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Romeo & Julia

A SasuSaku Love Story.
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo meine Lieben. :)
Ich habe das vierte Kapitel nun auch endlich fertig bekommen. Tut mir leid dass es so lange gedauert hat, allerdings kam ich die letzten Monate kaum zum schreiben.
Ich hoffe das Kapitel gefällt euch, also viel Spaß beim lesen. :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Als aller erstes wünsche ich euch allen ein frohes, neues Jahr. :)
Ich weiß das Kapitel hat lange gedauert und ich hoffe ihr könnt mir verzeihen, da ich nicht besonders viel zum Schreiben kam und auch eine kleine Blockade zwischendurch hatte. Eigentlich hatte ich vor in dem Kapitel ein bisschen mehr Licht in einige Dinge zu bringen, aber das werde ich dann nächstes Kapitel machen. Ich hoffe, das Kapitel gefällt euch trotzdem, viel Spaß beim Lesen. ;) Komplett anzeigen

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Prolog

„Weißt du, er war anfangs so nett zu mir, ein richtiger Engel. Er hat gesagt ich wäre die Erste für die er wirklich was empfindet und dass ich seine große Liebe und die Liebe seines Lebens wäre. Dass er mich niemals verlieren will und ich dachte wirklich er wäre der Richtige, aber dann..“, schluchzte das schwarzhaarige Mädchen und warf sich ihrer besten Freundin in die Arme. Die beiden waren gleich als die Mittagspause angefangen hatte in die Mädchentoilette gegangen, damit sie ihre Schminke neu auftragen konnte. Den ganzen Tag schon war sie am Weinen, denn ihr wurde erst gestern ihr kleines Herz gebrochen worden und die Tränen wollten einfach nicht versiegen.

„Ich weiß es ist scheiße, aber das mit euch beiden lief doch nur ungefähr zwei Wochen. Also Kopf hoch Hinata“, versuchte ihre Freundin sie zu trösten. Hinata schüttelte langsam ihren Kopf und drückte ihr Gesicht an die Schulter der Braunhaarigen. Es tat einfach zu sehr weh und die Tränen waren dabei sich erneut ihren Weg in die Freiheit zu bahnen. Er hatte ihr etwas bedeutet, aber sie war für ihn nichts weiter als ein Zeitvertreib und diese Tatsache war demütigend und schmerzhaft zugleich.

„Nein. Nein. Nein. Nichts Kopf hoch! Das ist einfach nur.. einfach nur..“, schluchzte sie und fing erneut an zu weinen. Tröstend tätschelte Tenten den Rücken ihrer Freundin.

„Er ist nun mal ein Arschloch und deine Tränen wirklich nicht wert. Vergiss das alles einfach.“

Während Hinata nicht aufhören konnte zu weinen, wurde in einer der Kabinen die Spülung betätigt und nur zwei Sekunden später wurde diese aufgeschlossen. Das Mädchen warf Hinata und Tenten einen Blick zu als sie aus der Kabine kam, wobei ihr Blick von Tenten erwidert wurde, und ging danach zu den Waschbecken um ihre Hände zu waschen.

„Ich bin so dämlich“, schluchzte Hinata die der anderen Person keine Beachtung schenkte. Sie wollte gar nicht wissen wer es war, der das gesamte Gespräch belauscht hatte. Eigentlich wollte sie nur noch von der Bildfläche verschwinden.

„Nein, bist du nicht“, sagte Tenten mit tröstender Stimme und fuhr ihr weiter über den Rücken.

„Doch, du hast mir von Anfang an gesagt dass es so ausgehen wird!“, sagte sie wütend. Hinata war wütend auf sich selbst, denn sie hätte einfach auf ihre beste Freundin hören sollen. Doch der Gedanke dass sie die Richtige für ihn und er der Richtige für sie war, gefiel ihr einfach zu sehr. Die Vorstellung dass sie die Einzig und Erste war für die er wirklich was empfand war so romantisch, dass sie gar nicht anders konnte als sich ihm voll und ganz hinzugeben.

„Um ehrlich zu sein, Hinata, bist du wirklich dämlich. Da hilft es nichts das ganze schön zu reden. Wir alle kennen uns doch seit – spätestens - dem Anfang der High School und sogar jeder der Neu ist kennt nach höchstens Drei Tagen den Ruf von Sasuke. Er spricht wie ein Engel zu dir und nachdem du ihm gegeben hast was er wollte zeigt sich der Teufel in ihm“, mischte sich Sakura ein während sie ihre Hände abtrocknete.

Erneut erklang eine Klospülung und nur wenige Sekunden später trat Ino aus der Kabine, die sah wie Tenten ihrer besten Freundin einen finsteren Blick zuwarf. Schulterzuckend ging sie ans Waschbecken und wusch artig ihre Hände.

„Das war echt unnötig, Sakura!“, fuhr Tenten die Rosahaarige an.

„Es ist nun mal die Wahrheit. Ich habe wirklich keine Ahnung wie man überhaupt noch auf Sasuke rein fallen kann, wenn sowieso die gesamte Schule weiß was er ständig mit den ganzen Frauen abzieht“, sagte sie mit ruhiger Stimme.

Ino scheuchte Sakura zur Seite, damit sie ihre Hände mit dem Stofftuch abtrocknen konnte, weshalb diese die wenigen Schritte zu Tenten und Hinata rüber ging.

„Aber du siehst doch dass sie sich schon elend fühlt! Da musst du wirklich nicht noch mehr Salz in die Wunde streuen!“

„Es schön zu reden bringt auch nichts, Tenten. Sie hat einen Fehler begangen und die Konsequenzen sehen in diesem Fall nun mal so aus. Entweder du lernst aus dem Fehler oder nicht. Das liegt bei dir Hinata.“

 

Da Hinata sich keinen Zentimeter rührte und weder ein schluchzen, ein wimmern oder sonstiges zu vernehmen war das auf eine Antwort hindeutete, verließen Ino und Sakura die Mädchentoilette und machten sich auf den Weg zur Cafeteria. Kaum hatten sie die Doppelschwingtür geöffnet, kam ihnen der Schweiß-, Fisch- und Pizzageruch entgegen, der sich im Raum breit gemacht hatte, und das Geplapper ihrer Mitschüler drängte sich durch ihre Gehörgänge.

„Sakura!“

Die beiden sahen sofort zu Naruto, welcher die Rosahaarige anstrahlte und heftig winkte. Sakura schenkte ihm ein lächeln und ging mit Ino zu ihm, woraufhin sie sich an seinen Tisch setzten. Sofort schob Naruto ihr das blaue Plastiktablett zu, auf welchem sich ein Teller mit einem dampfenden Stück Pizza, eine kleine Flasche Wasser, ein Vanillemuffin mit Schokostücken und ein Schokopudding samt Löffel befanden.

„Oh, danke Naruto. Du denkst halt doch immer an mich“, sagte sie lächelnd.

„Ich sollte mir auch einen Idioten anlachen, der immer alles für mich macht“, hörte sie ihre beste Freundin neben sich leise meckern.

„Nicht der Rede wert. Ich dachte einfach ich bring dir besser was mit, da heute Pizza Tag ist und dann immer alles so schnell weg ist“, erklärte Naruto.

„Und an mich hast du dabei natürlich nicht gedacht“, beschwerte sich Ino. Naruto schenkte ihr ein entschuldigendes Lächeln.

„Ich hab nur zwei Arme.“

„Ich bin aber derjenige, der alles getragen hat“, warf Sai ein.

„So viel dazu Naruto“, bemerkte Ino genervt und verdrehte ihre hellblauen Augen.

Sakura ließ Naruto und Ino miteinander streiten und klaute sich das Messer von Sai, welcher den Fisch als Mittagsessen ausgewählt hatte, um das Pizzastück in zwei Hälften zu schneiden. Da es nur ein Fischmesser war, lief das schneiden nicht ganz so einfach ab, wie Sakura es sich vorgestellt hatte, aber letztendlich war das Ergebnis doch dasselbe wie mit einem normalen Messer. Sie gab dem Schwarzhaarigen sein Messer zurück, schob das Tablett ein Stück zu Ino und nahm die eine Hälfte der Pizza um mit dem essen an zu fangen. Ino warf einen Blick auf das Tablett und dann zu ihrer besten Freundin, die genüsslich von der Pizza abbiss, und schon war ihr ganzer Ärger gegenüber Naruto verflogen.

„Du bist und bleibst einfach die Beste“, trällerte Ino fröhlich und schnappte sich ihre Hälfte der Pizza.

„Sasukes Opferzahl ist übrigens wieder gestiegen“, erzählte Sakura den beiden Jungs.

„Ach es gibt immer noch welche die dumm genug sind mit ihm ins Bett zu springen?“, fragte Naruto lachend.

„Ja. Sakura hat Hinata deswegen ganz schön zu gesetzt“, sagte Ino mit einem bestätigenden Nicken.

„Findest du ich war gemein? Ich hab nur gesagt wie es ist“, meinte Sakura mit nachdenklicher Miene. Vielleicht sollte sie sich bei Hinata entschuldigen? Oder zumindest noch einmal in Ruhe mit ihr über die ganze Sache reden. Sakura war gewiss kein Unmensch, sie hatte nur schon lange damit aufgehört mit denen die auf Sasuke Uchiha reinfielen Mitleid oder ähnliches zu empfinden. Es war immer wieder dasselbe schlechte Lied und je öfter man solche Lieder hörte, desto weniger Beachtung schenkte man ihnen.

„Das letzte was man hören will, wenn man auf so was reinfällt ist dass man dämlich ist, selbst dran schuld ist oder dass es Person X einem ja schon vorher gesagt hat“, erklärte Ino streng und genoss einen weiteren Bissen ihrer Pizza.

„Aber bei Sasuke ist das doch wohl was anderes. Wenn es immer noch welche gibt die auf ihn reinfallen, dann ist das ihre eigene Schuld“, gab Sai zu bedenken.

„Seh ich auch so“, pflichtete Naruto ihm bei.

„Außerdem bist du doch immer die letzte die Mitleid mit den Leuten hat, vor allem wenn es eines von seinen Opfern ist“, sagte Sakura an Ino gewandt. Sie legte das bisschen Pizza das sie noch übrig hatte auf den Teller zurück, öffnete die Wasserflasche und trank drei Schlücke.

„Soweit ich weiß leben wir in einem freien Land in dem man seine Meinung ändern kann“, gab die Angesprochene schnippisch von sich. Sakura schüttelte über den Kommentar nur den Kopf und reichte Ino daraufhin die Flasche, welche sie annahm und gleich mehrere Schlücke trank.

„Bei so vielen Frauen die er schon hatte muss er es ja ganz schön im Bett bringen“, überlegte Sai laut. Naruto und Sakura sahen ihn irritiert an während man von Ino lautes husten vernahm, da sie sich verschluckt hatte. Sakura klopfte ihr mehrmals auf den Rücken um ihr zu helfen ihre Luftröhre wieder frei zu bekommen, was ihr nach kurzer Zeit auch gelang. Ino fächelte sich mit ihren Händen Luft zu und versuchte die Tränen weg zu blinzeln, die sich während ihres Erstickungsanfalles in ihren Augen angesammelt hatten.

„Ist das dein ernst? Du denkst darüber nach ob es irgendein Kerl im Bett bringt oder nicht?“, wollte Naruto bestürzt von Sai wissen.

„Wieso nicht? Ist doch ein ganz normaler Gedanke“, rechtfertigte er sich.

„Finde ich nicht. Ganz und gar nicht.“

„Dafür wird er aber auch eine beachtliche Sammlung an Geschlechtskrankheiten besitzen“, sagte Sakura trocken nachdem sie einen Blick auf den Schwarzhaarigen riskiert hatte, welcher ein paar Tische entfernt von ihnen saß und Pizza aß. Sofort verfiel Naruto in lautes Gelächter, worin sich Sai nur wenige Sekunden später beteiligte.

„Vielleicht sollte man Sasuke einfach mal eine Lektion erteilen, damit er aufhört sich durch die Welt zu vögeln“, sagte Ino mit einem gehässigen Unterton der Sakura nicht unbemerkt blieb.

„Was gedenkst du zu tun, meine Liebe? Willst du ihn kastrieren?“

„Die Idee gefällt mir zwar besser als meine, aber wenn ich das tun würde lande ich im Knast“, antwortete sie mit einem falschen Schmollmund.

„Was ist denn dein Plan?“, hackte Sai nach.

„Ganz einfach: Ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen. Sakura wickelt ihn um ihren süßen, kleinen Finger, bahnt sich ihren Weg zu seinem mickrigen, kleinen Herz und danach macht sie ihm klar dass er ein Arschloch ist, zerstörst sein Ego und zerschlägt sein Herz in Tausend kleine Einzelteile“, erzählte Ino ihnen voller Stolz von ihrem Plan.

„Warte, wieso soll ich das machen? Das ist dein Plan“, wandte Sakura ein.

„Ich verachte ihn zu sehr um ihm was vor zu spielen“, sagte Ino schulterzuckend.

„Und ich will nichts Näheres mit ihm zu tun haben. Schenk ihm lieber ein Krankenhausbesuch, damit man seine Geschlechtskrankheiten behandelt.“

„Ach komm schon Sakura, das wäre echt total lustig wenn er dir wie so ein Schoßhündchen hinterher rennt und du ihn dann, sozusagen, eiskalt aussetzt!“, versuchte Naruto sie zu überreden.

„Vergesst es.“

Da sie bei diesem Thema keine Lust auf eine Diskussion hatte, stand Sakura einfach vom Tisch auf und machte sich auf den Weg nach draußen um dort die restliche Mittagspause zu verbringen. Bevor sie an Sasukes Tisch vorbei kam unterzog sie den Schwarzhaarigen einer kurzen Musterung während dieser ihr hinterher blickte, nachdem sie an seinem Tisch vorbei gegangen war, auch wenn sein Blick die meiste Zeit davon auf ihrem Arsch lag.

 

„Da hat aber heute Jemand oft Sakura in seinem Blickfeld“, fiel es Juugo auf.

„Ah. Sag bloß du willst dich an Sakura ran machen?“, wollte Suigetsu von Sasuke wissen.

„Ich hab mich noch nicht entschieden“, gestand der Angesprochene. Er kaute gelangweilt auf dem Rand seines Pizzastücks rum. Frauen waren alle so einfach gestrickt wie ein Schal, also war es eigentlich egal welche von ihnen man sich um den Hals legte.

„Ich denke du solltest es lassen. Das würde nur schlecht Enden“, riet Juugo seinem besten Freund.

„Schlecht Enden, was für ein quatsch. Das würde total lustig werden“, widersprach Suigetsu Juugos Worten. Er schnappte sich das angebissene Stück Pizza seiner Freundin, welche kurz verschwunden war um sich was zu trinken zu holen, und biss genüsslich rein.

„Wieso sollte das lustig werden? Er würde sie verletzen, wie all die anderen vorher auch, und dann gäbe es nur noch mehr schmutziges Blut zwischen ihren Familien“, sagte Juugo seufzend. Der Blonde war, im Gegensatz zu Suigetsu, nicht großartig begeistert davon wie Sasuke die Frauen behandelte. Allerdings war es letzten Endes Sasukes Sache und nicht seine, weshalb er sich meistens aus dem ganzen raus hielt.

„Deswegen wird es doch lustig. Der Sohn des Bürgermeister scheint auf sie zu stehen und da der Bürgermeister und ihr Vater enge Freunde sind und genauso eng zusammenarbeiten schafft es die Haruno Company immer wieder die Uchiha Company zu übertrumpfen. Wenn Sasuke also mit Sakura schläft und sie dann fallen lässt, bricht er nicht nur ihr das Herz sondern auch das von Naruto. Zwei auf einen Streich“, erklärte Suigetsu grinsend. Er warf einen Blick über seine Schulter und sah zu Naruto, der gerade mit Ino und Sai zu Diskutieren schien. Karin kam gerade mit einer Flasche Wasser zurück, setzte sich auf ihren Platz und trank vier große Schlücke.

„Es klingt zwar lustig, aber trotzdem weiß ich nicht was ich davon hätte ihnen das Herz zu brechen. Geschäftlich gesehen.“

„Lass es einfach sein Sasuke“, riet Juugo ihm erneut.

„Worum geht es?“, wollte Karin wissen.

„Ach Sasuke überlegt nur Sakura als nächstes flach zu legen und Juugo muss mal wieder Spielverderber spielen“, klärte Suigetsu sie auf und verschlang den letzten Bissen ihrer Pizza. Karin warf einen prüfenden Blick auf ihr Tablett, da sie mit 95 prozentiger Genauigkeit sagen konnte dass ihr Freund seine Pizza bereits aufgegessen hatte. Wütend blickte sie Suigetsu an.

„Du hast meine Pizza geklaut“, fauchte sie ihn an.

„Ich hab dir damit nur einen Gefallen getan, Schatz. Die ganzen Kalorien gehören jetzt nämlich meinem Körper und nicht deinem“, antwortete Suigetsu grinsend.

„Soll das etwa heißen ich bin fett?!“, schrie sie ihn wütend an.

„Okay, das ist mein Stichwort die Bühne zu verlassen“, meinte Sasuke und stand mit seinem Tablett auf. Juugo tat es ihm gleich.

„Seh ich auch so.“

„Wartet! Wartet! Ihr könnt mich doch jetzt nicht alleine lassen, sie wird mich umbringen!“, flehte Suigetsu seine beiden besten Freunde an. Juugo und Sasuke wechselten einen Blick untereinander aus und zuckten dann mit der Schulter.

„Ich seh dich dann auf deiner Beerdigung, Kumpel“, sagte Sasuke zum Abschied und ging mit Juugo die Tabletts weg bringen.

1. Akt

Die Haruno Company feierte an diesem Samstagabend einen ihrer neusten Erfolge, weshalb alles was Rang und Namen hatte ebenfalls anwesend war. Wie zum Beispiel ihre größte Konkurrenz: Die Uchihas. Wozu hatte man einen Erzfeind, wenn man ihm seinen Erfolg nicht unter die Nase reiben konnte? Die Feier war schon im vollen Gange, als Kizashi Haruno sich auf die kleine Bühne begab und nach Aufmerksamkeit suchte, indem er abwechselnd das Mikrofon mit seinem Zeigefinger anstupste und sich räusperte. Nach und nach bekam er die Aufmerksamkeit, die er suchte, und als er sich der Aufmerksamkeit aller bewusst war, lächelte er seine Gäste mit einem breiten Lächeln an.

„Ich möchte euch noch einmal alle herzlichst Begrüßen. Vielen Dank, dass ihr gekommen seid um diesen Erfolg mit uns zu feiern, auch wenn sich mein alter Freund Fugaku nicht so sehr darüber freuen wird“, scherzte er und grinste seinen Erzfeind dabei an.

Fugaku, der diesen Witz nicht ganz so lustig fand wie die lachende Menge, schenkte Kizashi ein falsches Lächeln. Kizashi rieb Fugaku nun schon seit 6 Jahren seinen Erfolg unter die Nase, und das passte ihm überhaupt nicht, denn Fugaku hasste es zu verlieren. Ganz egal was er versuchte um wieder an die Spitze zu gelangen, es war immer wieder die Haruno Company, die den großen Erfolg feierte. Seufzend rieb Fugaku seine Schläfen. Mikoto tätschelte die Schulter ihres Ehemannes.

„Beruhige dich“, flüsterte sie ihm ins Ohr.

Ein verächtlicher Laut verließ Fugakus Kehle, ehe er seine Arme vor der Brust verschränkte und wieder eine gute Miene aufsetzte.

„Ich bin ruhig“, sagte Fugaku monoton.

„Die Haruno Company wäre natürlich niemals so erfolgreich, wenn sie ihre loyalen und hart arbeiteten Mitarbeiter nicht hätte, weshalb ich euch allen noch mal einen großen Dank aussprechen wollte. Ich weiß jeden einzelnen von euch zu schätzen. Außerdem möchte ich meinem guten Freund, Minato Uzumaki, für seine Unterstützung danken.“

Minato trat zu ihm nach vorne ans Mikro, während die Gäste ihn klatschend begrüßten.

„Die Haruno Company würde dir und deiner Better World Stiftung – die sich im Übrigen für die Umwelt einsetzt - gerne mit einer kleinen Spende unter die Arme greifen“, verkündete Kizashi, nachdem es wieder ruhiger im Saal wurde. Mebuki, seine Ehefrau, kam mit einem riesigen Scheck im Wert von 75.000 Pfund zu den beiden. Gemeinsam übergab das Ehepaar Minato den riesigen Scheck, und die Journalisten machten Unmengen von Fotos um diesen Augenblick festzuhalten.
 

„Das mit der Stiftung war übrigens meine Idee“, versuchte Naruto Sakura zu beeindrucken. „Na ja, zumindest wollte ich, dass wir uns mit der Stiftung für die Umwelt einsetzen“, fügte er dann hinzu und kratzte sich dabei am Kopf.

„Das ist wirklich beeindruckend, Naruto. Es sollte viel mehr Menschen geben, die sich für die Umwelt einsetzen“, sagte Sakura lächelnd. Es hatte ihr wirklich gefallen, dass Minato diese Stiftung in die Welt gesetzt hatte und auch, dass ihre Eltern ihren Teil zu dieser Stiftung beitrugen, denn sie wusste, dass diese Stiftung wirklich was für die Umwelt tat. Die Tatsache, dass sowohl Narutos wie auch ihre Eltern das Ganze nur taten, um in der Öffentlichkeit besser dazustehen, war ihr in dem Fall dann doch egal. Hauptsache man half mit seinem Geld, ganz egal aus welchem Grund man es spendete.

„So beeindruckend finde ich es dann auch wieder nicht“, machte Ino das ganze wieder runter. Dafür kassierte sie von Naruto einen finsteren Blick. Immer, wenn er versuchte mit Sakura zu flirten oder sie in irgendeine Art und Weise zu beeindrucken, mischte sie sich ein und machte dem Ganzen ein Ende. Also schnappte er sich Sakuras Handgelenk und zog sie ein ganzes Stück von Ino weg, woraufhin er anfing mit ihr zu tanzen.

„Aber es tanzt niemand“, wandte Sakura leise ein, während die beiden sich zum Rhythmus der langsamen Musik wiegten.

„Wir schon“, entgegnete er mit einem frechen Grinsen. Sakura erwiderte sein Grinsen. Auch wenn Naruto nicht immer die besten Ideen hatte und manchmal eher eigenartig als humorvoll war, konnte man trotzdem immer wieder Spaß mit ihm haben. Er war wirklich ein guter Freund, weshalb sie ihn niemals als Freund verlieren wollen würde. Doch ihr war auch bewusst, dass Naruto und sie gewiss nicht ewig befreundet bleiben würden, was sie traurig stimmte.

Kaum hatten die beiden angefangen zu tanzen, nahmen sie das erste Geknipse von den Fotokameras der Journalisten wahr. Diese Journalisten waren gierig wie die Geier und, wenn man Jemand war, der in der Öffentlichkeit stand, blieb einem eigentlich gar keine Privatsphäre.

Naruto hielt Sakuras Hände fest und brachte beim Tanzen etwas Abstand zwischen ihnen, wobei er seinen Blick über Sakuras Körper schweifen ließ. Sie trug ein kurzes, eng anliegendes, trägerloses Kleid. Ihre rosafarbenen, hochgesteckten Haare gaben einen interessanten Kontrast zu dem meeresgrünfarbenen Kleid ab, während ihre smaragdgrünen Augen dadurch betont wurden. Als Naruto wieder enger mit Sakura tanzte, flüsterte er in ihr Ohr: „Du siehst heute übrigens wieder hinreißend aus.“

„Dankeschön du auch“, antwortete sie schmunzelnd.

„Danke. Dein Dad meinte übrigens letztens zu mir, dass wir beide ein gutes Paar abgeben würden“, sagte Naruto mit strahlend blauen Augen.

Sakura lächelte ihn freundlich an. So ziemlich jeder wusste, dass Naruto seit Jahren bis über beide Ohren in sie verliebt war. Man müsste schon blind sein, um das nicht zu erkennen. Doch es machte sie wütend, dass ihr Vater so etwas zu ihm sagte, denn dadurch machte er Naruto nur noch mehr Hoffnungen. Allerdings traute sie sich auch nicht, diese Hoffnungen im Keim zu ersticken.

„Und wie siehst du das?“, wollte sie von ihm wissen. Sie sah wie sich seine Wangen rosa färbten und er sie verlegen angrinste.

„Ich sehe das genauso“, gab er zu.

Als das Lied zu Ende war, lösten sich die beiden voneinander, und Naruto drückte ihr einen Kuss auf die Stirn, da sie nicht mehr tanzen wollte. Während Naruto und Sakura getanzt hatten, hatten auch viele andere Paare damit begonnen, wie Sakura nun feststellte. Sie machte sich auf die Suche nach Ino, denn sie würde versuchen, Naruto für den restlichen Abend aus dem Weg zu gehen. Viel zu sehr graute es ihr davor, dass er vielleicht auf die Idee kommen würde sie ebenfalls danach zu fragen, wie sie diese Sache, die zwischen ihnen war, sah, denn sie wusste nicht, was sie antworten würde.
 

„Man, das gibt echt eine Menge Publicity für die Haruno Company. Die Leute lieben es, wenn man sich für die Umwelt und den ganzen Scheiß einsetzt, und diese Tanzeinlage von Naruto und Sakura wird bestimmt einige Gerüchte auf die Welt bringen“, sagte Suigetsu, während er eines der kleinen, leckeren Häppchen aß.

„Deswegen machen sie das ja auch, du Fuchs“, antwortete Sasuke kühl.

Wieso mussten sie auch seine Familie zu diesem Fest einladen, auf dem sowieso jeder eine riesige Schleimspur hinterließ, denen in den Arsch kroch, die ihre Zukunft verbessern könnten und sich für die Journalisten nur von der besten Seite zeigte? Darauf konnte er getrost verzichten, vor allem, wenn Kizashi nichts Besseres zu tun hatte, als mit seinem Erfolg anzugeben.

„Fuchs?“, fragte Suigetsu sichtlich irritiert.

„Vergiss es einfach.“

„Du hast mal wieder so gute Laune. Wieso hast du mich überhaupt mit hergenommen?“, fragte er nun genervt von seinem besten Freund.

„Diese Feiern sind immer so sterbenslangweilig, also habe ich dich dazu auserkoren mich heute Abend zu amüsieren.“

Mit einem abschätzigen Blick musterte Suigetsu den Schwarzhaarigen, der neben ihm stand. Er meinte das tatsächlich ernst! Suigetsu war doch nicht der Hofnarr vom Dienst, was dachte Sasuke eigentlich!? Kurz schnaubte Suigetsu, ehe er den Kopf schüttelte und sich wieder beruhigte.

„Mach dich doch einfach an Sakura ran, dann wirst du schon deinen Spaß haben. Hier gibt es nämlich nicht viel Auswahl, außer du stehst auf ältere Frauen“, sagte Suigetsu belustigt.

Er nickte in die Richtung einer älteren Dame und grinste Sasuke frech an. Die Frau war Anfang bis Mitte fünfzig und versuchte sich eindeutig mit Dingen wie Botox und Liftings Jung zu halten. Angewidert verzog Sasuke das Gesicht. Doch bevor er etwas darauf antworten konnte, trat Hinata zu den beiden.

„Guten Abend, Sasuke“, erklang ihre leise Stimme. Trotzdem schaffte sie es sich somit die Aufmerksamkeit der beiden Männer zu ergattern.

„Hallo“, begrüßte er sie kurz und knapp. Hinata presste ihre Lippen fest zusammen, denn es tat weh, wie kühl er sie die letzten Tage behandelt hatte.

„Können wir uns unter vier Augen unterhalten?“, fragte sie vorsichtig nach.

„Bin schon weg“, entgegnete Suigetsu.

Sofort lief er einer hübschen Kellnerin hinterher deren Silbertablett noch voll mit leckeren Häppchen war, die ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen ließen. Sasuke verfolgte seinen angeblich besten Freund mit einem finsteren Blick, ehe er wieder seinen kühlen Blick aufsetzte und ihn auf Hinata richtete.

„Worüber willst du reden?“, wollte er von ihr wissen, als sie keine Anstalten machte zu sprechen.

„Über uns. Können wir nicht kurz raus gehen?“

Sasuke fuhr sich genervt über das Gesicht. Frauen waren wirklich alle gleich und so einfach zu durchschauen. Man musste ihnen nur viel Aufmerksamkeit schenken, sie mit Komplimenten füttern und ihnen ein paar wertvolle Geschenke präsentieren und schon verliebten sie sich in einen. Bei ihnen war immer sofort alles und jeder die große Liebe, deswegen konnte er keine von ihnen wirklich ernst nehmen. Doch noch nerviger fand er diese Frauen, die am Ende die Wahrheit nicht einsahen und anfingen, zu kletten.

„Es gibt kein uns“, antwortete er genervt.

„Aber die Zeit, die wir miteinander verbracht haben, kann dir doch nicht egal sein“, protestierte sie stotternd. Es machte sie nervös, dass er so mit ihr sprach.

„So ist es aber. Du warst ein netter Zeitvertreib und hast mich in den vergangenen Wochen wirklich köstlich unterhalten, aber mittlerweile bist du langweilig geworden“, sagte er mit eiskalter Stimme und Miene.

Zeitvertreib. Dasselbe hatte er Mittwochabend auch gesagt, als er ihre Beziehung – oder was auch immer das zwischen ihnen war – beendet hatte. Aber sie wollte einfach nicht glauben, dass er es tatsächlich so sah. Deswegen wollte sie noch einmal mit ihm reden. Doch seine Meinung hatte sich nicht geändert. Sie blickte in seine kalten Augen, was nur noch mehr dazu beisteuerte, dass sich Tränen in ihren Augen bildeten. Sofort drehte sie sich von ihm weg und rannte los. Er sollte sie nicht weinen sehen, immerhin war er schuld daran. Schuld an ihren Schmerz und Schuld an ihren Tränen. Allerdings rannte sie nur wenige Schritte später gegen eine andere Person. Sie traute sich gar nicht hoch zu sehen, wahrscheinlich hatte sie mit der Aktion eben die Aufmerksamkeit aller Personen – vor allem die der Journalisten - auf sich gezogen. Der Gedanke daran trieb ihr nur noch mehr Tränen in die Augen, denn das wäre einfach zu peinlich. Für sie und für ihre Familie. Hinata wusste nur, dass es eine Frau war, denn sie spürte ihre Brüste, als diese Hinata an sich drückte.

„Na, na. Ganz ruhig“, hörte sie Sakuras Stimme, die sanft auf sie einredete.

Sakura legte ihre Arme um Hinatas Körper und tätschelte beruhigend ihren Rücken, während Hinata ihre Arme um Sakura schlang und ihr Gesicht an den Hals der Rosahaarigen drückte, damit niemand sehen konnte dass sie weinte. Während die beiden Frauen so verweilten, blickten sich Sakura und Sasuke, die sich mehr oder weniger Gegenüber standen, abschätzig an. Sakura versuchte aus seinem Gesicht rauszulesen, ob er diese Situation lustig fand oder es doch eher bereute, Hinata in aller Öffentlichkeit zum Weinen gebracht zu haben, allerdings wurde sie nicht schlau aus ihm.

Als Hinata das knipsen einiger Fotokameras wahrnahm, löste sie sich langsam von Sakura, welche Hinata aus dem Saal begleitete, und dabei achteten sie darauf, dass niemand ein Foto von Hinatas verheultem Gesicht bekam. In der Damentoilette angekommen, fing Hinata an ihr Gesicht zu säubern.

„Wieso hast du mir geholfen?“, wollte sie dabei von Sakura wissen.

Sakura, die sich an die lange Marmortheke gelehnt hatte, musterte Hinata kurz. Sie trug ein silbernes, eng anliegendes Kleid mit V-Ausschnitt, was ihre Oberweite betonte. Ihre langen, schwarzen Haare waren geglättet und offen. Hinata war wirklich eine hübsche, junge Frau und besaß einen klasse Charakter, wie Sakura fand. An sich fand Sakura, dass Hinata ein toller Mensch war, auch wenn sie oft ziemlich schüchtern wirkte.

Seitdem Ino mit ihrer lächerlichen Idee ankam, dass jemand Sasuke einen Denkzettel verpassen sollte, war Sakura ständig am Überlegen, wie Sasukes Beuteschema aussah. Doch bei den ganzen Frauen, die sie kannte, konnte sie keine einzige Gemeinsamkeit finden. Trotzdem interessierte es sie, wieso er mit diesen ganzen Frauenherzen spielte.

„Es tut mir leid wenn ich am Donnerstag zu hart zu dir war, das war nicht meine Absicht. Ich wollte mich eigentlich schon gestern bei dir entschuldigen, aber du warst nicht in der Schule.“

Nachdem Hinata die verschmierte Wimperntusche aus ihrem Gesicht entfernt hatte, kramte sie ihren Mascara aus der Handtasche und trug ihn neu auf.

„Anfangs war ich wirklich sauer, dass du das gesagt hast“, gab Hinata zu und fuhr nach einer kurzen Pause fort, „aber ich hatte gestern viel Zeit zum Nachdenken, und da wurde mir klar, dass du recht hattest. Es gab schon so viele vor mir, die sich über genau dasselbe ausgeweint hatten, aber Sasuke bringt diese Masche wirklich so überzeugend rüber und... keine Ahnung. Auf jeden Fall wollte ich heute noch mal mit ihm reden und schauen, was dabei raus kommt...“

„Bei Sasuke kommt nie was Gutes raus“, bemerkte Sakura gehässig.

Dabei wunderte sie sich selbst über den Hass in ihrer Stimme. Sie hegte eigentlich keinen Groll gegen Sasuke, denn sie kannte ihn im Grunde überhaupt nicht. Die beiden kannten sich zwar schon seit dem Kindergarten, doch seitdem wurde ihnen von ihren Eltern immer wieder eingebläut, was für schlechte Menschen die Personen der anderen Familie waren und, dass sie sich voneinander fern halten sollten. Genau das hatten Sasuke und Sakura auch all die Jahre getan, sie gingen sich so gut wie möglich aus dem Weg.

Hinata lächelte traurig.

„Klingt so, als hättest du auch deine Erfahrungen mit ihm gemacht“, sagte sie so leise, dass Sakura sie kaum verstand.

Für zwei Sekunden weiteten sich ihre grünen Augen, ehe sie sich ein Lachen verkneifen musste.

„Nein, habe ich nicht, will ich auch gar nicht“, meinte Sakura kopfschüttelnd.

„Ist wohl auch besser so. Aber da ich das Ganze nicht mehr rückgängig machen kann, bleibt mir nichts anderes übrig, außer es so zu tun, wie du es mir am Donnerstag geraten hast. Indem ich aus diesem riesigen, riesigen Fehler lerne“, sagte Hinata traurig.

Sakura lächelte die Schwarzhaarige aufmunternd an.
 

Suigetsu hatte sich mehr für die leckeren Häppchen, von denen er keine Ahnung hatte, aus was sie bestanden, interessiert, als für das kleine Drama, das sich vor wenigen Minuten im Saal abgespielt hatte. Die Kellnerin hatte nach kürzester Zeit die Nase voll von ihm gehabt, weshalb sie ihm freundlich, aber dennoch bestimmt, das Tablett in die Hände gedrückt hatte, denn ihr war klar, dass er ohnehin das gesamte Tablett leer essen würde. Suigetsu hatte das Ganze mit einem Schulterzucken abgetan und freute sich über die leckeren Köstlichkeiten. Als er sich gerade wieder eines in den Mund stopfte, gesellte sich Ino zu ihm.

„Was zum Teufel ist los mit euch Männern?“, fragte sie ihn gerade heraus.

Suigetsu musterte sie kurz. Sie hatte ihre hellblonden Haare zu seinem normalen Pferdeschwanz zusammengebunden und trug ein hellrotes Neckholderkleid, das ihre Figur betonte.

„Was meinst du?“, fragte er mit vollem Mund.

Angewidert verzog Ino das Gesicht, ehe sie die arme vor der Brust verschränkte. Männer besaßen wirklich keine Manieren.

„Erstens: Sprich nicht mit vollem Mund“, befahl sie ihm, weshalb er schnell die Essensreste in seinem Mund runterschluckte. „Zweitens: Ich meine deinen Freund, der meint, er könnte rumrennen und tun und lassen, was er will.“

„Ich habe keine Ahnung, was genau du jetzt von mir willst, Ino.“

„Du hast doch eine Freundin. Behandelst du sie etwa genauso, wie Sasuke die ganzen Frauen behandelt?“, wollte sie von ihm wissen.

„Natürlich nicht. Aber das ist auch was ganz anderes, und ich weiß auch nicht, was dich das angeht“, antwortete er mit zusammengezogenen Augenbrauen.

„Wieso sollte das was anderes sein?“, fragte Ino ihn verärgert.

„Weil ich Karin liebe und Sasuke für diese Frauen rein gar nichts empfindet.“

„Vielleicht solltest du ihm dann mal beibringen, dass man Frauen mit Respekt behandeln sollte“, wandte sie schnaubend ein.

„Ich schätze, du hast eine falsche Vorstellung von unserer Beziehung. Ich bin Sasukes bester Freund und nicht sein Beziehungsberater“, erklärte Suigetsu genervt.

Auch wenn Ino und Suigetsu all die Jahre Klassenkameraden waren, hatten sie trotzdem nie im engeren Sinne etwas miteinander zu tun gehabt, also was wollte sie von ihm? Zu Mal sie sich mit diesen Beschwerden an Sasuke wenden sollte und nicht an ihn. Er fand es zwar belustigend, wie Sasuke es immer wieder schaffte die Frauen um den Finger zu wickeln, allerdings zwang er ihn auch nicht dazu.

„Wenn du ein Problem mit Sasukes Verhalten hast, dann beschwer dich bei ihm darüber“, fügte er hinzu und schnappte sich gleich zwei der Häppchen, die er sofort verspeiste.

Ino schnaubte verächtlich. Sie wusste, Sasuke würde ihr nicht zuhören oder sonstiges, also war er die falsche Adresse. Seufzend atmete sie aus, denn auch Suigetsu schien da nicht weiter helfen zu können. Aber vielleicht hätte sie auch einfach einen anderen Ton einschlagen sollen. Egal, sie hatte es versucht und war gescheitert.

„Du scheinst ja total auf Gänseleber abzufahren“, meinte Ino kopfschüttelnd.

Sie wollte sich gerade zum Gehen wenden, als sie Suigetsus verzerrtes Gesicht sah.

„Gänseleber?“, hörte sie ihn mit vollem Mund fragen. Sofort schnappte er sich eine Serviette und spuckte den Rest der Gänseleberpastete hinein, ehe er die Serviette faltete und auf das fast leere Tablett legte.

„Du hast dir die ganze Zeit den Bauch mit Gänseleberpastete vollgeschlagen und hattest keine Ahnung, was du da isst!“, stellte Ino lachend fest.

Sie fand, dass das seine gerechte Strafe war, jetzt blieb ihr nichts anderes übrig als zu hoffen, dass auch Sasuke bald seine Strafe bekam.
 

Nachdem Hinata sich noch einmal alles richtig von der Seele gesprochen hatte, wobei sie wieder anfing zu weinen und erneut ihr Gesicht waschen musste, wollte sie noch eine Weile alleine bleiben. Sakura war sich nicht sicher, ob Hinata noch einmal in den Saal zurückgehen würde oder, ob sie sich doch eher dafür entscheiden würde nach Hause zu gehen. Allerdings blieb ihr auch nicht mehr viel Zeit, um darüber nach zu denken, denn kaum war Sakura um die nächste Ecke gebogen, lief sie auch schon dem Teufel in die Arme.

„Du siehst heute hübscher aus, als jeder Engel den ich kenne, Sakura“, sagte Sasuke charmant und ließ ihren Namen auf seiner Zunge zergehen.

Sakura schenkte ihm ein höfliches Lächeln und blieb vor ihm stehen.

„Auf welchem Trip bist du denn, wenn du schon Engel siehst?“, fragte sie mit einem kühlen Unterton, wobei das Lächeln auf ihrem Gesicht blieb.

Ein schiefes Grinsen machte sich auf Sasukes Gesicht breit. So eine Antwort hatte er noch nie auf eines seiner Komplimente bekommen, weshalb ihre Antwort ihn doch überraschte.

