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Undercover - Pfad zur Liebe

Inu no Taisho & Izayoi, Sess & OC, Naraku & Kikyou, Inu & Kago
von

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Rückkehr

Hiermit möchte ich euch mein neuestes Projekt vorstellen.

Diese Geschichte wird eine Mischung aus Drama, Romanze und Krimi. Charaktertod ist möglich. Zum allerersten Mal werden Kikyou und Kagura eine Rolle spielen bei mir ;)

Einige Dinge in dieser Geschichte habe ich mir ein wenig zurechtgebogen, besonders Polizei und Rechtssysteme
 

Riana - die Rechtschaffende

Lisha - geheimnisvoll

Masao - rechtschaffener Mann
 

Undercover - Pfad zur Liebe
 

1. Kapitel - Rückkehr
 

Naraku stand am Fenster und sah hinaus auf die Skyline von Tokio. Seine langen schwarzen, wie immer sorgfältig gepflegten Haare, lagen in leichten Wellen auf seiner Schulter. Früher trug er sie wesentlich länger, doch er hielt die Zeit für gekommen sein Image etwas zu verbessern. Die Kleidung, die der Dämon trug, teuer und ebenso sorgfältig farblich mit den Haaren abgestimmt, wurde stets maßgeschneidert. Er legte schon immer Wert auf eine perfekte Erscheinung. Doch alles war nur ein trügerischer Schein. Weder sein Charakter noch seine Absichten konnte man so bezeichnen. Geheimnisvoll, verschlagen, gelegentlich Intrigant. Er hatte es in 20 Jahren geschafft, einer der mächtigsten Dämonen von ganz Japan, vielleicht sogar der ganzen Welt zu werden. Allerdings beherrschte er die dunkle Seite des Gesetzes und seine Herkunft lag im Geheimnisvollen. Kaum jemand wusste, dass er nur ein Hanyou war. Zur Hälfte Spinne und zur Hälfte Mensch. Wenn Verbrechen verübt wurden, egal ob im Drogenhandel, im Rotlicht-Milieu, Mord, Raub oder andere Sachen, hatte sicherlich er seine Hand im Spiel. Niemand wagte es sich ihm entgegen zustellen.
 

Wirklich niemand? Ein Wesen war, während seines triumphalen Aufstiegs, sein grimmigster Gegner gewesen. Inu no Taisho, der Herr der Hunde, Anführer aller Dämonen. Bis vor 20 Jahren war Masao Taisho, wie dessen bürgerlicher Name lautete, der oberste Polizeichef von Japan. Unbestechlich, hart und unnachgiebig, verfolgte er alle Spuren, die nur andeutungsweise in Narakus Richtung führten. Der Hundedämon schaffte es gefährlich nahe an die Lösung zukommen. Doch der Spinnendämon fand einen Weg, Inu no Taisho oder Masao, wie die Menschen ihn nannten, vorerst von seiner Spur abzulenken. Eine Zeit lang spielte er mit dem Gedanken, den Herrn der Hunde zu ermorden oder einen seiner Handlanger auf Masao anzusetzen. Dies barg jedoch Risiken. Egal ob der Anschlag erfolglos oder gelungen wäre. Narakus eigenes Leben wäre von diesem Zeitpunkt an, nicht mehr sicher gewesen. Er entschloss sich deshalb für einen weniger drastischen Schritt und zusätzlich kam ihm der Zufall zu Hilfe. Somit nahm ihm die Spinne stattdessen nur einen Teil seiner Familie. Masao, einst ein so stolzer Dämon zerbrach an dem Verlust.
 

Die Familie Taisho verließen Japan um in Europa, überwiegend in der Schweiz, die für ihre zahlreichen Sanatorien bekannt ist, zu leben. Währenddessen beendete Sesshomaru sein Studium und folgte seinem Vater in den Dienst bei Interpol. Nun nach 20 Jahren erhielt Naraku gerade die Nachricht von einem Angestellten der Taishos, der seit Jahren für ihn arbeitete, dass die Familie beschloss, in die Heimat zurückzukehren. Deshalb wurde nun sein ganzes Imperium bedroht. Seine Existenz stand auf dem Spiel, falls Inu no Taisho jemals die Wahrheit herausfand.

Da sich die Glasscheibe leicht spiegelte, sah der Spinnendämon, wie sich seine Mitarbeiterin Kagura ein vom Aussehen ihm ähnliches Wesen die Fernsehaufzeichnungen ansah. Deshalb drehte sich Naraku um und sah sie abwartend an. Die schwarzhaarige Kagura hatte die Aufgabe, einen Weg zu finden, sich bei der Familie einzuschleichen. Er wusste nicht, dass sie ihn hasste, mit ihrem Ganzen sein verabscheute. Die Dämonin war eine ehemalige Hure und später Narakus Geliebte, bis dieser sie zu seiner heimlichen Assistentin machte. Da niemand einen Zusammenhang zwischen ihnen finden durfte, trennte sich der Hanyou von ihr.

"Was denkst du?", fragte er jetzt.

Nachdenklich sah Kagura ihn an. Dann erklärte sie ihren Vorschlag: "Der einfachste Weg wäre als Krankenschwester oder Pflegerin. Damit hätte man direkten Zugang zu Izayoi und dem Haus."

Triumphierend lächelte Naraku: "Die Idee ist hervorragend. Bewerbe dich für diese Stelle!"
 

Eine Antwort darauf konnte sie nicht geben. Ein weiterer Handlanger betrat den Raum und erklärte: "Verzeiht Herr, der Mistkerl will mehr Geld. Ansonsten ..."

"Was ansonsten?", begann der Spinnendämon. In seiner Stimme lag purer Unmut. Sofort beantwortete er alles gleich selbst: "Ansonsten will er auspacken bei unserm Freund Masao Taisho."

"Er droht damit, ja."

Entschlossen befahl der Verbrecherkönig kalt: "Töte ihn und beseitigt seine Leiche!"

"Aber Herr?", widersprach Kagura.

Narakus Ausdruck wurde finster. "Verräter nützen mir nicht. Ihn Leben zu lassen ist viel zu gefährlich."
 

Der Handlanger ging hinaus, um den Befehl auszuführen. Kagura fröstelte unmerklich. Sie hatte ebenso Angst vor Naraku wie jedes Wesen. Doch die vielen Jahre an seiner Seite hatte sie gelehrt, niemals Gefühle zu zulassen oder sie dem Boss zu zeigen.

Jetzt stand sie auf und sagte: "Ich werden dann gehen. Wenn ich Erfolg habe, melde ich mich."

Sie wartete nicht ab, wie der schwarzhaarige Dämon mit den rötlichen Augen reagiert, sondern ging sofort.

Naraku hörte zwar noch ihre Worte, doch in Gedanken überlegte er bereits, welche Gemeinheit seinen Feind diesmal zu Fall bringen könnte, dabei schweiften seine Blicke hinüber zu der Terrasse, wo seine beiden Kinder gemeinsam an ihren Schularbeiten saßen.
 

Währenddessen in einem neu bezogenen Anwesen außerhalb der Stadt.

Inu no Taisho stand am Fenster und beobachtete seine Gemahlin. Ihr fehlte es an nichts. Tag und Nacht kümmerten sich die besten Pfleger und Ärzte um sie, dennoch verbesserte sich ihr Zustand auch nach 20 Jahren nicht. Im Gegenteil, die Ärzte befürchteten, dass sie nicht mehr lange Leben würde.

Vor Jahren erlitt Izayoi einen schweren Unfall, ihr neugeborener Sohn ein kleiner Hanyou verschwand spurlos und die junge Frau verlor ihre Erinnerungen. Außerdem saß sie seitdem im Rollstuhl. Nicht nur die Querschnittslähmung machte der menschlichen Frau zuschaffen, sondern häufige Infektionskrankheiten. Seit dem Unglück war sie sehr anfällig dafür geworden.
 

"Du denkst wieder an Inuyasha", hörte der Daiyoukai seinen ältesten Sohn hinter sich.

Der Herr der Hunde konnte nur nicken.

"Wenn er noch am Leben wäre, hätten wir ihn gefunden. Du solltest die Tatsache endlich akzeptieren", riet der Jüngere. Er hatte vor einigen Jahren die Stufe zum Daiyoukai überschritten und konnte ein gefährlicher Gegner sein.

"Niemals. Er ist noch am Leben. Das spüre ich", entgegnete Sesshomarus Vater Masao.

Fast unhörbar seufzte dessen Sohn jetzt. "Mein Gefühl sagt mir zwar, wir jagen einem Wunsch nach, doch deine Instinkte haben dich noch nie betrogen."

Der Blick von Masao ruhte lange auf dem ihm noch verblieben Sohn. Was sollte er auch darauf antworten. Dass er Izayoi zu liebe, noch daran glaubte oder die Flamme der Hoffnung in ihm loderte, weil es von Inuyasha keine Leiche bei dem Unfall gab.

Dennoch verliefen die ganzen Nachforschungen im Sand. Niemand sah damals ein Wesen, das mit einem Kind verschwand. Nirgendwo gab es Aufzeichnungen über einen Hundehalbdämon.

"Jemand wie Naraku besitzt genug Möglichkeiten. Für ihn wäre es ein Leichtes gewesen, diesen Unfall herbeizuführen und das Baby zu töten um es spurlos ..."

"Schweig Sesshomaru, ich will nichts mehr davon hören", unterbrach ihn der Inu no Taisho. Sein Blick war hart und keine Freundlichkeit mehr in seiner Stimme. Jetzt ging er vom Fenster weg und lief Richtung Tür.
 

Sein Vater konnte sich mit Inuyashas Tod nicht anfreunden. Sesshomaru wusste, dass er es zu weit getrieben hatte. Dieses Gespräch hatten sie oft in den letzten Jahren. Er verstand es auch nicht, dass sein Vater aus Japan fortging und Naraku einfach gewähren ließ.

Da diese Spinne keinen ebenbürtigen Gegner mehr hatte, baute er seine Macht immer mehr aus.

Masao hatte seine eigenen Pläne, er wollte den Feind im Glauben lassen, vor ihm sicher zu sein. Seine Abwesenheit dauerte dann länger als geplant.

In der Tür blieb Inu no Taisho stehen und sah zurück auf seinen Sohn. Vielleicht war es nun an der Zeit ihn einzuweihen, sein Vorhaben zu offenbaren. Deshalb verweilte er einfach.

Dieser ahnte nichts von den Gedanken Masaos. Leise flüsterte Sesshomaru zu dem Baby auf dem Bild: "Unser verehrter Vater ist schwach geworden. Wenn ich diese Bastarde finde, die das meinem geliebten Bruder angetan haben, zerpflücke ich sie in Einzelteile."
 

Deutlich nahm er die gestiegene Energie eines Dämons wahr, gefährlich und mächtig. Im nächsten Moment fuhr Sesshomaru ertappt herum. Offenbar ging sein Vater nie aus dem Zimmer.

"Du hast meine Worte gehört?"

"Bis auf den einen Teil nehme ich das mit Freude zur Kenntnis", entgegnete Inu no Taisho mit unleserlichem Gesicht. Dann wurde sein Ausdruck überlegen, als er zu seinem Sohn anfing: "Wollen wir wirklich herausfinden, wer von uns beiden schwach ist, Sesshomaru."

Der jüngere Hundedämon senkte verlegen seinen Blick und bat: "Verzeiht verehrter Vater!"

"Da gibt es nichts zu verzeihen. Wenn mein Sohn das von mir denkt, dann sicherlich auch Naraku. Damit habe ich mein Ziel erreicht." Bevor Sesshomaru etwas darauf erwidern konnte, fuhr Masao fort: "Wie laufen die Vorbereitungen zu dem Ball?"

"Hervorragend. Es wird sicherlich alles zu deiner Zufriedenheit sein."

Nur wenige Tage nach ihrer Ankunft hier hatte Inu no Taisho sich entschlossen, einen offiziellen Empfang zu geben. In seiner Position als Herr der Dämonen überaus wichtig, damit seine Rückkehr dementsprechend gewürdigt werden konnte. Doch er verfolgte damit noch ein Ziel. Das erfuhr sein Sohn sofort:" Gut, dann setze auch Naraku mit auf die Gästeliste."

Diesmal war Sesshomaru wirklich überrascht. Doch dem nächsten Argument Masaos konnte er nur zustimmen.

"Wenn ich meinen Feind das erste Mal nach so langer Zeit Auge in Auge gegenüberstehe, dann auf meinem Territorium."
 

... tbc ...
 

2. Kapitel - Ein neuer Job
 

Kagura bewirbt sich als Krankenschwester und eine Polizistin wird auf Naraku angesetzt.

Ein neuer Job

Lisha Lefevre alias Riana Durand

Finley - Kleiner weisser Krieger oder Kleiner blonder tapferer Krieger.
 

2. Kapitel - Ein neuer Job
 

Frankreich, Paris ein Jahr früher
 

Sämtliche Trauergäste hatten den Friedhof bereits verlassen, außer eine einsame junge Frau. Sie blieb zurück um ihren eigenen privaten Abschied zunehmen, von ihrem geliebten Mann. Sie wusste, wenn sie hier fortgehen würde, wäre sie endgültig allein. Ihr ganzer Existenzgrund lag hier in dieser kalten, dunklen Erde. Stille Tränen rannen über ihr Gesicht und vermischten sich mit den Tropfen des einsetzenden Regens.

Riana Durand hatte früher nie verstanden, weshalb es bei Beerdigungen immer anfing zu regnen, doch in diesem Moment begriff sie es. Der Himmel weinte, trauerte mit ihr.
 

Weitere Minuten verstrichen ohne das sie sich rührte. Ihre langen, rotgoldenen Haare klebten bereits in wirren, nassen Strähnen auf ihrer Haut. Im nächsten Moment hielt jemand einen großen Schirm über sie. Nur einen kurzen dankbaren Seitenblick wollte die menschliche Frau zu dem Wesen werfen, als sie erschrocken auf keuchte. Für einen Moment glaubte sie, ihren verstorbenen Mann neben sich zu sehen. Doch dann schalt sie sich selbst eine Närrin. Blonde Haare und braune sanfte Augen waren nichts Ungewöhnliches unter den Hundedämonen. Deshalb warf sie ihm noch einen zweiten Blick zu und kam zu der Feststellung, dass er entweder als Polizist oder Leibwächter arbeitete. Denn sie merkte sofort, das der Dämon eine Waffe unter seinem schwarzen Anzug trug.

Dieser raunte ihr jetzt leise zu: "Würden sie mir bitte Folgen! Mein Herr wünscht, sie zu sprechen."

Nach einem letzten Blick auf das Grab folgte sie dem Leibwächter tatsächlich. Ihre angeborene Neugier und die Bitte veranlassten sie dazu.

Der Youkai blieb erst am Rande des Friedhofs neben einer Limousine mit dunkel getönten Scheiben stehen. Er öffnete den hinteren Schlag und nickte der jungen Frau auffordernd zu. Sie sollte eigentlich misstrauisch sein, doch genau in diesem Moment war ihr alles egal. So setzte sie sich in das Innere des Wagens und sah sich einem anderen Wesen gegenüber. Silberweiße lange Haare, blaue dämonische Streifen auf den Wangenknochen und goldene wunderschöne aber im Moment nichts aussagende Augen.
 

"Darf ich fragen, wer sie sind?", begann Riana sofort. Sie spürte trotz ihrer menschlichen Sinne eine enorme Macht und starke Autorität bei dem Unbekannten.

"Masao, das muss genügen", antwortet dieser Dämon mit wohlklingender Stimme. Dennoch war sie eher neutral aber auch gleichzeitig bestimmend.

Ihr Gegenüber musterte sie und reichte ihr dann ein Taschentuch, damit sie sich den Regen aus dem Gesicht wischen konnte. Das tat Riana und gleich darauf öffnete sich die Zwischenwand, die das Fahrerabteil von den hinteren Sitzen trennte. Der blonde Hundedämon neben dem Chauffeur reichte jetzt eine Decke nach hinten. Der Silberweißhaarige nahm sie ab. Er beugte sich zu der jungen Frau, um sie darin einzuhüllen. Die unmittelbare Nähe, der leichte auch für menschliche Nasen wahrnehmbare Geruch des anderen Wesens tat sein übriges. Eigentlich lag keine Absicht darin, doch Riana ließ sich etwas nach vorn fallen und lag plötzlich an der Schulter des Unbekannten. Erneut brach sie in Tränen aus. Masao überraschte die rothaarige Frau, indem er sie noch näher an sich zog, sanft über ihren Rücken streichelte und flüsterte: "Weine dich ruhig aus, mein Mädchen."

Es dauerte eine ganze Weile, bis sich Riana beruhigte. Dann als ihre Schluchzer nachließen, bat sie: "Es tut mir leid. Normalerweise bin ich beherrschter."

"Du hast gerade deinen Mann beerdigt. Es ist nur natürlich das Du trauerst", fand Masao eine Entschuldigung dafür. "Gefühlsausbrüche sind mir nicht fremd", gestand der Dämon ihr zusätzlich."Meine Frau ist ein Mensch."
 

Riana musste kurz an Finley denken. Sie hatte immer versucht ihre Gefühle vor ihm zu verbergen, was er nicht mochte. Eines Tages gestand ihr Mann, weshalb er eine menschliche Gefährtin jederzeit einer Dämonin vorzog. Er mochte ein leidenschaftliches, temperamentvolles Wesen, jemand der sich offen zu seinen Gefühle bekannte. Doch die entscheidende Aussage kam am Tag ihrer Hochzeit von ihm: "Nur ein Mensch schafft es die kalte Fassade eines Dämons niederzureißen, Gefühle in ihm zuwecken und sogar ihm zu zeigen, dass auch er ein Herz besitzt."

Das war wohl die interessanteste Liebeserklärung, die Riana je bekam.
 

Nach außen hin wirkte sie wie eine starke selbstsichere Persönlichkeit, doch in ihrem Innern gab es große Unsicherheit. Ihr Mann gab ihr jedoch immer das Gefühl etwas wert zu sein, schätzte ihr Wesen und akzeptiere ihre Schwächen ebenso.

Es war reiner Zufall, das sie sich begegneten. Finley wurde bei einem undercover Einsatz enttarnt und lief auf seiner Flucht direkt in ihre Arme. Da sie nach ihrem abgeschlossenen Jura Studium eine Laufbahn bei der Polizei eingeschlagen hatte, befand sie sich selbst gerade in einem Außeneinsatz und trug deshalb eine Waffe. Außerdem konnten sie mit ihrem Handy Verstärkung anfordern.

Später trafen sie sich mehrmals, verliebten sich ineinander und heirateten drei Jahre zuvor. Beide gingen weiterhin ihrem Job nach. Gelegentlich traten sie undercover sogar als Ehepaar auf. Bis Finley dann auf Naraku angesetzt wurde.

Masao, der im Hintergrund von Interpol als inoffizieller stellvertretender Leiter der Behörde fungierte, verstand die Sorge seines Agenten nur zugut. Deshalb willigte er damals ein, Riana aus dem Fall heraus zuhalten. Doch jetzt brauchte er sie. Sie musste weiter machen, wo ihr Mann aufhörte. Dennoch lag es nicht in seiner Absicht, die junge Frau zu zwingen. Ihre nächste Frage riss ihn aus seinen Gedanken. "Was wollen sie von mir?"
 

Diesmal huschte ein schmerzlicher Zug über das Gesicht, als der Unbekannte antwortete: "Mein Beileid ausdrücken. Finley war ein guter Polizist. Sein Tod hat viele erschüttert."

"Sie kannten ihn?", diesmal hörte man das leichte Erstaunen in der Stimme der jungen Frau.

Masao nickte und erklärte: "Er zählte nicht nur zu meinen Freunden, sondern auch zu meinen engsten Mitarbeitern. Sicherlich weißt du, welcher Aufgabe er gerade nachging?"

Riana stimmte zu: "Er arbeitete Undercover und ermittelte gegen diesen Verbrecherlord Naraku."

"Das war sein Job und ich will, dass du seine Aufgabe fortsetzt", begann Masao direkt.

Für einen Moment wurden die grünen Augen der rothaarigen Frau größer. Ungläubig begann sie: "Ich? Mein Mann wurde doch getötet, weil man ihn enttarnte."

"Zum Glück nicht. Fin Lefevres Tarnung ist noch immer aktiv. Man hat bereits alle Einzelheiten ausgearbeitet. Du wirst ganz normal als seine Witwe auftreten", erklärte der Dämon und überreichte eine Akte. Dann fügte er noch an. "Fin Lefevre wird gerade am anderen Ende der Stadt beigesetzt."

"Müsste ich dann nicht dort sein", kam es von Riana leise. Gerade spürte sie wieder, wie die Trauer sie einholte.

Doch Masao sorgte vor, wie er gleich bestätigte: "Für Lishas Tarnung wäre das von Vorteil gewesen, doch ich wollte dir den Moment des Abschieds nicht nehmen." Er hob seine Klauenhand und strich eine nasse Strähne der jungen Frau aus der Stirn, danach streifte er wohl eher unabsichtlich mit der Rückseite seiner Finger leicht über ihre Wange.

"Keine Sorge Lisha Lefevre ist sehr wohl bei dieser Beerdigung anwesend. Eine Polizistin ersetzt dich. Tief verschleiert und sie wird mit niemand sprechen", erklärte der Hundedämon zum Schluss.
 

Derweil blätterte Riana in der Akte und machte sich mit den Details ihrer Tarnung vertraut. Viel musste sie nicht wissen, da es eigentlich dem entsprach, was sie früher als Gefährtin von Finley schon tat. Sie sollte auch diesmal als Anwältin auftreten.

"Diese Tarnung scheint mir in Ordnung", erklärte sie dann.

"Dann ist es beschlossen. Du übernimmst diese Sache", bestimmte Masao.

"Was wenn ich nicht will", widersprach sie beinahe trotzig.

Daraufhin musterte der Youkai die junge Frau eine Weile und sagte dann überzeugend: "Glaube mir, du willst." Damit übergab er der rothaarigen Agentin eine weitere Akte. Diesmal über Naraku.

Geduldig wartete der Dämon, bis Riana fertig gelesen hatte. Sie schlug sie zu und schaute zum Autofenster hinaus. Als sie sich Masao wieder zuwandte, kam er ihr zuvor: "Du übernimmst die Sache, habe ich recht?" jetzt legte er eine kurze Pause ein und meinte: "Allerdings wenn du die ganze Sache nicht professionell angehen kannst, dann sage es mir es jetzt."

Es klang zwar so, als würde er der jungen Frau die Ermittlung nicht zutrauen, doch er meinte es anders. Damit verdeckte er nur seine Sorge. Einen Agenten verloren zu haben, war mehr als genug.

Doch Riana war inzwischen fest entschlossen. Dieser Spinnendämon hatte zu viele Verbrechen verübt. Deshalb kam von ihr. "Naraku hat wirklich nichts mit Fins Tod zu tun. Schon allein deshalb wird mein Handeln nicht von Rachegedanken geleitet. Ich nehme an."
 

Einen kurzen Moment sah die Agentin so etwas wie Anerkennung in den goldenen Augen ihres Gegenüber aufblitzen. Dann gab er an den Fahrer neue Anweisungen.

Kurz danach hielt der Wagen vor der Wohnung der rothaarigen Frau.

Riana hatte das Auto schon verlassen, als sich der Dämon etwas herüber beugte, um sie noch einmal anzusehen. Dann sagte er: "Sei vorsichtig mein Mädchen. Du gehörst zur Familie. Jeder Verlust ist schmerzhaft."

Bei diesen Worten überkam die Polizistin ein wolliges Gefühl. Sie fühlte sich beschützt und in Wärme eingehüllt. Außerdem lag ein liebevoller Ausdruck in den goldenen Augen.
 

Erst als der Wagen schon lange hinter der nächsten Kurve verschwunden war, kam bei Riana die Erkenntnis. Plötzlich wusste sie, wer dieser Masao ist. Bis heute begegnete sie ihm zwar noch nie, doch ihr Mann sprach immer voller Ehrfurcht über ihn. Jedoch benutzte er Begriffe wie Oyakata-sama oder Inu no Taisho dabei.

Bei Masao handelte es sich nicht nur um ihren Vorgesetzten, sondern auch um den Herrn der Hunde und dem Herrn aller Dämonen. Vermutlich das mächtigste Wesen unter dieser Rasse. Um diese Position beneideten ihn sicherlich viele. Riana glaubte, dass dieser Naraku diesen Platz inne zuhaben selbst anstrebte.
 

Riana schaffte es tatsächlich, als Fins Witwe Lisha Lefevre für Narakus französischen Konzern arbeiten zu dürfen. Doch bald schon musste sie feststellen, dass es sich um ein ausschließliches legales Unternehmen handelte. Nach etwa einem Jahr forderte Naraku geheime Unterlagen an. Da man sie nicht mit der Post oder einem Kurier verschicken wollte, sollte einer der Anwälte persönlich nach Tokio reisen. Deshalb bot Lisha an, diesen Job zu übernehmen.

Noch wusste sie nicht, dass dieser Zufall ihr Leben verändern sollte.
 

Etwa zur gleichen Zeit, während die rothaarige Frau ihren Koffer für die Reise packte, ging Kagura mit einigen Bewerbungsunterlagen zu der Villa der Familie Taisho. Diese Sache ging sie zwiespältig an. Ihr Lebenslauf würde zwar einer Überprüfung standhalten, doch sie hatte keine Ahnung, was die Arbeit einer Krankenschwester anging. Auf diesem Gebiet herrschte absolute Unkenntnis bei ihr, wenn man mal davon absah, ein Pflaster zu wechseln. Das würde sie gerade noch so hinbekommen. Kagura hatte auch Naraku auf den Umstand aufmerksam gemacht. Doch der Spinnendämon brachte genügend Gegenargumente. Er schmeichelte ihr mit dem großen Vertrauen, welches sie bei ihm genoss und das sie die beste Spionin war, die er einsetzen konnte. Zum Schluss befahl er in einem kalten, strengen Ton: "Improvisiere einfach!"

Nun stand sie hier, seufzte, bevor sie die Klingel betätigte.
 

Sie wurde persönlich von Masao empfangen. Dieser hörte sich alles an und erklärte danach: "Sicherlich sind sie qualifiziert genug, wie ich es auch aus ihren Unterlagen entnehmen kann, doch meine Frau benötigt nicht noch mehr Pfleger. Sie ist das alles leid.

Tatsächlich geht es ihr im Moment gesundheitlich sehr gut. Es tut mir leid."

Die Winddämonin schluckte. Wie sollte sie das nur ihrem Boss beibringen. Versagen sah dieser überhaupt nicht gern. Gerade wollte sie deshalb ihre Überredungskünste einsetzen, als sie Hilfe von einer völlig anderen Seite erhielt.

"Ich brauche zwar keine Krankenschwester, aber eine Gesellschafterin wäre mir lieb."

"Izayoi", begann der silberweißhaarige Dämon. Er stand auf und ging seiner Frau entgegen. Vorhin hatte er wohl die Tür aufgelassen, weil sie jetzt an der Schwelle zum Arbeitszimmer mit ihrem Rollstuhl stand.

Sie entschuldigte sich sofort: "Es lag nicht in meiner Absicht zu lauschen, doch ich hatte vor mit dir zu sprechen."

"Es macht dir niemand einen Vorwurf, meine Liebste", mit diesen Worten trat der Dämon hinter seine Frau und schob den Rollstuhl in den Raum.
 

Währenddessen betrachtete Kagura heimlich den Menschen. Um sich fortzubewegen, brauchte Izayoi zwar den Rollstuhl, da ihr Beine gelähmt waren. Sie wirkte jedoch überhaupt nicht krank oder zerbrechlich, wie man es in den letzten Jahren hörte. Hatte ihr Spion vielleicht gelogen oder wurde auch er getäuscht?

Im nächsten Moment wurde Kagura gewahr, das die braunen Augen von Izayoi auf ihr ruhten.

"Ich wollte nicht starren", kam es von der Dämonin, beinahe sogar etwas schnippisch. Wer war sie denn, dass sie sich vor einem Menschen für ihre Handlungen entschuldigte.

Doch die Reaktion der schwarzhaarigen Frau überraschte sie dann: "Sie dürfen mich ruhig anschauen", dann blickte sie zu Masao und erzählte, welche Gedanken sie in den letzten Tagen beschäftigten: "Ich habe lange darüber nachgedacht und mich entschlossen meine Vergangenheit aufzuarbeiten. Alte Schulkameraden zu besuchen, Freunde von früher. Vielleicht kann ich so mein Gedächtnis wieder erlangen. Du weißt, dass die Ärzte mir das geraten haben", damit ergriff sie die Klaue ihres Gefährten und sagte etwas leiser: "Es dient doch auch uns."
 

Bevor Masao etwas äußern kann, kam es von dem weiblichen Dämon: "Vielleicht sollte ich draußen warten."

Doch sie wurde ignoriert. "Und wie soll Kagura dir dabei helfen?", wollte Inu no Taisho wissen.

Seine Frau erklärte sofort: "Eigentlich kann das auch ein Leibwächter oder Chauffeur erledigen, doch ich will ein weibliches Wesen um mich haben, das mich nicht ständig daran erinnert deine Frau zu sein. Ich denke jemand von außerhalb behandelt mich anders.

Kagura ist Krankenschwester, sie wird mich deshalb ganz sicher nicht ständig mit diesen mitleidigen Blicken konfrontieren. Das Ganze hat auch noch einen Vorteil. Wenn ich mal wieder versuche mich aufzugeben, da wird sie ganz sicher hartnäckig genug sein und mich motivieren."
 

Kagura verdrehte etwas die Augen. Babysitter für einen Menschen zu spielen, behagte ihr ebenso wenig, wie als Krankenschwester zu arbeiten. Doch es gab da einen Punkt, an dem sie für Narakus Idee sogar dankbar sein konnte. Sollte Izayoi sich jemals wieder an den Unfall erinnern, dann vielleicht auch an die Frau, die damals bei ihr mit im Wagen saß. Dies barg große Risiken. Deshalb sollte sich diese Idee nun als ganz nützlich herausstellen. Falls Izayoi sich an etwas erinnerte und sie war dabei, konnte sie ihrem Herrn sofort berichten. Damit hatte der Verbrecherlord Zeit Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Es setzte zwar voraus, das der Mensch sie dann auch ins Vertrauen zog, doch Kagura würde schon dafür sorgen und Izayoi beeinflussen. Naraku wird sicherlich sehr erfreut sein.

Inu no Taisho überlegte in dieser Zeit ebenso lange. Die Argumente seiner Frau klangen überzeugend. Außerdem wusste er, wie sehr sie darunter litt. Nicht nur die hohe Stellung, sondern auch das sie keine wirklichen Freundinnen mehr hatte. Ihre alten Freunde kannte sie nach dem Unfall nicht mehr, kaum jemand hielt damals den Kontakt aufrecht. Später zerbrachen die Freundschaften zusätzlich durch ihren Umzug nach Europa. Neue Freunde zu finden, dazu blieb in der Vergangenheit aufgrund ihrer ständigen Aufenthalte in den Sanatorien kaum Zeit.

Dennoch blieb jetzt bei Masao eine gewisse Skepsis zurück. Der Hundedämon traute dieser Kagura nicht. Sie versteckte ihr wahres Wesen hinter einer Fassade. Dennoch stimmte er vorerst zu, forderte jedoch: "Gut, sie hat den Job, doch nur unter einer Bedingung Izayoi. Ihr nehmt einen Wagen mit Chauffeur. Im Notfall kann er dich beschützen. Du weißt, meine Feinde schlafen nicht."

Was er jedoch seiner Frau und ihrer neuen Begleitung verschwieg. Den Chauffeur würde er genau instruieren. Dieser Hundedämon war nicht nur Fahrer, sondern ein speziell ausgebildeter Leibwächter.
 

Da Izayoi damit einverstanden war und Kagura ebenso, wurde man sich danach einig zwecks Gehalt und Arbeitszeiten.

Wenn sie so nachdachte, freute sich die Windherrscherin jetzt sogar im Stillen darüber. Dieser Job war ihr wesentlich lieber, als Krankenschwester zu spielen. Zum Glück vertraute Masao den Worten auf dem Papier. Bei Fragen nach medizinischem Wissen hätte sie sicherlich versagt.

Auf dem Weg zum Ausgang kam der Winddämonin Sesshomaru entgegen. Masao Sohn warf ihr nur einen kurzen uninteressierten Blick zu. Kaguras Augen weilten auf ihm, bis der Hundedämon hinter der nächsten Tür verschwand. Leise fast unhörbar flüsterte sie: "Das ist also Inuyashas älterer Bruder. Der sieht ja ganz manierlich aus."
 

Sesshomaru betrat das Büro seines Vaters und wollte sofort wissen, wer die Dämonin gewesen war. Sein Vater klärte ihn sofort auf.

Doch das Erscheinen des Jüngeren hatte einen bestimmten Anlass. So informierte er: "Die Einladung an Naraku wurde überbracht. Außerdem habe ich eine Nachricht für dich aus Paris. Ich soll dir nur übermitteln. Sie ist auf den Weg nach Tokio."

Damit pausierte Sesshomaru kurz und fragte erst nach einer Weile: "Darf ich fragen, verehrter Vater. Wer Sie ist."

Während er ihm die Nachricht mitteilte, bekamen Masao Augen ein warmes Leuchten. Außerdem spielte um seine Mundwinkel ein leichtes zweideutiges Lächeln. Eine Reaktion die Sesshomaru an seinem Vater eigentlich nicht kannte.

Doch der ältere Daiyoukai äußerte nur: "Das wirst du noch früh genug erfahren. Ich bin sicher, sie wird dir gefallen."

Damit erledigte Masao das Thema vorerst.
 

3. Kapitel - Der Empfang
 

Naraku nimmt die Einladung tatsächlich an und erscheint in der Begleitung einer unbekannten Frau mit dem Namen Lisha

Der Empfang

Ich hoffe unter meinen Leser gibt es keine Kikyou Fans, falls doch bitte ich vorab um Entschuldigung. Aber alles dient einem Zweck ;)
 

Toyo Reichlich

Sato - Soll Zucker bedeuten, habe ihn als Nachname für Naraku gewählt. Gibt sicherlich bessere.
 

3. Kapitel - Der Empfang
 

Beinahe zeitgleich wurde auch Naraku informiert, das sein Paket auf den Weg gebracht wurde. So gab er die Anweisung einen Wagen zum Flughafen zu schicken. Kaum landete die Maschine, stieg Riana alias Lisha Lefevre aus. Sobald alle Formalitäten erledigt waren, lief sie weiter. Da wurde sie von einem schwarz gekleideten Japaner angesprochen, den sie als Wolfsdämon identifizierte. Ihr Chauffeur, wie sich dieser vorstellte.

Während der Fahrt hinaus zu Narakus Anwesen dachte Riana an ihren letzten Besuch hier in dem Land. Damals, kurz nach ihrer Hochzeit suchte Finley seinen Vater auf um seine Gefährtin vorzustellen. Dieser weißhaarige Hundedämon verleugnete seinen Sohn zwar nicht, zeigte aber kein Interesse. Nur wenig später reisten sie ab. Fins Eltern waren nicht verheiratet gewesen und dessen Vater hatte zahlreiche Affären. Vermutlich auch dementsprechend mehrere Nachkommen. Ob dieser Dämon überhaupt vom Tod seines Sohnes wusste? Mehr als dessen Vornamen Toyo kannte die Polizistin nicht.

Nur wenig später schob sie ihre Gedanken beiseite, denn sie kamen an einem großen Tor an. Nachdem es sich öffnete, fuhr der Wagen eine breite lange Kiesauffahrt entlang bis zu dem großen prunkvollen Haus. Es musste ein Vermögen gekostet haben. Viele Zimmer, teilweise mit Balkon. Kostbare Ausstattungen, auf der Rückseite eine große Terrasse. Von da hatte man einen herrlichen Blick auf einen weitläufigen Garten. Neben dem Haus gab es noch einen Swimmingpool.
 

Naraku saß in seinem Arbeitszimmer und hörte sich Kaguras Bericht an. An der Aufgabe einer Gesellschafterin fand er sogar mehr Interesse, als wenn sie als Krankenschwester gearbeitet hätte. Der Dämon vermutete, damit hätte sich seine Assistentin hochgradig blamiert. Sie hatte eben andere Talente, wie er sich nur zu deutlich erinnerte. Vielleicht sollte er ihre Dienste wieder einmal in Anspruch nehmen. Sie war ja ganz geschickt mit ihren Fingern.

Die Winddämonin sah diesen hungrigen Blick auf sich ruhen und wich etwas zurück. Das behagte ihr überhaupt nicht. Es dauerte jedoch nur einen kurzen Moment, dann war es auch schon vorbei. Der Verbrecherlord widmete sich den Briefen auf seinem Schreibtisch. Einer von ihnen weckte seine Aufmerksamkeit. Teures Büttenpapier, ein altes Siegel, das man heute überhaupt nicht mehr verwendete.

Lange starrte er darauf und rätselte, was wohl Inu no Taisho von ihm wollte. Die Antwort fand sich sicherlich im Inneren. So brach er das Siegel auf und entnahm ihm die Karte. Eine Einladung zu dem Empfang, den Masao Taisho anlässlich seiner Rückkehr und der überraschenden Genesung seiner Gemahlin gab.

Damit rechnete Naraku nie im Leben. Er sah zu Kagura hinüber. Von ihr wusste er, das Izayoi bis auf ihre Lähmung sich gut erholt hatte. Doch ein weiteres Problem tat sich auf. Mit wem sollte er den Ball der Taishos besuchen. Seine drogensüchtige Ehefrau konnte er nicht mitnehmen. Es bestand die Gefahr, dass sie ihm eine Szene machte. Außerdem durfte er das Risiko nicht eingehen, falls sich Izayoi plötzlich an den Unfall und ihre Mitfahrerin erinnerte. Kagura arbeite jetzt bei den Hundedämonen. Die letzte Option, seine 10 jährige Tochter Kanna verwarf er sofort.
 

Dann wurde er aus den Gedanken gerissen, als unten vor dem Haus das Herannahen eines Autos zu hören war. Die einzige Insassin stieg aus und sah sich kurz um, bevor sie einem Angestellten folgte. In diesem Moment wusste, der Verbrecherlord wer ihn auf dem Ball begleiten würde. Diese Frau sah nicht nur interessant aus, sondern hatte Klasse.

Er hatte bereits am Morgen per Kurier die Akte über diese Anwältin erhalten, da er über seine Angestellten immer genau informiert werden wollte.

Sie hatte eine gute Bildung genossen, danach studierte sie Jura, kurz nach ihrem Abschluss heiratete Lisha den Hundedämon Fin Lefevre. Seit dem arbeitete sie wenig. Erst als vor einem Jahr ihr Mann plötzlich durch einen Querschläger mitten ins Herz getroffen wurde, änderte sich das. Als Dämon hätte Fin Lefevre eigentlich die Schussverletzung überleben müssen. Doch zum Einsatz kam eine neuartige Waffe, eine Kugel, die im Körper der Dämonen explodierte und sofort tödliches Gift freisetzte. Diese mörderische Gemeinheit entwickelten seine französischen Konkurrenten. Leider gelang es den Labormitarbeitern des Spinnendämon bis heute nicht, eine Art Gegenmittel oder Schutz für diese Kugel zu erfinden.

Der blonde Hundedämon befand sich an dem Tag nur zufällig dort, als einer der Transporte überfallen wurde. Es ließ Naraku kalt, das einer seiner Angestellten damals den Tod fand. Wenn er gewusst hätte, dass Fins Frau so umwerfend aussah, seine Aufmerksamkeit richtete sich dann sicherlich viel früher auf sie. Diese Rothaarige war ein richtiges Aushängeschild, eine vorzeige Braut. So jemanden akzeptierte man gern als Begleitung.
 

Kaum verließ die Agentin den Wagen, wurde sie bereits von einer Wache erwartet. Dieser Mensch führte sie durch die Haupttür in einem kreisrunden Eingangsbereich. Auf beiden Seiten führten Treppen ins Obergeschoss.

Von dort kam jetzt ein schwarzhaariger menschlich aussehender Junge oder besser junger Mann herab gestürmt. Ohne auf seine Umgebung zu achten, sprang er bei den letzten Stufen praktisch gleich über das Geländer und stieß deshalb mit der rothaarigen Frau zusammen.

Wenn das junge Wesen nicht so schnell reagiert hätte, wäre die Anwältin wohl hingefallen. Im letzten Moment hielt dieser sie fest.

"Es tut mir leid", erklärte der unbekannte Junge und stellte sich dann sogar vor: "Ich bin Inuyasha. Es hat mich gefreut."

Im nächsten Moment verschwand er durch die Tür. Von ihm hörten alle, in der Nähe sich befindlichen Personen, gerade noch: "Mist ich komme schon wieder zu spät zu meiner Vorlesung."

Oben im ersten Stock erschien ein schwarzhaariger Dämon mit rötlichen Augen, elegant und teuer gekleidet.
 

Lisha wusste sofort das es sich bei ihm um Naraku Sato, diesen Spinnendämon handelte. Sie begrüßte ihn jedoch nicht sofort, sondern stand noch kopfschüttelnd im Eingangsbereich. Bei Inuyasha bekam sie ein merkwürdiges Gefühl. Da sie beide zusammengestoßen waren, hatte Lisha für einen kurzen Augenblick eine Haarsträhne berühren können. Sie fühlte sich unecht an, beinahe wie eine Perücke. Ob die braunen Augen echt gewesen waren oder vielleicht farbige Kontaktlinsen. Für einen Moment hatte es den Anschein. Da sie auch schon ihre Augenfarbe in Undercovereinsätzen auf diese Weise verbarg, kam ihr der Verdacht.

Doch die junge Frau ließ sich nicht anmerken und erklomm die Stufen ins Obergeschoss.

Naraku begann: "Sie müssen meinem Sohn verzeihen. Er ist oft impulsiv und jedes Mal spät dran."

Abwehrend erklärte die rothaarige Frau: "Gerade die jungen Leute, die eigentlich noch ihr ganzes Leben vor sich haben, sollten mehr Zeit haben."
 

Dann wurde sie den Blick gewahr, der auf ihr ruhte. Es fühlte sich etwas unheimlich an. Gleich darauf lächelte der Verbrecherlord wieder freundlich und fragte: "Besitzen sie ein Abendkleid?"

"Mehrere, jedoch habe ich sie in Paris zurückgelassen. Mein Auftrag lautet, nur diese Papiere hier abzuliefern."

"Sie arbeiten für mich. Also kann ich auch über ihre Zeit verfügen", bestimmte der Spinnendämon. Damit winkte er seinen Sekretär heran. Lisha übergab ihm den Aktenkoffer und dann wurde sie aufgefordert, Naraku zu folgen.

Dieser führte sie nicht in sein Büro, sondern zu einer Art Ankleidezimmer. Der ganze Raum bestand aus Schränken, voll mit Kleidern, Schuhen und anderen Dingen die eine Frau trug.

Der Dämon öffnete eine der Türen und forderte sie auf: "Suchen sie sich eins aus. Diese Kleider sind alle unbenutzt. Da sie in etwa die Größe und Figur wie meine Frau besitzen, müssten sie passen."
 

Während die Polizistin ihren Blick über die vielen Kleidungsstücke schweifen ließ, öffnete sich in ihrem Rücken eine Tür. Dort erschien eine schwarzhaarige Frau mit braunen Augen.

"Was willst du hier Kikyou?", fragte Naraku.

Lisha warf dem Neuankömmling einen verstohlenen Blick zu. Sie musste in etwa um die 40 sein. Doch man sah ihr an, dass sie eindeutig zu viele Drogen konsumiert hatte. Offenbar war sie nur noch ein Schatten ihrer selbst. Jetzt verstand Lisha, auch weshalb diese Kleider ungetragen waren, denn keines hätte der Frau mehr gepasst. Abgemagert und bleich stand sie jetzt da, halt suchend am Türrahmen. Ihre Haare wirkten ungekämmt, stumpf und glanzlos.

"Wer ist sie?", wollte sie mit zittriger Stimme wissen.

"Meine Geliebte", entgegnete der Verbrecherlord. Zufrieden sah er, wie seine Frau zusammenzuckte.
 

Irgendwie tat der Agentin diese Kikyou leid. Deshalb wollte sie alles richtigstellen und äußerte: "Eine Angestellte ihres Mannes. Ich bin Anwältin im Pariser Büro. Da ich morgen Abend auf einem Empfang eingeladen wurde, bot mir Sato sama ihre Garderobe an."

"Du hast sicherlich nichts dagegen", kam es jetzt von dem Spinnendämon, dabei lag ein merkwürdiger Tonfall in dessen Worten.

Die Drogensüchtige schüttelte den Kopf. Naraku ging zu ihr, strich überaus zärtlich eine Strähne des wirren Haares beiseite: "Hast du heute schon deine Medizin genommen?"

"Du hast sie mir noch nicht gebracht", kam sofort die Erklärung.

Der Verbrecherlord warf einen kurzen Blick zu der Rothaarigen. Diese widmete dem Gespräch scheinbar keine Aufmerksamkeit, sondern lief durch den Raum.

An Kikyou gewandt befahl er: "Leg dich hin, ich bringe dir dann deine Medizin."

Kurz blitzte so etwas wie Freude in den Augen der schwarzhaarigen Frau auf, als sie ging.
 

Kaum hatte sich die Tür geschlossen, fuhr Naraku zu der Anwältin herum. Bei seinen nächsten Worten fand sich keine Freundlichkeit in seiner Stimme mehr, sodass sie kurz zusammenzuckte. "Widersprechen sie mir niemals."

Der Verbrecherlord war nicht zu unterschätzen. Immerhin handelt es ich bei ihm um einen Dämon. Es brauchte nur wenig Kraftanstrengung, um ihr das Genick zu brechen oder sie auf andere Art zutöten.

So wandte Lisha den Kopf und sagte nur ruhig: "Das Grüne."

Diesmal folgte Naraku dem Blick der Rothaarigen. Die Wahl des Kleides fand er perfekt. Die Farbe passte nicht nur zu ihren grünen Augen, sondern auch zu den rotgoldenen, jeweils nach Lichteinfall oft auch kupferrot schimmernden Haaren.

"Eine gute Wahl", stimmte er deshalb zu. Er rief einen Hausangestellten, der das Kleid und die dazu passenden Schuhe in ein Gästezimmer bringen sollte.
 

Auf den Weg zu Narakus Arbeitszimmer fragte Lisha: "Bekommt ihre Frau Methadon?"

Der Verbrecherlord blieb stehen, wandte sich ihr zu. Diesmal waren die rötlichen Augen des Spinnendämons mit einem merkwürdigen Ausdruck versetzt: "Ja, sie hat bereits mehrere Aufenthalte in einer Entzugsklinik hinter sich."

Mehr äußerte er nicht dazu, denn die Wahrheit ging niemanden etwas an.
 

Im Büro von Naraku setzte sich dieser hinter seinen Schreibtisch und erklärte, weshalb er Lishas Begleitung wollte. Vorher jedoch holte er aus einer Akte ein Foto und reichte es der jungen Frau. Lisha betrachtete das Bild und lauschte gleichzeitig der Erklärung des Verbrecherlords.

"Masao Taisho bildet sich ein, mir die ganzen Verbrechen anhängen zu können, die man hier in der Stadt verübt. Er war sogar so anmaßend mir den Unfall seiner Frau und das Verschwinden seines Babys vor 20 Jahren in die Schuhe zuschieben."

Nur ganz kurz blitzte in Lishas Gedanken Inuyasha auf. Weshalb konnte sie sich nicht erklären. Das Alter kam vermutlich hin.

Doch Naraku fuhr in seiner Erklärung fort: "Er hält sich für den Herrn aller Dämonen. Wenn man sich ihm nicht unterordnet, wird man zu seinem Feind."

"Und sie ordnen sich nicht unter", schlussfolgerte die Agentin.

Ein leichtes Lächeln spielte um Narakus Mundwinkel: "Richtig", stimmt er zu und beobachtete die Rothaarige.

Er wusste nicht genau, wie er sie einordnen sollte. Jetzt wo er sie aus der Nähe betrachten konnte, bestätigte sich sein erster Eindruck. Etwas Mysteriöses, Geheimnisvolles ging von ihr aus. Zwar faszinierte Lisha ihn, doch sie weckte nicht sein körperliches Interesse. Das hatte seit Kikyou keine Dämonin oder Menschenfrau geschafft. Vermutlich verdankte er diese Gefühle seinem menschlichen Herz, dem Teil von Onigumo der noch in ihm steckte. Ohne dieses Herz wäre er sicherlich schon längst ein vollwertiger Dämon.
 

Die junge Frau konnte den Blick nicht von dem Foto lassen. Sie musste zugeben, der Fotograf hatte Masao sehr gut getroffen. Es gab zwar keine sichtbaren Emotionen in dem Gesicht, dennoch ging von den goldenen Augen, Weisheit und Güte aus.

Sie hatte oft an den Hundedämon denken müssen. Im Moment ihrer größten Trauer war diese einfache Geste, seine Umarmung ein Trost gewesen. In einsamen Nächten, wenn sie von Finley träumte, verschwamm manchmal dessen Gesicht und ein anderes trat an die Stelle. Doch sie maß dem keine Bedeutung bei. Es reizte sie jedoch, Inu no Taisho näher kennenzulernen. Dennoch versäumte sie es in den letzten Monaten Näheres über ihn in Erfahrung zubringen. Sicherlich hätte es ihrer Tarnung geschadet, sodass sie kein Risiko einging. Naraku mochte recht haben, den Erzählungen ihres verstorbenen Mannes und ihren eigenen Beurteilungen glaubte sie jedoch mehr.
 

Nachdem der Verbrecherlord nun von der Einladung berichtete, stimmte sie zu, ihn zu begleiten. Doch dann wollte der Spinnendämon etwas wissen: "Ihr Mann war ein Hundedämon ..."

Lisha warf sofort ein: "Sie wollen mich auf Masao ansetzen."

Das hatte Naraku nicht im Sinn. Er wollte eigentlich Genaueres über die Hunde wissen. Gut ihre Vorlieben im Bett gehörten auch dazu. Doch die Idee der Anwältin klang noch viel interessanter. Er sah jetzt schon die Schlagzeile. Masao Taisho ehemaliger Polizeipräsident im Bett mit einer Kriminellen. Deshalb lächelte er jetzt diabolisch und stimmte zu: "Meine Liebe, diese Idee hat etwas. Fragt sich nur, ob du der Aufgabe gewachsen bist."

Nachdenklich betrachtete die rothaarige Frau das Bild, wobei sie nicht einmal merkte, dass der Dämon plötzlich vertraulicher wurde. Es kam ihr wie ein kleines Déjà-vu vor. Doch was sollte es. Wenn sie Erfolg hatte, bekam sie genau das, was sie ersehnte.

Sicherlich war der Inu no Taisho ein aufregender Mann. Allerdings hatte sie große Zweifel das Masao sich auf eine Affäre einließe. Sie nahm jedoch an, dass sie auf dem Ball mit ihm sprechen konnte. Sicherlich wollte er als ihr Vorgesetzter einen Bericht über ihre Fortschritte hören.

Naraku mutmaßte dann noch: "Vermutlich ist er einer Liebschaft nicht abgeneigt. Es muss frustrierend sein, eine Frau neben sich zu haben, die sich nicht einmal an vergangene Ehejahre erinnert. Sie teilen zwar das Bett miteinander, aber es heißt, er rührt Izayoi nicht an."

So erklärte sich Lisha bereit Masao Taishos Interesse zuwecken, da es ihren eigenen Wünschen diente. Denn welche Gelegenheit eignete sich besser ihren Vorgesetzten zu informieren als ein als Rendezvous getarntes Treffen.
 

Der Abend des Empfangs brach an. Langsam füllte sich da Haus mit Gästen. Masao ließ es sich nicht anmerken, dennoch wusste Sesshomaru, dass sein Vater etwas angespannt war. Dann bemerkte er immer wieder, wie dessen Blick zur Tür schweifte. Der jüngere Hundedämon behielt sie ebenso im Auge. Der nächste Gast weckte Sesshomarus Aufmerksamkeit. Eine weißhaarige Hundedämonin mit blauen Augen und sehr schmalen blass lila Streifen, die außerdem noch direkt aus Frankreich stammte, betrat das Haus. In diesem Moment erinnerte sich der Dämon mit Schrecken an die Worte seines Vaters. Masao dachte doch nicht etwa daran, ihn mit dieser Youkai zu verkuppeln. Hin und wieder einmal eine Freundin oder kurze Affären schätzte Sesshomaru aber eine feste Bindung, niemals.

Doch als sie ihn nur von Weitem abschätzige anblickte, kurz nickte und weiterging, atmete er erst einmal erleichtert auf.

Den ganzen Abend fiel Sesshomaru auf, das diese Youkai bewusst die Nähe von Hunden vermied. Zu allen anderen Arten war sie mehr als freundlich. Ob es dafür einen Grund gab, eine persönliche Abneigung? Und wenn schon, Hauptsache sie interessierte sich nicht für ihn.

Nur wenig später machte er eine weitere Feststellung. Es irritierte ihn am meisten, das auch sein Vater die Dämonin nur flüchtig begrüßte und sofort wieder seine Aufmerksamkeit der Tür widmete.
 

Dann nahte der Zeitpunkt. Narakus Geruch und Präsenz merkte man schon lange, bevor er das Haus der Taisho betrat. Dieser Verbrecherlord inszenierte seinen großen Auftritt. Jeder erwartete das dieser mit seiner Frau oder allein kam. Doch dessen Begleitung erregte sofort Aufmerksamkeit. Diese rothaarige Frau in diesem grünen bodenlangen Kleid, passend zu ihren Augen konnte niemand übersehen. Lishas Haare waren hochgesteckt und mit kostbaren Perlen bestückt.

Selbst Masao schien einen Moment überrascht zu sein. Dann entschuldigte er sich und ging seinen Gästen entgegen.
 

Inu no Taisho begrüßte den Spinnendämon mit einem leichten Kopfnicken: "Es freut mich, das ihr der Einladung gefolgt seid, Sato sama."

Naraku warf ihm einen Blick zu. Was immer er am liebsten entgegnet hätte, er ließ es und sagte nur: "So eine höfliche Einladung kann man unmöglich ausschlagen. Dennoch wundert es mich, wie ich zu der Ehre komme."

"Ihr seid ein hochrangiger Dämon. Es nicht zu tun wäre eine Beleidigung gewesen, da stimmt ihr mir doch zu", erklärte Masao.

'Leider', dachte der Spinnendämon. Undurchsichtig wie immer. Gerade überlegte er sich, wie er den Hundedämon an seiner empfindlichsten Stelle treffen könnte. Bei seiner kranken Frau oder dessen verschwundenen Sohn. Die Worte lagen ihm schon auf der Zunge, als Inu no Taisho ihm zuvorkam.

"Offenbar habe ich mich doch getäuscht. Ihr seid nichts weiter als ..."

"Was", entfuhr es Naraku. Wenn der Herr der Hunde es wagen sollte, das Wort kriminell auszusprechen, konnte er für nichts garantieren.

Unbeirrbar sprach Masao bereits weiter, während er sich gleichzeitig der rothaarigen Frau zuwandte. "... Unhöflich. Ihr habt versäumt, mir eure Begleitung vorzustellen."

Innerlich atmete der Spinnendämon auf. Dann holt er das Versäumte nach: "Lisha Lefevre, eine Anwältin aus dem Pariser Büro."

In Japan begrüßte man sich zwar mit Verbeugung, doch Masao überrascht alle, in dem er die Hand der Agentin ergriff, einen Kuss darauf hauchte und in fließenden Französisch sagte: "Es freut mich euch kennenzulernen Madame Lefevre. Gehe ich recht in der Annahme, dass ihr Fin Lefevres Witwe seid."

"Ja, er starb vor einem Jahr", teilte sie mit. Noch immer wurde ihre Hand festgehalten und Masao drückte sie kurz, jedoch so das es nicht auffiel.

"Zwar kannte ich ihn nicht, dennoch ist sein Tod bedauerlich", hörte die junge Frau von dem hochrangigen Youkai als Nächstes.

Plötzlich ließ er Lishas Hand los, die diese Berührung gern noch weiter genossen hätte. Es erstaunte sie selbst, dass ein leichtes Kribbeln sie durchfuhr, als der Hundedämon sie so sanft anfasste.

Dann entschuldigte Inu no Taisho sich, da weitere Gäste eintrafen. Er wusste genau, das Naraku ihr Gespräch gern fortgesetzt hätte, um vor allem damit viel Aufmerksamkeit zu erregen.
 

4. Kapitel - Absichten
 

Lisha versucht allein mit Masao in Kontakt zu treten, doch sie muss feststellen, dass ihr dabei jedes Mal ein attraktiver Hundedämon in die Quere kommt.

Absichten

4. Kapitel - Absichten
 

Naraku war tatsächlich ungehalten, doch er ließ es sich nicht anmerken. Leise fragte er, ohne dabei Lisha anzusehen: "Besteht die Möglichkeit?"

Die rothaarige Frau sah Inu no Taisho nach. Ihre kurze Begegnung auf dem Pariser Friedhof hatte nicht viel offenbart, eher die freundliche, beinahe väterliche Seite des Dämons. Doch hier sah sie wohl dessen wahres Wesen. Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, faszinierte der Daiyoukai sie. Schon aus eigenem Interesse wollte sie ihn näher kennenlernen. Sie lächelte leicht, als sie nun antwortete: "Meiner Meinung nach stehen die Chancen sehr gut. Er wird anbeißen."

Dann verließ sie den Ort um sich in das Getümmel zustürzen, dabei entging ihr völlig ein Dämon, der in der Nähe stand. Bei Lishas Worten schmälerte er seine Augen. Er traute dieser rothaarigen Frau nicht, sie führte etwas gegen seinen Vater im Schilde und er würde es zu verhindern wissen.
 

Jede menge Wesen suchten das Gespräch mit dem silberweißhaarigen Herrn der Hunde. Ständig wurde er von anderen Dämonen oder Menschen umlagert. Er widmete sich jedem. Deshalb wurde es schwer an Masao heranzukommen. Wenn der Daiyoukai nicht oft in ihre Richtung geblickt und mehrmals Augenkontakt mit der Agentin aufgenommen hätte, würde sie weitere Versuche unterlassen.

Die junge Frau bekam bald mit, dass sie aufgehalten wurde. Es war nicht offensichtlich, dennoch wusste Lisha, wer dahinter steckte. Diese goldenen Augen betrachteten sie bei jedem Schritt. Immer wenn sie sich Masao näherte, schickte Sesshomaru einen Diener vorbei, der ihr Getränke oder Speisen anbot. Hin und wieder fand sich ein Gesprächspartner, der vermutlich zum Wachpersonal gehörte. Als sie wieder einmal behindert wurde, seufzte die Agentin und betrat einen der Räume neben der Treppe. Er gehörte zu den für heute Abend öffentlichen Orten. An den großen Fenstern bot sich ein schöner Blick hinaus in den Garten. Hunderte von schwimmenden Kerzen trieben in dem Pool, beleuchteten das Geschehen auf der Terrasse und der Wiese davor. Gerade sah die junge Frau Masao zu seiner Gemahlin gehen. Izayoi nahm zwar an dem Fest teil, stand aber etwas abseits mit dem Rollstuhl, damit niemand versehentlich über sie stolperte. Kagura hielt sich in ihrer Nähe auf, mit einem nichts aussagenden Ausdruck auf dem Gesicht.

Sie hatte versucht mehrmals mit ihrem Boss Kontakt aufzunehmen, ihm Blicke zugeworfen. Doch sie war Luft für den Spinnendämon. Das wurmte sie etwas. Bei den vielen Gästen wäre es doch unauffällig sich miteinander zu unterhalten, deshalb verstand sie Narakus abweisende Reaktion nicht.

Sie wusste nicht, dass die rothaarige Frau sie im Moment durch die Scheibe hindurch beobachtete und mitbekam, dass ihr Augenmerk mehrmals Naraku galt. Wenn man mal vergaß, was er verkörperte, sah er in seiner menschlichen Gestalt recht ansehnlich und interessant aus. Vermutlich richtete Izayois Gesellschafterin ihr Augenmerk aus diesem Grund auf den Verbrecherlord.

Deshalb wandte sich die Agentin wieder der behinderten Frau zu, die hinüber zu der kleinen Tanzfläche sah, wo nur Menschen und gelegentlich Hanyou zu finden waren. Ob sie eine Bemerkung machte, konnte die Beobachterin in dem Raum nicht hören. Doch Inu no Taisho beugte sich nach unten, küsste seine Gemahlin auf die Schläfe, und nachdem er noch einmal kurz seine Hand auf die Schulter von Izayoi legte, ging er wieder, da man seine Aufmerksamkeit suchte.

"Sie hat früher gern getanzt", erklang plötzlich eine Stimme hinter Lisha.

Daraufhin drehte sie sich um und erblickte den silberweißhaarigen Dämon mit der blaulila Mondsichel auf der Stirn. Masao hatte ihn ihr vorgestellt und so kannte sie auch seinen Namen. Sesshomaru. Irgendwie passte er zu dem Dämon. Dieser kalte Blick, seine stolze Gestalt, vermittelte etwas Unnahbares. Instinktmäßig würde sie so einem Wesen aus dem Weg gehen. Wenn sie es nicht gewusst hätte, dass er Polizist wie sein Vater ist, würde sie Sesshomaru für einen kaltblütigen Killer halten.
 

Dennoch ließ sich Lisha zu einer Entgegnung herab: "Das ist alles sicherlich schwer für sie. Izayoi kann sich vermutlich glücklich schätzen, so einen Rückhalt in ihrer Familie zu finden."

"Mein Vater liebt seine Gefährtin", mehr äußerte Sesshomaru nicht, jedoch sprach er die Worte mit viel Nachdruck.

Gerade wunderte er sich. Lisha hörte sich nicht, wie eine Frau an die hinter seinem Vater her war. Sie zeigte Mitgefühl und Verständnis. Oder schauspielerte sie das alles nur.

Nun blieb die Agentin nicht länger am Fenster stehen. Sie ging dem Dämon ein Stück entgegen, der noch immer am Türrahmen lehnte und den Durchgang versperrte. Offensichtlich hinderte er Lisha daran, einen neuen Versuch in die Richtung seines Vaters zu wagen. Sie lächelte kurz, schüttelte dann den Kopf. Das Verhalten von Sesshomaru amüsierte sie ein wenig. Die Herausforderung, den Youkai zu überlisten fand sie erfrischend.
 

Dann setzte sie sich an den Flügel und öffnete die Klappe. Lisha tippte ein paar Tasten an. Eigentlich war es ein Stück, das sie immer zusammen mit Fin gespielt hatte. Sesshomaru saß plötzlich neben ihr und übernahm unwissend diesen Part. Kurz berührten sich ihre Finger und auch diesmal durchzuckte ein kribbelndes Gefühl Lisha. Doch schon nach wenigen Noten unterbrach sich die junge Frau und schlug den Deckel des Klaviers zu. Der Hundedämon konnte, im letzten Moment, seine Finger in Sicherheit bringen.

Gerade wollte er seinen Unmut deswegen loswerden, als ihm, die Tränen in den grünen Augen der Agentin, gewahr wurden. Die Erinnerungen an ihren verstorbenen Gefährten drohten die rothaarige Frau zu überwältigen. Sie wusste nicht, weshalb sie gerade jetzt dieses dumme Lied gespielt hatte.

Im nächsten Moment fuhr der Hundedämon herum, weil er eine dämonische Energie in der Nähe spürte. Sesshomaru sah gerade noch, wie die unbekannte weißhaarige Hundedämonin fortging. Noch bevor er einen Entschluss fassen konnte, fragte Lisha neben ihm: "Wer ist das?"
 

Auf dem Klavier standen einige Fotos. Eines der Bilder zeigte Inuyasha kurz nach seiner Geburt. Jetzt hatte es die rothaarige Frau in der Hand. Sie wusste nicht, weshalb sie dieses Foto so interessant fand, ein merkwürdiges Gefühl, überkam sie. Sie hatte sofort an Narakus Sohn denken müssen.

Als noch der Dämon leise antwortete: "Mein Bruder Inuyasha", verstärkte sich das Ganze noch. Sie stellte es nach einer Weile wieder hin und stand dann auf, dabei entging ihr ein anderes Foto. Als sie das Bild von Inuyasha in die Hand nahm, schob sie ein paar Bilder beiseite und verdeckte dieses. Lisha befand sich schon an der Tür, als Masaos Sohn fragte: "Dieses Lied bedeutet ihnen etwas?"

"Meinem Mann hat es etwas bedeutet. Es war die einzige Verbindung, die er zu seinem Vater hatte."

Damit ging die junge Frau aus dem Raum. Ihr fiel es nicht auf, dass die weißhaarige Dämonin immer noch in der Nähe stand und sie musterte.

Diesmal folgte ihr Sesshomaru nicht gleich. Er war etwas verwirrt. Denn dieses Stück kannten eigentlich nur Familienmitglieder oder enge Freunde, da sein Onkel es vor etlichen Jahren komponierte.
 

Der Abend schritt voran. Gerade stand Inu no Taisho allein in der Eingangshalle. Lisha bekam es mit und wollte ihre Chance nutzen.

Sesshomaru erreichte seinen Vater jedoch eher und fragte: "Willst du das ich mich um Izayoi kümmere?"

Masao warf einen Blick auf die Uhr und erklärte: "Es wird Zeit, ich bringe sie in unsere Räume."

Damit ging er ein paar Schritte und fügte noch hinzu, sobald die rothaarige Frau in Hörweite erschien: "Danach gehe ich kurz in mein Büro. Ich muss ein dringendes Gespräch mit Paris führen."

Sesshomaru sah seinen Vater irritiert an. Masao zwinkerte ihm kurz zu und ging dann seine Gemahlin suchen. Lisha war wohl das einzige Wesen, das seinen kurzen Fingerzeig auf eine der Türen mitbekam. Sie lächelte. Egal wie aber dieses Gespräch würden sie mit Inu no Taisho führen.
 

Auf dem Weg zu Izayoi schmunzelte Masao. Den ganzen Abend entging es ihm nicht, wie viele Versuche die junge Frau startete und wie oft sein Sohn diese vereitelte. Weshalb Sesshomaru ihn so abschirmte, blieb ihm verborgen, doch sein Sohn hatte vermutlich seine Gründe. Dennoch musste er dringend mit Riana sprechen. Ihr Auftauchen hier geschah sicherlich nicht zufällig, da kannte er Naraku zu gut. Dieser führte sicherlich etwas im Schilde.

Nur wenig später erreichte der Hundedämon seine Gemahlin, bedankte sich bei Kagura und schob den Rollstuhl ins Haus. Er trug seine Gefährtin selbst die Treppen hinauf, während ein Diener den Stuhl hinterher brachte. Immer wenn Izayoi nicht im Sanatorium war, sondern bei ihm weilte, ließ er sich das nicht nehmen. Jeden Abend gab er seiner Gefährtin selbst die Medizin und brachte sie danach zu Bett. Trotz seiner Gäste legte er sich kurz zu ihr und hielt sie einen Moment in den Armen. Dann tat Izayoi etwas, das ihn überraschte. Sie beugte sich vor und küsste ihren Gemahl. Doch es sprang kein Funke bei ihr über und der Dämon hielt sich absichtlich zurück. Plötzlich flüsterte die menschliche Frau: "Es tut mir leid."

Sie strich Masao eine Strähne des silberweißen Haares beiseite. Die schwarzhaarige Frau benötigte keine weiteren Worte, der Dämon verstand ihr Anliegen. Bei dem Unfall verlor Izayoi nicht nur ihr Gedächtnis, auch ihre Liebe zu Masao verschwand. Weshalb sie sich seit damals an ihren Sohn erinnerte, dessen goldene Augen, dieses süße Gesicht umrahmt von den silberweißen Haaren, erklärten die Ärzte damit. Sie klammerte sich an die Erinnerung, an das Kind, ständig fragte sie nach ihm. Als die Helfer sie aus dem verunglückten Wagen zogen, murmelte sie immer wieder den Namen ihres Sohnes.
 

Für Masao, der nie aufgehört hat seine Frau zulieben, musste das unvorstellbar schwer sein. Alles, was sie für ihn empfand, war reine Freundschaft. Sie brachte ihm Dankbarkeit wegen seiner Geduld mit ihr, dessen Fürsorge und der Hilfe die sie von ihm bekam, entgegen. Außerdem vertraute sie ihm vollkommen. Deshalb war es ihr auch so wichtig, ihre Vergangenheit aufzuarbeiten. Doch sie hatte auch gesehen, wie groß das Interesse Inu no Taisho an der rothaarigen Frau gewesen war. Deshalb fragte sie jetzt nach ihr.

"Lisha ist etwas Besonderes. Noch kann ich dir nichts Näheres berichten. Deshalb bitte ich dich um Geduld", lautete Masao Erklärung. "Und nein, ich werde mir keine Geliebte nehmen. Dieses Thema hatten wir schon oft genug", schnitt er sofort den Einwand seiner Gemahlin ab. Kaum war Masao fort, seufzte Izayoi. Sie legte ihren Kopf zurück und schloss ihre Augen.

Sie wusste genau, dass nicht sie das Wesen sein würde, welches ihn glücklich machen könnte, selbst wenn ihre Erinnerungen zurückkämen. Ihre Tage waren gezählt. Entweder versagte irgendwann ihr schwaches Herz oder sie holte sich die nächste Infektionskrankheit.

Aufgrund ihres bereits geschwächten Immunsystems brauchte es nicht viel. Bevor das geschah, wollte sie miterleben, wie ihr Gefährte jemanden Neues fand. Nur deshalb versuchte sie, Masao so hartnäckig zu verkuppeln. Doch ihr größter Wunsch war immer noch, nur ein einziges Mal Inuyasha sehen oder ihm im Arm zuhalten. Wenn er noch lebte, hatte der Hanyou sicher keine Ahnung, wer seine leibliche Mutter war.
 

Ohne sich aufhalten zu lassen, ging der ehemalige Polizeichef zu seinem Arbeitszimmer. Er sah sich zwar kurz um, doch weder von Lisha noch von seinem Sohn sah er etwas.

Die junge Frau weilte im Garten, ihr Standpunkt jedoch gut gewählt. Von der breiten Tür zur Terrasse konnte sie bis zur Treppe sehen, wo ihr Masaos kommen sofort ins Auge fiel. Erleichtert stellt sie fest, das Sesshomaru abgelenkt war. So beeilte sich die rothaarige Frau.

Nur zwei Schritte fehlten bis zur Tür, als sie zurückgerissen wurde und jemand sie gegen die Wand presste. Ihren Angreifer hörte sie bereits ganz nahe an ihrem Ohr, bevor sie ihn erkannte: "Was genau verstehst du nicht unter Privat."

"Sesshomaru", mehr brachte Riana nicht heraus.

Der Youkai sprach schon weiter: "Wenn dir japanisch nicht geläufig ist, wie wäre es mit Englisch oder französisch."

"Dämonisch wäre ganz gut. Mein verstorbener Gefährte schaffte es leider nicht mir die Lektionen vollständig zu lehren", entgegnete sie mit leichtem Schmunzeln.

"Verspotte mich nicht", knurrte der Dämon leise. Zusätzlich schmälerte er seine Augen und der Druck auf ihrem Körper wurde stärker. Eine seiner Hände ging auf Wanderschaft, Klauen kratzten leicht über Lishas Haut. Dann schlossen sich schlanke Finger um den Hals der menschlichen Frau.

Die Polizistin zeigte keine Angst, doch so einfach würde sie es ihm nicht machen. Ablenken und dann zuschlagen. Innerlich lächelte sie schon und malte sich ihren kleinen Triumph bereits aus. So beugte sich die verdeckte Ermittlerin etwas vor und berührte leicht die Lippen des Dämons mit ihren. Doch den Kuss begann nicht sie. Sesshomaru wusste selbst nicht, weshalb er es tat. War es der betörende exotische Blumenduft ihres Parfüms oder Neugier, wie sich die Lippen eines Menschen anfühlten. Einfach nur für einen Moment Lishas Küsse zuschmecken, dieser Gedanke durchfuhr den Youkai. Diese Frau erregte ihn nur durch bloßen Körperkontakt. Die Klaue am Hals verschwand, streifte plötzlich über den Rücken der Agentin, an den Seiten und dann lagen Sesshomarus Hände auf ihrem Po um sie näher an seinen Körper zudrücken.

Riana genoss den süßen Kuss, es war wunderbar. Dennoch verfolgte sie ihren Plan weiter. So bewegte sie sich etwas, vermittelte den Anschein, als ob sie sich ihm entgegen drückte oder an ihm rieb. Doch das diente nur dazu um ihr rechtes Bein freizubekommen, um ihr Knie mit voller Wucht nach oben zurammen.

Sie bekamen nicht mit, wie sich die Tür neben ihnen öffnete.

Ein Lautes, Scharfes: "Sesshomaru", ließ beide Wesen wie ertappte Kinder auseinander fahren.

Masaos Sohn atmete durch und bereitete sich innerlich auf die Kritik seines Vaters vor. Doch Inu no Taisho ignorierte ihn, lächelte nur die rothaarige Frau an und sagte zu ihr: "Lisha ich habe sie eigentlich früher erwartet. Ich nehme an, ich habe meinen Sohn gerade gerettet."

"Vor einer sehr schmerzhaften Bekanntschaft mit meinen Knie, ja", entgegnete sie mit einem Seitenblick auf den jüngeren Hundedämon.

Inu no Taisho lächelte immer noch leicht, als er sich in der Tür umwandte: "Sesshomaru behalte Naraku im Auge!"
 

Dann wurde die Tür auch schon verschlossen. Kaum war Masao mit der jungen Frau allein, zog er sie in die Arme und begann: "Schön dich zu sehen mein Mädchen. Wie geht es dir?"

Sie senkte den Kopf und schämte sich etwas für ihre Schwäche, besonders wenn sie an ihren kleinen beinahe Gefühlsausbruch im Musikzimmer dachte. Leise flüsterte sie nun: "Ich vermisse Finley. Er fehlt mir am Tag und noch mehr in der Nacht. Ohne ihn, ist die Welt nicht mehr die gleiche."

"Das verstehe ich", entgegnete der ehemalige Polizeichef von Tokio. Seine Izayoi fehlte ihm auch. Ihren Körper neben sich zu haben aber zu akzeptieren, dass der Geist einer Fremden ihr innewohnte, zwanzig Jahre damit zu leben, konnte man zwar nicht damit vergleichen. Doch innerlich hatte er den Verlust überwunden. Sollte Izayoi tatsächlich einmal ihre Erinnerungen wieder bekommen, würde sich ihr zusammenleben dennoch anders gestalten, das war ihm vor einiger Zeit bewusst geworden. Ob sich dann auf ihrer Seite wieder Gefühle einstellten, konnte keiner vorhersehen.

Dennoch hatte die Nähe von Riana eine merkwürdige Wirkung auf ihn. Ob es mit seiner eigenen Einsamkeit zusammenhing, ihrer Zugehörigkeit zur Familie, woher der Wunsch kam, Fins Witwe zutrösten blieb ihm verschlossen.
 

Um nicht länger darüber nachzugrübeln, wollte er von der jungen Frau alles wissen, was im letzten Jahr geschah, ihre Eindrücke, Vermutungen und ganz besonders den Grund ihrer Anwesenheit hier beim Fest.

Er hörte geduldig zu, ohne einmal Lisha zu unterbrechen. Danach starrte er eine ganze Weile aus dem Fenster, bevor er sich der rothaarigen Frau wieder zuwandte.

"Das Ganze lässt nur einen Schluss zu. Naraku hat auch Spione in hohen Regierungskreisen", mutmaßte der Dämon danach.

"Ich verstehe nicht", begann die Agentin.

Masao erklärte ihr deshalb: "Man bot mir den Posten des Justizministers an. Ich spiele ernsthaft mit den Gedanken, anzunehmen."

In Lishas Augen zeigte es sich, dass sie die Tragweite des Ganzen verstand. Dieser Skandal würde noch größere Kreise ziehen, wenn der Dämon erst einmal im Dienst des Staates arbeitete.

Doch bei den nächsten Worten von Inu no Taisho schnappte die junge Frau überrascht nach Luft.

"Die Idee klingt verlockend", murmelte Masao.

Riana glaubte, sich verhört zu haben. Doch sie kam zu keinem Einwurf.

"Ich muss zugeben, der Gedanke reizt mich. Narakus Spiel zu spielen nach meinen Regeln", fügte der Dämon noch hinzu, wobei er überlegen lächelte.
 

5. Kapitel - Familienverhältnisse
 

Der Titel verrät es schon. Ich lasse ein wenig die Zusammenhänge fallen. u.a, wer Fins Vater ist, was es mit der geheimnisvollen Hundedämonin auf sich hat.

Familienverhältnisse

Misaki Schöne Blüte
 

5. Kapitel - Familienverhältnisse
 

Die Agentin betrachtete Inu no Taisho eine Weile und versuchte sich mit der Idee anzufreunden. Am Anfang hielt sie alles für einen guten Einfall, doch jetzt, wo es Masao ebenso zu begeistern schien, siegte ihre eigene kühle Überlegenheit. Sie fand das Risiko zu groß. Was wenn es wirklich dem Hundedämon schaden würde. Gerade wollte sie es aussprechen, als der Silberweißhaarige ihren Blick sah und fragte: "Du bist skeptisch?"

Riana nickte und erklärte weshalb.

Es kam jedoch keine Antwort, sondern nur eine Feststellung: "Genauso hat dich Fin immer beschrieben. Du handelst nicht vorschnell, sondern wägst die Risiken ab."

"So habe ich eine Menge verdeckter Einsätze überlebt", erklärte die Agentin ihre Gründe.

Der Dämon sah sie nachdenklich an. Dann begann er: "Gelegentlich sollte man jedoch welche eingehen, solange alles überschaubar ist. Diesmal würde ich das Risiko tragen. Für dich jedoch treffe ich ...", hier unterbrach er sich selbst wieder und schaute zum Fenster hinaus. Innerlich musste er schmunzeln. Mehrere Häuser, die dem Hundeclan gehörten verfügten über geheime Zugänge, oft gab es auch im Inneren des Hauses noch den einen oder anderen versteckten Verbindungsgang zwischen den Zimmern. Doch niemals hatte er damit gerechnet, selbst überwacht zu werden. Sein Blick schweifte kurz über die Holztäfelung des Arbeitszimmers, bevor er sich wieder an die junge Frau wandte. Ein wenig später fuhr er fort: "Meine Spielregeln, mein Mädchen. Wir beide bieten Naraku eine großartige Show, füttern ihn gelegentlich mit ein paar gezielten Informationen, damit er nicht misstrauisch wird."

Damit ging Masao zu einem Schrank, holte Schlüssel heraus und schrieb eine Adresse auf. Er übergab beides der rothaarigen Frau: "Das ist eines unserer Häuser. Naraku schöpft keinen Verdacht, wenn ich dich dort als meine Geliebte unterbringe. Das Haus verfügt über einen geheimen Zugang vom Nachbargrundstück her, völlig verborgen. Abhöranlagen oder Kameras können wir so ungesehen entfernen, falls diese Spinne so etwas einsetzt."

"Das wird er sicherlich versuchen. Ich bin sicher das er früher oder später von mir verlangen wird uns im Bett zu filmen", gab Riana eine ihrer Vermutungen preis.

Der Daiyoukai erklärte daraufhin, da er so etwas auch befürchtete: "Damit setzen wir uns auseinander, wenn es so weit ist. Meine Zeit ist sehr begrenzt, doch für das kleine Spiel nehme ich sie mir." Dann änderte er etwas die Stimme und fragte: "Außer mich zu verführen, welche Aufgabe hat Naraku noch für dich?"

Diesmal zuckte die rothaarige Frau mit den Schultern. "Genaue Details sind mir noch nicht bekannt, er findet jedoch meine Sprachkenntnisse von Nutzen. Naraku hat mir bereits ein kleines Büro und ein Gästezimmer in seinem Haus zu Verfügung gestellt."

"Dann kannst du dort weiterhin die Augen offenhalten?", wollte Inu no Taisho noch wissen.

"Das werde ich", versprach Riana ihm.
 

Ihr fiel es nicht auf, dass der Dämon wieder die Holztäfelung mit seinem Blick bedachte. Er dachte eine Weile nach, bis er einen Entschluss fasste: "Ein Angestellter von Naraku ist ein sogenannter Schläfer. Er hat den strickten Befehl nicht einzugreifen, egal welche Verbrechen Naraku verübt. Selbst wenn diese Spinne meinen Sohn vor seinen Augen tötet, darf er es nicht. Wobei ich bemerken muss, dass es selbst jemanden wie Naraku schwerfallen würde, Sesshomaru zutöten. Dennoch werde ich ihm die Anweisung hinterlassen, dass er auf dich aufpasst. Wenn dir Gefahr droht, wird er dich dort raus holen."

Die junge Frau brauchte keine Erklärung. Die Aufgaben eines Schläfers kannte sie durch ihre Agententätigkeit. Diese verdeckten Ermittler waren oft vollständig in den kriminellen Ring integriert und hatten weitreichend Befugnisse. Sie griffen nur ein wenn der offizielle Undercover Agent in Gefahr geriet. Nach der Zerschlagung des Ringes gaben sie ihre Erkenntnisse zu Protokoll, blieben aber immer anonym. Man musste schon skrupellos sein, um diese Arbeit tun zu können. Riana könnte so etwas selbst nicht. Sie wusste auch das ihr Gefährte nicht so jemand gewesen war. Doch jetzt vermutete sie, dass dieser Unbekannte schon in Europa für Fins Sicherheit sorgen sollte. Das würde bedeuten, dass er Naraku sehr nahe stehen musste. Ein Leibwächter oder Chauffeur.

Dessen Aufgabe stufte sie sehr hoch ein und deshalb wagte sie einen Einwand: "Wenn dieser Mitarbeiter so wichtig ist, solltest du meinetwegen nicht seine Tarnung riskieren."

"Du bist wichtiger mein Mädchen. Fin würde mir die Hölle heißmachen. Außerdem gibt es noch jemand dem du etwas bedeutest. Seinen Zorn riskiere ich lieber nicht." Bei diesem Geständnis blickte Masao hinüber zur Wand, wo ein Bild hing. Riana fiel es bis jetzt noch nicht auf, da nur eine Schreibtischlampe den Raum erhellte und es somit im Schatten lag.

Masao fügte noch an: "Nicht dass ich vor ihm Angst hätte oder davor zu sterben. Doch vor meinem Tod will ich wenigsten die Gewissheit, Naraku endgültig erledigt zuhaben." Danach schaltete er eine zweite Lampe ein, damit die junge Frau das Porträt an der Wand mit ihren menschlichen Augen betrachten konnte.

Es zeigte zwei silberweißhaarigen Dämonen, die sich sehr ähnelten. Erst jetzt wo sie diese Wesen nebeneinander sah, fiel es der jungen Frau auf. Sie fuhr herum und fragte ungläubig: "Fins Vater?"

"Mein jüngerer Bruder", gab der Dämon an.
 

Noch einmal betrachtete Riana das Gemälde. Beide Dämonen hatten silberweiße Haare, ähnliche Gesichtszüge, sogar die dämonischen Streifen sahen gleich aus. Das war ihr vorher nie aufgefallen. Toyos Augenfarbe entsprach nicht der goldenen Farbe wie bei Masao, sondern sie waren braun. Vermutlich, da auch ein Elternteil der beiden Brüder braune Augen gehabt hatte.

Leise gestand die junge Frau nun: "Eigentlich wollte ich dich bitten Fins Vater ausfindig zu machen, da es sich meiner Kenntnis entzieht, ob er von seinem Tod weiß. Wenn ich jedoch bedenke, wie wenig Interesse Toyo an seinem Sohn hatte ...", diesen Satz beendete sie nicht. Sondern erklärte: "Als Fin mich seinem Vater vorstellte, war dieser kurz angebunden und tat sehr beschäftigt. Mein Gefährte kürzte den Besuch damals ab und wir fuhren zum Flughafen. Es reichte nicht, um Toyo kennenzulernen."

"In die Angelegenheiten meines Bruders habe ich mich nie eingemischt. Ich kann dir deshalb nichts darüber sagen. Doch dich scheint er zu mögen. Er kam nach dem Treffen zu mir und sah recht zufrieden aus. Damals sagte er voller Stolz: 'Mein Sohn hat sich ein prächtiges Mädchen gesucht.' Deshalb wurde auch ich neugierig auf dich. Wenn die Sache mit Naraku nicht gewesen wäre, hätte dein Gefährte dich der ganzen Familie vorgestellt. Es war sein eigener Wunsch uns alle zutreffen."

Riana hörte still zu. Die Informationen waren zwar recht interessant, dennoch gab es eine Kleinigkeit, die sie noch sagen musste: "Mir gegenüber hat er nie andere Familienmitglieder als seinen Vater erwähnt. Seine Zwillingsschwester höchstens noch. Doch sie unternahm eine Weltreise und meldete sich in dieser Zeit überhaupt nicht bei der Familie. Ob sie von Finleys Dahinscheiden weiß?"

Deshalb wurde der jungen Frau jetzt erklärt: "Es lag eigentlich an Fins Mutter. Sie brach nach der Scheidung jeden Kontakt mit der Familie ab und zog nach Paris. Wir haben das akzeptiert. Erst durch meinen eigenen Umzug nach Europa stieß ich auf deinen Mann und wir behielten die verwandtschaftlichen Verhältnisse geheim. Nicht einmal Sesshomaru hat eine Ahnung. Vorerst bitte ich, dich in dieser Beziehung zurückzuhalten."

"Es würde meiner Tarnung schaden, ich weiß", stimmte Riana zu.

"Danach werden wir das alles nachholen. Und ja, Fins Schwester weiß es. Ihr beide seid euch sogar schon unwissentlich begegnet."

Dann trat Masao vor und nahm sie einfach so in den Arm. Eine Erklärung hatte er auch: "Damit mein Geruch an dir ist. Ich bin sicher Narakus Leibwächter, der Wolfsdämon wird das seinem Herrn berichten."
 

Obwohl sie sich noch eine Menge zu erzählen hätten, verabschiedeten sich beide voneinander. Sicherlich würde Naraku misstrauisch, wenn sie zulange, wegblieb. Außerdem lag es in Masao Absicht, heute Nacht noch viele wichtige Gespräche mit langjährigen Bekannten zu führen.

Lisha verließ zuerst den Raum. Jetzt, wo sie wusste, dass Fin, Inu no Taishos Neffe war, verstand sie auch die Fürsorglichkeit des Dämons. Deshalb die Bemerkung, dass sie zur Familie gehörte. Er meinte seine Aussage wörtlich. Also hatte sie sein aufkeimendes Interesse an ihr falsch interpretiert. Anderseits kannte sie ihn viel zu wenig, um Masao richtig einschätzen zu können. Es interessierte sie jedoch wie der Dämon vor hatte Naraku hinters Licht zuführen.

Kaum hatte Lisha den Arbeitsraum verlassen, sah sie sich nach Sesshomaru um. Der Hundedämon jedoch versteckte sich gerade vor der unbekannten silberweißhaarigen Dämonin. Denn kaum verschwand sein Vater mit der rothaarigen Frau tauchte sie im Foyer auf und kam direkt auf ihn zu. Sie lächelte ihn an und fragte: "Du weißt nicht zufällig, wo Masao ist? Er wollte mir ein paar Auskünfte über meinen zukünftigen Verlobten geben."

Sesshomaru wusste es genau, doch er ließ nur fallen: "Er wird sicher nicht weit sein." Der Youkai wartet keine Antwort ab, sondern ging.

An der Tür drehte er sich noch einmal um und sah das der Blick der Unbekannten immer noch auf ihn ruhte. Ihre Musterung empfand er etwas unheimlich. Beinahe so als ob sie seinen Wert abwägte. Dann hatte er das Haus verlassen und sah sich im Garten nach Naraku um. Der Spinnendämon sprach mit vielen Gästen und genoss die Höflichkeit der Anwesenden.
 

Misaki wartete geduldig. Sie hatte nämlich genau mitbekommen, was sich vorher zwischen Riana und Sesshomaru abspielte. Auch Inu no Taishos Eingreifen fiel ihr auf. Doch es gab noch einen heimlichen Beobachter. Naraku behielt Lishas Bemühungen genauestens im Auge. Als sie nun im Arbeitszimmer verschwanden, lächelte er leicht. Danach mischte er sich zufrieden wieder unter die anderen Gäste, sprach sogar ganz kurz mit Kagura. Die Winddämonin konnte ihm aber noch keine Erfolge berichten.
 

Als nun Riana alias Lisha durch das Foyer ging, verbarg sich die silberweißhaarige Dämonin bei der Treppe. Danach trat sie wieder hervor und sah der rothaarigen Frau hinterher. Nur wenig später trat Masao neben sie. Misaki begann: "Das ist also meine Schwägerin. Mein Bruder hatte schon immer einen guten Geschmack."

"Das ist sie. Eigentlich durfte ich dir nichts sagen", gab Inu no Taisho an. Es lag nicht in seiner Absicht. Doch seine Nichte schaffte es, ihn zu überreden. Er wusste aber auch das Sie verschwiegen sein konnte. Außerdem gab es keinerlei Bezug zu ihm. Sodass auch Naraku keinen Verdacht hegen würde.

Die junge Dämonin versprach: "Schon gut Onkel, ich schweige. Da ich eher nach meinem Vater komme, wird deine Agentin auch keinen Zusammenhang vermuten."

Später und etwas leiser hörte man noch von der Hundeyoukai: "Er ist nicht gekommen", es war eher eine Feststellung als eine Frage.

Masao konnte nur den Kopf schütteln.

"Was anders habe ich von meinem Vater auch nicht erwartet. Er schwängerte unsere Mutter, dann lässt er sie im Stich und verleugnet uns. Er ist und bleibt ein lüsterner Bastard, der sich sein Vergnügen in fremden Betten sucht, anstatt sich um seine Familie zu kümmern", darin lag, Enttäuschung und eine Portion Wut versteckt.

Innerlich seufzte Masao. Sein Bruder hatte einen guten Grund fernzubleiben, da er Riana kannte. Wer ahnte schon, wie sie reagiert hätte, wenn sie plötzlich vor Finleys Vater stehen würde. Zumal der Youkai nicht einmal den Anstand hatte auf der Beerdigung seines Sohnes zu erscheinen. Doch da wurde Masao aus den Gedanken gerissen.

"Ich ziehe mich jetzt zurück. Die Reise war anstrengend Onkel und ich habe schon seit Tagen nicht geruht."
 

Dieser nickte nur und sah ihr hinterher. Dann sagte er vorwurfsvoll ins Nichts: "Genügt es dir immer noch nicht, das du deinen Sohn bereits verloren hast. Willst du auch noch deine Tochter verlieren."

Daraufhin trat aus einer Nische die durch einen Wandbehang verborgen war ein Wesen heraus, das große Ähnlichkeit mit Masao hatte: "Es gibt eine Menge gut zu machen, nicht nur bei meiner Tochter, sondern auch bei Riana." Nach einer Pause fuhr er fort: "Übrigens wirst du in ein paar Monaten erneut Onkel."

Diesmal drehte sich Inu no Taisho ruckartig um und sah seinen jüngeren Bruder an: "Du ...", fing er an, verschluckte dann jedoch den Rest. Sesshomaru kam gerade aus dem Klavierzimmer und ging an ihnen vorbei, ohne auf sie zu achten. Der jüngere Hundedämon suchte in der menge nach der rothaarigen Frau.

Kaum war sein Sohn weg, wollte Inu no Taisho seinen Satz beenden als Toyo lächelte und von sich aus anfing: "Man kann mir viel vorwerfen, wie zum Beispiel Untreue, doch ich habe nie einen Bastard in die Welt gesetzt. Alle meine Kinder sind ehelich geboren und mit Fin, meiner Tochter und meinem zukünftigen zweiten Sohn sind es nur diese Drei."

Masao blieb zwar ruhig, doch der jüngere Youkai wusste, dass er auf eine Erklärung wartete: "Ich habe Fins Mutter vor zwei Jahren wieder als Gefährtin genommen, mich mit meinem Sohn ausgesöhnt. Nur Riana weiß noch nichts davon. Wir wollten es ihr sagen, nachdem die Ermittlung gegen diese Spinne abgeschlossen wurde."

"Diese Wendung konnte niemand vorhersehen", kam es als Entgegnung von Inu no Taisho.

"Nein. Auch wenn Naraku nichts dafür kann, ich hoffe, du erledigst diese Spinne", diesmal hörte man leichte Wut in Toyos Stimme mitschwingen.

Der ältere Bruder murmelte: "Er wird nicht davon kommen."

Toyo sah ihn an. Kurz darauf bat er: "Wenn du mich jetzt auch entschuldigst, ich verschwinde nach oben. Besser deine Agentin erblickt mich nicht. Außerdem sollte ich meiner Tochter eine Menge erklären. Falls es laut wird, dieses Temperament hat sie von ihrer Mutter". Damit ging er zur Treppe. Dort blieb er noch einmal stehen und fragte: "Was hat mich vorhin eigentlich verraten?"

Jetzt lächelte Inu no Taisho: "Deine Besorgnis um deine Schwiegertochter."

Es folgte ein langer, intensiver Blick von dem Jüngeren, bevor er warnend sagte: "Dann hoffe ich für dich, dass ihr nichts zustößt, und mauere den Gang zu. Man hört dort eine menge Dinge", damit zog sich Toyo endgültig zurück.
 

Nur wenig später suchte auch Masao den Garten auf. Trotz später Stunde herrschte eine angenehme Temperatur, sodass sich alle Gäste draußen aufhielten. Gerade bekam der Daiyoukai mit wie Naraku Lisha zu sich heran winkte. Er versuchte ebenso unauffällig in die Nähe zukommen. Vielleicht gelang es ihm, einige Dinge aufzuschnappen.
 

Lisha stand neben dem Spinnendämon. Dieser ließ sich gerade berichten, weshalb die junge Frau mit Masao so lange allein gewesen war.

Sie erklärte: "Inu no Taisho hatte einige Fragen zu meinem verstorbenen Gefährten. Ihm liegen alle Hunde am Herzen."

"Mehr nicht. Mein Leibwächter sagt, du riechst nach ihm", kam es von Naraku.

"Er gab mir Trost und da ich fremd hier bin bot er mir ein Gästehaus an", da der Spinnendämon ihr einen merkwürdigen Blick zuwarf, fügte die Agentin noch hinzu: "Außerdem bat er um ein Wiedersehen, wobei er sich jedoch noch nicht festlegte."
 

Das hörte sich doch schon vielversprechend an. Mehr konnte der Verbrecherlord nicht erwarten. So äußerte er jetzt nur: "Dann deutet alles auf Interesse hin. Gut so. Deshalb denke ich wir können gehen."

Er wandte sich bereits richtung Ausgang, als plötzlich Masao neben Lisha stand. Er ergriff die Hand der rothaarigen Frau, küsste sie und erinnerte: "Madame Lefevre. Ich hoffe sie vergessen unsere Verabredung zum Abendessen nicht. Ich schicke ihnen einen Wagen."

"Nein, natürlich nicht. Abend Garderobe?", antwortete sie.

Masao nickte, sah hinüber zu dem Spinnendämon. Als er jetzt zu ihm sprach, klang seine Stimme anders. Seine Haltung und auch die Augen waren mit Härte geprägt. "Es war mir ein Vergnügen Naraku." Damit ging er und ließ den Verbrecherlord stehen.

Damit hatte Inu no Taisho den Dämon wieder zu dem abgestempelt, was er war. Jemand der kein Respekt verdiente, einfach nur ein Krimineller. Das empfand Naraku jedenfalls so. Jetzt drehte er sich zwar um und ging, doch eines Tages würde er triumphieren.
 

Lisha war gerade im Begriff in die Limousine zu steigen, als ein braunhaariger Hundedämon sich näherte und sie auf Französisch ansprach: "Verzeiht Madame Lefevre. Mein Herr bittet sie den weißen Sportwagen zunehmen."

Die rothaarige Frau drehte sich um und sah zum Haus zurück. Dort stand Masao und nickte ihr jetzt zu. Sie nahm den Schlüssel entgegen und ging hinüber um sich das Gefährt mit Interesse anzusehen. Leise raunte ihr der Dämon noch zu: "Der Wagen verfügt außer über GPS ein zweites verstecktes Ortungssystem."

Nun verstand die Agentin diese Geste. Sie wandte sich hinüber zu Naraku. Der Spinnendämon grübelte kurz nach. Sollte Lisha so großen Eindruck auf den Hund gemacht haben, das er ihr nicht nur ein Haus, sondern auch noch ein Auto zur Verfügung stellte.

Deshalb nickte er zustimmend. Riana stieg in den Wagen und fuhr der Limousine hinterher. Bevor sie vom Gelände rollte, erblickte sie am Rande der Auffahrt Sesshomaru. Der Hundedämon sah ihr nach, wobei er grübelte. Diese rothaarige Frau sah er als Bedrohung für seinen Vater an. Deshalb musste er einen Weg finden, sie aufzuhalten.
 

6. Kapitel - Hindernisse
 

Sesshomaru tritt in Aktion. Wie wird er wohl Lisha von seinem Vater fernhalten können.

Hindernisse

Eigentlich haben meine Leser auf FF.de schon eine Entscheidung getroffen, mich interessiert aber wie ihr entschieden hättet.

Hier stehen mal drei Namen, die Gefallen mir alle. Kann mich nur nicht entscheiden, welchen ich nehme. Vielleicht könnte ihr mir ja helfen ;) Kapitel lesen, dann wisst ihr warum
 

Tyrell - französisch - donnernder Herrscher oder ziehen

Justin - altdeutsch deutsch lateinisch - der Gerechte

Ethan - englisch, französisch hebräischer - stark oder beständig
 

6. Kapitel - Hindernisse
 

Der Empfang ging noch bis in die frühen Morgenstunden. Erst bei Morgengrauen verließen die letzten Gäste das Anwesen. Kaum waren alle fort, ging auch der Herr der Hunde hinauf in die obere Etage und betrat wenig später sein Schlafzimmer. Auch wenn Izayoi ihn nicht mehr liebte, so hatte er es dennoch nie fertiggebracht, sich einen eigenen Raum zu nehmen. Vielleicht wollte er auch in der Nähe sein, für den Fall das Komplikationen bei seiner Frau auftraten.

Masao trat hinaus auf den Balkon seines Schlafzimmers und genoss die Ruhe. Viel Zeit dazu würde ihm nicht bleiben. Immer wieder kreisten seine Gedanken um Riana. Er fand es selbst erstaunlich, wie interessiert er an dieser jungen Frau war. Um so mehr er sie kennenlernte, um so sympathischer fand er die Rothaarige. Ein klein wenig rührte sich aber auch sein schlechtes Gewissen, während er seine schlafende Gemahlin betrachtete. Izayoi lag ihm zwar wegen einer Geliebten ständig in den Ohren, doch er konnte sich dazu nicht überwinden.

Inu no Taisho seufzte leise. In dieser Beziehung unterschied er sich eben von seinem jüngeren Bruder. Treue war ihm sehr wichtig. Außerdem war Riana eine Frau, die man heiratete. Selbst wenn er für sie Gefühle entwickeln sollte, würde er nichts tun, was sie ermutigen könnte. Diese ganze Sache würde sich nur sehr schwer gestalten, besonders aufgrund des kleinen Spieles, das sie spielen wollten, um Naraku hinter das Licht zu führen.
 

Vermutlich seufzte der Dämon erneut und weckte dabei seine Frau auf.

Izayoi wachte tatsächlich auf und erblickte Masao, wie er mit verschränkten Armen seitlich an der Balkonbrüstung stand. Diesen nachdenklichen Blick sah sie viel zu oft an ihm. In seiner Position gab es viele Probleme zu bewältigen. Doch diesmal gab es diesen einsamen, sehnsüchtigen Ausdruck in den goldenen Augen. Bei diesem Blick zog sich jedes Mal schmerzlich ihre Brust zusammen. Wie gern würde die schwarzhaarige Frau den Hundedämon einfach nur glücklich lächeln sehen.

"Denkst du an diese rothaarige Frau?", fragte Izayoi in die Stille hinein.

Masao wandte sich ihr zu: "Lisha? Ja, ich sorge mich etwas um sie. Sie ist die Witwe eines Hundedämons, der in Narakus Diensten stand und von dessen Feinden getötet wurde. Wie du weißt, fühle ich mich für alle Mitglieder des Hundeclans verantwortlich."

"Das zeichnet dich aus", lobte die Behinderte ihren Ehemann.

Der Dämon trat nun wieder in den Raum, schloss die Tür und setzte sich zu Izayoi auf das Bett. Er nahm sie in den Arm und streifte leicht über ihren Rücken. Danach haucht er einen sanften Kuss in ihr Haar.

"Legst du dich noch ein wenig zu mir?", bat sie.

Masao kam dem freiwillig nach. Doch er hielt seine Gefährtin weiterhin im Arm: "Du hast vorhin im Schlaf gelächelt. Das habe ich an dir schon lange nicht mehr bemerkt."

"Du beobachtest mich also immer noch", stellte Izayoi fest. Danach erzählte sie: "Es war ein schöner Traum. Wir beide gingen im Wald spazieren und kamen dann zu diesem See, in dessen Mitte ein großer Felsbrocken lag, breit genug um darauf zu liegen. Der See wurde von einer heißen Quelle gespeist. Dort haben wir gebadet und später lagen wir noch eine Weile im Gras, bevor wir uns küssten. Danach bin ich aufgewacht."
 

Inu no Taisho hörte ruhig zu. Bei den letzten Worten seiner Gemahlin machte sein Herz vor Freude einen Sprung. Es dauerte einen Moment, bis sich Masao gefangen hatte. Dann erklärt er: "Izayoi an diesem See haben wir uns das erste mal geliebt."

"Dann war das kein Traum? Es war eine Erinnerung an uns. Das ist doch gut?", man merkte deutlich in ihren Worten wie sich Erstaunen und Freude abwechselten.

"Das ist es", stimmte der Dämon zu. Er beugte sich zu Izayoi und begann sie zu küssen. Am Ende blieb es jedoch bei diesem einen aber sehr langen Kuss.

Masao wollte nichts überstürzen und drängte seine Frau zu nichts.
 

Nachdem der Dämon das Schlafzimmer verlassen hatte, legte sich Izayoi zurück in die Kissen. Ihr kamen die Tränen. Zwar hatte sie tatsächlich von dem See geträumt, doch ob es eine echte Erinnerung war oder nur ausgelöst wurde, durch die Wörter in ihrem Tagebuch, sie konnte es nicht sagen. Ob sie ihm gerade Hoffnung gemacht hatte? Sie hatte das Bedürfnis sich mit jemand zu unterhalten über ihre Gefühle zureden, ihre Ängste und eigenen Hoffnungen. Dazu eignete sich Kagura nicht. Auch wenn die Dämonin scheinbar nett war, versteckte sie ihr wahres Äußeres. Die Youkai war nicht nur einsam, sondern auch sehr verbittert. Masao hatte ihr geraten vorsichtig zu sein, da er der Gesellschafterin nicht traute. So behielt Izayoi die schwarzhaarige Dämonin im Auge und konnte deshalb diese verschiedenen Gesichter von Kagura entdecken.

Wenig später betrat ein Wesen das Schlafzimmer um sie zu begrüßen, da sie sich am Abend vorher nicht gesehen hatten. In diesem Moment wusste Izayoi, wem sie sich anvertrauen konnte. Dieser Dämon hatte sie schon immer verstanden und hörte ihr gern zu oder gab gelegentlich gute Ratschläge.
 

Später am Vormittag setzte sich Inu no Taisho an den Tisch, um mit seinem Bruder und dessen Tochter einen Tee zu trinken. Misaki scheute sich nicht Menschennahrung zu sich zu nehmen und bereitete ihr Frühstück gerade vor. Während der jüngere der Taishobrüder die Zeitung weglegte und zusah, wie Masao ihm Tee nachgoss, summte die silberweißhaarige Dämonin etwas vor sich hin. Sie hatte allen Grund fröhlich zu sein, jetzt wo sie sich endlich mit ihrem Vater ausgesöhnt hatte. Kaum hatte sie ihr Lied beendet, nahm sie die Marmelade und strich eine dicke Schicht auf ihr Brötchen. Ihr Vater streifte sie mit seinem Blick, dabei lag ein leichtes Lächeln auf seinen Zügen. Misakis gute Laune war ansteckend.

"Du hast hoffentlich nichts dagegen, wenn ich meinen Enkel hierher zu mir hole", fragte Toyo lässig an seine älteren Bruder gewandt.

Die Wirkung auf seine Familie war recht schockierend. Masao verschluckte sich an seinem Tee und Misaki fiel das Messer aus der Hand.

Als Erstes warf der ehemalige Polizeichef einen Blick zu seiner Nichte, doch die junge Youkai schien ebenso überrascht.

"Dein Enkel aber wenn du mich nicht belogen hast, bliebe doch nur Fin als Vater übrig", wollte der Herr der Hunde wissen.

Toyo erklärte sofort: "Riana ist die Mutter des Kleinen. Fin kam kurz vor seinem Tod zu mir und erzählte es. Zu diesem Zeitpunkt wusste seine Gefährtin selbst noch nichts von ihrer Schwangerschaft. Der Kleine ist jetzt etwa 4 Monate", da keine Antwort von seinem Bruder erfolgte, hakte der jüngere Hundedämon nach: "Was denkst du. Können wir riskieren meinen Kleinen hierher zu holen. Oder ist es für Izayoi zu schmerzhaft?"

Offenbar hatte Sesshomaru die letzten Worte noch vernommen, denn von ihm kam, während er den Raum betrat: "Einer von deinen vielen Bastarden, verehrter Onkel?"

Die männlichen Youkai schafften es nicht, zu antworten. Misaki kam ihnen zuvor und begann entrüstet: "Wer ist hier ein Bastard", dabei funkelte die silberweißhaarige Hundedämonin mit ihren eisblauen Augen ihren Cousin an.

Masao riet jetzt: "Nimm dir einen Tee und setz dich!"

Sein Sohn gehorchte. Als er am Tisch saß, ließ er noch einen Einwurf fallen: "Unser unbekannter Gast ist also auch noch da. Was verschafft meiner Familie diese Ehre."

Diesmal antwortete Toyo zuerst: "Sie ist meine eheliche Tochter, deine Cousine, Sesshomaru."

"Ehelich", das sprach Masaos Sohn in einem merkwürdigen Tonfall. "Vermutlich die Einzige, die nicht zu deinen Bastarden zählt."

Inu no Taisho ergriff den Arm seines Erstgeborenen, drückte ihn leicht und sah ihm eindringlich in die Augen. Sesshomaru wusste sofort das schweigen besser war. Zufrieden drehte sich Masao nun zu Toyo: "Das Baby ..."

Der Jüngere unterbrach ihn und erklärte: "Ein niedlicher Hanyou. Ich habe wohl nicht aufgepasst und meine letzte menschliche Geliebte geschwängert. Sie verschwand nach der Geburt spurlos und ihre Mutter war mit diesem Welpen hoffnungslos überfordert. Ob Bastard oder nicht, er ist mein Sohn."

"Oh Onkelchen. Ich würde mich darüber freuen. Wenn ich schon einen Bruder habe, möchte ich ihn auch kennenlernen", bettelte Misaki an Masao gewandt.
 

Sesshomaru hörte dem Gespräch schweigsam zu, ohne jedoch einen der Sprecher dabei anzusehen. Er verfolgte alles sehr genau und dabei entging ihm nicht die unterschwellige Nervosität bei seinen Familienangehörigen. Vermutlich gab es einen kleinen Streit, zwecks diesem Kind, bevor er den Raum betreten hatte. Solange er jedoch mit diesem Welpen nicht belastet wurde, konnte es ihm egal sein.

Da wurde er von seinem Vater aus den Gedanken gerissen. Dieser sagte zu Toyo: "Darüber sprechen wir später noch einmal", dann wandte er sich an Sesshomaru: "Lisha Lefevre hat von mir eins unserer Gästehäuser bekommen. Du wirst dort jeden Tag, bevor sie nach Hause kommt, nach versteckten Abhöranlagen und Kameras suchen."

Verständnislos fragte der jüngere Dämon: "Weshalb ich? Dafür haben wir doch unsere Spezialisten."

"Dir vertraue ich", kam als Antwort. Danach stand der ehemalige Polizeichef auf, ging zur Tür. Als er sich diesmal an seinen Bruder wandte, klang es mehr als streng: "In den Garten!"

Toyo seufzte. Da kam noch einiges auf ihn zu. Dieses Gespräch stand hoffentlich unter einem guten Stern.
 

In diesem Moment versuchte Sesshomaru ein Gespräch mit seiner Cousine anzufangen. Da gab es immer noch eine Kleinigkeit, die ihn interessierte: "Hat dir mein verehrter Vater Auskunft über deinen Verlobten geben können?"

"Verlobter?", begann Toyo und drehte sich in der Tür um. "Doch nicht etwa der schwarzhaarige Wolf, mit dem du den ganzen Abend geturtelt hast."

Misaki warf ihrem älteren Cousin einen bösen Blick zu, der den Dämon beinahe befürchten ließ, dass seine Vermutung zutraf.

Doch seine Tochter erklärte sofort: "Kouga ist nicht mein Verlobter. Er ist nur jemand, den ich von der Uni kenne und der mit dem Religionsstudenten Miroku um die Wette Mädels anbaggert. Die beiden haben wohl so eine Art Wettstreit."

Toyo sah man seine Erleichterung nicht an. Auch wenn Kougas Vater, der Herr der Wölfe war und der junge Dämon, eine gute Partie für seine Tochter abgeben würde. Einen Ehemann, der ihm, was Beziehungen zu weiblichen Wesen betraf, ähnelte, wünschte er seinem Kind ganz sicher nicht. Ihm war nicht entgangen, mit wie vielen weiblichen Gästen Kouga am Abend geflirtet hatte. Ein Teil von Misakis Aussage klang ganz gut in seinen Ohren. So wollte er wissen: "Heißt das, du schreibst dich an der Uni ein."

Die Dämonin mit den blauen Augen, einem Erbe ihrer blondhaarigen Mutter entgegnet: "Vielleicht. Ich habe mich schon dort umgeschaut und mit ein paar Leuten gesprochen. Ein paar Semester schaden bestimmt nicht."
 

Inu no Taisho war inzwischen ein ganzes Stück durch den Park geschlendert, als ihn sein jüngerer Bruder einholte. Von hier aus waren sie weit genug vom Haus entfernt und auf einer großen freien Fläche, sodass keine Gefahr bestand belauscht zu werden.

"Du willst alles wissen?", begann Toyo, kaum das er neben Masao stehen blieb. Der Ältere nickte nur. Aus diesem Grund erklärte sein Bruder ihm: "Fin hatte ein ungutes Gefühl. Deshalb kam er zu mir, erzählte von dem Welpen und bat mich gut auf seine Gefährtin zu achten. Keiner konnte ahnen, dass mein Sohn eine Woche später durch diese mörderische Kugel stirbt. Nach der Beerdigung wollte ich dem Mädchen noch ein paar Tage Zeit geben, bevor ich sie zu meiner Familie nehmen wollte. Doch dann stand ich vor ihrer Wohnungstür und hörte, dass sie ausgezogen wäre und ihre Sachen eingelagert wurden. Monate lang versuchte ich vergebens, sie zu finden. Doch es gab eine Kleinigkeit. Der Welpe. Riana ging in eine dämonische Klinik zur Entbindung, vermutlich hatte ihr das Fin vorher im Falle einer Schwangerschaft geraten. Deshalb erfuhr ich von der Geburt meines Enkels und wo meine Schwiegertochter ihren Sohn untergebracht hat. Rianas Mutter war mit dem Welpen völlig überfordert. So nahm ich den Kleinen mit, hinterließ aber weder einen Namen oder eine Adresse. Riana oder besser Lisha wollte dieses Kind um jeden Preis vor Naraku verbergen, sonst hätte sie ihn sicherlich bei sich behalten."

Damit endete der Großvater.

Masao hörte ruhig zu. Dann sagte er: "Es ist dir hoffentlich klar, wenn ich es gewusst hätte, dann wäre Riana nie in diesem Undercovereinsatz."

"Wenn, hätte ich dir schon die Hölle heißgemacht", gab Toyo zurück, mit einer leichten Drohung in der Stimme. "Meine Schwiegertochter gestern Abend in Narakus Begleitung zu sehen hat mich fast umgehauen. Deshalb blieb ich erst im Verborgenen und beobachtete nur. Als ich euch beide belauschte, erfuhr ich endlich alles."

Inzwischen hatte Masao einen Entschluss gefasst. Es gab wohl keinen besseren Ort für den Hanyou, der sicherer sein könnte, als dieses Anwesen und die Fürsorge seines Großvaters. Außerdem gab es hier ebenso die Möglichkeit, das Lisha ihren Sohn nicht nur sehen, sondern auch in die Arme nehmen konnte. Dies teilt er nun seinem Bruder mit und forderte ihn auf: "Hol deinen Enkel her. Izayoi wird damit schon klarkommen. Wenn sie über Inuyasha spricht, dann sieht sie ihn nicht als Baby, sondern als jungen Mann. Jemand der die Uni bereits besucht."

Plötzlich tauchte wie aus dem Nichts Misaki auf. Sie hakte sich bei ihrem Vater ein und fragte: "Wie heißt eigentlich mein Brüderchen?"
 

Diesmal wurde Toyo verlegen und gestand: "Keine Ahnung. Seine menschliche Großmutter hat immer nur Mini Fin zu ihm gesagt. Offenbar hat Riana ihm keinen Namen gegeben."

"Fin ist doch nicht schlecht", warf Misaki ein.

Doch ihr Vater stand dem ablehnend gegenüber: "Nein, wir finden einen anderen Namen für ihn."

Damit war die Sache vorerst erledigt und die Drei, waren sich einig, den Welpen weiterhin, als Toyos Sohn auszugeben. Dies diente auch als Sicherheit um Naraku nicht mit der Nase darauf zustoßen. Wenn er seine Anwältin überprüft hatte, wusste er vermutlich auch von Lishas Schwangerschaft und suchte sicherlich nach dem Kind um ein Druckmittel gegen sie zu haben.

Während Masao seiner Gefährtin von dem Familienzuwachs berichtete, telefonierte sein jüngerer Bruder mit Paris. In einigen Tagen schon würde sein Enkel in Tokio eintreffen. Bis dahin fand sich sicherlich ein schöner Name für ihn.
 

Nachdem alle vom Tisch aufstanden und hinausgingen, blieb Sesshomaru allein zurück. Plötzlich legte sich ein kaltes Lächeln auf seine Züge. Wenn er zu dem Gästehaus jeden Tag hinfahren sollte, gab es sicherlich bald eine Gelegenheit herauszufinden, was diese rothaarige Frau plante und weshalb sie sich, in Narakus Auftrag, seinem Vater aufdrängte.

Vorerst jedoch gelang es ihm seinen Vater daran zu hindern, diese Frau zu besuchen. Sesshomaru legte alle Termine auf die Uhrzeiten, wenn Lisha, laut ihrem Terminkalender, den er jeden Tag heimlich inspizierte, freihatte. Dennoch wusste er genau, dass dies nur eine vorübergehende Lösung sein würde.
 

Die nächsten Tage vergingen ohne das Masao Gelegenheit fand Lisha zu besuchen. Immer wieder gab es dringende Termine, die er wahrnehmen musste. Sollte doch hin und wieder Zeit für einen Besuch sein, blieb die Agentin in Narakus Villa über Nacht. Denn auch die Spinne gab der Rothaarigen viel Arbeit. Naraku tat es nur um Lisha zu testen. Er wollte wissen, welche Kenntnisse sie im französischen Rechtsystem besaß. Bei ihrem neuesten Auftrag handelte es sich ebenso um ein teilweise fingiertes Komplott.

An einem der folgenden Tage fuhr sie dann zu der Villa der Familie Taisho. Da Masao gerade mit Izayoi im Park spazieren ging, wurde die junge Frau zu Sesshomaru verwiesen. Dieser empfing die Agentin im Arbeitszimmer seines Vaters. Wie immer verhielt er sich kühl und zurückhaltend.

Lisa erklärte ihr Kommen und das sie dringend mit Masao sprechen musste.

Der Hundedämon sah sich die Akte lange an. Dann blickte er auf die Frau und erklärte: "Mit solchen Dingen gibt sich mein Vater nicht ab. Für solche Fälle haben wir unsere Anwälte. Narakus Anschuldigungen sind haltlos und das wird auch ein Gericht befinden."

Lisha sah ihn lange an und ihre nächsten Worten entsprachen ihrer Feststellung: "Ich nehme an, du hast einen Grund, mich nicht mit deinem Vater sprechen zu lassen. Nun gut. Dann gehe ich. Doch ich komme wieder." Damit erhob sie sich von dem Sessel und ging zur Tür.

Der Youkai stand ebenso auf, trat um den Schreibtisch herum und folgte der rothaarigen Frau. An der Tür hatte er sie eingeholt: "Sehr gute Gründe", gab er zu." Wenn jemand etwas von meinem Vater will, muss er erst an mir vorbei. Du wirst ihn auf keinen Fall bekommen."

Lisha lächelte geheimnisvoll. Ihr gewonnener Eindruck täuschte also nicht. Die vielen Telefonanrufe, die man nicht zu Masao durchstellte, sondern direkt zu Sesshomaru umleitete, geschahen sicherlich nicht auf Anweisung seines Vaters. Mit aller Gewalt wollte der Dämon sie von Masao fernhalten. Gerade fragte sich die junge Frau, wie weit Sesshomaru gehen würde.

"Ich könnte jetzt behaupten, dass ich immer bekomme, was ich will. Nein leider verliere ich manchmal. Doch in deinem Fall wird mir es ein Vergnügen sein, dieses kleine Spiel durchzuziehen. Wenn ich mich recht entsinne, steht es 1:0 für mich", damit zwinkerte Lisha dem Dämon kurz zu und fuhr fort: "Es wird der Tag kommen, an dem du anderweitig beschäftigt bist. Dann komme ich wieder zum Zug."

Diesmal schwieg Sesshomaru. Die grünen Augen der Agentin faszinierten ihn. Es irritierte ihn, dass er darin keine Bosheit oder Falschheit fand. Nur Aufrichtigkeit und jetzt schien sie sehr amüsiert zu sein. Lisha verwirrte ihn immer mehr. Er hob seine Hand und streifte mit seinem Finger über ihre Wange. Im nächsten Augenblick bemerkte er aus den Augenwinkeln eine Reflexion, drehte seinen Kopf etwas und konnte nun aus dem Fenster blicken. Dort sah er, schon recht nah am Haus, seinen Vater. Die Reflexion kam

wahrscheinlich vom Rollstuhl seiner Stiefmutter. Deshalb riet Sesshomaru jetzt: "Du solltest besser gehen. Ich werde die Akte meinem Vater geben."

Lisha sah ihn nur noch einmal kurz an, dann verließ sie wortlos den Raum.
 

Es vergingen nur wenige Augenblicke, bis Masao sein Büro betrat und wissen wollte: "Welches Anliegen hatte Lisha Lefevre? Ich sah gerade ihren Wagen vom Gelände fahren."

Dabei ließ er sich nicht anmerken wie enttäuscht er war, das Lisha nicht gewartet hatte. Es lag in seiner Absicht ein heimliches Treffen zwischen Toyo, dem Welpen und ihr zu arrangieren.

Sesshomaru reichte seinem Vater die Akte und erklärte gleichzeitig: "Naraku hat die Anwältin beauftragt, gegen einen unserer Pariser Agenten, Zivilklage einzureichen."

Sein Vater las und schnaubte dann fast. Laut äußerte er: "Zerstörung von Privateigentum. Körperverletzung und seelisch davon getragene Schäden."

Er ließ den Ordner auf den Tisch gleiten und dachte darüber nach.

Die verlangte Summe war ganz beachtlich. Dennoch handelte der Agent in Notwehr und dadurch hat er gleichzeitig eine Frau beschützt. Eigentlich griff der Agent zurecht in das Geschehen ein. Kein Gericht würde ihn dafür verurteilen. Der einzige Umstand, der Agent war ein Dämon, dem menschlichen Verbrecher deshalb überlegen.

"Wir werden bezahlen", bestimmte der ehemalige Polizeichef nur wenig später.

Bei diesen Worten wurden Sesshomarus Augen ein wenig größer. Das kam völlig überraschend. Deshalb hakte er noch einmal nach: "Wir bezahlen, einfach so ohne Prozess?"

Sein Vater erklärte seine Gründe: "Mein Spiel. Naraku rechnet mit einem langwierigen Prozess. Doch mit der Zahlung an die Opferbeihilfe und unserer Presseerklärung bekommen wir die Sympathie des Volkes."

Jetzt verstand Sesshomaru. Als Opfer musste sich der geschädigte Verbrecher an die Beihilfe wenden. Das konnte jeder, der von Dämonen angegriffen wurde und Verletzungen davon getragen hatten. Gleichzeitig gestand Interpol die Entschädigung zu und nahm einem Prozess die Grundlage. Vermutlich würde Naraku den Prozess dann nicht führen.

Es gefiel Sesshomaru nicht, das sie einmal mehr klein beigaben und Naraku erneut einen Sieg davon trug. Die Pläne seines Vaters wurden immer geheimnisvoller.
 

Gleich darauf überraschte Masao seinen Sohn ein weiteres Mal. "Sage für morgen Abend alle Termine ab! Ich werde Lisha aufsuchen. Sicherlich weiß sie über Narakus Vorhaben mehr."

Damit setzte sich Masao an seinen Schreibtisch und nahm Papiere in die Hand. Es gab noch einige Dinge aufzuarbeiten.

Sesshomaru wollte aber noch wissen: "Weshalb sollte diese Frau dir Auskunft erteilen."

Die einzige Antwort, zu der sich der Herr der Hunde herabließ, lautete: "Ganz einfach, weil sie meine Geliebte ist."

Sein Sohn warf ihm noch einen undefinierbaren Blick zu, bevor er den Raum verließ. Nur wenig später kam Sesshomaru draußen auf der Terrasse an, setzte sich nieder und genoss den Tee, den ein Diener ihm gerade brachte. Von hier hatte er einen wunderbaren Blick auf den Park und entdeckte den neuesten Familienzuwachs, den kleinen Hanyouwelpen. Toyo ging mit ihm gerade spazieren.
 

Weshalb sein Onkel sich selbst um den Jungen kümmerte und es nicht einer Kinderfrau überließ, verstand der Dämon nicht. Die ganze Familie schien plötzlich verrückt geworden zu sein. Izayoi, bis vor wenigen Wochen noch überwiegend bettlägerig, zog mit ihrer Gesellschafterin in der Gegend herum und besuchte alte Freunde. Sein Vater nahm sich eine Geliebte, die für seinen größten Feind arbeitete und sein Onkel, der sich keinen Deut um seine Familie bisher scherte, entwickelte plötzlich väterliche Gefühle.

Dennoch würde der Hundedämon mit der blaulila Mondsichel auf seiner Stirn, den Anweisungen seines Vaters folge leisten. Auch wenn es ihn nicht hindern würde, seine eigenen Pläne, zu schmieden.
 

Am nächsten Tag betrat Sesshomaru zuerst den geheim Raum auf einem der Nachbargrundstücke in der Nähe des Gästehauses. Von hier gab es zwischen den Kellern der beiden Häuser einen unterirdischen Verbindungsgang. Von diesem Gebäude aus wurde die Gegend mit geheimen Kameras beobachtet. Seit Tagen schon standen immer abwechselnd, verschieden Wagen in der Nähe und beobachteten das Haus. Ein zweites Auto parkte in der Seitenstraße und folgte der Anwältin immer unauffällig. Ob Naraku der Rothaarigen nicht traute oder sie nur überwachen wollte, wegen Masao, blieb bisher im Dunkeln.

