Irgendwann kamen sie an einem kleinen Bächlein vorbei, an dem sie sich eine kurze Pause gönnten. Applejack hatte ihn einmal bei einem ihrer Rennen entdeckt und war von dem klaren, frischen Wasser, das sich darin befand, sofort begeistert. Seitdem war es ein idealer Ort für die beiden, um Kraft zu tanken, sich kurz auszuruhen und das Wasser zu genießen.

Der Meinung war auch ein Eichhörnchen, das sich nun ebenfalls an den Bach herantraute, um sich ein wenig von dem Quellwasser zu gönnen.

Nach wenigen Minuten nahm Applejack einen letzten, kräftigen Schluck, bevor sie in Rainbow Dashs Richtung guckte:“ Was meinst du, können wir weitermachen?“.

„Na klar können wir los, am besten sofort“, neckte Rainbow Dash zurück. Erholt und gestärkt setzten sie ihr Rennen fort.

Auch im zweiten Teil schenkten sie sich nichts, denn an dem heutigen Tag waren beide in ihren Bestformen und bereit, alles zu geben.

 

Doch auch der zweite Teil forderte seinen Tribut und so kamen die beiden Ponys schwer atmend und etwas erschöpft in die Nähe der Ziellinie.

Sie spürten ihre taubgelaufenen Beine und das rasselnde Brennen in ihren Lungen. Wie sich die Erschöpfung in ihren Körpern ausbreitete. Dennoch, keine von ihnen wollte aufgeben oder nachlassen. Nicht so kurz vor dem Ziel.

Als sie das rote Band sahen, setzten sie noch mal all ihre Kräfte ein. Bloß die erste sein, nicht die andere gewinnen lassen. Dazu war der Stolz zu groß, selbst in einem freundschaftlichen Rennen wie diesem.

Die Muskeln in ihren Beinen begannen sich dagegen zu wehren, doch darauf hörten die beiden nicht. Darum würden sie sich kümmern, wenn sie hinter der Linie waren.

Nur noch wenige Meter trennten sie vom erlösenden Ziel. Applejack sah zu ihrer besten Freundin, war aber zu nicht mehr als einem müden, aber zufriedenem Lächeln imstande. Diese antwortete mit dem gleichen Lächeln, einem Lächeln, das mehr sagt als jegliche Worte. Einem Lächeln voller Glück.

In der Zwischenzeit hatte sich Applebloom zur Ziellinie begeben, mehr als aufgeregt, die heutige Gewinnerin küren zu dürfen.

Nur noch wenige Hufschritte trennte sie von der Linie, bis dann schließlich mit wenigen Zentimetern Vorsprung ein blauer Kopf das Band von der Halterung riss.

Etliche Schritte später kamen die Beiden zum Stehen.

Appleblooms hocherfreute Siegesrufe nahmen sie nur am Rande wahr. Denn so sehr sie auch im Glauben waren, die Ausmaße ihrer Erschöpfung schon während des Rennens gespürt zu haben, so waren sie im Irrtum. Das wahre Ausmaß zeigte sich erst jetzt.

Mit schnellen und hektischen Atemzügen zogen sie so viel Luft in ihre ausgelaugten Leiber, wie sie konnten. Auch die Proteste der Beinmuskel, die sie bis jetzt perfekt hatten ignorieren können, lärmten nun unsagbar laut.

Zufrieden sahen sie sich in die Augen. Sie brauchten oft nicht viele Worte, sich zu verständigen, so auch in diesem Moment.

Erschöpft, aber glücklich, legten sie sich auf eine Wiese neben der Rennstrecke und betrachteten keuchend den Himmel.

Als sie sich fast vollständig wieder gesammelt hatte, nahm Applejack das Wort an sich.

„Was könnte es schöneres an einem solchen Tag geben, als mit der besten Freundin der Welt ein Rennen zu veranstalten und anschließend den Himmel zu betrachten?“

Rainbow Dash schaute kurz zu ihr rüber.

Normalerweise hätte sie sich nicht mit solchem „Mädchenkram“ weiter aufgehalten, aber da sie hier nur zur zweit waren und es ihre beste Huffreundin Applejack war, die das gesagte hatte, lächelte sie und meinte nur: “Es gibt nichts besseres.“

„Das kannst du laut sagen!“

So blieben sie noch eine Weile liegen, und betrachteten weiter den Himmel. Ohne großen Zeitdruck, ohne Stress und Hektik. Einfach zwei Freundinnen, die den Tag genossen.

 

Schließlich vergingen so ein paar Stunden, ohne dass die beiden es merkten.

Lediglich ihr Gefühl und die Tatsache, dass die Sonne längst weitergezogen war, konnten ihnen zeigen, wie lange sie schon hier lagen.

Sich genüsslich streckend stand Applejack auf.

„Gratuliere, Rainbow Dash, heute hast du mich echt besiegt. Dann steht es wohl 15:15 zwischen uns. Also ein Gleichstand.“

Sie nahm ihren Cowboyhut, den sie stets trug, vom Boden und setzte ihn sich auf.

„Aber beim nächsten Mal werde ich dich überrunden!“

Lachend sah sie ihr Gegenüber an.

„Du willst mich überrunden? Da möchte ich aber dabei sein. Eine Rainbow Dash wirst du nicht so schnell besiegen!“

Sie dachte kurz nach, bevor sie eine ihrer Meinung nach geniale Idee hatte.

„Hey Applejack, sag mal, was hältst du davon, wenn wir morgen gleich nochmal ein Rennen machen? Dann kannst du mir ja beweisen, wie du mich überrunden willst.“

Doch von Freude war bei Applejack kaum etwas zu spüren, eher im Gegenteil.

„Tut mir Leid, Sugarcube, morgen kann ich nicht. Wir müssen all unsere Schweine säubern und da wird jeder Huf gebraucht. Tut mir leid … können wir das auf nächste Woche verschieben, zur gleichen Zeit?“. 

Doch Rainbow Dash legte ihr einen Huf auf die Schulter.

„Das ist kein Problem, AJ. Verschieben wir es einfach, deine Arbeit auf der Farm geht vor. Und derweil werde ich ein wenig trainieren, ich hab es immerhin mit einem der sportlichsten Ponys in Ponyville zu tun, “ fügte sie mit meinem Zwinkern hinzu.

Ein beruhigtes Lächeln zeigte sich auf Applejacks Lippen. „Da wirst du aber eine ganze Menge trainieren müssen, wenn du mich das nächste Mal erneut schlagen willst.“

„Darauf kannst du dich verlassen!“

Darauf mussten sie für eine kurze Weile herzlich lachen, bevor sie auseinander gingen. Die Cutie Mark Crusaders wollten einen Flaschenzug an ihrem Clubhaus installieren und Applejack hat ihnen dazu ihre Hilfe angeboten.

„Also dann, wir sehen uns!“ „Ganz genau!“.

Mit einem freundschaftlichen Brohoof verabschiedeten sie sich und gingen jede ihre Wege. Applejack ging ihrer Schwestern und deren Freunden helfen, während Rainbow Dash ein paar Flugkünste übte.

Doch nach einer Zeit spürte sie ein leeres Gefühl in der Magengegend und beschloss, sich in Ponyville ein Gänseblümchensandvich zu gönnen. Bis zu dem Moment, als Twilight auf sie stieß und zu sich in die Bibliothek einlud.

 

„Wow, dann hattet ihr beide ein echt spannendes Rennen. Danke, dass du davon erzählt hast.“

Allein bei dem Gedanken musste Rainbow Dash wieder lachen.

„Was hast du auch von uns zwei mega-sportlichen Ponys anderes erwarten können? Leider hat Applejack erst nächste Woche Zeit, das Rennen wäre wirklich sogar noch viel spannender geworden.“

Sie scharrte kurz mit dem Huf auf den Boden, gefolgt von einem Geistesblitz.

„Aber wenn du und die anderen Lust habt, könnt ihr uns ja beim nächsten Rennen zusehen, wie ich meinen 16. Gewinn mache. Das wäre eine echt lustige Sache.“

Twilight war sofort begeistert von der Idee und schnappte sich sofort Federkiel und Pergament.

„Wir müssen nur noch den anderen Bescheid sagen; und vom Ballon aus dürften wir alles sehen. Pinkie könnte das Rennen dann auch wieder kommentieren … das wird bestimmt ein großer Spaß werden.“

Mit dieser Vorfreude angesteckt fügte Rainbow Dash noch hinzu:“ Ja, und dann wird es eine Siegesfeier für mich geben!“

Man merkte schon, dass Rainbow Dash siegessicher wie immer war.

„Dafür musst du aber erst noch gewinnen, bevor wir überhaupt eine Feier machen, meinst du nicht?“

Rainbow Dash folgte Twilight, die in der Zwischenzeit längst zur Tür gegangen war und kratze sich kurz verlegen am Hinterkopf.

„Also bitte, warum sollte ich das nächste Mal verlieren?“

Jetzt musste Twilight lachen.

„Komm, du 'Siegerpony', gehen wir zu den anderen und erzählen ihnen von unserer Idee.“

Ankündigung

Nur widerwillig schleppte sich Rainbow Dash aus ihrem gemütlichen Bett. Zwar musste sie nicht zu „Schlaumeier-Uhrzeiten“, wie sie sie immer wieder nannte, aufstehen. Trotzdem wäre ihr nach einer oder zwei weiteren Stunden Schlaf. Sie schaltete den schlimmsten Feind am Morgen aus und rieb sich den Schlafsand aus den müden Augen.

Andere Ponys in ihrer Situation würden sich jetzt eine Tasse Kaffee oder Schwarztee machen, doch Rainbow Dash war nicht wie die anderen Ponys.

Zwar gehörte sie wie ihre Freundinnen zu den Elementen der Harmonie, doch das war nicht der Grund dafür. Es lag viel mehr daran, dass Rainbows Körper kaum auf Koffein reagierte, was sie zum Wachwerden brauchte, waren Bewegung und Adrenalin.

So war der Tee, den sie gähnend in der Küche zubereitete, einzig und allein für Tanks. Sie wusste nicht, ob es ihm wirklich beim Wachwerden half oder ob er ihn einfach nur des Geschmacks wegen gern trank. Auf jeden Fall gehörte es zu seinem täglichen Morgenritual, auf das sie selbst schon lange nicht mehr verzichten möchte.

Vorsichtig goss Rainbow den warmen Tee in seine Trinkschale. Im Gegensatz zu ihr hatte er keine Verbindlichkeiten oder Verpflichtungen, die ihn Morgen für Morgen um seinen wohlverdienten Schlaf brachten.

So war der Tee stets auf die richtige Temperatur herunter gekühlt, wenn er aufwachte. Und er konnte den Tee genießen, ohne sich seine kleine Zunge dabei zu verbrennen.

Dazu bereitete sie ihm einen Salat aus Kamille, Ferkelkraut und Lindenblättern aus einem von Fluttershys vielen Tier-Kochbüchern. Im Gegensatz zu Winona oder Rainbow selbst besaß Tank keinen sonderlich großen Appetit; zudem war er in der Lage, sein Essen über den Tag gut einzuteilen.

Anfangs hatte Rainbow aus Sorge um ihr geliebtes Haustier versucht, Tank zum Essen zu zwingen, doch Fluttershy konnte ihre Freundin in einem Gespräch beruhigen. Nämlich darüber, dass Tank an keinerlei Krankheit litt, sondern von Haus aus nicht so viel essen möchte und kann.

So stellte sie ihm auch jetzt wieder einen gut gefüllten Trog hin, er würde schon wissen, was er wann davon essen möchte und was nicht. Darauf konnte Rainbow ruhigen Gewissens vertrauen. Sachte streichelte sie seinen Panzer, in dem er sich über die Nacht zurückgezogen hatte und gab ihm darauf ein Küsschen.

Daraufhin verließ sie den Raum und verschloss die Tür. Jetzt, da ihr kleiner Tank versorgt war, würde sie sich nun um sich selbst kümmern.

 

Als allererstes mache sie ein paar Aufwärmübungen, um Leben in die Flügel und Hufe zu bekommen. Im Anschluss daran absolvierte sie ein paar Flugstöcke und schloss das Ganze mit Lockerungsübungen ab, um ihren Kreislauf wieder herunterzubekommen.

Zufrieden und fit betrachtete Rainbow die Landschaft, erst jetzt fühlte sie sich richtig wach. Ihr nächster Blick fiel auf ihren Briefkasten, das kleine Fähnchen war aufwärts gerichtet.

Nanu, Post? Wer mir wohl geschrieben hast? Ach, bestimmt ist es wieder nur einer von Pinkie Pies unzähligen Briefen.

Doch als sie den Briefkasten öffnete, fand sie jedoch keinen rosafarbenen Brief mit viel Glitzer darauf, sondern einen kleinen, zusammengefalteten Zettel. Rainbow erkannte das Briefpapier sofort, es war eines, das die Weathercontrol of Cloudsdale des Öfteren für ihren Briefverkehr verwendet.

Leicht verwirrt zog sie den Zettel heraus und begann ihn zu lesen. Es war die Nachricht einer ihrer Vorgesetzten, Thunderbolt.

 

Hallo Rainbow Dash,

ich muss dich um einen Gefallen bitten. Du bist für diese Woche zwar für die Wolken über den Everfree Forest eingeteilt, aber ich brauche gerade jeden Huf, den ich bekommen kann. Die von der Buchhaltung wissen bereits Bescheid und ich werde dir dafür auch noch einen kleinen Zuschuss geben.

 

Jedenfalls, Rainbow Dash, könntest du bitte heute noch den Himmel über Ponyville freimachen? Alle festen Mitarbeiter, die dafür diese Woche zuständig wären, sind leider schon anderweitig eingespannt; und die Jungs von der Wetterkontrolle brauchen das für Unterlagen. Irgendwie in der Richtung. Ich weiß es leider nicht genau, warum, aber ich bin mir sicher, die Jungs wissen, was sie da tun.

 

Kann ich auf dich zählen? Obwohl, was rede ich da? Natürlich kann ich auf dich zählen! Komm am besten danach bei uns vorbei, vielleicht sehen wir uns ja. Freuen würde ich darüber.

 

Liebe Grüße und vielen lieben Dank

 

Thunderbolt

 

Rainbow brauchte gerade mal ein paar Sekunden, um über Thunderbolts Bitte nachzudenken. Augenblicklich begannen ihre Augen zu leuchten. Sie war nicht gerade das arbeitseifrigste Pony im Lande, dennoch genoss sie es, den Himmel von Wolken freimachen zu können. Vor allem, da sie dabei ihre Geschwindigkeit, ihre Bewegungen und ihre Ausdauer immer weiter trainieren konnte. Daher hatte sie auch recht schnell die freischaffende Stelle bei der Weathercontrol of Cloudsdale angenommen. Sie nahm jede Gelegenheit als zusätzliche Übung, die sich ihr bot, war, um immer besser, schneller und geschickter zu werden. Um ihren großen Traum, ein Mitglied der Wonderbolts zu werden, näher zu kommen.

Wofür wiederum eine Tätigkeiten bei der WoC als Referenz ziemlich gut sein sollen, zumindest, wenn man den dortigen Mitarbeiten Glauben schenken konnte. Hartnäckigen Gerüchten zufolge arbeiteten Spitfire und Soarin selbst einmal in der Wetterfabrik, bevor sie in die Wonderbolts-Anzüge geschlüpft waren.

Für Rainbow war die WoC somit nicht nur eine Fabrik zur Kontrolle des Wetters, sondern auch die geheime Geburtsstätte zukünftiger Wonderbolts. Was ein weiterer Grund für Rainbow war, dort zu arbeiten.

Außerdem stimmte die Bezahlung, selbst für eine externe Mitarbeiterin wie sie.

 

Rainbow streckte sich ausgiebig, dann machte sie sich auf den Weg zum Everfree Forest. Da viele Wesen dort sowohl am Tag, also auch in der Nacht recht aktiv waren, hielt sie beim Wolkentreten die Augen offen. Doch außer ein paar verspielten Timberwolf-Welpen fiel ihr nichts Besonderes auf.

Sogar die Wolken über dem Wald haben eigenartige Eigenschaften entwickelt. Manche kamen wieder zurück, andere wichen ihren Hufen aus oder versuchten gar, sich zu verteidigen.

Zecora hatte ihr ein paar Kniffe beigebracht, wie sie sich bei diesen Arten von wilden Wolken verhalten muss; und so waren auch diese kein größeres Problem mehr für sie. 20 Minuten später war der Himmel über dem Wald wolkenfrei.

Stolz betrachtete sie ihr Werk. Sie wusste, wie wichtig es war, die Kontrolle über die Wettersituation in dieser Gegend in den Hufen zu behalten. Würde man das nicht in den regelmäßigen Abständen tun, würden die Wolken Überhand nehmen und sich auf weitere Gebiete verteilen, wie Ponyville oder Canterlot. Das dazugehörige Chaos wollten sich die Pegasusponys ersparen.

Sie klopfte sich selbst lobend auf die Schulter (darüber lachend, was für ein überfleißiges Pony sie doch war) und machte sich auf den Weg nach Ponyville. Dort zierten den Himmel nur ganz gewöhnliche Wolken, dafür aber deutlich mehr als über dem Wald, doch diese hatte sie recht flink verschwinden lassen. Kaum war sie mit der letzten Wolke fertig geworden, hörte sie von unten fröhliches Gejubel.

Es war Pinkie Pie.

 

„Juuhuuu, Rainbow Dash!“

Rainbow flatterte zu ihrer Freundin hinunter, und wollte sie begrüßen, da wurde sie von Pinkies Jubeltriade überrollt. Ebenfalls auch von dem Pony selbst.

„Das war ja fantastisch! Wie du geflogen und die Wolken getreten hast! Du warst so schnell dabei, wie eine regenbogenfarbene Rakete! Ich glaube, so schnell warst du noch nie, jedenfalls warst du schneller als das letzte Mal  und die Male davor.

Dazu noch die ganzen Loopings und Drehungen … woo woo woo! Das war so aufregend, war es für dich auch so aufregend? Für mich war es etwas ganz besonders.

Weißt du, was auch so besonders ist? Ich habe heute diese super-duper leckeren Cupcakes gebacken, mit vielen leckeren Äpfeln von Applejacks Plantage. Dazu möchte ich dich einladen, sie mit zu essen. Ich habe beim Backen nämlich leicht übertrieben ….

Gut, dass ich dich gefunden habe, ich hätte sonst echt überall nach dir gesucht, bis ich dich gefunden hätte!“

Rainbow klingelten die Ohren; Pinkie Pies aufgeregtes und quirliges Geplapper war wieder einmal zu viel zu sie. Sichtlich angestrengt versuchte sie etwas aus Pinkies Wortlawine herauszufiltern, was ihr mehr recht als schlecht auch gelang.

Schließlich kannte sie das sehr fröhliche Partypony lang genug, um zu wissen, wie sie alles Wichtige aus ihren vielen Wörtern herausfiltern kann.

„Ich würde ja gerne mit dir mit kommen, aber wie du siehst, bin ich gerade erst mit der Arbeit fertig geworden; und ich muss noch schnell meinen Bericht für meine Vorgesetzten abgeben. Tut mir Leid, Pinkie!“

„Achso, ich verstehe …“

Traurig klappte das pinke Pony die Ohren nach oben und senkte ihren Blick auf die wenigen leckeraussehenden Backwaren, die sie mitgenommen hatte. Da sie ihre Freundin nicht traurig machen wollte, ruderte Rainbow ein wenig zurück.

„Hey, hör mal, ich kann einfach später bei dir vorbeikommen und nehm mir dafür jetzt schon mal einen Cupcake mit. Was meinst du dazu?“

Einen Cupcake in ihrem Huf haltend, sah sie Pinkie in die Augen. Diese strahlte wieder über das ganze Gesicht und hüpfte aufgeregt herum.

„In Ordnung, dann kommst du einfach später vorbei, das ist gar kein Problem. Es sind mehr als genug Leckereien für alle da. Bis später, Dashie – und vergiss es ja nicht!“

Kaum hatte sie das ausgesprochen, hüpfte sie ihren Weg zur nächsten Freundin.

Aber auch Rainbow selbst machte sich auf den Weg. Als sie den ersten Bissen nahm, breiteten sich augenblicklich der süßliche Geschmack des Himbeer-icings und der Schokoladengeschmack des Kuchens auf ihrer Zunge aus.

Pinkie Pie backt echt die besten Cupcakes auf der Welt … dieses Mal hat sie sich selbst übertroffen!

Sie verschlang, mit Vorfreude auf das spätere Treffen, den Rest regelrecht und bereute es, dass sie nicht gleich auf Pinkies Einladung eingehen konnte.

Gut, dann geben ich schnell meinen Bericht ab und schau, dass ich da so schnell wie möglich wegkomme.

 

Innerhalb kürzester Zeit landete sie vor den offenen Toren der WoC und schritt schnurtracks über das Geländer zum schlicht aussehenden Bürogebäude. Mit einem letzten Blick in das spiegelnde Namensschild der WoC wischte sie sich die letzten Icing-Reste von der Schnauze, bevor die das Gebäude betrat. Wie an einem Dienstagvormittag üblich, schwirrten hier und da ein paar Fabrikmitarbeiter und Büroponys umher, sonst herrschte ein eher ruhiger Betrieb.

Das ist eines der Dinge, die Rainbow an diesem Unternehmen schätzte:

Jeder konnte in seiner eigenen Art und seinem eigenen Tempo arbeiten, wie er wollte, solange er trotzdem seine Arbeit ordentlich erledigte.

Genauso konnte man auch das freundliche Miteinander, für das die allgemeine Bevölkerung von Cloudsdale im ganzen Lande bekannt war, vorfinden. Jedes Pegasuspony, das sie in den Gängen traf, grüßte sie freundlich.

Sie folgte dem Flur bis zu der Abteilung, für die sie stellenweise zuständig war: Wetterkontrolle und -berichtigung. Bereits hier konnte sie das regelmäßige Tippen von mehreren Schreibmaschinen hören, welches sich verstärkte, als sie den Raum betrat. Im hinteren Teil des Zimmers konnte sie die Quelle der meisten Geräusche erkennen; mehrere Stuten und Hengste blickten konzentriert auf ihre Maschinen und tippten eifrig Berichte, Protokolle und Statistiken.

In einer anderen Ecke saßen Ponys, die über die Berichte brüteten und miteinander darüber diskutierten. Wiederum andere Ponys besprachen die aktuelle Lage in verschiedenen Teilen Equestrias mit verschiedenen WoC-Mitarbeitern.

Allgemein herrschte ein ziemliches Stimmengewirr, dass es Rainbow unmöglich gemacht hätte, sich in einer solchen Geräuschkulisse anständig konzentrieren zu können. Ebenfalls konnte sie davon nur sehr wenige Wortfetzen verstehen. Doch die Angelegenheiten der anderen Ponys interessierten sie nicht, sie war nur hier, um ihre Arbeit erfolgreich abzuschließen.

Dazu ging sie in die Mitte des Raumes, an dem zwei fleißig arbeitende Stuten saßen. Sie tippten unermüdlich auf die Tassen ihrer Rechengeräte, verschoben Kugeln auf ihren Abakussen. Dazu notierten sie Zahlen und andere diverse Dinge, die Rainbow nicht erkennen konnte.

Sie selbst wartete, mit einer inneren Ungeduld darauf, dass eine der beiden ihr für eine kurze Zeit ihre Aufmerksamkeit schenken würden. Rainbow wusste, dass es keinen Sinn machte, sie in ihren aktuellen Tätigkeiten zu unterbrechen. Man konnte nicht einmal ein unbeabsichtigtes Husten oder ein kleines Räuspern von sich geben, ohne entnervtes Schnaufen zu hören zu bekommen.

Seitdem sie es mehrere Male auf ihre, später auf eine höfliche Art und Weise versucht hatte, hatte sie es aufgegeben. Sie hatte, zu ihrem Bedauern, am meisten Erfolg, wenn sie sich vor dem Schreibtisch stellte und stumm wartete.

 

So wartete sie über eine Viertelstunde (die ungeduldigen Blicke zur Uhr zurückzuhalten fiel ihr mehr als schwer), bis eine der Sekretärinnen vor ihr ihre aktuelle Aufgabe abschloss und sie mit scharfen Augen fixierte.

„Ja, was kann ich für dich tun?“, kam es leicht gestresst von der Stute.

Rainbow, wie immer vom scharfen Adlerblick irritiert, berichtete in Kurzfassung von ihren Tätigkeiten, den einzelnen Wolken über dem Everfree Forest und die nun aktuelle Wetterlage über dem Wald und Ponyville. Die Sekretärinnen-Stute notierte sich alles, dann begann sie wieder fleißig zu tippen und zu rechnen. Auch begann sie eifrig in einem stark abgenutzten Notizbuch zu blättern. Als sie nach wenigen Minuten immer noch nichts sagte, hatte Rainbow schon befürchtet, die Stute hätte sie vergessen. Doch diese verschwand nur stumm im Nebenraum und kam mit einem Säckchen, auf dem Rainbows Cutiemark zu sehen war, wieder zurück. Es war deutlich praller gefüllt, als Rainbow es sich vorgestellt hatte.

„Bitte schön, hier sind deine Gehälter für gestern, heute und deine zusätzlichen Boni!“

Rainbow sah sie verwirrt an, vor allem, als sie das schwere Säckchen in ihrer Satteltaschen verstaute.

„Wow, das ist aber ganz schön viel. Sicher, dass ihr euch nicht vertan hab? Ich sollte nur einen Bonus bekommen, dafür, dass ich in Ponyville den Himmel wolkenfrei gemacht habe. Wofür ist der Rest?“

Ein gewohntes entnervtes Stöhnen kam aus der Schnauze der Stute, und ihre Antwort klang noch gereizter als sie selbst.

„Keine Ahnung, das kann ich dir auch nicht sagen. Obwohl ich über alles hier Bescheid wissen müsste, wurde ich nicht darüber informiert. Ich weiß nur, dass ich dir diese Summe auszahlen soll, das stimmt so. Könntest du nun bitte weitergehen, du haltest hier den gesamten Betrieb auf!“

Wer hat mich denn hier so lange stehen lassen, wie ein Pudel im Regen?

Doch Rainbow schluckte ihre Gedanken hinunter. Hinter ihr hatte sich längst eine kleine Schlange gebildet, die meisten davon standen hier schon, bevor Rainbow die Aufmerksamkeit der Sekretärin bekommen hatte. Wenigstens kannten die anderen Ponys die Stute genauso gut, und nahmen es daher den Ponys vor ihnen niemals übel, wenn es etwas länger dauerte. Waren sie doch fast alle irgendwann in den Genuss von Meadow Swirls grummeligen Kommentaren gekommen.

 

Rainbow verließ den Raum und wollte gerade wieder nach draußen gehen, als eine ihr wohlbekannte Stimme sie aufhielt.

„Rainbow Dash? Schön, dass ich dich sehe, genau dich brauche ich jetzt!“

Sie drehte sich um und sah in das freundliche Gesicht ihres Vorgesetzten. Er sah leicht verschwitzt aus und trug seine übliche Kleidung nicht. Was bedeutete, dass er gerade außerhalb der Fabrik tätig gewesen war.

„Thunderbolt, schön, dich zu sehen!“

Zur Begrüßung stießen sie ihre Hufe gegeneinander.

„Du siehst fabelhaft aus, Rainbow Dash! Aber mal was anderes, ich habe gehört, dass du die Extraaufgabe bei Ponyville erledigt hast. Vielen Dank dafür. Wir haben gerade ein kleine Krankheitswelle bei unseren festen Mitarbeitern und ein paar zusätzliche Hufe können wir jetzt wirklich mehr als gebrauchen!“

Er sah auf die große Ausbeulung in Rainbows Satteltasche.

„Wie ich sehe, hast du deinen Lohn schon abgeholt. Du bist diese Woche also wirklich nur bis heute eingeteilt gewesen.“

Sie nickte, fügte aber noch verwundert hinzu: „Das war gerade eben seltsam. Meadow Swirls hat mir viel zu viel Geld gegeben, selbst mit dem Bonus für Ponyville. Sie konnte mir auch leider nicht sagen, warum …“

Doch statt genauso verwundert aus der Wäsche zu gucken, fing Thunderbolt zu lachen an.

„Meadow Swirls wird es noch früh genug erfahren.“

Dann beruhigte er sich wieder.

„Nein, das hat schon alles seine Richtigkeit, aber das erkläre ich dir später. Hast du heute Mittag, beziehungsweise in einer Stunde ungefähr ein wenig Zeit? Ich muss heute noch eine wichtige Ankündigung machen. Bring am besten noch ein paar deiner Freunde mit, je mehr Ponys da sind, desto besser.“

Rainbow dachte an Fluttershy und nickte zustimmend.

„Gut, das war es erst mal, alles Wichtige erfährst du nachher. Wir sehen uns dann!“

Er wollte gerade wieder in die Richtung gehen, aus der er gekommen war, als ihm noch etwas einfiel.

„Moment, Rainbow Dash, das hätte ich ja fast vergessen! Es ist uns endlich gelungen, den Gewittergenerator vollständig zu reparieren. Hat ja auch lange genug gedauert … willst du ihn dir noch schnell ansehen, bevor du gehst?“

Das musste er sie nicht ein weiteres Mal fragen. So folgte ihm Rainbow über das Geländer in eine der größeren Fabriken. Schnell zogen sie sich Kittel und Helm über, liefen an diversen Arbeitern und Maschinen vorbei. Erst, als sie den Gewitterraum erreichten, kamen sie zum Stehen. Im Inneren war es nun deutlich ordentlicher, als es Rainbow von ihrem letzten Besuch in Erinnerung hatte.

Wo bisher in den letzten Wochen Werkzeuge, Maschinenteile und Blaupausen herumgelegen waren, waren diese waren nun komplett verschwunden. Die Leihmaschine aus Las Pegasus hatte längst wieder ihren Weg zurückgefunden. Rainbow war begeistert.

„Konntet ihr sie denn wirklich reparieren? Das muss echt ein hartes Stück Arbeit gewesen sein, so kaputt wie das Ding vorher war.“

Nur mit Schaudern erinnerte sie sich an den Vorfall, der zur kompletten Zerstörung der Anlage geführt hatte. Eine von Discords Zuckerwattewolken hatte sich bis nach Cloudsdale verirrt, und war auf eine bis heute unbekannte Weise in die Maschine gelangt, vermutlich über die Flüssigkeitszufuhr. Sowohl die Zuckerwatte, als auch ihre Schokoladenmilchfüllung verklebten und verstopften die gesamte Maschine von innen. Bis sie schließlich überhitzte und mit einem lauten Krachen in sämtliche Einzelteile zerbrach.

Glücklicherweise geschah dies mitten in der Nacht, lediglich der Nachtwächter, der sich zu der Zeit in der Nähe der Fabrik aufhielt, kam mit dem bloßen Schrecken davon. Nun erstrahlte die Maschine in einem neuen Glanz und sah noch beeindruckender aus, als vor dem Unfall.

 

Stolz betrachtete Thunderbolt sein jüngstes Sorgenkind.

„Sie ist jetzt nicht nur repariert, sondern auch noch grundverbessert worden. Sie ist jetzt noch effizienter und hat auch einen besseren Filter bekommen. Zwar hoffen wir, dass es nicht mehr so schnell zu Zuckerwattenwolken kommen wird, aber für den Fall der Fälle würde sie nun rechtzeitig raus sortiert werden. Bevor sie sich wieder in der Maschine verbreiten kann.“

Cloudsdale war damals, ganz im Gegensatz zu Ponyville, kaum von Discords Chaosinvasion betroffen und hatte somit keine Ahnung, was zu der Zeit in dem kleinen Dorf vor sich ging. Erst, als Rainbow sie nach dem Knall der Maschine aufklären konnte, wussten sie was passiert war.

 

„Du hast ja einen Gast mitgebracht. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich hier noch ein wenig mehr aufgeräumt.“

Rainbow drehte  sich in die Richtung um, aus der die amüsierte Stimme zu hören war. Ihr stand ein ihr unbekanntes, männliches Pegasuspony gegenüber. Welcher sie neugierig anlächelte.

„Ah, das ist gut, dann kann ich dir gleich auch noch unseren neuen, zuverlässigen Mitarbeiter Silver Fox vorstellen. Silver Fox, das ist Rainbow Dash, eine unserer Externen, die uns hin und wieder mal aushilft.“

„Freut mich, dich kennen zu lernen!“

Die beiden reichten sich die Hufe. Dabei fiel Rainbow auf, dass ihr Gegenüber nicht wie alle einen weißen Kittel trug, sondern einen grauen Arbeitsbody.

„Silver Fox ist erst seit ein paar Wochen bei uns. Als wir damals bei unseren Partnern in Las Pegasus nach dem Ersatzgerät nachgefragt haben, haben sie uns gleich noch dieses zuverlässige Pony mitgeschickt. Er war für das Gerät und auch für die Aufsicht bei den Reparaturmaßnahmen zuständig. Was das Wetter und auch die Maschinen angeht, ist er quasi ein kleines Genie!“

Silver Fox errötete, und versuchte zu kichern, doch vor lauter Scham kam nur ein Grunzen heraus.

„Jedenfalls hat es ihm bei uns so gut gefallen, dass er um eine Versetzung in unsere Abteilung gebeten hat. Was auch für uns ein sehr großer Glücksfang ist. Ich bin sehr dankbar dafür!“

„Und ich bin dir sehr dankbar dafür, dass ihr mich alle so herzlich aufgenommen habt!“, sagte Silver Fox lächelnd.

„Zwar ist Las Pegasus so etwas wie eine Heimat für mich, aber als ich hier in Cloudsdale ankam, wusste ich sofort: Hier gehöre ich hin, hier ist mein Zuhause! Dennoch wird meine alte Heimatstadt immer ein Teil von mir bleiben. Daher bin ich Thunderbolt auch so dankbar, dass er mir erlaubt, meine alte Uniform zu behalten. Nichts gegen eure Kittel, aber ich hänge sehr daran.

Außerdem ist er, dank meiner Allergie, aus einen der wenigen Kleidungsstoffen gefertigt worden, die ich überhaupt vertragen kann“, fügte er peinlich berührt hinzu.

Thunderbolt klopfte ihm auf die Schulter.

„Wie schon gesagt, mach dir da keine Gedanken. Es ist egal, welche Kleidung du trägst, für uns bist du so oder so ein vollwertiges Mitglied unser Firma!“

Dann fiel sein Blick auf die Uhr.

„Oh, es ist schon so spät? Es ist gleich zwölf Uhr und ich muss noch alle verfügbaren Ponys zusammenrufen. Wir sehen uns dann gleich draußen vor der Bühne. Und wie gesagt, bringt am besten Freunde mit!“

Schon war er aus dem nächstbesten Fenster geeilt.

„Nun gut, ich fliege dann jetzt auch mal schnell los!“, meinte Rainbow zu Silver Fox.

 „Möchte noch schnell eine Freundin von mir abholen, für sie könnte das Ganze auch interessant sein. Man sieht sich!“

„Ja, gerne. Vielleicht sehen wir uns nachher oder bei einer anderen Gelegenheit wieder. Grüß deine Freundin von mir!“

Rainbow winkte, dann jagte sie aus dem Fenster hinaus, in die Richtung, von der sie wusste, in welcher Fluttershy wohnte.

 

Wenige Minuten später erreichten die beiden den Treffpunkt. Erst hatte Rainbow ein paar sehr gute Argumente dafür gebraucht, dass Fluttershys Anwesenheit in der Wetterfabrik jetzt von Nöten war. Dann musste sie ihr bei der Hälfte der Flugstrecke nachhelfen, da Fluttershy im Gegensatz zur ihr selbst keine besonders schnelle Fliegerin war. Deshalb waren sie ein paar Minuten zu spät; und Rainbow wollte nichts von der Ansprache verpassen.

Zu ihrem Glück war Thunderbolt selbst zu spät. So hatten sich sehr viele Pegasi auf dem WoC-Gelände versammelt, die Ankündigung selbst hatte noch nicht begonnen.

„Puh, dann sind wir ja noch rechtzeitig angekommen. Es tut mir so leid, dass ich dich so aufgehalten habe, Rainbow!“

Doch diese winkte nur ab. Vergeben und vergessen.

Aus der Ferne konnte sie Silver Fox sehen, wie er ihnen zuwinkte. Sie winkte zurück.

 

Gerade in dem Moment, als Rainbow gerade etwas zu Fluttershy sagen wollte, erschien Thunderbolt auf der Bühne und klopfte testweise auf das Mikrofon. Er machte es ein paar Mal, bis er sowohl mit dem Klang der Lautsprecher zufrieden war, als auch die alleinige Aufmerksamkeit aller anwesenden Pegasi erhalten hatte.

„Hallo, liebe Stuten und liebe Hengste. Vielen Dank, dass ihr alle meiner Bitte gefolgt und gekommen seid. Auch finde ich es schön, dass so viele von echt noch jemanden mitgebracht habt!“

Kurzer Applaus, den er mit einer Hufbewegung absacken ließ.

„Jedenfalls habe ich euch alle zusammengerufen, da es in Ponyville wieder Zeit für ein neues Gewitter ist. Laut den Jungs aus dem Labor kommt bald die ideale Zeit dafür und das möchte ich auch ausnutzen können.

Da unsere neue Maschine funktioniert und nun noch besser arbeitet, als je zuvor, wird es ein noch stärkeres Gewitter als beim letzten Mal geben.“

Eine kurze Pause.

„Daher ist es jetzt wichtiger denn je, dass wir uns gut vorbereiten, damit wir und die Bewohner Ponyvilles während des Sturms keine Schwierigkeiten bekommen. Dazu brauchen wir jedes Pony, das uns helfen kann und will! Vor allem, da momentan recht viele Kollegen erkrankt sind.“

Wieder begeisterter Applaus, wieder die gleiche Hufbewegung.

„Morgen brauchen wir ganz viele Ponys, die uns helfen die Flugblätter zu verteilen, damit die Bewohner von Ponyville Bescheid wissen. Das Gewitter ist zwar erst für nächste Woche Freitag geplant, aber ich möchte einfach frühzeitig mit den Vorbereitungen anfangen. Damit es dieses Mal reibungslos klappt.

Bei meiner Kollegin Meadow Swirls könnt ihr euch sowohl für die Flugblätter, als auch für die Vorbereitungsteams eintragen lassen.

Denkt daran: Jedes Pony ist wichtig und jeder kann den Unterschied machen! Da ich weiß, dass ich auf jeden von euch zählen kann, haben manche von euch ihre zusätzliche Belohnung schon bei der heutigen Gehaltsausgabe bekommen. Der Rest und alle anderen, die keine Mitarbeiter sind, werden ihn anschließend bekommen. Also, tragt euch fleißig ein!“

Damit verließ er die Bühne.

 

„Komm, Fluttershy, da sind wir dabei!“

Rainbow wartete keine Antwort ab, sondern zerrte ihre Freundin in die immer länger werdende Warteschlange. Da Fluttershy die Vorbereitungen vom letzten Mal und die Male davor kannte, hatte sie nichts dagegen einzuwenden, mitgezogen zu werden. Im Gegenteil, sie wusste, dass die Aufgaben recht ungefährlich waren und sie half ihrer ehemaligen Heimat sehr gerne dabei.

Obwohl Rainbow schnell reagiert hatte, waren sie auf dem sechsten Platz der Schlange. Jedoch ging es weitaus schneller voran als im Büro zuvor, da sich die Ponys schlicht mit ihrem Namen eintragen ließen.

„Name!“, kam es noch weitaus gestresster von Meadow Swirls. Offenbar war es ihr gar nicht recht, von ihren sonstigen Pflichten abgehalten zu werden.

„Rainbow Dash und Fluttershy, wir möchten uns für die Flyer und die Teams eintragen lassen. Außerdem noch Twilight Sparkle, Applejack, Rarity und Pinkie Pie. Bei ihnen bin ich mir mehr als sicher, dass sie uns helfen werden.“

Mehrfaches Kratzen einer Feder, dann nickte sie den beiden missmutig zu.

„Gut, ich hab die Namen alle eingetragen. Morgen um zehn Uhr könnt ihr die Flyer im Bürogebäude abholen. Die Nächsten!“

Letzteres schrie sie schon fast; Rainbow schob ihre Freundin sachte auf die Seite. Bevor der zornige Blick der Sekretärin in der Lage war, die beiden in ein Brand zu setzen und grausam verbrennen zu lassen.

 

„Also gut, Fluttershy, ich hol dich dann um zehn Uhr bei deinem Haus ab. Denke mal, sie werden mehr als genug Flugblätter haben, wir werden auch noch welche abgekommen.“

Fluttershy nickte zustimmend.

„Zehn Uhr passt mir gut, da bin ich mit der Fütterung meiner Tiere fertig.“

Rainbow lächelte zufrieden. Dann hatte sie einen Einfall, der ihr Lächeln noch größer werden ließ.

„Sag mal, Fluttershy, hast du jetzt Zeit?“

Diese bejahte, sah sie aber auch verwundert an.

„Gut, dann kommst du mit mir mit; das wird dir bestimmt gefallen! Nein, es wird dir gefallen!“

„Was wird mir gefallen?“, fragte sie mit leiser Stimme.

„Pinkie Pie hat dich doch sicher auch vorhin eingeladen, oder?“

Sie bekam wieder ein Ja als Antwort, mit dem Zusatz, dass Fluttershy zu der Zeit nicht von ihren Tieren wegkommt.

„Aber jetzt kannst du es ja! Da musst du unbedingt mitkommen. Ich glaube, sie hat heute ihre allerbesten Cupcakes gebacken, wie sie es noch nie in ihrem Leben getan hat!“

Fluttershy sagte sofort zu, auch sie mochte diese kleinen Küchlein viel zu gerne, um sie sich entgehen zu lassen. Vor allem die vom pinken Partypony.

„Du hast recht, es wird mir tatsächlich gefallen!“

Lächelnd flogen die beiden in einem gemütlichen Tempo zum Sugarcube Corner, wo sie Pinkie Pie mit ihren anderen Freundinnen und einer Wagenladung Cupcakes erwartete. Welche genauso fantastisch schmecken wie der, den Rainbow wenige Stunden zuvor kosten durfte.

Team Awesome

Zumindest lief es in Rainbows Vorstellung so ab. Als sie ankamen, fanden sie anstelle des pinken Partyponys nur eine geschlossene Tür, an der eine Nachricht befestigt war.

Seltsam, ist Pinkie Pie gar nicht hier?

Verwundert begannen die beiden, die Nachricht zu lesen.

 

Hallo Rainbow,

 

wenn du das hier liest, bist du leider etwas zu spät gekommen. Wir haben uns spontan dazu entschlossen, uns in Twilights Bibliothek zu treffen, und würden uns freuen, wenn du uns dort Gesellschaft leisten könntest. Keine Angst, es sind mehr als genug Cupcakes da. Twilight meinte zwar, ich hätte viel zu viele gebacken, aber ich bin der Meinung, dass man nie zu viele Cupcakes haben kann. Bloß zu wenig.

