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Von Gefährten und Feinden

Skyrim
von

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Ankunft und Aufbruch

Kapitel 1
 

Ein knurrendes Geräusch, direkt neben seinem Ohr, begleitet jedoch von einem sanften Stupser in die Seite, ließ Mandrey aus seinem Schlaf hochschrecken. Er schaute sich irritiert um, nur um festzustellen, dass er sich in seinem Haus in Weißlauf befand und sein Hund neben ihm, mit erwartungsvollem Blick auf den abgenagten Knochen starrte, den er ihm gerade in den Schoß gelegt hatte. Mandrey streichelte seinem treuen Begleiter, schüttelte aber mit dem Kopf.

„Jetzt nicht mein Junge, wir spielen ein andermal...“

Erst jetzt richtete er sich im Stuhl auf und rieb sich die brennenden Augen. Er war wohl eingenickt, doch im Moment wusste er nicht einmal mehr, wie er gestern Nacht überhaupt nach Hause gefunden hatte.
 

Es war noch nicht lange her, da war er mittellos, sowie heimatlos nach Himmelsrand gekommen, nur mit bruchstückhaften Erinnerungen und nicht mehr als das, was er am Leibe getragen hatte. Jetzt, nur einige Monate später, zählte sein Vermögen eine ansehnliche Summe Taler und er war bereits Thane mehrerer Fürstentümer. Das wertvollste jedoch war wohl, dass er bei den Gefährten von Weißlauf so etwas wie eine neue Familie gefunden hatte.

Die letzten Tage, waren jedoch die anstrengendsten und ereignisreichsten seines bisherigen Lebens gewesen. Leider waren sie auch überschattet vom Verlust eines Kameraden, den er zwar nicht lange gekannt hatte, ohne den er jedoch nie die Chance bekommen hätte sich zu beweisen. Kodlak Weißmähne, der bisherige Herold der Gefährten, hatte ihn in die Gemeinschaft aufgenommen die jetzt er anführen sollte. Doch nicht nur das, der Zirkel hatte ihn an noch mehr teilhaben lassen.

Mandrey erhob sich mit schweren Gliedern aus seinem Stuhl. Das Feuer vor ihm war schon längst erloschen und nur noch die letzte Glut erwärmte den Wohnraum. Er versuchte mit Strecken das seltsame neue Gefühl von Taubheit, Schmerz und Anspannung aus seinem Körper zu vertreiben, doch gelang es ihm nicht vollständig. Aela hatte ihn jedoch vorgewarnt, dass es einige Zeit in Anspruch nehmen würde, bis sich sein Körper an den Prozess der Verwandlung gewöhnt hatte.

Seine letzte Jagd, am gestrigen Abend, war zwar erfolgreich gewesen, hatte aber auch zu einer unschönen Verletzung geführt. Mandrey zog das schmutzverdreckte, zerschlissene Hemd aus, das er noch immer trug und warf es den letzten glühenden Kohlen zum Fraß vor. Kritisch begutachtete er die Wunde die er sich gestern beim Kampf mit einem Anhänger der silbernen Hand zugezogen hatte. Der Schnitt ging ihm quer über die Brust, doch obwohl dieser tief gewesen war, heilte die Stelle bereits und eine Schicht Schorf überdeckte die Verletzung.

Es gab so einige Dinge an die er sich noch gewöhnen musste, positive wie negative. Vorteilhaft war sicherlich die neue Kraft die er in sich spürte, sowie die schnelle Wundheilung, die sich wohl mit nichts anderem vergleichen ließ. Aber diese innere Unruhe, der leise flüsternde Drang danach, seine Zähne in einem blutigem Stück Fleisch zu versenken, nagte noch an seinem Verstand. Er fühlte selbst jetzt, die wilde Lust des Wolfes in sich, mit dem er seinen Körper nun auf ewig teilen würde.

Mandrey verscheuchte die fremden Gedanken, ließ den Hund vor die Tür, wusch sich und zog wieder seine schwere Rüstung an. Er war ganz froh, dass er Lydia für einen Botengang nach Riften geschickt hatte und sie erst in einigen Tagen zurück sein würde, so dass er die Angelegenheiten die den Zirkel betrafen in Ruhe erledigen konnte, ohne dass sie Fragen stellte.

Es war gerade kurz nach Sonnenaufgang als er vor die Tür trat. Kühle, frische Luft vertrieb die letzten müden Überbleibsel und er machte sich auf den Weg nach Jorrvaskr.

Nur wenige Bewohner kamen ihm entgegen, aus der `Beflaggten Mähre` torkelten die letzten Gäste und Mandrey machte einen großen Bogen um diese. Er hatte gerade kein Bedarf auf einen alkoholhaltigen Morgenplausch.

Die Treppen nach oben in den Wohnbezirk ließ er mit schnellen Schritten hinter sich und vor ihm erfolgte gerade noch die Wachablösung der Nachtschicht. Er grüßte die Soldaten bevor er schließlich endgültig zum Hauptgebäude der Gefährten abbog.
 

In der Haupthalle herrschte noch nicht sehr viel Betrieb. An der großen Tafel in der Mitte des Raumes saßen nur Ria und Aela die gerade dabei waren zu essen. Beide Frauen schauten auf, um ihren Herold zu begrüßen. Mandrey gab Aela jedoch gleich ein Zeichen, dass es wichtige Sachen zu klären gab und diese stand augenblicklich auf, um zu ihm aufzuschließen.

"Sind Farkas und Vilkas etwa noch nicht von ihrer Mission zurück? Sie sollten mir doch gleich berichten", fragte er die Jägerin ungeduldig als sie näher kam. Er konnte den leichten Hauch von Besorgnis erkennen der auf ihrem Gesicht lag.

Aela schüttelte nur mit dem Kopf, dann gingen sie hinunter in die Aufenthaltsräume, weil sie sich dort etwas ungestörter unterhalten konnten.

"Heute Morgen kam ein Kurier mit einer Botschaft von Vilkas. Die Höhle war leer, jetzt verfolgen sie neue Gerüchte über eine weitere Gruppe der silbernen Hand im Fürstentum Reach." Während Aela ihm ausführlicher berichtete, durchstreifte sie mit angespannter Unruhe den Raum. Dabei wirkte sie eher wie ein lauerndes Raubtier, weniger wie ein Mensch. Es war seltsam faszinierend, wie viele wölfische Eigenarten sie sich angenommen hatte, ohne dass sie es wohl selbst überhaupt bemerkte.

Als sie geendet hatte, unterbreitete Mandrey ihr seine Pläne für die nächsten Tage. Er wollte um eine Audienz beim Jarl von Reach bitten. Je mehr Einfluss er in Himmelsrand hatte, desto einfacher war es schlussendlich Unterstützung bei der Suche nach den Wortmauern zu bekommen und fähige Verbündete gegen die Drachen zu finden. Wenn er jedoch einmal die dreitägige Reise antrat, konnte er genauso gut noch einige Angelegenheiten, die auf dem Weg lagen, erledigen.

