Zum Inhalt der Seite

Seltsame Wörter und ein wenig Unsinn

Fanfic für den Wettbewerb ,,Enjoey difference - start tolerance´´
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Eine Busfahrt die ist lustig...

Als Leiterin der Schülerzeitung – auch wenn unsere Schule verhältnismäßig winzig war – hatte ich jeden Tag auch nach der Schule noch einen Haufen an Arbeit zu erledigen. Gerade in kleinen Schulen war es – wie ich fand – äußerst schwierig Informationen zu sammeln die für eine Wöchentliche Ausgabe der „Schülerzeitung“ genügen würden. Sicher, es kamen hier und dort ein paar Einsendungen der Mitschüler, aber in neunzig Prozent der Fälle stand darin nur irgendein Unsinn weil sie sich vor ihren tollen Freunden "cool" fühlen wollten. Doch geht es bei meiner Geschichte nicht einmal um die Tatsache, dass es allerhand Idioten auf irgendwelchen Schulen gibt, sondern eher um die Fahrt nach Mailand, wo ein Fortbildungskurs für die Menschlein gemacht wurde, die in der Schülerzeitung tätig waren. Klar, die Leute von der Schülerzeitung waren für die Mitschüler meistens nur die "Nerds" - irgendwelche Bücherwürmer die keine Hobbys hatten und deswegen den ganzen Tag irgendwelche Informationen zusammen trugen die man auf Papier bringen konnte – doch da, bei diesen Gleichgesinnten, da konnte man sich wie der Boss fühlen, wenn man denn auch wirklich etwas drauf hatte. Da ich auf einer Deutschen Schule war und der Fortbildungskurs in Mailand statt fand, war mir schon auf der Hinfahrt klar, dass dort viele verschiedene Menschen aufeinander treffen würden doch wirklich sicher war ich mir erst, als wir den Bus nach Mailand erreicht hatten. Dort waren einigen Polen, Russen, Tschechen und noch viele, viele andere Menschen aus Ländern in denen ich noch nie gewesen war und die stundenlange Fahrt kam mir bei den vielen kuriosen Sprachen fast wie eine halbe Ewigkeit vor. Hätte ich meine Freundin nicht dabei gehabt, die zwar fast die ganze Fahrt über schlief aber immerhin einfach nur "da" war, dann hätte ich mir wohl nach der ersten Stunde die Kugel gegeben. Vor uns saßen zwei tschechische Mädchen die sich – oh Gott ich weiß auch nicht – über irgendetwas seltsames auf einer seltsamen Sprache unterhielten die ich wohl niemals – niemals – in meinem ganzen Leben verstehen würde. Jedoch – auch wenn ich kein Wort von all dem verstehen konnte – wirkten sie unheimlich sympathisch und das mochte bei meinem Charakter schon etwas heißen. Nebenbei bemerkt – hatte ich schon erwähnt, dass ich totale Probleme mit dem Wort "Tschechen" hatte? Ich konnte es nie richtig aussprechen und das Gefühl meiner Zunge, wenn ich es dann doch versuchte, ähnelte wahrscheinlich an einen Muskelkater oder Knochenbruch. Und ich hatte auch – auf meine sechzehn Jahre irgendwie immer das Gefühl mit meiner sonderbaren Kleidung irgendwie "cool" zu sein und genau so sah ich gerade auch aus. Ganz bequem – wie ein voller Sack Reis – lag ich in meinem Stuhl im Bus und starrte aus dem Fenster – wobei ich selbst dabei versuchte irgendwie "cool" auszusehen – was, das sollte ich an dieser Stelle wohl erwähnen, eher so aussah als würde mir ein Furz quer hängen. Zum Glück – heute – fünf Jahre später WEIß ich das, denn die seltsamen Blicke wenn ich gerade wieder "cool" sein wollte ließen mich nach all den Jahren doch irgendwann stutzig werden. Nun, also, wie ich da so cool in meinem Sessel saß und mir die Augen nach einer Weile auch zu fielen, hörte ich auf einmal eine Stimme die definitiv vom Sitz vor uns an ihren hinteren gerichtet war, also wohl an uns. Es war eine – mit einem wirklich süßen Akzent – gestellte Frage die etwa wie folgt lautete:"Ihr zwei kommt aus Deutschland?" und offenbar war es die große Rothaarige der zwei Ladys die da zu uns gesprochen hatte, denn ihr fragender Blick schien mich gerade als ich die Augen geöffnet hatte förmlich zu durchlöchern. Ich wollte natürlich antworten, in all meiner deutschen "Coolness" - merkte aber, dass es mit der Coolness nach meinen ersten paar Worten definitiv vorbei war. "Ja genau. Und ihr kommt aus Tschäschyen?" - war also dann meine Frage und dieses Wort am Ende des Satzes.... Ja, genau das. Das vor dem Fragezeichen, hatte sich noch viel schlimmer angehört als es sich liest. Hatte ich schon erwähnt, dass ich das Wort hasse? Es kam schließlich genau die Reaktion mit der ich auf meine Frage hin gerechnet hatte – die zwei Mädchen lachten und machten es sich wieder in ihren Sitzen bequem. "Regisseur, was?" - entgegnete meine Freundin mir dann mit weit hochgezogenen Augenbrauen und diese Anspielung konnte nur ich verstehen. Das war nämlich auch eines dieser Wörter gewesen, die ich bei aller Liebe nicht aussprechen konnte und das nicht, weil ich irgendwie zu blöd dafür war oder so – nein für mich klangen diese Wörter einfach wie aneinander gereihte Buchstaben in einer solchen Reihenfolge wie man sie niemals zuvor irgendwo gefunden hatte. Ich entschloss mich nun also dazu einfach nichts mehr zu sagen und leicht beschämt in meinem Sitz zusammen zu sinken und einfach nur noch auf die Ankunft zu hoffen. Die kam sogar schneller als gedacht, denn gegen Abend hatten wir endlich die Jugendherberge erreicht und unsere Lehrerin die uns begleitet hatte brachte uns zu unseren Zimmern. Dort angekommen schmiss ich mich aufs Bett und versuchte einfach nur die Peinlichkeiten der Busfahrt zu vergessen und zwar mit einer Mütze Schlaf.

