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Die richtige Dosis

Eine "Sasori x Sakura" Geschichte
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Halli Hallo :)

Ja, es hat doch was länger gedauert ^^
aber jetzt ist das 2te Kapitel da und ich sitze schon am nächsten :)
Viel Spaß beim Lesen, ich hoffe es gefällt euch :* Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Halli Hallo ^^
hier ist wie versprochen das nächste Kapitel.
Leider ist es etwas kurz, aber ich wollte nicht schon in diesem Kapitel ein paar der Geheimnisse aufdecken ^^

Außerdem wollte ich mich für mittlerweile 40 (!!!) Favos bedanken :)))

Und jetzt viel Spaß mit dem neuen Kapitel ^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Halli Hallo ^^

ja, etwas später als versprochen :)
Habs leider nicht früher geschafft, ich habe im Moment nicht so viel Zeit, daher kann ich auch nicht genau sagen, wann das nächste Kapi kommt...

Ich wünsche euch erst mal viel Spaß mit diesem hier ^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Halli Hallo ^^

Viel Spaß beim Lesen :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Halli Hallo ^^

Ausnahmsweise einmal direkt ein neues Kapitel...
Ein gutes hat es doch wenn man krank zuhause ist :D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Halli Hallo ^^

Ich habe es doch noch heute geschafft, obwohl es schon kurz nach 22 Uhr ist, und ich nicht weiß, ob es heute noch freigeschaltet wird.

Und jetzt viel Spaß mit dem neuen Kapi :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Halli Hallo ^^

Hier das nächste Kapi :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Halli Hallo ^^

hier auch schon das nächste Kapi...
die darauffolgenden werden etwas auf sich warten lassen, da ich ab morgen wieder Arbeiten gehe und nicht mehr so viel Zeit hab :(

Viel Spaß beim Lesen :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Halli Hallo ^^

Zuerst einmal vielen, vielen Dank für 54 Favos... Ich bin begeister, das so vielen Leuten meine FF gefällt :)

Ich hab mein Bestes gegeben und jetzt ist das nächste Kapitel auch fertig...
Puh... Das hat ganz schön gedauert und ich hab mir viele Gedanken darum gemacht, wie ich es enden lasse...

Viel Spaß beim Lesen :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Halli Hallo ^^

und weiter geht's :D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Halli Hallo ^^

Nach meinem Urlaub hab ich es dann doch endlich geschafft das nächste Kapi zu schreiben :)
Viel Spaß beim Lesen :))) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Halli Hallo ^^

hier das nächste Kapi :)
Schneller fertig gedacht...
Ich hoffe es gefällt euch :))) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallooooooo...
*vorsichtig um die Ecke guck*
*peinlich verlegenes Grinsen aufleg*

Es tut mir sooooo leid, dass ich es so lange nicht geschafft habe ein neues Kappi hochzuladen.
Bei mir ist so einiges passiert, was mich vom Schreiben weggebracht hat. Ich hatte einfach keinen Elan und auch keine Lust in der Stimmung in der ich war die Geschichte weiter zu schreiben, denn es hätte wahrscheinlich nur schlimm geendet. Das wollte ich euch nicht antun.

Jetzt will ich auf jeden Fall das Schreiben wieder aufnehmen.
Ich versuche(!!!) alle zwei bis drei Wochen ein neues Kappi hochzuladen. Ehrenwort!

Ich wünsche euch jetzt auf jeden Fall erst mal ganz, ganz viel Spaß beim lesen :***

GLG, Schrabbel Komplett anzeigen

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Was wäre wenn...

Hier stand er nun. Zwischen Mutter und Vater, durchbohrt von deren Schwertern.

Hatte es Oma Chiyo also doch geschafft ihn zu besiegen. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht.

Er hatte nicht gedacht dass diese alte Frau und das rosa-haarige Mädchen ihm gefährlich werden könnten. Aber dass dieses Mädchen aus Konoha ein Gegenmittel gegen sein Gift hergestellt hatte, änderte alles. Sein Vorteil war verschwunden, und er musste wieder einen ehrlichen Zweikampf austragen. Lange hatte er das nicht mehr getan.

Und nun hatte er diesen auch noch verloren.

Obwohl er eine Puppe war spürte er einen Stich in seinem Herzen. Er wollte noch nicht sterben.
 

Er dachte an die Zeit zurück, in der er noch in Suna lebte. Es war eine sorgenlose, glückliche Zeit gewesen. Damals, als seine Eltern noch lebten.

Was wäre gewesen, wenn er nicht fortgegangen wäre? Was wäre gewesen, wenn er jetzt noch ein lebendiger, fühlender Mensch wäre? In manchen Augenblicken innerhalb der letzten Jahre wünschte er sich manchmal, dass er ein Mensch geblieben wäre. Was wäre wenn...

Doch das waren nur sinnlose Hirngespinste. Es gab kein 'Was wäre wenn'!

Doch dann machte sich ein Gedanke in seinem Kopf selbstständig. Dieser kleine Gedanke kam aus seinem tiefsten Innern. Er hatte ihn dort jahrelang unterdrückt und weggesperrt.
 

Er sah das Mädchen an. Sie wollte wahrscheinlich immer noch wissen wo Orochimaru steckte. Er würde ihr helfen, vielleicht würde sie ihm im Gegenzug einen Gefallen erweisen.

Er sah ihr in die Augen und erzählte ihr von seinem Spion in den Reihen Orochimarus mit dem er sich in 10 Tagen an der Brücke von Himmel und Erde treffen wollte.

Sie hatte verstanden und wollte sich schon abwenden, da wandte er sich erneut an sie.

Er bedeutete ihr näher an ihn heran zu treten. Er wollte nicht das irgendjemand sonst seine Worte hörte, denn Zetsu war bestimmt in der Nähe um alles dem Leader mitzuteilen.

Er erklärte ihr, wie er sich in eine Puppe verwandelt hatte, und das sein Körper noch existierte, er also nur in einer normalen Holzpuppe steckte. Er bat sie, das sie ihm helfen möge in seinen eigentlichen Körper zurückzukehren. Sie sah ihn mit schreckgeweiteten Augen an.

Obwohl seine Kräfte immer mehr schwanden, sprach er leise weiter und erklärte ihr, das er sich in seinem eigenen Herzen, das nun das zylinderförmige Gefäß in seiner Brust war, versiegeln würde. Wenn man sein Herz dann in seinen eigenen Körper einsetzen würde, würde er wieder zum Leben erwachen. Er sah das Mädchen eindringlich an und bat sie abermals, ihm diesen letzten Wunsch zu erfühlen. Zögerlich nickte sie.

Wenn dieses Mädchen ihm diesen Wunsch erfüllen würde, dann wären seine Gedanken keine Hirngespinste mehr. Dann könnte er das 'Was wäre wenn...' streichen. Er könnte wieder ein Mensch sein, und alles wieder gut machen, was er, in den Jahren die er Akatsuki angehörte, verbrochen hatte.

Abermals stahl sich ein Lächeln auf seine Lippen. Er hatte sich noch nichts so sehr gewünscht wie wieder ein Mensch zu sein.

Was waren das doch für komische Gedanken und Gefühle, die einem in den letzten Minuten, in denen man auf den Tod wartete durch den Kopf gingen.

Er sah die Rosa-haarige an und sagte nur ein Wort laut und deutlich:

"Bitte!"

Dann versiegelte er sich in seinem Herzen und hoffte, dass die Konoichi aus Konoha seinen letzten Wunsch erfüllen würde.

Gefunden

Sakura ging die Straße entlang. Diese war bedeckt mit tausenden bunten Blättern. Sie lächelte.

Es war endlich wieder Herbst. Der Sommer war schlimm gewesen, denn Krieg war ausgebrochen. Nun war er beendet. Doch, wer gewonnen hatte vermochte sie nicht zu sagen. Auf beiden Seiten waren viele Verluste zu beklagen. Viele ihrer Freunde waren gestorben, und viele ihrer bereits toten Freunde hatte sie auf dem Schlachtfeld wieder getroffen. Die Toten die gegen ihre Familien und Freunde kämpfen mussten, wussten erst nicht wie ihnen geschah konnten aber nichts dagegen tun. Sie töteten ihre Kinder, Frauen und Freunde. Auf beiden Seiten herrschte unheimlich viel Schmerz und Wut.

Im Stillen verfluchte sie Kabuto, das er es gewagt hatte ein solches Jutsu zu benutzen.

Sie hatte sich in den Lazaretten am Rande der Schlachtfelder um die geschockten Shinobi kümmern müssen und wusste was jeder einzelne von ihnen durchgemacht hatte.

Doch nun war das Vergangenheit. Kabuto und Tobi waren tot und konnten kein Unheil mehr anrichten.

Jetzt schlich sich doch wieder ein Lächeln auf Sakuras Gesicht.

"Ja, wir haben überlebt, Sasori. Was hältst du davon?", fragte sie in die Stille hinein, die die friedliche Waldstraße einhüllte.

Natürlich bekam sie keine Antwort. Von wem denn auch, sie war ja schließlich ganz alleine.

Doch seit sie vor knapp einem Jahr Sasori getroffen und besiegt hatte, trug sie sein Herz mit sich herum. Noch immer war sie sich nicht sicher, ob der Nukenin seine Worte ernst gemeint hatte.

Doch in seinem letzten Wort, in diesem kleinen Wörtchen, hatte so viel Trauer, so viel Verzweiflung gelegen. Und mit seinen Augen hatte er sie angesehen, nein angefleht, ihm zu helfen. Sie wusste das er wahrscheinlich ein schlechter Mensch gewesen war, doch, auch nach dem 4. Ninjakrieg war ihr Vertrauen in die Menschen noch unerschütterlich. Sie glaubte einfach nicht, das jeder Mensch von Grund auf böse war.

Und deshalb wollte sie wenigstens den Versuch unternehmen ihm zu helfen, egal ob seine Worte ehrlich oder nur scheinheilig gemeint gewesen waren.

Seit sie sein Herz bei sich trug, sprach sie ständig mit ihm, obwohl sie wusste das er sie nicht hören konnte. Doch Sakura fühlte sich dadurch weniger allein und einsam, denn Naruto und Sasuke waren fort. Sie würden nie mehr wiederkommen. Letztendlich hatte Naruto Recht behalten und er und Sasuke mussten beide bei ihrem finalen Kampf ihr Leben lassen.

"Schluss damit!", sagte sie laut zu sich selbst. "Ich höre jetzt auf Trübsal zu blasen, nicht wahr Sasori? Wir gehen jetzt gemeinsam zu deinem Körper und helfen dir ein besserer Mensch zu werden."

Mit diesen Worten machte sie sich auf durch den Wald der voller bunter Blätter hing.
 

Tage um Tage ging sie, und kam somit ihrem Ziel immer näher.

Nach gut einer Woche erreichte sie den Eingang einer Höhle. Als sie nun in diese hinein sah, wurde ihr schon Angst und bang.

Der Krieg hatte doch eine kleine Nebenwirkung hinterlassen, sie hatte Angst vor der Dunkelheit, die ihr so viele ihrer Freunde geraubt hatte.

"Sasori, musste es denn unbedingt eine Höhle sein?", fragte sie vorwurfsvoll den Zylinder den sie an ihren Rucksack gebunden hatte. Doch wie immer erhielt sie keine Antwort.

"Na gut...!"

Sie nahm noch einmal tief Luft, schloss kurz die Augen und betrat die Höhle.

Es war unheimlich dunkel und sie hörte wie Wasser von der Decke herabfiel. Auf dem Boden waren überall kleine Pfützen in die sie hineintrat. Ihre Füße waren schon ganz nass, und kalt. In der Dunkelheit dieser Höhle war es so kalt, das sie dachte, das Wasser müsse zu Eis gefrieren. Doch tapfer stapfte sie weiter, immer weiter in die Dunkelheit.

Die Stille die in dieser Höhle herrschte wurde nur von dem Tropfen des Wassers, ihren platschenden Schritten und ihrem immer lauter werdenden Atem unterbrochen. Es war unheimlich. Und Sakura zitterte, nicht vor Kälte, sondern vor Angst.

Doch da! Da, ganz klein, in der Ferne sah sie Licht. Und je näher sie kam, desto größer wurde der Lichtfleck. Einen Freudenschrei ausstoßend ging sie immer schneller auf das Licht zu und begann letztendlich zu rennen. Immer schneller wurde sie, wollte einfach nur aus dieser Höhle heraus.

Und dann, dann endlich ließ sie die Dunkelheit hinter sich und gelangte ins Freie. Die Sonne schien ihr warm auf die geröteten Wangen. Sie lachte.

"Gottseidank wieder Sonne, was Sasori?"

Doch lange hielt sie sich nicht am Eingang der Höhle auf, sie musste Sasoris Körper finden. Sakura sah sich um und zog erstaunt die Luft ein.

Sie befand sich in einem Tal, das völlig unberührt zu sein schien. Es wuchsen überall Bäume und Büsche. Die Luft roch nach reifen Äpfeln und alle Blätter waren in ein sattes Rot verfärbt. Es sah wunderschön aus. Und genau in der Mitte des Tals stand ein Haus.

Sakura zog laut hörbar die Luft ein. Dann begann sie abermals zu laufen.

"Siehst du, Sasori? Wir sind da, wir sind endlich da! Bald wirst du wieder ein Mensch sein!", schrie sie laut und lachte. Sakura war glücklich. Sie hatte es geschafft, sie würde Sasori wieder zum Leben erwecken.
 

Als sie das Haus erreichte, hielt sie an und öffnete langsam und leise die Tür. Als sie eintrat, roch es alt und muffig, als wäre Jahre lang keiner mehr hier gewesen. Dies bewies auch die dicke Staubschicht auf dem Boden. Sakura sah sich um. Sie stand in einem Flur, von dem drei Türen abgingen, zu ihrer Rechten war eine Treppe die in die oberen Etagen führte.

Doch diese ließ sie links liegen, sie musste in die andere Richtung. Nach unten, in den Keller. Die erste Tür die sie öffnete, brachte sie in ein gemütlich eingerichtetes Wohnzimmer mit Kamin und jeder Menge Bücherregale. Entschlossen drehte sie sich um und ging raschen Schrittes auf die zweite Tür zu.

Als sie diese öffnete, sah sie eine schmale Steintreppe die nach unten führte. Sie band Sasoris Herz von dem Rucksack los und nahm es in die Hände.

"Nicht mehr lange Sasori. Bald haben wir es geschafft."

Und mit diesen Worten ging sie langsam und bedächtig die Treppen hinunter.

Immer enger wurde es, doch Sakura ging unbeirrt weiter. Nach einer gefühlten Ewigkeit, gelangte sie an das Treppenende und blickte sich um. Der Raum war in den rohen Fels geschlagen und wurde von grünlichem Dämmerlicht erhellt. Die Mitte des Raumes bildete ein Becken. In diesem schwappte, ebenfalls grünlich schimmernde, Flüssigkeit umher und in dieser Flüssigkeit...

Sakura zog scharf die Luft ein.

"Sasori! Wir haben es geschafft! Da liegt er, dein Körper!"

Und voller Glücksgefühle drückte sie den Zylinder in dem Sasoris Herz und seine Seele ruhten an ihre Brust.

Langsam näherte sich Sakura dem Becken. Er lag nur in schwarzen Shorts bekleidet in dem Becken und sah aus als würde er schlafen. Nur das runde Loch das in seiner Brust prangte, dort wo einmal sein Herz gewesen war, zerstörte diesen Eindruck. Langsam zog sich Sakura den Rucksack aus und legte auch ihre Oberkleider ab, so dass sie nur noch in Unterwäsche bekleidet vor dem Becken stand. Sie nahm den Zylinder, den sie, damit sie sich ausziehen konnte, abgestellt hatte, wieder in die Hände und ließ sich langsam in das Becken gleiten.

Es war ein merkwürdiges Gefühl. Die grüne Flüssigkeit war zähflüssig und zog schwer an ihren Beinen als sie sich zur Mitte des Beckens kämpfte. Dabei hielt sie den Zylinder immer weit über ihren Kopf, damit er nicht in Berührung mit der unbekannten Flüssigkeit kam. Dann, nach einer schieren Ewigkeit, erreichte sie die Mitte und damit Sasori. Sie starrte ihn mit einem Lächeln im Gesicht an. Lange hatte sie sein Gesicht nicht mehr gesehen.

Doch gleich darauf schalt sie sich selbst. Sie war hier um Sasori zu retten, nicht um ihn anzustarren. Langsam öffnete sie den Zylinder und erblickte ein Herz, das immer noch das nicht vorhandene Blut pumpte. Stattdessen floss eine blaue Flüssigkeit in Bahnen durch das Zylinderinnere. Das war das Seelenchakra von dem Sasori ihr erzählt hatte. Es war sein reines Selbst. All seine Erinnerungen, Gefühle und Erlebnisse lagen verborgen und verschlüsselt in diesem ganz besonderen Chakra. Nur Sasori aus dem roten Sand hatte das Wissen wie man sein Selbst in dieses Chakra umwandelte. Es sah wunderschön aus.

Langsam glitt Sakura mit ihrer Hand in den Zylinder und umfasste vorsichtig das immer noch pumpende Herz. Langsam, um nicht einen Seelenchakra-Faden zu beschädigen entnahm sie das Herz aus dem Zylinder. Immer näher brachte sie es an das Loch in Sasoris Brust. Immer langsamer werdend ließ sie das Herz in das Loch gleiten. Sogleich lösten sich die Chakra-Bahnen auf und strömten in die Adern die vom Herzen wegführten.

Behutsam legte Sakura ihre Hände auf das Loch und ließ ihr grünes Medizinchakra in die Wunde strömen. Immer neue Zellen bildeten sich und verbanden das Herz wieder mit dem Körper. Immer mehr Chakra ließ Sakura in Sasoris Körper strömen und immer mehr regenerierte sich seine Haut und nach einiger Zeit war nichts mehr von dem tiefen Loch in der Brust zu erkennen. Erschöpft ließ Sakura ihre Hände sinken.

Sasori, allerdings spürte wie wieder Leben in seine Glieder kam. Er hatte Sakuras Hände überdeutlich an seiner Brust gespürt. Schon als sie sie von dort wegnahm sehnte er sich nach einer erneuten Berührung von ihr.

Sakura sah Sasori skeptisch an.

'Nach seiner Beschreibung müsste er jetzt aufwachen.', dachte sie sich.

"Sasori."

Ganz leise flüsterte sie seinen Namen und wollte ihn damit dazu bewegen aufzuwachen.

Plötzlich schlug Sasori seine Augen auf und grüne Augen trafen auf braune.

"Sakura...", flüsterte Sasori leise und versuchte seine Hand an ihr Gesicht zu heben. Doch dann umfing in schwarz.
 

Als er wieder seine Umgebung wahrnahm, merkte er, dass er auf einem weichen Untergrund lag. Er öffnete vorsichtig die Augen und sah eine holzvertäfelte Decke über sich. Er lag in einem Bett.

Verwirrt schlug er die Decke zurück und bemerkte, das er immer noch nur seine Shorts trug, mit der er vor Jahren in die Lebenserhaltenden Flüssigkeit im Keller gestiegen war.

Seufzend richtete er sich auf und ging vorsichtig einen Schritt vor den anderen setzend in Richtung Kleiderschrank.

Er wusste wo er sich befand. In seinem Zimmer im ersten Stock des Hauses, das er und Großmutter Chiyo vor fast 25 Jahren entdeckt und wieder renoviert hatten. Es hatte lange gedauert, bis sie wieder alles so in Schuss hatten, das es bewohnbar war. Doch damals hatte er sich von nichts abbringen lassen und seiner Großmutter war gar nichts anderes übrig geblieben als ihm zu helfen. Als sie das Haus fertig gestellt hatten, hatten sie gemeinsam für einen Sommer hier gelebt. Es war eine der glücklichsten Zeiten seines Lebens gewesen.

Wenn er daran zurückdachte musste er lächeln.

Er hatte den Schrank erreicht und öffnete langsam die Schranktür, als er ein leises quietschen hinter sich vernahm. Abrupt drehte er sich um. Da stand sie. Sakura.

"Oh, du bist wach." Erstaunt blickte Sakura ihn an. Sie hatte 3 Tage gezittert, ob er aus seiner Ohnmacht wieder aufwachen würde. Freundlich lächelte sie ihn an.

"Sakura.", brachte Sasori nur leise über seine Lippen.

"Du solltest noch im Bett bleiben!", sagte Sakura und sah ihn streng an. "Aber wenn du jetzt schon wach bist, kannst du direkt ein Bad nehmen. Diese komische grüne Substanz lässt dich aussehen wie ein Monster."

Überrascht sah Sasori an sich herunter. Sie hatte Recht. Er sah wirklich zum Fürchten aus. Dabei wollte er sie am allerwenigsten verscheuchen.

Er nickte. Kramte sich ein Handtuch und Klamotten aus dem Schrank und ging langsamen Schrittes in Richtung Badezimmer. Sakura folgte ihm. Sie würde doch wohl nicht...

"Ich werde hier draußen warten. Wenn irgendwas ist, ruf einfach, ja?", sagte sie und sah ihn dabei eindringlich an. Wieder nickte er nur und schloss die Tür des Badezimmers hinter sich.

Erleichtert atmete er auf.

Sie hatte ihm wirklich seinen allergrößten Traum erfüllt, ihm einem völlig Fremden. Er war wieder ein Mensch. Laut hörte er sein Blut in seinen Ohren rauschen und spürte wie sein Herz stark in seiner Brust schlug. Er fühlte Wärme die von den Fliesen emporstieg und konnte den Duft von Äpfeln riechen. Er spürte Freude wenn er daran dachte, dass er nun wieder Leben konnte. Richtig Leben.

Langsam ging er auf die Dusche zu, zog sich aus und stellte sich unter das warme Wasser das wohlige Schauer über seinen Körper jagte.

All diese Gefühle und Eindrücke. Er lächelte stumm in sich hinein. Wie hatte er das vermisst. Wie kam er nur jemals auf den Gedanken, das Kunst ewig bestehen muss.

Die Kunst ist die Veränderung.

Ohne Veränderung kein Fortschritt, kein Leben. Da wäre nur Trostlosigkeit und Stillstand. Er musste an Deidara denken der einmal gesagt hatte: "Kunst ist eine Blume die in einem Moment aufblüht und noch im selben Augenblick wieder verwelkt, das ist wahre Kunst!“

Leise kichernd gestand er sich ein, das Deidara in gewisser Weise damit Recht hatte. Kunst war nichts, was ewig währt. Wirkliche Kunst veränderte sich stetig, genauso wie ein Mensch sich ständig veränderte und weiterentwickelte.

Er musste lächeln, das hieß, das in diesem Haus ein perfektes Kunstwerk herumlief. Denn sie hatte sich immer weiter entwickelt und war somit immer im Wandel gewesen und bildete dadurch die perfekte Kunst. Das bestätigte ihn nur in seinem Empfinden, das er schon die ganze Zeit gegenüber Sakura hegte.
 

Sakura schlich draußen vor dem Badezimmer herum und lauschte. Nicht das Sasori wieder zusammenklappen würde.

"Oh Gott, wenn das passiert, dann lass ihn bitte etwas anhaben!", sandte sie still ein Stoßgebet zum Himmel.

Doch ihre Sorge blieb unbegründet, nach kurzer Zeit öffnete sich die Tür und Sasori trat heraus. Er hatte sich Jeans und ein Hemd angezogen. Seine Haare waren nun wieder rot und nicht mehr von der Flüssigkeit merkwürdig grün.

Er lächelte sie an. Schüchtern lächelte sie zurück.

"Hast du Hunger? Soll ich was kochen?", fragte sie ihn und legte den Kopf schief.

Er sah ihr in die Augen und nickte.

Sakura lächelte ihn freundlich an und begab sich nach unten in die Küche, dort begann sie Pfannkuchen mit Äpfeln zuzubereiten. Die Äpfel hatte sie im Tal gefunden, sie schmeckten wunderbar süß.

Nach wenigen Minuten lugte ein roter Haarschopf um die Ecke in die Küche. Sakura lächelte still in sich hinein. Bei ihrer letzten Begegnung war er nicht schüchtern gewesen. Er hatte normal mit ihr gesprochen, das einzige was er bis jetzt gesagt hatte waren zwei Worte, und das bevor er in seine schier nicht enden wollende Ohnmacht gefallen war und als sie ihn eben in seinem Zimmer stehend entdeckt hatte.

'Sakura.'

Das hatte er gesagt, es war das einzige was er bisher gesagt hatte. Irgendwie schmeichelte es ihr, dass es ausgerechnet ihr Name war, der ihm als erstes über die Lippen kam. Sie lief leicht rot an, schalt sich dann selbst.

'Er hat mich einfach nur wieder erkannt. Etwas anderes war da nicht.'

Traurig blickte sie auf den Teig der in der Pfanne goldbraun wurde. Sie hatte sich so an jemanden gewöhnt, der ihr zuhörte. Sie hatte immer das Gefühl gehabt, das Sasori und sie Freunde waren. Auch wenn sie nur mit dem Zylinder gesprochen hatte, so hatte sie doch immer das Gefühl gehabt, das sie nicht alleine war. Doch nun musste sie feststellen, dass sie ihren vermeintlichen Freund gar nicht kannte.

Geschäftig nahm Sakura zwei Teller aus dem Schrank, nahm die Pfannkuchen aus der Pfanne und legte sie auf die Teller. Als sie sich um wandte, lugte Sasori immer noch schüchtern in die Küche. Aufmunternd lächelte Sakura ihm zu und stellte die Teller auf den Esstisch. Sie drehte sich wieder um und kramte in einer Schublade nach Besteck.

Als sie es gefunden hatte, drehte sie sich um und erblickte einen neugierig aussehenden Sasori auf einem Stuhl am Küchentisch. Sakura setzte sich auf den Platz Sasori gegenüber und hielt ihm sein Besteck hin. Lächelnd nahm Sasori es entgegen.

Schweigend aßen sie die Apfelpfannkuchen. Keiner traute sich etwas zu sagen, aus Angst den Moment zu zerstören.

Nach einiger Zeit nahm Sakura sich ein Herz und blickte Sasori eindringlich an.

"Warum? Warum hast du gerade mir vertraut? Ich hätte dich nicht ins Leben zurückholen müssen, ich hätte dich auch einfach hier vergammeln lassen können. Ich hatte damals vor dich zu töten, besiegt hatte ich dich bereits. Wieso vertraust du einfach einem Feind ein Geheimnis an, das sonst nur du kennst? Ich habe dich so lange mit mir herum getragen, so lange auf dein Herz Acht gegeben... Und du, du sitzt nur stumm hier herum und redest kein Wort mit mir! Ich dachte uns würde etwas verbinden und jetzt -"

Sakura war immer lauter geworden und hatte letztendlich angefangen zu schreien. Doch dann hatte sie gemerkt, dass sie kurz davor war über die 'Freundschaft', die nicht vorhanden war, zu sprechen. Da hatte sie sich schnell auf die Lippen gebissen und war urplötzlich verstummt. Verbittert sah sie in ihren Teller hinein.

Sie merkte wie ihr Tränen die Wange herunter liefen. Schon tropfte die erste auf ihren leeren Teller. Warum zum Teufel heulte sie denn jetzt? Doch die Tränen wollten nicht versiegen.
 

Sasori hatte seinen Pfannkuchen komplett aufgegessen gehabt, als Sakura zu ihrer Schimpftirade ansetzte. Er hatte sich gefreut, das sie sauer auf ihn war, denn das waren Gefühle. Und er hatte beschlossen, dass jedes Gefühl kostbar und wertvoll war. Egal von welcher Natur dieses auch war.

Als plötzlich Tränen über Sakuras Gesicht liefen und leise in den Teller tropften wusste er erst nicht was er tun sollte. Unbeholfen saß er auf dem Stuhl. Er wollte nicht, das dieses wundervolle, perfekte Kunstwerk vor ihm weinte.

Allerdings wollte er ihr auch nichts von seiner Zeit erzählen in der er versiegelt in dem Zylinder steckte. Denn wenn sie wusste, was er dort alles erlebt hatte, würde sie wahrscheinlich nicht mehr so nett zu ihm sein. Aber er wollte nicht das sie so traurig war. Er fühlte einen dicken Kloß in seinem Hals. Er war selbst traurig darüber.

Langsam schob er den Stuhl zurück und erhob sich. Gemächlichen Schrittes ging er zu Sakura hinüber und legte seine Arme um sie. Hielt sie einfach nur fest und strich ihr sanft über den Rücken. Großmutter Chiyo hatte das immer gemacht, wenn er als kleiner Junge geweint hatte. Und im Moment wollte er nichts sehnlicher, als das Sakura nicht mehr traurig war. Dafür ließ sich sogar ein Sasori dazu hinab ein Mädchen in seinen Armen zu trösten.
 

Sakura stockte der Atem als sie plötzlich zwei Arme um sich spürte und eine Hand ihr über den Rücken strich. Sasori versuchte doch tatsächlich sie zu trösten.

"Sasori...", flüsterte sie leise.

Dieser sah sie mit großen Augen fragend an.

"Ich habe nur diese Frage. Warum? Warum hast du dich mir ausgeliefert?"

Sie sah das er schwer schluckte. Dann sah er sie mit seinen großen braunen Augen an.

"Sakura..."

Sie hielt den Atem an. Was würde die Antwort sein? Warum... Diese Fragte geisterte ihr nun schon so lange im Kopf herum.
 

Sasori holte tief Luft. Na gut er würde ihr die Wahrheit erzählen, sie hatte es verdient. Auch wenn sie danach verschwinden und er sie nie wieder sehen würde.

Er öffnete den Mund und...
 

Sakura sah ihn erwartungsvoll an. Er öffnete den Mund und heraus kam nur ein heiseres Krächzen. Sie sah Sasori verwirrt an.
 

Er bekam keinen Ton heraus. Er konnte nichts sagen. Überrascht griff er sich an die Kehle. Er konnte nicht mehr sprechen.

Stummer Winter?

Sonnenstrahlen kitzelten an Sakuras Nase. Sie fing an diese zu rümpfen um den kommenden Nieser zu unterdrücken. Doch nach einiger Zeit konnte sie ihn nicht mehr zurückhalten und nieste laut. Ergeben seufzte sie auf.

'Nagut, stehe ich eben auf', dachte sie sich und schlug die schwere Daunendecke zurück, nur um sofort eine Gänsehaut am ganzen Körper zu bekommen. Die erschauerte. In den letzten zwei Wochen war es richtig kalt geworden. Schnell stieg sie aus dem Bett und lief zum Schrank um sich eine Hose und einen warmen Wollpulli zu schnappen, nur um gleich darauf ins warme Badezimmer zu flitzen. Dort war es durch den eingebauten Kamin immer mollig warm.

Zitternd stieg sie unter die Dusche. Sakura ließ ein wohliges Stöhnen ertönen, als das warme Wasser auf sie niederprasselte. Nachdenklich betrachtete sie die nassen Fliesen.

Ob er wohl je wieder richtig sprechen kann?

Als sie dachte er würde ihr alles erzählen, hatte sie herausgefunden, dass Sasori das sprechen verlernt hatte. Er konnte nur ein Wort. Ihren Namen.

Das war nun 2 Monate her und der Winter war über das kleine Tal gezogen, in dem sie, abgeschnitten von der restlichen Welt, lebten. Inzwischen konnte Sasori schon ein, zwei Worte mehr, aber die meiste Zeit unterhielten sie sich über Zeichen die er mit den Fingern formte.

Sie lächelte. So ähnlich wie bei ihrer ersten Begegnung als sie sich mit Ninjutsu-Fingerzeichen gegenseitig bekämpft hatten.

Sie stieg aus der Dusche, wickelte sich ein Handtuch um den Körper und begann ihre rosa Haare, die ihr mittlerweile wieder bis zur Mitte ihres Rückens reichten, glatt zu bürsten. Dann zog sie sich rasch an und föhnte ihre Haare trocken.

Dann verließ sie froh und munter das Badezimmer.
 

Sasori hatte derweil die ganze Zeit in der Küche herum gewerkelt. In den zwei Monaten, die er nun wieder ein Mensch war, hatte Sakura ihm das Kochen, zumindest so weit beigebracht, das die Küche kein Feuer mehr fing. Das hatte sie am Anfang seiner Karriere als Spitzenkoch ein paar Mal getan. Doch heute wollte er Sakura überraschen. Er hatte Rührei mit Speck für sie gemacht. Die Eier waren frisch von den Hühnern draußen aus dem Stall.

Diese hatte Sakura zusammen mit verschiedenen Vorräten, kurz bevor es so kalt wurde aus einem nah gelegenem Dorf geholt. Dafür hatte sie zwar wieder durch die kalte und furchteinflößende Höhle gemusst, doch sie hatte es getan. Warum war Sasori nicht ganz klar.

Knusprig briet er den Speck an und rührte noch einmal in dem Rührei herum. Er hörte leise tapsende Schritte die die Treppe herunter kamen und musste sich ein lächeln verkneifen. Selbst wenn es so kalt war, lief Sakura allerhöchstens in Socken durchs Haus. Er schüttelte den Kopf. 'Und das Beste daran ist, das sie sich dann über ihre kalten Füße beschwert. Versteh einer die Frauen!', dachte er.

Sakura betrat die Küche und schnüffelte.

"Das riecht aber richtig gut, Sasori.", sagte sie und lächelte den Rothaarigen nett an.

Der lief knallrot an, wandte den Kopf abrupt wieder den beiden Pfannen zu und nickte nur dankend.

Einen Augenblick später schöpfte Sasori die Eier und den Speck auf zwei Teller und trug diese an den Esstisch an dem Sakura schon saß. Er stellte die Teller ab und setzte sich Sakura gegenüber. Sie nickten sich zu und ergriffen Messer und Gabel.

Schweigend aßen sie.

'Naja.', dachte Sasori bei sich. 'Viel reden kann ich ja eh nicht mit ihr.'

Als beide die Teller geleert hatten, sah er Sakura fest an und sagte: "Sakura?"

Sie nickte ihm freundlich zu und sah ihm in die Augen.

"Das hat sehr gut geschmeckt, Sasori. Ich bin wirklich erstaunt, wie schnell du kochen gelernt hast."

Wieder lief Akasuna no Sasori knallrot an und drehte den Kopf zur Seite. Er sammelte das dreckige Geschirr vom Tisch auf und begann zu spülen.

Sakura saß immer noch am Tisch und sah gelangweilt aus dem Fenster. Sie dachte darüber nach, wie sie Sasori wieder das Sprechen beibringen konnte. Und was wenn es gar nicht möglich war? Was wenn es an seinem Körper lag? Was wenn die Stimmbänder oder ähnliches verletzt waren? Das würde sie bei nächster Gelegenheit überprüfen!

Sie fokussierte ihren Blick nach draußen. Da! Da war doch...

Jauchzend sprang sie auf und rannte zu Sasori an die Spüle, packte seinen Arm und zog ihn in den Flur. Dort stieg sie in ihre dicken Winterstiefel und bedeutet auch Sasori seine warmen Sachen anzuziehen. Als beide dick eingepackt waren nahm Sakura Sasoris Hand in die ihre und zog in raus, raus in die Kälte.

Als sie vor der Tür standen lies Sakura Sasori los und der stand einfach nur da und staunte. Weiße, dicke Flocken fielen vom Himmel und hatten den Boden schon 10 cm hoch bedeckt. Anscheinend fielen diese Flocken schon die ganze Nacht vom Himmel. Sasori streckte die Hand nach einer der Flocken aus und fing sie in seiner Handfläche auf. Als er sie sich näher ansehen wollte hielt er nur einen Wassertropfen in der Hand. Erstaunt sah er zu Sakura. Diese sah sein verblüfftes Gesicht und fing an zu lachen.

"Hast du wirklich noch nie Schnee gesehen?"

Schnee. Diese wunderbare weiße Pracht hieß also Schnee. Nein, er hatte wirklich so etwas noch nie gesehen. In Suna, welches mitten in der Wüste lag, hatte es nie geschneit. Glücklich sah sich Sasori um. Es war wunderschön.

Abermals ergriff Sakura seine Hand und zog ihn ein Stück den Hügel hinauf.

"Lass uns einen Schneemann bauen.", sagte sie mit einem Leuchten in den Augen.

Und diesen Augen konnte Sasori einfach nicht widerstehen. Er wusste, er würde für das Strahlen dieser Augen bis ans Ende der Welt gehen. Für das Lachen des Mädchens aus Konoha würde er ganze Berge versetzen. Und damit es ihr gut ginge, würde er ganze Nationen auslöschen. Ja, für dieses Mädchen, das ihn wieder zum Mensch gemacht hatte würde er alles tun. Wehe dem, der sie jemals verletzen würde. An ihm würde Sasori aus dem roten Sand seine ganze Wut auslassen, nur um das Mädchen das ihn an der Hand den Hügel hinaufzog wieder lachen zu sehen.
 

Immer stärker zog Sakura an Sasoris Hand. Sie hatte selbst schon ewig keinen Schnee mehr gesehen. Seit sie im Land des Eisens mit Naruto geredet hatte.

Bestimmt steuerte sie eine bestimmte Stelle an der Spitze des Hügels an. Dort angelangt ließ sie Sasoris Hand los und fing an eine Große Schneekugel zu formen.

"Mach du auch eine!", sagte sie zu Sasori. Dieser nickte nur und begann ebenfalls eine Kugel zu formen.

Nach einiger Zeit waren die beiden Kugeln groß genug um aufeinander gestapelt werden konnten.

"Kannst du die kleinere der beiden auf die größere heben?", fragte Sakura und sah Sasori freudestrahlend ins Gesicht. Dieser nickte, sandte aus seinen Fingern Chakrafäden aus und hob die kleinere Kugel auf die Größere hinauf.

Abermals fing Sakura an, eine Kugel aus der weißen Pracht zu rollen und sagte auf Sasoris fragenden Blick hin: "Das wird der Kopf."

Als auch diese Kugel die richtige Größe erreicht hatte, hob Sakura diese eigenhändig nach hoben und setzte sie auf den Oberkörper des Schneemanns.

"Los, Sasori! Hilf mir ein paar dunkle Steine zu finden." Nach einigen Minuten des stillen Suchen schrie Sakura einen erfreudigen Laut in das Schneetreiben und kam mit einigen schwarzen Steinen zum Schneemann zurück gestapft. Lächelnd steckte sie diese in das Gesicht des Schneemanns und gab ihm so Augen und einen lachenden Mund.

"Hm... Jetzt fehlt noch eine Nase und die Arme..." und kaum hatte sie das gesagt sprang sie auch schon mit reichlich Chakra in den Füßen auf den nächsten Baum und brach drei abgestorbene Äste ab. Schon landete sie wieder neben Sasori und dem Schneemann. Sogleich steckte sie dem Schneemann je einen Ast in die Seiten und den dritten Ast, den sie zuvor verkürzt hatte, als Nase mitten ins Gesicht.

Lächelnd trat sie neben Sasori und betrachtete ihr Werk. Dann schob sie nachdenklich die Unterlippe nach vorne, blickte zu Sasori und lächelte heimtückisch. Der sah sie verwundert an als sie sich plötzlich nach vorne beugte und ihm die Mütze und den Schal stibitzte und dem Schneemann überzog.

"So, jetzt ist er fertig.", verkündete sie stolz und auch Sasori konnte sich ein Lächeln aufgrund ihres glücklichen Strahlens nicht verkneifen.

"Sasori, weißt du was man noch mit Schnee machen kann?", fragte Sakura. Sasori sah immer noch den Schneemann an und schüttelte den Kopf.
 

Sakura hatte einen Schneeball geformt und schmiss diesen nun Sasori von hinten an den Kopf. Der drehte sich entrüstet zu ihr um und ließ ein protestierendes Grummeln hören.

"Das nennt man eine Schneeballschlacht, Sasori. Dabei bewirft man sich gegenseitig mit Bällen aus Schnee. Probier’s mal, es macht irrsinnig viel Spaß!", erklärte sie dem Jungen, der noch nie vorher Schnee gesehen hatte.

Doch Sasori, beugte sich hinunter und formte ebenfalls eine Kugel aus dem weichen Schnee. Dann richtete er sich auf und warf die Kugel nach Sakura die diese mitten auf den Hintern traf. Entrüstet richtete sich die Rosa haarige wieder auf.

"Hier kann man ja nicht mal in Ruhe einen Schneeball machen.", sagte sie und stemmte die Hände in die Hüften. Dann fing sie aus vollem Hals an zu lachen. Auch Sasori lachte.
 

Er sah sich Sakura genau an, als sie laut und glücklich lachte. Und da musste auch er lachen. Sie war einfach perfekt. Ihr Lachen war das schönste Geräusch, was er jemals gehört hatte.

'Was ist eigentlich mit mir los?', dachte er sich. 'So etwas habe ich doch früher nicht gedacht und gefühlt... Oder habe ich es einfach nur vergessen?'

Sakura beugte sich abermals nach unten und formte einen Schneeball den sie nach Sasori warf. Dieser wich geschickt aus und sandte seine Antwort direkt zurück. Eine ganze Weile bewarfen sie sich gegenseitig mit Schnee, denn keiner wollte nachgeben.

Immer näher kamen sie an den kleinen Abhang der wieder hinunter zur Hütte führte. Sasori stand dort und schnappte nach Luft, denn die Konoichi aus Konoha hatte ihm ziemlich zugesetzt und er war auch nicht in seiner Bestform. Sakura formte abermals einen Schneeball und rannte auf ihn zu um in besser treffen zu können. Doch dann stolperte sie und fiel. Sasori fing sie in seinen Armen auf, fiel allerdings durch den Schwung mit Sakura hinterrücks den Hügel hinunter. Sie überschlugen sich mehrmals, doch Sasori hielt Sakura fest, damit ihr nichts geschah.

Schließlich kamen sie am Fuß des Hügels zum Stehen. Sakura lag auf dem Rücken und Sasori lag auf ihr. Sie lächelte ihn schuldbewusst an.

"Hups...", sagte sie. "Tut mir echt leid, da habe ich wohl etwas übertrieben. Danke, dass du mich aufgefangen hast."

Sasori lächelte ebenfalls und nickte zum Zeichen das er verstanden hatte.

Mühsam erhoben sich die beiden und sahen sich in die Augen. Sasori streckte seine Hand aus uns fischte Schneeflocken aus Sakuras Haaren. Er legte seine kalte Hand an ihre warme Wange.

Was tat er hier? Er wusste es selbst nicht. Es war als ob eine höhere Macht seine Glieder lenkte. Ein gewaltiger Puppenspieler der Sasori an unsichtbaren Chakrafäden lenkte. Doch es fühlte sich so gut an ihre Wange in seiner Hand zu spüren.

Langsam näherte er sein Gesicht dem ihren, sie wich nicht zurück, starrte ihm nur unentwegt in die Augen.

Kurz bevor sich ihre Lippen trafen sagte Sasori nur: "Sakura..."

Dann verschmolzen ihre kalten Lippen und Sasori schloss die Augen. Ihn durchströmten Gefühle, die er noch nie gespürt hatte. Er schloss Sakura in seine Arme und wollte sie nie mehr los lassen. Immer noch lagen seine Lippen auf ihren. Langsam löste er sich von ihr und öffnete die Augen. Sakura sah ihn noch immer mit diesen wunderschönen Augen an. Doch sie waren nicht freudestrahlend wie Sasori es sich erhofft hatte, sondern schreckgeweitet. Außerdem konnte er in ihnen Unsicherheit und Enttäuschung lesen. Abrupt ließ er sie los, löste jedoch nicht den Blick von ihr. Sakura drehte sich um und lief ohne ein weiteres Wort zu sagen ins Haus.

Was hatte er nur getan? Er wusste es nicht. Er war von den Gefühlen überwältigt worden. Noch nie hatte er jemanden so gern gehabt, und nun war alles verloren. Er hatte es zerstört. Und es würde wahrscheinlich nie wieder so sein wie vor diesem Kuss.

Langsam stapfte nun auch Sasori zurück zum Haus und öffnete geräuschlos die Tür. Drinnen zog er sich die dicken Sachen und seine Winterstiefel aus und lauschte. Er vernahm ein leises Schniefen das aus dem 1. Stock kam. Leise schlich er auf Socken die Treppe hinauf. Das Geräusch kam aus dem Badezimmer. Er legte sein Ohr an die Tür um näher zu lauschen. Darin weinte jemand.

"Sakura...", flüsterte er leise. Was hatte er nur getan? Hatte er sich nicht eben selbst gesagt, derjenige der Sakura jemals verletzen würde, würde dafür mit seinem Leben bezahlen? Jetzt stand er hier, und er war derjenige, der sie verletzt hatte.

"Geh weg.", kam es leise aus dem Badezimmer. Sasori fuhr sich durch sein rotes Haar. Was sollte, konnte er tun? Doch schon hörte er wie sich leise der Schlüssel im Schloss drehte und die Tür sich langsam öffnete. Sakura stand vor ihm, mit rot verquollenen Augen.

"Es tut mir leid, Sasori.", sagte sie leise und mit gesengtem Kopf. "Ich wusste nicht wie mir geschah. Du hast mich überrascht, damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet."

Sasori nickte nur. Er hatte sie nur überrascht, es bestand noch Hoffnung, dass er sie nicht so verletzt hatte, wie er glaubte.

"Aber, Sasori, warum hast du das gemacht?"

Sasori zuckte mit den Schultern. Er wusste es nicht. Er hatte sich draußen im Schnee so vollkommen gefühlt, mit Sakura in seinen Armen. Er musste sie einfach küssen. Nichts hätte ihn davon abhalten können, auch wenn er es im Nachhinein bereute. Das alles war neu für ihn. Gefühle hatte er eigentlich vor langer Zeit abgestellt. Er wusste nicht was es war, das sein Herz höher schlagen ließ, wann immer die rosa haarige in seiner Nähe war.

"Du weißt wahrscheinlich gar nicht so richtig was du getan hast, nicht? Tun wir einfach so als wäre das nie passiert, ja?", sagte Sakura mit einem Lächeln im Gesicht. Sasori nickte erneut, diesmal allerdings verspürte er dabei einen Stich im Herzen.
 

Die Tage vergingen, und keiner der beiden sprach den Kuss noch einmal an.

Als sie an einem kalten Tag in der Küche saßen und Sakuras selbstgemachte Pfannkuchen aßen, sprang die Konoichi auf einmal auf und stürzte ans Fenster.

"Sasori?", fragte sie. "Weißt du was heute für ein Tag ist?"

Der Angesprochene schüttelte nur mit dem Kopf.

"Heute ist Heiligabend."

Vor Schreck weiteten sich Sasoris Augen. Mist, das hatte er ganz vergessen. Und jetzt hatte er noch nicht mal ein Geschenk.

"Feiern wir heute Abend ein bisschen? Wir haben noch ein oder zwei Flaschen Sake im Vorratsschrank. Und wenn wir heute nicht feiern, wann dann?" Sakura sah ihn mit großen glänzenden Augen an. Sasori nickte. Er würde sich schon was einfallen lassen.

Sakura lächelte und verschwand in ihr Zimmer und Sasori sah sie bis zum Abend nicht mehr.
 

Am Abend saß Sasori ziemlich müde auf dem Sofa, er hatte fast sein ganzes Chakra verbraucht, um Sakuras Geschenk zu machen. Auf einmal hörte er leise Schritte die die Treppe herunter kamen. Und dann betrat Sakura den Raum. Ihm blieb die Luft weg. Sie hatte einen kurzen schwarzen Kimono an, der ihr ausgezeichnet stand. Mit einem Lächeln setzte sie sich neben ihn.

"Wollen wir etwas essen? Ich habe eben etwas in den Ofen gestellt.", fragte sie ihn.

Er brachte nur ein Nicken zustande und folgte ihr in die Küche. Dort hatte sie bereits den Tisch gedeckt und es duftete köstlich. Sakura hatte einen Braten mit Klößen gekocht und beiden schmeckte es vorzüglich.

Später am Abend saßen sie auf dem Sofa im Wohnzimmer vor dem offenen Kamin in dem ein Feuer brannte.

"Jetzt ist es Zeit für die Geschenke!", sagte Sakura. Ihr Gesicht war ganz rot, denn die beiden hatten sich auf den Sake gestürzt um Weihnachten gebührend zu feiern. Sakura zog ein rotes Päckchen hinter ihrem Rücken hervor und reichte es Sasori mit gesenktem Blick.

"Ich weiß nicht ob es dir gefällt. Ich habe gedacht, ich probiere es einfach mal und sehe wie du reagierst."

Andächtig nahm Sasori ihr das Päckchen ab und begann es auszupacken. Als er das letzte Stück Geschenkpapier beiseite und erblickte mehrere Pinsel und Farben.

"Ich dachte, da du Kunst so gerne magst, willst du es vielleicht mal mit malen versuchen."

Schüchtern lächelte sie ihn an. Er bedankte sich durch ein paar kurze Gesten die er mit den Händen tat.

"Aber, ich habe noch ein kleines Geschenk. Ich weiß nicht ob es funktionieren wird, aber ein Versuch ist es wert. Ich glaube ich kann dafür sorgen, dass du wieder sprechen kannst."

Mit Erstaunen in den Augen sah er sie an. Dann nickte er.

Sakura beugte sich vor und legte ihm ihre Hände rechts und links an den Hals. Sie spürte in ihn hinein und ertastete mit ihrem Chakra einen kleinen Riss der sich durch seine Stimmbänder zog.

'Hab ich dich', dachte sie und ließ ihr Chakra fließen um so die Zellen zur Teilung, und damit zur Heilung zu animieren. Nach einer viertel Stunde nahm sie mit einem Lächeln die Hände von Sasoris Hals.

"Sag mal was.", forderte sie ihn auf.

"Was soll ich denn sagen?", dachte Sasori sich.

"Du hast es geschafft! Du kannst wieder sprechen!", jubelte Sakura und fiel ihm um den Hals. Erst da fiel Sasori auf, dass er die Worte laut ausgesprochen hatte.

Er erwiderte die Umarmung und flüsterte in Sakuras Ohr: "Fröhliche Weihnachten."

Die löste sich von ihm und sagte: "Ja, das wünsche ich dir auch."

Sasori zog nun aus einer seiner Taschen ein kleines Geschenk heraus. "Ich habe für dich auch ein Geschenk. Es ist nicht viel aber es kommt von Herzen."

Mit einem Strahlen nahm Sakura das Päckchen in die Hände und öffnete es. Ihr blieb der Atem stehen. Darin lag ein Armband, wie sie es noch nie gesehen hatte. Es bestand aus lauter kleinen durchsichtigen Perlen, in deren Mitte Schneeflocken eingeschlossen waren.

"Wo hast du das denn her?", fragte Sakura mit einem staunendem Ausdruck im Gesicht.

"Ich habe es selbst gemacht. Deshalb war ich heute den ganzen Tag draußen. Ich habe die Schneeflocken, die vom Himmel fielen, mit einem Jutsu versiegelt, sodass sie niemals schmelzen. So kannst du sie immer bei dir tragen."

Immer noch mit einem staunenden Ausdruck im Gesicht, legte Sakura sich das Armband ums rechte Handgelenk.

"Danke schön. Es ist wunderschön.", sagte sie und meinte es auch ehrlich. Abermals fiel sie ihm um den Hals und drückte ihn fest an sich. Sasori erwiderte die Umarmung. Nach einiger Zeit löste Sakura sich von ihm und rückte etwas ab. Ihr Gesicht schwebte vor dem seinen. Auf einmal schloss Sakura die Augen und drückte ihre Lippen gegen Sasoris. Der wusste nicht wie ihm geschah und schloss nach einigen Augenblicken der Verwunderung ebenfalls die Augen.

'Sag jetzt bloß nichts.', dachte er bei sich. 'Ich habe es ja gelernt, nichts zu sagen, aber noch niemals war es so wichtig wie jetzt.'

Er genoss es Sakuras warme Lippen auf seinen zu spüren und doch erschrak er, als Sakuras Zunge über seine Unterlippe strich. Er zog scharf die Luft ein und Sakuras Zunge konnte gegen seine stoßen. Er wusste nicht was er tun sollte, doch Sakura ließ nicht locker und forderte ihn durch erneutes anstupsen seiner Zunge zum Mitmachen auf. Also bewegte er seine Zunge gegen ihre. Sie ließen sie tanzen. Sasori schien vor lauter Gefühlen und Empfindungen wie festgefroren.

Die Zeit schien für die beiden still zu stehen, als sie sich auf dem Sofa küssten. Als sie sich nach einer Ewigkeit voneinander lösten, kuschelte Sakura sich an Sasoris Brust und schloss die Augen. Sie war sehr glücklich. Nach kurzer Zeit merkte Sasori wie Sakuras Atem ruhiger wurde. Sanft schloss er sie in seine Arme, damit sie nicht fror. Dann schlief auch er, mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen, ein.

Gift und Marionetten

Verschlafen öffnete Sakura die Augen. Sie lag in ihrem Bett und hatte die Decke bis an ihr Kinn hochgezogen. Das vergangene Weihnachtsfest kam ihr in den Sinn und ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. Sasori und sie hatten sich im Schein des Kaminfeuers geküsst und waren dann friedlich ineinander verschlungen eingeschlafen. Am nächsten Morgen war die Situation etwas merkwürdig und ungewohnt gewesen, aber das hatte sich inzwischen auch wieder gelegt.

Sakura spürte wie sich ein Arm um ihre Taille legte und sie an einen warmen Körper zog.

„Guten Morgen.“, flüsterte sie gut gelaunt.

„Morgen“, nuschelte Sasori in Sakuras Haare.

„Hast du gut geschlafen?“, fragte Sakura leise und drehte sich in Sasoris Armen um damit sie ihm ins Gesicht sehen konnte.

„Mhm…“, sagte er nur leise und drückte Sakura noch näher an sich.

Nachdem sie Heiligabend schon nebeneinander geschlafen hatten, konnte keiner der beiden mehr alleine schlafen. Sie hatten es probiert. In der ersten Nacht, in der noch diese komische Stimmung herrschte und jeder ohne ein Wort zu dem anderen in sein eigenes Zimmer geschlichen war, hatten beide kein Auge zugetan. Am nächsten Morgen saßen die beiden fix und fertig am Frühstückstisch und konnten die Augen beinahe nicht aufhalten. In der darauffolgenden Nacht lag zuerst auch wieder jeder in seinem eigenen Bett. Doch Sakura konnte es nicht mehr aushalten und schlich in Sasoris Zimmer und legte sich einfach, ohne ein Wort, mit in sein Bett. Sasori hatte das natürlich bemerkt und hatte sich langsam zu ihr umgedreht als Sakura auch schon an ihn gekuschelt die Augen schloss. Seit dieser Nacht schliefen sie immer gemeinsam in einem Bett. Mal in Sakuras, mal in Sasoris.