„Vielleicht ist es die Liebe, die mich Engel sehen lässt“, antwortete er gespielt nachdenklich und fuhr sich mit der Hand übers Kinn. Dabei verlor er nicht den charmanten Ton in seiner Stimme.

„Ich fühle mich ja wirklich geehrt – oder doch eher angewidert - dass du mich als deinen nächsten Zeitvertreib auserkoren hast, aber bei mir verschwendest du deine Zeit. Dein einziger Partner heute Nacht wird dann nämlich deine Hand sein.“

„Nun ja, es wird noch mehr Nächte geben“, sagte er amüsiert.

„Dann such dir für diese Nächte irgendwelche Mädchen, die kein Selbstbewusstsein besitzen, von Selbsthass aufgefressen werden und verzweifelt genug sind, um auf dich reinzufallen“, entgegnete sie mit einem angewiderten Gesichtsausdruck, ehe sie wieder ihre Maske mit dem höflichen Lächeln aufsetzte.

„Das bedeutet dann also, dass du Selbstbewusst, Selbstverliebt und eingebildet bist?“, versuchte er sie zu provozieren.

„Ich bin mir nicht sicher, ob eingebildet das Gegenteil von verzweifelt ist, aber ja, vielleicht bin ich das alles“, antwortete sie gelassen und zuckte mit den Achseln.

Mit gerunzelter Stirn betrachtete er sie. Es würde interessant werden Sakura dazu zu bringen, sich in ihn zu verlieben, denn ihre Reaktionen und Antworten waren bis jetzt komplett anders, als er es erwartet hätte, und Sasuke liebte Herausforderungen.

„Dann sollte ich vielleicht rausfinden, wie du wirklich bist“, meinte Sasuke mit einem frechen Grinsen.

Er blickte in Sakuras smaragdgrüne Augen, die ihm nicht verraten wollten, was genau sie gerade dachte oder empfand. Genauso wenig wollten seine tiefschwarzen Augen ihr irgendetwas erzählen.

„Weißt du, ich denke du hast dich irgendwann einmal hoffnungslos in ein Mädchen verliebt, und dieses Mädchen hat dich genauso scheiße behandelt und verarscht, wie du es jetzt mit den ganzen anderen Frauen machst. Wirklich traurig, was die Liebe mit den Menschen anstellen kann“, sprach Sakura mit ruhiger Stimme.

Sasukes Grinsen verwandelte sich zu einem belustigten Schmunzeln , ehe er anfing zu lachen und den Kopf schüttelte.

„So interessant wie diese Theorie auch klingen mag, ich befürchte ich muss dich enttäuschen, mein Engel. Ich habe noch nie mein Herz an jemanden verloren“, erklärte er ihr höchst amüsiert.

„Dann liegt es ja auf der Hand, dass du einfach nur gestört bist. Ich rate dir einen dringenden Besuch bei einem guten Psychiater.“

„Vielleicht schaffst du es ja mich von dieser Geisteskrankheit zu kurieren“, säuselte er wieder charmant.

Sasuke griff mit seiner rechten Hand nach Sakuras Linken, hob diese an seine Lippen und drückte einen Kuss auf Sakuras Handrücken.

„Wir sehen uns dann Montag in der Schule.“

2. Akt

Sakura joggte an diesem Montagmorgen durch die Straßen von London. Während ihr Smartphone Scene Two - Roger Rabbit von Sleeping with Sirens abspielte, eines ihrer derzeitigen Lieblingslieder, dachte sie an den vergangenen Samstagabend. Als ihr das Bild, in dem Sasuke ihren Handrücken küsste, aus irgendeiner dunklen Ecke ihres Gedächtnis zum Vorschein kam, verzog sie automatisch das Gesicht. Sie hatte wirklich keine Lust darauf, dass Sasuke jetzt anfing mit ihr zu flirten und versuchte, sie wie alle anderen auch ins Bett zu bekommen. All die Jahre hatte sie es geschafft, ihm so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen, und in wenigen Monaten würden sie alle ihren Abschluss machen. Also wieso musste er ausgerechnet jetzt damit anfangen?

Sakura war so sehr in ihren Gedanken vertieft, dass sie gar nicht mitbekam, wie jemand neben ihr joggte, und hören konnte sie diese Person dank ihrer Musik auch nicht. Der andere Jogger überholte sie, lief vor ihr und drehte sich letztendlich um – wobei er rückwärts weiter joggte. Als Sakura Sasukes Gesicht vor sich sah, blieb ihr vor Schock fast das Herz stehen, weshalb sie ihre Ohrstöpsel rausnahm und ihn anschrie: „Willst du mich umbringen?!“

Vergnügt grinste Sasuke sie an.

„Ich wünsche auch dir einen schönen guten Morgen, Sakura. Ich muss es dir am Samstagabend wirklich angetan haben, wenn du jetzt schon dieselbe Strecke wie ich joggst.“

„Jetzt bilde dir bloß nichts wegen irgendeinem Zufall ein“, meinte sie genervt und verdrehte gekonnt ihre grünen Augen.

„Zufall oder doch eher Schicksal?“, fragte er mit einem schiefen Grinsen.

„Wenn es das Schicksal wäre, wäre es so gnädig und würde dafür sorgen, dass du auf der Stelle tot umfällst“, beschwerte sie sich lauthals.

„Du brichst mir das Herz“, sagte er traurig und schüttelte theatralisch den Kopf.

„Dazu müsstest du erst mal ein Herz besitzen“, entgegnete sie unbeeindruckt.

„Ich steh drauf, wenn du so charmant und liebevoll bist“, schwärmte er mit übertriebenem Augen blinzeln.

Erneut verdrehte Sakura die Augen. Sie hatte wirklich keine Lust ihre Zeit mit diesem Idioten zu verschwenden, weshalb sie versuchte an ihm vorbei zu joggen. Sasuke, der immer noch rückwärts lief, ging ebenfalls zur Seite, sodass Sakura nicht an ihm vorbei kam. Während Sakura ihn regelrecht mit ihrem Blick umbrachte, ließ Sasuke seinen über ihren Körper schweifen, wobei sein Blick bei ihren Brüsten hängen blieb.

„Du wirkst so elegant und grazil, selbst wenn du durchgeschwitzt bist“, sagte Sasuke grinsend.

Sakura folgte seinem Blick und sah runter auf ihre Brüste, weshalb sie ihn daraufhin erneut mordlustig anfunkelte. Sie hatte gedacht, Sasuke würde sie ab sofort ständig vollsülzen und versuchen, ihr Herz für sich zu gewinnen, doch stattdessen glotzte er so offensichtlich auf ihre Oberweite, brachte die dämlichsten Kommentare, die ihr jemals zu Ohren gekommen waren, und grinste sich den Arsch ab! Für wen hielt er sich eigentlich?!

„Ich würde sagen, das ist eine hübsche 80 B.“

„Wenn du nicht gleich woanders hinsiehst, hast du was im Gesicht!“, schnaubte Sakura empört.

„Ich hoffe, dass wird dein wohlgeformter Busen sein“, provozierte Sasuke sie weiter.

„Nein, es wird meine wohlgeformte Faust sein!“, schrie sie ihn an und beschleunigte ihr Tempo.

Kurz weiteten sich Sasukes Augen, ehe er sie frech angrinste und ebenfalls versuchte, sein Tempo zu beschleunigen. Er hatte zwar gehofft, dass Sakura aus der Haut fahren würde, allerdings hatte er nicht wirklich damit gerechnet, dass dies auch tatsächlich passierte.

„Ich würde sagen, wir sehen uns dann in der Schule“, meinte Sasuke lachend.

Er drehte sich um und joggte – oder rannte er doch eher? – nach Hause.

„Arschloch!“, schrie Sakura ihm noch hinterher.
 

Schnaubend ließ Sakura ihre Plastikgabel in den Plastikbehälter ihres Salates fallen, nachdem sie ihrer besten Freundin vom morgendlichen Vorfall berichtet hatte. Es passierte selten, dass sie ihre Beherrschung verlor oder es jemand schaffte, dass ihre Fassade einen Riss bekam. Natürlich hatte sie schon öfter mitbekommen, dass Männer ihr auf die Brüste oder auf den Hintern gestarrt hatten, doch noch nie zuvor war sie deswegen so verärgert gewesen. Sie hatte diese Männer immer bestimmt und höflich darauf hingewiesen, ihren Blick woanders hinzurichten, also wieso ließ sie ihre höfliche Maske ausgerechnet bei diesem Idioten fallen?

„Ist doch kaum zu fassen dieser Kerl, oder?!“, schimpfte Sakura immer noch verärgert.

„Ich bin ja immer noch dafür, dass du sein mickriges Herz zerstückelst. Du bist diejenige, die bei dem Thema auf Stur schaltet“, entgegnete Ino in einem schnippischen Tonfall.

„Weil es eine dumme Idee ist. Ich hab keine Lust mich auf sein Niveau zu begeben“, sagte Sakura seufzend und versuchte sich endlich wieder zu beruhigen.

Seit letztem Donnerstag nervten Ino und Naruto sie schon mit diesem Thema und wollten Sakura einfach nicht in Ruhe lassen. Allerdings musste sie zugeben, dass sie am Samstagabend darüber nachgedacht hatte, sich doch auf Inos Plan einzulassen, und das auch nur, weil es sie seitdem aus irgendeinem undefinierbaren Grund interessierte, was der Grund für Sasukes Verhalten der Frauenwelt gegenüber war. Doch am Sonntagmorgen hätte sie sich für diesen Gedanken am liebsten selbst geohrfeigt.

„Du wärst doch nicht niveaulos, wenn du ihm den Kopf verdrehst. Sieh es als eine Art wohltätigen Zweck allen Frauen gegenüber, die auf ihn reingefallen sind und weswegen sie sich ausgenutzt, beschmutzt und dumm fühlten“, lenkte Ino ein und biss von ihrer Babykarotte ab.

Ino dachte sich schon das ganze Wochenende Argumente aus, damit Sakura letztendlich doch ihre Meinung änderte. Seitdem Ino diese Idee in den Sinn gekommen war, war sie wie besessen davon, dass diese wahr wurde. Jedes Mal, wenn sie Sasuke sah, würde sie am liebsten ihre Faust in sein hübsches Gesicht platzieren. Das Problem war nur: Er war gut einen Kopf größer als sie, stärker als sie und wer weiß, was er danach mit ihr anstellen würde. Denn sie kannte sowohl seine charmante, als auch seine kalte Seite.

„Okay, Ino, was ist los mit dir? Seit Jahren vögelt Sasuke sich durch die Stadt und es hat dich weniger interessiert als der Geschichtsunterricht.“

„Na schön, willst du die Wahrheit wissen?“

Sakura nahm wieder ihre Plastikgabel in die Hand und spießte ein Stück Tomate und ein Salatblatt damit auf, woraufhin sie die Gabel zu ihrem Mund führte. Als sie merkte, dass Ino keine Anstalten machte weiterzureden, nickte Sakura kurz, um somit auf Inos Frage zu antworten.

„Weißt du noch, als ich mich letzten Monat die ganze Zeit mit jemandem getroffen habe und dir nicht sagen wollte, wer diese Person war?“, erkundigte sich Ino mit gepresster Stimme.

Ihre gesamten Muskeln spannten sich an, denn seit Wochen graute es Ino davor jemandem davon zu erzählen. Sie konnte sehen, wie es in Sakuras Gehirn klick machte, denn ihre smaragdgrünen Augen weiteten sich entsetzt.

„Sag mir bitte nicht, du hattest Sex mit Sasuke“, sagte Sakura bestürzt und schüttelte dabei heftig den Kopf.

„Er bringt dieses ganze ‚Du bist die einzigartigste Person auf der Welt und hast mir beigebracht, wie man richtig liebt‘ Theater wirklich gut rüber!“, meinte Ino zu ihrer Verteidigung.

Ino war so beschämt darüber, tatsächlich auf Sasuke Uchiha reingefallen zu sein, dass sie sich nicht einmal traute, ihrer besten Freundin weiterhin in die Augen zu sehen. Sie hatte Angst davor, dass Sakura sie verurteilen würde.

„Oh mein Gott“, hörte sie Sakuras entsetzte Stimme.

Sie konnte einfach nicht fassen, dass Ino tatsächlich auf das falsche Spiel des Uchihas reingefallen war. All die Jahre zogen sie nun schon über seine Opfer - wie sie seine Eroberungen so liebevoll betitelten – her und nun war sie selbst eine von ihnen. Wie reagierte man richtig darauf? Was sollte sie jetzt sagen? Sakura ertrug diese eigenartige Stille einfach nicht, die zwischen ihr und ihrer besten Freundin herrschte.

„Ich hoffe, du hast dich testen lassen“, war alles was Sakura dazu einfiel.

Jetzt, wo Sakura die Worte ausgesprochen hatte, musste sie zugeben, dass sie besser still geblieben wäre. Irritiert sah Ino Sakura an, ehe es bei ihr klick zu machen schien. Ihre hellblauen Augen bildeten sich zu wütenden, kleinen Schlitzen, aus denen sie Sakura finster anfunkelte.

„Genau deswegen hab ich dir nichts davon erzählt! Danke, du bist echt eine tolle Freundin!“, schrie Ino Sakura an.

Ino warf beim Aufstehen den blauen Kunststoffstuhl um und ging mit wütenden, stampfenden Schritten den steinernen Weg zurück zum Schulgebäude. Sie war froh, dass die beiden heute alleine und draußen gegessen hatten, denn drinnen hätte sowieso jeder alles mitbekommen, und das hätte sie nicht gebrauchen können. Auf halbem Wege packte Sakura Inos Handgelenk und zog sie ein Stück zurück, sodass diese stehen blieb.

„Das war nicht als Witz gemeint. Ich wollte mich damit nicht über dich lustig machen, okay? Sasuke könnte wirklich irgendwelche Krankheiten haben“, erklärte Sakura mit ernster Miene.

Sie wusste immer noch nicht, wie sie mit dieser Situation umgehen sollte. Eigentlich hätte Ino es besser wissen sollen, wie Sakura fand. Allerdings war so was das Letzte, was man hören wollte, wenn man auf einen allseits bekannten Frauenheld reinfiel.

Immer noch wütend sah Ino ihre Freundin an. Die vergangenen Wochen über musste sie mit sich selbst darüber ringen, ob sie sich Sakura nun anvertrauen sollte oder nicht. Doch die Angst, dass sie ihr eine Standpauke halten oder Vorwürfe machen würde, war viel zu groß gewesen. Sie kannte Sakuras Meinung und ihre Gedanken darüber, und sie selbst hatte früher genauso gedacht. Doch jetzt konnte sie an nichts anderes als an Rache denken.

„Ganz so dumm bin ich dann auch wieder nicht. Wir haben ein Kondom benutzt“, murmelte Ino immer noch wütend und beschämt.

Als sie hörte, wie aus Sakuras Kehle ein erleichterter Seufzer kam, verschwand Inos Wut langsam, da sie einsehen musste, dass Sakura es letzten Endes nicht böse gemeint hatte.

„Es wäre wirklich toll, wenn jemand Sasuke endlich mal eine Lektion erteilt, damit er kapiert, dass es nicht ganz so lustig ist, wie er denkt, wenn man mit den Herzen der Menschen spielt“, erklärte Ino mit brüchiger Stimme.

Seitdem sie von Sasuke wie ein alter, benutzter Lappen weggeworfen wurde, war Ino stolz auf sich gewesen, dass sie deswegen kein einziges Mal geweint hatte. Sie dachte, sie wäre stark genug, alleine damit klarzukommen. Doch jetzt, wo sie es Sakura erzählt hatte und versuchte ihr klarzumachen, wie wichtig diese Sache für sie war, kamen die Tränen doch zum Vorschein. Ino räusperte sich mehrmals und versuchte die Tränen wegzublinzeln. Tröstend nahm Sakura ihre Freundin in den Arm und tätschelte sachte ihren Rücken.

„Na schön, ich werde mir überlegen ihm diese Lektion zu erteilen. Aber das mache ich größtenteils nur, weil ich sowieso das Gefühl habe, dass er versucht mich als nächstes in sein Bett zu angeln“, versuchte Sakura einen Witz zu reißen.

„In sein Bett zu angeln?“, fragte Ino belustigt.

„Ich wollte nun mal eine Anspielung aufs Angeln machen“, antwortete Sakura schulterzuckend.

„Dein Humor ist selbst für eine Engländerin total mies“, sagte Ino lachend.

Sakura verdrehte grinsend die Augen. Sie riss vielleicht schlechte Witze, aber immerhin wusste sie, wie sie die Laune ihrer besten Freundin heben und sie zum Lachen bringen konnte, und eine lachende Ino gefiel ihr eindeutig besser als eine weinende.
 

„Also, wie weit bist du schon bei Sakura?“, wollte Suigetsu von seinem besten Freund wissen.

Ein belustigtes Grinsen machte sich auf Sasukes Gesicht breit als er an den Vorfall heute Morgen zurückdachte. Als er versucht hatte Sakura am Samstag mit einer Beleidigung zu provozieren, blieb sie vollkommen ruhig, doch mit der Aktion heute Morgen hatte er es geschafft sie zu verärgern. Komplimente und irgendwelche romantische Sprüche schienen bei ihr auch nicht zu wirken, weshalb er bei ihr einen komplett anderen Weg einschlagen musste, und genau das war es, was sie interessant machte.

„Wir sind noch dabei uns zu beschnuppern“, antwortete Sasuke. Aus Suigetsus Kehle drang ein lautes Stöhnen.

„Beeil dich mal, ich brauch neuen Stoff“, sagte Suigetsu unzufrieden und legte seinen Oberkörper auf dem Tisch ab.

Juugo und Sasuke tauschten verwirrte Blicke untereinander aus. Egal wie sehr Sasuke Suigetsu mochte, letztendlich war der Kerl doch ein ziemlicher Idiot. Aber er war ein Idiot den Sasuke, aus Gründen, die er meistens selbst nicht verstand, sympathisch fand.

„Was zum Teufel ist denn mit dir kaputt?“, fragte Sasuke.

„Wenn mir jemand gesagt hätte, dass man in einer Beziehung keinen Sex bekommt, wäre ich niemals eine eingegangen“, antwortete er mit weinerlicher Stimme.

Karin und Suigetsu waren nun schon seit drei Monaten zusammen. Er versuchte zwar immer wieder geduldig zu sein und sie nicht zu bedrängen, doch in letzter Zeit scheiterte er diesbezüglich des Öfteren. Letztendlich war er nun mal auch nur ein Mann.

„Vielleicht bringst du es einfach nicht“, meinte Juugo neckend.

Sasuke und Juugo grinsten sich verschwörerisch an, während man von Suigetsu ein tiefes Knurren vernahm. Je mehr Zeit verging, umso mehr schien Karin ihm ihr wahres Gesicht preiszugeben. Ständig waren sie am streiten. Ganz egal, was er sagte, sie drehte jedes seiner Worte in ihrem Kopf um und provozierte einen neuen Streit, weshalb er sich die letzten Tage hin und wieder dabei bei dem Gedanken ertappt hatte, die Beziehung zu Karin zu beenden und wieder ein Leben in Freiheit zu führen.

„Ihr seid ja so lustig“, gab er genervt von sich.

„Was hab ich verpasst?“, erkundigte sich Karin, während sie sich zu den Dreien an den Tisch setzte.

„Dein Freund hat sich nur gerade über mein Liebesleben beschwert“, antwortete Sasuke.

Er konnte Karin nicht sonderlich leiden, versuchte dies allerdings seinem besten Freund zu liebe nicht zu zeigen. Außerdem fand Sasuke, dass es besser war zu versuchen, mit der Freundin des besten Freundes klar zu kommen, man konnte immerhin nie wissen, wie lange die Beziehung dauern würde oder was letzten Endes daraus wurde. Trotzdem schaffte er es nicht sie auch nur Ansatzweise zu mögen, doch niemand konnte behaupten, dass er es nicht versucht hätte.

„Ich würde es nicht gerade Liebesleben nennen“, entgegnete Suigetsu schnaubend.

„Da hat er allerdings recht“, stimmte Juugo ihm zu.

„Wenigstens muss ich mich nicht über mein Bettleben beschweren wie andere.“

Sasuke funkelte Suigetsu kühl an, denn er wusste genau, dass er damit eine riesige Lawine losgetreten hatte. Juugo und ihm waren ebenfalls aufgefallen, dass Karin immer häufiger wegen irgendwelchen Kleinigkeiten kurz davor Stand, ein Massaker zu veranstalten. Dass Sasuke diese Tatsache ausnutzte war zwar nicht die feine englische Art, allerdings interessierte es ihn im Augenblick auch nicht. Als die drei Jungs Karins veränderten Gesichtsausdruck bemerkten und sich ihre Augen zu immer engeren Schlitzen bildeten, funkelte Suigetsu Sasuke mordlustig an.

„Das wirst du mir so was von büßen, Uchiha“, knurrte er mit tiefer Stimme.

„Solltest du die Mittagspause überleben, freue ich mich schon sehr auf deine Rache.“

Mit einem amüsierten Grinsen stand Sasuke auf und entfernte sich von seinen Freunden, da er keine Lust hatte, sich die Streitereien der beiden anzutun. Karins Geschrei bekam er trotzdem noch mit, während er auf die Doppelschwingtür zulief. Als Sasuke die Cafeteria verließ, musste er feststellen, dass der Schulflur menschenleer war, weshalb seiner Kehle ein lauter Seufzer entwich. Er hatte es wirklich zu weit getrieben und, wenn er ehrlich war, wusste er selbst nicht, was ihn dazu gebracht hatte. Man konnte das, was er mit diesen ganzen jungen Frauen hatte, wirklich nicht als Liebesleben bezeichnen. Also wieso regte es ihn auf, wenn seine beiden besten Freunde ihn lediglich auf die Wahrheit hinwiesen?

Als er durch den leeren Flur wanderte und irgendwann Sakura entdeckte, die neben der Mädchentoilette an der Wand lehnte, wusste er, wie er seine restliche Mittagspause verbringen würde, und eine Ablenkung tat ihm bestimmt gut. Da Sakuras Augen geschlossen waren, näherte Sasuke sich ihr mit leisen Schritten und lehnte sich seitlich neben ihr an die gelbe Wand.

„So kreuzen sich unsere Wege heute schon ein zweites Mal, das Schicksal scheint uns wirklich gnädig zu sein“, säuselte er in ihr Ohr.

Sakura atmete laut aus ehe sie ihre Augen öffnete und in Sasukes schwarze Augen blickte. Mit einem fast schon übertriebenen Lächeln, drehte sie sich zu ihm und stützte sich mit der Schulter an der Wand ab.

„Ja, das Schicksal scheint zu wollen, dass wir beide immer wieder zueinander finden“, antwortete Sakura mit lieblicher Stimme.

Überrascht musterte Sasuke ihr Gesicht, um herauszufinden, was sie vor hatte und was aus dem Mädchen geworden war, dass ihn erst vor wenigen Stunden noch als Arschloch bezeichnet hatte. Dabei stellte er zum ersten Mal fest, wie hübsch Sakura mit ihren hohen Wangenknochen, ihren großen smaragdgrünen Augen und ihren vollen Lippen eigentlich war. Doch nur wenige Sekunden später entdeckte er etwas in ihren Augen, was sie verriet.

„Haben dir deine Eltern nicht beigebracht, dass man nicht mit Feuer spielt?“

Das süffisante Grinsen auf Sasukes markantem Gesicht verriet Sakura, dass er sie durchschaut hatte. Stumm verfluchte sie sich selbst, da sie wusste, wie mies sie im flirten war. Da Sakura sich nicht sicher war, ob sie ihre Fassade sofort aufgeben sollte, setzte sie ein unschuldiges Lächeln auf.

„Ich will lediglich ein kleines Tänzchen mit dir wagen.“

Sasuke stieß sich von der Wand ab, schnappte sich Sakuras Hand und zog sie an seinen Körper. Während er ihre rechte Hand mit seiner Linken fest hielt, legte er seine Rechte auf ihrem Rücken ab und begann sich langsam mit ihr im dreiviertel Takt zu bewegen.

„Das war nicht so gemeint, und das weißt du ganz genau“, sagte sie augenverdrehend.

Sasuke ließ sich davon nicht beirren und bewegte sich weiter mit Sakura im Takt. Diese gab sich mit einem lauten Seufzer geschlagen und legte ihre linke Hand auf seinen rechten Oberarm.

„Und was passiert, wenn unser kleines Tänzchen dann zu Ende ist?“, wollte er von ihr wissen.

„Dann werde ich hoffentlich einen großen Einblick in deine Seele und in dein Herz bekommen haben“, gab sie ihm ihre Absichten preis.

„Ich dachte, ich hätte gar kein Herz“, entgegnete er amüsiert.

Sakura erwiderte sein amüsiertes Lächeln und entzog ihm ihre rechte Hand, welche sie sofort auf Sasukes Rücken platzierte. Sasuke, der kein bisschen überrascht davon war, dass sie die Führung übernehmen wollte, legte seine linke Hand auf ihrem rechten Oberarm ab und ließ sie seine rechte Hand in ihre Linke nehmen.

„Ob du eines besitzt oder nicht, werde ich dann ja sehen.“

„Ich bin schon jetzt auf das Ende unseres kleinen Tanzes gespannt, mein Engel“, hauchte Sasuke in ihr Ohr.

3. Akt

Während Ino alleine durch die Straßen Londons streifte, dachte sie darüber nach, sich eine weitere Freundin zu suchen, mit der sie was unternehmen konnte. Immer, wenn Sakura arbeiten musste, wusste Ino nichts mit sich anzufangen, und jedes Mal, wenn sie Sai fragte, ob er Lust hatte, etwas mit ihr zu unternehmen, schleppte er Naruto mit an. Das Problem an ihrem Plan neue Freunde zu finden war nur: Fast jeder an der Privatschule hielt sich für was Besseres als all die Anderen, und solche arrogante Menschen trieben Ino zur Weißglut. Die einzige Person, die Ino sofort als potentielle Freundin einfallen würde, wäre Hinata. Von Sakura, die sich manchmal bei gewissen Anlässen die Zeit mit Hinata totschlug, wusste Ino, dass Hinata ziemlich bodenständig war. Der einzige Hacken an der Sache war, das Tenten Hinata an der kurzen Leine zu halten schien, und auf Tenten hatte Ino wirklich keine Lust. Frustriert schaufelte sie ihren Frozen Yogurt in sich hinein.

Als Ino gerade die Straße überqueren wollte, packte sie jemand am Unterarm und zog sie zurück. Ino war darüber so erschrocken, dass sie ihren Joghurt fallen ließ. Wütend sah sie zu der Person, die die Frechheit besaß, sie am Gehen zu hindern, und gerade, als sie anfangen wollte ihn anzubrüllen, raste ein Auto an ihr vorbei. Überrascht sah Ino dem silbernen Mercedes hinterher.

„Gern geschehen“, hörte sie Suigetsus amüsierte Stimme.

Laut atmete Ino aus, ehe sie wieder zu Suigetsu sah, welcher sie amüsiert angrinste. Ihm war ihr wütender Gesichtsausdruck vorhin nicht entgangen, und, dass sie ihn anblaffen wollte, stand ihr vor wenigen Sekunden noch auf der Stirn geschrieben, weshalb er sich wenigstens ein kleines Danke von ihr erhoffte. Allerdings wollte Ino ihm diese Genugtuung nicht geben.

„Wegen dir wurde mein Frozen Yogurt überfahren“, sagte sie stattdessen hochnäsig.

„Denkst du nicht, es ist besser, dass nur dein komischer Joghurt drauf gegangen ist, anstelle von dir selbst?“, fragte er sie mit genervter Stimme.

Frauen! Was stimmte nur nicht mit ihnen? Sie fingen wegen jeder Kleinigkeit Streit an. Veranstalteten Eifersuchtsdramen wenn man auch nur mal eine andere Frau ansah. Außerdem waren sie alle so verdammt nervig, stur, eingebildet und arrogant. Wenn Suigetsu das Gesamtbild betrachtete, musste er zugeben, dass Sasuke alles richtig machte.

„Du hättest mich auch einfach vor das Auto laufen lassen können, ich kann mich nicht daran erinnern dich gebeten zu haben, mich einfach auf den Bordstein zurück zu ziehen“, antwortete sie ebenso genervt.

„Oh, ich wusste ja gar nicht, dass du suizidgefährdet bist. Das nächste Mal, wenn du versuchst, dich von irgendwelchen Verkehrsmitteln umbringen zu lassen, werde ich dir dabei nicht mehr im Wege stehen“, schimpfte Suigetsu laut und ging über die Straße als sie frei war.

Ino ignorierte die neugierigen Blicke der anderen Menschen und folgte Suigetsu mit schnellen Schritten über die Straße. Wenn sie ehrlich war, war sie immer noch geschockt über die Tatsache, dass sie fast von dem Auto überfahren wurde. Eigentlich wäre sie Suigetsu am liebsten um den Hals gefallen und hätte eine Dankeshymne für ihn verfasst. Doch dieses überhebliche, amüsierte Grinsen, welches sie an Sasuke erinnerte, hatte sie so sehr genervt, dass sie auf stur schaltete. Allerdings hatte Suigetsu das nicht verdient, immerhin hatte er sie gerade gerettet, nicht wahr?

„Könntest du bitte kurz stehen bleiben?“

Der Satz klang zwar wie eine Frage, doch Inos Tonfall duldete keine Widerworte. Kurz blickte Suigetsu über seine Schulter, und ihre Blicke trafen sich. Mit einem verächtlichen Laut richtete er seinen Blick wieder nach vorne und beschleunigte sein Tempo. Er wollte sie einfach nur loswerden. Inos Blick verfinsterte sich und bohrte sich regelrecht in Suigetsus Rücken.

„Schön, dann nicht! Trotzdem danke für deine ehrenhafte Heldentat!“, schrie Ino ihm wütend entgegen.

„Klingt nicht sehr glaubhaft“, antwortete Suigetsu ebenso laut.

„Würde es vielleicht, wenn du stehen bleiben würdest!“

Suigetsu blieb augenblicklich stehen, sodass Ino fast gegen ihn gelaufen wäre. Nachdem er sich zu ihr umgedreht hatte, sah sie zu ihm auf - da Suigetsu einen halben Kopf größer war – und blickte direkt in seine dunkelblauen Augen. Aus irgendeinem Grund gefielen Ino seine Augen. Sie strahlten Wärme aus, doch gleichzeitig wirkten sie auch kühl.

„Danke, dass du mich vorhin davor bewahrt hast, ein Pfannkuchen zu werden, und tut mir leid, dass ich mich danach so furchtbar verhalten habe“, entschuldigte sie sich ehrlich.

„War das jetzt so schwer?“, wollte er von ihr wissen.

„Nein.“

„Wieso hast du dann rumgezickt, als hätte ich dir deine Lieblingsbarbie geklaut?“

Sofort bildeten sich Inos Augen zu kleinen Schlitzen. Sie hatte sich doch sogar extra noch für ihr Verhalten entschuldigt, wieso also musste er sie jetzt so unnötig provozieren? Dieser Kerl! Er war wirklich wie Sasuke. Aber wunderte sie das wirklich? Immerhin hingen die beiden permanent miteinander ab.

„Weil mich dein dämliches Grinsen an ein Arschloch erinnert hat“, antwortete sie wahrheitsgemäß.

„Etwa an deinen Exfreund?“

„So was in der Art.“

„Du kannst dich aber nicht jedem gegenüber so verhalten, nur weil dich irgendwas an deinen Exfreund erinnert“, machte er ihr genervt klar.

„Bei dir scheint es mir in Ordnung zu sein, du bist wahrscheinlich genauso einer“, sagte sie verächtlich.

Dieses Mal war es Suigetsu, der ihr einen finsteren Blick schenkte. Erst veranstaltete sie so ein Laientheater, und dann besaß sie auch noch die Frechheit, ihn mit irgendeinem Kerl, den er nicht einmal kannte, in eine Schublade zu stecken. Außerdem kannte Ino ihn doch überhaupt nicht! Aber hatte er vorhin nicht genau dasselbe getan? Er hatte Ino in eine Schublade gesteckt, obwohl er genauso wenig etwas über sie wusste wie sie über ihn. Mit einem leisen Seufzer beruhigte er sich wieder.

„Du kennst mich doch überhaupt nicht, also woher willst du wissen, dass ich genauso einer bin?“, fragte Suigetsu mit ruhiger Stimme.

Argwöhnisch musterte Ino ihn. Wieso war er auf einmal so gelassen? Sie hatte sich schon auf ein hitziges Wortgefecht mit ihm vorbereitet. Allerdings musste sie seine Frage mit einem Schulterzucken beantworten. Sie konnte nicht wissen, ob Suigetsu genauso war wie Sasuke, sie konnte es höchstens annehmen.

„Okay, dann darfst du mich als Entschädigung für meinen Frozen Yogurt auf einen Kaffee einladen, vielleicht lernen wir uns dabei auch ein wenig besser kennen“, meinte Ino freundlich aber dennoch bestimmt.

„Von mir aus, ich hab gerade sowieso nichts zu tun“, sagte Suigetsu schulterzuckend.
 

Pünktlich um 17 Uhr betrat Sakura mit zwei Puddingbechern und Plastiklöffeln das Zimmer ihres Lieblingspatienten. Seit zwei Jahren arbeitete sie ehrenamtlich im Altenheim und nur nach wenigen Monaten wurde es zum Ritual der beiden, dass sie um 17 Uhr bei ihm mit Schokoladenpudding aufkreuzte und ihm was vorlas.

„Ich glaube Shizune fängt an Verdacht zu schöpfen, dass ich ständig Pudding klaue“, erklärte Sakura lachend nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte.

Als sie zu Madara blickte, der neben seinem Bett im Rollstuhl saß, erkannte sie, dass jemand in seinem Bett lag. Da Madara ihr die Sicht versperrte, konnte sie nicht sehen, wer es war, sie sah nur, dass diese Person ihre Füße auf dem Kopfkissen abgelegt hatte. Eigentlich gefiel ihr das überhaupt nicht, sie fand es furchtbar, wenn man seine stinkenden Füße auf das Kopfkissen legte, immerhin schlief man nachher darauf. Doch solange es Madara nicht störte, würde sie auch nichts dazu sagen. Madara rollte ein Stück mit dem Rollstuhl zurück und drehte sich mit ihm so, dass er Sakura besser sehen konnte. Zur Begrüßung schenkte er ihr ein gewitztes und glückliches Lächeln.

„Sakura. Pünktlich und hübsch wie immer.“

„Und du bist so charmant wie immer“, kicherte sie mit einem breiten Grinsen. „Ich lasse dich und deinen Besuch dann erst mal wieder alleine und wir lesen ein anderes Mal.“

Als sich die Person auf dem Bett aufsetzte und Sakura ihn als Sasuke identifizierte, verging ihr das Grinsen. Eigentlich hätte sie schon längst darauf kommen müssen, dass es Sasuke war der dort lag, immerhin hatte Madara ihr schon einige Male von Sasukes Besuchen erzählt. Ja, Madara liebte seinen Enkel und er freute sich jedes Mal, wenn er wusste, dass Sasuke ihn bald besuchen würde. Allerdings hatte Madara ihr bei ihrer letzten Lesestunde nicht erzählt, dass Sasuke heute auftauchen würde, denn dann hätte Sakura Madara vorher klar gemacht, dass sie heute nicht mit ihm lesen würde.

„Also, Granddad, diese nette Pflegerin, die dir immer was vorliest und von der du mir immer erzählst, ist Sakura?“, fragte Sasuke überrascht.

„Ja, findest du nicht auch sie ist umwerfend?“ Madara zwinkerte Sakura zu und deutete auf das Bett. „Setz dich, meine Liebe“, forderte er sie auf.

„Ja, jeder Engel wäre eifersüchtig auf sie“, antwortete Sasuke auf Madaras Frage und grinste Sakura verschmitzt an.

Seufzend schüttelte Sakura den Kopf. Die beiden waren sich ziemlich ähnlich wenn es darum ging, charmant zu sein und Komplimente zu verteilen. Die Frage war nur: Wieso mochte sie diese Eigenschaften bei Madara und fand ihn deswegen lustig, während es genau das war, was sie an Sasuke störte?

„Ich würde wirklich gerne die Zeit mit euch beiden Charmeuren verbringen, aber ich denke, es ist besser, wenn ich euch alleine lasse“, meinte Sakura freundlich.

„Ach bitte, Sakura, setz dich zu uns. Je mehr desto besser“, bat Madara sie.

„Du willst doch nicht die Bitte eines alten Mannes ablehnen“, versuchte Sasuke sie zum Bleiben zu bringen. Er stand auf und beugte sich zu Madara runter, ehe er seine Hand um dessen Kinn legte und Madaras Wange sachte mit vier Fingern tätschelte. „Sieh dir doch sein süßes, faltiges Gesicht an. Dem kann man nicht widerstehen.“

Sakura betrachtete Madaras Gesicht. Seine dunkelblauen Augen - die alle Uchihas besaßen und oft schwarz wirkten -, welche gerade regelrecht zu strahlen schienen und heller wirkten als sonst. Seine spitze Nase, die ebenfalls in der Familie üblich zu sein schien und seinen langen, schmalen Mund. Die Falten auf Madaras Stirn, wie auch um seinen Mund und seinen Augen, vertieften sich als er wegen Sasuke anfing zu lachen. Während sie Sasuke betrachtete, der in Madaras Lachen einstimmte, schlich sich heimlich ein Schmunzeln auf Sakuras Gesicht. Sie fand es wäre gar nicht mal so schlecht Sasukes wahres Gesicht kennenzulernen, denn sie war sich ziemlich sicher, dass er sich bei seinem Großvater nicht verstellte. Außerdem freute sie sich immer ein wenig Zeit mit Madara zu verbringen.

„Okay, ich bleibe“, verkündete Sakura.

Als Sakura die wenigen Schritte zu den beiden überwand, ließ Sasuke Madaras Gesicht los und stellte sich neben Sakura. Er legte seinen rechten Arm um sie, schnappte sich einen der beiden Puddingbecher und warf ihn lässig in seine linke Hand. Er hörte wie Sakura irgendwas undeutliches in ihren unsichtbaren Bart murrte, weshalb er anfangen musste zu grinsen.

„Ich hoffe doch, da ist kein Gift in dem Pudding“, raunte er amüsiert.

„Ich weiß nicht, da müsstest du den Hersteller fragen. Allerdings ist der Pudding für Madara gedacht und nicht für dich“, erklärte Sakura ihm ruhig.

Sie schüttelte Sasukes Arm von ihrer Schulter ab und beobachtete wie Madara mit dem Rollstuhl zum Bücherregal am anderen Ende des Zimmers fuhr.

„Bist du dann ein braves Dienstmädchen und bringst mir auch noch einen Pudding? Ich bin mir sicher, das gäbe ein interessantes Rollenspiel ab“, versuchte Sasuke sie zu provozieren.

Er bemerkte, wie sie laut ein- und wieder ausatmete, ehe sie zu ihm sah. Sakura trug wieder einmal ihre Maske mit dem höflichen Lächeln. Doch ganz gleich was für eine Maske man aufsetzte, die Augen blieben immer unverdeckt, und genau diese waren es, die einen letzten Endes immer wieder verrieten. Sasuke blickte in ihre kühlen grünen Augen und schloss daraus, dass er es geschafft hatte, sie zu provozieren. Höchstwahrscheinlich wollte sie keine Szene vor seinem Großvater veranstalten. Vielleicht fehlte nicht mehr viel und ihre Maske würde abfallen. Kurz sah Sasuke zu Madara, der nach einem Buch zu suchen schien.

„Ich bin lediglich für die älteren Menschen hier verantwortlich, und du siehst mir einfach zu jung und knackig aus, um zu einen von ihnen zu gehören“, meinte Sakura so freundlich wie möglich.

„Oh, ich danke dir für dieses wundervolle Kompliment.“ Sasuke packte Sakura am Hintern, weshalb sie erschrocken zusammen zuckte. „Dein Arsch ist übrigens auch sehr knackig.“

„Wenn du das noch einmal machst, werde ich dafür Sorgen, dass du nie wieder im Stande bist, Sex zu haben!“, fauchte sie ihn an, wobei sie versuchte, nicht zu laut zu sein.

„Das klingt nach schwerer Körperverletzung“, meinte Sasuke nach kurzer Überlegung.