Die Agentin hatte den Wagen, der sie hartnäckig verfolgte bereits am ersten Tag entdeckt. Sie musste immer wieder lächeln, wie sich Narakus Observierer bemühten, sie im dichten Verkehr nicht zu verlieren. Nur ein einziges Mal nahm einer von Masaos Agenten Kontakt mit ihr auf. Er zog sie in einer Einkaufspassage plötzlich in ein Treppenhaus und ging mit der jungen Frau zu einem leer stehenden Raum. Hier übergab ihr der Herr der Hunde eine Waffe, damit sie sich schützen konnte. Aufgrund ihres Fluges hatte sie ihre eigene Pistole in Paris zurücklassen müssen. Als Lisha Lefevre durfte sie keine Waffen mit ins Ausland nehmen.
 

Lisha fuhr den Wagen in die Garage, stieg aus und verschloss die Tür. Das Wesen, welches im Halbdunkel stand, bekam sie nicht mit. Im nächsten Moment wurde sie zur Seite gerissen, und ehe sie sich versah, hatte man ihre Hände an das Verbindungsrohr, das zum Heizkörper führte, mit Handschellen gefesselt. Sie musste sich nicht einmal umdrehen, um zu wissen, wer sich dieser Tat rühmen konnte. "Sesshomaru", zischte sie leise.

Gegenwehr war zwecklos, da in der Ecke zwischen dem Garagentor und einem schweren Regal, kaum Bewegungsfreiheit herrschte.

Seine Hände bekam sie sofort zu spüren, als er ihren Körper nach Waffen abtastet. Die Pistole entwendete er ihr zuerst, danach fand er sehr zu ihrem Leidwesen auch noch das festgeschnallte schmale Messer an ihrem Bein. Während seiner Durchsuchung ging der Dämon sanft vor, streichelte jeden Fingerbreit ihres Körpers genussvoll. Kaum hatte er die Waffen entfernt, lächelte er kalt und flüsterte in ihr Ohr: "Ich nehme die Herausforderung an. 1:1."

Danach ging er zu dem Auto und durchsuchte es. Da er jedoch nichts fand, schien er etwas enttäuscht.

Lisha vergeudete ihre Zeit nicht. Direkt neben ihr im Regal gab es etliche Werkzeuge. Mit großer Anstrengung und dem Einsatz ihrer Fingerspitzen gelang es ihr, einen kleinen Schraubendreher zu ergreifen. Damit schaffte sie es, die Handschellen zu öffnen. Leise befreite sich aus den Schellen und dann schlich sie zu Sesshomaru.

Dieser hörte jedoch das leise Klicken aufgrund seiner guten Ohren. Gerade schüttete er den Inhalt von Rianas Handtasche auf das Blech der Motorhaube und wühlte in den Utensilien.

Die Rothaarige hatte schon ihre Hand erhoben, um zu zustechen. Da fuhr der Hundedämon blitzschnell herum, packte das Handgelenk und im nächsten Moment fand sie sich halb liegend auf ihrem eigenen Auto wieder. Sesshomaru war über sie gebeugt und hielt Lishas Hände neben ihren Kopf fest.

"Du warst schneller als ich kalkuliert habe", kam es von dem Youkai, beinahe mit dem Hauch von Anerkennung.

Sie ging jedoch nicht darauf ein, sondern fragte: "Was soll das Ganze eigentlich?"

"Warum sollte ich dir mein Handeln erklären?", damit beugte sich der Youkai näher, nahm ihren Geruch auf. 'Sie riecht gut', durchfuhr es ihn. Dann richtete er sich plötzlich auf, ließ Lisha los und ging Richtung Tür. Nach zwei Schritten riet er: "Versuch es erst gar nicht!"

Dass nächste was die junge Frau registrierte, war eine zufallende Tür.

Was immer Sesshomaru mit der Warnung meinte, sie würde es wohl nie erfahren. Sein Hinweis geschah wohl aus einem Verdacht heraus. Sie hätte ihm tatsächlich am liebsten etwas hinterher geworfen.

Als Lisha wenig später die Garage verließ und das Haus betrat, konnte sie nichts mehr von dem silberweißhaarigen Hundedämon entdecken.
 

7. Kapitel - Überraschungen
 

Masao überrascht Lisha doppelt und Sesshomaru sieht sich plötzlich im Mittelpunkt des Interesses eines anderen Wesens.

Überraschungen

Hier das nächste Kapi.

Bedanke mich auch bei meinen Lesern und den Kommis. Bedanke mich auch bei meinen Lesern und den Kommis. So es ist ein Doppelname geworden, aus den beiden Vorschlägen.
 

7. Kapitel - Überraschungen
 

Lisha betrat ihr Haus, kurz, nachdem Sesshomaru verschwunden war, über den Gang der direkt von der Garage zum Eingangsbereich führte. Neben der Treppe zum Obergeschoss gab es eine Tür. Da der Ausgang zum Garten und auch die Haustür, fest verschlossen waren, konnte der Youkai nur durch den Keller gekommen sein. Glücklicherweise war es der jungen Frau möglich, diese Tür abzuschließen. Sie besaß außerdem noch einen Riegel. Nachdem sie das ausgeführt hat, atmete sie erleichtert auf. Sie musste sogar ein wenig lächeln, weil sie Sesshomaru damit ein Schnippchen geschlagen hatte. Dachte sie.

Dennoch blieb weiterhin im Dunkeln, weshalb Masaos Sohn sich überhaupt in ihrem Haus aufhielt. Der Verdacht, dass er etwas suchte, lag nahe. Weshalb sonst schnüffelte der Hundedämon in ihren Sachen, untersuchte gründlich das Auto und ihre Handtasche.
 

Nachdem die Agentin sich in der Küche einen kleinen Imbiss zubereitet hatte, betrat sie das Wohnzimmer und blieb erfreut stehen. Auf dem Tisch stand eine Vase mit Blumen. Sie fand sogleich eine Karte. Vermutlich brachte ein Lieferdienst den Strauß und die Haushälterin hatte ihn am Nachmittag entgegen genommen.

Auf der Karte stand nur eine kurze Nachricht: 'Wir sehen uns heute Abend M.'

Dieser kurze Text zauberte ein Lächeln auf Lishas Gesicht. Schnell rannte sie nach oben, duschte und zog sich um. Sie schaffte es gerade rechtzeitig fertig zu werden, als auch schon ein Wagen vorfuhr.

Nur wenig später stieg Masao aus dem Auto und kam auf das Haus zu. Die junge Frau stand bereits in der Tür und erwartete ihn. Der Hundedämon nahm die Agentin sofort in die Arme, dabei flüsterte er: "Auf der anderen Straßenseite steht ein Wagen, der nicht zu meinem Leuten gehört."

Leise gab sie zurück: "Ein Zweiter parkt links in der Seitenstraße. Von hier sieht man nur die vorderen Lichter. Das ist mein täglicher Schatten."

Daraufhin schob Masao die Polizistin etwas von sich und betrachtete sie. Lishas, zu einem Zopf, geflochtene Haare, waren noch etwas feucht, ihr ungeschminktes Gesicht strahlte vor echter Freude. Es war lange her, das ein Wesen sich so über einen Besuch von ihm begeistern konnte.

Bevor der Dämon eintrat, wollte er noch wissen: "Mein Sohn hat das Haus bereits durchsucht?"

"Ja, es ist kaum eine halbe Stunde her", antwortete sie laut. In Gedanken fügte sie noch hinzu: 'Er hat sich nicht nur auf das Haus beschränkt', denn jetzt konnte sie sich Sesshomarus Handeln erklären. "Er war gründlich", bestätigte sie dann noch.

Der ehemalige Polizeichef sah zu der Kellertür und entdeckte, dass sie nicht nur abgeschlossen, sondern auch verriegelt wurde. Deshalb ging er jetzt dorthin und schob den Riegel beiseite. Eindringlich mahnte er: "Es ist besser, wenn sie offen ist. Ich habe einen Agenten in der Nähe für den Fall, dass du Hilfe brauchst. Den Zugangscode zu dem Verbindungsgang kennen nur drei Wesen. Mein Sohn, der Agent und ich. Du musst dir also keine Gedanken machen, das vielleicht Unbefugte hereinkommen."

Nur mit Mühe unterdrückte die Rothaarige ein unwilliges Schnauben. Inu no Taishos Sohn war in ihren Augen unbefugt. Leicht hätte Lisha Masao aufklären können, doch dann entschied sie sich anders. Was immer zwischen ihr und Sesshomaru stand, das wollte sie selbst regeln. Ein Gefühl sagte ihr, das Masaos Sohn ihr noch öfters Besuche abstatten würde und nicht nur um das Haus zu durchsuchen. Wollte sie das? Sein Vater war nicht der Einzige, der ihr Gefühlsleben durcheinanderbrachte.

Lange sah die junge Frau noch auf die Tür und versuchte ihre Emotionen in den Griff zu bekommen.
 

Doch dann wurde sie von dem Hundedämon abgelenkt: "Ich habe eine kleine Überraschung für dich."

Kaum verhallten die Worte, ging Lisha zu ihm hin. Masao stand absichtlich direkt vor dem großen Fenster, damit Narakus Agenten draußen im Wagen alles mitbekamen. Jetzt überreichte der ehemalige Polizeichef, seiner Geliebten ein kleines in Samt eingeschlagenes Kästchen.

Sie öffnete es und fand eine Kette mit einem verschnörkelten Anhänger.

Leise flüsterte Masao: "Unter dem Samtkissen."

Überrascht schaute Lisha zu ihm. Dann folgte sie jedoch dem Fingerzeig und nahm das kleine viereckige Kissen heraus. Sofort wurde ihr Blick von dem Polaroidfoto angezogen. Ihre Augen weiteten sich und Tränen sammelten sich darin.

"Ist das mein Sohn?", diese Frage hauchte die Agentin nur.

"Ethan Tyrell Durand", bestätigte Masao. Dann zog er Lisha zur Couch und setzte sich mit ihr dort nieder.

Während sie mit einem Finger über das Foto strich, sagte sie emotional sehr bewegt: "Er ist wunderschön. Fin prophezeite immer, dass unsere Kinder einmal Hundeohren haben würden. Das stört mich überhaupt nicht."

Diese Aussage irritiere den Herrn der Hunde etwas. So fragte er nach: "Hast du dein Kind nach der Geburt nicht gesehen?"

Jetzt schüttelte die Agentin den Kopf. Ihre Hand zitterte leicht, als sie erklärte: "Wenn ich ihn nur einen Augenblick gesehen oder ihn im Arm gehalten hätte, der Abschied wäre unerträglich gewesen. Deshalb habe ich die Schwestern gebeten, das Kind sofort an meine Mutter zu übergeben. Sie hat sich als eine Frau vom Sozialamt vorgestellt, weil ich das Kind angeblich zur Adoption freigegeben habe. Es war die einzige Möglichkeit, um zu verhindern, das Naraku eine Spur von ihm findet."

Eigentlich wollte Masao Lisha gerade erklären, wie wichtig für Hunde oder katzenartige Wesen die Prägung auf die Mutter ist. Doch dann stoppte er sich selbst. Es gab mehrere Gründe für die junge Frau so zu handeln. Eben wegen dieser Prägung wollte sie verhindern, dass ihr Sohn seine Mutter vermissen würde, falls sie während ihres Einsatzes getötet worden wäre. So erzählte er nur: "Toyo wusste von deiner Schwangerschaft und hat dich gesucht. Deshalb fand er das Kind bei deiner Mutter. Ethan ist seit einigen Tagen hier in Tokio als angeblicher Bastardsohn meines Bruders. Du kannst ihn also immer sehen, wann du willst."

Es kam keine Antwort, sondern zuerst eine freudige Reaktion. Lisha umarmte ihren Vorgesetzten stürmisch und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. "Danke das Angebot nehme ich gern an."

Dann fing sie sich sofort wieder, brachte etwas Abstand zwischen ihre Körper und fragte: "Wie kommt er zu diesem Namen? Hat meine Mutter ..."

"Nein, Toyo fand keinen Gefallen an Mini Fin. Da sich mein Bruder nicht zwischen den zwei Namen entscheiden konnte, wählte er beide", bekam Lisha die Lösung präsentiert.

Noch lange konnte die junge Frau ihren Blick nicht von dem Foto lassen. Ethans braune Augen ähnelten denen seines Vaters. Obwohl der kleine Hanyou überwiegend blonde Haare hatte und demzufolge auch samtige süße Öhrchen in der gleichen Farbe, schimmerten auch ein paar kupfergoldene mit durch. In Lishas Augen war das Kind ein kleines perfektes Baby, was sicherlich seinen Vater stolz gemacht hätte. Doch was sie jetzt erfreute, dass sein Großvater dieses Kind anerkannte hatte und sich sogar, wie Masao erzählte, persönlich darum kümmerte. Offenbar gab es auch gute Seiten an Toyo, die man erst kennenlernen musste.
 

Inzwischen nahm der Youkai die Kette heraus und legte sie der jungen Frau an. Gleich darauf erklärte er den Zweck. Im Anhänger verborgen war ein kleiner Peilsender, den Lisha aktivieren sollte, sobald sie in Gefahr geriet und keine Möglichkeit hätte zu fliehen.

Danach unterhielten sich beide eine Weile über Naraku und so erfuhr der Hundedämon, welcher Aufgabe die Agentin derzeit nachgehen sollte.

In Narakus Handlungen, alte Fälle durchzugehen, um eventuelle Urteile anfechten zu können, sah Masao keinen Sinn. Was erhoffte sich die Spinne davon. Denn immerhin handelte es sich dabei ausschließlich um französische Straftäter.

Dann hatte er die Lösung. Vermutlich wollte Naraku einen wunden Punkt in seiner Vergangenheit finden, einen Fall, bei dem es nicht mit rechten Dingen zuging. Da er in seiner Eigenschaft als stellvertretender Chef von Interpol dies alles überwachte und leitete.

Eigentlich hatte er sich nichts vorzuwerfen, aber wusste Masao immer, was seine Leute getan hatten oder gab es doch ein, zwei Agenten, die das Recht ein wenig beugten.

Lisha bestätigte ihm dann seinen Verdacht, das es sich nur um die Fälle der letzten zwanzig Jahre handelte. Die Spinne wollte ihn zermürben. Dass es nicht gelingen wird, dafür hatte er Agenten, wie die junge Frau.

Deshalb bat er jetzt Lisha, ihn immer auf dem Laufenden zu halten. Wenn er selbst eine Prüfung der alten Fälle beantragen würde, wäre Naraku gewarnt.
 

Noch lange stand die rothaarige Frau in dieser Nacht am Fenster und schaute hinaus in den Garten. Sanft wiegte der Wind die Wipfel der Bäume und ringsherum rauschten leise die Blätter. Lisha versuchte, ihre Gefühle zu analysieren. Es dauerte geraume Zeit, bis sie dahinter kam. Masao war wie ein starker Baum oder ein sicherer Hafen, beständig. Vermutlich aufgrund seines Alters und der langjährigen Erfahrung. Doch Sesshomaru unterschied sich von ihm. Jung und ungestüm. Er gab sich immer kühl und beherrscht.

Lisha fragte sich gerade etliche Dinge. Ob im Inneren des Hundedämons ein Vulkan brodelte? Was würde Sesshomaru tun, um Naraku auszuschalten? So wie sein Vater auf dem Weg des Gesetzes oder würde er den direkten Kampf wählen, um die Spinne zu vernichten. Doch die Zeiten waren lange vorbei, als Youkai das durften. Sie hatten sich mit den Menschen arrangiert. Sie selbst hatten strenge Gesetze erlassen, um das Zusammenleben vereinbaren zu können.

Lisha bekam am eigenen Körper zuspüren, dass in Sesshomaru mehr steckte als er der Öffentlichkeit zeigte.

Sie musste unwillkürlich an den ersten Kuss denken. Er hatte sanft begonnen, doch wer wusste schon, was passiert wäre, wenn Masao sie nicht gestört hätte. Ob sie wirklich ihren Plan ausgeführt hätte, ihr Knie schmerzhaft hochzurammen? Sehr zu ihrem Leidwesen musste sie sich gestehen, dass die Hände des Youkai vorhin auf ihrem Körper erregend gewesen waren. Sie hatte gespürt, wie ihr Verlangen nach Zärtlichkeiten wiedererwachte.

Wie eine kalte Priese, drängte sich der Youkai in ihr Leben und würde sie sicherlich in einem eisigen Schneesturm mitreisen.

Nein nicht in ihr Leben, berichtigte sie sich in Gedanken selbst. Sondern in das Leben von Lisha Lefevre. Ob es möglich war, diesen kalten Hauch, der dem Dämon anhaftete, zudurchdringen um das Eis seines Herzens schmelzen zukönnen. Doch dann wusste sie, wie sie ihre Gefühle einordnen konnte. Lisha war ein Wesen, das sich nach Sesshomaru sehnt, jemand der kalt und distanziert war. Ebenso wie Lisha. Eines Tages würde sie verschwinden und da war kein Platz für Gefühle. Es musste der Augenblick genutzt werden.

Doch Riana, die Frau, die sie dann wieder sein würde, suchte für sich und ihren Sohn Beständigkeit. In diesem Moment wurde es ihr auch klar, wo sie diese finden konnte. Bei Fins Vater Toyo und sicherlich auch bei Masao oder Izayoi. Dennoch war und blieb Masao für sie unerreichbar.

Die Agentin seufzte. Früher hatte sie Fin an ihrer Seite und er verkörperte beides. Er war wild, wie der Sturm aber gleichzeitig umhüllte ihr Gefährte sie mit Sicherheit. Die Erinnerung schmerzte und sie fragte sich, ob sie jemals vergessen konnte oder wollte.

Bald ging sie in ihr Schlafzimmer und legte sich in das einsame kalte Bett.
 

Masaos Rückkehr wurde an diesem Abend von seinem Sohn zur Kenntnis genommen. Der ehemalige Polizeichef ging an Sesshomaru vorbei, ohne ihn zu bemerken. Doch der jüngere Youkai bekam seine Bestätigung. Zwar war Lishas Geruch an seinem Vater, aber offenbar schlief er nicht mit ihr. Das war in seinen Augen eine merkwürdige Beziehung. Deshalb würde er das noch weiter beobachten.
 

In den nächsten Tagen verlegte er die Durchsuchung des Hauses genau auf einen bestimmten Zeitpunkt. Er schaffte es immer in dem Moment fertig zu sein, wenn Lishas Wagen in die Auffahrt rollte. Jeden Tag gelang es ihm, die junge Frau zu überraschen und an den Heizkörper zu ketten. Immer wieder befreite sie sich mit dem Werkzeug aus dem Regal, das sehr zu ihrem Erstaunen genau an der gleichen Stelle für sie bereitlag, egal wo sie es am Tag vorher liegen ließ.

Dieses Spiel, die Berührungen, der Körperkontakt. Sie fingen beide an, das zu mögen. Wie Magnete fühlten sie sich zueinander hingezogen.

Doch dann tat Lisha etwas, das Sesshomaru überraschte. Besser ausgedrückt, sie tat gar nichts. Sie blieb einfach stehen, drehte ihren Kopf, um zu beobachten. Dann lächelte sie als Sesshomaru nach der Untersuchung des Autos, die junge Frau mit hochgezogener Augenbraue anschaute.

Die rothaarige Frau hob nur ihre Hände und meinte lässig: "Warum soll ich mir die Mühe machen. Dein Vater kommt gleich und er wird mich sicherlich befreien."

Sesshomaru unterdrückte knapp ein Knurren. Dann ging er zu ihr und schloss die Handschellen auf.

"Du gönnst mir diesen Sieg", fragte die Agentin etwas spitzbübisch.

Der silberweißhaarige Hundedämon hatte sich schon abgewandt, als er fallen ließ: "Diesmal."

Dann war er auch schon fort.

"2:1 für mich", freute sich die junge Frau halblaut.
 

Sie betrat den Gang und wurde plötzlich zur Seite gerissen. Bevor sie etwas tun konnte, spürte sie die Lippen eines Wesen auf den ihren. Der Kuss war hungrig, fordernd, besitzergreifend. Alles in einem, dennoch erwiderte die Rothaarige ihn. Seufzend öffnete sie ihre Lippen und dieser Einladung folgte Sesshomaru nur zu bereitwillig.

Merkwürdigerweise waren Lishas Hände frei, jetzt hob sie ihre Arme und schlang sie um Sesshomarus Nacken. Demzufolge zog der Youkai sie näher an seinen Körper. Immer leidenschaftlicher und süßer wurde das betörende Spiel der Zungen.

Dann unterbrach sich Sesshomaru abrupt. Eigentlich hatte er nur Macht demonstrieren wollen, doch dann überkam ihm das Gefühl, das ihm alles entglitt.

Dies war die Geliebte seines Vaters, eine von Narakus Spioninnen, sie hatte ihn nicht zu interessieren. Zumindest nicht auf gefühlsmäßiger Ebene. Eigentlich sollte er die Umarmung lösen, doch er hielt sie weiterhin aufrecht. Er beugte sich näher dem Hals der jungen Frau entgegen und zog Lishas Geruch ein. Seine Zunge zog als Nächstes eine sanfte Spur über die Haut, während seine Klauenhand die Strickjacke von der einen Schulter streifte. Darunter trug die Agentin nur ein Top mit dünnen Trägern.

Sobald die spitzen Klauen über die Haut ihrer Schulter streiften, änderte sich Lishas Körperhaltung. Das brachte auch den Hundedämon zurück in die Wirklichkeit.

Sesshomaru hob seine Hand, strich eine widerspenstige Locke aus dem Gesicht der Agentin und trennte sich dann von ihr.

"Das hat nichts zu bedeuten", kam es gleichgültig von ihm. Dann horchte er auf und ging Richtung Keller, da draußen gerade ein Wagen vorfuhr.

"Mein Vater kommt", ließ er sich sogar noch zu einer Erklärung herab.

"Unentschieden", murmelte Lisha. Sie war gerade auf sich selbst wütend. Wie konnte sie sich nur so überrumpeln lassen. Sie hätte wissen müssen, das Sesshomaru zurückschlagen würde. Doch Masaos Besuch erfreute sie, sodass sie seinen Sohn für den Moment vergaß.
 

Am Tag darauf saß Masaos Sohn auf der Terrasse und beobachtete wieder einmal seinen Onkel, wie dieser im Park mit seinem Sohn spazieren ging. Vor sich auf dem Tisch hatte Sesshomaru einige Akten liegen, die er durchgehen sollte. Sein Vater setzte sich in den Kopf, Naraku etwas auf den Pelz zu rücken. Deshalb war es nun seine Aufgabe, Schwachpunkte zu finden. Sicherlich gab es auch innerhalb der Unternehmen genug Angestellte, die bereit waren mit ein wenig Überredung Dinge auszuplaudern. Wenn jemand auspackte und bereit war eine Aussage zu machen, ob die betreffende Person dann lange genug lebte, um vor Gericht erscheinen zu können? Damit musste man sich befassen, sobald es so weit war.
 

Während Sesshomaru sich die nächste Akte griff, fiel ein Schatten auf ihn. Aus den Augenwickeln sah er Izayois Gesellschafterin. Sie setzte das Tablett mit dem von ihm bestellten Tee auf dem Tisch ab. Dabei wanderten ihre Augen über den Stapel Papiere, um einige Zeilen zu erhaschen.

Der Hundedämon reagierte jedoch blitzschnell und warf sein Handtuch darüber, was er glücklicherweise griffbereit hatte. Erst dann blickte er die Youkai an.

"Kagura wurdest du degradiert?", fragte Sesshomaru dann beiläufig.

Sie hatte eher eine Rüge erwartet. Deshalb kam es von ihr: "Ich verstehe nicht?"

"Normalerweise bringt mir eine der Bediensteten meinen Tee", erklärte Sesshomaru sofort.

Schnippisch entgegnete die Winddämonin: "Ich wollte nur höflich sein. Doch wenn es dem feinen Herrn nicht passt", damit drehte sie sich um und ging.

Der Hundedämon sah ihr lange nach. In den letzten Tagen hielt sich Kagura auffällig oft in seiner Nähe auf. Gelegentlich versuchte sie, ein Gespräch mit ihm anzufangen. Ihre Aufmerksamkeit galt ihm und auch seiner derzeitigen Arbeit. Nur konnte Sesshomaru noch nicht einschätzen, was Kagura wichtiger war.
 

Noch am gleichen Tag kam die Winddämonin erneut mit dem von ihm angeforderten Getränk. Diesmal bot sie ihm sogar ihre Hilfe bei den Akten an, mit der Begründung: "Ich langweile mich, wenn Izayoi schläft."

Masaos Sohn lehnte jedoch ab, dabei duldete seine eisige Tonlage keinen Widerspruch: "Du wurdest als Gesellschafterin angestellt. Akten wälzen ist meine Aufgabe."

Widerwillig ging Kagura einige Schritte fort. Sie entfernte sich jedoch nicht ganz, sondern zog ihr kurzes Kleid aus und sprang in den Pool, wobei sie nur einen sehr knappen Bikini trug.

Tatsächlich hatte sie für den Hauch eines Augenblicks seine Aufmerksamkeit. Doch nichts an ihrem Körper reizte ihn sonderlich.
 

8. Kapitel - Zwei Brüder
 

Lisha lernt Narakus Sohn Yasu näher kennen und findet ihr größtes Ärgernis in ihrem Bett

Zwei Brüder

Wie immer gilt mein Dank, meinen treuen Lesern
 

8. Kapitel - Zwei Brüder
 

In den nächsten Tagen mied Sesshomaru bewusst eine Begegnung mit Lisha. Sein Vater plante keine Besuche bei der rothaarigen Frau und so beschränkte er die Durchsuchung nur auf das Haus. Einmal ging er des Nachts dorthin und stellte fest, dass die junge Frau nicht da war. Mehrmals in dieser Woche kam sie nicht nach Hause.

An einem der nächsten Tage wurde der Hundedämon länger aufgehalten. Als er dann endlich die Zeit fand Lishas Haus zu durchsuchen, erfuhr er, bevor er das Hauptanwesen verließ, von dem Abendessen in einem kleinen gemütlichen Restaurant. Wenn er Toyos Aussage glauben konnte, weilte Masao dort mit der Rothaarigen. So blieb er den ganzen Abend im Gästehaus, beobachtete unauffällig Narakus Agenten. Doch keiner wagte es, die Gelegenheit zu ergreifen, um die Räume zu betreten.

Vermutlich beschränkte sich die Spinne nur auf Beobachtungen und verzichtete auf Abhörgeräte. Dennoch würde er weiterhin regelmäßig danach suchen.

Sesshomaru spielte sogar mit dem Gedanken eine eigene Kamera zu verstecken, um Lisha auszuspionieren. Doch falls sein Vater diese finden würde und herausfand, dass er sie dort versteckte, würde es vermutlich nicht mit einem mörderischen Training in der Arena enden. Nein in diesem Falle erfand sein Vater sicherlich schlimmere Strafen für seinen Sohn.

Dann kam der Wagen, Lisha stieg aus und ging allein auf das Haus zu. Am Eingang drehte sie sich noch einmal um und winkte.

Nu wenig später trat sie in das Innere, zog ihre Jacke aus und kam ins Wohnzimmer. Hier stockte sie erstaunt. Gleich hatte sie sich jedoch wieder gefangen und schenkte Sesshomaru sogar ein Lächeln.

Masaos Sohn saß auf dem Sofa und sah ihr entgegen.
 

"Heute keine Handschellen? Schade eigentlich, ich hatte mich schon so daran gewöhnt", spottete die junge Frau.

Die Augen des Youkai wurden schmal, bevor er emotionslos und leise von sich gab: "Wenn du so viel Wert darauf legst, können wird das ganz schnell nachholen."

"Ein andermal", bot Lisha verschmitzt an. Danach ließ sie sich erschöpft in einen Sessel fallen.

Nach einer Weile begann Sesshomaru ein Gespräch oder besser ausgedrückt, ein kleines Verhör: "Weshalb hat mein Vater ausgerechnet dich ausgesucht und hält dich als seine Geliebte."

"Mit deinen Worten klingt es so, als ob dein Vater ein Haustier besitzt. Kein Vergleich, an dem ich Gefallen finde", gab die Agentin etwas verärgert zurück.

Der silberweißhaarige Dämon ging nicht darauf ein, sondern schlussfolgerte: "Mein Vater mag Menschen. Ich kann auch verstehen, dass er gewisse Bedürfnisse hat, doch wärst du meine Geliebte, würde ich ..."

"... mit mir schlafen", fiel Lisha ihm ins Wort. "Du solltest deinen Vater besser kennen. Er ist niemand der etwas überstürzt. Außerdem nimmt er nur Rücksicht. Falls es dir entgangen ist, bin ich Witwe und einige Menschen halten eine gewisse Trauerzeit ein."

"Wie lange?", wollte Sesshomaru als Nächstes wissen.

Die Agentin sah zum Kalender und schloss danach die Augen. Sehr leise flüsterte sie dann: "Gestern vor einem Jahr habe ich Fin beerdigt."

Lange wurde sie nach dieser Aussage von dem Youkai betrachtet. Zwar zeigte die Rothaarige kaum Emotionen, doch Sesshomaru spürte ihren Schmerz. Dennoch glaubte er ihr nicht alles. Diese Erklärung war zu einfach. Er stand auf und ging ohne ein Wort.

Lisha seufzte, griff zum Telefon um Masao über die merkwürdigen Fragen seines Sohnes zu informieren. Nur wenig später suchte sie ihr Schlafzimmer auf um sich zur Ruhe zu begeben.
 

Kaum betrat Sesshomaru die Villa seiner Familie, teilte man ihm mit, sein Vater wünschte, ihn, gleich nach seiner Rückkehr zu sprechen.

So ging er in das Arbeitszimmer, und nachdem er anklopfte, wurde er gleich darauf hereingebeten. Eine Weile sah Masao seinen Sohn an, bevor er fragte: "Du warst im Gästehaus?"

Der jüngere Youkai gab wahrheitsgemäß zu: "Das war ich." Seine Gründe folgten danach: "Ich hielt es für besser aufzupassen, damit sich Narakus Leute keine Freiheiten herausnehmen."

Dann stellte er selbst eine Frage: "Lisha Lefevre ist Witwe?"

Inu no Taisho nickte und erklärte: "Fin Lefevre wurde vor circa einem Jahr in Paris getötet. Ein Hundedämon, der in Narakus Diensten stand. Ich dachte, das wüsstest du inzwischen."

Sesshomaru äußerte sich nicht dazu, den leisen Tadel im letzten Satz hörte er nur zu deutlich. Eigentlich wollte er noch einmal deswegen Gewissheit haben. Lisha hatte recht, er kannte seinen Vater sehr gut. Dennoch manchmal fiel es ihm schwer, dessen Beweggründe zu durchschauen. Doch diesmal war er sich sicher, dass sein Vater nicht die ganze Wahrheit sagte.

"Weshalb ein Mensch?", fragte der jüngere Dämon nach einer Weile den Älteren und beendete eine Zeit des Schweigens.

Da Masao aber nur leicht seine Augenbraue hob, wurde Sesshomaru genauer: "Ich kann nachvollziehen, dass du einsam bist."

Diesmal fiel ihm Masao ins Wort: "Das hat damit nichts zutun. Es stimmt schon, so konnte ich Izayoi endlich ihren Wunsch erfüllen, mir eine Geliebte zu nehmen. Doch was Lisha betrifft, sie liefert mir Informationen über Naraku."
 

Erneut dachte Sesshomaru nach, wobei er zum Fenster hinaus schaute. Glücklicherweise entging ihm dabei, das Wesen was draußen im Verborgenen auf der Terrasse stand und lauschte.

Die Erklärung seines Vaters war logisch, doch der Verdacht, Lisha spielte ein doppeltes Spiel, ließ ihn einfach nicht los. Dieses belauschte Gespräch zwischen der Rothaarigen und Naraku ging ihm nicht aus dem Kopf. Ob er seinem Vater davon berichten sollte oder besser selbst Maßnahmen ergreifen.

Dann fragte er noch etwas Spezielles den heutigen Abend betreffend: "Dieses Essen heute. Ein romantisches Dinner?"

Jetzt lachte Masao etwas und erklärte: "Es war nur ein Geschäftsessen."

"Mit deiner Geliebten", kam es von Sesshomaru. Er sprach es in leicht abschätzigen Ton und zweifelnd.

Daraufhin sah Masao seinen Sohn merkwürdig an. "Sesshomaru ...", dann unterbrach er sich selbst und winkte ab: "Ach nichts. Lisha ist eine große Hilfe, da ist das Mindeste ein Essen, zumal Naraku weiterhin im Glauben ist, wir sind nur ein Liebespaar."

Hatte sich sein Vater jetzt versprochen oder ihm bewusst einen Hinweis gegeben. Nichts im Gesicht des Älteren deutete in diese Richtung. Deshalb ging Sesshomaru auch nicht näher darauf ein.

Der ehemalige Polizeichef erklärte: "Naraku schaufelt sich demnächst noch sein eigenes Grab. Meine Geliebte fand bereits zwei Fälle, die bei Wiederaufnahme zu einer Verurteilung seiner Handlanger führen könnten."

"Weshalb gewinne ich den Eindruck, du willst die Sache vorerst ruhen lassen?"

Der Herr der Hunde erklärte sofort: "Wir sammeln erst einmal Informationen. Wenn wir die Fälle jetzt wieder aufrollen, besteht Gefahr für Lisha."

Sesshomaru fragte sich gerade, was es für einen Sinn hatte, wenn diese Spionin etwas in den Akten fand und man es nicht nutzte. Hatte sein Vater nicht genau aus diesem Grund angefangen, die Rothaarige zu umwerben. Oder war es umgekehrt, wollte sein Vater durch Lisha der Spinne falsche Informationen zukommen lassen. So hörte er seinem Vater ruhig zu und musste ihm danach recht geben. Zwei Fälle, in denen es Ungereimtheiten gab und das bei dem gleichen Richter, da lag der Verdacht nahe, dass dieser entweder unfähig oder bestechlich war.

Deshalb sollte Sesshomaru unauffällig den Richter überprüfen. Fehlende oder unbrauchbare Beweise würden eher auf die Polizeibehörde schließen. Doch hier handelte es sich um einen Formfehler, weswegen die Straftäter freikamen.
 

Im Anschluss teilte Masao seinem Sohn einen gefassten Entschluss mit: "Ich werde meine Geliebte bitten, die Fälle dieses Richters besonders im Auge zu behalten. Vermutlich findet sie noch mehr Sachen. Wenn es uns gelingt, in den Behörden aufzuräumen, nehmen wir Naraku somit eine Grundlage." Danach fragte er noch: "Du hast wohl noch keine Details ausgegraben?"

Sesshomaru verneinte nur teilweise. Es gab bis auf ein Unternehmen nichts Nachteiliges zu berichten. Dennoch konnte er einen Erfolg erzielen. Er hatte Beweise für illegale Geschäfte in einem der Unternehmen gefunden. Damit erteilte die Behörde eine Genehmigung um die Firma diskret zu überwachen und es wurde den Agenten auch gestattet Mitschnitte von Telefonaten als Beweise zu sichern.

Mit viel Glück, genügte die Zeit bis Naraku dahinter kam, und sie fanden genug belastende Dinge.

Ganz zum Schluss, kurz bevor Sesshomaru den Raum verlassen wollte, kam er noch auf etwas zu sprechen. "Wenn du diese Frau schützen willst, solltest du auch das Bett mit ihr teilen. Sicherlich weiß Naraku anhand deines fehlenden Geruchs schon lange das alles nur eine Farce ist. In seiner Nähe arbeiten genug Dämonen mit gutem Geruchsinn."

"Was ich mit meiner Geliebten tue, geht dich nichts an Sesshomaru", wies Masao seinen Sohn scharf zurecht. Dieser zuckte nur mit den Schultern. Nur wenig später ging der jüngere Dämon.
 

Nachdenklich blieb Masao an seinem Schreibtisch sitzen. Dann öffnete sich die nur angelehnte Balkontür und Toyo trat ein.

Dieser begann sofort: "Im Moment bist du deinem Sohn gegenüber recht verschwiegen. Du hast sicherlich deine Gründe, doch wenn du dadurch mein Mädchen in Gefahr bringst ..."

Masao verteidigte sich: "Das werde ich nicht. Mir liegt viel an Lisha. Sesshomaru ...", hier legte er eine absichtliche Pause ein und seufzte leicht. Dann legte er seine Absichten dar: "Eigentlich dachte ich, dass mein Sohn mehr Eigeninitiative ergreift. Bisher habe ich versucht ihn zu führen, doch diesmal lag es in meinem Interesse, Sesshomaru selbst hinter meine Pläne kommen zu lassen. Wie soll er sich zum nächsten Inu no Taisho eignen, wenn er jetzt nicht einmal das Offensichtliche begreift."

Der Jüngere fasste seine Vermutung in Worte: "Es hat den Anschein das Sesshomaru noch zu jung ist. Gelegentlich braucht er einen Stupser in die richtige Richtung. Obwohl er gute Ansätze zeigt. Die Sache mit der Geliebten nimmt er dir nicht ab. Wäre ich Naraku, würde ich es ebenso nicht glauben. Da muss ich Sesshomaru recht geben."

"Meine Beziehung zu Lisha ist öffentlich bekannt. Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, man zerreißt sich schon die Mäuler deswegen. Selbst Izayoi ist es schon zu Ohren gekommen, das die französische Anwältin meine Geliebte ist. Meine Gründe, weshalb ich sie nicht beschlafe, kennst du nur zur Genüge. Ich verstoße nicht gegen meine Prinzipien", unwillkürlich wurde Masaos Ton mit jedem Wort härter.
 

"Dein verdammtes Ehrgefühl", spuckte Toyo seinem Bruder entgegen. Dann schüttelte er den Kopf: "Du hast dich da in eine beinahe ausweglose Situation gebracht. Jetzt sieh zu, wie du da raus kommst, ohne dass mein Mädchen dabei Schaden nimmt."

Der Ältere sah seinen Bruder nur an. Was sollte er auch sagen, sein Bruder und sein Sohn, sie hatten beide recht. Doch er konnte weder Izayoi betrügen noch Lisha so etwas antun. Er wusste genau, wie stark die Gefühle der jungen Frau zu ihrem verstorbenen Gefährten noch waren. In ihren Augen wäre es sicherlich Verrat ihrer Liebe. Außerdem war er, strickt, gegen Beziehungen zwischen seinen Agenten, da konnte er selbst keine Ausnahme machen. Genau genommen gab es eine Ausnahme. Sein Neffe und Riana waren ein zu gutes Team im Undercover Einsatz. Deshalb wollte er das Paar nach ihrer Heirat nicht auseinanderreißen. Fast drei Jahre lang funktionierten ihre gemeinsamen Einsätze vorbildlich. Sie gaben sich gegenseitig halt und passten aufeinander auf.

Als Toyo merkte, das Masao nicht antworten wollte, gab er noch einen guten Rat: "Spring nur ein einziges Mal über deinen Schatten. Mein Gefühl sagt mir, das Sie nicht abgeneigt ist."

Diesmal reagierte Masao etwas aufgebracht: "Ich bin nicht du."

"Ich werde sie wohl kaum beschlafen, nur damit der Geruch unserer Familie an ihr ist", gab Toyo wütend zurück. Er funkelte seinen Bruder noch einmal an und ging.
 

In der oberen Etage trat Sesshomaru gerade aus seinem Schlafzimmer hinaus auf den Balkon und hörte die letzten Worte seines Onkels, da die Terrassentür offenstand. Dessen Entrüstung warf neue Fragen auf. Was hatte Toyo mit Lisha zutun. Jetzt wünschte sich der jüngere Hundedämon unten geblieben zu sein, vielleicht hätte er dann von dem Gespräch mehr aufgeschnappt. Dennoch fand er gerade in den Worten seines Onkels eine ungewöhnliche Lösung. Sein Vater hatte schon immer, strickte Prinzipien. Dieser würde seine Finger von Lisha lassen, sobald ein anderes Wesen sie beschlafen hatte.

Es würde schon reichen, wenn er das ein einziges Mal tat. Es gab nur eine Kleinigkeit. Menschen gab es genügend in seiner Umgebung, doch er hatte noch nie mit einer menschlichen Frau das Lager geteilt. Ob sie sich in irgendeinem Punkt von Dämoninnen unterschieden?

Vielleicht gab es bald Gelegenheit den Unterschied herauszufinden. Wenn sein Vater Menschen bevorzugte, musste es doch einen Grund haben. Die Idee Lisha näherzukommen setzte sich in seinem Kopf fest. Er hoffte nur, dass er es schaffte, bevor sich sein Vater dazu überwand.
 

In den folgenden Tagen stürzte sich die junge Frau mit den grünen Augen in die Arbeit, um sich abzulenken. Außerdem setzte Naraku sie enorm unter Druck, da er auf Ergebnisse hoffte, sodass sie bis spät abends arbeitete. Oft war Lisha dann viel zu müde, um noch mit dem Auto zufahren, deshalb nutzt sie das Gästezimmer, was ihr immer noch hier zu Verfügung stand.

So vergingen einige Tage, bis sie dann durch ihre viele Arbeit bedingt, ihre Mittagspause erst am Nachmittag einhalten konnte. Sie aß schnell und entschloss sich dann noch zu einem kleinen Spaziergang. Der Garten des Hauses stand ihr jederzeit offen. Gerade kam sie zurück, da hörte sie auf der Terrasse Stimmen. Yasu, Narakus Stiefsohn fluchte wieder einmal über einen Aufsatz, den er schreiben musste.

Im nächsten Moment wies ihn Naraku zurecht: "Von meinem Sohn erwarte ich die Besten Ergebnisse."

"Ich bin nicht dein Sohn", gab der Hanyou zurück. Er hätte beinahe geknurrt, doch im letzten Moment hielt er es zurück.

Die Spinne war jedoch noch nicht fertig: "Wie willst du Jura studieren, wenn du deinen Abschluss nicht schaffst."

Diesmal seufzte Inuyasha und gab zu: "Ich habe keine Lust Jura zu studieren. Es gibt jede Menge Studienrichtungen, die mich mehr interessieren."
 

Aus einem Gefühl heraus versuchte Lisha zu vermitteln: "Jura kann sehr interessant sein. Man muss sich ja nicht auf Strafrecht festlegen. Es gibt Familienrecht. Wirtschaft oder jede menge anderer Richtungen."

Naraku hatte sich umgedreht und seine Angestellte neugierig betrachtet. Ihre Absicht verstand er sofort und war ihr sogar dankbar. Inuyasha widersprach ihr nämlich nicht, sondern lauschte ihren Darlegungen der einzelnen Zweige.

Nachdem sie geendet hatte, ergriff die Spinne das Wort: "Lisha Lefevre ist eine Anwältin aus dem Pariser Büro." Dann zeigte Naraku zu dem weißhaarigen Mädchen: "Das ist Kanna, meine Tochter aus erster Ehe und mein Stiefsohn Yasu."

Sobald ihr Name gefallen war, stand das Mädchen auf, kam auf die Anwältin zu und reichte ihr die Hand: "Ich bin sehr erfreut." kam es dann von ihr.

Dabei fiel Lisha auf, das kaum Emotionen in der Stimme des Kindes mit schwangen. Auch der Ausdruck der Kleinen ähnelte eher der einer Puppe.

Das ganze Gegenteil war der Hanyou. Er reichte der Anwältin ebenso die Hand, drückte sie etwas. Dann lächelte er verlegen und murmelte: "Das neulich war keine Absicht."

Näher darauf einzugehen brauchte er nicht. Lisha erinnerte sich noch an ihre erste unfreiwillige Begegnung.

"Schon gut. Du hattest es eilig", dann wechselte die Agentin das Thema: "Du besuchst also schon Vorlesungen."

"Na ja es sind nur ein paar Schnupperkurse zur Einführung. Richtig auf die Uni gehe ich erst im Herbst", mit einem Seitenblick auf seinen Stiefvater gab er dann verlegen zu: "Ich finde Jura nur so unheimlich schwer."

Da warf Naraku ein: "Lisha hier ist Anwältin. Sie kann dir beim Studium helfen."

"In französischem Recht vielleicht", entfuhr es Lisha unbedacht. Sie hatte Narakus Warnung vergessen, ihm niemals zu widersprechen. Doch diesmal kam keine Zurechtweisung von ihrem Boss.

Da sich Naraku etwas weg drehte, entging den Wesen auf der Terrasse, ein verräterisches Blitzen in den rötlichen Augen. Denn gerade hatte ihm die Anwältin einen Hinweis gegeben. Somit konnte er Inuyasha nicht nur aus dem Einflussbereich seiner Mutter Kikyou befreien, sondern brachte ihn auch gleichzeitige außer Masaos Reichweite. Eine Entdeckung wurde dadurch unwahrscheinlicher, wenn Inuyasha in Paris studierte. Es dürfte doch nicht schwerfallen, dort noch einen Platz, an der Uni zu sichern. Die Sprache war auch kein Problem, da er immer darauf bestanden hatte, dass seine Kinder ebenso englisch und französisch lernten.

Deshalb verließ die Spinne den Garten und ging in sein Büro um einige Telefonate zu führen. Außerdem kam gerade vor dem Haus Kagura an, wie ihm ein Diener flüsternd mitteilte.
 

Inuyasha, der sich seufzend wieder seiner Aufgabe widmete, murmelte zum Schluss halb an Kanna gewandt: "Schade das Fin nicht mehr da ist. Er war ein Ass im japanischen Recht und bei den Hausaufgaben hat er uns auch immer geholfen."

Die rothaarige Frau hatte sich schon abgewandt. Doch sobald sie den Namen ihres Gefährten hörte, blieb sie wie versteinert stehen.

"Fin Lefevre?", wollte Lisha wissen.

Yasu antwortete: "Ja. Er war ein Hundedä ...", er stockte und schlug sich die Hand vor den Mund. In diesem Moment fiel dem Hanyou ein, das die Anwältin ebenso Lefevre hieß und Fins Witwe war.

"War er oft hier?", wollte sie als Nächstes wissen.

Inuyasha nickte und erzählte dann: "Zwei oder dreimal im Monat. Wenn er Zeit hatte und auf meinen Stiefvater warten musste, setzte er sich zu uns und half bei unseren Aufgaben. Durch ihn sind wir beide besser in der Schule geworden."
 

Der Hanyou warf einen Blick zu Kanna, dann nahm er die Agentin einfach bei der Hand und zog sie tiefer in den Garten hinein. Als er weit genug vom Haus entfernt war, erzählte Inuyasha gerade heraus: "Fin wollte mir helfen, meinen richtigen Vater zu finden."

Lange Zeit erfolgte keine Antwort von Lisha. Sie starrte den menschlich aussehenden Jungen nur an und dachte nach. Ihr Gefährte war ein Hundedämon. Anhand des Geruches nach Halbdämon würde Fin eine Verkleidung sofort durchschauen. Wenn ihr Ehemann den Geruch von Narakus Stiefsohn seiner eigenen Familie zugeordnet hatte, somit herausfand, dass er Izayois entführtes Baby war, ob er deswegen sterben musste? Der Verdacht setzte sich in Lisha fest.

Deshalb versprach sie jetzt: "Ich finde deinen Vater. Inuyasha. Lass mir einfach alle Informationen zukommen, die du hast."

Der Hanyou horchte auf und fragte: "Woher kennst du meinen richtigen Namen."

Die rothaarige Frau lächelte und erklärte: "Bei unserem ersten Zusammenstoß hast du ihm mir versehentlich genannt."
 

Dann ging sie einfach fort. Es war wohl besser, wenn niemand sie beide so häufig zusammen sah.

Nur wenig später betrat de Agentin das Haus und begab sich zu dem ihr zugeteilten Arbeitszimmer. Im Flur wollte sie gerade um eine letzte Ecke biegen, als sie Stimmen hörte. Von dem Gespräch selbst bekam sie nichts mit. Sie wusste nur, dass sich Naraku mit jemand unterhielt. Doch da einer ihrer Instinkte gerade anschlug, hielt sie es besser sich zu verstecken. Die beiden Wesen kamen tatsächlich genau auf sie zu, deshalb verschwand Lisha im nächstbesten Zimmer.
 

"Weshalb versteckst du dich vor meinem Mann?", hörte sie gleich darauf jemand hinter sich fragen.

Lisha fuhr überrascht herum. In ihrem Bestreben, sich zu verstecken, hatte sie wohl ausgerechnet Kikyou Wohnzimmer erwischt. Doch sie ließ sich ihren Schrecken nicht anmerken und erwiderte: "Nicht vor Naraku, sondern wegen dieser Frau."

Kikyou öffnete die Tür einen Spalt, sah nach draußen. Im letzten Moment bekam sie noch die Dämonin neben ihrem Ehemann mit. Dann sagte sie zu Lisha: "Du meinst Kagura. Das ist die Assistentin meines Mannes."

Kagura? Aber war das nicht Izayois Gesellschafterin. Das wurde ja immer interessanter. Jetzt war sie froh, so vorsichtig gewesen zu sein. Eines stand fest, sie musste Masao warnen. Doch die nachfolgenden Ereignisse verdrängten die Absicht etwas.

Die Agentin stand stirnrunzelnd da und log dann: "Den Namen habe ich noch nie gehört. Dann habe ich sie wohl nur verwechselt. Ich dachte, es wäre eine andere Anwältin au dem Pariser Büro."

In Paris gab es tatsächlich eine Anwältin, mit der Lisha mal aneinandergeraten war. Diese schwarzhaarige menschliche Frau hatte die Frechheit besessen zu behaupten Fins Geliebte gewesen zu sein. Doch das war eine Lüge, vor allem weil ihr Gefährte ihr die Wahrheit über das Männer verschlingende Frauenzimmer mitgeteilt hatte. In dieser Beziehung hatte sie ihrem Ehemann immer vertrauen können.

So unterhielten sich die beiden Frauen noch etwas, doch Lisha erfuhr praktisch nichts von Kikyou. Narakus Frau war sehr vorsichtig und vertraute offenbar niemanden.
 

In der nächsten Nacht fuhr die Rothaarige wieder nach Hause. Sesshomaru betrat später das Schlafzimmer leise. Lisha lag im Bett und schlief. Ihre Decke hatte sie wohl weg gestrampelt, da ihr Körper völlig entblößt dalag. Es hätte den Dämon nicht interessieren sollen, doch dieser Anblick weckte etwas tief in ihm. Lust, Begierde, Verlangen. Er ließ seinen Blick über ihren kaum verhüllten Körper schweifen. Ein beinahe durchsichtiges knielanges Nachthemd mit dünnen Trägern trug die junge Frau. Darunter schimmerte ein mit zarter Spitze besetzter Slip durch.

Plötzlich drehte sie sich auf den Rücken, dabei rutschte der Träger des Negligés über ihre Schulter und entblößte den Ansatz ihrer Brüste.

Gerade stellte sich Sesshomaru vor, wie er mit seinen Fingern über die Spitzen strich und sie sich bei seinen Berührungen versteiften. Ob es Lisha gefallen würde, wenn er sie in den Mund nahm und daran saugte. Der Drang seine Gedanken in die Tat umzusetzen wurde intensiver.

Unschlüssig stand Sesshomaru da. Dann ging er zu dem Bett, hob die Decke auf um sie über Lisha zu legen. Da entdeckte er die Narbe. Wie von einer Klauenhand in das weiche Fleisch geschlagen sah es aus. Sicherlich mussten es drei tiefe schmerzhafte Wunden an der Schulter gewesen sein, wenn man jetzt noch die Narben so deutlich sah. Von vorn sah man sie kaum. Die Narben begannen oben an der Schulter und liefen einige Zentimeter den Rücken hinab. Als ob ein Wesen Lisha festhalten wollte und sie hat sich von ihm losgerissen. Der Verdacht, das Lishas Gefährte der Verursacher war, schlich sich in seine Gedanken. Bis jetzt wusste er praktisch nichts über diesen Hundedämon.
 

Sesshomaru legte die Decke über Lishas Körper und ließ sich selbst daneben nieder. Es würde vermutlich reichen, wenn sein Geruch im Raum und an der Kleidung der Spionin war, um seinem Vater von ihr fernzuhalten. Doch vielleicht sollte er weitergehen. Sie verführen? Auf seine Berührungen hatte sie immer angesprochen, deshalb malte er sich schon mehr aus. Wenn er seine eigenen Gedanken und Gefühle ordnete, fühlte er sich zu der Rothaarigen hingezogen und es gab eine gehörige Portion Neugier in ihm.

Vielleicht fand er so heraus, ob diese Frau von Interesse für ihn war, oder ob es sich dabei nur um das Bedürfnis handelte, mehr über Menschen zu erfahren. Nützlich war das sicherlich.

Dann dachte er an Lishas Reaktion auf ihn selbst. Sie hatte sich nie gewehrt, ob sie ihm dadurch signalisiert hatte, dass sie sich mehr wünschte?

Das einzige Mal als Lisha sich versteifte, war, als er ihre die Jacke ausziehen wollte. Jetzt sah er die Ursache in der Narbe. Ob sich die rothaarige Frau deswegen schämte?

Von den Gedanken ließ ich Sesshomaru nicht aufhalten. Seine Fingerspitzen wanderten über die Haut der Agentin. Er streifte über ihre vernarbte Schulter, beugte sich näher und küsste die Stelle. Dann wanderten seine Hände weiter. Lisha seufzte leise. Im Halbschlaf murmelte die junge Frau: "Hör nicht auf Fin, das fühlt sich gut an."

Bei dem Namen zog Sesshomaru seine Hand fort. Doch dann dachte er an seinen Vater und an ihre Absichten. Er berührte sie erneut. Diesmal drehte sich Lisha ihm entgegen, rückte etwas näher, seufzte erneut. Das sah er als Einladung an und fuhr mit seinen Liebkosungen fort.

Als sich die Rothaarige kurz versteifte, hätte er gewarnt sein sollen. Plötzlich sahen ihn die grünen Augen wach an. Keine Spur von Schlaf oder verschleierter Lust lag darin. Nur eine Kälte, die zu einem Dämon gepasst hätte.

"Raus aus meinem Bett!", forderte Lisha gleich darauf.

"Ich gehe erst, wenn du dich von meinem Vater fernhältst", bot der Youkai einen Kompromiss an.

Die Agentin knurrte fast. Der Ton, den sie ausstieß, hörte sich zumindest so an. Dann erklärte sie: "Dein Vater ist alt genug eigene Entscheidungen zutreffen. Also hör endlich auf, dich einzumischen!"

Sesshomaru entgegnete jedoch: "Ich habe dich gewarnt Lisha. Wenn du meinen Vater willst, musst du erst an mir vorbei."

"Wenn das so ist", kam es als Nächstes von der jungen Frau. Diesmal lächelte sie. Im gleichen Moment spürte der Dämon kalten Stahl an seinem Arm. Die Mündung der Waffe zielte genau auf sein bestes Stück. Er wusste es, ohne das er die Waffe sehen musste.

Erneut bat Lisha eindringlich: "Ich sage es zum letzten Mal, verschwinde aus meinem Bett oder ich drücke ab."

"Das wagst du nicht", entgegnete Sesshomaru mit einem drohenden Ton. Dann bewegte er sich jedoch ein wenig und Lisha betätigte den Abzug.
 

Kapitel 9 - Albträume
 

Sesshomaru steckt in Schwierigkeiten und Masao bereut eine seiner Entscheidungen.

Albträume

Kapitel 9 - Albträume
 

.... Lisha betätigte den Abzug....
 

Doch mehr als ein leises Klicken hörte man nicht. Danach geschah alles unheimlich schnell. Sesshomaru reagierte fast im selben Moment, packte ihr Handgelenk und entriss ihr die Waffe. Das Magazin entfernen und die Pistole wegwerfen war eine einzige fließende Bewegung bei dem Youkai.

Das Einzige, was die Anwältin denken konnte: Flucht!! Sie sollte jedoch nie die Gelegenheit bekommen.

Noch, während die Waffe über den Boden schlitterte, um dann an der Tür liegen zubleiben, wurde die rothaarige Frau auf den Rücken gedreht und der Hundedämon legte sich auf sie. Beide Hände der jüngeren Frau packte er in seinem eisernen Griff und hielt sie fest, jedoch nur mit einer Klaue, die Andere hatte er frei um sie der Anwältin auf die Schulter in die Nähe ihres Halses zulegen.

So leicht ließ sich Lisha jedoch nicht überwältigen. Sie begann zu kämpfen und wand sich unter dem Körper des Hundedämons.

"Halt still! Sonst kann ich für nicht garantieren", drohte Sesshomaru. Die Undercoveragentin erschauerte aufgrund der hohen dämonischen Energie. Die Kälte, die von dem Youkai ausging, war ihr nicht unbekannt. Außerdem spürte sie die Spitzen der Krallen an ihrer Haut.

"Lass mich los und verschwinde!", forderte die Rothaarige.

Doch Sesshomaru widersprach, indem er mit emotionslosem Blick auf sie hinuntersah: "Denkst du, ich lasse dir so etwas durchgehen."

Jetzt fuhr sein Daumen langsam über den Hals der Agentin, während die restlichen Finger der Hand stärker zu griffen.

"Ich habe dich gewarnt", gab Lisha zurück. Dann drehte sie etwas ihren Kopf und ließ ihren Blick zu den Krallen des Dämons schweifen, welche ihre Handgelenke festhielten. Kurz sah Masaos Sohn Panik in den Augen der Polizistin aufflackern.

Deshalb lockerte er etwas den Griff und streifte nun mit der einen Hand beinahe zärtlich über ihr Gesicht. Dann gab er zu: "Das hast du. Ich hatte eine faire Chance."
 

Danach sahen sie sich einfach nur an und es gelang ihnen nicht den Blick voneinander zulösen. Jetzt ganz nah konnte sich die junge Frau der erotischen Ausstrahlung des Youkai nicht entziehen, ihr wurde es langsam heiß. Nicht nur ihr Körper benahm sich verräterisch. Sie spürte auch bei Sesshomaru, dass die Nähe nicht ganz so spurlos an ihm vorüberging.

Offenbar roch es auch der Dämon, denn er beugte sich jetzt zu ihr und legte seine Lippen sanft auf ihre, begann mit seiner Zunge ihren Mund zu necken. Dann erwiderte die Polizistin den Kuss. Sesshomaru ließ ihn weder leidenschaftlich noch besitzergreifend wirken. Wenn sie sich nicht täuschte, war der Kuss verführerisch und es hatte dementsprechend auch so eine Wirkung auf sie. Es war, als ob sie gerade eine neue Seite an dem scheinbar kaltherzigen Dämon kennenlernte. Ganz ohne Hintergedanken geschah der Kuss nicht. Masaos Sohn erforschte Lishas Reaktion auf seine Küsse und fand es recht interessant. Um so öfters er die Rothaarige küsste, um so mehr Gefallen fand er daran. Doch er durfte seine Pläne nicht außer Acht lassen.
 

Nach einer Weile ließ der Dämon von ihr ab.

Sie seufzte und gestand dann: "Ich habe schon ganz vergessen, wie gut Hundedämonen küssen können." Sie sah ihn erneut an und forderte mit wesentlich sanfterer Stimme als vorher: "Lass mich los!"

Da keine Reaktion erfolgte, fügte sie hinzu: "Dein Vater ist sicherlich, über dein tun, nicht erfreut."

"Du wirst ihm davon nichts erzählen", lautete die Antwort, gleichzeitig kratzte eine der Klauen über die Kehle der jungen Frau. "Er wird nicht erfreut sein, wenn er erfährt, das du seinen Sohn ..."

Hier unterbrach Lisha ihn: "Ich hatte nicht vor seinen Sohn zu töten."

"Was wenn die Waffe geladen gewesen wäre?", argumentierte der silberweißhaarige Dämon.

"Sie ist geladen", gab Lisha trocken zurück.

Sesshomaru schmälerte seine Augen. Lisha hatte ihn nicht nur gewarnt, sondern die Pistole auch von ihm weggedreht. Ein Schuss wäre zwangsläufig direkt in die Matratze des Bettes gegangen. Dennoch wollte er sich nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn Lisha skrupelloser wäre. Nur wenig später ließ er die junge Frau abrupt los und sah sich das Magazin an. Da erklärte die Rothaarige auch schon: "Die erste Patrone in meinen Waffen ist immer ein Blindgänger. Das hat mir schon einmal das Leben gerettet, als ein Einbrecher sie fand und mich damit erschießen wollte."

Die Erklärung von Lisha ergab einen Sinn. Zwar gab es ein Risiko dabei, doch im Ernstfall, sollte die Waffe in falsche Hände gelangen, konnte damit ein Leben gerettet werden. Dennoch behagte es ihm überhaupt nicht.
 

Verstohlen schob Sesshomaru das Magazin unter die Matratze. Es war ihm im Moment egal wohin, Hauptsache aus der Reichweite der Rothaarigen. Dann hob er seinen Kopf und sah die junge Frau an. Lisha saß inzwischen mit dem Rücken halb an das Holz gelehnt am anderen Ende des Bettes. Noch immer funkelte sie ihn wütend an. Sobald sie den Blick des Youkai auf sich spürte, zog sie ihre Decke höher, weil sie sich trotz Nachthemd, plötzlich nackt fühlte.

"Ich denke, nun sind wir wieder quitt", gab der Hundedämon leise von sich.

"Was genau willst du? Weshalb bist du hier?", wollte die Agentin wissen. Sie war sich sicher, das Sesshomarus Anwesenheit einen Grund hatte.

Diesen nannte er auch schon. "Um meinen Vater von dir fernzuhalten, will ich das mein Geruch an dir ist."

Leise spottete Lisha daraufhin: "Als ob das bei deinem Vater von Erfolg gekrönt ist. Wenn ich ihn richtig einschätze, lässt er sich davon nicht abhalten."
 

Wer ihn kannte, sah Sesshomaru nur selten lächeln. Doch diesmal tat er es ganz leicht. Er stand auf, zog sich sein Jackett aus und knöpfte sich das Hemd auf. Mit den Worten: "Wir werden ja sehen", legte er sich in das Bett.

Minuten vergingen, in denen sich die Polizistin nicht rührte. Zwar handelte es sich um ein breites Doppelbett, doch selbst die andere Seite war in ihren Augen noch viel zu nah. Sie überlegte, ob sie sich auf dem Boden bequem machen konnte. Eine andere Option bliebe noch, nach unten ins Wohnzimmer zu gehen, um dort auf der Couch Ruhe zu finden.

Nach einer Weile entschied sie sich für Letzteres. Sie war müde und hatte keine Lust die ganze Nacht neben dem Youkai zu liegen. So stand die junge Frau auf, ging zur Tür nur um festzustellen das sie abgeschlossen war. Suchend sah sie sich um, bis sie Sesshomarus belustigten Blick entdeckte. Da riet er auch schon: "Du hast zwei Möglichkeiten. Entweder du legst dich ins Bett und schläfst oder du suchst nach dem Schlüssel."
 

Seufzend gab Lisha auf, fuhr herum und ließ sich auf das Bett niedersinken. Sie war sich sicher, dass der Schlüssel in der Tasche seiner Anzughose steckte und Sesshomaru anrühren, um danach zu suchen, niemals. Sie hatte auch ihren Stolz, obwohl eine klitzekleine Stimme in ihrem Kopf sagte, dass sie genau das wünschte. Dem Hundedämon nahe sein und ihn berühren.

Sesshomaru hatte sie die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen. Er hatte das Gefühl Lisha rang mit sich. Der Youkai spürte einen Hauch von Angst in ihr. Bis jetzt hatte er immer den Eindruck, die Anwältin war eine starke Persönlichkeit. Hatte der Verlust der Kontrolle bei ihrem kleinen Spiel etwas damit zu tun. Oder lag es an der Hintergrundgeschichte ihrer alten Verletzung, die sie gerade verunsicherte. Deshalb rang er sich einen Kompromiss ab: "Leg dich nieder. Ich werde Dich nicht anrühren, sondern auf meiner Hälfte bleiben."

Lisha dachte noch etliche Minuten nach. Dann kam sie dem zögerlich nach. Sie legte sich ganz an den Rand ihrer Hälfte, wickelte die Decke um ihren Körper und versuchte zu schlafen. Irgendwann schlummerte sie tatsächlich ein.
 

Noch lange wurde die Agentin von ihrem Gast beobachtet.

Er wusste selbst nicht, ob seine Idee so gut war. Sein Vater konnte recht hartnäckig sein, wenn er ein Ziel verfolgte. Doch auch die rothaarige Frau war ihm ein Rätsel.

Immer wieder in den letzten Wochen hatte er das Gefühl, das unter Lishas Fassade ein anderes Wesen durchschimmerte. Er wusste nie, welches Gesicht ihm die Anwältin zeigte. Doch für eine kaltblütige, berechnende Kriminelle fehlte der jungen Frau das Zeug.

Mitten in der Nacht stand Sesshomaru auf, holte den Schlüssel von der Kommode und ging zur Tür. Gerade war er im Begriff zu gehen, als Lishas Schlaf unruhig wurde. Sie wälzte sich im Bett herum, schien in Panik auszubrechen und schrie sogar. Dann fuhr sie keuchend auf.

Sein Handeln würde der Hundedämon wohl nie begreifen. Er setzte sich auf das Bett und nahm Lisha in die Arme, strich ihr beruhigend über den Rücken. Gleich darauf legte er sich mit der Anwältin zusammen wieder nieder.

"Schlaf", befahl Sesshomaru sanft. Er war sich nicht einmal sicher, ob die Agentin überhaupt wach gewesen war. Sie kuschelte sich näher an ihn und glitt diesmal in einen ruhigen Schlaf. Jetzt war der Augenblick, wo Sesshomaru das Haus verlassen sollte, doch er entschloss sich, zu bleiben.

Später murmelte Lisha: "Ich liebe dich Fin."

Der Youkai antwortete nicht, sondern hielt sie einfach nur fest. Irgendwann musste er wohl selbst in einen kurzen Schlaf gefallen sein.
 

Früh beizeiten, gerade als der Morgen graute erwachte die Polizistin. Sie erinnerte sich an ihren Albtraum und dann hatte sie die wohltuende Umarmung ihres Gefährten gespürt. Doch gleich darauf erkannte sie, dass nicht Fin bei ihr war, sondern ein Fremder. Sie starrte die zwei magentafarbigen Streifen auf der Haut des Wesens an, von dem sie im Arm gehalten wurde.

Weil sie sich etwas bewegte, tat es auch der Youkai. Im Schlaf kratze eine von Sesshomarus Klauenhände über ihre Haut. Es war zwar nicht schmerzhaft, doch es genügte, um eine Panikattacke auszulösen. Lisha realisierte in diesem Moment nicht, wer bei ihr war, sondern erinnerte sich nur an den Überfall, an diese Wölfe und ihre Absichten. Sie kämpfte sich aus der Umarmung frei, sprang aus dem Bett und ergriff ihr Ersatzmagazin aus der halb geöffneten Schublade. Im nächsten Moment hatte sie die Pistole in der Hand und schob das Magazin ein.

Bis Sesshomaru mitbekam, dass etwas nicht stimmte, verging wertvolle Zeit. Doch dann sah er die hektischen Bewegungen von Lisha, ihren verwirrten ängstlichen Blick und wie sie stoßweise atmete.

Der Youkai erhob sich und ging um das Bett herum. "Lisha lege die Waffe weg oder gib sie mir!", forderte er die junge Frau auf.

"Komm nicht näher!", bat sie eindringlich, doch ihre Hände zitterten dabei.

Sesshomaru wusste, dass er nur den Hauch eines Augenblickes Zeit hatte zu reagieren. Deshalb setzte er zu einem Sprung an.

Aus Angst, von der Panik und den schlechten Erinnerungen beherrscht, drückte die Polizistin ab.

Eigentlich lag es in ihrer Absicht nur einen Warnschuss in die Luft abzugeben, doch da Sesshomaru vorschnellte, traf sie ihn. Der Youkai spürte den Treffer am Arm und wurde minimal zurückgerissen. Die Kugel verletzte ihn jedoch nur und flog weiter. Hinter dem Hundedämon traf sie den Spiegel, der in Tausende von winzigen Stücken zersprang. Die Scherben fielen in leisen klirrenden Tönen auf den Schrank darunter und teilweise weiter zu Boden.

Danach war es für einen Moment ganz still und es hatte den Anschein, als ob die Zeit stehen blieb.
 

Sesshomaru knurrte wütend auf und wollte sich auf Lisha stürzen, als er die Energie seines Vaters wahrnahm. Der Schuss war sicherlich in einiger Entfernung zu hören gewesen, dennoch erklärte das nicht Masaos plötzliches Auftauchen.

Der ältere Hundedämon hörte den Knall tatsächlich, als er gerade den Keller verlassen wollte, und beeilte sich deshalb, weil er das Schlimmste annahm.

Kaum betrat er das Haus, eilte er in Lisha Schlafzimmer, da er seinen Sohn dort spürte. Nachdenklich betrachtete er dann das Bild, welches sich ihm bot.

Die rothaarige Frau stand leicht bekleidet in einem beinnahe durchsichtigen Nachthemd seinem Sohn gegenüber. Sesshomaru trug nur seine Anzugshose und sein Hemd war offen. Am oberen Arm, fast bei der Schulter sah man einen Blutfleck, der schnell größer wurde.

Lishas Hände zitterten und ihre Augen waren vor Schreck geweitet.
 

Masao ging zu ihr und entwand ihr mit Leichtigkeit die Waffe. Als Nächstes zog er seine Jacke aus und legte sie der jungen Frau um die Schulter, da auf ihrer Haut deutlich zu sehen war, wie sie fror.

Es war, als ob der ältere Hundedämon einen Rettungsanker verkörperte. Lisha fing sich wieder und es gelang ihr, Bilanz zu ziehen. Sie hatte Sesshomaru verletzt, doch nicht schlimm. Sie versuchte jedoch nicht daran zu denken, was passiert wäre, wenn sie Masaos Sohn ins Herz getroffen hätte. Sie bereute es, in diesem Moment, überhaupt die Waffe aufgehoben zu haben. Zwei oder sogar drei Mal setzte sie zum Sprechen an. Dann kamen ihr die Worte endlich über die Lippen: "Es tut mir leid Masao, ich ...", sie pausierte kurz und fing erneut an: "Es war keine Absicht. Ich dachte, dein Sohn wäre ein Einbrecher, der mich ..."

Sesshomaru unterbrach die junge Frau und fügte ihren Worten hinzu: "Ich habe deine Geliebte erschreckt und deshalb schoss sie auf mich. Es war einfach nur ein dummer Unfall."
 

Masao sah kurz zwischen beiden Wesen hin und her, dann riet er: "Sesshomaru fahre in die Villa und heile dich!", er legte eine kurze Pause ein: "Ich gehe davon aus, es war ein Streifschuss."

Der jüngere Youkai drehte sich etwas um und sah den zerbrochenen Spiegel an. Deshalb bestätigte er: "Ja."

"Gut. Ich will dich dann in meinem Arbeitszimmer sprechen."

Er folgte dem Befehl seines Vaters, warf aber Lisha noch einen vernichtenden Blick zu. An der Tür wurde er noch einmal aufgehalten. Der Herr der Hunde hatte inzwischen das Magazin herausgenommen und sah das nur eine Kugel fehlte. Deshalb wollte er wissen: "Wo ist das andere Magazin?"

Auf den ungläubigen Blick seines Sohnes hin, erklärte Masao. "Lisha hat, um sich zu schützen als Erstes immer eine leere Patrone im Magazin. Dieses hier ist jedoch ohne Blindgänger."

Gerade überraschte es den jüngeren Hundedämon, wie gut sein Vater über die rothaarige Frau bescheid wusste. So antwortete er: "Unter der Matratze."
 

Kaum hatte Sesshomaru das Schlafzimmer verlassen wandte sich Masao an Lisha: "Du musst meinen Sohn nicht in Schutz nehmen. Er ist alt genug um die Konsequenzen für sein Handeln zu tragen."

Die Agentin seufzte etwas und sagte dann: "Dein Sohn war heute Nacht hier. An dem, was passiert ist, kann ich ihm keine Schuld geben. Ich bin wirklich in Panik geraten und habe überreagiert."

Jetzt zog Masao die junge Frau in eine Umarmung und zog einen bestimmten Schluss. Deshalb wollte er als Nächstes wissen: "Seit wann hast du wieder diese Albträume?"

"Du weißt von meinen Albträumen?", stellte sie überrascht eine Gegenfrage.

Masaos Erklärung war logisch: "Ich wäre ein schlechter Vorgesetzter, wenn ich es nicht wüsste. Außerdem, Fin war mein Neffe, er hat mich oft um Rat gefragt."

Vorsichtig strich der ehemalige Polizeichef über die Narbe der Agentin und erklärte des Weiteren: "Bei euch beiden habe ich eine einmalige Ausnahme gemacht und deshalb galt mein Augenmerk euch im Besonderen. Wenn eure Zusammenarbeit nicht funktioniert hätte ...", den Rest ließ er offen.

Lisha verstand auch so. Dann gestand sie: "Seit der ersten Nacht in Narakus Villa. Früher war Fin immer da um sie zu vertreiben. Doch jetzt bin ich auf mich allein gestellt. Manchmal kommt es mir so vor, als ob ein Teil von mir fehlt."

Dann schob sie den Dämon weg von sich und ging selbst einige Schritte bis zum Fenster. Sie blieb vor der Glasfront stehen, schaute hinaus. Gerade fühlte sie sich schwach und schämte sich deswegen. Fin wäre sicherlich enttäuscht von ihr. Er hatte so viel Geduld mit ihr aufgewendet und ihr die Ängste vor Dämonen genommen. Sie hatte geglaubt stark zu sein und es, ohne Fin zu schaffen. Wo die Ursache ihres Versagens lag, konnte sie im Moment nicht analysieren.

Da es draußen noch immer dämmrig war, konnte sie den Youkai, ihren Vorgesetzten heimlich in der Scheibe beobachten. Auch der Herr der Dämonen hatte so viel Hoffnung in sie gesetzt. Mit einem einzigen Schlag hatte sie nun alles zunichtegemacht.
 

Masao betrachtete sie lange. Die Beziehung zwischen der Agentin und seinem Neffen musste sehr eng gewesen sein. Deshalb verstand er ihre innere Zerrissenheit. Sie brauchte einen festen Halt im Leben, ein Wesen, das ihr neue Kraft gab. Doch er selbst konnte es nicht sein. Er war nicht frei, weil Izayoi sein Leben bestimmte. Mit Ethan würde Lisha, nein Riana den Halt, den sie brauchte, finden. Sicherlich gab ihr auch Toyo Kraft um zukünftige Hürden zu überwinden.

Er wandte sich jetzt ab und riet: "Zieh dich an. Ich warte so lange unten auf dich."

Danach ging er aus dem Raum. Später setzte er sich auf die Couch, und während die Agentin sich Frühstück zubereitete und Tee kochte, dachte der ehemalige Polizeichef weiter nach.

Fins Tod hatte eine Lücke gerissen, nicht nur bei Riana. Toyo blieb davon nicht unberührt. Nie hätte Masao gedacht, das sein jüngerer Bruder plötzlich Familiensinn und einen Beschützerinstinkt entwickelte. Was ihn jedoch am meisten überraschte, Rianas erstes Zusammentreffen mit ihrem Kind. Das Baby war an dem Tag quengelig und kaum hielt seine Mutter Ethan, schmiegte er sich in ihre Arme und war plötzlich ruhig. Toyo erklärte ihm dann seine Vermutung.

Gleich nach der Geburt des Welpen war die Rothaarige eingeschlafen. Ihre betreuenden Schwestern und Ärzte eilten zu einem Notfall und die einzige Krankenschwester wusste nichts von Rianas Bitte. So kam es, dass die Hundedämonin das damals noch namenlose Baby der schlafenden Mutter in den Arm legte. Dieselbe Krankenschwester übergab das Baby dann an die unbekannte Frau von der Fürsorge, wobei das Kind in eine Decke gewickelt war, an dem Rianas Geruch haftete.

Nachdem Toyo Rianas Mutter fand, suchte er zwischen den eingelagerten Sachen der Rothaarigen nach einem Kleidungsstück, dem der intensivste Geruch der Mutter anhaftete. Daher war es kein Wunder, wie sehr Ethan sich auf seine Mutter fixierte.

Immer wenn der Kleine jetzt von Riana besucht wurde und sich danach wieder von ihr trennen musste, fiel es dem Kind schwer. Vielleicht war es falsch, Riana weiter undercover arbeiten zu lassen. Sicherlich gab es andere Wege um Naraku zu überführen.

Die Stimme der Agentin riss den Youkai aus seinen Gedanken. Er hatte gar nicht gemerkt, wie sie den Raum betrat und nun zum Fenster hinaus starrte.
 

Lisha seufzte und gab dann zu: "Ich bin wohl die schlechteste Undercoveragentin, die je im Einsatz war. Ich hätte nie zustimmen sollen."

"Weshalb hast du es dann getan?" Obwohl als Frage formuliert, gab es in Masao Stimme einen verständnisvollen Ton.

"Wegen Fin und ...", sie unterbrach sich kurz, drehte sich zu Masao um und sprach etwas leiser weiter: "... und wegen dir. Bei unserem Gespräch habe ich deutlich gespürt, wie viel Hoffnung du in mich gesetzt hast. Doch jetzt habe ich alles vermasselt."

Der Hundedämon stand auf, ging zu der jungen Frau. Erst nach einer ganzen Weile begann er zu sprechen: "Dich trifft keine Schuld. Dies ist alles mein Fehler. Wenn jemand eine falsche Entscheidung getroffen hat, dann ich. In meinem egoistischen Betreben Naraku das Handwerk zu legen, habe ich dich skrupellos benutzt und sogar deine Situation ausgenutzt. In diesem Moment warst du nur die perfekte Wahl. Deine Trauer war echt und gerade deshalb wirkte deine Tarnung glaubwürdig. Doch anstatt dich weiter in die Sache mit reinzuziehen, hätte ich dich sofort von dem Fall abziehen sollen. Spätestens in dem Moment, als ich von Ethan erfahren habe."

"Du willst mich von dem Fall abziehen?", beinahe verstand sie es auch.

"Es wird das Beste sein. Besser jetzt. Wenn du zuschaden kommst, wird mir das Toyo nie verzeihen", erklärte Masao einen seiner Gründe.
 

Doch in diesem Punkt hatte die Agentin andere Pläne. Sie dachte an Inuyasha und auch an Fin. Wenn sie jetzt an diesem Punkt aufhörte, fand sie vermutlich nie die Wahrheit heraus, weshalb ihr Gefährte starb. Deshalb überlegte sie sich einen drastischen Schritt. Vielleicht weckte sie bei Masao falsche Hoffnungen, doch sie hatte nur diese eine Möglichkeit.

Die Polizistin ging aus dem Raum und kam nach einer Weile mit einem kleinen Tablet PC zurück. Hier rief sie ein Foto auf und zeigte es ihrem Vorgesetzten.

"Yasu Sato. Was ist mit ihm?", wollte der Youkai wissen.

Doch statt einer Antwort schob Lisha mit ihrem Finger das Bild auf dem Touchscreen beiseite und es wurde nun durch ein anderes ersetzt. Ein silberweißhaariger Hanyou. mit goldenen Augen. Da erklärte sie auch schon: "Unser Experte in Paris hat für mich das Babyfoto von Inuyasha künstlich altern lassen und es mit diesem Bild von Yasu verglichen. Er geht von einer 90-%-Übereinstimmung aus."

Noch während der ehemalige Polizeichef fassungslos die beiden Fotos betrachtete, nannte Lisha einen Grund, weshalb sie jetzt nicht aufgeben wollte. "Schon deswegen kann ich jetzt nicht aufhören."

Inu no Taisho blickte hoch und wollte etwas einwerfen.

Mit noch mehr Nachdruck gab Lisha an: "Für unsere Söhne." Sie blickte lange in die warmen goldenen Augen, die sie seit ihrem ersten Treffen faszinierten. Dann wurde sie noch genauer: "Ich will weiter machen, damit Inuyasha endlich seine richtige Familie kennenlernt. Außerdem ist es mir wichtig, das Ethan in einer Welt ohne Naraku aufwächst."

Nach dieser Aussage wurde Lisha weiterhin von dem Herrn der Dämonen angesehen. Dann hob er seine Hand, streifte eine widerspenstige Locke aus ihrem Gesicht und sagte: "Jetzt erkenne ich in dir wieder Fins Mädchen."

Lisha biss sich auf die Lippe, den ihr lag ein Einwurf auf der Zunge, doch sie dachte es nur: 'Nein ich werde nie wieder Fins Mädchen sein.'
 

Sie rang sich ein Lächeln ab und dann berichtete sie von ihrem Verdacht, ihrer ersten zufälligen Begegnung und dem Gespräch, welches kürzlich stattgefunden hatte mit dem Hanyou.

Die ganze Zeit hörte Masao scheinbar ruhig zu. Nach so langer Zeit gab es endlich eine Spur und somit einen Beweis, dass die Spinne tatsächlich hinter Inuyashas Verschwinden steckte. Der Grund, weshalb nie ein Hanyou zu finden war, erklärte sich, weil Yasu in der Öffentlichkeit nur als Mensch auftrat.

Am liebsten wäre er sofort zu Narakus Villa gefahren, um seinen Sohn dort wegzuholen. Doch für Inuyasha war er ein Fremder. Außerdem hatte Lisha recht, damit gefährdete er ihre ganze Ermittlungsarbeit. Nein, er musste jetzt einen kühlen Kopf bewahren und die Sache weiterhin distanziert angehen. Außerdem konnte er davon Izayoi nichts erzählen. So bat er nur die Agentin, vorsichtig zu sein. Zusätzlich sollte sie versuchen, weitere Informationen über seinen Sohn herauszufinden. Besonders welchen Grund es für sein Verschwinden damals gab. Denn in einem Punkt war sich Masao sicher, Naraku war an dem Tag des Unfalls am anderen Ende von Japan.
 

10. Kapitel - Väter und Söhne
 

Masao hat ein ernstes Gespräch mit Sesshomaru. Danach beginnt dieser, endlich wie ein Polizist zu denken. Inuyasha fängt an bockig zu werden und wird von Naraku unter Druck gesetzt.

Väter und Söhne

10. Kapitel - Väter und Söhne
 

Nachdem sich Masao sicher war, das es Lisha, den Umständen entsprechend gut ging, verließ er die junge Frau. Doch er fuhr nicht sofort zur Villa, sondern suchte einen ruhigen Ort, hoch oben über Tokio auf. Schon als sehr junger Youkai stand er oft hier auf den Klippen und schaute hinaus auf das Meer. Damals war es ein abgeschiedener Ort. Damit die Idylle nicht zerstört wurde, hatte die Familie Taisho den Grund hier gekauft und ein kleines Anwesen darauf errichtet. Das Haus wurde im alten japanischen Stil gebaut in der Holzbauweise und mit einem Pagodendach. Hier verbrachte er viele romantische Stunden mit Izayoi. Oft dachte er an den Tag zurück, als die schwarzhaarige Frau seinen Heiratsantrag annahm und etliche Monate später erfuhr er von ihrer Schwangerschaft. Mit diesem Ort waren so viele Erinnerungen verbunden. Ihre Hoffnungen und Träume hatte Izayoi ihm hier offenbart. Doch es gab auch Momente, wo Masao Zweifel hatte an ihrem gemeinsamen Glück. An diesen Tagen wirkte seine Gefährtin traurig und abwesend. Damals nahm er sich fest vor, sich sofort nach Inuyashas Geburt mit ihr auszusprechen. Doch dann passierte der Unfall und alles änderte sich.

Nach so vielen Jahren endlich eine Spur von seinem Sohn zu haben, hatte ihn erschüttert. Deshalb brauchte er den Moment der Ruhe um sich wieder zu fangen. Dieses Geheimnis gehörte vorerst ihm und Lisha. Toyo konnte er auch einweihen. Sein Bruder stand immer hinter ihm, egal welche Entscheidungen er traf.

In diesem Zusammenhang dachte Masao wieder an die rothaarige Frau. Er sorgte sich und suchte nach einem Weg ihr zu helfen. Jetzt dachte er, eine Möglichkeit gefunden zu haben. Ob seine Idee von Erfolg gekrönt sein würde, musste die Zeit zeigen. Doch in seinem Bruder sah er die Lösung. Sicherlich würde der Jüngere ihm seine Bitte, nach der jungen Frau zu sehen, nicht abschlagen, da ihm Lishas Wohlergehen ebenso am Herzen lag. Dabei ahnte niemand, wie sich alles Entwickeln sollte.

Wenn Masao, Lisha nachts selbst aufgesucht hätte, anstatt ein anderes Wesen zuschicken, vermutlich wäre der Agentin eine Menge Ärger erspart geblieben. Doch jetzt in dieser Situation hielt es der ehemalige Polizeichef für die einzige und beste Lösung.
 

Mit diesen Gedanken verließ der Youkai die Klippe und fuhr zurück zum gemeinschaftlichen Anwesen. Nachdem er seinen Bruder gebeten hatte sich um seine Schwiegertochter zu kümmern und ihm die Umstände erklärte, begab sich Masao als Nächstes in sein Arbeitszimmer.

Sesshomaru kniete hier auf dem Boden und meditierte. Die Verletzung war inzwischen abgeheilt. Sobald der jüngere Dämon die Anwesenheit seines Vaters spürte, öffnete er die Augen. Masao stand am Fester und blickte hinaus in den Garten. Dann begann er, mit ruhiger Stimme zu sprechen.

"Was immer heute Nacht tatsächlich passiert ist, ich will es nicht wissen. Offenbar hat Lisha Grund dich in Schutz zunehmen, da sie die alleinige Verantwortung übernimmt."

In Sesshomaru Stimme schwang zwar kein Gefühl mit, als er antwortete, dennoch war er etwas erstaunt: "Tut sie das?", fragte er. Dann fügte er noch an: "Es lag in meiner Absicht ihre Pläne herauszufinden. Ich traue ihr nicht. Sie ist Narakus Spionin und sie will dir in seinem Auftrag schaden."

"Denkst du nicht das ich fähig genug bin, um eine Falle zu erkennen. Dies ist ganz allein mein Spiel. Also wirst du dich in Zukunft da raus halten!", bei diesen Worten wurde Masaos Ton strenger und er verlieh seinen Worten viel Nachdruck.

Eine Weile danach wollte der Youkai noch wissen: "Hast du Lisha Gewalt angetan?", denn anders konnte sich der Herr der Hunde die Reaktion der Rothaarigen nicht erklären.

Da Sesshomaru nicht sofort reagierte, drehte sich sein Vater um und musterte ihn.

Deshalb sah sich sein Sohn veranlasst alles zu erzählen. Jetzt wo Masao alles wusste, bereute er seinen Entschluss, seinen Bruder zu der Agentin zu schicken, damit dieser in Ruhe mit ihr sprechen konnte, nicht.

"Ich schätze zwar deine Eigeninitiative, aber in deinen Bemühungen hast du dich in eine falsche Richtung bewegt. Jetzt spielt es keine Rolle mehr. Lishas Albtraum ...", hier unterbrach sich der Hundedämon mit den silberweißen Haaren. Er setzte sich an seinen Schreibtisch und überlegte, wie weit er gehen konnte, ohne die Tarnung der rothaarigen Frau zu gefährden.

"Ich kenne Lisha seit 15 Jahren und habe ihren Werdegang verfolgt. Sie weiß jedoch nichts davon. Lisha ist gut, in dem was sie tut, solange sie nicht abgelenkt wird. Doch damit du verstehst, werde ich wohl genauer werden müssen", damit stand der Herr der Hunde auf, ging zu einem Schrank und holte ein Album dort heraus. Danach kramte er in einer Schublade und zog nur wenig später einen dünnen Hefter hervor.
 

Auf einen Wink seines Vaters hin folgte Sesshomaru ihm hinaus ins Freie, wo sich die beiden Youkai auf der Terrasse niederließen. Aufgrund seiner guten Sinne würde Masao die Annäherung eines anderen Wesen schnell bemerken. Als Erstes reichte er seinem Sohn ein Foto. Es zeigte einen fröhlichen Teenager. Allerdings waren Lishas Haare nicht rot, sondern hatten eher eine kastanienbraune Farbe.

"Dieses Bild habe ich mir von ihrer Mutter geben lassen. Ich sagte damals, dass ich es für die Akte brauche. Es war auch nicht gelogen. Dieses Mädchen wurde vor 15 Jahren beinahe ein Opfer der Vergewaltigungsbande in Paris." Masao pausierte kurz.

Das gab Sesshomaru Zeit zusagen: "Ich erinnere mich Vater. Junge Dämonen haben nachts Menschenfrauen aufgelauert, sie in einen dunklen Hinterhof oder den Park verschleppt und sich an ihnen vergangen. Manchmal zwei oder drei von ihnen."

Der ältere Youkai fuhr erklärend fort: "Und Lisha wäre beinahe eines ihrer Opfer geworden. Doch sie wehrte sich heftig. Dabei zog sie sich diese Verletzungen an der Schulter durch die Klauen eines Wolfes zu. Dann bekam sie von einer weiblichen Hundedämonin Hilfe. Beide weiblichen Wesen konnten detaillierte Beschreibungen abliefern. Aufgrund ihrer Aussagen gelang es uns die Bande zu überführen und daraufhin erhielten die Youkai ihre gerechte Strafe. Ich konnte es jedoch so arrangieren das weder Lisha noch die Dämonin vor Gericht erscheinen mussten."

Nach dieser Offenbarung herrschte eine Weile Schweigen, bis Sesshomaru schlussfolgerte: "Deshalb ist sie wohl Anwältin geworden."

Mit einem leichten Lächeln und einem dezenten Ton der Bewunderung fuhr der ehemalige Polizeichef fort. "Nicht ganz. Lisha studierte Jura und bewarb sich danach bei der Staatsanwaltschaft. Man lehnte sie jedoch ab", mehr verriet Masao seinem Sohn nicht.

Dies war nur die halbe Wahrheit. Der Grund war eigentlich nur, dass zu diesem Zeitpunkt keine freien Stellen zur Verfügung standen. Da sie nicht als Pflichtverteidigerin arbeiten wollte, ging Riana zur Polizei und wurde dort angenommen.
 

Sesshomarus Vater war jedoch noch nicht fertig: "Ich kann dich sehr gut verstehen Sesshomaru. Lisha ist eine aufregende Frau. Doch du kennst sie nicht."

Hiermit übergab er seinen Sohn ein anderes Foto. Es zeigte Riana an dem Tag, als sie ihre Schule abschloss. Kein Lächeln zeigte sich, der Blick war beinahe hart zu nennen und entschlossen. "An dem Tag des Überfalls verlor Lisha ihr fröhliches Lachen und auch ihre erste große Liebe. Anstatt für sie dazu sein, beendete dieser Mensch die Beziehung, weil er glaubte, sie wäre beschmutzt. So änderte sich ihr Verhalten. Sie wandte sich von ihren Freundinnen ab, zog sich in sich selbst zurück. Doch statt deprimiert in ihrem Zimmer zuhocken, wie es oft bei solchen Opfern der Fall ist, tat sie das Gegenteil. Das Mädchen begann zu lernen. Aus einer Durchschnittsschülerin wurde eine Klassenbeste. Ihr einziges Ziel wurde ein guter Abschluss um studieren zukönnen, damit sie später einmal Verbrecher überführen kann. Doch das Schicksal hatte andere Pläne. Sie wurde Anwältin, lernte Fin kennen und dieser Dämon schafft es, den Eispanzer zu brechen, der sie vor jedem Unheil schützen sollte."

"Doch Fin ist ..."

"Fin ist nicht mehr da und Lisha wird sich wieder verschließen, da sie glaubt, wenn sie ihre Gefühle versteckt, geht auch die schlechte Erinnerung und der Schmerz weg", stimmte Masao zu.

Jetzt wollte Sesshomaru wissen: "Was hat das alles mit mir zutun?"

"Nicht mit dir, sondern mit deiner Mutter", kam es von dem älteren Dämon. In diesem Moment öffnete er das andere Album und reicht es seinem Sohn. Darin waren Bilder seiner Eltern. Er selbst hatte seine Mutter nicht gekannt, doch es interessierte ihn auch nicht sonderlich. Zu jemand der ihn gleich nach seiner Geburt abschob hatte er keinen Bezug. Außerdem weilte sie nicht mehr unter den Lebenden.
 

Der Blick seines Vaters schien eine Weile in weiter Ferne zu weilen, bevor er erklärte: "Meine Erfahrung mit Leiko hat in mir den Wunsch geweckt, dir so etwas zu ersparen."

"Du glaubst also, das Lisha wie meine Mutter ist", man hörte deutlich den Zweifel in der Stimme. Immerhin gab es einen Unterschied. Lisha war ein Mensch, während seine Mutter eine Dämonin war.

Doch auch Masaos Antwort zeigte deutlich, dass er selbst in dieser Angelegenheit unsicher war: "Ich weiß es ehrlich gesagt nicht."

"Selbst wenn du recht hast. Sollte ich nicht die Erfahrung selbst machen."

"Eigentlich schon. Doch Lisha braucht jemanden wie Fin. Ein Wesen, das ihr Wärme und Geborgenheit gibt. Kannst du ihr so etwas bieten?", wollte der ältere Hundedämon wissen. Sein Sohn setzte zu einer Antwort an und schwieg dann doch. Erst nach einer ganzen Weile bat: "Erzähl mir von meiner Mutter!"

Der ehemalige Polizeichef zögerte jedoch. Er fuhr sich mit der Hand über sein Gesicht, blickte kurz im Park umher. Danach entschloss er sich doch zu sprechen: "Jeden Tag deines Lebens habe ich mich vor dieser Frage gefürchtet, denn ich kann dir nichts über Leiko sagen. Ich habe sie nicht gekannt. Unsere Verbindung wurde von unseren Eltern arrangiert und deine Mutter hat mich vom ersten Tag an verabscheut. Zwischen uns herrschte nicht einmal der Hauch von Akzeptanz, wie es oft bei arrangierten Verbindungen üblich war. Weder mit Rücksichtnahme oder Geduld von meiner Seite her verbesserte sich unsere Beziehung. Ich war nicht bereit, mit so einem Wesen, das Lager zuteilen. All meine Bemühungen deine Mutter zu verführen und für mich zu gewinnen scheiterten. Nach einer Weile gab ich auf und wir lebten wie Fremde nebeneinander her. Eines Tages kam Leiko zu mir auf dem Höhepunkt ihrer Läufigkeit. Sie bot mir einen Erben an im Austausch gegen ihre Freiheit. Sie bedachte nur eins nicht. Gerade dadurch würde unsere Ehe vollzogen werden, und wenn ich sie nicht verstoße, bliebe sie weiterhin meine Gefährtin. Deshalb nahm ich an, weil ich dachte, dadurch würde ich sie endlich für mich gewinnen. Eine weitere Fehleinschätzung. Leiko ließ alles mit geschlossenen Augen über sich ergehen und zeigte keine Gefühle. Sie gab keinerlei Geräusche von sich. Noch heute vermutete ich, dass es Absicht war. Mein geplanter Triumph über deine Mutter wurde ein schaler Sieg. Wir haben nur einmal das Bett

geteilt, ein weiteres Mal hätte ich es wohl nicht fertiggebracht. Mehr war auch nicht nötig, da sie glücklicherweise sofort empfangen hat. Sobald du geboren warst, wollte sie nichts von dir wissen, dich nicht einmal in den Arm nehmen. Deine Amme und spätere Kinderfrau brachte dich zu mir. Als ich dich das erste Mal im Arm hielt, war ich der wohl stolzeste Vater. Sobald du mich mit deinen goldenen Augen angeschaut hast, habe ich nichts mehr bereut und bis heute bin ich froh über deine Existenz. Leiko ging noch am selben Tag und bis zu ihrem Tod habe ich sie nicht wiedergesehen. Jedoch spielte man mir etwa einen Monat vorher dieses Foto in die Hände."
 

Das besagte Bild war eine Momentaufnahme und zeigte Leiko. Sie lächelte ganz leicht und ihre goldenen Augen strahlten. Ihr gegenüber, jedoch mit dem Rücken zum Fotografen, stand ein schwarzhaariger Mensch. Allerdings wurde er nur zur Hälfte abgelichtet. Man konnte deshalb sein Gesicht nicht sehen.

Allein die Ausstrahlung seiner Mutter, ihr offensichtlicher glücklicher Gesichtsausdruck entlockte Sesshomaru eine Reaktion. Er setzte sich plötzlich gerade hin und seine Augen wurde etwas größer. Ein Zeichen seiner Verwunderung.

"Meine Reaktion war sicherlich so ähnlich", gab Masao zu. "Wer immer dieser Unbekannte war, hat deine Mutter vermutlich zum Lächeln gebracht."

"Nehme ich richtig an, dieser Mann ist dir nicht bekannt?"

"Bisher konnte niemand ihn identifizieren aber ich glaube, er hat etwas mit dem Tod deiner Mutter zu tun. Als Leiko schwer verletzt hier ankam, konnte sie gerade noch ein paar letzte Worte sagen, bevor sie starb. Sie hauchte etwas von Verrat. Dämonen absorbieren und ein Wort, das so ähnlich klang wie Muso. Weder die Nationalen noch die internationalen Behörden lieferten einen Treffer bei diesen Namen. Möglicherweise ist diese Person auf dem Foto dieser Muso."

Zu einer Antwort kam Sesshomaru nicht. Unmittelbar in ihrer Nähe gab es ein lautes Geräusch.

Kagura kam gerade aus dem Haus, bog um die Ecke und wollte die Terrasse betreten. Sobald sie den Namen vernahm, blieb sie vor Schreck stehen und merkte dabei nicht, wie sie das Tablett plötzlich schief hielt. Teekanne und Tassen rutschten zu Boden und verursachten ein schepperndes Geräusch auf dem mit Platten belegten Gehweg.
 

Aufgrund ihres Auftauchens und der Reaktion der Winddämonin fragte Masao: "Sagt dir der Name etwas?"

Kagura überlegte fieberhaft. Sollte sie die Wahrheit sagen oder eine Ausrede gebrauchen. Vielleicht genügte es ja, wenn sie ein wenig von beiden angab.
 

"Ja Kagura. Wer ist dieser Muso?", erklang hinter der Winddämonin eine Stimme. Sie jagte ihr einen erotischen Schauer über den Rücken. Es klang genauso, wie die Stimme eines Dämons mit dem sie vor langer Zeit das Bett geteilt hatte. Einer ihrer Kunden, dessen Gesicht immer mit einer Maske verdeckt war. Er zahlte gut, war freundlich und sie hatte das Zusammensein mit ihm genossen. Als sie diese Stimme ihren Namen aussprechen hörte, fiel ihr auch noch das Tablett aus der Hand. Sie fuhr herum. Doch hinter ihr stand nur Toyo, der Bruder ihres derzeitigen Arbeitgebers. Die Winddämonin runzelte etwas ihre Stirn. Offenbar hatte sie sich getäuscht, denn ihr unbekannter Kunde hatte braune Haare gehabt und sie waren wesentlich kürzer gewesen.

Mit Nachdruck erinnerte Toyo: "Beantworte die Frage meines Bruders!"

Unwillkürlich tat sie es: "Den Namen habe ich mal gehört vor etlicher Zeit, 20 oder 30 Jahre ist es sicherlich schon her. Es hieß, er wäre ein Mensch, dessen Aufstieg in der Unterwelt recht rasant vonstattenging."

Sesshomaru hielt der Dämonin das Bild vor die Nase und fragte: "Könnte das dieser Muso sein?"

Eine Weile starrte Kagura darauf. Dann ließ sie sich zu einer Antwort herab, die sogar etwas schnippisch klang: "Kann schon sein. Woher soll ich das denn wissen. In solchen Kreisen habe ich nie verkehrt."
 

Ein Hüsteln, hinter der Youkai, veranlasste sie herumzufahren. Doch Toyo hatte sich schon abgewandt und begann die Scherben aufzusammeln. Eigentlich hatten sie dafür Diener, doch er musste gerade seine Haltung bewahren. Kagura sagte nicht die ganze Wahrheit, nur deutlich spürte er es. Doch für den Moment wollte er nicht weiter in sie dringen. Sie hatten eine gemeinsame Vergangenheit und keiner von ihnen beide hatte Interesse daran, sie publik zumachen.
 

Kaum war Toyo fort und Kagura leistete Izayoi bei einem Tee Gesellschaft, entschuldigte sich auch Masao, da er noch einen wichtigen Termin hatte.

Noch lange, nachdem sein Vater gegangen war, dachte der jüngere Youkai nach. Er verstand die Beweggründe. Doch gerade deswegen begann er sich erst recht, für die rothaarige Frau zu interessieren. Jemand der ihm ähnlich war, vielleicht Interesse an einer Beziehung ohne Verpflichtung hatte, war genau in seinem Sinn. Außerdem wollte er Lishas wahres Wesen kennenlernen.

Doch er dachte auch über andere Dinge nach. Über Gründe, die Lisha vielleicht haben könnte.
 

Sesshomarus Gedanken gingen jetzt bereits weiter. Nach ihrem Erlebnis, von der Staatsanwaltschaft abgelehnt und ihr Ehemann in Narakus Diensten getötet, ob Lisha da an Selbstjustiz dachte? Der Grund, warum sie sich an seinen Vater ranmachte, wollte sie vielleicht später seine Gnade bekommen, wenn er eines Tages Justizminister war. Immerhin bestand die Möglichkeit. Schon aus diesem Grund musste er noch besser auf die junge Frau achten. Trotzdem behielt er den Befehl seines Vaters im Hinterkopf, sich von ihr fernzuhalten. Mit ein wenig Überlegung, schaffte er es sicherlich, einen Weg zu finden um Lisha näher zukommen. Zwar fand er es immer noch verwunderlich, das ausgerechnet er einen Menschen begehrte, aber vielleicht lag es gar nicht an Lisha selbst, sondern kam von seiner Neugierde, herauszufinden, weshalb im Gegensatz zu früher, sich Youkai auf Menschen einließen. Nicht nur sein Vater, sondern auch sein Onkel oder Naraku und noch etliche andere Dämonen.
 

Jetzt in diesem Moment jedoch gab es eine andere Sache, der Sesshomaru Vorrang einräumte. Erst einmal wollte er mehr über Lisha Lefevre herausfinden. Den Ordner hatte sein Vater wieder sorgfältig weggeschlossen. Was immer darin stand, war ihm somit verwehrt. Doch es gab eine andere Möglichkeit. So versuchte er, Informationen über den alten Fall der Pariser Bande, zu suchen. Leider hatte aber sein Vater alle Daten in Zusammenhang mit Lisha löschen lassen. Ebenso blieb im Dunkeln, wer diese geheimnisvolle Hundedämonin war. Da beide nicht in der Verhandlung vor Gericht aussagen mussten, erschienen sie auch nicht in den Gerichtsakten.

Doch dann dachte Masaos Sohn an Lishas Verletzung. Da sie ein Mensch war, müsste doch eigentlich die Opferbeihilfe gezahlt haben. Deshalb sah er die Unterlagen durch, doch vergebens. Ein Gespräch, was er zur Bestätigung mit Paris führte, brachte auch keine weiteren Erkenntnisse. Allerdings stieß Sesshomaru wenig später in den Unterlagen auf ein 15 jähriges Mädchen, das zum selben Zeitpunkt Geld bekam. Herauszufinden das Riana Delacroix auf einer Pariser Uni Jura studierte war nicht schwer. Doch dann gab Sesshomaru den Namen in den Computer ein und bekam keinen Verweis zu Anwälten, sondern direkt zu Interpol. Sicherlich vergingen etliche Minuten, bis sich der Hundedämon wieder rührte. Er hatte ja mit allem gerechnet aber mit einer Agentin niemals.

Da er Genaueres wissen wollte, forderte er die Personalakte der rothaarigen Frau aus Frankreich an.
 

Etwa zur selben Zeit in Narakus Villa, bekam Yasu ein Schreiben, der Pariser Universität, von einem Diener überreicht. Der Junge öffnete ungläubig den Brief. Um so länger er las, um so größer wurde sein Unmut. Dann sagte er laut: "Der spinnt wohl. Was glaubt er eigentlich, wer er ist. Naraku kann mich doch nicht einfach nach Frankreich abschieben."

Gleich darauf fiel ihm eine Lösung ein. So suchte er seine Mutter auf. Ihr ging es mit jedem Tag besser, weil sie eine neue Stärke gewonnen hatte und es nun ein Ziel vor ihren Augen gab. Sie wollte ein Unrecht wieder gut machen, das sie vor vielen Jahren beging.

Jetzt hörte sie ihren Sohn ruhig an und versprach zu helfen. Nur wenig später suchte sie ihren Mann auf und versuchte ihn zu überzeugen Inuyasha nicht fortzuschicken. Er gab ihr zwar keine Hoffnung, doch versicherte er ihr, dass er noch einmal mit dem Hanyou sprechen wollte.

Zufrieden ging Kikyou aus dem Raum. Es dauerte nur wenige Minuten, bis der Spinnendämon an eine der Wachen gewandt befahl: "Hol meinen Sohn hierher! Ich will ihn sofort sprechen!"

Der Wolfsyoukai kam dem sofort nach.
 

Kaum betrat Inuyasha das Arbeitszimmer von Naraku, kam dieser allem zuvor: "Spar dir deinen Atem Yasu. Du wirst im Herbst auf die Pariser Uni gehen. Sobald ich Lishas Dienste nicht mehr benötige, folgt sie dir. Sie wird deine Studienbetreuerin werden. Solltest du den Abschluss nicht schaffen, wird sie es büßen."

"Das kannst du nicht tun", widersprach der Hanyou aufgebracht. Das Ganze klang schon verdächtig nach Erpressung.

Naraku stand am Fenster und schaute hinaus. Er wusste genau, an welchen Punkt er Inuyasha treffen musste. Zwar gab es dieser nicht gern zu, doch andere Wesen lagen ihm am Herzen. Lange genug hatte die Spinne seinen Stiefsohn studiert, um ihn lenken zu können. Er hatte viele Pläne mit ihm. Deshalb war es so wichtig ihn unter Druck zusetzen. Kikyou war Teil davon. Mit viel Hohn in der Stimme sagte er an den Jungen gewandt: "Kann ich und noch viel mehr. Was glaubst du wohl was passiert, wenn ich deine Mutter auf die Straße setze. Drogenabhängig, ohne Geld hat sie nur eine Möglichkeit sich Stoff zu beschaffen, wenn sie keine Diebstähle begehen will. Kikyou ist noch immer schön. Sicherlich findet sich der eine oder andere Freier."

Wütend ballte Inuyasha seine Hände zu Fäusten. "Du verdammter Bastard, das wagst du nicht", damit drehte er sich um und rannte hinaus.

"Pariser Uni. Inuyasha", rief Naraku ihm noch triumphierend hinterher. Zufrieden lächelte der Dämon. Er liebte es, seine Opfer zu manipulieren.
 

11. Kapitel - Miko oder Fotomodell
 

Wie wurde Kikyou Narakus Frau. Ihre Geschichte. Ob es ein Einteiler oder Zweiteiler wird, merke ich sicherlich erst beim Schreiben. Izayois Unfall kommt in diesem Zusammenhang auch mit zur Sprache.

Miko oder Fotomodel

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Miko oder Fotomodel (ohne)

Anmerkung: Ursprünglich habe ich geplant dieses Kapitel anders zuschreiben. Doch dann dachte ich an die vielen jüngeren Leser, die hier rein schauen. Deshalb gibt es die abgeschwächte Version. Dennoch ist so etwas nicht auf die leichte Schulter zunehmen. Egal ob Tabletten, Drogen, Zigaretten oder ein bisschen Alkohol. Abhängigkeit kommt schleichend. Man merkt es erst, wenn es zu spät ist!!! Also liebe Kiddies Finger weg davon.!!!
 

11. Kapitel - Miko oder Fotomodel
 

ca 25 bis 20 Jahre vorher
 

Ein circa 14 jähriges Mädchen stand ihrer Mutter gegenüber und hörte sich deren Predigt an: "Verdammt noch mal Kikyou, wie oft soll ich es dir sagen. Du wirst bei deinem Opa die Ausbildung zur Miko machen, um dann später den Schrein zu übernehmen. Schmink dir die Idee mit dem Fotomodel ab."

Die ältere schwarzhaarig Frau drehte sich um und ließ ihre Tochter stehen. Sie ging hinüber in ihr Wohnzimmer und seufzte. Weder sie noch ihre jüngere Schwester hatten spirituelle Kräfte, erst in Kikyou wurden sie weitervererbt und hatten somit eine Generation übersprungen. Dennoch konnte sie ihr Kind verstehen, einfach nur ein normales Leben zu führen oder wie viele ihres Alters davon zuträumen einmal berühmt zu sein.

Kikyou war eine kleine Schönheit und wurde von vielen ihrer Schulkameraden umschwärmt. Trotzdem gab sie sich immer distanziert und schloss kaum Freundschaften.

Als der Fotowettbewerb in ihrer Schule stattfand, da junge Nachwuchsmodels gesucht wurden, hatte sich das Mädchen heimlich in die Teilnehmerliste eingetragen und hatte dann mitgemacht. Jetzt, nachdem sie den zweiten Platz belegte, flog die ganze Sache auf und kam ihrer Mutter zu Ohren. Diese reagierte sofort und nahm ihre Tochter nicht nur von der Schule, sondern würde sie in den nächsten Tagen auch zu ihrem Großvater in die Lehre schicken. In Tokio konnte das Mädchen dann gleichzeitig ihre Ausbildung anfangen und die Schule beenden.

Gegenargumente stießen bei ihrer Mutter auf taube Ohren, da sie nur das Beste für ihr Kind wollte. Reich und berühmt zu sein, war eine Sache. Doch sie wollte nicht, das Kikyou daran kaputt ging.
 

Dann kam der Zeitpunkt des Abschiedes und trotz der Differenzen, fiel es beiden schwer sich zu trennen. Nach einer langen Zugfahrt kam die zukünftige Priesterin in Tokio an und wurde überwältigt von der großen Stadt. Sie betrat den Ort zum ersten Mal.

Deshalb folgte sie auch genau den Anweisungen ihrer Mutter. Vor dem Bahnhof lief sie sofort zu einem Taxistand. Sie hatte Glück und fand eines. Die Fahrt dauerte lange bis in einen der Vororte. Auch nach so vielen Jahren hieß diese Gegend immer noch Musashi.

Kikyou stieg aus dem Taxi, bezahlte den Fahrer und dann sah sie auf die vielen Stufen vor sich. Sie seufzte, schulterte ihr Gebäck und begann den langen Aufstieg zum Higurashi Schrein.
 

Dabei entging ihr völlig die Limousine, die auf der anderen Straßenseite hielt. Zwei Männer beobachteten das junge Mädchen. Der Kleinere von ihnen, mit einem Ratten ähnlichen Gesicht, fragte seinen Boss: "Habt ihr Interesse an dem Mädchen oder soll ich sie für den Katalog engagieren. Sie sieht jung und unschuldig aus. Unsere Kunden mögen so etwas."

Der Gefragte dachte lange nach. Erst nach einer ganzen Weile, Kikyou war bereits nicht mehr zusehen, antwortete dieser: "Ja, die will ich für mich. Finde alles über sie heraus!"

Gleich danach bekam der Fahrer die Anweisung weiter zu fahren.
 

Der Mann, dessen Spitzname, aufgrund seines Aussehens, Rattengesicht lautete, obwohl er ein Mensch war, wurde nur wenig später an seinem Atelier abgesetzt. Er leitete eine Fotoagentur, die ständig auf der Suche nach schönen Gesichtern war. Doch nicht nur um sie als Fotomodel zu engagieren, sondern auch damit einige von ihnen als Edelhuren endeten. Doch manchmal, wenn der Boss persönlich Interesse zeigte, landeten die jungen Mädchen beim Film als Pornostars. Besonders junge Mädchen, die schon allein mit ihrem Aussehen, die Unschuld vom Land verkörperten, waren gefragt. Es war ein einträgliches Geschäft und jeder hatte seinen Anteil am Gewinn.
 

Noch während Rattengesicht versuchte mehr über das schwarzhaarige Mädchen herauszufinden, gab es in der Führungsebene des illegalen Geschäftes einige Veränderung. Ein kleiner Dieb mit den Namen Onigumo stieg plötzlich in der Hierarchie auf, indem er gnadenlos alle Gegner aus dem Weg räumte. Innerhalb eines Jahres schaffte er es an die Spitze. Danach verschwand Onigumo ebenso plötzlich und wurde durch einen Dämon mit den Namen Naraku ersetzt.

Während dieser Zeit ging Kikyou unwissend von Plänen, die man mit ihrer Person hatte, zur Schule, machten ihren Abschluss und ließ sich von ihrem Großvater ausbilden. Der ältere Mann war etwas verrückt und erzählte ständig irgendwelche Geschichten. Trotz ihrer anfänglichen Skepsis fühlte sie sich wohl in dieser Familie. Ihre Tante, nur wenige Jahre älter als sie, war immer sehr lieb zu ihr und kochte recht gut.
 

Eines Tages nach der Schule wurde sie von einer Limousine verfolgt. Gerade als das schwarzhaarige Mädchen die erste Stufe zum Schrein betreten wollte, hielt ein Wagen neben ihr. Ein Mann in mittleren Jahren stieg aus und sprach sie an.

Kikyou drehte sich ihm zu und hatte sofort den Eindruck einem verschlagenden hinterhältigen Menschen gegenüberzustehen. Dessen Aussehen erinnerte sie auch sofort an eine Ratte.

Doch dann stellte er sich als Fotograf vor, überreichte sogar eine Visitenkarte und erzählte, dass er auf der Suche nach jungen Talenten wäre.

Er hatte auch eines der Fotos dabei, die vor drei Jahren an Kikyous alter Schule entstanden waren. Am Anfang war das junge Mädchen recht skeptisch, doch nach langem Zögern, entschloss sie sich zu dem Fotoshooting zu gehen.
 

Rattengesicht rieb sich schon begeistert die Hände, als das Mädchen auftauchte. Er war nun uneingeschränkter Boss, beider Zweige und damit nur noch Naraku untergeordnet. Also hatte er bei allen Geschäften eine freie Hand. Es zeigte sich bald, das Kikyou Talent hatte. Sie wirkte auf den Fotos natürlich und wurde in gewissen Kreisen bald ein gefragtes Model. In den ersten Monaten handelte es sich tatsächlich um ein legales Unternehmen, für das die Fotos entstanden. Dann lockte man sie mit Probeaufnahmen für Unterwäsche Kataloge und sogar für einen erotischen Kalender.

Kikyou war berauscht vom Erfolg und merkte nicht, was man tatsächlich mit ihr vorhatte. Schon lange trug sie bei den Aufnahmen keine schönen Kleider mehr, sondern nur noch Unterwäsche. Man zeigte ihr auch die entsprechenden Kataloge, wo die Bilder abgelichtet wurden.

Später folgten erotische Aufnahmen, gelegentlich zusammen mit einem jungen gut aussehenden Dämon. Die beiden harmonierten lange Zeit gut miteinander.

Doch ihr Erfolg hatte auch Schattenseiten. Sie war oft nach der Schule und von der Arbeit im Schrein erschöpft, sodass man ihr hin und wieder Aufputschmittel verabreichte. Mit der Zeit wurde das schwarzhaarige Mädchen davon abhängig. Man stellte sie dann vor die Wahl Schule oder Karriere. Kikyou entschied sich für den Beruf des Fotomodels, denn immerhin wurde sie bisher gut bezahlt.

Bald wurde sie 18 und so erzählte sie ihrem Opa, dass sie fortgehen würde, was sie auch tat.
 

Rattengesicht jedoch strebte ihr völliges Verschwinden an, da er seine Pläne noch nicht aufgegeben hatte. Noch war Kikyou eine unverbrauchte Schönheit und als Begleitung für exklusive Kunden gut zu vermitteln. Dementsprechend lagen schon etliche Angebote vor. Die Schwarzhaarige hatte schon gelegentlich einige dieser Menschen oder Dämonen kennengelernt und es gab auch Abendessen. Diese Wesen jedoch wollten einfach nur eine vorzeige Frau an ihrer Seite und buchten sie nicht fürs Bett.

Dann häuften sich aber die Anfragen für andere Dienste, da man auf Kikyou aufmerksam geworden war. So begann Rattengesicht, den nächsten Teil seines Planes umzusetzen.
 

Kikyous Opa erfuhr später, dass seine Enkelin nach Hause zurückgekehrt war. Doch ihre Mutter befand sich inzwischen beruflich im Ausland. Niemand bemerkte deshalb, wie Kikyou von der Bildfläche verschwand.

Der Fotograf arbeite immer noch daran, Kikyou vorzubereiten. Er schwankte plötzlich selbst damit, sie in ein Bordell zustecken oder sie als eine der Hauptdarstellerinnen im nächsten Pornofilm zu engagieren. Es gab nur in kleines Problem, das Mädchen war immer noch Jungfrau. So verabreichte er Kikyou immer mehr und immer härtere Drogen, mit Erfolg.

So kam der Tag, an dem die Schwarzhaarige völlig am Ende war und nur auf ihren nächsten Schuss fixiert. Rattengesicht betrat das Zimmer, wo sie untergebracht war und eröffnete ihr die Optionen. Entweder sie arbeitete in Zukunft für die Drogen oder er würde sie auf die Straße hinauswerfen. Wie so viele Mädchen vor ihr würde sie die Arbeit wählen, deshalb triumphierte Rattengesicht.

Immer noch besaß Kikyou ihren Stolz und weigerte sich. Sie wusste nicht, dass man ihr heimlich weitere Drogen verabreichte. Sie kämpfte dagegen an und versuchte lieber darauf zu verzichten, doch irgendwann zerbrach sie. Zitternd und völlig am Ende lag sie in ihrem Zimmer. Sie hätte jetzt alles getan, um ihre Heroinspritze zu bekommen.
 

Etwa zu diesem Zeitpunkt besuchte Naraku, der neue Boss der Unterwelt, zum ersten Mal dieses Haus. Rattengesicht zeigte ihm die Geschäftsunterlagen, die Buchhaltung und die Mädchen. Der Spinnendämon war sichtlich beeindruckt von dem Geschäftssinn dieses angeblichen Fotografen. Solchen Erfolg hätte er nie bei einem Wesen wie ihm vermutet. Nach Beendigung ihres Rundgangs blieben nur noch Zimmer drei. Der Ort an dem Kikyou vor sich hin dämmerte.

Eigentlich wollte Rattengesicht dieses Mädchen verschweigen, doch Naraku entging nichts. Er spürte Kikyous Ausstrahlung, da immer noch der Hauch ihrer spirituellen Kräfte vorhanden war.
 

Der Geschäftsführer des Bordells ließ den Raum mit einer Videokamera überwachen. Naraku sah sich das junge Mädchen an und beobachtete sie eine Weile. Von seinem Untergebenen bekam er dann auch noch jede menge Fotomaterial. Um so länger er Kikyou beobachtete, um so faszinierender wurde er von ihr. Am Ende der Nacht stand sein Entschluss fest. Kikyou würde ihm gehören. Nur ihm allein und niemanden anderen.

Nur wenige Wochen vorher hatte er sich von Kagura getrennt, die kaum zwei Jahre seine Geliebte gewesen war. Doch die Winddämonin hatte andere Vorzüge, deshalb wurde sie auch seine persönliche Assistentin. Naraku war zwar inzwischen verheiratet, doch diese Ehe hatte er nur zum Schein geschlossen. Seine Frau, ein naives unschuldiges Mädchen, war von Geburt an stumm. Sie würde nie ein Wort gegen ihn richten, egal was er tat. Ihre Eltern waren hoch verschuldet, sodass die weißhaarige Dämonin völlig von ihm abhängig war.

Jetzt Kikyou entdeckt zu haben, hatte etwas in ihm ausgelöst. Er begehrte zum ersten Mal ein Wesen und wollte dessen völlig Hingabe. Sie war nicht nur schön, sondern würde aufgrund der Drogensucht ihm ebenso ausgeliefert sein.

Gegen Mittag des nächsten Tages schickte Naraku, Rattengesicht zu dem Mädchen und gab die Anweisung sie zu baden, ihr schöne Kleidung anzuziehen.
 

Rattengesicht kam dem nach und bemerkte zu dem schwarzhaarigen Mädchen beiläufig: "Sei nett, der Kunde ist sehr wichtig."

Kikyou jedoch war verzweifelt. Sie wollte raus hier, fort von dem Ort. Doch sie hatte Angst nach Hause zu ihrer Familie zu gehen, da sie glaubte, Schande über sie gebracht zu haben.

Dann brach der Abend an. Naraku ließ sie zu sich in einen anderen Raum bringen. Hier hatte er schon ein romantisches Abendessen vorbereitet.

Kaum waren die beiden allein begann die Spinne ohne Umschweife: "Du bist also Kikyou. Von nun an wirst du mir gehören. Ich biete dir ein Leben im Luxus als meine Geliebte. Ablehnen kannst du nicht. Deine Drogensucht hat meinem Unternehmen bereits eine Menge Kosten verursacht. Die einzige Alternative, die dir bleibt, du arbeitest hier im Bordell deine Schulden ab."
 

Was immer Kikyou erwidern wollte, wurde ihm Keim erstickt. Naraku stand nach einer blitzschnellen Bewegung direkt vor ihr, streifte zärtlich mit seinen Fingern über ihr Gesicht und dann drückte er ihren Hinterkopf näher zu sich. Er küsste die Schwarzhaarige fordernd.

Kikyou wurde zum ersten Mal geküsst. Anfangs wehrte sie sich noch. Doch Naraku schlug sie in den Bann, vereinnahmte sie völlig und beinahe automatisch tat sie, was er wollte. Sobald die Spinne versuchte mit seiner Zunge in ihren Mund einzudringen, öffnete sie ihre Lippen. Der Kuss löste eine heftige kribbelnde Erregung bei ihr aus.
 

So plötzlich, wie der Kuss angefangen hat, wurde er auch beendet. Danach aßen sie. Während der ganzen Zeit dachte Kikyou nach. Sie spürte in dem Wesen vor sich, den Menschen und dennoch wusste sie, dass er auch dämonisch war. Als Miko würde sie sich niemals auf jemand wie ihn einlassen, sondern diesen Dämon oder Hanyou mit dem menschlichen Herz vernichten. Doch als Drogensüchtige, angewiesen auf dessen Gunst, blieb ihr wohl keine Wahl. Dieser Kuss war sogar angenehm gewesen und hatte heimliche Sehnsüchte geweckt. Alles, was sie je wollte, ein einfaches Leben zuführen, vielleicht Kinder zu haben und nicht Miko eines Schreins sein zu müssen. Ob Naraku ihr das erfüllen konnte?

Doch schon nach dem Essen, holte Naraku ein kleines weißes Päckchen aus seiner Tasche, hob es hoch und bot an: "Das ist deine kleine Belohnung, weil du mir heute Nacht deine Unschuld schenkst."

Kikyou stand vor ihm, in dem langen teuren roten Kleid, ihr blasses Gesicht umrahmt von den schwarzen langen Haaren. Beim Anblick des kleinen Tütchens zitterte sie in freudiger Erwartung. Gleichzeitig erkannte sie, wie abhängig sie von diesem Zeug und damit von dieser Spinne wurde. Doch ein kleiner Funke ihrer kämpferischen Seite wurde gleichzeitig geboren. Eines Tages, so schwor sie sich, würde sie einen Weg finden von Naraku loszukommen.
 

Naraku führte sie zum Bett, öffnete den Reißverschluss des Kleides und zog es bedächtig aus. Da sie keinen BH trug, konnte die Spinne den Körper des Mädchens berühren und bewundern ohne Einschränkungen. Er zeigte ihr, wie schön es sein konnte, welche Empfindungen seine Hände auf ihrer Haut entfachten. Es dauerte nicht lange, dann lagen sie auch schon auf dem Bett. Nach dieser Nacht war Kikyou eine Frau, die gern mit Naraku das Bett teilte.
 

Die nachfolgenden Wochen und Monate vergingen wie in einem Traum. Ein luxuriöses Haus, schöne Kleider, teure Restaurants an der Seite eines der größten Gangster von Japan. Dann jedoch begann Kikyou ihre Augen zu öffnen und sah, was alles um sie herum geschah. So lebte sie nun schon einige Zeit mit Narakus Frau, einem weißhaarigen stillen Wesen unter einem Dach, doch er verbrachte die Nächte nur bei ihr. Er sorgte jedoch immer dafür, dass sich beide Frauen nie begegneten. Als es doch einmal geschah, warf die weißhaarige Frau nur einen anklagenden Blick zu dem Menschen.