„Na du bist heute Morgen aber gesprächig“, sagte Sakura mit einem Lachen in der Stimme und drückte Sasori einen Kuss auf die Nase. Der rümpfte diese und öffnete die Augen.

„Hey!“, schimpfte er mit einem Lächeln im Gesicht. Langsam zog er Sakura noch näher zu sich und legte vorsichtig seine Lippen auf ihre.

Ja, sie hatten sich gefunden. Nach dem es am Anfang noch merkwürdig war, verhielten sie sich jetzt wie ein richtiges frisch verliebtes Pärchen.

‚Na ja, fast.’, dachte Sakura bei sich als sie Sasoris Kuss erwiderte. Sie hatten noch nicht die drei Worte gesagt und auch noch nicht miteinander geschlafen. Sasori war mit der Tatsache fühlen zu können etwas überfordert. Jahrelang konnte er nichts fühlen und dann strömte alles auf einmal auf ihn ein. Sie konnte das verstehen. Nur hatte das zu einem kleinen Problemchen geführt. Sasori war überall empfindlich und reagierte sehr sensibel auf die geringste Berührung. Es hatte sich alles schon wieder einigermaßen normalisiert, aber in einer Sache machten sie so gut wie keine Fortschritte.

Sakura presste sich näher an Sasori und vertiefte den Kuss. Ihre Zungen tanzten mit einander. Seine Hände wanderten unter ihr T-Shirt und strichen ihren Rücken entlang. Sakura stöhnte wohlig auf. Sie hatte ihre Hände in den roten Haaren vergraben und löste nun langsam den Kuss. Sonst würde es Sasori wieder zu viel.

Doch dieser drückte sie erneut an sich und entfachte einen neuen, noch leidenschaftlicheren Kuss. Sakura war überrascht, das hielt sie allerdings nicht davon ab ihre Hände über Sasoris Brust wandern zu lassen. Sie strich über seinen Bauch und ergriff den Saum von Sasoris T-Shirt. Langsam schob sie dieses nach oben. Für einen kurzen Augenblick löste Sasori den Kuss und zog sich das Shirt aus. Er drehte sich und lag jetzt auf Sakura, seine Arme hatte er links und rechts neben ihren Kopf abgestützt. Langsam beugte er sich hinunter und küsste sie erst sacht und vorsichtig. Dann aber wurde er immer leidenschaftlicher. Sakura legte ihre Arme um Sasoris Hals und vergrub ihre Hände abermals in den roten, seidigen Haaren. Sie spürte wie Sasori sich heiß und hart gegen ihre Mitte presste und stöhnte auf. Langsam bewegte sie ihr Becken vor und zurück. Sasori zog scharf die Luft ein. Sakura fuhr fort und zog Sasori wieder zu sich hinunter um ihn in einen Kuss zu verwickeln. Doch nur ein paar Augenblicke später gab Sasori ein lautes Stöhnen von sich, drückte noch einmal fest sein Becken gegen ihres und ließ sich dann langsam wieder neben sie sinken.

Sakura hätte es wissen sollen. Genau dasselbe wie die letzten Mal, und doch spürte sie einen Stich im Herzen. Sie sollte nicht wütend sein. Denn schließlich konnte er nichts dafür. Sie zwang sich ein Lächeln auf und drehte den Kopf so dass sie in Sasoris Gesicht blicken konnte.

Dieser lag mit hoch rotem Kopf, nasser Shorts und schwer atmend neben ihr.

„Es tut mir leid:“, sagte er noch immer außer Atem.

„Ach was, du kannst doch nichts dafür.“, sagte Sakura und behielt ihr falsches Lächeln bei.

„Ich hab gedacht, wenn wir nur oft genug üben, dann… Aber…“

„…es funktioniert einfach nicht? Ja, das habe ich auch schon bemerkt.“, beendete Sakura Sasoris Satz mit einem ironischen Unterton. Ihre Mitte pochte noch immer und schrie nach mehr. Nach etwas das sie nicht haben konnte.

Sie atmete einmal tief ein und wieder aus. So jetzt konnte sie wieder einen klaren Gedanken fassen. Auch ihre Wut ebbte ab. Sie brauchte nach einer solchen Aktion immer ein paar Minuten um wieder klar zu sehen und nicht mehr wütend zu sein,

Sasori sah Sakura an wie sie tief Luft holte und diese dann langsam wieder ausstieß. Es tat ihm so unendlich leid. Er wollte so gerne, dass es funktionierte. Beim ersten Mal war es klar gewesen, das es nicht anders laufen würde. Doch nach 4 Monaten sollte man doch schon eine deutliche Verbesserung wahrnehmen, oder? Na ja, früher hatte er es nur bis zu dem Zeitpunkt geschafft wo Sakura seine nackte Brust berührte. Also war das in diesem Sinne schon eine Verbesserung, wenn auch eine kleine. Er wollte gar nicht mit dem Fiasko von der Idee gemeinsam zu baden anfangen. Sakura hatte nur noch in Unterwäsche vor ihm gestanden, da war es auch schon zu spät gewesen.

Sakura erhob sich schweigend und ging ins Badezimmer. Dort sprang sie gerade unter die Dusche als sie hörte wie sich die Haustür öffnete und wieder schloss. Sasori war gegangen. Sie atmete noch einmal tief durch und legte ihren Kopf gegen die nassen Fliesen. Ihr tat Sasori leid. Sie wusste dass er gerne wollte, aber nicht konnte. Aber ein bisschen tat sie auch sich selbst leid. Denn Sasori hatte nicht dieses Gefühl von angestauter Energie die einfach nicht entweichen konnte.

‚Denk an was anderes, Sakura!’, befahl sie sich selbst.

Sie duschte sich fertig, zog sich an und ging mit feuchten Haaren die Treppe hinunter zur Küche.

Dort erblickte sie einen gedeckten Frühstückstisch mit frischen Blumen. Deshalb war Sasori also nach draußen gegangen! Es war ein wunderschöner Frühlingsstrauß aus Maiglöckchen, Veilchen und kleinen, blauen Wiesenblümchen.

Sasori selbst stand an die Küchenzeile gelehnt da und starrte gedankenverloren durch das Fenster in den blauen Frühlingshimmel. Leise ging Sakura auf ihn zu und schlang die Arme um seine Taille. Mit dem Kopf lehnte sie sich an seine Brust. Wie von selbst hob Sasori die Arme und legte sie um Sakura. So standen sie eine Weile da und genossen die warme Sonne die durch das Fenster hinein schien.

„Wir sollten etwas essen.“, sagte Sasori sanft und hauchte Sakura einen Kuss auf den Scheitel.

Diese nickte nur und zog Sasori an einer Hand mit zum Tisch. Dort setzten sie sich nebeneinander und fingen an zu essen.
 

Einige Tage später lag Sakura im Gras auf dem Hügel vor dem Haus und genoss die Sonne. Die Luft duftete nach den ganzen Blumen die angefangen hatten zu blühen. Sie war schon kurz davor in einen sanften Schlaf zu fallen als sie spürte wie ein Schatten auf sie fiel. Sie öffnete die Augen und blickte in braune Augen. Verträumt schloss sie wieder die Augen.

„Was ist Sasori?“, fragte sie und griff nach seiner Hand um ihn neben sich ins Gras zu ziehen. Er ließ es geschehen. Als er so neben ihr lag, kuschelte Sakura sich an ihn und legte den Kopf an seine Schulter.

So lagen sie eine ganze Weile da und Sakura sagte irgendwann: „Das ist schön, so mit dir hier zu liegen.“

„Mhm…“, sagte Sasori nur. „Sakura?“

„Ja?“

„Ich möchte dich gerne etwas fragen. Damals in der Höhle…“ Sasori spürte wie sich Sakura neben ihm verkrampfte.

„… als wir gekämpft haben.“, endetet er.

Sakura war immer noch verkrampft und er spürte, wie sie die Hand auf seiner Brust in den T-Shirt-Stoff gekrallt hatte.

„Ja? Was war da, Sasori?“, fragte sie leise.

„Da hattest du ein Gegenmittel gegen mein Gift. Du hast gegen mich gewonnen, weil du dieses Mittel hattest. Noch niemand vor dir hatte es geschafft, ein Gegenmittel zu erstellen.“

„Das war auch nicht einfach.“, sagte sie immer noch mit leiser Stimme. „Es war ein sehr wirksames Gift. Stark. Es hat lange gebraucht, bis ich ein Gegenmittel hatte.“

„Könntest du mir zeigen wie du das gemacht hast?“, fragte er mit ehrlicher Neugierde in der Stimme und strich ihr sanft über die rosa Haare.

Stumm nickte Sakura. Warum wollte er, dass sie ihm das zeigte? Hatte er etwa wieder vor ein neues, noch gefährlicheres Gift herzustellen?

Sie spürte wie Sasori ihr einen Kuss auf den Kopf hauchte und sich versuchte aufzurichten. Sakura setzte sich auf und blickte in das lächelnde Gesicht von Sasori. Innerlich schalt sie sich. Dieser Sasori würde so etwas nie wieder tun. Er hatte sich geändert. Er konnte jetzt wieder fühlen und würde keinem Menschen mehr wehtun.

Also stand sie auf und zog ihn an einer Hand hoch.

„Lass uns am besten direkt anfangen.“, sagte sie und sah Sasori ernst an.

Gemeinsam gingen sie Hand in Hand in Richtung des Hauses. Als sie dort angekommen waren bedeutete Sakura Sasori auf der Bank vor dem Haus Platz zu nehmen.

Sasori setzte sich und Sakura verschwand in die Tiefen des Hauses. Ein paar Minuten später erschien sie wieder und hatte ihren Rucksack und eine Schüssel in den Händen.

Sie setzte sich schweigend neben ihn, stellte die Schüssel auf dem Tisch vor sich ab und zog verschiedene Glasphiolen aus dem Inneren des Rücksacks, alle hatten verschiedene Farben. In einer Reihe stellte sie diese auf den Tisch ab. Als sie schließlich alle Phiolen vor sich hatte, drehte sie sich zu Sasori um.

„Das sind verschiedene Essenzen die man benötigt um ein Gift zu neutralisieren. Denn nichts anderes tut man mit einem Gegengift. Alles was du hier siehst sind Essenzen und Extrakte aus Pflanzen. Genauso wie die meisten Gifte aus Pflanzen hergestellt werden oder zumindest natürlichen Ursprungs sind.“, fing sie an zu erklären.

Sasori hörte ihr zu und nickte, das alles war ihm schon bekannt.

„Nehmen wir mal dein Gift.“, sagte Sakura und zog noch eine letzte Phiole aus dem Rucksack. Grün leuchtete diese Flüssigkeit. Nun nahm Sakura den Stöpsel aus dieser Phiole heraus und goss ein wenig des grünen Gifts in die Schüssel auf dem Tisch. Anschließend verschloss sie die Phiole wieder, steckte sie in den Rucksack und stellte diesen neben sich auf den Boden.

„Jetzt haben wir das Gift in der Schüssel. Es ist der Grundbaustein für das Gegengift. Ohne das Gift können wir auch kein Gegengift herstellen.“

Sasori lauschte ihr interessiert. ‚Das war mir so nicht bewusst.’, dachte er bei sich.

„Um das Gift zu neutralisieren, bedarf es mehrerer Dinge: die Pflanzen-Extrakte, Zeit, Geduld und … Chakra.“

Erstaunt riss Sasori die Augen auf. Chakra? Das hatte er nicht gewusst. Er hatte gedacht man müsste nur ein paar Pflanzen zusammenkippen und fertig ist das Gegenmittel.

Er räusperte sich. „Und wie, funktioniert das mit dem Chakra?“

„Also… Zuerst einmal ist es das Ziel, das Gift zu neutralisieren. Das geschieht dann, wenn die Flüssigkeit in der Schüssel klar wird. Also keine Farbe mehr hat. Dafür geben wir einige Essenzen hinzu wenn diese sich vermischt haben, fügen wir noch Chakra hinzu.“ Parallel zu den Erklärungen hatte Sakura einige der Pflanzenessenzen zu dem Gift in die Schüssel gekippt. Jetzt hielt sie ihre Hände über die nun bräunlich schimmernde Flüssigkeit. Sasori sah wie kleine Chakrafunken in die Flüssigkeit fielen. Es sah aus als würde es Sterne regnen. Mit glänzenden Augen sah er zuerst auf das Chakra und ließ seinen Blick dann auf die Flüssigkeit sinken. Die Flüssigkeit wurde langsam immer heller. Zuerst hatte sie noch die Farbe von dunklem Schlamm gehabt und war dann über orange in ein Sonnengelb umgeschlagen. Und je mehr Funken in diese Flüssigkeit fielen, desto heller wurde die Farbe. Nach ungefähr 5 Minuten sah die Flüssigkeit aus wie normales Wasser.

Sakura ließ ihre Hände sinken.

„Das war jetzt einfach, weil ich die nötige Zusammensetzung der Essenzen schon kannte. Wenn ich diese noch nicht kenne, muss ich ausprobieren. Je heller die Flüssigkeit nach dieser Prozedur wird, desto näher bin ich an der richtigen Zusammensetzung dran. Wenn ich allerdings die Falsche Zusammensetzung habe, wird die Flüssigkeit irgendwann nicht mehr heller und wenn ich dann immer noch Chakra hinzufüge, na ja… dann explodiert die Flüssigkeit.“

Sasori runzelte fragend die Stirn. „Explodiert?“

„Ja… die Energie die ich durch mein Chakra zufüge kann sich nicht entladen und irgendwann ist es einfach zu viel und dann ‚explodiert’ es. Die Flüssigkeit fängt zuerst an zu qualmen und dann gibt es einen Knall und in einer Explosion verwandelt sich die Flüssigkeit in eine große Giftwolke. Das Gift ist noch nicht neutralisiert und deshalb ist diese Wolke extrem giftig. Das ist der Grund warum man eigentlich immer mit einer Maske arbeitet.“

Sasori nickte, das klang logisch.

Er legte die Arme um Sakura und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Danke schön.“

Sie sah ihn verblüfft an. „Das war’s schon? Du wolltest wirklich nur SEHEN wie es funktioniert? Ich dachte du wolltest auch lernen.“

„Was? Nein. Ich möchte nicht, dass du die geheimen Techniken von Konoha oder Tsunade an mich verraten musst. Es hat mich lediglich interessiert.“

Innerlich atmete Sakura erleichtert auf. Sie hätte es ihm gezeigt, auch wenn sie es nicht gedurft hätte.

„Sakura?“, flüsterte Sasori leise in ihr Ohr. „Jetzt zeige ich dir etwas. Ich bringe es dir sogar bei.“

Überrascht drehte Sakura sich um und blickte in braune Augen.

„Was?“, fragte sie neugierig.

„Komm mit.“, sagte er, griff nach ihrer Hand und zog sie weg vom Haus. Sie gingen etwa 5 Minuten in Richtung des Baches der in einiger Entfernung des Hauses sanft vor sich hinplätscherte. Und genau diesen steuerte Sasori auch an. An den Ufern des Baches gab es an einer Stelle einen freien Platz. Dort ließ Sasori Sakuras Hand los und sagte: „Ich werde dir das Marionetten spielen beibringen.“

Sakura sah ihn überrascht an. „Warum?“

Nun wurde sein Blick dunkel und einen Augenblick stand Traurigkeit in seinem Gesicht. „Weil ich nicht möchte, das dir was passiert.“

Verwirrt blickte Sakura ihn an.

„Bei unserem Kampf in der Höhle ist mir aufgefallen, dass du eine Nahkämpferin bist und nicht eine einzige Attacke besitzt die du aus größerer Entfernung anwenden kannst. Und dadurch begibst du dich bei vielen Gegnern direkt in die Gefahrenzone. Wenn du mit Marionetten kämpfst, bist du in Sicherheit und nur diese werden zerstört.“

Sasori blickte Sakura traurig an, machte einen Schritt auf sie zu und zog sie in seine Arme. Er hielt sie fest und drückte sie an sich. „Ich will dich nicht verlieren.“, flüsterte er leise in ihre Haare.

Wärme breitete sich in Sakura aus und sie legte ebenfalls die Arme um Sasori. Einmal drückte sie ihn fest, doch dann löste sie sich energisch aus seinen Armen.

„Na dann, las uns anfangen!“, sagte sie und strahlte Sasori an.

Dieser nickte und fing an ihr die Beschaffenheit der Chakrafäden zu erklären.
 

Nach einigen Wochen intensivstem Training konnte Sakura eine Marionette, die Sasori für sie angefertigt hatte, normal lenken. Nur das schnelle Kämpfen und das Einsetzen der versteckten Waffen beherrschte sie noch nicht zu hundert Prozent.

Nur die Giftpfeile die in der linken Hand der Marionette versteckt waren, konnte sie schon abschießen. Natürlich waren es nur normale Holznadeln, ohne das Gift. Es war ja nur zur Übung gedacht.

An einem lauen Frühlingsabend, die Sonne begann gerade hinter den hohen Berghängen zu verschwinden, ließ Sakura sich erschöpft ins Gras fallen. Ihre Marionette lag ein paar Meter entfernt.

„Sasori, du machst mich fertig. Ich kann nicht mehr.“

„Wir haben für heute auch genug trainiert.“, antwortete ihr dieser.

Sasori ließ seine Chakrafäden zu Sakuras Marionette wandern und ließ diese durch die Luft zu einer kleinen Hütte wandeln, in dem sie die Marionetten aufbewahrten. Sasori hatte diese Hütte und drei Marionetten gebaut, während Sakura geübt hatte Chakrafäden zu bilden.

Betrübt sah er zu Sakura. Er hatte ihr gesagt, dass er sie nicht verlieren wollte, und doch war er im Begriff etwas zu tun, was sie ihm wahrscheinlich niemals verzeihen würde. Einerseits fühlte er sich schlecht dabei, andererseits, war das wahrscheinlich genau der richtige Weg.

Er schloss die Tür der Hütte und ging auf Sakura zu.

„Na komm schon, wir gehen nach Hause.“, sagte er zu ihr und streckte ihr seine rechte Hand hin. Sakura ergriff sie und zog sich hoch.

Zusammen gingen sie in Richtung ihres Zuhauses.

Dort angekommen sagte Sasori zu Sakura: „Geh du mal duschen, ich koche in der Zwischenzeit.“

Sakura sah ihn mit großen glänzenden Augen an. „Danke schön.“, hauchte sie ihm zu und gab ihm einen kurzen Kuss.

In der Zeit in der Sakura unter der Dusche stand kochte Sasori auf die schnelle ein paar Nudeln mit Soße. Er deckte den Tisch und wartete.

Als Sakura mit nassen Haaren und schon im Schlafanzug die Treppen herunterkam musste er lächeln. Sie setzte sich ihm gegenüber und schweigend fingen sie an zu essen.

„Ich bin pappensatt.“, sagte Sakura und gähnte. Sasori lachte.

„Komm, lass und schlafen gehen.“, sagte er und stand auf. Sakura hatte derweil ihre Arme auf den Tisch gelegt und nutzte diese nun als Kissen.

„Mhm…“, nuschelte sie. Sasori lächelte, strich ihr einmal übers Haar und nahm sie in seine Arme.

Vorsichtig trug er sie die Treppen hinauf und legte sie in sein Bett.

Heute war also der Tag da. Noch einmal strich er ihr durchs Haar bevor er sich neben sie legte und ihr Gesicht eingehend betrachtete. Sie war so schön. Er wollte sich jede Einzelheit einprägen um sie nie zu vergessen. Er hatte ihr das Marionetten spielen nicht nur beigebracht, damit sie auch eine Gefahr auf Distanz bekämpfen konnte. Nein, würde jemand versuchen sich ihr zu nähern wäre er lieber selbst derjenige gewesen der sie mit Marionetten beschützt. Aber er würde nicht da sein. Er hatte ihr immer noch nicht erzählt, was in der Zeit passiert war, in der sie sein Herz mit sich herumgetragen hatte. Und er wollte auch nicht dass sie es erfuhr, denn was würde sie über ihn denken?

Er strich mit der Hand über Sakuras Wange und küsste sie sanft um sie nicht aufzuwecken. Einen letzten Kuss.

Lautlos erhob er sich und ging aus dem Zimmer.
 

Als es dunkel war wachte Sakura auf und lächelte. Sasori hatte sie ins Bett getragen. Schläfrig tastete sie das Bett neben sich ab und war sofort hellwach. Sasori war nicht da.

Hastig stand sie auf und hastete die Treppen hinunter. Was war hier los? Sasori ließ sie nie alleine schlafen. Hier stimmte was nicht. Sie suchte das Haus ab, konnte ihn aber nicht finden.

Da!

Ganz schwach spürte sie sein Chakra. Sie lief auf die Haustür zu und hielt genau auf das Chakra von Sasori zu. Sie atmete auf als sie ihn endlich sah. Er war alleine an der Hütte mit den Marionetten. Niemand hatte sie gefunden. Langsam ging sie auf die Hütte zu. Die Tür öffnete sich, Sasori trat hinaus und Sakura stieß einen Schrei aus.

Sasori hatte einen schwarzen Mantel mit roten Wolken darauf an.

„Sasori??? Warum hast du einen Akatsuki-Mantel an?“, fragte sie ihn mit piepsiger Stimme.

„Was machst du hier? Du solltest doch schlafen!“, sagte Sasori und fuhr sich nervös durch die Haare. So war das Ganze nicht geplant gewesen.

„Ich frage noch mal: Warum hast du so einen Mantel an?“, fragte Sakura erneut.

„Weil ich mich wieder dieser Organisation anschließe.“, antwortete Sasori trocken. Mist, Mist, warum war sie wach?

„W-w-w-was???“, stotterte Sakura hervor. „Und was ist mit mir? Was ist mit uns?“

„Ich kann dich dabei nicht gebrauchen.“, stieß Sasori kalt hervor.

Sakura zuckte zusammen. „Warum?“

„Weil es mir hier zu langweilig ist. Seit Ewigkeiten hänge ich hier fest, mit dir. Das ist mir einfach zu viel! Das ist genauso wie bei meinen geliebten Giften: Die Dosis ist entscheidend. Man braucht die richtige Dosis, und das hier ist viel zu viel.“ Mit kaltem Blick drehte er sich um und machte einen Schritt, doch weiter kam er nicht. Er spürte Arme um seinen Bauch und wie sich Sakura an seinen Rücken presste.

„Sag, dass das ein schlechter Scherz ist! Sag mir bitte das du lügst und das du hier bleibst bei mir!“, schrie sie in die Nacht hinein.

Stille.

„Nein, Sakura, das war kein Scherz. Ich bin es leid dich ständig um mich zu haben!“

Sie ließ ihn los und ging rückwärts einige Schritte von ihm weg. Den Kopf schüttelnd sagte sie immer wieder: „Nein, nein. Das kann nicht sein.“

Sasori drehte sich wieder zu ihr um und blickte sie mit kalten Augen an.

„Aber, aber…“

„Sakura hör auf so unnötiges Zeug von dir zu geben. Ich werde jetzt gehen. Du kannst hier bleiben, in diesem Haus. Mir bedeutet es nichts, du kannst es haben. Und jetzt verschwinde endlich aus meinem Leben“ Mit hasserfülltem Blick musterte er sie noch einmal, drehte sich um und ging.

Sakura sah ihm nach und stumme Tränen flossen aus ihren Augen.

„Aber ich liebe dich doch!“, schrie sie ihm schluchzend hinterher.

Für einen Augenblick stockte Sasori als er das hörte. Tränen stiegen ihm in die Augen.

‚Bleib stark!’, sagte er zu sich selbst und ging weiter.

Sakura brach zusammen und die Schluchzer und Schreie waren durch das ganze Tal zu hören.

Sasori ging weiter und weiter auch ihm liefen Tränen über das Gesicht. Als er an dem Eingang zur Höhle ankam durch die man das Tal verlassen konnte, blieb er stehen und drehte sich noch einmal um. Er ließ seinen Blick über das Tal schweifen und immer mehr Tränen flossen aus seinen Augen. Als er das Haus erblickte in dem er die schönste Zeit in seinem Leben verbracht hatte schluckte er. Sein Herz tat weh. Warum? Warum war es ihm nicht vergönnt glücklich zu sein?

„Sakura…“, flüsterte er. „Es tut mir leid.“

Ein Windstoß ließ seinen Mantel flattern und trocknete die Tränen auf seinem Gesicht.

Er drehte sich um und ging in die Finsternis der Höhle hinein.

Bevor ihn diese komplett verschluckt hatte, flüsterte er noch leise: „Vergib mir… Ich liebe dich auch.“

Unterwegs

Immer mehr Tränen liefen Sakura über das Gesicht.

Wie konnte er nur? Sie hatte gedacht, dass sie glücklich wären. Und dann verließ er sie einfach so. Sie hatte ihm gesagt, dass sie ihn liebe, und er war einfach ohne eine Regung weitergegangen.

Langsam erhob sie sich. Er musste jetzt schon jenseits der Höhle sein. Sollte sie ihm noch einmal nachrennen? Nein! Er hatte ihr klar und deutlich gesagt, dass er nicht wollte, dass sie eine weitere Rolle in seinem Leben spielte.

Mit der Hand wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht und ging langsam wieder zurück in Richtung des Hauses.

‚Du kannst hier bleiben, in diesem Haus. Mir bedeutet es nichts, du kannst es haben. Und jetzt verschwinde endlich aus meinem Leben.’

Das hatte er gesagt. Als sie das Haus erblickte, stiegen ihr erneut Tränen in die Augen. Was sollte sie nur tun? Hier konnte sie nicht bleiben. Alles erinnerte sie an ihn. Mit schnellen Schritten eilte sie nun auf das Haus zu stürmte hinein, schnappte sich ihren Rucksack und packte alles Notwendige ein.

Für diese Aktion brauchte sie etwa eine halbe Stunde. Sie schnappte sich ein paar Kleidungsstücke, verschwand ins Badezimmer duschte kurz und zog sich an. Als sie fertig war und das Bad verlies begann die Sonne gerade aufzugehen. Sie schulterte den Rucksack und ging aus der Haustür hinaus, schloss diese hinter sich und machte sich auf den Weg in Richtung Bach. Sie blickte nicht zurück, was hätte es auch gebracht? Als Sakura zum zweiten Mal an diesem Morgen bei der Hütte mit den Marionetten ankam, schluckte sie.

Sie wollte eine der Marionetten mitnehmen. Warum wusste sie nicht genau, sie hatte das innere Bedürfnis dazu. Langsam öffnete sie die Hüttentür und erstarrte. Dort stand eine neue Marionette. Diese hatte sie noch gesehen. Sie sandte ihre Chakrafäden aus und war erstaunt, wie gut diese Marionette sich steuern ließ. Entschlossen verstaute Sakura die Marionette so, dass sie diese gut transportieren konnte.

Energisch schloss sie die Tür hinter sich und ging mit großen Schritten auf die Höhle und damit den Ausgang des Tales zu. Am Eingang blieb sie stehen und schaute noch einmal zurück. Sie konnte nicht wissen, dass dies dieselbe Stelle war, an der auch Sasori voller Trauer zurückgeblickt hatte.

Sakuras Augen ließen nichts mehr von Trauer oder Tränen erkennen. Mit starrem, starkem Blick blickte sie über das Tal. Viel zu viele Erinnerungen lagen hier. Entschlossen drehte sie sich um und begann ihren langen Marsch.
 

Drei Tage lang ging sie oder sprang durch die Kronen der Bäume wenn dies möglich war. Nun befand sie sich auch wieder in einem ihr bekannten Territorium. Sie sprang von einem Baum hinunter auf eine Lichtung. Sie wurde beobachtet, schon eine ganze Weile. Sie schlug ein kleines Zelt auf, suchte etwas Feuerholz und entzündete in der Mitte der Lichtung ein Lagerfeuer. Als es anfing zu dämmern kramte sie aus ihrem Rucksack ein Stück Fleisch hervor das sie auf einen Holzspieß steckte und über dem Feuer durchbriet. Als es fertig war, stand sie auf und rief: „Komm doch her! Ich weiß das du da bist!“

Ein Rascheln erklang und vor ihr aus dem Gebüsch trat jemand in den Lichtschein des Feuers.

„Hallo Sakura.“, sagte er freundlich. Er hatte eine Katzenmaske auf, die ihn eindeutig als Anbu in den Diensten von Konoha auszeichnete.

„Hallo Kakashi.“, sagte Sakura mit einem Lächeln. „Lange nicht gesehen.“

Kakashi nahm die Tiermaske ab und enthüllte sein von einer schwarzen Maske verdecktes Gesicht. Mit einer Hand zog er sich sein Stirnband wieder über das linke Auge.

„Du konntest mich schon immer anhand meines Chakras erkennen. Aber ich dachte, ich wäre besser darin geworden es zu verbergen.“

„Bist du auch.“, sagte Sakura mit einem Lachen in der Stimme. „Aber im Krieg lernt man seine Freunde und Verbündete unter hundert anderen zu erkennen. Mir reicht schon der Hauch von Chakra und ich kann dir sagen ob es sich um Freund oder Feind handelt.“

„Interessant.“, sagte er und strich sich durch die grauen Haare. Sakura setzte sich wieder ans Feuer und bedeutete Kakashi sich neben sie zu setzen. Er ließ sich nieder und nahm ein Stück von dem Fleisch das Sakura ihm anbot. Schweigend starrten sie in die Flammen.

Kakashi war noch nie ein Mann vieler Worte gewesen. Doch nach einiger Zeit sah er sie von der Seite an.

„Du hast bestimmt viele Fragen.“, sagte Sakura mit monotoner Stimme. „Ich bitte dich, stell sie mir nicht heute Abend. Ich bin einfach nur froh, dass ich einen Freund getroffen habe, der bei mir ist. Ich kann einfach heute Abend nicht. Lass uns über die Zeit in Team 7 reden, über Naruto, über alles, aber nicht über die Zeit nach dem Krieg bis jetzt.“ Flehend sah sie ihn an und Kakashi bemerkte das Tränen in ihren Augen glitzerten. „Bitte…“, sagte Sakura noch.

Kakashi nickte stumm und sagte: „Weißt du noch die erste Glöckchenprüfung?“

Sakura lächelte dankbar. „Ja, da hat Naruto die ganze Zeit am Baum gehangen.“

Sakura war ihrem ehemaligen Sensei sehr dankbar dafür, dass er ihre Bitte einfach so hinnahm. Sie hatte sich in den Tagen in denen sie allein durch die Wildnis gegangen war. Zuerst hatte sie gedacht, dass es ihr gut ginge, dass sie gut mit dem Allein sein klar käme. Doch das war eine Lüge an sie selbst. Das Sasori sie so hatte stehen lassen und anscheinend kein Interesse an ihr hatte mache ihr sehr zu schaffen. Ihr Herz tat weh und es tat ihr gut, mit Kakashi über andere Dinge zu reden.

Gemeinsam erinnerten sie sich an schönere Tage, an Tage in denen der blonde Chaosninja ganz Konoha aufgewühlt hatte. An Tage in denen die meisten ihrer Freunde noch lebten, als die Welt noch in Ordnung und Sakuras Herz noch nicht gebrochen war.
 

Am nächsten Morgen wachte Sakura in ihrem Zelt auf. Sie streckte sich und hörte von draußen ein amüsiertes: „Na? Auch schon wach?“

Mist! Sie hatte ja die zweite Wache übernehmen sollen. Hektisch zerrte sie den Reisverschluss des Zeltes auf und sah wie Kakashi vergnügt am Feuer saß und auf einem heißen Stein Pfannkuchen briet.

Mit feuerrotem Kopf setzte sich Sakura neben ihn und murmelte: „Es tut mir leid. Ich habe in letzter Zeit nicht viel Schlaf bekommen.“ Das stimmte. Sie war es so gewohnt nicht alleine zu sein, das sie in den vorangegangenen Nächten nicht ein Auge zu machen konnte. Ihr fehlten einfach die Geräusche eines zweiten Körpers.

Gestern Nacht hatte sie Kakashi draußen atmen gehört, hatte ab und zu ein leises Summen vernommen. Das hatte sie beruhigt und sie konnte nach einer gefühlten Ewigkeit einmal wieder die Augen schließen und in tiefen Schlaf fallen.

„Ach, das ist nicht schlimm. Wir werden heute oder morgen eh in Konoha sein, da kann ich noch genug schlafen.“, sagte er und durch die Maske konnte man erkennen, dass er lächelte. Sanft strich er ihr über die rosa Haare, ganz so wie er es früher immer getan hatte.

Sakura lächelte ihn an, dann blickte sie auf die inzwischen braunen Pfannkuchen.

„Wie hast du die denn gemacht?“, fragte sie ihn mit aufrichtiger Neugierde.

„Ach das ist einfach nur ein bisschen Mehl, Zucker, ein Ei und Wasser. Das Mehl-Zucker-Gemisch mische ich mir immer für meine Missionen. Es hält sich ewig. Eier findet man im Wald immer in irgendeinem Nest und Wasser habe ich auch immer dabei.“ Er schmunzelte. Das alles hatte er in den Jahren die er Anbu war gelernt. Nach dem Krieg hatte er beschlossen wieder diesen beizutreten. Vielleicht könnte dadurch, dass die Anbu mehr Mitglieder besaßen ein neuer Krieg verhindert werden. Er hatte in seinem kurzen Leben schon zwei Kriege miterlebt. Er wollte nicht, dass auch noch ein dritter hinzukam.

Gedankenverloren starrte Kakashi in den Himmel. Dann schüttelte er den Kopf, gab Sakura einen Pfannkuchen und nahm sich selbst auch einen. Sakura aß den Pfannkuchen langsam und genoss ihn. Schon wieder Pfannkuchen. Ihr erstes Essen mit Sasori waren auch Pfannkuchen gewesen. Sie schluckte. Tränen schlichen sich in ihre Augen.

‚Nein! Ich werde jetzt hier nicht anfangen zu heulen wie ein kleines Kind! Was soll Kakashi nur von mir denken?’; ermahnte sie sich selbst. Doch es hatte keinen Zweck. Eine Träne bahnte sich schon ihren Weg Sakuras Wange hinunter. Damit war der Bann gebrochen und stumme Tränen flossen aus Sakuras Augen. Einige Zeit war es still, doch dann entkam ihr ein leises Schluchzen. Kakashi horchte auf. Was war das? Er konnte Sakura nicht sehen, da er mit dem Rücken zu ihr saß, damit sie sein Gesicht beim Essen nicht sehen konnte. Wieder ertönte ein leises Schluchzen. Abrupt drehte er sich um. Sakura saß da und hatte die Hände gegen das Gesicht gepresst. Ihr ganzer Körper zitterte vor unterdrückten Schluchzern.

„Sakura?“, sagte Kakashi leise. „Was ist los?“

Auf diese Worte fing Sakura nur noch mehr an zu schluchzen. Kakashi wusste nicht was er tun sollte. Langsam strich er ihr über den Rücken, doch die Schluchzer wurden nicht weniger. Entschlossen zog Kakashi Sakura in seine Arme. Er hielt sie fest an seine Brust gepresst und immer noch strich er ihr beruhigend über den Rücken. Langsam wurde Sakura ruhiger. Sie drückte mit ihren Händen gegen seine Brust und er ließ sie los. Schnell schob er sich seine Maske wieder über Mund und Nase.

„Entschuldigung, Sensei.“

„Sakura, das macht doch nichts. Was ist denn los? Und lass das Sensei weg, das haben wir doch schon ewig beschlossen.“

Sakura schniefte und wischte sich über die Augen. Dann holte sie einmal tief Luft und begann zu erzählen. Von dem Kampf gegen Sasori gemeinsam mit Chiyo, von dem Beschützen seines Herzens während des Krieges, von dem entdecken des versteckten Tals und natürlich von allem was in diesem Tal passiert war. Tapfer hielt sie die Tränen zurück. Es tat ihr gut sich das alles einmal von der Seele zu reden und Kakashi war ein guter Zuhörer. Er war still und nickte nur ab und zu.

Als sie geendet hatte, herrschte Stille.

„Ach Sakura.“, seufzte Kakashi auf. „Warum hast du mir denn nichts gesagt? Du hast Sasori doch kennen gelernt. Wie konntest du da auf ihn herein fallen? Er hat dir mit Sicherheit nur etwas vorgespielt, solange bis er fit genug war um sich wieder seinen kranken Phantasien von der ewig währenden Schönheit und Kunst begibt.“

Kakashis Worte waren hart aber ehrlich. Und genau das brauchte Sakura im Moment, einen Freund der sie mit der Wahrheit wachrüttelte.

Sie lächelte traurig. „Ja, du hast Recht. Wie konnte ich nur auf ihn hereinfallen? Danke, Kakashi“

„Dann lass uns jetzt aufbrechen, wenn wir uns beeilen, schaffen wir es bis heute Abend in Konoha zu sein.“

Sakura nickte und packte ihre Sachen zusammen, während Kakashi das Feuer löschte und seine Anbu-Maske aufsetzte. Gemeinsam machten sie sich durch die Baumkronen auf den Weg nach Konoha.
 

Als sie den Hokagefelsen erblickten war die Sonne im Begriff unter zu gehen.

Sakura ging das Herz auf. Fast zwei Jahre war sie nicht mehr zuhause gewesen. Damals hatte sei kurz nachdem Pain Konoha komplett zerstört hatte, das Dorf in Richtung Krieg verlassen. Doch wenn sie sich das Dorf jetzt einmal so anschaute, hatten die Menschen Konoha fast wieder so wie früher aufgebaut.

„Lass uns zur Hokage gehen.“, sagte Kakashi und steuerte das neu errichtet rote Hokage-Gebäude an.

Schweigend gingen sie nebeneinander her. Als sie vor der Bürotür von Tsunade standen, schlug Sakura das Herz bis zum Hals. Vorsichtig klopfte sie an die Tür.

„Ja!“, ertönte eine energische und genervt klingende Stimme aus dem Innern.

Langsam öffnete Sakura die Tür und trat, gefolgt von Kakashi, in das Büro der Hokage ein.

Stille.

Dann… „Sakura!“, ertönte ein Ruf und im nächsten Moment sah sich Sakura an die enorme Brust von Tsunade gedrückt. „Du lebst! Ich dachte du wärst tot! Wo warst du das letzte Jahr?“

Tsunade drückte Sakura noch einmal näher an sich bevor sie sie auf Armeslänge von sich hielt um sie genauer zu betrachten. Mit einem Ruck zog sie Sakura wieder an sich. „Dir scheint nichts Schlimmes passiert zu sein. Aber warum warst du dann solange weg?“

„Sie war in einem Dorf und hat dort Menschen geholfen die im Krieg verletzt wurden oder ihre Habe verloren haben.“, mischte sich Kakashi nun ein. Mit seinem sichtbaren Augen zwinkerte er Sakura kurz zu. Dankbarkeit machte sich in Sakura breit.

Tsunade war für sie wie eine Mutter, vor allem seit sie ihre Eltern verloren hatte, doch die Sache mit Sasori sollte sie ihr lieber verschweigen. Erstens weil Sakura selbst so dumm gewesen war und auf die leeren Versprechen des Suna-nins hereingefallen war. Und zweitens weil Tsunade dann wie eine richtige Mutter reagieren würde und eher alle anderen Ninjareiche auf der Suche nach Sasori dem Erdboden gleich machen würde als die Sache auf sich beruhen zu lassen.

„Aber jetzt bin ich ja wieder da.“, sagte Sakura und lächelte schüchtern.

„Gott sei Dank.“ Tsunade ließ Sakura los und ging auf ihren Schreibtisch zu, setzte sich und deutete auf die Stühle ihr gegenüber. Kakashi und Sakura nahmen Platz.

„Ich bin froh, dass du wieder da bist. Und dir bin ich dankbar das du sie mit nach Hause gebracht hast.“, sagte Tsunade an Kakashi gewandt. Der nickte nur zum Zeichen das er verstanden hatte.

„Ist die Mission…“, setzte Tsunade wieder an.

„…gescheitert.“, beendete Kakashi den Satz. „Die Ninjas aus Iwa waren vor mir da.“

Tsunade nickte. „Das ist nicht so schlimm. Es war nur eine unwichtigere Schriftrolle.“

Tsunade richtete den Blick wieder auf Sakura und lächelte. „Was machen wir jetzt mit dir? Wir haben keine Wohnung für dich. Vielleicht könntest du…“

„Sie kann mit zu mir.“, unterbrach Kakashi die Hokage. „Meine Wohnung ist groß genug. Wenn du nichts dagegen hast?“ Fuhr er an Sakura gewandt fort.

Diese schüttelte den Kopf. „Nein, das macht mir nichts aus.“

Die Hokage nahm 3 Gläschen aus ihrem Schreibtisch stellte diese ab und goss großzügig Sake in diese ein. Dann drückte sie sowohl Sakura als auch Kakashi eines der Gläschen in die Hand, hielt ihr eigenes Glas hoch und sagte: „Na dann ist das ja geklärt. Lasst uns darauf trinken, das Sakura wohlbehalten wieder heimgekehrt ist!“
 

Zu später Stunde wankte Sakura an Kakashis Seite zu seiner Wohnung. Tsunade hatte keine Ruhe gegeben und sie hatten immer wieder mit Sake angestoßen. Kakashi konnte den Alkohol ganz gut vertragen, doch Sakura war ihn nicht gewöhnt und schwankte dementsprechend sehr hin und her. Kakashi nahem ihren rechten Arm und ließ sie sich bei ihm unterhaken. Ein wenig stabiler ging es weiter. Nach kurzer Zeit erreichten sie das Haus in dem Kakashis Wohnung lag. Er schloss die Tür auf und Sakura folgte ihm die ersten drei Stufen hinauf. Dann verlor sie den Halt und fiel. Starke Arme fingen sie auf. Als sie aufblickte sah sie in ein schmunzelndes Gesicht.

„Das schaffst du wohl nicht mehr.“, sagte Kakashi mit einem Lächeln. „Meine Wohnung liegt unterm Dach.“

„Dassss ssschaffeee isch….“, lallte Sakura und versuchte sich aus Kakashis Armen zu befreien. Doch der ließ sie nicht los und legte einen Arm um ihre Kniekehlen und hob sie gänzlich hoch.

„Tsentseiiii… Niiiischttt… Isch kann das schon alleinee…“

„Sakura, hatten wir das mit dem Sensei nicht geklärt?“, fragte Kakashi mit einem Lachen als er seine ehemalige Schülerin betrunken die Treppe hochtrug.

„Tschuldigung…“, nuschelte Sakura und fing wieder an zu zappeln. „Isch kann auch allei.. allei… alleine gehen!“

„Nach dem du drei Anläufe für das Wort ‚alleine’ gebraucht hast, bezweifle ich das.“

Sakura zog einen Schmollmund, senkte ihren Kopf auf die Schultern von Kakashi und schloss die Augen. „Dann eben nischt...“, murmelte sie.

Kakashi lächelte stumm in sich hinein. Die Hokage hatte Sakura ganz schön abgefüllt. Er hielt sie fest als er an seiner Tür ankam, mit einer Hand die Tür aufschloss und in die Wohnung eintrat. Er strich sich die Schuhe von den Füßen und trug Sakura weiter ins Schlafzimmer. Dort zog er ihr gerade noch die Schuhe von den Füßen und deckte sie zu. Dann verließ er das Schlafzimmer.

Dann schlurfte er müde ins Badezimmer und stellte sich unter die Dusche. Er schrubbte sich den ganzen Schmutz vom Körper und dann genoss er das warme Wasser das auf ihn herabfiel. Nach einiger Zeit stellte er das Wasser ab, trocknete sich ab und schlang sich ein Handtuch um die Hüften. Im Spiegel betrachtete er sich, seufzte und zog sich dann seine Maske wieder an. Das Handtuch ließ er fallen und stieg in frische Boxershorts.

Als er das Badezimmer verließ wurde ihm bewusst, dass er bezüglich Sakuras Zustand lieber noch ein paar Vorkehrungen treffen sollte. Er ging in die Küche, schnappte sich ein Glas, eine Flasche Wasser und einen Putzeimer. Man wusste ja nie. Auf Zehenspitzen schlich er in sein Schlafzimmer und stellte Glas und Wasser auf den Nachttisch ab. Den Eimer positionierte er gut sichtbar neben dem Bett.

Als er sich umdrehte und den Raum verlassen wollte, spürte er eine Hand die seine umschloss. Verwundert blickte er sich um. Sakura hatte ihn im Schlaf festgehalten. Er versuchte ihre Hand zu lösen, doch das funktionierte nicht.

„Lass misch nischt allein…“, nuschelte Sakura, immer noch tief und fest am Schlafen und zog Kakashi an seiner Hand ins Bett. Dieser lag schon halb neben ihr und doch konnte er den Griff um seine Hand einfach nicht lösen. Sakura hielt ihn sehr fest. Ergeben seufzte er. Wenn er nicht die ganze Nacht in dieser unbequemen Situation verharren wollte, dann musste er sie entweder wecken oder sich einfach neben sie legen. Er dachte nach. Er wollte sie nicht wecken, sie hatte in den letzten Tagen so wenig Schlaf bekommen. Noch einmal seufzte er als er sich vorsichtig neben sie legte, darauf bedacht sie außer mit der Hand die Sakura fest umklammert hielt, nicht zu berühren. Er drehte sich auf die Seite und blickte in grüne Augen. Mist, er hatte sie aufgeweckt.

„Sakura, es tut mir leid. Ich wollte dich nicht wecken. Du hast meine Hand nicht losgelassen.“, versuchte er zu erklären.

Sakura nickte nur und rückte näher an ihn heran.

„Ähm, Sakura? Ich gehe dann auf die Coach.“, sagte Kakashi und versuchte sich zu erheben. Doch es war ihm nicht möglich. Zwei Arme schlangen sich um seine Taille und hielten ihn fest. Ergeben ließ er sich wieder auf das Bett sinken. Warum musste Sakura auch so viel trinken? Diese kuschelte sich jetzt an ihn und schloss wieder die Augen. Kakashi verdrehte die Augen. Morgen früh wäre das alles überhaupt nicht mehr witzig. Naja, ändern konnte er daran jetzt auch nichts mehr. Er schloss die Augen und fiel in einen unruhigen Schlaf. Er wachte nach kurzer Zeit wieder auf, als Sakura sich im Bett herum warf.
 

„Sakura, was ist los?“, fragte er besorgt, bekam allerdings keine Antwort. Als er in ihr Gesicht blickte, sah er, dass sie noch am Schlafen war. Er seufzte. Mit diesem Mädchen hatte man auch niemals Ruhe. Seine Augen weiteten sich, als Sakura sich das T-Shirt über den Kopf zog und nun nur noch in Shorts und BH vor ihm lag. Was sollte das denn nun? Sakura fing an mit den Beinen zu strampeln und immer weiter rutschten ihre Shorts herunter, bis sie sie mit ihren Füßen wegtrat. Kakashi schluckte schwer. Sakura lag nur noch in Unterwäsche vor ihm und strampelte immer noch wild herum. Entschlossen hielt er ihre Arme fest und drückte sie ins Bett.

„Sakura! Was ist los!“, schrie er sie an.

„Heiß... mir ist so heiß...“, murmelte sie und war im Begriff ihren BH zu öffnen.

„Das lässt du mal lieber schön bleiben!“, erwiderte Kakashi daraufhin und hielt Sakura an den Handgelenken fest. Daraufhin schlug Sakura die Augen auf.

„Kakashi? Was machst du da?“, fragte sie ihn mit unschuldigen Augen.

Vorsichtshalber hielt Kakashi ihre Handgelenke noch fest. „Die Frage ist wohl eher was du gemacht hast!“

Fragend blickte sie ihn an.

„Du hast im Schlaf angefangen dich auszuziehen.“

Sakura blickte an sich herunter und bemerkte, dass sie nur noch in Unterwäsche unter Kakashi lag. Sie schrie auf und fing wieder an um sich zu schlagen und zu treten.

„Du perverses Schwein!“, schrie sie. „Was soll denn das? Reichen dir deine Schmuddelbücher nicht mehr?“

Kakashi ließ sie los und setzte sich auf. Immer noch schlug Sakura um sich. Auf einmal spürte er ein Ziehen an seinem Gesicht und dann einen Windhauch.

Sakura blickte ihn mit offenen Augen an. Er schaute sie erstaunt an als sie ihre Hand hob und sie seinem Gesicht näherte. Er zuckte schon, in der Erwartung eines Schlages, zusammen, als er ihre heißen Fingerspitzen auf seiner Wange spürte. Er erschrak.

„Kakashi, ich kann dein Gesicht sehen!“, flüsterte Sakura atemlos.

Finden und Gefunden werden

Noch immer verharrten sie so. Sakura kniete nur noch in Unterwäsche auf dem Bett und berührte Kakashis Wange mit den Fingerspitzen. Kakashi saß stockstarr auf dem Rand des Bettes und blickte Sakura mit schreckgeweiteten Augen an.

Als hätte sie sich auf einmal verbrannt zog Sakura ihre Hände von Kakashis Gesicht weg. Sie lief rot an, senkte den Blick und nuschelte eine Entschuldigung.

Kakashi erwachte aus seiner Starre und blickte Sakura an.

„Und? Hattest du das erwartet?“, fragte er mit gereizter Stimme.

Sakura schüttelte den Kopf und blickte wieder hoch. „Es tut mir leid. Es war keine Absicht.“

Kakashi murrte vor sich hin.

„Wie ist das passiert?“

„Wie das passiert ist? So was passiert einem Ninja schon mal. Und vielleicht wäre es auch anständig verheilt, wenn nicht ein gewisser Suna-nin ein spezielles Gift entwickelt hätte!“

Sakura erstarrte. Und blickte Kakashi in die Augen. Über seine rechte Wange zog sich eine Narbe, rötlich leuchtete sie in der Nacht. Abermals hob Sakura ihre Hand und legte sie an Kakashis Wange.

„Es tut mir so leid, dass man dir so etwas angetan hat.“

Sie wurde wieder rot, denn trotz der Narbe die Kakashis Wange zierte sah er unter der Maske noch unverschämt gut aus.

Kakashi legte seine Hand auf Sakuras und sah sie mit ernstem Blick an. „Es tut mir Leid das ich so reagiert habe. Nur das du etwas mit diesem Suna-nin zu tun hattest, hat alte Wunden wieder aufgerissen.“

Entsetzt hob Sakura den Blick. „Was hat denn Sasori…“

„…damit zu tun?“, beendete Kakashi ihren Satz. „Das ist ganz einfach, er ist daran schuld.“

Sakura hatte es geahnt als Kakashi das Wort ‚Gift’ in den Mund genommen hatte. Aber dennoch traf es sie wie ein Schlag.

„Sasori soll das getan haben?“

„Ja. Das war noch bevor er eine Puppe wurde, bevor er Suna verraten hat. Damals waren wir beide noch auf der Ninja-Akademie. Er in Suna, ich in Konoha. Auch damals trug ich schon eine Maske. Meine Mutter hatte sie mir geschenkt und als sechs-jähriger gefiel es mir einfach diese zu tragen. Sasori und ich haben gemeinsam die Prüfung zum Genin abgeschlossen. Und, wie soll ich sagen, Sasori war neugierig, was unter meiner Maske steckte. Also ließ er seine Marionette mit einem Gift getränkten Schwert meine Maske aufschlitzen. Pech nur, das er zu tief schnitt. Sasori lachte nur und meinte, das ich es eh nicht verdient hätte zu leben, wenn ich eine solche Attacke nicht abwehren könnte. Dann verschwand er und ließ mich allein. Ich merkte wie sich das Gift von der Wunde an meiner Wange immer weiter in meinem Körper ausbreitete und schleppte mich noch mühsam bis zum Zielpunkt und bestand damit die Prüfung. Dann brach ich zusammen und wachte erst im Krankenhaus wieder auf, mit dieser Narbe im Gesicht.“

Sakura streichelte sanft über die Narbe und wich Kakashis Blick aus.

Kakashi nahm Sakuras Kopf so in die Hände, dass sie ihm ins Gesicht blicken musste.

„Sieh es dir gut an Sakura! So etwas tut ein Nukenin!“
 

Am nächsten Morgen saßen Sakura und Kakashi schweigend am Frühstückstisch. Kakashi hatte seine Maske nicht wieder angezogen. Als sie fertig waren erhob Kakashi sich und sagte: „Wir müssen noch einmal zu Tsunade. Sie teilt dir eine Aufgabe zu.“

Und dann verschwand er in Richtung Badezimmer. Sakura legte ihr Gesicht in ihre Hände und Tränen kullerten aus ihren Augen. Kakashi tat ihr so leid. Kein Wunder, dass er so gereizt darauf reagiert hatte, dass sie den Winter mit Sasori in einer einsamen Hütte verbracht hatte. Und dann hatte sie ihm auch noch erzählt, dass sie sich in den Nukenin aus Suna verliebt hatte. Es musste eine Qual für Kakashi sein zu wissen, dass seine ehemalige Schülerin in den Menschen verliebt war, der ihn dazu verdammt hatte, sein ganzes Leben mit einer Maske zu leben.

Sie wischte sich über die Augen und sagte zu sich selbst, dass sie Sasori vergessen würde. Sie würde für ihren Sensei damit aufhören in einen Nukenin verliebt zu sein, der sie eigentlich gar nicht wollte. Noch einmal rief sie sich Sasoris verletzende Worte in den Sinn und schon tat es ein bisschen weniger weh, nicht bei ihm zu sein.

Sie erhob sich und machte sich nun auch für den Besuch bei Tsunade bereit.
 

30 Minuten später standen Kakashi und Sakura in dem Büro der Hokage.

„Also Sakura…“, fing Tsunade an. „Ich habe mir überlegt, dass du im Moment am Besten im Krankenhaus aufgehoben bist. Da du dich in dem Dorf in dem du warst ja auch um Kranke und Verletzte gekümmert hast, bist du nicht aus der Übung und kannst dort am meisten bewerkstelligen.“

Sakura nickte. Tsunade wandte ihren Blick Kakashi zu.

„Ich habe heute Morgen Shizune schon damit beauftragt eine geeignete Wohnung für Sakura zu finden. Doch wie es im Moment aussieht gibt es keine. Die Arbeiten an den neuen Häusern haben gestockt und werden wohl auch so schnell nicht weiter gehen.“ Tsunade knirschte mit den Zähnen. „Mir gefällt es nicht, aber ich muss Sakura irgendwo anders unterbringen, bis die Häuser fertig sind.“ Sie blickte wieder Sakura an. „Sakura, wo möchtest du die nächsten Monate wohnen? Du kannst gerne mit zu mir kommen.“

Tsunade lächelte liebevoll, Sakura schüttelte aber den Kopf.

