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Hell und Dunkel

BBC
von

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1. Hell und Dunkel
 

Sherlock sah John, der ihm gegenüber in seinem Sessel saß, nachdenklich an. Er hatte es immer schon gewusst, schon von ihrer ersten Begegnung an. Hatte es mit dem ersten Blick auf den älteren Mann gesehen, als er ihm vorgestellt worden war und heute hatte es sich wieder einmal bestätigt. Manchmal war es ihm ein Rätsel, wie sie es miteinander aushielten. Oder vielmehr, wie John es mit ihm aushielt. Er wusste, dass er eine schwierige Persönlichkeit war. Sie waren so unterschiedlich, wie Tag und Nacht, wie Hell und Dunkel. John war der einzige, der jemals seine Dunkelheit hatte so erhellen können.
 


 

2. Glückszahl
 

John würde es nie zugeben, vor allem nicht vor Sherlock. Der würde es vermutlich als Aberglaube abtun. Aber ehrlicherweise würde John es vermutlich auch niemandem sonst sagen. Schließlich war er ein erwachsener Mann. Dennoch, es hatte ihm sein ganzes Leben lang geholfen. In der Schulzeit, jetzt, aber vor allem damals in Afghanistan. Er war sich sicher, dass es ihn ein klein wenig unterstützt hatte, diese Hölle zu überleben. Auch wenn es nur ein Schlüsselanhänger war, in dem seine Glückszahl eingraviert war. Noch heute trug er ihn am Schlüsselbund und in heiklen Situationen umschloss er ihn meist unbewusst mit seiner Hand.
 


 

3. Abenteuer
 

John hatte es noch nie bereut, Sherlock auf seinen Verbrecherjagden zu begleiten. Es waren nicht nur die Gefahr und das Abenteuer, die ihn dazu trieben, auch wenn diese eine ernst zu nehmende Rolle darin spielten. Aber genauso gut war es auch für ihn eine immense Befriedigung, wenn sie wieder einen Täter geschnappt hatten. Ihn hinter Gitter gebracht hatten, so dass es diesem unmöglich war, weiteren Menschen zu schaden. Vielleicht konnte man es tatsächlich als eine Sucht bezeichnen, die sie beide teilten, auch wenn ihre Motivation vielleicht jeweils eine andere war. Die von Sherlock war das Rätsel, seine war das Abenteuer.
 


 

4. Alptraum
 

Sherlock hörte aus dem oberen Zimmer die charakteristischen Geräusche, wenn John einen seiner Alpträume hatte. John hatte diese Träume fast jede Nacht und wie auch sonst jede Nacht hatte sich ein kleines Ritual zwischen ihnen entwickelt, daher griff Sherlock bereits nach seiner Violine, als John gerade die Treppe hinunter tapste. Er ging in die Küche und setzte ihnen beiden Tee auf, während Sherlock begann, eine langsame und sinnliche Melodie zu spielen. Das war meist das Einzige, das John wieder entspannen konnte. John kam mit zwei Tassen ins Wohnzimmer, setzte sich auf das Sofa und lauschte dem virtuosen Spiel seines Freundes.
 


 

5. Schlüsse ziehen
 

John stand an einem Tatort und beobachtete Sherlock. Es war immer wieder faszinierend, zuzusehen, wie dieser die kleinsten Details in sich aufnahm, wie ihm nichts entging, um dann seine Schlüsse zu ziehen. Sherlock winkte John heran, um sich seine Meinung anzuhören. Er hörte ihm zu, auch wenn John sich sicher war, dass Sherlock bereits alles wusste, was er ihm sagen konnte. Auch wenn er der Arzt war und nicht Sherlock, mit Todesursachen kannte Sherlock sich aus, schließlich hatte er schon viel gesehen, über andere Fälle gelesen und experimentierte oft genug an Leichen. Es diente alleine dazu, Johns Kenntnisse zu verbessern.

6. Unfall
 

Sherlock war einfach losgerannt ohne sich umzublicken. Genauso blind war er auf die Straße gelaufen. John, der nur wenige Schritte hinter ihm war, stieß Sherlock mit einem kräftigen Ruck von der Fahrbahn. Er selbst wurde allerdings von dem Auto erfasst und stöhnte schmerzerfüllt auf, was Sherlock zum Halten brachte. Er sah hinab zu seinem Freund, der mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Asphalt lag und sich die Hüfte hielt, dann sah er ihrem flüchtigen Täter hinterher. Er drehte sich wieder zu John und ihre Blicke trafen sich. „Schnapp ihn dir!“ rief John, woraufhin Sherlock sich umdrehte und die Verfolgung wieder aufnahm.
 


 

7. Ich liebe dich
 

„Ich liebe dich!“
 

Immer wieder hallte Sarahs Satz in seinem Bewusstsein wider.

Sie hatte ihn im Krankenhaus besucht. Nach dem Unfall hatte sie sich Sorgen gemacht und war gekommen, sobald es ihr möglich war. Sie war wohl die beste feste Freundin, die man sich vorstellen konnte.

Wieso also hatte er absolut nichts gefühlt, als sie diesen Satz gesagt hatte? Keine Freude, nicht einmal dasselbe für sie. Daher hatte er es auch nicht entgegnen können, sondern nur gelächelt und gehofft, dass sie es ihm nicht übel nahm, dass er nicht antwortete.

Ihrem Blick entnahm er allerdings, dass sie es bemerkt hatte.
 

8. Konsequenzen
 

John hatte die halbe Nacht wach gelegen. Er konnte es sich nicht erklären. Dabei hatte er immer nach einer Frau gesucht, mit der er den Rest seines Lebens verbringen konnte, die er heiraten würde, mit der er Kinder bekommen würde und ein Haus irgendwo auf dem Land mit dem klischeehaften weißen Gartenzaun.

Sarah war hierfür eine vielversprechende Kandidatin gewesen.

Auch heute kam sie zu Besuch. Doch er musste die Konsequenzen aus seinen Nicht-Gefühlen ziehen, das war ihr gegenüber nur fair.

Nach einem langen Gespräch, in dem er versuchte, ihr zu vermitteln, dass es nicht an ihr lag, trennten sie sich.
 


