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Internatsleben

InoShika ⎸ SasuSaku ⎸ NaruHina ⎸ NeijiTen
von

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Konohagakure

°Okay Ino, jetzt bloß nicht nervös werden... bleib einfach ganz ruhig. °

Leichter gesagt als getan.

Wieso machte mich das eigentlich jedes Mal wieder aufs Neue so verrückt? Es war bereits das dritte Mal das wir umzogen, aber irgendwie wollte die Nervosität trotzdem nicht verschwinden. Ich schätze, an solche Dinge konnte ich mich wohl einfach nie gewöhnen.

Mit bedrückter Miene schaute ich aus dem Fenster des Autos und sah, wie die Landschaft trostlos an mir vorbeizog. Wiedermal eine neue Stadt, eine neue Wohnung und vor allem eine neue Schule erwarteten mich.

„Konohagakure wird dir bestimmt gefallen, mein Schatz.“ Anscheinend hatte meine Mutter bemerkt, wie sehr mich die Sache beschäftigte. „Ja, schon gut Mom. Ich bin sicher, dass ich mich wieder mal schnell einleben werde!“ Ich versuchte meine Mutter ein wenig zu beruhigen, doch sie kannte mich einfach zu gut. „Bitte, Ino, hab Verständnis. Das Jobangebot ist wirklich wichtig für deinen Vater.“ Mit flehendem Blick sah meine Mutter mich an. „Ich hab’s verstanden, Mom! Wirklich! … Ach, und sag mal Dad, darf ich die Einrichtung meines Zimmers dieses Mal selbst bestimmen?“ Mein Vater drehte sich mit einem leichten Grinsen nach Hinten und nickte mir zustimmend entgegen. Da meine Eltern wohl beschlossen hatten, nicht mehr über den Umzug zu sprechen – oder aber mein kleiner Ablenkungsversuch war ein voller Erfolg – hatte ich endlich meine Ruhe. Ich ließ meinen Blick wieder aus dem Fenster schweifen und überlegte derweilen, was ich bisher alles über Konoha wusste. Soweit mein Stand richtig war, lag Konohagakure im Feuerreich, umgeben von vielen anderen Ländern. Außerdem zählte Konoha – City zu den reichsten Städten in diesem Reich. Und, um nicht zu vergessen, besaßen sie eines der besten Internate dieser Welt: Meine zukünftige Schule.

Ursprünglich lebten wir in Uzushiogakure – meinem Geburtsort. Es war nur ein sehr kleines Land, mit einer schwierigen wirtschaftlichen Situation, weshalb wir, als ich sieben Jahre alt war, umzogen nach Kirigakure. Kirigakure war eine kleine Insel östlich des Festlandes, umgeben von weiteren kleinen Inseln, die sehr beliebte Urlaubsziele waren. Dort schaffte mein Vater endlich den langersehnten Sprung in eine große internationale Firma. Auch meine Mutter fand Anstellung dort, weshalb beide oft und lange arbeiten waren. Nur drei Jahre später zogen wir dennoch erneut um, da meine Mutter eine äußerst gute Beförderung erhalten hatte: In Sunagakure.

Sunagakure war ein wundervoller Ort, auch, wenn er nicht besonders grün war. Ich hatte dort viele Freunde gefunden und die Einkaufsmöglichkeiten von Suna waren einfach überwältigend. Alles in allem passte dort einfach alles zusammen. Deswegen hätte ich es kaum für möglich gehalten, dass meine Eltern mich tatsächlich aus diesem friedlichen Leben reißen würden. Doch sie taten es. Ich war jetzt 17 Jahre alt und es war bereits das dritte Mal, das wir umzogen. Super! So stellt sich ein Teenager das Leben wirklich vor.

Lange konnte die Fahrt nicht mehr dauern, denn wir waren bereits von zahlreichen Häusern umgeben. Durch meine Grübeleien verging die Zeit wirklich wie im Flug. Als das Auto dann schließlich immer langsamer wurde, beobachtete ich die neue Gegend. Es schien ein ziemlich wohlhabendes Viertel zu sein, denn hier gab es anscheinend nur Häuser, und keine einfachen Wohnungen. Die Häuser waren alle im großen Stil gebaut und sahen bereits von außen sehr nobel aus. Mein Vater fuhr langsam in eine Auffahrt, bis der Wagen schließlich zum Stehen kam. Neugierig stieg ich aus und begutachtete das Haus – nein, die kleine Villa – die sich vor mir befand. Ich konnte kaum fassen wie schön es war. „Und mein Schatz, gefällt es dir?“, fragte meine Mutter mich fröhlich, als sie sah, wie ich mit offenem Mund davorstand. „Es hat zwei Badezimmer – eines extra nur für dich – zwei Schlafzimmer, ein Gästezimmer, eine Küche mit Speisesaal, eine Bibliothek sowie ein Wohnzimmer.“, fuhr sie aufgeregt fort. Wow. Was sollten wir bloß mit so vielen Zimmern? „Komm, hilf deinem Vater die Koffer reintragen!“ Ich nickte nur zustimmend, denn mehr fiel mir im Moment nicht ein. Ich ging zum Kofferraum und schnappte mir mein Zeug. Meine Eltern waren bereits im Haus und ließen aus praktischen Zwecken die Haustür gleich offen, denn es gab noch eine Menge zu entladen. Vorsichtig schaute ich in den Flur bevor ich es wagte hineinzutreten. °Was zum ...?! Das ist doch kein Flur, das ist ja ein ganzer Empfangssaal! ° Mit langsamen Schritten lief ich durch die Haustür, um dann noch einmal in diesem riesigen Raum stehenzubleiben. °Niemand braucht so einen großen Flur! Das ist ja der Wahnsinn! ° Mein Vater tippte mir kurz auf die Schulter, um mir zu signalisieren, dass ich meine Koffer nach oben bringen sollte. Das war mal wieder typisch! Kaum angekommen, liefen er und meine Mutter schonwieder mit dem Telefon durch das Haus. „Papa, welches ist denn meins?“ „Im ersten Stock, links gleich die erste Tür!“, schallte es mit der Stimme meiner Mutter aus einem der Zimmer. Das war ja mal wieder typisch für die Beiden … Ich schnappte mir mein Gepäck und lief die wunderschöne, verzierte Wendetreppe hinauf. Immer noch beeindruckt von der Größe dieses Hauses lief ich durch die linke Tür in mein Zimmer. Es war ein großer – was nicht anders zu erwarten war – heller Raum in einem warmen Gelbton. Darin befand sich ein ebenso faszinierend großes Bett, meine eigene kleine Bibliothek mit dazugehörendem Schreibtisch sowie ein Kleiderschrank. Außerdem führten 2 weitere Türen aus dem Zimmer, eine hinaus auf den Balkon und die andere in mein eigenes Badezimmer. Unglaublich …

Vorsichtig stellte ich meine Sachen bei Seite, und legte mich auf das große, fast schon riesige Bett. Es war ein angenehm weiches Bett, aus dem ich am liebsten nie mehr aufgestanden wäre. Ein leichter Anflug von Traurigkeit überkam mich, denn ich wusste, dass ich nicht viel Zeit in diesem Haus verbringen würde. In bereits einer Woche würde ich wieder in einem Internat wohnen.

„Ino? … Ino?? Schätzchen, komm doch bitte mal runter in die Küche!“, zerrte es mich aus meinen Gedanken. Als ich unten ankam, sah meine Mutter mich entschuldigend an und hielt mir einen Zettel hin. „Ino, könntest du ein paar Kleinigkeiten für uns einkaufen gehen? Der Kühlschrank ist leer und dein Vater und ich haben noch so viel tun.“ Ein leiser Seufzer entwich mir, doch ohne etwas zu sagen nahm ich die Liste entgegen. Gerade als ich das Haus verlassen wollte, hörte ich noch, wie meine Mutter mir zurief, dass der nächste Einkaufsmarkt gleich um die Ecke sei. Während meines kleinen Fußmarsches schaute ich mir die anderen Häuser in dieser Gegend an. Äußerlich unterschieden sie sich kaum von Unserem – schicke, große Wohnhäuser mit einem wunderschönen Vorgarten.

Nach circa 10 Minuten an Fußmarsch war ich auch schon da: Direkt vor mir stand ein doch eher kleines, weißes Gebäude mit einer Glastür und dem Schriftzeichen ‚Oto – Shop‘ darauf. Noch kurz beobachtete ich die Menschenmassen, die in den Laden rein- oder raus liefen, ehe ich mich selber dazu entschloss endlich hineinzugehen. Die meisten Leute hier sahen ziemlich gestresst aus… großartig. Neugierig lief ich durch den Laden, ganz gemütlich, und versuchte erst einmal herauszufinden, wo alles stand. Ich faltete den Zettel auseinander, den meine Mom mir mitgegeben hatte und las, was wir überhaupt alles brauchten. Eier, Salat, Möhren, Brot, Milch und Nüsse. Man, daraus wollte meine Mutter etwas zu Essen zaubern? Ich war doch immer wieder überrascht von ihr. Salat und Eier hatte ich bereits in meinen Korb gelegt, doch gerade, als ich auf der Suche nach den Möhren war, wurde ich von ein paar Stimmen abgelenkt. „Man, wieso müssen wir den ganzen Kram heute eigentlich besorgen? Alkohol, Snacks und Pizza. Haben wir alles? Eigentlich ist das ziemlich unfair!“, sagte ein ruhige Jungenstimme. „Das kannst du laut sagen. Ich wäre viel lieber noch im Bett geblieben. Schließlich haben wir nicht jeden Tag schulfrei!“, erwiderte eine andere Stimme, gefolgt von einem Gähnen. Ich schaute mich um und versuchte ausfindig zu machen, woher diese lauten Stimmen kamen. Als ich nichts entdecken konnte, konzentrierte ich mich wieder auf die Möhren. Langsam lief ich weiter in die nächste Reihe, als ich mit jemandem zusammenstieß. „Ent-Entschuldigung“, murmelte ich und sah in das Gesicht eines großen, braunhaarigen Jungen, der mit höflicherweise seine Hand hinhielt. Dankend nahm ich seine Hand an, mit der er mich schnell zurück auf meine Füße holte. Leichte röte stieg mir ins Gesicht, weshalb ich mich schnell noch einmal verbeugte, um endlich meinen Einkauf fortzuführen. „Warte doch mal. Ich habe so ein schönes Mädchen wie dich hier noch nie gesehen. Woher kommst du?“, fragte mich der Braunhaarige. Skeptisch schaute ich ihn an. „Ist ja auch eine riesige Stadt“, versuchte ich lässig zu erwidern. Mit einem traumhaften Lächeln, das mir nur wieder die Röte ins Gesicht trieb, antwortete er: “Schlagfertig, das mag ich.“ Er musterte mich kurz, und fuhr dann fort: “Aber das hier ist ein kleiner Laden, in den sich eigentlich nur bekannte Gesichter verirren. Also, wie heißt du Schönheit?“ Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Was ich von ihm halten sollte. „Wir sind gerade erst hierhergezogen. Ich bin Ino, und dein Name?“ Eine unangenehme Stimmung lag zwischen uns. „Eine Freundin von dir, Shikamaru?“, grummelte ein schwarzhaariger Junge, der neben dem Braunhaarigen auftauchte. Selbstsicher grinste Shikamaru. „Nun, Ino ---“ … „Shikamaaruuu, Sasukeee!“, unterbrach ihn eine schrille Mädchenstimme. Ein fast schon viel zu schlankes, rothaariges Mädchen tauchte zwischen den beiden auf. Sie packte die Jungs schroff am Arm und zerrte sie ungeduldig in Richtung der Kassen. Ehe ich mich versah, stand ich wieder allein zwischen den Regalen. Ungläubig starrte ich an die Stelle, wo eben noch zwei attraktive Männer standen, und so bemerkte ich erst spät den hasserfüllten Blick, den die Rothaarige mir zuwarf.

Zimmer 216

Der erste Tag an meiner neuen Schule rückte immer näher.

Ich konnte mich nicht wirklich entscheiden, ob ich lieber glücklich oder doch lieber traurig sein sollte. Die Zeit verging wie im Flug. Vor genau vier Tagen zogen wir in dieses neue, wunderschöne Haus ein. Doch in bereits drei Tagen würde ich davon nichtmehr viel haben. Eine Woche war wirklich verdammt kurz. Ich beschloss, die restliche Zeit so gut es ging mit meinen Eltern zu verbringen – vorausgesetzt sie würden nicht wieder 14 Stunden am Tag arbeiten – denn auch von ihnen würde ich in nächster Zeit nichtmehr viel haben. Ich war sehr überrascht, als sie mir erzählten, dass sie sich extra Urlaub nahmen, da sie sonst kaum an etwas anderes dachten, als an ihre Arbeit. Egal welchen Grund es gab, mein Dad hatte so gut wie nie Urlaub. Selbst damals, als ich als Kind wegen einer schweren Grippe im Krankenhaus lag, war er mehr in seinem Büro als bei mir. Doch umso mehr freute ich mich jetzt darüber, dass sie bei mir waren. Gemeinsam erkundeten wir Konohagakure, gingen einkaufen oder entspannten uns einfach in unserem Garten, wie eine ganz normale Familie eben. So verging das Wochenende leider schneller als es mir lieb war. Den letzten Abend in meinem neuen zu Hause verbrachten meine Mutter und ich damit, ein köstliches Abendessen vorzubereiten. Sie war der Meinung, dass dieses Schulessen sowieso kein Vergleich zu guter Hausmannskost war. „Sag mal Süße, bist du denn schon aufgeregt wegen deiner neuen Schule?“ Diese Frage kam sehr überraschend. Ich wusste nicht so Recht, wie ich die Frage meiner Mutter am besten beantworten sollte, also entschied ich mich für das Vernünftigste, ich tat auf ‚alles ist okay‘, um ihr keine Sorgen zu bereiten. „Das kannst du laut sagen, Mom. Ich bin schon ziemlich gespannt, wie groß dort alles ist, und welche Leute wohl in meiner Klasse sind. Aber ich denke, ich werde bestimmt schnell ein paar Mädchen kennenlernen, die mir alles zeigen. Ich freu mich doch immer über Abwechslung. Aber bestimmt wird schnell alles zur Gewohnheit.“ Das hoffte ich zumindest. Eigentlich fiel es mir tatsächlich nicht schwer, mich irgendwo einzuleben und neue Freundschaften zu schließen, doch irgendwie hatte ich dieses Mal ein komisches Gefühl. Das Mädchen, das zusammen mit den beiden Jungs im Supermarkt war, schien mich jetzt schon nicht zu mögen. Hoffentlich ging sie nicht auf meine Schule, denn Ärger am ersten Tag war das Letzte was ich wollte.

„Ino, geh doch mal deinen Vater aus der Bibliothek holen, wir sind ja soweit fertig mit dem Essen“, unterbrach sie meine Gedanken. Ohne ein Wort zu sagen ging ich los, aber zu meinem Verwundern musste ich nur den halben Weg zurücklegen, denn mein Vater kam bereits in die Küche – was für ihn äußerst seltsam war. Normalerweise dauerte es immer Ewig, bis er sich von seinem Schreibtisch losreißen konnte.

Der Rest des Abends verlief ohne irgendwelche besonderen Vorkommnisse. Wir aßen, schauten zusammen etwas Fernsehen und gingen zeitig ins Bett. Viel zu früh – um 4:30 Uhr – klingelte bereits mein Wecker. Draußen war es noch dunkel, warum musste ich also jetzt schon aufstehen? Mit schlechter Laune tapste ich langsam in mein Badezimmer, ging duschen und machte mich etwas zurecht. Danach griff ich alles, was sich im Bad befand, packte es zusammen und schmiss es lieblos in meinen Koffer. °Was die wohl alles da haben im Internat? ° Ich lief hinüber zu meinem Schrank und griff nach meiner zweiten Tasche. Ich konnte unmöglich so viele Klamotten hierlassen – nicht das ich später ohne etwas Wichtiges auskommen musste – also beschloss ich einfach alles mitzunehmen. Unten erwartete mich auch schon meine Mutter, die verwirrt auf mein Gepäck schaute. „Schatz, denkst du wirklich du brauchst das alles?“ „Ja Mom, brauche ich!“, antworte ich etwas bissig zurück. Es war viel zu früh um sich jetzt einen Vortrag anhören zu müssen. „Mom, wieso müssen wir eigentlich schon so zeitig da sein?“ „Weil du Neu bist. Es ist Sitte, dass du, genau wie die anderen, gleich am ersten Tag den Unterricht besuchen wirst. Das heißt, du musst dein Zimmer schon vorher beziehen.“ Sie schnappte sich noch im gleichen Atemzug meine Koffer und trug sie zum Auto. „Das Frühstück steht in der Küche, iss etwas!“ Gesagt – getan. Allerdings hatte ich keinen besonders großen Appetit, also knabberte ich nur leicht an dem Brot und träumte etwas vor mich hin …
 

„Schätzchen komm, wir müssen los!“, rief es aus dem Flur. Als ich dort ankam schaute ich mich traurig um. „Kommt Dad nicht mit?“ Ohne mich anzusehen schüttelte meine Mutter den Kopf. „Tut mir leid, dein Vater ist schon längst auf der Arbeit.“ Das war ja mal wieder typisch. Seine eigene Tochter wohnte jetzt für ein paar Monate in einem Internat und er schaffte es nicht einmal, sich zu verabschieden. „Sei nicht traurig Schatz, Weihnachten wird Papa auch zu Hause sein, dass hat er mir versprochen.“, versuchte sie ihn in Schutz zu nehmen. °Pah, das glaub ich erst, wenn ich es sehe. °, schoss es mir bitter durch den Kopf.

Während der gesamten Autofahrt schwiegen meine Mom und ich uns ununterbrochen an. Sie schien bereits mit ihren Gedanken an ihrem Arbeitsplatz zu sein. Interessierte sich eigentlich jemand dafür, dass ich jetzt sechs Monate nicht zu Hause war? Als das Auto langsamer wurde und auf einen Parkplatz fuhr stieg die Nervosität in mir. Ich musterte das Schulgebäude und war wieder einmal überrascht. Vor mir erstreckte sich ein riesiges weißes Gebäude, das sehr einladend und modern wirkte. Es war vollkommen anders als in Sunagakure. „Es ist jetzt 6:30 Uhr, komm Ino. Wir liegen gut in der Zeit!“. Schweigend folgte ich meiner Mutter in die große Eingangshalle der Schule, die ziemlich ausgestorben wirkte. Vor lauter Aufregung und Bewunderung bemerkte ich erst nicht, wie meine Mutter sich mit jemandem unterhielt, bis eine blonde Frau mit Pumps auf mich zukam und mir die Hand reichte. „Hallo, du bist Ino Yamanaka, nicht wahr? Willkommen in der Konoha High! Ich bin Direktorin Tsunade. Ich leite diese Schule bereits seit 20 Jahren. Ich bin sicher, du wirst dich hier wie zu Hause fühlen.“ Seit 20 Jahren? Etwas ungläubig sah ich die blonde Frau an. Sie wirkte viel zu jung, vielleicht wie 30. Wie konnte sie schon so lange eine Schule leiten? Ich hatte jedoch nicht viel Zeit, weiter darüber nachzudenken, denn sofort drückte sie mir einen Stapel Zettel in die Hand. „Darauf sind alle wichtigen Informationen notiert. Wenn du noch Fragen hast, kannst du dich jederzeit an mich wenden.“ „Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe, Direktorin Tsunade. Bitte Entschuldigen Sie mich jetzt, leider habe ich nicht viel Zeit.“, unterbrach meine Mutter die Direktorin. Sie reichten sich gegenseitig die Hände, Mom schien kaum noch Geduld zu haben, kam ein Stück näher zu mir und gab mir einen Kuss auf die Stirn – und war sogleich verschwunden. „Miss Yamanaka, bevor ich es vergesse, dies ist ihr Zimmerschlüssel. Sie haben jetzt Zeit, ihre Sachen auszupacken. Um 8:00 beginnt der Unterricht.“ Sie überreichte mir den Schlüssel und machte sich ebenso auf den Weg. Es war ein kleiner, silberner Schlüssel mit einem rosa Anhänger, worauf die Zimmernummer 216 eingraviert war. Ich schnappte mir meine Koffer und vermutete, dass sich mein neues zu Hause wohl im 2. Stock befand.

Oben angekommen blieb ich aufgeregt vor der Tür stehen. Bisher hatte ich noch niemanden getroffen, die ganze Schule schien wie leergefegt, weswegen ich schlecht schätzen konnte, wie die Leute hier wohl waren. Ich überprüfte noch einmal die Nummern, um auch sicherzugehen, dass ich den richtigen Raum erwischte. °Nun geh schon, Ino! Du bist doch sonst auch nicht so schüchtern. ° Ich atmete ein letztes Mal tief ein und aus. Ich nahm meinen Schlüssel, schloss die Tür auf und schaute vorsichtig in den Raum. „Hallo?“ Anscheinend war niemand da. Schnell hievte ich mein Zeug hinein und begutachtete das Zimmer. Es war ein recht schönes, jedoch kleines Zimmer. Auf jeder Seite des Raumes befanden sich ein Bett und dahinter ein Schreibtisch. In dem kleinen Vorraum, in dem ich mich befand, waren zu meiner Linken Schränke aufgebaut und zu meiner Rechten gab es eine Tür. Sie stand leicht offen und ich konnte erkennen, dass es das Badezimmer war.

Da sich auf dem linken Bett bereits Sachen tummelten, schloss ich darauf, dass das rechte Bett noch frei war. Erschöpf schmiss ich mich auf jenes, um endlich etwas abzuschalten. Doch im gleichen Moment hörte ich, wie jemand die Tür aufschloss und hineintrat. Als ich mich erhoben hatte, sah ich, wie ein rosahaariges Mädchen mit schulterlangen Haaren mit wütend ansah. „Sag mal, wer bist du denn? Was machst du hier? Ich will keine Ausreden hören. Wenn du auch eine von diesen Irren bist, hau lieber schnell ab!“, schrie sie mich an. Verdutzt stand ich auf und hob entschuldigend meine Hände. „E-Entschuldige bitte! Ich bin Ino Yamanaka, deine neue Zimmergenossin“ Schlagartig wurde sie rot. „Oi… Entschuldige bitte…. Dann bist du keine von diesen wahnsinnigen Hennen, nicht wahr?“ Langsam trat sie weiter in den Raum hinein und lugte auf das rechte Bett. „Aber was hast du dann auf meinem Bett verloren?“ „Dein Bett?“, fragte ich verwirrt. Sie sah sich um und bemerkte, dass sie ihren halben Kleiderschrank auf dem linken Bett verteilt hatte, was sie sofort wieder erröten ließ. „Ach Mensch, Ich Dummkopf! Weil ich es heute früh so eilig hatte, habe ich nur meine Sachen schnell dort hingeschmissen und …“ Sofort ging mir ein Licht auf. „Schon gut, ich verstehe.“, kicherte ich. „Nebenbei, ich bin Sakura Haruno, freut mich dich kennenzulernen.“ Freundlich hielt sie mir ihre Hand hin, die ich dankend entgegennahm. Genervt setzt sich Sakura auf ihr Bett. Ich tat es ihr gleich, ging dabei aber nochmal sicher, dass es diesmal wirklich das richtige war. Verlegen nickte sie mir zu. „Sag mal Sakura, wieso dachtest du ich sei eine … Irre?“ Diese Frage konnte ich nicht vergessen, auch wenn sie Sakura zu reizen schien. Seufzend antwortete sie mir:“ Weißt du, ich dachte du bist eines von diesen kreischenden Mädels, die ständig diesen Vollidioten hinterherrennen. Und da dieser Idiot Sasuke mich nicht ignoriert, so wie seine Fans das gerne hätten, bin ich eines ihrer Ziele.“ Ich konnte irgendwie kaum glauben was meine Zimmergenossin dort erzählte. „Ich hoffe du bist nicht auch so eine, die den Jungs ständig hinterherrennt, wie bei einem Fanclub!“, fügte sie leise mit schuldigem Blick hinzu. Abermals konnte ich mir ein leises Kichern nicht verkneifen. „Da brauchst du dir ganz sicher keine Sorgen zu machen. Ich bin definitiv nicht so.“ Freudig auf Grund meiner Antwort erhob sich die Rosahaarige und richtete ihren Rock. „Freut mich tierisch das zu hören. So, Themawechsel! Hast du denn irgendwelche Fragen bezüglich des Internats?“ Darüber musste ich kurz nachdenken, aber so schnell wollte mir dann doch nichts einfallen. Negativ schüttelte ich den Kopf. „Hm. Bist du sicher? Hier kann man schnell mal etwas aus den Augen verlieren. Wie ist dein Stundenplan für heute?“ Erschrocken fuhr ich hoch. Das hatte ich ja komplett verdrängt. Wie sollte ich den nur erfahren? Am besten ich besuchte die Direktorin noch einmal. „Bleib ganz locker Ino.“ Sie begutachtete den Stapel Blätter, der sich noch auf ihrem Bett befand und begann ihn zu analysieren. „Da haben wir es doch. Dein erstes Fach heute ist Mathematik.“ Mitleidig ließ ich mich zurück auf mein Bett fallen. „Oh man, so in Fach gleich am Anfang des Tages!“ Eigentlich mochte ich dieses Fach ganz gern, aber irgendwie hatte ich mich auf etwas Entspannteres eingestellt. Ein leichtes Grinsen überzog das Gesicht der Haruno. „Mach dir nichts draus! Ich habe den gleichen Kurs heute Morgen. Wenn du möchtest, kann ich dir nachher ein bisschen die Schule zeigen?!“ „Das wäre ziemlich hilfreich.“, erwiderte ich schnell. Ich war froh, so schnell jemanden nettes kennengelernt zu haben. Zügig räumte Sakura meinen Stapel zusammen und übergab ihn mir, als ihr schließlich das Gepäck auffiel, das sich noch immer im Vorraum befand. „Am besten du packst erst einmal aus. Wir haben noch ein bisschen Zeit. Frühstück fällt am 1.Tag immer aus, ich hoffe du hattest schon gegessen.“, erzählte sie mir und ging in Richtung Badezimmer. Das war wohl tatsächlich das Beste, was ich jetzt tun konnte. Ich nahm mir meine Koffer, suchte den leeren Schrank und fing an alles einzuräumen. Um die Stille zu überbrücken, begann ich ein Gespräch mit meiner neuen Freundin. „Sag mal, wer sind denn eigentlich diese ‚Vollidioten‘, von denen du vorhin gesprochen hast?“ „Glaub mir Ino, dass willst du gar nicht wissen!“, hörte ich Sakura’s Stimme aus dem Bad. „Shikamaru Nara und Sasuke Uchiha. Sie sind DIE absoluten Lieblinge bei den Mädels. Eines ist aber sicher, die Zwei wirst du noch früh genug treffen. Allerdings kann ich dir nicht versprechen, ob es ein gutes Treffen wird oder nicht. Erfahrungen nach zu urteilen wird es sicher die Hölle.“ Aufmerksam lauschte ich den Worten. Waren sie wirklich so furchtbar? Auf einmal machte es plötzlich ‚klick‘ bei mir. „Sasuke … Shikamaru …“, murmelte ich vor mich hin. „Hast du was gesagt, Ino?“, schallte es aus dem Bad. „Nein nein, schon gut!“, antwortete ich. Die Namen der Jungs auf dem Supermarkt, oder irrte ich mich? Aber konnte das sein? Ich überlegte kurz, ob ich der energischen Rosahaarigen davon erzählen sollte, beschloss dann aber, es lieber für mich zu behalten. Ich dachte, ich würde noch früh genug erfahren, ob sie es tatsächlich waren oder nicht.

Von Matheunterricht und schlechten Vorhersagen

„Bist du fertig mit auspacken Ino?“

Erschrocken legte ich die Hand auf meine Brust. Wann war Sakura denn aus dem Badezimmer gekommen? °Ich sollte endlich mit dieser stetigen Tagträumerei aufhören…° dachte ich zweifelnd an mir selbst. „Du bist aber schreckhaft!“, lachte die junge Frau neben mir. Ich stand auf, ging zum Spiegel und zupfte mich etwas zu Recht. „Normalerweise überhaupt nicht.“, erwiderte ich leicht schmollend. Entschuldigend legte sie ihre Hand auf meine Schulter und sagte: „Komm, lass uns gehen! In einer halben Stunde beginnt der Unterricht, vorher erzähl ich dir noch ein bisschen was.“ Nickend lief ich hinaus in den Flur, der nun alles andere als ruhig war. „So … Wo fangen wir am besten an? Wie du ja sicherlich weißt, ist dies der zweite Stock des Internates. Insgesamt gibt es vier Stockwerke. Hier, im rechten Flügel der Schule sind in den Stockwerken 1-4 die Schüler untergebracht. In der Mitte des Gebäudes befindet sich im 1.Stock die Cafeteria und, wenn du dem langen Glas Pfad von dort ausfolgst, kommst du zum Büro der Direktorin.“, erklärte sie mir auf dem Weg zum Unterricht. Zwischendurch nickte ich ihr immer mal wieder zu, um zu zeigen, dass ich bisher alles gut verstanden hatte. „Ja, sonst gibt es hier noch eine Bibliothek, eine kleine Schwimmhalle, die Turnhalle und – “ „Ich glaube das reicht auf die Schnelle erst einmal, oder?“, warf ich leicht hektisch hinein. „Hahaha, ja, entschuldige bitte. Eigentlich ist es gar nicht so kompliziert, wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat.“ „Und wo befindet sich der Raum, indem wir Unterricht haben?“ „Ah ja, der befindet sich mittig im 3.Stock.“, sagte sie mit purer Sicherheit. Damit war wohl fürs erste alles klar. Entspannt lief ich Sakura hinterher und war froh, eine so sympathische Zimmergenossin zu haben.

Kurz bevor wir das Klassenzimmer erreichten, blieb die Rosahaarige plötzlich stehen und bewegte mich so ebenfalls zum Stehen bleiben. Verdutzt sah ich sie an. „Ino, ich möchte dir das nochmal sagen. Bitte sei vorsichtig, wenn es um die Zwei geht. Du weißt, wen ich meine!“ Ernst sah sie mir in die Augen. Ja, das wusste ich in der Tat. Aber wieso beschäftige es sie so sehr? „Ich befürchte, dass du ihre Aufmerksamkeit so oder so haben wirst. Du bist neu an dieser Schule, und somit das ‚unerforschteste Objekt‘, wenn du verstehst was ich meine.“ Mit einem Handwink versuchte ich sie zu beruhigen. „Alles klar Sakura, aber mach dir bitte keine Sorgen. Ich bin keines von diesen wehrlosen Mädchen, glaub mir ruhig.“ Meine Aussage schien sie tatsächlich etwas zu beruhigen. Erleichtert zeigte sie auf den Raum, der sich fast vor uns befand. „Das ist der Mathematikraum. Nach der Stunde werde ich nochmal nachsehen, was deine anderen Fächer sind, okay?“ Plötzlich bekam ich einen riesen Schock. "Oh nein! Ich habe die ganzen Notizen im Raum gelassen!“ Wieder entgegnete sie mir nur ein höfliches Lachen. Zu meiner Erleichterung, zog sie einen zusammengefalteten weißen Zettel aus ihrer Tasche. „Du wirst heute nur diesen brauchen.“ Für einen Moment rutsche mir wirklich das Herz in die Hose.

Als wir den Raum betraten, zog ich – natürlich, wie sollte es sonst sein – die Blicke der meisten Schüler auf mich. „Sensei Iruka, das ist Ino. Unsere neue Schülerin.“, sprach sie mit dem Lehrer. Erst schaute er zu Sakura und dann zu mir, um anschließend wissend zu nicken. „Ich verstehe, Miss Yamanaka, richtig? Danke Miss Haruno, sie können sich jetzt auf Ihren Platz setzten.“ Der Lehrer für Mathematik war sehr freundlich. Er nutze die Zeit, um mir einige wichtige Regeln des Internats zu erklären. Als es schließlich klingelte, waren alle Schüler augenblicklich still. „Klasse, ich möchte euch eine neue Schülerin vorstellen. Das ist Ino Yamanaka. …..“. Während der Lehrer weiter einige Dinge zum neuen Schuljahr und über mich sagte, sah ich mich etwas im Raum um. Sofort viel mir dieser Junge auf. Es war einer der Jungen, die ich bereits im Einkaufsmarkt traf. Ununterbrochen starrte er mich an, mit einem Grinsen im Gesicht, das mir ganz und gar nicht gefiel. „Miss Yamanaka? Miss Yamanaka? Bitte setzten sie sich auf den freien Platz neben Shikamaru Nara.“ Er war es also wirklich. °Ich schätze. genau vor denen hat Sakura mich gewarnt. °, seufzte ich in mich hinein. Hilfesuchend sah ich zu ihr rüber, doch sie war gerade dabei, sich gegenseitig mit diesem Shikamaru selbstsichere und warnende Blicke auszutauschen. Sofort bekam ich von vielen anderen Mädchen aus der Klasse ebenso böse Blicke zugeworfen. Na das war ja mal wieder super. Wahrscheinlich war die Zahl meiner Feinde bereits größer als die meiner Freunde. Genervt begab ich mich an meinen Platz. Kaum das ich mich hingesetzt hatte, rückte dieser Casanova etwas näher zu mir. „Hallo Schönheit. Wer hätte gedacht, dass wir auf die gleiche Schule gehen.“, flüsterte er mir zu. Ich warf ihm einen warnenden Blick zu, der ihn jedoch keineswegs störte. „Was ist los, wieso so abweisend?“, fragte er nun mit noch größerem Grinsen. „Ich dachte, wir wären Freunde.“ Ich versuchte so gut es ging den Unterton, den er bei jedem seiner Sprüche hatte, zu ignorieren. „Freunde?“, blaffte ich ihn fast schon etwas zu sehr an. „Nicht mal in deinen Träumen.“

„Ach nein?“, sagte er selbstsicher und lehnte sich zurück in seinen Stuhl. Voller Ungeduld knallte ich mein Buch auf den Tisch und drehte mich zu ihm, doch als ich ihn ansah, fehlten mir die Worte. Er sah einfach umwerfend aus. Sein Anblick schwemmte jegliche Ordnung in meinem Kopf davon. Ich hasste diese Situation jetzt schon. Ich kannte diesen Kerl noch nicht einmal, und trotzdem raubte er mir den Atem. Doch nicht nur das, seine arrogante Art brachte mich ungewöhnlich schnell zur Weißglut. Mit einem überheblichen Lächeln musterte er mich. Verdammt! Sofort wandte ich mich zurück nach vorne, auch, um zu verstecken, dass ich rot anlief. Ich fühlte mich ziemlich ertappt im Moment. „Mein Anblick hat dir wohl die Sprache verschlagen, hm?“, flüsterte er mir überheblich zu. „Pah, bild‘ dir ja nichts ein! Ich habe mir nur überlegt, das es sinnlos ist, mit dir zu diskutieren.“, versuchte ich nun noch überheblicher zu klingen. „Ist das so, ja?“ Ich beschloss, dass es das Beste wäre, ihn einfach für den Rest der Stunde zu ignorieren. Als ich nach einer halben Stunde dann aber doch neugierig wurde, wagte ich einen kleinen Blick zu Shikamaru. Entsetzt musste ich feststellen, dass auch er mich gerade ansah. Ob das jetzt nur Zufall war? Oder beobachtete er mich schon die ganze Zeit? „Was glotzt du denn so? Hast du noch nie eine neue Schülerin gesehen?“ „Schon, aber ich glaube noch nie eine, die so schön ist wie du.“ Perplex konnte ich nicht anders, als ihn mit offenem Mund anzustarren. Nicht die Tatsache WAS er sagte verwirrte mich so sehr, sondern die Tatsache, WIE er es sagte. Im Gegensatz zu den vorherigen Augenblicken sah er mich nun ernst und entschlossen an. Wieso redete ich überhaupt wieder mit diesem Kerl? Am liebsten hätte ich mich selber dafür geohrfeigt, das sich meine Vorsätze, ihn zu ignorieren, bereits nach einer halben Stunde auflösten. „Mister Nara!“, rief es auf einmal streng von vorne. „Wären sie bitte so freundlich, ihre Augen lieber an die Tafel zu richten statt auf Miss Yamanaka?“ Diesmal war ich es, die das schadenfrohe kichern nicht unterdrücken konnte. Als ich schließlich wieder nach vorn sah, bemerkte ich, wie mich zwei hasserfüllte Augen anstarrten. Es war ein Mädchen, mit goldblonden Haaren, die sie zu vier Zöpfen zusammengebunden hatte. Irgendwie jagte dieser Blick mir schon etwas Angst ein. Konnte man wirklich so fanatisch hinter jemandem her sein?

Für den Rest der Stunde – worüber ich sehr glücklich war – ließ mein liebenswerter Banknachbar mich in Ruhe. Als nach weiteren 30 Minuten endlich das erlösende Klingeln kam, griff ich so schnell es ging nach meinen Sachen, um mich wieder mit Sakura zu treffen, die bereits vor der Tür auf mich wartete. „Und, war es erträglich?“, fragte sie in einem mitleidigen Ton. „Ich schätze, es hätte schlimmer sein können, auch, wenn ich ihn wirklich nervig finde.“ Die Rosahaarige schien ziemlich erleichtert zu sein über meine Antwort. „Ich habe mal gecheckt was du als nächstes hast!“, wechselte sie schlagartig das Thema. „Biologie, mit Sensei Guy. Glückerweise kannst du gleich in diesem Raum bleiben.“ „Gibt es keine Biologieräume an der Schule?“ „Doch, aber die können wir erst in einer Woche wieder benutzen, die werden nämlich gerade renoviert.“, erklärte sie mir trocken. Schließlich fuhr sie fort: „Danach noch eine Stunde Bio, im selben Raum. Das ist normal. Und danach hast du Kunst, mit Sensei Deidara, in Raum 17A. Der befindet sich auch im linken Flügel.“ Ein leicht überfordertes Seufzen entglitt mir. „Ach du Güte, warte mal.“, erwiderte ich hilflos. Schnell zückte ich einen Stift und notierte alles, was eben gesagt wurde. „Danke für alles, Sakura!“ „Nicht dafür! Ach, und bevor ich es vergesse, nach Kunst treffen wir uns in der Cafeteria ja?“ Kurz dachte ich darüber nach, wo diese sich befand. „1.Stock im Mittelgebäude, richtig? Ich werde da sein!“, sprudelte es freudig aus mir heraus. Ich konnte es kaum erwarten, denn ich war mir sicher, dass ich dort noch ein paar andere Leute kennenlernen konnte. Gerade als Sakura sich auf den Weg machen wollte, hörten wir, wie jemand nach meinem Namen rief. „Miss Yamanaka, warten sie bitte kurz!“ Vollkommen aus der Puste kam unser Mathematiklehrer den Flur entlang gerannt. „Gott sei Dank erwische ich sie noch vor dem Unterricht. Es gibt da etwas sehr wichtiges, dass ich Ihnen noch mitteilen wollte!“, stotterte er völlig atemlos. Man konnte deutlich sehen, wie meiner Freundin und mir die Unwissenheit im Gesicht stand. „Ich habe sie und Mister Nara während des Unterrichts beobachtet. Und ich bin wirklich beeindruckt. Sie gehören zu den wenigen Mädchen an dieser Schule, die sich nicht ständig von dem Herrn ablenken lassen. Ich bin wirklich stolz.“, erläuterte er. Ich wusste nicht so Recht, auf was er anspielen wollte, doch ich hatte ein wirklich übles Bauchgefühl. „Nun, ich habe beschlossen, mit der Direktorin zu sprechen. Wir werden sehen, dass wir ihre Kurse denen von Sikamaru Nara anpassen können, damit sie zukünftig in den meisten Fächern immer ihren Platz neben ihm finden.

°Wie bitte? °, schrie ich in meinen Gedanken. Hatte ich das richtig mitbekommen? Geschockt und mit offener Kinnlade musterte ich meinem Lehrer. Dafür fand ich absolut keine Worte. Sakura und ich schauten uns ungläubig an. Am liebsten wäre ich im Erdboden versunken. Warum? Warum ich? „Aber … Sensei Iruka …“, wollte die Rosahaarige zum Protest ansetzen. „Nein, sie brauchen gar nichts zu erwidern, Miss Haruno. Von Jahr zu Jahr wurde es immer schlimmer einen geeigneten Banknachbarn für Shikamaru Nara zu finden. Deshalb bin ich froh, endlich jemanden gefunden zu haben, dem es möglich ist, Herrn Nara, nun ja, sagen wir mal, ihn gekonnt auszublenden. Sie kennen die übliche Prozedur.“ Fassungslos ließ er uns mit dieser unwillkommenen Nachricht im Flur stehen. Egal wie oft ich das Szenario in meinem Kopf durchspielte, das Ergebnis blieb doch immer das Gleiche. Schlimmer hätte es kaum kommen können. Eines konnte ich mir jetzt wohl sicher sein: Freunde finden würde äußerst schwer werden.

Neue Freunde

Endlich ertönte das ersehnte klingeln zur Mittagspause.

Zu meinem Glück verging der restliche Vormittag relativ ereignislos. Bis auf das mich sowohl in Biologie als auch in Kunst die Blicke der Mädchen töteten – die wie verrückt hinter Shikamaru her waren – verlief sonst alles normal. So gut es ging versuchte ich, diese wütenden Augen zu ignorieren. Wahrscheinlich war es eh besser, mich gleich daran zu gewöhnen, denn das würde wohl nun Alltag werden. [seufz] „Dabei habe ich noch nicht einmal was gemacht …“, murmelte ich leicht deprimiert vor mich hin.