Naja, wir sehen uns ja gleich in der Bibliothek, wo ein zucker-fantastischer Spaß auf dich wartet.

 

Mehlige Grüße,

 

Pinkie Pie

 

P.S. Wenn du irgendwo Fluttershy siehst, bring sie auch noch mit. Vorhin musste sie noch uuuuundliche viele Tiere füttern und seitdem kann ich sie nicht mehr finden. Ob sie wohl mit Angel beim Baden war und von einem Seebären verschleppt wurde?

 

P.S.S Hüte dich vor Seebären!

 

Halb verwundert, halb amüsiert sah Rainbow auf den mehr als merkwürdigen Brief vor ihr. Doch dann zuckte sie mit den Schultern und verstaute die Sache gedanklich unter „Typisch Pinkie Pie“. Sie wusste längst, dass man bei diesem Pony alles erdenklich Mögliche erwarten musste und konnte; dennoch schaffte sie es immer wieder, ihre Freunde mit irgendwas zu überraschen.

Auch wenn sie des Öfteren Briefe von ihr erhielt, die der Nachricht vom Design ähnlich waren, so hätte sie es in dem Moment dennoch nicht erwartet. Und wie von ihr gewohnt, hatte es Pinkie mal wieder nicht geschafft, sich kurz zu fassen.

„Ist Pinkie Pie nicht zuhause?“, fragte Fluttershy vorsichtig nach. Rainbow schüttelte den Kopf.

„Nein, Pinkie und die anderen sind rüber zu Twilights Haus gegangen.“

Mit raschem Flügelschlag erhob sie sich in die Luft, dann starrte sie Fluttershy erwartungsvoll an.

„Komm schon, beeil dich, sonst futtern die andern noch alles weg! Du weißt doch, Pinkie Pies Magen hat das Fassungsvermögen eines Lieferwagens und Applejack den Appetit eines ausgewachsenen Hengstes!“

Rasch wie der Wind bahnte sich Rainbow ihren Weg zum Bücherbaum, hinter ihr gab sich Fluttershy größte Mühe, mit dem Pegasuspony mithalten zu können. Anfangs gelang es ihr auch recht gut, doch dann machte sich ihr Mangel an Ausdauer auf sich aufmerksam; schwer atmend landete sie neben Rainbow. Diese sah sie verwundert aus den Augenwinkeln an.

„Fluttershy, das ist jetzt nicht böse gemeint, aber du solltest wirklich an deiner Sportlichkeit arbeiten und mehr tun, als ein wenig herumzuflattern oder zwei kleine Häschen zu tragen. Sonst wird das ja nie was!“

Beschämt scharrte Fluttershy mit dem Huf, die Augen auf den Boden gerichtet. Doch sie kam nicht dazu, etwas darauf zu erwidern. Kaum lag Rainbows Huf auf der Türklinke, wurde ihr diese entrissen und der Huf fiel ins Leere. Dort stand Pinkie Pie, welche ihren Freundinnen aufgeregt zurief: „Sie sind da! Rainbow Dash und Fluttershy sind endlich gekommen!“

Vor lauter Freude sprang sie um den Tisch herum, der in der Mitte des Raumes aufgebaut war, während die beiden von den restlichen Ponys ganz normal begrüßt wurden.

Rainbow sah sich im Raum um und merkte schnell, dass ihre Furcht, das Essen zu verpassen, unbegründet war. Pinkie Pie hatte noch untertrieben, als sie meinte, sie hätte mehr als genug Cupcakes für alle gebacken.

Auf dem Tisch, in sämtlichen Körben – überall lachten sie bunte Küchlein mit noch bunteren Verzierungen an. Abzüglich ihrer Freundinnen und ihrer Essensgewohnheiten waren noch genug für mindestens zehn weitere Ponys vorhanden. Rainbow und Fluttershy sahen sich staunend an.

„Wahnsinn, Pinkie Pie! Wie hast du es nur geschafft, so viele auf einmal zu backen?“

In ihrer Stimme lag Erstaunen. Doch Pinkie Pie winkte ab.

„Ach, das ist doch gar kein großes Problem. Für meine besten Freunde mache ich das doch gerne!“

Sie grinste von einem Ohr zum anderen.

„Außerdem haben mir die Cakes dabei geholfen. Sie hatten eine riesige Bestellung an Cupcakes reinbekommen, aber kurz vor Schluss hat es sich der Kunde nochmal anders überlegt, ohne den Cakes rechtzeitig davon etwas zu erzählen. Da allerdings die Cupcakes schon fertig waren und der Kunde ihnen eine große Entschädigung zahlen musste, konnte ich sie für meine Freundinnen mitnehmen. Ich habe dann auch noch mit den restlichen Zutaten ein paar weitere Cupcakes gebacken, die habe ich jetzt mitgebracht. Die anderen alle haben wir heute Morgen in der Stadt verteilt.“

Pinkie grinste sie an, Applejack, Rarity und Twilight nickten zustimmend. Da die Anzahl der Cupcakes, die sich derzeit noch im Raum befanden, locker in einem dreistelligen Bereich bewegten, konnte und wollte Rainbow sich nicht ausmalen, wie viele es erst bei der Bestellung gewesen waren.

 

Jetzt, da sie nun alle vollzählig waren, stürzten sie sich umso mehr auf die kleinen Gebäcke. Sie alle fanden sie zu zauberhaft, um sie liegen zu lassen, und wurden am Ende nur von ihrem vollen Magen gestoppt. Wie erwartet hatten Pinkie Pie und Applejack die meisten Cupcakes verdrücken können, aber auch Fluttershy legte einen gesunden Appetit an den Tag.

Mit Bäuchen, so kugelrund wie Bowlingkugeln, hatte sich jede von ihnen einen eigenen Rückzugsort gesucht.

„So viele Cupcakes sind noch übrig …“

Pinkie Pie sah sich schwerfällig um, dann ließ sie sich wieder auf den Boden fallen.

„Egal, die können wir später auch noch essen.“

„Spike kann sich dann auch welche nehmen, wenn er wieder nach Hause kommt“, meinte Twilight.

Kaum hatte sie das ausgesprochen, schlief sie auf der Stelle ein. Die anderen Ponys brachten nur noch zustimmendes Gemurmel heraus, dann ließen sie sich ebenfalls auf ein kleines Mittagsschläfchen ein.

Pinkie auf dem Boden, Rarity auf dem Sofa. Fluttershy und Twilight lagen mit ihren Köpfen auf dem Tisch. Rainbow und Applejack, die sich bis zum Schluss amüsiert unterhalten hatten, schliefen nun dicht beieinander. Zwar hatten sie das bereits des Öfteren in der Vergangenheit getan, bei Übernachtungen drinnen oder draußen im Freien, aber dieses Mal war es ein wenig anders.

Leicht kuschelten sie sich aneinander, als wäre die jeweils andere ein Kuscheltier oder eine Schmusedecke. Im Schlaf schien es ihr zu gefallen, doch als Rainbow aufwachte und bemerkte, wo ihr Huf war, war sie mehr als peinlich berührt. Vorsichtig, um Applejack nicht zu wecken, nahm sie ihr Bein zurück und robbte ein paar Zentimeter zur Seite, bis sie sich in keinster Weise mehr berührten.

Was war das denn?

Verwirrt sah Rainbow ihre beste Freundin an, konnte jedoch keine Antwort erkennen. Schließlich schob sie sämtliche Gedanken und Gefühle aus dem Kopf, sich selbst dafür tadelnd, dass sie sich neuerdings um solche Dinge Gedanken machte.

Das liegt mit Sicherheit daran, dass ich das mit Tank oft mache. Macht der Gewohnheit.

 

Schließlich wachte auch der Rest, eine nach der anderen, auf und Rainbows Gedanken waren längst wieder bei dem kommenden Gewitter. An das seltsame, aber auch schöne Gefühl, dass sie nur wenige Herzschläge lang beim Aufwachen gespürt hatte, konnte sie sich bereits nicht mehr erinnern.

Gähnend und zufrieden streckten sich die Ponys, Rainbow wartete ein paar Augenblicke lang, bis sie sich sicher war, dass ihr nun alle zuhören würden. Dafür hatte sie vom ersten Wort an die komplette Aufmerksamkeit.

„Mädels, es gibt da etwas, was ich euch noch erzählen muss. Fluttershy weiß es schon, und euch möchte ich es lieber selbst sagen.“

Gebannt sahen die anderen sie an, wobei Rainbow bei dem einen oder anderen Gesichtsausdruck nicht sicher war, was für eine Art von Ansprache die jeweilige Zuhörerin erwartete.

„Thunderbolt hat mich vorhin angesprochen, er und sein Team planen für nächsten Freitag ein großes Gewitter über Ponyville. Jetzt, da der Jupiterstein wieder voll  einsatzfähig ist, kann Cloudsdale endlich wieder die richtig starken Gewitter vom Stapel lassen.“

Ihr Huf schellte vor und warf einen Bücherstapel um, wofür sie einen genervten Blick von Twilight erntete. Mit einem entschuldigenden Blick in ihre Richtung hob sie sie wieder auf.

„Was soll das bedeuten, ein richtig starkes Gewitter? Soll das heißen, dass dieser letzte tobende Sturm noch nicht alles war?“

Allein schon beim Gedanken daran erschauderte Rarity. Schützend hielt sie ihre Mähne und sah in die Richtung des Fensters, durch das während des letzten Sturms ein Ast hereingekracht war. Abgesehen von ihren ganzen Streitigkeiten mit Applejack.

„Was ist denn mit eurem Jupiterstein passiert?“, fragte Applejack ihre beste Freundin.

„Ach, das war eine ziemlich dumme Sache. Unsere Wettermaschine hatte einen Kurzschluss, der im Endeffekt die ganze Maschine zerstört hat. Dabei wurde unserem Jupiterstein die ganze Energie auf einmal entzogen, was normal nicht der Fall ist. Also haben wir den Stein aufwändig wieder aufgeladen und die Maschine reparieren lassen. Deswegen hatten wir beim letzten Sturm nur eine alte, kleine Ersatzmaschine und einen künstlichen Stein zur Verfügung.“

Sie sah zu Rarity, die sie wiederrum mit großen Augen anstarrte.

„Jetzt wird also der Sturm zwar stärker, aber wir haben ihn auch viel besser unter Kontrolle, da er dieses Mal aus einer Cloudsdale-originalen Maschine kommt und nicht aus so einem zweitklassigem Modell aus Las Pegasus.“

Ein kurzes Räuspern.

„Jedenfalls können wir die Hilfe von jedem Einzelnen gebrauchen. Ihr seid doch dabei, oder?

Alle vier nickten, dann mischte sich Twilight ein.

„Ich werde auf jeden Fall die Verteilung der Teams und die gesamte Organisation übernehmen. Major Mare wird sicher mehr als erleichtert sein, dass ich ihr helfen werde.“

„Ich werde euch auf jeden Fall helfen. Auf meine zwei Hinterhufe, Bucky McGillycuddy und Kicks McGee kannst du zählen.“

„Ich bin auch dabei, das wird sicher ein Riesenspaß!“

Pinkie Pie hüpfte aufgeregt hin und her. Gespannt sahen alle Augen auf Rarity, ob diese sich erneut daran beteiligen würde.

„Natürlich bin ich dabei, was habt ihr denn bitteschön gedacht? Das bisschen Arbeit wird mich doch nicht davon abhalten, meinen Freundinnen zu helfen. Und ich bin mir sicher, Twilight wird es viel besser organisieren als unsere Bürgermeisterin. Seit dem letzten Mal habe ich viel dazugelernt.“

Die anderen lächelten sie an, hatten sie doch selbst in den letzten Wochen und Monaten viel aus ihren neuen Freundschaften gelernt.

„Danke, Mädels, ich wusste, dass ich auf euch zählen kann. Um ehrlich zu sein, habe ich euch bereits als Helfer eintragen lassen.“

Sie sah Fluttershy an, und diese nickte sie nur an.

„Ok, wie es genau ablaufen wird, werden wir wohl erst erfahren, wenn Twilight mit unserer Bürgermeisterin und Thunderbolt geredet hat. Fluttershy und ich werden erstmal losfliegen, wir müssen noch die Flugzettel verteilen. Damit auch die anderen Ponys darüber Bescheid wissen. Komm, Fluttershy, lass uns gehen.“

Nach einer kurzen Verabschiedung flogen die beiden davon, und auch der Rest machte sich auf den Weg, die einen oder anderen Dinge erledigen.

 

Dadurch, dass sie dieses Mal mehr Unterstützung durch mehr Pegasusponys bekamen, ging es mit der Verteilung der Flugblätter in Ponyville und der weiteren Umgebung viel schneller voran. Bereits eine halbe Stunde später hatten Rainbow und Fluttershy ihre Aufgaben erledigt: Flugblätter verteilt und sämtlichen Bürgern (besonders älteren, Besucher und Neuankömmlinge) über das kommende Unwetter aufgeklärt; ihre Fragen beantwortet und ihnen so manche Tipps für das Vorbereiten gegeben. Hin und wieder bekamen sie auch eine kleine Aufmerksamkeit dafür, was sie dankend annahmen.

Gerade, als sie sich auf den Weg nach Cloudsdale machen wollte, kam ihnen Major Mare entgegen. Als sie die beiden Pegasusponys erreichte, schien sie leicht aus der Puste zu sein.

„Wie ich sehe … seid ihr mit eurer Aufgabe bereits … fertig“, stieß sie schweratmend aus. Die beiden, die sich schon ein paar Meter über dem Boden befanden, flogen langsam zu ihr herunter.

„Ja, wir sind gerade damit fertig geworden und wollten Thunderbolt Bescheid geben … ist denn etwas passiert, Frau Bürgermeisterin?“

Fragend sahen sie das schnaufende Pony vor sich an. Doch diese schüttelte nur den Kopf.

„Oh nein, es ist nichts passiert. Ich bin einfach nur froh, dass ich euch beide noch erreicht habe, bevor ihr nach Cloudsdale geflogen seid. Thunderbolt ist momentan zu sehr mit den Vorbereitungen beschäftigt. Daher ist es meine Aufgabe, sowohl als politische Vertretung Ponyvilles, als auch im Namen Thunderbolts für eure Hilfe zu danken. Hier, eine kleine Aufwandsentschädigung für euch.“

Sie fischte aus ihrer Satteltasche zwei kleine Zettel hervor und reichte sie den beiden.

„Wow, cool, ein Gutschein für ein Dutzend Cupcakes aus dem Sugarcube Corner! Vielen Dank, Frau Bürgermeisterin!“

„Ja, vielen lieben Dank, Major Mare! Die Gutscheine freuen mich wirklich sehr … wobei ich es nicht dafür getan habe.“

Major Mare begann zu kichern.

„Ach, Dummerchen, natürlich weiß ich das. Darum haben wir uns ja eben diese nette kleine Überraschung für euch einfallen lassen.“

Sie warf einen Blick auf den Uhrturm in der Nähe, dann drehte sie sich wieder zu den zwei Pegasi um.

„Nun gut, ihr zwei, ich muss dann auch wieder los, ich muss mit eurer Freundin Twilight noch einige wichtige Details besprechen. Nehmt euch ein paar Stunden frei, aber vergesst bloß nicht nachher meine Ansprache vor dem Rathaus. Also dann, meine lieben Ponys, wir sehen uns später!“

Genauso eilig wie sie kam, galoppierte sie wieder davon. Rainbow und Fluttershy sahen sich an.

„Und, was wirst du jetzt machen?“

„Ich werde mich um die Tiere und ihre Behausungen kümmern. Ihnen erklären, wie sie sich während des Sturms verhalten müssen, und wo ich sie in der Zeit unterbringen werde, wenn es nicht anders geht.“

Rainbow bot ihr ihre Hilfe an, doch Fluttershy lehnte ab.

„Das ist lieb gemeint und das schätze ich sehr. Allerdings waren die meisten Tiere schon beim letzten Sturm mit dabei. Bei den Babytieren und den Neuen braucht es einen sehr ruhigen und mitfühlenden Huf … nicht böse gemeint!“

Fluttershy verzog sich ein wenig hinter ihrer Mähne, doch Rainbow nahm ihr diesen Kommentar nicht übel. Wusste sie doch selbst, dass sie keinen besonders guten Huf mit den meisten Tieren hatte. Daher nickte sie nur.

„In Ordnung, mach das nur. Ich geh derweil ein wenig meinen Körper aufwärmen, ein paar Übungen machen um ihn in Form zu bringen. Außerdem muss ich noch an der einen oder anderen Nummer noch etwas feilen. Wir sehen uns ja später bei der Ansprache wieder. Vergiss ja nicht, später auch hinzugehen!“

Sie zwinkerte Fluttershy zu und machte sich auf den Weg zu einem ihrer Lieblingsorte: Den See in der Nähe der Stadt. Fluttershy winkte ihr noch hinterher.

„Vergiss du es auch nicht!“

Doch wie so oft sprach sie viel zu leise und Rainbow war auch bereits zu weit von ihr entfernt, um sie noch hören zu können.

 

Letztlich war sie es selbst, die die Ansprache fast verpasste. Zu ihrer Freude war der See verlassen und so konnte sie sich richtig austoben, ohne auf irgendjemanden Rücksicht nehmen zu müssen. So machte sie zuerst ein paar kleine Aufwärmübungen, um ihren Körper auf die kommende Stunde vorzubereiten. Anschließend flog sie ein paar Loopings und wiederholte abwechselnd diverse leichte und komplizierte Flugnummern. Hin und wieder improvisierte sie ein wenig und versuchte, diese Nummern für sich zu optimieren. Dazu hin und wieder ein paar kleine Pausen, um ihre Flügel zu schonen. So vergaß sie alles um sich herum, auch die aktuelle Uhrzeit. Erst, als Applejack eilig angelaufen kam, und sie daran erinnerte, wurde Rainbow in die Wirklichkeit katapultiert.

„Rainbow!“, rief diese ihr zu, doch Rainbow winkte ihr nur zu. Da diese zu weit weg war, verstand das regenbogenfarbige Pony die meisten Worte nicht.

„Hey, Applejack!“, rief sie zurück.

„Ich bin grad dabei, einen meiner neuesten Tricks zu perfektionieren, hast du Lust dir das anzusehen?“

Rainbow stellte sich bereits in die Startposition, wurde jedoch von ihrer Freundin dabei gebremst.

„Vielen Dank für die Einladung, das würde ich nur zu gerne sehen. Allerdings bin ich nicht deswegen gekommen. Ich bin hier, um dich für die Ansprache der Bürgermeisterin zu holen. Du kommst sonst noch zu spät. Aber lass mich raten, wie ich die dich kenne, hast du es vor lauter Übungen total vergessen.“

Dabei zwinkerte sie sie an, Rainbow haute sich schamvoll einen Huf ins Gesicht.

„Oh Mann, das ist ja jetzt echt peinlich. Da erinnere ich Fluttershy extra daran und dann vergesse ich es selbst. Danke, Applejack, du hast was gut bei mir.“

„Halb so wild“, meinte Applejack.

„Du würdest an meiner Stelle nicht anders handeln. Wir sollten uns jetzt aber lieber beeilen, sonst verpassen wir es noch wirklich. Wie wäre es, machen wir ein spontanes Wettrennen daraus?“

Rainbow brauchte nicht viele Worte, um Applejack zu zeigen, was sie von der Idee hielt. Mit wenigen Flügelschlägen landete Rainbow neben ihr, streckte sich und machte sich bereit.

„Wer zuletzt am Rathaus ist, ist ein dreibeiniges, lahmes Pony!“

Kaum hatte sie das ausgesprochen, ließ sie Applejack in einer Staubwolke zurück. Doch das hatte sie sich bereits gedacht.

„Hey, das ist unfair, warte auf mich!“

Lachend flitzte sie los und holte Rainbow mühelos ein.

 

So sehr sich die beiden bemühten, es gelang ihnen nicht, die jeweils andere auf die längere Zeit hin zu überholen. Synchron kamen die beiden am Rathaus an, wo ihre Freunde bereits sehnsüchtig auf sie warteten. Bis auf Twilight, die zusammen mit der Bürgermeisterin auf dem Podest stand und auf die letzten Ponys wartete, die noch herangelaufen oder –geflogen kamen. Als nun auch das letzte Pony seinen Platz in der Menge gefunden hatte, ergriff Major Mare das Wort.

„Hallo, liebe Stuten und Hengste! Da wir dieses Mal seit seiner langen Zeit wieder mit einem schweren Sturm konfrontiert werden, haben wir eine Menge Aufgaben zu erfüllen. Zum Glück haben wir jetzt unser großes Organisationstalent Twilight Sparkle, welche auch gleich in dieser Sache auf mich zukam. Vielen Dank nochmal an dieser Stelle!“

Twilight wurde rot, ein kurzer Huf-Applaus und schon fuhr die Bürgermeisterin mit ihrer kurzen Rede fort.

„Daher wird das Ganze auch viel organisierter und geplanter ablaufen, als die vielen anderen Male davor. Wir haben die Aufgaben auf jeweils mehrere feste Teams aufgeteilt, so dass ihr euch nicht in die Quere kommen könnt. Auch weiß so jedes Pony, was seine genauer Aufgabe ist.“

Applejack und Rarity sahen sich mit gemischten Gefühlen an. Zwar hatten sie aus ihren ganzen Zickereien während des letztens Sturms und sich auch im Allgemeinen viel besser kennengelernt. Dennoch bekamen sie einen leichten Schauer über den Rücken, bei dem Gedanken, wieder zusammen in einem Vorbereitungsteam zu sein.

Doch Twilight lächelte zu den beiden hinüber. Und was sie nun sagte, wirkte beinahe so, als hätte sie gerade eben ihre Gedanken gelesen.

„Ich habe mir vom letzten Mal die Gesamtsituation angesehen, so gut es mir möglich war und konnte daraus eine perfekte Analyse erstellen. Um es dieses Mal besser machen zu können, als das letzte Mal.

Zum einen fangen wir mit den Vorbereitungen viel früher an. So sind wir früher für den Sturm gerüstet und können uns auf spontane Probleme einstellen.

Zum anderen  …“, dabei nickte sie ein weiteres Mal zu Applejack und Rarity hinüber.

„Zum anderen habe ich die Teambildungen überarbeitet. Einfach, um mehr Ponys in eine Gruppe zu stecken, die auch gut zueinander passen. Spike, wenn ich bitten darf!“

Spike riss vorsichtig ein riesiges Tuch von einer Leinwand herunter, legte damit einen genauso große Tafel frei. Auf dieser waren viele Ponynamen in mehrere kleine, farblich sortierte Gruppen aufgeteilt.

„Jede Farbe steht für eine bestimmte Aufgabe, und bei jeder Aufgabe gibt es mehrere Gruppen. Jeder Gruppe wurde ein bestimmter Bereich zugeteilt. Bitte informiert euch rechtzeitig, in welchem Team ihr eingesetzt seid. Im Anschluss an diese Ankündigung wird es eine Shirtverteilung geben, mit der jeweiligen Teamfarbe. Bei Wunsch stickt euch Rarity einen Teamnamen auf eure Shirts.“

Sie überprüfte jede Karte einzeln, ob sie irgendeinen Punkt vergessen hatte. Dann klopfte sie sie zusammen und legte sie beiseite.

„Schon jetzt möchte ich mich, auch im Namen der Bürgermeisterin und Thunderbolt bei jedem einzelnen Pony für seinen freiwilligen Einsatz bedanken. Die Hilfe von euch allen sorgt dafür, dass während des Sturms alles reibungslos funktionieren wird. Auf eine gute Zusammenarbeit!“

In mehreren, geordneten Schlangen (größtenteils unter Twilights Anleitung und Zurechtweisung) warteten sie vor der großen Tafel und fanden sich auch recht schnell zusammen. Glücklich stellten Rarity und Applejack fest, dass sie nicht wieder in ein gemeinsames Team verfrachtet wurden. Rarity wurde dieses Mal, neben der Shirtverteilung, einer gänzlich anderen Aufgabe zugeteilt und Applejack war mehr als glücklich darüber, ihren Namen direkt unter dem von Rainbow Dash zu lesen. Neben ihr waren auch noch Fluttershy, Derpy und Bulk Biceps ihrem Team zugeordnet worden.

Und zu Rainbows großer Überraschung: Silver Fox.

 

„Ich hoffe, du nimmst es mir nichtübel, dass ich mich in dein Team hab eintragen lassen …“

Nervös kratzte er sich mit dem Huf am Hinterkopf.

„Aber ich bin noch nicht solange hier und außer dir, Thunderbolt und meinen Kollegen aus der Abteilung kenne ich hier noch niemanden. Abgesehen davon machst du einen ziemlich lässigen Eindruck und ich hatte gehofft, dass wir beide vielleicht sogar Freunde werden könnten …“

Rainbow fühlte sich geehrt, und begann zu kichern.

„Ne, das ist vollkommen in Ordnung für mich; mach einfach bei uns mit und schon kannst du dich vor neuen Freunden kaum noch retten. Und falls du es noch nicht wusstest, lässig ist mein zweiter Vorname.“

Ein Räuspern von Applejack brachte das übermutige Pony wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.

„Was ich damit sagen möchte: Du bist damit bei uns an der richtigen Adresse.“

Sie nahm Silver Fox und den Rest ihres Teams auf die Seite.

„Leute, das hier ist Silver Fox. Er ist ein neuer Mitarbeiter der Wetterfabrik, und kommt aus Las Pegasus. Er ist erst seit kurzem so richtig in Cloudsdale und kennt daher hier auch niemanden. Deswegen ist er jetzt bei uns mit dabei.“

Sie begrüßten ihn alle freundlich, wobei Fluttershys fast unhörbare Stimme dabei unterging.

„Gut, dann stelle ich sie dir mal kurz vor. Das hier sind Derpy Hooves und Bulk Biceps. Sie wirken auf den ersten Blick vielleicht etwas seltsam, aber sie sind echt klasse Ponys und Teammitglieder. Ich möchte sie nie wieder ein einem Team missen wollen.

Dann haben wir noch Fluttershy, eine meiner sehr guten Freundinnen in ganz Equestria. Sie ist ein wenig … gut, sehr schüchtern, aber sie hat ihr Herz auf dem rechten Fleck.

Kommen wir jetzt zu meiner absoluten Lieblingssportlerin (außer mir) und meine aller-allerbeste Freundin aller Zeiten: Applejack. Sie hat zwar keine Flügel, aber dafür Hinterläufe kräftiger als eine elfköpfige Hengstherde. Sie ist echt cool, und es macht immer wieder Spaß, etwas mit ihr zu unternehmen!“

Applejack zog verlegen ihren Hut ins Gesicht.

„Jetzt lass doch mal die Kirche im Dorf, Rainbow. Aber danke für das Kompliment.“

Beide lächelten sich verlegen an, da nahm Silver Fox das Wort an sich.

„Ich möchte euch beiden, was auch immer gerade da zwischen euch passiert, nicht stören. Aber wie wäre es, sollen wir unserem Team nicht einen schönen Namen geben? Ich wäre dafür, auch wenn mir so recht keiner einfallen will …“

 

Puterrot sahen die beiden ihn an.

„Stimmt, wir brauchen noch dringend einen Teamnamen!“

Erleichtert über die Unterbrechung und irgendwie auch nicht, fing Rainbow an zu überlegen. Prompt hatte sie eine Idee.

„Wie wäre es mit Team Awesome? Immerhin ist jeder und jede hier in unserem Team auf seine oder ihre Art einzigartig und awesome!“

Die anderen fanden die Idee nach kurzer Bedenkzeit ebenfalls schön und so war es für Rainbow beschlossene Sache.

„Gut, dann steht das auch schon mal fest. Fängt ja gut an. Gehen wir am besten gleich zu Rarity, damit sie unsere Namen in die Shirts sticken kann.“

Aufgeregt rieb sie die Hufe aneinander.

„Bevor wir gehen, wie und wann treffen wir uns morgen? Vor vor allem wo? Ich hab gelesen, dass wir für Sweetapple Acres zuständig sind, aber ich weiß nicht genau, wann die meisten von euch dort vorbeikommen können.“

Rainbow dachte nach, dann richtete sie sich an Applejack.

„Sagt mal, würde halb zehn vormittags für dich reichen?“

Diese nickte nur.

„Gut, dann schlage wir vor, wir treffen uns Morgen um halb zehn vor meiner Haustüre“.

Rasch erklärte sie Silver Fox, der sich ratlos umsah, den kürzesten Weg von Cloudsdale zur Farm. Dankbar lächelte er das Farmpony an.

„Und den Rest können wir ja morgen dann besprechen.“

Eilig begann Rainbow an ihrer aller-allerbesten Freundin zu ziehen und zu schieben.

„Komm, gehen wird, wir müssten noch unsere absolut coolen Teamshirts abholen. Das wird bestimmt richtig klasse werden.“

Applejack lächelte; und folgte mit den anderen zusammen dem regenbogenfarbenen Pony. Auch sie hatte das Gefühl, dass es klasse werden würde. Vor allem an der Seite ihrer besten Freundin.

Äste ernten

Kaum waren die beiden in der Carousel Boutique angekommen, stellten sie sehr schnell fest, dass sie so schnell nicht an ihre gewünschten T-Shirts herankommen würden. Zwar waren sie unter den ersten Ponys, aber nicht die einzigen, die das erste von Raritys Teamshirts ergattern wollten. Diese hetzte zwischen Nähmaschine und Zeichenbrett hin und her; doch trotz all ihrer Mühen wurde die Warteschlange nicht kleiner.

„Sieh dir nur mal die arme Rarity an“, sagte Applejack und schüttelte den Kopf.

„Es ist zwar schön, dass sie hilfsbereit und selbstlos ist, aber dieses Mal hat sie sich wieder deutlich übernommen. All die ganzen Ponys, die bis morgen ihr Shirt haben wollen … Rarity ist zwar gut in sowas, aber ich denke, sie braucht unsere Hilfe!“

Für Rainbow stand es außer Frage, dass sie ihrer Freundin helfen wird. So nickte sie nur kurz, dann fing sie zu grinsen an.

„So wie ein gewisses anderes Pony, an das ich mich erinnern kann? Eins, dass sich auch viel zu viel Arbeit aufgeladen hat und nicht damit zurecht kam? Ein ganz besonders stures Pony, das sich einfach nicht helfen lassen wollte?“

Applejack stöhnte leicht genervt und wich Rainbows amüsiertem Blick aus.

„Ich weiß, ich war dickköpfig und stur, aber ich habe dabei auch meine Lektion daraus gelernt! Vermutlich werde ich mir die Geschichte von dir noch bis an unser beide Enden anhören dürfen …“

Lächelnd stieß sie Rainbow mit dem Huf an, wusste sie doch, dass deren Worte keineswegs verletzend gemeint waren.

„Wie auch immer, bevor wir jetzt hier in ollen Kamellen schwelgen, lass uns lieber noch die anderen holen. Rarity kann jetzt echt jeden helfenden Huf gebrauchen, den sie bekommen kann!“

Schließlich konnten die beiden nicht nur ihre Freundinnen (Twilight, Fluttershy und Pinkie Pie) zur Mithilfe animieren, sondern auch ein paar andere Ponys, wie Big Mac oder Cheerilee.

„Immerhin hat sie uns auch damals unter großem Zeitdruck gegen die Flim-Flam-Brüder geholfen“, war sein einziger Kommentar dazu.

Die einzelnen Ponys wurden an die Stationen aufgeteilt, bei welchen sie jeweils am meisten hilfreich waren.

Pinkie Pie und Cheerilee übernahmen die Maße und Shirt Wünsche der einzelnen Ponys. Fluttershy und Rarity nähten die Shirts zusammen, nachdem Applejack und Rainbow die Stoffe mithilfe der Schnittmuster zurecht geschnitten hatten. Big Mac und ein paar andere Ponys assistierten, ihnen dabei und halfen ihnen überall, wo sie gerade benötigt wurden.

Twilight organisierte und befestigte nebenbei die Logos der verschiedenen Teams auf den fertigen Shirts. Spike überließ sie die abgefertigten Ponys auf ihrer langen Liste abhaken, damit sie sicher gehen konnte, dass auch wirklich jedes Pony am Ende sein Shirt bekommen hat.

 

Erst, nachdem Luna den Mond bereits wenige Stunden vorher hat aufgehen lassen, nahm das letzte Pony sein Shirt und verließ den Laden. Erschöpft ließen sich alle Ponys zu Boden fallen. Sie ruhten sich ein paar wenige Minuten aus, bevor Rarity sich dankend an die anderen richtete.

„Vielen Dank euch allen, es ist ein sehr großes Glück für mich, dass ich euch Juwelen habe. Ohne euch hätte ich es vermutlich doch nicht geschafft. Da habe ich wohl zu optimistisch gedacht und mich wohl ein wenig übernommen.“

Die anderen winkten ab, doch Rarity ließ sich nicht beirren.

„Nein, nein, ich bin euch wirklich sehr dankbar dafür! Auch bin ich sehr froh darüber, dass ich mir letzte Woche all diese Stoffe im Sonderangebot gekauft habe. Als hätte ich gewusst, dass ich diese Stoffe, oder zumindest die meisten davon, heute benötigen würde.

Tut mir leid, Herzchen, dass ich deine Farbpläne durcheinander bringen musste. Aber ich hatte leider nicht mehr genug orangefarbenen Stoff übrig und musste für das Tierteam rosafarbenen Stoff nehmen. Dafür habe ich die Reste von Orange statt den goldenen Stoff für die Abzeichen verwendet.

Ich hätte ihn gerne dafür hergenommen, aber er ist für einen sehr wichtigen Auftrag, den ich bis übernächste Woche erledigt haben muss!“

„Ach, das ist doch kein Problem, Rarity!“, meine Twilight ruhig zurück.

„Ich und alle anderen sind dir sehr dankbar dafür, dass du so schnell eingesprungen bist und das übernommen hast. Da machen ein paar Änderungen nichts, vor allem, da es am Ende dann doch noch fast wie geplant aufging. Ich habe die Liste kontrolliert und jedes Pony hat seine eigene, persönliche Teamuniform bekommen. Dafür, dass wir drei das erst heute Mittag miteinander planen konnten, hast du ein wahres Wunder auf die Beine gestellt.“

„Das ist eben unsere Rarity“, fügte Rainbow hinzu.

„Ich finde es außerdem bemerkenswert, dass du auch so schnell so ein praktisches Design für das Shirt und auch für die Abzeichen ausdenken konntest. Daran merkt man den wahren Profi!“, lobte Fluttershy ihre Freundin.

Rarity wurde ganz rosa im Gesicht.

„Bitte, Mädels, ich finde es zwar schön, wenn ihr mein Hufwerk lobt, aber zu viel Lob bitte auch nicht. Müssen ja nicht gleich damit so übertreiben …

Was das Schnittmuster angeht, das ist nicht komplett von mir selbst. Vorhin, nach der Ansprache habe ich einen Pegasus-Hengst auf seine Kleidung angesprochen und er hat mir sein überaus arbeitstaugliches Outfit gezeigt. Da konnte ich natürlich nicht nein sagen. Zum einen gefällt es den Ponys sehr gut und zum anderen kann ich diesen Schnitt für die eine oder andere Kollektion wieder verwenden. Hach, das wäre wirklich fantastisch!“

Für einen Moment begann sie, von zukünftigen Kleider-Kollektionen zu träumen. Dann fing sie sich wieder in die Realität zu schubsen. Müde und erschöpft sah sie die anderen an.

„Ich möchte auf jeden Fall, dass ihr alle wisst, wie dankbar ich euch für alles bin! Aber jetzt würde ich mich gerne hinlegen, der Tag war sehr anstrengend für ich und morgen haben wir auch recht viel Arbeit vor uns!“

Die anderen stimmten zu, waren auch sie selbst sehr müde und sehnten sich nach einer warmen und weichen Matratze. So verabschiedeten sie sich alle voneinander und legten sich auch recht schnell in ihre eigenen Betten zum Schlafen.

„Zum Glück fangen die Sturmmaßnahmen erst am späten Vormittag so richtig an. Dann macht es ja nichts, wenn wir nicht so extrem früh damit anfangen“, gähnte Rainbow, bevor sie sich für heute von Applejack verabschiedete.

 

Nicht ganz ausgeruht, aber auch nicht müde traf sich Team Awesome zur festgelegten Zeit vor Applejacks Haus. Sie waren zusammen mit ein paar anderen Teams für die große und weitläufige Apfelplantage der Apple Familie eingeteilt worden. Sogar Rainbow kam mehr oder weniger pünktlich zum Treffpunkt. Als sie schließlich komplett waren, gingen sie zu den nördlichen Apfelfeldern, die Felder, die ihnen Twilight zugeordnet hatte.

„Es ist ziemlich seltsam, andere Ponys aus Ponyville und Cloudsdale hier auf der Apple Farm arbeiten zu sehen. Aber unsere Plantagen werden immer größer und größer, das würden wir gar nicht so schnell schaffen, wie wir es wollen. Wir haben zwar genug Zeit bis nächste Woche Freitag, aber die Zeit wollen wir noch für die Apfelernte nutzen. Daher ist es ganz gut, dass uns die anderen Ponys dabei helfen.“

Sie ließ die Haustüre ins Schloss fallen und sah die anderen Teammitglieder an. Der eine oder andere blickte sie mit müden Augen an.

„Wie auch immer, Ponys, lasst uns lieber schnell mit der Arbeit beginnen. Je eher wir damit fertig anfangen, desto eher werden wir fertig werden. Und hinterher habe ich ein paar leckere Köstlichkeiten der Apple Familie für euch … ja, Rainbow, da ist auch ein Fass mit leckerem Cider dabei, mit einem extra großen Becher nur für dich. Haben wir letztens erst aus Appleloosa importieren lassen.“

Dabei zwinkerte sie Rainbow zu, welche triumphierend  den Huf in die Höhe reckte, mit einem triumphierenden Laut. Applejack sah ihr amüsiert zu, wie sie gedanklich ein Maß Cider nach der anderen leerte.

„Noch musst du dich noch ein wenig gedulden, bis wir den Cider trinken können, Liebes!“

Sie legte ein Vorderbein um Rainbows Schultern, welche sich mehr als ertappt fühlte.

„Erst die Arbeit, dann das Vergnügen! Glaub mir, es wird sich lohnen! Braeburn macht neben uns und ein paar anderen Familienmitgliedern sehr guten Cider. Nur, dass seiner ein wenig anders schmeckt als unserer, da mein Cousin andere Äpfel züchtet wie wir.“

Rainbow begann wieder zu träumen und wurde ein weiteres Mal von ihrer besten Freundin dabei gestört.

„Komm schon, Rainbow, erst mal müssen wir uns diesen Cider verdienen. Spar dir deinen Sabber lieber für später auf!“, meinte sie belustigt, bevor sie die anderen zu den nördlichen Apfelfeldern führte. Wie auch sei trug sie das grünfarbige Teamshirt, welches durch das Baumabzeichen symbolisierte, dass sie für die Bäume und Sträucher in ihrem Einsatzgebiet verantwortlich waren.

 

Alle, bis auf Rainbow und Fluttershy, sahen sich neugierig um, staunten darüber wie groß das Geländer der Apple Familie wirklich war. Zwar war der eine oder andere bereits mal auf der Farm gewesen, auf den Apfelplantagen selbst waren sie jedoch noch nie gewesen.

„Wahnsinn, Applejack, ich hätte nie gedacht, dass eure Apfelfarm so groß ist!“, meinte Derpy staunend.

Mit einem „Yeah!“ in Zimmerlautstärke stimmte Bulk Biceps ihr zu.

„Ich muss zugeben, es ist wirklich beeindruckend, das hier alles in den Größen zu sehen. Zwar gibt es in der Nähe von Las Pegasus eine weitere Apple Farm, aber sie ist nicht so groß wie die eure!“

Silver Fox sah sich ebenfalls nachdenklich um. Applejack tippte sich mit dem Huf auf die Stirn.

„Las Pegasus, Las Pegasus … achja, das muss die Farm von meinen Cousinen Red Gala, Apple Fritter und meinem Onkel Cox Orange sein! Ja, sie ist wirklich nicht so groß, aber ich war auch schon lange nicht mehr dort zu Besuch. Das letzte Mal war ich noch ein kleines Fohlen.“

„Das bedeutet, die Ponys von dieser Farm sind mit dir verwandt, ähm … Applejack?“, fragte Silver Fox neugierig nach, diese nickte.

„Nicht nur die drei, nein, jedes Pony von jeder Apfelfarm gehört auf irgendeine Art und Weise zu meinen Verwandten. Unsere Apple Familie ist sehr groß und besteht auch seit  sehr vielen Jahren. Auch haben wir sehr viel geleistet. Meine Granny Smith zum Beispiel hat nicht nur Sweet Apple Acres auf die Beine gestellt, sie hat auch bei der Gründung von Ponyville mitgeholfen!“

Stolz reckte Applejack die Brust, die anderen sahen sie sichtlich beeindruckt an, noch mehr als sie es bereits durch die Farm selbst waren.

„Davon hast du uns nie etwas erzählt, da wusste ich ja noch gar nicht! Ich dachte immer, deine Oma wäre einfach nur ein altes Pony. Aber das hört sich schon ziemlich cool an!“

„Das muss ja wirklich was bedeuten, wenn du das sagst, Rainbow!“

Applejack lachte auf.

„Jedenfalls habe ich bisher noch nichts davon erzählt, weil sich einfach nie die passende Gelegenheit dafür ergeben hat. Aber gut, wir sind jetzt nicht für eine kostenlose Geschichtsstunde hier, sondern, um den Teil der Farm auf den Sturm nächste Woche vorzubereiten. Major Mane hat dort was ziemlich heftiges angekündigt!“

„Thunderbolt hat was Ähnliches in der Richtung angedeutet. Jetzt, da unsere Wettermaschine wieder vollständig repariert werden konnte, wird es ein Fohlenspiel für unsere Wetterfabrik sein.“

 

Schließlich hatten sie den Punkt erreicht, an welchem Applejack ihr Team haben wollte. Dort blieb sie stehen und die fünf scharrten sich um sie, bereit, genauere Maßnahmen von ihr zu hören.

„Nun, wir gehen folgendermaßen vor“, begann Applejack und sah den anderen abwechselnd in die Gesichter.

„Wir teilen uns in zwei kleine Teams auf. Team eins wären dann Rainbow, ich und … äh, tut mir leid,  wie war dein Name nochmal?“

„Silver Fox“, beantwortete er Applejacks Frage, ohne in irgendeiner Weise verletzt zu klingen.

„Genau, Silver Fox. Wir drei bilden das erste Team, dass sich um diese Hälfte hier kümmern wird.“

Sie deutete mit dem Huf in die ungefähre Richtung, dann in eine andere.

„Der Rest, sprich Fluttershy, Derpy und Bulk Biceps, ist dann für die andere Hälfte zuständig.