So begann Kikyou ihre Nachforschungen und versuchte alles über Naraku herauszufinden. Eines Tages fand sie seine Aufzeichnungen. Er hatte genau dokumentiert wie aus Onigumo, dem einfachen menschlichen Dieb, der Spinnendämon Naraku wurde. Somit fand Kikyou ihre Erklärung für das menschliche Herz. Der Gangsterboss hatte, kurz bevor er Kikyou kennenlernte, versucht das Herz loszuwerden, doch dieser Versuch scheiterte. Was jedoch nicht in den Unterlagen zu finden war. Sein Abkömmling Muso funktionierte eine Zeit lang ganz gut. Auch Narakus Plan Inu no Taishos erste Frau in eine Falle zu locken um durch sie, an dessen Sohn heranzukommen, schien anfangs aufzugehen. Doch dann entwickelte Muso Gefühle für die Dämonin. Zwar war es wohl keine Liebe aber Mitleid, weil sie so einsam war. Das Leiko sich in der Nähe dieser Freisetzung der Spinne wohlfühlte, überraschte die Dämonin damals selbst.

Bevor Muso eine Dummheit begehen konnte, hatte Naraku ihn wieder absorbiert. Doch dann tauchte Leiko auf und sah das Ganze. Deshalb musste sie sterben. Naraku durchbohrte sie mit seinen Tentakeln und vergiftete Sesshomarus Mutter mit dem Miasma. Zwar gelang es ihr zu fliehen, doch wie er später von seinen Spionen hörte, hatte sie keine Gelegenheit mehr etwas auszuplaudern.
 

Wie nah Kikyou daran war einige bestimmte Fotos zu finden, würde sie erst Jahre später erfahren, denn das Glück war ihr nicht hold. Eines Tages wurde sie beim Durchsuchen der Unterlagen von der Spinne entdeckt. Nur ein paar Tage später setzte er seiner Geliebten eine Überdosis. Danach erklärte er Kikyou, das sie gleich sterben werde. Er stand einfach da, überhörte ihre Bettelei und wartete. Kurz vor der kritischen Phase rief er endlich einen Krankenwagen. Dann sagte er zu der Schwarzhaarigen: "Das soll dir eine Lehre sein. Dein Leben liegt in meiner Hand, ich kann es jederzeit beenden. Diesmal war ich noch gnädig."
 

Im Krankenhaus schaffte Kikyou es, ihren Aufenthalt zu verlängern. So vergingen einige Wochen und sie kam allmählich von ihrer Sucht los. Von Tag zu Tag fühlte sie sich besser und eines Tages lernte sie eine Frau kennen. Sie war ein liebenswerter, ruhiger Mensch und die Gefährtin von Inu no Taisho. Sie stand unmittelbar vor der Niederkunft ihres ersten Kindes. Beide Frauen wurden zu Freundinnen. Izayoi hatte das Gefühl, das die andere Hilfe benötigte. So kümmert sie sich weiter um Kikyou.
 

Nur zwei Tage später wurde Inuyasha geboren. Zu gern hätte Izayoi den kleinen Hanyou ihrem Mann gezeigt, doch dieser war in dringenden, nicht verschiebbaren Geschäften unterwegs.

Doch es gab noch etwas. Izayoi liebte ihren Masao über alles. Sie war eigentlich glücklich. Doch sie konnte nicht damit leben, eine so hohe Position einzunehmen. Ihr Gefährte war nicht nur der Herr der Hunde, sondern auch das höchste Wesen aller Dämonen.

Diese Position hatte sich Masao im Laufe der Jahrhunderte hart erarbeitet. Viele Feinde mussten besiegt werden, bis er es schaffte, alle Dämonen auf friedlichen Weg zu einen. In den letzten Monaten, durch die Schwangerschaft nahm Izayoi weniger an öffentlichen Veranstaltungen teil. Sie genoss es, nicht mehr so oft im Mittelpunkt zu stehen. Außerdem fand sie in Toyo, Masaos jüngerem Bruder jemanden der ihr zuhörte und sie verstand. Dessen Gefährtin hatte sich genau aus diesem Grund von ihm getrennt und war zurück nach Frankreich gegangen.

Eigentlich stand Izayois Entschluss fest, ihren Mann zu verlassen. Doch als sie auf Kikyou traf, entschied sie sich anders. Die junge Frau brauchte dringend Hilfe.
 

Toyo hatte auf dem Parkplatz des Krankenhauses einen unauffälligen Wagen bereitgestellt. Ursprünglich sollte ein Leibwächter dort mit Izayoi zusammentreffen, doch die junge Mutter hatte absichtlich eine falsche Zeit genannt. Als dieser eintraf, hatten die beiden Frauen zusammen mit dem kleinen Inuyasha das Gelände bereits verlassen.

Der Leibwächter telefonierte gerade mit Toyo, als seine Aufmerksamkeit von einem Fleck auf dem Betonboden angezogen wurde. Er fuhr mit dem Finger durch die Flüssigkeit. Weil er etwas von Autos verstand, wusste er sofort, dass es sich um Bremsflüssigkeit handelte. Offenbar hatte jemand die Leitung angeschnitten. Auf einen zufälligen Schaden kam niemand, da alle Autos der Familie Taisho regelmäßig kontrolliert wurden, um Anschläge auf die Insassen zu verhindern.
 

Izayoi steuerte den Wagen zur Stadt hinaus. Sie wollte Kikyou vorerst in dem kleinen Haus auf der Klippe unterbringen um dann später mit Masao zusprechen. Die kurvenreiche Bergstraße beanspruchte stark die Bremsen. In einer der nächsten Kurven versagte dann die Bremse und Izayoi trat ins Leere. Mühsam hielt sie den Wagen auf der Straße und versuchte ihn mit der Handbremse zum Stehen zu bekommen. Gerade so schaffte sie es, bevor er einen Abhang hinunter stürzen konnte, dennoch durchbrach das Auto die Leitplanke, wurde verbeult und demzufolge war Izayoi hinter dem Lenkrad eingeklemmt. Somit riet sie Kikyou, zusammen mit Inuyasha aus dem Wagen auszusteigen und Hilfe herbeizuholen.

Nach anfänglichen Zögern, gehorchte die Jüngere. Sie lief die Straße nicht direkt zurück, sondern kürzte über einen Trampelpfad, den Wanderer wohl oft benutzten, ab. Von der Straße aus konnte niemand die junge Frau deshalb sehen. Als Kikyou gerade wieder an der Straße ankam, schaute sie zurück. Das, was sie dort entdeckte, löste einen Entsetzensschrei bei ihr aus.
 

Izayois Wagen stand gefährlich nahe am Abgrund, wobei die Vorderräder kaum noch Bodenhaftung hatten. Doch von hinten näherte sich jetzt ein schwarzer Jeep, offenbar mit abgedunkelten Scheiben, da man keinen Insassen erkannte. Der Wagen rollte langsam vorwärts und schob das kleinere Auto direkt auf den Abgrund zu.

Masaos Gefährtin sah mit Schrecken den Jeep hinter sich und durchschaute die Absichten. Sie versuchte ihre Beine freizubekommen und rüttelte ebenso an der verklemmten Tür. Sie schrie sogar. Doch alles vergebens, der Wagen gab nach und stürzte den Abgrund hinunter, überschlug sich sogar und blieb dann in einer Mulde liegen. Izayoi war schon beim ersten Überschlag in Ohnmacht gefallen.

Der Fahrer des Wagens rief danach die Polizei und blieb als Zeuge am Unfallort zurück. Man musste die schwarzhaarige Menschenfrau aus dem Auto herausschneiden. Es war reines Glück, der Wagen ging nicht in Flammen auf noch explodierte er. Dennoch war Izayoi schwer verletzt und durch den Schlag gegen ihren Kopf und aufgrund des Traumas, verlor sie auch ihre Erinnerungen. Einzig der Gedanke an Inuyasha blieb zurück.
 

Kikyou rannte, nachdem sie sich gefangen hatte, weiter. Sie wusste nicht, was sie tun sollte, so verzweifelt war sie in diesem Moment. Außerdem hatte sie Angst, deshalb rief sie nicht die Polizei an. Sie wählte eine Nummer, die Einzige bei der sie sich in diesem Moment Hilfe erhoffte.

Naraku war zwar nicht in seiner Villa, sondern befand sich an der Westküste Japans, um mit Geschäftspartner zu verhandeln, dennoch erreichte ihn Kikyous Anruf. Er versprach ihr jemanden zuschicken, der sie abholte. Noch lange, nachdem sie aufgelegt hatte, verfluchte er dieses Weib.

Er ging aufgeregt im Zimmer umher, angestrengt nachdenkend. Es war zwar sein Auftrag gewesen, Izayoi in einen Unfall zu verwickeln, doch es ärgerte ihn, das es dabei eine Zeugin gab. Kikyou selbst würde wohl nicht aussagen. Solange er sie unter Drogen hielt und sie damit von ihm abhängig war, sah er darin keine Gefahr. Aber was zum Teufel sollte er mit einem Baby anfangen.

Erst nach einer ganzen Weile dämmerte es ihm, dieses Baby war nicht irgendeines, sondern das Kind von Masao Taisho. Somit breitete sich ein triumphierendes Lächeln auf seinem Gesicht aus. Da hatte das Rad des Schicksals einmal zu seinen Gunsten entschieden. Noch wusste er nicht, wie er diesen Sieg auskosten konnte, doch ihm fiel sicherlich etwas ein.
 

Kapitel 12 - Vergangenheit und Gegenwart
 

Izayoi erinnert sich und Lisha lernt Toyo näher kennen. Außerdem hat sie ein "nettes" Gespräch mit Sesshomaru.

Vergangenheit und Gegenwart

12. Kapitel - Vergangenheit und Gegenwart
 

In den nächsten Wochen hatte Kikyou mit dem kleinen Hanyou alle Hände voll zu tun. Vermutlich vermisste dieser seine Mutter und war deshalb ständig quengelig. Mit der Zeit gewöhnte sich Yasu, wie man Inuyasha zur Tarnung nannte, an seine Ersatzmutter.

Naraku hatte Kikyou in einem Flügel des Hauses untergebracht, ließ sie dort sorgfältig bewachen. Für Kikyou war das Kind ein wahrer Segen. Damit schaffte sie es, von der Sucht nach Drogen, endgültig loszukommen.

Allerdings kam ein weiteres Problem auf Naraku zu. Doch dank seinen Informanten bei der Polizeibehörde wurde er sofort informiert. Kikyous Familie hatte ihr mysteriöses Verschwinden bemerkt und eine Vermisstmeldung aufgegeben. Doch diese Sache konnte schnell beseitigt werden. Die Spinne ließ sogar zu, dass sich seine Geliebte mit ihrer Tante in einem Einkaufscenter traf. Beide wechselten nur wenige Worte. Für die Tante genügte es, dass ihre Nichte gesund und glücklich verliebt war. Hatte sie doch ebenso vor wenigen Wochen jemanden kennengelernt, dem sie sehr zugetan war.

Einige Monate später hörte die ehemalige Mikoschülerin von der Hochzeit und freute sich darüber. Als sie dann von der Geburt ihrer Cousine Kagome erfuhr, begannen sich ihr Gewissen zu melden zwecks dem kleinen Hanyou. Inzwischen wusste sie auch, das Izayoi den Unfall schwer verletzt überlebt hatte und ihre Erinnerungen dabei verlor. Da sie im Glauben war, das Baby konnte Izayoi vielleicht helfen, wollte sie es zurückgeben. Alles fühlte sich so falsch an.

Doch ihr Vorhaben wurde von Naraku unterbunden. Er stellte sie unter strenger Beobachtung, hielt sie wie eine Gefangene und setzte Kikyou oft unter Druck. Als ihr doch einmal die Flucht gelang, wurde sie nur wenige Straßen weiter, von Narakus Handlangern, aufgegriffen. Von da an setzte er seine Geliebte wieder unter Drogen. Nicht so viel, damit es ihr schadete, aber um sie abhängig genug von ihm werden zu lassen.

Jahre später, nachdem seine Frau bei der Geburt von Kanna starb, heiratete die Spinne Kikyou und band sie damit noch enger an sich.

So vergingen die Jahre und Inuyasha lebte bis nach seinem 20. Geburtstag unter den Namen Yasu, immer in dem Zwang sein wahres Äußeres zu verstecken.
 

Im Hause der Taishos wachte Izayoi nach einen Albtraum, in dem sie den Unfall noch einmal erlebte, schreiend auf. Da jeder sofort darauf reagierte, stürzte Toyo in das Zimmer seiner Schwägerin und nahm sie in die Arme. Der Youkai strich ihr behutsam über den Rücken und murmelte beruhigende Worte. Immer wieder mit Unterbrechungen kam es von ihr: "Es war so schrecklich. Die Angst zu sterben, die Schmerzen, der Unfall, als ob es gerade erst passiert ist."

"Du bist zu Hause, in Sicherheit", versuchte Toyo es weiter. "Niemand wird dir hier ein Leid zufügen."

Es war nicht der erste Albtraum, den Izayoi hatte. Doch noch nie konnte sie konkrete Angaben machen. Immer waren es nur Empfindungen oder schattenhafte Bilder gewesen. Doch plötzlich sah sie alles wieder klar vor sich.

Am Tag zuvor ließ sie sich an die Unfallstelle hinausfahren und hatte lange an dem Abgrund gestanden. Dies half ihr wohl jetzt bei der Bewältigung des geschehen und war förderlich für ihr Gedächtnis gewesen.
 

Die schwarzhaarige Frau zitterte und es dauerte eine Weile, bis sie sich gefangen hatte. Dann schob sie Toyo etwas verlegen von sich, holte tief Luft und erklärte: "Ich erinnere mich."

Masaos Bruder bekam große Augen, stellte aber keine Fragen, da die Gelähmte weitererzählte: "Nicht an alles aber ich habe von dem Unfall geträumt. Ich war nicht allein im Wagen. Kikyou oder so ähnlich hieß die Frau."

Kurz versuchte Izayoi ihre Gedanken zu sammeln. Dann berichtete sie: "Ich war eingeklemmt und habe Kikyou gebeten, Hilfe zu holen. Außerdem gab ich ihr das Baby mit. Kaum war sie weg, tauchte dieser schwarze Geländewagen auf und schob mich ganz langsam über den Rand."

Der jüngere der Taisho Brüder dachte nach und antwortete deshalb nicht gleich, als seine Schwägerin verzweifelt fragte: "Glaubst du das diese Frau zusammen mit Inuyasha in Sicherheit ist oder hat man versucht, auch sie zu töten?"

Jetzt schüttelte Toyo leicht den Kopf und beruhigte Izayoi. "Es gab keine Frauenleiche in der Gegend. Bestimmt ist sie mit dem Kind entkommen und versteckt sich vor Angst." Danach riet er:" Schlaf noch ein wenig. Sobald Masao zurück ist, schicke ich meinen Bruder zu dir. Inzwischen werde ich eine erneute Untersuchung des Wagens veranlassen. Vielleicht finden sich Fingerabdrücke oder DNA Spuren." Das war sicherlich auch im Sinn seines Bruders.
 

Mit einem Seufzen legte sich die schwarzhaarige Frau zurück in die Kissen. In den letzten 20 Jahren hatte sich die Technik weiter entwickelt und damit erzielte man inzwischen weit bessere Ergebnisse. Dinge die damals zum Zeitpunkt des Unfalles unmöglich waren, konnte man heute aufklären. Ihre schwache Hoffnung, Inuyasha je wiederzusehen, wurde gerade etwas realistischer. Sie vertraute auf Toyo, ihren Mann und die Behörden.

Gerade wollte Toyo den Raum verlassen, als vom Bett her noch zaghaft eine Frage gestellt wurde: "Toyo hatten wir beide eine Affäre?"

Langsam drehte sich der Hundedämon um. Er schluckte kurz und fragte dann: "Wie kommst du darauf."

"Wir sind immer so vertraut miteinander." Eine andere Erklärung konnte Izayoi nicht abgeben. Sie hatte nur ein unbestimmtes Gefühl.

Masaos Bruders behielt seinen ernsten Blick bei, als er ehrlich antwortete:" Mein Ruf ist nicht der Beste. Doch wir beide haben niemals das Bett geteilt oder uns intim geküsst. Allerdings verstanden wir uns immer sehr gut, haben uns viele Geheimnisse anvertraut, unseren Kummer geteilt und gelegentlich einander Trost gespendet. Nichts ging jedoch über Freundschaft hinaus."

Izayoi hatte ruhig zugehört. Dann nickte sie und flüsterte: "Danke."
 

Daraufhin ging der Youkai endgültig aus dem Raum. Leise schloss er die Tür und drehte sich um. Er blieb abrupt stehen. Vor ihm mitten im Gang stand sein älterer Bruder und glich beinahe einem Gewittersturm. Seine Mine war düster und nachdenklich.

Sicherlich hatte Masao einen Teil des Gespräches vernommen, wenn nicht sogar alles. Toyo wurde es etwas heiß. Sein Bruder konnte doch unmöglich denken ...

Bevor der jüngere der Taishobrüder zu einer Erklärung ansetzen konnte, legte Masao einen Finger auf seine Lippen und winkte den Jüngeren näher.

Toyo verstand sofort, das er still sein sollte und ihm folgen.

Nur wenig später betraten sie beide einen der abhörsicheren Räume auf dieser Etage. Es gab kaum Möbel, außer einem Tisch und bequeme Sessel. Masao drehte sich zu seinem Bruder um." Ich habe dir immer vertraut. Außerdem bin ich nicht der Einzige, der an seinen Prinzipien festhält.", damit fegte Masao dieses Thema vom Tisch, bevor es überhaupt zur Sprache kam. Dennoch erklärte Toyo: "Meiner Meinung nach habe ich nichts getan, was Izayois Frage rechtfertigt. Sie erinnerte sich an Kleinigkeiten, trotzdem sind immer noch Lücken in ihrem Gedächtnis. Wenn man meinen Ruf bedenkt. Es ist wohl besser, wenn du deswegen noch einmal mit ihr sprichst."

"Keine Sorge das werde ich", gab Masao an. Dann wurde er wieder ernst und befahl: "Lass den Wagen gründlich untersuchen!" Der Hundedämon ging sogar noch genauer auf den damaligen Vorfall ein: "Wir werden jeden Beweis brauchen, den die Spurensicherung finden kann. Da es sich damals offiziell um einen Unfall gehandelt hat, wurde vermutlich nicht so genau gesucht. Jetzt müssen wir von versuchtem Mord ausgehen. Der Fahrer des Geländewagens wurde Monate nach dem Unfall tot aufgefunden.

Wir dachten, er war ein Zeuge, doch wenn er der Täter war ...", den Rest ließ der Herr der Hunde offen.

Toyo verstand jetzt ebenso und erläuterte sein Vorhaben." Ich werde da ansetzen. Was ist mit dieser Kikyou? Willst du diese Frau selbst übernehmen?"

"Unnötig", kam nur von dem ehemaligen Polizeichef.

"Fang nicht an, wie dein Sohn in Rätseln zu sprechen", begann der jüngere Bruder etwas ungehalten. Da kam ein weiteres zweideutiges Puzzleteil: "Yasu Sato.", doch diesmal folgte eine Erklärung: "Er ist Kikyous Sohn."
 

Der ältere Youkai ließ sich nun nieder, fuhr sich mit der Hand durch die Haare und gestand dann: "Ich fürchte, ich habe deinen Sohn auf dem Gewissen."

Zwischen den Brüdern herrschte schweigen. Masao sprach nicht weiter und Toyo fehlten die Worte. Die Aussage seines Bruders irritierte ihn vollkommen. Erst nach einer ganzen Weile setzten sich die Teile zusammen und er begriff. Nun konnte er auch nicht länger stehen und setzte sich schwer in einen der Sessel.

"Naraku hat Inuyasha direkt vor unseren Augen versteckt und du denkst das Fin die richtigen Schlüsse gezogen hat."

Diesmal schüttelte Inu no Taisho den Kopf. Die Begründung erfolgte sofort: "Yasu ist auf der Suche nach seinem richtigen Vater. Wie Lisha mir berichtet hat, muss Fin dem Jungen seine Hilfe angeboten haben. Wenn er deinen Geruchsinn geerbt hat, ist es nicht schwer, die richtigen Zusammenhänge zu begreifen."

"Wenn mein Sohn in Gefahr war, hätte doch dein Schläfer reagiert", suchte Toyo eine Theorie um die Vorwürfe seines Bruders gegen sich selbst zu entkräften: "Nein, Fins Tod wurde ganz sicher nur durch den Querschläger verursacht. Also hör auf dir Dinge vorzuwerfen, mit denen du nichts zutun hast. Finley kannte das Risiko." Seine Wörter unterstrich der Jüngere noch mit einem bezeichnenden Blick, was dem älteren ein kleines Schmunzeln entlockte. So stimmte er zu: "Du hast sicher recht.", danach bat er: "Wirst du verschwiegen sein? Ich will Izayoi keine falschen Hoffnungen machen."

"Dein Geheimnis ist bei mir sicher", versprach Toyo. Danach stand er auf und erklärte sein nächstes Vorhaben:" Jetzt werde ich mich um mein Mädchen kümmern. Vielleicht finde ich einen Weg, wie ich ihr die Albträume nehmen kann."

Nur wenig später war der jüngere der Taishobrüder zur Tür hinaus. Masao gewann den Eindruck, das er sich ernsthaft um Riana sorgte. Dies brachte ihn auch wieder auf seine Nachlässigkeit zurück. Er sollte sich öfters mit der rothaarigen Agentin treffen, sonst schöpft Naraku noch Verdacht und durchschaut die Komödie. Doch seine Aufgaben ließen ihm wenig Zeit.
 

Toyo wusste das sich in der kleinen Siedlung, wo Lisha untergebracht war, sich mehrere Gästehäuser des Clans befanden. Direkt neben dem welches die Verbindung zum Haus der Agentin ermöglichte stand eines davon. Durch einen hohen Zaun mit dichter Hecke war die Sicht zu anderen Häusern verwehrt, umgekehrt genauso. Man konnte also leicht den Weg benutzen und somit ungesehen zwischen den Häusern wechseln. Dies alles wurde absichtlich so angelegt und kam Toyos Vorhaben jetzt zugute. Hierher konnte er seinen Enkel mitnehmen, damit seine Mutter ihn gelegentlich sehen konnte, ohne dass Spione oder Angestellte allzu neugierig wurden. Deshalb beschloss, der jüngere der Taisho Brüder, zeitweise in dem Gästehaus, mit dem kleinen Hanyou, zu wohnen.

Als der Hundedämon zum ersten mal zu seiner Schwiegertochter fuhr, schlief diese bereits. Toyo schlich sich zwar ins Haus, wollte sich aber nur kurz umsehen und sich überzeugen, dass alles in Ordnung war. Doch dann hörte er Lisha plötzlich schreien. Ähnlich wie bei Izayoi schlussfolgerte er sofort auf einen Albtraum. Die wenigen Stufen bis zum Schlafzimmer nahm er in einer unheimlichen Geschwindigkeit. Die rothaarige Frau wälzte sich unruhig hin und her.
 

Da waren sie wieder, die Wölfe kamen auf sie zu, hielten sie fest. Lisha schlug um sich, wand sich wie eine Schlange und versuchte sich zu befreien. Dann bekam sie ihren Arm los und stolperte einen Schritt vorwärts. Eine Stimme schallte aus der Dunkelheit: "Was geht hier vor?"

Riana bemerkte, wie sich der Griff um ihren zweiten Arm etwas lockerte. Sie nutzte die kurze Verwirrung der jungen Dämonen und suchte ihr Heil in der Flucht. Einer der Wölfe griff nach ihrer Schulter um sie aufzuhalten, erwischte sie jedoch nur mit den Klauen.

Schmerz durchzuckte das Mädchen, sie schrie, blieb aber nicht stehen. Dann hielten zwei Arme sie plötzlich fest. Eine silberweißhaarige weibliche Hundedämonin bremste ihren Schwung.

Das Letzte, was Riana bewusst wahrnahm, war ein Fluch. Dann wurde alles dunkel.
 

Jetzt schrie die Agentin bei dem Albtraum. Wie damals bei dem Erlebnis waren da plötzlich zwei Arme, die sie festhielten. "Ruhig mein Mädchen. Du bist in Sicherheit."

Es dauerte nur den Hauch eines Augenblickes, bis die Polizisten die Situation erfasste: "Toyo", murmelte sie und drückte sich näher. In den Armen von Fins Vater zu liegen war die Geborgenheit, die sie jetzt brauchte. Sanft strich Masaos Bruder seiner Schwiegertochter über den Rücken. Nach einer Weile löste sich die junge Frau von ihm und bedankte sich. Erst danach kam Erstaunen in ihren Blick. Zu fragen schaffte sie nicht mehr.

"Keine Sorge, Masao hat mich schon vor deiner Treffsicherheit gewarnt", kam ihr Toyo zuvor und spielte damit auf die versteckte Waffe unter dem Kopfkissen an. Danach bat er jedoch um Entschuldigung: "Es lag nicht in meiner Absicht in dein Schlafzimmer zukommen. Du hast jedoch geschrien, wegen eines Albtraums, wie ich annehme?"

Lisha zog ihre Decke etwas höher, errötete und gab dann zu: "Es ist immer wieder der Gleiche." Im Anschluss erzählte sie alles.

Ruhig hörte ihr Schwiegervater zu und sagte gelegentlich einige tröstende Worte. Dann schlug er vor: "Wenn du dich sicher fühlst, bleibe ich unten auf der Couch im Wohnzimmer." Ein antwort wartete er nicht ab, sondern stand auf. Doch die Agentin ergriff sein Handgelenk: "Bitte bleibe. Ich kann jetzt sowie so nicht mehr schlafen. Wir beide hatten bis jetzt noch keine Gelegenheit miteinander zu sprechen."

Der Dämon nickt und setzte sich dann wieder zurück auf das Bett. Für einen Moment war er versucht sich im Sessel auf der anderen Seite des Raumes niederzulassen, doch offenbar brauchte Lisha seine Nähe. Das, dem so war, zeigte, wie sie näher rückte und sich an ihn kuschelte. Sie erklärte auch: "Ethan und du, ihr beide seid das nächste, was mir noch von Finley geblieben ist. Bei dir fühle ich mich geborgen und sicher.", sie unterbrach sich und fragte leise, fast schüchtern: "Darf ich dich Papa nennen. Ich hatte nie einen."

Mit einem beinahe stolzen Lächeln strich der silberweißhaarige Youkai der jungen Frau eine Strähne aus dem Gesicht. "Bis jetzt hatte ich noch keine Tochter, die mich Papa oder Chichi genannt hat. Selbst meinen beiden Kindern wurde die Möglichkeit genommen."

Diesmal sah Lisha Toyo erstaunt an. Bis jetzt war sie immer der Annahme, dass der Youkai seine Kinder nicht wollte. Doch da gab es dieses Gefühl, hier steckt mehr dahinter. Dieser fragte auch schon. "Sicherlich willst du eine Erklärung, weshalb ich Fin damals distanziert gegenübergetreten bin. Fins Mutter, meine Gefährtin hat sich nicht in Toyo Taisho verliebt, sondern in einen einfachen Dämon mit den Namen Finley Durand.", Da er den erstaunten Blick der Agentin sah, erklärte er: "Du hörst richtig. Mein zweiter Vorname ist Finley. Ich wollte nicht im Schatten meines Bruders stehen, sondern ein eigenes Leben führen. Außerdem wollte ich um meinetwillen gemocht werden und nicht dass was meine Familie verkörperte. Erst nach unserer Hochzeit habe ich ihr die Wahrheit gesagt. Ein großer Fehler, wie ich heute weiß. Mein Name, mein Stand, das alle war mir nie wichtig. Doch sie hatte kein Vertrauen in mich. Sobald sie Schwanger war, verließ sie mich. Sie wollte das ihre Kinder unter einfachen Verhältnissen aufwachsen. All das hätte ich ihr und den Kindern versucht zu ermöglichen. Doch statt ihr zufolgen und um unsere Beziehung zu kämpfen, habe ich mich von einem Abenteuer in das nächste gestürzt. Doch dann bin ich aufgewacht. Als Fin mit dir zu mir kam, habe ich erkannt was ich all diese Jahre versäumt habe und es hat mir gezeigt, wie meine Kinder darüber denken. Es war ihnen egal, welchen Stand ich verkörpert habe, sie wollten einfach nur ihren Vater. Sobald mich Masao entbehren konnte, flog ich nach Paris und habe nicht eher Ruhe gegeben, bis ich das Herz meiner Gefährtin zurückgewonnen habe. Sie bedauerte ihren drastischen Schritt damals und will bei unserem neuen Kind alles anders machen.", Diesmal unterbrach sich Toyo und warf einen kurzen Seitenblick auf

Riana: "Das habe ich bis jetzt versäumt zu erzählen. Ethan bekommt einen Onkel."

"Dann hast du wieder einen Sohn und Erben. Gratuliere", kam es von der jungen Frau. Sie freute sich ehrlich für ihren Schwiegervater.

Doch dieser überraschte sie jetzt: "Ethan ist mein Erbe. Eigentlich wollte ich mit dir schon früher darüber sprechen, doch uns bleibt kaum Zeit für solche Dinge."

"Ethan", wiederholte die Polizistin.

Der Hundedämon bestätigte: "Ja, Ethan. Für mich spielt es keine Rolle, ob er nur ein Hanyou ist. Dennoch, wenn er alt genug ist, soll er selbst entscheiden können, ob er nun Ethan Tyrell Taisho oder einfach nur Ethan Durand sein will.", kurz ließ Toyo die Worte sinken, bevor er fragte: "Damit bist du doch einverstanden."

Riana dachte kurz nach. Sie würde ihrem Sohn nicht die Möglichkeit nehmen und sie war sich sicher, das sein Großvater nie etwas tun würde, das dem Kind schadet. Sie selbst war Polizistin, ein gefährlicher Beruf. Bis jetzt hatte sie noch nicht nachgedacht, ob sie ihn weiter ausführen wollte. Außendienst kam zwar nicht mehr infrage aber ganz aufhören wollte sie auch nicht. Vielleicht sollte sie diese Entscheidung auf später verschieben. "Das ist auch in meinem Sinn", stimmte sie dann zu.

Später schlief die junge Frau in Toyos Armen ein, sie war wohl doch müder als sie dachte.

In den nächsten Tagen weilte der Hundedämon fast jeden Abend bei der Agentin. Sie nutzten die Zeit, um sich gegenseitig richtig kennenzulernen. Oft begleitete Riana ihren Schwiegervater, mit in das andere Haus, um Ethan nahe zu sein.
 

Lisa bereite gerade Tee zu, den jeden Moment musste Toyo eintreffen. Ein Klopfen an der Kellertür irritierte sie für einen Moment. Dann nahm sie ihre Pistole und ging dort hin. "Wer ist da?"

"Sesshomaru", kam dumpf die Antwort durch die verschlossene Tür.

Die junge Frau runzelte ihre Stirn und bemerkte etwas spöttisch: "Es ist doch sonst nicht deine Art vorher anzuklopfen."

Eigentlich hätte sie die Antwort erraten können: "Ich wollte nur sichergehen, dass du nicht gleich mit der Pistole auf mich losgehst."

Die junge Frau schmunzelte, schaute auf die Waffe in ihrer Hand und fragte: "Was sagt dir, das ich nicht durch die Tür hindurch schieße?"

Mit besonderer Betonung kam eine Gegenfrage: "Wer sagt dir das du, mich triffst?"

Ein kurzes Auflachen ertönte von der Agentin. Gleich darauf bat sie: "Komm rein!"

Die Waffe legte sie fort, jedoch immer noch in Reichweite.

Kaum betrat der Youkai die Küche, wurde er gefragt: "Willst du einen Tee?"

Sesshomaru nahm an, schnupperte aber kurz ohne etwa verlauten zu lassen. Diese Sorte trank sein Onkel gern, und wenn er sich nicht täuschte, lag Toyos Geruch schwach im Haus. Dies irritiere ihn für einen Moment.

Noch bevor er diesbezüglich die junge Frau ansprechen konnte, stand der Dämon hinter ihm mit einem nicht gerade begeisterten Ausdruck im Gesicht.

"Dachte ich es mir", ließ Toyo verlauten.

"Verehrter Onkel, wie kommst du hierher?", wollte Sesshomaru wissen.

Der ältere Dämon mit den braunen Augen erklärte: "Ich bin dir gefolgt, weil ich dich vor einer Dummheit bewahren möchte."

Sein Neffe warf einen kurzen Blick zu Lisha, doch diese behielt einen neutralen Gesichtsausdruck bei.

Da sprach auch schon Toyo weiter: "Hat dir dein Vater nicht befohlen, fern von Lisha zu bleiben."

Bevor dieser sich rechtfertigen konnte, bat die Agentin: "Monsieur Taisho, es ist in Ordnung. Ich würde gern mit Sesshomaru sprechen. Es gibt da ein paar Dinge zu klären."

Masaos Bruder sah seine Schwiegertochter eindringlich an, dann nickte er, und bevor er den Raum verließ, ließ er noch fallen: "Ich bin drüben im Gästehaus, falls etwas sein sollte."
 

Eine kurze Weile sagte niemand etwas. Der silberweißhaarige Dämon mit der Mondsichel auf der Stirn sah seinen Onkel hinterher. In dieser Zeit nahm Lisha das Tablett auf, trug es ins Wohnzimmer, wo sie zwei Tassen mit Tee füllte. Sie setzte sich auf die Couch, nahm etwas Gebäck aus der Schale und knabberte daran.

Nur wenig später setzte sich Sesshomaru neben sie und betrachtet die Rothaarige intensiv.

Es war die Agentin, die zuerst das Wort ergriff: "Es tut mir leid, das ich auf dich geschossen habe." sie griff zu der Stelle wo ihre Kugel den Youkai gestreift hatte und strich sachte darüber. "Es ist bereits verheilt", mutmaßte sie danach.

Masaos Sohn nickte leicht. Mehr brauchte er nicht zusagen, da Lisha immerhin mit einem Dämon verheiratet gewesen war und deshalb über die Selbstheilungskräfte sicherlich bescheid wusste.

Dann sprach die junge Frau auch schon weiter: "Ich schulde dir eine Erklärung."

Sesshomaru unterbrach sie: "Mein Vater hat mir bereits von deinem Erlebnis berichtet."

"Meine Albträume", begann die Agentin, dann nahm sie das Handgelenk des Youkais und drehte es so, dass die dämonischen Zeichnungen zu sehen waren. Sie strich sanft über die magentafarbigen Streifen, wobei sie näher erklärte: "Der Wolf, der mich damals verletzte, hatte ähnliche Streifen. Sie waren nur röter und hatten am Ende keine Spitze, sondern zwei Zacken. Deshalb bin ich an diesem Morgen in Panik geraten, als ich deine Arme um mich sah."
 

Der Hundedämon starrte seine eigenen Streifen an. Was in ihm vorging, blieb Lisha verborgen, da eine unbewegliche Maske seinen Ausdruck beherrschte.

Im Inneren des Youkais überschlugen sich die Gedanken. Die Aussage der Agentin ergab nur dann einen Sinn, wenn ihr Angreifer ein Hundedämon gewesen war. Kein Wolf besaß dämonische Markierungen. Für einen Moment überlegte er, ob er Lisha darauf hinweisen sollte. Doch dann entschloss er sich, erst einmal selbst, Nachforschungen anzustreben. Eines musste er jedoch wissen: "Hast du dieses Detail auch der Behörde mitgeteilt."

Diesmal war es an der Rothaarigen nachzugrübeln. Nach einer Weile schüttelte sie den Kopf." Ich erinnere mich nicht daran möglicherweise nicht. Die Albträume hatte ich schon früher, doch mit den Streifen ist mir wohl erst bewusst geworden, als du in meinem Bett lagst."

Wie auch immer Sesshomaru würde dem nachgehen. Es gab jedoch noch etwas, was er tun wollte. Er packte Lisha bei der Schulter, drehte ihren Körper so, dass sie mit dem Rücken nun zu ihm saß. Während er ihre Kleidung von der Schulter streifte, erklärte er: "Ich muss mir die Verletzung ansehen. Du hast nichts zu befürchten."

Narakus Anwältin versteifte sich zwar, ließ ihn aber gewähren. Nachdenklich schaute Sesshomaru die Kratzer an. Er konnte keinen Unterschied entdecken und somit nicht bestimmen, ob die Verletzungen von einem Hund oder Wolf stammten. Dennoch war seine Neugierde geweckt.

Lishas entblößte Schulter zu sehen, den leicht gebeugten Nacken, weckte in ihm Verlangen. Er würde sie gern liebkosen. Zwar streifte er ihr sanft über die Haut, doch mehr getraute er sich nicht.

Es entging ihm dabei, wie die junge Frau sich etwas Ähnliches wünschte. Die hauchzarten Berührungen des Dämons lösten ein leichtes kribbeln in ihr aus. Dennoch hatte sie ein wenig angst vor Sesshomaru. Oder waren es nur ihre eigenen Gefühle, die sie verunsicherten.

Doch dann verschwanden die zärtlichen Finger und der Stoff ihrer Kleidung wurde zurechtgezogen. Lisha dreht sich ihm wieder zu und begegnete seinem Blick. Da war ein leichtes Flackern. Bevor sie es deuten konnte, war es auch schon wieder vorbei.
 

Der Youkai trank einen Schluck Tee und nahm das Gespräch auf: "Dein richtiger Name ist Riana Delacroix und du bist eine Agentin bei Interpol. Mein Vater hat dich auf Naraku angesetzt. Er gibt dich als seine Geliebte aus, damit er einen Grund hat sich mit dir zutreffen, damit ihr Informationen austauchen könnt."

Da Sesshomaru nur ihren Mädchennamen nannte, berichtigte sie ihn nicht. Offenbar hatte Masao nichts über die verwandtschaftlichen Verhältnisse verlauten lassen. Der Herr der Hunde wollte seine Agentin immer noch schützen. Deshalb nickte die junge Frau, erklärte dann aber noch zusätzlich, da sie keinen Grund mehr sah zu lügen: "Du hast recht. Allerdings ging das Ganze zuerst von Naraku aus. Ich soll deinen Vater in einen Skandal verwickeln, was jedoch aufgrund seiner Prinzipien völlig daneben ging."

Dem konnte Sesshomaru nur zustimmen. Er dachte an das Gespräch, welches sein Vater mit Toyo hatte. Ob es dabei um dieses Thema ging. In diesem Moment wünschte er sich, mehr gehört zu haben. War deshalb sein Onkel hier um das zu tun, was sein Vater nicht fertigbrachte? Weshalb der Gedanke ein wenig seine Eifersucht weckte, wurde ihm sofort klar. Er wollte Lisha für sich gewinnen. Hatte er vorher Zweifel gehabt, so wurde es langsam zur Gewissheit. Wenn es auch keine dauerhafte Beziehung sein konnte, reizt es ihn trotzdem. Aufgrund seiner Stellung kam für ihn als Gefährtin nur eine Hundedämonin infrage. Dennoch war er nicht abgeneigt, mit Lisha eine Affäre anzufangen. Doch würde sie darauf eingehen?

Zu Lisha äußerte er nur laut und es erstaunte ihn selbst, weshalb er es zugab: "Offenbar habe ich dich falsch eingeschätzt. Jetzt weiß ich es besser. Mein Vater setzt großes Vertrauen in dich."

"Welches ich nicht enttäuschen werde", gab sie bestimmt zurück. Dann bat sie noch um einen Gefallen. "Würdest du auch in Zukunft das Haus nach versteckten Abhöranlagen durchsuchen?"

"Das liegt im Interesse meines Vaters, schon aus diesem Grund tue ich es."

Zuletzt gab es noch ein Anliegen. Es schien Lisha sehr wichtig zu sein: "Es ist mir egal, wann du das Haus betrittst, doch halte dich von meinem Schlafzimmer fern."

Diesmal überlegte Sesshomaru eine Weile. Erst nachdem etliche Augenblicke verstrichen, waren stimmte er zu und stellte dabei eine eigene Bedingung auch wenn er sie in seinem Worten selbst verbarg: "Du hast mein Wort. Ich betrete dein Schlafzimmer nicht. Es sei denn, du bittest mich darum."

Das brachte ihm einen überraschten Blick der Agentin ein. Sesshomaru regierte jedoch nicht darauf, sondern stand auf, um zu gehen.

Lisha erhob sich ebenfalls und deshalb standen sie sich plötzlich sehr nah gegenüber. Zu nah oder nicht.

"Sicherlich werde ich es bereuen", schalt sich die junge Frau selbst, bevor sie sich nach vorn beugte, um den Youkai sanft zu küssen.

Sesshomaru erriet ihre Absicht, murmelte gegen ihre Lippen: "Wirst du nicht", dann lagen seine schon auf denen von Lisha.

Es begann sanft, verführerisch und wurde immer intensiver, dabei blieben die Hände der Agentin nicht untätig. Sie streifte über den Körper des Hundedämons, zog dessen Hemd aus dem Bund der Hose um die Haut darunter zu erfühlen. Nur wenig später hatte Sesshomaru die Jacke der jungen Frau abgestreift und ließ seine Hände unter ihr Top gleiten.

Wie lange dieser Kuss ging, wusste hinterher niemand von ihnen. Doch keiner wollte ihn unterbrechen. Doch dann schob die Undercoverpolizistin Masaos Sohn von sich: "Ich hätte das nicht tun sollen. Doch deine Küsse sind einfach viel zu schön, um ihnen zu widerstehen". Daraufhin bat sie dann: "Bitte geh!"

Ohne ein Wort befolgte Sesshomaru die Bitte, nicht weil sie ihn gebeten hatte, sondern weil er selbst Abstand brauchte. In Lishas Nähe wurde es immer schwerer sich von ihr fernzuhalten.

Bisher hatte keine Dämonin, mit der er das Lager geteilt hat, ihn nur mit Kostproben abgespeist. Wenn eine ihn wollte, kam es immer zur Sache. Schnell und für ihn erfüllend. Es hatte ihn nie interessiert, ob die Dämonin dabei auf ihre Kosten kam, doch die junge Frau war anders. Sie weckte in ihm verborgene Wünsche.

Der Kuss gerade hatte ihn überrascht, sicherlich war es nur eine Frage der Zeit, bis er Lishas Schlafzimmer betreten durfte und dann würde er alles an ihr vollkommen auskosten.
 

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13. Kapitel - Spontane Handlungen

Masao lässt sich zu einer Handlung hinreißen und schockt die gesamte Familie. Einige Dämonen stellen ihren guten Geruchsinn unter Beweis aber ob das so gut ist?

Spontane Handlungen

Ich könnte mir vorstellen, ihr fiebert dem Augenblick entgegen, wenn es zwischen Lisha und Sesshomaru zur Sache geht. Dieses Kapitel spielt eine Rolle für den entscheidenden Augenblick.
 

Ein Danke, wie immer an die vielen Zugriffe, den netten Kommis und den zwei neuen Favos.
 

Daisuke  Große Hilfe

Kouhei  Ruhiger Friede
 

13. Kapitel - Spontane Handlungen
 

Lisha war recht verwirrt über ihr Verhalten und sie fragte sich, wie weit sie gegangen wäre, wenn sie den Kuss nicht von sich aus unterbrochen hätte. Außer Finley hatte sie noch nie einem anderen Wesen Intimität gestattet, wenn man von Küssen absah. Selbst bei Undercovereinsätzen fand sie immer die Möglichkeit, dies zu vermeiden. Unwillkürlich musste sie daran denken, wie viel Geduld und Zeit ihr Gefährte aufgewendet hatte, bis sie bereit war, ihm den ersten Kuss zuschenken. Er verstand damals ihre Situation.

Nach ihrem Erlebnis als 15 jährige hatte sie Angst, überhaupt berührt zu werden. Bei Sesshomaru genoss sie es sogar, sehr zu ihrer eigenen Verwunderung und ihm schienen die Narben auf ihrer Schulter und dem Rücken gleichgültig zu sein.

Die junge Frau seufzte und verschob die Gedanken. Was nützte es, ständig darüber nachzugrübeln. Besser war es alles auf sich zukommen zu lassen.
 

Am nächsten Morgen fuhr sie etwas früher zu dem Anwesen des Spinnendämons. Bereits am Tor teilte man ihr mit, Naraku erwartete sie in seinem Büro. Deshalb beeilte sich die Agentin, rannte die Treppen hinauf und näherte sich danach etwas langsamer dem Vorzimmer. Dieses war jedoch leer, sodass sie zur anderen Tür ging. Gerade wollte sie klopfen, als aus dem Inneren Stimmen zu hören waren, da die Tür einen Spalt offen stand.

Es war der Moment als Naraku, zu einem Wesen im Zimmer, sagte, wobei seine Stimme sehr unzufrieden klang: "Es kann doch nicht so schwer sein, ein neugeborenes Baby zu finden. Die Spur bis zum Krankenhaus konntet ihr doch auch zurückverfolgen."

"Vielleicht hat sie gar kein Kind, Herr", fing eine Stimme an, sie klang recht ängstlich.

Naraku fuhr den Hasendämon an: "Ach nein? Sie trägt auf den Filmbändern, aus spaß, ein Kissen um den Bauch."

Die roten Augen der Spinne fixierten den kleineren Youkai. Dieser Hasendämon und dessen gerade abwesender Partner waren eigentlich gut darin Dinge oder Personen aufzuspüren. Weshalb sie diesmal so jämmerlich versagten, verstand Naraku nicht.
 

Lisha, die heimliche Lauscherin hatte ein ungutes Gefühl bei diesen Worten. Ihre aufkeimende Angst bestätigte sich, als die Spinne befahl: "Sucht weiter nach dem Kind der Anwältin."

In diesem Moment trat die rothaarige Frau einen Schritt zurück, fest entschlossen zu fliehen, dabei bekam sie durch den offenstehenden Türspalt die Möglichkeit in Narakus Büro zu blicken. Ihre Augen trafen die eines Wolfsdämons. Der Leibwächter hatte Lisha schon länger bemerkt aber wohlweislich geschwiegen. Jetzt sagte er laut: "Weshalb fragen sie nicht einfach Madame Lefevre persönlich nach ihrem Baby."

Die Spinne und sein Angestellter blickten Daisuke an. Eine Entgegnung erübrigte sich, da die Agentin nun mit einem finsteren Blick in das Büro trat. Auf wen sie im Moment nicht gut zu sprechen war, zeigte sie weniger. Dennoch wirkte die junge Frau gefasst, als sie erklärte: "Mein Sohn liegt auf einem Pariser Friedhof begraben. Er starb nur wenige Augenblicke nach der Geburt. Ich kann ihnen gern die Nummer des Platzes geben, wo sein kleiner Körper ruht, Monsieur Sato."

Sie wandte sich um und bat: "Wenn sie mich jetzt entschuldigen!", eine Antwort wartete Lisha nicht ab, sondern eilte davon.

Es war ihr nicht einmal bewusst, das sie gerade französisch gesprochen hatte.
 

Sofort befahl Naraku dem Wolf: "Daisuke, geh ihr hinterher!"

Dieser verweigerte aber zum ersten Mal den Gehorsam und erklärte: "Nein, das werde ich nicht."

Der schwarzhaarige Verbrecherlord trat einen Schritt auf seinen Angestellten zu. Dieser blickte seinem Boss mit erhobenem Kopf entgegen und erklärte sein Handeln: "Es ist meine Aufgabe sie zu beschützen, Herr und nicht ihren Anwälten hinterherzulaufen, um sie in ihrer Trauer zu trösten."

Dies war ein Einwand, den Naraku gelten lassen konnte. Bevor die Spinne jedoch Zeit hatte darauf etwas zu erwidern, erklang eine andere Stimme. Niemand hatte bemerkt, wie Narakus Ehefrau hereinkam. Sie war ziemlich aufgebracht, weil sie den Vorfall mitbekommen hatte und Lisha gerade an ihr vorbei gestürmt war.

"Ihr seid alle beide, ungehobelte Klötze. Für eine Mutter gibt es nichts Schlimmeres als ihr Kind zu verlieren", damit drehte sich Kikyou wieder um und lief Lisha nach.

Der Verbrecherlord ließ sich seinen Unmut nicht anmerken, sondern befahl nur: "Lasst mich allein!"

Sobald die Tür zufiel, trat er an das Fenster, schaute hinaus, während er nachdachte. Wenn das Kind wirklich tot war, fehlte ihm ein Druckmittel gegen Lisha. Seit eine seiner Angestellten, eine schwarzhaarige Französin bei seinem Pariser Aufenthalt vor wenigen Tagen sich ihm an den Hals geworfen hatte und Details aus Lisas Vergangenheit erzählte, wollte er das Baby finden. Am Anfang vermutete er, die andere Anwältin log. Die Französin war von Eifersucht und Neid zerfressen, sie hasste Lisha abgrundtief und war einfach nur ein intrigantes Wesen. Er hatte sie zwar abgewiesen, doch ging er der Spur nach. Die Aufzeichnungen der Firma bewiesen dann die Schwangerschaft und so schickte er die beiden Hasendämonen auf die Suche. Ein totes Baby nützte ihm nichts. Zwar verstand er, Masao zu erobern brauchte seine Zeit, dennoch, um so länger er wartete, um so mehr kam ihm der Hundedämon auf die Schliche. Außerdem stand zu befürchten, dass man Inuyasha fand. Dieser Gedanke brachte ihn auf einen weiteren Umstand.

Kikyou. Seine Frau benahm sich in letzter Zeit auch recht widerspenstig. Sie hatte es wieder einmal geschafft, von den Drogen loszukommen. Nachdem sie die schlimmste Phase überwunden hatte, ging es nun mit ihr bergauf. Schlecht war es nicht, dennoch musste er das plötzlich wiedergefundene Selbstbewusstsein seiner Ehefrau genau beobachten.
 

Währenddessen lief Kikyou der französischen Angestellten ihres Ehemannes hinterher. Als sie von Lishas Verlust hörte, wurde in ihr das Bedürfnis geweckt, die junge Frau zu trösten. Sie fand die Anwältin in einem der Räume im unteren Geschoss.

Die Rothaarige stand an der Tür zur Terrasse und schaute hinaus auf den Garten. Deshalb trat Kikyou neben sie und sagte mitfühlend: "Männliche Wesen wissen nicht, was eine Frau bei der Geburt durchmacht. Wenn man dann dieses Kind verliert, ist das der schrecklichste Moment, den man durchlebt."

Lisha drehte sich herum und musterte Kikyou. In ihr stieg mächtiger Zorn auf. Um sich zu beruhigen, atmete sie mehrmals durch, doch es half nichts. So entfuhr es der Agentin wütend und teilweise entrüstet, jedoch bemühte sie sich um einen leisen Ton: "Wie verlogen muss man sein, um solche heuchlerischen Worte auszusprechen. Du bist die Letzte, die sich so etwas anmaßen sollte."

Verständnislos schaute Narakus Frau auf die Jüngere. Sie kämpfte mit sich. Angst, Verzweiflung und Scham zeichneten sich auf ihrem Gesicht ab. Ihre Schuldgefühle krochen an die Oberfläche und sie bereute tief, ihr handeln. Sie konnte aber nicht die Wahrheit erzählen oder Inuyasha in die Augen sehen, als dieser plötzlich im Raum stand. So drehte sie sich einfach um und lief davon.

Der Hanyou folgte ihr jedoch nicht, sondern trat zu Lisha.

"Es tut mir leid wegen deines Kindes", murmelte er ihr zu.

Die Agentin lächelte etwas und sagte beruhigend: "Das muss es nicht." Ganz spontan zog sie Inuyasha in eine Umarmung. Dem Hanyou war das äußerst peinlich. Bevor er sich freikämpfen konnte, ließ ihn die rothaarige Frau zum Glück bereits wieder los. Nun mutmaßte er: "Ich glaube, Kikyou kann nichts dafür. Naraku hat sie bestimmt gezwungen, mich zu entführen."

Nachdenklich äußerte Lisha: "Möglicherweise", dann fragte sie: "Wie kommst du eigentlich darauf? Ist sie nicht deine Mutter?"

Einen Moment herrschte schweigen. Inuyashas wollte schon seine Hand erheben, um die Perücke vom Kopf zustreifen, als er es sich anders überlegte. So erklärte er nur seinen Verdacht: "Kikyous Geruch ist anders als meiner. Würde sie meine Mutter sein, müsste er meinem ähneln, so wie bei Finley. Dein Mann war bestimmt mit mir verwandt."

In diesem Augenblick wusste die Agentin nicht, wie sie darauf reagieren sollte. Da sprach der Hanyou bereits weiter: "Ich habe darüber etwas gelesen und wollte Fin deswegen Fragen, doch er kam nicht aus Paris zurück. Deshalb habe ich es bis jetzt für mich behalten."

Aufgrund dieser Aussage antwortete Lisha: "Ich kenne mich nicht mit den Gerüchen aus aber durch Fin, weiß ich, wie fein Hundenasen sein können. Wenn er mit dir verwandt war, vielleicht kann uns dann seine Mutter oder seine Schwester weiterhelfen. Sie wohnen in Paris."

"Im Herbst, wenn ich auf die Uni dorthin muss, haben wir Gelegenheit sie aufzusuchen.", jetzt zum ersten Mal fand er an dem Gedanken, nach Frankreich übersiedeln zu müssen, etwas Positives und rang sich sogar ein Lächeln ab. Noch glücklicher wurde er, als die rothaarige Frau diesen Punkt mit ihrer eigenen Zuversicht unterstützte.

"Das werden wir Inuyasha. Wir finden deinen Vater", versprach die rothaarige Undercoveragentin ihm. Es tat ihr gerade selbst leid, den Hanyou belügen zu müssen. Doch sie gab lieber keine Informationen preis, bevor sie mit Masao gesprochen hatte.

Kurz darauf trennten sie sich wieder.
 

Am selben Abend ging Lisha von dem kleinen Büro, was sie in der Villa benutzte, zu ihrem Gästezimmer. Plötzlich tauchte wie aus dem Nichts jemand auf, legte seine Hand auf ihren Mund, damit sie nicht schreien konnte, und zog Lisha in einen der leeren Räume, welche es hier auf der Etage gab.

Sie versuchte sich zu wehren, wand sich in der Umklammerung. Sobald sie jedoch im Halbdunkeln die spitzen Klauen erkannte, wusste sie, es handelte sich um einen Dämon. Mit dieser Erkenntnis kroch auch die Angst in ihr hoch. Lisha brauchte ihre ganzen schauspielerischen Fähigkeiten um sich nichts anmerken zu lassen, wie sie sich gerade fühlte. So hielt sie kurz still, um herauszufinden, was dieses Wesen von ihr wollte.

Sobald der Unbekannte anfing zu sprechen, schlussfolgerte die Anwältin, dass es sich um den Wolfsdämon Daisuke handelte. Seine Stimme war leise aber verständlich. "Sehr töricht von dir, Yasu solche Flausen in den Kopf zu setzen. Damit riskierst du dein Leben. Sei gewarnt. Außerdem ist mein Herr sehr verärgert, weil du immer noch keine Fortschritte bei Inu no Taisho erzielt hast."

Lisha war schockiert. Sie wollte antworten, doch der Gedanke jemand hatte ihr Gespräch, mit Masaos jüngsten Sohn, belauscht, beschäftigte sie. Sie fragte sich, ob dadurch ihre Tarnung aufgeflogen war und ihr Leben in Gefahr sein könnte. Immerhin wusste Naraku, wessen Sohn Yasu war.

Der Wolf sprach weiter, während er seine Klauen leicht über Lishas Haut streifte. An den Armen nach oben, über ihre Kehle bis zu der alten Verletzung. Er fuhr mit seiner Fingerspitze darüber: "Mein Herr wünscht jeden Morgen einen Bericht. Er will wissen ob du mit dem Hund das Bett geteilt, besser ausgedrückt, ob er dich beschlafen hat. Leider muss ich ihn jeden Morgen enttäuschen."

Hier pausierte Daisuke kurz, streifte Lishas Haare beiseite und streichelte erneut über die Narben: "Ich möchte ungern den Befehl ausführen, dir weh zutun, weil du deinen Pflichten nicht nachkommst."

Zum Schluss raunte er der jungen Frau ins Ohr: "Ich hoffe, du hast mich verstanden!"

Im nächsten Moment war die Agentin nicht nur frei, sondern befand sich allein in dem Zimmer. Schwerfällig setzte sie sich auf das Bett, welches in ihrer unmittelbaren Nähe stand. Lisha erschauerte und ihr Körper überzog sich mit Gänsehaut. Seit dem ersten Moment hatte sie nicht gewusst, was sie von dem Wolfsdämon halten sollte. Er kam ihr immer undurchsichtig und finster vor. Schon oft spürte sie seinen Blick auf sich und er hatte ihr nicht zum ersten Mal Angst gemacht. Doch so nah war er ihr noch nie gekommen. Dennoch glaubte sie nicht, dass die Warnung von Naraku kam, sondern eher auf Eigeninitiative geschah.

Sie brauchte noch etliche Minuten, bis sie sich soweit gefangen hatte, damit niemand ihr die Angst ansah, wenn sie wieder hinaus in den Gang trat. Innerlich fühlte sie sich zurückversetzt in ihre Jugendzeit, in den Pariser Park. Eine weitere Frage, die sie quälte, würde Naraku von ihrem Gespräch mit Yasu erfahren?

Daisukes wahre Absichten erfuhr Lisha erst einige Tage später auf eher ungewöhnlichem Weg.
 

Obwohl die Anwältin die Nacht in der Villa verbringen wollte, fuhr sie trotz später Stunde doch noch nach Hause. In dieser Nacht hatte sie wieder einen Albtraum, diesmal jedoch war das Gesicht ihres Angreifers deutlich zu erkennen. Als Lisha schreiend erwachte, hielt jemand sie in seinen starken Armen aber es war nicht Toyo.

Kaum realisierte die junge Frau, wer da bei ihr war, sagte sie: "Deine Anwesenheit ist überraschend."

Masaos Augen schimmerten warm, als er antwortete: "Hin und wieder sollte ich doch nachts bei meiner Geliebten sein. Bevor du fragst, Narakus Handlanger haben mich durch die Vordertür in das Haus gehen gesehen. Immerhin habe ich einen Zweitschlüssel zu diesem Anwesen."

Dann wurde der Dämon ernster und fragte: "Toyo berichtete mir deine Albträume wären verschwunden. Was hat dich so erschreckt?"

Lisha wollte erst die Angelegenheit verschweigen. Doch sie musste Masao informieren, was Naraku ihretwegen für Anstrengungen unternahm. In diesem Zusammenhang berichtete sie auch von dem Gespräch mit Inuyashas und danach von der Drohung des Wolfes.

"Narakus Leibwächter, Daisuke?", versicherte sich Masao noch einmal mit einem kleinen Hauch von Erstaunen in der Stimme.

"Ja", bestätigte Lisha.

Kurz dachte der Hundedämon nach und erklärte im Anschluss: "Daisuke untersteht dem Clan der Wölfe, damit auch mir. Er ist einer der wenigen, die zwar für Naraku arbeiten, dennoch ihrem Clan gegenüber loyal sind. Ich werde deshalb mit Kougas Vater Kouhei sprechen. Der Wolf wird dich in Zukunft nicht mehr belästigen."

Aufgrund dieser Umstände blieb der ehemalige Polizeichef nicht sehr lange bei der jungen Frau. Noch in der gleichen Nacht ergriff Masao erste Maßnahmen. Es galt Lishas Mutter zu schützen, für den Fall, das Narakus Schnüffler doch eine Spur zu der älteren Frau finden würden. Danach bestellte er den Herrn der Wölfe in sein Büro.

Kouhei unterstützte zwar Narakus Tun nicht, doch er wollte auch nicht direkt mit ihm konfrontiert werden. Der Anführer der Wolfsdämonen schätzte eher den Frieden zwischen den Dämonen, verhielt sich deshalb oft neutral. Sich in die Angelegenheiten der Spinne einzumischen, würde Bedeuten dessen Unmut auf sich zu ziehen. Ein direktes Vorgehen war daher nicht angebracht. So dauerte es etliche Stunden, bis er eine Lösung fand. Sein Sohn war mit Yasu Sato befreundet und ging in der Villa ein und aus. Daher konnte Kouga dem Leibwächter eine mündliche Botschaft übermitteln. Daisuke würde es schon verstehen. Damit war für den Wolfsdaiyoukai die Angelegenheit erledigt.

Am Anfang war Kouga überhaupt nicht von seiner Aufgabe begeistert, doch seinem Vater zu widersprechen wagte er nicht. Immerhin sahen sich die Freunde am nächsten Tag und mit Sicherheit gab es dann die Gelegenheit den Auftrag auszuführen. Die Botschaft verstand Kouga zwar nicht, ihm war es im Grunde auch egal.
 

Den ganzen Tag streifte Inuyasha mit seinen Freunden, Kouga und Miroku, durch die Gegend. Sie waren auch mit einigen Mädchen verabredet. Kagome und Sango waren seit Jahren mit ihnen bekannt. Die beiden genossen die Nähe des Hanyou und dessen Freund, dem Theologiestudenten Miroku. Zu ihnen gesellte sich in den letzten Tagen eine silberweißhaarige Hundedämonin. Kouga brachte sie mit in die Gruppe, und weil Misaki mit ihnen zusammen ab Herbst die Uni besuchen würde, freute sie sich jetzt schon einige ihrer zukünftigen Mitstudenten bereits kennenzulernen.

Als Inuyasha der Dämonin zum ersten Mal gegenüberstand, hatte er gerade seine Perücke abgelegt, weil er auf privater Ebene, im Beisein seiner Freunde, sein wahres Wesen selten verbarg. Misakis Geruch war ihm gleich vertraut, seine Ohren zuckten und er öffnete schon seinen Mund zu einer Äußerung.

Leise zischte Toyos Tochter geistesgegenwärtig: "Nicht jetzt!"

Deshalb verstummte der Hanyou, bevor er überhaupt etwas verlauten ließ. Da gab es ein Gefühl, welches ihn warnte, vorsichtig mit seinen Äußerungen zu sein.

Später dann, als sie einen Augenblick allein waren, konnte Inuyasha nicht länger an sich halten. So fing er zu Misaki feststellend an: "Du riechst nicht nur wie Fin, unser Geruch ähnelt sich ebenso. Ist das ein Zufall?"

Ehrlich antwortete sie darauf: "Nicht wirklich. Finley war mein Bruder."

Dies hatte Inuyasha schon vermutet. Ihm lagen so viele Fragen auf der Zunge, doch diesmal verließ ihn seine Spontanität. Vielleicht fürchtete er sich auch vor der Wahrheit. Was wenn er herausfand, dass sein Vater ihn gar nicht gewollt hatte. Es keine Entführung gab und er nur ausgesetzt worden war. Die schlimmsten Vermutungen gingen ihm auf einmal im Kopf herum. Nach einer Weile fragte er dann: "Was ist mit uns beiden, sind wir verwandt oder ...?", er unterbrach sich selbst und schaute Misaki hoffnungsvoll an.
 

Diesmal schwieg die weißhaarige Hundedämonin lange, sodass der Hanyou fast dachte, sie wüsste keine Antwort darauf. Nach einer halben Ewigkeit kam es von ihr: "Dafür bringt mich mein Vater bestimmt um. Wenn nicht er, dann mein Onkel. Vor Kurzem habe ich ein Gespräch belauscht und erfahren, wo du bist. Dein Vater weiß von dir. Alle halten es aber geheim, weil sie befürchten das Naraku dir sonst etwas antut, sobald die Wahrheit bekannt wird."

"Naraku, immer wieder Naraku. Ich hasse den Typen", entfuhr es Inuyasha. Am liebsten wäre er sofort mit Misaki zu seinem Vater gegangen. Doch dann dachte er an Kikyou. Für ihn war sie die einzige Mutter, die er bis jetzt kannte. Sie hatte sich um ihn gekümmert, ihn getröstet und oft Narakus Zorn auf sich gezogen um ihn zu schützen, falls er sich Fehler erlaubt hatte. Sicherlich würde sie es büßen müssen, wenn er jetzt davonlief. Nein das Risiko konnte er nicht eingehen. Seit einiger Zeit spionierte er seinem Stiefvater schon hinterher, weil er hoffte, etwas Brauchbares zu finden. Etliches, was er in Erfahrung gebracht hatte, deutete auf kriminelle Machenschaften. In ihm reifte ein Entschluss, den er Misaki aber nicht mitteilte. Er meinte nur: "Besser wir tun so als ob wir uns kaum kennen. Ich will nicht, dass jemand meinetwegen Ärger bekommt."

Dem stimmte die Hundedämonin zu. Glücklicherweise hatte Misaki vorher mit Kouga gesprochen und ihn gebeten, nicht auszuplaudern, wer ihr Vater war. Deshalb erfuhren alle nur von ihrem französischen Nachnamen Durand.

Später fragte sich Inuyasha, welche Rolle Lisha spielte. Als Misaki sagte, alle hielten das Wissen geheim, ob sie da auch die rothaarige Anwältin gemeint hatte. Er fand sie ebenso sympathisch und mochte sie sehr. Statt, das mit den neu gewonnenen Informationen sein Leben einfacher wurde, komplizierte es sich nur noch mehr.
 

Später begleitete der Wolf seinen Freund Yasu. Sie wollten im Pool noch einige Runden schwimmen, während die Mädchen zusammen mit Miroku einen Einkaufsbummel tätigten.

Der Nachmittag ging schnell vorüber und die Dämmerung setzte ein. Kouga lief mit Inuyasha zusammen am Pool vorbei zur Terrasse hinüber, da sich beide einen kleinen Imbiss holen wollten. In diesem Moment trat Narakus Leibwächter ins Freie.

So blieb Kouga stehen, erinnerte sich an die Anweisung seines Vaters und wandte sich dem Clanmitglied zu: "Daisuke, ich soll dir von meinem Vater etwas ausrichten", kaum hatte er die Aufmerksamkeit von Narakus Angestelltem, fuhr er fort: "Du hast die Geliebte des falschen Dämons bedroht. Besser du überlegst es dir in Zukunft zweimal, welche Äußerungen du von dir gibst."

Der Leibwächter blickte hinüber zu Lisha und dann antwortete er: "Du kannst deinem Vater ausrichten, ich habe die Warnung verstanden. Außerdem noch folgende Worte. Es lag nicht in meiner Absicht dieser Person zu drohen, es war nur ein fürsorglich gemeinter Ratschlag."

Hinter dem Wolf erklang eine andere Stimme, die niemand erwartet hatte. Naraku tauchte plötzlich auf und fragte: "Um was geht es hier Daisuke?"
 

Der Angesprochene drehte sich um und antwortete: "Ich habe versucht die Interessen meines Herrn zu wahren und mich vermutlich in der Wortwahl vergriffen. Mein diplomatisches Geschick lässt sehr zu wünschen übrig. Inu no Taisho war nicht sehr angetan, weil ich versucht habe, mich in seine privaten Dinge einzumischen."

Sofort verstand Naraku, um welche Angelegenheit es da ging, und bezog die Worte des Wolfes auf sich. Deshalb ließ er seinen Blick zu Lisha schweifen. Es war ihr deutlich anzusehen, wie unwohl sie sich fühlte. Diese roten Augen auf ihrer Gestalt zuspüren, jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Lisha fröstelte plötzlich und bemerkte, wie die Lippen der Spinne sich zu einem sehr zufrieden, kalten Lächeln verzogen. Der Ausdruck in Narakus Gesicht dabei war leicht triumphierend.

Mit einem Mal war der Moment vorbei und Naraku begann zu sprechen: "Es ist immer vom Vorteil Angestellte zu haben, die nicht nur ihre Aufgaben kennen, sondern sie auch zu meiner Zufriedenheit ausführen. Zwar treten gelegentlich Versäumnisse auf.

Solange sich aber bemüht wird, diese Missstände aus der Welt zuschaffen bin ich sehr froh. Egal, auf welche Art du dem Nachdruck verliehen hast, ich bin dir dankbar", damit verließ der Spinnendämon den Ort und ging ins Haus zurück. Er hatte Daisuke schon immer geschätzt und freute sich über dessen Eigeninitiative.

Er konnte nicht ahnen, dass dieses Wortgeplänkel Lisha auf die richtige Spur führte. Sie verstand nun die Absicht des Wolfsdämons. Er hatte sie immerhin nicht wirklich bedroht oder ihr Schmerzen zugefügt. Im Gegenteil seine Berührungen glichen eher Liebkosungen. So zärtlich war nicht einmal Sesshomaru mit ihr umgegangen. Nein Daisuke hat sie gewarnt, weil er sich um ihre Sicherheit sorgte. Sie nickte dem Wolf jetzt zu und setzte ihren Rundgang durch den Garten fort. Ihre Gedanken ordneten dabei etliche gesammelte Informationen. Seit geraumer Zeit versuchte sie herauszufinden, wem sie trauen konnte. Die meisten Wachmänner verhielten sich sehr distanziert. Ein paar der jüngeren Dämonen und auch viele der menschlichen Angestellten waren recht freundlich. Sie hatte sich oft gefragt, wer Masaos Schläferagent war. Während des Vorfalles auf der Terrasse richtete sich ihr Verdacht auf Daisuke, sie verwarf ihn dann aber noch am gleichen Abend.

Sie erfuhr von dem Hanyou einige Kleinigkeiten über den Wolf. Er stand schon seit mehr als zwanzig Jahren in Narakus Diensten und war am Anfang der Leibwächter von Kannas Mutter. Vor zehn Jahren stieg Daisuke zum persönlichen Fahrer und Leibwächter der Spinne auf, weil er einen Anschlag auf Narakus Leben verhindert hatte.

Somit stand sie wieder am Anfang ihrer Grübelei. Doch Lisha war sich ganz sicher, der Schläfer existierte und wachte im Geheimen über sie.
 

Kouga indessen berichtete seinem Vater von dem Gespräch, wobei er den genauen Wortlaut wiedergab. Der Herr der Wölfe gab ihn weiter ohne etwas auszulassen. Sobald Kouhei das Anwesen der Taisho verlassen hatte, fing er über die Angelegenheit an nachzudenken. Er bekam ganz stark den Eindruck als getarnter Bote einem Nachrichtenaustausch gedient zu haben. Am liebsten würde er sich mit Daisuke treffen und nachfragen, weshalb der Wolf Inu no Taishos Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, doch am Ende ließ er es sein. Immerhin gab es etliche getarnte Agenten, ihre Sicherheit hatte immer vorrang.
 

Masao gelang es, diese Begebenheit vor seinem jüngeren Bruder geheim zu halten. Wenn dieser davon Kenntnis erhalten würde, drängte er sicherlich wieder darauf, Lisha aus Narakus Nähe zu entfernen. Er sorgte sich um seine neu gewonnene Tochter. Da er aber nichts für sie tun konnte, kümmerte sich Toyo um seinen Enkel. Weil er jedoch auch seinen Pflichten nachkommen musste, hatte er eine zuverlässige Dämonin als Kinderfrau nach Tokio geholt. Der älteren Youkai konnte keiner etwas vormachen, sie zog sofort den richtigen Schluss, sobald sie Ethan zum ersten mal im Arm hielt. Immerhin wuchsen unter ihrer Fürsorge nicht nur Finley und Misaki auf, sondern auch bereits die beiden Taishobrüder.

Als dann Lisha einmal nach ihrem Sohn sehen wollte und nur die ältere Dämonin anwesend war, kam das ganze Geheimnis heraus. Am Ende konnte die Agentin froh sein, so eine zuverlässige, freundliche und vor allem verschwiegene Kinderfrau für Ethan zu haben.

Bei einem Treffen mit Masao nahm Toyo das Baby mit und kurz darauf verließ er wieder die Villa. Er befand sich auf dem Weg zum Auto, als ihm einfiel, was er vergessen hatte. In diesem Moment kreuzte Sesshomaru seinen Weg. So bat er: "Halte meinen Sohn kurz. Ich habe etwas Wichtiges drin liegen gelassen."

Eine Antwort wartete der braunäugige Dämon nicht ab, sondern drückte den Hanyou Sesshomaru in die Arme. Dieser blickte seinem Onkel nach. Dann nahm er Ethan mit beiden Händen und hielt ihn vor seinem Körper. Der Hanyou weinte bis jetzt, verstummte aber plötzlich, als er die goldenen Augen sah, wie sie ihn intensiv musterten.

Der silberweißhaarige Hundedämon konnte sich, keinen Reim daraus machen aber der Geruch des Babys war ihm vertraut. Dabei dachte er nicht an seinen Onkel, sondern eher die menschliche Seite, beinahe wie bei Lisha. Doch das konnte nicht möglich sein. Oder rochen alle Halbdämonen mit menschlichen Müttern so ähnlich wie die Geliebte seines Vaters.

Im nächsten Moment kroch ihm noch ein anderer Duft in die Nase. Er rümpfte sie kurz, erblickte gleichzeitig Kagura und drehte sich zu der Winddämonin um. Mit den Worten: "Er muss gewickelt werden", überreichte er Ethan an sie. Das Baby erhob jedoch Protest, weil es ihm aus irgendeinem Grund bei dem Hundedämon besser gefallen hatte.

Völlig verdutzt fragte Kagura: "Weshalb ich?"

"Du bist doch Krankenschwester oder?", entgegnete Sesshomaru lässig und ging ein paar Schritte weg.

Bevor die Winddämonin einen weiteren Einwurf aussprechen konnte, erschien Toyo und nahm den Kleinen ihr ab. "Besser dein Vater wickelt dich. Wer weiß, wie die beiden sich anstellen."

Kagura schnaufte nur und beeilte sich fortzukommen. Immerhin kannte Toyo ihren wahren Hintergrund. Weshalb er bis jetzt darüber geschwiegen hatte, verstand sie selbst nicht. Vermutlich um niemanden wissen zu lassen, das Inu no Taishos Bruder früher mit Huren verkehrte.

Eigentlich lag es auch in Sesshomaru Absicht zu gehen, da sah er ein Tuch auf dem Boden liegen, hob es auf und hatte sofort den Geruch der rothaarigen Agentin in der Nase.

"Es gehörte Lisha", bestätigte Masaos Bruder, die unausgesprochene Frage und erklärte den Grund für den Besitzerwechsel: "Meinem Sohn gefällt die Farbe. Lisha hat es bei ihrem letzten Besuch vergessen und Ethan bekam es in die Finger. Seitdem will er es nicht mehr hergeben."

Mit einem letzten Blick ging Toyos Neffe fort. Zwar erklärt das Tuch Lishas Geruch an Ethan, aber es blieben Zweifel.

So sah er nicht, wie Ethan seine Arme nach ihm ausstreckte und in der Babysprache etwas brabbelte.
 

An einem der nächsten Tage fuhr die Agentin mit ihren neuesten Erkenntnissen zu dem Anwesen der Taishos. Im Arbeitszimmer traf sie nur auf Sesshomaru. Deshalb bat Lisha nach der Begrüßung: "Würdest du deinem Vater diese Akte geben."

Der Hundedämon stand auf, trat an das Fenster, hielt im Garten ausschau und bat: "Warte einen Moment, dann kannst du sie ihm selbst überreichen."

Da er seinen Vater nicht sofort erblickte, griff Sesshomaru nach der Sprechanlage für das Tor um die Wachen zu informieren. Diese würden innerhalb kürzester Zeit seinen Vater im Grundstück ausfindig machen und über den Besuch in Kenntnis setzen.

In der kurzen Wartezeit trat Masaos erstgeborener Sohn näher zu der Agentin hin. Sie sahen sich eine Weile an, und gerade als der Dämon, mit der Mondsichel auf der Stirn, die Distanz noch mehr verringern wollte, hörten sie die Tür im Flur aufgehen. Sesshomaru brachte schnell Abstand zwischen ihre Körper und nun dauerte es nicht lange, bis Inu no Taisho sein Arbeitszimmer betrat. Sesshomaru verließ es im nächsten Augenblick.
 

Zuerst begrüßte Masao, die rothaarige Frau mit einer Umarmung, danach bat er sie, mit ihm, einen kleinen Spaziergang durch den Garten zu unternehmen. Außerdem wollte er sie bitten, zum Essen zu bleiben. Der Grund ihres Erscheinens hatte Zeit bis später, befand er.

Lisha folgte dem Hundedämon hinaus ins Freie auf die Terrasse. Gerade bog Kagura um die Ecke und lief hinüber zum Swimmingpool. Als die Winddämonin die Anwältin sah, schaute sie kurz herüber, tat dann aber gleich als würden sich die beiden Frauen noch nie begegnet sein.

"Kagura", murmelte Lisha leise. Der ehemalige Polizeichef hatte es jedoch gehört und fragte: "Du kennst sie?"

"Ja, sie geht bei Naraku ein und aus. Ich vermute deshalb, sie ist seine Spionin."

Aufgrund dieser Worte warf der Hundedämon einen Blick zum Pool und dann schlich sich ein leichtes überlegendes Lächeln auf seine Züge. In dem Moment als Kagura gerade wieder einen heimlichen Blick zu ihnen beiden am Haus herüber warf, packte er die rothaarige Frau, zog sie näher an sich heran. Bevor Lisha eine Frage stellen konnte, wurde sie geküsst. Es war nicht einfach nur ein belangloser Kuss, sondern sehr intensiv und prickelnd. So süß, das selbst Inu no Taisho mehr wollte. Es war lange her, das er so fühlte, da er sich bei Izayoi immer selbst Zurückhaltung auferlegte. Diesmal stand er an der Schwelle, war nahe dran sich zu verlieren. Masao genoss diesen Kuss zu gern, vergaß dabei nicht nur den Ort, wo er sich befand, sondern auch den Zeitpunkt.

Da jeden Moment das Mittagessen serviert werden würde, kamen Toyo und Izayoi aus dem Park zurück und bogen nur wenig später um die Hausecke.

Als die Behinderte Frau ihren Ehemann sah, wie dieser ein anderes Wesen küsste, fühlte sie einen Anflug von Eifersucht. Für einen Moment hielt sie die Luft an, doch danach entfuhr ihr ein entsetztes: "Masao."

Der Angesprochene verdammte sich gerade selbst. Abrupt beendete er den Kuss, löste seinen Mund von Lishas weichen, köstlichen Lippen, doch die Umarmung behielt er bei. Zwar hatte der Kuss einem Zweck gedient, doch es lag nicht in seiner Absicht, sich von seiner Gefährtin dabei erwischen zu lassen.
 

... tbc ...
 

Kapitel 14 - Der Zweck heiligt die Mittel.
 

Izayois Reaktion, Masaos Hintergedanke und Daisukes Gründe

Der Zweck heiligt die Mittel

Kapitel 14 - Der Zweck heiligt die Mittel.
 

Zwar wollte sich die Agentin losreißen, doch Masaos Griff war fest. Er drehte seinen Kopf etwas und erklärte: "Verzeih Izayoi. Es war nicht geplant, das du auf diesem Weg meine Geliebte Lisa Lefevre kennenlernst. Du hast hoffentlich nichts gegen ihre Anwesenheit?"

Die schwarzhaarige Menschenfrau antwortete jedoch nicht, sondern funkelte ihren Ehemann wütend an. Gleich darauf packte sie die Räder ihres Rollstuhls, drehte ihn und rollte davon in den Park hinein. Nicht nur Masao bemerkte die Entrüstung seiner Frau, sondern alle Familienmitglieder, die plötzlich, wie aus dem Nichts erschienen.

Misaki in Begleitung von Kouga kam gerade vom Parkplatz herüber. Sesshomaru stand ebenfalls auf der Terrasse. Kein Wunder, weil jeden Moment das Essen serviert werden würde.

Toyo bemerkt etwas spöttisch: "Das war wohl das schlechteste Timing, das ich je erlebt habe. Was hast du dir nur dabei gedacht?"

"Nicht nur der Zeitpunkt war völlig unangebracht", kam es von Sesshomaru. Ausnahmsweise schien Lisha keine Schuld zutreffen. Die junge Frau riss sich gerade von Masao los und floh ins Haus.

Der ehemalige Polizeichef sah hinüber zum Pool und flüsterte: "Es sollte nur Spione täuschen. Ich hatte keine Ahnung das Izayoi auftaucht. Außerdem muss ich mich vor niemanden rechtfertigen", damit schloss er das Thema ab und wandte sich an Sesshomaru: "Lass noch ein Gedeck auflegen! Lisha wird zum Essen bleiben!", befahl er seinem Sohn.

Sehr widerwillig, weil das Essen nur in einem Desaster enden konnte, kam dieser dem nach. Nur wenig später trat er in das Arbeitszimmer seines Vaters, wo er die Agentin fand.
 

Inu no Taisho folgte Izayoi und hatte sie bald im Park eingeholt. Er schickte Kagura, die ihr gefolgt war, zum Haus zurück und schob den Rollstuhl selbst bis zu einer Bank. Dort setzte er sich nieder, um seiner Frau direkt in die Augen blicken zu können.

"Izayoi", begann er mit sanftem Ton in der Stimme.

Die Gelähmte schaute zur Seite und sagte nur: "Ich bin wütend auf dich."

Sie beide waren viel zu lange schon zusammen und so wusste er, sie würde ihm nicht zuhören. Dennoch versuchte er es: "Ich habe dir bereits gesagt, Lisha ist eine Agentin."

"Musst du sie deswegen vor aller Augen küssen. Was glaubst du, was jetzt los ist. Ich sehe sie schon vor mir, diese mitleidigen Blicke. Ich hasse sie und ertrage es nicht länger", warf die schwarzhaarige Frau ihrem Ehemann aufgebracht entgegen.

"Ich weiß", flüsterte Masao kaum hörbar. Zum ersten Mal drehte sich seine Gefährtin ihm zu und erwiderte seinen Blick. Der ehemalige Polizeichef stand auf, trat näher an seine Frau heran und streifte ihr sanft mit den Fingerspitzen über das Gesicht, eine zärtliche Geste, die sie früher immer mochte. Dann kam seine Hand, auf Izayois Schulter zu ruhen. Ebenso leise, wie seine vorangegangenen Worte sagt er nun: "Wir stehen unter Beobachtung. Narakus Spione sind allgegenwärtig."

Nur ein kurzes Zusammenzucken verriet dem Dämon, das sich die Gelähmte am liebsten umgesehen hätte. Doch sie beherrschte sich und fragte stattdessen: "Jetzt auch?"

"Ja, der Gärtner drüben am Pool. Kagura und die Wache vorn bei der Steintreppe, welche zum Pavillon führt", lautete die Antwort.

"Kagura hatte ich schon länger in Verdacht. Sie und der Gärtner wechseln gelegentlich Blicke, wenn sie glauben, dass ich unaufmerksam bin. Der ...", jetzt drehte Izayoi doch ihren Kopf und so sah sie gerade noch, welcher Wachmann hinter der Hecke am Pavillon verschwand: "Der Dämon arbeitet noch nicht lange für uns. Können wir überhaupt noch jemanden trauen?"

"Deinem Leibwächter und deiner Familie. Vertraue mir!", das Letzte war eine Bitte, nur zu deutlich verstand es Izayoi. Masao fügte hinzu: "Ich werde jetzt wieder zum Haus gehen. Komme nach, sobald du dich gefangen hast."

Er schaffte nur einen Schritt, bevor sein Handgelenk festgehalten wurde: "Masao, küsst Lisha gut?"

Der Dämon dachte nach und kam zu dem Schluss, er hatte die Agentin völlig überrumpelt damit. So antwortete er: "Es geschah nur zur Tarnung, doch ich denke, Lisha hatte keinen Gefallen daran."

Diese Antwort genügte Izayoi, zumal sie auch Lishas Abneigung mitbekommen hatte.

"Wir reden später noch mal darüber", versprach der ehemalige Polizeichef, bevor er diesmal endgültig ging. Izayoi sah ihm lange nach und stellte fest, seit sie ihre Erinnerungen zurückbekam, wollte sie auch um ihre Liebe zu Masao kämpfen. Die letzten Jahre, seine zärtliche Fürsorge geschahen nicht ohne Grund. Tief in ihrem Innern musste sich die Gelähmte eingestehen, das Masao noch immer ihr Herz besaß und sie gerade die Liebe zu ihm neu entdeckte.
 

In der Zwischenzeit stand Sesshomaru im Arbeitszimmer seines Vaters und sah wortlos Lisha an. Die Agentin ließ sich das eine Weile gefallen. Erst ging sie unruhig im Zimmer umher und dann sank sie auf die Couch nieder. Ihre Gefühlswelt war ein wenig durcheinander. Masao hatte mit seiner Einschätzung völlig recht. Der Kuss selbst hatte ihr zwar gefallen aber die Umstände verdarben ihr den Genuss. Izayois wegen hatte sie ein schlechtes Gewissen und sie kam sich beinahe wie eine Verbrecherin vor. Da riss die Stimme des silberweißhaarigen Dämons, mit der Mondsichel auf der Stirn, die junge Frau aus den Gedanken: "Mein Vater hatte kein Recht dies zu tun."

"Nein hatte er nicht", entfuhr es Lisha sofort, ohne nachzudenken. Dann sah sie auf und korrigierte sich: "Doch das hatte er. Immerhin bin ich seine Geliebte."

"Falsch", widersprach Sesshomaru: "Mein Vater tut nur so. Dieser Kuss ändert nichts zwischen uns. Früher oder später wirst du mir gehören." Bevor die Anwältin zu einem Einwurf fähig war, zog der Hundedämon sie in seine Arme und küsste Lisha.

Erneut wurde sie überwältigt, doch diesmal konnte sie es genießen.

"Vergiss nicht, du gehörst mir", flüsterte Sesshomaru danach sehr bestimmend, wohl wissend das sein Vater es vernahm. Dann ließ er Lisha los und verschwand durch die Tür, weil gleich darauf Masao vom Garten her eintrat. Dieser hörte gleich darauf, wie die Anwältin murmelte: "Anmaßende Taishos. Einer schlimmer als der Andere."

"Lisha."

Die junge Frau fuhr herum und funkelte den Daiyoukai an: "Erst Fin, dann Sesshomaru und jetzt auch noch du. Vermutlich ist Toyo nicht anders und nimmt sich ebenso, was ihm gefällt."

"Nicht im Bezug auf dich, da benimmt sich Toyo eher beschützend. Er hat dich als seine Tochter akzeptiert und was Fin angeht, ich dachte ihr beide ...", den Rest ließ Masao ungesagt.

Lisha seufzte und erklärte dann: "Es hat nicht sehr lange gedauert, bis ich mich in Fin verliebte. Seine zurückhaltende, zuvorkommende Art hat mir gut gefallen. Vor allem nach dem Erlebnis, welches ich hatte. Eines Abends jedoch hat er mich so wie du vorhin in seine Arme gerissen und mich geküsst. Danach sagte er: "Ich will dich als meine Gefährtin, deshalb werde ich mich nicht länger zurückhalten." Meine Antwort darauf war damals eine Ohrfeige. Für mich war der Zeitpunkt zu früh. Einige Tage später kam er mit einem Strauß Rosen und präsentierte mir seine abgeschnittenen Nägel mit den Worten, an dem Tag, wo wir beide den Bund eingehen würden, hätte ich keine Angst mehr vor Dämonen. Fin behielt recht und während unserer Ehe blieb er weiterhin einfühlsam. Für diese Geste liebte ich ihn noch mehr." Für einen Moment unterbrach sich die junge Frau, lächelte sogar leicht, als sie an Fin dachte. Danach sah sie Masao wieder an und sprach weiter: "Sesshomarus Gründe kann ich ebenso nachvollziehen. Deine jedoch nicht. Was glaubst du, was in Izayoi vorgegangen ist, bei unserem Anblick. Sicherlich hast du ihr das Herz gebrochen."

Mit jedem Wort wurde Lishas Ton anklagender und ihre Wut auf Masao verrauchte dadurch nicht.

"Du hast sicherlich jeden Anlass dazu, wütend auf mich zu sein. Doch Izayoi hat dich nicht zu interessieren Lisha. Die Angelegenheit kläre ich selbst mit ihr.", damit wollte der ehemalige Polizeichef die Sache abtun. Doch die Agentin konnte es nicht so einfach auf sich beruhen lassen. "Für dich vielleicht. Doch, was ist mit mir. Wie kann ich deiner Frau noch in die Augen sehen, nachdem Vorfall."

"Dann will ich dir den Unterschied erklären. Wenn Sesshomaru dich küsst, ist es privat, sobald ich dich küsse, dient es deiner Tarnung. Damit ist das Thema für mich erledigt", kam es streng von Masao.

Eigentlich hatte Lisha noch Einwände, aber der Ton duldete keinen Widerspruch.

Etwas milder bat der Hundedämon dann: "Komm, das Essen wird gleich serviert. Ich weiß, dass du dieses Mittagessen professionell durchstehen kannst."

Die rothaarige Frau atmete ein paar Mal tief durch. Sie würde eher am liebsten davon laufen als sich der Familie zustellen. Am schlimmsten empfand sie es jedoch, Izayoi gegenübertreten zu müssen. Normalerweise machte ihr die Undercover Arbeit nichts aus. Doch diese Situation war etwas völlig anderes, dies war auch ihre Familie, allein durch ihre Heirat mit Fin. Sie belügen zu müssen empfand sie als großen Frevel.
 

Masao sah ihren Zwiespalt, doch er konnte keinen Rückzieher machen. Kagura würde sicherlich alles haarklein Naraku berichten und damit wollte er der Anwältin helfen. Daisukes Warnung geschah nicht umsonst, wobei die Beweggründe des Wolfes vorerst noch im Dunkeln lagen. Diese Überlegung brachte den Hundedämon dann noch auf seinen Sohn und seine Handlung. Deshalb forderte er die junge Frau auf: "Solltest du Schwierigkeiten mit Sesshomaru haben, will ich das du mir Bericht erstattest."

"Die Sache zwischen mir und deinem Sohn ist meine Privatangelegenheit. Darüber werde ich nicht sprechen", nun war es an der Anwältin, verschwiegen zu sein. Ihr Verhältnis zu dem Youkai empfand sie verwirrend, zumal sie immer noch Fin liebte. Außerdem bewunderte sie Masao, eine Tatsache, die sie ihm gegenüber nie aussprechen würde. Wie konnte sie da genaue Angaben zwecks Sesshomaru von sich geben, wenn sie selbst unsicher war. Zum Schluss fügte sie doch noch erklärend hinzu: "Dein Sohn hat offenbar Interesse an mir. Sesshomaru gibt mir jedoch die Freiheit selbst zu entscheiden."

Nachdenklich schaute Masao Toyos Schwiegertochter an. Beide waren alt genug, um zu wissen, was sie taten. Vielleicht brauchte sein Sohn die Erfahrung mit einem Menschen und Lisha war eine gute Kandidatin dafür. Dennoch war er überzeugt davon, diese Beziehung war nicht von Dauer. Woher der Herr der Dämonen die Gewissheit nahm, verstand er im Moment selbst nicht. Die Zeit würde es zeigen, ob er mit seiner Einschätzung richtig lag. Deshalb stimmte er jetzt auf seine Art zu: "Ich werde mich nicht einmischen, solange Sesshomaru deine Tarnung nicht gefährdet." Zwei Schritte genügten, um näher an Lisha heranzutreten. Er hob seine Hand und befestigte bei der jungen Frau eine widerspenstige Locke unter der Haarklammer, damit sie wieder ordentlich aussah. Dann fügte er noch hinzu: "Egal was du tust, sei vorsichtig!"
 

Während des Essen herrschte eine beklemmende Situation. Man unterhielt sich zwar, doch alles wirkte gekünstelt. Lisha wagte es kaum den Kopf zu heben aus Angst dem Blick von Izayoi zu begegnen. So bekam sie auch nicht mit, wie sie tatsächlich längere Zeit von der behinderten Frau betrachtet wurde. Die Einzige, die zufrieden lächelte, war Kagura. Ihr mundete auch das Essen vorzüglich.

Doch dann ließ Misaki eine Bemerkung fallen: "Das erinnert mich an ein Essen vor einigen Jahren, als mein verehrter Vater bei uns mit seiner Geliebten aufgetaucht war und der neue Freund meiner Mutter ebenso zugegen war. Zwar waren meine Eltern geschieden aber sie haben sich benommen ..."

Warnend unterbrach Toyo seine Tochter: "Halt deine Worte im Zaum Misaki. Diese Situation ist grundverschieden."

Die silberweißhaarige Hundedämonin schwieg tatsächlich. Doch Lisha blickte hoch, sah die Youkai an. Da Izayoi direkt neben Misaki saß trafen sich die Blicke der beiden Menschenfrauen und die Agentin zuckte zusammen. Sie wischte sich ihren Mund ab, warf die Serviette auf den Tisch und schob ihren Stuhl nach hinten. Leise flüsterte sie: "Entschuldigt mich."

Eine Antwort wartete sie nicht ab, sondern eilte sofort aus dem Raum. Es herrschte danach Totenstille, niemand schien etwas äußern zu wollen.

Misaki war die Erste, welche ihre Sprache wiederfand und das Ausmaß ihrer Worte begriff. Sie stand ebenso auf, zog Kouga mit und lief der rothaarigen Frau hinterher.

Der Wolf, welcher nie um Worte verlegen war, hatte aufgrund der beklemmenden Atmosphäre seinen Mund gehalten. Draußen im Freien atmete er erleichtert auf und folgte der Hundedämonin.

Diese trat zu Lisha und sagte leise: "Die Bemerkung im Esszimmer war dumm von mir."

Da Kouga jetzt herbeikam, zuckte die Agentin nur mit der Schulter und sah dem Wolf entgegen.

Kurz nach ihnen hatte Toyo das Esszimmer verlassen und tauchte auf dem Vorplatz auf: "Lasst mich mit Lisha allein!", bat er sofort.

Misaki kam dem nach und verschwand mit Kouga im Park.
 

Der Jüngere der Taishobrüder blieb zwei Schritte neben der Agentin stehen und sagte leise: "Wie gern würde ich dich jetzt in den Arm nehmen, doch nach dem Vorfall ist es nicht angebracht. Mein Bruder hat da ein ganz schönes Chaos angerichtet."

Doch Lisha widersprach und erklärte: "Genau genommen war der Auslöser eine Bemerkung, welche ich bei Naraku äußerte, die mich in die Situation gebracht hat. Nur deshalb und weil ich in Japan geblieben bin, haben wir ihn gefunden."

"Zum Glück. Hauptsache du passt auf dich auf!", mahnte der Youkai mit den braunen Augen noch einmal eindringlich. Er wollte sich schon entfernen, als die Anwältin noch sagte: "Izayoi ist mir nicht böse, ihr Blick gerade eben war sehr freundlich. Deshalb bin ich aus dem Raum gestürzt, bevor ich mich verraten konnte." Ihr darauffolgendes Schweigen hielt nicht lange an. Als Nächstes äußerte Lisha nachdenklich: "Die Hundedämonin damals im Park, welche mir geholfen hat, war Misaki. Glaubst du, sie hat mich erkannt?"

Jetzt runzelte Toyo etwas seine Stirn. Seine Tochter hatte in den letzten Wochen viele Dinge erfahren und auch ihre eigenen Schlussfolgerungen gezogen. Er schätze sie recht intelligent ein. Doch ob sie zwischen Lisha und dem jungen Mädchen von damals einen Zusammenhang zog, wusste er nicht. So schlug er vor: "Es gibt einen ganz einfachen Weg das herauszufinden. Warte im Park beim Springbrunnen. Dort könnt ihr euch unterhalten ohne belauscht zuwerden. Ich bin sicher, ich kann Misaki eine Weile von Kouga loseisen."

Nur wenig später trafen sich die beide weiblichen Wesen im Park und es folgte eine lange Unterhaltung. Beide mochten sich und ihr Gespräch nahm kein Ende. Misaki gestand ihr auch, Inuyasha begegnet zu sein und ihn erkannt zu haben. Erst als es dunkel wurde, merkten beide, wie lange sie sich unterhalten hatten.
 

Am Mittag verließ als beinahe Letzter der Familie Sesshomaru das Esszimmer. Er verschwand in der Bibliothek, weil er einige Dinge recherchieren wollte. Kagura, Masao und Izayoi blieben noch sitzen. Ohne auf die Winddämonin zu achten, begann Masao: "Es kam zwar etwas plötzlich für dich Izayoi, aber du hast mir immer Nahe gelegt mir eine Geliebte zu suchen. Sagt Lisha dir zu?"

Die Behinderte trank einen Schluck, sah eine Weile zum Fenster hinaus und legte sich ihre Worte zurecht. "Sie ist nicht nur nett, hat Herz und scheint liebevoll zu sein, sondern sie besitzt auch ein Gewissen. Lisha ist genau die Richtige für dich, eine sehr passende Gefährtin ..."

"Izayoi", mahnte Masao leise. Es gefiel ihm gar nicht, das sie schon wieder von Trennung oder der Möglichkeit eines baldigen Todes aufgrund ihrer Immunschwäche anfing. Dies hatte nicht in seinem Sinn gelegen.

Diese sprach aber weiter, den Einwurf ignorierend. "... wenn du nicht schon mit mir verheiratet wärst. Sollte ich dich noch einmal dabei erwischen, wie du Lisha küsst, werde ich dir eine Szene machen, die du nicht so leicht vergisst", damit warf sie ihrem Ehemann einen gespielt wütenden Blick zu und bat danach: "Kagura, ich habe genug. Bringe mich auf mein Zimmer!"

Solange die Winddämonin und Izayoi im Esszimmer verweilten, behielt der ehemalige Polizeichef seinen ernsten Blick bei. Doch kaum waren die beide weiblichen Wesen draußen, lächelte er leicht.

Von der anderen Tür her erklang jetzt eine Stimme: "Izayoi war großartig."

Ohne sich umzudrehen, antwortete der ältere Dämon seinem Bruder: "Das war nicht alles gespielt. Sie hat es wirklich ernst gemeint. Jetzt wo ich sie mit meiner angeblichen Geliebten tatsächlich konfrontiert habe, wird sie hoffentlich aufhören, mich dazu zu drängen. Damit ist die Angelegenheit vom Tisch."

"Was sagen eigentlich die Ärzte?", wollte der Jüngere wissen. Izayois Beweggründe kannte er ja, da sie sich oft darüber unterhielten.

Sein Bruder antwortete, wobei man merkte, dass der Umstand ihn glücklich machte: "Bei ihr ist eine leichte Besserung eingetreten. Du siehst ja selbst, wie sie wieder aufblüht, seit wir zurückgekommen sind. Izayois Erinnerungen kehren langsam zurück, sodass ich glaube, es bestehen gute Chancen."

Noch lange sah der Jüngere der Taishobrüder Masao nach. Gerade fragte er sich, was passierte, wenn Izayoi sich daran erinnerte, weshalb sie ihren Gefährten verlassen wollte. Ob es eines Tages zwischen den Ehepartnern zu Sprache kam. Er konnte nicht ahnen, dass der Ältere davon seit Jahren Kenntnis hatte und sogar noch mehr wusste. Nämlich das Izayoi ihre Entscheidung noch einmal überdachte, nachdem ihr Kikyou begegnete.
 

Einige Tage später, nachdem die Agentin jede Menge Aufgaben zu bewältigen hatte, wollte sie sich am Abend etwas entspannen und im Innenpool schwimmen.

Sobald es dunkel wurde, betrat Lisha den Keller, wo sich dieser befand. Die junge Frau schwamm hier gelegentlich in Narakus Haus, zog es dabei aber vor allein zu sein. Manchmal schämte sich aufgrund der Narben. Gerade ließ sie die letzten Stufen hinter sich, als die Agentin plötzlich vor Daisuke stand. Im ersten Moment wollte der Wolf die rothaarige Frau nicht vorbeilassen. Doch da sie Yasus Geheimnis bereits kannte, spielte es keine Rolle mehr. Lisha hatte die Klinke der Pooltür schon in der Hand. Der Wolf legte plötzlich seine Klaue auf ihre Schulter und sagte in sehr leisen Ton: "Damit wir uns nicht falsch verstehen. Ich habe das nur getan um Yasu zuschützen, mir liegt viel an dem Jungen."

"Mir auch, mehr als du vielleicht ahnst", gab die junge Frau zu.

Daisuke nahm seine Hand von der Schulter fort. Deutlich hatte er gemerkt, wie die Anwältin zusammengezuckt war. Da er die Narben schon einmal zu Gesicht bekommen hatte, fragte er jetzt: "Der Angreifer, der das hinterlassen hat, war er ein Wolf?"

"Bis vor Kurzem dachte ich es. Für mich ist der Teil meines Lebens abgeschlossen.", damit gab Lisha dem Leibwächter zu verstehen, das sie nicht mehr darüber sprechen wollte.

Deshalb kam Daisuke erneut auf sein Anliegen zusprechen. "Was immer du vorhast, ziehe den Jungen nicht mit hinein."

Die rothaarige Frau dachte nach. Wenn Naraku jeden Tag wissen wollte, ob Masaos Geruch ihr anhaftete, musste Daisuke dessen Geruch kennen. Aus diesem Grund fragte sie sich jetzt, wenn Inuyasha oder Fin den richtigen Schluss zogen, was die Herkunft des Hanyou betraf, weshalb dann nicht andere Dämonen. Auf dem Gelände hier gab es nicht nur Hundedämonen, sondern etliche Wölfe. Wenn sie sich recht erinnerte sogar einen Pantherdämon.

"Wenn du weißt, wer er ist, weshalb schweigst du trotzdem?", stellte sie den Leibwächter einfach zur Rede.

Dessen Blick veränderte sich schlagartig. Die Freundlichkeit daraus verschwand und als er sprach, lag Verbitterung in Daisukes Stimme: "Viele wissen, wessen Kind er in Wirklichkeit ist. Doch niemand redet, weil alle Narakus Strafen fürchten. Er hat jeden seiner Mitarbeiter in der Hand. Deshalb halten sie den Mund."

"Inu no Taisho, euer Herr würde doch jeden beschützen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er bei so einer Ungerechtigkeit die Augen verschließt", verkündete Lisha ihre Meinung. Die Erklärung, welche sie bekam, gefiel ihr überhaupt nicht, wenngleich sie damit eine weitere Warnung erhielt.

"Ich kann nur für mich sprechen. Obwohl ich meinem Clan Loyal gegenüberstehe, genieße ich nicht den Schutz von Oyakata-sama. Vor einigen Jahren starb ein Mensch durch meine Schuld. Weil ich deswegen gegen eines der dämonischen Gesetze verstoßen habe, hat Naraku mich in der Hand und erpresst mich mit diesen Beweisen. Aus diesem Grund hat er auch nach deinem Baby gesucht, um eine handhabe gegen dich zu haben, falls du seinen Befehlen nicht gehorchen willst", erklärte der Wolfsdämon der jungen Frau. Einige Dinge behielt er für sich, fügte aber noch hinzu: "Was immer du vorhast, du stehst dann völlig allein da. Solltest du erwischt werden, wird dir niemand helfen."

Bis Lisha antwortete, verging einige Zeit. Sie dachte kurz an den Schläfer. Dieser hatte genaue Anweisung ihre Person betreffend. Außerdem vertraute sie auf Masaos Sicherheitsvorkehrungen. Deshalb lautete ihre Antwort: "Danke das du so offen zu mir warst.

Keine Sorge sollte ich erwischt werden, trage ich das Risiko allein."
 

Kapitel 15 - Alte Fälle, neue Beweise
 

Lisha findet einige Dinge über Narakus Geschäfte heraus und Inuyasha bleibt ebenso nicht untätig.

Alte Fälle, neue Beweise

Kapitel 15 - Alte Fälle, neue Beweise
 

Nur wenig später trat Lisha durch die Tür und kam bald neben dem Schwimmbecken zum Stehen. Sie legte ihren Bademantel ab, da hörte sie ein leises Plätschern. Auch ohne die schwarze Perücke wusste sie, dass der Jugendliche mit den kurzen weißen Haaren und den spitzen Ohren Inuyasha war.

"So ein Mist. Du verrätst mich hoffentlich nicht. Mein Stiefvater sieht es nicht gern, wenn ich die Perücke ablege", begann er sofort und fühlte sich ertappt. Doch da Daisuke die rothaarige Anwältin durchgelassen hatte, musste der Leibwächter ihr vertrauen.

Die junge Frau lächelte, setzte sich an den Rand des Pools, während eines ihrer Beine im Wasser baumelte. Danach beruhigte sie den Hanyou: "Keine Sorge, werde ich nicht."

Dann herrschte kurz Ruhe, bevor sie fragte: "Du bist ein Halbdämon. Deshalb wundert es mich, wie dir deine Eltern deine merkwürdige Herkunft erklärt haben."

Etwas verlegen murmelte Inuyasha: "Kikyou soll eine Affäre mit einem Hundedämon gehabt haben. Weil mich mein leiblicher Vater nicht wollte, nahm Naraku uns beide auf. Als ich zehn war, kurz nach Kannas Geburt hat er sie geheiratet, damit meine Stiefschwester wieder eine Mutter hat."

Nachdenklich äußerte die Agentin: "Jetzt weißt du, dass es eine Lüge ist." Gleich darauf drehte sie ihren Kopf wieder zu Inuyasha hin und fragte: "Deine Augen sind wirklich golden?"

"Ja", antwortete er schlicht. Danach fügte er erklärend hinzu: "Angeblich hat mein Stiefvater viele Feinde, deshalb soll ich wie ein Mensch herumlaufen, damit niemand erfährt, wer ich bin. Außerdem hänselt man mich nicht so sehr, wegen meiner Ohren."

"Du solltest stolz auf deine Herkunft sein. Dennoch kann ich dich sehr gut verstehen. Früher habe ich auch immer Kontaktlinsen benutzt und meine Haare gefärbt, weil ich es leid war, ständig Hexe genannt zu werden. Doch dann traf ich Fin und er liebte mich so, wie ich war. Außerdem half er mir, mich selbst zu finden. Seit dem will ich nicht mehr jemand anderes sein. Nur noch die Rothaarige mit den grünen Augen." Eine Antwort darauf wartete Lisha nicht ab. Sie ließ sich in das Wasser gleiten und schwamm ein paar Runden.

Inuyasha beobachtete sie dabei nachdenklich. Leise, mehr zu sich selbst flüsterte er dann: "Und doch trägst du jetzt wieder eine Maske." Der Hanyou seufzte und sprang ebenso zurück in den Pool.

Danach aßen sie beide zusammen zu Abend und unterhielten sich noch, wobei sie den Raum nicht verließen. Dieser hatte nämlich einen Vorteil, er war schalldicht und praktisch abhörsicher.

Irgendwann konnte der Hanyou dann nicht mehr an sich halten und wollte wissen: "Es ist kein Zufall, dass du für Naraku arbeitest. Du weißt genau, wer mein Vater ist, habe ich recht."

Die Anwältin wusste nicht, was sie darauf entgegnen sollte. Doch es erübrigte sich fast, weil Inuyasha hinzufügte: "Du musst es mir nicht sagen, auch nicht, welche Aufgabe du hast. Doch sollst du wissen, ich werde dich dabei unterstützen."

Diesmal antwortete die Undercover Polizistin sofort: "Der einzige Grund, weshalb ich für Naraku arbeite, weil ich nach Fins Tod Geld gebraucht habe. Immerhin war ich schwanger und zufällig suchte dein Stiefvater gerade einen Anwalt. Außerdem solltest du dich aus den Angelegenheiten von Naraku heraus halten. Es ist viel zu gefährlich."

Damit schnappte sich Lisha ihren Bademantel, zog ihn sich über und ging zur Tür. Dort drehte sie sich noch einmal um und sagte in einem milderen Ton als vorher: "Deine richtigen Eltern haben nie aufgehört, nach dir zu suchen."

Im nächsten Moment hatte sie den Raum verlassen, ohne auf eine Reaktion des Halbdämons zu warten.

Inuyasha sah ihr lange hinterher und nach geraumer Zeit verstand er auch ihr verhalten. Sie befürchtete zu Recht, das wenn er herumschnüffelte, seine Nase in Angelegenheiten steckte, die ihn nichts angingen oder er sich verdächtig machte, Naraku zum äußersten Mittel greifen würde und ihn womöglich tötete. Lisha wollte ihn beschützen, eine Geste, die er rührend fand. Dennoch reifte in ihm der Entschluss, seinen Beitrag zu leisten.
 

Nur wenige Tage darauf bekam er zum ersten Mal Gelegenheit etwas zu tun. Kagura tauchte am Nachmittag auf und wollte zu ihrem Boss. Doch die Spinne war geschäftlich im Land unterwegs und kam erst in einigen Tagen zurück. So traf sie nur Yasu an.

"Ist dein Vater nicht da?", wollte sie mit leicht hochmütiger Stimme wissen.

Etwas schnippisch entgegnete der Hanyou: "Siehst du ihn etwa irgendwo?"

Der Winddämonin lag schon eine saftige Entgegnung auf der Zunge, im letzten Moment beherrschte sie sich und gab ihr Wissen preis: "Daisuke teilte mir schon mit, das dein Vater verreist ist", damit griff sie in ihre Tasche, holte einen Umschlag heraus und reichte ihn Yasu: "Hier gib Naraku die Fotos, sobald er zurück ist. Er hat sie angefordert."

Etwas verwundert nahm der Hanyou diese entgegen. Kurz grübelte er, weshalb Kagura sie ihm aushändigte und nicht einem der Angestellten. Vielleicht vertraute die Winddämonin niemand.

Kurz darauf ging sie wieder.
 

Lange Zeit starrte Inuyasha auf den Umschlag in seiner Hand und überlegte, um was für Bilder es sich handelte. Nach einer ganzen Weile siegte seine Neugier und er öffnete das Päckchen. Das erste Bild, welches im entgegen fiel, fesselte seine Aufmerksamkeit.

Es zeigte einen kleinen Hanyou, der nur wenige Monate alt sein konnte, auch wenn er bereits in seinem Kinderwagen aufrecht saß. Daneben hockte ein silberweißhaariger Hundedämon mit braunen Augen. Inuyasha war nicht dumm, er konnte eins und eins zusammenzählen. Gesichter blitzten unwillkürlich durch seine Erinnerungen. Zwischen Lisha, Finley und Misaki, sowie dem Baby und dem ihm unbekannten Dämon, entdeckte er, eine menge Ähnlichkeiten. Für einen Moment stieg so etwas wie Freude in ihm auf.

Lishas Baby war am Leben und es ging dem Kleinen gut. Er konnte einfach seinen Blick nicht von dem Foto nehmen und zuckte plötzlich zusammen als Daisukes Stimme in seiner unmittelbaren Nähe erklang.

"Yasu?", es war als Frage formuliert und hatte gleichzeitig einen vorwurfsvollen Unterton. Dann sah der Wolf, was den Hanyou so fesselte und er nahm ihm das Bild weg.

"Ich will es behalten", fing der zukünftige Student trotzig an. "Du darfst es auf keinem Fall meinen Vater geben", bat er danach mit Nachdruck.

Mit der Antwort von Daisuke rechnete er überhaupt nicht: "Keine Sorge. Naraku wird kein Druckmittel gegen Lisha bekommen. Es ist nur besser, du hältst dich aus allem raus."

Etwas widerwillig verließ Inuyasha den Raum, zwangsläufig musste er dem Leibwächter vertrauen. So bekam er nicht mehr mit, wie der Wolf alle Fotos durchsah und jedes, worauf Ethan abgebildet war, aus dem Stapel entfernte. Sicherlich hätte der Hanyou das Gleiche getan, doch Daisuke wollte verhindern, das er die anderen Fotos betrachtete. Immerhin war Masao mit seiner Familie öfters im Fernsehen zu sehen gewesen. Da sich die beiden Taishobrüder nur in der Augenfarbe unterschieden und sich ansonsten recht ähnlich waren, hätte sich dem Hanyou die volle Wahrheit offenbart. Doch der Zeitpunkt war zu früh.
 

In einem verschlossenen Umschlag legte der Wolf die Bilder seinem Herrn auf den Schreibtisch und betrat dann später sein eigenes Zimmer. Hier feuerte er den kleinen Kamin an und verbrannte die Fotos. Bei dem Letzten zögerte er einen Moment und unterbrach sein Tun, um das Baby lange anzuschauen. Dann ging er zu einem Regal, nahm ein kleines Kästchen heraus und öffnete es. Daraus holte er ein anderes Foto und eine dünne silberne Halskette mit einem zierlichen Rosenanhänger. Das Bild zeigte zwei Dämonen, ihn und Fin neben einem aufgemotzten Rennwagen. Daisuke murmelte: "Ich wünschte, du würdest deinen Sohn aufwachsen sehen können. Er sieht fast so aus, wie du ihn dir immer vorgestellt hast, verehrter Freund. Weil du mir in deinen letzten Augenblicken dieses Versprechen abgenommen hast, bringst du mich in eine verzwickte Lage. Noch kann ich es nicht einlösen aber bald."

Nur wenig später legte er Foto und Kette zurück, verbrannte das letzte Bild des Babys.

Danach setzte er sich an das Fenster und starrte hinaus ins Freie hinauf zum Mond, wobei er in Gedanken bei dem verhängnisvollen Tag in Paris weilte. Die Kugel welche Fin traf galt seiner Ansicht nach ihm. In der Absicht der gegnerischen Dämonen lag es, ihn als Narakus Leibwächter zuerst auszuschalten. Doch die Waffe wurde von einem lausigen Schützen abgefeuert. Dieser schoss vorbei, die Kugel prallte an dem gepanzerten Wagen ab und traf Fin genau in seinem Herzen, wo sie dann das Gift freisetzte. Lishas Gefährte starb in Daisukes Armen, bevor der Krankenwagen eintraf. Selten überlebte ein Dämon dieses Gift, da es normalerweise sofort wirkte.

Auch wenn niemand die Schuld trug, Daisuke mussten mit dem Gedanken leben, indirekt einem Kind den Vater genommen zuhaben. Seit Monaten quälte ihn dieser Gedanke und es ließ ihm keine Ruhe. Doch es gab einen Weg Gewissheit zu erlangen.

Außerdem wollte er noch etwas tun. In dem er Lisha bedrohte, hoffte er Masao würde seine Agentin abziehen. Daisuke hatte jedoch Lishas Willenskraft unterschätzt und den Einfluss, den sie vermutlich auf den höchsten Dämon hat. Zumindest kam er zu keinem anderen Schluss. Die Botschaft hatte er verstanden und er würde sich an die Anweisung halten. Auf Ärger mit seinem Clanoberhaupt konnte der Wolf verzichten.

Jetzt setzte er sich hin und fing an, die Ereignisse in Paris aufzuschreiben, darzulegen, wie sie aus seiner Sicht abliefen. Zusätzlich fertigte er noch eine Zeichnung an.

Weil Daisuke selbst darum gebeten hatte in Zukunft Inuyashas Leibwächter zu sein, musste er auch nicht mehr ständig mit Naraku vereisen. Somit bekam er die Gelegenheit sich in den nächsten Tagen mit jemand zutreffen.
 

Lisha indessen ahnte nichts von dem Ganzen. Sie durch forstete weiter Narakus Akten mit den alten Fällen und sammelte Indizien. Dabei stieß sie auf korrupte Richter, bestochene menschliche Polizisten und es gelang ihr sogar, einen Staatsanwalt zu entlarven.

Doch dann machte sie eine interessante Entdeckung. Mit ihren neuen Erkenntnissen fuhr sie zur Taisho Villa.

Ein Bediensteter führte sie sofort in Masaos Arbeitszimmer, wo sie jedoch nur Sesshomaru antraf. Der Hundedämon hatte im Prinzip die gleiche Aufgabe wie sie, nur dass er alles von der anderen Seite aufrollte. Während Lisha die Akten aus der Sicht der Verteidigung von Naraku bekam, so hatte Sesshomaru Zugriff auf sämtliche Polizei und Gerichtsakten der anklagenden Seite, vertreten durch die Staatsanwaltschaft. Zusätzlich zu den alten Fällen forschte Masaos Sohn in den derzeitigen Tätigkeiten der Spinne nach. So sammelten sie Beweise, um ihn zu vernichten.
 

Kaum betrat Lisha den Raum, begrüßte sie den Dämon, mit der Mondsichel auf der Stirn, höflich aber distanziert. Er vermied es sich ihr zu nähern, so vermutete die Agentin, das Masao seinen Sohn gebeten hatte auf dem Anwesen Abstand zu halten. Sicherlich durchsuchte Sesshomaru immer noch täglich ihr Haus. Aufgrund ihrer Arbeit kam sie zurzeit spät nach Hause oder blieb gleich in Narakus Villa. Für die nächsten Tage nahm sie sich fest vor, früher nach Hause zu fahren. Für einen gemeinsamen Tee und ein kurzes Gespräch würde der Hundedämon vermutlich Zeit finden.

Jetzt jedoch setzte sich Lisha und holte aus ihrer Tasche ein Blatt heraus. Sie übergab das Papier Sesshomaru mit den Worten: "So in etwa hat die dämonische Zeichnung meines Angreifers ausgesehen."
 

Der silberweißhaarige Youkai sah sie sich kurz an und verstand nun, weshalb die Anwältin an dem Morgen so in Panik geraten war. Er erhob sich und ging zu den decken hohen Schränken. Es dauerte nicht lange, bis er das gesuchte Buch im Regal gefunden hatte. Er legte es auf den Tisch und schlug es auf, dabei erklärte er: "Oft werden die Zeichnungen an die Kinder vererbt. Oder sie ähneln sich, in der Farbe, der Form oder der Anzahl. Auf jeden Fall sind in dem Buch alle aufgelistet. Jeder Clanangehörige ist verpflichtet, eine Änderung zu melden."

Lisha hörte ruhig zu. Dann warf sie ein Blick hinüber zu dem Bild der beiden Taishobrüder. Toyo und Masao hatten beinahe gleiche Zeichnungen im Gesicht. Doch bei Sesshomaru waren nicht nur, die Farbe, die Anzahl und die Form, abweichend. Bevor sie jedoch fragen konnte, erklärte der Youkai:" Bei mir stammt die Farbe von meiner Mutter. Ihr blaulila Sichelmond glich meinem."

Damit schlug er eine Seite in dem Buch auf und zeigte Lisha die Zeichnung seiner Mutter. Darunter standen ihr Name und einige Daten. Ihr blieb jedoch keine Gelegenheit, da der Hundedämon gleich weiter blätterte. Noch bevor er fündig wurde, trat sein Vater in den Raum und bat: "Lässt du mich mit Lisha allein?"

Sesshomaru nickte und ging, nahm das Buch sowie das Blatt Papier aber mit. Am Rand registriere der ehemalige Polizeichef, um welches Exemplar es sich handelte. Er verschob es auf später, in dieser Beziehung nachzuhaken. Von Toyo wusste er vom Verdacht seines Sohnes, das ein Mitglieder Vergewaltigerbande noch auf freiem Fuß war.
 

Wie schon so oft nahm Masao die junge Frau in den Arm und hauchte ihr einen Kuss auf den Kopf. Danach strich er ihr sanft über das Gesicht. Als Nächstes ging er zum Fenster und betätigte dort einen verborgenen Knopf. Ein leises Summen ertönte als bei der Terrassentür und dem Fenster ein Rollladen sich schloss. Vorher jedoch lächelte der Herr der Hunde leicht und grüßte jemand der dort draußen im Freien zu sein schien. Neugierig reckte die Anwältin ein wenig den Kopf und sah im letzten Monet noch, dass ein Gärtner genau vor dem Fenster eine Hecke beschnitt.
 

"Ist das ...", fing die Rothaarige an, unterbrach sich aber dann kurz und sah sich im Raum um. Der ehemalige Polizeichef bestätigte einen anderen Schalter, der eine Art Stahltür aus der Wand schob und damit die Tür zum Flur sicherte. Inzwischen brannte auch Licht im Raum. Masao wandte sich der Agentin zu und erklärte: "So nun können wir ungestört sprechen, der Raum ist nun völlig isoliert und schalldicht. Du vermutest richtig. Der Gärtner arbeitet für Naraku. In letzter Zeit kümmert er sich auffällig oft um diese Sträucher vor meinem Fenster."

"Es ist schrecklich, wenn man niemand mehr vertrauen kann", gab Lisha an. Ein wenig fühlte sie sich so abgeschirmt unbehaglich. Wenn sie Inu no Taisho nicht vollkommen vertrauen würde, hätte sie sicherlich Angst vor ihm. Auf diese Weise konnte man vermutlich auch ein Wesen foltern, ohne das dessen Schreie nach draußen drangen. Um sich abzulenken von ihren mittelalterlichen Gedanken, holte sie aus ihrer Tasche die Auflistung einiger Dinge, welche ihr beim durchsuchen der Akten aufgefallen waren. Sie gab die Liste ihrem Vorgesetzten.

Dieser sah ich die Zahlen an und fragte: "Was ist das?"

Sofort erklärte die Agentin: "Eine Aufstellung der Gelder, die von der Opferbeihilfe gezahlt wurden. Mit einem kleinen Unterschied, links stehen die gezahlten Summen, rechts wie viel die angeblichen Opfer tatsächlich erhielten."

Der Hundedämon überschlug die Summe im Kopf. Das mussten umgerechnet mehrere Millionen Dollar sein. Praktisch ein Vermögen. Vor allem weil es nicht einzelne Fälle betraf, sondern sich um eine große Anzahl handelte. Laut äußerte er: "Du denkst, Naraku hat sich diese Gelder angeeignet."

"Nicht ganz. Er geht dabei sehr clever vor, sodass man ihm nichts anhaben kann", erklärte Lisha und ging näher darauf ein. "Mehrmals stieß ich auf den gleichen Namen und fand so heraus, dass die Opfer immer, von der gleichen Firma, vertreten wurden. Eine Scheinfirma von Naraku unter dem Deckmantel einer Anwaltskanzlei. Naraku nennt das Honorar. Die Polizistin in mir nennt so etwa Unterschlagung. Damit ist bewiesen, die Spinne hat nur 25 % an die geschädigten Verbrecher weitergeleitet und für sich 75%  behalten. Damit finanziert er seine dreckigen Geschäfte."

Gemeinsam gingen sie dann die Zahlen durch. Masao machte sich Notizen, um später alle Fälle zu prüfen, da er in seinem Büro nicht über die Akten verfügte. Die meisten Gelder wurden in Frankreich gezahlt, doch es gab auch Fälle in England, Amerika oder hier in Japan.

Dies teilte er auch Lisha mit. Danach besprachen sie noch einige Dinge. Als Masao danach die Rollläden wieder öffnete und die Agentin zum Fenster hinaus schaute, ging ihr etwas durch den Kopf, vor allem, nachdem sie sah, wie viel vom Personal sich umdrehten und zum Haus herüber sahen.

Sie sah sehr verlegen aus, als sie begann: "Ich möchte nicht wissen, welche Gedanken deine Angestellten gerade hegen. Sie vermuten sicherlich, das wir beide ...", den Rest des Satzes verschluckte sie wieder. Es war ihr schon peinlich genug.

Der Herr der Hunde lächelte leicht und sagte: "Genau dies habe ich beabsichtigt. Außerdem müssen Narakus Spione nicht wissen, weshalb wir beide uns tatsächlich hier treffen."

"Das verstehe ich auch, nur ...", wieder ließ sie eine Pause. Die Undercoveragentin seufzte und sprach weiter: "Das Problem ist nur. Wenn wir beide ... zusammen ... Ich rieche nicht danach und jeder dort draußen wird es merken."

"Der Nachteil, wenn man Angestellte beschäftigt, mit Spürnasen. Ich verstehe dich", antwortete der ehemalige Polizeichef und jetzt zum ersten Mal wurde ihm klar, was er sich damit eingebrockt hatte. Sein Bruder hatte vollkommen recht. Ein Kuss in der Öffentlichkeit reichte nicht, um Lishas Tarnung aufrechtzuerhalten.
 

Doch Lisha lachte nur. Danach erklärte sie, welche Lösung sie parat hatte: "Genau darin liegt unsere Lösung. Wenn ich ein Bad nehme und deinen angeblichen Geruch, vor aller Augen abwasche, kann ihn ja auch niemand an mir mehr wahrnehmen."