Angekommen in der Cafeteria hielt ich Ausschau nach Sakura und nur wenig später – worüber ich sehr erleichtert war – entdeckte ich sie, zusammen mit zwei weiteren Mädels. „Hey, Sakura.“, stellte ich mich höflich neben sie. „Ahhh, Mensch Ino, da bist du ja endlich! Ich dachte schon du hast dich etwas verlaufen!“, drehte sie sich abwesend zu mir. Interessiert versuchte ich herauszufinden, was sie dort tat. „Ignorier das einfach, sie versucht einen Kranich zu basteln!“, kicherte ein Mädchen mit braunen Haaren und 2 Zöpfen. „Du bist also Ino, die Neue, ja? Freut mich sehr dich kennenzulernen. Saku hat schon Gutes von dir erzählt! Ich bin Tenten Ama!“, plapperte sie aufgeregt los. Ein weiteres Mädchen, das ungeheuer schüchtern wirkte, erhob sich von ihrem Platz und stellte sich neben uns an den Tisch. „Hey, ich bin Hinata!“. Verlegen reichte sie mir ihre Hand. „Es freut mich sehr euch kennenzulernen! Ich bin Ino!“ Mir fiel erleichtert ein Stein vom Herzen. Sakura’s Freunde waren wirklich sehr nett. Ich war froh, dass sie mich so gut aufnahmen. „Setz dich doch – “, fing die Rosahaarige an, bis sie jemanden hinter mir erblickte, den sie mit einem wütenden Blick ansah. Als ich mich umdrehte, erkannte ich sie sofort. Das Mädchen aus dem Einkaufsmarkt und das, aus dem Unterricht, dass mir die schlimmsten Blicke von allen schenkte. „Wen haben wir denn da?“, lachte uns die Rothaarige arrogant entgegen. „Ihr habt doch nichts dagegen, wenn wir uns zu euch setzten?“, fragte sie in einem scharfen, ironischen Ton. „Hau ab Setsu, was willst du?“, antwortete Tenten ihr bissig. Ohne auch nur auf die Antwort zu warten – die sowieso ‚nein‘ gewesen wäre – setzten sie sich an unseren Tisch. Mit einem breiten Lächeln nahm die Blonde ihren Apfel, den sie mit breitem Grinsen ansah. „Also, Imo“ – „Ino“, unterbrach ich sie. „Wie auch immer. Wie war dein erster Tag bisher?“, fragte die Blonde mit einem finsteren Blick, der mir immer noch eine Gänsehaut verpasste. Was für eine überflüssige Frage. Merkten die Beiden denn nicht, wie unerwünscht sie waren? „Gut bis jetzt.“, gab ich leicht unbeeindruckt zurück. Zumindest versuchte ich so zu klingen. „Kann ich mir denken! Schließlich hast du es gleich in der 1.Stunde geschafft, dir den Platz neben Shikamaru für den Rest des Jahres zu sichern!“, erwiderte Setsu nun in einem weniger freundlichem Ton. Woher wussten die Zwei das denn? Die Sache gefiel mir gar nicht. Das sprach sich ja schneller rum als die fiesesten Lügen an meiner alten Schule. Mit einem warnenden Blick funkelte sie mich an. „Glaub ja nicht, dass dir das irgendetwas nützen wird! Wir warnen dich nur einmal! Lass deine Finger von Shikamaru.“, schrie sie mich herausfordernd an. Doch alles, was ich für solche Mädels übrighatte, war ein unbeeindrucktes Lächeln. „Setsu, richtig? Weißt du was, du kannst ihn gerne haben! Für Typen wie den interessiere ich mich absolut NULL!“, lachte ich auf. „Das ist auch besser so für dich!“, mischte sich nun auch die Blonde ein. „Komm Setsu, wir gehen, es ist alles gesagt!“. Als sie beide schließlich fort gingen entfuhr Tenten ein lautes Seufzen. „Maaaan, müssen die denn immer so eine Show abziehen“, schimpfte sie völlig genervt. Kaum das die Zwei gegangen waren, kamen auch schon 2 andere Jungs an unseren Tisch. „Was wollten denn Temari und Setsu hier?“, fragte der Junge mit den langen Haaren. „Nicht viel!“, erwiderte Sakura nun spöttisch. „Sie hat Ino nur den Krieg erklärt!“. Der Blonde kratze sich verständnislos am Kopf. „Ist mal wieder ‚ne Sasuke – Shikamaru Geschichte oder?“ „Tendenziell eher eine Shikamaru Story!“, scherzte Tenten. „Aber Themawechsel! Schatz, Naruto. Das ist Ino, unsere neue Freundin! Ino, das sind Neiji, mein Freund und Naruto, Hinata’s Freund!“ Freundlich sahen mich die beiden an, doch ich konnte beobachten, wie Hinata pudel-rot anlief und leicht unter dem Tisch versank. Neiji strafte seine Freundin mit einem mahnenden Blick, woraufhin sie ihm frech die Zunge entgegenstreckte.

Inzwischen saßen alle gemütlich an unserem Tisch, bis auf Naruto, der sich kurz nachdem er gekommen war, schonwieder verabschiedet hatte. Auch ein weiterer Junge mit kurzen braunen Haaren, der sich als Kiba Inuzuka vorstellte, gesellte sich an unseren Tisch. Etwas neugierig war ich schon, wie Naruto wohl die Pause verbrachte, wenn nicht hier bei seinen Freunden. Abwesend sah ich mich in der Cafeteria um, doch leider konnte ich ihn nirgends entdecken. „Suchst du wen?“, fragte meine Zimmergenossin mich beiläufig. „Naja, ich habe mich gefragt, wo Naruto wohl hingegangen ist.“ „Der ist bei Sasuke und Shikamaru!“, erwiderte sie vollkommen desinteressiert. Ungläubig sah ich in die Runde. „Bei den Beiden? Wieso denn das?“, richtete ich verblüfft meine Frage an die Allgemeinheit. Sie sah mich an und schien kurz zu überlegen, wie sie es am besten erklären konnte. „Das ist eigentlich fast immer so. Er gehört mit zu ihren engsten Freunden.“ „Normalerweise ist Neiji auch bei ihnen.“, ergänzte Tenten die Aussage. Da keiner mehr etwas hinzufügte, schien die Sache damit ‚gegessen‘ zu sein und ich beschloss, erst einmal nicht weiter nachzufragen. Ich sah auf die große Uhr die sich am Eingang der Cafeteria befand und registrierte, dass wir nur noch 10 Minuten Pause hatten. „Genau!“, rief Tenten plötzlich. Unsere Gruppe schaute sie etwas verwirrt an. „Saku, du und Ino, ihr hattet heute schon 4 Stunden, richtig?“ Zustimmend nickten wir ihr gleichzeitig zu. „Dann habe ich eine Idee. Hinata und ich müssen noch 2 Stunden zum Unterricht. Aber was haltet ihr davon, wenn wir Mädels nachher in ein Café gehen?“ Inzwischen hatte auch ich mitbekommen, dass es am 1.Schultag normal war, dass man nur 4 Stunden hatte. Deswegen dachte ich sofort, dass der Vorschlag der braunhaarigen eine super Idee war. Kein Unterricht und ein Nachmittag mit meinen Freundinnen. Das klang nach einem riesen Spaß. „Hm, ist gut. So können wir Ino ein bisschen die Gegend rund um das Internat zeigen.“, meldete sich nun auch die schüchterne Hinata zu Wort. Da alle einverstanden schienen, war es beschlossene Sache. „Und was ist mit uns armen Jungs?“, sagte Kiba leicht mitleidig. „Nix da!“, protestierte Neiji’s Freundin. „Heute nur ein Mädelsnachmittag!“, befahl sie.

Um die restliche Zeit totzuschlagen, beschlossen Sakura und ich, dass es das Beste sei, auf unser Zimmer zurückzukehren. Wenigstens dort konnte ich den Blicken der verliebten Mädchen entkommen. Endlich dort angekommen warfen wir uns ausgepowert auf unsere Betten. „Was haben diese Weiber nur für Probleme?“, motzte ich sofort los. „Du bist ihr neues Ziel. Solange sie niemand anderen finden, den sie tyrannisieren können, wirst du das wohl ertragen müssen.“, antworte meine Zimmergenossin mir hoffnungslos. Ich konnte das eigentlich immer noch kaum fassen, geschweige denn verstehen. °Der Weg hierher war die Hölle, hoffentlich passiert das jetzt nicht jeden Tag. °, dachte ich entmutigt. Mehr als einmal hatte mich die Rosahaarige heute aus einer Gruppe von wildgewordenen Fan Girls gerettet, die sich allesamt im Flur versammelt hatten. „Lass den Kopf nicht hängen, Ino! Wir stehen zu dir und werden unser Bestes dafür geben, dass sie dich weitestgehend in Ruhe lassen, okay?“ „Danke Saku! Ich bin echt froh, dass ich trotz dieser ganzen Sache Leute kennengelernt habe, die nicht so durchgedreht sind!“ Als ich meinen Kopf in ihre Richtung drehte, sah ich eine bereits eingeschlafene junge Frau. „Träum was Schönes.“, flüsterte ich ihr zu. Noch eine Weile musterte ich nachdenklich unsere verzierte Decke, bis auch ich der Müdigkeit erlegen war und einschlief.

Als ich wieder zu mir kam sah ich auf mein Handy und bemerkte, dass es bereits 15:40 Uhr war. Hastig sprang ich von meinem Bett und versuchte, die Schlafende wachzurütteln. „Mensch, jetzt wach doch endlich auf! Wir müssen los.“ Gähnend sah sie mich an. „Wieso machst du solch eine Hektik?“, fragte sie mich verständnislos. „Wir sollten schon vor 10 Minuten am Tor sein!“, rief ich ihr aus dem Badezimmer entgegen. Ein ‚ups‘ war allerdings das einzige, was ihr dazu einfiel. Schnell schnappten wir uns unsere Handtaschen und liefen eilig zum vereinbarten Treffpunkt. Als wir die gläserne Eingangstür verließen, sahen wir schon das schmollende Gesicht der Braunhaarigen. „Zu spät! Dabei haben Hinata und ich und extra wie verrückt beeilt, um pünktlich zu sein!“ „Entschuldigt, wir sind eingeschlafen und gerade erst aufgewacht.“, versuchte ich sie wieder milde zu stimmen. „Macht doch nichts. Es waren doch nur 10 Minuten.“, entgegnete Hinata mir schüchtern wie immer. „Also gut, gehen wir in unser Stamm-Café?“, fragte Tenten nun ungeduldig. Unwissend schaute ich meine Freundinnen an. „Unser Lieblingsort, weißt du Ino? Im Winter sind wir fast jeden Tag dort. Es ist super gemütlich.“, erklärte Tenten. „Und außerdem gibt es da eine Kellnerin, die Kiba unglaublich süß findet.“, ergänzte Hinata noch.

Das Café, welches ihr sogenannter ‚Lieblingsort‘ war, befand sich in der Nähe der Schule. 10 Minuten Fußmarsch, schon waren wir dort. Kaum das wir uns gesetzt hatten, kam sofort eine kleine blonde Kellnerin an gehuscht und fragte uns höflich nach unseren Wünschen. Wir gaben unsere Bestellungen auf, redeten über dies und das und lachten unendliche viel. Ich war wirklich froh, dass wir hierherkamen. „Und, wie findest du es hier?“, fragte Sakura mich schließlich. Ich lächelte sie zufrieden an. „Super. Wirklich ein toller Ort, um nach der Schule mit seinen Freunden Zeit zu verbringen.“ Zustimmend lächelten sie mich an. „Jedenfalls habe ich noch nie so leckeren Kaffee getrunken, nicht einmal der berühmte Kaffeeshop in Sunagakure kann da mithalten.“, fügte ich hinzu. „Wie kannst du nur so starken Kaffee trinken Ino?“, verzog Tenten ihr Gesicht. „Das ist ziemlich ungesund, dass solltest du nicht zu oft tun.“, sprach Hinata entsetzt mit einer Hand vor dem Mund. „Ich weiß gar nicht was ihr habt, ich finde sie hat einen super Geschmack.“, verteidigte Sakura mich mit einem breiten Grinsen. Als ich einen Blick in ihre Tasse warf, wusste ich sofort was sie meinte. Sie mochte ihren Kaffee genauso wie ich – schwarz und stark. „Deine Mutter meckert doch ständig, dass du das nicht andauernd trinken sollst Saku!“, warf die Braunhaarige vorwurfsvoll ein. „Du wirst davon noch Herzprobleme bekommen.“ „Als ob das jemals eintreten würde.“, lachte sie unbekümmert auf.

„Ich denke nicht, dass deine Mutter dabei so falsch liegt.“, hörte ich eine kühle Stimme hinter mir sprechen, weswegen ich vor Schreck meinen Löffel fallen ließ. Als ich mich umdrehte sah ich einen gutaussehenden Jungen mit pechschwarzen Haaren und ebenso schwarzen Augen. Er trug lässige Sportbekleidung, die ihn dennoch keineswegs unattraktiv aussehen ließ. Neben ihm stand Shikamaru mit einem selbstgefälligen Gesichtsausdruck. Ich konnte schlecht sagen, wer von beiden besser aussah. Als ich jedoch deren Begleitungen sah, wurde mir augenblicklich anders. Dort standen Temari, die siegessicher neben dem Nara wartete und ein Mädchen mit feuerroten Haaren sowie einer Brille, die eindeutig nicht Setsu war. „Sasuke-kun, lass die doch machen was die will!“, trällerte die Rothaarige. Ich bemerkte, dass Sakura keine Anstalten machte, sich umzudrehen und genervt ihren Kaffee fixierte. „Was macht ihr hier Uchiha?“, keifte sie unsere Mitschüler an. „Wir haben ein Date, Haruno.“, mischte sich nun Shikamaru ein. „Ein Doppeldate.“, ergänzte Temari arrogant. „Ein Doppeldate?“, wiederholte die Haruno. Genervt klopfte sie mit ihrem Zeigefinger auf den Tisch. „Ein Treffen, wo jeweils – “ „Ich WEISS was ein Doppeldate ist!!“, knurrte sie und schlug nun mit der ganzen Handfläche auf den Tisch ein. Sie stand auf und stellte sich aggressiv vor Sasuke, der sie jedoch eindringlich musterte. Mir fiel auf, dass sein Blick jedes Mal, wenn er die Rosahaarige sah, anders war, als wenn er einen seiner Fans ansah. Er wirkte irgendwie intensiver, einfach ehrlicher. Aber vielleicht bildete ich mir das nur ein. „Hey hey, mach mal halblang Süße. Kein Grund sich gleich aufzuregen.“, sprach der Braunhaarige nun ernster. „Misch du dich nicht ein, Idiot. Sorge lieber dafür, dass deine irren Weiber endlich Ino in Ruhe lassen! Außerdem beantwortet das nicht gerade meine Frage, was ihr hier, bei uns wollt. Geht und vergnügt euch mit diesen billigen Weibern. Es weiß doch eh jeder, wie gerne ihr zweigleisig fahrt!“, schrie sie die Zwei schon regelrecht an. Sasuke packte sie am Handgelenk und sah sie nun mit finsterem, wütendem Blick an. „Lass gut sein Kumpel.“, packte er den Schwarzhaarigen an der Schulter. „Temari, Karin, kommt!“ Daraufhin ließ er meine Freundin los. Gerade als wir annahmen, dass sie gehen wollten, wandte sich Sasuke noch einmal an Hinata. „Denk dran, du bist jederzeit willkommen.“, woraufhin er schließlich ging. Mit großen Augen sahen wir die Blauhaarige an. °Was zum …? ° „Hi-hinata, was meint er damit?“, stotterte Tenten nervös. Doch sie machte nicht den Anschein, als hätte sie die Absicht, uns zu antworten. Mit unsicherem Blick senkte sie ihren Kopf. „Es-es tut ... es tut mir leid. Ich glaube, ich muss jetzt gehen. Wir sehen uns später, j-ja?“ Schnell griff sie nach ihrer Tasche und verschwand aus dem Lokal. Mit offenem Mund beobachtete ich das geschehene Szenario. „Dieser Sache müssen wir unbedingt auf den Grund gehen!“, beschloss Sakura.

Gelüftete Geheimnisse

„Verflucht! Was fällt dem eigentlich ein? Ich HASSE diesen Vollidioten!“, schallte es mit wütender Stimme aus unserem Zimmer.

„Was zum Teufel ...?“, ich traute meinen Ohren kaum. Sakura brüllte gefühlt die halbe Schule zusammen.

„Eigentlich wollte ich mich etwas entspannen, aber das wird wohl nix mehr ...“, seufzte ich vor mich hin. „Dabei war heute so ein anstrengender Tag ...“

Für heute hatte die für mich letzte Stunde – der Sportunterricht – geendet, welcher ohne Tenten die reinste Qual gewesen war. Ich war darauf bedacht, so schnell wie möglich in mein Zimmer zu verschwinden, ehe die Horde hysterischer Mädels mir wieder irgendwo auflauern würde. Überall versuchten diese Fan Girls von Shikamaru mich zu belagern, um mich entweder aufs übelste zu beschimpfen oder aber mir gleich Drohungen an den Kopf zu werfen. Das meiste von dem, was sie mir sagten, kümmerte mich jedoch nicht. Warum verstanden diese Mädchen es einfach nicht? Ich wollte nichts von diesem Typen. Das einzige was sie mit ihren Aktionen erreichten war, dass sie mir kostbare Zeit stahlen und mich unendlich nervten.

„Warum lässt er sich auch immer wieder auf diese billigen Weiber ein?“, kam es abermals aus unserem Zimmer. Hier stand ich nun, unsicher, ob ich hinein gehen sollte oder nicht. °Sakura scheint ziemlich außer Kontrolle zu sein, ° schoss es mir leicht ängstlich durch den Kopf. Da es aber auch nichts brachte vor der Tür zu warten, bis sie sich beruhigte – was unter Umständen schon mal ein paar Stunden sein konnte – beschloss ich, mich in die Höhle des Löwen zu wagen. Vorsichtig öffnete ich die Tür und lugte durch einen Spalt, um sicher zu gehen, nicht gleich von einem Haufen herumfliegender Schulbücher erschlagen zu werden. Die Rosahaarige hatte wirklich ein höchst temperamentvolles Gemüt. Man konnte also nie vorsichtig genug sein. „Saku, kann ich reinkommen?“ Keine Antwort. Ich hörte, wie sie sich aufs Bett fallen ließ und betrat immer noch voller Vorsicht den Raum. „Sag mal, wieso sind Kerle eigentlich immer so seltsam?“, fragte sie mich mit beleidigtem Unterton. „Ich weiß auch nicht. Männer halt?“, erwiderte ich unsicher. Auf keinen Fall durfte ich riskieren sie erneut aufzuregen, dann wäre es nämlich mit meiner Entspannung gänzlich aus und vorbei gewesen. „Sag mal, was ist denn los?“, stellte ich ihr erschrocken meine Frage, während ich mich ebenfalls auf meinem Bett niederließ. Ich musste schon sagen, sie hatte gute Arbeit geleistet. Überall lagen Bücher und Zeitschriften. War es wirklich nötig den gesamten Raum zu verunstalten? Die Rosahaarige erhob sich, um mich direkt ansehen zu können. „Ich hatte gerade Chemie, mit Sasuke.“ Ich ahnte nichts Gutes. „Naja, und, wie es das Schicksal nun mal so wollte, musste ich bei dem heutigen Experiment mit ihm zusammenarbeiten.“ Ein tiefes Seufzen entglitt ihr, gefolgt von einem traurigen Blick. „Ich habe dir ja mal erzählt, dass er mir seltsamer Weise immer seine Aufmerksamkeit schenkt, obwohl ich nicht zu seinen typischen Barbies gehöre.“, fuhr sie fort. „Und du hast es ja auch gestern selbst gesehen. Der nimmt sich jedes Mädel das er kriegen kann. Karin ist nur eine von vielen.“, erzählte sie ihre Geschichte. Aufmerksam hörte ich bei jedem einzelnen Wort zu. Allerdings wusste ich immer noch nicht, auf was genau sie hinauswollte. „Hm … ich verstehe. Aber was mir noch nicht ganz klar ist, wieso du so wütend bist. Ich meine, diese Frauengeschichten sind ja nun wirklich keine Neuigkeit mehr.“ Mit einem gequälten Gesichtsausdruck sah mich meine Freundin durchdringlich an. „Ach Ino, weißt du, das Ganze ist etwas kompliziert. Sasuke weiß genau, wie ich zu ihm und diesen Affären stehe. Er weiß genau, dass er für mich sowieso nur ein Aufreißer ist. Und stell dir mal vor, trotzdem besaß er vorhin die Frechheit, mich nach einem Date zu fragen!“, sprudelte es nur so aus ihr heraus. Eine kurze Stille machte sich breit. Ich wusste nicht so richtig, wie ich am besten darauf reagieren sollte. Ich konnte zwar verstehen, dass sie sich darüber ärgerte, weil das nur noch mehr eifersüchtige Fans zur Folge hatte, aber … wieso war sie deshalb gleich so ausgerastet? Sie schien meinen verwirrten Blick bemerkt zu haben, weshalb sie schließlich begann zu erklären:“ Weißt du, zum einen, sieh mich doch mal an. Ich bin nichts Besonderes. Ein ganz durchschnittliches Mädchen – abgesehen davon, dass er mich nicht so leicht haben kann, aber davon gibt’s hier auch noch ein paar andere, wenn auch nicht viele. Ich weiß genau, dass er sich einfach nur über mich lustig machen will. Vermutlich macht es ihm inzwischen sogar richtig Spaß mich damit zu quälen. Und … weißt du, die zweite Tatsache ist, nun, wie soll ich dir das nur erklären?!“ Sie schien kurz darüber nachzudenken und sprach dann vorsichtig weiter: „Versprich mir, dass du das jetzt für dich behalten wirst. Okay? Du darfst niemandem davon erzählen, nicht einmal unseren Freundinnen. Es ist wegen …wegen Tenten. Weißt du, sie hatte früher zahlreiche Bettgeschichten. Bettgeschichten, nun ja, mit Sasuke und Shikamaru. In dieser Zeit war viel passiert, aber im Endeffekt hatten die Beiden sie vollkommen bloß gestellt - vor der gesamten Schule. Fotos, gefälschte Tagebucheinträge, alles was so möglich war. Sie war sogar schon fast soweit die Schule zu wechseln… dabei wollte sie doch einfach nur ihren Ruf loswerden und sich ändern. Und somit logischerweise auch diese Affären beenden. Sie wollte nichtmehr dieses Flittchen sein, denn damals hatte sie schließlich Neiji kennengelernt, der gerade neu an unsere Schule kam, und in den sie sich unverzüglich Hals über Kopf verknallt hatte.“ Und da war es wieder. Eigentlich sollte ich inzwischen gelernt haben, dass mich an diesem Internat nichts mehr überraschen sollte, doch es kam immer wieder etwas, das mir das Blut in den Adern schon fast gefrieren ließ. Ich konnte kaum glauben was Sakura mir da erzählt hatte. Einfach so. Nebenbei. Und verdammt nochmal, was war das denn bitteschön für eine Geschichte? Abgesehen davon, dass sie wohl mehr als verkürzt war, offenbarte sie mir, was Shikamaru und Sasuke anscheinend für Monster waren. Ich konnte es kaum glauben. Unsere braunhaarige Freundin war also auch mal eine von denen gewesen? „Weiß denn Neiji davon?“, war das einzige was meinen Hals verlassen wollte. Hastig schüttelte meine Gegenüber mit dem Kopf. „Nein nein, um Gotteswillen! Er würde wahrscheinlich sofort ausrasten. Er kann es gar nicht leiden, wenn jemand seiner Freundin oder seiner Cousine zu nah kommt. Egal, ob Freund oder nicht. Deswegen darfst du das auch am besten niemals jemandem erzählen! Keiner von uns tut je darüber sprechen.“ Das Ganze war ziemlich schwer vorstellbar für mich, dabei hatte ich den Eindruck, dass Neiji eine eher ruhige Person war. Aber stille Wasser sind ja bekanntlich tief. „Und, wie hast du denn eigentlich darauf reagiert? Ich meine, auf seine Frage?!“ Verlegen wickelte sie eine rosa Strähne um ihren Finger. Ich konnte deutlich erkennen, dass sich ihre Wangen rot färbten, weswegen ich die Antwort kaum erwarten konnte. „Nun ja, ich habe ihm natürlich eine geknallt und bin aus dem Unterricht gegangen! Nicht zu vergessen, dass ich ihm gesagt habe, er sei ein perverser Mistkerl.“, antworte sie mir und streckte frech die Zunge aus. „Ich bin eben keines von diesen Mädels, bei denen er sich das erlauben darf, da hat er eben Pech gehabt!“ Ein breites Grinsen schlich sich auf unsere Gesichter. Ja, das passte zu ihr. Wie sollte es auch sonst sein? Das war einfach typisch Sakura. Doch da fiel mir sofort das nächste wichtige Thema ein, das mich schon den ganzen heutigen Tag beschäftigte. „Sag mal Saku, hat einer von euch nun eigentlich mal mit Hinata gesprochen? Du weißt schon, wegen der Sache im Café …“ Schlagartig änderte sich die Laune der jungen Frau. Schulterzuckend murmelte sie: „Tenten hat sie heute nur ganz kurz gesehen, sie kam erst ein paar Minuten vor dem Unterricht und war danach sofort wieder verschwunden. Keine Chance also. Und … sie war ja heute nicht einmal in der Cafeteria, zum Lunch. Das ist schon ziemlich untypisch für Hinata!“, antwortete sie mir nachdenklich. Leichte Besorgnis mache sich in mir breit, irgendwie gefiel mir die Sache ganz und gar nicht. Es schien fast so, als würde sich die Blauhaarige mit Absicht vor uns verstecken. „Weißt du was, lass und doch einfach mal bei ihr klopfen gehen!“, sprang die Rosahaarige enthusiastisch auf. „Wenn sie Probleme hat, dann sollten wir nicht zögern, und ihr zur Seite stehen.“ Da ich ihren Vorschlag für eine gute Idee hielt, nickte ich ihr zustimmend und setzte mich in Bewegung. Wir gingen raus auf den Flur und machten ein paar Schritte, als Sakura plötzlich stehen blieb. Gut, dass ich gerade nicht geträumt hatte, sonst wären wir voll ineinander gekracht. „Wieso bleibst du denn so plötzlich stehen?“, fragte ich sie etwas zu schroff. „Na, weil hier Zimmer 217 ist. Hier drinnen wohnen Hinata und Tenten.“ Unschuldig zeigte sie mit ihrem Finger auf die Tür, die gleich neben unserer war. Ich war vollkommen überrascht. Bisher war mir nie aufgefallen, dass sie gleich nebenan wohnten. Wieso hielt es auch niemand für nötig mich über etwas derart Wichtiges aufzuklären? Vorsichtig klopfte ich einige Male gegen ihre Tür, doch keiner von Beiden schien anwesend zu sein. Ich drehte mich um und sah, wie meine Freundin mich ratlos ansah. „Hm ... gibt es denn einen Ort, an dem Hinata sich des Öfteren aufhält?“ Ich versuchte logisch an die Sache ranzugehen, unwissendes grübeln brachte uns hier auch nicht weiter. Aber langsam kamen mir Zweifel. Vielleicht sollten wir uns auch nicht aufdrängen. „Oder könnte sie nicht bei Naruto sein?“ Wir überlegten immer weiter, doch da es mehr Orte gab, als wir dachten, beschlossen wir einfach alle abzusuchen. Da unsere blauhaarige Freundin sich gerne an Plätzen aufhielt, die entweder besonders ruhig oder voller Blumen waren, beschlossen wir, dass das Gewächshaus ein guter erster Anhaltspunkt war – den das war sowohl ruhig als auch voller Pflanzen. Als wir dort ankamen wurden wir zu unserer Erleichterung auch sofort fündig. „Hinata!“, rief Sakura wütend ihren Namen. Vor Schreck ließ sie den frisch bepflanzen Blumentopf fallen. „Hinata, wir müssen unbedingt mit dir reden!“, kam es nun schon weniger verärgert von ihr. „J-ja? Was gibt es denn?“, fragte sie mit traurigem Unterton und gesenktem Blick. Wir wussten alle, dass diese Frage vollkommen unnötig war. Es gab nur eine Sache im Moment, die so wichtig sein konnte, dass wir sie extra dafür suchten. „Mensch, nun stell dich nicht so an. Du weißt genau worum es geht. Ich glaube, du bist uns eine Erklärung schuldig!“ Mahnende Blicke trafen die schüchterne junge Frau, weshalb sie es kaum wagte, uns anzusehen. Eine unangenehme Stille machte sich breit. Und wieder hatte ich eine schlimme Vorahnung. Ich wusste nicht genau weswegen, aber mein Bauchgefühl trübte mich selten. Hinata stupste nervös ihre Zeigefinger zusammen und schien nach einer plausiblen Erklärung zu suchen. „Was hat Sasuke gemeint? Sag es doch einfach!“, drängte nun auch ich meine Freundin zur Antwort. Ich wusste das es falsch war, doch die Neugierde siegte letztendlich. Endlich rang sie sich dazu durch uns anzusehen. Doch irgendwie war ihr Blick seltsam. Ich konnte nicht wirklich sagen, was er zu bedeuten hatte. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten, kniff ihre Augen zusammen und begann in einem lauten Ton das zu sagen, was ich nie für möglich gehalten hätte. „Sasuke und ich haben miteinander geschlafen!“, sprudelte es nur aus ihr heraus. Mit offenem Mund starrten Sakura und ich sie an. Sie hatten WAS? Mit diesem … mit diesem … - „Du hast WAS?“, kam es von einer wütenden männlichen Stimme hinter uns. Geschockt drehte ich mich um und wollte meinen Augen nicht trauen. Verdammt! Warum hatten wir nicht besser aufgepasst? Keiner von uns hatte bemerkt, dass auch sie im Gewächshaus waren. Ich befürchtete, dass nun jede Menge Ärger auf die arme Hinata zukam, und ich fühlte mich furchtbar schuldig. Ebenso geschockt wie wir sah sie ihren Freund an, der dort hinter uns aufgetaucht war – zusammen mit ihrem Cousin. Dieser Tag musste verflucht gewesen sein. Anders konnte ich mir die ganze Sache nicht erklären. „Sag das nochmal…“, mischte sich nun Neiji ein. Tränen bahnten sich ihren Weg über die Wangen der Blauhaarigen. Ihre Füße schienen sie nichtmehr tragen zu wollen, sie sackte zusammen und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Sofort stürmte Naruto los, dicht gefolgt von Neiji. Ich ahnte Schlimmes. „Sakura, kümmere dich um Hinata! Bring sie am besten in ihr Zimmer! Ich folge den beiden und versuche sie von Dummheiten abzuhalten.“ Sofort lief ich los und versuchte die Zwei aufzuhalten. Warum musste es so kommen? Ich war eine neue Schülerin auf dieser Schule, und trotzdem fühlte es sich so an, als müsste in meinen neuen Freundeskreis davor bewahren, auseinanderzubrechen. Ich kannte niemanden bisher wirklich gut, doch aus einem unerfindlichen Grund mochte ich jeden Einzelnen von ihnen sehr gerne. Als ich draußen ankam sah ich, wie sie schnurstracks in Richtung Sasuke und Shikamaru unterwegs waren, die draußen gut gelaunt auf einer der Schulbänke saßen. „Mensch, hey, wartet doch mal. Nichts überstürzen Jungs!“, schrie ich ihnen derweilen hinterher. Doch es brachte nichts, sie schienen mich nicht einmal zu beachten. „SASUKE!“, brüllte Naruto seinem eigentlichen Freund entgegen. „Hey Alter, was gibt es denn?“ fragte der schwarzhaarige Schöne völlig ahnungslos. Und dann kam eins zum anderen: Völlig Wutentbrannt verpasste der Blonde seinem Kumpel ein Schlag mit der Faust mitten ins Gesicht. Alle standen geschockt daneben. Obwohl ich mir genau so was bereits dachte, hatte ich dennoch keine Worte. Erst schienen sie nicht zu realisieren was eben geschehen war, doch nur ein paar Sekunden später stürzten sich Sasuke‘s Mädels auf ihn, um ihn zu bemitleiden. „Sag mal Naruto spinnst du?“, keifte Shikamaru den Blonden an. Doch mehr als hasserfüllte Blicke hatte dieser nicht übrig für seine sogenannten ‚Freunde‘. „Und du willst ein Kumpel sein du Arsch. Du bist echt das Allerletzte!“ Ohne weitere Worte darüber zu verlieren verließ er die Gruppe in Richtung Schulgebäude. „Das wirst du noch bereuen Uchiha!“, versprach Tenten’s Freund ihnen. Daraufhin folgte er dem Blonden. Im Moment waren sie Ahnungslos. Keiner von ihnen konnte sich denken, wieso Naruto das getan hatte. Keiner außer mir.

Gruppenarbeit

Die Fronten schienen verhärteter denn je.

Heute war Freitag, es war also bereits drei Tage her seit wir von Hinata diese ‚Sache‘ erfahren hatten. Trotzdem hatte sich bisher nichts geändert – und schon gar nicht gebessert. Zwar war Sakura ziemlich enttäuscht von der Blauhaarigen gewesen, doch stand sie ihr trotz allem in dieser Zeit bei. Bisher hatte die Hyuuga keine Chance gehabt mit ihrem Freund oder ihrem Cousin zu sprechen. Naruto ignorierte seine Freundin seit diesem Zwischenfall komplett, selbst, wenn er seine Pausen bei uns verbrachte. Offensichtlich schien er auch Sasuke und Shikamaru vollkommen auszublenden, da auch diese mehrmals probierten mit ihm zu sprechen – ohne Erfolg. Und wenn sie es dann bei Neiji versuchte sagte dieser immer nur ‚Er wolle davon nichts hören, es widere ihn nur an‘. Ich hatte großes Mitleid mit ihr. Niemand – außer uns – wollte ihr zuhören. Niemand wollte ihr die Chance geben, die Sache zu erklären. Es stimmte, sie hatte eine Nacht bei dem Uchiha verbracht, doch war das vor ihrer Zeit mit dem Blonden. Sie erzählte uns, dass es letztes Jahr nach dem Schulfest passierte. Alles geschah so schnell. Sie hatte einfach zu viel getrunken und so kam eins zum anderen. Er nahm sie mit auf sein Zimmer, wobei sie selbst natürlich nicht daran dachte, was seine Absichten waren. Sie hatte eine naive, unschuldige Natur, und bisher wenig Erfahrung mit Jungs. Als er damit begann, sie zu verführen, hatte sie sich erst gewehrt. Doch er wollte einfach nicht aufhören. Es war nicht so, dass sie es in diesem Moment nicht genoss, die Zärtlichkeit eines Mannes auf ihrer Haut zu spüren, doch war er nicht derjenige, mit dem sie so etwas erleben wollte. Doch ihre Sinne schienen durch den Alkohol wie vernebelt zu sein. Normalerweise dachte sie ständig an Naruto, doch diese Intimität, die sie dort mit Sasuke teilte, übermannte sie, und schließlich gab sie sich Sasuke’s Anziehung vollkommen hin. Er hatte ihr versprochen gehabt, niemandem davon zu erzählen – und bisher hielt er sein Versprechen auch. Hinata wollte diese ganze ‚Geschichte‘ einfach nur vergessen, schließlich kam sie nur zwei Wochen später mit dem Blonden zusammen. Naruto war seit Kindertagen ihre große Liebe. Sie bereute trotzdem nicht, dass sie diese Nacht mit Sasuke verbrachte. Sie bereute lediglich, dass sie Naruto nicht schon eher davon erzählte.

„Miss Yamanaka!“ Ich konnte an nichts anderes mehr denken als an dieses Unglück. Irgendwie musste es doch möglich sein der Blauhaarigen zu helfen. „MISS YAMANAKA!“ – „Hey, aufwachen Ino!“, stupste mich Shikamaru von der Seite an. „Hm?“ Verwirrte blickte ich ihn an. „Miss Yamanaka, wenn Sie bitte dem Unterricht folgen würden? Zum Träumen haben sie später noch Zeit.“, ermahnte mich der Lehrer. Es war doch zum Haare ausreißen. Ich konnte mich keine Minute auf den Unterricht konzentrieren. Selbst die Tatsache, dass ich den restlichen Tag neben dem Nara verbringen musste erschien mir dadurch völlig belanglos. „Ich hoffe doch du denkst gerade an mich!“, flüsterte er mir verführerisch zu. °Oh nein! Nicht das auch noch …° Seine Stimme warf mich vollkommen aus meinem Konzept. Sie klang wie Melodie in meinen Ohren. Aber halt, was dachte ich denn da? „Vergiss es, nicht alles dreht sich nur um dich!“, antwortete ich ihm weniger neckisch als ich eigentlich wollte. „Machst du dir Sorgen um die kleine Hyuuga?“ Traurig senkte ich meinen Blick. „Ihr Zwei, ich kann euch einfach nicht verstehen. Ihr habt Hinata’s Leben völlig aus der Bahn geworfen. Und dann interessiert es euch nicht mal!“ „Das stimmt nicht.“, antwortete er mir ernst. „Ich wusste gar nichts davon. Und eines kann ich dir zu 100% versichern, Sasuke kümmert es sehr wohl. Außerdem, du vergisst, das Neiji und Naruto kein Wort mehr mit ihm wechseln. Sie sind ebenso seine Freunde. Glaubst du das lässt ihn einfach kalt?“ „Und WARUM muss er dann so eine Aussage machen? Dann wäre das doch alles gar nicht rausgekommen und niemand hätte jetzt Probleme!“, kam es wütend von mir zurück. „Nun ja, weißt du …“ Sein Blick schweifte von mir zu Sakura. „Er wollte --!“ „Mister Nara, Miss Yamanaka! Das ist die letzte Verwarnung. Wenn sie nicht augenblicklich still sind, finden sie sich im Büro der Rektorin wieder!“, rief Sensei Kakashi uns mit stark wütendem Unterton zu. Sakura sah mich von einer der vorderen Reihen an und verdeutlichte mir mit einer Geste, jetzt besser ruhig zu sein. Mit diesem Lehrer war wohl nicht zu spaßen. Aber was meinte der Braunhaarige wohl damit? Ich brannte darauf zu erfahren, was er mir eben sagen wollte, doch ich entschied, dass es besser war zu warten, bis die Geschichtsstunde vorbei war. Nachdem die Stunde vorbei war – und uns nur 10 Minuten Pause bevorstanden – huschten Tenten und ich augenblicklich zu Sakura’s Platz. „Sag mal, was haben du und Shikamaru denn da getrieben? Sensei Kakashi ist sonst kaum aus der Ruhe zu bringen!“, kam es neugierig von der Ama. „Das erklär ich euch später.“, antwortete ich leicht abwesend. Unsere rosahaarige Freundin brachte einen lauten Seufzer hervor. „Was’n los Saku?“, fragte Tenten besorgt. „Wir haben jetzt Sozialkunde mit Sensei Asuma. Das heißt Naruto und Hinata werden hierherkommen.“, seufzte sie abermals vor sich hin. „Wo ist da das Problem?“, fragte ich. Sie blickten mich beide mit mitleidigem Blick an. „Sie sitzen nebeneinander, direkt hinter euch!“, stimmten sie gleichzeitig ein. Oh weh…

Ich ging zurück an meinen Platz und ließ mich genervt auf den Stuhl fallen. Ich beobachtete, wie einige unserer Mitschüler den Raum wechselten und dafür andere ihren Platz einnahmen. Ein lautes Kreischen war zu hören und mit hochgezogenen Augenbrauen wanderte mein Blick zur Klassenzimmertür, durch die nun Sasuke hereinkam. „Du hier Sasuke?“, konnte ich Setsu aus der ersten Reihe hören. „Seit wann bist du denn in diesem Fach eingetragen?“, säuselte sie weiter. Ich warf einen kurzen Blick auf Sakura, die nur mit offenem Mund dasaß und ihn aufmerksam beobachtete. Langsam beugte sich der Schwarzhaarige zu ihr runter und hauchte ihr ein ‚Erst seit kurzem‘ ins Ohr. Kurz nach ihm kam nun auch Naruto ins Klassenzimmer. Doch ohne seinen ehemaligen Freund eines Blickes zu würdigen lief er zu seinem Platz. Als Sakura und ich mitbekamen, auf wessen Platz der Uchiha zusteuerte, bekam ich leichte Panik. Kurz blieb er an unserem Tisch stehen, um seinen Kumpel zu begrüßen. „Geile Sache, dass du das geschafft hast!“, kam es von meinem Banknachbar. „Ob das mal gut geht!“, fuhr er mit einem aufgesetzten Lächeln fort. „Wir werden sehen.“, bekam er kurz zurück. Dann ging er weiter und meine Vermutung bestätigte sich. Sasuke setzte sich direkt neben Naruto. Ich drehte mich zu ihnen um und sah, wie der Blonde ihn fassungslos anstarrte. Damit hatte wohl keiner gerechnet.

Unerwarteter Weise betrat nun auch Neiji den Raum. Tenten starrte ihren Freund ungläubig an. „Neiji, was machst du denn hier?“ „Sehen warum Hinata auf einmal in meinem Kurs ist!!“, antwortete er gereizt. Er ging direkt zu der Bank, an der sich Sasuke niedergelassen hatte. Auch seine Freundin stürmte nun los, um Ärger zu vermeiden. „Was-hat-das-zu-bedeuten-Uchiha?“ Mit zusammengekniffenen Augen verlangte er deutlich eine plausible Antwort. Doch dieser machte keine Anstalten. Wahrscheinlich war das auch besser so. Der Hyuuga schien mehr als nur gereizt zu sein. Doch schließlich schaute Sasuke auf. „Ganz einfach, ich habe‘ den Kurs mit Hinata getauscht.“ Völlig monoton sprach er diesen Satz aus. „Ich glaube du hast mich letztens nicht ganz verstanden. Sprich meine Cousine nie, NIE wieder an!!“ „Beruhige dich doch Schatz.“, kam es blitzschnell von Tenten. Man sah deutlich die Sorge in den Augen der Braunhaarigen. Neiji gab seiner Freundin einen Kuss und verschwand daraufhin wieder aus dem Raum. Die Schulglocke ertönte und kündigte damit die nächste Stunde an. Ich bemerkte, wie sich Shikamaru eine meiner Haarsträhnen schnappte und sie leicht um seine Finger zwirbelte. „Sensei Asuma ist nicht so streng wie Sensei Kakashi.“ Ein verführerisches Grinsen schlich sich in sein Gesicht. Ich konnte kaum wiederstehen, als ich mich dennoch dazu durchrang, seine Hand wegzuschlagen und ihm ein ‚Lass das‘ zuzuflüstern. Als ich mich wieder unserem Lehrer widmete bemerkte ich Setsu’s finsteren Blick. Anscheinend hatte sie die Sache mitbekommen, was wiedermal nichts Gutes bedeutete.

Sensei Asuma baute sich vor der Klasse auf und räusperte einige Male seine Stimme, um die volle Aufmerksamkeit der Klasse zu bekommen. „Ich wünsche Ihnen einen guten Morgen. Ich bin mir sicher, dass sie alle bisher eine anstrengende Woche hatten, weshalb ich mir für den heutigen Unterricht etwas ganz Besonderes ausgedacht habe. Wir – oder besser gesagt Sie alle – werden ein Projekt durchführen. Um die Sache angenehmer und einfacher zu gestalten, werdet ihr diese Aufgabe jeweils als Paar bewältigen.“ Sofort begannen alle Schüler untereinander zu tuscheln. Ich schätze die meisten machten sich Pläne, wie sie als erstes zu Sasuke und Shikmaru kommen sollten, um diese zu fragen. Doch sofort schoss Temari’s Hand in die Höhe. „Ja bitte, Miss Sabakuno?“ Sie stützte ihren Kopf auf ihre Hand, schlug die Beine übereinander und fing mit gespielt freundlicher Stimme an zu sprechen: “Dürfen wir uns unseren Partner denn aussuchen?“ Der Lehrer begann zu seufzen. „Nein, tut mir leid. Wenn ich das erlauben würde, würde hier wahrscheinlich das Chaos ausbrechen. Ich weiß wie gerne sie alle mit Mister Uchiha und Mister Nara arbeiten würden. Deswegen habe ich mir das hier einfallen lassen.“ Er ging hinter sein Pult und holte eine Box hervor. „Darin sind Zettel, die jeweils eine Nummer haben. Alle Nummern kommen zweimal vor. Das heißt also, wer die gleiche Nummer hat wird auch zusammenarbeiten.“ Nahezu die gesamte Klasse stöhnte auf. Gleich nachdem Setsu einen Zettel gezogen hatte, wand sie sich zu uns um und rief:“ Shikamaru-Liebling, Sasuke-Schatz, was habt ihr für Nummern?“ Verführerisch klimperte sie mit ihren künstlichen Augenwimpern. Da mein Banknachbar allerdings damit beschäftigt war, sich böse Blicke mit Sakura auszutauschen, bemerkte er die Rothaarige nicht. Sasuke hingegen schenkte ihr nur einen genervten Blick. Verärgert rief sie nun seinen Namen etwas lauter. Nun sah der Angesprochene ebenfalls mit genervtem Blick zu ihr. „Was ist?“, fragte er ungehalten. Seine Unfreundlichkeit schien sie etwas aus der Bahn zu werfen, doch sofort wickelte sie eine ihrer Strähnen um ihren Zeigefinger. „Ich wollte nur wissen, welche Nummer du und Sasuke-Schatz gezogen haben!“ Der Braunhaarige drehte sich um zu seinem besten Freund. Sowohl er als auch der Nara fingen an, selbstsicher zu Lächeln. Im ganzen Klassenzimmer wurde es still. Natürlich wollten alle Mädchen wissen, ob einer von ihnen ihr Partner war. „Warum willst’n das wissen, Setsu?“ „Vielleicht habe ich ja die gleiche Nummer wie einer von euch beiden!“, kicherte sie los. Sasuke lehnte sich entspannt in seinen Stuhl zurück. „Das glaube ich kaum!“, sprach er spöttisch. Sofort verschwand das Lächeln aus ihrem Gesicht. „Ach nein? Und warum nicht?“, mischte sich die Sabakuno ein. „Weil wir schon wissen, wer unsere Partner sein werden!“, antworteten die Schönlinge gleichzeitig. Temari zog ernst ihre Augenbrauen zusammen und Setsu’s Augen wurden nun noch größer. „Und wer soll das bitte sein?“ Shikamaru warf einen eindeutigen Blick zu mir herüber. Verdammt, wieso wusste er, welche Nummer ich hatte? Ich hatte nur einmal ganz kurz draufgeschaut, dass konnte er unmöglich gesehen haben. Doch dann traf es mich wie ein Blitz. Sasuke musste es von hinten gesehen haben. „Soll das etwas heißen, dass dieses Miststück mit dir zusammenarbeiten wird?“, fauchte Setsu drauf los. „Die hat doch hundert Pro betrogen!“ – „Zügeln sie Ihre Zunge!“, mischte sich nun der Lehrer ein. Er zückte Zettel und Stift und sah gespannt in die Runde. „Ich werde mir nun ihre Konstellation notieren. Also, wer hat die Nummer eins?“ Ich erschrak, als ich sah, welche Hände nach oben schnellten. Ich konnte an Sakura’s Blick erkennen, dass sie genauso geschockt war wie ich. Nein, sie war es fast noch schlimmer. Völlig versteinert saß sie auf ihrem Platz. „Okay, Miss Sakura Haruno und Mister Sasuke Uchiha.“ Genauso wütend wie sie mich anstarrten wanderten die Blicke der Mädchen nun zu meiner Freundin. Als er sich die restlichen Nummern notiert hatte, stellte ich fest, das Naruto mit Tenten eine Gruppe bildete. An ihrer Gestik konnte ich erkennen, dass sie das gleiche dachte wie ich. Es war eine gute Chance, den Uzumaki dazu zu bringen, sich mit Hinata zu versöhnen, oder sie zu mindestens erst einmal anzuhören.