Unsere Aufgaben sind recht simpel: Wir müssen die Bäume kontrollieren, um alte, kaputte oder abgestorbene Äste zu finden. Sollte sich darunter ein kompletter morscher oder sonst wie kaputter Baum befinden, was ich persönlich nicht glaube, dann sagt mir auf jeden Fall Bescheid!

Nicht, dass es noch etwas ernsthaftes ist, dass sich auf die anderen Bäume übertragen könnte. Aber macht euch darum keine Gedanken, Big Mac und ich kümmern uns dann schon darum.“

„Was ist mit den Äpfeln? Sollen wir die auch vom Baum schütteln?“, Fluttershy sah sie fragend an.

Applejack verneinte und stellte sich neben einer der unzähligen Bäume.

„Nein, die Apfelernte erledigen mein Bruder und ich die nächsten Tage, darum müssen wir uns heute nicht kümmern. Wenn heute der eine oder andere Apfel vom Baum fallen sollte, dann legt ihn bitte in einen der Körbe, die wir jeden Baum platziert haben. Wir werden uns dann um sie kümmern, bevor wir mit der Apfelernte beginnen.“

Das würde auch erklären, warum sich das Pegasuspony neulich für unsere Erntetermine interessiert hat, dachte Applejack, konzentrierte sich aber wieder recht schnell auf den aktuellen Moment.

„Wir werden dann auch die Äpfel untersuchen und herausfiltern, ob sie in Ordnung; ob sie verfault oder vom Wurmbefall betroffen sind. Jetzt müssen wir einfach die Bäume angucken, alle Äste abreißen, bevor der Sturm es nächste Woche tut.

Und glaubt mir, ihr wollt keinen vollständigen Ast in eurem Schlafzimmer haben. Wenn ihr mir nicht glaubt, fragt einfach mal bei Twilight nach.“

Sie räusperte sich, anschließend stampfte sie bestimmend, ohne wenig Schwung zu benutzen, auf den Boden.

„Gut, dann lassen wir das ganze Geplänkel mal sein, hat noch jemand von euch irgendwelche Fragen, bevor wir beginnen?“

Keiner rührte sich, sie sahen sie nur stumm an. Ein paar Augenblicke lang wartete Applejack, dann nickte sie das Ganze ab.

„Ok, wenn jetzt keine Fragen mehr da sind, dann würde ich sagen: Fangen wir an zu schütteln, Ponys! Wir haben schon eine Menge Zeit vertrödelt und je schneller wir anfangen, desto weiter kommen wir voran. Und desto mehr können wir uns dann um die Apfelernte kümmern. Sollte doch jemand eine Frage haben, ihr wisst ja, wo ihr mich finden könnt.“

 

Rasch teilten die sechs sich auf und machten sich an die Arbeit. Während in der einen Nordhälfte Team B alles recht schnell unter Kontrolle hatten (Bulk lockerte die kaputten Äste, Fluttershy und Derpy müssten sie nur noch von den Bäumen abbrechen), verfiel Team A genauso schnell in eine gewisse Routine.

Applejack lockerte die Äste mit ein paar gezielten Tritten, Rainbow und Silver Fox machten die Arbeit von der Luft aus. Sie gewöhnten sich sehr schnell an die Arbeitsweise und Geschwindigkeit der jeweils anderen. Nach bereits kurzer Zeit machten sie den Eindruck eines eingespielten Teams, das sich gesucht und gefunden hatte.

„Twilight hatte echt das richtige Gespür, als sie uns in ein Team eingeteilt hat“, meinte Applejack bewundernd.

Rainbow stimme ihr zu.

„Stimmt schon, Twilight hat das echt drauf, das Organisieren und all das. Gut, dass wir sie haben und dass sie die Aufgabe übernommen hat. Nichts gegen unsere Bürgermeisterin, aber wenn sie das gemacht hat, dann … endete es meist in einem heillosen Chaos.“

Daran konnte sich Applejack ebenfalls sehr gut daran erinnert, ihr Gesichtsausdruck verriet sie mehr als deutlich.

„Diese Twilight … ist sie eine Freundin von euch?“

Neugierig unterbrach Silver Fox die beiden, die peinlich berührt feststellten, dass sie ihn für ein paar wenige Minuten komplett vergessen hatten.

„Das ist richtig, Twilight ist eine gute Freundin von uns, genauso wie Fluttershy. Das schüchterne Pony, das vorhin mit den zwei anderen Pegasi mitgeflogen ist.“

Silver Fox nickte, dann wand er sich wieder seinem Baum zu. So schüttelten sie an den Bäumen, hin und wieder gesprächig, die restliche Zeit über stumm die morschen Äste von den Bäumen herunter. Sie kamen gut voran, bis der Ruf eines aufgeregten Fohlens sie unterbrach.

„Apple Bloom, was ist denn los? Ist etwas mit Granny Smith oder Big Mac nicht in Ordnung? Beruhig dich doch erst mal, und sage mir dann ganz langsam, was du von mir möchtest.“

Doch das kleine Fohlen ließ sich nicht beruhigen, aufgeregt und wirr redete sie auf Applejack ein.

Immer noch im Unklaren darüber, was ihre kleine Schwester von ihr wollen könnte, legte sie ihren Huf auf Apple Blooms Schnauze, um den Redewall für einen kurzen Augenblick zu stoppen. Sie seufzte auf.

„Weißt du was, Apple Bloom, wir machen das jetzt anders. Du bringst mich an den Ort, an dem was-auch-immer passiert ist und ich sehe mir die Lage selbst mal an.“

Sie sah kurz zu den beiden Pegasi hinüber.

„Ich geh nur mal kurz nachsehen, dann komme ich wieder zurück zu euch. Ihr kommt doch derweil ohne mich klar, oder?“

„Na logo, AJ … ähm Applejack, wir machen das schon. Wir machen das so schnell, du wirst Apfelholzklötze staunen. Und jetzt renn lieber los, sonst platzt die Kleine da noch vor Aufregung!“

Applejack schob kurz ihren Hut nach unten, dann folgte sie der eilig rennenden Apple Bloom zu den westlichen Apfelfeldern. Recht schnell verschwanden die beiden zwischen den Apfelbäumen und somit aus ihrer Sichtweite.

 

„Sieht so aus, als wären wir jetzt auf uns allein gestellt, Rainbow Dash!“, meinte Silver Fox und knickte dabei einen kaputten Ast ab.

„Wer war eigentlich dieses niedliche kleine Fohlen, mit dem Applejack weggelaufen ist?“

Rainbow, die selbst mit einem kaputten Ast beschäftigt war, zog und drehte so lange an diesem, bis er mit einem feuchten Knacken nachließ. Dann legte sie ihn auf den Boden.

„Das kleine Fohlen gerade eben? Das war Apple Bloom, Applejacks kleine Tochter!“

Geschockt sah er die Stute an. Der Ast, den er gerade mit seinen Hufen hielt, fiel zu Boden. Und er wäre ihm auch beinahe gefolgt, da er für einen kurzen Moment das Fliegen vergessen hatte. Mit eiligen Flügelschlägen brachte er sich wieder auf die gleiche Höhe zurück wie seine Gesprächspartnerin.

„Wow, das hätte ich jetzt nicht gedacht … vor allem, da sie ihre Mutter mit ihrem Vornamen angesprochen hat. Applejack wirkt so jung, sie ist doch bestimmt in unserem Alter …

Und das kann nur bedeuten, dass sie der Vater des Kindes verließ, als sie mit Apple Bloom trächtig war und ihr das Ganze so peinlich ist, dass sie es lieber vertuschen will? Hat sie es dir verraten, weil ihr Freunde seid?“

Er hatte nun mit einer rührseligen Geschichte, die sämtliche Klischees über das Landleben enthielt, gerechnet. Oder mit einem Gesichtsausdruck, der ihm verriet: Darüber sollte ich lieber nicht reden.

Doch als er zu Rainbow sah, musste diese sich gerade das Lachen unterdrücken, was ihn noch mehr verwirrte. Schließlich konnte sie es nicht mehr zurückhalten und brach in schallendes Gelächter aus. Silver Fox ging ein Licht auf. Peinlich berührt färbten sich seine Wangen hellrosa.

Rainbow brauchte ein paar Sekunden, bis sie sich wieder beruhigt hatte. Amüsiert wischte sie sich die Tränen aus den Augenwinkeln.

"Oh Mann, das hast du doch jetzt nicht wirklich geglaubt, oder? Natürlich ist sie nicht Applejacks Tochter, das war nur ein Scherz von mir. Nein, in Wahrheit sind die beiden Geschwister!“

Mittlerweile hatte sie sich beruhigt und war auch wieder in der Lage, normal zu sprechen.

„Du hättest mal dein Gesicht sehen sollen, du bist ganz blass geworden! Sorry nochmal für den kleinen Schock.“

Jetzt musste er auch ein wenig grinsen, merkte er doch immer mehr, wie absurd die Tochter-Geschichte in seinen Ohren klang, je länger er darüber nachdachte. Er fragte sich, wie er nur so eine Geschichte überhaupt im Ansatz glauben konnte, wenn auch nur kurz.

„In einer Sache hast du Recht, es gibt eine Sache, die sie mir erzählt hat, weil wir gute Freunde sind …“

Ihre Stimme hatte einen ernsten Ton angeschlagen, ihr Gesichtsausdruck war von nachdenklicher Traurigkeit.

„Sie hat mir nie etwas Genaueres darüber erzählt, aber offenbar sind ihre Eltern bei einem Unfall ums Leben gekommen. Als sie gerade als fahrende Händler unterwegs waren. Sie selbst war gerade mal ein halbjunges Pony und Apple Bloom war noch zu klein, um sich an sie erinnern zu können. Aber bitte, verrate Applejack nichts darüber, dass ich es dir erzählt habe. Ich glaub, du bist ein guter Kerl und dass ich dir vertrauen kann. Ich will nur nicht, dass sie das Gefühl bekommt mir nichts mehr anvertrauen zu können. Nur, weil ich meine Klappe einmal nicht richtig halten konnte.“

Frustriert und beschämt verbarg sie ihr Gesicht, auch Silver Fox flog zu ihr hin und legte ihr einen Huf auf ihre Schultern.

„Keine Angst, Applejack wird von mir nie etwas erfahren. Ehrenwort!“, versuchte er sie zu beruhigen.

„Nach dir da mal keinen Kopf, das kann jedem passieren. Außerdem mag ich dich, da werde ich dich doch kaum ans Messer liefern wollen. Vergessen wir das Thema einfach, vergessen wir, dass wir darüber geredet haben. Lass uns einfach das Thema wechseln!“

Rainbow dachte darüber nach, aber man sah ihr an, dass ihr ein Themenwechsel mehr als entgegenkommen würde.

 

„Applejack und du, ihr seid wohl sehr gute Freunde, oder?“, fragte er neugierig mach.

Dabei gingen sie immer noch ihrer Arbeit nach. Rainbow schien das halbwegs neue Gesprächsthema zu gefallen.

„Wir sind nicht nur gute Freunde. Applejack ist die allertollste und beste Freundin, die ein sportliches Pony wie ich haben kann!“

Fast wäre ihre Brust vor Stolz und Angeberei angeschwollen, wäre sei nicht damit beschäftigt gewesen, einzelne Äpfel in den nächsten Korb zu befördern.

„Aber meine anderen Freundinnen mag ich auch, so ist es nicht. Nur mit keiner von ihnen habe ich so einen großen und intensiven Spaß, wie mit Applejack!“

Rainbows Augen begannen zu glänzen, was auf Silver Fox einen sympathischen Eindruck machte.

„Ich hoffe, ich kann hier auch einen so guten Anschluss wie du finden. Bisher kenne ich bis auf meine Kollegen und dich hier keinen, wobei ich von meinen Kollegen meist nur Thunderbolt sehe. Es wäre also schön, wenn ich hier ein paar neue Freunde finden würde.“

Rainbow lachte ein wenig, da zog sie weiter an einem Ast, bis er nur noch in ihren Hufen lag.

„Also, wenn du dich hin und wieder in Ponyville sehen lässt, dann wirst du früher oder später meiner Freundin Pinkie Pie begegnen. Sie freundet sich mit wirklich jedem Pony an! Aber sie ist vollkommen in Ordnung, du wirst sie mögen. Außerdem bin ich ja auch noch da. Wenn du willst, können wir zwei ja mal was zusammen unternehmen!“

„Ohja, sehr gerne!“, meinte Silver Fox begeistert.

„Was machst du denn in einer Freizeit, wenn du nicht gerade für die Wetterfabrik arbeitest? Du hast erwähnt, dass du ein sportliches Pony wärst. Wie hast du das gemeint?“

„Ich verbringe sehr viel Zeit mit meinen Freundinnen, vor allem mit Applejack. Was ich sonst noch mache … ich lese unheimlich gerne die Daring Do Bücher, sie ist einfach nur megacool! Hoffe mal, es kommt bald ein neuer Band raus, ich sterbe schon von Neugierde …“

Sie quietschte ein wenig, dann fing sie sich wieder.

„Und wenn ich nicht gerade am Entspannen bin, dann trainiere ich oder über ein paar alte oder neue Flugtricks. Ist ziemlich aufwendig, aber ich muss das tun, wenn ich noch besser werden möchte. Nur die schnellste Fliegerin der Welt zu sein, reicht einfach nicht ganz aus, um bei der coolsten Fliegergruppe der Welt mitmachen zu können.“

Nachdenklich sah Silver Fox sie an.

„Fliegergruppe? Meinst du damit zufällig die Wonderbolts?“

Allein schon das Erwähnen des Namens reichte aus, um Rainbows inneres Fangirl zur Wallung zu bringen.

„Ja, genau die. Die legendären und coolen Wonderbolts! Eines Tages ein Teil ihres Teams sein zu können, das war schon immer mein größter Traum.“

„Du möchtest ein Wonderbolt werden? Das ist wirklich ein sehr schöner Traum, muss ich sagen. Ich drück dir die Hufe, dass du ihn eines Tages wahr werden lassen kannst.“

Er dachte für einen kurzen Moment nach, dann sah er sie wieder an.

„Ich bin nicht gerade das schnellste oder stärkste Pegasuspony. Aber ich habe in meiner Zeit in Las Pegasus in dem einen oder anderen Sportteam mitgemacht. Wenn du willst, können wir zwei auch ein wenig üben und zusammen trainieren. Was denkst du? Wir können uns dabei auch anfreunden, denn ich finde ich schwer in Ordnung. Und auch interessant.“

Rainbow war ziemlich begeistert von der Idee, was man ihr auch ansah.

„Sehr gerne. Ich übe zwar viel mit Applejack oder für mich alleine. Aber ein Trainingspartner mit Flügeln wäre eine echte Bereicherung für mich. Ich mag Fluttershy, sie ist ganz ok, aber für solche Dinge leider völlig ungeeignet. Also ja, ich wer dabei! Danke für das coole Angebot!“

Silver Fox fühlte sich geschmeichelt.

„Sehr gerne, sehr gerne. Wenn du möchtest, können wir uns hinterher treffen und schon mal ein wenig warm machen. Hättest du Lust darauf, Trainingspartner?“

Er hielt ihr seinen Huf hin und sie drückte ihren dagegen.

„Klar, warum nicht? Aber lass uns erst mal das hier fertig machen, immerhin habe ich Applejack gesagt, dass wir fertig sein werden, bevor sie kommt.“

 

Zwar wurden sie nicht, wie Rainbow angekündigt hatte, komplett mit den Bäumen fertig, sind jedoch recht gut vorangekommen, als Applejack zurückgerannt kam.

„Wow, ihr habt da ja wirkliche gute Arbeit geleistet! Gut gemacht!“

Rainbow fühlte sich auf die Schulter geklopft, dann fragte sie ihre Freundin, aus welchem Grund Apple Bloom sie mitgenommen hatte.

„Eines der Ponys in den westlichen Apfelfeldern ist mit dem Huf in einem Baumloch stecken geblieben und sie konnte sich nicht mehr selbst befreien. Da Big Mac auf den östlichen Feldern unterwegs ist, hatte sie nur noch Granny Smith in der Nähe. Also hat sie mich geholt und ich konnte das Problem lösen. Allerdings musste Daisy auch medizinisch versorgt werden, da sie sich dabei verletzt hat. Daher hat es so lange gedauert, bis ich wieder zurückkommen konnte.“

„Das macht doch nichts. Ich finde es eh klasse, wie due den anderen Ponys immer hilfst“, lobte Rainbow, was Applejack rot werden ließ.

„Rainbow, du machst mich ja noch ganz verlegen! Außerdem halte ich es für selbstverständlich, den Ponys hier zu helfen. Besonders, wenn sie in einer Notlage sind. Jedes andere Pony würde an meiner Stelle genauso reagieren.“

Sie sah sich noch ein wenig um, rückte ihren Hut zurecht und wirkte entschlossener denn je.

„Was meint ihr, wir haben schon so viel geschafft, ob wir zusammen noch den kleinen Rest an Bäumen noch schaffen werden? Und das innerhalb der nächsten Stunde?“

„Natürlich schaffen wir das, was soll das denn für eine Frage sein?“, entgegnete Rainbow angestachelt.

„Dachte mir doch, dass du das sagen würdest. Also gut, dann lasst uns loslegen. Die paar Bäume sind doch ein Klacks für uns!“

 

So erledigten sie die restliche Arbeit in kürzester Zeit und brauchten, wie Applejack anfangs vermutete, weit weniger als eine Stunde. Inzwischen hatte sich eine kleine Routine unter den dreien entwickelt, weshalb sie noch schneller vorankamen.

Auch Team B wurde fast zeitgleich mit ihrem Teil der nördlichen Felder fertig, worauf sie ziemlich stolz waren.

Anschließend gönnten sie sich eine Pause mit einer Runde kühlem Apfelcider, den Rainbow eher verschlang als trank.

„Ich bin froh, dass wir das so schnell hinter uns bringen konnten. Dann kann sich meine Familie nun auf die Apfelernte konzentrieren. Aber so wie es aussieht, werden wir dieses Mal viel schneller damit fertig werden, da nicht mehr alle Äpfel am Baum hängen.“

Mittlerweile kamen auch die Teams nacheinander zurück, müde aber auch glücklich. Applejack bedankte sich bei allen, die mitgeholfen hatten, schenkte ihnen Apfelcider in die Krüge und verabschiedete einen nach den anderen. Auch Team Awesome machte sich langsam auf den Heimweg.

„Am Vormittag vor dem Sturm wird es laut Twillights Plan eine letzte Kontrolle geben. Wenn der eine oder andere sich dafür kurz die Zeit nehmen könnte, das wäre echt schön für uns. Meldet euch einfach nächste Woche mal, dann können wir das näher besprechen. Kommt gut nach Hause und vielen Dank nochmal für eure Mithilfe!“

Die anderen winkten ihr zu, dann verließen sie alle das Grundstück. Bis auf die Mitglieder der Apple Familie und Rainbow Dash. Ihnen alle knurrten längst die Mägen.

 

„Hey, Rainbow“, begann Applejack, als die beiden alleine waren.

„Hast du vielleicht Lust, dass wir was zusammen unternehmen? Wir könnten an den See gehen oder uns mal wieder einen Riesenbecher Schokoladeneis gönnen! Na, was sagt meine beste Freundin dazu?“

Rainbow kicherte, doch dann lehnte sie ihr Angebot ab.

„Danke, das wäre echt cool, mit dir am See abzuhängen und uns zu entspannen. Aber ich hab mich leider schon mit Silver Fox verabredet, wir wollen nachher ein wenig zusammen trainieren. Vermutlich fliegen oder so …“

„Oh, kein Ding, das können wir ja auch verschieben. Ich bin zwar die nächsten Tage beschäftigt, aber ich bin mir sicher, dass wir trotzdem mal was zusammen unternehmen werden können.“

Sie scharrte unauffällig mit dem Vorderhuf auf dem Boden herum und versuchte ihre Enttäuschung hinunterzuschlucken.

„Hey, komm schon, so schlimm ist das doch gar nicht. Dafür hast du ziemlich stark trainierte Beine, das ist auch mehr als beeindruckend! Also lass den Kopf nicht hängen, ist ja nicht so, als würde ich mit dir gar nichts mehr machen wollen.“

Die Enttäuschung in Applejacks Gesicht wandelte sich in Verwirrung um.

„Ganz ehrlich, Rainbow, ich bin mir nicht ganz sicher darüber, was du mir damit sagen möchtest …“

„Ach, Applejack, mir musst du doch nichts vormachen, es ist doch mehr als offensichtlich, dass es an dir nagt, dass du nicht bei uns mitmachen kannst. Wir sind doch beste Freundinnen, mir musst du nichts vorspielen. Für mich ist das nie ein Problem gewesen, Applejack und das wird es auch nie sein.“

Jetzt war Applejack noch verwirrter, fühlte sich aber auch zeitgleich ertappt. Sie hätte zwar nicht in Worte fassen können, warum sie sich so fühlte, aber das Gefühl war definitiv da.

Auch schlug ihr Herz ein wenig schneller. Sie hoffte darauf, dass Rainbow ihr die Verwirrung nehmen konnte, gleichzeitig wusste sie, dass das nie passieren wird. So versuchte sie die merkwürdige Situation so gut wie möglich zu überstehen.

„Zuckerschnäuzchen, ich habe immer noch keine Ahnung, was du damit sagen möchtest. Kannst du nicht endlich mal Klartext reden?“

Wie aus dem Nichts begann Rainbow ihre Arme um sie zu schlingen und an sich zu drücken. Applejacks Wangen liefen rosa an, ihr Herz schlug schwerfällig und langsam. Zwar hatten sie sich bereits umarmt, doch dieses Mal fühlte es sich anderes an. Anders als sonst.

Langsam streichelte Rainbow ihren Kopf, was Applejack einen wohligen Schauer bereitete.

Ist das die Art von Zuwendung, die mir von meiner Mutter fehlt? Oder ist es etwas anderes? Ist es das, was ich schon länger vermute …?

„Applejack, wenn du es nicht aussprechen möchtest, dann werde ich eben tun!“

Der Griff um Applejacks Herz nahm zu. Die Situation wurde in ihren Augen immer seltsamer, auch wenn sie das Streicheln auf eine unbekannte Art schön fand.

„Um ehrlich zu sein, überrascht es mich, dass du dir solche Gedanken machst. Das war noch nie ein Ausschlusskriterium für mich, nie und nimmer.  Dann bist du eben ein Erdpony und hast keine Flügel. Na und, wen stört es? Du bist nach wie vor meine beste Freundin und da wird nichts und niemand etwas daran ändern können. Also hör auf, dir damit den Kopf zu verdrehen. Auch wenn ich mit Silver Fox meine Flügel trainieren werde, meine Lieblingspartnerin Nummer Eins wirst du immer sein!“

 

Verdattert darüber, in welche Richtung das Gespräch gerutscht war, rang Applejack sich ein Lächeln ab. Sie wusste, sie spürte, dass es nicht daran lag, dass sie im Gegensatz zu Rainbow kein Pegasuspony war.

Nein, es lag an etwas anderem. An etwas, dass sie nicht richtig greifen, nicht richtig verstehen konnte. Doch darüber wollte sie sich keine weiteren Gedanken machen, viel mehr war sie interessiert daran, der merkwürdigen Situation zu entkommen.

„Rainbow“, sagte sie, bevor sie stockte.

Überlegte, was sie sagen könnte, ohne das Ganze weiter zu vertiefen. Innerlich seufzte sie, dann löste sie sich aus Rainbows Umarmung.

„Danke für deine lieben Worte, Sugarcube! Jetzt lass uns lieber das Thema beenden, bevor noch mein Bruder kommt und seltsame Fragen stellt …

Mal was anderes, möchtest du nicht wenigstens bis zum Mittagessen bleiben? Soweit ich mich erinnern kann, klang dein Magen genauso hungrig wie meiner. Und mit allzu leerem Magen könnte ich dich nie gehen lassen!“

Zu Applejacks Überraschung und auch gleichzeitig großer Freude nahm Rainbow die Einladung an. Konnte sie doch dem leckeren Essen der Apple Familie nur schlecht widerstehen.

Zwar nahm sie sich vor, nur eine Kleinigkeit zu essen, doch am Ende waren die Augen größer als ihr Magen es war. Pappsatt und kugelrund lagen die beiden  in Applejacks Zimmer, um sich ein wenig auszuruhen. Rainbow konnte sich gerade noch für das viele gute Essen bedanken, da fielen ihr schon die Augen zu.

„Keine Ursache, immer wieder gerne“, brachte Applejack unter Gähnen hervor, dann war auch sie eingeschlafen.

Nebeneinander schliefen sie, eine wie die andere in einem tollen Traum mit der jeweils anderen vertieft. Erst am späten Nachmittag wachten die beiden auf.

Gähnend streckte sich Rainbow, während Applejack sich den Schlaf aus den Augen rieb. Sie hatten so tief und zufrieden geschlafen, dass sie ein paar Sekunden brauchten, bis sie sich in der Realität wieder zurecht fanden. Rainbow war einen kurzen Blick auf die Uhr, dann fuhr sie zusammen.

„Vielen Dank fürs Essen, Applejack, richte das deiner Granny auch aus! Aber ich muss jetzt los, sonst komme ich zu spät zu meinem Treffen mit Silver Fox, wenn ich nicht bereits zu spät bin.“

Dass sie weder eine genaue Uhrzeit noch einen genauen Treffpunkt ausgemacht hatten, war ihr in dem Moment nicht wirklich bewusst.

„Alles klar, Rainbow und viel Spaß beim Training!“, rief ihr Applejack hinterher, da war das Pegasuspony auch schon mit einem Affenzahn aus ihrem offenen Fenster geflogen.

 

„Rainbow, hier unten!“, Silver Fox winkte ihr einer nicht großen Entfernung von Sweet Apple Acres zu.

„Da bist du ja! Ich dachte schon, du hattest unsere kleine Verabredung vergessen oder deine Meinung geändert. Aber gut, dass ich dich doch noch gefunden habe. Ich war gerade auf dem Weg zur Apfelfarm und wollte deine Freundin fragen, ob sie eventuell wüsste, wo du gerade bist. Das hat sich ja dann wohl erledigt. Und, hast du immer noch Lust auf ein Training? Wenn ja, kennst du einen guten Ort dafür?“

Für Rainbow stand es außer Frage, dass sie sich die Möglichkeit mit einem interessanten Trainingspartner entgehen lassen würde. Auch stand für sie recht schnell fest, wo sie ihr Training ungestört abhalten könnten.

Als allererstes machten sie ein paar Aufwärmübungen, um die Bein- und Flügelmuskel auf das kommende Training vorzubereiten. Anschließend galoppierten sie eine Weile um den See, dann lieferten sie sich ein Rennen in der Luft. Zwar konnte Silver Fox für den Anfang mit ihr mithalten, war dann Rainbows übermäßiger Geschwindigkeit einfach nicht gewachsen.

Sie machten ein paar Übungen in der Luft und sie konnten sich gegenseitig neue Übungseinheiten aus der jeweiligen Heimat zeigen. Das Ganze wurde mit ein paar Abwärmübungen abgeschlossen.

Silver Fox, der ihr hin und wieder ein paar bewundernde Worte zugerufen hatte, hatte auch jetzt ein paar gute Worte für sie parat.

„Wow, du hast echt voll die coolen Tricks drauf, Rainbow!“, lobte er, bevor er sich räusperte.

„Was ich mit diesem hippen Ausruf sagen wollte, war, dass ich sehr beeindruckt von deinem Können bin. Wenn du so weitermachst, müssen dich die Wonderbolts auf jeden Fall aufnehmen! Du bist wirklich gut!“

Geschmeichelt bedankte sich Rainbow bei ihm und freute sich über die Komplimente.

 

Silver Fox selbst rückte näher an sie heran, nachdem er sich davon überzeugt war, dass sie alleine waren und flüsterte ihr etwas ins Ohr.

„Hey, Rainbow, ich hab ‚nen richtig guten Geheimtipp für dich. Fast alle Sportteams in Las Pegasus nutzen es und einer von ihnen hat es deswegen sogar ins Team der Volleyball-Landesmannschaft geschafft!“

Unter Rainbows neugierigen Blicken holte er eine kleine, weiße Dose hervor. Rainbow wurde skeptisch.

„Was soll das sein? Sind das etwa Dopingmittel?“

Sie wollte schon dankend ablehnen, doch Silver Fox schüttelte den Kopf.

„Keine Angst, das hier ist weder gefährlich, noch illegal. Das ist ein Geheimtipp, weil es außerhalb von Las Pegasus noch total unbekannt ist.“

Er öffnete die Dose und hielt ihr eine Tablette hin. Es war eine orangefarbene, halb durchsichtige Geltablette, auf welcher mit weißen Buchstaben AFN gedruckt war.

„Ich verstehe deine Skepsis, genauso habe ich auch reagiert, als ich die Dinger das erste Mal gesehen habe.

'Was will der von mir? Will der mich zum Doping überreden? Mich zum Drogenkonsum überzeugen?'

Aber ich habe mich geirrt, das hier ist vollkommen harmlos und legal! Die kleinen Dinger hier stärken lediglich den Aufbau deiner Muskeln und Knochen. Als ob du einen Krug voll leckerer Milch am Tag trinken würdest, nur eben auf Ex.

Sie sind auf keiner schwarzen Liste, und auch sonst ungefährlich. Ich bin mir sicher, dass es hier in der Gegend auch etwas in der Art zu kaufen gibt. Wenn du willst, schenke ich sie dir. Ich selbst habe viel zu viele davon eingepackt, das wäre kein Problem für mich.

Immer noch skeptisch sah ihn Rainbow an. Doch man merkte, dass sie mit dem Gedanken spielte, sein Geschenk anzunehmen.

„Keine Angst, du kannst mir vertrauen. Wir sind doch jetzt Freunde, oder nicht?“

Er lächelte sie an und hielt ihr den offenen Huf hin. Rainbow dachte für einen kurzen Augenblick nach, dann nahm sie die Tablette und spülte sie mit einem großen Schluck Wasser herunter.

„Wie heißen die Dinger?“

„Aniforch“, las Silver Fox von der Dose ab.

„Medikamente und alles andere, was es in irgendeiner medizinischen Form gibt, haben immer so seltsame Namen. Frag mich also bitte nicht, was das bedeutet.“

Beide lachten ein wenig darüber, dann hatte Rainbow eine Idee.

„Du bist doch noch nicht so lange hier, hast du gesagt. Wie wäre es, wenn ich dir Cloudsdale und Ponyville ein wenig zeige?“

„Hey, das wäre eine klasse Idee, danke dir!“

 

So zeigte sie ihm bekannte, schöne und auch geheime Orte und Ecken der Wolkenstadt. Einfach alles tolle, was Cloudsdale in Rainbows Augen so besonders machte. Silver Fox wirkte auch hier sehr interessiert und löcherte sie hier und da mit seinen Fragen. Doch das Beste hob sie sich bis zum Schluss ihrer kleinen Rundführung auf. Sie führte ihn in ein Museum. Dort blieb sie vor einem kleinen Glaskasten stehen der jedoch sehr gut bewacht war.

Der Inhalt des Kastens war doppelt so groß wie ein normaler Huf, achteckig und in der Mitte prangte eine schwungvoll geschriebene Vier.

„Das ist also der Jupiterstein … wunderschön. Er ist schöner, als ihn Thunderbolt ihn mir damals beschrieben hatte!“

Erstaunt betrachtete er den Edelstein, konnte aber aufgrund der Absperrung nicht näher an ihn herantreten.

„Ziemlich beeindruckend, nicht? Aber er ist auch sehr mächtig, weswegen sie ihn unter Verschluss halten. Zumindest bis Freitag, dann können wir ihn endlich wieder für die Wettermaschine benutzen. Der Stein, der jetzt drin ist, ist nur eine Kopie. Aber die hat noch lange nicht das drauf, was der da  kann …“

Sie deutete auf den Stein.

„Egal, mal was anderes … sollen wir langsam mal nach unten fliegen? Dann könnte ich dir noch schnell Ponyville zeigen, bevor es zu dunkel dafür wird.“

Silver Fox‘ Blick blieb noch ein paar Sekunden am Jupiterstein hängen, vertieft in seinen eigenen Gedanken.

„Ja, klar, gerne!“, murmelte er, dann trotte er ihr hinterher in Richtung Ausgang und Ponyville.

Im dunklen Wald

Frisch ausgeruht und geduscht machten sich Applejack und Rainbow (die noch spontan auf einen Sprung bei Applejack vorbeischaute und am Ende über Nacht blieb) auf den Weg nach Ponyville, wobei Applejack ihre beste Freundin regelrecht von der Farm schieben musste. Zwar hatte sich diese bereits fertig gemacht, doch als sie das leckere und großzügig ausgebreitete Frühstück der Apple Familie sah, konnte sie nicht nein sagen.  So genossen sie alle das gute Frühstück, besonders Rainbow, bis diese nur noch unfreiwillig die Hufe davon lassen konnte.

„Komm schon, Rainbow, Twilight und die anderen warten auf uns, sie zählen auf uns. Wir können die andere nicht noch länger warten lassen. Oder willst du ihnen als lebende Ponykugel helfen?“

Mit großen Augen sah Rainbow ihre Freundin an. Stumm schob sie den Teller mit den unangetasteten Heu-Baconstreifen von sich. Applejack belächelte sie.

„Ach was, Rainbow, ich hab doch nur übertrieben. Von so einem Frühstück wirst du nicht gleich kugelrund werden. Iss ruhig deinen Teller noch leer. Aber dann machen wir uns sofort auf den Weg … ok?“

Überglücklich stürzte sich Rainbow auf ihre letzte Portion, die ihr nun doppelt so gut schmeckte. Dennoch musste ihr Applejack erst mit dem Lasso drohen, bevor sie sich aus freien Stücken vom Frühstückstisch losriss.

„Jetzt komm schon, Rainbow, wir müssen uns beeilen! Erst bist du nicht aufzuhalten und jetzt trödelst du herum!“, stachelte sie ihre beste Freundin an. Zwar war diese immer noch recht schnell, doch der volle Bauch machte sich bei ihr bemerkbar. Angestrengt versuchte sie, im Flug mit Applejacks Tempo mitzuhalten und als sie in der Bücherei ankamen, war sie leicht aus der Puste.

Die anderen warteten bereits auf sie, doch der Blick auf Rainbows vollgefressenen Bauch und die Tatsache, dass sie zusammen mit Applejack aus der Richtung der Farm kam, sprachen Bände. Besonders Twilight konnte vom guten Essen der Apple Familie ein Lied singen, wenn sie an ihren ersten Tag in Ponyville dachte.

 

„Nun gut, da wir nun alle vollzählig sind, können wir ja mit der Arbeit anfangen“, begann Twilight, bevor sie ihre große Schriftrolle herausholte und begann, sie auszurollen. Sie kontrollierte, welche der Aufgaben bereits abgeschlossen wurden und welche Aufgaben noch erledigt werden mussten. Ein paar Minuten später nickte sie, dann wand sie sich an ihre Freundinnen.

„Soweit ich sehe, kamen die anderen Teams sehr gut voran, es gibt nur noch wenige Dinge hier in Ponyville, die wir noch erledigen müssen. Da die meisten Ponys jedoch damit beschäftigt sein werden, ihre Häuser auf den Sturm vorzubereiten, werden sie nicht mehr rechtzeitig dazu kommen werden. Gut, das werde ich dann wohl bei der nächsten Sturmplanung berücksichtigen müssen …“

Mit konzentriertem Blick kritzelte sie ein paar schnelle Notizen auf ein deutlich kleineres Stück Pergament.

„Was auch gar nicht so schlimm ist. Durch unseren frühen Vorbereitungsbeginn haben wir genug Zeit. Zeit, die wir an einer anderen Stelle benötigen werden.“

Sie breitete ein altes Stück Pergament vor sich und den andere aus; es hatte bereits deutlich bessere Zeiten gesehen. Darauf war eine grobe Skizze des Everfree Forest zu sehen. Sie musste wohl vor vielen Jahren von einem Pony gezeichnet worden sein, dass sich eher grob mit dem Wald beschäftigt hatte. Die einzelnen Punkte waren nicht detailliert dargestellt, nur das ehemalige Schloss der Schwesterprinzessinnen war genau an der geografisch richtigen Stelle eingezeichnet.

„Ich wünschte, ich hätte eine genauere Karte, aber das hier ist leider die detailreichste, die ich hier in der Bibliothek finden konnte. Offenbar haben die Ponys viel zu großen Respekt vor dem Wald, als dass sie sich ihm zum Zeichen einer besseren Karte nähern würden.“

„Von wegen Respekt, das glaubst du doch selbst nicht, Twilight! Die Ponys haben einfach viel zu viel Angst davor, das ist es doch!“

Vorwurfsvolle Blicke von allen Seiten, wusste Rainbow doch selbst, dass der Wald ihnen allen nicht ganz geheuer war. Und das nicht ohne Grund. Schweigend landete sie auf ihren Hufen und hielt sich die meiste Zeit beschämt zurück.

„Wir müssen uns um die Bäume und Pflanzen im Wald kümmern, bevor der Sturm uns alle ins Dorf weht und es somit verwüstet. Die Tiere können auf sich selbst aufpassen, da besteht zum Glück kein Handlungsbedarf. Leider wollte keines der anderen Teams in den Wald hineingehen; und die Arbeit dort erledigen. Dazu haben sie … sich zu sehr davor gefürchtet“, korrigierte sie sich abrupt.

„Deswegen möchte ich euch bitten, dass ihr mir dabei helft. Wenn wir das zusammen machen, dann werden wir es recht schnell erledigt haben. Wir werden vermutlich den ganzen Tag dafür brauchen, wenn nicht sogar den morgigen dazu. Es hängt davon ab, wie viele von uns mitmachen und wie viele zusätzliche Hufe wir noch bekommen können.

Was meint ihr, könnt ihr in der nächsten Stunde noch ein paar eurer Teamkollegen befragen, ob sie uns helfen wollen und können? Natürlich nur auf freiwilliger Basis, wir schleifen keine Ponys in der Gegend herum!“

Dabei sah sie Rainbow scharf an, diese konterte mit einem Blick, als wäre sie die Unschuld in Person.

„Gut“, meinte Twilight und zeigte auf verschiedene Punkte ihrer großen Liste, die sie auf alle von ihnen aufteilte.

„Ich weiß, es sieht nach viel Arbeit aus, aber das wirkt nur so. Wir sollten die Kleinigkeiten in der nächsten Stunde erledigt haben. Gleichzeitig könnt ihr dann auch die anderen befragen, sie wissen bestimmt schnell, ob sie es wollen oder nicht.“

Die anderen Ponys sahen sich an, offenbar gab es weder Schwierigkeiten damit, noch kamen Fragen auf.

„Super! Dann machen wir uns mal an die Arbeit, liebe Ponys! Lasst uns die letzten Punkte auf Twilights Liste abarbeiten und  noch ein paar helfende Ponys motivieren!“

Selbst hochmotiviert bäumte Applejack auf, was auf ihre Freundinnen übersprang. Mit Eifer räumten sie die letzten losen Gegenstände weg, ersetzten kaputte Pflastersteine gegen neue und kümmerten sich um andere Kleinigkeiten, die vom Vortag liegen geblieben waren.

Auch schafften sie es, den einen oder anderen Teamkollegen für die Mission „Evergreen Forest“ einzuspannen, darunter Derpy, Bulk, Silver Fox und Dr. Whooves. Die meisten anderen reagierten auf die vorsichtige Nachfrage höchst verängstigt, und die Ponys mussten mehr als einmal davon überzeugt werden, dass eine ablehnende  Antwort von ihnen keine negativen Konsequenzen für sie hätte.

So traf sich die kleine, aber mutige Truppe bei Fluttershys Haus. Nur Fluttershy selbst war nicht mehr von der Idee überzeugt wie am Vortag. Doch als Twilight sie an den mutigen Auftritt dem Basilisken gegenüber erwähnte, trat der Mut in Fluttershys Herz wieder hervor.

„Tief einatmen, Mädels und Jungs! Wir arbeiten am besten immer zu zweit oder zu dritt, wer weiß, was uns da drin alles erwartet. Ich bin mir sicher, dass es dort noch mehr gibt als das, was wir bisher zu sehen bekommen haben. Wenn irgendwas Seltsames passieren sollte oder wenn ihr Hilfe braucht, dann meldet euch und die anderen kommen so schnell sie können zu euch! Seit ihr damit einverstanden?“

Einvernehmliches Nicken auf allen Seiten, selbst Fluttershy nickte zurückhaltend. Wusste sie doch, dass sie ihren Freunden vertrauen und auf sie zählen konnte, sollte sie in Gefahr geraten.

 

So machten sich alle Ponys ans Werk, aufgrund der Größe des Waldes sahen sie recht schnell, dass es an einem Tag nicht getan war. Überhaupt war der Wald viel größer, als sie es anfangs vermutet hatten.

Die Karte, die Twilight in der Bibliothek gefunden hatte, stellte sich nun als noch weniger hilfreich heraus als gehofft. Seufzend rollte sie die Rolle erneut zusammen und verstaute sie in der tiefsten Ecke ihrer Satteltasche.

„Da werde ich mich eindeutig mal heransetzen und eine bessere Karte anfertigen müssen. Dies hier ist leider zu alt und auch viel zu ungenau, als dass wir damit arbeiten können. Natürlich muss ich dann auch die richten Maße beachten, damit es zu 100 Prozent originalgetreu darstellen kann.

Außerdem muss ich die Zeichnungen gut machen, damit sie für jedes Pony leicht zu verstehen sind. Eventuell werde ich auch die Hilfe ein paar Pegasi brauchen, um ein paar gute Luftaufnahmen aus der Vogelperspektive …“

Sie verfiel in Planungen und Überlegungen, die anderen sahen sich unsicher an. Applejack und Rainbow tauschten ein paar Blicke aus, dann ging letztere auf Twilight zu und legte ihr vorsichtig einen Huf auf die Schulter.

„Twilight, ich finde es ja echt toll, dass du eine gute Karte vom Everfree Forest anlegen möchtest. Und wenn es soweit ist, dann werden wir dir nur zu gerne dabei helfen. Aber jetzt bringt es uns nichts, wenn du in irgendeinen Planungsmodus verfällst. Vor allem, da wir jetzt jeden Huf hier im Wald gebrauchen können – hast du selbst gesagt.“

„Wir meinen es ja auch nicht böse“, mischte sich Applejack ein.

„Nur, was Rainbow dir sagen möchte, beziehungsweise was wir beide dir sagen möchten, ist, dass du uns damit keine große Hilfe bist. Lass die Karte einfach erstmal ‚ne Karte sein, darum können wir uns nach dem Sturm immer noch kümmern. Und wie Rainbow gesagt hat, werden wir dich natürlich dabei unterstützen. Ich hoffe, du verstehst das und nimmst es uns nicht übel.“

Überrumpelt sah das Einhorn ihre beiden Freunde an. Ihre Pupillen, die sich auf eine unnatürliche Größe geweitet hatten, zogen sich wieder zusammen. Sie selbst kam leicht merklich zur Ruhe und stellte fest, dass sie sich in die Sache viel zu sehr hineingesteigert hatte. Beschämt sah sie den beiden abwechselnd ins Gesicht.