„Ich würde gerne bei Kakashi bleiben. So als Junggeselle ist es doch auch mal ganz angenehm, wenn man jemanden hat, der sich um einen kümmert. Natürlich nur wenn ich darf, Kakashi.“ Sie blickte ihm ins Gesicht. Kakashi nickte nur perplex.

„Gut, dann wäre das geklärt.“, setzte Tsunade an, doch sie wurde von Sakura daran gehindert weiter zu sprechen.

„Tsunade? Was ist denn mit meiner Bestrafung?“

„Bestrafung?“ Tsunade blickte erstaunt drein.

„Ja, ich bin schließlich nach dem der Krieg entschieden war, einfach abgehauen. Ich bin weg gelaufen und habe niemandem auch nur ein Wort gesagt.“

Tsunade lächelte verschmitzt.

„Mhm… Sagen wir einfach, ich hätte dich auf eine Mission geschickt, in der du in einem Dorf den Menschen die schwer vom Krieg mitgenommen wurden helfen sollst.“ Nun schlich sich auch ein Lächeln auf Sakuras Gesicht. Sie nickte.

„Kakashi, du hast erst mal etwas Zeit bis zu deiner nächsten Mission. Seit dem Krieg hast du als Anbu eine Mission nach der anderen angenommen. Du machst jetzt erst mal Urlaub.“ Tsunade hatte mit strengem Tonfall gesprochen der keinen Widerspruch zuließ. Mit einem Wink gab Tsunade zu verstehen, das die beiden jetzt gehen könnten.

Gemeinsam verließen Kakashi und Sakura den Hokageturm und schlugen den Weg in Richtung Krankenhaus ein.

Nach fünf Minuten standen sie vor dem Eingang und Sakura war im Begriff sich umzudrehen und zur Arbeit zu gehen, als Kakashi sie an der Hand festhielt.

„Sakura, meinst du es war wirklich eine so gute Idee, dass du bei mir einziehen wirst?“

„Natürlich.“, sagte Sakura mit einem Lächeln. „Das was ich gesagt habe, war mein Ernst. Wir sind doch Freunde. Und da du ja darauf bestehst, nicht mehr mein Sensei zu sein, was ist schlimm daran wenn man als Freunde zusammenwohnt?“

Kakashi war über ihre Naivität beeindruckt.

„Aber…“, setzte er an.

„Nichts aber. Die Leute werden reden, das weiß ich. Aber ich kann einfach nicht alleine sein, und nur du weißt was wirklich in der Zeit passiert ist in der ich nicht in Konoha war. Du bist mein Freund. Mein einziger Freund. Zu wem sollte ich denn sonst gehen, wenn nicht zu dir?“

„Du hast ja Recht. Ich habe auch niemanden mehr. Mein gesamtes Team ist tot. Du bist die einzige die noch da ist, alle anderen sind entweder schon lange weg, oder der Krieg hat sie eingefordert.“

Traurig blickten sie sich an und entschlossen sich beide diese merkwürdige Wohnsituation zu wagen.
 

„Kakashi! Aufstehen! Du kommst sonst zu spät zu deiner Mission!“, schrie Sakura aus der Küche in Richtung Kakashis Schlafzimmer. Sie bekam ein Brummen als Antwort. Seit sechs Monaten lebte sie jetzt schon mit dem grauhaarigen Anbu zusammen. Es hatte erstaunlicherweise besser geklappt als sie gedacht hatten. Sakura hatte sich gut eingelebt und die Arbeit im Krankenhaus machte ihr unheimlichen Spaß.

„Muss ich erst wieder den Wassereimer auspacken?“, schrie Sakura jetzt drohend.

Seit die beiden zusammenwohnten hatte sich auch Kakashis Unpünktlichkeit gelegt. Einmal, als er partout nicht aufstehen wollte, hatte sie tatsächlich den Putzeimer mit Wasser gefüllt und den Anbu damit geweckt. Wie ein nasser Pudel hatte er vor ihr gestanden und sie mit wütenden Augen angeblitzt. Über diesen Anblick hatte sie so lachen müssen, dass sie beinahe keine Luft mehr bekam.

Mit einem Lächeln nahm Sakura war wie sich Kakashis Tür öffnete. Kakashi kam verschlafen und ohne seine Maske in die Küche geschlurft. Seit dieser Nacht in der Sakura unbeabsichtigt seine Maske heruntergerissen hatte, machte sich Kakashi nicht mehr die Mühe auch in ihrer Anwesenheit die Maske zu tragen. Am Anfang hatte sie jedes Mal auf sein Gesicht gestarrt. Nicht wegen der Narbe, nein. Sondern einfach weil ihr ehemaliger Sensei so ein gutaussehender Mann war.

„Hier, ich hab dir schon Frühstück gemacht.“, sagte Sakura und hielt Kakashi einen Teller mit Broten und eine Tasse Kaffee vor die Nase. Dieser griff danach und schlang alles schnell hinunter. Und kaum das der Teller und die Tasse leer waren zog Sakura sie ihm auch schon aus der Hand und stellte sie in die Spüle.

„Los jetzt! Geh dich fertig machen!“, wies Sakura ihn an und Kakashi eilte in sein Zimmer und zog sich seine Anbu-Kleidung und die schwarze Maske an.

Als er fertig war ging er wieder in die Küche und sah Sakura mit panischem Blick an. „Sakura, hast du meine Anbu-Maske gesehen?“

Wortlos hielt Sakura die Katzen-Maske in die Höhe. Lachend ging Kakashi auf sie zu.

„Du bist wirklich ein Sklaventreiber, aber manchmal kannst du auch ein Engel sein.“, sagte er und strich Sakura liebevoll über die Haare.

„Dann pass auf das ich dir nicht gleich Beine mache! Sklaventreiber, das ich nicht lache.“

Kakashi schnappte sich seine Maske und verschwand aus dem Küchenfenster. Sakura lächelte über das ganze Gesicht. So, so… ein Engel.

Noch immer mit einem Lächeln im Gesicht machte sie sich auf den Weg in Richtung Krankenhaus.
 

Am Ende ihrer Schicht war Sakura total fertig. Es hatte einige Notfälle gegeben und sie hatte beinahe ihr gesamtes Chakra verbraucht. Erschöpft zog sie sich den weißen Kittel aus und machte sich auf den Weg zu Tsunade. Diese hatte Sakura heute über einen Genin mitteilen lassen, dass sie zu sehen wünsche.

Gemächlichen Schrittes schlenderte Sakura durch Konoha und kam dabei ihrem Ziel immer näher. Müde setzte sie einen Schritt vor den anderen. Als sie vor dem Büro der Hokage stand klopfte sie leise an und öffnete die Tür. Kakashi stand vor dem Schreibtisch und sah, genauso wie Tsunade, zur Tür. Sakura trat ein und schloss diese hinter sich. Erwartungsvoll trat sie neben Kakashi vor den Schreibtisch und sah Tsunade an.

„Also ihr beiden, ich habe euch hier herbestellt um etwas mit euch zu besprechen.“, fing Tsunade an. „Sakura, du bist jetzt lange genug wieder hier um eine Mission anzunehmen. Da es schon etwas länger her ist das du eine Mission ausgeführt hast, gebe ich dir einen der besten Ninja in Konoha mit. Kakashi, du wirst sie begleiten.“ Dieser nickte zum Zeichen das er verstanden hatte.

„Eure Mission ist fürs erste noch keine S-Rang-Mission. Ich dachte mir eine B-Rang-Mission wäre für den Anfang am besten geeignet. Zwischen Suna und Konoha liegt ein großes Waldgebiet. Dort soll in einem versteckten Tempel eine geheime Schriftrolle existieren. Eure Mission besteht darin, diese Schriftrolle sicher nach Konoha zu bringen.“ Tsunade blickte in die Runde und sah das sowohl Kakashi als auch Sakura einen ernsten Gesichtsausdruck hatten. Sie nahmen diese Mission ernst, obwohl es nur eine B-Rang-Mission war. Betrübt dachte sie an einen blonden Ninja mit blauen Augen zurück der bei dieser Mission schon einen Aufstand veranstaltet hätte und lautstark nach einer S-Rang-Mission verlangt hätte. Ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. Naruto hätte es ohne Probleme bis zum Hokage geschafft, doch auch so hatte sich sein Traum erfüllt. Alle Dorfbewohner hatten ihn anerkannt und respektierten ihn. Er hatte zuerst gemeinsam mit Sasuke, seinem besten Freund, gegen Tobi gekämpft und als dieser tot war und sich Sasuke wieder gegen Konoha richtete, musste Naruto sich gegen ihn stellen. Er hatte sich vor die Dorfbewohner gestellt und sie vor dem rasenden Zorn des Uchihas beschützt. Der Kampf dauerte lange und forderte das Leben der beiden Kontrahenten. Tsunade selbst war, als der Kampf beendet war, zu Naruto geeilt und hatte versucht ihn am Leben zu halten. Doch es war vergeblich.

Seite an Seite lagen sie dort auf dem Schlachtfeld und die Erde unter ihnen war getränkt von ihrem Blut.

Tsunade schüttelte den Kopf und sagte sich selbst: ‚ Hör auf daran zu denken! Das macht Naruto auch nicht wieder lebendig!’

„Tsunade? Ist das alles? Oder gehört noch etwas zu dieser Mission?“, fragte Sakura.

Tsunade schüttelte den Kopf und Kakashi und Sakura drehten sich um und gingen zur Tür.

„Doch eines noch!“, rief Tsunade ihnen nach. „Kommt mir ja lebend wieder!“
 

Zuhause angekommen packten Kakashi und Sakura ihre Sachen und gingen früh zu Bett.

Sakura starrte an die Decke und konnte Kakashi im Nebenzimmer laut atmen hören.

‚Kommt mir ja lebend wieder zurück!’

Tsunade hatte den Krieg wohl doch nicht so gut weggesteckt wie Sakura geglaubt hatte. Seufzend drehte sie sich auf die Seite und schloss die Augen.

‚Wir werden auf jeden Fall zurückkommen. Tsunade!’, dachte sie bei sich und schlief ein.
 

Am nächsten Morgen passierten Kakashi und Sakura noch vor Sonnenaufgang das Tor von Konoha und waren nun auf sich alleingestellt. Kakashi hatte seine Katzen-Maske abgenommen und an seinem Gürtel festgebunden. Schweigend sprangen sie nebeneinander durch die Baumkronen, die schon ihr Herbstkleid trugen, und entfernten sich somit immer weiter von Konoha.

Zwei Tage lang brauchten sie um in dem Wald, in dem sich irgendwo der Tempel befand, anzukommen. Dort schlugen sie ihr Lager auf und begaben sich auf die Suche nach dem Tempel. Eine Woche waren sie schon in dem Wald und bereit die Hoffnung aufzugeben, als sie in der Ferne einen Turm aus grob behauenem Sandstein entdeckte. Gemeinsam machten sie sich in Richtung des Turms auf und standen schon bald vor einem riesigen Tempel.

„Wir haben ihn gefunden.“, flüsterte Sakura leise. Kakashi nickte nur.

Entschlossen gingen die beiden die große Steintreppe hinauf, die zum Eingang führte. Vorsichtig traten sie ein.

„Warte!“, sagte Sakura und hielt Kakashi an der weißen Anbu-Weste fest. Sie nahm ihren Rucksack vom Rücken und packte ihre Marionette aus. Entschlossen sandte sie ihre Chakrafäden aus und die Marionette erhob sich. Kakashi sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an, sagte aber nichts.

„Wenn hier Fallen versteckt sind, wird sie sie auslösen.“, erklärte Sakura. Kakashi nickte nur stumm und Sakura spürte einen Stich der Schuld die sich in ihrem Herzen ausbreitete. Sie hatte Kakashi nichts von dem Unterricht den sie bei Sasori gehabt hatte erzählt. Und auch nichts davon, dass sie eine eigene Marionette besaß. Mit dieser hatte sie immer heimlich in den Wäldern rund um Konoha trainiert.

Vorsichtig bewegte Sakura ihre Marionette, die sie ‚Shitsubou’, gescheiterte Hoffnung, genannt hatte, nach vorne. Und sofort spürte sie einen Widerstand. Der Boden öffnete sich und ein Abgrund tat sich auf. Sakura standen Schweißperlen auf der Stirn, Gott sei Dank hatten sie Shitsubou dabei. Langsam bewegten die beiden sich vorwärts und drangen dadurch immer tiefer in den Tempel ein. Je tiefer sie vordrangen umso gefährlicheren Fallen begegneten sie. Nach einer gefühlten Ewigkeit verließen sie den schmalen, von Fallen gespickten Gang und traten in eine große Halle. Säulen hielten die Decke an Ort und Stelle und Spinnweben hingen überall in der Halle herum. Langsam und immer noch Shitsubou vorschickend bewegten sie sich auf das Ende der Halle zu, an dem ein großer Altar zu stehen schien. Auf einem Tisch lag eine kleine und schmutzige Schriftrolle. Hinter diesem Tisch erhob sich eine riesengroße Statue die einen Mann darstellte.

„Da ist die Schriftrolle, Sakura.“, sagte Kakashi und seine Stimme hallte laut in der Halle wieder. „Kann deine Marionette sie zu uns bringen. Das ganze erscheint mir, trotz der vielen Fallen, einfach zu einfach.“

Sakura nickte und schickte Shitsubou an ihren Chakrafäden in Richtung des Tisches und ließ die Marionette die Schriftrolle greifen und in einem Fach innerhalb der Marionette verstauen.

Zuerst geschah nichts und Sakura ließ Shitsubou an den Fäden wieder zu den beiden Ninja schweben. Es schien als würde nichts passieren.

Doch verborgen hinter der Decke begannen sich große Räder zu drehen. Die größte Falle in diesem Tempel fing an ihre immense Wirkung zu entfalten.

„Wir haben die Schriftrolle!“, jubelte Sakura.

„Psst… Sei still.“

„Was ist denn los, Kakashi?“

„Hier stimmt was nicht…“ Kakashi trat langsam einen Schritt zurück. „Lass uns von hier verschwinden, Sakura. Und zwar ganz schnell.“ Er drehte sich um und lief in Richtung Ausgang. Sakura wollte ihm gerade folgen, da gab es einen ohrenbetäubenden Lärm und in der Decke zeigten sich Risse.

„Oh nein! Sakura, lauf!“, schrie Kakashi in Panik, rannte zurück, packte Sakura am Arm und zog sie hinter sich her in Richtung Ausgang.

Immer mehr Risse bildeten sich in der Decke und vereinzelt fielen schon kleine Brocken zu Boden. Kakashi und Sakura hasteten durch den Gang und konnten den Ausgang schon sehen, als hinter ihnen ein Lärm zu hören, als würde Pain wieder Konoha zerstören. Wind kam auf und wehte in ihren Rücken.

„Das klingt gar nicht gut!“, rief Kakashi und legte noch einen Zahn zu. Sakura hielt Shitsubou fest umklammert und rannte hinter Kakashi her. Sie kamen aus dem Tunnel ins Freie und rannten die Treppe hinunter. Als sie den Waldrand erreicht hatten sprangen sie in die Baumkronen. Immer schneller wurden sie und der Lärm hinter ihnen schwoll auf eine unerträgliche Lautstärke an. Und dann, dann war es auf einmal still. Verwundert hielt Sakura an und drehte sich um.

„Es scheint so, als wäre es vorbei.“, sagte sie.

„Sakura!“, schrie Kakashi weiter vorne. „Schnell weiter!“

Er sprang zurück zu ihr, doch er kam zu spät. Die Druckwelle einer riesigen Explosion drückte ihn gegen einen Baum und Sakura folg durch die Luft. Wurde fortgetragen von der Druckwelle. Es sah aus als würde sie fliegen und noch immer umklammerte sie die Marionette mit dem wichtigen Inhalt.

Kakashi sah ihr nach wie sie in der Ferne verschwand. Langsam ebbte die Druckwelle ab und er konnte sich von dem Baum lösen. Er sprang auf einen Ast und schrie Sakuras Namen in den stummen Wald.
 

Sakura erwachte weil sie etwas am Rücken piekste. Sie öffnete die Augen und blickte in einen blauen Himmel. Mühsam richtete sie sich auf.

Durch die Druckwelle war sie weit geflogen und hatte nun keine Ahnung wo sie war. Noch wacklig auf den Beinen stand sie in der Mitte einer Lichtung. Shitsubou lag neben ihr. Sie nahm die Marionette auf und verstaute sie in ihrem Rucksack. Sie blickte sich um und atmete einmal tief durch. Sie würde sich auf den Weg nach Konoha machen. Das war das Standardziel für alle Ninja wenn sie ihr Team auf einer Mission verloren. Sie schloss die Augen und genoss noch einen Augenblick die warme Sonne auf ihrem Gesicht.

„Na, wen haben wir denn da?“, fragte eine männliche Stimme.

Sakura schreckte auf und blickte panisch um sich. Vor ihr aus dem Wald trat ein großer Mann. Er trug einen schwarzen Mantel mit roten Wolken. Sakura erstarrte. Was machte er denn hier?

„Bist groß geworden.“, sagte er mit einer vor Hohn triefenden Stimme.

Langsam ging er auf Sakura zu, diese stand wie erstarrt in der Mitte der Lichtung und sah ihm in die Augen.

Immer näher kam er, dann streckte er die Hand aus und fuhr mit der Hand leicht über Sakuras Wange, dann nahm er eine der rosafarbenen Strähnen und wickelte sie um seinen Finger. Er spielte mit ihr!

„Was willst du, Hidan?“, fragte Sakura kalt.

„Ah, eigentlich nichts. Mir wurde erst mein sehnlichster Wunsch erfüllt. Man hat mich aus diesem dreckigen Erdloch geholt. Jashin sei Dank! Und jetzt, tja jetzt werde ich diesem dreckigen Bastard der Schatten und Hirsche kontrollieren kann erst mal zeigen mit wem er sich eigentlich angelegt hat!“, sagte Hidan und ein kaltes Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht.

„Das wird dir schwer fallen.“, erwiderte Sakura. „Shikamaru lebt nicht länger in Konoha. Er ist nach Suna gezogen und steht unter dem persönlichen Schutz des Kazekage.“

Hidan lachte kalt. „Und du glaubst das könnte mich abhalten? Was hat er getan, damit der Kazekage ihn beschützt? Seine Schwester gefickt?“ Ein lautes Lachen entwich Hidan bei der Vorstellung.

„Du sagst es.“, antwortete Sakura nur schnippisch.

Hidan sah sie nur aus kalten Augen an, dann warf er den Kopf in den Nacken und lachte lauthals auf. „Dieser kleine Bastard hat sich an die Schwester des Kazekage rangemacht? Kluges Bürschchen. Doch jetzt zu dir… Was mache ich nur? Ich glaube ich opfere dich Jashin. Er hat schon so lange kein gutes Opfer von mir bekommen.“

Hidan zog mit einem Lächeln seine Sense, die er auf dem Rücken getragen hatte, und näherte die Spitze Sakuras Wange.

„Hast du Angst?“, fragte er sie mit einem glitzern in den Augen. Sakura sah ihn nur mit kaltem Blick an. Hidan drückte die Spitze der Sense immer mehr gegen Sakuras Wange und ein Blutstropfen quellte hervor.

„Hidan!“, rief eine herrische Stimme und Sakura erstarrte noch mehr. „Lass sie sofort los!“

„Spinnst du? Ich habe Jashin schon ewig nichts mehr geopfert! Und nur weil du mich ausgebuddelt hast, kannst du mir noch lange keine Befehle erteilen!“, schnauzte Hidan zurück. Bewegt hatte er sich keinen Zentimeter. Seine Sense drückte immer noch gegen Sakuras Wange.

„Lass… sie… sofort… los!!!“

Aus dem Wald vor Sakura trat jemand heraus. Auch er hatte einen schwarzen Akatsuki-Mantel an.

Sakuras Augen weiteten sich.

„Sasori…“, flüsterte sie.

Schmerz

Da stand er, genau vor ihr. Die roten Haare wehten leicht im Wind und die braunen Augen fixierten Hidan neben ihr mit einem bösen Blick.

„Lass sie los!“, sagte er jetzt ganz ruhig.

Sakura spürte die Kraft die von Sasori ausging und Hidan zog seine Sense zurück. Langsam ließ die Anspannung in Sakura nach und Fragen machten sich in ihr breit. Was machte Sasori hier? Und warum hatte er Hidan ausgegraben?

Hidan verstaute seine Sense wieder auf seinem Rücken und ging zu Sasori.

„Ich geh mir ein anderes Opfer suchen. Jashin erwartet, jetzt nachdem die Sense mit Blut bedeckt war, ein Opfer.“, zischte Hidan hinter zusammengebissenen Zähnen hervor. Sasori nickte.

„Treffpunkt wie vereinbart.“, sagte er und Hidan sprang in die Baumkronen und war kurz danach verschwunden.

Sasori wandte seinen Blick nun zu Sakura und fixierte sie mit seinen braunen Augen. Sakura konnte den Blick darin nicht deuten und doch schlug ihr Herz schneller bei diesem Anblick. Nein, es hatte sich nichts geändert. So oft sie sich auch selber gesagt hatte, dass Sasori für sie gestorben war. Egal wie oft sie sich gesagt hatte, dass er nun wieder ein Mitglied Akatsukis war. Sie hatte immer Angst gehabt, noch einmal auf ihn zu treffen, weil sie selber wusste, dass sie ihn immer noch liebte.

„Was machst du hier?“, fragte er sie mit monotoner Stimme.

Sakura schluckte schwer und antwortete leise: „Ich hatte eine Mission und bin durch ein kleines Missgeschick hierher geraten.“

Sasori hob eine Augenbraue.

„Das hatte nicht zufällig etwas mit der Explosion des geheimen Tempels zu tun?“

Entsetzt schaute Sakura ihn an. Woher wusste er das?

„Das ist mir Antwort genug. Gib mir die Schriftrolle!“, forderte er.

Sakura schüttelte den Kopf und ging in eine Verteidigungshaltung über.

„Muss das denn sein?“ Sasori stieß genervt die Luft aus.

Auf einmal schossen zwei Marionetten auf Sakura zu. All das war so plötzlich, das sie nicht rechtzeitig reagieren konnte. Die Marionetten hielten sie fest und sie konnte sich nicht bewegen. Sasori kam langsam auf sie zu, er hatte ein spöttisches Lächeln im Gesicht. Und genau das machte Sakura sehr wütend. Sie nahm all ihre Kraft zusammen und zog mit einem Ruck die Marionetten zu sich heran und zerstörte beide mit einem Schlag.

Das Grinsen wich aus Sasoris Gesicht. Sakura schoss auf ihn zu und hatte die Faust zum Schlag erhoben. Der Weg war frei, sie konnte das alles hier und jetzt beenden. Tränen schossen in ihre Augen.

Und dann… stoppte sie, nur Zentimeter von Sasoris Gesicht entfernt. Sie konnte es nicht. Sie konnte nicht den Menschen töten, den sie über alles liebte.

Sasori streckte die Hand aus und drückte ihre immer noch erhobene Faust nach unten. Dann hob er seine Hand und legte sie auf Sakuras Wange. Sanft strich er die Tränen die fort.

„Wein doch nicht, Sakura.“, flüsterte er leise.

Seine Hände hielten auf einmal ihre Handgelenke und legten sie hinter ihren Rücken, hielte sie dort fest. Immer näher kam er ihr. Es war beinahe so, als würde er sie umarmen. Als Sakura das realisierte, fing sie an zu zappeln und sich zu wehren.

Doch Sasori hielt sie fest und nach kurzer Zeit weinte sie einfach nur noch still an seiner Schulter. Sasori ließ ihre Handgelenke los und legte seine Hände wieder um ihre Wangen. Sanft strich er mit den Daumen die dicken Tränen weg.

„Wein doch nicht. Vor allem nicht wegen mir. Ich habe es nicht verdient, das du um mich weinst.“, flüsterte er leise und legte seine Stirn gegen ihre.

Sakura weinte immer noch und die dummen Tränen wollten einfach nicht aufhören.

„Ich kann es einfach nicht. Selbst wenn ich wollte. Ich kann dir nicht wehtun, Sasori… Warum? Warum kann ich einfach nicht…“, sagte sie von heftigen Schluchzern geschüttelt.

Sasori drückte sie fester gegen seine Brust und wusste nicht was er tun sollte. Er hatte sie verlassen und gemeine Dinge zu ihr gesagt, damit sie sein Geheimnis nicht entdeckte und herausfand.

‚Wer weiß wie lange es noch hält?’, dachte er bei sich und biss sich auf die Wange. Fester zog er Sakura an sich heran. Warum tat er das jetzt? Er sollte sie wegstoßen, ihr die Schriftrolle abnehmen und verschwinden.

„Sakura?“, flüsterte er leise. „Ich werde dir die Schriftrolle nicht wegnehmen. Du kannst sie behalten und wirst sie sicher nach Konoha bringen. Ich werde Hidan davon abhalten hinter dir her zu gehen.“

Erstaunen lag in ihrem Blick als Sakura ihn mit geröteten Augen ansah.

„Warum?“

„Ich bin es dir schuldig.“, sagte er mit einem Lächeln und strich ihr die Haare aus dem Gesicht. Seine Hand verweilte an ihrer Wange. „Das was ich dir angetan habe, kann nicht verziehen werden. Und doch konntest du mich nicht töten.“ Er strich mit der Hand leicht über ihre Wange. „Das macht dich schwach. Aber auch zu einem sehr, sehr netten Menschen. Und das ist mir viel wichtiger als alles andere.“

Ernst sah er ihr in die Augen. Hoffnung keimte in ihm auf. Vielleicht ja doch. Vielleicht bestand ja doch noch Hoffnung, dass es nicht so passiert war wie er es sich gedacht hatte.

‚Oh Bitte!’, flehte er stumm. ‚Bitte lass es wirklich sein!’

„Nur eins noch…“, sagte er zu ihr. „Danach wirst du mich für eine lange Zeit nicht sehen.“

Er hatte sich entschieden. Er würde fortgehen und seinen Plan zuerst weit weg von ihr verfolgen. Vielleicht war in der Zeit in der er weg war alles verflogen und trotzdem noch alles so wie jetzt. Er würde es tun, für sie. Für eine Zukunft. Für sie beide.

Sanft nahm er ihr Gesicht zwischen seine Hände.

„Schließ die Augen.“, hauchte er. Sakura tat es ohne zu zögern. Wenn Sasori sagen würde: ‚Komm mit mir und lass Konoha hinter dir!’, sie hätte es sofort getan.

Sanft legten sich weiche Lippen auf die ihren. Sasori küsste sie!

Es war nur ein kurzer Augenblick und dann war er fort. Seine Arme hielten sie nicht länger und seine Lippen berührten nicht mehr ihre. Wind kam auf und trug eine Stimme zu ihr, die irgendwo entfernt in den Bäumen zu ihr gesprochen hatte.

„Warte auf mich!“
 

Wie konnte er nur so naiv sein?

Sasori sprang durch die Baumkronen und der Akatsuki-Mantel flatterte im Wind. Warum hatte er das getan? Es hatte alles wunderbar geklappt, als er Sakura vor einem halben Jahr verließ. Und jetzt hatte er sie unverhofft wieder gesehen.

Er hatte Hidan vor gut einer Woche in der Nähe von Konoha ausgegraben und sie waren dann gemeinsam in diesen Wald gegangen um die geheime Schriftrolle aus dem Tempel zu holen. Doch der Tempel war zerstört und Sakura hatte die Schriftrolle. Hätte er ihr nicht als Nukenin diese einfach wegnehmen können? Sasori schüttelte den Kopf. Nein, das hätte er nicht gekonnt. Genauso wenig wie Sakura ihn hatte nicht töten können, könnte er ihr niemals wehtun.

‚Naja, nur wenn es nicht zu ihrem eigenen besten ist.’, dachte er.

Sasori liebte sie. Ja, von ganzem Herzen und es tat ihm weh nicht bei ihr zu sein und sie im Arm zu halten. Doch es musste sein. Und auch wenn Akatsuki nur ein Vorwand war, so verfolgte er doch ein Ziel. Vielleicht ein anderes als Sakura dachte, und dennoch war es von größter Wichtigkeit. Hidan brauchte er wegen dessen Fähigkeiten, sein restliches Team würde er noch zusammenstellen.

Immer weiter und schneller sprang Sasori durch die Bäume. Nach einiger Zeit landete er neben einem blutverschmierten, grauhaarigen Mann.

„Hidan? Bist du mit deinem Opfer fertig?“, fragte er mit einer monotonen Stimme.

Hidan sah ihn an. „Ja. Und du? Hast du es dieser Schlampe gezeigt?“ Hidan grinste böse, als ihn plötzlich ein Faustschlag mitten ins Gesicht traf.

Sasori funkelte ihn aus zusammengekniffenen Augen an.

„Wag es noch einmal etwas Schlechtes über Sakura zu sagen und du wirst es bitter bereuen!“

Hidan gluckste nur belustigt. „Sasori aus dem roten Sand… Was hat diese Göre nur mit dir angestellt?“

„Huldige du mal deinem Jashin und lass das meine Sorge sein! Und jetzt, lass uns gehen. Wir haben einen weiten Weg vor uns!“

Sasori drehte sich um und sprang in den Baumkronen davon. Hidan lächelte finster und sagte leise: „Die kleine Schlampe, soso Sasori. Damit habe ich dich in der Hand.“

Und mit einem gemeinen Lachen sprang er Sasori hinterher.
 

Ein Mann ging langsam die Straße entlang. Lange war er nicht mehr hier gewesen.

Sechs Jahre lang war er mit seinen Kumpanen jenseits des weiten Meeres gewesen und hatte sich gänzlich seinem Plan gewidmet. Nun hatte er ihn in die Tat umgesetzt.

Sasori seufzte. Es war ein schweres Stück Arbeit gewesen Hidan von diesem Plan zu überzeugen. Doch letztendlich hatte es funktioniert. Sasori hoffte einfach, das er mit diesem Plan alles was er als Puppe verbrochen hatte wieder gut machen würde.

Doch jetzt war etwas anderes wichtig. Er hatte sie damals verlassen und alleine zurückgelassen und es gab nicht einen Tag an dem er nicht an sie gedacht hatte. Jede Nacht hatte er sie in seinen Träumen besucht und tagsüber hatte er sich nach ihrer Stimme, ihrem Lächeln gesehnt. Sein Herz zog sich zusammen, heute würde er sie wiedersehen. Wie es ihr wohl ginge?

In der Ferne konnte er schon den Hokagefelsen erblicken. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Er zog sich in den Wald neben der Straße zurück, denn er war immer noch ein feindlicher Ninja und die Anbu würden ihn ohne mit der Wimper zu zucken angreifen, wenn sie ihn entdeckten.

Ohne Probleme gelangte er über die Mauer die Konoha umgab. Leise schlich er über die Häuser und betrachtet den Trubel unter sich. Es war Nachmittag und die Straßen waren voller Menschen. Er hielt nach einem rosa Haarschopf Ausschau.

Er hatte sich entschlossen ihr alles zu erzählen. Warum er sie verlassen hatte, was sein geheimer Plan gewesen war. Einfach alles…

Sasori duckte sich in den Schatten eines Schornsteins und versteckte sich so vor fremden Augen. Seine hingegen waren auf die Straße unter ihm geheftet. Er suchte noch immer nach dem Mädchen, dass er über alles liebte. Ob sie sich wohl verändert hatte?

Da!

Seine Augen weiteten sich. Dort schob sich ein rosahaariges Mädchen durch die Menge.

‚Sakura!’, dachte er nur.

Er folgte ihr auf den Dächern bis sie stehen blieb. Sasori blickte sich um und erkannte ein Schild das an einem großen Gebäude hang. Sie standen vor der Ninja-Akademie von Konoha. Sie wartete anscheinend auf jemanden. Immer wieder blickte sie auf die Uhr. Nach fünf Minuten öffnete sich die Tür der Akademie und die Schüler strömten heraus. Ein kleines Mädchen löste sich aus der Gruppe und lief auf seine große Liebe zu und fiel ihr um den Hals. Beide lachten.

Sasori stand der Mund vor Staunen offen. Wer war dieses Mädchen? Sie war etwa fünf oder 6 Jahre alt und trug ein rosa Kleidchen.

Sakura nahm das kleine Mädchen an der Hand und sie gingen zurück durch die Menschenmengen.

Sasori folgte den beiden. Er wusste nicht was er denken sollte. War das Sakuras Kind? Nein! Sakura liebte ihn, das konnte nicht ihr Kind sein. Oder doch? Er spürte einen schmerzvollen Stich.

Nach einer Viertel-Stunde kamen Sakura und das Mädchen an einem kleinen Haus an. Vergnügt hüpfte die Kleine die paar Stufen bis zur Haustür hoch und drückte auf den Klingelknopf. Kurze Zeit später öffnete ein grauhaariger Mann. Das Mädchen umarmte als Begrüßung seine Beine und Sakura lächelte vergnügt und sagte etwas. Der Mann kratzte sich verlegen am Hinterkopf und schien zu antworten. Genau konnte Sasori das nicht erkennen, da er eine schwarze Maske über Mund und Nase trug.

‚Moment, eine schwarze Maske?’, dachte Sasori sich. ‚Den kenn ich doch…’

Auf einmal beugte Sakura sich vor und gab dem Mann einen Kuss auf die von der Maske bedeckte Wange. Sasori traute seinen Augen nicht. Wut flammte in ihm auf. Was hatte Sakura mit diesem Mann zu schaffen?

Der Grauhaarige hob das kleine Mädchen hoch und ging aus der Tür hinaus. Sakura zog die Tür zu und folgte ihm die Treppen hinunter. Vergnügt gingen die drei die Straße hinunter.

Sasori kochte vor Wut und Eifersucht. Er wollte unbedingt wissen was Sakura mit diesem Mann zu tun hatte.
 

Fünf Minuten Später stand Sasori an der Haustür wo eben noch seine Sakura gestanden hatte. Er las das Schild auf der Klingel, ‚Haruno’ stand dort. Mit Hilfe seiner Chakrafäden öffnete er die Tür und trat ein.

Zu seiner Linken ging eine Tür in ein gemütlich eingerichtetes Wohnzimmer. Er ging hinein und betrat durch eine Flügeltür eine weiße Küche. Sasori ging weiter und fand einen Flur in dem eine Treppe in die nächste Etage ging. Oben angekommen erstreckte sich erneut ein Flur von dem vier Zimmer abgingen. Er ging zur ersten Tür und schloss sie genauso schnell wie er sie öffnete.

„Nur das Bad…“, nuschelte er leise.

Bei der nächsten Tür angelangt öffnete er auch diese. Dahinter befand sich ein Kinderzimmer in einem sanften Gelb. Ein Bett stand am Fenster und auf dem Boden lagen hier und da verstreut ein paar Spielsachen. Sasori schloss die Tür wieder und ging zum nächsten Zimmer. Diese Tür war abgeschlossen. Er öffnete sie wieder mit seinen Chakrafäden. Der dahinter liegende Raum war dunkel, doch in Schemen konnte Sasori etwas erkennen. Dort lag eine Marionette. Um genauer zu sein, seine Marionette. Diese Marionette hatte er Sakura hinterlassen als er fortgegangen war. Sasori packte sich die Marionette und ging aus dem Raum. Die Marionette unter dem Arm steuerte er auf die vierte und letzte Tür zu. Langsam öffnete er diese und blickte erneut in ein Schlafzimmer. Ein großes Bett stand an der rechten Wand, ein Schrank an der linken. Gegenüber der Tür befanden sich zwei Fenster. An den Seiten des Bettes stand jeweils ein Nachttisch. Diese waren voll gestellt mit Bilderrahmen. Sasori näherte sich vorsichtig und als er die Bilder darauf erkennen konnte fiel ihm die Marionette aus der Hand. Es waren Bilder von Sakura, dem kleinen Mädchen und IHM.

Glücklich lächelten die drei in die Kamera. Auf einem Foto das Sasori direkt ins Auge gesprungen war hielten der grauhaarige Mann und Sakura das Mädchen in die Höhe und küssten es auf die Wangen. Es war ein süßes Foto und doch war es als zerbrach etwas in Sasori, denn darunter stand in einer Kinderschrift ein Wort: ‚Familie’.

Also war es Sakuras Kind und dieser Mann war ihr Mann. Sie hatte ihn vergessen und liebte ihn nicht. Stumme Tränen fielen aus seinen Augen. Er hob die Marionette an und hörte, dass etwas in ihrem inneren klackerte. Verwundert öffnete er das versteckte Fach und im Bauch der Marionette lag das Armband das er Sakura damals zu Weihnachten geschenkt hatte.

Kalte Wut erfasste ihn. Sie hatte ihn weggesperrt, die Erinnerungen an ihn und alles andere auch. Er griff nach dem einen Nachttisch und schleuderte ihn gegen die Wand. Er zerbrach und die Bilderrahmen fielen alle mit gesprungenem Glas auf den Boden. Sasori schnappte sich eines der Fotos auf dem noch intakten Nachttisch und rauschte dann hinaus und die Treppe hinunter. Er kramte in den Schubladen der Küche bis er einen Zettel und einen Stift gefunden hatte und schrieb eine Nachricht die er gut sichtbar an die Haustür heftete.

Dann verschwand er so unbemerkt aus Konoha wie er es betreten hatte.

Er fühlte nur noch sehr wenig. Hass, Trauer, Enttäuschung und vor allem Schmerz durchströmten ihn. Fest hielt er die Marionette unter den einen Arm geklemmt, in der immer noch das Armband mit den Schneeflocken steckte, und das Bild, auf dem Sakura fröhlich in die Kamera winkte, in der linken Hanf umklammert. Tränen flossen über sein Gesicht. Er hatte gehofft und gehofft und jetzt war alles umsonst. Sie hatte jemand anderen. Er hatte sich dazu entschlossen zu fühlen und war enttäuscht worden.

Jetzt spülte ein Gefühl alles andere fort: Schmerz…

Bilder der Erinnerung

Hastig schob sich Sakura durch die Menschenmengen. Sie war spät dran. Aber vielleicht war die Schule ja noch nicht aus und Amaya wartete noch nicht auf sie.

In der Ferne konnte sie schon die Akademie erkennen und atmete erleichtert auf. Die Türen waren noch zu. Sie eilte weiter und blieb etwas vom Eingang entfernt stehen. Verwundert blickte sie auf ihre Uhr. Nein, sie war zur richtigen Uhrzeit hier. Aber warum war Amaya dann noch nicht hier?

Nach fünf Minuten öffneten sich die Türen der Akademie und eine große Schülertraube kam herausgeströmt. Von dieser löste sich ein kleines Mädchen und lief auf Sakura zu. Sie beugte sich herunter und umarmte das Mädchen.

„Na? Wie war es bei Sensei Iruka in der Akademie?“, fragte Sakura.

„Schön.“, antwortete Amaya mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. „Wir haben heute etwas über die verschiedenen Ninjadörfer gelernt. Über Suna-, Iwa-, Kiri-, Kumo- und natürlich Konohagakure.“ Während sie das sagte zählte sie die einzelnen Dörfer an ihren kleinen Fingern ab.

Sakura lächelte leicht. Wie schnell sie doch groß geworden war.

„Komm, lass uns nach Hause gehen.“, sagte sie und streckte der kleinen Amaya eine Hand hin, die diese auch sofort ergriff. Zusammen gingen sie in Richtung des Hauses das die beiden bewohnten.

Kurz vor dem Haus meinte Amaya zu Sakura: „Ich will gleich klingeln!“

Sakura lachte. „Aber Amaya, wir wohnen doch alleine in diesem Haus. Wer sollte denn aufmachen?“

„Papa natürlich!“, sagte sie mit überzeugter Stimme.

Sakura lachte. Ja, da hatte sie natürlich Recht. Er schlich sich immer in ihr Haus, weil er das kleine, aufgeweckte Mädchen, dass ihn ‚Papa’ nannte, so in sein Herz geschlossen hatte, dass er keinen Tag mehr ohne sie sein konnte.

„Na dann, lauf du mal klingeln.“ Daraufhin sprang Amaya vor Sakura die Treppen zur Haustür hoch und drückte auf den Klingelknopf. Leise lächelnd stieg Sakura nach ihr die Treppen hoch, da öffnete sich auch schon IHRE Haustür und ein verschlafener Anbu schaute hinaus.

Amaya sprang ihn an und umschlang seine Beine.

„Papa!“, rief sie freudig aus.

„Aha, der Herr hat sich also doch wieder Zutritt zu meinem Haus verschafft.“, sagte Sakura und stemmte die Arme in die Hüften. Auf ihrem Gesicht allerdings zeigte sich ein breites Grinsen. Er war zu durchschaubar. Er konnte einfach nicht ohne Amaya sein.

Verlegen kratzte sich der grauhaarige Anbu am Hinterkopf. „Ja…. Ich weiß, aber Sakura, ich kann doch Amaya nicht ohne ihren Papa lassen.“, sagte er mit Unschuldsmiene.

„Ach Kakashi…“, sagte Sakura, beugte sich vor und drückte ihm einen Kuss auf die, von der dunklen Maske bedeckten, Wange.

‚Das du dich so um Amaya sorgst, obwohl…’, dachte sie bei sich.

Kakashi hatte sich inzwischen zu Amaya hinunter gebeugt und fragte sie mit leiser, verschwörerischer Stimme: „Was hältst du davon, wenn wir mit Mama zusammen ein bisschen spazieren gehen? Vielleicht finden wir unterwegs ja einen Laden wo wir dir ein Eis kaufen können…“

Kaum hatte er das gesagt, sprang ihm eine strahlende Sechsjährige an den Hals und quietschte vor Freude. Kakashi hob sie hoch und setzte sie auf seine Schultern, dann ging er die Treppen hinunter und Sakura schloss die Haustür. Nebeneinander gingen sie die Straße entlang und entfernten sich von dem Haus. Dadurch bemerkten beide nicht, wie ein rothaariger Mann in das Haus einbrach und kurze Zeit später mit einer Marionette unter dem Arm und einem Bild in der Hand dieses wieder verließ.
 

Amaya schleckte vergnügt an ihrem Schokoladeneis und verteilte Spuren davon über ihr ganzes Gesicht. Sie hüpfte vergnügt durch die Gassen und ein wenig hinter ihr gingen Sakura und Kakashi nebeneinander her.

„Wir müssen es ihr irgendwann sagen.“, sagte Sakura leise. Kakashi sah sie entsetzt an.

„Nein, müssen wir nicht. Sie ist doch glücklich so!“

Sakura sah Kakashi mit ernstem Blick an. „Aber es ist eine Lüge, Kakashi! Ich liebe sie und du liebst sie auch. Und das wird sich durch die Wahrheit auch nicht ändern!“

Betrübt senkte Kakashi den Kopf und sah den Boden an. Seine ehemalige Schülerin hatte ja Recht. Amaya hatte ein Anrecht auf die Wahrheit.

„Ich habe nur Angst, dass sie uns nicht mehr lieben wird.“, flüsterte er leise.

Sakura sah ihn an, dann hackte sie sich bei ihm unter. „Das wird sie nicht. Wir werden für immer ihre Eltern bleiben. Sie ist sechs, Kakashi. Noch haben wir etwas Zeit. Genießen wir sie!“

Und mit diesen Worten zog sie Kakashi an der Hand zu Amaya, die ihr Eis inzwischen leer gegessen hatte. Sie nahmen das kleine Mädchen in die Mitte und gingen mit ihr zurück nach Hause. Ab und zu ließen die beiden Amaya durch die Luft fliegen. Das ließ die kleine immer aufjauchzen. Sie wirkten wie eine glückliche kleine Familie. Doch die beiden ‚Eltern’ hatten ein Geheimnis und das bedrückte sie. Denn irgendwann mussten sie es ihrer kleinen ‚Tochter’ sagen und dann würden sie sie vielleicht verlieren.

Als sie an dem Haus von Sakura ankamen, trug Kakashi Amaya auf dem Arm. Sie schlief seelenruhig an seiner Schulter. An die Stufen die zur Haustüre führten erstarrte Sakura. Es hing ein Zettel an der Tür, mit einem Kunai fest gestochen. Sie rannte die Treppe hoch, riss den Zettel ab, las ihn und erstarrte.

„Nein, nein…“, sagte sie nur geschockt, lies den Zettel fallen und hastete ins Haus. Kakashi blinzelte verwirrt, fischte den Zettel vom Boden auf, steckte ihn in seine Hosentasche und ging vorsichtig ins Innere des Hauses. Vorsichtig, um Amaya nicht zu wecken, ging er die Treppe hinauf und in das Kinderzimmer. Langsam ließ er die kleine aufs Bett sinken und deckte sie zu. Er hauchte ihr noch einen Kuss auf die Stirn, dann verließ er das Zimmer und schloss die Tür lautlos.

Nun machte er sich auf die Suche nach Sakura. Er fand sie in dem Zimmer, das normalerweise immer abgeschlossen war. Diesmal stand die Tür weit offen und Sakura kniete schluchzend am Boden.

„Sakura? Was ist denn los?“, fragte Kakashi vorsichtig und kniete sich neben sie.

„Hast du den Zettel gelesen?“, entgegnete Sakura zwischen zwei Schluchzern.

„Nein.“

„Dann tu es!“

Kakashi kramte den Zettel aus seiner Hosentasche, entfaltete ihn und begann zu lesen. Viel stand dort nicht, nur einige eilig gekritzelte Zeilen:
 

Du hast mich weggesperrt und jemand anderen gefunden!!!

Ich helfe dir jetzt mich zu vergessen,

darum habe ich alles mitgenommen, was dich an mich erinnern könnte!

S

Verwirrt hob Kakashi die Augenbrauen.

„Sakura? Was bedeutet das?“

Doch Sakura entfuhr nur ein lauter Schluchzer. Vorsichtig hob Kakashi die Arme und legte sie um Sakura.

„Du kannst es mir ruhig sagen.“

„Ich… Ich…“, fing sie an und stockte dann wieder. Immer noch liefen Tränen über ihre Wangen und sie krallte sich in das schwarze T-Shirt das Kakashi trug. Beruhigend strich ihr der Anbu über den Rücken.

„Komm, ich bringe dich in dein Zimmer.“, sagte er mit sanfter Stimme und hob sie hoch als wäre sie so schwer wie die kleine Amaya.

Als er das Schlafzimmer betrat bemerkte er das Chaos und stutzte, irgendjemand war hier gewesen, aber wer?

Sakura blickte sich um und stieß einen kleinen Schrei aus.

„Er war hier?“

Kakashi setzte sie ab und Sakura eilte zu dem zerbrochenen Nachttisch und den zersprungenen Bilderrahmen unterhalb der Fenster. Wie von Sinnen tastete sie nach den Glasscherben und wollte sie wegräumen, och stattdessen schnitt sie sich die Finger auf und sanft fielen rote Tropfen Blut auf den Boden. Kakashi eilte zu ihr und nahm ihre Hände in seine.

„Sakura“, flüsterte er eindringlich. „Was ist mit dir los?“ Sie blickte ihn mit leerem Blick an.

„Er war hier..:“, sagte sie nur und abermals fingen die Tränen an aus ihren Augen zu rinnen.

„Wer war hier? Von wem ist dieser Brief?“

Sakura nahm einmal tief Luft, zwang die Tränen zurück und begann leise zu sprechen.

„Sasori.“

Kakashi zog erstaunt die Luft ein, das erklärte alles.

„Er hat mir damals im Wald gesagt, ich solle auf ihn warten.“

„Bei dem Auftrag bei dem wir aus dem geheimen Tempel eine Schriftrolle holen sollten?“

Sakura nickte.

„Ich hatte die Schriftrolle und wurde von dir getrennt. Zuerst traf ich auf Hidan und dann war auf einmal Sasori da und beschützte mich. Er verjagte Hidan und wollte mir zuerst die Schriftrolle abnehmen. Ich wollte ihn töten, ich hätte die Chance gehabt, doch ich konnte nicht. Ich war nicht dazu fähig ihn zu töten und er nicht dazu mir die Schriftrolle abzunehmen. Er ging und sagte mir noch, ich solle auf ihn warten.“

Kakashi bis die Zähne fest zusammen.

„Und was bedeutet die Nachricht?“

„Er hat mir Shitsubou genommen..:“, flüsterte sie leise.

„Was? Du hast diese Puppe behalten? Ich hatte dich doch gebeten sie zu zerstören…“

„ich weiß, es tut mir leid, Kakashi… Ich konnte nicht, das und das Armband aus Schneekristallen war das letzte was ich noch von ihm besaß. Ich habe es versteckt, in dem Raum den ich vor dir immer verschlossen hielt. Doch jetzt war er hier und hat mir auch das noch genommen. Ich weiß nicht was er hat, ich sollte doch auf ihn warten und jetzt war er hier und ist wieder weg…“ Abermals rollten Tränen über Sakuras Wangen.

Kakashi besah sich noch einmal den Zettel.

„’…jemand anderen gefunden.’… was er damit wohl meint?“, murmelte er leise vor sich hin. Sakura riss die Augen auf und nahm Kakashi den Zettel aus der Hand.

„’… jemand anderen gefunden.’“, murmelte jetzt auch sie leise. Sie sah ihn mit großen Augen an. „Kakashi, kann es sein, dass er uns heute gesehen hat? Amaya, dich und mich? Natürlich hat er…“ Sie schlug sich mit der Hand vor die Stirn und betrachtete die zerbrochenen Bilder genauer. Sie stieß einen lauten Seufzer aus.

„Er wird denken, dass sie unsere Tochter ist! Er wird denken, dass ich ihn vergessen habe, dass ich ihn nicht mehr will. Ach, dieser Dummkopf! Immer muss er alles komplizierter machen, als es ist! Das war schon immer so!“ Zuerst war ihre Stimme leise und entsetzt gewesen, doch zum Ende hin war sie immer lauter geworden. Dann lies die Aufregung von ihr ab und sie sackte zusammen.

Kakashi strich ihr behutsam über den Kopf.

„Aber Amaya ist unsere Tochter!“, sagte er beschwichtigend.

„Ich weiß.“, sagte Sakura, gedämpft durch ihren Arm in den sie ihr Gesicht vergraben hatte.

„Sie ist unsere Tochter, und wir lieben sie alle beide.“, fuhr Kakashi fort. „Auch wenn wir nicht die typischen Eltern sind.“ Verhalten lächelte er sie an.

Sakura warf ihm ihre Arme um den Hals und vergrub ihr Gesicht nun an seiner Halsbeuge. Leise Schluchzer schüttelten sie. Sanft strich er ihr über den Rücken.

„Ich bring dich ins Bett.“, flüsterte er ihr zu und hob sie erneut hoch. Er ging zum Bett und legte sie sanft hin. Kakashi zog die Bettdecke über sie. Leicht legte er seine Lippen auf ihre Stirn.

„Schlaf jetzt, Sakura. Wenn er so leichtgläubig ist, dann hat er dich nicht verdient.“

Sakura ergriff Kakashis Hand.

„Bleibst du für heute Nacht hier? Ich möchte nicht alleine sein.“, flüsterte sie.

Kakashi nickte stumm und legte sich neben sie. Sanft zog er sie in seine Arme.

„Weißt du noch, wie wir das letzte Mal so gelegen haben?“, fragte er und ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Sakura nickte stumm und barg ihr Gesicht an seiner Schulter, auch auf ihrem Gesicht stand ein Lächeln.
 

Am nächsten Morgen lagen die beiden immer noch Arm in Arm im Bett und schliefen. Sonnenstrahlen schienen in das Zimmer hinein und erhellten es. Leise öffnete sich die Tür und kleine nackte Füße schlichen sich in das Schlafzimmer. Amaya stand mit ihrem Teddybären vor dem Bett ihrer Mutter. Vorsichtig kletterte sie auf das Bett hinauf und legte sich zwischen ihre Eltern. Hier war es schön warm und beide schlangen einen Arm um ihre kleine Tochter. Zufrieden schloss Amaya wieder die Augen und Kakashi und Sakura grinsten sich gegenseitig an.

„Ist sie nicht süß?“, fragte Sakura und strich der Kleinen eine Strähne aus dem Gesicht. Kakashi nickte und gab Amaya einen Kuss auf die Stirn.

Dann erhob er sich und flüsterte leise: „Ich gehe mal Frühstück machen.“

Sakura quittierte dies mit einem Nicken. Lautlos schlich der Anbu aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Er ging hinunter in die Küche und stellte eine Kanne Kaffee auf, dann kramte er einen Topf heraus und erhitzte Milch, damit Amaya zum Frühstück ihren heiß geliebten Kakao trinken konnte.

Als die Milch warm genug war rührte er ein paar Stückchen Schokolade unter und füllte den fertigen Kakao in eine Thermoskanne. Kakashi deckte den Tisch und füllte seine Tasse mit Kaffee.

Leise schlich er durch das Erdgeschoss und setzte sich schließlich an den Rand des Sofas. In seiner Hand hielt er ein Fotoalbum. Er nippte einmal kurz an seinem Kaffee und stellte diesen dann auf dem Tisch ab. Mit gekreuzten Beinen ließ er sich nun gänzlich auf das Sofa sinken. Das Fotoalbum legte er auf seinen Schoss und schlug es auf. Er betrachtete die letzte Seite.

Dort war ein Foto von ihm, Sakura und Amaya an Amayas erstem Tag in der Akademie vor einem Monat. Die kleine war so froh gewesen, eines Tages, wie ihre Eltern, ein Ninja zu sein.

Langsam blätterte er das Album durch, über die Bilder eines Babys und einer hochschwangeren Sakura, auf die erste Seite des Fotoalbums. Dort war Sakura zu sehen, die mit einem breiten Lächeln ein Ultraschallbild hochhielt. Das erste Foto von Amaya.

Kakashi schloss das Buch und dachte an den Tag zurück, als Sakura ihm alles erzählte. Ihm erzählte dass er Vater werden würde, wenn er es wollte. Er war erst überrascht gewesen, aber dann hatte er sich gedacht: ‚Warum eigentlich nicht, denn das ist mal wieder typisch Sakura!’

Es war eine schwierige Zeit gewesen, in der alle in Konoha sie beide merkwürdig angesehen hatten, als Sakura mit ihrem Bauch durch die Straßen ging.