Aela verließ den Raum um den Tornister mit den eingegangenen und unerledigten Aufträgen zu holen. Sie durchsuchte den Stapel Papiere, bis sie schließlich zwei heraus zog.

"Diese Beiden hier wären etwas", meinte sie prüfend und hielt sie ihm entgegen.

Der Erste war eine Liste mit Werkzeugen die in die Gallenschluchtmine geliefert werden sollten. Der Andere war ein Brief einer jungen Frau.

Mandrey überflog den Hilfegesuch, der davon berichtete das ihr Bruder von Banditen entführt worden war, der Jarl jedoch nichts unternahm weil er wegen dem Abgeschworenenproblem keine Wachen entbehren konnte. In ihrer Not wandte sie sich nun an die Gefährten.

"Nicht gerade viele Informationen und bis ich dort bin sind weitere Tage vergangen, die Chancen sind ziemlich gering." Nachdenklich überflog er den Brief ein weiteres Mal, dann nahm er das kleine Ledersäckchen an sich, das sie als Anzahlung mitgeschickt hatte. "Ich werde es versuchen. Schicke einen Kurier zu ihr, wir könnten uns in der Taverne Alt-Hrol´dan treffen."

Zustimmend nahm Aela einen anderen Zettel und schrieb dort eine kurze Notiz auf.

"Gut, ich schicke den Boten sofort los. Die Lieferung für die Mine liegt soweit ich weiß schon Abholbereit beim Schmied."

Freunde und Feinde

Kapitel 2
 

Mandrey verließ Jorrvaskr um sich erneut auf den Weg ins Brisenheim zu machen.

Das wenige Gepäck das er für die Reise brauchte, war schnell zusammen gepackt und die Lieferung, die der Schmied fertig gemacht hatte, nahm er direkt mit, wenn er sich auf den Weg nach Markath machte.

Selbst der Ritt durch das Tiefland verlief diesmal ohne nennenswerte Zwischenfälle und als die Sonne am höchsten Punkt im Zenit stand, erreichte er die Orichalcumerzmine. Nachdem er die Bestellung abgegeben hatte, erkundigte er sich noch, wie er von hier aus zur Taverne kommen würde. Man sagte ihm, dass sie noch eine halbe Tagesreise entfernt lag und so machte er sich sofort auf den Weg.
 

Als sich am Horizont gerade die ersten schweren Regenwolken auftürmten, kam auf einer kleinen Anhöhe endlich das Gasthaus in Sicht. Selbst die Sonnenscheibe stand mittlerweile schon wieder so tief, dass es in nur wenigen Stunden dunkel werden würde. Gut, dass er die Taverne noch vor Einbruch der Nacht erreicht hatte. Es störte ihn zwar nicht in der Dunkelheit zu reisen, aber hin und wieder in einem Raum mit vier soliden Wänden zu schlafen, war doch angenehmer als unter freiem Himmel. Er brauchte mittlerweile zwar nicht mehr so viele Stunden Erholung als noch vor seiner Wandlung, aber ab und zu forderte sein Körper doch ein wenig Ruhe.

Mandrey band sein Reittier an einen der Holzpfosten hinten im Stall an, versorgte es und betrat dann das doch recht gut gefüllte Gasthaus.

Noch im Eintreten zog er sich den schweren Umhang von den Schultern und warf einen flüchtigen aber prüfenden Blick über die anwesenden Gäste, nur um festzustellen, dass die Gesuchte wohl noch nicht eingetroffen war. Die junge Frau hatte in ihrem Brief geschrieben, dass sie als Erkennungszeichen ein blaues Tuch am Gürtel tragen würde und da sie zu den Rothwardonen gehörte, dürfte es sicherlich nicht allzu schwer werden, sie durch ihr Äußeres von den anderen Gästen zu unterscheiden.

Gefühlte zwei Stunden und drei Metkrüge später, nachdem viele Gäste schon gegangen waren, betrat eine zierliche Gestalt die Gaststube und schweifte mit suchendem Blick über die Anwesenden. Sie wandte sich etwas unsicher der mittlerweile fast leeren Theke zu, aber als ihre Blicke sich kreuzten und Mandrey das Tuch an ihrer Hüfte erkannte, drehte er sich zu ihr um und sprach sie einfach an.

"Bist du Laija?", fragte er sie und bekam tatsächlich ein Nicken als Antwort. Sie kam zu ihm an den Tisch und schob beiläufig ihre Kapuze vom Kopf. Dabei entblößte sie die für die Rothwardonen typische dunkle Haut und dunklen Augen.

"Vielen Dank, für ihr Kommen", entgegnete sie höflich. Dabei hatte ihre Stimme jedoch einen Unterton den Mandrey zwar wahrnahm, aber nicht wirklich zuordnen konnte.

Selbst das folgende Gespräch ging nur sehr schleppend voran.

Er erfuhr, dass sie bis vor wenigen Tagen noch als fahrende Händler in Reach herumgezogen waren. Bis zu dem Moment als sie von Banditen überfallen, geplündert und ihr Bruder verschleppt worden war.

Irgendetwas an dieser Geschichte war trotz allem noch unstimmig. Wenn Mandrey seinem Grundgefühl trauen sollte, dann sagte sie ihm nicht alles was sie über das Verschwinden ihres Bruders wusste. Sie mied jeden längeren Blickkontakt zu ihm und wirkte fast ein bisschen, als hätte sie Angst. Jedoch nicht vor den Banditen, viel mehr vor ihm.

"Möchtet ihr noch etwas trinken? Ich zahle." Bei diesen Worten war sie bereits aufgesprungen um zur Wirtin zu eilen, noch bevor er etwas darauf antworten konnte.

Mandrey schaute Laija interessiert hinterher, das Mädchen war hübsch, ungefähr einen Kopf kleiner als er aber für seinen Geschmack doch ein wenig zu dünn. An einer Frau musste etwas dran sein. Seine Blicke entgingen ihr nicht und sie wurde sichtlich verlegen. Also wandte er sich schnell wieder den Resten seines Abendessens zu und wartete bis sie wieder zu ihm herüber kam.
 

"Ich versuche mein möglichstes, aber ich kann nichts versprechen." Mandrey setzte seinen Krug an um ihn zu leeren, dann erhob er sich und verabschiedete sich von der jungen Frau. Sie schaute ihn irritiert an. Wahrscheinlich hatte sie nicht damit gerechnet, dass er sofort aufbrach um die Sache zu erledigen. Aber nachts standen seine Chancen deutlich besser für einen kleinen Überraschungsbesuch. Die alte Ruine in der sich die Gesetzlosen aufhalten sollten, lag nicht weit entfernt von hier und mit dem Pferd in nur wenigen Stunden zu erreichen.