„Tut mir leid, ich habe wohl wieder etwas übertrieben … aber ihr habt Recht. Lasst uns endlich an die Arbeit gehen, sonst hinken wir dem Zeitplan noch mehr hinterher, als wir es jetzt gerade wohl schon tun.“

Sie räusperte sich.

„Was nun wirklich nicht als Vorwurf gemeint war. Wie dem auch sei, lasst uns mit der Arbeit anfangen, Ponys!“

So widmeten sie sich den Bäumen und Sträuchern am Waldesrand zu, nur Silver Fox war in seiner Ecke recht weit gekommen.

 

Bereits zwei Stunden später hatte auch das letzte Pony seine Arbeit am Waldrand beendet, alle losen Äste wurden entfernt und zu einem Sammelpunkt gebracht. An welchem sich ein anderes Team um die Verarbeitung dieser kümmert. Es hatte sich dabei viel mehr Holz angesammelt, als von Twilight erwartet. Doch das Bearbeitungsteam konnte sie beruhigen und davon überzeugen, dass sie mit der Menge problemlos zurecht kommen würden, ohne noch ein paar zusätzliche Teammitglieder anzuheuern. Den restlichen Tag arbeiteten sie, so gut sie konnten. Am Ende schafften sie jedoch gerade mal die Hälfte des Waldes.

Müde und erschöpft schleppten sich die Ponys in ihre Betten, jedoch zuversichtlich, dass sie den Rest am nächsten Tag erledigen würden. Auch waren sie stolz auf das, was sie bisher erreicht hatten. Sogar Twilight schien zufrieden, kamen sie in ihren Augen recht gut mit ihrem komplexen und gut durchdachten Zeitplan mit.

„Ihr könnte stolz auf euch sein, liebe Ponys!“, sagte sie, bevor sie sie in alle Richtungen gehen ließ.

„Auch heute habt ihr wieder großartiges geleistet. Wenn wir uns morgen genauso reinhängen wir heute, dann werden wir die Arbeit hier morgen beenden können. Aber bis dahin, ruht euch aus und dann machen wir hier weiter. Gute Nacht, liebe Ponys!“

 

Auch am nächsten Tag ging es direkt zur Sache, alle Ponys machten sich höchstmotiviert ans Werk. Selbst Fluttershy zeigte sich nach ein paar mutmachenden Worten voller Elan. Das Wetter zeigte sich ebenfalls von seiner besten Seite, dennoch gelang es der Sonne nur teilweise, durch das dichte und wirre Gestrüpp des Waldes zu dringen. An ein paar einzelnen Stellen brach die Sonne ungehindert durch, wo ihr Schein fiel, wuchsen viele befremdlich wirkende Blumen. Doch der übermäßige Großteil des Waldes blieb für den gesamten Tag im Schatten verborgen.

„Denk daran, Ponys“, begann Twilight ihre Ansprache und sah den anderen mit einem ernsten Gesichtsausdruck in die Augen.

„Dieser Wald ist noch so gut wie unerforscht, wir wissen nicht, was uns in den tieferen Bereichen alles erwarten wird. Ein paar von uns waren bereits mehrere Male dort drin, und doch haben wir mit Sicherheit höchstens zehn Prozent aller Geheimnisse des Waldes gesehen.

Passt also bitte auf euch auf und solltet ihr etwas verdächtiges sehen oder ihr in Gefahr geraten, dann benutzt sofort das Signal und die anderen kommen,  um euch zu helfen.“

„Also eigentlich, wie wir es bereits gestern besprochen haben, oder, Herzchen?“, stellte Rarity fest. Twilight stimmte ihr zu.

„Das ist richtig, allerdings waren wir gestern nur am Waldrand und in den äußeren Bereichen. Heute gehen wir tiefer hinein; du kannst dich sicherlich auch noch an so manchen Schrecken erinnern, der uns dort wiederfahren ist.“

Wieder fuhr ein Schaudern durch ihren zierlichen Körper. Rarity konnte sich mehr als gut daran erinnern. Sie schüttelte leicht angewidert, aber immer noch damenhaft den Kopf.

„Nun gut, ich denke, es wird das Beste sein, wenn wir uns wieder so aufteilen, wie wir es gestern getan haben. Auf diese Weise hat es sehr gut funktioniert und damit sollten wir heute ebenfalls erfolgreich sein. Habt ihr noch irgendwelche Fragen?“

Es gab keine Fragen. So verteilte Twilight die kleinen Gruppen im Wald. Nicht ohne den Hinweis, dass sie sich alle an dieser Stelle in ein paar Stunden wieder treffen würden.

 

„Hey, die Ecke hier doch ganz ok aus, oder?“

Rainbow deutete mit ihrem Huf auf einen Bereich, der aus vielen Bäumen, merkwürdig aussehenden Sträuchern und verdächtigen Ranken bestand. Applejack und Silver Fox sahen sich um, zuckten kurz mit den Schultern.

„Ja, warum nicht? Irgendwo müssen wir ja schließlich anfangen … ziemlich seltsame Ecke hier, wenn ihr mich fragt. Richtig unheimlich. Glaub, hier waren wir noch nie.“

Unsicher sah sich Applejack weiter um, ihr Blick blieb die meiste Zeit an diversen Ranken hängen.

„Da muss ich dir recht geben … öhm, Applejack“, meinte Silver Fox trocken, auch er konnte die Augen nicht von der eigenartigen Botanik um ihn herum lassen.

„Macht euch nicht zu viele Gedanken, es ist früh am Tag und der Wald ist doch eh nur in der Nacht gefährlich. Es kann uns also gar nichts passieren.“

Sehr davon überzeugt klang sie nicht. Applejack schüttelte unmerklich den Kopf, dann machte sie sich ebenfalls an die Arbeit.

„Irgendwie hast du schon Recht, auch wenn der Wald, im Gegensatz zu Zecora, auf den zweiten, dritten und weiteren Blick immer noch unheimlich bleibt. Mir zumindest, das kannst du mir glauben!“

Vorsichtig riss Applejack an einem knochigen Ast, darauf wartend, ob dieser sich nicht verteidigen und gegen sie ausholen würde. Doch dieser wehrte sich nicht sonderlich, mit einem morschen Knacksen war er in wenigen Sekunden abgetrennt.

Die beiden anderen brachen ebenfalls alles ab, was auf irgendeine Art krank oder tot aussah, nur einmal fauchte eine Liane zurück und verzog sich in den Schutz der Dunkelheit

„Ich schwöre, das Ding sah mehr als kaputt aus. Und es hat mich angefaucht, wie eine räudige Katze!“

Applejack amüsierte sich köstlich darüber, beide wussten, dass sie es nicht böse meinte. Die Retourkutsche folge zugleich, als eine Ranke sich mit Applejacks Hut auf und davon machte. Außerhalb ihrer Reichweite wedelte die Ranke provozierend mit ihrer Beute und den Tritten des Erdponys wich sie elegant aus.

„Gib mir meinen Hut zurück!“, knurrte Applejack und begann, die Ranke zu schütteln, was diese nicht sonderlich beeindruckte. Dann sah sie, wie Silver Fox im Flug die Pflanze austrickste und ihr ihren Hut zurückbrachte.

„Danke schön, damit hast du mir echt mehr als geholfen“, sagte Applejack dankbar.

„Hab ich doch gerne gemacht.“

Dann wand er sich wieder seinem Teil der Arbeit zu. Es dauerte eine kleine Weile, bis sie ihr Gebiet kontrolliert und das kaputte Holz auf einen Stapel angebracht hatten. Beeindruckt von ihren Leistungen, schlugen sie die Hufe gegeneinander und setzten sich für eine kleine Verschnaufpause auf ein paar Moosfeldern.

 

„Hoffe mal, das wirkt jetzt nicht zu neugierig, aber ich ja noch vollkommen neu hier in der Gegend und kenne mich deswegen gar nicht so gut aus hier …“

„Frag ruhig, was immer du von uns wissen willst; schieß einfach los.“

„Gut“, meinte Silver Fox und räusperte sich ein wenig.

„Momentan ist Cloudsdale ja in der Nähe eures Heimatdorfes. Gibt es dann jedes Mal, wenn das der Fall ist, einen Sturm?“

Applejack sah zu Rainbow hinüber, ihre Freundin konnte die Frage besser beantworten als sie selbst. Das wusste diese auch, weshalb sie das Antworten übernahm.

„Nicht immer, aber wenn sich die zwei Orte so nahe sind, dann sind es ideale Bedingungen für einen Sturm. Je nachdem, was die Zuständigen im Wetteramt sagen, rüsten wir uns für den kommenden Sturm, oder auch nicht.“

Dabei fiel Applejack etwas auf.

„Dieses Mal haben sie den Sturm aber recht früh angekündigt – gibt es dafür einen speziellen Grund?“

Rainbow nickte: „Ja, wir konnten, dank der Hilfe von Silver Fox, unsere Hauptwettermaschine reparieren und die wird wieder ordentlich Wumms beim Stürmen haben. Abgesehen davon kam die letzte Warnung unseren Vorgesetzten nach viel zu spät, deshalb machen sie es dieses Mal ein wenig zu früh dafür. Kann ich auch verstehen, offenbar war der Ast, der in Twilights Fenster gekracht war, von allen gemeldeten Vorfällen das harmloseste. Das hat ihnen ebenfalls nicht gefallen.“

„Ich erinnere mich, dass du mir damals erzählt hast, wie sie kaputt ging und wie schrecklich das für euch alle war. Verstehe, deswegen bereiten wir uns so früh vor.“

Sie drehte sich wieder zu Silver Fox um.

„Du bist also derjenige, der ihnen bei der Reperatur geholfen hat, oder?“

„Ganz genau“, meinte Silver Fox.

„Ich wurde dafür extra aus Las Pegasus hierher transferiert, um mich um die kaputte und die etwas umständliche, leicht veraltete Leihmaschine zu kümmern. Thunderbolt war so begeistert von meinen Plänen hier zu bleiben, dass er mir eine feste Stelle in der Abteilung angeboten hat. Dafür bin ich ihm sehr dankbar, denn Cloudsdale ist ein sehr schöner Ort.“

„Natürlich ist Cloudsdale der beste Ort der gesamten weiten Welt! Zusammen mit Ponyville“, fügte Rainbow hinzu, nachdem sie Applejacks hochgezogene Augenbrauen gesehen hatte.

„Ja, das kommt mir auch so vor, als wären das zwei sehr schöne Orte. Viel ruhiger und entspannter als in Las Pegasus. Das finde ich gut! Aber dieser Wald hier … der Wald ist schon mehr als unheimlich und sonderbar. War der schon immer so?“

Die beiden sahen sich an, auf diese Frage hatten sie keine Antwort.

Schließlich meinte Applejack: „Das kann dir wohl eher Twilight beantworten, sie hat sicher das eine oder andere Buch über den Wald gelesen, so wie ich sie kenne. Ich hab zwar keinen Beweis dafür, aber ich glaube, dass es mit den beiden Prinzessinnen zusammenhängt. Bevor Luna zu Nightmare Moon wurde, haben sie dort zusammen in einem Schloss gelebt. Dass die Magie ihren Ursprung bei den beiden hat.“

Silver Fox sah nachdenklich in die Ferne.

„Das könnte gut sein, hier ist viel an starker und mächtiger Magie vorhanden. Jedenfalls haben wir schon ein paar dieser bösartigen Pflanzen gesehen und auch mit dem, was ich sonst über diesen Wald von euch gehört habe, klingt es wie einer meiner spannenden Dark-Magic-Fantasybüchern. Am liebsten lese ich die, die irgendwie mit Starswhirl oder diesem seltsamen Mischwesen Discord zu tun haben … die sind meist am spannendsten.

„Hör mir bloß mit dem auf, mit dem hatten wir mehr als genug Ärger. Da muss ich nicht auch noch ein Buch mit dem drin lesen.“

Mit angedeuteten Ächz-Geräuschen ließ Rainbow die Zunge weit raus hängen, weder sie noch die anderen hatten vergessen, was er ihnen angetan hatte. Auch, wenn er jetzt wieder versteinert und somit keine Gefahr mehr für die Ponys war.

 

„Das klingt ja fast so, als hättet ihr ihn persönlich getroffen!“, entgegnete Silver Fox in einem überraschten Ton. Man konnte den beiden Ponys ansehen, dass sie sich nicht gerade mit großer Freude an das Erlebnis mit Discord zurückerinnerten. Dennoch erzählten sie ihm mehr oder weniger detailreich, was sich damals abgespielt hatte, von seinem Ausbruch bis zu seiner erneuten Versteinerung.

„Wahnsinn, dann stimmt es also wirklich, dass Discord zurückgekehrt ist um unsere Welt ein weiteres Mal ins Chaos zu stürzen. Wir drüben in Las Pegasus wissen bis heute nicht ob das stimmt oder ob es nur ein Gerücht war, welches irgendjemand in die Welt gestreut hat.“

„Nene, der war wirklich hier und ging allen mit seinem Chaos auf die Nerven. Er hätte es fast geschafft, uns sechs für immer auseinanderzubringen und hätte somit gewonnen. Doch wären Twilight und die Elemente nicht gewesen, nun, das möchte ich mir lieber nicht ausmalen.“

Mit einem Huf schnappte sie sich Rainbow und drücke sie an sich. Beide lächelten warm in Silver Fox‘ Richtung.

„Tja, es stand recht gut für ihn, das muss ich zugeben. Doch gegen die Macht unserer Freundschaft war er am Ende machtlos. Und jetzt ist er wieder das, was er verdient hat: Eine Steinstatue. Das einzig Dauerhafte, das er erreicht hat, war, dass wir nur noch enger miteinander verbunden sind. Nicht wahr, Rainbow?“

Rainbow stimmte ihr zur: Du sagst es, Applejack!“

Damit grinsten sie sich an und Silver Fox beobachtete die beiden einen Augenblick lang, bevor er sich mit einem Räuspern auf sich aufmerksam machte.

„Zu euren engen Freunden, wer gehört da noch alles dazu? Abgesehen von Twilight und Fluttershy; da ist es mehr als offensichtlich, so, wie ihr miteinander umgegangen seid. Ihr hab was von uns sechs erwähnt, wer gehört denn noch zu eurer kleinen Gruppe?“

„Du hast das richtig verstanden, wir sind  zu sechst. Mit Twilight und Fluttershy liegst du gar nicht mal so verkehrt. Dazu gehört noch Rarity, das schicke Einhorn, das alle unsere Shirts entworfen hat und Pinkie Pie, das rosafarbene, aufgedrehte Pony. Du hast sie bei der Ansprache sicherlich bei uns gesehen oder gehört. Wir sind alle sehr gut miteinander befreundet.“

„Aber wir, wir beide sind die allerbesten Freunde in unserem gesamten Freundeskreis!“, schob Rainbow ein und drückte nun Applejack näher an sich.

„Wir verstehen uns blendend und sind quasi ein unzertrennliches Team!“

Silver Fox lächelte, die beiden konnte nicht erkennen, was genau für eine Art von Lächeln das war.

„Ja, das sieht man euch auch an, dass ihr sehr enge Freundinnen seid. Es ist doch immer toll, wenn man einen Seelenverwandten gefunden hat!“

„Ich würde sagen, wir haben uns einfach gesucht und gefunden, so sehe ich das.“

Dabei zog sie Rainbows Kopf ein Stück herunter und verstrubbelte ihre Mähne, was sie mit einem kurzen „Hey!“ kommentierte.

 

Silver Fox wollte dazu noch etwas sagen, als Twilight zusammen mit Fluttershy bei ihnen erschien.

„Oh, wie ich sehe, seid ihr bereits fertig, habt euch aber ein wenig festgequatscht. Wir alle stehen am Treffpunkt und warten nur noch auf euch drei. Da ihr nicht gekommen seid, dachte ich, ich sehe mal nach euch. Wir hatten schon befürchtet, dass euch etwas zugestoßen sein könnte. Celestia sei Dank ist das nicht der Fall.“

Vor allem Fluttershy schien mehr als erleichtert zu sein. Sie hatte sich wohl wieder sämtliche Schreckensszenarien ausgemalt, was den dreien hätte alles ihrer Meinung nach passieren können.

Beschämt sahen die drei auf den Boden und entschuldigten sich dafür. Doch Twilight sah es nicht so eng, so folgten sie ihr im nächsten Augenblick zum Waldesrand. Die anderen Ponys hatten ihn längst verlassen und sich auf den Weg nach Ponyville gemacht.

„In Ordnung, dann kann ich eure Ecke auch abhaken. Heute sind wir damit endgültig mit dem Wald fertig geworden. Dann sage ich dem Räumtrupp mal eben Bescheid, dass sie hierher kommen können.“

Mit ihrem Horn schoss sie eine Signal ab, dass wie eine kleine Leuchtrakete in den Himmel flog und explodierte. Somit wusste der Räumtrupp, dass sie ihre Arbeit im Wald fortsetzen konnten.

 

Fröhlich trabten Rainbow und Applejack nebeneinander hinter den anderen her, dabei redeten und lachten sie aufgeregt miteinander. Sie folgten ihnen bis zu Fluttershys kleinem Zuhause, welches wie immer voller Tierleben steckte. Wo auch Rarity und Pinkie Pie mehr oder weniger geduldig auf sie warteten.

Nach einer freundlichen Begrüßung und einer kleinen Vorstellungsrunde setzten sie sich gemeinsam an einen Tisch. Dort wurden sie von ihrer spontanen Gastgebern (mit Unterstützung ihrer Tiere und Pinkie Pie) hervorragend bewirtet und mit leckerem Essen versorgt. Die Ponys ließen sich das Essen schmecken und plauderten über viele verschiedene Themen miteinander.

Silver Fox erzählte von seinem Leben in Las Pegasus und allgemein von der Stadt; die anderen dagegen von all ihren Abenteuern und Erlebnissen.

Es vergingen so zwei Stunden, bis sie alles zusammengeräumt und sich voneinander verabschiedet hatten. Twilight bedankte sich ein weiteres Mal bei ihren Freundinnen und Silver Fox für ihre Hilfe bei den Sturmvorbereitungen, dann machte sie sich auf den Weg zu den anderen Teams, um sich nach ihnen zu erkundigen. Pinkie Pie ging beziehungsweise hüpfte zurück zum Sugarcube Corner; Rarity ging zur ihrer Boutique, um einen Auftragskollektion zu beenden. Fluttershy säuberte das Geschirr und Applejack verabschiedete sich ebenfalls, um nach ihren Bruder zu sehen. Er war gerade dabei, die Gebäude der Farm zu verstärken und sie wollte ihm nun dabei bei Bedarf helfen.

So blieben nur noch Rainbow und Silver Fox übrig, dieser bot an, die gähnende Stute bis zu ihrem Haus zu begleiten. Zumal er durch ihre unzähligen Beschreibungen beim Nachtisch darüber neugierig geworden war. Rainbow war einverstanden damit.

 

So flogen sie gemeinsam zu ihrem Zuhause. Während sie sich über die schöne Landschaft unter ihnen unterhielten, flogen sie in einem gemütlichen Tempo vor sich hin. Schließlich erreichten sie ihr Haus, vor Staunen klappte Silver Fox der Mund auf.

„Das ist ja fantastisch! Das sieht noch viel schöner aus, als du es mir beschrieben hast, Rainbow Dash! Ich hätte nie gedacht, dass es so ein schönes Pegasushaus geben könnte. Wenn ich es so betrachte, könnte man fast glauben, eine kleine Version von Cloudsdale zu sehen.“

Stolz nickte Rainbow und sah mit einem breiten Lächeln auf ihr Zuhause.

„Danke schön! Mein Vater hat es damals mit seinen eigenen Hufen geschaffen und mir überlassen, als ich aus meinem Elternhaus ausgezogen bin. Wie für mich ist Cloudsdale seine Heimat und er ist ihr immer treu geblieben.“

"Hast du noch Kontakt zu deinen Eltern?", wollte er wissen.

"Ja, hin und wieder", antwortete sie hastig, es war nicht gerade ein Thema, welches sie unbedingt vertiefen wollte. "Aber mal zu was anderem. Hast du heute noch was vor?“

Silver Fox dachte kurz nach, dann verneinte er.

„Bisher nicht so richtig, ich wollte erstmal ins Hotel zurückfliegen, duschen und kurz die Augen zumachen. Weshalb fragst du? Möchtest du denn wieder mit mir trainieren? Hat es dir etwa so gut gefallen? Das überrascht mich – im positiven Sinne.“

„Natürlich hat es das!“, entgegnete sie vollkommen begeistert.

„Ich finde deine Trainingsmethode mehr als cool und ich würde mich echt darüber freuen, wenn wir das wiederholen würden. Auch dieses komische Anidingsbums kannst du gerne wieder mitbringen; ich glaube, das Zeug hilft mir wirklich.“

Das brachte ihn zum Schmunzeln.

„Dachte ich es mir doch, dass dir die Aniforch genauso gut wie mir gefallen würden. Selbstverständlich bringe ich sie mit, sie gehören immerhin längst zu einem ordentlichen Las Pegasus Training dazu! Aber so ich mich über dein Angebot freue, mir würde eine kurze Runde Schlaf mehr als gut tun. Das verstehst du doch, oder?“

Ein Blick in ihr längst müdes Gesicht sprach Bände, ihr Nicken war nur eine Art zusätzliche Bestätigung.

„Mach das, ich werde mich auch ein wenig hinlegen … aber mal unter uns, du wohnst in einem Hotel? Warum denn das? Willst du nicht in einer der WoC-Mitarbeiterwohnungen ziehen?“

„Doch, klar möchte ich das, allerdings ist derzeit keine der Wohnungen frei und Thunderbolt ist bereits auf der Suche nach einer kleinen für mich. Zusätzlich warte ich noch auf meinen Mitarbeiterausweis und das dauert immer ein paar Wochen, meinte Thunderbolt. Momentan benutze ich ja noch meinen Ausweis für externe Mitarbeiter. Zwei Wochen soll es noch dauern, laut ihm, dann kann ich in eine feste Wohnung rein und aus dem Hotel in Cloudsdale raus. Immerhin bezahlt die Firma meine Kosten dort, dafür bin ich ihnen sehr dankbar. Heutzutage machen das nur noch die wenigsten Arbeitgeber, zumindest in Las Pegasus.

Ich schweife ab. Ja, wie gesagt, ich ruhe mich noch ein wenig aus und komme dann zu dir wegen dem Training. Wenn dir das so recht ist?“

„Aber sowas von!“, antwortete sie, was Silver Fox sichtlich erfreut.

 

„Nur kurz eine andere Sache, bevor ich nun endgültig zu meinem Hotelzimmer fliege: Wie lange seid du und Applejack so derartig gut miteinander befreundet`? Mir ist das vorhin wieder aufgefallen und das hat mich neugierig gemacht. So tiefe Freundschaften sieht man heutzutage leider ebenfalls sehr selten.“

Den Kopf schiefgelegt, sah er sie an, sie blicke nachdenklich zurück.

„Wie lange wir schon Freunde sind … puh, gute Frage, ich denke, seit wir kleine Fohlen sind. Aber so richtig intensiv und tief ist unsere Freundschaft erst, als Twilight zu uns nach Ponyville gekommen ist. Wir haben seitdem viel dazugelernt und sind nun die allerbesten Freundinnen auf der ganzen weiten Welt – was ich dir ja schon erzählt habe. Ganz so, als wären wir Blutsverwandte!“

„Blutsverwandte, soso …“

Er ließ sich das Wort im Mund zergehen, dann stellte er ihr noch mehr Fragen. Zwar auch über die anderen Freundinnen, doch ein Großteil darüber war über Applejack.

„Kennengelernt haben wir uns durch einen witzigen Zufall. Ich war hungrig und hatte mich verflogen, irgendwie hatte ich mich auf die Farm der Apples verirrt. Als ich gerade dabei war, ein paar der Äpfel zu essen, kam Applejack um die Ecke. Der hatte das natürlich nicht gefallen und sie hat mir ordentlich die Ohren langgezogen. Dann kam eins zum anderen, und wir freundeten uns an.“

Sie verschränkte die Vorderbeine und sah ihren Gesprächspartner belustigt an.

„So wie du dich gerade anhörst, könnte man glauben, du willst einen Applejack-Fanclub gründen. Sie hat es dir wohl angetan, oder wie soll man das verstehen?“

Silver Fox zog eine Braue hoch, dann fing er laut zu lachen an.

„Was? Nein, da verstehst du mich vollkommen falsch. Ich habe nichts dergleichen im Sinn. Ich bin einfach nur neugierig über euren kleinen Freundeskreis, ganz besonders über euch beide. Zwar finde ich es beeindruckend, was sie bisher in ihrem Leben alles erreicht hat – zumindest von dem, was ich alles gehört habe.

Dennoch würde ich mich nicht als ein Fan von ihr bezeichnen. Es gibt da ein anderes Pony, das sie bewundert und das ihr wohl sehr wichtig zu sein scheint.“

Für Rainbow war die Sache glasklar: „Ach, du meinst damit sicher ihren Bruder Big Mac, die beiden stehen sich wirklich nahe. Oder Granny Smith oder die kleine Apple Bloom.“

Silver Fox schüttelte langsam den Kopf. Er merkte, dass das hier nicht so leicht für ihn werden würde. Dabei sah er sie unentwegt an, bis bei ihr der Groschen fiel.

„Wieso guckst du mich so an? Was willst du mir damit sagen?“

Misstrauisch trat sie näher an ihn heran, versuchte den Sinn seiner Worte in seinen Augen abzulesen. Was ihr zu ihrer Enttäuschung nicht gelang.

„Beruhig dich, ich will dir nichts damit sagen. Mir ist eben aufgefallen, dass du mit Applejack anders umgehst, als mit dem Rest deiner Clique. Herzlicher, offener und näher. So, als ob sie dir sehr wichtig wäre, als würdest du in ihr mehr sehen als nur eine sehr gute Freundin …“

Rainbows Wangen liefen rot an, sie bemerkte es erst nicht und später fand sie dafür keine Erklärung.

„Na hör mal, was hast du denn für eine Fantasie? Klar gehe ich mit ihr ein wenig anders um, das machen beste Freunde nun mal. Und von wegen, ich sehe in ihr mehr als meine beste Freundin … was soll ich denn sonst in ihr sehen? Meine Schwester? Meine Cousine? Meine Doppelgängerin?

Applejack und sich sind nur zwei sehr gute Freundinnen und Sportrivalen, mehr nicht.“

Als sie das aussprach, hatte sie das Gefühl, als würde sie damit irgendetwas leugnen, ausblenden wollen. Ein Wissen, das allein ihr Herz kannte und ihr Hirn noch lange nicht. Mehr als unwohl verdrängte sie das Gefühl und konzentrierte sich wieder auf den Hengst vor sich.

Silver Fox hob beschwichtigend die Hufe.

„Verzeihung, ich wollte dich wirklich nicht reizen oder beleidigen, ich glaub, ich habe da wohl tatsächlich zu viel hineininterpretiert. Vermutlich ist deshalb die Fantasie so mit mir durchgegangen, weil ich selbst noch nie einen besten Freund hatte …“

„Ach, schon vergessen! Und wenn du willst, können wir gerne Freunde sein. Die Position bester Freund aller Zeiten ist allerdings schon vergeben“, dabei hielt sie ihm den Huf hin.

Er nahm den Huf dankbar an und schüttelte ihn.

„Das weiß ich bereits, aber das ist ok für mich.“

Müde rieb er sich die Augen, sein Körper schrie noch lauter nach einem gemütlichen Bett aus Wolken.

„Wenn du mich entschuldigst, ich mach mich dann mal lieber auf den Weg, bevor ich noch im Stehen einschlafe“, sagte er und umarmte die überraschte Rainbow Dash.

„So verabschiedet man sich von guten Bekannten und Freunden in Las Pegasus“, erklärte er ihr. Dann verabschiedete er sich und verschwand in Richtung Cloudsdale. Das seltsame Gefühl, dass sie dabei spürte, erklärte er damit aber nicht.

 

Rainbow, die sich bei seiner Müdigkeit noch mehr angesteckt fühlte, streckte all ihre Glieder und betrat das Haus. Zwar hatte sie nichts mehr dazu gesagt, doch seine Worte verfolgten ihre Gedanken immer noch ein wenig.

… anders … Rest deiner Freundinnen … dir sehr wichtig … mehr als nur eine gute Freundin …

Energisch schob sie die Gedanken von sich, Silver Fox hatte sie mit seinen wirren Theorien nun verrückt gemacht.

Nein, wir sind nur gute Freunde, was soll da schon sein?

Nur mühsam brachte sie ihre Gedanken zum Schweigen, bevor sie sich völlig erschöpft auf ihrem Bett einschlief. Und von ihrer ersten Begegnung mit Applejack träumte. Etwas, das sie im Schlaf zum Lächeln brachte.

Zweifel und sonstige Gefühle

Während Rainbow und Silver Fox über Ponyville flogen und sich über die Landschaft unterhielten, war Applejack in einem gemütlichen Tempo nach Hause getrabt. Kurze Zeit später hatte sie die Farm erreicht, ihr Bruder war gerade dabei, die letzten Platten auf dem Dach zu verlegen. Als nächstes stand die Scheune auf dem Plan.

„Hey, großer Bruder, was dagegen, wenn ich dir ein wenig unter die Hufe greife, und dir bei der Scheune helfe?“

Mit einem simplen „Nein“ zeigte er ihr, dass er nichts gegen einen helfenden Huf hatte. Den Helm aus dem Schrank geholt, half sie Big Mac, die Wände und das Dach der Scheune zu stabilisieren und gegen die starken Winde zu schützen. Trotz kräftiger Hufarbeit wurden sie erst nach zwei Stunden mit ihrer Arbeit fertig. Vom gemütlichen Schlaf in der nächsten Nacht träumend, ließen sie sich fallen und betrachteten ihr Werk. Das Haus stabil, die Ritzen und Löcher aufgefüllt, war nun auch die Scheunen breit für den kommenden Sturm. Erleichtert atmeten sie auf und betrachten weiter ihr anstrengendes Werk.

Sie sagten nicht viel, keiner von ihnen hatte in diesem Moment das Bedürfnis, sich mit dem anderen verbal auszutauschen.

„Puh, ich dachte schon, wir werden hiermit nie fertig. Gut, lieber diese Plackerei als später die ganze Scheune wieder neu aufbauen zu dürfen. Dass muss ich nicht schon wieder haben, das letzte Mal ist erst wenige Wochen her.“

Mit ihrem Hut fächelte sie sich Luft zu, ihr Bruder kaute auf einem Grashalm herum. Sicherlich war das Farmleben hart, lang und anstrengend; die zwei würden sie nie gegen eine andere Arbeit eintauschen wollen. Zu sehr liebten sie es, zu sehr machte es ihnen Spaß. Auch, wenn es nicht immer leicht war.

 

„Hier seid ihr beiden, hab ich euch endlich gefunden. Granny Smith wusste nicht, ob ihr mit der Scheune schon fertig seid oder noch nicht.“

Apple Bloom kam auf sie zu gerannt, zusammen mit ihren beiden Freundinnen.

„Was ist denn los, Zuckerstückchen?“, fragte sie ihre kleine Schwester, sah ihr dabei direkt ins Gesicht. Die kleinen Fohlen fingen an, wirr durcheinander zu reden. Erst durch die verwirrten Blicke der älteren Ponys einigten sie sich wortlos für eine Sprecherin. Welche in diesem Fall wieder Apple Bloom war.

„Wir waren gerade dabei, unser Clubhaus für den Sturm vorzubereiten, aber leider ist es für uns doch nicht so einfach, wie wir gedacht haben. Deswegen wollten wir fragen, ob nicht einer von beiden uns bitte dabei helfen könnte. Wir drei sind leider zu klein und zu schwach, wir schaffen es nicht.“

Die Ohren gesengt, mit Welpenblick und kleinen Schnuten sahen die Fohlen zwischen Applejack und Big Mac hin und her.

„Alles klar, ich komme mit euch mit und helfe euch …“, doch sie wurde von Big Mac und seinem Huf aufgehalten.

„Lass mich das ruhig machen, Schwester“, sagte er ruhig und sah sie an.

„Du kannst gern zu Rainbow Dash gehen, du hast vorhin mal am Rande erwähnt, dass du sie heute noch besuchen möchtest. Tu das ruhig, ich bin ja auch noch da um mich um Apple Bloom zu kümmern. Wir machen das schon. Richte ihr liebe Grüße aus, wenn du dran denkst!“

Während sie sich über den ungewohnten Wortschwall aus Big Macs Schnauze wunderte, schob er sie in Richtung Farmausgang. Da ließ sie sich nicht zweimal bitten.

„In Ordnung, Big Mac, dann gehe ich mal lieber. Und euch wünsche ich noch viel Erfolg bei eurem Clubhaus!“

Die drei Fohlen winkten ihr lächelnd hinterher, dann zerrten sie den mehr als geduldigen Hengst zu ihrem Clubhaus. Nicht, ohne ihm dabei mir ihrem Geplapper in den Ohren zu liegen.

 

Obwohl sie sich nicht abhetzen wollte, lief Applejack in einer aufgeregten Geschwindigkeit in die Richtung, in der das Haus ihrer besten Freundin schwebte. Erst als sie darunter zum Stehen kam, stellte sie fest, wie sehr sie sich dabei verausgabt hatte. Tief schnaufend wartete sie, bis sich ihr Atem normalisiert hatte. Dann nahm sie tief Luft und schrie den Namen ihrer Freundin so laut sie konnte. Es war nicht das erste Mal, dass sie das Bedürfnis bekam, am Haus ihrer Freundin eine Glocke anzubringen. Eine, die auch gut für Erdponys erreichbar war.

Applejack wartete und wartete … und wartete. Doch Rainbow ließ sich nicht blicken, überhaupt machte das Haus einen sehr verlassenen Eindruck. Das war einer der wenigen weiteren Momente, in dem sie ihre Pegasi-Freunde um ihre Flügel beneidete. Nur zu gerne würde sie sich von ihren Flügeln zu Rainbows Haus tragen lassen. Um die Besitzerin des Wolkenhauses von ihrem eventuellen Dornröschenschlaf zu wecken.

Sie versuchte es erneut, rief dieses Mal lauter und deutlicher als davor. Wieder keine Reaktion, und so sehr Applejack es versuchte, sie konnte nicht durch die Fenster ins Haus hineinblicken.

Also entweder schläft sie tief und fest; oder sie ist gar nicht zuhause.

Nach ein paar mehr Minuten, in denen nichts passierte, drehte sie sich um und machte sich auf den Rückweg, als ihr ein rosafarbenes Pony mit vielen roten Luftballons auffiel.

„Hallo Pinkie Pie!“, begrüßte sie ihre Freundin, welche sie umso stürmischer begrüßte.

„Applejack, wir haben und schon sooo lange nicht mehr gesehen, wie geht es dir denn?“

Dass ihre letzte Begegnung wenige Stunden zurücklag, versuchte sie gar nicht erst zu erwähnen. Zumal sie nicht richtig ins Gespräch miteinander gekommen sind und ihre letzte richtige Unterhaltung ein paar Tage länger her war. Darum sagte sie nur: „Danke der Nachfrage, mir geht es gut. Und dir wohl auch, wie ich sehen kann.“

„Mir geht es super-fantastisch gut!“, sagte sie und machte zu Applejacks Verwunderung einen Salto, obwohl sie durch die Luftballons, die allesamt um ihren Torso gebunden waren, ein wenig in die Höhe gezogen wurde. Sie kannte Pinkie und ihren Hang, Gesetze der Physik zu ignorieren längst gut genug, als dass sie sich noch allzu lange darüber wundern würde.

„Sag mal, Pinkie, eine Frage. Hättest du möglicherweise zwei Minuten Zeit für mich? Könntest du mit deinen Ballons zu Rainbows Haus hochfliegen und nachsehen, ob du da irgendjemanden siehst oder hörst?

Fragend sah sie das pinke Partypony an, diese lächelte nur.

„Klar, für eine Freundin habe ich doch immer Zeit. Warte hier ein paar Sekunden.“

Mit einer flinken Bewegung schüttelte sie ein schweres Gewicht aus ihrem Schweif, welches mit durch ihr durch ein stabiles Seil verbunden war. Aus Gründen, die Applejack für immer ein großes Geheimnis blieben, hob Pinkie ab und schwebte langsam Rainbows Haus entgegen.

Pinkie hatte ihr vor ihrem Abflug noch eine Anweisung gegeben: So stoppte Applejack ihren Freiflug, als sie die richtige Höhe erreicht hatte, indem sie das Seil festhielt. Mit zusammengekniffenen Augen und offenen Ohren sah und hörte sich Pinkie genauestens um, nicht das kleinste Detail entging ihrer Aufmerksamkeit. Sie sah sich wenige Minuten lang um, dann zog sie sich am Seil entlang nach unten und steckte ihren Gewichtsbarren wieder ein.

„Was genau hast du da oben gesehen?“, fragte Applejack, dabei deutete sie auf das Haus.

„Mal sehen … Rainbows Fenster sind noch genauso sauber wie ich sie ihr vor zwei Wochen geputzt habe. Muss wohl an der Luft liegen. Außerdem hat sie eine offene Packung mit Fruchtriegeln, ein leeres Pillendöschen und ein Daring Do Buch auf ihrem Wohnzimmertisch herumliegen. Achja und sie hat Fluttershys Bärenkekse aufgegessen und nicht einen winzigen Krümel übrig gelassen … Also, was davon wolltest du wissen?“

 

Applejack wusste, dass die Frage ernst gemeint war. Genauso wusste sie auch, dass es nicht die Art von Informationen waren, die sie unbedingt bekommen wollte.

„Rainbow selbst hast du aber nicht gesehen, oder?“

Pinkie verneinte, was Applejack endgültig als Anlass nahm, zur Farm zurückzugehen.

„Applejack, warte mal! Wolltest du etwa Rainbow Dash besuchen?“, fragte sie in einem so überraschtem Ton, dass Applejack sich zu wundern begann. War es denn nicht mehr als offensichtlich, warum sie hier unter dem Wolkenhaus stand?

„Klar wollte ich sie besuchen, was sollte ich denn sonst hier wollen?“

Applejack sah sie verwundert an, doch die andere ließ sich nicht beirren.

„Sag das doch gleich, Dummerchen! Ich dachte, du willst ihr einen Streich spielen, wenn sie wieder heimkommt.“

Selber Dummerchen …

„Weißt du denn zufällig, wo Rainbow jetzt ist? Wie ich sie kenne, liegt sie wahrscheinlich am See oder auf irgendeiner Wolke, schlafend wie ein Stein.“

Doch zur ihrer noch größeren Verwunderung verneinte Pinkie wieder.

„Nein, heute ist sie wieder aktiv wie der Wind! Ich hab sie gesehen, wie sie zusammen mit Silver Fox in der Nähe des Sees trainiert und mit ihm Wettrennen fliegt. Das ist fast so, als hätte sie eine Applejack mit noch mehr Muskeln und Flügeln gefunden.“

Pinkie Pie hat sich bei ihrer Aussage nichts gedacht, doch in Applejack stieg ein unangenehmes Gefühl der Unsicherheit hoch. Beziehungsweise ein Hauch des Gefühls. Dennoch war es genug, als dass es sie verunsicherte.

Für einen kurzen Augenblick dachte sie über Pinkies letzten Satz nach, hatte sie das leise Gefühl, als wäre sie soeben ersetzt worden.

Nur weil sie nicht zu dir mit ihrem Trainingswunsch gekommen ist? Das ist doch Unsinn, Applejack, du hörst ja schon die Flöhe husten.

Ihre kleine Unsicherheit überspielend fragte sie: „Kannst du mich dorthin bringen, wo die beiden jetzt sind?“

Wieder musste sie Pinkie kein zweites Mal fragen, mit einem lauten „Natürlich kann ich das!“ ging sie voran, Applejack folgte ihr. Sie versuchte das Gefühl loszuwerden, doch ein Teil davon hatte sich in ihre Gedankenwelt hineingebohrt, ohne dass sie das wollte oder irgendeinen großen Einfluss darauf hatte.

 

„Sehr gut, Rainbow Dash, du wirst immer besser!“, hörten sie Silver Fox‘ lobende Stimme in der Nähe. Pinkie Pie hatte sich nicht geirrt, sie wusste ganz genau, wo die beiden Pegasi zu finden waren. Das rosa Pony wollte sie gerade lautstark auf sich aufmerksam machen, als Applejack sie gerade noch rechtzeitig zurückziehen konnte. Mit dem Huf auf ihrer Schnauze deutete sie ihr an, dass sie sich leise verhalten soll.

„Verstehe, wir spionieren sie aus und überraschen sie dann. Guter Plan!“, flüsterte Pinkie Pie so leise sie konnte.

Applejack verdrehte die Augen. Konnte aber sich aber selbst nicht erklären, warum sie sich wie zwei Diebe in der Hecke versteckten und den beiden heimlich beim Training zusahen. Sie wollte schlicht nicht, dass sie von ihrer Anwesenheit wissen, sie würde sich mehr als ertappt dabei fühlen. Mit jeder Minute, die sie dort saß, noch mehr.

„Ich will sie nur ein wenig … beobachten, das ist alles. Nur, ohne sie dabei nervös zu machen oder zu stören. Kannst du das nachvollziehen?“

Pinkies Mund formte ein großes Oh.

„Klar verstehe ich das – du bist wirklich die beste Freundin aller Zeiten, Applejack!“

Wenn es dazugehört, sich in einem Busch zu verstecken, heimlich der Freundin beim Training zuzusehen und dabei neidisch zu werden, dann bin ich momentan wohl der beste Kandidat für diesen Titel … Moment, neidisch? Warum sollte ich neidisch sein auf und auf wen? Nur weil sie jemand neues kennengelernt hat und mit ihm auf einmal viel Zeit verbringt, muss das nichts heißen. Ist ja nicht so, als würde sie deswegen alles stehen und liegen lassen; oder gar ihre Freunde vernachlässigen.

Ach, Quatsch, das hier ist Rainbow Dash, die Loyalität in Person in Ponyform; und das einzige Mal, als sie es nicht war, war Discords Schuld!

 

Doch so sehr sie darüber nachdachte, das kleine, kalte Stechen an ihrem Herzen ließ sich nicht wegargumentieren.

Vielleicht bin ich ja doch etwas eifersüchtig … ähm, neidisch, korrigierte sie sich selbst in Gedanken.