Sie war froh auch heute, wie an allen heißeren Tagen statt ihrer Unterwäsche einen Bikini unter ihrer Kleidung zu tragen. Im nächsten Moment streifte die Rothaarige ihr Kleid vom Körper, öffnete die Terrassentür und schon rannte sie die wenigen Schritte zum Pool. Zurück ließ Lisha einen verblüfften Dämon.

Masao sah zu, wie die junge Frau mit einem Kopfsprung in das Becken sprang. Innerlich musste er ihr völlig recht geben. Diese Lösung war die Beste. Das würde jedoch voraussetzen, er tat es ihr nach oder eine andere Option, er nahm schnell eine Dusche.

Er entschloss sich für die erste Möglichkeit, zog sich schnell aus und folgte der Agentin in den Pool, nur mit Unterhose bekleidet. Da er auch gleich hineinsprang, spritzte Wasser hoch und traf den spionierenden Gärtner. Dieser fluchte leise und entfernte sich schnell. Er war einer derjenigen Hundedämonen, die Wasser nicht sonderlich schätzten.
 

Währenddessen hatte sich Sesshomaru in die Bibliothek zurückgezogen und suchte in dem Buch weiter nach einer Übereinstimmung. Kurz darauf kam Misaki zu ihm, setzte sich genau gegenüber an den niedrigen Tisch. Eine Weile beobachtete sie ihren Cousin, bevor sie neugierig nach dem Grund fragte. Der Ältere hob seinen Kopf und sah sie kurz an. Dann ließ er sich sogar zu einer Antwort herab, während er die Zeichnung zu der Jüngeren hinüberschob: "Lisha wurde als Jugendliche überfallen. Vermutlich entkam damals einer der Täter unerkannt. Erst vor Kurzem erinnerte sie sich, das dieser Wolf dämonische Zeichen an dem Arm besaß, mit dem er sie verletzt hatte."

Sogleich antwortete Misaki: "Kein Wolf hat ...", dann unterbrach sie sich selbst und dachte nach. Immerhin war sie damals dabei gewesen.

"Richtig", bestätigte Sesshomaru und blätterte die nächste Seite um.

Die silberweißhaarige Dämonin mit den blauen Augen fragte: "Hast du die Akte gelesen oder kennst du nur Lishas Version der Vorfälle?"

Für einen Moment unterbrach der Cousin seine Suche, schaut hoch und antwortete: "Mein verehrter Vater hält sie unter Verschluss. Weshalb fragst du?"

"Dann kennst du nur Lishas Version. Weil es nämlich eine Zeugin gab, die eigentlich einen Hund von einem Wolf unterscheiden können müsste, weil sie selbst ein Hund ist."

Daraufhin äußerte Sesshomaru, was er darüber wusste. "Davon haben mir Lisha und auch mein Vater erzählt. Doch weder sie noch die Agentin tauchen in den Gerichtsakten auf. Mit den spärlichen Informationen, die ich besitze, ist es unmöglich, sie zu finden."
 

Einige Augenblicke dachte die junge Dämonin nach. Auf keinen Fall durfte sie verraten, wer Lisha in Wirklichkeit war. Dieses Versprechen hatte sie Masao und auch ihrem Vater gegeben. Leise ließ sie fallen: "Die Zeugin kann sich eigentlich nur daran erinnern, dass alle Wölfe waren, obwohl der Geruch von Hund auch in der Luft lag. Da es aber ein öffentlicher Park ..."

Sie schaffte es nicht, den Satz zu beenden. Masaos Sohn warf überrascht ein: "Das klingt fast so, als ob du diese Zeugin warst."

Sesshomaru erkannte an dem Gesichtsausdruck seiner Cousine die Wahrheit. Offenbar machte sie sich über die Vorfälle von damals Gedanken und grübelte gerade darüber nach, was ihr entgangen war.

Misaki nickte nur, damit stumm zustimmend. Gleich darauf setzte der männliche Dämon seine Suche im Buch fort und plötzlich wurde er fündig. Nachdenklich ließ er verlauten: "Es sei den, es handelt sich tatsächlich um einen Wolf, der die dämonischen Male seines hundedämonischen Vaters geerbt hat."

"Wer?", wollte Toyos Tochter wissen und kam auf seine Seite. "Sicherlich erkenne ich ihn wieder. Vermutlich Lisha ebenso."

Der Angesprochene erklärte sofort: "Einer von Vaters Generälen. Dessen Gefährtin ist eine Wolfsdämonin, Kouheis Schwester."

"Ich erinnere mich dunkel. Gingen sie nicht den Bund ein um das Friedensbündnis zwischen den Wölfen und uns Hunden zu bekräftigen", gab die Dämonin ihr Wissen preis.

"Nicht nur aus dem Grund. Es gab auch ein inniges Verhältnis zwischen ihnen. Sie haben mehrere Kinder, der Jüngste hat den Informationen nach die Male geerbt, obwohl er eher wie ein Wolf aussieht", bestätigte Sesshomaru. "Vor einigen Jahren bin ich ihm in Paris begegnet. Ein arroganter, überheblicher Dämon, der glaubte, er bekommt immer seinen Willen. Sein Vater hat ihn dann einer harten Ausbildung unterzogen und ihn etwas zurechtgestutzt."

"Sicherlich hat er es verdient. Wenn sein Vater praktisch so eine hohe Position genießt, erklärt es auch das Verhalten der anderen Dämonen. Deshalb hat keiner ihn verpfiffen, weil die Täter alle aus angst den Mund gehalten haben", schlussfolgerte Misaki.

Man sah es Sesshomaru zwar nicht an, aber er sorgte sich etwas. Diese Sache könnte für großen Wirbel sorgen. Masao würde es sicherlich überhaupt nicht gefallen und er es musste eine schwere Entscheidung getroffen werden. Doch ohne Strafe konnte der halbe Wolfsdämon nicht davon kommen. So bat er seine Cousine: "Würdest du meinen verehrten Vater hereinbitten. Das sollte er dringend erfahren."

Misaki stand auf und wollte zur Tür gegen, dabei fiel ihr Blick aus dem Fenster und sie sah gerade noch Lisha und Masao in den Pool springen. Verwundert kam es deshalb von ihr: "So habe ich meinen Onkel noch nie erlebt. Was tut er da?"

Ohne das der silberweißhaarige Hundedämon mit der Mondsichel auf der Stirn hochsah oder seinen Blick ins Freie richtete, erklärte er: "Geruchstilgung."

"Was?", entfuhr es Toyos Tochter. Sodass der Ältere genauer wurde. "Mein verehrter Vater versucht, das Offensichtliche, zu verschleiern. Nämlich das er Lisha nicht angerührt hat. Da sie aber im Pool sind, glauben alle sie wollen den Geruch ... du weißt schon was ich meine", näher ging Sesshomaru nicht darauf ein. Er klappte das Buch zu und stand auf. "Komm. Wir sprechen mit beiden im Arbeitszimmer darüber."

Misaki wusste es in der Tat. Dennoch konnte sie sich eine kleine Bemerkung nicht verkneifen: "Wer sagt dir, dass die beiden nicht wirklich ein Verhältnis haben."

Der ältere Youkai drehte sich zu seiner Cousine um, zog seine Augenbraune etwas in die Höhe, antwortete aber nicht drauf, da die Jüngere es für ihn übernahm: "Ich weiß schon. Mein Onkel hat seine Prinzipien."
 

Masao sah Lisha eine Weile zu, wie sie im Pool einige Runden schwamm, während er im Wasser am Beckenrand stehen blieb. Gleichzeitig ließ er seinen Blick durch das Gelände schweifen, und weil er sich beobachtet fühlte, sah er auch die Fenster des Hauses an.

Dann entdeckte er seine Gefährtin auf dem Balkon ihres gemeinsamen Schlafzimmers. Izayois Blick war leicht abwesend und traurig. Da wusste Inu no Taisho, das Gespräch mit ihr, konnte er nicht länger aufschieben. Er hatte seine Frau gebeten ihm zu vertrauen und deshalb wurde es Zeit ehrlich zu ihr zu sein. Vor allem sollte sie endlich von Inuyasha erfahren, bevor ein anderer es ihr erzählte.
 

Ich habe hier erst einmal aufgehört. Würde sonst zu lang werden.
 

Kapitel 16 - Verzweifelt
 

Izayoi erfährt die Wahrheit, reagiert jedoch anders als Masao es eventuell erwartet hat. Daisuke sucht Antworten und verblüfft den Herrn der Dämonen. Naraku wird ungeduldig und setzte Lisha unter Druck.

Verzweifelt

Kapitel 16 - Verzweifelt
 

Lisha und Masao verließen nur wenig später den Pool. Ein Diener hatte bereits Handtücher bereitgelegt und in einem Nebenraum zog sich die Agentin um, während der Hundedämon hinauf in sein Schlafzimmer ging. Die ganze Zeit, als er sich abtrocknete, neue Kleidung aus dem Schrank holte und sich die frischen Sachen überzog, wurde er dabei von seiner Ehefrau beobachtet. Izayoi schwieg jedoch. Masao warf heimliche Blicke zu ihr, bis er die bedrückende Atmosphäre nicht länger aushielt. Er setzte sich aufs Bett und sagte: "Dem Gespräch kann ich nicht länger ausweichen."

Die Gelähmte sagte leise, mit einem fragenden Unterton: "Lisha und du ihr habt nicht ...", den Rest sprach sie nicht aus.

"Nein haben wir nicht", bestätigte der ehemalige Polizeichef. Dann wurde er genauer: "Lisha ist eine attraktive Frau und bei ihr könnte man leicht in Versuchung geraten. Doch solange du meine Frau bist und am Leben, werde ich dich nie betrügen. Selbst als du mir fremd warst, habe ich Gefühle für dich gehabt."

Verlegen aufgrund des Eingeständnisses senkte Izayoi ihre Augen. Nervös spielte sie mit dem Zipfel ihrer Decke. Dann fasste sie Mut: "Du hältst immer noch zu mir, obwohl ich dir nur Kummer bereite. Erst wollte ich dich verlassen, dann habe ich beinahe mein Leben verloren und unser Kind einer Frau anvertraut, die ich überhaupt nicht kannte. Du hast ..."

Masao stand auf, kniete sich vor den Rollstuhl nieder und legte seine Hand auf Izayois Mund um sie so zum Schweigen zubringen. Sie verstummte, sodass der Hundedämon ihr sanft durch das Gesicht streifte, seine Hand in ihren Nacken legte und sie näher zu sich heranzog. Dann küsste er seine Gefährtin. Danach sah er Izayoi in die Augen und begann mit nachdenklichem Ton: "Du warst nicht glücklich an meiner Seite, ein Umstand, der mir völlig entgangen war. Deshalb kann ich dir keinen Vorwurf machen. Nachdem ich dein Tagebuch gelesen habe, verstehe ich dich, denn dort stehen deine Gründe. Dir hat eine Aufgabe gefehlt, und dann als du endlich deinen Platz im Leben gefunden hattest, Frauen helfen wolltest, die es weniger leicht haben, ist das Unglück passiert. Niemand trifft die Schuld, weder dich noch Toyo, obwohl er dir helfen wollte, mich zu verlassen."

"Du bist Toyo ...".

"Nein. Doch belassen wir es dabei. Nur die Gegenwart zählt. Dadurch, dass ich mein angebliches Verhältnis mit Lisha in die Öffentlichkeit gezerrt habe, wird sich die Situation verschlimmern. Naraku wird das als Grund ansehen um einen Keil zwischen uns zutreiben."

"Ich weiß Masao und was immer passiert, ich lasse es nicht zu", versprach die Gelähmte. Dann hob sie ihren Kopf, ergriff die rechte Klauenhand ihres Gefährten und schlussfolgerte: "Es gibt da etwas. Normalerweise gehst du gegen deine Feinde gnadenlos vor. Doch Naraku hat etwas in der Hand, was dich zögern lässt. Es ist Inuyasha, habe ich recht?"

Der Hundedämon konnte dem Blick der schwarzhaarigen Frau nicht standhalten, deshalb drehte er seinen Kopf dem Fenster zu. Er fragte: "Was bringt dich auf die Idee."

"Deine Vorgehensweise und der Umstand, dass der Name von Narakus Frau Kikyou lautet. Es gibt Gerüchte über ihre Drogensucht und ihr Sohn Yasu ist im gleichen Alter wie unser Kind", gab Izayoi ihre Vermutung preis.

Masao nickte leicht zustimmend und dann erläuterte er seine eigenen Erkenntnisse: "Die ganzen Jahre war er praktisch vor unserer Nase. Doch erst Lisha und deine zurückkehrenden Erinnerungen haben uns die Wahrheit offenbart. Ich will unseren Sohn nicht in Gefahr bringen. Dennoch denke ich, die Situation wird sich bald zuspitzen, da die Spinne bereits ihren nächsten Zug plant."

Die im Rollstuhl sitzende Frau hob die Klaue des Dämons, küsste den Handrücken ihres Gemahls und drückte in Worten ihr Vertrauen aus: "Du wirst Inuyasha und auch Lisha beschützen, das weiß ich. Außerdem bringst du Naraku zur Strecke. Was immer nötig ist, dich zu unterstützen werde ich tun und wenn ich deshalb jeden Tag eine Szene vor den Angestellten aufführen muss. Hauptsache du hältst mich Nachts in den Armen und nicht Lisha."

Daraufhin lächelte Masao leicht, erhob sich und bat: "Lauf nicht weg. Ich habe gleich noch etwas zu erledigen, danach leiste ich dir Gesellschaft."

Als Izayoi ihrem Gefährten hinterher sah, musste sie etwas schmunzeln. Wohin sollte sie schon laufen. Doch dann sah sie ihr rechtes Bein an, die Stelle wo Masaos Hand gerade noch gelegen hatte. War es Einbildung oder hatte sie tatsächlich das Gewicht etwas gespürt.
 

Masao eilte zurück in das Arbeitszimmer, blieb erstaunt stehen, weil nicht nur Lisha anwesend war. Jetzt erfuhr er von dem Verdacht zwecks dem alten Fall, wo Misaki zur Zeugin wurde. Es würde nicht schwerfallen der Sache auf den Grund zu gehen. Es kostete den Herrn der Dämonen nur ein paar Anrufe. Bis jedoch der verdächtigte Youkai in Japan eintraf, dauerte es noch etliche Tage, da dieser in Europa weilte.
 

Fast jeden zweiten Tag hielt sich Lisha in der Taisho Villa auf und Izayoi hielt Wort. Mehrmals platzte sie zusammen mit Kagura in diese Zweisamkeit und ließ ihren Ärger lautstark heraus, vor Zeugen. Naraku war mit der Entwicklung mehr als zufrieden, nur eines störte ihn, die Berichte kamen nicht von Kagura, sondern wurden immer durch den Gärtner übermittelt.

Masao hatte einen neuen Einfall, um der Agentin zu helfen, damit ihre Glaubwürdigkeit nicht zu sehr litt. Bewusst sollte sie der Spinne Informationen in die Hände spielen. Oftmals waren es nur fingierte Dinge, von geplanten Razzien oder Lauschangriffen auf Narakus Firmengebäude. Der Dämon ermöglichte es Lisha leicht an die Akten zu kommen, indem er den Raum kurz verließ und sie konnte so Kopien anfertigen. Weil sie wieder einmal dabei den Gärtner in der Nähe spionieren sah, forderte sie Narakus Mitarbeiter einfach auf, sie zu warnen, sobald Masaos Rückkehr ansteht. Im ersten Moment war der Gärtner überrumpelt, doch er ließ es sich nicht zweimal sagen. Damit gab es auch einen glaubwürdigen Zeugen, der Naraku bestätigen konnte, das Lisha tatsächlich heimlich in den Papieren des ehemaligen Polizeichefs schnüffelte und ihm auf diese Weise nützlich Informationen entlockte. Für die Spinne waren diese kopierten Akten ein weiter kleiner triumphaler Stein auf seinem Weg zum Sieg.
 

An einem der folgenden Tage hatte Masao ein Anliegen an die junge Frau. Er hatte nicht viel Zeit, bevor er ging, bat er: "Wenn du mich jetzt entschuldigst, ich muss noch einen dringenden Termin wahrnehmen", damit wandte er sich zum Gehen. Doch dann fiel Masao noch etwas ein: "Auf meinem Schreibtisch liegt die Akte von Izayois Unfall. Sieh sie dir an und verrate mir, ob die Beweise ausreichend sind, um einen Haftbefehl gegen Kikyou wegen Entführung zu veranlassen."

Über diese Sache hatten sie mal gesprochen. Wenn es einen Weg gab, um Kikyou aus dem Einflussbereich der Spinne zu entfernen, hatte sie sicherlich eine Chance von ihrer Sucht loszukommen. Möglicherweise gab es genug Beweise, die sie liefern konnte, um Naraku zu überführen. Diese Sache blieb vorerst geheim, nur die Agentin und Masao wussten etwas darüber.
 

Das Narakus Spione über beinahe jeden Schritt bestens informiert waren, den Masao unternahm, bewies ein Besucher bei dem kleinen Anwesen in der Nähe der Klippen. Der Hundedämon genoss die Ruhe und wunderbare Aussicht auf das Meer, während er sich die leichte Brise durch die Haare wehen ließ, welche er heute offen trug.

Da der größte Teil dieser Gegend als Privatgelände deklariert war, die Straße deshalb selten von Autos benutzt wurde, weckte das Annähern eines Fahrzeuges, die Aufmerksamkeit von Inu no Taisho. Er wandte sich um und entdeckte bald darauf den Wagen, der sich ziemlich rasant fortbewegte.

Masao wusste nicht, ob er den Fahrer für verrückt halten sollte oder ihm Bewunderung entgegen brachte.

Nicht lange danach hielt der sportliche Straßenflitzer direkt neben seiner Limousine. Ein Wolfsdämon stieg aus und sah sich mit Masaos Leibwächter konfrontiert, der Daisuke aufhielt und ihn sofort nach Waffen durchsuchte.

Einige große Sprünge genügten dem ehemaligen Polizeichef um die Klippe zerlassen und zum Parkplatz zu gelangen.
 

"Kann ich mit ihnen sprechen, Herr", bat der Wolfsdämon.

Masao musterte Narakus Leibwächter eine Weile, schickte dann seinen eigenen fort und lief ein paar Schritte zum Haus hinüber. Dort wandte er sich an den ungewöhnlichen Gast. Vorwurfvoll begann er: "Du gehst ein großes Risiko ein hierher zukommen. Was, wenn Naraku glaubt, du arbeitest mit mir zusammen."

Daisuke antwortete: "Das spielt keine Rolle. Den Tod fürchte ich nicht", er pausierte kurz, dann übergab er die Akte mit den Worten: "Mein Anliegen ist persönlicher Natur. Dies ist mein Bericht der Vorfälle in Paris. Ich möchte wissen, ob meine Wahrnehmungen auch dem Bericht der Spurensicherung entsprechen. Es liegt mir viel daran herauszufinden, ob ich am Tod von Finley Lefevre schuld bin."

Masao musterte den Wolfsdämon erneut, verbarg seine Überraschung dabei und öffnete gleich darauf den dünnen Hefter. Daisukes Darlegungen waren sehr detailliert, die dazugehörige Zeichnung sehr aufschlussreich, was einem guten Beobachter entsprach.

Der Hundedämon las sorgfältig und verglich alles mit dem Bericht der Spurensicherung, welchen er auswendig kannte. Nach seinem Gespräch mit Toyo hatte er diesen noch einmal gründlich studiert. Nach einer Weile ließ der ehemalige Polizeichef den Hefter sinken. Ausführlich erkläre er: "Die Kugel, die Fin traf, wurde aus einer anderen Waffe abgefeuert. Laut Ballistiker stand der Schütze ziemlich weit von dir entfernt und aus der Position heraus konnte er dich nicht treffen, weil ein anderer Wagen im Weg war. Der Dämon, welcher auf dich geschossen hat, wurde von dir außer Gefecht gesetzt. Aus seiner Waffe fehlten nur zwei Patronen. Die Erste streifte deinen Arm und der Zweite war dieser Querschläger. Beide Kugeln haben wir gefunden und keine davon steckte in Fins Körper."

"Danke", kam es sehr erleichtert von Daisuke. "Ich wollte nur Gewissheit haben." Gerade als er sich zum gehen wandte, bot der Herr der Dämonen an: "Wenn ich etwas für dich tun kann ..."

Der Wolf drehte sich zurück und unterbrach den Silberweißhaarigen: "Keine Angebote und keine Fragen. Ich habe meine Gründe und deshalb hoffe ich, ihr könnt sie akzeptieren."

Diesmal erwiderte Masao nichts und wollte Daisuke wortlos gehen lassen. Dieser hielt jedoch nach wenigen Schritten an, zögerte, als ob er mit einer Entscheidung rang. Dann kam er tatsächlich zurück und sagte: "Ihr könnt etwas tun, nicht für mich, sondern für Lisha. Zieht die Agentin von dem Fall ab. Euer Bruder hat bereits seinen Sohn verloren, soll er jetzt auch noch eine seiner Töchter verlieren."

Selten schaffte es jemand, den höchsten Dämon sprachlos werden zu lassen. Er bekam um Lishas Willen einen Schrecken, wenn dieser Wolf von den Umständen wusste, ob da die Spinne auch hinter das Geheimnis kommen könnte. Dennoch ließ er sich nichts anmerken.

Daisuke hatte jedoch noch mehr zusagen: "Ich kann mir nicht vorstellen, das Toyo sehr begeistert ist, sobald er erfährt, dass ihr seine Schwiegertochter ohne Rückendeckung bei Naraku eingeschleust habt." Damit drehte sich Daisuke um und ging zu seinem Wagen. Nur wenig später fuhr er davon.

Bei den letzten Worten hatte Masao beinahe nach Luft geschnappt. Es verwirrte ihn, weil der Wolf Lishas Identität kannte, ganz besonders, da er auch dadurch von Fins wahren Hintergrund wusste. Wollte ihm Daisuke einen Hinweis geben oder nahm er nur an, dass die Agentin allein da stand. Nachdenklich blätterte Inu no Taisho wieder in dem dünnen Hefter. An dem Tag starb ein weiterer Mitarbeiter der Spinne. Einer der wenigen Menschen mit dämonischen Erbgenen. Genau in diesem Moment wurde ihm sein eigener Fehler bewusst. Die ganze Zeit verließ sich Masao auf seinen Schläferagenten, ohne zu wissen, ob dieser überhaupt noch existierte. Leise fluchte der Herr der Dämonen und hob den Kopf. Von seinem Standpunkt aus konnte er einen Großteil der Straße überblicken. Der Wolf hatte stark beschleunigt und legte auch auf seinem Rückweg zur Stadt ein rasantes Tempo vor.
 

Der ehemalige Polizeichef blieb noch eine Weile stehen, dachte über Daisuke nach. Dessen vorwurfsvolle Worte hatten ihn getroffen, vor allem waren es die Gleichen, welche er vor einigen Monaten zu Toyo sagte, als es um Misaki ging. Zugegeben, der Wolf hatte recht, dennoch würde Lisha nicht aufhören wollen. Wenigsten freute es Masao, das es in Narakus Diensten noch Dämonen gab mit einem Gewissen. Am besten er kehrte in die Villa zurück und versuchte mehr über ihn herauszufinden. Er gab er einem seiner vertrauenswürdigen Agenten die Anweisung nach Paris zufliegen, um die Akte des Wolfes zu kopieren und herzubringen.

Der Hundedämon landete auf dem Pariser Flughafen und dort ereilte ihn eine neue Order. Masao zog seinen Befehl zurück aufgrund unerwarteter Ereignisse.
 

Kaum betrat der Herr der Dämonen sein Büro, setzte er eine Nachricht an seinen Schlägeragenten ab und bat um eine dringende Kontaktaufnahme. Er bekam auch Antwort, doch diese brachte ihn ins grübeln. So fand ihn dann später sein jüngerer Bruder.

Dieser setzte sich auf einen der bequemen Sessel, ein Komfort, den sich die Taisho seit Frankreich gönnten und sah zu, wie Masao einen Code zum zweiten Mal entschlüsselte.

Sobald der Ältere fertig war, stellte er Toyo eine Frage: "Kannst du dir vorstellen, dass Fin während eines Einsatzes einen seiner Geheimcodes weitergibt."

Lange brauchte der Hundedämon mit den braunen Augen nicht zu grübeln. Obwohl er sich seinem Sohn gegenüber immer sehr distanziert gezeigt hatte, so kannte er ihn trotzdem recht gut. Jetzt antwortete er: "Wenn Fin dieser Person vertraut und sein Leben möglicherweise in Gefahr war, ja durchaus. Weshalb fragst du? Sicherlich nicht ohne Grund."
 

So erklärte Masao die Zusammenhänge genauer. Danach dachte Toyo nach, bis er meinte: "Der Name Daisuke ist mir vertraut. Er hat früher noch nicht für Naraku gearbeitet, sondern diente der Familie von Kannas Mutter. Er war ...", hier unterbrach er sich selbst. Deutlich sah Masao, wie die Augen des Jüngeren etwas größer wurden, als ob ihn eine Erkenntnis traf. Dann sprang er auf und bat kurz: "Warte einen Moment!", gleich darauf hatte er den Raum verlassen.

Mit seinem feinen Gehör konnte der Herr der Dämonen wahrnehmen, wie sein Bruder in recht rasantem Tempo hinauf ins Obergeschoss lief, offenbar sein Zimmer aufsuchte und bald darauf zurückkam. Sobald er wieder im Arbeitszimmer stand, schloss er sorgfältig die Tür, überzeugte sich das auch keines der Fenster offenstand. Zusätzlich aktivierte er noch eine Abschirmung. Erst danach legte er einen Gegenstand auf den Tisch und erklärte dem ehemaligen Polizeichef: "Bei meinem letzten Gespräch mit meinem Sohn übergab er mir dieses Fotoalbum. Sein Wunsch war es, dass ich es an Lisha aushändige, damit sein Kind etwas über ihn erfährt, falls er im Einsatz getötet wird. Darin ist praktisch ein Teil von Fins Leben enthalten."

Sobald er die letzte Silbe ausgesprochen hatte, öffnete Toyo das Album und blätterte darin. Es dauerte nicht lange, bis er das Gesuchte fand. Er deutete mit der Spitze seiner Klauenhand auf das betreffende Foto. Zwei junge, fröhliche Dämonen mit einem unbeschwerten Gesichtsausdruck standen zusammen auf einem Siegerpodest. Daneben erkannte man einen Rennwagen.

Sogleich erläuterte Toyo näher: "Daisuke war Fins bester Freund. Sie wuchsen zusammen im gleichen Viertel auf, besuchten dieselbe Schule und setzten sich in den Kopf Rennen zufahren. Egal wie Halsbrecherisch diese waren, sie nahmen daran teil. Ich glaube Daisuke und mein Sohn, zählten zu den besten."

"Der Wolf kann heute noch gut mit einem Wagen umgehen. Nicht umsonst ist er Narakus Fahrer geworden. Außerdem habe ich den Eindruck gewonnen, diese Freundschaft hat nie aufgehört zu existieren. Nur die Umstände rieten zur Vorsicht", schlussfolgerte Masao im Anschluss richtig.

Eine Weile unterhielte sie sich noch darüber, bis dann der Jüngere eine Frage stellte: "Was genau stand eigentlich in der Nachricht?", da sein Bruder nicht sofort reagierte, fügte er hinzu: "Falls du es mir verraten kannst."

Deutlich sah man Inu no Taisho das schlechte Gewissen an. Er entschloss sich aber zur Wahrheit: "Wenn ich meinen Agenten sprechen will, sollte ich es an den Toren der Unterwelt versuchen. Mit viel Glück erhalte ich vielleicht Zugang."

Weil Toyo dachte, der Ältere wollte ihn veralbern, ergriff er das Blatt Papier und las selbst die entschlüsselten Zeilen. Wortwörtlich stand genau das dort. Im Geheimen hoffte er, sein Bruder hatte sich getäuscht und die Botschaft falsch verstanden, beziehungsweise nicht korrekt entschlüsselt. Deshalb nahm er das noch einmal selbst in die Hand. Sehr zu seinem Ärger kam er genau auf das gleiche Ergebnis.
 

Vorsichtig entfernte sich Masao aus der Reichweite des Jüngeren, da er jeden Moment den Ausbruch befürchtete. Toyo zwang sich mit größter Not zur Ruhe. Selbstbeherrscht fragte er: "Mein Mädchen befindet sich in der Höhle dieses Verbrecherlords ohne Rückendeckung. Lisha weiß vermutlich nicht einmal etwas vom Tod dieses Agenten. Bevor ich dir jetzt die Hölle heißmache, beantworte mir eine Frage. Wieso wusstest du nichts davon. Ich dachte, du kennst jeden deiner Agenten."

"Die meisten Toyo. Der Schläfer gehört zu denen die mein Vorgänger noch eingeschleust hatte. Ein Schläfer nimmt niemals Kontakt auf, bis eine Organisation zerschlagen wird, erst dann gibt er sich mit einem bestimmten Code zuerkennen. Der Code ist mir bekannt aber nicht seine Identität", vereidigte sich und erklärte der ehemalige Polizeichef.

"Also starb er zusammen mit Fin und mein Mädchen ist nun allein", begann Toyo. Bevor er jedoch eine Forderung stellen konnte, schob ihm Inu no Taisho einen weiteren Zettel zu, gleichzeitig erklärte er: "Nicht ganz. Sie hat Daisuke. Offenbar gab er Fin das Versprechen Lisha und das Baby zu beschützen. Außerdem scheint er auch in anderer Beziehung seine Prioritäten geändert zuhaben. Er bat bereits vor einigen Wochen, Naraku um die Erlaubnis, in Zukunft, nur noch Inuyashas Schutz übernehmen zu dürfen. Es ist seine Art uns zu zeigen, auf welcher Seite er steht."
 

Einigermaßen zufrieden mit der Situation, wollte Toyo das Arbeitszimmer seines Bruders verlassen. Dieser hatte jedoch noch eine Bitte: "Besser Lisha erfährt nichts von Daisuke. Es genügt nur eine unbedeutende Geste und es besteht die Gefahr, beide fliegen vorzeitig auf."

Der Jüngere versprach es. Keiner von ihnen ahnte, das Lisha in diesem Moment ganz andere Probleme bekam.
 

Naraku ließ die Anwältin zu sich rufen. Die Agentin betrat das leere Vorzimmer und hörte noch aufgrund der weit offenstehenden Bürotür einen Teil des Telefongespräches mit, welches die Spinne gerade mit Paris führte.

"Beendet die Suche!", befahl er. Danach legte er auf und drehte sich zu der Rothaarigen um. Mit seinem berühmten überlegenden Lächeln sagte er zu ihr: "Ich habe dein Baby gefunden Lisha."

Er wollte die Anwältin damit aus der Reserve locken.

Die junge Frau musste sich enorm zusammenreißen, damit Naraku ihre Angst nicht mitbekam. Sie vermied es sogar zu blinzeln und erwiderte den Blick ihres Arbeitgeber. Danach trat sie zu dem Schreibtisch, nahm sich einen Stift und schrieb etwas auf ein Blatt Papier. Dieses überreichte sie der Spinne mit den Worten: "Die Adresse des Pariser Friedhofes und die Nummer des Grabes. Nur für den Fall ihre Leute haben sich geirrt. Sie können auch die Überreste exhumieren, nur wurde mein Sohn leider eingeäschert."

Ohne das Geschriebene zu lesen, knüllte er den Zettel zusammen und warf ihn in den Papierkorb: "Das ist nicht nötig", sagte Naraku einfach. "Ich betrachte die Angelegenheit als erledigt. Der Grund, weshalb ich dich sprechen will. Mir läuft die Zeit davon. Damit, das dieser Hund dich vor seiner Frau und unzähligen Anderen geküsst hat, warf er den ersten Dominostein um. Doch ich will ihn ganz ruinieren und deshalb wirst du ihn verführen. Daisuke wird dir eine Kamera geben und du zeichnest alles auf. Wenn wir diesen Film Masaos Familie zuspielen, ist der Skandal perfekt. Izayoi wird die Scheidung einreichen."

Was er nicht aussprach, er würde der Behinderten Anwälte zur Verfügung stellen, welche diese Angelegenheit vor Gericht groß aufziehen würden und vor allem lief alles darauf hinaus, Izayoi musste ein Vermögen als Entschädigung verlangen.
 

Beinahe hätte die rothaarige Agentin den Fehler gemacht und erleichtert aufgeatmet. Doch Naraku betrachtete sie weiterhin intensiv um ihre Reaktion zu testen. Es gelang Lisha kühl zu bleiben und keine Emotionen zu zeigen. Nur einmal runzelte sie nachdenklich die Stirn. Dann sprach sie sehr zur Verblüffung der Spinne dessen heimlichen Pläne laut aus. Naraku bestätigte sie jedoch nicht, sondern forderte: "Ich gebe dir drei Tage Zeit. Das dürfte dir ja nicht schwerfallen, denn immerhin treibt ihr beide es ja regelmäßig im Büro des Hundes zusammen."

"Das behauptet Kagura. Hat sie Beweise?", konterte die junge Frau.

Diesmal war es an Naraku verblüfft zu sein: "Kagura?", entfuhr es ihm, halb fragend.

Lisha bestätigte: "Ihre Spionin."

"Das ist interessant. Mir gegenüber erwähnte sie, nichts davon zu wissen." Normalerweise ließ sich die Spinne selten in die Karten gucken. Doch eine aufmüpfige Kagura, fehlte ihm gerade noch. Die Winddämonin weckte gerade seinen Unmut. Tatsächlich erhielt er in letzter Zeit immer weniger oder nur belanglose Berichte von ihr. Anders der Gärtner, dessen Informationen waren sehr aufschlussreich gewesen. Deshalb glaubte Naraku inzwischen, Lisha würde ihm noch sehr nützlich sein. Auch aus diesem Grund hatte er beschlossen Inuyasha vorerst doch nicht nach Paris zuschicken, sondern ihn noch eine Weile da zubehalten. Mit Lishas Kenntnissen konnte sie ihn jetzt schon auf das nächste Studiensemester vorbereiten.

Im nächsten Moment wanderten seine Gedanken zum naheliegenden zurück. Was er mit Kagura tun würde, das würde sich zeigen. Seine anderen Spione würden erst einmal den Befehl erhalten die Winddämonin unauffällig im Auge zubehalten.
 

Er merkte nicht, dass er auch der Rothaarigen einen Ansatzpunkt geliefert hatte. Wenn Kagura tatsächlich eigene Pläne entwickelte, ihrer Spionagetätigkeit für die Spinne kaum noch nachkam, musste es einen Grund haben. Es gab jemanden, der ihr vermutlich, in dieser Beziehung helfen konnte. Doch das behielt sie für sich. Erst einmal musste sie ihr eigenes Problem lösen. So sagte sie: "Nach den Vorfällen der letzten Wochen meidet mich Masao. Unser Kuss hat zu viel Aufsehen erregt. Außerdem nach einem Streit mit Izayoi, wo sie fast wieder einen Rückfall erlitten hat, ist mein Geliebter bestrebt seiner Gefährtin nicht noch mehr Kummer zubereiten."

Die Worte der Agentin waren keine Lüge. Auf diese Ausrede sollte sie zurückgreifen, falls Naraku nachfragte, weil sie sich ein paar Tage nicht gesehen hatten. Die Wahrheit, Masao hatte sehr viele Dinge zu erledigen. Vieles war in den letzten Wochen liegen geblieben und duldete keinen weiteren Aufschub.
 

Naraku ließ jedoch nicht locker. Er bedrängte Lisha weiter und drohte ihr sogar jemanden zu töten. Am besten ein Kind. Dabei leuchteten seine Augen richtig bösartig auf, sein Lächeln wurde überlegen, beinahe eine grausame Fratze. Der Agentin fuhr ein Schauer über den Rücken. Doch das Schlimmste kam im nächsten Moment, als die Spinne sagte: "Wen ich mir als mögliches Opfer aussuche, wirst du erst hinterher erfahren. Ich könnte mit dem Baby der Taishos anfangen. Ein wenig Gift in seiner Milch dürfte genügen."

Da Lisha nicht antwortete, wie konnte sie auch, sie musste gerade ihre ganze Selbstbeherrschung zusammennehmen um sich nicht zuverraten. Deshalb fuhr Naraku fort: "Du hast ein Kind verloren, deshalb weißt du, wie sich das anfühlt. Trotz aller Bemühungen gibt es noch immer keinen Hinweis auf die Mutter des Kleinen. Dennoch es wäre doch schade, wenn sie eines Tages hört, ihr Kind starb, weil du meinen Anweisungen nicht Folge geleistet hast."

Nur mit größter Mühe rang sich die junge Frau eine Antwort ab: "Sie sind selbst Vater, so bösartig können sie nicht sein, Monsieur Sato."

Die Spinne lächelte noch immer, setzte sich an seinen Schreibtisch und meinte ganz lässig: "Wer weiß?"

Die Undercover Polizistin konnte nicht analysieren, wie ernst es dem Verbrecherlord damit war. Sie durfte kein Risiko eingehen. Ganz besonders nicht wenn das Leben ihres eigenen Kindes dabei auf dem Spiel stand. Zwar konnte sie Toyo warnen, doch möglicherweise hatte das zur Folge, ein anders Wesen musste ihren Ungehorsam büßen, sollte Naraku wirklich zu so einer Tat fähig sein. Ein Gefühl sagte ihr, das dem so war. Sie konnte nur klein beigeben. "Niemand wird sterben müssen. Ich werde es tun."

"Gut. Daisuke gibt dir eine Kamera", damit schloss Naraku das Thema und es war Lishas Zeichen zu gehen. An der Tür wurde sie noch einmal aufgehalten: "Noch eine Kleinigkeit. Ich will keine gestellte Szene. Meine Dämonen werden anhand des Geruches die Wahrheit erkennen."

Nach einem letzten Blick auf die Spinne verließ sie den Raum.

Der Wolfsdämon hatte bereits ein Aufnahmegerät zurechtgelegt. Als die Agentin die Villa verließ, sah er ihr nachdenklich hinterher. Er hoffte inständig der jungen Frau keinen Ärger eingehandelt zuhaben, weil er dafür gesorgt hatte, dass die Batterien leer waren.

Nur wenig später fuhr die Agentin davon. Mit jeder Radumdrehung, mit der sie sich von der Villa des Verbrecherlord entfernte, bröckelte mehr von ihrer Fassade ab. Denn jetzt hatte sie ein weiteres Problem. Es würde keine Aufnahme geben, denn sie konnte sich weder Masao noch Toyo anvertrauen, weil beide sie sofort von dem Fall abziehen würden. Sie war echt verzweifelt.
 

Kapitel 17 - Ausweg
 

Lisha bekommt ein Angebot, doch eher aus Eigennutz. Nimmt sie an?

Ausweg

Kapitel 17 - Ausweg
 

Was Lisha nicht wusste, Naraku stand oben am Fenster und hatte gesehen, wie sie das Anwesen verließ. Der Verbrecherlord blieb noch eine ganze Weile an dem Standort stehen, dachte nach, schmiedete Pläne und lächelte zufrieden. Als jemand den Raum betrat, drehte er sich nicht um, da er genau wusste, wer in sein Büro kam.

Daisuke blieb einen Moment ruhig stehen, bis er Mut fasste und begann: "Herr darf ich fragen ...?"

Er wurde unterbrochen. Ohne sich umzudrehen, kam ihm Naraku zuvor und zeigte das er seinen Angestellten durchschaut hatte: "Du willst wissen, weshalb ich Madame Lefevre zwinge, mit meinem Gegner das Lager zuteilen."

"Ja, Herr", bestätigte der Wolf.

Jetzt erst wandte sich die Spinne um, musterte seinen Leibwächter. Doch keine Gefühlsregung verriet, was dieser empfand oder dachte.

Naraku zögerte kurz, dann entschloss er sich ein wenig zu offenbaren: "Der Scheidungskanal ist nur ein Grund. Vielmehr interessiert es mich wie weit unsere liebe Anwältin bereit ist zugehen, um meine Wünsche zu erfüllen. Ihr Baby wäre ein willkommenes Druckmittel gewesen. So muss ich zu anderen Mitteln greifen." Nachdem er geendet hatte, legte der Verbrecherlord eine kurze Pause ein um die Reaktion des Angestellten zu testen. Vergebens. Deshalb sprach er in leicht höhnischem Ton weiter: "Bevor du jetzt sentimentale Anwandlungen bekommst, merke dir eins. Niemand stellt sich meinen Plänen in den Weg und überlebt."

Diesmal zuckte kaum sichtbar ein Muskel im Gesicht des Leibwächters. Doch er schwieg dazu.

Die Spinne hatte jedoch noch mehr zusagen: "Daisuke, das alle hast du bereits vorher gewusst. Du kennst meine Methoden."

"Ja, Herr", antwortete der Wolf scheinbar ruhig. Doch tief in seinem Inneren loderte Zorn. "Ich wollte es nur noch einmal bestätigt wissen."
 

Bereits vor einigen Tagen hatte Daisuke eine Entscheidung getroffen, er wollte von nun an Lisha beschützen und gleichzeitig Beweise sammeln, um Naraku zu erledigen. Die heutige Drohung, ein unschuldiges Kind zu töten, war der letzte Tropfen, der dazu benötigt wurde, um den Wolf klar zu machen, das Inuyasha keineswegs so sicher war, wie er glaubte. Nur wenn die Spinne erledigt, der Hanyou mit seiner Familie vereint, sowie Lisha von dem Fall abgezogen war, konnte Daisukes Gewissen endlich Ruhe finden. Dennoch wusste er genau, er konnte nicht offen gegen den Verbrecherlord vorgehen und musste vorsichtig sein. Bis er einen Weg fand, den er benutzen konnte, durfte niemand von seinem Vorhaben erfahren. Wenn einer seiner Beobachtungen der Wahrheit entsprachen, er Lisha augenscheinliche Bewunderung für Masao richtig einschätzte und doch mehr dahinter steckte, als er selbst glaubte, würde es der Rothaarigen nicht einmal schwerfallen. Es würde sich in den nächsten Tagen offenbaren. Damit Naraku nicht zu sehr triumphierte, wollte er ihm einen Dämpfer verpassen. Da er ebenso hoffte, die rothaarige Frau nicht wieder zusehen, bestätigte Daisuke den heimlichen Wunsch seines Herrn: "Madame Lefevre wird tun was ihr verlangt, weil sie dadurch selbst etwas gewinnt."
 

Für einen Moment verschwand das Lächeln auf dem Gesicht der Spinne, sehr zur Genugtuung des Wolfes. Nur mit einem winzigen Hauch eines nachdenklichen Ausdrucks sah er den Leibwächter an und dann drehte er sich erneut dem Fenster zu. Diese Aussage gab ihm ein wenig zu denken. Sein Eindruck von Lisha zeugte eher von einer widerwilligen Ausführung ihrer Aufgabe.

Seine Pläne mit der jungen Frau reichten wesentlich weiter, als sie nur auf Masao Taisho anzusetzen. Bisher war er ganz zufrieden mit ihren Ergebnissen. Doch jetzt wollte er eine Bestätigung, herausfinden ob Masao bisher nur spielte oder dessen Interesse an der Anwältin echten Gefühlen zugrunde lag. Bald würde er erfahren, wie diese Sache ausging.

Diese Gedanken ließen ihn jetzt erneut lächeln, während er seine Überlegungen fortsetzte. Wenn Lisha sich erpressen ließ und tat was er verlangte, würde sie auch andere Aufträge ausführen. In der Tat hatte sie bei ihrer ersten Begegnung mit ihren Worten ihn erst auf die Idee gebracht. Damit wusste er genau, für welche Aufgaben er sie brauchte und sein nächstes Opfer würde im ganz sicher in die Falle gehen. Er dachte da an Erpressung. Dieser Politiker träumte davon mit einer rothaarigen Frau die Nacht zu verbringen und würde eine Menge dafür springen lassen. Da dieser verheiratet war und seine politische Karriere keinen Skandal vertrug, konnte er ein leichtes Opfer sein. Doch auch andere hohe Regierungsbeamte oder reiche Firmeninhaber standen auf ausländische Frauen. Sie waren rar, galten als exotische Schönheiten und ein Zeichen für Luxus in Japan. Umgekehrt bot er in Europa japanische Frauen für hohe Summen feil. Es handelte sich dabei nicht um weibliche Wesen, die man überall fand, sondern welche mit besonderen Vorzügen. Speziell ausgesuchte und auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnittene menschliche Ware.

Und jetzt gab es diesen Mann, ein Politiker mit viel Einfluss, ein Konkurrent für Masao um den Posten des Justizministers. Dieser hatte eine Bemerkung fallen gelassen, dass er nicht nur Masao den Posten vor der Nase wegschnappen wollte, sondern ihm auch noch dessen Geliebte ausspannen würde, wenn er nur die Gelegenheit bekam. Naraku konnte ihm die Möglichkeit bieten und profitierte reichlich davon.
 

Schon immer wusste er, wie man schnell gutes Geld verdiente und dabei noch jede Menge Beziehungen aufbaute. Jeder den er erpresste konnte ihm eines Tages von nutzen sein.

So auch Daisuke. Der von seinen Leuten herbeigeführte Unfall auf der Rennbahn, die fingierte Beweise die eindeutig zu dem Wolf führten und dessen Schuldgefühle taten ihr übriges.

Seit der Schießerei in Paris vor nun mehr als einem Jahr verhielt sich der Wolf jedoch anders. Beobachtend, aufmerksam. Zu aufmerksam nach Narakus Geschmack. Bisher glaubte er, das Daisuke so einen Fehler, wie bei der geschäftlichen Übergabe nur nicht wiederholen wollte. Doch es stellte sich heraus, das dem Leibwächter keine Nachlässigkeit vorzuwerfen war. Doch wenn der Wolf andere Motive hatte, ihn begann auszuspionieren? Anderseits gab es diesen Vorfall mit Lisha, die Bedrohung durch den Leibwächter. Da hatte er in seinem Interesse gehandelt. Kurz schloss der Spinnendämon seine Augen, kam zu dem Entschluss nachgrübeln brachte nichts, sonst würde er selbst noch paranoid werden und Verfolgungswahn entwickeln.

Deshalb drehte er sich vom Fenster weg, ging die wenigen Schritte bis zu seinem Schreibtisch und ließ sich dort nieder. Sein Blick ruhte auf dem Wolf, der regungslos neben der Tür verharrte.
 

In dem Moment als die Spinne seinen Untergebenen fortschicken wollte, kam aufgeregt einer der Diener herein: "Verzeiht Sato-sama. Ich bin auf der Suche nach Madame Lefevre. Es geht um das Ladegerät für die Akkus der Kamera, es ist unauffindbar."

"Sie ist fort um meinen Befehl zu befolgen", erklärte der schwarzhaarige Dämon. Sein Blick wanderte zu dem Leibwächter, der gerade zu einer Erklärung ansetzen wollte.

Naraku fuhr fort: "Der Akku war doch voll, deshalb wird sie es sicherlich nicht brauchen."

Daisuke behielt seine Maske weiterhin auf, als er antwortete: "Das entzieht sich meiner Kenntnis. Aus diesem Grund habe ich nach dem Ladegerät suchen lassen."

Unmut zeigte sich auf dem Antlitz der Spinne, seine Augen schmälerten sich etwas. Doch dann befahl er nur: "Lasst mich allein und vergesst die Kamera! Ich werde bald wissen, ob die Anwältin Befehlen besser gehorcht."

Erst als Daisuke draußen im Gang stand, wagte er es erleichtert aufzuatmen. Dennoch wusste er genau, in Zukunft würde Naraku ihn im Auge behalten. Vielleicht mochte Naraku glauben Lisha in der Hand zu haben, doch Daisuke war sich sicher, die junge Frau würde nun endgültig von dem Fall abgezogen.
 

Die Undercover Agentin fuhr ohne Umwege nach Hause, betrat sofort ihr Wohnzimmer und ließ sich auf die Couch sinken. Gerade wünschte sie sich Ethan zusehen oder wenigstens sein Bild in den Händen halten zukönnen. Sie hatte große Angst, dass ihm etwas zustoßen könnte. Ihre Verzweiflung wuchs und Tränen bahnten sich den Weg ihre Wangen hinab. Am liebsten würde sie mit Masao oder Toyo Kontakt aufnehmen und alles berichten, doch dann dachte sie an Inuyasha. Ebenso ein Kind, das lange genug unter Narakus Willkür gelitten hatte. Ihr war es auch klar, das die Spinne immer wieder auf diesem Weg versuchen könnte, sie zu erpressen.

Im Moment war sie ihm hilflos ausgeliefert und suchte nach einer Lösung, ohne das Leben ihres Kindes zu riskieren.
 

Während Lisha auf der Couch saß, betrat Sesshomaru leise das Haus durch den Geheimgang. Er spürte die Anwesenheit einer Person und legte deshalb Vorsicht an den Tag. Um diese Uhrzeit die Agentin anzutreffen war eher ungewöhnlich, deshalb vermutete der Hundedämon einen von Narakus Handlangern. Doch dann bekam er den angenehmen Geruch der rothaarigen Frau in die Nase. Ein leichtes Gefühl der Freude durchströmte Masaos Sohn, bis er ihre Tränen roch. Sofort zog er den Schluss, etwas stimmte nicht. Nur wenig später betrat er den Wohnbereich, ging näher und blieb mitten im Raum stehen. "Lisha."
 

Die Anwältin fuhr erschrocken herum und starrte ihn überrascht an. Sesshomaru musste sehr leise gewesen sein, da sie ihn nicht gehört hatte. Schnell drehte sie sich wieder weg, damit der Dämon ihre Tränen nicht sah. Vergebens. Der silberweißhaarige Youkai setzte sich neben sie, griff nach vorn, packte ihr Kinn und drehte ihren Kopf zu sich herum. Dann blickten die goldenen Augen sie intensiv an.

"Du hast geweint? Weshalb?", wurde sie gefragt.

Lisha wollte sich losreißen, doch der Griff wurde nur noch fester. Dann hob Sesshomaru seine Klauenhand und wischte die kleinen salzigen Tropfen aus ihren Augenwinkeln fort.

Diese beinahe zärtliche Geste irritierte die Agentin. Dennoch sagte sie: "Das geht dich nichts an."

Daraufhin wurde sie losgelassen und Lisha drehte sich wieder dem Fenster zu um in den Garten hinaus zustarren.

Weil sich Sesshomaru nach etlichen Minuten immer noch nicht rührte, erinnerte sie ihn an seine Aufgabe: "Musst du nicht das Haus nach versteckten Abhörgeräten durchsuchen!"

"Das habe ich bereits vor einer Stunde getan. Jetzt bin ich deinetwegen hier", kam prompt die überraschende Antwort.

Sie erzielte den gewünschten Effekt. Sofort wandte die Rothaarige ihren Blick dem Dämon zu und musterte ihn. Er wirkte immer so kalt und unnahbar. Doch manchmal schimmerte etwas anderes hindurch. Diese Wärme, welche Lisha ein wenig an Masao erinnerte zeigte sich für einen kurzen Augenblick. Da schien echte Sorge ihretwegen dahinter zustecken. Dann war der flüchtige Moment vorbei und Sesshomaru erklärte den Grund, weshalb er an diesem Tag zum zweiten Mal das Haus betrat. "Mein verehrter Vater bat mich dir diese Akte zugeben. Es ist der Entwicklungsbericht für ein Schutzmittel, damit das Gift in der abgefeuerten Kugel keine Dämonen mehr tötet. Er will, das Naraku diese Akte erhält." Mit diesen Worten übergab er der jungen Frau einen schmalen Hefter, den sie gar nicht auf dem Tisch liegen gesehen hatte.
 

Lisha blätterte kurz darin und seufzte kaum hörbar. Ihre Finger zitterten ein wenig und sie wünschte sich, das dieses Mittel bereits früher entdeckt worden war. Vielleicht hätte Fin dann eine Überlebenschance gehabt. Anderseits war es erst der Tod ihres Gefährten, weshalb überhaupt diese intensive Forschung betrieben wurde. Einen Agenten dadurch zu verlieren war für Masao einer zu viel gewesen. Damit, das die Ergebnisse dem Gegner zugespielt wurden und sie in den nächsten Wochen ebenso der Öffentlichkeit zugängig gemacht werden sollten, würde der Einsatz dieser Technik hoffentlich gedämmt. Oder noch besser, Gangsterbanden setzten sie überhaupt nicht mehr gegen Dämonen ein. Praktisch gesehen war es ein Erfolg.
 

Sobald die junge Frau fertig gelesen hatte, stand sie auf und ging in den Eingangsbereich. Hier steckte sie den Hefter in ihre Tasche und danach kam sie zurück. Etwas später hatte sie Tee aufgebrüht und schenkte ihnen beiden ein. Obwohl Sesshomaru seine Tasse nicht anrührte, blieb er noch. Für den heutigen Tag hatte er keine Verpflichtungen mehr und ein Gefühl sagte ihm, das die Rothaarige seine Anwesenheit als wohltuend empfand. Dies merkte er nicht zuletzt an ihrem leichten Lächeln. Doch ihre nächsten Worte zeugten von einer anderen Seite.
 

"Richte deinem Vater aus, in den nächsten Tagen, sobald ich die Spinne sehe, übergab ihm die Akte", bat sie und überlegte kurz. Sie wurde noch ein wenig genauer, da sicherlich Masao den Grund wissen wollte. "Naraku hat mir drei Tage freigegeben, damit ich mich einem bestimmten Projekt widmen kann. Sollte ich meine Sache früher beenden, kehre ich sofort zurück", erklärte die Anwältin ohne etwas zu offenbaren.

Da Sesshomaru sie nur mit einem undefinierbaren Blick bedachte fügte sie hinzu: "Mit dir rede ich nicht darüber, also frage gar nicht erst."

"Mein verehrter Vater ist in einer wichtigen Konferenz. Vor heute Abend ist er nicht erreichbar", teile der Hundedämon aus einem Gefühl heraus mit.
 

Die Rothaarige reagierte nicht und starrte nur wieder aus dem Fenster. Erst nach einer ganzen Weile fragte sie sehr leise: "Wie weit würdest du gehen, um deinen Vater zu beschützen?"

"Er kann selbst auf sich aufpassen", kam als Antwort.

Lisha genügte es nicht, dennoch schwieg sie. Erst viel später begann sie wieder: "Am Tag der Beerdigung meines Gefährten traf ich Masao zum ersten Mal und seit dem bewundere ich ihn. Seine Stärke, seine Handlungen und seine Führungsqualitäten. Niemand den ich bisher traf vereinte gleichartige Eigenschaften in sich. Ich weiß, dass er Fin nicht in den Tod schicken wollte, doch er ist gestorben. Dafür gebe ich nicht deinem Vater die Schuld, sondern Naraku. Er muss gestoppt werden, mit nur jedem erdenklichen Mittel."

"Da gebe ich dir recht", teilte Sesshomaru ihre Ansicht. "Deshalb verstehe ich nicht, weshalb mein Vater zögert und ihn nicht zur Strecke bringt."

Die Agentin betrachtete den silberweißhaarigen Dämon und fragte dann: "Dann weißt du nichts von Inuyasha?"

"Meinem Bruder ...", kam es zögerlich. "Seit einiger Zeit vermutete ich gewisse Dinge. Doch seit gestern kenne ich die Wahrheit. In der Post war ein Umschlag mit Bildern für Izayoi, den ich abgefangen habe. Getarnt als menschlicher Junge Yasu versteckt Naraku meinen Bruder vor unserer Nase."

"Lass mich raten. Anonym, keinerlei auswertbare Spuren, eine Sackgasse", schlussfolgerte Lisha bezogen auf den Umschlag und mögliche Hinweise auf den Absender.

Es folgte nur ein zustimmendes Nicken, sodass die Rothaarige weiter sprach: "Dennoch bin ich überzeugt er kommt von der Spinne. Alles ergibt einen Sinn. Naraku will, dass sich Izayoi von ihrer Familie verraten vorkommt und sie Masao verlässt."

Außer einem intensiven Blick zeigte der Sohn des ehemaligen Polizeichefs keine Reaktion. Deshalb sprach die junge Frau gleich weiter und erläuterte, was der Verbrecherlord von ihr verlangte. Zum Schluss gab sie eigene Mutmaßungen ab und ließ etwas ihre Verzweiflung durchschimmern: "Dein Vater wird daraus die Konsequenzen ziehen und mich nach Paris zurückschicken. Wir sind soweit gekommen und deshalb will ich nicht aufhören. Trotzdem weiß ich im Moment keinen Ausweg."
 

Kaum hatte die Rothaarige aufgehört zusprechen hatte Sesshomaru die Lösung, recht ungewöhnlich, wie er selbst zugab. Eigentlich verdankte er seinem Onkel diese Idee aufgrund des Gespräches, was er zufällig vor Wochen mit anhörte. Der Geruch der Familie war sich sehr ähnlich. Jemand der Masao nur flüchtig kannte, würde den Unterschied nicht merken. Außerdem gewann er selbst noch etwas. Er bekam eine Möglichkeit herauszufinden, weshalb er sich zu Lisha hingezogen fühlte, sie begehrte wie noch nie zuvor eine Dämonin. Lag es daran, dass die Geliebte seines Vaters nur mit ihm spielte, ihn seit ihrem ersten Treffen herausgefordert hatte oder weil sie keine leichte Beute war, sich ihm nie aufdrängte. Ihre derzeitige Verzweiflung verschaffte ihm jetzt einen Vorteil.

"Gebe Naraku was er will und sonne dich in deinem Triumph", schlug er der Polizistin vor.

Diese reagierte verständnislos: "Wie?"

"Du hast recht. Mein Vater wird dich nicht anrühren. Erst kürzlich hat er Izayoi dieses Versprechen gegeben", versuchte Sesshomaru sein Vorhaben in Worte zu fassen. Doch er sprach nicht weiter, sondern verlieh dem, was er wollte mit Gesten Nachdruck. Er legte seine Klauenhände um die Hüfte der Rothaarigen, zog sie näher an sich heran und küsste sie, bevor sie überhaupt zu Widerstand fähig war.

Nicht nur ihr Körper, auch ihr Verstand reagierte auf diese demonstrative Einladung. Sobald sich Sesshomaru wieder von ihr löste, wusste sie, was er ausdrücken wollte.

"Du meinst, wir beide ...?", begann Lisha.

Der Dämon hob seine Hand, streifte einige Haarsträhnen aus Lishas Gesicht und seine Fingerspitzen berührten sanfte die roten Lippen: "Du bist nicht abgeneigt."

Weil keine Antwort erfolgte, sondern der Ausdruck der Anwältin grimmig wurde, fügte er noch hinzu: "Das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden, weshalb nicht? Am Ende bist du diejenige, die über Naraku lacht."
 

Mit einem Mal sprang die Anwältin auf, lief im Zimmer herum. Sie überlegte sich ihre Optionen. Das Angebot war nicht von der Hand zuweisen, eigentlich eine gute Lösung. Zwar vermutete sie das es Sesshomaru mehr als gelegen kam. Abgesehen von dieser Tatsache, konnte sie Naraku scheinbar geben, was er wollte. Die Kamera konnte man austricksen, indem sie darauf achteten nicht zusprechen und aufpassten das Sesshomarus Gesicht auf dem Bild nicht sichtbar wurde. Was den Geruch anging, so hatte Masao sie darüber aufgeklärt. Immerhin hatte er Sesshomarus Werben um sie bisher nicht unterbunden, sondern nur darauf hingewiesen sich nicht in intimer Pose in der Öffentlichkeit erwischen zulassen.

Was war jedoch mit ihr selbst, konnte sie einfach so eine Nacht mit dem Youkai verbringen. War sie bereit sich von einem anderen männlichen Wesen intim berühren zulassen, der nicht ihr Gefährte war, konnte sie weiter gehen und mehr geben als nur die bisher geteilten Küsse.

Lisha seufzte. Sie musste Sesshomaru darauf hinweisen, dass sie Zweifel hatte. Sie setzte sich nicht wieder, sondern ging zum Fenster, öffnete es und atmete kurz die frische Herbstluft ein. Nicht weit von ihrem Haus entfernt hörte sie schwach die Stimme eines Kindes, ein fröhliches Jauchzen vermutlich von ihrem Sohn.

Entschlossen schob sie das Fenster zu, drehte sich um und sagte: "Einverstanden. Doch ich bin mir nicht sicher, ob ich es durchziehen kann. Vielleicht mache ich am Ende einen Rückzieher."
 

Sehr zuversichtlich entgegnete der silberweißhaarige Youkai mit der Mondsichel auf der Stirn: "Du wirst dich fügen und bekommst eine Nacht mit mir. Jedoch wirst du dich mir vollkommen ausliefern."

Diese Worte erschreckten Lisha jetzt und sie bekam es mit der Angst zutun. Sie dachte an die Bande im Pariser Park und so entfuhr es ihr hektisch: "Ich lasse mich nicht mit Gewalt nehmen."

Sesshomaru antwortete nicht, sondern packte die Agentin, zog sie an seinen Körper und dann küsste er sie sanft. Bedacht und überaus zärtlich ließ er seine Hände über ihren Körper gleiten.

"Keine Gewalt. Es wird mir ein Vergnügen sein, dich zu verführen", versprach er, sobald er den Kuss beendet hatte. Damit stand er auf und ging zur Tür. Dort sagte er noch: "Erwarte mich heute Abend nach Einbruch der Dunkelheit!"
 

Damit ging der Youkai. Unterwegs dachte er an sein Vorhaben. Zwar hatte er Menschen betreffend auf diesem Gebiet keine Erfahrung, doch in den letzten Wochen hatte er etliche Studien betrieben. Ausschlaggebend war eine Szene im nächtlichen Park, Menschen, die sich küssten und sogar weitergingen, weil sie sich unbeobachtet fühlten. Tage darauf roch er die Erregung einer jungen Frau, während sie ein Buch las. Sesshomaru schaffte es ein Exemplar aufzutreiben und durchsuchte die Seiten, bis er den Abschnitt fand, der dafür verantwortlich war. Offensichtlich wollten Menschen mehr als nur einen kurzen Moment des Paarungsaktes. Jetzt hatte er Gelegenheit es herauszufinden, eine ganze Nacht lang wollte er Lisha verführen, ihr Wonnen schenken und gleichzeitig erhoffte er sich weitere Nächte davon.
 

Ein leichtes überlegendes Lächeln zierte sein Gesicht. Gerade in diesem Moment fühlte er sich wie ein triumphierender Sieger. Diesen Augenblick sehnte er schon seit Wochen herbei. Lisha gehörte ihm und danach würde auch sein Vater diese Tatsache endgültig akzeptieren.

Erst viel später als er sich bereits wieder im Anwesen seiner Familie befand kamen Sesshomaru bedenken. Bei der Sache mit der Anwältin ging es nicht um ihn und deshalb musste er einen Weg finden, nicht als Sesshomaru bei ihr zu erscheinen, sondern seinem Vater ähneln.

Als der junge Dämon im Flur an einem Spiegel vorbeilief, blieb er kurz stehen und betrachtete sein Spiegelbild. Mit seiner Klauenhand fuhr er sich durch die Haare und da hatte er die Lösung. Er wollte zu der Rothaarigen erst gehen, wenn Nacht herrschte. Narakus Angestellte, welche Lisha beschatteten, waren nur Menschen mit weniger guten Augen, als sie ein Dämon besaß, sehr vorteilhaft in diesem Fall. Zudem konnte er mit ein paar kleineren Hilfsmitteln den Eindruck verstärken und den Geruch anpassen.

Wieder erschien das kalte Lächeln. Danach suchte Sesshomaru zuerst das Bad seines Vaters auf. Dieser benutzte bestimmte Duschbäder und Shampoos, welche er jetzt für sich verwendete. Danach betrat er Masaos Schlafzimmer, öffnete den Schrank und war im Begriff sich Kleidung herauszusuchen.

Doch dann unterbrach er sich plötzlich, setzte sich auf das Bett und ließ nachdenklich seinen Blick über die unzähligen Anzüge schweifen. Dieser Plan hatte sich am Anfang einfach angefühlt, doch jetzt kamen ihm Zweifel. War es richtig was er tat oder sollte er doch seinem Vater davon berichten. Vielleicht lag es auch daran, dass er seinen Erzeuger noch nie hintergangen hatte.
 

Sesshomaru war so in Gedanken versunken, dass er nicht bemerkte, wie Izayoi ihren Rollstuhl in das Zimmer bewegte, stehen blieb und ihn betrachtete. Dann richtete sie das Wort an ihren Stiefsohn: "Ist es Zufall, das du das Shampoo deines Vaters benutzt und jetzt seinen Kleiderschrank anstarrst?"

Etwas unhöflich entfuhr es dem Hundedämon: "Die Sache geht dich nichts an."

Die Gelähmte ergriff mit beiden Händen die Räder und rollte ihr Gefährt näher. Dann legte sie ihren Kopf etwas schief und legte ihre Vermutung dar, nachdem sie demonstrativ geschnuppert hatte: "Meine menschliche Nase empfindet den Geruch im Raum und an dir als den deines Vaters. Dann noch die Lage deines Körperfells, die hochgebundenen Haare und der offene Kleiderschrank. Du kannst mir nichts vormachen. Die Beweise sprechen gegen dich."

Es erfolgte keine Reaktion, dennoch sprach die schwarzhaarige Frau weiter: "Dein Vater ist nicht hier, also weiß er nichts davon. Du willst ihn in einer bestimmten Sache vertreten ..."

Zu mehr kam die Gelähmte nicht: "Izayoi", stoppte Sesshomaru ihren Redefluss und berichtete mit knappen Worten von Lishas Situation.
 

Lange musste die ältere Frau nicht überlegen und sie war sogar ihrem Stiefsohn dankbar. Sie rollte hinüber zum Schrank, zeigte auf einen Stapel und erklärte: "Dein Vater kleidet sich zu bestimmten Anlässen verschieden. Wenn er zu Lisha geht, zieht er diese Sachen an. Mit dem Mantel dort drüben ist die Täuschung komplett. Da er ihn erst kürzlich getragen hat, wird der Duft zusätzlich vermengt."

Sobald die Garderobe komplett war, scheuchte die Gelähmte ihren Stiefsohn aus dem Raum, weil sie sich selbst umziehen wollte. Auf seine Frage bekam Sesshomaru zur Antwort: "Du weißt selbst, wie viele Spione Naraku unter unseren Angestellten hat und deshalb kann dein Plan nur aufgehen, wenn dein Vater heute Abend nicht nach Hause kommt. Dafür werde ich Sorge tragen, indem ich ihn von hier fernhalte, sonst ist die ganze Sache umsonst."
 

Der Hundedämon musste zugeben, daran hatte er nicht gedacht. Jetzt jedoch glaubte er, dass sein Plan funktionieren würde und Lisha die Hilfe bekam, die sie brauchte. Außerdem gab es Izayoi die Gelegenheit mit Masao allein sein zu können, damit sie sich endlich wieder näherkommen konnten.
 


 

Kapitel 18 - Kapitel - Verführt
 

Masao ist sehr erstaunt, als er seine Gefährtin an seinem einsamen Rückzugsort antrifft. Ihn beschleicht eine vage Ahnung, dass mehr hinter ihrem Auftauchen steckt, dennoch genießt er seine Zeit mit Izayoi.

Verführt

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Verführt (ohne)

Im Grunde genommen gibt es in dem Kapitel noch kein Lemon, sondern nur ein Vorspiel. Dennoch musste ich es entfernen für die light Version.

Jetzt erst einmal viel Spaß mit diesem Kapitel, auch wenn Sess & Lisha erst im folgenden Kapitel zum Zug kommen.
 

Kapitel 18 - Verführt
 

Bis Sesshomaru mit seiner Stiefmutter das Haus verließ, verging nicht mehr viel Zeit. Izayoi gab absichtlich einige Anweisungen, sprach auch über die Abwesenheit ihres Gefährten und zeigte, wie böse sie ihm deswegen war. Mehrmals deutete sie in ihren Worten an, wo sie ihn vermutete. Ihr gehen schob sie diesem Umstand zu und drohte sogar zukünftig selten anwesend zu sein, wenn ihr Gemahl nach Hause kam.

Dann fuhr der Wagen vom Grundstück. Beide Insassen ahnten nicht, dass es jemanden gab, der den größten Teil mitbekommen hatte und nun nachdenklich zurückblieb.
 

Toyo war sich unsicher, wie er sich verhalten sollte. Es gefiel ihm gar nicht, wie Naraku sein Mädchen erpresste. Deshalb überlegte er schon mit seinem Bruder zusprechen, als er Kagura bemerkte. Die Winddämonin ging an ihm vorüber, ohne seine Anwesenheit wahrzunehmen. Schon länger hatte er sich vorgenommen mit Izayois Gesellschafterin zusprechen. Jetzt war ein guter Moment. Doch dann dachte Toyo nach. Was wenn er für Ablenkung sorgte. Zwar würde ihm Kagura seine Tat übel nehmen aber der Moment, wo es ihn noch interessierte, was die Dämonin von ihm hielt, war schon Jahre vorüber. Um seinen Plan umzusetzen, brauchte er jedoch Hilfe. Da gab es einen zuverlässigen Leibwächter, auf den Masaos Bruder zählen konnte.
 

Kagura hatte wie alle Angestellten Izayois Worte und ihren Unmut vernommen. So dachte sie nach, ob sie Naraku davon unterrichten sollte. Immerhin vernachlässigte sie in den letzten Wochen ihren Job, spionierte seltener. Seit sie wusste, wer Toyo war, hatte sie Stunden lang überlegt, ob sie weiterhin für die Spinne arbeiten wollte oder versuchen sollte andere Möglichkeiten zu nutzen. Ihr ehemaliger Geliebter hatte ihr schon einmal geholfen und sie hoffte, dass er es wieder tun würde. Dennoch entschloss sie sich gerade Naraku mitzuteilen, das Izayoi wutentbrannt das Anwesen verlassen hatte.

Gerade schlich sich die Winddämonin zu einem Telefon, hatte den Hörer schon in der Hand, als sie ein Wesen hinter sich spürte. Im nächsten Moment wurde sie gepackt, eine Hand legte ihr ein mit Chloroform getränktes Tuch über Mund und Nase. Nur wenig später schwanden Kagura die Sinne.
 

Toyo betrachtete die nun am Boden liegende Dämonin, dann lächelte er, wickelte sie in ein Bettlaken und schaffte sie hinaus zum Auto um sie in den Kofferraum zu platzieren. Er würde Kaguras Wagen selbst fahren und der Leibwächter folgte ihm, damit er danach wieder nach Hause kam.

Bei Narakus Villa angekommen stellte Toyo das Auto direkt vor dem Tor ab, betätigte die Klingel, und sobald es in der Sprechanlage knisterte, sagte er mit verstellter Stimme: "Eine Eillieferung für Sato-sama."

Der silberweißhaarige Youkai wartete nicht ab, ob jemand im Anwesen reagierte. Schnell stieg er zu seinem Leibwächter in den anderen Wagen und sie brausten gleich darauf davon.

Die Wachen informierten ihren Boss, der es sich nicht nehmen ließ und persönlich am Eingang erschien. Kaum erfuhr er, es handelte sich um den Wagen seiner Spionin, vermutete Naraku schon einen Zusammenhang mit der ehemaligen Hure. Kurz darauf wurde sie halb bewusstlos im Kofferraum gefunden. Die Betäubung ließ langsam nach. Sobald die Winddämonin wieder ihre vollen Sinne besaß, sie sich ihrem Boss gegenübersah, erbleichte sie.
 

Kagura verdächtigte einen der anderen Spione im Hause der Taishos sie im Auftrag der Spinne hierher gebracht zuhaben. Weil sich die Dämonin ihrer Nachlässigkeit der letzten Wochen bewusst war, versuchte sie sich aus der Affäre zuziehen, indem sie von Izayois Entrüstung berichtete. Dabei merkte sie nicht, wie zufrieden Naraku schaute.

Kaum endete die Schwarzhaarige, schickte ihr Boss sie zurück zu den Taishos. Allerdings bekam sie Zeit genug, bis zum nächsten Vormittag. Den Befehl befolgte Kagura widerwillig.
 

Nicht ahnend, was Toyo getan hatte, erreichte Sesshomaru den abgelegenen Ort an der Küste, wo das gemütliche Haus im japanischen Stil stand. Von seinem Vater fehlte jede Spur, aber dessen Wagen stand in der Zufahrt und Masaos Leibwächter tauchte auf. Nur wenig später kam der Fahrer ebenso herbei.

Es genügten wenige Worte von Izayoi um den Leibwächter zu überzeugen ihnen behilflich zu sein. Der Fahrer war da schon skeptischer aber nachdem Sesshomaru das Argument, damit seinen Vater schützen zu wollen, vorbrachte, stimmte er ebenso in den Plan ein.

So blieb Izayoi in Begleitung des Leibwächters zurück, während ihr Stiefsohn in die Rolle seines Vaters schlüpfte, um Lisha aufzusuchen.
 

Masao war in den letzten Tagen nicht untätig und hatte einige Vorsichtsmaßnahmen ergriffen. Er war kein Wesen, das sich überlegen fühlte, aber eine gewisse Befriedigung hatte von ihm Besitz ergriffen, vor allem weil er nun einen Weg gefunden hatte, wie er Naraku im Zaum halten konnte. Dennoch wollte er dieses Mittel erst einsetzen, wenn er es brauchte. Ob es hilfreich in Lishas derzeitiger Situation gewesen wäre, würde er nicht herausfinden können.

Jetzt rannte der silberweißhaarige Hundedämon am Strand entlang, genoss die Einsamkeit und verdrängte die Arbeit.

Nach Beendigung seines Laufes schwamm er noch im Meer oder ließ sich eine Weile mit den Wellen treiben. Dann verließ er das Wasser, trocknete sich ab und erklomm den schmalen steilen Pfad, der ihn hinauf zum Wochenendanwesen brachte. Bereits auf halber Höhe nahm er aufgrund seiner feinen Sinne die Veränderung wahr. Sein persönlicher Fahrer fehlte und dafür spürte er ein Wesen, das er nicht erwartet hätte. Lange war es her, wo er mit Izayoi hier glückliche Momente verbrachte, sie zusammen unten am Strand spazieren gingen oder sie gemeinsam nackt in den Fluten badeten. Manchmal sehnte er sich nach diesen Augenblicken.

Jetzt lächelte er innerlich und hoffte das Izayois Absichten belanglos waren. Deshalb ging er gemächlich nach oben, legte die letzten Meter zurück und blieb dann stehen, um sich umzusehen.

Wie er es von seinem Mitarbeiter gewohnt war, stand dieser verdeckt in der Nähe der einzigen Zufahrt, an einem Platz, wo man nicht nur die Straße, sondern beinahe das gesamte Grundstück einsehen konnte. Das gab dem Dämon Zeit auf Gefahren aus allen Richtungen zu reagieren, selbst wenn sie über die Klippen kamen oder von dem Pfad direkt vom Strand her.

Masao nickte ihm kurz zu und runzelte im nächsten Moment die Stirn. Nicht nur sein Fahrer war verschwunden, sondern auch das Auto. Stattdessen stand auf dem Parkplatz vor dem Haus Sesshomaru zweisitziger Sportwagen. Es geschah schon öfters, das sie ihre Wagen tauschten, jedoch nie ohne eine gemeinsame Rücksprache. Izayois Anwesenheit passte ebenfalls nicht unbedingt in das Bild. Der Dämon entschloss sich kurzerhand nicht mehr darüber nachzudenken, da er die Antwort von seiner Frau erhalten konnte. Somit ging er den Weg entlang, bis er die Gelähmte erreichte.
 

Seine Gefährtin saß geduldig in ihrem Rollstuhl, die Hände ruhten verschränkt auf der Decke, welche über ihren Beine ausgebreitet lag. Erst als sich der ehemalige Polizeichef vor sie niederkniete, blickte Izayoi ihm ins Gesicht, schenkte ihrem Ehemann ein Lächeln.

"Ich weiß, diese Nacht verbringst du immer bei Lisha. Wenn du deshalb nicht mit mir zusammen sein willst, kann ich es verstehen", sagte sie leise, beinahe schüchtern. Offenbar schlummerte ein wenig Angst vor Abweisung in ihr.

Ihr Gemahl überraschte sie jedoch, in dem er seine Hand hob, sanft ein paar Haare beiseite strich und sich dann näher vorbeugte. Er küsste Izayoi zärtlich. Danach hob er sie aus dem Rollstuhl und trug seine Gefährtin zum Haus hinüber. Hier blieb er nicht an der Bank vor dem Eingang stehen, sondern ging sofort in das Innere des Gebäudes.

"Masao?", den Namen flüsterte Izayoi wie eine Frage.

Dieser ging weiter, erklärte dann: "Da ich auf mein Abendessen mit Lisha verzichte, dachte ich du leistest mir Gesellschaft. Im Moment verspüre ich nämlich großen Appetit."

"Was ist mit ...", begann die schwarzhaarige Frau.

"Lisha?", vollendete der Dämon den Satz: "Sie wird auch morgen noch da sein. Abweichungen vom Plan sind immer vorteilhaft, sie verwirren den Gegner", gab er schmunzelnd als Antwort auf die vorhergehende Aussage. "Allerdings sollte ich sie anrufen ..."

Er setzte seine Gefährtin in der Küche auf einem Stuhl ab und war bereits im Begriff sich dem Telefon zuzuwenden, als die Gelähmte seinen Arm festhielt und bat: "Tue es nicht!"

Obwohl er sich leicht von seiner Frau lösen konnte, hielt er überrascht inne, kam sogar den einen Schritt zurück. Er wollte wissen: "Weshalb? Ich sage ihr immer ab, wenn bei mir etwas dazwischen kommt."

Ziemlich verlegen erläuterte Izayoi einen Teil des wahren Grundes: "Sesshomaru ist bei ihr. Sie weiß deshalb, dass du anderweitig beschäftigt bist."

Nachdenklich betrachtete Masao seine Ehefrau. "Ich verstehe", mehr äußerte er nicht, obwohl dem nicht so war und er gern Näheres wissen wollte. Der Hundedämon ließ es darauf beruhen, weil er den Moment mit seiner Gefährtin genießen wollte. Sie wäre nicht hier bei ihm, wenn es nicht auch ihr Wunsch war.
 

Aus diesem Grund bereitete er aus den vorhandenen Konserven ein köstliches Mahl zu. Bei Kerzenlicht und sanfter Musik speisten sie zusammen, unterhielten sich über belanglose, alltägliche Dinge. Masao kannte seine Gefährtin gut genug, um zu wissen, etwas beschäftigte sie. Der richtige Augenblick fehlte in ihren Augen und so wartete er geduldig ab. Später am Abend trug er Izayoi ins Schlafzimmer, legte sie auf dem Bett ab, löschte das Licht bis auf eine kleine Nachttischlampe.

Der Hundedämon ließ sich neben seine Gefährtin nieder und betrachtete sie intensiv.
 

Ihre Hand bewegte sich und ergriff seine Klaue. Izayoi hob sie an ihre Lippen und hauchte zärtliche Küsse darauf. "Ich bin glücklich hier mit dir sein zukönnen", kam es von ihr.

"Du willst etwas mit mir besprechen", wollte Masao wissen, worauf die Gelähmte nickte.

Inu no Taisho sprach weiter, diesmal sehr besorgt: "Die Ärzte haben doch nicht ..."

Die schwarzhaarige Frau schüttelte den Kopf und widersprach, indem sie ihren Gefährten nicht ausreden ließ: "Nein, es gibt keine bedenklichen Neuigkeiten über meinen Gesundheitszustand. Obwohl es die Aussage eines Arztes ist, weshalb ich mit dir sprechen möchte."

Erwartungsvoll sah der ehemalige Polizeichef auf Izayoi. Diese verschob mit wenigen Worten dieses Anliegen und kam zu einem anderen Thema: "Darüber würde ich gern später sprechen vorher jedoch ...", sie pausierte kurz, senkte ihren Blick und setzte dann erneut an: "Auf der Suche nach meinen verlorenen Erinnerungen und meinen Gefühlen zu dir habe ich lange nicht bemerkt, was wirklich los ist. In den letzten Tagen ist es mir bewusst geworden. Ich werde bestimmt nie wieder die gleiche Izayoi sein, die sich einst in dich verliebte."
 

Masao hatte den Blick nicht von seiner Frau gelassen. Während ihrer Worte schmälerte er seine Augen. Obwohl er Izayoi zärtlich über das Gesicht streifen wollte, ihn das Bedürfnis überkam sie in die Arme zu nehmen, rührte er sich nicht. Er wählte bedacht seine Worte: "Bis jetzt sprichst du nicht von Trennung und du genießt deine Zeit mit mir. Es befriedigt dich ein wenig, weil Lisha heute auf mich verzichten muss, deshalb geben mir deine Worte Hoffnung. Die alte Izayoi wollte mich verlassen, weil sie sich vernachlässigt fühlte und sich dem Druck der Öffentlichkeit, bedingt durch meine hohe Stellung nicht gewachsen fühlte."

Er wollte weiter sprechen, doch seine Gefährtin hob ihre Hand, legte sie auf seinen Mund, sodass Masao verstummte. Nun übernahm die Gelähmte wieder das Reden und erklärte des Weiteren: "Du hast mein Tagebuch also gelesen. Dem war so. Weil du mir in den letzten Jahren gezeigt hast, was ich dir bedeute, deshalb wollte ich dir meine Liebe schenken und habe ständig nach den verlorenen Gefühlen gesucht. Erst vor Kurzem ist mir klar geworden, das ich mich verändert habe und dabei bin ich zu einer Erkenntnis gelangt. Da mich ständig der Wunsch beherrscht hat unser altes Leben wieder aufnehmen zukönnen, ist mir total entgangen, dass wir bereits ein Neues haben. Es war dumm von mir in der Vergangenheit zuleben. Ich hege große Dankbarkeit für alles, was du für mich getan hast und verstehe deine Rücksichtsnahme. Unser bisheriges Verhältnis genügt mir nicht mehr. Du zögerst mit mir das Lager zuteilen, weil du glaubst, mich nur für deine eigenen Belange zu benutzen. Bleibe nur bei deiner Meinung. Indessen werde ich meinen Ehemann zeigen, dass auch ich geheime Sehnsüchte habe, und erwarte ja nicht von mir, dass ich mich zurückhalte."
 

Der Dämon betrachtete seine Gefährtin mit großen Augen und innerlich bewunderte er ihre neu gewonnene Stärke. Er hatte keineswegs etwas gegen die neue Izayoi einzuwenden. So lange wartete er darauf. Sie sprach es nicht aus, doch diese Worte kamen einem Liebesgeständnis gleich. Wie sie ihre vorhergehenden Worte in die Tat umsetzte, bekam er augenblicklich zuspüren. Izayoi hob ihren Oberkörper an, schob ihn mit ihren Händen in seine Richtung und kuschelte sich eng an seine Seite. Dann begann die Gelähmte sein Hemd aufzuknöpfen, damit sie die Haut des Objektes ihrer neu erwachten Begierde berühren konnte. Sie streichelten mit ihren Fingerspitzen die Rippen nach, platzierte sanfte Küsse auf den Bauch ihres Gefährten, der sich das einfach gefallen ließ.
 

Plötzlich hörte sie damit auf, runzelte ihre Stirn und sah ihren Ehemann an. Dieser hob etwas seine Augenbraue und fragte neckisch: "War das schon deine ganze Verführungskunst?"

Izayois Ausdruck verfinsterte sich, gleichzeitig boxte sie ihm spielerisch in die Seite: "Wage es nicht, mich zu verspotten!"

Mit vollem Ernst entgegnete der ehemalige Polizeichef: "Das würde mir niemals einfallen. Was hast du?"

Die Schwarzhaarige seufzte etwas und gab dann zu: "In meiner Vorstellung war es so einfach, doch jetzt fühle ich mich verunsichert. Es ist lange her und ich erinnere mich immer noch nicht an etliche Details unserer gemeinsamen Zeit. Kein Wunder, das es dich belustigt, wenn ich mich wie eine Jungfrau benehme."

Ihr Kopf war gesenkt, deshalb griff Masao unter das Kinn seiner Gefährtin, hob ihn empor, sodass er ihre Augen sah. Er lächelte ein wenig, dann streifte er sanft über die Lippen seiner Frau und fragte: "Erinnerst du dich an unser erstes Mal?"

Die Angesprochene überlegte kurz, nickte dann und erzählte: "Ich war verängstigt, denn nichts hat mich auf eine Nacht mit einem Dämon vorbereitet. Doch du warst einfühlsam und hast jede deiner Handlung mir vorher ins Ohr geflüstert."
 

"Genau das habe ich getan Izayoi", bestätigte der Hundedämon, kam näher und beugte sich zu ihrem Ohr nieder, flüsterte ihr Zärtlichkeiten zu.

Jedes Wort setzte der ehemalige Polizeichef in die Tat um und Izayoi genoss es. Sie ließ sich fallen, tauchte ein in das Meer der Verführung. Es wurde ein Fest für ihre Sinne. Die leise geflüsterten Worte vermischt mit den Berührungen, steigerten ihr Empfinden und versetzen sie in einen Strudel der Leidenschaft.

Sie erwiderte die Liebkosungen, da nicht länger ihr Verstand Izayoi beherrschte, sondern der natürliche Instinkt übernahm. Beide hatten diesen Moment so lange herbeigesehnt und deshalb hielt sich keiner von ihnen zurück.
 

Noch lange danach lagen sie eng umschlungen beieinander, bis die Gelähmte zuerst das Wort ergriff. "Danke", hauchte sie leise. "Danke das du mir noch einmal gezeigt hast, wie es ist, sich als begehrte Frau zu fühlen."

Als Antwort küsste der Hundedämon die Schwarzhaarige zärtlich. Danach sank sie zurück in ihre Kissen, schloss die Augen und nur unbewusst vernahm sie die Antwort ihres Gefährten: "Du bist eine Frau Izayoi. Meine Frau."

Als sie einschlief, zierte ein Lächeln ihr Gesicht.
 

Masao selbst lag neben ihr, betrachtete Izayoi im Schlaf. Dankbarkeit erfüllte ihn, denn heute Nacht bekam er ein Geschenk. Er bekam seine Gemahlin zurück, wenn gleich ihm die neue Izayoi ebenso gut wie die Alte gefiel. Dann huschte ein Schatten über sein Gesicht, umwölkte seine Stirn. Der Dämon dachte nach, an die Ereignisse, die dieser Nacht vorausgingen. Irgendetwas stimmte nicht, sein Instinkt verriet es ihm. Außerdem fragte er sich, was sein Sohn vorhatte. Dennoch ließ er seine Gefährtin ruhen, den sie benötigte dies sicherlich. So lehnte er sich ebenso zurück und schloss seine Augen.
 

Nachdem Sesshomaru in den Wagen gestiegen war, startete der Fahrer sofort. Der silberweißhaarige Hundedämon auf dem Rücksitz versank in Gedanken an Lisha und bekam so nicht mit, wohin der Wagen fuhr. Erst vor einem Blumenladen blieb der Chauffeur stehen, schaltete den Motor ab und drehte sich um, damit er seinen Herrn direkt ansehen konnte.

Dieser hob seine Augenbraue etwas. "Kazuki?", forderte er eine Erklärung, nicht nur eine Frage, sondern Tadel und Unmut gleichzeitig in dem Wort verborgen.

"Gleich Herr", versprach der Fahrer. Dann kam er auf das zu sprechen, was ihn wirklich beschäftigte, wobei er sich der französischen Sprache bediente: "Mir gefällt eure Erklärung nicht, etwas habt ihr bewusst verschwiegen."

"Und mir gefällt dein Ton nicht", gab Sesshomaru zurück.

Kazuki unterbrach den Augenkontakt nicht, obwohl er wusste, dass er sich zu viele Freiheiten herausnahm. Sein erstes Anliegen war jedoch, Masaos Interessen zuschützen. Wenn Sesshomaru dem zuwiderhandelte, musste er dagegen etwas unternehmen. Genau aus diesem Grund forderte er die ganze Wahrheit. Gleichzeitig bat er um Vergebung für sein Handeln: "Verzeiht Herr. Eurem Vater liegt viel an Madame Lefevre und er versucht sie zu beschützen. Wenn es da etwas gibt, was ihr gefährlich werden könnte, solltet ihr Inu no Taisho einweihen. Eure Argumente vorhin waren sehr überzeugend aber ich, glaube sie nicht."

"Bezichtigst du mich der Lüge?", fragte Masaos Sohn und musste sich beherrschen. Mit jedem Wort wuchs sein Unmut.

Der Angestellte erwiderte sofort: "Nein, eure Worte entsprachen der Wahrheit, aber ihr habt nur den wichtigsten Teil verschwiegen."
 

Mit geschmälerten Augen betrachtete der Taisho Erbe den anderen Dämon. Sein Vater schätzte nicht umsonst dessen Treue, seine Verschwiegenheit und die Fähigkeit, auch hinter das Offensichtliche schauen zu können. Genau diese Eigenschaften wurde ihm gerade selbst zum Verhängnis. Zweifel hegte er selbst, bevor seine Stiefmutter ihre Hilfe anbot. Genau aus diesem Grund wollte Sesshomaru nun etwas herausfinden und fragte den Blonden: "Du kennst meinen verehrten Vater bereits seit etlichen Jahren und kannst seine Handlungen einschätzen. Was würde er tun, wenn Naraku Lisha erpresst?"

Als Fahrer war Kazuki ebenso Masaos Vertrauter. Alles, was in diesem Auto besprochen wurde, bekam er mit, solange die Trennwand nicht aktiv war. Sein Herr unterhielt sich auch oft mit ihm, ganz besonders zwecks Naraku. Er kannte Lishas Hintergrund und hatte in den Pariser Jahren oft als Kontaktmann zwischen seinem Herrn und Finley fungiert. Deshalb brauchte er nicht lange überlegen, sondern antwortete: "Er würde die Agentin sofort von dem Fall abziehen." Als die Erkenntnis bei ihm durchsickerte, weiteten sich seine Augen: "Ich verstehe", murmelte der Fahrer und fügte etwas lauter hinzu: "Sie würde es nicht wollen und hält es deshalb geheim."

"Es gibt etwas, das mein Vater nie tun würde und Lisha würde auch nicht darum bitten, deshalb kam sie zu mir. Ich kenne da weniger Skrupel und gab ihr meine Zustimmung. Izayoi bot an mir zu helfen, da es ihr die Gelegenheit gab, allein mit meinem Vater sein zukönnen. Meine Stiefmutter wird es ihm morgen früh offenbaren."
 

Obwohl der Sohn seines Herrn es nicht aussprach, wusste Kazuki, worauf Sesshomaru anspielte. Masao hatte des öfteren darüber gesprochen und für den Fall Maßnahmen vorbereitet. Doch da war noch etwas anders. Zwischen Lisha und Sesshomaru herrschte eine gewisse Anziehungskraft. Er hatte sogar einen Kuss beobachtet, den sie miteinander teilten und ein Mensch würde dem unnahbaren Sohn seines Herrn sicherlich nicht schaden. Deshalb traf er eine Entscheidung: "Danke für eure Offenheit Herr. Wenn die Angelegenheit von Madame Lefevre ausgeht, habe ich keinerlei bedenken. Da gibt es nur eine Kleinigkeit", beendetet er seinen Satz, nickte zu dem Blumenladen hinüber, und bevor er aus dem Wagen stieg, wies er noch auf das wichtige Detail hin: "Euer Vater geht nie ohne Blumen zu seiner Geliebten, die ich stets in diesem Laden kaufe."
 

Bis Kazuki zurückkam, verging nicht viel Zeit. Bald darauf hielt der Wagen in der Einfahrt zu dem von Lisha bewohnten Gästehaus.

Die Agentin hatte vorsorglich den Bewegungsmelder zur Außenlampe abgestellt und so lag der Vorplatz des Haues im Dunklen bei ihrer Ankunft. Glücklicherweise gab es keinen Mond am Himmel, nur das spärliche Licht aus dem Hauseingang, wo die Undercoverpolizistin gerade erschien, warf einen dünnen Strahl ins Freie. So sahen die Spione auf der anderen Straßenseite genau das, was sie mitbekommen sollten. Die Umrisse eines Hundedämons mit hochgebundenen Haaren und dem Fell, welches lang am Körper herabhing. Deshalb schöpften sie keinen Verdacht.
 

Kazuki stieg zuerst aus, hielt seinem Herrn die Tür auf und übergab ihm dann die Blumen. Ohne Hektik, gemächlich, wie er es von seinem Vater kannte, setzte Sesshomaru seine Schritte. Die rothaarige Frau kam ihm etwas entgegen und im Schatten des Einganges drückte sie sich an den Dämon, flüsterte: "Dein Vater legt immer den linken Arm um mich, zieht mich näher an sich heran und haucht mir einen Kuss auf den Scheitel.

Dankbar für den Hinweis befolgte er den Rat, hielt sie länger fest, als er sollte. Ihr Duft war betörend und wirkte anziehend. Es war das gleiche Parfüm, welches Lisha bei ihrer ersten Begegnung trug. Nicht nur die Aussicht auf das Kommende weckte die Lust in ihm, sondern auch die inzwischen öfters geteilten Berührungen.
 

Kaum waren sie ihm Haus, schloss Lisha die Tür und sah Sesshomaru erwartungsvoll an. Sie war etwas unsicher und wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte, da sie noch nie so etwas nach Planung fabrizierte. Mit Fin zusammen geschah es immer spontan. Seit dem Moment, als der Youkai ihr Haus verließ, den restlichen Tag bis jetzt hatte sie diesem Ereignis entgegen gefiebert und kam sich fast vor, wie bei ihrem ersten Date. Ihr Körper kribbelte in Erwartung und sie hatte bestimmte Vorstellungen. Nach ihrem Bad hatte sie lange überlegt, welche Kleidung sie anziehen sollte. Etwas Normales oder sehr Verführerisches. Sie entschied sich dann für Letzteres, ein beinahe durchsichtiges, dünnes Nachthemd, das ihr nur knapp über den Po reichte. Auf Unterbekleidung verzichtete Lisha völlig, da sie ihr Höschen vermutlich nicht lange anbehalten würde. Dagegen war ihr seidener Morgenmantel Blick undurchlässig. Narakus Handlanger wollte sie nicht erfreuen, das behielt sie sich für Sesshomaru vor.

Jetzt seufzte sie leise, halb verunsichert.
 

Weil er ihren Blick sah, wollte der silberweißhaarige Hundedämon wissen: "Du willst doch keinen Rückzieher machen?"

Lisha zögerte mit der Antwort, schüttelte dann stumm den Kopf. Nein, sie wollte es nicht, besser sie konnte es nicht.

"Lassen wir es auf uns zukommen!", schlug Masaos Sohn vor.

Die junge Frau nickte und ging zur Treppe. Auf dem ersten Absatz erklang die Simme des Silberweißhaarigen: "Warte!"

Einen Einwand von seiner Seite erwartend blieb die Agentin stehen, drehte sich um und sah sich Masaos Sohn direkt gegenüber. Er kam näher, legte den Arm um sie und schenkte ihr einen langen zart schmelzenden Kuss. Die andere Klaue fuhr über Lishas Hüfte bis zum Knoten ihres Gürtels, den er öffnete. Danach schob er den Stoff beiseite, ließ seine Hand dann über das dünne Gewand darunter wandern. Überrascht hielt er inne und betrachtete Lishas Körper, tat dabei so, als ob er ihre Verlegenheit nicht bemerkte. Es gefiel ihm.

Leichte Genugtuung empfand der Hundedämon dabei. Nicht sein Vater fasste die rothaarige Frau an, sie reagierte auf ihn. Weil er mehr herausfinden wollte, setzte er sein tun fort, küsste Lisha erneut.
 

Sie war selbst überrascht von ihrer Reaktion und ihre Zweifel wurden kleiner. Offenbar wollte Sesshomaru genau das erreichen. Doch ihre eigene Feststellung musste sie jetzt aussprechen: "Unter deinen vielen Eroberungen gab es offenbar keine Menschen oder wie soll ich sonst deine Worte interpretieren."

"Du bist die Erste", gab er zu und spürte das Bedürfnis zu erklären: "Menschen sind empfindlicher, können leichter verletzt werden. Darüber habe ich gelesen und Izayoi hat mir ...", er unterbrach sich und dachte kurz nach. Dann griff er Lisha bei ihrer Hüfte und hob sie hoch. Sie konnte nur noch ihre Arme um seinen Hals legen und benutzte gleichzeitig ihre Beine um sich festzuhalten. Erst im Schlafzimmer, wo der Dämon sie neben dem Bett abstellte, sprach er weiter: "Mein Versprechen halte ich. Keine Gewalt, nur reine Verführung."

Wegen dieser Aussage ein wenig verunsichert, musste die Agentin etwas wissen und so fragte sie: "Hast du jemals eine Dämonin verführen müssen oder haben sie ..."

" ... sich mir aufgedrängt, ist der richtige Ausdruck. Meine Herkunft und meine Stellung zieht sie an wie die Motten. Sie haben bekommen, was sie verdienten. Deshalb waren meine Beziehungen nie sehr langfristig. Dämonen sind nicht unbedingt wie Menschen."

Er verschwieg, dass er bisher keinen Wert darauf legte, längere Liebschaften zu beginnen. Es gab niemand, mit denen er die wahren Freuden teilen wollte.
 

Lisha hatte ruhig zugehört und nun verstand sie so einiges. Sicherlich gab es unzählige weibliche Wesen, die vorhatten sich damit zu brüsten mit dem zukünftigen Inu no Taisho das Lager geteilt zu haben. Da er sie durchschaute, reagierte er auf ihre Angebote emotionslos. Doch die Agentin erkannte, dass sich Sesshomaru auch nach der anderen Seite sehnte, weil er wusste, dass es mehr gab. Er war längst nicht so kalt und unnahbar, wie er sich gab. Sie akzeptierte aber auch, dass er nach außen so sein musste.

Was sie selbst anging, der Dämon würde ihr nicht wehtun, schon seines Vaters wegen nicht. Sie hatten die ganze Nacht Zeit und vielleicht half es ihm zu wissen, das sie Verständnis hatte. Deshalb lächelte die Rothaarige nun und sagte: "Es gibt auch Dämonen, die anders sind. Mein verstorbener Gefährte zum Beispiel. Von ihm weiß ich das er verführen konnte und verführt werden wollte. Dennoch war er der Einzige für mich. Deshalb bin ich auf dem Gebiet selbst unsicher. Lernen wir voneinander. Zeige mir das ich diese Nacht nicht bereuen muss!"
 

Der silberweißhaarige Youkai mit der Mondsichel auf der Stirn dachte an seine Eltern, die Beichte seines Vaters. Die vielen Liebschaften seines Onkels kamen ihm in den Sinn und eine Aussage seiner Cousine, seinen eigenen Ruf betreffend. Sie hatte ihm vorgeworfen, das er niemals erfahren würde, was ihm entging, wenn er weiterhin der unnahbare Dämon bliebe. Er mochte, was Menschen betraf, unerfahren sein aber nicht unfähig. Lisha würde das heute Nacht zuspüren bekommen.

"Weshalb verschwenden wir dann unsere Zeit mit Worten", hauchte er Lisha ins Ohr und küsste sie anschließend.
 

Kapitel 19 - Erfüllte Wünsche?
 

Masao erfährt den wahren Grund für Izayois Handlung und sie ist nicht die Einzige, die eine Bitte hat. Doch welche davon wird am Ende erfüllt.

Erfüllte Wünsche?

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Erfüllte Wünsche? ( Ohne)

Es hat lange gedauert, doch ich brauchte einfach den richtigen Moment um ein Lemonkapitel zu verfassen. Das hier ist jedoch die Freeversion.

 Es soll nicht einfach so da niedergeschrieben sein und sich nicht meinen vorhergehenden ähneln.

Gelähmte, Kinder und zusammen im Bett, ist möglich. Kann man bei Google nachlesen. Da ich sichergehen wollte, diesbezüglich.
 

Viel Spaß mit dem Kapitel. Freue mich das es neue Favos gab, trotz der fast viermonatigen Pause bei dieser Geschichte. Mehr Seiten als sonst sollten euch entschädigen.
 

Kapitel 19 - Erfüllte Wünsche?
 

Der Kuss dauerte nicht lange an. Sesshomaru unterbrach ihn, drehte die Agentin herum und hielt sie mit dem Rücken gegen seine Brust gedrückt fest. Er zog ihr den Morgenmantel aus, ließ ihr aber noch das Negligé. Dann wanderten seine Fingerspitzen über den Körper der jungen Frau, bis der Dämon einfach aufhörte. "Knie dich auf das Bett mit leicht gespreizten Beinen", forderte er.

Erst wollte Lisha dem nachkommen, doch dann sah sie ihren Verführer neugierig an.

"Vertraue mir!", setzte Sesshomaru noch hinzu.

Obwohl die Rothaarige der Bitte nach kam, sagte sie: "Dir vertrauen? Deinem Vater vertraue ich, aber nicht dir."

Der silberweißhaarige Youkai fing an sich gerade zu entkleiden, als er ihre Worte vernahm. Deshalb stockte seine Hand, die gerade das Hemd aufknöpfte. Er wollte wissen: "Weshalb?"

Lisha kniete inzwischen auf der Matratze, sie drehte ihren Kopf und sah Masaos Sohn aus ihren grünen Augen an. "Mein Gefühl sagt mir, es nicht zu tun. Du bist für mich undurchschaubar. Deine Handlungen sind nicht vorhersehbar. Dein Vater jedoch, ich kann es nicht ausdrücken. Er ist dir sehr ähnlich und trotzdem gibt es einen Unterschied. In seiner Gegenwart fühlt man sich immer sicher, beschützt, einfach gut aufgehoben."

Diese Bemerkung zauberte ein kaum sichtbares Lächeln auf das Gesicht des Dämons, auf dessen Stirn die Mondsichel trotz des spärlichen Lichtes zu sehen war. Es gefiel ihm, wie Lisha von ihm dachte. Denn wenn sie es tat, dann auch andere. Berechenbar zu sein, sah er als Schwäche an. Dennoch gab es einen Punkt, den er näher erläutern musste.

"Im Bezug auf meinen verehrten Vater irrst du dich. Jemand der zur Familie gehört kann sich in seiner Gegenwart sicher fühlen, das stimmt. Doch er ist weitaus gefährlicher als es den Anschein hat. Naraku wird das bald am eigenen Leib spüren. Wenn sich die Spinne nicht vorsieht, wird sie gnadenlos zermalmt."

Die Agentin schloss kurz ihre Augen, wandte ihren Kopf und sagte dann leise: "Ich weiß."

Lange genug war sie mit einem Dämon liiert gewesen und kannte die wahre Macht der Wesen. Finley hatte nie ein Hehl daraus gemacht, zu was er fähig war. Inu no Taisho stufte sie noch höher, weitaus mächtiger ein, als seinen Sohn und trotzdem musste sie sich nicht fürchten.
 

Sesshomaru hatte sich inzwischen seiner Kleidung entledigt und kniete sich auf das Bett direkt hinter die Agentin. Seine Hände legte er auf die Hüften der jungen Frau und zog sie eng an sich heran. Sein Mund berührte sanft die Schulter von Lisha und liebkoste sie zärtlich. Seine Gedanken waren noch einen Augenblick abgelenkt, da er etwas feststellte. Es war ihm wichtig, was die Polizistin über ihn dachte, er wünschte ihre Akzeptanz und hoffte, sie schenkte ihm Vertrauen. Wenn die Nacht vorüber war, ob er dann einfach weiterleben konnte wie bisher, oder würde sich etwas ändern. Solange Lisha undercover arbeitete, war es sicherlich unmöglich, doch was würde danach sein. Eine dauerhafte Beziehung kam nicht infrage, seine Stellung verhinderte das. Merkwürdig das er deswegen ein wenig bedauern empfand. Jetzt jedoch bezweckte er etwas anderes. Heute Nacht würde Lishas Maske fallen und er würde ihr wahres Wesen kennenlernen.

Aus diesem Grund setzte er sein Tun fort, ließ seine Hände über den Stoff des Nachtkleidchens nach oben gleiten, um dann die den geflochtenen Zopf der Agentin über die eine Schulter zu legen, während er mit der Rückseite seiner Klauenartigen Finger leicht über die Narben auf der Haut strich.
 

Lisha zuckte kurz zusammen und versteifte sich. Da der Dämon abwartend verharrte, bat sie flüsternd: "Hör nicht auf!" Gleichzeitig drehte sie ihren Kopf etwas, um ihren Nacken zu beugen. Eine Geste, die er zu gut verstand. Deshalb beugte er sich wieder vor, um tief einzuatmen, den Geruch von frisch gereinigter Haut, angereichert mit einem Hauch des blumigen Parfüms, welches ihn schon einmal so betörte. Sicherlich benutzte sie es absichtlich.

Der leichte, warme Atem von Masaos Sohn strich wie ein leiser Windhauch über ihren Nacken und ließ die Rothaarige erschauern. Genussvoll schloss Lisha ihre Augen und genoss die Berührung.

Unwillkürlich bewegte sie sich ein wenig und ihre Sinne gerieten in Aufruhr und ihr Blut erhitzte sich. Deshalb vollführte die Polizistin eine weitere Bewegung mit ihrer Hüfte und legte gleichzeitig ihren Kopf nach hinten, worauf der Dämon seine Zunge an ihrem Hals entlang gleiten ließ, bis er die empfindliche Stelle hinter dem Ohr erreichte.

Er unterbrach seine Handlung, pausierte einen Moment um den Träger des Nachthemdes beiseitezuschieben. Er glitt von der Schulter der Agentin, worauf der Stoff des Negligés rutschte.
 

Die junge Frau bewegte ihren Körper in sanften kleinen Kreisen, während sie ihre Hände auf den Beinen des Dämons abstützte. Weil sie diesen Halt aber nicht brauchte, begann sie mit streichelnden Gesten darüber zu gleiten. Abrupt kippte sie im nächsten Moment nach vorn, konnte sich rechtzeitig mit beiden Händen abfangen, bevor sie unsanft auf ihr Gesicht fiel. Ein Laut entschlüpfte ihren Lippen, den sie selbst nicht definieren konnte. Enttäuschung, weil plötzlich die Wärme an ihrem Rücken fehlte und kühle Nachtluft sie streifte oder weil sie nur erschrocken war. Doch was als Nächstes geschah, war eher himmlich.

"Dreh dich um!", befahl Sesshomaru der Geliebten seines Vaters kurz danach. Er wollte das Spiel fortsetzen und dabei ihr Gesicht beobachten.
 

Die Agentin richtete sich dazu auf und wurde sofort in die Arme des Dämons gezogen, der sie sinnlich küsste. Erst zaghaft, dann immer besitzergreifender, währenddessen gingen seine Hände erneut auf Wanderschaft über ihren Körper. Nur wenig später wurde ihr das Nachthemd über den Kopf gestreift und das Kleidungsstück achtlos beiseite geworfen. Mit jeder Berührung, mit jeder Liebkosung und jedem Kuss schwoll die Lust der jungen Frau an. Die Stellen, welche mit Sesshomaru in Kontakt kamen, fühlten sich heiß an und sie kribbelten. Darunter schien, statt Blut in ihren Adern flüssiges Feuer zu fließen. Im Rausch dieser Liebkosungen entging es ihr fast, wie sie sanft in die Kissen gebettet wurde und Masaos Sohn sich neben sie legte.
 

Intensiv betrachtete er jeden Handbreit des weiblichen Körpers und streifte dann langsam die Konturen der Rippen nach.

Er sonnte sich in den Anblick, er erfreute sich an der ihr eigenen Schönheit, welche die junge Frau besaß. Einen Moment nur runzelte er die Stirn, als ihm etwas auffiel. Die Haut an Lishas Unterleib wies ähnliche Spuren auf, wie bei seiner Stiefmutter. Sein Vater hatte ihm vor Jahren erklärt, dass es bei Menschen ein Überbleibsel einer Schwangerschaft war. Seines Wissens nach hatte die Agentin keine Kinder mit ihrem verstorbenen Gefährten gehabt. Ohne dem weitere Bedeutung beizumessen verschob Sesshomaru den Verdacht und widmete sich erneut seinem tun.
 

Zum ersten Mal, seit sie im Schlafzimmer ankamen, erfasste sie Scham, denn sein Blick fühlte sich heiß und hungrig an ohne das sie seine Augen sah.

Immer schönere Empfindungen durchrasten sie, Wellen der Verzückung. Plötzlich fand sie sich am Abgrund wieder, doch sie fiel nicht, sondern wurde empor getragen zum Gipfel. Eine Welle schierer Glückseligkeit durchdrang sie, ließ ihren Körper erbeben und die Wirklichkeit verblasste.

Es dauerte lange, bis die Rothaarige ihre Umgebung wahrnahm, das weiche Bett, die federleichten, kitzelnden, langen, silberweißen Haare des Dämons und seine weichen Lippen auf ihrer Haut.
 

Sesshomaru hatte jede Regung der Agentin genau beobachtet und genoss den Anblick. Dennoch war es erst der Anfang, er wollte mehr, alles von ihr und er würde es bekommen.
 

"Deine Liebkosungen sind berauschender als süßer Wein", entfuhr es der jungen Frau. Da sie ihre Augen geschlossen hatte, entging ihr das leichte triumphierende Lächeln des Dämons. Zufriedenheit füllte ihn aus.

Er änderte seine Position. Dann beugte er sich ein wenig vor. "Öffne deine Augen, ich will deinen Blick sehen."

Die Agentin wollte es vollkommen genießen, doch sie konnte dieser Aufforderung nicht widerstehen. Deshalb tat sie wie geheißen und sah Sesshomaru mit ihren grünen Augen an, die jetzt wesentlich dunkler wirkten und so Smaragden glichen.

Jetzt wo sie ihn direkt ansah, musste die Polizistin plötzlich lächeln. Kurz durchfuhr sie der Gedanke, wie ähnlich Dämonen doch den Menschen waren und sie freute sich darüber. Denn nur dadurch konnten sie miteinander Beziehungen eingehen, besondere Momente haben und Kinder. Der Gedanke daran erinnerte sie an ihren Sohn und sie sah dessen Vater einen Augenblick vor sich.
 

Als ob er wusste, wohin ihre Gedanken abdrifteten, ergriff Sesshomaru die Initiative. Die junge Frau keuchte auf und leckte sich die Lippen. Sie hatte noch nicht genug und wollte mehr. Auch wenn sie es plötzlich wie Verrat gegenüber Finley empfand, konnte sie nicht zurück. Ihr blieb keine Zeit weiter darüber nachzudenken.
 

 Niemand wagte den Blick von dem anderen zu lösen. Die Flamme der Leidenschaft loderte in ihnen, Begehren trieb sie auf die Spitze der Sinnlichkeit und die Masken fielen in dem Moment der höchsten Glückseligkeit.

Er hatte sich immer genommen, was ihm gefiel, doch diesmal gab er auch und die Erkenntnis verunsicherte ihn nicht einmal, sondern erfüllte ihn mit Befriedigung.

Ihr Vergleich kam dem Dämon in den Sinn. Berauschend wie Wein. War es das, was Dämonen an den Menschen so schätzten, dieses Gefühl danach. Sesshomaru wusste es nicht, doch ein Wunsch reifte in ihm. Was aus Notwendigkeit und Neugier entstand, sollte noch nicht enden.
 

"Und du hast das noch nie mit einer Frau oder Dämonin getan", wollte Lisha wissen und riss ihn damit aus seinen Gedanken.

"Nein", lautete die schlichte wahrheitsgemäße Antwort. "Nicht so."

Sie seufzte leicht zufrieden und murmelte: "Dann kann ich mich sehr glücklich schätzen."

Die Agentin hatte Sesshomarus Berührungen genossen. Bis in den tiefsten Winkel ihres Sein traf es sie, die Erkenntnis  es gern noch einmal erleben zu wollen.

"Ich würde es gern wiederholen", flüsterte ihr der Dämon in diesem Augenblick in ihr Ohr. "Werde meine Geliebte!", bat er gleich im Anschluss, bevor sie sich von der ersten Bitte gefangen hatte.

Doch entgegen ihren eigenen Wünsche schob sie Masaos Sohn energisch von sich, schüttelte den Kopf. Dieses Bedürfnis, welches sie empfand, entsprang ihren wahren ich, Riana. Solange sie undercover gegen Naraku ermittelte, durfte sie sich nicht ablenken lassen. Deshalb sagte sie ablehnend mit gefühlskalter Stimme: "Gib dich mit dem zu frieden, was du bekommen hast. Mehr habe ich dir nicht zu bieten."
 

Masaos Sohn sah sie lange an, wobei keine Gefühlsregung in seinem Gesicht zu lesen war. Vielleicht hatte sein Vater recht. Lisha Lefevre war ein eiskaltes berechnendes Wesen. Doch das andere, was darunter schlummerte, Riana Delacroix wollte er in seinen Armen halten. Was immer es ihn kostete, um sie zu erobern, er würde es tun.

Doch jetzt griff er hinüber, packte Lisha und warf sie herum. Sobald sie auf dem Rücken lag, schob er sich über sie und teilte ihr mit: "Wenn die Sonne aufgeht, akzeptiere ich vorerst deine Bitte und gewähre dir Distanz. Doch diese Nacht hast du mir geschenkt, falls du dich erinnerst. Deshalb habe ich vor dich zu genießen."
 

Angst flackerte in den grünen Augen auf, deshalb zögerte der Dämon. Sein Blick glitt kurz zu den Narben auf der Schulter der Agentin und er erinnerte sich, keine Gewalt anwenden zu wollen. Immerhin war sie ein Mensch und möglicherweise bereits erschöpft. Deshalb ließ er von ihr ab und drehte sich weg. Er legte sich mit dem Rücken neben sie und starrte zur Decke hinauf.

Durchaus verstehend, wie schwer die Zurückhaltung ihrem derzeitigen Liebhaber fiel, sagte die Agentin leise: "Danke." Dann fügte sie noch hinzu: "Du hast recht, die Nacht ist noch lang."

Daraufhin änderte sie ihre Stellung, setzte sich auf Sesshomarus Beine und sah ihm in die Augen.

Sesshomaru setzte sich auf, umfasste Lishas Taille und hielt sie fest.

Der Dämon bestimmte das Tempo und behielt die Kontrolle, schenkte sich und der jungen Frau jedoch herrliche Empfindungen.

Es forderte viel von ihr und sie sank danach auf ihm zusammen. Müdigkeit erfasste die Rothaarige und Masaos Sohn gönnte ihr die nötige Ruhe. In Lishas Armen fand er selbst Ruhe und schlief ebenfalls ein.
 

Am Abend vor der Tür auf dem Parkplatz des Anwesens, sobald der Sohn seines Herrn mit der Agentin im Inneren des Hauses verschwunden waren, stieg der Fahrer in den Wagen ein, nahm sich ein Buch und begann zu lesen. Scheinbar in seine Lektüre vertieft warf er hin und wieder einen Blick zu Narakus Handlangern und deshalb bekam er mit, wie einer von ihnen ausstieg und zur benachbarten Telefonzelle lief.

Da die Tür klemmte, blieb sie einen Spalt offen und der Mensch sprach noch recht laut, als er seinen Boss berichtete, das Masao eingetroffen war und wenige Minuten darauf das Licht im Schlafzimmer anging. Zufrieden, weil der Trick offenbar funktionierte, schloss der blonde Hundedämon sein Fenster und widmete sich dem Roman. Es würde eine lange Nacht werden, doch er war so etwas gewöhnt und hatte Übung darin.
 

In dem kleinen Haus an der Küste fand Masao derweil keinen Schlaf, obwohl er sich entspannte. Noch lange bevor die Sonne aufging, weckte er seine Gefährtin. Er wollte Antworten haben, ganz besonders interessierte ihn, womit sein Sohn sich beschäftigte. Deshalb kochte der ehemalige Polizeichef Kaffee, bereitete etwas Frühstück zu und ging dann ins Schlafzimmer. Mit zärtlichen Küssen und leiser Stimme weckte er Izayoi auf. Sein tun wurde von Erfolg gekrönt, als die schwarzhaarige Frau ihre Augen öffnete. Sie erinnerte sich an die Begebenheit der letzten Nacht und lächelte glücklich.

Masao strich ihr über das Gesicht, küsste ihren Mund und sagte dann: "Wir müssen reden."

Die Gelähmte nickte und erzählte dann alles über Sesshomarus Vorhaben und ihren Anteil daran. Ohne einen Laut von sich zu geben, hörte der Hundedämon ihr zu und nickte am Ende nur. Er zeigte mit keiner Regung, was er dabei empfand. Nämlich unbändige Wut auf Naraku. Lisha mit der Ermordung des Kindes zu Erpressung war typisch für die Spinne. Ob er etwas ahnte? Hoffentlich nicht, denn dann musste Masao die Konsequenzen ziehen. Überrascht war er, dass die Agentin nicht zu ihm kam, um seinen Rat einzuholen. Dennoch täuschte er sich nicht in ihr, immerhin fand sie eine Lösung, mit der sie selbst leben konnte. Dass sich zwischen seinem Sohn und der jungen Frau etwas anbahnte, hatte er schon länger bemerkt.

Im nächsten Moment fand er selbst eine Lösung. Sein Sohn hatte ihm, ohne es zu ahnen, einen großen Gefallen getan. Deshalb lächelte der Herr der Hunde und sagte: "Wir werden die Sache für unsere Zwecke nutzen Izayoi. Doch vorher möchte ich noch den Rest wissen. Was wolltest du mit mir besprechen."
 

Die Gelähmte schwieg kurz, spielte nervös mit ihrer Decke und suchte nach den richtigen Wörtern. Dann entschloss sie sich für den direkten Weg. Ohne Umschweife sagt sie: "Ich wünsche mir ein Baby."

Damit hatte sie die volle Aufmerksamkeit ihres Gemahls. Deshalb sprach sie weiter: "Inuyasha ist fast Erwachsen und mir wurde die Möglichkeit genommen, ihn aufwachsen zu sehen. Noch bin ich nicht zu alt dafür und der Arzt hat keine Bedenken. Mit einer künstlichen Befruchtung können wir es uns erleichtern und müssen nicht ..."

"Izayoi", wurde sie unterbrochen und sah Masao erstaunt und ein wenig ängstlich an. Sie wollte kein nein hören. Davor fürchtete sie sich.

"Einverstanden", stimmte der ehemalige Polizeichef zu und überraschte seine Gefährtin. "Zwei Bedingungen stelle ich nur. Die Erste, ich will eine zweite ärztliche Meinung einholen. Es ist mir bekannt, das Querschnittsgelähmte mit ihren Partnern intim sein können und auch Frauen Kinder gebären. Doch für mich steht deine Gesundheit an erster Stelle. Ich werde kein Risiko eingehen."

Izayoi umklammerte die Hand ihres Mannes, drückte sie voller Dankbarkeit. "Den Vorschlag wollte ich dir ebenso unterbreiten. Was ist deine andere Bedingung?"

Diese sprach der Hundedämon sehr bestimmt aus: "Keine künstliche Befruchtung. Das vergnügen, mein eigenes Kind zu zeugen, lasse ich mir nicht nehmen. Dass wir beide es noch können, haben wir heute Nacht bewiesen." Damit näherte sich Masao seiner Gefährtin und begann ihren Hals zu liebkosen. Sinnliche Schauer erfassten die Gelähmte und sie wünschte sich mehr. Ein wenig verwöhnte der Dämon sie noch, doch dann erinnerte er an sein anderes Anliegen. Bevor es hell wurde, wollte er am Gästehaus sein und mit seinem Sohn den Platz tauschen.

Bald brachen sie auf, während Sesshomarus Leibwächter mit einem der Motorräder, welche in einem Schuppen als Ersatzgefährt deponiert war, zurück zur Villa fuhr.
 

Masao steuerte das Haus an, von dem der Geheimgang bis ins Lishas Haus führte. Hier ließ er Izayoi allein und ging hinüber zu dem anderen Gebäude. Zuerst trat er hinaus ins Freie, lief zu seinem Wagen und klopfte an das Fenster. Kazuki betätigte den Knopf für die Scheibe und informierte, ohne seine Überraschung zu zeigen: "Herr, Narakus Beobachter sind auf die Täuschung hereingefallen."

"Gut. Habe noch ein paar Stunden Geduld. Wir fahren Lisha später zu der Villa. Es wird Zeit, das die Spinne seine Grenzen kennenlernt."

Der Fahrer lächelte, nickte seinem Vorgesetzten noch einmal zu, bevor er sich wieder zurück in den Sitz lehnte.

Dann ging Inu no Taisho bis zu dem kleinen weiß gestrichenen Gartentürchen, bückte sich und hob die Zeitung auf, welche der Bote in diesem Moment dort hingeworfen hatte. Er sah eine Weile zu dem Wagen hinüber, um sicherzugehen, von den Handlangern der Spinne deutlich gesehen zu werden. Erst als er sah, wie schattenhafte Bewegungen im Innern des Fahrzeuges erfolgten, als die Spione abtauchten, betrat Masao lächelnd das Haus.
 

Sesshomaru wachte zuerst auf, weil er die Anwesenheit eines Wesen spürte. Vorsichtig griff er zu Lishas Waffe und öffnete dann langsam die Augen. Im nächsten Moment fuhr er mit einem Ruck in eine sitzenden Position. Damit weckte er auch die Agentin auf. Sie murmelte halb fragend: "Sesshomaru."

Die Antwort darauf erfolgte sofort, jedoch anders als vermutet: "Verehrter Vater?"

Masao betrachtete die beiden jungen Wesen im Bett. Hatte es ihn am Abend vorher schon erstaunt, weil sein Sohn den Wagen mitsamt Chauffeur nahm, sowie Izayois Aufklärung über die Gründe, so war der tatsächliche Anblick, der sich ihm gerade bot, dennoch etwas anders. Doch bereits zu früher Stunde hatte er eine Idee. Sein Sohn präsentierte ihm eine Lösung für seine eigenen Probleme.

Deshalb griff der ältere Daiyoukai in die Tasche seines Anzuges und holte den Schlüssel zu Sesshomarus Sportwagen heraus. Er warf ihn direkt auf die Bettdecke mit den Worten: "Deinen Wagen habe ich in der Garage des anderen Gästehauses geparkt. Wenn du in Zukunft Lisha aufsuchen willst, wirst nur über den Geheimgang kommen. Wenn jemand das Haus offiziell durch den Vordereingang betritt und verlässt, bin ich das persönlich."

"Du hast nichts dagegen?", wollte Sesshomaru von seinem Vater wissen.

"Diese Sache müsst ihr beide unter euch klären, da mische ich mich nicht ein. Ich nutze nur die Situation aus." Diese Worte wurden mit einem überlegenden und sehr zufriedenen Lächeln begleitet.

Dann wandte sich Masao direkt an die Agentin, als er bat: "Du erlaubst doch, dass ich mich noch ein wenig zu dir lege?"

"Ich verstehe nicht?", kam es von der jungen Frau. Deutlich erkannten die Dämonen ihre Verwirrung. In ihrem nicht ausgeschlafenen Zustand funktionierte ihr Verstand noch nicht so richtig. Immer noch zehrte sie an den  Erlebnissen der vergangenen Nacht.

"Jeder Dämon mit ausgeprägtem Geruchsinn wird wissen was wir beide heute Nacht getan haben", begann Sesshomaru zu erklären: "Der ähnliche Duft war ja der Sinn dahinter. Wenn sich mein Vater jetzt zu dir legt und sein Geruch ebenso an dir ist, werden Narakus Spione und seine Leibwächter genau das denken, was wir planten."

"Ja Lisha", bestätigte jetzt auch noch der ehemalige Polizeichef. "Damit zerstören wir Narakus Pläne und das Band wird zusätzlich beweisen, das du meine Geliebte bist." Masao hatte die Kamera in der Hand und betrachtete sie gerade näher. Zwar war die Akkuleistung schwach, es würde aber genügen, um noch etliche Sekunden aufzuzeichnen. Gerade soviel um einen stichhaltigen Beweis für seine Anwesenheit in Lishas Bett zu liefern. Den Rest würde der ihr anhaftende Geruch übernehmen.
 