Kakashi lächelte, die vorgetäuschte Beziehung war schon schwierig genug gewesen, aber dann auch noch das… Er schüttelte sich, damals war er froh gewesen, als ihn Sakura geweckt hatte und die beiden schnellen Schrittes ins Krankenhaus geeilt waren und Sakura dann endlich das kleine Mädchen in den Armen hielt.

Von diesem Zeitpunkt an, wollte er nie wieder ohne sie sein. Einerseits, eine Freundin, mit der er durch Leid und Schmerz gegangen war, andererseits, das kleine Mädchen, dem er der bester Vater der Welt sein wollte. Er würde alles für die beiden tun. Sie waren das wichtigste was es in seinem Leben gab.

Betrübt legte er das Album auf den Tisch und lehnte sich zurück. Es war eine schöne Zeit damals gewesen, und doch fürchtete er sich vor dem Tag, an dem Sakura und er Amaya sagen mussten, was vor sechs Jahren wirklich geschehen war.

Denn Bilder sagen nun mal nicht immer die Wahrheit…
 

In einer dunklen Höhle ein Stück von Konoha entfernt kam gerade ein aufgelöster Sasori mit einer Marionette und einem Bilderrahmen in dem Versteck von Akatsuki an. Hidan begrüßte ihn neugierig.

„Na, auch wieder da? Was hast du so getrieben? Und woher hast du die Marionette?“

Sasori brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen. Ohne ein Wort stapfte Sasori in sein Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu. Stumm lehnte er sich mit dem Rücken dagegen und ließ die Marionette fallen. Er hielt sich Mund und Nase zu, um die Schluchzer die ihn schüttelten zu unterdrücken. Es würde ihm noch fehlen, das Hidan etwas davon mitbekam wie schlecht es ihm im Moment ging.

Nach einiger Zeit hatte er sich so weit beruhigt, dass er die Hände sinken ließ und sich das Bild von Sakura genauer betrachtete. Abermals schossen ihm Tränen in die Augen. Lachend winkte sie mit der rechten Hand in die Kamera, die andere hatte sie schützend über ihren angeschwollenen Bauch gelegt.

Er hatte es gewusst. Das was er befürchtet hatte war eingetreten, echte Liebe ließ sich einfach nicht erzwingen. Sakura hatte sich selbst entschieden und einen grauhaarigen Mann gewählt mit dem sie jetzt sogar eine Familie gegründet hatte.

Das tat weh. Sasori spürte förmlich wie sein Herz zerquetscht wurde. Warum war er damals nicht doch bei ihr geblieben? Vielleicht hätte sie es nie herausgefunden…

‚Und wenn doch?’, flüsterte eine leise Stimme in seinem Hinterkopf.

Er hätte ihr nicht in die Augen sehen können. Er hätte sich Vorwürfe gemacht und sie hätte ihn verabscheut und gehasst.

‚Nein!’, er schüttelte den Kopf. ‚Das hätte ich erst recht nicht gewollt.’

Langsam versiegten seine Tränen und Sasori straffte sich. Er musste weitermachen, denn es war seine Entscheidung gewesen Sakura zurückzulassen und nun musste er auch mit den Konsequenzen leben.

Er hob die Marionette vom Boden auf und versteckte sie unter seinem Bett, das Bild von der schwangeren Sakura steckte er unter die Matratze. Sasori nickte zufrieden, hier würde Hidan es nicht finden.

Noch einmal erlaubte er sich an Sakura zu denken, an ihr Lachen, an ihre strahlenden Augen.

‚Sakura…’, dachte er bei sich. ‚Ich werde dich immer lieben und beschützen, egal welchen Mann du liebst.’

Dann verdrängte er sie aus seinem Kopf, zumindest für eine kleine Weile, verließ sein Zimmer und ging mit hocherhobenem Kopf auf Hidan zu um die Einzelheiten seines Planes zu besprechen.

Damals ist Vergangenheit

„Und das willst du wirklich so machen?“, fragte Hidan mit hochgezogenen Augenbrauen.

Sasori hatte ihm gerade sein Vorhaben für den nächsten Tag erklärt.

Sasori nickte nur ernst und meinte: „Ich muss das tun, Hidan. Wir haben lange daran gearbeitet und jetzt, jetzt will ich es den Menschen zeigen.“

Jetzt nickte Hidan, allerdings verständnisvoll. Vor sechs Jahren war er voller Hass gegen den Rest der Welt gewesen. Doch Sasori hatte ihn Stück für Stück wieder zurück in das normale Leben geführt. Er opferte zwar immer noch Jashin, aber er war menschlicher geworden, auch wenn er das Sasori nicht immer zeigte.

Außerdem wusste Hidan, dass Sasori die Kunoichi aus Konoha immer noch liebte und sich den Tag herbeigesehnt hatte, an dem er sie endlich wieder sah. Doch anscheinend war etwas passiert. Eben erst war Sasori mit verhärtetem Gesichtsausdruck an ihm vorbeigehastet und Hidan hatte die unterdrückten Schluchzer aus seinem Zimmer gehört.

‚Ach Sasori, was hast du nur gemacht?’, dachte er bei sich. Laut sagte er: „Gut, Sasori, dann lass uns direkt starten. Lass uns nach Konoha gehen!“

Sasori nickte ernst und machte sich gemeinsam mit Hidan auf den Weg in Richtung Konoha.
 

Kakashi und Sakura saßen gerade mit Amaya beim Frühstück als auf einmal Pakkun erschien. Während Amaya sich freute und auf den kleinen Hund zustürmen wollte, blickten sich Kakashi und Sakura ernst an.

„Was ist passiert, Pakkun?“, fragte Kakashi ernst und nahm Amaya auf den Schoss.

„Akatsuki. Sie greifen Konoha an. Die äußerste Streife hat sie heute Morgen entdeckt.“

Sakura sah ihn mit schreckgeweiteten Augen an. „Und… War da ein rothaariger Mann? Sag schon Pakkun, war da jemand mit roten Haaren?“, stieß sie voller Panik hervor. Er würde doch nicht…

Pakkun nickte. „Ja, da war ein Mann mit roten Haaren und einer mit grauen. Aber die beiden waren alleine.“

Sakura erstarrte. Er hatte also wirklich vor Konoha anzugreifen.

Kakashi setzte Amaya wieder auf ihren eigenen Stuhl und zog sich seine schwarze Maske über Mund und Nase.

„Dann gehe ich mal. Wenn Akatsuki Konoha angreift, muss ich es verteidigen.“, sagte er während er sich seine Anbu-Maske von der Küchenzeile griff. Sanft strich er Amaya über die Haare und drückte ihr einen Kuss auf den Kopf. Auch die erstarrte Sakura küsste er kurz auf die Stirn, dann verschwand er zusammen mit Pakkun.

„Mama?“, fragte Amaya. Sakura erwachte aus ihrer Starre und den finsteren Gedanken.

„Was ist, mein Schatz?“, antwortete Sakura mit einem gezwungenen Lächeln. Sie konnte im Moment eigentlich nur an Sasori denken. War das die Rache dafür, dass sie anscheinend nicht auf ihn gewartet hatte?

„Du und Papa…“

„Ja? Was ist mit Papa und mir?“

„Mikako hat mir erzählt, dass ihre Eltern mit ihr zusammen in einem Haus wohnen. Warum ist das bei uns nicht so?“

„Ähm…“

„Und sie hat mir erzählt, dass ihre Eltern verheiratet sind.“, schloss die Kleine mit einem ernsten Blick. Sakura schluckte. Was sollte sie ihr sagen?

„Weist du, Amaya… Dein Papa und ich, wir haben uns gedacht, dass wir es anders machen wollen als die anderen. So hast du zwei Zimmer, in denen du spielen kannst. Zwei Zuhause zu denen du immer zurückkommen kannst.“ Mit einem Lächeln versuchte Sakura Amaya dazu zu bringen aufzuhören mit der Fragerei.

Die Kleine blinzelte, nickte und setzte erneut eine nachdenkliche Miene auf.

„Aber… Willst du Papa denn nicht heiraten? Dann könnte ich doch ein Geschwisterchen kriegen!“

Sakura spuckte ihren Kaffee, den sie gerade trank, einmal quer über den Tisch. Verblüfft sah sie in das strahlende Gesicht der Sechsjährigen.

„Ähm… Amaya… Ich glaube nicht, das dein Papa und ich…“, fing Sakura an, wurde aber von dem Quengeln der Kleinen unterbrochen.

„Ach bitte, Mama! Es wäre so toll noch einen kleinen Bruder zu haben. Ich rede auch mit Papa, der würde sich bestimmt auch freuen.“, setzte Amaya freudestrahlend nach.

Sakura sagte nichts mehr, denn schlimmer ging es ihrer Meinung nach nicht mehr. Stumm fing sie an den Tisch abzuräumen und brachte Amaya in die Akademie bevor sie sich ins Krankenhaus begab.
 

Währenddessen sausten Pakkun und Kakashi durch die Baumkronen in Richtung der äußersten Streife.

„Wann sagst du es ihr denn endlich?“, schalt Pakkun gerade Kakashi während er einem Ast auswich.

Kakashi bedachte den Hund mit einem bösen Blick. „Ich habe dir gesagt, dass ich nicht darüber reden will! Lass es einfach, Pakkun. Wir kümmern uns jetzt erst einmal um Akatsuki, dann sehen wir weiter.“

Und mit entschlossenem Blick sprang er voraus und lies Pakkun zurück. Dieser verdrehte nur die Augen und schoss Kakashi hinterher.

Nach einer Weile fanden sie die äußerste Streife und ließen sich über alles informieren.

Kakashi runzelte hinter seiner Anbu-Maske die Stirn. Akatsuki hatte noch keinen Angriff gestartet. Sie waren friedlich durch den Wald gegangen und hatten keine Anstalten gemacht irgendetwas zu zerstören oder sich gar zu verstecken.

‚Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht.’, dachte der Anbu bei sich.

„Ich werde mich ihnen zu erkennen geben und sie notfalls aufhalten. Zieht euch zurück, wenn sie mir etwas antun haltet sie auf, bevor sie das Dorf erreichen.“, befahl er der Streife und sprang weiter in Richtung der herannahenden Akatsukis.

Die beiden waren gerade auf einer Lichtung angekommen als sich Kakashi vor ihnen auf den Boden fallen ließ. Sasori lächelte.

„Ich hatte mich schon gefragt, wann sich jemand trauen würde sich uns zu nähern.“

„Was wollt ihr?“, fragte Kakashi kalt.

„Nichts.“, antwortete Sasori kühl. „Zumindest nichts Böses. Ich gebe dir ein Zeichen meines Vertrauens: Hidan! Zieh dich zurück. Wir treffen uns in unserem Versteck.“

Hidan nickte und verschwand.

„Du bist also Sasori?“, fragte Kakashi, obwohl er die Antwort längst kannte. Er spürte seine Narbe heiß pulsieren, als wüsste sie, das ihr Verursacher genau vor ihr stand.

Der Suna-Nin nickte. „Und wer bist du? Ein Anbu aus Konoha… Aber ich kann deine Haare sehen. Sie sind grau…“ Sasori stockte. „Bist du etwa Sakuras…“

„Ich kenne Sakura.“ Kakashis Miene verfinsterte sich. „Was willst du von ihr?“

Trauer breitete sich auf Sasoris Gesicht aus. „Nichts. Nichts mehr.“

Verwirrt blickte Kakashi ihn an. „Ich verstehe nicht so ganz.“

Ein trauriges Lächeln schlich sich auf die Lippen des Rothaarigen. „Du bist der Vater, richtig?“

Zuerst war Kakashi verwundert, aber dann fiel ihm ein, dass der Nuke-Nin vor ihm ja in Sakuras Haus gewesen war. Er war derjenige, wegen dem Sakura all die Jahre geweint hatte. Amaya hatte sie ein wenig aufheitern können, doch diesen Mistkerl, der sie einfach verlassen hatte, hatte sie nie vergessen können.

Er straffte seine Schultern und zog sich mit einem Ruck die Anbu-Maske vom Gesicht. Er würde Sakura beschützen vor diesem Mann der ihr nur schaden wollte und wenn er dafür Berge versetzten musste.

„Was willst du von meiner Tochter?“, fragte er kalt. „Lass sie und ihre Mutter in Ruhe! Sechs Jahre lang hast du das gekonnt, warum kommst du jetzt wieder?“

„Ich will Konoha helfen…“, setzte Sasori an.

„Das ich nicht lache! Lüg doch nicht! Deinesgleichen hat vor Jahren unser Dorf komplett zerstört. Nichts war mehr davon übrig. Willst du das wiederholen? Dann musst du zuerst an mir vorbei, und ich werde es dir nicht einfach machen!“ Kakashi ging in Verteidigungshaltung und in Sasoris Erinnerung blitzte beim Anblick dieser Technik etwas auf.

„Gib dir keine Mühe. Ich habe dich schon einmal besiegt, erinnerst du dich?“

„Jeden Tag, wenn ich in den Spiegel schaue, du Mistkerl!“, schrie ihm Kakashi entgegen. Normalerweise war er nicht so leicht aus der Fassung zu bringen. Er blieb immer kühl und distanziert, professionell. Doch bei diesem Kerl konnte er das nicht. Er war der Mann der seine Sakura zum Weinen brachte, der ihr und Amaya jetzt wieder wehtun wollte. Er biss die Zähne zusammen.

„Es tut mir Leid. Wirklich. Ich bin gekommen um meine ganzen Fehler die ich begangen habe zu büßen und vielleicht ein wenig abzumildern.“ Sasori kramte in seinem Umhang und zog ein kleines Fläschchen hervor. „Ich habe jahrelang an diesem Mittel gearbeitet. Es ist ein Gegenmittel gegen alle Gifte die es auf der Welt gibt.“

Kakashi blickte ihm misstrauisch entgegen. „Und ich soll dich jetzt so einfach nach Konoha lassen, wo du dann natürlich nur Leuten helfen willst. Für wie blöd hältst du mich eigentlich?“

„Ich mache dir einen Vorschlag. Ich werde hier warten, und du gehst jemanden holen, der mein Chakra blockieren kann. Dann bin ich für die Dorfbewohner keine Gefahr mehr. Du kannst meinetwegen auch jemanden holen der in meinen Kopf hineinsehen kann! Ich möchte wirklich nur helfen.“

Kakashi beäugte ihn immer noch ungläubig. „Warte hier! Solltest du auch nur einen Schritt machen, werden die anderen Anbu dich auf der Stelle töten.“ Er drehte sich um und setzte sich die Maske wieder auf.

„Bitte tu mir den Gefallen, und geh weiter!“, sagte er noch kalt und sprang hinauf in die Bäume. Mit einem Nicken bedeutete er den Anbu seine Befehle.

Dann sprang er weiter in Richtung Konoha und dem Hyuuga-Anwesen.
 

Kurze Zeit später kam er mit einem jüngeren Hyuuga zurück, sprang erneut auf die Lichtung zu Sasori. Der junge Hyuuga landete dicht neben ihm.

„Schade“, sagte Kakashi mit einem süffisanten Grinsen. „Ich hatte gehofft, dass du in deinem eigenen Blut schwimmen würdest, wenn ich zurückkomme.“

Sasori verzog keine Miene. Kakashi knirschte mit den Zähnen, der Mann war schwer zu knacken. Er sah zu dem Hyuuga und deutete mit seiner Hand in Richtung Sasoris.

„Los! Blockiere sein Chakra!“

Der Hyuuga trat vor und vollführte einen typischen Angriff des Hyuuga-Clans, der dafür sorgte, dass Sasori für die nächste Zeit nicht mehr in der Lage sein würde Chakra zu bündeln und somit anzugreifen. Kakashi nickte dem Hyuuga dankend zu und dieser verschwand.

„Ich werde dich jetzt noch fesseln und dann zur Hokage bringen.“

Sasori nickte und streckte seine Hände nach vorne um die Kakashi nun einen Strick band.

Dann setzten sich die beiden stumm in Bewegung immer von den Anbu aus den Bäumen heraus beobachtet.

Nach einer Weile sah Sasori Kakashi an. Dieser hatte wieder seine Anbu-Maske abgenommen und sein Gesicht war nur noch von der schwarzen Maske verdeckt.

„Wie geht es ihr?“, flüsterte Sasori leise.

„Ich wüsste nicht was dich das angeht.“, antwortete Kakashi kalt und musterte Sasori mit seinem Auge.

„Du hast Recht. Aber eins würde mich noch interessieren. Wann hat sie aufgehört mich zu…“

„…lieben?“, beendete Kakashi den Satz. ‚Niemals, du Arschloch!‘, dachte er bei sich. Aber das konnte er ihm natürlich nicht sagen.

Sasori nickte. „Ja…“

„Sie hat dich nie geliebt. Das hat sie erkannt, als du sie im Wald hast stehen lassen.“

In Sasori Brust zerriss etwas. Hatte es wirklich nur so lange gehalten?

Die Tränen zurückkämpfend nickte er.

„Ich habe mir gedacht, dass es nicht echt war. Alles hat sie für Konoha gegeben.“ ‚Lüge‘, flüsterte es leise in seinem Hinterkopf. Er konnte diesem Anbu nicht die Wahrheit sagen. Der Grauhaarige würde ihn auf der Stelle töten.

Schweigend gingen sie weiter bis sie das Tor von Konoha erreichten. Dort stand ein riesiges Aufgebot an Ninjas die den Nuke-Nin zur Hokage eskortierten.

Kurze Zeit später stand Sasori gemeinsam mit Kakashi vor Tsunade.

„So, du willst mir also erzählen, dass du mit einem Heilmittel gegen alle Gifte nach Konoha kommst?“

Sasori nickte.

„Das werden wir überprüfen. Gib das Mittel her.“

Sasori fischte es mit seinen gefesselten Händen aus seinem Umhang und übergab es der Hokage. Tsunade stellte sich hinter ihren Schreibtisch und rief Katsuyu.

„Katsuyu, überprüfe bitte diese Substanz und berichte mir, was sie enthält und zu was sie von Nutzen ist.“

„In Ordnung.“, fiepste die kleine Schnecke umklammerte das Fläschchen und verschwand.“

„Solange wir nicht wissen, was das für eine Substanz ist, wirst du hier festgehalten. Kakashi, du weißt was zu tun ist.“

Kakashi nickte und führt Sasori ab. Er sperrte ihn in einen großen runden Raum und nahm ihm die Fesseln ab.

„Du bleibst hier, bis wir wissen was du uns antun wolltest.“, sagte Kakashi und wollte schon gehen als Sasori noch etwas sagte.

„Kann ich Sakura einen Brief schreiben, den du ihr gibst?“

„Für wie blöd hältst du mich? Nein, natürlich nicht.“ Kakashi ging hinaus und schlug die Tür mit einem lauten Knall zu.

Sasori stand alleine im Dunkeln und wusste nicht was er tun sollte. Tief in seinem Innern hatte er Sakura wohl doch noch nicht aufgegeben. Aus den Tiefen seines Mantels kramte er das Foto von der hochschwangeren Sakura hervor und betrachtete es. Wie sehr er sie doch vermisste. Und doch musste er ihr alles sagen, auch wenn sie ihn hassen würde. Er dachte zurück an den Tag, an dem er sie das erste Mal gesehen hatte. In der Höhle in der Akatsuki kurz zuvor dem Kazekagen den Einschwänzigen entzogen hatten. Sie war so voller Kraft gewesen, und doch leicht zu beeinflussen. Das war seine Hoffnung gewesen, als sie ihn besiegt hatte. Er konnte sich noch genau an ihren Gesichtsausdruck erinnern als sie ihn angesehen hatte, als er sie um etwas gebeten hatte…
 

*~*
 

Obwohl er eine Puppe war spürte er einen Stich in seinem Herzen. Er wollte noch nicht sterben.
 

Er dachte an die Zeit zurück, in der er noch in Suna lebte. Es war eine sorgenlose, glückliche Zeit gewesen. Damals, als seine Eltern noch lebten.

Was wäre gewesen, wenn er nicht fortgegangen wäre? Was wäre gewesen, wenn er jetzt noch ein lebendiger, fühlender Mensch wäre? In manchen Augenblicken innerhalb der letzten Jahre wünschte er sich manchmal, dass er ein Mensch geblieben wäre. Was wäre wenn...

Doch das waren nur sinnlose Hirngespinste. Es gab kein 'Was wäre wenn'!

Doch dann machte sich ein Gedanke in seinem Kopf selbstständig. Dieser kleine Gedanke kam aus seinem tiefsten Innern. Er hatte ihn dort jahrelang unterdrückt und weggesperrt. Sein wahrer Körper ruhte noch in diesem Tal. Er konnte wieder ein Mensch werden, allerdings brauchte er dazu Unterstützung.
 

Er sah das Mädchen an. Sie wollte wahrscheinlich immer noch wissen wo Orochimaru steckte. Er würde ihr helfen, vielleicht würde sie ihm im Gegenzug einen Gefallen erweisen. Doch er würde auf Nummer sicher gehen. Er sandte sein verbleibendes Chakra bis auf einen winzigen Rest aus und fokussierte seine ganze Konzentration auf den Rest seines Giftes in ihrem Körper. Es hatte funktioniert.

Er sah ihr in die Augen und erzählte ihr von seinem Spion in den Reihen Orochimarus mit dem er sich in 10 Tagen an der Brücke von Himmel und Erde treffen wollte.

Sie hatte verstanden und wollte sich schon abwenden, da wandte er sich erneut an sie, denn er brauchte noch Zeit. Zeit um seinen finsteren Plan in die Tat umzusetzen. Er sandte sein Chakra, das jetzt mit den Resten des Giftes verbunden war hinauf in das Gehirn der Kunoichi die das Zeichen Konohas trug.

Er bedeutete ihr näher an ihn heran zu treten. Er wollte nicht das irgendjemand sonst seine Worte hörte, denn Zetsu war bestimmt in der Nähe um alles dem Leader mitzuteilen.

Er erklärte ihr, wie er sich in eine Puppe verwandelt hatte, und das sein Körper noch existierte, er also nur in einer normalen Holzpuppe steckte. Er bat sie, das sie ihm helfen möge in seinen eigentlichen Körper zurückzukehren. Sie sah ihn mit schreckgeweiteten Augen an.

Obwohl seine Kräfte immer mehr schwanden, sprach er leise weiter und erklärte ihr, das er sich in seinem eigenen Herzen, das nun das zylinderförmige Gefäß in seiner Brust war, versiegeln würde. Wenn man sein Herz dann in seinen eigenen Körper einsetzen würde, würde er wieder zum Leben erwachen. Er sah das Mädchen eindringlich an und bat sie abermals, ihm diesen letzten Wunsch zu erfühlen. Und genau in diesem Moment legte er einige ihrer Synapsen mit seinem Chakra lahm. Sie würde tun um was er sie gebeten hatte. Sie würde es bis zu ihrem Tod versuchen. Zögerlich nickte sie, was blieb ihr auch anderes übrig.

Dieses Mädchen würde ihm diesen Wunsch erfüllen und dann wären seine Gedanken keine Hirngespinste mehr. Dann könnte er das 'Was wäre wenn...' streichen. Er könnte wieder ein Mensch sein, und alles wieder gut machen, was er, in den Jahren die er Akatsuki angehörte, verbrochen hatte.

Abermals stahl sich ein Lächeln auf seine Lippen, nicht mehr lange und er würde wieder sein eigenes, lebendiges Herz in seiner Brust pumpen spüren. Er hatte sich noch nichts so sehr gewünscht wie wieder ein Mensch zu sein.

Was waren das doch für komische Gedanken und Gefühle, die einem in den letzten Minuten, in denen man auf den Tod wartete durch den Kopf gingen.

Er sah die Rosa-haarige an und sagte nur ein Wort laut und deutlich:

"Bitte!"

Dann versiegelte er sich in seinem Herzen und wusste, dass die Kunoichi aus Konoha seinen letzten Wunsch erfüllen würde.
 

Ein Jahr lang trug sie ihn mit sich herum, und immer wieder erneuerte er sein Chakra in den Tiefen des Organismus der Kunoichi. Er fand alles über sie heraus, verhielt sich allerdings weiterhin still. Nur ein Nebeneffekt hatte es, das er sie mit seinem Chakra zu Willen zwang. Sie fing an mit ihm zu reden. Ihm, der im Innern eines Holzzylinders steckte. Und langsam aber sicher, begann er die Rosahaarige zu mögen. Sie war nett und liebenswert und wäre seinem Wunsch wahrscheinlich auch nachgekommen, wenn er sie nicht manipulieren würde.

Als der Ninjakrieg beendet war lotste er sie durch die richtigen Reize in ihrem Gehirn in das Tal in dem sein Körper ruhte.

Als er seine eigenen Augen aufschlug konnte er das erste Mal in ihre wunderschönen Augen blicken. Es war nicht zu vergleichen mit seinen künstlichen Augen. Ihre Augen strahlten eine solche Wärme aus das er sich darin verlor. Er sagte nur ein Wort bevor er das Bewusstsein verlor.

„Sakura…“

Als er wieder erwachte lag er in seinem eigenen Zimmer und Sakura kümmerte sich um ihn. Immer mehr verfiel er ihr. Was sich schon angebahnt hatte, als er sie aus seinem Holzzylinder beobachtet hatte entfaltete nun seine komplette Kraft. Die Kraft der Liebe. Er, Sasori aus dem roten Sand, hatte sich in eine Frau verliebt.

Doch sie liebte ihn nicht. Wie sollte sie auch. Als er sie nach der Schneeballschlacht geküsst hatte, war sie weggelaufen. Also beschloss er etwas zu tun, was er nie für möglich gehalten hatte.

Am nächsten Morgen beim Frühstück flößte er ihr etwas von seinem Gift ein. Abermals sandte er sein Chakra aus und verband es mit seinem Gift in ihrem Körper. Nur durch dieses Gift war es ihm möglich sie zu kontrollieren. Er gab ihr Gefühle und Gedanken ein, und schließlich als er sich sicher war, das sie glaubte ihn zu lieben traute er sich und küsste sie erneut. Es war der Weihnachtsabend und sie wich nicht vor ihm zurück, nein sie ließ sich fallen und erwiderte seine Gefühle. Das redete er sich zumindest ein.

Die nächsten Monate flößte er ihr immer wieder kleine Mengen von seinem Gift und Chakra ein. Er war glücklich, denn er durfte lieben und wurde geliebt.

Doch nach einiger Zeit schlichen Zweifel in sein Herz. War das wahre Liebe? Natürlich nicht. Aber er wollte die wahre Liebe, er wollte das Sakura ihn von sich aus wollte, und nicht weil er ihr es vorschrieb. Also fasste er den Entschluss fortzugehen. Er wollte der Welt etwas Gutes tun und etwas herstellen das den Menschen half. Ein Gegenmittel gegen Gifte. Darum ließ er sich von Sakura zeigen, wie man in Konoha Gegenmittel herstellte. Durch das Chakra in ihrem Organismus konnte er alles nötigen Informationen um dies selbst auszuführen aus ihren Gedanken entnehmen.

Es war beschlossene Sache, er würde gehen.

An dem Abend an dem er sie verlassen wollte legte er sich zu ihr ins Bett und betrachtete sie. Sie war so schön und eigentlich wollte er sie nicht verlassen. Er wollte sich jede Einzelheit einprägen um sie nie zu vergessen. Er hatte ihr das Marionetten spielen beigebracht, damit sie auch eine Gefahr auf Distanz bekämpfen konnte. Würde jemand versuchen sich ihr zu nähern wäre er lieber selbst derjenige gewesen der sie mit Marionetten beschützte. Aber er würde nicht da sein.

Er gab ihr einen letzten Kuss und machte sich für seinen Aufbruch bereit. Doch als er gerade seine Marionetten einpackte stand sie auf einmal hinter ihm und versuchte ihn dazu zu bringen zu bleiben. Doch das konnte er nicht. Selbst als sie ihm sagte, dass sie ihn lieben würde konnte er es nicht. Es war nicht echt und er wünschte sich nichts sehnlicher, als das es echt würde. Und das konnte es werden, wenn die Wirkung nachließ und sie sich selbst in ihn verliebte. Doch dafür brauchten sie abstand.

Sasori warf ihr gemeine Dinge an den Kopf, doch sein Herz blutete dabei. Mit Tränen in den Augen blickte er zurück und flüsterte: „Vergib mir… Ich liebe dich auch.“
 

In den kommenden Monaten war er durch das Land gezogen und hatte nach Mitgliedern von Akatsuki gesucht um seinen Plan, den Menschen durch ein Gegenmittel gegen alle Gifte zu helfen, in die Tat umzusetzen. Schließlich hörte er von Hidan der in einem Wald in der Nähe von Konoha vergraben war. Er begab sich dort hin und grub in aus. Gemeinsam machten sich die beiden auf die Suche nach dem versteckten Tempel in dem eine Schriftrolle lag, die Sasori bei seinem Unterfangen von großem Nutzen sein konnte. Und dort traf er sie unbeabsichtigt wieder.

Er wusste nicht was mit ihm los war, aber sein Herz schlug höher und er wollte sie am liebsten an sich pressen und nie wieder loslassen. Er traute sich nicht zu überprüfen, ob sein Chakra noch in ihr vorhanden war, aus Angst enttäuscht zu werden. So küsste er sie nur und bevor sie etwas darauf erwidern konnte, verschwand er und flüsterte nur noch durch den Wind, sie solle auf ihn warten.
 

Und dann war er gegangen, in ein fernes Land und hatte das Gegenmittel hergestellt. Es hatte ganze sechs Jahre gedauert und er hatte gebangt vor der Rückkehr. Gebangt und gesehnt hatte er sich. Jeden Tag war sie in seinen Gedanken. Gestern dann war er wieder zurückgekommen, nach Konoha, um sie zu sehen und endlich wieder in seine Arme zu schließen. Doch er musste erkennen, dass sie jemand anderen hatte, sogar schon ein Kind hatte.
 

~*~
 

Sasori vergrub sein Gesicht in seinen Knien und versuchte damit seine Tränen wieder in die Augenhöhlen zu pressen. Es half alles nichts, sie bahnten sich trotzdem ihren Weg über seine Wangen.

Hätte er damals doch Vertrauen in sie gehabt… Hätte er sie damals doch nicht manipuliert… Hätte er ihr doch die Chance gegeben sich normal in ihn zu verlieben…

Doch das hatte er nicht und die Zeit ließ sich nicht zurück drehen. Er hatte sie für immer verloren.

Eine richtige Familie

Kakashi stand noch immer vor der Tür des Gefängnisturms in dem Sasori gefangen blieb, bis geklärt war, aus was seine Substanz bestand.

Was fiel diesem Idioten überhaupt ein, nach seiner Sakura zu fragen? Er hatte sie zurück gelassen und es hatte lange gedauert bis sie darüber hinweg war. Und jetzt tauchte er hier auf und meinte er könnte zuerst einmal das Schlafzimmer von Sakura verwüsten und dann einfach friedlich nach Konoha einmarschieren, weil er ja angeblich ein super Gegengift entwickelt hatte. Kakashi schnaubte. Dieser Mann der ihm vor Jahren die Narbe im Gesicht zugefügt hatte bekam jetzt seine gerechte Strafe. Selbst wenn die Hokage ihn freilassen sollte, er würde ihn nicht unbehelligt das Gebiet von Konoha verlassen lassen. Was konnte nicht alles in einer dunklen Wolkenverhangenen Nacht passieren.

Ein Grinsen schob sich auf Kakashis Gesicht. Er würde seine Familie beschützen. Er würde dafür sorgen, dass dieser Ninja nie wieder auch nur in die Nähe seiner Familie kam. Er würde ihn vernichten.
 

Sakura kam müde aus dem Krankenhaus in dem sie in ihrer Schicht viele Patienten mit Hilfe ihres Chakras geheilt hatte. Sie war komplett ausgelaugt und wollte nur noch Hause und ein Bad nehmen, doch zuerst machte sie sich auf den Weg zur Ninja-Akademie.

Dort angekommen bemerkte sie, dass die Türen weit aufstanden aber von Amaya keine Spur zu sehen war. Sakura blickte auf ihre Armbanduhr und fluchte leise. Sie war eine halbe Stunde zu spät.

Sie ging in die Akademie hinein und steuerte zielsicher den Klassenraum von Amaya an. Dort saß Iruka mit Amaya und machte Hausaufgaben. Der Chunin blickte auf und kam auf Sakura zu.

„Hallo Iruka. Es tut mir leid, ich kam nicht aus dem Krankenhaus weg.“, sagte Sakura und setzte eine entschuldigende Miene auf.

„Das macht nichts. Ich musste eh noch einige Arbeiten korrigieren und Amaya hat mir dabei Gesellschaft geleistet.“ Freundlich lächelte er Sakura an.

„Danke schön.“ Sakura ging auf Amaya zu und drückte sie zur Begrüßung kurz an sich.

„Pack schon mal deine Sachen zusammen, Amaya. Ich muss noch etwas mit deiner Mutter besprechen.“, sagte Iruka vom Eingang des Klassenzimmers aus und bedeutet Sakura mit einem Kopfnicken hinaus auf den Flur zu treten. Sakura folgte ihm und schloss die Schiebetür hinter sich. Dann drehte sie sich zu dem Lehrer um und sah ihn fragend an.

„Was wolltest du mit mir besprechen?“

„Also, Amaya hat heute ein paar Bemerkungen fallen gelassen, über die ihr mit ihr reden solltet. Du und Kakashi meine ich…“ Irukas Miene war ernst. Er war einer der wenigen die, außer Kakashi und Sakura, noch die komplette Wahrheit über die Geschehnisse vor sechs Jahren wussten.

Sakura sah ihn verblüfft an.

„Was denn?“

„Sie hat allen erzählt, dass sie bald noch ein kleines Geschwisterchen bekommt.“

Sakura erstarrte.

„Wo hat sie das denn aufgeschnappt? Wir haben nie auch nur im Entferntesten etwas Derartiges angedeutet.“ Sie war geschockt.

Iruka wurde rot und kratzte sich verlegen am Hinterkopf.

„Naja, wir haben in der letzten Woche durchgenommen wie Kinder zustande kommen. Und Amaya hat dich und Kakashi wohl letztens gemeinsam in einem Bett angetroffen. Sie hat sich da so ihre Gedanken gemacht und gedacht, dass sie nun ein kleines Geschwisterchen bekommt. Ihr müsst mit ihr reden. Ich weiß nicht was das zwischen euch im Moment ist, will es auch eigentlich gar nicht wissen. Aber Amaya geht es etwas an, und wenn sie sich falsche Hoffnungen macht und nachher enttäuscht wird, könnte das für sie… Nun ja, nicht gut sein.“, schloss Iruka.

Sakura war immer noch erstarrt. Was sich ihr kleines Mädchen doch alles gedacht hatte. Deshalb auch die Fragerei nach einem Geschwisterchen am heutigen Morgen. Entschlossen nickte Sakura.

„Wir werden mit ihr reden, Iruka. Heute noch. Danke, dass du mir das gesagt hast.“ Freundlich lächelte sie ihn an, drehte sich um und öffnete die Schiebetür.

„Komm, Amaya. Wir gehen nach Hause.“

Amaya kam mit ihrem Rucksack auf den Schultern aus dem Klassenzimmer und Sakura nahm sie bei der Hand. Lächelnd winkten die beiden Iruka zum Abschied.

Dieser blickte ihnen nach und dachte bei sich: ‚Du hast so ein Glück eine solche Familie zu haben, Kakashi. Aber so langsam wird es Zeit, dass du auspackst…‘
 

Fröhlich sprang Amaya an der Hand ihrer Mutter durch die Straßen Konohas. Ihre aufgeweckte und fröhliche Art brachte Sakura zum Lachen.

„Warum bist du denn so fröhlich?“

„Nur so…“, druckste die Kleine herum und ging jetzt schweigend neben ihrer Mutter her.

Als sie zuhause angekommen waren, lief Amaya sofort hoch in ihr Zimmer und Sakura begab sich in die Küche um zu kochen.

Nach einer halben Stunde hatte sie das Essen fertig und rief Amaya mit der sie gemeinsam den Tisch deckte. Dann setzten sich beide und aßen.

„Mama?“, fragte Amaya mit dem Mund voller Kartoffeln.

„Mit vollem Mund spricht man nicht, Amaya!“, ermahnte sie Sakura.

Die Sechsjährige schluckte die Kartoffeln hinunter und setzte erneut an.

„Weißt du wann Papa kommt?“

Sakura schüttelte den Kopf und bemerkte deshalb nicht Amayas strahlendes Gesicht.

„Jetzt.“, sagte eine Männerstimme hinter ihr. Sakura erschrak und fiel beinahe vom Stuhl, doch sie wurde von starken Händen aufgefangen.

„Kakashi.“, sagte sie verwundert. „Wie ist es mit den Akatsukis gelaufen?“ Den ganzen Tag brannte ihr schon diese Frage unter den Nägeln. Was war mit Sasori?

Sie sah wie sich Kakashis Miene unter dem schwarzen Tuch verhärtete.

„Es ist alles glatt gelaufen. Sie sind verschwunden.“, flunkerte er und zog sich das Tuch vom Gesicht herunter, ging zu seiner Tochter und drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel.

„Gut…“, sagte Sakura fahrig und zupfte an Kakashis schwarzem Sweatshirt. „Komm mal kurz mit, ich muss mit dir über etwas reden.“ Kakashi nickte und strich Amaya noch einmal über die Haare, bevor er Sakura folgte. Im Wohnzimmer blieben sie stehen. Sie konnten noch Amaya in der Küche sitzen sehen und die mit viel Genuss die Kartoffeln auf ihrem Teller verspeiste.

„Was ist denn?“, fragte Kakashi ehrlich neugierig. Sakura sprach nur selten mit ihm unter vier Augen. Normalerweise klärten sie alles im Beisein von Amaya.

„Iruka hat mit mir gesprochen als ich in der Schule war.“, begann sie und erzählte dem grauhaarigen Anbu was Amaya in der Klasse herumerzählte. Erst sah er sie mit entsetztem Blick an, dann fing er an zu lachen.

„Ich weiß nicht, was du so lustig daran findest!“, zischte Sakura zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

„Das ist typisch Amaya. Sie wünscht sich so verzweifelt, dass wir wie eine normale, eine richtige Familie sind, dass sie einige Sachen komplett falsch interpretiert.“ Immer noch stand ein Grinsen auf seinem Gesicht. Sakura mochte diesen Ausdruck nicht. Sanft streckte Kakashi die Arme aus und streichelte Sakura über die Arme. Diese bekam eine Gänsehaut und betrachtete Kakashi misstrauisch. Er näherte sich ihr und schloss sie in seine Arme.

War jetzt seine Chance gekommen? Sollte er es wagen?

„Sakura?“, flüsterte er leise. Sie blickte zu ihm hoch. „Sie wünscht sich nur dasselbe wie ich auch.“

Zuerst lag Erstaunen in Sakuras Blick, dann Erkenntnis und letztendlich drückte sie sich von ihm weg. Vorsichtig beäugte sie ihn. „Was meinst du damit? Wir sind doch eine richtige Familie.“

Kakashi druckste herum und betrachtete die Röte die sich in Sakuras Gesicht geschlichen hatte. Er machte einen Schritt auf sie zu und streckte seine Hand nach ihrem Gesicht aus.

„Mama, ich bin fertig. Kann ich jetzt hoch spielen gehen?“, fragte auf einmal Amaya die in der Tür stand. Sakura nickte nur ohne sie anzusehen. Sie hörten wie die Kleine vergnügt die Treppen hinauf hüpfte und als sich ihre Zimmertür wieder schloss näherte Kakashi seine Hand immer mehr Sakuras Gesicht.

Diese stand da wie erstarrt. Was meinte er damit, wenn er meinte, sie wollten eine richtige Familie sein. Er war ihr ehemaliger Sensei, und sie hatte damals seine Hilfe gebraucht. Was sollte das jetzt?

Sie schrak zusammen als sie Kakashis warme Haut auf ihrer Wange spürte. Sie blickte im in das eine Auge das offen lag. Es schien Funken zu sprühen. Langsam trat er an sie heran, legte seine noch freie Hand auf ihren Rücken und drückte sie so zu sich heran. Vorsichtig näherte er sein Gesicht dem ihren.

Halt, Stopp! Das wollte sie nicht! Doch sie war unfähig sich zu rühren.

Kurz bevor Kakashis Lippen die von Sakura berührten flüsterte er ihr leise zu. „Ich liebe dich, Sakura. Schon so lange.“

Dann spürte sie wie sich weiche Lippen auf ihre legten. Erschrocken riss sie die Augen auf. Was machte er da! Er war ihr ehemaliger Lehrer und jetzt küsste er sie!

Sakura stemmte sich gegen Kakashis Brust und drückte sich von ihm weg. Er ließ es geschehen und sie sah ihn mit einem undefinierbaren Ausdruck in den Augen an. Mit voller Wucht schlug sie ihm mit der flachen Hand auf die Wange. Verwundert betastete Kakashi seine rote Wange und sah Sakura an.

„Das war jetzt nicht die Reaktion die ich mir erhofft hatte.“, sagte er und ein gespieltes Lächeln legte sich auf seine Lippen.

Sakura zitterte vor unterdrückter Wut. „Was sollte das?“, fragte sie ihn mit stechendem Blick.

Kakashi zuckte mit den Schultern. „Ich habe endlich mal den Mut gehabt dir zu sagen, was ich fühle. All die Zeit habe ich es unterdrückt. Und jetzt hast du selber mit der ‚richtigen Familie‘-Sache angefangen und da musste ich es dir einfach sagen.“

„Du warst mein Sensei! Wie kommst du auf die Idee mich zu küssen und mir solche Sachen zu sagen?“, fragte sie ihn. Ihre Stimme war lauter geworden.

Kakashi lächelte nun gequält. „Lass mich mal überlegen…“, fing er an. „Ach ja! Weil wir eine Tochter zusammen haben, das ganze Dorf denkt, dass wir eine Beziehung hatten, die nicht nur aus Händchenhalten bestand. Weil wir seit sechs Jahren eine Familie sind, Papa und Mama sind. Weil wir für einander da waren, als die Zeiten finster waren, und weil ich dich verdammt noch mal liebe!“

Sakura schüttelte den Kopf und ging nach hinten, bis sie gegen die Sofalehne stieß und sich darauf nieder setzte.

„Ist es denn so schlimm?“, fragte Kakashi sie mit einer gequälten Miene und knallroter Wange. „Bin ich dir so zuwider?“

Sakura sah in mitleidig an. „Nein, das nicht…“

Weiter kam sie nicht, da stand er schon wieder ganz dicht vor ihr und hielt ihr Gesicht in seinen Händen. Ganz vorsichtig, als wäre sie aus Glas. Er legte seine Stirn an ihre und Sakura spürte wie das kalte Metall seines Ninja-Stirnbandes gegen ihre erhitzte Haut drückte.

„Kakashi, ich…“, begann sie, doch kam nicht weiter.

Abermals lagen seine Lippen auf ihren, ganz sanft nur. Nach einem kurzen Augenblick löste er sich von ihr und blickte ihr tief in die Augen.

„Sakura, ich habe es mir so sehr gewünscht. Ich habe mir so sehr gewünscht, dass wir eine richtige Familie werden. Und jetzt…“ Er blickte sie voller Zuneigung an.

Sakura blinzelte verwirrt. „Kakashi, ich glaube du verstehst da was falsch. Ich liebe dich nicht, und ich weiß auch nicht ob ich es jemals könnte.“

Kakashi sah sie mit einem unergründlichen Gesichtsausdruck an. „Können wir es nicht versuchen? Für Amaya?“

Normalerweise würde Sakura alles für Amaya tun, aber das…

„Nein, tut mir Leid, Kakashi, ich kann nicht. Es ist nicht nur, das du viel älter bist als ich, dass du mein Sensei warst… Nein… Ich liebe noch jemand anderen…“ Die letzten Worte flüsterte sie so leise dass man sie fast nicht verstand.

Abrupt ließ der Anbu sie los und wich von ihr zurück. Sein Blick sprach Bände.

„Es ist immer noch er? Oder?“ Auch er flüsterte. Sakura nickte stumm.

Mit einem leisen Aufschrei fuhr sich Kakashi mit den Händen durch die Haare.

„Was findest du nur an ihm? Diesem Verräter, diesem Mörder… Er hat dich allein gelassen! Ich war die ganze Zeit für dich da, habe mich mit um Amaya gekümmert, und er? Wo war er all die Jahre?“ Kakashi schrie fast und Sakura liefen stumme Tränen über die Wangen.

„Ich weiß das Kakashi… Ich weiß es… Aber…“

„… du liebst ihn trotz alldem.“, schloss er leise und ruhig. Sie nickte.

„Es tut mir leid.“

„Er ist nicht mehr in deiner Reichweite, Sakura. Er ist fort. Er will dich nicht!“

Immer noch flossen Tränen aus Sakuras Augen. Sie wischte sich mit dem Ärmel einmal kurz über das Gesicht und stand auf.

„Kannst du auf Amaya aufpassen? Ich muss alleine sein.“, sagte sie beherrscht und schritt auf die Haustür zu.

Kakashi hielt sie am Arm fest und drückte sie noch einmal kurz an sich. Seine Hände lagen um ihr Brustbein geschlungen. Sakura spürte seinen Bauch in ihrem Rücken.

„Es tut mir leid, dass ich dich so überfallen habe. Ich hätte es anders angehen sollen.“, sagte Kakashi leise und atmete tief den Duft ihrer Haare ein.

Sakura nickte nur zum Zeichen das sie ihn verstanden hatte.

„Wir vergessen das Ganze. Ich möchte nicht das sich etwas ändert. Wir sind doch schließlich eine Familie.“, fuhr er fort und Sakura konnte sein schiefes Grinsen förmlich spüren. Abermals nickte sie, dann ließ er sie los und sie ging weiter Richtung Haustür.

„Sakura!“, rief er ihr nach. Sie drehte sich um. „Wenn er nicht gewesen wäre. Wenn du ihn nicht schon geliebt hättest… Könntest du mich dann lieben?“ Ein verzweifelter Ausdruck stand in seinem Gesicht.

„Ich weiß es nicht, Kakashi. Was passiert ist, ist passiert. Es gibt kein ‚Was wäre wenn…‘, denn es ist so geschehen wie es geschehen ist. Ich kann es dir wirklich nicht sagen. Vielleicht, vielleicht auch nicht.“

Traurig lächelte sie ihn an und bekam erstaunter Weise ein Lächeln zurück.

„Das ist in Ordnung. Aber Sakura… Ich werde immer für dich und für Amaya da sein. Ich werde euch immer beschützen, egal was kommen mag!“ In seinem Gesicht stand ein entschlossener Ausdruck.

Sakura lächelte noch breiter und öffnete die Tür.

„Das weiß ich doch.“, sagte sie und schloss die Tür hinter sich.
 

Sakura lief.

Das war das einzige was sie jetzt tun konnte. Den Schmerz, die Verwunderung, alles wollte sie hinter sich lassen.

Stunde um Stunde lief sie und schließlich brach sie zusammen. Auf einer Lichtung mitten im Wald von Konoha kniete sie auf dem Boden und weinte.

Weinte um eine verlorene Liebe, um einen Mann der sie nicht mehr wollte.

Weinte um eine nicht erwiderte Liebe, weinte die Tränen die Kakashi nicht weinen konnte.

Weinte um ihre Vergangenheit, die doch so anders hätte sein können.

Weinte um ihre Zukunft die sich ungewiss vor ihr ausbreitete.

Sie weinte und weinte, bis sie keine Tränen mehr hatte. Dann schlief sie vor Erschöpfung ein.

Mitten in der Nacht wachte sie auf, als sich etwas Warmes und weiches über sie ausbreitete. Jemand deckte sie zu. Mit einem schwarzen Mantel wurde sie zugedeckt und sie merkte wie die Wärme, die sie zuvor gar nicht vermisst hatte, wieder zurück in ihren Körper kam.

Erstaunt blickte sie auf und erkannte jemanden, der nicht hier sein konnte. Er lächelte sie an.

„Hallo Sakura“, sagte eine Stimme die sie sechs lange Jahre nicht mehr gehört hatte. Zum wiederholten Male an diesem Tag bahnten sich Tränen den Weg über Sakuras Wange.

„Du bist hier.“, flüsterte sie. „Geh nicht wieder fort… Sasori…“

Über seinen Schatten springen

Die Tür schloss sich und Kakashi setzte sich auf das Sofa.

Einmal hatte er seinen Mut zusammen genommen und was war dabei herausgekommen? Das was er die ganze Zeit vermutet hatte. Sakura liebte diesen Idioten aus Suna immer noch. Er schnaubte. Warum nur?

Es tat weh, so weh… Doch er musste jetzt stark sein und sich nichts von seinem Schmerz anmerken lassen. Kakashi wollte Sakura nicht verlieren. Sie war ihm einfach zu wichtig, und wenn er akzeptieren musste das sie ihn niemals lieben würde, dann würde er das dafür tun. Für seine Familie. Er straffte sich und ging langsam die Treppen hinauf.

Vorsichtig öffnete er die Tür von Amayas Zimmer. Die Kleine saß auf dem Boden und spielte mit ihren Puppen. Er lächelte. So gerne sie auch schon so tat, dass sie ein toller Ninja wäre und eigentlich kein Spielzeug mehr brauchte, er wusste das sie tief im inneren doch nur eine normale Sechsjährige war, die einfach gerne spielte.

„Papa!“, rief Amaya freudig aus.

Mit einem Lächeln gesellte er sich zu ihr auf den Fußboden und beobachtete sie dabei wie sie ihren Puppen die Haare bürstete und andere Kleider anzog.

„Papa, was ist denn los?“, fragte ihn Amaya plötzlich. Verwirrt betrachtete er sie wie sie aufstand und mit ihren kleinen Händen über seine Wangen strich. Er hatte nicht gemerkt das ihm Tränen aus den Augen kullerten. Auf einmal hatte Amaya ihn ganz fest ihm Arm und drückte ihn.

„Tut dir was weh? Mir hat auch letzte Woche mein Bauch wehgetan und jetzt ist alles wieder gut. Es wird besser.“

Und da konnte Kakashi nicht anders und schloss Amaya in seine Arme. Seinen Kopf vergrub er in ihrer Schulter. Es tat so weh, das Sakura ihn zurückgewiesen hatte. Sechs Jahre lang war er immer für sie da gewesen, hatte alles für sie und seine Tochter getan, nur um dann zu erkennen, dass sie ihn nicht liebte. Dass sie immer noch einen Mörder und Verbrecher liebte und wahrscheinlich immer lieben würde.

Amaya strich ihm die ganze Zeit sanft über die grauen Haare.

„Alles wird wieder gut, Papa. Mama hat mir letzte Woche einen Tee gekocht. Ich mach dir auch einen, dann geht dein Bauchweh weg.“ Sie strahlte, sie würde ihren Papa wieder gesund machen, damit er wieder mit ihr spielen konnte.

Kakashi löste sich aus der Umarmung und blickte seiner kleinen Tochter ins Gesicht, die vor ihm stand.

„Danke, mein Schatz. Ich glaube es geht mir schon besser.“ Sanft strich er ihr jetzt über den Kopf und verwuschelte ihre Haare.

„Lass uns was spielen!“, fügte er hinzu.

Und so spielten die beiden gemeinsam mit den Puppen die Amaya ihrem Papa strahlend hinhielt.
 

Ein paar Stunden später wunderte sich Kakashi, dass Sakura immer noch nicht wieder da war.

‚Wo sie wohl ist und wie es ihr geht? ‘, fragte er sich.

Es war inzwischen dunkel geworden und Kakashi machte sich Sorgen.

„Amaya, ich muss noch mal kurz zur Hokage. Ziehst du dir bitte Schuhe an?“

Die Kleine nickte und sprang vergnügt vor ihm die Treppe hinunter. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Hokageturm.

Als Kakashi gerade an die Bürotür anklopfen wollte, schob sich Amaya an ihm vorbei und öffnete diese einfach. Gelassen rannte sie hinter den Schreibtisch und stürzte sich in den Schoss der überraschten Tsunade.

„Tante Tsunade! Wir kommen dich besuchen!“, flötete sie mit ihrer Kinderstimme.

Tsunade lächelte gütig und hob Amaya hoch.

„Du bist ja ganz schön groß geworden, Amaya.“, sagte Tsunade. „Was wollt ihr denn von mir?“ Sie blickte Kakashi an.

„Sakura ist weg. Sie wollte heute Nachmittag nur kurz an die frische Luft und ist jetzt schon eine ganze Zeit lang weg.“ Man konnte die Besorgnis aus seiner Stimme heraushören.

„Ach Kakashi… Es wird schon nichts sein. Du kennst Sakura, sie kann sich allein verteidigen, zumindest innerhalb der Grenzen von Konoha. Wenn sie bis morgen früh nicht wieder da ist, kannst du mit deinem Anbu-Team nach ihr suchen.“

Kakashi biss die Zähne zusammen. Das konnte sie doch nicht ernst meinen? Er nickte.

„Ach Kakashi…“, seufzte Tsunade auf. „Ich kann im Moment auch nichts anderes tun. Sie war meine Schülerin und deshalb mache ich mir nicht so viele Sorgen. Sie schafft das. Das müsstest du doch wissen, sie war schließlich auch einmal deine!“ Abermals nickte er.

„Kannst du mal kurz auf Amaya aufpassen? Ich habe eben jemandem aus meinem Team gesehen. Ich werde ihnen nur kurz von der Geschichte berichten damit sie morgen vorbereitet sind.“

Tsunade nickte. „Tu das.“

Kakashi drehte sich um und verließ das Büro.

Ihm war ein Gedanke gekommen.

Er konnte nicht nach Sakura suchen, da er auf Amaya aufpassen musste und er sie auch niemand anderem anvertrauen konnte, da Tsunade das mitbekommen würde. Sein Team konnte er auch nicht losschicken, da Tsunade ihm ausdrücklich gesagt hatte, dass sie eine Suche erst am nächsten Morgen für sinnvoll halten würde. Abermals biss Kakashi die Zähne fest zusammen. Es knirschte.

Es blieb ihm keine andere Wahl. Es gab nur einen in Konoha den er darum bitten konnte und das gefiel ihm überhaupt nicht.
 

Kurze Zeit später stand er vor den Türen zum Turmverlies. Die Wachen hatte er unter einem Vorwand wegegeschickt. Nun öffnete er die Türen langsam und blickte in den dunklen Raum.

Sasori saß am anderen Ende gegen die Wand gelehnt und beobachtete ihn.