„Ich werde einfach auf Notwehr durch sexuelle Belästigung plädieren.“

„Willst du etwa Jura studieren?“, fragte er neugierig.

„Nein, ich will aber auch nicht wegen schwerer Körperverletzung drangenommen werden. Ich bin mir nämlich ziemlich sicher, ich werde dir irgendwann noch richtig wehtun müssen, so bescheuert wie du dich verhältst“, erklärte sie schnaubend.

„Pass bloß auf, wenn du weiter so charmant bist, werde ich mich am Ende noch in dich verlieben“, säuselte Sasuke in ihr Ohr.

Als er sah wie sein Großvater, mit einem Buch auf seinem Schoß, zu ihnen zurück gerollt kam öffnete er den Pudding und schnappte sich noch einen der beiden Löffel, die Sakura in ihrer linken Hand hielt. Nachdem Madara vor den beiden stehen blieb, reichte Sasuke ihm den Pudding und nahm das Buch in die andere Hand.

„Bitte, ich bin 78 Jahre alt. Ich hatte schon genug Pudding in meinem Leben“, sagte er abwinkend.

„Nimm ihn einfach. Wenn du Glück hast, ist er nicht vergiftet.“

„Ach so, ich diene also nur als Vorkoster“, scherzte Madara.

„So kann man es auch sehen“, lachte Sasuke und setzte sich wieder auf das Bett.

Sasuke las sich den Buchtitel durch und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Sein Großvater war schon immer ein großer Fan von William Shakespeares Werken gewesen, und Viel Lärm um nichts war das erste Buch, das Sasuke von ihm gelesen hatte. Sakura setzte sich neben Sasuke aufs Bett und, während sie ihren Pudding öffnete, las auch sie sich den Buchtitel durch.

„Viel Lärm um nichts? Kenne ich gar nicht“, stellte Sakura laut fest.

Sasuke blickte vom Buch auf und sah skeptisch zu Sakura. Sie aß von ihrem Pudding und erwiderte seinen Blick.

„Ihr beiden veranstaltet hier so oft Lesestunden und habt noch nie Viel Lärm um nichts gelesen?“, fragte Sasuke nach.

„Viel Lärm um nichts ist Sasukes Lieblingswerk von Shakespeare“, erklärte Madara ihr als Sakura gerade auf Sasukes Frage antworten wollte. „Er hält es für ein Unding wenn jemand das Buch nicht kennt.“

Sakura musterte Sasuke von der Seite. Sie hätte nie gedacht, dass er jemand war, der Klassiker las und Ahnung von ihnen hatte. Nachdem sie den Plastiklöffel in den Pudding gesteckt hatte, drückte Sakura Sasuke den Becher in die freie Hand und nahm ihm das dünne Buch ab.

„Da bin ich mal gespannt. Ich lese vor“, verkündete sie.

„Von mir aus“, meinte Sasuke schulterzuckend.

Er legte sich wieder aufs Bett. Dieses Mal war es sein Kopf, der auf dem Kissen bettete, während er seine Beine anwinkelte. Als Sasuke sah, wie Madara ihn wissend angrinste, schien die Frage Wieso grinst du so? auf Sasukes Stirn geschrieben zu stehen, denn Madaras Grinsen wurde kurz breiter, ehe er lächelnd den Kopf schüttelte und letztendlich zu Sakura sah. Verwirrt hob Sasuke eine Augenbraue. Er hackte es ebenfalls mit einem Kopfschütteln ab und fing wie Madara an, den Pudding zu essen, als Sakura mit dem lesen begann.
 

Nachdem Sakura das Buch zu Ende gelesen hatte und zugeben musste, dass Sasuke einen guten Geschmack besaß, gingen die drei nach draußen und machten einen Spaziergang im großen Garten, wobei Sasuke es sich nicht entgehen lassen konnte, Sakura weiterhin zu provozieren. Als sie mit dem Spaziergang fertig waren, gingen sie in den Gesellschaftsraum, wo sie mit einigen weiteren Senioren gespielt hatten. Es war schon 21 Uhr als Sasuke und Sakura Madara in sein Zimmer zurück brachten.

„So, Granddad, ich schätze ab, hier kommst du alleine klar.“

Ein lautes Schnauben war von Madara zu vernehmen, ehe er mit dem Rollstuhl ein Stück vorfuhr und sich mit diesem zu Sasuke und Sakura drehte.

„Ich bin noch lange nicht so hilfsbedürftig, dass ich nichts mehr alleine machen könnte“, erklärte Madara verärgert.

Sasuke grinste frech, beugte sich zu seinem Großvater runter und tätschelte seinen Kopf.

„Da ist wohl jemand müde“, neckte er ihn mit sanfter Stimme.

„Behandle mich nicht wie ein kleines Kind, Sasuke!“, schimpfte Madara.

Lachend stellte Sasuke sich wieder aufrecht hin und wandte sich an Sakura.

„So ist er immer wenn er kaputt und müde ist. Er versucht mir dann immer zu zeigen, wie jung und fit er noch ist“, erklärte Sasuke ihr schmunzelnd.

Grinsend betrachtete Sakura Madara. Er sah aus als würden ihm bald die Augen zufallen, doch anscheinend kämpfte er gegen die Müdigkeit an. Mit einem leisen Seufzen schloss er für fünf Sekunden seine Augen, und, als er sie wieder öffnete, tätschelte er Sasukes unteren Rücken.

„Bevor ihr geht, muss ich dir noch was sagen: Du solltest die Frauen mit mehr Respekt behandeln, junger Mann“, sagte Madara mit ernster Stimme.

„Woher willst du wissen, dass ich die Frauen nicht mit Respekt behandle?“, fragte er mit unschuldiger Stimme.

„Würdest du das tun, hättest du Sakura vorhin bestimmt nicht einfach so an den Hintern gefasst“, bemerkte Madara trocken.

Überrascht sahen sich Sasuke und Sakura an, ehe sich Sakuras Blick bei dem Gedanken an diese Szene verfinsterte.

„Du warst hinten am Bücherregal, wie zum Teufel hast du das gesehen?“, wollte Sasuke wissen.

„Meine Beine sind vielleicht nicht mehr das, was sie früher waren, aber meine Augen und Ohren funktionieren noch gut“, erklärte Madara mit einem müden Grinsen. Er sah zu Sakura, die sein Grinsen erwiderte. „Dass du ihm drohst, er könne nie wieder Sex haben, fand ich zwar hart, aber wenn ich du gewesen wäre, hätte ich ihm eine verpasst - und zwar richtig.“

„Und das vom eigenen Großvater“, murrte Sasuke leise.

„Sollte das in Zukunft noch einmal vorkommen, werde ich das tun“, antwortete Sakura belustigt.

„Und ständig sieht man ihn mit anderen Frauen in den Zeitschriften, so als würde er sie jede Woche gegen eine neue austauschen, weil die andere Defekt ist. Mich wundert es nur, dass die Presse nicht schon gelangweilt ist, davon zu berichten.“

Sakura konnte sich gerade noch ein Lachen verkneifen. Sasuke mit Madara aufzuziehen war eindeutig der Höhepunkt ihres Abends. Als Madara ihr zu zwinkerte, zwinkerte Sakura ihm verschwörerisch zurück.

„Ja, es sieht irgendwie so aus, als hätte er Bindungsängste“, spekulierte Sakura laut.

„Hallo? Ich bin anwesend, nur mal so“, beschwerte sich Sasuke.

„Wie auch immer. Sasuke und ich haben erst gestern über diese ganze Sache gesprochen, und ich werde versuchen, ihm Respekt beizubringen“, erklärte Sakura Madara immer noch amüsiert.

„Ach ja? Seit wann?“, hackte Sasuke nach.

„Seit jetzt, schreib es einfach zu der Liste dazu.“

„Du hast aber viel mit mir vor Haruno“, bemerkte er mit einem anzüglichen Grinsen.

„Bis auf das, was dir in deinem Köpfchen rumschwebt, Uchiha“, meinte sie mit einem anmaßenden Grinsen.

„Es wäre nett, wenn ihr beiden mal nachsehen könntet, wann ihr für mich alten Mann Zeit habt, ich würde demnächst gerne einen kleinen Ausflug mit euch machen“, verkündete Madara amüsiert.

Erneut sahen sich die beiden überrascht an, während Madara die beiden weiterhin angrinste. Der heutige Tag war einer der schönsten in seinem Leben gewesen, und er würde ihn garantiert nie vergessen, denn auch wenn Sasuke und Sakura sich oft provozierten und gegenseitig aufzogen, schienen sie sich trotzdem gut zu verstehen.

„Wieso mit uns beiden?“, wollte Sakura wissen.

„Es heißt doch, die Jugend hält einen Jung, und wenn ich dann gleich mit zwei jungen Leuten unterwegs bin, werde ich nur so vor jugendlicher Kraft strotzen“, witzelte Madara.

„Soll das heißen, ich darf dich dann vielleicht noch einige Jahre behalten?“, fragte Sasuke grinsend.

„Wenn du Pech hast“, lachte Madara und konnte ein Gähnen nicht unterdrücken.

„Ich würde es eher als Glück bezeichnen“, sagte Sasuke mit ernster Miene. Er wandte sich zu Sakura und meinte: „Wir sollten jetzt gehen.“

Als Antwort darauf, bekam Sasuke ein kurzes Nicken von ihr. Sie beugte sich zu Madara runter, drückte ihm einen Kuss auf die Wange und flüsterte ihm noch etwas ins Ohr, worüber er sich zu freuen schien. Während Sakura danach auf die Tür zusteuerte, tätschelte Madara abermals Sasukes unteren Rücken.

„Gute Nacht, Granddad.“

„Gute Nacht, Sasuke. Ich liebe dich“, verabschiedete Madara sich lächelnd.

„Ich dich auch.“

„Und fahr Sakura nach Hause, es ist schon spät“, befahl er seinem Enkel.

„Mach ich.“

Sasuke und Sakura verließen Madaras Zimmer und schlossen die Tür hinter sich. Während Sakura sich vom Personal verabschiedete, die sich wunderten, dass sie noch da war, teilte Sasuke ihnen mit, dass Madara ziemlich müde war und sie demnächst zu ihm gehen sollten. Sakura schnappte sich noch schnell ihre Tasche, danach verließen sie das Altenheim, und als sie an Sasukes schwarzem Alfa Romeo Spider ankamen, öffnete er die Beifahrertür für sie.

„Nein, ich laufe“, sagte sie höflich.

„Steig einfach ein. Granddad bringt mich um, wenn er erfährt, dass ich dich nicht nach Hause gefahren habe“, meinte Sasuke bestimmt.

„Keine Sorge, ich werde es ihm nicht verraten.“

„Hast du etwa Angst vor mir?“, fragte er mit einem provokanten Grinsen.

„Nein, das ganz sicher nicht“, antwortete sie augenverdrehend.

„Dann steig ein.“

Mit einem lauten Seufzer gab Sakura sich geschlagen und stieg ein. Sasuke schloss die Beifahrertür, und nachdem er auf der Fahrerseite eingestiegen war, schloss er auch seine.

„Wie kommt es, dass Madame laufen muss? Gehst du etwa arbeiten, weil deine Eltern wollen, dass du dir dein Auto selbst finanzierst? Wobei es da bestimmt bessere Arbeit gibt“, überlegte Sasuke laut, während er sich anschnallte.

Er blickte rüber zu Sakura, und als er sah, dass auch sie sich angeschnallt hatte steckte er den Schlüssel ins Zündschloss und startete den Motor.

„Ich mach das ehrenamtlich. Außerdem geh ich meistens zu Fuß, das Altenheim ist nicht weit entfernt von unserem Wohnviertel.“

„Zu Fuß dauert das doch bestimmt eine Stunde.“

„30 bis 45 Minuten“, korrigierte sie ihn.

„Klingt nach verschwendeter Zeit.“

„Für mich klingt es auch nach verschwendeter Zeit, dass du ununterbrochen die Zahl deiner Opfer erhöhst“, sagte Sakura.

Sie vernahm ein kurzes auflachen von Sasuke, weshalb sie zu ihm sah. Er wandte seinen Blick kurz von der Straße ab und sah ebenfalls zu ihr.

„Das klingt aus deinem Mund so, als wäre ich ein Serienmörder“, meinte er belustigt.

Unschuldig zuckte Sakura mit den Schultern. Während Sasuke seinen Blick wieder auf die Straße gerichtet hatte, musterte sie sein Profil. Von Madaras Erzählungen wusste sie schon, dass er auch eine andere Seite zu haben schien, und als sie Sasuke heute mit seinem Großvater und den anderen Senioren erlebt hatte, wusste sie, dass diese Seite tatsächlich existierte. Sakura hatte gesehen, wie freundlich, fürsorglich und geduldig er mit ihnen umgegangen war. Außerdem hatte er seinen frechen Charme den Leuten gegenüber nie verloren, und vielleicht war es genau das, was all die Frauen so anziehend an ihm fanden?

„Auch wenn du noch kein Serienmörder bist, ich hoffe dir ist trotzdem bewusst, was du diesen ganzen Frauen mit deinen Spielchen antust und, dass das nicht ewig so weiter gehen kann?“, erkundigte Sakura sich bei ihm.

„Was soll ich ihnen schon großartig antun? Die Liebe hält nie ewig und die meisten Menschen bleiben dann einfach nur noch mit ihrem Partner zusammen, weil es so bequemer ist. Wenn ich ihnen also sage, ich würde sie nicht mehr Lieben und mit ihnen Schluss machen, ist das was ganz normales. Sie heulen deswegen, lassen sich trösten und irgendwann kommt ein anderer Kerl, in den sie sich verlieben - wie lange diese Liebe dann anhält liegt an ihnen“, antwortete Sasuke mit kühler Stimme.

Sakura lehnte sich im Sitz zurück und schwieg für mehrere Sekunden. Es interessierte sie wirklich, was in seinem Leben passiert war, dass er so über die Liebe dachte.

„Wenn du sagst, die Liebe würde nie ewig halten, sagst du damit nur aus, dass du auch irgendwann aufhören wirst deinen Großvater zu lieben“, erklärte sie ihm ruhig.

„Bitte, du kannst Granddad nicht mit irgendwelchen dummen Mädchen vergleichen, die ein wenig Nettigkeit und Verliebtheit für wahre Liebe halten“, sagte Sasuke genervt.

„Ich vergleiche Madara auch nicht mit diesen Frauen, denn es geht gerade nur darum, dass du gesagt hast, Liebe würde nicht ewig halten.“

„Seinen Großvater zu lieben ist eine ganz andere Sache, als eine Frau oder einen Mann zu lieben!“

„Ist es nicht. Die Liebe ist immer gleich, ganz egal wen man liebt. Der einzige Unterschied ist das Verhältnis, das man zu den Menschen, die man liebt, hat“, versuchte Sakura ihm klarzumachen.

Genervt warf Sasuke einen kurzen Blick zu Sakura, nachdem er in ihre Straße bog. Was zum Teufel war mit dieser Unterhaltung? Sie konnte ihm doch nicht wirklich weiß machen, dass man jeden Menschen auf die gleiche Art und Weise lieben konnte. Jeder Mensch war anders und dementsprechend ist auch die Liebe unterschiedlich. Menschen traten in dein Leben und verschwanden aus deinem Leben, genauso war es auch mit der Liebe. Nichts bestand ewig.

Vor der Einfahrt zum riesigen Anwesen der Harunos blieb Sasuke letztendlich stehen.

„Gute Nacht“, sagte er kühl und bestimmt.

Sakura schnallte sich ab und drehte sich mit ihrem Körper ein Stück zu Sasuke.

„Auch wenn du denkst, dass das, was du machst, nichts Besonderes ist, um ehrlich zu sein ist es wirklich furchtbar, was du da abziehst. Du zerstörst diese Mädchen, ihre Herzen und ihre Seelen. Was wenn diese Mädchen schon öfter auf solche Typen wie dich rein gefallen sind? Was wenn manche von ihnen dich wirklich geliebt haben und das nicht nur so eine Schulmädchenschwärmerei war? Jeder verkraftet so etwas anders. Es könnte sein, dass es diesen Frauen danach schwer fällt, einem anderen Mann zu vertrauen, weil sie anfangen alle Männer in derselben Schublade abzuheften. Es könnte sein, dass manche von ihnen denken, es wäre okay, wenn sie so etwas ähnliches mit anderen Männern abziehen, weil es für dich ebenso in Ordnung und amüsant war, mit ihnen zu spielen. Wenn du so leichtfertig mit den Herzen anderer Menschen spielst, solltest du dir auch über die Schäden bewusst werden, die du damit anrichten kannst“, erklärte Sakura immer noch mit ruhiger Stimme.

Als Sasuke laut und tief einatmete, sah Sakura wie sich sein Brustkorb mit Luft füllte, und als er ebenso laut wieder ausatmete, beobachtete sie, wie sich sein Brustkorb wieder senkte. Für wenige Sekunden schloss Sasuke seine Augen, und als er sie wieder öffnete, sah er zu ihr. Seine dunkelblauen Augen wirkten schwarz und kalt, weshalb Sakuras Kehle ein leiser Seufzer entwich. Ihr wurde bewusst, dass er dicht machte und sie wohl keine Antwort von ihm erwarten konnte.

„Die menschliche Seele kann sehr zerbrechlich sein“, fügte Sakura zu ihrer Aussage hinzu und öffnete die Autotür.

„Gute Nacht, Sasuke.“

Nachdem Sakura die Autotür geschlossen hatte, verließ auch Sasukes Kehle ein Seufzer. Er verstand nicht wirklich, wieso er sich von ihren Worten angegriffen fühlte und wütend war. Immerhin war es ihm egal, was sie dachte oder wie sich diese naiven Mädchen fühlten. Er hatte noch nie bedacht, dass es diese Frauen möglicherweise großartig Schaden würde, wieso sollte er auch irgendeinen Gedanken an ihnen verschwenden? Alles, was er wollte, war sich die Langeweile zu vertreiben und ein wenig Spaß zu haben. Während er beobachtete, wie Sakura vor der Haustür nach ihrem Schlüssel in ihrer Handtasche wühlte, dachte er noch einmal über ihre Worte nach. Als Sakura den Schlüssel gefunden und letzten Endes das Haus betreten hatte, fuhr Sasuke nach Hause und versprach sich, nie wieder einen Gedanken an Sakuras Worte zu verschwenden, denn ganz gleich was sie sagte, es war ihm definitiv egal.

4. Akt

Naruto fand, dass der heutige Samstag einer der besten Tage in seinem Leben war, und dies zeigte er der gesamten Welt mit einem breiten, strahlenden Lächeln, welches regelrecht in sein Gesicht gemeißelt war. Er schien heute Glück im Überfluss zu haben, denn er hatte Sakura den ganzen Tag für sich alleine und das Date lief geradezu perfekt. Am Vormittag hatte er Sakura entführt um mit ihr ein Fest im Regent's Park zu besuchen. Mit Sicherheit hätte er sich etwas viel prachtvolleres und glamouröseres für sie einfallen lassen können, doch Naruto wusste, dass solche Dinge Sakura weder beeindruckten noch sonderlich gefielen. Sie war der natürlichste, selbstloseste und bodenständigste Mensch, den Naruto kannte. Nachdem die beiden zwei Rundgänge und eine Fahrt im Riesenrad hinter sich hatten, beschlossen sie, das Fest wieder zu verlassen.

„Irgendwelche speziellen Wünsche, was unsere nächste Haltestelle sein soll?“, erkundigte Naruto sich.

Er beobachtete Sakura von der Seite, während sie darüber nachdachte, worauf sie als nächstes Lust hätte und an dem Ärmel seiner dünnen Jacke rumfummelte. Auch wenn Naruto eigentlich lieber Sakuras Hand halten würde, konnte er sich nicht darüber beschweren, wenn Sakura sich bei ihm einhakte, denn so war sie ihm eindeutig näher, und er konnte sogar die Wärme spüren, die von ihr ausging. Manchmal würde Naruto am liebsten die gesamte Welt um sich herum vergessen, dann gäbe es nur ihn und sie auf diesem Planeten. Vielleicht würde er sich dann sogar trauen, Sakura erneut zu küssen.

Sein Lächeln verwandelte sich in ein breites, verliebtes Grinsen, als Naruto an den Tag vor fünf Jahren zurückdachte. Er hatte es geschafft, dass Sakura mit ihm am Valentinstag ausging. Sie waren damals erst junge 13 Jahre und Romantik war für beide ein Fremdwort, aber dennoch war dieser Tag für Naruto einer der romantischsten in seinem bisherigen Leben gewesen. Nachdem er Sakura vom Schlittschuhlaufen vor ihrer Haustür abgeliefert hatte, standen die beiden noch mehrere Minuten draußen in der Kälte, da Naruto sich noch nicht verabschieden wollte und deswegen so viel unsinniges Zeug redete wie ihm nur einfiel. Als Sakura dann allerdings anfing zu frieren und unbedingt rein wollte, überwand Naruto seine gesamte Nervosität und drückte seine feuchten Lippen so hastig auf Sakuras, dass ihr gar keine Zeit blieb auf diesen Kussangriff zu reagieren. Er erinnerte sich noch genau daran, wie süß ihre Lippen geschmeckt und wie weich sie sich angefühlt hatten. Leider erinnerte er sich auch noch daran, wie sie ihm eine Ohrfeige verpasst hatte, weil er sie aus heiterem Himmel geküsst hatte. Bei dieser Erinnerung musste der Blonde über seine linke Wange fahren.

„Lass uns Enten füttern gehen“, antwortete Sakura schließlich.

„Enten füttern?“, fragte er grimmig.

„Wir müssen nicht, wenn du nicht möchtest“, erklärte sie, als sie Narutos düsteren Gesichtsausdruck bemerkte.

„Das ist es nicht, ich befürchte allerdings, ich bin immer noch vom letzten Mal, als wir Enten füttern waren, traumatisiert.“
 

Sakura konnte ein Auflachen nicht unterdrücken, als sie daran dachte, wie das Enten füttern Anfang Januar ausgegangen war. Nachdem sie das gesamte klein geschnittene Obst verfüttert hatten, hatten Ino und Naruto – wie es sooft üblich war – angefangen über etwas Banales zu streiten, und da weder Sai noch Sakura Lust hatten sich das an zu tun, hatten sie sich dazu entschieden, einen kleinen Spaziergang um den See zu machen. Alles verlief vollkommen normal, bis irgendwann eine der Enten, die aus dem See gewatschelt kam, auf Naruto zusteuerte und ihn mit mehreren Lauten auf sich aufmerksam machte.

„Ich habe nichts mehr für dich“, hatte Naruto versucht der Ente klar zu machen.

Doch das gefiederte Tier schnatterte ihn nur laut an und kam näher auf ihn zu, während sich noch vier weitere Enten auf den Weg zu ihm machten. Naruto, der sich von den Tieren bedrängt fühlte, ging einige Schritte zurück und versuchte ihnen weiterhin zu erklären, dass er kein Futter mehr für sie hatte. Als ihm die erste Ente dann ins Bein beißen wollte, rannte Naruto schreiend los und wurde von den schnatternden Enten verfolgt.

Während Sai, Ino und Sakura sich köstlich darüber amüsierten, wurde Naruto durch den gesamten Park gejagt, ehe er auf die Idee kam, sich in der Männertoilette einzusperren. Danach hatte es eine Stunde Überredungskunst gebraucht, um ihn aus dem Toilettenhäuschen wieder rauszukommen. Als wäre das Ganze nicht schon peinlich genug gewesen, musste Naruto zwei Tage später auch noch feststellen, dass Ino das ganze Szenario mit ihrem Handy gefilmt und letztendlich ins Internet gestellt hatte. Bei der Erinnerung daran seufzte er frustriert.
 

„Ich verspreche dir, ich werde dich vor den boshaften Enten beschützen“, verkündete Sakura mit einem amüsierten Grinsen.

„Ach. Da fühle ich mich gleich viel sicherer“, murmelte er in seinen unsichtbaren Bart.

„Gut, dann lass uns was anderes machen. Worauf hast du Lust Naruto?“

„Nein, wir gehen Enten füttern“, sagte er mit fester Stimme.

„So wie ich das sehe, hast du eine Entenphobie. Sicher, dass du das willst?“, erkundigte sie sich mit skeptischem Blick.

„Wir nehmen einfach ein Brot mehr mit, damit ich es ihnen gegen den Kopf werfen kann, wenn sie wieder auf die Idee kommen, mich essen zu wollen“, erklärte Naruto grinsend.

Sofort machte sich auch auf Sakuras Gesicht ein Grinsen breit und nur wenige Sekunden später löste sie die Umklammerung um seinen Arm, um ihm mit diesem einen leichten Schlag gegen die Schulter zu verpassen.

„Damit würdest du die armen Enten umbringen!“, schimpfte sie mit gespielter Empörung.

„Wie heißt es so schön? Fressen oder gefressen werden“, lachte Naruto.

Auf ihrer Suche nach einer Bäckerei in der Nähe, setzten die beiden ihr Geplänkel fort, ehe sie sich ernsteren Themen widmeten und sich mit Körnerbrötchen für die Enten wappneten. Eigentlich gab Sakura den Enten nicht gerne Brötchenstücke zu Essen, sondern lieber Wasservogelfutter oder geschnittene Obst- und Kartoffelstücke, da die meisten Menschen ihnen nur Brote oder Brötchen anboten und dies keine ausgewogene Ernährung für die Enten war. Allerdings fand sie auch, dass es nicht so tragisch wäre, ihnen einmal Brötchen anzubieten. Naruto, der so heldenhaft war die ach so schwere Brötchentüte auf dem Rückweg zu tragen, erzählte Sakura mehrere unterhaltsame Geschichten vom vergangenen Freitagabend, als er mit einigen Jungs aus der Klasse unterwegs war.

„.. und dann ist Kiba die Treppe runtergefallen“, erzählte er lachend zu Ende.

„Oh mein Gott! Hat er sich was getan?“, fragte Sakura besorgt.

„Quatsch. Er ist sofort wieder aufgestanden und rumgerannt wie ein Irrer. Keine Ahnung wie er stockbesoffen noch so normal laufen konnte.“

Sakura konnte darüber nur den Kopf schütteln. Sie hielt nicht besonders viel von Alkohol, weshalb sie selten mit Naruto und den anderen um die Häuser zog. Wieso sollte sie auch? Das Einzige, was sie tun würde, wäre ihnen dabei zuzusehen, wie sie sich die Kante gaben, und diese Zeit konnte sie in wichtigere Dinge investieren. Dass sie dabei gewisse Stürze, peinliche Anmachen und betrunkenes Gejammer verpasste, war für sie definitiv kein Weltuntergang.

„Was hast du gestern Abend getrieben?“, wollte Naruto nach einigen Augenblicken der Stille wissen.

Während die beiden ihre letzten Schritte zum See überwanden, dachte Sakura an den gestrigen Abend, den sie mit Madara und Sasuke verbracht hatte. Auch wenn sie anfangs mindestens zehn Dinge in ihren Gedanken aufgezählt hatte, die sie lieber getan hätte, als ihren Freitagabend mit Sasuke zu verbringen, musste sie zugeben, dass der Abend mit den beiden wirklich schön war. Als Sakura dann allerdings an Sasukes verärgerten Gesichtsausdruck denken musste, nachdem sie sein Auto verlassen hatte, stellte sie sich die Frage, ob er sie nun eine Weile ignorieren würde.

„Ich habe meinen gestrigen Abend im Altersheim verbracht“, antwortete sie wahrheitsgemäß.

Dafür kassierte sie sich einen ungläubigen Blick des jungen Uzumakis, da er sich vorstellte, wie sie nachts mit den alten Leuten im Altersheim Bingo spielte. Etwas Langweiligeres konnte er sich nun wirklich nicht vorstellen. Hätte er seinen Freitagabend im Altersheim verbringen müssen, hätte er sich wohl die Kugel gegeben. Naruto öffnete die Brötchentüte und holte eines der Körnerbrötchen raus, um es gleich in kleine, schnabelgerechte Stücke zu zupfen.

„Haben sie dich etwa gezwungen den Bingo Abend zu leiten?“, witzelte Naruto.

„Nein, ich bin freiwillig geblieben, und ich hatte wirklich einen schönen Abend.“

Sakura schnappte sich die Brötchentüte und zauberte ein weiteres Brötchen hervor. Während sie dieses ebenfalls in kleine Stücke zerteilte, sah sie schon wie die ersten Enten angeschwommen kamen. Naruto und sie warfen den Enten abwechselnd die Brötchenstücke zu und gleichzeitig hingen beide ihren Gedanken hinterher. Gedämpfte Geräusche drangen vom Fest bis zum See, an welchem sich nur die beiden Jugendlichen und ein Schwarm schnatternder, hungriger Enten befanden.

Sakura war sich nicht sicher, ob sie ihrem besten Freund erzählen sollte, dass Sasuke seinen gestrigen Abend ebenfalls im Altersheim verbracht hatte. Nachdem sie ungefähr die Hälfte ihres Brötchens verfüttert hatte, linste sie zu dem Blondschopf zu ihrer Rechten, welcher ungewöhnlich still war. Eigentlich konnte sie ihm davon erzählen, immerhin war er von Anfang an ein Befürworter von Inos Idee Sasukes Herz zu brechen, und wieso sollte sie ihm etwas darüber verschweigen? Er war immerhin seit Jahren ihr bester Freund.

„Lass uns gleich mit einem der Ruderboote über den See fahren“, schlug Naruto vor bevor Sakura überhaupt dazu kam, ihren Mund zu öffnen.

Narutos Stimme unterbrach ihre Gedankengänge, weshalb sie kurz den Kopf schüttelte. Mit dem Zeigefinger deutete Naruto auf die Holzhütte, die sich auf der anderen Seite des Sees befand, weshalb Sakuras Blick von Naruto abließ und zur Hütte wanderte. Sie sah wie jemand die obere Hälfte der Vorderseite nach oben zog und diese mit Stöcken abstützte, damit sie nicht wieder zufiel. Jeder wusste, dass dies bedeutete, sie hatten offen. Misstrauisch hob Sakura eine ihrer rosafarbenen Augenbrauen und sah wieder zu Naruto.

„Naruto, sag mir bitte, dass du diese Leute nicht bestochen hast, damit wir heute über den See fahren können“, meinte Sakura mit düsterer Stimme.

„Ich habe diese Leute nicht bestochen, damit wir heute über den See fahren können“, wiederholte Naruto ihre Worte.

Sakura sah ihn verärgert an, während Naruto ihr ein breites Grinsen schenkte. Sie wussten beide, dass Narutos Worte eine dreiste Lüge waren, immerhin wussten sie auch beide, dass man sich normalerweise nur von April bis September ein Ruderboot ausleihen konnte. Dafür, dass es Ende Februar war, war der heutige Tag zwar wärmer als üblich, doch Sakura hatte trotzdem immer wieder Probleme damit einzuschätzen, wie warm sie sich anziehen musste. Aus diesem Grund trug sie lediglich einen dünnen, weißen Pullover mit einem grauen Top darunter und wenn sie ehrlich war, wurde es langsam kälter als ihr lieb war.

„Jetzt sag mir die Wahrheit“, forderte sie ihn auf.

Mit einem leisen Seufzer gab Naruto daraufhin zu: „Schön, ich habe ein paar Kontakte spielen lassen, aber das ist eine komplette Win-Win-Situtation. Wir können eine kleine Bootsfahrt genießen und die kassieren ihr Geld.“

Dass der Blonde sich dadurch erhoffte, ihr später wieder einen Kuss stehlen zu können, verschwieg er allerdings. Sein größter Wunsch war, dass sie den Kuss dieses Mal erwidern würde. Dazu musste er ihr etwas Besonderes bieten und sie mit bester Laune daheim absetzen, abgesehen davon war so eine kleine Bootsfahrt auf dem See wirklich romantisch. Man war alleine auf diesem kleinen Ruderboot und um einen herum gab es nichts weiter als das Wasser, einige Wasservögel und die große, weite Natur.

„Na schön. Ich schätze, wenn sie schon mal extra auf machen, wäre es dumm dann einfach zu verschwinden“, murmelte Sakura, als sie die letzten Brotkrumen ins Wasser warf.

„Das ist die richtige Einstellung!“, lobte Naruto sie amüsiert.

Naruto grinste sie an und schnappte sich ihre Hand, um mit ihr zu der Holzhütte zu gehen. Lächelnd ging sie neben ihm her. Sie wusste, dass das alles nur gut gemeint war und Naruto ihr höchstwahrscheinlich eine Freude bereiten wollte, so war er eben. Als sie an der Hütte ankamen, begrüßte Naruto den Mann freundlich, dieser wiederum wirkte genervt darüber, dass er sich heute um die Verleihung der Boote kümmern musste. Höchstwahrscheinlich sah sein Plan für heute eigentlich vollkommen anders aus. Nachdem Naruto ihm das Geld für eine Stunde auf dem See gegeben hatte, half er ihm eines der Boote, die während dieser Zeit in der Hütte gelagert wurden, rauszutragen. Daraufhin half Naruto der rosahaarigen Schönheit in das Boot zu steigen, und auch wenn Sakura fand, sie hätte es alleine geschafft in das kleine Ruderboot einzusteigen, ließ sie ihn gewähren. Als Naruto dann ebenfalls im Boot Platz genommen hatte, nahm er die Ruder des Mannes an sich und ruderte mit dem Boot los.

„Sasuke war gestern Abend übrigens auch dort“, sagte Sakura, als sie schon mindestens eine viertel Stunde über den See fuhren.

Naruto, der eine Ente mit besonderem Muster beobachtete und im gleichen Rhythmus ruderte, sah überrascht auf und zu seiner besten Freundin. Er legte seine Stirn in Falten, denn er war sich nicht sicher, ob er sich verhört hatte oder nicht.

„Du meinst im Altersheim? Was macht denn so ein Typ wie Sasuke Uchiha an einem Freitagabend im Altersheim?“, fragte Naruto ungläubig.

„Wir haben mit den alten Leuten Spiele gespielt, ein paar von ihnen haben sogar Twister gespielt was zum Teil wirklich amüsant aussah. Sasuke hat sich außerdem jede noch so langweilig klingende Geschichte angehört und wurde von den Damen dort angeflirtet bis zum geht nicht mehr. Am Schluss hat er allen sogar eine Art Gute-Nacht-Geschichte vorgelesen“, erzählte sie schmunzelnd.

Als Sakura bemerkte, dass sie lächelte, biss sie sich auf die Unterlippe. Das Lächeln schien allerdings festgefroren zu sein, denn je mehr sie versuchte ihre Mundwinkel unter Kontrolle zu bringen, desto breiter schien ihr Lächeln zu werden. Naruto wiederum war über das, was auf Sakuras Gesicht passierte, nur noch mehr verwirrt.

„Der Kerl scheint auch nichts unversucht zu lassen. Um sein perverses Spiel zu spielen, stalkt er dir sogar hinterher und taucht an deinem Arbeitsplatz auf, nur um dich dann mit sowas zu beeindrucken“, schimpfte Naruto.

„So ein Unsinn. Er hat mich nicht gestalkt“, warf Sakura ein. Nach kurzer Überlegung fügte sie noch hinzu: „Das mit dem beeindrucken könnte allerdings hinhauen.“

„Denkst du etwa er kam rein zufällig, ausgerechnet an einem Freitagabend, in genau demselben Altersheim, in dem du arbeitest?!“ Bei dem Wort zufällig ließ er die Ruder los und formte mit den Zeige- und Mittelfinger seiner Hände Gänsefüßchen. Eine Mischung aus Eifersucht und Ärger machte sich in dem Blondschopf breit. Naruto verstand nicht, wie seine beste Freundin so naiv sein konnte und wegen so einer Kleinigkeit von Sasuke beeindruckt zu sein schien. Ohne großartig darüber nachzudenken, stand Naruto auf, stemmte eine seiner Hände in die Hüfte und spielte mit der anderen an seinen Haaren herum.

„Ich bin Sasuke Uchiha und so umwerfend, dass ich mich jederzeit wie das letzte Arschloch verhalten kann, und trotzdem verlieben sich ständig alle Frauen in mich, mit denen ich dann meine kranken Spielchen treibe“, versuchte Naruto den jungen Uchiha nachzuäffen. Während er sprach gestikulierte Naruto wild umher, was das Boot zum schwanken brachte. Aus diesem Grund rutschte Sakura an den rechten Rand des Bootes und hielt sich daran fest.

„Könntest du wohl bitte damit aufhören? Ich habe keine Lust ins Wasser zufallen!“, schrie sie ihn an.

„Und ich habe keine Lust, dass du ebenfalls auf Sasukes Psychopathenmasche reinfällst!“, brüllte Naruto zurück.

Das Boot schwankte auf einmal so sehr, dass Naruto nach rechts stolperte und wohl aus dem Boot geflogen wäre, wäre er nicht auf seinen Knien gelandet und von der Seite des Bootes aufgefangen worden, an dessen Rand er sich festhielt. Sakura hatte allerdings nicht so viel Glück wie Naruto, denn da sie schon vollkommen an die rechte Seite des Bootes gerutscht war und das Boot durch Narutos Sturz einen großen Ruck von sich gab, landete sie direkt im kalten Wasser. Als Naruto sich halbwegs von dem Schock erholt hatte, öffnete er wieder seine Augen und nur wenige Sekunden später trat Sakura an die Wasseroberfläche. Mordlüstern funkelten Naruto diese smaragdgrünen Augen an, weshalb jegliche Farbe aus seinem Gesicht wich und er hart schlucken musste.

„Es tut mir so so so so leid, Sakura!“

„Sei einfach still und hilf mir auf dieses verdammte Boot“, sagte sie mit beängstigend ruhiger Stimme.

Naruto nickte heftig, ehe er auf die andere Seite des Bootes rutschte und versuchte, Sakura mit einem der Ruder wieder ins Boot zu ziehen. Es hatte mehrere Versuche gebraucht, in denen das Boot kurz davor war zu kentern, doch am Ende hatte er es geschafft, Sakura aus dem Wasser zu ziehen. Diese kauerte sich auf die Holzbank und schlang ihre Arme um ihren nassen, frierenden Körper. Naruto presste seine Lippen zusammen und musterte Sakura stumm, wobei er bemerkte, dass ihr weißer Pullover nun vollkommen durchsichtig war und wenn das graue Top nicht darunter wäre, man mehr von ihrem Körper hätte sehen können. Auch wenn Naruto es besser wusste, konnte er seinen Blick nicht von ihrem Körper abwenden.

„Könntest du bitte los fahren? Ich will einfach nur noch Heim“, gab Sakura mit gepresster Stimme von sich.

Sofort sah Naruto zu ihr auf, denn wenn sie gemerkt hätte wo er hin sah, hätte sie ihn wahrscheinlich schon längst windelweich geprügelt. Erleichtert stellte er fest, dass ihr Blick gen Boden gerichtet war, und sofort bekam er ein schlechtes Gewissen, weshalb er auch gleich losruderte und versuchte, so schnell wie möglich wieder an Land zu gelangen.
 

Nach 10 Minuten hatten sie das Land endlich erreicht, und als sie dabei waren den Regent's Park wieder zu verlassen, entschuldigte Naruto sich gefühlte tausend Mal. Als hätte Sakura das Ganze nicht schon gereicht, sah sie, wie Juugo und Sasuke ihnen entgegen kamen. Da ihre Laune sowieso schon den Gefrierpunkt überschritten hatte, tat Sakura so, als würde sie die beiden nicht sehen und versuchte einfach an ihnen vorbeizugehen. Das Problem an ihrem Vorhaben war die Tatsache, dass Sasuke sie nicht ignorierte und sich ihr in den Weg stellte, wodurch sie vor ihm stehen bleiben musste.

„Was ist denn mit dir passiert, Sakura?“, fragte Juugo besorgt.

Die Angesprochene gab ein lautes Schnauben von sich, bevor sie Naruto einen verärgerten Blick zuwarf. „Dieser Idiot da ist mit mir passiert!“

„Es tut mir doch leid! Wie oft soll ich mich noch entschuldigen?“, jammerte Naruto rum und sah Juugo verlegen an, um seine Frage zu beantworten. „Ich dachte es wäre cool, wenn wir ein wenig über den See rudern würden, und als ich aufgestanden bin, um ein paar Späße zu machen, hat das Boot angefangen zu schwanken, bis Sakura irgendwann in den See gefallen ist..“

„Ist es nicht ein bisschen zu kalt, um schon schwimmen zu gehen?“, erkundigte Sasuke sich amüsiert.