 

9. Über den Schatten springen
 

Heute war der letzte Tag, den John im Krankenhaus verbringen würde. Doch Sherlock konnte nicht über seinen eigenen Schatten springen, ihn zu besuchen. Er hasste Krankenhäuser, hatte nur schlechte Erinnerungen daran. Der Geruch, das Essen, die Langeweile. Außerdem erinnerte es ihn daran, wie schwach der menschliche Körper war. Etwas, woran er nicht gerne erinnert wurde. Vor allem nicht, wenn er daran dachte, wie der starke John in einem solchen Krankenbett wirken würde. Schwach und zerbrechlich. Er wollte an John lieber als unzerstörbaren Soldat denken. Jemanden, der sich ohne zu Zögern für ihn opferte.
 

Sherlock war bewusst, dass er Schuld war.
 


 

10. Sucht
 

„Du hast mich nicht besucht.“ Es war eine Feststellung und da es offensichtlich war, sah Sherlock keinen Grund dazu, zu antworten. Allerdings überraschte John ihn mit seinen nächsten Worten. „Es erinnert dich an deine Sucht.“

Erst dieser Satz brachte ihn dazu, von seinem Mikroskop auf und John anzusehen. Der seinerseits beobachtete ihn. „Ja,“ antwortete er dann schlicht.

„Wie viele Entzüge hast du versucht?“ Auch das überraschte Sherlock. John wurde besser im Deduzieren. Oder er kannte ihn mittlerweile einfach. Und genau das war es auch. John konnte sich nicht vorstellen, dass ein Drogenentzug mit Sherlock einfach war.

Sherlock schwieg. Dann: „Sieben.“

11. Allergie
 

Sherlock war froh, dass John nicht weiter gefragt hatte. Alle Fragen zu diesem Teil seiner Vergangenheit umging er meist geschickt, da er nicht darüber reden wollte. Wahrscheinlich hatte John das bemerkt, aber er reagierte nun mal allergisch auf alles was ihn an damals erinnerte. Er hasste Krankenhäuser und nur mit Mühe gelang es ihm, die Labore im Bart’s zu nutzen, da er sich immer vorstellte, diese würden zu einer Universität gehören. Die Abteilungen mit den Laboren konnte er ohne weiteres betreten, auch wenn er sich selbst belog, den anderen Gebäudeteil würde er nicht einmal betreten können, wenn man ihn zwang.
 


 

12. Gefühlskalt
 

Erneut standen sie an einem Tatort. Doppelmord. Die Familie war anwesend. Und Sherlock hatte wieder einmal seine Gefühlskälte bewiesen. Hatte nicht nur Anderson und Sally beleidigt, sondern die Hinterbliebenen gleich mit. Und an John blieb es wiederum hängen, die Wogen zu glätten und die Gemüter zu beruhigen. Dabei nahm er die junge Dame, die nun erst recht wie ein Wasserfall weinte, tröstend in den Arm.

Bei diesem Anblick bildete sich ein unangenehmes Gefühl in Sherlock. Daher drehte er sich um und rauschte mit wehendem Mantel davon. Obwohl John beschäftigt war, registrierte er das Verhalten seines Freundes, um später darüber nachzudenken.
 


 

13. Nur mit dir
 

Sherlock wusste nicht, wieso das so war. Er aß während seiner Fälle nichts, da das Blut, das er im Hirn zum Denken brauchte nach unten in seinen Magen und den Darm wanderte, um das gerade zu sich genommene Essen zu verdauen.

Doch seit John bei ihm wohnte, war das anders. Der war Arzt und nachdem er am Anfang noch schüchtern gewesen war und ihn zu nichts gedrängt hatte, so zwang er ihn nun regelrecht dazu, auch während der Fälle wenigstens eine Mahlzeit zu sich zu nehmen.

Nur mit John funktionierte das. Denn gezielte Fragen seinerseits hielten Sherlocks Denken in Schwung.
 


 

14. Jahrestag
 

John lächelte vor sich hin. Heute war quasi ihr Jahrestag. Heute vor einem Jahr hatte er Mike getroffen, der ihm Sherlock vorgestellt hatte. Und er war sehr dankbar für diese Begegnung. Sie hatte ihn aus dem tiefen schwarzen Loch gezogen, in das er nach dem Krieg und der Rückkehr nach London gefallen war. Nur durch Sherlocks Violinenspiel waren die Alpträume weniger geworden; was noch nicht einmal seine Therapeutin geschafft hatte. Gar nicht erst zu reden von den Abenteuern, die sie beide gemeinsam bestritten. Die neuen Freunde, die er gefunden hatte. Greg. Molly. Mrs Hudson. Und die Wohnung war ein Traum.
 


 


 


 

15. Kampf austragen
 

Sie saßen einfach nur da. Sherlock in dem einen Sessel, Mycroft in dem anderen und starrten sich an. Während sie ihren Kampf stumm austrugen, bemühte John sich, weiterhin sein Buch zu lesen, das er aufgenommen hatte, als klar wurde, dass keiner der beiden demnächst einen Ton von sich geben würde. Irgendwann stand er entnervt seufzend auf, rieb sich die pochende Schläfe, da die angespannte Stille ihm Kopfschmerzen verursachte, ging in die Küche hinüber und durchstöberte diese, um sich einen entspannenden Tee aufzusetzen. Vielleicht würde ein guter Tee die beiden endlich dazu bringen, ihre Machtspielchen aufzugeben und stattdessen miteinander zu reden.

16. In den letzten Zügen
 

Ihre Planungen für den nächsten Fall lagen in den letzten Zügen. Sie hatten ihre Koffer gepackt und Sherlock hatte schon einige relevante Informationen zusammen getragen. Natürlich lag es in Johns Verantwortung, sich um den Reiseproviant zu kümmern, schließlich aß Sherlock meist nichts, wenn er einen Fall bearbeitete; oder nur das Nötigste. Wie er ihn kannte, würde er die ganze Zugfahrt über seine Nase in den zahlreichen Akten vergraben, die Mycroft ihnen überlassen hatte. Nachdem es gestern doch noch zu einem Gespräch zwischen den beiden gekommen war, hatte es John fast schon verwundert, dass Sherlock den Fall schließlich tatsächlich angenommen hatte.
 