Dabei wurde sie Zeuge davon, wie gut die beiden Pegasi als Trainingseinheit funktionierten und wie sie sich immer wieder körperlich nahe kamen. Auf eine Art und Weise, dass sogar Pinkie Pie sehen würde, dass Silver Fox‘ Interesse an Rainbow nicht nur an ihren guten Flugkünsten lag. Applejack sah weg, sie wollte und konnte sich das Ganze nicht länger mitansehen. Gleichzeitig schellte sie sich innerlich und bekam langsam den Verdacht, sich krank gearbeitet zu haben. Dass sie deshalb diese seltsamen Gedanken, Gefühle und Wahnvorstellungen bekam.

Ja, ich habe mich einfach überarbeitet, was wird es wohl sein. Granny hat Recht, ich muss auch mal mehr auf meine eigene Gesundheit achten …

 

 

Pinkie bekam von alldem, was in Applejacks Inneren passierte, nichts mit. Sie beobachtete die Pegasi bei jedem ihrer einzelnen Trainingspunkte, feuerte sie dabei tonlos an. Was auch Applejack vorhaben würde, sie würde es ihr garantierte nicht versauen, indem sie sie vorzeitig verriet. Problemlos folgten ihre Augen den fliegenden Ponys. Als siede schließlich landeten, kullerten sie wirr in ihren Augenhöhlen umher.

„Uhh, was machen die denn da? Irgendwelche Geheimnisse und Überraschungen aushecken, so wie Applejack? Menno, sie sind zu weit weg, so kann ich sie gar nicht hören …“

Pinkie beobachtete, wie Rainbow mit Silver Fox herumlachte und ihre letzten Übungen noch einmal mit ihm durchging. Mit dem Huf zeichnete sie erst die Figuren in die Luft, die sie geflogen waren. Dann die gleichen Figuren, mit ein paar Abwandlungen hier und da. Silver Fox schien damit einverstanden zu sein.

Im Anschluss an ihr Gespräch reichte er ihr etwas, aber aufgrund der Entfernung konnte Pinkie nicht erkennen, was. Rainbow schluckte es  mit einem großen Schluck aus einer Wasserflasche hinunter, danach unterhielten sie sich wieder aufgeregt miteinander.

„Wow, die zwei sind echt gute Freunde geworden!“, sagte sie beeindruckt in Applejacks Richtung, nahm aber ihre Augen nicht von der Szene vor ihr.

Sie hätte es auch bereut, hätte sie es nicht getan. Die Atmosphäre zwischen den beiden hatte sich von einem Wimpernschlag auf den anderen geändert. Sogar Pinkie, die sich sonst nicht so stark für das Thema interessierte wie Rarity, konnte das minimale Funkeln und Knistern zwischen den Pegasi spüren. Nun war sie froh, auf Applejack gehört zu haben, das würde sie sonst nie zu Gesicht bekommen, wenn die beiden sich nicht unbeobachtet fühlen würden. Diese seltsame, fremde Spannung, die nur wenige Augenblicke andauerte und zum größten Teil von ihm aus ging …

Pinkie fand das einfach nur aufregend. So spontan, wie sie gekommen war, ging die Atmosphäre auch wieder, die beiden lösten ihren Blick voneinander und begannen, sich auf eine Uhrzeit am nächsten Tag zu einigen.

„Psst, hey, Applejack, hast du das auch gesehen? Das ist ja sowas von aufregend! Ob die wohl Ponyvilles neuestes Pärchen sein werden?“, flüsterte sie zur Seite. Erst jetzt sah sie vom Geschehen weg, doch Applejack war bereits nicht mehr hier. Nur ein wenig plattgesessenes Gras verriet, dass dort jemand gewesen war.

Verwundert hob sie die Schultern und sah wieder nach vorne, bekam aber nur noch zu sehen, wie sie sich umarmten und voneinander verabschiedeten.

Oh, es ist schon vorbei … wie schade! Naja, gehe ich mal nachsehen, welche Art von Spaß Fluttershy gerade hat!

Mit dem Gedanken machte sie sich auf den Weg zu Fluttershys Hütte.

 

Ebenfalls voller Gedanken war Applejacks Kopf, nur rauchte ihrer weitaus mehr als der von Pinkie Pie. Immer wieder spielte sich die Szene in ihrem Kopf ab.

Wie sie sich angesehen hatten …

Wie sein Huf auf ihrer bunten Mähne gelegen war …

Applejack kniff die Augen zusammen, je mehr sie versuchte nicht daran zu denken, desto mehr Gedanken gingen ihr durch den Kopf.

Dann lernt sie eben jemanden kennen, der ihr gefallen könnte, das ist doch nicht meine Angelegenheit. Ich bin doch nicht ihre Mutter …

Dennoch störte sie der Gedanke, und auch fand sie es töricht, dass sie überhaupt so etwas dachte.

Am Ende ist da nichts, ich bin einfach nur überarbeitet, da kann man ja nur kirre werden …

Ist ja nicht so, als wäre ich … ach was, das ist doch Unsinn! Ich bin einfach nur neidisch, weil sie mit ihm nun einen passenderen Trainingspartner gefunden hat und mit ihm an Land und in der Luft trainieren kann. Das … das ist doch lächerlich.

Bestimmt habe ich mir im Wald was eingefangen, dass mich nun so denken lässt. Deswegen lässt sie mich doch nicht gleich fallen, nur, weil ich keine Flügel habe und er schon. Dazu sind wir zu gut miteinander befreundet …

Sie dachte an den Moment zurück, als er sich ihr auf diese seltsame Art angenähert hatte. Wie ihre Blicke sich trafen – und auch daran, wie lächerlich ihre Flucht in ihren Augen war. Pinkie dachte nun sicherlich sonst was von ihr.

Es waren doch nur eine Stute und ein Hengst, die allmählich Interesse für den jeweils anderen entwickelten.

Doch diese Stute war ihre zufälligerweise ihre beste Freundin und genau das störte Applejack daran. Genauso, wie sich der kleine Stich in ihrem Herzen nicht ignorieren ließ, als sein Huf Rainbows Kopf berührte. Da hatte sie es nicht mehr ausgehalten, jetzt schämte sie sich dafür.

Ich … ich will sie nur einfach nicht verlieren. Oder sehe ich Gespenster?

Mit klopfendem Herzen sah sie hinauf in den Abendhimmel. Ihre Gedanken kreisten und zeigten ihr Visionen, wie Silver Fox Rainbow liebevolle Küsse gab. Sie schob den Gedanken weg, mit dem Ergebnis, dass sie nun Silver Fox‘ Platz eingenommen hatte.

Sie dachte an ihre kunterbunte Mähne, die im Wind flatterte, wenn sie flog. An ihre magentafarbenen Augen, die ihr so viel erzählten und doch so geheimnisvoll waren.

An ihr Lachen, an ihre Wärme, an ihr Vertrauen …

Sie stellte sich vor, sie beide alleine im Irgendwo, weit weg von hier und sie verlor sich in den Augen des Regenbogenponys. Als die Gedanken-Rainbow sie zaghaft küsste, schlug ihr Herz wie wild und sie ließ sich im Fluss der Glücksgefühle treiben. Bis sie sich ihrer Gedanken bewusst und knallrot wurde.

Den Blick immer noch auf die Wolken gerichtet, begann sie langsam zu verstehen. Den unwiderlegbaren Fakten ins Auge zu sehen. Betrübt seufzte sie auf, dann fielen ihr die Wolken zum ersten Mal richtig auf.

Seltsam, ich dachte, Rainbow wäre noch an der Reihe, die Wolken zu zertreten? Irre ich mich oder fängt sie neuerdings an, ihre Pflichten zu vernachlässigen?

Was ihr mehr als merkwürdig vorkam, immerhin hatte ihr Rainbow damit erst eine geschlagene Stunde in den Ohren gelegen. Sie entspannte sich gerne mal, aber ein arbeitsfaules Pony war sie nicht. Jedenfalls nicht allzu sehr.

Vielleicht ist an meiner Befürchtung ja doch was dran …

Sie hatte von Rarity gehört, dass viele Frischverliebte, allem voran junge Stuten, in den ersten Phasen der Verliebtheit ihre restliche Umgebung zu gut wie ausblendeten. Sie hätten nur noch Augen für das Pony, das sie liebten; für alles andere nicht mehr. Freunde, Aufgaben und Hobbys wurden vernachlässigt, den Beteiligten fiele es auch nie so sehr auf wie denen, die nun im Regen stehen gelassen wurden.

Das bedeutet … es besteht die Möglichkeit…

Ihre Lider wurden schwer, sie fühlte, wie ihre Augen glasig wurden. Wieder drückte sie die Augen fest zusammen und ermahnte sich, an etwas anderes zu denken.

Ich sehe lieber mal nach den Kleinen. Das bringt mich bestimmt auf andere Gedanken!“

Was ihr nur mäßig gelang.

 

Auch am nächsten und übernächsten Tag ließ ihr die Sache keine Ruhe. Immer wieder fand sie ihren Weg in ihre Gedanken, unabhängig davon, was sie gerade tat, machte oder sagte. Die Hälfte der Zeit verbrachte sie mit der Familie auf der Farm, die Apfelernte erledigte sich nicht von alleine. Bis sie von ihrem großen Bruder mit einem kurzen Kopfnicken von ihren Tätigkeiten entlassen wurde.

Durch das Kontrollieren der Äste befanden sich die meisten der Äpfel bereits in den unzähligen Körben, entweder heruntergeschüttelt oder sie waren von ganz alleine heruntergefallen. Bei der Qualitätskontrolle wurde Granny Smith vom jüngsten Familienmitglied unterstützt. Auch sie spürten mehr oder weniger, wie Applejack etwas unter den Hufnägeln brannte, weshalb sie sie ebenfalls mit einem beruhigten Gewissen gehen ließen.

Was Applejack auch tat, allerdings erst bei der Androhung, Big Mac würde sie höchstpersönlich dort hin schleifen. Was sie ihm dank seiner gewaltigen Kraft auch durchaus zutraute. Hatte er doch heimlich, wenn auch unbeabsichtigt, ihre nachdenkliche Miene gesehen und sie darin bekräftigt, es in den nächsten Tagen wieder zu versuchen.

„Das gibt sich wieder, du wirst sehen“.

Seinen Kommentar im Hinterkopf, galoppierte Applejack in die Richtung des Wolkenhauses. Zwar hatte sie dieses Mal keine Pinkie Pie, die für sie nachsehen konnte. Doch auch ohne sie konnte sie sofort erkennen, dass das Haus wie die zwei Tage zuvor verlassen war.

Ist dieses Pony überhaupt mal zuhause?

Wie auch die Tage zuvor machte sie sich auf den Weg zum See; dort schienen sie einen festen Trainingsplatz gefunden zu haben. Wieder versteckte sie sich in der Hecke und sah ihnen beim Training zu. Auf der einen Seite kam sie sich mehr als lächerlich vor, auf der anderen Seite würde sie das Unwissen völlig irre machen.

Das Training lief auf die gleiche Weise ab wie die letzten, sie wollten damit wohl ein festes Programm abzuarbeiten. Zwar hatte Rainbow dabei sichtlich viel Spaß, dennoch bedauerte Applejack es, dass ihre beste Freundin offenbar nicht mal mehr ein paar Minuten für sie fand. Wieder schnürte sich der Knoten in ihrer Brust zusammen. Als sie sah, wie vertraut sie mittlerweile umgingen und wie nahe sie sich dabei wieder kamen, versetzte es Applejacks Herz einen kleinen Hufschlag.

Es fühlte sich an, als würde sich Rainbow von ihr entfernen, jeden Tag ein kleines Stückchen mehr. Als würde sie sie verlieren, nicht nur als Freundin, sondern auch …

Klar, sie vergisst sonst auch oft, wo oben und unten ist, aber es fühlt sich irgendwie anders an als sonst.

Applejack ließ die Ohren hängen, nur schwer widerstand sie dem Drang, einfach wieder davonzulaufen. Ihre Gefühle und ihr Verstand kämpften gegeneinander, und sie wusste, sie musste sich dazu jemanden offenbaren. Jemanden, der oder die ihr helfen konnte, vielleicht sogar mit Magie. Ihre Wahl fiel sofort auf Twilight. Da sie in derartigen Dingen nicht sehr bewandert schien, hatte sie mit einer großen Wahrscheinlichkeit eine klarere Meinung dazu.

Applejack wollte sich auf der Stelle auf den Weg machen, als ihr etwas auffiel, das sie zum Bleiben brachte. Sie beobachtete, wie er Rainbow etwas gab und sie es gleich mit einem Schluck Wasser zu sich nahm.

Was ist das denn?

Doch auch sie konnte es aufgrund der Entfernung nicht richtig erkennen. Mit einem Mal schien ihr der Hengst noch fremder als je zuvor zu sein. Und auch unsympathischer, als er begann, Rainbow etwas ins Ohr zu flüstern. Applejack hätte sich vor Anspannung fast in den Hut verbissen. Sie wusste, darüber würde sie auch mit Twilight reden wollen. Wie ein Dieb im Wandschrank, wartete sie, bis die Luft rein war und lief auf den schnellsten Weg zur Bibliothek.

 

Twilight hieß Applejack in ihrem bescheidenen Zuhause willkommen und freute sich, neben Rarity noch eine weitere Freundin zu Besuch zu haben. Diese war gerade dabei, sich in dem einen oder anderen Sachbuch über eine bestimmte Nähart zu informieren.

„Dieser Stich wird seit mindestens 30 Jahren von fast keinem Pony mehr verwendet, da er sehr umständlich zu stechen ist. Nur, der Kunde ist König und er hat sich bei dieser Kollektion, bei einem Kleid für einen bestimmten Stoff und diesen bestimmten Stich entschieden. Wie gut, dass Twilight mir da aushelfen konnte. Ohne sie wäre ich wohl verloren gewesen.“

Derweil nahmen Applejack und Twilight auf kleinen Kissen Platz und ließen sich von Spike eine Kleinigkeit servieren.

„Also, Applejack, du meintest, du möchtest mit mir über etwas reden und meinen Rat dazu hören. Was auch immer du mir sagen willst, du hast meine volle Aufmerksamkeit!“

Unsicher sah Applejack zwischen den beiden hin und her, rieb sich am Vorderbein.

„Ich bin mir ehrlich gesagt gar nicht so sicher, wie ich am besten anfangen soll. Ohne, dass es allzu lächerlich für euch klingt. In meinen Ohren tut es das nämlich und gleichzeitig lässt es mir von morgens bis abends keine Ruhe. Deswegen wollte ich mit dir reden, mir deinen Rat anhören.“

Rarity sah von ihrem Buch hoch, fühlte sich fehl am Platze. Mit ihrer Magie schnappte sich ein paar der Bücher.

„Ich denke, es wäre dann wohl besser, wenn ich jetzt gehe. Ihr beide wollt lieber alleine sein und die Bücher kann ich ebenso gut in meiner Boutique lesen. Vielen Dank dafür, Twilight, damit hast du mir wirklich sehr geholfen. Damit kann ich den Auftrag im Hufumdrehen fertigstellen.“

Applejack hielt sie vom Gehen ab, schüttelte stumm den Kopf. So setzte Rarity sich neben Twilight  und sah sie verwundert an.

„Nein, es ist schon in Ordnung, Rarity. Am Ende ist es wohl gut, dass du auch hier bist, denn du wirst mir genauso gut helfen können … auf deine Weise halt.“

„Ach, ich helfe dir doch gerne, Liebes. Sag uns einfach, was dir auf deinem kleinen Herzchen liegt.

„Genau“, pflichtete Twilight zu.

„Wir werden dich dabei auch nicht unterbrechen.“

 

Applejack änderte ihre Sitzposition, bis sie eine fand, die ihr halbwegs bequem erschien und räusperte sich. Die Nervosität und den Frosch im Hals wurde sie damit nicht los. Auch nicht, als sie sich innerlich daran erinnerte, dass es keinen Grund für sie gab, so nervös zu sein.

„Also … worüber ich mich dir, euch reden wollte … ähm.“

Sie nahm einen tiefen Atemzug, jetzt oder nie. Ihre Freundinnen sahen sie, ohne jeglichen Druck aufbauen zu wollen, freundlich zu ihr hinüber. Das Farmpony sammelte sich und fing von neuem an.

„Es geht um Rainbow und Silver Fox. Ihr beide kennt ihn ja mittlerweile ein wenig. Ich hab nichts gegen Silver Fox, ich denke, er ist ganz in Ordnung. Halt ein netter Hengst.

Neuerdings trainieren die beiden zusammen, ich habs zufällig mal mitbekommen. Ich mein, ich freue mich für sie und das Training scheint bereits erste Früchte zu tragen, soweit ich das beurteilen kann. Das finde ich wirklich klasse …

Es ist nur so … irgendwas an der Sache stört mich. Was genau, kann ich nicht sagen, aber ich hab ein ganz ungutes Gefühl dabei. Sie verbringt ihre Zeit nur noch mit ihm und seinem Training, sonst kam sie immer bei mal vorbei und wollte was mit mir unternehmen.

Sie vernachlässigt auch seit ein paar Tagen ihre Wolkenpflichten dadurch … ich weiß nicht, woran es liegt. Ich mache mir einfach Sorgen um sie, das ist alles.

Außerdem … macht es mich ein wenig traurig, die beiden ständig zusammen zu sehen. Sie verstehen sie schon jetzt mehr als gut, und ich hab Angst, dass sie mich jetzt nicht mehr braucht. Als Trainingspartnerin … und als Freundin.“

Sie ließ seufzend den Kopf hängen.

„Genau das stört und verwirrt mich so. Sie ist alt genug, sie kann sich anfreunden, mit wem immer sie will, das ist ihrer Sache. Ich will nur nicht, dass sie mich von heute auf morgen vergisst. Jetzt weiß ich überhaupt nicht, was richtig und was falsch ist. Was ich jetzt denken und was ich jetzt tun soll!“

Sie rieb die Hufe über die schmerzenden Schläfen. Gleichzeitig tat es ihr gut, über ihre seltsamen Gefühle und Gedanken mit jemandem zu sprechen.

Twilight und Rarity sahen sich mit wissendem Blicken an. Sie hatten lange geahnt, dass dieser Moment und dieses Gespräch eines Tages auf sie zukommen würden. Sie wussten nur nicht, wann das sein würde.  Jetzt war es nun soweit und sie merkten, dass sie lange nicht so gut darauf vorbereitet waren, wie sie es bisher angenommen hatten.  Doch sie gaben trotzdem ihr Bestes.

 

Rarity nahm das Wort an sich.

„Liebes, zuallererst: Es gibt Gedanken, Meinungen und Handlungen, für sie man sich in der Tat schämen muss. Aber diese, die du jetzt hast, gehören definitiv nicht dazu. Rede dir das also nicht länger ein, das ist Unsinn.“

Applejack wirkte sichtlich erleichtert darüber. Als brauchte sie jemanden, der ihr sagte, dass sie nicht verrückt geworden war.

Rarity dagegen suchte nun nach den richtigen Worten, um ihre Freundin nicht zu sehr zu verunsichern.

„Auf jeden Fall ist das, was du gerade erlebst, vollkommen normal, in einer Freundschaft vollkommen normal. Besonders, wenn sie so eng ist wie zwischen euch beiden. Immerhin ist sie für dich eine sehr wichtige Freundin und du hast Angst, dass sich daran etwas ändern könnte. Das ist nicht falsch, das macht jeder irgendwann durch. Als meine kleine Schwester auf die Welt kam, hatte ich auch erst Angst, dass mich nun alle vergessen würden. Daran erinnerst du dich bestimmt noch.“

Twilight sah von Rarity zu ihr.

„Außerdem gehört Rainbow zu der Sorte Pony, die sich gerne von neuen Dingen mitreißen lässt. Sicherlich legt sich das wieder und ihr werdet wieder viel miteinander unternehmen können. Es ist vollkommen verständlich, dass du deswegen eifersüchtig geworden bist.“

So ganz schien sie nicht überzeugt zu sein.

„Ich weiß nicht, ob das gleich Eifersucht ist. Es kommt mir halt nur komisch vor, wie nahe er ist jetzt ist; und dass er ihr irgendwas zum Schlucken gibt.“

„Meine Liebe, das IST Eifersucht“, sagte Rarity direkt, aber freundlich.

„Eifersucht gibt es in jeder Konstellation und kann jedes Pony treffen. Ich dachte auch, es wäre ein schlechtes Omen, dass sich alle auf das Baby freuten und ihr meine alten Fohlenkleidung geben wollten. Am Ende stellte sich raus, dass sie sich wegen mir auf Sweetie Belle gefreut hatten. Und nicht genug Geld für neue Kleidung zur der Zeit hatten.

Was ich damit sagen möchte: Eifersucht lässt uns Dinge interpretieren, die am Ende vollkommen harmlos sind.“

„… und was soll ich eurer Meinung nach machen?“

„Zuallererst musst du aufhören, gegen deine Gefühle zu kämpfen und zu akzeptieren. Dann solltest du mit Rainbow reden. Sag ihr ruhig, dass du dich über das Training für sie freust. Aber auch, dass du dich vernachlässigt fühlst und gerne mit ihr wieder ihre Zeit verbringen willst. Ich bin mir sicher, dass Rainbow es nicht böse gemeint hat.

Glaub mir, da wirst du dich besser fühlen. Akzeptiere deine Eifersucht, das ist … normal. Wie gesagt sie ist ja sehr wichtig für dich … als Freundin.“

 

Applejack seufzte auf, noch lauter als davor.

„Mädels, ich bin euch wirklich sehr dankbar dafür, dass ihr mir zuhört und mir auch Ratschläge geben konntet. Nur, bitte, hört mit diesem Spiel auf. Ich bin zwar ein Landei, aber nicht so stock-konservativ, um solche Dinge nicht zu sehen. Und euer Verhalten hat es mir erst recht klar gemacht.“

„Schätzchen, was meinst du denn damit?“, fragte Rarity rhetorisch. Sie alle wussten, dass die Maske nun vollständig gefallen war.

„Ich habe es schon lange irgendwie geahnt, vermutlich schon so lange ich sie kenne. Aber erst die letzten Tage ist es mir so richtig bewusst geworden. Wenn ich euch so ansehe, dann hab ich die Bestätigung, dass da wirklich was dran ist … ihr wusstet es, nicht wahr? Ihr hattet zumindest eine Ahnung, mehr als ich, nicht wahr?“

Unsicher sahen die zwei Einhörner sich an, dann nickten sie stumm. Keine wollte Applejack in ihrer kleinen, auspackenden Rede unterbrechen.

„Wir sind nun schon so lange Freunde, dass ich es wohl deshalb so lange nicht wahrhaben, nicht glauben, nicht in Betracht gezogen habe. Immerhin ist unsere Freundschaft etwas besonderes und mir sehr wichtig. Eine Freundin wie sie werde ich nie wieder in meinem Leben finden!

Da wart ihr wohl schneller als ich, wenn es darum ging. Viel schneller.“

Sie lächelte vor sich hin.

„Nun kann ich es nicht länger leugnen und je mehr ich es annehme, desto realer erscheint es mir. Dass ich … dass ich … dass ich Gefühle für Rainbow Dash habe. Dass … ich in sie verliebt bin. Und dass das der Hauptgrund für alles ist, weswegen ich hierhergekommen bin. Ich habe es nur so lange nicht gesehen, ich war blind dafür. Und ich wollte es nicht glauben – aber was bringt es, es zu leugnen? Gar nichts. An meinen Gefühlen würde es wohl nie etwas ändern.“

Sie spürte, wie ein Berg von ihr fiel. Ein Teil von ihr hatte wohl immer darauf gewartet, dass sie es sich endlich eingestand. Sie fühlte sich wohler und leichter, als hätte sie einen ewigen Kampf im Verborgenen hinter sich.

 

„Ich denke, es war wichtig, dass du dir deiner Gefühle bewusst geworden bist, man kann es dir  im Gesicht ablesen. Und ich denke auch, dass ein Gespräch mit Rainbow mehr als dringlich ist. Du musst ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Aber jetzt, da dir deine Gefühlslage klarer scheint, kannst du dein Anliegen ihr auch besser erklären.

Sag ihr wie gesagt, dass du sie öfters sehen möchtest. Der Rest ergibt sich dann, du wirst sehen.“

Applejack, die nun sichtbar erleichtert war, sah die beiden dankbar an. Die Vorderbeine um sie gelegt, zog sie sie an sich und umarmte sie herzlich.

„Vielen Dank, meine Freunde, vielen Dank für euren Rat und dass ihr mir zugehört habt. Und ihr habt echt nichts dagegen, dass ich …?“

Rarity legte ihr einen Huf auf die Schulter, sah ihr freundlich ins Gesicht.

„Applejack, Liebchen, natürlich haben wir nichts dagegen. Du bist doch unsere Freundin und wo die Liebe hinfällt, da fällt sie eben hin. Irgendwann wirst du es ihr auch sagen können und dann wirst du sehen, ob und welche Reaktion du von ihr bekommst.“

„So, wie ich Rainbow kenne“, meinte Twilight. „Ist sie da ebenfalls sehr offen, ich denke nicht, dass das auf Dauer eure Freundschaft zerstören würde.“

Sanft lächelte das Cowgirl-Pony die beiden an, dann setzte sie ihren Hut wieder auf.

„Vielen Dank nochmal euch beiden. Ich mach mich dann mal auf den Weg nach Hause. Morgen werde ich mit Rainbow reden. Vielleicht erwische ich sie, bevor sie wieder zu ihrem Training aufbricht.“

Mit diesen Worten drehte sie sich um und verließ die Bibliothek. Die beiden sahen ihr nach, bevor sie die Tür schlossen und sich wieder um Raritys Nähproblem kümmerten.

Veränderung

Am nächsten Tag, direkt nach einem weiteren, gehaltvollen Frühstück der Marke Apple Familie machte sich Applejack auf den Weg zum Haus ihrer besten Freundin. Sie war guter Dinge und bekam das Gefühl nicht mehr los, dass sich das Wetter ihrer guten Laune angeschlossen hatte. Die Sonne sendete ihre ersten, warmen Strahlen des Tages hinter den Hügeln hervor, sie spürte die angenehme Wärme auf ihrem Fell.

Eine kleine, leise Stimme in ihrem Hinterkopf sprach Bedenken aus, was, wenn Rainbow bereits zum nächsten Training aufgebrochen war? Oder wenn sie gar nicht nach Hause gekommen war?

Um sich ihre gute Laune nicht nehmen zu lassen, schüttelte Applejack die Gedanken aus ihrem Kopf.

Wann bin ich nur so pessimistisch geworden?

Sie verstärkte ihr Tempo, um gar nicht weiter auf solche Gedanken zu kommen. Etwas erschöpft kam sie unter dem Wolkenhaus an, wartete bis ihr Körper wieder beruhigt hatte. Und rief dann so laut sie konnte den Namen ihrer besten Freundin.

Als sich nach ein paar Minuten nichts regte, bekam Applejack doch Zweifel, und wollte sich wieder auf den Weg machen, als das regenbogenfarbene Pony aus dem Haus geflogen kam und neben ihr landete.

Obwohl ihr Körper fit und gesund wie nie wirkte, machten ihre Frisur und ihre Augen den Eindruck, als hätte sie die letzten Tage nicht sonderlich viel Schlaf abgekommen. Oder überhaupt einen.

„Guten Morgen, Applejack. Wie immer bist du eine richtige Lerche!“, begrüßte Rainbow ihre Freundin und streckte sich ausgiebig in alle Richtungen.

„Kennst es doch, das Farmleben gönnt einem kein Ausschlafen. Doch dafür ist es sehr erfüllend und anspruchsvoll, das gleicht sich dann wieder aus. Wenn ich dich mir aber so ansehe, könnte man glauben, du hast die ganzen Äpfel geerntet und die vielen Schweine im Stall gewaschen. Nicht böse gemeint, Zuckerwürfel, aber du solltest dich nochmal aufs Ohr legen … tut mir leid, falls ich dich geweckt haben sollte.“

Rainbow gähnte unauffällig, dann stupste sie Applejacks Schnauzenspitze mit dem Huf an. Deren Wangen färbten sich für wenige Zwinkern lang hauchrosa.

„Keine Angst, ich war längst wach, ich hab nur ein kleines Nickerchen gehalten, um noch ein wenig die Augen zu schonen“, sagte sie, doch Applejack zweifelte den Wahrheitsgehalt ihrer Aussage an.

„Du musst wissen, ich bin schon total aufgeregt wegen dem Training mit Silver Fox, dass ich mich nicht sehr lange im Bett halten konnte. Wir haben zwar heute noch nichts Festes ausgemacht, aber ich denke, dass wir heute schon weitermachen werden.“

Erneut streckte sie sich, sie machte den Eindruck, als wollte sie jederzeit bei einem Marathon mitfliegen. Skeptisch sah Applejack sie an.

Ob das gesund ist? Sieht nicht so ganz aus …

Ein paar Blümchen beiläufig betrachtend, überlegte sie sich, wie sie das Ganze angehen wollte. Auf jeden Fall nicht hier, ihrer Meinung nach besprach man solche Dinge nicht zwischen Tür und Angel. Einem Einfall folgend, ging sie auf Rainbow zu und machte ihr einen Vorschlag.

„Sag mal, Rainbow, wenn du bis jetzt noch nicht viel vorhast, willst du dann ein wenig mit zu mir kommen? Wir haben noch etwas von dem guten Cider aus Appleloosa da, wenn du willst, können wir uns davon einen oder zwei Becher gönnen. Aus meinen Fässern, die anderen können also schon mal nichts dagegen sagen. Als Sportlerin musst du von Haus aus auf deine Ernährung achten und ich denke, dass du in letzter Zeit eher weniger Obst zu dir genommen hast.“

Sie hatte damit gerechnet, dass ihre Idee gut angekommen würde. Damit, dass Rainbows Augen wie immer zu glänzen begannen; dass sie diesen wundervollen, lebendigen Glanz bekamen, für den sie sie schon immer bewunderte. Dass sie es kaum erwarten und sie vor lauter Ungeduld in die Farm schleppen würde. Dass ihr der Speichel tröpfchenweise aus der Schnauze fließen würde.

 

Doch nichts von all dem geschah. Rainbow sah sie nur nachdenklich an, und zu ihrer größten Überraschung lehnte sie die Einladung ab. Sie bekam langsam das Gefühl, über Nacht in eine Art Paralleluniversum gerutscht zu sein. In eins, in dem ihre beste Freundin keinen Cider mochte. Es hatte einen so surrealen Geschmack, dass sich Applejack dezent in die Innenbacke biss, um sicherzugehen, dass sie das alles nicht nur träumte.

„Danke für die Einladung, Applejack, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich jetzt einen trinken will. Silver Fox könnte jeden Moment vorbeikommen und wenn ich dann nicht hier bin, verpasst er mich. Das wäre echt schade“, sagte sie. Nun waren es ihre Wangen, die hauchrosa wurden. Applejack seufzte innerlich auf.

Sie scheint wohl wirklich etwas für ihn zu empfinden … da kann man nichts machen … dass sie dafür sogar auf Cider verzichten würde … sehr seltsam. Er ist wohl wirklich im Moment das größte Objekt der Begierde für sie.

Gespielt nachdenklich zupfte sie an ihrem Hut herum, dann sah sie Rainbow mit glasigen Augen an. Sie konnte zwar ihre Worte schön verpacken, aber bei ihrem Ausdruck gelang es ihr nicht.

„Das ist echt schade“, fing sie zu reden. Dabei konnte sie Rainbow nicht länger in die Augen sehen.

„Du warst die letzten paar Tage schon so schwer beschäftigt, immer, wenn ich dich besuchen wollte, warst du nicht hier. Da dachte ich, ich gucke einfach mal vor meinen Farmpflichten kurz hier vorbei und lade dich ein; vor allem, als du meintest, du hättest heute noch nichts vor.

Seit dem Rennen letzte Woche konnten wir uns nicht mehr so richtig miteinander unterhalten, nur wir zwei. Und ohne, dass wir dabei irgendeine Arbeit verrichten müssen. Ich … kann mir vorstellen, dass dir das Training mit ihm wahnsinnig viel Spaß macht, aber ich würde mich freuen, wenn du mit deiner alten Freundin auch wieder etwas Zeit verbringen würdest. Weiß, klingt seltsam nach einer Woche. Komm schon, nur für eine Stunde, und du kannst Silver Fox ja eine kleine Nachricht an deiner Tür hinterlassen, dass du im Moment bei mir bist. Im Gegensatz zu mir kann er zu deiner Tür hochfliegen.“

Sie sah dabei in Richtung ihres Rückens, als wollte sie damit unterstreichen, dass sie keine Flügel besaß. Rainbow dachte erneut nach, dieses Mal ließ sie sich erweichen.

„Ok, Applejack. Du hast ja Recht – außerdem könnte mir eine kleine Abwechslung zu Tee und Wasser echt gut tun!“

Eilig zog sie die überraschte Applejack, die nicht damit gerechnet hatte, dass ihre kleine Bitte Erfolg haben würde, hinter sich her.

„Beeil dich, bevor du dir das mit dem Cider nochmal anders überlegst!“

„Ist ja gut!“, lachte Applejack und trabte mit ihr in einem angenehmen Tempo zur Farm. Erst unterwegs fiel ihr auf, dass Rainbow Tee als Getränk erwähnt hatte, was sie für einen Moment wunderte. Rainbow hasste Tee.

 

Da ihre restlichen Familienmitglieder mit unterschiedlichen Verpflichtungen und Aufgaben beschäftigt waren, konnten sich die beiden ungestört ins Wohnzimmer zurückziehen. Zwei große Krüge voller Apfelcider standen vor ihnen auf dem Tisch, frisch aus dem Fass. Rainbows Augen strahlten vor Freude, als sie ihren ersten Schluck nahm. Im Nachhinein fiel Applejack jedoch auf, dass ihre Augen früher deutlich heller dabei gestrahlt hatten. Heller und reiner, wie ein glasklarer Bach. Dieses Mal kamen sie ihr vor wie ein Fluss, durch dessen Bett gerade ein Pony gerannt ist und alles aufgewirbelt hatte.

„Danke nochmal für die Einladung, Applejack! Das wäre eine echte Schande gewesen, wenn ich da hätte sausen lassen!“

Doch auch ihre Worte wirkten trüb; so, als würde sie mit einem Huf draußen auf dem Hof stehen und warten, bis sie jemand rief. Bis Silver Fox sie zu sich rief.

„Freut mich, dass du es doch noch einrichten konntest. Auch wenn es so spontan war.“

Applejack, die sich nicht dazu äußerte, dass ihre beste Freundin in Sachen Spontanität nur noch von Pinkie Pie geschlagen werden konnte, versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Sie wusste, dass ihre Freundin im Grunde nur mitgekommen war, um ihr einen Gefallen zu tun. Dass sie die ganze Zeit darauf wartete, dass jemand hereinkam und sie mitnahm. Dennoch war sie immer noch entschlossen genug, um ihren Vorsatz in die Tat umzusetzen. Vorsichtig würde sie versuchen, dem Kernthema zu nähern.

 

„Ihr beide trainiert anscheinend jeden Tag, oder?“, fing sie banal an. Zwar kannte sie die Antwort schon, doch sie wollte ihre Freundin nicht wissen lassen, dass sie sie jeden Tag aus einer Hecke heraus beobachtet hatte. In den Momenten erschien ihr Verhalten ihr schlüssig, jetzt kam es ihr einfach nur dämlich vor.

„Ja, genau. Es ist ein einfaches Training, in dem wir auf viele Körperstellen und Muskeln gleichzeitig Rücksicht nehmen. Wir haben uns mal zusammen unterhalten und da hat er es mir vorgeschlagen. Dafür bin ich ihm echt dankbar. Ist echt praktisch, so jemanden zu kennen.“

Applejack nickte, und wartete ein paar Augenblicke lang, um so zu tun, als würde sie über die Vorzüge eines idealen Trainingspartners nachdenken. Bloß nicht zu aufdringlich wirken, war ihr Plan und den verfolgte sie weiter.

„Ja, das hab ich gemerkt. Du bist nun etwas kräftiger und fliegst auch viel agiler, das ist mir gleich aufgefallen, als ich dich vorhin abgeholt habe“, stellte sie fest.

„Und was für ein Training ist das nun genau? Was macht ihr da?“

Dass sie das Training bereits im Schlaf aufsagen konnte, verschwieg sie lieber. Rainbow dagegen schien in ihrem Element zu sein. Ein Glanz, so klar wie Quellwasser, lag auf ihren Augen; was Applejack ein wenig enttäuschte, aber auch überraschte.

„Das Training ist wirklich super-awesome, ich wünschte, ich hätte ihn schon eher kennengelernt. Also, nichts gegen unsere Einheiten, die waren natürlich auch super … aber bei ihm hab ich das Gefühl, als könnte ich nicht nur 100 Prozent, sondern 200 Prozent meines Körpers in Anspruch nehmen.“

Seltsame Bilder von intimen Szenen, die weit über das Küssen hinausgingen, drängten sich in Applejacks auf. Beschämt und angewidert versuchte sie, sich wieder auf das Gespräch zu konzentrieren. So sehr, dass sie Angst bekam, eine Ader in ihrem Gehirn zum Platzen zu bringen.

„Wir machen im Prinzip genau das, was wir beide immer gemacht haben. Nur, dass wir auch in der Luft viel üben, mit ein paar Flugtricks oder einfach nur ein paar Runden, die wir herumfliegen. Die Leute in Las Pegasus haben echt sehr effektive Methoden, kein Wunder, dass man von denen bisher nichts gehört hat. Ich würde das auch für mich behalten; und werde ich auch. Ich erzähle dir jetzt nur, weil wir Freunde sind. Und weil du es sowieso nicht umsetzen könntest … tut mir Leid, nicht böse gemeint.“

Die Angesprochene fühlte sich nicht verletzt davon, eher kam es ihr suspekt vor.

Wenn diese Methode wirklich so gut ist, dann müsste man doch wenigstens gerüchteweise von ihr gehört haben. Oder nicht? Seit wann nimmst du alles so unreflektiert auf, was man dir sagt? Sonst bist du doch auch die Skepsis in Ponyform …

Sie behielt sich den Gedanken im Hinterkopf, eine kleine weitere Sache, die sie bei einem weiteren Gespräch mit Twilight und Rarity zur Sprache bringen wollte.

„Und dann gibt es noch diese Dinger hier. Silver Fox hat sie mir geschenkt. Kannte ich zuerst auch nicht, aber die sind echt klasse. Solltest du auch mal probieren, bei mir wirken sie und noch ist mir nicht ein fünfter Huf oder ein Horn gewachsen.“

Sie holte aus einer kleinen Tasche, sie sie am hinteren Schenkel trug, eine kleine Pillendose und schüttelte ein paar der gelben Geltabletten auf ihren Huf aus. Applejacks Alarmglocken schrillten nun ein kleines Stück lauter.

Sonst stellst du immer die Impfungen und Anweisungen unseres Hausarztes in Frage; und von einem Fremden, den du kaum kennst, nimmst du auf einmal irgendwas an … Rainbow, bist du schon so blind vor Liebe?

Der Huf näherte sich ihr und erst jetzt merkte sie, dass sie ihr die Pillen darauf anbot. Unsicher sah Applejack sie an.

„Keine Angst, das ist kein Gift oder Doping oder so Zeugs. Ich hab vergessen, wie es heißt, Aniforce oder so, keine Ahnung, halt typischer Medizinerkram halt.“

Sie zuckte mit den Schultern.

„Nimm sie ruhig, ich hab noch ein paar und Silver Fox hat die Dinger wohl in Übermenge. Wer weiß, vielleicht bekommt er ja sogar Großmengenrabatt oder hat einen Kumpel, der ihm die Dinger kostenlos verkauft. Sie schmecken sogar ein bisschen nach Orange, nicht so wie dieser eklige Hustensaft, bei dem es einen die Geschmacksrezeptoren auf der Zunge vernichtet.“

Unter anderen Umständen hätte Applejack mitgeschaudert, bekam sie den gleichen Hustensaft genauso oft verschrieben, bis Granny Smith angefangen hatte, sie lieber mit einer Suppe nach Familienrezept zu versorgen. Doch jetzt machte sie sich Sorgen. Sie sah, dass ihre Freundin irgendein Zeug einnahm, von dem sie keine Ahnung hatte, was es mit ihr machte; noch machte sie sie sich die Mühe, sich überhaupt den Namen davon zu merken. Das Ganze erschien ihr seltsam, denn sie hatte noch nie etwas davon gehört, dass ein Medizinpony in die Wetterbranche gewechselt war.

„Und was machen die genau?“, fragte sie, versuchte dabei so unbeteiligt wie möglich zu klingen. Im Inneren war sie dagegen aufgekratzt wie schon lange nicht mehr.

„Nicht besonders viel, sie unterstützen nur den Körper neben dem Training, stärken Muskeln und Knochen und sorgen dafür, dass das Training auch einen viel schnelleren Erfolg hat … hey, Applejack, was hast du denn?“

 

Erst jetzt bemerkte das Farmpony, dass ihr ein paar Tränen die Wangen hinuntergelaufen waren. Mit einer schnellen Bewegung wischte sie sich weg; zur ihrer Freude kamen keine neuen nach.

„Ich bin nur etwas überlastet in letzter Zeit, das legt sich wieder“, gab sie trocken als Erklärung ab. Rainbow schien das als Erklärung zu reichen, sie trank weiterhin ihren Cider und erklärte die wenigen Vorzüge, die Animuc, wie sie die Tabletten mittlerweile nannte, in ihren Augen hatte. Applejack hörte ihr zu, doch mit jedem Wort wurde ihr bewusst, wie groß der Abstand zwischen ihnen bereits geworden war. Sie schluckte weitere Tränen hinunter; sie wollte nicht noch mehr von ihrem Gefühlsleben preisgeben als sie es bisher schon getan hatte.

„Also hast du das Gefühl, dass dir das Training hilft? Wie lange werdet ihr das denn noch machen?“

„Hach, ich hoffe, für immer – oder zumindest, bis ich endlich ein Wonderbolt geworden bin“, schwärmte sie mit roten Wangen, die wieder leeren Hufe hinter ihrem Kopf verschränkt.

„Wieso, warum fragst du denn? Bis du neidisch, weil wir nicht mehr so oft trainieren?“

Wir machen mittlerweile gar nichts mehr zusammen, doch das behielt Applejack für sich.

„Nein, neidisch bin ich nicht. Vielleicht ein bisschen, aber das tut nichts zur Sache. Es ist nur so, ich mache mir Sorgen um dich.“

Verwundert sah sie ihre Freundin an: „Sorgen, warum denn Sorgen? Hast du Angst, ich könnte viel besser werden als du?“

Applejack schüttelte den Kopf. Sah sie es nicht oder wollte sie es nicht sehen?