Sowohl Sakura als auch Naruto warfen ihm einen finsteren Blick zu, was Sasuke völlig kalt ließ. Der Schwarzhaarige ließ seinen Blick über ihren Körper wandern, ehe sein Blick an ihren Brüsten hängen blieb und er wage einen schwarzen BH unter dem grauen Top ausmachen konnte. Als Sasuke plötzlich spürte, dass ihm jemand die Hände vor die Augen hielt und ihm somit seine atemberaubende Aussicht nahm, gab er einen grimmigen Ton von sich.

„Du bist so ein Langweiler, Juugo“, gab Sasuke missmutig bekannt.

„Er besitzt einfach Anstand und Manieren. Man glotzt keiner Frau auf die Brüste, vor allem nicht wenn sie vollkommen durchnässt ist!“, fauchte Sakura.

„Es würde dich wirklich nicht umbringen, wenn du dich mal von deiner guten Seite zeigst“, beteuerte Juugo als er seine Hände von Sasukes Augen nahm.

„Ha! Als ob der eine gute Seite besitzt“, frotzelte Naruto.

Sasuke sah zu Naruto, welcher genervt die Arme vor der Brust verschränkt hatte und seinen Kopf von Sasuke wegdrehte, was ihm wiederum eine perfekte Aussicht auf Sakuras Brüste gab. Als Sasuke klar wurde wo Naruto hinsah, wanderten seine dunkelblauen Augen rüber zu Sakura, die ihn immer noch anfunkelte. Bei ihm regte sie sich also über so etwas auf und bei Naruto bekam sie das allem Anschein noch nicht einmal mit.

„Wenn ihr unbedingt darauf besteht, meiner guten Seite freien Lauf zu lassen, werde ich sie jetzt auf die Menschheit hetzen“, verkündete Sasuke.

Er schnappte sich einfach Sakuras Hand, drehte sich um und zog sie hinter sich her. Dass sie sich dagegen wehrte und anfing zu protestieren interessierte ihn eher weniger, immerhin war er sowieso stärker als sie. Auch Narutos Ausrufe ‚wo zum Teufel er hinginge‘ und dass er ein ‚verdammtes Arschloch sei‘ ließen ihn unberührt.

„Sasuke! Was soll das werden?!“, schrie Sakura ihn an.

„Beruhige dich. Ich werde dich schon nicht umbringen“, entgegnete er gelassen.

Es verstrichen mehrere Sekunden bis Sakura endlich aufhörte sich zu wehren - sie konnte sowieso nichts gegen ihn ausrichten. Um Sasuke besser sehen zu können beschleunigte sie ihren Gang, sodass sie nicht mehr hinter ihm her gezogen wurde, sondern neben ihm lief. Von der Seite aus musterte sie sein Profil. Er wirkte so cool, gelassen und uninteressiert wie immer, wenn sie ihn einmal gesehen hatte oder über den Weg gelaufen war. Wie konnte jemand zum einen eine solch nette und liebevolle Art besitzen, wie Sakura sie gestern an ihm erlebt hatte, zum anderen jedoch so kühl und distanziert wirken, dass man nicht einmal erahnen konnte, was in ihm vorging, und dann wieder so charmant und freundlich sein, wenn es ihm dazu diente, das zu bekommen, was er wollte?

„Könntest du bitte meine Hand loslassen? Ich werde schon nicht wegrennen, wohin auch immer du mich gerade entführst.“

Sasuke, dem es überhaupt nicht bewusst war, dass die beiden Händchen hielten, sah runter auf ihre Hände und ließ ihre daraufhin los.

„Versteh diese Frage nicht Falsch, aber was genau läuft da zwischen Naruto und dir?“, wollte Sasuke wissen.

„Was zwischen Naruto und mir läuft? Wieso? Bist du etwa schon eifersüchtig?“, neckte sie ihn.

„Natürlich. Ich platze schon vor Neid“, erwiderte er sarkastisch.

Die beiden sahen sich an, doch als ein kalter Wind aufkam verzog Sakura das Gesicht und versuchte sich warm zu halten, indem sie ihre Arme rieb. Um zu sehen, wie weit es noch bis zu seinem Ziel war, sah Sasuke zu dem Toilettenhäuschen.

„Ich frage das nur, weil ich keine Lust habe, mich in irgendeine Beziehung oder fast Beziehung einzumischen. Mir ist bewusst, dass Naruto in dich verliebt ist, das hat er die letzten Jahre wirklich sehr offensichtlich gezeigt, nur sind mir deine Gefühle zu ihm ein Rätsel. Ich dachte eigentlich nicht, dass du seine Gefühle erwiderst, allerdings gehst du mit ihm auch vollkommen anders um als zum Beispiel mit mir. Wenn ich dir auf die Brüste glotze, bekomme ich sofort eine Standpauke, und wenn Naruto das macht, scheint das vollkommen okay für dich zu sein“, erklärte Sasuke sein Interesse.

Perplex sah Sakura ihn an, während sie weiterhin versuchte, sich so gut wie möglich warm zu halten. Einige Leute, die das Fest wohl gerade verlassen hatten und ihnen entgegen kamen, musterten die Rosahaarige argwöhnisch.

„Also Erstens: Naruto glotzt mir nicht auf die Brüste, so etwas würde er nie machen. Zweitens: Du hast keine Lust dich in Beziehungen einzumischen? Das ist also deine Grenze, was solche Spielchen angeht?“

„Natürlich tut er das, ich habe es doch gerade mit eigenen Augen gesehen, und ja das ist meine Grenze.“

„Sollte ich ihn jemals dabei erwischen, ist er ein toter Mann“, meinte Sakura grimmig und antwortete endlich auf Sasukes erste Frage: „Ich weiß dass Naruto in mich verliebt ist, aber ich erwidere seine Gefühle nicht. Nicht auf diese Art und Weise.“

Sie sah zu Sasuke, dessen Mundwinkel leicht zuckten. Das musste er natürlich amüsant finden, nicht wahr? Kurz schüttelte sie ihren Kopf, bis sie merkte, dass er sie nun ebenfalls ansah.

„Es wird noch besser: Was denkst du, was dein Freund mit diesen abgespeicherten Bildern in seiner Fantasie anstellt?“

Sakura klappte die Kinnlade runter. Das war doch wohl nicht sein ernst, oder? Deutete er gerade wirklich das an, was sie dachte? Ein angewiderter Laut verließ ihren Mund, und über die Grimasse, die sie dabei zog, musste Sasuke anfangen zu lachen.

„Eww, nein! Das würde er niemals machen!“, rief sie aus.

„Naruto ist auch nur ein Mann.“

„Doppelt eww! Wenn du das machst, werde ich dich töten, Uchiha!“

„Siehst du? Schon wieder bekomme nur ich die Ansage gemacht“, seufzte er affektiert.

„Naruto ist gerade nun mal nicht anwesend!“, schrie sie ihn an.

Sasuke, der dieses kleine Spielchen noch den ganzen Tag hätte spielen können, blieb vor der Damentoilette stehen und zog sein Sweatshirt aus. Sakura, die automatisch ebenfalls stehen geblieben war, hob verwirrt ihre Augenbraue, da er nun Oberkörperfrei vor ihr stand.

„Geh rein, zieh dich aus und trockne dich so gut ab, wie es geht. Dann zieh den Pullover an und vielleicht wirst du nochmal davor verschont, krank zu werden. Mit einer Hose kann ich dir leider nicht dienen“, erklärte er ihr ruhig und hielt ihr seinen dunkelblauen Pullover hin.

„Wenn du so rumläufst, holst du dir noch eine Erkältung“, wandte Sakura ein.

„Nun, ich bin nicht derjenige von uns beiden, der heute schwimmen war. Bei wem denkst du ist es wahrscheinlicher, dass er sich was einfängt?“

„Danke“, sagte sie nur mit überraschter Stimme.

Nachdem sie sich den Pullover geschnappt hatte, verschwand Sakura in der Frauentoilette und zog sich in eine der Kabinen zurück. Sie zog sich ihren Pullover, ihr Top und ihren Büstenhalter aus, woraufhin sie begann, sich mit dem Toilettenpapier so gut wie möglich trocken zu rubbeln. Dies erwies sich als Nervenaufreiben, da sich das Papier viel zu schnell mit dem Wasser vollsog. Als ihr Oberkörper halbwegs trocken war, nahm sie ihre rosanen Haare in die Hand und begann sie über der Toilette auszuwringen, was sie auch mit ihrer Hose machte, nachdem sie diese ausgezogen hatte. Ihre Beine behandelte Sakura ebenfalls mit dem Toilettenpapier und nachdem sie fand, dass sie nicht mehr erreichen konnte, zog sie ihre Hose und Sasukes Sweatshirt an. Ihren Büstenhalter wickelte sie in ihrem Top ein und dieses wiederum wickelte sie in ihrem Pullover ein. Sie nahm ihre nassen Sachen, ging aus der Kabine und ohne einen Blick in den Spiegel zu werfen verließ sie den Toilettenraum.

„Du denkst doch nicht wirklich ich warte ewig darauf, dass du mit Sakura wieder zurück kommst, wenn du sie dir einfach schnappst und mit ihr abhaust?“, fragte Naruto den Schwarzhaarigen genervt.

„Ihr hättet auch einfach mitkommen können, Trottel“, gab Sasuke kühl zurück.

„Du bist so ein arroganter Arsch!“, regte Naruto sich über ihn auf.

„Nochmals danke für den Pullover. Ich werde ihn dir am Montag mitbringen“, unterbrach Sakura die beiden.

Sasuke und Naruto, die sich ein Blickduell der Extravagante lieferten, sahen zu der Rosahaarigen und unterzogen sie einer kurzen Musterung. Der Pullover war ihr eindeutig zu groß und rein theoretisch hätte sie ihn auch als Kleid benutzen können, doch dieser übergroße Pullover sah verdammt sexy an ihr aus, wie die beiden fanden.

„Man auf die Idee hätte ich auch kommen können..“, hörte Sasuke Narutos Geflüster.

„Hört sofort auf mich so anzusehen!“, schrie sie dieses Mal vor allem Naruto an.

Narutos Wangen färbten sich rot, da er ertappt wurde. Erst sah er in Sakuras Gesicht, die ihn anfunkelte, und danach wandte er seinen Blick vollkommen von ihr ab. Sasukes Blick war von Sakuras Körper zu Naruto gewandert, um dessen Reaktion auf ihre Ansage zu beobachten. Danach fuhr sein Blick weiter zu Sakuras Gesicht, welche nun ihn anfunkelte.

„Behalt ihn einfach. Dann hast du eine schöne Erinnerung an diesen wundervollen Tag, den wir beide miteinander verbracht haben“, raunte Sasuke charmant.

„Witzbold“, sagte sie bevor sie zu Naruto sah und fortfuhr: „Können wir gehen? Mir ist trotzdem noch verdammt kalt.“

„Ja klar! Ich bringe dich sofort nach Hause“, erwiderte Naruto sofort und setzte sich in Bewegung.

„Kommt gut Heim und halte dich für den Rest des Tages warm, nicht dass du wirklich noch krank wirst“, riet Juugo ihr.

Sakura schenkte Juugo ein Lächeln und setzte die Kapuze auf, da der Wind stärker wurde.

„Danke, mache ich. Und euch wünsche ich noch einen schönen Tag.“

Die beiden Jungs sahen Sakura und Naruto noch mehrere Sekunden hinterher, ehe Juugo sich an seinen besten Freund wandte: „Dich sollten wir auch erst einmal nach Hause bringen, bevor du dir was einfängst.“

„Ja, Mama.“

5. Akt

Da stand er. Schon wieder. Vor dieser hellbraunen Tür. Dabei konnte er nicht anders, als sich zu fragen, was er überhaupt hier machte. Schon die ganze Woche kam er hier her, obwohl es überhaupt nicht nötig wäre, ganz zu schweigen davon, dass es Hunderte von Dingen gab, die interessanter waren. Er hörte ein paar Stöckelschuhe, die auf ihn zukamen und in diesem breiten Flur widerhallten, weshalb er zu der Person sah, die diese Geräusche verursachte. Von weitem erkannte er, dass sie ein Tablett trug, auf welchem sich wohl mal wieder zwei Tassen, zwei Löffel und ein Schälchen befanden. Wie die letzten Tage auch. Ihre offenen, braunen Haare wippten im Rhythmus ihrer Schritte, und als sie nur noch wenige Schritte von ihm entfernt war, schenkte sie ihm ein höfliches Lächeln. Auch wenn er es niemals zugeben würde, war es Sasuke peinlich, dass sie sah, dass er vor der Tür verharrte wie ein nervöser Junge, der sich nicht traute, anzuklopfen oder gar reinzugehen. Ohne das Lächeln zu erwidern, drehte er seinen Kopf wieder zur Tür und klopfte endlich an.

„Herein“, vernahm Sasuke die leise und gedämpfte Stimme aus dem Raum dahinter.

Gerade als die Haushälterin an der Tür ankam, öffnete er diese und ließ sie als erstes eintreten. Als Dank schenkte sie ihm dafür erneut ein höfliches Lächeln, was er abermals nicht erwiderte. Dieses höfliche Getue der Menschen hing ihm manchmal zum Hals raus. Für ihn war die gesamte Höflichkeitsmasche nichts weiter als ein gekünsteltes, schlechtes Schauspiel. Sasuke folgte ihr in das Zimmer, welches er dank den letzten Tagen, in denen er hier war, mittlerweile sehr gut kannte. Gleich links stand das große Bett, in dem die kranke Sakura lag, und auf dem freien Nachttisch wurde das Tablett von dem Hausmädchen abgestellt.

„Da Sie die letzten Tage immer schwarzen Tee getrunken haben, habe ich mir die Freiheit genommen, Ihnen schwarzen Tee aufzubrühen. Ich hoffe, dass ist in Ordnung?“, erkundigte sich die Braunhaarige bei Sasuke. Dieser gab als Antwort ein kurzes Nicken von sich.

„Und du trinkst brav deinen Kamillentee“, sagte sie bestimmt an Sakura gewandt.

„Mach ich. Danke, Kami.“

Nachdem Kami noch einen verstohlenen Blick auf Sasuke geworfen hatte, welcher seinen Rucksack neben dem Schreibtisch abstellte und sich einen der dunkelorangen Sessel schnappte, den er neben Sakuras Bett stellte, verließ sie das Zimmer und schloss die Türe hinter sich. Sakura setzte sich in ihrem Bett auf und sah Sasuke an, welcher ihren Blick stumm erwiderte, nachdem er auf dem Sessel Platz genommen hatte. Man konnte ihrem Gesicht ablesen, wie schlecht es ihr ging. Sakuras Augen wurden von großen, dunklen Augenringen verziert und seit Gestern war jegliche Farbe aus ihrem Gesicht gewichen, ganz zu schweigen davon, dass sie noch erschöpfter wirkte als die letzten Tage.

„Schon wieder hier, hm? Hast du nichts Besseres zu tun, als dich mit mir zu langweilen?“

„Nein.“

Traurigerweise musste Sasuke zugeben, dass das der Wahrheit entsprach. Seit Montag war ihm sterbenslangweilig und das lag nicht nur daran, dass seine derzeitige Tanzpartnerin krank war. Karin spielte die Drama-Queen des Jahrhunderts, weshalb Suigetsu und sie nur noch am Streiten waren, und wenn sie einmal nicht mit Suigetsu zusammen war, heftete sie sich wie eine Klette an Sasuke und lag ihm mit jeder Kleinigkeit in den Ohren. Suigetsu war in dem Fall auch nicht besser, musste Sasuke mit einem frustrierten Seufzer feststellen. Juugo war zwar derselbe Ruhepol, der er schon immer war, allerdings schien auch er sich zurzeit mit jemandem zu treffen, weshalb Sasuke auch mit ihm nichts unternehmen konnte.

Durch die viele Freizeit, die er momentan zur Verfügung hatte, dachte Sasuke nun noch mehr nach als sonst, und zu seinem Leidwesen kamen ihm immer wieder Sakuras Worte von letztem Freitag in den Sinn. Er hatte sich eingeredet, dass ihm das, was sie gesagt hatte, vollkommen egal wäre, doch aus irgendeinem Grund nagten ihre Worte an seiner Seele. Sasuke wusste nicht einmal, wieso das so war, denn wenn ihm Leute egal waren, war ihm auch egal, was sie sagten. Diese Menschen konnten ihn als ‚das größte Arschloch der Welt‘ betiteln, ihm die Schuld an allem Möglichen geben oder ihm eine Standpauke halten, das alles ließ ihn vollkommen kalt. Doch nun konnte er an nichts anderes denken, als daran, wie sehr er diese jungen Frauen wohl mit seiner verkorksten Art verletzte und zerstörte. Irgendwie musste Sakura es geschafft haben, sein Gewissen einzuschalten, und das gefiel ihm überhaupt nicht. Wieso musste es auch ausgerechnet jetzt passieren?

„Wie kommt's? Hast du etwa deine Spielkameraden verärgert?“, fragte Sakura mit einem müden Grinsen.

„Nein“, erwiderte er kurz und knapp.
 

Sakura war etwas verwirrt über Sasukes kühle Art. Die ersten beiden Tage war er - für seine Verhältnisse - ziemlich nett und zuvorkommend gewesen, während Sasuke sie gestern eher provoziert und ein paar miese Flirtversuche gestartet hatte.

Dann habe ich es heute halt mit seiner dritten Persönlichkeit zu tun, dachte sie etwas amüsiert. Sie schlug ihre dunkelrote Decke zurück und setzte sich an den Rand ihres Bettes um einen der Teelöffel, die auf dem Tablett lagen, zu nehmen und mit diesem den Honig aus dem Schälchen und in ihren Kamillentee zu befördern. Stumm betrachteten beide diesen bernsteinfarbenen Faden, der sich langsam von dem silbernen Löffel abseilte und in das bräunliche Gebräu floss. Daraufhin verrührte Sakura den Tee und den Honig mit dem Löffel, welchen sie dann wieder auf das hölzerne Tablett legte. Sie nahm ihre Lieblingstasse und nippte vorsichtig daran, um sich nicht den Mund zu verbrennen.

Da der Tee noch zu heiß war, betrachtete sie das weiße Porzellan, welches sowohl links wie auch rechts vom Henkel mit einem einzigen Kirschblütenzweig verziert war. Kami hatte ihr diese Tasse vor acht Jahren geschenkt, als Sakura mit einem miesen Magen-Darm-Infekt das Bett – und leider auch das Bad – hüten musste. Die Haushälterin, die gleichzeitig auch ihr Kindermädchen spielte, war in der Zeit ständig für sie da gewesen, hatte versucht ihr Medizin, Essen und Trinken anzudrehen, was sie alles verweigerte und las ihr ständig Bücher vor, damit Sakura ein wenig Ablenkung hatte und sich nicht zu Tode langweilte.

Die letzten Tage, die Sasuke im Hause Haruno verbracht hatte, waren so himmlisch ruhig gewesen, da Sakura Ruhe brauchte und Sasuke selbst ein großer Fan von Ruhe war. Eigentlich liebte er die Stille und würde alles für ein wenig Ruhe tun, doch jetzt, wo ihm seine Gedanken zum Verhängnis wurden, konnte er diese Stille nicht ertragen und brauchte Beschäftigung. Zurzeit wäre es ihm sogar lieber, mit Suigetsu und Karin in einem Raum eingeschlossen zu sein, als diese verdammte Stille weiterhin ertragen zu müssen. Deswegen wusste er auch nicht, wieso er ausgerechnet ständig zu Sakura ging, die der Auslöser für seine momentane Situation war.

Während er seinen Blick durch das in Orange-Weiß gestrichene Zimmer wandern ließ, überlegte er schon wieder zu gehen und sich eine richtige Beschäftigung zu suchen. Ihm gegenüber stand ein großer Kleiderschrank welcher wie das Bett aus Eichenholz gefertigt wurde, und daneben befand sich eine geschlossene Türe, die wohl zu einem Nebenzimmer führte. In der Ecke thronte ein großer Fernseher auf einem Fernsehtisch und quer gegenüber, in der Nähe des Bettendes, stand der andere orangefarbene Sessel. Ohne hinzusehen wusste Sasuke, dass er weder auf dem Schreibtisch, welcher sich in der anderen Ecke befand, noch durch das Bücherregal, welches hinter ihm an der Wand stand, Beschäftigung fand. Er hatte die letzten Tage alle möglichen Bücher in die Hand genommen, doch keines schaffte es, seine Gedanken für sich zu gewinnen.

Geknickt ließ Sasuke seinen Kopf hängen, weshalb ihm einige schwarze Strähnen ins Gesicht fielen. Dabei entdeckten seine scharfen Augen etwas unter dem Bett, was er als einen Stapel Magazine identifizierte. Überrascht und neugierig hob er seine Augenbrauen.

„Hat unser braves Engelchen etwa Erwachsenenmagazine unter ihrem Bett versteckt?“, fragte Sasuke neugierig.

„Nein, hat sie nicht!“, schrie Sakura hysterisch.

Die Blicke der beiden trafen sich und Sakura wäre am liebsten gestorben, als sie merkte, wie seine dunkelblauen Augen anfingen sie zu fesseln. Sie hatte selbst bemerkt, wie verdächtig ihre schnelle und vor allem heftige Reaktion auf seine Frage wirkte. Höchstwahrscheinlich war er nun noch neugieriger und wollte sich selbst davon überzeugen, dass es angeblich keine Pornoheftchen waren. Keine zwei Sekunden später wurde Sakuras Vermutung Realität, da Sasuke sich runter beugte und nach dem Stapel griff. Am liebsten hätte sie seine Hände weggeschlagen, was allerdings noch verdächtiger gewirkt hätte. Als Sasuke dann den gesamten Stapel an Magazinen unter dem Bett hervorzog, hob er die Hefte auf seinen Schoß, um sie zu begutachten.

„Wer versteckt denn so etwas unter seinem Bett?“, fragte er etwas belustigt und enttäuscht zugleich.

„Ich verstecke sie nicht. Sie liegen nur unter dem Bett, damit ich nicht ständig aufstehen muss, immerhin brauche ich Ruhe“, erklärte sie schnippisch.
 

Sakura ließ ihren Besucher keine Sekunde aus den Augen, während er ein Magazin nach dem anderen durchblätterte. Gerade als sie ihren Tee ausgetrunken und die Tasse wieder auf das Tablett abgestellt hatte, klopfte es an der Tür. Panik machte sich in Sakura breit, da ihr klar war, dass es Kami war, die vor der Tür stand, und genauso wusste Sakura, dass sie nicht warten würde, bis sie ein Herein von sich gab. Aus diesem Grund sprang sie vom Bett auf und schlug die Magazine von Sasukes Schoß hinunter. Nur auf dem rechten Fuß stehend, drehte sich Sakura um und beförderte mit ihrem linken Fuß den Stapel Magazine wieder unter das große Bett, wobei sie das Gleichgewicht verlor und auf Sasukes Schoß landete. Ihre grünen Augen bemerkten wie die Tür aufging, deswegen ließ Sakura ihren Oberkörper gegen Sasukes fallen. Dadurch gab das Magazin, welches Sasuke gelesen hatte, qualvolle Geräusche von sich, als es von Sakura zerquetscht wurde.

Sasuke, der nicht wusste, was in sie gefahren war, sah verwirrt auf den mit rosafarbenen Haaren verzierten Kopf, welcher nun an seiner Brust lehnte. Am liebsten hätte er sie gefragt, was zum Teufel mit ihr los war, allerdings stand das Hausmädchen in der Tür und musterte die beiden abschätzig, weswegen er sich dafür entschied, zu schweigen und ruhig zu bleiben.

„Störe ich?“, fragte sie mit scharfer Stimme. Schon wieder hielt sie ein Tablett – dieses Mal aus Silber – in der Hand, welches sie nun auf dem leeren Bett abstellte. Mit einer Hand nahm sie das Holzbrett vom Nachttisch, woraufhin sie das Silbertablett vorsichtig mit der anderen Hand drauf stellte. Als Kami sich zu den beiden umdrehte, bemerkte sie die Röte in Sakuras Wangen, während Sasuke ihr nur einen kühlen Blick schenkte.

„Ist das schon wieder Suppe?“, wollte Sakura wissen, als sie den Teller auf dem gebrachten Tablett entdeckte. Sie wollte nicht, dass Kami dazu kam die Frage zu stellen, die ihr so offensichtlich in den Augen stand.

„Ja, du hast schon seit drei Tagen nichts gegessen“, antwortete Kami tadelnd. Die Angesprochene verzog angewidert ihr Gesicht, verschränkte ihre Arme vor der Brust und rutschte auf Sasukes Schoß hin und her. Seit Tagen hatte sie keinen Appetit mehr und wenn sie Essen sah, wurde ihr einfach nur schlecht.

„Bin ich so bequem, ja?“, meldete sich nun Sasuke zu Wort. Die Röte in Sakuras Wangen wurde dunkler und sie verkrampfte sich. Am liebsten wäre sie sofort aufgesprungen und hätte sich bei ihm entschuldigt, wäre da nicht dieses dämliche Magazin, das zwischen ihnen eingequetscht war.

„Du kannst jetzt gehen“, meinte Sakura mit einem höflichen Lächeln. Die Brünette betrachtete die beiden Teenager vor ihr noch mehrere Sekunden, ehe sie laut ausatmete und Sasuke das hölzerne Tablett hinhielt. „Möchten Sie noch ihren Tee trinken?“

Er nahm die orangene Tasse, welche mit einer Pflanze aus dunkelgrünen, spitzen Blättern und runden, orange-roten Beeren verziert war. Laut dem Schriftzug am oberen Tassenrand, schien diese Pflanze Sanddorn zu heißen. Sasuke trank einen Schluck von seinem schwarzen Tee, um zu prüfen, ob das Gebräu immer noch warm war und nahm daraufhin drei weitere Schlücke. Als Kami bewusst wurde, dass sie von ihm kein ‚Danke‘ hören würde, verließ sie das Zimmer wieder und schloss die Tür hinter sich. Kaum war die Tür ins Schloss gefallen, stand Sakura auf und ließ sich auf ihr bequemes Bett fallen.

„Ich wiederhole mich wirklich ungerne, aber jetzt möchte ich unbedingt wissen, wieso du Medizin- und Psychologiezeitschriften unter deinem Bett versteckst und das ganze so geheim hältst, dass du diese absurde Zirkusnummer von gerade eben veranstalten musstest.“

Sakura spürte den intensiven Blick des Schwarzhaarigen auf sich ruhen, weshalb ihre grünen Augen alles Mögliche im Raum fixierten um ihn nicht ansehen zu müssen. Es gab nur eine einzige Person, die von diesen Zeitschriften unter ihrem Bett wusste, und das war Ino. Sasuke hätte es nach dieser Zirkusnummer - wie er es nannte - zwar verdient, eine Erklärung zu bekommen, doch das Problem dabei war, dass sie ihm keinen Millimeter über den Weg traute. Als sie nach mehreren Minuten dennoch nachgab und Sasuke ansah, bereute sie es sofort, da sich ein mulmiges Gefühl in ihrem Magen ausbreitete. Seine Augen wirkten gefährlich schwarz und schienen keine Widerworte zuzulassen. Mal abgesehen davon, fiel ihr sowieso keine plausible Ausrede ein.

„Wenn ich es dir verrate, darfst du es niemandem erzählen, und sollte ich rausfinden, dass du es irgendwem gesagt hast, werde ich dich umbringen, verstanden?“ Sakura musste zu ihrem Bedauern feststellen, dass ihre Drohung nicht ansatzweise bedrohlich klang, da sie vollkommen erschöpft und heiser war.

„Glaub mir: Für solche Heftchen unter deinem Bett interessiert sich keiner“, gab er unbeeindruckt zurück.

„Na schön. Ich habe die ganzen Magazine und Bücher unter meinem Bett versteckt, weil ich mich für Medizin interessiere und am liebsten Medizin studieren würde. Mein Dad ist von dieser Idee nicht begeistert und hat einen ziemlichen Wutanfall bekommen, als ich ihn vor einigen Monaten darauf angesprochen habe, denn er will dass ich Betriebswirtschaftslehre studiere und in die Firma einsteige, um diese später zu übernehmen. Ich habe aber wirklich überhaupt kein Interesse daran, dieses Kindergartenspiel, das unsere Eltern seit Jahren spielen, fortzusetzen, und genauso wenig Interesse habe ich an dieses Firmenzeug“, erzählte Sakura ihm Augen verdrehend, während sie sich tiefer in ihre Decke kuschelte.

„Das ist der Grund? Ziemlich langweilig. Bewirb dich einfach für ein Medizinstudium, es ist immerhin dein Leben und nicht das deines Vaters“, erklärte Sasuke.

„Das sagst du so einfach. Was denkst du wie ich das Studium finanzieren soll? Er wird es mir bestimmt nicht bezahlen, wenn er nicht damit einverstanden ist.“

„Hast du Angst davor, deinen Palast zu verlassen oder wieso diese lächerliche Ausrede? Es gibt Stipendien, Kredite und Jobs für die man sogar Geld bekommt.“

Mit diesen Worten vernichtete Sasuke ihre schwache Argumentation. Sakura war überrascht über das, was Sasuke ihr gesagt hatte. Natürlich war es nichts neues für sie, doch wenn sie ehrlich zu sich selbst war, musste sie zugeben, dass sie nicht einmal daran gedacht hatte. Vielleicht hatte sie tatsächlich Angst davor, auf eigenen Beinen zu stehen? Sie hatte immer alles bekommen, was sie wollte und musste sich wegen rein gar nichts Sorgen machen, da wirkte die große, kalte Welt doch irgendwie abschreckend, wenn man auf einmal ohne Stützräder fahren musste.

„Stimmt, darüber habe ich gar nicht nachgedacht“, gab Sakura zu und wollte daraufhin von ihm wissen, „Was willst du eigentlich nach deinem Abschluss machen?“

Auch wenn Sasuke versuchte es sich nicht anmerken zu lassen, traf diese Frage ihn wie ein Schlag. Noch nie hatte ihn jemand gefragt was er in Zukunft mal machen wollte, oder wie er sich seine Zukunft vorstellte. Eigentlich hatte er auch noch nie darüber nachgedacht. Aber das musste sie ja nicht erfahren.

„Du solltest deine Suppe essen.“ Sasuke versuchte das Thema zu wechseln und hoffte, dass Sakura darauf ansprang. Mit seinem Kinn deutete er in Richtung Nachttisch, weshalb Sakuras Blick zu dem Teller wanderte.

„Ich habe keinen Hunger“, entgegnete Sakura mit leiser Stimme.

„Ich finde es wirklich süß von dir, dass du für mich hübsch aussehen möchtest, aber auf Magersüchtige steht kein Mensch. Da kann man sich auch einfach ein Skelett anlegen, das macht weniger Arbeit.“

Sakura klappte die Kinnlade runter. Verglich er sie gerade allen Ernstes mit einer Magersüchtigen? Sie schloss ihren Mund wieder, schnappte sich ihr rotes Kopfkissen und bewarf ihn damit. Dummerweise verfehlte sie ihn, weswegen ihr Kissen gegen das Bücherregal flog und auf dem Parkettboden landete.

„Das letzte was ich wollen würde, wäre für dich hübsch aussehen zu wollen“, gab sie schnippisch zurück und hüllte sich wieder richtig in ihre Decke ein.

„Ich kann dich auch füttern, so ist das nicht“, sagte er gelassen.

„Das würdest du nicht tun.“

„Willst du es darauf ankommen lassen?“, fragte er mit provozierender Stimme.

Sakura sah abermals in seine schwarzen Augen, die keinerlei Widerworte zu akzeptieren schienen. Durch Madara war sie vor einiger Zeit hinter das Geheimnis der hübschen Augen der Uchihas gekommen. Wenn sie wütend oder betrübt waren, schlechte Laune hatten oder etwas vollkommen ernst meinten, wirkten ihre Augen schwarz. Doch wenn sie sich über etwas freuten und glücklich waren, wirkten ihre dunkelblauen Augen heller als sonst.

„Ich werde versuchen, zu essen, mehr kann ich nicht versprechen.“

Mit einem lauten Seufzer schlüpfte sie aus ihrem Kokon, um sich erneut an den Bettrand zu setzen und das Silbertablett auf ihren Schoß zu betten. Sakura nahm den Löffel und tunkte ihn in die selbstgemachte Hühner-Nudel-Suppe, um mit dem Essen zu beginnen, wobei sie eher vorsichtig aß.

„Also, was willst du später machen? Willst du überhaupt studieren?“, kam Sakura auf ihre Frage zurück und fügte hinzu, „Dieses Mal gibt es nichts womit du Ausweichen kannst.“

„War es etwa so offensichtlich?“, fragte Sasuke mit sarkastischem Unterton. Sie warf ihm einen wissenden Blick zu und aß den Löffel Suppe.

„Ich hab noch nie darüber nachgedacht“, gestand er ihr.

„Wirklich nicht? Wir haben jetzt Anfang März, spätestens jetzt sollte man wissen, was man machen möchte und Bewerbungen verschicken.“

„Wenn das alles ist, worüber du dir Sorgen machst, kann ich dich beruhigen. Ich habe mich schon an den besten Unis hier im Lande für ein BWL Studium beworben.“

Sakura sah ihn verwirrt an, während sie mit dem Löffel ihre Suppe umrührte, damit diese kälter wurde.

„Ich dachte, du weißt nicht, was du machen möchtest?“, fragte sie irritiert.

„Weiß ich auch nicht. Mein Vater wollte schon immer, dass Itachi und ich Betriebswirtschaftslehre studieren, damit wir uns später um seine geliebte Firma kümmern können. Allerdings habe ich genauso wenig Lust wie du diese höchst skurrile Familienfehde weiterzuführen.“

„Das ist verdammt traurig“, sagte Sakura, während sie ihre Suppe weiter aß. Verdutzt sah er sie an, ehe er genervt entgegnete: „Sagt genau die Richtige.“

„Das war nicht auf dich bezogen. Ich finde es nur traurig, dass Eltern ihren Kindern immer wieder ihren Stempel aufdrücken wollen und man sich dann meist dazu verpflichtet fühlt ihre Erwartungen zu erfüllen“, erklärte sie ihm sofort.

Sasuke schwieg und während er nachdachte, legte er seinen Kopf in den Nacken. Irgendwie hatte sie Recht, nicht wahr? Erst schaffte sie es, dass sich sein Gewissen einschaltete und jetzt auch noch, dass er über sein Leben sprach und nachdachte. Bis zu seinem vierzehnten Lebensjahr, hatte er alles versucht und getan um seinen Vater stolz zu machen und mit seinem älteren Bruder mithalten zu können. Nach dem Vorfall vor vier Jahren, beschloss Sasuke einen anderen Weg einzuschlagen, weshalb er nun hier stand – oder saß – und sich die Frage stellen musste, ob das der richtige Weg gewesen war. Nun konnte er allerdings sehen, dass er abermals auf eine Kreuzung zusteuerte, die Frage war nur welchen Weg er dieses Mal einschlagen würde.

Als Sakura die Hälfte ihrer köstlichen Suppe gegessen hatte, beschloss sie, dass sie nicht mehr runter bekommen würde, weshalb sie das Tablett wieder auf den Nachttisch abstellte. Ihr Blick wanderte zu Sasuke, der schon seit einer viertel Stunde die hölzerne Decke anstarrte und sich keinen Millimeter bewegte. Am liebsten hätte sie ihn gefragt woran er gerade dachte, entschied sich allerdings dagegen. Sakura legte sich auf die Seite und zog sich ihre Decke bis über die Schultern.

Es vergingen noch mehrere Minuten der Stille, ehe Sasuke zu der Rosahaarigen sah und die Müdigkeit von ihren trüben, grünen Augen ablesen konnte. Wieso sagte sie ihm nicht einfach, dass sie müde war und er gehen sollte? Sasuke fuhr sich mit der linken Hand über das Gesicht und beschloss zu gehen, weshalb er aufstand.

„Liest du mir was vor?“, fragte sie ihn mit müder Stimme.

„Ist das dein ernst?“ Die Skepsis in seiner Stimme spiegelte sich in seinem Gesicht wider, da er sie mit erhobener Augenbraue ansah.

„Ja. Bitte.“

Mehrere Sekunden betrachtete er sie schweigend, bis er sich dazu entschied, ihr diesen Gefallen zu tun. Sasuke hob das Kissen auf, welches dank Sakura vorhin auf dem Boden gelandet war, und warf es zu ihr, sodass es auf ihrem Kopf landete. Sie gab ein müdes Grummeln von sich, schlüpfte mit dem Kopf unter dem Kissen hervor und bettete diesen auf den roten, seidigen Stoff.

„So trifft man.“

„Blödmann“, murmelte Sakura.

„Soll ich dir irgendwas Bestimmtes vorlesen?“

„Nein, nimm einfach irgendein Buch.“

„Wahrscheinlich schläfst du schon nach dem ersten Satz ein“, sagte er amüsiert und zog ein x-beliebiges Buch aus dem Regal. Als ihm dann der Titel Romeo und Julia entgegen sprang, war das ein weiterer Tiefschlag für seine Laune. Seitdem vor einigen Jahren die moderne Verfilmung von Romeo und Julia im Unterricht gezeigt wurde, war diese Geschichte nicht unbedingt eine seiner Favoriten gewesen, da er immer wieder an diesen furchtbaren Film denken musste.

„Möglich“, antwortete Sakura mit einem müden Grinsen. Ihre grünen Augen beobachteten ihn, wie er sich wieder auf den Sessel niederließ und das dünne Buch aufschlug. Während sie seiner Stimme lauschte, welche mit dem Vorlesen begann, drehte Sakura sich auf den Rücken, streckte sich noch einmal richtig durch und schloss ihre Augenlider. So gerne sie auch seiner Stimme zuhörte, nach nur wenigen Sätzen landete sie im Land der Träume.

6. Akt

Suigetsu saß in einem der unzähligen Cafés, die es in London gab und blickte zu der Blondine, welche ihm Gegenüber saß. Sie seufzte seit fünf Minuten ununterbrochen und hatte ihre Lippen vor wenigen Sekunden zu einem Schmollmund verzogen. Dabei blickte sie traurig ihren Cappuccino an, welcher mit einem Herz aus Kakaopulver verziert war. Suigetsu war sich verdammt sicher, dass er es bereuen würde, wenn er sie fragen würde was mit ihr los war, doch er konnte einfach nicht anders.

„Okay, was ist los?“

Mit ihrem besten Wimpernaufschlag sah Ino zu ihm und gab einen weiteren traurigen Seufzer von sich. „Sakura..“, antwortete sie im jammernden Tonfall.

„Was ist mit Sakura?“

„Ich vermisse sie“, quengelte Ino und zog jedes einzelne Wort in die Länge. Ungläubig legte Suigetsu seine Stirn in Falten.

„Dann geh sie besuchen, ist ja nicht so als wäre sie in der Geschlossenen eingesperrt.“

„Denkst du ich wäre hier wenn ich etwas mit meiner besten Freundin unternehmen könnte?! Sie hat keine Zeit, sie meinte sie will in die Kirche gehen – mit Sasuke!“, zischte Ino gehässig. „Erst kann ich eine Woche lang nichts mit ihr machen, weil sie wegen Sasuke in den See gefallen ist und zu allem Überfluss krank werden musste, dann musste sie die letzten beiden Tage ihre Hausaufgaben nachholen und jetzt das! Sag deinem blöden Freund er soll mir meine beste Freundin nicht wegnehmen, ich habe so schon viel zu wenig Zeit mit ihr!“

Mit jedem Wort wurden die Falten auf Suigetsus Stirn tiefer, weshalb er verwirrt den Kopf schüttelte. Ino schnappte sich das eine Zuckertütchen, riss es auf und kippte den Zucker in die große, weiße Tasse, dasselbe tat sie danach auch mit dem zweiten Tütchen. Im Grunde wusste sie, dass sie selbst daran schuld war, dass sie nun noch weniger Zeit mit Sakura verbringen konnte als ohnehin schon. Wie zum Teufel kam sie nochmal auf diese dämliche Idee Sasuke eins auswischen zu wollen? Ach ja, Schuld daran waren ihre eigene Dummheit und ihr Stolz. Wegen Letzterem würde sie allerdings auch kein Wort davon zugeben. Seufzend verrührte sie den Zucker mit dem Kaffee.