Für den Rest der Stunde mussten wir uns nun mit unseren Partnern zusammensetzten. Der Uchiha schlenderte selbstsicher zu Sakura, die immer noch diesen versteinerten Gesichtsausdruck hatte. Die Arme hatte es aber auch wirklich nicht leicht. Gerade nach dieser ganzen Geschichte musste sie nun auch noch mit diesem Kerl zusammenarbeiten. Neugierig ließ ich meinen Blick nun zu Team 6, Naruto und Tenten schweifen. Als dieser gerade aus dem Fenster sah, zeigte sie mir mit dem Daumen nach oben gerichtet, dass bis jetzt anscheinend alles ganz positiv lief. Vielleicht ließe der Uzumaki ja mich sich reden. Als ich mich letztendlich zu Shikamaru drehte, grinste der mich schon breit an. Eines war definitiv klar: Das würde eine ziemlich lange Doppelstunde werden.

Männer und die Probleme, die sie mit sich bringen

Die Spannung, die nun in der Luft lag, war deutlich spürbar.

Mit einem charmanten Lächeln, das selbst mir eine Gänsehaut verpasste, stellte er sich neben den Tisch seiner Partnerin und signalisierte deren Banknachbarin, dass die Gruppenarbeit bereits begonnen hatte. Diese lief rot an, stand viel zu hastig auf und warf dabei ihren Stuhl nach hinten. Ich sah, wie Sakura ihren Kopf hoffnungslos schüttelte, während ein paar Schüler um sie herum anfingen zu lachen. Der schöne Uchiha hingegen grinste nur. „Ganz ruhig, kein Grund sich zu beeilen!“, sagte er selbstsicher.

„Na, so sehr von Sasuke verzaubert?“, holte mich nun mein Projektpartner zurück zu meinem ‚Problem‘. Hörte ich da etwa einen leicht beleidigten Unterton raus? Ich beschloss, einfach etwas Unerwartetes zu sagen, nur um ihn auf seine Reaktion zu testen. Ich liebte es, Kerle wie ihn zu necken. „Nun ja, Sasuke ist wirklich ziemlich heiß, wäre doch was, wenn ich es schaffe ihn mir zu schnappen, was meinst du?“, grinste ich ihn herausfordern an. Nun war er es, der mich für den Bruchteil einer Sekunde mit fassungslosem Blick ansah. Der beleidigte Blick des Nara schwenkte jedoch sofort um zu seinem Kumpel. War er etwa eifersüchtig auf seinen besten Freund?

Schnell verwarf ich den Gedanken und schenkte Team 1 erneut meine Aufmerksamkeit. Es schien so, als wäre die Rosa-haarige kein bisschen gewillt, mit ihrem Projektpartner zusammen zu arbeiten. Dieser sah sie ununterbrochen an, ohne aber ein Wort zu sagen oder etwas anderes zu tun.

„Willst du nicht endlich mit mir reden? Schweigend werden wir diese Aufgabe schlecht lösen können …“, setzte er einen Versuch zum Gespräch an.

„Ich glaube mir wird gleich schlecht!“, erwiderte sie, ohne ihren Kopf in seine Richtung zu drehen.

„Wie bitte?“

„Du widerst mich an!“, kam es harsch zurück. Ein missbilligendes Schnaufen war ihrerseits zu hören. Die Haruno öffnete ihren Mund, schloss ihn jedoch wieder und warf ihm stattdessen nur einen bösen Blick zu.

„Ino, ich glaube wir sollten langsam mal anfangen!“ Gelangweilt wedelte Shikamaru mit einem Bleistift vor meinem Gesicht rum. °Wow, er kennt ja doch noch meinen Namen°, schoss es mir zeitgleich durch den Kopf. Ich war immer wieder überrascht, wenn er mich bei meinem Namen nannte. Oft passierte das schließlich nicht. Ständig nutze er nur diese dummen Kosenamen, wie „Süße“ oder „Schönheit“. Aber von einem Casanova wie ihm konnte man wahrscheinlich auch nicht vielmehr erwarten.

Zustimmend nickte ich ihm letztendlich zu, nahm mir das Blatt, welches uns der Lehrer ausgeteilt hatte und las mir die darauf stehenden Aufgaben durch. Als ich kurz zu meinem schönen Banknachbar rüber sah, war ich erleichtert darüber, dass er genau das gleiche tat wie ich. Ich machte mir auf einem Zettel ein paar Notizen und Anhaltspunkte, um die wichtigsten Dinge zu erfassen. „Ich glaube wir müssen uns tierisch beeilen, das könnte alles ziemlich knapp werden, also zeitlich gesehen meine ich.“, murmelte ich ihm zu.

Als ich bemerkte, dass er mir nicht Antwortete drehte ich meinen Kopf leicht beleidigt zu ihm. Immer wieder sah ich zwischen ihm und Team 1 hin und her. Wieso beobachtete er die beiden denn jetzt auch? Ich stupste ihn mit meinem Bleistift an, woraufhin er mir endlich seine Aufmerksamkeit widmete. „Entschuldige.“, grinste er verzeihend. „Ich bin voll und ganz für dich da!“, sagte er in einem unwiderstehlichen Ton, der mich fast in den Wahnsinn trieb. Seine Stimme war wie Musik in meinen Ohren. Ich versuchte mir dennoch nichts anmerken zu lassen und schaute schnell zu Tenten’s Gruppe, damit er nicht mitbekam, wie sich meine Wangen leicht rosa färbten.

„Die Unterrichtsstunden werden hierfür bestimmt nicht ausreichen.“, wiederholte er meine letzte Aussage. „Ich denke, wir sollten uns nach der Schule treffen, um die Aufgabe vernünftig zu erledigen.“ Er sprach diesen Satz mit solch einer Ernsthaftigkeit aus, dass mir nichts anderes übrigblieb, als ihn mit großen Augen von oben bis unten zu mustern. Vielleicht hatte er ja doch nicht immer nur diesen einen Hintergedanken. „Nun“, strich ich mir nervös eine Haarsträhne hinters Ohr, „ich schätze, du hast wohl Recht. Wann schlägst du vor?“ Ich war mir sicher, dass er nichts anbrennen lassen würde und somit noch den heutigen Tag vorschlug. Innerlich freute ich mich schon darauf ihn eiskalt abblitzen zu lassen. „Naja, heut ist zwar Freitag, aber was hältst du von morgen? Passt es dir da?“ Überrascht starrte ich ihn an. „J-ja, klar.“, stotterte ich. Freundlich und warm lächelte er zurück. Irgendwie konnte ich ein bisschen verstehen, dass alle Mädchen dieser Schule auf ihn und Sasuke standen. Sie sahen beide schrecklich gut aus, waren ab und an doch freundlich und hatten einen gewissen Charme, der einen augenblicklich einfing. Wir wendeten uns beide wieder unserer Aufgabe zu und fingen an zu arbeiten. Irgendwie mochte ich diese bedrückende Stille aber nicht, weswegen ich versuchte, ein normales Gespräch mit ihm zu beginnen. „Und, hast du schon Pläne für heute? Heute ist immerhin Freitag, die Sperrstunde beginnt also erst ab 24 Uhr.“ Da er heute keine Zeit zu haben schien, war ich schon etwas neugierig, wie er stattdessen seine Zeit ‚verschwendete‘. Wahrscheinlich hatte er sowieso ein Date und deshalb keine Zeit. Ohne aufzublicken antwortete er mir: “Naja, so richtig noch nicht. Sasuke wird nachher wieder in die AG verschwinden, entweder ich schnappe mir ein süßes Mädel um die Zeit totzuschlagen oder ich verschwinde in den Park.“ Pah, wenn ich so was schon hörte. ‚Sich ein süßes Mädel schnappen‘ … als wenn er mit einem Hund Gassi gehen würde. Aber, warum störte mich das überhaupt? Ich war doch wohl nicht etwa eifersüchtig, das konnte nicht sein. Ich wollte nichts von Shikamaru, das stand jedenfalls fest. Ich biss mir leicht auf die Unterlippe, um meine Angefressenheit zu verstecken. Als er das sah musste er leise auflachen. „Sei nicht eifersüchtig Süße. Du bist mir immer noch die liebste von allen!“ Und da war sie wieder: Diese hoch-arrogante Seite an ihm, die ich nicht mochte. Enttäuscht schaute ich zurück auf mein Blatt.

Nach einer weiteren Weile, die wir uns nicht unterhalten hatten, fing er diesmal an mit mir zu sprechen: “Wieso machst du dir eigentlich so viele unnötige Notizen?“

„Wie bitte?“, kam es überrumpelt von mir. Wieso unnötig?

„Naja, du scheinst ein bisschen Probleme mit der Aufgabe zu haben, oder?“

Eingeschnappt funkelte ich ihn an. Er rückte seinen Stuhl näher an mich ran und begann erneut: „Das war nicht böse gemeint. Komm, ich helfe dir Ansätze zu finden.“

Ich konnte es kaum glauben. Für wen hielt er sich eigentlich? Wollte er mich hiermit gerade bloßstellen? Als er sich ein kleines Stück nach vorne beugte, um besser auf meine Notizen sehen zu können, begann mein Herz wie verrückt zu schlagen. Er war definitiv ein attraktiver Mann, das konnte keiner abstreiten. Augenblicklich wurde ich wieder rot. So nah ... viel zu nah kam er an mich heran. Währenddessen kritzelte er irgendwas auf mein Blatt. Doch mir stockte einfach nur der Atem. °Was-was ist nur los mit mir? ° Als ich endlich wieder im Stande war, meine Gedanken etwas zu sortieren, schob er gerade seinen Stuhl wieder zurück an seinen alten Platz. Erst jetzt bemerkte ich, dass auch seine Wangen sich leicht rot gefärbt hatten. Für einen kurzen Moment hatte ich das Gefühl, das ich seinen wilden Herzschlag pochen hörte, aber das konnte ja unmöglich sein, oder? Situationen wie diese war er doch mit Sicherheit gewohnt. Ich spielte nervös mit meinem Bleistift und überlegte, wie ich die ganze Sache wieder unter Kontrolle bringen konnte. Dann fiel mir seine Aussage von vorhin wieder ein. „Was meintest du eigentlich damit, dass du in den Park verschwinden willst?“ Der Braunhaarige legte leicht seinen Kopf schief und sah emotionslos in den Raum. „Meine kleine Leidenschaft.“ Er schluckte einmal tief und fuhr dann fort: „Wenn Sasuke mal wieder in einer seiner Sport AGs ist … oder ich einfach mal meine Ruhe haben möchte, dann geh ich meistens in den Park.“ Verblüfft hörte ich ihm zu. Wer hätte schon gedacht, dass ER mal seine Ruhe haben möchte? Er - der Mädchenmagnet - der stets von Menschen umgeben war und deren Aufmerksamkeit mehr als genoss. °Er hat eine Schwäche für die Natur? ° „Da gibt’s ein ziemlich nettes Flecken wo sich kaum einer rumtreibt.“, starrte er verträumt an die Decke. „Aber was red‘ ich hier eigentlich?“ Der Nara lachte nervös auf, als hätte er mir bereits zu viel Einblick in sein Leben gewährt. „Niemand – außer Uchiha und Uzumaki – weiß davon.“

Als ich plötzlich das laute Knallen eines Buches hörte, zuckte ich zusammen und versank erschrocken in meinem Stuhl. Sensei Asuma stand vor dem Tisch, an dem Sasuke mit Sakura saß. „Miss Haruno, ich bin sicher, dass sie es mit einem Spitzenschüler wie Mister Uchiha sehr leicht haben, ich würde sie trotzdem bitten, Ihre Privatgespräche auf ihre Freizeit zu verschieben“, ermahnte er die Zwei. Ohne ihre Antwort abzuwarten schlenderte er weiter zu den anderen Tischen. Plötzlich konnte ich nur noch erkennen, wie die temperamentvolle Rosahaarige ihre Hand hob und Sasuke eine kräftige Ohrfeige verpasste. Verwirrt drehte sich der Lehrer um, doch bevor er etwas sagen konnte, stürmte Sakura schon aus dem Unterricht. Das ganze Klassenzimmer war starr vor Schreck. Der Schwarzhaarige schaute immer noch auf den Stuhl, auf dem Sakura gerade saß.

Karin war die erste die etwas sagte: “Wie kann diese Schlampe es bloß wagen?“, schrie sie aufgebracht und hetzte zum Uchiha-Sprössling. „Alles in Ordnung mit dir Süßer? Man, diese dumme Kuh hat dir aber ordentlich eine verpasst!“, flötete sie und wollte mit ihren Fingern den Handabdruck auf seiner Wange nachfahren, welche er jedoch sofort wegschlug.

„Lass das!“ zischte er.

„Aber Liebling, das sieht wirklich übel aus, ich sollte dich besser –“ –

„Das soll nicht dein Problem sein.“, meinte er gereizt und wandte sich verzeihend an den Lehrer: „Es tut mir leid, Sensei. Bitte entschuldigen sie Sakura. Es ist meine Schuld. Ich bin wohl etwas zu weit gegangen.“ Niemand konnte glauben, was er da eben gehört hatte. „Du Vollidiot …“, hörte ich Shikamaru vor sich hinmurmeln. Alle saßen mit offenem Mund da und starrten ihn an. Sensei Asuma hingegen nickte ihm verständnisvoll zu. Wahrscheinlich konnte er sich denken, dass sein Schüler wohl irgendwas Falsches gesagt hatte, schließlich kannten selbst die Lehrer die Art des Uchiha. Beleidigt stolzierte nun Karin auf ihren Platz zurück.

„Dieser Kerl ... Er hat echt einen Narren an deiner Freundin gefressen.“, meinte der Braunhaarige nun zu mir.

„Tse, hat er das nicht an Jeder?“ Er schüttelte den Kopf. „Nein, und wenn, dann kann man wohl schlichtweg behaupten an ihr ganz besonders. Schließlich spricht er selbst abends über sie…“ Er unterbrach sich dann jedoch selbst. „Ach naja, auch egal“, versicherte er mir und machte eine wegwerfende Handbewegung.

„Bist du auf einmal zu den Tratschen übergelaufen?“, hörte ich eine kühle Stimme.

„Red‘ kein quatsch Alter“, konterte sein bester Kumpel. Ich erschrak, als ich sah, das Sasuke plötzlich vor unserem Tisch stand.

„Ich dachte wir dürfen während des Unterrichts nicht aufstehen?“, fragte er schadenfroh. Sasuke entwich nur ein leises, dennoch gefährliches Zischen. Der Handabdruck war noch deutlich in seinem Gesicht zu sehen.

„Es hat bereits zur Pause geklingelt du Genie! Ich staune, dass du das nicht mitbekommen hast. Hast dich wohl ziemlich intensiv unterhalten, was?“ Sein Blick wanderte von Shikamaru zu mir zurück zum Nara. Ich fühlte mich irgendwie ertappt, obwohl er ja nicht mal Recht hatte mit seiner Behauptung, oder doch?

„Darf ich das also so verstehen, dass ich allein in die Pause gehen kann?“ Zu unserer beiden Überraschung schüttelte mein Nebenmann mit dem Kopf.

„Ne, ich komm mit dir.“ Sofort stand er auf und folgte seinem Kumpel in den Flur. Vor mich hinträumend verbrachte ich die Pause für mich allein.

Als es zur vierten Stunde klingelte begaben sich alle Schüler wieder auf ihre Plätze. Shikamaru und Sasuke waren die letzten, die in das Klassenzimmer kamen und ich fragte mich, was sie wohl draußen gemacht hatten. Es schien eine kleine Auseinandersetzung zwischen ihnen, Karin, Setsu und Temari gegeben zu haben, denn die drei saßen schmollend auf ihren Stühlen.

In dieser Stunde arbeiteten wir beide voll und ganz an unserer Aufgabe. Ab und an hatte ich ein paar Fragen an ihn, ansonsten passierte nichts Erwähnenswertes mehr. Zu meinem Bedauern gab es keine weiteren Privatgespräche, dabei hätte ich gern noch etwas mehr über meinen Banknachbarn erfahren. Die Minuten vergingen wie im Flug und es dauerte nicht lange, da ertönte auch schon das geliebte Pausenklingeln. Ich schnappte mir meine Sachen und wollte vor der Tür auf Tenten warten, als mich auf einmal Sasuke am Arm festhielt. Er flüsterte mir etwas ins Ohr: „Sag ihr bitte das es mir leidtut. Ich meinte das nicht so. Bitte ...“ Verständnislos nickte ich ihm zu. Ich stürmte hinaus, wo meine Freundin mit den zwei Zöpfen bereits wartete. „Mensch das hat eine Ewigkeit gedauert!“, streckte sie mir frech ihre Zunge entgegen. „Was wollte unser Schulschwarm denn von dir?“

„Naja ... er hat sich für die Sache mit Sakura entschuldigt. Er möchte, dass ich ihr das ausrichte.“ „Bevor du das tust solltest du erst einmal herausfinden, was er überhaupt gesagt oder getan hat.“ Skeptisch lief sie neben mir her. Ich entschied, dass es wahrscheinlich besser war, es in dieser Reihenfolge zu machen, wer weiß weswegen sie diesmal ausgerastet war.

„Wollen wir Mittag essen gehen?“, versuchte ich etwas vom Thema abzulenken. Später würde ich sowieso noch rausfinden was los war. Es gab also keinen Grund sich jetzt die Laune kaputt zu machen.

„Klar! Mal sehen, ob wir beide heute die Einzigen dort sind. Hier passiert ja zurzeit ein Ding nach dem anderen.“

Als wir die Mensa betraten, sahen wir, wie die zwei beliebtesten Schüler unserer Schule in einer Gruppe voller Mädchen standen, die die beiden allesamt gleichzeitig vollquasselten.

„Shikamaru, was hälst du mal wieder von einem Date?“, hörte ich Temari säuseln als wir an ihnen vorbeigingen. Ich konnte nicht anders als verletzt in seine Richtung zu sehen. Aber warum? Warum störte mich diese Frage so sehr?

Überraschender Weise schien er mich sofort entdeckt zu haben, und somit auch meinen verzerrten Gesichtsausdruck. Es waren nur Sekunden in denen unsere Blicke sich trafen, doch für mich fühlte es sich wie eine Ewigkeit an.

„Komm Ino.“, zerrte Tenten mich an meinem Ärmel. „Wenn wir länger in deren Nähe verweilen, handeln wir uns nur wieder Ärger mit dem Haufen Fan Girls ein.“ Ich folgte ihr ohne Widerrede zu unserem Stammplatz, der anders als erwartet nicht vollkommen verlassen war. Der blonde Wuschelkopf war gerade dabei sein Hotdog in einem Bissen zu verschlingen als er uns schließlich kommen sah:“Igr dachtä schö ir kummt höt nichmär!“

„Besser du schluckst erstmal runter Naruto, wie sollen wir sonst wissen, was du uns sagen willst!“, entgegnete ich ihm leicht amüsiert.

„Er dachte schon ihr kommt heut' nichtmehr.“, übersetzte Neiji trocken, während er weiterhin seinen Hamburger nur betrachtete anstatt ihn zu essen. Eine Weile unterhielten wir uns noch über dieses und jenes, und wie bereits geahnt, gesellte sich leider keine unserer Freundinnen weiter an unseren Platz. Der restliche Nachmittag verging wie im Flug und war ebenso trostlos, wie es auch der Vormittag schon war.

Als das Klingeln der letzten Stunde ertönte packte ich mein Schulzeug so schnell es ging zusammen und flitzte in Richtung meines Zimmers, um endlich das klärende Gespräch mit Sakura zu suchen.

„Saku, bist da?“, rief ich völlig außer Atem. Nichts folgte. Ich ging weiter in unser Zimmer und entdeckte meine Freundin schlafend auf dem Bett. Ihre Schminke war über ihr ganzes Gesicht verschmiert, anscheinend hatte sie die ganze Zeit geweint. Ich entledigte mich leise meiner Kleidung und schlich ins Bad, in der Hoffnung, dass sie später vielleicht wieder wach sein würde. „Wie beruhigend eine heiße Dusche doch sein kann …“ Ich war vollkommen fertig. Die heißen Tropfen der Dusche; die stark auf meine Haut prasselten, spülten zwar den Schmutz, aber leider nicht meine Sorgen weg. Obwohl es nicht nötig war blieb ich noch weitere 20 Minuten unter der Dusche, einfach nur, um dieses befreiende Gefühl noch etwas hinauszuzögern. Wie ich eine Badewanne doch vermisste.

Als ich mich schließlich dazu überwinden konnte aus der Dusche zu steigen, vernahm ich ein leises Klopfen an unserer Zimmertür. Da sich nichts tat, nahm ich an, dass Sakura wohl noch schlief. Ich schnappte mir mein Handtuch und öffnete noch pitschnass die Tür. Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie hatte ich erwartet, Hinata sei diejenige, die vor der Tür auf mich wartete. Doch damit hatte ich mich gewaltig getäuscht.

„Heißes Outfit Baby!“, musterten mich zwei zufriedene Augenpaare. Sofort setzte mein Verstand aus. „Ich wollt dir nur das hier wiedergeben.“ Er reichte mir ein Handy, das meins zu sein schien.

°Wann …? °

„Hast du auf unserem Tisch liegen gelassen“, antwortete er prompt als könnte er direkt meine Gedanken lesen.

„Shi-Shi-Shikamaru …“ waren die einzigen Worte die mir dazu einfielen.

„Naja, wir sehen uns dann später!“, sagte er schließlich nach einer längeren Gesprächspause. Lässig und locker schlenderte er von dannen. Immer noch völlig überrumpelt von dem geschehenen Szenario schloss ich hinter mir die Tür und sackte überrumpelt in mich zusammen. °Wie peinlich, wieso öffne ich auch im Handtuch die Tür? °
 

„Ino, ist alles in Ordnung?“, rief eine verträumte Stimme nach mir. Schnell stemmte ich mich zurück auf meine Beine, denn ich witterte endlich die Chance mit meiner Freundin über den erneuten Ausraster zu reden.

Ich vergrub das peinliche Treffen mit dem Nara in die letzte Ecke meines Gehirns und schlenderte zu ihrem Bett hinüber.

„Entschuldige bitte, ich wollte dich nicht wecken.“

„Nein nein, schon gut. Ich habe dich gar nicht kommen hören.“ Ein tiefes Seufzen entwich mir und ich beschloss, am besten sofort auf den Punkt zu kommen. „Du Saku … Sag mal, was war denn heut bei dir und Sasuke los?“

„Er ist der mit Abstand größte Arsch auf dieser Welt!“, sprudelte es ohne Zögern aus ihr heraus. Dennoch senkte sie traurig ihren Blick und begann, nervös mit ihren Zeigefingern zu spielen.

„Ja … das weiß ich ja, aber …“ Aber was? Was genau wollte ich ihr denn eigentlich sagen? Immerhin hatte sie mit ihrer Aussage gar nicht so Unrecht, meiner Meinung nach jedenfalls …

„Heute hat er es echt auf die Spitze getrieben, du glaubst nicht was er mir gesagt hat!“

Forschend und neugierig löcherte ich meine Freundin mit meinen Blicken. Jetzt war ich aber wirklich gespannt, was sie zu erzählen hatte.

„Nun ja, wo soll ich am besten anfangen?“, begann die Rosahaarige zu erzählen? „Ich weiß ja nicht, ob du bemerkt hast, dass wir eigentlich gar nicht an unserem Projekt gearbeitet haben. Nur allein die Vorstellung daran machte mich stinksauer. Schließlich hab‘ ich noch nicht vergessen, was da zwischen ihm und Hinata war.“

Irgendwie kam mir diese Aussage etwas seltsam vor. Wenn man es so sagt …. - „Wie auch immer.“, plapperte sie nun wütend weiter, und ließ mir somit keine Chance meinen Gedanken zu beenden. „Ich hatte mir fest vorgenommen diese blöde Arbeit einfach ganz alleine zu erledigen und am besten nicht ein einziges Wort mit ihm zu wechseln. Doch dann hat er mich mit seinen Sprüchen wiedermal total provoziert und ich konnte nicht anders und versuchte zu kontern.“ Scharf sog sie eine große Menge Luft ein. „Eigentlich begann es so richtig mit dem Spruch, das er meinte, dieses Projekt sei ja der beste Vorwand um mit mir Zeit verbringen zu können.“ Die hübsche Haruno seufzte einmal tief und fuhr schließlich fort: „Da ich ganz fassungslos über diesen Satz war, fiel mir nichts anderes ein, als ihn direkt zu fragen, wieso er das denn überhaupt wolle, also wieso er denn überhaupt mit ausgerechnet mir Zeit verbringen wolle. Ich bin weder eine seiner Fan Girls noch irgendwas anderes, ich bin einfach nur ein ganz durchschnittliches Mädchen, weder besonders hübsch noch besonders klug.“ Innerlich schlug ich mir so fest es ging tausend Mal gegen die Stirn. °Du hast doch echt 'nen Vollknall Sakura. ° Verständnislos schüttelte ich meinen Kopf und stupste ihr mit meinem Finger gegen die Stirn.

„Jetzt hör mal gut zu Sakura Haruno! Was du hier redest ist völliger Blödsinn. Ich meine, ich bin zwar noch nicht lange an dieser Schule, doch selbst ich habe bereits bemerkt, wie intelligent du bist, ich bin mir ziemlich sicher das dir hier kaum einer das Wasser reichen kann! ….. Moment mal, kann das überhaupt einer? Davon hab‘ ich bisher noch nicht viel mitbekommen!“, tadelte ich sie ohne Punkt und Komma.

„Shikamaru.“, warf sie schnippisch in den Raum.

„Ist ja auch egal, und eines will ich dir noch gesagt haben, du und durchschnittlich hübsch? Pah! Hast du mal in den Spiegel geguckt? Also wenn du meine Meinung hören willst, du bist hier wohl eine der schönsten Schülerinnen an diesem Internat.“, baute ich mich nun leicht angesäuert vor sie auf. „Warte mal, wie, Shikamaru?“, schoss mir jetzt ihr Einwand durch den Kopf. Ahnungslos legte ich meinen Kopf schief und wartete auf eine Antwort, als ich jedoch bemerkte, dass sie anfing zu lachen, verstand ich die Welt nicht mehr.

„Du müsstest mal dein Gesicht sehen Ino.“, kicherte sie ununterbrochen. „Unbezahlbar!!“

Als sie sich schließlich die letzten Tränen aus dem Gesicht wischte, erkläre sie mir, dass Shikamaru der schlauste Schüler weit und breit war. Selbst außerhalb von Konoha gab es keinen, der ihm das Wasser reichen konnte. Verblüfft verarbeitete ich die gerade bekommene Information. °Hätte ich ihm ehrlich gesagt gar nicht zugetraut ...°

„Aber zurück zum Thema, weißt du, dass mit Sasuke war ja noch nicht die ganze Geschichte.“, sprach sie nun in einem bitteren Ton von neuem.

„Als ich ihn das schließlich fragte, brachte er einen theatralischen Seufzer hervor, und meinte zu mir, dass ich mir keine Hoffnungen zu machen brauche. ER würde sich niemals verlieben, und schon gar nicht in ein so über-temperamentvolles Mädchen wie mich.“ Ich konnte nicht glauben was mir meine Freundin gerade erzählte.

„WIE BITTE?“ Ich bemerkte, wie die Wut in mir anfing, langsam aber stetig immer mehr zu brodeln. „Das ist ja immer noch nicht alles.“ Jetzt fiel mir endgültig die Kinnlade runter. Was konnte denn da noch kommen?

„Nachdem er DAS schon gesagt hatte, musste er das ganze natürlich mit einer noch größeren Gemeinheit abrunden, das wäre ja sonst gar nicht sein Stil.“, lachte sie gespielt auf. „Seine finale Begründung war eigentlich, dass ich ja seinen sogenannten 'Jagdtrieb' geweckt habe, da es so gut wie niemanden hier gibt, der ihn abweisen würde. Alles was er sich nehmen will bekommt er meistens auch. 'Aber auch dein hartes Gemüt werde ich noch knacken, alles was ich will ist ein bisschen Spaß mit dir, und du kannst dir sicher sein, dass ich das auch erreichen werde.', waren seine genauen Worte. Tja, und den Rest hast du ja mitbekommen.“

Das war zu viel. Wie konnte man so was nur einem Mädchen – nein, überhaupt jemanden – sagen? Jetzt war mir auch vollkommen klar weshalb sie so ausgerastet war.

„Es tat richtig gut sich das Ganze von der Seele zu reden Ino!“, versuchte sie nun mich mit einem sanften Lächeln aufzubauen. Natürlich hatte sie bemerkt, wie wütend ich im Moment war. Am liebsten wäre ich schnurstracks zu diesem arroganten Schnösel gegangen und hätte ihm auch nochmal eine geballert. Doch dann fiel mir wieder die Szene ein, die sich heute nach dem Unterricht zugetragen hatte.

„Hör mal Saku, vielleicht ist das gerade etwas unpassend, aber heute war Sasuke nach Sozialkunde kurz bei mir und hat gesagt, dass ich dir ausrichten soll, dass er es nicht so meinte.“ Ich versuchte das ganze so platt wie möglich klingen zu lassen, denn ich fand, dass man mit so einer platonischen Entschuldigung wohl nichts wieder gut machen konnte.

Sie stemmte ihre Hände in die Hüfte und meinte siegessicher: „Ach, der kann mich mal! Diesen Satz kann er sich sonst da wo hinstecken. Soll er einfach mit seinen Betthäschen weiter rumturteln, aber mir brauch der nicht mehr zu nahe zu kommen.“ Schnell packte sie mich am Handgelenk und zog mich, und damit auch sich, vor den Spiegel. „Ich sehe furchtbar aus, meinst du nicht auch?“, zuckte sie unschuldig mit ihren Schultern.

„Sagen wir es mal so, du hattest schon deutlich bessere Tage.“ Ich konnte mir ein leises, schadenfrohes Kichern irgendwie nicht verkneifen.

„Also, wenn du mich hier schon auslachst, dann will ich auch eine Entschädigung von dir!“, grinste sie mich leicht hinterlistig an.

„Entschädigung?“ „Genau. Ich bin gerade voller Energie. Was hälst du von Sport? Und morgen könnten wir doch mal einen Shopping-Tag einlegen, wie klingt das? Sofort erhellte sich mein Gemüt. Sport war wirklich eine prima Idee. Ich liebte jegliche Arten von Sport, ich war zwar nicht in allen gut, aber es gab doch viele, die mir wirklich lagen. Und shoppen war sowieso mein größtes Hobby.

„Einfach super, ich bin dabei! Aber morgen das geht leider nicht.“ Ich erinnerte mich an meine Verabredung mit Shikamaru. Wäre es nicht wichtig, weil es um den Unterricht ging, hätte ich ihm sofort abgesagt.

„Halb so wild, wir werden mal sehen, dann frag ich einfach Tenten und Hinata, wird eh mal Zeit, dass die wieder rauskommen.“

Zügig packten wir unsere Taschen und machten uns auf den Weg in die Turnhalle. Dort angekommen musste ich wieder einmal staunen. Bereits von draußen sah die Halle einfach riesig aus, doch als wir endlich drinnen war, verblüffte sie mich noch mehr. Es war eine große – nein, riesige Turnhalle, mit mehreren Feldern für sämtliche Sportarten, rechts nebenan gab es noch ein kleines Schwimmbecken, und links einen Fitnessraum für jedermann. Wir entschlossen uns, für den Anfang mit dem Laufband zu starten.

„Wie angenehm das außer uns niemand hier ist, nachher wird zwar noch die Sport-AG kommen, aber die sind ja drüben bei den Feldern. Ich schätze, auf einem Freitagnachmittag wollen die Leute wohl eher entspannen als sich auszupowern.“, prustete sie mir völlig außer atmen entgegen.

Nach einer längeren Pause trennten sich dann unsere Wege, Sakura wollte lieber etwas schwimmen gehen und mir war danach, noch etwas auf dem Laufband zu trainieren.

„Ein ganzer Fitnessraum nur für mich, das ist doch schon mehr als Luxus.“, redete ich vergnügt mit mir selbst. Für ca. 10 Minuten nahm ich mir einen langsamen Start vor, um mich dann mal wieder richtig beim Rennen auszupowern, so, wie ich es früher schon öfters gemacht hatte. Meine Freunde in Sunagakure meinten immer, dass man mir so viel Sportlichkeit gar nicht zutrauen würde. Tja, man kann sich wohl in jedem Menschen irren.

Ich nahm mir meine Kopfhörer und konzentrierte mich nun voll und ganz auf mein Training. Es war schließlich Sommer, und da musste man doch eine anständige Figur haben.

Als ich nach ca. 25 Minuten aufblickte, erschrak ich so doll, dass ich fast stürzte. Ich betätigte den 'Pause'-Knopf und starrte die Person, die dort an der Wand lehnte, entgeistert an.

„Was machst DU denn hier?“ Vorsichtig drückte er sich von der Wand ab und kam langsam immer näher, was mir ein unbehagliches Gefühl bescherte.

„Ich bin beeindruckt, wer hätte gedacht das du so sportlich bist? Aber bei diesem Körperbau wohl kein Wunder. Shikamaru hat mir schließlich schon berichtet was für tolle Maße du hast.“

Ich lief leicht rötlich an, versuchte dennoch mich nicht aus der Fassung bringen zu lassen.

„Halt die Klappe, das beantwortet nicht meine Frage Uchiha!“ Wie konnte dieser Typ es nur wagen hier aufzukreuzen? Nach allem was er meiner Zimmergenossin angetan hatte … der hatte wirklich null Anstand. Wütend stieg ich von dem Gerät, und sogleich baute ich mich provokant vor ihm auf. Er kam noch einen Schritt näher auf mich zu, sodass uns nur wenige Zentimeter trennten. Unerwarteter Weise packte er mich am Handgelenk und zog mich dicht an seinen gut gebauten Körper heran.

„Hast du Sakura meine Entschuldigung ausgerichtet?“, flüsterte er mir leise sinnlich ins Ohr.

°Oh Gott … oh Gott … oh Gott oh Gott oh Gott ...°

Dieser Kerl, im Moment raubte er mir alle Sinne. Seltsamerweise fühlte ich mich überhaupt nicht mehr unwohl, im Gegenteil, ich genoss die Nähe von diesem atemberaubenden Mann. Als er mir tief in die Augen sah fühlte es sich so an, als würde mein Herz jede Minute versagen. Alle Vorsätze ihm eine ordentliche Standpauke zu halten oder im eine Ohrfeige zu verpassen waren wie weggeschwemmt. Doch schließlich holte eine aufgehende Tür mich zurück in die Realität.

„Du kannst einfach nicht die Finger von den hübschen Frauen lassen.“, zischte Shikamaru leicht gefährlich.

„Hab mich nur wegen dem Rosa-Haar erkundigt.“, zuckte er unschuldig mit den Schultern.

„Hab gehört dein Sportkram fällt heute aus.“ Der Nara sah seinen besten Kumpel durchdringlich und finster an.

„Jo, scheint so. Komm, wir verschwinden.“ Damit machten sich beide dazu bereit zu gehen. Noch ein letztes Mal drehte sich der Braunhaarige zu mir und warf mir einen Blick zu, den ich nicht definieren konnte. Als sie endlich weg waren verließ mich die Kraft meiner Beine. Ich sackte zusammen und legte meine Hand fest auf mein Herz, als könnte ich es so dazu bewegen, langsamer zu schlagen. Da ich es einfach nicht zustande brachte meine Gedanken vernünftig zu ordnen schnappte ich mir mein Zeug und ging zurück zu unserem Zimmer.

Glück oder Unglück?

Samstagmorgen.

Die Sonne war gerade erst aufgegangen, als sich mein Wecker lautstark dafür entschied, mich aus meinem wohlverdienten Schlaf zu reißen. Gerade als ich mir mein Handy nehmen wollte, bemerkte ich - viel zu spät erst - dass ich kurzerhand von meiner Gegenüber ein Kissen mitten ins Gesicht geworfen bekam.

„Man Ino, mach das grässliche Ding endlich aus, wir haben heute keinen Unterricht!“, grummelte mir die noch Schlafende entgegen. Da jedoch selbst mir so früh am Morgen nicht nach quatschen zu Mute war, betätigte ich einfach den Alarmknopf, schnappte mir meine Sachen und schlenderte verschlafen ins Badezimmer.

°Warum müssen wir uns eigentlich schon so früh am Morgen treffen? °, gähnte ich trocken in mich hinein. Schnell stieg ich unter die Dusche, zog mir eine kurze schwarze Shorts und ein weißes Top an und tapste, inzwischen putzmunter, zum Spiegel im Flur, um mir ein wenig Make-Up aufzulegen.

°Was würde ich nur ohne dich machen, geliebte Schminktasche? °

Ein letztes Mal betrachtete ich mein Spiegelbild und war zufrieden mit dem, was ich dort sah. Leise – denn ich wollte meine temperamentvolle Freundin schließlich nicht wecken – öffnete ich die Tür und schlich mich auf den Flur. Ich zückte mein Handy und informierte mich über die Uhrzeit.

„7:08 Uhr, dann kann ich mich ja schon mal auf den Weg machen.“ Ich fragte mich, ob Hinata wohl schon im Gewächshaus war, oder, ob sie sich noch in ihrem Zimmer befand.

Als ich erneut an den gestrigen Tag dachte wurde mir ganz mulmig.

°Männer! °, war der erste Gedanke der mir durch den Kopf schoss.

Ich erinnerte mich noch gut daran, dass ich ganz verwirrt gewesen war, als ich die SMS gesehen hatte, die die Hyuuga mir im Laufe des Nachmittags geschickt hatte:
 

Hallo Ino,

Können wir uns morgen früh um 7:15 Uhr im Gewächshaus treffen?

Bitte erzähle niemandem davon.

Ich erkläre dir morgen alles.

Entschuldige falls ich dich gerade gestört habe!

- Hinata
 

Da ich ohne großartig darüber nachzudenken sofort einwilligte, was allerdings erst am Abend war, bemerkte ich die muntere Antwort meiner Freundin und wie fröhlich sie darüber war, dass wir uns Treffen würden.
 

Angekommen am Gewächshaus schob ich vorsichtig die gläserne Tür beiseite und lugte durch einen kleinen Spalt in das Innere. Sofort erblickte ich Hinata, wie sie gerade dabei war ein paar Pflanzen umzutopfen.

„Kann ich dir vielleicht behilflich sein?“, fragte ich sie beim Eintreten. Vor Schreck ließ sie jedoch einen Blumentopf fallen und lief Hals über Kopf rot an.

„I-ino, hast du mich aber erschreckt. Na-natürlich, sehr gerne!“, antworte sie mir nervös, aber dennoch höflich und freundlich wie immer.

Gesagt, getan. Schnell sammelte ich mit ihr die Scherben auf, nahm wir welche von den Gummihandschuhen und half ihr beim Einpflanzen der neuen Blumen. Nachdem wir eine Weile nichts gesagt hatten und uns nur auf unsere Arbeit konzentrierten, begann sie die Stille, die eigentlich keine unangenehme war, zu durchbrechen.

„Ich ... ich liebe es hier im Gewächshaus, am Morgen, wo noch nicht so viele Schüler unterwegs sind. Man kann hier ganz stressfrei seine Zeit verbringen. B-Blumen haben eine beruhigende Stille, findest du nicht auch?“

Ich konnte nicht anders als sie sanft anzulächeln. Die Blauhaarige war das freundlichste Mädchen das ich jemals kennengelernt hatte. Zeit mit ihr zu verbringen war immer ganz leicht, so wie atmen. Es war wirklich entspannend, denn sie war ein absolut unkomplizierter Mensch.

„Hm, das gebe ich dir wirklich Recht. Blumen sind einfach wunderbar, und so wunderschön. Außerdem finde ich es immer ganz amüsant, verschiedene Blumensorten mit Menschen zu vergleichen, die ich kenne. Weißt du, ich denke, wenn du eine Blume wärst, dann wärst du bestimmt eine wunderschöne Seerose.“

Verblüfft und mit großen Augen sah Hinata mich an. „Ich wusste ja gar nicht, dass du dich so gut mit Blumen auskennst!?“

Ich konnte mir ein leises kichern nicht verkneifen, was meiner Freundin wieder leicht die Röte in ihre blassen Wangen trieb.

„Früher, als meine Eltern nicht nur ihre riesige Firma und so im Kopf hatten, da haben sie mir viel über Blumen beigebracht. In Uzushiogakure haben wir auch heute noch einen kleinen Blumenladen, der meinem Dad gehört, und auch früher selbst von ihm geleitet wurde. Heute leitet ihn allerdings ein Bekannter von uns. Aber nichts desto trotz finde ich Blumen äußerst faszinierend.“

Meine Erinnerungen an die Vergangenheit, besonders an diese Zeit, war freudig und schmerzvoll zugleich. Sie bereitete mir oft Kummer, aber dennoch auch Freude. Alles in allem wohl ein sehr kompliziertes Thema mit komplizierten Gefühlen.

„Ich verstehe.“, entgegnete die Hyuuga verständnisvoll. „Naja, weißt du … ich … ich, naja, ich denke … ich denke, wenn du eine Blume wärst, dann wärst du mit Sicherheit eine große und starke Levkoje!“

Überrumpelt durchlöcherte ich sie mit fragenden Blicken, denn von dieser Blumenart hatte ich noch niemals etwas gehört, und Levkoje klang irgendwie weniger nach einer 'positiven' Pflanze.