Nach dem er die Taverne verlassen hatte, versuchte er sich zu orientieren. Er fühlte sich plötzlich etwas benommen, doch er konnte den kurzen Moment der Schwäche von sich abschütteln und folgte dem kleinen Pfad hinters Haus zu den Pferdestellen.

Der Himmel über ihm war nun mittlerweile von tiefen Gewitterwolken verhangen und es grollte schon so stark in der Ferne, dass ein Unwetter abzusehen war. Das Wetter wurde die letzten Tage fast zusehend schlechter. Es würde nun nicht mehr lange dauern bis die Eismonate im Flachland von Himmelsrand Einzug hielten.

Nach weiteren Schritten hielt Mandrey plötzlich wie erstarrt inne. Ein brennender Schmerz schoss durch seinen gesamten Körper und ihm wurde sofort davon schwindelig. Das Gefühl wurde schließlich so stark, dass er haltlos vorwärts taumelte und es ihn sogar in die Knie zwang.

In dem Moment bemerkte er erst, dass er doch nicht ganz alleine hier draußen war. Nur einen Augenblick später erschienen fünf Männer und positionierten sich um ihn herum.

"Na was haben wir denn da?", hörte er wie aus weiter Ferne eine gedämpfte Stimme hämisch an sein Ohr dringen.

Die Männer waren dabei ihn vorsichtig einzukreisen. Sein gutes Gehör verriet ihm dabei jedoch auch, dass sich leichte Stiefelschritte auf dem Weg hier her näherten.

Mandrey konnte sich nur noch mit großer Anstrengung bei Bewusstsein halten. Immer wieder jagte eine neue Welle Schmerz durch seinen Körper. Hinter seinen Schläfen pochte ein Stechen das sein gesamtes Sichtfeld zu einer verschwommenen Anreihung von Schemen verzerrte, aber er schaffte es dennoch irgendwie nach seiner Axt zu tasten und sie zu ziehen.

Den Geruch, der ihm von diesen Männern entgegenschlug, kannte er nur zu gut.

Wie hatte er nur so unvorsichtig sein können?

Hinter ihm ertönte plötzlich Gelächter. "Glaubt der etwa, er könnte uns in seinem Zustand noch Widerstand leisten?"

Der Mann vor ihm, der sich als erstes zu Wort gemeldet hatte, schnaubte verachtend. "Kenneth unterschätze ihn nicht. Warum ist der überhaupt noch auf den Beinen? Hast du ihm etwa nicht alles gegeben?"

Die Frage war jedoch nicht an einen der Männer gerichtet, sondern an Laija deren Position irgendwo links von ihm ein wenig außerhalb dieser tödlichen Runde war.

Sie trat hörbar einen unsicheren Schritt zurück. "Doch, natürlich... die gesamte Menge."

Der Anführer knurrte abwertend, dann kam er ihm entgegen. "Los, gebt ihm den Rest."

Und nur eine Sekunde später, wirbelte Mandrey mit letzter Kraft noch einmal herum und rammte dem ersten Angreifer seine Axt zwischen die Rippen. Doch fast gleichzeitig fühlte er einen beißenden Schmerz der sich durch seine Schulter zog und wie kalter, scharfer Stahl sich in seinen Oberschenkel trieb. Er ächzte schmerzerfüllt und ein harter Tritt in den Magen ließ ihn endgültig zusammenbrechen. Danach wurde alles schwarz um ihn herum.

Hell und Dunkel

Kapitel 3
 

Laute Stimmen weckten ihn aus einem Zustand, der vom Tode wohl gar nicht mehr so weit entfernt gewesen war. Dumpfe Schritte hallten auf hartem Steinboden, begleitet von knarrendem Leder das über Metall wetzte.

Mandrey versuchte seine bleiernd schweren Lider zu öffnen, aber vor seinen Augen blieb es dunkel. Erst als die Stimmen sich näherten, erschien auch ein gelblicher Lichtschein vor der grauen Stoffbinde, die über seinen Augen lag. Er versuchte sich zu bewegen, musste aber feststellen, dass es ihm weder mit Armen noch Beinen gelingen würde. Beides war mit derben Seil fest verzerrt und selbst das Atmen viel ihm schwer, da man ihm einen Knebel in den Mund gestopft hatte.

Die Stimmen waren mittlerweile auf Hörweite herangetreten. Es handelte sich wieder um den vermutlichen Anführer und einen weiteren sehr aufgebrachten Mann, den er jedoch nicht erkannte.

"Er hat Kenny getötet. Ich werde - " Wollte der Fremde gerade einwenden, als nur noch zu hören war, dass er fast zeitgleich herumgerissen und an eine Wand gepresst wurde.

"Du wirst gar nichts, Kemarth. Damit das klar ist. Er wusste auf was er sich einlässt, das Risiko kennt ihr alle." Beherrscht aber deutlich gereizt, verschaffte sich damit jener Mann, der nach Blut und Wolf nur so stank, erneut Autorität.

Mandrey zweifelte mittlerweile nicht mehr daran, dass die ganze Geschichte eine Falle der 'Silbernen Hand' gewesen war, in die er blauäugig hinein getapst war wie ein junger Welpe.

Aber warum zum Daedra lebte er noch?

Alleine das Gift das Laija ihm verabreicht hatte, war ihm bis jetzt noch nie untergekommen. Es musste schon etwas sehr spezielles sein, denn normalerweise verlieh ihm seine Abstammung als Nord und Lykanthropie eine zuverlässige Resistenz gegen alle möglichen Arten von Toxinen.

"Aber dieser Mann ist für seinen Tot verantwortlich, ich verlange Blutrache für meinen Bruder!" Sein Aufstand war noch immer nicht ganz gebrochen, anscheinend war er mit den Plänen seines Gegenübers alles andere als zufrieden.

"Du kannst hier gar nichts verlangen." War diesmal seine noch kühlere Antwort, die deutlich machte, dass er keine weiteren Widerworte dulden würde.

"Warum lassen wir ihn leben? Ich sehe keinen Sinn darin..." Kemarths Lautstärke nahm ab, aber in seiner Stimme schwang dabei so viel Verachtung mit, dass Mandrey sie fast körperlich spürte. "Ich will den Kopf dieser Bestie auf einem Pfahl stecken sehen. Verdammt noch mal, Marek."

"Du wirst ihm nicht zu nahe kommen, das ist mein letztes Wort." Diesmal war es eine Drohung, die er anscheinend nicht so einfach in den Wind schlagen konnte, aber es war unschwer heraus zuhören wie Kemarth seine Aggression nur mühsam herunter schlucken konnte und sich wütend entfernte. Es wurde jetzt wieder stiller im Raum, aber Mandrey hörte wie Marek nah vor ihn trat und schließlich stehen blieb.