 

17. Traumfänger
 

Sie waren heute erst angekommen, doch sie hatten keine Zeit, sich auszuruhen, weshalb sie beschlossen hatten, sich das Dorf genauer anzusehen. Da sie dabei unauffällig sein mussten, hatten sie sich darauf geeinigt, dass sie Touristen spielen würden. Als sie dann entdeckt hatten, dass es in der Dorfmitte einen kleinen Mark gab, hatte John entschieden, dass er, auch wenn ihr ‚Urlaub‘ nicht sehr lange dauern würde, ein paar Souvenirs kaufen würde. Sie waren gemächlich an den Ständen vorbeigeschlendert, wobei sie ständig unauffällig ihre Umgebung auskundschafteten. An einem Stand entdeckte John selbstgemachte Traumfänger und musste sofort an Molly denken und kaufte einen.
 


 

18. Bücherregal
 

Sherlock war nicht zum aushalten. Er war gereizt und unleidlich, weil sie bis heute Nacht warten mussten, bis sie ihre nächsten Schritte würden ausführen können. Ihm war langweilig, aber John hatte keine Lust, das auszubaden, deshalb hatte er ihr Zwei-(getrennte)-Bett-Zimmer verlassen und schlenderte durch das Hotel. Es war klein und gemütlich und besaß einen familiären Charme, bei dem sich jeder wohl fühlen müsste. Eigentlich. Außer Sherlock natürlich, dem das Ganze zu ländlich war. Nachdem John einen Mini-Fitnessraum gefunden hatte, stand er jetzt vor einem Bücherregal, aus dem sich jeder Gast ein Buch herausnehmen und lesen konnte. Was John sofort ausnutzte.
 


 

19. Ziele erreichen
 

Ihre Aktion in der Nacht war erfolgreich gewesen, weshalb sie bereits in den Morgenstunden ihr Ziel erreicht hatten und nun die Verhaftung eines international gefürchteten und gesuchten Terroristen mitverfolgen konnten, der sich in diesem kleinen Kaff versteckt gehalten hatte, wohl in der Hoffnung, dass niemand ihn in einem kleinen Dorf vermuten würde. Einige Zeit hatte das offenbar auch geklappt, bis ihn plötzlich ein Tourist von einem Fahndungsfoto erkannt hatte und er diesen beseitigen musste. Er war schon dabei gewesen, unterzutauchen, hatte aber nicht damit gerechnet, dass ein Sherlock Holmes sich bereits auf seinen Fersen befand und nicht so einfach aufgab.
 


 

20. Videospiel
 

Sherlock klingelte und schneller, als der Besitzer der Wohnung gucken konnte, war er kurz nach dem Türöffnen bereits an diesem vorbei und ins Wohnzimmer gewirbelt. John warf Greg einen entschuldigenden Blick zu, als er nach einer einladenden Geste des DIs ebenfalls dessen Wohnung betrat und dem Consulting Detective folgte. Als er bemerkte, dass neugierige Kinderaugen sie musterten, bekam John ein schlechtes Gewissen. Offenbar hatten sie den Inspektor ausgerechnet an einem jener Tage gestört, die dieser mit seinen beiden Kindern verbrachte, die nach der Scheidung bei ihrer Mutter lebten. Auf dem Bildschirm des Fernsehers konnte ein im Pause-Modus befindliches Videospiel erkennen.

21. Sich wundern
 

John wunderte sich ein wenig. Ihr letzter Fall war schon einige Zeit abgeschlossen, ebenso der alte Fall, den Sherlock am Vortag nur mit Hilfe der Akten gelöst hatte. Dennoch hatte er noch nicht das Wort ‚Langeweile‘ heute zu hören bekommen, auch wenn Sherlock kein neues Experiment angefangen hatte. Normalerweise müsste er jetzt den Alleinunterhalter für seinen Mitbewohner spielen, doch John war froh, heute ein wenig Ruhe zu finden, während Sherlock in seiner Denkerpose auf dem Sofa lag. Er vermutete, dass er in seinem Gedankenpalast unterwegs war, doch es machte John nichts aus, sich außerhalb der Aufmerksamkeit des Detektivs zu befinden.
 


 


 


 

22. Geschwindigkeit
 

Sherlock ließ sich den Fahrtwind um sein Gesicht streichen. Wie er die Geschwindigkeit liebte. Es war wie ein Rausch, der so ganz anders war, als Nikotin und Heroin. Auch wenn es mindestens genauso gefährlich und genauso süchtig machend war. Gerade bei jemandem wie ihm, der durch seine früheren Süchte leicht anfällig für eine neue Abhängigkeit war. Aber diesmal war es keine Sucht, die ihm sein persönlicher Arzt würde verbieten können, auch wenn John überrascht gewesen war, dass Sherlock nicht nur ein Motorrad, sondern auch den dazugehörigen Führerschein besaß.

Allerdings hatte er ihn nicht dazu überreden können, mit ihm zu fahren.
 


 

23. Heilung
 

John erkannte bald, dass es für seinen Freund keine Heilung mehr gab. Die Sucht durchzog sein Leben wie ein roter Faden. Manchmal waren es Zigaretten oder viel zu viele Nikotinpflaster und soweit er wusste, hatte Sherlock in seinem Leben auch bereits Bekanntschaft mit allen weichen und harten Drogen gemacht, die man nur finden konnte. Die Sucht nach immer neuen komplizierten Rätseln und Adrenalin waren schon selbstverständlich und neuerdings war es der Rausch der Geschwindigkeit, der Sherlock vollkommen einnahm. Es war ausnahmsweise nichts Illegales und John konnte nur hoffen, dass Sherlock sich nicht selbst überschätzte, denn auch dazu neigte er leider.
 


 

24. Preis gewinnen
 

Sie hatten gerade einen Tatort eines Doppelmordes erreicht. Sherlock freute sich, als hätte er in einem Preisausschreiben den ersten Platz gemacht. Und obwohl John normalerweise derjenige war, der Feingefühl besaß, kam er nicht umhin, sich ebenfalls maßlos zu freuen. Denn sie hatten wirklich gerade ihren wohl größten Preis ihrer Karriere gewonnen oder vielmehr war ihnen ein Geschenk gemacht worden: Anderson hatte ihnen soeben mitgeteilt, dass er seine Versetzung beantragt hatte. Zwar würden ihm wohl die meist lustigen Wortgefechte zwischen diesem und Sherlock fehlen, aber die Vorteile daran, nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten zu müssen, überwogen auch aus seiner Sicht eindeutig.
 


