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De Profundis

Aus der Tiefe (HG/DM)
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
A/N:
Lasst euch nicht von dem Titel verwirren!
Das ist wirklich Kapitel 2 und es heißt wirklich 'Drei' XD
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Vorwort zu diesem Kapitel:
A/N:
Es hat leider etwas länger gedauert als ich gehofft hatte, aber leider hat mich die Arbeit und die Uni mehr in Anspruch genommen, als ich erwartet hatte. Aber es geht auf jeden Fall weiter, egal wie langsam ich arbeite XD
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Vorwort zu diesem Kapitel:
A/N:
Ich entschuldige mich dafür, dass es so lange gedauert hat, aber jetzt ist das neue Kapitel da und ich hoffe, es wollen auch noch einige lesen :) Es ist wesentlich länger geworden, als ich geplant hatte und sowieso etwas anders gelaufen XD Aber ich bin wieder höchstmotiviert weiterzuschreiben und ich hoffe, dass es euch gefällt :)
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Vorwort zu diesem Kapitel:
A/N:
Huch! Da hat mich wohl die Schreibwut gepackt und ich habe in einem Rutsch das letzte Kapitel und den Epilog geschrieben! Ich gebe zu, dass das Ende anders gekommen ist, als ich es geplant bzw. erwartet hatte und ich bin leider auch nicht zu 100% damit zufrieden. Aber dennoch lasse ich es so stehen und lasse euch darüber urteilen.
Aber bitte haut mich nicht, wenn ihr es fürchterlich findet XD
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Kapitel I - Schwarz

Das siebte Schuljahr in Hogwarts würde bald beginnen und Hermine hatte nichts anderes im Kopf als ihre Prüfungen. Auch wenn diese noch in mehr oder weniger weiter Ferne lagen, hatte sie sich über nichts anderes Gedanken gemacht. Wie sie sich denken konnte, würden Harry und Ron noch keinen Gedanken daran verschwendet haben, doch sie würde den beiden schon noch auf die Füße treten. Sie hatte ja keine Ahnung, dass sie sich in weitaus komplizierte Dinge verstrickte als ihre Prüfungen.

Nachdem sie sich liebevoll von ihren Eltern verabschiedet hatte suchte sie Gleis 9 ¾ auf. Der Bahnsteig war voll mit anderen Schülern, welche sich bereits in Gruppen tummelten und aufgeregt tuschelten. Sie konnte genau erkennen, welche von ihnen zum ersten Mal nach Hogwarts fuhren um dort ihr erstes Jahr an der Zauberschule zu absolvieren. Unweigerlich musste sie lächeln bei dem Gedanken an ihr erstes Jahr in Hogwarts.

Die Brünette versuchte sich durch das Getümmel zu drängen um ihre Freunde zu finden, doch bei den ganzen Schülern konnte sie die beiden nicht ausmachen. Mit gerecktem Hals lief sie durch die Menge und hielt Ausschau, ohne dabei auf die Leute zu achten welche ihr entgegen kamen. Plötzlich stieß sie mit einer Person zusammen und fiel dabei fast nach hinten über. Sie konnte sich gerade noch so auf den Beinen halten. „Entsch-“, sie stockte, als sie die Person erkannte, mit welcher sie zusammengestoßen war. Natürlich war es kein anderer als Draco Malfoy, die Person mit der sie wohl am wenigsten zusammenstoßen wollte. Der Blonde würdigte sie keines Blickes, murrte nur ein ‚Pass doch auf, Granger.‘ und lief dann an ihr vorbei, nicht ohne sie noch einmal anzurempeln. Finster blickte sie ihm hinterher und verkniff es sich, ihm etwas hinterherzurufen. ‚Dieser Idiot glaubt wohl, dass er sich alles erlauben kann.‘, dachte sich Hermine und schnaubte leicht.

Im nächsten Moment hatten Harry und Ron sie bereits entdeckt und schlossen sie stürmisch in die Arme. Sofort war ihre Wut verflogen, sie freute sich einfach die beiden wiederzusehen. Nach ein paar aufgeregten Worten, wie sehr sie einander vermisst hatten stiegen sie gemeinsam in den Hogwartsexpress und suchten sich ein freies Abteil, in welchem sie sich niederlassen konnten. Neugierig, was sie in den Ferien getrieben hatten begann jeder von ihnen zu erzählen. Harry, welcher merklich mehr Freude an der Hogwarts-freien-Zeit hatte, nachdem er zu seinem Patenonkel Sirius Black gezogen war, erzählte wie sie gemeinsam durch England gereist waren.  Ron war mit seiner Familie in Ägypten gewesen und Hermine hatte mit ihren Eltern Urlaub in Frankreich gemacht. Die restlichen Ferien hatte sie mit lernen verbracht. Sie wollte mehr als gut für die Prüfungen am Ende des Jahres vorbereitet sein. Ron und Harry hatten dagegen nichts gelernt, genau wie die Brünette es erwartet hatte.

Nachdem sie alle zu Ende erzählt hatten, sah Harry ernst in die Runde. „Habt ihr das eigentlich, von den Malfoys mitbekommen?“, fragte er und senkte die Stimme dabei. Ron nickte. „Ja, ich hab’s vorhin von Dean gehört.“, antwortete er, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und lehnte sich zurück. Hermine hob die Brauen. Sie hatte nichts mitbekommen. „Was ist denn passiert?“, sie sah Harry fragend an. In der Muggelwelt bekam sie nicht sehr viel davon mit, was in der Zaubererwelt passierte. Meist bekam sie erst durch Briefe von Ron oder Harry wichtige Geschehnisse mit. Harry kramte in seiner Tasche nach einer Ausgabe des Tagespropheten. „Ein Fremder oder mehrere sind ins Malfoy Manor eingedrungen und Malfoys Mutter ist dabei umgekommen.“, erklärte er und drückte Hermine die Zeitung in die Hand. Das konnte sie sich kaum vorstellen. Das Anwesen der Malfoys musste doch sicher gut beschützt sein, wie konnten Fremde dort eindringen? Hermine schlug den Tagespropheten auf und entdeckte sofort auf der Titelseite ein Bild von Lucius Malfoy und seinem Sohn. Sie betrachtete das Bild eingehend und bemerkte sofort, wie fertig Draco darauf wirkte. Tiefe Augenringe zeichneten sich unter seinen Augen ab. Dennoch waren seine Augen weit geöffnet. Er wirkte schockiert und traurig zugleich. Nervös starrte er aus dem Bild heraus und sah immer wieder zur Seite, als fühlte er sich verfolgt. Der Angriff und der Tod seiner Mutter musste ihm schwer zu schaffen gemacht haben. Lucius dagegen sah weniger fertig aus. Er wirkte eisig wie immer und verzog keine Miene. Hastig überflog sie den Artikel. Vor ein paar Wochen hatte sich das Ganze ereignet. Es war ungeklärt, ob es ein oder mehrere Fremde gewesen waren und warum sie überhaupt in das Anwesen eingedrungen waren. Ebenso unklar war, wie es zu dem tragischen Tod von Narzissa Malfoy kommen konnte. Ungläubig schüttelte Hermine den Kopf und gab Harry den Tagespropheten wieder. „Das ist fürchterlich...“, flüsterte sie. Sie konnte sich kaum vorstellen, wie es Draco damit gehen musste. Er musste völlig fertig sein. „Ich finde, sie haben’s verdient.“, bemerkte Ron spöttisch. Hermine taktierte ihn mit einem vorwurfsvollen Blick. „Wie kannst du so was sagen? Malfoys Mutter wurde getötet! So etwas verdient niemand, ganz egal, wie fies er sich verhält.“, sie verschränkte trotzig die Arme. Nicht, dass sie Mitgefühl von Ron erwartet hätte, dennoch war es unangebracht zu behaupten, dass er es verdient hatte. Harry schwieg dazu. Er hatte selbst seine Eltern verloren und wünschte es niemanden, egal wie sehr er Draco verabscheute.

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Die erste Woche verging recht ereignislos. Hermine war fleißig wie immer, hielt sich viel in der Bibliothek auf, ging in den Unterricht, verbrachte Zeit mit Ginny und versuchte Ron und Harry zu animieren, endlich für ihre Prüfungen zu lernen. An diesem Tag saß sie zusammen mit Ginny in der großen Halle und genoss wenigstens eine Stunde, in welcher sie sich keinen Stress mit den Prüfungen machte. Ginny zwang sie dazu auch mal Pause zu machen. Während Ginny ihr irgendetwas erzählte – sie hörte kaum zu, auch wenn das sonst nicht ihre Art war – fiel ihr Blick auf den Slytherin-Tisch. Ein paar Slytherins saßen vereinzelt an dem Tisch, unter ihnen auch Draco Malfoy zusammen mit einem dunkelhaarigen Jungen welcher auf den Namen Blaise Zabini hörte, soweit sie sich erinnern konnte. Draco wirkte blasser als sonst und äußerst müde und unkonzentriert. Sie hatte ihn die letzten Tage ein wenig beobachtet. Warum wusste sie selber nicht so genau. Vielleicht war sie einfach nur neugierig, wie er mit der Situation zurechtkam. Sowohl außerhalb als auch innerhalb des Unterrichtes – sofern sie denn im selben Unterricht saßen – wirkte er abgelenkt. Ein dunkler Schatten lag unter seinen Augen, als habe er schon lange nicht mehr richtig geschlafen. Dazu war er äußerst aggressiv. Nicht das er vorher ein zahmer Bursche gewesen war, doch jetzt schien er bei jeder Situation gleich die Zähne zu fletschen und das so manches Mal wortwörtlich. Er war so reizbar, dass er bei jeder Kleinigkeit einen Wutausbruch erlitt und unkontrolliert fluchte oder sogar knurrte. Irgendwie tat er ihr leid...

„Hermine! Hermine hörst du mir überhaupt zu?“, Ginnys Stimme ließ sie aus ihren Gedanken aufschrecken. Hastig setzte sie sich gerade auf und nickte. „N-natürlich.“, sie sah ihre Freundin ertappt an und Ginny verzog den Mund. Sie sah hinter sich und suchte das Objekt, welches Hermine so nachdenklich betrachtet hatte und wandte sich schließlich wieder an sie. „Hast du etwa Malfoy angestarrt?“, fragte die Rothaarige perplex. Keine Chance es zu leugnen, Ginny durchschaute sie sowieso wenn sie es versuchte. „Uhm, ja. Findest du nicht, dass er ziemlich... traumatisiert wirkt?“, entgegnete Hermine und warf einen weiteren kurzen Blick auf den Slytherin. Sicher war sie nicht die einzige, welche Dracos Verhalten bemerkt hatte, doch sie war wohl die einzige Gryffindor, die es vielleicht ein wenig kümmerte. Ginny traute sich nicht, sich ein weiteres Mal zu dem Slytherin-Tisch umzudrehen. Sie befürchtete, dass Draco auf sie losgehen würde, wenn er bemerkte, dass sie ihn angestarrt hatten. „Klar ist mir das aufgefallen.“, mit hochgezogenen Brauen sah Ginny ihre Freundin an, „Du machst dir doch wohl keine Sorgen um Malfoy?“. Rasch schüttelte Hermine den Kopf. „Natürlich nicht!“. „Du bist unverbesserlich, Hermine. Selbst wenn es Malfoy schlecht geht, machst du dir Sorgen obwohl er dich immer fürchterlich behandelt hat.“, Ginny seufzte, schenkte ihr jedoch schließlich ein Lächeln. Sie hatte ja Recht. Es war wirklich verrückt, dass sie sich sorgte. Auch wenn seine Schikanen in den letzten Jahren nachgelassen hatten und nur noch kleine Streitereien oder Streiche gewesen waren. Sie war eben zu gutmütig.

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Hermine ließen die Gedanken an Draco jedoch nicht los. Irgendwie hatte sie das ungute Gefühl, dass noch mehr hinter seinem Verhalten steckte. So dachte sie den ganzen restlichen Tag darüber nach und selbst als sie in ihrem Bett lag, ließ sie das ungute Gefühl nicht los. Rastlos wälzte sie sich von einer auf die andere Seite, bis sie beschloss, sich ein wenig die Beine zu vertreten. Rasch stand sie auf, zog sich ihre Klamotten an und warf ihren Umhang über. Da sie in den ersten Jahren viel mit Ron und Harry nachts durch das Schloss gelaufen waren wusste sie genau, welche Wege sie gefahrlos gehen konnte, damit sie nicht erwischt wurde. Normalerweise hielt sie nichts davon die Regeln zu brechen und nachts durch das Schloss zu streunen, doch ihre Beine hielten sie einfach nicht an einer Stelle.

Vorsichtig und darauf bedacht, dass sie nicht gesehen wurde verließ sie das Schloss um ein wenig frische Luft zu schnappen. Vielleicht würde sie das auf andere Gedanken bringen. ‚Hör auf darüber nachzudenken. Das geht dich nichts an!‘, ermahnte sie sich in Gedanken. Es war mehr als lächerlich, dass sie nicht schlafen konnte, nur weil es Draco Malfoy schlecht ging.

Sie vergrub die Hände in ihren Taschen und lief ein Stück, darauf bedacht, sich nicht zu weit vom Schloss zu entfernen. Sie schloss die Augen einen Moment lang und atmete die frische Nachtluft ein. Langsam begannen ihre Gedanken sich zur Ruhe zu legen. Ihr Blick wanderte in die Ferne. Es war Nacht und dennoch war es hell draußen. Ein Blick in den Himmel verriet ihr, dass es Vollmond war. Die Ländereien waren in seichtes Mondlicht getaucht. Es wirkte so friedlich und ruhig. Ein Lächeln zeichnete sich auf Hermines Gesicht ab. Der kalte Wind schlug ihr entgegen und sie zog ihren Schal fester. Niemals hätte sie in dieser wunderschönen Vollmondnacht bemerkt, dass sie nicht alleine auf den Ländereien war. Ein rastloses Wesen jagte über das weite Feld, blieb schließlich stehen und schnupperte im Wind. Giftig gelbe Augen funkelten in der Nacht und hinter diesen Augen – schwarz.

Kapitel II - Drei

Innerhalb weniger Tage hatte Hermine es tatsächlich geschafft so unkonzentriert zu sein, dass sie von Professor Snape zum Nachsitzen verdonnert worden war. Im Zaubertränkeunterricht hatte sie einen vermeidbaren Fehler gemacht, welcher die Explosion ihres Trankes nach sich zog und dazu noch eine Panik unter den Schülern. Sie fühlte sich mehr als schlecht deswegen. So konnte es nicht weitergehen! Sie musste sich endlich zusammenreißen sonst würde sie ihren Abschluss nicht gerade  mit einem ‚Ohnegleichen‘ bestehen. Zu ihrem Glück fand das Nachsitzen jedoch bei Professor McGonagall an diesem Abend statt, da Snape keine Zeit hatte sich selbst darum zu kümmern.

Beim Abendessen schaute Hermine betrübt auf ihr Essen. „Wie konnte mir das nur passieren? Das ist so demütigend.“, seufzte sie und ließ den Kopf hängen. Harry und Ron hingegen hatten sich über Hermines Vorfall mehr als amüsiert. Das ausgerechnet die sonst allwissende Hexe und Musterschülerin von Hogwarts nachsitzen musste, weil sie einen Unfall in Zaubertränke verursacht hatte schien sie mehr zu interessieren, als die Frage wie es überhaupt dazu kommen konnte. Die beiden mussten sich das Lachen noch immer verkneifen. Ginny warf ihnen einen finsteren Blick zu und ihr Grinsen verschwand augenblicklich in der Versenkung. „Könnt ihr nicht etwas mehr Mitgefühl zeigen?“, fauchte die kleine Weasley-Schwester. „Wieso Mitgefühl? Sie ist doch selber schuld, dass sie mit ihren Gedanken nur bei den Abschlussprüfungen ist und dadurch unkonzentriert ist.“, antwortete Ron als durchschaue er Hermine von Vorn bis Hinten. Wieder prusteten die beiden Freunde ungehalten los, doch Hermine kümmerte sich nicht weiter darum. Vielleicht hatte Ron sogar Recht, dachte sie sich. Sie war so sehr auf die Abschlussprüfungen fixiert, dass sie alles andere um sich herum vergaß. Zumindest erklärte sie sich so ihre fehlende Konzentration.

Gedankenverloren stocherte Hermine in ihrem Essen herum und hörte mit einem halben Ohr bei den Gesprächen ihrer Freunde zu. Je mehr sich das Abendessen dem Ende neigte, desto schlechter wurde ihre Laune. Sie hatte weit besseres zu tun als nachzusitzen. Doch sie hatte es sich ja selbst zuzuschreiben und diese Gewissheit störte sie noch viel mehr. Nach dem Essen standen sie auf und verließen die große Halle. „Ich geh dann mal nachsitzen...“, murrte die Gryffindor als sich ihre Freunde erwartungsvoll zu ihr umdrehten. „Das ich das nochmal von dir höre und das ohne, dass ich auch nachsitzen muss.“, Ron grinste von einem Ohr zum anderen. Vermutlich würde er sich noch eine ganze Weile darüber amüsieren. Doch auch Harry konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Nimm’s nicht so schwer, Hermine. Irgendwann musstest du ja mal rebellisch werden.“, bemerkte er belustigt und hielt sich die Hand vor den Mund, um sein Grinsen zu verstecken. Hermines Blick verdüsterte sich. „Lass dich nicht von den beiden Idioten ärgern.“, Ginny boxte Harry gegen den Arm und stellte sich zwischen ihn und Hermine. „Kopf hoch, immerhin musst du nicht bei Snape nachsitzen.“, sie schenkte ihrer Freundin ein aufmunterndes Lächeln, welches diese erwiderte. Ginny hatte Recht, es hätte weitaus schlimmer sein können. Sie verabschiedeten sich voneinander und Hermine ging in Richtung des Verwandlungs-Klassenzimmers, wo McGonagall auf sie warten würde.

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Es dauerte nicht lange bis sie dort angekommen war. Etwas nervös klopfte sie an die hölzerne Tür des Klassenzimmers und vernahm darauf ein „Herein!“ von drinnen. Unentschlossen öffnete sie die Tür und trat ein. Professor McGonagall taktierte sie mit einem strengen Blick über ihre Brille hinweg. „Miss Granger, ich hätte nicht erwartet, dass ich Sie noch einmal zum Nachsitzen bei mir sehen würde.“, sagte sie mit einer recht sanften Ernsthaftigkeit. „Setzen sie sich.“, sie wies Hermine einen Platz zu und durchsuchte dann die Bücher welche auf ihrem Pult lagen nach einem, welches für Zaubertränke gedacht war. „Professor Snape hat mir ihre Aufgabe zugewiesen.“, sie schlug das Buch auf und legte es auf den Tisch der Schülerin. „Dieses Kapitel sollte sie für zwei Stunden beschäftigen.“ Hermine nickte unsicher und legte Pergament und ihre Schreibfeder auf den Tisch. „Können Sie mir erklären wie es zu dem Unfall kam?“, fragte die Professorin nach einer ruhigen Minute. Verlegen blickte Hermine zu ihr hinauf. „Nun... ich denke... ich bin etwas unkonzentriert. Wahrscheinlich der Stress vor den Abschlussprüfungen.“, murmelte sie und richtete ihren Blick wieder auf das Buch vor ihr. „Das dachte ich mir.“

Nach ein paar Minuten hörte Hermine ein dumpfes Klopfen an der Tür. McGonagall bat die Person, welche geklopft hatte hinein und wunderte sich offenbar nicht über einen weiteren Schüler. Die Tür öffnete sich und Draco Malfoy trat ins Klassenzimmer. Hermine erschrak innerlich etwas als sie ihn erblickte. Erst jetzt, wo sie ihn aus der Nähe sah erkannte sie, wie verändert er aussah. Im Kontrast zu dem schwarzen Hemd welches er trug wirkte seine Haut noch blasser. Die dunklen Schatten um seine Augen ließen seine sturmgrauen Augen noch mehr hervorstechen. Sein platinblondes Haar, welches er sonst so adrett gekämmt trug, fiel ihm zerzaust ins Gesicht. Es war erschreckend wie finster er aussah. Seine übermüdete Erscheinung ließ ihn älter wirken – gefährlicher. Noch bevor sein Blick sie erreichen konnte drehte Hermine sich hastig weg. Ein Schauer durchfuhr sie und es war das erste Mal, dass sie Furcht in Draco Malfoys Anwesenheit verspürte.