Die Agentin verstand zwar den Sinn, dennoch wurde sie rot. Obwohl sie schon öfters von dem älteren Dämon im Arm gehalten wurde, schämte sie sich ihrer Nacktheit. Er verstand sofort ihre Bedenken, hob das Negligé auf und reichte es ihr. Danach drehte sich der ehemalige Polizeichef fort, um ihr Privatsphäre zugeben, damit sie sich ankleiden konnte. Im selben Moment verließ Sesshomaru das Bett, um aufzustehen, und griff zu seiner Kleidung.

"Mein Angebot bleibt bestehen", raunte er ihr noch zu. Nach einem letzten Seitenblick auf die rothaarige Frau ging der jüngere Youkai zur Tür. Hier packte Masao seinen Arm und schaute in die goldenen Augen seines Sohnes. "Danke", mehr sagte er nicht, bevor Masao ihn wieder losließ. "Solange die Spinne stillhält, werde ich Lisha nicht abziehen. Ich will jemand in der Nähe deines Bruders haben, dem ich bedingungslos vertraue."

Sesshomaru nickte nur und dann schloss er die Tür von außen.
 

Vom Bett her erklang die Stimme der jungen Frau: "Du hast es ihm erzählt?"

"Nein, er ist selbst dahinter gekommen. Es wird jedoch Zeit, dass er alles erfährt." Das Gespräch wirkte für heimliche Lauscher zweideutig, doch die beiden im Raum wussten, um was es ging. Der ehemalige Polizeichef weihte seine Agentin in seine weiteren Pläne für den Tag ein: "Später werde ich dich mit meinem Wagen zum Anwesen von Naraku fahren und heute Abend hole ich dich zu einem romantischen Dinner ab."
 

Nur wenig später zog sich der Dämon das Jackett und sein Hemd aus, legte sich zu Lisha. Widerstandslos ließ sich die junge Frau in die Arme nehmen. Ihr lagen jede Menge Proteste auf den Lippen. Hier wurden Dinge über ihren Kopf hinweg entschieden und damit wurde ihr gerade mühsam geordnetes Gefühlsleben erneut in Aufruhr gebracht. Der Vater stand dem Sohn in nichts nach und sie fühlte sich von ihm angezogen. Diese Geborgenheit, welche sie vom ersten Augenblick seit ihrem Kennenlernen empfand, der Trost in seinen Armen war ihr so vertraut. Zum einem erinnerte es sie an Finley und zum anderen musste sie an den alten weißhaarigen Mann denken, der in den Nächten nach dem Überfall an ihrem Krankenbett saß und ihre Albträume verscheuchte. Sobald es ihr besser ging, ließ er sich nicht mehr blicken und Riana erfuhr nie seinen Namen. Selbst die Krankenschwestern und ihre Mutter glaubten, sie fantasierte und hatte sich den Fremden nur eingebildet. Doch etwas gab es da, eine winzige Erinnerung, ein Puzzleteil, welches sie sich genau einprägte. Eine Tätowierung. Heute wusste sie, es handelte sich um dämonische Markierungen.

Als sie diese einmalige Zeichnung nun auf Masaos Arm fand, den schwachen grünen Kreis, entfuhr es ihr: "Der alte Mann, das warst du?"
 

Der Dämon sah seinen Arm nachdenklich an, weil er genau wusste, worauf die junge Frau anspielte. Bis jetzt hatte er immer angenommen, sie wusste nichts von seiner Identität. Seines Wissen besaß er als Einziger zusätzlich zu seinen blauen dämonischen Streifen diesen einen kleinen Kreis, der in Höhe des Ellenbogens prangte und nur sichtbar war, wenn er seinen linken Ärmel hochrollte oder sich auszog. Ein Merkmal, was sich die junge Frau offenbar einprägte. Obwohl er es leugnen konnte, entschloss er die ganze Wahrheit zu sagen: "Izayoi lag zu diesem Zeitpunkt in der gleichen Klinik. Damals hatte ich sie beinahe verloren, doch die Ärzte konnten ihr helfen und sie gesundete recht schnell. Es war die schlimmste Zeit, seit ihrem Unfall aber glücklicherweise blieb es der letzte Zusammenbruch. Ich verbrachte sehr viele Stunden bei ihr, da ich die meiste Arbeit auch von dort erledigen konnte. Während sie nachts friedlich schlief, schreckte nur zwei Türen weiter ein junges Mädchen schreiend und schweißgebadet aus dem Schlaf. Meine empfindlichen Ohren hörten sie weinen. Das Mindeste, was ich tun konnte, ihre Peiniger zu fassen und ihr in der Nacht Gesellschaft zuleisten. Trotz das du so viele Schmerzmittel bekommen hast, sehr benommen warst, hast du mich immer gespürt. Sobald ich den Raum betrat, wurdest du ruhiger. Es hat mich bereits damals gewundert. Immerhin haben dich Dämonen verletzt."

"Ich erinnere mich nicht wirklich und manchmal habe ich meiner Mutter geglaubt, die behauptete, dass ich mir diesen alten Mann nur einbildete", berichtete die Agentin.

"Stimmt, in dem Zusammenhang lernte ich deine Mutter kennen. Sie entdeckte mich im Zimmer an deinem Bett und ging mich, ohne zu wissen, wer ich war, wütend an. Ihre Wut auf alle Dämonen konnte ich gut nachvollziehen. Als sie meine Identität herausfand, bestand sie auf die Zahlungen durch die Opferhilfe. Sie vermittelte den Eindruck selbst an dem Geld interessiert zu sein und ich befürchtete, du würdest keinen Francs davon abbekommen. Deshalb eröffnete ich dieses Konto für dich und du hast es gut genutzt."

"Damit hast du ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht", sagte Lisha und seufzte. "Meine Mutter ist mir immer ein Rätsel. Sie verbirgt ihre wahren Gefühle und hat mir nie viel Liebe entgegen gebracht, nur Respekt. Dennoch hat sie mich ordentlich erzogen und mir fehlte es an nichts. Von meinem Vater spricht sie ebenso nie. Ich kenne nicht einmal seinen Namen, da auf meiner Geburtsurkunde unbekannt steht. Diesbezüglich verbirgt sie etwas."

"Ein schmerzliches Erlebnis vielleicht", äußerte Masao einen Verdacht.

Lisha nickte und sagte: "Das habe ich immer vermutet und deshalb nie genauer nachgefragt. Würdest du mir helfen, ihn zu finden? Egal wie schlimm es ist, ich will wissen, woher ich stamme."

"Meine Unterstützung hast du", versprach der Dämon und forderte gleich danach: "Jetzt schlaf, damit du ausgeruht bist!"

Es dauerte nicht lange und der jungen Frau fielen tatsächlich die Augen zu. Eingehüllt durch die sanfte Umarmung, der Wärme und durch den, wie sie fand, sehr angenehmen Geruch, glitt die Agentin in das Reich der Träume. Dabei bemerkte sie nicht, wie ihre Nähe dem Herrn der Hunde zu schaffen machte. Es fühlte sich gut an, viel zu gut. Deshalb versuchte er an seine Gefährtin zu denken, bevor er sich bei ganz anderen Wünschen ertappte.
 

Kapitel 20 - Empfindlicher Schlag
 

Naraku erleidet einen Rückschlag. In diesem Zusammenhang sieht Inuyasha für einen kurzen Moment ein Wesen, nachdem er schon länger sucht.

Empfindlicher Schlag

Ich begrüße meine neuen Leser. Es haben sich durch das letzte Kapitel neue Interessenten gefunden. Danke
 

Kapitel 20 - Empfindlicher Schlag
 

Als Lisha wieder erwachte kitzelte der Duft frisch aufgebrühten Tees ihre Nase und danach roch sie noch Kaffee. Da die meisten Dämonen selten schliefen, hatte sie schon öfters bemerkt, dass kaum einer von ihnen dieses dunkle koffeinhaltige Gebräu trank. Doch sie brauchte am Morgen ihre Portion. Deswegen dauerte es einen Moment zu begreifen, weshalb es in ihrem Schlafzimmer nach Kaffee roch. Sie drehte sich und entdeckte ihren zweiten nächtlichen Besucher in dem Sessel neben dem Bett.

Der silberweißhaarige Dämon nippte in aller Ruhe an seinem Tee, schenkte ihr dann einen warmen Blick und sagte: "Ich war so frei und habe in deiner Küche gestöbert. Hoffentlich gelang es mir, das richtige Maß zu treffen."

Er musste nicht genauer werden, damit die Agentin wusste, dass ihr Kaffee damit gemeint war. Sie setzte sich jetzt auf, nahm sich den Morgenrock vom Bett und zog ihn an. Dann ging sie zu dem kleinen Schrank hinüber, wo das Tablett stand.

Lisha lobte: "Es riecht köstlich", trank einen Schluck und fügte hinzu: "Und es schmeckt auch so."

Still frühstückte sie dann und es störte sie keineswegs, das Masaos sie dabei heimlich beobachtete. Danach verschwand die junge Frau im Bad, um sich für den Tag zurechtzumachen. Als sie den Raum wieder verließ, war der Hundedämon bereits nach unten gegangen. Sie folgte ihm und fand den Herrn der Hunde im Wohnzimmer sitzend mit einem nachdenklichen Ausdruck im Gesicht.

Sobald er die Rothaarige hörte, drehte er sich ihr zu und kam auf sein Anliegen zu sprechen: "Lisha, du musst nicht zurück zu Naraku."

"Ich weiß, aber ich halte es für wichtig, dort zu sein. Außerdem glaube ich, Inuyasha bringt sich selbst in Schwierigkeiten, wenn niemand auf ihn aufpasst. Er hat Fragen und will Antworten darauf finden", gab die Undercoverpolizistin ein Gegenargument an.

Masao nickte leicht: "Nach allem was du mir über ihn erzählt hast, hege ich die gleiche Befürchtung. Aus diesem Grund musst du etwas für mich tun!" Damit holte er aus der Tasche seines Jacketts ein kleines Kästchen hervor, öffnete es und entnahm ihm einen Gegenstand. An einer Silberkette war ein Anhänger befestigt, der Zahn eines Hundedämons. Der Grund, weshalb die Polizistin es so genau wusste, sie besaß selbst so eine Kette.

Gerade erläuterte ihr Gegenüber den Grund für seine Bitte: "Hanyou neigen dazu, wenn sie in Lebensgefahr geraten, die Kontrolle über ihre dämonische Seite zu verlieren. Die Kette mit meinem Fangzahn sollte er deswegen von nun an immer tragen. Dadurch kann ich ihn vor seinem stärkeren Dämonenblut schützen. Es verhindert ...", er unterbrach sich in diesem Moment und betrachtete die rothaarige Frau.

"Lisha", nannte er mit leichter Sorge den Namen seiner Agentin.
 

Die Witwe hatte sich neben ihm auf der Couch niedergelassen und starrte den leicht pendelnden Zahn an. In ihrem Kopf wirbelten diverse Gedanken umher. Denn ein leiser Verdacht, den sie schon eine Weile hatte, wurde nun zur Gewissheit. Sie hob ihre Hand und berührte Masaos Fangzahn leicht, als ob er etwas sehr kostbares war. Dabei zitterte sie, und obwohl sie stark sein wollte, wurde sie von ihren Gefühlen überwältigt. Am liebsten wäre sie aufgesprungen, zu Ethan geeilt und hätte ihr Kind in den Arm genommen. Dieses ungewöhnliche Geschenk von ihrem Gefährten zeugte von der großen Liebe, die Fin gehegt haben musste. Da Dämonen selten ihre Empfindungen offenbarten, gab er ihr etwas auf seine eigene, persönliche Art. Ohne es zu wollen, brach die junge Frau mit den grünen Augen in Tränen aus. "Ein Schutz für Hanyou", murmelte sie abgehackt.

Masao wusste sich keinen anderen Rat, zog sie in seine Arme und hielt sie fest. Danach fragte er leise: "Hat dir Fin nie davon erzählt?"

"Doch", schluchzte Lisha leise. "Er hat es gewusst."

Noch immer leicht verwirrt fragte der Dämon nach: "Was hat mein Neffe gewusst?"

Die Polizistin antwortete nicht gleich, sondern befreite sich, nahm ein Tuch und trocknete ihre Tränen. Wesentlich gefasster sagte sie im Anschluss: "Mein Gefährte wusste, dass ich ein Kind erwartete. Weshalb sonst sollte er mir eine Kette hinterlassen."

Sie stand auf und ging aus dem Raum. Sobald sie zurück war, präsentierte sie ihrem Vorgesetzten ein ähnliches Schmuckstück, wie das welches sie Inuyasha geben sollte.

Der silberweißhaarige Hundedämon mit den goldenen Augen nahm es in die Hand, konzentrierte sich darauf und nahm die darin enthaltende Energie seines verstorbenen Neffen wahr. Er erinnerte sich an ihr Gespräch, was sie geführt hatten, bevor Fin den Einsatz begann, der ihn am Ende tötete. Sein Neffe hat es vermutlich nicht nur gewusst, sondern bewusst geplant. Es war sein Wunsch seiner Gefährtin etwas zu hinterlassen, einen Teil von sich und er wollte sein Kind noch im Tod beschützen.

Die junge Frau riss den Herrn der Hunde aus seinen Gedanken, indem sie bat: "Gibst du den Fangzahn bitte Toyo. Sollte mir etwas zu stoßen, dann besitzt mein Sohn wenigstens eine Erinnerung an seinen Vater."

"Dir wird nichts geschehen", versprach Masao bestimmt. Dennoch wollte er ihr diesen Wunsch erfüllen.
 

Nur wenig später brachen sie dann auf, da der Dämon nicht wollte, das Narakus Anwältin zu spät kam. Der Fahrer hielt vor dem Tor des Anwesens, stieg dann aus und öffnete den Schlag um Lisha die Hand zu reichen. Nach einem letzten Blick auf den Onkel ihres verstorbenen Mannes verließ die Rothaarige das Auto und ging die Einfahrt entlang.

Die Wachen hatten sie bereits mitbekommen und ihre Ankunft beim Haus gemeldet. Obwohl es die junge Frau nicht störte, zu Fuß durch das ganze Grundstück zu laufen, musste sie es heute nicht tun. Noch bevor sie das große zweiflügelige gusseiserne Tor passierte, hörte sie in ihrem Rücken ein Motorrad näherkommen. Die Maschine hielt auf der anderen Straßenseite, um zu warten, dabei nahm der Fahrer seinen Helm ab. Bei dem jungen Mann handelte es sich um Miroku, einem Freund von Inuyasha. Beinahe im gleichen Moment wurde der Hanyou von Daisuke mit einem Caddy, einem Gefährt, das oft auf Golfplätzen zum Einsatz kam, gebracht.
 

Inuyasha sprang von dem kleinen Karren, rannte an Lisha vorbei und murmelte einen kurzen Gruß. Dann langte er bei seinem Studienfreund an, riss sich die Perücke vom Kopf, stopfte sie in seine Tasche und setzte den Helm auf. Gleich darauf wollte er sich auf den Rücksitz des Motorrads schwingen. Irritiert verharrte er, denn erst jetzt registrierte er die unmittelbare Anwesenheit der Anwältin und des Wagens, der sie herbrachte. Ein Gefühl beobachtet zu werden, erfasste ihn und er drehte sich um.

Das Auto stand immer noch mit ausgeschaltetem Motor am anderen Straßenrand und jetzt sah der Hanyou, das hintere Fenster war einen Spaltbreit geöffnet.
 

Der Insasse musterte die beiden jungen Männer aus seinen goldenen Augen, rührte sich jedoch nicht. Masao würde am liebsten aussteigen, seinen Sohn begrüßen aber die unmittelbare Nähe von Narakus Wachmännern hielt ihn davon ab, etwas Unbedachtes zu tun.
 

Da drängelte Miroku und zerstörte den Augenblick: "Mach schon! Sonst schaffen wir es nicht rechtzeitig zum Unterricht."

Deshalb stieg nun Inuyasha auf die Maschine. Der schwarzhaarige Theologiestudent startete sie, wendete und brauste davon in Richtung Stadt. Er bemerkte nicht, dass sein Freund weiterhin auf den Wagen schaute. Für einen ganz kurzen Moment erhaschte Inuyasha einen Blick auf einen der Insassen. Ein silberweißhaariger älterer Dämon. Der Blick aus den goldenen Augen traf sich für einen Augenblick mit dem seinen. Da wusste Yasu es, dieser Youkai konnte nur sein Vater sein. Die Folge, er wirkte den ganzen Tag abwesend, konnte kaum dem Unterrichtsstoff lauschen, denn er musste immer wieder daran denken.
 

Die Polizistin blieb in der Nähe des Tores stehen, beobachtete die Szene, ebenso wie der Wolfsdämon. Dessen Stimme riss sie später aus den Gedanken: "Lisha. Sato-sama erwartet sicherlich deinen Bericht."

Sie seufzte leise, ging zu dem Buggy, setzte sich neben dem Leibwächter, und während dieser die Auffahrt entlang zum Haus fuhr, bereitete sie sich innerlich auf die Demütigung vor.

Vermutlich begriff Daisuke als Einziger von Narakus Angestellten, was sich vor dem Tor für eine Szene abgespielt hatte, doch er würde darüber schweigen. Als die rothaarige Frau neben ihm Platz saß, nahmen seine feinen Sinne sofort zwei verschiedene männliche Gerüche auf. Nur wer von beiden Dämonen, den Geruch kannte, dem gelang es den Unterschied feststellen. Er zog die richtige Schlussfolgerung und hielt Lisha einen Moment fest, bevor sie aussteigen konnte. Leise sagte er zu ihr: "Mit dieser Lösung habe ich nicht gerechnet. Ich nehme an, es hat Sesshomaru großes Vergnügen bereitet."

Die Agentin wurde erst bleich, dann errötete sie vor Scham, und sobald sie sich wieder gefangen hatte, gab sie einen Laut von sich, der einem Knurren nicht unähnlich war. "Das geht dich überhaupt nichts an."

Mit einem Schmunzeln konterte Daisuke in einem merkwürdigen Ton: "Nein. Aber meinen Herrn, deinem Auftraggeber."

Eine Antwort konnte sie nicht mehr geben, denn der eben erwähnte erschien vor der Tür und sah seinen Leibwächter abwartend an. Lisha hielt ein wenig die Luft an und stand leicht verunsichert da. Doch der Wolf sagte nur: "Sie hat euren Wunsch erfüllt Herr und den Hund verführt."

Daraufhin wollte die Anwältin am liebsten vor Scham im Boden versinken, denn die Spinne gab durch eine leichte Kopfbewegung einem zweiten Dämon zu verstehen an ihr zu schnuppern. Dieser trat auf sie zu, roch kurz an ihr und bestätigte dann: "Madame Lefevre riecht nach Inu no Taisho."

Bevor Naraku mehr dazu äußern konnte, kam ein Angestellter gelaufen: "Telefon. Es ist die Geheimnummer."

Stirnrunzelnd folgte die Spinne dem Menschen ins Innere des Hauses. Nur wenige kannten diese spezielle Nummer und sie war nur für absolute Notfälle reserviert.
 

Noch immer stand Masaos Wagen vor dem Tor auf der Straße. Der Youkai hatte sein Fenster inzwischen geschlossen, sich danach zurückgelehnt und saß einen Moment da, während er scheinbar in nichts starrte. Nach einer Weile stieg er aus, richtete seinen Blick und seine Sinne auf die Villa seines Feindes. Leider übertönten die Geräusche der nahe gelegenen Stadt alles andere. Was immer beim Haus vorging, es blieb ihm verborgen. Trotzdem hielt er an seinem Vorhaben fest. Der silberweißhaarige Hundedämon drehte seinen Kopf etwas und blickte auf seinen Fahrer. Kazuki beobachtete seinen Herrn wortlos.

"Gib das Signal!", befahl der Herr der Hunde als Nächstes und sofort reagierte sein Untergebener. Er brauchte keine weiteren Anweisungen, da bereits vorab alles besprochen worden war. Danach ließ sich Masao das Telefon geben und wählte eine Nummer. Er ließ die Wachen am Tor nicht aus den Augen, während jemand im Haus den Anruf entgegen nahm. Sofort verlangte er Naraku zu sprechen, der gleich darauf erschien.

"Naraku, wie du siehst, kenne ich sogar deine Geheimnummer. Du kannst jetzt auflegen oder mir zuhören", hiermit gab er der Spinne Gelegenheit zu reagieren.

Naraku schwieg einen Moment, bis er beherrscht sagte: "Was willst du?"

Masao lächelte leicht und er bedauerte, dass sein Gegner es nicht sehen konnte. Dann begann er: "In diesem Moment geschehen mehrere Dinge gleichzeitig. Ich habe veranlasst das meine Agenten überall in deinen Niederlassungen deine Organisation zerschlagen. Außerdem wird in wenigen Augenblick während einer Liveübertragung der neue Justizminister bekannt gegeben. Ein junger Mann mit tadellosem Hintergrund, unbestechlich, der nicht auf deiner Liste steht. Was die Anwältin betrifft, Lisha Lefevre",

Erneut ließ der Silberweißhaarige eine Pause, um den nächsten Worten mehr Gewicht zu geben: "Ich werde meine Geliebte noch ein wenig behalten. Mir gefällt sie nämlich. Egal was du tust oder planst, ich erfahre davon. Sieh dich deswegen lieber vor, was du in Zukunft unternimmst."

Eine Antwort erwartete er nicht, sondern legte auf, nahm dann im Auto platz und sein Fahrer fuhr davon.
 

In der Villa schmiss Naraku den Hörer vor Wut von sich, fegte dann einige Akten vom Tisch und starrte auf die Wand. Obwohl er sich allein im Raum befand, wagte er nicht seinen Gefühlen weiter freien Lauf zu lassen. Dennoch knirschte er mit den Zähnen und ballte seine Hände zu Fäusten. Er hatte Masao Taisho unterschätzt und dabei seine Bestrebungen in die falsche Richtung gerichtet. Der verdammte Hund hatte offenbar nie vorgehabt, die Stelle als Politiker anzunehmen. Indem er es vorgab, konnte er selbst einen Kanditen aufbauen, den er nun an seine Stelle setzte. Der Einfluss seines Gegners war einfach zu groß.

Im Moment konnte Naraku nichts tun, musste abwarten und neue Pläne schmieden. Er blieb den ganzen Tag allein in seinem Büro und überließ es seinem vertrauenswürdigen Mitarbeitern den Schaden zu analysieren. Er war beachtlich, vor allem da es nicht nur seinen Geschäften schadete, sondern seine Spione ebenso überführt wurden. Selbst den einen oder anderen Richter in Frankreich traf es.

Wo sein eigener Fehler war, blieb ihm verborgen. Es mussten mehrere Agenten doppeltes Spiel betrieben haben, denn sonst wäre Masao niemals so ein Schlag gelungen. Was die rothaarige Anwältin betraf, sollte der Hund sie doch behalten. Er konnte sie fortschicken, doch merkwürdigerweise waren die Informationen, welche ihm Lisha lieferte, echt gewesen. Sehr aufschlussreich war das Gegenmittel, was seine Labortechniker bereits in großen Mengen produzierten. Außerdem wurde er durch die Rothaarige auf Fehler in der Vergangenheit aufmerksam und konnte sie in Zukunft vermeiden. Unmöglich konnte sie Schuld an seiner derzeitigen Situation sein. Blieb im Endeffekt nur Kagura, da sie einiges über seine Organisation wusste.

Noch eine Weile grübelte Naraku nach, dann setzte er sich an den Schreibtisch und begann neue Strategien zu entwickeln.
 

Als die Spinne ans Telefon gerufen wurde, nutzte die Agentin den Moment und zog sich in das von ihr hier bewohnte Zimmer zurück. Sie musste ihre Gefühle ordnen, wieder zu sich selbst finden. Denn seit Naraku begonnen hatte, sie mit Ethan zu erpressen, hatte sie ihre Professionalität eingebüßt. Ihre gemeinsame Nacht mit Sesshomaru hatte nicht gerade dazu beigetragen, ihre Fassung zu bewahren. Indem sie ihn abwies, wollte sie sich schützen. Doch dann stürmten weitere emotionale Dinge auf sie ein und die Situation verschlimmerte sich. Erst als Daisuke zu ihr kam, Mittagessen brachte und ihr sagte, Naraku überließ ihr die Entscheidung, ob sie zurück nach Paris gehen wollte, sah sie einen Lichtblick. Sie erlag beinahe der Versuchung, doch dann war sie wieder da. Das, was sie verkörperte. Sie war Polizistin und Undercoveragentin. Sie hatte eine Aufgabe, der sie nachkommen musste. Mit diesem Ziel stand Lisha am Abend auf, ging zu ihrem Boss und teile diesem ihre Entscheidung mit.

Die Spinne nahm es zwar zur Kenntnis, es war nur im Moment für ihn, nicht von Belang, da ihn andere Sorgen quälten.
 

Weder Lisha, noch Daisuke oder Naraku ahnten, das es noch jemand gab, der aufmerksam die Geschehnisse um sich herum beobachtete. Kikyou suchte schon so lange einen Weg, ihrem Peiniger alles heimzuzahlen. Wenn sie Masao Taisho Beweise lieferte, wer dessen Gefährtin Leiko tötete, konnte sie Schutz beantragen. Deswegen suchte sie seit Tagen in den Schubfächern ihres Mannes nach den Aufzeichnungen. Zwar war es Jahre her, doch sie war sich sicher, das sie nicht vernichtet worden waren. Bald sollte sie noch einen weiteren Grund haben, Naraku das Handwerk zu legen. Denn sein Interesse richtete sich auf Kagome, ihre Cousine.
 

Kapitel 21 - Ihr Ebenbild
 

Kagome besucht Inuyasha, da dieser einige Tage nicht in der Uni erschienen war. Dabei steht sie zum ersten Mal dessen Vater gegenüber.

Ihr Ebenbild

Kapitel 21 - Ihr Ebenbild
 

Lisha schloss ihr Büro ab und ging die Treppe hinab. Unten im Eingangsbereich blieb sie noch einen Moment stehen und drehte sich um. Aus einem der Räume kam Daisuke, nickte ihr kurz zu und eilte wortlos weiter. Dennoch hatte die Agentin ein merkwürdiges Gefühl. Der Ausdruck des Wolfes schien leicht wehmütig. Der Grund offenbarte sich ihr nicht. Sie grübelte noch einen Augenblick über den Leibwächter, bevor sie sich endgültig zum Gehen entschloss.
 

Oben am Geländer stand Kikyou und hatte der rothaarigen Frau hinterhergesehen. Mehrere Gespräche, welche sie mit Lisha anfing, wurden von der anderen schnell abgeblockt. Den Verlust ihres Kindes hatte sie vermutlich immer noch nicht überwunden und sie reagierte deswegen so abweisend. Narakus Ehefrau hatte viel nachgedacht in letzter Zeit und sie wollte Inuyasha nicht länger im Unklaren lassen. Trotzdem brauchte sie handfeste Beweise. Nachdem nun die Anwältin als Letztes das Haus verließ, nutzte sie die Abwesenheit ihres Mannes um weitere Schränke zu untersuchen. Sie stöberte zuerst in Narakus Arbeitszimmer, dann in den beiden Safes im Wohnzimmer, ohne fündig zu werden. Diese gerade durchsuchten Orte zählten zu den letzten möglichen Plätzen, wo die Spinne Dinge aufbewahrte. Selbst im abgelegenen Waldhaus außerhalb von Tokio hatte sie schon nachgesehen.
 

Am Abend und in der Nacht benahm sie sich recht wortkarg, doch ihrem Ehemann fiel es nicht einmal auf, denn dieser beschäftigte sich mit seinen eigenen Angelegenheiten. Dann vergingen zwei weitere Tage ohne Erfolg. Deshalb gab sie dann völlig verzweifelt die Suche auf.

In den letzten Jahren ließ Kikyou sich selten im Freien blicken, doch aufgrund ihrer veränderten Verfassung verspürte sie den Drang, einen Spaziergang zu tätigen. Noch immer hatte sie mit den Folgen ihrer langjährigen Drogensucht zu kämpfen, doch die kleinen Erfolgte zählten für sie. Als sie nun im Freien, etwas verborgen von neugierigen Augen stand, atmete sie tief durch und genoss die angenehme Luft. Sie öffnete ihren Geist und tauchte ein in die Natur, indem sie sich auf ihre Ausbildung zur Miko besann. Tatsächlich nahm sie nach einer Weile ganz schwach die spirituelle Energie um sich herum wahr. Dieses Gefühl wieder zu sich selbst zu finden beflügelte Kikyou. Das war es, was sie gebraucht hatte und nun wo sie wusste, sie konnte aus der Natur Kraft schöpfen, leerte sie ihren Kopf und begann noch einmal von vorn.

Systematisch ging sie die Dinge durch. Versuchte sich an alle Details ihres zurückliegenden Lebens in der Villa zu erinnern und sie studierte sogar die Baupläne des Hauses, um herauszufinden, wo es verborgene Räume oder Nischen gab.

Kikyou verschwendete viel Zeit darauf und schon wollte sie erneut aufgeben, bis sie sich dann an etwas erinnerte. Lishas Büro besaß verborgen unter den Dielen noch ein Geheimversteck. Eilig betrat sie den Raum, kniete sich hin und klopfte das Holz systematisch ab. Eine Stelle klang anders und dort hebelte sie die Diele aus. Eine kleine staubbedeckte Kassette befand sich, sehr zu ihrer großen Freude, in dem Hohlraum. Das Schloss zu öffnen stellte sich als sehr einfach heraus. Mit zittrigen Händen nahm sie den von ihr gesuchten Hefter heraus und las den Inhalt. Zufrieden legte sie ihn zurück, denn damit gab es eine Möglichkeit Naraku zu besiegen. Danach griff sie den Umschlag mit den Fotos, sah sie durch und stellte fest, nichts fehlte. Sie legte die Kassette zurück und schob das Brett an seinen alten Platz. Nur einen Moment später stand sie im Flur und strebte ihren privaten Gemächern zu, als bekannte Stimmen unten vor dem Haus sie erschreckten. Ihr Mann war wieder da und musste jeden Moment das Haus betreten. Zum Glück hatte sie nichts mitgenommen, da sie noch nicht wusste wohin damit.
 

Naraku suchte ihr gemeinsames Schlafzimmer auf, setzte sich hier auf das Bett und starrte zum Fenster hinaus. Kikyou ließ sich neben ihm nieder, wartete geduldig. Denn wenn er in dieser Verfassung war, hatte sie gelernt, ihn nicht anzusprechen.

"Alles was ich mühsam aufgebaut habe, hat er mir genommen. Dafür wird er bezahlen", spukte der Halbdämon, besonders den letzten Satz, bösartig zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen hervor.

Die Worte verklangen und seine Frau zuckte zusammen. Angst um Inuyasha packte die Schwarzhaarige. Wenn sich die Spinne an Masao rächen wollte, würde der Hanyou dann sein Leben verlieren müssen? Um ihre Gefühle nicht zu zeigen, presste sie ihre Lippen fest aufeinander und versuchte so neutral wie möglich zu schauen.
 

Naraku wandte sich ihr zu und beugte sich zu seiner Frau, welche erschrocken zurückwich. Doch er hob nur seine Hand, streichelte ihr Gesicht. Erst danach fuhr er durch ihre Haare, packte sie fest und zog Kikyous Kopf in eine andere Position. Seine nachfolgenden Küsse waren hart, fordernd und sehr besitzergreifend. Die Spinne wollte ihre Macht und Überlegenheit demonstrieren, indem er seine Frau unterwarf.

Er benutzte sie und ihren Körper wie so oft in den letzten Monaten, ansonsten fing sie an, ihn abzustoßen. Schon lange sehnte er sich nach etwas Jüngerem, Unverbrauchten, am liebsten unberührt.

Der Verbrecherlord lag danach im Bett, seinen Blick nach oben gerichtet. Das kunstvolle Muster der Deckenabbildung interessierte ihn nicht, denn er grübelte darüber nach, wer der Verräter in seinen Reihen sein mochte. Viele hatte er in Verdacht und strich die Namen im Anschluss wieder von seiner Liste.

Wie konnte er auch wissen, das viele dieser Informationen, die Masaos Einsatz zugrunde lagen, bereits über ein Jahr alt waren und noch von Finleys Ermittlungen herrührten. Die Mitarbeiter der Spinne arbeitete einfach nachlässig und erneuerten ihre Sicherheitsvorkehrungen zu selten.

Da seine Grübeleien zu keinem zufriedenstellendem Ergebnis führten, erhob sich Naraku, kleidete sich an. An der Tür, bereits im Begriff die Klinke herunterzudrücken, wurde er aufgehalten.

Mit verschlafener Stimme wollte Kikyou wissen: "Wo gehst du hin?"

"Einen Verräter jagen. Wenn ich diesen Bastard erwische, wird er sich wünschen nie geboren worden zu sein", dabei schlug er einen Ton an, der seiner Frau Gänsehaut bescherrte. Beinnahe überdachte sie ihre eigenen Pläne, wollte sie schon über den Haufen werfen. Da sie jedoch nicht länger mit ihren Taten leben konnte und sie das Unrecht wieder gut machen wollte, welches sie einer Mutter angetan hatte, nahm sie ihren Mut zusammen.

Die Spinne erwartete jedoch keine Antwort und verließ den Raum einfach. Narakus Suche blieb zum Glück für alle beteiligten lange erfolglos.
 

Am folgenden Tag blieb Lisha länger und arbeite in ihrem Büro, sodass Kikyou nicht an die Bilder herankam. Nach langem Zögern hatte sie vorerst beschlossen, alles an ihrem Platz zulassen und nur etwas ganz bestimmtes an die Taishos zu schicken. Wenn sie dann genug Hinweise mitgab, würde der Dämon von allein den richtigen Weg einschlagen. Nun lauerte sie, saß deshalb auf dem Balkon und ihr entging nichts, was vor dem Haus passierte.

Ihr Sohn Yasu lag auf einer Liege in der Nähe des Wassers und weckte den Anschein entweder zu schlafen oder zu lernen. Dieses Spiel betrieb er schon seit drei Tagen und sie als Mutter hatte es längst durchschaut, doch sie verriet ihn nicht.
 

Am ersten Morgen, nachdem er die Begegnung mit seinem Vater hatte, fühlte sich Inuyasha angeblich nicht wohl und blieb zu Hause. Sein Stiefvater wollte nämlich ursprünglich den ganzen Tag unterwegs sein. Doch jetzt hockte die Spinne täglich in ihrem Büro und durchsuchte persönlich die Dossiers seiner Mitarbeiter um einen Hinweis zu finden.

Deshalb lag der Hanyou auf der Terrasse auf einer Liege, tat so, als ob er lernte, behielt aber ständig die Fenster des Büros im Auge. Die Wachleute hörten ihn, während ihrer Patrouillen, mehrmals knurren, und schüttelten verwundert ihre Köpfe.

So verging erneut ein Tag für die zwei lauernden Wesen erfolglos.

Abwechslung brachte erst der Nachmittag, als Kanna aus der Schule kam. Zwar sprachen die Stiefgeschwister nur wenig miteinander, doch die Jüngere konnte sich selten über fehlende Hilfe bei den Schularbeiten beklagen.

Noch in derselben Stunde eilte eine Wache herbei, meldete namentlich eine Besucherin für Inuyasha an.

Naraku beendete gerade einen Spaziergang und wollte das Haus wieder betreten. Sobald die Spinne den Namen Kagome Higurashi hörte, blieb er stehen und wartete ab. Es dauerte nicht lange, bis das Mädchen auftauchte und von dem Hanyou empfangen wurde. Der Verbrecherlord konnte nur einen kurzen Blick auf die Schwarzhaarige werfen. Ihn plagten andere Dinge, deshalb vergaß er sie schnell wieder.
 

Kagome begrüßte ihren Freund mit einer Umarmung und klärte ihn über ihr Erscheinen auf: "Da du fehlst, habe ich mir Sorgen gemacht. Die anderen übrigens auch. Du siehst überhaupt nicht krank aus. Wann kommst du wieder?"

"Keh, nicht so laut", rügte Inuyasha. Es ärgerte ihn, weil seine Freundin in der Villa aufgetaucht war. Wenn sie ihn bei seinem Vater verpetzte, saß er in der Klemme. Besser er verpflichtete sie zum Schweigen. Deshalb griff er nach Kagomes Hand und zog sie mit in den Garten. Auf einer relativen freien, begrünten Fläche stand ein überdachter, jedoch nach allen anderen Seiten offener Pavillon mit kunstvoll geschmiedeten Stützen. Sie setzten sich auf einen der erhöhten Plätze und der Hanyou berichtete: "Offiziell bin ich krank, damit ich heimlich Naraku hinterherspionieren kann. Er ist kriminell und ich will ihn überführen."

Das Mädchen sah ihn zweifelnd an und so wurde Inuyasha noch etwas genauer. Zum ersten Mal erzählte er jemand seine ganze Geschichte, weihte eine Person außerhalb seiner Familie in seine Pläne ein. Obwohl die Schwarzhaarige sich sorgte, bat sie nur um etwas und schlug vor: "Versprich mir vorsichtig zu sein, dann werde ich dich decken. Wenn du willst, bringe ich dir jeden Tag die Mitschriften deiner Kurse vorbei."

"Du würdest das tun?", hakte der Hanyou nach, konnte dabei seine Begeisterung nicht verbergen.

Die Freundin bestätigte es noch einmal. Später schlenderten sie durch den Garten und der Silberweißhaarige zeigte ihr das Haus. Obwohl sie sich schon eine Ewigkeit kannten, waren sie praktisch noch nie so lange allein, da sonst mindesten einer der Freunde in der Nähe weilte. Irgendwann setzten sie sich unter einen herbstlich gefärbten Busch nieder und schwiegen eine Weile. Der Hanyou betrachtete seine Freundin plötzlich aus ganz anderen Augen. Den Lichteinfall, die rötlichen Blätter und den Geruch von frischem gemähten Gras, genossen sie gemeinsam. Dann fiel etwas Laub Kagome auf den Kopf und blieb in ihren Haaren stecken. Inuyasha verzog seinen Mund zu einem leichten Grinsen.

"Was?", fuhr Kagome ihn an.

"Du siehst aus wie eine kleine Laubhexe", äußerte der Hanyou und genoss es wie sich die Wangen der Freundin leicht röteten. Dann beugte er sich zu ihr hin, entfernte die Blätter und verharrte so nah bei dem weiblichen Wesen, das sie beide von merkwürdigen, neuartigen Empfindungen durchströmt wurden. Zaghaft berührten seine Lippen die des jungen Mädchens. Es sollte nur eine hauchfeine Geste sein, doch Kagome ergriff die Initiative, klammerte sich an den Schultern des Freundes fest und vertiefte den Kuss.
 

Ungern lösten sie sich voneinander und schauten danach verlegen zur Seite. Die unterschwellige Spannung legte sich erst, als Kagome fragte: "Hast du etwas zu trinken?" Es hatte den Anschein, ihre Lippen waren plötzlich ganz trocken.

Der Hanyou sprang auf und sagte: "Auf der Terrasse steht ein Kühlschrank. Da ist bestimmt was für dich dabei."

Sie nahm sich dann ein Getränk, doch da sie ein Glas wollte, holte Inuyasha es aus dem Haus. Vorher ging er zu seinem Zimmer hinauf, weil er seiner Freundin noch ein Geschenk geben wollte. Ein Schmuckstück, welches er extra zu diesem Zweck erworben hatte.
 

Das Mädchen blieb allein zurück, knabberte an einem Keks und betrachtete die Aussicht von der Terrasse. So vertieft war sie, dass sie nicht merkte, wie zwei Wesen sie beobachteten. Kikyou hatte ihren Posten auf dem Balkon immer noch nicht verlassen und ließ die Tochter ihrer Tante nicht aus den Augen.

Naraku sprach kurz mit einem seiner Angestellten, gab danach Lisha eine Anweisung und umrundete im Anschluss das Gebäude. An der Hausecke blieb er stehen, nachdem er Inuyashas Abwesenheit registrierte. Das gab ihm Zeit die Besucherin näher zu betrachten, wobei er viele Ähnlichkeit zu Kikyou fand. Das Mädchen war schön, strahlte die gleiche spirituelle Aura aus, die er früher an seiner Frau mochte. Kurz entschlossen näherte er sich der Schülerin und vollführte einen Schritt.
 

Das Schicksal spielte gegen ihn, denn Kagome wurde unruhig und warf des öfteren Blicke zur Tür. Inuyasha ließ sich ganz schön viel Zeit und sie musste dringend einen bestimmten Ort aufsuchen. Daisuke, der ihr das erwartete Trinkgefäß brachte, erklärte ihr, auf ihre Nachfrage hin, den Weg. Lange brauchte sie nicht und eilte wieder ins Freie, wo sie unerwartet mit einer Person zusammenstieß, fast stürzte und deshalb schrie.
 

Naraku hatte den passenden Augenblick herbeigesehnt und fing sie ab. Er konnte nicht vorhersehen, welche Geschwindigkeit sie an den Tag legte und deshalb mit ihm zusammenprallte. Er nutzte den Moment, gab ihr Halt und blieb nah bei ihr stehen. Aus seinen rötlich braunen Augen betrachtete er ihr Gesicht eingehend, hob sogar seine Hand und streifte mit seinem Finger über die Wange.

Das Mädchen schluckte, ihre Augen vergrößerten sich und sie wollte schon protestieren, als die Spinne mit zuckersüße Stimme anfing: "Du musst Yasus Freundin sein. Hoffentlich bist du nicht zu sehr erschrocken."

"Es geht schon", murmelte Kagome verlegen und drückte sich noch enger an die Wand und versuchte sich seitlich zu entfernen. Narakus hielt sie eisern in seinem festen Griff. Er lächelte sie merkwürdig an und er sonnte sich in ihrem Unbehagen. "Wie unhöflich von mir. Besser ich stelle mich vor."

"Nicht nötig. Sie sind Sato-sama, Inuyashas Stiefvater", entfuhr es der Schwarzhaarigen unbedacht und sie bekam deshalb einen bösartigen Blick zu sehen. Er galt aber nicht ihr, sondern dem Hanyou aus zwei Gründen. Öffentlich hatte sich sein Sohn nur als Yasu auszugeben und niemals seine Tarnung zu gefährden. Der zweite Grund, seine unerwartete Rückkehr.

Dessen Stimme erklang nämlich unmittelbar neben ihnen: "Kagome?"

Der Verbrecherlord entfernte sich von den beiden und erklärte: "Deine Freundin fiel fast auf die Nase, sie sollte sich in fremden Häusern besser benehmen und nicht wie ein aufgescheuchtes Huhn herumrennen." Froh, weil sie offensichtlich viel zu verängstigt im Augenblick war, um zu protestieren, lächelte Naraku geheimnisvoll. Damit ging er und ließ ein zitterndes Mädchen zurück.

Diese klammerte sich an Inuyasha, bohrte ihre Fingernägel in seine Haut und bat: "Entschuldige aber ich möchte lieber nach Hause."

"Wie bist du eigentlich hergekommen?", fragte der Freund nach und sie antwortete: "Mit dem Bus."

In diesem Moment hörte der Silberweißhaarige eine Kofferraumtür klappern und leichte Schritte auf dem Kies. Gleich danach erklang die Stimme der Anwältin: "Daisuke ich fahre jetzt. Gibst du den Leuten am Tor Bescheid."

Blitzschnell sauste der Hanyou los zur Vorderseite, sodass Kagome ihm kaum folgen konnte. Zurückbleiben lag nämlich nicht in ihrem Sinn.
 

Schlitternd, dabei etliche Steinchen aufwirbelnd, bremste Inuyasha neben Lishas Wagen seinen Schwung ab und leicht außer Atem bat er die Rothaarige: "Kannst du meine Freundin mit in die Stadt nehmen."

Die Gefragte wollte schon einsteigen, wartete jedoch ab, als sie den eilig Näherkommenden sichtete. Immerhin musste sie ihm noch etwas überreichen, da ihr in den letzten Tagen die Gelegenheit fehlte.

Nun lächelte Lisha, nickte und versprach: "Kagome, richtig? Ich bringe sie sicher nach Hause." Etwas leiser bat sie noch: "Inuyasha, fährst du mit bis zum Tor?"

Dieser sah sich um und wunderte sich einen Moment. Kurz entschlossen öffnete er die Tür, und nachdem Kagome auf dem Rücksitz saß, schlüpfte er vorn rein. Der Sportwagen hatte nur zwei Türen und wer auf den hinteren Sitzen Platz nehmen wollte, musste erst den Vorderen umklappen.
 

Die Anwältin startete, ließ das Auto ohne Eile die Auffahrt hinunter rollen und blieb dann an einer verdeckten Stelle stehen. Sie holte ein Kästchen heraus, übergab es dem Hanyou und berichtete ihm jedes Detail darüber. Sobald sie endete, öffnete der Student den Deckel und entnahm die Kette. Er zeigte keine Empfindungen, obwohl das Gehörte ihn innerlich stark aufwühlte. Immer noch konnte er es nicht fassen, dass er einen winzigen Moment lang seinem Vater begegnete. Dieser hatte ihn niemals aufgegeben, suchte immer noch nach ihm und setzte alles daran um ihn zu schützen.

Seine Augen schimmerten verdächtig, als er die Kette mit dem Fangzahn umlegte. Inuyashas Stimme klang belegt: "Sag ihm, das es mir viel bedeutet."

Dann stieg er aus und ging davon, vergaß sogar sich von seiner Freundin zu verabschieden.
 

Kagome zeigte jedoch Verständnis, wechselte wortlos den Platz und blickte dem Hanyou nach, bis er hinter der Biegung verschwand. Außerdem nagte ihr eigenes Erlebnis noch an ihr, so stark, dass es der Undercoverpolizistin auffiel. Während der Wagen das Tor passierte, den Berg danach hinabfuhr und wieder auf eine schnurrgerade Strecke rollte, ergriff Lisha die Hand des Mädchens und drückte sie kurz. "Du bist ihm begegnet. Selbst mir jagt er noch Schauer über den Rücken, obwohl ich Naraku nun schon seit fast einem Jahr täglich treffe. Er kann freundlich sein, aber auch harmlosen Personen einen ungeheuerlichen Schrecken einjagen. Gehe ihm einfach aus dem Weg."

Die Schwarzhaarige lächelte schwach, rieb sich ihre Arme, da sie durch die Erinnerung fröstelte. "Es war richtig unheimlich. Ich hatte das Gefühl, er wollte mich jeden Moment küssen. Wer weiß, was passiert wäre, wenn Inuyasha nicht gekommen wäre."

Lisha runzelte einen Moment die Stirn, warf Kagome einen ungläubigen Blick zu. Schon im Begriff, dem Mädchen den verrückten Gedanken auszureden, blitzte eine Möglichkeit durch ihren Kopf. Sie bremste den Wagen abrupt, schaltete ihn ab und kramte in ihrer Tasche. Dann erinnerte sie sich, die betreffende Akte bereits wieder an Masao zurückgegeben zu haben. Laut äußerte sie: "Aber klar, doch. Das ergibt einen Sinn."

"Was?", hakte ihre Mitfahrerin nach.

Etwas verlegen setzte sich die Anwältin wieder hinter das Steuer, startete und erläuterte dann: "Kikyou, Narakus Frau ist verwandt mit dir. Ich habe Fotos von ihr gesehen, als sie in deinem Alter war. Die Ähnlichkeit ist wirklich verblüffend."

Nachdenklich reagierte Kagome: "Kikyou?"

Danach entstand eine kurze Pause, bis sie fortfuhr: "Meine Mutter hat mir ein wenig von deren Schicksal erzählt. Sie brach den Kontakt zu unserer Familie vor langer Zeit ab. Getroffen habe ich deshalb meine Verwandte noch nie. Inuyasha besitzt meines Wissen nach auch keine Fotos, weil sein Vater ...", hier unterbrach, sie sich und berichtigte: "Ich meine, weil sein Stiefvater dagegen ist."

Lisha ordnete sich in den Stadtverkehr ein und strebte dann dem Vorort Musashi zu, der mehr im Landesinneren lag. Nachdenklich reagierte sie auf die Worte des Mädchens: "Seine wahre Existenz wird geheim gehalten. Offenbar hat er viel vertrauen zu dir und seinen Freunden. Das ist gut, denn er wird eure Unterstützung brauchen."

"Die bekommt er", murmelte Kagome und wurde etwas rot. Immer wenn sie an den Hanyou denken musste, fingen Schmetterlinge in ihrem Bauch an zu tanzen. Am liebsten würde sie immer bei ihm bleiben. Denn der Hanyou hatte es ihr angetan und nun nach ihrem ersten Kuss, wollte sie ihn nicht nur wiederholen, sondern eine ernsthafte Liebschaft anstreben.
 

Die Agentin durchschaute sie und konnte sich den Grund nur zu gut vorstellen. In dieser Situation steckte sie auch einmal, bis die Gruppe Wölfe alles zerstörten und dadurch ihr Schicksal in völlig neue Bahnen gelenkt wurde. Manchmal fragte sich, was aus ihrer ersten Liebe geworden war und ob der Junge seine Entscheidung jemals bereute. Schnell schüttelte sie den Gedanken an ihre Vergangenheit ab und widmete sich ihrer Mitfahrerin.

Den restlichen Weg unterhielten sich die beiden weiblichen Personen nur über Jungs. Kagome vergaß den schrecklichen Vorfall in der Villa und freute sich eine ältere Freundin gewonnen zu haben. Obwohl Lisha selbst wenig Erfahrung in Beziehungskram hatte, erhielt sie ein paar nützliche Tipps.
 

In der Zwischenzeit zog sich Inuyasha in an einen bestimmten Ort im Garten des Anwesens zurück. Hier kletterte er auf seinen Lieblingsbaum, lehnte sich an den Stamm und ließ seine Beine baumeln. Er betrachtete ständig den Fangzahn, das Geschenk seines richtigen Vaters. Lisha schilderte etliche Dinge, Hanyou betreffend, und vielleicht wurde es Zeit, dass er sich damit auseinandersetzte. Er wollte zu seiner Herkunft stehen und nicht länger als Mensch leben. Manchmal hatte er sich sogar gewünscht ein vollwertiger Dämon zu sein, doch die Aussicht, wie sein dämonisches Blut überkochte, behagte ihm überhaupt nicht. Er wollte mehr darüber wissen und möglicherweise konnte ihm die Anwältin ein paar Bücher auf das Grundstück schmuggeln. Ansonsten würde er einfach die Bibliothek aufsuchen.

Später dachte er an den Besuch seiner Freundin und fragte sich, was sie so erschreckt haben mochte. Sein Stiefvater etwa? Wollte er Kagome Angst machen, damit sie ihn nicht mehr besuchte? Am besten er fragte sie, sobald er sie wieder sah.

Weitere Grübeleien verhinderte Daisuke, da er seinen Schützling zum Abendessen holte.
 

Naraku ärgerte sich noch lange an diesem Nachmittag über Inuyashas auftauchen. Der Moment gestaltete sich äußerst ungünstig, denn wenn nicht sein Stiefsohn gekommen wäre, die Patrouille tauchte nur wenig später auf. Das nächste Mal musste er einen Ort finden, an dem er mit Kagome allein war und vor allen nicht gestört wurde. Die unmittelbare Nähe, ihre Reinheit und unverfälschte Schönheit, der Geruch, den er schwach wahrnahm, zwang ihn fast dazu, sie zu küssen. Die zarten Lippen zu berühren, nicht viel fehlte in dem Augenblick an der Ausführung. Der Verbrecherlord wollte sie seinetwegen seufzen hören. Bis jetzt hatte er noch nicht einmal begonnen, Kagomes Aufmerksamkeit zu wecken, sondern sie getestet. Nun nahm er sich vor, mehr über sie in Erfahrungen zu bringen. Er beauftragte einen zuverlässigen Privatdetektiv, der herumschnüffeln sollte. Bei dem Gedanken bald die heimlichen Wünsche, ihre Ängste und Schwächen zu wissen, erregte es ihn. Denn damit konnte er arbeiten und das Mädchen systematisch an sich binden. Bei Kikyou war es einfach, ihre einzige Sorge galt dem nächsten Schuss. Inuyashas kleine Freundin dagegen stellte eine große Herausforderung dar und er freute sich darauf.

Bei dem Gedanken zeigte sich ein Lächeln auf seinem Gesicht, was im nächsten Moment verschwand.
 

Kikyou hatte die Szene beobachtete und suchte ihren Mann nun auf. Sie fand ihn im großen Wohnbereich im Erdgeschoss. Kaum betrat sie den Raum, warnte sie: "Lasse sie in Ruhe! Halte dich von Kagome fern!"

Die Spinne wandte sich ihr mit neutraler Miene zu: "Was wenn nicht?"

"Dann wirst du es bereuen?", konterte die Drogenabhängige mit entschlossener Stimme.

"Einziehst du dich dann mir. Bleibst du meinem Schlafzimmer fern oder reichst du die Scheidung ein?" Dem Verbrecherlord entfuhr ein höhnischer Laut. "Sieh dich doch an. Du bist ein Wrack Kikyou."

Die Schwarzhaarige warf ihm einen giftigen Blick zu. "Komme meiner Cousine noch einmal zu nahe, dann wirst du sehen, wozu ich fähig bin." Sie schluckte und hielt dann ihren Mund, denn beinahe hätte sie sich verplappert. Früher schon hatte die Spinne es mehrmals geschafft auf diese Weise, ihre Wut anzustacheln, damit sie ihr Vorhaben ausplauderte. Besser er dachte, sie stieß nur leere Worte aus.
 

So viel Kampfgeist hatte Naraku schon lange nicht mehr an Kikyou bemerkt. Er betrachtete sie, versuchte ihr Verhalten zu analysieren und sie einzuschätzen. Besser er behielt sie im Auge, nicht dass sie zu einem weiteren Problem wurde. Mit dem Entschluss erhob er sich von dem Sessel, stellte sich vor seine Frau und log: "Die Kleine interessiert mich überhaupt nicht. Ich habe mich ihr nur vorgestellt oder ist es in unserer Familie nicht mehr üblich höflich zu sein?"

Mehr als ein undefinierbares Geräusch brachte das ehemalige Model nicht heraus, bevor ihr Mann sie küsste. Danach kratzte er mit seinem Fingernagel über ihre Haut: "Falls du mich loswerden willst. Es kostet mich nur einen Anruf, dich dorthin zurückzuschicken, wo ich dich damals fand. Rattengesicht findet bestimmt ein paar Freier, die betrunken genug sind, um sich deine früher Schönheit einzubilden."

Dann ging er einige Schritte und erst an der Tür blieb er stehen: "Im übrigen Kikyou, selbst wenn ich Kagome umwerbe, du kannst nichts dagegen tun. Deine Drohungen schüchtern mich nicht ein. Im Gegenteil, sieh dich selbst vor. Es ist dein Leben, welches am seidenen Faden hängt. Noch bin ich derjenige der dir deine kleinen Päckchen besorgt."

Der Verbrecherlord verschwand und die Schwarzhaarige sank zu Boden. Tränen traten ihr in die Augen und sie zitterte, da sie sich nur sehr gut an ihren beinahe Tod vor zwanzig Jahren erinnerte. Obwohl sie jetzt clean war, reichte eine Überdosis um ihrem Leben ein Ende zusetzen, deshalb musste sie fort von ihm. Ihr Entschluss stand fest.
 

Kapitel 22 - Tödliche Folgen
 

Kikyou schafft die Bilder beiseite, begeht dabei einen Fehler und wird erwischt. Gleichzeit erfährt Naraku von einem bestimmten Haftbefehl und zieht daraus seine Konsequenzen.

Tödliche Folgen

Ein schwieriges Kapitel für mich. Da mir zum Glück selbst die Erfahrung in so etwas fehlt, habe ich mich auch ein wenig schwer getan. Ich hoffe, trotzdem glaubwürdig genug zu sein.

Kapitel 22 - Tödliche Folgen
 

Kikyous Vorbereitungen waren alsbald abgeschlossen und ein geeigneter Tag stand unmittelbar bevor. Naraku hatte vor nach Paris zufliegen, um einige Dinge zu erledigen. Am Morgen verabschiedete sich die Spinne beim Frühstück von seiner Familie und Kikyou sah dem davonfahrenden Wagen nach. Sie lächelte schon fast überlegen. Der fröhliche Zug um ihren Mund schwand auch dann noch nicht, als sie die Treppe hinaufging, zu dem Zimmer eilte, anklopfte und da niemand reagierte, eintrat.

Diesmal brauchte sie weniger Zeit und bald hatte sie das Versteck geöffnet, holte die Fotos hervor und sah sie wiederholt durch. Währenddessen dachte sie über die verschiedenen Möglichkeiten nach, wie sie diese zu ihren Gunsten einsetzen könnte.
 

Dann hörte sie einen Wagen vorfahren und in dem Glauben es wäre Lisha, beseitige das ehemalige Model alle Spuren ihrer Anwesenheit. Sie stand bereits draußen im Gang, als sie ihren Irrtum bemerkte. Unten im Eingangsbereich erklang eine Stimme: "Ich will sofort meine Frau sprechen. Wo ist sie?"

Offenbar reagierte Daisuke und gab Auskunft, was Kikyou nicht verstand. Dafür jedoch die Antwort, welche ihr eine Heidenangst bereitete. "Ich gehe selbst nach oben."
 

Sie wankte, wurde bleich und überlegte hektisch, was sie tun sollte. Wenn er sie mit den Bildern erwischte, stand ihr Leben auf dem Spiel. Verzweifelt sah sie nur eine Möglichkeit, den kleinen Karren der Reinigungsfrau. Dieser stand in der Nähe, unmittelbar vor einem der nicht benutzten Gästeschlafzimmer. Schnell schob sie den Umschlag zwischen den Müll im Papierkorb. Das Zimmermädchen würde diesen geschlossenen Eimer später in einem separaten Raum abstellen, wo der Hausmeister erst gegen Mittag des nächsten Tage den Abfall entsorgte. Danach hatte sie noch genügend Zeit zu verschwinden. Unglücklicherweise lenkte ein Telefonanruf Naraku ab. Mitten auf der Treppe blieb er stehen und nahm ihn entgegen. Die Spinne sprach lange und war nicht sehr erfreut, wie jeder es an seiner Stimme hörte.
 

Sein Stiefsohn verließ indessen eilig sein Zimmer. Inuyasha hatte verschlafen und er wollte vor dem Unterricht noch mit Kagome sprechen. Wenn er seine Freundin verpasste, platzte ihr Treffen am Nachmittag. Deshalb stürmte er den Gang entlang und begegnete der Reinigungsfrau. Diese trat aus dem einen Zimmer, zog ihren Wagen hinter sich her bis zum nächsten. Die Frau öffnete nur die Tür, warf einen Blick in das Innere und wollte dann weiter. Die Anwesenheit des Hanyou entging ihr völlig.

Missmutig knurrte dieser, weil sein Weg plötzlich wieder blockiert wurde und nun hatte Inuyasha zwei Optionen, stehen bleiben, um den Wagen zur Seite zu schieben oder darüber springen. Um keine Zeit zu verlieren, wählte er Letzteres. Dabei blieb sein Fuß hängen, er verlor das Gleichgewicht und stürzte nach vorn. Das Gefährt wurde durch den Schwung umgerissen und alles verteilte sich über den Flur.
 

Durch den Lärm angelockt, trat Daisuke unten aus dem Wohnbereich, suchte von seinem Standpunkt aus das obere Stockwerk ab. Dann kam er nach oben und begutachtete den Schaden. Das Zimmermädchen legte ihre Hände auf ihre Wangen, starrte mit halb geöffnetem Mund auf das Chaos und jammerte dann in ihrer Muttersprache los, bis der Wolf sie beruhigte.

Der Krach entging der Spinne ebenso wenig, obwohl er inzwischen in seinem Arbeitszimmer stand und in Geschäftsunterlagen kramte. Der Verbrecherlord beendete sein Gespräch abrupt und tauchte im nächsten Moment auf: "Was ist hier los?"

"Ein kleines Malheur, Herr", berichtete Daisuke und fügte hinzu: "Inuyasha ist bereits dabei den Schaden, den er angerichtet hat aufzuräumen."

Der Hanyou wollte lautstark protestieren, fügte sich dann widerwillig, da er eine Predigt vermeiden wollte. Er hoffte nur, dass seine Freundin hinterher Verständnis hatte.
 

Naraku wandte sich bereits um und wollte in die andere Richtung laufen zu seinen eigenen Gemächern, als sein Blick auf den verstreuten Inhalt des Abfalleimers fiel. Im Inneren lag etwas verdeckt von einer zerknüllten Zeitung ein Umschlag. Dieser weckte seine Neugier, weil er seine eigene Handschrift darauf erkannte und so schaute er nach, dabei rutsche ungesehen von ihm ein Foto heraus, was halb unter dem Wagen liegen blieb. Die Spinne durchwühlte die Bilder, die ihm sehr bekannt vorkamen und innerlich wurde er wütend: "Kikyou", murmelte er und ging ohne ein Wort zu seinem Schlafzimmer. Seine Frau würde ihm deswegen einiges erklären müssen. Vorrang hatte aber noch sein anderes Anliegen, der Grund weshalb er den Wagen wenden ließ. Auf der Fahrt zum Flughafen beschäftigte er sich mit einem kürzlich erhaltenen Bericht. Darin stand unter anderem die Information über einen frisch erteilten Haftbefehl wegen Inuyashas Entführung und mögliche Beteiligung an Izayois Unfall.
 

Kagomes Verwandte ahnte nichts davon, sondern sie überlegte sich eine neue Möglichkeit. So gab sie an, offiziell einige Tage aufs Land fahren zu wollen und reichte dementsprechend ihre Anweisungen telefonisch an den ihr zur Verfügung stehenden Fahrer weiter. Dann öffnete die schwarzhaarige Frau ihr Geheimversteck und holte die ganzen Drogenpäckchen hervor die sie gesammelt hatte. Damit konnte sie ihre Freiheit erlangen, sie musste sie nur verkaufen, um genug Geld ihr eigen nennen zu können. Von Rattengesicht erhoffte sie sich Hilfe, da der kleine Mann eine gierige Ader besaß und einem heimlichen Geschäft hinter Narakus Rücken nie abgeneigt war. Sie stopfte ein paar Sachen in eine Tasche, legte die Tüte mit dem Heroin dazu und ging zur Tür. Sie öffnete sie ganz leise, steckte ihren Kopf in den Flur und sah sich um. Die Luft schien rein und deshalb setzte sie den ersten Schritt. Ihr Arm wurde gepackt, sie herumgerissen und als Nächstes blickte sie in das überlegende Grinsen ihres Ehemannes. "Wohin meine süße Geliebte? Willst du flüchten?", stellte die Spinne zwei Fragen und schob die Schwarzhaarige zurück in den Raum. Er warf sie auf das Bett und dann schüttete er über sie die ganzen Fotos. "Mich interessiert deine Erklärung. Nein warte, ich verzichte auf deine Lügen."
 

Entsetzt sah Kikyou die Bilder auf sich niederfallen und verbarg ihren erschrockenen Ausdruck nicht. Sie wurde ganz bleich und wollte etwas stammeln, brachte aber kein Wort hervor. Im gleichen Augenblick hob Naraku die Tasche auf, um den Inhalt zu durchstöbern. Nachdenklich betrachtete er dann das weiße Pulver und der Anzahl nach, musste Kikyou schon seit einigen Wochen weg von den Drogen sein. Ihre ständigen flehentlichen Bitten waren also nur gespielt. Sie widersetzte sich ihm tatsächlich und jetzt wollte sie ihn sogar verlassen.

'Der Haftbefehl', durchfuhr ein Gedanke seinen Kopf. Tauchten Masao Agenten bald hier auf um Kikyou mitzunehmen? Was er noch schlussfolgerte, war weit schlimmer. Alles ergab aber nun einen Sinn. Da konnte er den Verräter lange unter seinen Mitarbeitern suchen, wenn seine eigene Frau für den Hund spionierte. Die einzige die jedes Vorhaben kannte, die ständig seine Gespräche mit anhörte und vor der er nie ein Geheimnis hatte. All die Jahre spielte er Kikyou in die Hände.
 

In diesem Moment war er nah genug sie einfach zu erwürgen. Doch er hatte eine verdammte Schwäche, er konnte Kikyou nicht töten. Es gab einen anderen Weg, dazu musste er sie fortbringen. Um sich abzulenken, nahm er die Tüte, verschloss sie in seinem Safe und sagte dann: "Ich verzeihe dir Kikyou. Du bist verwirrt und der lange Entzug lässt dich Dinge tun, die du nicht willst. Vorerst halte ich es tatsächlich für besser, wenn wir beide getrennte Wege gehen. Was also ist deine Entschuldigung?"
 

Doch sie weigerte sich zu sprechen, starrte stattdessen stumm vor sich hin. Da griff er zu dem einzigen Mittel, was offenbar im Moment fruchtete: "Bitte, gehe durch die Tür und verschwinde. Damit gibst du mir die Möglichkeit eine neue Gefährtin zu suchen. Mir gefällt Kagome, sie ist dir sehr ähnlich, dennoch ein wenig widerspenstig. Mit Drogen bringe ich sie bald dazu, mir gefügig zu sein, meinst du nicht?"

"Nein", schrie die Cousine des Mädchens auf. Sie sprang hoch und rannte zu der zweiten Tür. Hier holte die Spinne seine Frau ein. "Das liegt allein bei dir."

"Mit den Bildern wollte ich dich nur erpressen, damit du Kagome in Ruhe lässt. Deshalb wollte ich zum Waldhaus fahren und von dort aus dich unter Druck setzen. Mehr hatte ich nicht vor", offenbarte sie. Immerhin steckte in ihren Worten ein Funke Wahrheit.

Um ihre Worte zu bestätigen, klopfte es draußen und ein menschlicher Diener sagte: "Kikyou-sama, der Wagen ist vorgefahren und gerade ging ein Anruf ein, im Waldhaus wurde alles für ihre Ankunft vorbereitet."
 

Naraku glaubte diesmal kein Wort davon. Sie wollte den Anschein wahren und von dort erst verschwinden. Mit einem Lächeln antwortete er seinem Angestellten: "Meine Frau und ich kommen gleich. Ich werde sie persönlich dorthin bringen."

Daraufhin keuchte Kikyou und er wurde genauer: "Ein kleiner Urlaub wird dir tatsächlich gut tun. Deine Vergangenheit holt dich nämlich ein. Masao Taisho lässt seinen Einfluss spielen und deswegen gibt es einen Haftbefehl, in dem dein Name steht. Falls du es vergessen hast, du hast Inuyasha als Baby entführt. Offenbar gibt es Beweise, die deine Schuld darlegen."

Die schwarzhaarige Frau erbleichte erneut und wollte sich mit Worten wehren. Doch genau genommen hatte sie wirklich die Dinge auf dem Kerbholz, die ihr vorgeworfen werden konnten. Trotzdem triumphierte sie ein wenig. Wenn es stimmte, ermittelte der Hundedämon und hatte die richtige Spur. Masao galt als einer der besten und gründlichsten, er hatte nicht umsonst für Jahre die Stelle als Polizeichef innegehabt. Der Vergleich, wie ein Hund der die Spur eines leckeren Knochen roch und ihr nachging, fiel ihr ein.  Für sich hoffte sie, dass der Dämon nichts unversucht ließ. Laut äußerte sie eine Frage: "Versteckst du mich oder willst du mich loswerden?"

Naraku sah sie nachdenklich an. "Du weißt zu viel und im Gefängnis gehst du vermutlich zugrunde. Komm, im Wochenendhaus bist du vorerst gut aufgehoben. Es wird nicht unter einem bekannten Namen geführt, deshalb kann der Hund dich dort niemals finden."
 

Noch am selben Tag trafen sie beim Waldhaus ein, Kikyou richtete sich ein und die Spinne blieb bei ihr. Er spielte wieder den liebevollen besorgten Ehemann. Doch als sie schlief, wobei er noch mit einem Schlafpulver nachgeholfen hatte, spritzte er Kagomes Verwandter Drogen. Das wiederholte er in den nächsten Tagen und trieb seine Frau damit in die Abhängigkeit zurück. Wenn er geschäftlich fort musste, schloss er die Schwarzhaarige ein und ein unbestechlicher zuverlässiger Dämon blieb zurück um Kikyou zu bewachen.

Oft dachte Naraku daran, dem Leben seiner Frau ein Ende zu setzen. Sie stellte ein großes Risiko dar. In der besagten Nacht, wo er endlich seine Untat umsetzen wollte, stand er an ihrem Bett und betrachtete sie im Schlaf. In diesem Augenblick wurde ihm etwas klar. Er war Kikyou hoffnungslos verfallen und konnte sich nur von ihr lösen, wenn er sein Herz vernichtete. Das Organ, was immer noch einen winzigen Teil Menschlichkeit besaß, Liebe und Mitleid empfinden konnte. Ein Überbleibsel seines vormaligen Ichs, Onigumo. Weshalb hatte er seinen Zwillingsbruder Muso absorbieren und die Zeugin seiner Tat, eine silberweißhaarige Hundedämonin kaltblütig ermorden können. Doch bei Kikyou versagte er jämmerlich. Wo war der Unterschied. Tagtäglich gab er Anweisungen, die oft den Tod eines Wesen zur Folge hatten. Aber bei dem ehemaligen Model  hinderte ihn eine unsichtbare Barriere.

Deswegen erhob er sich nun, verließ den Raum und nahm das kleine Päckchen, wovon er dachte, es handelte sich um reinste unverschnittene Ware, mit. Bevor er die Tür schloss, blickte er zurück. Gedanklich abwesend griff er in seine Tasche, holte das Telefon heraus und zog dabei die Drogen mit hervor. Der Stoff fiel ungesehen von ihm zu Boden.

Später saß Naraku noch die halbe Nacht im Wohnzimmer und suchte nach einer Lösung für sein Problem, ohne zu ahnen, dass es sich bald von selbst löste. Das Heroin gehörte zu einer Lieferung, die für eine Vielzahl von Drogentoten verantwortlich war. Das Pulver wurde durch eine giftige Substanz kontaminiert, weil die Transportbehälter nur ungenügend gesäubert wurden.

Da er Kikyou vorerst in Sicherheit wähnte, flog die Spinne am nächsten Morgen nach Europa ab. Hielt seinen Aufenthalt dort recht kurz und kehrte bereits nach zwei Tagen zurück.
 

Anhand der Einstiche an ihrem Körper wurde Kikyou bald klar, was ihr Ehemann ihr erneut antat. Obwohl sie versuchte eisern zu bleiben, das Zeug nicht freiwillig zunehmen, siegte irgendwann die Versuchung. Dann hörte sie von der Abwesenheit des Verbrecherlords, konnte daraus jedoch keine Vorteile ziehen. Der Dämon schien taub zu sein, brachte nur ihr Essen und die Zeitung. Da er sie nicht freiließ, flehte sie, dass er ihr Drogen besorgte. Sie wollte auf Heroin verzichten, wenn sie wenigstens Methadon bekam. Auch diese Bitten blieben vergebens.

Daher war es eher Zufall, als sie das kleine Päckchen bei der Tür fand, das halb verborgen im dichten Floor des Teppichs lag. Als Kikyou es aufhob, zitterte sie vor Aufregung. Während sie wenig später die Spritze vorbereitete, liefen Tränen über ihr Gesicht. Kikyou stand auf, ging zum Fenster hinüber, das vergittert war. Auf dem Rückweg zum Bett fiel ihr Blick in den Spiegel und es hatte den Anschein, eine Fremde sah ihr entgegen. Von ihrer einstigen Schönheit blieb nicht mehr viel. Sie schämte sich plötzlich und hasste sich selbst. Deshalb nahm sie einen Parfümflakon und warf ihn gegen den Spiegel, der daraufhin Risse bekam, aber nicht zerbrach.

Müde sank Narakus Frau nieder und starrte lange vor sich hin. Ihr ging es mit jeder Stunde schlechter und lange konnte sie dem weißen Stoff nicht widerstehen. Sie musste sich das Zeug spritzen und würde möglicherweise dabei sterben, diese Gewissheit besaß sie plötzlich. Vorher jedoch holte sie zum letzten Schlag aus, in der Hoffnung das Inuyasha ihren Brief fand. Das ehemalige Model schrieb das Wichtigste nieder und adressierten den Umschlag mit wenigen Worten: 'zu Händen Masao Taisho'. Der Inhalt bestand aus ihrem Geständnis und einem Hinweis. Ob dieser jedoch entschlüsselt werden konnte, erfuhr sie leider nie.
 

Danach nahm sie die Spritze.
 

Kikyous Gefühl täuschte sie nicht. Während das Leben langsam aus ihrem Körper wich, suchte ihr Stiefsohn tatsächlich nach ihr. Inuyasha befolgte den Befehl, half beim Aufräumen und wurde dabei von Daisuke beaufsichtigt. Der Wolf entdeckte unter dem Karren etwas, hob das Foto auf und betrachtete es stirnrunzelnd. Später am Tag übergab er es heimlich dem Hanyou und bat: "Lisha soll das ihrem Geliebten geben."

Da Inuyasha zögerte, fügte er hinzu: "Vertraue mir. Es dient der Wahrheit."

Als er dann die Abbildung betrachtete, wurde ihm klar, was es bedeutete. Offenbar wurde die Aufnahme bei einer Schulabschlussfeier aufgenommen, und obwohl Naraku den beiden jungen Männern auf dem Foto nicht mehr allzu sehr ähnelte, stand auf der Rückseite ein Hinweis. Muso & Onigumo.

Sicherlich konnte Masao Taisho damit etwas anfangen. Inuyasha versteckte das Foto und gab es später der Anwältin.

Eine Zeit lang merkte er nicht einmal, dass seine Stiefmutter nicht im Hause weilte. Erst seine Schwester Kanna erzählte ihm davon und er begann, darüber nachzudenken. Die wildesten Vermutungen rasten durch seine Gedanken, während er das Personal aushorchte. Kikyou ging niemals fort, ohne ihm Bescheid zu sagen und deswegen weckte es seine Besorgnis.

Den entscheidenden Hinweis bekam Daisuke von dem Fahrer, der Naraku zum Flughafen brachte. Er äußerte auch den Verdacht, dass die Frau seines Chefs wieder Drogen nahm. Für Inuyasha gab es nach der Information kein Halten mehr. Er setzte alles daran hinaus zu dem Waldhaus zukommen. Ohne Daisuke Bescheid zugeben, gelang es ihm Lisha zu überreden ihn zu begleiten. Die Fahrt dauerte einige Stunden, da der Verkehr quer durch die Stadt sehr stark war. Als sie das kleine Haus in dem ruhig gelegenen Waldgebiet endlich erreichten, versank die Sonne bereits im Westen und berührte von ihrem Standpunkt aus gesehen, beinahe das Meer. Wenn der Anlass nicht so dramatisch wäre, würde sie den Flecken als einen der idyllischen Orte beschreiben. Den Eindruck erweckte es bei Lisha und sie mochte die Lage des Grundstücks auf Anhieb.
 

Noch bevor sie ihr Auto endgültig zum Stehen brachte, sprang der Hanyou heraus und rannte den mit Kies bestreuten Weg hinauf bis zum Haus. Ein Dämon stellte sich ihm entgegen, um ihn aufzuhalten. Kurzerhand knurrte Inuyasha, befahl: "Aus dem Weg. Ich will zu meiner Mutter."

Dann trat die Anwältin herbei, zog ihre Pistole und verleihte der Forderung auf diese bedrohliche Art Nachdruck. Immer noch zögerlich räumte der Wachposten das Feld. Erst wollte er beiseite gehen, überlegte kurz und schritt dann voran, wies den Weg.

Sie standen bald vor der Tür, und da kein Schlüssel im Schloss steckte, trat der Hanyou diese einfach ein. Vorher jedoch rief er mehrmals nach seiner Mutter, doch es erklang keine Antwort. Weshalb erfuhren sie wenig später. Reglos lag das ehemalige Model im Bett und schaffte es nur mühsam ihre Augen zu öffnen. Sie rang sich ein Lächeln ab, sobald sie Inuyasha erblickte, griff nach seiner Hand und drückte sie mit letzter Kraft. Sehr leise, nur für seine guten Ohren hörbar,  flüsterte sie: "Hör mir zu! Beschütze Kagome vor Naraku. Damit sie nicht so endet wie ..."

Der Griff lockerte sich, bevor sie zu Ende sprechen konnte. Kikyous Kopf fiel zur Seite und sie wurde bewusstlos.
 

Geistesgegenwärtig hatte Lisha schon einen Krankenwagen gerufen, doch bis dieser hier auftauchte, konnte es dauern. Der Hanyou wollte seine Stiefmutter deshalb hochheben und hinaus zum Wagen tragen. Während dieser Bewegung rutsche ein Brief zu Boden, den die Undercoveragentin aufhob. Sie schaute sich die Drogenabhängige Frau an und wies dann hin: "Sie ist tot. Es ist zu spät Inuyasha."

Dieser wollte es nicht wahrhaben. Doch seine Versuche Kikyou wiederzubeleben waren vergebens. Als der Notarzt kurz darauf eintraf, konnte er nur noch den Tod feststellen. Aufgrund von Lishas Schilderung wurde der Mediziner hellhörig. Öfters hatte er mit Abhängigen zutun, die sich eine Überdosis spritzten. Die meisten überlebten, da rechtzeitig Hilfe auftauchte. Kikyous Ableben weckte daher seine Neugier und er ordnete eine Autopsie an.
 

Wegen des Haftbefehls gegen Narakus Frau, wurde Masao informiert. Obwohl er keine führende Tätigkeit mehr ausübte, sondern sich eher auf eine beratende Funktion beschränkte, schenkte man seiner Bitte trotzdem Gehör. Da sein Sohn für die Polizei arbeitete, schickte er Sesshomaru zu dem Waldhaus um die Ermittlungen zu leiten. Ebenso wie der Mediziner und Lisha hegte er den Verdacht, dass ein Verbrechen verübt wurde.
 

Kapitel 23 - Schuldlos schuldig?
 

Sesshomaru muss schnell feststellen, das der Außendienst nur dann funktioniert, wenn keine Anwälte im Weg stehen. Naraku straft selbst auf seine Weise.

Schuldlos schuldig?

Danke! FF erfreut sich im Moment wachsender Beliebtheit, womit ich gar nicht mehr gerechnet habe. Vor allem weil ich mit dem neuen Kapi eine Zeitlang gebraucht habe. Obwohl ich das Kapi schon lange geplant habe, wollte es nicht so recht geschrieben werden.

Viel Spaß beim Lesen
 

Kapitel 23 - Schuldlos schuldig?
 

Auf dem Gelände wimmelte es von Polizisten, als Naraku dort ankam. Er stieg aus seinem Wagen, sah sich um und steuerte dann auf einen Menschen zu der offenbar die Leitung innehatte. Während er sich Details berichten ließ, versuchte er alles im Auge zu behalten. Sehr zu seinem Ärgernis entdeckte er nirgendwo Inuyasha.

Der Hanyou hatte sich etwas vom Haus entfernt und saß nun auf dem obersten Absatz einer kleinen Treppe, welche eine Stufenförmige ungepflegte halb zugewucherte Terrasse verband. Nicht weit von ihm lief Lisha umher. Mehrmals hinderte sie bereits Journalisten daran, in seine Nähe zu kommen.
 

Nur ein paar Minuten vor der Spinne tauchte Sesshomaru auf. Ihm wurde sofort Bericht erstattet und dann suchte er nach der Anwältin. Er ging langsam um das Gebäude herum, blieb an der Hausecke stehen und betrachtete das Halbblut. Anders bezeichnete er seinen jüngeren Bruder in Gedanken selten. Eher fügte er das Wort wertlos noch hinzu. Seit er jedoch Interesse an der Agentin seines Vaters entwickelt hatte, empfand er weniger Abscheu. Vielleicht trug auch der Bastardsohn seines Onkel, schuld daran, denn ohne es zu wollen, mochte er das Baby Ethan.

Den Gedanken an seinen vermeintlichen Neffen schob Masaos ältester Sohn beiseite, ging weiter, bis er den Halbbruder erreichte. Leise weckte er dessen Aufmerksamkeit, allerdings etwas abschätzig: "Hanyou."
 

Inuyasha starrte auf einen unsichtbaren imaginären Punkt, ohne sich zu regen. Einen einzigen Moment witterte er jedoch, kräuselte kurz seine Nase, da der Fremde mit dem Wind herbeikam. Er erkannte den Geruch bereits, bevor er das betreffende Wesen sah. Weshalb musste es ausgerechnet der sein? Er beschloss den Älteren zu ignorieren, obwohl er dessen Ziel, seine eigene Position bald vermutete.

Masaos erstgeborener Sohn blieb hartnäckig bei ihm stehen und deshalb blaffte er ihn nach einer Weile unfreundlich an: "Was willst du?", dabei ließ er sich nicht anmerken, welche merkwürdigen Gefühle ihn durchströmten, als er zum ersten Mal diesem Mitglied seiner echten Familie so nahe war. Schon lange wollte er abgesehen von Fin einem von ihnen begegnen und mit ihnen sprechen, doch diesmal war es einfach der falsche Moment. Er trauerte um Kikyou und bemühte sich bereits keine Schwäche zu zeigen. Wütend ballte er bei dem Gedanken an den Tod seiner Ziehmutter die Hand zur Faust.
 

Sesshomaru musterte den Jüngeren und gab mit keiner Geste zu erkennen, wie eng ihre Zugehörigkeit war. Stattdessen verlangte er: "Berichte mir! Was ist vorgefallen?"

"Verschwinde!", knurrte der Hanyou und der Silberweißhaarige wollte etwas entgegnen.

Lisha nutzte den Augenblick, eilte mit schnellen Schritten herbei und stellte sich zwischen die Brüder. Sie bat mit sanfter Stimme: "Inuyasha hat gerade die einzige Mutter verloren, die er kannte. Respektiere seine Trauer! Wenn du Fragen hast, wird er morgen mit mir in das Polizeigebäude kommen und wir geben unsere Aussagen zu Protokoll."
 

Weil der Silberweißhaarige nicht reagierte, vollführte sie einen Schritt und stand dann direkt vor Masaos Sohn. Sie flüsterte diesmal: "Vielleicht kann dein Vater ein Treffen organisieren." Sie hob ihre Hand, streifte dem Dämon über die Brust und glitt mit den Fingern in den Spalt des Jacketts. Sie schob heimlich den Brief in die Innentasche seiner Kleidung, erklärte dabei: "Kikyous Geständnis. Es ist sehr aufschlussreich."

Leicht änderten sich Sesshomarus Pupillen, als er den Zusammenhang erahnte. Kaum sichtbar nickte er und zufrieden beendete die Agentin den Körperkontakt, indem sie sich ein Stück entfernte. Gerade rechtzeitig, wie sie zu ihrer Erleichterung feststellen musste.
 

Weil Naraku nun auftauchte, brachte die Rothaarige ihr nächstes Argument wieder lauter vor: "Da ich annehme, das Inuyasha nicht verdächtigt wird, kann er bestimmt gehen."

"Gibt es Schwierigkeiten?", hakte der spinnenhafte Gangster nach, sobald er an der Terrasse eintraf.

Die Anwältin holte Luft, fasste sich und wandte sich ihrem derzeitigen Arbeitgeber zu: "Nein. Taisho-sama hat sicherlich inzwischen erkannt, das er nicht an mir vorbei kommt. Deswegen ist er bereits im Begriff zu gehen."
 

Nach einem Blick aus geschmälerten Augen entfernte sich Sesshomaru tatsächlich. Vorher raunte er der Rothaarigen zu, ohne genauer zu definieren: "Darüber sprechen wir noch!"

Wichtig für ihn war seinen Vater von der Wende zu unterrichten. Obwohl er Lisha immer noch nicht richtig vertraute, wusste er, dass die junge Frau nichts tun würde, was seinem Bruder schaden könnte. Ein Stück entfernt blieb er stehen und schaute zurück. Er vernahm keine Worte, doch die Körpersprache verriet ihm eine Menge.
 

Inuyasha seufzte kurz und wünschte sich mehr Zeit. Noch immer hatte er sich nicht gefangen und fühlte sich durcheinander, als ob er gerade von einem Tornado gepackt und durch die Gegend gewirbelt wurde. In seinem Inneren tobt der Kampf um Selbstbeherrschung weiter. Es gab einen Schuldigen in seinen Augen Naraku. Doch etwas entfernt stand der silberweißhaarige Youkai und beobachtete sein tun. Das Letzte was er wollte vor dem älteren Bruder Schwäche zu zeigen. Deshalb erhob er sich und sagte zu der Polizistin: "Danke", und ging direkt auf die Spinne zu.

Bevor er seinen Stiefvater mit seiner ganzen Wut konfrontieren konnte, mischte sich erneut Lisha ein und berichtete mit ausführlichen Worten von Kikyous Überdosis und dem Verdacht des Gerichtsmediziners.

Während sie sprach, behielt sie von ihrer Position Masaos Erstgeborenen im Auge. Der Youkai entfernte sich und niemand hörte, wie er murmelte: "Zwecklos."
 

"Wartet am Wagen!", befahl Naraku den beiden und die Anwältin befolgte das sofort. Sie packte die Hand des Hanyou und zog ihn mit. Dieser riss sich los, ging die wenigen Schritte zurück und blickte den Verbrecherlord an.

Ihm entfuhr ein leichtes Knurren, dann holte er etwas aus seiner Tasche und drückte es seinem Stiefvater in die Hand. "Wie du es angestellt hast, kann ich leider nicht beweisen. Doch dafür wirst du büßen!"

"Yasu. Falls es dir entgangen ist, ich war verreist. Damit habe ich nichts zu schaffen", verteidigte sich Naraku und legte dabei seinen Unmut in den Klang seiner Stimme.

"Wirklich nicht", konterte der Halbdämon. Er trug seine Perücke und sah deshalb für die meisten menschlich aus. Er hatte Lust sie sich vom Kopf zu reißen, um seinem Stiefvater zu trotzen. Im Moment jedoch gab es ein wichtigeres Anliegen. Indem er auf den kleinen Folienbeutel deutete, merkte er an: "Darauf sind sicherlich deine Fingerabdrücke. Leugne es erst gar nicht, ich bin sicher, du hast etwas mit Kikyous Tod zu tun. Mein Schweigen hat allerdings seinen Preis. Halte dich von Kagome fern!"
 

Damit war er im Begriff sich zu entfernen, doch Naraku packte sein Handgelenk und hielt ihn dadurch fest. "Derjenige, der für Kikyous Tod verantwortlich ist, wird sterben, das verspreche ich dir."

Doch Inuyasha hörte nicht zu, riss sich los und stürmte davon.

Der Verbrecherlord sah ihm hinterher, während er das Tütchen einsteckte.

Nachdem er sich überzeugt hatte, dass er mit seinem Leibwächter, einem blonden Hundedämon allein war, wollte er wissen und zeigte dabei deutlich wie verärgert er war: "Ich dachte, die Lieferung wurde vollständig vernichtet. Wer gab Anweisung den Stoff zu verkaufen."

"Herr", murmelte der junge Dämon. Er spürte, wie wütend sein Boss war, und suchte deshalb sorgfältig nach den richtigen Worten. "Rattengesicht dachte, im gestreckten Zustand ist das Zeug weniger gefährlich. Den Informationen nach gab es nur wenige Todesfälle."
 

Naraku hatte reine unverschnittene Ware gehabt. Das war sein Weg Kikyou Angst zu machen. Damit erkaufte er sich bereits seit Jahren ihr Schweigen. Es war Pech, das er das Päckchen im Zimmer verlor und seine Frau es fand. Es wäre nie passiert, wenn sein Verteiler nicht profitgierig wäre. Da er einen Schuldigen brauchte, kam ihm Rattengesicht gelegen. "Tötet diesen Bastard, lasst es meinetwegen wie einen Unfall aussehen!", befahl er in dem Wissen, seine Anweisungen wurden unverzüglich ausgeführt. Dies war seine Art Genugtuung zu finden.

Erst als der Leibwächter sich entfernt hatte, fügte er hinzu: "Er hat mir die einzige Frau genommen, die ich liebe. Er verdient den Tod."
 

Danach schlenderte er Wagen, stieg ein und forderte den Fahrer auf nach Hause zu fahren. Obwohl sein Stiefsohn bei ihm einsteigen sollte, hatte sich der Hanyou wortlos zu Lisha ins Auto begeben. Die Anwältin folgte dem vorausfahrenden Fahrzeug.

In der Villa angekommen zog sich die Spinne zurück. Er wollte einfach nur allein sein und trauern. Doch dann setzte er sich selbst in ein Auto hinter das Steuer und fuhr zu einer bestimmten Adresse. Seine ursprüngliche Anweisung änderte er. Jetzt wollte er Rattengesicht gegenüberstehen und dessen Geständnis hören. Dieser wusste, dass sein letztes Stündlein anbrach, bettelte und versuchte seinen Boss mit lukrativen Geschäftsideen zur Einsicht zu bringen.

Mit einem letzten Blick auf das Häuflein Elend, das wimmernd auf dem Boden lag, entfernte sich der Verbrecherlord aus dem Lagerhaus und gab einem seiner Mitarbeiter ein Zeichen.

Wäre sein Untergebener ein Dämon, hätte er ihn absorbiert. Doch für diesen erbärmlichen Menschen hatte er nicht einmal eine Priese Miasma übrig.
 

Inuyasha freute sich keineswegs über die Prophezeiung von Naraku und er fragte sich, welches Wesen für Kikyous Tod büßen sollte. Er bedauerte ihn. Dennoch konnte er nichts tun, als seinen Plan fortzuführen und weiterhin Beweise zu sammeln. Er dachte an die Bilder und schlussfolgerte, das seine Ziehmutter diese gefunden und im Abfallkorb versteckte. Sie mussten sehr vielsagend sein, wenn die Spinne seine Frau fortbrachte, oder gab es da noch mehr Probleme zwischen den Eheleuten. Von Naraku würde er keine Antwort bekommen. Aus einem Impuls heraus telefonierte Inuyasha kurz mit Kagome und verschanzte sich dann im Pavillon. Nicht einmal seine Schwester Kanna schaffte es die Aufmerksamkeit des Älteren zu wecken und Lisha hatte sich bereits entfernt.
 

Die Undercoveragentin bat darum gehen zu können, was ihr nicht verweigert wurde und fuhr deshalb zu ihrem Haus. Mit einem Tee setzte sie sich ins Wohnzimmer, versank in Gedanken und vergaß die Zeit. Erst als es an der Verbindungstür klopfte, fuhr sie zusammen.

"Du hast mein Kommen nicht gehört. Ist alles in Ordnung?", erklang die besorgte Stimme ihres Schwiegervaters.

Lisha schüttelte den Kopf und sagte: "Nichts ist okay. Ich bin froh dich zu sehen." Danach holte sie eine zweite Tasse, schenkte ein und berichtete Toyo von dem Vorfall. Es tat gut sich alles von der Seele zureden.
 

Erst viel später brachte der Youkai das Gespräch auf sein Anliegen: "Masao bat mich, die Leitung der internationalen Polizeibehörde zu übernehmen. Deswegen reise ich morgen nach Paris und bleibe ein paar Tage dort um mich mit der Aufgabe vertraut zu machen. Ich nehme Ethan mit, weil ich dadurch einen Grund habe, deine Mutter aufzusuchen."

"Sie freut sich sicher ihren Enkel zusehen", mutmaßte die Rothaarige.

Doch Toyo gab zu bedenken: "Vermutlich. Was jedoch nicht auf meine Person zutreffen wird, sobald sie meine wahre Absicht erfährt. Ich soll herausfinden, wer dein Vater ist und sie schuldet mir ein paar Antworten."

Mit erstaunten Augen begriff die junge Frau: "Masao?", mehr äußerte sie nicht. Innerlich herrschte große Freude und von ihr ergriff ein Gefühl von unerträglicher Spannung Besitz. Am liebsten würde sie die Reise mit antreten, da sie selbst schon so lange Antworten suchte.

Der Vater ihres verstorbenen Gefährten nickte und bat dann: "Berichte mir alles, was du weißt. Jedes noch so unwichtige Detail kann mir helfen. Vorher gibt es noch eine Kleinigkeit. Kürzlich war ich mit meinem Enkel beim Arzt und bei der Routine Untersuchung wurde auch sein Blut getestet. Durch einen seiner Vorfahren hat er geringe dämonische Fuchsgene in seinen Adern."

"Meine Vorfahren?", rutschte der Anwältin heraus. Unbewusst griff sie nach ihren Haaren und betrachtete die Farbe. Im Gegensatz zu früher gefiel ihr nun ihr Aussehen. Den Spott, den sie in ihrer Kindheit immer ertragen hatte, Hexe genannt zu werden, tat damals immer weh. Komischerweise fühlte sie jetzt einen gewissen Stolz, der nicht zuletzt durch die ihr entgegengebrachte Liebe von ihrem verstorbenen Gefährten kam und noch gewachsen war. Ihr Vater konnte demnach kein gewöhnlicher Mensch sein und deswegen wurde sie nun um so neugieriger auf seine Herkunft.
 

Die Polizistin stand danach auf, ging zum Fenster und schaute sich die Blumen im Garten an. Erst nach einer ganzen Weile hatte sie sich gefangen und erzählte: "Meine Mutter sprach nie viel über ihre Vergangenheit. Doch jetzt ergeben einige Sachen einen Sinn. Damals als mich die Wölfe überfielen, verlor ich viel Blut und brauchte eine Transfusion. Als die Ärzte meiner Mutter diese Tatsache offenbarten, hörte ich alles mit an. Leider konnte aufgrund der Zusammensetzung meines Blutes kein passendes Material gefunden werden. Der einzige Spender hätte mein Vater sein können, doch sie kannte ja nicht einmal seinen Namen. Der Schock darüber saß tief, weil sie mich verlieren konnte. Kurz darauf geriet sie mit einem Dämon, der wie ich heute weiß Masao war, zusammen. Jetzt verstehe ich, weshalb sich seit diesem Augenblick ihr Verhalten Dämonen gegenüber änderte."
 

Toyo ergriff Lishas Hand, drückte sie kurz und stellte eigene Vermutungen an: "Meinen Informationen zufolge stand es sehr schlecht um dich. Eine Bluttransformation hätte dir nicht nur bei deiner Genesung geholfen, sondern sie noch beschleunigt. Was deinen Vater angeht, habe ich einen Verdacht, erzähle mir aber zuerst, was du von ihrem Kennenlernen weißt."

Die junge Frau seufzte: "Nicht viel. Meine Mutter übernachtete in einem Hotel und traf diesen gut aussehenden rothaarigen Mann an der Bar. Er lud sie zu einem Trink ein, da seine grünen Augen sie sofort faszinierten. Sie beide landeten zusammen im Bett und am nächsten Morgen war sie allein. Sämtliche Versuche diesen Fremden wiederzufinden scheiterten. Das Hotel und zwei weitere waren total ausgebucht, weil eine Konferenz stattfand. Praktisch wimmelte es dort von Lebewesen, Polizisten, Forensiker und irgendwelche Professoren für Kriminaltechnik."

"Deine Mutter hat nach einem Menschen gesucht, was anderes zog sie nie in Betracht. Deshalb musste die Suche scheitern", offenbarte Masaos Bruder und versetzte damit die Schwiegertochter in Erstaunen.

Es dauerte eine ganze Weile, bis sie die Lösung fand. Sie erinnerte sich an die Dinge, die ihr Gefährte erwähnte ihre zukünftigen Kinder betreffend: "Ein Hanyou."

"Eine andere Möglichkeit kommt meiner Meinung nach nicht infrage", stimmte ihr Toyo zu.

Aufgeregt sprang Lisha auf: "Nein, du hast vollkommen recht. Nie im Traum würde meine Mutter damit rechnen bis ..."

Hier stockte die Anwältin und sah den Dämon an. Eine Erinnerung blitzte kurz auf, sie konnte sie jedoch nicht fassen. Deshalb schüttelte sie den Kopf und fragte, während sie sich wieder niederließ: "Kann man heute noch nachvollziehen, wer an der Konferenz teilnahm?"

"Keine Sorge, ich habe genug Anhaltspunkte, um sofort mit meinen Ermittlungen beginnen zu können", beruhigte der Hundedämon seine Schwiegertochter. Dann erhob er sich, küsste die Rothaarige auf die Stirn. "Meine gute Nase wird mir ebenso weiterhelfen. Nun muss ich mich sputen, da mein Flugzeug bald startet. Verabschiede dich noch schnell von Ethan!"

Das brauchte er nicht zu wiederholen. Lisha beeilte sich und sah danach dem Wagen nach, bis er um eine Ecke bog.
 

In der Zwischenzeit fuhr Sesshomaru zu seinem Vater, berichtete und übergab das Geständnis. Masao schickte ihn dann fort, um allein zu sein. Er überlegte, wie er Izayoi die Neuigkeiten beibrachte, und suchte einen Weg Lishas Idee umzusetzen. Es dauerte nicht lange, bis ihm etwas einfiel. Da Kikyou als Inuyashas Entführerin galt, würde es nicht auffallen, wenn dessen leibliche Mutter für eine erneute Aussage ins Präsidium vorgeladen wurde, um den Fall nach dem Tod der Täterin abzuschließen. Dem ermittelten Beamten einen kleinen Tipp zugeben stellte sich als leicht heraus. Deswegen verließ er als Nächstes sein Arbeitszimmer und wollte nach oben gehen. Genau in diesem Moment entdeckte er seine Gefährtin, die sich im Begriff befand, mit ihrem Rollstuhl in die Bibliothek zufahren.
 

Durch die offene Tür hörte auch der silberweißhaarige Hundedämon das Gespräch im Inneren mit. Sesshomaru weilte dort, betrachtete etwas gelangweilt den Garten. Hin und wieder warf er einen Blick zum Tisch, wo seine Cousine lernte.

Dann sprach er Misaki an: "Wie ist er?"

Die Jüngere reagierte, obwohl sie mit ihren Gedanken ganz woanders war: "Wer?"

"Mein Bruder, dein Cousin?", wurde Sesshomaru genauer.

Misaki wurde eine Spur blasser, legte ihren Stift beiseite und erwiderte Unschuld vorheuchelnd: "Ich weiß nicht, wovon du sprichst."

"Nein?", begann Masaos Erstgeborener mit einem merkwürdigen Ton. Dann stand er auf, ging zu einem Regal und legte einen verborgenen Tresor frei. Dort holte er eine Akte heraus. Die Bilder zeigte er seiner Cousine. "Weißt du immer noch nicht, von wem ich spreche?"

"Du spionierst mir nach?", entfuhr es ihr wütend, trotzdem betrachtete sie jedes Einzelne.

Wie falsch ihr Verdacht war, erfuhr sie sofort: "Nein. Diese Fotos wurden für Izayoi abgegeben, doch ich konnte sie abfangen. Es lag auch ein Brief dabei, worin stand, dass ihre Familie ihr den Sohn vorenthält. Jeder wüsste, wo er ist, nur sie nicht."

Toyos Tochter nahm eine der Fotografien in die Hand. Hier stand sie neben dem Hanyou, der seine Perücke nicht trug, und unterhielt sich mit ihm. Der freundschaftliche Umgang zeigte sich sehr deutlich. "Inuyasha hat schon länger den Verdacht überwacht zu werden", murmelte sie. "Ich hätte etwas gesagt, doch dein Bruder wollte nie ..."

"Vergiss es", fing Sesshomaru an und wurde von einer anderen Stimme unterbrochen.

"Erst sollte Lisha meinen Ehemann verführen, doch da es offenbar nicht klappte, versuchte die Spinne andere Methoden. Mein lieber Stiefsohn du warst leider nicht sehr aufmerksam. Der beauftragte Privatdetektiv traf mich sogar persönlich, zeigte noch andere zum Teil intimere Fotos von Masao und seiner angeblichen Geliebten, und gab mir die Nummer eines guten Scheidungsanwalt. Solange im Unklaren gelassen worden zu sein tut zwar weh aber ich mache keinem einen Vorwurf. Inuyasha lebt an der Quelle des Übels sicherlich am gefährlichsten."
 

Unhörbar trat nun Masao ein und teilte mit: "Dann wirst du sicherlich erfreut sein, deinen Sohn morgen persönlich in die Arme schließen zu können. Allerdings ...", kurz zögerte der ehemalige Polizeichef und dies nutzte seine Frau: "Allerdings wird er noch nicht nach Hause kommen. Er ist dein Sohn und will vermutlich Naraku überführen."

"Was dumm und gefährlich ist. Verehrter Onkel du musst es ihm ausreden!" Damit zeigte Misaki ihre Besorgnis.

Der Aufgeforderte schüttelte den Kopf: "Solange Lisha bei ihm ist, hege ich keine Bedenken." Dass er auch in den Wolfsdämon Daisuke großes Vertrauen setzte, verriet er nicht. Fins früherer Freund war sein Joker eine Art Zusatzversicherung.

Mehr besprachen sie nicht in der Bibliothek. Doch im gemeinschaftlichen Schlafzimmer instruierte Masao seine Gefährtin noch ein wenig, bevor er sie zu Bett brachte und sich dann zu ihr legte. Eigentlich wollte er mit der Anwältin sprechen und sie in seine Maßnahmen einweihen, entschied sich dann dagegen.
 

Kapitel 24 - In wichtiger Angelegenheit

In wichtiger Angelegenheit

Schon interessant das es nun bereits fast 14 Monate her ist, das die FF ihren letzten Kommentar bekam. Obwohl es in dieser Zeit 5 Kapis gab. Zum Glück halten mich die vielen Zugriffe und die Favos noch bei Laune. Ich mag dieses Projekt und gebe es nicht auf.

 

Aron - erhaben

de Navarre
 

Damit der Leser nicht verwirrt ist. In der ersten Hälfte wird die Agentin mit ihrem richtigen Namen Riana bezeichnet.
 

Kapitel 24 - In wichtiger Angelegenheit
 

Ohne zu ahnen, welche Vorhaben es inzwischen in Japan gab, landete Toyos Flugzeug auf dem Pariser Airport. Eine Limousine wartete bereits auf ihn und der Fahrer fuhr zu seinem Haus, nahm jedoch vorher einen Umweg. Das Grab seines Sohnes zu besuchen, stand ganz oben auf seiner Liste. Obwohl es weniger den dämonischen Gepflogenheiten entsprach, bestatteten sie ihre Toten seit einigen Jahren ebenso. Dafür wurde extra ein Teil der staatlichen Friedhöfe zu Verfügung gestellt. Auf heiligen Grund hingegen verweigerten die Kirchenoberhäupter einem Dämon die letzte Ruhe.

Eine Weile blieb Masaos Bruder am Grabstein stehen, erzählte dem Verstorbenen leise von Riana und dem kleinen Ethan.

Später, endlich zu Hause angekommen, begrüßte Toyo seine Gefährtin, berichtete über verschiedene Ereignisse und teilte ihr seine neue Aufgabe mit. Sie freute sich darüber, denn dadurch würde er in Zukunft mehr Zeit in Frankreich bei ihr und dem gemeinsamen kleinen Welpen, der den Namen Julian trägt, zu bringen.
 

Am anderen Tag betrat der Hundedämon Masaos altes Büro. Seit fast einem Jahr nutzte es niemand und alles befand sich so, wie es verlassen wurde. Toyo hatte von seinem älteren Bruder genaue Instruktionen erhalten und ging deshalb als Erstes die Akten durch. Ein bestimmter Stapel wurde im Tresor unter Verschluss gehalten. Diese sortierte er gleich, da viele Agenten bereits wieder in den aktiven Dienst zurückkehrten oder ihn aus persönlichen Gründen quittierten. Es handelte sich nämlich um die Personaldaten der undercover arbeitenden Polizisten, darunter sicherlich auch die seiner Schwiegertochter.
 

Noch bevor er seine Arbeit beendete und sie wieder einschließen konnte, klingelte sein Telefon. Während des Gesprächs drehte er sich um und blickte zum Fenster hinaus. Er hörte jemand kommen, wie diese Person anklopfte, und bat sie gedanklich abwesend herein. Die im Archiv arbeitende Frau hatte er herbestellt, da sie die Ordner abholen sollte.

Toyo unterbrach sich kurz, deutete auf die linke Seite: "Diesen Stapel können sie bereits mitnehmen." Danach setzte er sein Gespräch fort.
 

Die ältere, bis jetzt immer gewissenhafte Frau, packte zu und wollte bereits gehen, da fiel ihr Blick auf die zu oberst liegende Personalakte, die der neue dämonische Chef durch das Telefonat abgelenkt ohne hinzusehen, einfach dort hingelegt hatte. Seit einigen Monaten lag eine Anfrage aus Japan vor, doch sie konnte der Anforderung nicht nachkommen, weil diese Papiere spurlos verschwunden waren. Jetzt zögerte sie, ein wenig verwundert, da Masao Taisho danach verlangt hatte, obwohl er sie bereits in seinem Pariser Büro lagerte. Ihrer Meinung nach wollte er sie offenbar nachgeschickt bekommen und hatte nur keine deutlichen Anweisungen gegeben. So nahm die Archivarin Riana Delacroix Akte mit und sendete sie noch am selben Tag ab, allerdings nicht mit Eilkurier.
 

Unwissend beendete Toyo sein Gespräch schloss den sortierten Berg wieder in den Tresor ein und änderte die Kombination. Da er die Akte seiner Schwiegertochter nicht fand, nahm er an, sein Bruder hatte sie an einem anderen Ort deponiert. Bei besonderen Fällen handhabte dieser es nämlich öfters so.

Der neue Rauminhaber überlegte, ob er nachfragen sollte, beließ es aber vorerst. Danach verließ er das Büro für mehrere Minuten, dabei blieb seine Tür offenstehen. Als er zurückkehrte, wartete ein schlankes Wesen mitten im Raum. Das musste sein neuer Assistent sein.

Früher einer der besten Undercoveragenten wurde er vor einigen Jahren auf eigenen Wunsch in die Provence versetzt. Masao schätzte den Hanyou sehr und forderte ihn daher wieder an. Dieser hatte bereitwillig zugesagt.
 

Aron de Navarre erschien pünktlich zu seinem Dienstantritt. Obwohl er in der Vergangenheit selten persönlich auf Masao Taisho traf, verehrte er den Herrn der Dämonen. Denn er zählte zu den wenigen, die tatsächlich führen konnten, nicht nur als Einsatzleiter innerhalb der Behörde, sondern eine ganze Rasse. Egel, welches Lebewesen ein Anliegen hatte, jeder fand ein offenes Ohr bei Inu no Taisho. Als die Anfrage, dessen Bruder zukünftig zu unterstützen, den Polizist vor wenigen Tagen erreichte, zögerte er nicht lange. Die Versetzung bedeutete auch eine Beförderung. Ausschlaggebend für ihn waren jedoch rein persönliche Ursachen.

Da er Toyo nicht antraf, die Sekretärin im Vorzimmer aber ihn bat einzutreten, wartete er nun vor dem Schreibtisch seines neuen Chefs.

Trotz seiner feinen Sinne entging ihm die Rückkehr des Hundedämons, weil seine Aufmerksamkeit von einem Foto gefesselt wurde.
 

In Eile kam Ethans Großvater gerade zurück, weil er sich an den Termin erinnerte. An der Tür pausierte er, schmälerte seine Augen, denn er sah mit Schrecken, was sein Besucher in der Hand hielt. Da dieser nicht reagierte, hatte er Gelegenheit seinen neuen Assistenten heimlich zu mustern. Arons Personalakte hatte er nur kurz überflogen um ein paar Eckdaten zu haben, ansonsten vertraute er auf Masaos Urteil. Demnach war der neue alte Mitarbeiter, ein Polizist mit vielen Auszeichnungen und konnte auf einen adligen Stammbaum zurückblicken. Allerdings trug die Familie seit einigen Jahrzehnten keinen Titel mehr. Was Rianas Schwiegervater bisher nicht wusste, welches dämonische Blut in dem Hanyou floss, da er bisher kein Foto von ihm betrachtete. Als er jetzt dessen rotbraunhaarige Lockenpracht entdeckte, tippte er ebenso auf grüne Augen. Dann der leichte Geruch nach Fuchs sagte ihm alles und verriet noch viel mehr. Es gab öfters Ähnlichkeiten, besonders bei Verwandten, doch dieser Duft und die körperlichen Gemeinsamkeiten konnten kein Zufall sein. Ein weiteres Indiz, jetzt ergaben auch die Informationen in der Akte einen Sinn. Der Tag, an dem die Versetzung nach Südfrankreich bewilligt wurde, deckte sich mit dem ersten Arbeitstag von Riana. Aron sollte eigentlich ihr Partner werden, doch indem er ein Problem in seiner eigenen Familie vorschob, bat er um die Versetzung. Masao unterschrieb damals den Antrag, ohne nachzuforschen. Denn als Sohn eines Anführers gab es immer gewisse Verpflichtungen.

Mit diesen Gedanken behaftet, huschte Toyo ein kurzes angedeutetes Lächeln über das Gesicht, dann machte er sich durch ein Geräusch bemerkbar und betrat sein neues Büro.
 

Der rothaarige Halbdämon legte das Bild, wie ein ertapptes Kind, schnell wieder zurück in den offenstehenden Aktenkoffer und bat: "Verzeiht Monsieur, das war unangebracht."

Der neue Leiter der internationalen Behörde griff selbst nach dem Foto und erwiderte: "Meine Tochter ist eine schöne Frau. Daher ist es nicht ungewöhnlich, wenn sie die Blicke der männlichen Wesen fesselt." Dabei ließ er den Polizisten nicht aus den Augen.

Dieser hatte sich sehr gut unter Kontrolle und verriet sich durch kein Zucken.

Er legte deshalb den kostbaren Rahmen zurück, verschloss die Tasche und stellte sie unter den Tisch. Dann bat er, seinen Assistenten platz zu nehmen. Sie besprachen eine lange Zeit berufliche Details.

Inzwischen wurde es später Nachmittag, ehe Masaos Bruder den Hanyou entließ. Dieser hatte schon die Klinke in der Hand, als der Hundedämon ihm noch eine persönliche Frage stellte, sie aber nicht direkt formulierte: "Es gab eine Zeit, da hatte ich viele Affären, doch ich wusste immer, wie man verhütete."
 

Der Fuchshanyou ballte seine rechte Klauenhand zusammen, senkte seinen Kopf ein wenig und atmete tief ein. Leise murmelte er dann: "Das sollte man immer tun."

Mit einem kaum hörbaren Seufzen dachte Aron erst an seine kurzlebigen Liebschaften und rief sich dann das eine Gesicht in Erinnerung, was ihn tatsächlich interessierte. Damals diese Frau getroffen zu haben bedeutet ihm viel. Dummerweise begann er diese Beziehung mit einer Lüge. Am nächsten Morgen war er zu feige und floh aus Angst. Denn nicht zum ersten Mal wurde er nach seiner Rückverwandlung zurückgewiesen, als Monster beschimpft und verflucht. Obwohl Menschen und Dämonen zusammenlebten, es viele Mischehen inzwischen gab, stieß ein Hanyou nicht immer auf positive Meinungen.

Als er nun Masaos Wunsch erfüllte und wieder nach Paris kam, um dessen jüngeren Bruder zu unterstützen, ahnte er das er nicht ewig seiner Tochter aus dem Weg gehen konnte. Dennoch hätte er wissen müssen, dass ein Hundedämon mit so einer feinen Nase gleich beim ersten Aufeinandertreffen die richtigen Schlüsse ziehen konnte.

Zögerlich, das schlimmste, wie Abscheu erwartend, drehte er sich nun um und sah Toyo in die Augen. Er straffte seine Figur, hob seinen Kopf um seinen Stolz durchschimmern zulassen.
 

"Wie ihr selbst wisst Herr, gibt es wenige Hanyou und kaum eines der anderen Wesen ist bereit mit uns eine Ehe einzugehen. Ständig traf ich auf Ablehnung. Doch als Mensch fühlte ich mich frei und hatte die Möglichkeit intim zu werden. Es ist zwar bedauerlich, aber meine Partnerinnen waren nie mehr als an einem One-Night-Stand interessiert. Ein Umstand denn ich lange Zeit ebenso begrüßte. So konnte ich mein Geheimnis bewahren. Rianas Zeugung geschah unbeabsichtigt und hätte ich vor dem Überfall von ihr gewusst, niemals hätte ich meine Vaterpflichten vernachlässigt. Im Krankenhaus konnten die Ärzte anhand von Rianas Blut die DNA bestimmen. Da ich Polizist bin, stehe ich ebenso in der Datenbank und man benachrichtigte mich sofort. Ich befand mich im Einsatz, unerreichbar für meinen Kontaktmann und daher wurde ich zu spät informiert. Glücklicherweise hat mein Kind alles überstanden."

Eine Pause, die der Hanyou ließ, nutzte der neue Polizeichef und fragte: "Das heißt, deine ehemalige Bettgefährtin weiß von deiner Abstammung?"

Mit einem bitteren Gesichtsausdruck nickte Aron. "Inzwischen, ja. Wir begegneten uns im Krankenhaus. Sie war natürlich wütend und deshalb verbot mir Eloise jeden Kontakt zu meiner Tochter. Im Gegensatz verzichtete sie auf Unterhalt."
 

Toyo schwieg, da er selbst an seine Fehler dachte. Ihm stand es nicht zu, dem anderen Wesen Vorhaltungen zu machen. Da er jedoch Rianas Wunsch kannte, musste er vermitteln. Gerade wollte er darauf zu sprechen kommen, als der Hanyou das Wort ergriff: "Es ist nie zu spät, einen neuen Versuch zu starten, trotz das ich kaum Hoffnung hege."

"Da wäre ich mir nicht so sicher", begann der Hundedämon zweideutig und erläuterte dann, durch welche Indizien er die Meinung vertrat.

Weil sie jedoch mitten im Dienst nicht nur über private Dinge sprechen konnten, Toyo außerdem mit dem menschlichen Polizeichef eine Besprechung hatte, trennten sie sich, um sich ihrer Arbeit zu widmen. Als Aron das Büro am Abend verließ, lag ein bestimmtes Bild in seiner Tasche. Er würde es unter Verschluss halten bis seine Tochter ihre Undercoverarbeit abgeschlossen hatte.
 

In Japan hörte sich Masao den Bericht seines Bruders an und versprach Lisha über die neue Entwicklung in Kenntnis zu setzen. Nur wenig später eilte ein Diener herbei, der besorgniserregende Neuigkeiten hatte. Izayoi hatte die Aufregung nicht vertragen und fühlte sich unwohl. Zum Glück gab der eilig herbeigeholte Arzt bald darauf Entwarnung. Trotzdem verschob der Hundedämon das Treffen mit Inuyasha um einen Tag.
 

Währenddessen nutzte Inu no Taisho die Zeit und kümmerte sich um die Belange des Dämonenrats. Ein heimliches Treffen war zwingend notwendig, doch er fand keine Lösung, wie er sich loseisen konnte, ohne dass die Spione davon Wind bekamen. Mehrere Ideen hatte er schon verworfen und wusste sich keinen Rat mehr.

Da trat sein Sohn ein, musterte ihn und wollte wissen: "Du bist so nachdenklich, verehrter Vater?"

Masao schwieg noch eine ganze Weile, bis er sich dann plötzlich vom Fenster abwandte, um seinen Sohn anzusehen. Er gestand: "Ja, ich überlege, wie ich am besten drei Tage untertauchen kann, ohne dass jemand davon erfährt."

"Ein Treffen", schlussfolgerte der jüngere Dämon und erhielt eine bestätigende Antwort: "Ein sehr wichtiges Treffen. Davon soll jedoch weder die Presse noch Naraku etwas mitbekommen."

Sesshomaru brauchte nicht lange zu überlegen: "Da sehe ich nur eine Lösung. Unsere Jacht."

Erstaunt sah Masao den Jüngeren an: "Wir besitzen eine Jacht?"

Der Blick seines Erstgeborenen stahl sich hinüber zu dem Bild. Deshalb vermutete Inu no Taisho: "Toyo", nur einen kurzen Moment pausierte er: "Ich verstehe. Ein Boot ist sehr diskret, wenn man seine Liebschaften geheim halten will."

"In deinem Fall ebenso nützlich. Du gehst offiziell an Bord und verlässt die Jacht dann in einer geheimen Bucht. Nach Beendigung deines Treffens erwartet sie dich an einem ebenso versteckten Treffpunkt", nannte der jüngere Hundedämon die Vorteile.

Mit einem anerkennenden Nicken reagierte der dämonische Herr: "Natürlich Sesshomaru, das ist perfekt. Niemand wird Verdacht schöpfen, wenn ich mir mit meiner Geliebten eine Kreuzfahrt gönne."

Im ersten Moment war der jüngere Youkai geschockt, äußerlich beherrschte er sich. Ausgerechnet mit Narakus Anwältin wollte sein Vater verreisen? Doch dann entdeckte er in dieser Angelegenheit seinen eigenen Gewinn, vermied es aber seinen kleinen Triumph zu zeigen. Drei Tage mit Lisha, allein, kamen ihm sehr gelegen. So schlug er vor: "Nenne mir einen Ort, dann werde ich mit einem Wagen dort auf dich warten. Während des Treffens leiste ich deiner Agentin Gesellschaft."

"Einverstanden", stimmte Masao zu. Sie besprachen noch ein paar Einzelheiten und trennten sich wieder.

Das Treffen würde erst in einigen Tagen stattfinden, vorher wollte er unbedingt den Wunsch seiner Gefährtin erfüllen, ihr die Möglichkeit geben, Inuyasha zu umarmen.
 

Sehr zu Lishas Bedauern war nicht Daisuke der Leibwächter, der sie und Inuyasha begleiten sollte. Der Tigerdämon war ihnen beiden unbekannt und ließ sich auf keine Gespräche ein. Da Katzenähnliche gute Ohren besaßen, vermieden die beiden über das Kommende zu sprechen. Inuyasha hockte in der Ecke seines Sitzes, starrte aus dem Fenster und wünschte sich gerade zwei Dinge. Zu einem das er Kagome in seinen Armen festhalten konnte und zum anderen, das er diese blöde Perücke loswurde.

Die Agentin sah, wie aufgewühlt er war, griff nach seiner Hand und deutete dadurch ihr Mitgefühl an. Durch ein leichtes Drücken mit seiner Klaue bedankte sich der Hanyou, löste den Griff aber sofort wieder.
 

Bis der Wagen vor dem Polizeigebäude hielt, vermieden sie weiteren Körperkontakt. Dann stiegen sie aus und wurde sofort von einem eingeweihten Ermittler in Empfang genommen.
 

"Yasu Sato folgen sie mir! Man erwartet sie bereits", wurde der Hanyou angesprochen und erhielt einen versteckten Hinweis.
 

Diese Beamte führte sie durch die Hauptflur bis zu einem Vernehmungszimmer. Dort wurde dem Tiger der Zutritt verwehrt.

Lisha als Inuyashas inoffizielle Anwältin ließ man mit ein. Allerdings handelte es sich bei dem Raum nur um eine Ablenkung. Sie verweilten nicht dort, sondern gingen durch eine weitere Tür hinaus, erneut einen Flur entlang in ein anderes Zimmer.

Beinahe zeitgleich schob Masao durch einen zweiten Eingang seine Gefährtin herein. Während sich die rothaarige Frau diskret im Hintergrund hielt, musterten sich die anderen drei, Mensch, Dämon und Hanyou neugierig.

"Keh", murmelte Inuyasha und war recht verlegen. Wie sollte er sich verhalten, was sagen oder wie seine echten Eltern anreden. Lishas Schweigen war ihm dabei auch keine Hilfe. Trotzdem überspielte er seine Unsicherheit schnell mit Trotz. Er riss sich die Perücke vom Kopf und zeigte seine kurzen silberweißen Haare.
 

Um die Nervosität im Raum abzuschwächen, ergriff Inu no Taisho zuerst das Wort, verlieh seiner Stimme einen väterlichen Klang: "Inuyasha, uns beiden bieten sich sicherlich noch genug Gelegenheiten, uns kennenzulernen. Daher schlage ich vor, nutze die Zeit, um deiner Mutter näherzukommen." Indem er sich an alle wandte, fuhr er fort: "Wenn ihr uns beide entschuldigt! Mit Lisha habe ich einige dringende Dinge zu besprechen."

Er wartete keine Antwort ab, sondern griff sanft nach dem Arm der Agentin und führte sie aus dem Raum.

Der Hanyou sah ihnen nach, einen Einwand auf der Zunge. Als Freundin und Vertraute gab Lisha ihm einen gewissen Halt und deshalb empfand er ihre Abwesenheit als Verlust. Unsicher drehte er sich daher nun zu Izayoi um.

"Daran wirst du dich gewöhnen. Dein Vater ist oft sehr beschäftigt, kein Wunder in seiner Stellung. Seine Andeutung galt jedoch eurer längeren Lebenspanne. Obwohl er es nicht ausspricht, fürchtet er um mein Leben. Denn seit dem Unfall, als du mir genommen wurdest, ist meine Gesundheit stark beeinträchtigt."

"Erzähl mir davon!", bat der Hanyou.

Die Gelähmte fasste nach seiner Klauenhand, zog ihn näher an sich heran und erfüllte den Wunsch.

Obwohl Inuyasha seine Mutter heute zum ersten Mal bewusst traf, fühlte er dennoch die enge Verbindung. Es erstaunte ihn, dass die hundedämonische Prägung trotz dieser langen Zeit noch so stark wirkte. Nachdem Izayoi ihren Bericht beendete, verstand er, weshalb er kaum brüderliche Gefühle bei Sesshomaru verspürte. Denn weder er noch sein Vater hatten Gelegenheit bekommen, ihn nach der Geburt zu sehen.

Die Zeit verging viel zu schnell und ungern trennte sich die wiedervereinte Familie. Alles andere hätte verdächtigt gewirkt, vor allem da er seine Aussage noch zu Protokoll geben musste.
 

Nicht nur Inuyasha, sondern auch die Agentin erhielt eine für sie sehr wichtige Information. Masao holte draußen im Flur, sein Handy aus der Tasche, rief eine Nachricht ab und lud das angehängte Foto auf das Display. Dies zeigte er der Rothaarigen.

"Inspektor Aron de Navarre", identifizierte Lisha das abgebildete Wesen. "Er ist mein Vater?" Nachdenklich fügte sie hinzu: "Das ergibt Sinn."

"Du kennst ihn?", fragte Masao überrascht.

Worauf die junge Frau nickte und berichtete: "Wenn ich die Umstände jetzt richtig interpretiere, lag es damals in seiner Absicht mir aus dem Weg zu gehen. Ich erinnere mich jedoch, dass er umkehrte, zu mir kam und mir zu meinem bestandenen Abschluss gratulierte. Jetzt verstehe ich, weshalb er sagte: 'Dein Vater ist sicherlich sehr stolz auf dich.' Bevor ich etwas erwidern konnte, ging er. Kurz danach erfuhr ich von seiner Versetzung."

Schon damals hatte sie ein merkwürdiges Gefühl bei ihrer Begegnung, so fremd und doch vertraut. Dann die Ähnlichkeit im Aussehen. Weshalb war sie nicht früher darauf gekommen? Es machte sie gerade sehr glücklich, nicht nur die Augen, Haarfarbe, sondern auch das Können von ihm geerbt zu haben. Wie sagt man oft, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.
 

"Füchse sind eher Einzelgänger und leben selten in Rudeln. Dennoch gibt es Oberhäupter, Ansprechpartner, an die sich die Dämonen wenden können. Arons Vater untersteht die gesamte südöstliche Region, welche Auvergne, Languedoc-Roussillon, Rhône-Alpes, Provence und Côte d’Azur umfasst. Seine Mutter, die Tochter der Gräfin de Roussillon verzichtete bei ihrer Heirat vor knapp 200 Jahren auf den Adelstitel. Weshalb das Geschlecht als ausgestorben gilt", erfuhr die junge Frau noch mehr Informationen. Sie musste schlucken, als sie in etwa das Alter ihres Vaters erfuhr. Immer wieder vergaß sie, wie alt Dämonen eigentlich werden konnten. Wenn sie das Bild auf dem Display betrachtete, hätte sie Aron nicht älter als 25 geschätzt.

Es gab da so viele Dinge, die sie mit ihm besprechen musste.