Nun war sie es jedoch, die sich ein Lachen nicht verkneifen konnte. Erleichtert sah ich meiner Freundin bei diesem herzhaften Gefühlsausbruch zu. Es war schließlich schon ein bisschen her seitdem ich, nein, seitdem wir sie so unbeschwert erlebt hatten.

„Eine Levkoje ist eine wunderschöne Blume mit vielen kleinen Blüten, die es in den unterschiedlichsten Farben gibt. Diese Art symbolisiert die ewige Schönheit.“, sprach sie nur ganz leise, während sie sich noch ein paar kleine Freudentränen aus dem Gesicht wischte.

°Ewige Schönheit? Ob sie das wohl ernst meint? °, dachte ich glücklich darüber nach. Da wir aber gerade schon so gut in einem Gespräch waren, hielt ich es für eine clevere Idee, den Faden nicht loszulassen. Ich sprach sie auf das an, was mir seit gestern Abend schon auf der Seele lag.

„Du, Hinata? Entschuldige das ich jetzt vielleicht einfach mit der Tür ins Haus falle, aber, gibt es denn einen besonderen Grund, weshalb ich heute hierherkommen sollte? Oder warum ich keinem erzählen sollte wo ich jetzt bin?!“

Anders als von mir erwartet, sah sie mich durchdringlich mit einem ernsten Gesicht an. Trotzdem konnte sie es nicht unterlassen, dabei wie wild mit ihren Zeigefingern herumzuspielen.

„Es ist so: Zur Zeit weiß ich gar nicht so richtig was mit mir geschieht, ich weiß einfach nicht mehr was ich tun soll, was das richtige ist. Ich fühle mich ziemlich einsam, seit … naja du weißt schon.“, sprudelte es wie eine geschüttelte Sektflasche nur so aus ihr heraus. Traurig senkte die junge Frau ihren Blick. „Und ich meine das jetzt auch nicht böse, aber Tenten stellt mir immer so viele Fragen. Ich weiß ja, dass sie es einfach nur gut meint, aber ich weiß einfach nicht wie ich damit umgehen soll. Und bei Sakura, ich weiß halt genau, wie sehr sie diese Sache verletzt hat. Ich dachte, es wäre besser, wenn ich zu ihr ein bisschen Abstand halte in nächster Zeit.“

Wissend nickte ich mit meinem Kopf um Hinata zu signalisieren, dass ich genau verstand, was sie mir sagen wollte. Ja, ich wusste es sogar ganz genau. Aber eigentlich war es ja auch ganz natürlich das sie sich alleine fühlte. Naruto, ihr noch-Freund, sprach noch immer kein einziges Wort mit ihr und Neiji, ihr Cousin behandelte sie zwar nicht wie Luft, aber man konnte seine riesige Enttäuschung wegen dieser Sache förmlich sehen.

Ich bemerkte, wie der Blauhaarigen eine Träne die Wange hinab kullerte und ging hinüber, um sie einmal kräftig in die Arme zu nehmen. Was dann folgte war keine Überraschung. Die Gefühle schienen sie förmlich zu überschwemmen, sie fing laut und stark an zu weinen. Doch wie gesagt, eine Überraschung war es keine. Wer immer nur still in sich hinein weint, bei dem muss das Fass ja irgendwann mal überlaufen. Ich hielt es für besser, fürs erste einfach gar nichts zu sagen. Sie sollte weinen solange und so viel sie wollte, ohne dass sie sich dafür schämen musste.

Als sie sich schließlich wieder etwas beruhigt hatte, war sie es, die das erste Wort ergriff und mir somit eine große Last abnahm.

„I-ich, ich kann ja verstehen, dass Naruto enttäuscht von mir ist. Aber ich kann es einfach nicht mehr ertragen das er mich ignoriert. Ich möchte wirklich mit ihm über diese Sache reden. Ich will ihn nicht verlieren ...“

Da ich das Gefühl hatte, das ihr Gefühlsausbruch noch nicht ganz vorüber war, streichelte ich auch weiterhin sanft ihren Rücken, um sie etwas zu beruhigen. Doch leider hatte ich auch keine Ahnung, was im Moment wohl das Beste sein könnte. Ich fand einfach keine passenden Worte für meine Freundin und deren Situation.

°Toll Ino, ganz toll. Du bist doch sonst auch so ein großes Plappermaul mit einer riesigen Klappe. Und jetzt findest du keinen einzigen passenden Rat, der der armen Kleinen weiterhelfen kann? ° Innerlich gab ich mir unendliche Male eine Ohrfeige für mein Versagen.

Eine gefühlte Ewigkeit saßen wir auf der kleinen Bank, die sich gleich außerhalb des Gewächshauses befand.

Es gab da immer noch diese eine, wichtige Frage, die mir einfach schon die ganze Zeit auf der Zunge lag. Tausendmal rang ich mit mir selbst, um den richtigen Zeitpunkt für diese zu finden, bis ich mich endlich entschlossen hatte, dass es diesen wohl nicht geben wird.

„Es tut mir leid, dass ich dich jetzt sowas unangemessenes frage Hinata. Aber sag mal …. hat er … naja ... nein, hat … oder hast du ...“

Ach herrje! Diesmal war ich wohl diejenige, die keinen vernünftigen Satz zustande brachte.

Als hätte sie meine Gedanken gelesen beantwortete sie mir dennoch ohne zu zögern meine Frage, die man wohl gewiss als Kauderwelsch von Wörtern beschreiben konnte.

„Nein, hat er nicht. Auch wenn das vielleicht alle denken, aber Sasuke hat mich nicht zum Sex gezwungen. W-wir, wir waren einfach beide total betrunken, viel, viel zu betrunken. Am Morgen danach war es auch er, der sich tatsächlich bei mir entschuldigt hat, obwohl er ja gar nichts getan hatte, also, nichts Verbotenes oder so meine ich.... Und es war auch seine Idee, dass wir wirklich NIEMANDEM davon erzählen, denn er war es, der MIR verriet, das Naruto Gefühle für mich hegt. Ich meine … na-naja … ich denke einfach, dass ich selbst Schuld bin an dieser ganzen Situation. Im Grunde ist Sasuke kein schlechter Mensch, weißt du Ino?!“ …
 

Die Zeit verging wie im Fluge, wir unterhielten uns noch ausführlich über das Thema Sasuke, schweiften ab zum Thema Naruto bis hin zu vielen anderen, auch unbedeutenden Sachen. Dabei konnte ich es auch nicht unterlassen, ihr von meiner kleinen Begegnung mit ihm gestern in der Sporthalle zu berichten. Alles in allem tat es auch mir richtig gut, sich alles von der Seele zu plaudern.

Als ich nach einigen Stunden zufällig einmal auf mein Handy schaute, traf mich beinahe der Blitz. Es war bereits 11:45 Uhr. Ich hastete los in Richtung Zimmer 216, schnappte mir nach einem kurzen 'Hey Saku!' meine Tasche und sprintete daraufhin sofort wieder los zur Bibliothek, der Ort, an dem ich mich bereits um 11:00 Uhr mit einem gewissen Shikamaru zum Projekt treffen wollte.

°Oh man, hoffentlich ist er noch da. °

Völlig atemlos betrat ich die monströse Bibliothek, woraufhin mir die Bibliothekarin nur einen bösen Blick schenkte. Anscheinend war selbst mein Atmen ihr noch zu laut. °Typisch. °, dachte ich mir daraufhin nur.

Immer und immer wieder durchquerte ich die Bibliothek auf der Suche nach dem Nara, doch egal wie oft ich auch nachsah, er schien bereits gegangen zu sein.

°Naja, ich würde wahrscheinlich auch keine 45 Minuten irgendwo für nichts rumsitzen. °

Mit schlechtem Gewissen verließ ich den Treffpunkt und ging mit hungrigem Magen in die große Mensa, in der Hoffnung, da etwas Gesellschaft zu bekommen, denn ich hatte wahrlich keine Lust allein zu Mittag zu essen.

Mit kleinem Hoffnungsschimmer schaute ich mich in der Gegend um, auf der Suche nach seinem bekannten Gesicht, doch leider wurde ich in diesem Falle nicht erhört. Typisch, immer wenn man solche Kerle brauchte waren sie nicht da.

Ohne mich weiterhin darüber aufzuregen, was an der ganzen Sache ja eh nicht geändert hatte, ging ich an unseren Stammplatz und war überglücklich Sakura dort anzutreffen, die anscheinend ebenso glücklich war wie ich.

„Ich dachte schon ihr lasst mich hier heut' alle allein!“, begann sie gespielt beleidigt rumzumeckern.

Mit entschuldigender Gestik versuchte ich sie wieder etwas milde zu stimmen, was tatsächlich auch funktionierte.
 

„Es ist nicht auszuhalten.“, begann sie mir sauer zu erzählen. „Seitdem ich unser Zimmer verlassen habe, darf ich mir die ganze Zeit nur irgendwelche Beleidigungen anhören.“, verriet sie mir erneut aufgebracht, als ich gerade mit einem ergatterten Apfel zurück an unseren Tisch kam. „Naja, ich hol mir auch mal eben 'ne Kleinigkeit.“ Und schon stapfte sie von dannen.

Ich nutze die Zeit derweilen und dachte ein wenig an das Gespräch mit Hinata, bis ich schließlich hörte, wie die Haruno sich lautstark mit jemandem unterhielt.

„Halt die Klappe Karin! Kannst du mir auch mal verraten was dich das angeht?“

„Tse, eine ganze Menge, Haruno-Tussi! Wenn du meinem Sasuke-Schatz noch einmal zu Nahe kommst, dann kannst du was erleben, Stirnie!“

Irritiert legte ich den Apfel zur Seite und begab mich zum Schauplatz, an dem es bereits heiß herging. Ich beobachtete, wie Temari augenblicklich anfing mit Setsu zu tuscheln als sie mich bemerkten.

„Sag mal Saku, was ist denn hier los?“, versuchte ich die Sache zu verstehen.

„Ja ja, wen haben wir denn da, Ino-Pig. Was mischt du dich denn jetzt hier ein?“, gab nun auch die Sabakuno ihren Senf dazu.

„Jetzt spuck es doch mal aus, wie hast du es geschafft zu betrügen?“, zischte sie gefährlich.

Ich konnte kaum glauben was sie mich da eben gefragt hatte …. betrügen? Ich?

°Sie meint doch nicht etwa ...° - „Das hast du doch vollkommen mit Absicht gemacht, gib es doch einfach zu!“, flötete nun auch Setsu dazwischen.

Ich stemmte meine Hände in die Hüfte und konnte nicht anders, als solch eine Frechheit wütend zu kontern. Kein Mensch der Welt würde so etwas ignorieren.

„Na klar, und sonst hast du keine Probleme? Falls du es noch nicht bemerkt hast … ich renne Shikamaru NICHT hinterher.“

„Hör doch auf mit deinen billigen Lügen!“, keifte Temari mich an. „Du hässliches Etwas!!“

„Also ich finde nicht, dass Ino hässlich ist, ganz im Gegenteil!“, konnten wir eine vergnügte Stimme hinter uns hören, und ehe ich mich versah, legte der Braunhaarige seinen Arm auf meine Schulter und zog mich ein kleines Stück weiter an ihn heran.

Ein kurzer Blick nach hinten verriet mir auch Sasuke's Anwesenheit. Er warf Sakura immer wieder besorgte Blicke zu. Doch diese ignorierte den jungen Uchiha – zu Recht.

„Shikaaa“, quietschte Setsu völlig aus dem Häuschen und tänzelte sofort zu uns herüber. Sie stupste mich hart mit ihrem Ellenbogen in die Seite und drängte mich so fort.

„Hast du heute Abend schon etwas Besonderes vor? Ich habe gehört, dass Karin heute mit Sasuke ausgeht, und da dachte ich mir, dass wir Zwei vielleicht auch was tolles Unternehmen könnten. Wir könnten zum Beispiel einen Film schauen …. du weißt schon, bei dir im Zimmer.“, sprach sie in einer so künstlichen Tonlage, dass ich es niemals für möglich gehalten hätte, dass sowas überhaupt funktioniert.

„Vergiss das mal ganz schnell wieder!“, mischte ich mich ohne zu überlegen ein. „Shikamaru hat heute Abend gar keine Zeit für dich.“

„Ach nein, und wieso nicht?“ fauchte sie drauflos.

„Da er heute Abend mit mir ausgeht!“, sagte ich mechanisch und schlug mir noch im selben Atemzug die Hand vor den Mund.

Innerlich ließ ich meinen Kopf so laut es ging auf eine Tischplatte knallen. Was hatte ich mir denn nur dabei gedacht sowas zu sagen?

°Scheiß Kurzschlussreaktion …°

Für einen kurzen Augenblick waren alle Anwesenden sprachlos.

„Hase, ist das wahr?“, wandte sich nun Temari an den Nara.

„Nun … ähm …“, stotterte dieser völlig überrumpelt.

„Natürlich ist das wahr! Oder denkst du ich würde mir so eine Story ausdenken?“, versuchte ich so selbstsicher zu klingen wie es nur ging.

Aber warum? Warum tat ich das eigentlich?

Letztendlich drehte ich mich noch kurz zu Shikamaru, brachte ein peinlich berührtes 'Dann ist ja alles klar.' raus, schnappt mir Sakura's Hand und zog sie mit mir fort.

Gefühlschaos - der verbotene Kuss

„Arg, verdammt, Sakuuu … du hättest mich aufhalten müssen!“, schrie ich verzweifelt in mein Kopfkissen, welches ich nun seit gut einer Stunde nicht mehr losließ. Ich konnte es einfach immer noch nicht fassen, in was für eine Lage ich mich da hinein katapultiert hatte.

Gequält sah ich zu meinem Kleiderschrank, an dem sich seit genau dieser Stunde drei belustigte Mädchen zu schaffen machten.

Anstatt mit mir nach einer passenden Lösung zu suchen, war das erste, was meine Zimmergenossin tat, sofort die Mädels anzurufen, um sie augenblicklich in das Geschehene einzuweihen.
 

„Also ich weiß gar nicht was dein Problem ist.“, kicherte Tenten vor sich hin.

„Was mein Problem ist? Was. mein. Problem. ist? Ich habe ein DATE mit diesem möchte-gern Casanova, DAS ist mein Problem!“, gab ich angefressen zurück.

„Na na, so schlimm ist das nun auch wieder nicht. Tausende von Mädels würden alles dafür geben mit dir tauschen zu können.“, grinste sie nun noch breiter.

„Aber … aber …“

Hoffnungslos ließ ich meinen Kopf wieder in das Kissen fallen. Vielleicht würde ich ja vorher sterben, dass wäre um einiges besser als dieses Date.

„Komm schon Ino, du bist selbst schuld daran.“, kam es nun von Sakura. Auch, wenn ich dieses Mädchen inzwischen sehr gerne hatte, im Moment wünschte ich ihr die Krätze an den Hals.

„Du könntest mir ruhig ein bisschen beistehen, immerhin ist das ganze DEINE schuld! Und überhaupt, wie könnt ihr nur so vergnügt darüber sein? Ich weiß genau WIE sehr ihr die beiden Idioten hasst.“

„Meine Schuld?“, kam es empört von der Haruno.

„Ganz genau, hättest du nicht diesen dämlichen Streit mit diesen Tussi’s gehabt, dann wäre das doch alles nie passiert!“, fauchte ich sie beleidigt an.

„B-bitte streitet doch nicht.“, mischte sich nun auch Hinata ein.

„Genau. Wir sollten doch deswegen nicht streiten, nicht wegen einer so freudigen Sache.“, lächelte Tenten schadenfroh. Alles was ich dafür übrig hatte war ein vernichtender Blick.

„Der Teufel soll Euch holen.“, brummte ich vor mich hin.

„S-so schlimm ist das überhaupt nicht Ino. Wir alle wissen doch, dass du nichts von Shikamaru willst.“

„Hinata hat Recht. Es ist einfach nur so lustig, also diese ganze Story, wieso und weshalb und so. Außerdem hast du damit dieser dummen Setsu mal richtig eine reinwürgen können.“, munterte die Rosahaarige mich auf.

°Recht hast sie, zumindest etwas. °, lächelte ich nun schadenfroh in mich hinein.

„Tadam!“, kam es blitzartig von der Braunhaarigen. „Guck mal, ist das nicht niedlich? Das könntest du doch anziehen.“

Sie zog ein weiß-blaues Sommerkleid aus meinem Schrank und betrachtete es kritisch.

„Mit diesem blauen Strickjäcken und dem Gürtel hier würde das bestimmt niedlich aussehen.“, flüsterte Hinata schüchtern.

„Los, anziehen!“, meinte die Ama gebieterisch. „Wir haben nichtmehr viel Zeit.“

Ohne Widerworte schnappte ich mir die bereitgelegten Klamotten und verschwand damit im Bad. Da ich schon mal gleich hier drin war, erledigte ich auch prompt den Rest. Ich band mir die Haare zu einem lockeren Zopf, den ich leicht über meine Schulter hängen ließ und frischte mein Make-Up vom heutigen Morgen wieder auf. Als ich nach ein paar Minuten wieder rauskam starrte ich perplex auf den Boden. Ich bemerkte, wie leichte Hitze in mir aufkam. Wieso war ich nur auf einmal so nervös? Als jedoch Sakura‘s Hände aufeinander schnellten holte mich das wieder zurück in die Realität.

„Wow.“, kam es mit offener Kinnlade von ihr.

„Du siehst einfach bezaubernd aus.“, lächelte die Hyuuga sanft.

„Also, wenn DAS Shikamaru nicht völlig vom Hocker bläst, dann weiß ich auch nicht.“, nickte nun Tenten zufrieden, als wäre ich ein vollendetes Kunstwerk.

„Ich würde sagen, einfach perfekt. So kannst du gehen. Hier, nimm Die.“, drückte mir Neiji’s Freundin meine Tasche in die Hand und deutete mit ihrem Zeigefinger auf ihre Armbanduhr. Konnte es wirklich schon so spät sein?
 

-

Als ich am vereinbarten Treffpunkt ankam, rutschte mir mein Herz prompt in die Hose. Meine Wangen färbten sich abermals in einem zarten Rotton und die Nervosität in mir stieg stetig an.

°Warum nur? °, dachte ich verzweifelt an das bevorstehende Date.

Zwar verspätete ich mich – wie heute Mittag bereits, diesmal jedoch nur um ein paar Minuten – doch konnte ich nicht anders als das riesige Gebäude zu bestaunen, das sich vor mir befand. Es war ein edles, fast schon luxuriöses Gebäude in einem strahlenden Weiß und mit einer stark verzierten goldenen Tür. Ich versuchte angestrengt mich an das zu erinnern, was Sakura mir vorhin erzählt hatte.

‚Ich soll dir von Shikamaru ausrichten, dass er dich um 17:30Uhr am “Chateau de France“ erwartet. Du sollst nicht draußen warten, da er drinnen bereits einen Tisch reserviert hat.‘ waren ihre Worte.

Da sich über der goldenen Tür der Schriftzug ‚Chateau de France‘ erstreckte, war wohl jegliche Verwechslung ausgeschlossen.

Ich beschloss die Zähne zusammen zu beißen und das alles einfach schnell hinter mich zu bringen.

So selbstsicher es ging betrat ich das Restaurant und war erneut verblüfft über die Schönheit des Inneren. Als ich die Gäste betrachtete fühlte ich mich definitiv unbehaglich und underdressed. Alle Frauen trugen die feinsten und edelsten Abendkleider, meist in schwarz gehalten, und die Männer speisten in noch eleganteren Anzügen, was mein geübtes Auge mir sofort verriet.

Lange Zeit zum Nachgrübeln blieb mir aber nicht, denn sofort huschte ein Kellner herbei, um mich ordnungsgemäß in Empfang zu nehmen.

„Guten Abend, wie kann ich Ihnen behilflich sein, junge Dame?“

„Guten Abend, ich bin hier verabredet. Shikamaru Nara?“, fragte ich ihn nur kurz angebunden.

„Ah, sehr wohl, wenn Sie mir bitte folgen würden?“

Wie gewünscht begleitete ich ihn. Er lief schnurstracks zu einem Tisch am hinteren Ende des Raumes. Ich spürte förmlich, wie sich immer weiter, Stück für Stück, ein Strick um meine Kehle schnürte. Als wir dort ankamen war der Braunhaarige vollkommen in Gedanken versunken, weswegen er uns anfangs nicht bemerkte. Der Ober räusperte kurz seine Stimme, gab mir ein freundliches Nicken, welches mir signalisieren sollte, dass dies mein Tisch sei, und verschwand ohne ein weiteres Wort zu verlieren wieder zu seinem Posten.

Das Shikamaru mich anscheinend immer noch nicht bemerkt hatte stimmte mich seltsamer Weise etwas traurig. Aber wieso eigentlich?

Ich musste einmal tief schlucken und nahm all meinen Mut zusammen: „Hallo Shikamaru, wie geht es dir?“

Erst jetzt kam der Angesprochene wieder zurück in die Realität.

„I-ino? Wann bist du …? Oh Gott, es tut mir leid.“, sprang er leicht panisch von seinem Stuhl auf. „Bi-bitte, setz dich doch.“ Eines musste man ihm lassen, Manieren schien er zu haben.

Ich setzte mich auf den noch freien Stuhl, der sich direkt gegenüber von seinem befand und fuchtelte entschuldigend mit meinen Händen vor meinem Körper herum.

„Nicht doch. Es tut mir leid, dass ich zu spät bin.“

Mit einem warmen Grinsen, welches ich zuvor noch nie bei ihm gesehen hatte, sagte er leise: „Ich hatte schon Angst, dass du nicht kommen würdest. Aber jetzt bist du ja da.“

Seine Worte ließen mein Herz nun so laut schlagen, dass ich befürchtete, dass Jedermann es hören konnte.

Ich wusste nicht, was ich ihm dazu noch hätte sagen können, und auch er schien derzeitig keine Worte zu finden, weswegen wir uns für einige Minuten einfach nur anschwiegen.

„Und, gefällt dir der Ort?“, unterbrach er schließlich die Stille.

Als ich daran zurückdachte, wie beeindruckt ich vorhin gewesen war, entschied ich, das gefallen wohl nicht gerade das passendste Wort dafür war.

„Gefallen ist wohl etwas untertrieben, ich bin ziemlich beeindruckt.“, lächelte ich ihn peinlich berührt an.

„Freut mich zu hören.“, grinste er nun schon selbstsicherer als zuvor. „Das ist das Restaurant meiner Eltern.“

Ich konnte nicht anders als in mit offener Kinnlade anzustarren. Ich hatte ja bereits gewusst, das Sasuke und Shikamaru stinkreiche Eltern hatten, aber das sie gleich SO reich waren übertraf all meine Erwartungen.

„Was ist?“, fragte er mich mit leicht panischem Unterton. „Du hast nicht gewusst, dass das hier uns gehört?“

Völlig geistesabwesend schüttelte ich mit dem Kopf.

„N-nein.“, konnte ich darauf nur kurz erwidern.

„Dann wusstest du wohl auch nicht, dass dieses Restaurant eigentlich zu einer Hotelkette gehört, und meine Eltern eigentlich, um es richtig auszudrücken, eine ganze Hotelkette besitzen?“, fragte er mich nun mit großen Augen.

Abermals konnte ich nur völlig überrumpelt mit dem Kopf schütteln. „Jetzt bin ICH aber ziemlich überrascht.“, sagte er nun genauso baff. Wieder konnte ich ihm darauf nicht antworten. Ich musste die erhaltene Nachricht erst einmal verdauen, ehe ich gedanklich zum Geschehen zurückkonnte.

Ich ließ meine Blicke erneut durch den ganzen Raum schweifen, wobei mir dieses Mal sofort auffiel, dass uns viele der Leute hier anscheinend genauestens beobachteten. Shikamaru schien meine Verwunderung bemerkt zu haben und versuchte sogleich zu erklären: „Ignoriere die Blicke einfach. So ist es immer, wenn ich oder Sasuke hier essen gehen.“

„Sasuke?“, fiel mir dazu nur prompt ein.

„Jop, unsere Eltern sind ziemlich eng miteinander befreundet. Wir können alle Vorteile ihrerseits und sie alle unsererseits auskosten. Deswegen kommen er und ich oft hierher. Für uns sind die Blicke nichts Neues mehr.“, beugte er sich leicht zu mir.

„Kommt ihr oft mit Mädchen hierher?“, schoss es einfach so aus meinem Mund.

Irgendwie stimmte mich diese Vorstellung ziemlich traurig.

Shikamaru schüttelte den Kopf. „Eigentlich gehen wir nie mit unseren Verabredungen hierher. Wäre auch sehr unklug das zu tun, das gäbe ein riesen Skandal, schließlich stehen unsere Eltern mit beiden Beinen in der Öffentlichkeit. Außerdem wäre das wie ein gefundenes Fressen für die Presse. Die spekulieren doch schon lange, wann wir uns endlich ernsthaft an ein Mädchen binden werden.“

Okay, da war es wieder. Über dieses Thema wollte ich definitiv nicht weiterreden. Gott sei Dank schien man mich diesmal erhört zu haben, denn sogleich huschte der Kellner herbei, um unsere Bestellungen aufzunehmen. Wir unterhielten uns nur noch über kleinere, nicht so formelle Themen, die es wirklich schafften, mich von meinem unbehaglichen Gefühl abzulenken.

Als nach einer ganzen Weile jedoch ein lauteres Stimmengewirr zu hören war, drehten Shikamaru und ich unsere Köpfe nach dem Ursprung um.

Mir stockte der Atem, als ich sah, wer dort hinein marschiert kam. Temari Sabakuno - und offensichtlich ihre Eltern - betraten das Restaurant. Die Blonde trug ein langes, sehr elegantes violettes Kleid und ihre Haare hatte sie fein säuberlich in ihrem Nacken hochgesteckt. Alles in allem musste ich zugeben, dass sie ziemlich gut aussah. Sie ließ sich zusammen mit ihren Eltern zu einem Tisch führen, wobei jeder von Ihnen arrogant durch diesen Raum stolzierte, als wären sie etwas Besseres. Temari’s Mutter ließ ihren Blick durch das Restaurant schweifen und blieb schließlich an unserem Tisch hängen. Sie tippte ihrer Tochter auf die Schulter und wies mit einem Kopfnicken zu uns rüber. Ohne zu zögern kam sie hinüber geschlendert.

Ich ahnte Schlimmes auf mich zukommen.

Reizvoll stütze sich die Sabakuno vor dem Nara ab und lächelte ihn siegessicher an.

„Shika-Schatz, was für eine Freude dich hier zu sehen.“, flötete die Blonde sogleich drauf los. Anscheinend schien sie mich gekonnt zu ignorieren, was in der jetzigen Situation eigentlich das Beste überhaupt für mich war.

„Wir beide sollten auch mal schick zusammen essen gehen. Mein Vater hat in der Innenstadt ein neues italienisches Restaurant eröffnet.“

„Gut zu wissen, dann werde ich demnächst wohl mal mit meinen Eltern dort essen gehen.“, ignorierte er gekonnt ihre Aufforderung. „Ich dachte eigentlich, dass du mich mal dort mit hinnimmst.“, beharrte sie weiter auf ihren Wunsch und setzte sich nun provozierend auf seinen Schoß. Ich konnte nicht sagen warum, aber dieser Anblick ließ mich innerlich schmerverzerrt aufschreien. Äußerlich probierte ich dennoch meine unbeeindruckte Fassade aufrechtzuerhalten.

„Lass das Temari, das ist echt völlig unpassend. Du störst gerade.“, murrte er ihr entgegen.

Geschockt sah sie zwischen mir und ihm immer wieder hin und her. Er hingegen sah sich immer wieder unsicher um und versuchte sie von seinem Schoß runterzubewegen.

„Sehr seltsam.“, knurrte sie nun verdächtig gefährlich während sie mit einer ihrer Haarsträhnen spielte. „Ich störe also, ja? Wirklich sehr seltsam. Warum hast du mir das dann nicht schon auf unserem letzten Date gesagt?“, sah sie ihn mit boshaftem Blick an. „Ach ich weiß, vielleicht, weil du mir da schon gesagt hast, dass ich eines der schönsten Mädchen bin, die du jemals getroffen hast.“, sagte sie absichtlich ein paar Oktaven zu hoch. „Was du mir letztendlich mit diesem wundervollen Abschiedskuss bewiesen hattest.“, kam es nun noch lauter aus ihrem Mund.

Im Speisesaal war es nun totenstill.

Mir hingegen schossen nun Millionen von Bildern durch den Kopf. Dieser Satz durchbohrte mein Herz mit einem Stich.

Er hatte sie also geküsst? Richtig geküsst?

Ich bemerkte, wie blinder Zorn in mir aufkam. Abrupt stand ich mit der kältesten Miene die ich drauf hatte auf.

„So ist das also.“, wiederholte ich nun ebenfalls laut. Mir war einfach nicht klar wieso diese Vorstellung so schmerzte, dennoch konnte ich nicht anders und ließ mich von meiner Eifersucht leiten.

„Geküsst hast du sie?“, lächelte ich ihm schmerzlich entgegen.

„Und ich dachte, dass du nicht so wärst, wie alle immer behaupten.

„Ino.“, versuchte Shikamaru mich zu beruhigen.

„Ich hätte mich gar nicht erst auf dich einlassen sollen.“, entfuhr es mir mit allergrößter Enttäuschung. „Ich gehe jetzt.“

„Ja, genau, geh nur. Endlich hast du es kapiert. Lass meinen Shikamaru und mich endlich in Ruhe. Du passt doch sowieso nicht hierher. Eine kleine Ablenkung warst du für ihn, mehr nicht.“, streute Temari nun weiter Salz in die Wunde.

Der Braunhaarige schien die Situation gar nicht so schnell zu realisieren, doch das war mir im Moment vollkommen egal, denn alle meine Befürchtungen hatten sich damit bestätigt.

„Sprich mich nie, NIE wieder an.“, zischte ich ihm zu und rannte aus dem Hotel.
 

Stunden vergingen in denen ich einfach gar nichts getan hatte.

Nach meiner Auseinandersetzung mit den anderen wusste ich nicht wohin ich gehen sollte. Eine Weile lief ich einfach nur durch die Stadt, ignorierte alles und versuchte meine Gedanken in die richtige Reihenfolge zu bringen. Bis mich meine Beine schließlich bis in die Nähe des Parks führten, der sich kurz vor unserem Internat befand.

Im Moment wollte ich niemanden sehen und niemanden hören. Zu tief hatte mich das alles verletzt. °Ein Abschiedskuss…°

Ich steuerte mechanisch auf eine der wenigen Bänke zu, die sich nicht unter einer Laterne befand, und ließ mich niedergeschlagen fallen. Als ich meinen Blick durch den Park schweifen ließ, bemerkte ich, wie wunderschön ruhig hier alles war. Die einsame Stille war genau das, was ich jetzt brauchte. Ich sah einen kleinen Teich, der sich in der Mitte des Rasens befand, und der mich wie magisch anzog. Dort angekommen, betrachtete ich mein Spiegelbild, das sich dank des Mondes im Wasser spiegelte, und erschrak, als ich sah, wie furchtbar ich aussah.

Währenddessen konnte ich es einfach nicht fertigbringen, meine Gefühle in den Griff zu bekommen. Leise kullerten die Tränen an meinen Wangen herunter. Ich konnte das einfach alles nicht fassen.
 

„Was machst du denn hier?“, hörte ich eine Stimme.

Als ich meinen Kopf zur Seite drehte, sah ich, wie sich eine muskulöse, gutaussehende Person neben mich gesetzt hatte.

„Ich dachte du bist immer noch mit Shikamaru unterwegs.“, wandte er seinen Kopf nun auch in meine Richtung.

Ich konnte nicht anders und rümpfte angewidert meine Nase.

„Was willst du denn hier?“

„Das gleiche hab‘ ich dich auch gefragt.“

„Geht dich aber nichts an, kapiert?“, gab ich immer noch verletzt zurück.

Als er den verletzten Ton in meiner Stimme wahrnahm, bemerkte ich, wie sich ein besorgter Ausdruck auf seinem Gesicht breitmachte.

„Ist alles in Ordnung? Du siehst ziemlich mitgenommen aus. Hat er bei eurem Date irgendwas Dummes angestellt?“

Reflexartig zwang ich meinen Kopf Richtung Wasser. Das alles kam mir jetzt ziemlich unheimlich vor. Seit wann war dieser Uchiha denn so mitfühlend?

„Du kannst ruhig mit mir reden, wenn es um meinen besten Kumpel geht. Vielleicht kann ich dir ja helfen?!“

„Ha, na sicher doch.“, entwich es mir scharf. Und wieder konnte ich nicht verhindern, dass sich Tränen in meinen Augen bildeten.

„Nun spuck es schon aus. Was es auch war, er hat es sicher nicht mit Absicht getan oder gesagt, dafür mag er dich viel zu gern.“

„Haha, guter Witz, Uchiha! Soll ich dir mal was sagen? Du, ja genau du, und dieser Trottel von Nara, ihr seid euch so ähnlich, das kann man kaum beschreiben. Er ist genauso ein großes Arschloch wie du. Hauptsache jede Menge Weiber am Start haben, das ist es, was ihr unbedingt braucht. Ihr zwei seid doch echt ----.“, brach ich ab und spürte, wie Sasuke’s Lippen sich auf meine legten. Ein Gefühlschaos begann in mir auszubrechen. Seine Lippen waren so sanft. Seltsamerweise beruhigte dieser Kuss mich bis aufs Innerste, warum auch immer. Ich wusste, dass das alles hier falsch war. Ich musste an Sakura denken und stieß Sasuke grob von mir weg.

„Du bist echt das Allerletzte.“

„Shit …“, konnte ich den Schwarzhaarigen fluchen hören, als wäre es auch für ihn keine gute Absicht gewesen.

„Ino –“, setzte er an.

„Halt bloß die Klappe.“, giftete ich ihn wütend an. So schnell es ging rappelte ich mich auf, machte mich mit schnellen Schritten von dannen und ließ somit Sasuke schon bald weit hinter mir.

Special (Hinata): Aussicht auf Besserung


 

»Wo viel Gefühl ist, ist auch viel Leid.«
 

©Leonardo da Vinci
 

Hinata POV
 

„I-ich … ich freue mich wirklich, d-dass Ino zurzeit anscheinend … naja … positive Gefühle für Shikamaru entwickelt.“, unterbrach ich die Stille, die meine blonde Freundin seit ihrem Verschwinden hinterlassen hatte.

„Glaubt ihr, dass sie sich gerade in ihn verliebt?“, kam es nach einer gefühlten Ewigkeit mit traurigem Unterton von Sakura. Erstaunt wandten sowohl ich als auch Tenten unsere Köpfe in ihre Richtung. Anscheinend schien ihr diese Tatsache nicht zu gefallen. „Hm … das ist schwer zu sagen.“, antwortete die Braunhaarige erstaunlich ernsthaft. „Ich denke, wir sollten erst einmal abwarten und uns im Moment darüber freuen, dass sie glücklicher ist als sie tut.“
 

-
 

Millionen von Gedanken schossen mir binnen Sekunden durch den Kopf. Die Wirrsten, Naivsten und Verworrensten die ich seit langem überhaupt hatte. Natürlich wusste ich von mir selbst, was für ein nachdenklicher Mensch ich war, doch trotzdem überraschte es mich ein wenig, dass ich mich davon so aus der Ruhe bringen ließ. Für gewöhnlich schaffte dies niemand. Gut, außer … meinem Freund, von dem ich hoffte, dass er es noch war.

Ich konnte die letzten Worte meiner Freundinnen einfach nicht vergessen, nein, besser gesagt, ich konnte ihre Reaktionen nicht verstehen.

War es nicht eine tolle Sache, dass Ino und Shikamaru sich zueinander hingezogen fühlten? Das alles verwirrte mich zu sehr, denn anscheinend war ich die Einzige, die das so empfand.

Nach unserem Gespräch gingen Tenten und ich zurück in unser gemeinsames Zimmer – sie, um mit Neiji zu telefonieren, und ich wollte schlichtweg noch ein paar Hausaufgaben erledigen.

Als meine Zimmergenossin schließlich gegen halb zwölf auf ihrem Bett einschlief, knipste ich leise meine Nachttischlampe an, griff wahllos nach einer meiner Zeitschriften und durchblätterte sie willkürlich, ohne auch nur ein kleines bisschen auf den Inhalt zu achten.

Seltsamerweise konnte ich mich rein gar nicht konzentrieren.

Und so tapste ich, obwohl mir durchaus klar war, dass es mitten in der Nacht war, aus unserem Zimmer und schlurfte in Gedanken versunken durch die Gegend, ohne ein wirkliches Ziel vor den Augen zu haben.

Eigentlich verwunderte es mich aber nicht, dass mich meine Beine in Richtung Gewächshaus trugen. Ich liebte Pflanzen über alles. Ich wusste nicht wie oder warum, aber jedes Mal, wenn ich mich traurig fühlte, beruhigte mich die Nähe der wunderschönen Blumen zutiefst. Gut, im Moment war ich vielleicht nicht traurig, dazu war ich viel zu gedankenverloren, aber es gab genügend Sachen, die mir trotzdem schlaflose Nächte bereiteten.

Als ich schließlich das Gewächshaus ohne zu zögern betrat – ich war den Gang hierhin schon mehr als gewöhnt – fiel mir sofort diese weiße Blume ins Auge. Ein leicht fröhliches Lächeln schlich sich auf mein Gesicht.

Ich erinnerte mich gut an die Situation, die mit dieser wunderschönen Blume zusammenhing.

Wie ginge das auch nicht? Schließlich erinnerte sie mich an meine erste große Liebe … Naruto Uzumaki.

Ich konnte es nicht verhindern, aber die Gedanken an ihn ließen mir unweigerlich Tränen in die Augen schießen. Ich hatte das alles wirklich nicht gewollt. Ich wollte nicht, dass meine Beziehung wegen einer einzigen Nacht kaputtging. Ich wollte nicht, dass der Junge, den ich, seitdem ich auch nur Denken konnte liebte, mich nun ignorierte. Ich wollte Naruto einfach nicht verlieren.

Als ich es gerade halbwegs geschafft hatte mich wieder zu beruhigen, vernahm ich das leise Geräusch der Schiebetür und drehte mich sogleich in die Richtung, aus der das Geräusch kam.

Und plötzlich – ohne Vorwarnung – überkam es mich und die Tränen, die ich zuvor so tapfer zurückhielt, bahnten sich nun ohne Kontrolle ihren Weg hinab meiner Wangen. Sein Antlitz blies all meine Sorgen, die mich vorher so sehr quälten, weg, und ein Chaos der Gefühle machte sich bis in die letzte Ecke meines Körpers breit. Am liebsten wäre ich sofort auf ihn zugegangen, hätte ihm in die Augen gesehen, ihm gesagt wie schrecklich leid mir das alles tat und hätte ihn dann mit all meiner Liebe geküsst. Doch irgendetwas in mir stoppte mich vor dieser Tat. Ich fühlte mich auf einmal wie gelähmt, konnte kein Wort sagen, keine Regung meinerseits zeigen, nichts. Einzig und allein die salzigen Tränen flossen weiter und weiter, als wäre ich ein Wasserfall mit einer unendlichen Quelle.

Ich musterte den jungen Mann von oben bis unten, irgendetwas jedoch war anders als die Tage zuvor. Seine Muskeln wirkten vollkommen entspannt und als ich es endlich wagte seine zwei azurblauen Augen aufzusuchen bemerkte ich, dass sie sanft und gleichzeitig sehnsüchtig auf mich gerichtet waren – fast so wie früher.

„Hinata … “, stammelte der Blonde leise vor sich hin. Wie sehr ich diese Stimme vermisst hatte. Doch auch jetzt war ich nicht in der Lage etwas zu erwidern. Dann jedoch flüsterte er diese Worte, die mein Herz heftiger und schneller schlagen ließen, von denen ich niemals gedacht hätte, dass ich sie je wieder hören würde: „Hinata, ich vermisse dich so sehr.“

Meine Tränen, die eigentlich doller hätten nicht fließen können, rinnen schließlich tausendmal schneller gen Boden. Ich spürte wie meine Beine versagten und ich kurz davor war zusammenzusacken, wie zwei starke Arme mich dennoch davor bewahrten in Richtung Boden zu gleiten, und eine liebevoll Hand meinen Kopf dazu bewegte, in das schönste Gesicht dieser Welt zu schauen. Sanfte Lippen pressten sich auf meine, und ich konnte nicht anders, als meine zierlichen Arme um seinen Nacken zu schlingen und den Kuss so wild es ging – völlig untypisch für mich – zu erwidern. Ich wollte dieses Gefühl wieder spüren, dass ich meiner Meinung nach viel zu lange nicht gespürt hatte.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, musste ich ein paarmal überlegen, was eigentlich gestern Nacht geschehen war.

Ich war besorgt und verwirrt.

Unkonzentriert.

Konnte nicht einschlafen.

Suchte Ablenkung.

Wurde überrannt von meinen Gefühlen zu Naruto.

Sah die Liebe meines Lebens vor mir stehen.

Spürte, wie sich unsere Lippen vereinten.

Und landete später schließlich in seinem Zimmer.

„Guten Morgen. Endlich ausgeschlafen? So kenn ich dich ja gar nicht.“, kam es von Naruto, der locker gegen die Wand lehnte und mich mit seinem schiefen Grinsen ansah. „Na-naruto-kun… w-wie, kommst du denn i-in mein Z-Zimmer?“, antworte ich viel zu nervös. Ich bemerkte, wie die Hitze in mir Aufstieg und leichte röte in meine Wangen schoss. Als ich mich umsah fiel mir blitzartig wieder an, dass er sich nicht in meinem, sondern ich mich in seinem Zimmer befand. Außerdem notierte ich endlich, dass ich nichts - außer einem Shirt von dem Uzumaki und meinem Unterhöschen – trug. Peinlich berührt, denn ich befürchtete jeden Moment einen belustigten Kiba ins Zimmer platzen zu sehen, zog ich die Decke vor meinen Körper, um mich etwas bekleideter zu fühlen.

„Keine Sorge, Kiba hat gestern Abend das Feld geräumt.“, sprach er direkt aus, als ob er meine Gedanken lesen konnte. Meine Muskeln entspannten sich etwas, obwohl ich immer noch nicht fassen konnte, dass das alles hier wirklich passiert war. Ich meine, ich hatte schon oft mit Naruto geschlafen, schließlich war er ja mein Freund, aber … die Umstände die zurzeit herrschten, mit so was hätte ich nun wirklich nicht gerechnet.

Ich richtete meinen Blick wieder auf ihn, nur um kontrollieren zu können, dass er tatsächlich noch da war und ich nicht nur träumte.

Ein wenig Sorge kam in mir auf, denn ich wusste, dass wir Zwei viel zu bereden hatten, und ich hatte Angst, alles mit einem Schlag wieder zu zerstören. „Ich glaube wir sollten reden.“, hauchte ich nur ganz leise vor mich hin. Der Uzumaki schien meine Worte dennoch vernommen zu haben, denn augenblicklich verfinsterte sich seine Miene.

Anmutig stieß er sich von der Wand ab, setzte sich leicht verkrampft auf den Boden vor mir und sagte: „Das sollten wir.“

„Naruto, ich wollte das alles nicht.“

„Ich weiß.“

„Ich liebe dich.“

„Ich weiß … “

„Ich will dich nicht verlieren ...“,

Ein leichtes Seufzen entfuhr dem blonden Schönling. „Du wirst mich nicht verlieren ...“, sagte er ernst und entschlossen. Mit großen Augen sah ich ihn an. Ich merkte, wie sich abermals Tränen bildeten, doch wieder kämpfte ich tapfer, um sie zu unterdrücken.

„Weißt du Hinata, ich hatte jetzt 'ne Menge Zeit um über alles nachzudenken.“, begann er von neuem. „Ich konnte wirklich viel und sehr gründlich nachdenken. Ziemlich untypisch für mich was?“, lachte er mit leicht nervösem Unterton vor sich hin. „Und dann, dann hab‘ ich gestern auch noch diese SMS von Sasuke bekommen. Ich wollte sie als erstes ignorieren, doch irgendwie konnte ich mich nicht zurückhalten und musste sie dann doch lesen.“

Er griff nach seinem Handy, dass sich auf seinem Nachttisch befand, drückte hier und da ein paar Tasten und hielt mir schließlich die Nachricht, die anscheinend die von Sasuke war, direkt vor die Nase. „Ließ mal.“, forderte er mich auf. Zögerlich nahm ich das Gerät entgegen und begann wie befohlen zu lesen:
 

Hey … Naruto.

Shit man, keine Ahnung, ob du die SMS jetzt hier lesen wirst oder nicht.

Ich mein, eigentlich hoffe ich es echt, denn … verdammt nochmal, ließ sie bitte einfach, ok?

Das mit Hinata und mit mir, du musst das einfach vergessen. Weißt du, ihr beide wart zu dieser Zeit noch nicht einmal zusammen. Jeder von Euch war SINGLE.

Natürlich wusste ich, dass sie schon in dich verliebt war, was du selbstverständlich noch nicht wusstest. (Wobei du so ziemlich der letzte warst. ALLE anderen hatten das schon vor dir geschnallt.)

Aber, was schreibe ich hier eigentlich?

Ich weiß genauso gut wie du das es dafür keine Entschuldigung gibt. Ich hätte dir das damals einfach gleich erzählen sollen.

Mist, Junge, willst du wirklich die Frau fürs Leben entkommen lassen? Hast du mir nicht immer erzählt, WIE SEHR du sie liebst, und das du dir nur mit ihr eine Zukunft vorstellen kannst?

Sie kann doch dafür gar nichts … Naruto!!!

Es war nur ein läppischer One-Night-Stand. Keine Liebe meinerseits, keine ihrerseits. Ich verstehe ja das du im ersten Moment enttäuscht warst, aber … bitte man, krieg dich wieder ein und rede mit Hinata.

Ich verstehe auch, dass du trotzdem tierisch sauer auf mich bist, doch lieber auf mich als auf sie.

Was soll ich dir sonst noch großartig schreiben?

Du weißt, dass du für mich einer der besten Kumpels überhaupt bist und es auch bleiben wirst.

Und falls du das jetzt tatsächlich gelesen haben solltest: WEHE DU ZEIGST DEN SCHEISS HIER JEMANDEM!!!!!!!!!!!!!!
 

Sasuke
 

.

.

.
 

P.S.: Naruto, danke … und: es tut mir leid.
 

Ich konnte gar nicht glauben, was ich da eben gelesen hatte.

Ich reichte dem Blondschopf sein Handy, der es in seiner Hosentasche verstaute, und musste kurz mehrmals zwinkern, um das Gelesene zu verarbeiten. Ich wollte gerade ansetzten etwas zu sagen, doch wurde ich von meinem chaotischen Freund geradewegs unterbrochen. „Du solltest dir etwas Nettes anziehen, schließlich ist heute Samstag.“

Langsam stand er auf, streckte herzhaft seine Arme von sich und unterstützte seine typische Art mit einem verschlafenen Gähnen. „Lass uns nach und nach über alles reden. Wir sollten uns Stück für Stück wieder annähern.“ Ich starrte ihm mit offener Kinnlade an. Hieß das etwa, das er nun doch mit mir Schluss machte? Brauchte er mehr Zeit für alles?

Er schien wieder einmal meinen Gesichtsausdruck richtig zu interpretieren, denn schnell ergänzte er seine Aussage: „Also, ich möchte immer noch …. naja, natürlich möchte ich immer noch mit dir zusammen sein.“, kratzte er sich verlegen an der Wange. „Aber wir sollten halt nichts überstürzen, nicht, dass uns das beiden wieder über den Kopf wächst. Und da ich jetzt endlich fertig mit meinem ewig langen Monolog bin, zieh dir was Schickes an, es ist Zeit fürs Frühstück. Ach ja … ich hoffe du hast dich wieder neu in mich verliebt, nachdem ich mir hier die größte Mühe gebe so viele sinnvolle Wörter hintereinander zu sagen!“, grinste er mit seinem allertypischsten Naruto-Grinsen.

Ein verrückter Morgen

„Wie siehst du denn aus?“, fragte mich die besorgte Stimme eines blonden Jungen. „Morgen.“, warf ich gefühllos und leicht gereizt in die Runde und ignorierte somit abermals gekonnt eine von vielen Fragen an diesem Morgen. Jeder und Alles nervte mich am heutigen Tage, dass wusste ich jetzt schon. Eigentlich hatte ich, seitdem ich an diesem Internat bin, versucht, die Oberzicke, die irgendwo tief in mir steckte und die ich am liebsten ganz schnell wegwerfen wollte, niemals raus hängen zu lassen – doch heute war das einfach unmöglich.

Wieso mussten mich alle möglichen Leute anquatschen? Nur weil ich mal nicht perfekt gestylt war? Oder nur weil ich mal nicht meine geliebte Schminke im Gesicht hatte? War ich deswegen auf einmal ein Alien? Naja, an dieser Schule offensichtlich schon. Dabei hatte doch Jeder mal einen schlechten Tag. Und meiner wurde definitiv vom grässlichsten Tag meines Lebens ausgelöst, nämlich dem gestrigen Freitag. Ich konnte und wollte einfach nicht über die vergangenen Ereignisse reden – und schon gar nicht mit Sakura, die mir durchweg seit dem Aufwachen Löcher in den Bauch fragte. Ich … ich wusste doch das meine rosahaarige Freundin den Uchiha mochte, auch, wenn das oft nicht den Anschein machte oder sie es sogar leugnete. Aber ich war schließlich nicht blind. Außerdem war ich die geborene Expertin, wenn es darum ging, Geheimnisse zu durchschauen – und Sakura versuchte mit absoluter Sicherheit eines aus ihren Gefühlen zu machen.

Das wurde mir nach diesem Kuss gestern mehr als nur klar.

Verdammt, ich hasste mich einfach selbst dafür. Warum zum Teufel war ich auch so dumm mich auf diesen Typen einzulassen?

Ich hatte doch selbst mitbekommen – und schon mindestens tausendmal gehört, wie Shikamaru – und auch Sasuke – drauf waren. Wenn ich nur daran dachte was alles passiert war, wurde mir schlicht weg einfach nur übel. Das alles saß einfach immer noch viel zu tief in mir; dieses bescheuerte Date, Temari’s Aussage, und dann … dieser dämliche Kuss mit … Sasuke. Aber eines war mir nun zu hundert Prozent klar: So etwas wird mir nie wieder passieren. Ich war immerhin keine von diesen Weibern, die den Kerlen ständig hinterherrannte, egal wie gut sie auch aussahen.

°Oh man ...°, seufzte ich innerlich vor mich hin. Diese ganzen Erinnerungen ließen doch wirklich meine Laune prompt von Null auf minus zehn sinken – dabei dachte ich, dass das bei mir fast unmöglich war.

„Kannst du voll vergessen Naruto, die gleiche Frage habe ich heut auch schon gestellt – völlig erfolglos.“, schüttelte die Haruno beleidigt mit ihrem Kopf. °Wäre ich mal lieber im Bett geblieben …°, schoss es mir sofort durch meine Gedanken. Aber leider hatte mein Bauch heute früh etwas andere von mir verlangt. Er verlangte Frühstück.

Tja und nun saß ich hier und musste mich von fragenden Gesichtern löchern lassen.

„Deiner Begeisterung nach zu urteilen war das Date gestern eine volle Katastrophe.“, legte Tenten mitfühlend eine Hand auf meine Schulter. „Date?“, kam es aus Neiji’s und Naruto’s Mund zeitgleich geschossen.

Ich warf ihr für diese Aussage einen vernichtenden Blick zu.

Musste das jetzt sein? Nicht jeder musste das doch gleich mitbekommen. Obwohl ich mir nicht mal sicher sein konnte, dass die meistens es nicht sowieso schon aus Temari's oder Setsu's Mund erfahren hatten. Dennoch schienen auch die beiden Jungs meinen Gesichtsausdruck bemerkt zu haben, denn obwohl der Uzumaki etwas sagen wollte, schloss er sogleich wieder den Mund und beließ es bei der eintretenden Stille.
 

-
 

°Herrlich! Einfach nur Herrlich! °

Hätte mir früher jemand erzählt, dass ich es eines Tages einmal genießen würde, völlig allein zu sein, hätte ich denjenigen höchst wahrscheinlich, ohne Wenn und Aber, ausgelacht.

Ich meine, ich, Ino Yamanaka, zähle wohl zu den geselligsten Menschen die es auf dieser Erde gibt … Partys, Freunde, Shopping … das alles ist es schließlich, was mich als Person wohl mit ausmacht – irgendwie. Doch nun, jetzt, genau in diesem Moment, war ich überaus froh und erleichtert, dass Sakura beschlossen hatte, mich mit ihren nervigen Fragen endlich zu verschonen.

'Da du heute anscheinend mit dem falschen Fuß zuerst aufgestanden bist und da du darüber OFFENTSICHTLICH auch nicht reden magst, gehe ich jetzt ein bisschen in die Bibliothek, um einige Sachen für mein Projekt vorzubereiten. Du weißt, wenn was ist – ich habe mein Handy dabei!', waren die Worte meiner Freundin, bevor sie leicht angesäuert das Zimmer verlassen hatte. Ich wusste ja, dass Sakura es nur gut mit mir meinte, dennoch musste ich erst einmal selber damit zurechtkommen, bevor ich ihr von dieser Sache erzählen konnte …

Zu welchem Zeitpunkt gerieten die Geschehnisse nur so außer Kontrolle? Voller Gedanken, die stetig in meinem Kopf tobten, schloss ich sanft meine Augen, in der Hoffnung, dass mit der vorhanden Stille auch endlich ein paar Lösungen angeflogen kamen, bis ich meiner Müdigkeit schließlich nicht mehr entkommen konnte und in einen unruhigen Schlaf versank.

„Was zum ...“, grummelte ich missmutig vor mich hin, als mich nach gefühlten dreißig Minuten der nervige Signalton meines Handys unliebe voll aus meinem Schlummern riss. Harsch griff ich nach dem Gerät und quittierte sogleich das Display, welches mir zwei erhaltene SMSen anzeigte.

Ich öffnete die Erste und konnte meinen Augen selbst kaum glauben, als ich sah, wer und vor allem was dort geschrieben stand:
 

Wir müssen dringend über die Sache von gestern Abend reden.

Bitte erzähle es niemandem.

Es ist anders als du denkst.

-Sasuke
 

Ungläubig schüttelte ich meinen Kopf, so, als bestände die Möglichkeit, dass es sich nur um meine Fantasie handelte. Doch das Geschriebene stand noch immer auf meinem Display.

Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte.

Vielleicht versuchte er sich auch nur über mich lustig zu machen.

Vielleicht war das alles auch nur eines seiner kleiner Spiele. Spiele, für die er immerhin berühmt an diesem Internat war. Ich wusste es nicht.

Nach einem tiefen, herzhaften Seufzer beschloss ich, erst einmal nicht auf seine Bitte zu reagieren. Wenn er es wirklich ernst meinte, dann würde er sich mit Sicherheit nochmal bei mir melden.

Gerade als ich mein Handy bei Seite legen wollte, kam mir die zweite Nachricht, die ich bekommen hatte, wieder in den Sinn. Und wie der Zufall es so wollte, war ich auch über Diese nicht sehr erfreut:
 

Hast du Zeit?

Ich muss dich etwas fragen.

-Shikamaru
 

Was zum Teufel war nur mit diesem Tag nicht in Ordnung?

Ich war mir nicht sicher wieso, aber irgendetwas beunruhigte mich an dieser SMS.
 

Ich denke schon.

Wo?

-Ino
 

Ich sendete diese kurze, knappe Antwort, denn ich – oder besser gesagt dieser Kerl – durfte nicht vergessen, dass ich noch immer sauer auf ihn war. Kaum hatte ich mein Telefon weggelegt, klopfte es auch schon leise an der Tür. Verwundert tapste ich zum Eingang und öffnete diese einen kleinen Spalt, woraufhin mir zwei unzufriedene Augen entgegenblickten. „Das ging ja schnell.“, prustete ich mürrischer als es eigentlich klingen sollte. „Kann ich reinkommen?“, entgegnete er mir mindestens genauso verstimmt. Sein Verhalten verwirrte mich sehr. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich ihn noch nie so gesehen hatte – jedenfalls nicht in diesem Extrem. Eigentlich wollte ich ihm ein 'nein' erwidern, doch diese Option schien für ihn außer Frage zu stehen, denn er platze ohne meine Erlaubnis einfach in mein Zimmer.

Ich schloss die Tür hinter ihm und starrte ihn mit der grimmigsten Miene an, die ich derzeit im Angebot hatte.

„Stimmt das?“, fing er plötzlich an zu sprechen, ohne mich auch nur ansatzweise zu beachten.

Ich stemmte meine Hände in die Hüfte und schnaubte einmal verächtlich, denn etwas anderes fiel mir bei diesem Verhalten einfach nicht ein. „Stimmt was?“, erkundigte ich mich.

„Du weißt genau was ich meine.“, verfinsterte sich seine Stimme nun noch mehr. „Wenn ich das wüsste, würde ich nicht fragen! Findest du es nicht ein bisschen albern, wie du dich gerade verhältst? Was bildest du dir denn ein?“, konnte ich nicht anders als schon fast zu schreien. Gewiss erwartete ich noch im selben Atemzug eine mindestens genauso wütende Antwort, doch nichts folgte. Die Sekunden verflogen, dennoch schien dieser Augenblick einfach nicht enden zu wollen. Eine trübe, angespannte Spannung entwickelte sich zwischen uns. Obwohl weder er noch ich etwas sagte, passierte etwas, das so deutlich zu sein schien, dass es schon fast greifbar war.

„Du hast ihn geküsst.“, schallte es monoton an meine Ohren. Und da war es. Der Umstand, der sowieso irgendwann kommen musste, den ich trotzdem am liebsten einfach aus meinem Leben gestrichen hätte.

Seine Worte lösten ein kaum erträgliches Feuerwerk in mir aus, mein Körper verkrampfte sich bis in die letzte Faser meines Daseins und mein Herz begann sich ohne zu zögern in einem schier unaufhaltbaren Rhythmus zu bewegen. Ein verächtliches Lachen entfuhr dem Braunhaarigen. Die Panik in mir begann sich bereits zu überschlagen, ich war mir nicht im Klaren, wie ich mich nun verhalten sollte. Zögerlich lenkte ich meinen Blick in seine Richtung, musste jedoch erschrocken zusammenzucken, als ich bemerkte, wie zwei finstere, offensichtlich hasserfüllte Augen auf mir lagen.

Wieso?

Wieso wusste er davon? Meine Kehle fühlte sich unglaublich trocken an, kein einziges Wort vermochte meinem Mund zu entspringen.

Doch dann … traf es mich wie ein Blitz. Verwirrung besiegte meine Panik. Fassungslosigkeit übernahm meinen Körper.

Selbstbeherrschung siegte.

„Woher weißt du das?“, sprach ich kühl und gefasst, stolz auf mich selbst, dass ich mich nicht hatte von meinen Gefühlen besiegen lassen. „Ist doch egal.“ „Sasuke also.“, entfleuchte es mir nun mit einem höhnischen Lächeln. „Und? Was nun?“, wechselte meine Mimik zu purer Siegessicherheit. „Was meinst du?“, entkam es meinem Gegenüber, wonach ich nicht anders konnte, als mein Grinsen, welches sowieso schon übermächtig war, noch stärker werden zu lassen.

„Was, wenn ich ihn geküsst habe? Was geht es dich an? Garnichts, denn es ist nicht deine Angelegenheit. Du hast nicht das Recht, deswegen hier in mein Zimmer zu stürmen und mich zu verurteilen. Du hast nicht das Recht dazu. Ich kann küssen wen ich möchte. Das hast du nicht zu bestimmen.“, gab ich ernst von mir.

In meinem Inneren begann sich eine gewisse Überheblichkeit zu verteilen, denn ich wusste, dass es keineswegs falsch war, was ich gerade eben gesagt hatte. Ich war eine eigenständige, starke junge Frau, die sich von keinem Fremden etwas vorschreiben lassen musste.

„Ich will es aber bestimmen.“, entgegnete er mir sogleich mit einem betroffenen Ton, der meine Gemütslage abermals zum Wackeln brachte – und lief im Nu an mir vorbei, heraus aus dem Zimmer mit der Nummer 216.

(K)ein guter Schritt

„Ich will es aber bestimmen.“, entgegnete er mir sogleich mit einem betroffenen Ton, der meine Gemütslage abermals zum Wackeln brachte – und lief im Nu an mir vorbei; heraus aus dem Zimmer mit der 216.

 

… und alles, was er zurückließ, war eine verunsicherte junge Blondine.
 

Eine beschwerliche, beinahe schon kaum aushaltbare Stille drohte mich fortan zu ersticken. Es gab eine Sache, derer ich mir nun zu hundert Prozent sicher war: Weitere, unvermeidbare Tage an diesem Internat würden mir mit absoluter Sicherheit eine Zukunft in der Irrenanstalt bescheren. In meinem Kopf herrschte ein wildes Durcheinander. Fassungslosigkeit, Wut, Verwirrung: Ein bitteres Chaos meiner Gefühle, von dem ich nicht wusste, wie ich es jemals wieder unter Kontrolle kriegen sollte. Shikamaru‘s Auftreten … traf mich vollkommen unerwartet. Es war einfach nur seltsam. Normalerweise war der Nara niemand, der einfach aus einem Reflex heraus handelte. Genau wie im Falle Uchiha war auch er kein großer Gefühlsmensch. Rationales Denken und Vernunft waren die Züge, die ihn wohl am ehesten beschrieben. Und doch schallten seine Worte immer und immer wieder durch meine Gedanken. Sie ließen mich einfach nicht los. Wenn es etwas gab, dass ich im Augenblick wollte, dann war es, diesen Kerl besser zu verstehen. Ein kühles Kitzeln durchzuckte meinen Körper.

Was sollte das alles nur bedeuten? Menschen – und damit ihre Emotionen – waren nie ein sonderlich kompliziertes Geschehen für mich. Meine Mutter sprach oftmals von einem angeborenen Talent, geerbt von meinem mindestens ebenso begabtem Vater. Aber wie so oft im Leben gab es auch hier Ausnahmen. Oder waren es weniger Ausnahmen als Wendungen? Wer konnte das schon so genau sagen. Ich jedenfalls nicht.

Eines war dennoch klar: Hier schien alles anders zu sein. Hätte mir jemals zuvor jemand von der Existent einer solchen Schule berichtet – ich hätte ihn mit großer Wahrscheinlichkeit für verrückt erklärt. Komplizierte Lehrer, eine durchgeknallte Direktorin, ein seltsames Schulgebäude … und das Schlimmste: Wahnsinnige Schüler in Hülle und Fülle. Schwarze Schafe gab es selbstverständlich überall, egal woher man stammte, doch an diesem Ort fiel offensichtlich das weißeste Schaf am meisten auf.

Langsam, nervös und unbeholfen tapste ich durch mein Zimmer. Ich hatte einfach keine Ahnung, was ich nun tun sollte. Für die Eingebung eines klaren Planes hätte ich im Moment vieles gegeben. Wem konnte ich mich denn nach solch einem Geschehen auch noch anvertrauen? Sakura? Wohl eher nicht. Allein die Vorstellung an ihre versteckte Betroffenheit – und damit wiederum an ihr gekünsteltes Glück - ließen mich gründlich erschaudern. Sie mochte diesen durchgeknallten, besserwisserischen Uchiha-Knaben, auch, wenn sie das niemals einfach so zugeben würde. Und irgendwie ging es schließlich auch um ihn. Doch wer blieb mir sonst? Tenten … nein. Den Mut, sie mit solch einem persönlich schweren Thema zu belasten, hatte ich nicht. Und die Jungs kamen sowieso nicht in Frage, denn diese hatten schließlich selbst spürbare Probleme. Letztendlich kam wieder einmal eine einzige Person in Betracht. Gedankenverloren marschierte ich zu meinem Handy und wählte die Nummer, von der ich mir abermals einen wichtigen Rat erhoffte. Doch dieses Mal durfte ich nicht zu viel verraten, denn diese Sache blieb besser vor den meisten Schülern geheim.
 

RING
 

RING
 

RING
 

„Ja bitte?
 

„Hallo Hinata, könntest du mir eventuell kurz deine Aufmerksamkeit schenken?“
 

„Hi Ino. Natürlich, was kann ich für dich tun?“
 

Typisch Hinata. Ohne zu zögern oder ohne auch nur darüber nachzudenken willigte sie ein und bot ohne Zweifel im Herzen ihre Hilfe an. Das ließ sie einen jedes Mal aufs Neue spüren. Die gute Seele der Blauhaarigen war einfach etwas Besonderes.

Ich atmete einmal - aus vollstem Gefühl heraus - gründlich, aber auch schwer ein, und mindestens genauso seufzend wieder aus.
 

„Oh oh, das war aber ein herzhaftes Geräusch, klingt als läge dir etwas tief auf dem Herzen.“, sprach die junge Frau am anderen Ende der Leitung verständnisvoll zu mir.
 

„Ich denke, deine Aussage trifft es ganz gut.“, antwortete ich ihr prompt, wie aus einer Pistole geschossen.

Und plötzlich – ich wusste wirklich nicht wieso – legte sich ein trauriger, leicht verzweifelter Schauer über mein Dasein. Wie ein tobender Wasserfall riss der letzte Satz der Hyuuga alles in mir erneut auseinander. „Warum sind sie nur so?“, flüsterte ich mehr an mich gewand als an Hinata. Doch dies konnte sie wahrhaftig nicht ahnen. Ob sie den Frust in meiner Stimme trotzdem hinaushören konnte? Zuzutrauen war es ihr gewiss.
 

„Weiß du Ino, es ist an der Zeit, dass du dir eine eigene Meinung darüber bildest, denkst du nicht auch?“
 

Verständnis.

Ich war überwältigt davon, wie viel Verständnis die Hyuuga Erbin trotz ihrer eigenen Probleme immer wieder für andere aufbringen konnte. Ich nannte ihr keine Namen, nein, und dennoch schien meine Freundin deutlich zu spüren, auf wen ich anspielte und was mich beschäftigte.
 

„Danke Herzchen.“
 

„Ich bin immer für dich da.“, fügte sie noch hinzu – und damit beendete sie unser kleines Telefonat.
 

Hinata Hyuuga war wirklich ein Engel, und ich war froh, sie als meine Freundin bezeichnen zu können. Der Moment war gekommen, in dem ich mich endlich dieser Situation stellen musste.

„Yamanaka.“, ertönte die düstere Stimme eines schwarhaarigen, halbnackten jungen Mannes, der sich äußerst lässig gegen den Türrahmen seines Zimmers gelehnt hatte. „Ich bin überrascht, du kennst meine Zimmernummer?“ „Hör auf zu spotten Uchiha. Ich arbeite in einem Projekt mit Shikamaru, und das weißt du ganz genau.“, stemmte ich aufbrausend meine Hände in die Hüfte. „Aber deswegen bin ich nicht hier.“, fuhr ich fort und legte meinem Gegenüber schließlich drohend einen Zeigefinger auf die Brust, um ihn vollends zurück in den Raum zu schieben. Lautstark schmiss ich die Tür hinter uns zu, um nicht doch noch unerwünschter Weise von einer seiner Fan Girls erwischt zu werden. Obwohl es mir letztlich doch egal sein konnte. „Hm, und nun? Wie du siehst, Shikamaru ist nicht da.“, säuselte er gewohnt cool vor sich hin. „Ich habe es doch bereits erwähnt. Ich bin nicht wegen ihm hier.“, ließ ich meine Stimme jetzt auch um ein vielfaches ernster als zuvor wirken. Mir entging nicht, wie seine Gestik und Mimik sich augenblicklich veränderte; war es … Panik? „Verstehe. Dann lass mich doch mal raten. Du bist hier, um mich einen bösen, bösen Sasuke zu nennen und mir hinterher, wie eine wildgewordene Stute, eine zu kleben?“, äußerte er gespielt theatralisch. „Musste ja so kommen. War klar das diese Irre von Haruno irgendwann auf dich abfärbt.“

„Äußert charmant, wie immer.“, ließ ich mich nun künstlich geheuchelt auf ihn ein. „Ich weiß es sehr zu schätzen, wie hochwertig du von Sakura sprichst, aber nein, da muss ich dich leider enttäuschen, das hatte ich eigentlich nicht vor.“ „Und warum bist du dann hier?“, drang seine Stimme nun sehr ungeduldig an mein Ohr. „Ach, naja, weißt du ...“, begann ich von neuem, und ging ohne seine Erlaubnis einfach weiter in den Raum. „Ich hatte gerade eben äußerst interessanten Besuch. Und, wie soll ich sagen? Wir kamen auf ein doch Recht suspektes Thema zu sprechen.“

Ich konnte deutlich spüren, das Sasuke immer noch nicht wusste, auf wen oder was genau ich eigentlich anspielen wollte. Inzwischen hatte ich ihm den Rücken zugewandt, um mir ganz entspannt den Ort anzusehen, in dem er und mein Projektpartner wohnten. Unwillkürlich zuckte ich zusammen, als der Uchiha mein Handgelenk packte und mich besonders zärtlich zu sich herumwirbelte. Ich konnte nicht anders, als ihm tief in seine Augen zu blicken, in der Hoffnung, endlich einmal einen Funken an Gefühl in ihm ausfindig zu machen.

„Was willst du hier?“, sprach er konstant ruhig.

„Wieso weiß Shikamaru von unserem Kuss?“, zischte ich gefährlich – und unverweilt löste er die Umklammerung meines Handgelenkes. Seine Augen weiteten sich ein kleines, kaum erkennbares Bisschen, und doch wagte er es nicht, seinen Blick von Meinem abzuwenden. Schien als wäre der Groschen gefallen. Als erstes glaubte ich, dass er nun endlich mit offenen Karten spielen würde, dass er mir erklären würde, wieso sich sein bester Freund auf einmal so seltsam verhielt, und, warum er mich letzten Endes geküsst hatte. Tausende von Fragen schwirrten durch meinen Kopf. Ich hatte schlussendlich doch noch die Hoffnung, dass sich alle aktuellen Geschehnisse just in diesem Augenblick aufklären könnten. „Was hat er dir gesagt?“, durchlöcherte er mich mit seinen pechschwarzen Seelenspiegeln. Sasuke schien relativ gefasst zu sein, dennoch gab es irgendetwas an dieser Situation, was mich gewaltig störte. „Tse, gesagt hat er nichts. Beschuldigungen, das war es was ich mir anhören durfte.“, knurrte ich, achtete aber stets darauf, ebenso wie er, den Augenkontakt nicht zu unterbrechen. Ich wollte auf keinen Fall den Moment verpassen, in dem sein Gesichtsfeld mir hätte etwas Wichtiges verraten können. „Hm.“ Hm? HM? War das etwas alles was er dazu zu sagen hatte? Wollte er mich für dumm verkaufen?

„Außerdem wollte er wissen, wieso ich dich geküsst habe, Uchiha.“, fügte ich dem Ganzen noch hinzu, als ich bemerkte, dass diese Konversation für ihn anscheinend erledigt war. Doch so einfach konnte und wollte ich mich dieses Mal nicht abwimmeln lassen. Ich verlangte Antworten, und zwar von ihm. Ich sah, wie er langsam seinen Mund öffnete, um sichtlich etwas erwidern zu wollen, ihn kurz darauf aber wieder schloss, ohne, dass auch nur der leiseste Ton ertönte. „Das hat er dich gefragt?“, kam überraschender Weise doch noch aus ihm heraus. Dahingegen war es aber nicht das was, welches meine Aufmerksamkeit erregte, sondern das wie. Seltsamerweise klang seine Stimme irgendwie … traurig. Aber wieso?

„Ganz Recht. Und soll ich dir mal etwas verraten? Er ist nicht der Einzige der das gern wissen würde.“ Und erneut passierte alles viel zu schnell. Abermals packte er – ganz plötzlich und äußerst grob – mein Handgelenk und zerrte mich in Richtung des Ausgangs. Aggressiv und unfreundlich schubste er mich über die Schwelle der Tür, hinaus in den mittlerweile belebten Flur – und knallte prompt den Einlass heftig zu.

Tja, nun stand ich hier, vor dem Zimmer der zwei beliebtesten Jungs dieser Schule, alle Augenpaare neugierig auf mich gerichtet. Ich konnte förmlich spüren, wie die gaffenden Blicke meiner Mitschüler mir Fragen in den Rücken brannten. Doch das kümmerte mich jetzt nicht. Ich war wütend. Wütend auf diese Vollidioten, weil sie mich entweder einfach anmaulten oder mich komplett ignorierten, obwohl es mein gutes Recht war, gegenwärtig Antworten zu bekommen. Bloß geschah dies nicht.

„You haven' a bit of trouble, haven't you?“, plapperte mich jemand von der Seite belustigt an. Erst realisierte ich gar nicht, wer in diesem Moment dort stand, jedoch als mein Verstand endlich wieder zu seinem alten Ich fand, konnte ich nicht anders, als mein schönstes und gleichzeitig fröhlichstes Lächeln aufzulegen. Mein Körper handelte völlig von allein, denn die Reaktion, die er zu betreiben hatte, wenn meine Augen diese Person erblickten, die kannte er schon in- und auswendig. Hektisch fiel ich diesem äußerst attraktivem Mann um den Hals, wobei ich einen kurzen, penetranten Kreischer meinerseits einfach nicht unterdrücken konnte. „Dein Englisch ist so schlecht wie eh und je!“, ließ ich nun doch etwas von ihm ab; mit einem Dauergrinsen das längst schon einen Wettbewerb hätte gewinnen können, freute ich mich einfach, meinen ehemals engsten Freund aus alter Heimat wiederzusehen.

„Ist das das Erste, was du feststellst, obwohl wir uns eine Ewigkeit nicht gesehen haben?“, prustete er sogleich drauf los. Ich sah, wie sich auf seinen Lippen ein kleiner Schmollmund abzeichnete, was mein Lächeln jedoch nur intensivierte. „Schau doch mal, bin ich nicht riesig geworden? Und der tiefe, männliche Ton in meiner Stimme, zum Anbeißen, oder?“, baute er sich siegreich vor mir auf. „Ja ja, du bist der Schärfste, das wusste ich doch schon immer.“, kniff ich ihm nun frech in die Wange.

„Tja, wir sind eben das perfekte Paar.“, hallte seine Stimme viel zu laut durch den Korridor unserer Schule, doch das kümmerte mich nicht. Kein einziger dieser Neugierigen entging mir, wie sie lauschten und untereinander tuschelten; mit Sicherheit schaffte ich es damit zurück auf die Nummer Eins der neuesten Neuigkeiten. Aber das war mir momentan alles egal. Er war der Einzige, der mich jetzt interessierte, wie er hier stand – einfach so, war er aus dem Nichts aufgetaucht, wie früher, und munterte mich mit seinen abgehalfterten Sprüchen abermals auf. Liebevoll und fröhlich über sein Dasein, schnappte ich mir die Hand des Größeren und zog ihn fort von hier, einfach nur raus aus diesem Gebäude und dieser Gegend, weg von all dem Trubel, der mich umringte.

Zu viel des Guten

Glück ist, Freunde zu haben. Gäbe man einem Menschen allen Ruhm und alle Schönheit dieser Welt, was bringe es, wenn man niemanden hat, mit dem man sein Glück teilen kann? Gar unendliche Gesellschaft leistet uns ein ferner Freund, wenn wir ihn glücklich wissen. So ist ein Freund jemand, mit dem man hemmungslos lachen und bedingungslos weinen kann. Freundschaft.

„Ich bin wirklich froh zu sehen, dass es dir gut geht.“, murmelte ich leise vor mich her. „Wirklich froh ...“. Sanft lächelnd richtete mein unerwarteter Besuch seinen Blick auf mich, ausdruckslos, doch zugleich ewig suchend. Zögerlich strecke er seine Hand Richtung meines Gesichtes, und wie auf einem ersten Date, strich er mir liebevoll eine lose Strähne aus diesem heraus. Er sagte nichts, und anscheinend hatte er auch nicht vor, diese Tatsache zu ändern. Doch ließ er seine Augen immer noch auf mir Ruhen, weshalb ich es nicht unterdrücken konnte, dass sich ein leicht rötlicher Schleier auf meinen Wangen bildete. Einerseits genoss ich dieses Gefühl, doch andererseits war mir doch klar, dass es falsch war – ich wusste schließlich um die Beschaffenheit seiner Gefühle. Unschlüssig griff er nach meiner Hand und wartete auf mein zustimmendes, oder auch abweisendes Signal. Unsicher ließ ich es Geschehen.

„Ich bin zufrieden, dass wir hierhergekommen sind.“, unterbrach er schließlich doch sein Schweigen. „Diese Ruhe … ist überwältigend. Nein, sie hier, mit dir zu genießen, dass ist überwältigend.“, sagte er vernünftiger als erwartet. „Leider habe ich nicht allzu viel Zeit, da ich eigentlich gekommen bin, um etwas sehr Wichtiges zu erledigen.“

Die Ernsthaftigkeit seines Tonfalls verwirrte mich doch sehr. Normalerweise war er, mein bester Freund, stets und ständig viel zu sarkastisch, viel zu unschuldig, viel zu draufgängerisch und gleichzeitig doch viel zu verschlossen. Manche Menschen, die nicht um sein liebevolles Innerstes wussten, hielten ihn im Allgemeinen für einen gemeinen Einzelgänger, der immer nur Ärger bereitete. Aber das stimmte nicht. Leider wurde er dennoch immer wieder falsch verstanden. Dabei war der gerade mal 1,68 Meter große Mann neben mir, mit seinen wuschelig-roten Haaren der liebste Mensch auf Erden.
 

„Hälst du es tatsächlich für eine kluge Idee, dass wir hier im Internat etwas essen sollen? Weißt du, du bist hier kein eingetragener Schüler, dass könnte Ärger geben.“, säuselte ich merklich nervös vor mich hin. „Keine Sorge Ino, hier, ich hab 'ne offizielle Erlaubnis, damit ich die Schule betreten darf.“, schob er mir völlig unbeeindruckt das Formular hinüber. Mit offener Kinnlade musterte ich ihn – war das gerade wirklich sein ernst? „Was ist?“, fragte er überrascht nach. °I-D-I-O-T! °, schoss es mir zeitnah durch den Kopf. °Als ob jeder einfach so diese Bescheinigung kriegen würde … wie hast du das denn nun wieder angestellt?!°, kochte ich innerlich aufbrausend.

„Und die brauchst du, weil ... !?“, versuchte ich mein Temperament etwas hinunter zu fahren. „…, weil ich hier dringendst jemanden Besuchen wollte.“ Dieser Junge war einfach unglaublich. Irgendwie schaffte er es immer wieder, dass zu bekommen, was er wollte. Fast immer.

„Komm mit, ich stell dir jemanden vor.“, griff ich ihn spontan an seiner Hand, woraufhin er sich kaum merklich erschreckte, und fast über seine eigenen Füße stolperte. Bevor ich mich abermals in meinen alten Schwärmereien verlieren würde, probierte ich lieber den Stand des Momentes zu verändern und alte Empfindungen zu verdrängen. Freudig lief ich zu unserem Stammplatz hinüber, direkt auf meine liebliche Freundin hinzu. „Aber ich habe doch Hunger!“, erwiderte er irritiert einen kindlichen Schmollmund. Dort angekommen, strahlte die Blauhaarige uns bereits mit einem herzlichen Lächeln an. Es war beinahe schon seltsam, dass sie nicht auch ein wenig schüchtern dreinblickte, so, wie man es eigentlich von ihr gewohnt war. Ich wusste nicht woran es lag, aber irgendwie hatte sich die junge Hyuuga-Erbin verändert, positiv verändert.

„Hallo ihr Zwei.“, grüßte sie uns sogleich.

„Hinata, darf ich dir jemanden vorstellen? Das ist Gaara, einer meiner besten Freunde überhaupt.“, präsentierte ich ihn stolz, wie einen errungenen Schatz.

„Freut mich, dich kennenzulernen Gaara.“, sagte sie höflich, stand auf und machte mit gutem Vorbild manierlich eine leicht begrüßende Verbeugung. „Hinata Hyuuga.“

„Sehr erfreut, Gaara, Gaara Akatsuki.“, stellte er sich selbst noch einmal vor und tat es ihr gleich. Angeregt unterhielten wir uns über Dieses und Jenes. Darüber, wie es unseren gemeinsamen Freunden in Sunagakure ginge, oder davon, dass sich die zwei neu angefreundeten Schüler in manchen Punkten gar nicht so unähnlich waren; es gab einfach Unmengen an Gesprächsstoff, und so flog die Zeit leider viel zu schnell an uns vorbei.

„Sag mal Hinata, was macht du hier eigentlich so ganz alleine?“, platze es plötzlich viel zu voreilig aus meinem Mund. Ein leises Kichern entfuhr der Gefragten, ehe sie schließlich angestrengt nach einer passenden Antwort zu suchen schien: „Und wieso treibst du dich so ganz alleine mit einem jungen Mann herum?“, stellte sie die unerwartete Gegenfrage. „Erwischt.“, streckte ich ihr etwas ertappt meine Zunge entgegen, ehe ich zu meinem Nachbarn rüber schielte, und die roten Wangen vernahm, die viel zu markant sein perfektes Gesicht zierten. Das war nun wirklich äußerst unangenehm. Ich machte Hinata freilich keinen Vorwurf, denn von dem 'kleinen' Problem, welches es zwischen uns anscheinend immer noch gab, konnte sie nichts wissen. Genüsslich, aber auch leicht gestresst, gab ich herzhaft einen langen Seufzer von mir. „Es war nett, dich kennengelernt zu haben.“, unterbrach die Blauhaarige plötzlich die fatale Stimmung. „Ich hoffe, wir sehen uns irgendwann mal wieder, Gaara.“ „Du gehst schon?“, fragte ich sie verwirrt. „Ja, tut mir leid, aber ich hab noch eine Verabredung mit Naruto.“, erklärte sie nun wieder in ihrer üblichen Befangenheit. Langsam und bedacht ging sie einmal um den kleinen, runden Tisch an dem wir uns befanden, ehe sie mich in eine harmonische Umarmung schloss und sich damit aufs Neue verabschiedete. Überraschender Weise teilte sie gleiches mit dem Rothaarigen. Verwundert blickten wir der zierlichen Frau hinterher, ehe Gaara mich aus meiner Starre zurückholte: „Ino, das ist jetzt vielleicht nicht gerade die passendste Gelegenheit, aber ich muss dir unbedingt etwas sagen.“, sprach er, ohne mich jedoch anzusehen. Zögerlich – und damit sehr untypisch für ihn, fixierte er sich auf seine Hände und wickelte sie in einen nervösen Fingertanz seinerseits. „Die Sache ist die ---“, setzte er nach einer etwas längeren Pause erneut an, wurde allerdings aus heiterem Himmel von jemandem unterbrochen. Ich traute meinem eigenen Verstand nicht, als ich sah, wer dort stand. „Huh, Gaara, was machst du denn hier?“ „T-Temari.“, war das Einzige, dass der Angesprochene herausbekam. Drängelnd stemmte sie die Hände und die Hüfte und schnaufte verächtlich aus. Erst dachte ich eigentlich, dass diese absurde Tat wieder einmal meiner Wenigkeit galt, doch ohne mich auch nur zu beachten, setzte sie sich einfach an den Tisch und plapperte aufgeregt drauf los: „Wieso bist du in Konohagakure? Ist in Suna etwa was passiert?“, hakte sie nun hektisch weiter nach einer Antwort. Offensichtlich unschlüssig über sein weiteres Verhalten, wechselte der Akatsuki immer wieder die Blickrichtung zwischen mir und dieser Person. Was hatte das alles zu bedeuten? Ich verstand die Welt nicht mehr. Woher kannten sich Gaara und Temari? „Jetzt spuck's endlich aus, Brüderchen.“, kam es nun sichtlich genervt von ihr.

°Brüderchen… °

Moment … BRÜDERCHEN?

Das war mehr, als ich in diesem Moment verkraften konnte.

Ein eindeutiger Seitenhieb. Diese beiden Menschen, die unterschiedlicher nicht sein konnten … waren Geschwister? Das war unmöglich.

Oder? Ohne etwas zu sagen, stand ich schon fast sprunghaft auf, vollkommen neben der Spur. Irritiert, fassungslos und ungläubig waren wohl die ehesten Gefühle, die sich in rasender Geschwindigkeit explosiv den Weg durch meinen Körper suchten. Mein bester Freund und mein schlimmster Feind? So konnte man es womöglich ausdrücken.

In diesem Augenblick wollte ich einfach nur gehen. Weg von dem Besuch aus Suna, weg von allem. Ich war mir nicht sicher, wohin ich mich verkriechen sollte, doch alles war höchst wahrscheinlich besser als dieser Platz, mit dieser Gesellschaft. Und plötzlich, aus heiterer, unbekannter Quelle, stieg eine immense Wut in mir auf, die mich am liebsten dazu verleitet hätte, die komplette Inneneinrichtung der Mensa einmal vollständig zu überarbeiten. Aber wollte ich mich auch nicht auf diese Spielchen einlassen. Doch manchmal erforderten schwierige Situationen außergewöhnliche Maßnahmen.

„Ach, wisst ihr was?! Ich hab‘ ehrlich keine Lust mehr, mich mit euch abzugeben.“, durchquerte die Sabakuno meinen bereits zurecht gelegten Gegenschlag. „Gaara, wenn du nur gekommen bist, um mir von Kankuro's Verlobung zu erzählen, dann kannst du gleich wieder gehen.“, sprach sie so klar, so deutlich, dass es wie tausend tobende Blitze immer und immer wieder durch meine Ohren schallte. Hatte ich wirklich geglaubt, das eben sei ein Grund gewesen, um sich zu ärgern? Wie schon oft belehrte man mich auch in diesem Fall eines Besseren.

Kankuro …

Kakuro Akatsuki. Verlobt. Er, der 1,75 Meter große Schönling aus der tristen Wüstenstadt. Er, der starke, unkomplizierte und immer entschlossene große Bruder meines besten Freundes. Er … meine erste große Liebe.

Und von diesem Moment an blieb die Welt für mich stehen. Ich konnte, nein, ich wollte das nicht hören, nicht begreifen, schnell vergessen. Schon seit Beginn unserer Zeit in Sunagakure, seit dem allerersten Mal seines Erscheinens, war ich absolut vernarrt in den ältesten Sohn der Akatsuki-Familie. Anfangs waren es nur kleine Tagträumereien. Doch von Treffen zu Treffen entwickelte ich immer mehr Begeisterung. Leidenschaft. Tiefgründige Liebe. Alles an diesem Mann faszinierte mich bis in die geheimste Ecke meines Daseins. Seine großen, fehlerfreien dunklen Seelenspiegel, diese muskulöse, aufreizende Statur sowie diese wuscheligen, dennoch tadellos aussehenden braunen Haare. Es war pure Grausamkeit – und wahnsinnige Wohltat zugleich. Einerseits war ich, ganz zu meinem Bedauern, nicht das einzige weibliche Wesen, dass es auf ihn abgesehen hatte. Andererseits konnte ich mich – dank meiner überragenden Sturheit – zu den wenigen Freundinnen zählen, die er besaß.