"Na wie fühlt sich das jetzt an kleiner Wolf? In deinem eigenem Blut und Dreck zu sitzen?", lachte er verachtend. "Ist doch eigentlich ganz eure Art. Nicht? Glaub mir, ich würde dich nur zu gerne in diesem stinkenden Kerker verrecken lassen, aber ich habe da noch andere Pläne mit dir." Marek spuckte auf ihn und trat gegen die Eisenstäbe. "Stirb mir ja nicht so schnell weg, das Zeug in deinem Blut soll dich ruhig noch ein bisschen leiden lassen."

Obwohl er schon gegangen war, hallte Mareks Lachen noch eine ganze Weile durch den Raum, oder auch nur durch Mandreys Kopf, der dröhnte als wollte er zerspringen wollen.

Wenn er das hier lebend überstehen wollte, musste er sich schnell etwas einfallen lassen.

Das Problem war jedoch, dass er weder wusste wo er sich befand, noch wie er sich überhaupt erst einmal befreien sollte.
 

Eine ganze Weile geschah um ihn herum rein gar nichts. Dunkelheit und das stetige Tropfen einer Wasserader waren alles, was in diesen Räumlichkeiten widerhallte. Nach gefühlten zwei Tagen betrat endlich jemand den Raum und kam zu ihm in die Zelle.

Er witterte den Duft des Mädchens aus der Taverne, spürte jedoch auch deutlich wieder ihre Angst als sie sich ihm näherte.

Eine Schüssel mit Wasser wurde neben ihn gestellt und er fühlte wie zittrige Finger ihm den Knebel aus dem Mund lösten. Dann hielt sie ihm die Schüssel an die Lippen.

„Trink, es ist Wasser“, sagte sie vorsichtig aber bestimmend.

Mandrey wandte sich jedoch hustend ab und spuckte es neben sie aus. Nur mit Mühe rang er den aufkommenden Würgereflex nieder.

„Warum... tust du das?“, fragte er sie mit kratziger Stimme.

Er konnte durch die Augenbinde ihre Reaktion nicht sehen, aber er merkte nur zu deutlich ihre Unsicherheit. „Marek brauch dich noch. Ich soll deine Wunden versorgen.“

Mandrey schnaubte verächtlich. „Nur zu... “

Doch sein Gegenüber brachte ihm als Antwort nur Stille entgegen.

Mit geschickten Handgriffen säuberte sie seine Verletzungen, dabei ging sie jedoch nicht besonders vorsichtig vor. Sogar teilweise so grob, als würde sie ihn bewusst noch mehr Schmerz zufügen wollen.

„Was ist passiert, dass du mir so viel Hass entgegen bringst. Obwohl ich... dir nichts getan habe?“, fragte Mandrey.

Sie hielt abrupt mit ihrer Tätigkeit inne.

Erst reagierte sie überhaupt nicht auf seine Worte, dann fing sie leise an, neben ihm zu weinen. „Eine Bestie wie du, hat meine Familie kaltblütig gerissen... wäre Marek nicht gewesen... hätte sie mich auch getötet.“ Am Rascheln ihrer Gewänder hörte er, dass sie sich erhob und zum Gehen abwandte.

“So ist das also... und? Was willst du jetzt am liebsten tun... willst du meinen Kopf... auch auf einem dekorativem Speer? Oder mein Fell als Kaminvorleger...?", fragte er sarkastisch. „Nicht alle sind gleich...“

Dann lehnte er sich wieder an das Gitter, neben sich zurück und hörte nur noch wie sie die Zelle erneut abschloss und die Tür am Ende des Raumes geräuschvoll zuwarf.
 

Am scheinbar selben Tag noch kam auch Marek in seine Zelle, er zog ihn auf die Beine und drückte ihn derb an die Wand.

„So nun ist es an der Zeit, dass wir uns unterhalten kleines Wölfchen“, lachte er gehässig, während er ihn am Kragen fest gepackt hielt.

Mandrey dagegen hatte Mühe sich auf den Beinen zu halten, das Gift in seinem Blut, nagte an seiner Vitalität und ließ ihn langsam immer Schwächer werden.

„Vielleicht... will ich aber gar nicht mit dir reden....“, spottete er zurück und versuchte sich annähernd in eine bequeme Position zu bringen.

„Das wäre wirklich schlecht für dein Leben“, warnte er zurück. „Ich weiß, dass eure Gilde eines der Werwolfstotems besitzt. Soweit ich informiert bin, wisst ihr sogar wo sich ein weiteres von ihnen befindet.“

Sichtlich überrascht atmete Mandrey aus. „Die Totems... sind seit langer Zeit verschollen... woher sollen wir wissen wo sie sich befinden?“, log er. Denn er wusste ganz genau, dass sich bereits eines der Artefakte sicher verwahrt in der Dunkelschmiede befand. Wenn jemand wie Marek jemals an sie herankommen sollte, wären sie für immer verloren.

Mandrey wurde grob zu Boden gestoßen. „Wie du willst. Mal sehen was deine Gefährten bereit sind für dich zu opfern. Der Austausch wird in wenigen Tagen stattfinden, wenn ich nicht bekomme was ich will, wirst du dir wünschen, dass du hier unten gestorben wärst.“

Bei diesen Worten lachte er selbstgefällig und ließ ihn wieder in der Dunkelheit alleine zurück.

Nachdem Marek gegangen war, setzte Mandrey sich wieder auf und versuchte erneut die Handfesseln an der rauen Wand hinter sich aufzureiben. Er spürte immer mehr, wie das Seil langsam nachgab und mit einem kurzen kräftigen Ruck zerriss es schließlich endgültig. Erleichtert zog er sich auch die Augenbinde herunter, nur um festzustellen das es gar nicht so finster war, wie er angenommen hatte. Der Raum war nur sehr hoch und von weiter oben drang ein wenig Licht durch mehrere kleine Öffnungen. Es schien sich um eine alte Festung zu handeln, das Gemäuer das ihn umgab war feucht und der modrige Geruch, den er schon die ganze Zeit in der Nase hatte, stellte sich nun als Zellennachbar heraus, der wohl schon die letzten Jahre hier überdauert hatte.
 

Seine Bemühungen aus der Zelle herauszukommen, in die sie ihn gesteckt hatten, waren jedoch nicht sonderlich erfolgreich. Die Konstruktion um ihn herum war zwar alt und rostig, aber immer noch stabil genug, um selbst einen gesunden Werwolf vom Ausbrechen abzuhalten.

Davon abgesehen fühlte er sich mittlerweile wirklich Hundeelend und er konnte fast dabei zusehen wie sich an immer mehr Stellen unter seiner Haut dunkle Adern hervorhoben.