„Darum geht es mir nicht. Es ist nur so … du bist jeden Tag beim Training und ich weiß jetzt gar nicht, wie lange du das jetzt am Tag machst. Aber nur noch Trainieren … das kommt mir nicht gesund vor. Vor allem, wenn man deswegen so fertig aussieht wie du es gerade tust. Schläfst du genug? Oder sind es nur so kleine Nickerchen, wie das, bei dem ich dich vorhin gestört habe?“

Rainbow bekam ein seltsames Déjà-vu. Ganz tief in sich drin fühlte sich ein kleiner Teil geschmeichelt, dass sie sich Sorgen um sie machte, aber der Großteil in ihr fühlte sich seltsam. So offen über ihre Bedenken sprach Applejack in ihren Augen sonst nie. Auch Silver Fox Worte schwirrten ihr im Kopf herum.

… anders … Rest deiner Freundinnen … dir sehr wichtig … mehr als nur eine gute Freundin …

Applejack macht sich Sorgen um mich … aber warum sieht sie mich dabei so an? Und warum macht mich dieser Blick so traurig?

Sie bekam für wenige Sekunden das Bedürfnis, sie zu umarmen und zu beruhigen; doch genau das machte ihr Angst. Es war nicht das erste Mal, dass sie dieses Bedürfnis bekam, aber wie auch die anderen Male wollte sie ihm nicht nachgehen. Auch wenn es, je öfter es kam, immer stärker wurde. Nervös rutschte sie auf dem Sofa herum, das war ihr nun wirklich nicht angenehm. Sie hatte das Gefühl, in einen Bereich zu kommen, der ihr seltsam erschien. Der ihr immer seltsam erschien.

Zwar hatte sie es bei Silver Fox auch mittlerweile, doch da erschien es ihrer klarer. Bei Applejack … wirr und hektisch; bedrückend und furchteinflößend. Aber auch auf eine skurrile Weise schön.

Sie überlegte sich, wie sie das Gespräch wieder in eine normale, weniger Herzklopfen verursachende Richtung lenken könnte, als ihr ihre beste Freundin zuvor kam und nach einer kurzen Pause weitersprach.

 

„Außerdem sehen wir uns gar nicht mehr, früher bist du ab und zu mal auf ein Hallo vorbeigekommen. Heute musste ich dich fast dazu überreden, mit mir mitzukommen und Cider zu trinken.

Ich will nur einfach nicht … dass du die ganze Sache übertreibst und nicht nur ein Leben aus Training, Tablettenschlucken und Nickerchen lebst. Denk doch bitte ein bisschen an deine Gesundheit und auch an deine Freunde. Bitte, tu es für mich. Ihr könnt gerne weiter zusammen trainieren, aber es wäre schön, wenn es auch wieder ein bisschen wie vorher wäre …“

Ein bisschen wie vorher …

Das seltsame Gefühl in ihrer Brust wich aufkommender Wut; den Teil in ihrem Inneren, der ihr vorwarf, dass nur als Vorwand zu benutzen, ignorierte sie gekonnt. Die lautere Stimme in ihrem Kopf nahm Überhand und sie hatte das Gefühl, als wäre sie nicht ganz sie selbst, als sie selbst laut wurde. Was sie jedoch nicht störte.

„Aha, so läuft also der Hase. Du tust so, als würdest du dir Sorgen um mich machen, aber in Wirklichkeit bist du neidisch. Mann, Applejack, das hättest du doch gleich zugeben können, anstatt da umständlich um den heißen Brei herumzureden.“

Verwirrt sah das Farmpony sie an. In welche Richtung drifteten sie denn da ab?

„Ich verstehe nicht ganz, was du damit meinst …“

„Ich verstehe es dagegen sehr wohl!“, polterte Rainbow, dabei nahm der Glanz in ihre Augen deutlich ab. Zorn war darin abzulesen, und Applejack konnte sich nicht vorstellen, was sie so erzürnt haben könnte.

„Du willst, dass es also ein bisschen wie vorher war. Wie letzte Woche, als ich noch nicht so schnell geflogen und so kräftig war wie ich es heute bin. Aber vergiss es, ich habe dich durchschaut. Ich kann verstehen, dass es dich ärgert, nur ein Erdpony zu sein, aber deswegen den anderen den Trainingserfolg nicht zu gönnen ist schon echt sehr unüblich für dich.

Im Endeffekt hast du doch nur Angst, dass ich besser als du sein werde. Nein, dass ich es bereits bin und dass ich noch viel besser als du sein werde. Damit kommst du nicht zurecht, du und deine blöde Ehre fühlen sich davon angegriffen. Deswegen willst du wieder zum Status Quo zurückkehren, weil du mir das alles nicht gönnst.

Du hast mich schwer enttäuscht und ich weiß gerade gar nicht, was ich über dich denken soll, Applejack. Ich habe immer sehr von dir als Sportlerin gehalten, aber mit so einem unsportlichen Verhalten …“

Applejack, die nun vollkommen verdattert darüber war, wie schnell die Situation eskaliert war, musste die Worte erstmal runterschlucken. Erstmal verdauen, was sie ihr alles vorgeworfen hatte. Doch auch sie wurde nun langsam wütend. Sie konnte sich vieles anhören lassen, aber dass sie ein neidisches Pony mit unsportlichem Verhalten sein soll, den Hufeisen wollte sie sich nicht anziehen lassen. Wütend stieg sie sich vom Sofa ab und rempelte dabei den Tisch an. Die Pillen kullerten hinunter und damit aus ihrer unmittelbaren Sicht. Die zum Glück leeren Krüge kullerten hinterher, als wollten sie ebenfalls unter dem Sofa vor dem Konflikt fliehen.

„Siehst du denn nicht, wie übertrieben du das jetzt machst? Es ist zwar schön und gut, dass du ein schönes und effektvolles Training hast, das freut mich wirklich für dich und ich würde es auch jedem anderen Pony gönnen. Ich habe dich nur darum gebeten, ein wenig damit herunterzufahren und auch mal dir die eine oder andere Pause zu gönnen. Egal, ob nun mit mir oder jemanden anderen oder überhaupt mit jemanden.

Außerdem ist es ziemlich unfair, jemanden einfach mal eben Neid vorzuwerfen, oder einem gemeines Verhalten vorzuwerfen, wo keines da ist. Ich weiß nicht mal, warum du jetzt so wütend bist – ich habe nichts Schlimmes gegenüber deinen ach so tollen Wunderpillen oder dem Überpony Silver Fox gesagt. Gar nichts. Also leg mir keine Worte in den Mund, die ich so nicht gesagt habe!“

 

Rainbow schnaubte, dann richtete sie sich auf, steckte die Dose wieder ein und machte sich auf den Weg zum Ausgang.

„Wenn du das so siehst, dann gehe ich lieber. In dem Thema habe ich dir nichts mehr zu sagen. Ich werde nun mal besser, das haben sehr gute Trainings nun mal so an sich. Und im Gegensatz zu unserem Training spüre ich einen richtigen Effekt, einen richtigen Unterschied. Ich will nun mal meinen Traum erfüllen und da wirst du mich garantiert nicht auf dem Weg dorthin aufhalten können. Du nicht!“

Aus mehreren Gründen mit den Tränen kämpfend, sah Applejack ihr nach. Sie wollte sie nicht so aufgebracht gehen lassen, sie wollte keinen  Streit. All das hier wollte sie nicht und doch ist es dazu gekommen.

Wie sehr hast du dich verändert, Rainbow? Und wie sehr wirst du dich noch verändern? Ist das alles deine Liebe zu ihm, die dich nun so werden lässt?

Sie seufzt schwer und als sie Rainbow um Verzeihung bittet, klingt ihre Stimme schwach und leise.

„Es tut mir leid, was ich gesagt habe. Eigentlich wollte ich nur ein normales Gespräch mit dir führen und dann ist es so weit gekommen, dass wir uns anschreien … es tut mir leid.“

„Ja, mir tut es auch leid … du bist kein unfaires Pony“, sagte Rainbow und sah ihrer Freundin in die tränengefüllten Augen. Sofort wand sie ihren Blick wieder ab, das Bedürfnis, sie zu trösten und sich mit ihr vollständig zu versöhnen, war nun stärker denn je. Auch ein anderes, eins, dass sie nicht einordnen konnte. Sie ertrug es einfach nicht, ihre Freundin dort traurig stehen zu sehen.

Doch sie blieb dort stehen, wo sie gerade war und unterdrückte diese Wünsche.

„Hör mal, wenn du sonst nichts weiter vorhast heute, hättest du dann Lust auf ein kleines Rennen heute Nachmittag? Einfach nur ein kleines, nettes hier auf der Farm. Zwar hab ich gegen dich wohl keine Chance mehr“, zwinkerte sie ihr.

„Aber ich weiß nicht, ob ich in den nächsten Tagen noch dazu kommen werde, jedenfalls vor dem Sturm und bevor ihr da mit dem Trainingsprogramm richtig loslegt, würde ich gerne da nochmal was mit dir unternehmen. Ich glaube auch nicht, dass Silver Fox etwas dagegen haben könnte.“

Rainbow, die ihr immer noch nicht ins Gesicht sehen konnte, schwieg. Im Grunde war es nur ein Vorschlag zu etwas, was sie vorher immer getan haben. Und auch sie vermisste die Tage, an denen sie einfach nebeneinander aus Spaß gelaufen waren. Sie lächelte und hob ihren Kopf. Doch so ganz so fröhlich schien sie nicht zu sein. Applejack kam es vor, als würde sie durch einen dichten Schleier lächeln.

„Klar gerne, können wir von mir aus gerne machen. Wäre dir 15 Uhr recht?“

Applejack nickte, sie würde es schon irgendwie in ihren eigenen Tagesplan einrichten können. Dann fiel ihr noch etwas ein, etwas, was sie Rainbow schon länger fragen wollte und immer wieder vergaß.

„Mal ‚ne andere Frage, am Freitag ist ja der Sturm und da wird dein Haus nicht gerade der beste Ort sein, um ihn dort mitzubekommen. Hättest du eventuell Lust, den Abend hier zu verbringen? Du kannst Tank natürlich auch mitnehmen, das wäre kein Problem. Winona scheint ihn recht zu mögen … und du wärst an dem Abend nicht so alleine. Vielleicht bekomme ich Granny Smith sogar dazu, ihren legendären Apfelpudding zu kochen. Na, was meinst du?“

Rainbow versuchte sich über die Einladung zu freuen, der kleine Teil in ihrem Inneren tat es sogar. Aber die laute Stimme, die sie seit Tagen im Kopf hatte, und die sie Tag für Tag immer einnahm, redete ihr ein, dass es nicht so cool wäre, wie mit Silver Fox den Sturmabend zu verbringen.

Ach, komm schon, Kopf, das ist doch Applejack, denke, das dürfte ok sein, wenn ich am Freitag dann hier bin …

So ganz konnte sie sich nicht selbst überzeugen; doch auch hier sagte sie wieder zu.

„Wirklich?“, fragte Applejack unsicher.

„Pinkie Promise“, antwortete sie, auch davon nicht gänzlich überzeugt.

Dass es jedoch ausreichte, um Applejack wieder fröhlich zu machen, gefiel ihr dagegen.

„Also gut, dann mache ich mich mal auf den Weg. Tank müsste jetzt wach sein und der Kleine hat noch kein Futter im Napf. Wir sehen uns dann später, Applejack und vielen Dank für den Cider! Ich komme dann, versprochen!“

 

Doch sie kam nicht. Geduldig stand sie vor ihrer Haustüre und suchte immer wieder den Himmel nach dem regenbogenfarbenen Pony ab. Ohne jeden Erfolg, es war nicht ein bisschen von ihr zu sehen. Als sie eine halbe Stunde über ihrer vereinbarten Zeit lag, dachte sich Applejack ihren Teil.

Ich komme dann, versprochen. Von wegen und ich hab mich auch noch darauf verlassen. Dabei habe ich mich wirklich darauf gefreut, dass du kommen würdest …

Sie seufzte schwer, selbst wenn sie keine Gefühle für Rainbow in diesem Moment hätte, wäre sie zutiefst enttäuscht. Rainbow kam gerne mal zu spät, aber höchstens zehn Minuten. Und wenn sie einen Termin absagen musste, dann machte sie das stets rechtzeitig.

Erst die Wolken und dann nur das … lässt du jetzt immer mehr liegen? Nur für ihn?

Ihr Herz verkrampfte sich; und Wut stieg in ihr auf. Wut auf ihn, auf sie, auf sich selbst, auf die gesamte Situation.

Wann nur hat es damit angefangen, so anders zu werden?

Immer wieder spritzte sie sich Wasser ins Gesicht, versuchte damit, ihre Gedanken rein zu waschen. Um eine reinere, neutralere Meinung dazu zu kommen.

Wer weiß, vielleicht hat sie auch einfach nur verschlafen, so müde, wie sie aussah, wäre es kein Wunder. Oder er hat sie abgeholt und nun machen sie wieder was zusammen.

Applejack wusste, dass es ihr nicht viel brachte, aber ihr Groll gegen Silver Fox wuchs und wuchs.

Das hat erst alles angefangen, als er hier aufgetaucht ist. Als er sich in unser Leben eingemischt hat!

Ein paar Sekunden später bereute sie diese Gedanken, fühlte sich mehr als schlecht.

So ein schlechtes Pony ist er ja nicht … damit tue ich ihm wohl Unrecht. Und er scheint ihre Gefühle wohl zu erwidern, da sollte ich mich eigentlich für sie freuen … wenn ich es nur könnte … ich sehe einfach mal, wo sie bleibt, am Ende hat sie es bestimmt nur vergessen oder verpennt.

Mit einem Ruck stand sie auf, und machte sich auf den Weg zu Rainbows Haus, welches ihr ein seit mehreren Tagen gewohntes Bild lieferte: Verlassen und leer. Einzig und allein der kleine Tank, der am Boden ein kleines Sonnenbad genoss, war das einzige Lebewesen.

„Hey Kleiner, ist dein Frauchen hier?“, fragte sie ihn, sie wusste, dass er sie verstehen konnte. Dieser schüttelte seinen kleinen Kopf; und sie glaubte ihm. Zumal sie es bereits gefürchtet hatte. Wo zuvor noch ein wenig Sorge war, war nun nur noch Groll; frustriert schnaufte sie vor sich hin.

Ihr zweites Ziel war der von ihnen beliebte Platz am See, an welchen sie Tag für Tag unter Applejacks Beobachtung trainiert hatten, doch wieder irrte sie sich. Der Platz war leer und verlassen, die einzigen Geräusche, die man hörte, waren die von wilden Tieren und Ponys, die sich im See vergnügten.

Sehr eigenartig … wo könnte sie denn bloß sein?

 

Auch als sie sich im örtlichen Krankenhaus erkundigte, oder bei diversen Ponys, bekam sie keine Antwort auf diese Frage.

Zumindest ist sie nicht krank oder verletzt. Ob sie noch sauer ist? Ob sie mitbekommen haben, dass ich sie beobachtet habe und gehen mir deshalb aus dem Weg? Oder … oder sind sie irgendwo anders und verbringen eine schöne Zeit gemeinsam?

Übelkeit stieg ihren Hals hoch, sie fühlte sich zum ersten Mal seit dem Tod ihrer Eltern einsam und verletzt. Jetzt gab es nur ein einziges Pony, das ihr helfen konnte: Twilight. Doch vorher rannte sie zurück, sie musste noch etwas erledigen …

 

„Hm, das stimmt, das klingt tatsächlich nicht nach der Rainbow Dash, die wir kennen. Ihr neuer Freund hat es ihr wohl wirklich angetan …“

Als ihr Blick auf Applejacks wenig frohes Gesicht fiel, korrigierte sie sich rasch.

„Andererseits, du hast sie als wenig ausgeruht beschrieben, vielleicht ist sie ja irgendwo hin, wo sie alleine mal ausschlafen kann und hat darüber die Zeit vergessen, das könnte ja sein. Oder sie musste spontan etwas in Cloudsdale erledigen. Theoretisch kann sie überall sein.

Klar, ist es nicht nett, dass sie dir nicht Bescheid gegeben hat. Aber ich glaube, dass da deine Gefühle mit dir Gassi gegangen sind. Vor allem, da du über deine Gefühle zu ihr nun Bescheid weißt, projiziert dein Unterbewusstsein ein Feindbild auf Silver Fox; da es ihn für eine Bedrohung hält. Daher siehst du die Dinge schlechter, als sie eigentlich sind. Glaub mir, am Ende ist es vollkommen harmlos und du hast dir umsonst Gedanken gemacht.

Versuch einfach mal, ihn näher kennenzulernen – und auch, dich an deine Gefühle zu gewöhnen. Ich denke mal, wenn dir beides gelingt, dann wirst du ein besseres Bild von ihm, wie damals bei Zecora.“

Ein weiteres Mal fühlte Applejack eine große Erleichterung, zum Dank umarmte sie ihre Freundin.

„Die ganze Sache macht mich noch irre. Aber ich glaube, du hast Recht. Sobald ich mich daran gewöhnt und ihn besser kennengelernt habe, wird das alles besser werden. Das alles ist so neu für mich, vermutlich verhalte ich mich deswegen so. Und ich dachte bisher, Big Macs Umgang mit dieser komischen Puppe wäre schon sehr seltsam.“

Sie tippte ihren Hut an, dann fiel ihr etwas ein. Rasch holte sie ihrer Satteltasche die kleinen Tabletten hervor, die Rainbow bei ihr vergessen hatte. Diese reichte sie Twilight, welche sie neugierig bestaunte.

„Hier, die hier hat mir Rainbow vorhin vorbeigebracht. Sie sagt, Silver Fox hat sie ihr gegeben, und sie sollen sie angeblich beim Training unterstützen. Aufbau von Muskeln usw – du weißt schon, eine Menge gesundklingender Argumente sollen da drin sein. Mir hat sie auch welche angeboten; aber ich nehme nichts von jemandem, den ich noch nicht so lange kenne. Willst du sie dir nicht mal ansehen?“

Twilight, die Applejack mit einem „Ich dachte, du willst ihn näher kennenlernen“-Blick bedachte, ließ die Geltabletten vor sich schweben und betrachtete sie von allen Seiten.

„Aniforch … nie davon gehört. Und das hat sie von Silver Fox bekommen?“

„Oh, so heißt das Zeug!“, sagte Applejack überrascht. „Ich hab sie mir nicht näher angesehen und Rainbow konnte sich partout den Namen davon nicht merken. Ja, sie sollen angebliche Wundermittel aus Las Pegasus sein …“

Twilight wirkte interessiert, sie nahm die Tabletten an sich und legte sie bei sich auf den Tisch.

„Das kann ich gerne machen, ich müsste sogar noch ein paar der Laborinstrumente aus Canterlot mitgenommen haben. Allerdings, und das muss ich dir offen sagen, mache ich es nicht, weil ich Silver Fox misstraue. Nein, soweit gehe ich nicht. Allerdings bin ich neugierig und es spricht wohl der Wissenschaftler in mir, wenn ich sage, dass ich alles darüber herausfinden möchte. Wenn du willst, kann ich dir gerne meine Ergebnisse mitteilen.“

Unsicher sah Applejack umher, zuckte mit den Schultern.

„Klar, das kannst du gern machen, Twilight. Ich lass dich mal lieber wieder alleine, damit du in Ruhe … forschen kannst. Und danke dir!“

„Ich habe zu danken! So etwas Aufregendes hatte ich schon lange nicht mehr und ich kann es kaum erwarten, alles darüber zu erfahren!“

Sie wartete, bis Applejack das Haus verlassen hatte, dann rief sie nach ihrem Assistenten und ließ sich das eine oder andere Gerät bringen.

 

„Hallo, Schwester. Und, hast du sie getroffen?“

Applejack sah ihn an und verneinte nur. Offenbar waren ihre Gefühle nicht nur für ihre Freundinnen offensichtlich gewesen.

„Seit wann wusstest du es?“

„Schon lange.“

„Wie lange?“

„Sehr lange.“

„Verstehe.“

Beide saßen nebeneinander und starrten in den Sonnenuntergang, ohne ein weiteres Wort auszutauschen. Ein paar letzte Vögelchen zwitscherten ihr fröhliches Lied, doch auch sie würden sich bald in eine andere Gegend aufmachen, wenn es wieder soweit sein würde mit dem Sturm.

„Hast du es ihr schon gesagt?“

„Nein, und ich werde es ihr auch nie sagen können, großer Bruder.“

Er sagte nichts weiter, doch verstand sie es als Bitte, ihrerseits fortzufahren.

„Nunja, ich habe zwar Gefühle für sie, aber sie hat sich dagegen in einen Neuen auf ihrer Arbeit verliebt. Silver Fox, der war letztens auf unserem Hof, die kaputten Äste abbrechen. Aber anstatt dass ich mich für sie freue, dass er wohl genauso für sie empfindet, sehe ich nur schlechtes über ihn und bin ziemlich eifersüchtig. Heute haben wir uns sogar deswegen gestritten. Ich bin eine schlechte beste Freundin und habe es gar nicht mehr verdient, so von ihr genannt zu werden.“

Sie vergrub ihr Gesicht in ihren Hufen, da spürte sie, wie sich ihr Bruder ihr näherte und sie stumm umarmte.

„Ich denke mal, das ist ganz normal, AJ. Immerhin bist du in sie verliebt, natürlich bist du da ein wenig eifersüchtig. Bestimmt legt sich das mit der Zeit, aber du musst dir selbst die Zeit dafür geben. Du bist meine Schwester, und ich kann es nicht mit ansehen, wie du dich seit Tagen selbst quälst. Bring es hinter dich; denn sonst wirst du nie ganz froh.“

„Du meinst, ich soll es ihr sagen?“

Applejack schniefte ein wenig in sein Fell hinein, doch das störte ihn nicht. Sachte streichelte er ihren Rücken.

„Jup. Wie auch immer sie reagieren wird, es wird sich bestimmt am Ende für dich besser anfühlen. Wie bei dem Moment, in dem du die Gefühle bemerkt hast.“

„Wow, Big Mac. Ich wusste gar nicht, dass du dich mit solchen Dingen auskennst. Du scheinst ja ein wahrer Romantiker und Liebesexperte zu sein.“

Big Mac fühlte sich geschmeichelt. Nervös kratzte er seine Ohren.

„Das ist jetzt zu viel gesagt. Ich habe mich einfach nur ein wenig mit dem Thema beschäftigt, das ist alles … anderes Thema, Granny hat Apfelpuffer gemacht, und ich denke, sie dürfte längst damit fertig sein. Da frage ich mich; hast du auch so einen gewaltigen Hunger wie ich?“

Applejack wischte sich die Tränen weg, dann löste sie sich von ihrem Bruder und rieb sich den leeren Magen.

„Worauf du dich verlassen kannst!“

 

Zur gleichen Zeit saß Twilight und forschte auf viele verschiedene Wege an den ihr noch unbekannten Tabletten herum. Sie konnte zwar ein paar Zwischenergebnisse notieren, aber hatte noch nichts Konkretes entdecken können.

„Hm, das ist interessant“, sagte sie, auch wenn das für sie wirklich Interessante noch auf sich warten ließ. Twilight wusste, dass sich manches nicht sofort nachweisen ließ, und hatte trotzdem keine große Geduld dafür. Sie testete es auf alles, was ihr spontan einfiel und hielt die Ergebnisse über Spike auf diversen Notizblättern fest.

„Und, wie kommst du voran?“, fragte sie der kleine Drache neugierig.

„Nicht besonders, es gibt leider noch keine besonderen Eigenschaften oder Inhalte, die mir aufgefallen sind …“

Dann stockte sie, ihr war etwas aufgefallen, etwas, das sie ihre Stirn in Falten legen ließ. Nun war für sie der Spaß vorbei, ein kleiner Verdacht regte sich in ihr.

„Spike, bring mir bitte das kleine braune Buch unten aus dem Labor. Das, in das ich dich nie hineinschauen lasse. Und bitte, beeil dich“, sprach sie vollkommen ernst, ließ aber nicht die Augen von ihrer Entdeckung.

Ich hoffe nur, dass ich mich irre … wenn, dann wäre das ja eine Katastrophe!

Sich darauf einstellend, dass es ein paar lange Tage werden würden, begann sie, sich einen Kaffee zuzubereiten und ging über ihre Notizen, darauf wartend, bis Spike mit dem Buch zurückkehren würde.

Erkenntnis und Einsicht

Immer wieder kehrten ihre Gedanken zu dem regenbogenfarbenen Pony zurück, zusammen mit einer Gefühlsmischung aus Sorge und schlechtem Gewissen. Immer wieder versicherte sie sich, dass sie sich irrte, dass sie Silver Fox Unrecht tat. Doch so sehr sie es versuchte, tief in ihrem Innersten konnte sie sich selbst nicht glauben. Wollte sie sich selbst nicht glauben. Gefangen in einem Teufelskreis aus verschiedenen Gedanken, konnte sie ihre eifersüchtigen Gefühle Silver Fox gegenüber nicht zum Schweigen bringen.

Umso mehr und intensiver stürzte sie sich in die tägliche Farmarbeit, verlangte mehr von sich ab und übernahm auch mehr Aufgaben ihres Bruders als üblich. Im Moment war sie über jede Arbeit froh, die sie auf andere Gedanken brachte; sie von ihrer Eifersucht ablenkte. Am Abend ließ sie sich müde in ihr warmes, weiches Bett fallen, so konnte sie sich nicht grübelnd von einer Seite auf die andere wälzen.

Neben ihrer Eifersucht nagten auch Schuldgefühle an ihr, noch immer bereute sie es, dass sie bei ihrem letzten Treffen im Streit auseinander gegangen waren. Zu gerne hätte sie sich bei ihrer besten Freundin für ihr Verhalten entschuldigt, selbst wenn es ihr schwer gefallen wäre. Ihr war es wichtiger, sich wieder mit Rainbow zu versöhnen, anstatt sich immer und immer wieder wegen ihren Emotionen in die Mähnen zu bekommen. Die Worte wären ihr nicht leicht über die Lippen gekommen, sie hätte sich schwer dabei getan, doch am Ende hätte es ihr eine unendliche Erleichterung beschafft, besonders, wenn Rainbow ihre Entschuldigung angenommen hätte.

Doch dazu kam Applejack nie. Nicht, weil sie im entscheidenden Moment kalte Hufe bekam oder ihr die Worte im Hals stecken blieben. Dass sie es bisher nicht tun konnte, hatte einen ganz einfachen Grund: Rainbow war die letzten zwei Tage wie vom Erdboden verschwunden.

Immer, wenn sich ihr die Gelegenheit geboten hatte, hatte sie ihren Blick über den Himmel schweifen lassen, auf der Suche nach einer Regenbogenmähne am Horizont. Doch nicht die kleinste Feder, nicht eine Mähnensträhne war von Rainbow zu sehen, weder im Himmel, noch am Boden. Selbst an ihren üblichen Stellen ließ sie sich nicht blicken, was Applejack mehr als verwunderte. Was zugleich ihre Sorgen nährte. Umso mehr zwang sie sich, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren und an nichts anderes zu denken, als das Unkrautjäten und den Anbau des neuen Kürbisfeldes. Dass sie bereits zum dritten Mal im Begriff war, den Boden für das Feld zu pflügen, wurde ihr erst bewusst, als sie ihr Bruder amüsiert darauf aufmerksam machte.

„Applejack, ich glaube nicht, dass die Kürbisernte besser sein wird, wenn du den Boden immer und immer wieder umpflügst“, sagte er mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen. Ihre Wangen färbten sich rot, sie hatte es in der Tat nicht bemerkt.

„Schwester, lass mich ehrlich sein. Ich finde es toll, dass du dich noch mehr auf dem Hof engagieren möchtest, aber in dem Zustand bist du uns keine besonders große Hilfe. Solange du dich nicht mit Rainbow aussprechen konntest, wirst du dich nie zu 100 Prozent auf die Feldarbeit konzentrieren können. Warum hast du es nicht schon längst getan? Oder hat sie dich abgewiesen?“

Applejack legte die Harke zur Seite und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

„Schön wäre es, aber das Pony hat sich in Luft aufgelöst. Ich hab sie seit vorgestern nicht mehr gesehen, es ist, als würde sie mir aus dem Weg gehen. Was natürlich Schwachsinn ist, “ fügte sie rasch hinzu, auch wenn sie selbst nicht sehr davon überzeugt war.

Es passte zu Rainbows Art, Ärger und Unannehmlichkeiten aus dem Weg zu gehen, dennoch hatte sie es noch nie erlebt, dass Rainbow ihr aus dem Weg ging. Selbst, als sie in der Vergangenheit wegen der einen oder anderen sportlichen Sache im Clinch lagen, hatte Rainbow viel mehr die Konfrontation gesucht, sich erst recht mit ihr angelegt, um die Angelegenheit ein für alle Mal klären zu können.  

Für sich selbst fand sie keine Erklärung für dieses seltsame Verhalten. Zuerst hatte sie angenommen, sie hätte sich wie eine beleidigte Schildkröte in ihr Haus zurückgezogen, doch die Tatsache, dass Tank tagein, tagaus auf dem Boden unterhalb ihres gemeinsamen Zuhauses seinen kompletten Alltag verbrachte und sich Kopf für Kopf an Rainbows Salatzucht satt fraß, sprach für sich alleine bereits Bände. Dazu hing Rainbow zu sehr an der alten Schildkröte. Auch wenn sie es nicht zugab, achtete sie auf ihr Haustier wie auf ihren Augapfel, wenn nicht sogar noch intensiver.

Doch niemand hatte weder etwas von ihr gesehen, noch gehört. So verneinte Applejack, als Big Mac sie fragte, ob jemand von ihren Freundinnen etwas über Rainbows aktuellen Verbleib wusste.

„Nein, sie ist sozusagen über Nacht verschwunden. Ihr Haus sieht normal aus, als wäre sie nur mal eben zum Einkaufen geflogen. Sie hat auch keine Nachricht an ihrer Haustür oder ihrem Briefkasten hinterlassen, das haben wir extra überprüft. Niemand in Ponyville weiß, wohin sie gegangen sein könnte. Sie hat auch keine Andeutungen gemacht, dass sie oder Silver Fox einen spontanen Urlaub geplant hätten – der ist nämlich ebenfalls verschwunden. Nenn mich ruhig paranoid, aber das kommt mir doch sehr seltsam vor. Geht es dir denn nicht genauso?“

Dass sie sich lange keine so großen Sorgen um ihn wie um Rainbow machte, schluckte sie wie so manch andere Anmerkung hinunter. Ihr Gesichtsausdruck sprach bereits genug für sie.

„Applejack, ich möchte dir ja nichts vorschreiben und ich kann verstehen, dass du dich um deine Freundin sorgst. Aber ihr beide seid keine kleinen Fohlen mehr, sie ist alt genug, dass sie weggehen kann, wohin und wann sie das möchte. Natürlich wäre es schöner, hätte sie wenigstens irgendjemanden Bescheid gegeben, damit man sich keine Sorgen um sie machen muss … bestimmt hat sie irgendetwas Tolles entdeckt und die Welt um sich herum vergessen. Du erzählst doch oft genug, dass sie sich nur zu leicht von etwas begeistern und ablenken lässt. Sie kommt sicher wieder zurück und dann wird sie dir mit ihren Erzählungen ein Ohr abkauen.“

Applejack rang sich zu einem Lächeln durch, seine Worte hatten eine leichte beruhigende Wirkung auf sie. Leise meldeten sich noch immer ihre gemischten Gedanken in ihrem Hinterkopf, doch nun fiel es ihr leichter, diese zu verdrängen.

„Danke, Bruderherz“, sagte sie, als sie ihre Vorderbeine um ihn schloss und an sich drückte. Seine Wangen färbten sich rosa, was man trotz seiner knallroten Fellfarbe sehr gut erkennen konnte.

Er räusperte sich und löste sich aus der Umarmung. Erst nickte er stumm, dann schob er sie unauffällig ein Stück weg vom Kürbisfeld.

„Ich denke mal, das hier sollte ich übernehmen – du wirst momentan woanders gebraucht“.

Big Mac warf seiner Schwester noch einen letzten Blick zu, bevor er sich an die Arbeit machte und fruchtbare Kürbiskerne in die Erde einpflanzte.

„Danke, großer Bruder, ich schulde dir was“, sagte sie mit einem nicht näher bestimmbaren Ton und machte sich auf den Weg, vorbei an der Scheune und hinaus aus der Farm.

 

Kaum hatte sie Sweet Apple Acres hinter sich gelassen, ließ sie sich und ihre Gedanken ein wenig zu Ruhe kommen. Sie hatte das Bedürfnis, einfach zu rennen, doch sie konnte nicht sagen, wohin sie laufen sollte. Wohin sie ihre Beine bis gerade eben tragen wollten. Für einen Moment überlegte sie, ob sie nicht wieder zum Wolkenhaus laufen sollte, jenem Haus, das sie in den letzten Tagen öfter besucht hatte als die Monate davor. Doch sie wusste bereits, was sie dort erwarten würde, der gleiche Anblick wie die letzten paar Male zuvor auch.

Daher ersparte sie sich den Weg und entschied sich dafür, sich ein wenig in Ponyville umzusehen. Während sie hier und da ein wenig nach dem regenbogenfarbenen Pony Ausschau hielt, traf sie nacheinander ihre Freundinnen, die mehr oder weniger über ihr kleines Geheimnis Bescheid wussten. Sie wollten ihr nicht zu nahe treten, schließlich hatte sich Applejack noch nicht komplett geoutet und ließen es stattdessen bei dem offenen Geheimnis, dass es bereits seit längerem war. Wofür ihnen Applejack mehr als dankbar war.

Jede von ihnen versicherte ihr auf ihre eigene Art, dass Rainbow Dash bald wieder auftauchen würde, immerhin war nun ihre Schildkröte auf sich alleine gestellt und schlafen musste sie ja auch irgendwann. Sie konnten es sich nicht vorstellen, dass Rainbow ewig auf ihr weiches Wolkenbett verzichten könnte, daran würde selbst das beste Training der Welt nichts ändern.

Dass es sie nicht zu 100% überzeugte, ließ sich Applejack nicht anmerken, besonders da sie die gutgemeinten Bemühungen ihrer Freunde schätzte. Doch je öfter sie diese Argumente hörte, desto besser gelang es ihr, die finsteren Ahnungen in die kleinen Ecken ihrer Gedankengänge zu verschieben.

So beschloss sie, noch eine letzte Runde im Dorf zu drehen und anschließend noch ein paar Erledigungen zu machen. Inklusive dem Kauf eines Schokoladen-Cupcakes mit Orangen-Frosting, eine der Lieblingsnaschereien ihres großen Bruders. Hier und da standen ein paar Ponys, unterhielten sich über alltägliche Dinge, tratschten über die neuesten Promi-News aus Manehattan und trieben Handel. Andere dagegen gingen ihren Tätigkeiten nach, wie Blumen zu wässern oder ebenfalls ein paar Einkäufe zu tätigen.

Ein alltägliches Bild zeigte sich Applejack, viele Bewohner, aber auch hier und da ein paar fremde Besucher aus anderen Städten und Gegenden waren zu sehen. Sonst hatte sich an Ponyville nichts verändert. Die kleinen, gemütlichen Häuser, die überall standen. Die bunten und friedlichen Ponys, die diese Häuser bewohnten und so Ponyville stetig mit Leben füllten. Selbst die späte Mittagssonne schien es mit dem Farmpony gut zu meinen, entgegen der Wettervorhersage schien sie nur mit halber Kraft auf das kleine Ponydorf hinunter, versorgte Ponys und Pflanzen mit den wichtigen Nährstoffen, die sie zum Leben benötigen. Nur ein Teilchen fehlte, um das Puzzlebild komplett zu machen: Rainbow Dash, wie sie über Ponyville flog, die Wolken zertrat und ein paar Bewohnern ein paar Streichen spielte.

Doch auch hier gab es keine Spur von ihr zu sehen. Daisy, Peachy Pitt, Button Mash, Derpy oder Twinkleshine – keines der Ponys, denen sie begegnete, konnte sie über Rainbows aktuellen Aufenthaltshaltort oder ihr Verschwinden aufklären.

„Es ist seltsam, dass Rainbow einfach von einem Tag auf den nächsten verschwindet. Andererseits, war sie schon immer nicht gerade das zuverlässigste Pony hier“, sagte Cheerilee und tippte dabei mit dem Huf ans Kinn.

„Aber ich bin mir sicher, dass sie bald wieder auftauchen wird. Jedes Pony findet irgendwann wieder seinen Weg zurück nach Ponyville. Früher oder später bekommt jede von uns Sehnsucht nach der Heimat. So sind wir eben, wie Ponys aus Ponyville, das weißt du doch genau.“

Sie klopfte Applejack noch ein wenig aufmunternd auf die Schultern, bevor sie im Schulgebäude verschwand. Applejack seufzte, dann hob sie ihren Kopf und zwang sich zu einem Lächeln. Die Muskeln schmerzten ihr im Gesicht und als sie merkte, wie unwohl sie sich damit fühlte, lockerte sie jene Muskeln wieder.

Was mache ich hier eigentlich? begann sie sich zu fragen, während sie langsam zurück zur Farm trabte. Hier und da huschten einzelne Eichhörnchen zwischen den Büschen und Sträuchern umher, doch das Farmpony interessierte sich im Moment wenig dafür. Sie dachte über das nach, was ihr die anderen Ponys mitteilt hatten, welche Ratschläge sie ihr mit den auf den Weg gaben.

Als sie schließlich die Farm erreicht hatte, fiel es ihr schon leichter, von den trübseligen und dunklen Gedanken Abstand zu nehmen.

Es ist wohl wirklich so, wie Granny Smith oft sagt. Apfelkuchen werden nie so heiß gegessen, wie sie aus dem Ofen geholt werden …

Schmunzelnd schob sie ihren Hut zurecht, blickte sich ein wenig auf der Farm um und beschloss schließlich, ihrer Schwester mit der Säuberung der Schweine zu helfen. Diese lagen zufrieden grunzend auf einer großen Rasenfläche und genossen die Behandlung mit dem Duschschwamm.

„Hi, Applejack“, begrüßte Apple Bloom ihre ältere Schwester, bevor sie anfing einem Schwein den weichen Bauch zu kraulen.

„Hattest du Erfolg? Big Mac meinte, dass du nach Rainbow Dash suchen würdest.“

Applejack nickte, doch ihr Lächeln starb davon nicht ab. Dieses Mal war ein es ein ernstes, dass ihr Gesicht zierte.

„Nein, aber ich habe auch ehrlich gesagt nicht den ganzen Tag Zeit, diesem Pony hinterher zu rennen. Ich habe nach ihr gesehen und mich nach ihr erkundigt, mehr kann ich auch nicht machen … jetzt sieh mich doch nicht so an, ich meine das ernst. Und wer soll sonst all die ganzen Schweinchen hier schrubben, das sind doch viel zu viele für ein kleines Fohlen wie dich.“

Neckend zwinkerte sie ihrer jüngeren Schwester zu, wofür sie sich mit einem gezielten Wurf mit dem vollgetunkten Schwamm rächte. Applejack fing zu lachen an, was sich sehr schnell als ansteckend herausstellte.

„Du willst es also wissen, Apple Bloom? Dir werde ich zeigen, was ein richtiges Farmpony so alles auf dem Kasten hat!“

„Das möchte nur zu gerne sehen, wie du das anstellen möchtest, Schwesterherz!“, erwiderte Apple Bloom, sichtlich erleichtert, dass sich Applejacks Laune verbesserte.

Die gute Laune, welche sich in dem Farmpony ausgebreitet hatte, hielt noch den Rest des Tages an und zum ersten Mal seit Wochen war es Applejack möglich, mit positiven Gedanken den Tag abzuschließen. Obwohl sich ihre Gedanken nach wie vor um ihre beste Freundin kreisten, so kam sie doch schneller zur Ruhe als sie es in letzter Zeit gewohnt war, selbst das Einschlafen fiel ihr wieder leichter. Na endlich – ich hab mir schon Sorgen gemacht, dachte sich ihre Großmutter, bevor sie ihrer Enkelin das Licht im Raum löschte und die Türe sachte verschloss. Selbst ihr war es nicht entgangen, in welchem Gefühlsdilemma sich ihre Enkelin befand, doch sie kannte sie gut genug, um zu wissen, dass es mit Apfelcider und Umarmungen allein nicht getan war. Doch die Pflichten der Farmen ließen meist keinen Platz für Privates und solange sich Applejack mit Arbeit zudeckte, war es Granny Smith geradezu unmöglich gewesen, ihr seelisch ein wenig unter die Hufe zu greifen. Zwar hatte sie ihr, als ihre Enkelin eine freie Minute hatte, ein Gespräch angeboten, doch bisher war sie dem Angebot nicht nachgekommen.

„Auf jeden Fall musst du wissen, dass wir immer hinter dir stehen und dir helfen werden. Natürlich hoffe ich nur das Beste für dich und deine Freundin werden … denk daran, man isst einen Apfelkuchen nicht so heiß, wie man ihn aus dem Ofen herausholt. Das mit dir und Rainbow Dash – das wird schon wieder werden.“

Granny Smith hatte versucht, ihre Enkelin aufzumuntern, hatte jedoch nicht die Wirkung auf sie, wie es Big Mac als ihr älterer Bruder hatte. Und solange diese ihr Seelenheil fand, war ihr jeder Weg und jedes Pony nur recht. Selbst, wenn es gegen die Prinzipien ihrer Enkelin war.

 

So schlief Applejack einen tiefen, erholsamen Schlaf, bis sie ihr eigenes Hungergefühl aus ihren Träumen riss. Wie lange habe ich denn geschlafen? fragte sich das emsige Farmerpony und blickte auf den Wecker, welcher sich direkt auf Kopfhöhe neben ihr auf einem kleinen, hölzernen Nachtkästchen befand. Kaum erkannte sie die Uhrzeit, sprang sie aus dem Bett, setzte sich ihren Hut auf und rannte die Treppen hinunter, kaum, dass sie über ihre eigenen Hufe stolperte.

„Guten Morgen, Granny Smith“, sagte sie hektisch und setzte sich an den Frühstückstisch, welcher offensichtlich nur für ein Pony gedeckt worden war. Es handelte sich dabei um ihre Lieblingsgerichte, ein kleiner Turm aus Pfannkuchen und dazu eine große Flasche Ahornsirup, eine Schale Quark mit großen Apfelstücken, Kakao und einer großen Portion Apfelmus.  Applejack lief das Wasser im Mund zusammen, doch noch konnte sie ihr Mahl nicht beginnen, nicht, bevor sie sich etwas von der Seele geredet hatte. Etwas, das sie noch klären musste, bevor sie ihr Frühstück zu sich nehmen konnte. Zumal es sich mittlerweile mehr um ein Lunch handelte, als um ein richtiges Frühstück, zeitlich gesehen. Dabei legte sie ihren Hut auf den Tisch.