 

25. Einsame Insel
 

John seufzte tief durch. Manchmal wünschte er sich einfach auf eine einsame Insel. Kein nerviges Handy oder ein ebenso nervenaufreibender Mycroft. Kein Sherlock, der Smilys in die Wände schoss. Keine explodierenden Reagenzgläser. Von abgetrennten Gliedmaßen irgendwelcher bemitleidenswerter Leichen erst gar nicht zu reden.

Einfach die Ruhe und die Stille genießen. In der Sonne liegen und das blaue Meer betrachten. Als Soldat hatte er mehr Überlebenstrainings absolviert, als er zählen konnte. Er würde also über die Runden kommen und vor allem würde nicht immer er die Einkäufe erledigen müssen.
 

Sein Handy zeigte eine neue SMS an. Bringen Sie Milch mit. SH

26. Lautsprecher
 

Sherlock drehte an den Reglern des Lautsprechers, doch das, was zu hören war, wurde zwar lauter, aber nicht deutlicher. John wusste jedoch, dass sich Sherlock nicht nur auf das, was gesagt wurde, konzentrierte, sondern auch auf alles weitere achtete: wie es gesagt wurde, in welchem Sprachduktus, Hintergrundgeräusche und eventuelle Störungen. Es war ein Erpresseranruf an eine Supermarktkette, in deren Produkten man in verschiedenen Filialen in England Gift gefunden hatte. Es gab Tote und es war auch nicht der erste Anruf dieser Art. Die Tatsache, dass es eine Tätergruppe war, von der verschiedene Mitglieder aus unterschiedlichen Städten anriefen, verkomplizierte das Ganze.
 


 

27. Gemälde
 

John stand in einer Galerie. Nicht in irgendeiner, sondern in der Hickman’s Gallery. Und er sah sich auch nicht irgendetwas an, sondern das Gemälde, das Sherlock damals als Fälschung entlarvt hatte. Die Fälschung war natürlich abgehängt und durch ein ähnliches Original ersetzt worden. Nicht ein Original dieses Malers, aber eines, das ebenfalls eine Landschaft und Sterne abbildete. Es beruhigte ihn, es anzusehen. Jedes Mal, wenn er wieder einmal von Sherlock genervt war, kam er hierher und betrachtete das Bild. Mittlerweile war er so oft hier, dass er eine Jahreskarte besaß. Er verbrachte dann Stunden hier, um seine Nerven zu entspannen.
 


 

28. Fremde Welten
 

Es war nicht das erste Mal, dass John dachte, dass Sherlock in einer für ihn fremden Welt lebte. Er war anders, als die anderen Leute, die er kannte. Er nannte sich selbst einen Soziopaten, John glaubte aber, dass das nicht stimmte. Manchmal schienen gut verborgene Gefühle durch.

John kannte als Arzt das Asperger-Syndrom. Sherlock wies einige Anzeichen dafür auf, neben dem Fehlen von Einfühlungsvermögen, dem Unverständnis für zwischenmenschliche Beziehungen und dass es schwierig für ihn war, längerfristige Kontakte mit anderen Menschen zuzulassen, war auch seine hohe Intelligenz ein Hinweis.

Manchmal tat Sherlock dann jedoch etwas, das all seine Theorien zerschmetterte.
 


 

29. Ich habe Angst
 

„Ich habe Angst, dass er sich etwas antut.“ Es war ungewöhnlich, dass Mrs Hudson John so begrüßte, kaum war er von seiner Arbeit im Krankenhaus zurück. Und es war besorgniserregend, denn Mrs Hudson kannte das eigensinnige Verhalten seines Mitbewohners nur zu gut und ließ sich normalerweise auch nicht aus der Ruhe bringen, war sie doch schon einiges von ihm gewöhnt, doch es schien ihr ernst zu sein, denn die Sorge und Furcht standen ihr praktisch ins Gesicht geschrieben.

Wortlos aber rasch stieg John die siebzehn Stufen zu ihrer Wohnung empor, nur um eine gehängte Schaufensterpuppe vorzufinden, die Sherlocks Kleidung trug.
 


 

30. Joghurt
 

Nach dem Experiment vom Vortag, das irgendetwas mit verschiedenen Seilknoten bei Mord und Selbstmord beinhaltete, herrschte jetzt wieder Langweile in der Baker Street. Sherlock kratzte auf seiner Violine, während sein Hirn Achterbahn fuhr und John versuchte, alles auszublenden und sein Buch weiterzulesen. Auch abends behauptete Sherlock stur und fest, keinen Hunger zu haben, auch wenn John wusste, dass er seit 29 Stunden nichts gegessen hatte, obwohl er sonst immer aß, wenn er keinen Fall hatte. Diesmal aß er also aus Trotz nicht und nicht, weil es ihn im Denken behinderte.

Auffordernd stellte John ihm einen Becher Joghurt vor die Nase.

Da hier eine neue Vorgabenliste innerhalb des Projektes beginnt, beginnt die Nummerierung von vorn
 

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1. Entspannung
 

Die nächsten zwei Stunden würden alleine John gehören. Er freute sich. Es war ihm zu einem Ritual geworden und er war heilfroh, dass die Bakerstreet mit einer Badewanne ausgestattet war. Denn was gab es besseres zur Entspannung, als ein heißes Schaumbad? Er atmete den süßlichen Geruch des Badewasserzusatzes ein und ließ seine angespannten Gliedmaßen von dem angenehm warmen Wasser umfließen. Er lehnte seinen Kopf zurück auf den Wannenrand und schloss genießerisch die Augen.
 

Bis Sherlock hereinplatzte, sich auf dem Toilettendeckel niederließ, ihm einen Vortrag über den Auftreffwinkel von Blutspritzern hielt und auch nach mehrmaliger Aufforderung nicht das Bad verlasen wollte.
 