„Ich denke Sakura hat dich da angelogen, Sasuke würde niemals in die Kirche gehen. Wirklich niemals. Außerdem wollte er etwas mit seinem Großvater unternehmen“, meinte Suigetsu als er wieder einen klaren Gedanken fassen konnte. „Um dir auf die Sprünge zu helfen, liebste Ino, war es Narutos Schuld, dass Sakura in den See gefallen ist. Mal abgesehen davon, dass du sie hättest besuchen können als sie krank war.“

„Sakura würde mich niemals anlügen und dass Sakura reingefallen ist, ist sowohl Narutos wie auch Sasukes Schuld!“, gab sie schnippisch von sich und erklärte ihm dann in einem ruhigeren Ton, „Ich mag keine kranken Menschen. Deswegen habe ich sie auch nicht besucht, am Ende wäre ich noch selbst krank geworden.“

„Sie ist deine beste Freundin“, warf er ein.

„Na und? Sie weiß, dass ich keine kranken Menschen mag und genauso weiß sie auch, dass ich es nicht mag wenn man mich besuchen kommt, wenn ich krank bin. Da sehe ich einfach nur schrecklich aus und mir geht es miserabel, also will ich dann einfach nur meine Ruhe haben“, erklärte sie sich.

„Na schön. Und wieso dichtest du Sasuke jetzt auch noch an, er wäre daran Schuld gewesen dass Sakura in den See gefallen ist?“, wollte Suigetsu nun wissen.

Er wusste, er hätte sie vorhin nicht fragen sollen was los war, also wieso hörte er nicht mal zur Abwechslung auf sich selbst? Wäre sie nicht solch eine willkommene Abwechslung von Karin, würde er wahrscheinlich nicht mal ein Wort mit ihr wechseln. Trotzdem hatte er sich seit letzter Woche jeden verdammten Tag mit ihr getroffen und das alles nur, weil Sasuke keine Lust auf sein Beziehungsdrama hatte. Suigetsu hatte allerdings auch keine Lust einen weiteren ach so weisen Rat von Sasuke einzukassieren. Das einzige was er seit zwei Wochen zu ihm sagte war: Wenn ihr euch nur noch streitet und du unglücklich mit ihr bist, beende die Beziehung einfach.

Natürlich war nichts Falsches an diesen Worten, aber sollte er wirklich einfach die Beziehung beenden, nur weil es zurzeit nicht mehr rund lief? Über seine Gefühle zu Karin, war er sich mittlerweile auch nicht mehr sicher. Vollkommen entnervt, löffelte er seinen geliebten Stracciatella-Eis in sich hinein.

„Weil Sasuke immer an allem Schuld ist“, sagte sie schnippisch.

„Klar, wahrscheinlich wird er auch daran Schuld sein, wenn die Welt untergeht“, entgegnete Suigetsu sarkastisch.

„Wäre nicht zu verdenken.“

„Du kannst ihn echt nicht leiden, was? Dabei hat er dir doch gar nichts getan, denn im Grunde ist Sasuke wirklich in Ordnung.“

„Ich bezweifle, dass ein Kerl ‚in Ordnung‘ ist, der Frauen wie ein Stück Toilettenpapier benutzt!“

„Ein Stück Toilettenpapier?“, fragte Suigetsu irritiert.

„Einmal benutzen und dann wegschmeißen“, erklärte sie ihm.

„Ah, das ist wirklich ein interessanter Vergleich. Vielleicht kommt man einfach besser mit ihm klar, wenn man selbst ein Kerl ist.“

„Liegt wohl daran, dass er kein Interesse daran hat Jungs ins Bett zu bekommen“, zischte sie augenverdrehend.

„Das könnte ein Grund sein“, meinte er belustigt.

Gerade als Ino etwas darauf antworten wollte, spürte sie eine kalte Nässe, welche sich erst auf ihrem Kopf und dann auf ihrem Oberkörper breit machte. Geschockt hielt sie die Luft an, während sie die kalte Flüssigkeit mit ihren Handflächen von ihrem Gesicht wischte. Wütend blickte sie hoch, in die grünen Augen, welche sie ebenso wütend anfunkelten.

„Karin! Bist du vollkommen durchgeknallt?!“, schrie Suigetsu sie an.

„Dasselbe wollte ich auch gerade fragen!“, schimpfte Ino und stand mit einem schnellen Ruck auf, weshalb sich ihr Stuhl mit einigen tiefen Geräuschen beschwerte. Karin verschränkte unbeeindruckt die Arme vor der Brust und funkelte Suigetsu an.

„Wieso triffst du dich mit dieser dämlichen Schnepfe?!“, wollte sie von ihrem Freund wissen.

„Diese dämliche Schnepfe hat wirklich keine Lust, sich euren dämlichen Beziehungsstress auch noch außerhalb der Schule antun zu müssen! Als ob es nicht reicht, dass ihr ständig die gesamte Schülerschaft belästigt!“ Mit diesen Worten stampfte Ino aus dem Café und ignorierte dabei sämtliche Blicke, die auf ihr lagen. Suigetsu stand ebenfalls auf und kramte hektisch in seiner hinteren Hosentasche nach seinem Geldbeutel.

„Das wird mir langsam echt zu viel, Karin. Ich habe echt keinen Bock mehr auf diese ganzen Streitereien. Ich kann mich nicht einmal mehr in Ruhe mit jemandem treffen oder unterhalten“, sagte er aufgebracht und legte genug Geld auf den Tisch um seinen Eis und Inos Cappuccino, samt Trinkgeld zu bezahlen.

„Was soll das denn bedeuten?!“, wollte Karin fassungslos wissen. Ohne darauf zu antworten, verließ Suigetsu das Café und ging Ino hinterher.
 

Sasuke stand vor dem großen, roten Gemäuer und begutachtete es. Man konnte dem Bauwerk ansehen, dass es schon älter war, da die Fassade an einigen Stellen von Moos bewachsen war. Am Rand der Mauer wuchs Efeu empor und davor waren Blumenbeete angelegt, in denen sogar schon einige Blumen und Sträucher blühten.

„Es gibt so viele Orte in London und du suchst dir eine Kirche aus“, stellte Sasuke fest.

„Das ist nicht einfach nur eine Kirche. In dieser Kirche haben deine Großmutter und ich geheiratet“, erzählte Madara.

„Okay, ich kann verstehen, dass du mich hierher schleifst … aber wieso willst du Sakura ebenfalls mit so etwas langweilen?“, wollte er wissen und sah zu der Rosahaarigen.

„Ich freue mich, dass ich mitkommen durfte“, entgegnete diese daraufhin.

„Wenn ich dir nach der Schule so sehr fehle, musst du nur Fragen, ob ich etwas mit dir Unternehme.“

„Hättest du wohl gerne“, antwortete Sakura lachend.

Sasuke schob Madara die Rampe hinauf, während Sakura neben ihm die Treppe hoch lief. Madara betrachtete Sakura und als sie oben angekommen waren, fing er an zu sprechen: „Sasuke hat mir erzählt, dass du krank warst. Es ist immer Schade, wenn man das Bett hüten muss und langweilig noch dazu.“

„Ja, aber es war gar nicht so schlimm. Sasuke hat mir immerhin Gesellschaft geleistet und ausnahmsweise war er sogar erträglich und nett“, erklärte sie ihm und schenkte Sasuke ein lächeln.

Das hat er mir allerdings nicht erzählt“, sagte Madara in einem tadelnden Tonfall.

„Ich muss dir auch nicht alles erzählen“, antwortete Sasuke kühl.

„Du musst dich wirklich nicht dafür schämen, ein gutes Herz zu besitzen“, erklärte er seinem Enkel.

„Ja, ja“, gab dieser mürrisch von sich. Sakura musste sich ein auflachen verkneifen. Madara hatte ihr schon des Öfteren erzählt, dass sein geliebter Enkel ein gutes Herz besaß und gar nicht so schlimm war, wie die Presse ihn immer wieder hinstellte. Zwar hatte sie mittlerweile Bekanntschaft mit seiner netten Seite gemacht, doch dass Sasuke Tatsächlich ein gutes Herz besitzen sollte, wollte ihr noch nicht wirklich in den Kopf. Sie hielt den beiden die große, schwere Tür auf und nachdem Sasuke seinen Großvater in die Kirche geschoben hatte, übertrat auch Sakura die Türschwelle. Sasuke blieb kurz stehen, damit Madara die Fingerspitzen seines Zeige- und Mittelfingers in das Weihwasser, welches in dem Steinschälchen an der Wand befestigt war, tunken und damit ein Kreuz vor seinem Körper zeichnen zu können. Er ging einige Schritte weiter und sah sich in der riesigen Kirche um. Niemand schien hier zu sein. Nachdem auch Sakura das Weihwasser benutzt hatte, gesellte sie sich wieder zu den beiden.

„Was genau wollen wir hier eigentlich? Willst du beichten Granddad?“, wollte Sasuke wissen.

„Nein, du etwa?“, fragte dieser mit einem frechen Grinsen.

„Hn. Ich fürchte die Liste ist zu lang.“

„Das befürchte ich auch“, mischte sich Sakura ein.

„Vielleicht sollte unser rosahaariger Engel ihre Seele reinwaschen“, entgegnete Sasuke bissig.

„Ich habe nichts, was ich mir von der Seele reden müsste“, sagte sie beleidigt und streckte ihm die Zunge raus. In der nächsten Sekunde bereute sie dies allerdings, da sie es als zu kindisch empfand. Sofort fing Madara an zu lachen, welches langsam die gesamte Kirche erfüllte und widerhallte.

„Setzt euch“, befahl er den beiden und zeigte auf die Bank, direkt vor ihm. Während Sakura sich brav hinsetzte, gab Sasuke vorher noch einen gequälten Seufzer von sich.

„Der Pfarrer dieser Kirche ist ein sehr guter Freund von mir, wir kennen uns schon seit der Schulzeit. Auf jeden Fall möchte ich euch sagen, dass ihr euch jederzeit an ihn wenden könnt, solltet ihr mit irgendwas Probleme haben. Ganz egal was es ist.“

Die beiden Teenager sahen ihn verwirrt an. Keiner von ihnen verstand, weshalb er ihnen nun so etwas sagte. Wieso sollten sie Probleme haben, mit denen sie zu einem Pfarrer gehen sollten? Irgendwie klang das ganze doch eigenartig. Madara lächelte die beiden warmherzig an.

„Ich hätte in dieser Kirche auch fast die Liebe meines Lebens geheiratet“, wechselte er das Thema.

„Grandma war also nicht deine große Liebe“, stellte Sasuke unbeeindruckt fest.

„Wieso hast du sie nicht geheiratet, wenn sie die Liebe deines Lebens war?“, fragte Sakura neugierig, für die das vorige Thema sofort in den Hintergrund gerückt war.

Mit einem ausgedehnten Seufzer erinnerte Madara sich an damals zurück. „Biwako war einfach liebenswert, ein Traum. In ihrer Gegenwart fühlte ich mich richtig wohl und ich wusste, dass ich mich bei ihr nicht verstellen musste. Mit ihr konnte ich einfach über alles sprechen und wenn wir uns mal gestritten haben, war spätestens am nächsten Tag wieder alles vergessen. Im Nachhinein betrachtet, liebte ich sie wohl am meisten, weil sie mich zu einem besseren Menschen gemacht hatte“, erzählte Madara ihnen mit einem glücklichen Lächeln.

„Ich glaube ich kenne keinen besseren Menschen als dich, was wollte sie da noch verbessern?“, hackte Sasuke nach.

„Ach, Sasuke … ich war damals ein vollkommen anderer Mensch. Damals war ich wie dein Vater, eigentlich sogar noch schlimmer als dein Vater und ich bin auch daran schuld, dass er so ist, wie er ist. Aber da ich beide Seiten der Medaille kenne, möchte ich wirklich nicht, dass du genauso endest wie Fugaku.“

Sakura sah zu Sasuke. Sie fand dieses Gespräch zu persönlich, weshalb sie sich fehl am Platz vorkam. Allerdings musste Sakura sich nun fragen, wie Fugaku wirklich war, denn abgesehen von dem Höflichkeitstanz, den alle in der Öffentlichkeit und auf Veranstaltungen miteinander tanzten, hatte sie mit Fugaku rein gar nichts am Hut. Hatte Sasuke sich sein Verhalten vielleicht von seinem Vater abgeschaut? Aber Fugaku und Mikoto waren, soweit sie es wusste, sogar schon vor Itachis Geburt verheiratet gewesen, weshalb Sasuke diese Attitüde, die er Frauen gegenüber besaß, nicht von seinem Vater haben konnte.

Sasuke betrachtete schweigend eines der bunten Kirchenfenster. Er verachtete seinen Vater viel zu sehr, um über ihn reden zu wollen – schon gar nicht vor Sakura. Abgesehen davon, konnte er sich überhaupt nicht vorstellen, dass sein Großvater noch schlimmer gewesen sein sollte als sein Vater. Engen Kontakt hatten Madara und Sasuke erst gehabt, nachdem Madara vor acht Jahren wieder nach London zurückkehrte. Die beiden hatten sich von Anfang an sehr gut verstanden und da er Madara so kennengelernt hatte, wie er heute war, hatte Sasuke nie einen Gedanken daran verschwendet, wie sein Großvater wohl früher gewesen war.

„Ist dein Vater wirklich so schlimm?“, wollte Sakura dann doch wissen.

„Hn.“ Sasuke widmete sie keines Blickes und sah zu seinem Großvater. Dieser gab einen leisen Seufzer von sich. Spätestens jetzt war die Laune seines Enkels wohl in den Keller gesunken.

„Aber ich war damals noch jung“, fuhr Madara mit seiner vorigen Erzählung fort, „und ich hatte gerade erst meine Firma eröffnet. Tamiko, Sasukes Großmutter, war die Tochter eines reichen Unternehmers und ich wusste, ihr Vater würde meine Firma unterstützen, wenn wir heiraten würden, weshalb ich das letzten Endes auch tat. Ich habe für sie zwar nie dasselbe gefühlt, wie bei Biwako, aber ich habe irgendwann trotzdem angefangen sie so zu lieben wie sie war.“

„Das ist nicht gerade eine romantische Geschichte“, sagte Sakura.

„Was willst du uns jetzt damit sagen? Das wir ebenfalls eine Zweckehe eingehen sollten?“, fragte Sasuke sarkastisch.

Madara massierte mit dem Daumen den Punkt zwischen seinen Augenbrauen und schüttelte den Kopf. „Natürlich nicht. Ich will euch damit sagen, dass man mit jedem Menschen glücklich werden kann, wenn man hart genug dafür kämpft. Doch egal wie hart man kämpft, es wird niemals an das ran kommen, was das Herz eigentlich begehrt.“
 

„Woher weißt du das? Du kannst doch gar nicht wissen, ob es mit Biwako anders gewesen wäre?“, hackte Sakura nach. Neugierig sah Sasuke zu seinem Großvater, welcher spitzbübisch grinste.

„Nun, die Geschichte ist noch nicht ganz zu Ende“, erklärte er und beugte sich nach vorne, als würde er ihnen gleich ein Geheimnis zuflüstern. „Tamiko starb ziemlich jung, weshalb es danach nur noch meine Firma und mich gab. Es dauerte einige Jahre, bis ich erkannte, was für ein einsames und trostloses Leben das war, weswegen ich Fugaku die Firma überließ und versuchte mein Leben umzukrempeln.

Ich hatte gehört, dass Biwako kurze Zeit nach meiner Hochzeit in die vereinigten Staaten ausgewandert war. Deswegen setzte ich einen Privatdetektiv auf sie an. Nach einer halben Ewigkeit, in der ich die Hoffnung schon fast aufgegeben hatte, hatte der Detektiv Biwako endlich gefunden und ich habe mich sofort auf den Weg zu ihr gemacht. Sie war immer noch so schön wie damals, als ich sie das letzte Mal sah und sie besaß auch nach wie vor dieses innere Licht und all ihre Lebensfreude, worum ich sie wirklich sehr beneidete. Biwako nahm es mir nicht einmal übel, dass ich ihr damals das Geld und die Firma vorgezogen hatte, ganz im Gegenteil … sie war sogar sehr glücklich darüber, mich zu sehen.“

„Und dann hast du sie geheiratet?“, wollte nun Sasuke wissen. Die Geschichte hatte ihn letztendlich doch neugierig gemacht und immerhin interessierte er sich für seinen Großvater. Trotzdem fragte er sich, wieso er ihm diese Geschichte ausgerechnet hier, jetzt und in Anwesenheit von Sakura erzählen musste. Aus den Augenwinkeln, warf er der Rosahaarigen einen kurzen Blick zu, die ebenfalls auf eine Antwort zu warten schien.

„Nein, zu einer Hochzeit kam es nie, das war uns auch nicht wichtig. Wir wollten einfach nur die gemeinsame Zeit, die uns noch blieb, miteinander genießen und Biwako hat mir in dieser Zeit sehr geholfen zu mir selbst zu finden. Uns beiden wurden zwar nur noch fünf gemeinsame Jahre gewehrt, aber diese Jahre, waren mit so viel Liebe und Glück gefüllt, wie ich es mein ganzes voriges Leben nicht kannte.“

„Das ist so eine süße und vor allem rührende Geschichte..“, schwärmte Sakura.

„Liegt wohl daran, dass ihr Frauen immer auf sowas kitschiges und romantisches steht“, entgegnete Sasuke monoton.

„Und was hat dir heute wieder die Laune verdorben, mein kleiner, nichts wissender Enkel?“

„Hn.“ Beleidigt drehte er seinen Kopf zur Seite. Eigentlich sollte er sich freuen, dass sein Großvater glücklich war und noch einige fröhliche Jahre mit der Liebe seines Lebens erleben durfte. Doch für ihn klang das ganze, wie aus einem kitschigen Mädchenfilm. Außerdem konnte er sich nicht vorstellen, dass sie nach all den Jahren immer noch solch tiefe und innige Gefühle zueinander gehegt hatten.

Gab es wirklich so eine Liebe, die nie verging, alles verzeihen konnte und das Leben so sehr ausfüllte?

„Du erinnerst mich immer sehr an Biwako, denn du hast viele Eigenschaften, die sie ebenfalls hatte“, sagte Madara zu Sakura. Er hatte in den letzten Jahren gelernt, dass es manchmal besser war seinen Enkel einfach in Ruhe zu lassen, wenn er so drauf war.

„Heirate sie doch. Sie wird nächste Woche achtzehn“, bemerkte Sasuke kühl.

„Wieso bist du so zu deinem Großvater? Du hast klar gemacht, dass du die Liebe für ein Mythos hältst, aber wenn du es nicht einmal schaffst dich für ihn zu freuen, dann sei einfach still und unterlass bitte diese höchst idiotischen Bemerkungen“, fauchte Sakura ihn an.

„Na, na. Jetzt streitet euch mal nicht“, versuchte Madara die beiden zu beruhigen, ehe er sich an seinen Enkel wandte und weiter sprach: „Ein Mann sollte wirklich nicht schlecht gelaunt sein, wenn er in Gesellschaft einer solch hübschen und entzückenden jungen Frau ist.“

„Ist wohl nicht hübsch genug für mich.“

„Uchiha..“, knurrte die Rosahaarige neben ihm, während sie ihre rechte Hand zu einer Faust ballte. Dieser Kerl konnte einem wirklich die Laune und vor allem den Tag vermiesen.

Madara wusste nicht, was er tun oder sagen sollte, damit die beiden sich wieder einfingen. Außerdem hatte es den Anschein gehabt, dass die beiden sich recht gut zu verstehen schienen, weshalb es ihm nicht gefiel, dass sie sich nun zankten. Als er nur noch den Kopf schütteln konnte, vernahm er Schritte, welche auf ihn zukamen und in der großen Marmorhalle widerhallten.

„Madara, mein alter Freund!“, hallte es lachend durch die Kirche. Lächelnd sah er zu der Person, zu welcher die Stimme gehörte. „Hashirama.“

Der Neuankömmling blieb vor seinem besten Freund stehen und beugte sich zu ihm hinab, um ihn zur Begrüßung zu umarmen. Nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte, sah Hashirama zu den beiden auf der Kirchbank und betrachtete sie neugierig.

„Hach, ich freue mich immer so ein entzückendes, junges Pärchen hier in der Kirche zu haben“, sagte er schwärmend. Dafür kassierte er von den beiden einen finsteren Blick.

„Ich würde lieber eine Dosis Gift schlucken, als was mit diesem Frauenheld anzufangen“, fauchte Sakura und schenkte Sasuke einen missbilligenden Blick.

„Schon alleine bei dem Gedanken den Rest meines Lebens mit dieser scheinheiligen Heuchlerin verbringen zu müssen, überkommt mich das Verlangen mir mein eigenes Herz rauszureißen“, entgegnete Sasuke entnervt.

„Scheinheilige Heuchlerin?!“, fuhr sie ihn an.

„Ja, richtig gehört.“
 

„Habe ich irgendwas Falsches gesagt?“, wollte Hashirama wissen und sah zu Madara, welcher nur den Kopf schüttelte.

„Sasuke hat heute einfach schlechte Laune“, erklärte er und fuhr, nach einem kurzen Blick zu den beiden, fort, „und Sakura mittlerweile wohl auch.“

„Ach so ist das in der Liebe. Manchmal streitet man sich eben, aber am Ende verträgt man sich meistens wieder.“

„Die beiden sind kein Paar“, klärte Madara ihn auf. Hashirama warf noch einmal einen Blick auf Sasuke und Sakura, die nicht einmal mitbekamen, dass sie sich über die beiden unterhielten. Er nahm die Griffe des Rollstuhls in die Hände und schob seinen Freund in Richtung Altar.

„Wirklich nicht? Hast du mir nicht erzählt, dass dein Enkel mit ihr zusammen wäre?“

„Nein, ich sagte lediglich, dass Sakura Biwako sehr ähnelt und dass ich sie mir als Schwiegerenkelin wünschen würde. Den Rest hast du dir zusammen gereimt.“

„Ist das so? Vielleicht erfüllt sich dein Wunsch noch irgendwann“, meinte Hashirama lachend und fragte, als auch das Echo des Lachens verstummt war, „Vermisst du sie sehr?“

„Es geht. Ich denke zwar oft an Biwako, aber wenn ich Zeit mit Sasuke oder Sakura verbringe, muss ich überhaupt nicht an sie denken. Wenn ich allerdings mit beiden zusammen bin, erinnere ich mich an viele Dinge von früher, die ich schon fast vergessen hatte – aber es sind schöne Erinnerungen.“

„Das liegt wohl daran, dass die beiden genauso sind, wie Biwako und du damals.“

„Wir waren nicht annähernd so schlimm“, meinte Madara lachend. Hashirama hielt vor dem Ständer mit den Gedenkkerzen an und reichte dem Uchiha eine Packung Streichhölzer.

„Ihr beiden wart eindeutig schlimmer“, sagte Hashirama, während er zwei Teelichter aus der Holzkiste neben dran fischte. Madara grinste frech und öffnete das Streichholzfach, um zwei der dünnen Hölzchen raus zu holen. Durch das Echo drangen ab und zu einige Wortfetzen von Sasuke und Sakura an ihre Ohren.

„Ist es eigentlich in Ordnung, dass die beiden hier herumschreien? Hättest du nicht was sagen müssen?“

Hashirama machte eine kurze, abfällige Handbewegung, ehe er seinem Freund das eine Teelicht hinhielt, was dieser mit dem einen Streichholz anzündete. Während der Pfarrer die brennende Kerze zu den anderen stellte, sagte er: „Lass sie so viel schreien, wie sie möchten. Es ist nicht gut seine Gedanken und seine Gefühle für sich zu behalten, das belastet nur die Seele. Außerdem ist hier sowieso niemand, abgesehen von uns Vieren.“

„Ich weiß immer noch nicht, wie ich es damals geschafft habe, dass du und Biwako meine besten Freunde geworden seid … immerhin war ich damals eine wirklich schreckliche Person.“ Madara reichte ihm das zweite Streichholz und beobachtete, wie sein bester Freund das zweite Teelicht anzündete und neben das Erste stellte.

„Jeder hat seine guten und seine schlechten Seiten, mein alter Freund.“

„Mag sein, aber meine schlechten Seiten hatten damals eindeutig die Oberhand.“

„Trotzdem kannten Biwako und ich deine guten Seiten und wussten sie sehr zu schätzen. Vielleicht wird es den beiden ebenso ergehen, wenn sie etwas mehr Zeit miteinander verbringen“, meinte Hashirama mit einem Zwinkern. Nachdenklich sahen sie zu den beiden Teenagern, die sich immer noch stritten.
 

„Hör auf mit deinen sarkastischen Kommentaren. Ich finde es wirklich bewundernswert, dass Madara einfach so über deine schlechte Laune hinwegsehen kann, ich kann das allerdings nicht! Und jetzt erkläre mir gefälligst, wieso du denkst dass ich eine Heuchlerin bin?!“, schrie Sakura ihn an und rutschte auf der Bank ein Stück von ihm weg.

„Du willst es wirklich wissen?“

„Ja, schieß los!“

„In der Öffentlichkeit gibst du dich ständig als eines dieser Vorzeigeprinzessinnen, das nichts anderes kann als zu Lächeln und zu winken und allen den Weltfrieden zu wünschen, das alleine ist schon die größte Falschheit die es gibt. Aber gut, kommen wir zu der eigentlichen Begründung: Du erzählst mir irgendwas von der großen, ewigen Liebe und wie grausam ich doch bin, da ich mit den Herzen all dieser armen Mädchen spiele und dabei tust du genau dasselbe. Aber es ist ja nichts Neues, dass die Menschen sich nie an die eigene Nase fassen.“

Sakura sah ihn vollkommen empört an. Sie öffnete und schloss einige Male ihren Mund, da sie nicht wirklich wusste, was sie darauf antworten sollte. Das sie ihm diese Ansage gemacht hatte, war nun auch schon gut zwei Wochen her und wie zum Teufel kam er jetzt darauf, dass sie genauso wäre wie er?

„Nur um deiner Erinnerung auf die Sprünge zu helfen: Ich habe nicht alle paar Wochen einen neuen Freund und lüge ihm das Blaue vom Himmel.“

„Es geht auch überhaupt nicht an die Anzahl der Personen. Eigentlich finde ich das, was du machst sogar noch schlimmer, als das was ich all die Jahre gemacht habe. Aber Hauptsache du machst mir ein schlechtes Gewissen!“, schrie er sie an.

„Ja dann erkläre mir doch mal bitte, was ich so schlimmes angestellt haben soll!“

„Tust du eigentlich nur so dumm oder bist du wirklich so? Es geht um Naruto. Der Kerl ist seit Jahren in dich verliebt und du weißt es ganz genau. Trotzdem machst du ihm immer wieder Hoffnungen, was ja in Ordnung wäre, würdest du dasselbe für ihn empfinden. Aber hast du mir nicht erst letztens erzählt, dass du für ihn auf diese Art und Weise rein gar nichts empfindest? Also wieso sprichst du dann nicht Klartext mit ihm? Oder geilt es dich einfach auf, zu wissen dass du von einem Kerl begehrt wirst?“

Sakura schwieg, denn das saß. Aber gewaltig. Denn er traf eindeutig ihren wunden Punkt. Am liebsten hätte sie ihm für seine letzte Frage eine Ohrfeige verpasst, doch um das zu vermeiden ballte sie lediglich ihre Hände wieder zu Fäusten. Sie konnte nichts dagegen sagen, denn er hatte Recht. Sie spielte mit Narutos Gefühlen, machte ihm Hoffnungen und ließ zu, dass ihre Eltern seine Hoffnungen oben hielten. Allerdings wusste sie auch nicht wie sie das beenden sollte. Nein, quatsch, das war nur eine blöde Ausrede, immerhin wusste sie ganz genau wie sie das beenden konnte. Nur hatte sie Angst, ihn dann vollkommen zu verlieren.

War sie also wirklich nicht anders als Sasuke?

„Das ist nicht so einfach … er ist immerhin mein bester Freund...“, brachte sie gerade noch raus. Am liebsten hätte sie diese Worte allerdings wieder zurückgenommen, denn das war auch nur eine Ausrede.

„Wieso sollte das nicht einfach sein? Gerade das er dein bester Freund ist macht die ganze Sache nur noch trauriger. Wie kannst du dich seine beste Freundin nennen, wenn du es nicht einmal schaffst in diesem Punkt ehrlich zu ihm zu sein? Nach all den Jahren wird es für ihn sicherlich nicht einfacher sein einen Korb zu kassieren, nach all den Bemühungen, die er auf sich gebracht hat, um dein Herz für sich zu gewinnen. Oder hattest du vielleicht vor ihn einfach zu heiraten, um ihn glücklich zu machen? Dann wünsche ich euch alles Gute mit eurer wahren, ewigen Liebe.“

Sasuke konnte sehen, dass sie das, was er sagte getroffen hatte. Ihre Augen verrieten ihm, dass sie verletzt war und auch ihr schlechtes Gewissen an ihrer Seele nagte. Gerade als er dachte zu sehen, wie sich Tränen in ihren Augen ansammelten, drehte sie ihren Kopf so schnell sie konnte weg. Die ersten Sekunden fühlte er Genugtuung über seinen Erfolg sie zu verletzen, da genau das sein Ziel war. Doch nun fühlte er sich wirklich wie ein riesiges Arschloch, sie zu allem Überfluss auch noch zum weinen gebracht zu haben.

„Ich gehe jetzt. Sag Madara bitte, dass ich noch schnell irgendwo hin musste“, murmelte Sakura und ging zum anderen Ende der Bank, um sich nicht an Sasuke vorbei drücken zu müssen. Dieser sah ihr schweigend hinterher, wie sie auf der anderen Seite der Kirche hinausging. Ja, er war definitiv ein Arsch.

7. Akt

Es war Freitag, der 28. März und das einzige, was Sakura wollte, war den heutigen Abend so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Jedes Jahr veranstalteten ihre Eltern eine riesige und viel zu überteuerte Geburtstagsfeier mit Menschen, die Sakura im Grunde überhaupt nicht kannte. Den ganzen Abend über, würde sie ein falsches Lächeln aufsetzen, Hände schütteln und sich die langweiligen Geschichten ihrer Partygäste anhören müssen.

Bevor ihr großer Auftritt begann, blickte sie noch einmal in den Spiegel. Ihre rosafarbenen Haare waren im Gretchen-Look hochgesteckt, wobei ihr an beiden Seiten jeweils eine dünne, gelockte Haarsträhne bis zu den Schultern hing. Um die Frisur nicht zu zerstören, fasste sie vorsichtig die weißen Schmuckblüten an, welche die Friseurin an ihren Haaren befestigt hatte. Der tiefrote Lippenstift, den die Stylistin ihr aufgetragen hatte, gefiel ihr und passte zu dem dunkelroten Ballonkleid, das sie trug. Das trägerlose Chiffonkleid war an der linken Seite des Dekolleté mit hellrosanen, großen Blüten verziert, die bis zu ihrer Taille reichten, welche mit einem gleichfarbigen Band und einer Schleife auf der rechten Seite betont wurde.

Mebuki kam auf sie zu und zog Sakura in eine feste Umarmung. „Du siehst umwerfend aus. Kaum zu glauben, dass du jetzt schon Achtzehn bist“, sagte sie gedankenverloren, während sie an die letzten achtzehn Jahre zurückdachte. Sakura bedankte sich für das Kompliment ihrer Mutter und löste sich aus ihrer Umarmung. Diese schnappte sich sofort das Handgelenk ihrer Tochter und führte sie zu der großen Treppe.

„Du hast das ja schon oft genug gemacht, aber trotzdem sage ich es dir noch einmal: Bleib ganz ruhig, Kinn nach oben, lächle all deine Gäste an und immer einen Schritt nach dem anderen, wenn du dich abhetzt, fällst du am Ende noch die Treppe runter“, gab Mebuki ihr dieselben Anweisungen, wie all die Jahre zuvor, weshalb Sakura in Gedanken die Worte ihrer Mutter mitsprach. „Und vergiss nicht: Du sollst mit allen Smalltalk machen, aber am wichtigsten ist es, dass man dich so häufig wie möglich an der Seite von Naruto sieht, wir haben den Journalisten nicht umsonst erlaubt heute dabei zu sein. Also geh da jetzt raus und beeindrucke sie!“

Selbst wenn Sakura darauf hätte antworten wollen, wäre sie nicht dazu gekommen, da ihre Mutter ihr einen Schups in Richtung Treppe gab. Als sie aus dem Flur hinaustrat, richteten sich langsam alle Blicke auf sie und die Nervosität machte sich in ihr breit. Obwohl Sakura schon von klein auf beigebracht bekam, wie sie sich zu verhalten hatte und wie sie Dinge, wie zum Beispiel elegant eine Treppe hinuntergleiten, zu meistern hatte, machte es sie immer wieder nervös. Es waren eindeutig viel zu viele Menschen, die sie beobachteten und nur darauf warteten, dass sie einen Fehler machte, damit sie ihn ihr für den Rest ihres Lebens unter die Nase reiben konnten. Laut atmete sie aus, ehe sie begann langsam die Treppe runter zu laufen.

Wie ein Gebet wiederholte sie immer wieder die Anweisungen ihrer Mutter in ihrem Kopf: Kinn oben halten, ein herzliches Lächeln aufsetzen, langsam und bedacht einen Schritt nach dem anderen setzen. Während sie sich daran hielt und die Nervosität nicht verschwinden wollte, suchte sie mit ihren grünen Augen nach irgendwen, an den sie ihren Blick heften und sich beruhigen konnte. In der Menge entdeckte sie ihren Vater, der sie stolz, aber dennoch kritisch betrachtete, weshalb sie Panik bekam irgendetwas falsch machen zu können. Danach sah sie überall nur noch irgendwelche Geschäftspartner ihres Vaters, bis ihr Ino und Hinata auffielen, die sich unterhielten. Auch keine besondere Hilfe.

Ihre grünen Augen suchten weiterhin die Menschenmenge ab, bis sie Naruto entdeckte, der bei seinen Eltern stand. Von ihrem besten Freund bekam sie ein riesiges Grinsen geschenkt und er streckte seinen Daumen nach oben, um ihr zu verstehen zu geben, dass sie das super machte. Sakura musste sich ein Grinsen verkneifen, denn Naruto schaffte es so gut wie immer sie aufzumuntern und ihr gute Laune zu machen. Minato flüsterte seiner Frau irgendetwas ins Ohr, was sie allem Anschein nach zum kichern brachte. Was wohl so lustig war? Sakura wollte gar nicht erst einen Gedanken daran verschwenden, weshalb ihr Blick weiter wanderte, bis Sasukes dunkle Augen ihre festhielten. Er strahlte eine solch herrliche Ruhe und Gelassenheit aus, sodass Sakuras Nervosität langsam verebbte. Selbst nachdem sie sich beruhigt hatte, ließen ihre Augen, während sie die restlichen Stufen hinunter schritt, nicht von ihm ab. Unten angekommen, wurde sie sofort von all ihren Gästen umzingelt, die ihr gratulieren, die Hände schütteln oder sie umarmen wollten, weshalb sie Sasuke dann doch aus den Augen verlor.
 

Während Sakura von den Freundinnen ihrer Mutter, den Mitgliedern des Frauenvereins, umzingelt war, brachte sie an diesem Abend schon zum siebten Mal denselben schlechten Witz zu Tage. Alle Frauen lachten und Sakura kam nicht drum rum, sich zu fragen ob sie alle nur so taten oder ob all die Menschen hier tatsächlich solch einen Humor besaßen. Kaum war das Lachen verstummt, ergriff Mebukis beste Freundin das Wort und fing an von ihrem geliebten, kleinen Cocker Spaniel zu erzählen. Seitdem ihr Mann sie verlassen hatte, gab es für diese Frau kein anderes Thema mehr und Sakura musste sich zusammenreißen, keinen Seufzer von sich zu geben oder ihre Augen zu verdrehen.

Zu ihrem Glück gesellte sich Naruto zu der Gruppe von Frauen und legte seinen Arm um die Rosahaarige. Sofort wurde der Neuankömmling von der Herde gemustert. Als er Sakura einen Kuss auf die Wange drückte, fingen einige an zu Kichern.

„Ich habe dich heute noch gar nicht richtig zu Gesicht bekommen. Du siehst umwerfend aus“, sagte er fröhlich. „Danke, Naruto.“

Sofort wollte sich die gesamte Schar an Frauen mit dem Sohn des Bürgermeisters unterhalten. Naruto genoss die Aufmerksamkeit offensichtlich, da er ihnen mit einem breiten Grinsen Rede und Antwort stand. Sakura wiederum genoss es nur noch die Randfigur zu spielen. Beiläufig ließ sie ihren Blick durch die Menge schweifen, allerdings entdeckte sie niemanden, zu dem sie sich für eine Weile hätte flüchten können.

„Mebuki erzählt uns immer wieder, wie Nahe ihr beiden euch steht“, fing die Rothaarige in der Runde an zu sprechen. Allerdings wurde sie von der Dame neben ihr unterbrochen: „Ja und in den Zeitschriften liest man auch hin und wieder etwas über euch beide. Natürlich ist uns allen bewusst, dass solche Dinge nicht immer stimmen müssen, aber es interessiert uns trotzdem ob ihr beiden nun ein Paar seid, nicht wahr Mädels?“ Von allen kam ein synchrones Nicken, während sich ihre Augen förmlich in Naruto und Sakura festbohrten.

Naruto drückte Sakura enger an sich und ließ seinen Arm von ihrer Schulter runter zu ihrer Taille gleiten. Dabei schenkte er ihnen ein glückliches Lächeln. Doch gerade als er auf die Frage antworten wollte, ergriff das Geburtstagskind das Wort: „Wir sind einfach nur sehr gute Freunde.“ Um das auch noch zu Unterstreichen, sorgte sie dafür, dass Narutos Arm von ihrem Körper entfernt wurde.

„Wie Schade. Ihr beiden würdet ein so süßes Paar abgeben“, teilte sich dieses Mal eine Brünette mit Sommersprossen mit.

„Aber was nicht ist, kann ja noch werden“, meinte Naruto lachend und die Damen vom Frauenverein stimmten in sein Lachen mit ein. Sakura konnte sich gerade noch einen Seufzer verkneifen. Naruto besaß wirklich verdammt viel Ausdauer und würde wohl niemals locker lassen. Allerdings hatte sie ihm auch noch nie eine klare Ansage gemacht und da fielen ihr wieder Sasukes Worte aus der Kirche ein. Kurz biss sich Sakura auf die Unterlippe. Verdammt, was sollte sie nur machen?

„Wenn ihr uns dann entschuldigen würdet, ich würde jetzt gerne ein bisschen mit dem Geburtstagskind tanzen.“ Die Frauen schenkten den beiden ein freundliches Lächeln, wünschten ihnen viel Spaß und hofften, dass sie noch einmal eine Chance bekamen mit Naruto zu sprechen oder besser noch mit seinem Vater höchstpersönlich. Immerhin war er der Bürgermeister und es konnte nie schaden, sich mit dessen Familie gut zu stellen. Sakura war klar, dass das der einzige Grund war, weshalb sie sich alle seit Monaten so begeistert mit Naruto, Kushina und Minato unterhalten wollten.

Auf dem Weg zu den anderen Gästen, die alle auf der anderen Seite des großen Saals tanzten, kam den beiden Kizashi entgegen, der einen Fotografen im Schlepptau hatte. „Lasst uns ein paar hübsche Fotos machen“, verkündete er, als er mit dem Fotograf wenige Schritte vor den beiden stehen blieb. Er hatte den Satz noch nicht einmal richtig beendet, als die ersten Fotos schon geschossen wurden.

Ohne zu zögern, zog Naruto die Rosahaarige wieder an sich und legte seinen Arm um ihre Taille, während diese sich ein Lächeln abringen musste. Danach drückte er Sakura wieder einen Kuss auf die Wange und verharrte länger so, damit der Fotograf mehrere Fotos davon machen konnte. Dieser gab den beiden noch einige Anweisungen, um einige, mehr oder weniger, romantische Schnappschüsse von ihnen zu bekommen. Als das fertig war, begleitete er Sakura und Naruto zu ihrem vorigen Zielort und machte noch mehrere Fotos, während die beiden tanzten.

„Du liebst sowas wirklich oder?“, fragte Sakura, die sich mit Naruto im Rhythmus der Musik bewegte.