Gegenseitiges Beschnuppern

Am nächsten Morgen schienen die Peinlichkeiten des Vortages wie weggeweht und wir gingen in den großen Raum in dem wir unsere „Lehrstunden“ bekamen. Gute Englischkenntnisse waren Voraussetzung für den Kurs gewesen – ich hatte zwar keine, wollte aber die Chance eine Woche auf Unterricht zu verzichten nutzen – legte also meinen Kopf auf den Tisch und hörte dem Typen vorne an der Tafel zu wie er uns auf englisch irgendetwas versuchte zu erklären. Neben uns – wie hätte es auch anders sein können – saßen die zwei tschechischen Damen und an dieser Stelle wollte die Schreiberin dieser Geschichte mal einwerfen, dass bei jedem Versuch „tschechischen“ zu schreiben die Rechtschreib- und Grammatikprüfung von Nöten ist, da ich dieses Wort wirklich hasse. Diese schienen sogar sehr aufmerksam dem Mann da vorne zuzuhören und stellten sogar einige in englisch gesprochene Fragen die ich genau so wenig verstand wie den ganzen Rest der hier erzählt wurde. An jedem Tisch wurde eine andere Sprache gesprochen und mein Hirn war schlichtweg vollkommen überlastet – umso schöner war es, als ich endlich das Wort "Pause" hörte und zwar von meiner Freundin die mich begleitet hatte. Ich ging also mit ihr raus und wir suchten uns ein bequemes Plätzchen, was in der Regel die abgelegensten zwei Steinchen waren die wir finden konnten, auf denen man aber gut sitzen konnte. Als ewiger Außenseiter musste man alte Gewohnheiten ja nicht zwingend ändern, nur weil man auf irgendwelchen Fortbildungskursen in anderen Ländern war. Nachdem die Pause vorbei war, brachte ich noch den Rest des Tages über die Bühne und freute mich gegen Abend nur noch darauf, endlich wieder im Bett zu liegen um dort auf meinem Gameboy die rote Edition von Pokémon weiter spielen zu können. Man, was war ich cool. Womit weder ich noch meine Freundin gerechnet hatten, war allerdings die Tatsache, dass um 20 Uhr noch jemand an unserer Tür klopfte und faul wie ich war schickte ich meine Freundin zum Nachschauen zur Tür. Dort standen die zwei Mädchen und erzählten uns in ihrem angenehm klingenden Akzent etwas davon, dass sich alle in der Kneipe des Dorfes in dem wir uns befanden trafen und dort ein wenig feierten. Geld hatte ich genug dabei also dachte ich mir – warum eigentlich nicht? Wir zogen uns also um und gingen mit den zwei Mädchen los zu der Dorfkneipe. Normalerweise war es so gewesen, dass man uns gleich auf Anhieb als Außenseiter und Loser abstempelte – umso überraschender war der Besuch der Mädchen bei uns und noch viel überraschender war die Tatsache, dass wir uns offenbar super verstanden und das trotz meiner Peinlichkeiten am Vortag. Der Weg zur Kneipe betrug zwanzig Minuten und als wir diese endlich erreicht hatten gingen wir in die – zu meinem Verwundern – kein Stück verrauchte Kneipe. Dort fanden sind an einem großen Tisch die ganzen Jungs und Mädchen der verschiedenen Länder wieder und – warum auch immer – waren sie nicht nur alle fünf bis sechs Jahre älter als wir – nein, sie konnten auch fast alle Deutsch. Da saßen wir nun, Küken. Deutsche. Für die meisten eigentlich immer genau die Leute, die man mit dem Arsch nicht anstarrte, doch amüsierten wir uns super in der Runde von Russen, Türken, Polen und den zwei – komisches Wort bitte hier einfügen – Mädchen. Einer der Jungs hatte sogar eine Runde bestellt und zahlte diese sogar komplett und zu meiner Verwunderung war es keiner der Russen gewesen, sondern einer der zwei Türken – was eigentlich gar nicht so in das von Worten gestaltete Bild in meinem Kopf passte. Eigentlich waren die doch immer viel zu "cool" um mit Freaks wie mir abzuhängen, aber diese schienen sogar ganz nett. Als die Runde schließlich