 


 

2. Kurzer Prozess
 

Nachdem Sherlock ihn am Vortag bei seinem Entspannungsbad gestört hatte, war John auch heute noch angespannt und gereizt und dass sein Mitbewohner ihn als aggressiv bezeichnete, machte die Sache auch nicht besser.
 

Nachdem Sherlock die Bakerstreet verlassen hatte, um irgendwelchen Hinweisen nachzugehen, beschloss John, kurzen Prozess zu machen. Er räumte die Küche auf. Was hieß, dass er sämtliche Körperteile, die er finden konnte und auch einige chemische Experimente, die teilweise bereits wochenlang herumstanden, kurzerhand entsorgte. Mit Genugtuung sah er dabei zu, wie die bunten Flüssigkeiten im Abfluss verschwanden und auch die Kadaverteile entsorgte er ordnungsgemäß im Bart’s beziehungsweiße im Krematorium.
 


 

3. Die beste Nacht meines Lebens
 

Sie kamen gerade von der Hochzeitsfeier von Sally Donovan und da John ihm verboten hatte, den Bräutigam, die Beziehung der Brautleute oder die Gäste zu deduzieren, hatten sie sich betrunken. Sherlock wusste nicht mehr, wie John es geschafft hatte, ihn überhaupt zu dieser Veranstaltung mitzuschleifen oder warum sie eigentlich eine Einladung erhalten hatten, aber ihn hatte schnell die Langeweile überfallen.

Sie stolperten die Treppe nach oben zu ihrer Wohnung und Sherlock zog seinen Mitbewohner einfach mit in sein Zimmer, in dem er John, der alles andere als abgeneigt war, sofort die Kleider auszog.
 

Es wurde die beste Nacht seines Lebens.
 


 

4. Reue
 

Als John wach wurde, stellte er fest, dass er nackt in Sherlocks Bett lag und absolut keine Ahnung hatte, wie er damit und mit den Erinnerungen an die Nacht umgehen sollte. Sie waren beide betrunken gewesen; es hatte nichts zu bedeuten. Außerdem war das Sherlock. Soziopath, mit seiner Arbeit verheiratet, Gefühle sind kein Vorteil und alleine sein beschützt mich. In diese Aufzählung passte John nicht, auch wenn er gerne glaubte, wenn Sherlock ihm sagte, er wäre sein Freund. Aber mehr eben nicht.
 

Er stand bereits angezogen am Fenster im Wohnzimmer, als Sherlock hinter ihn trat. „Sie bereuen es.“

John schwieg.
 


 


 

5. Prioritäten setzen
 

Auch wenn Johns Ablehnung wehtat, so musste Sherlock Prioritäten setzen.

Er hatte gewusst, dass Gefühle ihm nichts nützen würden und geahnt, dass John über ihre gemeinsame Nacht anders denken würde, als er. Ein Ausrutscher. Aber es war ihm viel wichtiger, dass er John durch diesen Moment der Schwäche, die ihn an diesem Abend dazu gebracht hatte, sich John zu nähern, nicht verlor. Er würde es sich niemals verzeihen, wenn ihre so enge Freundschaft darunter leiden würde. Er würde seine Gefühle einfach unterdrücken und so gut wie möglich ignorieren.
 

Außerdem würde John es gutheißen, wenn er bald den Serienmörder finden würde.

6. Erinnerung
 

Alles, was John von dieser einen Nacht bleiben würde, wären Erinnerungen. Das war das einzig mögliche. Er ging Sherlock so gut es ging aus dem Weg. Vermied den Blickkontakt. War erleichtert, wenn Sherlock nicht da war, auch wenn ihn dann Gewissensbisse plagten, denn schließlich war er es doch gewesen, der Sherlocks Trunkenheit ausgenutzt hatte. Es sich zunutze gemacht hatte, dass Sherlock sich nicht gewehrt hatte.
 

Dennoch konnte er nicht anders, als diese Nacht immer wieder in Erinnerungen abzuspielen. Sich an die warme blasse Haut unter seinen Fingerspitzen zu erinnern. An die weichen Lippen und den dünnen, aber eindeutig männlichen Körper.
 


 

7. Heiß und kalt
 

Sherlock lief es gleichzeitig heiß und kalt den Rücken runter. Gerade sah er sich mit Greg ein Video an, in dem der Entführer von John Lösegeld forderte. Und obwohl das Gesicht nicht zu erkennen war, war der Wahnsinn aus den Worten, der Art zu sprechen und der Stimme klar herauszuhören. Sherlock konnte es freimütig zugeben: er hatte Angst um John, auch wenn er sich geschworen hatte, seine Gefühle nicht mehr zuzulassen. Noch schlimmer wurde es allerdings, als sein Mitbewohner kurz gezeigt wurde und man eindeutige Folterspuren erkennen konnte.
 

Sherlock sprang auf und hetzte aus Gregs Büro. Er würde John finden!
 


 

8. Mein wertvollster Schatz
 

Es dauerte fast 26 Stunden, bis er seinen wertvollsten Schatz endlich wieder in seinen Armen halten konnte. Sherlock hatte alles daran gesetzt, John so schnell wie möglich zu finden, doch seiner Meinung nach hatte er viel zu lange dafür benötigt. Diese Stunden hatten dem Psychopaten genug Zeit gegeben, um John zu foltern und zu verletzen, ihm ein blaues Augen zu schlagen und ihm etliche Knochen zu brechen. Und Sherlock litt, als er die Wunden sah, als wären es seine eigenen.
 

Ihn erstaunte das zaghafte Lächeln, das John ihm schenkte, bevor er seinen Schmerzen nachgab und in eine gnädige Ohnmacht glitt.
 


 

9. Verantwortung
 

Sherlock stand im Yard und bleckte die Zähne. Es war, als würde ein wütender Wolf knurrend die Lefzen hochziehen. Er war so voller Zorn und Hass auf den Mann, den er durch einen Einwegspiegel getrennt im Nachbarraum sitzen sah. Neben ihm stand Greg, angespannt und jederzeit bereit, Sherlock von unüberlegten Taten dem Entführer gegenüber abzuhalten. Obwohl die an seinen Seiten geballten Fäuste darauf hinwiesen, dass er selbst auch gerne Hand an den Kerl anlegen würde. Er war schließlich dabei gewesen, als man John fand. Hatte dessen Zustand gesehen.
 