„Du etwa nicht? Es ist doch total cool, wie sich alle für einen interessiere, Fotos und Interviews wollen. Da fühlt man sich wie was Besonderes“, antwortete er mit einem breiten Grinsen. Die Uzumakis gehörten erst seit wenigen Jahren zu der sozialen Oberschicht und seitdem Minato der Bürgermeister war, feierten sie ihn alle wie einen Rockstar. Die Rosahaarige konnte über solch ein Verhalten einfach nur den Kopf schütteln. Den Uzumakis allerdings, schien diese Aufmerksamkeit sehr zu gefallen, vor allem Naruto benutzte seitdem gerne seinen Einfluss und nahm alle Aufmerksamkeit, die er bekommen konnte.

„Was Besonderes? Jeder Mensch ist etwas Besonderes“, teilte sie ihm ihre Gedanken mit. Naruto ließ sie einmal um ihre eigene Achse drehen und bewegte sich dann weiter mit ihr im Rhythmus.

„Aber nicht jeder fühlt sich auch wie etwas Besonderes“, erklärte er ihr in einem ernsten Tonfall, den Sakura überhaupt nicht von ihrem besten Freund kannte. Sie sah ihn nachdenklich an und als das Lied zu Ende ging, drückte sie ihm einen Kuss auf die Wange. „Du bist auch ohne das Alles ein sehr besonderer und wichtiger Mensch“, sagte sie mit einem herzlichen Lächeln und entfernte sich aus dem Tanzbereich.

Naruto folgte ihr dabei auf Schritt und Tritt. Es machte ihn überglücklich, so etwas von ihr zu hören. „Du bist auch ein besonderer und wundervoller Mensch“, flüsterte er ihr ins Ohr, nachdem sie stehen geblieben war. Er beobachtete, wie sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht breit machte. Gerade, als er mit ihr in einem Nebenraum verschwinden wollte, um sich in aller Ruhe mit ihr zu unterhalten, kamen ein paar Männer auf die beiden zu und fingen sofort eine Unterhaltung mit Naruto an. Vielleicht war es doch nicht immer so Vorteilhaft, dass alle die Aufmerksamkeit von einem wollten.

„Bis dann, Rockstar“, sagte Sakura zum Abschied und entfernte sich sofort von ihnen.
 

Sakura schnappte sich von einem Kellner ein Glas Orangensaft, den es eigentlich für die minderjährigen Gäste gab. Doch da sie kein großartiger Fan von Alkohol war, kam ihr der Orangensaft gerade Recht. Alleine stand sie an der Treppe und beobachtete ihre Partygäste. Eigentlich hielt sie Ausschau nach Ino, mit der sie sich ein wenig unterhalten wollte. Nachdem sie die Hälfte ihres Saftes getrunken hatte, entdeckte sie Ino, die, gemeinsam mit Hinata, auf sie zukam.

„Hey, ihr beiden. Ihr scheint euch ja prächtig zu amüsieren“, begrüßte sie die beiden, die regelrecht um die Wette grinsten. Ino fiel ihr um die Arme und schien sie gar nicht mehr los lassen zu wollen. „Ich habe dir zwar schon in der Schule gratuliert, aber ich wünsche dir alles Gute zum Geburtstag!“, trällerte Ino fröhlich. „Danke“, sagte Sakura lachend und wollte dann wissen, „Wieso bist du so gut gelaunt?“

„Ach, es ist nichts Besonderes. Hinata und ich haben nur gerade ein bisschen über Sasuke gelästert. Dabei ist uns aufgefallen, dass er ein paar Dinge bei uns beiden exakt auf derselben Art und Weise abgezogen hat. Natürlich ist das keine Garantie dafür, dass er das bei jeder macht, aber vielleicht können wir noch ein paar andere Befragen, die auf ihn reingefallen sind und dann können wir dich besser darauf vorbereiten, damit du all seine Tricks durchschauen kannst“, erklärte Ino ihrer besten Freundin den siegessicheren Plan. Sakura sah verdutzt zwischen den beiden hin und her. Hatten sie sich wirklich den ganzen Abend nur darüber unterhalten?!

„Ino hat mir erzählt, dass du vor hast Sasuke eine Lektion zu erteilen“, erklärte Hinata, die Sakuras verdutzten Gesichtsausdruck bemerkte. „Ich bin eigentlich wirklich keine Befürworterin solcher Aktionen, aber ich finde auch, dass Sasuke endlich mal klar werden muss, dass er nicht tun und lassen kann, was er will“, fügte sie hinzu.

Sakura wusste nicht wirklich was sie zu alledem sagen oder gar denken sollte. Eigentlich wollte sie Ino demnächst klar machen, dass sie das Handtuch werfen würde und jetzt hatte sie auch noch Hinata auf ihre Seite gezogen. Ausgerechnet von Hinata hätte Sakura so etwas niemals erwartet. Sie war immer zurückhaltend und schien keiner Fliege etwas zu Leide tun zu wollen.

Was sollte sie jetzt also tun? Was darauf antworten?

„Wieso seid ihr so versessen darauf, Sasuke leiden zu sehen? Was habt ihr davon?“, fragte sie dann die beiden. Ino sah die Rosahaarige an, als hätte sie den Verstand verloren, eine solch dumme Frage zu stellen. Sie packte Sakura an den Schultern und sah ihr tief in die Augen.

„Bitte sag mir, dass du nicht auf seine Masche reingefallen bist und dich in ihn verliebt hast!“, schrie sie ihr entgegen. Dabei erweckten sie die Aufmerksamkeit einiger umstehender Gäste. Als Ino ihnen dann allerdings zurief, dass sie sich um ihren eigenen Scheiß kümmern sollten, lenkten sie ihre Aufmerksamkeit schockiert auf andere Dinge und Personen.

„Natürlich nicht. Ich will nur eine Antwort auf meine Frage“, antwortete Sakura gelassen und nahm Inos Hände von ihren Schultern. Hinata schien ehrgeizig nach einer Antwort in ihrem Hinterstübchen zu suchen, während Ino nur verächtlich schnaubte. „Rache natürlich. Das haben wir davon. Dadurch kann Sasuke am eigenen Leib erfahren, wie es sich anfühlt von Anfang an nur verarscht zu werden und wie es sich anfühlt, wenn einem einfach nach Lust und Laune das Herz gebrochen wird.“

„Das Sasuke am Ende ein gebrochenes Herz hat, macht das Ganze aber nicht rückgängig, das ist dir schon klar oder?“, hackte Sakura nach.

„Ja, aber … verstehst du eigentlich wie demütigend so etwas ist?“, mischte sich Hinata ein, die doch etwas unsicher wirkte.

„Okay, wieso kommst du auf einmal mit diesen Fragen an? Ich dachte es wäre beschlossene Sache, dass du das machst? Und ich finde Sasuke hat es verdient auch einmal solch eine Erfahrung zu machen“, gab Ino genervt von sich.

„Ich weiß aber nicht mehr, ob ich das machen möchte“, entgegnete Sakura schnippisch.

„Ist das dein ernst? Nachdem er mich verarscht hat? Nachdem er Hinata verarscht hat? Nachdem er wahrscheinlich halb London verarscht hat?“, fragte Ino gereizt.

„Mag sein, dass das Demütigend war, aber ich sage euch beiden jetzt noch einmal dasselbe, was ich vor zwei Monaten zu Hinata gesagt habe: Sasukes Ruf ist schon lange jedem bekannt und ich finde nicht, dass er etwas dafür kann, wenn die Leute denken, sie könnten ihn zähmen, als wäre er irgendein Wildpferd.“

„Ich glaube es einfach nicht! Jetzt nimmst du den Arsch auch noch in Schutz? Sicher, dass du nicht in ihn verliebt bist?“ Ino war auf Hundertachtzig und hätte am liebsten irgendwem eine reingehauen. War das Sakuras ernst? Sie selbst hatte zwar letzte Woche noch darüber nachgedacht, dass es das Beste wäre, die ganze Sache abzublasen, aber auch nur, weil sie mehr Zeit mit Sakura verbringen wollte. Doch nachdem sie sich mit Hinata unterhalten hatte, hatte sie es doch für eine bessere Idee gefunden den Plan fortzusetzen.

„Ich nehme ihn nicht in Schutz, ich finde es nicht in Ordnung, was er abgezogen hat – mit allen von euch. Dennoch müsst ihr zugeben, dass das was ich gesagt habe der Wahrheit entspricht. Ihr alle habt geglaubt, dass ausgerechnet ihr die Eine seid, die ihn bekehren konnte, nicht wahr?“

Die Blicke der beiden Frauen sprachen Bände, doch Ino wollte das nicht so im Raum stehen lassen. „Ja, das haben wir gedacht. Aber auch nur, weil er uns das hat glauben lassen.“

„Ich weiß es ist nicht gerade ehrenvoll und nett, so etwas von dir zu verlangen, Sakura. Aber das war wirklich unglaublich demütigend und verletzen. Ich finde es nicht okay, dass man etwas so unschuldiges wie die Liebe benutzt um anderen Menschen leid zuzufügen, aber ich denke auch, dass wenn Sasuke kapiert, wie sich das für uns alle angefühlt hat … dass er dann vielleicht zur Besinnung kommt.“

Hinatas Worte erinnerten Sakura an das, was sie zu Sasuke gesagt hatte, als er sie vom Altenheim nach Hause gefahren hatte. Sie konnte nicht wirklich wissen, wie sich all diese Frauen fühlten, sie konnte es nur durch reichliche Überlegung erahnen. Die grauen und türkisfarbenen Augenpaare, die sie anstarrten quollen förmlich über vor Traurigkeit, Verletzlichkeit, Wut und Hass. Dennoch war sich Sakura sicher, dass das nicht der richtige Weg war.

„Ich brauche eine Weile für mich alleine“, entschuldigte Sakura sich bei den beiden und verschwand aus dem Saal, um sich auf einen der entlegenen Balkons zurück zu ziehen.
 

Als sie auf den Balkon trat, wurde Sakura von der kühlen Nachtluft begrüßt, was sie allerdings nicht störte. Sie ging zur Balustrade, zog sich ihre High Heels aus und stützte sich auf der kühlen, steinernen Brüstung ab. Ihr Blick war auf die kleine Waldfläche vor ihr gerichtet, während sie in aller Ruhe den Rest ihres Orangensafts leer trank. Das Glas stellte sie dann auf der Brüstung ab.

„Wenn das nicht unser Geburtstagskind ist.“ Sofort drehte sich die Rosahaarige um und lehnte sich gegen die Balustrade. „Ich bin gerade wirklich nicht in Stimmung, Sasuke.“

„Interessant. Ich dachte diesen Satz hört man immer nur, wenn man in einer Beziehung ist.“ Sakura konnte sich ein Schmunzeln, bei dieser Bemerkung, nicht verkneifen und beobachtete, wie er mit einem Geschenk auf sie zu lief.

„Alles Gute zum Geburtstag – von mir und Granddad“, sagte er und erklärte, während er ihr das Geschenk übergab, „er wollte unbedingt, dass ich es dir persönlich übergebe.“

„Danke.“ Sie konnte spüren, dass sich unter dem Geschenkpapier ein Buch befand und eigentlich war das auch nicht anders zu erwarten, denn an ihren letzten beiden Geburtstagen hatte Madara ihr ebenfalls Bücher geschenkt. Außerdem liebte sie Bücher und das wusste er ganz genau. Das Geschenk legte Sakura auf der Brüstung ab, während Sasuke sich neben ihr an die Balustrade lehnte. Es vergingen mehrere Minuten, in denen sie schweigend den Himmel betrachteten, obwohl sie keinen einzigen Stern sehen konnten.

„Ich denke, wir sollten unseren Tanz beenden“, sagte sie in die Stille hinein.

„Weil du immer noch sauer über das bist, was ich in der Kirche gesagt habe?“, wollte er wissen. Sakura hatte die ganze Woche kein Wort mit ihm gesprochen und war ihm aus dem Weg gegangen, weshalb es keine besondere Überraschung für ihn war, dass sie das Ganze beenden wollte.

„Ja. Nein. Ich meine … ich bin deswegen nicht sauer, immerhin hattest du Recht mit Naruto. Aber ich denke, wenn ich das wirklich durchziehe, bin ich am Ende wirklich nicht besser als du und - nichts für ungut -, aber ich möchte nicht wie du sein“, erklärte sie sich.

„Darüber musst du dir wirklich keine Sorgen machen. Du hast mir immerhin von Anfang an gesagt, was du damit bezweckst, weshalb ich ganz genau weiß, worauf ich mich hier einlasse und, um dich zu beruhigen: Ich werde mich sowieso nicht in dich verlieben“, erklärte er ihr siegessicher und mit einem süffisanten Grinsen. Er wusste selbst nicht so genau, weshalb er das ganze Aufrecht erhalten wollte. Immerhin konnte es ihm egal sein, ob sie ein bisschen miteinander spielten oder sich, wie all die Jahre zuvor, höflich aus dem Weg gingen. Sasuke stieß sich vom Geländer ab und drehte sich zu Sakura um, um ihr seine Hand hin zu halten. „Außerdem will ich noch ein bisschen länger mit dir tanzen.“

Sakura betrachtete ihn nachdenklich. Eigentlich hatte er wieder einmal Recht, aber ob das wirklich so einen großen Unterschied machte? Sie war sich nicht sicher, ob das tatsächlich so eine tolle Idee war. Allerdings konnte Sasuke manchmal doch sehr nett und aufmerksam sein und Sakura war sich sicher, dass die beiden nichts mehr miteinander zu tun haben würden, wenn sie dem ganzen einen Schlussstrich setzen würde. Aus irgendeinem Grund mochte sie es sogar hin und wieder ein wenig Zeit mit ihm zu verbringen. Mit einem kleinen Lächeln legte sie ihre Hand auf seine und ließ sich von ihm von der Balustrade wegziehen. Seine freie Hand legte Sasuke auf ihren unteren Rücken und begann mit ihr in einem angemessenen Rhythmus zu tanzen.

„Deinem Ego zuliebe, werde ich dieses Mal auch nicht die Führung übernehmen“, sagte Sakura amüsiert.

„Oh, wie freundlich von dir. Womit habe ich das nur verdient?“

Sakura genoss den Tanz mit Sasuke sehr. Es gab zwar keine Musik, zu der sie tanzten, aber das störte sie nicht. Die Hauptsache war, dass es hier keine Journalisten gab, die nach einer scharfen Story Ausschau hielten. Keine Menschen, die versuchten ihr vorzuschreiben, wie sie ihr Leben zu leben hatte. Niemand, der darauf wartete, dass sie einen Fehler beging.

Nein, hier gab es nur Sasuke, Sakura und die Nacht.

Und bei Sasuke hatte sie einfach das Gefühl, sich nicht verstellen zu müssen.

Doch bei dem Gedanken an den bisherigen Abend, entwich Sakuras Kehle ein lauter und frustrierter Seufzer. Sie schlang ihren Arm enger um Sasukes oberen Rücken, als sie beschloss ihn etwas zu fragen, worüber sie schon länger sprechen wollte. Nur gab es nie jemanden, mit dem sie hätte darüber sprechen können.

„Sasuke?“

„Sakura?“

„Du hast gesagt, dass du auch keine Lust mehr auf diese Familienfehde hast und, dass es dir nicht gefällt, dass dir dein Vater ebenfalls vorschreibt was du studieren sollst. Was ist mit dem Rest? Gefällt dir das alles?“

„Ich weiß nicht. Was meinst du mit dem Rest?“, wollte er wissen und verlangsamte den Rhythmus ein wenig.

„Dieses ganze Theater, das alle abziehen. Wie diese Party zum Beispiel. Ich meine, ich kenne achtzig Prozent meiner Gäste nicht einmal beim Namen“, gestand sie ihm. Sasuke lachte kurz auf.

„Wenn du das alles satt hast, dann hau doch einfach ab.“

„Abhauen?“, sagte sie, als wäre es ein Fremdwort.

„Ja. Verlass die Party einfach.“

Sakura sah ihn an, als wäre er verrückt. „Das geht nicht.“

„Weswegen?“

„Weil das unhöflich wäre? Immerhin ist das meine Geburtstagsparty.“

„Na und? Auf meiner letzten Geburtstagsparty bin ich nicht einmal aufgetaucht und ich denke, das beantwortet auch deine Frage. Aber noch mal, extra für dich: Ja, ich habe dieses ganze Theater satt“, gestand er ihr. Sakura sah ihn überrascht und geschockt zugleich an, als er ihr gestand, dass er auf seiner Party nicht einmal anwesend war. Doch dann fing sie an laut los zu lachen.

„Das erklärt, wieso ich dich damals nicht gefunden habe!“

„Du hast mich gesucht? Welche ehre“, gab Sasuke amüsiert von sich.

„Wenn ich schon auf deiner Geburtstagsparty auftauche, sollte ich dir wenigstens gratulieren oder nicht? Wieso habt ihr überhaupt eine geschmissen, wenn du gar nicht erst auftauchst?“, fragte sie neugierig.

„Weil mein Vater ziemlich stur ist und es nicht mag, wenn man nicht das tut, was er will. Ich habe ihm Monate vorher gesagt, dass ich keine Lust mehr auf so etwas habe, aber er hat darauf bestanden trotzdem den Geburtstag mit all den Leuten zu feiern. Also habe ich die Nacht vor meinem Geburtstag bei Juugo übernachtet und dann den gesamten Tag mit ihm und Suigetsu verbracht. Man, war mein Vater sauer auf mich.“ Bei der Erinnerung daran konnte Sasuke einfach nicht anders, als breit zu Grinsen. Er war wohl mindestens genauso stur wie Fugaku.

Abrupt hörte Sakura auf, sich mit Sasuke im Rhythmus zu bewegen und sie sah ihn ernst an. Er blieb ebenfalls stehen, sah sie fragend an und ließ von ihr ab. „Ich verschwinde. Kommst du mit?“, wollte sie von ihm wissen.

„Da fragst du noch?“

„Gut. Ist nur die Frage, wie wir ungesehen hier weg kommen.“

„Komm einfach mit.“

Sakura nahm ihre High Heels in die Hände, während Sasuke sich das Geschenk schnappte, welches er ihr vorhin übergeben hatte. Er hielt ihr die Balkontür beim reingehen auf und nahm dann ihre freie Hand mit seiner. Ohne zu zögern, schleifte er sie den langen Flur entlang, weg von der Musik und den anderen Geräuschen, die aus dem großen Saal kamen. Es hatte schon so viele Veranstaltungen gegeben, die in diesem riesigen und alten Gebäude stattgefunden hatten, an denen Sasuke seine Erkundungstouren durchgeführt hatte, weil es ihm einfach viel zu langweilig mit diesen Snobs war. Er riss die Tür zur Küche auf, wo sie von ein paar Kellner und Kellnerinnen, wie auch den Leuten der Cateringfirma – welche gerade ein paar neue Platten zum herumreichen herrichteten - neugierig gemustert wurden.

„Das hier bleibt unser kleines Geheimnis“, sagte der junge Uchiha in einem charmanten und bestimmenden Tonfall.

Alle Anwesenden sahen neugierig zwischen dem Schwarzhaarigen und der Rosahaarigen hin und her, wechselten danach fragende Blicke untereinander aus und nickten letztendlich einstimmig. Keiner von ihnen traute sich etwas zu sagen und da Sasuke und Sakura ohnehin keine Fragen beantworten wollten, drängten sie sich in der nächsten Sekunde an den Angestellten vorbei und verschwanden durch den Diensteingang.
 

„Verdammt, ist der Boden kalt“, fluchte Sakura, die immer noch barfuß war.

„Zieh deine Schuhe an“, entgegnete Sasuke kopfschüttelnd, immerhin hielt sie ihre Schuhe in den Händen.

„Wollen wir Schuhe tauschen? Du kannst gerne auf diesen mörderischen zehn Zentimeter Absätzen herumstolzieren“, gab sie bissig zurück.

„Ich wollte mir erst gestern dasselbe Paar Schuhe kaufen, deswegen finde ich es wirklich süß, dass du mir diesen Wunsch von den Augen ablesen konntest“, sagte er mit vor Sarkasmus triefender Stimme. Genervt verdrehte Sakura die Augen.

„Ich werde sie dir zu deinem nächsten Geburtstag schenken“, scherzte sie, weil sie sich nicht die Laune verderben lassen wollte. Sie beobachtete, wie sich ein kleines Grinsen auf Sasukes Gesicht breit machte. „Wo gehen wir überhaupt hin?“

Die Frage konnte der Schwarzhaarige nur mit einem Schulterzucken beantworten. „Du bist das Geburtstagskind, entscheide du.“ Sakura brauchte nicht lange zu überlegen, um zu wissen, wo sie hin wollte. Zielstrebig steuerte sie den Spielplatz an, der nur eine viertel Stunde von ihnen entfernt war und gemeinsam mit Sasuke betrat sie diesen dann auch. Dabei gefiel ihr das Gefühl von dem kühlen Gras unter ihren Füßen. Im Gegensatz zum kalten Bordstein, war das Gras wundervoll weich und kitzelte ihre Füße. Als sie dann die Vogelnestschaukel ansteuerte, spürte sie nach einigen Schritten den Sand, der sich zwischen ihren Zehen wirklich gut anfühlte. Sakura ließ ihre Schuhe in den Sand und sich selbst in den Schaukelkorb fallen. Dabei ließ sie ihre Beine runterbaumeln.

„Leg dich zu mir“, verlangte sie von ihm und sah ihn an. Dieser konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Ich hätte niemals gedacht, dass ich das so früh von dir höre.“

„Du bist manchmal wirklich ein Idiot, weißt du das?“

Sasuke setzte sich auf den Rand des Schaukelkorbs und drückte diesen mit seinem Gewicht ein ganzes Stück nach hinten. Als er dann seinen Oberkörper zurückfallen ließ und seine Füße den sandigen Boden nicht mehr berührten, fingen sie an vor und zurück zu schaukeln.

„Ich glaube Idiot hat mich bis jetzt noch niemand genannt.“

„Würde ich vielleicht auch nicht, wenn du diese Sprüche unterlassen würdest.“

„Wieso? Du hast sie heute amüsant gefunden, das habe ich ganz genau gesehen“, meinte Sasuke gut gelaunt. Es war viel schöner den Abend auf einem ruhigen Spielplatz zu verbringen, anstatt sich all diese langweiligen Geschichten und Witze anzutun. Diese Snobs konnten sowieso nichts anderes, als Dinge vorzutäuschen und waren so ziemlich die größten Heuchler auf der Welt.

Sie waren zu allem und jedem freundlich, solange es ihnen ein Vorteil verschaffen konnte. Das alles war nur eine andere Form von dem Spiel, welches Sasuke die letzten Jahre mit all den Mädchen getrieben hatte. Man spielte Interesse vor, umschmeichelte die Anderen, schmierte ihnen Honig um den Mund. Doch sobald sie von einem hatten, was sie wollten, wäre es ihnen sogar egal, wenn man vor ihren Augen den Löffel abgeben würde. Sie spendeten gerade genug Geld, um als Wohltätig angesehen zu werden und in der Öffentlichkeit in einem guten Licht dazustehen, doch wirklich interessieren würden sie sich für das Wohl anderer wahrscheinlich niemals.

„Ja, ich fand es ganz lustig“, gab sie zu und sprach weiter, nachdem sie sich kurz geräuspert hatte, „aber ich meine nicht nur diese harmlosen Sprüche, sondern dein ganzes Macho-Getue.“

„Ich dachte ihr Frauen steht auf dieses Macho-Getue“, meinte er kühl und sah zu der Rosahaarigen, die gleich neben ihm lag. Sakura drehte ihren Kopf zu ihm und grinste ihn an, während sie sarkastisch behauptete: „Dann bin ich wohl keine Frau.“

„Schön, dass ich das am Anfang unserer Beziehung erfahre.“

„Uchiha..“, sagte sie lachend und schüttelte den Kopf, ehe sie wieder in den Himmel sah. Von hier aus konnte man sogar einige, wenige Sterne am Firmament erkennen. Sakura hatte immer das Gefühl gehabt, dass die Menschen genauso waren wie die Sterne. Es gab so viele von ihnen und dennoch war jeder vollkommen auf sich allein gestellt. Auf solchen Veranstaltungen hatte sie sich immer alleine und verloren gefühlt, da ihre Eltern immer wollten, dass sie sich mit allen gut stellte und sie alle ein gutes Bild von ihr und ihrer Erziehung hatten. Deswegen kam ihr Sasuke mit seiner Einstellung sehr willkommen, vor allem weil er das alles ebenfalls von Klein auf kannte.

„Kannst du eigentlich auch mal ernst bleiben?“, erkundigte sie sich, nachdem ihr Lachen verstummt war.

„War ich doch vorhin oder etwa nicht?“

„Hat ja nicht lange angehalten“, bemerkte sie seufzend.

Sasuke drehte seinen Kopf zu ihr und musterte sie kurz, ehe er sie fragte: „Ist dir gar nicht kalt?“ Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, sah er, wie sie ihr Gesicht verzog. „Doch..“, murmelte sie, was ihn fast zum Schmunzeln brachte. Sakura beobachtete, wie er sich aufsetzte und seine schwarze Anzugjacke auszog, weshalb auch sie sich aufsetzte. Ohne zu zögern, überreichte er ihr die Jacke und versuchte sie zu provozieren, indem er sagte: „Vielleicht solltest du nicht so kurze Kleidchen anziehen.“

Sakura verdrehte die Augen, nahm die Jacke entgegen und äffte ihn nach, während sie sich die Jacke anzog: „Ich dachte Männer stehen auf Frauen die so kurze Kleidchen anziehen.“ Immer wenn er etwas Nettes tat, musste er es mit irgendeinem Spruch zunichte machen!

„Das kann ich nicht verneinen“, entgegnete dieser und ließ seinen Blick über sie gleiten, was Sakura nicht entging. „Du hast mir jetzt schon seit zwei Wochen nicht mehr so dämlich und offensichtlich auf die Brüste geglotzt. Ich bin wirklich stolz auf dich.“

„Fühlen sich deine Brüste etwa Vernachlässigt?“, wollte er amüsiert wissen.

„Mit Sicherheit nicht!“, fauchte sie ihn an. Sofort schlang sie die Jacke eng um ihren Körper und verschränkte abwehrend ihre Arme vor der Brust. Sasuke beobachtete sie dabei. Er hatte sich zwar entschieden etwas an seiner Einstellung zu ändern, aber trotzdem war es schwer zu widerstehen, wenn er sie ärgern oder provozieren konnte.

„Weißt du das denn mit Sicherheit?“

„Ja oder bist du seit neustem eine Frau?“

„Du bist doch auch keine“, erinnerte Sasuke sie an ihre sarkastische Bemerkung.

„Noch ein falsches Wort und ich verpasse dir eine, Uchiha.“

„Dass du immer gleich so gewalttätig werden musst.“

„Ich wollte dich wirklich verschonen, aber wie du willst … ich werde dir eiskalt dein Herz brechen“, sagte sie aufgesetzt großspurig und tippte mit ihrem Zeigefinger gegen seine Brust. „Oder was auch immer sich da in deinem Brustkorb befindet.“

„Das will ich sehen.“

„Wirst du“, meinte sie lachend und ließ sich wieder zurückfallen. Sasuke schüttelte nur belustigt den Kopf und sorgte dafür, dass sie wieder mit dem Schaukeln anfingen, ehe er sich auch wieder zurückfallen ließ. Die beiden genossen den restlichen Abend gemeinsam, weshalb sie noch stundenlang in dem Schaukelkorb lagen, sich unterhielten und sich gegenseitig aufzogen. Letztendlich sympathisierte Sasuke mit der Rosahaarigen, denn ihr schien es in ihrem goldenen Käfig auch nicht anders zu ergehen.

8. Akt

Nachdem Naruto die schwarze Achterkugel versenkt hatte, führte er einen Siegestanz auf, in welchen er Sakura verwickelte. Es war ihr zwar peinlich, aber trotzdem tanzte sie lachend mit ihm, um ihren gemeinsamen Sieg zu feiern. Sai konnte darüber nur den Kopf schütteln, während Ino die Arme vor der Brust verschränkte und die Augen verdrehte. In den letzten Jahren ist es zu einer Art Brauch geworden, dass die Vier an dem Tag nach Sakuras Geburtstag zusammen etwas unternahmen. Seitdem war die Aussicht auf einen entspannten Tag mit ihren Freunden immer ihr Trost gewesen, wenn sie die ganzen Menschen, die ihr quasi vollkommen Fremd waren, ertragen musste.

„Euch haben wir es gezeigt!“, meinte Naruto mit einem breiten Grinsen und hielt die Hand in die Höhe, woraufhin Sakura ihn abklatschte.

„Ist auch nicht besonders schwer zu gewinnen, wenn Ino im gegnerischen Team ist“, bemerkte Sai unbeeindruckt. Dafür bekam er den Ellbogen der Blondine in die Rippen gerammt. „Autsch! Was denn? Du kannst nun mal kein Billard“, sagte er dann, als er ihren finsteren Gesichtsausdruck bemerkte.

„Die nächste Runde spiele ich mit Sakura“, verkündete Ino und zeigte dabei mit ihrem Queue auf die Rosahaarige, wobei sie immer noch finster drein blickte. Seit dem Vorfall auf Sakuras gestriger Party war sie schlecht gelaunt. Leider hatte sie noch keine Zeit gehabt sich mit ihrer besten Freundin auszusprechen, da Naruto Sakura ständig in Beschlag nahm.

„Dann darf ich sogar einmal gewinnen“, stellte Sai fest. Grinsend gaben sich Naruto und Sai ein High Five. Gleich darauf, holten sie gemeinsam die vorher eingelochten Kugeln aus ihrem Versteck, unter dem Billardtisch, hervor und legten sie mithilfe der Holztriangel in einem Dreieck zusammen. Der Schwarzhaarige in der Gruppe wollte dann auch sofort wissen, ob die beiden Schönheiten anfangen wollten. Ino hakte sich deswegen bei ihrer besten Freundin unter und ließ den beiden jungen Männern den Vortritt. Naruto, der sich darüber freute anspielen zu dürfen, ging auch schon in die passende Haltung um Billard spielen zu können.

„Wo warst du gestern Abend eigentlich? Ich wollte noch einmal mit dir Sprechen, aber du schienst vom Erdboden verschluckt worden zu sein“, erklärte Ino sofort, nachdem sie ihre Frage gestellt hatte. Naruto, der mit seiner linken Hand eine Brücke auf dem grünen Stoff gebildet hatte, war von Inos Frage ein wenig abgelenkt. Auch er hatte Sakura gestern nicht mehr gesehen und er hatte es Kizashi nicht abgekauft, als er den Leuten beim Anschneiden der Geburtstagstorte erklärt hatte, dass es Sakura nicht gut ginge und sie sich deswegen hingelegt hätte. Während er seinen Daumen über den Zeigefinger bog und den Queue in die entstandene Öffnung legte, wanderten seine blauen Augen zu Sakura, die etwas nervös an ihrem Queue herumspielte.

„Um ehrlich zu sein, habe ich mich mit Sasuke von der Party geschlichen und wir haben ein wenig Zeit tot geschlagen“, antwortete sie wahrheitsgemäß. Dieses ein wenig Zeit tot schlagen, war allerdings bis zwei Uhr morgens gegangen. Sakura hatte sich wohl noch nie zuvor so ernsthaft mit Sasuke unterhalten und sie hatte es so sehr genossen, dass sie gar nicht bemerkt hatte wie schnell die Zeit verflogen war. Naruto hatte wirklich mit vielen Antwortmöglichkeiten gerechnet, doch damit überhaupt nicht. Aus diesem Grund stieß er die weiße Kugel viel zu weit unten an, wodurch diese über die Farbigen flog. „Was?!“, kam es laut aus Narutos Kehle.

„Hast du nicht gestern noch gesagt, dass du keine Lust mehr auf das Alles hast?“, wollte Ino wissen, die genauso überrascht war wie Naruto. Sakura fühlte sich ziemlich unwohl in ihrer Haut, da sich die beiden blauen Augenpaare ihrer Freunde regelrecht in sie bohrten. Sie sah zu Sai, der sich an den Billardtisch lehnte und nur mit den Schultern zuckte. Wie so oft hielt er sich raus.

„Sakura will aufhören? Finde ich gut! Ich halte es sowieso für eine bessere Idee, wenn du dich von Sasuke fern hältst. Wirklich keine Ahnung, wieso ich Inos dumme Idee am Anfang gut fand, von ihr kann sowieso nichts Gutes kommen“, sagte Naruto mit mehrmaligem nickend. Dabei warf Naruto der Blondine einen bösen Blick zu, den diese erwiderte. Ino gab einen genervten laut von sich und drehte ihren Kopf demonstrativ von Naruto weg. „Du bist so ein Idiot, Naruto“, murmelte sie dabei.

Ja, Sakura hatte am gestrigen Abend zu Ino und Hinata gesagt, dass sie auf dieses Spiel keine Lust mehr hatte. Doch zu Sasuke hatte sie genau das Gegenteil gesagt. Aber eigentlich hatte sie von Anfang an keine Lust gehabt und hatte Inos hochgradig idiotischer Idee nur zugestimmt, weil Sasuke sowieso jede Gelegenheit genutzt hatte um sie zu provozieren und schlechte Flirtversuche zu starten. Kaum hatte sie ihm davon erzählt, hatte sie es auch schon wieder bereut. Jetzt, fast drei Monate später, mochte sie es einfach sich mit ihm zu unterhalten. Doch Sasuke war allem Anschein nach nicht der Typ Mann, der sich mit Frauen unterhalten wollte. Nein, er wollte lieber unterhalten werden.

„Ich war einfach nur genervt, weil du Hinata davon erzählt hast. Ich habe wirklich keine Ahnung, was ich machen werde“, antwortete die Rosahaarige letztendlich. Das war nicht einmal gelogen. Sakura wollte wirklich nicht, dass noch mehr Menschen davon erfuhren. Das lag nicht nur daran, dass sie dieses Spiel nicht wirklich ernst meinte, sondern auch daran, dass sie nicht wollte, dass die Menschen ein falsches Bild von ihr bekamen und ihr das Alles in gewisser Weise peinlich war.

„Das war doch nur Hinata und du meintest selbst, dass sie eigentlich in Ordnung ist. Außerdem will sie, wie wohl jede Frau in dieser Stadt, dass Sasuke das bekommt, was er verdient“, beharrte Ino immer noch auf dem Argument. Sakura seufzte. Egal wie oft sie das Ganze mit Ino durchkauen würde, die Blondine würde trotzdem nicht locker lassen. Sai hingegen war so gelangweilt von dem Gespräch, dass er die weiße Kugel nahm und sie Naruto überreichte, damit sie endlich anfangen konnten Billard zu spielen.

„Ich möchte trotzdem nicht, dass du jedem davon erzählst und ich will auch nicht, dass ihr irgendwelche Informationen sammelt, wir sind hier nicht in einem Krimifilm, wo wir den Täter überführen müssen. Außerdem klingt mir das zu sehr nach Kindergarten“, murrte die Rosahaarige schlecht gelaunt. Sakura wollte wirklich nichts Genaueres über Sasukes Vorgehensweise wissen. Das lag daran, dass sie das Ganze nicht wirklich ernst nahm und auch überhaupt kein Interesse daran hatte Sasuke dazu zu bringen sich in sie zu verlieben oder ihm das Herz zu brechen. Außerdem interessierte es sie einfach nicht, was genau Sasuke getan hatte und Details wollte sie erstrecht nicht wissen. „Hinata und ich waren nur der Meinung, dass es dir vieles erleichtern könnte, aber bitte, wie du meinst“, sagte Ino beleidigt und löste sich von Sakura, um ihre Arme vor der Brust zu verschränken.

„Wir werden ja sehen, wie das ganze ausgeht“, sagte Sakura nur, damit das Thema endlich beendet war. Vielleicht sollte sie doch mit Sasuke darüber sprechen. Immerhin hatten sie sich gestern sehr gut miteinander verstanden und was hatte sie schon zu verlieren?

„Hoffentlich zu meiner Zufriedenheit“, murrte Ino leise. Danach widmete sie ihre Aufmerksamkeit ebenfalls Naruto, der sich wieder über den Tisch gebeugt hatte und einen zweiten Versuch für den Anstoß bekam. Dieses Mal war der Anstoß perfekt und Naruto lochte auch gleich die Zehnerkugel ein, weshalb Sai und er nun die halben Kugeln einlochen mussten und das Spiel endlich los gehen konnte. Damit war das Thema Sasuke erst einmal beendet gewesen und Sakura war froh, dass sie wenigstens die Sache von Gestern klären konnte. Die Vier spielten – in bester Laune – Billard und Darts, gönnten sich zwischendurch etwas zu Essen und auch am Trinken wurde nicht gespart.
 

Als es an der Zeit war nach Hause zu gehen, verließ die Gruppe gemeinsam das Gebäude. Sai stützte seinen besten Freund, der wohl mehr getrunken hatte als er sollte, während sie die Fußgängerstraße entlang liefen. An der Hauptstraße angekommen, ließ er Naruto los und lehnte diesen gegen die Wand eines Gebäudes. Weil nur ein Taxi am Straßenrand parkte, ließ Sakura freundlicherweise Ino und Sai den Vortritt, die in dieselbe Richtung mussten und sich somit ein Taxi teilten. Außerdem hielt sie es für eine gute Idee, dass Naruto noch ein wenig an der frischen Luft blieb. Somit verabschiedeten sich Ino und Sai von den andern beiden und kaum dass sie weg waren, rief Sakura auch schon die Taxizentrale an um eines für Naruto und sie zu bestellen.

„Du bist wunderschön“, sagte er auf einmal und zog dabei jedes Wort lang. Naruto legte seine Hände auf Sakuras Schultern und betrachtete sie dabei eingehend, was ihr wirklich unangenehm war.

„Und du bist vollkommen betrunken. Hättest du es nicht wenigstens im Rahmen halten können?“, fragte sie genervt und verschränkte die Arme vor der Brust. Naruto zog einen Schmollmund, weil sie gar nicht auf sein Kompliment einging und ihn nun auch noch wegen seines Alkoholkonsums rügte. „Alkohol schmeckt einfach gut, da kann man nicht einfach so aufhören!“, lallte er seine Begründung dafür, dass er so viel getrunken hatte.

Kurz musterte Sakura ihn skeptisch. „Das klingt wie das Gebrabbel eines Alkoholikers. Außerdem schmeckt dieses Gebräu vollkommen abartig“, sagte sie im strengen Tonfall. Naruto lachte auf und schlang seine Arme nun um Sakuras Oberkörper, wodurch er sie an sich drückte.

„Stimmt, aber man gewöhnt sich an den Geschmack. Außerdem … fühlt man sich dadurch besser!“ Sakura verzog das Gesicht, da sie den Alkoholgestank, der von Naruto kam einfach nicht ertrug. Da er allerdings betrunken war, kostete es sie auch nicht besonders viel Mühe sich aus seiner Umarmung zu winden.

„Weswegen willst du dich denn besser fühlen?“, wollte sie daraufhin von ihm wissen. Naruto lehnte sich gegen die kalte Mauer und legte dabei den Kopf in den Nacken, um in den dunklen Himmel zu sehen. Er versuchte mit seinem benebelten Gehirn einen klaren Gedanken zu fassen und zu überlegen, ob er ihr sagen sollte, was ihm auf dem Herzen lag oder ob er es lieber sein lassen sollte.

„Sakura, ich liebe dich“, kam es aus Narutos Mund, ohne letztendlich großartig darüber nachgedacht zu haben. Perplex blinzelte die Rosahaarige mehrmals, da sie nun wirklich nicht mit einem Liebesgeständnis gerechnet hätte. Sie hatte zwar die letzten Jahre geahnt, dass er romantische Gefühle für sie hegte, allerdings war es nochmal etwas anderes, wenn es ausgesprochen wurde.

„Ich denke, wir sollten ein anderes Mal darüber reden, du bist nämlich wirklich vollkommen betrunken…“, sagte sie mit unsicherer Stimme, da sie sich immer noch nicht traute ihm das Herz zu brechen. Sie hatte einfach viel zu große Angst davor ihn zu verletzen und zu verlieren. Doch ihn ständig auf die Folter zu spannen, war auch nicht gerade besser, das wusste sie. Sofort musste sie an Sasuke denken, der ihr in der Kirche die Meinung gegeigt hatte. Was er wohl in ihrer Situation getan hätte?