„Was willst du?“, sagte er und schloss die Augen. „Mir erneut drohen? Ich werde deine Familie in Ruhe lassen!“

Kakashi blickte ihn finster an, auch wenn er es nicht sehen konnte.

„Sakura ist verschwunden.“, sagte Kakashi nur trocken.

Sasori riss die Augen auf. „Wie…“, setzte er an doch Kakashi unterbrach ihn.

„Sie ist heute Nachmittag aus dem Haus gegangen und nicht wieder gekommen. Ich weiß nicht was mit ihr ist.“ Sasori stand auf und in der nächsten Sekunde stand er genau vor Kakashi und starrte ihn mit durchdringendem Blick an.

„Ich sage es wirklich nicht gerne… aber ich brauche deine Hilfe. Ich kann Sakura nicht suchen, so gerne ich es auch würde. Aber du kannst. Ich breche dadurch das ich dich gehen lasse mehrere Gesetze und das Vertrauen der Hokage, aber ich mache mir Sorgen…“ Er schwieg und senkte den Kopf.

„Bring sie zurück.“, bat er dann leise. „Bring sie bitte zurück zu ihrer Familie, zu ihrer Tochter.“ Er hob den Kopf und sah nun in Sasoris Gesicht. „Wenn du sie liebst, dann bring sie zurück… Bitte…“

Sasori nickte. „Das tue ich nicht für dich!“ Dann verschwand er lautlos in der Schwärze der Nacht.

Kakashi schloss die Augen. „Danke!“, flüsterte er leise, dann schloss er die Türen und versiegelte sie. Vor dem Morgen würde niemand erfahren, dass der Gefangene entkommen war.
 

Sasori eilte durch das nächtliche Konoha. Er wusste nicht wo er anfangen sollte. Er glitt über die Mauer die das Dorf schützen sollte und in den Wald hinein. Er würde sie finden, egal was es kostete. Er wollte nicht das ihr etwas passierte.

Nach einiger Zeit die er durch die Dunkelheit streifte nahm er den Hauch von Chakra war, doch er war sich sicher: Es war ihres.

Also eilte er darauf zu und dann fand er sie. Sie lag auf einer Lichtung mitten im Wald und schien zu schlafen. Lautlos beugte er sich über sie und konnte die getrockneten Tränen auf ihrem Gesicht erkennen. Sasori zog sich seinen Akatsuki-Mantel von den Schultern und legte ihn vorsichtig über die Schlafende. Diese begann sich zu regen und blickte ihn auf einmal aus grünen Augen überrascht an.

„Hallo Sakura“, sagte er leise. Tränen bahnten sich den Weg über ihre Wangen.

„Du bist hier.“, flüsterte sie. „Geh nicht wieder fort… Sasori…“ Und dann schlang sie die Arme um seine Mitte und drückte ihr Gesicht an seinen Bauch. Sasori blickte erstaunt auf ihren Scheitel und wusste nicht was er tun sollte und deshalb tat er nichts. Er stand nur da und lies es über sich ergehen. Er wollte nichts falsch machen, wusste er doch, dass sie ihn nicht liebte.

Nach einer Weile flüsterte er leise. „Sakura…“

Diese löste sich wie vom Blitz getroffen von ihm und wischte sich mit dem Arm über das Gesicht um die Spuren der Tränen auszulöschen. Sie lächelte schüchtern und blickte zu ihm hoch.

„Du bist wieder da.“, sagte sie glücklich und ihr Gesicht strahlte vor Freude.

‚Was sie wohl damit bezweckt, mich zu belügen? ‘, dachte Sasori bei sich.

Sasori bemühte sich eine abweisend Miene zur Schau zu tragen. „Dein Mann hat mich geschickt. Er macht sich Sorgen um dich.“

Sakura sah ihn verwirrt an. Was meinte er denn? „Mein Mann…?“ Und dann kam ihr ein Geistesblitz. „Ach, du meinst Kakashi! Nein, wir …“

„Geh zurück nach Konoha.“, unterbrach er sie barsch. „Deine Familie wartet. Dein Mann und deine…“ Er schluckte. „… deine Tochter.“

Sakura sah ihn misstrauisch an. Warum wich er nur ihrem Blick aus. Die ganze Zeit fixierte er die dunklen Bäume vor ihm. Langsam erhob sie sich und rückte den Akatsuki-Mantel, den sie immer noch umhängen hatte, auf ihren Schultern zurecht.

„Sasori, was ist los? Irgendetwas stimmt nicht mit dir.“

„Mit mir? Doch, Sakura, mit mir stimmt alles. Und mit dir auch.“ Er lächelte sie gequält an. Sie streckte ihre Hand nach ihm aus und wollte die seine Ergreifen, doch er wich einen Schritt vor ihr zurück.

„Sasori, was soll das?“, fuhr sie ihn an. „Erst kommst du gestern in mein Haus, verwüstest mein Schlafzimmer und raubst mir meine Erinnerungen. Dann versuchst du Konoha anzugreifen und ergreifst die Flucht als Kakashis Anbu-Team dich gestellt hat. Und jetzt bist du hier, erzählst mir irgendetwas davon, dass mein ‚Mann‘ dich geschickt hat und lässt mich dich nicht berühren! Was willst du eigentlich hier?“

Sasori starrte sie an. „Das hat er dir erzählt? Dass ich Konoha angreifen wollte?“ Er schüttelte den Kopf. „Das hatte ich niemals vor. Ich könnte nie eine Stadt angreifen von der ich wüsste, dass du in ihr lebst.“ Wieder dieses gequälte Lächeln. Sakuras Miene indes war verwirrt.

„Aber warum hat er dann…“, fragte sie, konnte sich die Antwort aber bereits selber geben. Kakashi liebte sie und Amaya. Einen weiteren Grund brauchte es nicht.

„Ich habe der Hokage ein Gegenmittel gegen jedes Gift auf Erden gebracht, und bis es bestätigt ist, das ich nicht gelogen habe, wurde ich in der Turmzelle festgehalten. Bis dein Mann kam um mich darum zu bitten dich zurück zu bringen.“, schloss Sasori. „Zurück zu ihm und deiner Tochter.“ Das letzte hatte er eher zu sich selbst und in den sachten Wind geflüstert der die Lichtung durchwehte, doch sie hatte es gehört.

„Darum bist du so? Weil ich eine Familie habe?“

Sasori sah sie an. „Nein, zumindest nicht nur.“ Er dachte zurück an die Beeinflussung die er auf sie ausgeübt hatte und ein kalter Schauer lief ihm den Rücken hinunter. Er fragte sich immer wieder was er sich damals eigentlich gedacht hatte. Er fand keine Antwort darauf, außer, dass er die Frau vor sich auf keinen Fall verlieren wollte. Und das hatte er letzten Endes durch sein Verhalten geschafft.

„Deine Tochter ist sehr niedlich.“, versuchte er jetzt vom Thema abzulenken.

„Danke schön…“, sagte sie mit einem merkwürdigen Unterton. Sie hatte wohl seine schlechte Stimmung gespürt, dass konnte sie schon immer gut.

„Sasori…“, fing Sakura erneut an und machte einen Schritt auf ihn zu. Sie hob blitzschnell ihre Hand und ergriff Sasoris Handgelenk. Jetzt konnte er nicht mehr zurückweichen. Sie sah ihm fest in die Augen.

„Wenn ich dir das mit Amaya erkläre, erklärst du mir dann, warum du damals gegangen bist?“

Sie konnte leichte Panik in seinem Blick erkennen. Sie hob beschwichtigend die Hand.

„Ich erzähle dir meine Geschichte, und du entscheidest dann, ob du mir deine erzählst, ja? Du sollst nur wissen das es nicht so ist wie es scheint.“

Sasori nickte, allerdings hatte er immer noch ein komisches Gefühl in der Magengegend. Wie sie wohl reagieren würde, wenn er ihr den Grund sagte, warum er damals gegangen war. Er konnte sich tausend verschiedene Szenarien vorstellen und keins davon war ein positives.

‚Aber es muss dir egal sein! Sie hat einen Mann und ein Kind! Sie liebt dich nicht, egal was sie jetzt sagt, sie möchte dich nur nicht enttäuschen.‘, sagte er sich selbst.

Er blickte Sakura tief in die Augen und fragte: „Warum willst du es mir erzählen?“

„Weil ich nicht möchte, dass du einen falschen Eindruck gewinnst. Auch wenn du ihn wahrscheinlich schon hast.“ Ein Lächeln war in ihren Augen erkennbar.

Diese Augen die immer noch die gleiche Wärme und Geborgenheit aus wie vor sechse Jahren. Es lag immer noch dieser gütige Ausdruck in ihrem Gesicht mit dem sie ihn ansah. Was dachte er da eigentlich? Sie war für ihn unerreichbar. Kakashi hatte es ihm gesagt, sie liebte ihn nicht, hatte es wahrscheinlich nie getan. Traurigkeit senkte sich über ihn. Sie tat das hier gerade bestimmt nur aus Mitleid, weil sie ihn nicht verletzen wollte. Abermals lief ein kalter Schauer über seinen Rücken.

Aber er würde ihr zuhören, er würde an ihren Lippen hängen, jedes Wort das sie sagte in sich aufsaugen und niemals mehr vergessen. Das würde ihre letzte Unterhaltung sein, denn er würde sie danach nie wieder sehen. Er würde sie ihr eigenes Leben leben lassen, ohne ihn. Sie brauchte ihn nicht, hatte sich schon eine Existenz ohne ihn aufgebaut.

Er liebte sie, mit jedem Atemzug den er tat und mit jedem Pumpen seines Herzens tief in seiner Brust. Er würde alles für sie tun, sogar für sie sterben. Aber sie liebte ihn nicht, deshalb musste er sie vergessen, musste er sie zurücklassen. Nur dieses Gespräch wollte er noch von ihr, sonst nichts mehr.

Sasori sah sie an und nickte. „Erzähl es mir.“

Sakura holte einmal tief Luft, schloss die Augen, so als wollte sie sich wappnen vor dem, was sie gleich sagen würde. Dann öffnete sie ihre Augen wieder und blickte ihn mit diesem unglaublich grün an, es schien als könnte sie ihm direkt in die Seele schauen.

„Amaya…“, fing sie an. Er hing an ihren Lippen, saugte jedes Wort in sich auf, um es ja nie mehr zu vergessen. Der Klang ihrer Stimme, die Tonlage, die Betonung… Einfach alles.

Erwartungsvoll sah er sie an, da sie nicht fortfuhr. „Ja?“

Sakura atmete tief ein und dann langsam wieder aus.

„Sie ist nicht meine Tochter.“

Das Geheimnis der Regennacht

Sasori beobachtete Sakura ganz genau. Diese nahm noch einmal tief Luft.

„Sie ist nicht meine Tochter.“

Sasori riss seine Augen auf. Das konnte nicht sein.

„Sakura, erzähl mir hier keine Lügengeschichten. Ich habe die Bilder gesehen.“

Ein trauriges Lächeln umspielte ihre Lippen. „Bilder zeigen nicht immer die Wahrheit, Sasori. Lass mich dir alles erzählen!“

Sasori nickte und Sakura begann zu sprechen.

„Damals, kurz nach dem wir und getroffen haben, kam jemand zu mir und Kakashi in die Wohnung. Damals wohnten wir noch zusammen, weil die neuen Häuser noch nicht fertig gestellt waren.“, sagte sie mit einem Blick in das verhärtete Gesicht von Sasori.

„Und mit diesem Besuch änderte sich mein Leben schlagartig…“
 

~*~
 

Es klingelte an der Tür und Sakura beeilte sich diese zu öffnen. Eine Freundin hatte sich für heute Abend angekündigt und sie schwang schon den ganzen Tag den Kochlöffel für ein Festmahl. Kakashi war erst gegen Mittag von einer seiner Missionen zurückgekommen und war seit dem in seinem Zimmer verschwunden.

Sakura riss die Tür mit einem Schwung auf und blickte in ein freundlich lächelndes Gesicht.

„Hey Sakura.“

„Hey Hinata, komm doch rein. Ich habe uns was Schönes gekocht.“ Das Mädchen ihr gegenüber nickte freudig und trat ein. Am Eingang zog sie sich ihre Schuhe aus und folgte Sakura in Richtung des Esszimmers. Dort standen schon die Teller auf dem Tisch und Sakura bedeutete ihrer Freundin sich zu setzen. Dann entschwand sie kurz in die Küche, nur um kurz darauf mit Schüsseln voller Essen wieder aufzutauchen.

„Oh, Sakura… Das sieht aber sehr lecker aus.“, wurde Sakura gelobt. Diese wurde rot und murmelte nur leise Dankesworte.

„Ich ruf mal Kakashi.“, sagte die Rosahaarige, ging zur Tür, riss diese auf und schrie aus vollem Hals. „KAKASHI! ESSEN IST FERTIG!!!“

Als Sakura sich umdrehte, wurde sie aus großen Augen angestarrt.

„Was?“, fragte sie.

„Aber… aber… war er nicht dein Sensei? Wie kannst du ihn dann so anbrüllen?“

Sakura lachte. „Ich habe am Anfang normal gerufen, da ist er nicht gekommen, also verfahren wir jetzt so.“ Kakashi kam mit einem gehetzten Ausdruck in das Esszimmer. Er rückte sich noch seine Maske zurecht und begrüßte Hinata.

„Siehst du? Es hat funktioniert.“ Die beiden Mädchen lachten und Kakashi stand dazwischen und wusste nicht was er tun, geschweige denn sagen sollte. Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf.

Dann setzten sich alle und luden sich die Teller voll. Kakashi richtete den Papp-Trenner vor sich, damit Hinata nicht sein Gesicht sehen konnte. Eine Weile herrschte eine bedrückende Stille, bis sie anfingen sich über ihre letzten Missionen zu unterhalten.

Als sie alle fertig gegessen hatten, räumten sie die Teller und Schüsseln in die Küche und Kakashi verschwand wieder in sein Zimmer. Die beiden Freundinnen nahmen indes auf dem Sofa im Wohnzimmer Platz. Eine Weile lang plauderten sie über dies und jenes, bis Hinata verlegen die Hände rang.

„Sakura? Ich muss mit dir über etwas sprechen. Ich brauch deine Hilfe!“

Verblüfft über die Aussage blickte Sakura in große, von Sorge erfüllte Augen.

„Schieß los.“, antwortete sie und setzte sich bequem in den Schneidersitz.

Hinata nahm einmal tief Luft und platzte dann förmlich mit der Neuigkeit hinaus. „Ich bin schwanger.“

Sakura traute zuerst ihren Ohren nicht. „Du bist… schwanger…“, sagte sie tonlos. „Aber, Hinata, das ist doch toll.“ Sie setzte an ihre Freundin zu umarmen und sie zu beglückwünschen. „Wer ist der Vater?“

Doch Hinata machte keine frohe Miene und blickte nun traurig drein. „Du verstehst das nicht. Es ist nicht toll und auch kein Grund zur Freude.“

„Aber warum denn nicht? Ein Kind ist immer ein Grund zur Freude!“

„Nein!“ Hinata schrie und Tränen liefen ihre Wange hinunter. „Es ist kein Grund zur Freude. Zumindest nicht dieses Kind. Es ist Kibas.“ Die letzten Wort flüsterte sie.

„Kiba?“, fragte Sakura erstaunt.

Hinata nickte. „Seit wir wieder aus dem Krieg da sind, haben wir uns immer öfter getroffen… und eins kam zum anderen.“ Sie rang die Hände in ihrem Schoss und wurde ganz rot. Dann blickte sie Sakura ernst an. „Ich liebe ihn. Aber das darf ich nicht.“

„Aber warum denn nicht?“

„Mein Vater.“, antwortete Hinata nur und noch mehr Tränen quollen aus ihren Augen. Sie schlug die Hände vors Gesicht und schluchzte.

„Er hat das mit uns heraus bekommen und hat mir gedroht ihm etwas anzutun.“ Mit geweiteten Augen sah Hinata Sakura an. „Ich könnte es nicht ertragen, wenn ihm etwas passiert. Aber wenn Papa hiervon erfährt…“, sagte sie und legte ihre Hände schützend über ihren flachen Bauch.

„Hilf mir bitte, Saku! Ich weiß nicht was ich tun soll. Kiba verlassen wird das einfachste sein, aber was ist mit dem Kind? Ich kann es nicht aufziehen, mein Vater würde es töten lassen und Kiba noch dazu.“ Hinata hatte Sakuras Hände ergriffen und sah sie flehend an. Sakura nahm die aufgelöste Hinata in den Arm und strich ihr beruhigend über den Rücken.

„Ich werde dir helfen!“, beschloss sie und sah Hinata fest in die Augen. „Ich verspreche dir, dass weder Kiba noch dem Kind etwas geschehen wird!“

Hinata wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. „Ich danke dir…“

Eine Zeit lang herrschte betretenes Schweigen in der Sakura nach einer Lösung suchte. Dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen.

„Hina? Ich habe eine Idee… Lass mich nur kurz etwas klären.“

Hinata nickte nur überrascht und blickte Sakura nach die aus dem Zimmer gehastet war.
 

Sakura stand vor Kakashis Tür und klopfte leise an.

„Herein!“, kam es gedämpft aus dem inneren. Vorsichtig öffnete Sakura die Tür und schob sie lautlos ins Zimmer. Kakashi blickte sie mit hochgezogenen Augenbrauen von seinem Bett aus an. Er hatte sich seine Maske ausgezogen und war ein Buch am Lesen. Innerlich verdrehte Sakura die Augen. Wieder eines seiner Schmuddelbücher.

„Ich muss etwas mit die besprechen.“, fing sie an und rang nun genauso die Hände wie Hinata wenige Minuten zuvor.

Kakashi deutete neben sich und Sakura setzte sich auf das Bett.

„Also…“, begann sie und erzählte Kakashi alles über Hinatas Situation. Er starrte sie aus weit aufgerissenen Augen an.

„Dieser Clan treibt mich noch in den Wahnsinn.“, brauste er dann auf. „Wie kann er einfach einem jungen Mädchen vorschreiben wenn es zu lieben hat?“

„Wir müssen Hinata und das Kind beschützen.“, setzte Sakura an. „Und ich habe auch schon einen Plan.“ Ein Lächeln zog sich über ihr Gesicht.

„Ja?“

„Mhm… Dafür brauche ich allerdings deine Hilfe.“

„Na dann: Schieß mal los!“

Sakura nahm einmal tief Luft und begann.

„Also… Ich werde schwanger.“ Kakashi blickte sie verständnislos an. „In Konoha denken doch eh alle, zwischen uns würde etwas laufen. Wir könnten so tun, als wären wir ein Paar und allen erzählen, ich wäre schwanger. Wenn Hinata dann das Kind bekommt, geben wir es als unseres aus.“

Kakashi blickte sie skeptisch an. „Und du meinst das funktioniert? Tsunade würde mir den Kopf abreißen, wenn sie herausbekommt das ich dich angefasst habe.“

„Einige Leute müssen wir natürlich informieren. Zum Beispiel Tsunade.“

„Und Iruka! Der rennt mir sonst auch die Tür ein.“

Sakura sah ihn strahlend an. „Also sagst du ja?“

„Mhm… Also ein bisschen skeptisch bin ich ja schon. Meinst du, du schaffst das mit einem Kind? Und was wird aus diesem Arrangement wenn das Kind mal auf der Welt ist?“

„Ich schaffe das! Ich tue das ja schließlich um Hinata zu helfen. Und wenn das Kind auf der Welt ist, dann schauen wir mal. Ich denke, dann könnten wir allen erzählen, dass wir uns getrennt haben.“

Kakashi nickte. „Das ist eine Idee. Aber glaubst du, du hältst das aus? Auf ewig mit mir verbunden?“ Ein schelmisches Lachen schlich sich auf sein Gesicht. Sakura sah in aus zusammengekniffenen Augen an. Dann entspannte sie sich.

„Danke, Kakashi!“

Doch der winkte ab. „Wenn ich jemandem helfen kann, der Probleme hat, dann mach ich das gerne.“

Sakura nickte, nahm ihn bei der Hand uns zog ihn hinter sich her ins Wohnzimmer, zu Hinata.

Dort berichteten sie ihr von dem Plan. Hinata war so gerührt, das sie erst einmal in Tränen ausbrach, dann den beiden um den Hals fiel und letztendlich rot anlief.
 

Am nächsten Tag machten sich Kakashi und Sakura auf zur Hokage und weihten sie in alles ein.

Zuerst war sie bestürzt, doch dann gab sie ihr Einverständnis. Gemeinsam heckten sie einen Plan aus, wie sie die Information möglichst schnell unter die Leute brachten.

„Okay, so machen wir’s!“, sagte Tsunade und blickte die beiden entschlossen an. „Wir werden das Schiff schon schaukeln.“

Kakashi und Sakura sahen sich an und nickten sich zu, dann verabschiedeten sie sich von Tsunade und gingen die Treppen zum Ausgang hinunter.

Davor blieben sie stehen. Kakashi streckte Sakura seine Hand entgegen und Sakura ergriff sie, nachdem sie einmal tief durchgeatmet hatte.

Das war ein Teil des Plans gewesen, in der Öffentlichkeit würden sich die beiden wie ein Paar verhalten. Und so gingen sie Händchenhaltend den Weg zu ihrer Wohnung.
 

Acht Monate später schob sich Sakura breitbeinig und mit schwerem Bauch durch die Straßen von Konoha. Alle Leute deuteten auf sie und flüsterten hinter vorgehaltener Hand. Sakura zitterte vor Zorn und wollte den voreingenommen Leuten am liebsten die Meinung sagen, doch Kakashi drückte ihre Hand und bedeutete ihr mit einem winzigen Kopfschütteln es nicht zu tun.

Dann erreichten sie ihre Wohnung und gingen hinein. Sakura war mittlerweile in Kakashis Zimmer gezogen und ihr Zimmer war ein Kinderzimmer geworden. In Kakashis Zimmer standen nun zwei Einzelbetten die, wenn Besuch kam schnell zusammengeschoben wurden, damit der richtige Eindruck entstand.

„Was fällt diesen Leuten eigentlich ein?“, setzte Sakura zu einer Schimpftirade an und schmiss sich aufs Sofa.

Kakashi zuckte mit den Schulter und begab sich in die Küche um Tee zu kochen, da klingelte es auch schon an der Tür.

„ich gehe“, rief Sakura und erhob sich leichtfüßig vom Sofa. Vor der Tür stand eine gertenschlanke Hinata.

„Hey Hinata!“, sagte Sakura fröhlich. „Komm rein.“

„Ich wollte mal sehen, wie es meinem Patenkind geht.“, sagte Hinata laut vernehmlich, damit die Leute auf der Straße es auch hörten.

Hinata folgte Sakura schwerfällig ins Wohnzimmer in dem Kakashi schon auf sie wartete. Auf dem Tisch standen drei Tassen Tee. Die beiden Mädchen setzten sich und Kakashi verteilte die Tassen.

„Kann uns hier jemand sehen?“, frage Hinata und versuchte sich bequem hinzusetzten.

Kakashi nickte. „Ich habe ein Jutsu freigesetzt, das uns vor fremden Augen und Ohren schützt.“

Parallel hoben Hinata und Sakura die Hände und formten Auflösungszeichen. Auf beiden Gesichtern zeichnete sich Erleichterung ab, als sie ihr Aussehen veränderndes Jutsu auflösten.

Auf einmal war die zuvor noch schlanke Hinata die schwangere und Sakura saß gertenschlank auf dem Sofa.

„Bis jetzt hat ja alles einwandfrei funktioniert.“, sagte Hinata und legte ihre Hände behutsam auf ihren Bauch.

„Es dauert nicht mehr lange, bis zur Geburt…“, fing Kakashi an. „Hinata, ich werde dir Pakkun zur Seite stellen, und wenn es losgeht, sagt er Sakura und mir Bescheid, damit wir ins Krankenhaus gehen können.“

Hinata nickte. „Ich erzähle meinem Vater dann einfach, das Sakura mich gerufen hat, damit ich bei der Geburt dabei sein kann.“

Sakura lächelte und ergriff Hinatas Hände. „Wir schaffen das Hinata.“, sagte sie im Brustton der Überzeugung.

Sie saßen noch eine Weile beisammen und unterhielten sich über mögliche Namen.

„Hast du dir schon einen Namen ausgesucht?“, fragte Sakura neugierig.

Hinata senkte den Kopf. „Nein.“, flüsterte sie leise und rang ihre Hände in ihrem Schoss.

„Dir wird schon noch einer einfallen.“, sagte Kakashi und lächelte ihr aufmunternd zu.
 

Drei Tage später erschien mitten in der Nacht Pakkun in Kakashis und Sakuras Schlafzimmer.

Von dem lauten Knall den Auftauchens geweckt sahen die beiden den kleinen Mops erwartungsvoll an.

„Es geht los. Sie ist schon auf dem Weg.“

Kakashi und Sakura sahen sich an und beeilten sich nun ihrerseits ins Krankenhaus zu kommen. Gemeinsam gingen sie in den Raum in dem Hinata schon lag. Tsunade war bei ihr und strich ihr beruhigend über den Kopf.

„Sakura, dein Kittel liegt da drüben.“, sagte sie und deutete auf grüne Krankenhauskleidung die sich Sakura überzog.

Dann ging sie zu Hinata hinüber und ergriff ihre Hand. „Du schaffst das schon, Hina.“

Hinata zwang sich zu einem Lächeln und nickte tapfer, dann ergriff eine Wehe sie und ein Schrei löste sich aus ihrer Kehle. Als sie verebbt war sah sie an Tsunade vorbei aus dem Fenster.

Es war eine helle Vollmondnacht und leichter Regen fiel auf das Dorf hinter den Blättern.

„Wunderschön…“, sagte Hinata noch, bevor die nächste Wehe wieder mit aller Kraft zuschlug.

Ganze 12 Stunden lag Hinata in den Wehen, bis sie ein kleines Mädchen zur Welt brachte. Glücklich, aber mit Tränen in den Augen schloss sie es in ihre Arme. Tränen liefen ihr über die Wangen.

„Mein kleiner Engel… Es tut mir so leid, dass ich nicht für dich da sein kann. Ich liebe dich sehr, aber damit dir nichts geschieht, wird Saku deine Mutter und Kakashi dein Vater sein. Ich hoffe du wirst das verstehen.“ Traurig lächelte Hinata und drückte dem Neugeborenen noch einen Kuss auf den Kopf, dann hielt sie es Sakura hin. „Hier, deine Tochter.“, sagte sie mit zitternder Stimme.

Sakura nahm das kleine Mädchen in ihre Arme und auch ihr liefen Tränen über die Wangen. „Hinata…“, setzte sie an. Doch diese unterbrach sie und sagte nur: „Es ist besser so. Ich möchte nicht, dass mein Vater ihr etwas tut. Es ist besser, sie lebt!“ Traurig lächelte sie Sakura und Kakashi an, der jetzt über Sakuras Schulter die Kleine betrachtete.

„Wie soll sie denn nun heißen?“, fragte er mit einem Lächeln.

Hinata wandte ihren Blick wieder zum Fenster. „Amaya(*)… Sie soll Amaya heißen…“, sagte sie und lächelte.
 

(*) Amaya bedeutet ‚Regennacht‘
 

~*~
 

„Und so ist Amaya in mein Leben getreten und hat alles total auf den Kopf gestellt.“, sagte Sakura mit einem Lachen in der Stimme.

Sasori sah sie an und auch auf sein Gesicht schlich sich ein Lächeln. Aus Sakuras Worten konnte man so viel Liebe heraushören, dass er das kleine Mädchen beneidete.

Sakura schüttelte den Kopf um wieder klare Gedanken im Kopf zu haben.

„Ich habe meinen Soll erfüllt. Jetzt bist du dran.“, erinnerte sie Sasori an sein Versprechen, ihr zu erzählen warum er damals fortgegangen war.

Sasori nahm einmal tief Luft, und erzählte ihr von seiner Beeinflussung. Sakura starrte ihn mit einem Ausdruck an, den er nicht deuten konnte.

„Aber Sasori…“, sagte sie mit zitternder Stimme. „Warum hast du das getan? Warum musstest du mich dazu zwingen dich zu lieben?“

Sasori senkte seinen Kopf und sagte zum Waldboden: „weil ich dich nicht verlieren wollte. Ich hatte Angst, da du mich nicht lieben könntest. Und da habe ich eine solche Dummheit begangen.“ Er hob den Kopf und sah ihr in die Augen. „Du glaubst gar nicht wie oft ich das in den letzten Jahren bereut habe, denn ich liebe dich, Sakura. Auch wenn du mich nie geliebt hast, nie die Chance hattest mich zu lieben.“ Ein trauriges Lächeln stand auf seinem Gesicht.

„Ich wünsche dir nur, dass du glücklich wirst. Ich habe schon gehört, dass du mich nie geliebt hast. ER hat es mir gesagt. Ich kann das verstehen.“ Sie wollte erwidern, dass das nicht stimmte, dass sie ihn eigentlich liebte. Das glaubte sie zumindest. Sie musste sich erst darüber im Klaren werden, was das, was Sasori ihr gerade erzählt hatte, eigentlich bedeutete. Er strich ihr eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Ich wünsche dir alles Glück der Welt. Gib diesem Mädchen, das ja eigentlich doch deine Tochter ist, auch wenn du sie nicht geboren hast, eine glückliche Zukunft.“ Er lächelte sie an, dann erstarrte er plötzlich.

Sakura drehte sich um und erblickte Amaya, die hinter einem Baum hervorlugte und sie mit Tränen im Gesicht ansah.

„Mama? Bist du nicht meine Mama?“, schluchzte sie.

Versöhnung?

Sasori blickte auf Sakuras Hinterkopf, diese starrte immer noch das kleine Mädchen an, das auf einmal hinter einem Baum hervorgetreten war. Dicke tränen rannen über das kleine Gesicht.

„Amaya…“, setzte Sakura an und streckte eine Hand nach ihrer Tochter aus.

Doch diese wich einen Schritt vor ihr zurück und blickte sie weiterhin mit Tränenverschleiertem Blick an. Dann hob Amaya ihre Hände und drückte sie seitlich an ihren Kopf.

„Nein, nein, nein…“, flüsterte sie wie zu sich selbst, dabei schüttelte sie den Kopf. Sakura machte einen Schritt auf sie zu, aber Amaya wich nur noch weiter zurück. Auf einmal drehte sich das Mädchen um und lief davon, zurück in Richtung Konoha.

Sakura seufzte, drehte sich zu Sasori um und sagte hektisch: „Ich muss ihr hinterher… Sie sollte das noch nicht wissen. Sie ist doch noch so klein…“ Sasori betrachtete sie mitleidig.

„Geh…“, sagte er. „Zwischen uns ist eh alles geklärt.“ Und mit einem traurigen Lächeln verschwand er.

Sakura blinzelte verdutzt, doch darauf konnte sie jetzt keinen Gedanken verschwenden, ihre Tochter brauchte sie.
 

Wie von Sinnen hastete Sakura durch die Bäume und folgte dem nun schon entfernten Chakra von Amaya. Sie erreichte die Stadtmauern und lief die Hauptstraße entlang. Doch Amaya lief nicht nach Hause.

‚Wo will sie denn hin?‘, dachte Sakura sich als ihr auch schon ein Licht aufging.

Vor ihr erblickte sie das Haus in dem die Wohnung lag, die sie sich bis vor sechs Jahren mit Kakashi geteilt hatte. Er wohnte immer noch hier, wenn er nicht gerade in Sakuras Haus war.

Sie blieb vor der Haustür stehen und nahm tief Luft, dann klopft sie energisch gegen die Holztür.

Es dauerte nicht lange und Kakashi öffnete. Sakura wollte sich schon an ihm vorbei in die Wohnung schieben, doch er hielt sie zurück. Einen Arm vor ihr ausgestreckt, sah er sie an.

„Sie will dich nicht sehen.“

„Ich bin ihre Mutter!“, brauste Sakura auf und versuchte sich jetzt noch energischer an Kakashi vorbei Zudrängen. Dieser fasste sie an der Schulter und schob sie mit sanfter Gewalt wieder aus der Tür hinaus. Hinter sich zog er diese ins Schloss und betrachtete Sakura stumm. Finster blickte er ihr in die Augen.

„Ich hab gedacht wir warten noch, bis wir ihr etwas darüber sagen.“, sagte er kalt. Er liebte diese Frau zwar, aber wenn jemandem seiner kleinen Tochter wehtat, verstand er keinen Spaß. Egal wer das war.

Niedergeschlagen senkte Sakura den Kopf.

„Ich habe es nicht mit Absicht getan. Ich habe nicht bemerkt, dass sie da war. Und überhaupt…“ Jetzt lag es an ihr Kakashi finster anzustarren. „Was hat sie überhaupt mitten im Wald gemacht? Du solltest doch auf sie aufpassen.“

Kakashi biss die Zähne zusammen vor unterdrückter Wut. „Das habe ich! Aber als du nicht zurückgekommen bist und Tsunade nichts unternehmen wollte, hat sie sich aus dem Staub gemacht um nach dir zu suchen. Anscheinend hat sie dich ja gefunden.“, entgegnete er bissig.

Sakura biss sich auf die Unterlippe. „Es tut mir leid.“, sagte sie zerknirscht. „Kann ich bitte zu ihr?“

Kakashi schüttelte den Kopf. „Sie WILL dich nicht sehen. Sie kam hier an, völlig in Tränen aufgelöst. Sie ist mir erst mal um den Hals gefallen und hat mir erzählt was sie gehört hat. Ich habe dazu erst einmal gar nichts gesagt, vielleicht können wir das noch irgendwie wieder hinbiegen.“ Er nahm einmal tief Luft. „Aber nicht heute Nacht. Lass ihr Zeit, Sakura. Sie bleibt heute Nacht hier, und morgen sehen wir weiter.“

Niedergeschlagen nickte Sakura und wandte sich zum Gehen.

„Es wird schon wieder, Sakura. Vertrau mir.“, murmelte Kakashi noch, bevor er die Haustür hinter sich schloss.

Mit gesenktem Kopf machte sich Sakura auf zu ihrem Zuhause. Niedergeschlagen hing sie ihren eigenen Gedanken nach.

Der heutige Tag war einfach nur furchtbar gewesen, erst hatte Kakashi ihr gestanden, dass er sie liebte, dann hatte sie Sasori getroffen, der ich erzählt hatte, das er ihre Gefühle beeinflusst hatte und letztendlich hatte sie unbeabsichtigt Amaya erzählt, dass sie nicht ihre leibliche Mutter sei. Verbissen verkniff sich Sakura die Tränen. In der Ferne konnte sie schon ihr Haus erkennen und ihre Schritte wurden immer schneller. Sie wollte nur noch in die Sicherheit ihres Heims, wollte nur noch ihrer Traurigkeit und Verzweiflung Platz machen. Am Schluss rannte sie und die Blicke der Leute kümmerte sie nicht. Außer Atme sperrte sie die Tür auf und trat ein, sie schaffte es noch die Tür zu schließen, da kamen auch schon die ersten Tränen. Mit dem Rücken gegen die Tür gelehnt rutschte sie auf den Boden und vergrub ihr Gesicht an den angezogenen Knien. Sie hatte eigentlich gedacht, all ihre Tränen auf der Lichtung im Wald vergossen zu haben, doch ihre Augen hörten nicht auf überzuquellen.

Zuerst hatte sie Kakashi verloren, in dem sie ihn zurückwies, dann Sasori, der sie beeinflusst hatte und dann Amaya. Der Gedanke an Amaya schmerzte am meisten. Ihre kleine Tochter, die sie aufgezogen hatte, seit Hinata ihr das kleine Bündel in den Arm gedrückt hatte. Das Mädchen für das sie, ohne mit der Wimper zu zucken, ihr Leben geben würde. Langsam erhob sich Sakura und ging mit wackeligen Schritten die Treppe hinauf in ihr Schlafzimmer. Angezogen warf sie sich auf die Matratze und zog die Decke über sich.

Konnte es noch schlimmer kommen, nein eigentlich nicht. Und mit roten, verweinten Augen schlief sie schließlich erschöpft ein.
 

Am nächsten Morgen wurde sie dadurch wach, dass jemand ihr die Decke wegzog. Mit einem Schlag war sie hellwach und saß kerzengrade im Bett.

Kakashi stand am Fußende ihres Bettes.

„Kakashi…“, fing Sakura verwundert an, doch Kakashi unterbrach sie.

„Amaya ist unten. Sie will mit dir, nein mit uns, reden.“

Sakura nickte. „Was hast du ihr gesagt?“

Kakashi schnaubte. „Noch nichts. Ich bin erst mal gespannt, was sie zu erzählen hat. Gestern hat sie nur ein paar unzusammenhängende Sätze von sich gegeben. Also steh auf und komm runter.“

Mit einem Blick von dem Sakura nicht wusste, ob es Sorge oder Wut war verließ Kakashi ihr Schlafzimmer.

Fünf Minuten später hastete Sakura die Treppen herunter und erblickte Kakashi und Amaya die im Wohnzimmer saßen.

„Amaya…“, flüsterte sie und ging auf die Sechsjährige zu um sie zu umarmen. Doch sie versteckte sich hinter Kakashis Rücken und der gab Sakura mit einem Kopfschütteln zu verstehen, dass die Zeit dafür noch nicht gekommen war. Traurig setzte Sakura sich den beiden gegenüber auf den Sessel und lächelte tapfer zu Amaya hinüber.

Kakashi strich seiner Tochter beruhigend über den Kopf und sie sah ihn an. Aufmunternd nickte er ihr zu und Amaya nahm einmal tief Luft.

„Ich will wissen, was das gestern zu bedeuten hatte. Was bedeutet das was du dem Mann erzählt hast, Mama?“ Tränen standen in ihren Augen.

Sakura schluckte: Wie sollte sie ihrer Tochter das erklären? Sie grübelte darüber nach, doch dann bekam sie Unterstützung, von einer Seite mit der sie nicht gerechnet hatte.

„Weißt du Amaya, du bist unsere Tochter in so vieler Hinsicht. Wir lieben dich und würden alles für dich tun. Wir haben dich aufgezogen, seid du auf die Welt gekommen bist. Wir waren sogar dabei als das passiert ist. Wir werden auch in Zukunft immer für dich da sein, ob du es willst oder nicht, denn wir sind deine Familie, wir sind deine Eltern. Und du, du bist unsere Tochter und wirst es ewig bleiben.“ Kakashi lächelte seine Tochter an und nahm sie in den Arm. Sakura lief eine Träne der Rührung über die Wange die sie schnell mit dem Handrücken wegwischte. Sie lächelte Kakashi dankbar an und der quittierte es mit einem Nicken.

Sakura erhob sich und ging vorsichtig hinüber zu dem Rest ihrer Familie. Behutsam strich sie Amaya über den Rücken, diese drehte sich zu ihr um und sah ihr in die Augen.

„Weißt du, Amaya, dein Papa hat Recht. Wir werden für immer eine Familie sein und nichts auf dieser Welt könnte das ändern.“ Amaya löste eine Hand von Kakashis Hals und griff nach Sakuras Arm. Sie zog daran, und Sakura ließ es geschehen. So saßen sie eine Weile dort. Verschlungen in eine Umarmung, die sie alle als Familie auszeichnete.

Sakura wusste, irgendwann würde Amaya weitere Fragen stellen, aber die würde sie beantworten. Denn sie wollte ihr Kind nicht verlieren.
 

Ein paar Wochen später war wieder alles beim Alten. Fast alles.

Als aufgeflogen war, das Sasori aus seiner Zelle entkommen war konnte man schnell Kakashi als den Schuldigen entlarven. Tsunade war sehr wütend geworden und hatte ihm gedroht ihm seine Stellung als Anbu-Captain zu nehmen. Doch Kakashi hatte geschwiegen. Hatte nicht den Grund für seine Tat verraten. Und als einen Tag später auch Katsuyu mit den Ergebnissen der Untersuchung des Gegengiftes auftauchte, hob Tsunade auch seine Zwangsbeurlaubung auf. Es hatte sich herausgestellt, dass Sasori die Wahrheit gesagt hatte. Es war wirklich ein Gegengift gegen alle bisher bekannten Gifte die es auf der Welt gab. Tsunade hegte zwar immer noch einen leichten Groll gegen den grauhaarigen Anbu, aber da er sich zuvor noch nie etwas zu Schulden hatte kommen lassen, sah sie ein einziges Mal über einen solchen Fehltritt hinweg.

Außerdem hatte Kakashi seine Wohnung aufgegeben und wohnte jetzt bei Sakura und Amaya im Haus. Es war Amayas Vorschlag gewesen, damit ihre Familie noch mehr zusammenwachsen konnte. Das Zimmer, das vorher die versteckte Marionette beherbergt hatte, war nun Kakashis Schlafzimmer. Nachdem er die geschlossenen Rollläden geöffnet und seine Möbel hineinverfrachtet hatte, wirkte das Zimmer gar nicht mehr so klein wie nach dem ersten Betrachten.

Alles wirkte glücklich und friedlich, doch in Sakura brodelte es. Sie lag jede Nacht wach und dachte über die Worte nach die Sasori ihr im Wald mitgeteilt hatte. Zuerst hatte sie eingehend darüber gegrübelt, dass er sie anscheinend auf der Gefühlsebene beeinflusst hatte. Er hatte ihr auch den Zeitpunkt genannt an dem er damit begonnen hatte. Nach seinem ersten Kuss. Sakura hatte angestrengt darüber nachgedacht, doch sie war sich sicher, dass sie ihn schon vorher geliebt hatte. Und auch nachdem die Beeinflussung ihre Wirkung verloren hatte, hegte sie immer noch dieselben Gefühle für den Puppenspieler aus Suna. Es war ihr klar geworden, dass sie Sasori auch ohne diese Beeinflussung geliebt hätte. Sie war zwar sehr enttäuscht und wüten über seine Vorgehensweise, doch sie liebte ihn und war bereit ihm zu verzeihen. Und da war der Knackpunkt in ihren Gedankengängen. Er hatte sie gar nicht zu Wort kommen lassen, sondern war direkt davon ausgegangen, dass sie ihn nicht wollte, ihn nicht liebte. Wie kam er auf diese Idee? Angestrengt dachte Sakura darüber nach. Wieder einmal lag sie seit Stunden wach und betrachtete den dunklen Nachthimmel durch ihr Fenster. Dann schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf. Was hatte Sasori damals noch gesagt?

‚Ich habe schon gehört, dass du mich nie geliebt hast. ER hat es mir gesagt. Ich kann das verstehen.‘

ER hatte es ihm gesagt? Sakura fiel es wie Schuppen von den Augen.

„Kakashi“, sagte sie laut vernehmlich in die Dunkelheit hinein. Sie grübelte weiter, was hatte der Anbu Sasori wohl gesagt?

Sakura fand und fand keine Ruhe, sie wollte es wissen. Jetzt! Nicht erst morgen früh, wenn sie sich beim Frühstück gegenüber sitzen würden. Leise stand sie aus ihrem Bett auf und schlich über den Flur zu Kakashis Tür. Leise klopfte sie an und drückte dann die Klinke nach unten. Die Tür schwang auf und Sakura konnte in das Zimmer sehen. Kakashi lag in seinem Bett und schlief. Auf Zehenspitzen um keinen zu großen Lärm zu machen ging Sakura auf das Bett zu und blieb davor stehen. Sie rang ihre Hände. Was sollte sie jetzt tun? Vorsichtig hob sie ihre Hand und stupste Kakashi an der nackten Schulter an. Der Anbu schlug die Augen auf, sprang auf und hatte Sakura an die Wand gedrückt. Sein linker Arm lag über ihrem Schlüsselbein und drückte fest zu, die rechte Hand hatte er um ihren Hals gelegt. Sein rotes Sharingan blitzte sie gefährlich an.

„Kakashi…“, röchelte Sakura. „Ich bin es, Sakura.“

Jetzt erst schien Kakashi zu realisieren wer da von ihm an die Wand gepresst wurde. Sofort löste er sich von ihr.

„Tut mir leid. Ich habe dich nicht direkt erkannt.“ Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf. Die Muskeln an seinem Oberkörper spielten im Licht des Mondes das durch das Fenster fiel. Er trug nur seine Boxershorts, wie er es immer tat, wenn er schlief. Ein nachdenklicher Ausdruck legte sich auf Kakashis Gesicht und er ließ die Hand fallen. „Aber… was machst du hier?“

Sakura wurde rot. „Ähm… Ich wollte dich was fragen.“

Kakashi hob eine Augenbraue und blickte aus dem Fenster. „Mitten in der Nacht?“

Sakura nickte. „Ich konnte nicht bis morgen warten…“

Skeptisch blickte er sie an. „Na dann, schieß mal los.“

„Ich habe darüber nachgedacht, was mir Sasori im Wald erzählt hat…“ Doch weiter kam sie nicht.

„Du denkst immer noch über dieses hinterhältige, manipulative Arschloch nach?“ Sakura seufzte, warum hatte sie ihm auch von der Manipulation ihrer Gefühle durch Sasori erzählt.

„Ja.“, sagte sie genervt. „Das habe ich und das werde ich auch weiterhin, denn mir sind da ein paar Ungereimtheiten aufgefallen.“

„So? Hat sich der Idiot also in ein paar Widersprüchen verfangen?“

„Nein, hat er nicht. Er hat mich nicht zu Wort kommen lassen. Er ist davon ausgegangen, dass ich ihn nicht lieben würde, es nie getan hätte. Jetzt frage ich mich natürlich, wie er darauf kommt.“

Kakashi war auf einmal sehr still und Sakura sah sich in ihrer Annahme bestätigt.

„Er sprach davon, dass ein gewisser ‚ER‘ ihm das gesagt hätte. Du weißt nicht zufällig etwas darüber, oder Kakashi?“

Er war ganz rot im Gesicht, wich von ihr zurück und hob beschwichtigend die Hände. „Ich habe mir nur Sorgen um uns gemacht. Um unsere Familie.“

Wütende Augen blitzten ihn an. „WAS hast du ihm gesagt?“

„Eigentlich nichts richtiges.“, druckste er herum.

„Kakashi!“, fuhr Sakura ihn an.

„Na gut… Er hat mich gefragt ob ich der Vater sei, und ich habe nur gesagt, er soll meine Tochter in Ruhe lassen.“

„Das kann nicht alles gewesen sein. Das habe ich klar gestellt. Also?“

Kakashi biss die Zähne zusammen.

„Ich habe es nur getan um dich und Amaya vor ihm zu beschützen. Es war als wir ihn im Wald fanden und zu Tsunade eskortierten. Er hat mich gefragt, wann du aufgehört hättest ihn zu lieben.“

„Und was hast du geantwortet?“ Sakura wirkte leicht gereizt und ballte ihre Hände zu Fäusten. Kakashi schluckte. Das sah nicht gut für ihn aus.

„‘Sie hat dich nie geliebt. Das hat sie erkannt, als du sie im Wald hast stehen lassen.‘“, flüsterte er leise.

Sakura sah ihn an und ein Feuer schien in ihren Augen zu lodern. Wütend kam sie auf ihn zugestürmt und blieb dann doch einen halben Meter vor ihm stehen. Ihre Wut war verraucht.

„Weißt du was du getan hast?“ Sie blickte ihm in die Augen. Kakashi sah das in ihren grünen Augen tränen blitzten.

„Deshalb ist er gegangen! Er ist gegangen, weil er dacht ich liebe ihn nicht. Du hast es gewusst, Kakashi, du hast gewusst wie sehr ich ihn noch liebe und trotzdem hast du ihm das gesagt.“ Kakashi öffnete den Mund um etwas zu erwidern.

„Und sag mir jetzt nicht, dass du es ausschließlich für unsere Familie getan hast. Du hast es für dich getan! Damit ich bei dir bleibe. Du hast es getan, damit du mich für dich haben kannst. Du hast es getan weil du mich liebst.“

Sakura funkelte ihn an. Ja, ihre Wut war verraucht, aber sauer war sie trotzdem. Kakashi öffnete erneut den Mund um etwas zu erwidern, schloss ihn aber und senkte den Kopf.

„Vielleicht hast du Recht. Ich kann es nicht genau sagen.“

Sakura drehte sich um und ging zur Tür, sie öffnete sie blieb aber im Türrahmen stehen. Sie wandte sich zu ihm um und sagte: „Bist du jetzt glücklich? Er wird nicht wieder kommen. Du hast gewonnen! Ich stehe hier bei dir und nicht bei ihm. Ist das nicht das was du dir gewünscht hast?“ Und mit einem giftigen Blick schloss sie die Tür hinter sich. Kakashi starrte noch eine ganze Weile auf die helle Holzmaserung, dann senkte er den Kopf.
 

Am nächsten Morgen beim Frühstück herrschte eine eisige Stimmung die auch der kleinen Amaya nicht entging. Doch sie sagte nichts.

Kakashi hatte tiefe Augenringe und blickte traurig auf sein Frühstück hinab. Er nahm einen tiefen Zug aus der Kaffeetasse. Dann erhob er sich, strich Amaya über die Haare und ging. Er hatte heute eine wichtige Mission. Sakura brachte Amaya in die Akademie und ging selber ins Krankenhaus.

Am Abend versammelte sich die Familie wieder am Esstisch. Kakashi stocherte lustlos in seinen Nudeln herum. Wieder herrschte eisiges Schweigen und Amaya machte sich direkt nach dem Essen auf in ihr Zimmer und spielte.

Kakashi verzog sich auf das Sofa und las ein Buch, ausnahmsweise keines seiner Schmuddelbücher.

Sakura ging nach dem Abspülen nach oben und verfrachtete Amaya ins Bett. Danach machte sie sich fertig und ging in ihr Zimmer.

Als es schon dunkel war stand Kakashi vom Sofa auf und streckte sich das seine Gelenke knacksten. Müde schlurfte er die Treppen hinauf. Er wollte gerade sein Zimmer betreten, als er ein leises Schluchzen hörte. Es kam aus Sakuras Zimmer. Er ging an die Tür und legte sein Ohr gegen das kühle Holz. Ja, tatsächlich kam das Schluchzen von Sakura. Es wurde ab und an von einem Namen unterbrochen. „Sasori“.

Kakashi biss die Zähne fest zusammen. Einerseits hasste er diesen Idioten der ihm seine Sakura wegnehmen wollte, andererseits, liebte Sakura ihn und Kakashi wollte nur das es Sakura gut ging. Also traf er einen Entschluss.
 

Am nächsten Morgen rief Sakura Kakashi vergeblich zum Frühstück. Zu guter Letzt schickte sie Amaya hinauf ihren Vater zum Frühstück zu holen. Doch diese kam alleine und mit einem Zettel in der Hand die Treppe hinunter.

„Er ist nicht da.“, flüsterte Amaya und hielt ihrer Mutter den Zettel hin.

Sakura las was darauf stand und zuerst stand sie sprachlos da und las die Zeilen noch einmal. Dann schlich sich ein Lächeln auf ihr Gesicht.

„Ach, Kakashi... Manchmal bist du schon ein Idiot…“ Sie drückte den Zettel gegen ihre Brust und strich Amaya zärtlich über den Kopf.

Auf dem Zettel stand:
 

Es tut mir Leid.

Ich finde ihn.

Kakashi
 

Wahrheiten und Fehler

Die Sonne brannte heiß vom Himmel herunter. Weit und breit war keine Wolke am Himmel zu sehen die etwas Schatten spenden konnte. Kakashi wischte sich den Schweiß von der Stirn und trank einen Schluck Wasser aus seiner Flasche. Nach dem er diese wieder verstaut hatte, überlegte er sich, wie er die Hitze etwas ertragbar machen konnte. Er seufzte. Dann zog er sich seine weiße Anbu-Weste aus, allerdings nur um sein langes schwarzes Shirt über seinen Kopf zu ziehen. Danach zog er die ärmellose Weste wieder an. Ein Laut der Erleichterung überkam ihn. Das schwarze Shirt hatte die Hitze nur noch verschlimmert.

Er verstaute sein Shirt nun ebenfalls und setzte sich wieder in Bewegung. Die Arme nach hinten gestreckt lief er durch die Wüste. Der Wind der durch die Bewegung entstand kühlte seine nun nackten Arme die von einem Schweißfilm bedeckt waren.

Warum machte er das alles noch mal? Ach ja, für Sakura. Er hatte in dieser Nacht ihr Schluchzen gehört und war sich voll auf bewusst gewesen, dass es seine Schuld war. Er ballte die Hände zu Fäusten. Dabei hatte er sich selbst auferlegt, sie vor allen Gefahren und Schmerzen zu beschützen. Und welche Ironie, er selbst war es der sie verletzt hatte. Auch wenn er es nur gut gemeint hatte und sie dadurch beschützen wollte, hatte sie doch auch ein wenig Recht gehabt. Ein kleiner egoistischer Teil in seinem inneren wollte Sakura mit niemand anderem teilen. Schon gar nicht mit diesem Mann. Dieser Mann, der ihn vor Jahren beinahe umgebracht hätte. Kakashi biss seine Zähne fest zusammen. Und ausgerechnet diesen Mann wollte er jetzt finden. Und schon wieder: Welche Ironie! Doch tat er das nicht für sich. Er tat es für sie. Damit sie wieder lachen konnte, damit sie glücklich werden würde. Und damit der kleine egoistische Teil in ihm wenigstens wieder ihr Lachen hören könnte. Ja, auch das tat er nicht ausschließlich für Sakura. Er tat es genauso sehr für sich selbst, denn er könnte es nicht ertragen, wenn sie nie wieder ein nettes Wort zu ihm sagen würde. Allein bei dem Gedanken daran, krampfte sich das Herz in seiner Brust zusammen.

Zwei Tage war er nun schon unterwegs und das Ninjadorf versteckt hinter dem Sand tauchte schon langsam vor ihm auf. Er hatte sich während er Konoha verließ Gedanken gemacht, wo er mit seiner Suche anfangen sollte. Da war ihm zuerst Suna eingefallen. Sasori stammte aus Suna und vielleicht würde er auch dorthin mit seinem Heilmittel gehen.

Noch einmal beschleunigte Kakashi seine Geschwindigkeit. Er wollte so schnell wie möglich in eine etwas kühlere Umgebung.

Nach weiteren zwei Stunden erreichte er den schmalen Eingang nach Suna. Mehrere Ninja stellten sich ihm in den weg und ließen ihn nicht durch. Er wartete geduldig sitzend im Sand während einer der Suna-Nin Nachforschungen anstellte ob sie ihn ohne Probleme ins Dorf lassen konnten. Nach einiger Zeit kam eine Frau angelaufen und bedeutete den Wachen wieder an ihre Posten zu gehen.