Leise gestand sie ihrem Vorgesetzten nun: "Unsere Begegnung war sehr kurz, doch ich habe mich ihm unbewusst verbunden gefühlt. Ich bin sicher, er war auf meiner Hochzeit. Damals dachte ich mich getäuscht zu haben und auf dem Friedhof sah ich weit entfernt eine Person, die jedoch in eine Kapuze gehüllt ihr Gesicht verbarg. Jetzt ahne ich, dass es mein Vater gewesen sein muss. Wenn ich meine Arbeit abgeschlossen habe ...", den Rest ließ sie offen, wagte nicht ihren heimlichen Wunsch auszusprechen.

"Er wird da sein, wenn du nach Paris zurückkehrst", versprach der Hundedämon, als er ihren Ausdruck bemerkte und erzählte von dem unglaublichen Zufall. Dabei erwähnte er nicht seine eigenen Vorwürfe, nicht schon früher die richtigen Schlüsse gezogen zu haben. Dummerweise benutzte er seinen Geruchsinn in Häusern, wo viele Menschen verkehrten nur wenig.
 

Er schob die Vergangenheit beiseite und als Nächstes wurde Masao dienstlich, brachte Naraku in Erinnerung. "Kikyous Tod kommt der Spinne sehr gelegen. Welchen Eindruck hast du?"

"Auf meine Probe hat er nicht reagiert, als ich absichtlich Inuyashas richtigen Namen nannte. Außerdem hat er Sesshomaru mit uns sprechen gesehen", teilte die junge Frau mit. Die Sorge in ihrer Stimme entging ihrem Vorgesetzten nicht. Warnend bat er: "Du bist hoffentlich vorsichtig."

Daraufhin nickte Lisha und er bot an: "Wenn es zu gefährlich ist, ziehe ich dich sofort ab."

"Ich glaube zwar nicht, dass er meine wahre Identität kennt. Trotzdem vermutete ich, Naraku spielt mit uns. Mir ist immer noch unklar, worauf er hinaus will, denn in meinen Augen ergibt das ganze langsam keinen Sinn mehr", dabei sagte sie es nicht so vor sich her, sondern es fühlte sich tatsächlich wirr an.

Doch der silberweißhaarige Dämon hatte eine Antwort parat: "Naraku will mich mit meinen eigenen Karten schlagen. Mit meiner letzten Aktion habe ich ihn offenbar verblüfft. Fraglich, ob mir das noch einmal gelingt. Sein nächster Schachzug wird sicherlich heftig. Glücklicherweise bist du wertlos für ihn, solange er dich für die Witwe seines Leibwächter hält. Findet er heraus, wer Fins Vater war, könnte er dich als Druckmittel gegen Toyo einsetzen. Wie ich ihn kenne, wird er diesen Trumpf ausspielen."

"Genau genommen sind es zwei Trümpfe", berichtete die rothaarige Anwältin und wurde genauer: "Aron, mein Vater."

"Pass auf dich auf!", er riet es nicht, sondern ließ es nach einem deutlichen Befehl klingen. Dann warf er einen Blick auf die Uhr. Ungern wollte er die Zweisamkeit stören, doch er hatte seine Gründe. Deswegen trat er in den Raum ein, und kurz darauf trennten sich die Weg der Vier wieder.
 

Während sein Leibwächter Izayoi zum Wagen am Seiteneingang brachte, ging Masao zum Haupteingang, öffnete die Tür und trat ins Freie. Da Inuyashas Begleiter der Zutritt verwehrt wurde, ihm die frische Luft viel lieber war, wartete dieser direkt am Eingang auf die Rückkehr seiner Schützlinge. Mit dem Erscheinen des Hundedämon rechnete er allerdings nicht. Deshalb brauchte er einen winzigen Moment, bis er sich von dem Geländer, an dem er lässig lehnte, abstieß und Haltung annahm. Um seinen Respekt zu zeigen, verbeugte er sich auf die übliche Art: "Oyakata-sama."
 

Mit einer unterschwelligen Warnung in der Stimme sagte dieser leise nur für den Leibwächter hörbar: "Dein Geruchsinn Kiyoshi ist heute hoffentlich arg getrübt."

Danach ging der ehemalige Polizeichef einfach weiter und ordnete seine Ärmel. Der Tiger schluckte, fing sich sofort wieder und flüsterte dem Herrn der Dämonen hinterher: "Ich fürchte, ich bin ziemlich verschnupft."

"Gut", hörte die Raubkatze, bevor er Masao um die Ecke biegen sah. Nur wenig später hielt dort ein Wagen und fuhr bald darauf davon.
 

Kiyoshi schüttelte ein wenig sein dichtes mehrfarbiges Haar. Inu no Taisho zu begegnen war eine Ehre, ihn gegen sich aufzubringen, verlieh dem Begriff Furcht eine neue Bedeutung. Da er nicht lebensmüde war, hielt er sich an die Anweisung.

Der Fahrer des Wagens, ebenso ein Dämon, der erst seit kurzen in Narakus Diensten stand, unterstützte seine Meinung.

Sobald sein Schützling Yasu, alias Inuyasha erschien, warf er diesem ein Körperspray für Männer zu. Der Hanyou rümpfte seine Nase und protestierte. Lisha hatte dann eine andere Idee: "Gibt es in der Nähe einen See oder ein anderes Gewässer, wo zum Beispiel eine Frau diskret baden kann?"

Der Chauffeur musste nicht lange überlegen, denn es gab da tatsächlich eine Stelle. Er startete den Wagen, fuhr los, während der Tiger vorn neben ihm saß. Hinten schloss Inuyasha die Trennwand.
 

Masao zeigte seine Verwunderung später nicht äußerlich, dennoch teilte er sein Erstaunen seinem Fahrer Kazuki mit: "Naraku muss Personalmangel haben, wenn er jetzt schon ranghohe Mitglieder der Clans einstellt."

Der Angesprochene vermutete: "Entweder will er sein Image aufbessern, indem er Kriminelle von seiner Familie fernhält oder seine Untergebenen werden ihm untreu. Letzteres wäre für uns ein Vorteil. Darf ich fragen, welches Clanmitglied eure Aufmerksamkeit auf sich zog?"

"Kiyoshi", antwortete Inu no Taisho schlicht und verblüffte seinen Vertrauten.

"Oh", murmelte Kazuki. "Der illegitime Sohn des Herrn der Tigerdämonen. Wenn er für Naraku arbeitet, liegen wir beide falsch. Kiyoshi besitzt das uneingeschränkte Vertrauen seines Vaters. Dieser hat ihn daher vermutlich als Spion eingeschleust."

"Ärgerlich", stieß Masao hervor und dachte an Kouga. Weil dieser mit Inuyasha befreundet war, ging der junge Wolf bei Naraku ein und aus, und konnte daher die Augen aufhalten. Dessen Vater wäre dumm, wenn er seinem Sohn nicht die entsprechenden Anweisungen gab. Nun noch ein Tiger. "Das ist bereits der Zweite", äußerte er laut: "Entweder vertrauen mir die Mitglieder des inneren Rates nicht mehr oder es gibt eine andere Ursache. Denn ich will nicht glauben, dass man meine Kompetenz infrage stellt. Ich werde bald wissen, woran ich bin."

Beherrscht unterdrückte er seinen Unmut und schwieg über den schlimmsten Fall. Die Spinne weitete seinen Einfluss aus und gewann neue Verbündete. Das würde Zwietracht säen und könnte in einem offenen Krieg enden.
 

Kapitel 25 - Auf romantischer Kreuzfahrt
 

Masao hält sein Treffen ab und Sesshomaru wird diesmal überrascht.

Auf romantischer Kreuzfahrt

Alik - Beschützer
 

Kapitel 25 - Auf romantischer Kreuzfahrt
 

Naraku stand in der Villa am Fenster seines Anwesen und starrte in den Garten. Ein Dämon bewegte sich durch sein Blickfeld, den er finster musterte. Tatsächlich gab es kürzlich eine Personaländerung, doch anders als Inu no Taisho vermutete. Da er niemand mehr traute, engagierte er am Vortag eine private Sicherheitsfirma und seine Wahl fiel dabei auf Amur Securitas. Die Besitzerin, eine eingewanderte Chinesin, baute dieses renommierte Unternehmen auf und hatte nicht nur Regierungsaufträge, sondern arbeite auch für ausländische Botschaften. Deshalb hielt er es für eine perfekte Lösung. Es handelte sich um neutrale Personen, mit denen er nie etwas zu schaffen hatte. Erst hinterher hörte er von der Fusion mit dem Taiga Personenschutz.

Was er anfangs für eine gute Idee hielt, stellte sich nun als lästiges Hindernis heraus. Denn gerade hatte Naraku das eilig von einem Angestellten zusammengestellte Dossier gelesen. Unter anderen Umständen wäre Kiyoshis Firma die perfekte Wahl. Wenn er dabei bliebe, dürfte er sich nicht einen Fehler erlauben. Deswegen dachte er nun über den Tigerdämon nach.
 

Indem er sich als sein eigener Mitarbeiter ausgab, mischte sich Kiyoshi unter die Wachleute und machte sich stets ein Bild von allem, suchte nach Schwächen oder lehnte Aufträge ab. Das behielt er auch nach seiner Vermählung bei. Aus eigenen Antrieb heraus begleitete er den verkleideten Hanyou, ohne zu wissen, wem er da begegnete.

Als Naraku ihn über Yasus Tagesablauf aushorchen wollte, funktionierte nicht nur dessen Geruchssinn nicht mehr, sondern sein Gedächtnis wies Lücken auf. Sein Trotz Informationen preiszugeben hatte weniger mit Masaos Taishos Warnung zu tun. Als Begründung gab er dem Spinnendämon gegenüber an: "Diskretion Herr steht bei uns ganz oben auf der Liste. Wenn der Kunde uns nicht vertrauen kann, wer nimmt dann noch unsere Dienste in Anspruch? Wir werden nicht fürs Spionieren bezahlt."

Damit drehte sich Kiyoshi um und verließ den Raum.

Die Spinne hatte ihm finster hinterhergeschaut und dann nach Daisuke gerufen. Noch bevor der Wolf den ersten Schritt in das Arbeitszimmer setzen konnte, wollte sein Arbeitgeber wissen. "Wer ist dieser Kiyoshi?"

Inuyashas persönlicher Leibwächter schmunzelte ohne sich mit einer Geste zu verraten. Sicher hatte der Besitzer der Personenschutzfirma dem Verbrecherlord die Stirn geboten. Widerstand bekam Naraku selten und wenn dauerte es nicht lange, bis der Betreffende bestraft wurde.

Wie viele Details konnte Daisuke seinem Herrn jetzt geben, ohne den Tiger zu gefährden? Mit ein wenig Recherche fand dieser sicherlich die Wahrheit heraus und deshalb sagte er: "Kiyoshis Vater ist der Herr der sibirischen Tiger. Seine Gefährtin Lin darf das Privileg ihr eigen nennen, die einzige Erbin des chinesischen Amur Clan zu sein."
 

"Du kannst gehen Daisuke!", befahl Naraku und beherrschte sich, solange sich der Wolf in Hörweite befand. Erst danach fegte er sämtliche Gegenstände vom Tisch, eine Geste, die offenbar zur Gewohnheit wurde. Schnell fing er sich wieder und forderte den Bericht an, den er nun in den Händen hielt und las. Mit jedem Wort wuchs sein Unmut. Da hatte er sich wirklich unbedacht eine Natter in sein Netz geholt. Jemand der Beziehungen zu zwei Clans hatte, die nicht nur angesehen waren, sondern einen Sitz im Rat innehatten und Inu no Taisho treu ergeben, bedeutete nur Ärger. Daher gab es nur einen Weg, er musste sie sofort wieder loswerden. Seinen nächsten Wachschutz sollte er sich sorgfältiger auswählen. Am besten er ließ jeden Angestellten genau überprüfen. Dazu genügten ein paar Telefonate und danach setzte er sich mit einem seiner Agenten in Verbindung, um auch im Ausland auf den neuesten Stand zu bleiben.

Später dachte er über sein weiteres Vorgehen nach. Er war sich sicher, dass sein Erzfeind von Inuyashas Existenz wusste. Doch weshalb der Hundedämon seinen Sohn nicht holte, gab ihm Rätsel auf. Er würde den Hanyou genau im Auge behalten und vielleicht ergab sich eine Möglichkeit, den Hund empfindlich zu treffen.
 

Zwei Tage später liefen wieder einige der alten Wachen durch das Gelände und die Spinne fühlte sich wohler. Er verspürte fast sein altes Triumphgefühl. Allerdings wusste er immer noch nicht, wie er der Familie Taisho als nächstes Schaden konnte.

Da klopfte es und Daisuke reichte ihm gleich darauf einen verschlossenen Umschlag: "Von Kagura."

Sobald er wieder allein war, riss er ihn auf und starrte dann lange auf die wenigen Zeilen. Das hätte er von seinem Gegner am allerwenigsten erwartet. Izayoi erlitt einen Zusammenbruch und Masao begab sich mit Lisha auf Kreuzfahrt. Merkwürdig oder es steckte ein ausgeklügelter Plan dahinter?
 

Inu no Taisho erreichte zu diesem Zeitpunkt den geheimen Treffpunkt, betrat den Raum und musterte die Anwesenden. Die Mitglieder bemerkten, wie aufgebracht er war. Alle fragten sich, wer von ihnen sich den Zorn des höchsten Wesens zugezogen hatte und aus welchem Grund. Noch, während sie grübelten, lief der Führer des Rates direkt auf den Herrn der sibirischen Tigerdämonen zu. Auf den Weg dorthin gab er Kogas Vater Kouhei ein Zeichen sich ihnen anzuschließen.

"Wir müssen über deinen Sohn sprechen", begann der ehemalige Polizeichef, als sie dann beieinanderstanden.

Obwohl ihm die dämonische Energie seines Gegenüber riet, nicht zu lügen, sagte Alik: "Wir ihr wisst Herr, habe ich nur zwei Töchter."

Daraufhin erklangen im Raum leise, oftmals halb unterdrückte Geräusche. Luft holen, ein Schlucken, Zischlaute, sogar ein leises Fauchen. Sie drückten Empörung, Zweifel oder gar Mitleid aus.

Mit leichtem Spott konterte der Herr der Hunde: "Nur glaubt euch das keiner der Anwesenden. Wir alle wissen von eurem Bastard, aus dem ihr keinen Hehl gemacht habt."

Betreten würde der Tiger seinen Blick senken, er wagte es jedoch nicht, damit niemand ihn für feige hielt. Schon setzte Masao zum nächsten Satz an, als hinter ihm sein Fahrer eintrat und sich einmischte: "Herr, mich erreichten die angeforderten Informationen." Ohne den Blickkontakt mit Alik zu unterbrechen, befahl er: "Ich höre Kazuki." Der Angesprochene erklärte: "Am Todestag von Kikyou hat Naraku sofort seinen Wachschutz ausgewechselt und Amur Securitas engagiert. Ihm war offenbar nicht bekannt, dass diese Firma durch Heirat mit Taiga Personenschutz fusionierte, deren Inhaber Kiyoshi ist. Sein Stiefvater übergab ihm vor drei Monaten die Leitung der Firma."

"Kiyoshi?", entschlüpfte es dem Tiger überrascht und erklärend fügte er hinzu: "Mit seinen Aufträgen habe ich nichts zu tun. Außerdem spricht er niemals über seine Kunden. Sein Markenzeichen ist absolute Diskretion."

"Das weiß ich", gestand Masao zur Überraschung aller, die nun einfach annahmen, dass ihr Oberhaupt die Treue des Tigers testen wollte.

Kouhei ergriff das Wort: "Wollt ihr das Alik seinen Sohn abzieht? Ich habe einen besseren Vorschlag."

"Denn ich ablehne", fiel ihm Inu no Taisho ins Wort und fügte hinzu, als er sah, wie der Wolf Einwand erheben wollte: "Darüber diskutiere ich nicht. Weder Kouga noch Kiyoshi werden bei Naraku herumschnüffeln."

"Wie wollen wir ihn dann zur Strecke bringen?", mischte sich ein weiterer Dämon ein auf dessen Gesicht deutlich Sorge zu lesen war. Der Herr der Falken holte aus einer Aktentasche einen Stapel Papier und betitelte sie: "Die Bilanzen, Herr. Wir haben weiterhin Verluste zu beklagen."

"Setzen wir uns!", forderte Masao die Anwesenden auf und folgte seinem eigenen Rat. Er stellte sich auf eine lange Diskussion die Spinne betreffend ein. Dennoch gab es andere Probleme, denen sie ebenso Beachtung schenken mussten.
 

Die Einzigen, die von dem Treffen wirklich profitierten, lagen schweigend auf dem Deck der meterlangen Yacht und genossen das sonnige Wetter. So entspannen konnte sich Lisha schon lange nicht mehr. Sie ließ ihre Maske fallen, rekelte sich auf der Liege und dachte darüber nach, mithilfe welcher Möglichkeiten sie die Situation zu ihrem Vorteil nutzen konnte. Ein Wort von ihr genügte und Sesshomaru verführte sie. Zumindest hatte er ihr diese Option gelassen. Doch ob er sich daran hielt oder inzwischen seine Meinung änderte, wollte die Agentin herausfinden.
 

Deshalb stand sie auf, sprang ins Wasser um ein wenig zu schwimmen. Der silberweißhaarige Youkai rührte sich nicht von der Stelle, doch sie ahnte, dass er jede ihrer Bewegungen genau beobachtete. Sobald sie genug hatte, verließ sie das kühle Nass, kletterte die Leiter hoch und stellte sich an die Reling. Ihr Blick schweifte hinüber zu der kleinen idyllischen jedoch unbewohnten Insel. Das Licht der Sonne reflektierte sich in den Wassertropfen, die über ihre eingeölte Haut perlten. Mit einem zauberhaften Lächeln streifte Lisha mit den Händen betont langsam die Nässe ab, bevor sie dann zum Handtuch griff. Erst danach ging sie unter Deck, zu ihrer Kabine, um sich etwas Trockenes anzuziehen. Dazu wählte sie einen hautfarbenen Bikini, der mehr enthüllte als verdeckte.
 

Auf dem Rückweg machte sie einen kleinen Umweg und betrat die Brücke und blieb erstarrt stehen. Die beiden sich hier befindlichen Dämonen, der Kapitän des Schiffes und ein ihr von Masao zugeteilter Leibwächter, fuhren auseinander wie ertappte Kinder, die gerade etwas Verbotenes taten.

"Madame Lefevre", fand ihr Beschützer zuerst seine Sprache wieder und warf einen leicht beschämten Blick zu seinem Liebhaber.

Bevor einer von ihnen eine Erklärung abgeben konnte, kam Lisha ihnen zuvor: "Was ist dabei, wenn sich zwei Wesen küssen. Nur weil ihr dem gleichen Geschlecht angehört. Wir sind auf einer romantischen Seefahrt oder nicht?"

Der Bootsführer richtete seine Kleidung, streifte sich eine Locke aus dem Gesicht und hielt den blondhaarigen Hundedämon vom Sprechen ab, um selbst zu fragen: "Sie sind nicht allzu sehr überrascht Madame?"

Leicht schmunzelnd entgegnete sie daraufhin: "Ihr seid nicht das erste männliche Paar, und da ich annehme, nicht nur Oyakata-sama, sondern auch sein Sohn, sind über euer Verhältnis informiert und fördern auf diese Art die diskrete Zweisamkeit, bin ich die Letzte, die es verbieten sollte."

"Danke", sagte der Wachmann und der Kapitän beugte ein wenig seinen Kopf.

Die Rothaarige entfernte sich nicht. Stattdessen wurde ihr Ton eindringlicher, als sie ihren Beschützer direkt anredete: "Vorausgesetzt du lässt nicht in deiner Wachsamkeit nach, denn ich fürchte, Sesshomaru wird ein wenig abgelenkt sein. Da ihr beide gewissermaßen", hier hörte sie auf und eine hauchzarte Röte zeigte sich auf Lishas Gesicht.

Der ihr zugeteilte Dämon erriet ihre Gedanken: "Madam, deswegen hat unser Herr mich ausgewählt, um euch zu begleiten. Der Körper einer Frau erregt meine Sinne kein bisschen. Für den Kapitän verbürge ich mich ebenso. Widmet euch nur eurem Vergnügen."
 

Die Undercoveragentin schloss ihren Mund, schluckte und hatte es eilig die Brücke zu verlassen, denn die Situation war ihr plötzlich peinlich. Sie konnte nicht wissen, dass der Hundedämon bereits zweimal zufällig Zeuge war, als sie Sesshomaru küsste. Beim ersten Mal auf dem Empfang, als Masaos Sohn sie vom Arbeitszimmer fernhalten wollte und bei einer späteren Gelegenheit.

Was das ungewöhnliche Paar nach ihrer Flucht noch besprach, hörte sie zum Glück nicht. Denn der Kapitän, ein französischer Angestellter von Toyo, wollte erstaunt wissen: "Ist dieser Mensch nicht Inu no Taishos Geliebte?"

"Das behauptet man von Madame Lefevre und du wirst nichts anderes verlautbaren, wenn man dich fragt. Denn ich will nicht deinem gewaltsamen Ableben beiwohnen", gab der Leibwächter an, ohne genauer zu werden wer ihn meucheln würde, der Vater oder der Sohn. Zuzutrauen war es beiden. Obwohl es noch eine dritte Partei gab, die in bestimmten Fällen ebenso wenige Skrupel besaß.

Sicherheitshalber erklärte der Blonde seinem Liebhaber: "Unser Herr hat sie noch nie angerührt. Allerdings gibt es einen Grund, weshalb sein Sohn hier ist. Wie sonst sollte er die Vorzüge von Menschen schätzen lernen."
 

Langsam dämmerte es dem Kapitän. Immerhin arbeitete er seit zwanzig Jahren für Toyo Taisho und hatte viele weibliche Lebewesen kommen und gehen gesehen. Schon deshalb sollte er sich über nichts mehr wundern. Er schüttelte seinen Kopf und dachte kurz nach. Vier Patrouillenboote kreuzten draußen in einiger Entfernung und passten auf, damit sich kein Unbefugter näherte. Dennoch würden sie beide abwechselnd die Augen aufhalten. Was nicht hieß, sie verzichteten auf körperliche Nähe. Immerhin mussten sie sich nicht verstecken.
 

Nachdem sich die Rothaarige gefangen hatte, kletterte sie die kleine Treppe nach unten und ging die wenigen Meter bis zu Sesshomaru. Mit schweifendem Blick stellte sie fest, der Bereich konnte von der Brücke nicht eingesehen werden. Zufrieden lächelte sie daher und streifte den Bademantel ab. Danach legte sie sich auf die Liege, sicher das der Silberweißhaarige ihrem Körper Aufmerksamkeit schenkte.

Die Agentin ergriff die Flasche mit der Lotion und in einem belanglosen Ton äußerte sie: "Ich beneide euch Hundedämonen. Ihr braucht weder Sonnencreme noch holt ihr euch einen Sonnenbrand."

Der Youkai musterte sie und klärte auf: "In dem Punkt irrst du dich. Wir können uns verbrennen, doch ich schütze mich mit meinen Selbstheilungskräften."

"Ich verstehe", dann ließ sie eine kurze Pause, bevor sie eine kleine Portion aus dem Gefäß auf ihre Handfläche drückte und sie auf ihren Armen verteilte. "Kann man Selbstheilung erlernen?"

"Unter gewissen Umständen. Bei Menschen ist diese Fähigkeit nicht sehr ausgeprägt", antwortete Sesshomaru ohne einen Verdacht zu haben.

Sicherheitshalber forschte die junge Frau nicht weiter nach und wechselte das Thema: "Cremst du mich ein?", und hob irritiert den Kopf. Sie hätte schwören können, dass ein Fangzahn des Youkai kurz verräterisch im Sonnenlicht aufblitzte.
 

Ganz so falsch lag die Agentin nicht, denn auf so eine Gelegenheit wartete Sesshomaru, seit sie begonnen hatte, an Deck mit ihm zu flirten. Still triumphierte er und nahm einen Klecks Lotion auf seine Hände, verrieb sie etwas, bevor er sich Lishas Haut widmete, die ihm nun den Rücken zukehrte.

"Warte!", bat sie und schaute ihn an. "Ich habe nachgedacht. Gegen eine vorübergehende Liebschaft habe ich nichts einzuwenden, doch ich stelle eine Bedingung. Wenn einer von uns die Affäre beendet, gibt es keine Fragen und keine Erklärungen."

Obwohl es Masaos Sohn überraschte, hieß er dieses Arrangement willkommen. Dennoch zögerte er zuzustimmen, weil er sich nicht mit Krümeln zufriedengeben wollte, sondern vorhatte lieber die ganze Süßspeise zu verschlingen. Dazu benötigte er mehr Zeit, als ihnen im Moment noch zur Verfügung stand. Er ahnte bereits, dass ihre kommenden Treffen aufgrund ihrer Arbeit begrenzt sein würden. Da er jedoch die junge Frau als lohnenswertes Beispiel ihrer Rasse einstufte und sie eingehend studieren wollte, musste er bereits vorher einen bestimmten Zeitraum festlegen.

"Einverstanden", stimmte er zu und forderte selbst: "Die Abmachung tritt erst in Kraft, sobald deine Undercoverarbeit beendet ist." Was wie er hoffte, noch einige Wochen dauern konnte. Erst danach bestand Gefahr, das Lisha spontan nach Paris zurückkehrte und sich somit seiner Reichweite entzog.

"Gut. Vorausgesetzt es passiert nichts Unvorhergesehenes", brachte die junge Frau gerade noch heraus, bevor ein leichter ekstatisch ähnlicher Blitz durch ihren Körper fuhr, denn Sesshomaru berührte eine empfindliche Stelle an ihrem Bauch, glitt mit seiner Klauenhand an ihrer Hüfte entlang, nach oben bis zum Verschluss des Bikinis.

Das Stück Stoff lag gleich darauf auf dem Deck.
 

Als Nächstes küsste er die Schulter der Rothaarigen, danach fuhr der Dämon mit seiner Hand darüber und verteilte die Schutzmilch. Das wiederholte er mehrmals. Auf der anderen Schulter, über den Nacken, die Wirbelsäule der Agentin entlang, bis er den Rand der Bikinihose erreichte. Danach cremte er sorgfältig Lishas Arme ein, ihre Beine, und als Masos Erstgeborener dies beendet hatte, bat er: "Dreh dich um!"

Die Rothaarige gehorchte mit einem leichten Lächeln und ihre Vorderseite bekam die gleiche Behandlung.

Im Anschluss glitt Sesshomarus Hand in ihren Nacken. Ihre Münder näherten sich, damit ihre Lippen sich berühren konnten. Die Küsse, welche sie teilten, waren zart, spielerisch und verhießen mehr.

"Heute Nacht", flüsterte das männliche Wesen und stand auf.

Diesmal entkleidete er sich und sprang in das Meer. Es fiel ihm schwer, die Agentin nicht sofort zu nehmen, deshalb brauchte er die Ablenkung.
 

Der Nachmittag an Deck hatte Lisha erregt und ihr Körper kribbelte bei der Aussicht. Weil sich der Dämon Zeit ließ, ergriff Frustration Besitz von ihr. Beinahe dachte sie, er hatte nur mit ihr gespielt. Kurz bevor sie in einen wohltuenden Schlaf glitt, wurde ihre Decke zurückgeschlagen, Hände berührten sie und Lippen liebkosten ihre Haut. Ihre Laute dämpfte sie nur mühsam durch Zurückhaltung.

Jeden Augenblick in dieser Nacht genossen sie beide mit all ihren Sinnen. Erst spät in der Nacht schlief die Agentin erschöpft ein.
 

Eine Weile beobachtete der Youkai seine Geliebte im Schlaf. Wenig später erhob er sich und ging ins Freie um den Sonnenaufgang zu beobachten. Danach suchte er den Kapitän auf: "Nehmt euch frei und verbringt den Tag auf der Insel. Heute Abend setzten wir Kurs auf den Treffpunkt."
 

Ohne seine Freude zu zeigen, bedankte sich der Bootsführer und entfernte sich. Währenddessen schweiften Sesshomarus Gedanken zu einem Hanyou, den er Bruder nennen sollte. Ob Inuyasha dieses Privileg verdiente?
 

Kapitel 26 - Gefährlicher Fehler
 

Yasu/Inuyasha beginnt seine Grenzen zu testen und Kagura wird an falscher Stelle ertappt.

Gefährlicher Fehler

Zwar finde ich es schade, weil ich dem Geschmack meiner Animexxleser offenbar nicht mehr gerecht werde. Doch ich halte mein Versprechen und lade der Vollständigkeit zu liebe, trotzdem die weiteren Kapitel hoch. Denn zum Glück gibt es noch ein Paar die mir treu sind. Danke!

 

Ich hoffe das die zweite Hälfte des Kapitel nicht zu sehr verdorben ist. War gar nicht so einfach zu schreiben. Immerhin soll Sess ja Sess bleiben ;)
 

Kapitel 26 - Gefährlicher Fehler
 

Dieser bewusste Bruder erhob sich an diesem Morgen beizeiten, weil er sich vor der Uni mit Kagome treffen wollte. Deswegen stand er eine Weile vor dem Kleiderschrank und überlegte, was er am besten anzog. Kikyou, die ihm sonst immer einen guten Rat gab, konnte er nicht mehr fragen und Lisha befand sich auf einer kleinen Vergnügungsreise. Er seufzte und dann fiel ihm jemand ein. Dennoch zögerte er. Unschlüssig lief er zur Wand, griff in sein Geheimfach und holte das abhörsichere Handy heraus, was er von seinem Erzeuger erst kürzlich erhielt. Darin war keine Nummer gespeichert, die beiden seiner Eltern musste er auf Masaos Anweisung auswendig lernen. Eine davon gehörte Izayoi und er fragte sich nun, konnte er seine richtige Mutter einfach so anrufen, um über belanglose Dinge zu schwatzen?
 

Er tat es einfach und sehr zu seiner Freude erklang am anderen Ende eine verschlafene Stimme.

Izayoi lauschten ihrem Sohn, als dieser sein Dilemma schilderte, und lächelte ein wenig. Es fühlte sich gut an, gebraucht zu werden und wie glücklich sie der Anruf machte, würde Inuyasha sicher niemals nachvollziehen können. Sie riet ihm dann: "Wenn Kagome dich liebt, ist ihr völlig egal, was du trägst. Falls du sie beeindrucken willst, nimm ein kleines Präsent mit. Blumen, ihre Lieblingsschokolade oder eine andere Kleinigkeit."

Der Hanyou brauchte nicht lange zu überlegen, bis ihm etwas einfiel. "Danke", und mit einer Verzögerung: "Mama."

"Gern geschehen, Kind", antwortete sie ihrem Sohn, bevor sie auflegte.

Nur Minuten nach dem Gespräch stürmte er aus dem Haus in seiner üblichen Kleidung, jedoch ohne seine Tarnung und das aus gutem Grund. Er strebte der Garage neben dem Tor zu und rannte wie üblich die Abkürzung entlang, durch das Gebüsch und über die Rasenfläche.
 

Naraku hatte die ganze Nacht gearbeitet, Konferenzen mit Untergebenen in Frankreich über Videoschaltung abgehalten oder telefonierte mit seinen Spionen. Trotzdem verfügte er bei Morgengrauen immer noch nicht über Informationen das heimliche Treffen des Rates betreffend. Es war frustrierend. Niederlage für Niederlage steckte er ein, seit Masao wieder japanischen Boden betrat. Er glaubte fast, dass der Hundedämon dies auf lange Sicht extra vorbereitete, um ihm zu schaden. Was immer er in den letzten Monaten plante, ging daneben. Die Ursache kannte er nun, Kikyou. Da die Verräterin sich durch ihre eigene Sucht gerichtet hatte, denn der Arzt schrieb Selbstmord durch Überdosis auf den Totenschein, dürften seine zukünftigen Unternehmungen wieder von Erfolg gekrönt sein. Vorsichtig nahm er deshalb seine Geschäfte in bestimmten Bereichen wieder auf, einfach um die Situation auf dem Schwarzmarkt zu testen, wo er gestohlene Medikamente und Plagiate vertrieb. Von Waffenhandel, Prostitution und Drogen ließ er noch die Finger.

Danach überlegte er, wie er Inu no Taisho empfindlich treffen konnte. Die Lösung hatte er alsbald. Obwohl er bisher, außer in einem Fall, von radikalen Schlägen absah, stand sein Entschluss fest. Diesmal würde sein Feind büßen, indem er ihm erneut etwas nahm. Einfach wäre, Inuyasha zu töten oder er hängte ihm ein Verbrechen an. Doch das genügte Naraku nicht.

Bei dem Gedanken lächelte er grimmig und im Morgenlicht blitzten seine Zähne auf.
 

Da er bereits vor einigen Minuten dem Haus den Rücken kehrte, durch den Park schlenderte, blieb er jetzt stehen. Direkt vor ihm blühte eine einzelne Rose. "Wie Izayoi, so zart und so zerbrechlich", murmelte er vor sich hin und strich mit seinen Fingerkuppen über die Blütenblätter. Dann konzentrierte er sich und eine feine dunkellilafarbige Wolke hüllte sie ein. Sobald der Wind sein Miasma zerstreute, zerfiel sie und es blieben nur schwarze Einzelteile zurück.

Seinen kleinen Triumph konnte die Spinne nicht voll auskosten, denn sein Stiefsohn fegte eilig an ihm vorüber und weckte seinen Unmut.
 

"Yasu, was tust du? Setzte sofort die Perücke wieder auf!", hörte der Hanyou die Stimme Narakus hinter sich.

"Oh schöner M ...", entfuhr es ihm und er blieb schlitternd stehen. Betont langsam drehte er sich um und erklärte aufmüpfig: "Das werde ich nicht. Ich verstecke mich nicht länger."

"Ich warne dich nur einmal!", drohte der Verbrecherlord unterschwellig.

Unbeeindruckt konterte Inuyasha: "Vergiss es! Die ganze Zeit hast du mich angelogen. Damit ist jetzt Schluss. Mein Vater weiß, dass ich existiere und ich will, dass er mich findet." Damit wandte sich der Silberweißhaarige mit den goldenen Augen ab und setzte seinen Weg fort.

Weit kam er nicht. Naraku ließ seine untypischen Tentakel, die deutlich zeigten, dass er kein reiner Spinnendämon war, hinterherschnellen, fing den Hanyou damit und zog ihn ganz dicht zu sich heran. Ihre Gesichter berührten sich beinahe. Obwohl Inuyasha sich heftig wand, strampelte und sich krümmte, bekam er seine Arme nicht frei. Im Gegenteil die Spinne drückte nur fester zu, sodass ihm die Luft knapp wurde. Nicht lange und er keuchte beim Atmen.
 

Naraku sah seinen Stiefsohn an und begann leise zu sprechen: "Soll ich dich daran erinnern, dass Kikyous Leben in meiner Hand lag? Vielleicht beeindruckt es dich mehr, wenn ich mich deiner wahren Familie widme. Oder sollte ich mich um deine kleine Freundin kümmern. Sie heißt doch Kagome?"

"Lass Kagome da raus!" warf der Halbdämon ein.

Sein Stiefvater lachte jedoch nur. Seine Augen blitzten auf: "Kagome." Diesen Namen ließ er sich so richtig auf der Zunge zergehen. "Sie sieht genauso aus wie Kikyou vor zwanzig Jahren. Diese Augen, diese weiche Haut. Diese spirituelle Ausstrahlung, ganz nach meinem Geschmack." Dann änderte er den Ton und fragte: "Wusstest du eigentlich das sie die jüngere Cousine deiner verstorbenen Stiefmutter war?"
 

Inuyasha hatte schon bei der ersten Silbe zu knurren angefangen. Nun verstärkte es sich noch. Doch die letzten Worte brachten ihn zum Verstummen. Er starrte seinen Stiefvater an und grübelte. Wenn er so darüber nachdachte, hatte Naraku recht. Die Ähnlichkeit und der Geruch, es stimmte. Zeitgleich kam Inuyasha noch etwas in den Sinn. Der Vorfall neulich, der seine Freundin so durcheinanderbrachte. Wenn dieser Bastard nicht nur drohte, sondern ernsthaftes Interesse hatte, zu welchen Mitteln würde er greifen? Er musste alles tun, um sie zu beschützen.

"Ich setzte die verdammte Perücke auf", murmelte er und gab sich damit geschlagen.

"Schön das wir uns gut verstehen, mein Sohn", kam es triumphierend von der Spinne. Im nächsten Moment war der Hanyou frei und plumpste auf den Boden.

"Verdammt", murmelte Inuyasha wütend, nachdem sich sein Peiniger entfernte, und schlug mit der Faust mehrmals auf den Erdboden ein. Dann rappelte er sich wieder auf. Als er wenig später auf sein Motorrad stieg, trug er die Perücke.
 

Nach wenigen Schritten blieb Naraku stehen und sah Inuyasha hinterher. Leicht hätte er ihm wesentlich schlimmere Sachen antun können und einen Moment spielte er mit dem Gedanken, sein Miasma an ihm zu testen. Wie viel davon mochte er als Halbdämon aushalten oder wie lange. Diese nützliche Waffe setzte er eigentlich bisher nur einmal ein und es hatte ihn seine ganze Kraft gekostet, Leiko, Sesshomarus Mutter mit dem Gift zu töten. Nur indem er sie so sehr schwächte, dass sie ihre Selbstheilung nicht mehr einsetzen konnte, beziehungsweise es ihr unmöglich wurde das Gift zu neutralisieren, verursachte er ihr Ableben.

Wenn die Dämonin schon fast immun dagegen war, hatte er bei Masao wenig Chancen und vermutlich bei Sesshomaru noch weniger. Aus diesem Grund verzichtete er auf diese Mordmethode. Es gab einen anderen Weg, den er sogleich beschritt.

In seinem Büro befahl er einen Untergebenen zu sich und forderte ihn auf: "Finde für mich einen Killer, am besten einen Scharfschützen, der keine Skrupel kennt, sich mit dem Oberhaupt der Dämonen anzulegen." "Wenn soll er erledigen?", wollte der Angestellte wissen. Die Spinne trat blitzschnell einen Schritt auf ihn zu und erschreckte den Dämon. "Das Ziel nenne ich nur ihm. Er soll der beste seiner Zunft sein, lautlos, diskret und unbestechlich."

Nachdenklich wich der Untergebenen bis an die Wand zurück um Abstand zu bekommen, wenn auch vergebens, da sein Herr nachrückte. Dann teilte er seine Idee: "Es gibt ein Wesen, das Dämonen hasst. Im Moment steht er nicht zur Verfügung, aber vielleicht kann ich ihn kontaktieren."

"Tue das!", befahl der Verbrecherlord und schickte den Dämon fort. Dieser Fremde und besonders dessen persönlicher Hintergrund interessierten ihn. Wenn er tatsächlich so gut war, betraute er ihn später sicherlich mit weiteren Aufträgen.
 

Innerlich blieb Inuyasha aufgebracht, aber seinen Freunden gegenüber verschloss er die Gefühle, benahm sich recht einsilbrig. Dennoch vergaß er Kagomes Geschenk nicht. Wie seine Mutter es ihm riet, besorgte er ein Präsent. Schon öfters sah er den kleinen runden Rosenquarz Anhänger bei dem Juwelier in der Einkaufspassage im Schaufenster liegen. Jedes Mal musste er an eine Geschichte denken, die der Großvater seiner Freundin zum Besten gab über das Juwel der vier Seelen. Aus einem Gefühl heraus kaufte er die kleine rose farbene Kugel und überraschte Kagome damit, denn sie passte hervorragend zu der silbernen Kette, einer früheren Gabe von ihm. Ihr Begeisterung zeigte sie mit einer Umarmung und erlaubte sich einen zärtlichen schüchternen Kuss. Allerdings weigerte sie sich, seiner Einladung zu folgen. Wenn Naraku sich im Anwesen befand, würde sie keinen Fuß mehr auf das Grundstück setzen.

Den Hanyou enttäuschte die Einstellung nicht, im Gegenteil. Auf diese Weise bekam sein Stiefvater weniger Gelegenheiten sich an die junge Frau heranzumachen.
 

Einige Tage vergingen ohne nennenswerte Begebenheiten. Naraku schaffte es weiterhin nicht, Informationen über die neuesten Beschlüsse des Rates in Erfahrung zu bringen. Obwohl er die meisten Mitglieder beobachten ließ, verhielt sich keiner auffällig oder anders als sonst. Er konnte nicht wissen, welche Anweisung Inu no Taisho gegeben hatte. Nämlich das sich alle still verhielten.

Der Hundedämon selbst widmete sich seiner Gemahlin, räumte seinem Sohn Zeit mit Lisha ein und sorgte dafür, das Naraku das Gegenteil dachte.
 

Die Agentin langweilte sich, da die Spinne nicht gewillt war, ihr neue Arbeiten zu übertragen. Er gab ihr einfach frei, weil er noch nicht wusste, wie er Fins Witwe in Zukunft weiterhin beschäftigen konnte. Denn sein Plan sie auf den einen Kandidaten anzusetzen, erübrigte sich dank Masaos Einmischung. Aufgrund ihres Umganges mit Kana dachte er ihr anzubieten, sie als eine Art Kindererzieherin für seine Tochter anzustellen. Denn solange Lisha eine Bedeutung für den Herrn der Hunde hatte, nützte sie ihm und schon deshalb schickte er sie nicht fort.
 

Nachdem Naraku der rothaarigen Anwältin freigab, telefonierte er mit einem seiner Spione im Anwesen der Hundefamilie, damit dieser Kagura etwas ausrichtete. Die Winddämonin ließ sich nichts anmerken, als sie die Anweisung der Spinne erhielt, versicherte jedoch schnippisch den Befehl zu befolgen. Erst danach sank sie auf einem Stuhl nieder und überlegte. Seit einigen Tagen versuchte sie, unauffällig in das Büro von Inu no Taisho zu kommen. Unbeabsichtigt wurde jeder Versuch vereitelt. Entweder schloss die Reinigung das Arbeitszimmer ab oder Sesshomaru befand sich dort. Bei anderen Gelegenheiten tauchte ein Diener im Gang auf, manchmal auch eine Wache auf ihrem Rundgang. Immer versteckte sie sich oder floh unerkannt, denn offiziell durfte sie diesen Bereich nicht betreten.
 

Um so erfreuter war sie, als Izayoi zu ruhen wünschte und sie fortschickte. Kagura ging mit leichten Schritten die Treppe hinab und entdeckte die offenstehende Tür zu dem Raum. Ihres Wissen weilte Masao nicht auf dem Anwesen und Sesshomaru stand direkt auf dem Rasen vor dem Haus und sprach mit einem Angestellten. Deshalb musste sie diese Chance unbedingt nutzen. Nur wenige Schritte trennten sie von dem Schreibtisch im Arbeitszimmer, als der Erbe des Hauses vom Garten her eintrat und gefährlich leise fragte: "Was willst du hier Kagura?"

Die Windherrscherin erschrak, fing sich sofort wieder und suchte nach einer Ausrede: "Ich habe dich gesucht."

"Du hast mich gefunden. Vergeude meine Zeit nicht!", ließ der Silberweißhaarige verlauten und gab ihr den stillen Rat zu verschwinden. Trotzdem blieb sie stehen, suchte nach Worten um einen Grund zu finden. Der Youkai näherte sich ihr, spielte mit der Stärke seiner Energie und forderte sie auf: "Verschwinde!"
 

Sie vollführte einige Schritte und blieb an der Tür wieder stehen. Dann drehte sich die Dämonin um und schrie beinahe, da sie direkt mit Sesshomaru kollidierte. Noch einmal versuchte Kagura, zum Tisch zu blicken. Dort lag eine Akte, vermutlich die Gleiche, die man für Masao vor einigen Tagen gebracht hatte. Sie musste dringend einen Blick dort hineinwerfen, am besten noch sie irgendwo verstecken, da sie befürchtete durch den Inhalt enttarnt zu werden. Bisher hatte offensichtlich weder Masao noch sein Sohn ein Blick in die Papiere geworfen, da die Versiegelung intakt aussah.
 

Sesshomaru hatte seinen eigenen Verdacht, deshalb hinderte er die Winddämonin daran weiter zu gehen und folgte ihr, um sicherzustellen sie räumte das Feld tatsächlich. Ihre Bemühungen der letzten Tage entgingen ihm nämlich nicht und so stellte er ihr diese kleine Falle.

Sie gab jedoch noch nicht auf. Ihre Körper berührten sich fast. Kagura nutzte den Augenblick, beugte sich näher, und versuchte Sesshomaru zu küssen. Doch der Hundedämon schob die Schwarzhaarige von sich.

"Was soll das?", kam von ihm sehr ungehalten. Die goldenen Augen waren alles andere als freundlich dabei.

Um sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen, versuchte sie lässig zu sagen: "Oh ich verstehe, der Herr ist sich zu fein um etwas mit dem Personal anzufangen", danach drehte sie sich um, warf ihre Haare mit einer Kopfbewegung zurück und ging aus dem Raum. Der Hundedämon sah ihr nach. Kagura interessierte ihn keinen Deut. In ihrer Nähe empfand er nichts. Außerdem traute er ihr nicht. Deshalb sah er sich im Büro seines Vaters um und rätselte, was sie hier tatsächlich gesucht haben konnte. So widmete er der Kurierpost auf dem Schreibtisch einer näheren Betrachtung.
 

Er verglich die Anforderungsnummer und wusste sofort, was er in den Händen hielt. Er selbst hatte die Akte gewollt und deshalb wunderte er sich, dass sie nach so langer Zeit hier auftauchte. Damit besaß er zudem die Berechtigung, diese Post zu öffnen. Er brach das Siegel und entnahm die Akte der Tasche und fragte sich, weshalb sie für Kagura von Interesse war. Ob Naraku einen Verdacht gegen Lisha hegte, oder verbarg die Winddämonin selbst einige Dinge? Wie auch immer, da Sesshomaru sie nun in den Händen hielt, hinderte ihn nichts daran, mehr über seine derzeitige Geliebte zu erfahren.
 

Außen stand nur Agentin Riana Durand. Deshalb setzte er sich auf den Sessel und schlug den Ordner auf. Sofort fielen ihm die zwei Fotos, in denen Sesshomaru Lisha erkannte, auf. Das Erste, eine schwarzweiße Fotografie zeigte die junge Frau in der Uniform der Pariser Polizei, mit streng nach hinten gekämmten und anschließend hochgesteckten Haaren, mit einem sehr ernsten Ausdruck. Bei dem anderen Bild, ein Farbiges, aufgenommen vermutlich einige Jahre später, trug Riana ihr Haar offen, lächelte und wirkte vollkommen glücklich. Das passte eher zu der Frau, die Sesshomaru kannte. Dann las er ihren Werdegang. Sie war zwar keine herausragende Polizistin, aber ein klein wenig besser als der Durchschnitt. Doch dann wurde er durch einen Eintrag stutzig. Als Ehemann stand dort Finley Durand.

In diesem Moment erinnerte er sich, dass sein Onkel bei seinen Frankreich Aufenthalten dort in der Öffentlichkeit einen anderen Namen führte. Nicht Taisho sondern Durand. Finley war sein zweiter Vorname. Deshalb sah er hoch zu dem Bild der beiden Brüder.

Puzzleteil für Puzzleteil setzte sich zusammen. Immer nur Kleinigkeiten, doch zusammen ergab es ein ganzes Bild. Toyos Interesse an Lisha, seine dezenten Versuche sie zu beschützen. Die Aussage zu Masao das seine Gemahlin, die niemand jemals gesehen hatte, ihm einen gesunden Sohn gebar und noch viele andere Hinweise. Jetzt konnte er sich auch erklären, weshalb der Welpe Lishas oder besser Rianas Geruch hatte. Es war ihr Kind und das seines Onkels. Der Kleine war kein Bastard, sondern der legale Sohn von beiden.

Bei dieser Feststellung setzte sein rationales Denken aus und er beachtete die restlichen Indizien nicht, obwohl diese ihn zu einem anderen Schluss geführt hätten. Denn da gab es noch Misaki und deren Mutter.
 

Sesshomaru ballte seine rechte Klaue zur Faust. Er wusste, dass etwas mit ihr nicht stimmte. Eiskalt und berechnend, den Eindruck hatte er am Anfang und nun stellte es sich als wahr heraus. Doch weshalb gab es diesen schmerzhaften Stich in seinem Herzen. Genau, weil er sich über alle Maßen betrogen fühlte. Er teilte das Bett mit der Frau seines Onkels, die sich auch gleichzeitig an seinen Vater heranmachte.

Sesshomaru warf die Akte auf den Tisch. In ihm kochte der Zorn. Er musste dringend aus dem Haus, frische Luft half vielleicht dabei, seine Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Doch schon auf dem Vorplatz des Hauses kam in diesem Moment ein Wagen zum stehen, aus dem gerade Lisha stieg.

Der Hundedämon schnappte nach Luft, schloss kurz seine Augen um sich zu wappnen, dann ging er auf die rothaarige Frau zu.
 

Die Anwältin hatte sich spontan für diesen Besuch entschieden und es erfreute sie, auf Masaos Sohn zu treffen. Deshalb lächelte sie und begrüßte ihn freundlich. Doch dann bekam sie seinen eisigen Blick mit und wich einige Schritte zurück. Sesshomaru ging näher, bis er direkt vor ihr stehen blieb. Als er sprach, klang die Stimme nicht nur gefährlich und kalt, sondern die Agentin spürte, wie sie eine Gänsehaut bekam. Das Gefühl kannte sie von ihrem verstorbenen Mann. Diese Wirkung hatte es immer auf Menschen, wenn bei einem Dämon in unmittelbarer Nähe sich die dämonische Energie extrem erhöhte. Allerdings fiel ihr kein Grund ein, weshalb sie Sesshomarus Zorn geweckt haben könnte.
 

"Weshalb wirfst du dich meinem verehrten Vater an den Hals, fängst mit mir eine Affäre an, obwohl du mit meinem Onkel verheiratest bist und ein Kind mit ihm hast?", forderte er zu wissen. Irritiert sah die junge Frau ihren Geliebten an: "Ich bin nicht Toyos Gefährtin, sondern ..."

"Lügnerin", fuhr Sesshomaru ihr ins Wort. Zwar war er äußerlich ruhig und einem Beobachter gaukelte das Gespräch, ein friedliches Bild vor. Doch Lisha spürte genau, das dem nicht so war. Etwas lief gerade völlig falsch. Steckte da Naraku dahinter, versuchte er Zwietracht zu säen? Die Spinne konnte nichts von der Affäre wissen, denn immerhin gingen sie diskret vor. Schon öffnete sie ihren Mund, um sich erneut zu verteidigen.

Masaos Sohn hinderte sie daran: "Nennt man solche Frauen bei euch Menschen nicht Ehebrecherin und Huren?"

Diesmal reagierte die Rothaarige aufgebracht: "Wage es nicht, mich so zu nennen, wenn du nicht einmal die Wahrheit wissen willst!"

"Ich kenne die Wahrheit, Riana Durand. Selbst bei deinen Nachnamen hast du mich angelogen", sprach der Youkai, fügte am Ende hinzu: "Abschaum", und wandte sich ab.
 

Die junge Frau wollte ihn zurückhalten, griff nach seinem Arm und wurde reflexartig fortgestoßen. Deshalb kam sie ins Taumeln und wäre sicherlich gestürzt, wenn nicht zwei starke Hände sie aufgefangen hätten. Sie erkannte ihren kürzlich auf dem Anwesen eingetroffenen Retter, drehte sich in seinen Armen und nun verbarg sie ihr Gesicht an der Schulter von Fins Vater, um die über ihr Gesicht laufenden Tränen zu verbergen. Noch immer verstand sie Sesshomarus Verhalten nicht.

Finster mustern sich Onkel und Neffe. Toyo versteckte seinen derzeitigen Unmut, den er auf Sesshomaru fixierte, nicht. Viele grimmige Worte lagen ihm auf der Zunge, keines sprach er aus, da er den richtigen Schluss zog und ein Missverständnis vermutete.

Da griff Masao ein: "In mein Arbeitszimmer, sofort!"

Erst bemerkte der jüngere Dämon mit der Mondsichel auf der Stirn, dass er schon längst nicht mehr mit der Agentin seines Vaters allein vor dem Gebäude stand, sondern in der Zwischenzeit zwei Wagen davor parkten. Hatten sie alle seine Worte gehört, selbst Izayoi? Wer hatte es noch vernommen? Schlimmer noch, mit seiner unbedachten Handlung gefährdete er womöglich die Tarnung der Undercoverpolizistin. Kein Wunder, das sein Vater aufgebracht reagierte. Zum Glück fuhr an diesem Tag Kazuki die Limousine der Taishos und von seiner Seite blieb das Geheimnis gewahrt.

Er wollte nun alle Hintergründe wissen und nicht eher Ruhe geben, bis es kein Geheimnis mehr gab. Die Gelegenheit mit Lisha zu sprechen wurde ihm genommen, denn sein Onkel führte sie fort. Vorher bekam er einen Rat: "Wenn dein Vater fertig mit dir ist und von dir nicht nur Einzelteile übrig sind, solltest du dich bei meiner Schwiegertochter entschuldigen. Ob sie dir allerdings verzeiht ...", der Rest wurde weggelassen.
 

Kapitel 27 - Zwischen Verpflichtung und Freiheit
 

Masao konfrontiert seinen Sohn mit einigen Dingen. Kagura wird sich ihren unsichtbaren Fesseln bewusst.

Zwischen Verpflichtung und Freiheit

Kapitel 27 - Zwischen Verpflichtung und Freiheit
 

Der ehemalige Polizeichef wartete nicht, ob sein Sohn ihm folgte, sondern ging ins Haus. Toyo würde sich um seine Schwiegertochter kümmern, da hegte er keinen Zweifel. Er selbst wollte erst einmal in Erfahrung bringen, woher Sesshomarus falsche Annahmen herrührten. Die offen da liegende Akte erzählte ihm die Geschichte und damit hatte er den Übeltäter gefunden. Jetzt musste er nur noch klären, wie diese aus dem Pariser Tresor entwendet wurde und hier in Japan landete.

Sesshomaru trat ein und kniete unaufgefordert nieder. Mit zu Boden gesenkten Blick harrte er schweigend aus.
 

Sein Vater ignorierte ihn absichtlich und blätterte in der Akte. Mindestens eine Viertelstunde verging, ehe er zu sprechen anfing und seine Vermutung zusammenfasste: "Der Nachname, Toyos zweiter Vorname, Riana als Mutter des Welpen mit dem ähnlichen Geruch meines Bruders, das konnte nur zu diesem Schluss führen. Ich verstehe." Der Hundedämon stand auf, vollführte ein paar Schritte und blieb am Fenster stehen. Erst hier setzte er fort: "Meiner Nachlässigkeit wegen steht bei ihrem Familienstand verheiratet anstatt verwitwet. Finley war mein Neffe, dein Cousin. Diesen Eintrag hinzuzufügen hätte bedeutet, seinen Tod zu akzeptieren. Soweit war ich noch nicht bei meiner Abreise aus Paris. Aufgrund von Toyos plötzlicher Rückkehr ...", hier unterbrach er sich und änderte seinen geplanten Wortlaut: "Ich sehe von einer Strafe ab. Diesmal. Bei der nächsten Verfehlung Sesshomaru wirst du mich weniger nachgiebig vorfinden."

"Darf ich sprechen, verehrter Vater", bat der jüngere Youkai und erhielt durch ein Nicken die Erlaubnis.

So fuhr er fort und benutzte die distanzierte Anrede: "Ich erwarte keine Schonung durch euch Herr. In Zukunft werde ich euch jedoch nicht mehr enttäuschen."

"Das weiß ich. Behutsam werde ich ganz sicher nicht mit dir bei unserem nächsten Übungskampf sein", murmelte der Herr der Hunde leise und etwas lauter offenbarte er: "Fehler passieren, Hauptsache du lernst daraus. Als mein Erbe werden nämlich hohe Anforderungen an dich gestellt. Erst kürzlich spielte ich mit dem Gedanken, dir mehr Verantwortung zu übertragen. Doch unter diesen Umständen habe ich meine Absicht revidiert. In naher Zukunft schicke ich dich in das westliche Anwesen, wo dein alter Lehrer deine Ausbildung fortsetzt."

Erneut wechselte Masao seinen Standpunkt und hielt direkt neben seinem Kind an, damit er die Wirkung seiner Worte begutachten konnte. Doch Sesshomaru hatte sich sehr gut unter Kontrolle, nicht einmal ein Muskel zuckte bei der Ankündigung.

"Wenn Naraku seine verdiente Strafe erhalten hat. Bis dahin kann ich hoffentlich auf dich zählen", sprach der ältere Hundedämon weiter und erhielt ein Nicken.

Sobald er sich am Rand des Raumes auf bequemen Kissen niedergelassen hatte, erlaubte er: "Erhebe dich und nimm hier Platz."
 

Danach herrschte eine Weile Schweigen, bis der Vater wieder anfing: "Meiner Einschätzung nach liegt dir etwas an Lisha. Sie sehnt sich nach Geborgenheit und liebt ihren Sohn, dem sie gern einen neuen Vater geben würde. Allerdings wird sich ihr Leben bald grundlegend ändern, denn es hat sich etwas ergeben."

Masao sah daraufhin seinen Sohn lange an, bevor er ihm eine schlimme Tatsache offenbarte. "Es gibt keine Zukunft mit Lisha."

"Du unterbindest mein Verhältnis mit ihr?", fragte Sesshomaru und hatte ein merkwürdiges Gefühl in der Brust.

Sein Vater musterte ihn kurz, schüttelte dezent seinen Kopf und erklärte: "Nein, ich erinnere dich nur an deine Pflichten. Im Gegenteil nutze die Möglichkeit, solange du diese Freiheit besitzt. In wenigen Jahren ziehe ich mich zurück und übergebe dir die Führung, weil ich die restliche Zeit mit Izayoi genießen möchte. Nicht ich, sondern der Rat wird dir dann jeden Kontakt mit einem Menschen verbieten, bis du einen dämonischen Nachfolger hast, nur um sicherzugehen, dass du vorher keine Hanyou in die Welt setzt."

"Das wird nicht passieren", warf der zukünftige Inu no Taisho ein.

Mit einem leichten Schmunzeln entgegnete sein Vater: "Die Natur hat ihre eigenen Gesetze. Du wärst nicht der Erste, der ungewollt Vater wird. Darum geht es mir nicht. Wie heikel der Frieden zwischen den Clans ist, weißt du selbst. Wir müssen daher vermeiden, dass es zu einem Kampf um die Führung kommt. Trotz der großen Fortschritte in den Beziehungen zu den Menschen und der gegenseitigen Akzeptanz sind halbdämonische Kinder immer noch nicht erbberechtigt, obwohl dahin gehend Anstrengungen unternommen werden. Nachdem mein Antrag vor zwanzig Jahren abgelehnt wurde, hat vor wenigen Tagen der französische Herr der Füchse einen Neuen gestellt. Dieser wurde ebenso mehrheitlich abgelehnt aber erstaunlicherweise mit weniger Stimmen als jemals zuvor."
 

Sesshomaru hörte ruhig zu. Ihm lag zwar etwas an Lisha, aber als potenzielle Gefährtin hatte er sie bisher noch nicht betrachtet. Selbst Nachkommen plante er überhaupt nicht. Sein Bestreben die Herrschaft über die Dämonen zu übernehmen hatte für ihn höchste Priorität. Die Eröffnung und die Hinweise seines Erzeugers lenkten seine Gedanken und Wünsche nun in eine neue Richtung. Ob die Agentin Teil seines Lebens bleiben wird, stand noch in den Sternen. Deshalb lauschte er dem anderen Dämon weiter.

Sein Vater schwieg plötzlich und starrte hinaus in den Garten. Was immer ihn noch bewegte, behielt dieser für sich. Leise murmelte der jüngere Youkai, als er sah, dass die Betreffende mit Toyo durch den Garten schlenderte: "Lisha."

Masao folgte dem Blick und leicht geistesabwesend mit viel Bedauern in der Stimme, flüsterte er: "Wir werden sie verlieren."

Dann fing er sich wieder und riet: "Selbst wenn es dein Stolz nicht zulässt, das Mindeste, was ich verlange, du entschuldigst dich bei ihr. Deine Vorwürfe waren nicht angebracht."

Damit erhob sich der ehemalige Polizeichef und ging würdevoll zur Tür. Dort hielt ihn die Stimme seines Sohnes auf: "Verehrter Vater. Ist sie in Gefahr?"
 

Sofort wusste der ältere Dämon, weshalb die Frage Sesshomaru beschäftigte. "Das werden wir bald wissen", sagte er, weil er darauf selbst keine Antwort kannte. Doch dann drehte er sich um und erläuterte näher: "Meine unbedachten Worte vorhin betrafen eine andere Angelegenheit. Sie kennt nun ihre Herkunft und ihr Clan, genauer ihr Großvater, fordert ihre Rückkehr."

Einen Einwand seines Sohnes oder Fragen unterband er mit den Worten: "Keine Sorge, mir gelang es, einen Aufschub herauszuschlagen."

Diesmal ging der silberweißhaarige Herr der Dämonen endgültig.
 

Sesshomaru sah seinem Vater, der wieder einmal wirkte, als ob er eine schwere Last trug, nach. Erst später erhob er sich selbst und trat ans Fenster. Von der Suche der Agentin nach ihrer väterlichen Familie wusste er, nur kannte er bisher kein Ergebnis. Deshalb wünschte er sich gerade, das sein Erzeuger nicht ständig in Rätseln redete. Trotzdem dachte er nach, folgte den versteckten Hinweisen und begriff plötzlich. Seine Geliebte war menschlich, dennoch gab es einige Anhaltspunkte. Der Wichtigste, der schwache Geruch nach Fuchs bei ihrem Kind. Dass die Rothaarige kaum so roch, lag vermutlich daran, dass sie von einem Hanyou in seiner menschlichen Gestalt gezeugt wurde. Ihre grünen Augen, die seltene Haarfarbe und die plötzliche Eingabe des europäischen Herrn der Füchse, damit vermutlich sein Sohn, Lishas Vater, erbberechtigt ist, waren weitere Indizien über, die, er nun nachdachte. Es spielte für ihn keine Rolle mehr. Den Rat seines Vaters würde er befolgen und das Zusammensein mit der jungen Frau genießen, vorausgesetzt sie pochte nicht auf ihre getroffene Abmachung und beendete das Verhältnis.
 

Daher begab er sich auf die Suche nach der Agentin und fand sie allein beim Pavillon. Sie saß auf dem bequemen Liegestuhl, den Kopf zurückgelehnt und die Augen geschlossen. Sesshomaru näherte sich und da begann sie zu sprechen: "Ich kann dir noch nicht verzeihen."

Der Dämon blieb stumm am Eingang stehen und betrachtete sie regungslos. Nach einer Weile erwiderte die Rothaarige den Blick. "Setz dich endlich oder gehe beiseite! Du verdunkelst mir nämlich die Sonne."

Daraufhin schmälerte der Silberweißhaarige seine Augen, ließ sich aber nieder. Einige Sachen beschäftigten ihn, wie er gleich wissen wollte: "Dein Vater ist Aron de Navarre."

Lisha nickt und fragte im Gegenzug: "Kennst du ihn?"

"Überwiegend aus der Ferne oder von Bildern. Allerdings weiß ich, wessen Sohn er ist. Du stammst aus einer edlen Familie und musst dich deiner Herkunft nicht schämen", berichtete der Youkai und bot dann an: "Deine Frage auf dem Schiff betreffend. In einem gewissen Grad ist Selbstheilung bei dir erlernbar. Wenn du meine Hilfe diesbezüglich annimmst."

Lange sah die Agentin Sesshomaru an. Er zeigt es nicht, aber er bereute seine Tat sicherlich und er wollte ihr entgegenkommen.

"Ich akzeptieren dein Angebot, als Wiedergutmachung", stimmte sie zu. Danach schob sie ihre Hand seitwärts und ergriff seine Klaue. Mit sanftem Druck wurde die Geste erwidert und so blieben sie den ganzen Nachmittag in der Sonne sitzen, genossen die angenehme Wärme und die Anwesenheit des jeweils anderen.
 

Nachdem Toyo mit seiner Schwiegertochter gesprochen hatte, folgte er ihrem Verdacht und ging zu Kagura. Die Winddämonin war in der Nähe und hörte vermutlich einen Teil von Sesshomarus Anschuldigungen.

Narakus Spionin hatte sich in ihr Zimmer zurückgezogen und stand am Fenster. Nachdem Masaos Bruder kurz vor der Tür gezögert hatte, trat er ein und betrachtete ihren Rücken. Bisher ging er ihr immer aus dem Weg und erwähnte mit keinem Wort, in welchem Verhältnis sie einst zueinanderstanden.

Mit leisen Schritten ging er nun bis zu seiner einstigen Geliebten, stellte sich eng hinter Kagura und hob seine Klaue. Er fuhr mit seinem spitzen Nagel der Dämonin über den Hals, die sofort zusammenzuckte.

"So ist das also. Jetzt tötest du mich", flüsterte sie leise.

"Närrin", scheltete der Hundedämon und ließ zu, dass sich die Windherrscherin zurücklehnte und leise aufseufzte. Toyo streichelte Kagura über den Nacken, umschlang ihren Bauch mit seinen Armen und vergrub seine Nase in ihrem Haar.

"Weshalb bist du dann hier. Willst du das wir ...", sie stockte und wagt nicht zu hoffen.

"Ich schlafe nicht mit dir", enttäuschte Masaos Bruder sie sofort. "Nicht dein Körper, sondern Antworten interessieren mich. Rede! Wer ist Muso?"

Kagura seufzte und blockte ab: "Naraku bringt mich um, wenn ich plaudere."

"Wenn du uns hilfst, sorge ich für deine Sicherheit", versprach Fins Vater aber erntete nur ein Kopfschütteln. Deswegen wandte er sich ab und ging zur Tür. Mit der Klinke in der Hand fragt er: "Als ich dich vor Jahren freikaufte, gab ich dir gleichzeitig genug Kapitel, damit du ein neues Leben anfangen konntest. Selbst jetzt trittst du meine Hilfe erneut mit den Füßen, deswegen gibt es keine weitere Chance für dich. Allerdings falls du Naraku weiterhin Informationen lieferst, werde ich ernsthaft mit dem Gedanken spielen, deinem erbärmlichen Leben tatsächlich ein Ende zu setzen."
 

Die Tür hatte sich schon fast geschlossen, als die Windherrscherin rief: "Warte Toyo!", und fügte hinzu um die Dringlichkeit zu unterstreichen: "Bitte!"

Der braunhaarige Hundedämon blieb erst unentschlossen stehen und trat doch wieder ein: "Verschwende meine Zeit nicht!", riet er und zeigte seinen Unmut mit der Höhe seiner dämonischen Energie.

Nach einem tiefen Atemzug begann Kagura zu berichten: "Deine Hilfe war willkommen. Endlich von Rattengesicht frei zu sein, Besseres konnte mir nie widerfahren. Gerade als ich fertig mit packen war und das Gebäude verlassen wollte, tauchte Naraku auf. Er hatte das Geschäft von dem Gangster abgekauft und verdeutlichte mir, dass mein Freikauf nicht rechtens sei, weil du mit ihm hättest verhandeln müssen."

"Verdammter Bastard", presste Toyo zwischen seinen Zähnen hervor. "Dann hat er das Geld an mich zurückgeschickt?"

"Vermutlich, denn er nahm es mir fort und sperrte mich wochenlang ein, bis ich gefügig war. Danach habe ich alles unternommen, damit ich ein Stück Freiheit zurückbekomme", erklärte und gestand die Schwarzhaarige. Tief in ihrem Inneren flackerte der Drang erneut auf und Widerstand häufte sich, stärkte ihr Selbstbewusstsein.

"Wie hat er dich noch in der Hand?", fragte Toyo, da er bereits von anderen erpresserischen Machenschaften der Spinne hörte.

"Naraku", murmelte die Windherrscherin leise und erschauerte. Es lag ihr fern darüber zu sprechen, denn was, wenn sie wirklich schuldig war. Mutig ging sie den Schritt. "Ein Kunde lag leblos in meinem Zimmer. Ich soll ihn umgebracht haben. Leider habe ich an diese Nacht keinerlei Erinnerungen. Wenn ich mit ihm, wüsste ich es."

"Sicherlich wurde der Vorfall von der Spinne arrangiert. Das ist sein Stil. Nenne mir Datum und Ort, und ich untersuche die Sache. Im Gegenzug wirst du mir helfen!", bot der braunäugige Youkai an und forderte.

Immer noch zögerlich offenbarte Izayois Gesellschafterin: "Was Narakus Pläne sind, entzieht sich meiner Kenntnis aber Muso war sein Zwillingsbruder. Er stellte sich gegen seinen Bruder und wollte ihn wegen irgendetwas anzeigen. Deshalb hatte die Spinne ihn absorbiert. Leiko, als Zeugin der Tat musste ebenso sterben. Mit letzter Kraft, den Körper voll gefährlichem Gift, entkam sie. Mehr weiß ich nicht."

"Das erklärt Einiges", sprach Toyo nachdenklich und sah auf seine Uhr. Er hatte noch einen unaufschiebbaren Termin, und während er ging, schlug er vor: "Wir reden später weiter."
 

Noch lange blieb die Schwarzhaarige am Fenster stehen und dachte nach. Sie würde sofort das Angebot ihres einstigen Geliebten annehmen, wenn sie keine Bedenken, ihre Sicherheit betreffend, hegen würde. Ihr Boss hatte seine Agenten überall, selbst in der Polizeibehörde. Irgendjemand musste nur den Auftrag erhalten und sie töten. Kagura seufzte und kleidete sich um, denn in wenigen Minuten erwartete Izayoi sie.

Auf dem Weg zum hinteren Pavillon, der etwas weiter vom Haus entfernt lag, wurde sie kurz aufgehalten. Ein Mensch schnitt ihr den Weg ab. "Er will dich sehen!", richtete er aus. Der Diener trat danach näher zu Kagura, flüsterte ihr zusätzlich etwas zu und übergab ihr gleichzeitig einen Zettel. "Das soll ich dir von unserem Boss geben." Danach verschwand er im Dickicht.

Die Winddämonin setzte ihren Weg fort und faltete das Papier auseinander. Die Abbildung flößte ihr einen großen Schrecken ein und Furcht pumpte eiskalt durch ihre Adern. Sie griff sich an die Brust und stockte. Bis sie sich wieder fing, verging eine ganze Weile. Noch zitternd langte sie bei Masaos Gefährtin an und spielte ihr etwas vor.
 

Sie ahnte nicht, das Sesshomaru ihre heftige Reaktion beobachtete und zu dem Ort des Vorfalls lief. Hier hob er das Stück Papier auf, um zu sehen, was die arrogante Dämonin so aus der Fassung brachte. Die Zeichnung fand er merkwürdig. Eine Hand, die ein schlagendes Herz zusammendrückte.

Was immer die Windherrscherin dahinein interpretierte, es musste wichtig sein. Deswegen erzählte er seinem Vater von dem Vorfall.
 

Kapitel 28 - Alte Bekannte
 

Nichts ahnend kehrt Lisha zu der Spinne zurück und steht ihrer alten Liebe gegenüber. Glücklicherweise haben sie beide Grund, ihre wahre Geschichte zu verschweigen.

Alte Bekannte

Ein Danke meinen treuen Lesern und für eure Geduld.
 

Kapitel 28 - Alte Bekannte
 

Noch nie, in ihrer jahrelangen Arbeit als Undercoveragentin fiel es Lisha so schwer, zurück in ihre Rolle zu schlüpfen. Auf dem Vorplatz des Anwesens angekommen blieb sie daher noch einen Moment im Wagen sitzen und schaute mit starrem Blick auf das Gebäude. Sie hatte ein ungutes Gefühl und verspürte leichte Furcht.

Erst Daisuke riss sie aus der Lethargie, als er auftauchte und ihr Blickfeld passierte. Der Leibwächter blieb stehen, musterte sie kurz und lief dann einfach weiter, ohne seine Besorgnis zu zeigen.

Deswegen stieg die Agentin aus, grüßte ihn und ging ins Haus. Diesen Tag blieb sie in dem ihr zugewiesenen Büro und stürzte sich in die Arbeit. Dabei vergaß sie sogar, die Mahlzeit einzunehmen. Wieder war es der Wolf, der an sie dachte und mit einem Tablett erschien. Dankbar nahm die Rothaarige das Essen an und genoss das Mahl. Erst hinterher machte sie sich Gedanken darüber, weshalb Daisuke so aufmerksam zu ihr war. Äußerlich zeigte er nie eine Reaktion, verhielt sich überwiegend distanziert und oft schon jagte ihr sein grimmiger Blick Schauer über den Rücken. Dennoch war ihr der Wolf wesentlich sympathischer als Naraku.
 

Mit einem Seufzen stand Lisha auf, trat ans Fenster und blickte hinaus. Da ihr Raum nach vorn hinaus ging, konnte sie sehen, wer die Auffahrt entlang fuhr. Dort in der Kurve tauchte gerade Kaguras Wagen auf und näherte sich dem Haus.

Was wollte die Winddämonin hier? Sollte sie Bericht erstatten oder hatte sie doch Sesshomarus Anschuldigungen vernommen? Kagura tauchte während des Streites kurz auf, ihrer Ansicht nach zu weit entfernt um Gesprochenes zu hören. Es genügte vermutlich, wenn sie Fetzen des Gespräches mitbekam und eigene Schlüsse daraus zog.

Nachdenklich ging die Agentin aus dem Büro, lief den Gang entlang und stieg aus zweierlei Grund die Treppen hinunter. Sie brauchte frische Luft und wollte außerdem versuchen herauszufinden, weshalb Izayois Gesellschafterin herkam. Vielleicht gelang es ihr, irgendetwas aufzuschnappen.
 

Kagura fühlte sich unwohl, seit sie diese versteckte Nachricht des Verbrecherlords erhielt. Die darin enthaltende Drohung verstand sie nur zu gut. Bereits einmal hatte sie beinahe ihr Leben verloren und durch Toyo wurde die Erinnerung daran wieder aufgefrischt. Naraku hielt ihr Herz in der Hand, zwar nur symbolisch, doch allein der Gedanke genügte, um ihr eine Heidenangst einzujagen. Sie hatte mit angesehen wie Muso absorbiert und der Körper von Leiko, Sesshomarus Mutter mit Miasma vollgepumpt wurde. Als Drohung, um sich ihres Schweigens zu versichern, hatte die Spinne auch sie, die Mitwisserin damit vergiftet. Trotz dieser geringen Dosis musste sie unsägliches Leid ausstehen, denn bei ihrer Art zeigte Narakus Giftattacke nur eine Wirkung. Ihr Körper löste sich auf und sie wurde Teil des Windes.

Doch sie wünschte sich frei zu sein, und selbst über ihr Leben bestimmen zu können. Dieses Glück war ihr bisher nicht gegönnt gewesen.
 

Schweren Herzens klopfte sie an das Arbeitszimmer ihres Bosses und wartete. Zu schnell bat er sie herein und kam auf sein Anliegen zu sprechen.

"Kagura, ich brauche Informationen. Du beschaffst mir minutiös sämtliche Tagesabläufe und Termine der Taishos für die nächsten zwei Wochen."

Noch immer wütend auf die Spinne wegen der Drohung, wagte sie schnippisch zu reagieren und fauchte: "Weshalb fragst du nicht deine Anwältin. Sie steht Masao und seinem Sohn wesentlich näher."

"Höre ich da Eifersucht heraus", zog Naraku einen Schluss und traf ins Schwarze.

Die Winddämonin zuckte zusammen, wurde bleich und leugnete: "Mir ging es nur um deine Informationen, da man mir nicht vertraut, ihr aber schon."

Indem sie es laut abstritt, hegte sie die Hoffnung ihren nagenden Zorn gegen die Rothaarige einzudämmen. Sesshomarus Zurückweisung verletzte sie, und als sie später den Zwist mitbekam, wusste sie, weshalb der Youkai so reagierte. Sobald sie die beiden am selben Tag dann wieder friedlich beieinander im Pavillon erspähte, erreichte sie ihre Grenze. Toyo wies sie zurück, Sesshomaru verschmähte sie und für Naraku war sie nur eine Puppe, um damit zu spielen. Seit dem hielt sie nur der Gedanken an Rache aufrecht.

Hier vor der Spinne zwang sie sich zur Ruhe, atmete tief durch und erwiderte Stolz den forschenden Blick.
 

Der Verbrecherlord musterte seine Spionin weiterhin und stimmte teilweise zu: "Vielleicht frage ich sie, sobald ich Inu no Taishos Termine brauche. Du besorgst mir alles über Izayoi." Er ging einen Schritt auf Kagura zu und drohte: "Wenn nicht, betrachte ich dich als Verräterin und was ich mit den Betreffenden tue, solltest du nicht vergessen haben. Falls doch ...". Den Rest sprach die Spinne nicht aus, sondern demonstrierte es. Ein Tentakel bildetet sich in seinem Rücken, schnellte vorwärts und drückte gegen Kaguras Brust, genau in Höhe des Herzens. Sie wich zur Wand aus, doch ihr Boss folgte ihr bis dorthin. Hier konnte er den Druck noch verstärken.

"Dieses Organ ist dir wichtig. Was hältst du davon, wenn ich es dir einmal nehme und für dich in einem kalten dunklen Gefäß aufbewahre, bis du wieder gefügig bist?", fügte Naraku seiner Drohung mehr Dringlichkeit zu und sonnte sich in dem sichtbaren Unwohlsein der Winddämonin.

"Ich tue, was du willst", willigte sie schnell ein und deshalb ließ er sie gehen. Kagura hatte es eilig das Anwesen zu verlassen.
 

Naraku indessen rieb sich die Hände, griff danach zum Telefonhörer und führte ein Gespräch. Zufrieden legte er im Anschluss auf und widmete sich anderen Belangen.

Etwa drei Tage später rief er Lisha zu sich, übergab ihr einen Umschlag mit der Anweisung: "Fahre in das Hotel Yokaimar und hinterlege an der Rezeption diesen Umschlag. Danach kannst du dir den restlichen Tag freinehmen."

Die Anwältin las die Adresse und bestätigte: "Das trifft sich gut. Masao hat mich gebeten, ihn zu einem Empfang zu begleiten. Sie können sich auf mich verlassen."

Bevor der Verbrecher reagieren konnte, hatte sie den Raum verlassen.

"Einen Empfang", murmelte er und ging die Liste auf seinem Schreibtisch durch. Davon wusste er nichts, wollte aber auch nicht zu neugierig erscheinen, weshalb er die Undercoveragentin ziehen ließ.
 

Da Lisha das Kleid für den Abend dabei hatte, zog sie sich sofort um, richtete ihre Haare und ging zu der Stelle, wo ihr Wagen parkte. Bevor sie dort ankam, erschien Daisuke und informierte sie: "Madame, Sato-sama befahl mir, heute Abend den Chauffeur zu spielen."

Eigentlich wollte die junge Frau ablehnen, doch der Wolf befolgte nur Anweisungen. Innerlich ärgerlich stieg sie in die Limousine, warf dabei einen Blick nach oben. Wie erwartet stand dort Naraku und beobachtete sie.

Kaum startete der Leibwächter das Auto, erläuterte er: "Meine Aufgabe beschränkt sich nur auf die Fahrt. Falls Inu no Taisho andere Pläne hat."

"Hat er nicht", warf die Agentin ein und fügte hinzu: "Derjenige, der mich nach Hause fährt, muss mich morgen früh auch wieder abholen."

Vielleicht zum ersten Mal sah sie Daisuke ehrlich lächeln, als er versprach: "Gern Madame."

Trotz dieser Freundlichkeit traute sie dem Wolf nicht und vermutete eher Absicht dahinter. Er sollte sie sicherlich beobachten und ihr nachspionieren. Sie würde keinen Verdacht erregen und einfach ihre Rolle spielen.

Leider gestaltete sich das gar nicht so einfach. Am Ziel blieb der Leibwächter bei der Limousine, während Lisha die Lobby des vornehmen Hotels betrat. Die Rezeption zu finden war einfach. Hier holte sie den Umschlag heraus, reichte ihn dem Portier mit einem Trinkgeld: "Bitte händigen sie das dem Gast auf Zimmer 404, Monsieur Marcello Rinaldi aus."

Der ältere, freundliche Mann nahm die Papiere an sich und schob sie in das entsprechende Fach.

Daraufhin drehte sich die Agentin, um zu gehen.
 

Unbemerkt von ihr näherte sich ein blondhaariger, relativ gut aussehender Mann in ihrem Alter und fragte gerade: "Habe ich Nachrichten?", als Lisha direkt gegen ihn prallte. Schnell entschuldigte sie sich und stockte dann. Zum einem, weil er dem Portier gerade seinen Nachnamen Rinaldi nannte und zum anderen, weil sie sich kannten.

Irgendwie schaffte es die Rothaarige schnell zu reagieren und sprach ihn mit dem Tarnamen an: "Marcello, du hier. Das ist eine Überraschung."

Der Hotelgast brauchte nicht lange, bis er den richtigen Schluss zog. Mit so vielen grünäugigen Rothaarigen war er nicht liiert gewesen. Eigentlich nur mit einer, obwohl diese damals ihre Haare braun färbte.

"Lisha Lefevre", brachte sich die Agentin in Erinnerung, damit ihr Jugendfreund ihre Tarnung nicht versehentlich aufdeckte.

"Lisha", wiederholte er langsam, rollte dabei gekonnte den Namen über seine Zunge und betrachtete sie neugierig. So viele Fragen beschäftigten ihn, doch er reiste selbst unter falschem Namen und konnte unmöglich von seiner Tätigkeit oder seinem Auftrag berichten.

Allerdings ahnte er nicht, dass seine ehemalige Freundin einen Teil davon darstellte und sie als Kontakt herhalten musste, was sie bei einem Scheitern mit in höchste Gefahr brachte.
 

Die Anwältin der Spinne blickte kurz zum Eingang, wo Daisuke auftauchte und entschuldigte sich: "Ich habe noch eine Verabredung. Falls du länger in der Stadt bist, können wir uns zu einem Kaffee treffen", und überreichte eine Karte mit ihrer Telefonnummer.

Schon im Gehen begriffen pausierte Lisha und flüsterte relativ leise: "Was du mit Naraku Sato zu schaffen hast, weiß ich nicht. Ich rate dir nur, sei vorsichtig. Ihm darfst du niemals vertrauen."

"Monsieur Sato hat Interesse an meiner Kollektion. Ich bin Schmuckdesigner", erläuterte Marcello und erzählte nur die halbe Wahrheit.

"Pass trotzdem auf dich auf!", riet die Rothaarige und eilte davon.
 

Nachdenklich blickte der französische Reisende ihr nach und erfuhr einen Moment später, dass der Umschlag von seiner Jugendfreundin abgeben wurde. In der Stille seines Hotelzimmers brach er das Siegel, betrachtete den Autoschlüssel und las sich die Wegbeschreibung durch. Bis zu dem angesetzten Treffen blieben noch ein paar Stunden Zeit, sodass er sich auf das Bett legte und an die Decke starrte. Seine Gedanken glitten weit fort in die Vergangenheit zu einem fröhlichen fünfzehnjährigen Mädchen, das er einst liebte, bis jener Tag, an dem seine Schwester beinahe Selbstmord beging, alles zerstörte. Er konnte von da an seiner Riana nicht mehr gegenübertreten. Denn sie hatte Glück und wurde vor der dämonischen Bande beschützt. Seine Schwester hingegen musste nicht nur mehrere Vergewaltigungen verarbeiten, sondern sich auch noch vor Gericht von den Verteidigern erniedrigen lassen. Dazu kam der Umstand, dass sie von einem der Beteiligten ein Hanyoukind erwartete. All das schaffte sie nicht seelisch und zerbrach daran.
 

Von diesem Augenblick an schwor er allen Dämonen bittere Rache. Er trennte sich von Riana, indem er sie als beschmutzt bezeichnete, brach die Schule ab und schloss sich einer Dämonenjägergilde an. Nach der Ausbildung jagte er abtrünnige gefährliche Dämonen, fing sie ein oder, wenn es nicht anders ging, tötete er sie. Heimlich nahm er außerhalb der Gilde Aufträge an und betätigte sich als Killer, achtete aber stets darauf nur bestimmte kriminelle Elemente von der Erde zu tilgen.

Seine Kleine, wie er sie immer nannte, weil sie einen Kopf kürzer war, verlor er nie aus den Augen und verfolgte ihren Werdegang, bis zu ihrem spurlosen Verschwinden vor knapp zwei Jahren. Er war stolz auf seine Freundin, weil sie für Recht und Gesetz eintrat. Da Riana Polizistin wurde, vermied er es Aufträge in Paris anzunehmen und bis heute kollidierte er nie mit seiner wahren Herkunft.

Marcello musste nicht großartig nachdenken, um die richtigen Schlüsse zu ziehen. Da seine Ex einen falschen Namen benutzte, arbeitete sie vermutlich verdeckt und ermittelte gegen den Verbrecherlord Naraku. Denn so gut glaubte er sie zu kennen, dass sie nicht selbst kriminell geworden war. Ihr zuliebe wollte er abreisen und auf den Auftrag verzichten. Um sich gegen den geheimnisvollen Unbekannten abzusichern, verzichtete er nicht auf das Treffen, welches die Spinne vermittelt hatte.
 

Sobald die Zeit um war, zog er sich eng anliegende, dunkle Kleidung an, bewaffnete sich mit zwei Messern, eins davon ein schmales Stilett und zwei Pistolen. Nachdem er noch genügend Munition einpackte, schlich er sich aus dem Hotelzimmer, dabei überging er geschickt den Schließmechanismus, damit die Öffnung nicht registriert wurde. Da er die Position der Überwachungskameras vorher studierte, konnte er nun vermeiden, auf den Bildschirmen aufzutauchen. Marcello verschwand im Lieferantenaufzug und spazierte in aller Seelenruhe durch die Hintertür.
 

Wie vereinbart parkte der Wagen mit dem vorprogrammierten Navigationsgerät in einer Seitengasse. Bevor er einstieg untersuchte er jeden Winkel genau, denn er traute niemanden. Sein Verdacht bestätigte sich und Lishas Jugendfreund fand eine versteckte Bombe. Aufgrund der simplem Technik gelang es ihm sie schnell zu entschärfen. Jetzt jedoch war er gewarnt. Bei dem Fremden handelte es ich vermutlich um einen skrupellosen Mann.

Marcello fluchte leise, überlegte gleich zu verschwinden, entschied sich dann doch für das Treffen. Deswegen ging er am Zielort angelangt, vorausschauend vor. Er sicherte die Umgebung, suchte sich einen geeigneten Standpunkt und maskierte sich. Dann wartete er ab.
 

Es dauerte nicht lange bis eine Gestalt, eingehüllt in ein weißes Fell, das bis zum Boden reichte, fast wie aus dem Nichts auftauchte. Auf dem Kopf trug er ebenso eine Maske, jedoch nicht aus Stoff, sondern tierischen Ursprung. Der Wartende identifizierte es als Pavian.

Weil Lishas Ex-Freund kein weiteres Wesen in der unmittelbaren Umgebung lokalisieren konnte, verließ er sein Versteck und ging die wenigen Schritte bis zu dem Unbekannten.

"Rinaldi?", wurde er gefragt.

Mit einem Nicken bestätigte er, bat aber: "Keine Namen, obwohl es keine Rolle spielt. Ich benutze nie eine Identität doppelt. Was kann ich für dich tun?"

"Jemanden töten", lautete die Antwort. "Ein gezielter Schuss aus der Ferne genügt mir."

Mit schmalen Augen musterte Marcello den in Weiß gekleideten, konnte ihn nicht einordnen, hielt ihn aber für sehr gefährlich.

"Wen?", wollte er vorsichtig wissen.

Der Fremde bewegte sich etwas und holte aus einer Falte des Fells ein Dossier hervor, was er sofort übergab. "Izayoi Taisho."
 

'Taisho', wiederholte der Killer in Gedanken. Bei dem Namen schrillten sämtliche Alarmglocken in seinem Kopf. Seine Familie war dem Dämon zu Dankbarkeit verpflichtet. Er hatte ihnen nicht nur finanziell geholfen, sondern auch für den unerwünschten Bastard seiner Schwester Adoptiveltern gefunden. Wenn er dann noch dessen Stellung bedachte ...

Um sich abzulenken, öffnete er den Ordner und las den Inhalt in dem schwachen Licht einer nahen Straßenlaterne. Wie er vermutete, verlangte der Pavian den Tod von Masaos Ehefrau.

"Hier muss ein Irrtum vorliegen, ich töte keine Menschen", weigerte er sich.

"Kein Irrtum", begann die Gestalt in dem Paviankostüm und erklärte näher: "Es geht darum, einem Dämon zu schaden."

Marcello schnaubte und entgegnete: "Der Einzige, der sich hier schadet, bist du. Ich hasse Dämonen, aber selbst ich vermeide es, mich mit Inu no Taisho anzulegen."

"Dann töte ihn!", schlug Naraku vor, denn kein Anderer steckte unter der Verkleidung. Der Dämonenjäger schüttelte entschieden den Kopf: "Mit seinem Tod gewinnt niemand etwas. Im Gegenteil damit löst du vermutlich eine Anarchie aus. Sobald die Youkai führerlos sind, verfallen sie in ihre alten Gewohnheiten und kämpfen untereinander um die Vorherrschaft. Das kannst du unmöglich wollen."

Mit einem diabolischen Lächeln schmunzelte Naraku unter seinem Tarnfell. "Wer weiß", gab er andeutungsweise kund.

"Du bist verrückt", entfuhr es dem Killer und er begann sich zu entfernen: "Ich lehne ab", war seine letzte Äußerung. Dann blieb er stehen und richtete das Wort noch einmal an den Pavian: "Übrigens, da von unserem Treffen niemand weiß und wir beide unsere wahre Identität verschleiern, besteht keine Gefahr des gegenseitigen Verrats, also sieh davon ab, mich zu ermorden. Dein lächerlicher Versuch mit der fern entzündbaren Autobombe scheiterte bereist."

Dann war der Franzose in der dunklen Gasse verschwunden und auch Naraku begab sich auf den Heimweg.
 

"Ärgerlich", fasste die Spinne die Situation zusammen. Er hatte in diesen Rinaldi große Hoffnungen gesetzt. So blieb ihm nur noch ein Weg, nämlich persönlich gegen die Familie Taisho vorzugehen. Dazu musste er alles auf eine Karte setzen. Gewinnen oder scheitern. Weitere Chancen bekam er vermutlich nicht.
 

Kapitel 29 - Unbedachte Worte
 

Kagura führt Selbstgespräche, nur dumm, weil es Naraku hört und Lisha dadurch Probleme bekommt.

Unbedachte Worte

Kapitel 29 - Unbedachte Worte
 

Seit dem nächtlichen Treffen mit dem Attentäter vergingen zwei Wochen. Naraku hatte tatsächlich kein Glück und konnte ihn nicht mehr ausfindig machen. Marcello verschwand von der Bildfläche, so geheimnisvoll, wie er aufgetaucht war. Die Spinne wusste, den nächsten Kontaktversuch würde der Unbekannte ignorieren. Deswegen ließ er es dabei bewenden und schmiedete eigene Pläne. Dazu bestellte er Kagura, seine widerwillige Helferin, in seine Villa und befragte sie genau über den Tagesablauf der Familie Taisho aus. Er notierte sich bestimmte Begebenheiten, die sich wiederholten und wichtige Termine. Besonderes Augenmerk richtete der Verbrecher auf einen bald stattfindenden Empfang. Wenn er es schaffte, sich an diesem Tag einzuschleichen, war er seinem Ziel ein Stück näher. Sein Vorhaben behielt er für sich und beschloss jemanden anderen mit der weiteren Informationsbeschaffung zu betrauen. Der Plan durfte nicht scheitern und bei Kaguras wankelmütigen Charakter wollte er sichergehen und ihr unter keinen Umständen eine Gelegenheit bieten, damit sie ihn verraten konnte. Doch er wahrte weiterhin den Schein und verlangte ihr regelmäßiges Kommen, denn es diente noch einem weiteren Zweck, sie unter Kontrolle zu halten. Das führte zu zwei merkwürdigen Begebenheiten, die er zu fällig mitbekam.
 

Nach einem Gespräch entfernte sich Naraku aus dem Raum und die Winddämonin blieb allein zurück. Sie trat an das Fenster und blickte in den Garten hinaus. Auf der Terrasse saß die Anwältin und half Kanna bei den Schularbeiten. Das stille Mädchen hörte aufmerksam zu und schrieb danach etwas auf. Kurze Zeit später gesellte sich Yasu zu den beiden und verwickelte die Rothaarige in ein längeres Gespräch.

Neidisch, weil Lisha ein so gutes Verhältnis zu den Kindern hatte, murmelte Kagura einen Fluch. Offenbar besaß die junge Frau etwas, eine Art Magie, die sie nicht ihr eigen nennen konnte und das störte sie. Besonders weil dieses Weib mit ihrem Charme Sesshomaru einfing. Jeder mochte sie im Hause der Taishos, während man ihr nur Misstrauen entgegen brachte. Selbst Toyo, ihr einstiger Geliebter mied ihre Gesellschaft. Und dabei meinte es die Agentin auch nicht gut, spionierte und verriet ihren Arbeitgeber.

"Du Heuchlerin", beschimpfte Narakus Spionin die menschliche Frau halblaut, welche es zum Glück nicht hörte. "Na warte, eines Tages wird dir das Gehabe zum Verhängnis. Da wird dir auch dein Liebhaber nicht mehr helfen können, Riana Durand."
 

Draußen vor der Tür, gerade im Begriff sein Büro wieder zu betreten, blieb die Spinne stehen und lauschte. Seine Mitarbeiterin war aus irgendeinem Grund mächtig verärgert, denn nur dann hatte sie die schlechte Angewohnheit laut zu murmeln, um ihren Frust rauszulassen. Wem ihr Unmut galt, konnte er nicht interpretieren. Als ob er nichts gehört hatte, öffnete er die Tür, ging durch den Raum und setzte sich auf seinen Stuhl.

Beiläufig fragte er: "Wer ist Riana Durand?"

"Wer soll das sein?", entgegnete Kagura schnippisch, um die heiße Woge der Angst zu überspielen, die ihren Körper gerade überrollte. Sie mochte die Rothaarige zwar hassen, aber sie konnte sich keine weitere Schuld aufladen. Außerdem hatte sie nur eine vage Vermutung, deshalb schwieg die Windherrscherin.

Die Spinne musterte die Dämonin intensiv, doch nichts verriet ihm, was er wissen wollte.

"Du kannst gehen!", befahl er und widmete sich seiner Arbeit. Dennoch ging ihm der genannte Name nicht mehr aus dem Sinn. An diesem Tag dachte er noch lange darüber nach, bis er von wichtigeren Dingen abgelenkt wurde.
 

Lisha ahnte nicht, welche Gefahr ihr drohte. Sie hatte andere Sorgen, denn einen Tag nach ihrer Begegnung mit ihrem Jugendfreund fand sie in ihrem Briefkasten eine anonyme Nachricht. Sie leitete den Inhalt zwar an Masao weiter, verschwieg ihm jedoch, von wem sie vermutlich stammte. Nach langem Zögern entschloss sie sich, ihm die Wahrheit zu offenbaren. Immerhin gehörte sie zur Familie und da wurde Ehrlichkeit von ihr erwartet. Sobald sie freinehmen konnte, fuhr sie zum Anwesen der Taishos, wo bereits die Vorbereitungen zu dem wichtigen Empfang in vollen Gang waren. Allerdings hatte der ehemalige Polizeichef die Sicherheitsvorkehrungen drastisch erhöht.
 

Die rothaarige Frau war darüber sehr erleichtert, denn ungern würde sie zu einer Beerdigung gehen wollen. Besonders jetzt, wo es Izayoi gesundheitlich nie besser ging und sie eventuell ein Kind erwartete. Zwar stand sie erst am Anfang ihrer Schwangerschaft, trotzdem falls Narakus Plan aufging, würde er zwei Leben vernichten.
 

"Sorge dich nicht!", erklang in diesem Moment eine Stimme an der Terrassentür, riss sie damit aus den Gedanken und dann trat der dazugehörige Besitzer ein.

Die Anwältin lächelte Masao an und erläuterte: "Deiner Gefährtin droht womöglich Gefahr, da ist es bestimmt verständlich, wenn ich Lösungen suche, um einen Anschlag zu verhindern."

"Das ist nicht alles", erriet der Hundedämon und betrachtete die Agentin.

Mit einem Nicken bestätigte sie und erzählte von dem zufälligen Treffen, sowie ihre anschließenden vergeblichen Nachforschungen.

Sie hatte versucht die Spur von Marcello zu verfolgen, doch er reiste weder unter diesem Namen ins Land ein, noch aus. Zwangsläufig musste er nicht einmal, ein in Tokio startendes Flugzeug benutzt haben, es gab nämlich noch andere Verkehrsmittel, wie die Bahn oder ein Schiff zum chinesischen Festland.
 

Sobald Lisha seine Identität offenlegte, drehte sich der silberweißhaarige Youkai um und starrte lange zum Fenster hinaus. Da er damals, während seiner Zeit in Paris, sich persönlich um die Aufklärung der Vergewaltigungsserie gekümmert hatte, kannte er auch den ehemaligen Freund seiner Agentin. Er hatte stets ein Auge auf ihn behalten und zu anfangs befürchtet, das er ins falsche Milieu geriet. Deswegen zog er ein paar Fäden und machte den Anführer der Gilde auf den jungen Mann aufmerksam. Eine Entscheidung, die er nicht bereute. Hin und wieder erhielt er Berichte über ihn, allerdings handelte es sich nur um übliche Informationen. Wenn es Lücken gab, sollte er vermutlich nachhaken. Diesen Punkt setzte er mit auf seine Liste und gestand dann nach einer Weile: "Matthieu hat sich von dir abgewandt, weil er dich schützen wollte, denn er schloss sich den Dämonenjäger an. Hin und wieder erledigt er für mich delikate Aufträge, oftmals sehr gefährlich. Deswegen schickte er sicherlich diese Warnung", leiser und mehr zu sich selbst fügte er hinzu: "Der junge Mann steht tief in meiner Schuld und würde Izayoi nie etwas zuleide tun. Allerdings gibt es da Gerüchte ..."

Mit einer nicht zu deutenden Geste unterbrach er sich, sah die Witwe seines Neffen an: "Das Beste wird sein, du kehrst zu Naraku zurück und berichtest mir jedes ungewöhnliche Vorkommnis, sei es noch so harmlos."

Obwohl sie spürte, dass da noch viele unausgesprochene Dinge waren, gehorchte Lisha. Wenn sie ihren Beitrag leisten wollte, um Izayoi zu beschützen, konnte sie das direkt an der Gefahrenquelle.
 

Allerdings fand sie in den kommenden Tagen nie eine Gelegenheit, sich heimlich in Narakus Büro zu schleichen. Entweder hielt dort die Spinne länger andauernde Sitzungen und Videokonferenzen ab oder es war ein Angestellter in der Nähe. Leider drängte die Zeit, denn der Tag des Empfanges rückte näher.

Als die Agentin einen weiteren Versuch wagen wollte, traf sie Kagura auf der Treppe. Die Winddämonin warf ihr einen finsteren Blick zu und murmelte etwas Unverständliches. Dem Satz schob sie noch ein Deutlicheres: "Miststück", hinter.

Schon länger herrschte eine unterschwellige Spannung, wenn sie sich begegneten. Diese Beleidigung ging zu weit. Kurzerhand blieb die Rothaarige stehen und wollte wissen: "Hast du ein Problem mit mir?"
 

Etwas schnippisch gab Narakus Spionin einen undefinierbaren Laut von sich und wollte wortlos weitergehen. Sie überlegte es sich anders, hielt inne und drehte sich langsam um, musterte die Anwältin von oben bis unten. Dann sagte sie: "Nimm dich in acht. Früher oder später decke ich dein kleines Geheimnis auf."

Lisha hatte sich sehr gut im Griff und erschrak nur innerlich. Mit einem Lächeln entgegnete sie: "Vergiss nicht mich einzuweihen, würde nämlich zu gern wissen, welche Leichen ich angeblich im Keller habe."

Diesmal fehlten Kagura die Worte und sie eilte davon.

Die Rothaarige blieb nachdenklich auf der Treppe stehen und sah ihr hinterher, daher entging ihr ein Schatten, der über den Teppich des oberen Flurs huschte und dann verschwand.
 

Kaum in seinem Büro angekommen, grübelte Naraku über die kleine Szene, die er mit ansah, nach. Er hatte deutlich Kaguras Abneigung gespürt und ihm fiel der Name wieder ein, den sie nannte. Riana Durand. Vielleicht sollte er Nachforschungen betreiben, besonders in Europa. Nicht umsonst hatte er in Frankreich, bei den wichtigsten Behörden, Spione eingeschleust, die ihm regelmäßig Informationen zu spielten. Erst kürzlich übernahm sehr zu seinem Ärger ein neuer Leiter Interpol. Toyo Taisho agierte jedoch nicht unter seinen Nachnamen, sondern nannte sich anders.

Der Verbrecherkönig warf einen Blick auf seinen Schreibtisch. Das Gefühl ließ ihn nicht mehr los und er vermutete einen Zusammenhang. Hatte er nicht in den letzten Tagen die neue Liste mit den Änderungen zwecks der Agenten aus Europa bekommen? So suchte er sie gleich darauf heraus und las. Tatsächlich fand er den von Kagura genannten Nachnamen ganz oben auf der Liste und weiter unten stand Riana Delacroix.

Die Spinne runzelte ihre Stirn, zerknüllte den Zettel und schritt im Raum umher. Es konnte kein Zufall sein oder die Winddämonin verwechselte etwas. Da gab es nur einen Weg, um ganz sicher zu sein. Deshalb rief er einen seiner Leute an und befahl ihm:" Agentin Riana Delacroix, besorge mir ihre Akte und ein aktuelles Foto. Solltest du kein Glück haben, versuche es mit Durand."

Noch in derselben Nacht erhielt er eine Antwort, nämlich das die Akte bereits vor einigen Wochen per Eilkurier nach Tokio ging, und zwar direkt zu seinem Erzfeind.

Machtlos ballte der Verbrecher seine Hand zusammen. Wieder funkte Masao dazwischen und kam ihm zuvor. Hörte das nie auf.

Weil er nichts weiter unternehmen konnte, verdrängte er die Nachforschungen und konzentrierte sich auf sein aktuelles Vorhaben. Mit hohen Bestechungsgeldern, Drohungen und das Einschleusen seiner eigenen Leute konnte er einen Catering Service infiltrieren. Damit würde er Zugang zu dem Empfang haben und konnte seinen Plan umsetzen. Nur noch wenige Tage waren bis dahin, Hauptsache nichts ging mehr schief.
 

An dem Tag, als seine Vorbereitungen abgeschlossen waren, wurde ein Anzug geliefert, den Lisha entgegen nahm und dem Gangster später aushändigte. Sie übergab ihn so, dass der eingestickte Name auf der linken Brustseite nicht zu lesen war. Aus diesem Grund schöpfte Naraku keinen Verdacht.

Sie hatte ihn jedoch gelesen, speicherte die Firma in ihren Erinnerungen ab. Allerdings maß die Undercoverpolizistin dem, zu diesem Zeitpunkt, keine Bedeutung bei.
 

Die Spinne erhielt am selben Tag einen Umschlag mit dem Vermerk dringend. Sofort riss er ihn auf, hielt ein Foto und Papiere in den Händen, welche er durchlas. Es handelte sich um eine Heiratsurkunde und um drei Geburtsurkunden.

Das Foto, das Hochzeitsbild seiner Anwältin mit seinem früheren Leibwächter, hatte er schon einmal gesehen. Die Urkunden waren jedoch sehr aufschlussreich. Finley Durand Taisho und Riana Durand, geborene Delacroix. Diese Namen zu lesen, genügte der Spinne. Nicht nur sein verstorbener Leibwächter spionierte für Masao, sondern dessen Witwe setzte offenbar seine Arbeit fort. Einen anderen Schluss zog er nicht. Vieles ergab nun einen Sinn. Angefangen bei Masaos Interesse an Lisha bis hin zu den vielen vereitelten Vorhaben in der letzten Zeit. Doch das Schlimmste, sein neuester Plan war in Gefahr. Er musste die Spionin unschädlich machen und dazu gab es nur einen Weg.

Naraku warf die Papiere achtlos auf seinen Schreibtisch und stürmte aus dem Raum, da er sein dringendstes Anliegen, Lisha zu finden selbst in die Hand nahm.
 

Yasu alias Inuyasha hatte schlechte Laune, weil sein Ziehvater ihm verboten hatte, das Haus zu verlassen, dabei war er mit Kagome verabredet. Sehr zu seinem Missmut bestellte die Spinne den Hanyou in sein Büro. Gerade stand er davor, klopfte und niemand rief ihn herein. Deswegen sank seine Laune weiter, doch nur kurz. Plötzlich erkannte der Student seine Chance. Wenn sein Stiefvater nicht da war, womöglich konnte er herumschnüffeln. Leise stieß er die Tür auf und trat ein.

Vom Fenster aus, entdeckte er Naraku unten im Garten während dieser einigen seiner engsten Vertrauten Anweisungen gab und diese dann in verschiedene Richtungen in den Park ausschwärmten.

"Keh", murmelte Inuyasha zufrieden und beobachtete, wie der Verbrecherlord selbst zum Pavillon ging. Das gab dem Hanyou genug Zeit und so drehte er sich um. Auf oder im Schreibtisch lagen bestimmt irgendwelche belastende Unterlagen und die wollte er finden. Ein leichtes Grinsen umspielte seine Mundwinkel, als er die erste Schublade aufzog. Beschäftigt mit dieser Tätigkeit schweifte sein Blick und verharrte auf der Tischplatte bei dem Foto und er betrachtete es neugierig. Lisha und sein Onkel sahen so glücklich aus und standen sich bestimmt nahe.

Mit einem leichten Bedauern wollte er das Bild zurücklegen, stattdessen sah er nun die Urkunden, die darunter zum Vorschein gekommen waren. Die Bedeutung sank schnell und Inuyasha fluchte. Jetzt verstand er das Verhalten von Naraku und weshalb die Wachen den Park durchstreiften. Er zögerte nicht lange, sondern eilte nach unten. Im Gegensatz zu seinem Vater wusste er nämlich genau, wo die Anwältin sich gerade aufhielt. Da es am heutigen Tag recht kühl war, gab sie Kanna im Innenpool Schwimmunterricht.

Masaos Zweitgeborener hatte so einen Schwung, dass er die Klinke zum Kellereingang verfehlte und mit einem Rums gegen die Tür prallte. Dann stieß er sie auf, rannte in den Raum und warf einen eiligen Blick umher. Lisha befand sich allein hier und war inzwischen wieder angekleidet. Kanna musste demnach schon auf ihr Zimmer gegangen sein.
 

Die junge Frau hörte den Krach und unterbrach ihre Lektüre. Beim Erscheinen des Hanyou erhob sie sich von der Liege und blickte ihm entgegen.

Nach einem tiefen Atemzug warnte Yasu: "Du musst sofort fliehen. Naraku weiß, wer du bist. Er hat in seinem Büro eine Kopie deiner echten Heiratsurkunde."

"Das ist unmöglich", zweifelte die Agentin. "Woher soll er ...", fing sie an und unterbrach sich selbst. Sesshomarus zorniger Ausbruch kam ihr in den Sinn und Kaguras merkwürdiges Verhalten, besonders in den letzten beiden Wochen. Womöglich hatte die Winddämonin doch ihren richtigen Namen gehört oder hatte etwas in der Akte gelesen, die Masao ihr gegenüber erwähnte.

"Mist", murmelte sie daher und überlegt fieberhaft. Sie hatte weder ihre Autoschlüssel hier noch ein Telefon. Falls Naraku sie schon suchte, waren ihre Chancen gering.
 

"Hast du dein Handy dabei?", wollte sie wissen, bekam nur ein bedauerndes Kopfschütteln

Inuyasha packte ihren Arm und zog sie in eine bestimmte Richtung. "Komm, ich kenne einen geheimen Ausgang!"

Sie durchquerten die Schwimmhalle, gingen durch eine unscheinbare Tür und landeten in einem Lagerraum für Reinigungsgeräte. Nachdem der Hanyou ein Regal beiseiteschob, tauchte eine weitere Tür auf, die er mit einem Zahlencode entriegelte. Im Gang dahinter stand ein Schrank mit diversen Waffen und den dazugehörigen Patronen, allerdings fest verschlossen.

Ungeduldig sah sich der Silberweißhaarige um, tastete mit den Fingern die Ränder ab und den Boden, später die Rückseite. "Da", murmelte er und holte den Schlüssel aus einem kleinen Loch in der Wand.

"Ich will lieber nicht wissen, woher du davon weißt", schmunzelte die rothaarige Frau und bewaffnete sich. Kurz danach standen sie vor einem Gitter, das durch einen Hebel von innen bewegt werden konnte. Hier erläuterte Inuyasha: "Der Gang führt auf den Hügel hinter dem Anwesen. Von dort kommst du über einen Pfad direkt zur Straße. Naraku hat keine Ahnung, das ich den Tunnel kenne."

Zögernd wollte Lisha wissen: "Was ist mit dir? Willst du nicht mitkommen?"

"Mir wird nichts passieren", wehrte der Hanyou ab: "Er braucht mich lebend, als Geisel gegen meinen Vater." Da die junge Frau immer noch da stand, fügte er hinzu: "Verschwinde schon!", und schob sie vorwärts.
 

Die Agentin umarmte ihn und eilte dann los. Der Student sah ihr kurz nach und ging zum Waffenschrank. Entschlossen nahm er eine Pistole heraus und lud sie mit einem Magazin. Fast im selben Moment wurde sie ihm aus der Hand gerissen.

"Geh auf dein Zimmer!", riet Daisuke ihm und legte die Waffe zurück, verschloss den Schrank. "Mach jetzt keine Dummheiten, damit verschlimmerst du womöglich Lishas Situation."

Im ersten Moment wollte der Hanyou Widerstand leisten, doch es irritierte ihn, weil der Leibwächter verdächtigte Spuren beseitigte, anstatt der Anwältin zu folgen. Er hielt sich deshalb an die Anweisungen und ging.

"Lebe wohl", hörte er mit seinen guten Ohren noch die letzten Worte des Wolfes, bevor er das Erdgeschoss erreichte.
 

Daisuke traf wenige Minuten vorher auf Naraku und bekam den Auftrag das Haus nach der Verräterin zu durchsuchen. Statt zu gehorchen, ging er in sein Zimmer, holte das kleine Kästchen mit seinen persönlichen Sachen und steckte sich den Inhalt ein. Dann prüfte er seine Pistole, versorgte sich mit Ersatzmunition und ging nach unten. Er hatte eine Entscheidung zu treffen und musste ein Versprechen einlösen. Außerdem besaß er persönliche Motive für sein Handeln. Er folgte Inuyasha und beobachtete ihn. Weil dieser gerade etwas Leichtsinniges tun wollte, mischte er sich ein.

Er selbst folgte Lisha nicht, sondern lief ebenso wieder nach oben. Sie mochte zwar vorerst entkommen sein, doch auf der Straße bot sie ein leichteres Ziel. Sie hatte nur eine Möglichkeit, ein Auto anzuhalten, damit sie in die Stadt kam. Ein schweres Unterfangen auf einer kaum befahrenen Privatstraße.
 

Sobald Daisuke wieder in der Halle stand, versuchte er die derzeitige Situation zu erfassen. Dazu hatte er nicht viel Zeit, denn schon tauchte Naraku auf. Deswegen teilte er ihm mit, das sich die Flüchtige nicht im Haus aufhielt.

Der Verbrecherlord überlegte, da inzwischen sämtliche möglichen Verstecke abgesucht wurden. Es dauerte nicht lange, bis ihm der geheime Fluchtweg einfiel und er zwei Katzendämonen hinterherschickte, während er selbst ins Freie trat.

Der Wolf folgte ihm und ging dann zum Parkplatz. Sein Verhalten wurde von niemand infrage gestellt und so erreichte er unbehelligt Lishas weißen Sportwagen. Er stieg ein, schloss ihn kurz und fuhr dann los. Das Glück blieb ihm hold, da die Torflügel bereits auseinanderglitten, um die Verfolger hinauszulassen. Daisuke fuhr als Erstes vom Anwesen und beschleunigte, sobald er die erste Kurve genommen hatte. Obwohl er sich auf die Fahrstrecke konzentrierte, suchte er gleichzeitig die flacheren Hänge nach der jungen Frau ab. Ihr Vorsprung war groß aber die Verfolger schnelle Lebewesen.
 

Kapitel 30 - Zugespitzte Ereignisse
 

Wird es Lisha schaffen oder gewinnt Naraku?

Zugespitzte Ereignisse

Ich bin immer für eine Überraschung gut. Da ist man einen Moment abgelenkt und überschreibt versehentlich die Datei. Datenrettung ergab nur Buchstabensalat. Deswegen musste ich das ganze Kapitel neu schreiben. Gar nicht so einfach aus dem Kopf alles zu rekonstruieren. Aus diesem Grund habe ich mich erst einmal auf die Hälfte beschränkt. Verübelt es mir bitte nicht.
 

Kapitel 30 - Zugespitzte Ereignisse
 

Die junge Frau gelangte tatsächlich schnell bis zum Ende des Tunnels, der in einem größeren Bunker endete. Hier befolgte sie Inuyashas Anweisung. Er hatte ihr genau beschrieben, wie sie den versteckten Mechanismus aktivieren sollte. Das Gitter am Ausgang öffnete sich leise, da man die Scharniere offenbar ständig gewartet hatte. Vorsichtig verließ sie das unterirdische Versteck, schob die wild gewachsenen Ranken beiseite und blickte sich in der Gegend um. Sie befand sich etliche Meter unterhalb des Anwesens und niemand war zu sehen, und sie selbst wurde noch durch zahlreiche Bäume gedeckt. Erleichtert atmete die Agentin auf, kletterte ins Freie und lief los. Bald darauf führte der Weg über eine kahle Kuppe und dann nach unten durch Kniehohes Gestrüpp. Schnell eilte sie den schmalen Pfad entlang, stolperte einmal, weil sie eine Wurzel übersah, rappelte sich auf und ging weiter.

Wenig später langte sie an der Straße an, wo hohe Bäume weiterhin Schutz boten. Ein ungutes Gefühl gab den Ausschlag, Lisha warf einen Blick zurück und erbleichte. Oben beim versteckten Ausgang tauchte in diesem Moment ein Dämon auf, der sie jedoch nicht sehen konnte. Sie zögerte, denn sobald sie weiterlief, musste dieses Wesen sie unweigerlich entdecken, weil er in ihre Richtung schaute. Dennoch wagte sie den Schritt, betrat den Asphalt und eilte bergab. Obwohl es hier oben verstreute Anwesen gab, standen etliche um diese Jahreszeit leer, schon deswegen versuchte sie erst gar nicht irgendwo dort, Hilfe zu finden. Ihr blieb nur eine Möglichkeit, die nächste Polizeistation, und sie musste hoffen, die Beamten wurden nicht von Naraku bestochen.

Wie gern hätte sie ihr Auto genommen. Damit hätte sie schneller fliehen können und der eingebaute Peilsender besaß eine wesentlich größere Reichweite als der Zweite. Der Minisender in ihrer Kette konnte nur begrenzt empfangen werden. Trotzdem hatte sie sich am Ende des Tunnels die Zeit genommen, den kleinen Knopf zu drücken.
 

Zum Glück kam Lisha auf der Straße schneller vorwärts, dennoch war es wichtig, dass sie sich ihre Kräfte einteilte. An einer freien Stelle gelang es ihr, einen Blick hinab ins Tal zu werfen. Weit unten fuhr ein Auto in den Weg ein, es würde allerdings dauern, bis es bei ihr anlangte, vorausgesetzt sein Ziel lag so weit oben.

'Halte durch', machte sie sich selbst Mut und dachte an ihren Sohn. Ethan und der starke Wille zu überleben gaben ihr Kraft. Da sie schon so weit gekommen war, stieg ihre Hoffnung es zu schaffen.

Schwach hörbarer, stetig von oben näherkommender Motorlärm ließ ihr im nächsten Augenblick fast das Blut in den Adern gefrieren. Ein Fahrzeug aus dieser Richtung bedeutet Gefahr. Hilflos sah sie sich um und sprintete quer durch das Gelände. Damit kürzte sie die Kurve ab und noch eine weitere Biegung schaffte sie auf diese Weise, dann fiel das Gelände steil bergab und sie musste zurück auf die Straße.

Das war der Moment, wo das Auto die junge Frau erreichte. Es raste heran, brauste an ihr vorbei und hielt mit einer Vollbremsung kurz vor ihr. Lisha erkannte ihren eigenen Sportwagen und hoffte, dass es sich bei dem Fahrer um Inuyasha handelt, sie wurde aber enttäuscht.

Geistesgegenwärtig zog sie die Pistole und zielte damit auf den Wolfsdämon.

"Steig ein!", forderte Daisuke sie auf. Statt dem nachzukommen, schüttelte Lisha den Kopf und rannte davon. Doch bald wurde sie wieder eingeholt und mit eisiger Stimme gebeten: "Steig ein Lisha! Ich bin die einzige Chance, die du hast."

"Weshalb sollte ich dir vertrauen?", entgegnete die junge Frau und beugte sich etwas nach unten, um in das Fahrzeuginnere zu schauen, hielt aber Distanz. Sie sah, wie der Leibwächter in seine Tasche griff und einen Gegenstand hervor holte. Der Wolf hielt ihr die Kette hin mit den Worten, wobei er seinen Tonfall milderte: "Fin gab sie mir, während er seinen letzten Atemzug tat. Gleichzeitig musste ich ihm versprechen, seine Gefährtin und sein ungeborenes Kind zu beschützen."
 

Ungläubig argumentierte die Agentin: "Du wirst sie seiner Leiche abgenommen haben."

Allerdings wankte sie mit ihrer Meinung. Eine innere Stimme riet ihr, Daisuke zu vertrauen, eine andere Wahl hatte sie fast nicht. Außerdem bekam sie so die Möglichkeit den Sender zu betätigen. Bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, wurde ihr die Entscheidung durch den Leibwächter abgenommen. Denn Daisuke stieg aus, packte sie und stieß sie auf den Beifahrersitz. Alles geschah so schnell, das sie nicht einmal an Gegenwehr dachte und ihre Pistole sinnlos in der Hand behielt.

Erst als der Wolf auf den Fahrersitz glitt, losfuhr und dabei einen abschätzigen Laut von sich gab, wurde ihr die Tatsache bewusst. Sie reagierte aber erst, als er ihr empfahl: "Aktiviere den Peilsender, denn wir werden jede Hilfe brauchen."
 

Daraufhin schluckte die Rothaarige, steckte die Waffe weg und tat es sofort. In der Konsole öffnete sie das verborgene Fach und legte den kleinen Hebel um. Sofort wurde das Signal ausgestrahlt und verstärkte zugleich das andere in dem Anhänger, den Masao ihr gab.

Während sie sich anschnallte, erreichte Daisuke schon die nächste Kurve und nahm sie rasant. Um nicht herumgeschleudert zu werden, konnte sie sich gerade noch mit der Hand am Türgriff festkrallen und schrie erschrocken auf. Dann wurde die junge Frau in den Sitz gepresst und sah die Bäume, wie einen grünen Schleier an sich vorbei ziehen.

Auf der Geraden hielt der Leibwächter Lisha ein Foto hin. Kurz berührten sich dadurch ihre Hände und die Agentin glaubte einen zärtlichen, fast liebevollen Ausdruck im Gesicht des Dämons zu sehen. Es war nur ein flüchtiger Hauch, sodass sie sich getäuscht haben konnte.

Leicht nervös und etwas ängstlich, mit der unausgesprochenen Frage im Kopf, betrachtete sie das Bild, zwei Dämonen, die einen Pokal hielten, neben einem Rennwagen auf dem Siegerpodest. Sofort verstand sie. Obwohl sie nie ein Porträt gesehen hatte oder eine Beschreibung hörte von Fins besten Freund, wusste sie jetzt das dieses Wesen niemand anderes, als ihr gegenwärtiger Retter sein konnte.

"Dai", äußerte sie laut.

"Dein Gefährte hat mich selten anders genannt. Für ihn war ich der Bruder, den er nie hatte", bestätigte der Wolf. "Am Tag dieses Rennens, erzählte er mir zum ersten Mal von dir und das er, um dir die Angst vor Dämonen zu nehmen, seine Klauen kurz schnitt."

Die junge Frau erinnerte sich an den Tag und fand die Bestätigung auf dem Bild. Deutlich konnte sie auf dem Foto das Tuch sehen, welches ihr verstorbener Gefährte sich um den Hals gebunden hatte. Der Stoff war grün, reflektierte ihre Augenfarbe und sollte, als so etwas wie ein kleiner Glücksbringer fungieren. Ein Gefühl von Geborgenheit durchströmte sie und sie spürte Fins Anwesenheit. Selbst im Tod hielt er sein Versprechen und beschützte sie, obwohl der Ausführende Daisuke war. Dennoch, der Wolf half ihr und rettete sie womöglich gerade. Es konnte aber genauso gut eine Finte des Verbrecherlords sein und so beschloss sie, weiterhin auf der Hut zu bleiben.
 

Leider holte sie die Wirklichkeit wieder ein. Neben ihr stieß Daisuke einen leichten Fluch aus. Immer wieder blickte er in den Rückspiegel und versuchte mit einer halsbrecherischen Geschwindigkeit schnell vorwärtszukommen. Der Grund, einer von Narakus Wagen hatte sie beinahe eingeholt und ließ sich nicht abschütteln. Selbst das riskanteste Fahrmanöver in den Kurven kopierte dieser.

"Er ist gut", äußerte der Wolf anerkennend und dachte fieberhaft nach. Die meisten Verfolger verfügten über weniger Können und bestimmt wurden sie die bald los, spätestens, wenn sie die dichter befahrene Stadt erreichten, mit den vielen Haupt- und Nebenstraßen. Wie er es vorhergesehen hatte, blieb bald nur noch dieses eine Auto übrig. Der Dämon hinter dem Steuer beschleunigte rasant und holte auf gerader Strecke auf. Fast berührten sich die Stoßstangen der beiden Fahrzeuge, als etwas anderes geschah.

Da sich der Wolfsdämon aufs Fahren konzentrierte, war es Lisha, die zuerst den Hubschrauber sichtete, der über den Häusern kreiste. Angst erfasste sie, denn sie wusste, die Spinne besaß einen.
 

Inu no Taisho hatte an diesem Tag mehrere wichtige Termine und um schnell die Orte wechseln zu können, nahm er für ein Treffen außerhalb, entgegen seinen sonstigen Angewohnheiten, den Helikopter. Auf dem Rückweg nach Tokio, nahe der Stadt, wurde er über Funk benachrichtigt. Da er wusste, Lisha würde beide Peilsender nur aktivieren, wenn ihr Leben unmittelbar bedroht ist und sie keinen Ausweg kennt, reagierte er. Masao wies den Piloten an, die Richtung zu ändern. Von dem Angestellten, der die Ortung der rothaarigen Frau überwachte, erfuhren sie die Position. Leider brauchten die losgeschickten Agenten, welche quer durch die Stadt fuhren, während des dichten Verkehrs etliche Minuten.

Der Hundedämon legte die Distanz in kürzester Zeit zurück, sichtete die Fliehenden und stellte bewundernd das ungewöhnliche Können des Fahrers fest. Er vermutete Daisuke hinter dem Lenkrad und ließ den Piloten tiefer fliegen. Sein Verdacht wurde bestätigt.
 

Dem Wolf gelang es, alle Verfolger bis auf einen abzuschütteln. Der Letzte war hartnäckig und konnte gut mit einem Auto umgehen. Dessen Fahrzeug war offenbar speziell für solche rasanten Manöver aufgemotzt, spezielle Reifen, ein guter Motor, die eine hohe Geschwindigkeit schafften. Weil die Beteiligten nun die Stadt erreichten, stieg die Gefahr das Unschuldige verunglückten. Um das zu verhindern, hatte der ehemalige Polizeichef nur eine Wahl, mit dem Helikopter einzugreifen.