So oder so, der Schurke würde die Verantwortung für seine Taten übernehmen.
 


 

10. Überwindung
 

Es kostete Sherlock einiges an Überwindung, diesmal tatsächlich das Krankenhaus zu betreten, um John zu besuchen. Es war nicht das erste Mal, dass John im Krankenhaus war, meist wegen Kleinigkeiten, die aber zu gravierend waren, dass er sie selbst behandeln konnte. Doch diesmal war es anders. Diesmal war es wirklich übel. Sherlock machte sich Sorgen und gab sich selbst ein wenig die Schuld. Wäre er bloß schneller gewesen! Er wusste, dass dieses Denken irrational war. Aber genau das war es: Es hatten sich unerwartet sehr starke Gefühle eingeschlichen, die er nicht mehr ignorieren konnte, so gerne er es gewollt hätte.

11. Kaffee
 

Auch heute saß Sherlock an Johns Krankenbett. Für John würde er immer wieder seine Aversion bekämpfen und natürlich auch erfolgreich siegen. Es war nicht so, dass er Krankenhäuser jetzt mochte. Obwohl. Gäbe es keine Krankenhäuser und Ärzte, wäre John spätestens diesmal gestorben. Und alleine der Gedanke war unerträglich.

Er beobachte John von der Seite, der vorsichtig an seinem Kaffee nippte, den er mitgebracht hatte, denn das Gesöff, das sie hier Kaffee nannten, hatte diesen Namen nicht verdient. John war noch blass, aber er sah schon besser aus. Es bereitete ihm allerdings Sorgen, dass John nur wenige Leute um sich duldete.
 


 

12. Schwarzmalerei
 

Sherlock hasste die Schwarzmalerei von Ärzten. ‚Sollte er jetzt schon das Krankenhaus verlassen, könnte sich sein Zustand rapide verschlimmern,‘ äffte er sie in Gedanken nach. Seiner Meinung nach brauchte John nicht nur Ruhe, sondern auch eine vertraute Umgebung, die ihn die Strapazen und auch die psychische Belastung einigermaßen vergessen lassen würde. Daher hatte er versucht, die Ärzte zu überreden, John auf eigene Verantwortung zu entlassen.
 

Zu seinem Unglück aber hatte John den Ärzten in ihrer Einschätzung zugestimmt, denn er würde sich zu Hause nicht selbst um seine Verletzungen kümmern können.

Sherlock verzog das Gesicht, fügte sich aber dann Johns Wunsch.
 


 

13. Zeichen setzen
 

Sherlock wollte ein Zeichen setzen, was seine Gefühle betraf, daher besuchte er John weiterhin jeden Tag im Krankenhaus, auch wenn es ihm noch immer sehr schwer fiel. Und auch wenn John von seiner Abneigung gegen Krankenhäuser wusste, war er sich ziemlich sicher, dass John sein Opfer nicht in vollem Umfang verstand.
 

Daher überlegte er, wie er es dem Blonden auf eine andere Art mitteilen konnte, ohne es auszusprechen, denn er war schon immer sehr schlecht darin gewesen, Gefühle in Worte zu fassen, wenn er sie überhaupt zuließ. Meist hatte er sie weggeschlossen – bis er John traf, der einfach alles änderte.
 


 

14. Etwas in Frage stellen
 

Mittlerweile sollte Sherlock seine eigenen Fähigkeiten in Frage stellen, schließlich versuchte er nicht erst seit gestern, John auf nonverbale Weise seine Gefühle mitzuteilen. Doch dieser verstand die Hinweise einfach nicht. Oder wollte er sie nicht verstehen? Schließlich konnte doch keiner so dumm sein, seine doch so offensichtlichen Gesten zu übersehen.
 

John wusste nicht, was Sherlock bezweckte. Wollte er ihn in den Wahnsinn treiben oder sich über ihn lustig machen? Es war schwer, standhaft zu bleiben, Emotionslosigkeit und Ignoranz vorzutäuschen. Aber er hatte von dem größten Profi gelernt, nicht wahr? Auch er würde das schaffen, was Sherlock schon seit Jahren tat.
 


 


 

15. Gedeckter Tisch
 

Als Sherlock von einem Telefonat mit Greg zurück zu John ins Zimmer kam, saß dieser am gedeckten Tisch und starrte ihn abwesend an. Die Schwester hatte darauf bestanden, dass er seine Mahlzeit an dem Tisch und nicht im Bett einnahm, schließlich wollte er das Krankenhaus bald verlassen und musste daher das Gehen mit Krücken üben, und wenn es nur zwei Meter waren.

Sherlock lächelte leicht, als er das Toastbrot und die Marmelade sah, doch offenbar schien John keinen Appetit zu haben. Er selbst kannte das ja, er aß manchmal tagelang nichts und bei diesem Krankenhausfraß würde er auch erstrecht streiken.

16. Souvenir
 

John war zurück in der Baker Street, stand im Bad und krallte sich am Waschbecken fest, während er sich selbst im Spiegel anstarrte. Es war nicht das erste Mal seit der Entführung, dass er sein Gesicht ohne Pflaster und Verband sah. Dennoch traf es ihn hart. Er hatte nämlich ein paar hässliche Souvenirs von seinem Entführer erhalten: zwei breite parallele Wunden, die durch schwarze Fäden genäht worden waren, um die Hautlappen zusammenzuhalten, zogen sich von der Schläfe bis zum Kinn über seine rechte Gesichtshälfte und er würde dicke ausgefranste Narben zurückbehalten.
 

Er war entstellt.

Wer würde ihn so noch wollen?
 


 

17. Lass mich in Ruhe
 

Eigentlich sollte er es ihn verwundern, dass Sherlock ihn bemutterte, seit er wieder zu Hause war, da es absolut nicht seinem Charakter entsprach. Aber er war zu wütend darüber, weil Sherlock sich wirklich aufführte, wie eine Glucke. Okay, er brauchte noch immer Krücken und Hilfe angesichts der Tatsache, dass jeder Knochen in seinen Fingern der linken Hand – und ein Finger hatte immerhin drei – gebrochen und er Linkshänder war. Dennoch nervte es irgendwie, so dass er ihm irgendwann ein gereiztes: „Lass mich in Ruhe!“ entgegenschleuderte und türknallend in Sherlocks Zimmer verschwand, das dieser ihm bis zur Genesung zur Verfügung gestellt hatte.
 