McGonagall ließ sich von dem düsteren Blick des Slytherins nicht einschüchtern. „Ich dachte schon Sie würden nicht auftauchen, Mister Malfoy. Setzen Sie sich.“, sagte sie streng und wies ihm ebenfalls einen Platz zu, welchen Draco schweigend einnahm. Hermine schrieb weiter und beobachtete aus dem Augenwinkel, wie McGonagall ihm seine Aufgaben zuwies und ihn schließlich ernst anblickte. „Ich weiß, dass Sie eine schwere Zeit durchmachen müssen, Mister Malfoy, aber so ein Verhalten wird hier nicht geduldet! Sie können nicht einfach auf Schüler losgehen weil diese, wie sagten sie?“ „Weil ich sie nicht riechen konnte.“, antwortete der Blonde ernst und biss die Zähne dabei  fest zusammen, dass sein Kiefer leise knackte. Hermine zuckte bei dem Geräusch zusammen. „So etwas geht hier nicht, Mister Malfoy!“, mahnte die Professorin ein weiteres Mal und schüttelte ungläubig den Kopf. „Was ist nur mit den Schülern los...?“, murmelte sie während sie sich wieder an ihren Pult setzte und schließlich schwieg.

Eine Ewigkeit schien zu vergehen, während zwei Schreibfedern über Pergament kratzten und die Stille störten. Nur ab und zu huschte ein neugieriger Blick von Hermine aus zur Seite. Sie konnte beobachten, dass Draco sehr langsam schrieb und häufiger Worte durchstrich. Er schien mit seinen Gedanken woanders zu sein und sie konnte es ihm nicht verübeln. Wenn sie so darüber nachdachte, sah er weniger furchteinflößend, denn zerstört aus. ‚Was wohl in seinem Kopf vorgeht?‘ fragte sich die Brünette, ehe sie ihren Blick wieder auf das Pergament richtete. Schließlich waren die zwei Stunden jedoch verstrichen. Hermine glaubte, dass sie es auch kaum länger ausgehalten hätte. Die Stille und die Anspannung, welche sich mit der Zeit im Raum gesammelt hatte, waren nicht mehr zu ertragen gewesen.

Mit einem befreiten Gefühl in der Brust stand sie auf, ordnete ihre Aufzeichnungen und gab sie gebündelt am Pult ab. Draco schien mit seiner Aufgabe ebenfalls fertig zu sein und warf seine Pergamentstücke lustlos auf das Pult. Noch bevor Professor McGonagall etwas zu seinem Verhalten sagen konnte war er bereits durch die Tür verschwunden. ‚Guten Abend‘ verabschiedete sich Hermine und verließ den Raum kurz nach dem Slytherin. Dieser war noch nicht sehr weit gekommen, doch seine Schritte würden ihn zielstrebig in die Kerker führen. „Es tut mir leid für dich.“, platzte es plötzlich aus der Gryffindor heraus und im selben Moment wünschte sie sich, nichts gesagt zu haben. Abrupt blieb Draco stehen und drehte sich auf dem Absatz zu ihr um. Sein Blick schien sie zu durchbohren. Innerlich erstarrte sie. Unfähig sich zu regen glotzte sie ihn einfach an. „Es tut dir leid?“, seine Stimme klang bedrohlich, obwohl seine Worte nur geflüstert waren. Hermine wich unmerklich zurück. Doch sie wagte es nicht den Augenkontakt abzubrechen als fürchtete sie, er würde ihre Angst wittern, wenn sie es täte. „Das mit deiner Mutter...“, antwortete sie mit einer brüchigen Stimme und das letzte Wort schien fast ungehört zu verschwinden. „Mit meiner Mutter, hm?“, sie war so gebannt gewesen, dass sie gar nicht bemerkt hatte, wie er ihr immer näher gekommen war. Er stand nun unmittelbar vor ihr und sie spürte die kalte Steinmauer im Rücken. Ihr Herz klopfte wie wild vor Panik und das Blut rauschte so laut in ihren Ohren, dass ihr fast schwindelig davon wurde. Fast bedächtig stützte er sich mit seinen Armen zu beiden Seiten ihres Kopfes an der Wand ab und sah zu ihr hinunter. Nicht imstande sich gegen seine Nähe zu wehren starrte sie ihn unverhohlen an. „I-ich wollte nur...“, stammelte sie und konnte deutlich die Anspannung in seinem Gesicht erkennen. Wieder knackte sein Kiefer, als versuche er seine eigenen Zähne durchzubeißen. „Du wolltest was?!“, ein kehliges Knurren entwich ihm. Seine Augen funkelten sie an und sie bemerkte, wie er sich kurz über die Unterlippe leckte. „Du wolltest mir Mitleid schenken? Mich bedauern wie fürchterlich das Ganze doch für mich sein muss?“, mit seinem Gesicht kam er ihrem noch näher, sodass sie seinen Atem auf ihrer Haut spüren konnte. Die Anspannung in ihrem Körper wurde stärker, sie verkrampfte sich förmlich und erwischte sich dabei, wie sie ein leises Japsen von sich gab. „Ich brauche dein verdammtes Mitleid nicht, Granger!“, zischte er verheißungsvoll, dass sie ein eiskalter Schauer überkam. Mit einem Ruck hatte Draco sich wieder von ihr abgewendet und entfernte sich mit schnellen Schritten von ihr. Hermine musste sich zusammenreißen nicht zu Boden zu sinken. Sie atmete so hastig als hätte sie einen Marathon hinter sich und zwang sich dazu zum Gryffindor-Turm zu laufen.

Trotz ihrer wackeligen Beine hatte sie es irgendwie zum Portrait der fetten Dame geschafft, welche sie eintreten ließ, nachdem sie das Passwort genannt hatte. Vor ihrem geistigen Auge spielte sich die Szene wieder und wieder ab. Sie schaffte es kaum sich zu beruhigen und die Furcht stand ihr noch immer ins Gesicht geschrieben. Seit wann ließ sie sich so von ihm einschüchtern? Doch das war nicht der Draco Malfoy, den sie kannte. Er hatte eine ganz andere Aura um sich herum. Irgendetwas war mit ihm geschehen, was Hermine Angst einjagte.

Im Gemeinschaftsraum warteten Ron und Harry bereits auf sie. Ihr breites Lächeln verschwand sofort, als sie erkannten, welch ein Ausdruck in Hermines Gesicht lag. „Was ist passiert?“, Harry war aufgesprungen und ging auf Hermine zu, doch diese rauschte ohne ein Wort zu sagen an ihm vorbei und verkroch sich im Mädchenschlafsaal. Mit noch immer schreckgeweiteten Augen setzte sie sich auf ihr Bett und versuchte sich zu beruhigen. Ihre Hände zitterten fürchterlich und Hermine schloss sie fest ineinander, damit sie damit aufhörten. Zu ihrem Glück war der Schlafsaal leer. Was war nur passiert?

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Draco konnte sich nicht daran erinnern wie lange er schon rannte und wohin er rannte. Nicht einmal wieso er rannte. Er hatte das beklemmende Gefühl in seiner Brust, dass er verfolgt wurde. Dieser Gedanke fraß sich in seinen Kopf hinein und ließ ihn nur weiter rennen. Seine Füße schienen nur so über den Boden zu fliegen. Doch nicht nur seine Füße brachten ihn voran, er lief auf allen Vieren und das in einer ungeheuren Geschwindigkeit. Mit seinem Körper war er so dicht am Boden, dass ihm Gras und Äste ins Gesicht schlugen und seine Haut aufrissen, doch er lief ohne zu zögern weiter. Der modrige Geruch von nasser Erde schlug ihm ins Gesicht, zusammen mit tausend weiteren Gerüchen. Tiere, Pflanzen und Kadaver gaben ihren Duft an die Luft ab und das alles kroch ihm in die Nase. Ihm wurde schlagartig schlecht, als ihn der Geruch von verwesenden Innereien erreichte, dessen Fährte er scheinbar gefolgt war. Doch die Übelkeit schlug schnell in ungeahnten Hunger um und er beschleunigte seine Schritte. Als er endlich bei seinem unbekannten Ziel angelangt war hielt er abrupt an und richtete sich wieder auf. Seine Kleider waren zerrissen. An seinen nackten Füßen und Händen klebte Blut und Dreck. Er spürte deutlich wie sein Herz raste, doch erstaunlicherweise fühlte er sich, als hätte er bis ans Ende der Welt rennen können. Aber sein Hunger brachte ihn zum Stillstehen. Mit geschlossenen Augen reckte er seine Nase in die frische Nachtluft und witterte Beute. Wachsam schlug er seine leuchtenden Augen wieder auf und sah sich um. Um ihn herum war tiefte Dunkelheit, die aus dem Wald zu strömen schien. Einzig ein blutroter Mond stand am Himmel und leuchtete schwach. Totenstille umgab ihn und war so präsent, dass sie ihm schon fast als Rauschen erschien.

Kurz bevor ihn die Stille so laut vorkam, dass er sich die Hände auf die Ohren drücken wollte, ertönte ein lautes Knurren in seiner Nähe. Instinktiv spannte er jeden Muskel an und bereitete sich auf einen Angriff vor. Ein leises Rascheln verriet den Angreifer und neben ihm kam ein Wolf aus dem Geäst auf ihn zugesprungen. Draco wich ihm aus, ließ den Wolf nicht aus den Augen und fletschte die Zähne. Dieser starrte mit hochgezogenen Lefzen zurück und begann ihn zu umkreisen. Er hatte keine Zeit zu denken und handelte nur. Er nahm die rasche Bewegung des Wolfes wahr und stürzte sich ihm mit einem Satz entgegen. Mit seinen Armen umklammerte er den Rumpf des Wolfes. Zusammen mit der grauen Bestie schlug er hart auf dem Boden auf. Mit seinem Schädel kam er auf einem Stein auf, doch er spürte keinen Schmerz. Er ließ den Wolf nicht los, trotz des Blutes welches von seiner Stirn rannte und ihm die Sicht auf die Bestie nahm. Diese begann sich wie wild zu wehren und stieß kehlige quälende Laute aus. Der Wolf vergrub sein Gebiss in seinem Nacken und Draco stieß ein Jaulen aus. Er schaffte es ihn von sich zu reißen und an seinem Nacken klaffte nun eine zerfetzte Wunde. Mit einem Ruck schleuderte er den Wolf zu Boden, wo er reglos liegen blieb. Er knurrte laut auf, ging auf die Bestie zu und begann mit bloßen Händen das Fleisch des Wolfes aufzureißen. Er vergrub seine ganze Hand in dem Wolf und schien darin zu wühlen. Seine Gedanken schienen völlig ausgeschaltet, er wollte nur seine unerträgliche Gier stillen. Mit beiden Händen riss er Fleisch aus dem Tier und begann es zu fressen. Sein Schlingen und Schmatzen hallte durch den ganzen Wald. Heißes Blut tropfte aus seinen Mundwinkeln und er kniete in einer Lache. Der Geruch des roten Lebenssaftes machte seinen Appetit unerträglich. Egal wie viel er fraß, er wurde einfach nicht satt und er befürchtete für immer Gefangener seiner Gelüste zu sein...

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Schweißgebadet schreckte Draco in seinem Bett hoch. Sein Bettlaken und die Vorhänge waren zerrissen. Das Herz in seiner Bruste raste wie verrückt und drohte aus ihm herauszubrechen. Sein ganzer Körper bebte und noch immer hatte er den Geschmack rohen Fleisches und Blutes im Mund. Und dieser Geruch... Sein Magen drehte sich schlagartig um. Ihm wurde mehr als schlecht. Es war ein Gefühl von Ekel und Fassungslosigkeit, welche sich zu einer giftigen Galle vermischten.

Rasch sprang er aus dem Bett heraus und rannte ins Bad zu einer Toilette. Mit dem Kopf über der Schüssel hängend hoffte er sich übergeben zu können, doch es kam nichts. Er spuckte Galle, ein paar Mal, dann erhob er sich wieder. Was hätte er auch erbrechen können, er aß ja kaum noch. Als er sich wieder aufrichtete wären seine Beine fast unter ihm weggeknickt, doch er konnte sich gerade noch so halten. Auf wackeligen Beinen stolperte er zum Waschbecken, um sich daran abzustützen. Seine grauen Augen glotzten das Spiegelbild vor ihm an. Es war nur noch ein Schatten seiner selbst, er erkannte sich gar nicht mehr. Blasse pergamentfarbene Haut, dunkle Ränder unter den Augen, er sah mehr als ungesund aus. Irgendwie musste er es schaffen sich wieder aufzuraffen. Doch er schlief jede Nacht kaum mehr als eine Stunde und beim Essen wurde ihm schlecht. Obwohl er so kränklich aussah, hatte er dennoch eine ungewöhnliche Stärke in sich. Es war kein Problem für ihn seine Aggressivität körperlich auszutragen und heile davonzukommen. Draco wusste woran es lag, doch er wollte es sich nicht eingestehen...

Nachdem sich seine Übelkeit etwas gelegt hatte und der Nebel in seinem Kopf sich gelichtet hatte verließ er das Bad, zog sich eine Hose an und ging in den Gemeinschaftsraum. Die Kühle des Raumes ließ ihn aufatmen. Zwischen dem kalten Gestein der Kerker hatte er sich schon immer am wohlsten Gefühlt. Seufzend ließ er sich auf dem schwarzen Ledersofa vor dem Karmin nieder. Er starrte auf  den Ruß und ließ seine Gedanken schweifen. Was war nur aus ihm geworden? Er kannte sich nicht mehr, er hatte sich nicht unter Kontrolle. Vor seinem inneren Auge flackerte die Szene mit der brünetten Gryffindor wieder auf. Es war nichts Neues das sie sich stritten oder gegenseitig anstachelten. Aber er erinnerte sich genau an den Ausdruck in ihren Augen. Diese Furcht, die darin zu erkennen war und als er diese in ihr erkannte bekam er Angst vor sich selbst...

Auch Hermine saß schlaflos im Gemeinschaftsraum der Gryffindors. Ihre Gedanken waren bei Draco. Noch immer überkam sie ein unwohles Gefühl, wenn sie an die Bestialität in seinem Ausdruck dachte. Sie hatte wirklich Angst gehabt und das war es, was ihre Sorge nur größer machte. Er war nie so zu ihr gewesen, zu niemandem. Was war ihm nur zugestoßen? Was hatte man ihm angetan?

So saßen die beiden voneinander getrennt jeder für sich alleine. Zwei in Gedanken vereint, doch wache Seelen waren sie drei...

Kapitel III - Tot

Es war einige Zeit vergangen und Hermine hatte es geschafft sich wieder mehr auf den Unterricht zu konzentrieren. Dennoch beobachtete sie Draco manchmal. Auch wenn sie sich geschworen hatte sich aus seinen Angelegenheiten herauszuhalten bereitete sein Zustand ihr dennoch Sorgen. Er wurde immer aggressiver anderen Schülern gegenüber. Selbst die meisten Slytherins hielten nun Abstand zu ihm. Allein Blaise Zabini war so gut wie immer in seiner Nähe. Er schien von seinen Wutausbrüchen unbeeindruckt zu sein und rettete so manchem Schüler den Tag, wenn sie sich in Dracos Schusslinie befanden. Sie selbst versuchte ihm seit ihrer Auseinandersetzung vor einigen Tagen nach dem Nachsitzen ebenfalls aus dem Weg zu gehen. Harry und Ron hingegen schienen sich keine Gedanken um sein Verhalten zu machen. Sie schoben es einfach auf die Tatsache, dass er eben ein Malfoy war. Es war also zwecklos mit ihnen darüber reden zu wollen.

Nun war das Wochenende gekommen und Hermine war bereits früh wach. Die anderen Mädchen waren alle noch am Schlafen und ihre Freunde würde sie so früh sicher nicht antreffen. Noch etwas müde schleppte sie sich nach dem Anziehen ins Badezimmer, wusch sich das Gesicht und putzte sich die Zähne. Ein kleiner Spaziergang am Morgen würde sicher nicht schaden, dachte sie sich und machte sich auf den Weg. Die Flure waren so gut wie leer, wie sie erwartet hatte. Nur ein Lehrer und eine kleine Gruppe von Schülern kamen ihr entgegen bis sie auch schon den Ausgang erreicht hatte.

Nachdem Hermine durch die großen Türen des Schlosses trat und an die frische Luft gelangte, streckte sie sich ausgiebig und atmete tief durch. Es war ein wolkenloser Tag und eine leichte Brise raschelte in den Bäumen. Die Brünette ließ ihren Blick schweifen und erkannte nicht weit von ihr eine Silhouette, welche urplötzlich zusammenbrach. Augenblicklich reagierte Hermine und rannte der Person entgegen, welche kraftlos versuchte sich wieder aufzurichten. Sie erkannte das platinblonde Haar des Slytherin sofort und ließ sich neben ihm auf die Knie fallen als sie bei ihm war.

Draco sah mehr als mitgenommen aus. Sein ganzer Leib zitterte, seine Kleidung zerrissen und blutdurchtränkt. Der Anblick brannte sich augenblicklich in ihr Gedächtnis ein und versetzte sie in eine Schockstarre. Was war mit ihm geschehen? Heiser stammelte er Worte vor sich hin und schien sie gar nicht wahrzunehmen. Erst als er laut knurrte konnte die Brünette sich wieder aus ihrer Schockstarre befreien und half ihm aufzustehen. „Was ist mir dir passiert?“, fragte sie und ihre Stimme bebte. Doch ihre Worte schienen nicht an sein Gehör zu dringen. Er stammelte weiter vor sich hin oder knurrte wie ein wildes Tier. Seine grauen Augen musterten sie zuckend, doch er schien sie nicht direkt anzusehen. Es kam ihr vor, als schaue er direkt durch die hindurch, so als sei sie für ihn gar nicht wirklich existent. Hermine musste irgendetwas tun, das war ihr klar, doch was sie genau tun sollte war ihr nicht klar. Ihre Gedanken ratterten tausend Möglichkeiten durch, doch blieben nur wenig sinnvolle Alternativen bestehen. Entweder sie brachte Draco in den Krankenflügel, wo Madame Pomfrey jedoch tausend Fragen stellen würde und sicher nicht nur ihm sondern auch ihr selbst negative Aufmerksamkeit bescheren würde. Oder sie würde ihn vorerst ungesehen ins Schloss schaffen und sich selbst ein Bild von seinen Verletzungen machen. Schließlich war sie keine unbegabte Hexe, vielleicht würde sie bereits helfen können. Ihr Verstand schrie sie innerlich an, dass sie doch vernünftig sein sollte, doch ihr Instinkt sagte ihr etwas anderes.

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So gut es ging hielt sie den blutüberströmten Slytherin aufrecht und brachte ihn ins Schloss. Zu ihrem Glück konnte er noch richtig laufen, sodass sie relativ schnell vorankamen. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen schlichen sie durch die Gänge. Aufmerksam lauschte Hermine um jede Ecke, ob sich dort ein Schüler oder Lehrer befand, ehe sie weiter liefen. Irgendwie hatte Hermine es geschafft ihn ungesehen in die verlassene Mädchentoilette zu schleifen. Sie wusste kaum, warum sie ihn nicht in den Krankenflügel gebracht hatte, doch sie wusste, dass er in größeren Schwierigkeiten steckte als eine harmlose Auseinandersetzung. Mittlerweile hatte Draco sich beruhigt. Kein Laut kam ihm mehr über die Lippen, jedoch ging auch keine Regung mehr von ihm aus. Es kam ihr vor, als hätte eine Besessenheit plötzlich wieder von ihm abgelassen und ließ ihn totenstill zurück. Ausdruckslose Augen starrten sie an, nachdem sie ihn vorsichtig auf den Boden gelegt hatte. Der Blonde sagte nichts, sah sie an ohne sie wirklich zu sehen. Hastig riss sie die letzten Fetzen seines Hemdes entzwei und suchte nach den Wunden, doch es waren keine da. Er war körperlich völlig unversehrt. Nur Schmutz und Blut bedeckten seine bleiche Haut. Mit schreckgeweiteten Augen sah sie Draco an und begann selbst zu zittern. Eine Wahrheit schien sich in ihren Kopf zu drängen, welche sie am liebsten sofort von sich gestoßen hätte. „W-wessen Blut ist das...?“, ihre Stimme klang brüchig und unter ihren Händen begann Draco sich plötzlich zu regen. Er schien zu zucken und zu wimmern. Hermine zog die Augenbrauen zusammen und sah ebenso verwirrt wie abgestoßen zu ihm hinunter. Er wimmerte nicht – er lachte! Ein heiseres und kaum hörbares Lachen entwich seinen Lippen. Ein eiskalter Schauer lief Hermine über den Rücken. Er musste verrückt sein! Wahnsinnig! Völlig durchgedreht! Befleckt von fremdem Blut begann er wie ein irrer zu lachen. Instinktiv wich das Mädchen zurück und glotzte ihn in absurder Faszination an. Es klang so falsch, so unecht, dass sie kaum realisieren konnte, dass es wirklich geschah. Sie hatte ihn schon lachen gehört, etwa wenn er mit seiner Gefolgschaft unterwegs war oder glaubte einen besonders intelligenten Spruch gebracht zu haben. Doch sein Lachen klang nun fremdartig, als sei ein weiteres Ich in seinem Körper gefangen, welches nun zum Vorschein trat. Sie hatte ihn immer für einen Idioten gehalten der zwar große Sprüche klopfte aber eigentlich ein Feigling war. Doch für einen Psychopathen der lachend Leute mordete? Nein, irgendetwas verlief hier gewaltig schief.