Eine undefinierbare, riesige Welle der Ignoranz spülte das letzte Fünkchen Hoffnung weg, dass sich in dem engsten Schlupfloch meines Unterbewusstseins bis zu diesem Zeitpunkt versteckte. Unendliche Traurigkeit schwemmte diese entsetzliche Strömung an die Oberfläche, und nahm alles mit sich, was mir am Ende noch hätte als Rettungsring dienen können. Unauffällig spürte ich, wie ich die nahestehende Gemütsbewegung nicht mehr zu unterdrücken vermochte. Wie in Zeitlupe, als wollte Gott persönlich, dass mich der Funke des Schicksals noch härter erhaschte, verließ mich die Kraft in meinen Beinen und ich sackte unwillkürlich zusammen.

Wirbelnde, aufgewühlte Stimmen, waren das Möglichste, was ich vor dem pechschwarzen Nichts noch erfasste.
 

„Ino.“, hörte ich eine besorgte, tief klingende Stimme leise flüstern. „Ino?“, wiederholte sie sich.

Seltsam. Diese raue, unwiderstehliche Stimme, war zu dieser Weile das Rettungsseil, welches mich davor bewahrte, in die unermesslichen Tiefen der schwarzen Öffnung zu fallen, welche sich unter meinem Leben gebildet hatte. Vorsichtig, geblendet von den warmen, viel zu hellen Sonnenstrahlen des Tages, klimperte ich einige Male mit meinen Augenlidern, um die entflohene Orientierung zumindest für einen Teil zurückzuerlangen. Anfangs dachte ich, ich würde noch immer Fantasieren, denn als ich anfing zu realisieren, verließ mich mein Wille erneut. Starke Arme hielten mich zärtlich davon ab, die trügende Kälte des Bodens zu spüren. Ich wurde getragen, vorsichtig und schützend.

Diese Stimme … Diese entlastende Stimme.

Dieser wunderbare, liebreizende Klang, gehörte niemand anderem als Shikamaru Nara.

Und erstens kommt es anders...

Ich traute meinen eigenen Augen nicht. Was war nur passiert? Wieso befand ich mich in solchen Umständen? Angestrengt versuchte ich mein Bestmöglichstes, um mich eventuell an kleine Rückstände zu erinnern, wurde jedoch von dem tiefsitzenden Schmerz, der sich fest in mein Herz verankert hatte, daran gehindert. Das Leiden, welches ich in diesem Moment spürte, war so schrecklich, so quälend, dass es mich fast schon in Zwei riss. Mir war durchaus bewusst in welcher Lage ich mich gerade befand, doch ich vermochte es einfach nicht zu verhindern, dass sich eine stille, heimliche Träne den Weg in die Außenwelt erkämpfte. Shikamaru sagte nichts, doch gab es kaum einen Augenblick, in dem mich seine mitleidigen Blicke nicht trafen. Normalerweise, wäre es mir wohl unangenehm gewesen, dass mich jemand in solch einer Situation sah. Aber jetzt war es mir egal. Kankuro, mein Kankuro, dem ich seit jeher meine ehrlichsten Gefühle schenkte, war nun verlobt. Er würde heiraten. Eine Familie gründen und glücklich sein. Glücklich, nur nicht mit mir.

„Wenn du im Leben etwas erreichen willst, dann höre auf dein Herz.“, murmelte eine tiefe Stimme unerwartet vor sich hin. Durch den nassen Schleier der sich vor meinen Augen aufbaute begutachtete ich Diesen. Ein sanfter Rotschimmer umrundete seine Wangen, während er abwesend etwas fernab meiner Sichtweite fixierte. Leicht verkrampft lehnte er gegen das Fenster und machte keine einzige Regung des Weitersprechens. Sein Blick aus dem Fenster gerichtet, wartete ich auf eine Erklärung seiner Aussage, doch nichts folgte. Aber die Trauer, die mich zu zerfressen drohte, verflog Stück für Stück. Der Anblick von Shikamaru löste etwas in mir aus, von dem ich nicht ahnte, wie weitreichend es noch sein würde.

Langsam erhob ich mich von der kleinen zerloderten Bank und ging Schritt für Schritt in seine Richtung. Ich wagte es nicht ihn direkt anzusehen, so starrte ich gezwungenermaßen auf seine Füße. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie auch er seinen Körper zu mir drehte. Wenige Zentimeter trennten uns voneinander. Keiner von uns vermochte etwas zu sagen und diese Moment zu zerstören. Selbst wenn ich es gewollt hätte, nicht ein einziger Ton wäre über meine Lippen gekommen. Dieses merkwürdige Gefühl, welches sich in meinem gesamten Körper breitmachte, war unbekannt und neu zugleich. Es war intensiv, warm und schürte eine unendliche Leidenschaft. Und doch schreckte es mich ab, den nächsten Schritt zu machen und unsere Beziehung auf eine andere, neue Ebene zu setzen. Tief wollte ich ihm in seine dunkelbraunen Augen blicken, in denen ich mich wohl verloren hätte. Ich fing an zu begreifen. Nichts konnte so bleiben wie es war. Hoffnungsvoll und tapfer hob ich meinen Kopf. Ich wollte ihn sehen, wollte wissen, wie er sich fühlte - was er wollte. Doch urplötzlich, ohne das ich es hätte erahnen können, nahm er mein Gesicht in seine Hände, vergrub seine Finger in meinen Haaren und legte seine Lippen direkt auf die meine. Es war, als wäre ein hartnäckiger, jahrelang anhaltender Damm in mir gebrochen. Tränen liefen unabänderlich über mein Gesicht. Mit weiten Augen, die jedoch nichts erspähten, sondern nur in das Unendliche starrten, stand ich nun vor ihm. Er küsste mich so leidenschaftlich, so liebevoll, aber doch so bestimmend, dass ich mich nicht wehren konnte … nicht wehren wollte. Ich ließ es geschehen. Warum sollte ich auch nicht? Es war ein gutes Gefühl, und doch schaffte ich es nicht, irgendetwas zu tun. Zu gerne hätte ich diesen Moment erwidert, ihn eingefroren und niemals enden lassen. Doch nur weil ich es wollte, war es deswegen das Richtige? Durfte ich es soweit kommen lassen? Konnte ich so mit seinen Gefühlen spielen, oder gar mit meinen? Liebte ich nicht bereits jemand anderen? Ich kannte keine Antwort und schon gar keinen Ausweg.

Viel zu schnell löste der Braunhaarige diese innige Situation, sah mich fest entschlossen an, ehe er sich abwand und mich ohne ein Wort verließ.

Jegliches Zeitgefühl entglitt mir. Ich hatte keinen Schimmer, wie lange ich wohl so regungslos dastand. Ungläubig legte ich meine Finger auf die noch warmen Lippen. Ich verstand die Welt nicht mehr – und mich selbst erst recht nicht. Warum war er nur fortgelaufen? Interpretierte ich eventuell zu viel in diesen Kuss? Nein. Das konnte nicht sein. Ich wusste das mehr dahintersteckte. So einen Kuss schenkte man niemandem, der einem bedeutungslos war. Leicht erschrocken bemerkte ich, dass ich nicht mehr alleine im Zimmer war. Ich hatte ihn nicht reinkommen hören und er sagte nichts. Wieso sagte er nichts? Sein Gesichtsausdruck schien emotionslos wie immer, als sich seine Lippen schließlich doch dazu überwinden konnten sich langsam zu öffnen. „Was machst du in unserem Zimmer?“, fragte Sasuke ungewohnt sanft. Ich wusste nicht, wie ich ihm antworten sollte. Wieso brachte Shikamaru mich hierher, um dann zu verschwinden? Meine Gefühle versanken im reinsten Chaos.

„Könnt ihr nicht alle mal aufhören mich zu küssen?“, schrie ich ihn beinahe schon an und rannte so es schnell ging an ihm vorbei, raus aus diesem Zimmer.
 

„Hier steckst du also.“, sprach eine sorgenvolle Stimme zu mir. „Gaara.“, entwich mir nur kurz. „Ich wusste nicht, wie ich es dir erklären sollte.“, sagte er und setzte sich neben mich auf das Stück Holz, was früher mal wohl eine Sitzgelegenheit gewesen war. Es war schon abends und der Himmel erstreckte sich in intensivem Schwarz. Hilflos legte der Rotschopf seinen Kopf in seine Hände. Gerade just in diesem Augenblick wirkte er wie ein kleiner zerbrechlicher Junge. So, wie er dort neben mir saß, erinnerte er mich an früher. Stets spielte er den starken herzlosen Jungen, doch ins Geheime war er ein einsames, verlorenes Kind gewesen. In gewisser Maßen waren wir uns sehr ähnlich. Obwohl ich einen Platz im Leben hatte, fühlte ich mich doch nie vollkommen, nie Daheim … so wie mein bester Freund. „Ihr habt unterschiedliche Nachnamen.“, stellte ich solide fest. Als wir uns ansahen, erkannte ich den deutlichen Schmerz in seinen Augen. Warum musste es nur so kompliziert sein? „Kankuro und ich haben den Nachnamen unserer Großeltern angenommen, weil wir diese direkte Verbindung zum Imperium unseres Vaters hassen.“ Verstehend nickte ich ihm zu. Das ergab natürlich Sinn. Seine Eltern waren äußerst wohlhabend, geradezu stinkreich. Außerdem wuchsen die beiden Brüder ja auch bei ihren Großeltern auf. „Wir wollten wir selbst sein, und nicht einfach immer nur die Söhne des Leitenden Vorsitzenden Sabakuno.“ Sabakuno. Wie in Temari Sabakuno. Ich war sicher, dass mein bester Freund mir irgendwann mal erzählt hatte, dass er eine Schwester hatte, die bei seinen Eltern lebte. Wieso? Wieso fiel mir das nicht auf? Wieso kapierte ich nicht, dass Temari diese Schwester war? Gaara und seine Familie, sie waren für mich wie meine eigene Familie, einfach unersetzlich. Wieso also? Ich konnte es mir einfach nicht erklären.

„Wer ist es, die Kankuro heiratet?“

Ich wusste, dass es unhöflich war, nicht auf seine Gefühle einzugehen. Schließlich vertraute man so etwas nicht jedem an. Doch ich wollte einfach nur Antworten.

„Er.“, kam es zu knapp. „Er?“, wiederholte ich ihn verwirrt. „Sein Name ist Sasori. „Sasori ...“, wiederholte ich traurig diesen Namen.

Ja. Dieser Name sagte mir etwas. Er war etwas älter als Kankuro selbst, aber schon seit langem ein enger Vertrauter von diesem. Rote Haare, ausdrucksloses Gesicht, ein ganz durchschnittlicher Kerl eben.

Doch … Kerl?! Plötzlich prasselte es auf mich ein, wie ein erbarmungsloser Hagelsturm. SASORI? Kankuro heiratete also einen Mann? Entsetzt sprang ich von meinem Platz auf und noch entsetzter starrte ich in Gaara‘s Gesicht. „Aber das ist doch ein Mann?!?!?!“, erschlug mich dieser nicht unwichtige Fakt auf einmal.

Seufzend erhob auch er sich. Peinlich berührt vergrub er die Hände in seinen Taschen, als hätte ich er sich am liebsten verkrochen. „Richtig, mein Bruderherz ist schwul.“

Schwul.

Kankuro.

Der Frauenschwarm schlechthin.

Er liebte Männer, keine Frauen.

„Deswegen ist er auch enterbt.“, murmelte der Sabakuno-Erbe so leise, dass ich es fast überhört hatte. „Wie bitte? Nur weil er schwul ist?“ Ich konnte das nicht glauben. Waren seine Eltern wirklich so schrecklich konservativ?

„Jo, nur weil er schwul ist.“, wiederholte er mich angefressen. „Vater meinte, dass er so niemals die Firma übernehmen könnte, das würde den guten Ruf den er sich aufgebaut hatte zerstören.“…

Lange verbrachten wir noch unsere Zeit zusammen, und Gaara erzählte mir von dem großen Streit, den es deswegen gab und von all den anderen Problemen, von denen ich bisher nichts geahnt hatte. Seit langem hatte ich mal wieder dieses Gefühl, nützlich zu sein. Wir diskutieren, und regten uns gemeinsam über diese schreckliche Situation auf, ehe er mich letzten Endes – ganz Gentleman wie er war – noch zu meinem Zimmer begleitete. Wir verabschiedeten uns und für einen kurzen Moment dachte ich daran Shikamaru zu besuchen. Doch in entschied, dass es dafür dann doch schon zu spät war. Als ich einen kurzen Blick in unseren Raum warf, bemerkte ich, dass Sakura noch immer nicht anwesend war. Wo sie nur abgeblieben war? Ich überlegte angestrengt, ob sie erwähnt hatte, vielleicht auszugehen. Aber die Erinnerung blieb fern.

Special (Sasuke): Has(s)t du mich?

„Weiber.“, grummelte ich zähneknirschend vor mich her, während ich erneut an diesem Tag unser Zimmer betrat. Wie viele Stunden schlenderte ich nun schon durch das Internat, nur um diesen Hirni von Zimmergenossen zu finden? Ich hatte aufgehört zu zählen. Es kam mir vor wie mehrere Tage. Wie schaffte er es nur, sich so zu verstecken, dass nicht einmal diese durchgeknallten Hühner ihn finden würden? Egal wie, er musste mir sein Geheimnis verraten.

„Da bist du ja endlich, man.“, riss mich eine Stimme aus meinen äußerst verärgerten Gedanken. „Ich hab‘ dich gesucht.“

°Nicht aufregen, ganz locker bleiben. °, sprach ich mir selber viel zu ernst zu. Am liebsten hätte ich ihm ‘ne ordentliche Standpauke gegeben, aber irgendwie schien er auch so schon genug zu grübeln.

Langsam betrat ich unser gemeinsames Zimmer, und musste verdutzt feststellen, dass er sich offenbar schon seit einer Weile hier aufhielt. Die leeren Flaschen auf dem Fußboden ließen zumindest keine andere Vermutung zu.

„Deinen Kummer in Alkohol zu ertränken ist doch sonst nicht so deine Art.“, gab ich etwas zu monoton von mir. Wow, hatte ich derartig viel verpasst? „Klappe Sasuke, ich hab‘ keinen Kummer.“, motzte Shikamaru zurück. „Versteh einer ‘ne Frau. Nett zu sein macht sie wütend, aber ein Arschloch zu sein macht sie noch viel wütender.“, beschwerte er sich weiterhin. Was sollte ich dazu noch sagen? Er wusste, dass ich ihm Recht geben würde, schließlich kannte er meine derzeitige Situation fast besser als ich sie selbst. Ein tiefer Seufzer entfuhr mir ehe ich versuchte schlau aus meinem Freund zu werden. „Also kippst du dir das Zeug hinter die Binde, weil es im Angebot war?“, stocherte ich sarkastisch nach einer Erklärung. Ich wollte ihm zwar helfen, dennoch wollte ich ihn nicht nerven. Wenn er reden wollte, dann würde er schon reden, das war zumindest meine Ansicht. Ich ging zu meinem Bett und ließ mich erschöpft darin nieder. Kurz überkam mich der Gedanke, dass ich meinen Zimmergenossen eventuell alleine schmollen lassen sollte, doch dann hielt ich es für besser, zumindest ein halbes Auge auf ihn zu werfen.

„Ich habe sie geküsst.“, erzählte Shikamaru nach einigen Minuten der Stille. Ich neigte meinen Kopf leicht in seine Richtung und wartete darauf, dass er weitersprach. Doch nichts folgte. „Du küsst doch ständig irgendwelche Mädchen.“, ergänzte ich seine Aussage etwas zu ehrlich. Er schaute mich weiterhin tief an und sprach: „Das ist was anderes.“ Er wandte seinen Blick nicht von mir ab. Ich ahnte worauf er hinauswollte, doch niemals hätte ich vermutet, dass es auch tatsächlich soweit kommen würde. „Ich glaube, ich liebe sie.“, sprach er in einer Ruhe, die mir seltsamer einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Liebe? Konnte das wirklich sein? Eigentlich doch nicht, oder? Liebe, in unserem Alter, an so etwas glaubte ich eigentlich nicht. Das musste der Alkohol sein, der da aus ihm sprach. „Shikamaru …“, setzte ich schon zum Protest an. „Ach, vergiss es einfach. Ich weiß ja, wie du über solche Dinge denkst.“, erwiderte er. „Du kennst sie doch kaum.“, entgegnete ich ihm, woraufhin das Gespräch anscheinend beendet war. Es dauerte nicht mehr lange und der Braunhaarige war bereits tief ins Traumland verschwunden, nur ich fand die ersehnte Erholung nicht. Nach einigem hin und her entschied ich mich dazu, meine anscheinend noch vorhandene Energie in das Schulprojekt zu investieren. Ich schnappte mir mein Kram und setzte mich in Bewegung, auf in Richtung Bibliothek. Das Ganze war eigentlich keine große Sache, aber was getan werden musste, dass musste nun mal getan werden.

Es war bereits Nachmittag und wie ich schon vermutet hatte, hatten die meisten der Schüler einen besseren Plan als ich, denn in der gesamten Bibliothek schien es wie ausgestorben zu sein. Als ich durch die Tür hereintrat ermahnte mich die Bibliothekarin trotzdem mit ernsten Blicken ruhig zu sein. Ich liebte es, wenn man seine Ruhe hatte, und vor allem, wenn man sich nicht um die wichtigsten Bücher schon fast prügeln musste. Es war ein riesiger Raum mit einer unzählbaren Anzahl an Literatur, und doch gab es eine Schwachstelle: Aus mir unerfindlichen Gründen schaffte das Internat es nicht, genau jene Exemplare, die der gesamte Jahrgang jedes Jahr aufs Neue benötigte, in mehr als drei Ausgaben vorrätig zu lagern. Zielstrebig ging ich auf eines der Regale zu und griff nach den Büchern, die ich auf jeden Fall durcharbeiten musste.

Ich liebte Bücher. Bücher erzählten einem immer die Wahrheit. Sie belogen einen nicht, und vor allem enttäuschten sie einen nicht. Die Buchstaben, die sich nacheinander aufreihten, erzählten die spannendsten Geschichten und befreiten den Kopf von Sorgen. Völlig gedankenverloren ließ ich meine Finger durch die Reihen schweifen. „Dich hätte ich hier nun wirklich nicht erwartet.“, flüsterte es bissig von der Seite. Ich neigte meinen Kopf etwas, nur soweit, um gerade so erkennen zu können,wer dort stand, und war überrascht als ich das rosafarbene Haar entdeckte. Ich blickte in ihre smaragdgrünen Augen und empfand plötzlich eine innere Ruhe die ich schon lange nicht mehr gespürt hatte. Was hatte dieses Mädchen nur an sich, dass sie mich so zur Weißglut treiben konnte, um mich danach wie ein schlafendes Baby zu beruhigen. Seltsamerweise konnte ich keine passenden Worte finden. Alles was passierte war, dass meine Augen nicht aufhören konnten der Ihren zu fixieren. „Was ist?“, fragte sie mich skeptisch. Doch noch immer wollten keine Worte meinen Mund verlassen. Ohne erneut zu fragen setzte sie sich in Bewegung. Vermutlich hielt sie mich für einen Verrückten, aber im Moment war mir das vollkommen egal. Ich griff nach ihrem Handgelenk, um sie am Gehen zu hindern und entgegen meiner Erwartungen wehrte sie sich nicht. Ihre Augen suchten nach einer Erklärung. „Sakura.“, hauchte ich kaum hörbar durch meine Lippen. „Es tut mir leid.“ Leicht ungläubig musterte sie mich. Ihre Mimik suchte nach einer Erklärung für mein Verhalten, doch die gab es nicht. Nicht einmal ich selbst wusste, wieso ich das tat. Ich konnte ihr nicht widerstehen. Alles an mir wollte sie fest an mich pressen, sie ganz für mich alleine haben. Ich stieß ihren Körper sanft gegen eines der Regale. Meine Hände griffen nach ihrem Gesicht und ich konnte nicht anders, als sie sehnsüchtig zu küssen. Es war, als wäre mein Verstand völlig außer Kontrolle, nichtmehr fähig, ein einziges Signal zu senden. Sakura wehrte sich nicht. Sie stieß mich nicht von sich und sie bewegte mich nicht zum Aufhören. Ich wollte, dass sie es tat. Sie sollte mich hindern, bevor es zu spät war.

„Du küsst wohl alle Mädchen die du hasst, was?“, entgegnete sie mir. Sie hassen? Sie dachte also wirklich von mir, ich würde sie hassen? „Du irrst dich.“, widersprach ich ihr. „Ich hasse dich nicht.“ Ihre Stimme klang so weich, so zart, als könnte sie jeden Moment zerbrechen. Ich wollte sie, jetzt und hier. Ganz, und nur für mich allein. Plötzlich jedoch drückte sie ihre Arme gegen meine Brust und schob mich von sich weg. Sie griff in ihre Tasche und überreichte mir einen Zettel. „Aber ich hasse dich.“

Pudding an kalten Wintertagen

Die Wochen vergingen wie im Flug, doch nichts änderte sich. Zwischen Sakura und Sasuke herrschte absolutes Schweigen. Sie erzählte uns nicht, was ihr auf dem Herzen lag und irgendwann hörten wir auf sie damit zu löchern. Allmählich verschlang das Schulleben uns so sehr, dass wir uns immer seltener trafen. Meine Freundin verließ früh das Zimmer und kehrte spät zurück. Sobald ich versuchte, mit ihr über Ernsteres zu reden, wechselte sie hartnäckig das Thema. Sie vergrub sie in sich selbst und ich begann ihrem Beispiel zu folgen.

„Ich mache mir Sorgen um Euch beide.“, platze es während der Mittagspause aus Hinata heraus. Tag ein und Tag aus versuchten unsere Freundinnen uns etwas zu entlocken, doch sowohl Sakura als auch ich blieben eisern. Es dauerte nicht lange und ehe wir uns versahen, brach der Winter über uns herein, gefolgt von den Weihnachtsferien. Bis auf Tenten und Naruto blieb der Rest aus unserem Freundeskreis im Internat. Wir verabschiedeten die beiden im Foyer und spielten weiterhin die gute Miene zum bösen Spiel. Eine allgemeine Trauer herrschte auch unter der Mehrheit der Mädchen, denn es war allseits bekannt, dass auch Sasuke und Shikamaru über die Ferien zu ihren Familien fuhren.

Ich mochte den Winter, er war meine liebste Jahreszeit. Das Make-Up verwischte nicht und die aktuelle Mode hatte ganz besonders im Winter vieles zu bieten. Nicht zu vergessen die beruhigenden Schnee-Spaziergänge, bei denen man das friedliche Geräusch des knarrenden Schnees unter seinen Füßen hören konnte, um sich danach an einem warmen Kaminfeuer aufzuwärmen. Wie gesagt, ich liebte den Winter.

Die Ferien im Internat würden einsam werden, das stand schonmal fest. Etwas wehmütig ging ich zurück zu meinem Zimmer, doch ich stoppte, als ich ein bekanntes Gesicht vor meiner Tür wiederfand. Leicht verwundert stupste ich dem Wartenden auf die Schulter. Als er mich erblickte, lächelte er sanft und begann zu sagen: „Freut mich zu sehen, dass du auch hierbleibst.“ Etwas überrumpelt wollte ich schon antworten, doch da ergriff er erneut das Wort. „Dieses Jahr bleib ich auch hier, aber verrat es erstmal keinem.“
 

„Ich glaube wir sollten reden.“, riss Sakura mich aus meinen Gedanken. Seelenruhig lag ich auf meinem Bett und stöberte diverse Magazine durch, als sie sich angespannt auf die Kante meines Schlafplatzes setzte. Fragend blickte ich sie an. Tief atmete die rosahaarige durch, ehe sie schon fast etwas zu stürmisch sagte: „Sasuke hat mir etwas zu Weihnachten geschenkt.“ Es dauerte ein paar Sekunden ehe ich diese Information verarbeitet hatte. Gemischte Gefühle folgten, und ich wusste noch nicht, ob dies nun positiv oder negativ für meine Freundin war. „Was ist es?“, fragte ich neugierig nach. Ja, das war vermutlich ein guter Ansatz. Ich wusste nicht so recht, wie ich darauf reagieren sollte. Irgendetwas war zwischen ihnen vorgefallen, doch ich wusste nicht was. „Ein Armband.“, erwiderte sie, spielte jedoch dabei verdächtig mit ihren Fingern. „Und ehe du fragst, ich weiß nicht wieso er das getan hat. Wir haben seit Wochen nicht mehr miteinander gesprochen.“, platze es aus ihr heraus. Das überraschte mich nicht. Jedem in der Schule war aufgefallen, dass die Beziehung zwischen Sasuke und Sakura sich verändert hatte. Sie ignorierte ihn, und er akzeptierte das. „Aber du hast es angenommen.“ Ich wusste immer noch nicht so recht, was ich am klügsten sagen sollte. Irgendwie fühlte sich die ganze Situation an wie auf einer Schlachtbank. „Nein.“ Kurz musste die Haruno etwas lächeln als sie mein fragendes Gesicht erblickte. „Es lag an unserem letzten Unterrichtstag auf meinen Tisch, zusammen mit einem Zettel.“ Nach wie vor wirkte meine Freundin nervös. „Was stand auf dem Zettel?“, wollte ich schließlich doch neugierig wissen. Wortlos reichte sie mir das kleine Papier, auf dem letztendlich nur ein einziger Satz in makelloser Handschrift geschrieben stand:
 

„Ich würde mich freuen, wenn zu dem jährlichen Jahresendtreffen unseres Familienunternehmens kommen würdest.

Sasuke“
 

Es war also ... eine Einladung. Selbst ich in meiner kurzen Zeit hier hatte schon davon gehört. Es war kein Geheimnis, dass die Familie Uchiha äußerst wohlhabend war. Am Ende jeden Jahres gab die erfolgreiche Firma seines Vaters eine Party, bei der es natürlich ein absolutes Muss war zu erscheinen, wenn man auch nur ein bisschen Einfluss in der Geschäftswelt besaß. Und genau zu jenem Treffen kämpften die Mädchen jedes Jahr erneut darum, ihn begleiten zu können. Ich musste mir diesen Gedanken zweimal gründlich durch den Kopf gehen lassen. Sasuke lud also Sakura zu solch einem wichtigen Event ein? Ich konnte es kaum fassen. „Überlegst du hinzugehen?“ Ein kurzer Moment der Stille folgte, ehe die Rosahaarige antwortete: „Das habe ich tatsächlich für einen Moment. Doch inzwischen denke ich, dass das eine blöde Idee wäre.“ Alles in mir brodelte. Ich hatte mir zwar fest vorgenommen, nicht danach zu fragen, doch ich konnte nicht mehr anders. Ich platze vor Neugierde. „Sakura, was ist denn passiert? Wenn du wirklich meinen Rat haben möchtest, dann wird es an der Zeit, dass du mir etwas mehr Hintergrundinformationen mitteilst.“, sagte ich entschlossen. Sie schien nicht sehr lange darüber nachzudenken, als es schließlich nur so aus ihr heraussprudelte: „Nun ja, du weißt ja, dass er und ich dieses gemeinsame Schulprojekt bearbeiten müssen. Wir trafen uns deshalb – rein zufällig – an irgendeinem Wochenende in der Bibliothek. Ich war überrascht in dort zu sehen, doch aus irgendeinem Grund fing mein Herz auch wie wild an zu rasen.“, erzählte sie rasch. Noch immer merkte ich ihr ihre Nervosität an. „Es war eine wirklich seltsame Stimmung, und schließlich führte eines zum anderen. Wir starrten uns an, er küsste mich, und ich erwiderte nur, dass ich ihn hassen würde.“, beendete sie ihren Monolog. Ich konnte nicht anders als sie mit offenem Mund anzustarren. „Er hat dich geküsst?“, war das einzige worauf ich fähig war zu antworten. Sakura schaute mich mit einem Blick an, der sowohl Schuld als auch Trauer beinhaltete.

Plötzlich ertönte das schrille Geräusch eines Telefons. Wir erschraken beide etwas ehe meine Freundin abnahm. Ich war noch zu tief in meinen eigenen Gedanken versunken als das ich verfolgen konnte, wer sie anrief.

„Entschuldige Ino, das war Hinata, sie klang sehr aufgewühlt und hat mich gebeten vorbeizukommen. Setzen wir unser Gespräch später fort?“, erzählte sie mir noch während sie schon aus unserem Zimmer verschwunden war. Nun saß ich hier mit dieser riesigen Neuigkeit, und hatte keine Chance ihr im Gegenzug meine zu erzählen. Mein Handy vibrierte und ich musste unweigerlich lächeln als ich dessen Inhalt las: „Lust auf ein freundschaftliches Mittagessen?“ Ich zögerte nicht und antworte sogleich: „Immer.“

Obwohl es auch bei Shikamaru und mir viel Gesprächsstoff gab, ignorierte er unsere letzte gemeinsame – peinliche - Szene und tat so, als wäre nichts geschehen. Und darüber war ich alles andere als traurig. Anders als Sasuke suchte der Nara trotz allem den Kontakt zu mir – trotz unseres seltsamen Kusses, den wir beide seit jeher nicht mehr erwähnten. In letzter Zeit verfolgte mich der schulische Stress häufig und Shikamaru verstand das. Ich hatte ein großes Ziel, auf das ich hinarbeiten wollte. Wann immer ich mich zum Lernen in die Bibliothek verzog leistete der Braunhaarige mir Gesellschaft. Er sagte zumeist nichts, und nur wenn ich Verständnisprobleme hatte half er mir mit seinem überdurchschnittlichen Verstand aus. Dankbar nahm ich seine Hilfe auch stets entgegen. Wenn überhaupt sprachen wir letztlich nur über Banalitäten. Die Beziehung zu ihm entwickelte sich in eine Richtung, die mich zwar etwas traurig stimmte, im Moment aber dennoch erfreuen ließ. Nach wie vor steckte ich also in einem Gefühlschaos. Er versuchte seither nie, einen Schritt zu weit zu gehen und ich bemerkte, wie einfach es war mit ihm Zusammen zu sein, wenn er sich einmal nicht wie ein riesiges Monster aufführte.

Wir trafen uns in einem kleinen Café, weit ab dem Schulgelände. Da Shikamaru viel Zeit mit mir verbrachte wurde ich mehr denn je von Temari und Setsu gehasst. Es war nicht so als würde es mich stören, doch trotzdem war ich ihm dankbar, dass wir uns hin und wieder heimlich trafen. Jede Sekunde, die er nicht mit mir verplante, klebten die Zwei an ihm wie lästige Zecken. Ich bemerkte wie eine leichte Eifersucht in mir aufstieg und versuchte diese so schnell es geht wieder zu unterdrücken. Meistens, während wir uns in diesem kleinen Café trafen, lernte ich auch weiterhin. Unser stilles Zusammensein verschaffte mir Ablenkung und ich war dankbar, dass ich so wenig wie möglich Zeit hatte, über Kankuro und seine Hochzeit nachzudenken. Ich bemerkte wie der Nara mich seit einer ganzen Weile fast mich seinen Blicken durchlöcherte. Fragend starrte ich zurück, bis er schließlich sein Schweigen durchbrach. „Welches Ziel ist es wert, dass du dir so sehr Arme und Beine ausreißt?“ Ich lächelte amüsiert. Über so etwas machte er sich also Gedanken? Ich legte meinen Kopf schief und konnte nicht aufhören zu schmunzeln. „Naja, ich möchte irgendwann einmal auf meinen eigenen Beinen stehen, damit ich nicht mehr abhängig von meinen Eltern sein muss.“ Sein Blick schweifte in die Ferne, und ich wunderte mich, ob meine Antwort ihm vielleicht zu langweilig erschien. „Ein edles Ziel. Aber was genau möchtest du denn werden?“ Einige Sekunden verstrichen, und ich dachte darüber nach, ob ich ihm wirklich erzählen sollte, was mein Traum war. Ich wollte immerhin nicht, dass er mich für einen Idioten hielt. Ich druckste etwas herum ehe ich ihm antwortete. „Ich würde gerne ein eigenes Modelabel aufbauen.“ Überrascht sah er mich an. War das so abwegig für ihn? „Mode? So hart wie du lernst dachte ich du willst Anwältin werden.“, lachte er und sprach weiter: „Soweit ich weiß müssen deine Noten dafür nicht überdurchschnittlich gut sein.“ „Ich möchte ins Ausland an eine renommierte Designerschule. Die Aufnahmekriterien sind dort sehr hart.“ „Ins Ausland?“, erwiderte er einen Ton zu erschrocken. Ich wusste nicht so recht, wie ich darauf reagieren sollte. „Was ist dein Ziel?“, fragte ich um so schnell wie möglich das Thema zu wechseln. „Tja, wer weiß das schon.“, antwortete er als er sich schließlich aus seiner Starre löste. Die Stimmung wurde unangenehm, und ich konnte nicht herausfiltern weshalb. „Ich hab‘ Lust auf was Süßes, soll ich dir was mitbringen?“, fragte er mich plötzlich. Ich war noch etwas zu verwirrt von dem eben Geschehenen und schüttelte nur den Kopf. Als er wieder kam stellte er mir einen Schokoladenpudding vor die Nase. „Der hilft dir bei der Konzentration.“, plapperte er schon fast zu eilig. Ich wollte nicht unhöflich erscheinen und nahm deshalb das Dessert dankend entgegen. „Ich hoffe du wirst dich in zehn Jahren noch daran erinnern.“, fügte er so leise hinzu, dass ich nicht sicher war, ob ich mir das eventuell nur einbildete.

Auf unserem Weg zurück ins Wohnheim genoss ich das herrliche Wetter. Es war ein perfekter Wintertag. Gerade so warm, dass man sich noch wohlfühlte, und dennoch so kalt, dass man in seinen Wintersachen nicht schwitzen musste. Der Schnee knarrte beruhigend unter unseren Füßen. Die Stimmung hatte sich gelegt, und dennoch empfand ich das derzeitige Schweigen als erdrückend. Ich wollte ihn aufmuntern, denn ich hatte das Gefühl, dass Shikamaru noch immer bedrückt war. „Erzähl mir was über dich.“ Er blieb stehen und schaute mich undurchdringlich an. Ich konnte nicht erkennen was in ihm vorging. „Kann ich dir ein Geheimnis verraten?“, fragte er ernst. Unentschlossen nickte ich. Was kam wohl jetzt? „Du hast da Pudding in deinem Haar.“ Ungläubig sah ich ihn an. „Was soll das denn für ein Geheimnis sein?“ Wenige Zentimeter trennten uns. Ein bekanntes Gefühl machte sich in mir breit. „Das war nicht das Geheimnis.“, hauchte er während er die Essensreste aus meinem Haar entfernte. Er sah mir nicht in die Augen. Mein Herz begann zu rasen. Es war ein schöner Moment, doch aus irgendeinem Grund wollte ich ihn nicht zulassen. „Ich habe mich in jemanden verliebt.“, sagte er so plötzlich, dass ich zunächst nicht wusste, was ich erwidern sollte. Ich versuchte einen kleinen Schritt zurück zu gehen, doch es war so als hätte Shikamaru meine Absichten geahnt. Genau im selben Moment bewegte er seinen Körper ein Stück in die Richtung meines eigenen. Ich wollte nicht, dass er mich wieder küsste, das war mir nun bewusst. „Tu das nicht. Mach es nicht kaputt.“, stoppte ich ihn. „Außerdem, das Schulgerücht besagt, dass ihr euch niemals verlieben würdet.“, versuchte ich der Sache mit schlechten Witzen zu entgehen. „Jeder verliebt sich irgendwann Ino. Und ich weiß zu 100% das ich mich in dich verliebt habe.“

Special (Sakura): Gesprächsbedarf

Ich konnte es nicht glauben. Ich konnte nicht glauben, was meine Freundin Hinata mir eben offenbart hatte. Ich konnte nicht glauben, dass sie ein solches Geheimnis derartig lange für sich behalten hatte. Und ich konnte nicht glauben, dass sie diese schwere Bürde so gelassen tragen konnte …
 

Als ich in mein Zimmer zurückkehrte war Ino bereits verschwunden. Ich war ein bisschen erleichtert darüber, doch andererseits platzte ich fast innerlich vor lauter Gefühlen. Ich konnte es nicht mehr ignorieren. Ich musste unbedingt mit jemandem sprechen. In nur vier Tagen würde die Party der Uchihas bereits stattfinden. Das bedeutete im Klartext, dass mir die Zeit davonlief. Was sollte ich nur tun? Natürlich war ich neugierig, wie Sasuke so lebte, doch, wenn ich seine Einladung annehmen würde, dann müsste ich diesen Fakt auch zugeben. War es nicht viel zu selbstsüchtig von mir? Im Eifer der Situation gestand ich ihm, dass ich ihn hasste. Doch war das tatsächlich so? Hasste ich diesen verwöhnten Sprössling denn wirklich so sehr? Ich wusste es selber nicht mehr. Eines war nur klar: Er machte mich wahnsinnig.
 