Wenn er es nicht eigentlich besser wüsste, würde er mutmaßen das er bald an einer Blutvergiftung sterben würde. Und auf das Ergebnis dieses Verdachts, wollte er nun wirklich nicht warten.

Er hörte plötzlich wie am Ende des Raumes erneut Bewegung aufkam. Das Schloss der Tür wurde geöffnet und jemand trat ein.

Mandrey zog sich schnell wieder den alten Stofffetzen über die Augen und ließ sich in einer Ecke zusammensinken. Es war Laija die erneut seine Zelle betrat und ihm eine Schüssel mit Wasser hinstellte. Sie untersuchte außerdem die Wunde an seiner Schulter und musste sich spürbar zusammenreißen als ihr der Geruch der Verletzung entgegen wehte. Ihr Zustand hatte sich in den letzten Tagen eher verschlechtert. Sie war mittlerweile entzündet und eiterte. Die Zweite an seinem Oberschenkel sah immerhin etwas besser aus. Es war ihr jedoch immer noch unangenehm ihn an dieser Stelle versorgen zu müssen und sie beeilte sich fertig zu werden.

Die Beiden hatten sich diesmal die ganze Zeit angeschwiegen, doch als sie etwas grober in der Wunde herum wischte, entfuhr Mandrey doch ein Schmerzenslaut und er zuckte zusammen.

Diesmal war er umso überraschter, als er hörte, dass sie sich dafür sogar leise entschuldigte.

„Was hält dich noch... an einem Ort wie diesen? Und vor allem mit so einer... Gesellschaft?“, fragte er sie vorsichtig und diesmal machte sie einfach weiter ohne ihre Arbeit zu unterbrechen. So schnell gab er jedoch nicht auf, er hatte das Gefühl, dass sie diesmal ein wenig zugänglicher war, als das letzte Mal. Mandrey hackte erneut nach und schließlich bekam er nach einem langen schwerfälligen Atemzug doch noch eine Antwort von ihr.

„Ich weiß das er mir nicht alles sagt, aber... es gibt keinen Ort an den ich gehen könnte.“

Dieses Zugeständnis ihm gegenüber, war immerhin ein Anfang.

Doch mit einem Ruck stand sie plötzlich auf. „Ich habe schon zu viel gesagt... ich muss zurück.“

Laija drehte sich eilig zum Gehen um, doch als sie gerade das Schloss aufschließen wollte, spürte sie plötzlich eine Bewegung hinter sich. Noch bevor sie reagieren oder einen Hilfeschrei ausrufen konnte, hatte Mandrey sich hinter ihr zu volle Größe aufbaut. Sie erstarrte vor Angst weil er ihr eine Hand auf den Mund drückte und sie mit der anderen am Oberarm festhielt. Dann spürte sie wie er sich zu ihr hinunter lehnte.

"Ich will dir wirklich nichts tun...“ Er wollte ihr nur ungern Schmerz zufügen müssen. „Also nicht schreien. Verstanden?"

Laija zitterte am ganzen Körper, aber sie nickte nach einiger Bedenkzeit und Mandrey nahm ihr den Kerkerschlüssel aus der Hand. Er drehte sie am Gitter zu sich herum und nahm langsam die Hand von ihrem Mund.

„Wenn du hier jemals raus willst, dann ist das jetzt deine Chance“, bot er ihr an. „Ich werde deine Hilfe brauchen, dafür biete ich dir meine wenn alles vorbei ist.“

Als Mandrey ihr ins Gesicht sah, konnte er einen dunkelblauen Bluterguss unter ihrem Auge erkennen. Es war nicht zu übersehen, dass es eine Faust gewesen war.

"Wer hat dir das angetan?", fragte er sie sofort, dabei lag sein Blick wachsam auf ihrer Reaktion.

Laija unterbrach daraufhin abrupt den Augenkontakt. "Es ist nichts."

"Marek?", mutmaßte er und sah sofort an ihrem Gesichtsausdruck das er damit Recht hatte. „Dieser Mann ist nicht das wofür du ihn hältst.“

Diesen Verdacht auszusprechen war heikel, er wusste nicht wie sehr Marek das Mädchen beeinflusst hatte. Aber wenn er mit seiner Vermutung richtig lag, dann war er der Wolf im Schafspelz, der hier alle zum Narren hielt.
 

Nachdem sich Laija annähernd beruhigt hatte, erklärte er ihr was sie nun zu tun hatte. Mandrey war auf sie angewiesen, wenn das hier gut ausgehen sollte. Sie kannte das Gemäuer, wusste sicherlich auch wo Wachen standen und kannte hoffentlich den schnellsten Weg nach draußen.

So vorsichtig wie möglich arbeiteten sie sich von Raum zu Raum. Das Schwert, das er der Kerkerwache abgenommen hatte, wurde jedoch mit jeder Minute schwerer in seinen Händen.

Dazu kam, dass mit jedem Schritt, mit dem sie dem großen Hauptraum näher kamen, auch der Geruch nach Blut und Tot immer intensiver wurde. Mandrey fragte sich nicht zum ersten Mal, seit er die `Silberne Hand` kannte, wer in diesem Konflikt wohl die wirklichen Bestien waren.

„Weißt du... was das für ein Gift ist, das mich krank macht?“, frage er Laija in der Hoffnung, dass sie ihm etwas über seinen Zustand sagen konnte. Doch die junge Frau wusste nur, dass es sich bei einem Bestandteil des Pulvers um reines Silber handelte, mehr jedoch konnte sie ihm darüber auch nicht sagen.

Die beiden Flüchtlinge erreichten schließlich den letzten Torbogen vor der Haupthalle und Mandrey spähte so unauffällig wie möglich in den Versammlungsraum. Schon auf dem ersten Blick, machte er dort mehr als eine Hand voll Gegner aus und entschied sich dafür, dass es mehr als nur Wahnsinn wäre, diesen Raum durchqueren zu wollen.

Er schaute zurück auf Laija, die an der Wand zusammen gerutscht war und sich nicht rührte.

„Gibt es noch einen anderen Weg?“, fragte er flüsternd, inständig hoffend, dass sie bejahte.

Laija nickte nach einer kurzen Bedenkzeit, rappelte sich wieder hoch und setzte sich in Bewegung, um wieder an die letzte Abbiegung zurückzugehen die sie gerade eben passiert hatten. Sie zeigte in einen langen dunklen Gang, der nicht wie die Anderen von Fackeln beleuchtet war. „Dieser Weg führt zu einer Quelle, ich weiß jedoch nicht wie weit wir kommen.“

Mit kritischem Blick musterte sie dabei Mandrey, dieser musste sich mittlerweile an der Wand neben ihr abstützen um noch aufrecht stehen zu können.