 

18. Bilderrahmen
 

John konnte es nicht ertragen, sein nun entstelltes Gesicht im Spiegel zu sehen. Aber genauso ertrug er es nicht, sein unversehrtes Gesicht zu sehen, weshalb er das Foto, das irgendwann auf dem Kaminsims aufgetaucht war – er vermutete da Mrs Hudson – aus dem Rahmen genommen hatte. Dann hatte er es fein säuberlich in winzig kleine Fetzen zerrissen, bevor er es den Flammen des Kamins überlassen hatte. Einzig die Hälfte, die Sherlock abgebildet hatte, lag noch in seinem Schoß. Er dachte kurz nach, doch dann legte er es in den Bilderrahmen zurück, verschloss ihn wieder und stellte es an seinen Platz zurück.
 


 

19. Tiefschwarz
 

Es war tiefschwarze Nacht, als John plötzlich erwachte. Sofort fühlte er Panik in sich aufsteigen, da er dachte, wieder gefesselt zu sein. Doch dann bemerkte er die Wärme und ihm wurde bewusst, dass ein Körper mit ihm im Bett lag. Oder sollte er nicht besser sagen, dass er auf jemandem lag? Denn genau das traf zu, wie er feststellte. Sein Kopf ruhte auf Sherlocks Schulter, sein Arm lag um seine Taille, während wiederum Sherlocks Arme sich um Johns Körper geschlungen hatten und ihn festhielten. Augenblicklich entspannte er sich und in der Sicherheit von Sherlocks Armen war er rasch wieder eingeschlafen.
 


 

20. Die Seele baumeln lassen
 

„Wir fahren in Urlaub!“ Sherlock war gerade die Treppen hochgestürmt und sah nun John in freudiger Erwartung an, während er seinen Mantel auszog.

„Urlaub?“ hakte dieser mit einer hochgezogenen Augenbraue nach.

„Ja, frei machen, die Seele baumeln lassen, wegfahren...“

„Ich weiß durchaus, was Urlaub ist,“ erklärte John ein wenig verstimmt. „Ich frage mich nur, wieso ausgerechnet du auf diese Idee kommst. Du machst sonst nie Urlaub, denn, ich zitiere, ‚Das Verbrechen macht keinen Urlaub!‘“

Sherlock zuckte die Schultern. „Ich dachte, es könnte uns gut tun. Etwas Abwechslung...“

Er unterbrach sich räuspernd, aber John verstand auch so und willigte schließlich ein.

21. Den Vorhang lüften
 

Sherlock hatte beschlossen, endlich den Vorhang zu lüften und John seine Gefühle zu gestehen. Er würde es einfach sagen müssen, für die Hinweise, die Sherlock ihm gab, war John einfach nicht empfänglich. Er musste nur den perfekten Moment abpassen. Fragte sich nur, was ein guter Zeitpunkt für dieses Vorhaben war. Sein rationaler Verstand sagte ihm, dass es schwer war, den perfekten Augenblick zu erkennen. Falls es den richtigen Moment überhaupt gab. Er könnte zu lange warten und ihn verpassen, er könnte aber auch gar nicht eintreten. Oder zumindest nicht in nächster Zeit.
 

Also sagte er es einfach: „Ich liebe dich.“
 


 


 

22. Schnipsel
 

Sherlocks Liebesgeständnis war nicht so verlaufen, wie von ihm erhofft, auch wenn er es nach ihrer gemeinsamen Nacht und Johns offensichtlicher Reue hätte wissen müssen. John war einfach wortlos gegangen, so dass er ihn seit gestern Abend nicht mehr gesehen hatte. Hätte er nicht gehört, dass John mitten in der Nacht sein eigenes Einzelzimmer betreten hatte, würde er sich vermutlich Sorgen machen. So blieb ihm nur die Bitterkeit, die wie ätzende Säure in seinem Hals saß.
 

Bis John zu ihm ins Zimmer kam, ihm sagte, dass er seine Gefühle erwiderte und damit die tausend Schnipsel seines gebrochenen Herzens wieder zusammensetzte.
 


 

23. Leidenschaft
 

Nachdem sie am Vortag einfach nur geredet hatten, wobei Sherlock Johns Bedenken bezüglich seiner ‚Entstellung‘ damit entkräften konnte, er habe ihn ja vorher schon geliebt, denn sonst hätte er nicht mit ihm geschlafen, da er Sex normalerweise nichts abgewinnen konnte und dass er die Narben nicht als Entstellung sondern als Zeichen des Überlebens sah, was für Sherlock im Moment das Wichtigste war und sie dann den restlichen Tag nur nebeneinander liegend und kuschelnd im Bett verbracht hatten, war es jetzt an der Zeit, ihre angestaute Leidenschaft füreinander auszuleben und ihr gemeinsames erstes Mal zu wiederholen. Diesmal nüchtern und ohne Reue.
 


 

24. Träumereien
 

Sie lagen auch am nächsten Tag noch immer zusammen im Bett, was John eigentlich verwunderte, denn Sherlock war einfach nicht der Typ, einfach nur rumzuliegen und nichts zu tun. Normalerweise würde er ihm nun bereits seit Stunden in den Ohren liegen, wie langweilig es doch sei. Klar, sie hatten Urlaub, aber John hatte nicht wirklich damit gerechnet, hier zur Ruhe zu kommen oder gar, dass Sherlock Rücksicht auf seine Sehnsucht nach Entspannung nehmen würde. Und hier war es tatsächlich sehr viel entspannender, als es in einem Krankenhaus sein könnte.

Und so gab er sich aberwitzigen Träumereien von ruhigen Tagen hin.
 