„Entschuldigung, Kakashi, der Befehlshaber ist neu und kennt dich nicht.“, sagte sie entschuldigend und streckte ihm eine Hand hin, um ihm beim Aufstehen zu helfen. Dankbar ergriff er diese.

„Macht nichts, Temari.“

Gemeinsam gingen sie ins Dorf hinein und unterhielten sich über die Dinge die seit dem Krieg in ihren Dörfern vorgefallen waren.

„Willst du direkt zu Gaara?“

Kakashi nickte. „Wenn ich jetzt nicht zu ihm gehe, komme ich wahrscheinlich heute gar nicht mehr dazu. Mit dieser Hitze komme ich einfach nicht klar.“

Temari nickte verständnisvoll. „Das ging Shikamaru am Anfang auch so.“

Sie führte ihn zum Büro ihres Bruders und Kakashi klopfte vorsichtig an, dann trat er ein.

Gaara saß hinter seinem Schreibtisch und blickte auf als her hörte, dass jemand sein Büro betrat. Shikamaru der neben ihm stand und dem Kazekagen ein paar Unterlagen zum Unterschreiben gereicht hatte, ließ die Mappen auf den Schreibtisch fallen und ging auf Kakashi zu. Freundschaftlich klopfte er dem Anbu auf die Schulter. Gaara hatte sich hinter seinem Schreibtisch erhoben und ging nun auch auf die beiden zu.

„Kakashi. Wie geht es dir? Bringst du Nachrichten aus Konoha?“, fragte er während er Kakashi die Hand zur Begrüßung schüttelte.

Kakashi schüttelte den Kopf. „Nein, ich bin eigentlich aus persönlichen Gründen hier.“

Shikamaru stieß ihm den Ellbogen verschwörerisch in die Rippen. „Du nimmst wohl Reißaus vor Sakura, mhm?“ Er zwinkerte ihm zu, während Kakashi ihn verständnislos ansah. „Ich habe gehört, du bist wieder bei ihr eingezogen.“

„Shikamaru!“, wies ihn Gaara zurecht. „Nur weil du mit meiner Schwester verheiratet bist, lasse ich dir trotzdem nicht alles durch gehen.“

„Das nervt echt…“, gab Shikamaru nur murmelnd zurück.

Gaara deutete auf seinen Schreibtisch und einen Stuhl der davor stand. Auf diesen setzte sich Kakashi während Gaara wieder hinter seinem Schreibtisch Platz nahm, eilig die Unterlagen von Shikamaru unterschrieb und diesen aus dem Büro schickte.

„Also? Was treibt dich nach Suna?“, fragte Gaara Kakashi und stützte sein Gesicht auf seinen zusammengefalteten Händen auf. Neugierig sah er den Grauhaarigen an. Kakashi seufzte.

„Ich suche jemanden.“ Gaara hob seine nicht vorhandene Augenbraue.

„Und wen?“

„Einen abtrünnigen Ninja aus Suna.“

Gaara lachte kalt auf. „Seit dem Krieg haben wir davon genug. Viele haben sich ihre Befehle missachtend von den Schlachtfeldern entfernt.“ Er seufzte. „Ich kann es ihnen nicht einmal verdenken. Wer möchte schon gegen seine Freunde, seine Familie oder einen anderen Menschen kämpfen der einem einmal wichtig war und den bereits zu Grabe getragen hat. Um den man getrauert hat. Und auf einmal steht er wieder mit diesen kalten, toten Augen vor einem.“ Kakashi lief es bei diesen Worten kalt den Rücken hinunter. Auch er hatte gegen ehemalige Kameraden kämpfen müssen. „Aber wen von ihnen suchst du genau?“

„Sasori aus dem roten Sand.“

Gaara blickte ihn aus aufgerissenen Augen an. „Er ist tot. Sakura selbst hat ihn getötet. Das solltest du wissen.“

Kakashi schüttelte den Kopf und sagte: „Nein, er lebt.“

„Wie das?“ Kakashi dachte darüber nach und kam zu dem Entschluss, dass es das Beste wäre dem Kazekagen alles zu erzählen. Also fing er an davon zu berichten wie Sakura Sasori wieder zum Leben erweckt hatte und wie sie sich in den Suna-Nin verliebt hatte. Das Amaya nicht seine leiblich Tochter war ließ er aus, erzählte aber dafür davon was er Sasori fälschlicherweise erzählt hatte und wie Sakura auf diese Nachricht reagiert hatte.

„Und um das wieder gutzumachen, bin ich nun auf der Suche nach ihm.“, schloss er seinen Bericht ab.

Gaara nickte. „Es wird dich freuen zu hören, dass ich gestern Berichte von meinen Außenposten erhalten habe, in dem sie von einem feindlichen Ninja sprechen, der auf das Dorf zusteuert. Vielleicht handelt es sich ja um Sasori. Kankuro ist dorthin unterwegs, ich werde ihm Bescheid geben lassen, dass er den Ninja hierher eskortieren soll.“ Kakashi nickte dankbar.

„Es wird einige Tage dauern, bis sie hier eintreffen. Du bist herzlich willkommen dich hier wie zuhause zu fühlen. Wie ich Temari kenne, hat sie schon ein Zimmer für dich vorbereitet.“ Gaara ließ sich in seinen Sessel nach hinten sinken. Mit einem süffisanten Lächeln sah er Kakashi an. „Ich wünsche dir viel Spaß. Meine Neffen und meine Nichte sind… nennen wir es mal speziell.“ Und als Gaara Kakashis Miene sah entwich ihm ein Lachen.
 

Drei Tage später saß Kakashi bei Shikamaru und Temari am Frühstückstisch und betrachtet die Kinder der beiden genauer. Gaara hatte recht gehabt, sie waren wirklich speziell. Die beiden Jungs waren Zwillinge und fünf Jahre alt, gerade starteten sie eine Essensschlacht über den Tisch hinweg. Das Mädchen war ein blonder Lockenschopf, der es faustdick hinter den Ohren hatte. Mit ihren drei Jahren hatte sie schon erkannt, was für einen Lärm ihr Besteck auf den Tellern machen konnte. Geschickt wich Kakashi gerade einer vorbeifliegenden Müslischale aus.

Temari blickte ihn entschuldigend an, bevor sie brüllte: „Yashamaru, Akiyama, Karura!!! Hört auf mit dem Unsinn.“

Shikamaru setzte noch ein: „Das nervt.“ hintenan. Doch die drei ließen sich von ihren Eltern nichts sagen und machten munter weiter. Kakashi glaubte bald der Schädel zu explodieren, da nahm er mit einem schnellen Griff Karura ihren Teller und das Besteck weg. Aus der Luft fing er einen Apfel und legte ihn auf den Tisch. Mit einer fließenden Bewegung schob er sein Ninja-Stirnband nach oben und funkelte die drei mit seinem Sharingan an. Sofort herrschte Stille.

„Hört auf eure Eltern, wenn sie euch etwas sagen! Das hat meine Tochter schon gemacht, da konnte sie noch nicht mal laufen.“ Yashamaru, der nach dem Onkel seiner Mutter benannt worden war und eindeutig der mutigere von den Zwillingen war, setzte zu einer Erwiderung an. Kakashi blitzte ihn noch einmal böse an und Yashamaru schloss den Mund wieder ohne dass er etwas gesagt hatte. Karura, das kleine Mädchen das so unschuldig aussah, lachte vergnügt und nahm sich ein Stück Banane. Sie war eigentlich die ruhigste der drei Geschwister, allerdings ließ sie sich von ihren älteren Brüdern leicht mitreißen. Sie hatte den Namen ihrer Großmutter erhalten und war ihr, laut Temari, auch sehr ähnlich.

Kleinlaut verschlangen die Zwillinge nun ihr Frühstück und stürzten dann aus dem Haus in Richtung der Akademie von Suna. Temari seufzte erleichtert auf. „Danke, Kakashi. Ich weiß auch nicht was sich diese Rotzlöffel dabei eigentlich denken.“

Kakashi winkte ab. „Gaara hatte mich schon vorgewarnt.“

„Ach, hat er das?“, fragte Shikamaru nun neugierig. „Was hat er denn gesagt?“

Auf Kakashis Gesicht legte sich ein Grinsen. „Er hat gesagt, seine Neffen und seine Nichte seien ‚speziell‘. Dem kann ich nur zustimmen.“

Shikamaru lachte und auch auf Temaris Gesicht war ein Lächeln zu erkennen.

Dann erhoben sich Kakashi und Shikamaru, verabschiedeten sich und machten sich auf den Weg zum Kazekageturm.
 

Dort wurden sie schon von Gaara erwartet, der auf sie zugestürmt kam, als sie dessen Büro betraten.

„Er ist hier, Kakashi.“

Kakashi sah ihn an. „Und? Ist es…?“ Gaara nickte zur Antwort und Kakashi spürte wie seine Knie weich wurden. Sollte er das wirklich tun? Doch dann dachte er an das traurige Gesicht von Sakura zurück und sein Entschluss stand fest.

„Wann kann ich zu ihm?“

„Ich wollte sowieso gerade zu ihm gehen, du kannst mich begleiten.“

Gemeinsam gingen sie aus dem Büro und ließen einen verwirrt drein schauenden Shikamaru zurück. Der stöhnte nur genervt auf, da der Kazekage ihm anscheinend mal wieder nicht alles erzählt hatte. Wie sollte er ein guter Berater sein, wenn man ihm nicht alles mitteilte. „Das nervt!“, sagte er laut.

Kakashi und Gaara eilten währenddessen durch die Gänge und kamen schließlich vor einem gut bewachten Raum an. Mit einem Nicken bedeutete Gaara den Männern vor dem Eingang beiseite zu treten, dann trat er durch die Türen in den Raum ein. Kakashi folgte ihm.

Dort stand wirklich Sasori im Raum und wurde von Kankuros Marionette festgehalten. Seine Miene verdunkelte sich als er Kakashi erblickte.

„Was macht der denn hier?“, fragte Sasori finster.

„Er ist als abgesandter von Konoha hier.“, sagte Gaara. „Und außerdem wüsste ich nicht was dich das angeht, Sasori aus dem roten Sand.“

Sasori biss die Zähne zusammen. „Ich bin hier hergekommen um…“

„Es ist mir bereits bekannt, warum du hier bist. Und ich habe auch gehört, das es keines deiner Lügenmärchen sondern die Wahrheit ist.“ Sasoris Augen huschten zu Kakashi und dieser nickte.

„Mir ist sogar deine komplette Geschichte bekannt. Wie du ein Mensch geworden bist und warum du das im Moment tust.“ Jetzt weiteten sich Sasoris Augen vor Überraschung.

„Ihr müsst euch näher stehen als ich dachte, wenn du ihm das alles erzählt hast.“, sagte er leise zu Kakashi gewandt.

„Ich habe mit ihm gekämpft. Er war der General der vereinten Shinobi-Streitmacht. Ich habe mit ihm gemeinsam gekämpft und würde ihm mein Leben anvertrauen.“, sagte Kakashi schlicht. „Natürlich traue ich ihm auch soweit, dass ich ihm das erzählt habe.“

„Lass ihn los, Kankuro.“, befahl der Kazekage seinem Bruder.

„Aber, Gaara…“ Mit einem Blick wurde der Marionettenspieler zum Schweigen gebracht. Augenblicklich lösten sich die Chakrafäden und Sasori konnte sich frei bewegen.

„Kakashi hat mich darum gebeten, mit dir alleine sprechen zu dürfen. Ich habe es gestattet. Doch wage es dich, ihn anzugreifen, das würdest du nicht überleben.“, warnte Gaara Sasori und verließ mit Kankuro im Schlepptau den Raum. Die Türen schlossen sich und die beiden Rivalen waren alleine.

Sasori sah Kakashi finster an.

„Willst du mit jetzt unter die Nase reiben, wie glücklich du mit Sakura bist? Das bringt nichts. Ich habe sie freiwillig gehen lassen, damit sie glücklich werden kann, mit dem Mann den sie liebt.“

Kakashi schüttelte den Kopf. „Ich bin nicht hier um dich auch nur in irgendeiner Weise zu verletzten.“

Sasori lachte kalt auf. „Stimmt. Du kannst mich auch nicht mehr verletzten, als du es eh schon getan hast.“

Kakashi versteifte sich. ‚Ich mache das für Sakura, für Sakura…“, sagte er sich als innerliches Mantra auf.

Er fixierte Sasori mit seinen Augen und ging langsam auf ihn zu.

„Ich muss dir etwas sagen und ich will, dass du mir zuhörst.“

Sasori starrte voller Verachtung in Kakashis Gesicht. Auf Sakura konnte er nicht böse sein, das sie sich gegen ihn entschieden hatte. Aber diesen Mann, ja diesen Mann konnte er hassen, mit allem was er hatte. Auch wenn er ihm nie etwas antun könnte, weil er damit gleichzeitig seine Sakura verletzten würde.

Zum Zeichen das er verstanden hatte, nickte Sasori dem Ninja aus Konoha zu. Dieser nahm tief Luft und begann.

„Ich habe einen Fehler gemacht und möchte ihn wieder bereinigen. Ich habe dich angelogen.“

Sasori musterte ihn skeptisch. „Inwiefern?“

„Ich habe dir erzählt, dass Sakura dich nicht mehr lieben würde. Ich habe dir, auch ohne, dass ich es je gesagt habe, zu verstehen gegeben das Sakura und ich ein Paar sind. Das war…“ Kakashi schluckte schwer und nahm tief Luft. Er blickte Sasori fest in die Augen. „… eine Lüge.“

Immer noch skeptisch blicke Sasori ihn an. „Hast du noch nicht genug?“, fragte er kalt. „Hast du noch nicht genug davon, mich zu quälen? Ich bin gegangen und habe deiner Familie kein Haar gekrümmt. Ich habe dafür gesorgt, das Sakura wieder zu dir nach Hause gekommen ist. Und das ist der Dank? Du versuchst Hoffnung in mir zu wecken.“

„Ich wünschte es wäre so. Denn das würde heißen, das Sakura mich liebt und nicht dich. Glaube mir, das ist mein sehnlichster Wunsch.“ Schmerz stand auf Kakashis Gesicht. Und Sasori begann zu zweifeln. Sagte er vielleicht doch die Wahrheit?

„Sie hat dich die ganze Zeit geliebt. Sie hat dich niemals vergessen und jeden Tag darauf gewartet, dass du zurückkehrst. Und als du dann da warst und ihr die einzigen Erinnerungen an dich genommen hast, hat sie die ganze Nacht geweint, weil sie nicht verstehen konnte, warum du ihr so etwas antust. Warum du dich von anderen Eindrücken hast beeinflussen lassen und nicht mit ihr darüber geredet hast. Den Fehler hast du schon wieder gemacht, Sasori.“

„Was???“, brauste Sasori auf, doch Kakashi gebot ihm mit einer Handbewegung zu schweigen.

„Ich bin noch nicht fertig. Du hast mit geglaubt, dass sie dich nicht liebt. Und hast ihr dann nicht mal die Chance gegeben, sich dazu zu äußern. Du hast es als gegeben akzeptiert und noch nicht mal gekämpft.“

„Das stimmt nicht…“, fing Sasori an.

„Doch, und du weißt es.“

Sasori dachte über die Worte nach und ihm wurde zähneknirschend klar, dass der Mann vor ihm Recht hatte. Er hatte Sakura nicht gefragt, sondern die Tatsache einfach als gegeben hingenommen. Auf den Gedanken gekommen, das Kakashi ihn angelogen hatte, war er nie gekommen.

Aber sagte er ihm jetzt die Wahrheit?

„Ich muss darüber nachdenken…“, murmelte er vor sich hin und drehte Kakashi den Rücken zu.

Dieser ging nun langsam Richtung Tür, öffnete diese und drehte sich noch einmal um.

„Eins noch, Sasori. Sie will dir verzeihen. Sie will dir verzeihen das du sie beeinflusst hast. Sie liebt dich, und deshalb will sie dir verzeihen.“

Sasori fuhr herum, doch die Tür war schon geschlossen und Kakashi verschwunden.

Tränen schlichen sich in seine Augen. Sie wollte ihm verzeihen? Sie liebte ihn? Sollte er sich der Hoffnung hingeben, das sie ihn immer noch liebte, ihn immer noch wollte? Oder war das wieder nur eine Lüge die von dem Kopierninja von Konoha ersonnen wurde, um ihn leiden zu sehen?

Liebesbrief (?)

Hell und warm schien die Sonne auf Kakashis Gesicht. Er seufzte auf. Die ganze Nacht hatte er kein Auge zu gemacht und ständig nur daran gedacht wie Sasori sich entscheiden würde. Wenn er sich dafür entschied, ihm nicht zu glauben. Was würde er Sakura sagen? Und würde sie ihm glauben?

Kakashi schlug die Bettdecke zurück und schwang seine Beine aus dem Bett. Wie in Trance griff er nach seiner Maske und zog sie sich an. Langsam ging er Richtung Tür und dann die Treppen zum Frühstückstisch hinunter. Dort warteten bereits Temari und Shikamaru auf ihn.

„Schnell, bevor die kleinen Monster wieder aufstehen.“, sagte Shikamaru in seiner unverwechselbaren gelangweilten Tonlage. Ein finsterer Blick von Temari brachte ihn allerdings dazu stumm nach seiner Tasse Kaffee zu greifen und diese zu trinken.

Unter seiner Maske schlich sich ein Lächeln auf Kakashis Gesicht. Er hätte niemals gedacht, dass Shikamaru einmal genauso wie sein Vater enden würde. Doch Temari stand Shikamarus Mutter in nichts nach. Auch er trank nun seinen Kaffee durch die Maske hindurch. Als er Gepolter im oberen Stockwerk hörte, schnappte er sich einen Apfel und verabschiedete sich. Shikamaru warf ihm einen neidischen Blick hinterher. Er würde wohl auch gerne jetzt schon gehen und die Arbeit mit den Kindern Temari überlassen.
 

Eiligen Schrittes machte er sich auf den Weg zum Kazekageturm. Ob Sasori wohl eine Antwort für ihn hatte?

Zaghaft klopfte er an die Tür von Gaaras Büro und trat ein. Der Kazekage hob den Kopf von seinen Akten und blickte Kakashi an.

„Ah… Guten Morgen, Kakashi. Was machst du denn schon hier?“

Kakashi kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Ich bin vor den Kleinen geflohen. Heute Morgen hätte ich sie nicht ertragen können.“

Gaara schmunzelte. Die Kinder hatten doch jeden irgendwann klein gekriegt.

„Kann ich schon zu ihm?“

Gaaras Miene wurde ernst. „Meinetwegen. Er muss noch sein Frühstück bekommen und das sollte sowieso durch einen höherrangigen Ninja erledigt werden.“

Kakashi nickte. „Ich werde das übernehmen.“

„Das dachte ich mir. Kennst du den Weg noch?“ Doch die Bürotür die schon ins Schloss fiel war dem Kazekagen Antwort genug. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht wandte er sich wieder seinen Akten zu. Wie anstrengend und auch gleichzeitig erfüllend die Liebe war. Auch wenn sie nicht erwidert wurde, tat man alles was einem möglich war um dem geliebten Menschen das zu geben was er wollte.

Mit einem Tablett in Händen stand Kakashi vor Sasoris Zelle und wartete darauf, dass die Türen geöffnet wurden. Vorsichtig trat er ein.

„Du schon wieder.“, hörte er eine Stimme aus dem hinteren Teil der Zelle die im Dunkeln lag zu ihm herüberschallen.

„Ja, ich schon wieder. Ich bringe dir dein Frühstück.“ Mit diesen Worten stellte Kakashi das Tablett auf dem Tisch ab und nahm auf einem der zwei Stühle Platz. Schritte auf dem Boden kündigten an, dass Sasori sich auf ihn zubewegte. Langsam ließ der Rothaarige sich auf den zweiten Stuhl hinabsinken und begann vorsichtig an seinem Brot zu knabbern.

„Keine Sorge, es ist nicht vergiftet.“, sagte Kakashi mit einem Schnauben. „Obwohl man dich mit Gift wahrscheinlich doch nicht umbringen könnte.“

Ein kaltes Lächeln zierte Sasoris Gesicht während er nun ein großes Stück abbiss und anfing zu kauen.

„Hast du über meine Worte nachgedacht?“ Kakashi wusste nicht, was er sich wünschte. Ober wollte das Sasori ihm glaubte und mit ihm gemeinsam nach Konoha ging, oder ob er alleine zurückkehren würde. Doch eigentlich war ihm nur wichtig, wie Sakura reagieren würde.

Sasori kaute bedächtig und schluckte dann.

„Ich bin mir nicht sicher, ob ich dir glauben kann, oder nicht. Es spricht vieles dafür, dass du die Wahrheit sagst, aber auch genau so viel dagegen. Ich möchte mir nicht gestatten, Hoffnung zu fühlen, nur um dann enttäuscht zu werden.“ Sasori hatte lange darüber nachgedacht, war aber immer noch zu keinem Entschluss gekommen.

„Würdest du sie gerne sehen, mit ihr sprechen?“, fragte Kakashi mit monotoner Stimme.

„Schon… Aber nicht, wenn deine Geschichte eine Lüge war. Ich habe auch Fehler gemacht, ich habe sie nicht gefragt, was sie fühlt… Aber ich kann nicht einfach wieder zu ihr gehen, als wäre nichts gewesen. Außerdem habe ich noch meine Mission zu erfüllen.“

„Würdest du mir einen Gefallen tun, und ihr schreiben?“ Kakashi hob Stift und Papier hoch, hielt den Blick allerdings von Sasori abgewandt. Ein merkwürdiges Grinsen schlich sich auf Sasoris Gesicht.

„Jetzt soll ich ihr schreiben?“ Kakashi nickte. Schweigend legte er Stift, Papier und Umschläge auf den Tisch.

„Ich bitte dich darum. Und du hast mein Wort als Ninja von Konoha, das ich ihn nicht lesen und verändern werde.“ Und mit diesen Worten erhob sich Kakashi und verließ den Raum. Sasori saß alleine an dem Tisch und starrte die Schreibuntensilien an. Langsam zog er das Papier und einen Stift zu sich heran und begann zu schreiben. Es schien ihm als ob er Stunden schreiben würde.

Als das Licht in der Zelle wieder abnahm und die Sonne langsam am Horizont verschwand lehnte Sasori sich in seinem Stuhl zurück und ließ den Stift auf den Tisch fallen.

Er hatte es geschafft. Vor ihm lag ein dicker Umschlag auf dem Tisch der an Sakura adressiert war. Nur Minuten nachdem Sasori den Stift hatte fallen lassen, öffnete sich die Tür und der Kazekage und Kakashi standen darin. Sasori erhob sich.

„Guten Abend, Kazekage… Kakashi…“, begrüßte er die beiden höflich.

Mit einem Nicken quittierte Gaara diese Geste.

„Sasori aus dem roten Sand, ich möchte dir mitteilen, dass du nicht länger ein Gefangener Sunas bist. Du bist frei zu gehen wohin du willst. Der Titel als Nukenin kann dir allerdings aufgrund deiner vorherigen Taten nicht aberkannt werden.“ Sasori nickte, das hatte er auch nicht erwartet. Er wollte mit dem Verteilen seines Gegenmittels seine Taten nur abmildern, nicht aber gänzlich aufwiegen.

„Nur damit du es weißt, das ist nicht meine Entscheidung. Der Rat hat mit einer Stimme Mehrheit gegen die Aufhebung als Nukenin gestimmt. Ich war dafür dir deinen alten Ruf wieder zurückzugeben.“, sagte der Kazekage nun leiser als vorher.

„Ich danke euch… Ich werde nun gehen und in das nächste Dorf reisen.“ Langsam ging Sasori auf die beiden zu. Neben Kakashi blieb er stehen.

„Gib ihr das.“, flüsterte Sasori und drückte Kakashi einen Umschlag an die Brust. Dieser nickte nur und verstaute diesen in einer Tasche seiner Weste.

Ohne dass jemand ihn aufhielt, ging Sasori weiter, aus dem Kazekageturm hinaus, über die Hauptstraße Sunas und schließlich aus dem Dorf hinaus in die Wüste.

Ein grauhaariger Ninja blickte ihm von den Dächern Sunas hinterher und fragte sich, selbst ob er gerade gewonnen oder verloren hatte. Die Antwort würde in dem Brief stecken, den er sicher in seiner Brusttasche verwahrte.
 

„Wirst du nun auch gehen?“

Kakashi drehte sich um. Im Licht der untergehenden Sonne stand der Kazekage und blickte ihn an. Kakashi ließ seinen Blick zum Sonnenuntergang wandern.

Die Hand auf die Tasche mit dem Brief gepresst sagte er: „Ich denke schon. Ich will sie nicht länger warten lassen als nötig.“

Gaara nickte und stellte sich neben Kakashi und betrachtete den Sonnenuntergang.

„Warte noch bis morgen früh. Heute Nacht musst du dich nicht auf den Weg machen, es wird bald dunkel und wenn man nicht in der Wüste zuhause ist, können einem schlimme Dinge passieren.“

„Mhm… Ich werde morgen früh bei Sonnenaufgang gehen.“

Schweigend standen die beiden Kampfgefährten nebeneinander und betrachteten den Sonnenuntergang der das Ende eines Tages einläutete. Beide hingen ihren Gedanken nach, dachten an verlorene Kameraden, an ihre Freunde und Feinde. Und daran, was ihre Zukunft bringen würde.
 

Am nächsten Morgen standen Kakashi, Gaara, Temari und Shikamaru am Ausgang des Dorfes und verabschiedeten sich von dem Konoha-Ninja.

Temari umarmte ihn und blickte ihn an. „Grüß alle schön von mir, ja?“

„Das werde ich, Temari. Danke schön, dass ich bei euch wohnen durfte.“ Doch Temari winkte ab.

„Das war doch selbstverständlich. Du bist uns immer willkommen.“ Dankbar lächelte Kakashi sie und ihren Ehemann an, dann wandte er sich Gaara zu. Dieser streckte ihm die Hand hin und Kakashi ergriff sie.

„Mach’s gut, Kakashi. Pass auf dich auf.“ Sie lösten ihre Hände, Kakashi drehte sich um und lief los. Er wollte so schnell wie möglich zurück nach Konoha.

„Ich wünsche dir, dass diese ganze Geschichte so endet, wie du es für das beste hältst. Egal, ob es das auch für dich ist. Ich wünsche dir, dass du deine Familie glücklich machen kannst.“, dachte Gaara bei sich und blickte ihm nach.
 

Drei Tage später traf Kakashi in Konoha ein. Schnellen Schrittes eilte er zu seinem zuhause, doch niemand war da. Wie auch? Amaya war in der Akademie und Sakura im Krankenhaus. Er seufzte auf, dann ging er schnellen Schrittes Richtung Badezimmer und genehmigte sich eine heiße Dusche. Als er wieder in sauberen und vor allem bequemen Klamotten steckte, ging er hinunter ins Wohnzimmer und setzte sich auf das Sofa. In seinen Händen hielt er den verschlossenen Brief den Sasori ihm anvertraut hatte. Er würde ihn Sakura sofort geben, und egal was darin stehen würde, er würde für sie da sein.

Die Stunden zogen sich und Kakashi wurde immer müder. Die drei Tage die er ohne Pause nach Konoha gelaufen war, machten sich bemerkbar. Und so schlief er ein.

Als es schon dämmerte öffnete sich die Tür und Amaya und Sakura betraten das Haus. Während Sakura sich noch ihrer Schuhe entledigte rannte Amaya schon in Richtung Küche. Sie hatte einen furchtbaren Hunger, doch der war schlagartig vergessen, als sie am Wohnzimmer vorbeikam und ihren Vater auf dem Sofa schlafend liegen sah.

„Papa!“, rief sie freudig auf und sprang ihm auf den Schoß. Fest schlossen sich ihre Arme um den Hals des ANBU und Kakashi öffnete verschlafen die Augen.

„Amaya?“, fragte er mit verschlafener Stimme.

„Endlich bist du wieder da! Ich habe dich vermisst. Warum bist du einfach so ohne ein Wort verschwunden?“ Die Kleine sah ihn aus großen Augen an. Kakashi wollte zu einer Antwort ansetzten als Sakura im Türrahmen erschien.

Mit großen Augen sah sie ihn an.

„Sakura…“ Er setzte Amaya neben sich aufs Sofa und stand auf. In seinen Händen den Brief. Langsam ging er auf sie zu und blieb kurz vor ihr stehen.

„Sakura, ich…“ Auf einmal explodierte ein Schmerz in seiner rechten Wange. Überrascht hob er seine Hand und legte sie darauf.

„Was fällt dir ein einfach so zu verschwinden?“, brauste Sakura auf und starrte ihn böse an.

„Sakura, ich…“

„Wir haben uns solche Sorgen gemacht.“ Tränen schimmerten in ihren Augen und sie schlang die Arme um Kakashis Hüfte. Fest drückte sie sich an ihn. Schluchzer erschütterten sie.

„Du kannst… doch nicht einfach… deine Familie… alleine lassen!“, brachte sie zwischen diesen hervor.

Sanft legte er die Arme um sie und strich ihr beruhigend über den Rücken.

„Das würde ich niemals tun, Sakura.“

Aus tränenverschleierten Augen blickte sie ihn an. Sanft gab er ihr einen Kuss auf die Stirn.

„Du und Amaya sind mein ein und Alles, niemals könnte ich euch für immer verlassen.“
 

Nach dem Ausbruch Sakuras, kam Kakashi nicht mehr dazu Sakura den Brief zu geben. Amaya stürmte auf ihre Eltern zu und verlangte zuerst lautstark nach einer Gruppenumarmung und dann nach etwas zu essen.

Die Tränen aus ihren Augen wegwischend ging Sakura Richtung Küche und zauberte innerhalb kürzester Zeit ein Essen auf den Tisch.

Nachdem sie fertig gegessen hatten, brachten sie gemeinsam Amaya ins Bett, die beinahe am Tisch eingeschlafen wäre. Anschließend setzten sich Kakashi und Sakura ins Wohnzimmer.

„Sakura?“

„Mhm…“

„Ich habe ihn gefunden…“ Große Augen richteten sich auf sein Gesicht und die unausgesprochene Frage die im Raum lag war fast greifbar.

„Er ist nicht mit mir mitgekommen, aber er hat mir etwas für dich gegeben…“ Vorsichtig zog Kakashi den Brief hervor und reichte ihn Sakura. Diese nahm ihn vorsichtig entgegen.

‚An Sakura‘, stand auf dem Umschlag den sie nun langsam öffnete. Sie nahm zwei Seiten Papier heraus und begann zu lesen:
 

Sakura,

ich weiß nicht wie ich diesen Brief beginnen soll. Ich möchte dir so gerne so viel sagen, doch ich fürchte mich davor. Kakashi hat mir alles erzählt. Er hat mir erzählt, dass du mich noch lieben würdest. Bis jetzt zweifle ich noch daran. Zu groß ist meine Angst, dass es wieder nur eine Lüge ist.

Hoffnung habe ich, seit jenem Tag im Wald, aus meinem Herzen verbannt. Es bereitet mir nur Schmerzen. Und doch, doch ist da ein kleiner Funken in mir der mir zuschreit, das ich hoffen soll, hoffen kann. Trotz allem.

Trotz all dem Leid das ich dir zugefügt habe.

Trotz all der Verwirrung die ich gestiftet habe.

Trotz all der Jahre die ich fort war.

Mein Verstand hält dagegen und sagt, ich solle diesen Funken, dieses Licht das aus meinem tiefsten Innern hervorscheint, zum Erlöschen bringen. Doch ich kann es nicht. Immer heller leuchtet dieses Licht, je öfter ich mir Kakashis Worte ins Gedächtnis rufe.

‚Sie liebt dich!‘ und ‚Sie will dir verzeihen!‘

Ist das die Wahrheit? Was ist Wahrheit?

Ich glaube du hast ein Recht darauf zu erfahren, warum ich dich damals manipuliert habe. Ich habe dir nur einen kleinen Grund genannt, der doch alle anderen in sich vereint. Ich wollte dich nicht verlieren!

Am Anfang habe ich es nur getan, damit ich nicht sterben muss, doch immer mehr nahm mich deine Art in Beschlag. Ja, schon damals, als ich noch keinen Körper besaß, liebte ich dich. Mit allem was ich hatte.

Später versuchte ich es dir zu zeigen und als ich dich das erste Mal küsste, dachte ich, ich hätte gewonnen. Ich hätte dich gewonnen, das größte was ich je gewinnen könnte. Deine Liebe.

Doch du hast mich so angesehen, als könntest du es nicht glauben, als würdest du nichts für mich empfinden. Ich war verwirrt, verletzt und zutiefst erschüttert. Was sollte ich tun? Ich wusste es nicht, nur ein Gedanke war in meinem Kopf. ‚Ich will sie nicht verlieren!‘

Und so habe ich angefangen, dir Gefühle einzugeben die nicht die deinen waren. Alles weil ich dich liebe, weil ich dich nicht gehen lassen wollte. Diese Zeit die wir zusammen waren, war mit Abstand die schönste meines Lebens, doch der Gedanke, dass es nicht echt ist geisterte die ganze Zeit in meinem Kopf herum. Und deshalb entschloss ich mich, zu gehen. Dich frei zu lassen. Damit du von meinem Einfluss frei sein konntest und dich vielleicht auch ohne diesen in mich verlieben würdest.

Ich war geschockt als wir uns nahe dem versteckten Tempel trafen. Meine Gefühle für dich waren in der Zeit in der wir uns nicht gesehen hatten nur stärker geworden. Ich wollte dich nie mehr gehen lassen, und doch musste ich es. Sechs Jahre vergingen ehe ich dich wiedersah, mit einem Kind an deiner Hand.

Mein Herz zerriss in meiner Brust. Also hattest du mich nie geliebt und einen anderen gefunden. Die Worte die mir Kakashi eingab, verstärkten diese Gefühle nur. Ich ließ keinen Widerspruch zu, hörte nicht einmal dir zu. Und das tut mir leid. Hätte ich es getan, wäre jetzt wahrscheinlich vieles anders.

Vielleicht wollte ich die Wahrheit auch nicht hören, vielleicht war ich sogar froh, von meiner größten Schuld erlöst zu sein.

Ja, Sakura, es ist mein größtes Verbrechen gewesen, dir nicht deine eigenen Gefühle zu lassen. Ich bin zwar ein Egoist, aber ich war auch froh, dass du jemanden gefunden hast, der für dich sogar bereit ist, seinem bittersten Rivalen zu vertrauen, in der Gefahr dass er selbst verliert.

Kakashi ist kein schlechter Mensch, Sakura, nur weil er mich angelogen hat. Jeder Mann hätte dasselbe gesagt wie er. Sei ihm nicht böse. Er liebt dich. Genauso wie ich dich liebe.

Ich werde dich immer lieben, mit meinem Herzen, meiner Seele und meinem ganzen Sein.

Vielleicht sehen wir uns eines Tages wieder. Und wenn du dir dann im Klaren darüber bist, ob es wirklich nur meine Beeinflussung war, oder ob du mich auch liebst, können wir uns ausmalen was aus uns hätte werden können.

Bis dahin werde ich dich niemals vergessen. Du bist bei mir allgegenwärtig, doch ich könnte dir kein Leben bieten, das dir gerecht wird. Dir und deiner Tochter.

Und selbst wenn du dir jetzt schon sicher bist, das du mich von ganzem Herzen liebst, bitte ich dich, in Konoha zu bleiben und nicht nach mir zu suchen. Ich werde dich finden.

Wann? Irgendwann. In einem Monat, einem Jahr… Ich weiß es nicht dich.

Aber, ich werde da sein, Sakura. Ich werde der unsichtbare Engel sein, der über dich und deine Familie wacht, indem ich alles Böse von Konoha fern halte.

Und einmal im Jahr, am Jahrestag meines schönsten Tages den ich jemals erleben werde, werde ich dorthin gehen. Dorthin, wo ich die glücklichste Zeit meines Lebens verbracht habe. Vielleicht treffen wir uns ja dort?

Ich wünsche dir alles Gute, Sakura. Genieße dein Leben, und versuch nicht zu sehr an der Vergangenheit, an mir, zu hängen. Das Leben ist kurz, genieße es!

Ich werde dich lieben bis zu meinem letzten Atemzug, bis mein Herz aufhört zu schlagen. Doch für dich ist eine andere Zukunft bestimmt, als mich zu lieben. Hör auf dein Herz, Sakura! Es zeigt einem manchmal Dinge, die man selbst nicht für möglich hält, denn wer hätte schon gedacht, dass ein Sasori aus dem roten Sand, der so viele Menschen getötet hat, jemals dazu fähig ist zu lieben?

Du allein warst der Grund, der mein Herz dazu gebracht hat mehr wie nur Hass zu fühlen. Du hast mir die schönen Seiten des Lebens gezeigt, und dafür werde ich dir immer dankbar sein.
 

Ich liebe dich, auf ewig.

Sasori
 

Sakura blickte immer noch auf den Brief. Tränen flossen ihr unaufhörlich über die Wangen. Dann ließ sie den Brief fallen und schlug die Hände vor ihr Gesicht.

Kakashi schloss sie in seine Arme und an seiner Brust weinte sie. Weinte so lange bis sie keine Tränen mehr hatte, und selbst dann wurde sie noch von Schluchzern erfüllt. Beruhigend strich Kakashi ihr die ganze Zeit über den Rücken. Er wusste nicht, was in dem Brief gestanden hatte, doch er ahnte es. Sasori hatte dem ganzen Leid, dass er Sakura zugefügt hatte ein Ende gesetzt. Sasori war für Sakura unerreichbar und nur der Himmel allein wusste, ob Sakura daran zerbrechen oder daraus stärker als jemals zuvor hervorgehen würde.

Geständnisse

Noch immer saßen sie auf dem Sofa. Kakashi strich immer wieder beruhigend über Sakuras Rücken. Die Schluchzer ebbten langsam ab und sie drückte sich von seiner Brust weg. Sofort ließ er sie los und blickte sie an.

Mit leerem Blick sah sie zu ihm auf. Die Tränen glitzerten im Mondlicht noch sanft auf ihrer Wange, doch ihre Augen waren trocken. Kakashi konnte darin nichts erkennen. Sie waren einfach nur kalt.

Sakura erhob sich und ging langsam Richtung Treppe. Kakashi folgte ihr und als Sakura auf der Hälfte der Treppe angekommen war, rief er nach ihr: „Sakura???“

Sie drehte sich um und sah ihn wieder mit diesem Blick an, der ein Schaudern über seinen Rücken laufen ließ.

„Ich gehe schlafen.“ Nicht nur ihre Augen waren leer, auch ihre Stimme ließ nicht die geringste Emotion erahnen. Sakura drehte sich um und sagte noch leise: „Gute Nacht.“

Kakashi blickte ihr verwirrt hinterher. Als er hörte wie die Schlafzimmertür sich schloss, ging auch er langsam die Treppen hinauf. Was hatte Sasori nur geschrieben? Es schien Sakura sehr zu treffen. Er machte sich Sorgen um sie, wusste aber nicht wie er ihr helfen sollte.

Mit einem Seufzen ging er in sein Zimmer und legte sich auf sein Bett. Vielleicht war Morgen ja alles wieder normal?

‚Ja, vielleicht…’, dachte er bei sich und zog sich Hose und Oberteil aus, dann legte er sich ins Bett und schloss die Augen.
 

Am nächsten Morgen war Kakashi müde und fühlte sich wie gerädert. In der Nacht hatte er kaum ein Auge zu getan und wenn er dann doch die Augen geschlossen hatte, sah er wieder Sakuras leeren Blick und hörte ihre monotone Stimme. Abermals lief ein kalter Schauer Kakashis Wirbelsäule hinunter. Er zog sich an und ging hinunter in die Küche. Dort stand Sakura am Herd und summte vor sich hin. Verwirrt runzelte er die Stirn.

„Sakura?“, fragte er behutsam und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Alles in Ordnung mit dir?“

Sie drehte sich zu ihm um und lächelte ihn an. „Na klar! Was sollte denn nicht stimmen?“

Kakashi blickte sie sprachlos an. Warum hatte er sich eigentlich solche Gedanken gemacht?

Er nickte und füllte sich eine Tasse mit Kaffee. Als er an dem Tisch Platz nahm, kam auch schon Amaya die Treppe herunter und setzte sich ebenfalls an den Tisch.

„Guten Morgen!“, flötete sie fröhlich in die Stille hinein. Kakashi verwuschelte ihr die Haare und lächelte.

Gemeinsam frühstückten sie und Amaya erzählte Kakashi von ihren Erlebnissen in der Zeit in der er in Suna gewesen war. Doch leider war die Zeit mit seiner Tochter viel zu kurz bemessen, denn er musste sich dringend bei der Hokage melden und Amaya zur Akademie. Mit einem Kuss auf Amayas Scheitel und einer erhobenen Hand in Richtung Sakura verabschiedete er sich und machte sich auf den Weg zum Hokageturm.

Dort stand er nun vor der Bürotür und hatte ein beklemmendes Gefühl. Die Hokage würde gar nicht erfreut sein, dass er einfach eigenmächtig nach Suna aufgebrochen war. Er atmete noch einmal tief durch und klopfte an. Vorsichtig öffnete er die Tür und trat ein. Tsunade fixierte ihn mit einem undefinierbaren Blick.

„Kakashi“, stellte sie nur nüchtern fest.

„Ich bin wieder zurück.“, fing der Grauhaarige kleinlaut an.

„Das sehe ich. Wo warst du?“

„In Suna.“ Tsunade hob eine Augenbraue.

„Suna? Wie kamst du denn auf Suna?“

„Durch das Ausschlussverfahren dachte ich mir, das es sein nächstes Ziel nach Konoha sein könnte.“

„Suna? So so… Und? War er dort?“

Kakashi nickte. „Er wollte nicht mit zurückkommen. Er hat Sakura einen Brief geschrieben.“

Tsunade seufzte. „Ich hatte es befürchtet. Wie geht es ihr?“

Kakashis Blick war voller Sorge. „Ich weiß es nicht…“, flüsterte er. „Gestern Abend hat sie die ganze Zeit geweint, und so ausgesehen, als ob sie nie wieder glücklich sein würde. Aber dann, heute Morgen…“ Kakashi schüttelte den Kopf. „Sie war fröhlich, fast so wie immer. Ich weiß nicht was mit ihr los ist, wie es in ihrem Inneren aussieht.“

Tsunade runzelte die Stirn. Das klang merkwürdig.

„Kümmere dich um sie, Kakashi.“ Mit ernstem Blick sah sie hinter ihrem Schreibtisch zu ihm auf. „Sie ist wie eine Tochter für mich. Es schmerzt, sie so zu sehen. Ich dachte, sie wäre glücklich, aber anscheinend hat sie all die Jahre nur gehofft, das er wiederkommt.“

Nun stand auch Traurigkeit in Kakashis Blick. Er dachte genauso, nur hatte er es noch nie offen ausgesprochen. Zu groß war seine Angst vor der Endgültigkeit.

„Kakashi, ich muss dich bestrafen, weil du ohne Erlaubnis aus Konoha fort gegangen bist. Offiziell. Ich werde dich von deinem Posten als ANBU-Captain beurlauben. Dein Auftrag ist es dich um Sakura zu kümmern, so gut es geht. Hohl sie wieder ins Hier und Jetzt zurück. Lass sie Sasori vergessen. Es ist mir egal wie du das anstellst, nur bring sie dazu!“

Kakashi sah Tsunade fest an und nickte, dann verschwand er leise.

Tsunade ließ ihren Kopf in die Hände fallen.

‚Sakura… Mir kannst du nichts vormachen, ich kenne dich zu gut… Werde schnell wieder so, wie du warst, bevor er hier war.’, dachte Tsunade bei sich und rief einen Anbu zu sich.
 

Kakashi war noch keine fünf Minuten zu Hause, als die Haustür mit einem lauten Knall aufflog und Sakura wütend ins Haus stürmte. Ihre Tasche schmiss sie in eine Ecke und die Schuhe kickte sie von ihren Füßen. Laut aufstampfend kam sie ins Wohnzimmer, in dem Kakashi auf dem Sofa saß. Verwirrt blickte er sie an.

„Was ist denn mit dir los?“

Mit Schwung ließ sich Sakura neben ihn auf das Sofa fallen und stieß aus: „Tsunade hat mir Zwangsurlaub verordnet!“

„Warum das?“

Sakura schnaubte. „Sie meinte, ich hätte seit Ewigkeiten keinen Urlaub mehr gemacht und bräuchte eine Pause.“

„Aber…“, fing Kakashi kleinlaut an. „Stimmt das nicht?“ Sakura funkelte ihn böse an und Kakashi hob daraufhin beschwichtigend seine Hände. „Naja, du hast wirklich seit Ewigkeiten keinen freien Tag mehr gehabt. Irgendwann musst du doch auch mal entspannen.“

Sakura seufzte laut auf. „Ja, du hast ja Recht.“, gab sie gezwungen zu. „Aber es macht mir einfach so viel Spaß den Leuten zu helfen… Aber, was machst du eigentlich hier? Heute keine Mission?“

Kakashi schüttelte den Kopf. „Zwangsbeurlaubt, weil ich ohne Erlaubnis das Dorf verlassen hab. Den Posten als ANBU-Captain bin ich wohl los.“, sagte er zerknirscht. Von seinem geheimen Auftrag sagte er nichts. Und eigentlich war es auch kein Auftrag, sondern eine Bitte die Tsunade geäußert hatte. Außerdem hätte er das auch getan, wenn ihn niemand darum gebeten hätte.

Sakura nickte. „Und jetzt?“

Kakashi blickte sie fragend an.

„Was machen wir jetzt?“ Kakashi zuckte mit den Schultern. Schweigen breitete sich aus. Keiner der beiden sagte etwas und eigentlich war es gar nicht so unangenehm nebeneinander zu sitzen und die Stille zu genießen. Sakura legte den Kopf nach hinten auf die Sofalehne und schloss die Augen. Nach einer Weile waren tiefe Atemzüge zu hören.

Kakashi schmunzelte. Sie war wohl doch müder gewesen, als sie zugab. Behutsam hob er sie unter den Kniekehlen und der Schulter an und trug sie nach oben in ihr Schlafzimmer. Als er sie ins Bett gelegt und zugedeckt hatte, schlich er leise hinaus und schloss die Tür hinter sich.

Er ging die Treppen hinunter und in die Küche. Dort kochte er eine Kleinigkeit für sich und Amaya. Diese kam auch kurz darauf nach Hause und die beiden setzten sich an den Tisch zum Essen. Amaya erzählte begeistert, was sie in der Schule durchgenommen hatten. Das Licht im Raum wurde immer weniger und als die beiden das dreckige Geschirr gespült und wieder in den Schränken verstaut hatten, gingen sie gemeinsam die Treppen hinauf. Amaya wünschte Kakashi eine gute Nacht und ging in ihr Zimmer. Auch Kakashi war schon schläfrig und ging schnurstracks auf sein Bett zu. Schon als er sich darauf fallen ließ, fielen ihm die Augen zu.
 

Mitten in der Nacht wachte Kakashi von einem Poltern auf. Verschlafen fuhr er sich durch die Haare und stand auf. Vorsichtig tapste er mit nackten Füßen aus seinem Zimmer hinaus in den Flur und lokalisierte die Geräusche ein Stockwerk tiefer. Leise ging er die Treppe hinunter und blickte ins Wohnzimmer.

„Sakura?“, fragte er die Rosahaarige die in ihrem Schlafanzug mit dem Rücken zu ihm stand. „Es ist mitten in der Nacht, was machst du hier?“

Sakura wandte sich um und blickte ihm ernst in die Augen. Dann zog sich ein Lächeln auf ihr Gesicht und sie gluckste.

„Psssst…“, machte sie und legte ihren Zeigefinger auf ihre Lippen. Abermals verlies ein Glucksen ihre Lippen. „Wir müschen leise sein…“

Verwirrt blickte Kakashi sie an. „Sakura? Was ist mit dir?“

„Pssssst… Habe isch gesagt…“ Sakura eilte zu ihm und hielt ihm den Mund zu. Abermals gluckste sie. „Sonscht findet er misch.“

„Wer findet dich?“, kam es gedämpft von Kakashi, doch Sakura nahm nur die Hand weg und gluckste wieder. Sie ließ sich aufs Sofa sinken und blickte ihn unschuldig an. „Kakaschi…“, flüsterte sie leise. „Wenn er misch findet, gibt‘s Ärger.“ Kakashi blickte sie an, als ob sie verrückt geworden wäre. Doch Sakura griff nur in aller Ruhe nach einer Flasche die auf dem Tisch stand und trank eine großen Schluck. Mit einem Sprung war er bei ihr und riss ihr die Flasche aus der Hand.

„Sakura! Was machst du da eigentlich?“

„Hupps… hast du misch also doch gefunden… Geh wieder insch Bett, mir geht’s gut…“ Sakura bekam einen Schluckauf und hickste in die Stille hinein. Kakashi wusste nicht was er sagen sollte. Er stellte die Flasche außerhalb Sakuras Reichweite und kniete vor ihr nieder. Er nahm ihr Gesicht in seine Hände und blickte sie ernst an.

„Sakura, sag mir was los ist!“ Sie versuchte seinem Blick auszuweichen, doch er ließ es nicht zu.

„Sag es mir!“, forderte er nun ein weiteres Mal. Dieses Mal allerdings drängender.

Sie blickte ihn an, blickte ihm in die Augen und sagte: „So tuts weniger weh…“ Dann fing sie wieder an zu glucksen.

„Was tut weniger weh, Sakura?“, fragte Kakashi nun mit sanfter Stimme.

Sakura schüttelte nur den Kopf. „Sag es mir, bitte…“

„Na gut… Dasch Schaschori weg ischt und nischt mehr zurückkommt. Dasch er misch zurückgelaschen hat. Und dasch obwohl er misch liebt.“ Traurig sah Kakashi sie an.

„Ach Sakura…“ Er schloss sie in seine Arme und hielt sie fest.

„Genau deschhalb wollte isch dir dasch nischt sagen… Du machst dir schu viele Sorgen…“

Kakashi lachte kalt auf und sah Sakura an. „Habe ich denn keinen Grund mir Sorgen zu machen? Du sitzt hier und hast mindestens vier Flaschen Sake getrunken, alleine. Und das nur damit der Schmerz weniger wird? Sakura, für so dumm habe ich nicht mal dich gehalten. Du gehst jetzt wieder ins Bett…“ Und mit diesen Worten hob er sie hoch und trug sie, wie schon am Abend zuvor hoch in ihr Bett. Ihren Kopf hatte sie auf seine Schulter gebettet und flüsterte etwas in sein Ohr.

„Es war nisch nur wegen dem Schmerz… Isch wollte ihn vergeschen… Isch wünschte isch hätte ihn nie getroffen.“

Kakashi schluckte. Es musste sie wirklich tief getroffen haben, wenn sie solche Sachen sagte. Mit dem Ellbogen drückte er die Türklinke herunter und trat in Sakuras Schlafzimmer ein. Behutsam legte er sie ins Bett und deckte sie zu. Sanft strich er ihr über die Haare.

„Schlaf jetzt, morgen sieht die Welt schon wieder anders aus.“

Sakura schnappte sich seine Hand und legte sie an ihre Wange. Sanft schmiegte sie ihr Gesicht daran. Kakashi streichelte mit dem Daumen über ihre Wange. Sakura hauchte einen Kuss auf die Innenfläche und Kakashi erschrak. Er wollte die Hand zurückziehen, doch Sakura hielt sie fest.

Ihre andere Hand streckte sie nach seinem Gesicht aus und für leicht über die Narbe auf seiner Wange, dann vergrub sie ihre Hand in Kakashis Hinterkopf. Sanft zog sie ihn zu sich herunter.

„Kakaschi…“, flüsterte sie. „Hilf mir! Hilf mir dabei… Bring mich dazu alles zu vergessen…“ Mit einem Mal lallte sie nicht mehr sondern hörte sich normal an. Doch Kakashi blieb keine Zeit darüber nachzudenken, was Sakura da eigentlich von ihm wollte, denn schon hatte sie seinen Kopf hinuntergezogen und ihre Lippen legten sich auf seine. Vor Schreck riss er die Augen auf. Was tat sie da?

Sanft bewegten sich Sakuras Lippen auf seinen, dann verschwand ihr Mund und küsste seinen Hals hinab.

„Sakura?“ Doch weiter kam er nicht, denn schon legte sich eine Hand auf seinen Mund.

Ihm war klar was Sakura wollte, doch die entscheidende Frage war: War er bereit dazu es ihr zu geben?

Er liebte sie und würde praktisch alles für sie tun. Aber das? Und das nicht etwa aus dem Grund heraus, dass sie ihn auch liebte… Nein, es sollte dazu gut sein, um einen anderen Mann zu vergessen. Er musste zugeben, selbst dagegen war er nicht abgeneigt, aber es war Sakura. Die Sakura, die er über alles liebte und die nicht einfach nur für eine Nacht gut war. Er wollte mehr. Und selbst wenn es die einzige Chance war, jemals so etwas mit Sakura zu machen, so würde er es doch nie bereuen, sie jetzt wegzustoßen. Das was sie hier tat, war nicht richtig.

„Sakura… Lass es…“, brachte er hinter Sakuras Hand hervor.

„Was?“, fragte diese ganz unschuldig und küsste ihn wieder auf die Lippen.

„Du weißt was. Ich möchte das nicht. Du bist betrunken und weißt nicht was du tust.“

„Doch, dass weiß ich ganz genau. Du liebst mich doch, dann kann das doch nicht so schwer sein.“, sagte Sakura mit einem schelmischen Lächeln auf den Lippen. Wieder ging sie dazu über ihn zu küssen, doch diesmal hielt Kakashi ihre Handgelenke fest und drückte sie ein Stück von sich weg.

„Ich sagte ‚Nein‘, Sakura! Ich liebe dich, ja. Aber das was du hier machst, ist nicht richtig. Ich würde liebend gerne, aber das hier ist nicht die richtige Situation. Du tust das nur um Sasori zu vergessen. Du liebst mich nicht.“

Sakura sah ihm unverwandt in die Augen.

„Und wenn ich dir sagen würde, dass ich dich liebe?“

„W-W-Was???“

„Naja, wenn ich dir sagen würde, dass ich erkannt habe, dass ich die ganze Zeit jemand falschen geliebt habe. Und jetzt eingesehen habe das ich eigentlich dich liebe?“

Sie sah ihm in die Augen und lockerte ihre Hände aus seinem Griff, dann nahm sie sein Gesicht in Händen und blickte ihm tief in die Augen.