Nach einer endlos scheinenden Weile verstummte er und starrte wieder ausdruckslos an die Decke. Langsam begann auch Hermine sich wieder zu fangen. Sie atmete tief durch betrachtete ihre zitternden Hände, bis auch sie wieder still hielten. Sie musste doch irgendetwas tun. Ob es nun sein Blut war oder nicht, er brauchte Hilfe und sie war die einzige die ihm in diesem Moment Hilfe bieten konnte. Plötzlich vernahm sie einen lauten Atemzug von Draco, als sei ihm eine schwere Last von der Brust genommen worden, ehe er sich auf seine Arme aufstützte und sich offensichtlich verwirrt umsah. „W-was... wo... passiert...?“, er stammelte abgebrochene Worte vor sich hin, bevor seine sturmgrauen Augen die Hermines erblickten. Aus dem Augenwinkel vernahm sie seine Hand, welche gedankenlos das schmierige Blut zwischen den Fingern rieb. „Ich habe dich auf den Ländereien gefunden. Dort bist du wohl zusammengebrochen.“, begann sie zu sprechen, nachdem sie ihre Stimme wiedergefunden hatte, „Also habe ich dich hergebracht.“ In ihrer Erklärung schien einiges zu fehlen, denn der Blonde sah sie noch immer fragend an. „Was ist passiert?“, fragte sie ohne auf seine wortlose Frage einzugehen. Sie wusste ja selber keine Antworten, diese musste er schon selbst liefern. Eigentlich hatte Hermine damit gerechnet, dass er sich patzig von ihr abwenden würde, fragen würde, was sie das angehen würde und gehen würde. Doch offensichtlich war er so durcheinander, dass er völlig aus seiner üblichen Rolle fiel. „Ich weiß es nicht...“, brachte er tonlos hervor und betrachtete das Blut, das an ihm klebte. Die Gryffindor glaubte ein Funkeln in seinen Augen erkannt zu haben. Einen kurzen Moment in dem sich der Nebel in seinem Kopf lichtete und wissende Gier hervorstach. Kaum merklich schüttelte sie den Kopf um den Gedanken loszuwerden und konzentrierte sich wieder auf ihre Atmung. Schließlich erlangte sein Blick wieder Klarheit und die Präsenz der anderen Existenz fiel augenblicklich in sich zusammen. Ein weiteres Mal sah er sich um, dieses Mal jedoch aufmerksamer, als stelle er erneut zum ersten Mal fest, wo er sich befand. Angestrengt versuchte er sich aufzusetzen, rutschte bei dem ersten Versuch jedoch mit seinem Arm weg und landete wieder auf dem Rücken. Ohne nachzudenken machte Hermine ein paar Schritte auf ihn zu, packte ihn am Arm und stützte ihn am Rücken, damit er sich aufsetzen konnte. Zu ihrer Überraschung ließ er sie schweigend gewähren. Dann setzte sie sich neben ihn auf den kalten Boden, legte die Hände in den Schoß und sah ihn sorgenvoll an. „Malfoy?“, ihre Stimme klang zögernd, so als wollte sie sichergehen, dass ihre Stimme ihn nicht plötzlich aufschrecken ließ. „Wieso hast du mir geholfen?“, er schien ihrem Blick auszuweichen. Vielleicht hatte er Angst davor zu erkennen, dass sie wirklich da war, dass diese Situation real war. Hätte sein Verstand diese Erkenntnis zugelassen, da war Hermine sich sicher, hätte er sich anders verhalten, nicht so ruhig, nicht so... echt. „Ich konnte dich doch nicht einfach dort liegen lassen.“, antwortete sie mit sanfter Stimme, als sei es völlig selbstverständlich gewesen. Dieser Vorfall bestätigte Hermine nur, dass Draco Probleme hatte und wenn man einem Draco Malfoy anmerkte, dass er Probleme hatte, dann mussten es große Probleme sein. Sie konnte nicht einfach dabei zusehen, wie er sich zu zerstören schien, selbst wenn er sich sonst wie ein riesen Idiot aufführte. Das hatte er einfach nicht verdient. „Natürlich hättest du mich liegen lassen können.“, durchbrach er die kurze Stille, welche zuvor eingetreten war. Seine brüchige Stimme verriet ihr, dass er nicht damit gerechnet hatte von irgendwem Hilfe zu bekommen. Hermine war bewusst, dass es zwecklos war diese Diskussion zu führen, also kommentierte sie seine Bemerkung lediglich mit einem Kopfschütteln. Auch wenn er es nicht zugeben würde, so brauchte er doch Hilfe und wenn alle anderen vor ihm zu fliehen schienen, dann würde sie ihm eben helfen. Vielleicht war es ein absurder Gedanke, dass ausgerechnet sie ihm helfen wollte, doch in diesem Moment fühlte es sich einfach richtig an. Erst jetzt sah er sie wirklich an und vielleicht realisierte er erst in diesem Moment, dass sie wirklich da war. Doch er sagte nichts weiter. Seine ausdruckslosen grauen Augen blickten zu ihr herüber und schweigend blickte sie zurück. Stille erfüllte den Raum, doch Hermine nahm es nicht als unangenehm war. Vielmehr erfüllte die Stille sie mit einer inneren Ruhe, einem Gleichgewicht, welches sich ausbreitete und sie glaubte auch in Dracos Augen zu erkennen, dass die Stille ihm gut tat. Ihr fiel auf, dass sie ihn nie wirklich angesehen hatte und zum ersten Mal das tosende Grau in seinen Augen bewusst wahrnahm. Es war merkwürdig ihn so zu sehen und doch fand sie Gefallen daran zu erkennen, dass hinter dem Eisprinzen von Slytherin doch tiefere Emotionen steckten. So saßen sie sich eine endlos scheinende Weile gegenüber und sahen einander an ohne ein Wort zu wechseln, bis Hermine ein Geräusch von den Fluren aus vernahm. Es wurde langsam Zeit, dass sie hier verschwanden, denn bald würden mehrere Schüler auf den Fluren sein und dann würde es für Draco schwierig werden unbemerkt in den Gemeinschaftsraum zu gelangen. „Kannst du aufstehen?“, fragte sie und ihre eigene Stimme wirkte fast fremd auf sie. Der Blonde nickte. Etwas unbeholfen stützte er sich mit den Armen vom Boden ab und schaffte es mit Hermines Hilfe aufzustehen. Es schien ihm schon merklich besser zu gehen, auch wenn er durch seine zerrissene Kleidung und das Blut darauf nicht den Anschein machte. Hermine versuchte den Gedanken an das Blut zu verdrängen. Nach einigen Schritten schien Draco wieder ohne Hilfe laufen zu können und mit einem letzten Blick verabschiedete er sich wortlos um in die Kerker zurückzukehren und ließ Hermine alleine zurück. Nichtwissend was sie davon halten solle starrte sie auf die Tür, durch welche er gerade verschwunden war. „Was ist dir nur passiert...?“, flüsterte sie in die Leere des Raumes, ehe sie ihn selbst zurückließ.

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Als Hermine am Abend die große Halle betrat war das Getuschel an den Tischen groß. Sie wusste nicht, was für Gerüchte schon wieder umhergingen und eigentlich interessierte es sie auch nicht sonderlich. Meist war es nicht von belangen was die Schülermasse bewegte und häufig war an den großen Gerüchten nichts dran. In Gedanken versunken setzte sie sich zu Harry und Ron an den Tisch, welche bereits vor ihr dagewesen waren und begrüßte sie herzlich. Da Hermine sich den ganzen Tag über in die Bibliothek zurückgezogen hatte und auch nicht zum Mittagessen erschienen war, hatte sie die beiden bis dahin noch nicht gesehen. „Hey, wo hast du denn den ganzen Tag gesteckt?“, fragte Harry direkt drauflos, während er sich etwas zu Essen nahm. „Sie war sicher in der Bibliothek und hat nichts mitbekommen, stimmts?“, murmelte Ron während er sich Kartoffelsalat in den Mund schaufelte. Hermine ignorierte Rons widerliche Angewohnheit mit vollem Mund zu sprechen wie üblich und nickte. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, wie ein Blondschopf die große Halle betrat und sich an den Slytherintisch setzte. Sie brauchte nicht hinzusehen um sich sicher zu sein, dass es Draco war, welcher gerade eingetreten war. Offensichtlich ging es ihm schon besser, was Hermine ein wenig erleichterte. „Was habe ich denn nicht mitbekommen?“, fragte sie eher beiläufig, während sie sich etwas Tee einschenkte. Etwas ungläubig darüber, dass Hermine offenbar wirklich noch nicht die neusten Nachrichten gehört hatte starrten Harry und Ron sie an. Hastig schnappte sich Harry einen Tagespropheten, welcher den Kürbissaftflecken nach zu urteilen schon seit dem Frühstück hier gelegen hatte. „In Hogsmead, in der Nähe vom Eberkopf haben sie einen Zauberer tot aufgefunden. Man vermutet, dass ihn ein großes Tier oder sogar ein Werwolf angegriffen habe.“, erklärte Harry ihr kurzerhand und drückte ihr den Tagespropheten in die Hand. Mit einem Mal überkam sie eine schreckliche Ahnung. Ihre Hände begannen leicht zu zittern, als sie den Artikel überflog.
 

..beim Eberkopf... ein betrunkener Spieler tot... an Wunden verblutet... großes Tier... Werwolf...
 

Sie schluckte hart und fand kaum Worte für das, was ihr gerade durch den Kopf schoss. Konnte es sein? So fürchterlich die Wahrheit auch war, es gab keine andere. Wie aus Reflex sah sie hoch und hinüber zum Slytherintisch. Völlig aufgebracht war Draco aufgesprungen und stürmte unter den Blicken vieler Schüler aus der großen Halle. Sie erkannte das Blaise ebenfalls einen Tagespropheten in den Händen hielt und ihn offenbar Draco gezeigt hatte. Es war nicht sein Blut gewesen, das musste Draco in diesem Augenblick schlagartig realisiert haben, so gut er es auch versucht hatte zu verdrängen. Jetzt war ihm klar, wessen Blut es war und dieser jemand war tot...

Kapitel IV - Glas

Am folgenden Tag hatte Hermine längst jede Möglichkeit ausgeschlossen Draco nicht zu helfen. Mittlerweile hatte sie realisiert und akzeptiert in was für einer Lage Draco sich befand und sie konnte nicht umhin die Gelegenheit, einen Werwolf aus der Nähe zu sehen und mehr darüber zu erfahren, ziemlich verlockend zu finden.

Beim Frühstück war er nicht anwesend gewesen und sie konnte  – oder wollte vielmehr – sich gar nicht ausmalen, wie es ihm ergehen musste. Er war ein Werwolf und noch dazu hatte er ein Opfer gefunden. Wann war er wohl gebissen worden? Wann hatte er es wohl selbst zum ersten Mal bemerkt? Und hatte er bereits zuvor einen Menschen getötet? Hermine verdrängte diesen Gedanken sofort wieder. Es war nicht wirklich er gewesen, der diesen Menschen getötet hatte. Es war das Tier gewesen, welches Besitz von ihm ergriffen hatte.

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Spätestens nach der letzten Unterrichtsstunde war es beschlossene Sache, dass sie etwas unternehmen musste. Nicht allein weil sie zu dem Entschluss gekommen war, dass es unverantwortlich von ihr gewesen wäre von seinen Umständen zu wissen, aber nichts zu unternehmen. Einen Werwolf frei herumlaufen zu lassen war sicher keine gute Idee. Doch zu dieser Erkenntnis kam noch der einfache Umstand, dass sie ihm einfach helfen wollte. Vielleicht war sie die einzige, die es wusste und wäre sie in dieser Situation, dann hätte sie auch gewollt, dass man ihr hilft.

„Was ist los mit dir, Hermine?“, riss Ron sie aus ihren Gedanken. Sie saßen gemeinsam in der großen Halle beim Abendessen, doch Hermine hatte die ganze Zeit nur in ihrem Essen herumgestochert und war dabei in ihren Gedanken versunken gewesen. „Hm?“, sie blickte ihren Freund fragend an, „Oh ich  habe nur nachgedacht.“ „Du verhältst dich schon den ganzen Tag so merkwürdig.“, entgegnete Ron ihr und ließ seine Gabel wieder auf den Teller sinken. Harry nickte zustimmend. „Im Unterricht hast du nicht ein Wort gesagt.“, Harrys Ton wirkte dabei so, als habe er ein neues Weltwunder entdeckt. Sie hörte ihren Freunden zwar mit einem Ohr zu, doch wirklich bei der Sache war sie nicht. Ihr Blick war starr auf den Slytherintisch gerichtet, dass man hätte denken können sie versuche jemanden zu verfluchen.

Nachdem der blonde Slytherin aufgestanden war um die große Halle zu verlassen blickte Hermine etwas perplex zu ihren Freunden, als hätte sie kein Wort von ihnen verstanden. „Hm? Ja klar.“, sie stand auf und schulterte ihre Tasche, „Ich muss noch was erledigen, Jungs.“ Rasch verschwand sie von ihrem Platz und ließ die beiden völlig irritiert zurück. „Hat sie uns überhaupt zugehört?“

Mit schnellen Schritten lief sie die Gänge entlang und folgte Draco, bis sie sich in einem leeren Flur befanden. „Malfoy! Warte!“, rief sie ihm hinterher und konnte kaum Schritt halten. Abrupt blieb er stehen und drehte sich zu ihr um. „Was ist?“, knurrte er. Sein Blick zeigte deutlich, dass er nicht reden wollte und vermutlich erst recht nicht mit ihr. Doch das hielt Hermine nicht davon ab. „Ich will mit dir reden.“, antwortete sie ernst. „Ich will aber nicht mit dir reden, Granger.“, rasch wandte er sich wieder ab um zu gehen. Instinktiv schritt Hermine einen Schritt nach vorn und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Er blieb stehen. „Ich weiß doch, was mit dir los ist. Und ich will dir helfen.“, in ihrer Stimme klang Sorge mit, doch Draco schien das nicht zu rühren. Ruckartig drehte er sich um und packte ihren Arm. Durchdringend sah er sie an und schloss seine Hand so fest um ihren Arm, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Ein stechender Schmerz zog sich durch ihren Arm. „Du tust mir weh...“, presste sie hervor, wollte seinem Blick  jedoch standhalten. Die Verletzlichkeit, welche er am Tag zuvor bei ihm gesehen hatte war wieder völlig verschwunden. „Ich bin eine Bestie, Granger! Und wir wissen beide, dass ich jemanden getötet habe. Vielleicht nicht einmal zum ersten Mal.“, zischte er bedrohlich und ließ sie schließlich wieder los. „Du solltest wirklich dein Helfersyndrom in den Griff bekommen.“, er schnaubte verächtlich und ging nun ohne aufgehalten zu werden weiter. Hermine blickte ihm zuerst irritiert, dann wütend hinterher. „Verdammter, Sturkopf!“, fluchte sie leise, ehe sie ihm hinterherlief, bis sie mit ihm auf gleicher Höhe war. „Dann geh wenigstens zu Dumbledore. Es ist zu gefährlich, wenn du nichts dagegen unternimmst.“, bat sie ihn und hoffte, er würde wenigstens ein bisschen vernünftig sein. „Da kann ich mich auch gleich von der Schule verweisen lassen.“ Hermine schnaubte verärgert. Sie stellte sich ihm in den Weg, verschränkte die Arme vor der Brust und blickte ihn durchdringend an. Seine Augen starrten wütend und gleichzeitig fragend zurück. Hastig sah er sich um, um sicher zu gehen, dass sie niemand belauschte oder überhaupt bemerkte. Selbst in dieser Situation schien sein Stolz noch immer so groß zu sein, dass er sich nicht mit einer Gryffindor – und dazu noch ausgerechnet Hermine Granger – sehen lassen wollte. Gerade als er den Mund aufmachte um etwas zu sagen ertönte ihre gereizte Stimme bereits: „Hör mir zu, Malfoy! Die ganze Schule kann wohl bezeugen, wie wenig du mich leiden kannst und das beruht definitiv auf Gegenseitigkeit. Aber da du niemandem von deiner Situation erzählen willst und ich ungewollt die einzige Person bin, die davon weiß, werde ich sicher nicht tatenlos zusehen, wie ein Werwolf das Leben der Schüler bedroht!“ Dracos Augen weiteten sich alarmiert bei dem Wort ‚Werwolf‘. „Wenn du es noch lauter durch die Gänge schreist, dann bist du bald nicht mehr die einzige, die es weiß.“, zischte er leise und wieder huschten seine Pupillen von einer Seite zur anderen. Hermine hätte schwören können, dass er dazu in der Luft ‚geschnüffelt‘ hatte. Vermutlich war sein Geruchssinn wesentlich schärfer geworden, sodass er eine fremde Person in der Nähe sofort bemerkt hätte. Es war erschreckend zu erkennen, was für tierische Verhaltensweisen er angenommen hatte.

Seufzend schüttelte die Hexe den Kopf und nahm wieder eine lockerere Haltung ein. „Ich werde morgen Nachmittag in der Bibliothek sein und darüber recherchieren. Du kannst meine Hilfe annehmen und auftauchen oder du kannst weiterhin unkontrolliert herumstreunen.“, ihre Stimme wieder ruhig und überlegt. Mit diesen Worten ließ sie ihn etwas regungslos auf der Stelle stehen und zog von Dannen. Egal wie sehr sie ihn auch verabscheute, sie würde ihn nicht einfach sich selbst überlassen. Nicht nur, weil er sonst alle um sich herum in Gefahr brachte, sondern auch weil er es – trotz aller Gemeinheiten – einfach nicht verdient hatte.

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Am nächsten Tag saß Hermine mir ihren Freunden beim Mittagessen in der großen Halle. Sie musste nur einen kurzen Blick auf den Slytherintisch werfen um zu erkennen, dass Draco nicht anwesend war. Nachdenklich stocherte sie in ihrem Essen herum, während Ron, Harry und Ginny sich über etwas unterhielten, was Hermine jedoch nicht wirklich realisierte. Ihre Gedanken drehten sich um andere Dinge. Sie fragte sich unweigerlich, ob er auftauchen würde und ob er sich überhaupt darauf einlassen würde, wenn er denn auftauchte. Er musste einfach! Es war viel zu gefährlich, wenn er nichts unternehmen würde.  Nach dem Mittagessen verabschiedete Hermine sich abermals eilig unter den verwundeten Blicken ihrer Freunde. Sie wusste, dass sie sich um sie sorgten, doch sie konnte ihnen einfach nichts davon erzählen. Ihre freunde hätten sie nur davon abgehalten Draco zu helfen, da war sie sich sicher. Aber sie konnte ihn nicht im Stich lassen, das konnte sie einfach nicht zulassen. Vielmehr konnte ihr Gewissen es nicht zulassen. Draco war für sie kein Feind. Das war er nie gewesen. Er mochte nervig und gemein gewesen sein, aber das war kein Grund um ihn seinem Schicksal zu überlassen.