„Ich freue mich ja wirklich, dass du mich auserkoren hast, dir zu helfen, aber bist du dir wirklich sicher, dass du das tun solltest Sakura?“ Tenten klang äußerst besorgt und amüsiert zugleich. Erfreute sie sich gerade an meinem Leid? „Urgh, dieses Kleid ist einfach nur furchtbar!“, versuchte ich ihrer Frage zu entgehen. „Ja, und zwar absolut furchtbar.“, erwiderte die Braunhaarige. Ich war froh darüber, dass sie meinen Ablenkungsversuch offenbar verstand und wühlte weiter in dem großen Kleiderhaufen. „Das ist es!“, brüllte die Ama etwas zu energisch drauf los. „Das ist das perfekte Kleid für dich Sakura.“ Ich betrachtete es zunächst etwas genauer und musste wirklich zugeben, dass es einfach nur wunderschön aussah. Doch es hatte einen gewaltigen Haken. „Ja, die Vorderseite schaut großartig aus, aber wo ist die Rückseite?“, lachte ich. „Ach Süße, das ist die neueste Mode. Es ist perfekt. Bitte probiere es doch mal an!“, bettelte meine Begleitung. Als ich mich endlich überwunden hatte das Teil anzuprobieren, verweilte ich zunächst noch einige Sekunden in der Kabine. Ich musterte mich im Spiegel. Es war ein kurzes, weinrotfarbendes Kleid. Mir gefiel besonders daran, dass es auf eine schlichte Art und Weise in einem alten Stil genäht wurde, mit einem Hauch an Spitze, doch gerade so viel, dass man es sich nicht überschaute. Es hatte einen runden Ausschnitt, der nicht zu viel preisgab, aber dennoch so tief verlief das es geheimnisvoll und sexy wirkte. Nach wie vor gab es für mich nur ein Problem: Es war komplett Rückenfrei. „Komm endlich da raus!“, brabbelte Tenten schon ungeduldig. Als ich hinaustrat, stand sie mit einem offenen Mund vor mir und konnte sich ein siegreiches Lächeln nicht verkneifen. „Ich wusste es, das nehmen wir. Und denk nicht einmal an einen Widerspruch.“
 

Die weiteren Tage verflogen viel zu schnell. Ich genoss die Ruhe der Ferien und das ungezwungene lernen in der Bibliothek. So gut es ging versuchte ich nicht mehr an die Party zu denken. Ich hatte ein Outfit und einen Grund, also konnte ich keinen Rückzieher mehr machen – zumindest redete ich mir das immer wieder ein. Ino und ich nahmen unser letztes Gespräch nicht wieder auf. Vermutlich wartete sie darauf, dass ich den ersten Schritt machte, doch im Moment schien mich einfach alles etwas zu überrumpeln, deshalb genoss ich es, keine Erklärungen für irgendwas zu liefern. Dennoch schien meine Zimmergenossin aufgewühlt zu sein. Ich nahm mir fest vor sie morgen in ein gründliches Gespräch zu verwickeln. Als der Abend schließlich kurz vor der Tür stand, gab ich mir einen letzten Ruck und begann mich zu stylen. Ich bat Ino nach etwas Schminke, da ich selbst so gut wie nichts besaß, und sie präsentierte mir einen halben Laden. Ich pickte wahllos darin rum und griff nach irgendwelchen Dingen, als meine Freundin losprustete und sagte: „Komm, ich mach das für dich, du wirst die Schönste überhaupt sein.“ Ich hielt nicht viel von diesem ganzen Beautykram, doch ich musste gestehen, dass Ino ihre Sache wirklich ausgezeichnet machte. Sie frisierte mir die Haare und schminkte mich, und letzten Endes stand ich beeindruckt vor dem Spiegel. Leider war ich dadurch auch etwas zu spät dran. So schnell es ging machte ich mich auf den Weg. Ungefähr zwei Stunden nachdem die Party begonnen hatte traf ich auf dem Anwesen der Uchihas ein. Es war phänomenal. Nicht nur das Gelände selbst, sondern auch die Menschenmasse die sich hier eingetroffen hatte. Niemand schenkte mir Beachtung, also schlenderte ich ein wenig umher. Ich beobachtete die Gäste, aber auch die gut ausgerichtete Location. Ich wollte es kaum zugeben, aber ich war wirklich beeindruckt. Vermutlich rechnete Sasuke überhaupt nicht mit meiner Teilnahme, umso mehr freute ich mich jetzt schon über sein dümmliches Gesicht. Ich erschrak heftig, als mich jemand bestimmend am Arm packte. „Was machst du denn hier?“, klang eine tiefe Stimme leicht besorgt. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken ehe ich mich umdrehte um die Person zu erblicken. „Shikamaru?“, fragte ich wohl etwas verwundert, denn auch er musterte mich mit einem verwirrten Blick. Keiner von uns beiden sagte etwas, weshalb die Situation ein wenig unangenehm wurde. „Bist du allein gekommen?“, erhob er schließlich doch das Wort. Noch immer schaute ich ihn verwirrt an. Mit wem sollte ich denn sonst hier sein? „Hast du vielleicht deine Stimme verloren?“, lächelte er nun ungewöhnlich sanft. Ich wusste nicht woran es lag, doch irgendwie wirkte der Braunhaarige anders als sonst. Auch ich musste auf Grund seines Kommentars nun ein wenig lächeln. „Willst du vielleicht was trinken?“, sprach er weiterhin amüsiert. Ich musste just in diesem Moment wie eine Wahnsinnige für ihn wirken. „Ich bin eingeladen. Sprich ich habe einen offiziellen Grund hier zu sein. Ich bin kein Stalker oder irgendwas. Ja, ich bin alleine hier. Wer sollte mich auch begleiten? Wie du siehst habe ich meine Stimme noch. Und ja, sehr gern würde ich was trinken.“, schoss es nur so aus meinem Mund. Letztlich konnte er nicht anders als nach meinem wilden Monolog loszulachen. Für einen kurzen Augenblick konnte ich diese ganzen Mädchen verstehen. Wenn er so ungezwungen agierte wirkte er fast schon sexy, aber zugleich auch geheimnisvoll, wie ein verschlossenes Buch. Er nickte mit dem Kopf in Richtung des Gebäudekomplexes. Gemeinsam traten wir durch eine große Tür, um letztlich im inneren des Hauses nur noch Gäste vorzufinden. Einen kurzen Moment lang musste ich das alles noch einmal auf mich wirken lassen. „Phänomenal“, prustete ich plötzlich drauf los. Shikamaru sah mich an, doch sagte er nichts. Er hielt mir seine Hand entgegen, und nickte in die Richtung der riesigen Treppe. Vorsichtig griff ich nach seiner Hand, woraufhin er uns langsam einen Weg durch die Menschenmasse bahnte. Seine Berührung war zärtlich, aber doch besitzergreifend. Ich konnte nicht anders als meinen Blick an ihm haften zu lassen. Ich bemerkte, wie sich ein flaues Gefühl in mir breitmachte und mir die röte leicht ins Gesicht schoss. Angekommen in der oberen Etage standen wir in einem Raum voller Speisen und Getränke. Offenbar durfte sich jeder bedienen wann und wie er wollte. Noch immer hielt Shikamaru meine Hand. Ich versuchte sein Gesicht zu erblicken, doch schien er nach irgendwas oder irgendwem zu suchen. „Tut mir leid, normalerweise ist Sasuke immer da zu finden, wo man auch die Drinks finden kann.“ Unweigerlich musste ich etwas lächeln. „Schon gut“ war das einzige was mir dazu einfiel. „Du bist alleine gekommen, oder?“, fragte der Braunhaarige mich und ließ schließlich meine Hand aus seiner frei. Ich starrte ihn verdutzt an. Ich sagte ihm doch bereits, dass ich allein hier bin, und das ich eingeladen wurde, oder nicht? „Ich hatte gehofft das sie auch kommt“, sprach er erneut, aber dieses Mal in einer viel traurigeren Tonlage. Sofort wurde mir klar wen er meinte: Ino. „Weißt du…“, wollte ich versuchen ihn aufzumuntern, doch ich bemerkte, dass er jemand anderen fixierte und mir nicht mehr zuhörte. Ich wurde nervös und spielte viel zu offensichtlich mit meinen Fingern als ich bemerkte, wenn er begrüßte. Sasuke kam in unsere Richtung, doch würdigte er mich bisher keines einzigen Blickes. „Yo“, begrüßten sich die beiden. Sie unterhielten sich über Banalitäten, doch war ich viel zu aufgeregt um ihnen folgen zu können. Ich erschrak, als ich bemerkte, wie nah Sasuke mir gegenüberstand. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von meinem entfernt, und ich fürchtete, dass er mich wieder küssen würde. Ein Chaos spielte sich in meinem inneren ab; ich wollte, dass die Zeit stehenblieb. Ich wollte, dass er mich hier, vor all den anderen Leuten küsste. Ich wollte, dass er sich nach mir sehnte. Ich wollte ihn wegschubsen, weil ich gleichzeitig verhindern wollte, dass er mir zu nah kam; so nah, dass ich befürchtete, er könne direkt in mein Inneres blicken. Er legte seine kühle und viel zu zierliche Hand auf meine Stirn und fragte: „Ist alles okay mit dir? Du siehst ziemlich rot aus.“ Ich wollte etwas sagen, doch meine Worte blieben stumm. Sasuke musterte mich, und plötzlich zuckte er zurück, so, als hätte ich ihn angeschrien mich nicht anzufassen. Unsere Blicke trafen sich, und mein Herz setzte fast aus, als ich in seine Augen sah. „Das ist das Kleid“, versuchte ich zu witzeln, doch leider erfolglos. „Ich würde gern was trinken.“ „Ich auch“, stimmte mir der Schwarzhaarige nur zu. Angekommen an einer der vielen Bars, fragte er mich, was ich gerne trinken würde. Offenbar sah er mir auch an, dass mich die Getränkekarte jedoch überforderte. Ich hatte nämlich keinerlei Ahnung von Alkohol. Sasuke bestellte für mich und für sich ein buntes Getränk mit Früchten und einem kleinen Strohhalm als Verzierung. Wir begaben uns zu einem der gemütlichen Sitzgelegenheiten, tranken – und schwiegen. Es herrschte Stille, die allerdings viel zu unangenehm war. „Du siehst... toll aus...“ begann der Uchihasprössling plötzlich. Ich starrte ihn ungläubig an und konnte dabei nicht anders als verlegen zu grinsen. Was war nur mit mir los? „Danke“ entgegnete ich ihm. „Möchtest du tanzen?“ fragte er mich nach einer weiteren Weile. Mein Herz begann erneut wie verrückt zu schlagen. Obwohl ich ablehnen wollte verselbstständigte sich mein Mund und stimmte zu. Ich zog mein dünnes Jäckchen aus, denn es wurde allmählich viel zu heiß hier drin, legte es über die Lehne und ging voraus auf die Tanzfläche. Sasuke starrte schon fast mit viel zu großen Augen und kam etwas zu eilig hinüber zu mir. Ich genoss diesen Moment, denn ich wusste genau, weshalb er so reagierte. Ohne ein Wort begannen wir zu der langsamen Musik zu tanzen. „Das Kleid ist schick, aber wo ist der Rest?“ flüsterte mein Partner leise in mein Ohr. Ich spürte seinen Atem auf meiner Haut und genoss seine Nähe. Ich wollte etwas erwidern ehe er weitersprach: „Ich möchte nicht, dass jemand außer mir so viel von dir zu Gesicht bekommt.“ Erneut errötete ich leicht. Ich wusste nicht, was das klügste war. Zwischen uns stand ein Konflikt. Und ein … ja ein was? Ich wusste es nicht. Ich wusste aber, dass es so nicht weitergehen konnte. „Sasuke ich...“ „Na sieh mal einer an, wen haben wir denn da? Miss Unbekannt“, unterbrach mich eine verhasste Stimme. Ich löste mich von Sasuke, und stand nun mitten auf der Tanzfläche – mir gegenüber Temari und ihr Anhängsel Setsu. Er sagte nichts, obwohl ich mir das Gegenteil ersehnte. „Na na Sasuke, das ist aber schlecht für deine Publicity, was soll denn dein Vater und deine zukünftige Familie von dir denken?“ zischte die Blonde hinterlistig in unsere Richtung. Ich erstarrte. Die Hitze übermannte mich. Die Luft blieb mir fern und mein Herz setzte für einen kurzen Moment aus. Wortlos starrte ich Temari an. Noch immer hielt der Schwarzhaarige meine Hand. Er stellte sich zwischen uns, nahm mein Gesicht zwischen seine Hände und sprach: „Sakura, es ist nicht so wie du denkst. Lass es mich dir erklären.“ „Nicht so wie ich denke?“, kam es monoton aus mir. Was dachte ich denn? Ich zog mich aus seinem Griff, doch er packte meine Hand erneut. Ich wollte etwas sagen, doch zog er mich stattdessen hinaus ins Freie. Nach wie vor war ich regungslos. Ich beobachtete die Spiegelung des Mondes in dem winzigen Teich und spürte Sasukes Anwesenheit hinter mir. Obwohl ich erwartete das er wie üblich verschwand war er noch da. „Ich hätte nicht erwartet das du wirklich heute Abend kommst“, begann er plötzlich die Stille der Nacht mit seiner traurigen Stimme zu durchbrechen. „Du solltest lieber ruhig sein.“ Eine Träne bahnte sich ihren Weg in Richtung Freiheit. Wieso musste ich plötzlich weinen? „Bitte lass mich ausreden“, drängte er mich dazu ihn nicht zu unterbrechen. Weitere Tränen flossen unkontrolliert hinab meiner Wangen. „Ich werde heiraten“, sprach er weiter. In seiner Stimme lag etwas Unnahbares, etwas Verletztes, aber auch etwas Bittendes. Die Tränen hörten nicht auf. „Ich will es nicht hören“, unterbrach ich ihn. „Ich will es wirklich nicht hören.“ „Sakura…“ „Nein, Sasuke. Ich will es nicht hören, weil es mir egal ist.“ Ich spürte, wir zärtliche Finger meine Tränen davonwischten. Vorsichtig nahm er mein Gesicht abermals in seine Hände.

„Sieh mich an“, befahl er schon fast.

„Bitte…“, flehte er schon fast.

Ich öffnete die Augen und bemerkte seinen verletzten Blick. Im Schein des Mondes wirkte der junge Uchiha gefährlich und zerbrechlich zugleich. „Willst du mich etwa wieder küssen?“, fragte ich ihn viel zu spöttisch. Doch er verzog keinerlei Mimik. „Nicht ohne deine Erlaubnis“ erwiderte er ernst. Mein Herz begann zu rasen, so laut, dass ich fürchtete er könnte es hören. Er kniete sich nieder. Mein Blick folgte seiner Handlung. Ich wollte etwas sagen, doch er kam mir zuvor: „Sakura Haruno, möchtest du mich heiraten?“

Special (Sasuke): Das Ende vom Anfang

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Von Konstanten und Veränderungen

Gedankenverloren wanderte ich durch die einsamen Gänge der nächtlichen Schule. Das monotone Geräusch meiner viel zu hastigen Schritte wirkte zugleich beruhigend als auch aufwühlend auf mein Innerstes. Ohne ein bestimmtes Ziel zu haben ließ ich Meter um Meter hinter mich. Verzweifelt versuchte ich die aufkommende Nervosität durch banale Gedankengänge herunterzuspielen, doch das flaue Gefühl in meiner Magengegend bahnte sich einen bestimmenden Weg hervor. Es war zum Verzweifeln. Ich war nervös und neugierig wegen Sakura und ihrer heutigen Party. Nervös und gestresst wegen des riesigen Berges an Schulkram den ich noch zu erledigen hatte. Nervös und zerstreut, weil ich mir eingestehen musste, wie wenig mein eigenes Seelenleben mir zu gehorchen vermag. Doch vor allem war ich nervös und frustriert wegen Shikamaru. Nicht nur das ich ihn nach unserem letzten Treffen ohne ein Wort zu erwidern zurückließ, nein. Zu allem Überfluss ignorierte ich seine Einladung für das Bankett der Uchihas und seine seitdem immer wieder ankommenden Nachrichten, die er mir kontinuierlich schrieb. Was war nur aus mir geworden? Wann entwickelte ich mich in eine solch zerrüttete, schreckliche Persönlichkeit? Selbstbewusst den Problemen entgegenzutreten war immer eine meine größten Stärken gewesen. Doch seitdem ich mich an dieser Schule befand war alles anders. Ich war jetzt anders.

Jeder verliebt sich irgendwann Ino. Und ich weiß zu 100% das ich mich in dich verliebt habe. Immer und immer wieder hallte dieser Moment durch meine Gedanken, mehr und mehr spürte ich die sich ausbreitende Verzweiflung. Verliebt. In mich. Shikamaru hatte sich in mich verliebt? Das konnte und wollte ich einfach nicht glauben. Wusste dieser Weiberheld denn überhaupt, was Liebe war?

„Oh, ein seltenes Gesicht.“, ertönte eine männliche Stimme und riss mich damit glücklicherweise aus meinen verworrenen Gedanken. Ich drehte mich zu ihr, doch wusste ich auch ohne sein Gesicht zu erblicken schon wem die melodische Stimme gehörte. Wenig überrascht sah ich in zwei strahlende saphirblaue Augen. „Naruto“, begrüßte ich ihn. „Was tust du denn hier?“, versuchte ich so ein beiläufiges Gespräch zu eröffnen. Ich wusste sofort, dass er mir meine innere Unruhe ansah. Wie hätte diese auch jemand nicht bemerken können? Es war ein seltsames Gefühl, wie seine ungewöhnlich ruhigen Augen mich musterten. Der Frohsinn in seinem Blick schnürte mir förmlich die Kehle zu, eine unbehagliche Situation entstand. Sein Blick stelle eine Mischung aus Heiterkeit, Entschlossenheit und Positivität dar. Er zuckte lediglich mit seinen muskulösen Schultern, doch keine Worte folgten. Normalerweise plapperte der aufgedrehte junge Mann stets drauf los, was diesen Moment nur noch seltsamer gestaltete. Eine erdrückende Stille legte sich zwischen uns, und ich hatte das Bedürfnis, die zuvor beruhigende Ruhe zu durchbrechen. „Wo ist denn Hinata?“, fragte ich ihn. Ok. Ich vermutete einen guten Einstieg. Keine außergewöhnliche Frage, und viel besser noch, sie drehte sich nicht um mich. „Du weißt es noch nicht?“, kam es fast schon übertrieben überrascht aus seinem Mund. Verwundert und zugleich verwirrt verengte ich meine Augen. Damit hatte er mein ernsthaftes Interesse geweckt. „Dann würde ich es dabei auch lieber belassen. Ich denke, Hinata würde es dir gern selbst erzählen.“, erwiderte er, als er meinen neugierigen Blick wahrnahm. Ich musterte ihn mit großen Augen. „Ihr seid doch noch zusammen, oder etwa nicht?“ „Ja“, prustete er sofort lachend drauf los. „Keine Sorge, es ist nichts Schlimmes“, sprach er weiter. „Denke ich zumindest.“ Die Tonlage seiner Stimme ließ meine naturelle Neugier verstummen. Sie befahl mir, dass er nicht weiter über dieses Thema sprechen wollte, freundlich, aber doch bestimmend. Das Chaos in meinem Kopf wurde somit aber nur immer weiter angekurbelt. Der sich seltsam benehmende Uzumaki verhielt sich eigenartig, und das selbst für seine Verhältnisse.

„Also“, ertönte seine Stimme plötzlich erneut. „Du und Shikamaru also?“ Ich konnte nicht anders als ihm einen perplexen Gesichtsausdruck zu erwidern. „Autsch“, flötete ich gespielt betroffen. „Sehr direkt.“

„Er hat es mir erzählt.“

Diese Standhaftigkeit, die mit seinen Worten mitschwang, blies jeglichen Unmut für einen kurzen Augenblick von mir. Zuerst fürchtete ich, dass Naruto mich lediglich verspotten wollte, doch sein nun abschweifender Blick verriet mir, das auch ihm mit dieser neubegonnenen Thematik nicht sehr wohl war. Ohne etwas darauf zu erwidern schlenderten wir noch einige Zeit lang durch die menschenleeren Gänge des nächtlichen Internats. Wir plapperten über dieses und jenes, ohne ein wirkliches Ziel mit unseren Gesprächen zu verfolgen. Wir verabschiedeten uns nur kurz, bis schließlich jeder seinen eigenen Weg antrat. Es war schon nach Mitternacht und ich wurde neugierig, ob Sakura bereits zurückgekommen war. Ich warf einen kurzen Blick in das seelenlose Zimmer. Offenbar gefiel ihr der Abend, und das war gut. Aufregung und Neugier loderten erneut in meinem Körper auf. Sakura schuldete mir eine mordsmäßige Geschichte.

Trotz der späten Stunde verspürte ich das Verlangen, weiterhin von einer einfachen Gesellschaft umringt zu sein. Zu viel Ruhe war für einen Menschen wie mich einfach unpassend. Ich dachte zurück an das dumpfe Geräusch der langsamen Klänge die am Nachmittag aus den Räumen der Hobbymusiker drangen. Einen Hauch zu nostalgisch kamen mir die Erinnerungen meiner Kindheit in den Sinn. Meine Mutter war eine begabte Künstlerin. Sie liebte es, sich kreativ auszutoben, sei es in der Malerei, dem Blumenbinden oder in der Musik. Früher hatte ich es immer ein Stück weg gehasst, dass meine Eltern mich ebenfalls zu diesem Kram zwangen. Doch insbesondere während meiner tiefen Freundschaft zu Gaara wurde die Geige mehr und mehr ein Teil dieser Freundschaft. Gaara liebte das Klavier, auch wenn er selbst keine sonderliche Begabung im Musizieren besaß. Doch füllten ihn die farbenfrohen Klänge häufig mit den lebhaften Erinnerungen an seine Mutter, die er stets so sehr vermisste. Die alte Geige seiner Familie stellte eine tolle Kombination zu den schrägen Tönen seines Klaviers. Irgendwann wurde es schlichtweg zu einer Gewohnheit, regelmäßig unser kaum vorhandenes Talent vor unseren Freunden zu präsentieren. Voller jener alten Gedanken marschierte ich in die Richtung des Musikraumes. Gerade als ich jedoch die Tür öffnen wollte bemerkte ich, dass sich anscheinend noch jemand im Inneres dessen befand. Leise schritt ich hinein. Ein zierlicher, blasser junger Mann, der seinen Blick starr auf das Klavier fallen ließ während er spielte befand sich darin. Er bemerkte mich zunächst nicht. Erst als ich weiter in den Raum hineinging erschrak er. „Entschuldige, war ich zu laut?“, fragte er mit einer monotonen Stimme. Verneinend schüttelte ich den Kopf. „Darf ich?“, fragte ich ihn während ich auf die danebenstehende Geige zeigte. „Kannst du denn überhaupt Geige spielen?“, sagte er nun etwas überraschter. Die Art seiner übertriebenen Betonung verriet mir, dass er anscheinend Vorurteile hatte. Doch das stachelte mich nur umso mehr an. Entschlossen griff ich nach dem Instrument. Für einen kurzen Augenblick ließ ich den Moment Revue passieren. Diese Situation war so vertraut und fremd zugleich. Wie lange war es nur her, seitdem ich das letzte Mal gespielt hatte? Als ich daran zurückdachte, bedauerte ich es für einen kurzen Augenblick, dass ich schon solange nichtmehr musiziert hatte. Ich dachte an ein Stück, dass meine Mutter oft gespielt hatte und begann fast schon automatisch meine Bewegeungen. Ich musste kaum merklich lächeln. Ob der geheimnisvolle Unbekannte jetzt wohl überrascht war? Ich hoffte es zumindest. Vorteil behafteten Typen wie dem erteilte ich nur zu gerne eine Lektion. Viel zu häufig gab es im meinem Leben Momente, in denen diverse Menschen mich als dumme, oberflächliche Blondine abgetan hatten. Und jedem Einzelnen von ihnen wollte ich das Gegenteil beweisen.

Plötzlich jedoch ertönte eine zweite Melodie. Er begann, eine Begleitung auf dem Klavier zu spielen. Es wunderte mich, dass er dieses recht unbekannte Stück ebenfalls kannte. Doch trotz meiner Verwunderung spielte ich weiter. Es fühlte sich an wie eine warme Sommerbrise. Ein wohltuendes, flauschiges Gefühl mitten im kalten Winter. Als wir das Stück beendet hatten wurde ich etwas traurig.

„Du kannst wirklich gut spielen“, lobte der junge Mann mich. Ich wandte mich zu ihm, und erst jetzt bemerkte ich sein gutaussehendes Gesicht. „Du aber auch.“, erwiderte ich leicht schnippisch. Ich stellte die Geige beiseite und verließ den Raum kurzerhand wieder. Ich bedankte mich beim hinausschreiten mit einem kurzen Nicken und ging zurück in mein Zimmer. Dort angekommen stellte ich fest, dass Sakura noch immer nicht Heimgekommen war, obwohl mir ein Blick auf mein Handy verriet, dass es bereits 2:34 Uhr war.

In den frühen Morgenstunden polterte es ungewöhnlich laut in unserem Zimmer. Ich öffnete leicht genervt die Augen und musste unweigerlich lächeln und brummen zugleich, als die Haruno sich viel zu hektisch ihrer Sachen entledigte. Sie bemerkte, dass sie mich geweckt hatte und wurde auf einen Schlag rot. 4:44 Uhr. Das musste ja eine spitzenmäßige Party gewesen sein. „Du musst mir alles erzählen“, murmelte ich. „Später.“

„Ok.“, flüsterte sie lediglich. Die Verlegenheit konnte ich ihr dennoch deutlich anhören.

Am nächsten Morgen machte ich mich so leise wie nur möglich – im Gegensatz zu meiner tollpatschigen Zimmergenossin - fertig für das Frühstück. Ich weckte Sakura nicht, schließlich waren noch Ferien. Außerdem wusste ich wie gereizt sie sein konnte, wenn sie noch müde war. Eine Eigenschaft die ich selbst zuletzt auch besaß. Angekommen in der Mensa erblickte ich auch schon Hinata, Kiba und Neiji an unserem üblichen Platz. Zu meinem Wohlwollen waren so gut wie keine anderen Schüler zur morgendlichen Essensausgabe erschienen. Wir ersparten uns eine mühevolle Begrüßung, dafür war es einfach noch nicht die richtige Tageszeit, und plauderten lediglich ein wenig über banale Dinge, ehe ich mich dazu entschloss, mir etwas Essbares zu suchen. Ich ging an die Obsttheke und begutachtete diverse vorhandene Obstsorten. Ich inspizierte die knallroten Äpfel und konnte nicht anders als an Sakura zu denken. So langsam erwachte auch mein Geist, und mein Innerstes brannte darauf von der letzten Nacht zwischen ihr und Sasuke zu erfahren. Tief in meinen Gedanken griff ich nach einem der Äpfel. Als meine Hand jedoch jemanden berührte, erschrak ich und zuckte viel zu hastig zurück.

„Ino“, sagte eine raue Stimme viel zu angefressen. Vor mir stand Shikamaru, der mich mit einem verletzten Blick eindringlich musterte. Ich wusste das er erwartete, dass ich etwas sagen würde, dass ich mich entschuldigen würde, doch seine traurigen Augen schnürten meiner Kehle förmlich die Luft ab. Seitdem ich an dieser Schule war, spielten sich eindeutig zu viele Dramen in meinem Leben ab.

„Oh, unbekannte Geigerin“, flötete eine weitere monotone Stimme hinter mir. Als ich mich halb umdrehte, um zu sehen wer dort stand, konnte ich nicht anders als verlegen zu grinsen. Hier stand ich nun, inmitten zweier schrecklich attraktiver Jungs. Na, wenn das kein Klischee war, was dann?

„Oh, unbekannter Pianist“, erwiderte ich reizvoller als zunächst geplant. Ich wusste, dass es eine unglaublich einfallslose Erwiderung war. Trotzdem musste mein Gegenüber ein Lächeln aufsetzen. Bildete ich mir das nur ein, oder war dieses freundliche Gesicht nur eine Fassade? Ich bemerkte die misstrauischen Blicke seitens Shikamaru, die ich gekonnt zu ignorieren verssuchte. Doch auch der blasse junge Mann schien die ungläubigen Blicke des Braunhaarigen wahrzunehmen.

„Falls zu Interesse hast an unserem zweierlei Tun, komm mich doch mal wieder besuchen“, sprach der Unbekannte schließlich, griff nach einem Apfel und verschwand wieder.

„Tzz“, zischte Shikamaru angesäuert drauf los. Ich wollte ihm etwas entgegnen, doch erneut schnitt mir sein eindringlicher Blick die Sprache ab. Ich öffnete den Mund leicht, doch meine Gedanken waren so leer, dass ich nicht wusste, was ich sagen sollte. Wieso nur? Wieso brachte mich dieser braunhaarige Kerl so dermaßen aus dem Konzept?

Um der Situation eilig zu entkommen, griff ich hastig nach einem Apfel, obwohl mir der Hunger längstens schon vergangen war, und eilte wieder zurück zu meinen Freunden. Ohne ein Wort zu verlieren ließ ich Shikamaru zurück. Schonwieder.

„Du bist ja richtig beliebt“, scherzte Kiba als ich zurück am Tisch war. Ohne zu ahnen, welches Gefühlschaos er damit in mir auslöste, beließ ich es bei seiner Aussage.
 

„So, nun kennst du die Geschichte“, beendete eine knallrote Sakura ihren letzten Satz. Ihre Stimme war zittrig, aufgewühlt, doch gleichzeitig wirkte sie leicht freudig und aufgedreht. Alles um mich herum begann sich zu Drehen.

„Wow“, war das einzige Wort, dass mir zunächst entwich. Die grünen Augen meiner Freundin musterten mich. Ich erkannte die Hoffnung in ihnen. Eine Hoffnung, die ich vermutlich nicht erfüllen konnte.

„Du hast also mit Sasuke Uchiha geschlafen“, fasste ich den Abend in einem kurzen Satz zusammen. „Und dann bist du einfach abgehauen“ fuhr ich fort. „Wow.“

„Was soll ich jetzt nur tun?“, flehte die Haruno nach einem Rat. Ich wollte sie nicht enttäuschen, doch ich wusste einfach nicht, was ich dazu sagen sollte. Ich verurteilte sie nicht. Na gut, zumindest nur eine klitzekleines bisschen. Bis gestern dachte ich, dass Sakura Sasuke hasste, doch offensichtlich lag ich mehr als nur falsch mit dieser Annahme.

„Und er hat dich gefragt, ob du ihn heiraten willst?“, hakte ich erneut nach.

„Er hat sich über mich lustig gemacht, Ino.“, sagte die Rosahaarige nach einer kurzen Stille.

„Aber Sakura, ich versteh das alles nicht. Wieso sollte er dir einen Antrag machen, wenn er angeblich schon verlobt ist? Eine so einflussreiche Familie wie die Uchihas … die haben doch sicherlich eine Tochter aus bestem Hause für ihn erwählt.“, plapperte ich in meiner Verwirrung einfach drauf los. Ich hatte keine aufmunternden Worte für meine Freundin. Das Ganze war einfach komisch. Zu komisch. Es war perplex, irgendwie surreal. So, wie ich den Uchiha bisher erlebt und kennengelernt hatte, passte dieses Verhalten sowas von überhaupt nicht zu ihm. Sakura zuckte lediglich mit ihren Schultern. Natürlich. Diese Geschichte zerfraß mich vor chaotischen Gedanken. Wie musste meine Freundin sich da erst fühlen?
 


 

„Bereust du es?“, riss mich eine männliche Stimme abermals aus meinen unbedeutenden Gedanken. Drei Worte. Eine Frage. Keine Antwort. Lediglich unsere Blicke kreuzten ihren Weg und entzündeten beinahe eine Explosion.

Die Ferien waren nunmehr schon längstens vergangen. Der Winter kündigte ebenfalls sein Ende an, und kitzelte damit den noch verschlafenen Frühling herbei. Alles hatte sich verändert. Wir hatten uns verändert. Sasuke und Sakura sprachen nicht miteinander. Nicht weil Sasuke es nicht versucht hatte, nein. Sakura blockte jeden Satz ab, der Gefahr drohte, in ein ernstes Thema überzulaufen. Und so kam es, das sie beinahe kein Wort mehr miteinander wechselten. Hinata konnte ihr Geheimnis schließlich nicht mehr länger für sich behalten, und so erfuhr jeder bald von dem Schicksal, welches sie in kürze ereilen würde. Und auch zwischen mir und Shikamaru verlief es kaum mehr positiv. Immer häufiger verbrachte ich meine Freizeit bei Sai und den Musikinstrumenten. Zusammen probten wir neue Stücke, er brachte mir weitere Handgriffe bei, die ich im Laufe der Zeit nicht mehr erlernt hatte und half mir so, die Geige nahezu tadellos zu führen. Sobald ich nicht zusammen mit meinem neu gewonnenen Freund probte, trainierte ich mir im Sportraum die Seele aus dem Leib. Oftmals waren es nur Sasuke und ich, die den Raum mit Leben befüllten. Doch sprachen wir nie auch nur einen Satz miteinander. Anfänglich breitete sich in mir ein Gefühl aus, das ich nicht mochte. Unsere Gruppe zerbrach förmlich, mehr und mehr. Jeder kämpfte mit seinen eigenen Problemen. Und niemand hatte das Bedürfnis, seine Lasten jemand anderem mitzuteilen.
 

Hell.

Dunkel.

Hell.

Dunkel.

Hell.
 

Die Zeit verging, und irgendwann stumpften meine zunächst unbehaglichen Gefühle ab und verwandelten sich in pure Gewohnheit. Essen, Schlafen, Üben, Trainieren und Lernen waren die wesentliche Inhalte meines tristen Tagesablaufes.

„Bereust du es?“, wiederholte die Stimme nun etwas lauter. Ich wusste nicht, auf welche Absicht diese Frage abzielte, also sah ich ihn lediglich schief an.

Mein Gegenüber musste verlegen grinsen. Eine leichte röte stieg in seine Wangen auf, kaum merklich, aber vorhanden. „Du weißt schon. Du … und ich. Letzte Nacht … Naja, du weißt eben schon. Dass …“, unterbrach er seinen eigenen Satz. Ein leicht belustigtes Grinsen schlich sich auf mein Gesicht.

„Nein.“, gab ich entschlossen zurück. „Sai, wir gehen jetzt seit 2 Monaten miteinander aus.“, ergänzte ich meine Aussage. Nun war er es, der mich schief ansah. „Es ist nur normal, dass ein Paar auch die Nacht miteinander verbringt.“, fügte ich schließlich hinzu. Sein Gesichtsausdruck wandelte sich in ein zufriedenes Lächeln. „Gut.“, sprach er abschließend.

Das zufriedene Gesicht meines Freundes trieb ein leichtes Schuldbewusstsein in mir hoch. Berechtigt, doch ich wollte diese Gefühle am liebsten verdrängen. Darin wurde ich immerhin so langsam zum Profi. Shikamarus Blicke signalisierten mir mit jedem unserer Treffen ihren Schmerz. Doch wie gesagt, Verdrängung war nun mein Spezialgebiet.
 

Das monotone Ticken der Uhren trieb mich noch in den Wahnsinn. Die Prüfungen standen kurz vor der Tür, deshalb war die Bibliothek in letzter Zeit mehr als nur überlastet. Trotz der Schülermassen herrschte jedoch eine erstaunliche Stille im Inneren des Raumes. Nur in einigen Ecken hörte man die Leute leise miteinander flüstern. Wie üblich suchte ich mir meinen Platz weit hinten, inmitten von Regalen und kaum anderen Sitzgelegenheiten. Doch wie üblich saß Shikamaru meinem eigenen Platz gegenüber. Er sprach mich nicht an, und ich tat es ihm gleich. Er wusste, dass ich seit kurzem eine Beziehung mit Sai hatte. Seitdem stoppte er auch die Nachrichten, die er mir regelmäßig schickte, die ich jedoch niemals las. Keine einzige. Verdrängungen. Nicht optimal, jedoch funktionierend. Das war alles was für mich zählte. Ich fürchtete, dass sein Geschriebenes mich nur immer und immer wieder in tausende Stücke zerreißen würde.

Ich mochte Sai, daran bestand kein Zweifel. Ich ging mit ihm aus als er mich nach einem Date fragte. Seine Nähe wurde zu einer beruhigenden Konstante in meinem chaotischen Leben. Er war gut für mich, und er mochte mich auch, dass ließ er mich immer und immer wieder spüren – und dafür war ich ihm mehr als nur dankbar.

Auf der anderen Seite loderte eine kleine Flamme von Unzufriedenheit auf, just in diesen Momenten, in denen sich Shikamarus und meine Blicke kreuzten. Das Gefühl, welches ich spürte, wenn ich den jungen, gutaussehenden Nara sah, verzerrte mich zutiefst. Ich wollte nicht, dass das passierte. Ich wollte nicht, dass ich ihm gegenüber solchen Gefühlen ausgesetzt war. Ich versuchte ihn mit meinem ganzen Herzen zu hassen, doch niemals gelang mir, was ich mir vornahm. Seine Nähe ließ meinen Körper vor Anspannung erzittern, seine Silhouette raubte mir den Verstand. Shikamaru bewegte etwas in mir. Er forderte meine Neugier, seine verlangenden Blicke nahmen meinen Geist meist vollständig ein. Ich kannte ihn nicht lange, und doch schon lang genug. Nur für den Bruchteil einer Sekunde streiften seine Finger meine Hand. Alles um mich herum verschwamm. Die gewünschte Konzentration ließ sich einfach nicht aufbringen. Mein Atmen wurde schwer, schwerer als es mir lieb war, und mein Herz begann wie wild zu schlagen. Diese winzige Berührung löste nahezu einen Vulkan in mir aus.

Als ich leicht meinen Blick nach oben schweifen ließ, um zu analysieren, ob das eben Geschehene nur mich beeinflusste, bemerkte ich erneut seinen verzehrenden Blick und seinen ebenfalls schweren Atem. Niemand war in unserer Nähe. Niemand konnte uns sehen. Wir waren vollkommen allein in dieser doch viel zu vollen Bibliothek. Wie konnte das nur passieren?

Das hier wollte ich nicht.

Ich konnte nicht.

Ich durfte es nicht zulassen.

Ich hätte aufstehen sollen.

Gehen sollen.

Ihn einfach ignorieren und verdrängen sollen … So, wie ich es sonst auch immer tat.

Ich bemerkte, wie seine Finger vorsichtig die meinen umfassten, wie sie zärtlich und gekonnt mit jeder Bewegung die Sinne im meinem Körper reizten. Er hielt meine Hand und wartete auf meine nächste Regung. Doch mein Kopf war völlig leergefegt. Ich konnte nur noch an ihn denken. Wie unsere Haut sich aneinanderpresste. Wie er meine Hand hielt. Wie er mich nach einer gefühlten Ewigkeit überhaupt berührte. Wie sehr ich diesen Moment genoss, obwohl ich die Nacht zuvor mit einem anderen Jungen schlief.

Vorsichtig traktierte er seinen Körper um den Tisch herum. Doch in keiner Sekunde vermochte er, meine Hand auch nur loszulassen. So, als hätte er nur auf diesen Augenblick gewartet. Shikamaru stand nun vor mir. Seine Hände wanderten von meinen hinauf zu meinem Gesicht., welches er nun einfühlsam festhielt. Ich befürchtete, dass er mich in jedem Moment küssen könnte. Ich konnte das nicht zulassen. Ich durfte nicht. Mein Atem wurde immer schwerer, kein Wort verließ meine Lippen. Sanft legte er seine Stirn auf meine, gierig suchte er nach meinem Blick. Ich spürte seinen heißen Atem auf meiner Haut. Alles in mir verzerrte sich nach ihm. Und doch wollte ich mich wehren.

Plötzlich durchdrang ein stumpfes Geräusch die Szenerie.

Der Nara schreckte zurück, doch die Röte in seinem Gesicht konnte er nicht so schnell kontrollieren, wie es ihm vermutlich beliebte.

„Psst, du musst leise sein“, flötete eine weibliche Stimme flüsternd.

„Hn.“, erwiderte eine männliche Stimme herausfordernd.

Zugleich standen der Nara und ich auf, um nachzusehen, wer uns vielleicht gesehen haben könnte. Ich begann zu beten, dass es sich hierbei um ein Missverständnis handeln würde. Das sie uns nicht gesehen haben würden. Doch gerade als ich um ein Regal herumbiegen wollte, zog mich die kräftige Hand des Nara zurück und presste unsere Körper aneinander.

Entsetzt und rebellierend wollte ich mich aus seiner Umklammerung befreien, doch die erregte Stimme einer jungen Frau lenkte erneut unsere Aufmerksamkeit um.

„Sasuke, wenn uns hier jemand sieht …“, begann sie schon fast stöhnend zu protestieren.

„Wer soll uns hier sehen? Hinter uns ist die Tür zum Keller, und hier stehen nur nutzlose Bücher herum, hier kommt nie jemand her.“, zischte Sasuke, während er vorsichtig das Shirt seiner Begleitung nach oben schob.

„Das war eine dumme Idee …“, erwiderte ihre erregte Stimme.

„Und es war deine.“, konterte Sasuke sofort.

Fast hätte ich meinen eigenen Augen nicht mehr vertraut. Der Schock saß tief.

„Sak - - - “, wollte ich soeben ansetzen um mich zu beschweren, doch Shikamaru blockierte mich in meinem Tun. Leicht nickte er mit seinem Kopf, um mir zu signalisieren, dass ich lieber ruhig sein sollte.

„Also ich mag die Idee“, begann Sasuke von Neuem. „Meine zukünftige Mrs. Sakura Uchiha sollte schließlich alles bekommen, was sie auch möchte.“, sprach er weiter, während er ihren BH öffnete und ihn fallen ließ.

Special (Hinata): Ein neues Leben

Die gesamte Welt schien sich gegen mich verschworen zu haben. Meine Motivation verließ mich Tag für Tag ein Stückchen mehr. Ohne Naruto, wäre ich vermutlich wahnsinnig geworden.
 

Leise prasselte der Regen an die Fensterscheiben. Es war ein zugleich beruhigendes als auch aufwühlendes Geräusch. So wie das Ticken einer großen Uhr. Entweder mochte man das, oder eben nicht. Und ich wusste es. Nämlich, dass ich im Moment überhaupt nichts mehr wusste.

„Dein Vater ist spät dran, Liebes.“, schwang die zärtliche Stimme von Narutos Mutter hinüber zu mir während sie versuchte, mir ein aufmunterndes Lächeln zu schenken. Ich wollte gern etwas erwidern, mich entschuldigen für meinen Vater, doch seltsamerweise blieben die Wörter mir im Hals stecken.

Naruto schien meine Unsicherheit zu bemerken, denn auch er versuchte mittels eines Lächelns – das eher krampfhaft war als besänftigend – mich zu unterstützen. Wissend griff ich nach seiner viel zu verschwitzten Hand, um ihm zu signalisieren, dass ich ihn verstand.

„Wo ist eigentlich Paps?“, erhob der junge Uzumaki schließlich seine Stimme. Kushina-san sah ihn mit einem undurchdringlichen Blick an, so, dass ich nicht einordnen konnte, was er zu bedeuten hatte. „Es wird schon alles gut gehen.“, erwiderte sie letztlich nur nach einiger Zeit der Stille. Diese Worte verließen zwar ihren Mund, doch sie klangen nicht so, als würde die Rothaarige selbst daran glauben.

Keine zehn Minuten später betrat ein mürrischer älterer Herr mit langem Haar und hellen Augen das Café. Hiashi Hyuuga, einer der mächtigsten und angesehensten Männer in ganz Konohagakure. Selbst unter den Geschäftsmännern selbst zählte er zu den Besten und Einflussreichsten. Hiashi Hyuuga. Mein Vater. Natürlich bemerkte ich seinen typisch-mürrischen Blick, doch ich bemerkte auch sofort, dass er noch schlechter gelaunt war als üblicherweise.

„Kushina-san.“, begrüßte er Narutos Mutter flach, aber höflich. Ihren Sohn – meinen Freund – hingegen würdigte er keines Blickes. Und auch mir schenkte er kaum mehr als einen 3-Sekunden-Blick. Nach einem kurzen Smalltalk und einer eingängigen Bestellung schien die Spannung im Raum fast zu explodieren. Ich hatte bisher nichts gesagt. Und selbst Naruto war von der ganzen Situation längstens schon überfordert. Hiashi saß, wie so ziemlich immer, an der Stirnseite des Tisches, um allen Beteiligten bereits symbolisch zu signalisieren, dass er Widerreden nur widerwillig duldete. Hin und wieder strafte er mich mit einem Blick der Verachtung, den ich versuchte zu ignorieren. Auch wenn mir das nur bedingt gelang.

„Hiashi-sama, ich würde jetzt gern auf den Punkt kommen. Ich weiß, dass Ihre Zeit sehr kostbar ist, deshalb möchte ich nicht noch mehr davon verschwenden.“, erhob Kushina-san schließlich ernsten Wortes ihre Stimme. Niemand sagte etwas. Niemand machte auch nur einen Mucks. Die Stimmung war wirklich unüberschreitbar eigenartig. Mein Vater war es nicht gewohnt, dass eine Frau ihm Paroli bat. Es gab nicht viele erfolgreiche Frauen in seiner Position, was die Sache also nicht gerade vereinfachte. Konohagakure war ein schrecklich konservativer Ort, und so natürlich auch seine Einwohner samt Unternehmertum. Hiashi nickte nur leicht, um Narutos Mutter zu signalisieren, dass sie reden sollte. Leicht, aber gebieterisch. So, wie er es stets pflegte.

„Ich weiß, dass die Situation angespannt ist, aber ich bitte Sie, überdenken Sie Ihre Entscheidung noch einmal. Ich bitte Sie nicht nur im Namen von Hinata und Naruto darum, sondern auch im Namen meines Mannes.“, sprach sie resigniert, aber gleichzeitig auch willensstark. Abermals vermochte mein Vater das Wort nicht zu erheben. Man konnte der Rothaarigen förmlich ansehen, dass sie dennoch nicht gewillt war, einfach so aufzugeben.

„Meine Entscheidung ist gefallen. Hinata ist bereits 18 Jahre alt. Ich kann – zu meinem Bedauern – nicht entscheiden, was mit diesem … Ding geschehen soll.“, erhob Hiashi starr seine Stimme. „Doch, sollte sie sich entscheiden, diesen Weg weiterhin zu gehen, wird sie von ihrer Familie keinerlei weitere Unterstützung erhalten. Gar keine Unterstützung. Egal, um was es sich handelt.“, fügte er nun ernsthaft hinzu. Die Stimme meines Vaters ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Ich kannte diesen Tonfall. Er war zutiefst enttäuscht von mir, wie er es so oft war. Außerdem war er schrecklich stur. Wenn er sich zumeist eine Meinung gebildet hatte, dann konnte man ihn auch nur selten wieder von etwas anderem überzeugen.

„Ich verstehe.“, antwortete Kushina-san sofort.

Tränen standen mir in den Augen, und ich versuchte sie zurückzuhalten. Ich konnte meinem Vater nicht auch noch die Genugtuung geben, noch mehr Schwäche vor ihm zu zeigen. Ich bemerkte, wie sich Narutos Griff verkrampfte. Ich fürchtete, dass er sofort einen Wutanfall bekommen würde, doch er hielt sich zurück.

Stille machte sich erneut breit, und niemand schien auch nur den Anschein zu machen, etwas dagegen tun zu wollen.

Plötzlich jedoch durchzuckte mich ein Hauch von allem. Wut. Trauer. Mut. Ich konnte es nicht mit Gewissheit sagen. Es war einfach alles. Wie konnte mein Vater nur so etwas sagen? Wieso konnte er nicht einfach meine Entscheidung respektieren? Wieso konnte er mich nicht einfach unterstützen …

Mein Atem wurde schwer, doch ich fasste meinen ganzen Mut und meine ganze Hoffnung zusammen. „Ein Baby, Vater.“, durchbrach ich aufgeregt und mit einer viel zu zittrigen Stimme das Schweigen. „E-Es ist ein Baby, Vater.“, sah ich ihm dabei nun entschlossen in die Augen. Ich spürte den Blick von meinem Freund und seiner Mutter auf mir, doch das bestärkte mich nur darin, Hiashi endlich zu widersprechen. „Ich bekomme ein Baby.“, widerholte ich abermals.

Hiashis Miene verfinsterte sich mehr und mehr, doch immer noch gab er sich nicht die Blöße, eine Diskussion in der Öffentlichkeit zu starten. Zielgerichtet schob er seinen Stuhl zurück, doch nicht eine Sekunde vermochte er es, den Blickkontakt zu unterbrechen. Ich wusste, er würde das niemals dulden. Seine Ehre stand für ihn über seiner Familie. So war es schon immer. Und so würde es vermutlich auch immer sein.

„Du bist alt genug.“, sagte er an mich gerichtet. „Aber, eine Sache verlange ich noch von dir, nur eine.“, sprach er weiter. Sein Blick schweifte für den Bruchteil einer Sekunde ab zu Kushina-san, und zum allerersten Mal seitdem er das Café betreten hatte, sah er auch Naruto an. „Ich möchte, dass du ihn heiratest.“

Mein Herz begann wie wild zu rasen. „Nimm den Namen Uzumaki an, Hinata, denn ich dulde nicht, dass du den Namen Hyuuga weiterhin entehrst.“ Und mein Herz setzte aus. Mein Kopf war wie leergefegt. Meine Gefühle völlig durcheinander.

Mit diesem Satz, war das Gespräch für Hiashi Hyuuga beendet. Ich wusste, dass ich ihn enttäuschte. Und er wusste, dass ich es wusste. Er kannte mich nicht, und doch kannte er mich besser als jeder andere in diesem Raum. Hiashi Hyuuga. Er war mein Vater. Mein Vater, der mich verstoßen hatte.
 