„Kannst du eine Fackel... nehmen? Ich werde beide Hände brauchen“, bat er sie und wartete bis sie sich vor ihm in Bewegung gesetzte hatte.

Doch gerade als sie die ersten Meter zurückgelegt hatten, brach hinter ihnen plötzlich ein Tumult aus. Verschiedene Stimmen schrien aufgebracht durcheinander. Hastige Stiefelschritte ertönten und es klang von Weiten fast so, als würde ein Kampf über ihren Köpfen toben.

Laija blieb stehen, um den neuen Geräuschen zu lauschen die zu ihnen durchdrangen. Mandrey lehnte sich an die feuchte Felswand neben sie und horchte mit seinen Sinnen in die Gemäuer hinein, so gut er es noch konnte. Viel war ihm nicht mehr von seiner Konzentration geblieben, geschweige denn von seiner Stärke.

Das was ihn inne halten ließ, war in den ersten Sekunden kaum mehr als ein leises Flüstern. Ein Gefühl, dass mehr aus einer Hoffnung heraus entstanden sein musste, als dass es in der Realität Bestand hatte. Doch je länger er in die Präsenz hinein spürte, die sich ihnen näherte, desto zuversichtlicher wurde er, dass er sich nicht getäuscht hatte.

„Wir müssen weiter...“, drängte diesmal Laija von der Seite, doch Mandrey rührte sich nicht. „Was hast du?“, fragte sie irritiert, weil sie nicht Verstand, warum er nur starr vor sich ich hin schaute.

Plötzlich gab sich Mandrey einen Ruck und ging wieder los, jedoch in die Richtung zurück aus der sie gerade gekommen waren. Die junge Frau bewegte sich erst keinen Millimeter, schaute ihm nur unschlüssig nach und fragte sich wirklich ob er durch seinen Zustand nicht doch langsam den Verstand verlor.

Als sie erneut an der großen Halle ankamen, war sie fast leer gefegt. Nur noch ein paar wenige waren verblieben, um hastig ihre Ausrüstung zusammen zu suchen. Mandrey überbrückte mit ein paar schnellen Schritten die Entfernung zu einem der noch anwesenden Männer und rammte ihm ohne zu zögern das Schwert in den Rücken. Dieser brach augenblicklich in sich zusammen, aber ein weiterer hatte den Angriff bemerkt und kam sofort brüllend auf ihn zugerannt. Laija japste erschrocken auf und nur ganz knapp konnte Mandrey den tödlichen Hieb blocken. Er trat dem Mann mit aller Kraft gegen sein Bein, dessen Kniescheibe sich mit einem lauten Knacken verabschiedete. Der Mann brach stöhnend vor ihm zusammen und noch bevor er ganz auf dem Boden aufkam, erlöste Mandrey ihn von seinem Leiden, indem er ihm den Kopf von den Schultern trennte.

Sieg und Niederlage

Kapitel 4
 

Der Krach der aus der darüber liegenden Etage bis zu ihnen heruntertönte, verebbte nun langsam. Doch gerade als Mandrey sich zum anderen Ende der Halle hinwenden wollte, hörte er, dass ihnen hastige Schritte entgegen kamen. Nur wenig später erschien im Bogen des Durchganges ausgerechnet Marek mit weiteren Männern.

„Du? Wie bist du rausgekommen?“ Ungläubig starrte er auf Mandrey, dann wechselte sein Blick zu Laija und ihm war plötzlich alles klar. „So ist das also. Elendes Drecksstück... Ich hätte dich damals schon töten sollen. Mit dir hat man nur Ärger.“

Er gab seinen Anhängern ein Zeichen, dass sie sich zurückhalten sollten. „Wenn du willst, dass es richtig gemacht wird, erledige es selbst. So heißt es doch immer. Oder?“

Und noch im selben Moment, drang ein tiefes Grollen aus Mareks Kehle. Er begann sich zu krümmen, dann machte er einen Schritt nach vorne und baute sich wieder zu voller Größe auf. Seine Haut veränderte sich, begann dunkler zu werden. Fell wuchs ihm fast über den gesamten Körper. Seine Gliedmaßen wurden länger, bekamen Klauen. Zähne wichen messerscharfen Fängen und in Sekunden war das was vor ihnen stand, kein Mensch mehr.

Starr vor Angst und Erkentnis, konnte Laija sich nicht von der Stelle rühren. Fassungslos starrte sie auf die Gestalt. Der Werwolf, der ihr seid sie ihn das erste Mal gesehen hatte, nie aus dem Kopf gegangen war. Es war der Tag gewesen, an dem ihre Familie getötet wurde.

„Lauf! Ich versuche... ihn aufzuhalten“, rief Mandrey Laija zu, doch diese reagierte nicht, erst als er sie am Arm packte und hinter sich schob, wachte sie aus ihrer Starre auf.

„Wie konnte ich nur so blind sein?“, fragte sie sich selbst und der Werwolf quittierte mit einem tiefen, dunklen Lachen.

Die beiden Männer die Marek mitgebracht hatte, schienen von seinem kleinen Geheimnis schon zu wissen, sie wunderten sich nicht darüber und hielten sich noch immer abwartend im Hintergrund. Doch gerade als Mandrey sich mit dem Gedanken abgefunden hatte, das ihm ein schwerer Kampf bevor stand und, dass er wohl lebend sowieso nicht mehr aus dieser Sache heraus kam, erklang ein surrendes Geräusch. Der Krieger der ihm am nächsten stand, fasste sich erschrocken an den Hals. Röchelnd brach er zusammen, weil ein Dolch aus seiner Halsschlagader ragte. Der Zweite wollte sich gerade noch nach den Angreifern umdrehen, als auch er von einer Wurfaxt zur Seite herumgerissen wurde und zu Boden ging.

Marek wirbelte knurrend herum und stand plötzlich zwei weiteren Männern gegenüber. Denjenigen die in seine Festung eingedrungen waren und einen Großteil seiner Anhänger getötet hatten. Vilkas und Farkas traten durch den Gang in die Halle und Mandrey war noch nie so erleichtert und froh die beiden Brüder zu sehen.
 

„Wir dachten Ihr könntet hier unten ein bisschen Gesellschaft brauchen“, sagte Farkas schmunzelnd und legte sich demonstrativ seinen Zweihänder über die Schulter.

Bevor Mandrey jedoch etwas darauf erwidern konnte, setzte Marek zum Angriff an und ging auf Farkas los, weil er ihm am nächsten stand. Dieser fackelte nicht lange, machte einen geschickten Ausweichschritt zur Seite und holte gleichzeitig zum Gegenschlag aus. Der Werwolf, der einen guten Kopf größer war als der Gefährte, duckte sich aber leichtfertig darunter hinweg und versuchte ihn mit seinen messerscharfen Klauen zu erwischen.