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Tief in Gedanken versunken lief sie durch die Gänge auf dem Weg in die Bibliothek. Das inhaltslose Gemurmel der Schüler rauschte an ihr vorbei. Ihre Füße schienen sie wie von selbst in die Bibliothek zu tragen, während ihr Kopf beschäftigt war. Erst als sie sich wie von allein an ihrem Lieblingsplatz, weit hinten, abgeschnitten von den anderen mehr oder weniger lernwilligen Schülern, setzte, realisierte sie, wo sie war. ‚Dieses Problem wird mich noch um meine Abschlussprüfungen bringen‘, dachte sie gefolgt von einem leisen Seufzen. Vermutlich würde er nicht einmal auftauchen. Sicher war er sich zu stolz um ihre Hilfe anzunehmen. Sie legte ihre Tasche und ihren Umhang ab und zog durch die Bücherregale. Nachdenklich zog sie mehrere Bücher heraus, welche eventuell nützlich werden könnten. Leider stand in den meisten Büchern nur, wie man sich bei einem Werwolfangriff verhalten sollte und etwas über die Geschichte der Werwölfe. Beschrieb denn kein Buch, wie ein Werwolf verhindern konnte unkontrolliert Menschen anzugreifen? Etwas enttäuscht über die magere Ausbeute hatte sie schließlich nach einer Stunde einen kleinen Stapel Bücher zusammengesucht, von welchen sie sich erhoffte, dass ihr zumindest eines davon weiterhelfen könnte. Nach einer Weile war sie so in die Bücher vertieft, dass sie gar nicht mehr wahrnahm, wie die Zeit verging und selten auch ein paar Schüler an ihrem Platz vorbeiliefen. Erst als einer dieser Schüler direkt neben ihr stehen blieb sah sie auf. Überrascht blickte sie den blonden Jungen an. „Kommst du also doch noch?“, es war mehr eine Feststellung ihrerseits denn eine Frage. Draco blickte unsicher zu ihr hinunter, ehe er sich ihr schweigend gegenübersetzte. Sein Blick wich ihrem aus und er zog eines der Bücher zu sich hinüber, als hoffte er so seine Unsicherheit verbergen zu können. Sein Verhalten wunderte sie nicht. Natürlich würde er alles Versuchen, um mit seiner Situation besser umgehen zu können. Doch die Mittel, die ihm dafür zur Verfügung standen, schienen ihm nicht geheuer zu sein. „Und, hat Gryffindors nervigste Besserwisserin schon etwas herausfinden können?“, fragte er mit einem leicht genervten Unterton, während sein Blick noch immer starr auf das Buch gerichtet war. Hermine verdrehte die Augen. „Ist Slytherins nervigster Welpe etwa wieder mit dem falschen Fuß aufgestanden?“, gab sie mit einem leichten Grinsen zurück. Er sah auf und sein Ausdruck verfinsterte sich. Er führte sich auf, als wollte sie ihm etwas Böses oder als wollte sie ihn damit nur ärgern. Ihr Grinsen wich einem sanfteren, aufrichtigen Lächeln. „Ich will dir nur helfen. Ich will dir damit nicht schaden.“, meinte sie, ehe ihr Blick wieder auf das Buch vor ihr sank. Sie bemerkte dabei nicht, wie Draco einen Moment lang einen überraschten Ausdruck annahm. Es war wohl das erste Mal, dass er sie so ehrlich hatte lächeln sehen. Dass dieses Lächeln auch noch ihm galt schien ihn für einen Augenblick aus dem Konzept zu bringen.

„Ich habe ein Buch mit ein paar Berichten gefunden. Allerdings scheint es nicht sehr verbreitet zu sein, Werwölfen helfen zu wollen.“, antwortete sie schließlich auf seine vorherige Frage. Mit ihren Fingern strich sie über das raue Pergament und ging ihre Notizen durch, welche sie fein säuberlich niedergeschrieben hatte. „Ein paar der Bücher beschreiben die Symptome, die du sicher an dir auch schon feststellen konntest.“, sie blickte zu ihm herüber und bemerkte, wie er sie mit unverständlicher Faszination anblickte. Sein durchdringender Blick ließ sie innerlich erschaudern, obgleich sie nicht verstand, warum er sie förmlich anstarrte. „Ist was?“, fragte sie leise, als wolle sie ihn nicht aufschrecken. Er schüttelte den Kopf und bedeutete ihr mit einer kreisenden Handbewegung fortzufahren, nachdem er den Blick wieder gesenkt hatte. „Uhm... also du wirst selbst bemerkt haben, dass deine Sinne ausgeprägter sind und das du teilweise tierische Züge an den Tag legst.. Viele Werwölfe beschreiben auch eine starke Aggression, die sie am Anfang verspürt haben. Das wirst du sicher auch an dir bemerkt haben.“, er stieß ein Schnauben aus, doch sie ignorierte es. „Vermutlich kommt es daher, dass die Opfer ihre Situation verdrängen und nicht akzeptieren wollen. Du solltest also lernen wieder in Einklang mit deinem Körper zu kommen.“ Wieder ein Schnauben. „In Einklang mit meinem Körper kommen? Verschone mich bloß mit diesem spirituellen Schwachsinn.“, er verschränkte die Arme vor der Brust und ließ ein leises Knacken von seinem Kiefer ertönen. „Es bedeutet nur, dass du lernen musst, ruhiger zu werden und dich wieder unter Kontrolle zu halten. Hast du auch Alpträume?“, erwiderte sie, seinen verächtlichen Ton ignorierend. „Das geht dich nicht an.“ Unverständlich schüttelte sie den Kopf. „Ein wenig Meditation könnte helfen, damit du deine Träume besser kontrollieren kannst.“, erwiderte sie und ging davon aus, dass er von Alpträumen nicht verschont wurde. Doch Draco schien von ihren Vorschlägen nicht viel zu halten. Desinteressiert ließ er seinen Blick schweifen, bis er in seiner Bewegung erstarrte. „Deine Freunde kommen.“, flüsterte er, den Blick noch immer starr auf das Bücherregal in seinem Sichtfeld gerichtet. „Wa- woher willst du das wissen?“, fragte Hermine erstaunt und drehte sich, um zu sehen, wo er hinsah. „Ich höre diese Trampel quer durch den Raum.“, erklärte er lediglich, ehe er aufstand und sich ans Ende des langen Tisches setzte, wo er sich mit seinem Gesicht in den Armen vergraben auf dem Tisch niederließ, als würde er schlafen. Das war wohl die einfachste Art sich zu verstecken, denn auch Hermine hatte keine große Lust ihren Freunden zu erklären, warum sie hier mit ihm saß. Sie warf noch einen kurzen Blick auf den Blondschopf, ehe er sich über die Bücher beugte um vorzugeben, dass sie las.

Im nächsten Moment kamen Ron, Harry und Ginny um die Ecke und begrüßten sie mit einem breiten Lächeln. „Hey, Hermine. Konnte ich’s mir doch denken, dass du hier bist.“, meinte Harry, während Ron sich ihr gegenüber setzte. „Wir hatten uns gedacht, dass du sicher mal ne Pause vertragen kannst. Du verkriechst dich in letzter Zeit nur noch hier und so viel Lernen tut echt nicht gut.“, erklärte Ron mit einem Grinsen auf den Lippen. „Ein bisschen mehr Lernen würde euch im Gegensatz schon gut tun.“, erwiderte Hermine halbernst, ehe sie zu Ginny blickte. Diese jedoch hatte Draco bemerkt und betrachtete ihn irritiert und etwas scheu zugleich. Ron schnappte den Blick seiner Schwester auf und folgte diesem. „Was macht der Trottel denn hier?“, fragte Ron nicht gerade darauf bedacht, dass man ihn nicht hörte. „Schlafen, offenbar.“, erwiderte Hermine knapp und merkte, wie nun die Blicke auf sie gerichtet waren. „Er war schon hier, bevor ich kam. Vermutlich wollte er ein wenig Ruhe und wo kann man sich am besten vor Slytherins verstecken als in der Bibliothek?“, flüsterte sie gefolgt von einem leisen Kichern. Sie hätte schwören können, dass sie ein leises Knurren aus seiner Richtung vernommen hatte, was die anderen jedoch nicht bemerkt zu haben schienen. Ginny bedachte sie mit einem prüfenden blick, als glaubte sie ihre Erklärung nicht ganz. Doch die Rothaarige beließ es dabei. „Also? Machst du ne Pause, damit wir irgendwas Lustigeres machen können?“, fragte Ron abermals und stand schließlich wieder auf. „Oh uhm... ja okay klar.“, antwortete sie unsicher. Sie konnte ihre Freunde nicht ständig alleine lassen oder versetzen. Früher oder später würden sie merken, dass irgendetwas vor sich ging. „Geht schon mal vor, ich muss hier noch kurz etwas erledigen und die Bücher zurückbringen. Wir treffen uns vor der großen Halle.“, sie versuchte dabei so natürlich wie möglich zu klingen und offenbar klappte es. Die drei stimmten zu und verließen die Bibliothek schließlich um sich gleich mit ihr wiederzutreffen.

Nachdem sie weg waren, war Draco so plötzlich wieder bei ihr, dass sie innerlich erschrak. Noch bevor er eine Frage an sie richten konnte redete sie schon drauf los. „Okay hör mir zu. Es ist wichtig, dass du an den Tagen, an denen du dich verwandelst, nicht einfach frei herumläufst. Und ich habe schon eine Idee. Wir treffen uns heute Nacht bei der Statue der buckligen Hexe.“, sie zog ihren Umhang wieder an und warf ihre Tasche über die Schulter, „Und wehe du kommst nicht!“ Ehe er widersprechen konnte war sie bereits verschwunden und ließ ihn abermals perplex zurück.

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Nachdem Hermine nun den restlichen Tag mit ihren Freunden verbracht hatte, war es schließlich Nacht geworden. Leise hatte sie sich aus dem Gryffindorturm geschlichen und sich so unauffällig wie möglich auf den Weg zum Treffpunkt gemacht. Dabei fluchte sie innerlich, dass sie verrückt sein müsse die Regeln zu missachten nur um Draco zu helfen, obwohl sie genau so gut zu Dumbledore gehen könnte, um ihm zu sagen was los sei. Doch so sehr sie auch fluchte, sie erinnerte sich letztendlich doch daran, dass sie das Richtige tat. Am Treffpunkt angekommen wartete zu ihrer Überraschung der sichtlich genervte Slytherin bereits auf sie. Seine Arme waren vor der Brust verschränkt und er blickte sie an, als wartete er schon eine Ewigkeit auf sie. „Ich hatte angenommen, dass du gar nicht kommst.“, gestand sie mit einem erfreuten Lächeln auf den Lippen. „Hatte ich auch angenommen.“, erwiderte er lediglich. Ohne ein weiteres Wort lief Hermine voraus und sie nahm an, dass Draco sich bereits denken konnte, wohin sie gingen. „Der Raum der Wünsche?“, stellte Draco fragend in den Raum, als sie im siebten Stock angekommen waren. Hermine nickte stumm und lief weiter. Beinahe hatte sich der Satz in ihrem Kopf geformt, wie seltsam es war, dass sie so einfach hierhergekommen waren, als sie plötzlich ruckartig in eine kleine Nische hinter einem an der Wand hängenden Gobelin gezogen wurde. „Was zum-!?“ Draco hatte einen Arm um ihre Hüfte geschlungen und zog sie somit dem Rücken ihm zugewandt, dicht an seinen Körper, während er seine freie Hand über ihren Mund hielt, damit sie still war. Ihr Körper war angespannt und ihr Herz begann schneller zu schlagen. „Filchs Katze...“, flüsterte er knapp und wirkte dabei selbst mehr als angespannt. Er musste sie gerochen haben, noch bevor die Katze sie hatte entdecken können. Hermine versuchte ruhig zu bleiben. Das letzte was sie gebrauchen konnte war, dass sie jetzt auch noch nachts von Filch erwischt werden würde. Die Minuten, in denen sie dort standen schienen endlos zu sein und noch immer hielt Draco sie fest in seinem Griff. Zwar konnte sie ihn nicht sehen, doch sie spürte, wie sich sein Kopf langsam bewegte. Ein leichter Schauer lief ihr über den Rücken, als sie plötzlich seinen heißen Atem in ihrem Nacken spürte. In ihrem Kopf begonnen schrille Alarmglocken zu läuten und sie wollte sich aus seinem Griff befreien, doch ihr Körper schien ihr einfach nicht gehorchen zu wollen. Ihr Herz raste in der Brust und trotz der doch so harmlosen Berührung fingen ihre Hände leicht an zu zittern. Die Stille um sie herum wurde nur von seinem leisen Atem unterbrochen. Hatte er etwa-? Ebenso plötzlich wie er sie in die Nische gezogen hatte ließ er sie wieder los und schob den Gobelin beiseite. „Hast du etwa an mir gerochen?“, fragte sie fassungslos und vergaß dabei beinahe ihre Stimme zu senken. Völlig perplex blickte sie Draco an, welcher verständnislos zurückblickte. „Warum sollte ich das tun? Werd‘ erwachsen, Granger.“, gab er tonlos zurück und lief weiter zum Ende des Ganges. Er hatte an ihr gerochen, da war sie sich ganz sicher! Nun, er hatte etwas Tierisches an sich, daher war es eigentlich nicht verwunderlich. Dennoch war es ein seltsames Gefühl gewesen. Etwas erschrocken über ihre eigene Reaktion musste sie feststellen, dass ihr Herz noch immer schneller schlug als zuvor, lediglich ihre Hände hatten sich wieder beruhigt. Sie folgte ihm schließlich, ordnete ihre Gedanken wieder und ließ den Eingang zum Raum der Wünsche erscheinen.

Nachdem sie eingetreten waren, sahen sie sich beide erst einmal um. Der Raum hatte sich genau so eingerichtet, wie Hermine es sich vorgestellt hatte. Er war durch einen Kerzenleuchter erhellt und wirkte mit der in der Ecke stehenden großen Couch und dem Eichenholztisch in der Mitte des Raumes  eher wie ein gemütlicher Gemeinschaftsraum, wenn in der anderen Ecke nicht ein recht großer eiserner Käfig gestanden hätte. Draco war an die Gitterstäbe getreten und musterte sie eingehend. „Ich verstehe, wozu der Käfig sein soll. Aber was soll die restliche Einrichtung? Damit ich es gemütlich habe, falls ich doch aus dem Käfig ausbreche?“, er sah sie mit einer hochgezogenen Braue an. Hermine verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. „Natürlich nicht. Ich werde dich noch zusätzlich anketten, damit du definitiv nicht entkommen kannst, während du verwandelt bist. Aber während du dich darin austobst will ich schließlich nicht einfach nur rumstehen, also dachte ich, mache ich es mir ein bisschen gemütlich.“, erklärte sie mit einem selbstzufriedenen Lächeln und ließ sich auf die weiche Stoffcouch fallen und wäre zischen den ganzen Kissen beinahe versunken. Vielleicht hatte der Raum es mit der Gemütlichkeit etwas übertrieben. Dracos Gesicht zierte nun ein breites Grinsen. „So, du willst es dir also gemütlich machen, während du mir dabei zusiehst wie ich mich angekettet in einem Käfig winde? Auf sowas stehst du also?“, erwiderte er schelmisch und seine Zähne blitzten zwischen seinem dreckigen Grinsen hervor. Hermine verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn leise seufzend an. „Warum sollte ich auf sowas stehen? Werd‘ erwachsen, Draco.“, gab sie gespielt schnippisch zurück und betonte seinen Namen dabei mehr als deutlich. Einen Moment lang blickten sie sich schweigend und mit einem Grinsen auf den Lippen an, als kämen sie zu der stillen Übereinkunft, dass nun jeder auf seine Kosten gekommen war. Schließlich stand Hermine wieder auf und ging auf den Tisch zu. „Du solltest vor der Verwandlung viel essen und trinken, damit du während der Verwandlung nicht so ausgehungert bist. Am besten solltest du dich an den Tagen auch verausgaben. Lauf um das Schloss herum oder so etwas in der Art. Und während der Verwandlung solltest du auch genügen zu essen haben. Am besten rohes Fleisch.“, erklärte sie schließlich und nahm den Käfig nun selbst in Augenschein. „Und wo soll ich das herbekommen?“, fragte er in einem leicht genervten Unterton. Mit einem entwaffnenden Lächeln drehte sie sich zu ihm um. „Überlass das nur mir.“

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Sie hatten sich darauf geeinigt den nächsten Vollmond einfach geschehen zu lassen, ohne dass sie sich zu sehr damit beschäftigten, wie es ablaufen würde. Hermine hoffte, dass Draco dadurch ein wenig ruhiger werden würde, wenn er es nicht ständig vor Augen hatte. Jedoch hatte sie ihm ans Herz gelegt mehr zu essen und sich durch Sport abzulenken und zu verausgaben, damit er vielleicht besser schlief. Natürlich hatte Draco diese Ratschläge als eher lästig angesehen, auch wenn Hermine sich sicher war, dass er sie dennoch annehmen würde. Auch sie war wesentlich konzentrierter, nachdem sie ihm zumindest ein bisschen helfen konnte. Außerdem konnte sie endlich wieder mehr Zeit mit Harry, Ginny und Ron verbringen, was sie ebenfalls auf andere Gedanken brachte.

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Am Tag vor dem nächsten Vollmond hatten sie ausgemacht, sich ein paar Stunden vor dem Abendessen im Raum der Wünsche zu treffen, damit sie rechtzeitig alles für die Verwandlung vorbereiten konnten. Doch zuvor hatte sie noch etwas anderes zu erledigen. Nachdem sie sich von ihren Freunden verabschiedet hatte, schlich sie sich in die Küche von Hogwarts, wo die Hauselfen in voller Aufregung wie ein Haufen Ameisen dabei waren, das Essen für den Abend vorzubereiten. Ihre Stimmen verschmolzen zu einem einzigen Rauschen und große Blicke huschten hier und da über das Essen. Die Hauselfen schienen Hermine gar nicht zu bemerken. Sie liefen einfach an ihr vorbei als wäre sie lediglich Teil der Einrichtung. Nur ein einziges Augenpaar war auf sie gerichtet, als sie die Küche betreten hatte. „Miss Granger? Was führt Sie in die Küche zu uns?“, fragte der kleine Hauself, welcher nun direkt vor ihr stand und sie erwartungsvoll anblickte. „Hallo, Dobby.“, sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, welches Dobbys unterwürfige Haltung sofort auflöste und seinen Ausdruck in einen freudigen verwandelte. „Was kann Dobby für Miss Granger tun?“, fragte der Elf und erwiderte ihr Lächeln. „Kannst du mir vielleicht etwas von dem Abendessen mitgeben? Ich werde leider keine Zeit haben in die große Halle zu gehen und... hast du vielleicht auch etwas rohes Fleisch, was ich mitnehmen kann? Ich teste gerade etwas.“, erklärte sie etwas unsicher und ihr Blick huschte immer wieder durch die Küche. Doch niemand hörte ihrem Gespräch zu. Einen Moment zweifelte sie daran, ob Dobby ihrer Bitte nachkommen würde, als er jedoch im nächsten Moment eifrig nickte und in sich hineinmurmelnd davonlief, um Hermine etwas von dem Essen und Fleisch zu holen. Sie brauchte nur ein paar Minuten warten, bis er wiederkam und ihr eine verzauberte Tasche gab, in welche er das Essen eingepackt hatte. „Vielen Dank, Dobby. Du rettest mir das Leben.“, bedankte sie sich aufrichtig und musste über ihre Wortwahl kichern. „Für Miss Granger würde Dobby doch alles tun. Schließlich hat sie dafür gesorgt, dass wir Hauselfen ein besseres Leben haben.“, erwiderte er freudig strahlend, doch Hermine tat es als selbstverständlich ab, dass sie sich damals für die Hauselfen eingesetzt hatte. Sie beugte sich zu dem kleinen Hauselfen hinunter und sah sich ein letztes Mal um bevor sie flüsterte: „Könnte das hier unter uns bleiben, Dobby?“ Wieder nickte er eifrig. „Natürlich. Dobby sagt niemandem, dass Miss Granger da war.“ „Danke.“

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Sie würde Dobby definitiv etwas schulden, denn das würde sicher – oder eher hoffentlich? – nicht das letzte Mal sein, dass sie ihn um diesen Gefallen bitten musste. So machte sie sich ungesehen auf den Weg zum Raum der Wünsche, welcher noch immer genau so aussah, wie sie sich ihn das erste Mal vorgestellt hatte. Zufrieden deckte sie den Holztisch in der Mitte des Raumes mit Geschirr und dem zubereiteten Essen, während sie das Fleisch für später beiseite legte. Kurz darauf betrat Draco den Raum und sah sich mit seinem üblichen übellaunigen Gesichtsausdruck um. „Du hast Essen besorgt?“, fragte er nahezu verwundert und übersprang die Begrüßung einfach völlig –nicht, dass sie etwas anderes erwartet hatte. „Aus der Küche, ja. Ich sagte ja, dass du vorher viel essen musst, damit du im Werwolfszustand nicht ausgehungert bist. Also setz dich.“, erwiderte sie, als hätte sie sich schon tausend Mal mit Werwölfen auseinandergesetzt. Schweigend gehorchte Draco, was Hermine ein leichtes Lachen entlockte. „Was ist?“, fragte der Blonde abfällig. „Du hörst ganz gut, für einen Welpen.“, antwortete sie unschuldig und schenkte sich dabei etwas von dem Kürbissaft ein, den sie ebenfalls mitgenommen hatte. Draco gab ein kehliges Knurren von sich. „Lass die Hundewitze lieber, bevor ich dich nachher noch aus Versehen auffresse.“, er schnaubte und tat sich nun ebenfalls etwas auf seinen Teller. Auf seine Bemerkung hin gab sie nur ein leises Kichern von sich. Jetzt wo sie um seine Situation wusste, war sein aggressives Verhalten längst nicht mehr so furchterregend. Es kam ihr vielmehr wie das trotzige Verhalten eines jungen Hundes vor, der einfach nicht lernen wollte. Sie musste sich eingestehen, dass es fast ein bisschen niedlich war. Dennoch behielt sie den größten Respekt vor der Sache. Sie wusste, wie gefährlich er werden würde, wenn er sich erst einmal verwandelt hatte. Und sie wusste auch, dass es für ihn sicher nicht einfach war...