„Nein, ich bin nicht betrunken, ich liebe dich!“, schrie er lallend, womit er Sakura aus ihren Gedanken holte. Als er sich dann auch noch vor beugte, ging Sakura Sicherheitshalber drei Schritte zurück, da sie das blöde Gefühl hatte, dass er nun auch noch versuchen würde sie zu küssen. Doch Naruto beugte sich viel weiter runter, als er es tun müsste, um sie küssen zu können und nur wenige Sekunden später hörte sie auch schon das ächzende Geräusch, dass er machte, während ihn sein Mageninhalt verließ. Sakura verzog das Gesicht, als sie etwas Warmes an ihren Füßen spürte und sich gar nicht traute hinunter zu sehen. Seufzend schnappte sie sich die Packung Taschentücher, die irgendwo tief in ihrer Handtasche versteckt war und benutzte eines der Tücher um ihre Füße sauber zu machen.

„Wow, das war jetzt wirklich romantisch“, sagte Sasuke, der nur wenige Meter von den beiden stehen blieb und die Szene beobachtet hatte. Kaum war seine Stimme an Sakuras Ohren gedrungen, sah sie auch schon zu ihm um. „Was machst du denn hier?“, wollte sie sofort von ihm wissen. Als sie hörte, wie sich Naruto noch einmal übergab, sah sie zu ihrem besten Freund und seufzte. Um ihm zu zeigen, dass sie für ihn da war, rieb sie ihm behutsam über den Rücken.

„Ich war gerade auf dem Heimweg, als ich euch beide auf einmal gesehen habe“, beantwortete Sasuke ihre Frage und überwand nun auch die wenigen Meter, die ihn noch von den beiden trennten. Dabei beobachtete er Naruto, der sich mit der rechten Hand über den Mund wischte und diese an seinem Oberteil abputzen wollte. Sakura nahm allerdings seinen Arm und machte Narutos Hand mit einem frischen Taschentuch sauber, während dieser sich langsam wieder aufrichtete und Sasukes Blick erwiderte. „Was will denn der Playboy hier?“, fragte Naruto schlecht gelaunt, dem nun auch noch schwindelig war. Da er nicht gerade stehen konnte, half Sakura ihm und legte seinen rechten Arm um sich.

„Bist du sonst nicht immer mit deinem schicken Auto unterwegs?“, fragte sie Sasuke, der genauso wenig auf Narutos Frage eingegangen war. Der Angesprochene fuhr sich einige Male durch sein schwarzes Haar, ehe er auf Naruto deutete. „Ich habe zwar nicht so viel getrunken wie Blondie hier, aber trotzdem fahre ich nicht mehr, wenn ich getrunken habe“, erklärte Sasuke ruhig. Ein kleines Lächeln umspielte Sakuras Lippen. „Es überrascht mich immer wieder, wenn ich merke, wie Vernünftig du manchmal sein kannst.“

„Sag das bloß niemandem, sonst schadet das noch meinem Image“, entgegnete Sasuke daraufhin genervt. Er bereute es jetzt schon, dass er nicht einfach schweigend an den beiden vorbei gelaufen war. Eigentlich wollte er einfach nur alleine sein. Deswegen hatte er sich auch dazu entschieden, zu Fuß nach Hause zu gehen, um die Zeit zum Nachdenken nutzen zu können. Sakura ging gar nicht großartig auf seine Bemerkung ein, da sie sah, dass das Taxi kam.

„Willst du mitfahren?“, fragte sie ihn stattdessen, da sie sowieso in dieselbe Richtung mussten. Sasuke sah nun ebenfalls zu dem Taxi, das sich ihnen näherte und zuckte daraufhin mit den Schultern. Ob er alleine nach Hause lief oder mit den beiden nach Hause fuhr, war ihm nun auch egal. Sakura versuchte in der Zwischenzeit mit Naruto zum Straßenrand zu gehen, was sich als ziemlich schwer erwies, da der Blonde den Großteil seines Gewichts auf Sakura verlagerte. Natürlich bemerkte Sasuke dies, weshalb er Naruto an der linken Seite abstützte und mit den beiden zum Taxi ging, das mittlerweile zum Stehen gekommen war. Am Straßenrand angekommen, öffnete Sakura die Tür der Rückbank, stieg ein und rutschte auch gleich durch. Sasuke half Naruto, ohne sich den Kopf anzustoßen, einzusteigen und begab sich ebenfalls auf die Rückbank, nachdem der Blonde in die Mitte gerutscht war.

Kaum hatte Sasuke die Taxi Tür wieder geschlossen, fuhr der Fahrer auch schon los, der vorher die Adresse von Sakura bekommen hatte. „Bringst du ihn gar nicht nach Hause?“, fragte Sasuke ein wenig überrascht. Narutos Haus lag zwar in derselben Richtung, in der auch Sasuke und Sakura mussten, doch er lebte nicht in derselben Straße wie die beiden. „In seinem Zustand ist es besser, wenn er bei mir übernachtet. Meine Eltern werden wahrscheinlich sowieso nichts mitbekommen und selbst wenn, würden sie seinen Eltern nicht verraten, dass er es übertrieben hat“, erklärte sie ihm achselzuckend. Ihre Eltern mochten Naruto auch erst richtig seitdem Minato das Amt des Bürgermeisters angetreten hatte und sie sich durch diese Beziehung Vorteile erhaschen konnten.

„Was machst du denn noch hier? Ich will mit Sakura alleine sein“, mischte sich Naruto lallend ein, der versuchte Sasuke böse anzusehen. Der Schwarzhaarige sah nun Naruto an, der ihm eindeutig zu sehr auf die Pelle rückte. Genervt wandte sich Sasuke von ihm ab und sah aus dem Fenster, während er eine abfällige Handbewegung machte. „Lasst euch nicht von mir stören. Macht ruhig weiter, wo ihr vorhin aufgehört habt“, sagte er dabei monoton. Bei dem Gedanken an Narutos Liebesgeständnis, beugte sich Sakura ein wenig nach vorne um Sasuke einen vielsagenden Blick zuzuwerfen, doch dieser schenkte ihnen schon gar keine Beachtung mehr.

„Da gibt es nichts zum weiter machen!“, stellte sie klar. Naruto schien das allerdings nicht so zu sehen, da er nun von Sasuke zu Sakura rutschte und der Rosahaarigen näher kam, als es ihr lieb war. Sakura legte ihre rechte Hand auf Narutos Brust, um ihn von sich fern zu halten und als sie hilfesuchend zu dem Schwarzhaarigen in der Runde sehen wollte, fing sie seinen Blick an der Spiegelung der Fensterscheibe auf. Augenblicklich musste sie sich fragen, ob er sie schon die ganze Zeit beobachtete oder ob sich ihre Blicke nur zufällig getroffen hatten. „Wenn du auch nur noch einen Zentimeter näher kommst, werde ich dir weh tun, verstanden?“, sagte sie todernst, um Naruto klar zu machen, dass es eine Grenze gab.

Beleidigt rutschte Naruto wieder mehr zu Sasuke und lehnte sich einfach gegen den Schwarzhaarigen. In dem Moment vergaß Naruto vollkommen, dass er den jungen Uchiha eigentlich überhaupt nicht leiden konnte. „Sakura ist so gemein. Ist sie auch immer so zu dir?“, wollte er von Sasuke wissen. Mit einem unterdrückten Seufzer drehte der Angesprochene seinen Kopf zu dem betrunkenen Trottel, der es tatsächlich wagte sich einfach an ihn zu lehnen.

„Ja. Man hat einfach keine Chance bei ihr“, bestätigte Sasuke mit ruhiger Stimme. Mit einem langgezogenen ja stimmte Naruto seinem Sitznachbar zu und schmiegte sich dabei noch enger an diesen. „Ich versuche es jetzt schon so lange und sie droht mir einfach, nachdem ich ihr gesagt habe, dass ich sie liebe“, jammerte er weiter.

„Deswegen musst du noch lange nicht auf Kuschelkurs mit mir gehen.“ Stellte Sasuke klar und schob den Blonden ein Stück von sich weg, weshalb dieser schmollte. Sakura konnte darüber allerdings nur den Kopf schütteln. Doch sie rechnete es Sasuke hoch an, dass er Naruto eine gewisse Geduld entgegen brachte.
 

Nachdem Sakura die Fahrt bezahlt hatte, stiegen Sasuke und sie auch schon aus dem Fahrzeug aus. Naruto kletterte auf derselben Seite wie Sakura aus dem Wagen und wurde daraufhin auch wieder von den beiden abgestützt, die mit ihm zur Haustür der Haruno-Villa gingen. Während Sakura in ihrer Handtasche nach den Schlüsseln suchte, hielt Sasuke den Blonden alleine, was ihm nicht besonders schwer fiel.

„Ich mag dich. Lass uns Freunde sein“, brabbelte Naruto und schlug mehrmals mit seiner freien Hand leicht gegen Sasukes Brust.

„Sag das noch einmal zu mir wenn du nüchtern bist“, entgegnete dieser seufzend, da er sich sicher war, dass sich Narutos Meinung bis dahin ändern würde. Sakura dagegen, musste darüber grinsen, dass Naruto mit dem jungen Uchiha befreundet sein wollte. Er ließ sonst kein gutes Haar an Sasuke, weshalb das wirklich amüsant war. Kaum hatte sie ihre Schlüssel gefunden und die Tür aufgeschlossen, trat sie auch schon über die Türschwelle und schlüpfte aus ihren Ballerinas. Später würde sie ihre Schuhe auf jeden Fall noch sauber machen müssen. Nachdem auch die beiden Jungs im Haus waren, schloss sie die Tür und half Sasuke wieder ihren besten Freund abzustützen, ehe sie die beiden zum Gästezimmer im Erdgeschoss lotste. Dabei war sie froh, dass sie mit Naruto nicht auch noch die Treppe hoch gehen mussten.

„Schaffst du es dich selbst auszuziehen?“, fragte sie ihren besten Freund, als sie neben dem großen Doppelbett standen und sie die Tagesdecke abgezogen hatte. Ein schläfriges Grinsen machte sich auf Narutos Gesicht breit und er torkelte die wenigen Schritte zu der Rosahaarigen, sodass er nur wenige Zentimeter von ihr entfernt war. „Nein, du musst mir helfen“, lallte er in einem anzüglichen Tonfall.

Innerlich verdrehte sie deswegen die Augen, ehe sie zu Sasuke sah. „Sasuke wird dir helfen“, antwortete sie daraufhin.

„Mit Sicherheit nicht“, gab dieser kühl von sich. Sakura kniete sich vor Naruto hin, öffnete seine Schuhe und lockerte die Zunge, damit es einfacher war sie ihm auszuziehen. Sie wies ihn an, die Beine leicht anzuheben und zog ihm daraufhin seine Schuhe aus. Als das erledigt war, stellte sie sich wieder aufrecht hin, ehe sie erneut zu Sasuke sah. „Komm schon. Du hast Erfahrung darin andere Menschen auszuziehen.“

„Mag sein, aber ich ziehe keine anderen Männer aus.“

„Sieh ihn als kleines, hilfloses Kind an.“

„Nein. Nein. Nein. Ich will, dass Sakura mir hilft“, mischte sich nun Naruto trotzig ein.

„Siehst du, dein bester Freund will deine Hilfe.“

Mehrmals sah Sakura zwischen den beiden Männern hin und her, bevor sie sich umdrehte. Vielleicht hätte sie Naruto doch lieber seinen Eltern überlassen sollen, dann hätte sie diese eigenartige Diskussion darüber, wer ihn ausziehen sollte gar nicht erst führen müssen. Gerade als sie sagen wollte, dass sie schnell einen Mülleimer holen würde, spürte sie zwei Hände an ihrem Hinterteil und Sakura versteifte sich. Der Erste, der ihr dabei einfiel, war Sasuke, da er das schon einmal im Altersheim getan hatte. Allerdings schien er heute nicht unbedingt in der Laune zu sein, so etwas Dämliches zu tun, weshalb nur noch Naruto blieb. Sofort schlug sie seine Hände weg und drehte sich wieder zu ihm. „Naruto! Mach das nie wieder, hast du mich verstanden?!“, schrie sie ihn an.

„Das fühlte sich aber wirklich gut an. Das musst du auch einmal machen, Sasuke.“

„Habe ich schon. Aber ich muss dir zustimmen, fühlte sich wirklich gut an.“

„Was?“, fragte Naruto langgezogen. „Wieso darf Sasuke das machen und ich nicht?“

„Sasuke darf das genauso wenig machen. Niemand darf das bei mir machen und das schließt euch beide mit ein“, zischte sie die zwei jungen Männer an. Sakura atmete geräuschvoll aus und versuchte sich wieder zu beruhigen. Naruto war schon anstrengend genug, da musste Sasuke wirklich nicht mitspielen. „Ich gehe jetzt einen Mülleimer holen, falls Naruto sich in der Nacht noch einmal übergeben muss und du bist jetzt so freundlich und hilfst ihm dabei sich auszuziehen.“ Dieses Mal war es Sakura, die keine Widerworte duldete und ohne eine Antwort abzuwarten, verließ sie auch schon das Zimmer.

„Ich helfe dir, deine Hose auf zu machen. Aber wehe, es kommen irgendwelche Annäherungsversuche, hast du mich verstanden, Uzumaki?“, wollte Sasuke wissen.

„Nenn mich einfach Naruto! Wir sind doch jetzt Freunde!“, lallte dieser gut gelaunt. Seufzend stellte sich Sasuke vor den Betrunkenen und öffnete dessen Hose. Er hatte wirklich keine Ahnung, wieso er das machte. Immerhin hatten Naruto und er im Grunde überhaupt nichts miteinander zu tun und wenn sie mal aufeinander trafen, gingen sie selten besonders freundlich miteinander um. Während Sasuke sich an die Wand lehnte, um darauf zu warten, dass Sakura zurückkam, sagte er zu Naruto: „Den Rest schaffst du alleine.“
 

Stumm beobachtete er Naruto, der mit seinem Pullover kämpfte. Dabei konnte er einfach nicht anders, als die Augen zu verdrehen, weshalb sein Blick auf Sakuras Handtasche fiel, die auf dem Bett lag. Als seine Augen dann auch noch ihr Handy entdeckten, musste er sofort an den einen Freitag im Januar zurück denken. An dem Tag hatte er seine Gedanken vom Vortag, ob er Sakura als nächstes Verführen sollte, schon wieder auf Eis gelegt. Es erschien ihm einfach viel zu Umständlich, wenn man ihre lächerlichen Familienverhältnisse betrachtete. Auch wenn das Ganze dadurch noch einmal einen gewissen Reiz bekam, das war es ihm einfach nicht Wert. Suigetsu schien Karin davon erzählt zu haben, da sie an diesem Freitag in der Mittagspause einen wirklich interessanten Plan vor ihnen ausbreitete.

„Suigetsu hat mir von den privaten Unstimmigkeiten zwischen dir und deinem Vater erzählt“, hatte die Rothaarige auch gleich angefangen zu plappern, kaum dass sie sich an den Tisch in der Cafeteria gesetzt hatte. Sasuke warf seinem besten Freund dabei einen vernichtenden Blick zu, da es ihm überhaupt nicht gefiel, dass Suigetsu seiner Freundin einfach Dinge über ihn erzählte. „Wenn du dich an Sakura dran hängst und vorgibst ihr Freund zu sein, könnten sich vielleicht einige Möglichkeiten für dich auftun, durch die du an interne Firmengeheimnisse stößt. Das würde nicht nur der Firma deiner Familie helfen, sondern du würdest noch dazu Pluspunkte bei deinem Vater kassieren.“

Sasuke wusste erst einmal überhaupt nicht, was er davon halten sollte. Zum einen hatte er so etwas noch nie zuvor gemacht, zum anderen hielt er sich für gewöhnlich aus geschäftlichen Angelegenheiten raus – einmal abgesehen davon, dass dieses Vorhaben nicht gerade legal war. Allerdings war die Tatsache, dass sich durch so etwas möglicherweise die Fronten mit seinem Vater klären ließen doch ein großer Anreiz, sich dazu verleiten zu lassen. Fugaku interessierte sich ohnehin nur für die Firma und deren Wohlergehen, weshalb das wirklich die einzige Möglichkeit zu sein schien.

„Was ist das denn für eine dämliche Idee? Wenn du schon kriminell werden willst, dann mach wenigstens etwas Cooles.“ Suigetsu hatte allem Anschein nach ebenfalls zum ersten Mal von diesem Plan gehört und war nicht gerade glücklich darüber, dass Karin mit so einer Idee antanzte. Sasuke konnte sie eigentlich nicht leiden, aber ihm war schon lange aufgefallen, dass sie clever war. Karin war wirklich gut darin Menschen zu manipulieren und Intrigen zu spinnen.

„Ich halte das auch für eine schlechte Idee. Sasuke ist zwar ein Genie, aber er kann sich trotzdem nicht einfach in eine Firma hacken, sonst würde das wohl jeder machen. Weißt du überhaupt wie so etwas geht?“, hatte Juugo von seinem besten Freund wissen wollen. Sasuke musste ihm in dem Punkt Recht geben. Er hatte auf dem Gebiet wirklich überhaupt keine Ahnung, allerdings kannte er ein paar merkwürdige Gestalten, die sich da sehr gut auskannten. Doch es gab auch noch eine andere Möglichkeit. Sein Vater hielt alles, was seine Firma anging, gerne auf Papier fest, da er der Ansicht war, dass man so einen besseren Überblick hatte. Deswegen schloss Sasuke die Möglichkeit, dass Kizashi genauso war, nicht aus.

Leicht stieß sich Sasuke von der Wand ab, woraufhin er wieder zu Naruto ging. „Arme hoch“, sagte er zu dem Blonden, der einfach nicht aus den Ärmeln seines Pullovers kam. Brav machte Naruto das, was ihm befohlen wurde und kurz darauf zog ihm Sasuke auch schon den Pullover aus. Danach schnappte er sich die Handtasche und legte beides auf den Sessel, der gegenüber vom Bett an der Wand stand. Dabei schnappte er sich Sakuras Handy, ohne dass Naruto dies mitbekam.

Doch eigentlich hatte er keine Ahnung, was genau er damit anstellen sollte. Als er in der Woche, in der Sakura krank war, das erste Mal hier her gekommen war, hatte er durch Zufall mitbekommen, wo sich das Arbeitszimmer ihres Vaters befand. Danach kam er jeden Nachmittag wieder, um sie zu besuchen. An dem Tag, an dem Sakura nach seiner kleinen Lesestunde eingeschlafen war, hatte er einen Blick in das Arbeitszimmer gewagt. Zu seiner Überraschung - und zu seinem Glück -, hatten einige wichtige Dokumente auf dem Schreibtisch gelegen, welche er gleich kopiert hatte. Die Aktenschränke waren allerdings abgeschlossen und auch der Computer war Passortgeschützt, weshalb er nicht mehr herausfinden konnte. Nachdem er sich die Kopien daheim durchgelesen hatte, wusste Sasuke ganz genau, dass diese Papiere seinem Vater weiterhelfen würden, da es sich dabei allem Anschein nach um die Grundidee für eine neue Software handelte und sogar ein paar Veränderungsvorschläge an den Rändern aufgeschrieben wurden.

Der junge Uchiha hatte diese Kopien allerdings noch niemandem vorgezeigt und er wusste auch nicht, ob er es überhaupt machen würde, so schlecht wie Fugaku und er sich zurzeit verstanden. Während er das Handy betrachtete, musste er sich fragen, was er hier überhaupt tat. Eigentlich hatte er sich vor kurzem dazu entschlossen, das Ganze sein zu lassen oder etwa nicht? Andererseits könnte dies eine wirklich gute Chance sein, sollte er sich doch dazu entschließen weiter zu machen. Als Sasuke sah, dass die Tür wieder auf ging, ließ er das Handy einfach in seiner Hosentasche verschwinden, ohne weiter nachzudenken.

„Na, hattet ihr eine schöne Zeit zu Zweit?“, fragte die Rosahaarige, als sie die Tür hinter sich wieder geschlossen hatte. Dafür kassierte sie von Sasuke allerdings einen finsteren Blick, weshalb sie nicht anders konnte als zu kichern. Sakura stellte den Mülleimer neben das Kopfende des Bettes und drehte sich daraufhin zu Naruto um, der so aussah, als würde er jede Sekunde einschlafen.

„Zieh deine Hose aus, dann kannst du schlafen gehen“, sagte sie zu ihm. Wieder machte Naruto das, was ihm gesagt wurde und ließ sich daraufhin auf das Bett fallen, um die Hose von seinen Beinen zu strampeln. Er war wirklich müde, weshalb er seit einer ganzen Weile nichts mehr gesagt hatte. Als er die Hose dann endlich los hatte, drehte er sich auf den Bauch und wollte nichts weiter als schlafen. Da er quer über dem Bett lag, schlug Sakura die Decke so zurück, dass sowohl ein Teil von Narutos Oberkörper, wie auch seiner Beine zugedeckt war. Danach hob sie die Hose vom Boden auf, legte sie zusammen und legte zu dem Pullover und ihrer Tasche auf den Sessel.
 

„Was für ein Theater“, sagte Sakura seufzend, als sie noch einmal zu Naruto sah.

„Wem sagst du das“, stimmte Sasuke ihr zu und verließ daraufhin das Zimmer. Sakura folgte ihm und während die beiden den Flur entlang liefen, erhob sie noch einmal das Wort: „Danke, für deine Hilfe. Willst du noch ein bisschen bleiben? Du kannst meine Geburtstagstorte versuchen, die wir gestern verpasst haben.“

Bei ihrem Angebot mit der Torte, musste Sasuke an die letzte Nacht zurück denken. Sakura und er hatten sich ausnahmsweise wirklich gut verstanden und sich vielleicht sogar besser kennen gelernt als in den letzten Wochen. Dabei machte sich ein eigenartiges Gefühl in ihm breit, das er nicht wirklich bestimmen konnte und Sasuke musste sich fragen, ob er vielleicht ein schlechtes Gewissen hatte. Er sah zu der Rosahaarigen, die neben ihm lief und ihm ein freundliches Lächeln schenkte. Mit einem kurzen Nicken nahm er ihr Angebot an, weshalb er Sakura in die Küche folgte.

Sasuke lehnte sich gegen die Küchentheke, während er Sakura dabei beobachtete, wie sie zwei kleine Teller aus der oberen Schrankreihe und zwei Gabeln aus einer Schublade holte. Danach öffnete sie den Kühlschrank und holte die Reste der Torte raus, wovon sie zwei Stücke mit einem Küchenmesser abschnitt. Mithilfe des großen Messers, hob sie die beiden Tortenstücke auf die Teller und verfrachtete den Rest wieder in den Kühlschrank. Während sie ihm einen der Teller rechte, fragte Sakura ihn, ob er auch etwas trinken wollte. Allerdings verneinte Sasuke dies, weshalb sich die beiden an den großen Esstisch nieder ließen.

„Also, willst du mir erzählen, was los ist?“, wollte sie nach den ersten beiden Bissen wissen. Irritiert, wegen dieser Frage, sah Sasuke auf und unterzog Sakuras Gesicht einer kurzen Musterung. „Wie kommst du darauf, dass irgendetwas los ist?“, wollte er wiederum von ihr wissen.

„Vor nicht all zu langer Zeit, hast du mir noch erzählt, dass du es für Zeitverschwendung hältst zu Fuß unterwegs zu sein, weshalb du dir einfach ein Taxi hättest rufen können.“

„Das war nur um dich auf zu ziehen.“

„Dazu kommt, dass du den ganzen Abend keinen einzigen, dummen Spruch gebracht hast, was du gestern kaum unterlassen konntest“, erklärte sie, während sie mit ihrer Gabel rumfuchtelte.

„Was hätte ich denn für einen Spruch bringen sollen? Vielleicht ist mir einfach nichts eingefallen.“

„Es gab genug Vorlagen. Zum Beispiel als ich dich eingeladen habe noch ein wenig zu bleiben, hätte ich von dir so etwas erwartet wie: Zwei Abende hintereinander? Ich muss es dir wirklich angetan haben. Beim wievielten Date gibt es den ersten Kuss?“, imitierte sie seine Stimme so gut sie konnte.

„Hn. Der klingt wirklich gut“, musste Sasuke zugeben.

„Außerdem sieht man dir an, dass du schlechte Laune hast.“ Ein kleines Grinsen machte sich für wenige Sekunden auf seinem Gesicht breit. Er war nicht nur überrascht darüber, dass sie ihm anmerkte, dass er schlecht gelaunt war, sondern auch darüber, dass er tatsächlich das Bedürfnis empfand, mit ihr darüber reden zu wollen. Mit Juugo war er schon seit der Grundschule befreundet, weshalb er seinem Freund schon viele Dinge anvertraut hatte. Bei Suigetsu hatte es allerdings längere Zeit gedauert, bis Sasuke ihm genug Vertrauen schenken konnte, um mit diesem über wichtigere Dinge zu reden. „Ich bin also so einfach zu durchschauen?“

„Sieht so aus“, antwortete sie neckend. Sasuke probierte nun auch einen Bissen von der Torte, während er überlegte wo er anfangen sollte. Eigentlich aß er nicht so gerne Süßes, doch er fand, dass es wirklich gut schmeckte. „Weißt du, dass Suigetsu und Karin zusammen waren?“, erkundete er sich erst einmal.

„Das weiß wohl jeder. Die beiden haben die gesamte Schule mit ihren Streitigkeiten terrorisiert und letzte Woche hat Karin ihren Milkshake – oder was auch immer das war – über Ino ausgeschüttet“, antwortete Sakura. Bei der Erinnerung an ihre beste Freundin, die ihr an dem Abend noch alles bis ins kleinste Detail erzählt und sich alle möglichen Schimpfwörter für Karin hatte einfallen lassen, entwich ihrer Kehle ein Seufzer.

„Ja.“ Dieses Mal war es Sasuke, der bei dem Gedanken an die ganzen Streitereien, seufzen musste. „Auf jeden Fall hat Suigetsu mit ihr Schluss gemacht und heute Abend waren wir beide gemeinsam unterwegs gewesen. Als wir uns dann auf den Heimweg machten, war Suigetsu aufgefallen, dass er seinen Geldbeutel drinnen vergessen hatte und ist noch einmal rein gegangen. Während ich draußen auf den Idiot gewartet habe, tauchte Karin aus heiterem Himmel auf. Erst hat sie mir irgendwelche Fragen gestellt und im nächsten Augenblick schmeißt sie sich auf einmal an mich ran und küsst mich, als wäre ich – keine Ahnung - irgendetwas im Ausverkauf, das sie unbedingt haben will. Und in dem Moment, in dem ich sie von mir weg drücken will, kommt natürlich Suigetsu wieder und flippt vollkommen aus, weil der die gesamte Situation missversteht“, erzählte Sasuke genervt. Mit der linken Hand fuhr er sich über das Gesicht, während er weiter darüber nachdachte, was vorhin passiert war. Sasuke hatte wirklich keine Ahnung, was in Karin gefahren war, mal abgesehen davon, dass er sie nun noch weniger leiden konnte als vorher.

„Also dachte Suigetsu, dass du dich an seine Exfreundin ran gemacht hast und gibt dir die gesamte Schuld?“, hackte Sakura nach. Es war zwar ziemlich Offensichtlich, dass das so war, aber sie wollte ein wenig Zeit erhaschen, um über ihre Antwort nachzudenken.

„Seinen Worten nach zu Urteilen: Ja.“ So wütend hatte Sasuke seinen Freund wirklich noch nie zuvor erlebt.

„Ich denke, dass er nur so reagiert hat, weil er ziemlich geschockt von dem Anblick war. Wenn ich versuche, mich in seine Situation zu versetzen, kann ich es sogar nachvollziehen. Ich meine, es passiert nicht jeden Tag, dass man die Person, die man einst liebte, und den besten Freund dabei erwischt, wie sie sich küssen. Aber ich denke auch, dass Suigetsu – sobald er sich beruhigt hat - schnell klar wird, dass das Ganze ein Missverständnis gewesen ist und dann das Gespräch mit dir sucht. Sogar ich weiß, dass du mit der Exfreundin deines Freundes nichts anfangen würdest. Außerdem wäre es ziemlich dämlich von dir gewesen sie zu küssen, da du ganz genau wusstest, dass er jeden Augenblick zurückkommen würde.“

Sakuras Worte und das Lächeln, das sie dabei trug, beruhigten Sasuke, was er selbst nicht wirklich verstand. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass das, was sie sagte richtig klang. Für Sasuke wäre es keine große Sache, wenn Suigetsu etwas mit einer seiner abgelegten Freundinnen anfangen würde. Doch das lag daran, dass ihm keine dieser Frauen wichtig gewesen war und genau das war der Punkt. Karin hatte eine wichtige Rolle in Suigetsus Leben gespielt und da Sasuke das wusste, würde er sie niemals anfassen. Während er darüber nachdachte, sah er weiterhin Sakura an, die ihre Torte weiter aß. „Wieso bist du dir so sicher, dass ich das nicht tun würde?“, wollte er dann von ihr wissen.

„Wieso ich mir so sicher bin?“ Mit einem nachdenklichen hm schlug sich Sakura drei Mal sachte die Gabel gegen die Lippen. „Du scheinst keine hohe Meinung von Frauen zu haben und behandelst sie wirklich respektlos … aber ich habe auch schon einige Male erlebt, wie du mit deinem Großvater umgehst, weshalb ich weiß, dass du kein gefühlsloser Roboter bist und die Menschen, die dir wichtig sind niemals so behandeln würdest. Und da Suigetsu einer dieser wichtigen Menschen in deinem Leben ist, nehme ich sehr stark an, dass du ihn genug wertschätzt, um so etwas nicht zu tun – auch wenn du ihn einen Idioten nennst“, teilte sie Sasuke ihre Gedankengänge mit. Eine Weile sahen sich die beiden einfach nur an und schwiegen.

„Wie wirst du mit dem Liebesgeständnis von Naruto umgehen?“, wechselte er dann das Thema, da ihm das andere plötzlich unangenehm war. Offensichtlich hatte sie nicht damit gerechnet, da Sakura das Gesicht verzog und daraufhin das halb aufgegessene Stück Torte auf ihrem Teller betrachtete. Sie hatte schon ein wenig darüber nachgedacht, doch Sakura hatte wirklich keine Ahnung was sie zu Naruto sagen oder was sie machen sollte.

„Kann ich nicht einfach so tun, als wäre das niemals passiert? Vielleicht erinnert er sich morgen sowieso nicht mehr daran“, murmelte sie, während sie in ihrem Tortenstück herumstocherte.

„Feigling.“ Frustriert sah Sakura ihren Gegenüber an, der sich in seinem Stuhl zurücklehnte und das Gebäck, das auf seinem Teller war, bereits aufgegessen hatte.

„Du kennst nicht zufälligerweise einen Weg, wie man jemandem einen Korb geben kann ohne ihn zu verletzen?“, fragte sie ihn und aß dieses Mal ein großes Stück. Sasuke hatte das Gefühl, dass er verstehen konnte wieso es solch ein riesiger, angsteinflößender Schritt für sie war. Naruto war immerhin genauso wichtig für sie, wie Suigetsu für ihn. Letztendlich hatte sie einfach nur Angst.

„Du fragst mich? Weißt du, wie ich mit Frauen Schluss mache? Ich bin in dem Punkt nicht der richtige Ansprechpartner. Aber ich fürchte so ein Weg existiert nicht.“

„Was hält eigentlich deine Mutter davon, dass du so etwas mit den ganzen Frauen machst?“, wechselte dieses Mal Sakura das Thema.

„Nun, sie ist nicht gerade eine Befürworterin von diesem Verhalten. Aber Wechsel nicht das Thema.“

„Ich weiß, dass ich mit Naruto darüber sprechen muss. Allerdings weiß ich nicht wirklich was ich ihm sagen soll, um den Schaden so gering wie möglich zu halten. Ich brauche einfach ein bisschen Zeit, um den Mut aufzubringen Naruto die Wahrheit sagen zu können“, kam Sakura dann wieder auf das vorige Thema zurück und konnte einen lauten Seufzer nicht unterdrücken. Sie schaufelte die letzten Bissen ihrer Torte in sich hinein und legte dann die Gabel auf den Teller.

„Ich bin mir sicher, dass du die richtigen Worte finden wirst“, sprach Sasuke ihr Mut zu. Überrascht darüber, sah Sakura wieder zu ihm. Er konnte wirklich nett und zuvorkommend sein, wenn er wollte und das mochte sie sehr. Doch sie hatte sich auch schon an all seine anderen Seiten gewohnt. Allerdings hatte sie keine Zeit etwas darauf zu erwidern, das sie plötzlich die Stimme ihres Vaters hörte, der noch oben auf der Treppe zu sein schien: „Sakura? Bist du da?“

„Oh Gott.“ Erschrocken sprang sie von ihrem Stuhl auf und ging zu Sasuke, der auf der anderen Seite des Tisches saß. „Du musst sofort verschwinden!“, sagte sie so leise wie möglich. „Ja, ich bin hier!“, antwortete sie ihrem Vater dann mit einer lauteren Stimme.

„Ich weiß nicht. Es ist unhöflich nicht Hallo zu sagen“, entgegnete Sasuke gelassen. Dafür kassierte er einen finsteren Blick von der Rosahaarigen, die anfing an seinem rechten Arm zu ziehen.

„Verarsch mich nicht! Beweg dich endlich und geh nach Hause!“, zischte sie ihn an. Mit einem unterdrückten Lachen stand Sasuke auf und ließ sich von ihr zur Terrasse leiten, da sie ihre Hände auf seinem Rücken gelegt hatte und versuchte ihn dorthin zu schieben. Danach öffnete Sakura die Glastür und stellte sich wieder hinter ihn, um Sasuke einen Schubs nach draußen zu geben. Allerdings rührte dieser sich keinen Zentimeter nach vorne, sondern drehte sich zu ihr um.

„Ab dem wievielten Date gibt es denn nun den ersten Kuss?“, fragte er mit einem belustigten Grinsen.

„Weißt du was? Mir gefällst du besser, wenn du schlechte Laune hast“, antwortete sie genervt. Sakura konnte es jetzt wirklich nicht gebrauchen, dass er hier Spielchen trieb, da ihr Vater jede Sekunde in die Küche kommen konnte.

„Ich bin weg, sobald du die Frage beantwortet hast.“ Ja, Sasuke genoss diese Situation eindeutig. Allerdings war er Sakura auch dankbar dafür, dass sie ihm zugehört hatte und er, durch das Gespräch mit ihr, seine schlechte Laune vergessen konnte.

„Solange du mein Date bist, wird es wohl erst beim Hundertsten passieren!“

„Du bist wirklich prüde, Haruno.“ Sasuke ließ sich letztendlich doch von der Rosahaarigen aus der Küche schieben, die ihn so sehr loswerden wollte, dass sie ihr gesamtes Gewicht gegen ihn gestemmt hatte.

„Ich wünsche dir eine gute Nacht. Und ich nehme an, dass du gut zu Hause ankommen wirst, immerhin wohnst du nur ein paar Häuser weiter“, sagte sie mürrisch zum Abschied.

„Ich bin gerührt von deiner Fürsorge und wünsche dir angenehme Träume“, gab er gutgelaunt von sich und verschwand dann auch schon. Als Sasuke endlich weg war, gab sie einen erleichterten Seufzer von sich und schloss die Terrassentür wieder. Danach ging sie zurück zum Esstisch. Gerade als sie die leeren Teller nahm, kam Sakuras Vater in die Küche und sah sich etwas irritiert um. „Du bist alleine?“

Sakura warf einen kurzen Blick auf die beiden Teller in ihrer Hand, ehe sie wieder ihren Vater ansah, der zum Kühlschrank gegangen war. „Ja. Naruto und ich haben noch ein wenig Torte gegessen, als wir Heim gekommen sind und er war so müde, dass er gleich danach ins Gästezimmer gegangen ist“, log sie Kizashi an ohne mit der Wimper zu zucken.

„Naruto schläft hier? Das ist ja wunderbar“, entgegnete er fröhlich. Kizashi holte eine Flasche Wasser heraus, schnappte sich ein Glas aus den oberen Schränken und schenkte sich ein wenig ein, ehe er die Flasche wieder in den Kühlschrank stellte. Sakura räumte in der Zwischenzeit die Teller und Gabeln, wie auch das benutzte Küchenmesser in die Spülmaschine. Nachdem Kizashi ein paar Schlücke getrunken hatte, sprach er nachdenklich weiter: „Ich habe mich eher darüber gewundert, dass du ganz alleine hier bist, weil ich dachte, ich hätte Stimmen gehört.“

Kurz presste Sakura ihre Lippen zusammen, während sie überlegte, was sie darauf antworten sollte. Zwei Sekunden später, hatte sie ihr unschuldigstes Lächeln aufgesetzt und schenkte ihrem Vater eine Umarmung. „Ich habe noch ein bisschen mit Ino telefoniert, du weißt ja, wie wir Frauen sind. Es war so ein langer Tag, ich werde nun ebenfalls schlafen gehen. Gute Nacht, Dad.“

Sakura drückte ihrem Vater einen kurzen Kuss auf die Wange und ließ ihn daraufhin auch schon wieder los, um auf ihr Zimmer zu gehen. „Oh, okay. Schlaf schön, Prinzessin.“

9. Akt

„Sasuke hat also mit deiner Exfreundin rumgemacht.“

„Hörst du mir überhaupt zu? Das ist nicht das, was ich gesagt habe“, beschwerte sich Suigetsu.

„Doch, das ist nur die Kurzfassung. Ich begreife wirklich nicht, wie du ihm so viel vertrauen entgegen bringen kannst“, sagte Ino kopfschüttelnd. Sie hätte an Suigetsus Stelle die Freundschaft einfach beendet und diesem Uchiha den Rücken gekehrt!

„Es macht einfach keinen Sinn mit dir über Sasuke zu reden, so voreingenommen wie du bist.“ Genervt ließ Suigetsu seine Hände in seinen Hosentaschen verschwinden und sah stur gerade aus. Ino sah zu der Person, die neben ihr lief, und presste ihre Lippen zusammen. Vielleicht sollte sie versuchen sich in seiner Nähe zusammen zu reißen und nicht ständig so gehässig zu sein, wenn das Thema Sasuke aufkam. Immerhin waren die beiden beste Freunde, wieso auch immer. Am Ende würde er nur verdacht schöpfen und Ino wollte wirklich nicht, dass Suigetsu erfuhr, was Anfang des Jahres zwischen Sasuke und ihr vorgefallen war.

„Na schön, Sasuke ist also das Unschuldslamm. Wieso bist du dir da so sicher, wenn er sich doch an alles ranschmeißt was Brüste hat?“, wollte sie von ihm wissen.

„Was würdest du denn denken, wenn du sehen würdest, dass Sakura und dein Exfreund sich küssen?“ Bei dem Gedanken daran versteifte sich jeder Muskel in ihrem Körper, denn sie müsste dann befürchten, dass sie ebenfalls Sasukes Charme unterlegen war. Doch Ino bemerkte nun auch, dass Sasuke ihr gar nicht so wichtig war, wie sie damals angenommen hatte. Sie hatte sich lediglich in sein gutes Aussehen und in seine honigsüßen Worte verliebt. Mehr war das nicht gewesen. Deswegen würde sie so ein Kuss zwischen den beiden im Grunde nicht stören, müsste sie dadurch keine Angst um ihre beste Freundin haben.

Deswegen würde sie Sasuke wohl umbringen, wenn Ino die beiden erwischen würde.

Wenn es allerdings Shikamaru und Sakura wären, wüsste sie nicht wie sie reagieren würde. Doch ihr war bewusst, dass so ein Annäherungsversuch niemals von Sakura ausgehen würde. Immerhin war den beiden jungen Frauen ihre Freundschaft sehr wichtig.

„Sakura würde meinen Exfreund nicht küssen“, antwortete sie schließlich.