Im Laufe des Kampfes steckten beide Kämpfer ein paar Schrammen ein, doch schließlich gelang es Farkas in einem Moment von Unaufmerksamkeit, Marek zu umkreisen und ihm das Schwert tief durch den Rücken zu ziehen.

Ächzend ging dieser in die Knie, er hielt sich knurrend die verletzte Seite und Blut quoll durch seine Klauen hindurch auf den Stein. Hasserfüllt starrte er auf die Versammelten, bis Farkas neben ihn trat, ihm den Fuß in die Seite stemmte und das Schwert unter seiner Kehle durchzog.

„Komm schon, … es ist vorbei...“ Mandrey hielt Laija die Hand entgegen, um ihr über ein Regal zu helfen, das im Laufe des Kampfes umgestürzt war. Sie nickte langsam mit dem Kopf, konnte sich aber erst nach einem weiteren Blick von dem Anblick der toten Bestie losreißen.

Vilkas kam zu Mandrey und Laija gelaufen. Mit kritischem Blick musterte er die hervorstehenden dunklen Adern, die mittlerweile fast überall unter Mandreys Haut hervor traten.

„Ihr seht nicht gut aus. Was ist passiert?“ fragte er mit besorgter Stimme.

Mandrey nickte nur in Laijas Richtung, die schuldig zur Seite weg sah. „Das... kann sie euch besser er... klären.“

Laija atmete tief durch, bevor sie anfing zu wiederholen, was sie auch Mandrey schon gesagt hatte.

„Das klingt mehr als beunruhigend. Also gibt es nicht wirklich ein Gegenmittel?“ fragten beide Brüder fast zeitgleich.

Die junge Frau konnte nur mit dem Kopf schütteln, sie wusste es nicht. Soweit hatte Marek sie nie in seine Pläne eingeweiht. Er hatte sie bei dieser Sache sowieso nur dazu gebraucht, weil sie die Einzige war, die ihm das Mittel unterjubeln konnte, ohne sofort Verdacht zu wecken.

Nach einem weiteren Blick auf Mandreys Zustand, setzte sich Vilkas wieder in Bewegung.

„Dann sollten wir uns beeilen hier heraus zu kommen. Wir werden schnell so etwas wie einen Heiler oder Alchimisten brauchen.“
 

Die kleine Gruppe ließ das alte Gemäuer schnell hinter sich zurück. Ein Stück weiter unten im Tal, fanden sie eine kleine Lichtung auf der sie rasten konnten.

Das letzte Stück der Strecke hatte sich Mandrey nur noch mit Unterstützung fortbewegen können. Er würde es nicht mehr bis zur nächsten Stadt schaffen, darüber machte sich mittlerweile keiner mehr eine Illusion.

Mit geschlossenen Augen lehnte Mandrey erschöpft an einem Stein, er war zwar bei Bewusstsein aber kaum noch ansprechbar. Nach einer Weile tief in Gedanken versunken, überkam ihn plötzlich ein seltsames Gefühl welches ihn wach rüttelte und ihn die Augen abrupt wieder aufschlagen ließ. Eine seltsame Stimmung hatte sich deutlich spürbar über die Lichtung gelegt, aber es viel ihm schwer überhaupt noch etwas klar erkennen zu können. Er rief Farkas zu sich, der sich zu ihm hinunter lehnte, um ihn besser verstehen zu können.

Keiner der Andern hatte anscheinend etwas von der Erscheinung mitbekommen, umso überraschter reagierten sie, als Mandrey auf einen Punkt irgendwo hinter ihnen zeigte. Alle drehten sich in die gezeigte Richtung um. Nur um festzustellen, dass gar nicht weit entfernt von ihnen, zwischen den Bäumen mittlerweile eine gut sichtbare nebelhafte Gestalt stand. Sie rührte sich nicht, machte jedoch den Anschein als würde sie zu ihnen hinüber blicken.

Vilkas stand sofort mit gezogenem Schwert auf und ging ein paar Schritte in die Richtung.

„Nein, nicht. Wartet...“, brach Mandrey schwerfällig heraus.

Die Anwesenden betrachteten den geisterhaften Schemen genauer und Farkas musste sich eingestehen, dass er ihm einen eiskalten Schauer über den Rücken jagte.

„Was geht hier vor?“, fragte er sich laut und hatte kein wirklich gutes Gefühl bei dessen Anblick.

Der Geist, der langsam die Form eines Hirsches annahm, je näher er kam, senkte demonstrativ das Geweih und musterte mit unverhohlener Freude die drei Männer. Von der jungen Frau schien er dabei nicht mal Notiz zu nehmen.

„Ihr habt mich wirklich gut unterhalten“, spottete die Gestalt und war dabei noch näher an die Gruppe herangetreten. Seine Stimme hallte dabei so laut in ihren Köpfen wieder, dass er sie nicht einmal direkt ansprechen musste.

„Keinen Schritt weiter“, drohte Vilkas und baute sich vor dem Geist auf. Auch wenn er nicht wusste, wie er es mit einem solchen Gegner aufnehmen sollte.

Ein Lachen erklang, das sich so aufdringlich über die Lichtung legte, dass sie alle das Gefühl hatten das Blut in ihren Adern würde jeden Moment gefrieren.

Der weiße Hirsch blähte die Nüstern und schüttelte mit dem Kopf. „Keine Sorge. Ich bin heute ausnahmsweise nicht hier, um etwas einzufordern. Eher, das Gegenteil.“

Keiner Verstand wirklich was er damit meinte, bis auf Mandrey, dem bei diesen Worten einfiel, dass er vor einer Weile schon einmal mit diesem Daedra Bekanntschaft gemacht hatte, als es um den `Ring von Hircine` ging.

Der Hirsch umkreiste die Gruppe langsam, blieb dann aber halb abgewandt vor ihnen stehen, um einem weiteren Geschöpf des Waldes Platz zu machen. Aus dem dichten Unterholz hinter ihm, kam ein hüfthoher, schwarzer Wolf herausgetreten. Er bleckte die Zähne und stellte das Nackenfell bedrohlich auf als er näher trat.

Vilkas und Farkas schauten sich fragend an, was das alles zu bedeuten hatte.

Hircine erklärte, dass er ihnen die einmalige Chance gab, ein Leben gegen ein anderes einzutauschen. Er schenkte ihnen das Leben seines Jägers, weil er mit Mandrey noch eine Schuld zu begleichen hatte. Und wenn er etwas nicht auf sich beruhen lassen konnte, dann war es eine offene Rechnung. In diesem Falle hatten sie sowieso keine andere Chance als sein Angebot anzunehmen und genau das wusste er.

„Wir sollen den Wolf also töten und danach?“, fragte Vilkas an den Daedra gewandt. Von diesem jedoch erklang nur wieder dieses markerschütternde, kühle Lachen und er löste sich ohne eine Antwort in Luft auf.