Lustlos stocherte er in seinem Essen herum, während Hermine bereits mit ihrem Essen fertig war. „Du musst essen. Auch wenn du keinen wirklichen Hunger verspürst.“, ermahnte sie ihn abermals. Sein Blick wanderte zu dem rohen Fleisch, welches neben dem Käfig auf einem kleinen Tisch lag. „Was ist damit?“, fragte er, als wolle er so das Thema wechseln.

„Das ist für während deiner Verwandlung.“

„Wie soll ich das... essen, wenn ich doch angekettet bin?“

„Ich werfe dir was zu.“

„Dann musst du aber ziemlich nah an den Käfig. Ist das nicht zu gefährlich?“

„Machst du dir etwa Sorgen um mich?“

Er warf ihr einen finsteren Blick zu, ehe er ein paar letzte Bissen nahm und schließlich aufstand. „Der Mond geht bald auf.“, bemerkte er knapp um abermals das Thema zu wechseln. Sie nickte stumm. Nun konnten sie nur hoffen, dass der Käfig und die Ketten ihn halten würden, wenn er verwandelt war. Denn alleine mit einem Werwolf in einem Raum zu sein war nicht gerade einer ihrer Lebensträume gewesen. Fast bedächtig öffnete er die Gittertür zum Käfig und sah sich skeptisch darin um, als erwartete irgendetwas. Als sie ihm dabei zusah, wie er den Käfig von innen unter die Lupe nahm, kam ihr eine weitere heikle Angelegenheit in den Sinn. „Was ist eigentlich... mit deiner Kleidung?“, fragte sie unsicher und wandte den Blick rasch von ihm ab, als er sich zu ihr umdrehte. „Was soll damit sein?“, erwiderte er sichtlich irritiert von ihrer Frage. „Nun, wenn du dich verwandelst, dann wirst du schließlich ein gutes Stück größer und so...“, erklärte sie verlegen und wusste nicht recht, wie sie sich ausdrücken sollte. Doch Draco schien bereits zu verstehen, was sie sagen wollte und sah sie mit großen Augen an. „Jetzt willst du auch noch, dass ich mich ausziehe?“, seine Stimme klang fassungslos und Hermine konnte es ihm nicht verübeln. Abwehrend hob sie die Hände und schüttelte vehement den Kopf. „Nein! Nein! Also...nicht direkt. Nicht alles!“, in einer verzweifelten Geste rieb sie mit ihrer Hand über ihr Gesicht. „Deine Schuluniform. Schüler können sie nicht verändern, damit keine Röcke gekürzt werden und ähnliches. Wir können sie also nicht verzaubern, dass sie mitwächst.“, unweigerlich machte sich die Vorstellung eines Werwolfes in der Hogwartsschuluniform in ihrem Kopf breit und sie konnte nicht umhin in sich hinein zu grinsen. Draco hingegen starrte sie nur noch fassungsloser an. „Da bleibt mir noch immer nicht viel Kleidung übrig!“, protestierte er. Hermine stemmte die Hände in die Hüften. „Genierst du dich etwa vor mir? Ich will doch lediglich-“, doch Draco unterbrach sie schon. „Ja natürlich, du willst doch nur helfen oder was auch immer du für Ausreden hast. Ehrlich Granger, langsam glaube ich, dass du andere Motive dafür hast, mir zu helfen.“, erwiderte er beinahe vorwurfsvoll. Ein leises Seufzen entwich ihren Lippen und sie blickte den Blonden kopfschüttelnd an. „Sei nicht albern. Du verschwendest gerade Zeit, also los. Ich werde dir schon nichts weggucken.“, meinte sie mit einem leichten Grinsen im Gesicht.

 Nach langem Hin und Her hatte Draco unter ständig gemurmelten Flüchen den Großteil seiner Kleidung abgelegt. Hermine gab sich allergrößte Mühe ihn nicht anzustarren, als sie sich wieder zu ihm umdrehte. Und doch konnte sie nicht umhin ihren Blick ein wenig schweifen zu lassen, was er natürlich direkt mitbekam und mit einem lauten Knurren kommentierte. Unter bedächtigem Schweigen stellte er sich an die Steinmauer im Käfig. Sein Blick war beinahe verlegen zur Seite gerichtet, während er darauf wartete, dass Hermine die Ketten um seinen Körper zauberte. Sie achtete darauf, dass die Ketten nicht zu eng an seinem Körper saßen, damit er genug Platz während der Verwandlung hatte, aber dass sie dennoch eng genug saßen, damit er sich nicht einfach herauswinden konnte. Als sie zurücktrat und die Gittertür schloss und mit einem Zauber zusätzlich versiegelte, blickte sie wieder zu ihm hinüber. Erst dann bemerkte sie, dass es kein verlegender, sondern ein leidender Blick war. Es war deutlich sichtbar, wie sehr er unter dieser Situation litt. Ihn dabei so angekettet zu sehen verlieh der Szenerie eine ungewollte Bestialität und sie hoffte, dass diese grausame Maßnahme nicht für immer die einzige Lösung bleiben würde. Sie war sich sicher, dass das gegenseitige Ärgern von ihnen ihm irgendwie ein bisschen Normalität verschaffte, denn trotz allem wirkte er ruhig und bedacht. Sorgenvoll musterte sie ihn durch die Gitterstäbe, nicht wagend etwas zu sagen. Hin und wieder durchzuckte es seinen Körper und feine Härchen stellten sich auf seiner fahlen Haut auf. In beängstigter Faszination beobachtete sie, wie er versuchte sich zu krümmen und dabei von den Ketten zurückgehalten wurde. So sehr er auch versuchte den Schmerz zurückzuhalten entwich ihm im nächsten Moment ein dumpfes Grollen aus der Kehle und Hermine zuckte unweigerlich dabei zusammen. Es tat ihr gleichermaßen weh ihm zuzusehen, doch es hatte etwas einnehmendes, dass sie sich einfach nicht davon abwenden konnte. Die Schmerzen in ihm schienen schlimmer zu werden. Immer wieder stieß er ein Knurren oder Jaulen aus, während die Transformation langsam seinen Lauf nahm. Er biss die Zähne fest zusammen, dass sein Kiefer laut knackte und warf seinen Kopf dabei in den Nacken. Deutlich konnte sie erkennen, wie die Transformation seinen Körper veränderte, Knochen und Fell wachsen ließ und seine Laute immer tierischer wurden. Es war ein furchterregendes Leidensspiel. Hermine stieß einen entsetzten Laut aus und schlug sich im gleichen Moment die Hände vor den Mund. Wie ein Berserker kämpfte er nun gegen seine Gefangenschaft an. Er fletschte die nun fangartigen Zähne und zog mit Armen und Beinen an den rasselnden Ketten. Ein letztes Mal knackten seine Gelenke laut und knirschten unter der Last, als trete man auf splitterndes Glas...

Kapitel V - Wolfsmond Part 1

Noch immer sah Hermine es ganz genau vor sich. Vor ihrem inneren Auge verwandelte der hilflose Junge sich immer wieder in dieses furchterregende Biest. Wenn sie die Augen schloss sah sie, wie er gefräßig seine Reißzähne bleckte und die Klauen ausstreckte, um nach etwas zu greifen. Etwas zu packen. Etwas zu zerreißen. Die funkelnden Augen lagen suchend auf der Lauer und das laute Knurren übertönte das Rascheln der Ketten, welche an der steinigen Wand scharrten. Es war so unheimlich und faszinierend zugleich, dass sie ihre Augen nicht von ihm hatte abwenden können. Das Bild des Werwolfs hatte sich fest in ihr Gehirn eingebrannt, so wie das schmatzende Geräusch als er das rohe Fleisch riss, welches sie ihm zugeworfen hatte. Sein helles Fell befleckt mit Blut und Speichel. Es war nun ein paar Wochen her, seit sie Dracos Verwandlung mit angesehen hatte und noch immer verfolgte es sie bis in ihre Träume. Doch sollte es sie nicht davon abhalten, ihm weiterhin helfen zu wollen. Sie hatte es ihm schließlich versprochen.

 

Außerdem war es außergewöhnlich gewesen, einem Werwolf während der Verwandlung so nahe sein zu können.
 

In der Zeit bis zum nächsten Vollmond hatten sie jedoch noch eine Menge zu tun. Hermine wollte unbedingt herausfinden, wie er auch während der Verwandlung ruhiger bleiben könnte und was er tun konnte, damit er mit der Situation einfach besser klar kam. Es war eine seelische Anstrengung für ihn, das sah sie ihm an. Er musste sich nun mit einem völlig neuen Leben arrangieren und es fiel ihm merklich schwer. Hermine redete ihm gut zu, so sehr sie konnte und an einigen Tagen schien er es auch anzunehmen.

Fast jeden zweiten Tag saßen sie gemeinsam in der Bibliothek und wälzten Bücher. Nun im Grunde stimmte das nicht ganz. Meistens wälzte sie sich durch die Bücher, während er ihr gegenübersaß und entweder mit dem Kopf in seinen Armen vergraben auf dem Tisch lag oder ihr einfach dabei zusah. Erst hatte es sie gestört, dass er einfach nur dasaß und nichts tat. Es machte sie nervös, dass er sie zu beobachten schien. Doch nach einiger Zeit bemerkte sie, dass es ihm dagegen gut tat. Irgendwie schien es ihn zu beruhigen, ihr ruhig gegenüber zu sitzen, zu schweigen, sie zu beobachten oder zu dösen und ihr war auch klar, warum. Es gab ihm ein Gefühl von Normalität. Vielleicht ein Stück Geborgenheit, dass er einfach für einen Augenblick abschalten konnte, während die Welt sich um ihn herum weiterbewegte. Das Leben laugte ihn aus, doch hier konnte er wieder Kraft sammeln, hier brauchte er sich nicht selbst anzulügen.

Auch an diesem Tag lag er wieder mit seinem Kopf auf den Armen ruhend auf dem Tisch. Seine Augen blickten jedoch über seine Arme hinweg zu ihr herüber und soweit Hermine es beurteilen konnte, tat er das schon eine ganze Weile. Leise seufzend ließ sie das Buch sinken und sah zu ihm. Nur für einen kurzen Moment streiften sich ihre Blicke, ehe er seinen wieder gesenkt hatte. Abwartend musterte sie ihn, doch er rührte sich nicht. Mittlerweile sah er schon wesentlich lebendiger aus, als noch zu Anfang. Seine Haut hatte wieder etwas Farbe angenommen – die typische Malfoyische Blässe war jedoch noch immer vorhanden - seine Augen waren längst nicht mehr so ausdruckslos und er verzog sein Gesicht nicht mehr so häufig zu einer aggressiven Grimasse. Nur der dunkle Schatten unter seinen Augen wollte nicht gänzlich verschwinden. „Du wirkst noch immer müde.“, stellte sie leise fest. Er stieß ein Schnauben aus, ohne seinen Kopf zu heben, sagte aber sonst nichts dazu. Nach kurzem Zögern schob Hermine eine Hand zu ihm herüber und legte sie auf seinen Arm. Die Berührung ließ sie beinahe aufgeregt erschaudern, als stellte sie mit Überraschung fest, dass er sich entgegen ihrer Erwartung  warm anfühlte. Sie war sich nicht sicher, woher die Erwartung gekommen war, dass er eiskalt sein musste. Zum ersten Mal drängte sich ihr der Gedanke auf, dass er auch nur ein Mensch war. Nicht, dass sie daran gezweifelt hatte, nein. Aber die Zeit, die sie mit ihm verbracht hatte, hatte ihr gezeigt, dass er genauso ängstlich und genauso verletzt sein konnte, wie jeder andere auch. Selbst, wenn er es immer hatte verstecken wollen.

Er zuckte merklich unter ihrer Berührung zusammen und blitzschnell war sein Blick wieder auf sie gerichtet, als hätte er vor gehabt nach ihrer Hand zu schnappen, wenn sie sich noch einmal bewegen sollte. Hermine ignorierte diesen Blick und schenkte ihm stattdessen ein entwaffnendes Lächeln. „Du hast noch immer Albträume, nicht wahr?“, ihre Aussage passte keineswegs zu ihrem Lächeln und doch schien es zu helfen. Draco entspannte sich auf der Stelle und hob seinen Kopf leicht an, wie ein Hund, der den Klang seines Namens gehört hatte. Er wurde aufmerksam. In seinen Augen erkannte sie, dass er protestieren wollte, doch er brachte kein Wort heraus. Er sah sie nur wieder mit dieser fast erschreckenden Faszination in seinem Blick an, die sie schon häufiger bei ihm bemerkt hatte. Manchmal kam sie sich vor, als sei sie ihm gegenüber völlig fremd. So als erkenne er sie zum ersten Mal. Nun vielleicht war dem auch so. Er hatte – nein er musste – sich auf ein völlig neues Leben einstellen und vielleicht hatte er sich zum ersten Mal darauf eingelassen, sie wirklich anzusehen. Einerseits beunruhigte sie dieser Blick, andererseits jedoch ließ es ihr Herz aufgeregt hüpfen und nervös zugleich. „Es muss dir nicht peinlich sein.“, brachte sie schließlich hervor, nachdem sie festgestellt hatte, dass sie einander einfach nur angestarrt hatten. „Vielleicht kann ich dir dabei helfen, die Albträume loszuwerden. Ich habe einiges darüber gelesen, dass Werwölfe gerade im ersten Jahr stark unter Albträumen leiden und was man eventuell dagegen tun kann.“, erklärte sie hastig und zog ihre Hand wieder zurück. „Ich glaube kaum, dass du mir dabei irgendwie helfen kannst, aber du lässt sonst eh keine Ruhe, habe ich Recht?“, erwiderte er trotzig und senkte seinen Kopf wieder auf seine Arme. Hermine ließ ein leises Kichern verlauten. Sie wusste genau, dass er froh darüber war, dass überhaupt jemand versuchte ihm zu helfen, er wollte es nur nicht zugeben. Er wirkte wie ein trotziger kleiner Junge, der nicht zugeben wollte, dass er Angst im Dunkeln hatte und einen Vorwand suchte, um das Licht anzulassen. In der nächsten Sekunde schien ihr diese Erkenntnis eher traurig, denn amüsant. „Also gut, wir treffen uns heute Abend um die übliche Zeit beim Raum der Wünsche.“, beschloss sie und schlug das Buch zu, welches vor ihr lag, so als wollte sie ihren Beschluss noch einmal unterstreichen. Draco nickte müde und erhob sich schließlich, um die Bibliothek zu verlassen. Um keine Aufmerksamkeit zu erregen wartete Hermine noch einen Moment, ehe sie ebenfalls aufstand, nur um im nächsten Moment von einer Hand gepackt und beiseite gezerrt wurde...
 

Ginevra Molly Weasley war schon immer neugierig gewesen. Sie war neugierig gewesen, als ihre Brüder George und Fred im dritten Schuljahr ständig mit diesem Stück Pergament in der Tasche herumgelaufen war, welches merkwürdigerweise immer leer war, wenn sie es ihnen abnehmen konnte. Letztendlich hatte sie herausgefunden, dass es die Karte des Rumtreibers war, mit welcher sie ihre Pläne schmiedeten. Sie war neugierig gewesen, als ihr Bruder Ron sich vor zwei Jahren ständig weggeschlichen hatte und teilweise selbst zum Essen nicht aufzufinden war. Es stellte sich heraus, dass er eine Freundin aus Hufflepuff hatte, welche jedoch fast drei Jahre älter war als er und offenbar nicht mit ihm in der Öffentlichkeit gesehen werden wollte. Und sie war neugierig, als ihr eigener Freund, Harry Potter, sie im letzten Jahr ständig versetzte und nicht einmal Ron oder Hermine wussten, wo er am Wochenende immer war. Sie war beinahe zu dem Entschluss gekommen, dass er sie betrügen musste, als sie endlich herausfand, dass er heimlich Tanzstunden genommen hatte, um sie am Weihnachtsball nicht zu enttäuschen.  Was sie in diesem Jahr jedoch Aufmerksam werden ließ, war Hermines ständige Abwesenheit. Sie hatte zwar immer behauptet, dass sie in der Bibliothek war oder auf den Ländereien gesessen hatte um in Ruhe zu lernen. Doch Ginny merkte sofort, wenn etwas vor sich ging. An einigen späten Abenden hatte sie bemerkt, wie Hermine sich aus dem Gryffindorturm geschlichen hatte. Sie wollte der ganzen Geheimnistuerei ein Ende setzen und beschloss, ihr in den nächsten Tagen zu folgen. Zu ihrem Glück war sie mittlerweile so geschickt darin anderen zu folgen, dass Hermine nicht gemerkt hatte, wie sie ihr in die Bibliothek gefolgt war und sie zusammen mit Draco Malfoy gesehen hatte. Mithilfe einiger Weasley-Scherzartikel konnte sie die beiden in Ruhe beobachten, ohne ihnen zu nahe zu kommen. Jedoch wirkte die Szenerie mehr als seltsam auf sie – abgesehen von der Tatsache, dass sie ausgerechnet ihn bei ihr vorfand. Die beiden hatten kaum miteinander geredet. Hermine hatte gelesen, während Draco mit dem Kopf in seinen Armen auf dem Tisch gedöst hatte. So aggressiv wie sie – nein, die ganze Schule – ihn in letzter Zeit erlebt hatte, war es umso merkwürdiger, ihn dort so ruhig vorzufinden. Als wenn Hermines Gegenwart ihn beruhigte. Was ging hier nur vor sich?

Ein paar Tage lang hatte sie die beiden beobachtet und festgestellt, wie vertraut sie miteinander wirkten. Zwar wechselten sie nur wenige Worte, doch ließ nichts darauf schließen, dass sie stritten oder einander verachteten, wie es sonst der Fall war. Im Gegenteil! Draco sah sie mit einer ihr völlig unbekannten Faszination und Neugierde an, als hätte er gerade eben ein Geheimnis an ihr entdeckt. Hermines Blick glänzte, selbst wenn sie versuchte ihn eingeschnappt anzusehen, wie Ginny feststellte. Sie hatte fast immer ein Lächeln auf den Lippen und wenn nicht, dann lächelten zumindest ihre Augen. Es war so, als würden sie die Gesellschaft des anderen wirklich genießen. Ginny verstand die Welt nicht mehr.