„Aber warum hat mich niemand gerufen? Der Winter naht und die Farm ruft, es gibt noch so viel, das erledigt werden muss. Wir müssen noch die Äpfel auf den westlichen Feldern ernten, dann die neuen Samen für die Kürbisse auswerfen und bewässern. Außerdem muss ich noch den Schlauch beim Schweinestall austauschen, dieser hat mittlerweile mehr Flicken als unserer Familien-Patchwork Decke …“, fing Applejack herunterzurasseln, hektisch schwang sie mit ihren Hufen umher. Doch Granny Smith ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, stattdessen füllte sie sich selbst eine Tasse mit Kakao ab und setzte sich zur ihrer geliebten Enkelin an den Tisch.

„Applejack, Liebes, es ist schön, dass du dich so für unsere Familienfarm engagieren möchtest. Ja, wir haben nur sehr wenige hier, die hier auf unserer Farm arbeiten können, aber dennoch möchte ich nicht, dass du dabei kaputt gehst. In erster Linie geht es mir um meine Familie und ich möchte nicht mit ansehen, dass du dich kaputt arbeitest, nur, weil du an Liebeskummer leidest … nein, nein, du musst mir nichts sagen“, Granny hob ihren Huf, um ihrer Enkelin sämtlichen Wind aus den Segeln zu nehmen.

„Weißt du, wenn du ein gewisses Alter erreicht hast, dann siehst du die Zeichen eines verliebten Ponys oder eben die von Liebeskummer. Und Applejack, Liebes, sie sind dir über den kompletten Hut geschrieben, das kannst du mir glauben. Für mich spielt es keine Rolle, wem du dein Herz schenkst, ob es nun eine Stute oder ein Hengst ist, solange es dich glücklich macht. Dazu gehört es auch leider dazu, schlechte Erfahrungen zu machen, da musste ich durch, deine Eltern und es wird auch Apple Bloom nicht erspart bleiben.“

Unsicher sah Applejack ihre Großmutter an, während diese in ihrem Kakao herumrührte. „Was genau möchtest du mir damit sagen, Granny Smith? Nicht, dass ich dir nicht dankbar für deine Ratschläge bin, aber dieser hier ist mir dann doch etwas zu verwirrend.“

„Ich möchte dir nur damit sagen, dass du mit diesem Gefühl nicht alleine auf dieser großen, weiten Welt bist. Aber auch, dass du dich davon beeinflussen lassen solltest. Auch wenn du es mir im Moment nicht glauben kannst, aber dieses Gefühl wird eines Tages wieder vergehen und dann wirst du dich wieder öffnen können, wenn du es möchtest. Eventuell solltest du dich mit der Stute deines Herzens einmal aussprechen, zumindest hat es mir damals geholfen, bevor ich Jahre später deinen Großvater getroffen habe.“

Applejack nippte immer wieder an ihrem Kakao, so müde sie langsam von ihren negativen Gefühlen wurde, so wurde sie es auch von der Aussage, die sie in den letzten Tagen immer wieder und wieder von sich geben durfte: „Wenn es doch nur so einfach wäre. Aber das Pony ist einfach verschwunden und ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung mehr, wo ich sie suchen soll. Bestimmt wissen nicht einmal ihre Eltern, wo sich ihre Tochter gerade aufhält …“

Gerade, als Granny Smith ihrer Enkelin sanft den Kopf streicheln wollte, klopfte es zaghaft an der Türe. „Herein“, sagten Granny Smith und Applejack wie aus einem Munde, doch erst nach der vierten Aufforderung trat der Gast herein. Es war Fluttershy, die sich schüchtern in das Haus der Apples hineinschlich.

„Hallo, Applejack … ich hoffe doch, ich störe nicht. Ich meine, ich kann auch später kommen, wenn du noch frühstücken möchtest. Oder ich rufe dich einfach an, wenn es später für dich auch in Ordnung ist.“

Sie wollte sich wieder zur Türe umdrehen, da sprang Applejack schon von ihrem Stuhl und wischte sich die Kakaoreste von den Lippen. „Hey, Zuckerstückchen, was ist denn los? Was immer du uns sagen möchtest, du kannst es mir gerne jetzt sagen, immerhin bist dafür zu mir raus in die Farm gekommen. Keine Angst, du störst mich nicht, ich bin sowieso schon längst mit dem Frühstück fertig.“

Wie um ihre Worte zu unterstreichen, rückte sie einen Stuhl zurecht und bot ihn Fluttershy an, doch diese schüttelte nur den Kopf. Fluttershy schluckte laut, dann nahm sie tief Luft. Auf Applejack wirkte sie nicht, als hätte sie sich sonderlich verausgabt und doch bewegte sich ihr Brustkorb schneller als üblich.

„Vielen Dank, Applejack, aber ich möchte auch gar nicht so lange bleiben, ich muss noch den Hühnerstall bei mir ausmisten. Dafür musste ich mir in der Stadt eine neue Kehrschaufel kaufen, da mir bei der alten der Stiel abgebrochen ist … oh, tut mir leid, ich wollte dich gar nicht mit meiner Geschichte langweilen,“ sagte Fluttershy mit stockender Stimme, doch weder Granny Smith, noch Applejack dachten daran, das schüchterne Pony zu unterbrechen.

„Jedenfalls bin ich auf den Markt gegangen, um mir eine Schaufel kaufen zu können, als ich mich zuerst mit Rarity unterhalten habe. Was aber gut ist, denn wenn ich den Markt zu früh verlassen hätte, dann wäre mir etwas oder genauer gesagt jemand nicht aufgefallen. Ich hab sie nicht lange gesehen, sie war nur kurz am Stand mit den Tofu Hotdogs. Außerdem wirkte sie so beschäftigt, dass ich mich nicht getraut habe, sie anzusprechen. Allerdings bin ich nach dem Bezahlen sofort hierher gelaufen, um dir Bescheid zu geben. Immerhin warst du die letzten Tage ziemlich traurig deswegen und ich dachte mir, es wäre für dich besser, wenn du weißt, dass SIE wieder hier ist …“

Applejacks Pupillen erweiterten sich, vor Schreck ließ sie die leere Kakaotasse fallen. Fluttershy konnte sie gerade noch kurz vorm Aufprall auffangen, erleichtert atmete sie aus, kaum, dass sie die Tasse zu fassen bekommen hatte.

„Granny, du hast Recht, es wird nicht besser, wenn ich mich nicht mit ihr ausgesprochen habe. Fluttershy, vielen Dank, dass du mir das erzählt hast. Weißt du zufällig, wo sie jetzt genau sein könnte?“

Fluttershy schüttelte mit dem Kopf, dann stellte sie die Tasse wieder auf dem Tisch ab.

„Tut mir leid, ich bin mir nicht sicher. Ich hab nur gesehen, wie sie in die Richtung der Geschäftsstraße gegangen bin, da habe ich schon die Hufe in die Beine genommen und bin so schnell hergelaufen wie ich konnte … nun ja, eher getrabt, aber du verstehst sicher, was ich meine.“

„Das macht nichts und ja, ich verstehe es vollkommen. Danke dir nochmal und auch dir für das nette Frühstück, Granny Smith.“

Mit einem schnellen Griff schnappte sie sich ihren Hut und ging zur Eingangstür.

„Wenn es euch nichts ausmacht, werde ich mich auf den Weg machen, um die Sache ein für alle Mal zum Ende zu bringen!“

Kaum hatte sie das ausgesprochen, verließ sie das gemeinsame Zuhause der Apples. Erst begann zu rennen, doch dann setzte sie ein flotteres Tempo ein, welches sie mühelos für eine längere Zeit würde halten können.

„Viel Glück, Applejack!“, rief ihr Fluttershy in ihrer normalen, leisen Tonstärke hinterher, doch diese war bereits viel zu weit entfernt, um Fluttershys gut gemeinte Worte hören zu können.

 

Kaum hatte sie Ponyville erreicht, führte sie ihr Instinkt direkt in die Geschäftsstraße. Noch immer war die Straße stark belebt, die Ponys gingen nach wie vor emsig ihren Geschäften nach, nur ein paar wenige mitleidige Blicke zog das Farmpony auf sich. Offenbar weiß es jetzt das ganze Dorf, dachte sie sich, doch sie wollte sich von dieser Tatsache nicht ablenken lassen. Dann wissen sie auch offenbar, warum ich hier bin. Ob ich sie fragen soll, ob sie Rainbow gesehen haben? Oder soll ich es lieber lassen?

Während sie noch mit sich haderte und zeitlich feststellte, dass es kaum einen Hinweis gab, der davon zeugte, dass Rainbow Dash sich in der letzten Zeit überhaupt in dieser bestimmten Gegend aufgehalten haben soll, trabte ein männliches Pony in ihre Nähe.

„Entschuldigung, Applejack? Kann es sein, dass du ein ganz bestimmtes Pony suchst?“, fragte er sie direkt. Sie drehte sich zu der Stimme um und erkannte, dass sie zu Bulk Biceps gehörte. Das muskulöse Pony sah sie mit einem Blick an, der Applejack verriet, dass auch er ihr kleines Geheimnis kannte.

„Ja, ich suche tatsächlich jemanden – hast du zufällig Rainbow Dash gesehen?“, fragte sie geradehin weg. Wenn es hier schon jeder und jede weiß, dann kann ich auch offen damit umgehen, dass ich sie suche. Wenn sowieso schon wirklich jeder mein Geheimnis kennt … außerdem darf ich keine Zeit mehr verlieren.

„Nicht nur zufällig“, sagte er und deutete mit seinem muskelbepackten Bein in die Richtung der Hotelgegend.

„Ich habe gesehen, wie sie vor dem Sleeping Horse steht und dort auf ihre Begleitung wartet, da sich das Hotel in der Nähe des Spas befindet, in welchem ich Teilzeit arbeite. Es ist erst ein paar Minuten lang her, du müsstest sie also dort noch sehen können.“

Applejack verneigte sich und nahm wieder ihre Beine in die Hufe.

„Vielen Dank, Bulk, du hast mir sehr geholfen!“, rief sie, da war sie auch bereits um die Ecke verschwunden.

„Kein Problem, gerne doch, Applejack!“, rief er ihr hinterher, unsicher, ob sie ihn überhaupt noch hören konnte oder nicht. „So, und jetzt gönne ich mir ein leckeres Sandwich“, sagte er sich, bevor auch er sich weiter auf seinen Weg machte.

Es dauerte nicht lange, bis Applejack die von Bulk Biceps erwähnte Hotelgegend und damit auch das Sleeping Horse erreicht hatte. Wie von ihm berichtet, befand sich Rainbow Dash noch immer vor dem Eingang des beliebten Touristen-Hotels, mit dem Rücken zu ihr gewandt. Applejacks Herz stockte, als könnte es sich nicht entscheiden, ob es vor Freude Luftsprünge oder doch lieber vor Angst stehen bleiben sollte. Kaum hatte sich Rainbow ein Stück in ihre Richtung umgedreht, entschied sich das Herz des Farmponys für die zweite Möglichkeit. Eine kalte Aura umgab das Pegasus Pony, doch es war der kalte Ausdruck in ihren Augen, der Applejack stutzen ließ. Überhaupt hatte Applejack ein merkwürdiges Gefühl, als sie ihre beste Freundin so betrachtete. Es wirkte viel mehr, als hätte sie ein komplett fremdes Pony vor sich, das nur zufällig wie Rainbow Dash aussah – und doch hatte sie keinen Zweifel daran, dass es sich nur um sie selbst handeln konnte.

Mit langsamen Schritten näherte sie sich dem regenbogenfarbenen Pony.  „Hallo Rainbow, schön dass du wieder hier bist“, sagte sie vorsichtig, unsicher, wie sie das Gespräch am besten beginnen könnte. Zwar hatte sie sich immer wieder ausgemalt, wie es sein würde, würde Rainbow sich wieder zurück nach Ponyville verirren, wie sie das Gespräch starten würde und wie der Verlauf wäre. Doch statt einem offenen, gesprächigen Pony erwartete sie lediglich die Eisschrankversion ihrer besten Freundin. Mit einem genervten Blick sah Rainbow Dash zu ihr herüber, fast so, als hätte Applejack sie bei irgendwas belästigt.

„Hi, Applejack!“, fiel die kurze Antwort des Regenbogenponys aus, dann starrte sie wieder auf das Hotel, als ob nichts passiert wäre. Doch die Kühle der Stimme, mit welcher sie die zwei wenigen Worte ausgesprochen hatte, ließ Applejacks Blut in den Adern gefrieren.

Mein Gefühl hatte doch Recht, sie ist anders … aber ich kann nicht den Huf drauf legen. Was ist es? Ob sie sauer auf mich ist? Oder ist es wegen IHM? Ist sie wegen ihm so anders? Granny Smith hat mir mal erzählt, dass die Liebe ein Pony verändern kann, aber ich bin ja auch nicht anders als sonst. Ob es bei Rainbow anders ist? Ist sie deshalb so abweisend zu mir? Oder ist sie nur schlecht drauf? Aber was könnte ihr nur getan haben? Oder ist sie uns überdrüssig geworden, jetzt, wo sie einen Schwarm hat? Oder sind die beiden bereits zusammen?

Nur mühsam schluckte Applejack ihre aufkommenden Tränen hinunter, was sich dank dem riesigen Kloß in ihrem Hals mehr als schwierig gestaltete. Unsicher trat sie von einem Huf auf den anderen.

Naja, wenn sie mich schon so verachtet, dann kann es ja nicht schaden, wenn ich sie ein paar Fragen stelle. Vielleicht kann ich dann damit einfacher abschließen und mich wieder auf mein Leben konzentrieren, so gut es geht.

„Du warst wohl ziemlich beschäftigt in den letzten Tagen, oder?“, begann sie vorsichtig, unsicher, wohin sie ihr Gespräch führen würde.

„Hm, ja, kann man so sagen“, sagte Rainbow spärlich. Sie machte nicht sonderlich den Eindruck, als wäre ihr an einem Gespräch mit Applejack gelegen, noch immer blickte sie auf das Hotel, als würde sie auf jemanden warten. Immer mehr und mehr wurde das Farmpony das Gefühl nicht los, sich mit einer Fremden zu unterhalten, die nichts auf sie hielt, obwohl sie sich höchstens vom Sehen her kannten.

„Wie lange wirst du dieses Mal in Ponyville bleiben?“, fragte Applejack nach, so leicht wollte sie ihr Vorhaben nicht aufgeben. Doch auch dieses Mal machte Rainbow ihre Hoffnung auf ein halbwegs normales Gespräch zunichte.

„Keine Ahnung, mal sehen“, war ihre einzige Antwort darauf.

„Wartest du hier auf jemanden? Auf Silver Fox?“, vermutete Applejack und spürte, dass sich zu ihrem mulmigen Gefühl nun langsam auch die Eifersucht gesellte.

„Ja, nein, vielleicht. Was geht dich das an?“, giftete Rainbow sie an und langsam wurde es Applejack zu viel. Spätestens jetzt wusste sie, dass mit ihrer Freundin absolut etwas nicht stimmte. Und doch konnte sie nicht anders, als sich um ihre beste Freundin Sorgen zu machen.

„Hör mal, Rainbow … ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, aber … pass auf dich auf, ja? Nicht, dass dir noch irgendwas passiert …“

„Was soll mir schon passieren?“, fragte Rainbow zurück und der Blick, mit welchem sie Applejack von der Seite ansah, hätte verächtlicher nicht sein können. Applejack spürte, wie eine kalte Nadel ihr Herz durchstach und nur mit viel Mühe hielt sie sich zurück, sich an die Brust zu fassen.

 

Ihr blieb auch nicht viel Zeit, um sich eine Antwort auf die freche Bemerkung zu machen, denn kaum hob sie ihren Kopf, konnte sie Silver Fox erkennen, wie er aus dem Hotel getrottet kam. Auch Rainbow sah ihn, doch im Gegensatz zu ihr begrüßte sie ihn mit einem warmen Blick und einem sanften Lächeln. Wieder spürte Applejack, wie in ihr die Eifersucht aufstieg und im Gegensatz zum letzten Mal fiel ihr ihre Kontrolle über sich und ihre Gefühle deutlich schwerer.

„Hallo, Rainbow! Tut mir leid, dass ich dich habe warten lassen, es hat doch etwas länger gedauert, als ich dachte. Naja, wie immer die Zeit vergeht, wenn man etwas schnell noch erledigen möchte.“

Rainbow schüttelte nur mit dem Kopf.

„Ach was“, sagte sie mit sanfter Stimme, fast schon mit einem Lachen darin. „So lange habe ich gar nicht gewartet. Es war sicherlich etwas sehr Wichtiges, da kann ich auch ruhig mal etwas warten, das ist gar kein Problem.“

Gar kein Problem? Was ist es denn nun los? Wunderte sich Applejack.

Sonst ist sie doch die Ungeduld in Ponygestalt – und kaum taucht dieser Fremde auf, kennt sie die wahre Bedeutung von Geduld und wartet tatsächlich auf jemanden? Und warum ist sie so freundlich zu ihm? Da stimmt doch was nicht. Bestimmt ist sie nur wegen ihm so. Hat er sie gegen mich aufgestachelt?

Immer mehr und mehr versagte Applejacks logisches Denken, die Eifersucht hatte ihren Kopf nun vollständig erreicht und übernahm die Kontrolle darüber. Als dann Silver Fox kurz einen Blick zu ihr hinüberwarf und anschließend Rainbow zärtlich auf die Wange küsste, war es mit Applejacks Vernunft vollkommen vorbei.

„Rainbow, was soll das? Zu mir bist du abweisend, als hätte ich dir Apfelcider aus dem letzten Jahrzehnt angeboten, aber zu einem Fremden bist du total freundlich? Und dann lässt du dich auch von ihm ein Küsschen geben? Was ist nur los mit dir? Was haben wir dir getan? Was habe ich dir getan, dass du mich so behandelst? Du verlässt das Dorf und erzählst niemanden, wohin du  gehst. Alle haben sich Sorgen um dich gemacht, ist dir das denn nicht klar? Auch hast du Tank alleine gelassen, hast du auch nur mal eine Sekunde an ihn gedacht? Wenn es nicht Fluttershy gäbe, die sich in deiner Abwesenheit um ihn gekümmert hätte, wer weiß, was aus ihm geworden wäre. Selbst er wusste nicht, wo du bist und warum du dich auf einen Tag nach dem anderen nicht mehr blicken lässt … aber langsam weiß ich es. Es liegt an ihm, nicht wahr? Es ist zwar schön, dass du jetzt einen Freund hast, aber deswegen kannst du doch nicht einfach alles stehen und liegen lassen und dir mit ihm irgendwo einen schönen Lenz machen, während sich hier alle Sorgen um dich machen ...“

Silver Fox sah auf, mit einem gemischten Blick, an dem Applejack nur schwer ablesen konnte, wie sich der Hengst fühlte. Schmerz, Trauer, aber auch Verwirrung war in seinem Blick zu sehen und für eine Sekunde fragte sich Applejack, ob sie nicht zu weit gegangen war.

„Hört mal, ich wollte garantiert keinen Streit zwischen euch provozieren“, begann er, jedoch wurde er von Rainbow unterbrochen. Sanft legte sie ihm ihren Huf auf den Mund, nur um sich dann anschließend zu Applejack umzudrehen. Der Hass in ihren Augen sprach Bände und sie war sich sicher, dass selbst die Augen von Nightmare Moon freundlicher ihr gegenüber waren, als der Blick von Rainbow in diesem Augenblick. Diese musterte das Farmpony von den Hufen bis zum Hut, nur um dann ein verächtliches Schnauben von sich zu geben.

„Ich weiß überhaupt nicht, was dein Problem ist. Schließlich bin ich alt genug und keinem hier von euch lahmen Ponys überhaupt eine Rechenschaft schuldig. Das hier ist ein freies Land, da kann ich gehen, wohin ich will. Um Tank wird sich gekümmert, das weiß ich doch, bei Fluttershy ist er doch in ganz guten Hufen. Und ganz besonders dir bin ich keine Erklärung schuldig, wer bist du, meine Mutter? Mann, AJ, du warst mal ganz cool, aber heute bist du total lahm. Was ist mir dir los? Und was geht es dich an, ob ich einen Freund habe oder nicht? Selbst wenn, willst du es mir etwa verbieten? Wie uncool von dir … weißt du was? Am besten sollte ich dich und dieses lahme Kaff da lassen, wo es hingehört – hinter mir. Hier kann mir niemand das bieten, was Silver Fox mir bieten kann, ihr haltet mich doch alle nur zurück. Gönnt mir mein Talent nicht und wollt, dass ich unter dem stehe, was mir noch theoretisch alles möglich ist. Doch damit ist Schluss. Silver Fox hat mir gezeigt, dass so viel mehr in mir steckt und das hätte ich ohne seine Hilfe nicht gefunden. Lass mich also in Ruhe. Dann liebe ich ihn eben, na und? Ist doch nicht dein Cider, oder?“

Die letzten Sätze trafen Applejack wie eine Tracht Prügel ins Gesicht. Sie spürte, wie ihr Herz immer weiter in Richtung Boden rutschte und dort wie ein Glas in kleine Splitter zerbrach. Mit allen möglichen Dingen hatte sie gerechnet, doch nicht damit. Doch gleichzeitig spürte sie, wie der Zorn in ihr wuchs. Zorn über ihre beste Freundin, Zorn über den Fremden, aber auch Zorn über sich selbst, dass sie sich überhaupt dazu hatte hinreißen lassen, ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen.

„Dann verzeih mir, dass ich mir Sorgen um dich gemacht habe. Wenn ich das gewusst hätte, wie sehr dich das an deinem Weiterkommen hindern würde, hätte ich es nicht gemacht“, stieß sie wütend hervor, bevor sie sich auf die Lippen biss. Wild wirbelten die Gedanken ihn ihrem Kopf umher und sie wusste nicht, ob und was sie noch entgegnen sollte. Ihre Augen blieben auf dem Boden gehaftet, weshalb sie zu spät bemerkte, wie sich Rainbow Dash ihr näherte. Zum ersten Mal in ihrem Leben war es Applejack mehr als unangenehm, dass sich ihre beste Freundin so nah an ihr befand wie in diesem Augenblick.

„Weißt du, die Welt dreht sich nicht um dich, sondern um mich. Ich habe Talent, ich bin sehr beliebt und dazu auch noch sehr cool. Aber du … naja, sagen wir einfach, du wirst es als Apfelfarmbesitzerin in diesem Kuhkaff wohl sehr weit bringen. Nur, zwischen uns beiden, meine Liebe, ist ein sehr großer Unterschied und das musst du einfach erkennen. Naja, deine Anhänglichkeit ist schon ziemlich lästig, aber was erwartet man auch von einem Pony, das ohne Eltern aufgewachsen ist? Jetzt versuchst du, in mir deine Familie zu erkennen, aber da bist du an das falsche Pony geraten. Nur, weil du deine Eltern vermisst, musst du das nicht an mir auslassen. Das ist wirklich mehr als uncool, musst du wissen. Du musst das echt mal therapieren lassen, weißt du das? Aber dafür müsstest du ja dieses Kuhkaff verlassen und das allein fällt dir ja schon schwer … aww, arme AJ, da könnte ich ja fast schon Mitleid bekommen.“

Ein unangenehmer Schauer breitete sich über Applejacks Rücken aus, als Rainbow ihr Kinn streichelte. Dann fiel diese in ein düsteres Lachen und wenn Applejack bisher der Annahme war, dass die Verachtung in den pinken Augen des Pegasus Ponys nicht noch weiter steigen könnte, so wurde ihr nun das Gegenteil bewiesen.

„Aber … nein, das hier hat nichts mit meinen Eltern zu tun. Und fass mich nicht an, du … du…“

„Ohje, dazu bist du auch noch zu ungebildet, um mir etwas Ernsthaftes an den Kopf werfen. Ach, AJ, wird mal erwachsen. Das würde dir echt nicht schaden. Wenn es dir jetzt nichts ausmachen würde, wir gehen jetzt. Ich habe echt besseres zu tun, als mich mit so einer Klette wir dir abzuhängen, das habe ich nun wirklich nicht nötig.“, sagte sie mit einem finsteren Grinsen auf den Lippen, bis sie in schallendes Gelächter ausbrach. Den Tränen nahe, sah Applejack zwischen der nichtssagenden Miene Silver Foxs und dem hasserfüllten Gesichtsausdrucks ihrer besten Freundin hin und her.

„Dann haben wir uns nichts mehr zu sagen, oder? So stehen wir nun da, obwohl ich dir nichts getan habe?“, sagte Applejack mit zitternder Stimme. Als Antwort gähnte Rainbow nur demonstrativ laut.

„Gut, dann weiß ich ja Bescheid.“

Kaum hatte sie ihr zerbrochenes Herz aufgesammelt, drehte sich Applejack um und ließ Ponyville so schnell hinter sich, wie sie es nur konnte.

 

Es brauchte mehr als nur ihre Selbstbeherrschung, dass sie nicht komplett in Tränen ausbrach. Schließlich hatte es sie am Ende in ihr Zimmer gezogen, wo sie auf ihrem Bett lag und über ihr Leben, ihre beste Freundin und über den mehr als schmerzhaften Disput vor dem Hotel nachdachte.

Was ist nur mit Rainbow passiert? Seit wann ist sie so … giftig geworden? Das ist ja fast schon unheimlich. Ob das wirklich nur an ihm liegt? Oder will nur meine Eifersucht mir einreden, dass sie so geworden ist? Die ganze Zeit über hat er jetzt nicht den Eindruck gemacht, als würde er hinter ihren Worten stehen, im Gegenteil, er hat sich sogar recht zurückgehalten. Trotzdem, zwischen dem, was er getan und was sie gesagt hat, das passt einfach nicht zusammen. Irgendwas ist da doch passiert.

Applejack seufzte, sie wusste, solange sie auf ihrem Bett lag, würde sie keine Antwort finden können. Es gab nur eine Antwort auf das ganze Dilemma: Sie musste mit ihm reden, egal, wie sehr es sie schmerzte.

Eventuell habe ich ihm Unrecht getan. Vielleicht ist es wirklich nicht seine Schuld und mit mir sind nur die Pferde durchgegangen, weil ich reagiert habe wie eine eifersüchtige Ziege. Vielleicht können wir beide herausfinden, was mit Rainbow ist. Oder er weiß es schon und hat sich nur nicht getraut, etwas in ihrer Gegenwart zu sagen. Das könnte doch auch sein. Komme, was wolle, ich muss mit ihm reden. Vielleicht ist er ja gerade alleine?

Mit flotten Schritten schlich sie sich aus dem Haus heraus in das Dorf, versuchte, so unauffällig wie möglich zu wirken. Doch so sehr sie sich nach außen hin ruhig gab, herrschte in ihr eine Unruhe wie schon lange nicht mehr. Zwar hatte sie Silver Fox des Öfteren gesehen, dennoch kannte sie ihn zu wenig, um einzuschätzen, wie er nun auf ihr Erscheinen reagieren würde. Würde er sie abweisen, oder in sein Hotelzimmer hineinlassen? Vor allem nach dem, was sie ihm indirekt an den Kopf geworfen hatte? Applejacks Inneres rotierte und sie spürte, wie die Übelkeit in ihr hochstieg. Nur mühsam gelang es ihr, das schlechte Gefühl Stück für Stück herunterzuschlucken. Recht schnell hatte sie zu dem Hotel zurückgefunden und dank dem freundlichen Mitarbeiterpony an der Rezeption stand sie nur wenige Minuten später vor der 387, Silver Fox Hotelzimmer für die Dauer seines Aufenthalts in Ponyville. Obwohl sie sich sämtliche Worte zurechtgelegt hatte, war ihr Klopfen eher schwach und als ihr Silver Fox mit verwunderter Miene die Tür öffnete, hatte sie alles, was sie ihm sagen wollte, vergessen.

„Guten Abend, Applejack“, begrüßte er das Farmpony und ließ sie eintreten. Erst, als sie den von ihm angebotenen Platz auf dem Sofa angenommen hatte, kam ihre Sprache zurück.

„Vielen Dank, Silver Fox, dass du mich überhaupt noch reinlässt. Das ist nicht ganz so selbstverständlich, nach all dem, was ich dir vorhin indirekt an den Kopf geworfen habe. Es tut mir leid, ich hatte mich vorhin nicht mehr unter Kontrolle und jetzt ist es mir mehr als unangenehm. Was ich da vorhin gesagt habe, das war mehr als unangebracht und ich schäme mich dafür. Nimmst du meine Entschuldigung an, Silver Fox?“

Dieser kehrte mit zwei Getränken in den Hufen zurück, zwei große Gläser gefüllt mit Wasser und reichte davon eines Applejack, die es dankend annahm. Er selbst betrachtete sein Glas nur und ein seltsames Lächeln schmuggelte sich auf seine Lippen.

„Es ist schon wirklich faszinierend, was die Eifersucht mit Ponys so alles anstellt, nicht wahr, Applejack? Sie lässt uns Dinge sagen und tun, die wir uns sonst nicht zu wagen trauen. Ob wir dann aber auch ehrlicher sind, zu uns und den anderen? Das ist fraglich. Nun ja, so leid es mir tut, aber ich kann deine Entschuldigung bei weitem nicht annehmen … meine Liebe“.

Nun war er es, der in schallendes Gelächter ausbrach und Applejack bekam das Gefühl, als hätte er es sich die ganze Zeit, in der sie sich in seinem Zimmer befand, zurückhalten müssen. Misstrauisch stellte sie ihr Wasserglas auf den Tisch neben sich ab.

„Oh, du traust mir offenbar nicht? Nun ja, es ist auch nicht weiter verwunderlich. Allerdings bist du mir schon recht nahe auf den Punkt gekommen, näher, als dass ich es einem einfachen Bauernpony wie dir zugetraut hätte. Aber was bringt es dir? Dashie gehört nun mir und du wirst nichts daran mehr ändern können. Sie ist mein, mit Fell und Mähne. Sie ist mir ganz und gar hörig. Hach, das ist ein schönes Gefühl, aber auch nur der Anfang.“

Wieder begann er sein düsteres Gelächter, doch es reichte, um Applejacks Befürchtungen, die sie so tief hatte versucht zu begraben, wieder aufsteigen zu lassen.

Also hatte ich doch recht mit meinem Gefühl.

„Was meinst du damit? Was soll das bedeuten? Antworte mir oder lass die schlechten Scherze, dazu bin ich echt nicht in der Stimmung!“

Er unterbrach sein Gelächter und sah ihn nun genauso verachtend an, wie es Rainbow diverse Stunden zuvor getan hatte.

„Willst du es nicht sehen oder kannst du es nicht? Nun, was es auch immer ist, es ist mir ganz recht. Egal, was du jetzt auch tun wirst, der Plan ist bereits zu weit fortgeschritten, als dass mich jemand aufhalten könnte. Ganz besonders nicht jemand wie du. Hach, besonders du nicht.“

Jegliches Mitleid, welches sie für diesen Hengst empfunden hatte, wandelte sich nun komplett in Hass um.

„Also warst du es doch! Ich habe zwar keine Ahnung, was du mit Rainbow Dash angestellt hast und was du mit ihr vorhast, aber ich werde es verhindern! Du wirst ihr nicht das Herz brechen oder sie benutzen. Sobald ich sie von ihrer Hypnose oder Hirnwäsche oder was immer du auch ihr da angetan hast, gelöst habe, werde ich ihr sagen, was für eine Sorte Pony du wirklich bist.“

Silver Fox hob eine Augenbraue, dann brach er ein weiteres Mal in Gelächter aus. Den Magen haltend, wischte er sich mit dem anderen Huf die Tränen aus den Augenwinkeln.

„Applejack, ich hätte nicht gedacht, dass so ein trockenes Bauernpony wie du zu solchen Witzen imstande wäre. Du willst mich aufhalten? Ha, das ist lachhaft. Wer würde DIR denn bitte glauben? Jeder, absolut jeder weiß um deine Gefühle für sie und kann sich dann gut zusammenrechnen, was zwischen uns ist. Die logische Folge ist, dass du unter deiner Eifersucht leidest und damit alles tun würdest, damit es zwischen mir und Dashie vorbei wäre. Im Grunde muss ich mich sogar bei dir bedanken, die Szene heute Nachmittag vor dem Hotel war pures Gold für mich, noch besser hätte es meiner Meinung nach gar nicht laufen können. Es gab nur wenige Zeugen, aber hier bleibt nichts geheim, Dinge verbreiten sich schneller, als einem lieb ist. Bereits jetzt dürfte die Mundpropaganda mehr an Schaden angerichtet haben, als dir bewusst ist. Selbst wenn du jetzt irgendwas weißt, wer würde die Worte einer eifersüchtigen Stute, die zu so einem Ausbruch in der Lage ist, Glauben schenken? Besonders nach dem heutigen Nachmittag werden alle nur glauben, dass du unserer Liebe schaden möchtest. Nun ja, da könnte ich fast schon Mitleid bekommen – aber ich möchte nicht.“

Er trat um sie herum, begutachtete sie von allen Seiten. Und insgeheim musste sie ihm Recht geben, selbst sie hatte die wenigen Ponys, die sich heute Nachmittag in der Nähe des Hotels aufgehalten hatten, gesehen.

„Irgendeinen Weg werde ich schon finden, um dich und deine finsteren Machenschaften aufzuhalten“, sagte Applejack, nun mit weniger Nachdruck als vor wenigen Minuten. Was Silver Fox nicht entging.

„Oh, wir sind auf einmal nicht mehr so mutig wie vorher? Schwach, Applejack, schwach. Auf der anderen Seite ist es gut, wenn du deine eigene Machtlosigkeit erkennen wirst. Keine Angst, ich werde dir nichts tun oder sagen wir … fast nichts. Du bist keine Gefahr für mich, also sieh es als Gnade an, dass ich dich am Leben lasse. Nur das Pony unten an der Rezeption weiß von deiner Anwesenheit hier, nehme ich mal an. Aber man muss sich ja das Leben nicht unbedingt schwerer machen, als es ohnehin schon ist. Nicht wahr, Zuckerschnütchen?“

Ekel stieg in Applejack hoch, am liebsten hätte sie ihm diese ins Gesicht gespuckt, wenn er sich nicht gerade hinter ihr befunden hätte.

„Was willst du damit sagen? Willst du mich etwa beseitigen?“

Silver Fox kicherte hinter ihr und sie wurde sich bewusst, dass es ein Fehler war, ihn nicht ständig im Auge zu behalten.

„Nein, nicht ganz, sei mir ja dankbar dafür, ja? Ich muss nur sichergehen, dass du mir nicht im Weg stehen wirst.“

Ein eigenartiges Geräusch war hinter ihr zu hören, doch sie kam gar nicht dazu, sich zu ihm umzudrehen. Das letzte, das sie spürte, war, wie sie eine Druckwelle erwischte und ihr entsetzliche Schmerzen am ganzen Körper bereitete. Ihr ganzer Körper brannte und sie versuchte sich zu wehren, doch ihre Beine gehorchten ihr nicht.

„Gute Nacht, Applejack und danke für deinen Besuch“, sagte die gelbe, schemenhafte Gestalt, die sich über sie gebeugt haben musste, bevor sie endgültig in die Ohnmacht hineinglitt.

Rainbow … ich muss dich warnen, fuhr ihr noch durch den Kopf, dann war sie nicht mehr in der Lage auch nur noch einen klaren Gedanken zu fassen oder etwas zu spüren.

Dem Blinden die Augen öffnen

Warum scheint denn die Sonne so hell? Und seit wann ist die denn bitte schön viereckig? Ist das neu? Oder war das schon immer so? Warum hat mich niemand geweckt?

Verwirrt rieb sich Applejack die müden Augen, noch immer hingen ihre Lider schwer über ihren Augäpfeln. Es fiel ihr schwer, diese aufzubehalten, denn was sie auch tat, sie fielen immer wieder in sich zusammen.

Ein bisschen Schlaf kann ja nicht schaden, sagte sie sich in Gedanken, bevor sie beschloss, nicht weiter gegen ihre Müdigkeit anzukämpfen und sich im Fluss des Schlafes und der Träume treiben zu lassen. Es war jedoch ein traumloser Schlaf, welchem sich das junge Farmpony hingegeben hatte und als sie wenige Stunden später erneut aufwachte, strahlte noch immer hell die viereckige Sonne über ihrem Kopf.

Was ist das? Ist das das Werk von Prinzessin Celestia? … Moment, das ist doch gar keine Sonne. Das ist eine Lampe! Aber wir haben solche seltsamen Lampen nicht zuhause … wo bin ich und was ist mit mir passiert?

Verwirrt versuchte sich Applejack aufzurichten, doch ihr Körper folgte nur schwerlich ihrem Befehl. Sie wurde das Gefühl nicht los, als wäre sie in einen See gefallen und ihr ganzes Fell hätte sich mit dem Wasser vollgesogen. Oder ihr Körper war einfach zu schwach, um dem simplen Befehl ihres Gehirns, den es über das Nervensystem hat übertragen lassen, Folge zu leisten. Schließlich gab sie es auf und ließ sich erneut auf die unbekannte Unterlage fallen. Durch ihren verschwommenen Blick hindurch versuchte sie, ihre Umgebung zu erfassen und herauszufinden, wo sie sich im Augenblick befand. Doch alles, was sie sehen konnte, war ihre Bettdecke in Kakaobraun, die ebenso unspektakulär gehaltenen blauen Wände und die viereckige Sonne an der Decke über ihr.

„Applejack, du bist endlich wach! Bei Celestia, wir haben uns solche Sorgen gemacht!“, sagte ein fliederfarbenes Pony und trat in ihr Sichtfeld hinein. Zwar erkannte Applejack die Stimme ihrer besorgten Besucherin, dennoch rieb sie sich die Augen, um den Schleier von ihren Augen zu vertreiben.

„Twilight, wo sind wir hier? Warum bin ich nicht mehr auf der Farm … argh!“

Sie fasste sich mit dem Huf an den Kopf und rieb ihn sich, in der Hoffnung, dass es ihr ein wenig Linderung verschaffen würde. Da spürte sie auch schon einen zweiten Huf und sah, dass er zu Fluttershy gehörte.

„Ach, Applejack, was ist mir dir nur passiert?“, fragte das freundliche Pony mit brüchiger Stimme und Tränen in den Augen.

„Das wüsste ich aber auch gerne. Aber alles, an das ich mich erinnern kann, ist, dass ich als letztes auf der Familienfarm war“, sagte Applejack und versuchte ein zweites Mal, sich aufzurichten, scheiterte aber auch jetzt daran.

„Warte, lass mich dir helfen“, sagte Twilight und richtete mithilfe ihrer Magie die Rückenlehne ihres Krankenbetts aufrecht. Nun saß Applejack und konnte endlich einen richtigen Überblick über die gesamte Raumsituation bekommen. Erst jetzt wurde ihr so richtig bewusst, wo sie sich befand.

„Das hier ist ein Krankenhaus. Ja, das Krankenhaus von Ponyville, das, in dem Rainbow Dash damals wegen ihrem gebrochenen Flügel eingeliefert wurde. Aber es ist nicht das gleiche Zimmer, ihres sah anders aus …“

Wieder schmerzte ihr Kopf, wieder suchte ihr Huf seinen Weg an ihre Stirn.

„Übertreib es nicht, Applejack, alles zu seiner Zeit. Deine Kopfwunde sieht wirklich schlimm aus … sollen wir eine Schwester rufen? Ist dir schlecht? Oder kalt?“, fragte Twilight und sah sie mit großen Augen an. Doch Applejack schüttelte nur den Kopf.

„Nein, mit mir ist alles in Ordnung, mein Kopf tut nur ständig weh und ich fühle mich, als hätte mich eine Herde Rinder überrollt. Weiß eine von euch, was mit mir passiert ist?“

Ihre zwei Besucherinnen sahen sich fragend an, dann blickten sie die Patientin an.

„Ehrlich gesagt hatten wir gehofft, du könntest uns sagen, was mit dir passiert ist“, begann Twilight vorsichtig. „Deine Verletzungen sahen schlimm aus, als ich dich heute Nacht gefunden habe. Genauer gesagt war es Owlowiscious, der dich gefunden und mich sofort informiert hat. Ich habe dich dann sofort ins Krankenhaus gebracht, da du allerdings ohnmächtig warst, konnte ich dich nicht fragen. Die Schwestern meinten, ich soll am nächsten Tag wiederkommen, wenn ich nach dir sehen möchte. Zum Glück ist es wohl nichts ernstes, laut den Ärzten hast du nur eine große Schramme am Bauch und eine leichte Platzwunde am Kopf.“

„Sie mussten nicht mal etwas nähen, was eine gute Nachricht ist“, sagte Fluttershy sichtlich erleichtert. „Dann hast du hinterher auch keine hässliche Narbe, die dir dann hinterher bleibt.“

Applejacks Augenbraue fuhr nach oben.

„Nun ja, Narben sind ehrlich gesagt gerade mein geringstes Problem“, sagte sie und sah sich weiter um. Doch außer ihren beiden Freundinnen konnte sie niemand anderes mehr im Raum entdecken. Ihre Hufe wanderten an die von Twilight erwähnten Stellen und konnte nun auch an ihrem Bauch den Verband finden, der ihre verwunderte Stelle abdeckte.

„Ich bin mir ehrlich gesagt nicht mehr so ganz sicher, was ich gestern gemacht habe … wo genau hat mich deine Eule eigentlich gefunden, Twilight?“, fragte sie vorsichtig nach, während sie versuchte, die wirr verteilten Puzzlestücke in ihrem Kopf halbwegs zu einem Bild wieder zusammenzufügen.

„Es war in der Geschäftsstraße, ganz in der Nähe der Hotels, in denen die Touristen gerne übernachten. Es war vor keinem bestimmten Gebäude, ich habe dich dort mitten auf der Straße aufgelesen. Hast du vielleicht jemanden besucht und wurdest dann von einem Ganoven überfallen? Hattest du etwas Wertvolles bei dir, das dir eventuell gestohlen wurde?“

Nur mein Herz, Liebes, nur das wurde mir gestohlen, dachte sich Applejack, hütete sich jedoch davor, diese Gedanken auszusprechen. Ein Gespräch über ihre angebliche Eifersucht war das letzte, das sie im Augenblick führen wollte.

Moment, ich war doch bei diesem Hengst und habe mit ihm über Rainbow geredet, ich habe mich bei ihm entschuldigen wollen. Aber dann … dann hat er mich angegriffen. Weil ich etwas herausgefunden habe, was ich besser nicht hätte wissen dürfen. Oh nein, Rainbow!

„Twilight, mal eine andere Frage“, sagte Applejack, während sie sich ein weiteres Mal den Kopf hielt. „Kannst du mir vielleicht sagen, wo sich Rainbow Dash und Silver Fox aufhalten? Hast du oder jemand anderes sie vielleicht gesehen? Bitte, ich muss es wissen!“, fragte sie einen Ticken zu hastig nach. Auch ihre Atmung hatte sich beschleunigt, alles in allem konnte Twilight erkennen, dass es Applejack ernst mit ihrer Frage war. Unsicher sah sie auf ihren Huf, versuchte die richtigen Worte zu finden.