Dafür setzte der Wolf im fast gleichen Moment zu einem Sprung an. Vilkas hatte diesen jedoch nicht aus den Augen gelassen und warf seine Attacke mit nur einem gezielten Schlag zurück. Winselnd ließ das Tier von ihm ab, raffte sich aber schon nach kurzer Zeit erneut dazu auf, wieder anzugreifen.

„Weißt du was zu tun ist?“, fragte Farkas Mandrey, der den Kampf mitbeobachtete. Mandrey konnte jedoch auch nur unwissend mit den Schultern zucken.

„Wenn... ich davon ausgehe... was ich über ihn weiß, ... dann brauch ich sein Herz.“ Er verzog seine Mundwinkel dabei zu einem wölfischen Grinsen. „Hircine... hat einen sehr sch...warzen Sinn für Humor...“

Farkas hatte die Unterhaltung mitgehört und konzentrierte sich darauf den Wolf außer Gefecht zu setzen ohne seinen Oberkörper zu verletzen. Als das Raubtier erneut zum Angriff ansetzte, schlug der Krieger ihn mit einem harten Schlag zu Boden und zertrümmerte ihm den Schädel. Dann kniete er sich neben ihn, drehte es auf die Seite und legte mit geschickten Schnitten das Innerste des Tieres frei. Ein großer Schwall Blut floss über Farkas Hände, als er das Herz des Wolfes herausschnitt. Es schlug sogar noch weiter als er es schließlich Mandrey übergab.

Leicht angewidert schaute dieser auf das immer noch zuckende Herz in seiner Hand und mit so wenig Bissen wie möglich, versuchte er das rohe Stück Fleisch hinunter zu schlucken.

Er spürte fast zeitgleich wie eine Welle von Energie seinen Körper durchströmte und sein Zustand sich langsam verbesserte.

"Eins... muss man dieses D... aedra lassen. Es wird mit ihnen nie langweilig...", hustend versuchte er sich weiter aufzurichten, schaffte es aber erst als Farkas ihm unter die Arme griff.

"Du handelst mit einer Macht die du nicht einmal sehen kannst? Hast du dir das gut überlegt mein Freund?", fragte dieser aufrichtig besorgt.

„Mir blieb schon damals... nicht viel Wahl... Ich scheine solche Dinge irgendwie... magisch anzuziehen....“

Mandrey fühlte sich noch immer schwach, es würde wohl noch ein Weile dauern, bevor sie ihren Weg weiter fortsetzten konnten.
 

Vilkas hatte sich in der Zwischenzeit in der Umgebung etwas umgesehen. Er kam, nachdem er sich seine Arme gewaschen hatte, wieder zu ihnen zurück.

„Ich werde zur nächsten Stadt gehen um Pferde oder eine Kutsche zu holen. Hier scheint es erst mal sicher zu sein“, berichtete er von seiner Erkundung und brach auf, nachdem die Anderen seinem Vorschlag zugestimmt hatten.

„Und was machen wir jetzt mit dem Mädchen?“, sprach Farkas vorsichtig an und nickte mit dem Kopf nach hinten.

Mandrey schaute auf. Laija saß ein wenig abseits von ihnen auf einem Felsen und starrte ins Tal hinunter. Sie drehte aber den Kopf ein wenig zur Seite, anscheinend hatte sie Farkas doch gehört. Ihr Wissen würde eine Gefahr für das Geheimnis der Gefährten darstellen, entweder sie ging freiwillig mit ihnen mit oder sie müssten das `Problem` bereinigen.

"Du weißt,... dass du eigentlich keine Wahl... hast?", fragte Mandrey ruhig aber mit eindringlicher Stimme.

Laija wandte sich wieder ab und starrte nachdenklich auf den Boden.

„Was passiert mit mir wenn ich euch begleite?"

Farkas zuckte mit den Schultern. "Je nachdem was du erwartest. Wenn du arbeiten kannst, dann findet sich auch ein Platz am Feuer und ein Bett. Wir werden eine Aufgabe für dich finden."

Dabei warf er einen fragenden Blick zu seinem Herold, der zustimmend nickte.

Nach einiger Überdenkzeit gab sich Laija einen sichtlichen Ruck, sprang vom Felsen herunter und machte sich daran ein wenig Holz für ein Lagerfeuer zu sammeln.

„Gut, dann soll es wohl so sein. Ich werde euch begleiten.“



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  Kiajira
2013-08-29T14:27:44+00:00 29.08.2013 16:27
Eine schöne Fanfiktion! =)
Was ich sher schön fand, war das Gefühl, wirklich in Skyrim zu sein. Du hast genau die richtige Stimmung erzeugt, um mich dorthin versetzen zu können.
Ab und zu haben mir in deiner Handlung kleine Beschreibungen gefehlt, damit man alles genau nachvollziehen konnte, doch meistens war die Handlung schlüssig und gut beschrieben, ich konnte gut folgen.
Die Charaktere fand ich auch sher schön für eine so kurze FF, man hat zwar nicht alle kennen lernen können (Die Brüder hatten eher weniger Charakter, finde ich), aber ich mag es, wie du auch auf Kleinigkeiten eingehst wie beiden unbewussten wölfischen Angewohnheiten.
Ich habe niemals als Werwolf gespielt - die die Handlung an ein reales Quest angelehnt oder komplett erfunden?
Vielen Dank jedenfalls für einen Abstecher zurück in ein Spiel, was ich viel zu wenig gespielt habe und worauf du mir gerade wirklich wieder Lust gemacht hast ^^
Lg Kia
Antwort von:  Shizuno
29.08.2013 19:17
Hey :D

Ich muss grad grinsen, weil ich mich so über deinen Kommi freu! Danke ;)
Freut mich wirklich das sie dir gefallen hat. Nyaaa, ich vergesse manchmal wie groß und vielfältig eigentlich Skyrim ist und das jeder völlig andere Wege gehen kann. Vilkas und Farkas sind wenn man als Werwolf spielt ziemlich präsent, aber auch im Spiel haben sie leider keinen so tiefgründigen Charakter.
Die Handlung der Story ist komplett ausgedacht, außer natürlich die Gruppierung „Silberne Hand“ die gibts und wird als Werwolf doch recht lästig ^^
LG Shizu
Antwort von:  Kiajira
29.08.2013 20:51
Gerne doch =)
Ah, alles klar. Ne, Werwolf war ich nie, ich habs eher nicht mit Veränderungen wie Vampir oder Werwolf, die wenn dann nur schwer rückgängig zu machen sind ^^
Hm, ich glaube, ich muss die Silberne Hand mal suchen, ich wette, da kann man auch als Nicht-Wewolf drüber stolpern ^^
Lg Kia


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