An diesem Tag war sie Hermine wieder gefolgt und beschloss, dass es endgültig reichte. Sie wurde einfach nicht schlau aus den beiden. Als Draco schließlich aufstand um die Bibliothek zu verlassen, traute Ginny sich aus ihrem Versteck heraus. Gerade als auch Hermine gehen wollte, packte sie ihre Freundin am Arm und zog sie zwischen die Regale. Die ältere der beiden Hexen blickte die jüngere irritiert an. Es stand ihr ins Gesicht geschrieben, dass sie nicht mit ihr gerechnet hatte. „G-ginny. W-was machst du denn hier?“, stammelte sie hilflos und versuchte dabei ein Lächeln aufzusetzen, welches bedeuten sollte, dass sie absolut nichts zu verbergen hatte. Der Versuch scheiterte. „Das wollte ich dich auch gerade fragen.“, erwiderte Ginny vorwurfsvoll und stemmte die Hände in die Hüfte. „Ich weiß nicht, was du meinst.“, nervös begann Hermine an ihrer Kleidung zu zupfen und die Bücher in ihrer Tasche von einer Seite auf die andere zu schieben. Einen kurzen Moment wartete Ginny, als hoffte sie darauf, Hermine würde von allein mit der Sprache herausrücken, doch das tat sie nicht. „Ich habe dich doch gerade eben mit Malfoy gesehen und ich weiß, dass du dich in einigen Nächten aus dem Gryffindorturm herausgeschlichen hast. Also sag schon; was ist da zwischen euch?“, fragte sie nun von sich aus und hoffte, dass ihre Freundin keine Ausrede erfinden würde. Hermine gab ein leises Seufzen von sich. „Da läuft nichts zwischen uns.“, gab sie kleinlaut zurück, traute sich jedoch noch immer nicht die jüngere Hexe anzusehen. „Ach bitte! Ich habe doch gesehen, wie ihr euch anschaut! Wie du immerzu lächelst und ist es nicht schon auffällig genug, dass Malfoy sich allen anderen gegenüber wie ein Berserker aufführt und bei dir plötzlich zum zahmen Schoßhund wird?“, verlangte sie mit Nachdruck zu wissen. Hermine musste unweigerlich über ihre Ausdrucksweise grinsen, was Ginnys Neugierde wohl nur mehr entfachte. „Was ist so lustig?“ Hermine schüttelte den Kopf und ließ das Grinsen zu einem bedauernden Lächeln schwinden. „Du interpretierst das völlig falsch, Ginny. Ich helfe ihm bei einem Problem und dieses Problem ist auch der Grund dafür, warum er dieses Jahr so... ist. Aber ich kann dir nicht mehr erzählen, es tut mir leid. Ich habe es ihm versprochen.“, erklärte Hermine schließlich und hoffte, dass ihre Freundin sich damit zufrieden geben würde. Es fiel ihr sichtlich schwer nichts sagen zu dürfen. Einen Moment lang bedachte Ginny sie mit einem durchdringenden Blick, ehe sie ihre Haltung etwas lockerte. „Und warum hilfst ausgerechnet du ihm dabei? Ich versteh das nicht ganz.“, Besorgnis machte sich in ihrem Blick breit und Hermine konnte es ihr nicht verübeln. „Keine Sorge, Ginny, er hat mich nicht dazu gezwungen zu helfen, noch erpresst er mich irgendwie. Ich habe mich wohl einfach in die Sache reinziehen lassen. Aber es ist gar nicht so schlimm ihm zu helfen. Eigentlich ist es ganz... nett.“, sie schenkte ihrer Freundin ein aufmunterndes Lächeln und erntete nur weitere Verständnislosigkeit. „Ganz nett? Bist du sicher, dass wir von demselben Draco Malfoy reden?“ Hermine lachte auf und verdrehte ihre Augen leicht. „Ich werde es dir noch erklären, versprochen. Aber momentan geht es einfach nicht, okay? Bitte erzähl Harry und Ron nichts. Sie würden es nur missverstehen und sicherlich wütend auf Draco werden.“ Mit hochgezogenen Brauen sah Ginny dir Brünette an. „Ich bin mir ja nicht mal sicher, ob ich es verstehe.“, erwiderte sie lediglich und wurde sogleich in eine kurze Umarmung gezogen. „Danke dir. Ich muss los, ich habe noch etwas zu erledigen!“, damit war Hermine auch schon wieder aus der Bibliothek verschwunden und hinterließ eine verdattert dreinblickende Ginny Weasley, welche sich fragte, ob sie ihre Neugierde vielleicht zügeln sollte, denn das war wirklich zu merkwürdig gewesen.
 

Am Abend des selbigen Tages und kurz vor dem nächsten Vollmond, trafen sich Hermine und Draco ein weiteres Mal im Raum der Wünsche. Hermine hatte ihm versprochen, dass sie versuchen würde ihm bei seinem Albtraum-Problem zu helfen und genau das würde sie tun. Sie war etwas früher angekommen als Draco und hatte den Raum bereits betreten. Es würde kein Problem für ihn sein den Raum ebenfalls zu betreten, denn er würde wissen, dass sie bereits da war. Durch seinen nun feinen Geruchssinn würde er sofort erkennen, dass ihre ‚Fährte‘ frisch war.

Hermine sah sich in dem Raum um und war zufrieden. Dieses Mal war kein gedeckter Tisch vorhanden und kein Käfig in der Ecke des Raumes. Lediglich in der Mitte des Raumes war ein großer Futon ausgebreitet und viele Kerzen erhellten den Raum. Es sollte entspannend wirken und ein Käfig in Sichtweite wäre dieser gewollten Entspannung sicher nicht zuträglich gewesen. Für einen kurzen Moment kam es ihr in den Sinn, dass es beinahe etwas Romantisches hatte, doch sie verdrängte diesen Gedanken sofort wieder.

Bevor sie in weitere absurde Gedanken abdriften konnte, hörte sie wie die Tür sich hinter ihr öffnete. Mit einem Lächeln drehte sie sich zu dem erwarteten Gast um, welcher jedoch minder begeistert wirkte. Seine aufmerksamen Augen huschten durch den Raum, ehe sein Blick wieder auf ihr ruhte. „Was soll denn das werden, Granger, willst du mich etwa verführen?“, fragte er mit einem wölfischen Grinsen im Gesicht, als er näher trat. Hermine gab ein abfälliges ‚Tse‘ von sich: „Sei nicht albern, Draco und setz dich.“ Hermine hatte sich in einem Schneidersitz auf dem Futon niedergelassen und blickte erwartungsvoll zu dem Neuankömmling herüber. Dieser ließ sich nun ebenfalls ihr gegenüber nieder, ihre Pose imitierend. „Wann habe ich dir eigentlich erlaubt mich beim Vornamen zu nennen?“, fragte er gespielt vorwurfsvoll. Sie zuckte mit den Schultern. „Vielleicht als ich beschlossen habe dir bei deiner völlig miserablen Lage zu helfen? Wir sind keine Kinder mehr, also können wir den Kinderkram nicht einfach lassen?“, erwiderte sie gelassen. Daraufhin schwieg er und senkte betroffen den Blick. Hermine war sich sicher, dass er verstanden hatte. „Nun, wir versuchen heute dein Albtraum-Problem etwas in den Griff zu bekommen. Denn wenn du weiterhin so unausgeschlafen bleibst, wirst du noch unausstehlicher und als Werwolf unberechenbarer.“, sie schenkte ihm ein neckendes Grinsen und sofort erhellte sich seine Miene etwas. „Schließ also deine Augen, entspann dich und atme tief durch.“, erklärte sie und tat sofort, was sie gesagt hatte. „Ich werde doch jetzt nicht anfangen zu meditieren. Ich bin doch kein Mädchen.“, weigerte er sich und klang dabei unheimlich kindisch, wie Hermine fand. Typisch. Sie schlug ihre Augen wieder auf und bedachte ihn mit einem vorwurfsvollen Blick. „Gut, ich nehme es zurück. Du bist immer noch ein Kind.“, sie ergriff rasch seine Hände und schloss wieder die Augen, wobei ihre ineinandergelegten Hände zwischen ihnen in der Luft hingen. Für einen kurzen Moment zuckten seine Hände, als wolle er sie wieder zurückziehen, ließ sie ihm nächsten Moment jedoch locker. Nun schloss auch der die Augen, wenn auch widerwillig. „Atme tief durch. Tief in den Bauch einatmen und du wirst merken, wie sich dein ganzer Körper entspannt.“, wies Hermine ihn mit einem Flüstern an und machte es ihm vor. Man hörte nur noch das tiefe Atmen der beiden und selbst die Anspannung im ganzen Raum schien plötzlich zu verfliegen. Hermine spürte, wie ihre Muskeln sich lockerten und ihr Körper von Wärme durchströmt wurde. Für einen Moment hätte sie schwören können, dass sie Wärme von seinen Händen ausging. Eine Weile saßen sie einfach da, atmeten tief in sich hinein und ließen die Stille auf sich wirken. Selbst das Flackern der Kerzen hatte aufgehört, als ständen selbst sie still, im Einklang mit der Ruhe. „Rufe dir einen deiner Träume in dein Gedächtnis, aber versuche ruhig dabei zu bleiben.“, sie wartete einen Moment, bis sie sicher sein konnte, dass er sich einen Traum in Erinnerung gerufen hatte. Seine Hände zuckten leicht und Hermine übte etwas stärkeren Druck mit ihren Händen aus, wie um ihn zu beruhigen. Um ihm zu versichern, dass sie bei ihm sei. „Stell dir vor, dass es anders ausgeht als sonst. Dein Opfer entflieht dir, indem es appariert oder was auch immer du frisst ist plötzlich Kürbiskuchen oder so etwas in der Art. Versuche dem Traum einen besseren Ausgang zu geben.“, flüsterte sie und merkte selbst nicht, wie sie begonnen hatte vorsichtig mit ihren Daumen über seinen Handrücken zu streichen. Langsam entspannte er sich wieder. „Versuche immer wenn du ein wenig Zeit hast und vor allem kurz vor dem Schlafengehen diese Entspannung zurückzuholen. Versuche dir deine Träume ins Gedächtnis zu rufen und beeinflusse sie zum Besseren. Mit der Zeit wirst du auch deine echten Träume beeinflussen können.“ Auch wenn Draco schwieg wusste Hermine, dass er ihr genau zuhörte. Er versuchte seine Gedanken zu ändern und diese fürchterlichen Albträume, welche ihn Nacht für Nacht aus dem Schlaf rissen, zu verändern.

Es waren fast zwei Stunden vergangen, in welchen sie sich so gegenüber gesessen hatten. Draco war viele seiner Träume durchgegangen und hatte immer wieder versucht sie zu ändern, bis es schon fast von alleine geschah. Hermine beobachtete ihn aufmerksam dabei und gab ihm hier und da ein paar Hinweise, wie er die Szenerien ändern konnte. Sie konnte nur hoffen, dass es helfen würde, auch wenn sie sich sicher war, dass er noch mehr Übung darin brauchte.

Es war kurz vor Mitternacht als Draco sich auf den Futon sinken ließ und erschöpft den Kopf schüttelte. „Es reicht mir für heute...“, gab er seufzend von sich. Müde starrte er an die Decke. Hermine legte sich neben ihn, dass ihre Köpfe fast einander berührten. „Ich glaube, dass du das schon schaffen wirst.“, sagte sie leise und starrte nun ebenfalls an die von Kerzen beleuchtete Decke. Eine Weile lagen sie einfach so da, sahen an die Decke und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, bis seine Stimme die Stille durchbrach: „Danke, ... Hermine, dass du mir hilfst. Ich glaube ohne deine Hilfe wäre ich schon längst durchgedreht.“, flüsterte Draco, nun die Augen geschlossen. Auf Hermines Lippen zeichnete sich ein sanftes Lächeln ab. Sie erwiderte nichts auf seinen Dank und sie wusste, dass sie es auch gar nicht brauchte. Als Hermine beinahe glaubte, dass Draco eingeschlafen war, stellte sie eine Frage, die ihr schon lange auf der Zunge brannte: „Du bist bei dem Überfall gebissen worden, bei dem deine Mutter getötet wurde, stimmt‘s?“ Hermine befürchtete beinahe, dass sie etwas Falsches gesagt hatte, da er nicht direkt antwortete. „Ja... einer dieser Dreckskerle war ein Werwolf.“, er machte eine kurze Pause, „Selbst nach der ersten Vollmondnacht wollte ich es nicht wahr haben.“  Hermine nickte bedächtig. Vermutlich hätte sie nicht anders reagiert. „Weiß dein Vater davon?“ Draco schüttelte den Kopf, was Hermine jedoch nur spüren konnte, nicht aber sehen. „Nein, er hat keine Ahnung. Er hat wohl gedacht, dass ich nur wegen Mutters Tod so übersensibel reagiere...“, seine Stimme wankte etwas und sie wusste, dass es ihm schwer fallen musste, ihr davon zu erzählen. Dennoch war sie ihm dankbar dafür, dass er es ihr erzählte. „Es... tut mir wirklich leid, was dir widerfahren ist.“, sie legte ihren Kopf auf die Seite um ihn ansehen zu können und es überraschte sie, dass auch er sie ansah. Ihr Haar lag aufgebauscht zwischen ihnen und Draco konnte kaum darüber wegsehen. Vorsichtig schob sie eine Hand hinauf um ihr Haar beiseite zu legen, doch er umfasste ihr Handgelenk um sie davon abzuhalten. Mit großen Augen beobachtete sie, wie er langsam die Augen schloss und offenbar den Duft ihrer Haare einsog. Der Anblick war so befremdlich und doch löste es in Hermine ein ungewohntes Kribbeln aus, dass ihr die Röte ins Gesicht stieg. Sie hatte schon einmal bemerkt, wie er offenbar an ihr gerochen hatte und es kam ihr noch immer seltsam vor. Doch es störte sie auch nicht, wie sie sich eingestand. Eigentlich war der Gedanke, dass er ihren Duft zu mögen schien irgendwie verlockend. Als reagierte sein Wolfsbewusstsein auf eine verführerische Fährte. Viel zu spät merkte sie, dass er ihr Handgelenk wieder losgelassen hatte und sich auf die Seite gelegt hatte. Er hob seinen Arm und legte ihn um ihre Taille, um sie näher an sich heranzuziehen. Ihr Herz klopfte wie wild in ihrer Brust, dass sie fürchtete, er würde es hören können. Sein Gesicht war tiefer in ihrem Haar vergraben und sein Arm ruhte noch immer auf ihr. Für einen kurzen Moment verfiel Hermine in eine Schockstarre. Hatte Draco sich gerade wirklich an sie herangeschmiegt? Sie wagte es kaum einen Blick auf ihn zu werfen, merkte dann aber, dass seine Augen noch immer geschlossen waren. Ihre Starre löste sich und sie drehte den Kopf etwas weiter. Sein gleichmäßiger Atem verriet ihr, dass er offenbar eingeschlafen war. Hermine konnte die Absurdität der Situation kaum verstehen und versuchte es auch erst gar nicht. Sie musste gestehen, dass sie sich irgendwie wohl dabei fühlte. Vorsichtig hob sie ihre Hand und strich ihm ein paar Strähnen aus dem Gesicht, ehe sie ebenfalls die Augen schloss. Sie wollte ihn nicht wieder wecken. Nicht wo er doch endlich so friedlich zu schlafen schien. Vielleicht würde er diese Nacht nicht von Albträumen heimgesucht werden. Vielleicht hatte sie ihm helfen können...
 

Hermine erwachte am nächsten Morgen allein im Raum der Wünsche. Der Platz neben ihr war leer und obwohl sie es nicht anders erwartet hatte, versetzte ihr der Anblick einen Stich. Sie wusste nicht, was sie sich erhofft hatte, wo sie doch wusste, dass es nur sein Instinkt gewesen sein musste, der ihn so hatte handeln lassen. Warum hätte sie auch gewollt, dass er noch da war, wenn sie aufwachte? Schließlich war doch alles Schein. Seufzend setzte sie sich auf und verzog schmerzerfüllt ihr Gesicht. Ihr Rücken schien ihr die Nacht auf dem Futon ziemlich übel zu nehmen.

Es wurde auch nicht besser, als sie die große Halle betrat und sich unter den wachsamen Augen von Ginny an den Gryffindortisch setzte. Sie wusste genau, was dieser Blick besagte. Er besagte: ‚Wo bist du die ganze Nacht gewesen? Ich weiß doch, dass du weg warst! Du warst bei ihm, stimmt’s? Und du willst mir weißmachen, da sei nichts zwischen euch.‘ Hermine zwang sich zu einem Lächeln, welches antworten sollte: ‚Nein, Ginny, da ist wirklich nichts. Du interpretierst da einfach zu viel rein.‘, doch irgendwie wollte ihr das nicht ganz gelingen. Zu ihrem Glück waren Harry und Ron jedoch da, sodass Ginny ihre Gedanken nicht aussprach. „Hey, Mine, du siehst ziemlich müde aus. Zu lange gelernt?“, fragte Harry mit seiner üblichen guten Laune, während er sich etwas Kürbissaft nachschenkte. „Uhm, ja ich muss wohl über den Büchern eingeschlafen sein.“, erwiderte Hermine knapp und wandte sich dem Frühstück zu. „Typisch. Du wirst noch die Abschlussprüfungen verschlafen, wenn du so weitermachst.“, Ron verschlang sein zweites Toast fast in einem Bissen und schüttete Kürbissaft hinterher, „Das würd mir nichts ausmachen, wenn ich die verschlafen würd. Ist eh alles sinnlos. Für das Aurorentraining braucht man nachher eh nichts mehr davon.“ Harry schüttelte den Kopf und merkte gar nicht, dass seine Freundin Hermine noch immer schweigend anstarrte, als versuchte sie telepathisch mit ihr Kontakt aufzunehmen. „Ich wünschte du hättest Recht.“, erwiderte der schwarzhaarige Zauberer lediglich, doch Hermine schenkte dem Gespräch schon kaum mehr Beachtung. Wieder einmal war sie kaum bei der Sache. Diese Situation vom vorherigen Abend hatte sie irgendwie aufgewühlt und ihre Gedanken durcheinander gebracht. Sie versuchte sich einzureden, dass nichts gewesen sei. Dass alles normal verlaufen wäre, doch sie wusste, dass das nicht stimme und Ginny wusste es ebenfalls.
 

In den Tagen bis zum nächsten Vollmond mied Draco sie und Hermine verstand einfach nicht, wieso er das tat. Vielleicht war es ihm unangenehm gewesen? Vielleicht wollte er einfach so tun, als wäre es gar nicht geschehen. Er tauchte nicht in der Bibliothek auf und auch auf den Fluren und in der großen Halle schien er immer einen besonders großen Bogen um sie zu machen. Hermine entschied, dass es für sie wohl ebenfalls am besten wäre so zu tun, als sei gar nichts geschehen.

Dennoch trafen sie sich wie gewohnt am Abend des Vollmondes im Raum der Wünsche. Schweigend setzten sie sich an den Tisch und aßen, wobei Draco darauf bedacht war, sie nicht anzusehen. Innerlich seufzte Hermine. Am liebsten hätte sie ihn gefragt, warum er sie die ganzen Tage gemieden hatte und warum er weder mit ihr reden, noch sie ansehen wollte. Es lag ihr auf der Zunge und es machte sie wütend, dass er sich so verhielt. Doch sie wusste, dass er ihr ohnehin nicht ehrlich antworten würde, wenn sie danach fragte. Er war einfach zu stolz – noch immer.

Die Anspannung zwischen ihnen verdichtete sich nur, als er seine Kleidung ablegte und sich in den Käfig stellte, damit Hermine ihn anketten konnte. Die Stille brachte sie fast zur Verzweiflung und ihrem Kopf spielten sich tausend Möglichkeiten ab, warum er sich so verhielt. Es gab kein Grinsen für sie, keine sarkastische Bemerkung, kein Sticheln und irgendwie fehlte es ihr. Mit wirren Gedanken zog sie die Schnallen an seinen Handgelenken fest und verließ mit gesenktem Blick den Käfig. Am liebsten wäre sie ganz gegangen, doch in letzter Minute entschied sie sich dagegen. Sie hatte ihm versprochen für ihn da zu sein. Eigentlich hatte sie das nicht wirklich, aber sie wollte für ihn da sein. Sie konnte ihn nicht einfach alleine lassen.

Lustlos setzte sie sich auf die Couch und wartete darauf, dass die Verwandlung begann. Es dauerte nicht lange, bis sie ein Knacken vernahm, welches ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. Ihr Blick huschte zu ihm herüber und sie erkannte, dass die Verwandlung einsetzte. Schmerzerfüllt verzog er das Gesicht zu einer Grimasse. Seine Knochen knackten als würden sie brechen. Das Rascheln der Ketten und das Knacken übertönten die unterdrückten Schmerzlaute, die ihm über die Lippen kamen. Er stieß ein tiefes Grollen aus, welches in ein Jaulen überging. Sein Körper verformte sich und wuchs zu einem riesigen Wolf heran. Das helle Fell spross aus seiner Haut und bedeckte ihn schließlich vollständig. Hermine verkrampfte sich merklich in die Couch, dass ihre Finger zu schmerzen begonnen. Der Werwolf – Draco – knurrte unaufhörlich und bleckte die Zähne. Seine schwarzen Augen funkelten boshaft und mit seinen Hinterpfoten scharrte er über den Boden. Dann war für einen Moment ruhe – die Verwandlung war vollständig.

Vorsichtig erhob Hermine sich, den Werwolf immer im Blick behaltend und ging langsam auf den Korb mit dem rohen Fleisch zu, welcher in der Nähe stand. Je eher sie ihn fütterte, desto eher würde er ruhiger werden. Als sie ein Stück von dem Fleisch aufhob, hörte sie erneut das Scharren seiner Krallen an der Wand und das kehlige Knurren. Gerade als sie sich umdrehte erschallte ein metallenes Klirren, gefolgt von einem reißendem – fast bröckelndem – Geräusch. Sie konnte gerade noch sehen, wie der Werwolf – Draco – sich losgerissen hatte, auf die Gittertür zustürmte, welche er mühelos aus den Angeln hob und Hermine entgegenschleuderte. Ein ungeheurer Schmerz traf auf ihren Kopf, dann wurde alles dunkel. Weit weg hörte sie einen dumpfen Aufschlag, dann trat wieder Stille ein...
 