„Liebes, zerbrich dir nicht den Kopf. Du musst dich jetzt schonen. Wir stehen hinter dir.“, flüsterte mir Narutos Mutter noch ins Ohr, ehe sie mich in eine herzliche Umarmung schloss.

Unsere Wege trennten sich.

Auch, wenn ich Kushina-san und ihren Ehemann sehr gern hatte, war ich dennoch froh und erleichtert, als ich endlich zurück in meinem Zimmer ankam. Ich musste Naruto noch tausend Mal versichern, dass es mir gut ging, ansonsten hätte er mich vermutlich niemals allein gelassen. Doch genau das war es, was ich jetzt brauchte. Absolute Ruhe.

Kaum das ich dir Tür hinter mir schloss, versagten meine Beine, und die Tränen flossen mir unaufhaltsam und stürmisch über mein Gesicht.
 

~
 

„Du musst es endlich unseren Freunden sagen.“, wimmerte der Blondhaarige fast schon zu mir herüber. Meine Gedanken waren bei einem völlig anderen Thema, doch wie immer schaffte es Naruto, den unpassendsten Zeitpunkt für sowas zu finden. Und trotzdem vergötterte ich ihn.

„Ich weiß.“, war aber dennoch alles, was mir dazu einfiel. Ich wusste, dass mein Freund recht hatte. Ich musste es unseren Freunden erzählen, sie würden es ohnehin bald erfahren, wenn nicht von mir, dann vermutlich durch meinen Cousin Neiji. Er war nicht der Typ, der Sachen einfach herumtratschte, doch bei diesem Thema würde er vermutlich auch geschockt sein. Selbst seine gelassene Art hatte seine Grenzen.

Zärtlich berührten Narutos Finger mein Gesicht. „Hinata?“, fragte er mich besorgt. Meine Gedanken trieben mich erneut so weit weg von diesem Ort, dass ich das eben Geschehene gar nicht richtig bemerkte. Eine Träne hatte sich ihren Weg hinab meiner Wangen gesucht. Natürlich sorgte sich Naruto nur um mich. Das tat er immer. Niemand würde das über ihn denken. Er hatte eine unbehelligte, fröhliche Art, von der man nicht vermutete, dass sie sich um überhaupt etwas kümmerte. Doch auch er hatte sich verändert. Genauso wie ich mich verändert hatte.

Das Ende der Ferien stand kurz bevor. Ich wusste, dass ich meine Freunde einweihen musste, solange der Unterricht nicht wiederbegann. Ansonsten könnte es bald zu spät sein.
 

Wie immer begleitete Naruto mich zu meinem routinemäßigen Gang Richtung Gewächshaus. Die Blumen, die ich dort mit aller Liebe heranzüchtete, gaben mir inneren Frieden. Immer kurz vorher trennten sich unsere Wege, und der Blonde ließ mir den Freiraum, den ich benötigte.

Schon beim Betreten des Gewächshauses spürte ich allerdings, dass ich nicht allein war. Ich inspizierte Vorsichtig die Umgebung, als ich sofort Verstand, wer sich hierhin verirrt hatte.

„Verdammt!“, grummelte eine Stimme von weiter hinein. Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. „Sakura.“, begrüßte ich sie herzlich. Schon bevor ich sie gesehen hatte erkannte ich ihre unverwechselbare Art zu fluchen. Als die Rosahaarige mich ebenfalls bemerkte, schenkte sie mir ihr breitestes Grinsen.

„Was machst du denn hier, Sakura?“, hakte ich nach, während ich die Unordnung musterte, die sich veranstaltete.

„Ich versuche mich zu verstecken.“, erklärte sie. „Und ich versuche mich abzureagieren.“, ergänzte sie. „Aber hauptsächlich verstecken.“

Jetzt konnte ich auch nicht anders, als ihr mein hellstes Lachen zu entgegnen. Ich hatte schon fast vergessen, wie unbeschwert man sich mit der jungen Haruno unterhalten konnte. Ich deutete auf die Bank, und Sakura gesellte sich zu mir.

„Jetzt erzähl schon, vor wem versteckst du dich? Und wieso?“

Unsere Blicke trafen sich, und für einen Moment hatte ich befürchtet, etwas falsches zu fragen. Sakura stieß einen schweren Seufzer aus, ehe sie einsetzte: „Ohje, wie lange hast du Zeit?“ Sie gestikulierte gespielt theatralisch, ehe sie weitersprach: „Das ist kompliziert.“ Ich sagte nichts, stattdessen signalisiert ich ihr mit einem seichten Nicken, dass sie weitersprechen konnte, wenn sie es gerne mochte. Ich würde ihr zuhören.

„Vor Sasuke. Und vor Ino.“

Ich sah meine Freundin mit einem fragenden Blick an. „Achso, und vor Shikamaru versteck ich mich auch noch.“, ploppte es ihr anscheinend gerade durch ihre Gedanken. „Das ist kompliziert.“, widerholte sie. Ich bemerkte, wie Sakura immer wieder einen schweren Seufzer losließ. Es schien sie mehr zu frustrieren, als sie mir gegenüber zugeben wollte.

„Sakura, was ist eigentlich los?“, bat ich meine Freundin schließlich um eine vernünftige Erklärung. Sie sah mich mit ihrem grünen Augenpaar tief an.

„Ach, ich hätte das nicht erwähnen sollen, entschuldige Hinata.“

Jetzt verstand ich gar nichts mehr. Ich entschied, erst einmal zu schweigen, und stattdessen die Rosahaarige mit meinem freundschaftlichen Strafblick zu ermahnen.

Nach einiger Weile entschied sie sich offenbar, dass sie gegen mein Schweigen nichts ausrichten konnte.

„Ich sollte dich nicht mit sowas belasten. Ich meine, immerhin bist du …“

Ich musterte sie mich großen Augen. „Bin ich was?“, setzte ich ein.

„Schwanger.“ Sakura sah mich nicht an. Ihre Augen fixierten einen unbekannten Punkt auf dem Boden.

Na toll.

„Genau, ich bin schwanger, und nicht krank.“, startete ich ungewöhnlich harsch. Sie bemerkte meinen Tonfall, doch in ihrem Gesicht konnte ich deutlich eine Mischung aus Mitgefühl und Verwirrung herauslesen.

„Sakura.“, versuchte ich nun etwas ruhig wieder einzusteigen. Ich atmete tief durch und versuchte zu überlegen, was ich ihr eigentlich sagen wollte. Wieso wurde ich denn plötzlich sauer? Sakura hatte nichts getan, sie meinte es nur gut mit mir, doch trotzdem ärgerte mich ihre Reaktion.

„Ich habe dir das nicht erzählt, damit du mich jetzt in Watte packst.“

Genau.

Genau so war es.

In mir wuchs ein Baby heran. Naruto und ich, wir beide. Wir standen vor einem neuen Lebensabschnitt und nicht vor einer unüberwindbaren Bürde. Ich hatte Sakura als Erste von meiner Schwangerschaft erzählt, noch bevor ich mit Naruto darüber sprechen konnte. Ich wusste das meine Freundin einen rationalen Rat für mich hatte, und genau so war es auch. In unserem damaligen Gespräch ermutigte sie mich. Sie unterstützte mich. Sie zeigte mir einfach, dass wir eine wahre Freundschaft führten. Ich wusste, dass ich mich auf sie verlassen konnte. Das sie es nicht weitererzählen würde. Und das tat sie auch nicht. Und trotzdem verhielt sie sich mir gegenüber just in diesem Moment komisch.

Abermals wich die Rosahaarige meinem Blick aus.

Verlegen spielte sie mit ihren Fingern, deutlich merkbar, dass sie nach den richtigen Worten suchte.

„Entschuldige Hinata.“, seufzte sie sie schließlich wieder. „Weißt du, es ist alles gerade etwas schwierig in meinem Leben, und ich möchte dich einfach nicht mit belanglosem Zeug belasten.“

„Dinge die meiner Freundin auf dem Herzen liegen sind keine belanglosen Dinge.“, antwortete ich sofort zurück. Das war nicht nur eine einfache Floskel, sondern meine ehrliche Meinung. Wenn Sakura das Bedürfnis hatte, sich jemandem anzuvertrauen, dann würde ich ihr zuhören. Ich würde für sie da sein, sie unterstützen, genauso wie sich mich unterstützt. Doch ich wollte sie keineswegs dazu drängen, mir von ihren Problemen zu erzählen. Den richtigen Zeitpunkt konnte nur sie abschätzen.

Und plötzlich überkam es mich.

Diese Gedanken, die ich bezüglich meiner Freundin Sakura pflegte. Vielleicht war es letztlich an der Zeit, das Ganze in die Tat umzusetzen. Die Leute – meine Freunde – würden mein kleines Geheimnis sowieso bald erfahren. Doch ich wusste, wie schmerzhaft es sein konnte, solche Dinge rücklings von jemand anderem zu hören.
 

~
 

„Das ist kein Problem Liebes.“, kicherte die weibliche Stimme von Kushina-san am Telefon durch den Hörer. Ich war erleichtert und nervös zur selben Zeit. Mein Entschluss war gefasst. Ich würde genau das tun, was mein Vater mir befohlen hatte. Heiraten. Ich, Hinata Hyuuga, hatte den Entschluss gefasst, Naruto einen Antrag zu machen. Eventuell genierte es sich nicht, für ein Mädchen einem jungen Mann einen Heiratsantrag zu machen, doch das war mir egal. Verflucht seien diese verflixten konservativen Konventionen.

Ich erschrak etwas aus meinen Gedanken, als es viel zu kräftig gegen meine Zimmertür klopfte. Mit einem letzten Blick scannte ich den Raum; alles war perfekt. Ich liebte es, traditionelle Verhaltensweisen nachzuahmen, weshalb ich es auch nicht unterlassen konnte, einige Blütenblätter auf dem Boden zu verteilen. Während ich die letzten Teelichter zügig anzündete, stieg mir die Hitze in mein Gesicht und befürchtete, dass die rote Gesichtsfarbe jetzt ständig mein Dauergast sein würde.

Vorsichtig öffnete ich die Tür und blickte in Narutos saphirblaue Augen, die mich nur verwundert musterten. „Für wen hast du dich denn so schick gemacht?“, kicherte er nur drauf los. Ich war erstaunt, dass er diese Kleinigkeit überhaupt bemerkte. Ich trug ein verspieltes, weißes Kleid und einen Hauch an Make-Up. Völlig untypisch für mich, und schon beim Schminken wäre ich am allerliebsten im Erdboden versunken.

„N-Naruto.“, stammelte ich vor mich hin. „B-bitte, komm doch rein.“

Unbehelligt tat er wie gesagt. Ich bemerkte seinen prüfenden Blick, als er die Dekoration im Zimmer bemerkte. Ich wusste, dass Naruto nicht der romantische Typ war, doch ich hatte meinen ganzen Mut zusammengenommen, um ihm einen Antrag zu machen, wie ich ihn selbst gerne bekommen hätte. Gut, perfekter Weise würde mich mein zukünftiger Ehemann, von dem ich schon immer hoffte das es Naruto sein würde, Mitten im Juni an einer wunderschönen Steilküste darum bitten, seine Frau zu werden. Doch das hier war fast genau gut. Und lag im Rahmen das mir möglichen.

„Hinata?“, fragte er immer noch genauso verwirrt wie vor wenigen Sekunden. Ich konnte mir ein leises kichern nicht verkneifen. Er sah einfach unglaublich süß aus, wie er so unbeholfen inmitten dieser wunderschönen Szenerie stand. Doch das bestärkte mich nur noch mehr in meinem Vorhaben. Ich liebte diesen Mann, und ich wusste, dass sich das auch niemals ändern würde. Langsam ging ich einige Schritte auf ihn zu, als ich schließlich bemerkte, dass Naruto mindestens ebenso rot war wie ich. Mein Herz drohte mir abermals, aus meiner Brust zu entspringen. Mit wurde schwindelig, und mein Atem war schwer und unbeholfen.

„N-Naruto …“, wollte ich nun beginnen. Doch der Blondhaarige legte mir verführerisch einen Finger auf den Mund, zog ein kleines Kästchen aus seiner Hosentasche und kniete sich vor mir nieder.

Mein Atem wurde schneller und schneller.

Mein Herz setzte für den Bruchteil einer Sekunde aus.

„Hinata Hyuuga, möchtest du meine Frau werden?“

Fortschritt, oder Rückschritt?

Die Tage vergingen wie im Flug.

Eine gewisse Konstante schlich sich in mein Leben ein, die mir ein stabile und beruhigende Oase der Erholung bot. Anfangs wurde ich geplagt von einem unermüdlichen Schuldbewusstsein, doch je mehr die Zeit voranschritt, desto mehr verflüchtigte sich dieses Gefühl auch wieder. Doch eines Stand zweifelsohne fest: Egal wie ich mich entscheiden würde, ich würde jemanden verletzen. Meine wirren Gedanken stoppten erst, als ich von zwei rehbraunen Augen aus meiner eigenen kleinen Welt gerissen wurde. Doch anders als früher brachten sie mich nicht mehr so leicht aus der Fassung. Ich konnte diese Atmosphäre nicht beschreiben. Seine Seelenspiegel zogen mich in ihren Bann, doch gleichzeitig taten sie das auch nicht. Ich bemerkte, wie er mich mit den seinen fixierte und musste leise kichern. Ein großes Fragezeichen trat nun an die Stelle seiner Wachsamkeit, doch ich dachte nicht im Traum dran, mich zu erklären. Die plötzliche Vibration meines Handys lenkte unser beider Aufmerksamkeit jedoch schließlich voneinander ab.

„Ja?“

Shikamaru warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu, den ich abermals gekonnt ignorierte.

„Es ist 17Uhr. Hast du mich vergessen?“

„Natürlich habe ich das nicht, Sai.“, entgegnete ich ihm. Eine glatte Lüge. Ich hatte ihn vergessen. „Ich bin schon auf dem Weg.“

Hastig kramte ich die vor mir liegenden Bücher zusammen. Schnell und doch sorgfältig baute ich einen Stapel, den ich mit einem kurzen Nicken meinem Gegenüber zuschob. „Danke das du mir in Physik geholfen hast.“ Ein starkes Seufzen verließ seinen Mund. Auch ohne, dass er etwas sagte wusste ich, dass es ihn störte, dass Sai und ich ein Paar waren. In der ersten Zeit, in der er es erfuhr und unsere Beziehung noch frisch war, sprachen wir ausnahmslos kein Ton miteinander. Jedes Mal, wenn wir uns sahen, spürte ich … ja, was war es denn eigentlich genau? Hass? Traurigkeit? Eifersucht? Ich konnte es nicht genau zuordnen, doch mir war es auch mehr als lieb, nicht mehr über sein Innerstes zu erfahren.

„Mir wäre lieber, du würdest nicht gehen.“, erhob er nun schließlich doch seine Stimme. Ich wusste nur selten nicht, was ich sagen oder erwidern sollte. Doch Shikamaru Nara erhöhte diese Quote der Sprachlosigkeit stetig. Ich wollte seine Aussage einfach ignorieren, denn ich war doch – mehr als ich mir selbst eingestehen wollte – froh darüber, dass der junge Nara-Sprössling irgendwann sein negativen Gefühle bei Seite schob, und mir weiterhin bei meinen schulischen Leistungen half. Im Laufe der Zeit musste ich mir immer wieder mein Ziel vor Augen rufen. Und für dieses Ziel musste ich kämpfen und Bestleistungen erbringen. Außerdem wollte ich das hart verdiente Geld meiner Eltern und die immensen Kosten für dieses Internat nicht verschwenden. „Bis dann, Shikamaru.“, kam letztlich nur aus meinem Mund. Mit diesen wenigen paar Worten verließ ich schließlich endgültig seinen Raum. Erst jetzt spürte ich das leichte Kribbeln in meinen Beinen und die ungewollte Nervosität. Bewusst oder auch nicht – es war ausnahmslos klar, dass ich nicht nur auf Grund seiner schulischen Hilfe froh über seine emotionale Kehrtwende war.
 

Angekommen an unserem üblichen Treffpunkt erwartete Sai mich mit seinem üblichen monotonen Lächeln. Früher, als wir uns gerade erst kennengelernt hatten, hielt ich es immer für sehr oberflächlich, geradezu abwertend, doch ich akzeptierte mit der Zeit, dass mein Freund eben einfach diese Art von Mensch war, der seine Emotionen nur schwer ausdrücken konnte. Geschweige denn, dass er jemand war, der sie strategisch gut zum Einsatz bringen konnte.

Alles wiederholte sich, und so auch die Mehrheit unserer Treffen. Sie liefen oft nach einem ähnlichen Muster ab. Manchmal haderte ich mich mit mir selbst, dass das alles, was wir taten, einfach nicht ich war; dass es zu langweilig war. Doch dann bewies mir der Schwarzhaarige unbewusst immer, dass ich mich täuschte. Er wurde zu einem festen Dreh- und Angelpunkt, der mir Kraft gab und mich auf seine Art und Weise von meinen Problemen ablenkte, wie es sonst keiner vermochte.

Schnell schüttelte ich meinen Kopf, denn selbst mir wurde langsam klar, dass ich eindeutig zu viel grübelte. Das würde mir nur frühzeitige Falten bescheren, oh nein, ohne mich, das schwor ich mir. „Sind wir hier richtig?“ Sai blieb stehen und ließ sein Augenpaar durch die Gegend schweifen. „Scheint mir schon.“ Ich war schon ganz aufgeregt, was vermutlich auch deutlich zu erkennen war. Doch endlich einmal konnte man von einem positiven aufgeregt sein sprechen, wenn es sowas überhaupt gab. Vier Monate war es her, dass wir alle uns versammelt hatten. „U-zu-ma-ki“, las ich den Namen auf dem Klingelschild laut vor. Mein Finger wanderte in Richtung des Knopfes, und just in diesem Augenblick griff Sai nach meiner Hand, wirbelte mich herum und küsste mich direkt auf meinen Mund. Eine leichte Röte stieg in mein Gesicht und ein wohlwolliges Gefühl verbreitete sich in meiner Magengegend. Er brummte zufrieden, ehe er seine Hand, die meine weiterhin fest umklammert hielt zurück in die vergangene Position brachte und klingelte. Hinata öffnete uns vorsichtig die Tür. Voller Glanz stand sie dort im Rahmen vor uns. Ihre Augen leuchteten zufrieden und ihr Gesicht war umhüllt wie das einer Fee. Sie wirkte viel zu anmutig und glücklich in diesem Moment. Ich freute mich so für meine Freundin. Endlich konnte sie das Leben führen, wie sie es auch wollte. „Kommt rein ihr Zwei, ihr seid die Letzten, die anderen sitzen schon im Wohnzimmer.“, gestikulierte sie uns kurzerhand in ihre Wohnung. Beim Eintritt bemerkte ich sofort ihren wohlgeformten Bauch, den sie vorher leicht geschickt hinter der Tür versteckt hatte. Mit offenem Mund stand ich vor meiner Freundin. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Meine Händen entglitten mir in Hinatas Richtung und umkreisten, ohne sie zu berühren, fasziniert ihre Rundungen. Was vier Monate doch ausmachen konnten.

Angekommen in dem kleinen aber doch mit Leben gefüllten Wohnzimmer entdeckte ich alle Freunde, die ich seit meinem Umzug in diese Gegend finden konnte. Hinata setzte sich glücklich neben ihren neuen Zimmergenossen und jetzigen Ehemann Naruto. Beide strahlten nur so voller Zufriedenheit, was automatisch auch auf uns überging. Auch Neiji und Tenten waren gekommen. Niemand wusste so recht, wie es zwischen den beiden weitergehen sollte, doch es war klar, dass der mutige Schritt seiner Cousine auch Neiji neue Hoffnung gab: Hoffnung auf eine Zukunft mit Tenten. Sakura kam alleine, ohne Sasuke, obwohl jeder in diesem Raum bereits wusste, dass die zwei sich regemäßig miteinander trafen. Trotzdem leugnete Sakura dies vor allen anderen – außer vor mir. Meine rosahaarige Freundin sagte mir immer wieder, dass ich sie wohl nicht täuschen konnte, denn meine Situation wäre ja die gleiche wie ihre. Was mich nur noch mehr verwirrte, denn ich wurde aus diesem immer wieder kommenden Satz nicht schlau. Ich verstand letzten Endes nicht, wieso es Sakura so schwerfiel, zu ihrer neuen Liebe zu stehen.

„Wo ist Kiba?“, ploppte es schließlich in meinen Gedanken auf. „Ich dachte wir wären die Letzten?“ „Kiba-kun musste leider absagen für heute.“, antwortete die Frischvermählte sogleich als habe sie nur auf diese eine Frage gewartet. „Schade, ich hatte gehofft, dass wir uns alle mal endlich zwanglos wiedersehen.“ Alle nickten zustimmend, womit das Thema kurzerhand vom Tisch gefegt wurde.

Wir redeten schließlich über dieses und jenes. Über meine Zeit in meinen anderen Heimaten. Über Gaara und Kankuro, über Kiba und seine Hundesucht. Alles was uns in den Sinn kam, auch, wenn es völlig unbedeutend war, erfüllte es den Raum mit Heiterkeit. Immer wieder brachen wir in ungeniertes Gelächter aus und freuten uns aus ganzem Herzen einfach über den heutigen Abend. Hinata wollte ein leichtes Abendbrot für jeden vorbereiten, was dazu führte, dass die Mädels sich in der Küche versammelten und die Jungs sich weiterhin im Wohnzimmer über Belangloses unterhielten. Hin und wieder musterte ich die neue Wohnung des Uzumaki Paares. Sie war wirklich klein, kaum der Rede wert, aber das war nur allzu logisch. Hinata hatte uns erzählt, das Narutos Eltern, Minato und Kushina Uzumaki, ihnen zwar hier und da halfen, aber auch sie der Meinung waren, dass die beiden nun auf eigenen Beinen stehen mussten, jetzt, da sie ein Kind erwarteten. Während das Essen köchelte kramte die ehemalige Hyuuga – ein Name, der ihr laut eigenen Aussagen fortan nichts mehr bedeutete – ein paar Fotos ihrer Hochzeit hervor. Wir alle staunten, wie wunderschön und harmonisch die zwei Jugendlichen strahlten. Sie feierten diesen besonderen Tag nur unter sich. Bei Trauung entschieden sie sich dafür, ihre Familien nichtsdestotrotz zumindest eine Einladungskarte zukommen zu lassen. Minato und Kushina waren auf einigen der Bilder zu erblicken, doch von den Hyuugas war lediglich ihr Cousin Neiji zu sehen. Gleich darauf schenkte – trotz aller Einwände ihres Ehemannes – Kushina ihrem Sohn als letztes großes Geschenk einen dreitätigen Trip, um all den Stress und all die Sorgen an diesem Ort zu begraben. Hinata beschrieb sowohl den Tag ihrer Trauung als auch ihre selbst ernannte Hochzeitsreise als glücklich und wahnsinnig harmonisch, was mich nur umso mehr für sie erfreute. Hinata und Naruto waren einfach das perfekte Paar – und jetzt wurde aus ihnen die perfekte Familie. Ich wusste genau, dass sie die Schwierigkeiten, die noch vor ihnen lagen, auch mit Leichtigkeit überwinden würden. Ein wenig zu melancholisch versank ich abermals in meine eigene kleine Gedankenwelt. Was war das nur für eine komische Gefühlswallung, die da in mir aufkam? Neid? Missgunst? Nein. Es fühlte sich an, als ob mein innerstes Seelenleben mir mitteilen wollte, dass ich Reue empfand. Doch was konnte ich denn bereuen? Mein Leben war toll. Ich hatte erschwingliche Noten, eine liebe Familie, verlässliche Freunde und einen strebsamen Zukunftsplan. Außerdem hatte ich einen Freund, Sai, der sich die allergrößte Mühe gab, mich stehts und ständig glücklich zu machen.

Als die Uhr nach unseren ganzen Gesprächen letzten Endes bereits 22.30Uhr anzeigte, erkannte man auch in Hinatas und Narutos Augen die Anstrengung, die sie uns entgegenbrachten. Vermutlich waren die beiden mehr als nur müde. Doch waren sie auch viel zu höflich, als dass sie uns zum gehen auffordern würden. Sakura schlug deshalb vor, die Party hiermit zu beenden, und alle waren damit einverstanden. Gemeinsam traten wir unseren Rückweg an, zurück zum Internat. Lediglich die junge Familie Uzumaki blieb in ihrer neuen Unterkunft, denn keiner von beiden war nun mehr an diesem Internat eingeschrieben. Hinatas baldige Geburt zog andere Probleme mit sich, und Naruto entschied sich stattdessen dafür, in einer Firma einen Job zu beginnen, der zwar mies bezahlt wurde, aber immerhin überhaupt ein Einkommen generierte. Tenten und Neiji entschieden sich im Endeffekt auch dafür, noch nicht zurückzukehren, und so blieben nur Sai, Sakura und ich auf halbem Wege zurück. Die Nacht war angenehm kühl, nicht zu warm und doch auch nicht zu kalt, sondern genau richtig. Der Himmel war klar, und man konnte die Sterne ungestört beobachten. Abende wie diese waren nahezu perfekt. Angekommen am unserem Zielort entschied sich mein Begleiter dazu, bereits in sein Zimmer zu gehen, weil er morgen einen harten Tag vor sich haben würde. Ich akzeptierte seine Entscheidung, auch, wenn ich natürlich hoffte, dass er es sich noch einmal anders überlegen würde, wenn er meinen traurig-halbgespielten Blick sah. Doch dem war nicht so. Sakura stimmte Sai überraschender Weise ohne viel Tamtam zu, und so verschwanden beide in das innere des Gebäudes. Irgendwie fühlte ich mich überhaupt nicht mehr müde, also wanderte ich noch ein wenig über den bereits verlassenen Schulhof. Unbewusst lief ich in Richtung des gemütlichen Sees, an dem Sasuke mich vor einiger Zeit geküsst hatte. Er befand sich ganz in der Nähe, und doch waren – erstaunlicherweise – immer sehr wenig Leute in dieser Gegend. Doch bis auf diese dumme Erinnerung, die ich immer mit diesem Gewässer verband, liebte ich diesen Ort wirklich sehr. Die Sicht war trotz des klaren Himmels schlecht, doch vielleicht waren es auch nur meine Augen, die den Geist aufgaben. Doch wenn ich mich nicht gänzlich irrte, lag dort jemand auf meinem Plätzchen und beobachtete die Nacht. Leise schlich ich mich an die unbekannte Person heran und war seltsamer wenig überrascht, als ich erkannte, wer dort lag. Der junge Mann wirkte im Schein des Mondlichts geradezu majestätisch, und viel anmutiger als er es sonst tat.

STOP

Was dachte ich da gerade nur?

„Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr hierher.“, erhob der Braunhaarige plötzlich seine Stimme. Mein Herz schlug schneller. Seine Stimme wirkte weich, mit einem wolligen Unterton.

„Shikamaru, was machst du um diese Uhrzeit hier?“

„Das könnte ich dich wohl auch fragen.“, entgegnete er mir nur keck. Ich tapste einige Schritte vorwärts und platzierte meinen Körper direkt neben dem des Nara-Sprössling. Viel zu Nahe. Viel zu Nahe setzte ich mich an ihn heran. Mein Herz machte abermals einen Satz. Ich bemerkte, die seine Augen in meine Richtung starrten. So, wie er es oft tat, wenn er mir Nachhilfe gab. Doch irgendwie auch anders. Sein Blick war in meine Richtung gelenkt, auf mein Gesicht, und doch war es so, als würde er direkt durch mich hindurchsehen.

„Und, was machst du nun hier?“, versuchte ich erneut ein Gespräch zu beginnen.

„Auf dich warten“, schoss es sogleich aus seinem Mund. „Können wir reden, ohne, dass wieder Fluchtgefahr besteht?“

„Das kann ich nicht versprechen.“, kam es nach einiger Zeit mit viel zu ruhiger Stimme aus meinem Mund. Eigentlich wollte ich sarkastisch klingen, doch scheinbar weigerte sich mein Körper dagegen.

„Oh man, echt nervig.“, seufzte er drauf los. Ich blähte meine Wangen auf und wollte schon zum Konter ansetzen, als er abermals das Wort ergriff:

„Es ist wichtig. Dann hör mir bitte wenigstens zu.“ Seine Ton klang nun um einiges ernster und ein ungutes Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit. Ich nickte lediglich. Sollte er reden.

Für einige Sekunden – oder waren es doch Minuten – sah er mir wieder tief in die Augen. Mein Körper bebte und ich verstand meine eigenen Funktionen nicht mehr.

„Ino, du weißt was ich für dich empfinde. Und ich will nicht, dass es so endet. Es dauert nicht mehr lange bis das Schuljahr um ist, und wir schließlich von dieses Internat aus einen neuen Lebensweg einschlagen müssen. Ich will nicht, dass jeder seinen Weg geht. Oh man, wie nervig. Ich klinge schon wie ein verrücktes 14-jähriges Mädchen.“, seufzte er erneut und grub sein Gesicht nun tief in seine Handfläche. „Ino, ich sag´s jetzt einfach direkt. Ich will zwar nicht das du mich hasst, aber mach Schluss mit Sai.“ Shikamaru´s Worte trafen mich wie ein Feuerwerk. Wieso würde ich nicht wütend? Normalerweise hätte ich ihn geohrfeigt, was er sich einbilden würde, sowas überhaupt zu sagen. Oder geschweige denn auch nur zu denken. Doch nichts von dem passierte. Seltsam. Ich war die Ruhe in Person. Doch irgendwie auch nicht. Mein Nebenan wartete auf eine Antwort, doch als er merkte, dass nichts kommen würde, begann er einen neuen Versuch. Und es waren diese drei Worte, die alles veränderten.

„Ich liebe dich.“, flüsterte er schon fast in Richtung des Nachthimmels.

Mein Dasein verselbständigte sich. Ich packte den Nara am Kragen seinen Shirts, brachte ihn mit all meiner Kraft in eine sitzende Position – und küsste ihn. Alles in mir loderte in einem heißen innerlichen Gefecht. Ich wusste genau, was ich hier tat. Ich wusste genau, dass es falsch war. Und ich wusste genau, dass ich mich nach nichts mehr sehnte, als nach seinen männlichen Lippen. Zunächst musterte der Braunhaarige mich mit erschrockenen offenen Augen, doch es dauerte nicht lange, ehe auch er in den Kuss einstieg. Er war wild. Besitzergreifend. Ungewohnt forsch, doch genau das mochte ich so sehr daran. Es war ein fordernder Kuss nach mehr. Und anders. Es war anders, als wenn ich Sai küsste. Ich wusste, nein wollte sogar mehr; und dass ich Sai damit betrügen würde. Doch das war mir im Moment egal. Ich wollte die Person, die sich vor mir befand, und die mir signalisierte, dass sie dies auch wollte. Es wäre ein Schalter in meinen Kopf, den ich ausschalten konnte. Der die Gleichgültigkeit aktivierte. Wieso nur? Wieso er das überhaupt in mir auslösen? Sai war ein guter Kerl. Er hatte etwas Besseres als mich verdient. Ich würde ihm diese Sache erklären müssen, ehe ich mit ihm Schluss machte. Ich liebte Sai, doch noch mehr liebte ich Shikamaru. Es sprudelte aus mir heraus, wie aus einem Brunnen. Jedes einzelne unserer Treffen lockte diese Gefühlsregung in mir hervor. Diese Zufriedenheit, die dieser Kuss mir gab, war beängstigend.

Unser beider Atem war schwer und verlangend. Shikamaru war der erste, der sich löste, und stur weigerte ich mich dagegen, doch trotzdem kämpfte er sich durch, um wenigstens ein paar Worte sprechen zu können. „Ino?“, stieß er mit heißen Atem hervor und ich hörte deutlich, dass er, der schlauste Typ, den ich kannte, die Welt nicht mehr verstand. Doch ich wollte jetzt alles, aber nicht reden. Erneut verwickelte ich ihn in einen Kuss und platzierte kurzerhand meinen Körper auf seinem. Eines war wohl sicher: Diese Nacht würde ich nie wieder vergessen.
 

Am nächsten Morgen fand ich mich in seinem Zimmer wieder und war überrascht, nicht von einem komisch guckenden Sasuke begrüß zu werden. „Na wo soll er schon sein.“, antwortete der Nara als ob er meine Gedanken lesen konnte. Ich schielte so gut es ging auf den nebenanstehenden Wecker. 9.20Uhr. Es war Sonntag, und ich wusste, dass Sai ein Frühaufsteher war. Das heißt, er würde längstens schon im Musik- oder Kunstraum vorzufinden sein. Auch auf die Gefahr hin, diese angenehme Situation zu zerstören, ergriff ich das Wort an diesem Morgen.

„Ich muss mit Sai reden.“ Ein widerwilliges Brummen war das einzige, was mein Bettgenosse dazu anscheinend zu sagen hatte. Langsam öffnete er seine rehbraunen Augen. Diese Augen, die mich komplett verzehrten. „Nein.“, bettelte er gespielt kindisch. Ich konnte nicht anders als darüber zu lachen. „Ich muss.“ Ich bemerkte, wie sein Blick urplötzlich hellwach wurde und einen besorgten Schein an den Tag legte. „Was ist?“, kicherte ich herunterspielend darauf los.

„Wieso hast du das getan?“

„Hab ich was getan?“

„Mit mir geschlafen.“ Wollte er darauf wirklich eine Antwort haben?

„Also, wenn ich dir das wirklich erklären muss, dann bist du wohl doch nicht der klügste Kopf hier.“, versuchte ich wiederholt die Situation herunterzuspielen. Vorsichtig, aber doch besitzergreifend griff er nach meinem Handgelenk und zog mich zum zweiten Mal eng an sich heran. „Wieso?“, hakte er erneut nach. „Ich dachte, du hasst mich, also?“

Dieses Mal war ich es, die ihm forsch in die Augen sah. „Na klar, und weil ich dich hasse, liege ich hier zusammen mit dir in einem Bett.“

Sein Gesicht verzog sich in immer größere Zweifel, und ein lautes Seufzen entglitt nun meinem Mund. „Ich ..“, begann ich. Doch irgendwie blieb mir sogleich die Spucke im Hals stecken. Was wollte ich eigentlich sagen? Das ich ihn liebte? Das er es war, den ich die ganze Zeit über liebte? Das ich endlich zu meinen Gefühlen stand und zur Einsicht kam? War das nicht offensichtlich?

„Shikamaru, ich muss wirklich mit Sai reden. Er hat das verdient. Das ich ihm die Wahrheit sage meine ich.“

Der junge Mann im Bett erwiderte nicht mehr, weshalb ich das Thema vorerst beendet sah. Ich nutze die Chance und griff nach meiner Kleidung, um mich anzuziehen, und Shikamaru hielt mich nicht auf. Weder er noch ich wollten jetzt noch einen Streit entfesseln. Plötzlich schoss mir Sasuke erneut durch den Kopf. „Woher wusste er, dass ich hier bin?“, fragte ich mit einem Nicken gen Richtung seines Bettes seinen Zimmergenossen.

„Du musst die Kausalität anders betrachten“.

Ich wartete darauf, dass er weitersprach, da mein Bick ihm ganz offensichtlich zeigte, dass ich nicht wusste, was er meinte. Da er nicht den Anschein machte, dieses Gespräch in irgendeiner Weise weiterzuführen, griff ich nach meinem Handy. 6 verpasste Anrufe, 4 eingegangene SMS.
 

Guten Morgen, Schönheit. Bist du schon wach? – Sai
 

Ino, wo steckst du? – Sakura
 

Ino?- Sakura
 

Ich verstehe, wenn du wach bist, komm schnell zurück, du musst mir unbedingt helfen. – Sakura
 

Das war wieder typisch für meine rosahaarige Freundin. Alle verpassten Anrufe stammten von ihr. Sai schrieb mir lediglich diese eine SMS. Zugleich froh als auch missmutig darüber begann ich, zunächst ihm zu antworten, denn ein Gespräch mit ihm hatte jetzt oberste Priorität.

Plötzlich ertönte die Vibration meines Handys und ich bemerkte erneut einen ankommenden Anruf. Sakura. Was war nur so dringend, dass sie so penetrant um meine Aufmerksamkeit buhlte?

„Sakura, guten Morgen.“

„Morgen Sonnenschein.“, erwiderte sie mit einer viel zu fröhlichen Stimme. „Wo bist du?

„Also, weißt du …“

„Schon gut, das war eine rhetorische Frage, ich weiß es schon längst von Sasuke.“

„Sasuke?“, kam es lediglich aus meinem Mund. Irgendwas an diesem Gespräch war komisch. Es hatte gerade erst begonnen, doch ich hatte ein ungutes Gefühl. Ich bemerkte, wie Shikamaru mich etwas zu neugierig beobachtete, so, als ob er meine Reaktionen überprüfen wollte.

„Ich erkläre es dir später, Ino. Persönlich. Aber jetzt komm erstmal wieder her. Du musst mir doch helfen, mein Hochzeitskleid auszusuchen.“

Und mit diesem Satz beendete meine Freundin unser Telefonat.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo meine Lieben,
wie ihr sicher beim lesen bemerkt habt (oder auch nicht^^), überschneidet sich Kapitel 20 vom Zeitrahmen etwas her mit Kapitel 19.
Nur zu eurer Information ~

Grüßchen, Anna <3 Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (101)
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Von:  Kaninchensklave
2020-05-06T17:37:49+00:00 06.05.2020 19:37
ein Tolles Kap

tja Ino ist ein klein wenig Neidisch aber gegen soviel Glück und Perfektheit mit Harmonie da kann Ihre noch Beziehung mit Sai nicht mithalten, auch wenn Hiashi es sich nicht eingestehen möchte jedoch ist auch Ihm bewusst das Hinata regelrecht aufblüht in einer Schwangerschaft die alles andere als geplant war und doch ein absoulutes Wuschkind /Enkelkind ist

oh ich sehe es vor mir sobld das kleine auf der Welt ist sie wird in Ihrer Oma Rolle genauso afblühen wie Hinatza in Ihrer Mutter Rolle, während Naruto arbeitet Hinata sich um die Geld eintelung sowie Haushalt und Kind kümmert wird sich Minato nicht wundern wo einiges an Geld hin wandert denn Kushina wird ihren Enkel extrem verwöhnen ^^

Ino hat mit shikamaru geschlafen und wird wohl Sai bald abschießen auch wenn es ihr shcwer fallen wird aber Ino weiss shcon wer ihre große Liebe sein wird und zwar Shikamaru

GVLG
Von:  Kaninchensklave
2019-10-15T21:13:45+00:00 15.10.2019 23:13
ein Tolles Kap

Hiashi ist ein Sturer alter Esel und doch muss er sich innerlich eingestehen
dass Hinata ihren eigenen Weg geht wobei dieser mit dem von Naruto
Identisch ist wobei dieser dem ganzen ganz und gar nicht abgeneigt ist

Hinata ist Schwanger auch wenn e wohl nicht geplant war und doch freuen sich die baldigen Eltern
und zumindest zwei Großeltern auf den Familien Nachwuchs wobei es wohl einen indirekten Wettkampf
zwischen den Freunden un die Patenschaft gegen wird was zu 95% zwischen den Mädchen ausgetragen wird

doch ich würde Lachen wenn am Ende die Leibliche Tante auch die Patentante ist und ich kann mir Vorstellen wie Hanabi mit Stolz i der Brust ihre Nichte oder Ihren Neffen im Kinderwagen spazieren fährt um etwas vor ihren Freunden anzugeben ganz im Gegensatz zu Hiashis Willen der sich eingestehen muss dass er Hinata doch eigendlich liebt und er Stolz auf sie ist wie sie mit der ganzen Sitution um geht

oh hat Naruto Hinata eine Strich durch die Planung gemacht in dem er als erster gefragt hat, was aber weder an Hiashi's verlangen oder Befehl liegt auch nicht an der Schwangerschaft sondern weil er nicht mehr ohne sie Leben kann und will

GVLG
Von:  Kaninchensklave
2019-10-11T17:12:50+00:00 11.10.2019 19:12
ein Tolles Kap

Ino ist hin und her gerissen zwischen Sai und Shikamaru wobei sie nicht weiss was sie tun soll
da hat es sakura einfacher denn Sasuke meint es mehr als nur ernst mit ihr sonst hätte er ihr keinen Antrag gemnacht
er sit ihr hoffnugslos verfallen

jetzt kennt jeder HInatas geheimniss das wohl schon jeder vergessen hat xD

GVLG
Antwort von:  Anna_Asakura
14.10.2019 02:08
Danke für deine immer wiederkehrenden treuen Kommentare.^^

Weißt du, ich liebe einfach Drama. Drama Baby, Drama ~

Und Hinata's Geheimnis .. weißt du, rein theoretisch kannst du das auch gar nicht wissen, weil es noch nicht vorkam xD Es sei denn natürlich, du kannst es dir denken, weil es natürlich auch etwas offensichtlich war ... Aber dazu mehr im nächsten Chapter!

Und danke nochmal für deine Untersützung.^^ Es ist ermutigend, wenigstens hier und da noch ein Kommentar zu bekommen.

Grüßchen~Anna
Antwort von:  Kaninchensklave
14.10.2019 08:32
zu deinem Pech wirstbDu mich zumindest bei dieser FF nicht mehr los
denn Hinatas Geheimniss hat zu 100% auch was mit Naruto zu tun xD
Von:  Clarys
2019-04-19T22:42:32+00:00 20.04.2019 00:42
Wirklich ganz großartiges Kapitel!
Ich kann das Nächste kaum noch erwarten!!! :)
Von:  Cosplay-Girl91
2019-04-17T22:18:46+00:00 18.04.2019 00:18
Tolles Kapitel :)
Das war ja Mal ein heißes Kapitel.
Ich bin gespannt wann Sakura und Sasuke miteinander reden werden.
Mach weiter so.
Lg
Von:  Cosplay-Girl91
2019-04-17T22:11:39+00:00 18.04.2019 00:11
Tolles Kapitel :)
Bin schon sehr gespannt wie es weitergeht.
Mach weiter so.
Sehr dramatisch das Ende!
Lg
Von:  Kaninchensklave
2019-04-14T05:47:46+00:00 14.04.2019 07:47
ein Tolles Kap

Tja Sasuke hat es schwer erwischt und er will Nägel mit Köpfen machen
denn Sakura hat ihm total den Kopf verdreht doch zum reden sind sie nicht gekommen
da sie nicht mehr da war

etwas das eigentlich sein Teil immer gewesen war doch dafür
bräucht er sie viel zu sehr und wird definitiv noch mit Ihr reden
denn er wird sie nicht mehr gehen lassen

GVLG
Von:  Pandaishie
2019-04-13T15:25:33+00:00 13.04.2019 17:25
😱😱😱😱😱😱😱🤩🤩😍😍
Baby!!!!!
Was für ein tolles Kapitel!!!!
So dramatisch!!!!
Antwort von:  Anna_Asakura
13.04.2019 18:36
<3
Von:  Kaninchensklave
2019-04-13T06:18:36+00:00 13.04.2019 08:18
ein Tolles Kap

Tja auch Shika ist nicht immer bei Alk zum finden aber Mädchen sind ihm ohne hin zu anstrengend
Na wie das bei Sasuke und Sakura enden wird bin ich gespannt
Küssen sich nochmal oder nicht

GVLG
Von:  Cosplay-Girl91
2018-06-27T20:22:25+00:00 27.06.2018 22:22
Tolles Kapitel :)
Bin schon sehr gespannt wie es weiter geht.
Mach weiter so.
LG


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