 

25. Pläne schmieden
 

Am nächsten Morgen beschlossen sie, dass sie noch etwas anderes tun wollten, als nur im Bett zu liegen und sich mit gewissen Sportarten die Zeit zu vertreiben. Sie waren zwar im Urlaub, aber sie wollten auch etwas von der Umgebung sehen, daher schmiedeten sie nun Pläne, was sie über den ganzen Tag machen wollten. Sie entschieden sich schließlich für Sightseeing am Morgen und Strand und Schwimmen am Mittag.

Es wurde ein vergnüglicher Tag, den sie mit Händchenhalten und kleinen Küssen versüßten.
 

Es war das erste Mal in der Öffentlichkeit mit Johns neuen Narben. Aber dank Sherlock dachte er nicht daran.

26. Außenseiter
 

Eigentlich hatte Sherlock John versprochen, dass er in ihrem Urlaub keinen Fall annehmen würde. Doch dann war bekannt geworden, dass der berühmte Sherlock Holmes in diesem Kaff anwesend war und man hatte ihn um Hilfe in einem Mordfall gebeten. Sherlock hatte so enttäuscht ausgesehen, als er den Fall wegen seinem Versprechen ablehnen wollte, dass John eingelenkt hatte.
 

Allerdings hatte es kaum 4 Stunden gebraucht, bis Sherlock Täter und Beweise zusammen hatte und der Mörder verhaftet werden konnte. Es war ein Außenseiter in der Dorfgemeinschaft, der mit dem Mord beweisen wollte, es wert zu sein, in die Gemeinschaft aufgenommen zu werden.
 


 

27. Lange Reise
 

Sie brachen früh auf, schließlich stand ihnen noch eine lange Rückreise bevor. Es war ein guter, erholsamer Urlaub gewesen, auch wenn er nur sieben Tage gedauert hatte. John hatte viel Zeit zum Entspannen gehabt, Sherlock einen kleinen Fall, auch wenn dieser ihn nicht gefordert hatte.

Das Beste war natürlich, dass sie nun von ihren Gefühlen wussten, auch wenn ihnen ebenso bewusst war, dass sie in der Baker Street wieder der Alltag ereilen würde. Sherlock würde sich zwar Mühe geben, doch in Phasen der Langeweile genauso unerträglich sein, wie sonst und John würde ihn damit nerven, dass er mehr essen soll.
 


 

28. Freitag
 

Freitags war der Tag, an dem Mrs Hudson ihre Kuchen backte. Und das jede Woche. Was den beiden Mietern nur Recht sein konnte, denn dadurch, dass sie eine allein stehende Dame war, bekamen sie meist einen halben Kuchen geschenkt, da sie nicht, wie sie sagte, eine Woche lang jeden Tag Kuchen essen wollte, das wäre zu viel für sie alleine. Außerdem wusste sie, dass die beiden Männer ihre Backwerke zu würdigen wussten und freute sich daher immer, den beiden beim genießerischen Essen zuzusehen. Und natürlich konnte sie sich auch ihrer Komplimente nicht erwehren. Selbst Kuchenkenner Mycroft schwärmte von ihren Kreationen.
 


 


 

29. Messer und Gabel
 

„Autsch! Verdammt!“ hörte John Sherlock fluchen. Sofort sprang er auf und stürzte zu seinem Freund, der am Küchentisch saß und sich seine blutende Hand hielt. Sogleich griff er nach dem Handgelenk und zog Sherlock zur Spüle, um das hervorquellende Blut wegzuwaschen und einen besseren Blick darauf zu erhalten. Er stellte fest, dass die Wunde nicht sehr tief war. Dann verließ er die Küche, um seine Arzttasche zu holen und seine Behandlung fortzusetzen.
 

Er ließ seinen Blick über die Experimente auf dem Tisch schweifen und seufzte belustigt. „Wie hieß dieses Sprichwort? Messer, Gabel, Scher‘ und Licht sind für kleine Sherlocks nicht.“
 


 

30. Barfuß
 

John ließ sich in seinen weichen Sessel fallen und streckte die Füße von sich. Er war absolut fix und alle. Wieder einmal waren sie durch halb London gerannt, auf der Jagd nach ihrem Täter. Überrascht öffnete er wieder die Augen, als ihm seine Schuhe von den Füßen gezogen wurden. Er betrachtete Sherlock, der vor ihm kniete. Erst, als Sherlock seine Füße dann auch von den Socken befreite und diese dann knetete, fragte er doch nach: „Was wird das?“ „Fußmassage,“ bekam er lediglich zurück.

John bemerkte aber erst einige Augenblicke später, dass Sherlock zuvor einen Artikel über erotische Fußmassagen gelesen hatte.
 


 

31. Eine Entdeckung machen
 

Es war spät, als John von seiner Arbeit nach Hause kam. Er war müde, so dass ihn sein erster Gang nach dem Essen in sein Zimmer führte, in dem er eine merkwürdige Entdeckung machte: Sein Bettzeug war verschwunden. Überrascht blinzelte er, doch dann kam ihm ein Gedanke. Lächelnd ging er nach unten und betrat Sherlocks Zimmer. Und tatsächlich: da lag sein Bettzeug neben Sherlocks in dessen Doppelbett. Er spürte eine Präsenz hinter sich und drehte sich um. „Ich bin also umgezogen?“

Sherlock nickte und strahlte ungewohnte Unsicherheit aus. Doch John lächelte, schlang seine Arme um Sherlocks Nacken und sagte: „Okay.“



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von:  kokuchou
2013-12-28T21:15:21+00:00 28.12.2013 22:15
Super! Süße Ideen :3
Und ich kann mich nur seraphim87 anschließen
Das du aus den wenigen Wörtern eine komplette Story aufgebaut hast... Respekt!

Immer weiter so :)
VlG
ruha
Von:  seraphim87
2013-09-06T20:10:45+00:00 06.09.2013 22:10
oh die sind so süß die ideen
respekt das du in so weinig wörter so viel geschichte reinbekommst
Von:  Ringalphiel
2013-08-17T13:21:27+00:00 17.08.2013 15:21
Wie jetzt? noch kein Kommentar? Das muss jetzt mal geändert werden ;)
Ich finde deine kleinen Geschichten toll. Obwohl sie sehr kurz sind kann man sich die einzelnen Personen gut vorstellen. Ich freu mich schon auf die nächsten ;)
LG Ringalphel


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