Sie wusste nicht, wie lange sie bewusstlos gewesen war, doch es war ihr wie eine Ewigkeit vorgekommen. Offenbar war Draco direkt aus dem Raum gestürzt ohne sie zu seiner Beute zu machen – wenigstens etwas Glück. Dennoch, das hätte nicht passieren dürfen. Ein dumpfes Pochen machte sich in ihrem Schädel breit, welches zunahm, als sie sich aufsetzte. „Verflucht...“, stieß sie leise aus und rieb sich den Kopf. Dann setzte Panik ein. Wo war er hingerannt, wenn er sich befreit hatte? War er noch im Schloss? Nein, das glaubte sie nicht. Wahrscheinlich war er aus dem Schloss rausgerannt.

Langsam stand sie auf und wurde im ersten Moment von einem Schwindelgefühl gepackt. Bevor sie fiel konnte sie noch einen der Gitterstäbe packen um sich auf den Beinen zu halten. Ihr Körper stabilisierte sich wieder und sie blickte sich kurz um. Offenbar hatte sie einen Fehler gemacht, als sie Draco angekettet hatte und dazu hatte sie vergessen den Käfig extra mit einem Zauber zu sichern. Sie stieß einen weiteren Fluch aus. Nur weil sie so in Gedanken gewesen war lief jetzt ein wildgewordener Werwolf irgendwo auf den Ländereien von Hogwarts herum!

Nachdem sie sichergestellt hatte, dass sie ihren Zauberstab dabeihatte, verließ sie rasch den Raum der Wünsche und rannte durch die Flure, ohne Rücksicht darauf, ob sie erwischt werden konnte. Doch wieder lief sie keinem Lehrer in die Arme. Das Schloss war wohl einfach zu groß für diesen Zufall und das Glück war zumindest in dem Moment auf ihrer Seite. Nur wie hatte Draco unbemerkt aus dem Schloss rennen können?

Gehetzt trat sie an die frische Nachtluft heraus und hörte sofort das laute Heulen, welches vom verbotenen Wald kam. Sie konnte nur hoffen, dass er dort bleiben würde und sich nicht wieder auf den Weg nach Hogsmead machte. Ohne weiter nachzudenken rannte sie los, den Zauberstab immer bereit und dem Heulen des Wolfes folgend. Über ihr begannen die Sterne bereits zu verblassen. Graue Wolken zogen träge daran vorbei und einzig grell am Firmament leuchtete der blutrote Wolfsmond...

Kapitel VI - Wolfsmond Part 2

Es war Hermine wie eine Ewigkeit vorgekommen, als sie endlich den Waldrand erreichte. Rasch zog sie ihren Zauberstab um sich den Weg leuchten zu können. Das Heulen war für kurze Zeit verstummt, doch sie war sich sicher, dass er noch im Wald war. Sie musste ihn einfach finden, damit nicht wieder jemand zu Schaden kam. Dass sie dabei selbst zu Schaden kommen könnte, kam ihr dabei nicht in den Sinn.

Ohne einen Gedanken zu verschwenden rannte sie in den Wald hinein, in der Hoffnung ihn finden zu können. Sie folgte jedem Geräusch das sie hörte. Verdrängte die Angst vor allem, was ihr eventuell begegnen könnte. Verflucht, sie war Hermine Granger! Sie hatte miterlebt, wie sich jemand vor ihren Augen in einen Werwolf verwandelte! Sie ging in einem uralten Schloss zur Schule, in welchem Geister herumschwirrten und Portraits sprechen konnten! Sie hatte keine Angst alleine in der Nacht in den verbotenen Wald zu gehen, in welchem sich nun besagter Werwolf aufhielt.

Beinahe wäre sie über eine Wurzel gestolpert, konnte sich doch gerade noch auf den Beinen halten und rannte sofort weiter, innerlich fluchend, dass sie nicht richtig aufgepasst hatte. Ihr Herz raste und hämmerte unruhig gegen ihre Brust. Ihr Blut schoss aufgeregt durch ihre Venen und trieb sie immer weiter voran. Immer wieder entdeckte sie im Augenwinkel etwas vorbeihuschen. Doch es war verschwunden, sobald sie die Richtung geändert hatte. So lief sie ziellos durch den Wald und glaubte beinahe, dass sie nicht einmal mehr aus dem Wald herausfinden würde, selbst wenn sie gewollt hätte. Abrupt blieb sie stehen und stieß einen verzweifelten Schrei aus. Wie hatte sie nur so naiv sein können, dass sie das alles alleine schaffen würde? Sie schlug die Hände vor ihr Gesicht und unterdrückte ein Schluchzen, während heiße Tränen begannen sich in ihren Augen zu sammeln. „Scheiße...“,  ächzte sie. Plötzlich hörte sie eine Stimme rufen. Alarmiert schreckte sie auf und sah sich um. Wieder ein Rufen. Jemand rief ihren Namen! Hermine hob ihren Zauberstab an um mehr sehen zu können. „Hallo?“, rief sie laut, in der Hoffnung, die Person würde ganz in der Nähe sein. Einen Moment lang glaubte sie sich die Rufe nur eingebildet zu haben, bis: „Hermine!“ Sie kannte diese Stimme! Sogar sehr gut. Es musste... „Ginny!“, rief Hermine nun lauter und Erleichterung machte sich in ihr breit. „Ginny! Ich bin hier!“, wiederholte sie und es dauerte nicht lange, bis eine rothaarige Hexe ihr entgegenrannte und sie stürmisch in die Arme schloss. „Hermine! So ein Glück, dass ich dich gefunden habe! Ich habe dich überall gesucht. Oh bei Merlin, dir geht es gut.“, Ginny war völlig außer Atem, doch in ihren Augen funkelte Freude auf. „Was machst du hier? Wieso hast du mich gesucht?“, fragte Hermine mit brüchiger Stimme. Sie stellte fest, dass ihr die Tränen die Wange herunterliefen und sie wischte sie mit dem ganzen Ärmel von ihrem Gesicht. „Es tut mir Leid, Mine. Aber ich war in Sorge um dich und bin dir hinterhergelaufen. Nach ein paar Ecken habe ich dich aus den Augen verloren und bin ziemlich ziellos durchs Schloss gewandert. Plötzlich habe ich dieses Vieh... diesen Werwolf durch das Schloss laufen sehen. Zum Glück hat er mich nicht bemerkt. Ich bin sofort zum Gemeinschaftsraum und hab Harry und Ron geweckt. Wir sind dem Werwolf hinterher und die beiden wollten ihn rauslocken, damit er nichts anstellen konnte. Ich habe ihn mit einem Zauber belegt, dass er nicht so laut ist. Ich sagte ihnen, dass sie ihn weiter rauslocken sollen und ich würde dich suchen gehen.“, erklärte sie rasch und stolperte dabei einige Male über ihre Worte. Ginny schluckte schwer und blickte Hermine aus großen Augen an. „Das ist Malfoy, stimmt‘s? Er ist der Werwolf und dabei wolltest du ihm helfen.“, ihre Stimme war ruhig und nicht mit dem vorwurfsvollen Ton versetzt, den Hermine erwartet hatte. Sie nickte knapp. Dann hörten sie aus der Ferne ein lautes Jaulen und sie zuckte merklich zusammen. „Wir müssen ihn finden bevor irgendjemand verletzt wird!“, mit diesen Worten rannte Hermine auch sogleich los. Ginny rannte ihr hinterher und sprühte dabei mit ihrem Zauberstab rote Funken in den Himmel. In der Ferne konnte sie die Antwort darauf sehen und sie beschleunigten ihre Schritte. Wieder ein Jaulen, dann ein Aufschrei.

Die Mädchen konnten gerade noch sehen wie Harry beiseite geschleudert wurde, sich jedoch sofort wieder aufraffte und zusammen mit Ron die Bestie einkesselte, die Zauberstäbe erhoben. Beide wirkten erschöpft und Hermine wusste nicht, wie lange sie den Werwolf – Draco - schon in Schach hielten, doch sie schlugen sich gut. „Habt ihr Dumbledore Bescheid gegeben?“, rief Harry herüber, die Augen fest auf den Werwolf fixiert. „Nein, das dürfen wir nicht! Er ist... ein Schüler.“, erklärte Hermine verzweifelt und glaubte nicht daran, dass sie es verstehen würden. Hätten sie die Zeit dafür gehabt, dann hätten sie ihre Freundin wohl ungläubig angestarrt. Doch immer wieder mussten sie dem Werwolf ausweichen und ihn mit Zaubern von sich stoßen. Auch Ginny half ihnen jetzt. Er flüchtete jedoch nicht, als hätte er die beiden zu seinem Abendmahl auserwählt und außerdem schien er mehr als angriffslustig zu sein. Hermine hatte ihren Zauberstab noch immer erhoben, traute sich jedoch nicht einen einzigen Zauber zu sprechen. „Bitte, ich werde es euch erklären! Helft mir nur ihn ruhig zu stellen.“, flehte sie, wobei plötzlich die Aufmerksam des Wolfes auf sie gerichtet war. Das Mondlicht wurde in seinen Augen gespiegelt und ließen sie bedrohlich aufblitzen. Bevor er reagieren konnte traf ihn ein Zauber an der Seite und schleuderte ihn zurück gegen einen Baumstamm. Hastig reagierten die vier und ketteten ihn mit einigen Zaubern an den Baum. Kurz darauf fing der Werwolf sich wieder und begann wie wild an den Ketten zu zerren, welche jedoch nicht nachgeben wollten. Hermine legte zur Sicherheit weitere Zauber auf die Ketten, damit sie nicht so einfach zerreißen würden.

Erleichtert atmeten sie auf, ehe sie sich an Hermine wandten. „Kannst du mal erklären, was hier abgeht?“, fragte Ron beinahe entsetzt und wagte es nicht, seinen Blick allzu lange von diesem Biest am Baumstamm abzuwenden. „E-es tut mir Leid. Ich wollte euch da nicht mit reinziehen.“, stammelte sie vor sich hin und begann am ganzen Leib zu zittern. Ginny legte ihr eine Hand auf die Schulter und schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln, das Jaulen des Werwolfs im Hintergrund ignorierend. „Jetzt erzähl‘ schon, was los ist.“, forderte sie ruhig. Hermine nickte schwach. Jetzt war es ohnehin zu spät. So atmete sie tief ein und wieder aus, ehe sie begann alles zu erzählen, was die letzten Monate geschehen war. Wie sie herausgefunden hatte, dass Draco ein Werwolf war. Wie sie ihm angeboten hatte ihm zu helfen und wie sie die erste Verwandlung miterlebt hatte. Sie kam sich so unendlich dumm vor, dass sie geglaubt hatte einen Werwolf alleine im Schach halten zu können.

Harry und Ron starrten sie entgeistert an. „Das ist Malfoy?!“, wiederholte Ron ungläubig und starrte den Werwolf an, welcher zu seinem Unglück zurückstarrte und ihn zurückschrecken ließ. „Warum hast du Dumbledore nichts gesagt? Oder wenigstes McGonagall oder Snape?“, fragte Harry unsicher. Hermine senkte betroffen den Blick. „Ich dachte, ich würde alleine damit klarkommen. Er wollte nicht, dass es jemand weiß. Das ist doch verständlich, oder?“, antwortete sie kleinlaut und wieder sammelten sich Tränen in ihren Augen. Ein leises Seufzen glitt über Ginnys Lippen. „Wir müssen es erzählen, Hermine. Das darf nicht wieder passieren und Dumbledore wird ihn sicherlich nicht einfach von der Schule werfen. Die können ihm viel besser helfen.“, warf sie ein und die Jungs nickten zustimmend. Keiner von ihnen stellte in Frage, warum sie ihm geholfen hatte. Keiner von ihnen warf es ihr vor und das war etwas, was Hermine erleichterte. Sie hatte geglaubt, dass ihre Freunde verständnislos reagieren würden. Dass sie vielleicht abfällig werden würden, doch sie hatte sich zum Glück geirrt. Egal wie wenig sie den Slytherin auch leiden konnten, so zweifelten sie nicht an ihr und das war beruhigend. Hermine blickte auf und zwang sich zu einem leichten Lächeln. „Ich weiß. Ich werde ihn dazu überreden zu Dumbledore zu gehen.“, sie schniefte laut und sah zu Draco herüber, welcher sich noch immer wie ein Berserker gegen die neuen Ketten wehrte. In den letzten Vollmonden hatte er sich nicht so schrecklich gegen die Ketten gewehrt. In dieser Nacht war er viel aggressiver und sie glaubte zu wissen, wieso. Langsam blickte sie gen Himmel und entdeckte den blutroten Mond, welcher bereits dabei war unterzugehen. Es war ein seltener Mond. Ein roter Mond. Er musste die Werwölfe auf der Welt aggressiver machen als sonst. Irgendwo in den Büchern hatte sie darüber gelesen, doch es schien noch ungeklärt zu sein, wieso dem so war.

Während sie darauf warteten, dass die Sonne endlich aufging, setzten sie sich in einen Kreis auf den moosbedeckten Waldboden und redeten. Sie sagten nicht viel. Es waren kaum ein paar Worte, dennoch wirkte es beruhigend auf Hermine. Irgendwie war sie erleichtert nicht mehr alleine mit der Situation umgehen zu müssen, auch wenn sie nicht wusste, wie sie weiterhin darauf reagieren würden. Sie war sich sicher, dass sie Draco weiterhin dabei zur Seite stehen würde. Sie wollte ihm helfen damit leben zu können und sie wollte einfach für ihn da sein. Es war so anders gewesen mit ihm in dieser Zeit und eigentlich war es wirklich schön gewesen. Sie sorgte sich um ihn. Nicht einfach, weil er ihr leidtat. Sondern wirklich seinetwegen. Sie hatte gelernt ihn aus einer völlig anderen Perspektive zu sehen und sie wusste, dass auch er sie nun anders sah. Er hatte sie bei sich haben wollen. Nicht von Anfang an, aber jetzt. Das hatte er ihr nicht sagen brauchen, nein er hatte es ihr gezeigt indem er ihr vertraute. Und sie gestand, dass auch sie ihm vertraute.

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Als die Sonne langsam aufging erhob Hermine sich. Wie die anderen bemerkte sie, dass die Rückverwandlung langsam einsetzte und sie traute sich nun auf ihn zuzugehen. Rasch zauberte sie eine Decke hervor und legte sie ihm über, ehe er vollständig zurückverwandelt war. Dann löste sie die Ketten. Ihre Freunde saßen schweigend hinter ihr und betrachteten das Schauspiel. Hermine kniete sich vor ihn und konnte nicht umhin wieder zu weinen, doch dieses Mal aus Erleichterung und Freude. Draco sackte leicht zur Seite, doch sie legte die Arme um ihn, damit er nicht fiel. Sie hörte wie er kurz nach Luft rang, ehe er wieder zu Verstand kam und sie panisch anstarrte. Irgendwo in seinem Unterbewusstsein musste er wissen, was geschehen war, denn er schlang die Arme um sie und begann laut zu schluchzen, was dazu führte, dass Hermines Tränen nur mehr flossen.

Sie hörte hinter sich ein Rascheln, welches von ihren Freunden kommen musste und warf einen Blick zu ihnen, Draco noch immer in den Armen haltend. Ron blickte sie nicht an, Harry und Ginny dagegen warfen ihr einen  verständnisvollen Blick zu, ehe sie sich langsam von ihnen entfernten. Hermine würde später weiter mit ihnen reden, das hatte sie sich fest vorgenommen. Doch in dem Moment brauchte Draco sie.

„E-es tut mir so leid.“, schluchze er und drückte sie noch mehr an sich heran. Bereitwillig ließ sie es zu und legte ihre Arme ebenfalls fester um ihn. Sein Gesicht war in ihrem Haar vergraben und er murmelte weitere Entschuldigungen. Sein Körper zitterte heftig und sie spürte, wie sein Herz gegen seine Brust hämmerte, als wolle es fliehen. „Ist schon gut... alles ist gut.“, flüsterte Hermine ihm beruhigend zu und strich ihm mit der Hand über den Rücken. Auch ihr Herz begann schneller zu schlagen, doch viel mehr aus der Faszination heraus ihm so berauschend nahe zu sein. Wie er sich suchend an sie klammerte und ihr zeigte, wie sehr er sie wirklich brauchte. „I-ich hätte dich t-töten können, Hermine!  I-ich wollte dir nicht wehtun!“, stammelte er völlig aufgelöst und sie spürte, wie einige seiner Tränen auf ihre Schulter fielen. Es brach ihr das Herz ihn so zu sehen. „Bitte beruhige dich, Draco. Es ist nichts passiert. Niemand ist zu Schaden gekommen.“, versuchte sie abermals ihn zu beruhigen und dieses Mal blieb er ruhig.

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Eine Weile lang lagen sie sich einfach in den Armen und genossen die Ruhe. Draco hatte aufgehört zu zittern und zu schluchzen. Sein Herzschlag war noch immer schnell, aber dennoch ruhiger als zuvor. „Deine Freunde haben geholfen, oder?“, fragte er plötzlich aus dem Nichts heraus, ließ sie dennoch nicht los. Hermine nickte. „Sie wissen Bescheid und ich finde, dass Dumbledore auch Bescheid wissen sollte. Er wird dich sicher nicht rausschmeißen und dir he-“, doch bevor sie zuende sprechen konnte unterbrach Draco sie bereits: „In Ordnung, ich werde zu ihm gehen. Ich will nicht, dass so etwas noch einmal passiert oder Schlimmeres.“ Schließlich löste er sich etwas von ihr und blickte sie mit einem traurigen Lächeln an, welches Hermines Herz höher schlagen ließ. Irgendwie erinnerte es sie daran, wie er sie angesehen hatte, als sie nebeneinander gelegen hatten und sie plötzlich an sich gezogen hatte. Hermine erwiderte sein Lächeln zaghaft. Er würde es ihretwegen tun. Plötzlich begriff sie, dass nicht nur sie angefangen hatte sich um ihn zu sorgen, sondern dass auch er angefangen hatte, sich um sie zu sorgen. Vielleicht verstand sie erst jetzt, was Ginny damit gemeint hatte, sie sehe doch, wie sie einander anschauten. Sie hatten begonnen einander zutiefst zu vertrauen.

Langsam kroch die Kälte in Hermines Knochen als der Herbstwind aufkam und durch den Wald fegte. „Wir sollten zurück zum Schloss.“, sagte sie leise, den Blick nicht von ihm abwendend. Er nickte, ließ nun vollständig von ihr ab und zog die Decke näher an seinen Körper. Sie half ihm beim Aufstehen und nahm seine Hand, welche nicht die Decke festhielt, ehe sie zurück zum Schloss liefen. Immer wieder warf sie ihm aus dem Augenwinkel einen Blick zu. Er wirkte erschöpft und müde, dennoch schien er beinahe zufrieden zu sein. Sie lächelte in sich hinein und dachte daran, wie verrückt es war. Doch sie bereute es keinesfalls. Es hatte ihr die Chance gegeben ihn wirklich kennenzulernen und was sie dabei entdeckt hatte, ließ sie einfach lächeln.

So machten sie sich ungesehen in den frühen Morgenstunden auf den Weg in die Kerker, damit Draco sich umziehen konnte, bevor sie ins Büro des Schulleiters gingen. Er wollte es nicht aufschieben, auch wenn Hermine wusste, dass er Angst davor hatte. Sie wartete, während er in den Gemeinschaftsraum verschwunden war. Als er wieder herauskam wirkte er geordneter, auch wenn ihm die Müdigkeit ins Gesicht geschrieben stand und ihr selbst wohl auch. Mit einem Lächeln nahm sie wie selbstverständlich seine Hand und ging mit ihm zu Dumbledores Büro.

Der Schulleiter hatte sie zwar freundlich, aber mit einem fragenden Blick empfangen. Hermine hatte gemerkt, wie sich Dracos Hand fester um ihre geschlossen hatte, als sein Blick dem von Dumbledore begegnete. Sie hatten sich gesetzt und Draco hatte mit brüchiger Stimme angefangen zu erklären, was passiert war. Der alte Zauberer hatte dabei aufmerksam zugehört und hier und da verstehend genickt. Sie selbst hatte kaum etwas gesagt. Natürlich hatte er ihre Entscheidung betadelt, dass sie allein gehandelt hatte, doch er hatte auch ihren Mut gelobt. Er versicherte ihnen, dass er Draco helfen würde und dass niemand, außer dem Lehrpersonal, etwas davon erfahren müsse. Sofort lockerte sich der Griff um ihre Hand und sie schien förmlich zu spüren, wie ihn die Erleichterung durchströmte, welche sie ebenfalls erreichte. „Ich danke Ihnen, Professor.“, sagte der Slytherin ruhig und auch Hermine bedankte sich mehrmals, ehe sie das Büro wieder verließen. In den nächsten Tagen würde noch viel auf sie zukommen, dass wussten sie beide. Es musste viel arrangiert werden und Draco würde noch viel erklären müssen. Doch in diesem Moment zählte es einfach nur, dass es in Zukunft leichter werden würde. Dass er sie vielleicht nicht mehr brauchen würde, versetzte ihr jedoch einen Stich...