Der Pilot besaß Erfahrung und hatte früher beim Militär gedient. Er wusste, was er tun musste und worauf es ankam. Langsam ging er tiefer, überflog Lisas Sportwagen und bedrängte das Verfolgerfahrzeug.

Der Dämon hinter dem Steuer fluchte, sah seine Chancen schwinden und brach ab. Während er den Wagen mitten auf der Straße wenden wollte, schnitt er einem Lkw die Vorfahrt und kollidierte fast mit einem Laternenmast. Im letzten Augenblick schaffte er auszuweichen und raste davon. An der nächsten Kreuzung endete seine Flucht jäh, denn mehrere Polizeiwagen tauchten auf. Diesmal reagierte er falsch, korrigierte die Richtung erneut, verschätzte sich dabei und prallte gegen eine Hauswand. Er überlebte, schaffte es jedoch nicht zu fliehen. Etliche Polizisten tauchten am Unglücksort auf, umstellten ihn und zwangen ihn zur Aufgabe.
 

Lisha und Daisuke hatten den Wagen nicht verlassen, beobachteten jedoch das Geschehen. Sobald man den Dämon aus dem Fahrzeug holte, startete der Wolf und fuhr einfach weiter. Erst in der Villa der Familie Taisho hielt er wieder an. Sobald das Auto vor dem Haus parkte, wandte sich die junge Frau an ihn und sagte: "Danke."

Der Leibwächter hielt einen Moment ihre Hand fest und versprach: "Egal was geschieht, ich bleibe in der Nähe."

Mit einem Lächeln stieg die Rothaarige aus, sah ihren Retter noch einmal an und verspürte ein leichtes Glücksgefühl. Sie schob es ihrer Situation zu und interpretierte nicht mehr dahinein. Zeit um ihre Gefühle zu analysieren hatte sie nicht, denn sie musste Masao berichten.
 

Kapitel 31 - Vertrauen ist gut, Flucht besser.
 

Inuyasha nutzt die Gelegenheit und plündert Narakus Tresor.

Vertrauen ist gut, Flucht besser

Meinen Lesern wünsche ich, ein schönes Weihnachtsfest und besinnliche Feiertage
 

Kapitel 31 - Vertrauen ist gut, Flucht besser
 

Unruhig ging Inuyasha in seinem Zimmer umher. Er dachte über die Situation nach und versuchte sich mögliche Konsequenzen auszumalen. Er hatte der Agentin helfen wollen, doch stattdessen sich selbst fast in Gefahr gebracht. Daisuke hatte recht, er musste in Deckung bleiben, das hieß in seinem Zimmer hocken und abwarten. Während er an seinen Stiefvater dachte, überlegte er, wie dieser wohl auf die neue Situation reagierte.

Zweifelsfrei würde Lisha genug Geheimnisse kennen, um der Spinne einige Verbrechen nachweisen zu können. Um dem zuvorzukommen, schlug Naraku bestimmt zurück, nur wie konnte sich Inuyasha nicht vorstellen. Oder er selbst war dessen neues Ziel. Er war Geisel und Druckmittel zugleich. Anderseits reichten womöglich die Erkenntnisse der rothaarigen Frau nicht aus und sein richtiger Vater besaß keine Handhabe gegen den Verbrecherlord.
 

Der Hanyou seufzte und ging zum Fenster, um hinauszuschauen. Sofort erblickte er auf dem freien Platz vor dem Haus, den Stiefvater mit seinen Untergebenen. Dann bewegten sich die verschiedenen Wesen und eilten in Richtung Tor.

Die Eile dabei ließ den Student rätseln. Ob Lisha gefasst wurde, oder war man kurz davor?

Um Näheres zu erfahren öffnete Masaos zweitgeborener Sohn das Fenster und hörte noch, dass die Verräterin die Straße zum Tal erreicht hatte, vermutlich in einen Wagen stieg und einige der Besten die Verfolgung aufgenommen hatten.

"Mist", murmelte Inuyasha ärgerlich, hoffte aber das sein eigener Leibwächter der Rothaarigen half. Mit Daisuke am Steuer hatten die Nachfolgenden keine Chance.
 

Hilflos der gegenwärtigen Situation gegenüberstehend beobachtete er weiter. Nun entfernte sich Naraku ebenfalls vom Haus und verschwand zwischen den Bäumen. Stimmen und Motorgeräusche verhallten und das Haus wirkte wie ausgestorben. Wenn niemand mehr da war, gab es keinen Bewacher und daraufhin keimte in dem Hanyou eine Idee. Er eilte in das Arbeitszimmer der Spinne, wo er sich vor den Tresor hockte. Darin befanden sich bestimmt genug belastende Materialien um seinen Stiefvater zu überführen. Was wenn er die klaute und seinem Erzeuger brachte. Der konnte damit bestimmt etwas anfangen.

Er zögerte, dachte an die Konsequenzen, falls er erwischt wurde. Zwar vertraute er auf seine eigene Nützlichkeit, doch man konnte nie wissen, an wem der Verbrecher letztendlich seine Wut ausließ, falls die Agentin tatsächlich entkam.

Außerdem hegte er schon länger den Wunsch, zu seinen Eltern zu gehen. Nicht nur die Sehnsucht nach seiner richtigen Mutter, sondern auch sein Instinkt riet ihm, die Gelegenheit zu ergreifen. Nein er hatte genug von der Spinne.
 

Entschlossen drehte er seinen Kopf und rückte damit sein Ohr näher an den Tresor. Dann versuchte er das kleine Rädchen, bis zum Knacken zu drehen. So schaffte er es Zahl um Zahl herauszufinden, gab die Letzte ein und die Tür ging auf.

Statt den Inhalt sichten zu können, sah er sich einer weiteren Hürde gegenüber.

"Mist", fluchte der Hanyou und war sich nicht bewusst, das gleiche Wort erst kürzlich verwendet zu haben. Sein Unmut hielt nicht lange an und er versuchte sich an den verschiedenen Kombinationen, um diesmal den richtigen digitalen Tastencode herauszufiltern. Doch jedes Mal vergebens, denn das Licht blinkte ihn weiterhin verhöhnend rot an.

Nach dem zehnten Versuch ließ er sich aus der Hocke auf den Boden nieder und starrte die Tür mit seinen goldenen Augen an, als ob er hoffte, mit seinem intensiven Blick das Metall zum Schmelzen zu bringen. Dem war nicht so, er überlegte nur fieberhaft, welche Möglichkeiten es noch gab.
 

In Gedanken vertieft entging ihm Kannas Eintreten. Die kleine Dämonin beobachtete sein Tun, hörte, wie er Zahlen murmelte und sie vergebens eintippte. Sie war ein Kind, immer recht still und kaum jemand schenkte ihr große Aufmerksamkeit. Auch wenn sie zugegen war, fiel sie keinem auf. Sie hörte Geheimnisse oder sah bestimmte Dinge, bekam so allerlei mit. Mit ihrem Wissen könnte sie ihren Vater stürzen, leider hatte sie keine Ahnung, wie wichtig die heimlich aufgeschnappten Informationen waren. Dennoch gab es etwas, das sich tief in ihrem Gedächtnis eingegraben hatte. Dieser Umstand nagte an ihr und zwang sie nun zum Handeln.

Mit ihrer leisen, ruhigen Stimme riet sie ihrem älteren Bruder: "Versuche es mit dem Geburtsdatum meiner Mutter!"
 

Der Hanyou fuhr herum, starrte das weißhaarige Mädchen an und befolgte anschließend den Rat. Es überraschte ihn, die richtigen Zahlen erhalten zu haben, er verriet aber mit keiner Geste sein Hochgefühl. Sobald die Tresortür sich öffnete, griff er eilig in das Innere und holte den gesamten Inhalt, Papiere, Fotos und etliche Geldbündel in verschiedenen Währungen heraus und packte alles in eine Tasche.

"Weshalb hilfst du mir?", wollte er von Kanna während der Tätigkeit wissen.

Zuerst schwieg das dämonische Mädchen, die nun am Fenster stand und hinausblickte, Ausschau nach ihrem Vater hielt. Dann offenbarte sie: "Naraku hat meine Mutter auf dem Gewissen. Er war sehr geschickt dabei, bis er sich vor einigen Monaten selbst verriet und es Kikyou gegenüber zu gab."

"Wahrscheinlich musste unsere Stiefmutter unter anderem deshalb sterben", vermutete der Hanyou. "Komm pack dir ein paar Sachen ein, wir verschwinden!"
 

Kanna brauchte dafür nicht lange. Nur wenig später erschien sie mit einem kleinen Koffer und ihrem Rucksack in dem Zimmer des Älteren. Außer ihren Schulsachen, ein wenig Wechselkleidung hatte sie nur einen silbernen Spiegel, die einzige Erinnerung an ihre Mutter, mitgenommen.

Im selben Augenblick war Inuyasha fertig und ging voraus. Ab jetzt würde er, er selbst sein, denn die schwarze Perücke hatte er zurückgelassen.
 

Das Mädchen folgte dem Bruder vertrauensvoll. Sie verließen das Haus durch einen Nebeneingang und im Gebüsch musste Kanna warten. In der Zwischenzeit schlich sich der Hanyou zum Schuppen, holte dort sein Motorrad und schob es über den Rasen, um Geräusche zu vermeiden. Der Kies auf den Wegen hätte zu viel Krach gemacht.

Fast bei seiner Schwester angekommen, passierte er die Rosensträucher und konnte gerade noch rechtzeitig stehen bleiben. Ein paar Schritte weiter wäre er fast einer patrouillierenden Wache in das Sichtfeld gelaufen.

Mit doppelter Vorsicht legte er die letzte Distanz bis zu dem weißhaarigen Kind zurück, winkte sie zu sich heran und dann liefen sie zusammen weiter. Da noch immer Lishas Verfolgung im Gange war, erreichten die beiden Flüchtenden unbehelligt den Rand des Grundstücks, verließen es durch eine kleine, durch einen Code gesicherte Tür und machten sich über den Hügel davon. Hier oben gab es zwar nur schmale Pfade, aber genau das kam den beiden zugute. Geschützt wurden sie durch Gestrüpp und Bäume.
 

Dann hatten sie sich weit genug entfernt. Inuyasha half seiner Schwester auf den Sitz, setzte ihr den Zweithelm auf, den sonst Kagome immer benutzte, und schwang sich dann ebenfalls auf seine Maschine. Je nachdem, wie der Weg, den sie nahmen, es zuließ, fuhr der Hanyou langsam oder schneller.

Sie hatten Glück und lange Zeit entdeckte niemand ihre Abwesenheit.

In der Stadt angekommen suchte sich Masaos zweitgeborener Sohn eine ruhige Nebenstraße und holte das Handy aus der Tasche. Es wurde Zeit seine Mutter Izayoi zu informieren. Obwohl er genug Geld hatte, wollte er nicht das Risiko eingehen und in einem Hotel unter schlüpfen. Er hoffte, bei seinem Vater sicherer zu sein.
 

Niemand rechnete mit Inuyashas Entscheidung. Im Moment hatten nämlich die Beteiligten auf Masaos Seite andere Sorgen. Lisha und Daisuke verließen den Wagen und sofort wurde der Wolf umstellt. Sicherheitshalber hob er seine Hände, schüttelte leicht seinen Kopf, da die junge Frau Einspruch erheben wollte.

Vom Helikopterlandeplatz her näherte sich Inu no Taisho. Der Dämon blieb vor Daisuke stehen, musterte ihn und erklärte dann: "Vorerst nehme ich dich in Schutzgewahrsam. Außerdem habe ich ein paar Fragen an dich."

Lishas Retter beugte leicht seinen Kopf, zeigte damit seine Unterwerfung an. "Damit rechnete ich bereits, Herr."

Mit einer Handbewegung befahl Masao: "Bringt ihn weg!", und ging als Nächstes zu der Rothaarigen. "Ihm wird nichts geschehen", beruhigte er die Agentin, da sie eine besorgte Miene aufgesetzt hatte.
 

Toyos Schwiegertochter blickte dem fortgeführten Wolf hinterher, der es schaffte, ihr ein leichtes Lächeln zu schenken. Da ihre Aufmerksamkeit auf Daisuke ruhte, bemerkte sie nicht den ankommenden Wagen. Zwei Dämonen stiegen aus und nur einer lief zu ihr.

"Geht es dir gut Riana?", fragte eine kaum bekannte Stimme. Der liebevolle Ton, ihr Instinkt und nach so langer Zeit ihren richtigen Namen zu hören, verursachte ein merkwürdiges Gefühl in ihrem Bauch. Sie fuhr zu dem Sprecher herum und sah sich einem Halbdämon gegenüber, mit dem sie Haar und Augenfarbe teilte.
 

Kapitel 32 - Du selbst zu sein
 

Kagura ahnt nicht was auf sie zukommt. Diesmal wird es keinen Ausweg geben. Oder doch?

Du selbst zu sein

Kapitel 32 - Du selbst zu sein
 

Riana Durand, wie sie von diesem Moment an wieder hieß, wurde von ihren Gefühlen überwältigt. Die Anspannung der letzten Jahre, die sie undercover verbrachte, fiel von ihr ab. Sie brach in Tränen aus, stürzte sich in die Arme des Hanyou und murmelte: "Ja Papa."

Tröstend legte Aron seine Hände um den Körper seiner Tochter, hielt sie fest und wartete geduldig, bis ihr Schluchzen nachließ.
 

Während sein Fahrer beim Wagen blieb, eilte Toyo zu der Agentin, denn ein Gefühl sagte ihm, sie brauchte eine Schulter zum Anlehnen. Als jedoch sein Assistent ihn überholte, blieb er verdutzt stehen und betrachtete die darauffolgende Szene mit einer Mischung aus Sorge und beginnender Eifersucht. Es überraschte ihn selbst, wie er im Moment empfand, da diese Gefühle eher menschlich waren. Doch plötzlich nicht mehr der Mittelpunkt von Fins Witwe sein zu dürfen, nagte an seinem Stolz.

"Ich vergaß", murmelte Masaos Bruder daher leicht enttäuscht.

"Trotz allem besitzt er das größere Anrecht", kommentierte Inu no Taisho leise, als er zu dem Jüngeren trat, und erhielt nur einen undefinierbaren Blick als Antwort.

Leider stimmte das. Das geführte Gespräch mit Aron war noch frisch in seinem Gedächtnis und ihm konnte er keine Schuld geben. Die Umstände und eine enttäuschte Mutter hatten Vater und Tochter so lange voneinander ferngehalten. Doch jetzt würde nichts mehr die beiden trennen können. Im Stillen hoffte Fins Vater, das seine Schwiegertochter weiterhin bei ihm Rat suchte. Außerdem, und das ließ ihn innerlich ein wenig lächeln, solange Riana Polizistin blieb, war er ihr Vorgesetzter.
 

Nur vage ahnend, was in dem jüngeren Dämon vor sich ging, lenkte Masao seinen Bruder ab. Der ältere Youkai setzte Toyo über die Geschehnisse in Kenntnis und im Anschluss berichtete dieser, wie er von den Nachforschungen Narakus über die wahre Identität der Agentin erfahren hatte. Aus diesem Grund waren er und sein Assistent jetzt hier.

Erleichtert, weil seine Schwiegertochter rechtzeitig die Flucht antreten konnte, betrachtete der Hundedämon mit den braunen Augen die Szene zwischen Vater und Tochter weiter. Leise äußerte er dann und akzeptierte die im Moment getroffene Wahl der Rothaarigen: "Die beiden haben so viel nachzuholen."

"Und jetzt ist die Zeit dazu", stimmte ihm der ältere Dämon zu und gab noch seine Absicht kund: "Ich werde mit Daisuke sprechen. Möglicherweise kann er mehr über die zukünftigen Vorhaben der Spinne erzählen."

"Dann widme ich mich dieser Kagura. Nur sie hatte Zugang zu deinem Büro, während Rianas Akte dort lag. Der Verrat wird ihr teuer zu stehen kommen." Da er den skeptischen Blick von Inu no Taisho bemerkte, versicherte er vorsichtshalber: "Keine Sorge, sie wird am Leben bleiben. Immerhin ist sie eine wichtige Zeugin und aussagen wird sie. Dafür sorge ich."
 

Entschlossen betrat Rianas Schwiegervater das Haus und überlegte, wohin die Windherrscherin gegangen sein könnte. Wenn sie nicht Izayoi Gesellschaft leistete, hielt sie sich oft in der Bibliothek auf oder in ihrem persönlichen Raum. Er beschloss zuerst Letzteres zu versuchen, als ihm der Zufall zu Hilfe kam.

Nichts ahnend stieg Kagura die Treppe herab und schlug den Weg zur Küche ein, da vermutlich Masaos Frau einen Wunsch geäußert hatte, dem sie nun nachkam. Der silberweißhaarige Dämon lauerte ihr in einem dunklen Winkel auf, schnellte vor und nahm sie in einen eisernen Griff.

Erschrocken wollte sich Narakus Spionin wehren, doch vergebens. Sobald Toyo rief: "Wachen!", wusste sie, wer der Angreifer war.

Da erschienen schon zwei vorher eingeweihte und absolut zuverlässige Hundedämonen, denen befohlen wurde: "Bringt die Gefangene in eine Zelle. Ich verhöre sie später."
 

Die helle Haut der Windherrscherin wurde noch einige Nuancen blasser und Angst breitete sich in ihrem Körper aus. Sie wollte einen Einwand erheben, fand keine Worte und ließ sich daher widerstandslos abführen.

Nur wenig später wurde sie in einen karg eingerichteten Fensterlosen Raum gestoßen und die Tür fiel anschließend mit einem lauten Knall ins Schloss. Sie erschauerte aufgrund der hier herrschenden Kälte. Außerdem roch es leicht muffig, da offenbar selten hier gelüftet wurde. Wie auch, wenn die unterirdisch liegenden Zellen kaum benutzt wurden.

Kagura wollte sich schon durch die Dunkelheit tasten, doch glücklicherweise flammte Licht auf, hell genug um sich zurechtzufinden. Mit abschätzigem Blick betrachtete sie den Tisch, den wacklig aussehenden Stuhl und das mit einer dünnen Matratze belegte Bett.

Sich keiner Schuld bewusst, entschied sie sich für den Stuhl, denn womöglich war die Auflage der Liegefläche schimmelig. Die Zeit reichte nicht, um ihr Vorhaben auszuführen.
 

Da Toyo ihr keine Ruhe gönnen wollte, tauchte er schon wenige Augenblicke später auf und brachte einen zweiten Stuhl mit. Er schloss ein Videogerät an, schaltete es ein und befahl dann mit kalter Stimme: "Setz dich!"

Mit verschränkten Armen blieb die Schwarzhaarige stehen und blickte ihren einstigen Geliebten trotzig an. "Was willst du?", fragte sie.

"Ich habe dich gewarnt", erinnerte Toyo und versteckte eine unterschwellige Drohung in dem Satz.

Leichte Gänsehaut bildete sich bei der ehemaligen Hure auf den Armen. Sie schaffte es trotzdem gleichgültig zu klingen, als sie fragte: "Wann tötest du mich?"

"Sobald das Verhör beendet ist", kam die Antwort.

Diesmal konnte sich die Youkai nicht beherrschen und atmete kurz nacheinander heftig ein und aus. Mit einer Mischung zwischen Zweifel und Hoffnung blickte sie Masaos Bruder an. Da dieser nicht darauf einging, sondern nur mit der Hand zum Stuhl zeigte, fasste sie Mut und fragte: "Was, wenn ich dir helfe?"

"Du hattest deine Chance und hast sie nicht genutzt", konterte ihr Gegenüber, denn sie nahm nun endlich Platz. "Meine Geduld ist ...", sprach Toyo weiter, wurde sofort unterbrochen.

"Mein Leben steht auf dem Spiel, falls ich dir helfe. Kannst du mich beschützen?", wollte Kagura wissen und fuhr heftig mit ihrer Hand über die raue Tischplatte. "Praktisch alle Angestellten hier im Haus kann einer von Narakus Handlangern sein."

"Je nachdem was deine Informationen taugen, werde ich sehen, was ich für dich tun kann. Notfalls bekommst du eine neue Identität. Also rede, weshalb hast du Lisha verraten!"

Die Schwarzhaarige schüttelte ihren Kopf und stritt ab: "Ich habe die Anwältin nicht verpetzt."

Kaum hatte sie den Satz ausgesprochen, erbleichte sie. Der betreffende Moment, der einzig mögliche, entstand vor ihren Augen und sie erinnerte sich an das kurzzeitige Interesse des Verbrecherlords. "Nein", flüsterte sie, "das war keine Absicht. Naraku konnte daraus keine Schlüsse ziehen."

Weil Toyo darauf beharrte, erzählte sie von dem Vorfall, beantwortete etliche Fragen und konnte so ihren Beitrag leisten, das Netzwerk der Spinne zu zerschlagen. Um weitere Punkte zu sammeln, fügte sie am Ende hinzu: "Er hat die Absicht Izayoi zu töten."

"Das wissen wir bereits", eröffnete der Hundedämon und erhob sich, ging einen Schritt auf sie zu.
 

Mit kalten Augen und unleserlicher Miene blickte er auf die Dämonin herab. Kein Mitgefühl, kein Gedanke an Gnade beherrschte ihn in diesem Moment. Für alles, was Riana auf ihrer Flucht durchgemacht hatte, wollte er Kagura zur Rechenschaft ziehen. Doch er gab sein Wort sie zu verschonen. Sobald Naraku gefasst war, vor Gericht stand, musste sie als Zeugin aussagen. Bis dahin war sie in seiner Gewalt und er konnte ihr die Hölle bereiten, denn womöglich war er der Einzige, der die Dämonin und ihre geheimsten Wünsche wirklich kannte.

Der Tod würde sie von all ihren Fesseln befreien und sie konnte endlich frei sein, indem sie zum Wind wurde. Entscheidend war nur, wie sie starb. Glücklich und sie wandelte als sanfte Brise durch die Gegend. Doch mit Zorn im Herzen konnte sie sich mit ihren Vorfahren verbünden und einen Sturm entfesseln. Dann würde sie sich an den lebenden Wesen mit geballter Kraft rächen. In seiner Macht stand es nun, zu entscheiden. Weil es noch einen Weg gab, schlug er diese Alternative ein.

Toyo bewegte sich, hob seine Hand und drehte sich auf dem Absatz um.
 

Kagura hielt ihren Kopf gesenkt, trotzdem sah sie, die Klauenhand auf sich zu kommen. Sie zitterte leicht, nahm sich aber vor, den Todeshieb mit Würde zu ertragen und schloss dabei ihre Augen.

Dieser erfolgte nie und daher richtete sie ihren Blick auf den Dämon. Erstaunlicherweise ging das männliche Wesen zur Tür und klopfte, worauf sein Leibwächter ihn hinausließ. Bevor Masaos Bruder den Eingang zur Zelle verschloss, um sie einzukerkern, erklärte er: "Du hast dir dein Leben erkauft, dennoch kann ich dich vorerst nicht freilassen. Der Bereich ist vermutlich der sicherste Ort auf dem ganzen Planeten, da ich der Einzige bin, der den Zugangscode kennt. Draußen warten zwei meiner besten Leibwächter. Weder von ihnen noch von mir droht dir Gefahr. Später, sobald Naraku unschädlich ist, werde ich über dein weiteres Schicksal entscheiden. Bis dahin genieße deine Zeit und denke daran, es hätte dich schlimmer treffen können!"

Dann fiel die Tür ihres Gefängnisses zum zweiten Mal an diesem Tag zu und sperrte die Geräusche von draußen aus. Kurz ängstigte sich die Windherrscherin, dachte daran, wenn Toyo sie vergaß, würde sie hier drin sterben und verrotten. Seine letzten Worte gaben ihr jedoch Hoffnung.

Dann lächelte Kagura. Es gab noch ein Geheimnis, welches sie weiterhin streng hütete. Um ihre missliche Lage zu verbessern, würde sie es bei gegebener Zeit einsetzen.
 

Toyo gab einige Anweisungen und betrat dann den Eingangsbereich im Erdgeschoss. Hier zögerte er, dachte nach und beobachtete die anderen Wesen im Freien. Nichts Verdächtiges fiel ihm auf, und weil er wusste, sein Bruder sprach noch mit dem Wolf, beschloss er, auf Masao im Arbeitszimmer zu warten, damit sie später ihre gesammelten Informationen austauschen konnten.

Er setzte den ersten Schritt, da wurde er aufgehalten.

Izayoi erschien oben an der Treppe, rief seinen Namen und die Dringlichkeit darin entging ihm nicht. Mit großen Sprüngen rannte er empor und fragte bei der Frau angekommen: "Was ist passiert?"

"Ich muss mit jemand reden, doch nicht hier. Masao ist ...", begann das menschliche Wesen.

"Beschäftigt und will nicht gestört werden", erklärte Toyo sofort, und drehte den Rollstuhl seiner Schwägerin um. Er schob ihn in das schalldichte Zimmer und wollte wissen: "Kannst du es mir mitteilen?"

"Dir vertraue ich. Inuyasha hat mich gerade angerufen. Kanna und er sind vor Naraku geflohen. In seinem Besitz befinden sich wichtige Unterlagen der Spinne."
 

Masao Bruder dachte nicht lange nach, sondern fasste einen Entschluss. Seine Neffe brauchte Hilfe und er würde nicht zögern. Es konnte auch eine Falle sein. Wenn, würde er sich lieber selbst opfern, anstatt den Älteren dort hineintappen zu lassen. Deswegen bat er um die Adresse, befahl Izayoi vorerst um Verschwiegenheit und eilte los. Im Freien winkte er einen jungen blonden Dämon zu sich heran und trat persönlich zu Kazuki und fragte: "Bist du abkömmlich?"

Masaos Leibwächter und Fahrer nickte, denn er hatte keine Anweisungen von seinem Herrn bekommen. Da er wusste, dieser wollte am heutigen Tag das Anwesen nicht mehr verlassen, hatte er Zeit zur freien Verfügung.

"Es geht um Inuyasha", hauchte Toyo dem Hund sehr leise zu und wandte sich an den zweiten Dämon. Dieser sollte ihnen folgen, wurde aber nicht eingeweiht. Masaos Bruder hielt es für besser, ein Geheimnis um das angestrebte Ziel zu machen.

Nur wenig später fuhren sie los.
 

Inuyasha hatte nach dem Gespräch mit seiner Mutter doch noch, in dem kleinen Hotel in der unscheinbaren Nebenstraße, wo sie standen, ein Zimmer genommen, bestellte für seine Stiefschwester etwas zu essen und ging dann wie ein gefangenes Tier unruhig im Raum umher. Die Zeit verging viel zu langsam für ihn, und sobald er am Fenster stand, in der Nähe ein Wagen hielt, zuckte er ein wenig zusammen.

Er war nicht ängstlich, sondern nervös und beneidete das weißhaarige Mädchen um ihre Ruhe.

Plötzlich klingelte sein Handy und er gab sich jede Mühe, nicht ran zu gehen, denn, laut eingestelltem Klingelton, handelte es sich bei dem Anrufer um Naraku. Ununterbrochen wiederholte sich das, in seinen Ohren, penetrante Schellen, bis er es nicht mehr aushielt. Er schnappte sich das Telefon, drückte die Taste und knurrte in den Hörer: "Was?"

"Inuyasha, wo bist du?", forderte die Spinne zu wissen.

"Unterwegs", speiste der Hanyou den Verbrecherlord ab und fügte noch geistesgegenwärtig hinzu. "Um sieben bin ich zurück."

"Gut", sagte Naraku und forderte: "Bei deiner Rückkehr erscheinst du in meinem Büro! Ich warte auf dich."

Danach wurde aufgelegt.

Inuyasha hatte ein ungutes Gefühl und starrte das Handy an. "Scheiße", murmelte er und nannte sich noch selbst 'Baka', denn ihm fiel mit Schrecken ein, jedes Telefon, welches die Familie Sato benutzte, hatte ein GPS-Ortungssystem.

Daraufhin baute er es auseinander, öffnete das Fenster und warf die Einzelteile in verschiedene Richtungen. Dann griff er sofort zu dem Aktenkoffer und forderte Kanna auf: "Los wir müssen hier weg!"

Das Mädchen gehorchte sofort und eilte mit ihm zur Tür.

Der Hanyou riss sie auf und prallte gegen einen silberweißhaarigen Hundedämon, der gerade klopfen wollte. Mit einem leichten Knurren wollte sich Izayois Kind auf das Hindernis stürzen, als er begriff, der vermeintliche Angreifer ähnelte, im Aussehen und Geruch, sehr seinem Vater.

"Onkel", begann Inuyasha hoffnungsvoll.

"Toyo, Misakis Vater", stellte sich Masaos Bruder vor und deutete danach auf das andere Wesen in seiner Begleitung: "Das ist Kazuki, unser Fahrer."

"Naraku weiß, wo wir sind", wies der Neffe hin und berichtete kurz von dem Anruf.

"Dann kommt", bat der Ältere und nickte dem Leibwächter zu. Dieser verstand sofort, den unausgesprochenen Befehl, ging voraus und beobachtete intensiv die Umgebung. Ohne aufgehalten zu werden, erreichten sie den Wagen und fuhren davon.

Dass sein Motorrad zurückblieb, bedauerte der Hanyou, hoffte jedoch von seinem richtigen Vater eine neue, bessere Maschine zu bekommen. Das war das Mindeste, wie er fand, nach allem, was er riskiert hatte.
 

Kapitel 33 - Narakus Miesere
 

Naraku kommt in Zugzwang.

Narakus Miesere

Achtung: Meine Hoffnungen sind zwar gering. Denoch ist es immer gut, wenn so viele wie möglich sich daran beteiligen. Deswegen helft mit, damit die restlichen Folgen ins deutsche Fernsehen kommen. Danke an alle! Benutzt einfach den Link und kopiert ihn euch!
 

https://www.openpetition.de/petition/online/wir-wollen-inuyasha-zurueck-2017
 

Yukiko  -  Das Schneekind
 

Kapitel 33 - Narakus Miesere
 

Die Spinne leitete persönlich Lishas Verfolgung und erfuhr dadurch jedes Detail, im Besonderen wurde er sofort über die Handlung seines Fahrers informiert. Ohne es zu wollen, schmerzte ihn Daisukes Verrat. Er hatte immer geglaubt, den Wolf auf seiner Seite zu wissen. Leider hatte er versäumt ihn auf die Probe zustellen, ihm genügten dessen Taten. Wenn er jetzt darüber nachdachte, tat der Leibwächter nie etwas Illegales, sondern hielt sich meistens im Bereich der Gesetze. Der Verbrecherlord fluchte leise. Mit ihm am Steuer des schnellen Sportwagens, der ein Geschenk von seinem Erzfeind an die Anwältin war, konnte es Lisha tatsächlich schaffen zu entfliehen, denn nie hatte Naraku einen besseren Fahrer gesehen. Sobald es abzusehen war, sie würde tatsächlich entkommen, kehrte er in sein Büro zurück. Hier erfuhr er von dem Eingreifen des Helikopters. Dass er seine eigene Maschine nicht benutzte, hatte einen Grund. Dummerweise musste bei ihm ein Teil ersetzt werden und deswegen war sie nicht einsatzfähig. Jetzt verwünschte er seine eigene Nachlässigkeit, denn er hatte die Reparatur viel zu lange aufgeschoben.
 

Naraku blieb am Fenster stehen, blickte hinaus in den Garten, sah aber dessen Schönheit nicht. Vor seinem geistigen Auge zogen seine ganzen Niederlagen vorüber und erschreckend stellte er etwas fest. Er hatte nichts mehr in der Hand, was ihm nützen konnte. Außer ...

Ruckartig drehte er sich um und ein grimmiges Lächeln legte sich auf seine Züge, denn da gab es noch zwei Dinge, nämlich seine Schutzbefohlenen. Jedes Wesen für sich war in seinen Augen Gold wert und er würde beide Trümpfe einsetzen. Da Kanna keine Gefahr darstellte, widmete er sich zuerst dem Hanyou. Entschlossen trat er in den Gang hinaus und rief nach seinem Stiefsohn: "Yasu, komm her!"

Nichts rührte sich im Haus und kein Gemurre erklang, obwohl Masaos Sohn anwesend sein musste. Deswegen schickte er einige seiner Untergebenen auf die Suche und es dauerte nicht lange bis einem auffiel, die Maschine des Hanyou fehlte.

Die Spinne vermutete daher, Yasu machte einen Ausflug und traf sich mit seinen Freunden. Sicherheitshalber ging er in die Zentrale seines Wachschutzes und befahl einem Angestellten: "Orte das Signal!"

Dann wählte er die Nummer seines Ziehsohnes. Bis dieser abhob, dauerte es eine Weile. Obwohl das Gespräch sehr kurz blieb, konnte der Dämon einen Standort ermitteln. Dorthin in diese Gegend schickte er seine Leute, unglücklicherweise zu spät. Wie man herausfand, waren die jungen Wesen ursprünglich dort, wurden aber kurz vorher abgeholt.
 

Diesmal konnte Naraku sich nicht beherrschen und er verwüstete sein Büro. Dabei warf er einen wertvollen robusten Gegenstand vom Tisch, den er gleich wieder aufhob. Da die Statuette direkt neben dem Bereich gelandet war, wo er seinen verborgenen Tresor hatte, wurde er stutzig und sah dort genauer hin. Er täuschte sich nicht, jemand hatte sich da zu schaffen gemacht. Obwohl der Safe wieder sorgfältig verschlossen wurde, entging es ihm nicht. Sofort öffnete er diesen, sah nach und bemerkte die Leere. Nichts hatte der Dieb zurückgelassen, nicht einmal einen kleinen Papierschnipsel.

Da niemand die Kombination kannte, war das beinahe unmöglich.

"Kanna", durchfuhr es die Spinne sieden heiß. Oft hatte das Mädchen im Raum gespielt, während er seinen Geschäften nachging. Sollte er das stille, beinahe emotionslose Wesen so unterschätzt haben? Was wusste das Kind, was davon konnte ihm gefährlich werden? Eigentlich alles, einschließlich der Geburtsurkunde des kleinen Mädchens. Diese bewies, dass er nicht Kannas Vater war. Doch das war nicht der Grund, weshalb er die Kleine wiederhaben wollte. Denn die wahre Herkunft des Kindes hätte ihm den Eintritt in ein Reich ermöglicht, das unabhängig von Inu no Taisho existierte. Die Schneedämonen hatten zwar einen Pakt mit den Hunden geschlossen, sich ihnen aber niemals unterworfen. Dort wäre er vor der menschlichen und dämonischen Gerichtsbarkeit in Sicherheit gewesen.

Er sah ein, er hatte verloren, denn Inuyasha würde bestimmt sofort zu seinem Vater laufen und alles berichten.
 

Naraku verließ seinen Arbeitsraum, ohne aufzuräumen, ging in sein Schlafzimmer und legte sich auf sein Bett. Während er an die Decke starrte, er seinen nächsten Zug austüftelte, kehrte das überlegene Lächeln, was ihm zu eigen war, wieder in sein Gesicht zurück.

Und wenn es das Letzte ist, was er tun würde, Masao würde bald schmerzlich erfahren, das man ihn nicht unterschätzen durfte. Falls sein Plan gelingt, er es dann lebend vom Gelände des Hundeclans schafft, dann nur mit Kanna an seiner Seite. Doch bis dahin musste er sich noch ein wenig gedulden. Erst in einigen Tagen bekam er seine Chance.

Entschlossen erhob er sich, ging zum Schrank und betrachtete die darin hängende Anziehsachen. Genau genommen es nur ein Kleidungsstück, ein dunkler Anzug mit einem eingestickten Schriftzug. Damit hatte er gute Karten.

Bis dahin musste er noch viel vorbereiten und als Erstes galt es alle verräterischen Spuren zu verwischen. Er musste vorerst untertauchen, denn er war sich sicher, Masao zögerte nicht und sorgte für einen Haftbefehl.

Sobald die Spinne mit seinem bisherigen Leben 'aufgeräumt' hatte, keine Spur in der Villa zurückblieb, die nur annähernd auf das Versteck der nächsten Tage deutete, rief er die Dämonen und Menschen zusammen, denen er noch vertrauen konnte. Alle anderen Angestellten schickte er ohne Erklärungen fort.
 

Dort, wo Narakus Ziel wohnte, löste sich einige Zeit vorher Riana aus den Armen ihres Vaters, trocknete verlegen ihre Tränen und murmelte eine kaum hörbare Entschuldigung. Dieser verstand nur ein Wort: 'Schwach.'

"Blödsinn", entgegnete dieser und lieferte gleich die Erklärung für sein Argument. "Du hast dich so lange verstellen müssen und es war sicherlich nicht leicht für Naraku zu arbeiten. Gleichzeitig deine Trauer zu verarbeiten und Mini Fin zu bekommen, ständig von ihm getrennt zu sein, da ist es nur menschlich."

"Ich bin aber auch zu einem kleinen Teil dämonisch und da sollte ich mehr Selbstbeherrschung zeigen", widersprach die Agentin und stutzte plötzlich. "Mini Fin?", fragte sie, "du hast mit meiner Mutter gesprochen?"

Die grünen Augen des halbdämonischen Fuchses blitzten, bevor er berichtete: "Nach einem alten dämonischen Brauch ist sie meine Gefährtin, obwohl sie es die ganzen Jahre nicht wahrhaben wollte. Um deinetwillen hat sie nun zugestimmt, offiziell meine Frau zu werden."

Was passierte, bis er die Zustimmung bekommen hatte, verschwieg er seiner Tochter wohlweislich, denn sie würde bestimmt nicht glauben, das die kühle, distanzierte Frau auch eine feurige Seite besaß. Diese zeigte sich besonders, wie es unter anderem Masao vor etlichen Jahren gespürt hatte, wenn es um das Wohl ihrer einzigen Tochter ging. Rianas Mutter hatte wütend reagiert, sobald er vor ihrer Tür auftauchte und ihn des Hauses verwiesen. Nachdem er sich sanft aber bestimmt Zugang verschafft hatte, begannen sie eine heftige Diskussion, die er einfach mit einem Kuss beendete. Sobald sich die Frau wieder fing, ging alles von vorn los. Das nachfolgende Gespräch begann sehr laut und endete überraschend in einer leidenschaftlichen Nacht im Schlafzimmer. Plötzlich waren sie sich beide einig diese intensive Nähe öfters genießen zu wollen.
 

Mit den Worten: "Mini Fin heißt richtig Ethan Tyrell", zerstörte jetzt die Rothaarige die Erinnerung ihres Vaters. "Toyo wählte die Namen aus und ich stimmte zu."

Aaron nickte und antwortete: "Ich sehe, wir beide haben viel zu bereden."

Bevor Riana darauf reagieren konnte, erklang eine andere Stimme: "Geht in den Park. Ich werde dafür sorgen, dass ihr am Pavillon ungestört seid."

Die Agentin bedankte sich bei Masao und wandte sich in die Richtung. Aaron war für sie ein Fremder und diesen Umstand wollte sie so schnell wie möglich korrigieren. Dennoch hatte sie noch eine Bitte an ihren Vorgesetzten: "Kann ich mit Daisuke sprechen."

"Später", versprach Inu no Taisho. "Vorher habe ich einige Fragen an ihn."

Daraufhin verschwanden die beiden rothaarigen Wesen unter den Bäumen und verpassten dadurch später Inuyashas Ankunft.
 

Masao sah ihnen kurz nach und ging dann in ein benachbartes Gebäude. Feuerfest, mit verstärkten Wänden und vergitterten Fenstern, zudem gut isoliert, eignete es sich durchaus als Gefängnis. Bis jetzt hatte jedoch noch niemand von diesen Eigenschaften Gebrauch gemacht, sondern es wurden hauptsächlich wertvolle Dinge hier gelagert. Dass er den Wolf hatte hierherbringen lassen, hatte einen anderen Grund. Mal abgesehen von dem komfortablen Aufenthaltsraum, konnte hier Daisuke, von den wachhabenden Hundedämonen, gut gegen Angriffe von außen geschützt werden. Außerdem wurde die einzige Gefängniszelle im Keller inzwischen von einem anderen Wesen belegt.

Nun trat Inu no Taisho in den Raum ein, wartete, bis die Wache gegangen war und die Tür sich geschlossen hatte. Dann musterte er den Wolf lange, bevor er die Frage stellte, die ihn am meisten interessierte.

"Wieso hast du Riana geholfen?"

"Manchmal, wenn Fin besonders liebevoll über seine Frau sprach, nannte er sie Ria", offenbarte Narakus ehemaliger Fahrer ein Detail, anstatt auf die Frage zu antworten.

Man sah es Masao nicht an, wie er innerlich auf diese Worte reagierte. Erst sein nächster Satz verdeutlichte, dass er eingeweiht war.

"Du bist also tatsächlich Fins Schläferagent. Laut meinem Neffen wissen nur zwei andere Dämonen und seine Gefährtin von diesem Kosenamen."

Daisuke schüttelte den Kopf und wagte zu sagen: "In diesem Punkt muss ich euch korrigieren. Ich bin kein Agent, sondern war Fins Leibwächter, sein Freund oder der Bruder, den er nie hatte. Als er starb, gab ich mein Wort dessen Gefährtin stets zu beschützen. So blieb mir keine andere Wahl. Dieses Versprechen hatte Vorrang vor meinen anderen beiden Aufgaben."

Neugierig geworden, hakte der silberweißhaarige Daiyoukai nach: "Die wären?"

"Euren Sohn und Kanna vor Unbill zu bewahren", antwortete der Wolf und erläuterte dann noch: "Die Familie von Kannas Mutter heuerte mich vor etlichen Jahren als Fahrer an. Ich diene seitdem den Schneedämonen. Narakus spätere Heirat mit Yukiko kam Fin sehr gelegen, denn so besaß er nun einen Vertrauten in dessen Organisation. Es dauerte jedoch einige Zeit, bis er sich selbst einschlich und dadurch Yasu enttarnte. Deswegen ordnete er an, den Hanyou fortzubringen, sobald die Spinne ihn als Bauer gegen euch Herr einsetzen will. Leider passierte dann dieser tragische Zwischenfall und Fins letzter Wunsch galt seiner Familie."
 

Einen Moment schwieg der ehemalige Polizeichef und blickte durch das vergitterte Fenster hinaus. "Mein Neffe hat nie die Dienste eines Leibwächter in Anspruch genommen", widerlegte er die Aussage des Wolfes. "Doch ich weiß um eure Freundschaft. Da du nun hier bist, wirst du uns helfen Naraku zu überführen oder sollte sich Fin in dir getäuscht haben?"

"Wir haben uns immer gegenseitig beschützt", ließ Daisuke verlauten, dachte gleichzeitig an den gegnerischen Überfall, wo Finley durch diese verflixte Kugel ums Leben kam. Dabei hatte er kläglich versagt und er hoffte, Toyo würde ihm seine Nachlässigkeit eines Tages verzeihen. Anderseits, da er selbst keinem Clan angehörte und sich auf die Schneedämonen berief, immer noch in ihren Diensten stand, wurde er durch deren Autonomität geschützt. In seinen Augen schuldete er es den Familien Taisho und Durand, einen ihrer größten Feinde zur Strecke zu bringen, sodass er alles berichtete, was er wusste.

Vieles war Masao bereits bekannt. Andere Informationen dienten der Ergänzung des bisherigen Wissens und manchmal wurden weitere Gräueltaten der Spinne aufgedeckt. Nicht alles ließ sich beweisen, aber es genügte, um den Haftbefehl ausstellen zu lassen. Nur haperte es später an der Vollstreckung.

Als die Beamten Narakus Villa stürmten, fehlte von ihm jede Spur. Nicht ein einziger Handlanger hielt sich noch dort auf und es wurden keine belastenden Unterlagen gefunden. Auf dem Kiesvorplatz, dort wo Lisha immer ihren Wagen geparkt hatte, schwelte ein großes Feuer. Berge von Akten fielen den Flammen zum Opfer und vernichteten so sämtliche Beweise.
 

Bevor es so weit war und nach dem Gespräch mit Daisuke trat Inu no Taisho wieder hinaus ins Freie. Seine Gedanken waren noch bei dem Wolf und dessen Bitte, in Rianas Nähe bleiben zu wollen. Er hatte weder zugestimmt, noch abgelehnt, denn er wusste, nicht ob er Fins Freund trauen konnte. Sicherlich hätten sie sich noch weiter unterhalten, aber da Masao den Vorplatz des Hauses durch das Fenster überblicken konnte, bekam er die Ankunft seiner Söhne mit.

Vorher, noch während Daisuke berichtete, erhielt der ehemalige Polizeichef eine Nachricht von seinem Bruder. 'Ich bin auf dem Rückweg. Inuyasha und Kanna sind entflohen und jetzt bei mir in Sicherheit.'

Er las sie und geduldete sich, bis der Wolf endete.

"Schneedämonen", äußerte der Hundedämon halblaut, jedoch mehr zu sich selbst. Er setzte nun an den Wolf gewandt fort: "Ich besitze die wichtigsten Informationen über diese Wesen, habe aber nie den Kontakt gesucht. Sie wollen in Ruhe in der Abgeschiedenheit des Nordens leben und haben ihre eigenen Gesetze. Bisher habe ich ihre Wünsche respektiert. Doch nun muss ich Kontakt aufnehmen, denn ...", er unterbrach sich und dachte nicht laut weiter, sondern im Stillen. Seine Gedanken schweiften zu Naraku. Wenn er das Gehörte mit der Spinne in Einklang brachte, erahnte er dessen Vorhaben. Schon deshalb musste er dem Verbrecherlord zuvorkommen.

"Wenn deine Aussage stimmt, habe ich kein Recht dich festzuhalten", sagte Masao danach zu dem Wolf und deute dann noch auf einiges hin: "Du bist verpflichtet, deinen Auftrag, Kanna betreffend, fortzuführen und ich werde dich nicht daran hindern. Hier auf dem Anwesen gelten jedoch meine Regeln und als mein Gast wirst du dich daran halten! Dem Mädchen und dir, euch beiden werde ich ein Quartier zuteilen, wo ihr bleibt, bis ihre Familie hier eingetroffen ist."

"Kanna?", begann Daisuke fragend, folgte dem Blick des dämonischen Herrn und begriff.

"Vorerst bleibst du hier!", befahl Inu no Taisho und fügte an, um zu verdeutlichen, das ihr Gespräch nur unterbrochen und keineswegs beendet war: "Den Rest erörtern wir später", und ging ohne ein weiteres Wort aus dem Raum. Es interessierte ihn, weshalb der Hanyou, entgegen seiner Aussage zu Lisha nun doch vor Naraku floh. Wenn er nicht gerade Daisukes Aussage zu Kannas wahrer Herkunft gehört hätte, würde er sich über die Anwesenheit des Mädchens wundern.
 

Kapitel 34 - Alles ändert sich?
 

Wie Inuyasha bald erkennt, sobald die unterschiedlichsten Familienmitglieder aufeinander treffen

Alles ändert sich?

Dieses Kapitel wird noch etwas ruhiger sein und familiär. Keine Sorge, noch ist die FF nicht vorbei. Da ich bereits Inu in anderen Geschichten (Mistelzweig & Flüche) mit seinem Vater konfrontiert habe, wählte ich diesmal eine etwas andere Vorgehensweise. Will mich nämlich nicht wiederholen.
 

Kapitel 34 - Alles ändert sich?
 

Sesshomaru, der den ganzen Tag im Auftrag seines Vaters unterwegs war, kam nach Hause und spürte sofort die unterschwellige Anspannung. Schon das aufmerksame Verhalten der Wachen am Tor verriet ihm, etwas musste passiert sein. Er erhoffte sich von seinem Erzeuger eine Erklärung. Sobald sein Fahrer den Motor ausschaltete, stieg er aus dem Auto und war im Begriff sich an einen Hundedämon zu wenden. Da hielt neben ihm Masaos Limousine, welche wohl das kleinere Tor, den Lieferanteneingang, auf der anderen Seite des Grundstücks benutzt haben musste.

In der Erwartung seinem Vater zu begegnen, wandte er sich der hinteren Tür zu. Kazuki stieg vorn aus, öffnete den hinteren Schlag und half einem weißhaarigen Mädchen aus dem Auto. Gleichzeitig sprang aus der anderen Tür ein weiteres Wesen.

Obwohl er dem Bruder nur einmal begegnete und der damals seine Perücke trug, erkannte er den Besitzer des silberweißhaarigen kurzgeschorenen Schopfes mit den beiden Hundeohren sofort.

"Inuyasha, was willst du hier?", rutschte ihm heraus, bevor er sich fing und seine Überraschung verbarg. Dennoch konnte er den Hauch von Abscheu in seinen Augen nicht ganz sein lassen. Er musterte den Jüngeren, versuchte ihn einzuschätzen und gelangte zu keinem Ergebnis, wenn man von der Unhöflichkeit des Hanyou absah.

Der Jüngere fuhr herum, kopierte fast die Handlung des Älteren mit seinen goldenen Augen und konterte in einem frechen Ton: "Keh, gewöhne dich an meinen Anblick."

Masaos erstgeborener Sohn schmälerte seine Augen und war nahe daran eine entsprechende Erwiderung zu geben. Da gab eine andere Person die Erklärung ab: "Dein Bruder hat beschlossen, zu uns überzusiedeln."

"Das Privileg, von mir Bruder genannt zu werden, muss sich der Hanyou erst verdienen", murmelte Sesshomaru nur für Inuyasha hörbar und bedachte ihn mit einem eisigen Blick. Danach wandte er sich seinem Onkel zu und nahm eine abwartende Haltung ein.

Toyo verstand die nie ausgesprochene Bitte, ihm wurde allerdings die Gelegenheit genommen die Umstände darzulegen, weil eine aufgebrachte Reaktion erfolgte. "Mich interessiert nur meine Mutter."

Leise und ein wenig tadelnd begann Rianas Schwiegervater den Neffen auf etwas hinzuweisen: "Hier im Anwesen leben mehrere Personen, nicht nur Izayoi. Du bekommst daher eine ganze Familie."
 

Den verdeckten Hinweis verstand der Hanyou nicht, denn er vermutete bei Sesshomaru generell Ablehnung seine Person betreffend, obwohl dieser es nicht offensichtlich zeigte. Doch seine feinen Sinne spürten die unterschwellige Abscheu des Älteren, wie er zu hören bekam.

Daher wollte er sofort klarstellen und ging auf diese Weise auf Distanz, damit er sich emotional schützen konnte: "Ich brauche keinen Bruder ..."

"Ich ebenso wenig", stimmte der Silberweißhaarige mit der Mondsichel auf der Stirn zu und unterbrach den Jüngeren mitten im Satz. Weil er sich bisher selten mit dem Gedanken auseinandergesetzt hatte, dass es außerhalb des Anwesens eine Person gab, die mit ihm verwandt war, lehnte er dessen Nähe jetzt ab. Ihm war es lieb, wenn der Hanyou wieder verschwinden würde. Deswegen erfolgte bei ihm die gleiche Reaktion. Erst danach realisierte Sesshomaru, das er sich an die neue Situation anpassen musste. Er dachte an seine strenge Erziehung und die Strafen, falls er Fehler beging. Sicherlich würde sein Vater Inuyasha gegenüber nicht weniger hart sein. Das freute ihn ein wenig und somit fand er etwas Gutes.

Ein wenig sprach ihm, der bisher als Yasu lebende, aus dem Herzen, als dieser seinen Satz fortsetzte: "..., denn ich bin die letzten 21 Jahre ohne ausgekommen."

Beide blickten sich an und waren sich komischerweise in diesem Punkt einig, weil sie ahnten, alles konnte sich ändern, besonders ihren Vater würden sie teilen müssen. Doch nur Sesshomaru kannte die Tatsachen, die auf den Hanyou zu kommen würde. Verantwortung, Aufgaben und er musste bei allen, was er unternahm, umsichtig agieren. Sesshomaru spielte mit dem Gedanken, es ihm darzulegen, als jemand anderes die Initiative ergriff.
 

Kanna hatte schweigend die Brüder gemustert und griff nun ein, indem sie den Halbdämon am Ärmel zupfte und so seine Aufmerksamkeit gewann. Da sagte sie zu ihm: "Du benimmst dich respektlos", und drehte sich dann Sesshomaru zu, verbeugte sich und stellte sich selbst vor: "Taisho-sama, ich bin Kanna, praktisch Inuyashas Stiefschwester."

Der Hundedämon nickte ihr zu, fragte seinen Onkel und hoffte es auf ihn abschieben zu können: "Du kümmerst dich um alles?"

Toyo durchschaute ihn, bejahte und teilte noch mit, um den Neuankömmling in ein gutes Licht zu rücken: "Nachdem ich Masao unterrichtet habe, denn Inuyasha hat uns weit wertvollere Informationen geliefert, als er glaubt", wobei er auf die Tasche mit den Unterlagen deutete. Dann berichtete er über den Vorfall mit Lisha, ihre Flucht und weshalb der Hanyou ebenfalls floh.
 

Kurz danach wollte sich Sesshomaru entfernen, als sein Name fiel. Der Halbdämon hatte ihn ausgesprochen und verdeutlichte noch einmal: "Zwangsläufig werde ich eine Weile hier ausharren müssen. Allerdings lasse ich mich nicht wie Dreck behandeln und mir Vorschriften machen."

Davon hatte er nämlich genug, besonders in den letzten Jahren hatte Naraku streng darauf geachtet, dass er sich an dessen Regeln hielt. Aus diesem Grund und weil er nun mit 21 Jahren als Erwachsener galt, wollte er endlich sein Leben selbst bestimmen. In diesen Zusammenhang dachte er sogar daran, mit Kagome zusammen, sich eine eigene Wohnung zu suchen.

Diesbezüglich erhielt er einen Dämpfer.

Mit dem festen Willen Lisha, oder wie sie jetzt wieder genannt werden wollte, Riana, aufzusuchen, hielt der Silberweißhaarige mit der Mondsichel auf der Stirn an und erklärte, ohne sich dem Jüngeren zuzuwenden: "Du bist Teil dieser Familie, also verhalte dich dementsprechend, wie ein Mitglied! Halte dich an die Rangfolge und erweise den höhergestellten Respekt! Dann werde ich deine Anwesenheit akzeptieren."
 

"Keh", wollte Inuyasha kontern und setzte an, dem Älteren seine Pläne darzulegen. Was immer er sagen wollte, er konnte den Satz nie vollenden, denn sein Vater tauchte auf und offenbarte eine Neuigkeit. "Wie immer ihr beide zueinander stehen wollt, gewöhnt euch an den Gedanken bald ein weiteres Geschwisterchen zu haben."

"Dann hat mich meine Ahnung nicht betrogen. Gratuliere", wandte sich Toyo an seinen älteren Bruder und ignorierte seine beiden Neffen, die sich gerade wieder ansahen und vermutlich beinahe aufgestöhnt hätten, jeder aus anderen Gründen. Ein Bruder reichte ihnen jedoch und so hofften sie gleichzeitig im Stillen, wenn sie schon nicht mitreden durften, auf eine Schwester. Glücklicherweise beherrschten sie sich und behielten ihre Meinung diesbezüglich für sich. Außerdem berichtete ihr Vater kurz von einigen der soeben erhaltenen Informationen, verschwieg jedoch Kannas wahre Herkunft. Das wollte er mit seinem Bruder unter vier Augen erörtern.

"Wir reden später!", warnte er Toyo schon vor: "Jetzt werde ich Izayoi über die Neuigkeiten in Kenntnis setzen. Bringe Inuyasha in ein paar Minuten in den Wohnbereich!"
 

Während Masao sich dem Haus zuwandte und Sesshomaru in Richtung des Pavillons davonging, und ließen sie einen leicht verwirrten Inuyasha zurück. Das Willkommen von seinem Vater hatte er sich anders vorgestellt. Dann gab es noch einen Punkt. "Rangfolge", murmelte er und erhielt sofort eine nähere Erläuterung.

"Du bist der Sohn des höchsten Wesens und daher bestimmten Regeln unterworfen. Doch ich bin mir sicher, dein Vater räumt dir eine gewisse Zeit ein, dich an alles zu gewöhnen."

"Will er mich überhaupt hier haben?", lautete die nächste Frage des Hanyou.

Toyo, der seinem Bruder nachsah, konnte die Zweifel seines Neffen verstehen. Doch er kannte Masao recht gut und erklärte: "Was du ihm bedeutest, kann er in der Öffentlichkeit nicht so zeigen, wie er es gern will. Für seine Feinde bist du jetzt ein weiteres potenzielles Ziel und damit eine Schwachstelle. Daher resultieren die Regeln. Außerdem erdrücken ihn gerade große Sorgen und er muss sich um vieles kümmern. Diese Angelegenheiten sind sehr wichtig und haben Vorrang. Dennoch hat er sich sehr gefreut. Woher ich das weis? Er bereitet deine Mutter, seine Gefährtin auf deine Ankunft vor. Wie du sicher gehört hast, besitzt sie ein schwaches Herz und die Aufregung um dein Erscheinen könnte ihr schaden. Von dem Baby, welches sie erwartet, nicht zu reden."

"Ich verstehe", gab Inuyasha zu und nahm sich vor seinen Eltern, besonders seiner Mutter, keine Schwierigkeiten zu bereiten. Sesshomaru war eine andere Sache. Dem konnte er das Leben schwer machen, so fern es ihm ungestraft möglich sein würde.

"Komm", forderte der Hundedämon die beiden jungen Ankömmlinge auf. "Ich führe euch herum und zeige euch alles, bis dein Vater das Zeichen gibt!"

Seinen Worten folgten zugleich Taten. Kanna und der Hanyou waren beeindruckt. Komischerweise hatten sie beide das Gefühl sich hier in dem Anwesen wesentlich wohler fühlen zu können, denn die Freundlichkeit des Personals ließ nicht zu wünschen übrig. Man akzeptierte sie sofort als neuen Teil der Familie, jeder verhielt sich höflich und besonders die Menschen schenkten ihnen ihr Lächeln. So behandelt zu werden, hatten sie bei Narakus Angestellten nie erlebt.

Nur wenig später durfte der Hanyou dann seine Mutter in die Arme schließen. Bei ihrem Anblick, die offene Freude in ihrem Gesicht, vergaß Inuyasha, was alles in seinen Augen Negatives in Zukunft auf ihn zukam. Jetzt zählte nur noch, endlich bei seinen wahren Eltern zu sein.
 

Dass es Riana im Moment ähnlich erging, hätte der ehemalige Yasu nie für möglich gehalten. Sie saß mit ihrem Vater im Pavillon und lauschte seinen Worten. Aron berichtete über seine Herkunft, den französischen Clan der Füchse und von seinem Vater. Er verdeutlichte auch, welche Pflichten die junge Frau erwarten könnten. Daher überkam die Polizistin ein unbehagliches Gefühl. Die Dinge, die von ihr erwartet wurden, gefielen ihr überhaupt nicht.

Als Sesshomaru in der Nähe des Gesprächsortes eintraf, sich ihm ein Hundedämon in den Weg stellte, hörte der Ankömmling noch: "Dein Großvater ist ein Wesen, das Änderungen offen gegenübersteht, solange sie seinem Ansehen nicht schaden. Dennoch hegt er manchmal eine konservative Meinung. Ich habe den Verdacht, dass er sich bereits mit dem Vorteil deiner Existenz und deinem Verhältnis zu der Familie Taisho auseinandersetzt. Womöglich plant er sogar deine Heirat mit einem hochrangigen Fuchsdämon."

"Meiner was?", entfuhr es der Agentin und sie erläuterte: "Ich habe nicht vor erneut den Bund einzugehen. Wenn dann nur mit jemand der Ethan akzeptiert und dem ich zugetan bin."

"Der Clan der Füchse hat seine Berechtigung an dir verloren, als du in Toyos Familie eingeheiratet hast", erklang die Stimme des silberweißhaarigen Youkai in der Ferne. Gern würde er näher treten doch den Befehl seines Vaters durfte er nicht umgehen. So blieb ihm nur die Möglichkeit Rianas Aufmerksamkeit zu erwecken und ihre Erlaubnis einzuholen.

"Stimmt", sagte die rothaarige Polizistin. "Fins Vater hat mich wie eine Tochter aufgenommen und ihn Japan ist es nun mal so üblich." Was sie nicht aussprach, würde ihr Schwiegervater ihre eigenen Wünsche respektieren und ihr die Freiheit selbst zu entscheiden, einräumen oder richtete er sich in bestimmten Angelegenheiten nach dämonischem Recht.

Plötzlich mit zwei Familien konfrontiert zu werden, machte die Sache kompliziert, und wenn sie noch ihre Herkunft betrachtete, sie das Privileg besaß sich Gräfin Roussillon zu nennen, kam große Verantwortung auf sie zu. Konnte sie da wirklich auf ihre Freiheit pochen. Hatte sie eine Wahl? Es sei denn, sie verzichtete auf den Titel, so wie einst ihre menschliche Großmutter.

"In dieser Beziehung ist das letzte Wort noch nicht gesprochen", äußerte die junge Frau, entschlossen sich in keiner Weise bevormunden zu lassen.

"Das war zu erwarten. In dem Punkt ist sie ihrer Mutter sehr ähnlich", schmunzelte Aron leise. Dann wurde er ernst, erhob sich und ging zwei Schritte auf Masaos Sohn zu.
 

"Es ist mein Wunsch, mit Lisha", hier machte Sesshomaru eine kurze Pause und berichtigte sich, "Riana zu sprechen. Allein!", erklärte er und forderte mit Nachdruck, dabei sah er seine Geliebte an.

Der Fuchshanyou war es gewöhnt, das Dämonen ihn abschätzig behandeln und nicht beachten. Wenn es nicht um sein eigenes Fleisch und Blut gehen würde, hätte er den Neuankömmling womöglich gewähren lassen. Doch er reagierte instinktiv, suchte die Aufmerksamkeit Sesshomarus, indem er sich ihm entgegenstellte und die Sicht auf das weibliche Wesen verwehrte.

Beide Wesen musterten sich daher und Aron war nicht gewillt, sich vor dem Hundedämon zu verbeugen oder den Platz zu räumen, als sich dessen Augen schmälerten und die dämonische Energie des Hundes anstieg. Dazu war er viel zu stolz. Doch er dachte daran, wen er vor sich hatte. Nicht nur Masaos Sohn und dessen Erben, sondern den zukünftigen Inu no Taisho. Selbst seinen adligen Rang konnte er nicht ausspielen, denn Sesshomaru stammte aus fürstlicher Familie, was mehr wog.

"Kind?", überließ er es seiner Tochter, denn er ahnte, sie war nicht abgeneigt. Da hatte es ein bestimmtes Leuchten gegeben, was er richtig deutete.
 

Die Agentin beobachtete das Gebaren der beiden Wesen, die ihr viel bedeuteten, ohne ihre Sorge zu zeigen. Ihr Vater wollte sie beschützen, ohne es in Worte auszudrücken, das spürte sie genau.

"Es ist in Ordnung", sagte sie und fügte hinzu: "Sesshomaru wird es nie aussprechen aber er möchte wissen, ob es mir, nach dem Erlebten, gut geht."

Der Hundedämon konnte nun an Aron vorbei einen Blick auf Riana werfen, der jedoch Kälte beinhaltete und eine Warnung. Vermutlich sollte sie über ihr Verhältnis schweigen. Ihr Vater erklärte: "Meine Tochter ist wohlauf und unversehrt."

Die Agentin erhob sich, legte ihre Hand auf den Arm ihres Vaters und bat: "Wir können unser Gespräch später fortsetzen. Uns beiden bleibt dazu viel Zeit. Jetzt würde ich gern mit Sesshomaru einen Spaziergang durch den Park unternehmen."

Aron schaute Masaos Sohn an und dann zu seiner Tochter. Da traf ihn die Erkenntnis.

"Ihr beide habt ein heimliches Verhältnis", schlussfolgerte der rothaarige Hanyou und fand in den Augen von Riana seine Bestätigung, da sie ihre Emotionen weniger unter Kontrolle hatte. Deswegen fügte er warnend in einem eisigen Ton an: "Wenn du mein Kind verletzt oder ihr das Herz brichst, hilft dir weder dein Vater noch deine Stellung!"

"Niemals", antwortete Narakus ehemalige Anwältin anstatt ihres Geliebten, schenkte ihren Vater noch einmal ein Lächeln und ging dann einige Schritte fort.

"Gefühle sind unwichtig. Wir beide haben eine Abmachung", offenbarte Sesshomaru und folgte der jungen Frau. Er ließ einen irritierten Hanyou zurück, der sich vornahm, diesbezüglich noch einmal mit seinem Kind darüber zu sprechen. Allerdings würde er das Geheimnis der beiden Geliebten für sich behalten.
 

"Inuyasha hat dir zur Flucht verholfen?", wollte der Youkai mit der Mondsichel wissen, sobald sie in einem abgelegenen Bereich im Park anlangten und Riana bestätigte das. Danach erzählte sie den ganzen Vorfall aus ihrer Sicht, inklusive der Anteile, die der Hanyou und Daisuke hatten.

Kaum endete sie, griff Sesshomaru blitzschnell ihren Arm und zog sie in ein Gebüsch. Die Zweige waren so gewachsen, dass es wie ein natürlicher Baldachin wirkte. Verborgen wagte er es, Riana in die Arme zu nehmen und sie zu küssen.

"Du wirst vermutlich nicht in das Gästehaus zurückkehren?", stellte er danach eine Vermutung an.

Die Rothaarige schüttelte ihren Kopf und erwiderte: "Das ist zu gefährlich. Dennoch wäre es gut, wenn jemand hinfährt und mir einige Sachen von dort besorgt."

Mit dem Versprechen sich darum zu kümmern, die Verheißung sich später in der Nacht zu sehen und nachdem sie einem weiteren Kuss geteilt hatten, trennten sie sich wieder.

Nachdenklich schlenderte die Agentin, der ein Hundedämon in einem größeren Abstand folgte, zum Haus, wo sie dann das Versäumte erfuhr. "Typisch Sesshomaru", murmelte sie, weil der Dämon vergaß, von Inuyashas Ankunft zu berichten.

Kurz darauf konnte sie mit dem Hanyou selbst sprechen und erfuhr dessen Beweggründe. Später wurde sie von Misaki in Beschlag genommen, die ebenso froh darüber war, dass ihre Wahlschwester ihre Flucht unversehrt überstanden hatte.
 

Masao hatte seine Gefährtin eingeweiht und sich dann um Narakus Verhaftung gekümmert. Von dessen Flucht war er nicht angetan, musste sie aber zwangsläufig akzeptieren. Sobald die Fandung eingeleitet war, sprach er mit seinem Bruder über alle gewonnenen Erkenntnisse und welche Maßnahmen sie ergreifen mussten.

Obwohl sich die Dinge zugespitzt hatten, kamen sie überein, das offizielle Dämonentreffen nicht mehr abzusagen. Sie verstärkten jedoch die Sicherheitsmaßnahmen.

Danach blieb der ehemalige Polizeichef allein und wartete.
 

Es war bereits Mitternacht, als man seinen Besuch ankündigte. Das Wesen wurde sofort in sein Arbeitszimmer geführt und von ihm begrüßt.

"Nimrod, du bist persönlich gekommen?"

Der schlanke menschenähnliche Drachenprinz neigte ein wenig seinen Kopf und erklärte: "Ihr nehmt nur sehr selten unsere Dienste in Anspruch und aufgrund des beabsichtigten Zieles, nehme ich an, es handelt sich um brisante Informationen. So etwas überlasse ich keinem Untergebenen. Außerdem bin ich beinahe der Einzige, der den Aufenthaltsort der Schneedämonen kennt. Ihre Behausungen zu finden, ist fast unmöglich."

Mit leichter Bewunderung betrachtete Masao das Wesen. Nimrod sah man seine Zugehörigkeit nicht an. Nur seine außergewöhnliche feuerrote Haarfarbe und dessen leuchtend smaragdgrüne Augen deuteten auf eine nichtmenschliche Herkunft. Es handelte sich bei ihm, in der wahren Gestalt, um einen Feuer speienden Drachen mit Flügeln, ausdauernd und schnell. Trotz das sie selten größer als drei Meter wurden, galten sie vor allem durch ihre Attacken und den Krallen als gefährliche Krieger.

Obwohl sie über große Macht verfügten, oft magisch begabt, verhielten sie sich meistens friedlich, mischten sich selten in Konflikte ein. Wenn sie jemand dienten, beschränkten sie sich darauf, als Reittiere oder Boten zu agieren, waren aber dem Wesen gegenüber immer loyal.

Eigenschaften die Inu no Taisho an dieser Drachenart schätzte. Deswegen pflegte er über die Jahrhunderte hinweg eine tiefe Freundschaft zu der Familie.

Kurz unterhielten sie sich nun über allgemeine Dinge, die Familie und den Clan betreffend, bis Masao sein eigentliches Anliegen vorbrachte.

"Meine Botschaft ist persönlich. Zum einem wünsche ich, das du dem Herrn der Schneedämonen Ryo eine Einladung überbringst und ihm ermöglicht auf schnellsten Weg hierherzukommen. Des Weiteren teile ihm folgende Nachricht mit: 'Eure Enkeltochter befindet sich in meiner Obhut. Solltet ihr die Umstände ihrer Existenz erfahren wollen, dürft ihr den Kontakt nicht scheuen.'"

Nimrod hörte aufmerksam zu und verriet mit keiner Geste, wie ihn die Neuigkeiten überraschten. Er bereute es nicht, sich persönlich herbemüht zu haben. Diese Nachricht wird sicher bei den Schneewesen wie eine Bombe einschlagen, denn seit dem frühen Ableben seines Sohnes gab es angeblich keine weiteren Erben.

Der Drache nahm die kunstvoll gestaltete Karte in Empfang, teilte noch mit, wen er sich als Begleitung erwählte und brach dann sofort auf.
 

Kapitel 35 - Mit der Vergangenheit konfrontiert
 

Kanna lernt ihren Großvater kennen und Riana trifft ihren Nemises

Mit der Vergangenheit konfrontiert

Am 12. Oktober hatte ich Urlaub und habe den ganzen Nachmittag geschrieben und mich nur unterbrochen um ein Update bei Spinnenkuss durchzuführen. Zum Glück habe ich das noch geschafft, bevor mein Speicherstick aufgab. Bei undercover ging es dann daneben. Pech. Fiel mir schwer den Text zu rekonstruieren, sodass einiges ein wenig anders geworden ist. Schade das man manchmal kein fotografisches Gedächtnis besitzt.
 

Kapitel 35 - Mit der Vergangenheit konfrontiert
 

Da ihre Flucht und die nachfolgende Aufregung doch nicht ganz so spurlos an ihr vorüberging, entschied sich Riana später anders und sagte ihre heimliche Zusammenkunft mit Sesshomaru ab. Zwar unterhielt sie sich am späteren Nachmittag noch lange mit Misaki, ging aber früh schlafen, da sie leichte Kopfschmerzen verspürte.

Mitten in der Nacht hatte sie Durst, stand auf und wollte hinunter in die Küche gehen, in der Hoffnung etwas zu finden. Dazu zog sie sich einen blickdichten Morgenmantel über und verließ ihr Zimmer im ersten Stock. Ärgerlicherweise stand sie dann vor einem Problem, nicht ahnend wie jemand in ihrer Nähe, ihre Situation ausnutzen würde.
 

Nach seinem Gespräch mit Nimrod erledigte Masao noch einige Sachen und war gerade im Begriff sich zu seiner Gefährtin zu begeben. Während er die Treppen emporstieg, klapperte eine Tür. Kurz danach hörte der Youkai die tapsenden, unsicheren Schritte eines Wesens. Deutlich vernahm er Rianas Gemurmel über zu wenig Licht und das wohl nur Dämonen keine Lichtschalter bräuchten.

Beinahe lautlos bewegte sich Inu no Taisho, die restlichen Stufen nach oben, blieb stehen und schmunzelte innerlich, als er erneut ein Fluch von der rothaarigen Frau erklang. Inu no Taisho stand nämlich direkt neben einem Schalter. Eine kurze Bewegung genügte, um ihn zu erreichen. Doch weshalb er es nicht tat, sondern wartete, bis die Polizistin in seine unmittelbare Nähe kam, verstand er in dem Moment selbst nicht. Es gab da eine kleine schelmische Stimme in ihm, die ihm befahl, die Situation zu seinem Vorteil auszunutzen.

Da trat Rina um die Ecke und lief ihm genau in die Arme. Masao packte sie bei ihren Hüften, zog sie näher und hauchte ihr einen zarten Kuss auf den Mund, ohne ihn zu vertiefen.
 

Die Agentin erschrak erst, doch dann wollte sie die Geste erwidern, kam nur nicht mehr dazu. Denn so schnell, wie die Klauenhände sie gepackt hatten, wurde sie schon wieder losgelassen. Etwas enttäuscht hatte sie dennoch Verständnis, das es nicht zu mehr kam, denn sie wusste durchaus, wem sie gegenüberstand. Deswegen flüsterte sie noch immer etwas überrascht dessen Namen: "Masao."

Der Enttarnte ließ das Licht aufflammen und fragte: "Woher wusstest du, dass ich nicht Sesshomaru bin?"

Riana lächelte und erklärte: "Dein Sohn küsst anders und ein wenig weicht dein Geruch von seinem ab. Trotz meiner überwiegend menschlichen Sinne kann ich den Unterschied riechen."
 

"Ich verstehe", gab der ehemalige Polizeichef zu. "Es war nicht angebracht, doch auf diesem Weg möchte ich offiziell unsere angebliche Affäre beenden."

Mit einem leichten Blitzen in ihren Augen antwortete die rothaarige Agentin: "Mich endlich nicht länger verstellen zu müssen ist eine große Erleichterung. Obwohl ich zugeben muss, mir hat dieses Spiel zwischen uns beiden sehr gefallen."

Der Dämon betrachtete sie einen Moment nachdenklich und sie hatte den Eindruck, in den goldenen Augen flackerte ein wenig Bedauern auf. Doch die Reflexion der Lampe darin konnte sie auch getäuscht haben. Da murmelte er wie zur Bestätigung: "Mir auch. Doch deswegen möchte ich nicht mit dir sprechen. Es gibt Wichtigeres. Setzen wir uns in das Zimmer!", damit deutete er in eine bestimmte Richtung.

Die Polizistin nickte und wurde etwas neugierig. Sie erbat sich einen kurzen Moment: "Sobald ich mir ein Getränk geholt habe, treffen wir uns dort", und eilte davon.

Ihre Rückkehr ließ nicht lange auf sich warten. Dann nahm sie Platz und schaute ihren ehemaligen Vorgesetzten erwartungsvoll an.
 

Der Hundedämon mit den silberweißen Haaren zögerte einen Augenblick, legte sich die Worte zurecht und begann dann: "Es gibt da eine Angelegenheit, die wir beide in den letzten Monaten außer Acht gelassen haben. Weil ich dich nicht von deiner Arbeit ablenken wollte, habe ich nicht auf eine zügige Erledigung gedrängt. Doch bei dem bald stattfindenden dämonischen Treffen wird eine Begegnung nicht zu vermeiden sein, da General Miki auf mein Verlangen, mit seinem Sohn Minoru erscheinen wird."

Hier unterbrach er sich, musterte das Gesicht der Agentin, erhielt aber keine Antwort, da sie ihre Gefühle erstaunlich gut im Griff hatte.

"Früher oder später muss ich mich ihm stellen", sagte sie dann relativ ruhig, obwohl sie kurz vor einem Panikanfall stand.

"Riana", nannte Masao sie beim Namen, ergriff ihre Hand und versprach einfach: "Misaki wird dir zur Seite stehen, wenn wir die Sache von damals aufklären."
 

Die junge Frau erwiderte die Geste, indem sie die Klauenhand festdrückte. Dann schloss sie ihre Augen, holte tief Luft und sammelte sich. Weil sie danach in die besorgten goldenen Augen Masaos schaute, erklärte sie: "Ich werde das schaffen. Immerhin wird nicht nur deine Nichte anwesend sein. Wie ich Toyo kenne, weicht er bei diesem Treffen keinen Schritt von meiner Seite. Mein Vater unterscheidet sich bestimmt in keinem Punkt von ihm und wird auch da sein."

"Misaki und du, ihr beide sollt den Dämon nur als Täter identifizieren. Dabei sorge ich für genügend Abstand", versprach Inu no Taisho und riet dann: "Jetzt ruhe dich aus!"

Damit erhob er sich, Riana folgte ihm und gemeinsam verließen sie den Raum.

Während Masao zur Treppe eilte, um in den zweiten Stock zu seiner Gefährtin zu gehen und daran dachte, dass er versäumt hatte, die junge Frau nach ihren zukünftigen Vorhaben, ihren Job betreffend, zu fragen, blieb die Polizistin unschlüssig an der Tür zum Gästezimmer stehen. Die Gedanken an ihre Vergangenheit wühlten sie innerlich auf und sie verspürte den Wunsch, nicht allein zu sein. Sie könnte zu ihrem Vater gehen oder zu Toyo, entschied sich dann für ein anders Wesen.
 

Deswegen holte sie sich eine kleine Taschenlampe aus ihrem Zimmer, denn sie hatte in der Aufregung vergessen, vorhin nach den Standorten der Lichtschalter Ausschau zu halten. Dies nahm sie sich vor, würde sie am anderen Tag als Erstes nachholen. Wer wusste schon, welchem Wesen sie als Nächstes in die Arme laufen konnte. Womöglich einem von Narakus verdeckten Spionen.

Dann hatte sie Sesshomarus Tür erreicht, öffnete sie, verdrängte ihre Gedanken und schlüpfte durch den Spalt hinein. Nur kurz sah sie sich ihm Raum um, orientierte sich und strebte dann dem Bett zu, wohl wissend, dass der Inhaber der Räumlichkeit sie genau beobachtete.

Obwohl kein Licht brannte, konnte Riana ihn relativ deutlich sehen, da sich seine Silhouette an der offen stehenden Balkontür im Mondlicht gut abzeichnete. Mit den Worten: "Du wirst die nächsten Stunden meine Anwesenheit ertragen müssen", entledigte sie sich ihres Morgenmantels und kroch unter die Bettdecke.

"Weshalb sollte ich?", wurde sie gefragt, gab jedoch keine Antwort.
 

Sesshomaru traf es, wieder erwarten, dass Riana das nächtliche Treffen absagte, denn er hatte erwartet, dass sie bei ihm Geborgenheit suchte. Er vermutete, dass die Anwesenheit ihres Vaters sie davon abhielt.

Um so überraschter war er nun, als seine Tür ging und die Rothaarige hereinschlich. Deswegen rührte er sich nicht von der Stelle, ließ sie gewähren, musterte sie nur mit einer leicht erhobenen Augenbraue.

Sofort bemerkte er, etwas stimmte nicht. Sie verbarg es geschickt, dennoch spürte er ihre Unruhe. Da sie nun keine Erklärung abgeben wollte, drehte er sich einfach um und richtete seinen Blick auf eine Stelle im nächtlichen Garten.

Es dauerte keine zwei Minuten, bis sie bat: "Legst du dich zu mir oder hast du vor unsere Liaison zu beenden?"

"Fällt mir nicht ein", rutschte ihm ohne nachzudenken heraus, beides meinend.

Obwohl er seinen Platz nicht verließ, richtete er seine Aufmerksamkeit nun wieder auf das weibliche Wesen, sah ihren flehenden Blick. Plötzlich hatte er eine Eingebung. Das Dämonentreffen und General Mikis Sohn. Für seine nächste Handlung war jedoch nicht das kommende Treffen verantwortlich, sondern Rianas Anwesenheit. Wenn das der Grund war, suchte sie auf ihre Art Schutz vor den erwarteten Albträumen bei ihm und nicht bei seinem Onkel oder ihrem Vater.

Riana fühlte sich bei ihm sicher und vertraute darauf, dass er sie ablenkte. Da es in seinem Sinn war, sollte sie ihren Willen bekommen. Wer wusste schon, wie lange er noch in den Genuss kam, denn jederzeit konnte sie nach Paris zurückgehen. Außerdem gab ihm Arons Vermutung zu denken und daher grübelte er schon die halbe Nacht darüber nach. Was konnte er tun, damit seine Geliebte nicht zum Spielball um Macht wurde und vor allem, wollte er das überhaupt verhindern. Wo war sein eigener Nutzen?

Das Auftauchen der jungen Frau lenkte ihn nun ab. Da er bis jetzt keine Lösung fand, schob er das leidliche Thema beiseite. Sesshomaru verließ den Balkon, schloss die Tür und entkleidete sich. Danach schlüpfte er zu der Rothaarigen unter die Decke, berührte sie mit seinen Fingern und bekam zu hören: "Du bist eiskalt. Wie lange hast du dort draußen gestanden?"

"Die ganze Nacht", antworte der Dämon und setzte sein tun fort.
 

Erschöpft und völlig zufrieden schlief die junge Frau danach ein, sodass sie später von der nächtlichen Aufregung nichts mitbekam. Erst am frühen Morgen erwachte sie wieder in ihrem Bett, murmelte den Namen ihres Liebhabers und merkte das die dem Fenster zugewandte Seite leer war. Überrascht setzte sie sich auf, blickte im Raum umher und starrte dann ihren Vater an. Sofort bekam sie eine Erklärung.

"Toyo hat mich gebeten bei dir zu bleiben, da er offenbar befürchtete, du leidest an Albträumen."

"Toyo?", murmelte Riana leise und schüttelte dann leicht ihren Kopf. Erst im nächsten Moment wurde sie vor Verlegenheit rot. Aron roch bestimmt, was sie in der Nacht getan hatte. Sie wollte aber alles wissen, denn es gab sicherlich einen Grund, weshalb Sesshomaru sie in ihr Zimmer zurückgebracht hatte.

"Weshalb?", fragte sie nur und ihr Vater verstand.

"Dieser Naraku wurde am Higurashi Schrein gesichtet. Da Masao nicht gestört werden wollte, hat man seinen Sohn benachrichtigt. Er ist sofort aufgebrochen und leitet die Suche."
 

Nachdenklich drehte sich die Agentin etwas, schaute zum Fenster und war froh, das sie Sicherheitsmaßnahmen Kagomes Familie betreffend, getroffen hatten. Längst waren die Menschen in einem der Gästehäuser untergebracht. Wie sie ihren früheren Arbeitgeber kannte, würde die Suche nach ihm keinen Erfolg haben. Der Verbrecherlord war viel zu vorsichtig. Ihrer Meinung nach diente dessen Auftauchen am Schrein nur zur Ablenkung. Doch was plante dieser wirklich? Es war nur ein Gefühl, das sie die Lösung kannte. Es fiel ihr nur nicht ein. Deswegen seufzte sie leise und behielt ihre Gedanken für sich.

Weil ihr Vater den Raum verließ, erhob sie sich aus dem Bett und kleidete sich an.

Nach dem Frühstück begab sie sich in die Bibliothek und widmete sich ihrer Arbeit. Sie hatte noch etliche Dinge aufzuschreiben, Beobachtungen und bestimmte Aussagen, die sie in Narakus Villa gesammelt hatte. Diese Informationen sollten später in dem Prozess gegen die Spinne verwendet werden.

So vergingen der Tag und die folgende Nacht, ohne dass die Agentin einmal ihren Geliebten zu Gesicht bekam.
 

Erst am darauffolgenden Tag begegneten sie sich kurz. Da sie beide keine Zeit hatten, sondern sich auf das Treffen am Nachmittag vorbereiten mussten, wechselten sie kaum ein Wort. Stattdessen unterhielt sich Riana mit Misaki, währen sich die beiden weiblichen Wesen umzogen und sie sich gegenseitig beim Frisieren der Haare halfen. Wie zwei echte Schwestern teilten sie ihre Geheimnisse und sprachen auch über Gefühle. Dabei erfuhr die Dämonin etwas, das sie schon länger ahnte. In ihrem Kopf reifte ein Plan, denn dieser Umstand kam ihr sehr gelegen. Vorerst schwieg sie dazu.
 

Gerade betrachtete sich Riana im Spiegel. Wie an dem Tag, als sie Sesshomaru kennenlernte, trug sie ein grünes Kleid, das ihre Augenfarbe betonte. Diesmal war es jedoch wesentlich kostbarer, fein verziert und ihr Schmuck sehr teuer. Sie fühlte sich fast, wie eine richtige Prinzessin.

Das Toyos leibliche Tochter den gleichen Schnitt gewählt hatte, nur in weißer Farbe, erfreute sie. Dadurch wirkten sie noch mehr wie Schwestern.

Mit einem leichten Schmunzeln stellte die Dämonin eine Vermutung an: "Wir beide werden uns sicherlich kaum vor Verehrern retten können", und fügte ihn Gedanken hinzu: 'Vorausgesetzt Sesshomaru lässt zu, das einer bis zu dir Riana gelangt.'
 

Gern hätten sie noch weiter gesprochen, doch ein Klopfen störte sie. Eine von Masao geschickte Dienerin stand vor der Tür und übermittelte eine Bitte. Daher eilten sie nach unten, denn ihre Anwesenheit wurde im Garten verlangt.

Auf dem Weg dorthin teilte Misaki den Grund mit, da sie vom Fenster aus gesehen hatte, wie sich drei Drachen näherten. Kaum betraten die beiden weiblichen Wesen den Rasen vor dem Haus, wo sich bereits die anderen Familienmitglieder sammelten, als die geflügelten Wesen landeten und drei Personen von ihrem Rücken glitten. Nur zwei Drachen erhoben sich wieder in die Luft und verschwanden. Der Dritte, ein Feuerroter verwandelte sich und nahm menschliche Gestalt an. Zusammen mit den drei Schneedämonen kam er dann näher.
 

Mit leisen Worten klärte Misaki die Agentin auf, um wen es ich bei den Gästen handelte. Neugierig betrachtete Riana das bizarre Bild. Ein Feuer speiender Drache und ein Frostwesen gingen einträchtig nebeneinander her, wobei Nimrod, seine Kräfte betreffend, größere Zurückhaltung an den Tag legte.

Der Herr der Schneedämonen, Kannas Großvater war völlig in weiß gekleidet und bei jedem Schritt bildete sich leichter Raureif auf dem Gras, sobald er es mit seinen Füßen berührte. Deutlich nahm die Polizistin wahr, wie die Temperatur um sie herum sank. Sie fröstelte und es erging nicht nur ihr so. Aus den Augenwinkeln bekam sie mit, wie Izayoi die Decke, die ihre Beine bedeckte, höher zog.
 

Dann begannen die Begrüßung und die Vorstellung, wobei streng auf die Rangfolge geachtet wurde. Durch eine leichte Bewegung ihres Kopfes hatte sie Inuyasha im Blick, der nun verstand, was sein Onkel und sein Bruder damit meinten. Doch nicht nur für den Hanyou war die Zeremonie neu und deswegen nickte sie dem ehemaligen Yasu aufmunternd zu.

Danach musterte Riana den Herrn der Schneedämonen. Dessen Alter konnte sie schwer einschätzen. Auf jeden Fall war er ein sehr stolzes Wesen, was seine majestätischen, Haltung noch unterstützte. Die Agentin fand ihn sogar anziehend und er war auf seine Art schön. Doch diese Eigenschaft besaßen viele Dämonen durch ihr zeitloses Antlitz. Allerdings suchte sie vergebens, ebenso wie sie es oft bei Kanna beobachtet hatte nach einem emotionalen Anzeichen. Mit ausdrucksloser Miene wechselte er mit dem Betreffenden einige Worte.

Allerdings änderte sich das, sobald Ryo ihrem Vater gegenüberstand. Der Schneedämon verzog seinen Mund, deutete ein leichtes Lächeln an. Dann trat er näher an den Fuchshanyou, packte ihn bei seinen Schultern und begrüßte ihn auf französische Art, indem er ihm andeutungsweise auf jede Wange einen Kuss gab.

"Es ist lange her, Aron", begann das Frostwesen und überraschte fast alle Anwesenden. "Dein verehrter Vater erfreut sich hoffentlich bester Gesundheit?"

"Davon werdet ihr euch bald selbst überzeugen können, denn er ist bereits auf dem Weg hierher."

"Das freut mich", entgegnete Ryo und die rothaarige Frau, war sich sicher, dass er es ehrlich meinte.

Dann richtete der Schneedämon sein Augenmerk auf sie. Musterte sie kurz und fragte Aron: "Deine Tochter?"

Mit leichtem Stolz in der Stimme bestätigte der Fuchshalbdämon: "Ja, Riana Durand."

"Durand", murmelte Ryo und warf einen Blick zu Toyo hinüber, sodass der Franzose deutlicher erklärte: "Seine verwitwete Schwiegertochter."

Das Frostwesen gab sich mit der Antwort zufrieden, blickte sie wieder an und gab sein Wissen preis: "Als Gräfin Roussillon ist sie sicher eine gute Partie."

Riana schnappte nach Luft, was zum Glück kaum jemand mitbekam. Was ihr auf der Zunge lag, verschluckte sie, denn sie wollte nicht unhöflich erscheinen. Außerdem wurde sie direkt von Ryo angesprochen: "Madame", und deswegen reichte sie ihm ihre Hand.

Bei ihrem letzten Zusammensein hatte sie Sesshomaru eiskalt genannt, doch das Schneewesen übertraf ihn bei Weitem. Sobald sie Ryos Finger berührte, zuckte sie zurück, weil sie befürchtete zu erfrieren.

Zum Glück erkannte der Herr der Schneedämonen das Problem, senkte seine dämonische Energie und entschuldigte sich sogar. "Ich vergesse immer wieder, wie empfindlich Menschen gegen die Kälte sind. Mein Umgang mit ihnen lässt daher oft zu wünschen übrig. Das ist unverzeihlich. In Zukunft erhoffe ich mehr Kontakt mit ihnen und es würde mich freuen, wenn du als Botschafterin dieser Rasse dienen würdest."
 

Sobald er diese Worte beendete, griff er nach ihrer Hand und die Agentin wunderte sich, wie angenehm warm der Kontakt diesmal war. Ryo hauchte ihr einen sanften Kuss auf den Handrücken und ließ sich dann die restlichen Anwesenden vorstellen, während Riana ihren Vater fragend ansah.

Leise raunte ihr Aron zu: "Die Schneedämonen leben in der Abgeschiedenheit aber einige von ihnen wagen sich unter das Volk und studieren unter anderem in Paris. Sie benötigen in der Welt der Menschen eine gewisse Führung. So lernte ich seinen Sohn kennen. Offenbar hat er bereits gehört, wie gut du mit Kanna zurechtkommst und deswegen setzt er großes Vertrauen in dich."
 

Die Polizistin fand es merkwürdig, denn sie wusste, Masao hatte Nimrod keine Details mit auf den Weg gegeben. Als der ehemalige Polizeichef einen Blick zu dem Fenster warf, wo Daisuke mit Kanna wartete, hatte sie einen Verdacht. Doch Nimrod, der immer drei Schritte hinter Ryo ging und Arons Vermutung hörte, berichtigte ihn: "Der Herr der Schneedämonen hat bis jetzt keine Kenntnis über Rianas Verbindung zu Kanna. Es setzt eher Vertrauen in eure Familie und weil eure Tochter durch Toyo Inu no Taisho nahe steht."

"Ein politischer Schachzug", vereinfachte die Agentin alles und erhielt von dem Drachen ein Nicken.

Daraufhin ballte die Rothaarige ihre Hände zu Fäusten, atmete tief durch und schob ihren Unmut beiseite, denn es kamen die nächsten Gäste. So ging es dann über eine Stunde weiter.

Ryos Treffen mit seiner angeblichen Enkeltochter wurde verschoben und sollte erst am kommenden Tag stattfinden. Denn, weil Naraku noch in Freiheit war, wollte Masao verhindern, das deren Herkunft zu zeitig aufgedeckt wurde. Er hoffte, das Mädchen konnte den Verbrecherlord aus seinem Versteck hervorlocken.
 

Kurz bevor ihr Großvater eintraf, rief Inu no Taisho Riana und Misaki zu sich. Vor seinem Arbeitszimmer nannte er den Grund: "General Miki ist mit seiner Gefährtin und seinem Sohn hier. Sie warten drin auf uns."

Die Undercover Polizistin warf einen Blick auf die geschlossene Tür, sah dann zu ihrer Schwägerin und erhielt ein Nicken, was signalisierte: 'Ich bin bereit.'

Mit ihrem Vater, Toyo und Masao im Rücken, war sie es auch. Deswegen nickte sie ihrem früheren Vorgesetzten zu und dieser öffnete die Tür. Als sie den Raum betraten, näherte sich von der Terrasse her Sesshomaru.
 

Mit ein wenig Erleichterung nahm Riana das zur Kenntnis und widmete sich dem jungen Dämon, der sie damals mutmaßlich verletzte. Mit einem tiefen Atemzug legte sie die Distanz, die sie beide trennte, zurück und blieb drei Schritte vor ihm stehen. Mit ihren grünen Augen blickte sie ihn intensiv an, obwohl es ihr schwerfiel, und versuchte sich an das damalige Geschehen zu erinnern. Sie betrachtete das Gesicht, die schimmernden Haare und dämonischen Merkmale. Deutlich erkannte sie äußerlich die Herkunft und konnte sie den Wölfen zu ordnen.

Misaki murmelte im Hintergrund ein weiteres Detail, das sie selbst nicht wahrnahm. Die Dämonin flüsterte: "Der Geruch nach Wolf mit Hund vermischt. Dann habe ich mich doch nicht getäuscht."
 

Minoru erwiderte Rianas Blick lange, dann senkte er seine Augen, richtete sie zu Boden, murmelte: "Es tut mir leid."

Dieser Satz war ausschlaggebend, denn die Agentin hatte ihn schon einmal gehört. Die ganze Szene spulte sich in ihrem Geist ab und laut sagte sie: "Er ist unschuldig, denn jetzt erinnere ich mich wieder an alles."
 

Kapitel 36 - Narakus Schachzug
 

Der Verbrecherlord ist am Zug. Hat er Erfolg oder kann sein Plan vereitelt werden?

Narakus Schachzug

Etienne ist die französische Form von Stephan (dt.) bedeutet - Krone/Kranz oder der Gekrönte
 

Kapitel 36 - Narakus Schachzug
 

Im Raum herrschte plötzlich eine unnatürliche Stille, die erst durch Inu no Taisho unterbrochen wurde. Er trat näher zu der Agentin hin und wollte wissen: "Bist du dir sicher?"

Die Rothaarige drehte sich um und nickte, bevor sie erklärte: "Meine Verletzung habe ich mir selbst zuzuschreiben. Minoru ..."

"Einen Moment", unterbrach Toyo seine verwitwete Schwiegertochter in seiner Eigenschaft als neuer Chef der französischen Polizeibehörde und begründete: "Ich halte es für besser, wenn wir die beiden getrennt voneinander zu dem Vorfall befragen."

Er glaubte zwar nicht das Riana log, dennoch konnte sie aus Angst das Ereignis zu Minorus Gunsten auslegen wollen. Da von seinem Bruder kein Einwand erfolgte, bestimmte er: "Aron und General Miki kommen mit mir und Riana in den Nebenraum, während ihr hier mit Minoru sprechen könnt."

Die Betreffenden folgten ihm und Toyo schloss die Tür. Dann richtete er seinen Blick auf die junge Frau, wartete ab, bis sie sprach.
 

Die Agentin wusste das ihr Vater nicht als Familienmitglied, sondern als Polizist anwesend war. Dazu noch ein hochrangiger dämonischer General. Deswegen suchte sie keine Geborgenheit bei ihrem Verwandten, sondern drängte ihre Gefühle zurück und versuchte sich professionell zu verhalten.

"Ich täusche mich nicht", begann sie erneut und wurde genauer: "Minoru hielt mich fest, das stimmt. Nicht, weil er vorhatte, gemeinsame Sache mit den Anderen zu machen und mich zu vergewaltigen, sondern weil er mir helfen wollte. Er bat mich damals um Verzeihung und ich sollte ihm vertrauen. Doch ich geriet in Panik, denn ich konnte mir nicht vorstellen, wie ein so junger Dämon gegen die anderen Fünf bestehen konnte, die noch dabei waren. In meinen ängstlichen Augen hielt ich die Wölfe für stärker. Sobald Misaki auftauchte, sie alle abgelenkt waren, wollte ich fliehen und erlitt die Verletzung, als ich mich aus Minorus Griff befreite. Ihm ist sicherlich nur vorzuwerfen, damals seine Kräfte nicht ausreichend kontrolliert haben zu können."

"Was das betrifft, stimmt es. Zu diesem Zeitpunkt war mein Sohn noch ziemlich unbeherrscht und bei Aufregung gewann die wilde Seite, sein wölfisches Erbe, die Oberhand. Trotzdem ist seine Tat unverzeihlich", kommentierte General Miki, wie es sich verhielt.

"Dann wäre das geklärt", äußerte Masaos jüngerer Bruder und betrat den anderen Raum wieder als Erstes. Dort flüsterte er dem Älteren Rianas Aussage zu, bevor er sich an seine Schwiegertochter wandte und sie bat, erneut ihren Bericht abzugeben. Diese wiederholte die Aussage.

Danach wandte sich Miki, äußerlich beherrscht, doch innerlich aufgewühlt, wie es seine erhöhte dämonische Energie verriet, an seinen Sohn: "Rede!"
 

Minoru schluckte, schaute zu Inu no Taisho, hielt dem strengen Blick des hohen Herrn stand und berichtete seine Version zum zweiten Mal, ohne ein Wort auszulassen oder abzuändern: "Ich war neu in der Gruppe und wusste nicht, was die Wölfe für Schabernack trieben. Sie brachten das Mädchen auf, damit wir meinen Einstand feiern konnten. Selbst wenn ich mich damals arrogant aufgeführt habe, wild war, so habe ich trotzdem nie meine Herkunft vergessen. So eine Tat hätte dem Ansehen meines Vaters geschadet, denn der Mensch hätte sich mir sicherlich nicht freiwillig hingegeben. Ich bat sie darum, mir zu vertrauen und noch während ich nach einer Lösung suchte, tauchte eure Nichte auf. Die Ablenkung wollte ich nutzen und das Mädchen fortbringen. Dann überschlugen sich die Ereignisse und alles geriet außer Kontrolle. Ich floh einfach. Der einzige Grund, der mir einfällt, weshalb man mich nicht verriet, ich gehörte nicht zu ihnen, war kein Teil der Gruppe, da ich meine wahre Herkunft nie erwähnte."
 

Masao hörte ruhig zu, und sobald der Welpe endete, trat er näher zu Riana hin, musterte sie kurz und richtete seine ganze Aufmerksamkeit auf den halben Hund, hakte nach: "Ist das die Wahrheit?"

Der Gefragte nickte einfach und hielt dem strengen Blick stand.

"Während die Bande vor Gericht stand, wurde viel in der Presse darüber berichtet. Daher wäre das Mindeste gewesen, du hättest dein Wissen darüber deinem Vater mitgeteilt", rügte der Herr der Hunde, wollte jedoch keine Erklärung, denn er setzte zu allen anderen Anwesenden fort: "Damit denke ich, ist die Angelegenheit, die Riana betrifft, abgeschlossen."

Mit einem Blick auf Mikis Sohn sprach er zu diesem gewandt weiter: "Minoru dein Verhalten wird Konsequenzen haben. In den nächsten Tagen werden wir darüber beraten", und erhielt die Zustimmung aller.

Minoru sagte leise, jedoch entschlossen: "Ich werde jede Strafe, die ihr mir auferlegt, akzeptieren Herr."

Ein kurzes Lächeln huschte über Masaos Gesicht und er schaute hinüber zu seinem General, dessen Miene düster wirkte. Wahrscheinlich sollte er es dem Vater überlassen, ein Gedanke, den er mit in seine Überlegungen einbezog.
 

Damit schloss er die kleine Versammlung und man begab sich wieder nach draußen. Besonders Aron beeilte sich, denn der Herr der Füchse, sein Vater traf ein. Er wollte mit ihm sprechen, bevor dieser seine Enkeltochter traf.

Zum Glück wurde Riana von Masao aufgehalten. Dieser bat, die rothaarige Frau mit ihm zu kommen. Er führte sie in einen Bereich des Hauses, den sie noch nie betreten hatte und sie blieb dann vor Staunen stehen. Unzählige Gemälde, Zeichnungen, bestickte Wandbehänge und Holzschnitte hingen hier, einige davon ziemlich alt. Noch bevor sie eine Frage stellen konnte, wurde sie sanft in eine bestimmte Richtung gedreht und konnte das neueste Werk bewundern.

Von leichter Ehrfurcht gepackt trat sie näher dorthin, fuhr mit ihrem Zeigefinger über das kostbare Holz und flüsterte den Namen des darauf abgebildeten: "Finley."

"Toyo hat es anfertigen lassen, als Überraschung für dich", bekam sie zu hören.

Riana ließ ihren Blick weiterschweifen und verstand. Das hier war so etwas wie die Ahnengalerie der Familie Taisho. "Danke", hauchte sie ergriffen, denn zu mehr war sie in diesem Moment nicht fähig.

Weil Masao die Gemütslage der jungen Frau erkannte, wollte er sie allein lassen. Doch sie entdeckte gerade ein anderes Bild und stellte eine Vermutung an. Die Ähnlichkeit zu ihrem Geliebten war nämlich unverkennbar.

"Ist das Sesshomarus Mutter?"

Nur kurz schmälerten sich Inu no Taishos Augen, was Riana entging. Er antwortete ohne eine Emotion: "Das war sie", und ging aus dem Raum.

Die Undercoveragentin blieb zurück, sah sich um und bewunderte die Arbeiten. Nicht nur Porträts hingen hier, oft waren ganze Szenen abgebildet, die wohl ein bestimmtes Ereignis im Leben des Betreffenden darstellten. Bei einem Wandbehang verweilte sie länger. Darauf gestickt hatte man einen großen cremeweißen Hund mit blauen Zeichnungen um die Augen, der laut zu heulen schien. Sicherlich stellte es den Ruf des Sieges dar, denn um ihn herum lagen grimmig aussehende Gegner.

Riana schmunzelte etwas und ordnete das Wesen ihrem ehemaligen Vorgesetzten zu.
 

Danach wandte sie sich ab und betrachtete erneut das Abbild ihres verstorbenen Ehemanns. Wieder einmal wurde ihr es bewusst, wie sehr sie ihn vermisste. Der Schmerz des Verlustes wurde in diesem Moment unerträglich. Sie sehnte sich nach seiner Nähe, wollte seine Stimme hören und von ihm im Arm gehalten werden.

Ein leiser Aufschrei verließ ihre Kehle: "Fin", und sie rutschte an der Wand zu Boden. Sie konnte ihre Tränen nicht mehr zurückhalten und weinte eine Weile.
 

Erst die leisen Schritte eines Wesen rissen sie aus der Trauer. Schnell trocknete sie die Tränen, stand auf und richtete ihre Kleidung. Danach wollte sie den Raum verlassen und stieß dabei fast mit einem Dämon zusammen.

Dieser Verhinderte geistesgegenwärtig den Zusammenprall, packte sie bei den Armen und betrachtete sie intensiv aus seinen grünen Augen. Ihr Großvater war nicht viel größer als Aron und besaß die gleich Haarfarbe.

Seine wohlklingende Stimme erklang: "Ich bin auf der Suche nach meiner Enkelin. Man sagte mir, sie wäre hier." Dann lächelte er verschmitzt und fügte hinzu: "Wie mir scheint, habe ich sie gerade gefunden."

Riana schluckte und schämte sich. Erneut hatte ein Familienmitglied sie in ihrem schwachen Moment erwischt. Das schien bei ihr langsam zur Gewohnheit zu werden.
 

Unsicher betrachtete sie Etienne de Navarre und wartete auf eine Rüge oder Ähnliches. Doch der Herr der Füchse wollte etwas ganz anderes. "Deinen Gefährten hätte ich gern kennengelernt. Leider muss ich mich nun mit dessen Abbild begnügen."

Riana deutete auf das betreffende Porträt und ihr Großvater betrachtete es eine Weile. "Man sieht ihm die Ähnlichkeit zu Toyo an. Du hast eine gute Wahl getroffen."

"Finley war etwas Besonderes und er hat mir viel bedeutet. Auch wenn ihr Dämonen von Gefühlen nicht viel haltet", gestand die rothaarige Frau.

"Du irrst dich Kind", entgegnete Etienne und belehrte sie: "Meine Beziehung zu deiner Großmutter war sehr intensiv und leidenschaftlich. Ihr Verlust deswegen um so tragischer. Daher kann ich mich leicht in meinen Sohn oder dich hineinversetzen. Doch das bleibt unter uns. Was wir in innerhalb der Familie tun ist unsere Sache, nach außen zeigen wir Stärke."

Die Agentin nickte, denn sie kannte die Problematik nun schon zur Genüge und ging deswegen nicht näher darauf ein. Inzwischen hatte sie sich gefangen. Obwohl sie ihren verstorbenen Gefährten weiterhin vermissen, sicherlich noch oft heimlich um ihn trauern würde, wollte sie ihren Großvater nicht enttäuschen. Dennoch hatte sie da ein Anliegen.

Sie nahm ihren Mut zusammen und trotzte: "Sicher ist es unhöflich von mir. Jedoch werde ich mich niemals in eine Zwangsehe drängen lassen."
 

Etienne war schon im Gehen begriffen aber die Worte hielten ihn auf. Er drehte sich zu seiner Enkelin um, schaute sie an, ohne eine Regung zu zeigen und wollte dann wissen: "Wer sagt so etwas? Aron?", da sie nickte, setzte er fort. "Natürlich mein Sohn. Weil ich die Wahl seiner Gefährtin akzeptiert habe, muss es nicht heißen, ich suche einen Ehemann unter den Füchsen für dich. Zwar bin ich nicht mit deiner jetzigen Liebschaft einverstanden, trotzdem werde ich sie nicht unterbinden. Du wirst dich nicht zwischen dem Clan der Füchse oder dem der Hunde entscheiden müssen. Aufgrund deiner Abstammung und deiner Heirat mit Toyos Sohn gehörst du zu beiden Familien. Deswegen habe ich nicht allein das Recht über dich zu bestimmen. Dummerweise haben die Taishos den höheren Rang."

"Du kannst also selbst wählen, denn ich bin mir sicher, du wirst auch beim zweiten Mal, den Besten nehmen", erklang eine andere Stimme. Unbemerkt von beiden trat Toyo ein und half seiner Schwiegertochter. Er warf Rianas Großvater einen eisigen Blick zu, den dieser gelassen erwiderte.
 

Damit es nicht zu einem Konflikt kam, sagte sie: "Solange ich um Fin trauere, ziehe ich eine neue Heirat nicht in Betracht. Sollte ich dennoch einen neuen Gefährten finden, frage ich euch zusammen um Rat."

"Als Gräfin Roussillon sollte dir das nicht schwerfallen", reagierte der Herr der Füchse auf ihre Aussage und war innerlich zufrieden, weil sie offenbar Sesshomaru nicht bevorzugte. Sein Sohn hatte die Liasion seiner Enkelin mit dem zukünftigen Herrn der Hunde erwähnt und von der getroffenen Abmachung gesprochen. Am liebsten hätte er Riana sofort gebeten mit nach Frankreich zu kommen, doch er wusste, ihre Arbeit war noch nicht abgeschlossen. Deswegen schwieg er vorerst.

Da die Agentin einen Einwand vorbringen wollte, sagte er mit Nachdruck: "Dies ist meine einzige Bedingung, du nimmst den Titel deiner Großmutter an!"

Zögerlich antwortete die Undercover Polizistin darauf: "Einverstanden."

"Gut", freute sich Etienne und änderte das Thema: "Wir beide können uns später noch ausführlich unterhalten. Nun sollte ich mich draußen sehen lassen. Meine letzte Begegnung mit Ryo ist schon lange her. Wir beide haben sicherlich viel Gesprächsstoff."

Damit ging der Herr der Füchse aus dem Raum und Riana nutzte den Moment, um sich bei ihrem Schwiegervater zu bedanken.
 

Kurz darauf betraten sie ebenso den Rasen vor dem Haus und mischten sich unter die Gäste. Während Toyo von einigen Dämonen in Beschlag genommen wurde, sah sich die Agentin um und schlenderte durch den Garten. Es dauerte nicht lange bis ein junger Dämon vom Catering Service auf sie zutrat und ihr von seinem gefüllten Tablett etwas zu trinken anbot. Gedankenverloren nahm sie ein Glas Orangensaft, bedankte sich und wandte sich ab. Dabei fiel ihr der Schriftzug auf dem Jackett des Wesens auf. Definitiv hatte sie ihn schon einmal gelesen, denn die leicht verschnörkelte Schriftart war unverkennbar.
 

Mit einem Ruck drehte sich Riana um, blickte diesmal dem Mitarbeiter der Firma direkt ins Gesicht. Es dauerte zwar einen Moment, doch sie erinnerte sich, ihn vor einiger Zeit auf Narakus Grundstück schon einmal begegnet zu sein. Allerdings geschah die Erkenntnis auf beiden Seiten. Der Katzendämon zeigte es kaum. Nur seine Augen vergrößerten sich ein wenig. Er murmelte: "Entschuldigen sie mich", und eilte davon.

Die Agentin sah ihm kurz nach und überlegte wie sie vorgehen sollte. Wenn die Spinne seine Leute hier eingschleust hatte, war sie womöglich ebenso in der Nähe. Daher musste sie die Anderen warnen. Leider entdeckte sie weder Toyo noch ihren Vater. Unweit von ihr befand sich Masao in ein wichtiges Gespräch mit einigen in Europa lebenden Dämonen vertieft. Es war unhöflich zu stören, doch die Sicherheit aller stand auf dem Spiel. Deshalb zögerte sie nicht, trat zu der Gruppe und bat formell: "Herr kann ich euch sprechen?"
 

Inu no Taisho hörte es an ihrer Art und Ausdrucksweise, das es ziemlich wichtig war. Obwohl Riana einige missmutige Blicke erntete, gab er keine Erklährung ab, sondern bat nur: "Entschuldigt uns einen Augenblick!", nahm ihren Arm und führte sie beiseite.

"Was gibt es?", wollte er dann wissen.

"Naraku ist hier. Da bin ich mir sicher", berichtete sie und erläuterte ihren Verdacht anhand ihrer Beobachtung in der Villa des Verbrecherlords.

"Der Catering Service wurde von uns genau überprüft. Allerdings schon vor Wochen. Niemand ist verdächtig", wiedersprach der Hundedämon.

Riana stellte eine Vermutung an: "Es ist niemand Bekanntes aus Narakus Umgebung anwesend außer ein Katzendämon, den ich vor über einem halben Jahr flüchtig sah. Dennoch bin ich sicher. Wieso sonst sollte sich die Spinne einen Anzug liefern lassen mit dem Schriftzug darauf."

Masao überlegte. Die Wagen mit den Speisen wurden zwar am Tor genau kontrolliert aber sicherlich nicht die Gefäße worin das Essbare transportiert wurden. Einige davon waren groß genug um als Versteck für eine Person zu dienen. Obwohl er selbst die Wachen, die am heutigen Tag patrouillierten, aussuchte, gab es nur wenige Garantien, dass nicht doch der eine oder andere tatsächlich für den Verbrecherlord arbeitete. Besser er ging Rianas Vermutung nach, jedoch sollte er diskret vorgehen. Er zögerte nicht, rief Toyo herbei und betraute ihn und die Agentin mit dieser Aufgabe.

Die beiden begaben sich sofort auf die Suche, während der Herr der Hunde zu seinen Gesprächspartnern zurückging um keinen Verdacht zu erregen.
 

Am Hintereingang bei der direkten Zufahrt zur Küche wurde gerade ein Auto entladen. Der Mitarbeiter rollte den Behälter ins Haus, bog dann aber nicht in den Raum ab, wo man die Speisen herrichtete, sondern schob ihn einige Meter weiter. Hier gab es einen leer stehenden Lagerraum, den er nun betrat. Nachdem er sorgfältig die Tür geschlossen hatte, öffnete er den zylinderförmigen Gegenstand auf dem Soße stand und entfernte den oberen Teil, ein flaches gefülltes Blechbecken. Der Rest enthielt nämlich keine Flüssigkeit, sondern einen Eindringling.

Wie von Riana befürchtet, kletterte Naraku aus dem Gefäß, riss sich die vollgetropfte Schutzfolie vom Körper, streckte sich und sah den Mitarbeiter an. Dieser berichtete: "Alle sind informiert und bereit."
 

Kapitel 37 - Dem Ziel nah
 

Während man nach ihm sucht, trifft Naraku zufällig auf Izayoi.

Dem Ziel nah

Kapitel 37 - Dem Ziel nah
 

Am Rande des Rasens, dort wo die gut gepflegten Blumenbeete anfingen und sich in gewissen Abständen Wachen aufhielten, stand ein junger Dämon. Sein Ausdruck war finster, denn seit der Offenbarung, was er vor Jahren angestellt hatte, strafte ihn sein Vater mit Missachtung. Dies lastete schwer auf ihn. Als es hieß, er durfte den General auf diesen Empfang begleiten, war er stolz und hatte gehofft, dass er wichtigen Mitgliedern des Dämonenrates vorgestellt werden würde. Doch die Erniedrigung, die er jetzt durchlief, machte ihm zu schaffen.

Immerhin hatte er es sich verdient, das wusste er genau. Damit hatte er es sich verbaut, eines Tages so einem hochgestellten Wesen als Leibwächter dienen zu dürfen. Alles umsonst, die letzten Jahre, in denen er hart trainiert hatte, seine Fähigkeiten in diversen Kampftechniken zu verfeinern, sein Bestreben der Beste zu werden.

Natürlich wusste er, ohne die Fürsprache seines Vaters bekäme er nie einen so hohen Posten. Er hatte nicht nur auf sein eigenes Können, sondern auch auf dessen Rang gesetzt. Deswegen stand er nun hier und überlegte, wie er das Wohlwollen seines Erzeugers wiedergewinnen konnte. Sehr zu seinem Bedauern fiel ihm kein Weg ein.
 

Plötzlich blickte der General in seine Richtung und er schöpfte neue Hoffnung. Doch die strenge Miene seines Vaters verfinsterte sich. Dann trat dieser näher zu Inu no Taisho hin und musterte aufmerksam die Umgebung. Aus diesem Anlass, und weil er spürte, dass etwas im Gange war, sah sich Minoru nun ebenfalls um.

Unweit des Gebäudes, dort wo die Küche untergebracht war, hielt sich Riana auf, die Frau, die er einst verletzte. Er hatte gehört, sie übte den Beruf einer Polizistin aus und daher zog er den richtigen Schluss. Es drohte Gefahr. Der Welpe warf einen Blick zu seinem Vater, nickte ihm zu und eilte über den Rasen, denn nun wusste er, wie er seine Schuld begleichen konnte.
 

General Miki hatte zwar seinem Sohn keine Anweisung gegeben, merkte jedoch, wie dieser handelte. Mit ein wenig Stolz drehte er sich um und sah, dass ihn goldene Augen musterten. Sein Herr verzog ein wenig seine Mundwinkel, deutete so ein kurzes Lächeln an und wandte sich dann wieder dem Gespräch zu. Diese kurze Geste, die versteckte Andeutung darin, verriet ihm, das Minoru doch noch Chancen hatte, eines Tages sein Ziel zu erreichen.

Zufrieden widmete sich Miki den Gästen, blieb aber stets aufmerksam und achtete auf jede Person in der näheren Umgebung. Er war Soldat und trotz seines jetzigen Ranges, blieb seine oberste Priorität, seinen Herrn und dessen Familie zu beschützen.
 

Riana hatte sich kurz mit ihrem Schwiegervater abgesprochen und sich von ihm danach getrennt. Toyo wollte auf eine weitere Karte setzen, denn außer ihr gab es noch ein Wesen, welches viele von Narakus Mitarbeitern kennen müsste. Während Masao Bruder Kagura aus ihrer Zelle holte und sie mit Kazuki ins Gelände schickte, er selbst den erwähnten Katzendämon suchte, schlich sie sich zur Küche hinüber. Das Gebäude grenzte an das Haupthaus und war durch einen langen Gang mit diesem verbunden, dennoch gab es zwei weitere Türen. So konnten die Angestellten die Gäste direkt im Garten versorgen, ohne lange Umwege in kauf nehmen zu müssen.

Nun stand sie verborgen hinter einem Busch und musterte jeden Mitarbeiter des Catering Service, der dort ein und ausging. Sehr zu ihrem Bedauern sah sie den Katzendämon nicht wieder und erkannte auch niemand von den Anderen.

Unschlüssig spähte sie zu den Gästen und erhoffte sich von jemand Rat. Weder Sesshomaru noch ihr Vater waren offenbar abkömmlich. Beide standen in ein Gespräch vertieft zwischen Dämonen und sie drehten ihr den Rücken zu. Masao mied absichtlich den Blickkontakt mir ihr und ihr Großvater schlenderte mit dem Herrn der Schneedämonen sowie Nimrod, Fürst der Drachen, weit entfernt durch das Gelände.

Weil ein Zweig unmittelbar hinter ihr verräterisch knackte, zog sie ihre Pistole und fuhr herum. Gleich darauf ließ sie die Waffe sinken.

"Minoru schleiche dich nie wieder so an mich an", flüsterte sie ihm zu und verbarg ihren leichten Ärger nicht. Als sie ihn kurz musterte, stellte sie fest, wie jung er eigentlich noch wirkte. Menschlich gesehen, wie ein Jugendlicher.

Der Gerügte gab zurück und bediente sich dabei der französischen Sprache: "Monsieur Durand hat mich schon vor euer Treffsicherheit gewarnt Madame und ich bedauere, dass ich der Auslöser war, als ihr fast Inu no Taishos Erben gekillt habt."

Bei der Erinnerung daran zuckte die Undercoveragentin zusammen. Sesshomaru war an dem Ganzen nicht unschuldig. Sein Verhalten hatte unter anderem ihre Reaktion provoziert. Sie erläuterte jetzt keine Einzelheiten, denn die Situation brachte es mit sich, aufmerksam zu bleiben. Dennoch erklärte sie: "Meistens vergewissere ich mich, wer sich mir nähert. Was verschafft mir daher die Ehre?"

"Das Vertrauen meines Vaters, in mich, wurde durch meine frühere Tat erschüttert. Wenn ich also etwas tun kann?", gab Minoru leise von sich und er sah die Agentin fast bittend an.

Riana lächelte, verstand und dachte kurz nach. Es behagte ihr nicht, jemand, den sie nicht kannte, zu vertrauen. Allerdings hatte ihr Masao von Minorus Zielen berichtet. Aufgrund seiner Ausbildung war er bestens geeignet ihr zu helfen und um sie im Notfall zu beschützen.

"Wenn ich sterbe, dann mit der Gewissheit, es ist auch dein Ende", prophezeite sie. Danach lächelte sie den jungen Dämon erneut an und forderte ihn auf: "Komm!"
 

Sie hatte vor offen zum Haupteingang der Villa zu gehen und das Haus zu betreten. Es war nur eine Ahnung, aber sie glaubte, dass im Inneren mehr Informationen zu holen seien. Sie setzte gerade einmal zwei Schritte, als Mikis Sohn sie am Arm festhielt und bat: "Wartet!"

Riana zögerte, sah ihn an und wollte protestieren. Da legte er seinen Finger auf den Mund, hauchte: "Pst", und legte den Kopf schief.

Nur wenig später ergriff er ihre Hand und zog sie fort, tiefer ins Gebüsch hinein. Dort berichtete der Welpe: "Zwei Handlanger der Spinne. Offenbar warten sie auf den nächsten Lieferwagen. Wenn ich das richtig verstanden habe, sollen in dem Transport Waffen versteckt sein."
 

Durch ihre Tätigkeit als Polizistin erfasste Riana sofort die Situation behielt jedoch ihre Freude darüber für sich. Dennoch handelte sie sofort. Sie drückte die Taste ihres Funkgeräts, mit dem ihr Schwiegervater sie zu Beginn der Suche ausgestattet hatte, flüsterte die Neuigkeiten Toyo zu. Dieser antwortete ihr und versprach sofort ans Tor zu eilen, in der Hoffnung, den Transport abzufangen.

Während Riana, sehr zu Sesshomarus Ärgernis, plötzlich aus dem Gebüsch trat und dann Arm in Arm mit Minoru über den Rasen schlenderte, scheinbar in ein Gespräch vertieft, überließ es Masaos Bruder, dem Leibwächter zusammen mit Kagura nach Verdächtigen Ausschau zu halten.
 

Die Winddämonin langweilte sich und war überrascht, weil Toyo auftauchte, sie aus ihrem Verlies befreite und von ihr forderte, Narakus Handlanger zu überführen. Am Anfang weigerte sie sich und erst eine Drohung des Hundedämons, ihr Leben zu beenden, fruchtete.

Unter den stets wachen Augen Kazukis stand sie später am Fenster im Wohnbereich, blickte in den Garten und nannte jeden, den sie erkannte. Drei Dämonen und ein Mensch konnten in kürzester Zeit ausgeschaltet werden. Obwohl sie ahnte, dass die Spinne noch mehr seiner Untergebenen eingeschleust hatte, konnte sie niemand mehr identifizieren. Das hatte nämlich seinen Grund. Bei den Leuten, die man im Freien sah, handelte es sich nur noch um die regulären Mitarbeiter des Catering Service.

Dadurch, dass Riana den Katzendämon erkannte hatte, suchte dieser zusammen mit zwei Kumpanen das Weite, sodass Naraku nun mit weniger Leuten auskommen musste, als geplant.

Es war dann Kazukis Idee den zweiten Stock aufzusuchen, denn ihm fiel ein, es gab noch zwei weitere Wesen, welche bei der Suche hilfreich sein könnten. Von Kanna erhoffte er sich wenig Informationen, sondern baute eher auf den Wolf. Seines Wissen nach war Daisuke mit Narakus Organisation bestens vertraut.

Allerdings erreichte er sein Ziel nicht, denn es gab zwei Hindernisse, die ihm, dem Höhergestellten, den Gehorsam verweigerten, weil sie auf Narakus Gehaltsliste standen.
 

In der Zwischenzeit zog der Verbrecherlord, nachdem er dem Behälter mit der Soße entstiegen war, seine Vertrauten zusammen. Sobald die erwarteten Maschinenpistolen eingetroffen sein würden, wollte er losschlagen. Sehr zu seinem Ärgernis wurde im gleich darauf berichtet, mehrere Mitarbeiter fehlten und die Waffen wurden bei einer Durchsuchung des Lieferwagens am Tor gefunden.

Nun hatte er zwei Optionen, seinen Plan trotzdem auszuführen oder zu verschwinden. Nachdenklich musterte er daher die Bewaffnung seiner Untergebenen und entschied sich zuzuschlagen. Immerhin hatten sie einen Trumpf im Ärmel. Fast alle waren mit der, für Dämonen tödlichen Munition ausgestattet.

Deswegen gab er Anweisungen, indem er auf die Betreffenden deutete: "Ihr drei sucht Kagura und ihr vier begleitet mich zu Kanna." Kurz ließ er den Blick ins Freie schweifen, fand die Gesuchte nicht und fügte hinzu: "Wer Izayois Aufenthaltsort herausfindet, bekommt eine Extraprämie. Und nun los!"
 

Naraku passierte gerade das Esszimmer, als Riana mit ihrem kurzzeitigen Leibwächter in Höhe der Galerie stand. Da sie von Minoru gewarnt wurde, der die Schritte der verschiedenen Wesen hörte, huschten sie in den großen Raum. Sie verbargen sich hinter einer Säule und hofften die Eindringlinge würden vorübergehen. Beinahe blieben sie unentdeckt. Doch einer blieb stehen, schnüffelte in der Luft und sagte dann: "Frisch, Mensch und Hund, nein ein Wolf." Die Spinne fragte nicht nach, sondern betrat die Galerie, zog seine Pistole und rief: "Verstecken nützt nichts, ich weiß, dass ihr hier seid." Zuerst zögerte die Agentin, wollte im Verborgenen bleiben. Dann beschloss sie zu handeln: "Dann solltest du lieber aufgeben, denn wir sind in der Überzahl."