„Nun, ich habe die beiden gesehen, wenn auch nicht lange“, unterbrach Fluttershy schüchtern die Stille, die sich in dem Krankenzimmer ausgebreitet hatte.

„Ich hab die beiden gesehen, bevor mich Twilight von deiner Verletzung informiert hat….“

„Was, du hast die beiden gesehen? Wo war das?“

Applejack packte Fluttershy an den beiden Oberläufen, was diese vor Schreck erstarren ließ. Ängstlich weiteten sich ihre Augen, bis sich Applejack in ihren spiegelte. Peinlich berührt ließ sie ihre Freundin los und verkroch sich ein Stück tiefer in die Bettdecke.

„Es tut mir leid, ich wollte dich nicht so anfahren, Fluttershy“, murmelte sie in ihre Richtung, doch Fluttershy nahm es ihr schon längst nicht mehr übel. Wie auch bei Twilight hatte ihr Blick eine seltsame, traurige Note angenommen.

„Ich hab die beiden gesehen, wie sie nach Cloudsdale geflogen sind. Zwar konnte ich ihnen nicht folgen, aber ich sah, dass sie definitiv in die Wolkenstadt wollten. Was die dort genau wollten, kann ich leider nicht sagen, da ich gerade dabei war, meine Tiere zu füttern. Als mich dann Twilight abgeholt hat … du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich mich schäme. Vielleicht hätte ich die beiden aufhalten können, dann könntest du jetzt mit ihnen reden und mit ihnen alles klären …“

Ein orangener Huf streichelte ihre Wange und damit ein paar der winzigen Tränen, die Fluttershy übers Gesicht liefen, weg.

„Das ist schon in Ordnung, du hattest ja keine Ahnung, Fluttershy. Du konntest ja nicht ahnen, dass ich im Krankenhaus ende. Das habe ich auch nicht vorhersehen können. Wäre aber für uns alle besser gewesen, wenn ich es zumindest geahnt hätte…“

Sie biss sich auf die Unterlippe, während sie Twilight fragend ansah.

„Twilight, ich kann mir vorstellen, dass dir diese Bitte, die ich dir nun geben werde, nicht gefallen wird, aber es ist wirklich wichtig für mich. Daher werde ich Proteste jeder Art nicht annehmen und wenn du mir nicht helfen möchtest, dann werde ich auch andere Mittel und Wege finden, mein Vorhaben umzusetzen.“

Demonstrativ, als wollte sie zeigen, wie sehr sie bereit war ihren Willen durchzusetzen, richtete sie sich weiter auf, dieses Mal gestützt von ihren eigenen Vorderhufen. Wieder lag eine seltsame Stille in der Luft und Twilight sah ihre Freundin mit einem seltsamen Funkeln in den Augen an. Einem Blick, der sich bei Applejack entschuldigen wollte. Doch aus ihrem Mund kam nichts weiter als einem Seufzen, sie wusste, wie stur Applejack sein konnte.

„Was kann ich für dich tun? Du willst den beiden doch sicherlich nach Cloudsdale folgen, nicht wahr?“, fragte sie direkt. Sie wusste, Applejack wollte nun keine Zeit verlieren und ihr erging es gleich.

„Ja, da hast du recht, ich möchte den beiden in die Wolkenstadt der Pegasi folgen … dafür benötige ich bitte deinen Heißluftballon und auch deinen Wolkenzauber. Den Zauber, den du damals benutzt hast, als wir alle zusammen Rainbow bei dem Wettbewerb angefeuert haben. Bitte, wir dürfen keine Zeit verlieren, wer weiß, was die beiden da oben machen. Wer weiß, was er mit ihr da oben alles macht. Bitte, Twilight, ich muss da rauf!“

Nun war es Twilight, die sich unsicher auf die Lippe biss. Der Konflikt, in welchem sie steckte, konnte man ihr direkt vom Gesicht ablesen, auch, wie sehr sie mit sich rang und mit sich kämpfte.

„Applejack, ich kann verstehen, dass du die Sache, die zwischen euch dreien herrscht, lösen möchtest, aber du musst dich erholen. Du wurdest von irgendjemanden verletzt und dann auf der Straße liegen gelassen. Zwar sind es keine ernsten Verletzungen, aber trotzdem ist damit nicht zu spaßen. Wir wollen nur nicht, dass dir etwas passiert. Ich bin mir sicher, was auch immer es ist, es kann warten. Das würden Rainbow Dash und Silver Fox auch wollen“, fügte Twilight noch hinzu.

Da wäre ich mir nicht so sicher, nicht nach dem, was ich erfahren habe.

Energisch schüttelte das Farmerpony den Kopf.

Wenn nicht jetzt, wann dann?

„Twilight, Liebes, ich bin dir wirklich dankbar, dass du mich ins Krankenhaus gebracht hast und dass du solche Sorgen um mich machst. Aber ich mache mir auch Sorgen und zwar um meine beste Freundin auf der Welt! Bitte, ich brauche den Zauber von dir, wenn ich es könnte, würde ich ihn mir selbst verpassen, aber im Gegensatz zu dir bin ich ein Erdpony und kein Einhorn … bitte, Twilight, ich kann es dir jetzt nicht erklären, dazu ist die Zeit vermutlich zu kurz, aber ich brauche dringend diesen Wolkenlaufzauber! Bitte, es ist sehr wichtig für mich und wenn ich noch länger damit warte, dann … ich weiß nicht warum, aber mein Gefühl sagt mir, dass etwas Schreckliches passieren wird. Bitte, Twilight, hilf mir!“

Noch immer biss sich Twilight auf die Unterlippe, doch in ihrem Blick hatte sich auch längst etwas anderes gemischt. Für einen kurzen Moment wirkte es auf Applejack so, als würde ihre Freundin etwas wissen, worüber sie selbst sich noch im Unklaren befand. Ein paar wenige, und doch lange quälende Sekunden vergingen, bis Twilight seufzend der Bitte ihrer Freundin nachgab.

„Ich habe zwar keine Ahnung, was hier genau vor sich geht und auch nicht, was genau du dir davon erhoffst. Aber ich kann sehen, dass es dir ernst geht. Und wenn es etwas gibt, dass ich von Pinkie Pie gelernt habe, dann, dass man auf die Gefühle seiner Freunde vertrauen sollte, egal, wie abwegig sie einem selbst erscheinen mögen. In Ordnung, ich werde deinem Wunsch nachgehen und dich mit dem Wolkenlaufzauber ausstatten. Ich werde dir auch den Luftballon ausleihen, damit du sicher nach Cloudsdale kommen kannst. Aber …“, sagte sie und blickte direkt in Applejacks erleichterte Augen.

„Im Gegenzug möchte ich dich nicht alleine gehen lassen. Du bist verletzt und ich will nicht riskieren, dass dir da oben etwas passiert. Wenn du also dort hochfliegst, werden wir alle zusammen mit in den Ballon steigen. Du fliegst da nicht alleine hinauf, sondern mit Rarity, Fluttershy, Pinkie Pie und auch mit mir. Ist das für dich akzeptabel?“

Applejacks Augen begannen immer mehr zu leuchten.

„Ja, das ist für mich vollkommen in Ordnung“, stammelte sie überglücklich und fiel Twilight um den Hals.

„Kein Problem, ich helfe doch gerne meinen Freunden aus, soweit ich es kann. Ich werde auch mit den Schwestern für dich reden. Wir müssen ihnen ja nicht erzählen, was du vorhast. Aber gegen einen kurzen Spaziergang mit Freunden an der frischen Luft, dagegen werden sie sicherlich keine Einwände haben. Außerdem muss ich Spike noch eine Nachricht an Prinzessin Celestia zukommen lassen“, murmelte Twilight in ihren nicht vorhandenen Bart hinein. Ihr nachdenklicher Blick fiel auf den Boden, doch weder Fluttershy, noch Applejack konnten sich einen Reim darauf machen. Sie bekamen jedoch nicht die Gelegenheit, das Einhorn dazu befragen, denn ihre Miene hellte sich wieder auf und wirkte so, als wäre nichts passiert.

„In Ordnung, dann machen wir es so. Fluttershy, kannst du bitte die Schwestern holen, damit du und Applejack mit ihnen darüber reden kannst, dass sie das Zimmer für eine kurze Zeit verlassen möchte? Ich werde in der Zwischenzeit den Ballon vorbereiten und auch das Buch für den Wolkenlaufzauber heraussuchen. Außerdem muss ich noch etwas mit Spike besprechen … kann ich mich da auf dich verlassen, Fluttershy?“

Schüchtern nickte das Pony, wobei man es ihr deutlich ansehen konnte, dass sie gehofft hatte, Twilight würde den Gesprächsteil mit dem Krankenhauspersonal übernehmen.

„Keine Angst, Zuckerstückchen. Hol einfach die zuständige Schwester und ich werde mit ihnen reden, das ist gar kein Problem“, machte ihr Applejack neuen Mut, was Fluttershy wieder zum Lächeln brachte.

„Dann ist ja alles geklärt“, sagte Twilight und näherte sich der Zimmertüre. „Wir sehen uns dann in einer halben Stunde bei mir zuhause, bis dahin sollte ich mit meinen Vorbereitungen fertig sein. Ist das in Ordnung für dich, Applejack?“

„Vollkommen“, nickte Applejack ihr zu und blickte ihren Freundinnen hinterher, als diese sich auf den Weg hinaus in den Krankenhausflur machten.

 

Wie ein Schluck trüber Apfelcider, dachte Applejack. Es lief alles so glatt ab, wie ein Apfelcider, der sich seinen Weg in den Magen sucht. Die Ponys im Krankenhaus hatten nichts dagegen, dass ich mein Zimmer verlassen möchte. Sie meinten, frische Luft und Bewegung zwischendrin würde mir guttun. Aber warum sahen sie mich so mitleidig an? Hat sich das zwischen mir und Rainbow Dash etwa schon so fortgeschritten weitergesprochen? War das nicht doch etwas zu einfach? Dass Twilight und Spike so schnell den Brief an Celestia verschicken, den Ballon vorbereiten und dann auch noch die anderen zusammentrommeln konnten … aber wird es denn etwas bringen? Wird SIE mich denn überhaupt sehen wollen? Und was wird er tun? Er hat mich doch in seinem Hotelzimmer angegriffen? Aber wie hat er mich aus dem Zimmer rausgebracht, ohne, dass es jemand mitbekommen hat? Immerhin war kein Polizistenpony bei mir im Krankenhaus, nur Twilight und Fluttershy. Und was ist, wenn ich sie nicht finden sollte? Was, wenn sie längst weitergezogen sind?  Was nur, was?

Nervös kaute Applejack auf ihrer Unterlippe herum, bis sie einen Huf auf ihrer Schulter spürte. Sie sah auf und Raritys Augen trafen die ihren.

„Darling, ich kann sehen, dass du mehr als nervös bist, aber keine Angst, wir sind bei dir! Und ich bin mir sicher, was auch immer zwischen dir und Rainbow Dash vorliegt, dass ihr es mit Sicherheit klären könnt. Immerhin seit ihr beide schon sehr lange richtig gute Freunde, ein kleiner Streit sollte das nicht einfach ausradieren können“, meinte sie und lächelte Applejack dabei mit einem warmen Lächeln an. Applejack versuchte, dies zu erwidern, doch das fiel ihr schwerer als erwartet.

„Genau, Applejack, das wird schon wieder“, sagte Pinkie Pie deutlich fröhlicher als der Rest der Gruppe. Noch immer versuchte Applejack sich ein Lächeln abzuringen, doch das einzige, was sie spürte, waren langsam ihre schmerzenden Wangenmuskel.

„Wir sind da – das ist Cloudsdale“, sagte Twilight in einem ungewohnt düsteren Ton, der ihre Freundinnen mehr als nur kurz aufhorchen ließ. Auch ihr Blick bot mehr als genug Platz für Spekulationen. Applejack wurde das Gefühl nicht los, dass ihre Freundin mehr wusste, als sie es im Moment zugeben würde.

Twilight weiß doch etwas, da bin ich mir sicher. Ob es etwas mit Silver Fox zu tun hat? Hat sie deshalb den Brief an Celestia geschrieben? Ja, das muss es sein, aber was ist es wohl?

Sie bekam nicht sehr lange Zeit, darüber nachzudenken, denn Rarity riss sie alle aus ihren Gedanken heraus.

„Cloudsdale sieht genauso fantastisch aus wie damals, als wir mit dem Heißluftballon hochgeflogen sind, könnt ihr euch noch erinnern? Nun gut, ich bin geflogen, aber ihr wisst, was ich meine. Schon irgendwie ironisch, damals sind wir auch wegen Rainbow Dash in diese Stadt gekommen, wisst ihr das noch?“

Applejacks Blick sank gen Boden, während die anderen Rarity finster anfunkelten.

„Nun, vergesst, was ich gerade gesagt habe, wir haben immerhin etwas sehr wichtiges zu tun!“

Sie ging an den Rand des Korbs und begann, die Wolkenstadt oberflächlich abzusuchen.

„Ich hätte übrigens einen Vorschlag zu machen“, fuhr Rarity fort, in der Hoffnung, die Stimmung nicht komplett in den Keller geschickt zu haben. „Cloudsdale ist eine sehr große Stadt, auch, wenn es von der Ferne nicht so aussieht. Wir könnten sie doch erstmal ein paar Mal mit dem Ballon umrunden, vielleicht haben wir ja Glück und wir können die beiden von hier oben aus sehen. Wir haben zwar dank Twilight den Wolkenlaufzauber an unseren Hufen, aber so können wir uns erstmal eine Übersicht verschaffen. Durch die Wolkenstraßen laufen und suchen können wir ja dann immer noch.“

Einstimmiges Nicken im Ballon, selbst Applejack war mit Raritys Vorschlag einverstanden.

Ist nur die Frage, ob sie sich von mir überhaupt finden lassen möchte …

Sie schlucke mehrere Male, um die aufkommenden Tränen zu unterdrücken und zwang sich dazu, wie die anderen aus dem Ballon zu schauen und die Wolkenstadt zu betrachten. Ihrer Ansicht nach hatte Rarity mit ihrem Kompliment gegenüber Cloudsdale nicht übertrieben. Die Stadt, gebaut auf und aus magischen Wolken, wirkte wie immer majestätisch und schön. Die vereinzelten Ströme aus Regenbögen und Wasser rundeten das Bild ab. Selbst die Arena, in welcher der Wettbewerb damals stattgefunden hatte, konnten die Ponys aus ihrer Position aus sehen. Sie sahen jede Menge Pegasusponys, viele, die sie kannten, aber auch viele unbekannte Gesichter. Doch weder konnten sie Rainbow Dash, noch Silver Fox in den Mengen unter sich ausfindig machen. Erst, als sie bereits nach einem geeigneten Anlegeort für ihren Ballon suchen wollten, sah Pinkie Pie in der Ferne etwas, was sie laut aufschreien ließ.

„ICH HAB RAINBOW DASH GEFUNDEN! ICH HAB DIE BEIDEN GEFUNDEN! DA HINTEN, BEI DER WETTERSTATION SIND DIE BEIDEN!“, rief das pinkfarbene Pony mehr als aufgeregt und laut umher. Die anderen, beeindruckt von Pinkie Pies Adleraugen, kniffen ihre eigenen zusammen und blickten angestrengt in die Ferne, in der Hoffnung, das Gleiche wie sie sehen zu können. Und sie sahen, was sie gesehen hatte. Dort, direkt vor dem Eingang der Wetterstation, befanden sich zwei Ponys, eins davon war kunterbunt wie ein Regenbogen. Applejacks Herz rutschte ihr hämmernd in die Magengrube.

„Dort drüben sind die beiden also … dann lasst uns zu ihnen rüber fliegen“, sagte Twilight noch immer ungewohnt ernst, da steuerte Spike bereits den Ballon in die Richtung der Wetterstation.

Wieder hingen alle ihren eigenen Gedanken nach, was Applejack mit einem nervösen Gesichtsausdruck ausnutzte.

„Twilight“, sagte ihr mit gedämpfter Stimme ins Ohr.

„Ich werde das Gefühl nicht los, dass du etwas weißt, was wir nicht wissen. Leider habe ich keine Ahnung, was für eine Art von Wissen das ist, das du da besitzt und ich bin mir auch absolut unsicher, was du mit diesem Wissen planst, falls du damit überhaupt etwas machen möchtest. Dennoch, bevor du und die anderen in Aktion kommt … würde ich gerne ein letztes Mal mit ihr sprechen. Bitte, es gibt da etwas, dass ich ihr sagen muss“, sagte sie mit brüchiger Stimme. Nur schwer konnte sich Twilight nun ihre eigenen Tränen zurückhalten. Sie schwieg für ein paar Sekunden und man merkte ihr an, dass ihre gute Miene mehr als nur gespielt war.

„In Ordnung“, sagte Twilight, nicht gerade selbst von ihren Worten überzeugt.

„Geh ruhig und kläre, was du mit ihr klären möchtest … aber denk daran, wir werden immer hinter dir stehen. Und pass auf dich auf, möglicherweise ist Rainbow Dash nicht mehr das Pony, das du kennst und liebst.“

Applejacks Augen weiteten sich, doch sie sah, dass jede weitere Nachfrage gegenüber Twilight aussichtslos war. So senkte sich der Ballon und Applejack sprang, mit pochendem Herzen, aus den Ballon hinaus und trabte auf die beiden Ponys zu, die sie so lange gesucht hatten.

 

„Hallo Rainbow Dash und auch hallo Silver Fox … wir haben uns lange nicht mehr gesehen.“

War ihre Stimme im Ballon schon so brüchig gewesen, war sie nun vollkommen gebrochen. Eigentlich habe ich keine Ahnung, was ich den beiden sagen möchte … Moment, was war gestern nochmal passiert?  Ich wollte mich bei Silver Fox entschuldigen und er …

„Rainbow Dash“, versuchte sie es ein weiteres Mal, dieses Mal drehten sich die beiden Ponys zu ihr um und schenkten ihr ihre Aufmerksamkeit. Ein Blick in Rainbows Augen ließ Applejack zusammenzucken. Waren die Augen ihrer besten Freundin normal von kräftigem Magenta, so waren sie heute stark verblasst, fast wie die Augen einer erblindeten. Doch im Gegensatz zu einer Blinden sah Rainbow ihr direkt ins Gesicht, mit einer Mischung aus Abscheu und Gleichgültigkeit. Ein weiteres Mal versuchte Applejacks pochendes Herz, in ihrer Magengrube ein neues Zuhause zu finden.

„Rainbow Dash, hör mir bitte zu!“, kam es aus Applejacks Mund geschossen und sie gab sich Mühe, so ruhig und verständlich wie möglich zu sprechen, was ihr angesichts ihrer wachsenden Unruhe mehr als schwer fiel.

„Bitte, ich weiß mittlerweile, dass du mich hasst oder zumindest nicht mehr mit mir befreundet sein möchtest, das habe ich schon beim letzten Mal verstanden. Aber bitte, lass mir dir wenigstens noch eine Warnung auf den Weg geben, bevor sich unsere Wege für immer trennen. Silver Fox, dein neuer, bester Freund … er ist nicht ganz das, was er uns allen vorgibt zu sein. Ich habe keine Ahnung, was sein Plan ist und vermutlich möchte ich das auch gar nicht wissen. Lange dachte ich, ich wäre nur eifersüchtig, weil du so viel Zeit mit ihm verbracht und dafür unsere Pläne hast sausen lassen. Aber jetzt weiß ich, dass es nicht nur Eifersucht war, die ich da gespürt habe. Nein, Silver Fox ist ein bösartiges Pony, das ist es, was ich instinktiv gespürt habe. Und ich Trottel wollte mich noch gestern bei ihm entschuldigen. Stattdessen hat er mich angegriffen und auf die Straße geworfen. Siehst du, ich trage immer noch die Verbände an den Stellen, an denen er mich angegriffen hat“, dabei deutete sie kurz an Kopf und Bauch.

„Bitte, Rainbow Dash, hör mir zu … Rainbow, was ist mir dir? Antworte mir doch!“

Doch das Pony, welches sich vor befand, machte immer mehr den Eindruck auf sie, als wäre Rainbow allerhöchstens körperlich anwesend. Sie war sich sicher, am Vortag hätte ihr das Regenbogenpony sonst was erzählt und wäre anschließend mit Silver Fox weggeflogen. Doch jetzt betrug ihre Reaktion null Prozent. Weder regte sich etwas in ihrem Gesicht, noch machte sie Anstalten, sich von dem Fleck, an welchem sie gerade befand, wegzubewegen. Silver Fox dagegen blickte eifrig zwischen den ehemaligen Freundinnen hin und her, dann begann er zu schnauben. Aus dem Schnauben wurde erst ein Wiehern, dann ein Lachen. Ein finsteres, eiskaltes Lachen, welches Applejack, wie auch den anderen einen Schauer über den Rücken jagte.

„Tja, so sehr scheinst du wohl doch nicht ein Trottel zu sein, wenn du sogar die einfachsten Dinge miteinander kombinieren kannst. Ich muss sagen, ich bin sehr beeindruckt von dir.“, sagte Silver Fox in einem sarkastischen Ton.

„Es freut mich für dich, dass du anscheinend etwas herausgefunden hast und ich bin ehrlich, so ganz daneben liegst du nicht mit deinen Vermutungen. Ich bin wirklich kein gutes Pony. Aber da ich nun kurz vor der Vollendung meines Plans stehe, da kann mir meine Tarnung nun auch vollkommen egal sein. Ist ja nicht so, als könnte mich jetzt noch irgendein Pony aufhalten.“

Wieder verfiel er in sein schallendes Lachen, was Applejack dieses Mal mehr reizte als einschüchterte.

„Was hast du mit Rainbow Dash vor und was hast du mit ihr gemacht?“

Er lachte noch ein paar Augenblicke, bevor er sich Applejack noch weiter näherte und ihr tief in die grünen Augen sah.

„Was ihr mit ihr vorhabe? Nun, eigentlich nichts mehr, sie hat ihren Part bereits gespielt und ich muss sagen, sie ist ein gutes Gefolgspony. Sie hat genau das getan, was ich von ihr verlangt habe und das zu meiner vollen Zufriedenheit. Wenn man erst einmal weiß, wie man sie zu etwas bringen kann, dann erledigt sie ihre Arbeit ohne zu murren. Es ist wirklich sehr praktisch.“

„Ja, besonders, wenn man sich nicht groß anstrengend muss, nicht wahr, Silver Fox?“, unterbrach ihn Twilight, blieb jedoch auf Abstand und im Korb stehen.

„Ich habe die Tabletten, die du Rainbow Dash angeblich für ihren Trainingsfortschritt gegeben hast, untersucht, doch ich konnte nicht glauben, was ich herausgefunden habe. Zuerst dachte ich, dass Applejack sich das nur ausgedacht hat oder dass ich mich irre und es einfach nur zur ihrer Eifersucht passen würde. Doch wenn ich jetzt Rainbow Dash sehe, wie sie dasteht, wie ein Schaufensterpony, dann muss ich wohl der grausamen Wahrheit ins Gesicht blicken. Es tut mir leid, dass ich dir so lange nicht geglaubt habe, Applejack, aber du hattest von Anfang an Recht. Mit diesem Pony stimmt wirklich etwas nicht. Denn meine Recherchen haben ergeben, dass die Pillen vorrangig aus Pflanzen und anderen Wirkstoffen hergestellt wurden, die ein Pony ruhig oder willenlos machen können. Nur, normalerweise sind es Wirkstoffe, die bei Angstpatienten benutzt werden, es muss also noch eine Zutat geben, die ich nicht kenne. Das war auch der Grund, weshalb ich so lange gezweifelt habe. Applejack, es tut mir so unendlich leid …“

„Schon verziehen, Twilight“, sagte Applejack, als wiederum sie nun von einem weiteren Gelächter seitens Silver Fox unterbrochen wurde.

„Ihr habt mein Aniforch tatsächlich wissenschaftlich untersucht? Alle Achtung, das hätte ich euch dummen Dorfponys gar nicht zugetraut, dass ihr selbst zu solchen Dingen in der Lage seid. Und ja, es stimmt, alles, was Miss Bücherwurm dort drüben gesagt hat, entspricht der Wahrheit. Dennoch würdest du niemals auf die finale Zutat kommen, denn diese würdest du selbst in 100 Jahren in keinem einzigen Buch finden, zumindest nicht in der Sorte von Büchern, in denen du nachsehen würdest. Denn die letzte Zutat, die ich für die Herstellung dieser Tabletten benötigt habe, war Magie. Um genau zu sagen … meine Magie!“

Die Augen sämtlicher Ponys weiteten sich, Applejack sah das Pegasuspony ungläubig an. Unsicher stolperte sie auf der Stelle und sie wurde das Gefühl nicht los, als hätte ihr jemand den Teppich unter den Hufen weggezogen.

„Deine Magie … aber was redest du denn da? Es gibt zwar Pegasusmagie, aber die kannst du doch unmöglich meinen … das ist doch unmöglich! Du bist doch ein Pegasuspony!“, stammelte Twilight unsicher vor sich hin. Silver Fox Grinsen dagegen verzog sich zu einer hässlichen Fratze. Auch sein Lachen hatte finstere Dimensionen erreicht.

„Meine liebe Twilight, ich und ein Pegasuspony? Das glaubst aber auch nur du!“, sagte er. Da erschien ein helles, rotes Licht auf seiner Stirn, welches sich auf seinem gesamten Körper ausbreitete und darin einhüllte. Erschrocken blickten die Ponys auf die leuchtende Erscheinung, nur Rainbow Dash befand sich noch immer in der ruhigen Starre, in welche sie ihre Freundinnen aufgefunden hatten. Kaum war das Licht um Silver Fox verschwunden, blickte ihnen ein komplett anderes Pony entgegen. Die Flügel an seinem Körper waren verschwunden, dafür besaß er nun ein abgebrochenes Horn auf seiner Stirn. Die graue Kleidung, welche er die ganze Zeit getragen hatte, war nun ebenfalls verschwunden. Dafür bekamen die Freundinnen einen freien Blick auf sein Cutie Mark: Eine silberne Münze. Wie auch dem Horn fehlte einem seiner Ohren die Spitze, seine Mähne und sein Schweif waren ebenfalls einer Kürzung zum Opfer gefallen. Waren beide vor der Rückverwandlung reich an Volumen und Glanz, waren sie nun matt und buschig. Selbst seine Augen haben sich verändert, waren sie vorher warm und freundlich, hatten sich nun seine Pupillen zu Schlitzen zusammengezogen. Von der abgebrochenen Hornspitze bis zu den Hufen, Silver Fox sah nun mehr wie das Pony aus, das er auch im Inneren zu sein schien: Bösartig und verfault. Applejack drehte sich zu ihren Freundinnen um und war froh, dass nicht nur sie zu dieser Annahme gekommen war. Aber sie sah auch entschuldigende Blicke in ihre Richtung, was sie ihnen stumm verzieh.

„Nun ja, eigentlich bin ich ganz froh, dass ihr uns verfolgt habt, denn so hätte ich eure dummen Gesichter nie sehen können. Für einen kurzen Moment war ich mir nicht sicher, ob ich Applejack nicht zu stark verletzt hatte oder ob sie ihr Gedächtnis verloren hätte, aber meine Sorgen waren wohl unbegründet. Und nun habe ich Zuschauer für den letzten Akt in meinem Spiel. Hach, ich muss sagen, es hat wirklich Spaß gemacht, euch alle um die Nase herumzuführen. Euch alle … nun gut, fast alle konnte ich täuschen und es war fantastisch. Euer Gelaber über Freundschaft, Vertrauen und das ganze andere verweichlichte Zeugs – es hat mich angewidert. Und doch habe ich am Ende bekommen, was ich wollte. Wer weiß, vielleicht ist der Jupiterstein nicht das einzige Andenken, das ich von dieser ganzen Farce behalten werde.“

Er näherte sich Rainbow Dash und leckte ihr über die Wange, noch immer kam von ihr keinerlei Reaktion. Erst jetzt fiel den anderen auf,  dass sich hinter dem Regenbogenpony etwas Großes, Grünes befand. Was er nun mithilfe seiner Magie hinter dem Pony hervorzog.

 

„Habt ihr schon einmal eine solche Schönheit gesehen?“, fragte er und zeigte seinen Schatz den anderen. Erst jetzt konnten sie erkennen, dass es sich dabei um einen großen Edelstein im Smaragdschliff handelte. Er war von flaschengrüner Farbe und enthielt in der Mitte ein großes, dunkelgrünes Symbol.

„Das hier … meine Lieben, ist der Jupiterstein. Man kann deutlich das astronomische Symbol des Jupiters darin erkennen, was auch gleichzeitig der Beweis für die Richtigkeit des Steines ist. Wisst ihr, wofür dieser Stein gut ist? Komm schon Twilight, du als Bücherfreak weißt doch bestimmt, was es mit dem Stein auf sich hat.“

Herausfordernd sah Silver Fox das Pony an, welches angestrengt nachdachte. Bis es ihr schließlich wieder in den Sinn kam.

„Der Jupiterstein ist ein Teil einer uralten Legende, nach welcher die Ponys in uralter Zeit die Macht mehrerer Natursteine dafür benutzt haben, um das Wetter und auch andere Dinge in der damaligen Zeit kontrollieren zu können. Wie uns Rainbow Dash damals in meiner Bibliothek erklärte, benutzen die Ponys von Cloudsdale diesen Stein für ihre Wetterkontrolle. Allerdings wird der Stein wie auch die anderen in der Legende als sehr mächtig beschrieben und wohl auch als sehr gefährlich, wenn er in die falschen Hufe geraten sollte. Vermutlich war das der Grund, weshalb er uns damals mit keiner Silbe erwähnt wurde, als wir die Tour durch die Wetterstation gemacht haben. Einfach, weil die Ponys verhindern wollten, dass er gestohlen wird.“

„Sieh mal einer an, du wusstest es tatsächlich.“, grinste Silver Fox vor sich hin.

“Gut, was will man auch etwas anderes erwarten von jemanden, der seine Nase ständig in irgendeinem Buch hat? Rainbow hat mir alles über euch erzählt, über jede einzelne von euch. Aber jetzt werde ich euch etwas erzählen. Es hat lange gedauert, bis meine Magie wieder so stark wurde, wie sie es damals war, aber ab dem heutigen Tag wird mich kein Pony mehr aufhalten können. Erst vollziehe ich dank des Jupitersteins, der Macht von Blitz und Donner, meine Rache an Celestia und dann werde ich die gesamte Welt unterwerfen! Sie muss für das, was sie mir vor langer Zeit angetan hat, mir und meinem Horn, büßen! Viel zu lange hatte sie den Thron inne. Viel zu lange ist sie ungestraft geblieben, aber das hat an diesem Tag ein Ende!“

Mithilfe seiner Magie schwebte der Jupiterstein in die Nähe seines Horns, als sie sich berührten, erklang ein kleines, aber feines Geräusch. Wie als würden sich zwei Sektgläser berühren, beschrieb es Rarity im Anschluss, als sie sie später über all die Ereignisse redeten. Gelbe, zackige Energie strömte aus dem Stein direkt in das kaputte Horn des Einhorns, erfüllte es immer mehr und mehr mit seiner Energie. Zufrieden leckte sich Silver Fox die Lippen und hob vom Boden ab. Mit finster leuchtenden Augen betrachtete es die Ponys, um sie herum verdunkelte sich der Himmel immer dichter. Er selbst ließ sich sinken, bis er wieder sachte auf der Wolke unter ihm landete.

„Werdet nun Zeugen von meiner Macht! Ich werde euch, da ihr ja so gute Ponys seid, eine kleine Demonstration meiner Macht zeigen. Aber was werde ich wohl am besten machen … Achja, warum eigentlich nicht?“

Kurz vor Applejack blieb er stehen und lächelte sie finster an. Diese versuchte es sich nicht anmerken zu lassen, doch das Pony vor ihr wurde ihr immer mehr zuwider und unheimlich.

Lass dir bloß nichts anmerken, Applejack, was kann er dir schon tun?

„Hey Silver Fox, wenn du schon so mächtig bist, dann kannst du doch locker den Zauber von Rainbow Dash nehmen. Damit kannst du uns gerne deine Macht demonstrieren. Du hast sie doch mit Sicherheit dazu benutzt, den Stein zu stehlen. Immerhin arbeitet sie hier und kennt sich bestens aus. Außerdem hat sie auch Zugang zu allen Räumen und weiß über den genauen Aufbewahrungsort des Jupitersteins Bescheid. Den hast du doch jetzt, also gibt es keinen Grund, sie noch länger … so zu lassen.“

Das Geräusch eines heulenden Wolfes ertönte und erst nach ein paar wenigen Sekunden registrierte Applejack, dass das Pony vor sich das Geräusch produzierte.

„Applejack, das war wirklich ein guter Scherz. Natürlich könnte ich das machen, das wäre ein Kinderspiel für mich. Aber weißt du, das wäre viel zu öde und außerdem könnte ich sie sicherlich für die eine oder andere Sache noch gebrauchen. Und am Ende braucht jeder König eine Königin, meinst du nicht?“

Knurrend fletschte Applejack die Zähne, die Augen zu Schlitzen gepresst.

„Ach, Applejack, glaubst du wirklich, du kannst mich damit beeindrucken? Oh wirklich nicht. Nein, meine Entscheidung, was ich als erstes mit der Macht des Jupitersteins machen werde, steht längst fest. Wie ich bereits vorhin erwähnt habe, ist so gut wie jeder auf meine Scharade hereingefallen. Jede, nur du nicht und das alles nur dank deiner dummen Eifersucht. Ist das nicht ironisch, dass dir gerade deshalb kein Pony geglaubt hat? Aber keine Angst, du wirst nicht leer ausgehen. Im Gegenteil, du wirst dafür als Belohnung am wenigsten leiden müssen. Denn unsere Wege werden sich jetzt trennen … Tja, ich wünsche dir eine schöne Aussicht. Genieße deine letzten Minuten. Wollen wir doch hoffen, dass du auch was Schönes zu sehen bekommst. Und schrei bitte, schrei ganz laut. Ich mag es, wenn sie schreien. Das ist Balsam für meine Seele.“

Mit einem Lächeln, welches sie im Leben nie wieder vergessen würde, sah Silver Fox sie an, bevor er mit seinem Hornstumpf einen Zauber aktivierte. Sie spürte, wie der Boden unter ihr immer weiter nachgab.

„Du … du hast meinen Wolkenlaufzauber aufgehoben!“ stammelte sie, da spürte sie, wie der Boden unter ihr vollkommen nachgegeben hatte. Die Augen geweitet, mit Stille in den Ohren, begann sie zu fallen.

„Lebe wohl, Applejack. Ich hoffe, du genießt den Flug!“, sagte er und lächelte dem fallenden Pony hinterher.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Über die Fütterungsweise einer Schildkröte habe ich mir hier informiert: Link Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Falls jemand, der die FF damals gelesen hat und sich über die Stelle mit Rainbows Vater wundert: Zu der Zeit, als ich das Kapitel geschrieben habe, hat man ihren Vater gar nicht oder nur in einer Rückblende gesehen. Und es war eine sehr beliebte Theorie, dass ihr Vater irgendwann zwischen der Rückblende und der Gegenwart verstorben ist. Da man ihn allerdings in einer der späteren Staffeln sehen konnte, habe ich es umgeändert. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, das war das letzte Kapitel, dass ich letztes Jahr vor meinem Urlaub geschrieben hatte - ist echt lange her, wenn ich überlege, dass das im November oder Dezember rum war O_O
Und es ist auch wieder etwas länger geworden, und ich hatte auch schon überlegt, ob ich es nicht splitten soll, hab mich aber dann dafür entschieden, es so zu lassen.

Jedenfalls will ich versuchen, die FF bis März/April rum abzuschließen, sprich, ihr müsst nicht mehr so lange auf die restlichen Kapitel warten. Zwar werden diese nicht mehr so regelmäßig kommen, wie die letzten, aber kommen werden sie definitiv noch. Ansonsten möchte ich mich bei euch fürs bisherige Lesen bedanken; vor allem bei denen, die seit dem allerersten Kapitel dabei sind. Fühlt euch umarmt^^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Die restlichen Kapitel werden noch folgen, im Laufe des August. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Aniforch ist ein Wort, das sich aus mehreren lateinischen Wörtern zusammensetzt:
Seele (anima), Kontrolle (check) und Stärke (furtitudo) (Latein)

Das wahre Aussehen von Silver Fox und des Jupitersteins könnt ihr ab jetzt bei den Charakterbildern sehen :-) Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (7)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  FettertosterxD
2016-02-12T23:18:11+00:00 13.02.2016 00:18
*rehuuug* :3
jetzt bin ich mal gespannt was in den pillen drinnen is >:3
Antwort von:  KiraNear
13.02.2016 00:29
*ebenfalls rehug*
Dafür bin ich immer zu haben ;3

Das kann ich mir vorstellen, an deiner Stelle ginge es mir nicht anders. Aber keine Angst, du wirst es bald erfahren ;-)
Von:  FettertosterxD
2016-02-07T16:59:41+00:00 07.02.2016 17:59
ich will mehr *-*
njaaaa warten is so schrecklich QwQ aber geduld ist eine tugent v.v
freu mich schon aufs nechste kapitel :3
Antwort von:  KiraNear
07.02.2016 18:03
Das hört sich doch gut, für mich als Schreiber ;3
Das nächste kommt am Mittwoch und der Rest auch recht bald. Will schauen, dass sie alle bis Ende März hier on sind^^
Von:  xXxMephistoxXx
2016-01-31T14:13:31+00:00 31.01.2016 15:13
Schönes Kapi
Weiter so
Lg Mephi
Antwort von:  KiraNear
31.01.2016 15:37
Danke schön :-)
Die nächsten zwei Kapitel werden noch folgen, beim Rest wird es allerdings noch etwas dauern^^°
Von:  FettertosterxD
2016-01-29T16:01:16+00:00 29.01.2016 17:01
kann es sein das seite 21 einfach leer ist ?

freu mich schon auf nexte kapitel :3
Antwort von:  KiraNear
29.01.2016 18:22
Ich bin mir jetzt grad nicht sicher, was du mit Seite 21 meinst - nur in dem Kapitel oder in der kompletten FF?

Und auf das nächste musst du auch nicht mehr lange warten ;3
Von:  FettertosterxD
2016-01-13T00:54:26+00:00 13.01.2016 01:54
nyaaaa freu mich schon auf das nexte kapitel *-* <3
Antwort von:  KiraNear
13.01.2016 09:50
Yay :3
Die nächsten Kapitel kommen jetzt wöchentlich, der Rest dann auch recht bald :-)
Antwort von:  FettertosterxD
13.01.2016 14:59
YAAAAy da freu ich mich mega drauf :D hatte schon irgendwie angst das nix mehr kommt jetzt bin ich mega glücklich *-*
Antwort von:  KiraNear
13.01.2016 15:02
Kann ich verstehen, es kam ja auch länger nichts. Aber ich hab mir vorgenommen, meine offenen Sachen nach und nach endlich mal fertig zu machen :3
Von: abgemeldet
2014-04-22T18:21:15+00:00 22.04.2014 20:21
Hallo du,

da schaue ich also auch hier einmal vorbei. Und ich kenne mal das Fandom. ;)
Die Kurzbeschreibung verrät ziemlich viel. Das komische Stechen ist ja ziemlich klar zu deuten. ^^

wenn sie eine Herausforderung gewinnt.
Ich denke, es müsste "gewann" heißen.

Aber beim nächsten Mal werde ich sie überrunden, “
Nur ein kleiner Zeichenvertauscher. Zuerst (Gänsefüßchen)" und dann ,(Komma).

später mit einer Kanne und zwei Tassen wieder auf. Welcher er ihnen
Aus dem Punkt würde ich ein Komma machen und es müsste "welchen" heißen.

„Na, Rainbow Dash, bist du bereit?“
Ab hier würde sich vielleicht eine Formatierung zur besseren Abgrenzung anbieten - zum Beispiel kursiv.

„Achja, das glaubst auch nur du.“ Z
Das Z hat sich nicht zu dem Rest des Wortes "Zwinkernd" gesellt.

kaum dass sie die Eins ausgesprochen hat, lässt sie das Signal ertönen.
Ich glaube, es müsste "ausgesprochen hatte" und "ließ" heißen.
Denn auch wenn es ein friedliches Rennen ist, so will doch jede von ihnen gewinnen.
Und hier dann "Rennen war" und "so wollte".

Wie wenn eine von ihnen eine Wurzel, die im Weg lag übersah und die andere sie davor warnte.
Das "wie wenn" klingt komisch. Vielleicht kann man einfach ein "Zum Beispiel" verwenden?

das sich darin befindet, sofort begeistert. -> befand

Wie sich die Erschöpfung ihren Körpern ausbreitete.
Auch wenn es nur zwei Buchstaben sind, das kleine "in" darf hier trotzdem eingesetzt werden. ;)

Appleblooms hocherfreute Siegesrufe nahmen sie nur am Rande war. -> wahr

Auch die Proteste der Beinmuskel, die sie bis jetzt perfekt ignorieren konnten,
Vielleicht passt "hatten ignorieren können" besser. (?)

um sich verständigen, so auch in diesem Moment. -> sich zu verständigen
Als sie fast vollständig wieder gesammelt hatte, -> sie sich

„Darauf kannst du dich verlassen!“.
Der Punkt ist überflüssig.

„Wow, dann hattet ihr beide ein echt spannendes Rennen. Danke, dass du es davon erzählt hast.“
Und hier wäre dann die Formatierung wieder vorbei. Natürlich versteht man es auch so - du hast übrigens die Übergänge toll geschildert, da passt alles zusammen. (Un das "es" ist überflüssig.)

könnt ihr uns ja beim nächsten Rennen zu sehen, -> zusehen

Alles in allem ein netter Einstieg in die Geschichte. Verzeih mir, aber heute musste ich alles, was ich fand, anmerken. An manchen Tagen ist das eben so.
Twilight hast du sehr schön dargestellt, mit ihrer üblichen Macke beim Nachdenken. Und auch Applejack und Rainbow Dash hast du gut getroffen. Etwas schade finde ich, dass die Zeit so wage ist. "So verging einige Zeit", "sie blieben eine Weile liegen", "so vergingen einige Stunden". Die Tage in Equestria sind auch nicht länger als unsere. ;)
Aber ich finde schön, dass die beiden ihre Rennen veranstalten, mitsamt rotem Band. XD Passt einfach nach Ponyville. Und eine Pause legen sie auch noch ein. Das ist sehr fluffig. ;)

Tja, öhm, mehr habe ich eigentlich nicht zu sagen. Stilistisch gefällt es mir wieder, dass du die für die Erzählung Zeit nimmst. In einem Kapitel muss ja gar nicht viel passieren. Hier schilderst du praktisch einen alltäglichen Tag der beiden Freundinnen. Hat mir gefallen.
Und solltest du mal weiterschreiben, sag' mir gern Bescheid.

Liebe Schreibziehergrüße,
abgemeldet



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