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Wie selbstverständlich hatten sie das Schloss wieder verlassen und fanden sich auf den Ländereien wieder, als Hermine stehen blieb und sich ihm zuwandte. Unsicher sah sie ihn an und fand in seinem Blick wieder diese Neugierde, diese Faszination, die ein wohliges Kribbeln in ihr auslöste. „Nun, dann wirst du mich in Zukunft wohl nicht mehr brauchen. Schade, ich werde es vermissen dich einzusperren oder mir deine bissigen Kommentare anzuhören, während wir essen.“, gab sie plappernd von sich und grinste leicht, um ihre Unsicherheit zu überspielen. Doch er sah sie noch immer so durchdringend an, als würde er ihr direkt in den Kopf schauen können. Sie wandte den Blick ab, als sie dem seinen nicht mehr standhalten konnte. „Draco, ich wollte dir nur sagen, dass-“, doch weiter kam sie nicht. Abrupt hatte er ihr Gesicht in seine Hände genommen, sich zu ihr hinuntergebeugt  und fast bedächtig seine Lippen auf ihre gelegt. Für eine Sekunde war Hermine geschockt, ehe sie sich fallen ließ und dieses berauschende Gefühl genoss, welches durch ihren Körper strömte. Sie schloss die Augen und schlang die Arme um seinen Nacken, um ihn noch näher zu sich heranzuziehen. Seine Lippen pressten sich warm und weich gegen ihre und für einen Moment schoss ihr durch den Kopf, wie perfekt sie sich aneinander schmiegten. Er ließ von ihrem Gesicht ab und legte seine Arme um ihre Taille, wobei er den Kuss noch intensivierte. Ihr Herz schien beinahe auszusetzen und mit einem Mal wurde ihr heiß. So plötzlich wie er sie geküsst hatte löste er sich auch wieder von ihr und bedachte sie mit einem leichten Grinsen, als sie ihn völlig außer Atem anblickte, schweigend. „Ich wusste doch, dass selbst du Mal sprachlos sein kannst.“, meinte er und sein Grinsen wurde etwas sanfter, „Weißt du eigentlich, wie wundervoll du duftest?“. Wie hatte sie dieses Grinsen in den letzten Tagen vermisst! Sie erwiderte sein Grinsen. „Verfluchter Köter.“, zischte sie und zog ihn zu einem erneuten Kuss zu sich hinunter. Es schien so, als würde er nicht einfach so aus ihrem Leben verschwinden. Vielmehr schien es so, als würde er sie nicht so einfach gehen lassen...

Epilog - Wind

„Hermine, ich brauche dich an meiner Seite. Du hast mir geholfen das durchzustehen und du hast mir geholfen, dass ich dabei nicht verrückt werde. Du warst für mich da, als ich ganz alleine war und hast mir sogar gegen meinen Willen geholfen. Du schenkst mir sogar ein Lächeln, wenn ich völlig fertig bin und du gibst mir das Gefühl, Normal zu sein. Du bist sogar an meiner Seite, wenn es mich nach rohem Fleisch verzehrt und ich dich sofort auffressen würde, wenn ich könnte.“, Draco blickte sie mit einer ablehnenden Grimasse an und schüttelte den Kopf, „Willst du etwa sowas von mir hören?“ Hermine lachte und drehte sich auf den Bauch. Das frische Frühlingsgras kitzelte sie im Gesicht und eine Hand ruhte auf Dracos Bauch, welcher neben ihr lag. „Ich sagte nur, dass du ruhig mal etwas Nettes sagen könntest. Du musst mir nicht gleich einen Heiratsantrag machen.“, erwiderte sie mit einem breiten Grinsen, wohl wissend, dass das, was er gesagt hatte, auch der Wahrheit entsprach.

Es war nun ein paar Monate her seit der einen Nacht im verbotenen Wald und der Frühling war eingekehrt. Sie standen kurz vor den Abschlussprüfungen und mit Hilfe von Dumbledore waren auch seine Vollmondnächte einfacher. Hermine war ihm dabei nie von der Seite gewichen, schließlich hatte sie es ihm versprochen, oder? Es stand unausgesprochen zwischen ihnen, dass sie einander brauchten. Dass sie sich in der Zeit so sehr aneinander gewöhnt hatten, dass sie einander mehr als nur zu schätzen gelernt hatten. Das Wort ‚Liebe‘ war nie zwischen ihnen gefallen und Hermine wusste nicht, ob es das jemals tun würde. Sie wusste nicht, wie es in Zukunft werden würde, doch sie wusste, dass sie die Zeit mit ihm genießen wollte.

Das Werwolfsein war noch immer nicht einfach für ihn. Doch wenn sie bei ihm war, schien ihm einfach alles leichter zu fallen. Sie beruhigte ihn, sie munterte ihn auf. Sie konnten zusammen lachen und waren füreinander da – doch es war nicht einfach. Hermine hatte versucht es ihren Freunden zu erklären. Ron war natürlich nicht begeistert gewesen. Er verstand sie einfach nicht und vielleicht würde er das auch nie. Harry und Ginny waren dagegen verständnisvoller und sie glaubte, dass besonders Harry verstanden hatte. Auch er hatte viel gelitten und auch er hatte jemanden an seiner Seite gebraucht.

Es lag noch so viel Zeit vor ihnen, dass noch so viel passieren konnte. Es konnte sich noch alles ändern. Irgendwann würden sie erwachsen werden und irgendwann würden sich ihre Wege trennen oder aber mehr verflechten. Es würden noch viele Vollmonde vergehen und es würden noch viele Sonnen aufgehen. Hermine schenkte ihm ein liebevolles Lächeln, ehe sie ihm einen Kuss auf die Lippen hauchte. „Du hast dich nicht verändert.“, flüsterte sie amüsiert und er hob die Augenbrauen. „Ich habe mich erst vor ein paar Tagen in einen verfluchten Werwolf verwandelt. Reicht dir das denn nicht?“, erwiderte er mit einem breiten Grinsen und legte die Arme um sie.

Ja, Hermine wusste, dass er die Wahrheit gesagt hatte. Sie wusste es jedes Mal, wenn er sie aus ausdruckslosen Augen angesehen hatte, bevor er sich verwandelte und wenn er sich haltsuchend an sie geklammert hatte, wenn ein Vollmond vorbeigegangen war. Sie wusste es, wenn er ruhig neben ihr schlief, ohne sich im Schlaf zu winden, weil ein Albtraum ihn verfolgte. Sie wusste es, wenn er sie mit diesem faszinierten Blick ansah, als durchschaue er sie und sie wusste es, wenn er ihr dabei zusah, wie sie in der Stille der Bibliothek las. Und Hermine wusste, dass sie sich wohlmöglich in ihn verliebt hatte, als sie das erste Mal bemerkt hatte, dass Draco Malfoy auch nur ein Mensch war, den sie aus seiner finsteren Tiefe gezogen hatte, um mit ihm zu erkennen wie befreiendes es war wirklich zu sehen und zu fühlen, dort draußen im Wind...


Nachwort zu diesem Kapitel:
A/N:
Es tut mir aufrichtig leid, dass das Kapitel voll mit vorhersehbaren Sachen ist.
Aber irgendwie passte alles so schön in meinem Kopf, da konnte ich es nicht noch mal umändern =D

Und vielen Dank an Oo-Nala-oO die so geduldig mit mir darüber diskutiert. Du weißt, ich lege sehr viel Wert auf deine Meinung <3.
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Nachwort zu diesem Kapitel:
A/N:
Das hier ist das vorletzte Kapitel der Geschichte und ich hoffe, dass es euch bisher gefallen hat :)
Das nächste Kapitel + Epilog und damit die Geschichte wird (hoffentlich) schon sehr bald fertiggestellt.
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Nachwort zu diesem Kapitel:

So, das war dann wohl das recht unbefriedigende Ende von De Profundis.
Ich entschuldige mich bei allen meinen Lesern, die etwas anderes (oder mehr) erwartet hatten - ich hatte auch etwas Anderes erwartet XD
Die Geschichte ist mir letztendlich wohl doch etwas aus den Fingern geglitten und ist etwas 'flauschiger' geworden, als ich es beabsichtigt hatte. Das wird sich sicherlich in meiner nächsten FF ändern.
Nunja, ich hoffe, dass niemand von euch zu enttäuscht ist!

Ich bedanke mich bei allen meinen Lesern und vor allem bei den tollen Reviews, die ich erhalten habe! Es hat wirklich Spaß gemacht zu schreiben, wenn man so tolle Resonanz bekommt! Und noch mal einen extra Dank an Farbwolke für die vielen ausführlichen Kommentare. Ich hoffe, ich habe dich mit dem Ende nicht enttäuscht :)

Also noch einmal VIELEN DANK!
Eure Heliya :)
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Kommentare zu dieser Fanfic (27)
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Von:  xXshadowblossomXx
2015-06-26T18:00:57+00:00 26.06.2015 20:00
Omg, das war einfach nur fantastisch.
Ich bin einfach nur froh dass draco und hermine zusammengekommen sind und das problem etwas in den griff bekommen haben.
Ich liebe das pairing draco x hermine, da ich finde dass die beiden viel besser zusammenpassen als ron und hermine wie in den filmen.
ich habe mich schon immer gefragt wieso die beiden zusammenkommen konnten, sie hätte einen besseren verdient und ich spreche es auch deutlich aus ich hasse ron.
Freu mich schon sehr auf deine weiteren ffs.

Glg
xXshadowblossomXx
Von:  horo_koi
2014-09-05T17:24:53+00:00 05.09.2014 19:24
Hey, =)
Der Epilog ist zwar ziemlich lang, aber ich mag ihn dennoch
Die verbindung der beiden kommt darin super rüber und auch,
dass sie irgendwie immernoch die gleichen sind
Das mit dem Heiratsantrag war toll geschrieben und es würde sogar zu den beiden passen
Ich kann nicht all zu viel schreiben, da ich selbst eher ein passiver kommi schreiber bin aber
wenn du wieder etwas zu dramione schreibst, dann meld dich bei mir, damit ich es gleich
von anfang an verfolgen kann :D
Antwort von:  Heliya
05.09.2014 19:31
Danke dir :)
Ich freue mich, dass meine Geschichte dir gefallen hat und dass das Ende offenbar doch nicht so schlimm zu sein scheint, wie ich gedacht hatte.

Wie ich schon erwähnte, werde ich so bald wohl kein Dramione mehr schreiben, da ich momentan eher auf Hermine/Severus fixiert bin und auch schon an einer neuen Geschichte arbeite. Aber wenn ich doch mal wieder über die beiden schreiben sollte, dann gebe ich dir natürlich Bescheid. Ich freue mich schließlich, wenn jemandem meine Geschichten gefallen :) Der ein oder andere One Shot sollte in näherer Zukunft sicherlich drin sein.

LG Heliya
Von:  horo_koi
2014-09-05T17:14:04+00:00 05.09.2014 19:14
ein tolles kapitel
es ist schön geschrieben und am ende kam mir nur ein satz in den sinn~
nun ist sie an die leine gelegt hihi
dieses kap ist schon mal garnicht schlimm <3

Antwort von:  Heliya
05.09.2014 19:16
Haha ja so kann man das wohl sagen XD
Dankesehr :)

~Heliya
Von:  Farbwolke
2014-09-05T14:16:17+00:00 05.09.2014 16:16
Hallöchen
Ich bin ich wieder. Zum letzten Mal, leider :(
Erstmal Danke, wegen dem extra Dank. Ich hoffe meine Kommentare konnten dir etwas helfen :) Jetzt kommen wir aber mal zum Kommentar für den Epilog...

Vorab ich bin ziemlich traurig, weil die Story schon zu ende geht. Ich fande, sie nämlich sehr schön zu lesen und besonders gut zu lesen. Der Name für den Epilog gefällt mir besonders gut und auch, wie du den Namen wieder am Ende eingebaut hast. Das mochte ich schon bei den anderen Kapitel sehr gerne.

Insgesamt bin ich mit dem Epilog sehr zu frieden. Der Anfang ließ mich etwas schmunzeln, aber trotzdem fand ich ihn sehr schön beschrieben. Aber~ ich muss zugeben, so was hätte ich vielleicht auch bisschen erwartet haha. Und wegen der Bemerkung mit dem Heiratsantrag. DAS wäre der Punkt auf dem I gewesen hihi. Schön ist das sich anscheinend langsam bei Draco wieder zum Alltag wandelt, er hat keine Alpträume mehr und Harry und Ginny haben Verständnis für Hermine. Ron kann ja nicht auch noch Perfekt sein :P Trotzdem war es schön sowas zu lesen.

Der Schreibstil, wie immer genial. Mit dem Ende hat es da sogar richtig gepasst. Ich kann nicht mal hier irgendwie was bemängeln, weil es in meinen Augen genau richtig ist. Die Story hatte eine gute Portion Spannung und hat sogar spaß gemacht zu lesen, was ja besonders wichtig ist/war. Die länge der Kapitel fand ich gut, dadurch hatte jedes Kapitel seine eigene Spannung und wurde nie langweilig.

Das einzige was ich für dich hoffe ist... Wenn du eine neue HP story zu Mine & Draco schreibst, erwarte ich eine ENS! Fangirl und so haha. Ich freue mich jetzt schon drauf :)

Viele liebe Grüße
Wolke
Antwort von:  Heliya
05.09.2014 16:25
Vielen lieben Dank für deinen nun letzten Kommentar zu meiner Geschichte :)
Deine Kommentare konnten auf jeden Fall helfen und haben mich angespornt weiterzuschreiben. Bei so fleißigen und begeisterten Lesern macht es doch wirklich Spaß!

Ich wollte kein "Und sie leben glücklich bis ans Lebensende"-Ende schreiben, weil ich dachte, dass es nicht passen würde. Es ist zwar ein Happy End innerhalb der Geschichte, aber eben nicht vollständig, womit es eigentlich erst der Anfang von deren glücklichen oder auch nicht so glücklichen Beziehung ist.

Ich fühle mich jedenfalls geschmeichelt, dass dir mein Schreibstil so gut gefallen hat und du nichts zu bemängeln hast.

Meine nächste Story wird keine Dramione-Story sein, da ich momentan auf Hermine und Severus fixiert bin (ja ich weiß, definitiv nicht jedermanns Lieblingspaar XD). Falls aber ich aber wieder über die beiden schreiben sollte, dann bekommst du definitiv eine ENS ;) Vielleicht ist in nähere Zukunft zumindest ein OneShot drin.

Liebe Grüße und noch einmal einen herzlichen Dank
Heliya
Von:  Farbwolke
2014-09-05T13:54:29+00:00 05.09.2014 15:54
Hallo :)
Ich muss zu geben, ich bin ein bisschen Traurig, weil nur noch der Epilog folgt :( Trotzdem finde ich dieses Kapitel sehr schön. Besonders über das Ende freue ich mich. So habe ich mir das Ende nämlich vorgestellt, wenn ich ehrlich sein soll :D

An dem Kapitel hat mir gut gefallen, das Hermine ihren Freunden davon erzählt hatte und wie Mine mit Draco zu Dumbledore gegangen sind. Das fand ich echt toll. Natürlich ist der Absolute liebling der letzte Abschnitt ;)

Du hast das Kapitel schön beschrieben. Es war nicht langweilig oder ähnliches. Es war immer noch spannend, was mir gut gefallen hat. Dein Schreibstil gefällt mir hierbei auch sehr gut. Er ist schön flissig zu lesen.

Grüße
Wolke
Antwort von:  Heliya
05.09.2014 15:59
Vieelen Dank, ich hatte schon befürchtet, dass das Ende einfach nicht passte.
Aber ich bin erleichtert, dass du dir das Ende so gewünscht hattest, dann muss ich mich ja doch nicht über das Ende ärgern.

Die Idee, dass Hermines Freunde dazu kommen, kam mir ganz spontan und ich dachte mir, dass es eigentlich ganz gut passen würde, damit auch sie endlich eingeweiht sind. Außerdem konnten sie es vor Dumbledore sowieso nicht ewig geheim halten, schließlich weiß er irgendwie über alles Bescheid, dachte ich mir XD

LG Heliya
Von:  horo_koi
2014-09-03T14:34:58+00:00 03.09.2014 16:34
Ein neues Kapitel *O*
oh aber schon das vorletzte kapitel?
das wundert mich etwas...
aber ich lasse mich wieder überraschen und freue mich auf das neuste kapitel dann =)
Antwort von:  Heliya
03.09.2014 16:37
Vielen Dank :)
Ja schon das vorletzte. Es war von vornherein nur als sehr kurze Geschichte geplant. Ich versuche die Story nicht allzu abrupt enden zu lassen, aber mir gehen einfach die Ideen (und leider auch die Motivation) für diese Geschichte aus. Mein Kopf ist voll mit Ideen für andere Geschichten XD
Von:  Farbwolke
2014-09-03T14:04:56+00:00 03.09.2014 16:04
Hey
Was für ein tolles Kapitel. Ich muss sagen ich liebe die Handlung genauso wie deinen Schreibstil. Hab ich das richtig verstanden das nur noch ein Kapitel kommt? Oder bin ich jetzt blöd? Ich wäre noch für ein paar Kapitel. Damit noch mehr Szenen zwischen Draco und Mine kommen.

Jetzt aber mal zum Kapitel. Ich fand den Inhalt sehr schön. Was mir gut gefallen hat, war wie Draco Mine in den Arm genommen hat. Was mich wunderte war wie Draco widerstehen konnte Mine nicht zu attackieren. Aber darüber bin ich auch froh. Was hat es jetzt mit dem Wolfsmond auf sich?

Ich hoffe es geht ganz schnell weiter.

Grüße
Wolke
Antwort von:  Heliya
03.09.2014 16:11
Ja es kommt tatsächlich nur noch ein einziges Kapitel, da hast du richtig gelesen.
Mir will zu der Geschichte leider einfach nichts mehr einfallen und ich hatte sie ohnehin recht kurz geplant, entschuldige.
Aber ich bin froh, dass es dir so gut gefällt, dass du gerne noch mehr Kapitel hättest, das ehrt mich wirklich sehr!

Ich dachte mir, dass der Wolfsmond einfach ein Vollmond ist, der vielleicht nur einmal im Jahr auftaucht und die Werwölfe noch stärker/aggressiver (?) macht, weswegen er auch so einfach ausbrechen konnte. Aber das werde ich im nächsten Kapitel noch einmal kurz anreißen.

Das letzte Kapitel ist bereits in der Mache und wird vermutlich nicht lange dauern. Ich habe eigentlich vor es noch in diesem Monat fertig zu stellen.
Von:  MiezMiez
2014-06-25T21:13:42+00:00 25.06.2014 23:13
Hallo,
bisher eine wirklich gut geschriebene FF. Du bringst das sehr gut rüber und man kann sich in die Personen hinein versetzten.
Bin gespannt wie es weiter geht.
lG MiezMiez
Antwort von:  Heliya
25.06.2014 23:19
Vielen Dank :)
Von:  Farbwolke
2014-06-17T21:18:47+00:00 17.06.2014 23:18
Hallöchen :D
Was für ein Kapitel. Ich finde die Idee wie Mine helfen will gut. Die Szene mit dem Käfig und alles hat mich irgendwie an TVD erinnert xD Was mir auch gut gefallen hat, war wie die zwei sich irgendwie geneckt haben, kann man doch so sagen. So ein Hund hrhr hat schon seine Vorteile, wie mir scheint :D

Schönes Kapitel, mit gutem Inhalt. Konnte mir das alles gut vorstellen.

Grüße
Wolke
Antwort von:  Heliya
17.06.2014 23:22
Vielen Dank für deinen Kommentar und schön, dass es dir gefallen hat :)
Ich hoffe ja immer wieder darauf, dass es meinen Lesern gefällt, was ich schreibe und dass man sich das ganze gut vorstellen kann. Bei so einem Paar ist es ja nicht immer ganz einfach 'realistisch' zu bleiben.
Aber was ist 'TVD' ?
Antwort von:  Farbwolke
03.09.2014 15:12
Heliya TVD ist The Vampire Diaries ;)
Antwort von:  Heliya
03.09.2014 15:16
Ah verstehe, danke, das kenne bzw. schaue ich nicht^^
Von:  xXshadowblossomXx
2014-05-22T09:20:47+00:00 22.05.2014 11:20
das neue kapi ist einfach einmalig.
bin schon gespannt wie es mit den beiden weitergeht.
kannst du mir vl eine ENS schicken wenn das neue kapi erscheint ???
danke im voraus.

GLG
Antwort von:  Heliya
22.05.2014 11:26
Dankesehr :)
Ja ich schicke dir gerne eine ENS, wenn es weitergeht.


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