"Zwei gegen vier", spottete der Verbrecherlord. Dann fiel sein Blick auf ein Porträt und seine Miene verfinsterte sich. "Lisha oder ist dir Riana lieber. Du wirst bald deinem Gefährten Gesellschaft leisten und danach widme ich mich deinem Kind."
 

Riana biss ihre Zähne zusammen und versuchte nicht darauf einzugehen. Sie warf einen Blick zu Minoru und sah die Gefahr für ihn. Zwischenzeitlich hatte sich ein Katzendämon auf leisen Pfoten angeschlichen. Mit großer Bewunderung bekam sie die Reaktion des zukünftigen Leibwächters mit.

Es genügte nämlich dem wölfischen Hundedämon, zu sehen, wie sich ihre Augen leicht vergrößerten. Außerdem warnte ihn sein Instinkt. Er fuhr herum und wehrte den Angriff ab. Obwohl sein Schlag saß, war sein Gegner ebenfalls auf eine Reaktion vorbereitet. Damit ihm niemand in den Rücken fiel, bewegte sich Minoru zur Wand hinüber, machte einen Schritt zu viel und landete in einem Waffensaal. Hier an den Wänden und in mehreren Vitrinen befanden sich etliche mittelalterliche Waffen.

Zwei seiner Angreifer grinsten, die ihm gefolgt waren, ergriffen jeweils eine Hellebarde und bedrängten General Mikis Sohn damit. Dieser packte ein Schwert, weil nichts anderes greifbar war, und verteidigte sich.
 

Weil Riana sah, das Minoru gut allein zurechtkam, wandte sie sich wieder Naraku zu und bedrohte ihn mit seiner Waffe. "Sie ist mit giftigen Kugeln geladen."

Die Spinne verzog ihren Mund zu einem überlegenden Lächeln und erwiderte: "Ich wollte schon immer testen, wie die Substanz auf Menschen wirkt."

Es war nur ein Gefühl oder diese Worte, doch die Erkenntnis sank bei der Agentin. Laut äußerte sie ihren Verdacht: "Du verdammter Verbrecher. Dann ist Fin deinetwegen gestorben."

"Mit seinem Tod habe ich nichts zu tun. Allerdings, was die Kugeln betrifft ...", den Rest ließ er offen. "Es war nie geplant, das jemand sie gegen mich einsetzt. Dummer Fehler. Immerhin war Masao so frei und hat ein Labor mit der Herstellung eines Gegenmittels beauftragt."
 

Die rothaarige Frau war eigentlich eine professionelle Agentin und nur selten verlor sie die Kontrolle. In diesem Augenblick kamen der ganze Schmerz und ihre Trauer, um ihren Ehemann hoch. Sie zitterte, als sie den Abzug betätigte, und hatte die Absicht, den Spinnendämon in die Schulter zu schießen. Sie wollte ihn nicht ausschalten, nur behindern, denn ihre erste Kugel war normale Munition.

Sie verfehlte ihr Ziel, denn Naraku griff sie zeitgleich mit einem seiner Tentakel an. Dieser schnellte vor, traf ihre Hand und so verriss sie den Schuss. Fast im selben Augenblick sank sie geistesgegenwärtig zu Boden, sodass die Kugel, die ihr galt, über sie hinwegflog.

Naraku fluchte, denn die Schüsse hatte man bestimmt draußen im Freien gehört. Deswegen disponierte er um, richtete wieder sein Augenmerk auf das eigentliche Ziel. Er rannte aus dem Raum, während er den Wolfsdämon in seiner Begleitung beauftragte: "Erledige sie!"
 

Riana sah sich nun einen neuen Gegner gegenüber, der gar nicht daran dachte, ihr etwas zu tun. Er starrte sie nur an, warf Blicke auf ihre Waffe und schluckte nervös.

Die Polizistin begriff die Angst des dämonischen Wesens und riet ihm: "Gib auf, wenn du fortbestehen willst! Ich lege bei Inu no Taisho ein gutes Wort für dich ein."

Offenbar fiel ihr Vorschlag auf fruchtbaren Boden. Die Pistole des Wolfes polterte zu Boden, er hob seine Hände und warnte sie, indem er sagte: "Seine Ziele sind Izayoi, Kagura und Kanna."

Worauf die Rothaarige erbleichte. Ohne zu ahnen, dass es fast schon zu spät war, fesselte sie ihren Gegner mit den magischen Handschellen an die Säule, ignorierte widerwillig das heftige Waffengeklirr aus dem Raum nebenan und eilte stattdessen dem Verbrecherlord hinterher.
 

Kurz zuvor war Naraku die Treppe am Seitentrakt nach oben geeilt, ging nun langsam den Gang entlang, bis er an der Haupttreppe ankam. Hier spähte er nach unten, ob sich jemand näherte. Tatsächlich tauchte ein Wesen auf. Einer seiner Leute, den er vorgeschickt hatte, um nach seiner Ziehtochter zu suchen. Dieser meldete ein positives Ergebnis.

Sie hatten bereits wenige Stufen in den zweiten Stock erklommen, als sie zwei verschiedene Stimmen hörten. Daher warteten sie ab.
 

"Danke Inuyasha, das du mich nach oben begleitet hast", sagte Izayoi zu ihrem Sohn. "Ich bin nun mal auf Hilfe angewiesen und wollte deinen Vater nicht behelligen."

Verlegen, weil er noch lernen musste, mit der Behinderung seiner Mutter zurechtzukommen, schaute er zur Seite. Er überlegte sich noch eine passende Antwort, doch da wechselte Izayoi das Thema. Sie wollte die Zeit nutzen und forderte ihn auf: "Berichte mir mehr über deine Pläne."

Der Hanyou schob den Rollstuhl bis zur Treppe, drückte den Knopf um den Motor des Fahrstuhls in Gang zu setzen und wollte antworten, als ihn ein Geruch störte.

"Naraku", knirschte er zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen hervor und blickte sich suchend nach etwas, das er als Waffe einsetzen konnte, um.

"Yasu", verriet sich der Verbrecherlord. "Mit dir werde ich gleich abrechnen. Vorher danke ich dir für die nette Beigabe." Bei diesen Worten hob die Spinne die Pistole, zielte auf Izayoi und krümmte wie in Zeitlupe den Finger. Diesen Moment wollte er in vollen Zügen genießen.
 

Kapitel 38 - Der Tod kommt unerwartet
 

Die bisher abgegebenen Schüsse versetzen einige Wesen in helle Aufregung.

Der Tod kommt unerwartet

Um Abwechslung in Geschichten zu bringen, muss sich ein Autor immer etwas Neues ausdenken. Ich hoffe mir ist es gelungen und ich wurde nicht unbewusst von etwas beeinflusst.

Übrigens! Demnächst habe ich wieder etwas mehr Zeit und bringe meine FFs zum Abschluss.
 

Kapitel 38 - Der Tod kommt unerwartet
 

Yasu beziehungsweise Inuyasha, wie er wirklich hieß, kam es wie die Unendlichkeit vor. Er sah die Bedrohung für seine Mutter, war beinahe wie gelähmt und dachte nur noch, du musst sie retten. Doch wie sollte er eine Kugel aufhalten, die gleich den Lauf verlassen würde? Niemand war so schnell.

Irgendwer schien sein stummes Gebet erhöht zu haben. Über ihnen klirrte eine Fensterscheibe und gleich danach folgte ein dumpfer Aufprall, sodass Naraku zögerte. Obwohl er sich nicht umsah, lauschte er kurz. Da es nun wieder still war, niemand um Hilfe rief, vermutete er keine Bedrohung für sich, sondern glaubte, seine Leute hatten den zweiten Stock unter Kontrolle. Deswegen feuerte er seine Waffe ab.

Inuyasha sah die winzige Chance, warf sich nur den Bruchteil einer Sekunde vorher zur Seite, brachte so den Rollstuhl in Bewegung und glücklicherweise aus der Schusslinie. Dummerweise verlor er dabei das Gleichgewicht, und weil er zu nah an der Treppe stand, polterte er einige Stufen hinab.

Währenddessen korrigierte die Spinne ihren Schusswinkel und musste zu seinem Leidwesen feststellen, Izayoi verschwand schon im Gang und befand sich außer Reichweite, denn eine Pistole, die um die Ecke schoss, hatte er nicht dabei.

Er fluchte innerlich, hörte hinter sich eine Bewegung, spürte, bevor er handeln konnte, in seinem Rücken einen stechenden Schmerz. Er fuhr herum, sah Kagura und fixierte sie als neues Ziel an. Gleichzeitig erklangen eilige Schritte auf der Treppe, Rianas Stimme erklang: "Die Waffe weg Naraku! Du hast verloren."

Als einzige Antwort lachte der Verbrecherlord auf, hatte einen bissigen Kommentar auf der Zunge und stutzte plötzlich. Etwas passierte mit ihm und mit Entsetzen erkannte er, was genau. Die Farbe wisch ihm aus dem Gesicht, er schwankte, hauchte: "Nein."

Er hatte tatsächlich verloren und es gab nichts, womit er seinen Untergang noch aufhalten konnte. Krampfhaft klammerte er sich mit der linken Hand am Geländer fest, damit er den Halt nicht verlor.

Dann mobilisierte er seine letzten Kraftreserven und drückte ab. Da er nun Masaos Gefährtin nicht mehr erledigen konnte, wollte er sich an dem Wesen rächen, welches er mitverantwortlich für seinen Untergang machte.

Die Kugel, versetzt mit dem dämonischen Gift, traf die Windherrscherin in die Brust und fast zeitgleich fiel sie mit Naraku zu Boden. Während sie oben auf dem letzten Absatz liegen blieb, rollte die Spinne die Treppe hinunter bis zu Rianas Füßen.

Im Anschluss löste sich etwas von seinem leblosen Körper, er veränderte sich und zurück blieb ein verunstalteter Mensch.
 

Wenige Minuten vorher hatte Kazuki den zweiten Stock erreicht und stand plötzlich zwei Dämonen Zwillingen gegenüber. Die beiden Brüder weigerten sich, ihn zu Daisuke vorzulassen, denn das hatte einen Grund. Sie erhielten einen Befehl und waren gewillt diesen unter allen Umständen auszuführen.

Obwohl sie dem Leibwächter an Kraft etwas unterlegen waren, und er rangmäßig über ihnen stand, hinderten sie ihn am Betreten des Raumes. Als er einen weiteren Schritt auf sie zu ging, plötzlich stockte und sich umsah, weil Stimmen erklangen, sahen sich die Zwillinge an. Da Kazuki kurz abgelenkt war, witterten sie ihre Chance und hoben aufgrund ihres stillen Austausches jeweils ihre beiden Hände und schickten dem Hundedämon einen Energiestoß entgegen. Völlig davon überrascht traf es den Hundedämon und er wurde zurückgeschleudert, genau gegen eines der bis an den Fußboden heranreichenden Fenster.

Das Glas gab nach und der Schwung beförderte ihn zusätzlich über die eiserne Brüstung, trotz das er Halt suchend um sich griff. Dummerweise erwischte er nur die leichte Gardine, die nachgab, in dem sie entzweiriss. Hart landete Masaos Leibwächter in Izayois Lieblingsblumenbeet und zerstörte die Pflanzen. Der Dämon blieb kurz liegen, sammelte sich und richtete dann seinen Oberkörper auf. Mit der linken Klaue wischte er sich über die Stirn, warf einen Blick nach oben und entdeckte das Gesicht des Jüngeren der beiden Katzenbrüder. Dessen Ohren zuckten und er schaute schuldbewusst nach unten.

"Das werdet ihr büßen!", verhieß Kazuki und wollte sich aufrappeln, als sich eine schwere Klauenhand auf seine Schulter legte und ihn zu Boden drückte.

"Sie handelten auf meinen Befehl", folgte die Erklärung.

Der Leibwächter sah seinen Herrn an und wollte wissen: "Nicht auf Narakus Anweisung?"

"Nein", antwortete Inu no Taisho und erläuterte: "Da ich annahm, die Spinne unternimmt Schritte um Kanna wiederzubekommen, ließ ich sie vorsichtshalber woanders unterbringen. Um den Schein zu wahren, passen die Zwillinge auf den leeren Raum auf."

"Ich verstehe Herr", murmelte Kazuki und fügte hinzu: "Dann haben sie Glück und müssen meine Vergeltung nicht spüren."

Leise, sodass es nur sein Untergebener vernahm, flüsterte Masao ihm zu: "Das heißt nicht, das du auf dem Übungsplatz darauf verzichten musst, ihnen zu zeigen, wer der Stärkere ist."

Mit einem leichten angedeuteten Lächeln erhob sich der Hundedämon, klopfte sich die Erde ab und folgte Inu no Taisho, der zusammen mit General Miki in das Innere des Hauses ging.
 

Bereits als die ersten beiden Schüsse fielen, eilte Toyo zum Haupthaus. Dort gab er einige Anweisungen, denn es galt, die Gäste im Freien zu schützen. Nachdem er dies erledigt hatte, warf er einen Blick in die Runde. Masao nickte ihm zu und wandte sich dann seinen Gesprächspartnern zu. Viele hatten Fragen, wollten wissen, was da im Gange war, sodass Toyo nicht auf den Älteren wartete, sondern in das Gebäude ging. Erst da bemerkte er, Sesshomaru hatte sich ihm angeschlossen.

Aufgrund der Stimmen von oben und den beiden neuerlichen Schüssen stiegen sie die Stufen empor.

Rianas Schwiegervater analysierte sofort die Situation. Inuyasha, Izayoi und Riana waren wohlauf und keiner von ihnen blutete, wie er am Geruch feststellte. Eine Leiche, die ähnliche Ausdünstungen wie Naraku aufwies, ignorierte er. Stattdessen sprang er die restlichen Stufen bis zum Absatz kurz vor dem zweiten Stock empor, kniete sich auf den Boden und griff nach dem sterbenden Körper seiner ehemaligen Geliebten.

"Kagura", flüsterte er und die Windherrscherin öffnete ihre Augen. Mühsam hob sie ihre Hand und legte sie an Toyos Wange.

Sie hielt den Blickkontakt nicht lange aufrecht, sondern bewegte ihren Oberkörper etwas, um nach unten zu spähen.
 

Dort hockte Sesshomaru bei der Leiche von Naraku und sah den Dämon mit emotionsloser Miene an. Riana, neben ihm, fragte verständnislos: "Kann sich ein Dämon durch so einen Sturz das Genick brechen und was hat sich vorhin verflüchtigt? Ein Illusionszauber?"

"Das ist beinahe unmöglich. Außerdem hatte ich nicht den Eindruck, das Naraku so unglücklich gestürzt ist", kam es von dem Hanyou. Daraufhin packte Inuyasha die Überreste und hob ihn etwas an. Das, was er entdeckte zauberte, ein Stirnrunzeln auf sein jugendliches Gesicht. "Ein Messer?", äußerte er laut.

Deshalb drehte er den Verbrecher vollständig um und so konnte auch Riana das Heft der Waffe im Rücken der Spinne sichten. Jemand hatte es ihm in den Rücken gestoßen, ungefähr dort, wo bei den Menschen das Herz saß.

Kaguras schwache Stimme erklang und erklärte mit Unterbrechungen: "Narakus richtiger Name ist oder besser war Onigumo. Er war kein vollwertiger Dämon, sondern ein ehemaliger Mensch, der nach einem Säureunfall und durch das Absorbieren von Dämonen, seine wahre Herkunft verschleiern konnte. Dennoch schlug in seinem Körper immer noch dieses menschliche Herz, sein einziger verwundbarer Punkt. Deshalb musste vermutlich Kikyou sterben, da sie als Einzige die Wahrheit kannte. Es war fast Ironie, das sie ausgerechnet mir, kurz vor ihrem Tod die Wahrheit offenbarte. Jetzt ...", sie pausierte, blickte Rianas Schwiegervater an. "Jetzt ist es gut. Nun bin ich endlich frei."

Damit wurde sie immer blasser, dann durchsichtig, bis sie sich ganz auflöste. Ein leichter Wind wehte, bewegte die Gardinen und es schien, als ob der Geist der Windherrscherin Toyo noch einmal umschmeichelte. Dort wo Kagura gerade noch gelegen hatte, blieben nur vereinzelte weiße Blütenblätter zurück.

Mit der rechten Klaue nahm Masaos Bruder einige davon in die Hand, bevor er langsam die Stufen nach unten ging.
 

Inu no Taisho hatte vor, bereits, nachdem der erste Schuss erklang, in das Gebäude zu gehen, um nach dem Rechten zu sehen, denn er wusste, seine Gefährtin und sein Sohn befanden sich im Inneren. Leider wurde er von mehreren Dämonen umringt, die ihm Fragen stellten. Deswegen beruhigte er die Gäste, versprach, dass seine Leute alles im Griff hatten.

Dann fiel Kazuki aus dem Fenster, es knallte wieder zweimal in kurzen Abständen und ein Vogeldämon bemerkte sarkastisch zu dem neben ihm Stehenden: "Das hat nicht den Anschein", und zuckte zusammen, denn der Blick des dämonischen Herrn traf ihn.
 

Masao begnügte sich vorerst damit und ging zum Haupteingang, aus dem gerade wankend ein junger Dämon taumelte. Das Schwert mit der blutverschmierten Klinge ließ er fallen, bevor er selbst zusammenbrach und murmelte: "Ich fürchte Herr, ihr müsst renovieren."

Mit entsetzen erkannte der General seinen Sohn, eilte an seine Seite und fragte: "Was hast du getrieben?"

"Meine Gegner, ich habe sie im Waffensaal geköpft", berichtete Minoru. "Die Drei waren dumm genug und gingen mit Hellebarden auf mich los." "Berichte später ausführlich!", riet Inu no Taisho und befahl strenger: "Jetzt heile dich!"
 

Inzwischen hatte Miki sein Kind untersucht, um die Schwere der Verletzungen einzuschätzen. Unzählige Schnitte und teilweise tiefe Wunden, die unter anderem heftig bluteten, erschreckten ihn. Es war ein Wunder, das sein Sohn überhaupt noch bei Bewusstsein war. Dennoch konnte er aufatmen, denn die natürlichen Selbstheilkräfte, die die meisten Dämonen besaßen, begannen schon zu wirken. Er hob Minoru auf seine Arme und trug ihn fort, denn er holte sich unbemerkt von den Anderen die stille Erlaubnis seines Vorgesetzten ein.
 

"Was genau geht hier vor?", fragte ein Gast und Masao erläuterte ehrlich und das nicht ohne Grund: "Naraku ist in mein Anwesen eingedrungen, um mich vor meinen Gästen bloß zustellen. Indem er meine Untergebenen unterwanderte, versuchte er Chaos zu stiften und meine Position zu schwächen."

"Was ihm wohl gelungen ist", spottete der gleiche Vogeldämon, wie zuvor. Dieser kannte zwar Masaos Ruf, war ihm jedoch bis heute, noch nie selbst begegnet.

Der Herr der Dämonen wollte darauf reagieren. In diesem Moment tauchte sein Bruder neben ihm auf, flüsterte ihm zu, ohne zu bemerken, dass der Herr der europäischen Füchse, sowie Kannas Großvater die Worte ebenso vernahmen: "Der Sieg gehört uns. Naraku existiert nicht länger."

Erleichtert, ohne es sich anmerken zu lassen, bückte sich der silberweißhaarige Hundedämon, hob Minorus Schwert auf und drehte sich dem Lästerer zu. Mit eiskaltem Blick fixierte er ihn und äußerte in einem eher entspannten Ton: "Meine Gäste schätzen kurzweilige Unterhaltung. Deswegen schlage ich vor, wir verlegen das Treffen in die Kampfarena und messen unsere Kräfte. Damit kann ich den Anwesenden an deinem Beispiel demonstrieren, wie schwach ich wirklich bin."
 

Nervös strich der Aufgeforderte den federähnlichen Flaum auf seinem Kopf zurück, der sich aufgestellt hatte und überlegte, wie er sich herauswinden konnte. Er zählte nicht gerade zu den Mutigen und hatte schon seit Jahren seine Kampfkünste extrem vernachlässigt. Demzufolge war er einem geübten Kämpfer, wie Inu no Taisho, hoffnungslos unterlegen. Schon setzte er zum Sprechen an, als er unerwartet Hilfe bekam, wenn es auch nicht auf ihn bezogen war.

"Obwohl ich Naraku nie begegnete, würde ich ihn, den hinterlistigen Verbrecher, niemals als Gegner unterschätzen. Seine Taten waren wohlüberlegt und jeder von uns hätte sein Ziel sein können." Damit drehte sich Etienne, Rianas Großvater zu dem Frostwesen um und forderte ihn auf: "Edler Freund, wollt ihr nicht das Geheimnis offenbaren. Weswegen der Verbrecherlord, das Risiko einging, hier einzudringen."

Ryo strich sein weißes Gewand glatt, nickte dem Herrn der Füchse zu und wandte sich an die Anderen: "Wir alle haben schon von den mächtigen Artefakten gehört und viele von uns besitzen welche. Seit Jahrhunderten hüten die Clans diese Geheimnisse. Nachdem mein Sohn ermordet wurde, verschwand ein Seelenspiegel und kürzlich tauchte er in Narakus Besitz wieder auf."
 

Obwohl Masao großen Respekt den Schneedämonen gegenüber hegte und es unhöflich war, ein so hohes Wesen, welches ihm fast gleichgestellt war, zu unterbrechen, tat er es, jedoch nur um Kannas Existenz zu schützen. Niemand sollte erfahren, dass dieses kleine Mädchen bereits die Kraft hatte, ebenso wie ihre Vorfahren, ein so mächtiges Artefakt zu benutzen. Er trat daher zu dem Frostwesen, bat leise: Verzeiht", und fuhr lauter fort: "Mein Sohn entwendete diesen Spiegel, ohne zu wissen, welche Macht ihm innewohnt, und brachte ihn hierher. Inzwischen befindet er sich an einem sicheren Ort. Dies war der Hauptgrund, weshalb die Spinne das Risiko einging, hierherzukommen, da er ihn immer noch hier vermutete. Hätte der Verbrecherlord diese Seelen raubende Waffe gegen uns eingesetzt, kaum ein Anwesender hätte dem etwas entgegenzusetzen gehabt. Inzwischen wurde die Gefahr gebannt, Naraku vernichtet."

"Das hören wir gern", mischte sich nun der Herr der Wölfe Kouhei ein und schlug vor: "Genießen wir das Treffen und besprechen später den Rest sowie unser weiteres Vorgehen innerhalb des Dämonenrates."

Die Ratsmitglieder und weitere Gäste stimmten dem zu.

Alik, der in Begleitung seines Sohnes Kiyoshi und seiner Schwiegertochter Lin, sowie deren Vater erschienen war, hatte sich bis jetzt still im Hintergrund gehalten. Nicht nur als Herr der sibirischen Tiger, sondern auch als Mitglied des inneren Rates, wagte er etwas anzusprechen, was alle Anwesenden interessierte. "Ohne euch infrage zustellen oder schwach zu nennen, wie gewisse andere", wobei er den Vogeldämon meinte und diesen dabei kurz ansah, "möchte ich noch eine Kleinigkeit wissen. Weshalb habt ihr diese Spinne nicht selbst zur Strecke gebracht? Früher habt ihr euch nie gescheut, offen gegen Feinde vorzugehen."
 

Nicht Masao antwortete, sondern eine weibliche Stimme erklang: "Naraku war ein erbärmliches Wesen. Deswegen liegt es absolut unter Inu no Taishos Würde, sich mit so einem Abschaum zu befassen." Verlegen warf Riana dem Onkel ihres verstorbenen Gemahl einen Blick zu, der gar nicht daran dachte, sich einzumischen und deswegen fuhr sie fort: "Außerdem besitzt er durchaus fähige Mitarbeiter, die seine Hilfe zwar jederzeit begrüßen aber nicht unbedingt darauf angewiesen sind."

Die rothaarige Frau fühlte sich im nächsten Augenblick unbehaglich, denn nun hatte sie die Aufmerksamkeit der meisten Dämonen gewonnen. Einer, vermutlich jemand, dem sie nicht vorgestellt wurde, da er erst erschien, nachdem die offizielle Begrüßung vorüber war, wollte wissen: "Darf man wissen, wer ihr seid?"

"Meine Enkeltochter", meldete sich Etienne und jeder hörte den Stolz in seiner Stimme. "Die Gräfin Roussillon mit bürgerlichen Namen Riana Durand."
 

Es war kein Geheimnis, das der Herr der europäischen Füchse einen halbdämonischen Sohn hatte. Daher wunderte sich die Agentin nicht, dass auf einigen Gesichtern nun Abscheu zu lesen war. Den intensiven Blicken begegnete sie daher stolz mit erhobenem Kopf. Die Familie stand hinter ihr, gab ihr halt und dazu musste sie sich nicht einmal umdrehen. Besonders ihr Vater bedachte den Teil der Gäste, der sich für besser und das einzige Wahre hielt, weil sie reinblütige Dämonen waren, mit finsteren Blicken.

Aron begann gleich darauf zu sprechen, ging aber nicht auf die Herkunft seiner Tochter ein, sondern erläuterte einen Umstand: "Oyakata-sama entschied sich für den offiziellen Weg und leitete bereits vor seinem Rücktritt eine Untersuchung gegen Naraku ein. Allerdings glaube ich nicht das er, als unserer oberster Herr, verpflichtet ist, sich zurechtfertigen. Meiner Meinung nach, zählt nur das Ergebnis, denn wie ich gerade erfahren habe, ist der europaweite Schlag gegen das Verbrecherimperium, der in allen Ländern zeitgleich begann, ein voller Erfolg. Jedes seiner Spinnennester wurde ausgemerzt."
 

Alle lauschten dem rothaarigen Hanyou, sodass scheinbar niemand den stillen Austausch mitbekam. Toyo und Masao wechselten einen Blick und sie hoben jeweils ihre rechte Klauenhand, zeigten heimlich drei Finger noch oben. Dennoch hatten es Riana und Sesshomaru ebenso bemerkt. Als Aron von der Razzia sprach, zuckten drei der kleineren Clanführer leicht zusammen. Vermutlich waren sie Komplizen von Naraku oder deckten zumindest dessen Geschäfte. Sicherlich mussten sie sich demnächst mit verantworten.
 

"Fähige Mitarbeiter, in der Tat", murmelte Masao lobend in einem relativ leisen Ton. Aufgrund ihrer guten Ohren hörten etliche Wesen in seiner Nähe die Worte und er bekam mit, wie sie ihm auf ihre Weise zu stimmten. Lauter wandte er sich dann an alle: "Wenn ich auf Kouheis Worte zurückgreifen darf. Wir sind nicht hier, um uns mit den Belangen des Rates oder kriminalistischen Angelegenheiten auseinanderzusetzen. Dieses Treffen dient eher den privaten Dingen."

Kaum ausgesprochen zeigten seine Worte Wirkung. Man zerstreute sich, bildete kleine Gruppen und Riana fragte sich, wie viele neue Ehen es demnächst geben würde und welche davon, nur zum Wohle der Eltern arrangiert wurden.

Die rothaarige Agentin seufzte leise, da sie sehr zu ihrer Freude nicht mehr von Interesse war. Deswegen zog sie sich in einen stillen Winkel zurück und betrachtete alles aus der Ferne. Sie hielt es nicht lange aus, denn jetzt, wo die ganze Anspannung von ihr abfiel, fühlte sie sich auf einmal müde. Nur wenig später ging sie zu Masao und bat: "Erlaubt ihr, dass ich mich zurückziehe, Herr?"

Die Bitte wurde ihr nicht verweigert und so näherte sie sich dem Haus. Auf dem Weg dorthin gab es leider immer wieder Gäste, die sie in ein kurzes Gespräch verwickelten.
 

Inu no Taisho sah ihr hinterher und sobald sein Bruder neben ihm auftauchte, fragte er den Jüngeren, da dieser nun im Prinzip Rianas Vorgesetzter war: "Du wirst ihr doch einen kleinen Urlaub gönnen?"

"Den hat sie sich verdient. Wie ich Etienne kenne, wird er die meiste Zeit ihre Aufmerksamkeit fordern und dann gibt es noch ihren Sohn. Sie hat soviel versäumt."

"Überlassen wir Riana die Entscheidung, was sie tun möchte", mischte sich Aron ein, der seiner Tochter ebenfalls beobachtet hatte und das Gespräch der Brüder mitbekam.

Masao nickte unwillkürlich und sah zu seinem Sohn hinüber. Dieser wurde gerade von einer Dämonin in Beschlag genommen, welche er gleich darauf abwimmelte. Schon näherte sich eine andere Hündin. Schön, kühl und vermutlich berechnend. Die Art, wie sie ging und wie sie auf die Umstehenden herabblickte, erinnerte den ehemaligen Polizeichef viel zu sehr an Leiko, seine erste Gefährtin. Ein Wesen, das er sich für seinen Sohn nicht wünschte.

Mit dem festen Willen dagegen etwas zu tun, setzte er sich in Bewegung und musste mit ansehen, wie ihm Misaki fast zuvor kam. Bereits früher am Tag fiel es ihm mehrmals auf, das seine Nichte versuchte das weibliche Geschlecht von ihrem Cousin fernzuhalten.

Diesmal war der Herr der Hunde schneller, langte noch vor der Fremden und seiner Nichte, bei seinem Kind an und befahl ihm: "Folge Riana und behalte sie im Auge. Wir wissen, nicht ob sämtliche Handlanger der Spinne ausgeschaltet wurden."
 

Die Betreffende hatte nun endlich das Haus erreicht und wollte schon in das Innere schlüpfen, als sie sich noch einmal umdrehte. Dabei bekam sie mit, wie eine bildschöne Dämonin auf ihren Geliebten zu steuerte und zum ersten Mal an diesem Abend verspürte sie leichte Eifersucht. Als Masaos Erstgeborener dieses Wesen eiskalt stehen ließ und stattdessen ihr folgte, hüpfte ihr Herz vor Freude. Zum Glück hatte sie ihre Gefühle gut ihm griff, setzte dann noch eine kühle Maske auf und ging ohne ein Wort ins Haus. Dort suchte sie sofort ihr Zimmer auf.
 

Sesshomaru folgte ihr, versuchte ihre Stimmung zu analysieren, kam vorerst zu keinem Ergebnis. Deshalb zog er sein Jackett aus, legte seine Krawatte ab und öffnete die obersten Knöpfe seines Hemdes. Danach legte er sich auf das Bett und beobachtete Riana weiter.

Erst nach einer Weile fragte er: "Wirst du bald abreisen?"

Die Agentin war ans Fenster getreten, schaute hinaus in den Garten und dachte ständig an ihren Sohn. Sie vermisste ihn und hoffte Ethan bald in den Arm nehmen zu können. Obwohl sie in Gedanken versunken war, hörte sie die leise gesprochene Frage.

"Mein Vater kehrt schon morgen nach Europa zurück. Mein Großvater hingegen bleibt bis zum nächsten Wochenende. Dann wünscht er ausdrücklich meine Begleitung. Er hat jedoch Verständnis, das ich noch so lange hier bleiben muss, bis mein Bericht fertig ist und alle Formalitäten abgeschlossen sind."

Der Gedanke, sie zu fragen, für wann sie ihre Rückkehr plant, huschte ihm durch den Kopf. Doch eine andere Stimme flüsterte ihm zu: 'Sie kommt nicht wieder.' Eine Tatsache, mit der er sich abfinden sollte.

Er verscheuchte die nahe Zukunft, in der ihn Einsamkeit erwartete. Mit leiser Stimme, in einem Ton, der wenig Widerspruch zu ließ, sagte Sesshomaru: "Du teilst mein Lager bis zu deiner Abreise."
 

Zum ersten Mal, seit sie den Raum betreten hatten, wandte sich die Agentin vom Fenster ab, suchte seinen Blick und wollte wissen: "War das eine Frage, eine Bitte oder ein Befehl?"

Der Silberweißhaarige erhob sich, ging zu ihr und flüsterte zweideutig ganz nah bei ihr: "Das hängt von deiner Auslegung ab."

Mit einem Lächeln und in froher Erwartung auf das Kommende erklärte sie: "Ich brauche Hilfe bei dem Kleid!", und schon spürte sie eine kühle Klauenhand an ihrer Schulter, merkte, wie der Reißverschluss in ihrem Rücken nach unten glitt.

Dann, sich dabei viel Zeit lassend, wurde von Sesshomaru der Stoff beiseitegeschoben, damit er Handbreit für Handbreit ihren verführerischen Körper freilegen konnte.
 

Kapitel 39 - Um den Weg in die Zukunft zu pflastern
 

Am Ende der Woche naht der Abschied. Für immer?

Um den Weg in die Zukunft zu pflastern

Kapitel 39 - Um den Weg in die Zukunft zu pflastern
 

Sehr spät in der Nacht, fast schon am anderen Morgen, waren die meisten Gäste gegangen. Izayoi ruhte und so hatte Inu no Taisho Zeit nachzudenken. Er stand am Fenster seines Arbeitsraumes, blickte auf den Garten und den Pool, wo noch vereinzelt kleine Lichter brannten. Hin und wieder streiften zuverlässige Wachen durch das Gelände, ansonsten war es still.

Ein Klopfen riss den Hundedämon aus seinen Gedanken und er bat den Störenfried herein. General Miki erschien, verbeugte sich und wartete, bis sein Herr fragte: "Minoru?"

"Mein Sohn erholt sich langsam", antwortete der ehemalige Soldat des vergangenen westlichen Reiches.

"Seine Tat war nicht nur mutig, sondern erforderte viel Können. Narakus Handlanger, den Riana an die Säule kettete, schilderte mir sämtliche Einzelheiten", lobte Masao den Welpen und fasste einen Entschluss. Vorerst behielt er seine Entscheidung für sich.

Miki zeigte Besorgnis auf seinem Antlitz, denn er empfand Minorus Handeln als leichtsinnig, doch er würde seinem Herrn niemals widersprechen. Stattdessen überbrachte er eine Bitte: "Oyakata-sama der Rat hat sich in der unterirdischen Kammer zusammengefunden. Man bittet euch dazu."
 

Dass es bald ein Treffen geben würde, damit rechnete Sesshomarus Vater und deshalb wunderte er sich weniger, eher über den frühen Zeitpunkt. "Dann sollten wir nicht trödeln", bestimmte er und ging voraus.

Nur wenig später betrat er den Raum, sah sich um und versuchte durch das Verhalten der Dämonen den Grund für die Eile herauszufinden. Allerdings vergebens, denn alle hatten sich gut im Griff. Er selbst zeigte ebenso wenig seine Überraschung, da außer den üblichen Mitgliedern noch Ryo, Etienne und Kiyoshi anwesend waren.

Rianas Großvater verbeugte sich und erklärte: "Ich bin nur als Fürsprecher meines Freundes, des Herrn der Schneedämonen hier und empfehle seine Aufnahme in diese ehrenwerte Gesellschaft. Da ich kein Mitglied des inneren Kreises bin, ziehe ich mich zurück."

Er wartete keine Antwort ab, sondern strebte dem Ausgang zu.

"Warte!", bat Inu no Taisho, musterte die Anderen und wollte wissen: "Spricht etwas gegen Etiennes Anwesenheit."

Da niemand etwas dagegen einzuwenden hatte, und alle, dass mit einem Kopfschütteln oder Worten kundtaten, beschloss Masao: "Dann bleibt er. Weil ich nicht nach Europa zurückkehre, müssen wir sowieso einen neuen Vertreter für die dort ansässigen Dämonen bestimmen."
 

Der Herr der Füchse setzte schon zu einem Einwand an, als er die kalte Hand seines Freundes spürte. So schwieg er und wartete die weitere Entwicklung ab, denn der Herr der Dämonen wandte sich nun an Alik, um eine Erklärung zu fordern.

Der sibirische Tiger teilte mit: "Mein Sohn möchte euch einen Vorschlag unterbreiten."

Sofort entstand Gemurmel unter den Anwesenden. Das Meiste war so leise, dass es kaum jemand hörte. Nur eine Stimme sprach lauter, leicht spöttisch: "Der selbe Sohn, den ihr kürzlich noch verleugnet habt."

Der Sprecher sah sich gleich darauf mit zwei eisigen Blicken konfrontiert und Alik wollte schon seine Gründe offenbaren.

"Geheimhaltung schadet nie", warf Inu no Taisho ein, half dem Tiger mit einer guten Ausrede und hielt ihn gleichzeitig im Zaum. Dieser beugte leicht seinen Kopf und wollte das Anliegen vorbringen, als ob nichts geschehen wäre. Doch Masao hinderte ihn und richtete das Wort direkt an den jüngeren Dämon: "Da es dein Vorschlag ist, will ich die Worte aus deinem Mund vernehmen."
 

Kiyoshi übte sich in Selbstbeherrschung, hielt seinen Blick neutral, obwohl es ihn innerlich getroffen hatte, dass sein Vater ihn scheinbar immer noch anderen gegenüber als nicht existent ausgab. Doch Masaos Einwurf zeigte ihm eine andere Seite. Immerhin hatte die Verschwiegenheit seines Erzeugers ihm schon oft Vorteile gebracht. Seinen guten Ruf verdankte er sich selbst und nicht seiner Herkunft. Darauf konnte er stolz sein. Dass ihn Inu no Taisho jetzt aufforderte, direkt zu sprechen, ehrte ihn ebenso.

Deswegen eröffnete er seinen Vorschlag, ohne zu ahnen, das Sesshomarus Vater diesbezüglich schon eigene Überlegungen angestrebt hatte. "Nachdem viele eurer Angestellten sich als Verräter entpuppten und bis ihr neues Personal gefunden habt, wollte ich euch anbieten, den Wachschutz zu übernehmen."

Der Hundedämon ging nicht darauf ein, sondern fragte: "Ist Lin auf deine Hilfe angewiesen oder bist du abkömmlich?"

"Ich unterstütze meine Gefährtin in der Führung der Firma. Sie kann die Geschäfte jedoch allein meistern", antwortete er und warf seinem Vater einen Blick zu. Doch Alik konnte sich ebenso wenig denken, was Masao bezweckte.

Der Herr der Hunde nickte, sah kurz General Miki an, bevor er verlauten ließ: "Im Laufe des letzten Tages ereignete sich Einiges und dadurch eröffnen sich neue Möglichkeiten. Kazuki genießt mein volles Vertrauen und wird deswegen in Zukunft den Schutz meiner Gefährtin übernehmen. Ebenso habe ich vor, die Katzenzwillinge zu integrieren", hier machte er eine kurze Pause, drehte sich dem jungen Tiger zu: "Für dich Kiyoshi, wenn es dein Wunsch ist, mir zu dienen, habe ich eine besondere Aufgabe. Inuyasha braucht nicht nur einen Leibwächter, sondern auch einen Lehrer. Du bist treu, diskret und außerdem fähig genug mit einem wilden unbändigen Teenager zurechtzukommen."
 

Aliks Sohn senkte kurz seinen Kopf und ließ sich das Angebot durch den Kopf gehen. Ohne das Inu no Taisho es aussprechen musste, spielte auch seine kurze Erfahrung mit dem Hanyou eine Rolle. Sicherlich war es schwierig einen Dämon zu finden, der vorbehaltlos auf einen Hanyou aufpasste. Er selbst machte keine Unterschiede und würde ebenso gut Menschen beschützen, denn für ihn zählte nur die Arbeit, nicht die Herkunft des betreffenden Wesens. "Ich werde euch nicht enttäuschen", versprach er und Masao konnte sicher sein, das dem so war.

Da er noch eine weitere Offenbarung zu machen hatte, setzte der Herr der Hunde fort: "Wie ihr wisst, benötige ich selbst keinen Schutz. Doch es schadet nie, eine zuverlässige Begleitung zu haben. General Miki. Dein Sohn hat mich beeindruckt. Er besitzt keinerlei Erfahrung im Kampf und trotzdem hat er sich gestern tapfer geschlagen. Dennoch muss er geformt werden. Wenn er eines Tages, ein so hohes Ansehen genießen möchte, wie ihr es besitzt, braucht er dementsprechend Anleitung. Daher übernehme ich es persönlich und stelle deinen Sohn als meinen neuen Fahrer und Leibwächter ein."
 

Diesmal waren fast alle überrascht. Doch wer wusste, wie Kazuki vor etlichen Jahren zu seinem Posten kam, verstand. Allerdings war es nicht Sache des Rates darüber zu befinden, mit welchen Dämonen sich Inu no Taisho umgab. Naraku mochte den Haushalt der Taishos unterwandert haben, letztendlich hatte es ihm nichts gebracht. Aus diesem Grund zweifelte niemand die Richtigkeit dieser neuen Entscheidung an.

Dennoch gab es eine Kleinigkeit, die viele beschäftigte.

Kouhei, der Herr der Wölfe, der ungern in Masaos Fokus geriet, hatte widerwillig die Aufgabe übernommen, es darzulegen. Er erlangte die Aufmerksamkeit des silberweißhaarigen Dämons und sprach: "Bevor ihr hier eintraft haben wir eine Idee entwickelt. Eigentlich habt ihr selbst den Grundstein dafür gelegt. Ein gewisser Vogeldämon ist euch immer noch eine Antwort schuldig."

Sesshomaru Vater ließ Kouhei nicht weitersprechen, sondern hob seine Hand und stoppte ihn. Absichtlich zeigte er seinen Unmut, als er wissen wollte: "Der Rat schlägt mir einen Kampf mit einem minderwertigen Gegner vor?"

"Nein Herr. Es würde uns zwar gefallen, wie ihr dem Aufschneider die Flügel stutzt, doch wir hatten mehr im Sinn. Einen offiziellen Wettstreit unter uns Dämonen", erklärte der Wolf.

Inu no Taisho verzog seine Mundwinkel zu einem angedeuteten Lächeln: "Damit ich beweisen kann, wie schwach ich wirklich geworden bin. Es werden sich genug Dummköpfe finden, die mich herausfordern. Das gefällt mir. Kouhei ich bin einverstanden. Damit vertraue ich dir die Organisation an. Alik kann dich unterstützen, denn ich bin sicher, das war seine Idee. Schon seit Jahren versucht er, mich in die Arena zu bekommen."

"Genau genommen war ich der Auslöser", meldete sich Etienne zu Wort, doch Masao zwinkerte ihm, ungesehen von den Anderen, zu.
 

Da der Rat nicht allein deswegen zusammengekommen war, brachte der Vorsitzende der Gemeinschaft, den Punkt zur Tagesordnung. Vieles wurde in dem unterirdischen Raum besprochen und so manches Mal wunderte sich Masao über die Bereitwilligkeit der Mitglieder. Stunden später hatte er seinen Willen durchgesetzt oder Kompromisse gefunden. Zufrieden mit dem Ergebnis entließ er die Dämonen, suchte seinen Bruder auf und teilte ihm die wichtigsten Punkte mit.

Mit Riana sprach Inu no Taisho erst am Tag vor ihrer geplanten Abreise.
 

Die rothaarige Frau kam an diesem Nachmittag von einem langen Spaziergang im Park zurück und versteckte sich dann in Masaos Arbeitszimmer, denn sie musste sich über ihre wahren Gefühle im Klaren werden. Deswegen stand sie am Fenster, sah in den Garten hinaus und dachte an ihre Zukunft. Nach der Ratssitzung hatte ihr ehemaliger Vorgesetzter Kanna und Daisuke aus dem sicheren Haus zurück in das Anwesen geholt. Selbst Inuyasha konnte seine Kagome in die Arme schließen.

Mit einem Lächeln betrachtete sie das junge Liebespaar am Pool und träumte davon, dort mit Sesshomaru zu liegen. Das würde wohl nie geschehen, denn sie hatten keine Zukunft zusammen. Dummerweise hatte sie ein Gespräch zwischen Vater und Sohn mit angehört, wo es um Sesshomarus Ausbildung ging. Masao würde sein Kind bald in das westliche Anwesen schicken, und da der Herr der Hunde die Pläne ihres Großvaters, sowie ihre eigenen, kannte, musste sie sich zwangsläufig von ihrem Geliebten trennen.

Deshalb seufzte die Agentin leicht und wechselte ein wenig ihren Standort. Auf der Terrasse saß Kanna, las ein Buch und sprach gelegentlich mit ihrem Leibwächter. Obwohl die Kleine immer noch selten Emotionen zeigte, wirkte sie viel entspannter als früher. Immerhin war nun ihre Herkunft geklärt und sie würde bei jemand aufwachsen, den sie mochte. Vor allem würde dieses Wesen niemals ihre Macht missbrauchen.

"Bei mir bist du in Sicherheit", murmelte die Agentin und wunderte sich immer noch, weshalb Ryo seine Enkelin in ihre Obhut gab. Zwar hatte sie selbst einen Sohn, doch ihr fehlte die Erfahrung als Mutter. Nun sollte sie für ein weiteres Kind sorgen.

Sie begrüßte natürlich die Herausforderung und trotzdem machte es ihr Angst.
 

Plötzlich drehte sich der Wolf, verbeugte sich in ihre Richtung und widmete sich dann wieder der Gegend. Deswegen zuckte sie zusammen, trat einen Schritt zurück, fort aus dem Licht und schämte sich etwas, weil Daisuke sie erwischt hatte. Doch dann war sie froh über seine Aufmerksamkeit. Sie konnte sich keinen besseren Leibwächter wünschen.

"Weshalb will dieses hartnäckige Kind meine Gesellschaft?", murmelte sie und sprach damit halblaut aus, was sie bewegte, ohne zu ahnen, dass sie bei jemand Gehör fand.

"Es liegt in der Natur der Schneedämonen, unter sich zu bleiben. Sie empfinden nicht wie wir. Doch wenn sie jemand ihre Freundschaft schenken, so ist sie von Dauer", erklärte unerwartet eine Stimme und die Witwe fuhr zu dem Sprecher herum.

"Für Kanna bist du eine Ersatzmutter geworden und Ryo erkennt dein wahres Wesen. Wie sein Sohn und seine Enkeltochter kann er tief in deine Seele schauen. So weiß er, dass dieses Kind bei dir gut aufgehoben ist", erläuterte Masao weiter.

Riana fand keine Worte, sondern nickte nur. Dann sagte sie und dachte an die Hintergründe: "Ich kann es immer noch nicht fassen, das Naraku so berechnend war."

"Niemand konnte das. Er hat alles von langer Hand vorbereitet. Wenn wir ihm nicht auf die Schliche gekommen wären ...", den Rest musste der Hundedämon nicht aussprechen.

Riana konnte sich in Gedanken die unterschiedlichsten Szenarien ausmalen. Sicherlich hatte die Spinne noch weitere Pläne, bestimmt auch mit ihr. Wenigstens wussten sie, was er mit Kanna bezweckt hatte.
 

Nicht nur Daisuke und Inuyasha konnten nämlich Einiges zur Aufklärung beitragen. In den Papieren des Verbrecherlords fanden sich ebenso Details. So kamen sie hinter das Geheimnis. Erst zerstörte er die Liebe von Kannas Eltern, vermählte sich selbst mit der Schneedämonin und dann förderte er eine Liebschaft zwischen den beiden. Wenn sie sich nicht so zugetan gewesen wären, könnte man behaupten das Kannas Mutter gezwungen wurde, sich von dem Schneeprinzen schwängern zu lassen.

Erst nach Kannas Geburt fand Naraku heraus, das nicht er der rechtmäßige Ehemann war, sondern sein Nebenbuhler. Deswegen mussten beide sterben. Abgesehen davon, dass ein Hundedämon anhand des Geruches oder ein DNA-Test, die Wahrheit ans Licht bringen konnte, beging die Spinne den Fehler sämtliche Papiere aufzuheben. Da Kanna den Code kannte, kam Inuyasha daran und brachte die Unterlagen seinem Vater mit. Damit war Kannas Herkunft nachweisbar und somit erkannte ihr Großvater Ryo sie als seine legale Erbin an.

Doch das Mädchen weigerte sich in den kalten Norden zu ziehen und klammerte sich stattdessen an Riana. Aufgrund der Entwicklung und weil er selbst in Zukunft mehr Kontakt zu den anderen Wesen halten wollte, dachte der Herr der Schneedämonen nicht lange nach. Er übergab seine Enkelin in Rianas Obhut unter der Bedingung, das Daisuke als Leibwächter fungierte.
 

"Ich werde mein Bestes tun", versprach die rothaarige Frau und erhielt von Inu no Taisho ein Nicken.

Dieser trat näher, stand dann direkt hinter hier und legte seine Hände auf ihre Schulter. Leise, als ob er befürchtete, Sesshomaru könnte ihn hören, fragte er: "Was bedeutet dir mein Sohn?"

Sie zögerte zu antworten, schaute weiterhin ins Freie, dorthin wo der Betreffende im Gespräch mit ihrem Großvater durch das Gelände schlenderte. Dann murmelte sie: "Alles."

Masao, zufrieden mit der Antwort, sprach weiter: "Reicht dir ein Jahr um deine Trauer zu überwinden?"
 

Nur in Gedanken gestand sie sich selbst, dass sie Finleys Verlust niemals überwinden konnte. Die Erinnerung an ihren Gefährten wühlte sie wieder auf und sie lehnte sich, wie nach Halt suchend, ein wenig nach hinten. Sie genoss den Kontakt mit dem Dämon, empfand, wie schon so oft, durch diese Nähe Geborgenheit. Er hatte ihr Trost gespendet, als sie ihn gebraucht hatte. Sie war dankbar für alles, was Masao für sie getan hatte. Obwohl sie Naraku nur etwas vorgespielt hatten, waren die Gefühle echt und so manches Mal hatte sie sich gefragt, was gewesen wäre, wenn sie die Nacht nicht mit Sesshomaru verbracht hätte. Dennoch hatte sie sich nicht in Inu no Taisho verliebt, sondern in seinen unnahbaren Sohn.

"Weshalb fragst du?", wollte sie wissen.

Mit einem leichten Schmunzeln offenbarte ihr ehemaliger Vorgesetzter: "Weder Etienne noch Toyo werden begeistert sein, wenn sie dich mit mir teilen müssen. Ich kann mir nämlich kein anderes Wesen als Schwiegertochter vorstellen."

Damit gewann er Rianas volle Aufmerksamkeit. Sie drehte sich ihm zu und schaute ihn erstaunt an: "Was ist ...", begann sie und schwieg. Wie sollte sie auch ihrem ehemaligen Vorgesetzten erklären, dass sie neulich im Park unfreiwillig gelauscht hatte.

Masao setzte ihren Satz fort: "Mit dem dämonischen Erben?", dann schmunzelte er ein wenig. "Der Inhalt meines Gespräches war durchaus für deine Ohren bestimmt. Die Notwendigkeit besteht. Davon lässt sich der Rat nicht abbringen."
 

Damit sah er sie kurz an, bevor er abschweifte und in den Garten hinaus blickte. Wenig später hatte er sein Ziel gefunden und beobachtete es kurz. Dann erklärte er: "Es wird sicherlich früher oder später einen geben, denn es gibt jemand, der bereit ist, euer Glück zu fördern. Du musst dich nur in Geduld üben. In einem Jahr, nachdem Sesshomarus Ausbildung im westlichen Anwesen beendet ist, schicke ich ihn nach Paris, wo er den Posten übernimmt, den jetzt dein Vater innehat. Auf Aron wartet eine Beförderung, denn mein Bruder wird zurücktreten. Er wird sich seiner Familie widmen und die offizielle Verbindung zwischen den in Europa lebenden Dämonen und dem inneren Rat darstellen, da dein Großvater den Posten abgelehnt hat."

Die Agentin hörte zu und durchschaute Masaos Absichten. Für sie gab es nur ein Wesen, das dieses Opfer bringen konnte. Trotzdem verschwieg sie den Namen. Allerdings entfuhr es ihr verwundert: "Sesshomaru soll sich einem Hanyou unterordnen?"

"Eine Lektion, die mein Sohn lernen muss. Seit wir Dämonen den Kontakt mit den Menschen nicht mehr scheuen, werden es immer mehr halbdämonische Nachfahren. Als zukünftiger Herrscher muss er sie nicht nur führen können, sondern mit ihnen auskommen. Außerdem wünsche ich mir nicht nur ein Enkelkind von Sesshomaru."

Damit löste der Herr der Hunde den Kontakt zu der Agentin, setzte sich hinter seinen Schreibtisch und suchte bestimmte Papiere heraus. "Etienne habe ich um die Vermählung ersucht, doch er überlässt dir die Entscheidung."
 

Darüber war Riana froh. Ihr Großvater akzeptierte ihre Wünsche und das machte den Fuchsdämon, den sie kaum kannte, gleich viel sympathischer. Es half ihr bei Masaos Sohn jedoch nicht weiter. Seit sie mit ihrem Geliebten über ihre Abreise gesprochen hatte, hoffte sie, dass er sie bat zu bleiben. Nacht für Nacht, wenn sie intim wurden, wartete sie auf ein Wort oder eine Geste, die ihr signalisierte, das sie nicht gehen sollte. Doch er brachte es wohl nicht über sich oder sie bedeutete ihm zu wenig.

Dann hatte sie sogar die Idee entwickelt, was wenn sie nicht länger wartete und selbst die Initiative ergriff. Im nächsten Moment verwarf sie diese wieder. Nun kannte sie die Hintergründe und vermutete das der Dämon, mit der Mondsichel auf der Stirn, nicht nur wegen seiner Ausbildung zurückhaltend blieb. Wenn er einen legalen Erben brauchte, musste er die Ehe mit einer Dämonin eingehen und kaum eine würde sich freiwillig abschieben lassen und ihren hohen Rang wieder aufgeben. Für einen Menschen schon gar nicht. Um so glücklicher machte sie der Gedanke, Misaki war bereit das Opfer zu bringen. Allerdings gab es da ein weiteres Handicap.

"Sesshomaru muss diesen Schritt von sich aus gehen, sonst ist er viel zu stolz, um ihn zu wagen", brachte Riana ein Argument vor und bewies damit, wie gut sie den Dämon einschätzen konnte.
 

Masao nickte nur, schrieb einen Text und setzte dann seine Unterschrift darunter. Danach rollte er die Schriftrolle zusammen, versiegelte sie und legte sie beiseite. Später würde er sie einem Kurier übergeben, der sie ins westliche Anwesen brachte.

"Deswegen brauche ich deine Hilfe. Natürlich wird er meinen Plan durchschauen und dem entgegen wirken. Doch ich gehe es so geschickt an, das er denken wird, es war seine Idee", erklärte er im Anschluss mit einem leichten Schmunzeln, "und Misaki hilft mir dabei."

"Ich rechne nicht damit, das Sesshomaru in einem Jahr noch so empfindet, wie heute, aber ich verspreche, mich solange, bis ich Gewissheit habe, nicht anderweitig zu binden, denn ich liebe ihn", offenbarte die junge Mutter. Obwohl Inu no Taisho versuchte ihr Hoffnung zu schenken, hatte sie keine. Für sie war die Situation im Moment aussichtslos.

"Diese Aussage genügt mir", gab Masao an und ging zur Tür. Seine Klaue lag schon auf dem Griff, als er sich wieder umwandte und sie musterte. Er beschloss ihr etwas zu gestehen, denn sie würde das Geheimnis niemals ausplaudern. Das Wissen darum motivierte die junge Frau vielleicht.

"Mein Sohn ist mir nicht unähnlich. Vor vielen Jahren, bevor ich zum ersten Mal Kontakt mit einem weiblichen Menschen hatte, war ich genauso kalt und unnahbar. Eine junge Witwe öffnete mir damals die Augen. Mein Vater verhinderte, dass ich eine Liasion mit der Prinzessin begann, und schickte mich fort. Später hörte ich, sie wurde von ihrem General ermordet. Takemarus Hass gegen mich, war der Auslöser für den erbitterten Krieg, den unsere beiden Rassen gegeneinander führten. Ihre Tochter nahm große Gefahren auf sich, um mich zu finden. Sie flehte mich an, den Zwist zu beenden und sie setzte fort, was ihre Mutter begann. So tötete ich Takemaru, riskierte einen Zweikampf mit einem Drachendämon, der den Namen Ryukotsusei trug, und ging ein Bündnis mit den Menschen ein. Seit dem herrscht Frieden. Jetzt setze ich alles daran, dass dieser Konflikt niemals wieder ausbricht."

"Sie lehrte dich, was Menschlichkeit bedeutet", stellte die Rothaarige eine Vermutung an und hatte in gewisser Weise recht. "Habt ihr jemals ...", begann sie zu fragen, beendete den Satz nicht.

"Das Lager geteilt?", fragte der Dämon und schüttelte den Kopf. "Sie war mir bis zu ihrem Tod eine kluge Ratgeberin, ihr Herz gehörte jedoch einem Menschen. Danach pflegte ich kaum Kontakt zu dieser Familie. Erst nachdem ich Izayoi begegnete änderte sich das wieder. Durch meine eigene Erfahrung bin ich sicher, eine Ehe mit dir, wird meinem Sohn helfen und ihm neue Blickwinkel eröffnen. Davon bin ich überzeugt."
 

Riana ließ sich das Gehörte durch den Kopf gehen und verstand, wie wichtig es Inu no Taisho war. Er sorgte sich um die Zukunft, plante vor. Womöglich rechnete er damit, eines Tages, noch zu ihren Lebzeiten, seinen Posten an seinen Sohn abzugeben und er wollte Sesshomaru gut auf die Aufgabe vorbereiten. Sie konnte ihren Beitrag leisten und Masao nutzte ihre Beziehung zu seinen Gunsten. Normalerweise würde sie nicht zu lassen, ein Spielball in Intrigen anderer zu werden. Doch sie konnte davon genauso profitieren. Allerdings hatte sie ein Problem, wenn Sesshomaru sie als dauerhafte Gefährtin ablehnte.

Diesbezüglich nannte sie ihre Sorgen und dann fiel ihr etwas ein, eine radikale Lösung. Gleichzeitig brachte sie ein Gegenargument vor: "Einem Befehl von dir würde er sich fügen. Doch er würde es mich stets spüren lassen, das er nicht freiwillig die Ehe einging."

Ihr ehemaliger Vorgesetzter äußerte nur und zeigte, wie viel Vertrauen er in sie setzte: "Eine Zwangshochzeit habe ich nicht für meinen Sohn im Sinn. Vergiss nicht meine Vergangenheit."
 

Sie dachte daran, was sie über Leiko gehört hatte und verstand. Das brachte sie jedoch nun selbst in eine Zwickmühle. Was sollte sie tun? Inu no Taisho wusste bestimmt mehr als er zugab. Sicherlich hatte Sesshomaru ihm gegenüber Andeutungen gemacht und deswegen setzte sein Vater nun die Dinge in Gang. Wenn sie an die letzten Tage dachte und das Verhalten ihres Geliebten analysierte, die Zeichen richtig deutete, kam sie zu einem Schluss. Zwischen ihnen war mehr im Spiel als reiner Sex. Vielleicht konnte sie es tatsächlich schaffen, diesen kalten Dämon endgültig zu erobern. Sobald das Jahr vorüber war, würde sie das erneut in Angriff nehmen und für ihre Liebe kämpfen.

Riana lächelte bei dem Gedanken, wie sie ihn bekommen würde. So wie beim ersten Mal. Mit einem gewissen verführerischen Parfüm, zufälligen Berührungen oder versteckten Andeutungen. Sobald er in Paris lebte, wollte sie dafür Sorgen, das sie sich ständig begegneten.

"Ich mag Herausforderungen und Sesshomaru ist wohl die Größte, der ich mich jemals stellen musste", stimmte sie auf ihre Art zu.

Zufrieden und froh, weil er sich in der rothaarigen Frau nicht getäuscht hatte, verließ Masao den Raum.
 

Riana blieb noch eine Weile im Inneren. Dann trat sie hinaus auf die Terrasse und ging zu Kanna. Im Stillen fragte sie sich, was Naraku wohl davon hielt, wenn er noch leben würde. Würde er die kommenden Veränderungen begrüßen, sie zu seinem Vorteil nutzen oder ein Gegner sein. Zum Glück musste sie das nicht erleben.

Während sie das kleine Mädchen anlächelte, gleichzeitig an ihren Sohn dachte, hoffte sie, dass es niemals wieder so einen Verbrecher wie die Spinne geben würde. Ihr Kind und die zukünftigen Generationen sollten in Frieden aufwachsen.
 

Viel zu schnell vergingen der Tag und die Nacht. Die Zeit des Abschiedes nahte.
 

Kapitel 40 - Epilog Der richtige Pfad

Epilog Der richtige Pfad

Hier kommt endlich für euch das langersehnte Ende. Die unfreiwillig Zwangspause bedauere ich. Doch es gab mehrere Gründe. Spielt nun keine Rolle mehr. Viel Spaß

 

Ken     Stark, Gesund, Intelligent
 

Kapitel 40 - Epilog Der richtige Pfad
 

Am Morgen, sobald Riana erwachte, war sie allein, denn Sesshomaru hatte sie bereits mitten in der Nacht verlassen. Die Polizistin konnte nur vermuten, weshalb der Dämon gegangen war. Allerdings zerbrach sie sich nicht den Kopf darüber, sondern widmete sich den Dingen, die sie mitnehmen musste.

Dann war es soweit und der Moment des Abschieds nahte. Jedes Familienmitglied war da und sie wechselte mit ihnen noch viele Worte. Als sie letztendlich aus dem Haus ging, zum Vorplatz, wo der Wagen wartete, kam Riana an Minoru vorüber. Masao hatte ihn am Eingang postiert, wo er stundenlanges Stillstehen üben musste. Dabei durfte sich der zukünftige Leibwächter durch nichts ablenken lassen.

Da sie den Mut des jungen Dämons während des Endkampfes gegen Naraku bewunderte, ihn langsam in ihr Herz schloss, wollte sie sich von ihm verabschieden. Deswegen blieb sie neben ihm stehen und richtete das Wort an ihn.

"Du darfst dich nicht bewegen oder sprechen. Trotzdem kannst du mir zuhören. Was damals geschehen ist, trage ich dir nicht nach und darum habe ich, bei Inu no Taisho, ein gutes Wort für dich eingelegt. Sicherlich ist er ein strenger Ausbilder, doch ich habe keine Zweifel, du wirst seinen Anforderungen genüge tun. Falls du die schweren Prüfungen bestehst und man es dir erlaubt, wird sich Sesshomarus zukünftige Gemahlin sicherlich geehrt fühlen, wenn du ihr persönlicher Leibwächter wirst."

Danach ging sie weiter, ohne näher auf ihre Worte einzugehen, bemerkte allerdings, wie sich Minoru nur mit großer Mühe beherrschte und vermied, ihr nachzusehen. Immerhin ließen ihre Worte viele Fragen offen. Sie war nicht gewillt dieses Thema weiter zu erörtern, weder Misaki noch Sesshomaru gegenüber, denn beide Wesen hatten das einseitige Gespräch ebenfalls gehört.

Riana umarmte noch einmal ihre Wahlschwester und lief dann zum Wagen hinüber, wo ihr Großvater geduldig auf sie wartete. Kurz verlangsamte sie ihre Schritte, als sie den silberweißhaarigen Hundedämon passierte. Soviel bewegte sie, doch nichts kam über ihre Lippen. Deswegen begnügte sie sich mit einem Einfachen: "Lebe wohl Sesshomaru."

Kurz darauf stieg die Agentin ins Auto und der Fahrer startete sofort.
 

Mit seinen goldenen Augen sah Masaos Sohn dem Gefährt nach, gleichzeitig blendete er jedes Gefühl aus. Er wollte nicht darüber nachdenken. Dabei entging es ihm, wie er von seiner Cousine beobachtet wurde. Erst ihre leise Stimme in seiner unmittelbaren Nähe schreckte ihn auf.

"Wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich sie hier festhalten. Du könntest nämlich keine bessere Gefährtin finden."

"Kümmere dich um deinen Kram", antwortete Sesshomaru leise mit viel Kälte in der Stimme. Danach drehte er sich um und ging tiefer in den Park hinein, mit dem Wunsch eine Weile allein zu sein.

Allerdings, sehr zu seinem Leidwesen, folgte ihm die Dämonin. Deswegen blieb er stehen und warnte sie leise: "Folge mir weiter und du bekommst die Konsequenzen zu spüren!"

Mit einem kaum wahrnehmbaren Lächeln auf den Lippen entgegnete Misaki: "Sobald du mich angehört hast, wirst du über mein Angebot dankbar sein."

"Rede!", forderte er sie mit kalter Stimme auf.
 

Rianas Schwägerin schwieg einen kurzen Moment, betrachtete den Rücken ihres Cousins mit geschmälerten Augen. Da dieser offenbar nicht gewillt war, sich ihr zuzuwenden begann sie zu sprechen: "Es geht um uns beide, um unsere Zukunft."

"Es gibt kein uns!", fuhr der Dämon dazwischen, ohne das es ihm gelang den Redefluss der Jüngeren zu stoppen. "Du brauchst einen dämonischen Erben und ich würde gern ein Kind haben ...

Weiter kam sie nicht, denn sie wurde erneut unterbrochen: "Niemals!"

Damit ging der silberweißhaarige Dämon einfach weiter und strebte dem Pavillon zu.

Unbeirrbar, als wenn es keine Unterbrechung gegeben hätte, setzte Toyos Tochter fort: "... jedoch ohne mich an einen Gefährten binden zu müssen. Wir könnten daher einen Kompromiss eingehen."
 

Die restlichen Worte drangen noch an Sesshomarus Ohren und brachten ihn zum Nachdenken. Bei ihren ersten Worten hatte er die kleine Szene auf dem Empfang vor Augen und seine damaligen Befürchtungen. Jetzt jedoch unter diesen Umständen. Tatsächlich eröffnete ihm Misaki eine einmalige Chance, später den Bund mit der rothaarigen Agentin einzugehen. Damit konnte er den Forderungen des Rates genüge tun. Trotzdem gab es einige Punkte, die ihm dabei zuwider waren. Weder wollte er mit Misaki das Lager teilen, noch sollte sein Kind ein Bastard werden. Falls er darauf eingehen würde, musste er Forderungen stellen.

Er blieb stehen, drehte sich betont langsam seiner Cousine zu und musterte sie. "Was sind deine wahren Absichten?", wollte er wissen.

Die weibliche Youkai ließ den intensiven Blick über sich ergehen, schluckte unmerklich und erklärte: "Das habe ich doch gerade deutlich zu verstehen gegeben."

Weil Masaos Sohn nicht reagierte, fügte sie hinzu:" Riana ist wie einen Schwester für mich und daher liegt mir ihr Glück am Herzen. Wir beide wissen, dass du erst den Bund mit ihr eingehen kannst, wenn du einen Erben hast. Weder strebe ich nach einer so hohen Position noch will ich mich jetzt schon binden. Allerdings wünsche ich mir ein Kind. Aufgrund dieser Situation bekommen wir beide, was wir wollen. Ich stelle nur zwei Bedingungen. Niemals teile ich mit dir das Lager und ich bleibe die Mutter des Kindes. Es wächst unter meiner Obhut auf."

"Damit wir uns richtig verstehen, du verzichtest darauf den höchsten Rang einzunehmen, den ein weibliches Wesen unter Dämonen erlangen kann", hakte Sesshomaru nach, ein wenig Unglauben war dabei in seiner Stimme zu vernehmen.

Rianas Wahlschwester nickte und murmelte: "In dieser Eigenschaft komme ich wahrscheinlich nach meinen Eltern." Da ihr Cousin immer noch nicht zustimmte, sondern weiter zu überlegen schien, bot sie an: "Wenn du willst, bekommst du es schriftlich."

Wenig später lockte sie ihn erneut: "Du kannst dein Glück gern bei einer anderen Dämonin versuchen, bedenke ..."
 

Sesshomaru dachte nach. Längst hatte er seinen Blick abgewandt und ließ ihn durch das Gelände schweifen, wobei er seinen Vater und Onkel entdeckte. Beide waren in ein Gespräch vertieft und achteten nicht auf ihre Kinder. Das gab dem Silberweißhaarigen mit der Mondsichel auf der Stirn Gelegenheit, sie heimlich zu betrachten. Fast wie Zwillinge. Obwohl Toyo sich gelegentlich die Haare blond oder manchmal braun färbte, sah man die Ähnlichkeit auf den ersten Blick. Doch es war nicht das Aussehen der Brüder, sondern die dämonische Stärke, an die Sesshomaru gerade dachte. Trotz das sein Onkel immer im Schatten seines Bruders blieb, glaubte er, dieser war Masao fast ebenbürtig.

Ein Kind mit seiner Cousine musste daher ein mächtiges Wesen werden. Bei diesem Punkt seiner Überlegung drang dann der letzte Satz seiner Gesprächspartnerin in sein Bewusstsein und er wurde sich der möglichen Konsequenzen bewusst. Es gab keine andere Dämonin, die geeignet war. Wohl oder übel musste er auf das Angebot eingehen, unabhängig von seinen Plänen mit der rothaarigen Agentin.

"Misaki", stoppte er daher Toyos Tochter und wollte darauf eingehen. Genau in diesen Moment sah er, wie der Blick seines Vaters in ihre Richtung schweifte und im Park verblieb. Gleichzeitig hielt der Ältere seinen Bruder zurück. Deswegen schmälerte Sesshomaru seine Augen und kam zu einer Erkenntnis.

Sein Erzeuger steckte hinter diesem Angebot. Er dachte wieder an die Begebenheit vor einem Jahr, die Ereignisse auf dem Empfang. Die Heimlichtuerei seines Vaters, ein bestimmtes Paket betreffend, die merkwürdigen Bemerkungen seiner Cousine, das alles zielte doch auf dieses Ergebnis hin. Genau aus diesem Grund wollte er wissen: "Was ist mit deinem Studium?"
 

Die Antwort erfolgte in einem neutralen Ton: "Die Hoffnung habe ich bereits aufgegeben jemals meinen Abschluss zu schaffen."

Obwohl er sich äußerlich nichts anmerken ließ, betrachtete er die Jüngere misstrauisch. Er wollte sich nicht manipulieren lassen und würde zugern die weiteren Pläne seines Vaters kennen. Daher gingen seine Überlegungen weiter. Zu diesem Zeitpunkt konnte Masao jedoch bestimmte Entwicklungen nicht vorherahnen, besonders was sein Verhältnis mit Riana anging. Womöglich interpretierte er da mehr in die Sache hinein.

Misaki bemerkte seinen inneren Twist und offenbarte: "Das alles tue ich nur für uns beide und meine Wahlschwester. Es hat nichts mit meinem verehrten Onkel zu tun."
 

Sein Vater würde diesbezüglich nicht intervenieren, sondern hatte selbst gesagt, dass er ihm die Entscheidung überlässt, welche Gefährtin er sich sucht. An diese Worte erinnerte er sich und an das Beharren des Dämonenrates. Weshalb zögerte er noch, einfach weil er sich benutzt fühlte? Praktisch hatte er keine andere Wahl. Obwohl er teilweise die Chance begrüßte, kam seine Zustimmung widerwillig.
 

"Einverstanden", dann ließ er absichtlich eine Pause, bevor  er anfügte: "Zu meinen Bedingungen", packte seine Cousine bei ihrem Handgelenk und zog sie näher an sich heran. Dann küsste er die Jüngere einfach und überrumpelte sie damit.

Nach einer Weile ließ er von ihr ab und sonnte sich in ihrem leicht geschockten Ausdruck. Bevor sie Protest über die unerwartete Handlung einlegen konnte, stellte er eine Frage: "Wann?"
 

Misaki vergaß ihre leichte Wut, weil er sich einfach diesen Kuss raubte. Denn, wenn sie ehrlich zugab, hatte sie ihn sogar genossen. Das musste sie ihrem Cousin lassen, küssen konnte er.

"In circa 8 Wochen bin ich vermutlich empfängnisbereit", offenbarte sie nun das, was Sesshomaru dringend interessierte. Bestimmt wollte er nicht Jahrelang auf seinen Erben warten.
 

"Unsere Verlobung geben wir sofort bekannt", bestimmte Masao Sohn und sprach weiter: "Sobald ein Arzt bestätigt das du empfangen hast, vermählen wir uns", was die junge Dämonin zu einem Einwurf veranlasst fühlte. Doch mehr als "Ich", konnte sie nicht sagen, denn unbemerkt von ihnen kamen zwei silberweißhaarige Youkai herbei.
 

Am Haus hatte sich Masao mit seinem Bruder unterhalten, ohne dabei die jüngere Generation aus den Augen zu lassen. Er erahnte den Inhalt des Gespräches, da er aufgrund der Entfernung keine Worte hörte, und erwartete eine Reaktion von seinem Sohn. Doch dieser zeigte kaum Emotionen. Toyo wollte sich gleich darauf entfernen, deswegen bat er ihn, noch zu bleiben.

Dem Jüngeren fiel nun auf, was Masaos Aufmerksamkeit fesselte und daher schaute er ebenso dorthin. Seine Augen wurde etwas größer und nur Mühsam unterdrückte er einen Knurrlaut. Beherrschter, als er tatsächlich war, fragte er: "Küsst dein Sohn schon wieder eine meiner Töchter?"

Mit einem leichten Schmunzeln entgegnete der Herr der Hunde: "Es sieht danach aus."
 

Der derzeitige Polizeichef von Paris wollte um Rianas willen dazwischen gehen und das unterbinden, was immer sich da gerade entwickelte, als er selbst auf die Lösung kam. "Verstehe", murmelte er und fügte lauter hinzu: "geschickt eingefädelt."

"Damit habe ich nichts zu tun. Misaki schlug diese Lösung vor", offenbarte der Ältere. "Gehen wir zu den Kindern", bestimmte er noch und setzte seine Worte um.

Kaum bei den jüngeren Dämonen angekommen, hörten sie Sesshomarus letzte Worte.

In dieser Beziehung hatte Toyo, als Vater der Braut, andere Pläne, welche er sofort mitteilte und er machte dabei keinen Hehl daraus, dass seine Anweisung, als Befehl aufzufassen sind: "Euer Vorhaben begrüße ich, dennoch werden wir eure Verlobung rückwirkend bekannt geben. Die Vermählung wird nächsten Monat im kleinen Familienkreis stattfinden."

Bevor Sesshomaru seinen Einwand offenlegen konnte, begann sein Vater zu sprechen. "Um möglichen Gerüchten vorzubeugen, stimme ich Toyo zu. Die Angelegenheit mit Naraku liefert uns einen guten Grund für die anfängliche Heimlichkeit."
 

Danach besprachen sie bis spät in die Nacht hinein noch etliche Details.
 

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Paris etwas über ein Jahr später
 

Kaum betrat Riana das Haus, als Toyo zu ihr kam, sie freundlich begrüßte und mitteilte: "Mein Bruder ist auf dem Weg hierher. Erwarte ihn ihm Arbeitszimmer!"

Die Agentin wurde neugierig, doch ihr Schwiegervater offenbarte keine Details, deswegen folgte sie der Anweisung. Sie ging in den Raum, den sie sich mit Fins Vater, berufliche Dinge betreffend, teilte. Ihre Entdeckung ließ sie gleich darauf die Stirn runzeln. Außer dem Schreibtisch in der Nähe des Fensters gab es seitlich noch eine kleine gemütliche Sitzecke. Dort auf dem Tisch stand ein Tablett mit zwei sauberen Gläsern und einer ungeöffneten Flasche Wein. Das an sich war nicht verwunderlich, da Toyo öfters Gespräche im zwanglosen Rahmen führte. Es war vielmehr die Herkunft der Flasche und in welchem Jahr sie abgefüllt wurde, denn es gab nur ein Wesen, in ihrem Bekanntenkreis, welches diesen Wein bevorzugte.

Bevor sie jedoch zu dieser Erkenntnis gelangte, klopfte es und sie bat den Betreffenden herein.

"Matthieu?", begrüßte sie den unerwarteten Gast.

Der Dämonenjäger lächelte, erklärte: "Monsieur Taisho bat um mein Erscheinen. Von deinem Schwiegervater erfuhr ich gerade, das sich Oyakata-samas Flug etwas verspätet. So schickte er mich hier herein, mit der Bitte zu warten." Damit pausierte er kurz, sah, wie seine ehemalige Freundin mit einem nachdenklichen Blick zum Tisch schaute, und setzte dann fort: "Dich hier zu treffen erfreut mich. Es gibt Einiges, was ich dir erklären muss."

Der blonde Mann trat zu ihr, nahm sie in die Arme, streifte liebevoll über ihren Rücken und hielt sie länger fest, als es womöglich angebracht war. "Du hast mir gefehlt", murmelte er dabei.

Als er sie danach losließ, fiel ihr Blick auf einen goldenen Ring an seiner Hand.
 

Riana überwand ihre Überraschung, fand ihre Sprache wieder und erwiderte: "Ich bin froh dich zu sehen. Setzen wir uns und genießen den Wein, der wohl für diesen Zweck kredenzt worden ist."

Matthieu folgte der Bitte seiner früheren Freundin und kam zur selben Erkenntnis: "Unsere Sorte", stellte er fest und er war sich sicher, sie beide steckten in einer kleinen Intrige, welche nur Masao angezettelt haben konnte. Ihm hatte er vor Jahren bestimmte Dinge erzählt und der Dämon half ihm später, das Weingut zu erwerben.

Sobald er die Flasche geöffnet hatte, schenkte er ein und reichte, mit den Worten: "Gratuliere dir zu der Überführung von Naraku", das Glas.

Während die Agentin daran nippte, dabei lächelte und sie daran dachte, wann sie zum ersten Mal den Wein zusammen kosteten, nämlich zu ihrem 14. Geburtstag, welches gleichzeitig ihr erstes intimes Erlebnis beinhaltete, sprach der Dämonenjäger weiter. "Außerdem bin ich froh, dass du deine Arbeit unbeschadet überstanden hast."

"Ich hatte Glück und Hilfe", erklärte sie und wollte eine Zusammenfassung wieder geben. Erneut wurde sie von dem blonden Mann überrascht.

"Mir sind die Einzelheiten bereits bekannt", offenbarte er. "Oyakata-sama hält mich stets auf den Laufenden, dich betreffend. Deswegen bin ich es dir auch schuldig, dir die Wahrheit zu sagen. Mein Verhalten damals war unentschuldbar. Nach dem Überfall auf meine Schwester war ich sehr wütend. Dann hat es dich fast noch getroffen, sodass mein Hass auf Dämonen wuchs. Als ich dich im Krankenhaus, kurz vor deiner Entlassung, besuchen wollte, hörte ich ein Streitgespräch deiner Eltern und erfuhr deine wahre Herkunft. Es hat mich zu diesem Zeitpunkt erschüttert und ich befürchtete, zu allem fähig zu sein. Weil ich dir nicht wehtun wollte und um dich zu schützen, musste ich mich von dir trennen. Fast zur selben Zeit trat nämlich eine radikale Gruppe an mich heran und wollte mich rekrutieren, da sie mich für ihre Ziele missbrauchen wollten. Trotz meines Hasses auf Dämonen siegte mein Gerechtigkeitssinn und ich weihte Monsieur Taisho ein. Mit seiner Hilfe überführten wird die Bande. Offenbar sah er Potenzial in mir und auf seine Empfehlung hin, schloss ich mich der Dämonenjägergilde an. Ein Schritt, den ich nie bereut habe."
 

Riana hatte ihrem ehemaligen Freund still zugehört, denn ihr stellten sich keine weiteren Fragen. Immerhin hatte ihr Masao bereits einige Dinge erklärt. Die Gilde unterstand dem Rat der Dämonen, setzte ausschließlich dämonisches Recht durch, jagte unter anderem durchgedrehte Abtrünnige und bestand nicht nur aus Menschen. Im Prinzip eine weitere Polizeibehörde, die jedoch mehr Befugnisse besaß. Der Anführer war ein Mensch aber sein Stellvertreter ein Fuchsdämon aus dem Clan ihres Großvaters.

Matthieu stand zwar in dem Ruf ein Killer zu sein, den man dingen konnte. Dem war jedoch nicht so. Es war Teil seiner Tarnung. Zum Glück hatte sich Naraku damals ausgerechnet an den Dämonenjäger gewandt, sodass das geplante Attentat auf Izayoi vereitelt werden konnte.

Ein kaum wahrnehmbarer Luftzug riss die Rothaarige plötzlich aus ihren Gedanken. Während sie Matthieu weiter zuhörte, schweifte ihr Blick zu der Terrassentür. Sie runzelte die Stirn, fragte sich, ob die Tür die ganze Zeit schon einen Spalt offenstand.

Gerade offenbarte der blonde Mann und fürchtete ihre Abscheu diesbezüglich zu wecken: "Nachdem ich eine neue Perspektive gefunden hatte, wollte ich zurück nach Paris kommen, mit dir reden, um dir alles zu erklären. Doch da gab es erneut eine Wende in meinem Leben und meine Gefühle gerieten durcheinander. Lange Zeit habe ich meine Neigung geleugnet, doch erst durch deine Hochzeit, wodurch ich selbst frei wurde, konnte ich zu meinen Gefühlen stehen. Mein Gefährte ist der stellvertretende Anführer der Gilde."
 

Die Polizistin lächelte plötzlich aus zwei Gründen. Zu einem entdeckte sie gerade den heimlichen Lauscher und zum anderen freute sie sich für ihren ehemaligen Freund. "Hauptsache du bist glücklich. Fin gab mir nie Grund, meine Entscheidung, ihn gewählt zu haben, zu bereuen. Außerdem hat mich unsere Trennung zu dem gemacht, was ich heute bin." Den Rest sprach sie nicht aus, es schürte nur ihre Sehnsucht nach dem betreffenden Wesen.

Sie konnten ihr Gespräch leider nicht fortführen, denn Masao zog den richtigen Schluss, seine ehemalige Agentin hatte seine Anwesenheit bemerkt.

Daher trat er nun ein, entschuldigte sein Zuspätkommen und enthüllte teilweise sein Vorhaben: "Eure Zusammenarbeit bietet euch die Möglichkeit für eine ausgiebige Aussprache. Im Moment gibt es zwei dringlichere Anliegen."

Ohne Umschweife teilte er ihnen mit: "Der Rat hat eine Aufgabe für euch. Sicherlich habt ihr beide bereits von den besorgniserregenden Vorkommnissen gehört. Jemand ermordet mutmaßliche Vergewaltiger, egal ob Mensch oder Dämon. Macht euch mit dem Fall vertraut und klärt die Sache auf. Diskretion steht an oberster Stelle."
 

Es gab Gerüchte und sie hatte durch ihren Vater davon Kenntnis. Zwar war einiges an die Öffentlichkeit gelangt, jedoch kaum Details. Riana schlussfolgerte nun, nachdem sie stumm die Erlaubnis zu sprechen, von Masao eingeholt hatte: "Bei dem Mörder handelt es sich entweder um ein Opfer oder um das Kind eines ...", hier stockte sie, schwieg einen Augenblick, weil sie es nicht wagte, ihre vollständigen Gedanken auszusprechen. "Einen Dämon halte ich für unwahrscheinlich."

"Dem stimme ich dir zu", teilte Matthieu ihre Meinung. "Ein Dämon würde egoistischer handeln, direkt Vorgehen, zu seinem Vorteil. Hier sind Emotionen im Spiel. Menschliche Eigenschaften bestimmen das Tun des Killers."

Die junge Frau nickte und wollte schon weitersprechen, als ein leichtes Grollen, Masaos Art zu lachen, sie unterbrach.

"Fähige Mitarbeiter, in der Tat", murmelte er leise, eine Passage aus dem letzten Jahr wiederholend. "Die Entscheidung euch damit zu beauftragen ist sicherlich kein Fehler."

Daraufhin blickte die Agentin ihren ehemaligen Vorgesetzten an, grübelte und sprach gleich danach ihre Gedanken laut aus. "Der Rat befürchtet ebenso, dass ein Hanyou dahinter steckt? Womöglich einer, der mit seiner Existenz und seinem Aussehen nicht klarkommt."

"Ja", bestätigte Inu no Taisho. "Der bisherige Ermittlungsstand legt die Vermutung nahe. Es wurden Kratzspuren gefunden, und wenn wir einen Dämon ausschließen, bleibt nur diese Möglichkeit. Das ist auch der Grund, weshalb wir zwei Spezialermittler einsetzen. Matthieu als Vertreter der Menschen und dich als dämonische Beauftragte."

Riana verstand. Seit dem letzten dämonischen Treffen gab es ein neues Gesetz, speziell Hanyou betreffen. Da sie halb Mensch und halb Dämonen waren, sollten sie in Zukunft, um der Gerechtigkeit genüge zu tun, auch beiden Gerichtsbarkeiten unterworfen sein.

"Morgen könnt ihr mit der Arbeit beginnen", bestimmte der Herr der Dämonen. "Mein Bruder hat inzwischen ein Gästezimmer herrichten lassen. Daher entschuldigst du uns Matthieu. Es gibt noch eine weitere Aufgabe, für meine ...", hier unterbrach sich Masao, denn ihm lag fast eine sehr vertrauliche, familiäre Bezeichnung auf der Zunge. Da sein Bruder in diesem Moment klopfte, er seine Gefühle unter Kontrolle hatte, bemerkte niemand sein Zögern.
 

Der Dämonenjäger verabschiedete sich höflich und beim Hinausgehen, flüsterte er seiner 'Kleinen' zu, wie sehr er sich auf die Zusammenarbeit freute.

Dann fiel die Tür ins Schloss, und Riana drehte sich erwartungsvoll zu Sesshomarus Vater um. Dieser trat einen Schritt auf sie zu, packte sie bei den Schultern, hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn und fragte: "Hältst du noch an deinem Versprechen fest?"

Sie nickte und wollte wissen: "Sind alle wohlauf?"

"Sicher", lautete die Antwort. Dann folgte noch etwas, das ihre Hoffnung schürte. "Davon kannst du dich nächsten Monat selbst überzeugen. Allerdings werden die Klatschblätter diese Woche bereits einen Bericht über die Trennung meiner Nichte von ihrem Gemahl drucken."

Die Polizistin wurde von ihren Gefühlen überwältigt. Hoffnung, Angst, Zweifel. Trotzdem beherrschte sie sich und zeigte kaum Emotionen. Sie atmete ein paar Mal tief durch, um sich nicht zu verraten, doch dem Dämon konnte sie nichts vormachen. Er durschaute sie. Doch da lenkte die junge Frau schon ab. "Du bist bestimmt nicht hierhergekommen, um über deinen Sohn zu sprechen."

Die familiäre Stimmung fiel von Inu noch Taisho ab. Seine Haltung änderte sich ein wenig und er wirkte mehr aristokratisch, wie ein Herrscher, als er begann, seinen Wunsch offenzulegen.
 

Noch lange danach musste die junge Mutter über das Gespräch nachdenken. Immer wieder wunderte sie sich, weshalb der Rat solches großes Vertrauen in sie setzte. Es konnte doch unmöglich an ihrer jetzigen Stellung liegen. Vermutlich bewunderte man ihr ermittlungstechnisches Können und welchen Anteil sie an Narakus Vernichtung hatte. Sie wusste, leichtfertig würde der innere Kreis, niemand aufnehmen, ihn als dämonischen Vertreter bestimmen und ihm so eine Aufgabe erteilen. Egal wie sie sich diese Position verdient hatte, sie durfte das in sie gesetzte Vertrauen nicht missbrauchen.
 

Nur wenige Tage später erschien Nimrod, übergab ihr ein Päckchen und verschwand wenig später wieder. Seit dem sah sie sich dieses Material durch, denn es handelte sich nicht nur um die betreffende Sache, sondern um die gesamten Wettkämpfe. Riana seufzte jetzt und schob eine andere DVD in den Player, drückte den Abspielknopf und ließ sich auf einem Diwan nieder. Während die Bilder über den großen Schirm flimmerten, schweiften ihre Gedanken ab und sie ließ das letzte Jahr Revue passieren. Mit ihrem Großvater kehrte sie nach Paris zurück und war sehr erfreut, weil sie am Flughafen bereits von ihrer Mutter erwartet wurde. Ihre Eltern so einträglich zusammenzusehen war ein merkwürdiges, dennoch wunderbares Gefühl. Im Süden Frankreichs, auf dem Anwesen ihrer dämonischen Fuchsfamilie genoss sie ein paar erholsame Tage, bevor Etienne sie seinen wichtigsten Beratern vorstellte. Danach musste sie etliche Dinge über ihre Herkunft lernen, Empfänge besuchen und auf ihren eigenen Wunsch hin, nahm sie Unterricht, um ihre dämonische Seite zu wecken.

Nach circa vier Monaten kehrte sie nach Paris zurück, unterstützte ihren Schwiegervater und ihren Vater im Polizeidienst. Undercover ging sie nicht mehr. Stattdessen wollte man ihr die Leitung dieser Abteilung übergeben, was sie jedoch ablehnte. Stattdessen unterrichtete sie neue Polizisten bereitete sie auf die Undercoverarbeit vor oder löste selbst Fälle. Obwohl sie beruflich und privat eingespannt war, genoss sie jede freie Minute mit ihrem Sohn und kümmerte sich liebevoll um Kanna.

Die ganze Zeit war Daisuke stets an ihrer Seite. In ihm sah sie schon längst nicht mehr den Leibwächter, sondern einen engen Freund, der sie in der Erziehung ihrer Kinder unterstützte.
 

Als sie jetzt an den Wolf dachte, kamen die Erinnerungen an ihren verstorbenen Gefährten wieder hoch. Nachdem er sich in Narakus Bande einschleuste, konnte er sich auf Daisuke verlassen. Wie Fin es jedoch geschafft hatte, den Dämon als Clanmitglied der japanischen Wölfe auszugeben, blieb ihr ein Rätsel. Denn das konnte er nur, wenn er mit dem Oberhaupt Kohai eine Absprache getroffen hatte. Vermutlich spielte er damals seinen Rang aus. Es verhielt sich tatsächlich fast so. Daisuke hatte sich dem Clan vorübergehend untergeordnet und wurde von Kougas Vater akzeptiert, da sich dieser als Gegenleistung für seine Hilfe Vorteile ausrechnete. Zu einem bei den Taishobrüdern und zum anderen bei den Schneewesen.
 

Nach Narakus Vernichtung, wurde dieser Umstand, sehr zu Kouhais Freude, unter Verschluss gehalten. Der Anführer der Wölfe und der Herr der Tiger hatten dann ein anderes Problem. Der dämonische Wettstreit, den sie organisieren sollten. Sie meisterten diese Aufgabe sehr gut und es gab viele Teilnehmer, jedoch mehr unter der jüngeren Generation.

Diese Schaukämpfe waren der Grund, weshalb die Agentin nun hier saß und die DVD abspielte. Bevor sie sich jedoch wieder auf den Inhalt des Filmes konzentrierte, pausierte sie, dachte sie weiter nach.
 

Durch Masao und Toyo erfuhr sie ständig jede Neuigkeit aus Japan. Allerdings traf sie weder Sesshomaru noch Misaki ein einziges Mal in der vergangenen Zeitspanne. Obwohl sie beide vermisste, verstand sie nur zugut die Beweggründe ihres ehemaligen Vorgesetzten. Er wollte, dass die Öffentlichkeit später glaubte, ihr Näherkommen war eher zufällig, aufgrund der engen Zusammenarbeit entstanden und nicht vorausgeplant.

Darüber zerbrach sich die rothaarige Polizistin nicht den Kopf. Noch war es nicht einmal sicher, Sesshomaru hatte weiterhin Interesse an ihr. Daher lautete ihre Device, keine Hoffnung schüren, wenn noch keine da war.

Außerdem, um die vielen Verehrer abzuwimmeln, die ihr neuer Rang mit sich brachte, ließ sie der Presse gegenüber verlauten, dass sie um ihren getöteten Ehemann trauerte und sich daher in nächster Zeit nicht erneut binden wollte.

Kaum war die Verlautbarung gedruckt, ließ das Interesse der meisten nach. So konnte sie sich dann auf ihre Arbeit konzentrieren und steckte nun mitten in einem Fall.

Es war Masao, der persönlich nach Paris kam, sie in Toyos außerhalb der Stadt liegenden Anwesen aufsuchte und darum bat, die Sache aufzuklären. Sie nahm gern an, zumal es ihr die Gelegenheit gab, mit Matthieu, ihrer Jugendliebe zusammenzuarbeiten. Sie erneuerten ihre Freundschaft und es zeigte sich, sie waren ein gutes Ermittlerteam. Wie es sich herausstellte, war ihre erste Vermutung richtig. Sie kamen einem Hanyou auf die Spur, der seine Existenz einer Vergewaltigung verdankte. Da er seinen Erzeuger nicht mehr selbst zur Rechenschaft ziehen konnte, rächte er sich, für sein missgebildetes Aussehen, an anderen Tätern. Gerade in diesem Moment brachte ein Einsatzteam unter der Leitung von Matthieu den Mörder zur Strecke.
 

Gern hätte Riana bei der Verhaftung mitgewirkt, jedoch musste sie sich um ihren zweiten Fall kümmern. Der Rat erwartete Ergebnisse. Sie drückte die Fernbedienung und ließ die Aufzeichnung fortlaufen. Dummerweise schweiften ihre Gedanken erneut ab.

Zu ihren Besuchern im vergangenen Jahr zählte ebenso Inuyasha, der inzwischen mit Kagome verlobt war. Beide studierten in Tokio. Die junge Frau Medizin, weil sie später Izayoi betreuen wollte und der Hanyou Forensik.

Dennoch nahm sich Inuyasha die Zeit, lernte zu kämpfen und trainierte viel mit Kiyoshi. Eines Tages wollte er sein Können testen und forderte seinen älteren Bruder heraus. Er überschätzte seine Fähigkeiten, dennoch verletzte ein Zufallstreffer Sesshomaru schwer, da dieser wiederum den Jüngeren unterschätzte. Dieser konnte sich zwar schnell wieder heilen, geriet aber seinerseits in Rage und teilte kräftig aus.

Erst als sein Vater erschien und der Hanyou bewusstlos zusammenbrach, ließ er von ihm ab.

Masao zeigte seinen Unmut und wollte seinem erstgeborenen Sohn nun selbst eine Lektion erteilen. Doch Inuyashas leise Stimme hielt ihn auf: "Ich will nicht geschont werden." Danach rappelte er sich mühsam auf, ergriff das Schwert Tessaiga, das ihm sein Vater erst neulich überreichte, und stellte sich erneut seinem Bruder.

Sesshomaru schob seine Waffe in die Scheide, wandte sich ab und versprach: "Ein anderes Mal Bruder."

Es dauerte eine ganze Weile, bis der Hanyou begriff, der Ältere hatte ihn endlich anerkannt.
 

Masao verriet diese Geste jedoch wesentlich mehr. Sesshomaru war nun bereit für den nächsten Schritt seiner Ausbildung. Bevor er seinen Erstgeborenen nach Paris schickte, fand der dämonische Wettstreit statt. Seine beiden Söhne lösten die ihnen gestellten Aufgaben und gingen als Sieger hervor. Herausforderungen zum freundschaftlichen Zweikampf gab es selten. Dennoch bat er seinen jüngsten Sohn, einem gewissen Vogeldämon die Flügel zu stutzen. Als dieser danach, besiegt von einem Hanyou, unter dem Gespött der Zuschauer, aus der Arena schlich, konnte sich Alik eine Bemerkung nicht verkneifen.

"Nun Herr, er war es wirklich nicht wert, mit euch die Klingen zu kreuzen."

Bevor Masao darauf antworten konnte, erklang eine neue Stimme. "Dem stimme ich zu. Mein Bruder und ich zweifeln nicht eure Stärke an, dennoch würden wir uns geehrt fühlen, wenn ihr gegen uns antretet. Keine magischen Waffen, nur einfache Schwerter."

Inu no Taisho wandte sich dem Sprecher zu und musterte ihn. Er erkannte ihn und seinen Bruder auf Anhieb. Deswegen grübelte er kurz über die Motive der beiden Drachendämonen nach. Rache? Es handelte sich nämlich um Ryukotsuseis Söhne.

Sein Verstand riet ihm, die Herausforderung auszuschlagen. Doch als Feigling wollte er nicht da stehen. Ein Blick in die Gesichter der Umstehenden zeigte ihm, sie alle erwarteten, dass er den Kampf annahm.

"Einverstanden", stimmte er zu und bereitete sich vor.

Nur kurz darauf kämpften sie und er stellte bald fest, die Drachenbrüder hatten sich gut vorbereitet. Wie ihr Vater würden sie eines Tages, jeder für sich, ernst zu nehmende Gegner werden. Doch dazu würde es wohl nie kommen. Bei einer Attacke drehte er sich weg, wisch einem vermeintlichen Schlag aus, der trotzdem ein Ziel fand. Von der Hand seines jüngeren Bruders tödlich getroffen, sank der Ältere zu Boden.

Von dem Schock seinen Bruder getötet zu haben, erholte sich der Drache schnell und beschuldigte sofort den Herrn der Dämonen als Schuldigen.
 

Drei Wesen, unabhängig voneinander, sollten nun herausfinden, ob es sich tatsächlich um einen Unfall handelte oder wie es der jüngere Drache behauptete, Masao es darauf angelegt hatte, die Regeln zu brechen und den Tod eines Dämons in Kauf genommen hatte.

Riana war eine dieser Personen, die sämtliche Unterlagen und Aufzeichnungen diesbezüglich erhielt. Da sie in ihrem privaten Wohnbereich zu keinem Ergebnis kam, schaute sie die ganzen DVDs später auf einem etwas größeren Fernseher im öffentlichen Wohnzimmer an. Erneut vergebens. Sie konnte nichts finden, was ihren ehemaligen Vorgesetzten entlastete, egal aus welchem Blickwinkel der Kampf aufgenommen worden war.

Deshalb hatte sie die Idee, den übergroßen Bildschirm im Pavillon zu benutzen. Jetzt wo ihre Erinnerungen an das vergangene Jahr vorüber waren, sie sich voll konzentrierte, entdeckte sie tatsächlich etwas bei der letzten Aufzeichnung. Obwohl sie keinerlei  Kampferfahrung hatte, ging sie jedes Detail des Ablaufes, Bild für Bild durch und analysierte es. Dabei bemerkte sie das kurze Zögern des Drachen. Bevor er den Hieb ausführte, der seinen Bruder zum Verhängnis wurde, drehte er sich eine winzige Spanne von seinem Gegner fort, fast nur einen Handbreit. Was der Agentin jedoch am meisten verdächtig vorkam. Der hasserfüllte Blick des Drachen war nicht auf Masao gerichtet, sondern auf den eigenen Bruder und für den Hauch eines Blickes änderte sich dieser und ein triumphierendes Lächeln huschte über dessen Züge.

"Es war Mord", murmelte sie halblaut und in Gedanken: 'Doch nicht Masao trägt die Schuld, sondern Ryukotsusei zweiter Sohn hatte das eiskalt geplant.'
 

Die Rothaarige zweifelte nicht an ihrem Fund, dennoch brauchte sie noch eine Bestätigung. Jemand der keinen Vorteil daran sah, Masao zu be-, oder entlasten. Daher stürmte sie aus dem Zelt. In unmittelbarer Nähe musste sich Daisuke aufhalten. Als Leibwächter von Kanna, nur den Schneewesen unterstellt, bildete er eine unabhängige Partei.

"Daisuku du musst dir etwas anschauen, ich brauche dein Wissen im Schwertkampf", forderte sie den Wolf schon auf, bevor sie Blickkontakt mit ihm hatte. Dabei stieß sie fast mit einem Wesen zusammen, welches sie nicht erwartet hatte.

"Sesshomaru", entfuhr es ihr und sie stockte ihre Schritte. Stolz, unnahbar, wie sie ihn in Erinnerungen hatte, stand er vor ihr und brachte ihre Gefühle durcheinander. Ihr Herz machte Freudensprünge, gleichzeitig wurde ihr heiß und kalt. Am liebsten wäre sie ihm um den Hals gefallen, wollte ihn küssen. Obwohl sie sich in den goldenen Augen verlor, rührte sie sich nicht von der Stelle. So oft hatte sie das Wiedersehen in ihren Gedanken herbeigesehnt und sich verschiedene Szenarien ausgemalt. Doch jetzt war sie wie gefesselt. Dummerweise machte der Dämon es ihr auch nicht leichter. Leichte Wut packte sie, weil er mit keiner Geste zeigte, was er selbst gerade empfand.

"In meinem Beisein und in der Öffentlichkeit wird dir Sesshomaru nicht zeigen, was er fühlt, solange er mit mir vermählt ist", erklang leise eine andere Stimme hinter hier und brachte Riana in die Wirklichkeit zurück.

Mit einem Lächeln wandte sie sich der betreffenden Person zu, ignorierte Masaos Erstgeborenen nun und bekam deshalb nicht mit, wie dieser seiner Cousine einen eiskalten Blick zuwarf.

"Misaki", gab die Polizistin erfreut von sich und eilte zu der Dämonin, um sie zu umarmen. Dann entdeckte sie das Bündel auf dem Arm, ihrer Wahlschwester. "Dein Sohn?"

"Unser Sohn, Ken", bestätigte Toyos Tochter und fügte hinzu: "Eines Tages wirst du ihm ebenso eine Mutter sein dürfen."

Riana lächelte, widersprach nicht, sondern betrachtete das Baby. Ihm sah man deutlich an, das er den Taishobrüdern ähnelte und nicht Sesshomaru oder Leiko, denn der Sichelmond fehlte. Außerdem waren die schwachen dämonischen Zeichen eher blau als magentafarben.

"Ihr beide könnt stolz auf ihn sein", gab Riana zum Ausdruck und freute sich ehrlich. Obwohl sie wusste, wie er gezeugt wurde, gab es keinerlei Eifersucht bei ihr, denn sie konnte die Notwendigkeit und die Entscheidung der Eltern, den natürlichen Weg zu wählen, verstehen. Für sie zählte nur, Misaki hielt ihr Versprechen ein.
 

Weil ihr Blick auf Daisuke fiel, erinnerte sich die Polizistin an ihr Anliegen. "Wir haben später Zeit zu reden. Jetzt muss ich noch eine dringende Aufgabe zum Abschluss bringen", entschuldigte sie sich.

Damit warf sie einen Blick zu Sesshomaru und wandte sich dem Pavillon zu, wo sie gleich danach zusammen mit dem Wolf eintrat. Nur sie hörte die leisen Worte von Masaos Sohn: "Erwarte mich heute Nacht!"

Dadurch wurde sie von einem leichten Hochgefühl durchströmt und hatte Mühe sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Bevor sie an das Kommende denken konnte, lenkte sie der Wolf ab.

Zum Glück kam Kannas Leibwächter zum selben Schluss, weshalb sie umgehend den Rat kontaktierte. Ihre Erkenntnisse deckten sich mit denen der anderen Ermittler, sodass der Drachendämon bald darauf die Konsequenzen der Tat zu spüren bekam. Sein Plan, die Herrschaft über die Drachen an sich zu reißen, wurde damit zunichte gemacht.
 

Es wurde spät an diesem Tag. Müde, mit vielen Neuigkeiten versorgt, ging die rothaarige Polizistin in ihren Wohnbereich. Sie duschte sich und suchte dann ihr Schlafzimmer auf. Bereits an der Tür spürte sie mit ihren neu erwachten schwachen dämonischen Sinnen, wer in dem Raum auf sie wartete. Doch sie hatte sich unter Kontrolle und zeigte keine Gefühle.
 

Sofort wurde ihr Gast an Lisha erinnert. Doch dann bemerkte er die leichte Veränderung an seiner ehemaligen Geliebten. Sie war entspann, fühlte sich wohl. Unter anderem wirkte sie etwas jünger, was ihm gefiel.

"Du hast also gelernt deine Selbstheilungskräfte zu benutzen", stellte er laut fest.

"Unter anderem", offenbarte sie, ohne ins Detail zu gehen. Während sie die Bettdecke zurückschlug, den Morgenmantel ablegte, fügte sie hinzu, um ihm eine Reaktion zu entlocken: "Dennoch werde ich immer die Tochter eines Hanyou sein."

Vergebens. Der Dämon schmälerte nur seine Augen etwas. Blitzschnell stand Sesshomaru gleich danach neben Lisha und küsste sie, bevor ihr es gelang einen Einwand zu erheben. Seine Hände wanderten gleichzeitig über ihren Körper, streiften das Nachthemd ab. Dann wurde sie nach hinten gedrückt und fiel auf das Bett.

Während der Silberweißhaarige sich auskleidete protestierte Riana entrüstet und war nahe daran sich zu erheben: "Wenn du glaubst, du kannst dort weiter machen, wo wir letztes Jahr aufgehört haben ..."

In einem kalten Ton, der keine Wiederrede duldete, wurde sie unterbrochen: "Wir klären das morgen!"

Danach legte sich Sesshomaru zu der jungen Frau und verführte sie gekonnt, sodass jeder Einwand, wie Schnee in der Sonne, schmolz.

Später schlief sie erschöpft ein und so bekam sie die nächste Tat ihres Geliebten nicht mit.
 

Sesshomaru erhob sich, ging zum Fenster und schaute in den dunklen Garten hinaus. Er musste nachdenken und seine nächsten Schritte überlegen. Was wollte er in Bezug auf Riana unternehmen, denn ihr Einwurf hatte seine Berechtigung. War er bereit sie als Gefährtin zu wählen, das ganze Leben mit ihr zu verbringen und womöglich einen Hanyou zu zeugen. Die ersten Punkte vermutlich. Das Letzte konnte er verhindern. Dennoch wusste er, sein Vater wünschte sich, dass er den besseren Umgang mit niederen Wesen erlernte, ihre Schwächen und Stärken respektiere. Dazu hatte Masao ihn hierher geschickt. Obwohl er den Posten in Paris als Assistent angenommen hatte, um in Rianas Nähe zu sein, erfuhr er erst später von Arons Beförderung und dem Rücktritt seines Onkels. In dieser Angelegenheit hatte sein Vater wieder geschickt intrigiert. Sein Stolz verbot es ihm nun, zurückzuweichen. Zwangsläufig musste er sich eine Weile einem Hanyou unterordnen. Ungern gab er es zu, doch vor zwei Jahren hätte ihn das noch viel mehr ausgemacht. Vermutlich hatte er sich durch Rianas Baby, Inuyasha und durch seine neue Halbschwester verändert. Außerdem gab es noch einen Umstand, den er nun mit einbezog. Die Rothaarige sollte keinem Anderen gehören.

Erst ihre kalte Zurückweisung im Garten und dann den ganzen Abend mit anzusehen, wie Riana mit ihrem Jugendfreund und dessen Gefährten umging, kratzte an seiner Selbstbeherrschung. Als der Fuchsdämon eintraf, die Rothaarige ihn freundschaftlich begrüßte, bildete er sich ein, er war der Verlobte der Polizistin. Erst nachdem Matthieu von seinem Einsatz zurückkam, erkannte er seinen Irrtum und fühlte sich innerlich erleichtert.

Während er sich umdrehte, die Schlafende betrachtete, beantwortete er still ihren Einwand. Nein, er wollte nicht dort weitermachen, sondern einen Neuanfang auf seine Weise.

Da er sich inzwischen informierte, was Menschen zu schätzen wussten, entschied er sich für eine bestimmte Geste. Riana bildete da sicherlich keine Ausnahme, blieb nur abzuwarten, wie sie darauf reagierte.

Aus diesem Grund ging er zu dem Stapel Kleidung, holte aus seinem Jackett eine Schachtel und entnahm ihr einen goldenen Ring mit einem kleinen Herzen aus Rubin. Vorsichtig, um seine Geliebte nicht zu wecken, setzte er sich auf das Bett. Sanft küsste er die Fingerspitzen der Agentin, bevor er das Kleinod auf ihren Finger schob.

"Nun gehörst du mir", bestimmte er. Auf die Idee, dass die junge Frau ablehnen könnte, kam er gar nicht.
 

Am anderen Morgen erwachte die Polizistin spät und dachte sie war allein. Doch dann hörte sie Geräusche aus dem Wohnzimmer und die leise Stimme ihres Schwiegervaters. Kurz darauf fiel die Tür ins Schloss. Ihr silberweißhaariger Bettgenosse kam zu ihr, teilte mit: "Mein verehrter Onkel hat Frühstück für dich gebracht."

"Ich verstehe", murmelte sie leise. Niemand, vom Personal, sollte Sesshomaru bei ihr entdecken, sodass sich Toyo selbst herbemüht hatte. Mit einem zufriedenen Lächeln wollte sich die junge Mutter die Haare zurückstreifen, als sie den Ring entdeckte. Lange Zeit starrte sie ihn an, zu keiner Regung fähig, bevor sie ihrem Gast ein Lächeln schenkte.

"Ein Verlobungsring?", wollte sie wissen und erhielt nur einen unergründlichen Blick aus goldenen Augen. Worauf sie sagte: "Ich nehme deinen Antrag an", denn sie wusste, Worte diesbezüglich würde sie kaum aus seinem Mund hören.

"Es ist noch nicht offiziell", erklärte ihr Liebhaber und hielt sich damit selbst auf Distanz.
 

Obwohl sie im kommenden Jahr hin und wieder das Lager teilten, erfuhr die Öffentlichkeit nichts von ihrer heimlichen Beziehung. Erst nachdem Sesshomarus gerichtliche Trennung von Misaki durch war und noch weitere drei Monate vergangen waren, begann er sie, langsam im Beisein von Zeugen, zu umwerben. Dennoch war sein Verhalten dabei immer von dämonischer Zurückhaltung geprägt.

Sein Sohn wurde bereits zwei Jahre alt, als ihre Vermählung stattfand.

Um so überraschter war er, als er eines Tages seine Cousine mit dem Leibwächter seiner Gemahlin im Garten erwischte. Minoru zog sich kurz darauf zurück, da seine Arbeit begann. Die Jüngere stellte er gleich danach zur Rede, indem er sie anblickte und eine Augenbraune hochhob.

Misaki lächelte geheimnisvoll und beantwortete die nie gestellte Frage. "Ich sagte doch, ich komme nach meinem Vater, indem ich mich, wie er, mit der zweithöchsten Position zufriedengebe. Gemahlin eines Generals zu sein, genügt mir."

Damit ging sie einfach und Sesshomaru schaute ihr zweifelnd nach. Noch wusste niemand, ob Minoru es schaffte, seinem Vater nachzueifern. Dennoch war dieses Ziel für den jungen Dämon erstrebenswert. Vorausgesetzt er selbst förderte ihn ebenso, wie es sein Vater bisher tat.

"Eines Tages", gab Masaos Sohn leise von sich, die Zukunft meinend. Dann schmälerte er seine Augen, warf einen Blick zum Pavillon hinüber, wo seine neugeborene Tochter lautstark die Aufmerksamkeit ihrer Mutter verlangte. Er suchte seine kleine Familie auf, ohne zu ahnen, wohin die Gedanken seiner Gefährtin gerade schweiften, während sie ihr Kind stillte.

In diesem Augenblick, ebenso wie oftmals in der Zukunft, musste Riana an ihre Zeit in Japan denken und immer wieder fragte sie sich, wie sie es geschafft hatte, einen so unnahbaren Dämon für sich zu gewinnen.
 

Ende
 

Wesentlich länger und etwas anders als geplant. Damals, als die Geschichte von mir geplant und gestartet wurde, hatte ich vor, es als Masao und Riana Paar enden zu lassen. Dazu hätte ich Izayoi sterben lassen müssen. (Naraku reißt sie mit in den Tod). Später habe ich mich umentschieden. Daher hoffe ich, ihr könnt damit leben.
 

Will noch keine Hoffnung schüren, doch ich arbeite bereits an einer neuen Undercover FF. Diesmal OS & Inu no Taisho. Lasst euch überraschen. Titel Undercover- zum Traualtar Wesentlich länger und etwas anders als geplant. Damals, als die Geschichte von mir geplant und gestartet wurde, hatte ich vor, es als Masao und Riana Paar enden zu lassen. Dazu hätte ich Izayoi sterben lassen müssen. (Naraku reißt sie mit in den Tod). Später habe ich mich umentschieden. Daher hoffe ich, ihr könnt damit leben.
 

Will noch keine Hoffnung schüren, doch ich arbeite bereits an einer neuen Undercover FF. Diesmal OS & Inu no Taisho. Lasst euch überraschen. Titel Undercover- zum Traualtar



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Kommentare zu dieser Fanfic (31)
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Von:  nicoleherbster
2017-12-16T10:01:19+00:00 16.12.2017 11:01
Juhuuuuuuuu es geht weiter. Ich habe mich sehr über das neue Kapitel gefreut und bin gespannt wie es weitergeht. Schreib schnell weiter ja.
Antwort von:  CheyennesDream
16.12.2017 14:48
Danke. Wäre ja wesentlich eher gekommen aber das Schicksal hat mir wieder einmal einen Streich gespielt ;) Leider. Das nächste kapi wird mir wieder leichter von der Hand gehen. habe auch schon zwei drei Passagen fertig.

Chris
Von:  Kazu27
2016-04-23T16:22:50+00:00 23.04.2016 18:22
Wie jetzt? Zu Ende?
Möchte gern wissen wie es weiter geht, also schnell weiter schreiben bitte😀😀😀😀
Antwort von:  CheyennesDream
23.04.2016 21:46
Das Kapi sollte schon lange fertig sein ;)
Normalerweise versuche ich jeden Tag zu schreiben. Leider hat es die letzten 14 Tage nicht geklappt, hatte zu viel anderes um die Ohren.
Jetzt werde ich aber wieder loslegen.

Es ist schön, weil du Interesse an der Geschichte hast. Danke
Antwort von:  Kazu27
23.04.2016 21:59
Jeden Tag versuchst du zu schreiben? O.o
Würde ich gar nicht schaffen, weil das mit meinen Arbeitszeiten gar nicht mehr geht ^^°°
Aber wenn ich 1-2 Stunden Zeit habe, schreib ich schnell und wenn dann nichts dabei raus kommt ärgert mich das auch noch.
Ich ziehe vor dir den Hut, weil du so viele FF am laufen hast.

Hat mich gefesselt deine Geschichte und bin echt gespannt wie es weiter geht, aber die anderen FF fesseln mich genauso ^///^
Schon seit Tagen lese ich deine FFs
Antwort von:  CheyennesDream
23.04.2016 22:23
Computer läuft bei mir beruflich jeden Tag. Aber wenn ich mich aufs Sofa setze, fern schaue, schalte ich den Laptop ein und schreibe. Reicht schon wenn es ein paar Sätze sind. Dadurch bin ich ständig im Fluss.
Sonst befürchte ich herauszukommen und gar nicht mehr zu schreiben. Das ist sicher auch oft bei anderen, die dann abbrechen.

Sind nur noch 5 Inu FF und vier muss ich eigentlich im Moment nur schreiben. Wird aber in Zukunft nicht mehr so drastisch sein.

Habe es gemerkt. Wusste nur nicht wer. Hatte viele Zugriffe ;)
Antwort von:  Kazu27
23.04.2016 22:30
Ach man kann sehen, das jemand die ff liest? Wusste ich gar nicht.
Ich muss mich manchmal zwingen aufhören zu schreiben, aber der Kopf ist trotzdem voll von neuen Ideen. Teilweise mache ich mir Stichpunkte, damit ich den Faden nicht verliere.😅😅😅😅😅😅

NUR 5? 😂😂😂😂😂😂😂 Respekt

Du sagst das so leicht, ich würde den Überblick verlieren 😅😅😅
Von:  Helena1702
2016-01-09T21:30:28+00:00 09.01.2016 22:30
Liebe CheyennesDream, muss mich bei Dir und allen anderen Autoren hier bei animexx entschuldigen!!! Bin zur Zeit häufiger auf fanfiktion.de unterwegs, und bin wirklich momentan äußerst, sehr sehr sehr schreibfaul!! Was NICHTS mit der Qualität Eurer Geschichten zu tun hat - sondern einzig und allein mit meiner bodenlosen Faulheit!!! Ich freue mich immer über Eure Geschichten und sammel auch ein paar Ideen für meine - wobei ich immer mehr Angst habe, dass ich etwas kopiere... Nun ja, Deine Geschichte finde ich und fand ich IMMER schon SEHR GUT!!! Bitte mach weiter so - auch, wenn ich nicht häufig einen Kommentar abgebe, so bin ich immer der Schatten, der Deine Geschichten weiter verfolgen wird. Danke für diese wundervollen Ideen und Bilder, die sich in meinem Kopf immer wieder breitmachen, wenn ich diese lese!!!
Antwort von:  CheyennesDream
09.01.2016 22:50
Kann ich sehr gut verstehen, ich lese auch hauptsächlich auf FF.de. Aber manche liebe Autoren sind mit ihren Geschichten dort nicht vertreten.

Was mich zu dir bringt, Du kannst meine Inu FFs auch auf FF.de lesen.

Auf jeden Fall freue ich mich, das du meine Geschichten noch magst. Werde mir auch zukünftig Mühe geben, damit dein Kopfkino anspringt.

Bin gespannt was dir mal so, als eigene FF vorschwebt.

Ähnliche Ideen zu haben kann passieren. Es gibt so viele, da lässt e sich vermutlich nicht vermeiden. Liest man auch in Bücher hin und wieder.

Hauptsache du schreibst nicht ab.

Chris
Antwort von:  Helena1702
09.01.2016 22:58
Ich bin eher dabei die Geschichten etwas zu verändern und mit eigenen Figuren und Ideen zu bestücken... Alles zur Zeit eher in Gedanken, weiß auch nicht, warum ich dies noch nicht schriftlich versucht habe... Mal sehen, vielleicht komme ich bald dazu wenigstens eine Idee zu veröffentlichen...
Von:  oldBlacklion
2015-11-13T01:04:41+00:00 13.11.2015 02:04
Wirklich sehr spannend bitte schnell weiter schreiben ♡ ♡ ♡ ♡
Antwort von:  CheyennesDream
16.11.2015 15:08
Ich habe schon weiter geschrieben bin aber noch nicht fertig. Jetzt stehe ich nämlich vor einer Entscheidung, wie ich die Handlung fortsetze. Wollte mir nämlich die Möglichkeit schaffen dem Leser drei Ende zu präsentieren.
So werden es vermutlich nur zwei oder eins.
Bis jetzt wollte ich nämlich auf keinen Fall aufhören, das ist einfach nicht mein Stil. Wenn das Interesse schrumpft, muss man sich eben etwas anders überlegen.

Danke dir

Chris
Von:  Inu-youkai-kristina
2014-09-23T15:36:45+00:00 23.09.2014 17:36
Wie die anderen FF spannend
Deine Kristina
(ich les auch all deine FFs)

Antwort von:  CheyennesDream
23.09.2014 17:46
Danke. Freue mich, wenn du an mehr als einer Interesse hast.
Ich will jetzt erst einmal zwei drei abschließen, bei denen ich schon beim letzten Kapitel bin, dann geht es bei Undercover auch weiter. Dennoch schreibe ich zwischendurch immer mal daran


Chris
Von: abgemeldet
2014-06-21T19:49:39+00:00 21.06.2014 21:49
Hallöchen! :)
Hab gerade dein neues Kapitel gesehen, doch leider kann ich es nicht lesen, weil ich noch minderjährig bin -.- und das ausgerechnet dann, wenn ich Zeit und Lust habe..hoffe, es kommt auch bald bei FF on :)

Ganz liebe Grüße,
deine Nessa<3
Von: abgemeldet
2014-05-17T21:07:25+00:00 17.05.2014 23:07
Uuui. Ich freu mich schon riesig aufs nächste kapi ^^
Mach schnell weiter!
Antwort von:  CheyennesDream
18.05.2014 00:48
Ich bin bereits beim schreiben. Ein zwei Tage brauche ich aber ;) Soll ja interessant werden.

Chris
Von:  Helena1702
2014-04-24T08:16:49+00:00 24.04.2014 10:16
Ich gestehe: Ich bin eine von denen, die gerne lesen - aber vor lauter lesen einfach vergessen einen Kommentar da zu lassen.
Das möchte ich hier mal endlich nachholen.
Ich habe schon einige Deiner Fanfics gelesen und sie alle haben eine gute Idee, die Du mit viel Liebe zum Leben erweckst. Dein Schreibstil ist flüssig, ohne Rechtschreib- und Grammatikfehler und sehr logisch aufgebaut. Und trotzdem habe ich das Gefühl, dass Du Deiner Story Raum zur Entwicklung gibst... Jedesmal, wenn ich so eine Geschichte hier lese, habe ich das Gefühl, ich bin mittendrin und erlebe alles live... Solche Stories liebe ich!!! Deshalb lese ich Deine Fanfics so gerne - puhhh, Schleim, Schleim, Schleim - und doch kein Schleim!!! Denn eine kleine Kritik muss ich schon loswerden: Du hast zur Zeit soooo viele offene Geschichten, dass ich langsam den Überblick verliere...
Trotzdem: Schreib bitte schnell weiter an Deinen Stories!!! Und sei nicht böse, wenn ich nicht jedesmal einen Kommentar hinterlasse - ich lese halt immer so lange, dass ich manchmal vergesse, dass ein Lob immer wieder ein Anstoß zum Weitermachen ist... Sorry!!!
Antwort von:  CheyennesDream
24.04.2014 14:23
Ich lese auch sehr viel, habe auch viele Kommentare geschrieben. Leider schäfft man es nicht ständig etwas zu hinterlassen, denn oft findet man auch keine Worte ;)
Habe volles Verständnis. Obwohl es mich hin und wieder ein wenig anspornt, besonders in meinen kleinen Kriesen ;)
Ich danke dir.
Wenn ich das richtig verstehe liest du alle (inu) FFs von mir. Da kann die Vielzahl schon ein wenig viel sein. Nur wenige Leser tun das. Die meisten( nicht nur auf Animexx) beschränken sich auf zwei/drei FFs. Je nachdem was sie mögen. Deshalb freut es mich um so mehr.
Ich fange auch nichts neues an. Es werden einige bald abgeschlossen sein.
Dennoch sprudel ich über vor Ideen, ständig habe ich neue. Da ich aber erst etwas anfange, wenn ich das Ende geplant habe, liegen sie auf Eis. Außerdem will ich die Leser nicht ganz verwirren.

Hier und da verstecken sich schon einige Fehlerchen, die ich nach und nach ausmerze.
Muss aber sagen das Duden 9.0 sehr hilfreich ist. Bin dankbar das Programm zuhaben.

Dann hoffe ich auch in Zukunft dein Interesse an meinen Kapitel wecken bzw halten zu können

Chris
Von:  -BloodyAngel-
2014-03-30T23:15:01+00:00 31.03.2014 01:15
Der Aufbau deiner FF gefällt mir sehr, Kommi schreiben ist offensichtlich aus der Mode gekommen, weil der Schreibstil mit allem drum und dran wirklich mitreißend ist ;-) Ein gutes Werk sollte man loben, weiter so :)

Lg
Antwort von:  CheyennesDream
31.03.2014 02:54
Ich danke dir. Es freut mich dein Interesse geweckt zu haben und ich hoffe das es so bleibt.
Mit der Zeit gewöhnt man sich daran, fast nur die Leser zu haben, die sich nicht trauen ;)
Meine Geschichten sind auch auf den anderen FF Plattformen vertreten.
Keine Sorge auf FF.de habe ich etwa das vierfache an Favos und 2/3 mehr Kommentare.
Ich sehe es deshalb nicht so eng, dennoch motiviert es. Auch mit wenigen Kommentaren, Zugriffe zählen für mich ebenso.

Chris
Von: abgemeldet
2014-01-10T16:33:56+00:00 10.01.2014 17:33
Die beiden Kapitel sind wirklich super geworden und ich bin richtig gespannt wie es weiter geht. Ich frage mich nur ob Lisha und Sesshomaru zusammen kommen, ich finde beide sind ein richtig süßes Paar. Doch ich denke du hast da bestimmt was anderes geplant! (=
Freu mich wenn das nächste Kapitel hochgeladen wird.

lg _konan_
Antwort von:  CheyennesDream
10.01.2014 19:12
Freue mich weil du noch Interesse hast.
Es geht demnächst weiter.
Mit der FF habe ich noch einige Pläne, auch mit Lisha und Sess. Naraku mischt ebenso noch kräftig mit und stellt Weichen.
Einfach abwarten ;) und überraschen lassen

Chris
Antwort von: abgemeldet
10.01.2014 19:18
Das ist super da freue ich mich. Na klar mein Interesse bleibt. Konnte leider die letzten paar Tage und Wochen nicht lesen und hab sie jetzt nach geholt.


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