„Denn es stimmt. Ich liebe dich, Kakashi…“ Dann drückte sie ihm leicht ihre Lippen auf.

Kakashi wusste nicht was er denken, geschweige denn tun sollte. Sagte sie das nur um das zu bekommen was sie wollte oder weil es der Wahrheit entsprach. Seine Gedanken überschlugen sich.

Was war die Wahrheit? Was sollte er tun?

Liebe und Angriff

Noch immer saß Kakashi auf Sakuras Bett und hing seinen Gedanken nach. Sakura sah ihn mit großen Augen an. Einmal atmete er tief durch und drückte Sakura wieder zurück in die Kissen. Dann zog er ihr die Decke über den Körper und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn.

Jeden Widerstand die sie ihm entgegenbrachte erstickte er im Keim, indem er einfach ihre Hände immer wieder auf die Matratze drückte. Schließlich erhob er sich und ging auf die Tür zu.

Auf einmal schlangen sich Arme um seine Taille und hielten ihn fest.

„Geh nicht.“, nuschelte Sakura in seinen Rücken. Er konnte ihren warmen Atem durch sein T-Shirt fühlen. „Ich l…“

„Sakura!“, unterbrach er sie barsch. „Lass es!“ Sie ließ ihre Arme sinken und Kakashi drehte sich zu ihr um.

„Es ist genug. Ich habe genug! Es ist nicht fair von dir diese Karte auszuspielen und mir weiß zu machen, du würdest dasselbe empfinden wie ich.“ Finster funkelte er sie an.

Sakura hob ihre Hand zu seinem Gesicht und wollte darüber fahren, doch Kakashi schlug sie zur Seite.

„Kakashi…“, flüsterte sie. Doch dieser drehte sich wieder um und ging in Richtung Tür.

„Geh schlafen. Und erzähl mir nie wieder solche Lügen.“ Mit diesen Worten schloss er die Tür und Sakura stand allein in dem kalten Raum.
 

Murrend ging Kakashi wieder die Treppen ins Erdgeschoss hinunter und begann die Unordnung im Wohnzimmer aufzuräumen. Als das erledigt war, sammelte er die verbliebenen Sakeflaschen ein und schüttete deren Inhalt in den Abfluss. Es war schlimm genug, dass es Sakura nicht gut ging. Da musste sie ihre Sorgen nicht auch noch im Alkohol ertränken.

Noch einmal blickte er sich um, nickte und ging wieder nach oben. Endlich konnte er sich in sein Bett legen. Doch an Schlaf war nicht zu denken. Finster starrte er die Decke an.

Was hatte Sakura sich dabei gedacht, so etwas zu sagen? Es konnte nicht die Wahrheit sein, dazu war er nach langem Grübeln gekommen. Er wünschte sich so sehr, dass es Wahrheit wäre und doch wusste er genau, wie sie gestern geweint hatte, als sie erfuhr das Sasori sie für immer verlies. Laut seufzte Kakashi auf.

Dass sie ihn nicht liebte tat ihm weh. Aber das sie es jetzt vortäuschte um das zu bekommen was sie wollte verursachte einen unerträglichen Schmerz in seiner Brust.

Nach einer Weile starrte Kakashi immer noch über Sakuras Beweggründe grübelnd die Decke an. Mit einem ergebenen Seufzer erhob er sich zog sich seine Trainingskleidung an und begab sich durch das Fenster nach draußen um eine Trainingseinheit abzuhalten. Vor dem Frühstück würde er wieder zurück sein.
 

Sakura lag währenddessen in ihrem Bett und starrte ebenfalls die Decke an. Kakashi hatte sie im Stich gelassen. Das schmerzte, hatte er doch versprochen immer für sie da zu sein. Doch sie verstand warum er von ihrer Aussage so verletzt war, obwohl es keine Lüge gewesen war.

Naja, zumindest nicht komplett. Sie liebte ihn, ja. Aber nicht so wie Sasori. Sie liebte Kakashi als Mensch, als Vater ihrer Tochter und als Freund. Sie liebte ihn in so vieler Hinsicht, allerdings nicht in der die er sich wünschte. Und das wussten sie beide. Sie schlug mit der Faust auf die Matratze unter sich.

Sie hatte sich eben nur jemanden gewünscht, der ihr nahe war. Der sie fest hielt und sie dadurch das Gefühl hatte, nie allein zu sein. Und Kakashi war nach Amaya der wichtigste Mensch in ihrem Leben. Sie liebte ihn zwar nicht so wie Sasori, aber er war ihre Familie. Ihr Hafen zu dem sie immer wieder zurückkehren konnte. Sie hatte alles zerstört. Warum hatte sie das noch mal getan?

Es war der Alkohol, die Einsamkeit und die Trauer gewesen. Eine gefährliche Kombination.

Eben noch hatte sie ihn eine Etage tiefer arbeiten gehört, doch nach dem er wieder in sein Zimmer gegangen war, herrschte Stille. Sie würde sich bei ihm entschuldigen und die Sache klären. Und mit diesem Gedanken schlief sie schließlich doch ein.
 

Am nächsten Morgen werkelte Sakura lange in der Küche herum. Es war ein freier Tag für alle und Sakura wollte ein ganz besonderes Frühstück machen. Seit sie am Morgen aufgewacht war, quälte sie ein schlechtes Gewissen. Warum hatte sie das gestern Nacht nur getan?

Müde schlurfte Amaya in die Küche und rieb sich über die Augen.

„Guten Morgen, mein Schatz.“, sagte Sakura und strich Amaya über das Haar während sie die Pfannkuchen in der Pfanne drehte.

„Morgen, Mama.“, nuschelte Amaya verschlafen. Müde hievte sie sich auf ihren Stuhl und stützte den Kopf in die Hände. Ständig fielen ihr wieder die Augen zu und Sakura verkniff sich ein Grinsen. So aufgeweckt und voller Tatendrang Amaya auch war, wenn sie frei hatte waren ihre Energiereserven immer leer.

Sakura stellte einen Teller voller Pfannkuchen auf den Tisch, daneben stand bereits ein weiterer Teller mit Rührei. Gerade wollte Sakura dazu ansetzten Kakashi zum Frühstück zu rufen, als sich die Haustür öffnete und ein verdreckter Kakashi eintrat.

Verdutzt blickte Sakura ihn an als er an ihr vorbeischlurfte und sich eine Tasse Kaffee einschenkte.

„Morgen.“, murmelte sie leise. Das wurde von Kakashi mit einem knappen Nicken erwidert und er setzte sich schweigend an den Frühstückstisch seine Kaffeetasse noch immer in Händen.

Da saß nun ihre Familie beim Frühstück versammelt. Amaya dem Land der Träume näher als der Wirklichkeit und Kakashi der, so wie er aussah, gerade von einem kräftezehrenden Training kam. Mit einem Seufzer ließ sich Sakura auf ihren Platz fallen und begann zu frühstücken.
 

Es war ziemlich viel von dem Frühstück übrig geblieben, da Kakashi so gut wie nichts gegessen hatte. Amaya war irgendwann auf dem Tisch eingeschlafen und Kakashi hatte sie ins Wohnzimmer auf das Sofa getragen. Nun saßen Sakura und Kakashi sich schweigend gegenüber und keiner der beiden wusste was er sagen sollte. Schließlich ergriff Sakura das Wort.

„Kakashi?“, fragte sie in die Stille hinein und umklammerte ihre Kaffeetasse.

„Mhm…“, kam es nur ausdruckslos zurück.

„Es tut mir Leid wegen heute Nacht. Ich war wohl nicht ich selbst.“

Kakashi sah sie mit seinen Augen an, in denen keine Gefühlsregung zu erkennen war. Sakura schluckte schwer.

„Ich weiß, dass es gemein war und ich es nicht hätte tun sollen, doch… Was geschehen ist, ist geschehen. Kannst du mir verzeihen?“

Kakashi sah sie unverwandt an, dann seufzte er laut auf.

„Weißt du, Sakura, eigentlich war es gar nicht so schlimm. Du warst betrunken und hast dich einsam gefühlt, dass ist in Ordnung. Jedem geht das mal so. Das schlimme daran ist nur, dass du dir eine Lüge ausgedacht hast, mit der du mich dazu bringen wolltest dir das zu geben was du wolltest. Und das obwohl du wusstest, was ich für dich empfinde. So etwas ist ein Ding der Unmöglichkeit und das hat mich sehr verletzt. Ich habe dir nie einen Anlass dafür gegeben mir weh zu tun, oder? Warum hast du nicht einfach etwas anderes gesagt? Alles nur nicht diese drei Worte…“ Schmerz spiegelte sich auf seinem Gesicht ab und Sakura biss sich auf die Innenseite ihrer Wange.

„Es tut mir Leid“, flüsterte sie und blickte auf die Tischplatte zwischen ihnen. „Aber es war keine Lüge…“

„Sakura! Hör auf damit!“ Zorn schwang in seiner Stimme mit und er funkelte sie böse an.

Sakura hob die Hand. „Es war keine Lüge…“, sagte sie mit fester Stimme und sah ihm ernst in die Augen. „… zumindest keine richtige. Ich liebe dich, aber nicht so wie du es gerne hättest. Ich liebe dich als meinen besten Freund, als Vater und als ein Teil meiner Familie. Also habe ich nicht gelogen, sondern nur nicht die ganze Wahrheit gesagt.“

„Als ob das besser wäre. Du hast es gesagt, in der Hoffnung das ich nachgebe und du das bekommst was du willst.“

„Das leugne ich nicht und das ich dir damit wehgetan habe tut mir Leid. Mehr kann ich dazu auch nicht sagen.“

Kakashi nickte kalt. „Ich werde noch etwas trainieren gehen. Ich bin eigentlich nur gekommen um etwas in den Magen zu bekommen.“ Sakura erhob sich und räumte den Tisch ab.

„In Ordnung.“, sagte sie, mit dem Rücken zu ihm.

Lautlos erhob er sich und ging durchs Wohnzimmer um zur Haustür zu gelangen. Doch Amaya stellte sich ihm in den Weg.

„Kann ich mitkommen, Papa?“, fragte sie ihn mit großen Augen. „Bitte…“

Kakashi lächelte. „Aber natürlich.“ Sanft strich er ihr über die Haare. „Amaya kommt mit mir zum Training!“, rief er in Richtung Küche, dann verließen die beiden gemeinsam das Haus.
 

Schweigend gingen sie nebeneinander her.

„Papa?“, fragte Amaya irgendwann leise.

„Ja?“

„Warum hast du dich mit Mama gestritten?“

Kakashi seufzte. „Sie hat etwas gesagt, was mich traurig gemacht hat.“

Nachdenklich schürzte Amaya ihre Lippen. „Aber jetzt ist wieder alles gut zwischen euch?“

Mit Schwung hob Kakashi sie hoch und setzte sie sich auf die Schultern, doch Amaya ließ nicht locker.

„Papa? Ist jetzt alles wieder gut zwischen euch?“

Kakashi seufzte auf. „Nicht wirklich. Aber du musst dir keine Sorgen machen. Das wird schon wieder.“ Amaya legte ihren Kopf auf seinen Scheitel und blickte besorgt auf die grauen Haare hinab.

„Was hat sie denn gesagt?“, flüsterte sie.

„Nichts wichtiges.“, beruhigte Kakashi sie. „Sie hat sich auch entschuldigt, es wird bald wieder alles normal sein.“

Amaya schwieg. Sie kannte ihren Vater, irgendetwas stimmte ganz und gar nicht.

„Papa…“, fing sie erneut an. „Versprichst du mir etwas?“

„Aber immer, mein Engel. Was denn?“

„Du gehst nicht fort, okay? Du bleibst bei uns, bei Mama und mir, ja?“

„Wie kommst du denn darauf, ich würde euch verlassen? Das könnte ich nicht übers Herz bringen.“ Zufrieden nickte Amaya.

„Weil Papa… Wir würden dich nicht gehen lassen. Wir haben dich beide lieb und wir sind eine Familie. Du gehörst zu uns und wir zu dir. Egal was passiert.“

Kakashi war erstaunt über die Worte seiner Tochter. Tränen schlichen sich in seine Augen die er jedoch mit aller Macht zurückdrängte.

„Ich habe dich lieb, Papa.“, flüsterte Amaya in seine Haare.

„Ich dich auch, mein Engel. Und daran wird sich niemals etwas ändern.“
 

Kurze Zeit später erreichten sie den Trainingsplatz und Kakashi ließ Amaya hinunter.

„Was sollen wir denn trainieren?“, fragte Kakashi mit einem Lächeln.

Amaya runzelte die Stirn. „Ich möchte was ganz tolles lernen. Kannst du mit beibringen wie ich Pakkun rufen kann?“

Kakashi schmunzelte. „Ich weiß nicht ob das geht. Weißt du, ich kann Pakkun rufen, weil er mein vertrauter Geist ist.“

Amaya sah ihn fragend an.

„Jeder Ninja hat einen vertrauten Geist. Man muss einen Vertrag mit diesem unterzeichnen, damit man ihn beschwören kann. Aber nur weil ich Pakkun als einen meiner vertrauten Geiste habe, heißt das nicht, das du auch dazu in der Lage bist, Pakkun heraufzubeschwören.“

Amaya nickte. „Also gibt es verschiedene Geister?“

Kakashi nickte. „Ja. Ich kann Hunde heraufbeschwören. Sakura kann Katsuyu, eine Schnecke rufen, genauso wie Tsunade. Guy hingegen kann Schildkröten heraufbeschwören. Ich kannte Ninja die konnten Kröten oder Schlangen herbeirufen.“

Amaya bekam glänzende Augen. „Ich will das auch können, Papa!“

„Das wird ein schweres Stück Arbeit. Willst du heute nicht lieber etwas Einfacheres lernen?“

Amaya schüttelte den Kopf.

„Na gut…“ Kakashi begann Amaya die notwendigen Fingerzeichen zu zeigen und erklärte ihr die Notwendigkeit der Chakrakontrolle. Doch bevor Amaya dazu kam das Jutsu auszuprobieren erschien ein ANBU mit einer Vogelmaske und wandte sich an Kakashi.

„Es wurden feindliche Ninja im Wald entdeckt. Die Hokage hebt deine Beurlaubung kurzfristig auf. Du sollst mit uns gemeinsam die Lage kontrollieren und die Ninja vertreiben.“

Kakashi wandte sich zu Amaya um.

„Wir müssen das Training verschieben. Geh nach Hause und sag Sakura was passiert ist, ja?“ Dabei strich er ihr über die Haare. Amaya nickte und Kakashi lächelte.

Im nächsten Augenblick waren er und der ANBU verschwunden und Amaya stand allein auf dem Trainingsplatz.

Sie wollte nicht nach Hause und ihre Freunde genossen heute ihren freien Tag mit ihren Familien. Amaya wollte bei Kakashi sein und ihm helfen. Also schnürte sie ihre Ninja-Sandalen noch einmal richtig und folgte der Chakrasignatur ihres Vaters in den Wald hinein.
 

Kakashi eilte derweil mit dem ANBU durch die Blätterkronen und ließ sich über die Lage informieren. Er schnaubte. Es waren zu viele ANBU-Teams auf Missionen unterwegs und der Hokage mangelte es schlicht und ergreifend an fähigen Ninjas. So blieb ihr nichts anderes übrig als Kakashi aus seinem Zwangsurlaub wieder in den Dienst zu setzten.

Sie landeten auf einem Ast und sahen nur wenige Meter vor sich die feindlichen Ninja stehen. Auf ihren Stirnbändern war eine Note zu erkennen.

„Was machen Ninja aus Otogakure hier? Was machen überhaupt Ninja aus Oto hier? Das existiert doch nicht mehr!“, rief er den Ninja zu.

Doch einer der drei lachte nur hämisch. „Nur weil Konoha nicht bemerkt hat, das Oto immer noch existiert, heißt es nicht, dass es uns nicht mehr gibt.“

„Orochimaru ist tot. Kabuto ist tot. Wer sollte euch anführen?“

Wieder lachte der Ninja. „Es gibt genügend andere.“

Kakashi biss die Zähne zusammen. „Was wollt ihr hier?“

„Ich wüsste nicht was das euch anginge.“

Kakashi schnaubte. „Ihr befindet euch auf dem Gebiet von Konoha. Es geht uns sehr wohl etwas an.“

„Ich möchte es euch aber nicht sagen. Wir haben unsere Gründe und ihr werdet uns nicht aufhalten!“ Die Oto-Nin sprangen auf die ANBU zu und verwickelten sie in einen Kampf.

Kakashi hob den Kopf und stieß den Ninja von sich weg.

„Kümmert euch um sie! Ich bin gleich zurück.“ Mit diesen Worten sprang er davon und auf das Chakra zu, dass er gerade gespürt hatte.

„Was tust du hier????“, schrie er lauthals. „Ich habe dir gesagt, dass du nach Hause gehen sollst!!!“

Amaya blickte ihn an. „Ich möchte dir helfen.“

„Du kannst mir hier nicht helfen.“ Wütend packte er seine Tochter am Arm. „Du bist noch nicht mal ein Genin und willst schon bei den ANBU mitmischen? Das kannst du vergessen.“

Mit raschen Fingerzeichen beschwor er Pakkun herbei.

„Pakkun! Geh zu Sakura und sag ihr, sie soll sofort hierher kommen und ihre Tochter abholen.“

„Alles klar, Chef!“, sagte Pakkun und verschwand in einer Rauchwolke.

„Und du…“, mit bösem Blick wandte sich Kakashi Amaya zu. „Du bleibst immer in meiner Nähe, hast du das verstanden! Hier ist e gefährlich genug, auch ohne das ich auf dich Acht geben muss.“

Amaya nickte kleinlaut. „Es tut mir Leid, Papa…“

„Wir reden später darüber!“

„Ach nein… Wie niedlich. Werden in Konoha schon kleine Gören in den Kampf geschickt?“, fragte eine höhnische Stimme. Kakashi biss die Zähne zusammen. Er ging in Verteidgungshaltung und schob Amaya hinter sich.

Hinter einem Baum trat einer der Oto-Nin hervor. Es war derjenige, mit dem er eben schon gesprochen hatte.

„Die Elite hier hat schon ziemlich nachgelassen.“, frotzelte er. Aus dem Schatten traten seine beiden Kumpane hervor. Sie trugen die bewusstlosen ANBU auf den Schultern und ließen sie nun hinunter auf den Boden fallen.

Kakashi schluckte schwer. Das sah schlecht aus. ‚Sakura… Beeil dich und komm hierher!‘, dachte er bei sich.

Er würde sein Leben für Amaya geben, doch was dann? Dann wäre seine Tochter allein den feindlichen Ninja ausgeliefert. Es gab nur eine Möglichkeit. Er durfte nicht sterben. Zumindest nicht solange Sakura noch nicht hier war.

Einer der Oto-Nin stürzte auf ihn zu und verwickelte ihn in einen Kampf. Sie versuchten ihn von Amaya wegzulocken, doch er blieb fest auf seinem Platz stehen. Ein zweiter Oto-Nin sprang herbei und das Gefecht ging weiter. Kakashi stand der Schweiß auf der Stirn und er gab alles was er hatte. Sein Ninjutsu konnte er hier nicht anwenden. Amaya stand zu nah und er wollte sie nicht verletzten. Der Anführer der Oto-Nin sprang nun auch herbei und griff Kakashi an. Dieser wehrte sich mit allem was er hatte, doch gegen drei kam er nicht an, selbst nicht mit seinem Sharingan. Die Oto-Nin erwischten ihn und Kakashi flog zu Boden. Amaya stand nun ungeschützt vor den feindlichen Ninja.

Kalt lächelte der Anführer sie an und formte mit seinen Händen Fingerzeichen.

„Nein!!!!!!!“, schrie Kakashi und sprang so schnell er konnte wieder die Bäume hinauf um sich schützend vor Amaya zu stellen.

Ein greller Lichtblitz schoss auf Amaya zu, sie wusste instinktiv, dass sie nicht ausweichen konnte und so blieb sie stehen und blickte ihrem Ende entgegen. Doch auf einmal schob sich ein Schatten vor sie. Der Lichtstrahl traf darauf und sie hörte zuerst einen Schmerzensschrei und dann sah sie rot.

Rotes Blut. Es war überall, spritzte in einer Fontäne aus der Gestalt vor ihr und benetzte sie. Verwirrt hob sie ihre Hand die von dem Blut benetzt glänzte und dann fing sie an zu schreien.

Blut und Tod

Sakura sprang von einem Ast zu anderen und fluchte vor sich hin. Was hatte Amaya sich nur dabei gedacht Kakashi hinterher zu laufen?

Neben ihr sprang Pakkun durch die Bäume. Noch einmal legten sie einen Schritt zu.

Auf einmal hörte Sakura aus der Ferne einen schrillen Schrei. Den Schrei eines Mädchens.

„Amaya!!!“, schrie sie aus vollem Hals und legte noch einmal an Geschwindigkeit zu. Allmählich ließ sie Pakkun hinter sich und erreichte die Lichtung. Ihre Augen suchten panisch alles ab und als sie endlich Amaya erblickte, blendete sie alles aus. Mit einem einzigen Sprung war sie bei ihr und schloss sie in die Arme.

„Amaya! Geht es dir gut?“ Erst jetzt bemerkte sie, dass ihre Tochter voller Blut war. „Warte… Ich werde dich heilen!“ Und schon ließ sie Chakra in ihre Hände strömen. Doch sie konnte keine Wunde bei Amaya spüren. Verwirrt sah sie ihrer Tochter ins Gesicht. Ihre Augen waren starr geradeaus gerichtet und der Mund zu einem stummen Schrei geöffnet.

„Amaya? Was ist mit dir?“ Doch noch immer ließ diese keinen Ton über ihre Lippen kommen, sondern senkte nur den Blick und sah auf ihre blutroten Hände hinab. Tränen rannen ihr über die Wangen. Dann hob Amaya den Blick wieder und blickte gerade aus. Jetzt wandte Sakura auch den Kopf herum und erstarrte.

Vor ihr standen die Oto-Nin und grinsten hämisch.

„Schade…“, sagte der Anführer. „Eigentlich wollten wir ja das Mädchen treffen. Naja, auch egal… Sie ist die nächste.“

Zwischen den feindlichen Ninja und Sakura und Amaya krümmte sich jemand vor Schmerzen. Trotzdem stand er auf und stellte sich schützend vor die beiden. Blut floss aus seinen Wunden und benetzte den Ast unter ihm. Er breitete seine Arme aus und blickte die Oto-Nin böse an.

„Ihr… lasst… sie… in… Ruhe…“, brachte er unter großen Schmerzen hervor. Dann wurde er von einem Hustenkrampf geschüttelt. Auch aus seinem Mundwinkel lief jetzt Blut.

Sakura war wie zu einer Salzsäure erstarrt. Was tat er da?

„Lass es… Sie werden dich töten!“, sagte sie mit Tränen in den Augen.

Er wandte sich kurz zu ihr um und ein Lächeln legte sich auf sein Schmerzverzerrtes Gesicht.

„Dann hätte ich aber einen guten Grund um zu sterben.“ Dann wandte er sich wieder um.

Sakura blickte ihn an. Er durfte nicht sterben. Nicht jetzt!

Leise flüsterte sie seinen Namen: „Sasori…“

Und plötzlich war sie nicht mehr mit Amaya allein. Kakashi stand neben ihr und schüttelte Amaya bei den Schultern.

„Sie muss hier weg!“ Und mit diesen Worten beschwor er einen seiner Ninken herauf und setzte Amaya auf dessen Rücken. „Bring sie von hier fort! Am besten zu Tsunade. Nimm Pakkun mit und berichte was hier geschehen ist.“

Als Antwort erhielt er nur ein Bellen, dann war die beiden Hunde mit Amaya verschwunden.
 

Sakura richtete sich auf und blickte voller Abscheu auf die drei Oto-Nin.

Sasori stand immer noch zwischen ihr und den Feinden, die Arme weit ausgestreckt um sie vor allen Gefahren zu schützen.

Die Oto-Nin begannen zu lachen und setzten mit einem Satz auf den Boden um.

„Nein, wie herzzerreißend. Aber glaubt ihr, nur weil ihr die Kleine von hier fortgebracht habt, ist sie in Sicherheit? Da täuscht ihr euch! Wir werden sie finden und töten.“

Wut machte sich in Sakura breit und sie sprang ebenfalls hinunter auf den Boden. Kakashi und Sasori folgten ihr.

Alle drei stellten sich in Kampfhaltung auf und blickten die feindlichen Ninja finster an.

„Versucht es doch, es wird euch nicht gelingen!“, rief Kakashi ihnen entgegen.

Und auf einmal waren sie da. Griffen scheinbar von allen Seiten auf einmal an. Sasori fiel es sichtlich schwer, sich mit seiner Verletzung zu bewegen. Sakura hätte ihn gerne geheilt, doch die Oto-Nin ließen ihr keine Chance dazu. Immer wieder griffen sie sie an. Rücken an Rücken stand sie mit den anderen beiden. Auf einmal war jedoch ein Rücken fort. Panisch blickte sie sich um.

Sasori lag am Rande der Lichtung und bewegte sich nicht mehr. Sakuras Herz blieb stehen. ‚Er lebt.‘, betete sie sich als Mantra vor.

Der Ninja vor ihr bildete Fingerzeichen und sie rammte die Hand in den Boden. Dieser tat sich auf und verschluckte einen der Ninja. Blieben nur noch zwei.

Als sie sich umwandte, hatte Kakashi den anderen bereits durch sein Mangekyō Sharingan in eine andere Dimension geschickt. Also blieb nur noch einer übrig. Es war der Anführer des Dreiergestirns gewesen.

„Sag uns…“, begann Kakashi. „Wer ist der neue Anführer von Otogakure?“

Ein Grinsen zog sich über das Gesicht des Oto-Nins. „Das wüsstet ihr wohl gerne… Aber ich werde es euch nicht verraten. Mhm… Doch vielleicht, wenn ihr in eurem eigenen Blut vor mir liegt.“

„Das werde ich nicht zulassen.“, knurrte Kakashi durch seine zusammengebissenen Zähne.

Doch der Oto-Nin lachte nur und fing abermals an Fingerzeichen zu formen.

„Du kannst mich nicht treffen. Ich werde deinem Jutsu mithilfe des Mangekyō Sharingans ausweichen.“

Doch der Oto-Nin grinste nur breiter und beendete seine Fingerzeichen. Kurz bevor er das Jutsu losließ flüsterte er nur ganz leise: „Und wenn ich nicht auf dich ziele?“

Kakashi riss vor Schreck die Augen auf und blickte zu seiner rechten. Dort stand Sakura und beugte sich über den von ihr besiegten Ninja. Sie vertraute ihm. So sehr das sie nicht glaubte in Gefahr zu schweben. Früher wäre ihr das nicht passiert. Doch heute… heute hatte sie Amaya blutüberströmt vorgefunden und Sasori war der Grund für das ganze Blut gewesen.

Kakashi hastete in ihre Richtung. Diesmal würde er nicht zu spät kommen. Nicht so wie bei Amaya. Er hatte ihren Körper schon tot vor sich liegen gesehen. Diesmal nicht! Er würde seine Familie beschützen, egal was es kostete. Nur noch ein kleines Stück und er wäre bei ihr. Der Lichtstrahl bewegte sich mit großer Geschwindigkeit auf Sakura zu.

Doch Kakashi war da und drückte sie mit dem Rücken gegen seine Brust. Er spürte wie der Lichtstrahl sich durch seine Weste fraß und zuerst nur seine Haut verbrannte. Doch dann fraß er sich auch durch diese hindurch und Blut strömte seinen Rücken hinunter. Immer weiter fraß das Licht sich durch seinen Körper. Je weiter es jedoch kam, desto mehr verdichtete es sich. Letztendlich war es so dick wie eine Nadel und drang immer weiter durch sein Fleisch. Er stieß Sakura von sich, sie landete unsanft vor ihm auf dem Boden. Da konnte er auch schon den dünnen Lichtstrahl aus seinem Bauch hervortreten sehen. Sakura sah ihn mit aufgerissenen Augen an. Der Lichtstrahl verschwand und Blut strömte aus seinem Bauch. Immer mehr Blut floss.

Kakashi sah Sakura an und flüsterte ihren Namen, kurz darauf verlor er das Bewusstsein und landete unsanft auf der Erde.
 

Sakura wurde von einer solchen Wut erfasst, das sie mit erhobenen Fäusten auf den Oto-Nin zulief. Der war wohl noch so von seinem vermeintlichen Sieg erfüllt, dass er nicht bemerkte wie Sakura auf ihn zustürmte. Sie schlug ihre Chakraverstärkte Faust mitten in sein Gesicht. Sie spürte und hörte wie der Knochen brach und der Ninja leblos zu Boden fiel.

Sakura drehte sich um und betrachtete Sasori und Kakashi.
 

Fünf Minuten später lagen die beiden Kontrahenten nebeneinander. Sasori lebte noch und auch Kakashi atmete.

Doch es war Sasori der zuerst die Augen aufschlug.

„Sakura…“, flüsterte er schwach. Sakura streichelte ihm die roten Haare aus dem blutverschmierten Gesicht.

„Du bist wirklich ein Dummkopf. Warum hast du das gemacht?“ Vorsichtig ließ sie etwas Heilchakra in seine Wunden fließen und stoppte so die Blutung. Zumindest für eine kleine Weile würde kein Blut mehr daraus hervorkommen.

„Ich habe es dir doch gesagt.“ Sakura blickte ihn verwirrt an.

„Ich habe dir gesagt, dass ich der unsichtbare Engel sein werde, der über dich und deine Familie wacht. Ich habe dir gesagt, dass ich alles Böse von Konoha fern halten werde.“ Er blickte an sich hinunter. „Naja… Das mit dem unsichtbar hat nicht ganz geklappt.“ Er versuchte zu lächeln, doch stattdessen schlich sich Schmerz auf sein Gesicht.

„Hör auf solche Witze zu machen… Warum hast du das gemacht, Sasori?“ Sanft strich sie ihm über die Wange. Er wich ihrem Blick aus.

„Weil sie deine Tochter ist. Du würdest daran zerbrechen, wenn sie tot wäre. Ich habe versprochen auf dich und deine Familie acht zu geben.“ Mühevoll hob er eine Hand und strich ihr eine verirrte Strähne ihres Haares hinter die Ohren. Kraftlos ließ er die Hand dann sinken.

„Ich danke dir. Wenn du nicht gewesen wärst, dann…“

„Denk nicht darüber nach.“, zischte er hinter zusammengebissenen Zähnen. Vor Schmerz kniff er die Augen zu. „Ich liebe dich noch immer. Auch wenn ich kein Recht dazu habe. Ich würde alles für dich tun. Wäre ich eben gestorben, wäre es ein glücklicher Tod gewesen, denn ich wäre dafür gestorben, damit du glücklich weiterleben kannst.“

Sakura blickte ihn an. Dann nahm sie sein Gesicht in die Hände und legte ihre Lippen auf seine. Sie küsste ihn ganz sanft, mit all der Liebe die sie hatte. Als sie sich von ihm löste, legte sie ihre Stirn gegen seine und flüsterte: „Ich danke dir, aber ein Leben ohne dich kann ich mir nicht vorstellen.“ Tief blickte sie ihm in die Augen. „Ich liebe dich, Sasori. Ich habe es immer getan und daran konnte dein Gift nicht das Geringste ändern.“ Abermals legten sich ihre Lippen aufeinander. Sasori lächelte und auch Sakuras Gesicht war weniger ernst.

„Versprich mir, dass du nicht mehr gehst.“, flüsterte sie gegen seine Lippen doch anstatt einer Antwort bekam sie einen weiteren Kuss.

Ein Stöhnen ertönte und die beiden fuhren auseinander.

„Kakashi!“, rief Sakura freudig aus und wandte sich ihm zu. „Warte…“ Sie öffnete seine Weste und zog sein Shirt vorsichtig bis zu seiner Brust hoch. Ohne die Miene zu verziehen betrachtete sie den steten Blutstrom der aus der kleinen Wunde strömte. Sie wollte sich nicht einmal vorstellen, wie sein Rücken aussah.

„Es tut mir Leid… Ich hätte besser aufpassen sollen.“, flüsterte sie. „Ich werde dich heilen. Sofort…“

Sie ließ Chakra in ihre Handflächen strömen, doch Kakashi hob die Hände und hielt sie an ihren Handgelenken fest.

„Überleg es dir gut, Sakura…“ Sein Blick wanderte zu Sasori der schwer atmend neben ihm lag und mit glasigem Blick in den Himmel starrte.

Er blickte Sakura in die Augen und diese erwiderte nichts. Eine seiner Hände hob Kakashi an ihr Gesicht und strich ihr über die Wange. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen.

„So wunderschön…“, flüsterte er.

„Kakashi, hör auf… Ich werde dich jetzt heilen.“ Doch abermals hielt er ihre Hände fest.

„Weißt du, warum ich mich in dich verliebt habe?“ Doch anstatt einer Antwort abzuwarten fing er an zu erzählen. Dabei hielt er noch immer Sakuras Hände umklammert um sie daran zu hindern ihn zu heilen.

„Es war kurz nachdem Amaya zur Welt kam. Wir waren beide total übermüdet, weil sie uns nachts nicht eine Sekunde Schlaf gönnte.“ Bei dem Gedanken daran lächelte er erneut. „Wir wechselten uns ab, nachts aufzustehen. Und als du nach einer Stunde noch nicht wieder da warst, stand ich auf um nach dir zu sehen. Du warst in der Küche und hattest Amaya auf dem Arm. Auf dem Herd stand ein Topf in dem du das Fläschchen warm gemacht hast. Zuerst hast du Amaya leise vorgesungen. Doch dann, nach einer Weile, hast du ihr angefangen Geschichten zu erzählen. Geschichten über ihre Zukunft und deine Vergangenheit. Darüber wie ich als Lehrer war und was für ein Vater ich werden würde, dass Amaya sich glücklich schätzen könnte so einen Vater zu haben. Dass du dir niemand besseren als Vater für deine Tochter vorstellen könntest.“ Tränen traten aus Sakuras Augen. Sie erinnerte sich. Sie hatte Kakashi nicht bemerkt als sie von ihm erzählt hatte und als sie sich umgedreht hatte, hatte er dort gestanden. An den Türrahmen gelehnt und hatte ihr zugelächelt.

„Du sahst so glücklich und zufrieden aus, dass ich mir wünschte, dich immer so zu sehen. Das es wirklich so sein sollte wie wir es allen erzählten. Wahrscheinlich waren meine Gefühle vorher schon da, doch als ich dich dort so standen sah, wurde ich mir dessen bewusst. Doch ich wusste auch, dass es wahrscheinlich nie so kommen würde. Das du mich nie so lieben würdest, wie du ihn liebst.“ Sein Blick wanderte zu Sasori der immer noch in den Himmel starrte.

„Aber das ist in Ordnung. Ich meine, ich kann dich ja trotzdem lieben. Und ich habe etwas, was nicht einmal er mir nehmen kann…“ Er blickte ihr fest in die Augen und lächelte. „…unsere Familie. Ich werde immer der Vater deiner Tochter bleiben. Unserer Tochter.“

„Hör auf solchen sentimentalen Quatsch zu erzählen.“, flüsterte Sakura und versuchte die Tränen zurückzuhalten. „Das ist doch sonst nicht deine Art.“

„Du weißt, warum ich das erzähle. Damit du es weißt und dich immer daran erinnerst.“

„Ich werde dich jetzt heilen…“

„Sakura…“ Sie blickte ihn an. „Du weißt dass das nicht geht.“

„Doch… Natürlich!“

„Nein…“, sagte er trocken und ausdruckslos. „Du kannst nicht uns beide retten. Dafür sind die Wunden zu groß und dein Chakralevel zu niedrig.“ Sakura blickte zu Boden. Sie wusste es, natürlich wusste sie es. Doch es musste eine Lösung geben. Eine Lösung mit der beide leben würden, mit der sie niemanden verlieren würde.

„Ich lasse dich nicht sterben. Dich nicht und ihn auch nicht!“, sagte sie bestimmt.

„Es ist in Ordnung. Ich bin bereit fürs sterben.“ Traurig lächelte er sie an. „Aber bevor ich sterbe…“ Er blickte sie ernst an und hob seine Hand erneut zu ihrem Gesicht. Sakura wusste was passieren würde, doch sie ließ es geschehen. Wenigstens das wollte sie ihm noch geben, denn wer wusste schon, ob er morgen noch leben würde.

Sanft legten sich Kakashis Lippen auf ihre. Der Kuss war anders als der mit Sasori. Kakashi legte all seine Gefühle die er hatte hinein. Kurz löste er sich von ihr, nur um kurz darauf wieder seine Lippen gegen ihre zu drücken. Dann löste er sich endgültig von ihr und legte den Kopf wieder auf den Erdboden.

„Danke…“, flüsterte er. Er wusste, dass es eine Art Abschiedsgeschenk von ihr war.

„Ich werde es schaffen. Ich werde euch beide retten.“, sagte Sakura bestimmt.

„Lass es, Sakura. Du musst dich entscheiden. Er oder ich. Ich oder er. Wähle ihn. Du liebst ihn, hast ihn immer geliebt. Du könntest es nicht ertragen, wenn er für immer verschwunden wäre.“ Ernst sah er sie an. „Und versuch ja nicht uns beide zu retten. Das würde nur darin enden, dass wie beide sterben.“ Tränen rollten über Sakuras Wangen. Sie wusste, dass er Recht hatte und doch wollte sie es nicht wahr haben.

„Werde glücklich…“, flüsterte er mit einem Lächeln. „Pass auf unsere Tochter auf, Sakura. Erzähl ihr, dass ihr Vater sie und ihre Mutter wirklich geliebt hat.“ Und mit diesen Worten schloss er die Augen.

Schwach sein

Immer wieder ließ Sakura Chakra durch ihre Hände strömen. Sie wollte sie nicht verlieren, keinen von beiden.

‚Ich muss sie nur so lange am Leben halten, bis die Unterstützung hier ist. Pakkun wird Tsunade erholen und dann… und dann… können beide Leben.‘, dachte sie während ihr Tränen über die Wangen. Sakura schüttelte den Kopf.

„Konzentrier dich!“, sagte sie laut zu sich selbst.

Als Kakashi vor beinahe einer halben Stunde die Augen geschlossen hatte, hatte Sakura schon das schlimmste befürchtet. Doch Kakashis Brust hatte sich weiterhin gehoben und gesenkt. Auch wenn das nur schwach erkennbar war hatte ihr Blick sich an Kakashis und Sasoris Brustkorb fest geklebt und beobachtete das heben und Senken, dass anzeigte, das beide noch am Leben waren. Die linke Hand ruhte auf Sasoris Brust und die rechte auf Kakashis. Sie ließ einen steten Strom an Chakra in beide Körper fließen. Sie konnte sie nicht beide heilen, aber sie konnte beide so lange am Leben halten, bis Verstärkung eintraf.

Doch so langsam merkte Sakura wie sie immer mehr verschwommen sah und der Chakrafluss ins Stocken geriet. Sie musste durchhalten. Nur noch ein bisschen. Doch es hatte keinen Sinn. Sie stoppte den Chakrafluss und formte Fingerzeichen. Das war ihre letzte Chance.

Mit einer Rauchwolke erschien Katsuyu und blickte sie aus besorgten Augen an.

„Sakura? Was ist los?“

„Ich brauche deine Hilfe.“, brachte Sakura voller Anstrengung heraus. „Ich muss mich beeilen, denn ich habe nicht mehr viel Chakra… Kannst du auch ohne das ich dich rufe hierherkommen?“

Katsuyu sah sie an und ließ ihren Blick dann zu den beiden Verletzten wandern. Sie wusste wie viel die beiden Sakura bedeuteten.

„Ja, kann ich.“

Sakura nickte. „Sehr gut. Ich werde solange ich noch Chakra habe versuchen sie am Leben zu halten. Wenn ich keines mehr habe, musst du einspringen. Kannst du das, Katsuyu? Kannst du sie am Leben halten bis Tsunade hier ist?“

„Ich kann es versuchen. Aber versprechen kann ich dir nichts, Sakura. Ihre Verletzungen sind sehr schwer.“

„Du musst es schaffen!“, schrie Sakura ihren vertrauten Geist an. „Entschuldigung… ich bin nur etwas fertig…“

„Ich werde mein bestes geben.“, versprach Katsuyu und verschwand. Nur Augenblicke später tauchte sie wieder auf. Diesmal allerdings ohne das Sakura sie gerufen hatte.

Die Schnecke teilte sich und jeweils ein kroch auf den Brustkorb der Verwundeten. Sakuras Hände lagen wieder darauf und ließen einen Chakrastrom in die Körper fließen. Immer wieder stockte er, doch Sakura zwang sich weiter zu machen. Sie spürte wie ihre letzten Chakrareserven versiegten und zwang sich immer noch weiter die beiden am Leben zu halten. Dann flimmerte es vor ihren Augen und sie spürte wie sie das Bewusstsein verlor.

„Rette sie…“, flüsterte sie noch leise bevor die Schwärze sie umfing.
 

Als Sakura wieder die Augen aufschlug presste sie sie im nächsten Moment wieder fest zusammen. Es war zu hell. An ihre Ohren drang ein stetes Piepen.

Sie zwang sich ihre Augen wieder zu öffnen und von der plötzlichen Helligkeit traten ihr Tränen in die Augen. Sie blickte an eine weiße Decke. Mühsam richtete sie sich auf. Jede Faser in ihrem Körper schmerzte. Das lag an der enormen Menge Chakra die sie aus all ihren Zellen gezogen hatte. Langsam schwang sie die Beine aus dem Bett in dem sie lag und versuchte aufzustehen. Die ersten Versuche schlugen fehl doch dann schaffte sie es sich auf den Beinen zu halte und ging langsam, einen Schritt vor den anderen setzend, in Richtung der Zimmertür. Als sie diese erreichte und langsam öffnete kam ihr auch schon jemand entgegen.

„Sakura? Gottseidank bist du wieder bei Bewusstsein.“ Mit sanfter Gewalt drängte Tsunade sie wieder Richtung des Krankenbettes. „Du musst noch liegen bleiben. Dein gesamtes Chakra war verbraucht.“

Mit einem bösen Blick sah Tsunade sie an und ließ sich selbst auf den Besucherstuhl neben dem Bett sinken.

„Was hast du dir eigentlich dabei gedacht? Deine ganzen Chakrareserven… Du musst gewusst haben, das sie nicht ausreichen um beide zu retten.“

Sakura senkte den Kopf. „Ich wollte keinen der beiden verlieren.“, brachte sie leise heraus, dann hob sie den Kopf und blickte Tsunade an. „Wie geht es ihnen?“

Ein nervöser Ausdruck schlich sich auf Tsunades Gesicht. Sie erhob sich und wandte sich in Richtung Tür. „Lass uns darüber reden, wenn es dir wieder besser geht.“

„Tsunade!!!“, sagte Sakura wutentbrannt. „Raus mit der Sprache!“

Seufzend wandte sich Tsunade wieder um und blickte Sakura lange an. „Sasori geht es den Umständen entsprechend gut. Seine Vitalwerte liegen alle im normalen Bereich und seine Wunden haben sich geschlossen. Er liegt auch schon wieder auf der normalen Station.“

Erleichtert atmete Sakura auf.

„Kakashi allerdings…“

„Was ist mit ihm?“ Mit weitaufgerissenen Augen blickte Sakura Tsunade an.

„Bei ihm sieht es nicht so rosig aus. Der Angriff hat viele innere Organe verletzt. Seine Blutwerte sind miserabel und sein Herz macht uns große Sorgen. Er hat öfters Kammerflimmern und wir haben eine Medic-Nin in seinem Zimmer postiert, die verhindern soll, dass es aufhört zu schlagen.“ Tsunade senkte den Blick und flüsterte: „Es sieht nicht gut aus.“

„Ihr müsst etwas tun! Er darf nicht sterben. Was soll ich denn ohne ihn machen? Was ist mit Amaya? Wir brauchen ihn! Er gehört zu unserer Familie!“

„Ich kann dich beruhigen. Amaya geht es im Moment gut. Iruka kümmert sich um sie.“ Tsunade wandte sich zum Gehen. „Sakura… Du weißt, dass wir keine Wunder vollbringen können. Wir müssen einsehen, wann es noch Sinn macht weiter zu hoffen und wann der Zeitpunkt gekommen ist, an dem man einfach kapitulieren muss. Das weißt du ganz genau, du bist auch Ärztin. Aber wir können nicht entscheiden, wann wir den Dingen ihren Lauf lassen. Das musst du tun. Ihr seid eine Familie und du musst entscheiden, ob wir weiter machen sollen, oder ob wir aufhören.“

Sakura sah sie aus schreckgeweiteten Augen an.

„Ich soll entscheiden, ob er sterben soll oder leben darf? Was ist das für eine Frage? Er soll leben! Lasst ihn auf keinen Fall sterben.“

Tsunade sah sie nur mitleidig an und verließ wortlos den Raum. Hätte Sakura ihn gesehen, hätte sie wahrscheinlich anders entschieden.
 

Sakura lag wach in ihrem Bett und starrte die Krankenhausdecke an. Der Mond schien hell durch ihr Fenster und erhellte das Zimmer.

Was hatte sie nur getan? Nur durch sie war Kakashi jetzt in dieser Lage. Sie hätte den Angriff bemerken müssen. Stattdessen hatte sich Kakashi in die Schusslinie geworfen und sie damit gerettet. Und dann hatte sie ihn noch nicht einmal gerettet. Sie konnte sich nicht entscheiden. Hätte man ihr jetzt eine zweite Chance gegeben, sich noch einmal zu entscheiden, wen sie retten sollte. Sie wüsste es nicht. Sie liebte beide, nicht auf die gleiche Weise, aber mit der gleichen Intensität und Leidenschaft. Sie würde es nicht verkraften, wenn Kakashi starb, denn es wäre ihre Schuld. Ganz alleine ihre Schuld. Wie sollte sie je wieder Amaya in die Augen sehen, wenn sie genau wusste dass sie an dem Tod ihres Vaters Schuld war.

Mit solchen Gedanken quälte Sakura sich durch die Nacht und als die Morgendämmerung anbrach und der schwarze Himmel sich langsam ins rötliche verfärbte schloss sie endlich erschöpft die Augen und schlief ein.
 

Gegen Mittag lief Sakura langsam durch die Gänge des Krankenhauses. Sie suchte das Zimmer von Kakashi. Sie wusste dass er noch auf der Intensivstation lag. Also hatte sie sich in diese Station hineingeschlichen und suchte jetzt das Zimmer in dem er lag.

Als sie die fünfte Tür auf dem Gang öffnete erschrak sie. Dort lag er, genau vor ihr. Verbände waren um seinen gesamten Körper gewickelt. Diese leuchteten blutrot. Eine Atemmaske lag auf seinem Gesicht, damit er Sauerstoff in seinen Körper bekam. Ein Messgerät verkündete mit einem Piepsen den Herzschlag. In der Ecke saß eine der Medic-Nins vom Krankenhaus und schlief. Auf einmal hob sie ihren Kopf und blickte Sakura an.

„Was…“ Doch weiter kam sie nicht, denn das Messgerät fing wie verrückt zu piepen an.

„Verdammt!“, rief die Frau aus und hastete zu Kakashi hin. Beide Hände drückte sie auf seine Brust und ließ das Chakra hineinströmen. Kakashi zuckte und seine Arme und Beine flogen durch die Luft. Sakura schlug sich die Hand vors Gesicht und biss in ihren Zeigefinger um nicht zu schreien.

Langsam beruhigte sich Kakashis Körper und die Medic-Nin wischte sich außer Atem über die Stirn.

„So… jetzt zu Ihnen.“ Sie wandte sich zu Sakura um und betrachtete sie. „Was machen Sie hier?“

„Ich wollte ihn sehen.“, brachte Sakura leise und noch immer mit vorgehaltener Hand hervor.

„Wer sind Sie denn?“

„Ich bin die Mutter seiner Tochter.“, flüsterte Sakura.

„Oh…“, sagte die Medic-Nin nun betroffen. Sakura trat an ihr vorbei ans Bett und ergriff Kakashis Hand.

Was sollte sie tun? Sie wusste das es nicht viel Hoffnung gab, doch die wollte sie nicht aufgeben. Sie konnte doch nicht einfach über seinen Tod entscheiden, nachdem sie alles dafür getan hatte das er lebte.

Tränen rannen über ihre Wangen hinunter. Sie musste darüber nachdenken.

Mit Schwung drehte sie sich um und verließ ohne ein weiteres Wort das Zimmer. Noch immer liefen ihr Tränen über die Wangen. Sie lief und lief bis sie ihr Zimmer erreichte und die Tür aufriss. Schwungvoll rannte sie in jemanden hinein.

Arme hielte sie fest.

„Entschuldigung.“, schluchzte sie. „Ich habe nicht aufgepasst.“

Hände wischten ihre Tränen weg und eine Stimme sagte: „Was ist denn los?“

Sakura blickte auf und erkannte wer sie da in Armen hielt. Es war Sasori und seine Augen strahlten Sorge aus.

„Geht es dir gut?“, fragte Sakura auch sofort und betastete seine Brust an der einmal so viel Blut geklebt hatte. Doch Sasori hielt ihre Hände fest und zwang sie ihn anzusehen.

„Mir geht es gut. Was ist mit dir? Warum weinst du?“

Ihren Blick auf seine Augen gerichtet traten ihr abermals Tränen in die Augen. Und mit einem Schluchzen warf sie sich an seine Brust. Er hielt sie fest und zog sie in das Zimmer hinein. Die Tür schloss er mit einem Tritt. Und so hielt er sie eine scheinbare Ewigkeit gegen seine Brust gedrückt und wartete darauf dass ihre Schluchzer aufhörten.

Als sie endlich wieder normal atmete drückte er sie ein Stück von sich weg und sah ihr eindringlich in die Augen.

„Erzähl es mir!“, forderte er sie auf. Er wusste dass sie noch viele Gespräche führen mussten, bis sie sich wieder so vertrauen würden wie sie es vor Jahren in diesem Tal getan hatten. Doch jetzt in diesem Augenblick wollte er einfach nur für sie da sein. Ein Freund sein. Er wollte ihr den Schmerz nehmen und alles Erdenkliche tun damit sie wieder lächeln würde.

Doch sie brachte nur ein Wort heraus und er wusste dass es nicht in seiner Macht stand ihr diese Traurigkeit zu nehmen.

„Kakashi…“, brachte sie leise hervor. „Er ist… er ist…“

Sanft strich er ihr übers Haar. „Er hat dich beschützt, Sakura. Er hat es freiwillig getan und würde es wieder tun. Weine nicht um ihn, dass hätte er nicht gewollt. Er hätte gewollt, dass du immer fröhlich bist wenn du an ihn denkst.“

Sakuras Gesichtsausdruck veränderte sich und sie funkelte ihn böse an.

„Was weißt du denn schon? Du kennst ihn überhaupt nicht, weißt nicht was er gewollt hätte!“ Sie stieß sich von ihm weg und drehte ihm den Rücken zu. „Geh! Ich will dich im Moment nicht sehen.“

Sie hörte wie er die Tür öffnete und sagte noch: „Nur zu deiner Information: Er ist nicht tot!“ Sie hörte Schritte und dann eine leise Stimme die sagte: „Was machen Sie denn hier?“

Sakura schwang herum, da stand sie. Ihre kleine Amaya unverletzt und wohlauf. Sie stürmte auf sie zu, stieß Sasori aus dem Weg und ließ sich auf die Knie fallen. Sie zog Amaya in eine Umarmung und wollte sie nie wieder los lassen.

„Geht es dir gut?“, flüsterte sie hektisch in Amayas Ohr und tastete sie fahrig mir ihren Händen ab, auf der Suche nach einer Verletzung.

„Ja, Mama. Mir geht es gut. Iruka hat sich gut um mich gekümmert.“

Erst jetzt bemerkte Sakura den Chunin der neben ihrer Tochter stand. Sie sprang auf und fiel auch ihm um den Hals. Iruka war sichtlich perplex bevor er ihr vorsichtig über den Rücken strich.

„Ich danke dir.“, sagte Sakura aus tiefstem Herzen und löste sich von ihm.

Iruka machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ach… Für die Tochter meines besten Freundes mache ich das doch gerne.“

Sakura wandte ihren Blick wieder zu Amaya die Sasori immer noch skeptisch beäugte.

„Mama, was will der Mann hier?“ Sakura ergriff die Hand von Amaya und blickte Sasori an.

„Nichts. Er wollte gerade gehen.“ Sasori zuckte bei ihren Worten zusammen und drehte sich schweigend um. Langsam ging er den Gang hinunter und verschwand in einem der Zimmer.

Amaya blickte zu ihrer Mutter auf. „Das war doch der Mann, mit dem du damals im Wald gesprochen hast, oder?“

Sakura nickte. „Das ist eine lange Geschichte, Amaya. Ich erzähle sie dir ein anderes Mal.“

Im Moment hatte Sakura wichtigere Probleme als Sasori. Sie war im Moment einfach so wütend auf ihn. Wie konnte er es wagen ihr zu sagen, dass Kakashi genau das gewollt hatte? Er kannte ihn nicht einmal.

Aber ihre wichtigste Sorge galt im Moment Kakashi. Wie sollte sie sich entscheiden, und wie würde Amaya reagieren wenn sie den Zustand ihres Vaters erfuhr?
 

Sakura lag wieder wach in ihrem Bett und musste an das verweinte Gesicht Amayas denken als sie ihr von Kakashi erzählt hatte.

„Er wird wieder gesund, oder Mama? Er hat es versprochen. Er hat versprochen, dass er immer wieder zu uns zurückkommt.“ Fest hatte Sakura sie an ihre Brust gedrückt und ihr beruhigend über den Rücken gestrichen. Wie sollte sie ihrer sechs-jährigen Tochter erklären, dass niemand von den Toten zurückkam? Denn wenn Kakashis Zustand so blieb wie im Moment, dann würde er nicht mehr lange unter den Lebenden weilen. Sie wusste nicht was sie tun konnte.

Sie fühlte sich allein und hilflos. Schutzlos gegen die Dunkelheit die sie zu verschlingen drohte. Immer wieder drehten ihre Gedanken sich im Kreis. Frustriert seufzte sie auf und schwang ihre Beine aus dem Bett. Der Mond wies ihr den Weg zur Tür und über den Flur. Sie stand vor der Tür in der heute Nachmittag ein rothaariger Mann verschwunden war.

Vorsichtig öffnete sie die Tür und trat ein.

Dort lag er im Bett und schlief. Sie konnte seinen tiefen Atem bis zur Tür hören. Sie wusste selbst nicht, warum es sie ausgerechnet hier her zog. Eigentlich war sie doch sauer auf ihn. Doch im Moment brauchte sie jemanden der sie tröstete. Der sie festhielt und nicht mehr los ließ. Sie war den ganzen Nachmittag in Amayas Nähe stark gewesen. Hatte stark sein müssen um sie nicht zu beunruhigen. Dass es ihr genauso ging wie ihrer Tochter durfte sie sich vor ihr nicht anmerken lassen. Doch Sakura war schwach. So schwach. Sie konnte gegen feindliche Ninjas kämpfen und Verletzungen heilen. Doch gegen den Tod war sie machtlos. Sie spürte bereits wie er die Finger nach Kakashi ausstreckte und sie vermochte nichts dagegen zu tun.

Leise trat sie an das Bett heran und betrachtete Sasoris friedliches Gesicht im Mondschein. Vorsichtig hob sie die Hand um über seine Wangen zu streichen. Doch kurz bevor ihre Fingerspitzen die Haut berührten öffnete Sasori die Augen.

„Willst du noch länger in der Kälte stehen?“, fragte er sie. Sakura sah ihn perplex an.

„Du bist wach?“

Als Antwort hob er nur eine Seite seiner Bettdecke nach oben und rutschte ein Stück nach hinten. Ergeben seufzend legte sich Sakura neben ihn und Sasori legte die Decke über sie.

„Also, Sakura. Was ist los? Warum stehst du mitten in der Nacht an meinem Bett?“

Doch eine Antwort bekam er nicht. Er spürte mehr als das er es sah, dass Sakura weinte. Sanft hob er seine Hand und legte sie auf ihre Wange.

„Wie kann ich dir helfen? Ich möchte nicht das du weinst.“

Sakura rückte näher an ihn heran und drückte sich gegen seine Brust. Sie zog seinen Geruch tief in sich auf. Verwundert legte Sasori die Arme um sie. Er ahnte worum es ging.

„Geht es ihm nicht besser?“

Sakura schüttelte nur den Kopf und griff mit ihren Händen fest in Sasoris Oberteil. Sanft strich er ihr über den Rücken.

„Es wird alles wieder gut, Sakura. Er wird wieder gesund, so jemand wie er lässt sich doch nicht so einfach unterkriegen.“ Er lächelte auf ihren Haarschopf hinab.

Sakura hob den Blick und sah ihn an.

„Und außerdem… Ich bin jetzt hier, du glaubst doch nicht, dass er seine Familie alleine lässt, wenn ich in der Nähe bin.“ Nun schlich sich auch auf Sakuras Lippen ein Lächeln.

„Ja, du hast Recht. Er ist immerhin Kakashi Hatake, der Kopierninja von Konoha. Wenn er das nicht schafft, dann schafft es keiner.“

Mit tränennassen Augen sah sie zu ihm auf. „Danke, Sasori.“

Als Antwort lächelte er sie nur an und drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel.

„Schlaf jetzt, Sakura. Du bist noch schwach. Du kannst ihm nur helfen wenn du schnell wieder bei Kräften bist.“

Immer noch hielt er sie im Arm und spürte wie ihr Atem langsamer und schwerer wurde.

Wie lange hatte er sich gewünscht sie wieder in seinen Armen zu halten? Und endlich war sein Wunsch war geworden. Er hatte sie zurück.

Es tut weh

Am nächsten Morgen wachte Sakura schlaftrunken auf und spürte wie sich warme Arme um sie schlangen. Sie schloss genüsslich wieder die Augen und drückte sich noch einmal gegen Sasoris Brust.

„Na? Bist du endlich wach?“, hörte sie ihn sagen und konnte das Lächeln in seinem Gesicht beinahe sehen. Er hatte sich nicht verändert.

Als Antwort grummelte sie nur etwas und vergrub ihre Nase noch einmal in seinem T-Shirt.

Ein Lachen erklang.

„Du solltest aufstehen. Gleich steht die Visite an, und ich glaube nicht, dass du willst das Tsunade dich hier findet.“

Sakura sah ihn von unten herauf an und rückte von ihm weg. „Du hast Recht. Ich werde mal rüber gehen.“

Daraufhin stieg sie aus dem Bett und ging in Richtung Tür. Sasori sah ihr mit hinter dem Kopf verschränkten Armen hinterher. Als sie an der Tür angekommen war, drehte sie sich noch einmal um und lächelte ihn an. „Bis später, Sasori.“

Dann war sie hinaus auf den Flur getreten und flitzte in ihr Zimmer.
 

Es schien nur Sekunden zu dauern, bis Tsunade mit gerunzelter Stirn Sakuras Zimmer betrat. Diese lag ganz unschuldig in ihrem Bett und blickte ihr entgegen.

„Wie war deine Nacht?“, fragte Tsunade sie und senkte ihren Blick auf das Klemmbrett in ihren Händen.

„Ganz gut.“ Sie spürte den skeptischen Blick den Tsunade ihr zuwarf.

„Wie kommt es, dass dein Bett schon gemacht ist? Ist die Krankenschwester schon hier gewesen?“ Leichter Sarkasmus schwang in ihrer Stimme mit doch Sakura überhörte ihn ganz einfach.

„Nein, war sie nicht.“ Verbissen kniff Tsunade ihre Lippen aufeinander. Sie öffnete den Mund zu einer Erwiderung, doch Sakura erhob einen Finger um sie zum schweigen zu bringen. Eindringlich bohrte sie ihren Blick in ihren.

„Sag jetzt nichts. Du wirst es sowieso nicht ändern können.“

Tsunade seufzte auf. „Ich werde mich wohl immer fragen, warum es ausgerechnet er sein musste.“ Als Antwort verdrehte die Sakura die Augen.

„Lern ihn erst einmal richtig kennen. Dann kannst du dir deine Meinung bilden.“ Energisch senkte Tsunade den Blick auf ihr Klemmbrett. Damit war die Unterhaltung beendet, doch Sakura kannte Tsunade zu gut. Sie wusste, dass Tsunades Meinung über Sasori sich wahrscheinlich in hundert Jahren nicht ändern würde. Egal was er tat.

„Deine Vital-Werte sehen besser aus und…“, setzte Tsunade an, doch Sakura unterbrach sie.

„Ich habe beschlossen, dass ich Kakashi nicht sterben lasse.“

Ernste Augen richteten sich auf sie. Ein lautes Seufzen erklang.

„Sakura… Meinst du nicht, es wäre besser loszulassen? Du hast ihn gesehen.“

„Genau, ich habe ihn gesehen. Jeder andere hätte aufgegeben. Er nicht. Er kämpft immer noch.“ Entschlossen blickte Sakura Tsunade in die Augen. „Er wird nicht sterben, ich werde es verhindern.“

„Die nächsten Tage wirst du überhaupt nichts verhindern. Deine Werte sind zwar besser, aber noch nicht so dass du ihm helfen könntest. Du musst erst einmal warten, bis dein Chakra wieder auf einem normalen Level ist, bevor du auch nur ein kleines Jutsu anwendest.“ Streng funkelte Tsunade sie über den Rand ihres Klemmbrettes hinweg an.

Sakura nickte. Ihr war klar, dass sie erst wieder zu Kräften kommen musste, bevor sie Kakashi helfen konnte. Aber wenn es so weit war, würde sie ihre gesamte Kraft darauf richten ihn zu heilen.
 

Die Tage zogen dahin und Kakashis Zustand blieb konstant, immer noch kritisch aber konstant. Er kämpfte, das konnte Sakura ganz deutlich sehen. Vorsichtig strich sie ihm über die Stirn.

„Morgen, Kakashi. Morgen kann ich dir endlich helfen.“, sagte sie leise. Jeden Tag aufs Neue versprach sie ihm das, doch noch hatte Tsunade nicht ihre Zustimmung gegeben. Noch durfte sie ihr Chakra nicht einsetzen.

Sakura drehte sich um und nickte der Krankenschwester in der Ecke zu, dann verschwand sie aus der Tür und hastete den Gang entlang zu ihrem Zimmer. Dort angekommen packte sie noch schnell ihre Tasche fertig und setzte sich dann auf ihr Bett und wartete. Lange dauerte es nicht bis sie Amaya den Flur entlanglaufen hörte. Die Zimmertür wurde aufgerissen und ihre Tochter strahlte sie an.

„Na? Kommst du mich abholen?“, fragte Sakura und streckte ihre Arme aus. Amaya kam auf sie zu und umarmte sie.

„Ja, Mama. Heute kommst du endlich nach Hause.“

Ein leises Räuspern erklang und die beiden lösten sich von einander. Tsunade stand in der Tür.

„Du weißt, dass du dein Heilchakra noch nicht einsetzen darfst, Sakura. Ich werde es erfahren, wenn du es dennoch tust.“

„Versprochen, Tsunade. Ich werde Kakashi erst heilen wenn du mir erlaubst mein Chakra einzusetzen.“ Mit ernstem Blick wurde Sakura noch ein letztes Mal gemustert, dann schlich sich ein Lächeln auf das Gesicht der Hokage.

„Gut. Außerdem habe ich im Gang noch jemandem herumschleichen sehen der anscheinend zu dir wollte.“ Sie griff hinter sich und schob Sasori in den Raum. Verlegen stand er neben der Hokage und blickte stur an die Wand hinter Sakura.

„Ich wollte mich von dir verabschieden, Sakura.“, sagte er ohne seinen Blick auf sie zu fokussieren. Vor Tsunade hatte er Respekt und er wollte nicht, dass sie etwas Falsches von ihm dachte. Sie war Sakura wichtig, also wollte er, dass sie ihn mochte. „Ich werde dich vermissen.“ Kam es noch leise von ihm. Bei dem letzten Wort hatte er ihr kurz in die Augen gesehen doch sofort den Blick wieder abgewendet.

„Ich weiß, Sasori, ich werde dich auch vermissen. Aber morgen komme ich schon wieder um herauszufinden, ob ich endlich soweit bin Kakashi zu heilen.“ Sie lächelte ihn an.

„Das ist jetzt aber genug Verabschiederei.“, gab Tsunade laut und deutlich zu vernehmen. Sie packte Sasori an den Schultern und schob ihn wieder hinaus in den Gang. „Zurück ins Bett, du bist immer noch nicht so fit wie du sein könntest. Du brauchst Schlaf, den du in letzter Zeit anscheinend nicht ausreichend bekommen hast.“ Ihr Blick schoss zu Sakura die sich rasch umdrehte. Mit Sasori im Schlepptau verschwand Tsunade aus dem Krankenzimmer und Amaya war mit ihrer Mutter alleine. Aber auch nur für einen Moment, da schielte Tsunade schon wieder um die Ecke.

„Ach Sakura, sie ist wieder da.“

Sakuras Kopf schoss in die Höhe und blickte Tsunade ungläubig an. „Warum?“

„Als sie hörte was passiert ist, machte sie sich auf den Weg.“ Stumm nickte Sakura nur zum Zeichen das sie verstanden hatte.

Wortlos nahm sie ihre Tasche und ging mit ihrer Tochter an der Hand aus dem Zimmer und den Gang entlang. Tsunade sah ihr besorgt nach. Sie wusste, das Sorgen ganz anderer Art Sakura jetzt noch zusätzlich belasteten.
 

Amaya betrachtete ihre Mutter besorgt. Auf ihrer sonst so glatten Haut lagen Sorgenfalten, die sie vorher noch nie bei ihr gesehen hatte. Als sie zuhause angekommen waren schwieg Sakura immer noch.

„Mama?“, fragte Amaya leise.

Leere Augen sahen sie an. „Ja, mein Schatz?“

„Geht es dir auch wirklich gut?“ Ein Nicken war die Antwort. „Sicher? Was hat Tante Tsunade damit gemeint, sie wäre wieder da?“

„Nichts, nichts…“ gedankenverloren strich Sakura Amaya über den Kopf. „Ich werde mich ein bisschen hinlegen, ja?“ Amaya nickte und sah ihrer Mutter nach, die das Sofa ansteuerte und sich darauf nieder ließ. Misstrauisch das Sofa betrachtend ging Amaya in die Küche und setzte Wasser für einen Tee auf. Tiefes Atmen aus dem Wohnzimmer verriet ihr, dass ihre Mutter eingeschlafen war.

Ein Klingeln ertönte. Schnell wie der Blitz rannte Amaya zur Tür, damit kein weiteres Klingeln ertönte und Sakura wecken würde.

Mit einem Ruck den man ihr bei ihrer Größe nicht zutraute riss sie die Tür auf.

„Ja?“, fragte sie.

„Hallo Amaya.“, sagte die Frau lächelnd. Verdutzt blickte Amaya der Frau ins Gesicht das umrahmt von dunklen Haaren fast wir Porzellan aussah.

„Woher weißt du meinen Namen?“, fragte sie erstaunt. Belustigt blitzten die hellen Augen auf.

„Das ist eine lange Geschichte. Soll ich sie dir erzählen? Dafür sollte ich aber rein kommen…“

„Mama hat gesagt, ich darf keine fremden Leute ins Haus lassen.“ Abermals blitzten die hellen Augen auf.

„Wie heißt du denn?“, fragte Amaya mit der Unschuld eines Kindes. „Dann kann ich Mama fragen, ob du rein darfst…“ Die Frau lächelte sie an.

„Mein Name ist…“

„Hinata.“, erklang es erstaunt aus dem Flur hinter Amaya. Dort stand Sakura und blickte die Frau vor der Tür an als wäre sie ein Geist.

„Hallo Sakura.“ Mit ausdruckslosem Gesicht ging Sakura an Amaya vorbei und schloss Hinata in die Arme.

„Du warst lange weg. Warum bist du zurückgekommen?“

„Lass uns drinnen darüber sprechen.“, erwiderte Hinata nur und sah sich nach allen Seiten um. Stumm gingen die beiden Frauen ins Haus hinein. Amaya schloss die Tür und sah ihre Mutter erstaunt an. Ernst blickte diese sie an.

„Amaya, geh bitte rauf in dein Zimmer spielen.“ Amaya traute sich gar nicht erst dem zu widersprechen. So hatte sie ihre Mutter noch nie gesehen. Schweigend stieg sie die Treppen hinauf.
 

Die beiden Frauen setzten sich schweigend auf das Sofa. Sakura starrte Hinata wortlos an, diese hielt den Blick auf ihre Hände gesenkt.

„Ich habe gehört was passiert ist.“, flüsterte Hinata leise. „Ihr beide habt so viel für mich getan. Ich konnte nicht einfach tatenlos bleiben…“

„Und dafür bist du sogar zurückgekommen.“, sprach Sakura das aus was sie schon die ganze Zeit dachte. „Oder gibt es noch einen anderen Grund?“ Kälte durchlief sie. Sie konnte sich gar nicht vorstellen, dass es dieser Grund war. Nicht auch noch das, das könnte sie nicht überleben.

„Hauptsächlich…“, antwortete Hinata ausweichend. „Sie ist groß geworden seit ich sie das letzte Mal gesehen habe.“ Ihr Blick wanderte zur Treppe die Amaya soeben hinaufgegangen war.

Ein leises Seufzen kam von Sakura. „Es ist ja auch schon einige Jahre her.“

„Fünf Jahre, einen Monat und 15 Tage…“, sagte Hinata mit traurigem Blick. „Ich weiß genau wie lange es her ist. Immerhin habe ich sie geboren. Sie ist meine Tochter.“

Panik machte sich in Sakura breit.

„Ich hörte was passiert ist und das du diesen Nukenin wieder in dein Leben gelassen hast.“ Es lag kein Vorwurf in ihrer Stimme. Sie stellte nur fest. Vorsichtig nickte Sakura. „Ich habe Angst um sie, Sakura. Jeden Tag seit ich sie dir in die Arme legte. Und obwohl ich so weit von ihr getrennt war, war ich doch in Gedanken immer bei ihr. Ich war mir sicher, dass du und Kakashi sie beschützen würden vor allem Unheil was es in dieser Welt gibt. Ich wollte dass meine Tochter nicht diese Gräuel sehen muss, die wir beide erleben mussten. Und jetzt… Jetzt hast du eines dieser Gräuel, eines dieser Ungeheuer in ihr Leben gelassen.“ Ihre Stimme zitterte, aber nicht vor Wut. Sie hatte Angst, furchtbare Angst. Das konnte Sakura in ihrem gehetzten Blick erkennen. Und doch, ihre Worte lösten in ihr eine Furcht aus die sie bis dahin noch nicht gekannt hatte. Kälte stieg in ihr auf.

„Ich weiß, du hattest damals gar keine richtige Zeit dich von ihr zu verabschieden. Dein Vater…“

„Ja mein Vater… Du weißt wie lange ich nach der Geburt noch hier war?“

Sakura nickte. „2 Wochen.“

Schmerz lag auf Hinatas Gesicht. „Ich weiß nicht wie er es herausbekam, aber letztendlich ist es auch egal. Er hätte ihn getötet wenn ich nicht dazwischen gegangen wäre. Aber ich war noch so schwach von der Geburt, dass ich nicht lagen aushielt. Von Amaya wusste er gottseidank nichts. Er dachte es wäre nur er. Aber er durfte es nicht erfahren, niemals. Wir mussten gehen, Sakura.“ Es klang nach einer Entschuldigung die sie nicht vorbringen brauchte. Nicht vorbringen sollte.

„Hinata, ich…“, setzte sie an.

„Wir sind weggelaufen, Sakura.“, machte Hinata weiter. „Aber nicht um sie zurückzulassen, sondern um sie zu retten. Ich habe so viel geweint weil meine Tochter nicht bei mir war. Das einzige was mich tröstete war der Gedanke, dass ihr euch um sie kümmert.“ Ein trauriges Lächeln schlich sich auf Hinatas Gesicht.

„Ich stehe in deiner Schuld, Sakura. Ich werde sie begleichen, dadurch, dass ich dir helfe Kakashi zu retten. Ich weiß du liebst ihn. Sehr sogar, wenn auch nicht so wie er es gerne hätte. Ich werde dir helfen und dann ist meine Schuld beglichen. Ich werde wieder aus Konoha fortgehen, denn hier bin ich nicht sicher. Kiba wollte mich davon abhalten hierher zurückzukehren. Aber ich konnte nicht. Es geht schließlich auch um Amaya.“

Sakura spürte nichts mehr. „Und… wenn du fortgehst…?“

Traurig blickte Hinata sie an. „Es tut mir leid, Sakura…“ Stumme Tränen rannen aus Sakuras Augen über ihre Wangen und den Hals hinunter. Ein Schmerz wie sie ihn noch nie erlebt hatte riss ihr beinahe das Herz entzwei. Sie schmeckte etwas Bitteres in ihrem Mund obwohl der staubtrocken war.

„Nein…“ Sie schüttelte langsam den Kopf. „Du kannst sie mir nicht wegnehmen. Sie ist mein Kind, ich habe sie großgezogen. Gemeinsam mit Kakashi. Sie ist sein ein und alles. Du kannst im nicht das nehmen, was er am meisten liebt.“

Die Traurigkeit und das Verständnis in Hinatas Blick waren nicht zu übersehen. Vorsichtig ergriff sie Sakuras Hand und hielt sie fest in ihren. „Ich weiß Sakura, du liebst sie so als wäre sie deine Tochter. Doch das ist sie nicht. Und es tut mir so leid, dass ich dir das antue. Du glaubst gar nicht wie sehr…“ Jetzt rannen auch über Hinatas Gesicht die Tränen. „Ich wünschte ich müsste es nicht tun. Aber ich will sie in Sicherheit wissen, weit weg von der Welt der Ninja. Weit weg von Tod, Krieg und Zerstörung. Kannst du das nicht verstehen?“ Beinahe flehend war ihr Blick. Um nichts in der Welt wollte sie der Frau wehtun, die ihr und ihrem Kind das Leben gerettet hatte. Doch das war unausweichlich, denn sie wollte ihr die Tochter nehmen. Das Kind das sie zwar geboren, Saura jedoch aufgezogen und mit ihrer Liebe bedacht hatte.

Wortlos nickte Sakura. Mit aller Macht versuchte sie den Kloß in ihrem Hals hinunterzuschlucken, doch es gelang ihr nicht. Mit heiserer, leiser Stimme brachte sie heraus: „Doch ich verstehe dich, das es macht es aber nicht leichter.“

Die Tore waren offen. Es brach nur so aus ihr heraus. Sie weinte und weinte. Schluchzte im Gleichklang mit der Frau die ihr dieses Leid beschert hatte. Doch sie konnte ihr nicht böse sein. Amaya war Hinatas Tochter, nicht ihre. Und doch. Es schmerzte als wäre Hidan persönlich hier und würde ihr mit seiner sadistischen Art das Herz aus Brust reißen. Es tat weh, es tat so weh wie noch nichts zuvor.

Verlust

Es war dunkel. Dunkel und feucht. Leises Tropfen hallte durch die ansonsten erdrückende Stille. Ein Schauer lief über seinen Rücken.

Es war dunkel, feucht und kalt. Er zog seine Beine enger an sich. Er fühlte wie sich die Kälte immer mehr ausbreitete, immer näher an ihn herankroch. Wie sanfte Wellen schlug sie gegen seine Zehen, ließ sie gefrieren. Stieg immer höher und liebkoste seine Knöchel. Fast war er soweit sich der Kälte auszuliefern und diesen Ort zu verlassen. Sie schlich sich immer höher, hatte fast schon sein Knie erreicht. Beinahe zärtlich schlich sie sich immer weiter voran, aber er blieb reglos sitzen. Er hatte keine Kraft mehr. Er wehrte sich schon so lange gegen diese Kälte das er fast bereit war sie als alten Freund zu begrüßen und mit ihr fortzugehen.

Doch dann blitzte ein Gedanke auf. Nur ein Bild und er strampelte die Kälte von sich stieß sie mit seinen Füßen in die Dunkelheit. Er kroch nach hinten und von der Kälte fort, denn er durfte nicht mit ihr gehen. Seine Zeit war noch nicht gekommen. Und voller Verzweiflung klammerte er sich an das Bild in seinem Kopf. Sie brauchten ihn und er würde sie nicht verlassen, niemals!

„Amaya… Sakura…“, flüsterte er in die Dunkelheit um sich daran zu erinnern warum er kämpfte obwohl er schon lange nicht mehr konnte. Er würde nicht aufgeben, denn er kämpfte für seine Familie.
 

~*~
 

Erschrocken riss Sakura die Augen auf und setzte sich auf. Sie war in Ihrem Zimmer. War das alles nur ein Traum gewesen? Sie kniff die Augen zusammen und hoffte darauf, das Hinata nicht neben ihr lag und schlief. Sie hoffte so sehr, das es alles nur ein Traum gewesen war und das sanfte Atmen neben ihr eigentlich Amaya gehörte. Doch schon bevor sie ihren Kopf umwandte um das Gesicht der neben ihr Schlafenden anzublicken wusste sie, dass sie vergeblich hoffte. Und als sie zur Bestätigung in das friedliche Gesicht der Hyuuga blickte rannen ihr wieder die Tränen die Wangen herunter.

Es war kein Traum gewesen. Leider.

Vorsichtig erhob sie sich und schlich leichtfüßig aus ihrem Schlafzimmer hinaus und den Flur entlang. Vor Amayas Tür blieb sie stehen. Langsam drückte sie die Klinke nach unten und drückte die Tür auf. Dort lag sie, ihre Tochter, und schlief. Sanft schloss Sakura die Tür hinter sich und setzte sich behutsam an den Bettrand. Sie hob eine Hand und strich Amaya das dunkle Haar aus dem Gesicht. Ein Lächeln zeichnete sich trotz all der Tränen auf Sakuras Gesicht ab. Sie dachte nicht mehr daran, das Amaya sie in naher Zukunft verlassen würde und dass sie sie wahrscheinlich nie mehr wiedersehen würde. Sie dachte an die Jahre die sie Mutter gewesen war. Die Jahre in denen Amaya ihr Leben so sehr bereichert hatte. Früher hätte sie sich nie vorstellen können Mutter zu sein und dann war ihr dieses Kind gegeben, nein geschenkt worden. Alle hatten sie verlassen. All ihre Kameraden und Freunde waren im Krieg gefallen, sie hatte nur noch Kakashi und Sasori. Und mit Kakashi verband sie seit Amayas Geburt diese wunderbare Freundschaft. Die beiden waren eine Familie und zu dieser Familie gehörte Amaya. Sie konnte sie nicht gehen lassen.
 

Nach dem Hinata und Sakura Amaya zur Akademie gebracht hatten gingen sie direkt zum Krankenhaus. Tsunade fing sie am Eingang ab und lotste Sakura in einen Untersuchungsraum um zu überprüfen, ob sie wieder gesund genug war um Kakashi zu heilen. Die Hokage gab ihr Einverständnis, wenn auch widerwillig. Gemeinsam gingen die drei Frauen nun zu Kakashis Krankenzimmer.

Tsunade legte ihre Hand auf die Schulter der völlig entkräfteten Medic-Nin. Mit einem Zucken wachte sie aus ihrem unruhigen Schlaf auf.

„Tsunade… Es tut mir leid, ich war nur kurz…“

„Alles in Ordnung.“, unterbrach Tsunade sie mit einem milden Lächeln. „Wie war es heute Nacht?“

„Heute Nacht ging es.“, antwortete sie erschöpft und fuhr sich mit der rechten Hand über die Augen. „Es waren nur drei Anfälle.“

Sakura schluckte bei dem gerade gehörten schwer. Aber da fing auch schon wieder der Herzmonitor an zu piepsen und die Medic-Nin sprang auf.

Hinata stand mitten im Zimmer und hatte die Hände vor den Mund geschlagen. Die Medic-Nin sank nun erschöpft in ihren Stuhl zurück.

„Ich wusste nicht, dass es so schlimm ist.“, flüsterte Hinata mit leiser Stimme. Langsam ging sie um das Bett herum und berührte mit den Fingerspitzen vorsichtig Kakashis Unterarm. Betroffen trat Sakura an die andere Seite des Bettes und sah Hinata aus traurigen Augen an. Der zuerst schüchterne Blick Hinatas wurde fest und ein entschlossener Ausdruck legte sich auf ihr Gesicht. Sie beugte sich zu Kakashis Ohr hinunter und sagte: „Wir werden dich heilen, Kakashi. Bald bist du wieder auf den Beinen.“

Tsunade bedeutete der Medic-Nin mit einem Nicken zu gehen. Mit einem Seufzer der Erleichterung erhob sie sich und ging mit langsamen Schritten aus dem Zimmer hinaus. Hinter ihr schloss Tsunade die Tür und wandte sich an Sakura und Hinata.

„Also… Wollt ihr anfangen?“

Sakura nickte entschlossen und legte ihre Hände auf Kakashis Brust, Hinata tat es ihr gleich. Tsunade lächelte und verließ stumm das Zimmer.

Sakura legte ihre Hände auf Kakashis Brust und Hinata tat es ihr gleich. Grünes Heilchakra pulsierte um ihre Hände und verschwand in einem steten Strom in Kakashis Brust. Langsam fügten sich alle Nerven und Muskeln wieder zusammen. Blutergüsse verschwanden und das Gehirn schwoll wieder zu seiner normalen Größe ab. Kakashis Atmung wurde gleichmäßiger und seine Lungen und sein Herz arbeiteten wieder normal. Nachdem sie seinen Körper fast vollständig wieder hergestellt hatten, machten sie eine Pause und warteten. Doch er wachte nicht auf. Er atmete ruhig und gleichmäßig, aber aufwachen tat er nicht.

Am nächsten Tag kamen sie wieder, doch seine Augen waren immer noch geschlossen. Wieder legten sie ihre Hände auf seinen Oberkörper und ließen ihr Chakra strömen. Sie suchten und suchten, doch sie fanden nichts was erklärte warum er nicht längst aufgewacht war. Also ließen sie ihrem Chakra freie Hand und ließen es einfach selbst den Weg finden, auf dem es Kakashi am besten helfen würde. Eine Woche lang kamen sie jeden Tag und ließen ihr Chakra in ihn strömen, doch aufwachen tat er immer noch nicht. Zwar hatten s ich seine Blutwerte verbessert und sein Herz schlug von allein, aber er wachte einfach nicht auf.

Am Abend des achten Tages an dem sie ihn mit dem ihrem Heilchakra vollgepumpt hatte, blieb Sakura in Kakashis Zimmer sitzen und starrte ihn an. Sie hoffte einfach, dass er alleine durch ihre Anwesenheit aufwachen würde. Doch auch das half nichts. Sanft legte sich eine Hand auf ihre Schulter.

„Du solltest nach Hause gehen. Amaya wartet mit Sicherheit schon.“

Sakura hatte ihren Blick nicht von Kakashis Gesicht genommen. Leise seufzte sie auf.

„Hinata ist bei ihr.“ Besser sie gewöhnte sich jetzt schon an die Abwesenheit ihrer Tochter. Denn in wenigen Tagen oder Wochen würde sie sie aufgeben müssen. Sie fortgehen lassen, unwissend ob sie Amaya je wieder sehen würde. Bei diesem Gedanken lief eine Träne ihre Wange hinab.

„Ich habe versagt. Ich kann Kakashi nicht heilen und Amaya wird mir weggenommen.“

„Nichts im Leben bekommt man geschenkt. Für alles muss man kämpfen.“ Der Griff auf ihrer Schulter verstärkte sich und sie hob den Kopf und sah in das liebevolle Gesicht der Hokage.

„Aber Tsunade… Hat man nicht irgendwann genug gekämpft? Hat man nicht irgendwann alles gegeben was man hat? Ich habe nichts mehr was ich geben könnte, mit dem ich kämpfen könnte.“

Ein wissendes Lächeln schlich sich auf Tsunades Gesicht. „Du vielleicht nicht, aber es gibt noch jemanden, der für Kakashi kämpfen würde. Noch jemanden der alles geben würde was er hat. Und vielleicht reicht euer beider Kraft ja aus. Nicht immer muss man mit reiner Kraft gewinnen, manchmal reicht auch ein Wort oder eine liebevolle Geste aus.“ Und mit diesen Worten ging sie hinaus und ließ Sakura mit ihre Gedanken allein zurück.
 

Am nächsten Morgen saßen Sakura, Hinata und Amaya gemeinsam am Küchentisch und frühstückten. Stumm saßen die beiden Freundinnen nebeneinander und ließen Amaya so viel erzählen wie sie wollte. Als diese aufstand um sich die Schuhe anzuziehen und zur Akademie zu gehen hielt Sakura sie auf.

„Amaya, du wirst heute nicht in die Akademie gehen. Ich habe gestern noch mit Iruka gesprochen.“ Aus großen Augen blickte Amaya ihre Mutter an.

„Wir werden heute Papa besuchen gehen, nur du und ich.“, fuhr Sakura fort und warf einen Seitenblick zu Hinata. Diese nickte stumm.

Eine Stunde später ging Sakura mit Amaya an der Hand in Richtung Krankenhaus. Schweigend gingen Mutter und Tochter nebeneinander her. Amaya war aufgeregt, das sah man ihr an dem Ausdruck in ihrem Gesicht an. Ihre Hand lag feucht in der ihrer Mutter. Still gingen sie die Treppen hinauf und Sakura erhaschte einen kurzen Blick auf den Flur in dem Sasori sein Zimmer hatte. Sie biss sich auf ihre Unterlippe. Sie hatte ihn die ganze letzte Woche nicht gesehen. Sie hatte im Moment anderes im Kopf und hoffte, dass er es verstehen würde. Als sie auf dem Flur in dem Kakashis Zimmer lag angekommen waren wurden ihre Schritte langsamer. Vielleicht war er in der vergangenen Nacht ja doch aufgewacht. Vielleicht würden sie jetzt das Zimmer betreten und er würde aufrecht im Bett sitzend eines seiner Schmuddelbücher lesen. Sie standen vor der Tür und Sakura hob langsam die Hand. Mit geschlossenen Augen drückte sie die Klinke nach unten und zog die Tür auf. Vorsichtig öffnete sie die Augen und stieß die Luft die sie unbemerkt angehalten hatte aus. Jeden Tag wünschte sie sich, dass sie die Tür öffnete und er wach war. Und jeden Tag wurde sie wieder enttäuscht.

Kakashi lag genauso in seinem Bett wie sie ihn gestern zurückgelassen hatte. Ernüchterung überkam sie. Den Tipp den ihr Tsunade gestern gegeben hatte würde mit Sicherheit auch nicht funktionieren. Leise trat sie in das Krankenzimmer ein. Amaya versteckte sich hinter ihren Beinen. Anscheinend war sie von den ganzen Geräten an denen Kakashi hing verwirrt und wusste nicht wie sie sich verhalten sollte. Vorsichtig legte Sakura ihr den Arm um die Schulter und beugte sich zu ihr hinunter.

„Es ist immer noch Papa der da liegt. Ignorier einfach die ganzen Geräte und Kabel. Stell dir vor, Papa würde schlafen, denn das tut er. Er schläft nur und wenn er ganz ausgeruht ist, dann wacht er auf.“ Sanft strich Sakura Amaya eine braune Strähne hinters Ohr. Bei dem Anblick wurde ihr flau im Magen, ähnelte Amayas Haarfarbe doch viel zu sehr der ihres Vaters.

Vorsichtig ging Amaya auf ihren Papa zu und griff mit ihren kleinen Händen nach seiner rechten Hand.

„Hallo Papa.“, sagte sie leise und drückte seine Hand so fest sie konnte. Sakura stellte sich hinter sie und strich ihr übers Haar. Amaya hob den Kopf und blickte sie hilfesuchend an.

„Erzähl ihm einfach das, was in der Zeit seit er schläft passiert ist.“ Sie hob Amaya auf das Bett und setzte sich in den Besucherstuhl des Zimmers. Amaya kreuzte ihre Beine und griff wieder nach Kakashis Hand. Diese festhaltend erzählte sie ihm von der Ninja-Akademie und welche Streiche ihre Klassenkameraden dort Iruka stellten. Sakura musste grinsen. Das war alles nichts gegen Narutos Streiche. Amaya taute immer mehr auf und erzählte und erzählte. Weitere Geschichten aus der Akademie, von den Spielnachmittagen mit ihren Freunden und von Hinata. Sakura biss sich auf die Zunge. Sie hoffte das, wenn Kakashi all das hörte, es einfach nur als ein Hirngespinst Amayas abtun würde. Er konnte in seinem Zustand nicht noch diesen Schock verkraften. Um die Mittagszeit herum packte Sakura ein kleines, vorbereitetes Snackpacket aus. Genüsslich aßen die beiden. Am Nachmittag spielten sie ein paar Brettspiele die Sakura noch in ihre Handtasche gepackt hatte. Amaya lachte vor Vergnügen als sie immer wieder gewann. Wäre Kakashi wach und gesund gewesen, dann wäre es ein perfekter Tag im Kreise der Familie gewesen. Gegen vier Uhr packte Sakura alles wieder ein. Sie machten sich beide für den Heimweg bereit. Amaya nahm noch ein letztes Mal Kakashis Hand.

„Mach’s gut, Papa. Bis bald.“, sagte sie und drückte ihm dann einen kurzen Kuss auf die Wange.
 

~*~
 

Die Kälte zog sich immer mehr zurück, seit Wochen schon. Aber wer konnte sagen, wie viel Zeit in Wirklichkeit vergangen war. Auf jeden Fall hatte er seit einer sehr langen Zeit keine Kälte mehr gegen seine Zehen schlagen gespürt, hatte nicht mehr zurückweichen müssen um vor ihr zu fliehen. Es schien ihm auch, als wäre die Dunkelheit ein wenig heller geworden. Hatte der Gedanke an seine Familie geholfen? Hatte diese ihm die nötige Kraft gegeben die Kälte zu besiegen oder zumindest zurückzuschlagen? Er wollte es gerne glauben. Doch vielleicht war es auch nur ein Trick um ihn Mürbe zu machen und ihn letztendlich dazu zu bewegen nachzugeben. Er lauschte dem steten Tropfen des Wassers das irgendwo in der weiten Dunkelheit von der Decke tropfte. War da nicht… Noch angestrengter hörte er hin und hörte Gelächter. Süßes Kinderlachen. Tränen stiegen ihm in die Augen. Das war seine Amaya. Er würde ihr Lachen, ihre Stimme überall erkennen, selbst in der absoluten Dunkelheit in der er sich momentan befand. Immer mehr strengte er sich an, denn er wollte ihre Stimme wieder hören. Er war nicht bereit sich mit diesen wenigen Geräuschfetzen zufrieden zu geben. Und da hörte er sie. Ganz leise und schwach. Doch mit jeder Sekunde wurde sie lauter, hörte er sie deutlicher. Er klammerte sich an ihrer Stimme fest wie er sich zuvor an den Bildern in seinem Kopf festgehalten hatte. Immer wieder war das glockenhelle Lachen zu hören und er schloss die Augen um den Klang ihrer Stimme besser in sich aufsaugen zu können. Es schien eine Ewigkeit zu sein, die er ihrer Stimme lauschte. Er saß einfach dort und genoss es die Wärme zu spüren die von ihr ausging. Dann auf einmal spürte er eine sanfte Berührung auf seiner Wange. Voller Überraschung schlug er die Augen auf. Grelles Licht blendete ihn und sofort schloss er seine Augen wieder. Seit wann war es hier hell? Seit wann fror er nicht mehr?
 

~*~
 

Sakura und Amaya waren an der Tür als sie ein Geräusch vernahmen.

„Amaya…“, flüsterte jemand leise in die Stille die nur durch das stete Tropfen der Infusion gestört wurde.

Mit einem Ruck riss sich Amaya von Sakuras Hand los und drehte sich wieder um. Kakashi hatte die Augen geöffnet, wenn auch nur einen winzigen Spalt breit. Augenblicklich hastete sie auf das Bett zu und sprang neben ihren Vater auf die Matratze.

„Papa, Papa!“, rief sie laut aus während sie ihre Arme um seinen Hals legte. „Du bist wach!“

Und während Amaya freudestrahlend ihren Vater umarmte stand Sakura wie erstarrt noch immer in der Tür und blickte auf das Krankenbett. Die eine Hand hing kraftlos herunter, die andere hatte sie sich vor den Mund geschlagen. Die Ungläubigkeit stand ihr ins Gesicht geschrieben. Langsam trat sie einen Schritt auf das Bett zu, ihre Tasche fiel zu Boden und sie stürmte ebenfalls auf Kakashi zu. Angekommen zog sie ihn und ihre Tochter in eine Umarmung und Tränen des Glücks strömten über ihre Wangen.

Ein leises „Autsch“ war zu hören und sofort ließ Sakura die beiden los. Amaya blickte ihren Vater mit großen Augen an.

„Amaya? Gehst du Tsunade Bescheid sagen? Sie muss irgendwo im Krankenhaus sein.“, sagte Sakura, ließ den Blick aber auf Kakashi ruhen. Amaya nickte und machte sich schnellen Schrittes auf den Weg aus dem Zimmer. Sakura hob ihre Hand und strick Kakashi liebevoll über die Wange.

„Da hast du uns aber zittern lassen.“, sagte sie in liebevollem Tonfall.

„Du kennst mich doch“, antwortete er mit leiser kratziger Stimme. „ich bin immer pünktlich.“ Ein schelmisches Grinsen zog über sein Gesicht und Sakura lachte.

„Ich bin froh, dass du deinen Humor anscheinend nicht verloren hast.“ Sakura beugte sich zu ihm hinunter und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. „Ich bin froh, dass du endlich wieder bei uns bist.“

Die Tür öffnete sich mit einem Knall und die Hokage stand in der Tür und stürmte auf Kakashis Bett zu. Sakura wich zurück und ließ sie durch. Sofort begann Tsunade Kakashi mit Fragen zu löchern die dieser mit schwacher Stimme kurz und knapp beantwortet. Nach einer kleinen Weile klopfte sie ihm liebevoll auf die Schulter und sagte: „Ich bin froh, dass du wieder da bist. Ohne dich wäre es doch etwas langweilig geworden.“ Kakashi antwortete mit einem kurzen Nicken.

Tsunade wandte sich Sakura und Amaya zu, ein Lächeln zierte ihr Gesicht.

„Es geht ihm ganz gut.“ Und im Vorbeigehen klopfte sie auch Sakura auf die Schulter und blickte sie anerkennend an. „Man merkt, dass du bei der besten gelernt hast.“, flüsterte sie ihr leise zu und verschwand aus dem Krankenzimmer. Amaya war augenblicklich wieder auf der Matratze und fragte ihren Vater darüber aus, ob er sie gehört hätte oder ob sie ihm die ganzen Geschichten noch einmal erzählen sollte. Kakashi lächelte nur stumm als Amaya, ohne eine Antwort abzuwarten, zu erzählen begann. Sakura ließ sich wieder in den Stuhl fallen und hörte abermals ihrer Tochter beim Erzählen zu.
 

Nach einer Weile fielen Kakashis Augen zu und seine Atmung wurde langsamer. Mit verwirrtem und leicht panischem Blick sah Amaya ihre Mutter an.

„Keine Sorge“, flüsterte diese. „Er schläft nur. Du hast ihn ziemlich erschöpft durch deine ganzen spannenden Geschichten.“ Liebevoll fuhr Sakura ihr durchs Haar. „Lass uns nach Hause gehen.“

Amaya nickte stumm und stieg vorsichtig von Kakashis Bett herunter. Leise schlossen die beiden die Tür hinter sich und gingen den Gang hinunter. Im Treppenhaus kam ihnen ein rothaariger Mann entgegen und Sakura blieb wie angewurzelt stehen.

„Sasori…“, flüsterte sie leise. Eine paar Stufen unter ihr blieb er stehen und sah sie lächelnd an.

„Hallo Sakura. Und hallo Amaya.“

„Ich, ich…“ Sakura fand keine Worte dafür, dass sie so lange nicht mehr bei ihm gewesen war.

„Ich weiß.“, antwortete Sasori auf ihre unausgesprochenen Worte. „Du hast mich nicht vergessen“ Sakura nickte stumm.

„Es ist nur…“

„Kakashi. Ich weiß.“ Ein Lächeln zog sich über Sasoris Gesicht. „Du kümmerst dich um ihn. Ihr seid schließlich eine Familie.“

„Papa ist aufgewacht!“, platzte auf einmal Amaya dazwischen. Die pure Freude stand in ihrem Gesicht. Sasori wandte sich ihr zu.

„Das ist ja wunderbar! Hast du deiner Mama geholfen ihn gesund zu machen?“ Amaya nickte stolz.

„Aber dann ist er eingeschlafen. Er war wohl sehr müde, trotz dass er so lange geschlafen hat.“ Sasori gluckste bei diesen Worten und auch Sakura schlich ein Lächeln auf das Gesicht.

„Wir müssen jetzt nach Hause gehen.“, sagte sie an die beiden gewandt. „Wir sind schon seit heute Morgen hier und Amaya muss morgen wieder auf die Akademie.“ Sasori nickte.

„Dann wünsche ich dir einen guten Nach-Hause-Weg, Amaya. Und dir, Sakura, das wir uns bald wieder sehen.“ Er begann die Treppen hochzusteigen und als er auf ihrer Höhe war flüsterte er: „Ich warte auf dich.“

Mit roten Wangen stieg Sakura gemeinsam mit Amaya die Treppen hinunter und verließ das Krankenhaus. Alles würde gut werden, dessen war sie sich sicher.
 

Zuhause angekommen rannte Amaya wie ein Wirbelwind durch das Haus. Hinata steckte ihren Kopf erstaunt aus der Küche als die Kleine zu ihr angerannt kam.

„Papa ist wach!“, rief ihr Amaya freudestrahlend entgegen. Ein langer Blick aus blassen Augen ließ Sakura einen Schauder über den Rücken laufen. Sie wandte den Blick ab. Sie konnte sich jetzt nicht damit auseinandersetzen. Der Tag war bis jetzt so gut verlaufen sie würde sich dadurch nicht einen der letzten Tage mit Amaya, als Mutter, zerstören lassen.

Nach dem Abendessen und ein paar Spielen ging Amaya schlafen und Sakura und Hinata waren allein.

„Du weiß was das heißt, oder?“, fragte Hinata leise. Sakura nickte stumm. Sie versuchte verzweifelt die Tränen zurückzuhalten.

„Wir werden Ende der Woche aufbrechen. Du musst es ihr nur vorher…“

„Nein!“ Das Wort hallte durch den Raum und Hinata sah sie erstaunt an. „Du kannst Kakashi nicht direkt nach seinem Erwachen seine Tochter nehmen.“, fuhr Sakura fort. „Er ist zwar wach aber lange noch nicht gesund. Amaya ist sein ein und alles. Du kannst sie ihm nicht wegnehme. Nicht jetzt.“ Tränen stiegen ihr in die Augen als sie Hinata fixierte. Diese seufzte auf.

„Sakura… Du wusstest vorher dass ich sie mitnehmen würde. Dass sie Kakashi verlassen muss.“ Eisern war ihr Gesichtsausdruck. Sakura wusste das sie es nicht böse meinte sondern nur ihre Tochter beschützen wollte.

„Ich weiß… aber kannst du nicht noch ein wenig bleiben? Nur eine Woche… oder zwei.“

Hinata seufzte. „Na gut. Ich bleibe noch eine Woche, aber dann werde ich gehen. Mit Amaya.“

Sakura nickte und erhob sich. Langsamen Schrittes ließ sie Hinata allein zurück und ging in ihr Schlafzimmer. Immerhin hatte sie noch eine Woche.
 

Kakashi erholte sich von Tag zu Tag mehr. Jede freie Minute die Amaya hatte verbrachte sie mit ihrer Mutter und ihrem Vater im Krankenhaus. Sie wusste nicht das es die letzte Woche war die sie mit ihren Eltern zusammen war. Weder sie noch Kakashi. Sakura brachte es nicht übers Herz es den beiden zu sagen. Sie konnte sich nur dunkel ausmalen wie Kakashi reagieren würde.

Es waren noch zwei Nächte bis Amaya gehen würde als sich Sakura zu Hinata setzte.

„Ich kann es ihr nicht sagen.“ Sie legte den Kopf in ihre Hände. Behutsam legte Hinata ihr eine Hand auf die Schulter.

„Ist in Ordnung. Ich werde es tun.“ Stumm liefen Sakura die Tränen über die Wangen.

Am nächsten Morgen ließ sie Amaya wieder nicht in die Akademie sondern nahm sie mit zu Kakashi. Den ganzen Tag wollte sie auskosten. Sie spielten, lachten und erzählten. Außer ihr wusste niemand dass es das letzte Mal sein würde. Als der Tag sich dem Ende neigte und die Sonne rotes Licht in das Krankenzimmer warf verabschiedete Kakashi sich von seiner Tochter. Sakura unterdrückte die Tränen, er sollte es nicht merken. Kakashi war immer noch nicht wieder gesund und diese Nachricht würde ihn zerstören.

Hand in Hand ging sie mit Amaya nach Hause. Dort durfte Amaya machen was sie wollte. Sakura machte mit. Hinata ließ sich nicht blicken und dafür war Sakura ihr sehr dankbar. Als es schon tiefe Nacht war schlief Amaya in Sakuras Armen ein. Vorsichtig trug diese ihr Kind ins Bett. Dann fing sie an ihre Sachen zu packen und in einen Rucksack zu stecken. Als auch das erledigt war setzte Sakura sich an Amayas Bett und beobachtete ihre Tochter. Die Zeit verging wie im Flug und sie schreckte auf als Hinata ihre Hand auf ihre Schulter legte.

„Es ist so weit.“, sagte sie nur leise. Sakura nickte und stumme Tränen liefen ihr aus den rotgeweinten Augen. Vorsichtig hob sie Amaya aus dem Bett und gab ihr noch einen Kuss auf die Stirn bevor Hinata die Kleine in ihre Arme schloss.

„Tsunade weiß Bescheid.“, sagte Hinata und blickte Sakura fest in die Augen. „Ich danke dir für alles was du für mich getan hast, Saku.“ Hinatas Stimme brach. „Es tut mir Leid.“

Liebevoll strich Sakura Amaya über das vom Schlaf zerzauste Haar. „Pass auf sie auf. Sie ist mir das liebste auf der Welt.“ Hinata nickte als Antwort und verschwand.

Sakura brach zusammen. Es war zu viel. Man hatte ihr die Tochter genommen. Sie raffte sich auf und mit lautem Schluchzen rannte sie in Richtung Krankenhaus. Dort die Treppen hinauf den Flur entlang und in ein Krankenzimmer. Die Tränen wollten nicht aufhören aus ihren Augen zu laufen, auch nicht als sie der rothaarige Mann endlich in die Arme geschlossen hatte. Laut klagte sie ihm ihr Leid und er hielt sie einfach nur fest. Strich ihr über das Haar und gab ihr das Gefühl nicht komplett verloren zu sein. Irgendwann schlief sie vor Erschöpfung ein.

Am nächsten Morgen ging es ihr zwar nicht besser aber immerhin hielten sie immer noch die starken Arme von Sasori umfangen. Leise erhob sie sich und er folgte ihr. Stumm ergriff sie seine Hand und drückte sie fest. Hand in Hand machten sie sich auf den Weg zu Kakashi.

Vor seinem Zimmer trafen sie auf Tsunade die die Hände rang.

„Ich dachte er wüsste es bereits.“ Voller Panik sah Sakura sie an, löste ihre Hand aus Sasoris und stürzte auf die Zimmertür zu. Doch schon bevor sie sie öffnete wusste sie es. Ahnte sie was sie vorfinden würde. Sie zog die Zimmertür auf und blickte hinein.

Das Zimmer war leer.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe es hat euch gefallen :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Soooo...
Ich hoffe es hat euch gefallen ^^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Soooo...
jetzt sind einige der vielen Geheimnisse aufgedeckt.
Hattet ihr das so erwartet, oder anders?

LG und bis zum nächsten Kapi :)
Schrabbel Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe es hat euch gefallen ^^

Bis zum nächsten Kapi.
LG, Schrabbel Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe es gefällt euch :))) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe es hat euch gefallen...
Die FF geht auch langsam ihrem Ende zu...

Habt ihr zu dem Ende konkrete Vorstellungen oder Wünsche?

LG, Schrabbel Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Und wie fandet ihrs?

Bis zum nächsten Mal.

LG, Schrabbel Komplett anzeigen
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Uuuuuuuuuund???
Wie wars??

LG, Schrabbel Komplett anzeigen
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Sooooo.....
Jetzt die Frage aller Fragen: Was soll Kakashi tun?
Soll er Sakura glauben oder nicht?

LG, Schrabbel Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe es hat euch gefallen ^^

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Und???
Wie fandet ihrs?

LG, Schrabbel Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Soooo... Da ist es endlich. Nach langem Warten.
Es tut mir wirklich leid. Aber ich hatte nicht wirklich den Sinn (und auch nicht die Zeit) weiter zu schreiben.
Ich versuche jetzt in (auf jeden Fall kürzeren und) regelmäßigeren Abständen die Geschichte zu vervollständigen...

LG, Schrabbel Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (153)
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Von: abgemeldet
2015-07-15T15:16:10+00:00 15.07.2015 17:16
Arme Sakura! Und hoffentlich kommen Sasori und Sakura doch noch zusammen :) Na jedenfalls bitte mach schnell weiter und ich freue mich schon wenn es weiter geht^^

Bis dahin,
deathy
Von:  LadyKagura
2015-07-01T12:30:34+00:00 01.07.2015 14:30
q.q das ist so traurig. Arme Sakura
hoffentlich geht es Kakashi gut. Ich hab schon fast die Befürchtung, dass er den beiden hinterher ist.

freu mich auf jeden Fall auf das nächste Kapitel. ^^
Von:  Hidan_1975
2015-05-03T16:57:54+00:00 03.05.2015 18:57
stimme den anderen zu ;)

Von:  Hidan_1975
2015-05-03T13:36:05+00:00 03.05.2015 15:36
Mal ehrlich : Sasori hat ♥,Stärke und auch Mut bewiesen,diesen Brief zu schreiben.

Und egal was auch passiert,er wird immer auf Sakura und ihre/seine Fam. aufpassen.

Wie gesagt,diese FF berührt einen,von Anfang bis zum Happy/Sad End...

DU HAST EINEN FANTASTISCHEN SCHREIBSTIL,BITTE MEHR DAVON

Lg und einen schönen Sonntag,trotz Regen.

Von:  Hidan_1975
2015-05-03T12:38:14+00:00 03.05.2015 14:38
(T.T) ARME AMAYA...WARUM HABEN BEIDE ES IHR (SAKURA U KAKASHI) NICHT SCHON ERZÄHLT?
WÄRE WOHL AUCH SO GESCHOCKT GEWESEN...
FIND ALLE KAPIS SUPER.

WEITER SO ♡♡♡♡♡♡

LG ♥♥♥
Von:  Hidan_1975
2015-05-02T21:09:45+00:00 02.05.2015 23:09
Yeah,mal ehrlich kann mich den Vorlesern nur anpassen.
Bis jetzt Story nur TOP und das Hidan noch aufkreuzt und als Teamkollege Sasori hat;das hat was.Hoffe nur,das die sich nicht gegenseitig ...

Genug der Worte,ich les weiter.


Lg ♥♡♥♡♥♡♥♡♥♡♥♡
Von:  Hidan_1975
2015-05-02T00:22:57+00:00 02.05.2015 02:22
Vor Freude schmunzel und sprachlos bin ♥♥♥♥|♥♥♥♥♥♥♥♥♥|♥♥♥♥

Bitte weiter so ^_^
Von:  Hidan_1975
2015-05-02T00:02:52+00:00 02.05.2015 02:02
So da bin ich wieder.Dacht ich finde diese schöne FF nie wieder,da mir ja dein Prolog so gut gefallen hat;hab ich grad mit Kap. 1 angefangen und muß feststellen,das dieses Pairing auch zusammen paßt,tolles Kapi. ♡♡♡♡

Werd mir später die anderen durchlesen und bitte laß Sasori no Akasuna die richtigen Worte finden,auch wenn er wieder von vorne anfangen muß.

Goodbye for a while und weiterles

Lg ♥♡|♡♥♡♥♡|♥♡


Von:  Hidan_1975
2015-04-18T14:25:39+00:00 18.04.2015 16:25

♡♥♡♥♡♥♡

Prolog Grandios

♥♡♥♡♥♡♥
Von: abgemeldet
2015-03-16T19:00:36+00:00 16.03.2015 20:00
Schreib bitte bitte bitte bitte bitte bald weiter >.<


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