„Wieso bist du dir so sicher, dass sie es nicht tun würde?“, stellte Suigetsu Ino dieselbe Frage, die sie ihm gestellt hatte. Ihr war bewusst, worauf ihr Gesprächspartner hinaus wollte, weshalb sie ihn ansah, als hätte er den Verstand verloren. „Du kannst Sasuke nicht mit Sakura vergleichen, immerhin ist sie nicht diejenige, die sich an alles ran macht, was bei Drei nicht auf dem Baum ist. Ich verstehe wirklich nicht, wie du ihm in dem Punkt so sehr vertrauen kannst.“

„Ich weiß für Außenstehende sieht es so aus, als wäre Sasuke ein arroganter Arsch, dem nichts heilig ist … aber das täuscht. Er ist einfach nur ein ziemlich ehrlicher und direkter Mensch, weshalb er oft aneckt und als arrogant abgestempelt wird, aber im Grunde kann man sich doch auf ihn verlassen und ihm vertrauen“, versuchte Suigetsu den Namen seines besten Freundes rein zu waschen.

„Und obwohl dein Freund so toll ist, hast du im ersten Augenblick gedacht, er hätte sich an Karin ran gemacht“, bemerkte Ino. Wollte sie nicht aufhören rum zu sticheln, damit Suigetsu nicht anfing Verdacht zu schöpfen? Die Blondine seufzte laut, da sie anfing es zu bereuen, dass ihr Mund meistens schneller war als ihr Gehirn. Immerhin konnte sie sich vorstellen, wie er sich bei dem Anblick von den beiden gefühlt hatte.

„Wirklich, wieso rede ich mit dir darüber?“, fragte er erzürnt.

„Weil wir Freunde sind“, entgegnete sie ohne zu zögern und meinte es auch so. Überrascht über diese Aussage, sah er zu ihr. Suigetsu selbst hatte zwar angefangen sie zu mögen und fand dass sie, wenn man von ihrer theatralischen Seite absah, eigentlich ganz in Ordnung war. Doch so sehr, wie sie immer wieder betont hatte, dass sie nur mit ihm Zeit verbrachte, weil Sakura keine für sie hatte, hatte er nicht damit gerechnet, dass sie ihn mittlerweile als einen Freund ansah.

„Seit wann das denn? Ich dachte, ich wäre nur der Ersatz für Sakura?“, versuchte er sie aufzuziehen. Dafür kassierte er allerdings einen finsteren Blick von ihr. „Man kann keinen Menschen ersetzen.“ Sie schwieg mehrere Sekunden, in denen ihre Augen langsam wieder sanfter wurden und sich ein belustigtes Grinsen auf ihr Gesicht schlich. „Aber auch aus Lückenbüßern kann eine tiefere Bindung entstehen.“

Die beiden sahen sich an und fingen daraufhin an lauthals los zu lachen. Als sie an einer Ampel gezwungen wurden stehen zu bleiben, drückte Ino mehrmals, damit die Autos stehen blieben und sie die Straße überqueren konnten. Suigetsu schenkte dem ganzen nur einen kurzen Seitenblick, da er mittlerweile wusste, dass sie das immer so machte. Gerade als die Ampel für die Fußgänger auf grün umsprang, fing die Blondine an zu sprechen: „Obwohl Sasuke und du das Ganze mittlerweile geklärt habt, redest du trotzdem nochmal mit mir darüber, also wo liegt das Problem?“

Ertappt fasste sich Suigetsu an den Kopf und wich ihrem Blick aus. „Ich verstehe einfach nicht, wieso Karin das gemacht hat“, gab er wütend von sich.

„Hast du denn schon einmal versucht sie darauf anzusprechen und sie zu fragen, was das sollte?“

„Natürlich. Aber sie meinte, der Kuss wäre von Sasuke ausgegangen.“

„Dann steht es also Aussage gegen Aussage“, stellte Ino fest.

„Nein, tut es nicht. Ich vertraue Sasuke und Zweifel nicht an seinen Worten“, entgegnete er ohne zu zögern.

„Vielleicht ist sie heimlich in Sasuke verliebt und sah das als ihre große Chance an.“

„Könntest du bitte ernst bleiben?“, bat er sie genervt.

„Das ist mein ernst. Ich kenne Karin nicht besonders gut, aber sie ist total durchgeknallt und nur sie wird dir die Wahrheit sagen können, ganz egal wie lange du darüber nachdenkst.“

Grüblerisch fuhr sich ihr Gesprächspartner über das glatt rasierte Kinn, bis er stutzig wurde. „Moment mal. Wieso gehst du eigentlich davon aus, dass sie in Sasuke verliebt wäre?“, wollte er sofort von ihr wissen.

„Das ist nur eine von vielen Möglichkeiten, wieso sie das getan haben könnte. Vielleicht wollte sie dich auch einfach nur eifersüchtig machen“, erklärte Ino schulterzuckend. Sie war keinen Deut schlauer als er und dabei war er die letzten Monate mit der Rothaarigen in einer Beziehung gewesen.

Ein lautes Seufzen verließ seine Kehle. Suigetsu wusste natürlich, dass er nur von Karin konkrete Antworten bekommen konnte, doch wie sollte er die bekommen, wenn seine Exfreundin so tat als wüsste sie von nichts? Obendrein versuchte sie auch noch die Schuld bei Sasuke abzuladen. Doch lange konnte er nicht mehr darüber nachdenken, da er seinen besten Freund nur wenige Meter weit entfernt ausmachte.

Die beiden jungen Männer blieben stehen, als sie diese paar Meter überwunden hatten und deswegen war auch Ino stehen geblieben, die eigentlich absolut keine Lust darauf hatte. Sie beobachtete die beiden Freunde, die sich begrüßten und sich in einer kurzen Unterhaltung verstrickten. Dabei sah der Schwarzhaarige zwei Mal in ihre Richtung, wobei Ino diesen Blick nicht wirklich deuten konnte.

Allerdings fiel ihr auf, dass die Atmosphäre etwas angespannt war.

Doch da war noch etwas: Sie fühlte keinen Hass und keinen Zorn in Sasukes Gegenwart. Das war wirklich eigenartig, wenn sie an die letzten Monate dachte. Natürlich, waren die negativen Gefühle ihm gegenüber nicht vollkommen verraucht, aber sie waren eindeutig auf ein Minimum reduziert und das brachte sie nun zum Grübeln.

„Wir wollen gleich ins Kino, willst du mitkommen?“, lud Suigetsu seinen besten Freund ein. Ino konnte gar nicht anders, als ihre Augen weit aufzureißen. Am liebsten hätte sie dagegen Protestiert, denn sie hatte wirklich keine Lust mit den beiden ins Kino zu gehen. Doch zu ihrem Glück übernahm das schon Sasuke für sie, als er sagte: „Ich habe noch einen wichtigen Termin, aber viel Spaß euch beiden.“
 

Nachdem Sasuke sich von ihnen verabschiedet hatte, ging jeder seinen Weg weiter. Irgendwann wechselte er die Straßenseite, auch wenn sich dort viel mehr Menschen befanden. Doch das nahm er gerne in Kauf, denn er mochte den Fluss. Früher hatte Sasuke öfter Zeit an der Themse verbracht, da es ihm hier einfach gefiel sich zu entspannen und in Ruhe über alles nachzudenken. Als ihm ein dunkelblauer Pullover, der ihm nur all zu bekannt vorkam, auffiel blieb der junge Uchiha stehen und betrachtete die Person, die das Kleidungsstück trug, für mehrere Sekunden. Da sie allerdings die Kapuze aufhatte konnte Sasuke nicht wirklich sagen wer es war. Seine Augen wanderten zu der grauen Jogginghose, auf der links oben ein kleines, weißes Herz prangte. Dadurch war er sich sicher, dass es sich hier um Sakura handelte, die immer noch im Besitz seines Pullovers war, den er ihr gegeben hatte nachdem sie in den See gefallen war.

Kurz überlegte er, ob er einfach weiter gehen sollte. Besonders viel Zeit zum nachdenken hatte er allerdings nicht, da seine Füße sich von ganz alleine zu ihr begaben. Vor der Person ging er dann in die Hocke und hoffte, dass es wirklich Sakura war und er sich nicht irrte.

Geschockt darüber, dass plötzlich diese beiden dunklen Augen vor ihr auftauchten, zuckte Sakura zusammen. Sie zog sich die Kapuze tiefer ins Gesicht und drückte den weichen Stoff gegen ihre Augen, die sie davor zusammengekniffen hatte, damit Sasuke ihr verweintes Gesicht nicht sehen konnte. Sie hatte sich extra die Jogginghose und das Sweatshirt von Sasuke angezogen, damit sie niemand erkannte und sie ihre Ruhe hatte, da sie diese daheim nicht bekam. Woher hatte er überhaupt gewusst, dass sie es war? Sie bezweifelte nämlich, dass Sasuke der einzige Mensch auf der Welt war, der diesen dämlichen Pullover besaß.

„Du weißt aber, dass ich dich trotzdem immer noch sehen kann oder?“, ertönte seine tiefe Stimme. Sakura konnte nicht wirklich einschätzen ob er belustigt, besorgt oder doch eher überrascht klang.

„Lass mich einfach in Ruhe, Sasuke“, murmelte sie mit leiser Stimme und unterdrückte ein Schluchzen. Der junge Uchiha unterdrückte ein Seufzen und fischte sein Handy aus der Hosentasche um die Uhrzeit vom Display ablesen zu können. Sein Termin war in einer dreiviertel Stunde, weshalb er noch ein wenig Zeit hatte. Sie schien ihm mittlerweile wirklich ans Herz gewachsen zu sein, sonst wäre er jetzt einfach weiter gegangen. Denn in den letzten Jahren hatte er genug weinende Frauen erlebt und mit der Zeit hatten ihn die Gründe für ihre Tränen immer weniger interessiert – vollkommen egal, ob er nun zu den Gründen gehörte oder nicht. Doch wenn er sie jetzt einfach hier sitzen lassen würde, hätte er noch lange ein schlechtes Gewissen deswegen. Verdammt, das konnte doch nicht wahr sein!

Sasuke stand auf und nahm vorsichtig, aber dennoch bestimmt, eine ihrer Hände - auch wenn sie sich anfangs dagegen wehrte. Nachdem er den kleinen Kampf gewonnen hatte, zog er sie auf die Beine und fuhr seinen vorigen Weg mit ihr fort, doch der Zielort war nun ein anderer. Es war ihm lieber an einem ruhigen, warmen Ort mit ihr zu sprechen, als hier draußen, wo alle möglichen Leute rumliefen und sie stören konnten. Sakura blieb nichts anderes übrig als ihm hinterher zu stolpern, da ihre Hand immer noch in seiner Gefangenschaft war.

„Was verstehst du nicht daran, dass du mich in Ruhe lassen sollst?“, gab sie verärgert von sich. Mit ihrer freien Hand zog sie die Kapuze ein bisschen zurück, damit sie Sasuke einen finsteren Blick zuwerfen konnte. Doch der sah nur gerade aus und schien es nicht einmal für nötig zu halten ihr zu Antworten. Wieso erinnerte sie das nur so sehr an die Situation im Park, als sie vollkommen durchnässt war?

„Sei einfach still und komm mit.“

„Du kannst nicht erwarten, dass ich mich von dir immer wieder durch die Gegend schleifen lasse!“ Sakura wusste nicht wirklich, was sie von dem kühlen Blick halten sollte, den ihr Entführer ihr plötzlich über die Schulter zuwarf. Er schien genervt zu sein, weshalb sie noch weniger verstand weshalb Sasuke sie nicht einfach ignorierte und von Dannen zog. Während sie sich bemühte mit ihm Schritt zu halten, versuchte sie weiterhin ihre Hand aus seinem Griff zu befreien.

Kurz blieben die beiden an einer Ampel stehen. Sasuke überlegte dabei, was er ihr sagen sollte, damit sie sich beruhigte. Er könnte zwar seinen Großvater vorschieben und behaupten, dass Madara ihm die Hölle heiß machen würde, sollte er Sakura weinend dort sitzen lassen. Doch das fühlte sich einfach nicht richtig an. Somit entschied sich Sasuke einfach zu sagen, wie er empfand, als er sie durch einige Seitengassen führte. „Wenn ich dich alleine und weinend dort sitzen lasse, würde ich mir den restlichen Tag sorgen machen.“

Und verdammt, das nervte ihn tierisch. Vor allem, weil er es auch noch laut ausgesprochen hatte.

Sakura dagegen war vollkommen überwältigt von seinen Worten. Wer würde schon damit rechnen, dass sich Sasuke um jemanden sorgte? Noch einmal sah sie zu ihm auf, bekam allerdings wieder nur seinen Hinterkopf mit den pechschwarzen Haaren zu sehen. Doch er hatte es geschafft, dass sie sich beruhigte und sich nicht mehr gegen ihn wehrte. Jetzt, wo sie nicht mehr versuchte von ihm los zu kommen, fing Sakura an ihre Umgebung zu begutachten, weshalb ihr flau im Magen wurde. Sie liefen ständig nur durch irgendwelche dreckigen, abgelegenen Seitengassen.

„Langsam fange ich an mir Sorgen zu machen..“, murmelte sie, als die beiden an einer Gruppe Jugendlicher vorbei liefen, die nicht gerade freundlich wirkten. Besagte Männer musterten sie eindringlich. Reflexartig zog sie sich die Kapuze wieder tiefer ins Gesicht.

„Huh, hast du so wenig vertrauen in mich?“, fragte er mit kühler Stimme. Unwohl beäugte Sakura weiterhin alles. Sie konnte nicht gerade behaupten, dass sie dem Uchiha blind vertraute, aber er würde wohl kaum etwas Schlimmes mit ihr anstellen. Trotzdem waren ihr solche Gegenden nicht geheuer, weshalb sie instinktiv anfing seinen Griff um ihre Hand zu erwidern. „Du bist hier nicht das Problem“, antwortete sie dabei.
 

Zwei Minuten später blieb Sasuke in einer dieser Seitengassen vor einer großen, roten Metalltür stehen. Mit einem skeptischen Blick betrachtete Sakura diese, sagte aber nichts weiter dazu. Da Sasuke ihr die Tür aufhielt, ging sie als erstes hinein und wurde von dämmrigem Licht in einem schmalen Flur begrüßt, was ihre Skepsis steigerte. Nun musste sie doch etwas sagen, wie sie fand. „Sag mir nicht, dass wir hier in einem Schuppen für … Erwachsene sind.“

„Ich will wirklich nicht wissen was für ein Bild du von mir hast“, entgegnete er seufzend und hielt ihr am Ende des Flurs die nächste Tür auf. Als sie die nächste Türschwelle übertrat, war Sakura wirklich überrascht – und zwar positiv. Drei der Wände waren mit dunklem Holz vertäfelt und eine in einem warmen, hellen Gelbton gestrichen, der sehr gut dazu passte. Die lange Theke bestand aus demselben dunklen Holz, während die Tische aus hellem Eichenholz bestanden. Auch die Stühle und Sitzbänke wurden in einem hellen Farbton gehalten. Leise, langsame Musik dröhnte aus den Lautsprechern an der Decke, was das Gesamtbild abrundete. Das ganze Ambiente in diesem Laden wirkte wunderschön und bezaubernd. Fast schon magisch.

„Eindeutig das Falsche“, gab Sakura zu. Die beiden setzten sich an einen der freien Tische, wobei sie sich weiterhin bedeckt hielt und ihre Arme auf dem Tisch ablegte. Sie wollte nicht von irgendjemandem erkannt werden. Es waren zwar nicht besonders viele Menschen hier, trotzdem hatte sie keine Lust erkannt zu werden, da sie sich vorstellen konnte wie verheult ihr Gesicht aussah. Doch es dauerte nicht lange, bis sich ein junger Mann zu ihnen an den Tisch stellte.

„Schäm dich Sasuke, du hast dich schon seit Wochen nicht mehr hier blicken lassen“, sagte der Neuankömmling vorwurfsvoll. Er ging in die Knie und legte seinen Kopf auf der Tischplatte ab, um die vermummte Person am Tisch sehen zu können. Mit aufgeweckter Stimme fragte er: „Wen hast du denn da im Schlepptau?“

„Lass sie einfach in Ruhe, Kimimaro.“

Doch jetzt, wo der Blonde wusste, dass Sasuke mit einer Frau hier angetanzt war, wollte er erstrecht ihr Gesicht sehen. Mit einem genervten Seufzer gab Sakura auf und nahm die Kapuze ab. Sie sah den jungen Mann an, der so hellblonde Haare besaß, dass sie fast weiß wirkten und Sakura merkte, dass er sie erkannte. Allerdings schien es ihm nicht besonders wichtig zu sein, wer sie war.

„Oh, was ist denn los, Liebchen?“, fragte Kimimaro besorgt, als er ihre geröteten Augen und Wangen bemerkte. Seine Augen wanderten vorwurfsvoll zu Sasuke, während er sich wieder aufstellte und drohend mit seinem Zeigefinger rumwedelte. „Warst du etwa gemein zu ihr? Dein Großvater und ich sagen immer wieder, dass du die Frauen nicht so behandeln solltest. Du bist jetzt achtzehn und solltest dich auch dementsprechend verhalten.“

Dafür kassierte er von Sasuke den finstersten Blick, den er drauf hatte. Mit eiskalter Stimme fragte er: „Denkst du wirklich, dass ich mit ihr hier her kommen würde, wenn ich sie zum Weinen gebracht hätte?“

Sein Gesprächspartner fing sichtlich an darüber nachzudenken und legte dabei seinen Kopf schief. „Stimmt, sonst kommst du nur mit Juugo und deinem Großvater hier her.“ Kurz wanderten seine Augen zu Sakura und er funkelte die beiden wissend an. Jetzt interessierte ihn der Klatsch doch mehr als der Zustand der Rosahaarigen. „Also stimmen die Gerüchte, die man zurzeit über euch liest?“

„Nein. Lass uns einfach in Ruhe“, gab Sasuke im selben Tonfall von sich. Seit Montag gab es in ihren Elternhäusern nur noch stress, woran er die beiden mit seiner dummen Bemerkung wieder erinnerte. Und keiner von beiden war froh über diese Erinnerung.

„Sei nicht gleich so gemein, kleiner Grummelbär“, sagte der Blonde beleidigt, setzte wenige Sekunden später allerdings wieder sein fröhliches Gesicht auf. „Kann ich euch beiden denn irgendetwas bringen?“

„Bring uns einfach einen Tee“, antwortete Sasuke mit einer Handbewegung die ihn wegscheuchen sollte. Zwar wollte der Wirt nach der Sorte fragen, doch er ließ es lieber und verschwand auch schon wieder.

„Also, was ist passiert, dass du in dem Aufzug weinend an der Themse sitzt?“, wollte Sasuke wissen, als die beiden wieder alleine waren. Ihre grünen Augen blickten direkt in seine und ein leiser Schluchzer verließ ihre Kehle. Obwohl sie sich heute eigentlich nur in Selbstmitleid suhlen und mit keiner Menschenseele reden wollte, fand sie es wirklich schön, dass er sie mit hierher genommen hatte und sich ihre Sorgen anhören wollte.

„Ich habe Naruto die Wahrheit über meine Gefühle gesagt.“ Bei der Erinnerung an das Gesicht ihres geknickten, besten Freundes, versteckte sie ihr eigenes hinter ihren Händen. Sie war kurz davor wieder mit dem Heulen anzufangen.
 

Am Sonntag hatte er zwar einen totalen Kater gehabt, doch Naruto konnte sich immer noch an alles erinnern, das in der vergangenen Nacht passiert war. Allerdings konnte und wollte er nicht glauben, dass er sich tatsächlich vor Sasuke so zum Affen gemacht hatte. Naruto hoffte lediglich, dass der Schwarzhaarige sich deswegen nicht ständig über ihn lustig machen würde. Bei der Vorstellung entfuhr ihm ein genervtes Stöhnen. Dadurch erntete er einen fragenden Blick.

„Nichts, ich musste nur daran denken, was ich gestern alles angestellt habe..“, erklärte er mit einem verlegenen, schwachen Lächeln. Eigentlich war er immer noch müde und dabei war es schon mittags.

„Ja, du hast dich gestern erstaunlich gut mit Sasuke verstanden“, meinte sie belustigt. Sakura hatte darauf bestanden Naruto zu Fuß beziehungsweise per Metro nach Hause zu begleiten, obwohl ihr Vater ihn bereits mit dem Auto heimfahren wollte. Aber nachdem sie vergangene Nacht mit Sasuke gesprochen hatte, hatte sie den Entschluss gefasst mit Naruto über sein Liebesgeständnis zu reden. Alles andere wäre ihm Gegenüber einfach nicht fair gewesen, nachdem sie ihn ohnehin schon jahrelang hatte zappeln lassen.

„Ich war betrunken, okay? Der Kerl hätte uns auch einfach in Ruhe lassen können.“

„Ich denke es würde dich nicht umbringen, wenn du dich dafür bedankst, dass er gestern so nett war mir behilflich zu sein dich ins Bett zu verfrachten. Alleine hätte ich das niemals so schnell geschafft.“ Bei diesen Worten verdrehe Naruto seine Augen. Nur weil Sasuke ihr bei so etwas geholfen hatte, hieß es noch lange nicht, dass er ein Heiliger war. Deswegen sah er keinen Grund darin sich bei ihm zu bedanken oder ihn als einen guten Menschen anzusehen.

Als die beiden dem Anwesen der Uzumakis näher kamen, verlangsamte die Rosahaarige ihre Schritte, was ihn dazu brache ebenfalls langsamer zu laufen. Innerlich seufzte Sakura, denn sie musste nun all ihren Mut zusammen nehmen. Sie bezweifelte, dass sie jemals so etwas Schweres getan hatte, denn es kostete sie wirklich eine Menge Überwindung. Vor dem großen Tor blieb sie letztendlich stehen und hielt ihren besten Freund am Handgelenk fest.

„Naruto, ich muss dir noch etwas sagen..“, murmelte Sakura. Sie räusperte sich, damit sie die nächsten Worte mit fester Stimme aussprechen konnte. Als Naruto sich zu ihr umdrehte, sah sie direkt in seine blauen Augen, die dank der gestrigen Nacht blutunterlaufen waren. Trotzdem strahlten sie Wärme und Fröhlichkeit aus, weshalb Sakura sich auf die Unterlippe biss. Sie war kurz davor einen Rückzieher zu machen, weshalb sie ihren Griff um sein Handgelenk lockerte.

„Was denn?“ Naruto schüttelte ihre Hand ab, um ihr durch das offene Haar zu streicheln.

„Nach deinem gestrigen Liebesgeständnis kam ich noch nicht dazu, darauf zu reagieren..“, begann sie mit der festen Stimme, die sie sich erhofft hatte. Allerdings merkte sie, dass immer noch ein Funken Unsicherheit mit dabei war. Sakura sah einen Hoffnungsschimmer in seinen Augen aufblitzen, weshalb sie ihren Blick von ihm abwandte. Es wurde von Sekunde zu Sekunde schwerer.

„Für mich bist du ein wichtiger Teil meines Lebens, immerhin bist du seit Jahren mein bester Freund und ich liebe dich wirklich sehr, aber..“ - Sakuras Augen wanderten wieder zu seinen, die nun nicht mehr glücklich aussahen, denn er merkte wohl worauf sie hinaus wollte - „aber ich liebe dich nur als einen besten Freund, mehr empfinde ich für dich nicht. Ich weiß das ist hart für dich, weil mein Dad dir immer wieder Hoffnungen gemacht hat und ich nichts dagegen gesagt habe … und ich weiß auch, dass ich dir früher etwas hätte sagen müssen, aber ich wusste nicht wie und ich habe mich auch nicht getraut. Es tut mir so leid, Naruto.“

Für Naruto waren diese Worte ein Stich ins Herz. Eigentlich war es nicht einmal ein Stich. Es fühlte sich eher an, als würde gerade jemand versuchen seine Kehle und sein Herz mit der bloßen Hand zu zerquetschen. Ja, genau so fühlte er sich gerade. Außerdem spürte er, wie sich Tränen in seinen Augen sammelten, weshalb er schnell mit seinem Ärmel über seine Augen wischte. Er wollte jetzt nicht weinen. Nicht vor ihr.

„Ist es wegen Sasuke? Hast du dich etwa in ihn verliebt?“, fragte er mit zittriger Stimme und presste die Lippen zusammen. Er war traurig und wütend, wenn er sich vorstellte, dass sie sich möglicherweise in diesen Frauenhelden verliebt haben könnte.

„Was? Nein. Sasuke und ich, wir …“ Ja, was waren sie eigentlich? Sie sah Sasuke mittlerweile als eine Art Freund an, doch sie wusste nicht wie er das sah. „Er hat auch seine guten Seiten an sich, okay? Aber ich bin nicht in ihn verliebt und das hier hat auch nichts mit ihm zu tun.“ Zwar hatte er ihr die Augen geöffnet und sie dazu ermutigt endlich das Richtige zu tun, aber sie bezweifelte, dass Naruto das in diesem Augenblick genauso sehen würde.

„Dann … danke für deine … Ehrlichkeit“, presste er mit harter Stimme hervor. Naruto wusste wirklich nicht was genau er gerade Empfinden sollte, denn seine Gefühle fuhren Achterbahn und gingen alle möglichen negativen Emotionen durch die es gab. Sakura bemerkte dies sofort, weshalb sie Instinktiv ihre Arme ausstreckte. Ihr war klar, dass Naruto sich nicht von ihr trösten lassen wollte, da sie die Ursache seines Kummers war. Doch er war ihr bester Freund und sie konnte ihn einfach nicht leiden sehen. Sie wollte es nicht. All das, genau davor hatte sie immer Angst gehabt. Naruto drehte sich allerdings weg, als er merkte was sie vorhatte, weshalb Sakura Inne hielt und ihre Hände an ihre Brust drückte.

„Wir … können wir trotzdem noch Freunde sein, Naruto? Ich will dich nicht verlieren..“

„Ich brauche erst einmal ein wenig Zeit … um nach zu denken.“
 

Überrascht sah Sasuke sie an. Er hätte wirklich nicht gedacht, dass sie es so schnell übers Herz bringen würde, nachdem sie ihn schon jahrelang hingehalten hatte. Allerdings wusste er wirklich nicht, was er dazu sagen sollte, weshalb er die erstbeste Frage wählte, die ihm durch den Kopf schoss. Gut, sie hatte ihrem besten Freund das Herz gebrochen, aber wäre es dann nicht logischer wenn er das tun würde? „Will er jetzt nicht mehr mit dir befreundet sein oder wieso siehst du so elend aus?“

Bei seiner Frage bahnten sich erneut Tränen ihren Weg über ihre Wangen und Schluchzer verließen ihre Kehle, weshalb er seinen Kiefer anspannte. Sasuke hatte wohl direkt ins Schwarze getroffen. Er hatte nicht taktlos klingen und sie erneut zum Weinen bringen wollen, doch er hatte sich einfach keinen Reim darauf machen können, weshalb sie die Schule schwänzen und in dem Outfit heulend durch London streifen sollte.

„Hier, bitteschön. Zwei Mal Rooibostee und ich habe euch auch ein paar Scones gebracht, die gehen auf's Haus. Die einen sind mit Blaubeeren und die anderen-“ Als der junge Cafébesitzer bemerkte, dass Sakura weinte, sah er Sasuke an. „Du scheinst wirklich gut darin zu sein Leute zu trösten.“

„Wir hätten gerne unsere Privatsphäre“, entgegnete Sasuke eiskalt. Sein Freund besaß gerade wirklich nicht das perfekte Timing und nervte ihn damit. Kimimaro hob beschwichtigend die Hände und verschwand auch schon wieder. Allerdings nicht für lange, da er Sakura eine halbe Minute später eine Packung Taschentücher hinlegte, weshalb diese ihn ansah.

„Danke..“, sagte sie mit brüchiger Stimme und schnappte sich auch schon das erste weiche Tuch. Sakura tupfte sich ihre Wangen und Augen trocken, ehe sie ihre Nase putzte.

„Wenn du möchtest, kannst du auch gerne mit mir reden. Ich habe immer ein offenes Ohr für Sasukes Freunde und bin eindeutig besser in sowas als unser Schneeprinz hier“, erklärte er mit sanfter Stimme und tätschelte tröstend Sakuras Oberarm.

„Verschwinde endlich“, knurrte der Schwarzhaarige. Dies entlockte ihr ein ersticktes Auflachen. Vor einem Jahr hätte sie wohl nicht verstanden wie Sasukes Freund die ganze Zeit über so locker und freundlich bleiben konnte, obwohl Sasuke ihm gegenüber so kalt und abweisend war. Doch mittlerweile verstand sie den jungen Uchiha. Und sie war ihm wirklich dankbar dafür, dass er sich Sorgen um sie machte und sich ihre Probleme anhören wollte.

„Danke, aber ich rede erstmal lieber mit Sasuke.“ Kaum hatte sie ihre Worte ausgesprochen, erntete Sasuke einen vielsagenden Blick von seinem Freund, weshalb er die Augen verdrehte. Danach war der Blonde auch schon weg. Seufzend schüttelte der Schwarzhaarige den Kopf und fing an seinen Tee zu trinken, während er geduldig darauf wartete, dass sie weiter sprach.

„Ich nehme an, du kennst den Artikel von Montag?“, fragte sie, um zu wissen auf welchem Stand er war. Bei diesem erwähnten Artikel ging es um eine Dreiecksbeziehung, die die Presse Sakura, Naruto und Sasuke unterstellte. Durch die Fotos, die Sakura an ihrem Geburtstag – mehr oder weniger – freiwillig mit Naruto hat aufnehmen lassen, sind die Fotografen wohl nicht satt geworden. Denn ohne dass sie es gemerkt hatte, wurden auch Sasuke und Sakura abgelichtet, als sie alleine auf dem Balkon waren und tanzten. Es war wohl nicht notwendig zu erwähnen wie ihr Umfeld darauf reagiert hatte.

Zur Bestätigung schenkte er ihr ein kurzes Nicken und nachdem sie ihre Nase erneut geputzt hatte, fuhr Sakura fort: „Dank der Presse, die immer aus einer Mücke einen Elefanten machen muss, denkt Naruto jetzt dass ich ihn angelogen habe und etwas von dir will. Er hat mir vorgeworfen, dass ich ihn nur ausnutzen würde und mir dann die Freundschaft gekündigt. Ich habe wirklich gehofft, dass wir immer noch befreundet sein können und wegen diesen dummen Gerüchten hasst mich mein bester Freund jetzt.“

Bei ihren letzten Worten hatte sie wieder mit ihren Tränen zu kämpfen. Das eigenartige war, dass sie es nicht einmal mehr als schlimm empfand vor Sasuke zu weinen. Die Rosahaarige nahm sich ein frisches Taschentuch und wischte sich damit über die Augen.

„Tut mir leid.“ Sasuke meinte es ernst, denn er hatte wirklich nicht gewollt dass es so endet. Verdammt, hatte er gerade wirklich ein schlechtes Gewissen deswegen? Er konnte doch auch nichts dafür, dass die Presse so etwas tat und er selbst hatte dank dieses Artikels genug eigene Probleme. Schnaubend starrte Sasuke in seine Tasse.

„Dir muss es nicht einmal Leid tun! Ich bin selbst daran schuld. Ich hätte es Naruto früher sagen sollen oder meinen Vater davon abhalten aus meinem Geburtstag irgendeine langweilige Veranstaltung zu machen um in der Öffentlichkeit anzugeben“, regte sie sich auf. Sakura nahm einen der beiden Blaubeerscones und zerpflückte ihn in kleine Stücke. Sasuke starrte weiterhin sein heißes Getränk an, während er darüber nachdachte, was er sagen könnte. Er war einfach nicht gut in solchen Dingen. Seine sozialen Kompetenzen waren ziemlich eingestaubt.

„Lass Naruto ein bisschen Zeit. Wenn er sich beruhigt hat und du ihm noch einmal alles in Ruhe erklärst, wird sich das mit Sicherheit legen.“ Sakura aß in der Zwischenzeit ihren zerpflückten Scone und trank ihren Tee, denn sie hatte schon den ganzen Tag nichts zu sich genommen und merkte erst jetzt, dass sie sowohl hungrig wie auch durstig war.

„Rätst du mir gerade dasselbe, das ich dir am Samstagabend bezüglich Suigetsu geraten habe?“, fragte sie belustigt, als sie dies erkannte.

„Möglicherweise.“ Ertappt sah er sie an und als er das kleine Schmunzeln auf ihrem Gesicht bemerkte, war er heilfroh, dass sie nicht mehr weinte.

„Der sagenhafte Sasuke ist also doch nicht so perfekt, wie er rüber kommt.“ Nun hob er eine seiner Augenbrauen. Irgendetwas schwang in ihrer Stimme mit, was er nicht ganz deuten konnte. Doch wenn er raten müsste, würde er wohl auf so etwas wie Genugtuung tippen. Doch jetzt war er wieder auf seinem Terrain. „Egal wie sehr sich ein Mensch auch anstrengen mag, er wird niemals perfekt sein. Dafür ist der Mensch einfach nicht geschaffen. Je mehr du versuchst, deine Fehler zu verbergen und dich in das richtige Licht zu rücken, desto schwieriger wird dein Leben werden, Miss Ich-muss-es-allen-Recht-machen.“

Geschockt darüber, wie viel Wahrheit in seinen Worten lag, sah Sakura ihren Gegenüber an. Es klang so logisch und einfach, weshalb sie sich fragte, wieso sie das nicht selbst schon längst erkannt hatte. Indem sie versuchte es jedem Recht zu machen und den Erwartungen anderer Menschen gerecht zu werden, hatte sie sich ihr eigenes Leben nur erschwert. Jetzt, wo sie darüber nachdachte, war die Tatsache, dass sie es Sasuke weder Recht machen, noch ihm zeigen wollte, wie perfekt sie doch war der Hauptgrund gewesen, weswegen sie dann doch dem Spiel zugestimmt hatte. Es hatte einfach gut getan, nicht die brave Prinzessin spielen zu müssen. Sakura konnte bei Sasuke ihre eigene Meinung kundtun und einfach das machen, was sie wollte und nicht das, was andere von ihr verlangten oder erwarteten. Deswegen genoss sie es auch immer so sehr in seiner Nähe zu sein.

„Es ist wirklich eigenartig so etwas Tiefgründiges aus deinem Mund zu hören, Uchiha.“ Sasuke verdrehte nur die Augen und ging gar nicht näher darauf ein. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er langsam los musste, falls er nicht vollkommen zu spät sein wollte. Als sie einen lauten Seufzer von sich gab, sah er wieder zu ihr.

„Ich habe keine Lust mehr auf dieses dumme Spiel oder wie auch immer man es nennen mag, Sasuke“, erzählte sie ihm dann. Samstagabend hatte sie ihm das zwar auch schon gesagt, aber sie hatte Angst gehabt dass er dann aus ihrem Leben verschwinden würde. Doch mittlerweile wusste sie, dass es so besser wäre, denn keiner würde glücklich werden, wenn das alles war, was sie verband. Es war ihr auch egal, wie Ino das finden würde.

„Gut, dann sind wir eben nur Freunde.“ Sasuke würde niemals zugeben, wie froh er war, dass sie das gesagt hatte. Denn auch er hatte keine Lust mehr darauf. Allerdings wollte er das nicht zugeben, weil er ihr diese Genugtuung nicht gönnte. Sakura wiederum fiel fast die Kinnlade runter, denn das ging für ihren Geschmack viel zu einfach.

„Ist das dein ernst?“, fragte sie skeptisch.

„Wenn du nicht willst, dann nicht“, antwortete er achselzuckend und stand auf. Sofort sprang Sakura auf, vielleicht ein wenig zu übereifrig, aber sie wollte nicht, dass er ihre Skepsis in den falschen Hals bekam.

„Doch, ich will.“

„Gut, dann lade ich dich jetzt als Freundin ein mit mir mit zu kommen. Ich muss mir noch ein paar Wohnungen ansehen und bin fast schon zu spät für die nächste Besichtigung.“

„Du suchst dir eine Wohnung?“, fragte sie überrascht und zog dabei die Stirn kraus. Das war jetzt etwas vollkommen Neues.

„Ja.“ Sasuke winkte seinen blonden Freund an den Tisch, damit er bezahlen konnte. Dieser machte ihm klar, dass alles auf's Haus ging und bat die beiden für einen kurzen Augenblick zu warten, nachdem er alles abgeräumt hatte.

„Wieso willst du ausziehen?“, wollte sie wissen. Das Anwesen der Uchihas war immerhin riesig und in ein paar Monaten, wenn er auf ein College außerhalb Londons ging, würde er ohnehin ausziehen müssen.

„Mein Vater und ich vertragen uns noch weniger seitdem dieser Artikel erschienen ist“, beantwortete er ihre Frage wahrheitsgemäß. Es war allerdings eine viel zu lange Geschichte, um sie ihr jetzt zu erzählen. Kimimaro kam mit einem Tragebehälter aus weißer Pappe zurück, in dem er die restlichen Scones der beiden gepackt hatte und übergab ihn Sakura. „Ich hoffe, ich sehe euch hier bald wieder.“

Die beiden verabschiedeten sich von ihm und verließen gemeinsam das Café. Da sie sich dazu entschieden hatte mit ihm mitzukommen, hakte sie sich bei dem Schwarzhaarigen unter. Auf dem Weg zur Wohnungsbesichtigung fiel Sakura wieder etwas ein.

„Woher wusstest du eigentlich, dass ich das an der Themse bin?“

Sie hatten beide ihre Fehler.

„Du trägst meinen Pullover und kein Kerl trägt eine Jogginghose mit einem Herz darauf.“

Sie waren beide nicht perfekt.

„Oh. Ich wollte dir den Pullover ja eigentlich zurückgeben..“

Doch dafür hatten sie etwas viel wichtigeres: Eine ehrliche Freundschaft.

„Ich hab dir doch gesagt, du kannst ihn behalten.“

Die sich vertiefen konnte, wenn sie daran arbeiteten.



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Kommentare zu dieser Fanfic (62)
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Von:  Sunshinera
2016-08-05T23:06:09+00:00 06.08.2016 01:06
Alles auf einen Rutsch durchgelesen und das hat etwas gedauert aber dafür war es Es wert.
Klasse Story und die Idee finde ich gut. Vielleicht ist dieses Kommi etwas spät aber hey besser spät als nie.^^
L.g Sunshinera
Von:  KazuhaToyama
2016-03-13T12:13:16+00:00 13.03.2016 13:13
Klasse! Einfach nur genial!!<3
Von:  KazuhaToyama
2016-03-13T03:03:55+00:00 13.03.2016 04:03
Hammer kapi!!<3
Von:  KazuhaToyama
2016-03-13T02:06:47+00:00 13.03.2016 03:06
Jaja egal, das werden wir noch sehen;)
Von:  KazuhaToyama
2016-03-13T01:46:38+00:00 13.03.2016 02:46
Omgomgimg!!<3 ich bin so so gespannt wie es weitergeht!!
Von:  KazuhaToyama
2016-03-13T01:32:27+00:00 13.03.2016 02:32
OMG!!<3 hammer kapitel!!
Von:  KazuhaToyama
2016-03-13T01:16:32+00:00 13.03.2016 02:16
Tolles Kapitel und tolle Fanfic!;)<3
Von:  twunicorn
2015-03-15T08:32:47+00:00 15.03.2015 09:32
Hey^^
Bin gestern erst auf deine ff gestoßen und ich weiß nicht was ich sagen soll ._____. Die ganze Idee an sich, wie sich die Dinge entwickeln und wie die Personen zueinander stehen und dein Schreibstil einfach wow*-*
Es lässt sich so gut lesen und nachvollziehen!
Hoffe es kommen bald die nächsten Kapitel und dass du die Geschichte nicht pausiert hast.
lG:)
Antwort von:  Valkyra
25.03.2015 21:29
Hey. :)
Als aller erstes wollte ich mich für das liebe Kommentar bedanken, ich freue mich immer darüber wenn jemandem meine Geschichte gefällt und man auch alles nachvollziehen kann.
Ich habe die Geschichte nicht pausiert, aber ich habe zurzeit sehr viel zu tun und muss erst einmal noch ein anderes Kapitel zu Ende schreiben, bevor ich an dieser Geschichte weiter schreiben kann, ich hoffe du kannst dich also noch ein wenig gedulden. :)

Liebe Grüße. ♥
Von:  Choi_Ahmi
2015-02-18T07:11:59+00:00 18.02.2015 08:11
Hab die Geschichte gerade total aufgesaugt xD Bin gespannt was wird wenn sakura das mit den dokumenten rausfindet :/
Von:  soelki89
2015-01-12T23:22:55+00:00 13.01.2015 00:22
Ich liebe diese FF ♥♡
Bitte schreib schnell weiter ja?
Gvlg soelki89


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