den Tisch erreichte, war es schließlich der Pole der den Witz "Trinkt lieber schnell auf, bevor wir es klauen." brachte. Auch das war … recht unerwartet. Über Tschechen jedoch, ich hasse dieses Wort, hatte ich noch nichts in Erfahrung bringen können. Man erzählte sich ja in den Schulen immer von diesen ganzen Klischees, sei es der Alkoholkonsum von Russen, der Diebstahl von Polen oder die Grüppchenbildung und Gewalttätigkeit von Türken. Nichts, aber auch wirklich gar nichts traf auf die Gruppe von Jungs und Mädchen hier am Tisch zu. Zwar konnten die Russen nicht wirklich gut Deutsch, doch selbst diese waren unglaublich nett zu uns gewesen und tranken zu unserer Verwunderung sogar nur Cola, weil sie beide noch unter achtzehn gewesen waren. Sollten Russen in Kneipen nicht eher Wodka trinken und auf den Tischen einen russischen Tanz aufführen? - so zumindest war das Bild in meinem Kopf welches ich mir über all die Jahre gebildet hatte. Gegen null Uhr bat man uns dann schließlich die Kneipe zu verlassen, da es ja doch mitten in der Woche war und noch minderjährige dabei gewesen waren. Wir gingen alle zusammen zurück in unsere Zimmer, bedankten uns für den schönen Abend und legten uns schlafen. Ich hatte mich das erste mal seit langem so gefühlt, als würde ich tatsächlich dazu gehören und das, obwohl alle eigentlich nur Ausländer gewesen waren die mit Mühe und Not versuchten uns zu Liebe deutsch zu sprechen. Es war wirklich ein toller Abend und mit diesem Gedanken schlief ich auch ein. Die nächsten Tage verliefen super. Es blieb natürlich kein Geheimnis, dass meine Englischkenntnisse offenbar für die Katz waren und so bekam ich sogar recht viel Hilfe von diesen ganzen Menschen die ich doch schon fast als "Freunde" bezeichnen würde. Jeden Abend setzten wir uns noch mal zusammen und alberten herum, bis hin zum letzten Tag und man – hatten wir zusammen einen Spaß gehabt. Doch die ganzen Tage über hatte ich Nachts damit verbracht einen neuen Text für unsere Schülerzeitung zu schreiben. In diesem Text schrieb ich all das nieder, was ich die letzten Tage so genossen hatte. Das all diese Vorurteile gegenüber Ausländern offenbar nicht zutreffen würden, das wir deutschen mal etwas Toleranz zeigen sollten und all diesen Quatsch den man eigentlich überall lesen konnte, der aber – jetzt erst von mir wahr genommen – wirklich stimmte. Am letzten Tag also, fragte uns der Leiter der Gruppe noch eine letzte Frage. "Was fandet ihr denn an diesem Kurs gut und was fandet ihr nicht so gut?" und um das Schweigen anschließend der Frage zu brechen hob ich meine Hand. Das erste mal seit ich hier war. Meine Zeit war gekommen. Ich konnte endlich etwas konstruktives zu der Gruppe beitragen doch sogleich ich dran genommen wurde, verschwand all meine coolness unter den Tisch und lies mich nun – mit erwartungsvollen Blicken auf mich gerichtet – wieder alleine. "Die Kissen waren zu fluffig." war meine Aussage auf die Frage hin und das schallende Gelächter im Raum hatte – dadurch das ich all diese herzensguten Menschen kennen lernen durfte – nicht das sonst so erdrückende Gefühl in mir hervorgerufen, sondern hatte mich dazu verleitet einfach mit zu lachen, denn diese Leute lachten nicht über mich sondern mit mir und das wird einem letztendlich nur dann bewusst, wenn man all diese Vorurteile einfach mal vergisst und die Menschen die hinter diesem Gerede steckten kennen lernte. Mit einem guten Gefühl konnte ich also nun – zum Abschluss dieser Woche die mir doch vieles näher gebracht hatte – wieder nach Hause fahren. Doch eines hatte ich in dieser Woche wirklich gelernt. Ich hasste das Wort Tschechen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück