Zum Inhalt der Seite

Durchgeknallte Traumsequenzen

(was mein Hirn alles so fabriziert?)
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Die "Anderen Träume" bunkere ich eigentlich an meinem PC, weil ich der Meinung bin, dass sie nichts für die Öffentlichkeit sind, weil sie viel zu privat sind. Deshalb habe ich mal einige Taugliche umgeschrieben, um nicht zu viel von mir preiszugeben. Somit kann ich euch eine weitere Traum-Sequenz aus den tiefen meiner fantasiereichen Seele präsentieren.

Viel Spaß beim Lesen!

Eure Lunata79 Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Traum 1 (Fenstersprung von Seto Kaiba)

Ich gehe, an einem späten Nachmittag, es ist Frühling und es herrschen laue Temperaturen, langsamen Schrittes, an einem großen Bürogebäude vorbei, an dem ich in die geöffneten Fenster blicke, die sich im zweiten Obergeschoss befinden.
 

Ganz plötzlich und unerwartet erkenne ich Seto Kaiba, wie er auf den Fenstersims eines Fensters steigt, als ich gerade auf dessen Höhe, am Gehweg, angekommen bin. Perplex halte ich in meiner Bewegung inne, während ich beobachte, wie er, ohne mich zu bemerken, auf mich zugeflogen kommt und auf mich stürzt, sodass er mich zu Fall bringt.
 

Er dürfte nicht damit gerechnet haben, dass gerade zu diesem Zeitpunkt, jemand am Fenster vorbeikommt.
 

Als er auf mir drauf liegt, greife ich reflexartig auf seinen Hintern und sage:
 

„Hmmm, knackiger Arsch!“
 

Er steht auf, geht ein Stück beiseite, wo zwei seiner Angestellten stehen und einer davon einen Koffer in der Hand hält.
 

Bevor Seto Kaiba allerdings weggehen kann, schnappe ich mir sein linkes Handgelenk und er greift sich fassungslos mit seiner rechten Hand auf die Stirn. Dann zerre ich ihn in einen Schuppen, der nur wenige Meter von unserer Position entfernt, rechtsseitig vor dem Bürogebäude, steht, worin viele große aufgestapelte Kartonschachteln herumstehen, und drücke ihn gegen eine freistehende Wand. Ich sage zu ihm:
 

„Du bist süß.“
 

Er erwidert allerdings verärgert:
 

„Was soll das? Weißt du denn nicht, wer ich bin?“
 

Ich lasse ihn kurzweilig los und erwidere ihm stur:
 

„Darf ich dreimal raten? … … … Hmmm. … Seto Kaiba?“
 

Danach drücke ich mein Becken fest gegen ihn und erwähne:
 

„Ich steh´ auf Typen, die wortwörtlich auf mich fliegen.“
 

Dann nähere ich meinen Kopf seinem an.
 

Als ich seinen Lippen schon sehr nahe bin, setze ich zum Küssen an, da treten die zwei Angestellten, die ich zuvor schon vor dem Fenster bemerkt hatte, die Tür ein und ich weiche von Seto Kaiba zurück.
 

Dieser holt tief Luft und geht zu den zwei Angestellten hinüber, die in der Schuppentür stehen, greift sich wiederholt fassungslos auf die Stirn.
 

Kurzzeitig kann ich sehen, wie sein Herz pulsiert. Dann verlässt er den Schuppen mit seinen zwei Angestellten.
 

Betrübt und enttäuscht lasse ich meinen Kopf hängen.
 

//Ob ich ihn wohl jemals wieder zu Gesicht bekomme? Das war schließlich eine einmalige Chance, ihm so nahe zu kommen, ohne Konsequenzen erwarten zu müssen.//
 

~~ Ende ~~

Traum 2 (Das verzauberte Auto, das etwas gegen das Verliebtsein hat)

Seto – wir kennen uns vom mehrmaligem Sehen und ich weiß, dass uns mehr verbindet, als bloße Bekanntschaft, doch wollte ich ihm bisher noch nicht meinen Namen verraten - hat mich, an einem angenehm warmen Frühlingstag, am frühen Nachmittag, zu einem Bekannten, einem Magier, in ein rundes Haus, auf dem Land eingeladen. Dort stellt mich Seto dem Bekannten als eine Freundin vor, der uns zum Kuchenessen einlädt. Mich allerdings nur, weil ich zufällig auch da bin. Denn dieser Bekannte lässt mich spüren, dass es ihm nicht passt, dass ich mich mit Seto so gut verstehe.
 

Am etwas späteren Nachmittag meint Benjamin, der Bekannte, dann allerdings, dass er jemanden abholen müsse, die Seto bestimmt gefallen würde, und lässt uns allein. Seto und ich sitzen, während der Wartezeit, auf der Couch und unterhalten uns gut miteinander.
 

Später kommt dann Benjamin mit einem Mädchen wieder zurück. Dazu meint dieser:
 

„Seto, das ist meine Tochter Clara. Sie ist das hübscheste Mädchen in der ganzen Umgebung. … Und dich darf ich jetzt bitten, zu gehen!“ wendet er sich an mich.
 

Ich fühle mich hintergangen, weil ich das Gefühl habe, als wollte Benjamin Seto mit seiner Tochter verkuppeln. Ich sehe noch zu, wie Benjamin erwähnt:
 

„Ihr zwei seid das ideale Paar.“
 

Seto will mir nachgehen, aber Benjamin hält ihn davon ab, weil er meint:
 

„Vergiss dieses dahergelaufene Mädchen. Meine Tochter ist wie geschaffen für dich.“
 

Enttäuscht verlasse ich das Haus des Bekannten.
 

Zufällig kommt Joey mit seinem Motorrad vorbei und nimmt mich mit. Dieser motzt, was ich denn unbedingt mit Kaiba am Hut habe. Ich erkläre ihm allerdings, dass ich mich in ihn verliebt habe, und deshalb meine Chance nutzen will, wenn ich mich schon so gut mit ihm verstehe.
 

~~~ Seto´s Sicht ~~~
 

Benjamin meint, nachdem das Mädchen, das mir wirklich sehr sympathisch ist, und zu dem ich mich sehr hingezogen fühle, gegangen ist:
 

„Kommt, wir gehen groß essen und feiern eure Zusammenkunft. Du bist doch nicht verliebt, oder?“
 

Ich antworte:
 

„Nein, bin ich nicht!“
 

Daraufhin erwidert mir Benjamin:
 

„Dann fahren wir mit dem verzauberten Auto, das sieht besser aus.“
 

//Das könnte ein Problem darstellen. Soviel ich weiß, fällt dieses Auto auseinander, wenn man verliebt ist.// geht mir durch den Kopf.
 

Wenig später fährt Benjamin mit mir und seiner Tochter auf dem Rücksitz, mit dem verzauberten Auto auf der Autobahn Richtung Stadt. Die Tochter des Bekannten flirtet mit mir, während sie sich mit mir unterhält und mich ausfragt. Mich lässt aber die ganze Unterhaltung kalt, weil ich mich nach dem Mädchen sehne, das nicht so lästig ist und mich so sieht, wie ich wirklich bin.
 

Ich kann nicht aufhören, an dieses Mädchen zu denken, als plötzlich das Auto in sich zusammenbricht, mitten auf der Autobahn. Nur die Autositze, worin wir alle noch sitzen, sind heil geblieben. Aber meine Frisur gleicht jetzt einer durchwühlten Windfrisur. Benjamin meint daraufhin:
 

„Du bist ja doch verliebt.“ und sieht seine Tochter erwartungsvoll an.
 

//Das darf ja wohl nicht wahr sein. Er nimmt doch hoffentlich jetzt nicht an, dass ich Interesse an seiner Tochter haben könnte. Ich hätte das Mädchen nachdrücklicher nach ihrem Namen fragen sollen. Warum wollte sie ihn mir auch nicht verraten?//
 

Nach nur zwei Minuten kommen der Köter und das Mädchen an uns vorbei und halten an.
 

//Was hat mein Mädchen mit dem Köter zu schaffen?//
 

~~~ Meine Sicht ~~~
 

Ich steige ab und frage:
 

„Seto, komm mit! … Joey, du erlaubst doch, dass wir uns jetzt mit deinem Motorrad aus dem Staub machen?“
 

Joey meint daraufhin augenverdrehend, weil er nicht gerne sieht, dass Kaiba sein Motorrad benutzt:
 

„Klar, doch. Ich hol´s mir später ab.“
 

Seto steigt aus dem zusammengebrochenen Auto. Ich reiche ihm meine Hand, er nimmt sie lächelnd an, steigt zu mir auf´s Motorrad und meint zu Clara:
 

„Tut mir leid, aber kein Interesse! … Und du, Köter, glaub´ ja nicht, dass ich dir für diese Aktion danke.“
 

Ich übergehe seine letzte Aussage und frage Seto:
 

„Ihr wart mit dem verzauberten Auto unterwegs? Hahahahaha!… … … Übrigens, tolle Frisur!“, dann düsen wir gemeinsam mit Joey´s Motorrad davon, während Joey uns mit offenem Mund nachstarrt.
 

Allerdings kommt unterwegs noch die alles entscheidende Frage von Seto:
 

„Verrätst du mir jetzt endlich, wie du heißt?“
 

„Jenna.“ lache ich.
 

~~~ Joey´s Sicht ~~~
 

Als ich mich nach Kaiba´s Aussage wieder erholt habe, betrachte ich den Schaden. Die Tochter von Kaiba´s Bekannten steht auf und stampft vor Wut auf, da bricht der Rest des Autos auch noch zusammen.
 

//Ich könnt mich kugeln vor Lachen. Ich hoffe nur, dass Jenna mit ihm glücklich wird, auch, wenn ich Kaiba nicht wirklich leiden kann.// geht mir durch den Kopf.
 

Der Typ wirft frustriert mit den Schrottteilen um sich. Ich schreie daraufhin, auf mich aufmerksam machend:
 

„Hallooo? Ich bin auch noch daaa!“
 

~~ Ende ~~

Traum 3 (Vom Raser zum Freund und Streitpartner)

Ich gehe in der Stadt, neben einem Fluss, mit einem älteren Mann, den ich beim Einkaufen kennen gelernt hab, zum Lokal seiner Tochter. Als wir links, nach dem Brückenübergang, gerade über die Straße gehen, kommt auf einmal, während ich noch mitten auf dem Zebrastreifen gehe, ein verrückter Raser auf mich zu und hupt frech, damit ich schneller über den Zebrastreifen gehe, nur, damit er nicht abbremsen muss. Daraufhin bleibe ich mitten am Zebrastreifen stehen, er muss sich einbremsen und wir schimpfen uns gegenseitig an. Dann gehe ich weiter auf den Gehweg und der verrückte Raser fährt weiter.
 

Anschließend führt mich der ältere Mann ins Lokal, was sich gleich, nach dem Zebrastreifen, befindet. Er macht mich dort mit Doris, seiner Tochter und Lokalbesitzerin, bekannt. Wir freunden uns sehr schnell an, und sie schlägt mir vor, dass ich sie ruhig jeden Tag besuchen kommen kann, damit wir dann etwas gemeinsam unternehmen können.
 

***
 

Am nächsten Tag allerdings, als ich wieder zu Doris´ Lokal unterwegs bin und zufällig wieder gerade denselben Zebrastreifen, wie am Vortag, überqueren will, erkenne ich sofort wieder das Auto dieses verrückten Rasers.
 

Ich stelle mich in seine Richtung, mit verschränkten Armen, und versperre ihm den Weg zur Weiterfahrt. Als er vor mir wieder anhalten muss, verflucht er mich und schreit:
 

„Du schon wieder! Einem Seto Kaiba versperrt niemand einfach so den Weg!“
 

Ich schreie ihm daraufhin zu:
 

„Das werden wir ja sehen! Eine Olivia Jelen gibt sich nicht so leicht geschlagen!“ und zeige ihm die Zunge.
 

Doris, die in dem Moment gerade Ausschau nach mir halten wollte und aus ihrem Lokal rausgekommen ist, fragt sich laut:
 

„Was geht denn da ab? … Die beiden sind ja wie ein Herz und eine Seele, obwohl sie sich fremd sind. … Das finde ich göttlich! … Das sie eines Tages ein Paar werden, liegt da nahezu auf der Hand!“
 

//Kann es sein, dass Doris zu viele Liebesromane liest?//
 

***
 

Die nächsten Tage verlaufen immer gleich.
 

An einigen Tagen ist Seto Kaiba sogar etwas früher dran, sodass ich auf dem Zebrastreifen einen Sprung zurück machen muss und ich ihn, hinterher verfluche.
 

***
 

Aber, eines Tages, als ich mich extra aufreizend gekleidet hab´, hält Seto Kaiba, verwunderter Weise, einmal an, bevor ich über den Zebrastreifen gehe.
 

Nachdem ich den Zebrastreifen passiert habe, steigt er auf einmal aus seinem Auto und spricht mich an:
 

„Hallo.“, während er sich sichtlich verlegen, seinen Hinterkopf zu kratzen scheint.
 

Ich erwähne ihm gegenüber:
 

„Hier kannst du deinen Wagen aber nicht stehen lassen. Du wirst hundert pro abgeschleppt.“
 

Er erwidert aber nur:
 

„Dauert ja nicht lange.“
 

Doris bemerkt unsere friedliche Unterhaltung, und, weil wir gerade so schön in ihre Richtung schauen, knipst sie einfach ein Foto von uns. Perplex vom Blitz fragt er dann:
 

„Ich wollte nur wissen, ob du heute schon was Bestimmtes vorhast? Wenn nicht, würd´ ich gern die Gelegenheit ergreifen, um dich besser kennen zu lernen.“
 

Doris meint nur:
 

„Geh ruhig! Er ist ein netter Kerl! … Du musst mir morgen aber alles genau erzählen!“
 

Ich lächle sie an und lasse mich von Seto Kaiba ausführen. Er öffnet mir die Beifahrertür und ich steige ein. Dann steigt er in den Fahrersitz und will schon wieder losrasen, da erwähne ich ihm:
 

„Wage es ja nicht, schneller zu fahren, als es erlaubt ist.“
 

Seto Kaiba hält sich demütig an die erlaubte Geschwindigkeitsbegrenzung. Ich merke, nach einer Zeit aber, dass es ihm eindeutig zu langsam vorangeht. Da frage ich gehässig:
 

„Geht´s dir zu langsam?“
 

Sauer meint er:
 

„Ja.“
 

Ich hebe mein Bein auf die Fahrerseite und steige so, auf seinem Fuß aufs Gas, woraufhin er geschockt schreit:
 

„Geh´ von meinem Fuß runter!“
 

Ich sage dann zynisch:
 

„Ich dachte, du wolltest es schneller!“
 

Er meint dazu nur:
 

„Aber, doch nicht so!“
 

Dann sage ich:
 

„Halt mal an, dann zeige ich dir mal was.“
 

Er hält an, ich mache mit ihm einen Platztausch und fahre dann dermaßen schnell, sodass er Panik bekommt, aber so gut, sodass wir keinen Unfall bauen. Sogar die abrupte Bremsung flößt ihm Angst ein.
 

Mit zittrigen Knien sagt er daraufhin:
 

„Ich wusste gar nicht, dass du Autofahren kannst!“
 

Ich sage dazu kaltherzig:
 

„Gekonnt ist eben gekonnt!“
 

***
 

Am nächsten Tag, als Seto Kaiba dann einmal zu Fuß unterwegs ist, beobachtet er mich, wie ich vor Doris´ Lokal in einem Formel 1-Wagen einsteige. Er fragt mich erstaunt:
 

„Du bist Autorennfahrerin?“
 

Ich antworte schroff:
 

„Klar! Ich hingegen weiß aber, ein Rennen vom Straßenverkehr zu unterscheiden! Ich hab´ noch nie gegen die Straßenverkehrsordnung verstoßen! … In Kürze beginnt das Rennen. Willst du zusehen? Die Strecke führt zufällig auf diese Straße. Ist nämlich ein Stadtrennen!“
 

Er erwidert mir:
 

„Das will nicht verpassen!“
 

Immer mehr Menschen kommen, um das Spektakel zu sehen. Ich erkläre ihm:
 

„Ich fahre jetzt zum Start. Ich hoffe, wir sehen uns, nach dem Rennen.“
 

Bald sind die Gehsteige gerammelt voll. Kurze Zeit später erfolgt der Startschuss.
 

Als ich dann an Doris´ Lokal vorbeifahre, suche ich Seto und erblicke ihn bei Doris, wie sie sich gut verstehen. Ich rase vor Eifersucht und düse durch´s Ziel.
 

Seto und Doris sind zu mir an die Ziellinie gekommen, um mir zu gratulieren. Als ich sie allerdings erblicke, ist mein einziger Gedanke, Seto runter zu putzen. Ich gehe auf direktem Weg zu ihm hin und er meint:
 

„Das ist toll! Du hast gewonnen!“
 

Ich hingegen frage:
 

„Was hattest du mit meiner Freundin zu schaffen?“
 

Doris erwidert:
 

„Da ist doch nichts zwischen uns!“
 

Er meint dann auch:
 

„Das stimmt!“
 

Dann werde ich abgelenkt, weil die Siegerehrung erfolgt.
 

***
 

Am nächsten Tag darauf, bin ich mit einem Rennfahrerkollegen auf dem Weg zu Doris´ Lokal. Doris erwartet mich, wie immer vor ihrem Lokal und sieht mich in Begleitung.
 

Bei ihr angekommen, stelle ich ihn ihr vor:
 

„Das ist Fritz, ein Rennfahrerkollege von mir. Ich hab´ ihm von dir erzählt, woraufhin er dich unbedingt kennen lernen wollte.“
 

Doris antwortet schüchtern:
 

„Ha… Hallo. Ich b… bin Doris.“
 

Als Seto dann den Weg entlangkommt, um mich, wie jeden Tag, zu besuchen, sieht er mich mit Fritz und wird rasend vor Eifersucht. Er stürmt zu Fritz, tupft ihm auf die Schulter, dieser dreht sich um und bekommt von Seto eine geknallt.
 

Als Seto allerdings bemerkt, dass sich Doris um Fritz kümmert und ich ihn vorwurfsvoll anschreie:
 

„Was ist denn in dich gefahren?!“, entschuldigt er sich reumütig bei Fritz und dreht mir seinen Rücken zu.
 

So kommt es, dass wir uns seitdem ununterbrochen streiten.
 

Ich gehe mit Seto in der Stadt neben einem Fluss spazieren, wir streiten uns die ganze Zeit nur und bleiben auf der Brücke stehen, die die beiden Straßenseiten miteinander verbindet. Denn, mein Ziel liegt auf der gegenüberliegenden Straßenseite, Doris Lokal.
 

Ich erkläre ihm dann ernst:
 

„Hör mal auf, mit mir zu streiten. Ich will dir was Wichtiges sagen.“
 

Er erwidert mir:
 

„Gut, einverstanden. Was gibt´s denn?“
 

Ich spreche weiter:
 

„Ich gebe morgen Abend, gegen 18.00 Uhr eine Party in Doris´ Lokal und will, dass du da auch hinkommst. Aber, ganz streitfrei! Tust du mir diesen Gefallen? Es ist mir sehr wichtig, dass du kommst.“
 

Seto antwortet mir daraufhin:
 

„Na, gut, ich werd´s mir einrichten.“
 

Mit dieser Antwort macht er mich wirklich sehr glücklich, denn ich will ihm gestehen, dass ich ihn liebe, und ihm sagen, dass unser Streiten einfach zu nichts führt.
 

***
 

Am Tag darauf, abends. Die Party findet im Lokal meiner besten Freundin Doris statt, und ist bereits in vollem Gange. Wir warten nur mehr auf unsere Partner.
 

Ungeduldig warte ich auf Seto´s Kommen, aber er kommt einfach nicht. Ich gehe in die Küche und Doris versucht mich zu beruhigen:
 

„Er wird schon noch kommen, hab´ etwas Geduld! … Warte, ich ruf ihn mal an.“
 

Sie behauptet, sie lässt mich nur für ein paar Minuten allein und Katrin, ihre Kellnerin, meint zu mir:
 

„Die Party hat doch erst angefangen, sei ganz ruhig, er wird schon noch kommen. … Hast du ihm denn gesagt, dass das deine Geburtstagsparty ist, und es dir überaus wichtig ist, dass er kommt?“
 

Ich antworte ihr:
 

„Nein, ich hab´ ihm nicht gesagt, dass es meine Geburtstagsparty ist. Ich hab´ ihm aber gesagt, dass mir sein Erscheinen sehr wichtig ist. Es ist mir doch egal, ob er mir was schenkt. Mir ist nur wichtig, dass ich meinen Geburtstag mit ihm verbringen kann. … Wo bleibt denn Doris solange, sie wollte ihn doch nur anrufen und dann wieder zurückkommen?“
 

Katrin meint dann:
 

„Bleib´ du hier. Ich seh´ mal nach, was Doris so treibt.“
 

Ich gehe zum Tresen zurück und lehne mich frustriert mit den Ellbogen darauf, wartend, dass Seto vielleicht doch noch auftaucht.
 

Sybille, eine andere Kellnerin, kommt, nach einer Weile, zum Tresen und bemerkt:
 

„Ah, mein Freund ist gekommen.“
 

Locker zehn Minuten später kommt dann endlich Doris zurück und meint:
 

„Ich konnte ihn leider nicht erreichen. Ich hab´ außerdem noch bei anderen nachgefragt, ob sie wissen, wo er ist. Aber, leider wissen die auch nicht, wo er stecken könnte.“
 

Frustriert seufze ich auf.
 

~~~
 

Die Zeit vergeht und kein Seto. Währenddessen kommt ein Freund von einer weiteren Kellnerin und so weiter. Ich bin schon ganz verzweifelt und meine:
 

„Mein Geburtstag ist ein kompletter Reinfall, ohne Seto.“
 

Gleich danach kommt Katrin an mir vorbei und geht zum Eingang des Lokals.
 

Nach zwei Minuten kommt sie zu mir zurück und erwähnt:
 

„Sieh mal, wer gekommen ist.“
 

Erwartungsvoll hoffe ich auf Seto. Aber, leider ist es nur Kurt, ein Bekannter von Doris und mir.
 

Kurt meint, als ich in Blickkontakt bin:
 

„Ich würd´ gern mit dir reden.“
 

Ich sehe ihn an und Doris meint:
 

„Ich habe Kurt angerufen, damit er herkommt, um dich etwas aufzumuntern.“
 

Ich breche in Tränen aus und laufe in Doris´ Schlafzimmer, das sich direkt hinter der Bar ganz rechts befindet, wo ich mich aufs Bett werfe. Ich rutsche seitlich das Bett hinunter, zum Fußende, und sehe durch die offenstehende Tür zur Eingangstür, ob er vielleicht doch noch kommt, sehe aber nur mehr alles verschwommen, wegen den Tränen in den Augen.
 

Einige Minuten später kommt dann Doris ins Zimmer, lehnt sich an die offene Schlafzimmertür und meint:
 

„Wenn du ihn unbedingt in deiner Nähe haben willst, warum fährst du dann nicht einfach zu ihm?“
 

Diese Aussage trifft mich, wie ein Brett vor dem Kopf, stehe auf, sage:
 

„Danke, Doris. Das werde ich jetzt auch tun. Ich werde ihn finden!“ und stürme aus dem Lokal.
 

Ich renne die Treppen, vor dem Lokal, hinunter und da steht auch schon ein Taxi vor der Tür, wie aufs Kommando. Ich steige ein und frage den Taxifahrer:
 

„Sie wissen nicht rein zufällig, wo ich Seto Kaiba finde?“
 

Der Taxifahrer antwortet mir:
 

„Klar, doch.“
 

Ich sage dann verwundert:
 

„Dann fahren Sie mich, bitte, zu ihm.“
 

Der Taxifahrer startet den Wagen und erwidert:
 

„Mach´ ich doch glatt.“, während er auch schon losfährt.
 

Der Taxifahrer fährt mich auf eine Felsvorsprung-Aussichtsplattform und hält auf der Wiese, einige Meter vor dem Abgrund. Ich steige aus und frage frustriert, während der Taxifahrer aussteigt:
 

„Wo ist er denn?“
 

Der Taxifahrer nimmt sich die Kappe vom Kopf, sagt:
 

„Hier ist er doch.“ und zieht sich noch den Taxi-Mantel aus.
 

Da stellt sich doch tatsächlich heraus, dass Seto, die ganze Zeit, der Taxifahrer war.
 

Ich stürme, mit verweinten Augen, in seine Arme und schlage auf ihn ein, fragend:
 

„Wo warst du?“
 

Seto antwortet mir daraufhin:
 

„Mir war leider etwas dazwischengekommen. … Vor zwei Stunden hat mich Doris angerufen und mir alles erzählt.“
 

Ich knuddle mich an ihn und widerspreche ihm verwundert:
 

„Doris hat mir gesagt, sie hätte dich nicht erreicht und niemand wüsste, wo du steckst.“
 

Seto gesteht daraufhin:
 

„Das war meine Idee, um dich zu überraschen. Ich musste schließlich noch ein Geburtstagsgeschenk für dich besorgen, bevor du mir in die Arme läufst.“
 

Ich frage ihn daraufhin:
 

„Hat sie dir auch gesagt, wie ich drauf war?“
 

Seto gesteht mir:
 

„Ja, sie hat mir alles gesagt. Auch, dass du dermaßen verzweifelt warst, weil ich nicht gekommen bin. Und das nur, weil du mich so sehr liebst. … Ach, bevor ich´s vergesse, hier ist dein Geburtstagsgeschenk.“, lenkt er sofort, von seinem Gesagten, wieder ab.
 

Seto übergibt mir eine mittelgroße niedrige Schachtel. Ich erwidere daraufhin:
 

„Ich will das nicht. Ich hab´ mir doch nur gewünscht, meinen Geburtstag mit dir streitfrei zu verbringen.“
 

Seto meint dazu:
 

„Mach´s doch erstmal auf.“
 

Ich öffne die Schachtel, bin geschockt und erfreut zugleich, sage aber:
 

„Das wär´ doch nicht nötig gewesen. Du bist ja des Wahnsinns!“
 

Er sagt dazu nur:
 

„Für dich ist mir nichts zu teuer, und das ist mein voller Ernst.“
 

Er nimmt die wunderschöne, teure Kette, mit einem Anhänger, aus der Schachtel und legt sie mir um den Hals, dann fordert er mich auf:
 

„Mach´ den Anhänger mal auf.“
 

Ich öffne ihn und bin gerührt, sodass ich vor Freude wieder Tränen vergieße. Ich frage ihn daraufhin:
 

„Woher hast du denn dieses Bild von uns beiden her?“
 

„Das ist das Bild, das deine Doris geschossen hat. … Am ersten Tag, wo ich beschlossen habe, dich näher kennenlernen zu wollen. Da haben wir uns ja noch nicht gestritten.“
 

Ich drücke mich ganz fest an ihn und er nimmt mich in seine Arme.
 

Nach einer Weile meint er dann zum ersten Mal:
 

„Wir wollen uns nie wieder streiten, ja?“
 

Ich antworte nur:
 

„Ich liebe dich.“
 

Er erwidert mir dann:
 

„Ich liebe dich auch.“
 

Dann küssen wir uns das erste Mal.
 

~~ Ende ~~

Traum 4 (Als Postbotin im Firmengebäude)

Ich arbeite, seit einem Jahr, als Postbotin und komme immer regelmäßig in die Firma, in der Seto Kaiba seinen Chefsessel hütet. Seine Mitarbeiter warten jeden Tag immer ungeduldig auf mein Erscheinen. Alle Mitarbeiter haben einen Narren an mir gefressen, denn sie alle sind in mich verschossen.
 

Solange ich zurückdenken kann, haben sie einzeln versucht, mich rumzukriegen, dass ich mit einem von ihnen ausgehe, bis sie nach und nach bemerken durften, dass ich mich eher für Seto Kaiba interessiere, weil dieser, der Einzige ist, der mich ignoriert.
 

Mein Geburtstag findet in zwei Monaten statt, darum lege ich jedem einzelnen Mitarbeiter offen dar, dass ich zu gern ihren Chef, Seto Kaiba, persönlich kennenlernen würde und mir ebenfalls einige Computer-Programme wünsche. Denn, bisher bin ich immer nur durch sein Büro gegangen, um ihm die Post zu bringen, und dabei konnte ich immer nur seinen Rücken bewundern.
 

Natürlich ärgert es mich, dass er der Einzige ist, der keine Notiz von mir nimmt. Da die Mitarbeiter aber nicht auf den Kopf gefallen sind, wissen sie anscheinend, dass ich ein persönliches Interesse an ihm habe. Die Mitarbeiter wollen sich aber trotzdem nicht geschlagen geben, und versuchen, nach wie vor, mich rumzukriegen, dass ich mit ihnen ausgehe.
 

***
 

Als der Tag meines Geburtstages gekommen ist, und ich in der Firma die Post verteile, beobachte ich, wie alle Mitarbeiter der Firma geschäftig etwas am Computer machen, aber vor mir verbergen. Ich weiß natürlich nicht, was sie für mich bereithalten.
 

Dann betrete ich das Büro von Seto Kaiba. Ich gehe an seinen Schreibtisch, lege seine Post in das Postfach und will gerade kehrtmachen, als ich seine Stimme höre:
 

„Sie haben heute Geburtstag?“
 

Geschockt halte ich in meiner Bewegung inne. Nur langsam wage ich es, mich ihm wieder ganz zuzuwenden, um zu antworten:
 

„Das stimmt. Wieso fragen Sie?“
 

Er beginnt, mich offensichtlich zu mustern und nach einer Minute fährt er fort:
 

„Meine Mitarbeiter haben mich angefleht, mit Ihnen auszugehen.“
 

Ich werde nervös und frage:
 

„A…Ach, ja?“
 

Er spricht weiter:
 

„Diese haben mir offengelegt, dass Sie mich persönlich kennenlernen wollen. …“
 

Ich werde allmählich unruhig. Denn, jetzt kommt bestimmt etwas, was mir vielleicht unter Umständen nicht gefallen könnte, denn, sonst hätte er mich bestimmt nicht aufgehalten, zu gehen.
 

Währenddessen spricht er weiter:
 

„… Ich will Ihnen ausnahmsweise die Chance dazu bieten. … Wollen Sie mit mir Mittagessen gehen?“
 

//Ha…hat er mich gerade wirklich gefragt, ob ich mit ihm Mittagessen gehen will? … Ich fasse es ja nicht. Heute muss mein Glückstag sein.//
 

Aufgeregt, erfreut und nervös antworte ich lächelnd:
 

„Sehr gern.“
 

Er erwidert daraufhin:
 

„Gut. Holen Sie mich um Punkt 12.00 Uhr ab. Bis dann.“, schon wendet er sich mir wieder ab.
 

Ich erwidere erfreut:
 

„Ich werde kommen. … Bis dann.“
 

Ich winke ihm verwirrt, was er vermutlich eh nicht mehr mitbekommen hat, und verlasse total aufgewühlt sein Büro.
 

Alle Mitarbeiter warten bereits neugierig vor dem Büro Ihres Chefs und einer fragt:
 

„Und? Was hat er gesagt?“
 

Überglücklich antworte ich aufgeregt:
 

„Er hat mich zum Mittagessen eingeladen.“
 

Daraufhin rufen alle:
 

„Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!“
 

Sie hatten natürlich alle an ein Alternativ-Geschenk gedacht, falls Seto Kaiba ablehnt. Einer versteckt gerade die PC-Programme, die ich mir gewünscht hatte. Na, ja, die bekomme ich vielleicht nächstes Jahr. Ich kann schließlich warten.
 

~~~ Seto´s Sicht ~~~
 

Ich sitze am Schreibtisch und schreibe an meinem Laptop, als es an meiner Bürotür klopft. Nachdem ich die Zeile beendet habe, sage ich:
 

„Herein!“ und höre leise Schritte.
 

Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es Mittag ist. Dann ist das bestimmt das Postmädchen, die mich zum Mittagessen abholen kommt. Sie ist wirklich sehr pünktlich.
 

Wenn sie doch nur wüsste, wie sehr ich mich gefreut habe, dass ich mit ihr ausgehen darf. Sie hat ja schließlich keine Ahnung davon, dass ich ihr erst nachblicke, wenn sie bereits mein Büro verlässt. Ein schöner Rücken kann schließlich auch entzücken.
 

Mein Herzschlag erhöht sich, meine Atmung wird schneller und ich werde nervös. Ich wage einen kurzen Blick über meinen Laptop in ihre Augen. Ich könnte glatt darin versinken.
 

Nein, ich werde es langsam angehen, und sie prüfen, auf was sie es tatsächlich abgesehen hat. Wieder meinen Blick auf den Laptop gerichtet, mache ich mich daran, Schluss zu machen. Ich will schließlich mit dem Mädchen meiner schlaflosen Nächte Mittagessen gehen.
 

Ich schließe meinen Laptop, erhebe mich aus meinem Schreibtischstuhl, packe meinen Aktenkoffer zusammen und schnappe meinen Mantel.
 

Sie hat ihren Blick gesenkt und ich bemerke, dass auch sie nervös ist. Sie zupft an ihrer Jacke rum und spielt mit ihren Fingern. Sie hebt ihren Kopf und blickt mir direkt in die Augen.
 

„Hallo.“ kommt schüchtern von ihr.
 

Ich erwidere ihr
 

„Hallo.“ kühl und nüchtern, und füge an:
 

„Dann wollen wir mal gehen.“
 

Sie nickt nur.
 

Wir verlassen also mein Büro, und alle meine Angestellten beobachten uns mit neidischen Blicken. Mir ist keineswegs entgangen, dass so ziemlich alle meine Angestellten ein Auge auf das Postmädchen geworfen haben. Und jedes Mal, wenn sie kommt, bitten sie sie, mit ihr auszugehen.
 

Ich bin nur froh, dass sie nie zugesagt hat. Denn das verrät mir schon mal, dass sie nach jemandem sucht, der ernstere Absichten für sie hegt. Ich frage mich nur, warum sie ausgerechnet mich kennenlernen will.
 

Entweder hegt sie böse Absichten, was ich ihr, von ihrer Art her, schon mal nicht zutraue, oder sie hat echtes Interesse an mir. Da kommt aber wiederum die Frage auf, wie ist dieses Interesse entstanden?
 

Ach, ich sollte mir nicht jetzt schon so viele Gedanken darübermachen. Ich werde ja sehen, was wirklich hinter ihrer Absicht steckt.
 

~~~
 

Bei dem Restaurant, das ich ausgewählt habe, angekommen, biete ich ihr an, neben mir Platz zu nehmen. Sie nickt mir dankbar zu und setzt sich.
 

Ohne mir wirklich darüber bewusst zu sein, beginnen wir uns zu unterhalten. Sie hat sogar ein Thema gewählt bei dem wir beide mitreden können. Sie muss sich vorher bereits Gedanken darübergemacht haben, worüber man mit mir reden kann.
 

Innerlich muss ich schmunzeln. Sie scheint ein kleiner Computerfreak zu sein. Wenn sie wirklich so viel Interesse daran hat, kann ich ihr vielleicht sogar noch etwas beibringen, wenn sie dazu gewillt ist.
 

Ich bin also bereit, ihr einen Ausdruck eines Programms vorzulegen, wozu ich kurz an meinen Aktenkoffer gehe.
 

Ich lege ihr den Ausdruck auf den Tisch und lasse sie ihn überfliegen.
 

Zu meiner Verwunderung scheint sie tatsächlich Verständnis dafür aufzubringen.
 

„Mr. Kaiba, ich bin jetzt mal die ersten hundert Zeilen überflogen, aber … ich bin mir nicht sicher, ob hier nicht ein kleiner Fehler entstanden ist.“
 

Das dieses Programm Fehler aufweist, ist mir nicht neu. Nur, meine Angestellten waren leider nicht in der Lage, die Fehler zu finden, egal, wie oft sie die Daten durchgegangen sind.
 

Sie deutet mit ihrem Finger auf eine Zahlenreihe, die mir sofort ins Auge springt. Meine Augen verdunkeln sich und ich runzle wütend die Stirn.
 

„Da ist tatsächlich ein Fehler in der Zeile.“
 

Ich spreche besser nicht weiter, denn, sonst lasse ich noch den ganzen Frust an ihr aus, die den Fehler eigentlich gefunden hat.
 

Ich hole mir einen Stift aus meiner Anzugjackentasche und markiere die Stelle.
 

Ich fasse es ja einfach nicht. Eine Nichtfachkundige findet den Fehler, den die Fachkundigen nicht finden konnten.
 

Ohne ein Wort fährt sie ihr Tun fort und überfliegt weiter die Daten. Nun nimmt sie den Ausdruck ganz in ihre Hände und konzentriert sich vollkommen darauf. Ich kann sie nur fasziniert dabei beobachten.
 

Meine Begeisterung zu ihr steigt immer mehr an.
 

Sie weist mich sogar auf noch zwei weitere Fehler hin, die auch wirklich welche sind, dann ist sie fertig damit und überlässt mir wieder den Ausdruck. Danach lächelt sie mich verlegen an.
 

Es wundert mich, dass sie sich zum Trinken nur einen Kakao und ein Glas Mineralwasser bestellt hat. Ihr Essen ist auch eher simple gewählt. Ihren Kakao hat sie die ganze Zeit auch noch nicht angerührt. Wahrscheinlich ist er noch zu heiß, zum Trinken.
 

Mein Herz schlägt immer wilder. Ich will ihr Herz gewinnen. Sie ist nahezu perfekt. Wie für mich geschaffen. Ich muss sie einfach an meiner Seite haben.
 

Nachdem das Mittagessen beendet ist, begleitet sie mich noch zurück zum Büro. Ich weiß noch nicht, wie ich sie frage, dass ich sie noch einmal treffen will. Außerdem muss ich erst in meinem Terminkalender nachsehen, wann ich Zeit habe, für einen zeitaufwändigeren Ausflug.
 

Nach einem Blick in meinen Terminkalender frage ich also das Mädchen meiner Träume:
 

„Miss …“
 

Verdammt, wie heißt sie überhaupt.
 

„White.“ hilft sie mir auf die Sprünge.
 

„Ähm, danke, … Miss White. Sie wissen sicher, dass ich immer sehr beschäftigt bin.“
 

Sie nickt.
 

„Und dennoch, … wäre ich bereit, … ein weiteres Treffen mit Ihnen zu planen.
 

„Tatsächlich?“, kommt von ihr sowohl überrascht, als auch erfreut,
 

„Das wäre toll.“ fügt sie an.
 

Nun kann ich mir doch ein Schmunzeln nicht verkneifen. Nicht nur das, sondern sie ist toll.
 

„Gut, dann würde ich vorschlagen, dass wir uns nächsten Dienstag gegen 17 Uhr, unten vor dem Gebäude, treffen.“
 

Ein wunderschönes Lächeln legt sich auf ihre Lippen.
 

„Mhm. Dann … auf Wiedersehen, Mr. Kaiba.“
 

„Wiedersehen, Miss White.“
 

Als sie sich umdreht, höre ich, wie sie tief ein- und ausatmet. Es kommt mir so vor, als wäre sie glücklich darüber, dass ich noch einmal mit ihr ausgehen will. Na, ja, zugegeben, mir ergeht es ja nicht anders.
 

*** Meine Sicht ***
 

Heute ist unser fünftes Date, er begleitet mich nach Hause und vor meiner Wohnungstür kommen wir zum Stehen. Eigentlich sollten wir uns verabschieden, aber es fällt mir schwer, ihn gehen zu lassen. Mein Herz sprudelt noch immer vor Glück, und doch schmerzt es, nun wieder von ihm Abschied zu nehmen. Während wir Blickkontakt halten, warte ich darauf, dass er Anstalten macht, sich zu verabschieden und zu gehen.
 

Die letzten Dates waren sehr schön und wir haben auch über alles Mögliche gesprochen. Doch, nun ist es so, dass ich mich immer mehr nach ihm sehne. Nach mehr, als nur Händchenhalten, das wir erst nach dem dritten Date begonnen haben.
 

Einerseits kann ich seine Vorsicht ja verstehen. Er ist ein sehr einflussreicher Geschäftsmann und Jungmillionär, noch dazu der begehrteste Junggeselle Japans. Da könnte ich mir direkt etwas darauf einbilden, … aber, ich tu´ es nicht. Ich bin einfach nur glücklich, jemanden gefunden zu haben, der gerne mit mir zusammen ist. Ich werde daher geduldig sein und warten, bis er den nächsten Schritt macht. Denn, es scheint mir ohnehin so zu sein, dass er es langsam angehen will. Wer weiß, wie viele er bereits vor mir hatte? Vielleicht welche, die es bloß auf sein vieles Geld und seinen Ruhm abgesehen hatten.
 

Nein, so bin ich nicht. Denn, Geld allein macht auch nicht glücklich.
 

Er ist zwar noch etwas kühl zu mir, – zu meinem Geburtstag war er richtig frostig zu mir, was seinen Tonfall und seine Mimik angeht, aber, nach einer Weile hat er an Kühle verloren, und hat ernst dreingeblickt – aber ich bemerke schon hin und wieder, wie ich sein Herz erwärme und seine Augen auch wärmer strahlen.
 

Manchmal kann ich sogar Gefühlsregungen von seinen Augen ablesen. Selten schaffe ich es sogar, ihm ein Lächeln zu entlocken.
 

Wenn ich doch nur wüsste, was er von mir hält, wie er über mich denkt, ob ich würdig bin, seine Freundin zu sein. Er hat mich deswegen noch kein einziges Mal angesprochen. Sogar eine Umarmung würde mir schon reichen, um mich seiner Zuneigung sicher sein zu können. Doch, nichts dergleichen hat er bisher gewagt.
 

Nicht einmal das Siezen haben wir noch abgestellt. Ich frage mich mittlerweile, warum er überhaupt mit mir ausgeht, wenn er eigentlich nicht vorhat, mich zu seiner festen Freundin werden zu lassen.
 

Es ist doch immer dasselbe. Meine Ex waren nicht anders. Ich bin mit ihnen nie weiter, als bis zum Küssen gekommen. Jetzt schaffe ich es nicht einmal mehr, bis zum Küssen. Bin ich denn so abstoßend?
 

Selbst seine Angestellten wollen mit mir ausgehen, aber … würde ich es tun, würde es wie bei meinen Ex sein. Sie stellen fest, ich bin ihnen zu langweilig und belassen es nach mehreren Dates, bei einer gewöhnlichen Freundschaft.
 

Er, Seto Kaiba, ist seit langem wieder mal ein Mann, der es geschafft hat, mein Herz zu berühren. Ob ich auch wirklich eine Chance bei ihm habe, mehr zu werden, als nur jemand, mit dem man gut ausgehen kann? Ich sehne mich doch nach so viel mehr.
 

So lange bin ich bereits auf der Suche nach meiner wahren Liebe. Ob er, Seto Kaiba, eigentlich in der Lage ist, zu lieben? Innerlich lasse ich meinen Kopf hängen, äußerlich versinke ich in seinen eisblauen Augen.
 

Ich weiß nicht, ob er aus meinen Augen lesen kann, oder, ob er weiß, was in mir vorgeht. So gut kennen wir uns noch nicht. Doch tritt er nun näher auf mich zu und nimmt meine Hände. Noch immer halten wir Blickkontakt.
 

Ich habe keine Ahnung, was gerade in seinem Kopf umherspukt, so, wie er nicht erraten kann, was ich gerade denke.
 

Da registriere ich plötzlich, dass er sich mir noch mehr genähert hat. Ich sollte nicht so viel denken. Was hat er nur vor?
 

Er streicht mir mit seinen Händen den Hals entlang, um mein Gesicht zu nehmen. Sein Gesicht kommt immer näher. Nur einen Millimeter vor meinen Lippen hält er inne. Jetzt ist es wohl an mir, die Distanz zu überwinden. Ich stelle mich etwas auf meine Zehenspitzen, denn dieses Ereignis lasse ich mir nun nicht zerstören. Ich will diese weichen Lippen auf meinen spüren.
 

Als es zur Berührung kommt, verspüre ich einen Blitzschlag, der von den Lippen durch meinen Körper fährt. Ihm scheint es ebenso zu gehen, denn wir lösen gleichzeitig wieder die Lippen voneinander.
 

Zuerst habe ich Angst, dass ich einen Fehler begangen habe und er sich bestimmt gleich wegdreht und geht. Doch er bewegt sich nicht viel weiter, als einige Millimeter, von meinen Lippen weg.
 

Im Nachhinein gesehen, war es ein überwältigendes Gefühl, seine Lippen an meinen zu spüren.
 

Ist er etwa auch mit Unsicherheit geplagt, ob er es wagen kann, mich zu küssen? War sein Abwarten, die Frage für meine Zustimmung? Hat er darauf gewartet, dass ich ihm entgegenkomme? Will auch er mehr, als nur das, was wir uns zurzeit geben? Ich will es wagen und riskieren.
 

Ich überwinde mich, meine Arme zu heben und lege meine Handflächen an seiner Brust ab. Gott, ist das ein schwerer Weg. Mut sammeln und weiter hinaufwandern, bis zu seinem Hals. Den ganzen Weg meiner Wanderung nach oben, hat er seine Augen geschlossen. Erst, als ich seinem Gesicht näherkomme, öffnet er sie wieder und sieht mir direkt in die Augen.
 

Ich streichle leicht über seine Wange und ein ganz kleines Lächeln legt sich auf meine Lippen. Ich ziehe sein Gesicht wieder zu mir. Ich will seine Lippen kosten und schmecken. Auch er scheint nun mutiger zu werden. Ein smartes Lächeln ziert seine Lippen, bevor ich meine auf seine lege.
 

Es ist ein wundervolles Gefühl, ihn zu küssen, ihn zu spüren und zu berühren. Nun kann ich all die Liebe, die ich für ihn empfinde, in den Kuss legen. Ihn spüren lassen, dass mich ganz allein er interessiert, und nicht sein Geld oder sein Ruhm. Er ganz allein ist es, dem diese Liebe gilt.
 

Nicht einmal seine Angestellten wissen, dass ich mich weiterhin mit ihm getroffen habe. Sie versuchen nämlich immer noch, mich rumzukriegen. Manchmal kann ich ihnen schon entgegnen, dass ich bereits was Besseres vorhabe.
 

Ja, Seto Kaiba ist auf jeden Fall jemand besseres. Denn ich habe ihm mein Herz geschenkt. Ob er es weiß, weiß ich nicht. Ich weiß auch nicht, ob er mir seines jemals anvertrauen wird. Das wird wohl noch in den Sternen stehenbleiben müssen. Vielleicht braucht es auch einfach noch etwas mehr Geduld. Ich habe ja noch genug Zeit. Ich werde ganz einfach abwarten und hoffen, dass sich mehr, aus unserer derzeitigen Beziehung, entwickelt.
 

Ich frage mich nur, wie man unsere derzeitige Beziehung eigentlich beschreiben kann. Freundschaft? Ist vielleicht noch etwas weit hergeholt. Bekanntschaft? Kann man schon gar nicht mehr so nennen. Es ist irgendetwas dazwischen. Liebe? Kann man denn die Freundschaft überspringen und gleich bei der Liebe ankommen? Ich denke schon wieder zu viel.
 

Er streicht mit seiner Zunge über meine Unterlippe, um, um Einlass zu bitten. Ich öffne meine Lippen bereitwillig, um ihm den Einlass zu gewähren. Er stupst sofort die Bewohnerin meiner Mundhöhle an und fordert mich auf, mit ihm zu spielen. Ich umspiele und umschmeichle seine Zunge umhertänzelnd. Ich scheine ihn damit wahnsinnig zu machen, denn er drückt sich noch fester an mich.
 

Ich schlinge meine Arme um seinen Hals und drücke mich auch noch mehr an ihn. Es fühlt sich einfach zu berauschend an. Meine Gefühle fahren Achterbahn. Wie sehr habe ich es mir gewünscht, ihm so nah sein zu dürfen.
 

***
 

Weitere fünf Dates später, das zehnte Date, um genau zu sein. Es ist wieder der Zeitpunkt der Verabschiedung gekommen. Doch, dieses Mal wage ich noch einen weiteren Schritt. Ich frage ihn:
 

„Wollen Sie noch mit reinkommen?“
 

Perplex sieht er mich an. Ich befürchte schon alles Mögliche. Habe ich ihn überrumpelt? Bin ich zu schnell? Dabei hab´ ich doch eh so lange gewartet. Ich will endlich wissen, wo wir stehen. Wie es jetzt mit uns weitergeht. Außerdem wird es mal Zeit, das Siezen abzustellen.
 

Er scheint abzuwägen. Ich habe leider keine Ahnung, was gerade in ihm vorgeht. Hat er denn gar nichts für mich übrig? Also ich finde, dass es langsam Zeit wird, uns noch mehr kennen zu lernen.
 

Zum Beispiel zu sehen, wie wir wohnen. Nur fällt mir da gerade auf, dass ich noch nicht einmal weiß, wo er eigentlich wohnt. Ist er vielleicht gar verheiratet? Das wäre natürlich ein Grund, mich nicht näher an ihn ranzulassen. Er hat mir noch nicht einmal das Du angeboten, sowie ihn beim Vornamen zu nennen. Das ist schlimm. Echt schlimm.
 

Gerade, als ich mein Angebot zurückziehen will, mit:
 

„Schon gut, vergessen Sie´s.“, winkt er ab und sein Kopf rattert sichtlich.
 

Er öffnet seinen Mund, als wollte er etwas sagen, doch dann schließt er ihn wieder und kommt langsam auf mich zu.
 

Bei mir angekommen, meint er:
 

„Ich glaube, wir sollten etwas klarstellen.“
 

Ich eröffne ihm keinerlei Gefühlsregungen, doch in mir drinnen, beginne ich bereits panisch zu werden. Ob ich zu weit gegangen bin? Hab´ ich mir zu viel herausgenommen?
 

Ich schließe die Haustür auf und bitte ihn herein. Ich führe ihn ins Wohnzimmer und bitte ihn Platz zu nehmen. Ich bin fast schon wieder am Sprung, mit den Worten:
 

„Wollen Sie …“
 

Doch er unterbricht mich, als er mich an der Hand packt, mich zu sich zieht, und ich auf seinem Schoß zum Sitzen komme. Äußerlich bleibe ich ganz ruhig, doch innerlich bin ich total aufgeregt. Was jetzt wohl kommt?
 

„Erstens, …“ beginnt er mit einem sehr ernsten Tonfall und ich beginne leicht zu zittern, da ich befürchte, dass nun alles endet.
 

Er scheint seine Erinnerungen zu durchforsten. Was will er nur sagen? Er senkt seinen Kopf, greift sich auf die Stirn und massiert sich leicht seine Schläfen.
 

„Wir sollten aufhören, uns zu Siezen.“ höre ich ihn sagen.
 

Nun sieht er wieder auf und ich begegne seinem Blick.
 

„Sag Seto zu mir.“ fordert er mich auf.
 

Da geht mir ein Licht auf, dass er meinen Vornamen ja gar nicht kennen könnte. Die Leute in seiner Firma nennen mich unterschiedlich, weil sie mir in der Zwischenzeit Kosenamen zugeschrieben haben.
 

„Jenna.“ bin ich ihm behilflich, mit einem leichten Lächeln.
 

Er hat uns einen Schritt weitergebracht. Jetzt bin ich aber gespannt, was noch folgt.
 

„Jenna, also.“
 

Er erwidert mein leichtes Lächeln und scheint zu überlegen, wie er seine nächsten Worte formulieren soll. Wenn er so schon anfängt, dann ist es bestimmt nichts Gutes. Was versucht er mir nur zu sagen?
 

Er atmet tief ein und wieder aus. Es kann nur etwas Schlimmes sein, sonst würde es ihm nicht so schwerfallen. Er setzt an, endlich zu sprechen:
 

„Ich mag dich wirklich sehr gerne …“ und schließt seine Augen.
 

Gott, wie schwer kann es sein, zu sagen, was man sagen will. Soll ich ihm jedes Wort aus der Nase ziehen?
 

Ich helfe ihm mal besser, etwas auf die Sprünge:
 

„Aber …?“
 

Seto öffnet wieder seine Augen, runzelt seine Stirn und sieht mich direkt an. Ein Schmunzeln legt sich auf seine Lippen und schüttelt seinen Kopf:
 

„Nein, ‚und‘ …“
 

Häh? Kein aber? ‚Ich mag dich wirklich sehr gerne und …‘ Häh? Da kann ja gar nichts Negatives folgen. Fällt es ihm wirklich so schwer, mir zu sagen, was er von mir erwartet?
 

„Und …?“ korrigiere ich daher meine Ansatzhilfe.
 

Wieder vergehen etliche Sekunden, in denen er nicht weiterspricht.
 

„Soll ich dir jedes Wort aus der Nase ziehen?“
 

Seto grinst verlegen:
 

„Tut mir leid, ich schaff´ es einfach nicht, den Satz zu beenden.“
 

Was könnte so schwer sein, zu sagen? Hmmm. Ich lasse mein Hirn rauchen, bis mir einiges eingefallen ist, was er unter Umständen hätte sagen wollen.
 

„Ich geb´ dir Aussagen als Fortsetzung, ok? Sag Bescheid, wenn ich aufhören kann.“
 

Er verdreht die Augen, nickt aber:
 

„Gut, versuch´ dein Glück.“
 

Ich grinse:
 

„Oh, sicher. Ich zähle einfach alles auf, was mir so einfällt, was ans ‚und‘ passen könnte.“
 

„Na, dann fang mal an.“
 

Ich nicke und beginne aufzuzählen:
 

„Ich … will … mit dir einen trinken gehen. … Ich hol´ dir die Sterne vom Himmel.“
 

Er unterbricht mich:
 

„Bleib´ am Boden der Tatsachen.“
 

„Dann bleibt aber nicht mehr viel übrig.“
 

„Mach´ einfach weiter.“
 

Dann fällt, bei mir, auf einmal der Groschen. Eine Frage, die alles verändern könnte, obwohl es eine Aussage ist. Skeptisch drehe ich meinen Kopf zu ihm und blicke ihn stutzig an. Dann spreche ich es auch aus, während ich ihm direkt in die Augen sehe. Mein Gesichtsausdruck ist sehr ernst, so, als würde ich ihm das mitteilen:
 

„Ich will mit dir zusammen sein.“
 

Seine Augen weiten sich. Hab´ ich ihn also erwischt.
 

„Das war es also?“ und ich nähere mich ihm vorsichtig, während ich über seine Brust streichle, bis über seine Schultern.
 

Ich ziehe ihn in meine Arme und schon beginnen sich, die Freudentränen zu lösen.
 

Nach Sekunden flüstert er mir ergeben ins Ohr:
 

„Ja, ich will mit dir zusammen sein.“
 

Ich löse mich ein Stück von ihm und drücke ihm einen Kuss auf die Lippen, während ich mich ganz fest an ihn presse.
 

~~ Ende ~~

Traum 5 (Die gefangenen Geister)

Ich mache mit meiner Klasse, diese besteht nur aus Mädchen, einen Schulausflug über mehrere Wochen. Unsere Klasse besteht nur aus Zauberlehrlingen.
 

Wir wandern und ziehen tagelang durch viele Orte.
 

***
 

Eines Tages, nach einer längeren Wanderschaft, sind wir sehr erschöpft und betreten ein sehr großes Anwesen. Die Lehrer klopfen an die Tür und bitten für uns um Einlass.
 

Die Hausherrin spricht, während sie uns weiterführt:
 

„Willkommen! Ich hatte schon lang keinen Besuch mehr. Tretet doch näher. Ihr müsst ja alle sterben vor Hunger und Müdigkeit. … Hier ist der Esssaal. Bitte nehmt doch Platz. Ich lasse euch sofort etwas anrichten.“
 

Ich spüre sofort, dass hier etwas faul ist und bespreche das mit meiner besten Freundin.
 

Da die Hausherrin sogar nichts dagegen hat, dass wir einige Tage bei ihr bleiben, zeigt sie uns unsere Zimmer, in denen wir, solange wir wollen, wohnen dürfen.
 

Nur, endet das für uns anders, als vorgesehen.
 

*** Erzähler Sicht ***
 

Eines schönen Tages, einige hundert Jahre später, betreten Yugi Muto und Seto Kaiba das Gästehaus und treffen auf die Hausdame.
 

Sie streiten sich ununterbrochen, warum sie eigentlich hier sind. Die Hausdame bringt sie in ihr Zimmer und wünscht ihnen eine gute Nacht. Sie begeben sich zu Bett und streiten noch, bis sie einschlafen.
 

~~~ Meine Sicht ~~~
 

Des Nachts erwache ich aus meinem unsichtbaren Schlaf, wie jede Nacht, und weine.
 

Dann bemerke ich die beiden Schlafenden und sage vor mich hin:
 

„Nanu? … Ich hab´ ja Gesellschaft bekommen. Dass ich das noch miterleben darf. … Seit Jahrhunderten hat schon kein Mensch mehr in meinem Zimmer geschlafen. …“
 

~~~ Seto´s Sicht ~~~
 

Ich erwache, durch ein Weinen, das ich glaubte zu hören, und eine Stimme, die voll Verwunderung klingt.
 

Schnell stelle ich mich weiterschlafend. Die Stimme spricht weiter:
 

„Grrr. Miranda, diese alte Hexe. Das hat sie doch mit Absicht gemacht, um mich zu ärgern. … Hmmm. … Die beiden sehen aber richtig nett aus. … Hmmm. … Mich überkommt ein merkwürdiges Gefühl. … Könnte das meine Chance sein?“
 

Ich bin irritiert und frage mich, was diese Stimme nur meinen könnte.
 

~~~ Meine Sicht ~~~
 

Ich schwebe näher an den brünetten Jungen heran, da mir dieser besonders gefällt, zögere einen Augenblick, dann berühre ich seine Wange und küsse ihn sanft auf seine Lippen.
 

Er schreckt auf und mit einem ‚Schnipp’ bin ich wieder unsichtbar.
 

~~~ Seto´s Sicht ~~~
 

Als ich hochschrecke, da es jemand gewagt hat, meine Lippen zu küssen, sehe ich mich nervös um, doch ich kann niemanden erblicken.
 

Um sicher zu gehen, wecke ich Yugi und erkläre:
 

„Hier geht’s nicht mit rechten Dingen zu.“
 

Yugi fragt sarkastisch:
 

„Hast du etwa Angst?“
 

Ich werde sauer und antworte:
 

„Ich hab´ keine Lust auf so einen Blödsinn. Ich geh´ mich jetzt bei der Hausdame beschweren.“
 

Ich stürme aus dem Zimmer und erkläre mein Belangen, als ich ihr im Gang begegne.
 

Die Hausdame begleitet mich zum Zimmer zurück und meint:
 

„Das tut mir unendlich leid. Es kommt schon mal vor, dass sich hier unruhige Geister niederlassen. Aber, es gibt keinen Grund zur Besorgnis. Diese Geister sind außer Stande jemandem Leid zuzufügen. Hahaha!“
 

//Die hat doch echt einen Knall. Was findet die so lustig daran?//
 

Die Hausdame, wirft die Türe dermaßen fest zu, dass ich kurz zusammenzucke. Danach höre ich sie schreien, während sie sich wieder entfernt:
 

„Dieses Miststück. Sie raubt mir noch den Verstand! Es muss doch möglich sein, sie endgültig loszuwerden!“
 

Ich konnte jedes erdenkliche Wort verstehen, was die Hausdame sagte und ich bin noch mehr verwirrt.
 

~~~ Meine Sicht ~~~
 

Ich kann das Gefluche zwar noch vernehmen, verstehe aber nicht jedes Wort, bis auf den ersten Satz. Ich bin dermaßen wütend, da platze ich heraus:
 

„Grrr. Ich könnte Miranda in der Luft zerreißen! … Ups.“
 

Gerade wurde mir noch mal bewusst, dass ich hier nicht alleine im Zimmer bin.
 

Der brünette junge Mann, der sonst immer so schroff scheint, fragt nach:
 

„Miranda?“
 

Ich antworte ihm, während ich sichtbar werde:
 

„Die Hausdame.“
 

Beide starren mich an, wie von meiner Schönheit geblendet. Ich sage dazu nur:
 

„Das ist eine lange Geschichte.“
 

Der Brünette scheint etwas verlegen, weil ich ihn geküsst habe, mich aber trotzdem berühren will.
 

Ich nähere mich ihm, nehme seine Hand und führe sie an mein Gesicht, ohne, dass er sich wehrt, wobei wir uns die ganze Zeit über in die Augen sehen.
 

„Ich bin Yugi und das ist Seto Kaiba. … Wie ist eigentlich dein Name?“ reißt mich der kleine Stachelkopf aus meiner Faszination zum Brünetten.
 

//Seto Kaiba, also. Ein wirklich schöner Name. Seto.//
 

Der Brünette zieht seine Hand zurück und scheint hellhörig geworden zu sein. Ich antworte stolz:
 

„Ich bin Jenna, der mächtigste Zauberlehrling aus dem Reich der Wolken.“
 

Dann werde ich traurig und korrigiere mich:
 

„Ich war der mächtigste Zauberlehrling, bis Miranda mich meiner Macht beraubte.“
 

Seto fragt interessiert:
 

„Gibt es denn keine Möglichkeit, dir zu helfen?“
 

Ich erwidere:
 

„Doch, schon. Aber, das ist nicht so einfach. … Der Fluch, der über mir liegt, besagt, dass mich nur die wahre Liebe, dessen Herz aus Stein ich zuerst erweichen muss, mit einem Kuss erlösen kann.“
 

Yugi blickt erwartungsvoll zu Seto und dieser fühlt sich beleidigt:
 

„Yugi, das ist doch nicht dein Ernst! … Ich soll sie erlösen? … Ich bin niemandes wahre Liebe, damit das mal klar ist. … Ich halte nichts von Freundschaft und schon gar nichts von Liebe.“
 

Ich nehme seine Hand abermals in meine und sehe ihn mit einem flehenden Hundeblick an. Aber, das funktioniert nicht bei ihm, da er anscheinend tatsächlich ein Herz aus Stein hat.
 

//Er muss es ja nicht erfahren. Ich werde einfach sein Herz erobern, ohne, dass er es bemerkt. Ich muss es einfach schaffen. Sonst bin und bleib ich hier verloren. … Er bietet mir die Chance, von hier zu entkommen und Miranda, der alten Hexe, ihre gerechte Strafe aufzuerlegen. Das kann nämlich nicht so weitergehen. … Wenn ich jetzt nicht einschreite, was soll denn dann mit all den Seelen, die bereits in tiefe Trauer versunken sind, werden? … Ein Glück, dass ich noch Hoffnung hatte, zu warten, bis Rettung kommt.//
 

Ich wünsche ihnen eine gute Nacht und mache mich unsichtbar, um zu schlafen. Die beiden gehen dann ebenfalls zu Bett, da ich sie ja aufgeweckt hatte.
 

***
 

Spät am Morgen, als Miranda das Frühstück bringt, fragt sie:
 

„Und hatten sie gestern noch Probleme mit dem Geist?“
 

Yugi sieht zu Seto, seine Antwort abwartend, woraufhin Seto konsequent antwortet:
 

„Nein, wir haben wohl geruht.“
 

Über diese Aussage bin ich überaus erleichtert. Sie verlässt zufrieden das Zimmer und schließt die Tür hinter sich.
 

In Gedanken versunken, bemerke ich dann, dass sie diskutieren, wo es hingehen soll. Ich flehe:
 

„Das könnt ihr mir doch nicht antun.“
 

Sie packen zusammen und verlassen allmählich das Zimmer. Yugi meint noch:
 

„Sie scheint zu schlafen.“
 

Seto erklärt daraufhin:
 

„Nein. Geister schlafen nie.“
 

Ich schreie verzweifelt, während sie das Zimmer abschließen:
 

„Warum lasst ihr mich dann allein zurück? … Bitte lasst mich nicht allein! Kommt zurück! Seto!“
 

//Ich hasse es, tagsüber nicht hörbar zu sein. Hoffentlich hat mich Miranda nicht gehört.//
 

Ich schluchze.
 

~~~ Miranda´s Sicht ~~~
 

Ich marschiere glücklicherweise eben an der Zimmertür meines Hassobjekts vorbei und höre ihre Worte.
 

//Sehr interessant. Das Jenna-Mäuschen hat sich mit den Burschen angefreundet und sich noch dazu in den brünetten Jungen da verliebt. Hahaha! Die Suppe werde ich ihr aber gewaltig versalzen, wenn sie glaubt, ich lasse sie so einfach entkommen. Ich werde sie aber vorerst in Sicherheit wiegen.//
 

Ich kehre in meine Hexenküche zurück und beginne einen Zaubertrunk zusammenzubrauen, während sich Jenna-Mäuschen in Einsamkeit suhlt.
 

//Hach, ich liebe es, wenn sie leidet.//
 

„Dieser Trunk wird bewirken, dass sich das Herz des Jungen zu Stein verwandelt, sobald er tiefere Gefühle für meine Gefangene empfinden sollte. Ich werde nicht zulassen, dass sie mir meine neugewonnene Macht wieder entreißt. Ich habe mich schon zu sehr daran gewohnt, sie zu besitzen.“ sinniere ich vor mich hin.
 

~~~ Meine Sicht ~~~
 

Als ich Yugi und Seto durch das Fenster erblicke, wie sie zurückkehren, bin ich so glücklich, dass ich an die Tür gehe, um zu lauschen, wann sie kommen.
 

Ich höre, wie sie Miranda wieder zurückheißt und ihnen eine Limonade anbietet. Yugi und Seto bleiben noch einige Minuten und unterhalten sich mit Miranda.
 

Danach kommen sie ins Zimmer zurück und ich beobachte sie, während ich warte, bis es wieder Nacht wird.
 

~~~ Miranda´s Sicht währenddessen ~~~
 

//Ah, meine Gäste kehren zurück.//
 

Ich öffne ihnen zuvorkommend die Eingangstüre:
 

„Willkommen zurück. Hatten Sie einen angenehmen Ausflug?“
 

Jenna´s Geliebter antwortet:
 

„Ja, kann man so sagen.“
 

Sofort wende ich mich an das Tablett mit der Limonade, dass ich neben mir auf der Kommode abgestellt habe, um sie ihnen direkt nach ihrer Rückkehr anbieten zu können, nehme die zwei Gläser mit Limonade, wobei eine davon den Zaubertrunk beinhält und reiche sie fragend an meine Gäste:
 

„Wollen Sie vielleicht eine kleine Erfrischung?“
 

Beide nehmen mir dankbar die Gläser aus der Hand und trinken sofort die Gläser leer, während ich gebannt dem Großgewachsenen zusehe, ob er auch wirklich das Glas bis zum letzten Tropfen leert.
 

//Hahaha! Der Spaß kann beginnen. Sobald dein Herz auch nur den Funken von Liebe verspürt, wirst du dein Herz verlieren, das Gefühle vermittelt. Ein steinernes Herz kann nämlich nicht fühlen. Hahaha! … Ich freu mich schon zu sehen, wie Jenna leidet, wenn es soweit ist. Ein steinernes Herz schafft sie bestimmt nicht zu brechen.//
 

~~~ Seto`s Sicht ~~~
 

Die Tage vergehen und Jenna und ich verstehen uns immer besser. Eines nachts passiert dann das Unerwartetste überhaupt. Ich verspüre intensive Gefühle für diesen Geist.
 

Doch, gerade, als ich dazu gekommen bin, mir das auch einzugestehen, beginnt mein Herz zu schmerzen. Ich greife mir an die Brust und kralle meine Hand in meinen Pullover, genau an der Stelle, an der sich mein Herz befindet.
 

Im nächsten Moment verspüre ich gar nichts mehr. Absolute Leere beherrscht meinen Körper.
 

~~~ Meine Sicht ~~~
 

Als Seto sich so vor Schmerzen krümmt, mache ich mir ernsthaft Sorgen.
 

Yugi war vor zwei Minuten ins Badezimmer gegangen, um zu duschen. Er hat mich mit Seto also alleingelassen.
 

„Seto, was ist nur mit dir? Kann ich dir irgendwie helfen?“
 

Im nächsten Moment stellt er sich wieder aufrecht hin, als wäre nichts gewesen, und schupst mich zur Seite, mit den Worten:
 

„Lass mich in Frieden.“
 

Miranda scheint Seto´s Schmerzensschreie mitbekommen zu haben, denn sie betritt nun frech das Zimmer und säuselt Seto voll:
 

„Komm doch mit mir. Du musst doch nicht bei einem minderbemittelten Geist verweilen.“
 

„Wie bitte? Minderbemittelter Geist? Was fällt dir ein?“, rege ich mich auf, „Seto, komm zurück. Ich bitte dich. Ich liebe dich doch.“
 

„Hahaha! Er liebt aber dich nicht. Niemals wieder, wird er dich lieben.“
 

//Niemals wieder? Hat er mich denn schon geliebt? … Ooh! Oooohhh, wie ich dieses Weib hasse. … Sie hat ihm also einen Zaubertrunk eingeflößt, um ja sicher zu gehen, dass er sich nicht in mich verlieben kann. Dieses alte Miststück von Hexe. … Aber, ich muss Gewissheit erlangen, ob es wirklich so ist.//
 

Miranda leitet ihn bereits zum Gehen an und das Zimmer zu verlassen.
 

„Seto, bitte warte. … Sag mir, hast du jemals, seit du hier bist, etwas, wie Liebe, für mich empfunden?“ flehe ich ihn an, doch noch zu bleiben.
 

In dem Moment kommt auch Yugi gerade an die geöffnete Tür, in der Miranda und Seto noch stehen.
 

„Nein.“ kommt nun ein tiefgefrorenes Zischen von Seto und wendet sich nun ganz ab, indem er mit Miranda das Zimmer verlässt.
 

Verwundert betritt Yugi das Zimmer und fragt mich:
 

„Was ist passiert? Was ist mit Kaiba los?“
 

Ich stelle ihm sofort eine Gegenfrage:
 

„Seto redet ja nicht mit jedem über seine Gefühle, das weiß ich. Aber, denkst du, dass er für mich vielleicht tiefere Gefühle empfunden hat? Vielleicht gar Liebe?“
 

„Ich weiß das nicht mit Sicherheit, aber ich denke, er hat sich in dich verliebt. Ich kann aber nicht sagen, ob er sich das auch eingestanden hat, oder nicht. … Er ist nämlich jemand, der mit solchen Erkenntnissen nicht so umgeht, wie jeder normale Mensch.“ erklärt er mir.
 

„Dann muss es so gewesen sein. … Hör zu, Yugi. Ich vermute, vor genau fünf Tagen, als euch Miranda, nach eurer Rückkehr aus der Stadt, euch diese Limonade angeboten hat, dass Seto´s mit einem Zaubertrunk versetzt war. Ein Zaubertrunk, der Seto´s Herz zu Stein verwandelt. … Du hast ja mitbekommen, wie gefühlskalt er eben war.“
 

„Bevor er dich kennengelernt hat, war er auch nicht gefühlsbetonter.“
 

„Aber, es gibt einen wesentlichen Unterschied. Jetzt kann er gar nichts mehr fühlen. Weder Schmerz, Mitleid, Sorgen, gar nichts. Alles und jeder ist ihm komplett egal. Selbst, wenn er Schmerz zufügen sollte, kann er nicht einmal Schadenfreude empfinden. Verstehst du, was ich dir zu sagen versuche? Er ist kein Mensch mehr. Er ist zu Stein geworden. Sein Herz ist aus Stein. So richtig echt. Wenn du versuchen würdest, seinen Herzschlag zu hören, wirst du keinen wahrnehmen. Es ist so, als wäre er tot. Sein Herz ist tot, für die Dauer, solange es aus Stein ist. … Wie soll man denn ein Herz aus Stein brechen?“
 

Mir kommen bereits die Tränen.
 

Yugi nimmt mich in die Arme und meint:
 

„Stein kann man brechen. … Du liebst ihn, nicht wahr?“
 

Ich nicke nur.
 

„Dann musst du ihm so viel Liebe geben, dass er sich davor nicht retten kann. Liebe ihn mit allem, was du hast. Zwinge ihn einfach dazu. Er wird sich vielleicht wehren, auch, wenn er sich nicht bedrängt oder eingeengt fühlen kann. Überschütte ihn regelrecht mit deiner Liebe. Irgendwann wird es dem Stein um sein Herz zu viel werden und sich sprengen.“
 

Da kommt mir doch tatsächlich ein Gedanke:
 

„Du hast recht, Yugi. Sein Herz bekommt meine Gesten ja mit. Auch, wenn es sein Herz nicht schafft, die Gefühle nach draußen zu tragen, das Herz wird durch meine Gesten erwärmt. Umso mehr es mit Liebe gefüllt wird, umso größer plustert es sich auf. Irgendwann ist das Herz so sehr angeschwollen, dass es keinen Platz mehr im Stein hat und der Stein muss dann zwangsmäßig Sprünge bekommen. Und wenn es soweit ist, braucht es nicht mehr viel, bis der Stein bricht. … Danke, Yugi.“
 

Genannter löst die Umarmung, kratzt sich verlegen am Hinterkopf und weiß vermutlich nicht einmal, was er eigentlich bewirkt hat.
 

„Ich werde sofort mit diesem Plan beginnen.“
 

Ich will Seto schon nacheilen, als mir wieder einfällt, dass ich gegen die Schutzbarriere prallen werde, weil ich in diesem Zimmer ja als Geist eingeschlossen bin, aber unerwarteter weise rausche ich durch die Zimmerbarriere hindurch.
 

Verwundert bremse ich mich ein und blicke zurück zu Yugi.
 

„Yugi, du kannst getrost zu Bett gehen. Seto wird nicht schlafen kommen. Er kann keine Müdigkeit mehr empfinden. Ich werde mich um ihn bemühen, solange ich nur kann.“
 

Er nickt und ich wende mich ab, um Seto zu suchen.
 

~~~ Seto´s Sicht ~~~
 

Ich folge der Hausdame in den Keller.
 

Als ich in einen Raum links geführt werde, erblicke ich zwei große Tische, die mit sowas, wie Laborutensilien gefüllt sind. Das scheint so eine Art Hexenküche darzustellen. Was will diese Frau eigentlich von mir? Die kann mir doch gestohlen bleiben.
 

Sie dreht sich zu mir um und beginnt zu sprechen:
 

„Mr. Kaiba. Dieser Geist von eben ist sehr gefährlich. Ein Glück, dass ich Sie von ihr fortgebracht habe. Ich bringe bereits Jahre damit zu, sie endlich ihrer Erlösung zuzuführen.“
 

Was redet diese Frau für einen Müll?
 

„Miranda, soviel ich weiß, muss der Mensch tot sein, um Erlösung finden zu können.“
 

Wie erwartet, weiten sich ihre Augen. Ihre Mimik verfinstert sich und sie wendet sich mir ab, um hinter sich in ein Regal zu gehen und holt ein Fläschchen heraus. Sie leert den Inhalt dieses Fläschchens in ein Glas Limonade und drückt mir das Glas in die Hand:
 

„Trinken Sie das, Mr. Kaiba, und Sie werden Einsicht erlangen.“
 

Ich hebe meine rechte Augenbraue.
 

„Was war in dem Fläschchen drin?“
 

„Ach, nur ein Trank aus wilder Tollkirsche, Wildwurz und paralysierender Asche von Spinnenspeichel.“
 

Bäh, ekelhaft und vor allem mit einer hypnotisierenden Wirkung. Was hat diese Frau nur mit mir vor?
 

„Danke, aber ich verzichte, dieses Getränk zu mir zu nehmen.“
 

„Dann tut es mir aber leid, dass Sie gar keine andere Wahl haben.“
 

Ruckartig stürzt sie auf mich, steckt mir einen Trichter in den Mund und flößt mir dieses Gesöff ein. Mir wird auf der Stelle anders zumute.
 

„Seto-Darling, geht´s dir gut? Mein Liebster, was hast du denn?“ fragt mich Miranda, während ich noch huste.
 

Ich winke ab und deute ihr, zu warten.
 

Nachdem sich meine Lunge wieder beruhigt hat, erwidere ich ihr:
 

„Es geht wieder.“
 

Ich drehe mich zu ihr und blicke sie erwartungsvoll an:
 

„Hast du dir Sorgen um mich gemacht?“
 

„Aber, natürlich, mein Liebling.“
 

Dann erblicke ich Jenna und flüstere meiner Geliebten zu:
 

„Herrin, meine Liebste, der Geist hat mich verfolgt.“
 

~~~ Meine Sicht ~~~
 

Aus weiter Ferne kann ich erkennen, wie Miranda Seto einen Zaubertrunk einflößt.
 

//Nein!!! Verdammt, ich komme zu spät. Jetzt hat sie sich ihn unter Kontrolle gebracht. Von nun an wird es noch schwerer, überhaupt zu ihm zu kommen. … Das einzig Gute, dass nicht sein Herz dem Trank ausgesetzt wurde, sondern nur der Stein, der ihm nun falsche Gefühle übermittelt. … Sie muss ihm diesen Trank nun alle vierundzwanzig Stunden einflößen, um ihn unter ihrer Kontrolle zu halten. … Ich muss ihn eigentlich nur dazu bekommen, so zu tun, als würde er ihn trinken, schüttet ihn aber weg. Kein leichtes Unterfangen.//
 

Bei ihm angekommen, wird mir sofort klar, dass sie ihm sicher eingeredet hat, dass ich böse bin, daher strebe ich eine Gegenaktion an:
 

„Seto, wieso hast du mich allein gelassen? Ich liebe dich doch. Ich würde dir nie etwas Böses tun wollen.“
 

Er senkt etwas den Kopf, da mischt sich auch schon Miranda ein:
 

„Unsinn. Hör´ nicht auf diese falsche Schlange. … Ich bin deine Herrin, du hast zu tun, was ich dir sage.“
 

Seine Augen verengen sich kurz, dann antwortet Seto:
 

„Ja, Herrin, ich werde ihr nicht zuhören.“
 

„Bitte, Seto. Du bist schließlich nicht allein. Yugi ist auch noch da. Du darfst ihn nicht hängen lassen. Und ich bin auch für dich da. Ich helfe dir. Aber, du musst dir auch helfen lassen.“
 

„Schweig still, du penetrante Göre.“
 

Wieder verengen sich Seto´s Augen, diesmal allerdings schon um einiges länger.
 

//Kann es sein, dass sein Herz doch wirken kann? Aber, nur, bei Extremitäten? … Ich seh´s ihm doch an. In seinen Augen steht immense Wut geschrieben, die jeden Moment zu platzen droht. … Komm Seto´s Herz, streng´ dich an. Bring dem Stein ein paar Sprünge bei.//
 

„Seto, ich will dir doch nur helfen. Bitte, hör auf mich. Ich liebe dich doch so sehr. … Miranda benutzt dich doch nur, um mich leiden zu sehen. Sie liebt dich doch noch nicht mal.“
 

Ich gehe zu Boden und heule auf allen Vieren. Miranda lacht nur:
 

„Ja, heul´ du nur, um deine verflossene Liebe. Leide, nur für mich. Leide noch mehr. … Ich will dich leiden sehen. Qualvoll und schreiend.“
 

//Die spinnt doch. Kriegt die einen Orgasmus, oder was, wenn ich Qualen leide, häh? … Ich sollte mich vielleicht trotzdem mehr ins Zeug legen. Immerhin versuche ich hier Seto´s Herz dazu zu bringen, extremes Mitleid zu empfinden.//
 

Ich schreie schmerzvoll auf, winde mich und schluchze, wie noch nie in meinem Leben, während ich Miranda genau beobachte.
 

Ihr Körper bebt, ihr Atem geht schnell und stockend.
 

//Oh, mein Gott! Die kriegt echt gleich einen Orgasmus. Wie krank ist das denn? … Na, dann wollen wir sie doch mal zu ihrem Höhepunkt treiben, denn dann ist sie mindestens zwei Minuten unfähig sich zu rühren.//
 

„Mehr! Leide mehr!!“ bettelt sie mich regelrecht an.
 

Plötzlich schnappt sich Seto einen Stuhl und schlägt ihn Miranda über den Kopf.
 

//O…k? Kann es sein, dass ihm eben der Kragen geplatzt ist?//
 

Jedoch widmet er sich sofort ihr:
 

„Oh, Miranda meine Liebste, wie konnte ich nur? Was ist nur über mich gekommen? Geht es dir gut?“
 

Sie blickt ihn erbost an und er sieht sie total unschuldig an. So, als hätte er nie diesen Ausraster gehabt.
 

//Das ist der Beweis, dass ich auch so sein Herz erreichen kann. Ich habe eine Chance, ihn aus ihren Fängen zu retten.//
 

***
 

Jeden weiteren Tag bringe ich nachts damit zu, Seto aus sich herauszulocken, indem ich ihn emotional überlaste.
 

Eines Tages erwische ich ihn alleine in der Hexenküche und bin eines Nervenzusammenbruchs nahe.
 

Meine Kraft, den Kampf gegen Miranda durchzuhalten, neigt sich dem Ende.
 

Tagsüber vergieße ich stets Tränen und meine Hoffnung ist nahezu erschöpft.
 

Mit geröteten Augen betrachte ich ihn und bin doch nicht mehr in der Lage ihn anzusprechen. Seto´s Zustand nimmt mich seelisch zu sehr mit. Selbst mein Herz leidet sehr darunter. Dennoch will ich einfach nicht aufgeben. Auch, wenn ich dadurch zerbreche. Verlieren kann ich nichts mehr, nur gewinnen.
 

~~~ Seto´s Sicht ~~~
 

Jenna, die Verräterin, betritt die Hexenküche von Miranda, meiner Herrin und Geliebten.
 

Die letzten Tage habe ich mir viele Gedanken gemacht, wie:
 

//Meine Liebste ist abweisend zu mir, weil ich öfters diese unergründlichen Ausraster habe. Ich verstehe mich selbst nicht mehr. Könnte die Verräterin Recht behalten? Benutzt mich Miranda nur? Das kann ich mir gar nicht vorstellen? Warum sollte sie so etwas tun? Sie liebt mich doch. Oder etwa doch nicht? Ist das meine eigene Einbildung, die mir vorgaukelt, dass sie mich liebt? Liebe ich sie überhaupt? Oder ist das auch eine Einbildung? … Meiner Liebsten scheinen bereits Zweifel meiner Treue zu beschleichen. Diese muss ich wieder zerstreuen.//
 

Jenna, sieht ziemlich fertig aus. Fast könnte es mir das Herz brechen. Aber, da ich für die Verräterin ja nichts übrighabe, lässt es mich kalt. Ich ignoriere sie einfach, wie die Tage zuvor auch.
 

~~~ Meine Sicht ~~~
 

Ich habe nicht einmal mehr die Kraft zu schweben. Also gehe ich auf Seto zu. Ich weiß, dass er mich ignoriert. Aber, ich habe ihm noch etwas zu sagen, bevor ich für immer in den ewigen Trauerzustand versinke. Denn in diesem Zustand kann ich einfach nicht mehr gerettet werden. Viel zu lange habe ich schon durchgehalten, diesem Zustand zu entgehen.
 

„Seto. Das hier ist meine einzige und letzte Chance mit dir zu sprechen. … Hör mir bitte zu, … auch, wenn du mich ignorierst, kannst du zuhören. Das weiß ich. Und bitte verinnerliche das, was ich dir gleich sagen werde. … Meine Seele ist am Zerbrechen. Ich hab´ einfach keine Kraft mehr, dich vor Miranda zu retten. So, wie es aussieht, wirst du dein Dasein leider weiter hier verbringen müssen. Du hast nämlich deinen kleinen Bruder, Mokuba, vergessen. … Du hast deine Firma, die Kaiba-Corporation, vergessen. … Du hast Yugi vergessen, mit dem du hier eigentlich nur zwei Wochen verbleiben wolltest, und bereits vier Wochen hier bist. … Du hast alles vergessen, was dir einmal wichtig war. Sehr wichtig sogar. … Und noch etwas. … Am ersten Tag deiner Ankunft, als wir uns kennenlernten - es war gegen ein Uhr nachts – wollte Yugi dich davon überzeugen, dich dazu bringen zu lassen, dich in mich zu verlieben, um meinen Fluch zu lösen. … Auch, wenn du es vielleicht nicht weißt, ich habe es trotz allem versucht, auch, wenn du dagegen warst. … Liebe kann man ja ohnehin nicht steuern. … Es passiert, oder es passiert nicht, dass man sich verliebt. …“
 

Mir gehen die Worte aus. Ich weiß nichts mehr zu sagen. Ich habe gesagt, was ich sagen wollte.
 

Nun werde ich mich noch von ihm verabschieden und mich für immer in mein Zimmer zurückziehen, nachdem ich mich auch von Yugi verabschiedet habe.
 

„Seto? … Bitte verzeih mir, dass ich dich nicht retten konnte. Ich werde nun für immer gehen. … Weißt du, ich war die letzte Hoffnung für unsere ganze Klasse. Mit mir werden auch alle anderen sterben. Wir werden wahrscheinlich niemals unseren Frieden finden und weiter als echte Geister hier umhergeistern. Denn, nur die wahre Liebe vermag es, uns alle zu erlösen. … Meine Klassenkameraden haben schon vor sehr langer Zeit die Hoffnung aufgegeben und sich der ewigen Trauer hingegeben, ihr Zuhause nie wieder zu sehen. Ich wollte bis zuletzt meine Hoffnung nicht aufgeben, … doch, du hast mich zum Rande meiner Kräfte getrieben. … Meine Seele und mein Herz sind dem Zerbrechen nahe, … darum möchte ich mich jetzt schon von dir verabschieden. Denn, es könnte sein, dass es mich schon morgen nicht mehr gibt. … Ich werde mich ebenso, wie die anderen, der ewigen Trauer hingeben. Miranda hat gewonnen und die Welt ist dem Untergang geweiht, sobald ich gegangen bin. Denn, wenn sie meiner Macht gewiss ist, dann wird sie sie auch benutzen, um die Welt ins Chaos zu stürzen, wenn nicht sogar in ihren Untergang. … Sie kann meine Macht nicht kontrollieren. So kann sie der Welt nur Schaden zufügen. … Seto. Auch, wenn du mir das nicht glaubst, ich liebe dich. Und ich werde dich, bis in meinen Tod, lieben. …“
 

Ein kleines Lächeln huscht auf meine Lippen.
 

„Weißt du, was mich an dir fasziniert? … Deine strahlend blauen Augen. Wie Eiskristalle, die darauf warten aufgetaut oder erwärmt zu werden. … Einige Male, kurz bevor Miranda dein Herz zu Stein verwandelt hat, waren deine Augen sogar etwas dunkler, so, wie große Seen, in denen man gerne ertrinken würde, nur, um dir ganz nahe zu sein.“
 

Ich gehe um ihn herum, damit ich ihm ins Gesicht sehen kann. Seine Mimik strahlt Kälte aus. Eiseskälte. Dennoch wage ich es, meinen Arm zu heben, meine Hand an seine Wange zu legen und über diese zu streicheln.
 

Sein Blick, der mich die ganze Zeit, meiner Zuwendung über, noch ignoriert hat, senkt sich zu mir herab und findet meine Augen. Keine Veränderung seiner Mimik.
 

„Als ich dich das erste Mal sah, erschienst du mir wie ein Traum, der wahr zu werden schien. … Ok, Yugi war auch noch da, … aber ich hatte auf Anhieb nur Augen für dich. Ich wusste dieses Gefühl erst nicht einzuordnen, bis mir bewusstwurde, dass ich mich tatsächlich in dich verliebt hatte. … Und jeden Tag, den wir gemeinsam oder zu dritt verbrachten, liebte ich dich immer mehr. … Ich dachte allen Ernstes, es gäbe eine Möglichkeit, dass ich mit dir glücklich werden könnte.“
 

Tränen laufen nun wieder über meine Wangen.
 

„Ich habe echt alles versucht, um dein Herz emotional auf Trab zu bringen, damit es in dem Stein Risse erzeugt, damit ich den Stein schlussendlich brechen kann. Doch, dein Herz scheint zu schwach zu sein, dem Stein etwas anhaben zu können. Ich hab´ wirklich mein Bestes gegeben und nun bin ich am Ende. Ich habe einfach keine Kraft mehr, um weiter zu machen. Ich bin am Zerbrechen.“
 

Ich senke meinen Blick, mit meinem Kopf.
 

Plötzlich spüre ich eine Hand, die meine Tränen wegwischt.
 

„Gib´ nicht auf.“ sind seine einzigen Worte, die er von sich gibt.
 

Seine Stimmt klang etwas zittrig. Verwundert blicke ich wieder in seine Augen, die ziemlich tränenunterlaufen aussehen.
 

~~~ Seto´s Sicht ~~~
 

Ich nehme jedes einzelne Wort wahr. Doch die letzten Sätze bewegen etwas in mir. Ich spüre Schmerz. Einen Schmerz, den ich noch nie zuvor verspürt hatte.
 

In mir krampft sich etwas zusammen. Ich spüre, wie sich Fesseln in mir lösen.
 

Plötzlich fällt eine Flut von Gefühlen über mich herein. Der Stein ist gebrochen. Ich kann es fühlen.
 

//Ich fühle. Ich bin befreit. Jenna.//
 

Ich hebe meinen Arm und wische ihr mit dem Daumen die Tränen weg.
 

„Gib´ nicht auf.“ sage ich zu ihr mit zitternder Stimme.
 

Ich kann es einfach nicht verhindern, dass mir die Tränen in die Augen steigen. Ihre Worte haben mich tief getroffen.
 

Sie hebt ihren Kopf und ich sehe ihr die Verwunderung über mein Verhalten an.
 

//Ich weiß nur zu gut, dass, wenn Miranda zurückkehrt, ich meine Tarnung nicht riskieren darf. Ich hoffe, Jenna hat verstanden. Ich werde versuchen, einen Zauber zu finden, der Miranda aufhalten kann. … Von nun an, werde ich sämtliche Bücher durchstöbern, um einen Zauber zu finden. … Niemand kann mich mehr aufhalten, Jenna und ihre Klassenkameraden zu befreien, solange Miranda noch im Glauben ist, dass ich ihr Untergebener bin. … Ich werde mein Bestes geben. Das verspreche ich dir, Jenna. … Jenna. Wenn ich dir doch nur sagen könnte, was ich für dich empfinde. Doch, noch ist aber nicht die Zeit gekommen, um deinen Fluch zu brechen. Erst muss Miranda aufgehalten werden, damit das nie wieder passieren kann.//
 

Ich gebe Jenna meinen entschlossenen Gesichtsausdruck preis.
 

//Bald. Bald, Miranda, wird es dir schlecht ergehen. Das wird meine Rache sein, dass du mich dazu gebracht hast, dich zu lieben.//
 

~~~ Meine Sicht ~~~
 

Ich blicke ihn weiterhin verwundert an.
 

Plötzlich ändert sich seine Mimik. Sein ganzes Dasein vermittelt mir plötzlich Entschlossenheit. Und im nächsten Augenblick sind die Tränen in seinen Augen versiegt.
 

//Was geht in ihm vor? Ich verstehe seine ganze Reaktion nicht. Vielleicht kann mir Yugi da weiterhelfen. Sein Verhalten eben ist mir komplett unbekannt. So hat er sich noch nie Verhalten. Weder, als ich ihn emotional überlastet habe, weder, als er er selbst war, weder, als er gefühlskalt war, und noch, als er in Miranda verliebt war. … Dieses Verhalten ist seltsam. So viel Gefühlsregung würde ich eigentlich nur dem verliebten Seto zuschreiben. Aber, mir gegenüber?//
 

Dann geht mir ein Licht auf.
 

//Seto … liebt … mich.//
 

Wieder treten mir Tränen in die Augen. Gerade, als ich bemerke, dass sich seine Mundwinkel zu einem Lächeln verziehen wollen, weiten sich seine Augen, er greift ruckartig hinter sich zum Tisch und fegt sämtliche Zaubertränke vom Tisch. Danach greift er ins Regal beginnt mich zu bewerfen.
 

„Verschwinde, du elende Verräterin.“ schreit er mir, mit einer Kälte entgegen, die mich stutzen lässt.
 

//Was? Wieso? …//
 

Dann erblicke ich Miranda, die zu fluchen beginnt:
 

„Meine Zaubertränke. Bist du von allen guten Geistern verlassen?“
 

Ich greife nun ebenfalls in ein nahestehendes Regal und werfe zurück auf Seto. Dann brülle ich:
 

„Wenn ich dich nicht haben kann, so soll auch Miranda dich nicht haben dürfen.“
 

Nun kann er sich ein Grinsen nicht verkneifen und seine Augen beginnen zu funkeln.
 

//Wieder eine Mimik, die er nie benutzt hat, als er Miranda noch verfallen war. Er ist eindeutig wieder zurück. Seto.//
 

Neue Hoffnung ist in mir entflammt. Dann greife ich zufällig eine Flasche, deren Etikett ich mit meinem Blick streife.
 

//Schweinemixtur?//
 

Ich beginne Seto anzuvisieren und während ich mit meinem Arm Schwung hole, drehe ich mich zu Miranda und bewerfe sie mit dem Zaubertrank.
 

Im nächsten Augenblick grunzt uns ein Schwein an und ich breche in Gelächter aus. Seto hält mit dem Werfen inne, macht große Augen und fragt entsetzt:
 

„Jenna, was hast du gemacht?“
 

Ich reiße mich wieder zusammen und antworte:
 

„Na, ja, auf dem Trank hat Schweinemixtur gestanden.“
 

„Grunz, das wirst du mir büßen, Jenna, grunz. … Grunz. Seto, such´ mir den Gegenzauber, grunz.“ kommt von Miranda, dem Schwein.
 

Als Seto sich tatsächlich daranmacht, die Bücher zu durchstöbern und nach einem Gegenzauber zu suchen, bin ich regelrecht fassungslos.
 

~~~ Seto´s Sicht ~~~
 

Nachdem ich Miranda´s Worte vernommen habe, kommt mir eine Idee.
 

//Das ist meine Chance, einen Zauber zu finden, um Miranda das Handwerk zu legen.//
 

Ich mache mich sofort daran, die Bücher zu durchstöbern.
 

//Hoffentlich fragt mich Jenna jetzt nicht, was ich hier tue, sonst fliege ich auf.//
 

~~~ Meine Sicht ~~~
 

//Was macht Seto da nur?//
 

Dann wird mir die Anwesenheit Miranda´s wieder bewusst.
 

//Miranda ist anscheinend immer noch im Glauben, dass Seto unter ihrem Bann steht. Aber, natürlich. Seto tut das, um sie im Glauben zu lassen. Aber, was sucht er dann in den Büchern? Einen Zauber, steht außer Frage. Aber, welcher? … Verdammt, ich muss etwas tun, um den Schein zu wahren. Ihn versuchen, daran zu hindern?//
 

„Seto, hör´ auf, ihr Gehorsam zu leisten. Sie benutzt dich doch nur. Sie liebt dich nicht. //… so, wie ich.//“
 

Plötzlich beginnt Seto Zutaten zusammen zu suchen und einen Trank anzurühren.
 

//Hat er gefunden, was er gesucht hat? So schnell?//
 

Ich weiß gar nicht, wie ich reagieren soll. Entsetzt beobachte ich sein Tun, bis er auf Miranda zugeht und meint:
 

„Hier, trink Herrin.“
 

Seto setzt ihr das Glas ans Maul und lässt sie allen Ernstes davon trinken.
 

//Hab´ ich mich doch getäuscht und er ist, nach wie vor, Miranda´s Untergebener? … Ich war mir doch so sicher. Aber, … ausgesprochen hat er es ja nicht. Argh!!! … Ich kann Miranda direkt ansehen, dass sie mich zufrieden beobachtet, wie ich gerade ratlos mein Haar zerraufe. … Moment. Ist das seine Absicht? Damit er seinen Schein wahren kann? *verzweifel* Aber, woher weiß ich jetzt, wie es wirklich ist? Das ist doch zum Verzweifeln.//
 

~~~ Seto´s Sicht ~~~
 

Miranda vertraut mir. Daher gebe ich ihr das Glas mit dem Trank zum Trinken. Sie lässt sich das Glas, ohne Probleme, ansetzen und sie trinkt alles, bis zum letzten Tropfen. Jenna beobachtet mich fassungslos und entsetzt.
 

Die Unsicherheit, dass ich doch noch Miranda´s Untergebener sein könnte, steht ihr ins Gesicht geschrieben. Sie weiß daraufhin auch anscheinend nicht, wie sie sich verhalten soll. Sie macht es allerdings schon richtig.
 

Ihr momentanes Verhalten wirkt perfekt auf Miranda, was sie nur darin bestärkt, dass ich immer noch unter ihrem Bann stehe.
 

//Jetzt bin ich gespannt, ob es auch wirklich wirkt. Ich hab´ schließlich zwei Tränke zusammengemischt. … Wenn ich mich nicht irre, … ist der zweite Trank genau der, den Jenna von Miranda verabreicht bekommen hat. Der Fluch ist genau identisch, mit der Beschreibung von Jenna. Machtraub mit Verbannung. … Ich hoffe nur, dass Miranda die Rezepte nicht auswendig kennt.//
 

~~~ Meine Sicht ~~~
 

Es ist geschehen. Der Trank wurde von Miranda geleert. Was wird jetzt nur passieren?
 

Dann geschieht etwas mit Miranda. Sie verwandelt sich wieder in einen Menschen, aber … sie sieht irgendwie durchsichtig aus. Fragend sehe ich Seto an.
 

Dieser beginnt nun zu Grinsen. Dann beginnt auch noch ein silbriger Strudel Miranda zu umgeben, der ihr meine Macht entzieht.
 

//Meine Macht!//
 

Ich strecke meine Arme nach ihr aus und ziehe sie in meinen Körper zurück.
 

„Seto. Ich habe meine Macht zurück.“
 

„Seto, was hast du getan?“ flucht Miranda.
 

„Erstens, …“, beginnt Seto sehr ernst, „… habe ich Ihnen niemals erlaubt, mich beim Vornamen zu nennen. Zweitens, … gehört es sich, wenn man sich fremd ist, sich zu Siezen.“
 

Das Entsetzen ist Miranda regelrecht ins Gesicht geschrieben. Ich allerdings, beginne zu strahlen.
 

„Seto.“
 

Ich laufe auf ihn zu und falle ihm um den Hals. Er nimmt mich auch sogleich in seine Arme und drückt mich an sich. Danach löst er mich wieder von sich, aber nicht ganz.
 

Ich habe Freudentränen in den Augen. Unerwartet beugt er sich dann zu mir herab und legt seine Lippen auf meine. Ich fühle, wie ich mich verändere, während mich Magie umgibt. Mein Körper wird endlich wieder fester Bestandteil dieser Welt. Und meine Klassenkameraden ebenfalls.
 

Als Seto sich von mir löst, sieht er mich für einen Moment verwundert an, doch dann lächelt er und küsst mich noch einmal.
 

„Ich bin frei. Ich danke dir, Seto. … Komm mit, meine Klassenkameraden aufwecken.“
 

Lächelnd und Hand in Hand gehen wir zu den Zimmern, öffnen die Türen und ich rufe:
 

„Aufstehen. Der Fluch ist gebrochen.“
 

Die Schüler und die beiden Lehrer versammeln sich in der Eingangshalle und bedanken sich bei Seto. Danach verabschieden sie sich und verlassen das Gästehaus.
 

Draußen werde ich dann gefragt, ob ich nicht vorhabe, mitzukommen. Seto sieht mich geschockt an, als ich Anstalten mache, mit ihnen mitzugehen.
 

Ich husche vor zu den Lehrern und bringe sie zum Stehen.
 

„Herr Lehrer. Ich kann nicht mitkommen. Seto und ich gehören zusammen. Er hat mich schließlich erlöst. Er hat uns alle befreit. Ich muss mit ihm gehen. Ich gehöre nun zu ihm. … Grüßen Sie meine Eltern und sagen Sie ihnen, dass sie mich hier jederzeit besuchen können. Doch zurückkehren werde ich nicht.“
 

„Ich verstehe. Ich werde es deinen Eltern ausrichten. Dann werde glücklich mit dem Menschen.“ erwidert der Lehrer.
 

„Das werde ich.“ antworte ich.
 

Die Lehrer zaubern ein Portal herbei und drängen die Schüler rasch das Portal zu durchschreiten, da es nicht gesehen werden sollte.
 

„Lebt wohl.“ winke ich meiner Klasse verabschiedend nach, die das Winken auch erwidern, und nachdem das Portal wieder verschwunden ist, kehre ich zurück zu Seto, der bereits mit Yugi die Koffer gepackt hat, und eben dabei ist, das Gästehaus zu verlassen.
 

Verwundert sieht er mich an und fragt:
 

„Wo ist denn deine Klasse? Und wieso bist du nicht bei ihnen?“
 

Ich senke meinen Kopf.
 

//Hätte er mich doch loswerden wollen? Hätte ich doch mitgehen sollen?//
 

„Sie sind schon gegangen.“ erkläre ich kleinlaut.
 

Als ich meinen Kopf wieder hebe, blicke ich in freudestrahlende blaue Augen. Er stellt seine Koffer ab und kommt auf mich zu. Sofort schließt er mich in seine Arme und flüstert mir ins Ohr:
 

„Dann lass´ uns nach Hause gehen.“
 

Nun legt sich auch auf mein Gesicht ein Lächeln und ich nicke eifrig. Er legt einen Arm um meine Schultern und dirigiert mich zu Yugi.
 

„Sieht so aus, als würden wir uns noch ganz oft sehen.“ sage ich zu ihm.
 

„Heißt das, du kommst mit uns?“ fragt mich Yugi daraufhin.
 

„Ja.“ antworte ich ihm und blicke überglücklich zu Seto.
 

Der nimmt nun wieder seine Koffer und fragt:
 

„Kommt ihr? … Ich will nach Hause. Mokuba wird sich bestimmt schon Sorgen machen, wo ich solange bleibe.“
 

„Stimmt.“ erwidert Yugi und wir machen uns auf den Heimweg.
 

Und Miranda? Sie ist bis in alle Ewigkeit in ihrem Gebäude gefangen und kann nie mehr entkommen, weil sicher niemand so dämlich wäre, sich jemals mit so einer, wie ihr, einzulassen.
 

~~ Ende ~~

Traum 6 (Hochzeitsaufforderung)

Seto Kaiba und ich kennen uns schon einigermaßen gut, und da ich mich unsterblich in ihn verliebt habe, sage ich ihm eines Tages einfach ins Gesicht:
 

„Genau heute, in einem Jahr, will ich dich heiraten.“
 

Er sieht mich nur sprachlos erstaunt an, ehe er eine monatelange Geschäftsreise antritt.
 

***
 

Das Jahr vergeht wie im Flug, die Vorbereitungen für die Hochzeit sind getroffen, alle Einladungen verschickt und das Brautkleid besorgt. Seto Kaiba habe ich nur brieflich über Ort und Zeitpunkt informiert, wann und wo die Hochzeit stattfinden soll.
 

Ich packe alles ein, für die Hochzeit, und fahre mit dem Zug zu meinem auserwählten Hochzeitsort.
 

Im Zug allerdings fällt mir ein, dass ich das Wichtigste vergessen habe.
 

//Verdammt. Ich hab´ mein Brautkleid vergessen. Was soll ich denn jetzt nur machen? Zurückfahren kann ich nicht mehr, weil sich das, von der Zeit her, nicht mehr ausgeht. Ich brauch´ schnellstens ein Ersatzkleid. … Das fängt ja schon gut an. Zu guter Letzt war alles umsonst, und Seto taucht gar nicht auf. Niemand von meiner Familie weiß ja, wie Seto aussieht bzw. wer er eigentlich ist, da ich ihn immer nur, als meinen Freund bezeichnet habe.//
 

~~~
 

Bei meinem auserwählten Hochzeitsort treffe ich gleich mal auf meine Eltern und meinen Bruder, die mir gratulieren, zu meiner bevorstehenden Hochzeit. Ich erkläre meiner Mutter auch gleich das Problem „Brautkleid“ und sie geht für einige Zeit weg, und kommt mit einem weniger schönen lichtblauen Ballkleid zurück.
 

Als sie mir das Kleid gibt, sage ich verzweifelt:
 

„Daraus lässt sich hoffentlich ein Brautkleid machen.“
 

Ich nehme meine magischen Hände und versuche den Schnitt und die Farben etwas zu verändern, bis mir das Kleid halbwegs gefällt.
 

~~~
 

Die Zeit der Hochzeit rückt langsam immer näher, also mache ich mich allmählich auf die Suche nach meinem Bräutigam, denn, ohne ihn, kann keine Hochzeit stattfinden.
 

Nach längerer Suche konnte ich Seto dennoch nicht finden, rufe verzweifelt Mokuba an und erkundige mich, wo sich Seto aufhält, erwähne aber nicht, die anstehende Hochzeit mit ihm.
 

Mokuba erklärt mir:
 

„Seto ist unterwegs. Er hat das Haus vor Stunden verlassen, wollte mir aber nicht sagen, wo er hingeht.“
 

Ich entgegne Mokuba nur:
 

„Ok, danke.“ und lege auf, ohne ihm eine Begründung, für meinen Anruf, zu liefern.
 

~~~
 

Die Trauung steht kurz bevor, da taucht plötzlich ein Mann in schwarz auf, den ich noch nie, in meinem Leben, gesehen habe, der nun vor mir steht, und mir ein prachtvolles Brautkleid entgegenhält. Ich bin regelrecht sprachlos.
 

Ich nehme das Kleid an mich.
 

//Ein wundervolles Brautkleid. Jetzt kommt es nur noch drauf an, dass auch Seto erscheint.//
 

Ich sage zu dem Mann nur:
 

„Danke, für das Brautkleid.“
 

//Wo bleibt nur Seto?//
 

Der Standesbeamte, sowie der Pfarrer, gehen auf ihre Positionen und der Orgelspieler beginnt mit der Musik.
 

Da ich meinen Verwandten von Grund auf erklärt habe, dass die Hochzeit nur stattfindet, falls der Bräutigam auch kommt, richten sie sich auf jede Situation ein.
 

Ich komme angekleidet, mit dem wunderschönen, prachtvollen Brautkleid, aus meinem Zelt und sehe mich nach Seto um. Ich gehe zum roten Teppich, dem Anfang des Weges, zum Traualtar.
 

Mein Vater kommt zu mir und nimmt meinen Arm, um mich zum Traualtar zu führen. Der Orgelspieler beginnt den Hochzeitsmarsch. Und ich gehe mit meinem Vater, Schritt für Schritt, an den Stühlen, meiner ganzen großen Familienverwandtschaft, vorbei und mache mir Sorgen, weil ich Seto nirgends sehen kann.
 

//Ist er nun gekommen, oder nicht? Ich hab´ ihm doch Datum, Uhrzeit und Ort angegeben. Hoffentlich ist er da und steht vorne, um auf mich zu warten. … Seto, bitte. … Ich war mir doch so sicher, dass unsere Liebe gegenseitiger Natur ist.//
 

Vorne, am Traualtar, angekommen, taucht plötzlich, wie aus dem Nichts, Seto auf und reicht mir seine Hand, die ich in meine nehme. Die Musik endet.
 

//Er wollte es wohl ganz spannend machen. Und richtig toll sieht er, in seinem schwarzen Anzug, aus.//
 

Überglücklich und erleichtert, über sein Erscheinen, strahle ich ihn an.
 

„Du bist gekommen.“ gebe ich von mir, während mir vor Freude beinah die Tränen kommen.
 

Alle Anwesenden klatschen aus Freude, weil der Bräutigam gekommen ist.
 

Ich sehe Seto in die Augen und frage mich, was er sich denkt. Er sieht mir auch in die Augen und scheint zu merken, wie mir zumute ist, sagt aber nichts.
 

Es geht los.
 

Der Pfarrer beginnt:
 

„Wir haben uns heute hier versammelt, um diese beiden, Seto Kaiba und Olivia Jelen, in den heiligen Stand der Ehe zu führen. Sollte jemand etwas dagegen haben, möge er jetzt sprechen, … oder für immer schweigen.“
 

//Hoffentlich macht er jetzt keinen Rückzieher.//
 

Ich sehe mich, bei der Verwandtschaft, um, und erblicke plötzlich Yugi und seine Clique. Diese sind natürlich besonders verwundert, weil ausgerechnet Seto Kaiba der Bräutigam ist.
 

Gar nicht auszudenken, dass er niemals Freunde haben wollte, geschweige denn, eine Freundin, oder gar Ehefrau. Aber, zu diesem Zeitpunkt bin ich stolz und überglücklich, dass Seto überhaupt gekommen ist.
 

Der Pfarrer spricht weiter:
 

„Nun gut. Wollen Sie Seto Kaiba, Olivia Jelen zu Ihrer angetrauten Ehefrau nehmen, sie lieben und ehren, an guten, wie an schlechten Tagen, bis, dass er Tod Sie scheidet? So sprechen Sie: ‚Ja, ich will.‘“
 

Seto sieht mich an, zögert eine ganze Weile, während die Hochzeitsgäste unruhig werden, sagt aber dann doch:
 

„Ja, ich will.“
 

Ich hab´ mir schon Sorgen gemacht, dass er jetzt ‚nein‘ sagen könnte. Da hab´ ich noch mal Glück gehabt.
 

Der Pfarrer fährt fort:
 

„Und wollen Sie, Olivia Jelen, Seto Kaiba zu Ihrem angetrauten Ehemann nehmen, ihn lieben und ehren, in guten, wie in schlechten Tagen, bis, dass er Tod Sie scheidet? So sprechen Sie: ‚Ja, ich will.‘“
 

Ich sehe Seto an und antworte angeschlossen:
 

„Ja, ich will.“
 

Jetzt fragt der Pfarrer:
 

„Haben Sie die Ringe?“
 

//Oh, Gott. Ich hab´ die Ringe vergessen. Das ist, im Normalfall, ja auch die Aufgabe des Bräutigams, diese zu besorgen.//
 

Da taucht plötzlich von der Seite, derselbe schwarzgekleidete Mann auf, der mir das Brautkleid übergeben hat, der ein rotes Kissen bringt, auf dem zwei Ringe liegen. Ich bin echt erstaunt, an was Seto alles gedacht hat, worauf ich vergessen habe.
 

Wir ergänzen uns nahezu perfekt. Er nimmt den kleineren Ring, steckt ihn mir an den Ringfinger meiner rechten Hand, während er auf die Knie fällt und sagt:
 

„Mit diesem Ring nehme ich dich zu meiner Ehefrau. … Jedoch, bevor ich fortfahre, will ich dir noch etwas sagen.“
 

Ich sehe Seto verwundert an, während er fortfährt und meine Hand hält:
 

„Vor einem Jahr hast du mir vorweg einen Heiratsantrag gemacht, auf den ich keine Antwort wusste.“
 

Ich unterbreche ihn kurz:
 

„Es war eher eine Aufforderung, kein Antrag.“ und sehe etwas betrübt drein.
 

Seto fährt fort:
 

„Das ist mir gleich. … Was ich dir sagen will, ist, dass ich nie vermutet hätte, dass dir daran etwas liegen könnte. … Nach längerer Überlegung wurde mir klar, dass du nie wieder von mir getrennt sein willst, und meine bevorstehende lange Reise der Auslöser dafür war. … Ich konnte tagelang deine Worte nicht vergessen, bis mir klar wurde, dass es mir nicht anders geht. … Während dieser Reise habe ich mich sehr einsam gefühlt, was eher untypisch für mich ist. Ich habe allen Ernstes begonnen, auf mein Herz zu hören. … Mein Herz sagte mir, dass ich nie mehr ohne dich sein will, so sehr … liebe ich dich.“
 

Jetzt bin ich erstaunt und gerührt zugleich und frage ihn:
 

„Warum hast du denn nichts gesagt? Du hättest mich jederzeit anrufen können.“
 

Er entgegnet bloß:
 

„Ich konnte nicht. Ich hab´ mich geschämt.“
 

Der Pfarrer ermahnt daraufhin:
 

„Bitte fahren Sie jetzt fort.“
 

Seto meint dazu:
 

„Oh, ja, stimmt. … Mögen wir in Gesundheit und in Krankheit immer füreinander da sein. … Mögen wir an guten, sowie an schlechten Tagen immer zueinander halten und uns den Rücken stärken. … Mögen wir uns sogar noch im Grabe weiterlieben.“
 

Der Pfarrer ist sichtlich erstaunt, über diese Aussage, während sich Seto wieder erhebt.
 

Dann bin ich wohl jetzt dran. Ich nehme den größeren Ring, nehme Seto´s Hand, schiebe langsam ebenfalls den Ring an seinen Ringfinger seiner rechten Hand, während ich ihn ansehe und zu ihm sage:
 

„Dieser Ring … soll dir sagen, wie sehr ich dich liebe und nehme dich somit zu meinem Ehemann. … Mögen wir in Gesundheit und in Krankheit immer füreinander da sein. … Mögen wir an guten, sowie an schlechten Tagen immer zueinander halten. … Mögen wir sogar noch unter Erde zusammen sein.“
 

Ich grinse tränend vor Glück und er schüttelt belustigt den Kopf.
 

Dann spricht der Pfarrer auf schon weiter:
 

„Nun, denn. … Dann erkläre ich Sie, Kraft meines verliehenen Amtes, und im Namen Gottes, zu Mann und Frau. … Sie dürfen die Braut jetzt küssen.“
 

Da sich der Pfarrer bei seinem letzten Satz an Seto gerichtet hat, tritt er nun zögern näher auf mich zu, beugt sich zu mir herab, um sichtlich unsere Köpfe näherzubringen. Unsere Lippen kommen sich immer näher. Als sich unsere Nasen sanft streifen, wird mir klar, wie sehr ich ihn, die ganze Zeit, eigentlich vermisst habe.
 

Sogleich berühren sich unsere Lippen und wir küssen uns zärtlich, während sich eine angenehme Wärme in mir ausbreitet.
 

Alle erheben sich, aus ihren Stühlen, und klatschen, während wir den Kuss lösen, uns umdrehen und den roten Teppich entlang zum Anfang gehen. Jeder will uns einzeln die Hand reichen, um uns zu gratulieren, aber, vor allem, wollen sie mehr über Seto erfahren. Ich vertröste sie auf später.
 

Zum Anschluss gehen wir zur Standesbeamtin, die die Formulare bereits ausgestellt hat, und die nur mehr unterschrieben werden müssen. Zuerst Seto, dann ich und danach Yugi und Joey, unsere Trauzeugen, unterzeichnen den Trauschein und die Heiratsurkunde.
 

Jetzt wird noch ordentlich gefeiert.
 

Ich habe deshalb extra ein riesiges Buffet organisiert, mit einer großen Tanzfläche und einer Musikgruppe. Jeder amüsiert sich köstlich.
 

Endlich kann ich meinen Verwandten und Freunden auch Seto vorstellen. Sie sind, ihm gegenüber, aber doch eher skeptisch.
 

Meine Familie beglückwünscht mich, und akzeptiert Seto auch sofort, als neues Familienmitglied. Auf Grund dessen, ist eher Seto skeptisch.
 

Später haben Seto und ich, uns entschieden, miteinander zu tanzen, zu einem langsamen Lied, Arm in Arm, und meinen Kopf an seine Schulter gelehnt.
 

Während wir so umschlungen tanzen, flüstere ich ihm ins Ohr:
 

„Ich liebe dich so sehr. Ich will nie mehr ohne dich sein.“
 

Er erwidert mir ins Ohr flüsternd:
 

„Ich liebe dich auch und werde dich nie mehr alleine lassen.“
 

Wir sehen uns in die Augen und küssen uns abermals, doch diesmal vertiefen wir den Kuss.
 

~~ Ende ~~

Traum 7 (Seto mal zwei)

Ich, Jenna White, 17 Jahre alt, sitze in meinem Zimmer und schwärme von Seto Kaiba. Schon zwei Jahre bin ich unsterblich in ihn verliebt.
 

Als ich in die sternenklare Nacht blicke, wünsche ich mir von Gott, Seto Kaiba einmal persönlich kennen zu lernen, und vielleicht sogar mit ihm zusammen zu kommen. Ich weiß, dass das eigentlich unmöglich ist, weil er einem Anime entspringt und ich so eigentlich nie eine Möglichkeit erhalten werde, dass er mich jemals kennenlernt.
 

Eines Tages bin ich, mit einer Gruppe von Leuten, auf dem Weg zum Campen, in der Natur. Meine Eltern meinten, dass ich die Sommerferien nutzen sollte, um Leute kennen zu lernen, und Freunde zu finden.
 

Ich, für meinen Teil, fühle mich hier sehr einsam, und eher fehl am Platz, weil ich wirklich keinen von den Leuten kenne. Und, weil ich auch sehr schüchtern bin, weiß ich, dass ich mich nicht trauen werde, jemanden anzusprechen. Also, denke ich, werde ich mich hier sehr langweilen.
 

Während wir auf den Reisebus warten, der uns an unser Reiseziel bringen soll, erscheint plötzlich, aus heiterem Himmel, eine schwebende Fee mit Zauberstab, abseits von den Leuten, wo ich mich befinde. Erstaunt schrecke ich hoch und frage:
 

„Wer oder was sind Sie?“
 

Sie lächelt und spricht:
 

„Ich bin eine Zauberfee und kann dir deinen größten Wunsch erfüllen.“
 

„Dann wünsche ich mir, Seto Kaiba persönlich kennen zu lernen und mit ihm zusammen zu kommen.“
 

Sie macht große Augen.
 

„Das ist ein etwas extravaganter Wunsch, … aber nicht unmöglich. Jedoch birgt ein solcher Wunsch auch einen Haken. … Es werden zwei Seto Kaiba erscheinen, doch, nur einer ist der Echte. Du musst dich für den richtigen Seto Kaiba entscheiden, oder diesen dazu bekommen, dass er sich in dich verliebt. Dafür hast du aber nur zwei Wochen Zeit. Denn, nur dann kann der Zauber aufrechtbleiben und Seto Kaiba kann für immer bei dir bleiben, wenn er das auch will.“
 

Ich antworte ihr, nach einiger Zeit Überlegung:
 

„Einverstanden, ich geh´ auf die Bedingungen ein. Auch, wenn ich die Bedingungen nicht erfüllen kann, so hatte ich doch die Möglichkeit einige Zeit mit ihm zu verbringen.“
 

Die Zauberin meint:
 

„Ein wahres Wort.“, schwingt ihren Zauberstab und plötzlich stehen zwei Seto Kaiba vor mir.
 

Diese sind natürlich irritiert und kennen sich nicht aus. Also erklärt die Zauberin den beiden Seto Kaiba´s, nachdem sie mich weggeschickt hat, warum sie hier sind, und danach löst sie sich wieder in Luft auf. Und ich hatte keine Chance mehr, zu fragen, was sie ihnen gesagt hat.
 

Dann kommt auch schon der Reisebus angefahren.
 

Beide Seto Kaiba`s kommen auf mich zu und ich stelle mich ihnen erst mal vor:
 

„Hallo, mein Name ist Jenna und ich hab mich dich/euch hergewünscht. Ich weiß nicht, was die Zauberin euch erzählt hat, aber für den Anfang schlage ich vor, dass wir uns erst mal kennenlernen. … Wenn es euch recht ist, beginne ich erst mal mit einem von euch. … Ähm, … Ich war grade dabei, mit anderen Leuten zum Campen zu fahren, also, hätt´ ich mal vorgeschlagen, dass wir in den Reisebus steigen, der eben angekommen ist.“
 

Ich erkläre davor aber noch, während ich auf sie deute:
 

„Du bist jetzt Seto Kaiba Nummer 1 und du Seto Kaiba Nummer 2. Und du Nummer 1 darfst im Bus neben mir sitzen, denn, dich will ich als erstes kennenlernen.“
 

Alle steigen in den Reisebus und die Fahrt beginnt. Ich unterhalte mich recht nett mit Seto Kaiba Nummer 1, weiß aber noch nicht, was ich von diesem halten soll. Ich erzähle ihm aber trotzdem:
 

„Ich bin froh, dass mir mein Wunsch heute erfüllt wurde, denn ich kenne hier im Bus niemanden. Es hätte mir keine Freude gemacht, alleine zu sein, weil ich doch so schüchtern bin.“
 

Seto Nummer 1 meint dazu nur:
 

„Kommt mir gar nicht so vor, als wärst du schüchtern.“
 

Ich entgegne, während ich überlege, wie viel ich von meiner wahren Absicht wirklich preisgeben soll:
 

„Das liegt daran, weil ich … das Gefühl hab, dich schon ewig zu kennen. Nur, darum hab´ ich es gewagt, auf die Bedingungen einzugehen. … Selbst, wenn ich euch nicht unterscheiden kann, so ist es mir doch eine Freude zwei Wochen mit dir … bzw. euch … zu verbringen.“
 

Er schmunzelt, während er sich die Hand auf die Stirn legt und den Kopf schüttelt.
 

Als der Reisebus sein Ziel erreicht, und wir alle aussteigen, um unsere Zelte aufzuschlagen, wende ich mich Seto Nummer 2 zu, um seine Charakteristik herauszufinden. Ich erzähle ihm dasselbe, wie zuvor Seto Nummer 1. Dieser massiert sich, mit geschlossenen Augen und zusammengezogenen Augenbrauen, fassungslos seine Schläfen.
 

Weiters unterhalte ich mich noch ein wenig mit ihm, bis ich mich beiden zugleich zuwende und mit ihnen die Aufgaben fürs Camping erledige. Währenddessen werde ich mir immer sicherer, dass Seto Nummer 2 der Echte sein muss.
 

Später dann gehen wir auf eine Art Spielplatz, wo alle abhängen und picknicken. Ein Seto entführt den zweiten und sie unterhalten sich, ohne mich einzuweihen, worüber sie sich unterhalten haben, als sie zurückkommen.
 

Die Zeit vergeht, an diesem Tag, sehr schnell, und ein Seto ist richtig zuvorkommend geworden, während der andere sich immer mehr zurückzieht. Als ich dies allerdings bemerke, setze ich mich zu dem einsamen Seto und versuche diesen aufzumuntern.
 

Er hat seine Hände in seinem Haarschopf vergraben und wirkt verzweifelt.
 

„Seto?“, frage ich ihn, „Ist alles in Ordnung?“
 

Mit schockgeweiteten Augen sieht er auf, dann verengen sich seine Augen und er beginnt mich anzuschnauzen:
 

„Lass mich gefälligst in Ruhe!“
 

„Aber, …“ will ich erwidern, da unterbricht er mich forsch:
 

„Kannst du mir verraten, was ich hier tue? Kannst du das? … Ich sollte in meiner Firma sitzen, … oder bei meinem Bruder, zu Hause sein. … Was nimmst du dir heraus, so einen albernen Wunsch zu äußern. … Ich mein, wie kommst du überhaupt auf die Idee, ausgerechnet mich kennenlernen zu wollen? … Kannst du dir kein anderes Hobby suchen? …“
 

Er will sich noch weiter bei mir auslassen, wird jedoch vom anderen Seto weggezerrt.
 

Nachdem sie sich ein ganzes Stück von mir entfernt haben, beobachte ich den einen, wie er den, der mich angeschrien hat, scheinbar ausschimpft und niedermacht. Ich fühle mich verdammt schuldig deswegen. Jetzt wird er auch noch geschubst. Wenn die so weitermachen, endet das noch in einer Schlägerei.
 

Als einer dann wirklich den anderen schlägt, wird’s mir zu viel. Ich gehe schnurstracks, mit Tränen in den Augen, auf sie zu und schreie:
 

„Hört auf. Hört auf damit. Benehmt euch gefälligst. … Es war ein blöder Wunsch. Es tut mir leid, ok? … Es tut mir leid.“, da merke ich, dass ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten kann, zu sehr schmerzt diese Erkenntnis, und ich laufe in den Wald.
 

Hinter einem Baum lehne ich mich an diesen, lasse mich zu Boden sinken, meinen Kopf an meine Knie gelehnt und mit meinen Armen meine Beine umschlungen, und beginne bitterlich zu weinen.
 

Einige Minuten später höre ich Schritte, die mir immer näherkommen und mein Name wird gerufen:
 

„Jenna, wo bist du? … Du kannst nicht einfach weglaufen. … Durch deinen Wunsch sind wir beide nun an dich gebunden. Du kannst also gar nicht vor uns fliehen.“
 

„Fliehen war auch gar nicht meine Absicht. Ich habe mich nur zurückgezogen.“ schreie ich mit krächzender, leicht weinerlicher Stimme zurück.
 

Ob er herausgehört hat, dass ich weine?
 

Im nächsten Augenblick lehnt er am selben Baum, wie ich, neben mir stehend, und sieht gen Himmel.
 

„Ich wollte dich nicht anfahren.“ beginnt er.
 

„Doch, das wolltest du … und hattest jedes Recht dazu. Ich war, mit dem Wunsch, einfach zu egoistisch.“
 

Ihm entkommt ein Lacher, dann fährt er fort:
 

„Bin ich denn anders? … Ich bin ständig eigennützig. Nichts gibt es, bei mir, ohne Gegenleistung. … Diesmal kann ich aber gar keine einfordern.“
 

„Na, ja, eigentlich schon.“ mache ich den Anfang.
 

Seto sieht verwundert zu mir herunter, und ich fahre fort:
 

„Du müsstest dir nur etwas überlegen, was innerhalb der zwei Wochen machbar ist. Nur, … du hast dich mir selbst preisgegeben, was sollen wir denn jetzt machen? So etwas war doch nicht vorgesehen.“
 

„Weißt du, welche Nummer du mir gegeben hast?“
 

Ich schüttle den Kopf.
 

„Dann weißt du das nur, solange ich hier bei dir bleibe.“
 

Fragend blicke ich ihn an.
 

„Du kannst mich nicht zuordnen.“ antwortet er mir, auf meine stumme Frage.
 

„Wo hast du denn den anderen gelassen?“ frage ich neugierig.
 

„Den hab´ ich zum Kochen abkommandiert.“
 

„Bleibst du noch etwas bei mir?“
 

Er zuckt mit den Schultern und lässt sich, neben mir, zu Boden sinken.
 

„Warum hast du eigentlich diesen Wunsch ausgesprochen?“ kommt die Frage, die ich am meisten fürchte.
 

Meine Wangen beginnen zu brennen, ich wende ihm meinen Blick ab und antworte kleinlaut:
 

„Das … kann ich dir nicht sagen.“
 

Mein Verhalten scheint ihn zu amüsieren. Trotzig blicke ich ihn an und betrachte seine durchdringend blauen Augen ganz genau, als er sich nähert. Ich präge mir jede Ader und jede Faser, in seinen Augen, ein. Auch er scheint mir tief in die Augen zu blicken, als, wollte er mir gerade etwas entgegenwerfen, aber, es folgt kein Wort, aus dem geöffneten Mund. Er zögert, dann spricht er, während er seinen Blick wieder abwendet:
 

„Wir sollten zu der Gruppe zurückkehren, ehe wir vermisst werden.“
 

Betrübt nicke ich, erhebe mich und folge ihm aus dem Wald heraus, zu meinem Zelt, wo der andere Seto an der Kochstelle schwer beschäftigt wirkt. Ich schiele etwas zum echten Seto rüber, um sein Verhalten zu beobachten, denn ich weiß nicht, ob er mir immer noch vorhält, ihn, mit diesem Wunsch, überrumpelt zu haben.
 

Ich zupfe ihn am Ärmel, und er wendet seinen Blick, mit angehobener Augenbraue, zu mir.
 

„Bist du noch sauer auf mich, wegen dem Wunsch?“
 

Während er seine Schultern strafft, atmet er tief ein und seufzt. Dann schließt er die Augen und antwortet:
 

„Nein.“
 

„Was beschäftigt dich?“ hake ich deshalb nach.
 

Verwundert öffnet er wieder seine Augen, hebt abermals eine Augenbraue und erklärt schließlich:
 

„Ich bin, so abrupt, aus meiner Welt gerissen worden, … ich mache mir Sorgen um Mokuba. Er wird sich fragen, wo ich bin.“
 

Ich senke schuldbewusst meinen Kopf und erwidere:
 

„Tut mir leid. … Aber, ich bin sicher, dass er alleine klarkommt. Er hat ja gute Freunde, die in der Zwischenzeit auf ihn aufpassen können.“
 

„Du meinst den Kindergarten.“ schnaubt er.
 

„Ich weiß, du hältst nicht viel von ihnen, aber, auf sie ist Verlass. Du wirst ihnen doch, die zwei Wochen, Mokuba anvertrauen können, hm?“
 

Seto verdreht die Augen, dann schummelt sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen, während er seinen Kopf senkt, anscheinend um sein Lächeln zu verbergen. Aber, ich konnte es sehen. Es war tatsächlich da.
 

Später ziehen sich beide wieder zurück, um die Lage zu besprechen. Zumindest haben sie mir, das so gesagt.
 

***
 

Die Tage vergehen und ich fühle mich von ihnen an der Nase herumgeführt, denn einmal ist Seto Nummer 1 einmal so und dann mal so, genau wie Seto Nummer 2, ganz so, als, wenn Seto Nummer 1 und Seto Nummer 2 sich immer, als der andere ausgeben würden.
 

An einem Tag, an dem ich der Verzweiflung nahe bin, weil die Tage so schnell vergehen, und ich traurig bin, da ich mich bald von beiden trennen muss, beginne ich sogar zu weinen, was keiner von beiden erwartet hätte. Der eine sieht erstaunt drein, während der andere die Stirn runzelt. Daraufhin kommen beide zu mir und gestehen mir, dass sie mit mir ein falsches Spiel gespielt haben, und wer zu welchen Gelegenheiten bei mir war, bis mir alles klar ist. Daher frage ich mit weinerlicher Stimme:
 

„Und wer ist jetzt wer?“
 

Beide deuten auf sich, einer sagt:
 

„Ich bin Nummer 1“ und der andere sagt:
 

„Ich bin Nummer 2.“, sodass ich wieder im Klaren bin, was mir aber eigentlich nichts bringt, weil ich wieder von vorne beginnen muss, beide einzuschätzen.
 

***
 

Ich verbringe abwechselnd viel Zeit, mit den zwei Seto´s, und wir freunden uns auch etwas an.
 

An einem regnerischen Tag komme ich einem Seto näher, dass dieser mich sogar küssen will. Ich bin mir unsicher, ob ich darauf eingehen soll, da stört der andere Seto, als er zu uns stößt und meint:
 

„Es hat wieder zu regnen begonnen. Zu stürmen beginnt es jetzt auch noch.“
 

In diesem Augenblick stürmen alle Zelte weg, und wir werden alle nass. Alle fangen ihre Zelte wieder ein und ziehen sich Jacken über, damit sie nicht frieren, destotrotz helfen die Jacken nicht viel.
 

Der Seto, der mich küssen wollte, geht zum anderen Seto, ich folge ihm, und wir gehen gemeinsam zu den anderen Leuten, um zu erfahren, wie´s jetzt weitergehen soll. Der Leiter ruft bei seiner Gesellschaft an und ordert auf dem schnellsten Weg einen Reisebus, der uns abholen soll, darum sitzen wir, eine ganze Weile, bis der Bus eintrifft, im Nassen, nur auf Decken. Wir packen alle unsere Sachen zusammen und setzen uns, verteilt auf der Wiese, auf Decken.
 

Es regnet und stürmt, und alle warten auf die Ankunft des Reisebusses. Alle sitzen auf Decken, frieren und sind in mehrere Jacken eingepackt. Nur, ein Seto hat nur eine Jacke an, während ich und der andere Seto zwei Jacken anhaben. Ich erbarme mich also, obwohl ich, selbst mit der zweiten Jacke, friere, und lege dem frierenden Seto meine Jacke um. Dieser schnauzt mich allerdings an, während er die Jacke wegzieht:
 

„Behalt die Jacke. Ich brauch keine Hilfe von Niemandem. Von dir schon gar nicht, nachdem du …“ er bricht ab.
 

//… nachdem ich beinah den anderen Seto geküsst hätte? Beinah ist nichtzutreffend. Ich werde keinen küssen, solange ich nicht sicher sein kann, dass es sich um den echten Seto handelt.//
 

„Aber, du frierst doch. Bitte lass dir doch die Jacke umlegen.“
 

Ich werfe verunsichert einen Blick zum anderen Seto, dann wieder zu diesem. Entschlossen, versuche ich ihm die Jacke um die Schultern zu legen, jedoch hindert er mich daran:
 

„Zieh die Jacke wieder an, sonst erfrierst du noch.“
 

Jetzt reicht´s mir jedoch und mir ist egal, ob dieser Seto weiß, wovon ich rede oder nicht, weil ich das damals nur mit dem Echten besprochen hatte:
 

„Da will ich einmal nicht egoistisch sein, und dann das. Mir reicht´s. Du hattest deinen Spaß, die Gegenleistung, wegen dem Wunsch, der dein Leben zerstört hat, als ihr mich an der Nase herumgeführt habt. Jetzt tu´ mir den Gefallen, und lass dir gefälligst, von mir, die Jacke geben. Wenn nicht, dann werde ich dich dazu zwingen. Und, wenn ich mich an dich kuscheln muss, um nicht frieren zu müssen, ist mir das egal, nur, damit du dir jetzt diese Jacke überwirfst. …“
 

Er sieht mich kühl an, als würde ihn mein Gesagtes nicht jucken, oder gar verwundern.
 

„Ach, … das nennst du also Gegenleistung für einen Wunsch, der mein Leben zerstört hat? … Wie kommst du überhaupt darauf, dass mein Leben, durch den Wunsch, zerstört wurde?“
 

Jetzt blicke ich ihn überfragt an, während ich die Jacke in meinen Händen halte und wie Espenlaub zittere.
 

„Du hast doch gesagt, …“
 

„Ich weiß, was ich gesagt habe. Von einem zerstörten Leben, war jedoch nicht die Rede.“
 

Entweder haben sich die beiden Seto´s abgesprochen, oder ich stehe hier wirklich vor dem Echten. Schon fährt er fort:
 

„Ich habe dir gesagt, dass ich mir Sorgen, um meinen Bruder, mache, und den Kindergarten dafür, nicht geeignet erachte, auf ihn aufzupassen.“
 

Ich beginne zu grinsen:
 

„Du magst dieses Täuschungsspiel nicht, stimmt´s?“
 

Kurz blickt er mich, mit großen Augen, an, dann senkt er seinen Blick, mit einem kleinen Lächeln.
 

„Ich hab´, von Anfang an, nicht verstanden, wozu das überhaupt gut sein soll.“
 

„Ich kann es dir verraten. … Der Wunsch wäre sonst zu endgültig gewesen. Quasi, ohne Rücksicht auf Verluste. Aber, die Zauberin ist verpflichtet, auf alle Bedürfnisse einzugehen, darum die Bedingung mit dem erraten. Entscheide ich mich falsch, wärst du mich los. … Und ich weiß schon wieder nicht, welche Nummer du hast.“
 

Sein Lächeln wird breiter und er blickt schelmisch wieder auf.
 

„Tja, so spielt das Leben. … Komm her.“
 

Er zieht mich, zu sich, auf seinen Schoß, wirft sich die zweite Jacke über die Schultern und schließt mich, mit der Jacke, in eine Umarmung.
 

„Ist dir jetzt doch kalt geworden?“ frage ich lächelnd.
 

„Was denkst du denn? Es ist nass und ich friere, bis auf alle Knochen.“
 

„Verrätst du mir deine Nummer?“ frage ich leise und schüchtern, während ich mich an ihn lehne.
 

„Verrätst du mir, warum du den Wunsch ausgesprochen hast?“
 

Verlegen senke ich meinen Kopf, nicke dann aber.
 

Ich beginne daher:
 

„Versprich mir, dass du mich nicht für verrückt erklärst, und mich anschließend in die Klappsmühle verfrachtest.“
 

Er hebt eine Augenbraue, und ich fahre einfach fort:
 

„Ok, ok. … Hmm, … Ich hab´ mir die Animeserie‘ Yu-Gi-Oh!‘, vor zweieinhalb Jahren, das erste Mal, angesehen. … Na, ja, … in der ersten Staffel, wo Pegasus Yugi´s Großvater und Mokuba entführen lassen hat, da habe ich mir noch keine Meinung von allen gemacht, aber, in der zweiten Staffel, in der das Battle-City-Turnier veranstaltet wurde, ab da konnte ich dich irgendwie nicht leiden.“
 

Seto öffnet den Mund, um anscheinend etwas zu erwidern, schließt ihn aber wieder. Ich lächle leicht und fahre fort:
 

„Das ging weiter, bis zum Anfang der dritten Staffel, wo sich Noah dann gemeldet hat. … Der Grund, warum ich dich nicht leiden konnte, ich hätte dir zu dem Zeitpunkt, wo du alles abgestritten hast, am liebsten die Meinung gesagt.“
 

Er unterbricht mich:
 

„Was habe ich denn abgestritten?“
 

„Na, ja, die Sache mit dem alten Ägypten, und das es das Schicksal nicht gibt. … Wir, die Zuschauer, haben aber alles zu sehen bekommen. Jedes Mal, wenn Yugi´s Puzzle sich aktiviert hat, indem es kurz aufleuchtet, war plötzlich nicht mehr Yugi, sondern der Pharao an seiner Stelle da, der sich dann den Bösewichten mit Duell-Monsters entgegengestellt hat. … Eigentlich spielt ja ausschließlich der Pharao Duell-Monsters. Yugi war eigentlich mehr eine Unterstützung. Gegen Pegasus, im Spiel der Schatten, mussten beide spielen, weil dieser das Millenniumsauge benutzt hat, um zu wissen, welche Karten gezogen wurden, und welche er auf der Hand hatte. So konnte er immer schon vorsorgemäßig eine Gegenstrategie aufbauen, um gar nicht verlieren zu können.“
 

Seto´s Blick verdüstert sich. Als ich das bemerke, gehe ich sofort dagegen an:
 

„Ich bin abgeschweift. Entschuldige.“
 

Sein Blick normalisiert sich wieder, und ich habe wieder seine volle Aufmerksamkeit. Ich fahre fort:
 

„Zu Beginn konnte ich dich nicht leiden. Nach einer Weile wurde es sogar zu Hass. … Als Noah ins Spiel kam, und deine Hintergrundgeschichte offenbart wurde, konnte ich dich aber plötzlich voll nachvollziehen und dich wesentlich besser verstehen. … Ich weiß nicht, warum, aber irgendwie … hat sich das … ins Gegenteil umgeschlagen, … und ich … hab mich … in dich verliebt. … Das ist jetzt etwa zwei Jahre her.“
 

Er schließt seine Augen und ein Lächeln legt sich auf seine Lippen.
 

Nach einigen Sekunden öffnet er wieder seine Augen und beginnt:
 

„Damals hat mir Gozaburo eingetrichtert, Geschäftsmann zu sein, wär´ ein einsamer Beruf. Es wird immer wieder vorkommen, dass Frauen zu mir kommen, um mir weis zu machen, dass sie mich lieben, aber in Wirklichkeit, nur hinter meinem Geld, und oder meinem Ruhm her sind. … Und jetzt kommst du und gestehst mir, mich zu lieben, und erwartest von mir, dass ich in einer Welt bleibe, in der ich nichts dergleichen besitze.“
 

Ich widerspreche sofort:
 

„Ich erwarte gar nichts von dir. Es ist deine Entscheidung, ob du bleiben willst, oder nicht. … Wenn es möglich wäre, würde ich dir sofort in deine Welt folgen, aber … ich bin real, und du entstammst einem Anime. Ich weiß nicht, ob das möglich ist. … Außerdem will ich dich nicht, aus deiner gewohnten Umgebung reißen, wenn du selbst nicht bereit dafür bist.“
 

Ich senke belämmert meinen Kopf. Ich weiß nun, dass er wieder zurückwill.
 

//Sein Bruder ist ja auch noch zu jung, um allein zu bleiben. Ich kann ihn nicht dazu zwingen, bei mir zu bleiben, darum werde ich ihn gehen lassen. Ich habe keine Wahl. Wenn die Zauberin, am morgigen Tag, auftaucht, werde ich den anderen Seto wählen, und er kann wieder zurück.//
 

„Seto? … Du bist dran, mit deiner Offenbarung. Offenbare mir deine Nummer.“
 

Ein gehauchter Lacher, ein gesenkter Kopf und die folgenden Worte:
 

„Ich bin Nummer 2.“
 

Ich drehe mich nun ganz zu ihm um, und nehme sein Gesicht in meine Hände. Er sieht mich verwundert an. Seine Augen strahlen keinerlei Kälte aus.
 

„Darf ich …“ will ich ihn fragen, ob ich ihn küssen darf.
 

Die momentane Stimmung will ich nutzen, solange sie anhält, wenn wir uns schon so nah sind. Er legt seine Hand in meinen Nacken, gibt mir so seine Zustimmung, und legt seine Lippen auf meine. Automatisch schließe ich meine Augen, um das Gefühl zu genießen, das mich heimsucht. In meinem Bauch fühlt es sich so an, als würden tatsächlich unzählige Schmetterlinge ihr Unwesen treiben. Einfach nur überwältigend.
 

Nachdem er sich wieder von mir löst, erblicke ich, im Augenwinkel, die wutschnaubende Seto-Kopie.
 

„Mich willst du nicht küssen, ihn aber schon?“
 

Ich schwenke kurz meinen Blick zum wutschnaubenden Seto und erkläre:
 

„Tut mir leid, aber, ich küsse nur den Echten.“
 

Wütend stampft er davon, setzt sich beleidigt auf eine Decke und verschränkt eingeschnappt seine Arme. Daran erkenne ich eindeutig, dass es sich um eine Kopie handelt. Ein Seto Kaiba würde nie seine Verletztheit so offen preisgeben.
 

Ehe ich mich wieder dem Echten zuwende, spüre ich auch schon eine Hand an meiner Wange, die meinen Kopf wieder zu ihm dreht. Ein kleines verlegenes Lächeln ziert meine Lippen, als ich ihm wieder in die Augen blicke. Er hat eine Augenbraue hochgezogen und fragt:
 

„Du wolltest mich also nur küssen, weil ich der Echte bin?“
 

Ich schüttle den Kopf und füge an:
 

„Weil ich schon so lange Zeit wissen wollte, wie es sich anfühlt.“
 

Wieder stiehlt sich ein Lächeln auf seine Lippen:
 

„Dann sollten wir das doch gleich ein weiteres Mal überprüfen, um ganz sicher zu gehen.“
 

Wiederholt legt er seine Lippen auf meine, mit einem Finger unter meinem Kinn, und kurz darauf spüre ich seine Zunge, über meine Unterlippe lecken. Ich öffne meine Lippen, um ihn einzulassen und gehe sofort auf den Eindringling los. Ein feuriger Zungenkampf entsteht, während ich meine Hand an seinen Hinterkopf wandern lasse und in seine Haare verkralle.
 

Es fühlt sich so unglaublich an. Das Kribbeln breitet sich in meinem ganzen Körper aus, doch mein Herz beginnt sich, schmerzhaft zusammen zu ziehen, sodass mir Tränen in die Augen steigen.
 

//Ich werde ihn morgen gehen lassen, und das tut so furchtbar weh.//
 

Als sich die erste Träne den Weg über meine Wange bahnt, hält Seto sofort inne. Sie ist an seiner Hand, die meine Wange hält, zum Stoppen gekommen. Er löst den Kuss und sieht mir in die Augen.
 

„Was ist los? Wieso weinst du?“ fragt er mich sofort.
 

Ich senke meinen Kopf und stammle:
 

„Ich … bin etwas aufgewühlt. … Morgen ist der letzte Tag. … Dann wirst du mich wieder verlassen.“
 

„Ich verstehe nicht ganz. Du kennst doch meine Nummer.“
 

„Eben deswegen. … Ich kann nicht zulassen, dass du in einer Welt bleibst, in der du nicht glücklich sein kannst. … Und dein Bruder ist noch zu jung, um allein zu bleiben. Du musst zurück.“
 

Er schließt die Augen und fragt:
 

„Das würdest du für mich tun? Einfach so?“
 

Ich nicke nur, während mir immer mehr Tränen in die Augen steigen. Er öffnet wieder seine Augen und sieht mich bestürzt an.
 

„Aber, dann bist du wieder einsam.“
 

Ich beginne zu schluchzen, Seto packt mich an den Oberarmen, sieht mir direkt in die Augen und zieht mich in seine Arme. Meinen Kopf lege ich in seine Halsbeuge und er beginnt über meinen Rücken zu streichen, damit ich mich wieder beruhige. Er hält mich ganz fest und legt sein Kinn an meine nassen Haare. Dann umklammere ich ihn ebenfalls und drücke mich an ihn.
 

„Du gibst mich auf, nur, damit ich glücklich sein kann?“
 

„Mhm.“ ist meine gemurmelte Antwort.
 

Seine Stimme hat sich stark verändert und hat gezittert. Sie klingt so, als würde er jeden Moment ebenfalls weinen wollen. Dann spreche ich aus, was mir schon eine ganze Weile auf der Seele lastet:
 

„Ich will bei dir bleiben. Egal, wo das ist. Aber, nur, wenn du das auch willst.“
 

Dann holt mich die Müdigkeit ein und ich schlafe in seinen Armen ein.
 

~~~
 

Als ich wieder aufwache, sitze ich neben Seto im Bus. Er blickt aus dem Fenster und scheint in Gedanken versunken. Der Sturm scheint sich gelegt zu haben, aber es regnet immer noch. Mir ist kalt und ich zittere. Ich trage meine Jacke nicht mehr. Seto übrigens auch nicht. Der Bus ist geheizt, das spüre ich sofort. Mir wird etwas wärmer, aber dennoch fröstle ich.
 

„Seto?“ flüstere ich.
 

Er wendet sofort seinen Blick zu mir.
 

„Ausgeschlafen, Prinzessin?“ fragt er mich belustigt.
 

Die Aussage entlockt mir ein kleines Lächeln. Er streicht mir eine verirrte Strähne hinters Ohr und sieht mir in die Augen.
 

„Wir sind bald wieder dort, wo wir uns kennengelernt haben.“ erklärt er mir.
 

„Verstehe. … *Hatschi, hatschi, hatschi*“
 

„Du wirst doch nicht etwa krank?“
 

„Schon möglich.“
 

„Dann besorg´ ich dir noch eine trockene warme Decke. Warte kurz hier.“
 

Seto erhebt sich und geht nach vorne, Richtung Fahrer.
 

Als er weg ist, spüre ich die Kälte erst so richtig. Die Einsamkeit fühlt sich beklemmend an. Seine Nähe ist wie eine Droge. Sobald er weg ist, friere ich. Sogar das Atmen fällt mir schwer.
 

//Wie soll ich nur, ohne ihn, weiterleben. Es geht einfach nicht mehr, jetzt, wo ich ihn wirklich getroffen habe. Meine Liebe zu ihm, hat sich verändert. Sie ist real geworden. Und, ich liebe ihn wirklich sehr. Ich kann und will einfach nicht mehr ohne ihn sein. Und doch, muss ich ihn bereits morgen wieder gehenlassen. Das bricht mir das Herz.//
 

Nach einer kurzen Weile kommt Seto, mit einer wärmenden Decke wieder, und legt sie mir um.
 

„Danke.“ sage ich nur.
 

Dann legt er seinen Arm um meine Schultern und drückt mich seitlich noch etwas an sich, damit mir schön warm wird. Ich kuschle mich auch etwas an ihn, was er mit einem kleinen Schmunzeln kommentiert.
 

~~~
 

Nach einiger Zeit kommen wir dann wieder dort an, wo alles begonnen hat. Ein Tag zu früh.
 

Wir steigen aus dem Reisebus. Es hat mittlerweile aufgehört zu regnen, trotzdem ist alles, um uns herum, nass. Der Campingleiter bestimmt:
 

„Aufgrund des schlimmen Wetterverhältnisses entscheiden wir, dass das Camping bereits heute beendet ist. Für die, die bis morgen noch Campen wollen, können hier ihre Zelte aufschlagen. Hier ist eine ideale Lage, denn dort drüben beginnt ein Wald, wo Sie Beeren und Pilze sammeln können. … Ich wünsche Ihnen noch viel Spaß und auf Wiedersehen.“
 

Mit diesen Worten verabschiedet er sich von uns allen und verlässt die Gruppe.
 

Die Gruppe bleibt noch eine Weile bestehen, bis sie sich entschieden haben, dann fahren die meisten nach Hause. Die Wenigen, die bleiben, schlagen ihre Zelte auf, und beginnen, auf einer Decke zu picknicken, während ich immer noch unschlüssig, die anderen nur beobachte. Dann fällt mir wieder ein, dass ich ja nicht alleine bin und wende mich an die zwei Seto´s.
 

„Wie hast du dich entschieden?“, fragt mich Seto, „Wir können nämlich schlecht, zu dir, nach Hause, mitkommen.“
 

„Das Beste wird sein, wenn wir hierbleiben.“
 

„Gut. Dann bauen wir das Zelt wieder auf.“
 

Schon machen sich die zwei Seto´s daran, mein Zelt zu befestigen, während ich die Sachen auspacke, die wir brauchen werden. Ich beobachte meinen Seto noch eine Weile, dann erhebe ich mich, tupfe ihn an und nebenan wird hörbar gegrummelt. Ich wende mich an die Kopie:
 

„Was gibt es hier zu grummeln?“
 

Er antwortet:
 

„Woher wusstest du, dass er der Echte ist?“
 

Ich erwidere:
 

„Mein Herz weiß doch jetzt, welcher von euch der Echte ist. … Ich wollte nur mitteilen, dass ich kurz in den Wald gehe, um Steine und Äste zu suchen.“
 

Seto nickt und ich mache mich an die Arbeit.
 

Nachdem ich vollgepackt wiederkomme, steht das Zelt bereits und Seto´s Kopie kommt mir entgegen, um mir einiges an Material abzunehmen. Er beginnt auch sofort, die Feuerstelle aufzubauen. Mein Seto sitzt auf einem liegenden Baumstamm, und ihm scheint es nicht gut zu gehen. Ich gehe auf ihn zu und frage:
 

„Seto, was ist mit dir? Du siehst so blass aus.“
 

„Es ist nichts. *unterdrücktes Hatschi* Mir geht es gut.“
 

„Red´ keinen Unsinn.“ gebe ich von mir und will an seine Stirn greifen, um zu überprüfen, ob er vielleicht Fieber hat, jedoch blockt er ab.
 

Ich schaffe es aber, an seine Stirn zu kommen und spüre sofort, wie heiß er sich anfühlt.
 

„Du hast Fieber. Komm, leg dich hin. Ich hab´ für Notfälle Medikamente mit, weil man ja nie wissen kann. … Na, gut, meine Eltern haben auf mich eingeredet, dass ich sie mir einpacke.“
 

Ich gehe sofort an meinen Rucksack und hole eine Packung Aspirin +C heraus. Zwei Tabletten entnehme ich der Verpackung und werfe sie in einen Pappbecher. Dann fische ich nach einer Mineralwasserflasche und schütte etwas Flüssigkeit zu den Brausetabletten. Danach gehe ich wieder zu Seto und drücke ihm den Becher, mit den Worten:
 

„Warte, bis sich die Tabletten aufgelöst haben, dann trink alles aus. Es wirkt sowohl fiebersenkend, als auch gegen Erkältung.“, in die Hand.
 

Er sieht mich verwundert an.
 

„Danke.“ kommt dann aus seinem Mund.
 

Ich bringe ihm dann auch noch eine Decke und wickle ihn ordentlich ein. Danach trinkt er seine Medizin und ich helfe ihm, sich im Zelt in den Schlafsack zu legen.
 

Ich fühl mich zwar auch nicht gut, weil ich spüre, dass ich auch krank werde, aber jetzt ist Seto wichtiger.
 

Den ganzen Nachmittag, bis zum Abend, kümmere ich mich unentwegt um Seto, und mein Zustand wird immer schlimmer. Mir steht zwar der zweite Seto zur Seite, doch, als ich kraftlos zusammenbreche, kann er mich gerade noch auffangen.
 

„Jenna, du bist krank. Du musst dich auch hinlegen und Medizin trinken.“
 

„Du hast Recht. Ich kann einfach nicht mehr. Hilf mir, bitte.“
 

Besorgt hebt er mich auf seine Arme und trägt mich zu meinem Seto ins Zelt. Bestürzt richtet sich mein Seto auf, als er sieht, dass ich von seiner Kopie zu ihm getragen werde.
 

„Was ist passiert?“ fragt mein Seto.
 

Die Kopie antwortet ihm:
 

„Es hat sie erwischt. Sie ist mit Fieber zusammengebrochen.“
 

Er legt mich direkt neben meinem Seto ab, dieser schließt mich sofort in seine Arme und deckt mich mit seiner Decke mit zu.
 

„Halb so schlimm.“, meine ich, frage die Kopie allerdings, „Kannst du mir *Hatschi* Aspirin +C machen?“
 

„Mit ein, oder zwei Brausetabletten?“
 

„Besser zwei. *Hatschi* Mich hat´s bisher noch nie so schlimm erwischt. *Hatschi*“
 

Dann wende ich mich wieder an meinen Seto, während der andere nach draußen geht:
 

„Geht´s dir wenigstens besser?“
 

Er nickt und fügt an:
 

„Du hast dich wirklich sehr rührend um mich gekümmert.“
 

„Na, wenigstens etwas.“ wird meine Stimme immer schwächer, bis mir schwarz vor Augen wird und einschlafe.
 

~~~ Kopie Seto`s Sicht ~~~
 

Ich habe für Jenna zwei Aspirin +C-Tabletten in einen Becher gegeben und Mineralwasser dazugefüllt.
 

Nachdem sich die Brausetabletten aufgelöst haben, betrete ich wieder das Zelt und stelle fest, dass Jenna nicht mehr wach ist. Ich überprüfe sofort, ob sie noch bei Bewusstsein ist. Gott, sei Dank, hat sie das Fieber nur in einen tiefen Schlaf geholt. Trotzdem sollte sie die Medizin trinken.
 

Ich richte sie etwas auf und lege den Becherrand an ihre Lippen. Sie trinkt die Flüssigkeit ohne Probleme, dennoch scheint sie nicht ganz da zu sein. Der echte Seto scheint sich mächtig Sorgen um sie zu machen, genau, wie ich. Verdammt, ich habe mich in sie verliebt. Dem echten Seto dürfte es eigentlich nicht anders gehen, was seine Sorge um sie bestätigt. Er drückt sie ganz fest an sich, weil er um sie bangt. Ich versuche ihn zu beruhigen, auch, wenn wir uns nicht besonders verstehen, seit dem Täuschungsspiel:
 

„Sie wird bestimmt wieder gesund. Da bin ich zuversichtlich.“
 

Er nickt nur bestätigend. Dann lege ich mich auch in einen Schlafsack am Rand des Zeltes schlafen.
 

„Gute Nacht.“
 

„Gute Nacht.“
 

Danach schlafe ich auch gleich ein.
 


 

~~~ Meine Sicht ~~~
 

Als ich erwache, fühle ich mich, als könnte ich Bäume ausreißen. Ich öffne meine Augen und stelle fest, dass ich alleine im Zelt bin.
 

//Ist Seto etwa schon aufgestanden? Ist er denn schon wieder gesund?//
 

Ich erhebe mich nun ebenfalls, aus dem Schlafsack, und luge aus dem Zelt heraus. Da spüre ich auch schon, dass ich etwas friere. Ich gehe zurück zum Schlafsack, schnappe mir die Decke und lege sie mir über. Danach wage ich es, das Zelt zu verlassen. Die Sonne scheint wundervoll warm vom Himmel und die Luft ist herrlich frisch. Ich atme tief ein.
 

Ein Seto ist mit Frühstück, an der Feuerstelle, beschäftigt. Eindeutig die Kopie.
 

„Guten Morgen.“ mache ich mich bemerkbar.
 

„Oh, guten Morgen, Jenna. Willst du etwas frühstücken?“
 

„Ich hab´ zwar keinen Hunger, aber ein bisschen kann ja nicht schaden. … Wo ist eigentlich Seto?“
 

„Der wollte sich nützlich machen und ist in den Wald gegangen, um Beeren zu sammeln, wegen der Vitamine.“
 

„Wie konntest du ihn alleine losgehen lassen. Er ist doch sicher noch krank.“
 

„Beruhig´ dich. Das Aspirin hat gut gewirkt. Er ist wieder auf den Beinen.“
 

Ich setze mich auf einen nahegelegenen Baumstamm, der bei der Feuerstelle rumliegt, – wir hatten das Lagerfeuer extra in dessen Nähe gebaut – setze mich darauf und kuschle mich fest in die Decke, weil mir doch noch kalt ist.
 

Dann kommt auch schon Seto, mit einer Decke umwickelt, wieder aus dem Wald zurück.
 

//Ein Glück, ihm ist nichts passiert.//
 

Als er mich erblickt, macht er große Augen und kommt direkt auf mich zu.
 

„Geht´s dir besser?“
 

Ich nicke. Seto´s Kopie überreicht mir dann auch schon einen Pappteller mit dem Essen, das er gekocht hat.
 

Mit einem „Danke.“ beginne ich langsam zu essen.
 

Mein Seto zeigt mir dann den Korb mit Beeren, die er gesammelt hat.
 

„Komm, greif zu. Die Beeren haben viel Vitamin C.“
 

Ich nicke und nehme mir einige Beeren, die ich mir komplett in den Mund stopfe. Als Seto mich dabei beobachtet, prustet er plötzlich los. Gott, muss ich ein lustiges Bild abgeben.
 

~~~
 

Die Zeit vergeht wie im Flug, bis auch schon die Zauberin wiederauftaucht. Wir zucken natürlich alle zusammen, als wir sie erblicken, denn, jetzt ist unsere gemeinsame Zeit zu Ende. Sie lächelt und fragt:
 

„Und, wie sieht´s aus? Wie sieht deine Entscheidung aus?“
 

Dabei sieht sie sowohl mich, als auch Seto und die Kopie an. Ja, ich habe mich entschieden, und das werde ich ihr auch mitteilen, also trete ich vor. Als ich jedoch ansetzen will, um zu sprechen, winkt sie mich ab und sagt:
 

„Jenna, deine Entscheidung ist hier nicht von Belangen. Du hast erreicht, dass sich der wahre Seto Kaiba in dich verliebt. Seine Einscheidung ist hier relevant.“
 

Erstaunt und verwirrt blicke ich zu ihm.
 

//Er … hat sich … in mich verliebt?//
 

Fassungslos starre ich ihn an, doch er blickt unentwegt zur Zauberin. Er tritt vor und sagt:
 

„Ich will wieder zurück.“
 

Mich trifft der Schlag.
 

//Was? Wieso?//
 

„Aber, nicht ohne Jenna.“ fügt er an und sein Gesichtsausdruck ist sehr ernst.
 

//Puh! Und ich dachte schon …//
 

Dann bemerke ich die Traurigkeit der Kopie Seto´s, wie sie zu mir blickt und ich senke meinen Kopf.
 

„Jenna, … ist das auch dein Wunsch?“ werde ich da auch schon gefragt.
 

Ruckartig reiße ich meinen Kopf nach oben und schreie fast:
 

„Ja!“, und füge schnell an, „Aber, unter einer Bedingung.“
 

Mit diesen Worten wende ich mich an die Zauberin.
 

„Dann sprich.“
 

Ich winke sie zu mir, bis sie ganz nah ist, und ich ihr ins Ohr flüstern kann:
 

„Was passiert mit der Kopie, wenn wir weg sind?“
 

„Er kommt zurück ins Schattenreich, wieso?“
 

„Na, ja, wär´s nicht möglich, dass er hier bleibt, aber mit einer Kopie von mir?“
 

Sie beginnt zu grinsen:
 

„Wenn es dein Wunsch ist?“
 

Ich nicke:
 

„Dann ist er nicht so allein und kann auch, wie wir, glücklich sein.“
 

„Eine sehr noble Geste. Lässt sich machen.“
 

„Danke.“
 

Die Zauberin schwingt den Zauberstab und schon steht eine Kopie von mir neben mir. Und wir beginnen beide zu Lachen, als wir uns gegenseitig in die Augen sehen, und die beiden Seto´s große Augen machen. Dann sprechen wir synchron:
 

„Na, Seto? Errätst du, wer die Echte ist?“
 

Beide Seto´s sehen uns überfordert an, aber die Kopie macht den ersten Schritt. Er geht auf die Kopie von mir zu und fragt:
 

„Du bist eine Kopie für mich, nicht wahr?“ und streckt seine Hand nach ihr aus.
 

Sie senkt verlegen den Kopf und beginnt zu nicken. Ich kann mir dabei ein Lächeln nicht verkneifen.
 

//Ich wusste gar nicht, wie süß wir zusammen aussehen. Sie sehen sich richtig verliebt an. Einfach nur herzerweichend. Ich hab das Richtige getan.//
 

Auch mein Seto beobachtet unsere Kopien. Ich, jedoch, hab´ jetzt nur noch Augen für meinen Seto.
 

//Wieso hat er mir nicht gesagt, dass er etwas für mich empfindet. Ich dachte, die ganze Zeit über, dass ich keine Chance bei ihm hätte, und er mir nur deshalb Zuwendung geschenkt hat, weil ich bald wieder einsam sein werde. Wie dumm ich doch bin. … Wie habe ich es nur geschafft, dass er sich in mich verliebt? Ich war doch eigentlich wie immer. Ich dachte, so, wie ich bin, kann mich niemand lieben. Ich hab´ mich wohl geirrt.//
 

Nun blickt Seto doch noch zu mir und läuft verlegen leicht rot an. Jetzt kann ich mir einfach ein Lächeln nicht verkneifen. Wer weiß, was gerade in seinem Köpfchen vor sich geht.
 

Er kommt auf mich zu und nimmt meine Hände. Seto öffnet den Mund, um offensichtlich etwas zu sagen, doch wird er von der Zauberfee aufgehalten, indem sie fragt:
 

„Seid ihr soweit?“
 

Ruckartig wenden wir unsere Köpfe zu ihr und nicken zaghaft.
 

„Dann wünsch´ ich euch alles Gute. Lebt wohl und werdet glücklich.“
 

Seto und ich sehen uns wieder an und lächeln uns gegenseitig an. Danach schwingt die Zauberin ihren Zauberstab und unsere Umgebung beginnt zu verschwimmen.
 

Im nächsten Augenblick befinden wir uns erkennbar in Domino-City, der Zeichentrickstadt aus der Animeserie ‚Yu-Gi-Oh!‘. Als ich meine Hände in Seto´s betrachte, stelle ich fest, dass selbst ich nun gezeichnet bin und Seto beginnt mich zu mustern, bis er beinah zu Lachen beginnt. Dann prustet er los. Er lacht sich um seinen Verstand.
 

//Was ist nur passiert? Es kommt mir vor, als verstände er die Welt nicht mehr. Irgendwie, allerdings, nachvollziehbar. … Man stelle sich vor, man wird aus seiner bekannten Welt gerissen und verlebt, mit einer fremden Person zwei Wochen, die einem diese Person näherbringt, als man erwarten könnte. Man verliebt sich sogar in diese Person, und als es dann wieder heimwärts geht, denkt man noch einmal an alles zurück, was vor und in den zwei Wochen alles passiert ist. Es ist einfach unglaublich, würde ich sagen. … Ich bin selbst erstaunt. Vielleicht werde ich sogar meine Welt, meine Familie vermissen, mit dem Wissen, sie nie wieder zu sehen. … Wie muss es erst ihm gehen? Vorher hat er nie Freunde gewollt, und jetzt hat er eine Freundin, an die er gebunden ist, wegen eines dummen Wunsches, der nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. … Es ist vorbei. Ich hab´ mein Ziel erreicht.//
 

Tränen bilden sich in meinen Augenwinkeln.
 

Dann beruhigt er sich endlich vom Lachen und bricht das Schweigen:
 

„Ich fasse es einfach nicht. … Noch, vor zwei Wochen, hatte ich meinen arbeitsreichen Alltag, nun bin ich nicht mal in der Lage, an Arbeit zu denken. Mein Leben ist nun das reinste Chaos.“
 

Er schüttelt fassungslos seinen Kopf.
 

Irritiert beobachte ich ihn, während meine Tränen wieder verschwinden. Dann blickt er endlich wieder zu mir und scheint endlich meine stumme Frage mitzubekommen. Er lächelt und meint:
 

„Lass´ uns nach Hause gehen und überlegen, was weiter zu tun ist, und meinem Leben einen neuen Sinn verpassen.“
 

Nun lächle ich ihn wieder an und nicke. Er zieht mich zu sich und nimmt mich in eine Umarmung, dann marschieren wir los, um unser neues gemeinsames Leben zu planen.
 

~~ Ende ~~

Traum 8 (Duell-Monsters-Turnier)

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Traum 9 (Haushaltsfee)

Ich wohne bei einer Familie, die mich als Haushaltsfee beschäftigt. Diese Familie überlässt einfach alle Arbeiten mir, ohne, auch nur, einen Finger krumm zu machen. Dabei komme ich mir vor, wie Aschenputtel.
 

An einem arbeitsreichen Tag versuche ich dem Alltagstrott zu entfliehen, steige auf die Mülltonnen in dem kleinen Hof, der neben dem Haus anschließt, und springe über die Hofmauer, nachdem ich den Müll rausgebracht habe.
 

Unvorhergesehen lande in den Armen des gutaussehenden jungen Mannes, Seto Kaiba, dem reichsten Mann der Stadt.
 

Ich habe schon viel von ihm gehört und gelesen, aber nichts Gutes, daher weiß ich, wer er ist. Verwundert fragt er mich, mit erbostem Ton:
 

„Wo kommst du denn her?“
 

Er setzt mich ab. Verstört antworte ich, um Verzeihung bettelnd:
 

„Das tut mir wirklich schrecklich leid!“
 

Ich wage es nicht einmal, in sein Gesicht zu sehen, und falle auf meine Knie. Ernst wiederholt er daraufhin:
 

„Wo bist du hergekommen?“
 

Eingeschüchtert erhebe ich meint Haupt, sehe nervös in sein Gesicht und sage deutend:
 

„Von dem Hof, hinter dieser Wand hier, komme ich. Ich bin hier als Haushaltsfee angestellt. … Bitte verrat´ mich nicht, dass ich eine Pause mache.“
 

Ruhig antwortet er:
 

„Verstehe. Verrate mir deinen Namen.“
 

Da hört man, aus dem Hinterhof, rufen:
 

„Schlampe, wo bleibst du solange!“
 

Er macht einen entsetzten Gesichtsausdruck, woraufhin ich sage:
 

„Tut mir leid, aber ich muss jetzt wieder an meine Arbeit. Wiedersehen!“
 

Er ruft:
 

„Warte!“
 

Ich dreh´ mich um und frage:
 

„Was? … Bitte?“, nachdem ich die Wand hochgeklettert bin und oben auf der Wand sitze, um auf die andere Seite zu klettern.
 

Er fährt fort:
 

„Ich werde dich nicht verraten!“
 

Ich sage dazu:
 

„Danke! … Und, mein Name ist Jenna.“, drehe mich um und springe die Wand hinunter.
 

Als ich auf den Mülltonnen zum Stehen komme, werfe ich einen letzten Blick über die Mauer und betrachte ihn.
 

//So schlimm, wie er beschrieben wird, ist er doch gar nicht.//
 

Da höre ich, wie er mit sich selbst spricht:
 

„Schade eigentlich. Ich hätte sie gerne näher kennengelernt. … Ob ich sie jemals wiedersehe?“
 

Ich antworte darauf:
 

„Bestimmt!“, was ich eher für mich geantwortet habe.
 

Somit klettere ich die Mülltonnen hinunter und gehe ins Haus meiner Arbeitgeber, um weiterhin meiner Arbeit nachzugehen.
 

Die nächsten Tage kann ich nur an Seto Kaiba denken.
 

***
 

Eines Abends gegen Dienstschluss, bringe ich, als letzten Arbeitsakt, den Müll raus. Meine Sehnsucht ist bereits grenzenlos gestiegen, darum nehme ich mir vor, mich auf die Suche nach ihm, Seto Kaiba, zu machen und von diesem Haushalt zu fliehen.
 

Ich klettere abermals über die Mauer, doch der Herr des Hauses erwischt mich und flucht:
 

„Hey, du Drecksschlampe, komm´ da sofort wieder runter!“
 

Ich erwidere wütend:
 

„Ich hab´s satt für Ihren Haushalt zu arbeiten. Sie sind alle faule Schweine und Sklaventreiber. … Ich kündige.“
 

Der Hausherr entgegnet allerdings:
 

„Du kannst nicht kündigen. Wir haben einen hieb- und stichfesten Vertrag, den deine Eltern unterzeichnet haben. Deine Familie schuldet mir noch Geld.“
 

Ich erwidere verärgert:
 

„Das habe ich doch längst zurückgezahlt! Außerdem halten Sie mich hier gefangen!“
 

Der Hausherr antwortet darauf stotternd:
 

„… Du … hast aber die Zinsen und Zinseszinsen vergessen.“, da springe ich auf der anderen Seite die Wand hinunter und laufe los.
 

//Nur, so schnell wie möglich von dort weg und nie mehr zurück. Die nutzen mich aus, wo´s geht. Sie zwingen mich wahrscheinlich sogar dazu, Dinge zu tun, die nicht mal in meinem Vertrag stehen. Außerdem glaub´ ich, dass der schon längst abgelaufen ist. Den hab´ ich ja noch nie zu Gesicht bekommen.//
 

Womit zu rechnen war, haben mir die Arbeitgeberfamilie die Wachen auf den Hals gehetzt. Ich fliehe vor den Wachen eine Straße entlang und laufe direkt in Seto Kaiba´s Arme.
 

Da ich nicht aufgepasst habe, sage ich schnell:
 

„Entschuldigung, tut mir wirklich leid.“ und will schon weiterlaufen, da bemerke ich, dass ich Seto Kaiba niedergerempelt habe.
 

Die Wachen kommen mir nach, ich erblicke sie und verstecke mich sofort hinter ihm. Die Wachen fragen ihn:
 

„Tut uns leid, wegen der Belästigung dieses Abschaums. Die Sklavin hier, ist eine Entflohene.“
 

Ich erwidere den Wachen frech:
 

„Ich bin keine Sklavin. Ich bin eine Angestellte. Das steht eindeutig im Vertrag, den meine verstorbenen Eltern unterschrieben haben, weil sie ihre Schulden nicht begleichen konnten.“
 

Seto Kaiba fragt:
 

„Ist das wahr?“
 

Ich antworte:
 

„Mit Sicherheit. Meine Arbeitgeber enthalten mir den Inhalt des Vertrages.“
 

Die Wachen allerdings wenden ein:
 

„Deine angeblichen Arbeitgeber haben aber etwas ganz Anderes erzählt. Und sie konnten einen Schrieb vorweisen, der beweist, dass du eine Sklavin bist.“
 

Ich erwidere:
 

„Niemals. Die lügen und betrügen doch, wo´s nur geht. Und die Schulden sind längst abgearbeitet.“
 

Die Wachen fragen Seto Kaiba:
 

„Wem werden Sie eher glauben, ehrbaren Bürgern, oder einer hinterhältigen Sklavin?“
 

Er sieht mir in die Augen und erklärt mir:
 

„Ich glaube dir. … Ich werde das selbst in die Hand nehmen. … Überlassen Sie mir diese junge Frau.“
 

Die Wachen erheben Einspruch:
 

„Das geht doch nicht. Wir müssen sie festnehmen und wieder zur Familie zurückbringen.“
 

Seto Kaiba erklärt:
 

„Ich übernehme das. Ich lege meine Hand für sie ins Feuer. … Ich werde alles aufklären.“
 

Ich frage ihn erstaunt:
 

„Wirklich? Das willst du für mich tun?“
 

Die Wachen widersprechen mir:
 

„So spricht man nicht, mit einem sehr angesehenen Herrn.“
 

Seto Kaiba wirft ein:
 

„Schon gut, das ist in Ordnung.“
 

Die Wachen fragen nach:
 

„Sind Sie sich sicher?“
 

Er bestätigt mit einem eindeutigen:
 

„Ja!“ und ich erkläre ihm:
 

„Wir müssen uns beeilen. Es könnte sein, dass sie den Original-Vertrag verbrennen, um Beweise zu vernichten. … Haben Sie diesen Schrieb augenscheinlich gesehen und durchgelesen?“ und richte mich dabei an die Wachen.
 

Diese jedoch können nur verneinen. Da erkläre ich weiter:
 

„Dann müssen wir sie, auf frischer Tat, erwischen. Also, auf, zum Haus meiner Arbeitgeber.“
 

Wir alle laufen los, zum Haus meiner angeblichen Arbeitgeber, ich stolziere rein und fordere sie auf:
 

„Hier bin ich wieder. Lassen Sie mich sofort den Vertrag lesen.“, während Seto Kaiba und die Wachen draußen warten und lauschen.
 

Der Hausherr zeigt mir einen Vertrag, ich lese ihn durch und erwidere:
 

„Wollen Sie mich verarschen? Dieser Vertrag ist gar nicht unterschrieben.“
 

Der Hausherr allerdings erwidert:
 

„Das wird er aber nicht lange sein. … Ich mach´ dir ein Angebot. Wenn du diesen Vertrag unterschreibst, verpflichtest du dich unsere Sklavin zu sein, im Gegenzug lassen wir deine kleine Freundin frei.“
 

Ich denke laut:
 

„Sie wollen also, dass ich diesen Vertrag unterzeichne, damit sie vor den Wachen, nicht als Betrüger dastehen. … Auf dem Vertrag steht übrigens ein Datum, das bereits zwei Jahre her ist. … Was soll das, bitte, für ein Vertrag sein? … Ich will sofort den Original-Vertrag sehen, den damals meine Eltern unterschrieben haben.“
 

Die Hausherrin fächert mit dem Original-Vertrag herum und meint:
 

„Meinst du vielleicht diesen hier? Den wird es nicht mehr lange geben. … Du wirst schon sehen, wie schnell er in den Flammen aufgehen kann.“
 

Die Wachen und Seto Kaiba scheinen genug gehört zu haben und stürmen das Haus, die Wachen entreißen der Hausherrin den Vertrag und lesen diesen durch, während Seto Kaiba den Hausherrn festsetzt.
 

Die Wachen stellen fest, nachdem sie sich scheinbar den Vertrag durchgelesen haben:
 

„Dieser Vertrag ist eindeutig echt, aber bereits seit zwei Jahren abgelaufen. Somit sind die Schulden der Familie der jungen Dame getilgt.“
 

Seto Kaiba setzt einen neuen Vertrag auf, bei dem sich der Hausherr verpflichtet, mir die zwei Jahre unvergütete Arbeit rückwirkend komplett mit Zins und Zinseszins auszuzahlen.
 

Die Wachen zwingen den Hausherrn den Vertrag zu unterschreiben und ich bin frei.
 

Aus Dankbarkeit falle ich Seto Kaiba in die Arme und küsse ihn, in meiner Hektik, auf die Lippen.
 

Danach sehen wir uns in die Augen, er streicht mir lächelnd eine Haarsträhne hinter das Ohr, ich lächle verlegen zurück und er küsst mich dann, von sich aus, was ich auch gerne erwidere.
 

~~ Ende ~~

Traum 10 (Krieg der Magier)

Seto: 20 Jahre alt, Jenna: 16 Jahre alt

*******************************
 

Meine beste Freundin Theresia, die ich aus meiner Schulzeit kenne, da wir in derselben Klasse waren, lädt mich ein, sie, von ihrem Arbeitsplatz abzuholen, damit wir danach, etwas gemeinsam unternehmen können.
 

So fahre ich zu ihrer Arbeitsstelle und betrete das Bürogebäude.
 

Ich suche sofort das Büro, meiner besten Freundin, auf und klopfe an die Tür. Sie öffnet vollgepackt mit Akten die Tür, erblickt mich und meint:
 

„Ah, du bist schon da, Jenna. Warte einen Augenblick, hier, auf mich. … Oder, nein. Besser, du hilfst mir tragen. Nimm´ mir, bitte, was ab.“
 

Ich nehme ihr die Hälfte des Aktenstapels ab, und wir gehen ins Büro ihres Chefs. Dort sage ich enttäuscht:
 

„Schade, dass ich deinen Chef nicht kennen lernen kann, weil er nicht da ist.“
 

Sie erwidert mir allerdings:
 

„Du wirst ihn noch früh genug kennen lernen.“
 

Seufzend lasse ich meinen Kopf hängen, und verlasse mit ihr dann wieder das Büro ihres Chefs, mit einem anderen Aktenstapel, jeder von uns beiden, in der Hand.
 

Auf dem Weg, zurück in das Büro meiner besten Freundin, bleibt sie, Theresia, plötzlich stehen, und ich frage sie:
 

„Was ist los?“
 

Sie antwortet mir:
 

„Der Chef, mit zwei Abgeordneten. Ich bin ja seine Sekretärin und muss alles für ihn managen.“
 

Ich frage sie flüsternd unauffällig, während ich ihn ansehe:
 

„Wie ist sein Name?“
 

Sie antwortet flüsternd:
 

„Seto Kaiba, wieso?“
 

„Der ist ja süß!“
 

„Spinnst du? Er ist das genaue Gegenteil. Glaubst du, er würde sich, um einen, von uns, scheren? Oder Freundschaften zulassen? Kannst du voll vergessen!“
 

„Ich hab´ doch nur gesagt, dass ich ihn süß finde, und nicht, dass ich ihn gleich heiraten will. … Obwohl das auch kein schlechter Gedanke wäre.“
 

Sie sieht mich böse an, worauf ich flüsternd antworte:
 

„War ja nur Spaß. … Dass du dich immer gleich so aufregen musst.“ und lache.
 

Seto Kaiba dreht sich um, und als er uns erblickt, denkt er sich, dass wir gerade gelegen kommen, kommt auf uns zu, nimmt mir den Aktenstapel aus der Hand und legt ihn auf den Stapel, den Theresia in ihrer Hand hält. Mein Herz beginnt zu pochen. Er meint zu mir:
 

„Holen Sie uns doch, bitte, drei Kaffee und bringen Sie ihn, uns, in den Konferenzraum.“
 

Theresia will schon etwas sagen, ehe er abzieht, aber ich hindere sie daran und meine:
 

„Schon gut. Wo ist die Küche, und wo ist der Konferenzraum?“
 

„Du willst doch nicht wirklich …“
 

„Doch, ich werde. … Das ist meine Möglichkeit, ihn, als Person kennenzulernen.“
 

„Du bist doch verrückt. Wenn er herausfindet, dass du nicht hier arbeitest, fliegst du hochkant raus.“
 

„Ich würd´ mich da nicht drauf verlassen.“
 

Sie verdreht genervt die Augen.
 

„Mach´ doch, was du willst, … ich werde dir nicht helfen. Sieh zu, dass du selber alles findest. … Wir treffen uns in einer Viertelstunde, vor dem Gebäude.“
 

Sie kehrt mir den Rücken, geht in ihr Büro und lässt mich einfach stehen.
 

//Na toll, jetzt ist sie eingeschnappt. Sie denkt vermutlich, dass sie dann gefeuert wird. … Das weiß ich aber, zu verhindern. Sie ist schließlich meine beste Freundin, und ich werde nichts tun, was sie in Verlegenheit bringen könnte. … Außerdem macht es mir keine Mühe, die Küche, geschweige denn, den Konferenzraum zu finden, mit Hilfe meiner Fähigkeiten. Sie weiß ja nichts davon, und sie soll auch nie etwas davon erfahren. … So erfährt auch niemand, dass ich hier eigentlich gar nicht arbeite, obwohl ich eh arbeitslos bin.//
 

Mit Hilfe meiner Magie eile ich also in die Küche, mache den Kaffee, in Windeseile, so, wie ihn jeder gerne trinkt, und flitze zum Konferenzraum.
 

Bevor ich jedoch den Raum betrete, klopfe ich höflich an die Tür, öffne sie nach dem
 

„Herein!“ und sage:
 

„Der gewünschte Kaffee.“
 

Seto Kaiba will schon anmerken, dass ich weder Zucker, Süßstoff oder Milch mitgebracht habe, da werfe ich sofort ein:
 

„Der Kaffee ist bereits trinkfertig, so, wie Sie ihn gerne trinken. Wohl bekomm´s!“
 

Eine Abgeordnete kostet den Kaffee und sagt begeistert:
 

„Wunderbar. Ich hab´ noch nie einen so guten Kaffee getrunken.“
 

Ich lächle hinterlistig, Seto Kaiba sieht mich verdutzt an und versucht ihn ebenfalls. Auch er ist vom Kaffee begeistert. Da fällt ihm plötzlich ein, dass er bestimmte Akten in seinem Büro vergessen hat, die für diese Besprechung ausschlaggebend sind, da platze ich heraus:
 

„Wird sofort erledigt.“ und verlasse das Büro.
 

Draußen fällt mir dann ein, dass er es ja noch gar nicht ausgesprochen hatte, und schlage mir die rechte Hand auf die Stirn. Hoffentlich habe ich mich jetzt nicht verraten. Meine verflixten Fähigkeiten. Ich kann zwar Gedankenlesen, das weiß er, ja aber, doch nicht.
 

Ich gehe also in sein Büro und hole diese Akten.
 

Auf dem Rückweg in den Konferenzraum, fällt mir an den Akten aber etwas auf, und ich werfe einen Blick hinein. Ich bin entsetzt über das Geschriebene, sodass ich kaum Worte dafür finde. Ich weiß zwar nicht, was ich jetzt von Seto Kaiba halten soll, aber ich klopfe an, betrete den Raum und übergebe ihm die Akten.
 

Ich erwähne etwas wütend:
 

„Das, was im dritten Akt steht, solltest du noch einmal überdenken, Seto Kaiba.“
 

Er sieht mich wieder verdutzt an, meint:
 

„Das geht Sie ja wohl nichts an.“ und höre seine wütenden Gedanken.
 

Ich schimpfe ihn alles, was mir so einfällt und irgendwann entkommt mir:
 

„… Meine Freundin hatte Recht. Du denkst wirklich nur an dich.“
 

Ich verlasse schnurstracks den Raum und höre noch seine Gedanken.
 

»Sie soll nur, morgen früh, um acht, in mein Büro kommen, dann wird sie was erleben.«
 

//Das werden wir ja sehen.//
 

Auf dem Weg zum Ausgang, treffe ich, zehn Minuten später, dann Theresia am Gang.
 

Als sie zu mir trifft, erwähnt sie sofort:
 

„Unser Chef ist voll aufgebracht. Jemand hat ihm angeblich seine Meinung gegeigt. … Und ich wette, dass das du warst.“, während wir das Gebäude verlassen.
 

Ich lächle verlegen, während ich antworte:
 

„Schon möglich. … Dafür will er mich morgen, in der Früh, nochmal sehen.“, als wir draußen sind.
 

„Oh, Mist, ich hab´ was vergessen. Ich bin gleich wieder zurück.“
 

Plötzlich merke ich, dass sich der Himmel verdunkelt und spüre dunkle Magie, der einem Bombenangriff zuvorkommt. Ich sage zu ihr nur:
 

„Geh´ nur.“
 

Als sie wieder im Gebäude ist, beginne ich, mit dem Gegenangriff und denke laut:
 

„Mit so etwas war zu rechnen. Die Abgeordneten haben die Informationen anscheinend bereits weitergegeben. Seto Kaiba weiß ja nicht, worauf er sich da eingelassen hat. … Und ich konnte es ihm schlecht auf die Nase binden, sonst hätten wir beide, vorhin, bereits Probleme bekommen. … Der Krieg hat nun begonnen, und er ist überhaupt nicht darauf vorbereitet.“
 

Ich fuchtle noch etwas mit meinen Armen herum und schleudere die Geschosse zurück, an den Absender. Als ich lächelnd laut denke:
 

„Die werden Augen machen!“, spüre ich plötzlich, dass ich beobachtet werde und blicke sofort zu dieser Person.
 

Oh, nein. Ausgerechnet Seto Kaiba wurde Zeuge meiner Fähigkeiten. Obwohl er am heutigen Tag sowieso schon genug davon mitbekommen hat. Da bleibt mir wohl nichts Anderes übrig, als seine Erinnerung daran auszulöschen.
 

Ich lasse meinen Körper frustriert sinken, erhebe mich dann wieder, blase über meine Hand, Sternenstaub fliegt hinauf zu Seto Kaiba ins Gesicht und ich spreche:
 

„Diese Bombenabwehr war nur Einbildung. Du hast mich nicht hier stehen gesehen und die Bomben haben ihr Ziel verfehlt.“, während Theresia gerade zu mir stößt und mich antupft.
 

Mein Blick fällt sofort auf sie, als ich den Spruch beendet habe. Sie beginnt zu stottern:
 

„Hast … du … gemerkt, … dass … wir … angegriffen … wurden?“
 

Ich will auch schon bei ihr den Sternenstaub anwenden, da platzt sie heraus:
 

„Das war ja so cool. Wie hast du das gemacht?“
 

Ich frage sie ernst:
 

„Wie lange stehst du schon hier?“
 

„´Ne ganze Weile. … Echt toll, wie du die Bomben zurückgeschlagen hast.“
 

„Das hättest du nicht sehen dürfen. … Ich muss deine Erinnerung daran auslöschen.“
 

„Warum denn? Ich werde niemandem etwas sagen. Ganz ehrlich.“
 

„Darum geht es gar nicht. … Deine Gedanken könnten gelesen werden. … Es sei denn, du würdest lernen, deine Gedanken zu unterdrücken. … Morgen beginnen wir mit dem Unterricht. … Sollte es dir nicht gelingen, werde ich dir die Erinnerung daran nehmen müssen.“
 

Nach diesem Gespräch gehen wir aus.
 

***
 

Am nächsten Morgen klopfe ich, Punkt acht Uhr, an die Bürotür von Seto Kaiba und trete ein, während ich sage:
 

„Du hast dir gewünscht, mich, um diese Zeit zu sehen, Seto Kaiba? Also, hier bin ich.“
 

Er beginnt zu fluchen:
 

„Hör´ sofort auf, mich zu duzen, du bringst mich ganz aus dem Konzept.“
 

„Warum denn? Du tust es ja auch.“
 

»Verdammt gutes Argument. Das ‚du‘ ist mir so rausgerutscht. Mist. Sie irritiert mich, dass ich auch schon anfange, sie zu duzen. Keiner meiner Untergebenen hat es bisher gewagt, mich zu duzen.« denkt er sich.
 

Ich antworte darauf:
 

„Dann bin ich wohl die Erste.“
 

Er flucht wieder:
 

„Hör´ auf, meine Gedanken zu lesen. … Wieso kannst du das eigentlich?“
 

„Ist mir angeboren. … Tut mir leid, hab´ ich dich in Erregung gebracht, Seto Kaiba?“
 

„Ich bin nicht erregt, … ich bin stinksauer.“
 

Ich erwidere kalt:
 

„Oh, jetzt fürchte ich mich aber.“
 

Da höre ich plötzlich die Gedanken von Theresia, die auf dem Weg zu uns ist:
 

»Hoffentlich ist sie nicht zum Chef gegangen. Sie macht mir nur Probleme. Zuletzt werde ich vielleicht sogar noch gefeuert, wegen ihr.«
 

Ich denke laut:
 

„Oje, auch das noch. Ich muss mich verstecken.“
 

„Waaas? Warum? Vor wem denn?“ will Seto Kaiba wissen.
 

Ich verzweifele:
 

„Das wirst du gleich wissen, Seto Kaiba. Sie kommt in dein Büro.“, sehe mich um und verstecke mich hinter seinem Bürosessel, als sie zur Tür hereinkommt.
 

Sie spricht ihre Gedanken aus:
 

„Puh! Ein Glück, sie ist nicht da.“
 

„Was? Wer denn?“
 

Er denkt zu mir:
 

»Was soll dieser Unsinn?«
 

Ich denke zu ihm:
 

»Tut mir leid, Seto Kaiba, aber das ist meine beste Freundin. Sie hat mir verboten, zu dir zu kommen, weil ich dich süß finde.«
 

Er läuft rot an.
 

Theresia spricht ihn an:
 

„Ist was mit Ihnen, Chef? Sind Sie krank? … Ich wollte bloß die heutigen Akten vorbeibringen.“
 

„Schon gut. Mir geht´s gut. … Legen Sie die Akten auf den Tisch und bringen Sie mir, bitte, einen Kaffee.“
 

„Kommt sofort!“ und sie verlässt das Büro.
 

Ich komme hinter seinem Bürosessel hervor und bemerke:
 

„Es hat dir eben mächtig Spaß gemacht, mit mir Gedanken im Geheimen auszutauschen.“
 

„Unsinn.“
 

Ich erwähne verführerisch:
 

„Du bist in Erregung.“
 

„Gar nicht.“
 

Seto Kaiba wird immer nervöser, während ich ihm immer näher rücke, bis ich auf seinem Schoß sitze.
 

„Was hast du vor?“ zittert seine Stimme aufgeregt und nervös.
 

„Sieht man das denn nicht? Ich verführe dich. … Merkst du schon etwas?“
 

Ihm wird immer heißer und meint:
 

„Nein.“
 

„Lüge.“
 

„Und wie!“
 

Ich komme ihm noch näher, während wir uns in die Augen sehen und streife sanft seine Nase mit meiner. Dann küsse ich ihn auf seine Lippen. Erst drückt er mich weg, doch dann zieht er mich wieder zu sich und wir küssen uns erneut.
 

Ausgerechnet in diesem Moment platzt Theresia ins Büro, um den Kaffee zu bringen und erwischt mich, wie ich gerade ihren Chef küsse.
 

Sie ist entsetzt, schreit:
 

„Du hast mir versprochen, nicht ins Büro zu kommen. Du bist mir vielleicht eine Freundin.“, stellt den Kaffee ab und rennt nach draußen.
 

Wir lösen den Kuss, ich erhebe mich, von seinem Schoß, und stelle mich vor die Tür.
 

„Das war, von dir, jetzt wohl nicht geplant.“ bemerkt er, mir gegenüber.
 

„Ich hab´ mich hinreißen lassen. …“
 

„Lass´ sie doch. Sie wird´s verkraften.“
 

„Das hoffe ich. Denn, sie steht auf dich.“
 

„Was?“ ist er entsetzt.
 

„Ich kann mir eh denken, dass du auf so was nicht schaust. Aber, soviel ich mitbekommen hab´, sind fast alle deine weiblichen Angestellten in dich verknallt, und doch bist du ihnen ein Dorn im Auge.“
 

„Wie darf ich das denn verstehen?“ will er wissen.
 

„Du weißt es wirklich nicht, oder? … Deine ganze Belegschaft kann dich nicht ausstehen, weil du immer nur an dich selbst denkst. … Seto, … keiner wagt es, deinen Namen auszusprechen. Ist dir das niemals aufgefallen?“
 

Er wird wütend:
 

„Was du nicht sagst, … Wie ist eigentlich dein Name?“
 

Ich antworte kalt:
 

„Jenna. … Aber, das wird dir nichts sagen. … Du kennst keinen deiner Angestellten so wirklich. Denkst nicht an ihre Geburtstage, kennst nicht ihre Familienverhältnisse. … Wie willst du, also, ein guter Chef sein?“
 

Er erwidert sehr gereizt:
 

„Jetzt gehst du aber zu weit.“, steht von seinem Sessel auf und geht auf mich zu, dann platzt er heraus:
 

„Du bist gefeuert!“
 

Ich erwähne kalt:
 

„Du kannst mich nicht feuern. Ich bin keine deiner Angestellten.“
 

„Dann feuere ich halt deine Freundin.“
 

Ich werde aufgeregt:
 

„Das darfst du nicht. Sie kann nichts dafür, dass ich so bin, wie ich bin. … Ich sage immer meine Meinung.“
 

„Verlasse sofort mein Büro, …“
 

Zehn Sekunden lang lasse ich meinen Kopf neben dem Seinem erscheinen und flüstere ihm ins Ohr:
 

„Ein freundliches Lächeln würde dir viel besser stehen. … Leb´ wohl.“
 

Ich verlasse daraufhin sein Büro, schließe die Tür hinter mir und lehne mich an sie. Ich spüre, dass auch er sich danach an die Bürotür lehnt.
 

//Ich hab´ ihn beeindruckt … und ich hab´ ihn dazu gebracht, dass wir uns duzen.//
 

***
 

Der Krieg hat seit dem Vortag begonnen. Das Gebäude wird unentwegt bombardiert und die Gegenabwehr, sowie die Gegenangriffe, sind ebenfalls in vollem Gange. Jedoch haben die Schützen immer wieder Probleme mit den Kanonen.
 

Am Abend warte ich, vor dem Gebäude, auf Theresia, dort, wo die Geschütze platziert sind. Als auch Theresia das Gebäude verlässt und mich sieht, ignoriert sie mich. Ich rufe ihr unruhig nach:
 

„Bitte, warte doch! … Es tut mir leid! … Bitte, glaub´ mir!“
 

Sie dreht sich plötzlich um, lächelt mich an und meint:
 

„Ich glaube dir. …Der Chef hat sich derart über dich aufgeregt, das war nicht ohne! … Du hast ihm wieder deine Meinung unter die Nase gerieben, wie?“
 

Ich bin erleichtert:
 

„So bin ich halt.“ und lächle zurück.
 

Ich frage sie danach:
 

„Willst du, mit dem Training, gleich beginnen? … Der beste Ort ist nämlich genau hier.“
 

„Und, wenn uns eine Bombe trifft?“
 

„Sei unbesorgt! … Ich beherrsche die Bombenabwehr, wie im Schlaf.“
 

Sie schreit urplötzlich panisch auf:
 

„Oh, nein. Diese Bombe fliegt genau auf uns zu!!!“
 

Ich halte meine Hand gegen die Bombe und nehme sie aus dem Fall. Ich erwähne ernüchternd:
 

„Ein Leichtes.“
 

Ich werfe die Bombe in die Luft, wie einen Ball, und schlage sie mit der Faust wieder zurück. Die Bombe zieht einen wunderschönen blauen Lichtschweif hinter sich her, worauf Theresia erstaunt sagt:
 

„Wie wundervoll. … Du bist einfach fantastisch.“
 

Ich lache:
 

„Hihihi! … Ich hab´ etwas Magie mitgeschickt. Die Absender werden sich wundern.“
 

Kurze Zeit später erkläre ich ihr also:
 

„Wenn du bereit bist, fürs Training, dann fangen wir an. … Zuallererst müssen wir deinen Geist trainieren, dass bedeutet für dich, ein bestimmter Bewegungsablauf. … Mach´ mir einfach alles nach. … Es hat Ähnlichkeit mit Tai-Tschi.“
 

Ich mache ihr mehrmals die Bewegungen vor, bis sie sie auswendig beherrscht.
 

***
 

Die nächsten Tage trainiere ich sie sehr intensiv und jedes Mal beobachtet uns Seto Kaiba von seinem Bürofenster aus, der sich nur wundert, was wir da vor seinem Gebäude treiben.
 

Mit der Zeit beginnt sogar er in seinem Büro, die Übungen nachzumachen, weil ihm scheinbar interessiert, wozu das dienen soll. Und jedes Mal hört er mich schreien:
 

„Mehr Konzentration!“
 

***
 

Nach dem siebten Tag, erkläre ich ihr dann:
 

„Ich werde dich heute testen. Solltest du durchfallen, werde ich dir die Erinnerung an all diese Tage nehmen.“
 

Ich dringe also in ihre Gedankenwelt ein und suche nach den Informationen, die mich verraten könnten. Ich merke, dass sie sich wirklich anstrengt, und doch komme ich nicht durch. Ich antworte ihr daher:
 

„Gut gemacht! … Jedoch sollte man es dir nicht anmerken. … Daran musst du dringend noch feilen.“
 

Da kommt plötzlich ein Vertreter einer Firma an uns vorbei, der mir bekannt ist, als bösartiger Magier.
 

Ich verhalte mich daher still, weil er mich ja nicht kennt, und ich ihm nicht von vornherein schon ungut auffallen will. Ich sehe ihm nach, dann wird mir bewusst, dass er sicher Seto Kaiba aufsuchen wird.
 

//Oh, nein. Wenn der Magier seine Gedanken liest, wird er herausfinden, dass ich Fähigkeiten besitze und seine Pläne durchkreuzen könnte.//
 

Ich zappe mich in sein Büro und erkläre ihm überstürzt:
 

„Ein böser Magier ist auf dem Weg zu dir! Verrate ihm gar nichts! Und geh´ auch, auf keine Angebote von ihm ein.“
 

„Was ist los?“
 

Da klopft es auch schon an die Tür. Ich winke Seto Kaiba zum Abschied, sage:
 

„Pass auf dich auf!“ und zappe mich wieder vor das Gebäude.
 

Theresia hat gar nicht mitbekommen, dass ich für eine Minute weg war. Ich tu´ so, als wäre nichts und wir gehen gemeinsam aus.
 

***
 

Am nächsten Morgen um etwa zehn Uhr klopfe ich an die Bürotür von Seto Kaiba. Unglücklicherweise ist der Magier bei ihm und bespricht noch etwas mit ihm.
 

Ich erschrecke kurz und sage dann ganz natürlich:
 

„Chef, kann ich dich kurz sprechen?“
 

Er fragt verwundert:
 

„O…k? … Entschuldigen Sie mich, bitte, für einen Augenblick.“
 

Der Magier erwidert schleimig:
 

„Natürlich! Gehen Sie ruhig. … Ich kann das verstehen. Sie sind ein viel beschäftigter Mann.“
 

Als die Bürotür hinter uns geschlossen ist, zappe ich uns sofort in den Dschungel, weit weg vom Magier, wo er unsere Gedanken nicht mehr hören kann. Seto regt sich natürlich sofort wieder auf:
 

„Kannst du mir verraten, was hier gespielt wird?“
 

Ich werde aufgebracht:
 

„Bist du verrückt? Wieso ist der Magier immer noch bei dir?“
 

„Ich hatte noch Einiges zu klären. Und außerdem ist das ein harmloser Vertreter, einer Firma.“
 

„Du weißt gar nichts! … Er ist der bösartigste Magier, den es gibt. … Er ist hier um auszuforschen, ob Wesen seiner Sorte vor Ort sind, und zwar um sie auszulöschen. So will er verhindern, dass seine Pläne durchkreuzt werden. … Nicht mal ich bin in der Lage, seine Gedanken zu lesen. Er ist sehr mächtig und beherrscht sein Handwerk perfekt.“
 

„Du spinnst ja!“
 

„Hat er versucht, deine Gedanken zu lesen?“
 

„Mehrmals, wieso?“
 

„Da siehst du´s doch!“
 

„Ich hab´ ihn blockiert, und er hat sich darüber geärgert.“
 

Das beruhigt mich etwas.
 

//Das Beobachten hat ihm also wirklich geholfen, zu lernen, die Gedankenkontrolle abzuwehren. Er soll es mir aber selbst sagen, dass er mich beobachtet hat.//
 

„Wie darf ich das verstehen?“
 

„Ich habe dich öfters mit deiner Freundin Übungen machen gesehen und hab´ sie halt nachgemacht. Gestern aber, als du das Training beendet hattest, hab´ ich gespürt, dass ich meine Gedanken besser kontrollieren konnte. So hab´ ich dem Vertreter nur die Gedanken mitgeteilt, die für ihn nutzlos sind, bzw. hab´ ich sein Eindringen komplett geblockt.“
 

Ich bin erstaunt:
 

„Das hätt´ ich, von dir, aber nicht erwartet. … Du bist echt gut. … Sogar noch besser, als meine Freundin, und die hatte schon Probleme, die Barriere aufrecht zu erhalten.“
 

„Apropos, … Wo sind wir hier? Wir sind eindeutig nicht mehr in meinem Bürogebäude.“
 

Ich werde verlegen:
 

„Hehe! … Ich hab´ uns, aus seiner Reichweite gezappt. … Wir sind hier, mitten im Dschungel.“
 

„Das sehe ich. … Warum bist du zurückgekommen?“
 

Ich antworte stotternd, während ich überlege, was ich ihm antworten soll:
 

„Weil … weil … weil du etwas über mich weißt, was niemand wissen darf.“
 

Er schüttelt den Kopf. Im Grunde weiß er längst, was mich dazu bewegt hat, aber, dass ich das weiß, muss ich ihm ja nicht unbedingt auf die Nase binden.
 

„Beenden wir dieses Gespräch.“ meint er nur.
 

„Ok!“ sage ich dazu und zappe uns zurück vor seine Bürotür.
 

Er lächelt mich freundlich an, ich lächle zurück und er geht zurück in sein Büro. Ich lehne mich abermals gegen die Bürotür.
 

//Hach, ist er nicht süß? … Er hat mich angelächelt. … Er hat tatsächlich gelächelt.//
 

Hinter der Türe höre ich ihn sagen:
 

„Tut mir leid, dass ich Sie warten ließ.“
 

Der Magier erwidert:
 

„Kein Problem. Sie waren ja nur eine Minute weg.“
 

„Ein Streit zwischen Mitarbeitern, sie verstehen?“
 

Glücklich verlasse ich dann das Gebäude. Wegen dem Magier mache ich mir keine Sorgen, selbst, wenn er meine Gedanken mitbekommen hat, hinter der Bürotür, weiß er jetzt nur, dass es jemanden gibt, der den Chef anschmachtet.
 

***
 

Am nächsten Morgen beschließe ich, Seto Kaiba wieder heimzusuchen. Ich klopfe an seine Bürotür und trete ein. Er telefoniert gerade und er sagt ins Telefon:
 

„Die Bombenangriffe werden immer heftiger. Unsere Schützen wissen nicht mehr weiter. Wir mussten schon etliche Bereiche evakuieren. Wir können uns keine Ausfälle mehr leisten. Außerdem kommen uns die Waffen allmählich zu teuer. Dieser verfluchte Krieg.“
 

Ich werfe ein:
 

„Ich kann helfen!“
 

Er sieht zu mir und fragt mich:
 

„Was, bitte?“
 

Er sagt ins Telefon:
 

„Einen Moment, bitte!“ und schenkt mir seine Aufmerksamkeit.
 

„Das musst du mir jetzt, aber erklären!“ fordert er mich auf.
 

Ich erkläre ihm aber nur:
 

„Du hast mich, in deiner gelöschten Erinnerung, bei etwas beobachtet, was dir weiterhelfen könnte.“
 

„Du hast etwas aus meiner Erinnerung gelöscht?“
 

„Ich konnte ja nicht ahnen, …“
 

„Vergiss es.“
 

Ich blase wiederholt Sternenstaub über meine Hand und sage:
 

„Du erinnerst dich nun wieder an das Vergessene!“
 

„Aber, ja, … Ich mache dich zur Obersten meiner Elite-Einheit und zu meiner Privatsekretärin. … Ich nehme an, dass du keinen Job hast?“
 

„Ist das dein Ernst? … Ich darf bezahlt, in deiner Nähe sein?“
 

Mein Herz macht Luftsprünge, während er meint:
 

„Ich stelle dich an, auf Probe. … Deine Probezeit beläuft sich auf drei Monate. Wenn du dich bewährst, darfst du bleiben.“
 

„Juhu! … Ich bin ja so aufgeregt. … Danke, danke, danke!“ und drücke ihm einen Kuss auf seine Lippen.
 

Er wehrt mich ab und murmelt:
 

„Jetzt wundert sich wenigstens niemand mehr, warum wir uns duzen.“
 

„Hast du etwa Angst, jemand könnte vermuten, dass da was zwischen uns läuft?“
 

Er läuft knallrot an und sagt nervös:
 

„Wie kommst du denn darauf?!“
 

„Och, nur so. … Lass´ mal das Angebot vom Magier rüberwachsen.“ und winke mit dem Zeigefinger.
 

„Woher weißt du …?“
 

„Weil dein Unterbewusstsein weiß, dass du vor mir nichts verbergen musst. … Außerdem bist du nicht konzentriert. … Ich mach´ dich wohl nervös.“
 

Er schweigt mich, mit bösem Blick, an und gibt mir das Angebot in die Hand.
 

Ich lese es durch, plötzlich wird mir Einiges klar und denke laut:
 

„Jetzt weiß ich, was er vorhat. Damit darf er nicht durchkommen. … Das würde etliche Menschenleben kosten. Das wär´ beinahe Massenmord. Das kann ich auf keinen Fall zulassen. … Das Schlimmste aber ist, dass er den Krieg dazu benutzen will. Der kommt ihm natürlich wie gerufen.“
 

„Da steht aber nichts dergleichen im Angebot.“
 

„Das magisch Geschriebene kannst du nicht sehen, geschweige denn, lesen. … Würdest du diesen Vertrag unterzeichnen, darf er alles unternehmen, was er will, um dich, mit deinem Gebäude, in den Erdboden zu stampfen. … Das wäre aber nur der Anfang.“
 

„Das wäre ja furchtbar. Was kann ich dagegen tun?“
 

Ich antworte lässig:
 

„Das Beste hast du schon getan. Du hast mich bei dir angestellt. … Lass´ mich den Angestelltenvertrag unterschreiben, und ich bin an dieses Gebäude gebunden.“
 

Er legt mir einen Wisch auf seinen Tisch und drückt mir einen Stift in die Hand, während er mich ansieht. Ich fülle das Formular aus, unterschreibe und reiche es ihm, während ich verlegen wegblicke.
 

Er liest meinen Namen und meint:
 

„Das ist dein Name? Ich dachte, du heißt Jenna.“
 

Ich erwidere:
 

„Das ist mein irdischer Name. Ich heiße wirklich Jenna und ich wurde magisch geboren. Das bedeutet so viel wie, meine leibliche Mutter ist nicht meine richtige Mutter. Ich hab´s selbst erst, vor etwa einem Jahr, erfahren.“
 

Er meint interessiert und fasziniert von mir:
 

„Verstehe. … Also bist du, im Grunde, gar kein Mensch.“
 

Ich entgegne aber:
 

„Einerseits ja, andererseits nein. … Falls du das Zwischenmenschliche anspielst, dazu bin ich allemal in der Lage. Außerdem bin ich aufgewachsen, wie ein Mensch.“
 

„Nochmal zu deiner neuen Anstellung: Ich bin viel beschäftigt, nehme deshalb nicht an, dass wir uns allzu oft zu sehen bekommen. Deine Überwachung wird deine beste Freundin für mich übernehmen.“
 

Ich erwidere enttäuscht:
 

„Ok.“
 

Er meint dazu gleich:
 

„Du darfst gleich deine erste Aufgabe bewältigen. Sortiere mir doch bitte die Akten in die Ordner.“
 

„Alle Akten, die in deinem ganzen Büro verstreut liegen?“
 

Er zeigt mir alle Stapel und meint:
 

„Fang schon mal an, ich muss mich jetzt um etwas Wichtigeres kümmern.“
 

Er dreht sich um, ich schwinge meinen Finger, alles ist einsortiert und ich erkläre:
 

„Fertig. … Dein Anrufer hat mittlerweile aufgelegt und ist stinksauer.“
 

Er wird panisch:
 

„Oh, nein. Den hatte ich ganz vergessen.“
 

Er setzt sich schnell in seinen Sessel und ruft den Anrufer zurück, während ich mich in den Sessel, ihm gegenüber, platziere und dessen Gedanken mithöre.
 

Nachdem das Gespräch beendet ist, sage ich:
 

„Glaub´ ihm kein Wort. Der Magier ist bei ihm und hat sich ihm zu erkennen gegeben. Er ist jetzt unter der Kontrolle des Magiers.“
 

Seto sieht mich verwundert an und ich antworte:
 

„Auch in Gedanken kann man Magisches heraushören. … Sei auf der Hut. Er hat auch vor, dich unter seine Kontrolle zu bringen. Also trinke nichts in Gegenwart des Magiers.“
 

„Danke, aber ich pass´ schon auf mich selbst auf.“
 

//Nnnnh. Er will einfach nicht verstehen.//
 

Danach drückt er mir einen Akt in die Hand, meint:
 

„Bereite alles vor!“ und verlässt sein Büro.
 

Ich bemerke, dass er meinen Angestelltenvertrag mitgenommen hat.
 

//Er wird den bestimmt gleich weiterreichen, damit der bearbeitet werden kann. … Jetzt stehe ich also auch auf seiner Gehaltsliste. Ob Theresia davon so begeistert sein wird?//
 

***
 

Die nächsten Tage bekomme ich Seto kaum zu sehen. Die Aufgaben habe ich bisher immer mit Bravour gemeistert und Theresia beobachtet mich ständig, wie ich mich so mache.
 

Selbst die Bombeneinschläge sind Geschichte und die beschädigten Gebäude durch mich wiederaufgebaut und nutzbar, wovon Seto leider noch nichts mitbekommen konnte, weil er auch öfters Auswärts unterwegs ist.
 

Jedes Mal, wenn Seto unterwegs ist, bin ich sozusagen der Chef und alles hört auf mich. Das tun sie aber nur, weil er mich zu seiner Privatsekretärin gemacht hat, und seine Untergebenen nicht ahnen, dass ich erst nur auf Probe hier angestellt bin. Wenn er das wüsste, was ich alles hinter seinem Rücken gemacht habe, würde er erstaunt, aber vielleicht auch entsetzt sein.
 

Zumindest läuft jetzt alles, mit meiner Hilfe, viel geschmierter. Auch, wenn ich noch in der Probezeit bin, hat Theresia nach wenigen Tagen bereits aufgehört, mir über die Schulter zu sehen, weil sie begriffen hat, dass ich meine Arbeit sogar besser mache, als sie selbst.
 

***
 

Nach der zweiten Woche meinte sie sogar, dass ich locker den Chef ersetzen könnte und eine perfekte Führungskraft wäre. So ist es, wie es kommen musste. Alle verlassen sich nur mehr auf mich und meine Entscheidungen. Alle kommen zu mir, wenn sie nicht weiterwissen.
 

***
 

Als eines Tages Seto von einem längeren Auslandsaufenthalt zurückkommt, ist es, für mich, wie ein Traum, ihn wieder zu sehen. Die Mitarbeiter, denen er über den Weg läuft, sprechen ihn sofort an, wegen mir.
 

Als ich ihn vor seinem Büro, am Gang, mit zwei Mitarbeitern sprechen sehe, entkommt meinen Lippen ein:
 

„Seto.“
 

Er dreht sich zu mir und denkt:
 

»Sie ist noch schöner geworden und scheint echt alles im Griff zu haben.«
 

Ich fühle mich geschmeichelt und werde rot. Ich lasse mir aber nicht anmerken, dass ich seine Gedanken gelesen habe. Er erwidert dann rasch:
 

„Was gibt´s denn?“
 

Ich flüstere ihm zu:
 

„Es geht um die Probezeit. Sie ist heute zu Ende.“
 

Er erwidert geschockt:
 

„Was? Schon? … Da müssen wir natürlich sofort was unternehmen.“
 

Ich begleite ihn in sein Büro, er setzt sich sofort an seinen Computer und beginnt zu schreiben. Ich setze mich derweil in den Sessel ihm gegenüber.
 

//Hat er mich denn überhaupt nicht vermisst? Er war schließlich jetzt zwei Monate im Ausland. … Na, toll. Er hat seine Gedankenblockade aufgebaut. Er will anscheinend nicht, dass ich seine Gedanken lese. Vermutlich hat er doch mitbekommen, dass ich seine Gedanken gehört habe, vor dem Büro vorhin. … Ich trau´ mich aber nicht, jetzt irgendetwas zu sagen. … Warum aber nur? … Gott, hab´ ich ihn vermisst. … Warum denke ich bloß so was? … Ich hasse Gedankenblockaden. Da fange ich immer an, soviel Blödsinn zu denken. Kann aber nicht mehr damit aufhören. … Warum sagt er nicht endlich, etwas zu mir?//
 

Dann drückt er mir unerwartet auch schon den Ausdruck in die Hand zum Unterschreiben und meint:
 

„Da du die zwei Monate, die ich im Ausland war, anscheinend meinen Job übernommen hast, bekommst du ab sofort erstens eine Gehaltsnachzahlung und zweitens eine Beförderung zur Vizepräsidentin dieser Firma, sowie das entsprechende Gehalt dazu.“
 

Ich starre ihn, mit offenem Mund, an und bin sprachlos.
 

Er sieht mich verwundert an, weil er merkt, dass ich sprachlos bin und meint daher:
 

„Du musst nur hier unterschreiben.“
 

Nervös nehme ich den Stift in die Hand und beginne zu zittern.
 

//Das bedeutet, dass ich der Chef bin, wenn er nicht da ist. … Ich fange wirklich groß an. … Das hat bisher bestimmt noch nie jemand geschafft, so einen großen Karrieresprung zu machen. Der reinste Wahnsinn. … Ich hab´ ja als Privatsekretärin schon gut verdient (2.000,-- Netto), aber als Vizepräsidentin? … Puh! … Ich darf gar nicht daran denken.//
 

Ich unterschreibe, lege den Stift zur Seite und er steht auf, um mir die Hand zu schütteln, zur Gratulation.
 

Als er mir seine Hand entgegenstreckt, umarme ich ihn ohne Umschweife, beginne zu weinen aus Freude und sage:
 

„Danke!“, weil er mir so bewiesen hat, dass er meine Arbeit schätzt.
 

Ich spüre Theresia zur Tür hereinsehen, weil Seto Kaiba vergessen hatte, sie ganz zu schließen, und höre ihre Gedanken.
 

»Mir war von vornherein klar, dass sie, bei ihm, ihren Eindruck hinterlassen hat. Aber, ich bin drüber hinweg. … Ich wünsche mir, von ganzen Herzen, dass sie mit ihm glücklich wird.«
 

Ich blicke zum Türspalt, während ich Seto Kaiba noch umarme, und zwinkere ihr zu, als Dank. Das bedeutet für mich, die Erlaubnis, ihn für mich zu beanspruchen.
 

Als er merkt, dass ich Tränen in den Augen habe, versucht er mich zu trösten, streicht mir übers Haar und ich versuche ihn, solange, wie nur irgend möglich festzuhalten.
 

Dann löst er allerdings die Umarmung, reibt meine Arme auf und ab und fragt mich:
 

„Alles ok?“
 

Ich lache mit den Tränen im Gesicht und antworte:
 

„Ja, alles bestens.“
 

Daher meint er:
 

„Dann darfst du jetzt wieder an die Arbeit gehen und die Geschütze unterstützen.“
 

Ich nicke und verlasse sein Büro. Ich wollte zwar, mit ihm, meine Beförderung feiern, werde sie aber dann doch nur mit Theresia begießen.
 

***
 

Die Monate vergehen, ich verbringe nun, nur mehr Zeit bei den Geschützen, schwinge aber immer nur, bei jedem Angriff, den Finger, aus Langeweile, wenn mich niemand dabei beobachtet, und bekomme Seto Kaiba fast überhaupt nicht mehr zu Gesicht, weil er hauptsächlich in seinem Büro zu tun hat.
 

Eines Tages langt es mir und will zu seinem Büro gehen, um ihm zu sagen, dass ich ihn vermisse, und dass ich im Gebäude etwas zu tun haben will.
 

Als ich bereits auf dem Weg zu seinem Büro bin, erblicke ich ihn aber, wie er gerade am Gang mit zwei Mitarbeitern spricht. Ich sehe ihn an und merke erst jetzt, wie sehr ich ihn eigentlich vermisst habe. Ich beobachte ihn eine ganze Weile, weil ich nicht weiß, was ich sagen bzw. wie ich anfangen soll.
 

Ohne es zu ahnen, beginnt er aber meine Aura wahrzunehmen und spürt meine Gegenwart, was ich natürlich sofort bemerke. Er beginnt dieses Gefühl zu genießen, denn er streckt seinen Rücken und schließt seine Augen für kurze Zeit, beim Einatmen.
 

Ein Mitarbeiter fragt ihn daraufhin:
 

„Ist alles in Ordnung mit Ihnen, Chef?“
 

Beim Ausatmen lächelt er seine zwei Mitarbeiter an, meint:
 

„Alles bestens!“, dreht seinen Blick zu mir und lächelt mich danach an.
 

Verlegen, meinen Kopf etwas gesenkt, lächle ich zurück. Er fragt mich:
 

„Brauchst du was von mir?“, während er die Mitarbeiter wegwinkt.
 

Ich antworte frech:
 

„Ja.“
 

Er entgegnet mir:
 

„Du kannst alles von mir haben, was du willst.“, nachdem die Mitarbeiter gegangen sind.
 

Ich erwidere zynisch:
 

„Wirklich alles?“, und nähere mich ihm, bis ich mit meinen Händen seine Brust berühre, und fahre fort,
 

„Auch dich?“.
 

Er meint auf die Schnelle:
 

„Wir gehen besser in mein Büro, bevor uns noch jemand sieht.“ und geht rückwärts in sein Büro, während ich ihm folge.
 

Hinter mir schlage ich die Tür zu und er geht weiter rückwärts, bis er an seinen Schreibtisch stößt. Das ist natürlich meine Chance.
 

Ich streichle mit meiner Hand über seine Wange und küsse ihn kurz auf seine Lippen. Da er mit seinen Händen rückwärts abgetastet hat, nimmt er nun seine Arme, umschlingt mich, drückt mich an sich und wir küssen uns abermals, doch diesmal vertiefen wir den Kuss und küssen uns sehr leidenschaftlich.
 

Dann sage ich zwischendurch, während ich beginne, ihm seinen Mantel auszuziehen:
 

„Ich hatte so Sehnsucht nach dir.“
 

Er gesteht mir ebenfalls:
 

„Und ich erst. Ich hab´ dich nur nach draußen abkommandiert, um nicht in Versuchung zu geraten.“, während er mich ebenfalls auszuziehen beginnt.
 

Wir küssen uns immer wilder und ziehen uns immer mehr Kleidungsstücke aus, bis wir vollkommen nackt sind und beginnen, uns abwechselnd zu streicheln und zu verwöhnen.
 

Allmählich verschwinden wir hinter seinem Schreibtisch, er entjungfert mich und wir schlafen miteinander.
 

Nachdem wir beide befriedigt sind, kuscheln wir noch etwas miteinander, als es plötzlich an der Tür klopft. Wir sehen uns um und stellen fest, dass wir eine ganz schöne Unordnung veranstaltet haben.
 

Die Zeit, alles wieder in Ordnung zu bringen, und uns wieder anzuziehen ist viel zu kurz, daher schwinge ich nur kurz meinen Finger und alles ist, wie es zuvor war.
 

Es klopft abermals an der Tür, dann tritt eine elegante schmächtige Dame herein. Ihr Blick fällt sofort auf mich. Seto entkommt sofort:
 

„Tantchen.“, dann wendet er sich an mich, „Du gehst jetzt besser.“
 

Diese aber meint:
 

„Aber, nicht doch. Bleib´ doch noch.“
 

Wir funkeln uns gegenseitig böse an. Ich schnauze sie an:
 

„Du! … Du erbärmliche Zauberin.“
 

„Na, na, na. Wie sprichst du denn mit deiner liebsten Rivalin, Jenna-Mäuschen.“
 

„Nenn´ mich nicht so, Trunhild-ilein. Außerdem bist du es gar nicht würdig, Zauberin genannt zu werden.“
 

Und wieder sprühen Funken zwischen uns. Dann blickt sie zu Seto und merkt, dass dieser besorgt dreinsieht, aber nicht wegen ihr, sondern wegen mir.
 

Sie sagt sofort:
 

„Du liebst diese unverfrorene Magierin?“
 

Ich sehe zu ihm stutzig rüber und höre, wie er sagt:
 

„Ja, das tu´ ich! … Dir kann man sowieso nichts vormachen! … Aber, wie kommt es, dass ihr beide euch kennt?“
 

Seine Tante beginnt zu erzählen:
 

„Vor einem Jahr wurden wir beide zum Hexenrat berufen. Sie war natürlich neu in diesen Gefilden, da sie erst kürzlich davor von ihren magischen Kräften erfahren hatte. Ich wurde zu ihrer Ausbilderin ernannt. Wir hatten keine Probleme miteinander, bis ich eines schönen Tages …“
 

Ich rede für sie weiter, weil ich merke, dass sie sich damit schwertut:
 

„Du hast die Regeln verletzt, indem du dich in einen Menschen verliebt hast, dem du nichts verheimlicht hast.“
 

Sie spricht weiter:
 

„Ich konnte ja nicht ahnen, dass er mich verrät.“
 

Seto wirft ein:
 

„Was ist passiert?“
 

Ich erkläre ihm:
 

„Sie wurde vom Hexenrat verstoßen und ihr wurden ihre magischen Kräfte genommen. … Nur die seelenspezifischen magischen Kräfte bleiben.“
 

Sie erwähnt mir:
 

„Du weißt, dass dein Unterfangen, dir auch zu Schulden kommen wird?“
 

Ich erwidere ihr nüchtern:
 

„Ich stehe, zu meiner Liebe, zu diesem Menschen.“
 

„Er wird dich ebenso verraten, wie einst mein Liebster. Er wird es selbst nicht einmal merken, … dann ist es aber zu spät.“
 

Ich erwidere erbost:
 

„Ich weiß, worauf du anspielst. … Mir ist nicht entgangen, dass sich Magico hier im Land aufhält.“
 

„Er ist noch mächtiger geworden. Mächtiger als du. Du kannst deinen Menschen vielleicht nicht vor ihm schützen.“
 

„Ich werde alles tun, was ich kann.“
 

„Das könnte nicht genug sein. Du weißt doch, dass Magico alle Magier auslöschen will, um die Alleinherrschaft an sich zu reißen. … Du warst bisher die Mächtigste von uns allen. Du kannst ihn nicht allein besiegen.“ und fügt gedanklich an:
 

»Wenn du nichts dagegen hast, dann würde ich …«
 

„Du willst mir tatsächlich helfen?“
 

„Er tat es ja nicht absichtlich. Und die Zeit, die wir gemeinsam verbracht haben, waren wir wirklich sehr glücklich.“
 

„Ich danke dir.“
 

Seto wirft verwirrt ein:
 

„Und ich kenn´ mich nicht mehr aus, wovon ihr eigentlich redet.“
 

Ich erkläre ihr:
 

„Er kann, als Mensch, ja nicht Gedankenlesen. Aber, er kann zumindest die Gedankenkontrolle blockieren.“
 

Sie wendet sich an Seto:
 

„Hey, das ist echt gut. … Hätt´ ich von dir gar nicht erwartet.“
 

Seto gesteht:
 

„Hab´ ich mir abgeguckt.“ und ich grinse, während ich erwähne:
 

„Abgucken alleine, hält aber die Gedanken nicht zurück.“
 

Da meint Trunhild unerwartet:
 

„Hach, ihr gebt ja ein so schönes Paar ab.“
 

Ich erwähne zu Seto:
 

„Ich werde dir alles beibringen, was du wissen musst, um dich vor Magico schützen zu können.“
 

Trunhild meint dazu:
 

„So ist´s recht.“ und lächelt.
 

Danach überreicht sie Seto einen Ring und sagt:
 

„Gib´ Jenna, bitte, diesen Ring, zu eurer Hochzeit. … Denn, vor mir, könnt´ ihr nichts verbergen.“
 

Ich beginne zu stottern:
 

„Aber, … aber, … Aber, das ist doch … dein magischer Ring. … Der Ring, den du … von deinem Liebsten bekommen hast. … Der Ring, … der nie deinen Finger berührt hat, weil die Hochzeit ins Wasser gefallen ist, weil Magico deinen Liebsten in seine Kontrolle gebracht hat.“
 

Trunhild beginnt zu weinen:
 

„Wo er noch immer ist.“
 

„Ich verspreche dir, ich werde Magico eines Tages unschädlich machen und seinen Zauber brechen. … Dann sind alle Menschen, die er je unter seine Kontrolle gebracht hat, befreit.“
 

Wir nehmen uns gegenseitig in die Arme, versprechen uns, wieder Freunde zu sein, und verabschieden uns voneinander. Ich rufe ihr noch nach:
 

„Ich danke dir für alles. Leb´ wohl!“
 

***
 

Von diesem Tag an komme ich jeden Tag in Seto´s Büro, um miteinander zu trainieren und Abwehrtechniken zu lernen, sowie, uns unsere Liebe zu beweisen, in dem wir miteinander schlafen.
 

Mit der Zeit lädt er mich auch zu sich nach Hause ein, wo ich auch öfter übernachte. Und hin und wieder nehme ich ihn mit, zu mir nach Hause, um ihn mit meinen leiblichen Eltern bekannt zu machen, die natürlich nicht wissen, dass ich eigentlich eine Magierin bin.
 

***
 

Viele Wochen vergehen, als Magico einmal ohne Verkleidung auf das Grundstück Seto´s Bürogebäude kommt, um ihn anscheinend aufzusuchen. Aber, da ich bei den Geschützen stationiert bin, muss er erst an mir vorbei, ehe er das Gebäude betreten kann. Er sieht mich an und ich erkläre ihm:
 

„Wir mögen bei uns keine Magier.“
 

Magico erwidert:
 

„Vorlautes, freches Ding.“ und lässt einen Zauber auf mich los, der mich zwar trifft, mir aber nichts ausmacht, also tue ich so, als, ob ich in einen Schlaf fallen würde.
 

Als er im Gebäude ist, zappe ich mich schnell zu Seto und erkläre:
 

„Schatz, bring´ dich schnell in Sicherheit. Magico kommt, als er selbst, zu dir rauf.“
 

„Was soll ich denn tun?“
 

„Verhalte dich normal. Im Notfall wende alles an, was ich dir beigebracht hab´. … Vor allem aber, verrate unter gar keinen Umständen, dass ich eine Magierin bin, selbst, wenn es dein Leben kostet. … Ich kann dich ins Leben wieder zurückholen.“
 

„Hast du schon öfter erwähnt. … Ich werde dich beschützen, selbst, wenn ich mein Leben dafür lassen muss.“ und danach zappe ich mich wieder vor das Gebäude, wo die Geschütze stationiert sind.
 

Ich mache mir ernsthafte Sorgen um Seto.
 

//Was, wenn Magico magisch auf ihn einredet und ihn hypnotisiert. Dann kann er seinem eigenen Willen nicht mehr gehorchen.//
 

Besorgt lausche ich heimlich die Gedanken beider und bekomme so mit, was Magico zu Seto sagt:
 

„Wenn du dein Leben gibst, wie willst du je glücklich mit ihr werden. Weißt du denn nicht, dass das Wiederbeleben Nachwirkungen hat? Man muss nämlich das eigene Leben für ein anderes geben.“
 

Plötzlich scheint Seto klar zu werden, wie sehr ich ihn lieben muss, weil ich bereit wäre, mein Leben für seins zu geben. Da wird mir allerdings klar, dass er das niemals zulassen würde und mich daher verraten wird, denn der Magier lässt natürlich die Ausnahme weg, die für uns eine große Rolle spielt. Und zwar die wahre Liebe, die ihn mit einem Kuss wieder zum Leben erweckt hätte. In dem Fall wäre ich das gewesen. Ich nehme allerdings an, dass Magico an alles gedacht hat und erreichen will, dass Seto sich in eine von seinen Marionetten verliebt, weil der Magier glauben könnte, dass Seto schwach ist und mich betrügen würde.
 

//Aber, was wäre, wenn Seto wirklich schwach ist? Wie schrecklich. Daran darf ich gar nicht denken, denn Magico weiß immer, was er tun muss, um an sein Ziel zu kommen.//
 

Dann höre ich, wie Seto dennoch sich weigert, etwas zu verraten, weil er es mir doch versprochen hatte.
 

//Ich muss was tun, aber unauffällig, als Mensch getarnt, bevor Magico ihn noch umbringt.//
 

Schnell eile ich zu Fuß hinauf in sein Büro. Wider Erwarten, trifft zur gleichen Zeit auch Trunhild ein, um die Situation für uns zu retten. Ich betrete das Büro und tu´ so, als wär´ ich ein Mensch:
 

„Hey, Sie! … Was haben Sie meinem Chef angetan?“
 

Seto kniet am Boden und hält sein Herz fest. Ich frage Seto:
 

„Geht´s Ihnen gut, Chef?“
 

Seto sieht mich bitter lächelnd an und sagt schmerzensgeplagt:
 

„Das wird wieder. Machen Sie sich keine Sorgen.“
 

Magico lacht höhnisch:
 

„Hahaha! Ihr erbärmlichen Menschen. Ihr wisst überhaupt nichts!“
 

Ich will mich schon beinah verraten, da platzt Trunhild plötzlich herein und erklärt:
 

„Du wirst diese Menschen gefälligst in Ruhe lassen!“
 

Magico erwidert nur:
 

„Ah, meine liebste Trunhild. Auf dich hab´ ich schon sehnsüchtig gewartet.“
 

Sie funkelt ihn böse an.
 

//Sie hasst ihn, weil er ihr, ihren Liebsten weggenommen hat, aber sie geht ein ganz schön großes Risiko ein, sich mit ihm anzulegen, wo sie doch nicht im Besitz ihrer Magie ist.//
 

„Gute Frau, bitte kommen Sie nicht näher. Dieser Herr hat soeben meinen Chef verletzt. Es handelt sich hier um einen Magier. Gehen Sie und rufen Sie lieber die Polizei.“ quatsche ich drauf los, um Magico etwas abzulenken.
 

Verärgert blickt sie zu mir und erwidert:
 

„Mischen Sie sich gefälligst nicht in meine Angelegenheiten. Ich habe noch eine Rechnung mit diesem Herrn Magier zu begleichen.“
 

„Aber, diese Rechnung kann doch nicht wichtiger sein, als ihr eigenes Überleben. Denken Sie doch nur an die Menschen, die Ihnen nahestehen. Ihre Familie wird bestimmt um Sie trauern.“
 

„Das ist allein meine Sache.“
 

Ich verstumme, weil ich nicht mehr weiß, wie ich ihr ihre Idee wieder ausreden kann.
 

//Sie wird sich opfern. … Hmmm. … Andererseits stellt sie sich eben als perfekten Köder heraus. Ob Magico unvorsichtig wird, wenn er drauf einsteigt? … Vorher sollte ich allerdings Seto aus seiner Reichweite bringen. Und zwar unbemerkt.//
 

Ich baue eine holografische Darstellung magisch von Seto und mir auf und mache uns selbst unsichtbar.
 

//Bis Magico das checkt, sind wir längst außer Reichweite.//
 

Leise und vorsichtig, bringe ich Seto aus dem Büro, dann zappe ich uns wieder in den Dschungel. Erst jetzt kann ich mich um Seto kümmern.
 

„Seto, tut´s sehr weh?“ frage ich ihn besorgt.
 

Er ist schon stark geschwächt, schüttelt aber den Kopf.
 

„Er … hat mir … den Todesstoß versetzt.“
 

Ich sehe ihn mit gerunzelter Stirn an und erwidere:
 

„Das kann er gar nicht. … Menschen kann er damit nicht töten.“
 

Beschämt sieht er weg und unkontrolliert werden Bilder in meinen Kopf projiziert. Bilder aus dem Leben von Seto:
 

Ich sehe seinen 15. Geburtstag vor mir ablaufen, danach Tage später, wie er entdeckt, dass er Magie besitzt. Seine Eltern haben auf seine Erkenntnis eher negativ reagiert und wollten ihn nicht mehr als seinen Sohn akzeptieren.
 

Später erfuhr er dann, dass es sich dabei nicht um seine richtigen, also magischen, Eltern handelte, und hat sein Leben selbst in die Hand genommen. Er hatte sich allerdings geschworen, niemals mehr Magie zu nutzen, geschweige denn, etwas über Magie zu lernen.
 

Eines Tages tauchte dann seine magische Tante auf, die alles mitbekommen hatte und wollte ihn in der Magie unterrichten, doch er weigerte sich. Sie hatte seine Entscheidung akzeptiert und beschlossen, ihn zu schützen, indem niemand, wirklich niemand jemals erfährt, dass er kein Mensch ist.
 

Als die Bilder sich wieder auflösen, habe ich Tränen in meinen Augen und er blickt wieder zu mir. Er hat also, für sich entschlossen, mir anzuvertrauen, dass er kein Mensch ist. Dann muss er mir wirklich vertrauen und mich sehr lieben.
 

Ich lege meine Hand auf seine, die er auf sein Herz drückt. Ich helfe ihm, sich hinzulegen und einen Baumstamm nutze ich als Rückenlehne.
 

„Wie ausgeprägt ist deine Magie?“ frage ich ihn sofort.
 

„So gut … wie gar nicht.“
 

„Dann gibt es Hoffnung für dich.“
 

Ich reibe meine Hände, bis sie grün zu leuchten beginnen und Seto hebt verwundert eine Augenbraue.
 

„Ich wusste nicht, … dass Magier … so was können?“
 

Ich grinse leicht und antworte ihm:
 

„Können sie auch nicht. Das … kann nur ich. … Lass´ die Magie in deinem Körper jetzt voranschreiten. Begleite sie und behalte sie im Auge, dann wirst du gleich etwas mitbekommen. Lass´ meine Magie in dich eindringen.“
 

Er nimmt daraufhin seine Arme von seinem Körper und legt sie seitlich neben sich ab. Ich merke, wie er sich fallen lässt. Jetzt muss ich ihn nur noch auffangen.
 

Dazu lege ich meine glühenden Hände an seinen Bauch und streiche hinauf zu seinem Brustkorb. Dort ziehe ich Kreise Richtung seines Herzens. Nun schließe ich meine Augen und verfolge die Laufbahn meiner Magie, um die Magico´s finden zu können und einzudämmen.
 

Magico´s Magie ist zwar schneller unterwegs, als Seto ihn verfolgen kann, aber, ich bin um einiges flotter. Seto´s Magie wirkt wirklich sehr unerfahren. Aber, da steckt eine Menge Potenzial drin. Er könnte vielleicht sogar stärker als Magico selbst sein. Ist das der Grund, warum er Seto ausschalten wollte? Weil er für ihn eine Gefährdung darstellt?
 

Ich ärgere mich darüber und lasse meine Wut an seiner Magie aus. Da Magico´s Magie allerdings Mätzchen macht, werde ich noch wütender. Jetzt lege ich noch meine Geheimwaffe dazu. Ich küsse Seto und meine Magie wird durch die Liebe noch stärker. So schaffe ich es dann doch noch, Magico´s Magie zu besiegen.
 

Ein Ruck geht durch Seto´s Körper und meine Magie zieht sich durch Seto´s Mund aus seinem Körper, dann durch meinen Mund wieder zu mir zurück.
 

„Was sollte das?“ fragt er mich dann.
 

„Meine Heilmagie ist leider abhängig von meinen Emotionen. Umso intensiver ich etwas fühle, desto stärker wird sie. … Die Magie, die du eben kennen gelernt hast, ist eine reine Heilmagie, was du bestimmt schon an der Farbe erkannt hast. … Neutrale Magie ist blau, … gute Magie ist gelb … und Magie, die aus Hass, Wut, oder im Zorn angewendet wird, ist rot. … Schwarz hingegen ist nur eine Magie. … Die, des Todes.“
 

Er sieht mich nur aufmerksam an und richtet seinen Oberkörper auf.
 

„Wenn … Hm. …“
 

Ich weiß nicht, wie ich ihn fragen soll.
 

„Was willst du mich denn fragen?“
 

„Ich weiß noch nicht, wie ich die Frage formulieren soll. … Ich fang mal so an. … Du hast dich früher doch dagegen entschieden, mit Magie zu tun haben zu wollen.“
 

Er nickt.
 

„Aber jetzt bist du bereit, Magie von mir zu lernen?“
 

Wieder nickt er.
 

„Warum?“ frage ich dann, weil er nicht von selbst anfängt zu reden.
 

Denn ich weiß, dass er vorhin Gedanken gelesen hat, sonst hätte er nämlich nicht gewusst, dass mir eine Frage auf der Zunge gebrannt hat. Und jetzt weiß er auch, dass ich es weiß.
 

»Hör auf, meine Gedanken zu lesen, denn, sonst können wir unser Gespräch gleich in der Gedankenwelt abhalten.«
 

»Sorry.« kommt von ihm zurück.
 

Dann beginnt er auch endlich zu erklären:
 

„Ich hab´ dir doch versprochen, dich zu beschützen. Wie soll ich dich aber denn beschützen, wenn du eher mich beschützen musst. Daher habe ich beschlossen, meine Magie kennen zu lernen und sie zu trainieren.“
 

„Jetzt weiß ich wenigstens, warum du schneller gelernt hast, als meine beste Freundin. … Menschen brauchen nämlich grundsätzlich länger, um Abwehrtechniken zu erlernen, um sich vor Magiern schützen zu können. Beziehungsweise schützen wir uns so selbst, dass wir nicht verraten werden können. Wir sind hier in der Menschenwelt nämlich nicht gern gesehene Wesen. … Manchen sieht man nämlich sofort an, dass sie magisch veranlagt sind. Die protzen nämlich sogar noch damit, wie toll sie nicht die Magie beherrschen. Ich hatte solche leider in meiner Schule, während Trunhild meine persönliche Ausbilderin war. … Ich muss aber gestehen, dass ich irgendwie schon vermutet habe, dass du kein gewöhnlicher Mensch sein kannst. Mich hat nämlich stutzen lassen, dass du das Blocken perfekt beherrschst, um sogar Magico zu täuschen, während Theresia immer noch damit zu kämpfen hatte, die Blockade aufrecht zu erhalten. … Du hast bestimmt meine Gedanken gelesen, um zu erfahren, was du tun musst, hab´ ich nicht Recht? Und du wusstest, dass ich weiß, dass du mich beobachtest.“
 

Er schließt die Augen, öffnet sie wieder und antwortet:
 

„Ja, du hast mich erwischt. Ich setze hin und wieder die Fähigkeit ein, Gedanken zu lesen. Aber, auch erst, seit ich das erste Mal deine Aura gespürt habe. Und da du nicht wusstest, dass ich kein Mensch bin, hast du deine Gedanken auch nicht zurückgehalten.“
 

Sofort werde ich knallrot im Gesicht und verstecke es in meinen Händen.
 

//Wie peinlich. Ich denke doch immer nur Blödsinn.//
 

„Aber, nicht doch. Ich fand´s eher amüsant, zu Beginn, als du meintest, mich als süß zu bezeichnen. … Aber mit der Zeit, wurde dieses Amüsement zu richtiger Interesse und ich hab´ mich immer mehr zu dir hingezogen gefühlt, bis mich sogar die Sehnsucht nach dir heimsuchte. Ich wollte in deiner Nähe sein, konnte aber nicht riskieren, mich als magisches Wesen zu enttarnen. … Ich habe, bis jetzt, immer wie ein Mensch gelebt, sodass ich irgendwann selbst der Meinung war, einer zu sein. Nur, wenn hin und wieder Tantchen Trunhild auftaucht, zerplatzt meine Traumblase. … Du … hast mir einen neuen Traum geschenkt. … Dich, an meiner Seite zu wissen. Dich, zu beschützen und für dich da zu sein. … Du bist mein neuer Traum. … Ich liebe dich und will nichts vor dir geheimhalten.“
 

Ich erwidere auf seinen Vortrag hin:
 

„Aber, du weißt doch noch, so gut wie, gar nichts von mir.“
 

„Wir sind auch noch gar nicht so lange zusammen. Das kommt alles mit der Zeit, bis wir bereit sind, uns dem Anderen zu offenbaren. Für mich war die Zeit jetzt gekommen, dir alles zu sagen, da ich dachte, sterben zu müssen.“
 

„Dann haben wir beide vom Anderen etwas Neues kennengelernt.“ lächle ich ihn an.
 

Er nickt und erwidert mein Lächeln. Danach legt er einen Finger unter mein Kinn und küsst meine Lippen.
 

Plötzlich durchschießt mich ein Gedanke.
 

»Magico ist weg. Kommt zurück. Seid aber vorsichtig, damit er euch nicht entdeckt.«
 

„Trunhild.“
 

Ich nehme seine Hand und zappe uns zurück in sein Büro. Vorsichtig blicke ich mich um, dann entdecke ich Trunhild am Boden liegend und schmerzleidend. Ich frage sie sofort:
 

„Hat er dir den Todesstoß versetzt?“
 

Sie schüttelt den Kopf und krächzt geschwächt:
 

„Er hat mir nur schwer zugesetzt. Er meinte, er bräuchte mich noch, um zu leiden.“
 

„Magico hatte, als er dich erblickt hat, wie ich ihn vorhin durchleuchtet hab´, noch alte Rachegelüste auflodern. Hast du ihm vor längerer Zeit mal irgendetwas angetan? Oder deine Familie vielleicht? Er hegt eindeutig Hass gegen dich.“
 

„Ah, jetzt weiß ich es wieder. Dieser Hass gilt nicht mir, sondern meinem Liebsten. Er quält meinen Liebsten, indem er mich leiden lässt. Und ich leide, weil mein Liebster nicht bei mir sein kann und unter Kontrolle dieses größenwahnsinnigen Magiers steht.“
 

„Verstehe. … Die ganze Sache tut mir irgendwie leid für dich.“
 

„Schon gut. Nimm´ mir jetzt, bitte, meine Schmerzen.“ fügt sie noch schnell an.
 

Ich verdrehe meine Augen, reibe meine Hände und lege sie auf ihren Bauch. Danach kann man mitverfolgen, wie sich die grüne Magie über Trunhild´s ganzen Körper ausbreitet.
 

Nachdem sie keine Schmerzen mehr verspürt, erhebt sie sich vom Boden und steht auf.
 

„Was machen wir jetzt?“ wirft nun Seto in den Raum, dem es wieder gutgeht.
 

„Ich habe nicht die leiseste Ahnung.“, gebe ich zur Antwort, „Wir wissen weder, wo er sich im Augenblick aufhält, weder, wo sein Versteck ist.“
 

„Wir wissen auch nicht, wie wir gegen ihn angehen können.“ fügt Trunhild an.
 

„Wir müssen leider auf den nächsten Zug seinerseits warten. Ich konnte in dem Vertrag zwar lesen, was er vorhat, habe aber keine Ahnung, wie man das verhindern soll. … Am besten wäre es, wir würden direkt gegen ihn kämpfen, doch allein habe ich keine Chance gegen ihn. … Aber, mit dir an meiner Seite könnten wir siegen.“ deute ich auf Seto.
 

„Wie stellst du dir das vor? Ich kann meine Magie nicht kontrollieren.“
 

„Ich werde dich trainieren.“
 

„Wir werden dich trainieren.“, korrigiert mich Trunhild, „Ich war einst deine Ausbilderin und kann dich anleiten, was der Reihe nach gelernt werden muss, um nicht in durcheinander zu kommen.“
 

„Das ist eine tolle Idee. Danke, Trunhild.“ erkläre ich.
 

„Werde ich hier auch mal gefragt, ob ich das überhaupt will?“ wirft Seto die Frage auf.
 

Wir antworten im Chor:
 

„Nein.“
 

Dann kläre ich ihn auf:
 

„Ich dachte, du wolltest mich beschützen können. Das ist deine Möglichkeit dazu. … Der Kampf, der auf uns zukommt, geht auf Leben oder Tod. Entweder wir siegen, oder wir verlieren unser Leben. Das spricht der Kodex. Und an den, müssen wir uns halten.“
 

„Du vergisst, zu bedenken, … wenn ihr zu zweit gegen ihn antretet, darf er ebenfalls einen weiteren Mitstreiter als Unterstützung wählen.“ meint Trunhild.
 

Ich erwidere:
 

„Und ich weiß sogar schon, wen er wählen wird, wenn du anwesend bist.“
 

Sie reißt geschockt ihre Augen auf, ihr entkommt ein entsetztes:
 

„Nein.“ und sie fällt auf die Knie.
 

„Du wirst ihn, nach so langer Zeit, endlich wiedersehen.“ erwähne ich ihr.
 

Sie blickt zu mir auf und hat Tränen in ihren Augen.
 

„Eineinhalb Jahre, Jenna.“ kommt tonlos über ihre Lippen.
 

„Ich weiß. … Es ist längst Zeit, dass wir etwas unternehmen, damit du deinen Liebsten wiederbekommst.“
 

Seto kniet sich neben seine Tante und versucht sie zu trösten:
 

„Tante Trunhild, ich hatte ja keine Ahnung. Ich werde mein Bestes geben, um die Zauberei zu lernen und mit meiner Magie umzugehen. … Wir holen meinen zukünftigen Onkel wieder zurück.“
 

Mit einem kleinen hoffnungsvollen Lächeln blickt sie zu ihm.
 

„Ich danke dir, Seto, für diese aufmunternden Worte. … Wir sollten uns einen Plan überlegen, den wir umsetzen, um Magico ein für alle Mal loszuwerden.“
 

Da werfe ich ein:
 

„Och, es reicht doch schon, wenn er vom Hexenrat verwiesen und seiner Macht beraubt wird. … Bis jetzt hatte man nie Beweise gegen ihn, dass er der Magiermörder ist, obwohl alle es vermuteten. Und wir werden diese Beweise besorgen. Und zwar mit deiner Hilfe Trunhild.“
 

In meinem Kopf bildet sich nämlich gerade der perfekte Plan.
 

***
 

Die Tage vergehen und Trunhild und ich trainieren Seto hart und unerbittlich.
 

„Los, attackiere mich. Greif mich an.“
 

Seto schleudert einen Magieball auf mich.
 

„Mehr Power.“
 

Noch ein Schuss.
 

„Jetzt streng dich mal an.“
 

„Ich geb´ hier schon mein Bestes.“ regt sich Seto auf.
 

„Dein Bestes, ist aber nicht gut genug.“
 

Ich schleudere ihm einen meiner Magiebälle zurück, durch dessen Power, die er eindeutig nicht erwartet hat, schwer getroffen wird, aber nicht verletzt.
 

„Hast du den Unterschied gespürt? … Los, weiter jetzt.“
 

Seto gibt sich wirklich Mühe und wird auch immer besser. Tagtäglich bemerke ich seine Fortschritte.
 

***
 

Wieder vergehen Tage, gar Wochen, dann kommt der Tag, an dem Seto mich sogar übertrumpft und mich in Grund und Boden stampft, mit seiner Magie.
 

Als er besorgt zu mir eilt, rufe ich aus, vor Freude:
 

„Du bist bereit für den Kampf!“ und springe ihm in die Arme, als hätte er mich, nicht gerade, mit mächtiger Magie angegriffen.
 

Trunhild applaudiert begeistert, weil ich ihre Anleitung scheinbar perfekt umgesetzt habe. Sie kommt auf uns zu und erklärt:
 

„Ich bin ja so stolz auf euch beide. Ihr habt großartige Leistung vollbracht. Jetzt muss sich Magico warm anziehen.“
 

Da erwähne ich ihm:
 

„Ich wusste ja, dass du sogar mächtiger, als ich, bist. Ich bin stolz auf dich. Du könntest sogar gegen seinen Todesstoß ankommen. Da bin ich mir fast zu hundert Prozent sicher. Vielleicht bist du ihm aber auch ebenbürtig. Das müssten wir aber erst herausfinden. … Trunhild, hast du schon was von Magico gehört?“
 

„Man sagt, er wäre derzeit beim Hexenrat. Sicher, um sein Komplott weiter voranzutreiben und Zwiespalt zu sähen. … Der Krieg war für ihn erst der Anfang. Er will schließlich die Welt zerstören und ins Chaos stürzen. Das bedarf viel Zeit und Aufwand.“
 

„Da hast du nicht Unrecht. Was haben wir für Alternativen?“
 

„Zurzeit leider keine, da der Hexenrat nicht an Vergehen, des mächtigsten Zauberers aller Zeiten, glaubt.“
 

„Weiß er, dass Seto noch lebt?“
 

„Wenn er im Glauben ist, dass er nur ein Mensch ist, ja.“
 

„Das heißt, wir bestärken ihn sogar darin, dass Seto ein Mensch ist, weil er, nach dem Todesstoß, noch immer am Leben ist. … Also können wir ihn getrost übers Ohr hauen, sodass er deinen Liebsten als Kampfpartner einsetzt. Dann werden wir die Chance nutzen, um ihn aus dessen Kontrolle zu reißen, und Magico endgültig zu besiegen.“
 

Der Plan ist besprochen und die Aktivitäten von Magico überwacht, denn wir wissen, dass er wieder zu Seto ins Büro kommen wird, um die letzten Magier zu töten. Da leider die Anzahl der bestehenden Magier und Zauberer dem Hexenrat vorliegt, weiß Magico immer genau, wie viele er noch zu vernichten hat. - Der führt bestimmt eine Strichliste mit Namen und streicht die Getöteten immer durch. – Er weiß aber weder, wie diese aussehen, noch, wo sie zu finden sind. Magier sind nämlich Genies darin, sich als Menschen zu tarnen, weil diese nicht von ihrer Existenz erfahren dürfen. Massenpanik oder so ein Plump.
 

***
 

Ein halbes Jahr ist rum und ich bin gerade mit Seto im Büro und bespreche mit ihm einige Akten, als Theresia hereinkommt, die ich schon lange nicht mehr gesehen, geschweige denn, mit ihr was unternommen habe. - Hallo? Seto´s Training war wichtig. – Sie hat ein Lächeln auf den Lippen, als sie beobachtet, dass wir uns ein Küsschen schenken.
 

Überrascht wenden wir unsere Köpfe gleichzeitig ihr zu.
 

„Verzeihen Sie die Störung, Chef, die Tür stand offen.“
 

„Das ist kein Grund, mein Büro zu betreten.“
 

Sie schüttelt kurz ihren Kopf und erklärt dann:
 

„Deswegen bin ich nicht hier. … Ein Mr. Magico wartet unten in der Lounge auf Sie und Ihre …“
 

Ich unterbreche sie und füge für sie an:
 

„Sag Freundin oder Vize-Chefin.“
 

„… Vize-Chefin. Er wünscht Sie in fünfzehn Minuten dort anzutreffen.“
 

Seto wendet sich an mich:
 

„Kommt es mir nur so vor, oder tut sie sich schwer, uns kombiniert anzusprechen?“
 

„Nein, du irrst dich nicht. Mich duzt sie für gewöhnlich und dich siezt sie. Da kann´s einem schon schwerfallen, wenn man mit zwei gleichzeitig reden muss.“
 

„Hm, was hältst du davon, wenn ich ihr gestatte, mich zu duzen?“
 

„Das wäre für sie, auf jeden Fall, einfacher. … Ich bin übrigens beeindruckt, wie du dich verändert hast.“
 

„Ich hoffe doch, zum Besseren.“
 

„Hm, lass´ mich mal überlegen. … Ja, ich denke schon.“
 

„Das will ich dir auch geraten haben.“
 

Meine beste Freundin unterbricht uns beim gegenseitigen Necken:
 

„Sie meinen das doch nicht ernst? Ich mein, dass ich Sie duzen soll.“
 

Wir blicken wieder gleichzeitig zu ihr und er hebt eine Augenbraue.
 

„Sie dürfen mich duzen, wenn ich Sie auch duzen darf, weil Ihre beste Freundin meine zukünftige Frau …“
 

Ich falle ihm ins Wort:
 

„Wann hast du das denn entschieden?“
 

„Als du mit mir so intensiv trainiert hast. Du hast viel Zeit und Kraft in mich investiert.“
 

„Das hab´ ich doch nicht nur für dich gemacht.“
 

„Ach, … du willst beschützt werden?“
 

„Welches Mädchen will das nicht?“ blicke ich ihn lieblich frech an.
 

Daraufhin legt er mir seinen Zeigefinger unters Kinn, zieht meinen Kopf zu sich und drückt seine Lippen auf meine. Mehrere kleine Küsse folgen.
 

„Ich liebe dich.“ sagt er mir dann, vor den Augen Theresia´s, und ich erwidere:
 

„Ich liebe dich auch.“ und wieder folgen mehrere kleine Küsse.
 

Unvorbereitet hören wir dann Theresia´s Gedanken.
 

»Wie lange brauchen die noch? Dieser Magico ist ein ungemütlicher Typ. Ich mag nicht bestraft werden, nur weil meine Chefs nicht genug voneinander kriegen können.«
 

Wir beenden das Geküsse und blicken uns in die Augen.
 

»Magico. … Wie wollen wir vorgehen? Du bist immerhin die Planerin.« kommt von Seto an mich gerichtet.
 

»Ich schlage vor, wir gehen erst mal runter in die Lounge, trinken gemütlich einen Kaffee und unterlassen es, Gedanken auszutauschen, damit er nicht sofort weiß, dass er zwei Magiern gegenübersitzt. Du bist meine Geheimwaffe, also verhalte dich gefälligst, wie ein Mensch. Oder bist du schon aus der Übung?«
 

»Mach´ dich nicht lächerlich.«
 

„Jenna-Liebling, ich schlage vor, wir machen uns auf den Weg. Mr. Magico erwartet uns.“
 

„Nach dir, mein Schatz.“
 

Wir erheben uns und verlassen das Büro. Theresia bleibt die ganze Zeit der Mund offenstehen.
 

Am Gang erwähne ich Seto dann:
 

„Theresia ist ganz fassungslos, wie wir miteinander umgehen. … Du hast dich echt stark verändert. Das fällt sofort auf.“
 

„Solange dich meine Veränderung nicht stört?“
 

„Nie im Leben. Ich liebe deine Veränderung. Du bist so umgänglich, wie noch nie zuvor. Richtig handzahm.“
 

„Und das nur, weil du mich von Anfang an gedutzt hast, obwohl ich das nicht wollte.“
 

„Sonst hättest du doch nie, an meiner Angel, angebissen, die ich sogar sehr offensichtlich ausgeworfen hatte.“ grinse ich ihn an.
 

Plötzlich klebe ich an der Wand, meine Hände an die Wand gepinnt durch einen festen Griff.
 

„Seto.“ hauche ich überrascht.
 

Dann sind meine Lippen auch schon versiegelt. Er küsst mich dermaßen leidenschaftlich, sodass er mir den Eindruck vermittelt, als wollte er mich, vor aller Augen seiner Angestellten, gleich hier und jetzt nehmen.
 

Dann löst er seine Lippen von meinen und küsst mein Kinn abwärts zu meinem Hals. Mir entkommt ein Stöhngeräusch, als er sanft in meinen Hals beißt und an der Stelle zu saugen beginnt.
 

Nachdem er wieder von mir ablässt, begutachtet er sein Werk, leckt noch einmal über die Stelle und flüstert mir ins Ohr:
 

„Jetzt weiß jeder, dass du mir gehörst.“
 

Mein Blick ist leicht verschleiert und ich bin etwas erregt, was ihm auch nicht entgeht.
 

„Später sollst du mir ganz gehören.“ fügt er flüsternd hinzu.
 

Er setzt einen letzten Kuss auf meine Lippen, nimmt mich dann an der Hand und schleift mich regelrecht hinter sich her, weil ich noch etwas benommen bin.
 

~~~
 

Als wir die Treppen zur Lounge hinunternehmen, werde ich wieder klar im Kopf und drücke seine Hand, was so viel bedeuten soll, wie ‚Ich nehme dich beim Wort, dass wir danach miteinander schlafen.‘ Seto wirft mir daraufhin einen schelmischen Blick zu. Dann zaubert sich auf seine Lippen ein Lächeln, als er meinen verträumten Blick erhascht.
 

Nachdem wir die Lounge erreicht haben, atmen wir noch einmal tief durch, lösen unser Händchenhalten und halten dann Ausschau nach Magico.
 

Als wir ihn entdeckt haben, nähern wir uns vorsichtig an, während ich seine Sekretärin mime, die ihn bloß begleitet und schräg hinter ihm geht.
 

„Danke, dass Sie meiner Aufforderung nachgekommen sind, Mr. Kaiba und Miss White. Bitte nehme Sie doch Platz und trinken mit mir eine Tasse.“
 

Wir setzen uns auf eine gegenüberstehende Couch und bestellen uns etwas zu trinken.
 

„Ich frage Sie nun ein letztes Mal, ob Sie gewillt sind, mir zu offenbaren, ob sich in ihrem Gebäude Magier befinden.“ beginnt er drohend das Gespräch.
 

Mit sehr ernstem Gesichtsausdruck erwidert Seto ihm:
 

„Und ich sagte Ihnen bereits, dass mir das nicht geläufig ist und Ihnen daher keine Antwort geben kann.“
 

„Und wie sieht das mit Ihnen aus, Miss White?“
 

Mit ernster Miene antworte ich:
 

„Ich weiß gar nicht, was Sie wollen? Hier gibt es keine Magier. Ich weiß nicht mal, woran man die erkennen soll.“
 

„Dummes Gör. … Vor einigen Wochen konnte ich doch hier eine Präsenz vernehmen. Ich bin doch nicht dumm.“ erwidert der Magier erbost.
 

Meine Augen weiten sich und ich versuche zu verhindern, dass ich etwas denke. Um meine Reaktion zu überspielen, empöre ich mich:
 

„Na, hören Sie mal. Ich bin kein dummes Gör. Was erlauben Sie sich?“
 

Ich erhebe mich, nehme meine Tasse, trinke sie aus und stelle sie wieder ab.
 

„Chef, ich muss noch die Akten erledigen. Wenn Sie gestatten?“ frage ich, an Seto gewandt.
 

„Natürlich. Ich komme hier schon klar.“ erklärt er mir, was ich ihm auch glaube, und ich ziehe mich, aus der Lounge zurück.
 

Später, als meine Arbeit getan ist, kehre ich in Seto´s Büro zurück, aber, er ist noch nicht wieder da. Langsam mache ich mir Sorgen.
 

//Hat Magico vielleicht herausgefunden, dass Seto ein Magier ist? … Ich muss sofort Seto suchen.//
 

Ich zappe mich in die Lounge, aber auch da ist Seto nicht aufzufinden, genau wie Magico. Allmählich beschleicht mich ein Verdacht.
 

//Was, wenn Magico Seto unter seine Kontrolle gebracht hat? … Verdammt. … Ich muss ihn finden.//
 

So mache ich mich auf die Suche nach ihm, im ganzen Gebäude, indem ich es auf den Kopf stelle, weil es ja sein kann, dass er gerade durch das Gebäude läuft. Aber, sinnlos. Keine Spur von Seto. Nirgends.
 

Dann entscheide ich mich, mal vor dem Gebäude nachzusehen und halte geschockt in meiner Bewegung inne. Vor den Kanonen steht Seto stramm und Magico umkreist ihn, während er ihn fragt:
 

„Wer ist es? Wer von deinen Angestellten ist wohl der Magier? Sprich, Sklave.“
 

Ich hatte es befürchtet. Ich darf mich jetzt nur nicht verraten.
 

„Verzeihung, Mr. Magico, aber, was machen Sie da, mit meinem Chef. Ich habe ihn bereits dringend überall gesucht. Er muss noch wichtige Papiere unterzeichnen.“
 

Magico dreht sich zu mir und sieht mich erbost an.
 

„So, so. Miss White. Wie schade. Leider muss ich Sie enttäuschen. Sie werden, bis auf weiteres, auf ihn verzichten müssen.“
 

„Was?!? Wieso denn? … Er arbeitet schließlich hier. Das ist sein Gebäude und seine Firma.“
 

„Er hat sich leider weiterhin geweigert, mir die Information zu übergeben, die ich von ihm haben wollte. Er scheint sehr stur zu sein.“
 

//Das hat er sicher von seinem Vater. Der hat, vor ihm, doch auch die Firma geleitet. Aber, im Gegensatz zu ihm, war er noch recht sanftmütig.// denke ich mir.
 

„Zudem scheint mir, dass Sie ebenfalls nicht so unwissend sind, wie Sie die ganze Zeit tun.“
 

„Was den Vater meines Chefs angeht, vielleicht. Aber, mehr weiß ich bestimmt nicht. … Ich kenne kaum alle Angestellten, woher sollte ich also wissen, welcher von Ihnen ein Magier ist. Sie wissen so gut, wie ich, dass man Magier nicht von uns Menschen unterscheiden kann. … Außerdem haben wir das Wissen noch nicht allzu lange, dass Magier unter uns sind.“
 

„Das ist wohl wahr.“, meint Magico dazu, „Nur, dass diese Information bereits Jahrhunderte alt ist und nur Frischlingen der Magierakademie neu zugetragen wird.“
 

//Oh, oh.//
 

„Nun denn, dann wird es Ihnen bestimmt nichts ausmachen, wenn ich es bei Ihnen genauso halte, wie bei meiner lieben alten Freundin Trunhild.“ erklärt mir Magico daraufhin und meine Augen weiten sich.
 

„Nneeeiiinn!!!“ schreie ich, während Magico Seto entführt.
 

Verzweifelt falle ich auf die Knie und beginne bitterlich zu weinen.
 

//Wieso? … Seto hätte sich doch dagegen wehren können sollen. Wieso ist das passiert? … Das einzig Gute ist, dass Magico nicht weiß, dass Seto kein Mensch ist, sondern wie wir, Magier. Er dürfte schließlich keine Ahnung haben, dass Seto Trunhild´s Neffe ist. … Ich werde Seto retten. Und Trunhild´s Liebsten.//
 

Entschlossen wische ich mir die Tränen aus den Augen und sehe in den klaren Sternenhimmel.
 

„Das wirst du mir büßen, Magico.“ schreie ich, und böses Gelächter erhallt in der Dunkelheit, die bereits hereingebrochen ist.
 

***
 

Bereits am nächsten Tag, am Nachmittag, erscheint Magico erneut, mit Seto, vor dem Firmengebäude, als ich von Seto´s Schreibtisch aufgestanden bin, um sehnsüchtig aus dem Fenster zu blicken, weil ich mir furchtbare Sorgen um Seto mache.
 

Als Trunhild ins Büro schneit, fragt sie mich sofort:
 

„Jenna, wie geht es dir?“
 

Nachdem ich ihr nicht antworte, und wie gebannt auf Seto blicke, fragt Trunhild:
 

„Was ist los?“
 

Plötzlich verschwindet Magico und lässt Seto alleine auf dem Geschützplatz stehen. Ich winke sie zu mir, ans Fenster und deute ihr, nach unten zu sehen.
 

„Seto.“ entkommt ihren Lippen, nachdem sie meiner Aufforderung nachgekommen ist.
 

„Das ist eindeutig eine Falle. Ich werde jetzt trotzdem zu ihm gehen, um zu sehen, wie es ihm geht.“ erwähne ich ihr.
 

„Magico wird dich töten, da er jetzt weiß, dass du eine Magierin bist.“ versucht mich Trunhild zu warnen.
 

„Ich werde das Risiko auf mich nehmen. Ich muss einfach zu ihm.“
 

„Dann geh´. Ich werde dir Rückendeckung geben.“
 

Ich nicke und nehme den Weg zu Fuß hinunter aus dem Gebäude. Eilig laufe ich auf Seto zu und bremse mich vor ihm ab.
 

Seit er Seto hierhergebracht hat, hat sich dieser keinen Millimeter gerührt.
 

//Ob er unter seinem Einfluss steht?//
 

Stutzig beginne ich, ihn zu umrunden und versuche magisch herauszufinden, in welchem Zustand Seto ist. Dann bleibe ich vor ihm stehen und sehe ihm tief in die Augen.
 

Vorsichtig nähere ich mich ihm an und sein Blick wird warnend. Dennoch weiche ich nicht zurück, hebe meinen Arm und streichle ihm sanft über die Wange. Ich weiß, dass Magico darauf wartet, dass ich einen Fehler begehe, darum mache ich mich darauf gefasst.
 

Allerdings weiß ich auch, dass ich Seto mit meiner Heilmagie aus seiner Erstarrung lösen und von dem Bann befreien könnte, weshalb ein Kuss von Nöten wäre. Also habe ich keine andere Wahl, als in die Falle zu tappen. Ich weiß einfach, dass ich es tun muss, um Seto zu helfen.
 

Daher beuge ich mich nun vor und lege meine Lippen sanft auf seine, während ich meine Hände reibe, um meine Heilmagie zu aktivieren, was ich gut verberge und meine Hände anschließend auf seine Brust lege und so tue, als würde ich ihn sehnsüchtig berühren und streicheln.
 

Dass Seto in der Lage ist, den Kuss zu erwidern, wundert mich dann doch, aber ich vermute, dass Magico ihm das gestattet hat, da die Falle bestimmt gleich zuschnappen wird.
 

Nun nehme ich Seto vorsichtig in meine Arme, wandere mit meinen Händen an seinen Rücken, während ich weiter die Heilmagie benutze, und schmiege meinen Körper an den Seto´s, während ich den Kuss vertiefe.
 

Seto hebt nun seinerseits ebenfalls seine Arme und legt seine Hände an meinen Rücken. So weit, so gut. Sein Griff um mich ist noch recht locker, dennoch bemerke ich, wie ich immer fester an ihn gedrückt werde. Mein Vorteil in dieser Sache ist, dass nicht jeder Magier mit der Fähigkeit des Zappens ausgestattet ist, weshalb Magico unmöglich wissen kann, ob ich diese nun beherrsche oder nicht.
 

Weil er mich ja, meines Wissens nach, sicher töten will. Schließlich bin ich auch eine Magierin. Danach verleibt er sich meine Magie ein, so, wie bei allen anderen Magiern zuvor, die er getötet hat. Wenn der Hexenrat doch nur bestätigt wüsste, dass Magico den Todesstoß beherrscht. Diese Fähigkeit ist unter uns Magiern nämlich grundsätzlich verboten und würde Magico seiner Magie entreißen, nachdem er verurteilt wurde.
 

Aber, mit meinem Plan sollte es auch möglich sein, ihn unschädlich zu machen. Ich muss nur die Grundidee etwas abändern, da Seto bisweilen noch unter Magico´s Kontrolle ist.
 

Ich intensiviere den Kuss noch etwas mehr. Denn, umso mehr Gefühle ich, in den Kuss, miteinbringe, umso stärker die Heilmagie. Magico´s Magie ist wirklich nicht zu unterschätzen. Dummerweise sind Seto´s Gedanken blockiert, was heißt, ich weiß nicht, wie weit ich, mit der Heilung, bereits vorangekommen bin.
 

Entweder kommt diese Blockade von Magico oder von Seto selbst. Mir wäre es nur lieber, ich wüsste, wann Seto wieder er selbst ist, damit ich weiß, wann ich ihn geheilt habe, und damit aufhören kann. Daher halte ich dem Druck, den Seto auf meinen Körper ausübt, auch, solange wie nur irgend möglich stand.
 

Für mich habe ich allerdings beschlossen, wenn es unerträglich wird, dass ich mich aus dieser Umklammerung zappe. Seto weiß, dass ich das kann, darum wundert mich, dass es Magico nicht weiß, da er eigentlich absolute Kontrolle über Seto haben sollte.
 

Plötzlich erscheint Magico neben uns und lacht.
 

„Na, wie fühlt sich die Begrüßung an?“ will er amüsiert wissen.
 

„Ich hoffe, du fühlst dich richtig gut gedrückt. Wenn nicht, sogar gequetscht.“ fügt er lachend an.
 

Doch, der Druck lässt unerwarteter Weise wieder nach. Also, löse ich mich von Seto´s Lippen und lege meine Stirn an seine Schulter, während meine Hände weiter, die Heilmagie in Seto fließen lassen, da sie allmählich anzuschlagen scheint, was mich wieder mehr Mut fassen lässt.
 

Ein Gutes hat meine Heilmagie ja. Wurde sie einmal gegen die Kontrolle eingesetzt, kann der Betroffene kein weiteres Mal unter Kontrolle genommen werden. Die Magie funktioniert in dem Sinne, wie eine Impfung. Einmal dagegen geheilt, wirkt sie für die Ewigkeit.
 

Nur bei Schmerzen und Wunden verhält es sich einmalig. Denn die Heilmagie kann nur gegen Magie dauerhaft wirken. So braucht Seto auch nie wieder den Todesstoß zu fürchten. Denn, ich habe ihn davon geheilt. Und damit er nicht auf die böse Seite wechseln kann, bewirkt die Heilmagie sogar, dass er niemals bösartig werden kann.
 

Nach einer weiteren Weile des Schweigens, beobachtet uns Magico sehr intensiv. Denn er erwartet schließlich, dass ich dermaßen zerquetscht werde, dass ich mich zu winden beginne. Dem ist aber nicht so. Seto´s Griff ist zwar noch fest um mich, aber locker genug, um mich nicht zu zerquetschen, was mir immer mehr die Gewissheit gibt, dass ich bald zum Gegenangriff schreiten kann.
 

Doch, plötzlich löst Seto sich ganz von mir und Magico entkommt:
 

„Aber, was …?“
 

Ich packe schnell Seto am Handgelenk und zappe uns in den Dschungel, außer Reichweite von Magico, wo er uns beide nie finden würde.
 

„Seto?“ frage ich ihn besorgt.
 

Er schüttelt kurz den Kopf und meint:
 

„Ich hab´ wieder die Kontrolle über meinen Körper. Danke, Jenna-Schatz.“
 

Ich grinse ihn herausfordernd an:
 

„Fit, für ein Magierduell?“
 

Er erwidert mein Grinsen.
 

„Wir werden allerdings etwas improvisieren müssen. Es könnte einiges Unerwartetes passieren, wenn wir uns jetzt so planlos zu einem Duell entschließen. Was heißt, wir brauchen Trunhild als Ablenkungsmanöver. Ich gedenke nämlich die Gesetzeslücke des magischen Hexenrats zu übergehen, die ich letztens gefunden habe. Vertrau mir einfach, dann wird das schon klappen. Und vor allem, wundere dich nicht, über mein Verhalten, das ich gleich an den Tag legen werde, während du weiter brav so tust, als, wärst du noch unter Magico´s Kontrolle. Ich kann dir jetzt nicht alles erklären. Wir müssen uns beeilen, sonst ist Magico wieder weg.“ erwähne ich grundlegend.
 

Er zuckt mit den Schultern und meint:
 

„Was haben wir schon groß zu verlieren? Na, los. Zappe uns zurück.“
 

Somit zappe ich uns wieder vor das Firmengebäude, wo Magico immer noch ratlos umhersieht, wo wir abgeblieben sind. Er sieht uns irritiert und entsetzt an, als wir ihm plötzlich gegenüberstehen.
 

Prompt lasse ich ein paar Tränen über meine Wangen kullern und gehe du Magico. Ich werfe mich ihm zu Füßen und flehe:
 

„Oh, großer Magico, ich bitte dich. Ich habe es nicht geschafft, meinen Liebsten aus deiner Kontrolle zu befreien. Gib´ ihn mir, bitte, wieder zurück. Bitte, lass ihn frei. Ich tu´ alles, was du willst.“
 

Trunhild hat das, wie erwartet, mit Entsetzen beobachtet, und eilt nun, von Seto´s Büro zu uns, vor das Gebäude. Selbst Seto scheint mit meiner Aussage überfordert. Spüre ich doch seine innerliche Unruhe.
 

Nachdem Trunhild bei uns eingetroffen ist, wendet sie ein:
 

„Stopp. … Jenna, was tust du da?“
 

„Misch dich nicht ein, Trunhild. Das geht dich nichts an.“ wehrt Magico sie ab, allerdings geht Trunhild in Abwehrstellung:
 

„Und wie mich das was angeht. Ich bin ihr Azubi.“
 

„Was?!?“ kommt entsetzt von Magico, doch, dann beginnt er zu lachen.
 

„Demnach musst du dich mit mir duellieren, wenn du verhindern willst, dass ich deinen Lehrling unter meine Kontrolle nehme. Du kennst das Gesetz. Aber, meines Wissens, bist du nicht mehr im Besitz deiner magischen Kräfte. Also, wie willst du gegen mich antreten?“ erwähnt Magico amüsiert, da er seines Sieges bereits Gewiss ist.
 

Da beginne allerdings ich zu sprechen:
 

„Meines Wissens, heißt es … kommt es zum Duell und einer der Gegner besitzt keine Magie, so kann dieser, im Falle des Falles, falls er ein Azubi ist, seinen Lehrling dafür einsetzen, sodass dieser an seiner Statt kämpft.“
 

Magico´s Augen weiten sich, jedoch legt sich das rasch wieder.
 

„Wieder so eine Gesetzeslücke des Hexenrats. … Ich kenne dieses Gesetz. Also wähle deinen sterblichen Mitstreiter, der dir als Unterstützung dienen darf, Lehrling.“ erklärt Magico.
 

„Ihn, wenn du ihn von deiner Kontrolle nimmst.“ deute ich auf Seto.
 

„Hahahahahaha! Das wird ein Spaß. … Na, meinetwegen. … Da du ihn gewählt hast, hätte ich ihn sowieso aus meiner Kontrolle nehmen müssen. … Der Hexenrat sieht es nämlich nicht gern, wenn Menschen kontrolliert werden.“ amüsiert sich Magico sichtlich köstlich.
 

„Nun wählen Sie.“ deute ich auf den bösen Magier.
 

Magico wirbelt mit seinen Händen herum und plötzlich steht tatsächlich Trunhild´s Liebster an seiner Seite. Das merke ich daran, weil sich Trunhild´s Augen weiten und sich Tränen darin bilden.
 

„Du elender …“ bringt Trunhild unter Schluchzen hervor, und viele Tränen beginnen über ihre Wangen zu kullern.
 

Ich bemerke, dass sich Seto wirklich schwertut, sich nicht zu rühren, wenn seine Tante so bitterlich weint, denn ich kann mir denken, dass er jetzt gerne an ihrer Seite wäre, um sie zu trösten. Besorgt blicke ich zu Seto, dann gehe ich zu Trunhild und nehme sie in meine Arme. Magico hingegen lacht und genießt sichtlich die schmerzliche Situation.
 

„Mir scheint, du hast deinen Liebsten wiedererkannt, liebste Trunhild.“ meint Magico belustigt, während man beobachten kann, dass sich auch in den Augen Trunhild´s Liebsten Tränen sammeln, weil er sie nach all dieser Zeit wiedersehen darf.
 

„Da dies ein magisches Duell ist, wird gekämpft bis zum Tode.“ lacht Magico, ist er sich seines Sieges doch längst gewiss.
 

Aber, das passt mir gar nicht. Doch, dann wird mir, mit Entsetzen, erst so wirklich klar:
 

„Bis zum Tode?“
 

Panisch blicke ich zu Seto, zu Trunhild´s Liebsten und zu Trunhild selbst. Auch sie ist hellhörig geworden, weshalb ihre Tränen abrupt verstummt sind. Sie nickt mir aber dann bekräftigend zu und meint:
 

„Tu´, was du tun musst.“
 

Ich nicke nur bestätigend, während ich mir dennoch überlege:
 

//Wie kann ich den Kampf mit Seto gewinnen, und dennoch für das Überleben Trunhild´s Liebsten sorgen?//
 

„Der Kampf möge beginnen, und dein Chef ist somit von meiner Kontrolle gelöst.“ erklärt Magico und macht einen Handschwänkerer auf Seto zu.
 

Trunhild´s Liebster - Verdammt, wie war doch nur sein Name? – stürmt sofort auf Seto zu und verpasst ihm, einen kräftigen Kinnharken. Ich ziehe scharf die Luft ein. Da geht Seto auch schon dagegen und hält ihn an den Schultern fest. Trunhild´s Liebster tut es Seto gleich und sie beginnen gegeneinander zu stemmen.
 

Dann werde ich auch schon abgelenkt.
 

„Nette Show, nicht wahr? … Jetzt zeig´ mal, was du kannst.“ fordert mich Magico auf.
 

//Ok, jetzt geht´s ans Eingemachte.//
 

Wir feuern uns gegenseitig Blitze, Lichtkugeln, Steine, und was uns sonst noch so einfällt, um die Ohren. Doch dann passiert etwas, was nicht vorherzusehen war. Seto wird schwer getroffen und steht nicht mehr auf.
 

Magico und Trunhild´s Liebster halten inne, weshalb ich die Chance nutze, auf Seto zuzulaufen. Magico aber eher, weil Trunhild´s Liebster nicht weitermacht. Trunhild selbst, ist zu schockiert, und hält sich die Hand entsetzt vor den Mund, um nicht zu verraten, dass Seto ihr magischer Neffe ist.
 

„Seto. Alles in Ordnung?“ flüstere ich ihm zu.
 

„Jenna. … Ich liebe dich.“ flüstert er zurück und seine Augen fallen zu, genauso, wie sein Kopf zur Seite.
 

Mir kommen sofort die Tränen in die Augen.
 

//Ich … habe meinen Seto verloren. … Dafür wird er büßen.// geht mir traurig und wütend durch den Kopf.
 

Ruckartig richte ich meinen wütenden Blick auf Magico und schon feuere ich alles, was ich habe, auf ihn. Doch, als ich ihn schon fast zu Boden gebracht habe, trifft mich plötzlich ein Lähmungsstrahl, und ich falle nach vorne auf den Boden, da mein Gewicht gerade nach vorne gerichtet war, weil ich über Magico herfallen wollte.
 

„Was? … Wer?“ frage ich verwundert und versuche mich aus dem Lähmungsstrahl zu winden, denn er ist nur sehr schwach.
 

Da positioniert sich Trunhild´s Liebster vor mir, mit verschränkten Armen.
 

„Wieso beherrscht er den Lähmungsstrahl?“ fauche ich Magico an.
 

„Ach, hast du etwa nicht gewusst, dass er ein Halbmagier ist?“ antwortet Magico zufrieden, während er sich wieder von der Wand kratzt, an die ich ihn gedrängt habe, und sich säubert.
 

„Halbmagier, also. Dann hätte meine Azubi niemals ihre Zauberkräfte verlieren müssen?“ werde ich immer wütender. Magico lacht aber nur und meint:
 

„Das habe gut gedeichselt, nicht wahr? Niemand ist mir je auf die Schliche gekommen. … Ich habe vielen Magiern den Todesstoß versetzt, und mir ihre Magie einverleibt. So habe ich ausreichend Magie zur Verfügung, um einiges zu vertuschen, was mir nie jemand nachweisen können wird. Und auch dir, wird es nicht gelingen, mich zu bezwingen. Ich bin zu mächtig. … Die Weltherrschaft gehört so gut wie mir. Hahahahahaha!“
 

Doch wieder passiert etwas Unvorhergesehenes. Ein Lähmungsstrahl zieht an mir vorbei und genau auf Magico zu.
 

„Magico, du bist festgenommen. Wir, der Hexenrat, haben soeben deine Worte deines Geständnisses vernommen und entbinden dich deiner Magie.“ spricht der Vorsitzende des Hexenrates, der in Begleitung von drei sehr mächtigen Magiern in Begleitung erschienen ist.
 

Diese drei nehmen Aufstellung und entziehen Magico sämtlicher Zauberkräfte und Magien. Der versucht danach auf die drei zu Zielen, doch nichts geschieht.
 

„Das können Sie doch nicht machen.“ jammert Magico, während die drei, sich Magico annehmen und mit ihm verschwinden.
 

Der Vorsitzende tritt auf Trunhild zu und erklärt:
 

„Da sich herausgestellt hat, dass du dich keines Verbrechens schuldig gemacht hast, bekommst du deine Magie wieder zurück.“
 

Schon fließt Trunhild´s Magie wieder zurück, zu ihr.
 

„Und was ist nun mit meinem Mike? Er steht doch noch immer unter Magico´s Kontrolle.“ will Trunhild wissen.
 

Der Vorsitzende marschiert auf Mike zu und macht eine simple Handbewegung, als Mike sich auch schon verwirrt umsieht, Trunhild erblickt und erfreut auf sie zuläuft.
 

Trunhild wird durch die Luft gewirbelt und wirkt nun wieder glücklich.
 

„Jetzt lass´ uns endlich heiraten.“ meint Mike zu Trunhild und sie nickt überglücklich.
 

Nun wende ich mich an den Vorsitzenden:
 

„Entschuldigen Sie bitte, können Sie meinem Seto helfen? Er ist ein Magier und hat bisher nur, als Mensch gelebt. Ich habe ihn erst, in der Magie eingewiesen, mit Hilfe meiner Azubi.“
 

„Verstehe. Ich werde mir die Sache mal ansehen.“ meint er, geht auf Seto zu und kniet sich neben ihn, um mit seiner Hand über seine Augen zu fahren.
 

„Da kann ich leider nichts machen.“ meint er dann und ich sehe ihn entsetzt an.
 

Er zuckt mit den Schultern und verschwindet dann mit einem Lächeln.
 

//Hat er sich eben lustig über mich gemacht?// geht mir durch den Kopf und ich falle weinend neben Seto auf die Knie.
 

Trunhild und Mike kommen nun auf mich zu und ich drehe ihnen meinen Kopf zu. Ich erhebe mich und falle Trunhild in die Arme.
 

Nach einer Weile hole ich den Ring hervor, den Trunhild Seto geschenkt hatte und erkläre schluchzend:
 

„Nimm´ den Ring, bitte, zurück, heirate deinen Mike und werde wenigstens du glücklich.“
 

„Es tut mir so leid, Jenna, dass nicht einmal der Vorsitzende helfen konnte.“
 

Doch, in dem Moment vernehmen wir hinter mir ein schmerzverzerrtes Stöhnen, da ich Seto den Rücken zugedreht habe.
 

Mit einem Ruck ist mein Blick auf Seto gerichtet, als er sich seine Brust haltend aufrichtet.
 

„Seto.“ überfalle ich ihn, sofort mit einer Umarmung.
 

„Argh. Du tust mir weh.“ stöhnt Seto schmerzleidend, während er mich von sich drückt, um aufzustehen.
 

„Tut mir leid. … Ich dachte, du wärst tot.“ weine ich jetzt, eher aus Freude, als aus Leid.
 

„Ist ja gut. Ich lebe noch. … Du darfst mir aber gerne die Schmerzen nehmen.“ fordert er mich auf.
 

„Ja, sicher, mein Schatz.“ reibe ich meine Hände, bis sie grün leuchten und lege sie an die Stelle, die er die ganze Zeit gehalten hat, nachdem er seine Hand weggenommen hat, und schon lasse ich meine Magie fließen.
 

Nach meinem Heilakt atmet Seto erleichtert auf und nimmt mich anschließend doch noch in seine Arme.
 

„Und ich hab´ mir Sorgen gemacht, dass du mit Magico allein nicht fertig wirst.“ erwähnt er dann.
 

„Ich hatte Magico beinah am Boden, als mich Mike mit einem Lähmungsstrahl getroffen hat. Er scheint ein Halbmagier zu sein. Dann hat Magico ausgeplaudert, was den Hexenrat dann einschreiten hat lassen. … Er ist jetzt für immer aus dem Verkehr gezogen.“ erzähle ich Seto.
 

„Es ist schön, zu hören, dass wir gewonnen haben.“ meint er zu mir und sieht mich voller Stolz an.
 

„Ja, wir haben gewonnen.“ lächle ich ihn nun an, und wische mir die Tränen aus den Augen und vom Gesicht, während Seto mir über den Rücken streicht.
 

„Jetzt müssen wir nur noch, wieder den Krieg beenden.“ erwähnt Trunhild.
 

„Ich glaube, der legt sich ganz von alleine, da Magico nicht mehr da ist.“, meint Seto und fügt an, „Lass´ uns nach Hause gehen. Die Firma kann für heute warten.“
 

Wir legen uns allen die Arme auf die Schultern und machen uns davon.
 

***
 

Wenige Wochen später findet dann eine Doppelhochzeit statt.
 

Trunhild heiratet ihren Mike und ich heirate meinen Seto. Und wie es auch keiner erwartet hat, bin ich, von Seto, im sechsten Monat schwanger.
 

Aber, das ist eine andere Geschichte.
 

~~ Ende ~~

Traum 11 (Automobilchef (Musical?))

Ich stelle mich, in einer Automobil-Fabrik, vor, in der Seto Kaiba der Boss ist, weil ich einen Job brauche. Er engagiert mich auch sofort als Testfahrerin, nachdem ich erwähnt habe, dass ich einen Führerschein, sowie Fahrpraxis besitze.
 

Er macht mit mir einen schnellen Rundgang, während er mir die einzelnen Leute vorstellt. Dann zeigt er mir die Autos, die ich testfahren werde. Er sagt nur noch:
 

„Ab morgen fangen Sie an, und seien Sie pünktlich, um acht Uhr, da.“ und ich freue mich darüber.
 

***
 

Ich freunde mich schnell, mit den Leuten der Firma, an und bekomme viel Getratsche, von ihnen, mit.
 

Eines Tages sehe ich Mokuba auf einem Randstein trotzig herumsitzen, gehe auf ihn zu und frage:
 

„Du bist doch Seto Kaiba´s kleiner Bruder. Magst du einen Kakao?“, weil ich zufällig, zuvor einige gekauft habe.
 

Er antwortet mir:
 

„Ja, bitte. … Danke.“
 

Ich gebe ihm einen Kakao und frage:
 

„Was ist denn los?“, während ich mich, zu ihm, an den Randstein setze.
 

Er erwidert mir:
 

„Die Kinder im Park haben mich gepiesackt.“
 

Ich entgegne:
 

„Denen werde ich mal gehörig meine Meinung geigen!“
 

Ich sehe in den Park und frage ihn noch, welche Kinder das waren.
 

Nachdem er sie mir gezeigt hat, stehe ich auf, gehe in den Park und beschimpfe diese Kinder, dass diese, vor mir, die Flucht ergreifen.
 

Als ich zu Mokuba zurückkomme, muss dieser lachen, weil er alles beobachtet hat, und ich sage zu ihm:
 

„Man legt sich eben nicht, mit meinen Freunden, an. … Wir sind doch Freunde?“
 

Er nickt erheitert und seine Traurigkeit ist, wie verflogen.
 

Ich nehme ihn an die Hand, und wir gehen gemeinsam zu seinem großen Bruder, Seto Kaiba.
 

Mokuba erzählt ihm stolz, wie ich die Kinder, für ihn, im Park vergrault hab´, der sagt aber nur:
 

„Ach, so?“
 

Verärgert beißt er sich in die Faust, was ich nicht verstehe, aber er bedankt sich trotzdem bei mir. Ich entgegne:
 

„Gern geschehen.“
 

Seto Kaiba meint dann zu mir:
 

„Sie dürfen mich morgen chauffieren, um mir Ihre Fahrkünste zu beweisen.“
 

Ich flüstere zu Mokuba fragend:
 

„Bleibt er immer so förmlich?“
 

Mokuba verzieht sein Gesicht und meint flüsternd zu mir:
 

„Er mag eben keine Vertraulichkeiten. Freunde mag er auch keine.“, während Seto Kaiba uns den Rücken kehrt.
 

Ich flüstere zu Mokuba zurück:
 

„Sieh zu und lerne.“
 

Ich sage laut:
 

„Wo willst DU denn hinfahren?“
 

Er dreht sich ruckartig um, und sieht mich verdutzt an, während er lautstark erwähnt:
 

„SIE geht das gar nichts an!“
 

Ich erwidere ihm:
 

„Ich bin schließlich DEINE Fahrerin und muss wissen, wo DU hinfahren willst.“, während er sich, in seinen Sessel, setzt und seinen Kopf, mit dem Arm, am Ellenbogen abstützt.
 

Schließlich murmelt er etwas, was ich nicht verstehen kann und frage nach:
 

„Wie war das?“
 

Er spricht lauter:
 

„Zu den Verkaufsfilialen. … Und sei pünktlich in der Früh da, sonst gibt´s Saures.“
 

Ich flüstere zu Mokuba:
 

„Na, was hab´ ich gesagt?“
 

Mokuba sagt zu mir begeistert:
 

„Du bist echt klasse.“ und verlässt mit mir das Büro von seinem großen Bruder, während ich mich nochmal umdrehe und ein leichtes Lächeln auf Seto Kaiba´s Gesicht erkennen kann.
 

***
 

Am nächsten Tag fahre ich Seto Kaiba durch die Stadt, um sämtliche Verkaufsfilialen anzusteuern. Ich bleibe ihm lästig, indem ich ihn ständig in die Filialen begleite, weil ich nicht im Auto warten will. Auf diese Weise lernen wir uns auch besser kennen, wenn, auch, nicht auf die angenehme Art und Weise.
 

Aber, schließlich muss er doch zugeben, dass ich recht nützlich war, indem ich mit ihm reingegangen bin, weil ihn schon etliche Geschäftsführer übers Ohr hauen wollten.
 

***
 

Einige Tage später gehe ich im Stiegenhaus, das an sein Autohaus anschließt, und zu den Wohnungen führt, hinauf, und sehe dort Seto Kaiba und Mokuba in einem Stockwerk, auf Stufen, sitzen. Sie scheinen über etwas diskutiert zu haben. Ich frage sie beim Vorbeigehen:
 

„Wollt ihr einen Kakao?“
 

Mokuba antwortet:
 

„Ja, bitte. … Danke.“ und Seto Kaiba meint:
 

„Nein, danke.“
 

Als ich weiter raufgehen will, beginnt Seto Kaiba plötzlich zu singen:
 

„My love is woken up. My love is woken up.“ (der Text war zwar etwas länger, aber ich kann mich halt nicht mehr erinnern)
 

Ich drehe mich zu ihm um, setze mich sogar, kurz auf die Stufe, auf der ich gerade stehe, um ihm zuzuhören und lächle, nachdem er aufgehört, hat zu singen, bevor ich weitergehe.
 

***
 

An einem anderen Tag, bitte ich ihn, mir, bei einer lästigen Putzarbeit zu helfen, weil´s dann mehr Spaß macht. Die Überredung dazu, hat mich jegliche Taktik gekostet.
 

Ich sprühe das Putzmittel einstweilen, damit es einwirken kann, während Seto Kaiba bereits zum Putzen beginnt.
 

Als ich am Einsprühen eines tiefen Lagercontainers bin, kommen plötzlich Lukas und meine Mutter vorbei. Lukas läuft direkt auf das Eingesprühte zu und wälzt sich darin. Ich schreie, die ganze Zeit, panisch:
 

„Nicht, Lukas, komm´ da raus! Das ist Giftzeug!“
 

Ich beginne, aus Verzweiflung zu singen. (an den Text kann ich mich leider nicht mehr erinnern)
 

Seto Kaiba kommt um die Ecke geeilt, weil ich nicht zu überhören war. Ich sage nur, in meiner Verzweiflung:
 

„Jetzt müsst´ ich mich zerreißen können.“, weil meine Mutter einfach weggegangen ist, die anscheinend nur vorbeigekommen ist, um den Kleinen bei mir wieder abzugeben.
 

Seto Kaiba meint, nachdem ich erwähne, dass ich Lukas gerne abduschen würde:
 

„Ich mach´ das für dich fertig, geh´ du nur, den Lukas abduschen.“
 

Ich schnappe mir den Lukas und bin schon am Gehen, doch, dann geh´ ich wieder zurück zu Seto Kaiba, packe ihn, an seinem Arm, zieh ihn zu mir runter, sage:
 

„Danke!“ und drücke ihm, einen Kuss auf seine Lippen.
 

Dieser klappt nicht so ganz, weil er die Lippen zusammenpresst, als hätte ich ihn total überrumpelt. Dann, noch einmal und wieder keine Reaktion, als hätte er eine Blockade. Aber, ich gebe nicht auf, und beim dritten Anlauf klappt´s, sodass wir uns sozusagen, gegenseitig einen Kuss geben.
 

Danach eile ich zurück zum Lukas, drehe mich noch einmal lächelnd um, Seto Kaiba sieht etwas schockiert drein, und ich gehe dann Lukas abduschen.
 

Die Leute der Firma beginnen natürlich sofort zu tuscheln, sobald auch nur einer, etwas gesehen hat.
 

***
 

Am nächsten Tag, als ich zur Arbeit komme, höre ich die Leute reden:
 

„Ich hab´ Seto Kaiba belauscht, wie er mit seinem Bruder geredet hat. Zuerst sprach Mokuba: ‚Was ist denn los?‘ Seto Kaiba antwortete: ‚Sie hat mich geküsst.‘ Sein Bruder: ‚Auf die Wange?‘ Er: ‚Nein, auf den Mund.‘ Mokuba: ‚Das klingt ernst. Hast du denn etwas für sie übrig?‘ Dann war kurzes Schweigen. Danach wieder Mokuba: ‚Du wirst ja rot. Sag bloß, …‘ Dann Seto Kaiba …“
 

Plötzlich wurde ich erblickt und sie verstummen. Ich sehe die Leute verwundert an und sage dann beleidigt einfach:
 

„Ich bin ja schon weg.“
 

Danach höre ich nur mehr:
 

„Das war sie. …“ und unverständliches Genuschel.
 

Ich weiß natürlich nicht, was ich davon halten soll, geh´ aber dann einfach weiter.
 

***
 

Tage später zitiert mich dann Seto Kaiba zu sich, ins Büro. Ich weiß natürlich nicht, was er von mir will.
 

Vor seinem Büro sind sämtliche Leute der Firma versammelt und tuscheln:
 

„Ich hab´ gehört, dass er sie feuern will. Ich weiß aber nicht, warum.“
 

Ich bin geschockt und denke mir:
 

„Warum will er mich nur feuern?“
 

Da spricht ein Opa drein:
 

„Ist doch ganz klar. Er, als Chef, darf keinen seiner Angestellten lieben. Das ist nun mal verboten.“
 

Einer, von den Leuten, wieder:
 

„Das ist ein Jammer. Sie hätten ein so schönes Paar abgegeben.“
 

Der Opa wieder:
 

„Das ist doch der Grund.“
 

Seine Frau:
 

„Hältst du wohl den Rand!“
 

Der Opa:
 

„Aber …“
 

Sie:
 

„Kein Wort mehr.“
 

Ich kriege weiche Knie und werde unsicher, ob ich wirklich hineingehen soll. Da scheucht mich die Frau vom Opa:
 

„Los, geh´ schon rein!“
 

Zittrig öffne ich die Tür und betrete das Büro von Seto Kaiba, während die Leute durch das große Fenster, gleich neben der Tür, hereinlinsen und uns belauschen bzw. beobachten.
 

Seto Kaiba begrüßt mich mit:
 

„Ich hab´ dich bereits erwartet. Setz´ dich, bitte.“
 

Ich bewege mich schnell zum Sessel, weil ich sonst noch zusammenklappe, wegen meiner weichen Knie. Danach fährt er fort:
 

„Du hast bisher sehr gute Arbeit geleistet. … Aber, es ist etwas passiert … zwischen uns … das hätte nie passieren dürfen. Zumindest innerhalb des Dienstverhältnisses. … Also, um es kurz und schmerzlos zu machen, … du bist gefeuert.“
 

Geschockt und entsetzt zugleich, weil ich nicht zwischen den Zeilen gelesen hab´, stehe ich, wie hypnotisiert auf und gehe Richtung Tür.
 

Der Opa platzt heraus:
 

„Er liebt sie doch und will mit ihr zusammen sein. Das geht aber nicht, solange sie für ihn arbeitet.“, als ich das höre, bleibe ich plötzlich stehen, bevor ich noch die Tür erreiche.
 

Dann fügt seine Frau noch hinzu:
 

„Kind, geh´ zurück und frag´ ihn, nach dem Grund.“
 

Die anderen Leute wiederholen dann auch:
 

„Geh´ zurück und frag ihn!“
 

Der Opa fügt noch hinzu:
 

„Ich hab´ ihn mit Mokuba belauscht. Er will ihr heute gestehen, dass er sie liebt.“
 

Seine Frau:
 

„Hach, wie romantisch! … Du könntest ruhig auch mal so romantisch sein.“
 

Der Opa nur mehr:
 

„Weiber!“
 

Dann höre ich Mokuba hinter einem Vorhang hervorflüstern:
 

„Ich hab´ dir gesagt, das geht schief.“
 

Langsam drehe ich mich um, während ich sage:
 

„Eine Frage habe ich trotzdem noch.“
 

Seto Kaiba springt von seinem Sessel auf und ich frage dann:
 

„Was ist der Grund, warum du mich feuerst, wenn ich angeblich so gute Arbeit leiste?“
 

Er nickt, während er sagt:
 

„Das hat doch nichts mit deiner Leistung zu tun. … Es ist etwas passiert, was keiner vermuten konnte. Ich … ich hab´ mich in dich verliebt.“
 

Ich erwidere sanft:
 

„Dir das einzugestehen, hat solange gedauert?“, während ich mich dem Schreibtisch wieder nähere.
 

Er geht um den Schreibtisch herum und kommt zu mir vor. Er meint:
 

„Ich musste dich feuern, …“
 

Da werfe ich ein:
 

„Aber, ich brauche diesen Job.“
 

Plötzlich stürzt er vor mir, auf die Knie und erklärt:
 

„Werde meine Frau, dann musst du nie mehr arbeiten.“ und streckt mir einen Ring entgegen.
 

Total überrascht drehe ich mich fragend, zu den Leuten, der Opa meint aber nur:
 

„Davon hatte ich keine Ahnung.“ und die anderen nicken auch.
 

Mir wird schwindelig vor Glück und denke mir nur noch:
 

„Mehr kann ich mir wirklich nicht wünschen.“, bevor ich ohnmächtig werde.
 

~~~
 

Während ich von Seto Kaiba mehrmals, mit einfachen Küssen beglückt werde, erwache ich und bemerke, dass mein Oberkörper auf seinem Schoß, und mein Kopf in seinen Armen liegt.
 

Nachdem er gemerkt hat, dass ich wieder zu mir gekommen bin, wiederholt er seine Frage von zuvor, da ich ihm keine Antwort mehr geben konnte:
 

„Ich liebe dich. … Willst du meine Frau werden?“
 

Ich bin so gerührt und überglücklich, sodass mir Tränen in die Augen steigen und ihm antworte:
 

„Ich liebe dich doch auch. … Und ja, ich will liebend gern deine Frau werden.“
 

Nun glänzen auch seine Augen vor Glück, wir schließen uns in die Arme und küssen uns, das erste Mal, so richtig.
 

Nachdem wir uns wieder voneinander gelöst haben, jubeln die Leute, die eigentlich seine Angestellten sind, im Hintergrund. Deshalb richte ich mich auf und setze mich ordentlich auf die Couch, auf der ich gelegen hatte. Untererwartet betritt dann auch Mokuba die Bühne, indem er von, hinter dem Vorhang, hervorkommt, und überreicht mir einen Strauß roter Rosen, in Seto´s Namen, während jener mich wissen lässt:
 

„Diese Rosen sollen dir, meine geballten Liebe, zu dir, verdeutlichen.“
 

Und ich könnte nicht glücklich sein, im Moment.
 

~~ Ende ~~

Traum 12 (Auf der Flucht vor einer Verlobung)

Ich bin, zu einer Party, eingeladen, die, im Keller, einer Villa stattfindet, wo, nur das niedere Volk Zutritt hat. Diese Party findet allerdings im Keller einer Hochadeligen statt, dessen Anwesen Quadratkilometer groß ist.
 

Als ich die Villa betrete, bin ich, hauptsächlich, nur dorthin gegangen, um Seto Kaiba zu sehen, der auch im Gebäude anwesend sein soll.
 

Ich gehe zur Party, im Keller, sehe dort ein paar bekannte Gesichter und erkenne den Alex, von meiner Berufsschule.
 

Ich frage ihn, beim Vorbeigehen:
 

„Hallo, kennst du mich noch?“
 

Er antwortet mir:
 

„Ja, aus der Berufsschule.“
 

„Und wie geht´s dir so?“ erkundige ich mich gelangweilt.
 

„Ganz gut, … und selbst?“
 

„Auch gut.“ zucke ich mit meinen Schultern.
 

Ich gehe weiter, stelle mich an den Rand, der Tanzfläche und beginne zu Tanzen.
 

Ehe, ich mich versehe, bildet sich hinter mir eine Schlange, und ich tanze mit der Schlange durch den Raum.
 

~~~
 

Später gehe ich zum Buffettisch und lehne mich an, um zu verschnaufen. Doch, da spüre ich plötzlich jemanden hinter mir. Ich drehe mich um und erkenne, dass es sich um einen Ex von mir handelt.
 

Ich hab´ die Nase voll und verlasse den Keller.
 

Da höre ich oben im Erdgeschoss die Leute reden:
 

„Heute verlobt sich Seto Kaiba mit Stefanie, der Tochter der Gräfin. … Gozaburo Kaiba hat sogar schon die Hochzeit geplant. … *tuschel*“
 

Ich bin entsetzt, weil ich genau weiß, dass Seto Kaiba zu mir gehört, er weiß halt nur noch nicht, dass es mich gibt.
 

Da kommt mir zu Ohren:
 

„Es findet ein orchestralisches Konzert statt, für fortgeschrittene Musiker, die ihre neuesten Werke vorstellen sollen. Seto Kaiba wird unter ihnen auswählen, welches Werk er für seine Verlobte Stefanie zur Verlobungsfeier wählen wird.“
 

//Das ist meine Chance//
 

Im Vorbeigehen schnappe ich mir, von einer vorbeigeschobenen Kleiderstange ein Ballkleid herunter, schlüpfe hinein und schummle mich in das Konzert, wo vorgespielt werden soll.
 

Ich stelle fest, dass dieses Konzert, eher einer Schulung gleicht, wo man seine Werke, auf einer Bühne präsentieren muss. Ich gehe summend die Treppen, neben der Bühne, vom Eingang hinunter und platziere mich auf einem freien Stuhl, während eine Vorsingende gerade endet.
 

Zwei Sitze weiter, kommt eine dran, die ein Werk geschrieben hat, die singt, als hätte sie in ihrem ganzen Leben noch nie gesungen.
 

Die Konzertleiterin erwähnt erbost:
 

„Das hier ist ein Konzert für Fortgeschrittene.“
 

Da ich die Macht besitze, durch Wände zu sehen, blicke ich kurz hinter mich, wo sich eine Spiegelwand befindet und grinse. Ich stehe auf und sage:
 

„Wenn es erlaubt ist, übernehme ich das für das Fräulein. Ich bin ihre Assistentin.“
 

Die Komponistin sieht verzweifelt aus, ist aber erfreut, weil ich ihr dieses Angebot unterbreitet habe, weshalb sie meint:
 

„Das wäre mir eine Freude.“
 

Die Konzertleiterin meint daher:
 

„Also, meinetwegen. Ich hoffe nur, dass Thema wurde nicht verfehlt. Es soll ein Liebeslied sein.“
 

Da denke ich mir:
 

//Na, umso besser. Da kann ich direkt zu Seto Kaiba singen.//
 

Ich trete mit den Noten, die mir die Komponistin gegebenen hat, auf die Bühne und die Musik beginnt zu spielen. Ich beginne zu singen, während ich ihm direkt in die Augen sehe und einen neuen Text erfinde:
 

„Hör´ mir bitte zu. … Ich will dir etwas sagen. … Mein Herz schlägt wie verrückt und du machst mich wahnsinnig. … Für Tag und für Nacht, träume ich immer zu von dir. … Ich finde keine Ruh´, wenn ich nicht bei dir sein kann. … Hör´ mir bitte zu. … Ich will dir etwas sagen. … Mein Herz schlägt wie verrückt, wenn ich in deine Augen blicke. … Meine Sehnsucht nach dir … ist grenzenlos und mein Herz ruft stets nach dir. … Was ich sagen will, … ich bin deine wahre Liebe.“, während ich kein einziges Mal, meinen Blick von ihm abwende.
 

Die Konzertleiterin flippt fast aus:
 

„Das war wundervoll, herzzerreißend. … Ich bin hin und weg.“, während ich, ihm immer noch in seine Augen blicke, und spüre, dass er sich angesprochen fühlt.
 

Er steht auch sofort auf und geht seitlich durch die Tür, wo ich ihn dann nicht mehr sehen kann.
 

Kurz danach kommt er durch den Eingang und sagt:
 

„Ich will etwas wissen. … In einer Stunde in meinem Zimmer.“
 

Ich frage sofort begeistert:
 

„Wo befindet sich das?“
 

Deshalb erwidert er mir:
 

„Dann, eben, in einer Stunde vor den Treppen im Erdgeschoss.“
 

Ich antworte lächelnd:
 

„Ist geritzt.“
 

Danach geht er zur Konzertleiterin und sieht auf den Text und bemerkt, wie vermutet, dass ich kein Wort davon gesungen habe, was darauf steht. Er sieht mir noch einmal in meine Augen und geht dann wieder durch einen anderen Eingang hinaus.
 

Ich meine dann:
 

„Entschuldigen Sie mich, bitte.“
 

Die Konzertleiterin beginnt zu stottern:
 

„Aber, … aber, … aber, das geht doch nicht. Sie haben das beste Lied präsentiert.“
 

Schon bin ich weg und folge Seto mit Abstand, damit ich nicht mit ihm gesehen werde. Ich mische mich unbemerkt unter die Leute und höre zu, was sie so über Seto sagen.
 

Aber die stärkste Meldung ist:
 

„Seto Kaiba und Stefanie geben ja so ein hübsches Paar ab. … Oh, da kommt sie ja.“
 

Ich bin natürlich ganz gespannt, wie sie aussieht und denke mir, als ich sie erblicke:
 

//Oh, mein Gott, eine Blondine. Die passt absolut gar nicht zu meinem Seto, obwohl sie schon hübsch ist. … Er darf sie auf keinen Fall heiraten. Ich muss ihn davon überzeugen, dass ich die Richtige für ihn bin.//
 

Danach halte ich Ausschau nach ihm und denke mir:
 

//Mist, ich hab´ ihn aus den Augen verloren.//
 

Da höre ich eine Reporterin Stefanie fragen:
 

„Lieben sie ihren Verlobten denn auch?“
 

Ich werde hellhörig und lausche, wie Stefanie antwortet:
 

„Ich bin total in ihn verliebt.“
 

//Na, toll. … Sieht immer schlechter für mich aus. … Ich werde trotzdem mal mit ihm reden, weil wenigstens konnte ich seine Aufmerksamkeit erregen.//
 

Ich bleibe noch ein wenig bei den Leuten, die um Stefanie versammelt sind, bis mir das ganze Gerede um Stefanie zu viel wird, und ich auf die Terrasse gehe.
 

Kurz danach, entscheide ich mich dazu, einen kleinen Spaziergang zu machen, bis ich Seto treffen soll.
 

Doch unerwartet sehe ich Seto mit jemandem die Treppen vor mir herunterkommen, die einen Weg im Garten, eine Böschung hinunterführen, und höre, wie sie sich unterhalten.
 

Der Diener fragt:
 

„Sind Sie bereit für die Verlobungsfeier?“
 

„Ich werde nie bereit sein. … Ich hab´ diese Stefanie nur einmal gesehen. … Wie kann man von mir erwarten, dass ich sie heirate?“
 

„Ihr Herr Stiefvater hat das so arrangiert, also müssen Sie jetzt auch Lady Stefanie heiraten.“
 

Doch zu diesem Zeitpunkt erblickt Seto mich und sagt zum Diener:
 

„Das besprechen wir ein andermal, Sie entschuldigen mich?“ und kommt die Treppen zu mir heruntergehopst.
 

Der Diener ruft ihm nach:
 

„Herr Kaiba, wir sind noch nicht miteinander fertig.“
 

Da sagt Seto zu mir, während er meine Hand nimmt:
 

„Lass´ uns von hier verschwinden.“
 

„Aber, man wird nach dir suchen.“, während er, mit mir an der Hand, losläuft und sich, mit mir, hinter einem großen Busch versteckt.
 

Ich wage es, ihn zu fragen:
 

„Was ist eigentlich los?“
 

„Ich denke nicht daran, mich mit dieser Stefanie zu verloben. Ich liebe sie nicht. … Ich kenn´ sie ja nicht einmal.“
 

„Ach, so. Dann kann ich mir ja das Ausreden ersparen.“
 

Er sieht mich komisch stutzig an und ihm entkommt ein:
 

„Häh?“
 

Ich lächle verlegen und kläre ihn auf:
 

„Na, ja, … Ich wollte dir ausreden, dich mit ihr zu verloben. Aber, das erledigt sich ja, nachdem du eh kein Interesse an ihr hast.“
 

„Das bringt mich doch tatsächlich aufs Thema, weshalb ich dich eigentlich sprechen wollte. … Ich kann mir nämlich nicht erklären, dass du mir genau in die Augen sehen konntest, obwohl ich doch hinter der Spiegelwand gar nicht zu sehen war.“
 

„Ich bin Magierin und kann durch Wände sehen. Ich bin aber noch nicht so gut darin, die Magie zu benutzen, weil ich sie erst vor einer Weile an mir festgestellt habe. Das Einzige jedoch, was ich besonders stark spüren konnte, war, als ich dich im Fernsehen sah, dass du meine wahre Liebe bist.“
 

„Wie kannst du dir da so sicher sein?“
 

Ich erwidere seine Frage mit einer Gegenfrage:
 

„Wieso bist du zu mir gekommen, nachdem ich das Lied beendet habe?“
 

„Ich weiß nicht so genau, aber ich spürte etwas, während du gesungen hast.“
 

„Das liegt daran, weil dich mein Gesang innerlich berührt hat. Du hast dich von mir angesprochen gefühlt, weil ich dir in die Augen gesehen hab´. … Ich kann immer noch deine Aufregung spüren. Außerdem hältst du immer noch meine Hand fest.“
 

„Oh, … entschuldige!“ und lässt sie los.
 

Ich sage dann einfach:
 

„Mein Name ist Jenna. … Es freut mich, dich, mal aus der Nähe, kennenlernen zu dürfen.“
 

Er lächelt und fühlt sich geehrt. Er reicht mir seine Hand, ich nehme sie an und wir sehen uns in die Augen. Er sagt ruhig:
 

„Freut mich, auch dich kennen zu lernen. … Aber, wir müssen hier weg, sonst werden wir noch entdeckt.“
 

„Ich befürchte nur, dieses Anwesen ist zu groß, um so schnell wieder den Ausgang zu finden. Wir können nur versuchen, uns ein gutes Versteck zu suchen.“
 

„Ich kenn´ mich hier zwar nicht so aus, aber, was ich weiß, hat die Gräfin einen Spläh und hat ihren Garten in Gebiete eingeteilt für einen Film. Jede Filmkulisse steht für ein eigenes Thema und ist real aufgebaut worden. Dort sollten wir uns gut verstecken können.“
 

„Und wie kommen wir dorthin?“
 

„Dort vorne durch das Labyrinth.“
 

„Bis zum Labyrinth ist absolut offenes Gelände. … Sie werden uns sehen und verfolgen.“
 

„Dieses Risiko müssen wir aber eingehen, wenn ich der Verlobungsfeier entkommen soll. Wenn du nicht mitkommen willst, ist das deine Entscheidung.“
 

Entrüstet antworte ich:
 

„Hey, du bist gemein. Willst du mich loswerden?“
 

Er lächelt und antwortet:
 

„Wie kommst du auf so eine Idee? Das hab´ ich doch gar nicht gesagt.“
 

Ich schmolle und schweige kniend mit verschränkten Armen. Aber währenddessen bekomme ich eine grandiose Idee.
 

„Jetzt sei´ doch nicht beleidigt. Schließlich hab´ ich dich doch mitgenommen, auf meine Flucht.“
 

„Gib´ mir deine zweite Hand.“, bitte ich ihn, was er auch tut, ohne zu Fragen.
 

Ich drücke seine zwei Hände zusammen, setze Magie ein und lasse einen Ast flexibel werden, damit er sich um Seto´s Handgelenke schlingt. Danach lasse ich den Ast wie ein Seil aussehen und die Tarnung ist perfekt.
 

Seto will wissen:
 

„Was wird das, wenn du fertig bist?“
 

„Ich entführe dich, das sieht man ja doch. … Ohne mich, wärst du voll aufgeschmissen.“
 

„Ich hatte halt eben keinen perfekten Fluchtplan parat. … Was hast du jetzt vor?“
 

„Ich zerstöre deine Flucht, indem ich dich entführe. Ich wasche deine Unschuld rein, wie man so schön sagt. … Komm´, wir laufen jetzt zum Labyrinth, mit mir als Entführerin.“
 

Sein Gesichtsausdruck verrät mir, dass er sich sowohl wundert, als auch schuldig fühlt, weil er mich mit reingezogen hat. Ich nehme seine erstellten Handschellen und renne mit ihm los.
 

~~~
 

Sobald wir im Labyrinth sind und außer Sichtweite, löse ich seine Fesseln wieder. Ich frage ihn sofort:
 

„Warum fühlst du dich schuldig? … Es war ganz allein meine Entscheidung. … Ich will dich, also muss ich auch ein Opfer bringen.“
 

Er fühlt soeben ein sehr starkes Gefühl und ist erstaunt, weil noch nie jemand vor mir, ihm so direkt gesagt hat, dass er gewollt wird. Danach frage ich ihn:
 

„Was ist das jetzt für ein Gefühl? … Ich kann´s leider nicht herausspüren, weil es sich mit anderen vermischt hat.“
 

„Ist doch egal, was ich grad fühle, wir müssen hier weg.“
 

„Ausnahmsweise stimme ich dir zu.“
 

„Mein Stiefvater hat uns bestimmt seine Bluthunde auf die Fersen geheftet. Das wird nicht einfach, denen zu entkommen. Er kann den Hunden unermesslich viel zum Schnuppern geben, weil ich bei dir bin.“
 

Ich schlage daher vor:
 

„Und wenn wir uns trennen?“
 

„Keine gute Idee. Erstens, wenn sie mich einfangen, muss ich mich verloben und zweitens, werden sie trotzdem weiter nach dir suchen. … Ich lasse dich außerdem bestimmt nicht alleine, schon deshalb, weil es auf meinen Mist gewachsen ist.“
 

„Ich hatte es mir irgendwie romantischer vorgestellt, mit dir abzuhängen.“
 

Seto nimmt mich in seine Arme und sagt:
 

„Ich verspreche dir, sobald die Verlobungsfeier abgebrochen wurde, holen wir das nach.“
 

„Wirklich?“
 

„Ja, ganz bestimmt.“
 

Ich nehme ihn ebenfalls in meine Arme und drücke mich an ihn, während ich meinen Kopf an ihn lehne.
 

Plötzlich kann ich das Gefühl stärker fühlen, das ich vorhin nicht identifizieren konnte. Zuneigung. Wir lösen die Umarmung und er meint:
 

„Wir sollten uns jetzt aber wirklich aus dem Staub machen.“
 

„Du hast recht. … Wohin wollen wir gehen?“
 

„Wir müssen wohl oder übel alle Wege ausprobieren.“
 

„Oder wir gehen immer rechts. Soll angeblich helfen, aus dem Labyrinth zu finden.“
 

Er zuckt nur mit den Schultern und wir rennen los.
 

~~~
 

Nach geraumer Zeit kommen wir tatsächlich zum Ende des Labyrinths. Seto fragt mich verwundert:
 

„Woher wusstest du das?“
 

„Ach, hab´ ich mal so im Fernsehen aufgeschnappt.“
 

„Du bist genial. … Siehst du dort vorne? Dort fängt der Rummelplatz an. Irgendwo hinter all den Gebieten befindet sich ein Ausgang.“
 

Ich erinnere mich an die Ankunft und erwähne:
 

„Ja, stimmt. Beim Haupteingang, war ja eine Tafel, wo man das ganze Anwesen auf einem Blick anschauen konnte. Die hab´ ich mir angesehen, bevor ich zur Party im Keller gegangen bin.“
 

Seto fragt stutzig:
 

„Zur Party im Keller? … Wie kommst du dann an diesen Aufzug?“
 

Ich lächle verlegen und antworte:
 

„Ich dachte mir, der Zweck heiligt die Mittel. … Ich musste mir ja schließlich etwas einfallen lassen, um deine Aufmerksamkeit zu erregen.“
 

„Mit Verlaub, das hast du geschafft. … Jedoch bedeutet das, das du ein Normalo bist.“ und ich spüre Unruhe in ihm aufkommen.
 

Ich frage ihn beunruhigt:
 

„Ist das ein Problem?“
 

„Für mich nicht, aber vermutlich für meinen Stiefvater. … Das wäre ein gefundenes Fressen für die Presse.“
 

„Kannst du mir verraten, an was genau du denkst? Ich kann deinem Gedankengang nicht so richtig folgen.“
 

„Ach, vergiss´ es. Ist nicht so wichtig.“ und nimmt meine Hand, um mich in die erste Filmkulisse zu führen.
 

Ich frage Seto, während er mich immer tiefer in die Kulisse führt:
 

„Wahnsinn, dieser Rummel ist wirklich echt? … Kann man den auch benutzen?“
 

„Soviel ich weiß, schon. … Aber, ich glaube nicht, dass jetzt der richtige Zeitpunkt dafür ist.“
 

„Du hast natürlich recht.“ bin ich enttäuscht.
 

Er legt seinen Arm um meine Schultern und erkundigt sich:
 

„Würde es dir gefallen, mit mir einen echten Rummelplatz zu besuchen?“
 

„Klar. … Mit dir würde ich sogar Pferde stehlen.“
 

Er will gerade etwas sagen, doch plötzlich hören wir Schritte näherkommen, Seto packt mich und zieht mich hinter einen Vorhang in einem Eck, wo hinter uns ein niederer Zaun ist. Ich stehe mit dem Rücken zu ihm, er hat seinen Arm um meinen Bauch gelegt und hält mich so fest.
 

Ich spüre sein Herz an meinem Schulterblatt schlagen. Ich genieße seine Nähe, nehme seine andere Hand und streiche seinen Arm auf und ab, was er sich auch gefallen lässt. Danach legt er seinen Arm vorne über meine Schulter und hält mich ganz fest.
 

Wir warten solange im Eck, hinter dem Vorhang, bis die Schritte an uns vorbei sind.
 

Danach drehe ich mich zu ihm und drücke ihn ganz fest an mich. Ich sehe ihm in die Augen, er sieht mir in die meinen und ich streichle seine Wange, während er seinen Kopf mit meiner Hand zu mir herunterneigt.
 

Wir berühren sanft unsere Lippen und geben uns einen Kuss. Danach sehen wir uns wieder in die Augen und Seto erwähnt verlegen:
 

„Sie sind weg.“
 

//Erst küsst er mich, dann tut er, als wär´ nichts gewesen? … Ist es ihm unangenehm?//
 

Daher antworte ich nur:
 

„Ja.“
 

Nach einer Schweigeminute frage ich ihn:
 

„Wann beginnt denn die Verlobungsfeier?“
 

„Um 21 Uhr. Das Problem ist nur, dass sie bis 24 Uhr dauern sollte.“
 

Ich werfe einen Blick auf die Uhr und meine:
 

„Na, toll. Es ist erst 19 Uhr. Was machen wir, die ganze Zeit, über?“
 

Plötzlich hören wir wieder Schritte, aber diesmal von mehreren Personen. Da sagt plötzlich eine Stimme:
 

„Seto, komm´ sofort raus. Ich weiß, dass du nicht entführt wurdest. Das ist doch alles auf deinen Mist gewachsen, du Nichtsnutz von Stiefsohn.“
 

Ich flüstere Seto zu:
 

„Der ist ja voll bösartig. Nicht so, wie er sich im Fernsehen gibt.“
 

„Das ist es ja eben. … Er versucht über mich zu bestimmen.“
 

„Ich kann dich echt verstehen. Ich würde mir das auch nicht gefallen lassen.“
 

Gozaburo Kaiba wiederholt:
 

„Jetzt komm´ endlich raus. Ich weiß, dass du dich hier irgendwo versteckst. … Lady Stefanie macht sich große Sorgen, dass du dich verletzen könntest. Hier sind viele Fallen eingebaut, zur Diebsabschreckung. … Lady Stefanie erwartet dich in einer Stunde im großen Saal.“
 

Danach wendet dieser sich an seine Leute und sagt:
 

„Findet ihn und bringt ihn zur mir … mit oder ohne seine kleine Freundin.“ und seine Schritte entfernen sich von uns.
 

Ich klammere mich ganz fest an Seto und flüstere ihm zu:
 

„Ich geb´ dich nicht mehr her.“
 

„Ich werde nicht zulassen, dass er uns trennt, … wo ich dich endlich gefunden habe.“
 

„Seto?“ hole ich mir flüsternd seine Aufmerksamkeit zurück, da er angespannt zu lauschen scheint.
 

„Was denn?“
 

„Ich liebe dich.“
 

Er antwortet mir jedoch nur flüsternd:
 

„Ich weiß.“
 

Wir halten uns, noch eine Weile, versteckt, bis sie weitergehen.
 

Nach einiger Zeit meint Seto allerdings:
 

„Wenn wir noch lange hierbleiben, werden sie uns bestimmt bald finden.“
 

„Was sollen wir denn tun? … Sie sind da draußen und gehen einfach nicht weg.“
 

„Sie werden bestimmt auch nicht so schnell weggehen. … Sie werden sicher in jeder Filmkulisse eine Wache stehen lassen. … Aber, ich hab´ schon eine Idee.“
 

Er tritt gegen die Wand hinter uns und sie bricht. Ich bemerke:
 

„Das ist ja Pappe?!“
 

„Ich sagte zwar, es ist alles echt, nur, bei den Wänden wurde gespart.“
 

„Aber, woher wusstest du das?“
 

Er erklärt mir, während er weiter gegen die Wandpappe tritt:
 

„Als mir Gozaburo sagte, ich solle diese Lady Stefanie heiraten, vermutete ich von vornherein ein schmutziges Abkommen. Ich hab´ Nachforschungen angestellt, die bestätigen, dass die Gräfin pleite ist. Gozaburo ist hauptsächlich auf den Titel scharf, den er bekommt, sobald ich mit dieser Stefanie verheiratet wäre. … Da hat er aber nicht, mit meinem Widerstand gerechnet, den du mir erst ermöglicht hast.“
 

„Wirklich?“, während er bereits durch die Wand springt.
 

Er streckt seine Hand nach mir aus und erwidert:
 

„Wirklich.“
 

Ich berühre seine Hand und spüre ein sehr starkes Gefühl, während wir uns in die Augen sehen. Er hebt mich mit Schwung über den niederen Zaun durch die Pappwand, sodass ich in seinen Armen lande. Ich lege meine Handflächen an seinen Oberkörper und kann sein Herz schlagen spüren.
 

Wir sehen uns in die Augen und er fügt hinzu:
 

„Wärst du nicht gewesen, hätte ich nie den Mut gehabt, mich gegen Gozaburo aufzulehnen.“
 

//Er sagt das so, als wäre ich für ihn jemand Besonderes.//
 

Doch unerwartet streicht er beidhändig über meine Wangen, meine Haare zurück, hinter meine Ohren, packt meinen Kopf und drückt mir einen sehr leidenschaftlichen Zungenkuss auf.
 

Ich umarme ihn daraufhin, drücke meine Hände an seinen Rücken und küsse, mit vollem Elan mit, während er eine Hand an meinen Rücken legt, um mich an sich zu drücken.
 

Doch, ehe ich daran denke, den Kuss beenden zu wollen, streift er seine Lippen von meinen ab und gibt mir noch einen kurzen Kuss nach.
 

//Was soll das? Wieso hat er einfach aufgehört, grad, wenn´s schön ist. … Spielt er etwa nur mit meinen Gefühlen?//
 

Daraufhin meint er:
 

„Jetzt schau´ mich nicht so an. Mir ist was Wichtiges eingefallen.“
 

„Ich hoffe, es ist wirklich wichtig. … Ich lasse mich nicht gern beim Küssen unterbrechen, wenn ich grad in Fahrt komme.“
 

Seto erwähnt grinsend:
 

„Du erinnerst dich doch, was Gozaburo sagte, oder? … Ein falscher Schritt und wir könnten Opfer einer Diebsabschreckungsfalle werden.“
 

Doch, ehe wir uns versehen, rast ein Pfeil an seinem Arm streifend vorbei. Er hält sich seinen Arm fest und ich frage sofort:
 

„Oh, nein. Bist du verletzt?“
 

„Das ist nur ein Kratzer.“
 

„Lass´ mal sehen.“ und reibe kräftig meine Hände aneinander, um meine Heilkräfte zu aktivieren.
 

Meine Hände beginnen grün zu leuchten und ich erkläre ihm:
 

„Das kann jetzt wehtun. Beiß´ zu, falls du schreien möchtest.“ und ich lege meine Hand in seinen Mund.
 

Danach berühre ich magisch seine Wunde mit Abstand, um diese zu heilen. Ich spüre alles, was er durchmacht. Zuerst brennt die Wunde, wie Feuer, danach zieht sich die Haut wieder schmerzhaft zusammen und zuletzt verschwindet der Schnitt schmerzhaft, während Seto krampfhaft in meine Hand beißt.
 

Das grüne Licht entfleucht von meinen Händen und plötzlich spüre ich, wie Seto in meine Hand beißt. Ich erwähne ihm daher schnell:
 

„Du kannst aufhören zu beißen, ich bin schon fertig.“
 

Seto nimmt meine Hand aus seinem Mund und sieht sie sich an, danach beginnt er doch tatsächlich, meine Hand zu küssen, überall da, wo er hineingebissen hat.
 

Plötzlich beginnt er sogar, meinen Arm hoch zu küssen, über meine Schulter, zu meinem Hals. Ich schmelze dahin und frage mich:
 

//Wann küsst er mich endlich auf die Lippen?//
 

Ich strecke meinen Hals, den er, nach oben, bis zu meinem Kinn küsst, und als er dann endlich meine Lippen erreicht, packe ich ihn sofort im Nacken und drücke ihn sanft an mich. Wir küssen uns und beginnen kurz darauf mit unseren Zungen zu spielen, während ich seinen Hintern packe.
 

Er packt meine Oberschenkel und nimmt mich vorne Huckepack, während er mich gegen die Wand drückt und ich streichle ihm mit der anderen Hand unentwegt sanft über die Wange, während er zärtlich meine Brüste massiert und ich meine Beine um ihn gewickelt habe, damit ich nicht runterrutsche.
 

Ich genieße seine zärtlichen Berührungen in allen Maßen und werde immer mehr erregt. Ich fahre mit beiden Händen seinen Rücken rauf und runter, während er meinen Hintern packt. Danach streichle ich seinen Oberkörper und fahre ihm über die Schultern, während wir uns immer weiterküssen.
 

Plötzlich spüre ich sein steifes Glied.
 

//Oh, Gott, wie gerne würde ich ihn jetzt tief in mir spüren wollen. … Langsam, aber doch, bekomme ich das Gefühl, dass er mich wollen könnte. … Ich werde es ja gleich wissen.//
 

Ich klettere von ihm runter, während dem Küssen, öffne ganz unverschämt seine Hose und lasse sie runtergleiten, da streckt sich mir sein hartes Glied entgegen. Dann ziehe ich meine Unterhose aus und lasse sie runterrutschen, was man unter dem Kleid eigentlich gar nicht sieht.
 

Ich löse meine Lippen von seinen und er folgt mir mit seinem Blick nach unten, während ich sanft und vorsichtig, sein hartes Glied von seiner Unterhose befreie und hinuntergleiten lasse.
 

Danach nehme ich sein Glied in den Mund und beginne mit auf und ab Bewegungen. Ich hab´ das Gefühl, dass ich ihn in den Wahnsinn treibe, weil er seine Lippen verzweifelt zusammenpresst, um ja keinen Laut von sich zu geben. Als ich merke, dass sein Glied immer mehr pulsiert, löse ich mich von seinem Glied und küsse ihn am Bauch weiter, während ich seinen Pullover hochstreife. Ich küsse ihn immer höher, seine Brustwarzen, immer höher, bis der Pullover zu seinem Kopf kommt. Er atmet mittlerweile flach und schwer.
 

Ich ziehe den Pullover über Seto´s Kopf und streife ihm seine Ärmel ab, während ich ihn am Hals und dann wieder auf seine Lippen küsse. Danach öffne ich magisch hinten bei meinem Kleid den Reißverschluss und streife mir das Kleid vom Körper, während ich meine Lippen von ihm abstreife.
 

Seto genießt förmlich meinen Anblick und beginnt hinten am BH rumzufummeln, bis er mir den BH entreißt. Er küsst, leckt und knabbert an meinen Brustwarzen herum. Danach nimmt er mich wieder Huckepack und ich führe sein hartes pulsierendes Glied in mich, ich schreie kurz auf vor Schmerz – ich bin schließlich noch Jungfrau und er ist der Erste - , während wir uns dann wieder leidenschaftlich einem Zungenkuss widmen, und er mit einem langsamen Rhythmus beginnt, den er mit der Zeit beschleunigt.
 

Seine Stöße werden auch immer tiefer und härter, bis ich mich nicht mehr halten kann und meinen Orgasmus erlebe. Ich stöhne zurückhaltend, da ich nicht zu laut sein will, während er tief in mir innerhält, sich heiß ergießt und erschöpft an mich lehnt.
 

Nach einer Weile zieht er sich aus mir zurück und setzt mich ab. Er zieht aus seiner Hosentasche einige Taschentücher und reinigt sich. Er ist zwar vom Sex noch etwas gerötet im Gesicht, lächelt mich aber verlegen an, als er mir meine Kleidung wieder reicht.
 

Als wir wieder angekleidet sind, nimmt er mich noch einmal so richtig fest in seine Arme. Ich lege auch meine Arme um ihn.
 

//Er ist mein Traummann. Sogar kuscheln nach dem Sex ist bei ihm drin. … Ich geb´ ihn auf keinen Fall wieder her.//
 

Unser Kuscheln genieße ich in vollen Zügen.
 

Während wir weiterkuscheln, gebe ich ihm einen Kuss auf die Wange. Er meint aber dann:
 

„Ich hätte es nicht so weit kommen lassen dürfen. … Es tut mir leid. … Ich hab´ mich von meinen Gefühlen verleiten lassen.“
 

„Ich wusste noch gar nicht, dass du Gefühle für mich hast. … Du hast sie mir immer sehr gut vorenthalten. … Bereust du etwa, was wir getan haben?“ will ich verunsichert wissen.
 

„Kein bisschen, und du?“
 

„Ich auch nicht.“ bin ich erleichtert.
 

Er ist ebenfalls erleichtert und erwähnt:
 

„Ich fühle mich richtig glücklich. Ich hab´ mich noch nie zuvor so gefühlt. … Es war einfach wundervoll, mit dir, so intim zu werden.“
 

„Ich würde, mit dir, jederzeit und überall wieder, wenn du wolltest. Für mich war es auch wundervoll. … Ich glaube, ich liebe dich jetzt noch mehr, als zuvor. … Ich glaube aber nicht, dass ich es jetzt noch ertragen könnte, dich zu verlieren. Dafür sind wir uns bereits zu nahegekommen.“
 

„Ich könnte es auch nicht mehr ertragen, von dir getrennt zu werden.“ gesteht er mir und wir geben uns noch einmal einen Kuss auf unsere Lippen.
 

„Lass´ uns von hier verschwinden.“ meint er anschließend.
 

Wir beginnen uns, durch das Gelände zu arbeiten, bis wir wieder auf den Weg treffen. Seto sieht sich um, ob jemand zu sehen ist. Er sieht jemanden kommen, drückt mich hinter sich, hinter einer Wand und nimmt meine Hand.
 

Unbemerkt legt mir jemand Ketten an die Füße. Als Seto mit mir loslaufen will, lasse ich seine Hand los, da ich merke, dass ich meine Beine nicht bewegen kann. Ich werfe einen Blick hinter mich, da sehe ich einen Bediensteten, der mich an der Kette festhält.
 

Dieser hatte sich wohl von unserem Versteck aus angeschlichen. weil er anscheinend einen Blick hinter den Vorhang geworfen hatte und ihm das Loch in der Wandpappe nicht entgangen war.
 

Als Seto auf der anderen Seite steht, ruft er:
 

„Komm´ zu mir rüber.“
 

Ich rufe jedoch nur zurück:
 

„Ich kann nicht.“
 

Seto ruft verzweifelt:
 

„Da kommt jemand. Beeil´ dich.“
 

„Du musst allein weiter. Lauf!!!“ schreie ich verzweifelt.
 

Seinem Blick zu urteilen, hat er verstanden, was ich meine, aber er antwortet:
 

„Ich geh´ nicht ohne dich weiter.“ und kommt auf mich zu.
 

„Komm´ nicht näher. Lauf!!!“ und mir kommen bereits die Tränen.
 

Plötzlich kommen sowohl von links, als auch von rechts Bedienstete und Seto sitzt in der Falle.
 

Hinter den Bediensteten auf der linken Seite kommt plötzlich Gozaburo Kaiba hervorgetreten und meint ernst:
 

„Es ist sehr unhöflich seine Verlobte zu versetzen. Du kommst jetzt mit, Seto. Du bist echt ungezogen.“ und zieht ihn am Ohr.
 

„Das ist die Strafe, weil du mir den Gehorsam verweigerst.“ spricht dieser, während ich ganz in Ketten gelegt werde.
 

Dann kommt Gozaburo auf mich zu, meint:
 

„Du bist ein ungezogenes Mädchen. Da hätten wir als erstes Diebstahl eines Kleides, und als zweites die Entführung meines Stiefsohnes. Da kommt schön was zusammen.“ und ich versuche mich verzweifelt zu befreien, während ich mir denke:
 

//Das kann´s doch noch nicht gewesen sein. … Wieso kann ich meine Magie nur mit den Händen benutzen? Das ist doch so was von zum Kotzen. Ich kann meine Hände nicht bewegen. … Andererseits, hab´ ich noch nie versucht, meine Magie anders einzusetzen.//
 

Als Seto mich ansieht und feststellt, dass ich komplett in Ketten gelegt bin, kommen ihm ebenfalls die Tränen. Ich lasse ihn aber wissen:
 

„Die wahre Liebe wird siegen.“, aber er versteht nicht, was ich damit meine.
 

Gozaburo widerspricht allerdings:
 

„Es gibt keine wahre Liebe. Das ist doch nur sinnloses Geschwafel. Bringt ihn in die Villa zu seiner Verlobten und übergebt sie der Polizei.“
 

Um Seto vielleicht doch noch einen Tipp zu geben, rufe ich ihm nach:
 

„Ich liebe dich, Seto.“
 

Da meint Gozaburo:
 

„Das wird ja immer besser. … Wartet, … ihre Strafe soll es sein, zu sehen, wie ihr Liebster, sich mit einer anderen verlobt.“
 

Ich kämpfe krampfhaft mit den Ketten und schreie verzweifelt:
 

„Nein, das darf er nicht.“
 

Gozaburo erwidert allerdings:
 

„Und wie er wird.“ und lacht gehässig.
 

~~~
 

Die Bediensteten bringen uns in die Villa, in den großen Saal, auf einen erhöhten Stufenabsatz, wo wir gut zu sehen sind, von den Reportern. Stefanie fällt ihm um den Hals, doch Seto erwidert die Umarmung nicht. Sie fragt:
 

„Was ist denn los mit dir? … Ich liebe dich doch.“
 

Seto antwortet schroff:
 

„Aber, ich liebe dich nicht.“
 

Gozaburo verkündet:
 

„Die Verlobung wird trotzallem stattfinden.“
 

„Ich weigere mich, mit Stefanie verlobt zu werden.“
 

Sie blickt entsetzt drein und Seto bekommt plötzlich einen anderen Blick.
 

Ich rufe ihm von der Seite zu:
 

„Seto, ich liebe dich aus tiefstem Herzen.“
 

//Komm´ schon, sag´ es. Bitte!//
 

Seto setzt plötzlich einen anderen Ton auf und verkündet:
 

„Ich werde mich verloben.“ und macht eine Pause.
 

Alle beginnen zu tratschen, dann spricht er weiter:
 

„Aber, nur das Mädchen, das ich aus tiefstem Herzen liebe.“ und wendet seinen Blick zu mir.
 

//Endlich hat er es gesagt. … Jetzt kann es passieren. Der Zauber der wahren Liebe.//
 

Ich beginne zu leuchten, bis man mich im Licht gar nicht mehr sehen kann.
 

Als das Licht dann wieder weicht, bin ich von den Ketten befreit und sehe aus, wie eine Prinzessin, mit einer Krone, und das Kleid hat sich ebenfalls verändert, sowie meine Frisur.
 

Am Kleid trage ich jetzt sogar einen Gürtel aus purem Gold und eine goldene Kette, die das Kleid verziert. Der Mutter von Stefanie kommt aus:
 

„Jenna, du lebst noch?“ und ist mehr als erstaunt.
 

Ich erwidere unhöflich:
 

„Hallo Tantchen. … Liegst du schon am Boden? … Wie untröstlich von mir. … Und Cousinchen, tut mir leid, dass ich dir deinen Traumprinzen wegschnappe, aber du wusstest ja von Anfang an, dass er für mich bestimmt war. Hab´ ich nicht recht?“
 

Ich schreite majestätisch zu Seto, mit einer Königskrone in meinen Händen und er traut seinen Augen nicht.
 

Die Reporter tuscheln:
 

„Das ist die verstorben geglaubte Prinzessin.“
 

Ich erkläre Seto:
 

„Ich wusste nicht, wer ich war, bis mir, vor eben, meine Macht die Augen öffnete. … Willst du mich noch immer, auch, wenn ich jetzt kein Normalo mehr bin?“
 

Stefanie rastet aus und schleudert ihre Magie gegen mich, ich jedoch fange ihre Attacke ab und sage:
 

„Anfängerin. So geht das!“ und ich schleudere eine gewaltige Attacke gegen sie, gegen die sie sehr alt aussieht.
 

Sie schreit:
 

„Wie kommt es, dass du soviel mächtiger bist, als ich.“
 

Ich antworte ihr ruhig und gelassen:
 

„Schon vergessen? Mein Vater war der mächtigste Zauberer auf Erden, was auch der Grund ist, warum ich königlichen Geblüts bin und ihr nur die heruntergekommenen Neider, der Verwandtschaft.“
 

Die Mutter von Stefanie regt sich auf:
 

„Zügle deine Zunge, Nichte.“
 

Ich entgegne allerdings:
 

„Und, wenn nicht? Was willst du dann tun? … Es reicht mir ganz einfach mit euch. Zuerst tötest du meine Familie, Stefanie wollte mir meine wahre Liebe stehlen. … Und das Schärfste ist, dass du dir den Grafen-Titel gekauft hast, ohne ihn zu verdienen. … Nur die Königsfamilie ist dazu berechtigt, Titel zu vergeben. Und deiner ist somit abgelaufen.“
 

Meine Tante bricht zusammen und geht in die Knie, weil sie das befürchtet hatte. Ich klatsche in meine Hände, plötzlich erwachen viele Statuen, die aussehen, wie Soldaten, wieder zum Leben.
 

Dann rufe ich:
 

„Wachen, führt die beiden ins Exil.“
 

Die Reporter schlagen sich, um diese Wendung der Geschichte. Da kommt einer auf mich zu und fragt:
 

„Sind Sie wirklich die totgeglaubte Thronfolgerin?“
 

Ich antworte:
 

„Es steht völlig außer Frage, dass ich königlicher Abstammung bin. Doch, ob ich auch Thronfolgerin bin, wird sich spätestens bei der Krönung herausstellen.“
 

Da fragt ein Reporter:
 

„Wissen Sie denn schon, wann sie heiraten werden?“
 

Ich antworte schüchtern, zu Seto sehend:
 

„Die Frage sollte eher lauten, ob ich heiraten werde. … Bitte gehen Sie jetzt alle. Es ist so viel passiert, wir brauchen etwas Zeit zur Ruhe.“
 

Die Reporter ziehen sich zurück und meine Bekannten jubeln und rufen:
 

„Schnapp´ in dir. … Wenn dir wirklich so viel Schlimmes widerfahren ist, solltest du nicht lange zögern. Frag´ ihn endlich.“
 

Seto steht immer noch unter Schock, aber ich nähere mich ihm sehr langsam und nehme seine Hand. Er wagt es nicht, in meine Augen zu blicken, und fällt vor mir auf die Knie.
 

//Wie praktisch. So kann ich ihm ohne Probleme seine Krone auf den Kopf setzen.//
 

Ich nehme die Krone, die ich die ganze Zeit in meiner linken Hand hatte, nehme sie in beide Hände und setze sie ihm mit den Worten:
 

„Du bist auserwählt, der zukünftige König zu sein. Wir gemeinsam, sind dazu bestimmt, über den ganzen Planeten zu herrschen und ihn zu beschützen.“ auf den Kopf und ein Magieschleier umgibt Seto.
 

Er wagt es nun doch aufzusehen und blickt mich verwundert an, da sage ich:
 

„Bitte, erhebe dich.“ und ich frage ihn, nachdem er aufgestanden ist und seine Krone bewundert:
 

„Nimmst du an? … Die Magie hat dich bereits akzeptiert, da du meine wahre Liebe bist. Und die Magie wird dich begleiten, egal, wofür du dich entscheidest.“
 

Die Reporter, die ich weggeschickt hatte, hatten sich nur draußen postiert und auf ihre Chance gewartet. Sie haben sogar Fotos von der Krönung von Seto gemacht. Aber, das finde ich nicht schlimm.
 

Sie kommen zurück in den Saal, als plötzlich etwas in Seto´s Hand erscheint, wie durch Zauberei. Seto wundert sich kurzfristig, was da in seiner Hand erschienen ist und bekommt große Augen, als er festzustellen scheint, was sich darin befindet. Er wirkt auch gleich viel erleichterter.
 

Daraufhin erklärt er mir:
 

„Ich akzeptiere, wenn du diesen Ring von mir annimmst.“ und streckt mir die geöffnete Schachtel entgegen.
 

Ich lächle ihn glücklich an und er meint:
 

„Du bist die geborene Königin und Anführerin.“
 

Er nimmt den Ring aus der Schachtel, nimmt meine Hand und steckt mir den Ring an meinen linken Ringfinger. Danach fragt er:
 

„Ist denn deine Tante nicht pleite?“
 

„Mein Vater war ein schlauer Fuchs. Er hat das Familienvermögen magisch verhüllt. Aber, Tantchen konnte das ja nicht wissen. Vater´s Reichtum ist unerschöpflich.“
 

Ich mache zwei Handbewegungen und alles was an der Wand klebte und fixiert war, fällt herab. Seto staunt nicht schlecht, als er feststellt, dass echt alles von dieser Villa aus reinem Gold besteht. Ich erkläre ihm daher weiter:
 

„Das Geheimnis ist die Magie selbst. Vater wusste genau, wie man sie zu verwenden hatte und dieses Wissen gab´ er mir, bevor er starb, mit. Man muss nur dem Familienkodex immer treu bleiben, dann bleibt auch dir die Magie immer treu. Einer davon lautet: Missbrauche niemals die Macht der Magie für Böses. … Das ist auch der Grund, warum meine Tante keine Magie gegen mich einsetzen konnte. Sie ist von der Macht unserer Familie verlassen worden, was auch so viel bedeutet, dass sie nicht mehr zu uns dazugehört. … Eine Ausgestoßene eben. Und ihre Tochter ist nicht viel anders. Sie war so schwach, sie hat bereits die Macht missbraucht. Vermutlich um dich zu bekommen.“
 

„Ich werde mich stets an den Familienkodex halten, aber, was ich nicht verstehe, wie konnte dein Vater so viel Gold zusammentragen, um daraus eine Villa zu bauen.“
 

„Das ist ja auch kein gewöhnliches Gold. Es ist magisches Gold. Eben unerschöpflich. Das Gold reproduziert sich von selbst, wenn man es hegt und pflegt. … Seit Jahren hat es sich nicht mehr vermehrt, weil niemand außer meiner Familie davon wusste. … Hätte meine Tante davon gewusst, hätte ich nicht so gute Karten gehabt, dich zurück zu bekommen.“
 

Seto nimmt meine Hand und zieht mich zu sich. Da meint er:
 

„Und doch bist du die wahre Thronerbin.“
 

„Bin ich so durchschaubar?“
 

„Ich spürte, dass du die Reporter angelogen hast, um sie loszuwerden, und doch bist du sie nicht losgeworden.“ und schon werden wir fotografiert mit Blitzlicht.
 

Eine Reporterin sagt sogar:
 

„Das wird die Schlagzeile des Jahrhunderts. Die Thronfolgerin mit ihrem neuen Prinzen im goldenen Schloss.“
 

Da sage ich nur mehr:
 

„Ich liebe dich, Seto, mein Prinz.“ und er erwidert mir prompt:
 

„Ich liebe dich auch, Jenna, meine Prinzessin.“ und wir küssen uns.
 

~~ Ende ~~

Traum 13 (Der falsche Seto Kaiba)

Ich, 19 Jahre alt, sehe ihm Fernsehen eine Werbekampagne, wo Seto Kaiba, 24 Jahre alt, an einem bestimmten Ort, nicht sehr weit von meinem Zuhause entfernt, ein Fan-Treffen veranstaltet, zu dem er anwesend sein wird, das drei Tage hintereinander stattfinden soll. In einer Woche soll es losgehen, aber er wird bereits 3 Tage früher in der Stadt sein.
 

Als der Tag des ersten Fan-Treffens gekommen ist, fahre ich natürlich dorthin, um Seto Kaiba zu sehen, in den ich total verliebt bin, seit ich ihn das erste Mal im Fernsehen gesehen hab´.
 

Dort erblicke ich nur sehr viele Mädchen, die voll auf Seto Kaiba abfahren. Dann kommt er angeblich endlich und ich bin verwundert, weil dieser weder so aussieht, noch so spricht wie Seto Kaiba, auch, wenn er eine gewisse Ähnlichkeit aufweist, und behauptet Seto Kaiba zu sein.
 

Dieser geht sofort auf die Mädchen zu und lässt sich freiwillig von den Mädchen begrapschen. Ich sehe ihm in die Augen und kann meine Liebe aber nicht auf diesen übertragen.
 

//Ich kann nicht, so einen furchtbaren Typen, lieben. Das ist nicht mein Seto Kaiba, den ich so liebe. … Es muss aber einen Grund geben, warum dieser Typ hier ist.//
 

Ich schreie heraus:
 

„Das ist unmöglich Seto Kaiba. Das ist ein Betrüger. … Seto Kaiba verhält sich doch ganz anders. … Liebe macht zwar blind, aber mein Herz erkennt den wahren Seto Kaiba und dieser Typ da, ist es nicht.“
 

Der falsche Seto Kaiba sieht mich böse an, und weil mir die anderen Mädchen keinen Glauben schenken, gehe ich sauer weg, von der Veranstaltung.
 

//Ich bin doch nur gekommen, um den echten Seto Kaiba zu sehen. So eine Pleite. … Er wird aber wissen, wo ich den Echten finde. Ich werde ihn einfach verfolgen, wenn er geht. … Vielleicht ist er ja ein Verbrecher und hält den echten Seto Kaiba irgendwo gefangen? … Ich werde mich für alle Fälle vorbereiten.//
 

Ich fahre kurz nach Hause und packe einen Picknick-Korb, mit Sandwiches, Obst, was zu Trinken, falls er nichts zu essen bekommt, Vitamintabletten, für den Fall der Fälle, Verbandszeug, falls er verletzt ist, und ein paar Knallkörper, falls ich ein Ablenkungsmanöver brauche, ein.
 

Ich fahre wieder zurück zur Veranstaltung und verfolge mit meinen Blicken heimlich den falschen Seto Kaiba.
 

~~~
 

Später, als sich der falsche Seto Kaiba von den Mädels verabschiedet, verfolge ich ihn vorsichtig mit Abstand, bis zu einem baufälligen Gebäude, das eine Feuerleiter besitzt. Ich verfolge ihn, bis zu seiner Wohnungstür, die er glücklicherweise offenstehen lässt.
 

Ich schleiche mich hinein, weil er das Licht nicht aufgedreht hat, obwohl es bereits dunkel ist. Ich bemerke aber einen einzigen Raum, wo Licht brennt, und der falsche Seto Kaiba hinsteuert.
 

Ich krieche unter vielen Tischen, die an den Wänden aufgereiht stehen, bis zu dem Raum mit Licht, und sehe den echten Seto Kaiba dort gefesselt sitzen.
 

Der falsche Seto Kaiba sagt zum echten:
 

„Du wirst es nicht glauben, aber alle Mädchen haben mir abgekauft, du zu sein. Hahahahaha!… Na, gut. Ein Mädchen hat an mir gezweifelt. Sie meinte, ihre Liebe zu dir, würde ihr verraten, dass ich nicht echt bin. Die anderen Mädchen haben ihr aber nicht geglaubt, da ist sie gleich wieder gegangen.“
 

Der Echte erwidert aber:
 

„Damit wirst du nicht durchkommen. Mein Bruder wird nach mir suchen.“
 

Der Falsche antwortet:
 

„Das glaube ich eher weniger. … Der nimmt ja an, dass du an dieser Veranstaltung teilnimmst, und da keine Fernseh-Fuzzies anwesend waren, kann niemand das Gegenteil behaupten.“
 

Ich werde sauer, halte mich aber zurück, weil ich nicht auch noch geknebelt, neben dem echten Seto sitzen will, weil ich ihn ja befreien will.
 

Der falsche Seto Kaiba geht ein Stück aus dem Raum, nimmt einen Baseball-Schläger, der auf der Seite steht, in die Hand und geht wieder auf den echten Seto zu.
 

Er beginnt plötzlich auf ihn einzuschlagen, während er sagt:
 

„Ich verbiete dir, mir zu widersprechen. … Und damit du mir nicht auf dumme Gedanken kommst, werde ich dir ein Bein brechen.“ und steigt mit voller Wucht, auf das linke Bein vom echten Seto Kaiba.
 

//Ich kann das nicht mit ansehen. … Meine Chance, ihn gleich heute hier raus zu holen, ist gleich null.//
 

Doch der falsche Seto Kaiba sagt noch:
 

„Ich fahr jetzt nach Hause. … Hungere mal schön. Hahahahaha!“
 

//Als, wenn ich´s gewusst hätte, was mit ihm los ist. … Hoffentlich geht er gleich. … Das einzig Dumme ist, dass ich nicht weiß, wann er wiederkommen wird. … Aber, ich weiß mit Bestimmtheit, dass er die Veranstaltung wieder besuchen wird. … Das heißt, ich hab´ morgen sechs Stunden Zeit, mich, um meinen Seto zu kümmern, ehe der Falsche wieder zurückkommt.//
 

Der falsche Seto Kaiba lacht noch einmal und verlässt dann die Wohnung, die er auch abschließt. Ich werfe einen Blick hinein in den Raum und stelle fest, dass Seto regungslos am Boden liegt und seine Augen geschlossen hat.
 

//Es ist besser, wenn ich ihm keine falschen Hoffnungen mache und erst noch, auch vor ihm, versteckt bleibe.//
 

Ich schleiche mich mit dem Korb auf Zehenspitzen an ihm vorbei zur Feuerleiter und stelle den Korb vorerst auf dem Gitter ab. Ich blicke vorsichtig die Feuerleiter hinunter und halte Ausschau, ob der falsche Seto auch wirklich das Gebäude verlässt.
 

Nachdem ich den falschen Seto Kaiba wegfahren sehe, drehe ich mich um, zum echten Seto Kaiba.
 

//Dieser Arsch hat meinen Liebling ganz schön zugerichtet. Er hat bestimmt überall blaue Flecken. … Ich muss ihm das gebrochene Bein schienen. Ich kann aber nur Materialien verwenden, die bei ihm herumliegen. … Mal sehen.//
 

Ich schleiche zu ihm, stelle fest, dass er anscheinend bewusstlos ist, und beginne nach zwei Holzstücken und einem Seil zu suchen.
 

//Der falsche Seto Kaiba ist ja so ein Trottel. … Der hat nicht mal daran gedacht, dass der echte sich sein Bein schienen könnte. Hier liegt ja alles griffbereit herum. … Es sei denn, der Falsche weiß, dass der echte zu schwach dafür ist. … Was mach´ ich jetzt nur. Mein Seto darf nicht sterben.//
 

Ich überprüfe seinen Puls und danach seinen Magen.
 

//Oh, mein Gott. … Wie lange wird er hier schon festgehalten? Er ist ja richtig ausgehungert, aber er lebt noch. … Ich muss ihn stärken. Gut, dass ich an Essen und Trinken gedacht habe.//
 

Ich schiene sein Bein, damit es richtig verheilen kann. Ich krieche leise zum Korb und nehme ein Sandwich heraus. Ich krieche zurück zu Seto und halte ihm das Sandwich vor die Nase.
 

Er wacht auf, was ich anhand von versuchtem Blinzeln bemerke. Er kann sich aber sichtlich nicht bewegen. Ich bitte ihn:
 

„Du musst wieder zu Kräften kommen. Mach´ einen Biss.“
 

Er beißt ab und kaut. Ich erkundige mich:
 

„Kannst du deine Finger bewegen?“
 

Er bewegt seine Finger sehr langsam. Danach fahre ich fort:
 

„Ein Finger für Ja, zwei Finger für Nein und die Anzahl der Finger für Tage. … Wie lange wirst du schon hier festgehalten?“
 

Er zeigt drei Finger.
 

„Hat dir der Typ zu essen und zu trinken gegeben?“
 

Er zeigt zwei Finger.
 

Danach erkläre ich ihm:
 

„Ich habe einen Korb mitgebracht, mit allem, was man so brauchen kann, wenn man in Gefangenschaft ist. … Ich weiß nur nicht, ob ich dich schon heute befreien kann. … Der einzige Fluchtweg ist die Feuerleiter. Ich fürchte, dass du zu schwach sein könntest, diese runter zu klettern. … Dein gebrochenes Bein ist auch noch ein großes Hindernis.“
 

Da merkt er, dass sein gebrochenes Bein geschient ist, als er es bewegen will. Ich erwähne daher:
 

„Ich hab´, mit dem rumliegenden Zeugs, dein Bein geschient. Nur, gut, dass der Typ nicht mitdenkt. … Ach, übrigens, mein Name ist Jenna. … Ich bin kein Fan von dir. Ich bin dir nur verfallen. … Oder besser gesagt, ich bin das Mädchen, das der Typ erwähnt hat, das nicht daran glaubte, dass er Seto Kaiba sein könnte.“
 

Nun wage ich es, in seine Augen zu sehen, was auch er die ganze Zeit vermieden hat, aber, weil er jetzt doch wissen will, wie ich aussehe, dreht er vorsichtig seinen Kopf in meine Richtung, deshalb komme ich ihm entgegen.
 

Plötzlich bemerke ich, dass er Tränen in den Augen hat, und versuche ihn aufzumuntern:
 

„Ich werde dich hier rausholen. Keine Sorge. … Ich werde morgen wiederkommen, während der Typ seine Vorstellung hält. … Aber, ich muss jetzt langsam wieder nach Hause. Ich weiß schließlich nicht, wann der Typ hier wiederauftaucht.“
 

Ich krieche zum Korb, hole die Vitamintabletten, einen Apfel und eine Flasche Mineralwasser heraus und krieche zurück zu Seto. Ich fordere ihn auf:
 

„Hier, schluck´ diese Vitamintabletten und spül´ sie mit dem Mineralwasser hinunter.“
 

Er tut, was ich sage und danach erläutere ich ihm:
 

„Draußen, auf der Feuerleiter steht der Korb, ich lasse ihn, für dich, da. Du kannst dich jederzeit bedienen, wenn der Typ nicht da ist. Drin sind jede Menge Sandwiches, Äpfel und Bananen. Aber, Finger weg von den Knallkörpern. Die sind für den Fall, dass ein Ablenkungsmanöver von Nöten ist, weil ich nicht weiß, ob er alleine oder mit mehreren unter einer Decke steckt. … Einen Apfel steck´ ich dir in den Mantel. Zwei Sandwiches lege ich hinter deine Beine, in geräuschloses Papier gewickelt, falls dich der Hunger packt. Die Mineralflasche lege ich neben die Sandwiches. Versuche sowohl die Sandwiches und die Mineralflasche, als auch das geschiente Bein mit deinem Mantel zu verdecken. … Ach, und vergiss´ nicht, den sterbenden Schwan zu spielen.“
 

Ich sehe ihm nun wieder in die Augen, und weil er mich traurig ansieht, meine ich bittend:
 

„Sieh´ mich nicht so an, sonst muss ich heulen. … Ich muss jetzt wirklich gehen. … Iss´ langsam, damit du dich nicht übergeben musst.“
 

Wir sehen uns wieder in die Augen, ich streichle seine Wange und sage:
 

„Bis morgen. Versprochen.“
 

Ich gebe ihm sogar einen Kuss auf seine Lippen.
 

Anschließend krieche ich zur Feuerleiter, und als ich zurückblicke, habe ich den Eindruck, dass er traurig ist, weil ich schon gehen muss.
 

Unten angekommen notier´ ich mir die Adresse und das Stockwerk, damit ich wieder herfinde und fahre danach nach Hause.
 

***
 

Am nächsten Morgen, kann ich es kaum erwarten, bis die Veranstaltung anfängt.
 

Ich fahre bereits etwas früher los, mit dem Auto, in der Hoffnung, dass ich ihn heute da herausholen kann.
 

Ich steige die Feuerleiter rauf und fülle den Proviant auf, den Seto anscheinend komplett verputzt hat.
 

//Gott, muss der einen Hunger gehabt haben. … Er war ja auch ziemlich ausgehungert.//
 

Ich werfe einen Blick zur Tür, von der Feuerleiter aus, hinein, um Seto zu erblicken. Er liegt, wie gestern, regungslos am Boden. Ich blicke hoch durchs Fenster, ob jemand im Raum ist, da dem nicht der Fall ist, wage ich mich zu Seto vor.
 

Ich nehme seine Hand, um seinen Puls zu prüfen.
 

//Wurde er schon wieder niedergeprügelt? … Aber, anscheinend konnte er das geschiente Bein super verstecken. … Eigentlich sollte er genug gestärkt sein, die Prügelschläge locker wegzustecken.//
 

Seto blickt auf, sieht mich und setzt sich auf, während ich erschrecke, weil er sich so ruckartig bewegt hat. Ich meine, während ich mir das Herz halte:
 

„Mach´ das nicht noch mal. Du hast mich erschreckt.“
 

„Tut mir leid, das wollte ich nicht. … Ich freu´ mich, dass du wiedergekommen bist.“
 

„Na, hör´ mal. Ich hatte es dir doch versprochen. … Fühlst du dich in der Lage, heute das Weite zu suchen? … Unterwegs könnten wir dann die Polizei informieren und den Betrüger auffliegen lassen. … Ich hab´ auch schon eine Idee, wie wir die Flucht, mit dem gebrochenen Bein, bewerkstelligen.“
 

Da meint er plötzlich:
 

„Dann mal los. … Ich vertraue dir.“
 

Ich frage schockiert:
 

„Du … vertraust mir?“
 

Er antwortet kühl:
 

„Ja, das tue ich. … Du hast mich schließlich, vor dem Hungertod, bewahrt … und bist sogar bereit, mich aus den Fängen dieses Verrückten zu befreien. … Ich bin dir wirklich sehr dankbar.“ und ihm entkommt ein Lächeln.
 

Ich bin so glücklich und frage daher:
 

„Kannst du aufstehen?“
 

Er erhebt sich mit Hilfe des rechten Beins, kann aber das linke, gebrochene Bein, nicht belasten. Er nimmt sich eine herumliegende Rohrstange und versucht diese als Stütze zu benutzen, was ihm ganz gut gelingt. Ich betrachte ihn kurz von oben bis unten und stelle fest, dass er nicht mehr so schlimm aussieht, wie noch gestern. Zumindest die Rippen sind nicht mehr so stark zu erkennen, was für mich bedeutet, dass er das Essen wirklich nötig hatte.
 

Danach stütze ich ihn auch noch etwas, um ihm zur Feuerleiter zu helfen. Dann fällt sein Blick auf den nachgefüllten Korb.
 

„Du hast mir Nachschub mitgebracht?“
 

Ich nicke lächelnd und füge an:
 

„Ich war mir noch nicht so sicher, ob wir heute deine Flucht hinbekommen. Aber, du scheinst gestärkt genug zu sein, um dich festhalten zu können. Du musst mich nämlich auch etwas mit deinem Gewicht entlasten. Ich bin es nämlich nicht gewohnt, Gewicht auf meinen Schultern zu tragen.“
 

„Das schaffen wir schon gemeinsam. Du bist ein tapferes Mädchen.“
 

Ich senke verlegen meinen Kopf. Er berührt leicht meine Wange und ich blicke wieder in seine Augen.
 

„Ich sollte noch die Beweise mitnehmen, dass ich hier war.“ erwähne ich.
 

Er nickt, und ich gehe zurück in den Raum, sammle alles ein und fühle seine Blicke auf mir. Danach komme ich wieder zu ihm zurück und mache mich am Korb zu schaffen. Ich gebe die Abfälle in das Sackerl, wo ich die neuen Sandwiches transportiert habe und lege das Sackerl in den Korb. Dann bitte ich Seto:
 

„Nimm´, bitte, den Korb, damit wirklich nichts auf mich zurückführt.“
 

Er nimmt mir den Korb auch ab, lehnt die Rohrstange an den Türrahmen, hält sich am Fensterbrett fest und ich mache mich schon bereit, die Leiter soweit hinunter zu klettern, dass er sich dann auf meine Schultern platzieren kann.
 

„Ich hoffe, du schaffst es so, dich auf meine Schultern zu setzen. Reich´ mir den Korb, damit du beide Hände frei hast.“ erkläre ich ihm.
 

„Du hast wohl echt, an alles gedacht, wie?“ fragt er mich.
 

„Ich habe zumindest versucht, nichts außer Acht zu lassen. … Ich hab´ sogar ein Auto bereitstehen, mit dem ich dich in dein Hotel fahren kann.“
 

Er platziert sich nun über mir so, mit viel festhalten, nachdem er mir den Korb überreicht hat, dass er sich auf meine Schultern setzen kann und platzier sich, sodass er sich an mir herunterlassen kann, während ich auch seine Beine festhalte.
 

Danach klettere ich, mit ihm, wie geplant, die Leiter hinunter, während er den Korb wieder für mich hält.
 

Unten angekommen, lasse ich ihn von meiner Schulter steigen, stütze ihn sofort ab und geleite ihn zum Auto.
 

Ich helfe ihm, beim Einsteigen, er schnallt sich an, und ich stelle ihm den Korb auf den Schoß, wo er sich auch gleich einem Sandwich bedient, da er schon länger nichts mehr gegessen zu haben scheint.
 

Danach steige ich, auf der Fahrerseite, ein und starte den Motor. Seto fragt mich stutzig:
 

„Bist du sicher, dass du schon Autofahren darfst?“
 

Ich antworte verlegen:
 

„Dürfen wahrscheinlich nicht, … aber mein Papa hat mir das Autofahren beigebracht. … Ich kann wirklich gut fahren, nur keine Sorge.“
 

Ich schnalle mich an und fahre los, während ich erwähne:
 

„Ich weiß nicht, in welchem Hotel du, mit deinem Bruder, zurzeit wohnst. Du musst mir leider den Weg beschreiben.“
 

Also navigiert er mich.
 

~~~
 

Wir fahren nebenbei bei der Polizei vorbei, wo Seto ihnen alles schildert. Diese fahren sofort zur Veranstaltung, um den Betrüger festzunehmen, wegen Freiheitsberaubung und Foltermethoden, sowie versuchte Tötung durch grobe Vernachlässigung. Danach fahre ich Seto, zu seinem Hotel.
 

~~~
 

Nach längerem Navigieren, fahre ich das Hotel an und parke das Auto.
 

Ich steige aus, helfe Seto beim Aussteigen und bringe ihn, bis zum Empfang, wo er mir wortwörtlich weggenommen wird.
 

Seine Belegschaft bringt ihn zum Fahrstuhl, und ich bin traurig, weil ich fürchte, dass ich ihn so schnell nicht mehr zu sehen bekomme, da dreht ihn die Belegschaft noch einmal um und er sagt:
 

„Jenna! … Ich werde eine weitere Veranstaltung hier in 2 Monaten planen. … Ich würde mich freuen, wenn du da bist.“ und ich lächle.
 

Während ich wieder zum Auto gehe, denke ich mir:
 

//Die Zeit mit ihm war schön, jedoch sehr kurz. … Jetzt wird ihn Mokuba bestimmt besorgt umarmen. Danach fahren sie bestimmt ins Krankenhaus und Seto bekommt einen Gips. Dort wird er bestimmt 6 Wochen sein Bein genesen lassen. … 2 Monate sind ja eine so lange Zeit. … Nur schade, dass er morgen nicht noch kommt. Morgen wäre der letzte Tag der Veranstaltung. … Ich glaube, er hat ganz darauf vergessen. … Oh, ich wollte ihm doch meine Sandwiches schenken.//
 

Ich hole die Sandwiches, aus dem Auto, aus meinem Korb, disponiere um, sodass die Sandwiches im Sackerl sind, kehre um und gehe zurück zum Empfang. Ich bitte den Rezeptionisten:
 

„Könnten Sie, bitte, diese Sandwiches Seto Kaiba zukommen lassen? Ich möchte sie ihm gerne schenken. … Sagen sie ihm nur, dass sie von Jenna sind.“
 

Gerade, als ich dem Rezeptionisten das Sackerl in die Hand drücken will, kommt Seto im Rollstuhl, mit seinem Bruder, und seiner Belegschaft aus dem Fahrstuhl, was mir nicht entgeht, da ich öfters einen traurigen Blick dorthin werfe, in der Hoffnung, er würde wiederkommen. Er fragt sofort:
 

„Jenna, … du bist noch da?“
 

Ich erkläre ihm prompt:
 

„Du hast meine Sandwiches vergessen. … Ich wollte sie dir doch mitgeben.“, lege sie ihm in den Schoß und beginne innerlich zu zittern, auf Grund des Gedankens, dass er mich vergessen wird.
 

Plötzlich kommt ein Paparazzo auf mich zu und fotografiert mich neben Seto, während dieser vor sich hinsagt:
 

„Das ist perfekt. … Die Heldin, die im Alleingang, Seto Kaiba aus der Gefangenschaft, eines Verrückten, befreit hat.“
 

Ich bin ganz irritiert und verliere Seto aus den Augen, als dieser mir nachruft:
 

„Wir sehen uns noch morgen.“, weil dieser bereits weggefahren wird.
 

Danach gehe ich wirklich zum Auto zurück und fahre nach Hause.
 

***
 

Am nächsten Tag fahre ich, trotz Zweifel, dass ich ihn dort sehen werde, zur Veranstaltung. Dort wird bereits erwartungsvoll auf Seto Kaiba, von vielen Fans, gewartet. Ich stelle mich, ganz hinten, einfach dazu.
 

Als es dann heißt, dass er eingetroffen ist, stelle ich mich auf eine Parkbank, weil ich ihn sehen will. Ich sehe ihn stehend, ohne Rollstuhl, aber, mit einer Krücke, nähertreten, während er eine Hand hebt, als Begrüßung, und die Fans jubeln.
 

//Er sieht so gut aus. Ihm scheint es wieder gut zu gehen. Das freut mich. … Oh, er hat mich entdeckt. Er sieht zu mir.//
 

Ich steige schnell von der Parkbank, weil es mir, vor den anderen Fans, peinlich ist. Aber, er marschiert auf mich zu, während die Fans zur Seite gehen, um zu sehen, wohin er geht.
 

Als er vor mir stehenbleibt, sagt er:
 

„Hallo.“
 

Ich antworte beschämt:
 

„Hallo. … Gut siehst du aus.“ und schlinge überwältigt meine Arme, um seine Taille, während ich mich leicht an ihn lehne.
 

Kurz danach löse ich meine Umarmung und sage beunruhigt:
 

„Entschuldige, ich wollte dir nicht zu nahetreten.“
 

Er erwähnt lächelnd:
 

„Diese Grenze hast du längst überschritten, als du mich geküsst hast.“
 

//Das hat er sich gemerkt? Oh, oh!//
 

Die weiblichen Fans werden sichtlich neidisch.
 

Er nimmt einen Stift aus seinem Mantel und fragt:
 

„Würdest du dich, auf meinem Gips, verewigen wollen?“
 

Ich lächle ihn verlegen an, die Fans sehen verwundert drein, und ich nehme den Stift. Ich schreibe meinen Namen sehr groß, auf die einzige große leere Stelle, die er für mich extra freigelassen hat. Ich gebe ihm danach den Stift zurück und frage ihn, weil ich später keine Möglichkeit mehr dazu haben könnte:
 

„Würdest du dich vielleicht dazu herablassen, … dich, mit mir … zu verabreden?“
 

„Vielleicht, … wenn mein Gips wieder ab ist.“
 

„Wie lange musst du ihn denn jetzt drauflassen?“
 

„Der Arzt meinte, du hast die Schiene so gut angebracht, dass ich nur 5 Wochen den Gips tragen muss.“
 

„Das ist toll. … Wie soll ich dich kontaktieren?“
 

Den Fans passt diese Vertraulichkeit gar nicht, und beginnen Seto, von mir, wegzudrängen. Er ruft mir deshalb zu:
 

„Ruf´ mich an!“
 

„Ich hab´ deine Nummer nicht!“
 

Er betrachtet die Fans und scheint zu überlegen, da ruft er mir zu:
 

„Ich rufe dich an. … Gib´ mir deine Nummer.“
 

Ich nehme einen Lippenstift, den ich am Boden finde, ein herumliegendes Papier und schreibe darauf:
 

„Deine Lebensretterin, Handy-Nr.: xxxx/xxx xx xx, Ich liebe dich!“
 

Da ich ihn, wegen der Menge an Fans, schon gar nicht mehr sehen kann, steige ich wieder auf die Parkbank.
 

„Jenna, beeil´ dich.“ schreit er, da er immer weiter von den Fans fortgeschoben wird.
 

Viele Fans kommen nun auf die Idee, anstatt ihrer Namen, ‚Jenna‘ zu schreiben, mit ihrer eigenen Telefonnummer darauf, während ich das Papier, mit meiner Nummer, daraufhin zu einem Flieger bastle, und zu ihm versuche, fliegen zu lassen.
 

Im nächsten Augenblick sehe ich, wie seine Hand nach dem Flieger greift, und er plötzlich viele Zettelchen in seiner Hand hält.
 

~~~ Seto´s Sicht ~~~
 

Als ich die Zettel alle einzeln öffne, stelle ich fest, dass fast auf jedem Jenna´s Name draufsteht. Als ich dann allerdings auf einem lese:
 

„Deine Lebensretterin.“, muss ich grinsen.
 

//Kluges Mädchen.//
 

Ich stecke mir ihren Zettel in meine linke Manteltasche, während ich ihr zurufe:
 

„Ich ruf´ dich auf jeden Fall an. Auch, wenn ich, in nächster Zeit, keine Zeit dazu finden sollte.“
 

Die Fans drängen mich noch weiter, von ihr, weg, sodass ich gezwungen bin, wieder Heim zu fliegen, mit dem Helikopter, mit dem ich auch hergeflogen bin.
 

Ich steige in den Helikopter, während ich winke.
 

Ich lese mir noch mal ihre Nummer durch, da erblicke ich das: „Ich liebe dich!“ und Mokuba fragt mich, da er mir anscheinend über die Schulter geblickt hat:
 

„Warum hast du ihr nicht gesagt, dass du dich in sie verliebt hast?“
 

Ich antworte ihm allerdings:
 

„Doch nicht, vor all den Fans. Wer weiß, was sie Jenna antäten. Du hast doch mitbekommen, was da eben abgegangen ist. … Ich hab´ jetzt ihre Nummer, und kann sie jederzeit anrufen. Ich werde mich, mit ihr, verabreden, dann werde ich es ihr sagen.“ und der Helikopter hebt ab.
 

~~~ Meine Sicht ~~~
 

Als der Helikopter abhebt, blicke ich diesem noch nach.
 

//Hoffentlich ruft er mich an. … Ich kann es kaum erwarten, ihn wieder zu sehen.//
 

***
 

Da er anscheinend sehr beschäftigt war - ich hab´ seine Aktivitäten im Fernsehen verfolgt - ruft er, nach 6 Wochen, an einem Vormittag, endlich an, und ich biete ihm an:
 

„Komm´, morgen, einfach zum Abendessen, zu mir. Meine Adresse lautet xxxxxxxxxx xxx/xx/xx. Ich koche für dich, was Leckeres. Um 18 Uhr, ja?“
 

Er sagt zu und meint:
 

„Ich hab´ deine Adresse notiert. Ich freu´ mich. … Bis morgen.“
 

Ich bin sehr aufgeregt, weil ich mich so freue, ihn wiederzusehen.
 

***
 

Der Tag und Zeitpunkt der Verabredung ist gekommen.
 

Seto klingelt an meiner Tür. Ich öffne diese und bitte ihn:
 

„Komm´ herein.“
 

Er tritt ein, ich schließe hinter ihm die Tür und verriegle sie, damit er mir nicht mehr entkommen kann und erwähne:
 

„Dir ist schon klar, dass ich dich nicht mehr gehen lasse?“
 

Die Schlüssel verstecke ich in meiner Jackentasche und er lächelt, weil er mitbekommen hat, dass ich die Tür verriegelt habe, während er einen Blick ins Wohnzimmer riskiert.
 

Ich folge ihm und erwähne auffordernd:
 

„Schön, dass du da bist. … Schuhe ausziehen.“
 

Nachdem er sich die Schuhe ausgezogen hat, bin ich so frei und ziehe ihm den Mantel aus, während ich meine:
 

„Den brauchst du hier nicht.“
 

Ich hänge seinen Mantel in der Garderobe auf und wir betreten gemeinsam das Wohnzimmer.
 

Ich geleite ihn, zum bereits angerichteten Tisch, und erwähne:
 

„Setz´ dich doch. Nur keine Scheu.“
 

Er sieht sich um und meint:
 

„Du hast die Wohnung sehr nett dekoriert.“
 

Ich fühle mich geschmeichelt:
 

„Danke. … Fühl´ dich, wie Zuhause.“ und er setzt sich, an den Tisch.
 

Ich setze mich ebenfalls, an den Tisch, und wir beginnen zu essen. Er meint zum Essen:
 

„Sehr lecker, aber, ein wenig versalzen.“
 

Ich werde rot, weil es mir peinlich ist und sage:
 

„Ich war so aufgeregt beim Kochen, weil du kommst. Tut mir leid.“
 

Er lächelt und erklärt:
 

„Das macht nichts. … Es schmeckt wirklich sehr gut.“
 

Und er isst wirklich alles auf.
 

Nach dem Essen trinken wir einen Schluck Rotwein, danach stehe ich auf, gehe auf ihn zu, bitte ihn:
 

„Steh´ doch mal auf.“, was er auch tut, aber nicht weiß, warum.
 

Ich lege sofort meine Hand auf seinen Oberkörper und drücke ihn rückwärts Richtung Schlafzimmer.
 

Als er das Schlafzimmer betritt, erwähne ich:
 

„Das ist mein Schlafzimmer.“ und als ich ihn weiter Richtung Bett drücke, erwähne ich, „Und das ist mein Bett.“
 

Ich erkläre ihm danach:
 

„Ich will mich nicht länger zurückhalten.“, während ich ihn aufs Bett stoße, sodass er, auf dem Bett, zum Liegen kommt.
 

Er stützt sich, mit seinen Ellbogen, ab und ich klettere kniend auf Seto, bis ich, mit meinem Kopf, in seiner Kopfhöhe bin. Ich drücke ihm auch sofort einen Kuss auf seine Lippen, den er sogar erwidert, ohne Widerworte. Danach küssen wir uns gleich noch mal, und danach gehen wir über zum Zungenkuss.
 

Während des Zungenkusses beginnt er meinen Rücken zu streicheln, und ich ihn, in meine Arme zu ziehen, bis auch er mich ganz fest in seine Arme schließt.
 

Ich stecke all meine Liebe, für ihn, in diesen Zungenkuss, sodass ich sogar seine Liebe zu mir spüren kann.
 

Wir beginnen uns zu wälzen, weil wir um die Oberhand kämpfen, während des Zungenkusses. Umso länger wir uns küssen, desto erregter werde ich.
 

Später packt er meine Oberschenkel, packt meinen Hintern und drückt mein Becken an seins, sodass ich spüren kann, wie hart er geworden ist.
 

Ich unterbreche den Zungenkuss und ziehe mir meinen Pullover aus, sodass ich nur mehr mit BH auf ihm sitze, während er seinen Pullover auszieht. Danach fummle ich an seiner Hose rum und ziehe sie ihm aus, während er meinen Rock auszieht.
 

Die Unterwäsche haben wir auch schnell verloren und ich lasse mich auf sein Glied sinken, halte aber inne. Er packt meine Hüften und durchbricht ruckartig mein Jungfernhäutchen, da ich noch Jungfrau war. Mit schmerzverzerrter Mimik kneife ich meine Augen zu.
 

Er setzt sich auf, bringt mich zum Erliegen, streichelt mir tröstend über den Kopf, und beginnt mit einem langsamen Rhythmus, um die besseren Gefühle, in mir hervorzubringen.
 

Nach einer Weile schlinge ich meine Arme um seinen Hals und wir küssen uns wieder mit Zungenkuss, während er den Rhythmus allmählich beschleunigt.
 

Kurz darauf kommen wir ziemlich gleichzeitig. Danach legt er sich neben mich und ich kuschle mich an ihn.
 

~~~
 

Nach einer ganzen Weile, des Kuschelns, erwähne ich:
 

„Ich hätte nicht gedacht, dass du mich soweit gehen lässt.“ und sehe ihm ins Gesicht.
 

Er senkt seinen Blick zu mir herab, während er über meine Haare streicht und erklärt:
 

„Der Grund ist, … weil ich dich liebe.“
 

Ich sehe ihn überrascht an, er küsst mich auf die Lippen und ich lächle glücklich.
 

Ich lege meine Hand an seine Wange, küsse ihn noch einmal und erwidere ihm:
 

„Ich liebe dich auch.“
 

~~~
 

Nach einer weiteren Weile des Kuschelns, frage ich ihn:
 

„Schläfst du eigentlich mit jedem Mädchen, das dir zu nahetritt?“
 

Er lacht und antwortet:
 

„Nein, … du bist die Erste, die es überhaupt geschafft hat, mir näher, als fünf Meter, zu kommen. … Ich halte mich grundsätzlich von meinen Fans fern.“
 

„Ich sagte dir doch, ich war kein Fan.“
 

Er fragt neugierig nach:
 

„War?“
 

„Jetzt bin ich dein größter Fan. … Ich hab´ alle deine Aktivitäten verfolgt, bis gestern, weil ich so Sehnsucht nach dir hatte.“
 

Er beginnt mir zu erzählen und zu gestehen:
 

„Ich hab´ meinem Koch den Auftrag gegeben, mir dieselben Sandwiches zu machen, die du für mich gemacht hast, um meine Sehnsucht nach dir, die Wartezeit über, nicht ausarten zu lassen. Nur, die Sandwiches schmeckten nicht so, wie deine. … Ich habe begonnen, dich richtig zu vermissen, bis mir klar wurde, dass ich es nicht mehr ertrage, dich, noch länger, nicht sehen zu können. … … … Als ich gefangen war, hatte ich eigentlich bereits mit meinem Leben abgeschlossen, weil ich keine Hoffnung auf Rettung hatte, bis du aufgetaucht bist. … Du hast mir wieder Hoffnung gegeben, zu überleben.“
 

Ich unterbreche ihn:
 

„War das der Grund, warum du geweint hast, bevor ich erwähnte, dass ich gehen muss?“
 

Er nickt und ich gestehe ihm im Gegenzug:
 

„Das war auch der Grund, warum ich dich geküsst hab´. Ich wollte dich beruhigen.“
 

„Mir hat, zuvor, auch noch nie jemand gesagt, was ich tun soll. … Du warst die Erste.“
 

Ich lächle und erkläre:
 

„Ich wollte nicht, dass irgendetwas schiefgeht, … weil, sonst hätte ich dich nicht so schnell befreien können.“
 

„Genau, deswegen, wirst du immer meine Heldin sein, die mich gerettet hat.“ und wir küssen uns noch einmal.
 

Er wirft einen Blick auf seine Uhr und verzieht das Gesicht, woraufhin ich ihn frage:
 

„Was ist denn?“
 

„Tut mir leid, Jenna. … Ich wollte es dir schon eher sagen, … aber, ich muss, noch heute, wieder nach Hause fliegen. … Mein Flieger geht um 23 Uhr. … Ich muss sofort aufbrechen. Der Wagen ist bereits da und wartet auf mich.“ erklärt er mir, während er aufsteht und seine Sachen zusammensucht.
 

Ich stehe ebenfalls auf und suche meine Sachen und wir ziehen uns wieder an.
 

Er geht rasch in den Vorraum, zieht seine Schuhe und den Mantel wieder an. Nimmt den Schlüssel aus meiner Jacke und entsperrt die Tür, während ich zu ihm ins Vorzimmer stürme, weil ich länger, mit dem Anziehen, gebraucht habe.
 

Ich schlüpfe schnell in meine Schuhe und halte ihn auf, als er bereits die Tür raus will:
 

„Warte, … wann seh´ ich dich wieder? … Wie kann ich dich erreichen? Ich hab´ keine Nummer von dir.“
 

Er dreht sich um, zu mir, schreibt auf seine Visitenkarte seine private Handy-Nummer drauf und meint:
 

„Mein Handy ist immer aufgedreht. … Ich bin aber immer sehr beschäftigt, also wunder´ dich nicht, wenn ich nicht immer abheben kann. … Wie du weißt, ist in zwei Wochen wieder eine Veranstaltung in deiner Stadt, wo ich meinen Fans zuwinke. Wirst du kommen?“
 

Ich antworte traurig:
 

„Du weißt doch, dass ich keine Veranstaltung mit dir versäumen würde. … Du kannst mit mir rechnen. … Musst du wirklich schon gehen?“
 

Er seufzt:
 

„Es tut mir leid, ich kann´s nicht ändern. … Morgen warten viele Geschäfte auf mich.“ und sieht mir in die Augen.
 

Als er merkt, dass ich den Tränen nahe bin, nimmt er mich noch einmal in seine Arme.
 

Wir lösen die Umarmung wieder, er meint:
 

„Nicht weinen. Wir sehen uns bereits in zwei Wochen wieder.“ und küsst mich.
 

Er blickt wieder auf die Uhr und geht allmählich die Treppen runter, während ich es nicht lassen kann, ihn immer und immer wieder zu küssen, während ich ihn frage:
 

„Habe ich keine Chance, dich umzustimmen?“
 

„Das geht nicht.“
 

„Kannst du nicht bei mir bleiben?“
 

„Das geht leider nicht.“
 

Dann frage ich, unten, bereits beim Eingangstor, angekommen:
 

„Kann ich nicht mit dir kommen?“
 

„Das wär´ eigentlich kein Problem, aber es ist bereits zu spät.“
 

Nun bekommt auch er Tränen in die Augen, weil ich auch mehr Tränen bekomme. Ich versuche seine Hand festzuhalten, damit er nicht gehen kann, aber er entfernt sich von mir, bis ich seine Hand nicht mehr festhalten kann.
 

Ich rufe ihm nach:
 

„Ich liebe dich!“
 

Er sieht, während dem Einsteigen in den Wagen, noch einmal zu mir und sagt, fast nicht hörbar:
 

„Ich liebe dich auch!“, aber ich weiß, was er gesagt hat.
 

Ich beobachte noch, wie der Wagen vom Parkplatz fährt, und beginne bitterlich zu weinen, weil ich den Trennungsschmerz nicht ertrage.
 

~~~ Seto´s Sicht ~~~
 

Ich lasse sie wirklich ungern zurück, doch die Limousine fährt bereits los.
 

Plötzlich spricht mich Mokuba an:
 

„Warum weinst du?“
 

„Ich hätte nie gedacht, dass es mir so schwerfallen würde, sie zurückzulassen.“
 

Mokuba fragt mich daher:
 

„Du liebst sie wirklich, nicht wahr?“ und ich antworte:
 

„Ja, das tu´ ich.“
 

*** Meine Sicht ***
 

Zwei Wochen später ist es dann soweit, dass ich ihn wiedersehen werde.
 

Ich klettere vom Dachfenster aufs Dach, um ihn, besonders gut, sehen zu können. Natürlich nehme ich mein Handy, weil ich seine Nummer eingespeichert habe, und mein Fernglas, damit ich ihn ganz nah sehen kann, mit.
 

Ich schaue durchs Fernglas und warte, bis er die Bühne betritt.
 

Als es dann soweit ist, winkt er den Fans zu, die so viele sind, dass man kaum Platz hat, sich zu bewegen, und beginnt mich in der Menge zu suchen.
 

//Er weiß ja nicht, dass ich hier oben bin. Ich muss mich irgendwie bemerkbar machen. … Für diesen Fall habe ich ja mein Handy dabei.//
 

Ich nehme mein Handy und rufe ihn an.
 

Er scheint sich kurz zu wundern, weil sich sein Handy rührt. Er nimmt sein Handy aus dem Mantel, blickt auf das Display und hebt ab.
 

Bevor er etwas sagen kann, frage ich:
 

„Kann es sein, dass du nach mir suchst? … In der Menge wirst du mich bestimmt nicht finden. … Du musst schon, auf dem Dach, meiner Wohnung suchen.“
 

Er blickt hoch zu den Dächern und erblickt mich. Ich winke ihm zu und frage:
 

„Hast du nachher Zeit, zu mir zu kommen?“
 

„Ich werde mir bestimmt etwas Zeit für dich erübrigen können.“
 

Mokuba fragt ihn, im Hintergrund:
 

„Ist sie das?“
 

Seto antwortet ihm:
 

„Ja.“ und ich erblicke durchs Fernrohr Freudentränen in Seto´s Augen.
 

Mokuba meint dann allerdings unterwartet:
 

„Geh´ zu ihr. Ich regle schon alles für dich. … Außerdem haben Yugi und seine Freunde gemeint, sie würden heute ebenfalls auf die Bühne kommen.“
 

Seto erklärt mir daher:
 

„Ich komme sofort vorbei.“ und legt auf.
 

Seto verlässt daraufhin fluchtartig die Bühne, während ich in die Wohnung klettere und zur Tür hinausrenne.
 

Er kämpft sich wahrscheinlich durch die Menschenmenge, während ich das Treppenhaus runtereile.
 

Als er bei meinem Eingangstor ankommt, öffne ich, zum selben Zeitpunkt, die Tür vor seiner Nase. Wir erblicken uns und fallen uns sofort in die Arme. Wir beginnen uns zu küssen.
 

Den Reportern entgeht natürlich gar nichts, und sie beginnen uns, zu fotografieren. Uns geht das aber auf die Nerven, da treten wir küssend über die Türschwelle ins Stiegenhaus und schlagen die Tür vor den Reportern zu.
 

Wir küssen uns die Treppe hinauf, bis in meine Wohnung und weiter ins Schlafzimmer, bis zu meinem Bett.
 

Wir ziehen uns gegenseitig aus und beginnen miteinander zu schlafen, unverhütet, wie beim ersten Mal. Er ist diesmal um einiges ungehaltener, als beim ersten Mal. Ich kann diesmal so richtig seine brodelnde Leidenschaft spüren, sodass er mich richtig laut zum Stöhnen bringt, um dieses sehr intensive Gefühl verarbeiten zu können.
 

Als ich komme, ist das Gefühl so intensiv, dass ich mich an ihm festkralle und er sogar spüren kann, wie ich komme, sodass auch er das höchste der Gefühle erfährt, als auch er kommt.
 

Danach sieht er richtig befriedigt drein und lässt sich neben mich fallen, während er mich mit sich herumreißt, sodass ich auf ihm liege. Ich lächle und frage ihn sarkastisch:
 

„Kommst du nur zu mir, um mit mir zu schlafen?“ und er lacht.
 

~~~ Mokuba´s Sicht ~~~
 

Als Seto zu seiner Freundin eilt, grapschen ihn die Fans richtig lästig an.
 

Nachdem er dann endlich bei der Eingangstür ankommt und sie dann die Tür öffnet, bin ich ganz gerührt, als sich mein Bruder in die Arme von Jenna wirft. Er wirkt immer so glücklich, wenn er bei ihr sein kann. Ob er jemals auf die Idee kommt, sie zu uns zu holen? Meinen Infos nach, klappen Fernbeziehungen nicht immer so reibungslos.
 

Während Seto also bei Jenna ist, versuche ich die Fans unter Kontrolle zu halten.
 

Zum Glück kommen Yugi und seine Freunde dann auch endlich auf die Bühne und wundern sich, warum Seto nicht da ist, während die Fans zu jubeln beginnen. Ich erkläre ihnen:
 

„Seto ist bei seiner festen Freundin.“
 

Yugi, Joey, Tea und Tristan fällt die Kinnlade runter, weil sie nicht fassen können, dass ausgerechnet mein Bruder eine feste Freundin haben soll.
 

Ich geb´s ja zu, Seto hat immer behauptet keine Freunde zu wollen. Aber, es hat sich eben so ergeben, dass er jetzt eine Freundin hat. Und ich bin eigentlich froh darüber, weil er endlich glücklich sein kann und nicht mehr alleine ist.
 

~~~ Meine Sicht ~~~
 

Ich höre das Jubeln der Fans und frage Seto, während wir noch immer im Bett liegen:
 

„Was ist denn da draußen los?“
 

„Es könnte sein, dass Yugi und seine Truppe eingetroffen sind.“
 

„Wissen die, dass du jetzt bei mir bist?“
 

„Das glaube ich eher nicht. … Die wissen nicht mal, dass ich in Gefangenschaft war, und du mich errettet hast.“
 

Da frage ich ihn:
 

„Willst du nicht, ein bisschen, mit mir angeben?“
 

„Dann würde offiziell werden, dass ich eine Freundin habe.“
 

Ich erwähne sarkastisch:
 

„Und ich dachte, ich wär´ nur dein Betthäschen.“
 

Seto meint enttäuscht:
 

„Jenna, bleib´ ernst.“
 

„Ist es nicht so, dass du mich nach Ende der Veranstaltung wieder allein zurücklassen wirst? … Das ist nicht fair. … Du erschummelst dir immer die Zeit mit mir. … Werde ich jemals mehr für dich sein, als ein Zwischendurch?“ beschwere ich mich.
 

Nachdem er nichts dazu sagt, füge ich an:
 

„Ich hab´s nicht so mit Fernbeziehung. … Auch, wenn ich mir nicht mal sicher bin, wo ich bei dir stehe. … Ich weiß einfach zu wenig von dir. … Und, wenn wir uns so selten sehen, wird sich zwischen uns auch nie was ändern.“
 

„Erstens, sehe ich dich als meine feste Freundin, die ich über alles liebe. … Zweitens arbeite ich daran, mir Zeit für dich zu nehmen. … Und drittens, habe ich nicht vor, es so zu lassen, wie es ist. … Nur, die ganzen Veränderungen bedürfen Zeit, die du anscheinend nicht aufbringen willst.“
 

Ich senke meinen Blick und erwidere:
 

„Nein, das ist es nicht. … Ich würde eine Ewigkeit auf dich warten. … Es ist nur, … wenn du weg bist, fühl´ ich mich noch mehr allein, als sonst. … Ich hab´ doch sonst niemanden. … Ich war es gewohnt, allein zu sein, bevor ich dich persönlich getroffen habe. … Es hat mir nichts ausgemacht, allein auf mich gestellt zu sein. … Du hast mein Leben auf den Kopf gestellt.“
 

„Wem sagst du das?“
 

Ich sehe ihn verwundert an und er lächelt. Dann erklärt er mir:
 

„Dir mag es vielleicht nicht bewusst sein, … aber jedem ist es aufgefallen. … Ich hab´ mich verändert. … Viele meiner Bediensteten sind der Meinung, ich wär´ ein ganz anderer Mensch. … Und das nur durch dich. … Ich kann keinen klaren Gedanken fassen, ohne nicht einmal an dich zu denken. … Meine Sehnsucht nach dir treibt mich manchmal in den Wahnsinn.“
 

Ich sage vor mir her:
 

„Warum muss immer alles so kompliziert sein? … Warum können wir nicht einfach nur zusammen sein?“ und lege meinen Kopf auf seinen nackten Oberkörper.
 

Er sagt dazu nur:
 

„Ich weiß es nicht.“ und nimmt mich ganz fest in seine Arme.
 

~~~
 

Nach einer Weile klingelt Seto´s Handy. Ich rolle mich von ihm runter, er springt auf und sucht sein Handy unter dem Wäscheberg unserer Kleidung. Er fragt mich hektisch:
 

„Wo ist mein Mantel?“
 

„Ich schätze mal, ganz unten.“, während ich verführerisch in seine Richtung gedreht auf dem Bauch liege, mit meinem nackten wunderschönen Körper und meinen Kopf mit den Ellenbogen abstütze.
 

Endlich findet er seinen Mantel und fischt das Handy aus der Manteltasche. Er drückt auf abheben, da hört man plötzlich Joey´s Stimme schreien, sodass sogar ich alles mitbekomme:
 

„Kaiba, du feiges Aas, … tanz´ sofort zur Veranstaltung an. … Die Fans sind schon ganz außer sich, weil du einfach gegangen bist.“
 

Er legt auf und sieht mich hinterhältig an, während er meint:
 

„Weißt du was?“
 

„Ich kenne diesen Gesichtsausdruck. Ich glaube nicht, dass mir gefällt, was du vorhast.“
 

„Zieh´ dich an, mein Schatz. Wir werden denen da unten jetzt etwas einheizen.“
 

„Ich wusste es.“, seufze ich auf, „Ich kann nur hoffen, dass mich deine weiblichen Fans nicht in der Luft zerreißen.“, während wir uns anziehen.
 

„Wenn du bei mir bleibst, wird dir schon nichts passieren.“
 

Er nimmt mich an die Hand und schon verlassen wir meine Wohnung.
 

~~~
 

Als wir beim Eingangstor rausspazieren, drücke ich mich aus Angst ganz nah an Seto, dieser legt auch gleich seinen Arm um mich, damit ich ihm nicht verloren gehe.
 

Die Fans kriegen uns erst mit, als wir an ihnen vorbeigehen. Die Fans sehen mich böse an, weil sie mitbekommen, dass Seto mich, mit seinem Arm, an sich drückt.
 

Wir drängen uns durch die Menschenmasse, während mich viele böse Blicke treffen, bis wir die Bühne betreten.
 

Ich verstecke mich hinter Seto, weil ich Angst habe, wie die anderen auf der Bühne, auf mich reagieren könnten. Seto marschiert kühn auf die anderen zu, während ich mich hinter ihm verstecke. Allerdings beginnen die vier zu tuscheln, warum ich mich verstecke.
 

Joey: „Kaiba hat tatsächlich seine Freundin mitgebracht?“
 

Yugi: „Ist doch nicht schlimm.“
 

Tristan: „Hätte nicht gedacht, dass er tatsächlich eine Freundin hat.“
 

Tea: „Ist sie so hässlich, dass sie sich schämt, sich uns zu zeigen?“
 

Joey: „Würde mich wundern, wenn sich eine Schönheit in den verlieben würde.“ und lacht hämisch.
 

Tristan: „Joey, du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass sich Kaiba eine Hässliche als Freundin nimmt.“
 

Tea: „Und, wenn er sie gekauft hat?“
 

Yugi: „Das würde ihm doch gar nichts bringen.“
 

Seto scheint es zu viel zu werden und spricht ein Machtwort:
 

„Ihr könnt spotten so viel ihr wollt. … Ihr wolltet, dass ich herkomme, also hier bin ich.“ und ich wage einen Blick hinter Seto hervor.
 

„Jenna? … Wenn du gehen möchtest, kannst du das gerne tun. Ich will dich nicht dazu zwingen, hier zu bleiben.“
 

„Nein. Ich weiche dir nicht von der Seite. … Ich will meinen Platz an deiner Seite und ich werde darum kämpfen.“, während ich die wütenden Massen betrachte, die bereits Papierbälle nach uns werfen.
 

„Dann musst du dich jetzt hervorwagen. Du kannst dich nicht ewig hinter mir verstecken.“
 

„Ich weiß. … Du kannst echt eklig sein.“
 

„Ich weiß.“ und Seto verkneift sich das Lachen.
 

Ich erwidere blöffend:
 

„Danke, dass du mir den Mut nimmst. Ich gehe. … Schau nur, wie du alleine zurechtkommst.“
 

Seto dreht sich schockiert zu mir um und fragt:
 

„Du willst mich jetzt alleine lassen? Das kannst du nicht machen?“
 

„Ach, nein?“, drehe mich provokant um und mache zwei Schritte, als er schockiert ruft:
 

„Jenna, bleib´ hier, ich bitte dich. Verlass´ mich nicht.“
 

Ich dreh´ mich zu ihm und frage stutzig:
 

„Wie kommst du auf die Idee, dass ich dich verlasse?“
 

Plötzlich scheint Seto mitzubekommen, dass die Massen ruhig geworden sind, denn er blickt sich um.
 

//Jetzt sag´ doch endlich was. Du hast doch jetzt mitbekommen, was ich vorhabe. Spiel´ einfach mit.//
 

Da sage ich zu ihm:
 

„Du bist so berechenbar. … Aber, lass´ mich deine Antwort hören.“, um ihm etwas Zeit zu geben, mir eine Antwort zu liefern.
 

Tea: „Wieso lässt er sich das von ihr gefallen?“
 

Yugi: „Hast du nicht gemerkt, dass die Fans plötzlich ruhig geworden sind, als sie begonnen hat, einen Aufstand zu machen?“
 

Seto antwortet dann:
 

„Das wollte ich doch gar nicht sagen.“
 

„Warum hast du dann nicht einfach gesagt, dass ich dich nicht alleine lassen soll. … Du hast mich aber gefragt, ob ich vorhabe, dich zu verlassen.“
 

Ich warte einen Augenblick und sage dann:
 

„Hat´s dir die Sprache verschlagen?“
 

Einige Fans beginnen ihm zuzurufen, was er tun soll. Er antwortet kühl:
 

„Keineswegs. … Kannst du mir verraten, warum du gehen willst?“
 

„Damit ich weiß, woran ich bin. … Ob du´s wirklich ernst mit mir meinst.“
 

„Du weißt doch, dass ich dich liebe. … Genügt dir das nicht?“
 

Ich fordere ihn lächelnd auf:
 

„Beweise es.“
 

Er beginnt zu grinsen, kommt auf mich zu, packt mich und wir küssen uns mit Zungenkuss.
 

Die Menge jubelt und tobt. Die anderen vier verziehen das Gesicht, weil sie´s eklig finden, dass wir uns küssen, und wir umarmen uns.
 

Mokuba ist gerührt, weil er seinen großen Bruder noch nie so glücklich erlebt hat.
 

Danach meint Yugi zur Menge:
 

„Ich denke, es wird Zeit für unseren Song.“
 

//Ich hab´ mich schon gewundert, warum die Musiker da sind.//
 

Die Musiker beginnen zu spielen.
 

//Diese Melodie kenne ich doch. Aber, ist das nicht ein Liebeslied? … Wie passend. … Ich glaube, ich sollte für Seto singen.//
 

Die vier beginnen bereits zu singen, ich unterbreche den Kuss, sage zu Seto:
 

„Warte kurz.“, da schnappe ich Joey, der mir am nächsten steht, das Mikro weg und beginne für Seto zu singen, während die anderen drei die Hintergrundmelodie singen.
 

Seto sieht mich total erstaunt an, weil er nicht wissen konnte, dass ich eine schöne Gesangsstimme habe. Meine Stimme mit dem Liebeslied scheint sein Herz zu rühren. Und Joey ist eingeschnappt, weil ich viel besser singen kann, als er. Yugi wirkt recht zufrieden und Tea blickt mich ermutigend an.
 

Als das Lied zu Ende geht, blicke ich verliebt in Seto´s Augen, der sowieso die ganze Zeit, seinen Blick nicht von mir abwenden konnte und gebe ihm einen Kuss.
 

Viele Fans haben begonnen zu weinen, weil diese zutiefst gerührt sind.
 

Während ich mich vor den Fans verbeuge, kommt Yugi auf mich zu und meint:
 

„Herzlichen Glückwunsch, Jenna. … Du hast unsere Veranstaltung gerettet.“
 

Ich erwidere, während ich Seto ansehe:
 

„Ich rette doch gerne.“ und Seto lacht.
 

Dann zieht er mich in seine Arme und sagt:
 

„Ich liebe dich.“
 

„Ich liebe dich auch.“ säusle ich und wir geben uns einen Kuss.
 

„Du hast es sogar geschafft, dass dich die Fans lieben.“ bemerkt er.
 

Ich erwähne verlegen:
 

„Ich musste doch was unternehmen, und da ich mir die Nervosität abgewöhnt hab´, war´s kein Problem für mich.“
 

Da entkommt Seto:
 

„Du bist das Beste, was mir je widerfahren konnte.“ und ich lächle glücklich.
 

Tristan: „Beide lieben sich wirklich.“
 

Tea: „Sie sind ein so schönes Paar. … Ich hätte nie gedacht, dass Kaiba auch Gefühle hat und sich verlieben könnte.“
 

Yugi: „Es braucht wirklich viel Mut, sich einzugestehen, dass man verliebt ist, wenn man so ist, wie Kaiba.“
 

Seto verspricht daraufhin:
 

„Ich will dich nie mehr alleine lassen.“, was Mokuba hört und somit unsere Traumvorstellung zerstört:
 

„Seto, das geht leider nicht. … Hast du vergessen, wie das nächste halbe Jahr aussieht? … Nach dem halben Jahr, kannst du sie zu uns nach Hause mitnehmen.“
 

„Wie gern ich dich auch gleich mitnehmen würde, aber Mokuba hat recht. … Es würde nichts bringen, wenn ich dich jetzt mitnehme, weil ich regelrecht abgeschirmt sein werde. Du würdest mich ohnehin das halbe Jahr nicht zu sehen bekommen.“ wirkt Seto nun sehr traurig.
 

Ich lege meine Hand an seine Wange und erkläre ihm:
 

„Das ist nicht so schlimm. Ich werde auf dich warten.“
 

„Du kannst mich jederzeit anrufen, wenn du dich einsam fühlst und Sehnsucht nach mir hast. Es kann nur sein, dass ich nicht abhebe. Aber, ich werde dich sofort, sobald ich Zeit habe, zurückrufen. … In einem halben Jahr komme ich dich abholen.“
 

„Ich werde auf dich warten.“ wiederhole ich mich, während die Fans bereits alle gegangen sind.
 

Mokuba erwähnt:
 

„Der Wagen wartet. Wir müssen los.“
 

Wir küssen uns noch ein letztes Mal, danach löst sich Seto von mir und steigt mit Mokuba in den Wagen. Ich winke ihm noch nach, während der Wagen wegfährt.
 

Die anderen schütteln mir nacheinander die Hand, verabschieden sich ebenfalls von mir und ich gehe nach Hause.
 

***
 

Zwei Monate später vermisse ich meine monatliche Blutung und gehe zum Frauenarzt, ob was nicht stimmt. Der Frauenarzt meint nur:
 

„Sie brauchen sich keine Gedanken machen. Es ist alles in bester Ordnung. Sie sind schwanger.“
 

Ich bin so aufgeregt, dass ich gleich, wenn ich zuhause bin, Seto anrufen will.
 

~~~
 

Als ich zuhause bin, rufe ich ihn gleich an, aber, er hebt nicht ab. Ich versuche es, an diesem Tag noch öfters, ihn zu erreichen, aber, leider ohne Erfolg, denn es springt immer nur die Mailbox an, nach längerem Klingeln.
 

Ich freu mich jedoch trotzdem seine Stimme zu hören, auch, wenn er nicht persönlich dran ist.
 

***
 

Seit diesem Tag, versuche ich ihn, jeden Tag zu erreichen.
 

Wieder einen Monat später (3. SSM), erreiche ich ihn an einem Nachmittag endlich persönlich. Ich frage ihn:
 

„Wieso rufst du mich nicht an?“
 

„Tut mir leid, Jenna. … Ich hab´ so wenig Zeit und so viel zu tun. … Wie geht´s dir?“
 

„Mir geht´s ganz gut. … Wie stehst du eigentlich zu eigenen Kindern?“
 

„Dafür, hab´ ich jetzt wirklich keine Zeit. … Tut mir leid, Jenna. … Ich muss jetzt weiterarbeiten.“
 

„Du wiederholst dich. … Bis in drei Monaten.“ und lege traurig auf.
 

Ich überlege hin und her, ob ich das Kind behalten, oder abtreiben soll.
 

Doch ich entscheide mich dazu, das Kind zu behalten, damit ich nicht mehr so alleine bin.
 

//Ich werde das Gefühl nicht los, dass er in drei Monaten nicht kommen wird, um mich abzuholen. Aber, ich will die Hoffnung nicht aufgeben. Ich werde einfach abwarten.//
 

***
 

Wieder drei Monate später (6. SSM.) ruft er mich unerwartet, an einem Nachmittag an und teilt mir mit:
 

„Hallo, Jenna. … Ich hab´ schlechte Neuigkeiten.“
 

„Lass´ mich raten. … Du kannst nicht kommen.“
 

Beschämt antwortet er:
 

„Ja. … Es tut mir wirklich leid, aber die Arbeit türmt sich bei mir. … Ich kann unmöglich die Arbeit liegen lassen. … In einem halben Jahr, komme ich dich ganz bestimmt abholen, versprochen.“
 

//Soll ich ihm jetzt einfach sagen, dass er Papa wird, oder soll ich das Kind ganz alleine auf die Welt bringen? … Es hat ja doch keinen Sinn, mit ihm darüber zu diskutieren. … Die Arbeit ist ihm eindeutig wichtiger, als ich.//
 

Ich sage daher nur enttäuscht:
 

„Ich werd´s überleben. Hoff´ ich.“
 

„Bist du sicher, dass es für dich in Ordnung geht?“
 

Ich sage nur:
 

„Ja.“
 

Plötzlich sagt er:
 

„Ich liebe dich.“
 

Aber, ich ertrage es nicht und lege auf, während ich zu weinen beginne.
 

//Das wird nie ein Ende nehmen. … Er wird mich immer hinauszögern. … Er hat bereits bewiesen, wie wichtig ich ihm bin. … Ihn interessiert nicht mal, was ich so mache. Das kann nicht so weitergehen. … Ich sagte zwar, ich werde auf ihn warten, aber, ich bin sicher nicht bereit, ewig auf ihn zu warten. Irgendwann muss Schluss sein. … Er muss sich entscheiden, … seine Arbeit oder ich.//
 

~~~ Erzählers Sicht ~~~
 

Was Jenna allerdings nicht weiß, ist, dass Seto Kaiba sich sehr wohl Gedanken macht, wie es weitergehen soll.
 

//Sie hat einfach aufgelegt. … Sie ist bestimmt sauer auf mich, aber, ich kann doch nichts dafür, dass sich die Arbeit immer mehr stapelt. … Ich muss mich mehr in die Arbeit reinhängen.//
 

Ob er jemals begreift, dass die Arbeit immer da sein wird, aber Jenna nicht ewig auf ihn warten wird?
 

*** Meine Sicht ***
 

Vier Monate später bekomme ich die ersten Wehen und bin ganz allein auf mich gestellt. Aber, auf Grund der Schmerzen ist mir sofort klar, dass ich das nicht alleine schaffen kann.
 

Ich klopfe bei meinem Nachbarn, der glücklicherweise zuhause ist, der auch bereit ist, mich ins Krankenhaus zu fahren. Ich denke mir, während der ganzen Zeit über, während er mich unterstützt:
 

//Kevin ist mein Nachbar, aber dennoch versteh´ ich mich recht gut mit ihm. … Er ist gutaussehend, nett und sehr hilfsbereit. … Er war immer da, wenn ich mal Unterstützung brauchte, oder, wenn er mir was zusammenbauen sollte. … Ich sollte vielleicht mal mit ihm ausgehen, um auf andere Gedanken zu kommen. … Ich vermute sowieso schon eine Weile, dass er insgeheim in mich verliebt ist. Er ist nur leider zu schüchtern, um mich zu fragen, ob ich mit ihm ausgehen würde. … Für das Kind ist es aber wichtig, einen Vater zu haben. … Ich werde jetzt mal abwarten, was Seto in zwei Monaten wieder für eine Ausrede parat hat, nur, um nicht zu mir kommen zu müssen. … Dass er mich liebt, glaub´ ich ihm, in letzter Zeit, nicht mehr, weil sonst hätte er mich längst zu sich geholt.//
 

***
 

Nach der Geburt bleibe ich noch vier Tage im Krankenhaus, um alles zu lernen, um mein Kind versorgen und pflegen zu können und Kevin, mein Nachbar, kommt mich sogar jeden Tag besuchen. Dieser bringt mir jeden Tag Geschenke mit und freundet sich sogar mit meinem Baby an, da sage ich zu Kevin:
 

„Ich bin dir so dankbar, dass du mir so geholfen hast. … Ich will das Baby Timo taufen. Willst du sein Taufpate sein? Ich würde mich wirklich darüber sehr freuen.“
 

Kevin meint:
 

„Es wäre mir eine Ehre. … Jenna, sag´ mal, …“
 

Ich komme ihm entgegen:
 

„Ich hab´ mich gefragt, ob du vielleicht mal mit uns beiden ausgehen willst?“
 

Kevin wirkt sehr glücklich darüber und sagt:
 

„Das wär´ voll der Überhammer. … Aber, du solltest dich erst mal, mit deinem Sohn, einleben. … Ich weiß von meinen Geschwistern, dass es zu Beginn sehr stressig sein kann, bis man den Dreh heraushat.“
 

„Das ist sehr lieb von dir, aber, mir wär´s auch recht, wenn du mir dabei hilfst.“
 

„Ich dachte, du hast ´nen festen Freund?“
 

„Der hat nur leider keine Zeit für mich, drum ist er für mich Geschichte. … Es war mir ja nicht einmal möglich, ihm persönlich zu sagen, dass er Papa wird, bzw. jetzt geworden ist.“
 

„Das ist echt schlimm. … Auf mich kannst du dich echt verlassen. … Ich bin immer für dich da, wenn du Hilfe brauchst.“
 

„Das weiß ich. … Ich bin dir echt dankbar. … Du warst in letzter Zeit mein einziger Freund, den ich je hatte.“
 

„Ich helfe dir mit dem Packen, damit du mit dem Kleinen nach Hause kannst.“
 

Kevin hilft mir mit meinen Sachen und dem Baby und fährt mich nach Hause.
 

***
 

Kevin hilft mir jeden Tag mit dem Baby und scheut sich sogar nicht mal, das Baby hin und wieder zu wickeln.
 

Nur wird mir Tag für Tag immer mehr klar, dass ich keine Liebe für ihn empfinden kann, weil ich immer noch Seto liebe, was auch Kevin nicht verborgen bleibt.
 

Denn er spricht mich eines Tages darauf an und ich kann ihm nur antworten:
 

„Kevin, es tut mir leid. … Aber, ich kann meinen Freund einfach nicht vergessen. … Ich werde Timo auch bestimmt nicht verheimlichen, wer sein richtiger Vater ist.“
 

***
 

Zwei Monate später ruft mich Mokuba an und sagt:
 

„Hallo, Jenna. … Seto kann dich leider nicht holen kommen. Er hat sich so sehr überarbeitet, weil er dich unbedingt holen kommen wollte, dass er nicht dazu in der Lage ist. … Ich soll dir von ihm ausrichten, dass er dich in neun Monaten auf jeden Fall abholen kommt.“
 

„Das ist ja zu Weihnachten. … Kann ich dich um einen Gefallen bitten? … Sag´ ihm doch, bitte, beizeiten, dass er Papa geworden ist.“
 

Mokuba ist entsetzt und meint:
 

„Das sag´ ihm doch lieber selbst. Mir bleibt grad die Spucke weg.“
 

„Timo, sag´ Onkel Mokuba ‚hallo’.“
 

Timo spricht:
 

„Whuä, whuä.“
 

„Er ist zwei Monate alt und sieht Seto sehr ähnlich. … Ich schick´ dir ein Foto.“
 

Gesagt, getan.
 

Mokuba erwähnt:
 

„Der ist ja so süß.“
 

„In neun Monaten ist er fast 1 Jahr alt und Seto verpasst alle seine Entwicklungsschritte.“
 

„Schick´ mir regelmäßig Fotos, dann werde ich sie ihm zeigen. Am besten Fotos, wo du mit drauf bist. … Wann genau hat er Geburtstag?“
 

„Am 25. Jänner. … Du kannst ihm gerne Spielsachen zu Weihnachten und zu seinem ersten Geburtstag schicken. Er würde sich sicher darüber freuen.“
 

„Das mach´ ich. … Ich hoffe, ich kann den kleinen Timo bald persönlich kennenlernen.“
 

„Das hoffe ich auch. Du musst Seto überreden, uns endlich zu holen. Er hat jetzt eine Familie und hat nicht mal eine Ahnung davon. Das kann nicht so weitergehen. Er muss sich entscheiden, was ihm wichtiger ist. Seine Arbeit oder seine kleine Familie.“
 

„Ich kann ihn doch unmöglich damit überfallen, dass er jetzt einen kleinen Sohn hat. … Er sitzt gerade an einem sehr wichtigen Geschäft, das die Existenz unserer Firma sichern würde. … Er darf jetzt unter keinen Umständen abgelenkt werden.“
 

„Na, schön. … Ich werde mich gedulden. … Ruf´ mal wieder an. Timo würde sich freuen, wenigstens mit Onkel Mokuba Kontakt zu halten.“
 

Mokuba verspricht:
 

„Auf jeden Fall. … Timo ist einfach zum Knuddeln süß. … Also bis bald.“ und legt auf.
 

Ich schicke Mokuba alle Fotos, die ich regelmäßig mache, um selbst meine Seele zu erfreuen.
 

*** Mokuba´s Sicht ***
 

Timo ist nun fast 10 Monate alt, sagt schon einige Worte, kann bereits Krabbeln und lernt Aufstehen mit Hochziehen.
 

Es ist zwei Wochen vor Weihnachten. Ich habe sehr viele Spiele für meinen Neffen gekauft, die ich gerade in Geschenkpapier wickeln will, als Seto bei mir vorbeikommt und sich erkundigt:
 

„Was machst du denn mit den ganzen Spielsachen?“
 

Ich lasse mir schnell eine Ausrede einfallen und erkläre:
 

„Ach, ich spiele mit den Sachen.“
 

Innerlich klopfe ich mir gegen die Stirn, wegen dieser dämlichen Ausrede.
 

„Bist du nicht schon zu alt für solche Spielsachen? … Die sind doch für Baby´s.“
 

„Das kann dir doch egal sein.“ blocke ich ab und Seto verlässt wieder den Raum.
 

Ich lege noch ein Geschenk für Jenna bei, weil ich weiß, dass Baby´s teuer sind und verpacke die Geschenke in wunderschönem Geschenkpapier. Danach schreibe ich drauf:
 

„An Jenna und Timo.“, mit ihrer Adresse.
 

~~~ Seto´s Sicht ~~~
 

Was hat Mokuba wirklich mit diesen Spielsachen vor?
 

Ich linse durch einen Türspalt und beobachte Mokuba. Er verpackt die Spielsachen mit Geschenkpapier?
 

Danach verlässt Mokuba den Raum. Sicher, um einen Boten zu holen, der das Paket zur Post bringen soll.
 

Ich nutze diese Gelegenheit, schleiche mich in den Raum, um einen Blick auf den Empfänger zu werfen.
 

//Er schickt Spielsachen an Jenna? … Und wer ist Timo? … Der Sache will ich aber auf dem Grund gehen, sobald ich etwas Zeit habe.//
 

Mokuba kommt mit dem Boten zurück ins Zimmer und ich verstecke mich wieder im anderen Raum.
 

Mokuba sagt vor sich hin:
 

„Timo wird sich bestimmt über die ganzen Spielsachen freuen und Jenna wird über die 20.000 sehr erfreut sein, die ich extra in ihre Währung habe tauschen lassen.“
 

Ich werde stutzig, weil ich nur mehr Bahnhof verstehe und Mokuba sagt zum Boten:
 

„Das Paket soll genau zu Weihnachten bitte an diesen Haushalt gelangen. … Und ich weiß auch schon, was ich Timo zum Geburtstag schenken werde.“
 

//Mokuba spricht wirres Zeug. Wer soll sich denn da auskennen?//
 

~~~ Meine Sicht ~~~
 

Währenddessen zeige ich Timo, jedes Mal, wenn Seto im Fernsehen zu sehen ist:
 

„Sieh´ mal, mein Schatz. Das ist dein Papa.“
 

***
 

Zwei Wochen später ist es Weihnachten und ein Postbote läutet am Nachmittag an meine Wohnungstür. Ich nehme das große Paket mit Freuden entgegen und lege es unter den spärlichen Weihnachtsbaum, während ich zu Timo sage:
 

„Sieh´ mal, Timo. Onkel Mokuba hat Geschenke geschickt. … Wenn Onkel Kevin kommt, können wir die Geschenke auspacken.“
 

Der kleine Timo ist so aufgeregt, dass er zum Paket krabbelt und sich daran hochzieht. Ich gehe zu ihm hin und sage:
 

„Nein, mein Schatz. Wir warten noch auf Onkel Kevin. … Ich hab´ nämlich ein kleines Geschenk für ihn, als Dankeschön, weil er sich so gut um uns kümmert, während Papa nicht bei uns sein kann.“
 

Da plappert mir Timo plötzlich nach:
 

„Papa, Papa.“ und ich sage vor mir her, als Kevin hereinkommt:
 

„Ich wünschte, er könnte hier sein.“
 

Kevin begrüßt mich:
 

„Hallo, Jenna. … Ich bin da. Wann soll denn die Bescherung stattfinden?“
 

„Ich hab´ für uns Kuchen gebacken. Wir werden erst Kuchen essen, danach packen wir die Geschenke aus.“
 

Kevin fällt natürlich sofort das große Paket auf und fragt:
 

„Von wem kommt denn das große Geschenk?“
 

„Leider nur von Mokuba. … Er hat nicht auf uns vergessen.“ und ich lächle traurig.
 

Kevin versucht mich aufzumuntern:
 

„Ich bin doch stattdessen da. Ist das nichts? … Lass´ uns Kuchen essen, damit wir schnell erfahren, was in der Schachtel für Geschenke drin sind.“
 

Wir essen Kuchen und packen die Geschenke aus. Ich bin überwältigt, als ich das Geld finde und Timo freut sich über die ganzen Spielsachen, sodass er nicht weiß, mit was er zuerst spielen soll.
 

Wenig später ruft dann Mokuba an:
 

„Hallo, Jenna. Hast du das Paket bekommen?“
 

„Ja. Danke, Mokuba. Du bist meine Rettung. Das Geld wird mir sehr helfen, denn mein Geld war schon ausgegangen. Ich danke dir. Ich weiß nicht, was sagen soll.“ und beginne zu weinen.
 

„Jetzt beruhig´ dich, Jenna. … Ich würde doch alles tun, für meinen Neffen. … Ruf´ mich einfach an, wenn du Geld brauchst, ich schicke dir jederzeit welches, egal, wieviel du brauchst. Du gehörst jetzt zu unserer Familie. … Ich weiß sogar schon, was ich Timo zum Geburtstag schenken werde. … Ich dachte mir, ein Lerngerät mit Musik wär gut für ihn, das soll seine Sprachentwicklung fördern.“
 

„Danke, Mokuba, das wär´ echt toll. … Du bist echt der beste Onkel, den ich kenne.“
 

„Danke, Jenna.“
 

„Ich hab´ dir auch ein Geschenk zukommen lassen, hast du´s schon bekommen?“ erkundige ich mich nun, im Gegenzug, bei Mokuba.
 

„Ja, danke. Das Bild mit dir und Timo ist wirklich süß. … Ich werde es an mein Bett stellen, damit ich euch immer sehen kann.“
 

„Das ist das aktuellste Bild, das ich aufgenommen habe.“
 

„Er sieht wirklich genau wie Seto als Kind aus. Diese Ähnlichkeit ist wirklich verblüffend.“
 

„Nicht wahr? … Also fröhliche Weihnachten noch und sag´ Seto, … hmmm, …“
 

„Was ist, Jenna? Stimmt was nicht?“
 

„Nein. Es ist alles in Ordnung. Es ist nur, … hätte ich Timo nicht, hätte ich längst vergessen, wie Seto überhaupt aussieht.“
 

„Ja, das ist echt traurig. … Ich werde zusehen, dass er zu Timo´s Geburtstag zu dir kommt.“
 

„Das wär´ wirklich ein tolles Geburtstagsgeschenk für Timo, dass er endlich seinen Papa trifft. … Ach, übrigens, Kevin, mein Nachbar und Taufpate von Timo ist auch da. Möchtest du mit ihm sprechen?“
 

Ich gebe mein Handy Kevin und kann Mokuba´s Stimme bis zu mir hören:
 

„Hallo, Kevin. Danke, dass du Jenna hilfst und unterstützt, wo´s nur geht.“
 

Kevin antwortet darauf:
 

„Das mach´ ich doch wirklich gerne. Keine Ursache. Ich mag´ Timo wirklich gerne.“
 

~~~ Seto´s Sicht ~~~
 

Durch Zufall bekomme ich mit, dass Mokuba telefoniert und ich beginne, ihn zu belauschen, mit wem er sich da überhaupt unterhält.
 

Als er Jenna erwähnt und über diesen Timo spricht, beginne ich zu stutzen. Ich wundere mich:
 

//Seit wann hat Mokuba einen Neffen?//
 

Als Mokuba plötzlich einen Kevin erwähnt, beginnt die Wut der Eifersucht in mir zu brodeln. Schließlich kenne ich sowohl Timo, als auch Kevin nicht.
 

//Betrügt sie mich etwa? … Das kann ich auf keinen Fall auf mir sitzen lassen. … Jenna wird was zu hören kriegen, wenn ich nächsten Monat zu ihr komme. … Diesmal werde ich auf keinen Fall verschieben. Ich will wissen, mit wem mich Jenna betrügt. … Und dieses Bild, das Jenna Mokuba geschickt hat, werde ich mir auch betrachten, falls er es nicht vor mir versteckt.//
 

~~~ Meine Sicht ~~~
 

Kevin gibt mir das Handy zurück und ich sage dann einfach:
 

„Ich wünsch´ euch frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr. … Hoffen wir, dass Seto zu Timo´s Geburtstag kommen kann.“
 

Mokuba erwidert mir:
 

„Das hoffe ich auch, Jenna. … Ich freu´ mich schon auf Timo. Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr.“
 

~~~ Seto´s Sicht ~~~
 

//Stimmt, ja. Wir haben Weihnachten. … Wegen der ganzen Arbeit, hab´ ich das ganz vergessen. … Ich sollte Jenna ein Geschenk schicken, damit sie Schuldgefühle bekommt, weil sie mich betrügt, und ich weiß auch schon, was ich ihr schenken werde.//
 

Schon hat Mokuba aufgelegt.
 

Ich gehe unauffällig zu Mokuba und frage:
 

„Mit wem hast du denn telefoniert?“
 

„Ach, mit niemandem.“
 

//Wieso lügt er mich an? … Er steckt also mit Jenna unter einer Decke. … Jenna hat mit Mokuba anscheinend mehr Kontakt, als mit mir? … Wieso ruft sie mich nicht mehr an? … Wahrscheinlich, weil es ihr genügt, mit Mokuba in Kontakt zu bleiben. … Das wird mir echt langsam zu viel. … Wieso belügt und betrügt mich hier jeder? … Na, schön, ich seh´s ein, ich hab´ Jenna stark vernachlässigt, aber, ist das wirklich ein Grund, mich gleich zu betrügen?//
 

Nachdenklich verlasse ich wieder den Raum.
 

*** Mokuba´s Sicht ***
 

Am 18. Jänner, eine Woche vor Timo´s Geburtstag, frage ich Seto:
 

„Ach, großer Bruder? … Es geht darum, dass es Zeit wird, Jenna zu uns zu holen. … Was würdest du davon halten, wenn wir am 25., also, in einer Woche bei Jenna vorbeischneien?“
 

„Ok, soll mir recht sein.“ erwidert er mir und ich bin wirklich erstaunt darüber, wenn nicht sogar verwundert, weil Seto gar keinen Widerspruch von sich gibt, obwohl immer noch so viel Arbeit ansteht.
 

Dann fügt Seto allerdings hinzu:
 

„Eine Abwechslung könnte mir guttun.“
 

„Also, beschlossene Sache?“ hake ich skeptisch nach und Seto bestätigt mir:
 

„Beschlossene Sache. … Ich hab´ schon viel zu lange nichts mehr von Jenna gehört. Ich weiß nicht, warum, aber sie ruft mich überhaupt nicht mehr an.“
 

„Liebst du sie denn noch?“, muss ich jetzt einfach fragen und ihm bewusst zu machen, „Du selbst hast sie auch nie angerufen.“
 

„Du hast ja keine Ahnung, wie es ist, wenn man weiß, dass man arbeiten muss, aber, am liebsten woanders wäre.“
 

„Das Problem ist nur, die Arbeit wird immer da sein. Aber, wie sieht das mit Jenna aus?“, versuche ich ihm klarzumachen, „Sie wird nicht ewig auf dich warten. Irgendwann könnte sie sich entscheiden, dich aufzugeben. … Vielleicht aber, hat sie dich bereits aufgegeben. Wer weiß das schon so genau?“
 

~~~ Seto´s Sicht ~~~
 

//Also doch. … Jenna hat mich aufgegeben und hat jetzt einen anderen.//
 

Daher erkundige ich mich bei Mokuba:
 

„Hat es dann überhaupt einen Sinn, Jenna zu besuchen?“
 

„Auf jeden Fall. … Du musst dir ja erst Gewissheit verschaffen, wie es wirklich aussieht. … Außerdem schuldest du es ihr, persönlich mit ihr zu sprechen.“
 

//Da hat er auch wieder recht.//
 

Daher beschließe ich:
 

„Gut. Am 24. fliegen wir. Besorg´ schon mal die Flugtickets.“ und Mokuba freut sich, weil er es geschafft hat, mich zu überreden.
 

~~~ Mokuba´s Sicht ~~~
 

Als ich alleine bin, rufe ich sofort Jenna an, und bestätige ihr:
 

„Hallo Jenna. Wir werden am 25. kommen. Ich konnte Seto dazu überreden.“
 

„Das ist ja toll. Timo wird sich freuen, endlich seinen Papa persönlich zu treffen, sonst sieht er ihn ja nur im Fernsehen und auf dem Foto, das du mir netterweise zukommen hast lassen.“
 

„Gern geschehen. Also, bis, in einer Woche.“ und ich lege wieder auf.
 

*** Meine Sicht ***
 

Am 25. Jänner ist es dann soweit.
 

Timo und ich erwarten Seto und Mokuba heute Nachmittag und wir freuen uns schon sehr darauf.
 

Es ist gerade Vormittag und es läutet an der Tür.
 

//Wer kann denn das schon sein?//
 

Deshalb bitte ich meinen Sohn:
 

„Timo, geh´ ins Zimmer spielen.“, was er auch brav tut, während ich an die Tür gehe, um sie zu öffnen.
 

Ich staune nicht schlecht, als ich Seto und Mokuba jetzt schon vor der Tür stehen sehe. Ich bitte sie überrascht:
 

„Kommt doch rein. … Ihr seid irgendwie zu früh dran. … Ich hab´ euch nicht so schnell erwartet.“
 

Beide ziehen ihre Schuhe aus und Mokuba stellt die Tasche ab.
 

Ich gehe vor ins Wohnzimmer, um noch Einiges wegzuräumen, dann bitte ich sie:
 

„Tretet doch ein.“
 

Sie betreten das Wohnzimmer und Seto sieht sich um, als würde er etwas suchen. Wahrscheinlich um Veränderungen zu früher zu finden, wie ich vermute.
 

Da rufe ich auch schon:
 

„Timo, mein Liebling, komm´ mal zu mir.“
 

Seto wirkt entsetzt, weil er logischerweise nicht weiß, was jetzt auf ihn zukommt und Mokuba freut sich bereits, Timo zu sehen.
 

Als Seto Timo erblickt, der gerade auf unsicheren Beinen ins Wohnzimmer läuft, weiten sich seine Augen, fällt auf die Knie und Timo kommt auf ihn zu gelaufen, während er:
 

„Papa, Papa.“ ruft.
 

Timo lässt sich ohne Probleme von Seto in die Arme nehmen und Seto kommen beinah die Tränen. Ich bin etwas unruhig und nervös, Seto, seit so langer Zeit, wieder zu sehen. Mir ist fast zum Heulen, so sehr bin ich gerührt, endlich die Familienvereinigung miterleben zu dürfen.
 

„Das ist Timo, … dein Sohn.“ erkläre ich ihm weinerlich.
 

Als sich Timo wieder von ihm löst, geht Mokuba auf Timo zu und hebt ihn hoch, während er sagt:
 

„Hallo, Timo, du Süßer. … Endlich krieg´ ich dich persönlich zu sehen.“ und Timo antwortet:
 

„Onk Moki.“
 

Mokuba lächelt:
 

„Alles Gute zum Geburtstag, du Süßer.“
 

Seto stottert geschockt:
 

„Du … hast es … gewusst, Mokuba? … Warum … hast du … mir nichts gesagt?“ und sieht mich an.
 

Ich erwähne ihm:
 

„Erinnere dich, als ich dich fragen wollte, wie du zu eigenen Kindern stehst. … Du hast mich nicht mal ausreden lassen.“
 

Er fragt verzweifelt:
 

„Kannst du mir jemals vergeben?“
 

Doch, bevor ich antworten kann, kommt Kevin zur Tür herein und fragt:
 

„Timo, wo bist du denn?“
 

Kevin erblickt Seto, erkennt ihn sofort und will sich gleich wieder umdrehen, da sage ich:
 

„Bleib´ doch, Kevin.“
 

Kevin stammelt:
 

„Das hab´ ich befürchtet.“
 

Kevin kommt auf mich zu, während er Sicherheitsabstand von Seto hält.
 

~~~ Seto´s Sicht ~~~
 

Ich kann´s nicht fassen, als ich meinen Sohn in den Armen halte. Daran besteht nämlich keinerlei Zweifel, dass er das ist. Er sieht genauso aus, wie ich als Kind ausgesehen habe.
 

In meinen Augen sammeln sich Tränen.
 

//Ich war ja so dumm. Warum habe ich mir nicht die Zeit genommen, herauszufinden, wer Timo ist.//
 

Plötzlich höre ich die Wohnungstür sich öffnen und ein junger Mann betritt die Wohnung. Innerlich beginne ich zu wüten, weil ich annehme, dass dieser Kevin ihr neuer Freund ist, weil sie ihn dazu überredet hat, zu bleiben.
 

In mir kommt eine starke Wut auf, ich stehe auf und schlage diesem ordentlich ins Gesicht.
 

Jenna ist außer sich und schimpft mit mir:
 

„Bist du von Sinnen? … Wieso schlägst du Kevin? … Er ist der Taufpate von Timo und mein Nachbar, der mir mit Timo geholfen hat, während du nicht da warst!“
 

Ich schäme mich abgrundtief und lasse mich wieder auf die Knie sinken.
 

//Ich hab´s nicht anders verdient. Sie hat mich nicht verdient. … Ich bin ein furchtbarer Mensch. … Das Einzige, was ich wirklich gut kann, ist arbeiten.//
 

Jetzt kann ich meinen Tränen, beim besten Willen, nicht mehr Einhalt gebieten.
 

~~~ Meine Sicht ~~~
 

Mokuba lässt Timo runter, weil er sich runterstrampelt, als er auch schon auf Seto zutorkelt und diesen scheinbar trösten will.
 

Ich gehe zu Kevin und erwähne ihm:
 

„Es ist wahrscheinlich doch besser, wenn du jetzt gehst. Ich zahl´ dir die Krankenhausrechnung.“
 

Kevin erwidert sauer:
 

„Das will ich hoffen. Dein sogenannter Freund hat mir nämlich meinen Kiefer gebrochen.“ und verlässt wutstampfend meine Wohnung.
 

Ich knie mich vor Seto hin, der Timo in seinen Armen hält, und erwähne:
 

„Lass´ mich raten. … Du dachtest, Kevin wär´ mein neuer Freund. … Zugegeben, ich hab´ dran gedacht. … Aber, ich konnte ihn nicht lieben.“
 

Timo sagt glücklich:
 

„Papa, Papa!“
 

Seto erkundigt sich traurig:
 

„Was willst du mir damit sagen?“
 

Ich bekomme ebenfalls Tränen in die Augen und antworte zögernd:
 

„Ich will sagen, … dass ich … dich ganz furchtbar … vermisst habe.“
 

Er sieht mir unsicher in die Augen und ich nehme Seto in meine Arme, weil ich nun weiß, dass er mich immer noch liebt, so, wie ich ihn liebe.
 

Seto nimmt mich mit Timo dann ebenfalls in seine Arme und wir sind einfach nur glücklich. Danach küssen wir uns sogar und Timo sagt glücklich:
 

„Mama, … Papa.“
 

Dann frage ich Seto und Mokuba:
 

„Könnt´ ihr zum Essen bleiben?“ und Seto antwortet für sie beide:
 

„Das lassen wir uns nicht entgehen.“
 

Noch am selben Tag packen wir meine Sachen und Seto nimmt mich, am nächsten Tag, mit zu sich nach Hause. Dort leben wir glücklich bis ans Ende unserer Tage.
 

~~ Ende ~~

Traum 14 (Auf der Suche nach einem Luxushotel, wo die Liebe zu finden ist)

Eines Tages entdecke ich ein neues Luxushotel, dessen Besitzer mir unbekannt ist. Da ich gewitzt bin, geh ich einfach rein und genieße den ganzen Luxus auf Kosten anderer, denen ich verspreche, es ihnen bei nächster Gelegenheit zurückzugeben. Um nicht allzu sehr unangenehm aufzufallen, unterhalte ich mich hin und wieder mit den Hotelgästen, ansonsten bleibe ich auf der Sonnenliege liegen und bestelle mir nach Belieben Getränke oder schwimme im Swimmingpool, bis ich in Erfahrung bringen konnte, wem dieses Hotel gehört.
 

Mehrere Tage ziehe ich diese Show ab, bis bereits mehrere Gäste sich von mir belästigt fühlen und mich dem Besitzer melden.
 

Als ich jedoch die Sirenen der Polizei vernehme, flüchte ich noch, bevor sie eintrifft.
 

***
 

Am Tag danach kehre ich aber allerdings wieder ins Luxushotel zurück und behaupte zu den Personen, dass ich mein Taschengeld noch nicht bekommen habe, damit mir die Leute das, was ich haben will, vorfinanzieren. Als ich mich so gemütlich im Liegestuhl sonne, werde ich plötzlich angesprochen:
 

„Wer bist du? … Du stehst nicht im Gästebuch dieses Hotels.“
 

Ich fühle mich ertappt, springe auf vom Liegestuhl und beginne zu fliehen.
 

Da alle Eingänge und Ausgänge geschlossen sind, nehme ich den einzigen Weg, dem sonst keinem anderen möglich ist. Ich springe auf die drei Meter hohe Mauer.
 

Als ich oben sitze, blicke ich nach unten und stelle fest:
 

„Seto Kaiba und sein Bruder Mokuba. Wer hätte das gedacht? … Kein Wunder, dass es mir hier so gut gefällt.“
 

Seto Kaiba entgegnet:
 

„Hör´ auf, dich über uns lustig zu machen! Komm´ sofort wieder runter, damit ich dich der Polizei übergeben kann.“
 

Ich erwidere frech:
 

„Da wär´ ich aber ganz schön blöd, wenn ich das täte. … Hol´ mich doch, wenn du kannst.“ und springe auf der anderen Seite der Mauer wieder auf den Boden.
 

Ich warte, bis eins der Eingänge geöffnet wird und bis ich ihn und seinen Bruder erblicken kann, dann renne ich davon. Ich achte aber immer darauf, dass sie mich immer weiterverfolgen, bis mir etwas eingefallen ist.
 

Ich denke so bei mir, während ich vor ihnen davonrenne, aber doch immer wieder zurückblicke:
 

//Eigentlich wollte ich ihn schon die ganze Zeit persönlich treffen. So allerdings hatte ich mir das nicht vorgestellt. Wenn ich ihm entkomme, entgeht mir die Chance ihn näher kennenzulernen, wenn er mich aber schnappt, liefert er mich der Polizei aus und mir entgeht ebenfalls die Chance, ihn näher kennenzulernen. Es ist, wie es ist, keine Chance, ihn näher kennenzulernen, es sei denn, ich trickse ein bisschen. … Es war wirklich nicht schwer seine Aufmerksamkeit zu erregen, dabei dachte ich, ich hätte keine Anhaltspunkte, ihn zu finden. Wer hätte gedacht, dass das so einfach ist.//
 

Ich flüchte über viele Wege und Wohnblöcke, wohin mich Seto mit seinem Bruder verfolgt. Doch, von einem Moment auf den anderen verliere ich beide aus den Augen. Besorgt blicke ich mich um.
 

//Es kann doch nicht sein, dass ich ihn abgehängt habe. Er soll mich doch verfolgen. … Jetzt kann ich auch noch nach ihm suchen.//
 

Ich halte nach ihm Ausschau und dann sehe ich ihn kommen, aber nicht mehr laufend, sondern nur mehr gehend und neben ihm seinen Bruder Mokuba. Seto meint zu Mokuba, hörbar für mich:
 

„Fällt dir was auf?“
 

Mokuba fragt:
 

„Was denn?“
 

Seto antwortet:
 

„Sie läuft nicht wirklich davon. … Sie wartet auf uns. … Normal finde ich das nicht.“
 

Da winke ich ihm, dass er mich verfolgen soll. Seto hebt die Hand und winkt verneinend, während er zu mir ruft:
 

„Was soll das?“
 

Ich rufe zurück:
 

„Gibst du etwa auf?“
 

Er ruft zurück:
 

„Ich kann leider nicht zulassen, dass du davonkommst.“
 

Ich rufe zurück:
 

„Und ich kann nicht zulassen, dass du mich der Polizei übergibst.“
 

Da beginnt er plötzlich zu sprinten und versucht mich zu schnappen, da laufe ich in ein offenes Stiegenhaus, die Treppen rauf, wo gerade Bauarbeiten stattfinden und viele Brücken zu Nebengebäuden bestehen. Ich achte anfangs noch darauf, dass mir Seto auf den Fersen ist, aber irgendwann holt er mich ein, da schau ich dann nur mehr, dass er mich nicht zu fassen bekommt, während wir durch sämtliche Stiegenhäuser rauf und runter rennen.
 

Als ich wieder bei einem Stiegenhaus den Ausgang finde, blicke ich hinter mich, aber Seto ist nicht mehr zu sehen. Selbst Mokuba kann ich nicht mehr finden. Ich rufe laut:
 

„Das ist nicht gerecht. … Wo seid ihr?“
 

Ich suche das ganze Gelände ab, aber keine Spur von ihnen.
 

Dann erblicke ich gegenüber des Wohnkomplexes einen Christkindlmarkt und statte frustriert diesem einen kleinen Besuch ab.
 

//Er hat mich durchschaut. … Aber, das ist egal. Morgen geb´ ich den Leuten ihr Geld zurück, dann hat sich die Geschichte hoffentlich erledigt und ich kann ganz beruhigt fragen, ob er mit mir ausgeht. Aber, irgendwie bekomm´ ich Zweifel, ob er sich mit mir überhaupt zu einem Date überreden lassen wird. … Er vertraut mir sicher nicht, weil er im Glauben ist, dass ich eine Betrügerin bin. Da werde ich wohl eher ihn einladen müssen, um seinen Glauben zu erschüttern. … Ich kauf´ ihm auch ein Geschenk. … Hier am Christkindlmarkt findet sich sicher etwas, was ihm gefallen könnte. Aber, es sollte von Herzen kommen.//
 

Ich sehe mich um und finde ein rot verpacktes Schokoladenherz mit der Aufschrift: „Ich liebe dich!“
 

„Zu übertrieben, aber passend. Das nehm´ ich.“ sage ich vor mir her.
 

Nachdem ich bezahlt habe, zücke ich ein kleines Buch aus meiner Tasche, während ich die Beträge der einzelnen Gäste durchrechne, die ich erleichtert habe, da ich durch die Dauer meiner Aufenthalte, alle Gäste und deren Name mittlerweile in- und auswendig kenne.
 

„Das wird sich ausgehen.“ bin ich erleichtert.
 

Ich stecke das Buch wieder ein und drücke das Schokoladenherz an mein Herz.
 

//Hoffentlich nimmt er das Schokoladenherz an. … Ich könnte es nicht ertragen, wenn er ablehnt.//
 

Ich spreche meine weiterführenden Gedanken nun laut aus:
 

„Ich hab´ so lange nach ihm gesucht. … Nun habe ich ihn endlich gefunden. … Im Zeitungsartikel stand ja leider nur, dass er ein Luxushotel betreibt, aber leider nicht wo. … Die drei fehlenden Hotels kann ich somit abhaken.“
 

~~~ Sicht des Erzählers ~~~
 

Seto hat das mitbekommen und erwähnt zu Mokuba:
 

„Ist das nicht die Eine, die bereits in sämtlichen Hotels, dieselbe Nummer abgezogen hat? … Jedoch, als ihr der Besitzer auf die Schliche kam, hat sie jedem das Geld wieder zurückgegeben und erklärte, sie suche nach jemandem?“
 

Mokuba meint dazu:
 

„Wenn das wahr ist und ihre Suche bei dir endet, dann wird sie wohl nach dir gesucht haben.“
 

Seto fragt ihn:
 

„Aber, wieso?“
 

Mokuba erwähnt:
 

„Hast du das riesige Schokoladenherz mit den Worten ‚Ich liebe dich!’ darauf gesehen?“
 

Seto fragt stutzig:
 

„Du meinst doch nicht etwa, dass sie diese ganze Show nur abgezogen hat, um mir zu sagen, dass sie mich liebt?“
 

Mokuba meint:
 

„Genau das, denke ich. … Überleg´ doch mal. … Du bist reich und berühmt und würdest ein einfaches dahergelaufenes Mädchen doch nie beachten. … Sie hat´s mit ihrer Taktik geschafft, deine Aufmerksamkeit zu erregen. Du beachtest sie. Ist das nicht so?“
 

Seto meint dazu:
 

„Wie man´s nimmt. Aber, es trifft wohl zu.“
 

Mokuba erklärt deshalb:
 

„Eben. Ihre Aktion hatte nur den Zweck deine Aufmerksamkeit auf sie zu lenken, damit du sie wahrnimmst. … Das erklärt nämlich auch den Grund, warum sie auf dich gewartet hat.“
 

Seto erwähnt:
 

„Sie ist aber jetzt momentan im Glauben, dass sie uns los ist. … Was schlägst du also vor?“
 

Mokuba meint:
 

„Wenn´s wahr ist, wird sie morgen wieder ins Hotel kommen, um den Gästen ihr Geld zurückzugeben. … Danach könnte es sein, dass sie zu dir will, um dir das Schokoladenherz zu schenken.“
 

Seto allerdings erwähnt:
 

„Sie würde doch nie im Leben mein Büro finden. Dieses Hotel ähnelt einem Labyrinth, wo ich mich selbst manchmal noch verlaufe.“
 

Mokuba meint daraufhin:
 

„Warum hilfst du ihr dann nicht einfach ein wenig mit Wegweisern?“
 

Seto erkundigt sich verunsichert:
 

„Ich soll mich wirklich mit ihr einlassen?“
 

Mokuba meint:
 

„Du solltest ihr zumindest eine Chance geben, nachdem sie sich so viel Mühe gemacht hat, dich zu finden. … Ist das nicht Liebesbeweis genug?“
 

Seto meint nur mehr:
 

„Ich werde es mir überlegen, bis ich mit ihr gesprochen habe.“
 

Seto kommt mit Mokuba aus seinem Versteck, Jenna erblickt sie und rennt los, dabei fällt ihr das Schokoladenherz runter und zerbricht. Sie läuft zurück, schnappt nach dem Herz, verfehlt es und rennt weinend weg, weil es kaputt geworden ist und es nicht erwischt hat.
 

Seto und Mokuba folgen ihr jedoch unauffällig, nachdem Seto das Schokoladenherz aufgehoben hat, bis zu dem Gebäude, in dem Jenna wohnt.
 

Vor der Eingangstür zum Stiegenhaus, fängt er jemanden ab und fragt diesen:
 

„Würden Sie für mich, diesem Mädchen folgen, dass da gerade die Treppen hinaufeilt? Drücken Sie ihr das Päckchen mit dem Zettel in die Hand. Wenn Sie das erledigt haben, bekommen Sie eine Belohnung von mir. Ich warte hier auf Sie. … Ach, und notieren Sie ihre Hausnummer.“
 

Diese Person nickt nur, da sie weiß, dass man in der Hinsicht auf den Hotelbesitzer vertrauen kann und macht sich auf den Weg ins Innere dieses Gebäudes und verfolgt Jenna.
 

Die fühlt sich verfolgt, während sie die Treppen hinaufeilt, um endlich zuhause zu sein, damit sie sich in ihrem Bett ausheulen kann.
 

Nachdem sie ihre Wohnungstür erreicht hat, schließt sie schnell die Tür auf, wirft sie hinter sich zu und will schon ins Schlafzimmer eilen, als die Tür wieder aufspringt.
 

Verwundert dreht sie sich um. Ein Bote steht in der Tür und hat ein Päckchen in seiner Hand, das Jenna sehr bekannt vorkommt. Sie nimmt das Päckchen entgegen, wo der kleine Zettel von Seto draufliegt und liest:
 

„Von Seto und Mokuba Kaiba.“
 

Sie blinzelt überrascht und öffnet das Päckchen. Da stellt sie fest:
 

„Das Schokoladenherz ist in viele kleine Teile zerbrochen.“ und haltet entsetzt ihre Hand vor den Mund.
 

Sie fragt sich:
 

//Warum hat er mir das Herz aufgehoben? … Ich hoffe nur, dass ich es wieder reparieren kann.//
 

Mokuba fragt Seto:
 

„Warum hast du das gemacht?“
 

Seto antwortet:
 

„Sie hat mir irgendwie leidgetan. Das Schokoladenherz schien ihr irgendwie wichtig.“
 

Mokuba meint daraufhin:
 

„Du weißt schon, dass sie versuchen wird, dass Schokoladenherz wieder ganz zu machen? … Weil die Worte ‚Ich liebe dich!’ für sie von großer Bedeutung sind.“
 

Seto erwidert allerdings:
 

„Das hat für mich keinerlei Bedeutung. Außerdem weiß ich ja, was auf dem Herzen stand.“
 

Mokuba erwähnt:
 

„Sie, aber, weiß nicht, dass du es weißt.“
 

Seto sagt dazu nur:
 

„Kann mir doch egal sein. … Wär´ sie nicht geflohen, wär´ das Schokoladenherz vielleicht noch ganz.“
 

Mokuba erklärt:
 

„Du willst es wohl nicht kapieren. … Sie wollte nicht, dass du das Schokoladenherz siehst, bevor sie bereit ist, es dir zu geben. Außerdem war sie nicht darauf vorbereitet, dich auf einmal wieder zu sehen. Sie dachte vielleicht, du jagst sie immer noch und willst sie der Polizei übergeben.“
 

Da sagt Seto:
 

„Toll, … jetzt hab´ ich Schuldgefühle.“
 

Mokuba erwähnt:
 

„Ich dachte, du besitzt so was, wie Schuldgefühle, nicht.“
 

Seto meint dazu:
 

„Hatte ich zuvor auch nie.“
 

Mokuba fragt stutzig:
 

„Kann es sein, dass sie in dir mehr, als nur deine Aufmerksamkeit geweckt hat?“
 

Seto antwortet irritiert:
 

„Du redest Unsinn, Mokuba.“.
 

Als der Bote dann wieder zu ihnen stößt, drückt Seto ihm einen großzügigen Betrag in die Hand, auf Grund seiner Schuldgefühle.
 

~~~ Meine Sicht ~~~
 

Zum Glück schaffe ich es, das Schokoladenherz magisch wieder in seine Urspungsform zu bringen und mache noch eine kleine Veränderung.
 

Noch am selben Tag, wenig später, fliege ich eine Runde durch die Lüfte und mache einen Abstecher über´s Hotel, als gerade Seto und Mokuba ins Gebäude marschieren.
 

Ich lande an einem Geländer an den Fenstern und beobachte, wie Seto Kaiba überall Pfeile mit dem Wort ‚Besitzer’ anbringt.
 

//Er hat mich durchschaut und vielleicht auch beobachtet und belauscht. Das ist mir aber egal. Ich werde das morgen durchziehen. … Ich werde in sein Büro marschieren, ihm das Herz in die Hand drücken und ihn fragen, ob er mit mir ausgehen würde, damit wir uns besser kennenlernen können.//
 

„Ich freu´ mich schon auf dich, mein Schatz.“ sage ich vor mir her und schicke ihm einen Luftkuss auf´s Fenster.
 

Leider hat er das Antippen ans Fenster mitbekommen und dreht sich stutzig um, da erhebe ich mich rasch in die Lüfte und er kann nur mehr meine Beine verschwinden sehen. Aber, wie ich ihn kenne, wird er das abtun, als Einbildung.
 

***
 

Am nächsten Tag, komme ich, wie von ihm vermutlich erwartet, um den Gästen all ihr missbrauchtes Geld wieder zurück zu erstatten.
 

Diese versprechen mir auch, ihre Anzeige zurückzunehmen. Nun muss ich nur mehr Seto Kaiba dazu bringen, seine Anzeige zurück zu nehmen, ihm meine Liebe gestehen und mit ihm ausgehen, falls er zustimmt. Mir ist aber klar, dass das alles nicht sehr einfach sein wird, darum betrete ich erst mal das Hotelgebäude und finde einen Pfeil, wo ‚Der Besitzer’ darunter steht.
 

//Lieb´ von ihm, mir den Weg zu ihm zu weisen. … Ja, er hat mich zu 100 % durchschaut. Die Pfeile hat er eindeutig für mich platziert. … Jetzt kann ich nur hoffen, dass er das Schokoladenherz nicht ablehnt. … Sonst wäre ich so traurig, dass ich es glatt wochenlang regnen ließe. … Ich kann jetzt nicht mehr zurück, ich bin jetzt schon so weit gekommen.//
 

Ich folge den Pfeilen, bis sie an einer Türe enden.
 

Ich atme tief ein und aus und klopfe an die Tür. Da aber niemand antwortet, bin ich nicht sicher, ob es die richtige Tür ist. Ich öffne die Tür und linse durch einen Spalt, kann ihn aber nirgends erblicken.
 

Ich bemerke nur einen Bürostuhl der zu den Fenstern zeigt, also in die entgegengesetzte Richtung zu mir.
 

//Ob da jemand im Stuhl sitzt?//
 

Ich klopfe noch mal an der Tür.
 

Nach einer Weile vernehme ich dann seine Stimme:
 

„Komm´ rein.“
 

Jedoch dreht er sich immer noch nicht mit dem Stuhl zu mir.
 

Ich frage:
 

„Hallo?“ und sage schüchtern, während ich mich dem Schreibtisch nähere:
 

„Ich hab´ den Leuten ihr Geld zurückgegeben. Wirst du deine Anzeige zurücknehmen? … Ich hab´ außerdem ein Geschenk für dich. … Ich würde mich freuen, wenn du es annimmst. … Ich leg´s dir auf den Schreibtisch. … Ich wollte dich auch noch was fragen, aber ich denke, ich sollte gleich wieder gehen.“
 

Nachdem ich das Herz auf seinen Schreibtisch gelegt habe, drehe ich mich um, um zu gehen.
 

~~~ Sicht des Erzählers ~~~
 

Als Jenna bereits wieder am Gehen ist, sagt Seto plötzlich:
 

„Warte.“, sie dreht sich verwundert um und er dreht sich mit dem Sessel zu ihr.
 

Er beschwert sich auch gleich:
 

„Du stellst dir das ein bisschen zu leicht vor.“ und erblickt das Schokoladenherz in seiner vollen Gänze, mit sogar zwei zusätzlichen Worten. Er liest: „Ich liebe dich wirklich sehr!“
 

Ihm fällt es immer schwerer, sie zu distanzieren und fährt fort:
 

„Was wolltest du mich eigentlich fragen?“
 

Sie fragt ihn daher:
 

„Könntest du dir vorstellen, mit mir auszugehen?“
 

Er antwortet vorschnell:
 

„Ja.“, fügt aber dann schnell hinzu:
 

„Ich werd´s mir überlegen.“, während er sich über eine Sache den Kopf zerbricht.
 

Sie erkundigt sich verständnisvoll:
 

„Gut, wann darf ich mit deiner Antwort rechnen?“
 

Da sagt er aber dann einfach, nach einiger Überlegung:
 

„Morgen um 18 Uhr hol´ ich dich ab. Besorg´ dir ein Ballkleid.“
 

Sie sieht ihn verwundert an, freut sich aber riesig.
 

Anschließend geht sie zur Tür, dreht sich noch einmal um, ihre Blicke treffen sich, sie verabschiedet sich:
 

„Bis morgen. Ich freu´ mich.“, schließt schnell die Tür hinter sich und lehnt sich an die Tür, um zu verdauen, dass sie mit ihm morgen eine Verabredung hat.
 

Sie ist schon jetzt ganz aufgeregt, aber Seto geht´s nicht anders, denn, ohne es zu merken, hat auch er sich in sie verliebt.
 

Er stützt neben dem Schokoladenherz seine Ellbogen ab, legt seinen Kopf in seine Handflächen und betrachtet lächelnd das Herz, das auch sein Herz erwärmt. Er gesteht sich ein, dass er sich noch nie so aufgewühlt gefühlt hat.
 

~~~
 

Wenig später, als Jenna bereits gegangen ist, kommt Mokuba in Seto´s Büro und erkundigt sich:
 

„Und, ist sie gekommen?“
 

Verträumt blickt er auf, richtet sich wieder auf und antwortet:
 

Ja, sie war hier.“
 

„Ja, und? … Muss man dir alles aus der Nase ziehen?“ meckert Mokuba.
 

Seto verdreht seine Augen und erwidert:
 

„Na, schön. … Ich gehe morgen mit ihr zum Ball des Bürgermeisters.“
 

„Das ist aber nicht sehr nett von dir, wenn du sie benutzt.“
 

„Verdammt, ich will diesen Auftrag. Sie wird es schon verstehen, wenn sie mich wirklich liebt.“
 

Mokuba wird hellhörig, weil es ihn doch verwundert, dass sie es verstehen soll, wie er handelt und beginnt zu grinsen.
 

„Du hast dich in sie verknallt. … Ich hab´ doch recht, nicht wahr?“, während Mokuba sich denkt:
 

//Es wird ja auch Zeit, dass er endlich eine Freundin kriegt.//
 

„Unsinn. Wie kommst du nur auf so eine Idee? Ich sollte doch am besten Wissen, ob ich verliebt bin.“ entgegnet ihm Seto.
 

„Weißt du denn, wie es sich anfühlt, wenn man verliebt ist?“ fragt ihn Mokuba herausfordernd.
 

Seto überlegt, runzelt die Stirn und zuckt dann mit den Schultern.
 

„Also nicht.“, schließt Mokuba aus seinem Verhalten, „Dann will ich dich mal aufklären.“
 

„Ich bin aufgeklärt.“ wirft Seto ein.
 

„Seto!“ beschwert sich Mokuba, weil Seto genau weiß, was er meint
 

„Schon gut, fahr fort.“ meint dann Seto.
 

„Ok. … Also, … wie fühlst du dich, seitdem du weißt, dass du mit ihr auf diesen Ball gehst?“ fragt Mokuba ihn daraufhin.
 

„Hmmm, … Ich würde sagen, aufgewühlt. Gefühlschaos pur. Und ich bin aufgeregt. … Ich freue mich darauf, sie wieder zu sehen.“ überlegt Seto und überdenkt seine eigenen Worte.
 

Mokuba beginnt zu grinsen.
 

„Und was ist das Erste, was du siehst, wenn du deine Augen schließt?“ fragt Mokuba weiter.
 

Seto schließt seine Augen.
 

„Ihr Gesicht und ihre wunderschönen Augen.“ sinniert er, während er seine Augen wieder öffnet und wieder seine Worte überdenkt.
 

Dann vergräbt er sein Gesicht in seinen Händen und gesteht sich ein:
 

„Oh, verdammt. … Ich bin in sie verliebt.“
 

„Und was hast du jetzt mit diesem Wissen vor?“ fragt Mokuba weiter.
 

Seto blickt durch seine Finger hindurch zu Mokuba und überlegt.
 

„Seto, jetzt hör doch einmal in deinem Leben auf dein Herz. Was will dein Herz? Wozu drängen dich deine Gefühle? Das sind die Emotionen, die du bisher immer verdrängt hast.“ spricht Mokuba weiter.
 

„Ich weiß, was Gefühle sind.“ beschwert sich Seto.
 

„Kannst du sie auch in Worte fassen?“ stichelt Mokuba, damit er endlich seine Gefühle wahrnimmt.
 

Seto verdreht seine Augen und meint:
 

„Ich will ihre Nähe, ok? … Ich will sie bei mir wissen, ihre geröteten Wangen streicheln, sie berühren, ihre Lippen kosten, … Ich sehne mich nach ihr.“
 

Er lässt aus Verzweiflung seinen Kopf auf die Tischplatte fallen.
 

„Das hat bestimmt wehgetan.“ meint Mokuba zur Tischkollision.
 

„Liebe tut weh.“ erwidert Seto allerdings nur und reibt sich die schmerzende Stirn.
 

„Gib´ euch doch eine Chance. … Bevor ich gekommen bin, ist sie mir entgegengekommen und sie hat sehr glücklich gewirkt, weil du mit ihr zu diesem Ball gehen willst. … Komm schon, Seto. Sie ist die Richtige für dich. … Außerdem, … wenn du´s nicht versuchst mit ihr, wirst du unglücklich sein, weil dein Herz dann sehr lange brauchen wird, diesen Schmerz zu verkraften.“
 

„Kannst du mir mal verraten, wo du das alles herhast?“ fragt Seto stutzig seinen kleinen Bruder, der sich wundert, warum dieser so viel Ahnung von Gefühlen zu haben scheint.
 

Zu viel Ahnung für sein Alter, um genauer zu sein.
 

„Sollte ich etwas wissen?“ fügt Seto an.
 

Mokuba läuft rot an, wie eine Tomate und beginnt zu stammeln:
 

„Na, ja, … da gibt’s in der Schule so ein Mädchen …“
 

„So, so.“ unterbricht Seto ihn grinsend und schüttelt seinen Kopf.
 

*** Meine Sicht ***
 

Am nächsten Tag gegen 18 Uhr klingelt es an meiner Wohnungstür. Als ich die Tür öffne, stehe ich vor Seto in einem wunderschönen weißen glitzernden Ballkleid. Seto betrachtet mich sichtlich verzückt und ihm entkommt:
 

„Bezaubernd.“
 

Ich erwidere schüchtern:
 

„Danke, du siehst auch toll aus.“
 

Er streckt mir seine Hand entgegen, ich lege aufgeregt meine Hand in seine und er gibt mir einen Handkuss.
 

//Er ist ja richtig charmant.//
 

Und er streckt mir plötzlich einen Strauß roter Rosen entgegen.
 

//Rote Rosen bedeuten doch Liebe. … Ich hab´ doch nicht etwa Magie angewandt?//
 

Ich sage aber trotzdem:
 

„Danke, die Rosen sind wirklich wunderschön. … Ich stelle sie gleich in eine Vase.“
 

Ich gehe kurz in die Küche, nehme eine Vase, fülle sie mit Wasser und stelle die Rosen hinein, so wie sie sind, weil wir ja gehen wollen.
 

Als ich zurückkomme, streckt er mir seinen Ellbogen entgegen, während er fragt:
 

„Können wir?“
 

Ich lächle nickend und hake mich bei ihm ein. Ich schließe die Tür hinter mir und wir stolzieren die Treppe hinunter. Danach steigen wir in eine weiße Limousine, die uns zum Ball bringt.
 

~~~
 

Vor einem großen Gebäude steigen wir aus der weißen Limousine und betreten die Veranstaltung.
 

Ich erblicke so viele Paare, die tanzen, während wir uns an einen Tisch setzen. Seto fragt mich:
 

„Willst du etwas trinken?“
 

Ich antworte:
 

„Ja, bitte. Etwas Antialkoholisches, wenn es gibt.“ und er geht für uns etwas zum Trinken holen.
 

Als er zurückkommt meint er:
 

„Sie hatten leider nichts Antialkoholisches. Ich hab´ dir etwas ganz mildes mitgebracht.“, während er sich wieder zu mir setzt.
 

Ich erwidere:
 

„Ich danke dir.“, nehme das Glas und koste den Inhalt.
 

//Hmmm, … das schmeckt aber gut. … Er hat ein wirklich gutes Händchen für alkoholische Getränke.// geht mir durch den Kopf, während ich den Paaren auf der Tanzfläche zusehe.
 

Etwas später, steht er auf, stellt sich vor mich hin, reicht mir seine Hand und fragt mich ganz charmant:
 

„Darf´ ich um diesen Tanz bitten?“
 

Ich bin total verzückt.
 

//Er wirkt wie ausgewechselt, aber richtig süß. … Ich bin mir wirklich nicht mehr sicher, ob ich nicht doch Magie bei ihm eingesetzt hab´.//
 

Ich lege meine Hand auf seine und antworte:
 

„Sehr gerne, nur hapert’s bei mir mit dem Tanzen.“
 

Er erwidert total süß:
 

„Kein Problem. Ich zeige dir, welche Schritte du machen musst.“
 

//Wenn ich nicht längst in ihn verliebt wäre, hätte ich mich jetzt noch mal in ihn verliebt. … Ich will ihn nicht mehr hergeben, so süß, wie er jetzt ist.//
 

Er führt mich zur Tanzfläche und zeigt mir die Schritte, die ich nachmachen soll.
 

Als ich sie mir halbwegs gemerkt hab´, sehe ich ihm in die Augen, wie auch er mir in die Augen sieht, und wir tanzen zusammen.
 

Etwas später sagt dann die Band:
 

„Jetzt kommt die Kuschelzeit.“ und ganz langsame Musik, zum Kuscheln, beginnt zu spielen.
 

Normalerweise wäre ein Seto Kaiba jetzt von der Tanzfläche gegangen, aber er macht gar keine Anstalten, sondern schließt mich ganz fest in seine Arme. Ich schließe ihn auch ganz sanft in meine Arme.
 

//Eigentlich kann ich mich gar nicht beklagen. … Es ist wie ein Traum, der wahr geworden ist.//
 

In Gedanken versunken lehne ich meinen Kopf an seine Schulter und träume lächelnd vor mich hin.
 

Nach einer Weile sehe ich ihm ins Gesicht und er sieht nervös weg.
 

Aber, dann wendet er doch wieder seinen Blick zu mir und wir sehen uns in die Augen. Er nähert mir seinen Kopf und kurz danach küsst er mich auf meine Lippen. Ich schnappe gleich noch mal nach seinen Lippen und küsse ihn noch mal.
 

Wir sehen uns wieder in die Augen, er legt seine Hand in meinen Nacken, während er meinen Kopf von seiner Schulter hebt und setzt zum Zungenkuss an. Ich lege meinen linken Arm über seine Schultern um seinen Hals und drücke ihn während des Kusses ganz fest an mich.
 

Nach einer Weile werden wir angerempelt und eine Stimme sagt:
 

„Wir sind im Geschäft.“
 

Ich werde hellhörig und beende den Kuss. Ein dicklicher Mann spricht weiter, während ihm Seto sein Gehör schenkt:
 

„Ich komme morgen früh zu Ihnen, um den Vertrag zu unterzeichnen.“
 

Als der Mann mit seiner Begleitung wieder wegtanzt, frage ich stutzig:
 

„Was hatte das eben zu bedeuten?“
 

Seto weicht aus:
 

„Vergiss´ es einfach.“
 

Ich antworte allerdings:
 

„Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich gewillt bin, das zu tun.“
 

Er antwortet resigniert:
 

„Na, schön. … Dieser Herr ist der Bürgermeister mit seiner Gattin. … Er wollte mir nur unter der Bedingung, dass ich mit Begleitung zu diesem Ball komme, den Vertrag für einen Bau übertragen.“
 

Ich erkläre daher:
 

„Also gut, ich glaube dir. … Damit, glaub´ ich, kann ich leben. … Aber, du hast mich jetzt stark verunsichert.“
 

Daraufhin küsst er mich mit Zungenkuss einfach weiter, als wär´ nichts gewesen.
 

Später gehen wir wieder an unseren Tisch und trinken noch etwas.
 

~~~
 

Drei Stunden später verlassen wir den Ball und Seto fährt mich mit der Limousine wieder nach Hause.
 

Er begleitet mich sogar noch bis zur Wohnungstüre. Doch, bevor ich die Türe aufsperre, meint er:
 

„Es war wirklich ein schöner Abend mit dir. … Ich könnte mir eine Wiederholung gut vorstellen.“
 

Ich werfe gleich ein:
 

„Aber, nur, wenn kein Vertrag davon abhängt.“
 

Er lacht und ich lächle ihn verlegen an. Ich drehe mich um, um meine Türe zu entsperren, da streift er mein Haar zur Seite und beginnt mich am Hals zu küssen. Danach beginnt er zu saugen, um mir einen Knutschfleck zu verpassen und ich schmelze dahin.
 

Da fällt mir nur mehr ein, ihn zu fragen:
 

„Willst du noch mitreinkommen?“, während mir immer heißer wird.
 

Er murmelt durch sein Saugen hindurch:
 

„Unbedingt.“
 

Wir gehen in die Wohnung, ich schlage die Tür hinter uns wieder zu, drehe ich mich sofort um und wir fallen küssend über uns her, während er mich beginnt auszuziehen.
 

Ich verstehe, was er will und beginne ihn ebenfalls auszuziehen.
 

Bis wir bei meinem Bett sind, sind wir vollkommen nackt, und als ich mich aufs Bett setze, bespringt er mich förmlich. Er küsst meinen Bauch, er küsst meine Brüste, er küsst meinen Hals und danach küsst er mich mit sehr leidenschaftlichem Zungenkuss.
 

Ich spüre, dass er mich wirklich will, obwohl ich immer noch nicht verstehen kann, warum das so ist.
 

Kurz danach führt er auch schon sein steifes Glied in mich. Er legt bereits zu Beginn einen recht schnellen Rhythmus zu Tage, der mir aber ganz recht ist, weil er mich dermaßen heißmacht, dass es kaum zum Aushalten ist.
 

Ich genieße jede einzelne Vereinigung, bis ich vor meinem Höhepunkt stehe. Plötzlich spüre ich warme Flüssigkeit in mir, was mich dazu anregt einen sehr intensiven Orgasmus zu haben.
 

Er lässt sich auf mich sinken und ich spüre sowohl seinen rasenden Herzschlag, als auch seine rasche Atmung.
 

Als sich unser Herzschlag und unsere Atmung wieder halbwegs beruhigt haben, zieht er sein Glied aus mir heraus und legt sich neben mich, nachdem er mir noch einen Kuss auf die Lippen gegeben hat.
 

Ich frage ihn stutzig:
 

„Macht du das bei jedem Mädchen?“
 

Er gesteht:
 

„Du bist das erste Mädchen überhaupt, das sich mir je so nah angenähert hat. … Du bist auch das einzige Mädchen, das mein Herz im Sturm erobert hat. … Und dabei kenn´ ich noch nicht mal deinen Namen.“
 

Ich antworte verlegen grinsend:
 

„Das hab´ ich wohl vergessen, im Eifer des Gefechts. … Tut mir leid. … Mein Name ist Jenna. … Jenna White. … Ich fühl´ mich geehrt, mit dir geschlafen zu haben.“
 

Er lacht und meint:
 

„Ganz meinerseits.”
 

~~ Ende ~~

Traum 15 (Computerspiel-Club als Vorwand) - Teil 1

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Traum 15 (Computerspiel-Club als Vorwand) - Teil 2

Zwei Monate vermisse ich inzwischen meine Periode, wollte aber nicht aufgeben, dass sie sich vielleicht doch verspätet. Jedoch ist es dafür mittlerweile zu spät. Deshalb kaufe mir am Vormittag des heutigen Tages einen Schwangerschaftstest und sperre mich im Badezimmer ein, während ich den Test mache.
 

Voller Ungeduld warte ich auf das Ergebnis, als ich dann ablese, dass der Schwangerschaftstest positiv ist. Mich trifft der Schlag, und ich setze mich auf den Boden, um zu verzweifeln.
 

//Was mach´ denn jetzt nur? Wenn Papa erfährt, dass ich schwanger bin, erschlägt er mich doch. … Aber aus irgendeinem Grund, bin ich glücklich, weil ich schwanger bin. Ich fühle mich echt bereit dazu, ein Kind mit Seto zu bekommen. … Es kommt jetzt nur darauf an, ob auch Seto dazu bereit ist. … Ich weiß jetzt, was ich zu tun habe.//
 

Ich nehme den Schwangerschaftstest, stecke ihn ein und verlasse das Haus. Ich gehe schnurstracks zu einem Notar und lasse einige Papiere unterzeichnen. Danach rufe ich Seto an:
 

„Seto, kann ich zu dir kommen? Es ist wichtig!“
 

„Komm´ einfach vorbei. Ich warte auf dich.“
 

Ich lege auf und schon mache ich mich auf den Weg zu ihm, während ich die Papiere in die Handtasche stecke, die ich mit mir führe.
 

Ich stürme in seine Firma und klopfe an seine Bürotür. Ich lausche an der Tür und stelle fest, dass er gerade telefoniert. Ich öffne die Türe und winke ihm zu, als er mich erblickt. Er winkt mich zu sich und beendet danach das Telefonat.
 

Er steht auf, aus seinem Bürosessel, kommt auf mich zu und wir küssen uns kurz. Danach fragt er mich auch gleich:
 

„Was gibt es denn so Wichtiges?“
 

„Setz´ dich bitte hin.“
 

Er geht zurück zu seinem Schreibtisch und setzt sich wieder in seinen Bürosessel. Danach packe ich den Schwangerschaftstest aus meiner Handtasche und lege diesen vor Seto auf den Tisch. Auf Anhieb weiß Seto nicht, was das sein soll und fragt:
 

„Was ist das?“
 

Ich packe die Verpackung aus, lege sie ihm ebenfalls auf den Tisch und erwähne:
 

„Ein Strich bedeutet Negativ, zwei Striche Positiv.“
 

Er nimmt den Schwangerschaftstest fassungslos in die Hand und sieht, dass dieser Positiv ist. Er verfällt in Euphorie, steht auf und nimmt mich in seine Arme, bis ich ihn erinnere:
 

„Was machen wir jetzt, wegen meinen Eltern?“
 

Die Farbe fällt ihm aus dem Gesicht und ihn packt das blanke Entsetzen, sodass ihm die Tränen kommen, weil er ahnt, dass mich meine Eltern dazu zwingen könnten, abzutreiben, wenn sie erfahren, dass ich schwanger bin. Darum fragt er mich erst mal:
 

„Willst du das Kind behalten?“
 

Ich antworte schüchtern:
 

„Das habe ich vor.“
 

Da kommt mir auch gleich die ideale Idee, aber vorher frage ihn noch:
 

„Und wie steht´s mit dir? Willst du mit mir das Kind bekommen?“
 

Er antwortet verzweifelt, jedoch lächelnd:
 

„Nichts würde ich lieber, wär´ da nicht das Problem mit deinen Eltern.“
 

„Ich werde mit meinen Eltern darüber theoretisch reden, um zu erfahren, was sie machen würden.“
 

„Das ist schon fast ein Geständnis.“
 

„Ich bestätige einfach, dass ich nicht schwanger bin und fertig. … Sollte es aber keine Lösung geben, würdest du mich bei dir aufnehmen?“
 

„Natürlich. … Aber das ist nicht richtig und das weißt du.“
 

„Durchbrennen fällt also aus?“
 

„Keine schlechte Idee, wäre da nicht die Zustimmung deiner Eltern von Nöten.“
 

„Dann werde ich vorher nur mit meiner Mutter sprechen. Sie ist wesentlich verständnisvoller als mein Vater. Ich werde das Thema Schwangerschaft dabei aber nicht erwähnen.“
 

„Klingt so, als hättest du bereits eine Idee.“
 

„So ist es.“
 

Ich nehme ihn in meine Arme und küsse ihn, danach erwähne ich:
 

„Wir deichseln das schon, damit wir zusammenbleiben können.“
 

~~~
 

Am Abend bin ich wieder daheim und wir setzen uns zum Abendessen alle an den Tisch.
 

Während dem Essen beginne ich:
 

„Mama? Papa? Ihr wisst doch, dass ich jetzt schon ein halbes Jahr mit Seto zusammen bin. Ich würde gerne den nächsten Schritt wagen, doch möchte ich eure Erlaubnis dafür.“
 

Meine Mutter wendet ein:
 

„Du denkst doch nicht jetzt schon ans Heiraten, oder?“
 

Ich werde verlegen und antworte:
 

„Ich liebe ihn wirklich sehr und er liebt mich auch über alles. … Wir wollen zusammen sein.“
 

Mein Vater wendet ein:
 

„Du bist doch noch viel zu jung, um jetzt schon ans Heiraten zu denken.“
 

„Papa, bitte. Warst du denn noch nie so richtig verliebt und wusstest, dass du mit ihr dein ganzes Leben teilen willst?“
 

Er blickt zu meiner Mutter und diese sagt:
 

„Liebling, … bei uns war´s doch auch nicht viel anders. … Wir waren zwar nicht mehr so jung, wie unsere Tochter jetzt, aber wir liebten uns auch so sehr, dass wir nicht lange warten wollten, unser gemeinsames Leben zu beginnen.“
 

Mein Vater meint daher:
 

„Also meinetwegen, wenn´s dich glücklich macht, mein Schatz. Wir haben ihn ja schließlich ohnehin bereits liebgewonnen. … Ich schreibe dir die Erlaubnis, deinen geliebten Seto heiraten zu dürfen. Aber ich erhoffe mir natürlich, dass ihr noch etwas damit wartet.“
 

„Wir werden uns ein schönes Datum aussuchen, wenn es dich glücklich macht. Eins, das man sich leicht merken kann.“
 

Mein Vater wirft noch ein:
 

„Du lädst uns doch hoffentlich zu deiner Hochzeit ein?“
 

„Na, klar. Was wäre eine Hochzeit ohne Eltern, die das überhaupt erst möglich gemacht haben. Ich danke euch von ganzen Herzen. Ihr macht mich zur glücklichsten Tochter auf Erden. … Noch glücklicher wäre ich allerdings, …“ und ich unterbreche mich, weil ich unsicher bin.
 

Meine Mutter erkundigt sich:
 

„Was denn? Spuck´s schon aus.“
 

Ich spreche weiter:
 

„… wenn ich bei ihm auch einziehen dürfte.“
 

Mein Vater wendet sofort ein:
 

„Auf gar keinen Fall. Der bringt dich doch nur auf falsche Gedanken.“
 

Ich werfe jedoch ein:
 

„Normalerweise tut man das aber, ehe man sich das Ja-Wort gibt. … Bitte, bitte, bitte.“
 

Mein Vater bekommt Tränen in die Augen, da sagt meine Mutter zu ihm:
 

„Unsere Tochter ist schon ein großes Mädchen und ist bereit, ihr eigenes Leben in die Hand zu nehmen. Du darfst sie nicht daran hindern, glücklich zu werden, besonders mit dem Partner an ihrer Seite, den sie von ganzen Herzen liebt. … Sie muss ihre Erfahrungen sammeln, um aus ihren Fehlern zu lernen.“
 

Ich füge noch hinzu:
 

„Papa, ich bin ja nicht aus der Welt. Ich komme dich auch ganz oft besuchen, versprochen.“
 

Daraufhin sagt er nur mehr:
 

„Kind, pack´ deine Koffer und werde glücklich mit deinem Seto.“
 

Ich erwähne aber noch:
 

„Seto will mit mir bald eine längere Reise antreten, könnte sein, dass wir uns dann länger nicht sehen. Wir wollen uns ein bisschen die Welt ansehen.“
 

Mein Vater antwortet darauf nostalgisch:
 

„Das ist schön. Ich wünsch´ euch viel Spaß auf der Reise.“
 

Meine Mutter sagt mir aber noch:
 

„Wir wünschen uns natürlich Enkelkinder. Hoffen aber nicht so bald darauf.“
 

„Schon gut. Ich danke euch. Ich hab´ euch ganz doll lieb.“, stehe vom Sessel auf, umarme erst meinen Vater und dann meine Mutter.
 

***
 

Am nächsten Tag, ganz früh, gegen 8 Uhr, statte ich Seto einen Besuch in der Firma ab, doch stelle ich fest, dass er gar nicht in seinem Büro ist. Ich wundere mich doch sehr, deshalb nehme ich mein Handy zur Hand und rufe ihn an. Er hebt auch ab und meldet sich mit:
 

„Kaiba, hallo?“
 

„Ich bin`s. Wo bist du?“
 

„Ich bin noch zu Hause, warum?“
 

„Können wir uns treffen?“
 

„Das Timing ist gerade sehr schlecht. Ich ruf´ dich später an.“
 

„Ok.“ sage ich enttäuscht und überlasse es Seto, die Verbindung zu beenden.
 

//Das erste Mal, dass er keine Zeit für mich hat. Da stimmt doch was nicht.// denke ich so bei mir.
 

Ich verkleide mich wieder mal als Ninja und eile zu seiner Villa.
 

Davor angekommen fällt mir wieder ein:
 

//Mist. Seine Einbruchsicherung hatte ich ganz vergessen. Zum Glück hat er sie aber nicht verbessern lassen.//
 

Ich überwinde mit Leichtigkeit die Einbruchsicherung und gehe zu einem der Fenster im Erdgeschoß, in der Hoffnung, dass er vielleicht in diesem Raum ist.
 

Ich habe Glück, ich habe eine gute Aussicht auf Seto, aber da sitzt ein 17 Jahre altes Mädchen am runden Tisch, während Seto unruhig auf- und abgeht. Ich kann auch leider gar nicht hören, was sie sprechen.
 

//Wenn ich ehrlich bin, will ich gar nicht hören, was sie sich sagen. Ich bin schon eifersüchtig.//
 

Dann merke ich erst, dass er das Handy gar nicht aufgelegt hatte, als wollte er, dass ich mithöre.
 

„Das glaube ich dir nicht. Du lügst mich doch an. Wieso bist du hier?“ höre ich ihn sagen, nachdem ich das Handy an mein Ohr lege.
 

Sie sagt schwach hörbar:
 

„Das sagte ich dir doch schon. Vor einem Jahr haben wir uns in der Luna-Bar kennengelernt. Du warst richtig betrunken, ich hab´ dich nach Hause gebracht und wir haben miteinander geschlafen. Ich wurde von dir schwanger und hab´ jetzt ein 2 Monate altes Kind von dir.“
 

Er fragt daraufhin:
 

„Wo ist dieses Kind jetzt?“, während er sich an den runden Tisch setzt.
 

„Meine Mutter passt darauf auf.“
 

„Du bist wirklich zu 100 % sicher, dass das Kind von mir ist?“
 

Sie antwortet zögernd:
 

„Natürlich. Du warst der Einzige, mit dem ich zu dieser Zeit geschlafen habe.“
 

„Ich weiß aber genau, dass ich niemals in dieser Bar gewesen bin, geschweige denn, jemals betrunken war.“
 

„Die lügt von vorn bis hinten. Diese Dorfschlampe schläft doch mit jedem, der ihr unter die Finger kommt. Die ist jedem hier bekannt. Ich glaube nicht mal, dass sie mit ihm geschlafen hat. … Sie ist hörbar nur auf sein Geld aus. … Ich könnt´ platzen.“ sage ich gedankenlos laut vor mich her.
 

Er hört das Gesagte scheinbar, von mir, aus dem Handy und schließt erleichtert die Augen. Danach steht er auf und meint:
 

„Ich hör´ mir das nicht länger an, bitte geh´ jetzt. Ich muss mir das erst durch den Kopf gehen lassen.“
 

Sie steht auf und er führt sie zur Tür, danach beobachte ich sie, wie sie hinterhältig grinsend das Grundstück verlässt. Ich denke mir noch laut:
 

„So eine hinterhältige Schlange. Wenn die es wagt, noch einmal meinen Seto zu belästigen, schieße ich sie auf den Mond.“
 

Ich komme nun aus den Büschen vor dem Fenster hervor und klopfe an die Haustür. Da er nicht öffnet, trete ich einfach ein und sehe mich um. Ich frage mich, wo er jetzt hingegangen ist.
 

Schulterzuckend marschiere ich die Treppen leisen Schrittes nach oben, zu seinem Zimmer, und sehe, dass er etwas sucht, mich dabei aber gar nicht bemerkt. Ich ziehe mir die Ninja-Maske vom Kopf und frage:
 

„Darf ich fragen, wonach du suchst?“
 

Er erschreckt sich dermaßen, dass es ihn richtig reißt, während er zu mir blickt.
 

„Bitte entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken.“
 

Nachdem er sich wieder beruhigt hat, antwortet er:
 

„Schon gut. Was machst du hier? Wie siehst du überhaupt aus?“
 

„Ich bin ein Ninja. Schon vergessen?“
 

Ich füge schüchtern hinzu:
 

„Du hattest noch nie keine Zeit für mich, da hab´ ich mir eben Sorgen gemacht und bin sofort gekommen.“
 

„Als Ninja verkleidet?“
 

„Ich wollte eben nicht, dass du mich siehst, weil du sonst mitbekommen hättest, dass ich eifersüchtig war.“ gebe ich kleinlaut zu.
 

Er lächelt und ihm entkommt:
 

„Süß.“
 

Danach meint er allerdings:
 

„Ich danke dir, für dein Kommen.“
 

„Du weißt ja nicht, wie verzweifelt ich war, als ich feststellen musste, dass du nicht in deinem Büro warst. … Ich wollte dir tolle Neuigkeiten überbringen.“
 

Ich packe aus meiner Handtasche die Verzichtserklärung und die Erlaubnis meiner Eltern, heiraten zu dürfen, und drücke sie ihm in die Hand. Er liest zuerst die Erlaubnis und ist überrascht:
 

„Oh, … äh, … das ist toll.“
 

Er verzieht seine Miene, weil er auf so etwas nicht vorbereitet war. Danach liest er die Verzichtserklärung und erblickt das gestrige Datum und meint nur:
 

„Oh. … Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.“
 

„Mein Papa war wirklich sehr schwer davon zu überzeugen, dass er mich mein Leben leben lässt, so, wie ich es für richtig halte. Sie haben mir auch erlaubt, mit dir zusammen zu ziehen.“ erzähle ich ihm euphorisch.
 

Er fragt verwundert:
 

„Wirklich?“
 

„Nur von der Schwangerschaft wissen sie noch immer nichts.“ lasse ich ihn wissen.
 

Er meint erleichtert:
 

„Das heißt, ich habe nichts zu befürchten?“
 

„Nicht im Geringsten. … Für die Zeit, zu der man mir meine Schwangerschaft ansehen kann, hab´ ich mich herausgeredet, dass wir eine Weltreise machen.“
 

Da scheint ihm doch glatt ein Licht aufzugehen:
 

„Was hältst du davon, wenn wir wirklich deine Weltreise antreten würden?“
 

„Das wär´ ja echt der Hammer.“ und wir fallen uns in die Arme.
 

Dann frage ich ihn stolz:
 

„Heißt das, dass ich bei dir einziehen darf?“
 

Er beginnt überglücklich zu Lachen und fragt mich danach:
 

„Willst du sofort einziehen?“
 

Ich erwidere augenrollend:
 

„Du kennst meine Antwort.“
 

„Dann lass´ uns deine Sachen holen. Ich helfe dir.“
 

Wir machen uns auch sofort auf den Weg und holen mit seinem Auto alle meine Sachen. Nur mein Zimmer lasse ich so, wie es ist, damit mich meine Eltern nicht zu sehr vermissen.
 

***
 

Zwei Monate später habe ich mich richtig schnell und gut eingelebt.
 

Doch eines schönen Tages läutet die Dorfschlampe wieder an der Tür und ich öffne sie.
 

„Oh, … ich kenne dich.“ reagiert mein Gegenüber überrascht.
 

„Schön. Ich kenne dich auch. … Also, warum bist du hier?“
 

„Das geht dich nichts an. Geh´ lieber nach Hause.“
 

Da antworte ich ihr schroff, belügend:
 

„Das bin ich doch. Kann es sein, dass du zu meinem Mann willst?“
 

Sie blickt entsetzt drein und ich sage ihr:
 

„Ich weiß alles, was dich angeht. Er hat mir erzählt, dass du letztens hier warst und ihm auf´s Aug´ drücken wolltest, dass du ein Kind von ihm hast. … Dabei weiß doch fast jeder, dass du gar keine Kinder bekommen kannst.“
 

Sie fragt entsetzt:
 

„Woher weißt du das?“
 

Ich antworte ihr kühl:
 

„Das weiß ich von deinem Ex, von dem Ex vor deinem Ex und so weiter. Du solltest wissen, dass sie sich bei meinem Kampfkunstunterricht von dir abreagieren, weil sie´s nicht fassen können, dass du sie hinters Licht geführt hast.“
 

Da erwähnt sie plötzlich:
 

„Dann hast du sicher auch gewusst, dass dein Mann eine Freundin vor dir hatte.“
 

Ich blicke entsetzt drein und sie spricht weiter:
 

„Er war mit ihr eine Woche oder so zusammen, dann hat er mit ihr Schluss gemacht, weil er anscheinend dich getroffen hat.“
 

Ich frage sie entsetzt:
 

„Die unerklärlichen sieben Minuten, die er zu spät in den Computerspiel-Club zurückkam?“
 

„Genau diese. … Sie hatte mit ihm zu streiten begonnen. … Hier hast du ein Foto, dass sie gemeinsam machten.“
 

Ich nehme das Foto, überfliege das Bild mit einem prüfenden Blick und stottere:
 

„D…Das Foto ist echt. … Ich kann nicht fassen, dass er mich belogen hat. … Eine Frage habe ich doch. Wie ernst war die Beziehung zwischen ihnen?“, während ich Schritte nach oben laufen höre.
 

„Das musst du sie schon selbst fragen. Ich hab´ zufällig ihre Adresse, weil ich mit ihr befreundet bin. … Hier.“
 

„Danke. … Geh´ jetzt besser. Ich muss ein Hühnchen rupfen.“ und sie geht wieder, während ich die Türe schließe.
 

~~~ Erzähler Sicht ~~~
 

Währenddessen hat Seto Jenna belauscht, weil er wissen wollte, wer an der Tür ist. Er ist wieder nach oben in ihr Schlafzimmer gestürmt, als er mitbekommen hat, dass das mit seiner angeblichen Ex aufgeflogen ist.
 

Jenna steht immer noch vor der geschlossenen Tür und betrachtet das Foto nachdenklich.
 

//Seto hat alles mitangehört. Er will wohl nicht darüber mit mir reden. … Vielleicht liebt er sie sogar noch und hat mich die ganze Zeit nur belogen. Ich fühle mich so richtig ausgenutzt. … Ich weiß jetzt gar nicht, was ich denken soll. … Er hat mit mir ganz oft geschlafen, obwohl er das gar nicht hätte tun müssen. … Er wäre nicht mal dazu verpflichtet gewesen, mich aufzunehmen, nur, weil ich von ihm schwanger bin. … Warum hat er mir nichts von seiner Ex erzählt? … Ich kann nicht mit so einer Lüge leben. Das muss ich jetzt erst mal verdauen, ehe ich ihm wieder in die Augen sehen kann. … Ob er sich immer noch mit ihr heimlich trifft? Nein, ich wüsste doch, wenn er das Haus verlässt. … Ich werde aber seiner Ex einen Besuch abstatten.//
 

Jenna verlässt das Haus und Seto beobachtet sie aus dem Fenster vom Schlafzimmer aus und denkt sich:
 

//Wenn sie zurückkommt, wird sie sicher ihre Koffer packen und mich verlassen. Was soll ich nur tun? … Meine angebliche Exfreundin weiß ja nicht, was damals in mir vorgegangen ist. Sie könnte Jenna eine falsche Geschichte auftischen und sie würde ihr vermutlich auch glauben. Ich kann jetzt nur hoffen, dass ich die Möglichkeit habe, sie darüber aufzuklären.//
 

~~~ Meine Sicht ~~~
 

Bei seiner Ex eingetroffen, läute ich an der Tür. Sie öffnet und sagt sofort:
 

„Ich kaufe nichts.“ und will die Tür wieder schließen, jedoch stecke ich meinen Fuß in den Türspalt.
 

Ich begrüße sie freundlich:
 

„Hallo. Ich hörte von einer Freundin, dass du mal mit Seto Kaiba zusammen warst. Stimmt das?“
 

Sie sieht mich verwundert an und erkundigt sich:
 

„Ja, warum willst du das wissen?“
 

Ich tue auf unschuldig und jungfräulich:
 

„Mich würde interessieren, wie du mit ihm zusammengekommen bist. Ich bin sein größter Fan und würde gerne seine Bekanntschaft machen.“
 

Daraufhin meint sie überfreundlich:
 

„Komm´ doch rein.“, was ich doch glatt tue.
 

Sie bietet mir auch sofort einen Stuhl an und ich tue so, als würde ich mir alles notieren. Sie beginnt auch sofort zu erzählen:
 

„Also, das war so. … Vor etwa neun Monaten ist Seto Kaiba dem Computerspiel-Club beigetreten. Ich hab´ mich am selben Tag angemeldet. Doch, noch am selben Tag ist er mir am Gang über den Weg gelaufen. Sein Bruder hat an diesem Tag seinen ersten Tag bei der Musikgruppe angetreten, musst du wissen. … Ich hab´ ihn auch noch zwei Wochen lang beobachtet, wie er die verbotenen Gänge zur Tribüne genommen hat. Doch an dem darauffolgenden Tag hat er mich aus Versehen niedergerempelt, und als wir uns ansahen, war es Liebe auf den ersten Blick. Jedoch hat er sich nach wie vor schroff gegeben. Als Entschädigung für das Anrempeln hat er mich eingeladen, seinem Bruder beim Musizieren zuzusehen. Dort haben wir sogar Händchen gehalten.“ und mir wird mulmig zumute.
 

„Am selben Tag haben wir danach miteinander gechattet und er wollte sogar mit mir am nächsten Tag ausgehen. Ich wollte ihn aber noch etwas zappeln lassen, darum hab´ ich ihm geschrieben, dass ich einen Arzttermin hätte, ich aber vielleicht später Lust hätte, etwas mit ihm zu unternehmen. Er hat mich die ganze Zeit angehimmelt, während ich zurückhaltend war. … Am dritten Tag erst, hab´ ich mich herabgelassen, mit ihm auszugehen. Er war aber leider so was von zudringlich, dass ich die Nase voll hatte und nach zwei Stunden bereits wieder gegangen bin. … Am darauffolgenden Tag hab´ ihm noch eine Chance gegeben, da war er wirklich total lieb und wir haben fast die ganze Zeit nur geredet.“
 

Ich unterbreche sie:
 

„Das klingt mir doch ein wenig sehr märchenhaft. … Ähm, … habt ihr euch auch einmal geküsst?“
 

Sie erinnert sich und erzählt weiter:
 

„Oh, ja. … Sogar nicht nur einmal. Er liebte es, mich zu küssen. Er ist total auf mich abgefahren. Ich musste gar nicht viel sagen, er hat mir alles von den Augen abgelesen.“
 

Ich frage sie stutzig:
 

„Und wie lange genau, wart ihr zusammen?“
 

Sie überlegt kurz und antwortet:
 

„Ich denke, so zwei Wochen.“
 

„Und warum habt ihr euch wieder getrennt?“
 

„Ich hab´ mit ihm Schluss gemacht, weil ich seine aufdringliche Art nicht ertragen konnte.“
 

Da frage ich sie unerwartet:
 

„Wie ist es eigentlich zu diesem Foto gekommen?“
 

Sie fragt mich sofort, nachdem sie das Foto betrachtet hat:
 

„Wo hast du das her?“
 

„Deine Freundin hat es mir gegeben.“
 

„Hach, das war ein schöner Moment. Da hab´ ich ein anderes Mitglied im Park darum gebeten, uns gemeinsam zu fotografieren. … Er wollte nicht mit mir auf einem Foto zu sehen sein. Ich konnte ihn dann aber doch dazu überreden. Ich sagte ihm, nachdem wir uns getrennt hatten, dass ich wenigstens eine Erinnerung an ihn haben möchte.“
 

Ich erwidere unruhig:
 

„Ich danke dir für die Informationen, mit denen kann ich sicher (nicht) viel anfangen. Man sieht sich.“ und ich flüchte regelrecht aus dem Haus.
 

Auf dem Heimweg denke ich mir noch:
 

//Das gibt’s ja nicht. Die war ja echt voll durchgeknallt. Sie hat sich in ihrer Erzählung mit Seto vertauscht, denn so gut kenne ich ihn schon, dass er nicht so ist, wie sie ihn darstellt. Also Leute gibt´s, die gehören dringend verboten. Vielleicht stimmt sogar das eine oder andere auch gar nicht und sie hat auch einiges dazuerfunden.//
 

Daheim angekommen, kommt Seto eben die Treppen hinunter, weil er mich anscheinend zurückkommen gesehen hat. Er fragt mich unauffällig:
 

„Wo warst du?“
 

„Als, wenn du das nicht wüsstest. Du hast doch alles mitbekommen. Glaubst du, ich hab´ dich nicht gehört, als du schnell ins Schlafzimmer zurückgelaufen bist? Aber lassen wir das. Das Thema ist es gar nicht wert, beachtet zu werden.“
 

„Ich versteh´ nicht ganz.“
 

„Die Dorfschlampe hat ihrer Freundin anscheinend fast alles geglaubt, was sie ihr erzählt hat. Die gehört echt in ein Irrenhaus. Die glaubt bereits selbst, was sie von sich gibt. … Aber eins würde mich trotzdem interessieren. Wie hat sie dich zu dem Foto überredet?“
 

Er antwortet verzweifelt:
 

„Ihre fünf großen Brüder hatten leider sehr starke Argumente. Sie sind Bodybuilder.“
 

Ich beginne zu lachen.
 

„Ich hätte nie im Leben gegen alle fünf ankommen können.“
 

Ich erwidere daher lachend:
 

„Ach, deshalb dieser eingeschnappte Blick.“
 

Ich nehme ihn in meine Arme, er legt seine Arme um mich und wir küssen uns.
 

***
 

Zwei Monate später, bin ich im 6. Monat schwanger und man sieht bereits meinen Schwangerschaftsbauch. Jedes Mal, wenn wir miteinander schlafen, gefällt es ihm besonders, meinen Bauch zu spüren, und wenn er mich ansieht, freut er sich ersichtlich, meinen Bauch wachsen zu sehen.
 

Ich bin gerade in der Küche beschäftigt, da kommt Mokuba, um zu naschen, aber ich klatsche ihm auf die Finger und erkläre ihm:
 

„Die ist für morgen, also Finger weg. Sorge lieber dafür, dass ER nicht in die Küche kommt.“
 

Mokuba wendet ein:
 

„Ist ja schon gut. … Was hast du denn für morgen so geplant?“
 

„Zuerst will ich mit ihm auf den Rummelplatz gehen, danach werde ich mit ihm romantisch essen gehen.“
 

„Darf´ ich zum Rummelplatz mitgehen?“
 

„Na, ok. … Ich wollte ihn eigentlich den ganzen Tag für mich alleine haben.“
 

Mokuba wirft ein:
 

„Kein Problem. Ich treffe mich dort mit Yugi, Joey, Tea und Tristan. Dann häng´ ich eben mit denen ab.“
 

„Bist du dir sicher, dass das kein Problem für dich ist? Du willst ihm zum Geburtstag doch sicher auch etwas schenken.“
 

Er rubbelt sich an der Nase und meint:
 

„Klar. Aber das kann ich ihm vorher oder später auch geben. Ich hab´ wirklich kein Problem damit, wenn du ihn so richtig verwöhnen willst. Oder sollte ich eher den Ausdruck verführen verwenden?“
 

„Sei nicht so vorlaut, sonst kriegst du morgen nichts von der Torte.“
 

Da höre ich die Türschnalle und Seto will hereinkommen, weil er uns anscheinend sucht. Ich gehe schnell zur Tür und sage ihm:
 

„Du kannst da jetzt nicht hereinkommen.“
 

Seto fragt verwundert:
 

„Warum denn? Das ist schließlich meine Küche.“
 

„Weil´s nicht geht. … Mokuba lenk´ ihn ab.“
 

„Ich geh´ ja schon.“
 

Ich ermahne ihn, als er mit dem Finger in die Torte fahren will:
 

„Finger weg.“ und klatsche ihm abermals auf die Finger.
 

Mokuba meint allerdings:
 

„Die Fülle schmeckt aber so gut.“
 

Ich wiederhole:
 

„Warte gefälligst bis morgen.“
 

~~~ Seto´s Sicht ~~~
 

Als ich diese Worte durch die Küchentür vernehme, muss ich grinsen.
 

//Sie hat also an meinen Geburtstag gedacht. Ich kann mir gar niemand besseren, als sie, an meiner Seite vorstellen. Ich werde meinen Plan morgen in die Tat umsetzen, da sie sich ja richtig Gedanken darüber gemacht hat, was sie mit mir unternimmt. Sie kann ja nicht wissen, dass ich gelauscht habe, bevor ich den Versuch gestartet hab, in die Küche zu kommen.// geht ihm durch den Kopf.
 

*** Meine Sicht ***
 

Am nächsten Tag, gleich nach dem Aufstehen, richte ich alles her, bevor Seto aufsteht. Ich mache ihm Frühstück und einen Kaffee, so wie er ihn gerne trinkt, damit er nicht an den Kühlschrank muss, weil ich dort die Torte platziert hab´, um sie abzukühlen. Danach kehre ich wieder zurück ins Schlafzimmer und lege mich, auf der Decke, neben ihn, während ich ihn beim Schlafen beobachte.
 

Nach einer Weile beobachten, gedenke ich ihn zu wecken, weil ich Mokuba höre, dass er aufgestanden ist. Ich lege meine Hand auf seine Wange und küsse ihn auf seine Lippen, bis er wach wird und meinen Kuss erwidert. Wenig später löse ich den Kuss und flüstere ihm zu:
 

„Guten Morgen, mein Liebling!“
 

„Guten Morgen, mein Schatz!“ streichelt er über meinen Bauch, um das Baby zu spüren.
 

Danach schnappt er mich, dreht mich um, drückt mich an sich und küsst mich hinten am Hals.
 

Später gehen wir dann hinunter in das Esszimmer, während ich den Abstecher in die Küche mache, um das Frühstück zu holen. Als ich ins Esszimmer komme, sitzen beide bereits am Tisch und scheinen nur mehr auf mich zu warten.
 

Elsa, die Haushaltskraft, tischt gerade für Mokuba und mich das Frühstück auf den Tisch und ich stelle Seto das Frühstück vor ihn hin. Er staunt nicht schlecht, als er sieht, was ich ihm gemacht habe. Pfannkuchen in Herzform.
 

„Alles Gute zum Geburtstag, mein Liebling.“ sage ich ihm und gebe ihm einen Kuss auf die Lippen.
 

„Danke, mein Schatz.“ erwidert er daraufhin.
 

„Aber, das ist längst noch nicht alles.“ erwähne ich ihm.
 

„Da bin ich aber mal gespannt.“ meint er dazu.
 

Seto streichelt über meinen Bauch und spricht an unser Baby gewandt:
 

„Glaubst du, gefällt uns, was uns erwartet?“
 

Plötzlich hab ich das Gefühl, das Baby macht Purzelbäume in meinem Bauch, die selbst Seto vernimmt. Er beginnt zu grinsen und meint:
 

„Das deute ich mal als ‚ja‘.“
 

Er sieht zu mir und erklärt:
 

„Unser Sohn scheint sehr lebhaft zu sein.“
 

Darauf kann ich nur erwidern:
 

„Da hast du recht.“
 

Er zieht mich noch einmal zu sich herab und gibt mir einen Kuss. Man sieht Seto richtig an, dass er glücklich darüber ist, Papa zu werden.
 

Ich setze mich ebenfalls an den Tisch und beginne mit Seto und Mokuba zu frühstücken.
 

Nach dem Frühstück räumt Elsa den Tisch ab, wir erheben uns, da erwähne ich Seto:
 

„Ich hoffe, du hast heute keine wichtigen Termine.“
 

„Die kann ich sicher verschieben.“, meint er dazu nur, „Denn nichts ist mir wichtiger, als meine Familie.“
 

Mit diesen Worten hat er mich sehr glücklich gemacht.
 

„Also, was hast du mit mir vor?“ fragt mich Seto sichtlich neugierig.
 

Ich erkläre ihm also:
 

„Ich hab´ mir Folgendes überlegt. Wir machen einen Ausflug zum Rummelplatz und genießen etwas unsere Zweisamkeit, während Mokuba mit Yugi, Joey, Tea und Tristan abhängt. … Später um die Mittagszeit herum, gehen wir dann romantisch Essen und am Nachmittag gegen 16 Uhr feiern wir im kleinen Kreis deinen Geburtstag. … Also, was hältst du davon?“
 

Er antwortet mit einem spitzbübischen Lächeln:
 

„Sehr verführerisch, würde ich mal behaupten.“
 

Da denke ich so bei mir:
 

//Du hast ja keine Ahnung. ... Schade nur, dass ich meine Eltern nicht einladen konnte, wegen meiner Schwangerschaft.// und betrachte die Wölbung meines Bauches, //Konnte er nicht zwei Monate früher Geburtstag haben? Oder anders herum, konnte ich nicht zwei Monate später schwanger werden? Denn, dann würde man den Schwangerschaftsbauch noch nicht so extrem erkennen können.//
 

Ohne es zu merken, hat sich mein Gesichtsausdrück betrübt, was Seto, als auch Mokuba scheinbar aufgefallen ist.
 

„Jenna? Fehlen dir deine Eltern?“ fragt mich Mokuba, und Seto formuliert die Frage um:
 

„Hättest du gerne deine Eltern zur Geburtstagsfeier dabeigehabt?“
 

Erst blicke ich zu Mokuba, dann zu Seto und nicke auf Seto´s Frage hin. Daraufhin nimmt mich Seto in seine Arme.
 

~~~ Seto´s Sicht ~~~
 

Ich freue mich, den Tag mit Jenna, zu verbringen. Doch unerwartet verändern sich ihre Gesichtszüge und sie blickt auf ihren Bauch. Ich ahne, was in ihr vorgeht.
 

//Sie denkt bestimmt an die Geburtstagsfeier, und dass sie gerne ihre Eltern dabeihätte. Hmmm, … Kann ich das Risiko auf mich nehmen? … Ich will nicht, dass Jenna unglücklich ist. … Vielleicht wäre es ohnehin sinnvoller gewesen, ihren Eltern sofort reinen Wein einzuschenken. Ich werde in dem Bezug etwas unternehmen müssen.//
 

Ich frage sie daher, nachdem Mokuba seine Frage gestellt hat:
 

„Hättest du gerne deine Eltern zur Geburtstagsfeier dabeigehabt?“
 

Sie nickt auf meine Frage hin.
 

//Hab´ ich´s doch gewusst.//
 

Ich nehme sie in meine Arme und weiß ihr nichts zu sagen, um sie aufzumuntern. Aber sie scheint auch nicht zu erwarten, dass ich etwas darauf zu entgegnen weiß. Es ist einfach eine verzwickte Angelegenheit, über die nur ich selbst bestimmen kann.
 

Um sie auf andere Gedanken zu bringen, schlage ich daher, nach einer Weile, vor:
 

„Lass uns zum Rummelplatz aufbrechen. Das bringt dich auf andere Gedanken.“
 

Sie nickt und Mokuba beginnt zu jubeln, was Jenna ein Lächeln auf die Lippen zaubert, während sie ihren Blick ihm zuwendet.
 

~~~ Meine Sicht ~~~
 

Er löst die Umarmung und lächelt mich aufmunternd an. Seto ist ja so verständnisvoll. Auch ein Grund, warum ich ihn so sehr liebe. Niemand, wirklich niemand, durfte Seto bisher so kennen lernen, wie ich. Und darauf bin ich sehr stolz. Er ist der geborene Ehemann und Vater. Geschäftsmann ist er ja schon. Mein Kummer ist vergessen, darum sage ich voller Vorfreude:
 

„Dann lasst uns aufbrechen.“
 

Beide nehmen mich an der Hand und wir verlassen die Villa.
 

Einige Minuten später treffen wir beim Rummelplatz ein und Mokuba verabschiedet sich auch sofort:
 

„Ich treffe mich mit Yugi und den anderen um 9 Uhr bei der Geisterbahn. Bis später.“
 

Seto wirft einen Blick auf seine Armbanduhr und fragt:
 

„Es ist jetzt fünf Minuten vor neun. … Also, was machen wir jetzt?“ an mich gewandt.
 

„Lass uns erst mal etwas umsehen.“
 

Wir gehen also Händchenhaltend umher und sehen uns die Attraktionen an, während wir von vielen Leuten angestarrt werden. Es ist nämlich noch nicht so richtig offiziell, dass Seto eine Freundin hat und bald Vater wird. Doch zum Glück wagt es keiner, sich uns aufzudrängen oder sich uns zu nähern.
 

Nach einer Weile gelangen wir an Spielstände und wir versuchen unser Glück an einigen Ständen. Seto gewinnt drei Stofftier-Schlüsselanhänger, die er sofort an mich weiterreicht und meint:
 

„Für dich, mein Schatz.“
 

Ich verdrehe nur meine Augen und antworte zuckersüß:
 

„Danke, mein Liebling, nur, dass du Geburtstag hast und eigentlich ich für dich was gewinnen sollte, und nicht umgekehrt.“
 

„Ist doch egal.“, erklärt er mir, mit einem spitzbübischen Grinsen im Gesicht, „Ich bin schließlich ein Mann und werdender Vater. Ich muss mich doch gut um meine Frau kümmern.“
 

Ich blicke ihn skeptisch an.
 

//Hat er mich eben als seine Frau bezeichnet? … Zugegeben vor einiger Zeit hab´ ich ihn auch als meinen Mann ausgegeben, aber er erwähnt das, so ganz ohne Grund.//
 

Ich beginne zu Grinsen und erwähne:
 

„Deine Frau mag jetzt gerne Zuckerwatte essen.“
 

Er hebt skeptisch eine Augenbraue und wirkt verzweifelt, ehe er mich anfleht:
 

„Tu´ mir das bitte nicht an. Wir haben erst gefrühstückt und du hast mehr als reichlich gegessen. … Mir wird schlecht, wenn ich dir zusehen muss, weil ich genau weiß, dass du dann sicher noch Ketchup oder Senf drauftust.“
 

Ihn schüttelt es regelrecht.
 

„Ich kann doch nichts dafür, dass ich so einen abartigen Geschmack hab´, während der Schwangerschaft. Ich werde die Zuckerwatte, nur für dich, so essen, wie sie ist, ok?“
 

Er lächelt leicht und nickt.
 

Zwei Minuten später bin ich im Besitz von Zuckerwatte und stopfe sie mir nur so in den Rachen, dass Seto beim bloßen Zusehen, würgen muss. Ich halte inne und sage:
 

„Tut mir leid, Schatz.“
 

„Schon gut. Ich hab´ mich fast daran gewöhnt. Nur, schling das Zeug nicht so runter.“
 

Die restliche Zuckerwatte esse ich langsam fertig, nur für Seto. Jedoch, als ich mit der Zuckerwatte fertig bin, fängt mein Magen plötzlich lautstark zu knurren an und das, obwohl ich eben Zuckerwatte verspeist habe. Seto verdreht die Augen und meint:
 

„Unser Baby ist eindeutig verfressen.“ und ich beginne zu kichern.
 

Seto legt seinen Arm um meine Schulter und erklärt:
 

„Dann wollen wir unseren Sohn mal nicht hungern lassen.“
 

Wir gehen daher in eine Imbissbude und ich bestelle mir mehr als reichlich zu essen. Der Imbissbudenbesitzer bringt für mich sogar vollstes Verständnis auf, da er noch weiß, wie das bei seiner Frau in der Schwangerschaft war.
 

Erst, nachdem ich zwei ganze Menüs verdrückt habe, fühle ich mich satt. Seto und ich machen uns dann weiter auf den Weg und schauen, was es noch so zu sehen gibt, während mir durch den Kopf geht:
 

//Ich kann doch nichts dafür, dass ich in letzter Zeit so viel esse. Das liegt an meinem zu guten Stoffwechsel. Bevor das Baby was vom Essen abkriegt, hab ich das meiste schon wieder verdaut. … Mein Frauenarzt meinte, es ist zwar selten, dass so etwas vorkommt, aber ich soll mich mit dem Essen eben nicht zurückhalten, damit das Baby auch wirklich gut versorgt ist. Seto ist auch so verständnisvoll und gibt mir alles, was ich brauche, weil auch er will, dass es unserem Baby gutgeht.//
 

Dann erblicke ich ein Riesenrad und rufe erfreut aus:
 

„Lass uns mit dem Riesenrad fahren.“
 

Er lächelt mich an und wir steuern direkt auf das Riesenrad zu.
 

Als wir, nach geraumer Zeit, dran sind, besteigen wir eine Kabine und Seto hat darauf bestanden, dass wir unter uns sind, was mich besonders glücklich stimmt, denn es hätten noch vier weitere Personen in so einer Kabine Platz gehabt.
 

Dann beginnt sich unsere Kabine endlich zu bewegen. Da sich Seto mir gegenüber hingesetzt hat, klopfe ich mit meiner rechten Hand neben mich und erwähne spaßhalber:
 

„Mein rechter, rechter Platz ist leer, da wünsch ich mir meinen Seto her.“
 

Er beginnt verlegen zu grinsen und erhebt sich. Ich strecke meine Hände nach ihm aus, die er in seine nimmt und sich neben mich platziert. Da er immer noch meine Hände hält, bin ich nicht sicher, was er damit bezweckt.
 

„Jenna, ich will dir etwas sagen. Der Augenblick scheint günstig dafür.“
 

Ich blicke ihn fragend an, während ich mich frage:
 

//Er will sich doch hoffentlich nicht von mir trennen? … Aber, wenn er von einem günstigen Augenblick spricht, … vielleicht hat er bereits entschieden, wann wir die Weltreise beginnen und will mich nun einweihen.//
 

Seto senkt seinen Kopf.
 

//Scheint eine doch etwas heiklere Sache zu sein.//
 

Mir wird allmählich mulmig, weil ich Angst kriege, was Seto mir sagen könnte.
 

Dann ist es soweit. Seto hebt seinen Kopf und blickt mir direkt in die Augen, als er beginnt:
 

„Du weißt, ich tu´ wirklich alles für dich, … und nun bitte ich dich um einen Gefallen. ... Bitte heirate mich.“
 

Ich bin dermaßen erstaunt, überrascht und unvorbereitet, dass ich gar nicht weiß, was ich darauf antworten soll. Mir bleibt einfach nur der Mund offenstehen.
 

Er spricht auch sofort weiter:
 

„Ich habe mir das wirklich gut überlegt, und mir ist auch klar, dass du deinen Eltern versprochen hast, sie zu deiner Hochzeit einzuladen. … Ich bin für mich zu dem Schluss gekommen, dass das Versteckspiel vor deinen Eltern einfach nicht richtig ist. Warum sollten sie nicht erfahren, dass sie Großeltern werden?“
 

Ich schließe meinen Mund und beginne zu überlegen, während Seto weiterspricht:
 

„Ich finde es einfach nicht fair, deinen Eltern gegenüber. Sie haben ein Recht, zu erfahren, dass du schwanger bist. Auch, auf das Risiko hin, was mir danach blüht.“
 

Nun bekommt er sogar Tränen in die Augen, während er fortfährt:
 

„Ich liebe dich so sehr. Ich kann mir ein Leben ohne dich und unserem Sohn gar nicht mehr vorstellen. … Du lebst nun seit etwa vier Monaten bei mir und ich habe immerzu das Gefühl, als wären wir bereits Mann und Frau. … Ich weiß, dieser Wunsch ist egoistisch, dich an mich binden zu wollen, …“
 

„Seto.“, unterbreche ich ihn sanft, mit ebenfalls Tränen der Rührung in den Augen, „Dieser Wunsch ist überhaupt nicht egoistisch.“
 

Ich drücke seine Hände und spreche weiter, nachdem ich seinen Blick wieder eingefangen habe:
 

„Ich liebe dich über alles und wäre gerne gesetzlich mit dir verbunden.“
 

Ein leichtes Lächeln schenke ich ihm, um ihm zu zeigen, wie ernst es mir ist. Er erwidert mein leichtes Lächeln, meint:
 

„Schön ausgedrückt.“ und greift in seine Hosentasche.
 

Danach befördert er eine kleine Schachtel zutage, worin sich bestimmt ein Ring für mich befindet. Seto öffnet die Schachtel und ich erblicke zwei Ringe darin. Er holt den kleineren der beiden schlichten silbernen Ringe heraus, nimmt meine linke Hand und steckt mir den Ring an den Ringfinger, schiebt sich den zweiten ebenfalls selbst über, dann hebt er wieder seinen Blick und sieht mich überglücklich an. Ich falle ihm daraufhin um den Hals und küsse ihn sehr ausgiebig. Die übrige Fahrt im Riesenrad, kuscheln und knutschen wir miteinander. Mir kommt es so vor, als wären wir immer noch so verliebt ineinander, wie am ersten Tag.
 

Nachdem unsere Kabine wieder den Boden unter den Füßen gefunden hat, entsteigen wir der Kabine und gehen verliebt Händchenhaltend zur Geisterbahn, weil wir die uns bis zuletzt aufgehoben haben. Um sicher zu gehen, fragt er mich wiederholt:
 

„Bist du sicher, dass du das tun willst?“
 

Ich nicke und erkläre:
 

„Mir und dem Baby geht es gut. Es wird schon nichts passieren. So schreckhaft bin ich nun auch wieder nicht. … Außerdem hab´ ich ja dich an meiner Seite, du wirst mich schon beschützen.“
 

Er lacht und meint:
 

„Als, wenn das nötig wäre. Ich bin aber gerne bereit, dich die ganze Fahrt über in meinen Armen zu halten.“
 

„Da macht das Geisterbahnfahren doch gleich viel mehr Spaß.“ erwidere ich daraufhin.
 

So steigen wir in den Wagen und die Geisterbahnfahrt kann losgehen. Seto nimmt mich auch gleich in die Arme und hält mich fest, während er meinen Bauch streichelt, um auch unser Baby ruhig zu halten.
 

Die Strecke ist ganz schön furchterregend gestaltet. Geister, Vampire, Fledermäuse und sogar Werwölfe und Skelette kommen an uns vorbei, doch irgendwie kann ich mich nicht auf die Fahrt konzentrieren, sondern nur auf Seto, und wie schön es sich anfühlt, ihn ganz allein für mich zu haben. Immer wieder frage ich mich, wieso er ausgerechnet mich erwählt hat, an seiner Seite sein zu dürfen.
 

Meine Blicke zu ihm, scheinen ihm aufgefallen zu sein, denn er sieht mich nun auch an und beginnt zu lächeln. Ich erwidere verlegen das Lächeln und senke leicht meinen Kopf, weil ich mich etwas schäme, weil ich ihn angehimmelt habe. Sogar meine Wangen beginnen zu brennen, weil ich mich ertappt fühle, was schon eine ganze Weile nicht mehr vorgekommen ist.
 

Seto legt einen Finger unter mein Kinn und hebt meinen Kopf an, damit ich ihm wieder in die Augen blicke.
 

//Ich kann doch nichts dafür, dass ich immer noch in ihn verliebt bin, weil ich mich immer wieder neu in ihn verliebe. Er ist einfach ein Traum von einem Mann. Eben, ein Mann, von dem man nur träumen kann, dass es nahezu ein Wunder ist, dass es ihn überhaupt wirklich gibt. … Hilfe, ich bin ja so verknallt in ihn, dass ich quatsch denke.// geht mir dabei durch den Kopf.
 

Seto verfolgt sichtlich amüsiert, wie sich meine Zahnrädchen drehen, während mein Gesicht bestimmt bereits einer Tomate Konkurrenz machen könnte.
 

„Kann es sein, dass du immer noch in mich verliebt bist?“
 

//Oh, Hilfe! Jetzt leuchte ich bestimmt, wie eine Leuchtreklametafel.// denke ich mir, peinlich berührt.
 

„Du bist süß.“, sagt er plötzlich und völlig unerwartet, „Jetzt weiß ich mit Bestimmtheit, dass unsere Liebe niemals sterben wird, mein Engel.“
 

Ich blicke ihn verwirrt und verwundert an.
 

„Jenna, du ahnst ja nicht, wie sehr ich dich liebe. Ich würde dich bei weitem über unseren Tod hinaus lieben, denn du hast etwas an dir, das sonst niemand besitzt. Ich kann es nicht einmal in Worte fassen. Es fühlt sich so an, als wären unsere Seelen miteinander verbunden. Darum glaube ich, dass du meine wahre Liebe bist. Nichts kann unsere Liebe erschüttern. … Ich habe keine Erwartungen an dich, … nur die Bitte, dass du mich niemals verlässt, egal, was passiert.“ fährt er unwillkürlich fort.
 

Der kommt mir prompt der Gedanke:
 

//Er bezieht sich hier eindeutig auf meine Eltern. Mir scheint es fast so, als befürchte er, dass sie mich ihm entreißen könnten, wenn sie erfahren, dass ich von ihm schwanger bin. … Hmmm. … Da kommt mir doch glatt eine Idee, wo Seto nichts zu befürchten hat.//
 

„Seto?“, beginne ich deshalb, „Ich hab´ eine Idee.“
 

Er wird hellhörig und erkundigt sich:
 

„Was für eine?“
 

„Was hältst du davon, wenn wir standesamtliche und kirchliche Trauung trennen?“
 

Er hebt fragend eine Augenbraue und ich erkläre ihm:
 

„Wir heiraten standesamtlich einfach etwas früher als kirchlich, dann können unsere Eltern nichts mehr dran ändern.“
 

„Dir ist schon klar, dass sie unsere Ehe annullieren lassen könnten?“ wirft er ein.
 

„Was sollten sie denn schon für eine Annullierung vorweisen können? Wir haben ihre Erlaubnis.“
 

Er öffnet den Mund und sagt dann doch nur:
 

„Gutes Argument.“
 

„Jetzt müssen wir uns nur noch ein schönes Datum, das man sich leicht merken kann, überlegen. Das hab´ ich meinen Eltern versprochen.“ erwähne ich.
 

„Was hältst du vom 11.11.?“ fragt er mich.
 

„Das wäre ja zu Faschingsbeginn und bereits in etwa zwei Wochen.“
 

„Mhm.“, entgegnet er, „Dann kannst du dich schon mal daran gewöhnen, dich als meine Frau zu sehen. Du wirst danach nämlich Jenna Kaiba sein, meine Ehefrau.“ strahlt er mich förmlich an, mit seinen funkelnden aufgeregten Augen, und das, bei dieser Dunkelheit, die nur durch Ungeheuer erhellt wird.
 

„Wir sollten trotzdem ein schöneres Datum wählen, und außerdem nicht so knapp hinter deinem Geburtstag.“ erwähne ich.
 

„Na, schön. Dann nehmen wir ein Datum genau zwischen deinem und meinem Geburtstag. … Das wäre der Jänner, wenn ich nicht irre. Der 1.1.? … Zu knapp bei Silvester?“ schlägt Seto vor, während er meinen skeptischen Gesichtsausdruck beobachtet.
 

„Geburtstag meiner Mutter. Schlechtes Datum. Was hältst du vom 11.1. … Dieses Datum wär noch frei.“ erkläre ich.
 

„Perfekt.“ meint er dazu nur.
 

Dann fällt mir plötzlich ein:
 

„Verdammt. … Mein Vater hatte gestern Geburtstag und ich hab´ vergessen ihn anzurufen.“
 

„Ich wusste gar nicht, dass ich gleich nach deinem Vater Geburtstag habe.“ ist Seto verwundert.
 

„Heute ist ihr Hochzeitstag.“ erwähne ich.
 

„Oh!“ entkommt ihm.
 

„Ich werde mich gleich morgen um den Hochzeitstermin bemühen.“ fügt er noch an.
 

Glücklich lächle ich ihn an, lehne meinen Kopf an seine Schulter und sinniere vor mich hin:
 

„Und am 23. Februar werden wir sogar schon Eltern werden.“
 

„Wie kannst du dir so sicher sein? Der errechnete Geburtstermin ist doch auf den 20. Februar festgelegt.“
 

„Weil ich es spüren kann. Frag mich nicht, woher ich das weiß. Ich weiß es einfach. … Nenne es meinetwegen magische Verbindung zwischen unserem Sohn und mir.“
 

Seto streicht mir über den Kopf, ich hebe ihn an und ihm nächsten Augenblick liegen seine Lippen auf meinen. Dann ist die Geisterbahnstrecke auch schon zu Ende und helles Tageslicht begrüßt uns, als wir uns wieder voneinander lösen.
 

Wir steigen aus dem Wagen, da meint Seto auch schon, nach einem Blick auf die Uhr:
 

„Lass uns Mittagessen gehen.“ und ich nicke nur, während wir uns auf den Weg machen, und er seinen Arm um meine Schultern liegen hat.
 

Wir marschieren aus dem Rummelplatz hinaus und gehen zu einem naheliegenden Restaurant. Dort schlage ich wieder ordentlich zu und wir gehen anschließend nach Hause, um seinen Geburtstag nur zu zweit vor zu feiern. Dieser findet natürlich in unserem Schlafzimmer in unserem gemeinsamen Bett statt.
 

Später gegen 16 Uhr kommt dann Mokuba nach Hause und wir feiern kräftig mit Torte essen, Geschenke auspacken und Familienspielen. Seto bekommt von mir ein kleines Foto von ihm und mir für seinen Kartenanhänger und ein aktuelles Foto von Mokuba. Von Mokuba bekommt er eine Duell-Monsters-Karte, die er schon immer haben wollte, aber nie die Zeit gefunden hatte, herauszufinden, wer im Besitz von ihr ist. Mokuba hat sich extra dafür die Zeit genommen, einen guten Preis ausgehandelt und sie sich besorgt. Seto konnte zum Zeitpunkt der Geschenkevergabe nicht glücklicher aussehen. Vor allem freut es ihn, dass er nun seine Familie immer bei sich tragen kann.
 

***
 

Viele Wochen später, ich bin im 8. Monat schwanger und mein Bauch ist bereits kugelrund, sodass ich mir kaum noch selbstständig Schuhe anziehen oder ausziehen kann, weil ich sie nicht mehr erblicken kann. Es ist eine Woche vor unserer Hochzeit und ich liege im Bett neben Seto, der immer noch schläft, weil es erst 6 Uhr morgens ist. Ich schlafe in der letzten Zeit nämlich sehr unruhig, weil ich schon sehr aufgeregt bin, wegen unserer Hochzeit, und weil mich unser Sohn mit Aktivitäten ständig aufweckt.
 

In der Nacht, als ich wach wurde, musste ich zudem das erste Mal feststellen, dass Seto nicht im Bett neben mir lag. Mein erster Gedanke war natürlich:
 

//Na, toll. Ich gehe ihm schon so sehr auf den Geist, dass er sich jetzt eine Andere gesucht hat, mit der er sich seine Zeit vertreibt. Er liebt mich nicht mehr, weil ich jetzt so kugelrund aussehe.// und habe mich in den Schlaf geweint.
 

Doch, als ich kurz vor 5 Uhr am Morgen aufgewacht bin, lag er wieder bei mir im Bett, was mich auf den Gedanken brachte, dass er vielleicht nur woanders im Haus war, weil er vielleicht nicht schlafen konnte.
 

An diesem Tag habe ich allerdings vor, die Vorbereitungen für unsere Hochzeit zu planen. Ich will Seto eigentlich bitten, mit mir gemeinsam die Vorbereitungen zu machen, weil Mokuba auch mithelfen will. Der freut sich nämlich schon riesig darauf, dass ich festes Familienmitglied werde, sowie auf seinen Neffen, der in eineinhalb Monaten auf die Welt kommt.
 

Seto bewegt sich und dreht sich in meine Richtung, dann blinzelt er und öffnet seine Augen. Anscheinend hat er gespürt, dass er angestarrt wird. Er wirft einen Blick auf seine Armbanduhr und beginnt zu lächeln.
 

„Guten Morgen, mein Schatz.“ begrüßt er mich.
 

„Guten Morgen.“ erwidere ich leicht lächelnd.
 

Er merkt scheinbar sofort, dass etwas nicht stimmt, denn er fragt mich besorgt:
 

„Was ist denn, mein Schatz?“
 

„Ich hab´ mich gefragt, wo du um 2 Uhr nachts warst.“ frage ich ihn daher.
 

„Ich war in der Küche und hab´ etwas getrunken, weil ich nicht schlafen konnte.“ antwortet er mir, während er es nicht schafft, mir dabei in die Augen zu sehen.
 

Ich fasse es nicht, dass er mich so offensichtlich belügt. Aber ich werde noch herausfinden, was er tatsächlich gemacht hat. Vorerst lasse ich diese Antwort gelten und erwidere:
 

„Ich hab´ dich an meiner Seite vermisst.“
 

„Tut mir leid, mein Schatz.“ entschuldigt er sich und gibt mir einen Kuss.
 

Damit hat sich für mich vorerst die Sache erledigt.
 

***
 

Am nächsten Abend bleibe ich wach, und als ich ein Piepsen von seinem Handy vernehme, springt Seto ruckartig aus dem Bett und verlässt das Schlafzimmer. Ich werfe einen Blick auf den Wecker, mit roten Leuchtziffern, der auf Seto´s Nachtschränkchen steht. Es ist wieder dieselbe Uhrzeit wie gestern. Dann bin ich gestern wohl aufgewacht, weil ich seine Bewegung im Bett vernommen habe, wie er sich aus dem Bett zurückgezogen hat.
 

Ich versuche, mühevoll in die Sitzposition zu kommen und strenge mich an, in den Stand zu kommen.
 

//Gott. Schwanger zu sein, ist einfach nur eine Qual, wenn man jemanden ausspionieren will.// geht mir durch den Kopf.
 

Erschöpft, durch die Anstrengung, verschnaufe ich kurz, schleiche mich aber dann auf leisen Sohlen – ich trage schließlich Socken und die sind wirklich leise, sowohl auf Fliesen, als auch auf Parkett – dorthin, wo seine Schritte hingeführt haben. Kurz darauf erblicke ich auch schon Licht aus seinem Arbeitszimmer, das durch den Türspalt dringt.
 

Ich schleiche bis zum Türspalt und lausche dem Gespräch:
 

„Hören Sie. Ich hab´ den Prototyp und die Akten, die Sie wollten, für Sie bereitgestellt. Lassen Sie bitte meine Familie aus dem Spiel. Ich tue doch, was Sie wollen. … … … Einverstanden. … … … Was? Das geht nicht. An dem Tag ist mein Hochzeitstag. … … … Gut, ich habe verstanden. Am Freitag, also. … … … Moment, ich schreibe mit. … … … Im Armenviertel die Hafenstraße 125, Pier 34, Lagerhalle 245, Eingang D. … Gut, hab´ ich notiert. … Ich werde pünktlich um 3 Uhr nachts am Freitag da sein.“
 

Ich öffne die Türe ganz und werfe einen Blick ins Arbeitszimmer. Seto hat mir den Rücken zugewandt, also lehne ich mich lässig an den Türrahmen und warte, bis Seto sich mir zuwendet, um seine Reaktion zu sehen, während ich mir kopfschüttelnd denke:
 

//Wieso hat er mir nichts gesagt. Wieso verheimlicht er uns, dass wir bedroht werden. … Ich hab´ auch schon eine Idee, wie wir aus dieser Sache wieder herauskommen. … Ich werde ihn doch noch nicht mit den Tatsachen konfrontieren.//
 

Also ziehe ich mich wieder zurück, aus der Tür, und schließe sie wieder, bis auf den Spalt, die die Tür offen gestanden hat.
 

Danach öffne ich die Tür lautstark und halte mir den Arm vor meine Augen, um verschlafen zu wirken.
 

„Seto, was machst du hier? … Du sollst doch so spät nicht mehr arbeiten.“, versuche ich, gerade eben aufgestanden, zu klingen, „Ich mach´ mir langsam ernsthaft Sorgen um dich. … Nur, weil du nicht schlafen kannst, sollst du dich doch nicht gleich in Arbeit stürzen.“
 

Er kommt auch sofort auf mich zu, da er das Gespräch ohnehin beendet hatte, ehe ich mich zurückgezogen hatte und ich fahre fort:
 

„Bin ich schuld, weil du in letzter Zeit so schlecht schläfst? Schlafe ich zu unruhig?“
 

„Aber, nein, mein Engel. Das gibt sich bestimmt wieder. Mach´ dir keine Sorgen. Es ist alles in Ordnung.“ und mir geht ein Licht auf.
 

//Er will nicht, dass wir uns Sorgen machen und Angst haben müssen. Er will es alleine regeln. … Aber, ich kann nicht zulassen, dass er sich ganz alleine in Gefahr begibt. Ich werde am Freitag auf jeden Fall mitmischen und die Polizei verständigen. Ich glaube, ich sollte Roland und ein paar Männer auch miteinbeziehen, damit auch nichts schiefgeht. … Und falls die Leute des Erpressers bewaffnet sein sollten, muss ich eben Magie einsetzen. … Das schaukeln wir schon, Seto.// beginne ich gedanklich zu planen und ein Grinsen huscht auf meine Lippen, das Seto zu irritieren scheint.
 

„Da bin ich aber froh. Kommst du wieder ins Bett? Ich mag nicht alleine schlafen.“ sage ich daher schnell.
 

„Sicher.“
 

Ich drehe ihm bereits den Rücken zu, als er unerwartet von hinten seine Arme um mich schließt und sein Becken gegen meinen Hintern presst. Ich beginne zu grinsen und erwähne:
 

„Vielleicht lasse ich mich ja zu ein wenig Bettgymnastik überreden.“, da ich sehr deutlich die Beule in seiner Hose spüren kann.
 

Er streichelt auch recht fahrig meinen Bauch und fährt mir in die Pyjamahose, direkt an meinen Schambereich. Er schiebt zwei seiner Finger in mich und ich kann mich nur an ihn lehnen und stöhnen. Er geht mit mir rückwärts und drückt mich dann gegen die nächste Wand. Ich stütze mich mit meinen Armen an der Wand ab und kurz drauf spüre ich sein Glied an meinem Hintern. Er reibt etwas mit seinem Glied, während er mir drei Finger vor den Mund hält.
 

Ich beginne seine Finger mit meiner Zunge zu verwöhnen, während ich spüre, wie sein Glied immer härter wird. Nach einer Weile zieht er seine Finger wieder zurück und beginnt an meinem After zu massieren. So haben wir in letzter Zeit öfter Sex, weil er dem Baby nicht schaden will. Dann schiebt er den ersten Finger hinein und beginnt mich zu weiten, während er mich in meinem Schambereich weiter stimuliert. Ich verkrampfe einen Moment. Kurz darauf folgen dann nacheinander die zwei weiteren Finger und ich habe das Gefühl vollkommen ausgefüllt zu sein. Das fühlt sich einfach nur wahnsinnig gut an, sodass ich mehr will. Viel mehr. Und ich kann nur stöhnen.
 

Nach wenigen Augenblicken zieht er seine Finger allerdings wieder zurück und ich murre, weil sich das so gut angefühlt hat. Doch im nächsten Moment spüre ich bereits sein Glied an meinem Eingang, wie er sich vorsichtig in mich schiebt. Endlich fühle ich mich wieder ausgefüllt und er beginnt sich auch sofort mit einem langsamen Rhythmus zu bewegen, den er aber allmählich beschleunigt. Auch mit seinen Fingern am vorderen Eingang, hält er seinen Rhythmus ein und bringt mich damit um meinen Verstand. Ich stöhne nur mehr unentwegt und er bringt mich somit zum Orgasmus. Aber er ist bei weitem noch nicht bereit aufzuhören und legt noch etwas Tempo zu, während er mir ins Ohr stöhnt, was mich total anmacht.
 

Einen Moment später zieht er sich ganz aus mir zurück, sowohl vorne, als auch hinten, räumt brutal seinen Schreibtisch ab und navigiert mich auf seinen Schreibtisch zu. Er hilft mir, mich mit dem Rücken auf den Schreibtisch zu legen, zieht mir die Pyjamahose ganz aus, hebt meine Beine über seine Schultern und schiebt sich in meinen Schambereich, wo er gleich wieder voll loslegt. Ich kralle mich dabei an die Tischkanten links und rechts von mir und er bringt mich ein weiteres Mal zum Höhepunkt. Kurz darauf spüre ich auch schon, wie sich warme Flüssigkeit in mir ansammelt. Ich bin fix und alle, nach dem zweiten Mal, aber für mich hat es sich allemal gelohnt. Ich liebe einfach den Sex mit Seto.
 

Er stützt seine Arme an der Tischkante zu meinen Beinen ab und verschnauft.
 

„Das … hatte ich … jetzt … echt nötig.“ gibt Seto von sich.
 

„Na, … und ich erst. … Das letzte Mal … liegt ja auch … schon wieder … drei Tage zurück.“ keuche ich nach Luft ringend.
 

Er lässt mir noch etwas Zeit zum Verschnaufen, weiß aber auch, dass ich nicht zu lange in der Rückenlage zubringen sollte, wegen der Blutversorgung.
 

Nach ein paar Minuten drehe ich mich auch schon auf die Seite, was für Seto bedeutet, dass ich mich aufsetzen will. Er hilft mir auch sofort in die aufrechte Position und sieht mich schuldbewusst an. Dann beginnt er auch sofort:
 

„Ich liebe dich, mein Engel. Vergiss das bitte nie.“
 

Mir kommt in den Sinn:
 

//Er spielt eindeutig auf Freitag an. Was eindeutig bedeuten soll, dass es sein kann, dass er nicht zurückkommt. Soweit werde ich es aber nicht kommen lassen.//
 

„Stimmt etwas nicht?“ frage ich ihn daher, falls er doch darüber reden will.
 

„Nein, nein, alles bestens.“ winkt er ab.
 

„Gut, dann lass´ uns jetzt wieder schlafen gehen. Ich will das gemeinsame Frühstück nicht verschlafen.“
 

Er hebt meine Pyjamahose auf und hilft mir, sie wieder anzuziehen, während ich mich an ihm festhalte. Danach gehen wir zurück in unser Schlafzimmer, ins Bett. Ich kuschle mich auch sofort an ihn und er nimmt mich bereitwillig in seine Arme.
 

Während er mich so in den Armen hält, streichelt er mir über mein Haar und flüstert:
 

„Ich liebe dich so sehr. … Ich könnte gar nicht glücklicher sein, mit dir an meiner Seite.“
 

Mit diesen Worten lässt er mein Herz höherschlagen.
 

„Ich liebe dich auch, wie verrückt, dass ich es niemals verkraften würde, wenn dir jemals etwas zustoßen sollte.“ versuche ich ihm ein schlechtes Gewissen zu machen, damit er weiß, dass er noch gebraucht wird.
 

Mit Erfolg vernehme ich, wie sich seine Augen entsetzt weiten und er seinen Kopf senkt.
 

„Ich seh´ doch, dass etwas nicht stimmt. Du kannst mir wirklich alles sagen. Egal, was es ist.“
 

„Ich … Es ist nichts.“ kommt von Seto, als hätte er es mir erzählen wollen, hat aber dann wieder einen Rückzieher gemacht.
 

„Wenn du es schon mir nicht sagen willst, vertrau dich jemand anderem an. Vielleicht kann dieser dir besser helfen.“
 

Ich bin zwar enttäuscht, aber vielleicht kann ich ihn anderweitig auf die Sprünge helfen, nicht alles alleine zu machen. Er scheint sogar darüber nachzudenken, denn er erwidert:
 

„Ich werde es in Betracht ziehen. … Danke, mein Engel.“ und blickt mir wieder in die Augen.
 

Ich streichle seine Wange und küsse ihn, will es aber bei einem einfachen Kuss nicht belassen. Ich dringe mit meiner Zunge in seinen leicht geöffneten Mundspalt und räubere seine Mundhöhle aus, die mir mehr als vertraut ist. Er greift mir in den Nacken und erwidert sehr leidenschaftlich das darauffolgende Zungenspiel, bis wir erschöpft einschlafen.
 


 

~~ Fortsetzung folgt ~~

Traum 15 (Computerspiel-Club als Vorwand) - Teil 3

Freitag, 2 Uhr nachts. Ich erwache, nachdem Seto sich aus dem Bett entfernt hat, um zu duschen. Wie erwartet hat er sich Roland anvertraut, den ich bereits im Vorfeld eingeweiht hatte. Nur war Seto nicht bereit, ihm Details zu erklären. Roland hat mir auch versprochen, mir mit fünf Männern zur Seite zu stehen. Ich zücke sofort mein Handy und rufe Roland an:
 

„Roland, es ist soweit. Seto steht jetzt unter der Dusche und wird sich in Kürze auf den Weg machen. Deine Männer sollen ihn beschatten, während wir nachkommen. Beeil dich aber. Du musst hier sein, sobald er das Haus verlassen hat.“
 

„Kein Problem, Miss White. Ich mache mich sofort auf den Weg und bringe mich in Position, um auf das Gehen von Mr. Kaiba zu warten.“
 

„Sehr gut. Alles läuft nach Plan. Informiere die Polizei, dass sie Punkt 15 Minuten nach 3 Uhr nachts vor der Lagerhalle postiert sind. Und vergiss nicht zu erwähnen, dass sie unter Umständen bewaffnet sein könnten. Weil wir wissen leider nicht, mit wie vielen Leuten wir rechnen müssen.“
 

„Wir werden auf alles vorbereitet sein. Die fünf Männer sind die Besten der Sicherheitsabteilung und bei weitem nicht zu unterschätzen. … Zudem sollte ich Sie informieren, dass Mr. Kaiba keinerlei Unterstützung von meiner Seite zu erhalten, befohlen hat.“
 

„Scheiß auf seine Befehle. Hier geht es um seine Sicherheit. Und was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß.“, lache ich den letzten Satz, „Ich habe nicht vor, ihn zu verlieren, nur, weil ein Verrückter meint, ihn erpressen zu müssen. Also, an die Arbeit.“
 

„Ja, wohl, Ma´am. Auf Ihre Verantwortung hin.“
 

„Ja, ja.“ und ich lege auf.
 

Seto kommt nur mit einem Handtuch um seine Hüfte gewickelt aus dem Badezimmer und durchwühlt seinen Kleiderschrank, während ich mein Handy schnell zurück auf mein Nachtschränkchen lege. Er dreht sich ruckartig zu mir um und ich stelle mich schnell schlafend, weil er anscheinend meine Blicke in seinem Rücken gespürt hat.
 

Um mein Trugbild aufrecht zu erhalten, drehe ich mich von einer Seite auf die andere und kuschle mich in den Polster, während mir durch den Kopf geht:
 

//Nur Geduld, mein Schatz. Deine Rückendeckung wird immer hinter dir sein, während ich mit Roland nachkomme. Und ich werde kampfbereit sein. Glaub´ nur nicht, nur, weil ich schwanger bin, kann ich mich nicht wehren. Ich bin ja so was von vorbereitet.//
 

Nachdem er sich wieder umgedreht hat, beobachte ich, wie er sich ankleidet und anschließend das Schlafzimmer verlässt. Das ist der Moment, an dem ich beginne, mich qualvoll aufzurichten und mich aus dem Bett zu bemühen. Danach entledige ich mich meines Pyjamas und versuche, mich anzukleiden, was auch sehr mühevoll von statten geht. Dann verlasse ich endlich das Schlafzimmer und lausche auf den Gang, um festzustellen, ob Seto bereits die Villa verlassen hat, als plötzlich Roland vor meinen Augen auftaucht und mich beinahe zu Tode erschreckt.
 

„Mr. Kaiba hat soeben das Gelände verlassen und die Männer verfolgen ihn.“ berichtet mir Roland.
 

„Machen Sie das nie wieder. Sie haben mich beinahe zu Tode erschreckt.“ schnauze ich ihn an.
 

„Tut mir leid, Miss White. Aber wir sollten uns sputen.“
 

„Natürlich. Also, helfen Sie mir.“
 

Er stützt mich und geht mit mir die Treppen hinunter in den Vorraum, wo er mir Mantel, Stiefel, Schal und Mütze anlegt, um auf dem schnellsten Weg Seto folgen zu können.
 

Roland steuert direkt auf die Limousine zu, da schnauze ich ihn an:
 

„Sind Sie noch ganz dicht? Die Limousine ist doch viel zu auffällig. Wir borgen uns einen von Seto´s Wagen. Aber, pronto.“
 

Als Roland zurückkommt, gebe ich ihm eine hinter die Löffel und er sputet sich, einen Wagenschlüssel zu nehmen und sich hinter das Steuer zu setzen. Ich platziere mich auf den Beifahrersitz und schnalle mich mühevoll an, als Roland bereits die Einfahrt entlangfährt und anschließend die angegebene Adresse ansteuert.
 

Am Hafen angekommen, bleiben wir ein Lagerhaus entfernt stehen und steigen aus dem Wagen. Ich deute Roland, dass er die Männer herbeiordern soll, um die Lage aufzuklären.
 

Nach fünf Minuten treffen die Männer ein und ich frage sie sofort:
 

„Wie sieht´s aus?“
 

Der Anführer der fünf Männer berichtet:
 

„Mr. Kaiba wurde beschattet, als wir ihm gefolgt sind. Sie haben uns aber nicht entdeckt. … Wir konnten alles rund um die Lagerhalle auskundschaften. Es führen exakt fünf Fenster und zwei Türen in die Halle. Die Hintertür ist allerdings abgeschlossen, sowie die Fenster. Es befinden sich zurzeit sechs Personen, Mr. Kaiba ausgeschlossen, in der Halle und sie scheinen bewaffnet zu sein.“
 

„Dass sie bewaffnet sind, war zu erwarten, weil sie Seto bestimmt nicht trauen, dass er nicht die Polizei eingeschaltet hat. Aber mit so vielen Leuten habe ich nicht gerechnet. … Sind Sie in der Lage, die Männer festzusetzen, bis die Polizei da ist?“
 

Alle fünf Männer nicken.
 

„Gut, kümmern Sie sich darum. Ich werde Seto selbst den Schutz gewährleisten, falls geschossen wird, aber, ohne, dass er meine Anwesenheit mitbekommt. … Gibt es Versteckmöglichkeiten in der Halle?“
 

„Mehrere Stapeln Kisten und vier breite Stützbalken.“
 

„Ok, wir werden also die Halle stürmen. Aber, leise und unauffällig. Wir wollen Seto nicht unnötig in Gefahr bringen. … Wir werden erst versuchen, die Leute einzeln zu beseitigen. Damit meine ich nicht umbringen, sondern bewusstlos schlagen. Sollten wir allerdings zu sehr auffallen, müssen wir zum Angriff übergehen. Sind Sie alle bewaffnet?“
 

Alle fünf zücken nette Waffen.
 

„Dem Erpresser sollten wir auf den Zahn fühlen, um herauszufinden, warum er das macht und was er sich von dieser Aktion hier verspricht. Ich werde sein Geständnis auf Band aufnehmen, für die Polizei. Die anderen Männer fesseln und gut verschnüren. … Sobald wir durch den Eingang sind, müssen wir uns sofort aufteilen. Sie schlüpfen alle einzeln hinein und halten ein Auge auf Seto und den Erpresser, damit Sie im Notfall eingreifen können. Ich und Roland gehen zuletzt rein. Ich werde mich grundsätzlich im Hintergrund halten, um kein Risiko einzugehen. … Roland halten Sie mir den Rücken frei, falls ich nicht schnell genug bin und gesehen werde. … Gut, also los. … Lassen Sie uns keine Zeit verlieren.“
 

Dieser nickt und die Männer schlängeln sich einzeln durch den Eingang, der mit einem großen ‚D‘ versehen ist.
 

Nun werfe ich einen Blick hinein in die Lagerhalle und stelle fest, dass Seto sich immer noch mit dem Erpresser unterhält. Er hatte anscheinend Verspätung, während seine Leute auf Seto gewartet haben. Seto baut ihm gerade den Prototyp irgendeines Projektes zusammen.
 

Ich winke Roland zu, dass ich jetzt reingehe und er mir den Rücken freihalten soll, bzw. mich decken soll. Schnell huschen wir leise hinter einen Stützpfeiler, der zum Glück nahegelegen der Türe ist. Danach gebe ich Roland´s Männern sichtbar ein Zeichen, mit den Übergriffen zu beginnen.
 

Die ersten drei Männer fallen gar nicht wirklich auf, als sie verschwinden, um geknebelt zu werden und deute ihnen ein ‚Daumen hoch‘ für ‚gut gemacht‘. Als der Vierte an der Reihe ist, löst sich dummerweise ein Schuss, ich erschrecke und baue sofort einen magischen Schutzschild um Seto auf, während ich Roland´s Männern deute anzugreifen, was sie auch sofort tun.
 

„Was ist hier los? Ich sagte doch, Sie sollen alleine kommen.“ fragt der Erpresser panisch.
 

„Ich bin alleine gekommen. Ganz ehrlich.“ antwortet ihm Seto mit schreckgeweiteten Augen.
 

Und kurz darauf ist der Erpresser auch schon in unserer Gewalt, sowie der fünfte Mann ausgeschaltet. Seto erkennt anscheinend seine Sicherheitsleute, versteht aber auch sichtlich nicht, wie sie wissen konnten, wohin er gegangen ist, weil er Roland den Treffpunkt und die Uhrzeit nicht erwähnt hatte.
 

Der Anführer von Roland´s Männern stellt sich vor den Erpresser, filzt ihn und fragt ihn dann:
 

„Sie können einpacken. … Was sollte diese Aktion eigentlich?“
 

Der Erpresser versucht sich zu befreien und wehrt sich, aber der Griff von Roland´s Mann ist unnachgiebig, also antwortet er:
 

„Ich wollte den Prototyp erst stehlen lassen, aber wir haben es nicht geschafft, also habe ich den Weg der Erpressung gewählt, um an den Prototyp zu gelangen.“
 

„Und was erhoffen Sie sich vom Prototyp?“ fragt der Mann weiter.
 

„Die Firma meines Vaters ist dem Bankrott nahe. Wenn ich den Prototyp in die Firma gebracht hätte, hätten wir diesen modifizieren können, um ihn dann als unser Projekt auszugeben. Wir wären mit Sicherheit wieder aus den roten Zahlen gekommen, hätten wir es auf den Markt gebracht. … Ich tat es doch nur für meinen Vater.“
 

Gut, ich hab´ das Geständnis auf Band aufgezeichnet. So können wir die Leute der Polizei übergeben.
 

Und Seto steht nur irritiert in der Gegend rum. Nun melde ich mich wieder zu Wort, aber mit meiner herrischen Stimme, die Seto noch nie von mir vernommen hat:
 

„Fesselt ihn und verschnürt alle zu einem Paket zusammen. Bringt sie dann nach draußen und bewacht sie, bis die Polizei da ist.“
 

Danach wende ich mich an Roland, als er gerade zu mir kommt:
 

„Ach, Roland, würden Sie bitte mit Ihren Leuten draußen warten? Hier, die Aufnahme von dem Geständnis des Erpressers. Bitte übergeben Sie es der Polizei mit den Gefangenen. Ich kümmere mich jetzt um Seto.“
 

Dieser nickt und ich beobachte noch, wie Roland´s Männer die Leute nach draußen schaffen, wobei dessen Anführer den Erpresser bewusstlos geschlagen hat.
 

Dummerweise scheint Seto Roland noch gesehen zu haben, als dieser zur Tür raus will und schreit:
 

„Roland, was soll das alles?“
 

Dieser erwidert darauf nur:
 

„Fragen Sie den Boss.“
 

„Aber, ich bin doch … Moment.“, kommt von Seto, als bei ihm scheinbar der Groschen fällt, „Jenna?“
 

Ich komme vor dem Stützpfeiler hervor und lehne mich lässig an die Wand mit verschränkten Armen.
 

„Ja, mein Schatz?“ entgegne ich herausfordernd.
 

Er dreht sich um die eigene Achse, um meine Position ausfindig zu machen, bis er mich erblickt.
 

„Aber, wie …“ bringt er fassungslos nur hervor.
 

Da kläre ich ihn auf:
 

„Du sagtest einst, ich gäbe die perfekte Spionin ab. Und ich hab´s anscheinend immer noch drauf. … Du denkst doch nicht etwa, dass ich in einer so heiklen Angelegenheit alleine arbeite? … Deine Sicherheitsleute sind übrigens wirklich sehr zuverlässig. Sie scheinen wirklich die Besten zu sein, von ihrem Fach.“
 

Ehe Seto etwas darauf erwidern kann, vernehme ich die Polizeisirenen und werfe einen Blick auf meine Armbanduhr.
 

„Pünktlich auf die Minute.“ erwähne ich nur.
 

„Du hast das alles ganz alleine geplant?“ fragt er mich erstaunt.
 

„Was denkst du denn? … Du hast nicht mal etwas geahnt, hab´ ich recht?“ antworte ich.
 

„Nein, ich hatte keine Ahnung.“
 

„Dann hab´ ich meine Arbeit gut gemacht.“ grinse ich spitzbübisch.
 

Dann werde ich wieder ernst und erkläre:
 

„Du denkst doch nicht etwa, dass du vor mir etwas verbergen kannst. … Ich merke sofort, wenn etwas nicht mit dir stimmt. Und ich zögere auch nicht, herauszufinden, was nicht stimmt. … Du wirst es nie schaffen, mich zu belügen. Ich werde dich immer durchschauen. … Und gerade, wenn es um deine Sicherheit geht, werde ich mich nie zurückhalten. Wie ich dir bereits vor vier Tagen sagte, … Ich könnte es nicht verkraften, wenn dir etwas zustoßen würde.“
 

Seto kommt auf mich zu und sieht mich bedrohlich an. Dann schnauzt er mich auch sofort an:
 

„Was fällt dir ein? Hast du eine Ahnung, wie gefährlich das war? Du hättest verletzt werden können. Du hast dein Leben und das unseres Sohnes aufs Spiel gesetzt. Wie kannst du nur …“
 

Ich verschließe seinen Mund mit meinen Lippen, als er mir ganz nah gekommen ist. Mir ist durchaus aufgefallen, dass sich bei seinen Worten Tränen in seinen Augen angesammelt haben. Ich kann es ihm auch nicht verdenken.
 

Nachdem ich mich wieder löse, wirkt er richtig aufgelöst und meint:
 

„Tu´ das nie wieder. Ich könnte es nicht verkraften, wenn ich dich verliere.“
 

„Seto. Ich bin in keinsterweise ein Risiko eingegangen. Ich habe mich doch eben deswegen im Hintergrund gehalten und die Männer machen lassen. Ich habe ihnen doch bereits vor dem Eindringen in diese Halle ihre Konstruktionen gegeben. Es war alles bis ins kleinste Detail geplant. Es konnte gar nichts schiefgehen. … Hast du eigentlich gewusst, dass du doppelt beschattet wurdest, nachdem du die Villa verlassen hast?“
 

„Wie meinst du das?“ fragt Seto nach, „Ich wusste, dass ich von zwei Leuten des Erpressers beschattet wurde, weil sie mir vor der Halle aufgelauert haben.“
 

„Rolands Männer haben deine zwei Schatten und dich beschattet. Danach haben sie die Halle ausgekundschaftet und mich nach meinem Eintreffen mit Roland darüber informiert. … Ach, ja, bevor ich´s vergesse. Wir haben uns einen deiner Wagen ausgeborgt, weil die Limo zu auffällig gewesen wäre.“
 

Seto verdreht die Augen und meint:
 

„Du hast wohl wirklich an alles gedacht. … Aber, woher wusstest du eigentlich davon?“
 

„Du erinnerst dich an Montag, als ich zur Türe rein bin? … Ich habe fast das ganze Telefonat mitgehört. … Du hast nicht mal Verdacht geschöpft, als ich versucht habe, dich dazu zu bringen, mir davon zu erzählen?“
 

Er schüttelt nur den Kopf.
 

„Na, komm, lass´ uns wieder nach Hause fahren und etwas Schlaf nachholen.“
 

„Da stimme ich dir ausnahmsweise zu.“
 

Seto beginnt zu lächeln und legt einen Arm um meine Schultern.
 

Draußen, vor der Lagerhalle, stellen wir fest, dass die Polizei die Leute bereits mitgenommen hat und Roland mit seinen Männern eigentlich nur noch auf uns warten. Alle sechs haben verlegen den Kopf gesenkt und erwarten eigentlich eine Standpauke von ihrem eigentlichen Chef, doch Seto sagt nur:
 

„Gut gemacht, Leute.“
 

Danach fügt er noch an:
 

„Sie dürfen nun alle nach Hause fahren. … Ach, und Roland. Fahren Sie den Wagen vorher noch zurück zur Villa.“
 

Dieser nickt mit den anderen und schon machen sie sich auf den Weg, während wir zwei uns ins Seto´s Wagen begeben, mit dem er hergefahren ist, um nach Hause zu fahren.
 

Zuhause angekommen, ziehen wir uns um und begeben uns ins Bett, in unserem gemeinsamen Schlafzimmer. Doch, bevor wir wieder schlafen, kann es Seto sich nicht verkneifen, mir noch diese Worte zu sagen:
 

„Jenna, ich liebe dich und bin dir dankbar, dass du mir aus der Klemme geholfen hast.“
 

Ich kann darauf nur:
 

„Hab´ ich doch gern gemacht. Sonst hätte ich, unter Umständen, auf meinen süßen, stolzen zukünftigen Ehemann verzichten müssen.“ erwidern, während ich ihm in die Backe kneife.
 

„Au. Vernunft tut weh.“ meint Seto, während er sich die schmerzende Wange reibt.
 

„So gehört sich das auch.“ entgegne ich ihm und knutsche mit ihm, bis wir einschlafen aus Erschöpfung.
 

***
 

11.1., Tag der Hochzeit. Seto hat die standesamtliche Hochzeit eine Stunde vor der kirchlichen festgelegt, wobei die Gäste erst zur kirchlichen geladen sind. Für die standesamtliche Trauung stehen uns Mokuba und Roland als Trauzeugen zur Seite. Diese beginnt zur Mittagszeit.
 

Jetzt stehe ich vor einem Ganzkörperspiegel und lasse mir von Seto´s Bediensteten ins Brautkleid helfen. In einer Stunde ist es soweit und wir müssen noch die letzten Vorbereitungen treffen. Ich habe im Grunde nur Angst davor, meinen Eltern persönlich gegenüber zu stehen, sodass sie sehen, dass ich schwanger bin. Ich will auch erst gar nicht wissen, wie mein Bruder darauf reagiert. Er wird wahrscheinlich sowieso nur Spott für mich übrighaben.
 

Warum mache ich mir eigentlich so viele Gedanken? Heute werde ich mit Seto verheiratet und bin dann seine Ehefrau.
 

„Jenna Kaiba.“ lasse ich mir auf der Zunge zergehen.
 

Nicht zu vergessen, die ganzen Pressefritzen, die die Hochzeit für die Öffentlichkeit mitverfolgen werden.
 

Seto meinte sogar, dass das Fernsehen auch da sein wird. Es kann sogar sein, dass einige Fangirlies bei der Hochzeit auftauchen. Aber wir sind für so einen Fall gewappnet, sodass keine unvorhergesehenen Störungen auftreten können. Die einzige Störung, die wir nicht verhindern können, sind meine Eltern, weil sie ein Mitspracherecht haben. Sie sind nun mal meine Eltern.
 

Ich trage nun das Brautkleid und betrachte meinen Babybauch, der sehr stark in diesem Kleid betont wird. Seto meinte dazu, dass ich auf meinen Babybauch stolz sein sollte, um mir immer wieder klar zu machen, dass wir bald Eltern werden. Die Hochzeit selbst, ist hier aber der größte Schritt, den wir wagen wollen. Die Ehe ist schließlich ein Bund fürs Leben. Wir werden dann für immer zusammengehören. Und ich weiß, dass ich für diesen Schritt bereit bin, so, wie Seto es ist.
 

Sogar seine Angestellten in der Firma freuen sich für ihn, weil er heiratet, und bejubeln mich. Ja, jetzt wird es offiziell, dass Seto Kaiba vergeben ist und bald Vater wird. Mokuba hat sogar darauf bestanden, Seto´s frühere Schulkameraden zu unserer Hochzeit einzuladen. Ich bin ja so auf deren Gesichtsausdrücke gespannt. Die hätten vermutlich nie angenommen, dass ihn mal jemand freiwillig heiratet, obwohl er so begehrt wird, von sämtlichen Fangirlies. Aber eben nur, weil er berühmt und so reich ist.
 

Ob Seto die Klauseln meiner Verzichtserklärung auch in den Ehevertrag übertragen lässt? Bestimmt, aber das macht mir nichts. Er kauft mir sowieso alles, was ich brauche. Nicht mehr und nicht weniger. Mehr würde ich auch gar nicht von ihm verlangen, geschweige denn erwarten.
 

Die Bediensteten bringen mir jetzt die vier Dinge, die einem Glück in der Ehe bringen sollen. Etwas Blaues, etwas Gebrauchtes, etwas Neues und etwas Geborgtes. Ein blaues Band um meine Taille, Ohrringe, die ich schon länger nicht mehr getragen habe, eine Halskette, die Seto mir gekauft hat, extra für die Hochzeit, weil er meinte, mir den perfekten Hochzeitstag bescheren zu müssen, und ein Armkettchen von Elsa, das sie mir nur für die Zeit der Hochzeit borgt.
 

„Sind Sie bereit, zukünftige Mrs. Kaiba?“
 

Ich atme tief ein und aus und antworte:
 

„Ich hoffe es, Elsa. Danke, dass Sie mir alle helfen.“
 

„Das ist unser Job.“ entgegnet Elsa, „Aber, wenn ich Ihnen etwas verraten darf, Miss White, Sie können alle Angestellten fragen, selbst die, in der Kaiba Corporation, wir sehen Sie alle bereits, seit Sie hier eingezogen sind, als ein festes Familienmitglied der Kaiba-Brüder. Verraten Sie das aber bloß nicht Mr. Kaiba.“
 

Ich grinse und erwidere:
 

„Bestimmt nicht. Danke, Elsa.“
 

Eine halbe Stunde nur mehr, und ich habe Seto bereits seit 24 Stunden nicht mehr zu Gesicht bekommen. Ich vermisse ihn irgendwie an meiner Seite. Aber ich muss noch Geduld haben, denn ich sehe ihn zur Hochzeit beim Standesamt.
 

Elsa führt mich nach draußen, vor die Villa, wo Roland mit der Limousine, die sogar eigens für die Hochzeitsfahrt geschmückt ist, wartet. Roland fällt beinah die Sonnenbrille von der Nase, als er mich erblickt.
 

„Sie sehen einfach hinreißend aus, Miss White, wenn ich das sagen darf.“ macht Roland mir ein Kompliment, während er mir die Tür zur Fahrgastkabine öffnet.
 

„Danke.“ entgegne ich etwas schüchtern und verlegen, weil ich mich doch etwas wegen meines Babybauchs schäme.
 

Was werden dann erst meine Eltern dazu sagen?
 

Ich steige also in die Limousine, Roland hilft mir dabei, schließt die Tür und setzt sich hinter das Steuer. Schon geht’s auf, zum Standesamt.
 

Dort angekommen öffnet mir Roland wieder die Türe, hilft mir aus der Limousine und geht mit mir in das Gebäude. Drinnen erblicke ich dann Seto, der uns den Rücken zugewandt hat. Roland räuspert sich, um auf uns aufmerksam zu machen und Seto dreht sich um. Er strahlt mich regelrecht an, als er mich sieht und ich stelle fest, dass er mit seinem schwarzen Anzug einfach nur umwerfend aussieht.
 

„Du siehst einfach umwerfend aus, mein Engel.“ sagt er da zu mir, was ich eben von ihm gedacht habe.
 

Er kommt auf mich zu und nimmt meine Hände. Man kann ihm richtig ansehen, wie stolz er ist.
 

„Danke, mein Schatz. Du siehst auch toll aus. … Wo hast du eigentlich Mokuba gelassen?“ frage ich ihn.
 

„Er wollte noch schnell auf die Toilette, bevor es losgeht.“, als dieser auch schon wieder zu uns stößt.
 

„Wahnsinn, Jenna. Du siehst einfach toll aus.“, macht auch er mir ein Kompliment und ich werde schon ganz verlegen.
 

Kurz darauf öffnet sich auch schon die Tür und die Standesbeamtin, etwa mittleren Alters, bittet uns einzutreten. Wir unterschreiben den Ehevertrag, dann bemerke ich:
 

„Du hast die Verzichtserklärung vergessen.“
 

Er lächelt und schüttelt den Kopf. Dann fügt er hinzu:
 

„Ich hab´ später auch noch ein Geschenk für dich.“ und ich sehe ihn irritiert an.
 

Mokuba und Roland unterschreiben als Trauzeugen und als das erledigt ist, flüstere ich fragend Mokuba zu:
 

„Hast du eine Ahnung, was Seto mir schenken will?“
 

Mokuba beginnt zu grinsen und meint:
 

„Wenn du wissen willst, ob er mich eingeweiht hat, dann antworte ich mit ‚ja‘. Ob ich es dir verrate? Schmink es dir ab.“
 

Verwundert lasse ich meinen Mund offenstehen.
 

„Mach´ den Mund zu, mein Engel, sonst fliegt eine Fliege hinein.“ klappt mir Seto, mit einem Finger unter meinem Kinn, den Mund zu und drückt mir einen Kuss auf die Lippen.
 

Dann unterbricht uns die Standesbeamtin:
 

„Hier ist Ihre Heiratsurkunde. … Die Nächsten, bitte.“
 

Während wir den Raum der Standesbeamtin verlassen, lese ich mir die Heiratsurkunde noch einmal durch und stelle fest, dass absolut keine der Klauseln aufgeführt sind. Jetzt bin ich noch mehr irritiert. Seto hat doch den Kopf geschüttelt, als ich ihn gefragt hab, ob er die Verzichtserklärung vergessen hat.
 

//Aber, … aber, … das heißt ja, … dass ich Berechtigung habe, auf sein Vermögen zuzugreifen. … Aber, wieso? … Ich versteh das nicht.// geht mir durch den Kopf.
 

Während ich in Grübeleien versinke, werde ich von Seto und Roland zur Limousine geführt.
 

Als wir in der Limousine sitzen, reißt mich Seto dann aus meinen Gedanken:
 

„Stimmt was nicht, mein Engel?“
 

Ich blicke ihn desorientiert an und frage:
 

„Wieso, Seto? Ich versteh es nicht.“
 

„Was verstehst du nicht?“ stellt Seto mir die Gegenfrage, als ihm scheinbar ein Licht aufgeht und zu lächeln beginnt.
 

„Das erkläre ich dir alles, wenn ich dir dein Geschenk überreiche. Hab´ Geduld, mein Engel.“
 

Fassungslos schüttle ich meinen Kopf und frage ihn:
 

„Und warum nennst du mich immer ‚mein Engel‘?“
 

Sein Lächeln wird breiter und er erklärt mir:
 

„Weil du für mich ein ganz besonderer Mensch bist, den ich über alles liebe.“
 

Ich fühle mich geschmeichelt und lehne meinen Kopf an seine Schulter, während er einen Arm um mich legt und Mokuba kichert über Seto´s Bemerkung. Danach fügt Mokuba hinzu:
 

„Gott, muss Liebe schön sein.“ und Seto schenkt jenem einen bösen Blick.
 

Um die erhitzten Gemüter wieder abzukühlen, sage ich einfach:
 

„Das ist sie auch. In unserem Fall sogar das Schönste, was ich mir vorstellen könnte.“
 

Seto dreht seinen Kopf wieder mir zu und hat plötzlich ein hinterhältiges Grinsen auf den Lippen. Ehe ich weiß, was es zu bedeuten hat, hat mich Seto geschnappt und küsst mich so stürmisch, dass Mokuba Würggeräusche von sich gibt und meint:
 

„Das ist ja eklig.“
 

Seto scheint dieser Kommentar aber gar nicht zu interessieren und ich lege meine Arme um seinen Hals, um den Kuss zu vertiefen.
 

Jedoch umso länger wir uns küssen, umso schneller vergessen wir, weshalb wir das eigentlich tun. Seto drückt mich noch etwas fester an sich und ich vergrabe meine Hände in seinem Haarschopf. Dann werden wir unterbrochen, als wir ein Räuspern seitens Roland vernehmen.
 

Nachdem wir uns voneinander gelöst haben, stellen wir fest, dass wir bereits bei der Kirche eingetroffen sind und Roland uns bereits die Wagentür der Limousine offenhält. Wir steigen also aus und betreten die Kirche.
 

Es scheinen bereits einige Gäste anwesend zu sein, obwohl wir noch eine halbe Stunde Zeit haben.
 

„Ich gehe schon mal zum Pfarrer, um mit ihm die letzten Details zu besprechen.“ erklärt mir Seto und macht sich auf den Weg.
 

Er dreht sich aber noch einmal um und schickt mir einen Luftkuss. Ich erwidere seinen Luftkuss, fange seinen und halte ihn an mein Herz, während ich ihn verliebt ansehe, mit leicht schrägem Kopf. Mokuba geht mit ihm mit. Nur Roland bleibt bei mir zurück.
 

„Sind Sie schon aufgeregt?“ fragt mich dieser.
 

„Seit einer Woche schon.“ antworte ich.
 

„Setzen Sie sich doch. Sie sollten sich ausruhen, damit Sie fit sind, bei der Trauung vor dem Pfarrer, Mrs. Kaiba.“
 

Ich muss auf Roland´s Anrede hin lächeln.
 

„Ich glaub´, ich muss mich erst daran gewöhnen, von nun an, mit Mrs. Kaiba angesprochen zu werden. Denn offiziell bin ich ja bereits mit Seto verheiratet. Jetzt kommen nur mehr die kirchliche Trauung und dann die Hochzeitsfeier. Und meine Eltern werden da sein und sehen, dass ich schwanger bin.“ sage ich vor mich hin, während ich beim letzten Satz verzweifelt, besorgt und ängstlich klinge.
 

„Machen Sie sich keine Sorgen, Mrs. Kaiba. Ihre Eltern werden sich bestimmt für Sie freuen.“
 

„Ihre Worte in Gottes Ohren.“ erwidere ich auf Roland´s Aufmunterung.
 

Zehn Minuten vor der Trauung erblicke ich meine Eltern aus der Ferne, wie sie auf die Kirche zusteuern.
 

//Wo steckt Seto nur, wenn man ihn braucht? Ich will meinen Eltern nicht alleine gegenübertreten. Ich hab´ Angst, dass sie mich ablehnen.// denke ich mir nervös und ein wenig panisch.
 

Jetzt beginne ich, Schuldgefühle zu entwickeln, weil ich ihnen nicht einfach gesagt habe, dass ich schwanger bin, weil dann hätte ich jetzt nicht so eine Heidenangst davor, ihnen gegenüber zu treten.
 

Sie betreten die Kirche, ich habe ihnen den Rücken zugewandt und halte panisch Ausschau nach Seto, doch der ist weit und breit nicht zu sehen, so wie Mokuba und der Pfarrer.
 

„Hallo, Jenna!“ werde ich von meinen Eltern begrüßt.
 

„Hallo, Steckrübe.“ begrüßt mich mein Bruder.
 

Ich wage es gar nicht, mich ihnen ganz zuzuwenden, jedoch den Kopf drehe ich in ihre Richtung.
 

„Hallo, lang nicht gesehen.“ winke ich eingeschüchtert.
 

Doch mein Bruder macht mir einen Strich durch die Rechnung, indem er mich umrundet, um mich zu betrachten.
 

„Mensch, was ist denn mit dir passiert?“ platzt ihm auch schon heraus, obwohl ich ihn drohend ansehe.
 

Daraufhin dreht mich mein Vater um und sieht mich mit einer Mischung aus Entsetzen und Überraschung an. Meiner Mutter bleibt überhaupt nur der Mund offenstehen, vor Entsetzen. Da es ohnehin nicht mehr zu übersehen ist, erwähne ich überflüssigerweise:
 

„Ich bin schwanger?“
 

Mein Vater setzt eine ernste Miene auf und meint:
 

„Das ist nicht zu übersehen.“
 

„Mein Gott, … im wievielten Monat bist du denn?“ fragt meine Mutter.
 

Da überschneidet sich die Aussage, meines Vaters:
 

„Da lässt man dich mal ein halbes Jahr bei deinem Freund wohnen und dann das.“, während ich antworte: „Im 8. Monat.“
 

Beide reißen geschockt die Augen auf. Beiden dürfte nun klar sein, dass ich das alles geplant hatte, eben, weil ich schwanger bin, von Seto.
 

Wider Erwarten fragt mein Vater, nach einer Weile des Schweigens:
 

„Behandelt er dich gut?“
 

Ich nicke und füge unsicher an:
 

„Mir fehlt es an Nichts. … Seto ist wirklich sehr fürsorglich und freut sich mit mir auf unser Kind. … Er hat mir von Anfang an zur Seite gestanden und mich unterstützt.“
 

Mein Vater schließt die Augen und atmet tief ein und wieder aus. Danach fragt er mich:
 

„Bist du glücklich mit ihm?“
 

Meine Mutter betrachtet besorgt meinen Vater, weswegen auch immer. Ich antworte einfach:
 

„Sehr, sonst wollten wir doch nicht heiraten.“
 

„Ich verstehe. … Ist er für dich der Mann fürs Leben?“
 

Schüchtern nicke ich und frage kleinlaut:
 

„Würdest du mich zum Altar führen, Papa? Das würde mich sehr glücklich machen.“
 

Tränen beginnen sich in meinen Augenwinkeln zu sammeln. Ich hatte all die Zeit kaum an sie gedacht, doch jetzt, sie jetzt so vor mir stehen zu sehen, macht mir erst klar, wie sehr ich meine Eltern vermisst habe.
 

Dann geht unerwartet ein Ruck durch meinen Vater und im nächsten Moment liege ich in seinen Armen. All meine Anspannung fällt von mir und ich kann die Tränen nicht länger zurückhalten. Mein Vater streicht mir über den Rücken, um mich zu trösten.
 

Nachdem ich mich wieder beruhigt habe und die Tränen aufgehört haben, zu fließen, löst mein Vater seine Umarmung und meint:
 

„Unsere Tochter ist zu einer Frau herangereift und macht uns zu Großeltern.“
 

Erst jetzt sehe ich in seinen Augen, dass auch er den Tränen nahe ist.
 

„Ich hab´ euch ganz doll vermisst.“ sage ich dann, drücke ein weiteres Mal meinen Vater und danach meine Mutter, die ebenfalls den Tränen nahe scheint, und mein Bruder schnaubt nur.
 

Aus heiterem Himmel beginnen plötzlich die Kirchenglocken zu läuten, die die Trauungszeremonie einläuten. Die Gäste, die sich vor der Kirche aufgehalten haben, betreten nun die Kirche und platzieren sich in der Kapelle auf den Sitzbänken. Mein Vater wischt sich die Tränen aus den Augen und hält mir seinen Arm entgegen, während meine Mutter zu meinem Bruder meint:
 

„Komm, wir setzen uns schon hinein. Papa kommt dann nach.“
 

„Doofe Schwester.“ grummelt er und zwinkert mir zu, weil ich ihm ja versprochen hatte, Seto zu heiraten.
 

Aber dennoch scheint er mir böse zu sein, weil ich einfach ausgezogen bin. Vielleicht hat er mich ja sogar vermisst und zeigt es mir nur nicht?
 

Ich hake mich bei meinem Vater ein und wir öffnen die Türe zur Kapelle. Da alle anscheinend nur auf mein Erscheinen mit dem Brautführer gewartet haben, beginnt auch sofort der Hochzeitsmarsch. Seto steht bereits vor dem Altar und grinst mich schelmisch an. Mir scheint, als hätte Seto mich die ganze Zeit beobachtet, ob ich alleine mit meinen Eltern klarkomme. Erst schüttle ich meinen Kopf und grinse dann zu ihm zurück.
 

Bei Seto angekommen, nimmt mein Vater meine Hand und legt sie in Seto´s, während er ihm zuflüstert:
 

„Wir haben noch ein ernstes Wörtchen miteinander zu wechseln.“
 

Seto erwidert jedoch gelassen:
 

„Gewiss doch.“ und mein Vater zieht sich zu den Sitzbänken zurück.
 

Ich blicke ihm noch kurz nach, dann schenke ich Seto meine Aufmerksamkeit, als der Pfarrer seine Predigt beginnt.
 

„Wir haben uns hier versammelt, um diesen Mann und diese Frau in den heiligen Stand der Ehe zu führen. … Sollte es jemanden geben, der gegen diese Vermählung ist, so soll er jetzt sprechen, … oder für immer schweigen.“
 

Einige Fangirlies mucken auf, doch unsere Sicherheitsleute bringen sie sofort wieder zum Schweigen. Ich lasse meinen Blick weiter zu meinen Eltern schweifen, die mir scheinbar eifrig die Daumen drücken und mich freudig anstrahlen, sodass es mir ein Lächeln auf die Lippen zaubert. Mein Bruder zwinkert mir wieder nur zu, und ich ahne, was das bedeuten soll. Dann erblicke ich sechs Personen ungefähr in meinem Alter, die beisammensitzen. Zwei davon sehen besonders hasserfüllt drein und tuscheln mit den anderen. Das sind wohl die Klassenkameraden von Seto, nehme ich an, denn die anderen vier beobachten uns eher neutral und Yugi Muto, Seto´s ärgster Erzrivale sitzt unter ihnen. Der Dunkelhaarige unter ihnen, kommt mir sogar bekannt vor, kann ihn aber nicht zuordnen.
 

Dann spricht der Pfarrer weiter:
 

„Wollen Sie, Seto Kaiba, die hier anwesende Jenna White zu Ihrer rechtmäßig angetrauten Ehefrau nehmen? Sie lieben und ehren, an guten, wie an schlechten Tagen, bis, dass der Tod Sie scheidet? So antworten Sie mit ‚Ja, ich will.‘“
 

„Ja, ich will.“ kommt von Seto und er lächelt mich an.
 

„Wollen Sie, Jenna White, den hier anwesenden Seto Kaiba zu Ihrem gesetzlich angetrauten Ehemann nehmen? Ihn lieben und ehren, an guten, wie an schlechten Tagen, bis, dass der Tod Sie scheidet? So antworten Sie mit ‚Ja, ich will.‘“
 

Ich lächle Seto an und antworte:
 

„Ja, ich will.“
 

„Tauschen Sie bitte die Ringe.“ fordert der Pfarrer nun Seto und mich auf.
 

Mokuba hält Seto einen Ring hin, den Seto entgegennimmt. Dann holt er sich meine rechte Hand und steckt mir den Ring an den Ringfinger.
 

„Nun sprechen Sie mir nach: „Ich, Name einsetzen, nehme dich, Name einsetzen, mit diesem Ring zu meiner gesetzlich angetrauten Ehefrau. Ich werde dich lieben und ehren, bis, dass der Tod uns scheidet.“
 

Seto wiederholt mit einem Augenverdrehen:
 

„Ich, Seto Kaiba, nehme dich, Jenna White, mit diesem Ring zu meiner gesetzlich angetrauten Ehefrau. Ich werde dich lieben und ehren, bis, dass der Tod uns scheidet.“
 

Nun macht der Pfarrer einen Handdeut auf mich. Roland gibt mir einen kleinen Stups auf den Arm, ich wende ihm meinen Blick zu und erkenne einen Ring in seiner Hand. Nachdem ich den Ring an mich genommen habe, nehme ich Seto´s rechte Hand und stecke ihm den Ring an den Ringfinger.
 

„Nun sprechen Sie mir nach. Ich, Name einsetzen, nehme dich, Name einsetzen, mit diesem Ring zu meinem gesetzlich angetrauten Ehemann. Ich werde dich lieben und ehren, bis, dass der Tod uns scheidet.“
 

Ich grinse Seto an und beginne zu wiederholen:
 

„Ich, Jenna White, nehme dich, Seto Kaiba, mit diesem Ring zu meinem gesetzlich angetrauten Ehemann. Ich werde dich lieben und ehren, bis, dass der Tod uns scheidet.“
 

Der Pfarrer nickt zufrieden und fährt fort:
 

„Mit dem mir verliehenen Amt und im Namen Gottes ernenne ich Sie nun zu Mann und Frau. Sie dürfen die Braut nun küssen.“, wobei er sich, beim letzten Satz, an Seto richtet.
 

Wir wenden uns einander zu, nähern uns wenige Schritte an, bis wir direkt voreinander stehen, dann lege ich meine Hände an seine Schultern, während Seto bereits seine Arme um meine Taille schließt. Wir lächeln uns gegenseitig an, dann drücke ich ihn sanft zu mir herab, umschlinge dabei zärtlich seinen Hals und wir verschließen anschließend gegenseitig unsere Lippen. Blitzlichtgewitter bricht aus und Jubel unter den Gästen.
 

Seto vertieft den Kuss und ich vergesse alles um uns herum. In diesem Moment, wo wir uns so nah sind, gibt es nur noch uns beide. Alles andere ist in den Hintergrund gerückt. Ich bin immer noch total in ihn verliebt, obwohl wir bereits knappe 14 Monate zusammen sind.
 

Wir lösen uns erst voneinander, als uns der Sauerstoff knapp wird und blicken uns danach überglücklich in die Augen, mit einem noch breiteren Lächeln auf den Lippen. Die Gäste beginnen zu klatschen und wir wenden uns ihnen zu, um den Weg aus der Kapelle Hand in Hand zu beschreiten.
 

Als ich zu meinen Eltern blicke, während wir auf dem Weg sind, die Kapelle zu verlassen, bemerke ich ihren stolzen Blick, was mich noch glücklicher macht. Doch, als wir auf die Höhe von Seto´s Schulkameraden kommen, verfinstert sich sein Blick, als er sie ansieht. Mokuba hatte mich schon vorgewarnt, dass Seto sehr begeistert über ihre Anwesenheit sein könnte. (Sarkasmus pur) Ich bin gespannt, ob ich auch die Möglichkeit erhalte, sie kennen zu lernen. Von Seto weiß ich ja, dass er von Grund auf niemanden leiden kann, der aufdringlich ist, so, wie anscheinend diese sechs Personen.
 

Von Yugi Muto habe ich ja schon gehört und gelesen, aber die anderen sind mir nicht so geläufig. Ah, jetzt fällt mir wieder ein, wer der ganz Dunkelhaarige ist. Der war auch hin und wieder in der Zeitung zu finden. Duke Devlin, der Erfinder von Dungeon-Dice-Monsters. Er ist mir die ganze Zeit schon irgendwie bekannt vorgekommen, aber mir wollte nicht mehr einfallen, woher.
 

Nachdem wir die Kirche verlassen haben, erheben sich hinter uns die Gäste und folgen uns nach draußen, während uns Roland die Tür zur Fahrgastkabine der Limousine öffnet. Wir steigen ein, während die Gäste sich ebenfalls zu ihren Autos begeben und einsteigen, um uns zur Kaiba-Villa zu folgen, wo wir im Garten die Hochzeit feiern.
 

Dort angekommen gehen wir auch gleich rein und durch das Wohnzimmer in den Garten, wohin die Gäste alle nachkommen, - die Presse und das Fernsehen müssen draußen bleiben - nachdem sie von Roland hereingeführt wurden.
 

Überall im Garten wurden Tische mit Buffet aufgestellt. Und auf einem der Tische steht die dreistöckige Hochzeitstorte. Jetzt wird allerdings erst mal kräftig beim Buffet zugeschlagen. Mir hängt der Magen bis in die Kniekehlen.
 

Nach dem dritten Teller kommt Mokuba in meine Richtung mit den sechs Klassenkameraden Seto´s im Anhang.
 

„Hey, Jenna. Ich will dir meine Freunde und Seto´s ehemalige Klassenkameraden vorstellen. … Das ist Jenna, die Frau von Seto. Und das sind Yugi Muto, Joey Wheeler, Tea Gardner, Tristan Taylor, Duke Devlin und Ryou Bakura.“
 

Plötzlich spüre ich uralte Magie von der Pyramide ausgehend, die Yugi Muto um den Hals trägt, sowie von diesem komischen Ring, der um den Hals dieses Ryou Bakura´s hängt. Die Pyramide strahlt mehr gute Magie aus, während der Ring eher böse Magie ausstrahlt. Also entscheide ich mich eher dazu, die gute Magie näher zu ergründen.
 

Ich nähere meine Hand der Pyramide an und bringe sie durch meine Magie zum Erstrahlen. Doch im nächsten Moment steht plötzlich nicht mehr Yugi Muto vor mir. Dieser blickt irritiert um sich herum und fragt:
 

„Was ist passiert? Wieso bin ich hier?“
 

„Tut mir leid, ich hab´ diesen Gegenstand aktiviert, weil ich wissen wollte, was es mit der Magie auf sich hat, die dieser Gegenstand ausstrahlt. Du bist aber nicht mehr Yugi Muto. Wer bist du?“ frage ich.
 

„Meinen Namen kenne ich nicht, aber ich werde von meinen Freunden Yami genannt.“ antwortet die Person, die Yugi Muto zum Verwechseln ähnlichsieht.
 

„Dann werde ich dich auch einfach Yami nennen, wenn du nichts dagegen hast. Mein Name ist Jenna. Ich bin seit heute Seto´s Frau. Und wie du unschwer erkennen kannst, werden wir bald Eltern.“ erkläre ich ihm.
 

„Wann kommt denn das Baby?“ fragt unerwartet Tea, das einzige Mädchen dieses Freundeskreises.
 

„Am 20. Februar ist der errechnete Geburtstermin.“
 

„Und was wird es?“
 

„Ein Junge.“
 

„Weißt du denn schon, wie du ihn nennen willst?“
 

„Das geht euch nichts an.“ erklingt dann plötzlich die eiskalte Stimme von Seto, direkt hinter mir.
 

Ich drehe mich zu ihm um, blicke ihn verwundert an und frage ihn:
 

„Hast du mit meinen Eltern gesprochen?“
 

„Mhm.“
 

„Und?“
 

Seto verdreht die Augen und meint:
 

„Nichts Erwähnenswertes.“
 

„Ok.“ und ich zucke mit den Schultern.
 

„Wer hat den Kindergarten eigentlich hier reingelassen?“ fragt Seto erbost.
 

„Seto? … Das war ich. … Ich dachte, du hättest nichts dagegen. Sie sind doch meine Freunde.“ antwortet Mokuba kleinlaut.
 

Seto verdreht abermals die Augen und sagt:
 

„Wenn sie sich schon hier herumtreiben, dann sollen sie mir gefälligst nicht auf die Nerven fallen.“
 

„Aber, … Seto?“ frage ich verwirrt, als er uns den Rücken kehrt und sich zurückzieht.
 

„Tut mir leid. … Bedient euch nach Belieben am Buffet. Ich werde mich um Seto kümmern.“ erwähne ich, um Seto besorgt.
 

„Jenna? Sag´ Seto bitte, dass es mir leidtut.“ bittet mich Mokuba.
 

„Das wird schon wieder, Mokuba. Vielleicht ist es ihm bereits zu viel für heute. Du weißt doch, dass er es nicht mag, so viele Leute so nah um sich zu haben. Ich werde versuchen, seine Stimmung etwas zu verbessern.“
 

„Tu´ das, Jenna und danke.“
 

„Kein Ding, Mokuba. Bis später.“
 

Ich winke den sechs Personen noch, dann ziehe auch ich mich ins Haus zurück, um nach Seto zu sehen.
 

Wenig später habe ich ihn auf Anhieb in seinem Arbeitszimmer gefunden. Er sitzt an seinem Schreibtisch, mit dem Rücken zu mir und starrt anscheinend aus dem Fenster, um nachzudenken. Er hat mich auch noch nicht bemerkt, denn er hatte die Tür zum Arbeitszimmer offenstehen gelassen.
 

Ich betrete den Raum und stelle mich neben ihn, während ich ebenfalls aus dem Fenster blicke. Dann frage ich ihn:
 

„Was ist los?“
 

Nach einer Minute schweigen antwortet er:
 

„Ich kann sie einfach nicht leiden.“
 

„Gibt es auch einen Grund dafür?“
 

Er schließt seine Augen, ehe er antwortet:
 

„Du hast dich mit ihnen so gut verstanden. … Ich hab´ etwas mitgehört. … Stimmt es, dass … dieser Yami, wie du ihn genannt hast, aus dem Millenniumspuzzle stammt?“
 

„Ja, so viel ich mitbekommen habe. Es war definitiv nicht Yugi Muto. Dieser ist eindeutig älter und mit sehr alter Magie beseelt.“
 

„Sie behaupten, er wäre ein mächtiger Pharao aus dem alten Ägypten. Ich habe ihnen nie geglaubt.“
 

„Das liegt daran, weil du an nichts Mystisches glaubst. Du glaubst nur an das, was man anfassen kann. … Meine Magie kann man aber auch nicht anfassen und doch hast du akzeptiert, dass es sie gibt. Warum kannst oder willst du dann nicht glauben, dass es auch bereits in grauer Vorzeit Magie gab. … Irgendwoher muss meine Magie doch abstammen. Wie hätte ich sonst zu ihr kommen sollen? … In meiner Familie ist es so, dass immer nur der erstgeborene mit Magie gesegnet ist. Aber weder meine Mutter, noch mein Vater besitzen welche. Sie sind beide nicht Erstgeborene. Darum lasse ich sie im Glauben, dass ich keine besitze. Und mit diesem Glauben sind sie eigentlich ganz glücklich. So fühlen sie sich wie eine ganz normale Familie. … Aber es gibt auch Fälle in der Familie, dass die Magie sich ausbreitet bei Kontakt mit normalen Menschen. … Sie kann aber auch Wirkung bei Menschen zeigen, die in Besitz von Magie sind, aber nichts davon wissen. Tiefsitzende Fähigkeiten können zu Tage treten. … Auch die Seele kann, von früheren Leben, Magie mitbringen. Und du bist eindeutig eine bedeutende Wiedergeburt.“
 

Nun blickt er zu mir auf und ich erwidere seinen Blick.
 

„Sie meinten, ich war früher ein Hohepriester namens Seth. Ebenfalls im alten Ägypten. Ich soll bereits zu dieser Zeit der Erzrivale vom Pharao gewesen sein, aber dennoch sein bester Freund. Vor allem allerdings sein Cousin.“
 

„Na, siehst du. Yugi Muto ist ebenso eindeutig die Wiedergeburt dieses Pharaos. Das alles hat mir die Magie zu spüren gegeben, als ich dieses Millenniumspuzzle aktiviert habe und dieser Yami zum Vorschein kam.“
 

„Du bist wirklich bemerkenswert. Jetzt bringst du mich schon dazu, auch den Mist, den der Kindergarten von sich gibt, zu glauben.“
 

„Nicht alles, was man erzählt bekommt, muss Mist sein. Selbst in den Geschichten von vielen Mythen und Sagen steckt ein Körnchen Wahrheit, solltest du wissen.“
 

„Und du solltest wissen, dass ich darauf keinen Wert lege.“
 

„Ach, komm schon. … Meine Magie stammt von einem Mythos ab. Doch meine Großeltern sind zu früh gestorben, als, dass sie mich darüber noch informieren konnten. … Es soll aber ein Buch geben, wo alle Mythen drinstehen.“
 

„Ich weiß, welches Buch du ansprichst. Ich habe es einmal gesehen. … Aber sprechen wir nicht mehr davon.“
 

„Ok. Dafür musst du jetzt aber wieder nach draußen kommen. Wir feiern hier nämlich unsere Hochzeit.“
 

„Ich komm ja schon.“ lächelt mich Seto an und erhebt sich von seinem Bürostuhl, um mit mir wieder nach draußen zu gehen.
 

Wir feiern noch mit den Gästen, schneiden die Hochzeitstorte an, wovon jeder ein Stück abbekommt und dann packen wir noch die Hochzeitsgeschenke aus.
 

Spät nachts genießen wir dann wieder die Ruhe, nachdem alle Gäste gegangen sind.
 

Wir sitzen zu dritt im Wohnzimmer und essen noch etwas Torte, als Mokuba beginnt:
 

„Seto, gibst du Jenna jetzt das Geschenk?“
 

Seto blickt zu Mokuba und beginnt zu nicken.
 

„Du hast Recht. Es ist Zeit dafür.“ und er erhebt sich.
 

Ich sehe ihn verwirrt an, als er in seine Hosentasche greift und so etwas wie eine Kette herausholt. Nein, keine Kette. Es sieht genauso aus, wie sein Kartenanhänger. Seto hebt mir die Kette über den Kopf und legt sie mir so um den Hals. Ich nehme meine Haare und ziehe sie hinter der Kette hervor. Dann erklärt Seto:
 

„Diese Karte, ist dieselbe, die auch ich um meinem Hals trage. Sie gewährt dir sowohl Zugang zur Kaiba Corporation, als auch Zugriff auf die Familienkonten. … Und, bevor du wiederholt fragst, wieso ich das tue, … ich vertraue dir, dass du es nicht schamlos ausnutzt, weil ich weiß, dass du nicht auf mein Geld aus bist. Dennoch möchte ich dir die Möglichkeit bieten, dir alles, was du haben willst, zu kaufen, damit du dich auch auf unserem Niveau bewegen kannst, um dich an uns anzupassen.“
 

Ich schüttle lächelnd den Kopf.
 

„Danke.“ weiß ich dazu nur zu sagen.
 

*** Geburt
 

23. Februar, Tag meiner persönlichen Voraussage für die Geburt. Ich verschlafe das Frühstück und bin gegen 9 Uhr früh in der Küche, um mir mein Frühstück selbst zu machen. Alle Bediensteten sind außer Haus, um Besorgungen zu machen und ich demnach ganz allein zu Hause. Ich bin gerade dabei, mir eine Tasse Kakao zuzubereiten, als plötzlich die Wehen einsetzen. Sowohl die Packung Milch, als auch das Kakaopulver fallen mir aus der Hand, weil die Wehen so sehr schmerzen, dass ich mich an der Küchenzeile festhalten muss, um nicht den Halt zu verlieren.
 

Ich versuche meine Atmung ruhig und kontrolliert, wie in der Geburtsvorbereitung, zu halten. Dann lässt der Schmerz endlich wieder nach und ich denke mir:
 

//Was für eine Sauerei, die ich hier veranstaltet habe. Und keine Menschenseele ist hier. Echt toll.//
 

Ich suche die Besenkammer auf, hole Putzfetzen und Putzmittel und will mich daranmachen, alles wieder zu reinigen. Doch gerade, als ich mich hinknie, um mit der Arbeit zu beginnen, folgt wieder eine Wehe und mir fallen die Sachen aus der Hand, weil ich mich abstützen muss, um den Schmerz zu veratmen.
 

Nachdem auch diese Wehe verklungen ist, werfe ich einen Blick auf meine Armbanduhr.
 

//Ich muss die Zeit für die Abstände stoppen. Hier kann ich sowieso nichts mehr richten. Muss Elsa sich eben später darum kümmern. Ich lege mich besser im Wohnzimmer auf die Couch und messe die Abstände.// geht mir durch den Kopf.
 

Gedacht, getan. Doch, noch bevor ich im Wohnzimmer ankomme, geht die nächste Wehe los. Ich stütze mich am Türrahmen ab und hoffe, dass ich wegen der Schmerzen nicht den Halt verliere.
 

Als die Wehe wieder nachlässt, schließe ich meine Augen, atme tief durch und denke mir:
 

//Noch komme ich alleine klar. Nur keine Bange. Ich darf Seto nicht bei diesem wichtigen Meeting stören. Ich schaffe das. … Sobald die Wehen in fünf-Minuten-Abständen kommen, rufe ich die Rettung und lasse mich ins Krankenhaus transportieren. Ich hab´ also alles im Griff.//
 

Ich öffne meine Augen wieder und steuere die Couch an. Gerade noch rechtzeitig lasse ich mich in die Couch plumpsen, als die Wehen wieder losgehen.
 

Zwei Stunden vergehen, die Wehen lassen mir kaum noch Ruhepausen, als es plötzlich passiert. Die Fruchtblase platzt und zwischen meinen Beinen wird es richtig eklig feucht.
 

„Scheiße.“, fluche ich, „Auch das noch.“
 

Ich lasse mich von der Couch sinken und begebe mich auf alle Viere.
 

//Ich muss zum Telefon. Jetzt muss ich wirklich die Rettung rufen.// geht mir durch den Kopf.
 

Ich krieche angestrengt durch die Gänge, während ich immer durch Wehen aufgehalten werde. Doch, noch ehe ich überhaupt in Reichweite des Telefons komme, wird mir hin und wieder schwarz vor Augen, bis mich ganz die Kraft verlässt, und ich bewusstlos zusammenbreche.
 

~~~ Erzähler Sicht ~~~
 

Keine zehn Minuten später betreten die Bediensteten, vollgepackt mit Einkäufen, endlich die Villa.
 

Als Roland Jenna erblickt, kommt er panisch, sowie besorgt, auf sie zu gerannt, nachdem er die Einkäufe einfach auf dem Boden abgestellt hat. Er tastet sofort den Puls ab und überprüft die Atmung. Als er jedoch bemerkt, dass Jenna im Unterleibsbereich nass ist, schaltet er sofort, greift zum Telefon und wählt die Nummer für die Rettung.
 

Als auf der anderen Seite der Leitung abgenommen wird, beginnt Roland sofort zu erklären:
 

„Bitte kommen Sie schnell zur Kaiba-Villa. Mrs. Kaiba scheint bewusstlos geworden zu sein, kurz nachdem ihre Fruchtblase geplatzt ist. Ich nehme an, sie hat sich überanstrengt, als sie zum Telefon kriechen wollte.“
 

„Bleiben Sie ganz ruhig, wir machen uns sofort auf den Weg. … Sehen Sie zu, dass sie auf der linken Seite liegt, wegen der Blutzufuhr. Legen Sie ihre Hand an den Bauch und suchen Sie den Herzschlag des Ungeborenen und sagen Sie uns, ob es kräftig schlägt oder eher schon schwach. … Sie finden den Herzschlag entweder links oder rechts an dem Bauch.“
 

Roland tastet den Bauch ab und sucht verzweifelt den Herzschlag des Ungeborenen, bis er ihn endlich findet.
 

„Hallo? Ich hab´ den Herzschlag gefunden und es schlägt noch relativ kräftig.“
 

„Dann scheint sie noch nicht so lange bewusstlos zu sein. Wir sind auf jeden Fall schon unterwegs. Wir sind in etwa zehn Minuten da.“ und schon ist das Gespräch beendet und Jenna von Roland auf die linke Seite gedreht, bis auch schon ein Wutschrei von Elsa zu vernehmen ist.
 

Roland erhebt sich und tritt neben Elsa in die Küche.
 

„Sieh dir nur diese Sauerei an.“ ist Elsa erschüttert.
 

„Mrs. Kaiba hat anscheinend die Wehen bekommen, als sie sich Frühstück machen wollte. Danach wollte sie vermutlich die Sauerei wieder in Ordnung bringen, wurde aber wieder von Wehen unterbrochen. … Das ist die einzig logische Erklärung.“ meint Roland.
 

Wenig später finden sie auch das ausgeflossene Fruchtwasser im Wohnzimmer auf der Couch. Elsa ist darüber natürlich sehr erfreut, jetzt alles wieder reinigen zu müssen.
 

„Sie hat sich anschließend also hierher begeben, wo die Fruchtblase geplatzt ist.“, kombiniert Elsa, „Wie soll ich nur den Fleck wegbekommen?“, während sich Roland wieder um Jenna kümmert.
 

Elsa macht sich also an die Arbeit, alles wieder sauber zu bekommen, während auch schon die Klingel an der Sprechanlage vor der Einfahrt zur Villa erklingt. Roland geht sofort an die Sprechanlage und öffnet den Rettungsleuten das Einfahrtstor und die Eingangstür, als Jenna wieder allmählich zu Bewusstsein gelangt.
 

~~~ Meine Sicht ~~~
 

Ich blinzle und schon werde ich wieder von Wehen überrascht. Ich verziehe schmerzhaft mein Gesicht und halte meinen Bauch. Als endlich der Schmerz wieder nachlässt, erblicke ich endlich Roland, wie er auf mich zukommt.
 

„Mrs. Kaiba, ist mit Ihnen alles in Ordnung? Sie waren bewusstlos. … Die Rettung ist jeden Augenblick da.“ erklärt mir Roland.
 

Doch, noch ehe ich darauf richtig antworten kann, folgt wieder die nächste Wehe.
 

„Argh, das Baby kommt. Rufen Sie Seto an, ich schaff´ das nicht allein. Er soll ins Krankenhaus kommen und mir beistehen.“
 

Er nickt nur und erhebt sich, als die Rettungsleute endlich mit einer Liege kommen, um mich dort drauf zu legen. Die Rettungsleute unterhalten sich so laut, dass ich Roland beim Telefonieren kaum verstehen kann. Dann werde ich mit der Liege auch schon zum Krankenwagen gebracht und Roland setzt sich danach zu mir in den Wagen und hält meine Hand, um mir Mut und Kraft zu spenden. Schon fährt der Krankenwagen zum Krankenhaus.
 

~~~ Erzähler Sicht ~~~
 

Seto Kaiba sitzt in einem sehr wichtigen Meeting, als sein privates Handy zu klingeln beginnt. Genervt holt er sein Handy aus der Hosentasche und blickt auf das Display. Er verdreht die Augen und erklärt seinen Geschäftspartnern:
 

„Entschuldigen Sie mich bitte für einen Moment.“
 

Er verlässt den Konferenzraum und schließt die Tür hinter sich. Dann hebt er ab und zischt etwas angenervt ins Handy:
 

„Roland, ich hoffe für Sie, Sie haben einen triftigen Grund, warum sie mich mitten in einem sehr wichtigen Meeting stören.“
 

„Die Störung tut mir wirklich leid, aber das Baby kommt. Kommen Sie bitte ins Krankenhaus. Mrs. Kaiba braucht Sie.“
 

Aus unerfindlichen Gründen beginnt Seto hysterisch aufzulachen, während er auf Auflegen drückt. Seine Sekretärin, die sich zwecks der wichtigen Konferenz im Vorraum des Konferenzraumes aufhält, fragt ihn besorgt:
 

„Ist alles in Ordnung, Mr. Kaiba?“
 

Er dreht sich zu ihr und hat sichtlich Tränen in den Augen. Er stammelt:
 

„Das … Baby kommt. Ich … werde Vater.“
 

„Dann sollten Sie zu Ihrer Frau. Sie braucht Sie jetzt.“
 

„Aber, das Meeting. Es ist zu wichtig.“
 

„Ich kümmere mich um die Herren. Sie werden bestimmt Verständnis für Sie haben.“
 

Er nickt und bestätigt:
 

„Ich verlasse mich auf Sie. … Und, danke.“
 

Mit diesen Worten verlässt er das Stockwerk, fährt hinauf in sein Büro, packt seine Sachen zusammen und verlässt im Eiltempo seine Firma, mit einem der Wagen, die er in der Firma für Notfälle stehen hat.
 

Als er endlich beim Krankenhaus ankommt, schlägt ihm sein Herz bis zum Hals. Mit rasendem nervösem Herzschlag steigt er aus dem Wagen, eilt die Treppen nach oben zum Krankenhauseingang und marschiert zur Information.
 

„Wo finde ich meine Frau?“ fragt er kühl.
 

„Ah, Mr. Kaiba. Ihre Frau befindet sich im Kreissaalbereich im 3. Stock. Der Fahrstuhl ist gleich dort hinten.“
 

Er wendet sich sofort ab und steuert zielstrebig den Fahrstuhl an. Mit diesem fährt er in den 3. Stock und sieht sich die Wegbeschreibungen an. Danach folgt er dem Weg zum Kreissaal und läutet vor einer verschlossenen Tür, wo man einen Code eingeben muss.
 

Nach einer Minute kommt eine Krankenschwester und öffnet ihm die Tür. Sie erkennt ihn sofort und meint:
 

„Sie kommen sicher, um ihre Frau zu unterstützen. Folgen Sie mir, ich bringe Sie zu ihr.“ und schon wird er zu einem Raum geführt, vor dem Roland nervös auf- und abgeht.
 

Die Zimmertür steht allerdings offen und Jenna liegt in einem Bett, während sie schmerzhaft mit den Wehen kämpft.
 

Als Roland Seto erblickt, geht er schnell auf ihn zu und erklärt:
 

„Endlich Mr. Kaiba. Mrs. Kaiba ist schon völlig am Ende ihrer Kräfte. Sie braucht jetzt ganz dringend Ihren Beistand.“
 

Sofort betritt Seto das Krankenzimmer und geht auf seine geliebte Ehefrau zu, vor der eine Hebamme sitzt.
 

„Mein Engel, ich bin hier. Bitte halte durch.“ versucht er sie aufzumuntern.
 

~~~ Meine Sicht ~~~
 

„Seto.“ erwidere ich, mit Tränen in den Augen.
 

Endlich ist er gekommen, um mir beizustehen.
 

Er nimmt meine Hand und hält sie fest, während er sich einen Stuhl näherzieht, um sich darauf zu setzen. Im Türrahmen steht besorgt Roland, der sichtlich erleichtert ist, dass Seto bei mir ist. Ich lächle Roland kurz dankbar an, als wieder eine Wehe losgeht. Seto betrachtet mich besorgt von oben bis unten.
 

Ich bin an ein CTG angeschlossen, das die Herztöne unseres Sohnes aufzeichnet. Meine Beine liegen auf Beinstützen und die Hebamme kontrolliert immer wieder die Aufzeichnungen der Herztöne, während sie hin und wieder meinen Unterleib abtastet.
 

„Veratmen sie die Wehe.“ kommandiert mich die Hebamme schon die ganze Zeit herum.
 

Ich würde ihr gerne den Hals umdrehen, da sie nicht wissen kann, wie schmerzhaft sich so eine Wehe anfühlt. Also tue ich, was ich in der Geburtsvorbereitung gelernt habe.
 

Als die nächste Wehe kommt, sagt sie allerdings:
 

„So, nun pressen.“
 

Ich drücke also und die Hebamme meint begeistert:
 

„Der Kopf ist schon zu sehen. … Sie haben es bald geschafft.“
 

Seto erhebt sich und wirft einen Blick zu meinem Unterleib, als seine Augen zu strahlen beginnen. Ich kann leider nicht sehen, was die anderen sehen, was mich doch enttäuscht.
 

Die nächste Wehe kommt und ich presse erneut, mit all meiner restlichen Kraft und ich spüre, wie der Körper des Babys meinen Körper verlässt. Ich atme erleichtert durch und vernehme im nächsten Moment das Schreien unseres Sohnes. Die Hebamme wickelt das Baby in eine Stoffwindel und legt es mir auf die Brust. Seto kommt wieder an meine Seite und ist sichtlich überglücklich.
 

Als ich unser Baby so betrachte, muss ich lächeln. Seto nimmt mich leicht in die Arme und küsst mich auf die Lippen.
 

„Unser Sohn ist wunderschön.“ flüstert er.
 

„Ja, das ist er.“ lächle ich Seto erschöpft an.
 

Nun sind wir Eltern und es ist ein tolles Gefühl. Ich bin einfach nur glücklich. Unser Leben als richtige Familie kann nun beginnen.
 


 

~~ Ende ~~

Traum 16 (Motorrad-Stunt)

Ich, Jenna White, bin gerade auf der Straße unterwegs, auf der ich eine wirklich gute Sicht auf die Kaiba Corporation habe. Ich denke gerade verträumt an dessen Besitzer, da erblicke ich plötzlich, wie Seto Kaiba einen wagemutigen Sprung aus einem der untersten Stockwerke wagt.
 

Er rast nun direkt, auf einem sichtlich hypermodernen Motorrad, auf mich zu.
 

Im Gebäude erkenne ich mehrere Leute, die zu fluchen scheinen und einer hat sogar die Hand drohend erhoben.
 

Als Seto Kaiba sich mir nähert, sieht er mich schockiert an, unsere Blicke treffen sich.
 

Wenn er ausschert, würde er stürzen, denn er hat eine sehr hohe Geschwindigkeit drauf. Ich sehe nur einen Ausweg, indem ich mich auf sein Motorrad schwinge, sobald er mich erreicht hat.
 

Er sieht auf dem roten Motorrad richtig heiß aus. Er trägt eine schwarze Lederhose und ein schwarzes Hemd, bei dem die Kragenknöpfe geöffnet sind.
 

Als es soweit ist, packe ich auf die Schnelle seinen Oberarm, schwinge mich auf sein Motorrad, nehme hinter ihm Platz und umfasse ihn, um mich bei ihm festzuhalten. Dann frage ich ihn auch gleich:
 

„Nimmst du mich mit?“
 

Da fragt er mich:
 

„Hab´ ich eine andere Wahl?“
 

Ich schlussfolgere:
 

„Na, ja, du könntest stehenbleiben und mich absetzen.“
 

Er antwortet mir daraufhin:
 

„Das wohl eher weniger. Erstens werde ich verfolgt. Zweitens läuft dieses Motorrad mit Autopilot.“
 

Ich werfe einen Blick hinter uns und danach ihm ein:
 

„Dann schalt ihn ab.“ hinten nach.
 

Seto erklärt mir daraufhin:
 

„Ich weiß nicht, wie dieses Ding funktioniert. Ich hatte keine Gelegenheit, die Gebrauchsanweisung zu lesen.“
 

Ich frage ihn daraufhin:
 

„Wie kam es denn dazu?“
 

Er erzählt mir daher:
 

„Meine Forscher haben mir dieses Projekt eben erst vorgestellt. Ich wollte es testen, als unerwartet diese Leute aufgetaucht sind und mich mit einer Waffe bedroht haben. … In einer Kurzschlussreaktion bin ich eben auf dieses Ding gestiegen. Es hat sich automatisch gestartet und ist mit mir durch die Wand gefahren. Ich hatte Glück, dass das Labor nur im 3. Stock war. Das Motorrad hat den Sturz ganz sanft abgefedert.“
 

Ich fauche ihn beinahe an:
 

„Bist du übergeschnappt?“
 

Mein Unterton hat besorgter geklungen, als ich wollte. Ist ja aber auch kein Wunder. Ich hab´ Angst um ihn.
 

Er antwortet aber nicht auf meine Frage. Ich frag´ mich echt, was er jetzt von mir halten mag.
 

Nach einer Weile fragt er mich aber dann:
 

„Bist du ein Fan?“
 

Ich antworte ihm aber nur, wieder etwas zurückhaltender, während ich meinen Kopf an seinen Rücken lehne:
 

„So in etwa. … Jemand muss ja auf dich aufpassen.“
 

Nach einer weiteren Weile frage ich ihn dann:
 

„Soll ich deinen Verfolgern einen Motorschaden bescheren? Ich würde für dich den Autopiloten ausschalten, dann könntest du stehenbleiben.“
 

Seto fragt mich überrascht und verwundert:
 

„Das könntest du?“
 

Ich antworte ihm lächelnd:
 

„Klar. Magst du zuschauen?“
 

Er gibt nur ein:
 

„Sicher.“ von sich, woraufhin ich einen Knopf auf seinem Steuerpult drücke und an der Lenkstange die Bremse sachte drücke, damit wir stehenbleiben.
 

Ich steige nun vom Motorrad, stelle mich in Position und richte meinen rechten Zeigefinger auf das Auto. Danach warte ich ab, von mir gebend:
 

„Näher, … näher, … näher, … und JETZT!“
 

Man konnte von meinem Finger einen kleinen Blitz ausgehend sehen, der den Motor unseres Verfolgungsautos in Rauch aufgehen lässt.
 

Als ich wieder zu ihm Blicke, staunt er mit offenem Mund.
 

Doch unerwartet folgen plötzlich Schüsse auf Seto. Ich stelle mich schützend vor ihn, er in seiner Panik drückt wieder auf die Tube und fährt ohne mir los. Ich rufe ihm nach:
 

„Seto, wart´ auf mich.“
 

Ich blicke zu dem Verfolgerauto, deren Besitzer aus dem Wagen ausgestiegen sind. Einer hat auf ihn die Waffe gerichtet, während ein anderer die Motorhaube des Autos öffnet, um nach der Ursache des Rauches zu suchen.
 

Ich eile zu dem Wagen, setze mich auf den Rücksitz zu einer jüngeren Frau um die 30 und fauche:
 

„Los, ihm nach!“, während ich mit meinem Finger den Wagen wieder zum Laufen bringe.
 

Die zwei Männer steigen nun wieder gemächlich in das Auto und der Fahrer startet durch, um die Verfolgung wiederaufzunehmen. Die Frau fragt mich daraufhin:
 

„Was soll das? Was machst du hier?“
 

Ich schreie aber nur zum Fahrer:
 

„Drück mal auf die Tube, sonst verlier´ ich ihn noch aus den Augen!“
 

Der Fahrer schnauzt zurück:
 

„Mehr geht nicht. Ich drück eh schon das Pedal ganz durch.“ und ich mache den Wagen mit meinem Finger noch schneller.
 

Die Frau fragt mich daraufhin:
 

„Du stehst auf den Jungen, oder?“
 

Ich aber gebe nur:
 

„Er wird sich noch den Hals brechen.“ von mir.
 

Der Beifahrer erwähnt allerdings:
 

„Wir blasen ihm ohnehin die Birne weg.“
 

Als der Wagen in gleicher Höhe mit Seto ist, springen beide plötzlich über eine große Straßenunterbrechung und landen problemlos auf der weiterführenden Straße.
 

Gleich nach der Landung öffne ich das Fenster auf meiner Seite, klettere aufs Dach und blicke zu Seto hinüber. Der blickt ebenso zu mir, aber in seinem Blick erkenne ich Schrecken, weil er ahnt, was ich vorhabe.
 

Doch gerade, als ich zu ihm rüber springe, bremst das Auto ab.
 

Seto schenkt mir ein begeistertes ehrliches Lächeln und meint:
 

„Da bist du ja wieder.“
 

Ich fahre ihn besorgt und ruppig an:
 

„Du wirst dir noch den Hals brechen. … Wieso hast du nicht auf mich gewartet!?“
 

Er lacht aber nur. Aber, die Art, wie er lacht wundert mich. Es klingt nämlich nach Erleichterung und verklingender Verzweiflung.“
 

Ich sage daher ruhig und sanft:
 

„Fang mir jetzt nicht zum Heulen an.“
 

Er erwidert nur:
 

„Ich doch nicht.“
 

Daraufhin sage ich:
 

„Dann ist´s ja gut.“ und lehne meinen Kopf wieder an seinen Rücken.
 

Nach einer Weile erwähnt er dann:
 

„Jetzt nehm ich dich schon ´ne ganze Weile mit und weiß noch nicht mal deinen Namen.“
 

Ich lächle daraufhin und sage:
 

„Jenna. … Jenna ist mein Name.“, als er plötzlich ein:
 

„Oh, oh!“ von sich gibt.
 

Ich gebe auch gleich von mir:
 

„Dein ‚oh, oh‘ gefällt mir aber gar nicht.“ und werfe einen Blick über seine Schulter, als wir auch schon über das Ende der Straße fliegen.
 

Er erklärt mir daraufhin:
 

„War nett, dich kennen gelernt zu haben.“
 

Ich nehme nun meinen ganzen Mut zusammen und gestehe:
 

„Seto, … falls wir das nicht überleben, sollst du wissen, dass ich in dich verliebt bin, auch, wenn wir uns eben erst kennen gelernt haben.“
 

Er dreht nun seinen Oberkörper zu mir um und sieht mir direkt in die Augen. Seine Augen wirken schockiert und verwundert. Vielleicht tut es ihm im Augenblick auch nur leid, dass wir nun so enden werden.
 

In meinen Augen sammelt sich Tränenflüssigkeit. Ich nehme sein Gesicht in meine Hände. Es ist, als wäre die Zeit für einen Moment stehengeblieben.
 

Ich nähere ihm langsam meinen Kopf und berühre sanft und vorsichtig seine Lippen. Es fühlt sich so berauschend an, ihm so nah zu sein. Er beginnt den Kuss zu erwidern. Ich vermute, er lässt diesen Kuss nur zu, weil es sein letzter sein könnte.
 

Nachdem wir schweratmend den Kuss beenden, verlieren wir auch schon das Motorrad unter uns und ich sage ihm, während ich ihm durch sein Haar fahre:
 

„Nein, Seto. … Du sollst leben.“
 

Ich drehe meinen Körper der Straße zu, damit Seto auf mir weicher landen wird und klammere mich ganz fest an ihn, sodass er seine Arme genau zwischen uns hat und er quasi gefesselt ist und mich daher nicht daran hindern kann, zu sterben.
 

~~~ Erzähler Sicht ~~~
 

Seto sieht bereits die Straße auf sich zu rasen und schreit:
 

„Jenna, nein. Du wirst sterben. … Das kannst du nicht machen.“
 

Jenna erwidert aber nur:
 

„Ich muss es tun. … Es reicht doch, wenn nur einer von uns sterben muss. Und du sollst es nicht sein. … Ich liebe dich, Seto.“
 

In diesem Augenblick wird Seto klar, dass sie nur auf Grund ihrer Liebe zu ihm so handelt, und es sich daher um wahre Liebe handeln muss. Er hat schon viel darüber gehört und gelesen, dass einem das Leben des anderen viel wichtiger ist, als das eigene, was in diesem Fall auf jeden Fall zutrifft.
 

Er kann es einfach nicht glauben. Dieses Mädchen, Jenna, liebt ihn ehrlich und aufrichtig. Was auch bedeutet, dass sie es auch nicht auf sein Geld abgesehen hat.
 

Nun kann auch er seine Tränen nicht mehr zurückhalten. So etwas war ihm bisher noch nie passiert. Er hat seine wahre Liebe gefunden und würde sie auch gleich wieder verlieren. Das durfte einfach nicht so enden. Das Letzte, was er noch sagen kann, ist:
 

„Jenna, bitte bleib´ bei mir. Lass mich nicht allein.“, als es auch schon zu spät ist und sie mit voller Wucht auf der Straße aufprallt.
 

Genau, wie sie vorhergesagt hat, überlebt er mit einigen Schrammen und blauen Flecken und löst sich aus ihrer schlaff gewordenen Umklammerung. Er sieht sogar hinter ihnen den Wagen der Verfolger abstürzen. Diese hatten absolut keine Überlebenschance.
 

Seto zückt mit zittrigen Händen sein Handy aus der Hosentasche und ruft sofort einen Krankenwagen. Er misst ihren Puls und ihren Herzschlag, der bereits relativ schwach ist. Er nimmt ihren Oberkörper in seine Arme, drückt ihn an sich und heult ihren ganzen Oberkörper voll, bis ihr Pulli ganz eingeweicht ist, während er immer wieder vor sich hinsagt:
 

„Jenna, warum? Warum?“
 

Doch sie kann ihm nicht antworten. Sie ist bewusstlos. Ihr Herzschlag wird immer schwächer und der Krankenwagen lässt auf sich warten.
 

Seto hat noch nie so viel Angst um einen anderen Menschen, außer seinem kleinen Bruder Mokuba, gehabt. Man könnte meinen, Jenna wäre sein ein und alles, so wie er sie verzweifelt an sich presst und wimmert.
 

***
 

Sechs Wochen später kommt Seto ins Krankenhaus. Er wurde benachrichtigt, dass Jenna endlich aufgewacht ist, von dem künstlichen Koma, in das sie die Ärzte versetzt hatten.
 

Durch die lange Zeit konnte er auch bereits Jenna´s Familie kennenlernen, da er eigentlich täglich seine Zeit im Krankenhaus zubrachte. Als ihre Eltern hörten, was vorgefallen war, hatten sie ihn sofort in ihren Familienkreis aufgenommen, als sähen sie in ihm bereits den zukünftigen Schwiegersohn.
 

Er hat sich nämlich dazu entschlossen, sollte Jenna überleben, würde er ihr keine Minute mehr von ihrer Seite weichen. Denn ihm war klargeworden, dass er sie bei sich behalten wollte, denn er hat in dieser Zeit auch gelernt, sie zu lieben.
 

Deshalb hat er sich auch beeilt, ins Krankenhaus zu kommen, wobei er zuvor noch einen Strauß roter Rosen besorgt hat.
 

Nun steht er unsicher vor ihrer Zimmertür, die Rosen hinter seinem Rücken versteckt, und versucht seine Nervosität zurückzudrängen. Jenna wird schließlich diesmal wach sein, macht er sich klar.
 

Noch einmal atmet er tief durch und klopft an die Zimmertür. Er wartet gar nicht erst eine Reaktion von ihr ab, sondern öffnet die Tür und wirft einen vorsichtigen Blick ins Zimmer, bevor er die Tür ganz aufschiebt und eintritt.
 

Sofort schwenkt Jenna ihren Blick zur Tür und erkennt ihren heißgeliebten Seto.
 

„Seto. Dir geht´s gut.“ stellt sie erleichtert fest.
 

Langsamen Schrittes nähert er sich nun ihrem Krankenbett. Unsicher, wie er ihr nun klarmachen soll, dass er sich in der ganzen Zeit in sie verliebt hat.
 

Aber, seine Freude darüber, dass sie endlich wieder gesund und aufgewacht ist, treibt ihm Tränen der Erleichterung in die Augen.
 

Sie betrachtet ihn besorgt, während er auf sie zutritt, da ihr die Tränen in seinen Augen nicht entgehen.
 

„Du bist endlich wieder aufgewacht.“ zittert seine Stimme.
 

Als er bei ihr ankommt, muss er sie einfach in seine Arme nehmen, was Jenna auch zulässt. Da bemerkt sie auch, dass links neben ihr Grünzeug an sie gedrückt wird.
 

Sie kommt allerdings nicht mehr dazu, sich das Grünzeug näher zu betrachten, weil sich überraschterweise weiche Lippen verzweifelt auf ihre pressen.
 

Um diese Verbindung besser genießen zu können, schlingt sie nun ihre Arme um seinen Körper und erwidert den Kuss. So versucht sie ihn auch gleichzeitig zu beruhigen.
 

Als er sich wieder von ihr löst, stolpern ihm unerwartet die Worte:
 

„Ich liebe dich.“ über die Lippen.
 

Anschließend starrt er sie überrascht an und wartet ihre Reaktion ab.
 

Es liegt sich allerdings nur ein wunderschönes Lächeln auf ihre Lippen und sie erwidert ihm:
 

„Ich liebe dich auch.“
 

Nervös hält er ihr dann die Rosen vor die Nase, mit den Worten:
 

„Die sind übrigens für dich.“
 

„Danke, das ist sehr lieb von dir. … Sie sind wirklich wunderschön.“
 

So kommt es, dass Jenna bereits am nächsten Tag entlassen wird und die beiden ihr gemeinsames Leben beginnen.
 

Wenn diese Situation nie eingetreten wäre, vielleicht wären die beiden nie ein Paar geworden. Aber, das werden wir wohl nie erfahren.
 

~~ Ende ~~

Traum 17 (Dimensionsportal (Realität trifft auf Anime))

Es ist Winter, nur wenige Tage vor Weihnachten, und die Temperaturen sind recht kalt für diese Jahreszeit. Ich stehe an einem Geländer lehnend, auf einem Christkindlmarkt, der Boden ist mit Schnee bedeckt, wartend auf meinen Partner mit unseren zwei Kindern und meiner Mutter, als mich eine Person anspricht.
 

„Entschuldigung, aber könnten Sie mir bitte die Uhrzeit verraten? Meine Uhr ist kaputtgegangen.“ fragt mich eine männliche Stimme, die mir vertraut klingt.
 

Mein Blick ist nach unten gerichtet, als die Person mir bereits die Hand auffällig ins Blickfeld hält und auf die Armbanduhr klopft. Mir kommt sofort in den Sinn:
 

//Diese Hand kommt mir aber verdächtig bekannt vor.//
 

Ich berühre vorsichtig diese Hand und betrachte sie näher. Die Finger sind dünn und lang und sehen doch sehr gepflegt aus. Die Hand selbst ist auch recht groß. Ich kann mir nicht helfen, aber diese Hand sieht der von Seto Kaiba so ähnlich, dass ich glaube, an meinem Verstand zweifeln zu müssen. Es ist nämlich völlig unmöglich, dass diese Hand Seto Kaiba gehört. Er ist nur gezeichnet und existiert schließlich gar nicht.
 

Ich werfe auch zufällig einen Blick auf die angeblich kaputte Armbanduhr und stelle fest, dass diese keineswegs kaputt ist.
 

//Das ist unmöglich. Das wäre doch mehr, als verrückt. Nein, das kann nicht die Hand von Seto Kaiba sein. Ihn gibt es doch gar nicht real. Und doch hat sie diese verdammte Ähnlichkeit, mit der von Seto Kaiba. Jetzt will ich es aber genau wissen.//
 

Ich blicke ganz langsam und vorsichtig auf, drehe mich aber zuerst nach rechts, sodass der Besitzer dieser Hand hinter mir steht. Fünf Personen stehen mit Abstand aufgereiht, um mich herum. Sie alle tragen braune Roben und Kapuzen auf ihren Köpfen.
 

Ich führe meinen Kopf im Uhrzeigersinn, während ich die Augen jedes Einzelnen betrachte. Als ich mir ihre Gesichter der Reihe nach ansehe, blicken sie extra zu mir, damit ich sie besser erkennen kann. Ich zähle schockiert auf:
 

„Yugi, … Joey, … Tea, … Tristan, … Mokuba, …“
 

Ich wage es kaum, meinen Kopf zu heben, als ich bei Seto angekommen bin, aber ich tu´s trotzdem, weil ich es unbedingt wissen will, ob er es wirklich ist. … Ich hebe also langsam meinen Kopf und blicke in seine blauen Augen, mir entweicht:
 

„Seto.“ und mir wird, aus Schock, schwarz vor Augen, ehe ich den Boden unter meinen Füßen verliere.
 

~~~
 

Ich komme wieder zu mir, lasse aber meine Augen noch geschlossen. Aus meiner Position heraus, entnehme ich, dass ich auf einer Couch liegen muss. Ich vernehme auch Stimmengewirr, das langsam immer deutlicher wird, bis es unterbrochen wird.
 

„Ruhe! … Einer, nach dem anderen.“ erklingt herrisch Seto´s Stimme.
 

//Das gibt´s nicht. Das ist eindeutig die Stimme von Seto Kaiba. Das geht aber doch gar nicht. Er ist doch ein Animecharakter. Nicht echt. Nicht existent.//
 

„Also, Kaiba, was schlägst du vor, was wir jetzt mit ihr machen sollen?“ höre ich Yugi´s besorgte Stimme.
 

„Ich werde jetzt erst mal sehen, was das Glöckchen von ihr hält.“
 

Als ich bemerke, dass Schritte auf mich zukommen, lausche ich angespannt, wage es aber nicht, meine Augen zu öffnen.
 

//Das muss ein Traum sein. Wenn ich meine Augen öffne, sind sie nicht wirklich da.//
 

Gerade, als er meine Hand nimmt, öffne ich vorsichtig meine Augen einen Spalt. Ich blicke direkt auf meine Handfläche, die Seto öffnet und ein silbernes Glöckchen hineinlegt. Grünlicher Rauch steigt aus dem Glöckchen.
 

//Was ist das? Was soll das Ganze?//
 

Ruckartig und ziemlich rasch folgt jetzt meine Reaktion. Ich umschließe das Glöckchen mit der rechten Hand und mit dem anderen Arm schwenke ich Richtung Wand, um sie von mir zu schubsen. Wider Erwarten hängen sie jedoch an der Wand und können sich nicht mehr bewegen. Ich sehe in ihre erschrockenen und entsetzten Gesichter. Yugi, Joey, Tea, Tristan und Seto.
 

Verwundert blicke ich auf meinen Arm, dann sehe ich mir das Glöckchen noch einmal genauer an. Ich sehe mich um.
 

//Fehlt nur noch Mokuba. Der war vorhin, bevor ich in Ohnmacht gefallen bin, auch da. Na, egal. Weit wird er vermutlich nicht sein. Vielleicht ist es auch besser so, dass er gerade nicht da ist.//
 

Noch immer habe ich kein Wort gesagt. Ich fasse es immer noch nicht. Die Yu-Gi-Oh!-Clique direkt vor meinen Augen.
 

//Das ist einfach unglaublich. Träume ich? Oder sind sie wirklich echt.//
 

Ich gehe nun vor ihnen auf und ab und erkundige mich mal mit einem ernsten Tonfall und Gesichtsausdruck:
 

„Ich versteh´ das nicht. … Wie ist das möglich? … Ich mein, ihr seid gezeichnet. Ihr seid nicht real. Und doch seid ihr hier.“
 

Ich bleibe stehen und sehe ihnen nacheinander in die Augen.
 

Alle Fünf senken den Kopf und wenden mir so ihren Blick ab.
 

//Na, toll. Jetzt schweigen sie mich auch noch an. Was soll das Ganze?//
 

Nach einer Minute Schweigen, frage ich also:
 

„Ok. … Andere Frage. Wieso bin ich hier?“
 

Ich hab´ schließlich festgestellt, dass ich in einer Hütte sein muss, wo immer das sein mag. Ich füge auch gleich an:
 

„Und was hat es mit diesem Glöckchen auf sich?“
 

„Wir … sind … auf der Suche … nach einem Mädchen.“ kommt eingeschüchtert von Yugi gestottert.
 

Ich sehe ihn skeptisch an. Und wenn ich gekonnt hätte, hätte ich jetzt in typischer Kaiba-Manier eine Augenbraue gehoben.
 

„Wir suchen ein bestimmtes Mädchen.“ kommt trotzig von Joey, der meinen Blick fixiert hält.
 

„Und dieses … ‚Mädchen‘ … soll ich sein?“ frage ich die Fünf.
 

„Wie es scheint.“ klingt die Antwort eher fragend aus Seto´s Mund.
 

Ich wende meinen Blick ihm zu, nachdem ich einen kurzen Blick auf das Glöckchen geworfen habe.
 

//Das Glöckchen hat doch vorhin grünen Rauch ausgespuckt. Ob das der Grund ist, warum die Fünf jetzt an der Wand kleben? Habe ich das bewirkt? … Genial. Ich wollte schon immer mal so was können. … Ob eine weitere Armbewegung reicht, um sie wieder von der Wand zu kratzen?//
 

Ich kichere bei dem Gedanken.
 

//Von der Wand kratzen. Das klingt lustig. … Ich bin aber abgeschweift. Jetzt will ich aber mal wissen, warum sie nach mir gesucht haben.//
 

„Da ihr mich ja nun gefunden habt, … wieso habt ihr mich eigentlich gesucht?“ will ich nun wissen.
 

„Unsere Welt steht in Flammen.“ kommt nun leise von Tea, sodass ich es gerade noch verstehen kann.
 

//Habe ich gerade richtig gehört? Ich muss mich vergewissern, ob ich nicht doch einen Hörschaden habe.//
 

„Wie war das, bitte?“ frage ich daher nach.
 

„Unsere Welt steht in Flammen und absolut nichts vermag es, das Feuer zu löschen.“ wiederholt Tristan für Tea etwas lauter mit einem Zusatz, mit dem ich nicht gerechnet hab´.
 

„Hm.“ gebe ich nachdenklich von mir.
 

//Das ist natürlich schlimm. Ich hab´ auch gar keine Ahnung, ob sich das irgendwie auf die Serie selbst auswirkt. Vor allem weiß ich so auch gar nicht, ob ich überhaupt eine Möglichkeit habe, in ihrer Welt zu bleiben. Das heißt, ich muss verhindern, dass ihre Welt abbrennt. Aber wie soll man das denn aufhalten, wenn sie behaupten, dass nichts das Feuer löschen kann?//
 

„Und was genau hat das jetzt mit mir zu tun? Ich mein, ich werde genauso wenig in der Lage sein, das Feuer zu löschen. Wie stellt ihr euch das bitte vor?“
 

„In dem Glöckchen war Magie, die auf dich übergegangen ist.“, kommt schüchtern von Yugi, „Mit dieser Magie kann man das Feuer löschen.“
 

„Hm, … verstehe.“ überlege ich laut und senke meinen Blick.
 

//Es ist noch immer unfassbar für mich. Vor mir an der Wand hängen Yugi, Joey, Tea, Tristan und Seto Kaiba. Ich hab´ so lange davon geträumt, ihnen mal persönlich zu begegnen. Vor allem aber Seto. Ich bin schließlich schon über 8 Jahre in ihn heimlich verliebt. Es ist, als wäre ein Traum in Erfüllung gegangen. Er ist hier, direkt vor mir. Und so lebensecht. Aber ich darf mich jetzt nicht von meinen Gefühlen beeinflussen lassen. Er kennt mich schließlich nicht und wird für mich wahrscheinlich auch nie etwas übrighaben. Außerdem bin ich viel zu alt für ihn. Schade eigentlich. Aber mehr habe ich mir auch nie erhofft. Ich kann schon froh sein, ihm überhaupt mal gegenüber zu stehen.//
 

Vorsichtig beginne ich, Seto zu mustern. //So groß ist er eigentlich gar nicht. Vielleicht gerade einen ganzen Kopf größer als ich. Und er sieht wirklich sehr dürr aus. Sie alle wirken wirklich dürr. Ist das normal in ihrer Welt? Hm.//
 

Ich drehe ihnen den Rücken zu und überlege.
 

//Wie kommen sie eigentlich ausgerechnet auf mich? Wieso haben sie nicht einfach jemand anderem die Magie überlassen? Es hätte doch gereicht, wenn sie sich jemand von ihnen selbst einverleibt hätte.//
 

Ich wende mich ihnen wieder zu und frage:
 

„Warum braucht ihr mich? Ich mein, warum hat nicht jemand von euch die Magie in sich aufgenommen?“
 

„Weil das so nicht funktioniert.“ zischt Seto.
 

Er scheint mir schon etwas aufgebracht. Ich merke auch jetzt erst, dass sie sich zu bewegen versuchen. Anscheinend ist ihre momentane Position nicht sehr angenehm und ihre Gelenke beginnen zu schmerzen.
 

„Lass uns endlich wieder runter.“ zischt Seto weiter.
 

Ich beginne fies zu Grinsen und gehe auf ihn zu.
 

„Sag ‚bitte‘.“ fordere ich ihn auf.
 

Daraufhin beginnen die Anderen auch schon zu fragen:
 

„Lässt du uns bitte runter?“
 

Ich mache eine Armbewegung und die Vier landen auf ihren Füßen. Sofort beginnen sie sich ausgiebig zu strecken.
 

„Danke. … Ah, ich dachte meine Glieder schlafen schon ein.“ höre ich von Joey.
 

Die anderen nicken ihm zustimmend zu und bedanken sich artig bei mir.
 

„Und was ist mit mir?“ fragt mich Seto aufgebracht.
 

„Du hast noch nicht ‚bitte‘ gesagt.“ erkläre ich ihm ernst.
 

„Darauf kannst du lange warten.“ meint er ernst und versucht mich mit seinen Augen zu erdolchen. Ich nähere mich seinem Gesicht etwas näher an, aber dennoch trennen uns zehn Zentimeter voneinander, wobei seine Füße beinah den Boden berühren.
 

„Ich habe Zeit. Ich kann warten.“ erkläre ich ihm fies grinsend.
 

Wütend zerrt er an seinen Gelenken, die die Magie an der Wand festhält.
 

//Wie es scheint, werde ich mich auf etwas gefasst machen müssen, sobald er frei ist. Ich habe das dumpfe Gefühl, dass er mich umbringen wird, sobald das der Fall sein wird. Dabei verlange ich doch nichts Weltbewegendes von ihm. Ich will doch nur ein ‚Bitte‘ hören.//
 

Ich nähere mich ihm nun so weit an, dass er meinen Atem an seinen Lippen spüren können sollte und sage: „Was ist bitte so schwer daran, das Wort ‚Bitte‘ auszusprechen? Es ist nur ein einziges kleines bedeutungsvolles Wörtchen. Ein Wort, das dir sofort die Freiheit bescheren könnte.“, während ich ihm tief in die Augen blicke.
 

„Du weißt wohl nicht, mit wem du sprichst. Ich bin …“ fährt er mich an, allerdings unterbreche ich ihn wütend: „Ich weiß sehr wohl wer du bist. Nur tut dies nichts zur Sache. Sag ‚bitte‘ und du bist frei.“
 

//Seto bringt mich hier echt noch um den Verstand. Wie kann man nur so stur sein? Ich würde ihn sofort von der Wand befreien, wenn er ‚Bitte‘ sagen würde. Was ist bitte so schwer, dieses eine Wort über die Lippen zu bringen? Er treibt mich hier echt zur Weißglut.//
 

Wir starren uns nun gegenseitig in die Augen und tragen seltsamerweise ein stummes Duell aus. Ich schaffe es auch irgendwie, die Augen offen zu halten, ohne zu zwinkern. Doch aus unerfindlichen Gründen schaffe ich es nicht lange, auf ihn wütend zu sein, bis mir seine Nähe gewahr wird. Mir wird auf der Stelle heiß, ich werde nervös und rucke schlussendlich zurück vor ihm.
 

//Das war viel zu nah. Wann bin ich denn so nah an ihn herangetreten? Hab´ ich gar nicht mitbekommen.//
 

Sein Blick ist mir allerdings gefolgt und nun runzelt er die Stirn. Kein Wunder, ich habe mich recht ruckartig von ihm entfernt.
 

Dann kommt auch noch ausgerechnet Mokuba zur Tür rein und trägt Holzscheite zum Heizofen, der sich im Eck an der Wand neben der Türe befindet. Noch hat er die Situation nicht mitbekommen. Dennoch könnte es passieren, dass die Situation eskaliert, wenn sich jetzt Mokuba einmischt. Das könnte ein Problem für mich darstellen.
 

Ich beobachte Mokuba noch kurz, dann wende ich mich wieder Seto zu. Er hat den Kopf gesenkt.
 

//Was ist jetzt los? Was hat er? Irgendwie tut er mir ja leid. Jetzt hängt er schon ziemlich lange an der Wand. Das kann ja gar nicht angenehm sein. Ich hoffe, dass er mir nicht gleich an den Kragen springt, sollte ich mich dazu entscheiden, ihn von der Wand zu lösen.//
 

Fast schüchtern frage ich ihn:
 

„Hast du Schmerzen?“
 

Er reagiert allerdings nicht darauf. Vorsichtig wage ich mich wieder etwas näher an ihn und greife zaghaft nach seinem Kinn, um es anzuheben, damit er mir wieder in die Augen sehen kann.
 

//Er sieht erschöpft aus.//
 

„Seto, … ich hab´ wirklich nichts gegen dich persönlich. Nur, warum schaffst du es nicht, über deinen Schatten zu springen und mich darum zu bitten, dass ich dich von der Wand erlöse? Es ist doch nur ein Wort, das ich von dir hören will. Das ist doch nicht so schwer. Es ist ein Wort, wie jedes andere.“
 

Das hat jetzt vielleicht etwas zu mitleidig geklungen, was ich ihm zugeflüstert habe. Aber ich kann ihn echt nicht länger so sehen. Er tut mir immer mehr leid.
 

//Seto, warum tust du dir das selbst an?//
 

Ehe ich mich versehe, habe ich meine Stirn an seinen Oberkörper angelehnt.
 

//Er bringt mich echt zur Verzweiflung. Warum ist er so? Gut, ich weiß, warum er so ist, aber warum tut er das?//
 

Ich hebe wieder meinen Kopf und ein eisiger Blick trifft mich.
 

//Er ist also immer noch nicht bereit, sich geschlagen zu geben.//
 

„Seto! … Lass ihn sofort runter! Was soll das?“ beschwert sich Mokuba.
 

//Da haben wir den Salat.//
 

„Mokuba, bleib´ da. Das ist gerade sehr spannend.“ höre ich da Joey sagen, ehe ich mich umdrehen kann.
 

Jetzt hätte ich abermals eine Braue gehoben, wenn ich es könnte. Dann kann ich es aber nicht verhindern, dass ich kurz zu kichern beginne.
 

//Ja, diese Situation ist mehr als lächerlich. Und die anderen scheinen alles gespannt zu verfolgen und sogar amüsant zu finden. Wenigstens jemand der seinen Spaß daran hat, aber mir gefällt die Situation dennoch nicht.//
 

„Seto.“, werde ich jetzt schon um einiges energischer, „Wie lange willst du noch an dieser Wand hängen bleiben? Hm?“
 

„Dann lass´ mich doch einfach runter.“ zischt er mir entgegen.
 

„Seto, … ich hab´ dir schon einmal gesagt, dass du ‚Bitte‘ sagen sollst. Ich lasse mir nämlich nichts befehlen.“ fauche ich ihm zurück.
 

Jetzt werde ich wirklich schon wieder wütend. Er schafft es doch tatsächlich, dass er mich wieder zur Weißglut treibt.
 

„Wie lange hängt mein Bruder da schon an der Wand?“ höre ich Mokuba fragen.
 

„20 Minuten. Er ist echt stur und gibt nicht klein bei.“ kommt von Tea leise erwidert.
 

//20 Minuten schon? Mich würde nicht wundern, wenn er danach ordentlich Rückenschmerzen hätte. Vielleicht kann ich ihn ja milde stimmen, indem ich ihm eine Massage anbiete. Hm, nein lieber doch nicht. Ich kann mir nämlich gut vorstellen, dass er mir danach an die Kehle springt. Ich sollte mich vorsehen.//
 

Seto beginnt wieder an seinen Gelenken zu zerren, hält inne und schnauzt mich an:
 

„Lass´ mich endlich runter, du … du ... Groarrr!“
 

//Woah. Er grollt ja fast, wie ein Drache. Und sein Kopf ist schon ganz rot vor Wut. Wenn ich Pech habe, überlebe ich das nicht, wenn ich ihn runterlasse. Aber er ist ja selbst schuld. Was sagt er nicht einfach das Wörtchen ‚Bitte‘. So schwer ist das schließlich nicht.//
 

„Dann sag´ das Zauberwort.“ verschränke ich, nun ebenfalls auf stur gestellt, meine Arme.
 

„Darauf kannst du lange warten.“ zischt er mir entgegen.
 

Genervt greife ich mir an die Stirn.
 

//Das gibt´s doch einfach nicht. Der Typ ist so stur. Der benimmt sich schon echt lächerlich. Wie ein kleines Kind. Ha! Das sollte ich ihm auf die Nase binden.//
 

„Du führst dich auf, wie ein kleines Kind, das seinen Willen nicht kriegt. Weißt du das? Das ist echt schon lächerlich, wie du dich benimmst. … Ist der immer so?“ wende ich mich mit der letzten Frage an Mokuba.
 

„Na, ja, er ist es gewohnt, immer das zu bekommen, was er will.“ meint Mokuba.
 

„Würde er sogar gegen eine Wand rennen, nur um das zu kriegen, was er will?“ frage ich nach.
 

„Ich bin anwesend.“ schnaubt Seto, anscheinend, um wieder auf sich aufmerksam zu machen.
 

„Und ich dachte, ich rede mit der Luft.“, gebe ich sarkastisch von mir, „Es liegt nur an dir, wie lange du noch Zeit an der Wand verbringst. Du musst mich nur darum bitten, dass ich dich runterlasse. … Dir sollte mittlerweile klar sein, dass ich mir von dir nichts befehlen lasse. Und ich kann ebenso stur sein.“ schleudere ich ihm entgegen, während ich mich ihm wieder bis auf zehn Zentimeter annähere.
 

Er stöhnt genervt auf und meint ruhiger:
 

„Ist mir nicht entgangen.“, durchbohrt mich danach allerdings mit seinen eisigen Blicken.
 

„Sollte ich etwa Angst vor dir haben?“ will ich von ihm wissen.
 

//Er kann mir doch nichts tun, oder? Soviel ich weiß, schlägt er keine Frauen. Hoffe ich. Obwohl sein eisiger Blick schon recht beeindruckend ist. Das Interessanteste allerdings ist, dass er bisher sämtliche Reaktionen sehr offen gezeigt hat. Ich habe ihn wohl aus der Fassung gebracht. Er hat vermutlich nicht angenommen, dass ich das wirklich durchziehe und ihn einfach an der Wand hängen lasse. Tja, falsch gedacht. … Ich frage mich, ob ihm das nicht langsam leid wird. Er kann schließlich nur nachgeben, damit ich ihn befreie. Na, ja, falls er an der Wand nicht übernachten will.//
 

„Wäre vielleicht angebracht.“ meint er dazu zischend.
 

Ich seufze.
 

//Wie stur kann ein Mensch eigentlich sein?//
 

„Seto. Wie lange willst du noch hier so hängen bleiben? Ich will doch nur ein einziges Wort von dir hören. Kann es so schwer sein, deinen Stolz zu überwinden?“
 

Das Einzige, was er macht, ist, seine Lippen zusammenzupressen.
 

„Du hast anscheinend niemals gelernt, ‚Bitte‘ und ‚Danke‘ zu sagen, kann das sein? Normalerweise lernt man das bereits im Kindesalter. Das zählt man nämlich zur Höflichkeit.“ erkläre ich ihm ernst, mit etwas Zorn in der Stimme.
 

„Dessen bin ich mir durchaus bewusst. … Das predige ich Mokuba selbst des Öfteren.“
 

Ich sehe ihn mit großen Augen an und kann nicht an mir halten loszulachen, nachdem ich einen kurzen Blick zu Mokuba gemacht habe.
 

„Das ist echt zu witzig. Mokuba predigst du, dass er höflich sein soll, aber dich selbst, hältst dich nicht dran. Ein tolles Vorbild gibst du ab.“
 

Ein weiterer Blick wandert zu den Übrigen.
 

//Was haben die da, zu tuscheln? Die scheinen sich ja prächtig zu amüsieren. Aber leider auf Seto´s und meine Kosten. Nicht mal Mokuba ist gewillt, Seto zu unterstützen. Da geht doch etwas nicht mit rechten Dingen zu. Das gefällt mir irgendwie nicht. … Wenigstens von Mokuba hätte ich erwartet, dass er versucht, mich zu überreden, Seto endlich frei zu lassen.//
 

Ich beobachte die Anderen noch eine Weile stutzig, dann wende ich mich wieder Seto zu, trete ganz nah an ihn heran und flüstere ihm zu:
 

„Sag mal, Seto, … hast du dich mit Mokuba zerstritten?“
 

Er lässt den Kopf hängen und antwortet:
 

„Nicht, dass ich wüsste. Warum?“
 

„Na, ja, … ich finde es schon eigenartig, dass er nichts versucht, damit du freikommst. Du hängst hier ja schon ´ne Weile rum, seit er vom Holzholen wieder zurück ist.“
 

Seto hebt den Kopf und wirft einen Blick zu Mokuba rüber, dann runzelt er die Stirn und lässt abermals seinen Kopf hängen.
 

„Hast du Schmerzen?“ frage ich vorsichtig, aber leise, da ich noch immer ganz nah bei ihm stehe.
 

„Du kannst dich bewegen, weißt du? Du bist schließlich nicht gefesselt. Du hängst nur an der Wand, als hätte sich die Richtung der Schwerkraft verändert, nur mit wesentlich stärkerer Anziehungskraft.“ erkläre ich ihm mit einem kleinen Lächeln, was er natürlich gleich ausprobiert, seine Arme seitlich ausstreckt und nach unten bewegt.
 

Kurzzeitig legt sich auch auf seine Lippen ein kleines Lächeln, aber wirklich nur sehr kurz, ehe er mich wieder ansieht.
 

„Besser?“ frage ich ihn anschließend und er nickt leicht, während er seine Lippen zusammengepresst hält.
 

„Wieso fällt es dir so schwer, mich darum zu bitten, dass ich dich herunterlasse? Gefällt es dir da oben so gut?“ frage ich ihn immer noch leise.
 

Er verdreht daraufhin nur seine wunderschönen blauen Augen. Ich seufze.
 

//Hat er es jetzt schon aufgegeben, mit mir zu reden? Vielleicht sollte ich die Zeit nutzen, ihm sinnvollere Fragen zu stellen.//
 

„Seto. … Wie seid ihr eigentlich an dieses Glöckchen gekommen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihr das schon die ganze Zeit über mit euch herumgeschleppt habt. … Und wieso lässt sich das Feuer in eurer Welt nicht löschen? Habt ihr da eine Ahnung?“ frage ich sichtlich neugierig.
 

Er sieht mir direkt in die Augen und erzählt mir ruhig:
 

„Eine alte Frau hat uns angesprochen, als wir uns zufällig alle getroffen haben, nachdem das Feuer ausgebrochen ist und sämtliche Löschversuche nichts gebracht haben. Sie meinte, dass es sich um kein gewöhnliches Feuer handelt, sondern um ein magisches. Danach hat sie uns das Glöckchen gegeben und gesagt, dass wir ein Portal durchschreiten und nach einem Mädchen suchen sollen. Im Glöckchen befände sich Magie aus der alten Zeit und die Magie würde ihre Besitzerin wiedererkennen, indem sie zu diesem übergeht, was bei dir eindeutig eingetreten ist.“
 

„Und ich soll jetzt dieses Feuer löschen, mit Hilfe dieser Magie?“ frage ich nach.
 

„So wurde uns das gesagt.“ beendet er seine Erklärung und ich sehe ihn stutzig an.
 

„Hm, … woher wusstest ihr eigentlich nach wem ihr suchen müsst? Ich mein, hier laufen nicht grad wenig Mädchen rum, die in Frage kämen. Zudem zähle ich noch nicht mal mehr als Mädchen.“
 

Seine Lippen verziehen sich zu einem fiesen Grinsen.
 

//So, so. Das heißt, sie haben sehr wohl Informationen darüber erhalten, wie dieses ‚Mädchen‘ aussieht und wie und wo sie dieses finden können. Sonst hätten sie doch sicher Jahre damit zugebracht.//
 

Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen spreche ich es also aus:
 

„Du verschweigst mir doch etwas. Da bin ich mir sogar mehr als sicher.“
 

„Wer weiß?“ antwortet er mir, mit einem noch breiteren Grinsen.
 

„Wenn du mich runterlässt, verrat ich´s dir vielleicht.“ schlägt er mir vor.
 

Stutzig betrachte ich ihn und entgegne:
 

„Hm, … nein. Das ist mir zu unsicher. Von dir kriege ich ohnehin nichts mehr zu hören, was für mich von Interesse sein könnte. … Glaub´ ja nicht, dass ich auf so einen billigen Trick hereinfalle. Bei dir heißt ‚vielleicht‘ nämlich grundsätzlich ‚nein‘. Das könnte dir so passen.“
 

Seto grummelt und ich kann mir bildlich vorstellen, was er sich denkt. Wahrscheinlich so was wie: ‚Woher weiß sie das nur?‘ oder ‚Wie kann sie mich so einfach durchschauen?‘
 

„Seto, … wenn du runter willst, brauchst du mich nur zu bitten. Mehr verlange ich doch gar nicht. Ich will nur, dass du mich ganz nett fragst.“ erwähne ich ihm.
 

„Ich bin aber nicht nett.“ widerspricht er sofort.
 

„Bist du dir da so sicher?“ frage ich ihn herausfordernd und mache noch einen Schritt auf ihn zu, sodass ich seinen Körper beinah berühre, unser Blickkontakt aber dennoch bestehen bleibt.
 

//Jetzt wäre ich ihm im Moment so nahe, dass ich ihn direkt küssen könnte. Aber das wäre keine gute Idee. Ich bin viel zu alt für ihn. Das lässt sich leider nicht bestreiten.//
 

Er antwortet mir nicht, sondern spießt mich lieber nur mit seinen Blicken auf.
 

//So ein Sturkopf. Aber, ein Süßer.//
 

„Hast du eigentlich auch einen Namen?“ werde ich dann, wie nebenbei gefragt, gerade, als ich dabei bin, meinen Blick abzuwenden. Ich rucke meinen Kopf wieder zurück und sehe ihn verwundert an.
 

„Ich heiße Olivia.“ antworte ich und senke meinen Kopf. //Ich mag meinen Namen nicht. Warum konnte mich meine Mama nicht anders benennen.//
 

Als ich nach wenigen Sekunden, wegen fehlender Antwort, meinen Kopf wieder hebe, um ihm in die Augen zu sehen, bemerke ich seine gerunzelte Stirn.
 

//Ob er sich gerade fragt, warum ich nach meiner Namensnennung meinen Kopf gesenkt habe? Aber ist doch eigentlich egal.//
 

„Meinen Namen muss ich dir ja scheinbar nicht extra erwähnen, da du ihn ja ohnehin zu kennen scheinst.“ erwähnt er bissig.
 

Ich nicke schüchtern.
 

//Wo war meine Schüchternheit zu Beginn? Und wieso kommt sie ausgerechnet jetzt zum Vorschein? Merklich schlechter Zeitpunkt. Er scheint auch nicht darüber erfreut zu sein, dass ich seinen Vornamen benutze. Das war aber eigentlich zu erwarten. Ich nutze ihn dennoch zu gerne, um es nicht zu tun. Außerdem wollte ich schon die ganze Zeit wissen, wie es klingt, wenn ich ihn ausspreche.//
 

„Seto? … Willst du nicht langsam mal über deinen Schatten springen und das Wörtchen ‚Bitte‘ über deine Lippen bringen?“, fordere ich ihn säuselnd auf, „Mehr erwarte ich wirklich nicht von dir. … Mir wird deine Sturheit nämlich echt langsam zu blöd.“
 

„Dann lass´ mich doch einfach runter.“ presst er zwischen seinen Zähnen hervor.
 

„Hast du was gesagt?“ frage ich ihn herausfordernd.
 

Er stöhnt genervt auf, verdreht seine Augen und presst dann endlich:
 

„Bitte.“ hervor.
 

Ich seufze erleichtert auf und sage:
 

„Na, bitte. Warum nicht gleich so.“
 

Ich mache eine Armbewegung, nachdem ich mich von ihm entfernt habe, doch nichts passiert.
 

Ich wiederhole die Armbewegung und wieder passiert nichts.
 

„Lässt du mich jetzt langsam mal runter?“ werde ich von Seto gehetzt.
 

„Ja, ja, sofort.“
 

So nähere ich mich ihm wieder an und berühre zögerlich sein linkes Handgelenk. Ein Stromstoß durchfährt mich.
 

Mit einem erneuten Versuch, ihn zu berühren, greife ich erneut nach seinem Handgelenk und entferne es mit Leichtigkeit von der Wand. Dann widme ich mich dem anderen Handgelenk und trenne es von der Wand. Seto beginnt sofort seine Handgelenke zu kreisen, da er sie bislang nicht bewegen konnte.
 

Zuletzt packe ich ihn an seinen Hüften und ziehe ihn von der Wand, lasse ihn aber sachte den Boden berühren, als wäre er herabgeschwebt.
 

Sofort trete ich einen großen Schritt zurück, um Abstand zu gewinnen, weil er sich streckt und einige Bewegungsübungen vollzieht.
 

Als Seto damit fertig ist, trifft mich plötzlich sein eiskalter Blick und er meint:
 

„Und jetzt zu dir, Olivia.“
 

Meine Augen weiten sich.
 

//Oh, oh! Jetzt kommt seine Rache. Ich sollte mich schleunigst davonmachen. Nur, warum bewegen sich meine Beine nicht?//
 

Seto tritt langsam auf mich zu, während ich Schritt für Schritt zurückweiche. Als ich an die Couchlehne stoße, lehne ich mich an ihr gezwungenermaßen zurück, sodass mir sogar das Glöckchen aus der Hand entgleitet und auf den Sitz der Couch plumpst, während sich Seto so weit zu mir vorbeugt, dass sich beinah unsere Nasenspitzen berühren.
 

Meine Augen sind kurz schockgeweitet, auf Grund der Couch-Kollidierung.
 

„Mach´ das ja nie wieder.“ kommt es drohend über seine Lippen.
 

„Sonst was? … Ich hab´ keine Angst vor dir. Sollte dir eigentlich klar sein. Ich könnte schneller, als dir lieb ist, wieder dafür sorgen, dass du der Wand wieder Gesellschaft leistest.“
 

Er verbeißt sich sichtlich einen Kommentar, greift sich allerdings meine beiden Handgelenke, um mich festzunageln, woraufhin ich zu Grinsen beginne, weil mir seine Nähe gewahr wird.
 

„Kann es sein, dass du dich nach meiner Nähe sehnst?“ werfe ich ihm direkt ins Gesicht.
 

Nun scheint auch er sich unserer Position gewahr zu werden und seine Wangen röten sich, während er meine Handgelenke wieder freilässt und schleunigst Abstand von mir gewinnt.
 

„Mit dir bin ich noch lange nicht fertig. Mach´ dich darauf gefasst, meine Retourkutsche zu empfangen.“ entgegnet er mir kalt und zornig.
 

„Ja, ja, geschenkt.“ erwidere ich allerdings nur und grinse ihn schief an.
 

Dann werfe ich mal einen Blick zu den Anderen und stelle unverschämter Weise fest, dass die absolut unbeteiligt und vollkommen ruhig einfach Karten spielen.
 

„Das ist ja wohl …“ verlässt fassungslos meine Lippen.
 

Danach blicke ich zufällig auf meine Armbanduhr und mich trifft beinah der Schlag.
 

„Verdammt.“
 

Ich wende mich ab, nehme meine Jacke vom Kleiderständer, der hinter der Tür steht, wenn man sie öffnet und schlüpfe während dem Hinauseilen hinein.
 

Schnell renne ich nach draußen, erkenne, dass wir uns immer noch auf dem Christkindlmarkt befinden, auf dem ich an dem einen Geländer gestanden habe und kehre dorthin zurück.
 

„Schön, dass du auch mal hier auftauchst. Wo, verdammt noch mal, warst du?“ begrüßt mich mein Partner.
 

Meine Mutter und meine beiden Kinder sind auch dabei, wobei meine Mutter den Kinderwagen mit meiner kleineren Tochter schiebt und mein Partner meinen wenig älteren Sohn an der Hand hält.
 

//Auch das noch. Wieso muss alles auf einmal kommen? Meine Kinder lasse ich aber sicher nicht beim ihm, während ich weg bin. Andererseits wäre das doch der beste Zeitpunkt, um ganz von vorne zu beginnen. Aber was mache ich mit den Kindern? Nein, er kriegt sie nicht. Schließlich habe ich die alleinige Obsorge. Und dem Jugendamt überlasse ich sie ebenso ungern.//
 

Ich ignoriere ihn, begrüße meine Mutter mit einem:„
 

Hallo, Mama.“ und gehe auf meine Kinder zu.
 

Meine Tochter abgeschnallt und aus dem Kinderwagen geholt, sowie meinen Sohn hockerlnd in den Arm genommen, begrüße ich sie:
 

„Hey, ihr beiden. Meine süßen Lieblinge.“ und gebe ihnen jeweils einen Kuss auf die Wange.
 

„Es ist etwas passiert, was mich zu der Entscheidung gebracht hat, euch wieder zu mir zurück zu holen. Ich hoffe zwar, dass meine Entscheidung die Richtige ist, aber so habe ich die Möglichkeit ganz von vorne zu beginnen. Dennoch sollt ihr wissen, dass ich euch ganz doll liebhabe, warum ich euch bei mir behalten will.“ flüstere ich ihnen zu.
 

Ich richte mich auf und sehe meinen Partner an, als ich bemerke, dass ich weitere Gesellschaft erhalten habe und einen Blick über meine Schulter werfe.
 

Auf meine Lippen legt sich unwillkürlich ein Lächeln, als mir Seto´s leuchtend blaue Augen gewahr werden und die anderen fünf hinter ihm stehen.
 

//Meine Entscheidung ist gefallen. Heute ist mein Tag.//
 

„Soll ich dir was verraten?“, wende ich mich wieder an meinen Partner, „Heute ist der ideale Tag, um endlich mit dir Schluss zu machen, denn ich werde in eine andere Welt gehen.“
 

„Was? Was soll das? Wovon redest du?“ runzelt mein Partner die Stirn irritiert.
 

„Du hast schon richtig verstanden. … Jetzt, da ich die Möglichkeit endlich besitze, gedenke ich alles hinter mir zu lassen. Die Kinder allerdings, werde ich mit mir nehmen, aber anders, als du vielleicht vermuten wirst.“
 

„Dass du die Kinder mitnimmst, kommt ja gar nicht in Frage. Die bleiben bei mir.“
 

„Ich kann und ich werde. Ich hab´ schließlich die alleinige Obsorge. Schon vergessen? Und ich entscheide, wo es ihnen besser ergehen wird. … Es kommt ja gar nicht erst in Frage, dass ich sie dem Jugendamt überlasse. Da kommen sie ja doch nur in ein Heim.“
 

„Du wirst die Kinder nicht mitnehmen!“ brüllt er nun und gedenkt, auf mich loszugehen.
 

Doch, ehe er es auch nur fertigbringt, mich auch nur ansatzweise zu berühren, stellt sich ihm Seto in die Quere und hält sein Handgelenk fest.
 

„Na, na, was soll das denn werden?“ fragt Seto drohend, mit eiskalter Stimme.
 

Mein Partner zuckt sichtlich, auf Grund dieser unterkühlten Stimme, zusammen. Ich muss mir zwanghaft ein Grinsen verkneifen.
 

„Wer bist du denn? Was ich mache, geht dich gar nichts an!“ ärgert sich mein Partner sichtlich über Seto´s Einmischung.
 

„Mich geht es sehr wohl etwas an, wenn Sie gedenken, Gewalt vor den Augen Ihrer Kinder auszuüben.“ erklärt Seto und verdreht meinem Partner den Arm auf den Rücken.
 

Ich marschiere derweil zu meiner Mutter, die mich auch gleich fragt:
 

„Wer ist das?“
 

Ich antworte ihr begeistert:
 

„Das glaubst du mir ohnehin nicht. … Du kennst doch die Anime-Serie ‚Yu-Gi-Oh!‘, oder?“
 

„Du meinst doch nicht etwa die Serie, von der du schon so lange auf Seto Kaiba stehst?“
 

„Nicht so laut. Aber du hast Recht. Selbiger hält gerade IHN fest. Und die anderen fünf sind Yugi Muto, Joey Wheeler, Tea Gardner, Tristan Taylor und Mokuba Kaiba. Die Clique, du verstehst?“ und ich deute jeweils auf die einzelnen Personen in den Roben, deren Augen ich gut wiedererkennen kann.
 

„Ich kenn´ die Serie nicht so gut. Das weißt du auch.“
 

„Egal. Der Grund für ihr Hiersein ist, weil sie anscheinend meine Hilfe brauchen. Ich hab´ von ihnen Magie erhalten. Und jetzt erwarten sie von mir, dass ich sie in ihre Welt begleite, um diese zu retten.“
 

Meine Mutter schnauft:
 

„Wirst du wieder zurückkommen?“
 

„Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Das kommt darauf an, ob ich dortbleiben kann. Ich ruf dich an, wenn ich zurückkomme, ich hab´ schließlich mein Handy dabei, ok?“
 

„Na, meinetwegen. Aber, was hast du jetzt mit den Kindern vor? Auf welche Art willst du sie denn mitnehmen?“
 

„Ich werde sie zu mir zurückholen.“
 

„Wie darf ich das verstehen?“
 

„Na, ja, ich löse ihre Existenz auf. Aber ich kann sie jederzeit wieder freilassen.“
 

„Verstehe. … Jetzt weiß ich endlich, was mich schon die ganze Zeit irritiert. Du siehst um etliches jünger aus. Ich würde dich glatt auf 17 Jahre schätzen.“
 

„Was?!?“
 

Stutzig führt mein Blick zu Seto, der immer noch meinen zappelnden Partner festhält. Dieser versucht sichtlich, sich ein Grinsen zu verkneifen und zuckt nur gleichgültig mit seinen Schultern. Ich schenke ihm einen giftigen Blick und wende mich wieder an meine Mutter:
 

„Was die Kinder angeht, musst du erst alle Stellen informieren, wenn ich nicht zurückkommen sollte. ER wird sicher dazu bereit sein, wenn er keine Schwierigkeiten bekommen will. Erzähl´ einfach, ich wäre ins Ausland ausgewandert, oder so was in der Art, und ich hab´ die Kinder mitgenommen.“ flüstere ich ihr zu.
 

Sie nickt und meint:
 

„Ich hoffe, du weißt, was du tust.“
 

„Ja, tu´ ich. Ich hab´ nämlich vor, ihn mir zu angeln.“ und deute mit meinem Kopf zu Seto.
 

Meine Mutter beginnt zu lächeln und meint:
 

„Du bist echt verrückt.“
 

„Ich weiß.“ antworte ich ihr nur.
 

Mit diesen Worten gehe ich auf meine Kinder zu und drücke sie noch einmal ganz doll und sage:
 

„Seid ihr soweit? … Ich werde euch nun wieder in mir aufnehmen. Habt keine Angst. Ich habe euch ganz doll lieb, aber dort, wo ich hingehe, kann ich euch schlecht mitnehmen. Bei mir seid ihr wesentlich besser aufgehoben.“
 

Ihre Körper beginnen zu leuchten und ihre Gestalt beginnt zu schrumpfen, bis nur noch Lichter von ihnen übrig sind.
 

„Kommt zu mir, meine Süßen.“
 

Mit diesen Worten ziehe ich umarmend die Lichter in meinen Unterleib.
 

„Was hast du mit den Kindern gemacht?!“ macht sich mein Partner von Seto los, um über mich herzufallen.
 

Seto erwischt gerade noch seinen Arm, reißt ihn herum und verpasst ihm einen ordentlichen Kinnhaken, der meinen Partner zu Boden befördert.
 

Mein Partner reibt sich sein schmerzendes Kinn und will auf Seto losgehen. Zum Unglück aller, schafft er es, Seto die Kapuze vom Kopf zu ziehen und erstarrt, mit geweiteten Augen, sofort.
 

Seto war in Abwehrstellung gegangen und hatte scheinbar mit einem Angriff seitens meines Partners gerechnet, der aber in seiner Bewegung innegehalten hat, als die Kapuze gefallen war.
 

Ungläubig blickt mein Partner erst zu mir, dann wieder zu Seto zurück. Die Anderen nehmen nun auch ihre Kapuzen herunter und mein Partner wirkt geschockt.
 

Nach einer kurzen Verdaupause, beginnt mein Partner ungläubig, aber wütend:
 

„Du! … Du bist doch der Wischmop, auf den meine Freundin so abfährt.“
 

Schnell senke ich verlegen meinen Blick, während mir innerlich ganz heiß wird, vor Nervosität. Wahrscheinlich sind meine Wangen jetzt ziemlich gerötet.
 

//Das sind doch keine Worte für Seto. Er sollte diese Tatsache doch niemals erfahren. Aber der Wischmop war unangebracht.//
 

Vorsichtig versuche ich einen Blick zu Seto zu erhaschen, nur um festzustellen, dass er mich skeptisch ansieht.
 

„Wer ist hier ein Wischmop?“ fragt Seto wirklich sehr wütend.
 

//Wusste ich doch, dass Seto das nicht auf sich sitzen lässt.//
 

Ich deute sofort auf Joey, der sich sofort angegriffen fühlt.
 

„Hey, gar nicht wahr.“ motzt dieser sofort.
 

„Doch.“ grinse ich.
 

„Was kann ich denn dafür, wenn meine Haare nicht tun, was sie sollen.“ schmollt Joey nun.
 

Ich kichere nur.
 

Mein Partner allerdings, war zusammengezuckt, auf Grund Seto´s tiefer dunkler drohenden Stimme und nun liefern sich die beiden ein stummes Duell. Aber mein Partner schafft es nicht, Seto´s Blick lange standzuhalten.
 

Mit einem triumphierenden Grinsen wendet sich Seto von meinem Partner ab und meint:
 

„Wir gehen. Ich denke nicht, dass es Sinn macht, noch länger hier zu bleiben.“
 

Die anderen nicken ihm sofort zustimmend zu, so, als wäre Seto ihr Anführer.
 

„Du auch.“ richtet er sich nun an mich.
 

Mir bleibt kurz der Mund offenstehen, dann schließe ich meine Lippen, die sich zu einem Lächeln verziehen und winke noch ein letztes Mal meiner Mutter, die diese Geste natürlich mit einem Lächeln erwidert, und mache dann kehrt, um Seto und den anderen zu folgen.
 

Tief atme ich durch, ehe ich wieder die Hütte betrete und mich wieder meiner Jacke entledige.
 

Seufzend lehne ich mich gegen die Tür.
 

//Irgendwie ist die ganze Situation verrückt. Aber endlich bin ich frei von meinem Partner. Nie wieder kann er mir was befehlen.//
 

Ich habe Schluss gemacht und kann noch gar nicht glauben, was heute nur für ein verrückter Tag ist.
 

Ein erleichtertes Lächeln legt sich auf meine Lippen.
 

//War doch gar nicht so schlimm, wie ich mir das vorgestellt hatte. Ich hab´ die Beziehung mit meinem Partner wirklich beendet.//
 

Mein Lächeln wird zu einem Grinsen.
 

//Ich bin frei. Endlich frei.// und blicke auf.
 

Ich blicke ihn irritierte Gesichter, die sich sofort abwenden, die ich verwundert betrachte.
 

//Es scheint ihnen irgendwie peinlich zu sein, dass sie der Beendigung meiner Beziehung beiwohnen durften. Aber, was soll´s. Ändern kann ich es nicht mehr. Es ist aber auf jeden Fall besser so. Ich mein, ich habe ihn ohnehin nicht mehr geliebt, was mein nun Ex-Partner nicht mal weiß. … Er weiß allerdings, dass ich meine Zeit mit Geschichtenschreiben über Seto zugebracht habe.
 

Was soll ich sagen, ich liebe ihn eben. Ja, ich liebe Seto Kaiba. Nur, dass dieser das nie erfahren sollte. Ich bin jetzt nur gespannt auf seine Reaktion. Werde ich überhaupt eine bekommen? Oder wird er dieses Erlebnis einfach übergehen? Oder aber, er stempelt mich einfach als verrückten Fan ab.//
 

Seto hat es sich neben Mokuba auf der Couch bequem gemacht, während die anderen am großen Tisch sitzen und ihre Getränke schlurfen. Als Mokuba beginnt seinen Bruder anzusprechen, werde ich hellhörig.
 

„Seto, warum sollte ich denn vorhin nicht eingreifen, als du an der Wand warst?“
 

„Pscht. Später, versprochen.“
 

Seto grinst Mokuba leicht an und durchwuschelt ihm die schwarze Mähne. Ich seufze.
 

//Er ist ja so süß. In Natura wirkt er sogar noch toller, als, als Animecharakter. Und er ist wirklich gut gebaut. Genau, wie ich es mir immer vorgestellt habe. … Ob er auch gut bestückt ist?//
 

Ich grinse in mich hinein.
 

//Auf was für Gedanken ich immer komme. Schäm´ dich, Olivia.//
 

Gedanklich hau´ ich mir auf die Finger.
 

//Er ist wirklich nichts für mich. Warum sollte er auch von mir etwas halten? Wahrscheinlich kann ich eh nicht bei ihnen bleiben. Ich mache mir doch nur falsche Hoffnungen. Vor allem, was Seto angeht.//
 

Erneut seufze ich und stoße mich von der Tür ab.
 

Ich marschiere nun auf den Tisch zu, stütze meine Hände auf dem freien Platz ab und frage in die Runde:
 

„Also? Was liegt an?“
 

Es ist Yugi, der zu sprechen beginnt:
 

„Nun ja, würdest du uns denn in unsere Welt begleiten, um dich unserer Welt anzunehmen?“
 

„Ich denke, die Antwort erübrigt sich, nachdem, was vorhin vorgefallen ist. Hier hält mich nichts mehr.“ antworte ich.
 

„Du lässt jetzt echt alles hinter dir? Einfach so?“ fragt mich Joey.
 

Ich schenke ihm ein verständnisvolles Lächeln und erwidere:
 

„Das hatte ich schon länger vor, aber es hat sich eben keine Möglichkeit ergeben. Schon wegen der Kinder. Einerseits konnten sich die Kinder nicht von ihm lösen, weil er nicht immer aggressiv ist, andererseits wollte ich mich schon lange von ihm trennen. Denn alleine käme ich mit beiden gar nicht klar. Sie sind nämlich wirklich schwierige Kinder. … Der Lukas ist einerseits leicht zu handhaben, weil er Autist ist, isst er aber leider nichts, weswegen er eine spezielle flüssige Nahrung bekommt. … Die Melanie im Gegenzug ist schwer zu handhaben, weil sie wirklich sehr stur ist, isst wirklich brav, aber eben nicht alles. … Ihr muss man langsam alles näherbringen. Und sie tragen beide noch Windeln. Der Lukas vor allem, weil er sich schwer mit Veränderungen tut und die Melanie, weil sie sich nicht aufs WC setzen will. … Zudem hat mich mein Partner immer mit seinem Gelaber überfordert. Tu dies, tu das. Als dürfte ich keinen freien Willen haben. … Ich bin mir vorgekommen, als hätte ich drei Kinder, anstatt nur zwei. … Außerdem macht er immer Stress und Druck, was er auf mich überträgt. Das halte ich auf Dauer einfach nicht aus. … Vor allem seine Vorschriften, wie und wann ich etwas tun soll oder darf. Oder, wann ich schlafen gehen soll, weil ich ja so schlecht aus dem Bett komme.“ rege ich mich über meinen nun Ex-Partner auf und lasse meinen Kopf hängen.
 

Plötzlich spüre ich eine Hand an meiner Schulter und werfe einen Blick darüber hinweg, nur um festzustellen, dass Seto zu uns getreten ist und einen ernsten Gesichtsausdruck macht, seine andere Hand die Tischkante umklammert, während er in die Runde blickt.
 

„Da wir die Auserwählte nun in unserer Mitte haben, schlage ich vor, dass wir uns darauf vorbereiten, in unsere Welt zurückzukehren.“ erwähnt Seto.
 

„Wann öffnet sich denn noch mal das Portal?“ wirft Tristan in die Runde.
 

„Morgen Nacht. … Ich weiß, wir haben schon viel Zeit hier verbracht, um die Auserwählte zu finden, aber wir sollten uns wieder darauf einstellen, bald wieder zurückzukehren. Wir können schließlich nicht ewig hierbleiben. Schon deshalb, weil das Raum-Zeit-Gefüge sonst in durcheinandergerät. … Solange die Verbindung zu den Welten hergestellt ist, besteht die Gefahr, dass sich die Welten vermischen. Wir können in der Zeit nur hoffen, dass sich niemand dieser Welt in unsere verirrt. Die Auswirkungen wären katastrophal.“ erklärt Seto lang und breit, scheinbar, um auch mich über die Konsequenzen ins Bild zu setzen.
 

Was mir wiederum klarmacht, dass ich niemals in ihrer Welt bleiben dürfen werde.
 

Nun sieht auch er kurz mir direkt in die Augen, dann frage ich nach:
 

„Wie lange seid ihr denn schon hier?“
 

„Fünf Tage.“ antwortet er etwas leiser, da ich mich direkt neben ihm befinde.
 

„So lange habt ihr nach mir gesucht?“ und ich sehe in die Runde, während alle nicken.
 

//Wenn ihre Welt wirklich in Flammen steht, wie wird sie dann aussehen, wenn sie bereits seit fünf Tagen hier sind?//
 

Bildlich versuche ich mir vorzustellen, wie ihre Welt verkohlt und verbrannt aussieht. Doch mich schüttelt´s nur, weil hierbei meine Vorstellungskraft versagt.
 

//Ich muss unbedingt ihre Welt retten. Sonst verlieren sie alle doch ihr Zuhause.//
 

~~~
 

Später haben Seto und ich uns wieder in den Haaren.
 

„Kannst du mir noch einmal erklären, warum du das mit deinen Kindern gemacht hast?“ beschwert sich Seto, weil er meine Entscheidung sichtlich nicht begreifen kann.
 

„Das habe ich dir jetzt schon zum Dritten Mal erklärt. Lukas ist Autist und käme mit der Situation nicht klar. Außerdem würde er hier verhungern, weil ich seine Trinknahrung nicht dabeihabe. Und Melanie würde nur Chaos stiften und vielleicht sogar wegrennen. … Ich konnte sie nicht bei IHM lassen.“
 

„Das ist schon klar. Aber, warum musstest du deine Kinder verschwinden lassen? Was bist du nur für eine miserable Mutter.“
 

„Ach, und du würdest es besser machen, oder wie? … Du kennst meine Kinder doch überhaupt nicht! Du weißt gar nichts!“
 

„Du bist wirklich jämmerlich. Da können wir gleich auf deine Hilfe verzichten. Denn du würdest unsere Situation ja nur noch verschlimmern! … Du bist ein Nichts. Sogar wertloser als ein Nichts. Und wirst es auch immer bleiben! … Das Einzige, das du wirklich kannst, ist, einem mächtig auf die Nerven zu gehen.“
 

„Du kennst mich gar nicht und maßt dir an, über mich urteilen zu können?! … Vergiss es!!!“ winke ich ab, mit den letzten Worten, weil es mir bereits zu viel wird.
 

Wütend stampfe ich zum Kleiderständer, nehme meine Jacke und verlasse die Hütte.
 

Draußen – es ist schon dunkel - setze ich mich an den Randstein, auf die kalte Schneemasse, und lasse meinen Gedanken freien Lauf.
 

//Er kann mich nicht leiden. Nein, er hasst mich sogar. Was soll nun aus mir werden? Ich habe alles für ihn aufgegeben und jetzt das. Das darf doch alles nicht wahr sein.//
 

Tränen sammeln sich in meinen Augen und vereinzelte kullern über meine Wangen.
 

//Wozu das alles? Niemand will mich. Niemand hat mich lieb. Warum lebe ich überhaupt noch? Mein Leben hat seinen Sinn verloren. Da kann ich meinem Leben ja gleich ein Ende setzen. Ich werde ohnehin nicht gebraucht. Wer braucht schon so eine Nervensäge, wie mich. Das Beste wird sein, wenn ich diese Welt verlasse. Ja, genau. Hier habe ich ohnehin keine Zukunft. Es ist doch sowieso alles sinnlos geworden. Mein Leben ist sinnlos geworden. Meine Hoffnungen sind im Keim erstickt.//
 

Da höre ich plötzlich, wie sich die Tür zur Hütte öffnet und ich werfe einen Blick zurück.
 

Mokuba kommt auf mich zu und setzt sich neben mich.
 

Es liegt immer noch überall Schnee und man kann mehrere Fußspuren ausmachen, die zur Hütte führen und hinaus.
 

Ich wische mir schnell die Tränen aus dem Gesicht.
 

„Olivia? Es tut mir leid, was mein großer Bruder zu dir gesagt hat. Er hat es bestimmt nicht so gemeint.“ versucht Mokuba mich zu trösten, da er die Tränen scheinbar doch mitbekommen hat.
 

„Doch, hat er.“ erwidere ich nur und meine Stimme zittert immer noch.
 

Sein Blick senkt sich zu Boden. Als er ihn wieder hebt, fragt er mich:
 

„Warum hast du geweint?“
 

Doch ich antworte ihm nicht, wende bloß meinen Blick ab.
 

„Magst du meinen großen Bruder?“ fragt er mich dann schüchtern.
 

„Sogar mehr als das.“ kommt über meine Lippen, ehe ich es verhindern kann, und werfe einen vorsichtigen Blick zu Mokuba. Dieser allerdings lächelt.
 

„Liebst du Seto?“ fragt er weiter, scheinbar wirklich interessiert.
 

Vorsichtig nicke ich, setze aber sofort an:
 

„Aber er hasst mich. Er kann mich nicht leiden.“
 

„Er hasst dich doch nicht. Du hast ihn beeindruckt. … Aber verrate mir, wie stehst du zu viel Geld?“
 

Irritiert blicke ich ihm nun vollständig ins Gesicht.
 

„Ich meine, interessiert dich an Seto nur sein Geld und sein Ruhm?“ will er wissen.
 

Nun entweicht mir ein Lächeln.
 

„Soll ich dir was verraten? … Manchmal vergesse ich, dass er ein stinkreicher Firmenleiter ist. Es interessiert mich auch nicht wirklich. … Bisher war es ja auch immer so, dass ich immer um Geld betrogen wurde, in meinen Beziehungen oder Freundschaften. Ich hatte es ja schließlich. … Man kann zwar nicht behaupten ich wäre reich, aber arm bin ich auch nicht. … Bevor du etwas sagst, … dein Bruder wird niemals etwas Gutes von mir halten. … Ich habe keine Arbeit. Niemand wollte mir eine Chance geben.“ erzähle ich ihm frei heraus, denn ich weiß, dass Mokuba vertrauenswürdig ist.
 

„Was hast du denn studiert oder gelernt?“ fragt er mich.
 

„Hm, … Bürokauffrau hab´ ich gelernt. Aber leider nicht in der Privatwirtschaft, sondern beim Bundesheer. … Und als ich zu den Ausgemusterten gehörte, bin ich auf Buchhaltung umgestiegen, weil meine Qualifikationen einfach nicht reichten. Ich wollte das auch gar nicht mehr machen. … Mit Zahlen zu jonglieren liegt mir eher. Buchhaltung ist einfach das, was ich unbedingt machen will. Aber mir fehlt eben die Berufserfahrung. Die Theorie bzw. Praxis habe ich mir anhand von Kursen angeeignet. Aber ich bin schon etwas eingerostet, weil ich eben meine Kinder bekommen habe, mit je 2 ½ Jahren Karenzurlaub (Babypause) und einem halben Jahr Pause dazwischen. … Also kannst du mit 5 ½ Jahren Abstand rechnen, seit ich das letzte Mal damit zu tun hatte.“ erzähle ich Mokuba.
 

„Das ist wirklich heftig.“
 

„Was erwartest du? Der Arbeitsmarkt bei uns ist wirklich katastrophal. Es gibt mehr Arbeitslose als Jobs.“ erkläre ich weiter.
 

„Das ist wirklich schlimm. Das finde ich wirklich schade.“
 

Ich zucke mit den Schultern und füge an:
 

„Kann man leider nichts machen.“
 

//Ich sag´s ja. Mein Leben ist schrott.// und denke wieder an den Streit mit Seto.
 

Wieder bahnen sich Tränen an, die über meine Wangen laufen.
 

„Olivia, bitte weine nicht mehr. Es wird bestimmt wieder alles gut.“ legt mir Mokuba zaghaft seinen Arm um die Schultern.
 

Ich nicke, sage, während ich mir die Tränen aus den Augen wische:
 

„Du hast bestimmt recht.“ und lächle ihn leicht an.
 

„Komm wieder nach drinnen, mir wird schon langsam kalt.“ bittet er mich.
 

„Ach, kannst du mir ein Messer holen? Ich hab´ Steine an meinen Stiefelsohlen.“ erwidere ich stattdessen.
 

„Sicher, bin gleich zurück.“ schon erhebt er sich und verschwindet in der Hütte, wo es gemütlich warm ist.
 

//Ich hab´ es nicht verdient, dass es mir gut geht. … Ich bin das Allerletzte. Jetzt hab´ ich auch schon Mokuba belogen. Jetzt denkt er, dass ich wirklich glaube, dass alles wieder gut wird. Aber wir sind hier in der Realität. Nichts wird gut. Es wird höchstens schlimmer. Niemals werde ich mein Glück finden können. Warum also darauf hoffen?//
 

Nach kurzer Zeit kommt Mokuba wieder nach draußen und überreicht mir ein Messer.
 

//Er ist wirklich noch sehr naiv. Er hat mir wirklich das Messer gebracht.//
 

„Geh´ wieder rein ins Warme, ich komme gleich nach.“ verspreche ich, obwohl ich weiß, dass ich dieses Versprechen zu brechen gedenke.
 

Bis Mokuba wieder in der Hütte ist, tue ich so, als würde ich aus meinen Stiefelsohlen Steine rauspuhlen. Danach entferne ich mich etwas aus der Sicht der Fenster und streiche andächtig über die Messerklinge.
 

//Ich werde es tun. Ich will einfach nicht mehr.//
 

Wieder fließen Tränen über meine Wangen und ich platziere das Messer vor mir, mit der Klinge in meine Richtung, sodass ich es mir direkt in mein Herz rammen kann. Noch hadere ich mit mir, ob es wirklich das Richtige ist, das zu tun, als mich plötzlich zwei starke Arme von hinten umarmen.
 

Ein Ruck geht durch meinen Körper, weil ich eine Körperwärme an meinem Rücken spüren kann und ich weiß genau, wer es ist. Ich muss mich noch nicht einmal umdrehen, um es zu wissen. Ich kann es regelrecht spüren. Seto.
 

Für einen Moment denke ich tatsächlich daran, mich umzudrehen, doch ich lasse es. //Warum tust du mir das an? Was bezweckst du damit? Willst du mir noch mehr wehtun? … Erst sagst du mir, dass ich nichts wert bin und jetzt hinderst du mich daran, mein Leben zu beenden. Was willst du, Seto? Was soll das?//
 

Meine Tränen vermehren sich, während ich immer mehr mit mir hadere, bis ich das Messer fallen lasse.
 

Seto schmiegt sich noch fester an mich. Aus Erleichterung? Aber, wieso?
 

Diese Frage stelle ich ihm dann auch ziemlich leise:
 

„Warum?“
 

Er übergeht allerdings meine Frage und bittet mich:
 

„Ich friere, komm wieder mit rein.“
 

Im nächsten Moment kann ich ihn Zittern spüren, dass stetig stärker wird.
 

Sofort drehe ich mich in seiner Umarmung um und mich trifft der Schlag.
 

„Warum hast du dir nichts angezogen?“ frage ich ihn vorwurfsvoll und beginne seine Oberarme warm zu reiben.
 

Dann nehme ich meine Jackenenden und versuche ihn mit der Jacke zu umschließen. Er vergräbt seine Arme unter meiner Jacke an meinem Rücken und ich drücke ihn ganz fest an mich, um ihn warm zu halten, aber es hilft alles nichts. Er ist schon zu sehr ausgekühlt.
 

//Verdammt.//
 

Aber, da habe ich schon eine Idee. Nun ziehe ich mir die Jacke aus und hänge sie um seine Schultern, damit er jetzt mich mit der Jacke wärmen kann. So bekommt er mehr von der Wärme meiner Jacke ab.
 

//Das ist trotzdem keine Lösung. Er muss wieder ins Warme.//
 

Ich lege ihm meinen Arm unter meiner Jacke um seine Taille und geleite ihn Richtung Tür zur Hütte.
 

//Mist, verdammter. Seine Lippen werden schon blau und seine Zähne klappern. Scheiß Kälte.//
 

Endlich haben wir die Tür zur Hütte erreicht und ich öffne die Tür. Vorsichtig schiebe ich ihn ins Warme und brülle sofort:
 

„Bringt Decken und macht heißen Tee. … Beeilt euch, verdammt!“
 

Ich fürchte, ich hab´ etwas hysterisch geklungen, aber das ist mir jetzt auch egal. Viel wichtiger ist mir jetzt, dass Seto wieder wärmer wird. Er ist total ausgekühlt.
 

Das hat man davon, wenn man sich bei minus 5 Grad keine Jacke anzieht. Dass mir ebenfalls kalt ist und ich etwas ausgekühlt bin, spüre ich im Moment nicht so und es interessiert mich auch nicht. Seto ist jetzt alles, auf den meine Konzentration zentriert ist.
 

Endlich bringen Mokuba, Yugi und Joey viele Decken. Ich wickle Seto ordentlich ein und navigiere ihn auf die Couch, wo ich ihn zum Hinsetzen bringe. Er zittert immer noch ganz furchtbar. Ich platziere mich neben ihn und reibe ihn an mehreren Stellen, damit ihm schnell wieder warm wird.
 

Besorgt betrachte ich ihn.
 

//Seine Augen sind ganz glasig. Wenn er Pech hat, bekommt er Fieber. Aber wozu hab´ ich denn Magie? Vielleicht kann ich ihn so irgendwie von innen wärmen. … Ob er was dagegen hätte, wenn ich mich auf seinen Schoß setze?//
 

Nun spüre ich langsam, dass auch mir kalt ist und wickle mir auch eine Decke um. Dann wage ich es.
 

Ich platziere mich auf seinen Schoß und kuschle mich ganz fest an ihn. Ein Blick nach oben in sein Gesicht, zeigt mir, dass ihm das Blut ins Gesicht geschossen ist.
 

//Ich glaub´, jetzt wird ihm langsam warm.//
 

Ich kichere in mich hinein, als Mokuba auch schon mit einer heißen Tasse Tee kommt und sie mir in die Hand drückt.
 

„Danke.“ sage ich und reiche sie an Seto weiter.
 

Er umschließt die Tasse mit seinen Händen und wärmt diese an der heißen Tasse eine Weile, ehe er kurz daran nippt.
 

Ich schnappe mir noch eine Decke, wickle diese um uns beide und ich lehne mich seitlich an Seto´s linke Seite, den Kopf an seine Schulter, sodass sein Arm hinter meinem Kopf vorbeiführt, während er immer mal einen Schluck von der Tasse nimmt.
 

//Es ist ein komisches Gefühl, Seto so nah zu sein. Vor nicht mal vier Stunden, dachte ich noch, dass es nie zu einer Konfrontation kommen wird, da es ihn nicht gibt. Aber heute wurde ich eines Besseren belehrt. Nicht alles, was man glaubt, muss stimmen. Ich hätte auch nie gedacht, dass ich mal in den Besitz von Magie gelange. Was mich doch glatt zu einer Frage bringt.//
 

„Wie kommt es eigentlich, dass die Magie, die ich nun in mir trage, eigentlich mir gehört? Sie war doch in eurer Welt, nicht wahr?“
 

Seto senkt die Teetasse von seinen Lippen und antwortet kühl:
 

„Das stimmt schon. Die Alte hat uns aber nicht so viel davon erzählt. Nur, dass du früher mal in unserer Welt gelebt hast und entführt wurdest, was wohl der Grund ist, warum du nun in dieser Welt bist.“
 

„Hm.“ senke ich nachdenklich meinen Kopf.
 

//Also wurde ich in die Realität entführt. Aber warum? Die Hintergründe würden mich schon sehr interessieren. Ich glaube aber nicht, dass einer der hier Anwesenden eine Ahnung hat. Ich muss die Alte wohl selbst fragen, falls ich ihr jemals begegnen sollte.//
 

Allmählich nervt mich das Getuschel der Anderen.
 

//Mein Gott, dann kuschle ich halt mit Seto. Ist doch nichts dabei? Oder doch?//
 

Seto drückt Mokuba seine Tasse im Vorbeigehen in die Hand und im nächsten Moment spüre ich, wie sich starke Arme nun um mich legen und sanft an den Körper Seto´s drücken. Da wird mir gleich noch angenehmer. Mir ist nämlich immer noch etwas kalt. Allerdings mache ich mir da mehr Sorgen um Seto. Er war die ganze Zeit ohne Jacke und muss wirklich schrecklich gefroren haben.
 

Sein Körper zittert zwar nicht mehr und seine Lippen haben wieder eine gesunde Farbe, allerdings drückt er mich immer fester an sich, als wäre ich seine persönliche Heizung. Bei dem Gedanken kichere ich.
 

//Ich und seine persönliche Heizung.//
 

„Wie fühlst du dich? Ist dir noch kalt?“ werfe ich fragend einen Blick in sein Gesicht.
 

Er sieht mich allerdings nur mit großen glasigen Augen an.
 

Also kämpfe ich meine Hand unter der Decke frei, lege meine Hand an seine Stirn unter seine Stirnfransen und anschließend taste ich noch die Temperatur an seiner Wange ab. Er ist immer noch verdammt kalt.
 

„Willst du dich hinlegen?“, frage ich besorgt, „Dann kann ich dich nämlich mit noch mehr Decken versorgen, solltest du sie brauchen.“
 

Er nickt zögerlich.
 

//Ich kann mir vorstellen, dass es ihm jetzt nicht so gut geht. Hoffentlich hat der Tee geholfen, ihn von innen zu wärmen. Wenn nicht, dann helfen hoffentlich die Decken.//
 

Ich erhebe mich also von seinem Schoß.
 

„Mokuba, hilfst du mir bitte mit den Decken? Seto will sich hinlegen.“
 

Der nickt, kommt zu mir, um die Couch herum und hält die Decken, die vorhin nur auf der Couchlehne abgelegt worden sind.
 

Ich helfe Seto in die Liege-Position, als ich plötzlich einen Schubs von hinten vernehme und einen Deckenberg, der auf mir landet. Ich habe nicht mal mehr die Gelegenheit, mich zu beschweren, als ich Seto´s Körper direkt an meinem vernehme und noch dazu dessen Arme an meinem Rücken.
 

Als ich meinen Blick zu Mokuba wende, sehe ich ihn hinterlistig grinsen.
 

//Wieso hab´ ich das Gefühl, dass Mokuba versucht, mich mit seinem Bruder zu verkuppeln? Bin ich denn nicht zu alt für ihn? … Moment, die Mama hat doch gesagt, ich sehe wie 17 Jahre aus. Aber wie geht das? … Wenn ich die Gelegenheit bekomme, muss ich mich mal genauer betrachten.//
 

So beschließe ich, den Körperkontakt einfach nur zu genießen. Und damit ich ihn nicht mit meinem Gewicht zerquetsche, schiebe ich mich etwas zur Seite und mache es mir auf ihm gemütlich, indem ich mich an den Körper unter mir anschmiege und meinen Kopf an seine Halsbeuge lege.
 

Jetzt erst merke ich, wie müde ich eigentlich bin, werfe aber dennoch einen kurzen Blick in Seto´s Gesicht, worauf sich ein kleines echtes Lächeln abzeichnet.
 

//Ob es ihm unangenehm ist, dass ich ihm so nahe Gesellschaft leiste? Vielleicht. Aber das Lächeln irritiert mich. Niemand würde Lächeln, wenn man sich unwohl fühlt. … Vielleicht genießt er auch einfach nur die Wärme meines Körpers, weil ihm doch so kalt ist.//
 

Ich senke also meinen Kopf wieder und schließe genießerisch meine Augen. Ehe ich mich versehe, entschlummere ich ins Traumland.
 

***
 

Mich reißt es regelrecht aus dem Schlaf, denn mir ist verdammt heiß. Verschlafen blinzle ich in die Dunkelheit. Nur ein kleiner Lichtschein, der von hinter der Couch zu kommen scheint, erhellt etwas den großen Raum. Alles um mich herum erscheint mir so unwirklich. So, als befände ich mich immer noch im Traumland.
 

//Mein Gott, ich hab´ geträumt, ich wäre Seto und den anderen begegnet. Das war wirklich ein schöner Traum. Aber … wo bin ich?//
 

Ich blicke mich irritiert um, bis mir bewusstwird, dass es sich um keinen Traum gehandelt haben kann, denn ich befinde mich immer noch in der Hütte. Als ich mich etwas abstütze, stockt mir der Atem. Ich liege noch immer auf Seto.
 

//Also war das alles doch kein Traum?//
 

Seto schläft unter mir. Eingehend betrachte ich sein schönes Gesicht und mein Blick fällt auf seine Lippen. Wie gern würde ich diese Lippen nur einmal auf meinen spüren.
 

//Ich hoffe, er hat einen tiefen Schlaf.//
 

Vorsichtig beuge ich mich vor und berühre zögerlich und vorsichtig seine Lippen mit meinen und eine Flut an Gefühlen durchfließt meinen Körper, die ein angenehmes Kribbeln zurücklassen. Aber ich lasse die Berührung nur drei Sekunden zu, dann sehe ich zu, dass ich meinen Kopf wieder zurückziehe.
 

//Das war toll. Wie muss es sich erst anfühlen, wenn ich ihn richtig küsse? … Aber dazu wird es wohl nie kommen. Schade eigentlich.//
 

Ich seufze und pelle mich aus den Decken.
 

Vorsichtig steige ich über Seto hinweg, von der Couch. Ich friere, denn unter den Decken war ich einer Hitze ausgesetzt, die sich jetzt an mir rächt.
 

//Hitze? Er hat doch hoffentlich kein Fieber?//
 

Schnell lege ich meine Hand an seine Stirn.
 

//Ein Glück. Seine Stirn ist nicht viel wärmer, als meine Hand. … Aber Moment. Mein Körper müsste doch heiß sein, wegen den Decken.//
 

Zur Sicherheit lege ich mir selbst die Hand an die Stirn. //Mist, ich kann nicht erfühlen, ob einer von uns Fieber hat.
 

„Hey, Olivia, hab´ ich dich aufgeweckt?“ fragt Joey grinsend.
 

„Nein, mir ist etwas zu warm geworden.“
 

„Dafür, dass du auf Mr. Eiskühlfach geschlafen hast, wundert es mich, dass du noch kein Eiszapfen geworden bist.“
 

„Sehr witzig, Joey. Also echt.“
 

Ich schüttle amüsiert meinen Kopf:
 

„Als, wenn ein Mensch dazu in der Lage wäre.“
 

Mit diesen Worten suche ich das Badezimmer auf, indem sich ebenfalls das WC befindet.
 

Nach dem Klogang betrachte ich mich im großen Badezimmerspiegel und stelle fest, dass meine Mutter Recht hatte. Ich sehe tatsächlich um einiges jünger aus. Ich werfe sogar einen Blick in den Halsausschnitt meines Pullovers.
 

//Uh, Wahnsinn. Sogar hier sieht meine Haut jünger aus. Ist das überhaupt noch mein Körper?//
 

Fassungslos schüttle ich meinen Kopf.
 

//Na, egal. So hab´ ich jetzt wenigstens das richtige Alter für Seto. Freude!!!//
 

Ich verlasse das Badezimmer wieder und bewege mich wieder auf die Couch zu. Ein Blick auf meine Armbanduhr verrät mir, dass ich mich getrost noch einmal schlafen legen kann. Und der Anblick vom schlafenden Seto ist mehr als nur einladend. Daher gedenke ich, meinen Platz auf ihm wieder einzunehmen, doch ein Blick zum Tisch verrät mir, dass Joey immer noch dasitzt und in seine Tasse stiert.
 

„Joey, … willst du nicht langsam mal wieder schlafengehen?“ frage ich ihn auffordernd.
 

„Ich hab´ schon geschlafen, kann jetzt aber nicht mehr einschlafen.“ murmelt er zu seiner Tasse.
 

„Hattest du einen Alptraum?“
 

Joey nickt.
 

„Na, komm. Ich schicke dich in einen traumlosen Schlaf.“
 

Plötzlich ruckt sein Kopf doch zu mir und er sieht mich mit großen Augen an.
 

„Das kannst du?“ fragt er mich neugierig.
 

Ich nicke und winke ihn zu mir. Er erhebt sich prompt, geht vor, in den Schlafraum und setzt sich an sein Bett.
 

„Setz´ dich in Schlafposition hin. Pass aber auf, dass du nach hinten genug Abstand lässt, damit du dir nicht den Kopf schlägst.“ fordere ich ihn auf, was er auch prompt tut.
 

„Na, dann wünsch´ ich dir einen erholsamen Schlaf.“
 

„Danke, Olivia.“
 

Ich lege meine Hand an seine Stirn und mit einem Magieschub schlägt er auf seinem Kissen auf, wird aber sanft abgefedert. Da er davon aber ohnehin nichts mehr mitbekommen hat, verlasse ich getrost wieder den Schlafraum und sehe mich zwei wundervollen blauen Augen konfrontiert.
 

„Hab´ ich dich aufgeweckt?“ frage ich leise.
 

„Nein, ich hab´ nur gemerkt, dass meine Wärmequelle nicht mehr da ist.“ erklärt Seto und hebt auffordernd und einladend hinter sich die Decken in die Höhe, was mir ein Lächeln auf die Lippen zaubert.
 

„Brauchst du wirklich noch so viele Decken?“ frage ich ihn etwas skeptisch und besorgt.
 

Da macht er sich daran, zwei Decken zu entfernen. Ich nehme sie ihm ab, dann mach´ ich mich daran, wieder zu ihm zu klettern, um es mir wieder auf ihm bequem zu machen.
 

„Besser?“ frage ich also nach.
 

„Viel besser.“ bestätigt er, was mich etwas belustigt, nachdem er wieder seine Arme um mich gelegt hat.
 

//Es scheint ihm wirklich zu gefallen, meinen Körper auf seinem zu spüren, auch, wenn ich mehr seitlich liege, um ihn nicht mit meinem Gewicht zu erdrücken.
 

Plötzlich dreht er mich mit sich auf die Seite und ich kralle mich an ihm fest.
 

„Lass´ mich ja nicht los. Ich falle ungern von der Couch.“ beschwere ich mich, auf Grund seiner Aktion.
 

„Hab´ ich nicht vor.“ grinst er mich schelmisch an.
 

//Er hat sichtlich sein Vergnügen daran, dass ich so nah bei ihm bin. Aber was soll´s. Es ist wirklich schön, bei ihm sein zu dürfen.//
 

So richten wir uns so, dass es wir beide gemütlich haben. Mein Arm führt unter seinem Kopf vorbei und sein störender Arm führt unter meinem Arm vorbei. Unsere Beine sind miteinander verschlungen und so liegen wir nun aneinander geschmiegt da.
 

Also kuschle ich mich ganz fest an ihn, während er mich noch zusätzlich an sich drückt und wir schließen wieder unsere Augen, um noch etwas zu schlafen.
 

~~~~~
 

Das nächste Mal, als ich erwache, blinzle ich in eine düstere Helligkeit. Ich vernehme ebenso Geräusche aus einem der Räume, als mich das Geräusch der Klospülung erschreckt. Ich werfe umständlich hinter Seto´s Kopf einen Blick auf meine Armbanduhr, die mir zeigt, dass es bereits kurz vor acht ist.
 

//Gott, hab´ ich lang geschlafen, wenn man die Zeit des Aufstehens mal weglässt.//
 

Ich versuche mich etwas von Seto zu lösen, damit ich aufstehen kann, als er sich plötzlich zu regen beginnt und mich wieder an sich zieht.
 

//Na, toll. Seto will mich nicht freigeben. Scheint so, als müsste ich ihn aufwecken. Aber ich könnte doch mal schauen, wie´s um seine Temperatur steht.//
 

So lege ich wieder mal meine Hand an seine Stirn. Erleichtert stelle ich fest, dass er wohl kein Fieber hat. Seine Stirn fühlt sich gar nur lauwarm an. Und unterkühlt ist er auch nicht mehr, denn sein Körper fühlt sich warm an.
 

Ich streichle von seiner Stirn weiter zu seiner Wange und Seto zieht die Augenbrauen zusammen.
 

Im nächsten Moment nehme ich wahr, wie er in die düstere Helligkeit blinzelt und mir dann direkt in die Augen sieht, während meine Arme zwischen uns liegen und meine Hände an seiner Brust verweilen.
 

Während meiner Betrachtung seiner Augen, fällt mir auf, dass sie mir etwas dunkler erscheinen und so gleich um einiges wärmer wirken. Oder ist das nur Einbildung?
 

„Guten Morgen.“ nuschle ich noch etwas verschlafen.
 

Irgendwie fühle ich mich etwas unbehaglich, wenn er mich so ansieht. Es kommt mir nämlich so vor, als könnte er mir in die Seele blicken. Vielleicht ist es ja sogar so. Ich weiß es nicht. Aber eigentlich kann es mir auch egal sein.
 

„Guten Morgen.“ erwidert er so leise, dass gerade ich es hören kann.
 

Dann geht plötzlich eine Tür, sein Blick wandert an mir vorbei und seine linke Augenbraue wandert in die Höhe. Meine Lippen verziehen sich sofort zu einem Grinsen, weil ich nie gedacht hätte, diese Geste jemals live sehen zu dürfen.
 

Tea bringt ein Tablett ins Zimmer, bedenkt uns mit einem:
 

„Guten Morgen, ihr zwei. Habt ihr gut geschlafen?“, geht an uns vorbei und stellt das Tablett auf dem Tisch ab, ohne eine Antwort von uns zu erwarten.
 

Seto lässt mich aus der Decke und wir setzen uns auf, sodass wir nun nebeneinandersitzen. Mein Augenmerk fällt auf die Sachen, die Tea gerade auf den Tisch platziert. Geschirr, Besteck, Gläser und Tassen.
 

„Ach, Olivia. Bevorzugst du eher Rührei oder Spiegelei.“ reißt sie mich aus den Gedanken.
 

„Egal, solang´ das Ei nicht mehr flüssig ist.“ zucke mit den Schultern.
 

„Oh. Das sollte aber kein Problem darstellen.“ kommt von ihr nur, als sie, mit dem Tablett unter dem Arm, wieder in der Küche verschwindet.
 

Dann kommt auch schon der Besetzer des Badezimmers endlich in den Wohnraum.
 

„Morgen.“ entgegnet Tristan nur und verschwindet im Vorbeigehen rasch wieder im Schlafraum, da er nur mit einem Handtuch um die Hüften bekleidet ist, während ich mir schnell die Augen zugehalten habe.
 

//Ok. Das wollte ich jetzt eigentlich nicht sehen. Wenn es Seto gewesen wäre, wäre das schon etwas Anderes. Dann hätte ich meinen Blick gar nicht von ihm abwenden können. Aber das? Schrecklich.//
 

Nun kommen auch die restlichen schlaftrunkenen Mumien in den Wohnraum geschlurft. Ein:
 

„Morgen.“ kommt von Yugi, Mokuba und Joey gemurmelt, die sich auch gleich ins Bad begeben.
 

Diese Mumien kann ich nur belächeln, als Seto sich von der Couch erhebt und sich in den Schlafraum begibt. //Gott, ist der süß und so heiß. Hoffentlich fange ich nicht an, zu sabbern, weil ich ihm grad auf den Hintern gestarrt habe. Ach, was. Ich doch nicht. Wär ja noch schöner, wenn ich zu sabbern beginnen würde. Soweit habe ich mich schon noch im Griff.//
 

Da kommt Seto auch schon Tristan aus dem Schlafraum entgegen, der sich zum Tisch begibt.
 

Im nächsten Moment kommt auch schon Joey, mit nur einem Handtuch um die Hüften, aus dem Badezimmer und huscht in den Schlafraum.
 

Kurz mache ich mir Sorgen, dass es bereits zu einem Puppyshipping gekommen sein könnte, als Seto umgezogen wieder herauskommt.
 

//Uh, heiß. Er sieht ja richtig zum Anbeißen aus.// grinse ich in mich hinein.
 

Er schenkt mir einen kurzen Blick, ehe er weiter zum Tisch geht. Joey kommt nun ebenso aus dem Schlafraum und Yugi kommt aus dem Bad, kurz darauf gefolgt von Mokuba, die bereits frisch bekleidet sind. Beide begeben sich ebenfalls kurz in den Schlafraum, um ihre alte Kleidung, die sie unter ihren Armen tragen, zurückzubringen und gesellen sich dann ebenfalls an den Tisch.
 

Ich zucke mit den Schultern und begebe mich nun selbst ins Badezimmer, um mich frisch zu machen, als ich Tea noch höre, wie sie Joey um Hilfe bittet, das Frühstück auf dem Tisch anzurichten.
 

Ich wasche mir das Gesicht und bürste mir die Haare kurz durch, mit der Haarbürste, die hier frei herumliegt, um mir die Haare wieder frisch mit meinem Haargummi zusammen zu binden und kehre nun ebenfalls in den Wohnraum zurück.
 

Zu meiner Überraschung stelle ich fest, dass sie einen siebten Stuhl an den Tisch dazu gestellt haben und das Frühstück bereits angerichtet wurde. Sie haben scheinbar nur noch auf mich gewartet.
 

Zu meiner Zufriedenheit darf ich ebenso feststellen, dass ich am Kopfende sitze und Seto zu meiner Linken, sowie Joey auf der anderen Seite. Ich nehme Platz und Tea verkündet:
 

„Mahlzeit!“
 

Wir wünschen uns ebenfalls guten Appetit und beginnen mit dem Frühstück.
 

Tea hat mir also doch ein hartgekochtes Spiegelei gemacht und ich esse es zufrieden mit einem Gebäck.
 

Natürlich werfe ich öfters unauffällige Blicke zu Seto, was den anderen gegenüber aber leider nicht so unbemerkt zu bleiben scheint, weil sie mich dümmlich angrinsen, wenn ich mal einen Blick zu ihnen schweifen lasse.
 

Nach dem Frühstück erhebt sich sofort Tea und beginnt mit dem Abräumen. Ich erkläre mich sogar dazu bereit, ihr dabei zu helfen.
 

Sogar beim Geschirrspülen gehe ich ihr zur Hand und übernehme das Abtrocknen. Als wir beide wieder zu den Jungs im Wohnraum stoßen, sind sie gerade dabei zu diskutieren, was man, den Tag über, machen könnte, da sie ja bereits fündig nach mir geworden sind.
 

Umso deutlicher wird mir bewusst, was sie nicht alles bereits durchgemacht haben dürften, während sie nach mir gesucht haben. Sie waren schließlich bereits fünf Tage hier.
 

Tea und ich setzen uns wieder an den Tisch zu den Jungs und ich überlege mit, was wir machen könnten. //Wir haben um die 0 Grad Celsius laut meinem Handy und es ist bewölkt. Was kann man bei diesen Temperaturen nur unternehmen? In Frage kommen eigentlich nur Dinge, die man drinnen machen kann. Vielleicht eine Spielehalle, die Tischtennis und/oder Billard und/oder Kegeln/Bowling anbietet. Selbst, wenn diese Einrichtungen separat und nicht weit entfernt voneinander aufzufinden sein sollten, wären das zweifelsohne gute Möglichkeiten zum Zeitvertreib.//
 

„Was haltet ihr von Tischtennis, Billard oder Kegeln?“ frage ich in die Runde.
 

Alle sind hellauf begeistert, weil sie das nicht kennen und unbedingt ausprobieren wollen, nur Seto enthält sich seiner Meinung. Dabei hatte ich gehofft, dass ihm meine Idee vielleicht gefallen könnte. Vielleicht vermisst er es auch einfach nur, in seiner Firma zu hocken und zu arbeiten?
 

Nun haben wir beschlossen, sowohl Tischtennis, Billard, als auch Kegeln zu gehen, um uns den Nachmittag zu vertreiben.
 

Für den Vormittag hat Mokuba einige Spiele, die hier in der Hütte gelagert hatten, gefunden und uns vorgeschlagen, damit uns die Zeit bis zum Mittagessen zu vertreiben. Dafür hat sich Tristan breitschlagen lassen, Holz von draußen zu holen und in den Heizofen nachzulegen, damit es hier drin schön gemütlich warm bleibt.
 

So beginnen wir mit einigen Gesellschaftsspielen, die wir nur aufgeteilt spielen können, da wir zu viele Personen sind und Seto sich ohnehin enthält und nur zusieht, wie wir uns zum Deppen machen. Ich finde es allerdings lustig, als wir beim Spiel Tabu XXL angelangen, wobei wir Teams bilden und Mokuba Seto anbettelt, wenigstens dieses Spiel mitzuspielen, wobei ich Seto nun meinerseits ebenfalls bittend ansehe.
 

Kann ich mich doch noch erinnern, wie die Mutter meines letzten Ex meinte, ich könnte einen Hundeblick aufsetzen. Vielleicht klappt´s ja.
 

Seto verdreht nur die Augen, als er zu mir blickt und sich dann endlich erbarmt, mitzuspielen. Mokuba jubelt freudig und bestimmt dann doch gleich mal, dass ich mit Seto in einem Team spiele, und er sowohl den Zeitmaster, als auch den Quietschmaster mimt.
 

//Na, toll. Als, wenn ich so gut Wörter beschreiben könnte.//
 

Ich seufze.
 

Dann beginnt das Spiel auch schon. Yugi und Joey fangen an.
 

Danach kommen Tristan und Tea dran.
 

Als Seto und ich drankommen, stelle ich fest, dass unser Team wesentlich besser abschneidet, als das von den anderen. Nicht nur ich, selbst Seto scheint erstaunt zu sein, dass ich es verstehe, sämtliche Wörter pantomimisch, zeichnerisch oder umschrieben darzustellen. Ob die Magie mir insgeheim dabei hilft? Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass mir die Worte leicht von den Lippen gehen.
 

So kommt es auch, dass Seto und ich als Erste die 50 Punkte erreichen. Yugi und Joey haben 24 Punkte erreicht und Tea und Tristan sogar 36. Aber ich gebe zu, dass ich mich bestimmt nicht so schusselig wie Joey angestellt habe, um die gesuchten Wörter zu erklären oder darzustellen.
 

„So. Es ist Zeit, das Mittagessen zu kochen. Kommst du, Joey?“ erwähnt Tea.
 

Angesprochener nickt und erhebt sich mit Tea, um in die Küche zu verschwinden.
 

Prompt folge ich ihnen und frage sie:
 

„Braucht ihr vielleicht noch Hilfe?“
 

„Olivia, das ist wirklich lieb von dir, aber du bist unser Gast. Wir kommen schon klar, wirklich. Genieße deine Freizeit.“ erwidert Tea.
 

„Genau, du bist unser Gast und wir sind für das Kochen zuständig. Das haben wir die letzten fünf Tage auch gemacht. Mach´ dir keine Gedanken.“ bestätigt Joey.
 

„Wie lange wird es denn dauern, bis das Essen fertig ist?“ frage ich daher stattdessen.
 

„So eineinhalb bis zwei Stunden, wieso?“ fragt mich Tea.
 

„Na, ja, ich möchte nochmal in meine Wohnung und die ist nicht gerade ums Eck. Ich nehm´ mir aber Seto mit, falls mein Ex Ärger macht.“
 

„Das ist eine gute Idee. Nimm dir nur Kaiba mit. Wenn du zurück bist, wird das Essen vielleicht auch schon fertig sein.“ meint Tea.
 

Ich nicke und kehre in den Wohnraum zurück.
 

Ich trete direkt auf Seto zu, der es sich in der Zwischenzeit auf der Couch, mit einem Buch, bequem gemacht hat.
 

„Seto? … Würdest du mich bitte zu meiner Wohnung begleiten?“, frage ich ihn dann einfach mal, „Nur für den Fall, dass sich mein Ex unkooperativ verhält.“
 

Ruckartig springt er auf und bremst sich wieder ein, während er:
 

„Na, meinetwegen.“ von sich gibt und das Buch zur Seite legt.
 

„Zu gütig.“ erwidere ich sarkastisch und grinse.
 

Wir bestücken uns mit Jacken und verlassen die Hütte.
 

~~~
 

Vor der Wohnung angekommen, zücke ich den Schlüssel und öffne leise die Wohnungstüre.
 

//Nicht abgeschlossen. Wie sollte es auch anders sein?//
 

Mit einem Handzeichen deute ich Seto, kurz zu warten, während ich hineingehe und lausche. Als ich keine Geräusche vernehme, deute ich ihm, mir zu folgen, und er schließt die Tür hinter sich.
 

Skeptisch sehe ich mich um.
 

//Ist er gar nicht da?//
 

Ich beginne jeden Raum zu inspizieren und Fehlanzeige.
 

„Scheint so, als wäre er gar nicht da.“
 

Ich werfe einen Blick in den Kühlschrank und in das Tiefkühlfach, um festzustellen, ob er vielleicht einkaufen gegangen ist. Und ich scheine mit meiner Vermutung richtig zu liegen.
 

„Könnte sein, dass er einkaufen gegangen ist. Er könnte bald wieder zurück sein. Ich werde mich beeilen.“
 

Ich platziere mich in die ungefähre Mitte der Wohnung und setze meine Magie ein, um mein Eigentum in mich aufzunehmen. Viele kleine Lichtpunkte wandern auf mich zu, während die Wohnung immer leerer wird. Seto beobachtet das Geschehen sehr fasziniert, als plötzlich die Tür aufgeht. Ich bekomme das aber nur am Rande mit, da ich auf meine Habseligkeiten konzentriert bin. Auch die Spielsachen und Kleidung meiner Kinder nehme ich in mir auf, während Seto sich in Kampfstellung begibt.
 

„Hey, was macht ihr hier? … Olli, du hast hier nichts mehr zu suchen. Du hast schließlich Schluss gemacht.“ beschwert sich mein Ex-Partner, der auf mich zustürmt.
 

„Seto, halt ihn bitte von mir fern. Ich kann mich nicht um ihn auch noch kümmern.“ bitte ich Seto.
 

„Das hast du vorhergesehen, oder?“ fragt er mich.
 

„Ich hab´ in Betracht gezogen, dass er mir Probleme bereiten könnte. Also, ja.“
 

„Was, verdammt noch mal, haben diese Lichter zu bedeuten?“ will mein Ex-Partner wissen.
 

„Das geht dich nichts an.“, antworte ich ihm, „Aber, weil ich so nett bin, … ich hole mir nur das, was mir und den Kindern gehört.“
 

Jetzt rastet mein Ex-Partner vollends aus und schlägt sich mit Seto, der sich wirklich gut hält.
 

Erst, als ich meine Habseligkeiten und die Sachen der Kinder in mich aufgenommen habe, greife ich ein und schleudere meinen Ex-Partner mit einer Armbewegung gegen die nächstbeste Wand. Anschließend trete ich auf Seto zu und frage ihn:
 

„Alles ok?“
 

Er nickt nur, aber dennoch sehe ich, dass seine Lippe blutet. Ich fische aus meiner Jackentasche ein Taschentuch und tupfe sanft über die blutende Stelle.
 

Seto sieht mich perplex an und nimmt mir dann das Taschentuch ab.
 

Zu meiner Verwunderung vernehme ich dann ein gehauchtes:
 

„Danke.“ von ihm, was mir wirklich viel bedeutet.
 

Besonders aus seinem Mund. Ich lächle ihn an und richte mich an meinen Ex-Partner:
 

„Auf nimmer Wiedersehen. … Komm, Seto. Wir sind hier fertig.“ widme ich mich danach Seto und schiebe ihn, mit meiner Hand in seinem Rücken, Richtung Wohnungstür.
 

Wieder unten auf der Straße angekommen, erwähne ich Seto gegenüber:
 

„Danke, dass du mir geholfen hast. … Einige Lichter haben einen längeren Weg, die werden mir nachfliegen. Die kommen nämlich aus einem anderen Bezirk. … Vom Haus seines verstorbenen Vaters.“, deute ich Richtung Wohnung, „Dort war ja auch noch immer meine Erbschaft und die Teppiche, die ich noch haben wollte.“
 

Ich zucke mit den Schultern, während er mich abermals mit einer gehobenen Augenbraue bedenkt.
 

„Und was genau ist diese Erbschaft?“ will er wissen.
 

„Ach, nur Mineraliensteine. Der hat sie schließlich gesammelt.“
 

Seto nickt nur nachdenklich.
 

~~~
 

Wieder vor der Hütte angekommen, fliegen gerade die fehlenden Lichter auf mich zu und gesellen sich zu meinen anderen Habseligkeiten in mir. Seto hat sich dennoch etwas erschreckt, als sie plötzlich an ihm vorbeigezogen sind, was mir ein Lächeln abringt.
 

Zufrieden, weil ich meine Sachen in Sicherheit weiß, betreten wir also wieder die Hütte. Genau pünktlich, als Tea gerade dabei ist, den Tisch zu decken und die anderen die Spiele wegräumen, die sie anscheinend bis vor kurzem noch gespielt haben.
 

„Wir sind wieder da!“ rufe ich belustigt in die Runde und alle zucken zusammen.
 

Ich kann es mir, bei Gott, nicht verkneifen, in Gelächter auszubrechen.
 

Zum Glück hatte Tea das Geschirr bereits abgestellt, sonst wäre sicher etwas zu Bruch gegangen. Was die Spiele allerdings angeht, hatten die anderen nicht so viel Glück. Jetzt bemühen sie sich, die Spiele wieder von neuem einzuräumen.
 

Plötzlich vernehme ich auch neben mir Gelächter. Seto kann sich scheinbar auch nicht mehr zurückhalten. Oder mein Lachen ist auch einfach nur ansteckend. Keine Ahnung.
 

Nachdem wir uns wieder beruhigt haben, herrscht auch wieder Ordnung und Tea richtet das Mittagessen an. Wir setzen uns alle an den Tisch und beginnen kurz darauf zu essen.
 

Mokuba will währenddessen natürlich genau wissen, was wir erlebt haben oder was passiert ist.
 

Nach dem Essen helfen alle mit, das Geschirr wieder wegzuräumen und Yugi und Tristan waschen ab, während ich in meinem Tablet nachsehe, wo wir die geplanten Sportaktivitäten vollziehen können.
 

Nach der gefundenen Halle, wo sich alle drei Aktivitäten zum Glück vereinen, machen wir uns fertig, um aufbrechen zu können und sobald Yugi und Tristan mit dem Abwasch fertig sind, machen wir uns auch schon auf den Weg.
 

~~~
 

Dort angekommen, bestellen wir uns was zu trinken und entscheiden uns fürs Erste für Tischtennis. Dafür leihe ich uns am Tresen sieben Tischtennisschläger und neun Bälle für drei Tische, welche Kosten ich übernehme, da ich als Einzige mit der Währung vertraut bin. Aber mich juckt das nicht, weil ich davon ausgehe, sowieso von hier wegzugehen und in der Zeichentrickwelt von Yu-Gi-Oh! zu bleiben, falls es mir möglich ist.
 

Wenn nicht, dann hab´ ich wenigstens eine schöne Erinnerung an diese sechs Personen, für die ich liebend gern, für diesen einen Tag, die Kosten übernehme, da ich nicht annehme, dass ich so etwas jemals wieder erleben werde.
 

Während die ersten ihre Aufwärmrunden machen, fotografiere ich sie mit meinem Handy, um mir diesen Tag in Erinnerung rufen zu können. Vor allem von Seto kann ich meinen Blick nicht nehmen, der so geschmeidig gekonnt, den Ball zu seinem Gegenüber kontert. Da lasse ich mir sogar ein Video mit dieser Konteraktion nicht entgehen.
 

//Seto spielt so, als hätte er nie etwas Anderes gespielt. Er ist echt ein Phänomen. Und voll mein Typ.//
 

Ich seufze und nehme das Handy ein Stück herunter, um ihn so zu betrachten, während sich ein Lächeln auf meine Lippen legt.
 

//Echt schade, dass aus uns nie ein Paar werden wird. Denn dafür müsste er sich in mich verlieben, was niemals passieren wird. Egal, ob ich nun in ihrer Welt bleiben kann oder nicht. Zum Verzweifeln, diese Ungewissheit. Ich habe mich auch gar nicht getraut zu fragen, was danach kommt. Ich will es auch gar nicht wissen, denn sonst könnte ich die Zeit jetzt mit ihnen nicht genießen.//
 

Spielerwechsel.
 

„Seto, spielst du jetzt mal gegen mich? Ich muss aber erst warm werden. Obwohl das für mich eher ein Nachteil wäre, weil ich dann dazu neige, mehr Fehler zu machen.“ grinse ich ihn schief an.
 

„Na, dann zeig´ mal, was du kannst.“ fordert er mich auf.
 

„Ich hab´ schon lang nicht mehr gespielt. Könnte sein, dass ich eingerostet bin.“ erwähne ich vorsichtshalber und er grinst mich hinterhältig an.
 

„Wir werden ja sehen.“ erwidert er nur und wartet darauf, dass ich mich ihm gegenüber positioniert hab´.
 

Da Seto im Ballbesitz ist, fordere ich ihn auf:
 

„Na, dann schlag auf.“
 

Wir liefern uns ein unerbittliches Duell.
 

Einige Zeit später – drei Stunden um genau zu sein – sitzen die anderen halb schlafend, halb wach auf Bänken und sehen uns mehr oder weniger beim Tischtennisspielen zu, da sie sich bereits ausgepowert haben.
 

Nur Seto und ich sind nicht gewillt, sich geschlagen zu geben, weil wir ziemlich gleich gut sind. Durch unsere Müdigkeitserscheinungen allerdings unterlaufen uns beiden mittlerweile schon mehrere Fehler.
 

„Willst du nicht endlich aufgeben?“ fragt er mich.
 

„Nicht, wenn du nicht aufgibst.“ antworte ich ihm.
 

Yugi, der als Einziger noch wach zu sein scheint, verdreht die Augen und meint:
 

„Wollt ihr nicht langsam mal Schluss machen? Ihr seid beide gleich gut, gleich stur und keiner von euch beiden wird gewinnen. Lasst es doch endlich mal gut sein. Das wird schon langweilig. Wir sind nämlich alle schon müde. … Können wir jetzt nicht etwas Anderes spielen?“
 

„Billard?“, funkle ich Seto mit meinen Augen herausfordernd an, „Da wird nur Geschick und Taktik benötigt.“
 

Er nickt und fügt an:
 

„Schön. Dann kannst du dich ja schon mal besiegt ansehen.“
 

Ich grinse ihn an:
 

„Wir werden sehen.“ und fange den Tischtennisball geschickt im Flug.
 

„Aufgewacht, ihr müden Trantüten.“ rufe ich in den Saal und sämtliche Freunde werden aus ihren Träumen gerissen.
 

Wieder einmal kann ich mir das Lachen nicht verkneifen und Seto schüttelt nur belustigt seinen Kopf. Aber wenigsten bewegen die anderen jetzt ihre müden Glieder und begleiten uns zum Tresen, wo wir die Tischtennisausrüstung gegen Billardausstattung tauschen.
 

Mit Queues und drei Sets Kugeln ausgestattet besetzen wir nun drei Billardtische. Seto beobachtet mich neugierig beim Aufbau der Kugeln und ich mache den Anstoß.
 

„Versuch jetzt mal eine Kugel zu versenken, egal ob Volle oder Halbe. Versenkst du allerdings eine von ihnen, musst du bei den gleichen bleiben. Die Schwarze darf erst zuletzt eingelocht werden und zwar im gegenüberliegenden Loch, als die letzte Kugel eingelocht wurde. … Wird die Schwarze allerdings vorher eingelocht, ist das Spiel vorzeitig beendet und der Spieler, der die Schwarze versenkt hat, hat automatisch verloren.“ erkläre ich ihm die Spielregeln.
 

„Klingt interessant.“ meint er dazu nur und ich deute ihm, seinen Schlag auszuführen.
 

Wieder liefern wir uns ein unerbittliches Duell.
 

Umso länger wir gegeneinander spielen, umso stärker kann ich das leidenschaftliche Feuer in seinen Augen erkennen. Er scheint es tatsächlich zu genießen, sich mit mir zu messen. Vielleicht steht er auch einfach nur darauf, jemand gefunden zu haben, der mit ihm mithalten kann. Wer weiß das schon so genau, was in ihm vorgeht? Er spricht ja schließlich nicht darüber.
 

Das Einzige, was mir aber immer wieder auffällt, wenn ich dran bin, ist, dass er mir auf den Hintern starrt. Na, ok, das tue ich bei ihm auch, aber ist das ein Grund, es bei mir auch zu tun?
 

Bei der letzten Kugel, also der Schwarzen, kommt es drauf an, wer von uns beiden, sie zuerst versenkt. Nur, dass wir sie in die entgegengesetzten Löcher diagonal befördern müssen. Und er beginnt mich, mit seiner Schussart, zu ärgern, weil ich so nicht die Möglichkeit habe, die Kugel zu versenken.
 

Aber ihm scheint es bei meiner Schussart ebenfalls so zu gehen. Wir versuchen nämlich jetzt schon mindestens zehn Minuten die Kugel zu versenken, aber keiner von uns beiden schafft es. Das könnte sogar noch eine halbe Stunde so gehen. Wir sind uns einfach ebenbürtig.
 

Nach weiteren fünf Minuten wird es mir zu blöd und ich frage ihn:
 

„Lassen wir ein Unentschieden gelten? Das wird mir nämlich jetzt echt schon zu blöd.“
 

Seto verdreht die Augen, scheint aber dennoch meinen Vorschlag zu überdenken.
 

Resignierend schließt er dann seine Augen, atmet tief ein und wieder aus, öffnet wieder seine Augen und meint dann:
 

„Ich denke, es wäre sinnvoll. Es scheint ohnehin keinen Sinn zu haben, die schwarze Kugel zu versenken zu versuchen, wenn man in die entgegengesetzte Richtung spielen muss.“
 

„Da stimme ich dir zu. Die würde uns selbst in hundert Jahren noch ärgern, weil sie nicht eingelocht werden will.“ grinse ich ihn an.
 

Sein Gesicht verzieht sich ebenfalls zu einem Grinsen, als er prompt in Gelächter ausbricht. Es klingt richtig befreiend und sieht wunderschön an ihm aus. Mein Grinsen wird zu einem sehnsüchtigen Lächeln.
 

//Ach, Seto. Wenn du nur wüsstest, was du mir antust. Ich wär´ so gern ganz nah bei dir. Würde gern mit dir kuscheln und einfach nur deine Wärme spüren.//
 

Ich seufze, was ihn innehalten lässt, und er seine Augenbraue auf Wanderschaft, nach oben, schickt.
 

Ich schüttle meinen Kopf und frage Yugi und Mokuba, die sich gerade keinem Spiel widmen:
 

„Spielen wir eine Vierer-Partie? Na, was meint ihr?“
 

„Au, ja. Ich spiel mit Yugi im Team.“ springt Mokuba sofort auf.
 

Seto sieht Mokuba stutzig, mit gerunzelter Stirn, an und wendet seinen Blick dann zu mir.
 

„Die Regeln bleiben gleich, nur, dass sich die Spieler abwechseln. Wenn es da keinen Sieger gibt, dann weiß ich auch nicht.“ lächle ich verlegen.
 

Seto gesellt sich also zu mir und bedenkt Mokuba mit einem merkwürdigen Blick.
 

//Wenn ich seine Gedanken lesen könnte, würde ich drauf wetten, dass er sich wundert, dass Mokuba stets darauf besteht, dass er mit mir ein Team bilden soll. Ob er schon dahinter gestiegen ist? Mokuba ist ja so durchschaubar. … Mich wundert nur, dass er Seto noch nichts davon gesagt hat. … Oh, Gott, jetzt zwinkert mir Mokuba auch noch zu.//
 

Verlegen und mit brennenden Wangen, halte ich mir die Hand vor die Augen.
 

//Kann sich nicht einfach ein Loch auftun und mich verschlingen?//
 

Plötzlich spüre ich eine Hand an meiner Schulter und eine tiefe sanfte, sowie besorgte Stimme, die fragt:
 

„Alles ok?“
 

Ich nehme die Hand wieder von den Augen und blicke über meine Schulter zu Seto, lächle leicht und nicke. Er erwidert das Lächeln und meint:
 

„Dann lass´ uns mal die zwei besiegen.“
 

Ich nicke und Yugi macht den Anstoß.
 

„Mach´ du als Erstes.“ bitte ich Seto.
 

Er nickt, versenkt eine vollfarbige Kugel und vermasselt den darauffolgen Schuss. Er zuckt mit den Schultern und lässt Mokuba den nächsten Versuch, auf die halbfarbigen Kugeln zu schießen.
 

Mokuba gelingt es zwei Kugeln zu versenken und vermasselt den nächsten Schuss. Somit bin ich nun dran.
 

Ich überlege mir sehr gut, welche Kugel ich nun anschießen will. Gut überlegt und mit viel Vorbereitung schaffe ich es zwei Kugeln zu versenken, wobei es die dritte nicht ganz ins Loch schafft.
 

„Verflixt.“ murmle ich.
 

Wieder legt Seto seine Hand an meine Schulter und meint:
 

„Nur die Ruhe. Wir sind vorne.“
 

Ich lehne mich instinktiv an ihn an und warte Yugi´s Schuss ab.
 

Zu meiner Verwunderung legt Seto zögernd seine Hand von meiner Schulter um meine Taille an meinen Bauch. Sofort durchströmt ein Kribbeln meinen Körper und ich fühle mich benebelt. Für einen Augenblick habe ich tatsächlich das Gefühl, als würde ich an meinem festen Freund lehnen.
 

Zu meinem eigenen Entsetzen, habe ich meine Hand an seine gelegt, die an meinem Bauch verweilt, und meine Finger mit seinen verschlungen, sodass man tatsächlich annehmen könnte, dass wir zusammen wären.
 

//Das fühlt sich so schön an. Wenn es doch ewig so währen könnte.//
 

Jedoch, erst, als Seto wieder dran ist, wird mir unsere Position so richtig bewusst und lasse ihn peinlich berührt und schuldbewusst los. Meine Wangen brennen wieder höllisch. Er belächelt meine Reaktion einfach nur und macht seine Schüsse.
 

//Gott, wie peinlich. Aber, er hätte mich ja nicht umarmen müssen, dann hätte ich wahrscheinlich gar nicht so reagiert und der Umarmung noch mehr Ausdruck verliehen. Aber, es hat sich einfach so toll angefühlt. Für den Moment habe ich mich tatsächlich glücklich gefühlt und mein Herz hat Purzelbäume geschlagen. … Und Mokuba braucht gar nicht so blöd zu grinsen. Das ist doch alles auf seinen Mist gewachsen. … Es mag zwar sein, dass sein Plan seine Wirkung auf mich nicht verfehlt, aber wie es Seto dabei ergeht, weiß ich nicht.//
 

Ich grummle, während ich Mokuba anfunkle, aber dieser lacht bloß über mich.
 

//Und Seto? Der scheint das ganz gelassen hinzunehmen. Er lacht noch nicht mal über mich. Mir scheint eher, dass er mich entschuldigend ansieht. Ob ihm das Ganze gar nicht gefällt? Andererseits hat er Mokuba gar nicht böse angeguckt, als es geheißen hat, dass er mit mir ein Team bildet. Das Ganze ist verwirrend und echt zum Verrücktwerden. … Ich sollte mich wieder auf das Spiel konzentrieren.//
 

Yugi hat zuvor eine Kugel geschafft und Seto hat wieder zwei versenkt. Mokuba ist gerade dabei, die zweite zu versenken und vermasselt den Schuss bei der dritten.
 

//Ok, ich bin wieder dran.//
 

Ich atme tief durch und mache mich daran, mein nächstes Ziel auszumachen. Zwei vollfarbige und vier halbfarbige, sowie die schwarze Kugel liegen noch auf dem Tisch. Ich versenke eine Kugel und die nächste wird ausgemacht. Ha, die zweite ist auch drin. Jetzt nur noch die Schwarze und wir haben gewonnen. Argh, die Schwarze ist an der Bande abgeprallt, die im Loch seitlich wegsteht. Wieder ärgere ich mich.
 

Plötzlich spüre ich heißen Atem an meinem Ohr:
 

„Ganz ruhig. Ist ja nur noch die Schwarze da.“
 

Ein angenehmer Schauer läuft mir über den Rücken, sodass ich einfach genießerisch meine Augen schließen muss und mich wieder gegen ihn lehne und er seine Hand wieder an meinen Bauch legt. Wieder beginnt mein ganzer Körper zu kribbeln und wieder fühle ich mich komplett benebelt.
 

„Kaiba? Du bist dran.“ werden wir unerwartet aus den Gedanken und der zweisamen Atmosphäre gerissen und ich öffne wieder meine Augen.
 

Sichtlich widerwillig löst er sich von mir und ich halte ihn noch einmal am Unterarm fest.
 

„Versenke die schwarze Kugel.“ lächle ich ihm aufmunternd zu.
 

Er positioniert sich, schießt die weiße Kugel an und trifft die Schwarze, die im gegenüberliegenden Loch verschwindet. Sofort trifft mich wieder Seto´s Blick, der ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen hat.
 

Yugi und Mokuba haben verloren und fragen:
 

„Wollt ihr nochmal spielen?“
 

Seto schüttelt den Kopf und schreitet sogleich auf mich zu. Ich frage ihn flüsternd, als er wieder neben mir steht:
 

„Und was willst du jetzt machen?“
 

„Noch mehr von deiner Nähe genießen.“ sagt er mir offen und ehrlich, während er mich hoffnungsvoll ansieht.
 

Ich lächle und erwidere:
 

„Ich hatte gehofft, dass du das sagen würdest.“
 

Nun erwidert Seto mein Lächeln und führt mich zu einer nächstgelegenen Sitzbank, die nicht sofort gesehen werden kann.
 

Er setzt sich hin und zieht mich sofort auf seinen Schoß. Ich schmiege mich sogleich an ihn und streichle ihm mit meiner linken Hand über die Brust nach oben in seinen Nacken. Dort spiele ich mit seinen Nackenhaaren und kraule ihn, während er meine Stirn sanft an seine Halsbeuge drückt.
 

Wieder fühle ich dieses Kribbeln im ganzen Körper und wie mir anders wird. Meine Sinne werden benebelt und nur Seto und mich gibt es mehr. Ich genieße es in vollen Zügen, bei ihm zu sein. Mir ist zwar klar, dass wir uns nicht so voneinander angezogen fühlen sollten und doch tun wir es, wobei ich noch nicht mal weiß, wie ich es geschafft habe, Seto´s Zuneigung zu gewinnen.
 

So kuscheln wir längere Zeit miteinander, bis wir von Mokuba entdeckt und von ihm angesprochen werden.
 

„Seto, Olivia, was macht ihr denn so weit abseits von uns allen.“ grinst er uns spitzbübisch an.
 

Seto und ich seufzen synchron auf.
 

„Mokuba, was ist los?“ gibt Seto, mehr als genervt, von sich.
 

„Uns reicht das Billardspielen schon und wir wollen jetzt zum Kegeln übergehen. Kommt ihr mit?“ fragt uns Mokuba sichtlich amüsiert.
 

„Wir kommen nach. Lass´ nur deinen Yugi nicht zu lange auf dich warten.“ grinse ich Mokuba fies an.
 

Dieser läuft sofort rot an und macht jeglicher Tomate Konkurrenz. Doch gerade, als Seto sich darüber äußern will, wahrscheinlich negativ, verschließe ich seinen Mund mit meinen Lippen.
 

Hat er sich anfangs noch dagegen gesträubt, lässt er sich immer mehr in den Kuss fallen und beginnt ihn zu genießen und zu erwidern.
 

Als ich mich von ihm wieder löse, beginnt er mit sanfter warmer, aber vorwurfsvoller Stimme:
 

„Wieso …“
 

Ich unterbreche ihn allerdings, indem ich ihm einen Finger auf die Lippen lege und antworte ihm vorweg:
 

„Lass´ ihn doch, wenn es ihn glücklich macht. Die Liebe macht keinen Unterschied bei den Geschlechtern. … Und ich kann mir gut vorstellen, dass es Mokuba sehr wichtig ist, dass du seine Liebe zu Yugi akzeptierst, weil du doch sein großer Bruder und seine einzige Familie bist. … Stoß ihn nicht weg, nur, weil seine Liebe in eine andere Richtung geht, die du vielleicht erwartet hättest.“
 

„Er ist mein kleiner Bruder. Ich würde ihn nie wegstoßen. Er ist doch alles, was ich noch habe.“ erwidert er.
 

Ich senke leicht betrübt meinen Kopf.
 

//Was habe ich auch erwartet?//
 

Um meine Betrübnis zu verstecken, beginne ich zu nicken.
 

„Lass´ es dir durch den Kopf gehen und teile Mokuba mit, wie du dazu stehst.“, und, um mich auf andere Gedanken zu bringen, füge ich noch an, „Und lass´ uns jetzt mal zu den anderen gehen und auch beim Kegeln mitspielen.“
 

Ich klettere von seinem Schoß und ziehe ihn mit mir, bestückt mit den Queues und den wieder eingeräumten Kugelsets, zum Tresen, um die Billardausrüstung abzugeben und dann weiter zu den Kegelbahnen zu gehen.
 

Wirklich alle von den Freunden haben sich bereits hier eingefunden und besetzen zwei Kegelbahnen.
 

Joey sitzt als Zuschauer auf einer der Bänke und sieht den zwei Teams zu, die sichtlich Probleme mit der Handhabung der Bowlingkugeln zu haben scheinen. Ich schüttle fassungslos meinen Kopf.
 

„Hey.“ rufe ich ihnen zu, stelle mich an eine dritte freie Kegelbahn und nehme eine Bowlingkugel in die Hand.
 

„Es hat einen Grund, warum die Kugel drei Löcher hat. In zwei der Löcher steckt man Mittel- und Ringfinger und in das letzte kommt der Daumen. So hält man die Kugel fest. … Dann holt man mit der Kugel Schwung und man lässt sie los oder man rollt sie mit Schwung und versucht die Kegel da vorne umzuwerfen. … Wenn man dran ist, darf man zweimal werfen. Das gleiche gilt auch, wenn der erste oder zweite Wurf ein Strike ist.“ erkläre ich allen und schon wird fleißig ausprobiert.
 

„Willst du anfangen?“ frage ich Seto, der nur mit den Schultern zuckt und sich eine Bowlingkugel holt.
 

So liefern wir uns die nächsten zwei Stunden wieder einen unerbittlichen Kampf um den Sieg.
 

~~~
 

Als wir alle ausgepowert die Spielehalle verlassen, ist es bereits früher Abend und wir beeilen uns, zurück zur Hütte, weil sich doch bald das Portal öffnen soll.
 

Als wir wieder vor der Hütte ankommen, führt uns der Weg dahinter auf einen niederen, aber breiten Hügel, wo sich eben das Portal materialisiert.
 

„Bist du bereit für den Übergang?“ fragt mich Seto und die anderen sehen mich erwartungsvoll an.
 

Ich seufze, atme noch einmal tief durch und die ersten durchschreiten bereits das Portal.
 

Seto lächelt mich aufmunternd an und reicht mir seine Hand. Ich greife danach und er zieht mich hindurch.
 

~~~
 

Nachdem ich das Portal durchschritten habe, schockweiten sich meine Augen.
 

Überall, wo ich nur hinblicken kann, scheint es zu brennen. Die Flammen sind locker zwei Meter hoch und lässt uns kaum Platz, gefahrlos die Gegend zu durchschreiten.
 

Plötzlich erblicke ich geflügelte Affen, die Feuerbälle auf die Erde herniederschmettern. Und mir wird sofort klar, dass diese fliegenden Affen das Übel sind, das über diese Welt Unheil bringt.
 

Ich überlege mir, wie ich gefahrlos einen Überblick gewinnen kann und entdecke aus einiger Entfernung Seto´s KC-Tower.
 

„Meine Firma.“ klingt Seto betrübt, als er erkennen muss, dass auch der KC-Tower in Flammen steht.
 

„Wir kriegen das schon irgendwie wieder in Ordnung.“, versuche ich Seto wieder aufzumuntern und erwähne, „Nur müssen wir dort ganz hinauf. Ich muss mir einen Überblick verschaffen.“
 

„Und wie wollen wir dorthin gelangen, wenn es überall brennt? … Auch, wenn das Feuer magisch ist, können wir trotzdem immer noch verbrennen.“ bemerkt Joey.
 

Jetzt verschränke ich meine Arme und stiere diesen blöd an, als hätte er gerade den größten Mist verzapft, den es gibt. Dann schüttle ich meinen Kopf, löse meine Verschränkung wieder und bewege meinen Arm, mit einer magischen Windböe, Richtung Flammen, während ich mich einmal um meine eigene Achse drehe, als die Flammen prompt über mehrere Meter hinweg um uns herum erlöschen. Anschließend blicke ich wieder herausfordernd zu Joey.
 

„Ok, ich hab´ nichts gesagt.“ lässt dieser daraufhin eingeschnappt verlauten.
 

Ich schüttle lächelnd wiederholt mit meinem Kopf und mache mich daran, zum KC-Tower zu laufen, während ich meine Arme von mir strecke, und auf dem Weg dorthin magischen Wind freisetze, sodass mir die Anderen gefahrlos folgen können.
 

Als ich vor dem KC-Tower zum Stehen komme, blicke ich die brennende Glasfront hoch. Mit einem Grinsen gehe ich in die Knie und stoße mich ab, um mich in die Lüfte zu erheben, wobei ich abermals magischen Wind ausstoße, während ich die Glasfront hochfliege, was ich so aussehen lasse, als würde ich hochspringen.
 

Nachdem ich auf dem Dach gelandet bin, steht auch der ganze Tower nicht mehr in Brand und wurde komplett, innen, wie außen, gelöscht.
 

Da mir die Anderen auf die Schnelle auch nicht aufs Dach folgen können, mache ich mich daran, mir einen Überblick zu verschaffen und gehe das Dach ab, während ich mir die Stadt von oben betrachte.
 

Sieht echt übel aus. Die Flammen haben sich scheinbar wirklich schon komplett über der Stadt ausgebreitet, außer dem Bereich, den ich zuvor gelöscht habe. Und ich muss auch damit rechnen, dass die ganze Welt so aussieht.
 

Allerdings mache ich mir Sorgen, wegen der ganzen Menschen. Bisher habe ich nämlich noch gar keine gesehen. Ob sie sich wohl in Sicherheit bringen konnten?
 

Ich muss diese Animeserie einfach vom Sterben retten.
 

Deshalb beschließe ich auch, mich sogleich ans Werk zu machen, um die ganze Welt von den Flammen zu befreien. Aber, vorher muss ich wohl diese geflügelten Affen ausschalten, die unentwegt magische Feuerbälle abschießen, um das Feuer am Leben zu erhalten. Fragt sich nur, ob ich sie mit meiner Magie auch ausschalten kann. Aber, das werde ich ja sehen, sobald ich die Welt von den magischen Flammen befreit habe.
 

Ich stelle mich mittig aufs Dach des KC-Towers, konzentriere meine Magie und atme tief durch. Danach strecke ich meine Handflächen in den Himmel und setze meine Magie frei, um es magisch regnen zu lassen. Wenn ich Glück habe, werden dadurch auch die geflügelten Affen besiegt.
 

Die Wolken ziehen sich immer mehr zusammen, schwärzen sich, schon spüre ich die ersten Regentropfen, bis es regelrecht zu schütten beginnt. Und ich kann spüren, wie die Welt zu aufatmen beginnt, weil die Flammen überall auf der Welt erlöschen.
 

Schnell husche ich wieder an das Geländer des Daches und schaue auf die geflügelten Affen, die wortwörtlich zu Boden gehen und wie eine Masse zerfließen.
 

Ich blinzle ungläubig und beginne dann zu jubeln. Die Welt ist gerettet. Ich habe es geschafft.
 

Jetzt muss ich die Welt nur wieder in ihren Urzustand zurückversetzen, und alles ist wieder so, wie es sein sollte.
 

Glücklich drehe ich mich magisch im Kreis, mit ausgestreckten Armen und werfe eine magische Erfrischungswelle nach der nächsten aus, bis sie unmittelbar um die Welt gekreist sein müssen.
 

Schon lichten sich die Wolken und lassen der Sonne den Vorzug.
 

Als ich das nächste Mal einen Blick vom Dach werfe, sind auch wieder die Menschen da. Erleichtert betrachte ich die vielen Menschen, die sich nun wieder ihres Lebens erfreuen können.
 

Seufzend betrachte ich mich. Ich bin, durch den Regen, patschnass geworden. Aber ich weiß schon, wie ich wieder trocken werde.
 

Ich springe wieder vom Dach und die Fallgeschwindigkeit trocknet mich, bis ich mich vor dem Boden abbremse und auf dem Boden sanft zum Stehen komme.
 

Da kommen auch die Anderen schon auf mich zu und danken mir für die Rettung ihrer Welt. Doch ist mir nicht entgangen, dass es auch eine Ursache geben muss, dass diese geflügelten Affen überhaupt aufgetaucht sind. Und die Ursache kann eigentlich nur dort zu finden sein, wo das Feuer seinen Anfang genommen hat.
 

„Sagt mal, … weiß einer von euch, wo das Feuer eigentlich seinen Ursprung genommen hat?“ erkundige ich mich deshalb.
 

„Kein Schimmer.“ gibt Joey preis.
 

„Seit wann hattest du jemals über irgendwas eine Ahnung?“ spottet Seto über Joey.
 

Doch da meint Yugi auch schon:
 

„Das Feuer soll in einem Tempel in Ägypten entfacht worden sein. Hatte wohl etwas mit einem wütenden Gott zu tun, der diese geflügelten Affen aus einer anderen Welt zu uns geführt hat, als Strafe für einen Priester, der irgendetwas angestellt haben soll. Also müssen wir uns über nichts weiter mehr Sorgen machen. Das Feuer war das Einzige, was wir nicht bekämpfen konnten.“
 

„Dann bin ich ja beruhigt.“
 

„Lasst uns zurück zum Portal gehen.“ schlägt Seto dann vor und wir alle nicken zustimmend.
 

Somit machen wir uns auch schon wieder auf den Rückweg.
 

~~~
 

Vor dem Portal, immer noch in der Zeichentrickwelt von Yu-Gi-Oh!, treffen wir auf eine alte Frau.
 

„Das habt ihr gut gemacht. Ihr habt die Auserwählte gefunden und eure Welt von den Flammen gerettet.“, beginnt die Alte uns anzuquatschen.
 

„Das ist die alte Frau, von der wir das Glöckchen bekommen haben.“ erwähnt mir Mokuba flüsternd.
 

„Seto Kaiba gib´ mir bitte das Glöckchen.“ und Seto überreicht es ihr skeptisch.
 

„Kind, nun da du deine Aufgabe erfüllt hast, wird es Zeit, dich von deiner Magie wieder zu trennen.“ erklärt mir die Alte und ich senke betrübt meinen Kopf.
 

//Das heißt wohl so viel wie, dass ich nicht hierbleiben darf. Seto. Ich will mich doch nicht wieder von ihm trennen müssen. Ich liebe ihn doch so sehr. … Meine Magie gebe ich aber nicht so schnell wieder her. Ich werde eine Möglichkeit finden, in ihre Welt zurückzukehren.//
 

„Nun, Kind, übertrage deine Magie wieder auf das Glöckchen, denn du kannst sie nicht in deine Welt mitnehmen, da sie nicht dorthin gehört.“
 

//Genauso wenig, wie sie in Ihre Hand gehört. Es handelt sich hier nämlich um meine Magie, die eindeutig zu mir gehört.// vervollständige ich ihre Aussage in Gedanken.
 

Also lasse ich einen Hauch von Magie so langsam in das Glöckchen übergehen, dass man den Eindruck hat, als würde meine gesamte Magie übertragen werden.
 

Anschließend nickt die Alte zufrieden und meint:
 

„Ihr könnt eure neu gewonnene Freundin auf der anderen Seite noch verabschieden. Ihr habt hierfür noch genau 15 Minuten Zeit. Nun geht.“
 

„Gibt es denn wirklich keine andere Möglichkeit?“ frage ich verzweifelt nach.
 

„Tut mir leid, Kind, das entscheidet das Portal ganz allein. Ich habe leider keine Entscheidungsgewalt darüber, wer hierbleiben darf und wer nicht. … Geht nun durch das Portal und verabschiedet euch von eurer Freundin, ehe es sich für immer schließt.“
 

//Für immer? Das ist ein so schrecklich andauernder Zustand.//
 

Joey legt mir einen Arm um die Schultern und schiebt mich, von den anderen gefolgt, durch das Portal in die reale, meine, Welt, während ich mir die Magie aus dem Glöckchen wieder unbemerkt zurückhole.
 

„Ich habe den Timer auf meiner Armbanduhr aktiviert. Uns bleiben noch gute 12 Minuten.“ erwähnt Tea.
 

„Joey? Es hat mich wirklich gefreut, dir mal leibhaftig gegenüber zu stehen.“ lächle ich ihn etwas schief an, während mir bereits die ersten Tränen in die Augen treten.
 

Wir umarmen uns kurz, dann trete ich zu Tristan.
 

„Wir hatten zwar nicht viel miteinander zu tun, aber es war mir ebenso eine Freude dich live kennen zu lernen. … Und gib´ dir einen Ruck, was Tea betrifft.“ zwinkere ich ihm verschwörerisch zu und er wird leicht rot um seine Nase.
 

Nun gehe ich zu Yugi und Mokuba herüber, die natürlich rein zufällig ziemlich nah beieinanderstehen. Die anderen dürften von ihnen noch keine Ahnung haben, bin ich doch auch nur zufällig darauf aufmerksam geworden.
 

„Yugi? Mokuba? … Ich wünsche euch alles Glück der Welt zusammen. Und seid beruhigt, ich hab´ mit Seto bereits über euch gesprochen. Aber gebt ihm noch etwas Zeit, um diese Tatsache zu verdauen.“
 

Beide bekommen von mir ebenso eine kurze Umarmung, danach wende ich mich an Tea.
 

„Hey. … Ich bin sicher, wir wären bestimmt gute Freundinnen geworden. … Und unter uns, ich kenn´ da jemanden, der ein Auge auf dich geworfen hat, sich aber nicht traut, dir seine Gefühle zu gestehen. Und ja, er befindet sich unter deinen Freunden. Jedoch Joey und Yugi sind es nicht. Yugi hat sich nämlich anderweitig orientiert.“
 

Tea bekommt große Augen und fragt irritiert:
 

„Wie darf ich denn das verstehen?“
 

Ich verdrehe meine Augen und versuche ihr verständlich die Sachlage zu erklären:
 

„Weil du scheinbar nicht selbst draufkommst. Tristan steht auf dich und Yugi ist jetzt mit Mokuba zusammen. Jetzt alles klar?“
 

„Oh. … Oh!“ scheint bei ihr endlich der Groschen gefallen zu sein.
 

Dann verzieht sich ihre Mimik allerdings zu einem verschwörerischen Grinsen, als sie dann auch schon:
 

„Und was ich so mitbekommen habe, hast du ein Auge auf Kaiba geworfen. Hab´ ich nicht recht?“ von sich gibt.
 

Meine Wangen beginnen zu brennen und mein Blick fällt unwillkürlich auf Seto. Als sich allerdings unsere Blicke treffen, senke ich verlegen meinen Kopf und wende mich wieder an Tea:
 

„Könnte sein.“
 

Mit entsetzt geweiteten Augen stellt Tea fest:
 

„Du bist ja echt in Kaiba verliebt.“ und schlägt sich die Hand vor den Mund, während sich Tränen in ihren Augen sammeln.
 

„Das … tut mir so … unendlich leid.“ stammelt Tea, die nun begriffen zu haben scheint, was ich im Begriff bin, zu verlieren.
 

Die anderen können im Gegensatz zu mir glücklich werden, nur Seto wird unglücklich bleiben. Tea sieht mir noch nach, als ich mich nun Seto zuwende und sie hinter mir lasse.
 

Nun stehen wir uns gegenüber und wissen doch nicht, was wir uns sagen sollen. Weder er, noch ich, findet einen Anfang. Die zwei Tage, die wir gemeinsam verbracht haben, haben uns eindeutig nähergebracht. Näher, als uns jetzt, im Nachhinein gesehen, lieb ist.
 

Meine Augen werden wässrig und die ersten Tränen fließen über meine Wangen. Und es werden immer mehr, umso bewusster mir wird, dass wir uns nie wiedersehen werden können.
 

Besorgt tritt er näher auf mich zu und schließt mich in eine Umarmung. Ich kralle meine Finger an seinem Rücken in seinen schwarzen Rollkragenpullover und beginne nun auch noch zu schluchzen.
 

Seto streichelt über meinen Rücken, versucht mich wieder zu beruhigen. Verwunderter Weise schaffe ich es tatsächlich wieder, mich etwas zu beruhigen, aber meine Tränen fließen unaufhörlich weiter.
 

Ich löse mich etwas von ihm und stelle fest, dass auch seine Augen ziemlich wässrig aussehen. Nun werfe ich einen umschweifenden Blick durch die Runde, zu den anderen, die nun ebenfalls wässrige Augen verzeichnen.
 

Haben sie doch nun alle mitbekommen, wie nahe mir der Abschied von Seto geht. Mokuba tut es gerade vermutlich am meisten leid, dass er versucht hat, Seto und mich zu verkuppeln, hatte er doch wahrscheinlich keine Ahnung, dass der Abschied für immer sein sollte.
 

„Acht Minuten noch. Komm, Kaiba, wir müssen los. Umso länger du dir Zeit lässt, desto schwerer wird es.“ erwähnt Tea und ich stelle fest, dass sich die anderen bereits um das Portal positioniert haben.
 

Er nickt, atmet noch einmal tief durch, schenkt mir noch einen letzten Blick und will sich gerade abwenden, als ich ihn an seinem Kartenanhänger noch einmal zu mir zurückhole.
 

Verwundert wendet er sich wieder zu mir und ich nutze seine Überraschung, um ihn zu küssen. Denn ich bin nicht gewillt, meine letzte Möglichkeit ungenutzt zu lassen. Ich will jede noch so kleine Sekunde ausnutzen, solange ich Seto noch nahe sein kann.
 

Zögernd legt er seine Arme wieder um mich und erwidert den Kuss. Als ich jedoch mit meiner Zunge über seine Lippen lecke, gewährt er mir sofort Einlass und ich suche nach seiner Zunge.
 

Ich spüre die erstaunten Blicke der anderen, die nichts davon wussten. Seto drückt mich ganz fest an sich und ich tue es ihm gleich. Wie zwei Ertrinkende klammern wir uns aneinander fest, während wir unsere Zungen aneinanderschmiegen und nicht trennen wollen. Dass Tea uns darauf hinweist, dass nur noch fünf Minuten Zeit bleibt, ehe sie durch das Portal müssen, bekomme ich nur unbewusst mit.
 

Wir beginnen sogar durch die Nasen zu atmen, um unsere Verbindung nicht trennen zu müssen. Doch umso länger der Kuss andauert, desto stärker macht sich in mir die Verzweiflung breit.
 

//Ich will ihn nicht gehen lassen. Warum muss alles nur so ungerecht sein?//
 

Mein Tränenfluss nimmt immer mehr zu. Als Seto den Kuss löst, bemerke ich, dass auch ihm bereits wenige Tränen seine Wangen herabfließen.
 

Ich nehme sein Gesicht mit beiden Händen und streiche ihm die Tränen sanft mit den Daumen weg, ehe ich ihm einen kurzen Kuss gebe.
 

„Seto, … ich liebe dich.“ flüstere ich ihm zu, was ihm ein kleines Lächeln abringt, seine Tränen aber von neuem antreibt, über seine Wangen zu fließen.
 

„Zwei Minuten noch.“ fängt Tea langsam an, ungeduldig und unruhig zu werden.
 

Seto nickt, ohne den Blick von mir zu nehmen, er küsst mich noch einmal kurz und wendet sich dann ganz von mir ab, um sich zum Portal zu begeben.
 

Vor dem Portal angekommen, dreht er sich noch einmal in meine Richtung und sagt leise, aber so, dass ich es noch hören kann, so wie auch die anderen, nachdem er den Kloß zu schlucken versucht hat:
 

„Ich liebe dich auch.“
 

Auf Grund dieser Worte laufen meine Tränen noch heftiger, und in meiner Verzweiflung laufe ich wieder auf ihn zu und schaffe es gerade so, ihm noch einen Kuss zu geben, als ich von Joey und Tristan zurückgehalten werde.
 

„Lasst mich.“ beginne ich zu schluchzen.
 

Hat Seto vorhin gerade noch geschafft, seine Tränen wieder halbwegs unter Kontrolle zu bekommen, so fließen sie nun wieder.
 

Er legt sich eine Hand vor den Mund, wahrscheinlich um die ersten Schluchzer zu unterdrücken. Vermutlich haben die Freunde noch nie so einen Ausbruch an Seto Kaiba höchstpersönlich erlebt.
 

„Es tut uns leid, Olivia, aber wir müssen jetzt wirklich gehen.“
 

Yugi, Mokuba und Tea zerren Seto regelrecht durch das Portal, erst dann wagen es Tristan und Joey, mich loszulassen.
 

Vor dem Portal falle ich auf die Knie und schluchze:
 

„Seto.“
 

Jener ist direkt hinter dem Portal auf seine Knie gefallen, stützt sich mit beiden Armen ab und schluchzt nun, seinen Gefühlen freien Lauf lassend, seinen Kummer heraus.
 

Nachdem nun auch Joey und Tristan das Portal durchschritten haben, werfen sie mir einen letzten Blick zu und senken ebenfalls traurig und mitleidig ihre Köpfe. Selbst Joey bemitleidet Seto, weil er noch nie so einen Anblick von ihm erlebt hat.
 

Joey geht auf Seto´s rechte und Tristan auf Seto´s linke Seite. Joey meint zu Seto:
 

„Kaiba, lass´ dich nicht so hängen. Vielleicht hat sich die Alte ja geirrt und das Portal öffnet sich irgendwann wieder. … Komm, lass´ uns nach Hause gehen. Es wird schon wieder alles gut werden. Außerdem schließt sich das Portal gleich.“ versucht Joey meinen Seto aufzumuntern und packt ihn unter dem rechten Arm, so wie Tristan ihn am linken Arm, und helfen Seto wieder auf die Beine.
 

Allerdings weigern diese sich, ihre Aufgabe zu übernehmen, womit die Beiden wahrscheinlich bereits gerechnet haben und ihn jetzt so abstützen, dass er nicht mehr so leicht einsinken kann.
 

So machen sich alle dann auf den Weg, während mir Mokuba noch einmal einen letzten mitleidigen und entschuldigenden Blick zuwirft.
 

//Das ertrage ich nicht. Warum muss Liebe so wehtun?//
 

Ich schluchze immer mehr und vergrabe mein Gesicht in meinen Handflächen, weil ich nicht mitansehen will, wie sich das Portal für immer schließt.
 

Ohne den Platz des Portals noch einmal zu beachten, drehe ich ihm den Rücken zu, um ihn nicht länger im Blick zu haben.
 

~~~
 

Nach mehreren Minuten habe ich mich wieder halbwegs in Griff, zücke mein Handy und rufe meine Mutter an.
 

„Hallo, Mama. Ich bin wieder zurück aus der anderen Welt. Es war mir leider nicht möglich, dort zu bleiben. Aber immerhin weiß ich jetzt, dass meine Liebe erwidert wird.“
 

„Olivia? Was ist passiert? Warum klingst du so verweint?“
 

„Ich musste mich eben von Seto verabschieden und wie es scheint, war der Abschied für immer.“
 

Wieder beginnen Tränen meine Wangen herunter zu laufen, als ich mich plötzlich zum Portal umdrehe und feststelle, dass es immer noch offen ist. Sofort hören meine Tränen auf und meine Augen werden staubtrocken.
 

Noch ehe meine Mutter antworten kann, rufe ich freudig aus:
 

„Mama? Das Portal ist noch offen. Ich kann zu ihm! ICH KANN ZU SETO!!!“
 

„Jetzt schrei doch nicht so. Und außerdem, was heißt das jetzt? Bleibst du jetzt hier oder gehst du zurück in die andere Welt?“
 

„Mama, … du kennst doch längst meine Entscheidung. Hier hält mich nichts mehr. Und nichts wünschte ich mir mehr, als bei Seto bleiben zu können. Das Problem ist nur, dass sich das Portal nie mehr öffnen wird. Es kann sein, dass wir uns nie mehr wiedersehen.“
 

„Olivia, ich will, dass du glücklich bist. Und, wenn du das nur mit Seto Kaiba bist, dann solltest du ihm folgen. Ich werde dich zwar vermissen, aber ich werde es verkraften, wenn ich weiß, dass du glücklich bist.“
 

„Ist das dein Ernst? … Danke, Mama. Ich hab´ dich ganz doll lieb. Und drück´ mir den Manuel (Bruder) zum Abschied.“
 

„Mach´ ich. … Leb´ wohl und werde glücklich.“
 

„Danke. Leb´ wohl und mach´s gut.“
 

Euphorisch durchschreite ich das Portal und sehe mich um, während ich bemerke, dass sich das Portal erst jetzt schließt, nachdem ich wieder hindurchgeschritten bin.
 

//Mist, sie sind schon außer Sichtweite.//
 

Also brülle ich, so laut ich kann:
 

„SEEETOOOOO!!! WAAARTEE AAAUFF MIIIIICH!!!“
 

Dann sehe ich ihn auch schon von weitem auf mich zu stolpern.
 

Als ich ihn erblicke, fangen meine Beine von selbst an, auf ihn zuzulaufen.
 

Nachdem wir aufeinandertreffen, werde ich sofort in eine liebevolle und glückliche Umarmung gezogen und er küsst mich abgesetzt, während er mich fragt:
 

„Wie … kommt … es, … dass … du … wieder … hier … bist?“
 

Überglücklich antworte ich ihm ebenso abgesetzt, durch seine Küsse:
 

„Das … Portal … hat … sich … nicht … geschlossen. … Darum … bin … ich … einfach … wieder … durch- … gegangen. … Ich … wollte … doch … unbedingt … wieder … zu dir.“
 

Endlich beruhigt sich sein Freudenschwall wieder und er hört mit den unterbrochenen Küssen auf.
 

„Ich bin so glücklich, dass du nun wieder bei mir bist.“ erwidert er und drückt mich ganz fest an sich.
 

Ich umarme ihn mit selbiger Intensität.
 

Nun kommen auch die Anderen mit gemächlicheren Schritten auf uns zu und lächeln erleichtert, als sie uns erblicken.
 

Ich lächle sie etwas verlegen an und frage ihn:
 

„Aber ich besitze hier doch gar nichts. Wo soll ich wohnen?“
 

„Du wohnst natürlich bei uns.“, sein Blick wandert kurz zu Mokuba, der zustimmend nickt, und Seto fährt fort, „Dir soll es an nichts fehlen, und ich lasse dich nie mehr gehen.“
 

Jetzt muss ich einfach lächeln und ihn küssen.
 

„Da wir ja nun wieder vollzählig sind, können wir ja endlich nach Hause gehen.“ meint Tea.
 

Seto und ich lächeln uns verliebt an und antworten synchron:
 

„Auf jeden Fall.“ und lachen.
 

So brechen wir auf, in ein neues Leben, in dem wir alle glücklich sein können.
 

~~ Ende ~~

Traum 18 (Unvorhergesehenes Treffen in der Erlebnisherberge) - Teil 1

Es ist Nachmittag, ich sitze alleine im Aufenthaltsraum der Erlebnisherberge, wo ich zwei Wochen Urlaub mache, und lese ein Buch. Meine Freundin Tatjana, mit der ich ein Zimmer teile, ist in der Zwischenzeit in die Stadt gegangen, um sich umzusehen, da wir erst vor einiger Zeit angekommen sind. Nun vertreibe ich mir die Einsamkeit mit einem Buch, während ich auf ihre Rückkehr aus der Stadt warte. Sie wollte mir einige Knabbereien mitbringen.
 

Als unerwartet eine Person den Aufenthaltsraum betritt, blicke ich auf und erstarre. Ruhig weiteratmend folge ich Seto Kaiba mit meinem Blick, wie er sich dem Getränkeautomaten nähert, Geld einwirft und sich dann bückt, um das Getränk zu entnehmen. Während er sich wiederaufrichtet, fällt sein Blick dann auf mich. Sein Blick fixiert meine Augen, doch ich rühre mich nicht und bleibe ganz ruhig, auch, wenn sein Blick wirklich kalt wirkt.
 

Dann senke ich wieder meinen Blick, um wieder im Buch weiterzulesen, als wäre niemand besonderes in den Raum getreten. Jedoch konzentrieren kann ich mich nicht. Ich lausche genau auf die Geräusche, die er macht. Kurz darauf höre ich auch schon, wie sich seine Schritte wieder auf den Durchgang des Aufenthaltsraumes zubewegen und im nächsten Moment nicht mehr hörbar sind.
 

Ich atme erleichtert auf. Er ist weg. Schon fange ich an, leise meine Gedanken auszusprechen, da ich das immer mache, wenn ich mich einsam fühle:
 

„Gott, das war knapp. Ich dachte echt, mein Herz bleibt jeden Moment stehen. Tatjana wird mir das niemals glauben, wenn ich ihr das erzähle. … Wo bleibt sie überhaupt? Sie wollte doch nur in die Stadt. … Dann lese ich eben weiter.“, während ich irgendwie das Gefühl habe, belauscht zu werden, auch, wenn es nicht so sein sollte.
 

Diese Angst habe ich nämlich immer, wenn ich Selbstgespräche führe. Dann vertiefe ich mich wieder in das Buch.
 

Als wieder eine Person den Aufenthaltsraum betritt, bin ich in der Hoffnung, es könnte wieder Seto Kaiba sein, aber leider werde ich enttäuscht. Ein chinesischer Junge kommt herein, dessen Herkunft man unschwer erkennen kann, zieht sich ebenfalls ein Getränk aus dem Getränkeautomat, erblickt mich und fragt mich:
 

„Was machst du hier?“
 

„Ich lese ein Buch. Das sieht man doch.“ antworte ich.
 

„Wieso hast du dann aufgehört zu lesen?“ will er wissen.
 

„Ich dachte, dass mich vielleicht meine Freundin abholen kommt.“
 

„Wo ist sie denn?“
 

„Sie ist in die Stadt gegangen. Wieso interessiert dich das?“
 

„Mir ist langweilig. Heute sind die Aktivitäten schon zu Ende und jetzt ist mir eben langweilig.“
 

„Bist du denn ganz alleine hier?“
 

„Natürlich nicht. Meine Eltern sind im Zimmer. Aber da ist es auch langweilig.“
 

„Dann frag sie doch, ob sie etwas mit dir spielen.“
 

„Willst nicht du etwas mit mir spielen?“
 

„Nein. Ich will jetzt mein Buch weiterlesen. Und das werde ich solange machen, bis meine Freundin wieder aus der Stadt zurück ist.“
 

„Du bist gemein.“
 

„Hey. Ich kenn dich doch gar nicht. Lass mich einfach in Ruhe, ok? Ich will jetzt weiterlesen. Die Stelle ist nämlich gerade spannend.“
 

Stur vertiefe ich mich wieder ins Buch.
 

Keine zwei Minuten später vernehme ich, dass sich der Junge neben mich setzt und mir über die Schulter einen Blick zuwirft.
 

„Was wird das, wenn es fertig ist?“ frage ich leicht genervt.
 

„Ich wollte nur wissen, was du da für ein Buch liest.“
 

Ich verdrehe meine Augen.
 

„Wie alt bist du?“ frage ich ihn deshalb.
 

„Zehn, wieso?“
 

„Weil dich dann dieses Buch unter Garantie nicht interessieren wird. Es sind nämlich keine Bilder drin.“
 

„Keine Bilder?“
 

„Nein, keine Bilder. Nur reiner Text. Und der Textinhalt dürfte auch noch nicht für dich geeignet sein.“
 

„Wieso? Worum geht´s denn.“
 

„Um Tote, einen Killer, viel Blut und einem Kriminalbeamten, der versucht, die Morde aufzuklären.“
 

„Iiiiiiihh! Das ist ja eklig. Ich hau ab.“
 

„Na, endlich.“ flüstere ich vor mich hin.
 

„Hast du was gesagt?“ fragt er nach.
 

„Nein! Hau endlich ab.“ werde ich etwas lauter.
 

Dann verschwindet der Junge auch endlich und ich bin wieder für mich allein.
 

„Puh! … Wie kann man nur so lästig sein?“, spreche ich meine Gedanken wieder leise aus, „Endlich kann ich weiterlesen.“
 

Später kommt dann endlich Tatjana in den Aufenthaltsraum.
 

„Na, hast du dich gelangweilt?“
 

Ich verdrehe die Augen.
 

„Was hast du so lange getrieben?“ frage ich sie.
 

„Ich hab´ da jemanden kennen gelernt. Bin noch einen Kaffee mit ihm trinken gegangen.“
 

„Du bist echt unmöglich.“
 

Sie setzt sich zu mir auf die Bank.
 

„Und was hast du so schönes erlebt?“ werde ich von ihr gefragt.
 

„Als, wenn man hier so viel erleben würde. Es sind nur ein paar Leute hereingekommen, um sich Getränke zu holen und sind dann wieder gegangen. Mehr war da nicht. Also nichts Spannendes. Ich hab´ die ganze Zeit nur in meinem Buch gelesen.“
 

//Vielleicht erzähle ich ihr doch noch nicht, dass Seto Kaiba hier ist. Es wird seinen Grund haben, warum niemand weiß, dass er hier ist. … Das hätte mir eigentlich eher in den Sinn kommen sollen. Dann hätte man nämlich überall Geschrei von verrückten Mädchen vernommen. … Es war von ihm wahrscheinlich auch gar nicht geplant, dass ich mitbekomme, dass er da ist. Vielleicht bangt er zurzeit überhaupt, dass seine Anwesenheit aufgeflogen ist. … Nein, das tu´ ich ihm nicht an. Er soll seine Ruhe genießen können.//
 

„…via. Hallo, bist du noch anwesend? Ich hab´ dich gefragt, ob du mit ins Zimmer kommst.“ werde ich von Tatjana aus meinen Gedanken gerissen.
 

„Ja, doch. Du musst ja nicht gleich aufbrausend werden. … Wo ist mein Lesezeichen?“
 

„Hier.“
 

„Danke.“
 

Ich lege mein Lesezeichen ins Buch, damit ich weiß, wo ich stehengeblieben bin, und erhebe mich von der Bank. Dann folge ich ihr ins Zimmer.
 

***
 

Am nächsten Tag, am Nachmittag verbringe ich wieder Zeit im Aufenthaltsraum. Tatjana wollte sich heute wieder mit dem Jungen treffen, den sie in der Stadt gestern kennen gelernt hat. Na, wenigstens hat sie jetzt ihre eigene Gesellschaft. Nur ich bleibe wieder mal alleine. Wie ich es hasse, alleine zu sein. Aber ich hab´ ja schließlich noch mein Buch, das mein immerwährender Wegbegleiter ist. So bin ich eben wieder mal in mein Buch vertieft.
 

Auch diesmal kommt wieder eine Person in den Aufenthaltsraum und wie immer, durch meine Neugier getrieben, blicke ich auf.
 

//Welch´ Freude.// geht mir durch den Kopf, als ich abermals Seto Kaiba erblicke, der auf den Getränkeautomat zusteuert.
 

Ehe er jedoch darauf zutritt, trifft mich ein kurzer Blick von ihm, dann senke ich schnell meinen Blick. Meine Wangen brennen verräterisch. Ich wage es aber dennoch wieder etwas meinen Blick zu heben, um ihn zu beobachten. Er wirft Geld in den Automaten und bückt sich, um das Getränk zu entnehmen. Beim Wiederaufrichten, trifft mich wieder sein kalter Blick, den ich nur kurz erwidere und dann wieder senke, weil meine Wangen von neuem zu brennen beginnen.
 

Kurz danach höre ich, wie sich seine Schritte entfernen, als er mitten in seiner Bewegung inne zu halten scheint. Ich blicke wieder auf und sehe auf seinen Rücken, dann dreht er sich noch einmal zu mir um. Dann bildet sich plötzlich ein kleines sichtbares Lächeln auf seinen Lippen. Ich kann nicht anders, ich beginne zu grinsen und senke verlegen wieder meinen Blick.
 

Als ich eine Minute später wieder aufblicke, ist er verschwunden. Ich seufze lautstark.
 

***
 

Die nächsten Tage halte ich es gleich, dass ich mich im Aufenthaltsraum aufhalte, nur um IHN zu sehen, wie er kommt, sich ein Getränk holt und dann wieder geht. Nur, dass er mich mittlerweile jedes Mal erst mit einem nicht mehr so kalten Blick und danach mit einem Lächeln bedenkt, dass es mein Herz höherschlagen lässt und mir auch jedes Mal Röte auf die Wangen treibt.
 

***
 

Nach einer Woche sitze ich mal wieder an einem Nachmittag im Aufenthaltsraum und warte eigentlich nur darauf, dass Seto Kaiba wiederkommt. Doch wider Erwarten erscheint plötzlich eine andere mir bekannte Person im Raum. Meine Augen weiten sich einen Moment überrascht und enttäuscht zugleich. Mokuba Kaiba geht zum Getränkeautomat, holt sich ein Getränk und blickt dann auf mich. Verwirrt blicke ich ihm entgegen.
 

Dann kommt er auch schon auf mich zu und setzt sich neben mich.
 

„Hallo.“ begrüßt er mich, wie nebenbei.
 

„Hallo.“ erwidere ich nur.
 

„Bist du jeden Tag hier?“ will er wissen.
 

„Ja, wieso?“
 

„Hat mich nur interessiert. … Wie ist denn dein Name?“
 

„Olivia.“
 

„Der Name gefällt mir. Ich heiße Mokuba.“
 

„Das weiß ich bereits.“
 

„Echt?“
 

Ich nicke bestätigend.
 

„Dann kennst du sicher auch meinen großen Bruder.“
 

Wieder nicke ich und füge aber an:
 

„Er kommt jeden Tag einmal, um sich ein Getränk zu holen.“
 

„Du warst jedes Mal da?“
 

Wieder ein Nicken meinerseits.
 

„Woher kennst du uns eigentlich?“
 

„Na, ja, … ist ja nicht so, als wärt ihr unbekannt. Es steht doch fast ständig was in der Zeitung, über deinen Bruder, drin.“
 

„Ach, so. Verstehe. … Bist du dann so was wie ein Fan?“
 

„Kann man nicht so wirklich sagen.“
 

„Was meinst du damit?“
 

„Na, ja, … ich bin nicht der Typ, der kreischend durch die Gegend rennt, nur, weil ich jetzt einen Promi gesehen hab, oder so. Ich bleibe eben im Gegensatz zu anderen rational. … Was ich weiß, gibt es aber leider zu wenige von meiner Sorte. Bisher habe ich immer nur Gekreische vernommen, wenn ein Star oder ein Sänger gesichtet wurde. Da versteh ich die manchmal wirklich nicht, wie man sich so aufführen kann. Ich mein, das sind doch auch nur Menschen. Sie sind nicht viel anders als wir, nur eben, dass sie mit ihren Talenten eben berühmt geworden sind.“
 

„Da sprichst du ein wahres Wort, Olivia. … Manches Mal kann es echt zermürbend sein, wenn man ständig von jemanden umgarnt wird.“
 

„Sag ich doch.“ murmle ich.
 

„Willst du nicht, mit zu uns kommen?“
 

„Nein, das ist keine gute Idee. Und es wäre deinem Bruder sicher auch nicht recht.“
 

„Na, dann. Ich muss mal wieder los. Man sieht sich.“
 

„Ok. Bye.“
 

Mokuba hüpft freudig auf und verschwindet um die Ecke aus dem Aufenthaltsraum.
 

An diesem Nachmittag warte ich noch eine ganze Weile, bis Seto Kaiba selbst auftaucht, um sich auch etwas zum Trinken zu holen. Diesmal jedoch trägt er so etwas wie eine Lesebrille auf der Nase, die ihm gar nicht so schlecht steht.
 

Gebannt beobachte ich ihn dabei, wie er Geld einwirft, sich bückt und wiederaufrichtet. Wie auch schon die letzten Male fällt sein Blick zu mir und er sieht mich leicht irritiert an, weil ich mir ein leichtes Grinsen nicht verkneifen kann. Stumm greife ich zu meiner eigenen Brille und richte sie, auch, wenn es eigentlich gar nicht notwendig ist.
 

Er scheint aber sofort zu verstehen und will sich die Brille von der Nase nehmen. Schnell schüttle ich meinen Kopf. Die Brille steht ihm wirklich gut, er soll sie aufbehalten. So wandert eine Augenbraue in die Höhe, gefolgt von Schulterzucken und einem kleinen Lächeln, erst dann wendet er sich ab und verlässt den Aufenthaltsraum.
 

***
 

Die nächsten zwei Tage warte ich leider vergeblich am Nachmittag im Aufenthaltsraum auf das Erscheinen von Seto Kaiba. Seufzend und niedergeschlagen, warte ich auf meine Freundin Tatjana, bis sie mich abholt und mich mit in unser Zimmer nimmt, nachdem sie aus der Stadt gekommen ist, wo sie sich mit diesem Jungen nun angefreundet hat.
 

Sein Name war, glaub ich, Andreas. Ich hatte noch nicht die Ehre, ihn kennenlernen zu dürfen, allerdings bin ich auch nicht unbedingt scharf darauf. Mein Glück besteht bisher darin, Seto Kaiba sehen zu dürfen, auch, wenn er die letzten zwei Tage nichts von sich hat blicken lassen. Ich gebe nicht auf.
 

***
 

Am nächsten Tag am Nachmittag befinde ich mich abermals im Aufenthaltsraum. Mittlerweile fühle ich mich in diesem Raum mehr zuhause, als im gemeinsamen Zimmer mit Tatjana. Dieses Mal habe ich mein Buch zwar mitgenommen, aber nur auf dem Tisch abgelegt, weil mir einfach nicht der Sinn nach Lesen ist.
 

Ich gehe zur Balkontür, öffne sie, trete nach draußen und stütze meine Arme am Geländer ab. Befreit fühlend atme ich die frische Luft ein, die mir sanft um die Ohren weht und ich seufze. Die Sonne strahlt freudig herab und ich lasse mich gerne von ihr wärmen. Ich bezweifle allerdings, dass ich Seto Kaiba noch einmal zu sehen kriege, kann es mir dennoch nicht verkneifen, hin und wieder zum Eingang zu blicken. Aber dann lasse ich es, weil mir klar wird, dass es ja doch keinen Sinn hat.
 

//Vielleicht fühlt er sich durch meine Anwesenheit ja gestört. Warum sollte es ihn auch interessieren, was ich mache? Er interessiert sich ja sonst nie für jemanden. Nur sein Bruder ist ihm wichtig. Wer bin ich schon, dass ich den Anspruch stelle, ihn wenigstens sehen zu wollen.//
 

Ich gehe stumm meinen trüben Gedanken nach, als ich Schritte vernehme, die direkt auf mich zuzukommen scheinen. Ich mache mir nicht mal die Mühe, mich um zu sehen, wer sich neben mich gestellt hat. Erst das zurückhaltende:
 

„Hi.“ reißt mich aus den Gedanken.
 

//Seto Kaiba hat sich zu mir gesellt? Warum? Was will er von mir?//
 

„Hi.“ erwidere ich schüchtern, wage es aber nicht, ihm ins Gesicht zu sehen, sondern blicke auf den weiten Horizont.
 

„Wieso hast du niemandem verraten, dass ich hier bin?“ will er wissen, und sein Tonfall klingt sehr ernst.
 

Nun wage ich es doch einen kurzen Blick zu riskieren, aber sein Blick geht in die Ferne.
 

//Wieso redet er überhaupt mit mir? Irgendwie finde ich das seltsam.//
 

Nach ein paar Schweigesekunden antworte ich ihm dann auch endlich:
 

„Ich habe es nicht für richtig empfunden. Denn es hat sicher einen Grund, warum niemand weiß, dass ihr hier seid.“
 

Er nickt und wendet seinen Blick nun zu mir.
 

//Gott, hat er wunderschöne blaue Augen. Himmel, Herr Gott, wie können diese Augen in der Sonne nur so leuchten?//
 

„Bist du ein Fan?“ will er dann wissen.
 

Ich kann ihm nur das, was ich Mokuba bereits geantwortet habe, wiedergeben:
 

„So was in der Art.“
 

Ich frage mich, wie ich es schaffe, seinem Blick standzuhalten, als mir klar wird, dass mich seine Augen einfach zu sehr fesseln.
 

„Und was verstehst du unter ‚so was in der Art‘?“ fragt er mich nun weiter.
 

„Ich bin kein richtiger Fan.“ gebe ich schüchtern von mir und meine Wangen beginnen zu brennen, weil ich mir weitergehend denke:
 

//Ich würde dich nämlich für mich alleine beanspruchen wollen. Niemand hätte das Recht, dich in Fanfictions anderweitig zu missbrauchen. (*g*) Und ich würde dich vor allem und jedem schützen wollen, auch, wenn ich weiß, dass ich dazu wahrscheinlich gar nicht in der Lage wäre. … Hilfe! Ich bin heillos verschossen, in diesen Kerl.//
 

Seine linke feingeschwungene Augenbraue wandert nach oben.
 

„Warum wirst du denn jetzt rot?“ will er mit einem neckischen Lächeln wissen.
 

Nervös antworte ich, während ich mit meinen Händen vor meinem Gesicht herumfummle, weil mir mein Verhalten mehr als peinlich ist:
 

„Ich hatte nur grad einen sehr peinlichen Gedanken.“
 

„Verrätst du ihn mir?“ fordert er mich mit funkelnden blauen Augen auf und hält meine Hände fest, damit ich aufhöre, herumzurudern und wahrscheinlich, damit er mir wieder in die Augen sehen kann, die ich durch das Herumgefuchtel verdeckt habe.
 

//Hilfe, er hat mich berührt.//
 

Ich versuche dennoch ruhig zu bleiben und antworte:
 

„Das wäre, glaub´ ich, keine so gute Idee. Wie eben gesagt, es war ein peinlicher Gedanke.“
 

Ein schiefes Lächeln legt sich auf seine Lippen. Dann fragt er:
 

„Hatte es eigentlich einen Grund, warum du die letzte Zeit jedes Mal hier warst, wenn ich gekommen bin, um mir ein Getränk zu holen?“
 

Diesmal brennen meine Wangen höllisch.
 

//Gott, ich sterbe, wenn er das erfährt. Nur leider will er es ja wissen.//
 

Nervös beginne ich auf und ab zu gehen und zu überlegen, ob ich ihm das wirklich verraten soll. Also bleibe ich stehen, sehe ihn an und beginne erstmal mit:
 

„Das erste Mal war auf jeden Fall Zufall.“
 

//Ob das schon ein Geständnis war? Gott, wie peinlich. Ich führ mich auf, das ist entsetzlich. Er muss mich ja für total durchgeknallt halten.//
 

Seine Augen blitzen amüsiert auf.
 

„So, so. Und die anderen Male?“
 

Jetzt grinst er mich an, als wüsste er die Antwort bereits, wobei seine Augen überhaupt nicht mehr kalt wirken.
 

„Kannst du dir das nicht denken?“ frage ich ihn verlegen und er tritt näher auf mich zu.
 

„Natürlich kann ich es mir denken, … aber ich will es von dir hören.“ meint er nun, mit einem leichten Lächeln auf den Lippen und kommt noch etwas näher zu mir.
 

Er hat die normale Annäherungsgrenze bereits überschritten, aber dennoch ist mir seine Nähe nicht unangenehm. Ganz im Gegenteil macht mich seine Nähe nur unsicher, mir wird heiß und mein ganzer Körper beginnt zu kribbeln. Zudem muss ich bereits meinen Kopf heben, um ihm überhaupt in die Augen sehen zu können, doch er sieht nicht von oben auf mich herab, sondern hat seinen Kopf soweit gesenkt, dass seine Augen meine fixieren können und umgekehrt.
 

Dann spreche ich das leise aus, was er hören will:
 

„Ich wollte dich wiedersehen.“
 

Noch einen Schritt tritt er auf mich zu und ich kann seinen Körper an meinem fühlen. Ich fühle mich wie in Trance. Ihm scheint es im Moment aber ebenfalls so zu gehen, denn er beugt sich zu mir herab und erst ein bis zwei Zentimeter, bevor sich unsere Lippen berühren würden, erwache ich.
 

Kurz geht mir noch durch den Kopf:
 

//Will er mich jetzt wirklich küssen?//, als ich seine Lippen auch schon an meinen spüre. Fast automatisch schließe ich meine Augen und fühle nur noch. Und plötzlich habe ich das Gefühl, dass er der fehlende Teil von mir ist. Der, der in der Lage ist, die Lücke in mir zu füllen.
 

Ganz automatisch hebe ich meinen linken Arm und vergrabe meine Finger in seinen Haaren an seinem Hinterkopf, den anderen Arm lege ich um seinen Hals. Ich will nicht, dass er den Kuss jetzt beendet. Meine Sorge allerdings scheint unbegründet, denn er denkt gar nicht daran, sich von mir zu lösen. Als ich jedoch seine Hand an meinem Rücken spüre, erschrecke ich etwas, sodass ich meinen Mund leicht öffne. Die Chance nutzt er natürlich sofort und schiebt seine Zunge in meine Mundhöhle.
 

Meine Zunge heißt die seine auch gleich willkommen, ich beginne mit ihm zu spielen und umgarne seine Zunge. Ich fühle mich immer stärker zu ihm hingezogen, jedoch kein Verlangen oder dergleichen. Ich genieße es einfach nur, dass er bei mir ist. Auch er wird nicht stürmischer. Wir küssen uns einfach nur besinnungslos, sodass es mir wie ein Traum erscheint.
 

Doch, nach einiger Zeit merke ich, dass meine Brille erheblich stört. Und, als, ob er meine Gedanken gelesen hätte, hebt er seinen Arm und greift nach meiner Brille, klappt sie zusammen und schiebt sie mir in meine Hosentasche. Nun spüre ich auch, dass er mich noch fester an sich drückt. Selbst ich kann nicht genug von ihm bekommen und drücke ihn noch fester an mich. Mir kommt es fast so vor, als wollten wir miteinander verschmelzen, sodass ich beinah annehme, dass auch er es spürt, dass wir zusammengehören.
 

Erst, als ein kindliches vorwurfsvolles:
 

„Seto!“ erklingt, löst er sich langsam, wirklich langsam, von mir und streift zärtlich seine Lippen von meinen.
 

Als ich ihn dann mit meinen Augen betrachte, erkenne ich nur einen Nebel seiner selbst. Es dauert ein paar Augenblicke, ehe mein Blick wieder klar wird, und ich bin froh, dass er immer noch da ist und mich … liebevoll? anlächelt. Auf meine Lippen legt sich nun ebenfalls ein kleines Lächeln und meine Wangen beginnen wieder zu brennen. Ich sollte mir das echt mal abgewöhnen. Er streichelt mir über die linke Wange, während er mir sagt:
 

„Ich muss wohl schon gehen. Wir sehen uns morgen wieder.“
 

Kurz beugt er sich ein letztes Mal zu mir herab, um mir einen kurzen Kuss zu geben, dann wendet er sich von mir ab und Mokuba fragt ihn:
 

„Ich dachte, du wolltest dir nur was zum Trinken holen.“
 

„Tu ich doch.“ ist sein Kommentar dazu nur, wirft beim Getränkeautomat eine Münze ein und holt sich das Getränk.
 

Ich grinse und schüttle meinen Kopf.
 

//Er ist einfach unbeschreiblich.//
 

Als sie hinausgehen höre ich noch, wie Mokuba vorwurfsvoll fragt:
 

„Ganze zwei Stunden? Und dann küsst du auch noch Olivia?“
 

Aber er lacht nur und es klingt sehr befreit und … glücklich?
 

//Ich glaube, ich werde hier verrückt. … Aber eins weiß ich mit Sicherheit, diesen Augenblick werde ich wohl so schnell nicht vergessen. Wer weiß, was morgen sein wird. Falls ich ihn wirklich treffen sollte. Ich werde auf jeden Fall auf ihn warten. Auch, wenn es nur daher gesagt sein sollte.//
 

Nachdem ich der Situation wieder Frau bin, setze ich mir meine Brille wieder auf, schnappe nach meinem Buch und mache mich auf den Weg ins Zimmer, denn weshalb ich im Aufenthaltsraum war, hat sich ja nun erledigt und zwar besser als erwartet. Wer hätte je gedacht, dass ich mal von Seto Kaiba geküsst werde. Ob das die Belohnung dafür war, dass ich ihn nicht verraten habe?
 

Vielleicht. Aber es könnte auch einen ganz anderen Hintergrund haben. Vielleicht verrät er mir morgen mehr, und auch mehr von seinen Absichten. Kurz darauf geht auch schon die Zimmertür auf und ich erblicke eine überraschte Tatjana.
 

„Hey, was machst du denn hier? Du hast die letzten Tage doch auch im Aufenthaltsraum verbracht.“
 

Da erblicke ich auch schon den Grund ihrer Frage.
 

„Wer ist das denn?“ will ich wissen.
 

Tatjana wird verlegen und ihre Wangen nehmen eine leichte Röte an.
 

„Das ist Andreas. Er ist der Junge, den ich in der Stadt kennen gelernt habe. Wir sind jetzt seit drei Tagen zusammen.“ erklärt sie mir.
 

„Davon wusste ich ja noch gar nichts. … Sag´s mir gleich, … bleibt er heute Nacht hier?“
 

Ihre Röte nimmt zu und sie nickt.
 

„Na, toll. Ich übernachte im Aufenthaltsraum. … Und falls es dich interessieren sollte, ich wurde heute von einem Jungen geküsst.“
 

Mit diesen Worten schnappe ich mir Polster und Decke, meinen Rucksack und verschwinde, mit meinem Buch in der Hand, aus dem Zimmer, nachdem ich ihr noch ein:
 

„Gute Nacht und viel Spaß noch. Ich bin mal weg.“ nachbrülle.
 

Ob man gemerkt hat, dass ich gereizt bin? Mit Sicherheit. Sogar die Zimmernachbarn müssen mein Gebrüll noch vernommen haben. Ich kann mich aber glücklich schätzen, dass sich keiner über den Lärm beschwert.
 

Nicht gerade leise fluchend gebe ich von mir:
 

„Das darf´s ja einfach nicht geben. Verdammt aus dem eigenen Zimmer. Morgen früh ist sie so was von tot. Und den Typ trete ich hochkant aus dem Zimmer.“
 

Grummelnd marschiere ich in den Aufenthaltsraum und mache es mir, so gut wie möglich, bequem. Es ist ja schließlich, hauptsächlich wegen Seto Kaiba, schon spät geworden. Ich lege mich hin, aber wirklich einschlafen kann ich nicht. Doch irgendwann überwiegt die Müdigkeit, und ich drifte ab, ins Land der Träume.
 

***
 

Als ich erwache, fühle ich mich wie gerädert. Lang habe ich allerdings auch nicht geschlafen, weil ich lange wachgelegen habe. Ein Blick auf meine Armbanduhr verrät mir, dass ich dennoch um die acht Stunden geschlafen habe. Wenn ich das jetzt mitmachen muss, bis wir wieder nach Hause fahren, dann bring ich die Tatjana echt um. Ich kann ja schlecht jetzt jede Nacht hier draußen verbringen, weil ich auch etwas gefroren habe. Die Decke wärmt mehr schlecht als recht. So habe ich aber darauf verzichten können, mich extra umzuziehen.
 

Ich krame in meinem Rucksack und hole mir meine Haarbürste heraus. Damit kämme ich mir meine Haare wieder glatt, und gerade in diesem Moment kommt Mokuba in den Aufenthaltsraum. Seine Augen weiten sich entsetzt und schon kommt er auf mich zu und fragt mich:
 

„Hast du etwa hier draußen geschlafen? Aber warum?“
 

„Das ist schnell erklärt. Gestern ist meine heißgeliebte Freundin mit ihrem neuen Freund angetanzt und sie hat mich prompt aus dem Zimmer verbannt, damit sie heute Nacht eine heiße Nacht zusammen verbringen können. Ich bin sogar freiwillig gegangen, weil ich mir so eine Szene ehrlich gesagt nicht freiwillig antun will.“ sage ich mehr sarkastisch, und meinen Grant muss selbst er mitbekommen haben.
 

„Wenn ich Pech habe, geht das jetzt so weiter, bis wir wieder nach Hause fahren. Das bedeutet für mich ab jetzt, jede Nacht hier draußen schlafen. … Das Schlimmste aber ist, Tatjana ist eine verdammte Langschläferin. Ich darf noch mindestens zwei Stunden warten, bis sie wach wird, und solange mit Sicherheit beide nackt sein werden. Diesen Anblick würde ich mir gerne ersparen, du verstehst?“ lasse ich bei Mokuba meinen Frust raus, der sich in mir angesammelt hat.
 

„Dann komm doch einfach solange zu uns. Seto hat bestimmt nichts dagegen.“ schlägt er vor.
 

„Geht das denn? Ich würde mich nämlich schon gerne duschen, wage es aber nicht, ins Zimmer zu gehen. Deren Anblick will ich lieber meiden.“ erwidere ich unsicher.
 

„Na, klar. Kein Problem. Seto hat sicher Verständnis für deine Lage.“ meint der Kleine aufmunternd und ich glaube ihm gerne, dass er nichts dagegen hätte.
 

Aber bei Seto bin ich mir da nicht so sicher.
 

„Frag ihn lieber vorher, ob das geht. Ich will wirklich nicht lästigfallen. Ihr hattet doch sicher anderes vor.“
 

„Ich hab´ kein Problem damit. Vielleicht kannst du ja mit mir was spielen.“
 

Ich nicke lächelnd und entgegne:
 

„Frag ihn erst mal, ok?“
 

„Ok, bin gleich zurück.“
 

Zehn Minuten später kommt Mokuba zu mir zurück und ich komme ihm bereits zuvor:
 

„Lass mich raten. Er hat abgelehnt.“
 

„Nein, gar nicht. Er hat sofort ‚ja‘ gesagt. Aber er hat mich aufgehalten, weil es nicht so wirken soll, als hätte er sofort zugestimmt. Ich glaub´, er mag dich ganz doll.“
 

Verunsichert erwidere ich:
 

„Ok. Dann führ´ mich mal zu eurem Zimmer. Eine Dusche könnte ich jetzt echt vertragen. Aber seid gewarnt, ich dusche sehr lange. Nicht, dass ihr Angst bekommt, dass mir etwas zugestoßen ist, oder so.“
 

Jetzt lacht der Schwarzhaarige:
 

„Keine Sorge. Dusch´ nur so lange, wie du willst. Seto wird bestimmt auch nichts dagegen sagen.“
 

„Danke, ihr seid echt meine Retter.“
 

„Ja, ja, schon klar. Das machen wir doch wirklich gerne. … Jetzt komm mit. Seto erwartet dich bereits ungeduldig.“
 

Nun ist es an mir, zu lachen. Ich packe die Sachen zusammen und folge Mokuba. Als wir vor ihrer Zimmertür zum Stehen kommen, stelle ich fest:
 

„Witzig. Unser Zimmer ist zwei Türen schräg gegenüber. Zimmer Nummer 21. Vielleicht wollt ihr uns ja auch mal besuchen kommen, wenn grad kein Besucher bei uns ist?“
 

Wieder lacht der Kleine und meint:
 

„Klar, können wir mal machen.“
 

Mokuba klopft kurz an die Tür und öffnet anschließend die Tür, während er flüsternd erwähnt:
 

„Komm schnell rein, damit uns keiner sieht.“
 

„Klar.“ sage ich leise und trete rasch hinter dem Kleinen ein, der hinter mir auch gleich die Türe schließt.
 

Kurz begutachte ich das Zimmer und stelle erstaunt fest, dass es mindestens doppelt so groß ist, wie das, das Tatjana und ich bewohnen. Sowohl Seto, als auch Mokuba schlafen scheinbar in einem Doppelbett. Jeweils neben den Betten stehen große Kästen und je ein kleines Nachttischchen. Sogar einen Flachbildfernseher haben die hier. Die Spielekonsole und die Spiele scheint Mokuba von Zuhause mitgebracht zu haben.
 

//Mit wie vielen Koffern sind die bitte hierher gereist?// frage ich mich insgeheim.
 

„Wo kann ich das Zeug ablegen?“ frage ich den Schwarzhaarigen leise, da ich bemerkt habe, dass Seto auf dem Bett, mit seinem Laptop auf dem Schoß, sitzt und scheinbar schwer beschäftigt ist.
 

„Gleich hier neben der Kommode kannst du alles ablegen. Und die Tür da, führt ins Badezimmer.“ deutet er mir.
 

„Danke.“ erwidere ich dankbar.
 

Dann wage ich doch ein etwas lauteres „Hi.“ in Richtung Seto, nicht, dass er mich als unhöflich erachtet.
 

Er lässt allerdings nur ein „Mhm.“ ertönen und macht sich nicht mal die Mühe aufzusehen oder in seiner Bewegung innezuhalten.
 

//Man könnte echt meinen, er versucht hier etwas zu vertuschen. Mokuba, meinte, er würde sich darauf freuen, dass ich komme, aber der Schein, den er mir gerade vorgibt, sagt etwas Anderes aus. Na, wer weiß, ob Mokuba die Wahrheit gesprochen hat. Das wird sich sicher noch herausstellen. Jetzt geh´ ich erst mal duschen.//
 

Wie von Mokuba erlaubt, lege ich Decke und Polster neben die Kommode und marschiere mit dem Rucksack zu besagter Tür, auf die Mokuba gedeutet hat.
 

„Ich versuche, nicht allzu lange zu duschen.“ erwähne ich.
 

„Lass dir ruhig Zeit.“ meint Mokuba nur.
 

Da ertönt plötzlich Seto´s tiefe Stimme gezischt:
 

„Mokuba.“, während ich die Tür schließe.
 

Ich lausche noch etwas an der Tür.
 

„Was denn?“ kommt von Mokuba.
 

„Ich will auch noch etwas Zeit mit ihr verbringen.“ versucht er hörbar leise zu zischen.
 

„Seto. Du tust ja grad so, als würde sie das letzte Mal hier sein. Außerdem musst du sie ja nicht gleich nach den zwei Stunden wieder wegschicken.“
 

„Und, wenn sie aber nicht länger hierbleiben will? Vielleicht mag sie mich ja nicht.“ höre ich Seto verzweifelt klingen.
 

//Na, der hat Sorgen. So schnell wirst du mich bestimmt nicht freiwillig los.// grinse ich in mich hinein und beginne mich nun zu entkleiden.
 

Danach hole ich Duschgel und Shampoo aus dem Rucksack, stelle es auf die Ablage in der Dusche, stelle dann endlich die Brause an, regle die Wassertemperatur und stelle mich unter den Wasserstrahl, nachdem ich die Brause wieder in ihre Verankerung gehängt habe.
 

Den warmen angenehmen Wasserstrahl genieße ich sichtlich und vergesse beinahe die Zeit, da ich in Gedanken schwelge. Dann schaffe ich es doch noch, mich aus meinen Gedanken zu reißen und beginne mich mit dem Duschgel einzucremen. Nachdem ich dieses wieder ausgespült habe, nehme ich mir das Shampoo und gebe mir eine kleine Menge auf die Handfläche, die ich dann in mein Haar einmassiere und einshampooniere. Nachdem ich auch dieses wieder abgespült habe, lasse ich mich noch eine kurze Weile vom Wasserstrahl berieseln, ehe ich das Wasser abstelle und aus der Dusche steige.
 

Ich bediene mich eines Handtuchs aus dem Regal und beginne mich abzutrocknen. Bei den Haaren kämpfe ich, da sie einfach zu lang sind, als dass sie trocken werden. Dann entdecke ich meine Rettung. Ein Haarföhn. Aber zu meiner Schande bin ich noch nackt. Schnell krame ich im Rucksack nach frischer Wäsche und beginne mich anzukleiden. Danach öffne ich die Tür und frage:
 

„Darf ich euren Haarföhn benutzen?“
 

„Klar.“ kommt nur von Mokuba.
 

„Danke.“ sage ich und mache mich daran, meine Haare zu föhnen.
 

Nach zehn Minuten sind endlich meine Haare trocken, also bürste ich sie durch, bis sie wieder schön aussehen. Schnell binde ich meine Haare wieder mit einem Haargummi zusammen, zu einem Pferdeschwanz und parfümiere mich etwas ein. Für Seto will ich schließlich gut riechen, auch, wenn ich nicht weiß, für was für einen Duft er zu haben ist. Aber damals wurde ich in einem Drogerieladen beraten, welche Duftnote zu mir passt und daran halte ich mich eigentlich. Ich kann nur hoffen, dass er ihm trotzdem zusagt.
 

Zumindest bin ich jetzt fertig und betrachte mich noch einmal im Spiegel.
 

//Tja, besser krieg´ ich mein Aussehen nicht hin. Grade mal akzeptabel, aber was soll´s.//
 

Schnell packe ich meine Sachen wieder in den Rucksack und trete durch die Tür ins Zimmer.
 

Nun scheint es Seto sich nicht nehmen zu lassen, aufzusehen. Sofort schließt er seinen Laptop und stellt ihn auf das Nachttischchen. Seine Augen strahlen mich erfreut an. Mokuba sitzt vor dem Bildschirm und scheint gerade ein Videospiel zu spielen. Seto, der in der Mitte seines Bettes gesessen hat, rutscht an die Bettkante zu meiner nächsten und klopft neben sich, um mich aufzufordern, neben ihm Platz zu nehmen. Ich lächle ihn leicht an und setze mich neben ihn.
 

„Danke, dass ich hierbleiben darf.“ erwähne ich schüchtern und wage es irgendwie nicht, aufzusehen.
 

„Nicht der Rede wert.“ meint Seto nur.
 

//Gott, bin ich unsicher. Warum bin ich nur so schüchtern? Ich würde ihm so gerne so viel sagen, aber auch so viel fragen. Vor allem aber, würde ich gerne seine Hand nehmen, nur um seine Nähe zu spüren. … Ich weiß ja nicht mal, was ich mit ihm reden soll.//
 

„Wie alt bist du eigentlich?“ versucht er einen Beginn zu finden.
 

„17.“ antworte ich prompt.
 

//Gott, bin ich eine Quasseltante. Geht´s noch dünner? Dummerweise weiß ich ja schon das meiste von ihm, weshalb ich ihn nicht darüber ausfragen muss. … Allerdings erfährt er so auch, was ich schon alles über ihn weiß. Ob das so gut ist?//
 

„Und wann ist dein Geburtstag?“
 

Nun sehe ich ihn doch an und antworte:
 

„8. März.“
 

„Ein Fisch?“
 

Ich lächle und erwidere:
 

„Ja. … Und du bist Skorpion.“
 

Nun legt sich auch auf seine Lippen ein kleines Lächeln.
 

//Vielleicht gucke ich mal im Liebeshoroskop nach, ob wir überhaupt zusammenpassen? … Na, ja. Unser Gespräch entwickelt sich ja langsam, aber doch. … Was könnte ich ihn denn fragen, was ich noch nicht weiß? Das ist eigentlich viel, aber trauen, diese Dinge zu fragen, wäre vielleicht noch verfrüht. Wenn, dann sollten wir erstmal Vertrauen aufbauen. … Warum hab´ ich mich auch etwa fünfzig Zentimeter von ihm entfernt hingesetzt. Blöde Hemmschwelle.//
 

„Was hast du eigentlich für Hobbies?“ will er nun von mir wissen.
 

„Uh, das ist nicht wenig. … Also, da wäre Puzzeln, Malen nach Zahlen, Sticken, Radfahren, das hab ich aber schon länger nicht mehr gemacht, und Videospielen mit sämtlichen bekannten Spielekonsolen, sowie wie am PC. Ich schreibe auch Geschichten und lese gerne. Ich singe auch gerne und spiele ein wenig auf meinem Keyboard. Kann man aber nicht mit Klavierspielen vergleichen. Das beherrsche ich leider nicht.“
 

Obwohl ich die ganze Zeit seine Augen fixiert habe, bemerke ich erst jetzt, dass sich zwischen uns der Abstand rapide verringert hat.
 

//Seto, wird das ein Annäherungsversuch? … Ob ich es wagen sollte, zu fragen, ob er noch andere Hobbies hat, die sonst niemand kennt?//
 

„Und hast du noch andere Hobbies, außer denen, die der Öffentlichkeit bekannt sind?“ wage ich mich aufs Glatteis.
 

Seine Lippen verziehen sich zu einem Grinsen.
 

„Nett ausgedrückt.“, meint er, „Da gibt es in der Tat noch Hobbies von denen niemand etwas weiß.“
 

„Und verrätst du sie mir?“ frage ich ihn ganz lieb.
 

„Ich schwimme gern und spiele Klavier. Und was absolut niemand wissen soll, ich kann singen, tu´s aber nicht so gern vor anderen.“
 

//Süß.// schmelze ich leicht dahin.
 

„Mit mir gemeinsam würdest du auch nicht singen?“ frage ich ihn neugierig.
 

Nun wage ich es doch, meine Hand nach seiner auszustrecken, die er auf seinem Schoß liegen hat. Vorsichtig schiebe ich meine Hand an seine und verschränke unsere Finger miteinander. Diese Geste meinerseits scheint ihm Mut zu seiner Entscheidung zu geben. Es war ja schon ein großer Schritt, obwohl es ihm so peinlich ist, mir zu gestehen, dass er singen kann.
 

„Kannst du denn singen?“ will er wissen.
 

Ich nicke und füge an:
 

„Ja. Recht gut sogar.“, lächle ich ihn aufmunternd an, „Aber da ich schüchtern bin, wird es dauern, bis ich mich traue, in normaler Lautstärke zu singen.“
 

Da sein Blick unsere Hände fixiert hat, schwingt sein Kopf nun wieder zu mir und sieht mich verwundert an.
 

„Ich hab´ schon gemerkt, dass du eher schüchtern bist. Zeitweise kommst du aber so aus dir heraus, dass man das gar nicht mehr so mitbekommt.“
 

„Schon möglich. Das kommt auf meine Verfassung an, wie ich grade drauf bin.“
 

„Und wie bist du grade drauf?“
 

Meine Augen sind von seinen gefesselt und ich habe den Eindruck, dass er sich mir wieder langsam nähert.
 

„Ich …“ fange ich an und stocke.
 

//Ich werde ihm jetzt offen und ehrlich antworten, und ich will seine ehrliche Reaktion wissen.//
 

Also fahre ich prompt fort:
 

„… bin froh, dass ich hier sein darf. Hier … bei dir.“
 

„Das ist schön.“ höre ich noch leise von ihm, ehe meine Lippen von seinen versiegelt werden.
 

Ich löse unsere Hände voneinander und schlinge meine Arme um seinen Hals. Seine starken Arme legen sich nun auch um meinen Rücken und pressen mich an ihn. Da ich aber neben ihm sitze, bekomme ich ihn nicht genug zu spüren, erhebe mich leicht und platziere mich anders herum, auf seinem Schoß. Schon lässt er sich rückwärts ins Bett sinken und ich folge ihm. Er zieht sich anschließend etwas mehr aufs Bett Richtung Bettmitte und ich helfe etwas nach. Danach nutze ich die Gunst, um den Kuss zu vertiefen und öffne meinen Mund, um an seinen Lippen zu lecken, als mich prompt seine Zunge begrüßt.
 

//Da hatte wohl jemand gerade dieselbe Idee.// stelle ich gedanklich fest.
 

Und so spielen wir mit unseren Zungen.
 

Erst eine ganze Weile später lösen wir uns wieder voneinander und sehen uns in die Augen. Wenige Sekunden später erst, lächeln wir uns gegenseitig an, während ich mich mit meinen Ellbogen neben seinem Kopf abstütze.
 

//Ob wir beide nicht zusammen sein könnten?//
 

Zärtlich streiche ich ihm über die Haare bei seinen Schläfen und frage mich gleichzeitig, ob er sich einfach so von mir berühren lässt. Da er mich machen lässt, streiche ich ihm, hinter die Ohren vorbei, über seine Wange. Auch er hebt nun seinen Arm, streicht mit seiner Hand über meine rechte Schläfe nach hinten und ich spüre, dass er das Haargummi von meinen Haaren löst. Danach steckt er es mir in die rechte Hosentasche und streicht mit den Fingern durch mein offenes Haar.
 

//Gefallen ihm vielleicht meine Haare? … Ich hoffe inständig, dass ich zu ihm passe.//
 

Sein Lächeln wird eine Spur breiter, während er meine Haare nach vorne, über meine Schultern, streift. Sein nächster Griff landet bei meiner Brille, die er von meiner Nase nimmt und weich auf dem Polster, etwa einen Meter neben sich, bettet. Nun fährt er meine Wangenknochen nach, bis zu meiner Nase, danach abwärts zu meinem Kinn. Sanft streicht er mit seinem Daumen über meine Lippen, die für ihn so einladend zu wirken scheinen.
 

Meine Finger streichen gerade seine Kinnlinie entlang, als ich mich dazu entscheide, ihn noch einmal zu küssen. Sachte beuge ich mich zu ihm herunter und lege sanft meine Lippen auf seine. Doch ich löse mich nach einigen Sekunden wieder, was ihn murren lässt und mich zum Grinsen bringt, ich mich aber nur einige Millimeter von seinem Gesicht entfernt halte. Um seinem Willen nachzukommen, lege ich abermals meine Lippen auf seine, aber diesmal schicke ich sofort meine Zunge voran, um zwischen seine Lippen vorzudringen. Er versteht den Wink und öffnet seinen Mund einen Spalt breit, damit ich in seine Mundhöhle eindringen kann.
 

Ich schätze es in diesem Moment sehr, dass er keine weiteren Hintergedanken hegt, denn die Gefühle, die sich in mir breitmachen, sind viel zu schön, um sie zu verderben. Dennoch geht mir die Frage:
 

//Sind wir jetzt zusammen oder spielt er nur mit mir?// durch den Kopf.
 

Ich beschließe, erst mal abzuwarten.
 

Wir küssen uns immer noch, als könnten wir nicht genug voneinander bekommen, als wir plötzlich Mokuba´s Stimme vernehmen:
 

„Ist jetzt mal genug? Ist ja nicht zum Aushalten, wie ihr beide aneinanderklebt. Ich bin auch noch da und will beschäftigt werden.“
 

Mir läge da schon die perfekte Erwiderung auf der Zunge, deshalb löse ich mich schnell von Seto und lache lauthals, während ich mich rechts von Seto herunterrolle. Nur dummerweise können die beiden meinen Gedankengang nicht erahnen und sehen mich jetzt verständnislos an.
 

Nachdem ich mich endlich wieder beruhigt habe, spreche ich den Gedanken dann einfach aus:
 

„Na, dann such´ dir halt ´ne Freundin.“
 

Wieder beginne ich zu kichern, doch Seto prustet neben mir jetzt ebenso los und kann sich nicht halten. Mokuba sieht uns nur bedröppelt, mit offenstehendem Mund, an. Aber, erst jetzt, während ich mich wieder vollends beruhige, wird mir klar, was ich da eigentlich gesagt habe. Denn meine Aussage klingt danach, als wäre Seto mein fester Freund.
 

//Ob er sich der Aussage bewusst ist? Und würde es ihm überhaupt gefallen, wenn ich ihn als meinen Freund sehe? Er hat ja schließlich nichts dergleichen gesagt.//
 

Ich lächle ihn weiter an, während er damit kämpft, sich wieder in Griff zu bekommen.
 

Als Seto sich wieder beruhigt hat, meint er:
 

„Der war gut. … Mokuba, mach´ den Mund wieder zu, sonst fliegen noch Fliegen rein.“ und wieder muss ich kichern, während Seto nur grinst.
 

Mokuba allerdings, scheint diese Meldung nicht so gut gefallen zu haben und beschwert sich:
 

„Du bist gemein, Seto.“
 

Dieser verdreht die Augen und will wissen:
 

„Was sollten wir denn sonst tun?“
 

„Na, ihr könntet mit mir Videospielen. Nur ein Spiel. Bitte!“
 

Seto blickt mich fragend an, ich werfe einen Blick auf meine Armbanduhr und seufze resignierend.
 

„Na, von mir aus, geht´s in Ordnung.“ zucke ich mit den Schultern.
 

„Na, schön. Aber wirklich nur ein Spiel. Unser Gast kann schließlich nicht ewig hierbleiben.“
 

//Unser Gast. Na, toll. Bin ich wirklich nur ein Gast für ihn? … Was habe ich eigentlich erwartet?//
 

Wieder seufze ich, aber diesmal betrübt. Denn eben ist mir die Lust am Spielen wieder vergangen, würde ich mich jetzt doch lieber irgendwohin verkriechen und schmollen.
 

Seto erhebt sich vom Bett, während Mokuba schon mal das Spiel wechselt, damit wir zu dritt spielen können und ich beobachte, wie sich Seto rechts neben Mokuba setzt.
 

//Na, toll. Damit ich gut genug zum Bildschirm blicken kann, muss ich mich jetzt auch neben Mokuba setzen. Das hat der doch geplant, dass wir voneinander getrennt sitzen müssen. Aber wer weiß, ob es Seto überhaupt recht wäre, wenn ich neben ihm sitze.//
 

Ich schnappe mir wieder meine Brille, setzte sie mir auf, erhebe mich nun ebenfalls vom Bett und bleibe unschlüssig hinter beiden stehen. Erst eine Minute später bemerkt Seto, dass ich unschlüssig stehen geblieben bin, während ich betrübt bei Mokuba´s Tun zusehe, der dabei ist, einen dritten Regler vom Kabel zu entwirren und an die Konsole anzuschließen.
 

„Olivia. Wenn du keine wilde Reglerin bist, kannst du dich, wenn du willst, zwischen meine Beine setzen.“
 

Sofort strahlen meine Augen ihn an, nicke und mache es mir zwischen seinen Beinen bequem. Mokuba verdreht die Augen, sagt aber nichts, schließlich sind wir ja seinem Willen nachgekommen. Scheinbar wollte er wirklich vermeiden, dass wir wieder beieinander kleben. Nur leider will ich aber bei Seto sein, einfach nur seine Nähe spüren.
 

//Ob er auch meine Gegenwart genießt und mich in seiner Nähe haben will? Wenn ich mich doch nur trauen würde, ihm solche empfindlichen Fragen zu stellen. Dazu weiß ich aber leider nicht, was er in mir sieht. Was bin ich in seinen Augen? Eins will ich ganz bestimmt nicht sein. Ein Spielball, den man nur holt, wenn man ihn braucht und ihn dann wieder ablegt, wenn er langweilig wird. … Es wird ohnehin lang genug dauern, bis er mir sein Vertrauen schenken wird. Aber ich denke, er ist es wert, dass man Zeit in ihn investiert. Hoffe ich zumindest. … Ich hoffe wirklich, dass mein Gefühl mich, beim ersten Kuss, nicht getäuscht hat und er wirklich mein Seelenverwandter ist. Bedeutet das nicht auch, dass wir eigentlich perfekt harmonieren sollten? Zwei Teile, die nur perfekt sind, wenn sie zusammen sind? Dumme Beschreibung.//
 

Plötzlich werde ich aus meinen Gedanken gerissen, als Seto und mir jeweils ein Regler in die Hand gedrückt und das Spiel gestartet wird. Wie Seto zugesichert, habe ich ein ruhiges Verhalten beim Steuern des Reglers. Mit der Zeit schmiege ich mich auch etwas mehr an Seto, bin aber deshalb nicht leichter unterzukriegen. Beide sind erstaunt, wie gut ich mit dem Regler umgehen kann.
 

„Du bist das erste Mädchen, das ich kenne, dass Videospiele spielt.“ kommt nach einer Weile von Mokuba.
 

Ich zucke allerdings nur mit den Schultern.
 

„Und wie hast du gelernt, so gut zu spielen?“ will Mokuba jetzt wissen.
 

Ich grinse:
 

„Ich spiele oft mit meinem Bruder.“
 

„Du hast einen Bruder? Wie alt ist der?“ fragt nun Seto neugierig.
 

„Sein Name ist Manuel und er ist eineinhalb Jahre jünger als ich. Also derzeit noch 15. Er hat ja erst am 3. Oktober Geburtstag.“ erkläre ich nebensächlich.
 

„Darf ich fragen, aus welchem Land du kommst?“ kommt die alles entscheidende Frage.
 

//Verdammt. Wieso muss er mich daran erinnern, dass ich in einer Woche schon wieder nach Hause fahren muss. Wer weiß, ob ich ihn jemals wiedersehen werde.//
 

Ich seufze und antworte:
 

„Hier, aus Österreich. Genauer gesagt, aus Niederösterreich.“
 

Seto haucht ein leises:
 

„Oh!“ und schließt verzweifelt seine Augen.
 

Dann stelle ich eine weitere entscheidende Frage:
 

„Wie lange bleibt ihr denn noch hier?“
 

Seto schluckt hörbar hinter mir und antwortet mit hörbar belegter Stimme:
 

„Zwei Wochen.“ und ich senke betrübt meinen Blick.
 

„Und du?“ fügt Seto verzögert an.
 

„Eine Woche.“ antworte ich hörbar betrübt.
 

//Hm, … Im Prinzip könnte ich meinen Papa ja fragen, ob ich noch eine Woche länger bleiben darf. Aber wie ich ihn kenne, will er mich nicht die eine Woche alleine hierlassen, weil die Tatjana sicher in einer Woche heimfahren wird.//
 

„Vielleicht könnte ich meinen Papa überreden, dass ich noch eine Woche länger bleiben darf.“ schlage ich vor und Seto´s Augen weiten sich für einen Moment.
 

//Wenn ihm jetzt nicht klar ist, wie viel es mir bedeutet, Zeit mit ihm verbringen zu können, dann weiß ich auch nicht. … Ich weiß, wir sind uns erst gestern nähergekommen, aber ich will einfach in einer Woche noch nicht nach Hause fahren. Ich will die Zeit ausnutzen, die uns gemeinsam bleibt.//
 

„Willst du das wirklich?“ fragt Seto nun nach.
 

„Warum sollte ich das nicht wollen? Zuhause erwartet mich doch nichts Aufregendes. … Und die Sommerferien wollen sinnvoll genutzt werden.“ klinge ich leicht vorwurfsvoll.
 

//Na, toll. Ich hab´ vergessen, dass es ihm vielleicht nicht recht sein könnte, wenn ich ihm eine Woche länger auf die Nerven gehe. Er will mich wohl doch nicht bei sich haben. Echt toll.//
 

Deprimiert senke ich meinen Blick.
 

//Mein Herz ist schon so lange auf der Suche nach ihm, aber er war für mich immer unerreichbar. Jetzt ist er erreichbar, aber er will mich nicht. Zugegeben, warum sollte er auch gerade mich wollen? Ich bin nicht mal sonderlich hübsch und trage eine Brille. Gut, er trägt auch eine Brille, aber ihm passt sie wenigstens, auch wenn es nur eine Lesebrille ist.//
 

„So hab´ ich das nicht gemeint. … Du würdest wirklich … mehr Zeit … mit mir verbringen wollen?“ wirft Seto beleidigt und unsicher ein, aber auch sichtlich neugierig.
 

„Ja. Warum denn nicht? … Ich … bin gerne bei dir.“ antworte ich vorsichtig.
 

//Ich weiß, es ist vielleicht verfrüht, so etwas zu sagen, aber es entspricht der Wahrheit. Ich würde diese Zeit für nichts Besseres auf der Welt eintauschen wollen. Dafür ist mir die Zeit mit Seto einfach zu wertvoll.//
 

„Aber, wenn du nicht willst, dass ich länger bleibe …“ sage ich kurz darauf, aber er unterbricht mich sofort:
 

„Das hab´ ich nicht gesagt. … Ich freue mich darüber, wenn du länger bleiben würdest. Wirklich.“ und, obwohl er noch immer den Regler in seiner Hand hält, drückt er mich fest an sich. Dann unterbricht uns Mokuba:
 

„Ich dachte, wir wollten spielen.“
 

„Sicher, Mokuba.“ richtet Seto sich an seinen Bruder, gibt mir aber dennoch einen kurzen Kuss auf meine Lippen, ehe wir dem Spiel weiter folgen.
 

Nach zwei Stunden - solange hatten wir eigentlich nicht geplant, zu spielen - haben wir die Spielrunde beendet und ich werfe zufällig einen Blick auf meine Armbanduhr. Mich trifft fast der Schlag, als ich feststelle, dass es nach Mittag ist. Auch Seto wirft einen Blick auf seine Armbanduhr, als er meint:
 

„Wir sollten Essen gehen. Du hast doch sicher schon Hunger, nicht wahr, Mokuba?“
 

„Au, ja.“ kommt von diesem erfreut, als Seto mich auch schon fragt:
 

„Olivia, magst du mit uns Essen gehen?“
 

„Gerne. … Aber zuvor sollte ich meiner Freundin mitteilen, wo ich bin, ehe sie einen Suchtrupp losschickt.“
 

„Was willst du ihr eigentlich sagen, wo du bist?“ will Seto jetzt besorgt wissen, scheinbar, da er nicht weiß, wie viel ich ihr preisgeben will.
 

Also beruhige ich ihn:
 

„Ich werde ihr einfach sagen, dass ich bei meinem neuen Freund bin.“ und grinse ihn an.
 

Seine Augen funkeln kurz amüsiert auf, bis man ihnen die Freude und das Glück ansehen kann, was sich meiner Meinung nach, verwunderlich auf mich wirkt.
 

„Tu das.“ bestätigt mich Seto nur.
 

Jetzt bin ich verwirrt.
 

„Das macht dir … nichts aus? … Dir ist aber schon klar, dass Tatjana dich kennen lernen will, wenn ich ihr das sage?“
 

Kurz scheint er zu überlegen und meint dann:
 

„Ist sie denn vertrauenswürdig? … Ich meine, kann sie es für sich behalten?“
 

„Wenn ich sie ausdrücklich darum bitte, sicher.“ erwidere ich.

„Falls sie den Schock jemals überleben sollte.“, füge ich grinsend hinzu, „Sie zählt nämlich wirklich zu der Kategorie Fan.“
 

Grinsend schüttelt er seinen Kopf.
 

„Dann solltest du jetzt wirklich gehen, ehe sie tatsächlich noch einen Suchtrupp losschickt.“ meint er dann.
 

Ich nicke, löse mich von ihm, erhebe mich, gehe auf meine Sachen zu und schnappe mir alles.
 

„Ähm, … Seto, könntest du mir bitte die Tür aufhalten? Ich hab´ irgendwie keine Hand mehr frei.“ lächle ich ihn verlegen an, da er mir nachgesehen hat.
 

„Sicher.“ sagt er kurzangebunden, erhebt sich vom Boden, kommt auf mich zu und öffnet mir die Tür.
 

Dennoch lässt er mich nicht gehen, ehe er mir noch einen Kuss gegeben hat, den ich mit Freuden erwidere.
 

Nachdem er sich von mir wieder gelöst hat, flüstere ich nur noch:
 

„Bis gleich.“ und husche schräg zwei Türen weiter.
 

Als ich kurz einen Blick zurückwerfe, blickt er mir immer noch nach, doch als jemand in den Flur tritt, nickt er mir kurz zu und schließt schnell die Tür.
 

Ich atme tief durch und klopfe dann mit meinem Fuß gegen die Tür, damit mir Tatjana die Tür öffnet. Da jedoch niemand die Tür öffnet, versuche ich mit meinem Ellbogen die Türklinke zu betätigen, was mir mehr schlecht als recht gelingt.
 

Endlich im Zimmer angekommen, lasse ich die Sachen auf mein Bett fallen. Ich mache das Bett und räume dann meine Schmutzwäsche heraus und Wechselkleidung wieder ein, für den Notfall. Dann wird mir allerdings erst klar, dass ich meine Duschsachen, bei Seto im Badezimmer vergessen habe.
 

//Na, toll. Hoffentlich denke ich nachher daran.//
 

Ich gehe nun selbst ins Badezimmer und putze mir die Zähne. Die Zahnputzsachen packe ich mir dann ebenfalls in den Rucksack. Man kann schließlich nie wissen. Danach mache ich mich daran, der Tatjana eine Nachricht dazulassen, und beginne zu schreiben:
 

„Liebe Tatjana. Da du die Absicht hattest mit deinem Freund hier zu übernachten, war ich ja gezwungen, im Aufenthaltsraum zu schlafen. Zu meinem Glück hat mich der Bruder meines neuen Freundes aufgegabelt und mich zu sich ins Zimmer genommen. Ich gehe jetzt mit ihnen auch Essen. Mach dir keine Sorgen, bin bald zurück. …“
 

Doch ehe ich fertigschreiben kann, kommt Tatjana zur Tür herein.
 

„Mensch, Olivia. Wo warst du die ganze Zeit. Ich hab´ mir Sorgen gemacht. Dein Vater hätte mich umgebracht, wenn dir was passiert wäre. Und ich hätte mir das niemals verzeihen können.“
 

„Hey, krieg´ dich wieder ein. Ich wollt´ dir grad ´ne Nachricht schreiben. … Hier.“ und drücke ihr den Zettel in die Hand.
 

„Ich muss los. Also, bis später.“ sage ich ihr nur mehr und will mich schon vertschüssen, als sie mich aufhält.
 

„Hier geblieben. Was heißt hier, du musst los? Wohin?“
 

„Na, ich geh´ essen mit meinem Freund und dessen Bruder. Was soll das schon heißen?“ frage ich sie vorwurfsvoll.
 

„Du hast einen Freund? Seit wann denn das?“ will sie wissen.
 

„Ich hab´ dir gestern doch beiläufig gesagt, dass ich gestern einen Jungen getroffen habe, mit dem ich mich geküsst habe.“
 

„Also war das dein ernst? Du hast dir echt einen Jungen geangelt? Mensch, Olivia, ich freu mich ja so für dich. Dann können wir ja zu viert mal was machen.“
 

„Das muss noch warten. Jetzt bin ich erstmal zum Essen verabredet.“
 

„Natürlich. Geh´ und hab´ viel Spaß.“
 

„Danke, bis später.“
 

„Ja, bis später.“
 

Und schon mache ich mich mit geschultertem Rucksack aus dem Zimmer davon. Erleichtert atme ich auf.
 

//Sie hat´s mal echt leicht weggesteckt, dass ich einen Freund habe. Ob sie auch so leicht wegsteckt, dass mein Freund ausgerechnet Seto Kaiba ist? … Puh! Da kommt noch etwas auf mich zu.//
 

Kurz klopfe ich an die Zimmertür von Seto und Mokuba und schon wird erwartungsvoll die Tür aufgerissen. Ich trete lächelnd ein und frage, nach dem Schließen der Tür hinter mir und meinem Begrüßungskuss:
 

„Also, was hattet ihr euch vorgestellt?“
 

~~~~~
 

Gegen Nachmittag wieder in der Herberge zurück, – wir hatten wirklich ein ausgesprochen gutes Essen, zu dem Seto mich eingeladen hatte und ich mich mit einem sehr intensiven Kuss bedankt habe, wobei Mokuba sich beschwert hatte, dass Minderjährige anwesend wären, weil wir uns gar auffressen würden. Ich hatte dazu nur gemeint, dass ich das doch gar nicht täte, weil ich seinen Bruder dann doch nicht mehr abschlecken könnte. Das hatte uns alle dann zum Lachen gebracht. – verabschiede ich mich in Seto´s Zimmer noch ausgiebig von ihm, weil sie noch etwas erledigen wollten und ich dabei leider nicht mitkommen kann. Daher gehe ich eben bereits zurück ins Zimmer.
 

Im Zimmer bin ich dann alleine.
 

//Tatjana ist sicher bei ihrem neuen Freund Andreas. Und was mache ich jetzt? Na, ja, … vielleicht lese ich ja im Buch weiter.//
 

Daher mache ich es mir auf meinem Bett bequem, schlage das Buch auf und beginne zu lesen. Doch bereits nach einigen Zeilen wird mir langweilig.
 

//Wann haben sie gesagt, kommen sie wieder zurück? In zwei Stunden? Das dauert aber noch so lange, bis sie wieder da sind. Mir ist so langweilig. … Und ich vermisse Seto. Ich brauch´ Ablenkung, verdammt. … Vielleicht geh´ ich mal selbst in die Stadt und sehe mich etwas um? … Keine schlechte Idee.//
 

So packe ich mich zusammen und verlasse die Herberge mit meinem Rucksack.
 

~~ Fortsetzung folgt ~~

Traum 18 (Unvorhergesehenes Treffen in der Erlebnisherberge) - Teil 2

Nachdem ich die Herberge verlassen habe, marschiere ich den ganzen Hügelpfad abwärts in die Stadt. Dort angekommen betrachte ich die Wohnhäuser und Läden, die es da gibt. Aber nichts von Interesse für mich. Als ich dann auf den Hauptplatz komme, beginnen meine Augen zu leuchten. Ein Marktplatz mit Ramsch.
 

Ich begutachte jeden Stand mit Kleidung, Gürteln, Schmuck, DVDs, Videospielen und Spielsachen. Bei manchen Dingen schüttle ich nur den Kopf, dass es sie überhaupt gibt. Schallplatten waren auch darunter, aber an Plattenspieler hat natürlich keiner gedacht. Na, ja, wer braucht die Dinger auch schon noch, wenn es jetzt CDs gibt, die man mit jedem CD-Player oder CD-Laufwerk anhören kann. Wahrscheinlich nur Sammler wären daran interessiert.
 

Bei den Videospielen komme ich natürlich nicht daran vorbei, mindestens alle durchgesehen zu haben, ob es nicht ein Spiel gibt, das mein Interesse weckt. Beim Schmuck erblicke ich wirklich schöne Kettenanhänger. Aber auch hier ist nicht wirklich was für mich dabei, weil ich nicht wirklich eine Schmuckträgerin bin. Aber eine Kette wäre vielleicht doch nicht so falsch. Eine mit einem schlichten Kreuz vielleicht. Dann entdecke ich wirklich schöne Haarspangen und unterschiedliche Haargummis. Da greif ich natürlich gleich zu, denn meine Haargummis daheim neigen sich schon dem Ende, weil die immer so schnell kaputtgehen.
 

Nach einer Weile stelle ich fest, dass es langweilig ist, hier alleine unterwegs zu sein und ich verliere meine Lust daran. Ich schaue aber dennoch weiter durch die Stände.
 

//Schade, dass es hier nichts gibt, das ich Seto mitbringen könnte, wenn ich schon hier bin. Wäre auch zu schön gewesen.//
 

Nach einiger Zeit finde ich allerdings einen Stand mit Büchern, wo mir ein besonderes Buch ins Auge springt. Es ist zwar nicht wirklich ein Buch, das ich mir jetzt kaufen würde, aber der Titel ‚In Sachen Liebe – Tipps für den Alltag (erfunden)‘ ist doch vielversprechend. Ich hab´ schließlich nicht den leisesten Schimmer, wie man eine Beziehung führt. Die Tatjana hat da sicher mehr Erfahrung. Nur, ich hatte ja noch nie einen Freund.
 

//Ist Seto jetzt eigentlich mein fester Freund?//
 

Ich gehe weiter und komme zu den Gemüseständen, als ich plötzlich Tatjana erblicke, die draußen bei einem Café mit ihrem Freund sitzt, nicht weit von meiner derzeitigen Position gesehen. Ich schüttle den Kopf und mache mich auf den Weg zu den beiden.
 

„Hey, wer hätte gedacht, dass ich euch ausgerechnet hier treffe.“ begrüße ich sie.
 

„Hey, Olivia. Hätte nicht gedacht, dass du dich hierher traust. Vor allem ganz alleine. Oder bist du mit deinem Freund hier?“
 

„Nein. Er hatte noch etwas zu erledigen, daher versuche ich mir die Zeit zu vertreiben, da du ja nicht da warst, um das für mich zu übernehmen.“
 

„Ach, komm. So schlimm wird es schon nicht sein.“
 

„Ich vermisse ihn aber schon ganz furchtbar. Jede Sekunde, die ich nicht bei ihm sein kann, ist verschwendete Zeit.“
 

„Dann weißt du ja, wie es mir geht.“
 

Ich nicke betrübt.
 

„Na, komm. Setz dich doch zu uns, dann ist dir nicht mehr so langweilig.“ schlägt Tatjana mir vor.
 

„Danke.“ sage ich und setze mich auf den dritten Stuhl am Tisch.
 

„Du hast Glück, wir sind eben erst gekommen. Na, komm, bestell dir was, ich lad´ dich ein.“
 

„Danke, Tatjana.“ bedanke ich mich bei ihr wiederholt.
 

„Also, erzähl. Wie war das Essen mit deinem Freund und dessen Bruder?“
 

„Das war ganz toll. Wir waren nämlich in einem Nobel-Restaurant und mein Freund hat mich eingeladen.“
 

//Ich muss aufpassen, dass ich ihr noch nicht zu viel verrate. Ihr Freund muss schließlich nicht wissen, mit wem ich zusammen bin. … Argh, ich weiß doch gar nicht, ob ich nun wirklich mit Seto zusammen bin.//
 

„Wow. Hat dein Freund etwa so viel Geld mit, dass er sich so etwas leisten kann?“ will nun Tatjana wissen.
 

„Er hat mehrere Kreditkarten.“ erwähne ich wie beiläufig, was mir aufgefallen ist, als mein Blick zufällig auf seine Geldtasche gefallen ist.
 

„Mensch, hast du ein Glück, an einen reichen Jungen geraten zu sein.“
 

//Tja, reich in dem Sinne, ist noch reichlich untertrieben. Aber mich interessiert in erster Linie ja nicht sein Geld, sondern er selbst.//
 

„Du hast mir jetzt aber noch gar nicht erzählt, wie du eigentlich zu deinem Freund gekommen bist.“ ist Tatjana verdammt neugierig.
 

„Das war sowieso etwas komisch. Du weißt ja, dass ich nachmittags immer im Aufenthaltsraum war, während du nicht da warst. Na, ja, die ganze Woche davor ist er mindestens einmal am Tag gekommen, um sich ein Getränk vom Getränkeautomat zu holen und jedes Mal haben sich unsere Blicke getroffen. Vor drei Tagen, ist er dann zwei Tage nicht gekommen und ich dachte schon, ich würde ihn nicht wiedersehen, aber am dritten Tag ist er wiedergekommen und wir haben miteinander geredet. Dann hat er sich mir angenähert und mich geküsst. Es war einfach nur toll und ich konnte fühlen, dass er einfach zu mir gehört.“
 

„Das klingt so, als hättest du deinen Seelenverwandten und deine große Liebe gefunden.“
 

Ich nicke und füge an:
 

„Und ich bin einfach nur glücklich, wenn ich bei ihm sein kann. … Seinen Bruder mag ich auch irgendwie. Der regt sich immer so niedlich auf, wenn wir nicht genug voneinander bekommen können.“ sinniere ich kichernd und beginne in Träumereien zu versinken, während ich an Seto denke.
 

„Mein Gott, Olivia. Dich hat´s ja echt voll erwischt.“ schon bin ich mit meinen Gedanken wieder da und nicke.
 

„Ihm geht´s mit mir aber nicht anders.“ füge ich an, auch, wenn ich nicht zu hundert Prozent sicher bin, ob das überhaupt stimmt.
 

Nachdem Tatjana und ihr Freund ihren Kaffee und ich meine heiße Schokolade getrunken haben, bietet mir Tatjana an, mit ihnen noch etwas mitzugehen, was ich natürlich annehme, und wir gehen noch etwas durch die Stadt. Dort müssen wir auch ausgerechnet auf einen Freund von Tatjana´s Freund treffen, der mir gegenüber etwas aufdringlich wird, weil dieser mich total süß findet.
 

//Findet mich Seto etwa auch … süß?// geht mir da durch den Kopf.
 

Aber ich wehre ab:
 

„Sorry, aber ich hab´ schon einen Freund.“
 

//Gott, in hundert Jahren würde ich den Typ nicht als Freund wollen. Der ist ja widerlich.//
 

„Schade, kleine Maus. Wenn´st deinen Freund nimmer willst, kannst dich ja an mich wenden.“ kommt von Andreas’ Freund.
 

//Urks. Nie und nimmer. Außerdem wird es dazu niemals kommen, dass ich Seto einmal nicht mehr haben will. Ich werde ihn immer lieben. Das weiß ich einfach.//
 

Als wir den Typ wieder losgeworden sind, fragt mich Tatjana plötzlich:
 

„Würde es dir was ausmachen, … na, ja, … ich will schließlich Zeit mit meinem Andi hier verbringen, … wenn du vielleicht bei deinem Freund übernachten könntest? Ich möchte das Zimmer wieder für mich alleine haben, weißt du?“
 

Ich verdrehe die Augen und kann doch nicht anders. Denn ich kann sie ja verstehen. Sie ist eben auch verliebt.
 

„Na, schön. Ich werde meinen Freund fragen, ob das geht.“
 

„Danke, du bist ein Schatz.“
 

//Ich weiß zwar noch nicht, wie ich das anstellen soll, aber mir wird schon etwas einfallen. Hoffentlich falle ich ihm nicht zu sehr zur Last. Als Alternative kann ich ja wieder den Aufenthaltsraum zum Schlafen wählen. Das ist mir jetzt schon ein Graus, wenn ich dran denke, wieder die ganze Nacht frieren zu müssen.//
 

„Ich geh´ dann mal wieder zurück zur Herberge.“ erwähne ich.
 

„Ja, mach das.“ meint Tatjana zu mir, als sie von ihrem Freund aufgehalten wird:
 

„Schatz, warte. Ich muss noch was erledigen. Was hältst du davon, wenn ich später einfach vorbeikomme?“
 

„Ok. Wann kommst du denn dann?“ klingt Tatjana enttäuscht.
 

„Gegen 20 Uhr bin ich sicher bei dir. Versprochen.“ erwidert ihr Freund.
 

„Sicher?“ fragt sie nach und er nickt.
 

„Gut. Ich freu mich auf dich.“ klingt sie jetzt schon erfreuter.
 

„Dann komm´ ich eben gleich mit dir mit.“ richtet sie sich an mich.
 

„Na, dann lass uns gehen. Ich muss schließlich auch noch auf meinen Freund warten.“
 

//Gott, wie das klingt. Seto Kaiba, mein fester Freund. … Gefällt mir.//
 

Also entschließen wir uns noch etwas essen zu gehen und anschließend kehren wir gemeinsam wieder zur Herberge zurück.
 

~~~~~
 

Am späten Nachmittag, als es fast schon Abend wird, klopft es an unserer Zimmertür.
 

„Das muss mein Freund sein.“ rufe ich aus und ich springe zur Tür, um sie zu öffnen.
 

Einmal tief durchgeatmet.
 

//Gleich geht der Horror los. Ich muss Tatjana gleich irgendwie zum Schweigen bringen, sobald Seto im Zimmer ist.//
 

Schnell öffne ich die Tür und ziehe Seto an der Hand herein. Dieser ist ganz irritiert, als Tatjana der Mund aufgeht.
 

„Er ist dein Freund?“ fragt sie fassungslos.
 

Verlegen antworte ich:
 

„Ähm, … ja?“
 

Plötzlich merke ich, dass sich aus ihrer Kehle ein Schrei lösen will.
 

„Nicht schreien. … Ich warne dich! Nicht schreien! … Mach den Mund wieder zu. … Mund zu. Na, los.“ und endlich tut sie das, was ich von ihr will.
 

Ich atme erleichtert aus.
 

„Was musst du auch so bekannt sein?“ werfe ich ihm vor und er verdreht die Augen.
 

„Krieg ich wenigstens einen Kuss, wenn ich schon so eine Begrüßung bekomme?“ beschwert er sich kühl.
 

„Sicher.“ entgegne ich, schlinge meine Arme um seinen Hals und wir küssen uns, als hätten wir uns Ewigkeiten nicht gesehen.
 

Nach etwa zehn Minuten lösen wir uns wieder voneinander. Woher ich das weiß?
 

„Jetzt sind zehn Minuten vergangen und ich weiß immer noch nicht, wie das mit euch passieren konnte.“ wirft, in dem Fall, uns Tatjana vor.
 

„Im Groben hab´ ich dir den Ablauf doch erzählt. Nur, dass ich nicht erwähnt hab´, wer diese Person ist, die sich als mein Freund betitelt. … Ich hab´ nämlich geahnt, dass das in einem Schock ausartet, den es zu verhindern gilt.“ erkläre ich ihr.
 

„Trotzdem, … Ich fasse es einfach nicht. … DER Seto Kaiba ist mit meiner Freundin Olivia Jelen zusammen. DAS ist DER Hammer.“ sagt sie und lacht wie eine wahnsinnig Gewordene.
 

Ich sehe stutzig zu Seto und frage Tatjana:
 

„Ist das so abwegig?“
 

„Wenn man Seto Kaiba hernimmt und sämtliche Schlagzeilen kennt, schon.“
 

„Ich geb´ aber nichts auf Schlagzeilen. Ich mach´ mir lieber selbst ein Bild.“
 

Tatjana betrachtet uns eine Weile schweigend, da biete ich Seto an:
 

„Setzen wir uns auf mein Bett, bis Tatjana mit ihren Gedankengängen durch ist.“, die uns mit ihrem Blick verfolgt, während wir es uns auf meinem Bett bequem machen.
 

Nach einer Weile kommt dann unvorbereitet von Tatjana:
 

„Hm. … Ja, … ihr gebt tatsächlich ein perfektes Paar ab. … Ihr passt, wenn ich ehrlich bin, wirklich perfekt zusammen. … Wie zwei Puzzleteile, die endlich zusammengefunden haben. … Ich kann mir wirklich gut vorstellen, Olivia, wie du auf die Idee kommst, er könnte dein Seelenverwandter sein. … Ja, wirklich. … Auch, wenn es noch so abwegig klingt, … ihr gehört eindeutig zusammen. … Das sage ich dir im Ernst als deine Freundin. … Aber, als Fan muss ich leider dagegen protestieren. Du kannst ihn uns doch nicht einfach wegnehmen. Wen sollen wir denn dann bitte anhimmeln?“
 

Ich kichere.
 

„Wie wär´s, wenn du deinen Freund anhimmelst?“ schlage ich vor und auch auf Seto´s Gesicht setzt sich ein Grinsen ab, obwohl er sie nicht wirklich kennt.
 

Er legt einen Arm um meine Taille und zieht mich etwas mehr zu sich, damit ich halb an seinem Oberkörper lehne. Sie lacht und meint:
 

„Du hast ja recht. Kann ja nicht jeder so ein Glück haben, wie du und gleich beim ersten Versuch seinen Seelenverwandten finden.“
 

Aber ich merke dennoch, dass sie neidisch auf mich ist.
 

„Du bist mir doch nicht böse?“ frage ich leicht betrübt.
 

//Ich will schließlich nicht, dass sie mir mein Glück mit ihm verdirbt, nur weil sie denkt, dass sie ihr Glück noch nicht gefunden hat. Aber, wenn sie es weiß, warum ist sie dann mit diesem Andreas zusammen?//
 

Aber sie schüttelt nur den Kopf.
 

„Nein, du hast es verdient, glücklich zu sein. Es ist nur, … ich bin mir bei Andreas nicht sicher, ob er es ernst mit mir meint. Ich hab´ nämlich das Gefühl, dass er mehrere Freundinnen hat. Und genau das will ich jetzt erstmal herausfinden, ehe ich ihm Zugeständnisse mache.“
 

„Verstehe.“
 

„Aber, mal was Anderes. Er kommt ja heute wieder und bleibt über Nacht. … Du wolltest deinen Freund doch was fragen.“ und schon fangen meine Wangen wieder mal an zu brennen.
 

Ich drehe mich leicht zu Seto, damit ich ihn ansehen kann und frage unsicher und vorsichtig:
 

„Ich will zwar nicht zur Last fallen, … aber, wenn du nichts dagegen hast, … darf ich heute über Nacht bei euch bleiben?“
 

Er sieht mich … wieder liebevoll? … verständnisvoll? an und erklärt mir im Flüsterton:
 

„Sicher. Kein Problem. Wir haben dich wirklich gern bei uns. … Ich hoffe, du schnarchst nicht.“ und ich schüttle lächelnd den Kopf.
 

„Hast du etwa Schlafprobleme?“ erkundige ich mich.
 

Sein unsicherer Blick sagt alles.
 

„Du wirst gar nicht merken, dass ich da bin.“ erwähne ich.
 

„Ich will aber wissen, dass du da bist, während ich schlafe.“ meint er mit Funkeln in den Augen.
 

„Dann macht es dir sicher nichts aus, wenn ich mich beim Schlafen an dich kuschle.“ und ehe ich mich versehe, fällt er über meine Lippen her.
 

//Ich liebe die Art, wie er mich schwach werden lässt. Und die Art, wie er mich küsst.//
 

Nachdem er sich wieder von mir löst, meint er:
 

„Dann pack am besten gleich deine Sachen zusammen, die du brauchen wirst. … Ach, deine Duschsachen, stehen noch immer bei uns in der Dusche. Nicht, dass du sie verzweifelt suchst.“
 

„Ups. Danke.“, ich gebe ihm einen kurzen Kuss und mache mich daran, meinen Rucksack neu zu packen.
 

//Nachtgewand, Wäsche zum Wechseln, frische Unterwäsche, Haarbürste ist da, Zahnputzzeug. Das sollte eigentlich alles sein.//
 

„Ich hab alles.“ erkläre ich Seto daher.
 

„Na, dann komm. Ich hab´ eine Überraschung für dich.“
 

Irritiert sehe ich ihn an.
 

//Eine Überraschung? Für mich?//
 

Ich nicke und verabschiede mich bei Tatjana:
 

„Also, bis morgen.“
 

„Ja, bis morgen. Und viel Spaß noch.“
 

Ich verdrehe die Augen.
 

//Was die schon wieder denkt. Nein, … ich will´s gar nicht wissen.//
 

So folge ich Seto aus dem Zimmer und zu seinem Zimmer. Doch, ehe er die Tür öffnet, flüstert er mir zu:
 

„Mach´ dich jetzt auf etwas gefasst.“ und ich bin wirklich gespannt, was mich erwartet.
 

„Ok.“ kann ich dazu nur sagen.
 

Dann, als er die Tür öffnet, fangen meine Augen an zu strahlen und er lässt mich eintreten. Den Rucksack stelle ich neben der Tür ab und staune nicht schlecht. Das Zimmer ist abgedunkelt und überall stehen Teekerzen, die den Raum in ein romantisches Flair verwandeln.
 

Ein Lächeln legt sich auf meine Lippen. Dann drehe ich mich zu ihm um und frage ihn:
 

„Hast du dafür die Zeit gebraucht?“
 

Und ich glaub´ es nicht, er wird verlegen und seine Wangen färben sich leicht rot, während er leicht nickt.
 

//Mein Gott, das ist ja so süß von ihm. Und er wirkt in diesem Moment so absolut süß, dass ich ihn knutschen könnte. Ach, was. Das tu ich jetzt einfach.//
 

Mit einem verwegenen Lächeln schreite ich auf ihn zu, packe seinen Unterarm, ziehe ihn zu mir und ehe er reagieren kann, falle ich auch schon über seine Lippen her.
 

//Ich liebe ihn einfach so sehr.//
 

Und das lasse ich ihn nun auch spüren. Er dirigiert mich Richtung Bett und wir lassen uns darauf fallen.
 

Als ich mich wieder von ihm löse, streiche ich ihm durch die Haare und lasse ihn spüren, wie viel mir an ihm liegt.
 

„Olivia? … Ich weiß zu schätzen, dass du dich mit mir abgibst, …“
 

„Seto.“, unterbreche ich ihn barsch, „Ich gebe mich nicht mit dir ab, ich bin gerne hier bei dir. …“
 

Verzweifelt versuche ich die richtigen Worte zu finden, ohne ihm gleich zu gestehen, wie sehr ich ihn liebe.
 

//Es muss doch eine gleichwertige Umschreibung geben.//
 

„… Hör mir bitte zu. Ich bin wirklich gern bei dir und ich liebe es von dir geküsst zu werden. Ich bin gern in deiner Nähe, egal ob du´s mir glaubst oder nicht. Wenn du dazu bereit wärst, wäre ich wirklich gerne deine feste Freundin. Aber, du müsstest mir eine Chance geben. Ich hab´ keinerlei Erfahrung in der Hinsicht. Ich weiß auch nicht, ob du bereits eine Freundin hattest oder wie viel Erfahrung du in dieser Hinsicht schon besitzt.“
 

Ich beiße mir nachdenklich auf die Unterlippe und sehe ihn bittend an, dass er meine Worte versteht. Dass er versteht, was ich ihm zu sagen versuche.
 

„Wärst du mir denn treu?“ fragt er dann, ehe er seine Lippen zusammenpresst.
 

Ich nicke und füge mit ernstem Gesichtsausdruck an, während ich ihm tief in die Augen blicke:
 

„Ich könnte nie für jemand anderen so viel empfinden, wie für dich. … Ich empfinde so viel für dich, dass es beinah schmerzt, wenn ich nicht bei dir sein kann.“
 

Tränen sammeln sich in meinen Augenwinkeln. Aber auch in seinen Augen erblicke ich Tränen in seinen Augenwinkeln. Die scheinen aber eher aus Rührung entstanden zu sein, denn seine Mundwinkel sind zu einem Lächeln verzogen.
 

„Eigentlich müsste ich dich fragen, was du für Absichten hast. Du hast den ersten Schritt gemacht.“ sage ich mit einem undefinierbaren Unterton, den ich selbst von mir nicht kenne.
 

//Ob ich jetzt eine Erklärung für sein Verhalten erhalte?//
 

Er schließt die Augen und die angesammelten Tränen fließen seine Wange hinab, aber sein Lächeln bleibt bestehen.
 

„Am Anfang hat mich dein Nichtreagieren irritiert, aber dann wurde mein Interesse an dir geweckt. Nach und nach hab´ ich dann gemerkt, dass es mir gefiel, dich zu sehen, aber ich konnte mit diesem Gefühl nicht viel anfangen, das ich bekam, wenn ich dich sah. Darum habe ich zwei Tage darauf verzichtet, mir ein Getränk zu holen, um mich meiner Gefühle wieder klar zu werden. Allerdings habe ich es am dritten Tag einfach nicht mehr ausgehalten, dich nicht zu sehen.“ beginnt er seine Erklärung.
 

„Also hast du dir gedacht, wechsle ich mal ein paar Worte mit ihr?“ spreche ich für ihn weiter.
 

„So ähnlich. … Ich wollte wissen, wieso du nicht, wie andere, auf mich reagierst. … Und während ich dich so ausgefragt habe, habe ich mich immer mehr zu dir hingezogen gefühlt.“ fährt er fort.
 

„Ich hab´ mich ehrlich gesagt, wie in Trance gefühlt, als du auf mich zugekommen bist. Es hat sich alles so unwirklich angefühlt und doch konnte ich etwas spüren. Dieses Gefühl hat mir vermittelt, dass ich irgendwie ein Teil von dir bin und du ein Teil von mir.“ erwähne ich ihm.
 

„Ach, … deshalb das Gerede von Seelenverwandtschaft.“ und ich nicke.
 

„Du glaubst nicht an so was, oder?“
 

„Ich würde es nicht glauben, wenn ich es nicht selbst gefühlt hätte. Aber, es ist so. Mein einziger Gedanke, als ich dich geküsst hab´, war, dass ich dich endlich gefunden habe.“
 

„Ich bin auch froh, dich gefunden zu haben und ich bin glücklich, weil du bei mir bist. Alles andere ist mir egal.“ erkläre ich ihm offen und ehrlich, während ich seine Wange streichle.
 

„Ich bin auch glücklich.“ gesteht er mir und wenige Sekunden später finden sich unsere Lippen zu einem erneuten liebevollen und sanften Kuss wieder.
 

Als ich mich löse, frage ich ihn:
 

„Wirst du mir auch treu sein?“
 

Glücklich strahlt er mich an und erwidert:
 

„Ich verspreche es. Nichts ist mir so wertvoll, wie du.“
 

//Und das glaube ich ihm sogar. Weil bisher musste er immer fürchten, dass man es nur auf sein Geld oder seinen Ruhm abgesehen hat. Aber ich liebe seine Person. … Im Moment leuchten seine Augen wirklich wunderschön. Sie strahlen das Glück aus, dass er im Augenblick empfindet. Man könnte meinen, er würde jeden Moment anfangen zu weinen, weil er dem Glück und der Freude nicht standhält. Vielleicht tut er das auch, weil seine Augen leicht wässrig wirken.//
 

„Und außerdem will ich dir verraten, dass auch du meine erste Freundin bist.“ erwähnt er, während ihm eine erste Träne über die Wange läuft.
 

„Komm her.“ meine ich, ziehe ihn in meine Arme und halte ihn fest.
 

Doch unerwartet scheinen nun alle Gefühle über ihn hereinzubrechen, denn er schafft es nicht einmal, sein Schluchzen zu unterdrücken. Ich kann ihn nur ganz fest an mich drücken und für ihn da sein. Ich versuche für ihn stark zu sein, da er es im Moment nicht kann.
 

//Wenn er so weitermacht, fang ich mit Sicherheit auch noch an, zu weinen. Und dabei, will ich doch für ihn da sein und ihn trösten. Noch dazu klammert er sich an mich, als würde er ertrinken, wenn er mich loslässt.//
 

Nach einer Weile wird´s mir aber doch zu viel, weil mir selbst schon langsam die Tränen kommen.
 

//Wie viel musste er nur schon ertragen und hat jedes Mal seine Tränen runtergeschluckt, weil er für seinen Bruder stark sein musste.//
 

Mit leicht verweinter Stimme erwähne ich:
 

„Wenn du so weitermachst, heul ich auch noch mit.“
 

Er hebt seinen Blick und sieht mir, mit seinen verweinten, geröteten Augen ins Gesicht. Dann weiten sich seine Augen kurz, als hätte er eine Erkenntnis gehabt. Aber verwunderter Weise teilt er seine Gedanken mit mir:
 

„Jetzt versteh ich, wie das gemeint ist, mit ‚den Schmerz mit jemandem teilen‘.“
 

Seine Stimme klingt rau und vielleicht auch ein Oktav zu hoch. Ich streichle sanft über seine Wange und frage besorgt:
 

„Geht´s wieder?“
 

Er schenkt mir ein ehrliches Lächeln und nickt.
 

„Danke, dass du da bist.“
 

„Ich bin doch gerne für dich da. … Wenn du jemandem zum Reden brauchst, kannst du gerne jederzeit zu mir kommen. Egal, was dich beschäftigt. Ich bin eine wirklich gute Zuhörerin.“
 

//Gut. Und jetzt muss ich ihn auf andere Gedanken bringen.//
 

„Aber, verrat mir mal, … wo ist eigentlich Mokuba?“ will ich wissen.
 

„Der wollte uns Zeit für uns geben. Zudem ist er es leid, uns beim Knutschen zusehen zu müssen.“
 

Ich kichere:
 

„Das hab´ ich mir fast gedacht.“
 

„Darum ist er heute zu einem Brieffreund gefahren, der in der Nachbarstadt wohnt. Wir sind eh nicht so oft in Österreich, da wollte er die Chance nutzen.“ fährt er fort.
 

„Kann ich verstehen. … Und wann kommt er wieder?“
 

„Gegen 22 Uhr wollte er spätestens zurück sein.“
 

„Mhm.“ gebe ich nachdenklich von mir.
 

Seto legt sich in die Mitte des Bettes auf den Rücken und ich lege mich halb auf ihn, mit meinem Kopf auf seiner Schulter.
 

„Und was machen wir jetzt?“ frage ich ihn vorsichtig.
 

Er senkt seinen Blick zu mir herab, sodass er in meine Augen sehen kann und meint grinsend:
 

„Wir könnten da weitermachen, wo wir aufgehört haben, bevor wir angefangen haben, offen miteinander zu reden.“
 

Nun grinse auch ich, lege mich ganz auf ihn und rutsche auf ihm zurecht, um besser seine Lippen zu erreichen. Dann lege ich auch schon meine Lippen auf seine und küsse ihn. Sofort vertieft er den Kuss, aber etwas fühlt sich anders an, als sonst. Der Kuss gewinnt an Leidenschaft und Feuer.
 

Mit der Zeit kralle ich mich regelrecht an ihm fest. Ich will mehr und immer mehr von ihm spüren. Kann nicht genug von ihm bekommen. Er klammert sich ebenfalls an mir fest und wir beginnen allmählich uns im Bett zu wälzen, weil ich den Drang habe, irgendwie mit ihm zu verschmelzen. Mir wird ganz heiß und dennoch kann ich nicht von seinen Lippen ablassen, auch, wenn wir uns kleine Pausen gönnen.
 

„Olivia, stopp.“ meint Seto irgendwann, als er unter mir zum Liegen kommt, und keucht, um Sauerstoff ringend, „Mir ist gerade … irgendwie anders … zumute.“, nachdem wir uns eine Pause gönnen.
 

„Mir ist auch gerade irgendwie anders.“ erwidere ich, nachdem ich wieder genug Luft kriege.
 

Dann spüre ich auch auf einmal, was genau anders ist. Denn ich streife ungewollt seine eindeutige Beule in der Hose mit meinem Knie, was ihn überrascht zum Aufkeuchen bringt.
 

„Sorry. … Ich rate mal ins Blaue und vermute, dass unsere Körper aufeinander reagieren.“ bemerke ich, während mein Gesicht rot anläuft.
 

Verwundert fragt er mich:
 

„So schnell?“
 

„Na, ja. Wir hatten in der letzten Zeit wirklich viel Körperkontakt. Vielleicht hat das ja was miteinander zu tun?“
 

Seto überlegt kurz und fragt mich vorsichtig:
 

„Würdest du denn … na, ja, … den nächsten Schritt wagen?“
 

„Ich weiß nicht, ob ich schon bereit dafür bin. … Ich weiß nur, dass ich dich spüren will. Und damit meine ich nicht so, wie jetzt, sondern … na, ja, … nackt halt.“
 

Wieder brennen meine Wangen höllisch.
 

„Wir können ja mal sehen, wo uns das Gefühl hinführen will.“ bietet er mir an.
 

„Keine schlechte Idee.“ stimme ich ihm zu.
 

„Machen wir jetzt da weiter, wo wir eben aufgehört haben?“ frage ich nach.
 

Er nickt grinsend und wieder fallen wir über unsere Lippen her, während ich seinen schwarzen Rollkragenpullover aus seiner Hose stülpe und meine kühlen Finger über seine erhitzte Haut an seinem Bauch streichen lasse. Er keucht kurz auf, auf Grund meiner kalten Finger, und ich breche den Kuss ab, aber das Geräusch, dass er von sich gegeben hat, macht mich irgendwie an. Und seine Haut fühlt sich unter meinen Fingern so gut an, dass ich noch mehr davon spüren will.
 

Langsam wandere ich mit meinen Händen höher und streife den Pullover mit.
 

//So viel Haut, die viel zu verlockend aussieht. Und ich ahne, worauf das hier hinausläuft.//
 

Ich beiße mir auf die Unterlippe, aber dennoch kann ich nicht widerstehen. Schon beuge ich mich zu seinem Bauch hinab und verteile viele kleine Küsse auf seiner Haut, die so gut schmeckt, dass ich mich kaum mehr unter Kontrolle habe, so sehr bin ich bereits erregt.
 

//Ich befürchte, ich muss etwas schneller machen. Sonst halte ich das nicht aus.//
 

„Seto? … Ich glaube, es führt doch nichts daran vorbei, dass wir es hier und jetzt tun.“ und ich reibe meinen Schambereich an der mittlerweile ausgeprägten Beule in seiner Hose, was ihn diesmal bereits zum Aufstöhnen bringt.
 

Aber nicht nur von ihm, sondern auch über meine Lippen kommt ein Geräusch des Genusses.
 

//Gott, das fühlt sich so gut an. Ich will ihn in mir spüren.//
 

„Du hast nicht zufällig ein Kondom da?“ frage ich, wie beiläufig.
 

„Jetzt weiß ich, warum mir Mokuba so wissend, zwei Stück in die Hand gedrückt hat.“ erwähnt Seto und ich blinzle irritiert.
 

„Wer von euch beiden ist hier bitte der Ältere? Du oder dein Bruder?“ grinse ich ihn an.
 

„Ich vermute fast, mein Bruder, weil ich absolut keine Ahnung von sozialem Verhalten habe.“ meint Seto ehrlich.
 

„Na, ja, … wenigstens kenn´ ich mich da ein wenig aus.“ und zucke mit den Schultern.
 

Seto greift in seine Nachttischschublade und holt die zwei Stück heraus, trennt sie, wobei er das eine wieder zurücklegt und das andere griffbereit auf das Nachttischchen legt.
 

Nun scheint auch er seine Scheu über Bord zu werfen und zieht mir mein T-Shirt über den Kopf, sodass mein BH zum Vorschein kommt. Mein Anblick scheint ihn noch mehr zu erregen, denn die Beule wächst unter mir noch etwas an. Also ziehe ich ihm nun auch seinen Pullover ganz über den Kopf und streichle sofort über diese glatte wundervolle Haut. Leichte Ansätze von Bauchmuskeln sind erkennbar. Seinen Oberkörper befinde ich für perfekt.
 

Ich beuge mich zu seinen Brustwarzen hinab und umspiele erstmal seine Linke, bis sich diese aufstellt. Sofort ertönt ein Stöhngeräusch, das über seine Lippen kommt. Und ich bemerke, dass er sich leicht unter meinen Berührungen windet und schwer atmet. Nun widme ich mich der anderen Brustwarze und umspiele sie, bis auch sie hart wird, während ich bereits mit meinen Händen wieder auf Wanderschaft nach unten bin.
 

Bei seiner Hose angekommen, öffne ich Gürtel, Knopf und Reißverschluss, was ihn erleichtert aufstöhnen lässt. Ich lasse von seiner Brustwarze ab und schäle ihn aus seiner Hose. Er hebt sogar hilfsbereit sein Becken, damit ich es leichter habe, ihn seiner Hose zu entledigen. Er sieht mich … sehnsüchtig? an.
 

Nun rutsche ich wieder höher und küsse ihn auf seine Lippen. Er streicht sanft mit seinen Händen über meine Brust, die noch im BH steckt, und über meinen Bauch, zu meiner Hose. Ich spüre, wie er meinen Gürtel und den Knopf löst und höre, wie er den Reißverschluss nach unten schiebt. Danach spüre ich seine Hände an meiner Hüfte, die meine Hose sanft nach unten gleiten lassen. Als er meine Hose, bis zu meinen Oberschenkeln nach unten geschoben hat, löse ich den Kuss, hebe meine Knie abwechseln an, um mich weiter meiner Hose zu entledigen.
 

Ich streichle noch einmal über seine ganze Vorderfront, vom Bauch bis zu seinen Schultern, und wieder abwärts, ehe ich mich an seinen dunkelblauen Boxershorts zu schaffen mache. Sanft streife ich sie ihm ab, über sein Becken und sehr vorsichtig über seine Erregung, und dann seine schlanken Beine entlang.
 

//Jetzt wird es Zeit, dass auch er mich meiner Unterwäsche entledigt.//
 

Ich lächle ihn aufmunternd und sehe ihn erwartungsvoll an.
 

Zu ihm abermals heruntergebeugt, verwickle ich ihn wieder in einen heißen Zungenkuss, während er sich am Verschluss meines BHs zu schaffen macht. Nachdem er ihn geöffnet hat, lasse ich ihn meine Arme hinabgleiten und werfe ihn weg von mir, während er mir nun meine Unterhose über meine Hüfte hinunter streift. Wieder hebe ich abwechselnd meine Knie an, um meine Unterhose loszuwerden und werfe sie zu den anderen Kleidungsstücken, die irgendwo um uns herum verteilt liegen.
 

Nun macht er mit mir einen Positionswechsel, sodass ich unter ihm liege, nachdem er den Kuss gelöst hat. Voller Freude funkelnder Augen macht Seto sich daran, meine Brüste abzutasten und gibt sich sogar dem Genuss hin, sich zu mir hinabzubeugen und mit seiner Zunge mit meinen Brustwarzen zu spielen. Erst links, dann rechts. Dann leckt er, eine Speichelspur zurücklassend, wieder nach oben, über mein Kinn und fällt wieder über meine Lippen her. Nur nebenbei bekomme ich mit, dass er seinen Arm nach dem Kondom ausstreckt und wieder einholt.
 

Einen weiteren Moment später merke ich, dass er sich leicht auf mich legt und seinen Ellbogen rechts neben mir abstützt.
 

//Ich befürchte, gleich ist es soweit. Hoffentlich tut es nicht zu sehr weh.//
 

Im nächsten Moment spüre ich seine Erregung an meinem Schambereich, wie er sich langsam in mich schiebt. Ich erwarte jeden Moment den kommenden Schmerz und er lässt auch nicht lange auf sich warten. Auf der Stelle verkrampfe ich mich und verziehe eine schmerzvolle Mimik in meinem Gesicht, während ich meine Augen zusammenkneife. Er löst den Kuss.
 

Natürlich weiß er, dass es mir Schmerzen bereitet. Soweit wird er ja wohl aufgeklärt sein.
 

Als er sich wieder etwas zurückzieht, öffne ich meine Augen wieder und stelle fest, dass er mich besorgt mustert. Seto scheint zu überlegen, wie er machen muss, damit der Schmerz schneller vorbeigeht. Dann beugt er sich auch schon zu mir herunter und beschlagnahmt meine Lippen. Ich erwidere prompt und mache mich bereits auf den erneuten Schmerz gefasst, ahne ich doch, was er plant.
 

//Ich will, verdammt noch mal, dass er in mich reinkommt. Und wenn es noch so wehtut, ich werde jetzt kräftig nachhelfen. Wenn ich ihn jetzt ganz tief in mir spüren will, dann muss ich den Schmerz verkraften. Komme da, was wolle.//
 

Schon spüre ich seinen erneuten Versuch, sich in mich zu schieben. Allerdings holt er sich etwas Schwung und versucht durch die Kraft, die dadurch entsteht, durch mein Jungfernhäutchen zu dringen. Wieder verziehe ich meine Gesichtsmuskeln schmerzverzerrt.
 

//Verdammt, ich will, dass der Schmerz endlich aufhört.//
 

Er drängt sich immer noch kräftig gegen mich, daher umschlinge ich jetzt mit meinen Beinen seine Taille, packe mit meinen Händen nach seinem Hintern und ziehe ihn fester gegen mich, bis ich langsam merke, dass das Jungfernhäutchen nachgibt und bricht den Kuss ab.
 

Sofort sehe ich ihm erleichtert ins Gesicht. Seine Augen sind kurz überrascht geweitet und als er ganz tief in mir ankommt, entflieht ihm ein ungehaltenes Aufstöhnen und schließt die Augen genießend. Auch ich spüre nun, nachdem der Schmerz abgeklungen ist, dass es sich überwältigend anfühlt, so ausgefüllt zu sein.
 

Als er zu merken scheint, dass ich mich nicht mehr verkrampfe, beginnt er sich in mir zu bewegen und ich glaube, meinen Verstand zu verlieren.
 

//Gott, das ist der reine Wahnsinn.//
 

Ich stöhne jedes Mal auf, wenn er tief in mir ist, und kralle mich an Seto´s Schultern.
 

//Das fühlt sich ja so verdammt gut an.//
 

Er legt etwas an Tempo zu und reibt immer stärker an meinem Schambereich, sodass ich das Gefühl bekomme, mich einer Explosion zu nähern. Und ehe ich mich versehe, kommt es zu der Explosion, bei der ich Seto´s Namen stöhne.
 

Nur zwei, drei Bewegungsabläufe und Seto kommt ebenfalls zu diesem Genuss, da er innehält in seiner Bewegung und
 

„O…livia.“ stöhnt.
 

Und zum ersten Mal in meinem Leben verstehe ich, was so toll daran ist, einen festen Freund zu haben.
 

Seto lässt sich auf mich sinken und wir versuchen erstmal wieder zu Atem zu kommen. Dann zieht er sich aus mir zurück und lässt sich neben mich plumpsen. Er zieht sich das Kondom ab und legt es, anscheinend zur späteren Entsorgung, auf das Nachttischchen zu seiner anderen Seite.
 

„Das war einfach …“ beginnt er und ich beende fragend:
 

„Wow?“
 

Er nickt bestätigend, dreht sich zu mir auf die Seite und stützt, mit seinem Ellbogen, in der Handfläche, seinen Kopf ab.
 

„Jetzt kenne ich immerhin den Vorteil, eine Freundin zu haben.“ grinst er mich schelmisch an.
 

Das weiß ich, da ich ihm mit meinem Blick gefolgt bin. Ich drehe mich nun auch zu ihm auf die Seite und grinse ihn an.
 

„Dann sollten wir ja eigentlich dem Klischee treu bleiben.“
 

„Welches?“ will er wissen.
 

„Das Kuscheln danach?“ blicke ich ihn fragend an.
 

Einen Moment scheint er zu überlegen, ob ihm danach ist, dann nickt er auch schon und ich rutsche näher zu ihm, um mich an ihn zu kuscheln. Er schließt mich auch sofort in seine Arme.
 

//Ich bin richtig süchtig nach seiner Nähe. Ich würde am liebsten nie wieder von seiner Seite weichen.//
 

Nach einer Weile des miteinander Kuschelns merke ich allmählich, wie ich am Wegdämmern bin und werfe einen Blick auf meine Armbanduhr. Dann reißt es mich auf und ich sitze aufrecht.
 

„Olivia, was ist denn los?“ nuschelt Seto an meiner Rechten.
 

„In einer dreiviertel Stunde kommt Mokuba zurück. Lass uns schnell duschen, unsere Sachen zusammenräumen und uns nicht länger nackt hier rumliegen. Er muss ja nicht wissen, was wir hier getrieben haben.“
 

Und schon ist Seto auch Habdacht und nickt mir zu.
 

„Du machst die Kerzen aus und ich sammle unsere Sachen zusammen. Aussortieren können wir später.“ füge ich an und Seto nickt zustimmend.
 

Schon mache ich mich daran, unsere Kleidungsstücke einzusammeln und blicke nur hin und wieder zu Seto rüber, um zu sehen, wie weit er mit dem Auspusten der Kerzen ist, die er nebenbei auch wieder einsammelt. Aber sein Anblick dabei ist auch nicht ohne. Ein nackter Seto Kaiba, der durch sein Zimmer läuft, um Kerzen auszublasen und einzusammeln. Das bringt mich zum Grinsen.
 

Als ich mit meiner Arbeit fertig bin, helfe ich Seto mit den Kerzen.
 

//Warum hat Seto gar so viele Kerzen verwendet? Das alleine dauert ewig.//
 

Eine Viertelstunde später, als ich zuletzt auf die Uhr gesehen hatte, gehen wir endlich ins Badezimmer und duschen uns gemeinsam ab. Wir können es natürlich nicht lassen, uns wieder nah zu sein und uns den Verstand rauszuküssen.
 

Nach dem Abduschen trocknen wir uns noch gegenseitig ab, damit der Spaß nicht zu kurz kommt und unsere Wege trennen sich. Ich gehe zu meinem Rucksack und hole mein Nachtgewand heraus und Seto geht zu seinem Kleiderschrank und holt sich einen Pyjama heraus. Uns gegenseitig betrachtend, ziehen wir unsere Nachtklamotten an.
 

Dann richte ich meine Aufmerksamkeit auf den Wäscheberg und sortiere heraus, was mir gehört, während Seto das Kondom in ein Taschentuch wickelt und entsorgt. Danach widmet er sich auch seiner Wäsche.
 

Als wir fertig sind, blicken wir uns im Zimmer ein letztes Mal um, nicken uns zufrieden zu und bequemen uns wieder ins Bett, um wieder miteinander zu kuscheln. Aber diesmal zieht Seto seine Decke über unsere leichtbekleideten Körper, damit wir nicht frieren.
 

Als ich wieder leicht am wegdämmern bin, öffnet sich die Zimmertür und ein erfreutes Energiebündel hat uns erblickt, der auch sofort zu uns aufs Bett springt. Ich hatte mich nämlich leicht umgedreht, um zu sehen, was ich da gehört habe.
 

„Ich bin wieder da.“ brüllt Mokuba in einer Lautstärke, dass ich das Gefühl habe, mein Trommelfell platzt jeden Moment, war ich doch an die angenehme Stille gewohnt.
 

„Mokuba ist zu laut.“ nuschle ich in Seto´s Richtung.
 

Von ihm kommt nur ein gemurmeltes:
 

„Ich weiß. So ist er immer.“
 

„Wie hältst du das nur aus, Tag ein Tag aus?“
 

Natürlich ist das nur eine rhetorische Frage und bedarf keiner Antwort. Seto antwortet mir darauf auch gar nicht. Doch, nach einer Weile wird es ihm scheinbar doch zu viel. Mokuba´s Herumgehüpfe ist ja auch mehr als unangenehm, wenn man eigentlich einschlafen will. Seto erhebt seine Stimme:
 

„Mokuba!“
 

Seine Stimme hat einen drohenden Unterton, der Mokuba endlich zum Stillhalten bringt.
 

„Was ist denn mit euch los?“ fragt Mokuba mit gedämpfter Stimme, da er scheinbar endlich eingesehen hat, dass wir halb verschlafen sind.
 

„Wir sind müde.“ murmelt Seto.
 

„Wovon denn?“ will er neugierig wissen und spitzt sichtlich seine Ohren.
 

Da antworte ich für uns beide:
 

„Uns war so langweilig, dass wir fast eingeschlafen sind.“ und versuche ein Grinsen zu verhindern, was mir nur mäßig gelingt, weil ich einfach noch nicht ganz wach bin, dass er es sicher als sarkastisch auffasst.
 

Seto´s Mundwinkel zucken ebenso verdächtig, aber er hat es weit besser in Griff als ich. Darum antwortet er stattdessen:
 

„Nein, wir haben nur die ganze Zeit miteinander gekuschelt und diese angenehme Zweisamkeit hat uns schläfrig werden lassen.“
 

Das Kichern muss ich mir jetzt echt verbeißen.
 

//Ich hätte nie gedacht, dass Seto so gut lügen kann. Sollte ich mir deswegen Sorgen machen?//
 

„Ach, so.“ schluckt Mokuba Seto´s Ausrede, ohne weiter nachzuhaken.
 

„Du solltest dich außerdem auch langsam bettfertig machen. Du gehörst auch ins Bett.“ meint Seto ernst zu Mokuba.
 

„Ist gut, Seto.“
 

Mokuba geht an seinen Kleiderschrank, holt einen Pyjama heraus und verschwindet im Badezimmer.
 

„Schön war die Ruhe.“ sage ich vor mir her und Seto kichert, während er mir zustimmend zunickt.
 

„Bist du noch müde?“ fragt er mich.
 

„Es geht. Bin fast schon wieder wach. Nur deshalb konnte ich mir das Grinsen nicht verkneifen. Ich bin ein regelrechter Aufwachmuffel.“ und lasse mich zurück auf das Kissen plumpsen.
 

Als sich Seto aus dem Bett erhebt und zu mir meint:
 

„Wir sollten uns noch die Zähne putzen.“ nicke ich, erhebe mich nun ebenfalls aus dem Bett, gehe an meinen Rucksack, hole mein Zahnputzzeug heraus und folge Seto zu Mokuba ins Badezimmer, der scheinbar gerade unter der Dusche steht.
 

Ich putze mir gründlich die Zähne und folge anschließend Seto wieder ins Zimmer. Kurz danach kommt Mokuba fertig angezogen ebenfalls ins Zimmer und geht an sein Bett.
 

„Hast du dir die Zähne geputzt?“ fragt Seto seinen Bruder.
 

„Ja, hab´ ich.“ bestätigt Mokuba Seto´s Frage.
 

„Gut. Dann ab mit dir, ins Bett.“ sagt Seto, während er auf Mokuba´s Bett zugeht und sich anschließend an seine Bettkante setzt.
 

Ich stehe einstweilen unschlüssig neben Seto´s Bett und betrachte die beiden fasziniert. Dann fällt allerdings Seto´s Blick zu mir und winkt mich zu sich, darum gehe ich auf ihn zu und stelle mich neben ihn. Meine Hand lege ich an seine gegenüberliegende Schulter und Seto umschlingt meine Beine unterhalb von meinem Hintern. Danach fragt er seinen kleinen Bruder:
 

„Na, dann erzähl mal, … wie war´s bei deinem Brieffreund.“
 

„Es war ganz toll. Wir haben miteinander Ball gespielt. Du musst wissen, ihre Eltern haben einen Garten.“
 

„Ihre?“ stelle ich sofort die Frage und Mokuba läuft rot an.
 

Seto zieht mich auf seinen Schoß, damit ich nicht stehen muss und Mokuba druckst herum:
 

„Na, ja, … wisst ihr … es hat sich herausgestellt, dass mein Brieffreund kein Junge ist. … Da bin ich wohl einem Irrtum erlegen. … Zumindest ist sie total nett und sie war total überrascht, als sie mich gesehen hat. … Sie hat gemeint, dass sie mich von irgendwo her kennt, aber ihr wollte es nicht mehr einfallen. … Auf jeden Fall … na, ja, … wenn du erlaubst, … wollen wir uns wiedersehen.“
 

„Was meinst du?“ fragt mich dann Seto allen Ernstes und Mokuba´s Augen weiten sich verwundert und überrascht.
 

„Hm. … Ich würde es auf ein zweites Treffen ankommen lassen. Ihr wird nämlich sicher wieder einfallen, woher sie dich kennt. Danach kannst du dich ja entscheiden, ob es sinnvoll ist, diese Freundschaft aufrecht zu erhalten.“ meine ich erstmal und sehe erwartungsvoll zu Seto, was er zu meiner Meinung meint.
 

Er allerdings lächelt mich an, meint:
 

„Ganz deiner Meinung.“ und ich erwidere sein Lächeln.
 

Mokuba´s Augen werden groß und man merkt ihm an, dass er sich darüber freut. Er scheint aber dennoch unsicher zu sein, denn er fragt nach:
 

„Ich darf sie wirklich wiedersehen?“ und Seto nickt nur zur Bestätigung.
 

„Danke.“ freut sich Mokuba und Seto beugt sich etwas zu ihm herunter, damit Mokuba ihn umarmen kann.
 

Mokuba gähnt herzhaft und fragt:
 

„Und ihr beide habt wirklich die ganze Zeit nur gekuschelt?“
 

„Na, ja … wir haben auch geredet.“ erwähnt Seto.
 

„Worüber denn?“ will Mokuba weiterwissen.
 

„Über uns.“ antwortet ihm Seto ehrlich und ich kuschle mich an ihn, während er seinen Arm etwas enger um mich legt.
 

„Ich hab´ den Eindruck, ihr klebt noch mehr aneinander, als vorher.“ und Seto beginnt zu grinsen, während seine Augen eindeutig glücklich leuchten, was Mokuba irgendwie zu verstehen scheint, denn seine nächsten Worte lauten:
 

„Ich freu mich so für dich, dass du endlich dein Glück gefunden hast.“
 

Mokuba sinkt immer mehr in seine Kissen und gähnt abermals herzhaft.
 

„Singst du mir was vor? Bitte.“
 

Seto senkt verlegen seinen Kopf und schielt leicht zu mir. Ich allerdings sehe ihn erwartungsvoll an, womit er resigniert seufzt. Dann höre ich auch schon eine Melodie, aber leider verstehe ich nicht den Text. Er scheint auf Japanisch zu singen. Summend steige ich mit der zweiten Stimme leise mit ein, da mir dieses Lied auf Deutsch geläufig ist. Als Seto das Lied beendet, meint Mokuba:
 

„Das war schön. Ihr solltet öfter gemeinsam singen. Eure Stimmen passen wirklich toll zusammen.“
 

Ich werde verlegen und erkläre leise:
 

„Ich hab´ doch nur die zweite Stimme gesummt.“
 

„Trotzdem hat es sich echt schön angehört.“ meint Mokuba und gähnt abermals.
 

„Du bist eh schon müde. Mach´ jetzt die Augen zu und schlaf. … Gute Nacht, kleiner Bruder.“ sagt Seto, beugt sich vor und gibt Mokuba einen Kuss auf die Stirn.
 

„Gute Nacht, Seto und Olivia.“ und Mokuba schließt seine Augen.
 

Schon scheint er eingeschlafen zu sein.
 

„Na, komm, Olivia, lass uns auch ins Bett gehen.“ meint Seto, ich nicke und erhebe mich von seinem Schoß.
 

Ich nehme seine Hand, auch er erhebt sich nun und wir marschieren hinüber zu Seto´s Bett. Wir klettern ins Bett und kuscheln uns wieder aneinander. In kürzester Zeit drifte ich ab, ins Land der Träume.
 

***
 

Am nächsten Morgen erwache ich, blinzle in die Helligkeit des vorangeschrittenen Tages und werfe einen Blick auf meine Armbanduhr. Ich bin fast schockiert. Es ist bereits kurz nach 9 Uhr und sowohl Seto, als auch Mokuba, schlafen noch. Wenn Mokuba bereits wach gewesen wäre, hätte ich mir vorstellen können, dass er wie zuvor nachts, als er heimgekommen ist, am Bett herumhüpft und so etwas wie:
 

„Guten Morgen, ihr Schlafmützen. Zeit zum Aufstehen.“ schreit.
 

Aber nun bin ich als Einzige wach.
 

//Ich dachte immer, Seto ist ein Frühaufsteher. Na, ja. Ist ja auch nicht so schlimm.//
 

So kuschle ich mich noch eine Zeit lang an ihn und schließe meine Augen, ohne weiterzuschlafen.
 

Doch bereits fünfzehn Minuten später beginnt sich Seto zu regen, weshalb ich meine Augen wieder öffne und ihn betrachte. Als er blinzelnd seine Augen öffnet, sieht er mir direkt in meine Augen und beginnt zu lächeln. Ich erwidere sein Lächeln und wünsche ihm einen:
 

„Guten Morgen, Seto.“, wobei ich schon recht munter klinge.
 

„Guten Morgen, Olivia.“ murmelt er verschlafen.
 

Ich beuge mich leicht zu ihm rüber und lege sanft meine Lippen auf seine, für einen kurzen Kuss.
 

„Hast du gut geschlafen?“ frage ich ihn.
 

„Sehr gut sogar.“, antwortet er mir, „Es ist wirklich schön, neben dir aufzuwachen.“
 

„Ich finde es auch schön, neben dir aufzuwachen.“
 

Nun gibt er mir von sich aus ebenfalls einen kurzen Kuss.
 

Dann reißt es ihn allerdings, denn er sitzt plötzlich Aufrecht, weil er einen Blick auf seine Armbanduhr geworfen hat.
 

„Verdammt, ich hab´ verschlafen. Das ist mir ja noch nie passiert.“ kommt von ihm verwundert.
 

„Wieso? Musst du irgendwo hin?“ frage ich neugierig nach.
 

Er überlegt kurz und meint dann:
 

„Wenn ich es recht überdenke, eigentlich nicht. Ich hab´ ja schließlich Urlaub.“
 

„Dann ist das ja nicht so schlimm, oder?“
 

„Nein, ist es nicht. Ich finde es nur ungewöhnlich, weil ich für gewöhnlich gegen 6 Uhr morgens wach werde.“ erklärt mir Seto.
 

„Und wie lang schläft für gewöhnlich Mokuba?“ frage ich ihn daraufhin, um ihn auf die Tatsache aufmerksam zu machen, dass wir etwas Zeit für uns nutzen können.
 

„Wenn man ihn schlafen lässt, sicher noch eine Stunde. Wie…so?“ stockt er zum Schluss, als scheinbar der Groschen fällt und sieht mich grinsend an.
 

Ich lächle scheinheilig zurück. Schon stürzt er sich spielerisch auf mich und fällt über meinen Hals her. Ich kichere und lasse mir von ihm einen Knutschfleck machen, während ich aufkeuche.
 

„Den kriegst du zurück.“ warne ich ihn vor, als er sich sein Werk betrachtet.
 

„Ach, meinst du?“ fragt er mich scherzhalber.
 

„Oh, ja. Jetzt bist du fällig.“ sage ich und stürze mich auch schon auf seinen Hals.
 

So schnell kann er gar nicht reagieren, da sauge ich mich auch schon am Halsansatz fest. Überrascht keucht Seto auf. Als ich mich löse, erwähne ich:
 

„Mmh, … du schmeckst gut.“
 

„Du schmeckst mir auch.“ meint Seto dazu nur und fällt über meine Lippen her.
 

Gleich darauf beginnt er den Kuss auch schon zu vertiefen und ich ziehe ihn auf mich drauf, näher an mich.
 

Als er sich nach Ewigkeiten wieder von mir löst, sieht er mich … verliebt? an und streicht mir durch das Haar.
 

„Bleib´ für immer bei mir.“ sagt er dann einfach so, mir nichts dir nichts, und mir wird wieder bewusst, dass es mir nicht möglich ist, weil ich im Gegenzug die Erlaubnis meiner Eltern brauche.
 

„Seto. Ich würde dir gerne dieses Versprechen geben und ich würde dir, wenn es nach mir ginge, überall hin folgen, doch ich bin noch nicht volljährig. Ich stehe noch unter der Entscheidungskraft meiner Eltern. Und mein Papa würde nie erlauben, dass ich in ein anderes Land reise, das er nicht kennt.“ spreche ich den Ernst der Lage an.
 

Er schließt seufzend seine Augen.
 

„Ich kann versuchen ihn zu überreden. Muss ihn davon überzeugen, dass mir dort nichts passiert. Dass ich nicht auf mich allein gestellt bin.“
 

„Das bist du doch nicht. Ich bin schließlich auch noch da.“, reißt Seto seine Augen auf und blickt mich ernst an, „Ich kann dich beschützen oder beschützen lassen. Und Mokuba ist auch noch da.“
 

„Genau.“ kommt auf einmal vom anderen Bett.
 

Mokuba springt auf, kommt zu Seto´s Bett herüber und setzt sich mit Schneidersitz uns gegenüber.
 

„Seit wann bist du denn wach?“ will Seto von seinem kleinen Bruder wissen.
 

„Och, schon ´ne Weile. Ich konnte nicht umhin, eurem Gespräch zu lauschen. … Seto? Ist es dir mit Olivia wirklich so ernst?“ fragt Mokuba ernst.
 

Seto senkt verlegen seinen Kopf und nickt leicht.
 

„Und Olivia. Ist es dir mit Seto auch ernst? Kannst du dir vorstellen, dein Leben mit uns zu verbringen? Na, ja, … eher mit Seto, weil ich werde sicher irgendwann auch eine Freundin finden und vielleicht eine eigene Familie gründen.“ will Mokuba von mir wissen und erzählt gleichzeitig seine Zukunftspläne.
 

„Schon klar. Aber sicher ist es mir ernst mit Seto. Worauf willst du hinaus? Komm auf den Punkt.“ fordere ich Mokuba auf.
 

//Hat er vielleicht eine Idee für die Lösung?//
 

Auch Seto blickt jetzt seinen Bruder erwartungsvoll an.
 

„Nun, ja. Für jedes Problem gibt es eine Lösung. Und wir werden bestimmt eine finden, nicht wahr, Seto?“
 

Dieser verdreht die Augen und gibt bereits die Hoffnung auf, dass Mokuba etwas Vernünftiges von sich gibt.
 

„Seto. Hör mal. Hier in Österreich bin ich mit 18 Jahren volljährig. Das heißt mir fehlt nur ein Jahr, dann könnte ich zu dir kommen.“ erwähne ich, weil ich es für wichtig erachte, dass er das weiß, falls er die Rechte in Österreich nicht kennt.
 

„Ein Jahr.“ klingt er nicht gerade motiviert.
 

„Seto, jetzt seh ich erst einmal zu, dass ich die eine Woche länger bleiben kann, dann können wir uns etwas ausdenken, ok?“
 

Missmutig blickt er mich an, weshalb ich ihn zu mir ziehe und an mich drücke.
 

„Hey. Jetzt zieh´ doch keine Trauermiene. Noch haben wir Zeit um beisammen zu sein.“ versuche ich ihn aufzumuntern, doch leider ohne Erfolg.
 

Nun schlingt er seine Arme um mich, aber so, als wollte er mich nie wieder loslassen.
 

„Überlegen wir doch mal. Ich rufe heute erstmal daheim an und erzähle meinen Eltern von dir. Ich hatte ohnehin versprochen, mich zu melden. Dann werde ich wie nebenbei fragen, ob ich noch eine Woche länger bleiben kann. Ich werde Tatjana auch fragen, ob sie vielleicht die Woche noch länger bleiben kann, dann fällt es vielleicht leichter, meinen Papa zu überreden. Er will schließlich nicht, dass ich alleine bin. … Wenn Tatjana nicht mit mir gefahren wäre, dann hätte ich gar nicht hierherfahren dürfen, weißt du?“ erzähle ich Seto überlegend.
 

Ich drücke Seto etwas fester an mich und streiche sanft seinen Rücken auf und ab, damit er weiß, dass ich da bin.
 

„Vielleicht rede ich vorher aber noch mit meiner Mama. Die ist etwas verständnisvoller. Vielleicht kann sie ja auf den Papa einreden.“ überlege ich weiter.
 

Danach schweigen wir uns an und hängen unseren eigenen Gedanken nach.
 

Nach einer ganzen Weile durchbreche ich das Schweigen und schlage vor:
 

„Wie wär´s mit Frühstück? Danach können wir weiterüberlegen. Na, was meint ihr?“
 

Seto nickt geistesabwesend und Mokuba´s Magen meldet sich knurrend zu Wort.
 

„Das ist eine tolle Idee.“, meint der schwarzhaarige Wirbelwind dazu, „Ich gehe freiwillig, um die Brötchen zu holen, damit ihr noch etwas Zeit für euch habt.“
 

Mit diesen Worten springt Mokuba von Seto´s Bett auf, schnappt sich Sachen zum Anziehen und verschwindet im Badezimmer. Kurz darauf kommt er heraus und verschwindet aus der Zimmertür.
 

Jetzt wage ich es, Seto noch einmal anzusprechen, der direkt schon deprimiert zu sein scheint:
 

„Seto? Mir schmeckt der Gedanke ebenso wenig, wie dir, wieder von dir gerissen zu werden. Ich wünschte mir ebenso, ich könnte einfach so mit dir kommen. Glaub´ mir, ich würde keine Sekunde zögern, nur, um bei dir zu sein. … Warum muss alles nur so … kompliziert sein?“
 

„Das ist der Lauf des Lebens.“ antwortet Seto geistesabwesend.
 

„Seto?“ frage ich vorsichtig und streichle über seine Wange.
 

Er hebt etwas seinen Kopf, den er die ganze Zeit etwas gesenkt hatte, um seinen Gedanken nachzugehen. Nun sieht er mir mit seinen eindrucksvollen Augen traurig in meine.
 

„Jetzt lass´ dich doch nicht von der aussichtslosen Situation runterziehen. Lass´ uns die Zeit ausnutzen und genießen, die uns noch zusammen bleibt.“ versuche ich erneut, ihn etwas aufzumuntern.
 

~~ Fortsetzung folgt ~~

Traum 18 (Unvorhergesehenes Treffen in der Erlebnisherberge) - Teil 3

Wir sitzen immer noch im Bett aneinandergekuschelt, als er seufzt und meint:
 

„Na, dann lass uns mal aufstehen. Mir schlafen schon die Beine ein.“
 

„Gehst du mit mir duschen?“ frage ich ihn und zwinkere ihm verführerisch zu, was ihn endlich wieder zum Lächeln bringt.
 

„Soll ich vielleicht das Kondom mitnehmen?“ will er wissen.
 

„Keine schlechte Idee.“ grinse ich ihn an, das er sogleich erwidert, während ich mich auch schon vom Bett erhebe.
 

„Nehmen wir unsere Anziehsachen aber mit, falls Mokuba früher zurück ist.“ schlage ich vor und marschiere schon zu meinem Rucksack.
 

Seto erhebt sich nun auch endlich, geht zu seinem Kleiderschrank und steckt sich nebenbei das Kondom ein.
 

„Ach, Seto. Wenn wir die Zeit ausgiebig nutzen wollen, befürchte ich, dass wir mehr Kondome brauchen werden.“ grinse ich ihn schelmisch an und er beginnt zu lachen.
 

„Du bist übergeschnappt, aber gerade deswegen l… mag ich dich so.“ gerät Seto kurz ins Stocken.
 

//Hat er jetzt tatsächlich in Erwägung gezogen ‚liebe ich dich‘ auszusprechen? Sicher nur Einbildung. Seto doch nicht. … Obwohl ich mir insgeheim geschworen habe, es erst auszusprechen, wenn er es als erster sagt.//
 

Ich wage es trotzdem zu erwidern:
 

„Ich dich auch.“ und klimpere mit meinen Wimpern, was ihn abermals zum Lachen bringt.
 

//Na, bitte. Jetzt bläst er kein Trübsal mehr.//
 

Um einiges heiterer begeben wir uns ins Badezimmer, schlüpfen aus unserer Nachtkleidung und stellen uns unter die Dusche. Noch, ehe wir den Waschgang beginnen können, fällt Seto über meine Lippen her und es kommt, wie es kommen muss.
 

Etwa eine halbe Stunde später waschen wir uns gegenseitig, um die Beweise unseres Tuns wieder von uns zu waschen. Danach steigen wir aus der Dusche, trocknen uns wieder gegenseitig ab und ziehen uns die frischen Kleidungsstücke an.
 

Als wir aus dem Badezimmer treten, ist allerdings Mokuba schon wieder da und hat die Brötchen bereits auf dem Tisch auf Tellern angerichtet und es sich selbst auf einem Stuhl bequem gemacht.
 

„Ihr duscht gemeinsam? Hab´ ich irgendwas verpasst?“ sieht Mokuba uns belustigt an.
 

Ich lächle verlegen und Seto meint nur:
 

„Was geht dich das an?“
 

„Hey, du bist mein großer Bruder. Mich interessiert das ganz einfach.“
 

Wir setzen uns zu Mokuba an den Tisch und Mokuba reicht mir ein Brötchen. Mit einem
 

„Danke.“ bedanke ich mich für das Brötchen und beiße einen Bissen ab, während Mokuba nun seinerseits ebenfalls in ein Brötchen beißt.
 

„Frag´ mich das, wenn du alt genug dafür bist.“ meint Seto kühl und grinst, was seine Aussage Lügen straft.
 

„Hey, ich bin alt genug. In der Schule wurden wir sogar schon aufgeklärt.“ beschwert sich der Kleine.
 

„Was aber nicht heißt, dass du alles wissen musst, was ich so treibe.“ grinst Seto weiter.
 

„Och, Menno.“ seufzt Mokuba resigniert, dessen Neugier wohl keine Grenzen kennt.
 

Dann merke ich, dass mich Mokuba erwartungsvoll ansieht und fragt scheinheilig:
 

„Olivia? Würdest du mir denn verraten, was ich verpasst habe?“
 

„Ich schweige, wie ein Grab.“ nuschle ich hinter dem Brötchen hervor, in das ich grade beißen wollte und grinse mir einen weg.
 

Nach dem Frühstück mache ich mich daran, meine Mutter anzurufen und setze mich, zu diesem Zweck, auf Seto´s Bett. Ich zücke mein Handy und suche in der Kontaktliste nach der Nummer und tippe sie an. Danach lausche ich dem Tuten, während Seto die Überreste wegpackt und Mokuba sich zum Fernseher setzt, um wieder Videospiele zu spielen.
 

Dann ertönt in meinem Handy auch endlich ein leises:
 

„Jelen?“
 

„Hallo, Mama, ich bin´s, Olivia.“
 

„Ja, hallo. Na, wie gefällt´s dir bei der Erlebnisherberge?“
 

„Ganz gut. Die Aktivitäten sind immer recht lustig gestaltet. Nur beschränken sich diese nur auf den Vormittag. Jetzt am Wochenende finden keine statt. Erst morgen geht´s wieder los.“
 

„Ist dir dann nicht langweilig, wenn ihr nichts zu tun habt?“
 

„Kann mich nicht beschweren, auch, wenn Tatjana hier einen Freund gefunden hat und die meiste Zeit mit dem verbringt.“
 

„Was? Dann bist du ja ganz alleine. Weißt du mit der Zeit dann überhaupt etwas anzufangen?“
 

„Seit gestern auf jeden Fall.“, grinse ich ins Handy, „Ich hab´ nämlich jetzt auch einen Freund.“
 

„Das … Das ist ja schön für dich. Wie heißt er? Und wie alt ist er?“
 

„Er ist 20 und heißt Seto Kaiba.“
 

Ich kann ihr jetzt förmlich ansehen, wie ihr die Farbe aus dem Gesicht weicht.
 

„S…Seto Kaiba? Bist du verrückt geworden? Das ist doch dieser eiskalte Geschäftsmann.“
 

Schnell halte ich mir das Handy weg und frage:
 

„Seto? Wie viel darf ihr preisgeben?“
 

„Sie ist deine Mutter und sie vertraut dir, also solltest du ihr alles sagen. Es ist schließlich deine Familie und ich will nicht, dass es Geheimnisse gibt, die nicht förderlich sind, dass du mit zu mir kommen kannst.“ meint er ernst.
 

Ich nicke und lege das Handy wieder an mein Ohr:
 

„So gibt er sich doch nur in der Öffentlichkeit. Zu mir ist er ganz lieb. Und wir verstehen uns auch sehr gut.“
 

„Aber trotzdem, wir reden hier von Seto Kaiba, dem gefühllosesten Menschen von ganz Japan.“
 

Ich verdrehe die Augen, halte abermals mein Handy vom Ohr und frage Seto:
 

„Glaubst du, du kannst am Telefon nett sein?“
 

„I…Ich weiß nicht. Ich bin nur zu Personen nett, die mir was bedeuten.“
 

„Das ist nicht gerade hilfreich. Es wäre aber von Nöten, dass du dich ein bisschen positiv meiner Mama präsentierst. Hier reich ich sie dir nämlich gleich. Also mach´ dich darauf bereit, dass du mit ihr ein paar Worte wechselst.“
 

„Muss das sein?“
 

„Ja, es muss. Stell dich nicht so an.“
 

Ich nehme das Handy wieder an mein Ohr und sage meiner Mama:
 

„Du, Mama, ich geb´ ihn dir mal, denn ich sitze hier in seinem Zimmer.“
 

„Was? Olivia…“ und schon reiche ich mein Handy an Seto weiter.
 

„Seto Kaiba.“ sagt er seinen Namen in das Handy und leider weiß ich nicht, wie die Mama jetzt reagiert, oder ob sie etwas antwortet.
 

„Nett, sie verbal kennenzulernen.“ erwidert er sichtlich amüsiert.
 

Dann verdreht er seine wunderschönen Augen und antwortet:
 

„Das hat zweierlei Gründe, wieso ich in der Öffentlichkeit so beschrieben werde. In erster Linie bin ich noch recht jung als Firmenleiter, was mir den gebührenden Respekt zu verdienen recht erschwert, und zum Zweiten kann ich so besser meinen Bruder beschützen, weil ich weniger Angriffsfläche biete, was mich und meine Firma angeht.“
 

Jetzt spricht wieder meine Mama.
 

„Natürlich kann es vorkommen. Aber mir ist es dennoch immer wieder gelungen, das Problem zu lösen.“
 

Jetzt weiten sich seine Augen.
 

„Das haben Sie mitgehört?“
 

Selbst Mokuba hat nun sein Spiel pausiert und lauscht gebannt mit.
 

„Vorerst wollte ihre Tochter nur erfragen, ob es möglich wäre, noch eine Woche länger hier in der Erlebnisherberge zu bleiben.“
 

Wieder scheint meine Mama zu sprechen. Ein Lächeln legt sich auf seine Lippen.
 

„Mein Bruder und ich bleiben bis übernächste Woche und Olivia …“
 

Nun wurde er scheinbar unterbrochen.
 

„Ja, genau.“
 

Sein Lächeln wird eine Spur breiter.
 

„Ach, ist das so?“
 

//Äh, was redet meine Mama denn jetzt da mit ihm?//
 

Jetzt scheint er sich nicht mal das Lachen verkneifen zu können.
 

„Verstehe.“
 

Sein Gesichtsausdruck wird wieder ernst.
 

„Tun Sie das. Ich werde Ihre Tochter anweisen, am Freitag noch einmal anzurufen.“
 

Wieder scheint meine Mama zu reden.
 

„Ja, ich werde auf sie aufpassen. Darauf gebe ich Ihnen mein Wort.“
 

//Meine Mama scheint sich ja prächtig mit ihm zu unterhalten. Muss ich jetzt eifersüchtig werden?//
 

„Ja, verstehe. Gut, ich reiche Ihnen jetzt wieder Ihre Tochter.“ und Seto reicht mir wieder mein Handy.
 

Skeptisch halte ich mir mein Handy wieder ans Ohr und sage:
 

„Bin wieder dran.“
 

„Olivia, ich muss zugeben, Seto Kaiba scheint wirklich eine nette Ader zu besitzen. Es wundert mich zwar, wie du an so einen einflussreichen Jungen herangekommen bist, aber es ist ohnehin deine Sache. Ich rede dir da gar nicht dazwischen, wen du dir als Freund aussuchst. Nur eins, ich hoffe für dich, dass er es ernst mit dir meint.“
 

„Ja, das hat er mir des Öfteren bestätigt.“
 

„Dann kann ich dir zu deinem Fang nur gratulieren und hoffe, dass du mit ihm auch glücklich bist.“
 

„Ja, bin ich und danke. Wann wirst du den Papa fragen, ob ich eine Woche länger bleiben kann?“
 

„Heute Abend werde ich ihm erzählen, dass du angerufen hast, und dass du einen Freund hast. Das allein wird ihm schon Kopfzerbrechen bereiten. Aber, wenn er erfährt, dass du seinetwegen noch eine Woche länger bleiben willst … Ich weiß echt nicht, wie ich ihm das schonend beibringen soll. … Die Tatjana wird doch sicher schon Ende kommender Woche heimfahren, oder?“
 

„Hatte sie vor, ja. Ich wollte sie aber fragen, ob sie nicht noch eine Woche drauflegen kann, damit der Papa eher ‚ja‘ sagt.“
 

„Das wäre auf jeden Fall schon hilfreich. Also, ich will euch nicht länger stören. Ruf am Freitag an, dann kannst du mit´n Papa reden, ok?“
 

„Ja, mach ich. Ich ruf wieder an, bis dann.“
 

„Ja, tschüss.“
 

„Tschüss.“ und ich beende das Gespräch mit ihr.
 

„Also?“ will nun Mokuba endlich wissen.
 

„Na, ja. Sie scheint es gut weggesteckt zu haben. … Heute Abend redet sie mit´n Papa und bereitet ihn darauf vor, dass ich am Freitag nochmal anrufe und dann hoffe ich, dass er mir die Erlaubnis gibt. … Die Mama meint auch, dass es nicht schlecht wäre, wenn die Tatjana die eine Woche auch länger bleibt. … Ich werde sie später fragen, was sie davon hält.“ und ich zucke mit den Schultern.
 

Seto, der sich in der Zwischenzeit neben mich auf das Bett gesetzt hat, sieht mich nachdenklich an und nickt nur. Dann will ich es endlich wissen:
 

„Was hat dir die Mama eigentlich erzählt, was du so lustig gefunden hast?“
 

Prompt beginnt er wieder zu grinsen, schüttelt aber den Kopf und meint:
 

„Nein, das hat mir deine Mutter anvertraut.“
 

„Ach, komm schon. So schlimm wird´s ja wohl nicht sein?“
 

„Schlimm ist es ja auch nicht. Nur etwas, das dir peinlich sein könnte, wenn du erfährst, dass ich es nun weiß.“ beginnt Seto nun zu kichern.
 

//Na, toll. Was könnte mir so peinlich sein, dass … Moment, das Einzige, was mir wirklich peinlich wäre ist, dass ich mein Zimmer mit Bildern von ihm dekoriert habe. Oh, Gott, sie wird ihm doch nicht erzählt haben, dass ich schon sehr lange von ihm schwärme? Bzw. wie sie es immer ausdrückt, ich total vernarrt in ihn bin? … Und wenn sie ihm nun beide Tatsachen erzählt hat? … Oh, Hilfe! Das muss ich jetzt genau wissen.//
 

Während meine Wangen bereits bestialisch brennen, frage ich vorsichtig nach:
 

„Es hat nicht zufällig etwas mit meinem Zimmer zu tun?“
 

„Doch, … ja.“ antwortet er und sein Grinsen wird breiter.
 

„Oh, Hilfe.“ und ich vergrabe mein Gesicht in meinen Händen.
 

Jetzt lacht er auch noch und Mokuba fragt:
 

„Was ist denn mit deinem Zimmer?“
 

//Lacht er mich etwa aus? Lacht er über mich, weil ich so dumm war, mich schon vor zwei Jahren in ihn verliebt zu haben? Was kann ich denn dafür? Mein Herz hat sich doch so entschieden.//
 

Tränen sammeln sich in meinen Augen, die ich aber versuche, zu unterdrücken. Seto hört abrupt auf zu lachen, wer weiß warum? Ich halte mir die Hände noch etwas fester auf mein Gesicht, aber vor allem vor die Augen. Er soll nicht sehen, dass mir nach weinen zumute ist.
 

„Ach, komm, Olivia. So schlimm ist es doch nicht. Ich fühle mich wirklich sehr geschmeichelt.“
 

//Meint er das ernst? Aber er hat doch vorhin noch darüber gelacht? Ich bin ja so lächerlich. Warum will er wirklich mit mir zusammen sein? Nur, weil er GLAUBT für mich etwas zu empfinden, oder weil es wirklich so ist?//
 

Da brüllt Mokuba auch schon im nächsten Augenblick:
 

„Was ist denn nun mit Olivia´s Zimmer? Und hört auf, mich zu ignorieren.“
 

„Entschuldige Mokuba. … Sie hat ihr Zimmer mit Bildern von mir dekoriert. Scheint so, als wäre Olivia bereits längere Zeit heimlich in mich verschossen.“
 

„Das ist aber süß.“ meint Mokuba dazu.
 

Da ich es doch nicht verhindern konnte, die Tränen, die bereits in meinen Augenwinkeln waren, aufzuhalten, haben sie meine Wangen etwas angefeuchtet, doch weitere Tränen wollten sich nicht verselbständigen, denn die konnte ich rechtzeitig verhindern, weil der Drang nachgelassen hat.
 

Ich will ihm trotzdem antworten, aber ich fürchte, dass ich meiner Stimme nicht ganz trauen kann:
 

„Doch, das ist schlimm. Jetzt hältst du mich für eine Lachnummer.“
 

Für mehrere Sekunden herrscht Schweigen, ehe Seto mir mit gerunzelter Stirn antwortet:
 

„Wie kommst du auf diese Idee?“ und kurz danach kommt ein: „Oh!“
 

Er atmet tief ein und wieder aus, das höre ich nur allzu deutlich.
 

„Olivia.“, klingt er jetzt eher verzweifelt, „Ich hab´ doch nicht über diese Tatsache gelacht, sondern darüber, dass du wieder mal so rot angelaufen bist, dass man meinen könnte, dein Körper würde nicht mehr mit Blut versorgt werden. Du siehst dann jedes Mal so süß aus.“ versucht er sich zu erklären.
 

//Hat er wirklich nur deswegen gelacht? Am Telefon hat er aber auch gelacht.//
 

„Und am Telefon?“ frage ich nach.
 

Nun seufzt er.
 

„Deine Mutter hat auch erwähnt, dass du öfters vor dich hingeträumt hast und dann immer total geistesabwesend und unansprechbar warst, wenn du an mich gedacht hast. Und na, ja. Ich hab mir das versucht bildlich vorzustellen. Das Bild fand ich einfach zum Brüllen. Und ich hab mich total darüber gefreut, weil ich mir so noch sicherer sein kann, dass du es wirklich ernst mit mir meinst.“
 

Nun spüre ich, wie Seto meine Hände berührt und leicht von meinem Gesicht herunterzieht. Er hat ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen und wischt mir links und rechts mit den Daumen über meine Augen, um meine Tränen wegzuwischen, die dennoch dort verweilt waren.
 

//Er hat gesehen, dass mir zum Weinen war? Aber, woher? Meine Stimme hat doch relativ normal geklungen.//
 

Seto streicht mir auch über die Wange und meint:
 

„Für mich wärst du nie eine Lachnummer. Dafür bist du viel zu bezaubernd.“
 

Ich blinzle.
 

//Er findet mich bezaubernd?//
 

Nun legt sich eine leichte Röte auf meine Wangen. Die starke Röte hatte sich gelegt, durch meine Traurigkeit. Und ein kleines Lächeln legt sich auf meine Lippen.
 

„Mein Engel.“ lässt Seto über seine Lippen kommen, und ich sehe ihn überrascht an.
 

Dann verschließt er auch schon meine Lippen mit seinen,.
 

„Wieder gut?“ fragt er mich, nach einer Weile, als er meine Lippen wieder freigegeben hat, und ich nicke.
 

Mokuba hingegen atmet erleichtert auf und wendet sich wieder seinem Spiel zu. Dann drückt er allerdings wieder auf Pause und meint:
 

„Wenn ihr etwas alleine sein wollt, könnt ihr doch was gemeinsam unternehmen. Ich bleibe einfach hier und spiele mein Videospiel weiter.“
 

„Das würdest du für mich tun?“ will Seto von seinem kleinen Bruder wissen.
 

„Klar. Kein Thema. Ich seh´ dich gerne glücklich. Du lächelst nämlich wieder. Das hatte ich schon eine ganze Weile an dir vermisst.“
 

Seto erhebt sich vom Bett, geht zu seinem Bruder herüber und wuschelt ihm durch die Haare.
 

„Tut mir leid, Moki. Die Firma hat mich wohl vergessen lassen, was wirklich wichtig ist. Sei Olivia deshalb dankbar, dass sie mein Herz im Sturm erobert hat.“
 

Mokuba grinst Seto mit glücklich funkelnden Augen an.
 

„Jetzt bist du schon fast wieder wie früher. Nur, dass du jetzt älter und reifer bist.“ sagt Mokuba und ich bin irritiert.
 

//Heißt das, er war gar nicht immer so, wie er sich mir gibt? Ich hab´ ihn so gemacht? Ok, ganz ruhig. … Das bedeutet doch, dass ich so viel Einfluss auf ihn habe, dass er jetzt so ist, wie er ist. Gott, jetzt fühle ich mich geehrt und bin stolz. … Ja, ich bin stolz auf mich, weil ich guten Einfluss habe.//
 

„Seto? Was machen wir jetzt eigentlich?“ frage ich ihn nach einer Weile, weil er Mokuba zwischenzeitlich in eine Umarmung gezogen hat.
 

***
 

Es ist mittlerweile Freitag und Seto und ich waren bisher sehr unzertrennlich. Auch, wenn ich nicht jede Nacht bei ihm schlafen konnte, haben wir es gut überstanden und uns dafür zum Frühstück wiedergesehen, nur um wieder unzertrennlich zu sein. Wir haben oft den Teich besucht, der vor der Herberge, nach einem kleinen Hügel, liegt, und sind spazieren gegangen, um für uns allein zu sein. Das hatte echt was. Wir haben uns sogar einmal eine Picknickdecke geschnappt, mit ein paar belegten Brötchen, und haben ein Picknick veranstaltet. Das war total romantisch. Ja, Seto hat eindeutig eine romantische Ader.
 

Heute ist es soweit, es ist Freitagnachmittag und ich will gleich meinen Papa anrufen, um mit ihm noch einmal über die Verlängerung einer Woche zu sprechen. Tatjana war total lässig, hat gemeint, dass sie doch gerne noch eine Woche länger bliebe. Sie würde aber abwarten, was mein Papa sagt, erst dann würde sie ihre Eltern anrufen und selbst fragen. Ist auch irgendwie logisch. Sie meinte sogar, dass ihre Eltern nicht so streng wären, wie meine, und sie bestimmt sofort zustimmen würden. Also muss ich mir in der Hinsicht wohl keine Sorgen machen.
 

Wir stehen jetzt vor der Herberge. Seto meinte, ich wäre vielleicht entspannter, wenn ich nebenbei gehe, weil ich die letzte Zeit wirklich ziemlich angespannt war. Nun gehen wir ein Stück und unsicher wähle ich die Nummer von meinem Papa, nachdem ich mein Handy gezückt habe und seine Nummer in der Kontaktliste gefunden habe. Seto legt seine Hand auf meine Schulter und flüstert mir zu:
 

„Ganz ruhig. Es wird sicher alles gut.“
 

Zugegeben in der Öffentlichkeit traue ich mich nicht so richtig, ihm meine Zuneigung zu zeigen. In erster Linie weil ich nicht weiß, wie dann die Öffentlichkeit auf mich reagiert, und in zweiter Linie, wie sich das auf seinen Ruf auswirkt. Ich hab´ leider noch nicht mit ihm darüber geredet. Aber irgendwann werde ich ihn schon noch darauf ansprechen. Aber eigentlich hat er mir in dieserlei Hinsicht auch nicht gesagt, dass ich mich zurückhalten soll. Vielleicht hätte er ja nichts dagegen, und wer weiß, ob es überhaupt negative Auswirkungen hätte?
 

Ich mein, für einen Jungen ist es ja nur natürlich, dass er sich irgendwann eine Freundin sucht. Vielleicht würde es ihm ja nicht mal was ausmachen, wenn publik werden würde, dass dem nun so ist. Ich mein natürlich, dass er jetzt eine Freundin hat. Aber, auch egal jetzt. Jetzt lausche ich erstmal dem Tuten in meinem Handy.
 

Und schon wird auf der anderen Seite der Leitung abgehoben.
 

„Jelen?“ werde ich begrüßt.
 

„Hallo, Mama, ich bin´s Olivia. Kannst du mir den Papa geben?“
 

„Ja, sicher. Aber, bevor du mit ihm sprichst, sollte ich dich vorwarnen. Der Papa ist heute wirklich schlecht gelaunt und ich bin leider nicht dazu gekommen, ihn darauf vorzubereiten, was du vorhast, mit ihm zu besprechen.“
 

„Na, toll. Ok, danke für die Info.“
 

Auf der anderen Seite der Leitung wird es still und ich flüstere zu Seto:
 

„Mein Papa ist scheinbar schlecht gelaunt heute und die Mama konnte ihn noch nicht vorbereiten. Ob ich ihn überreden kann, wenn er wirklich so schlecht drauf ist?“
 

Seto allerdings sieht mich nur besorgt an.
 

Dann höre ich auf der anderen Leitung auch schon ein:
 

„Ja?“
 

„Hallo, Papa. Wie geht´s denn so?“
 

„Heute war ein mieser Tag. Ein Arbeitskollege hat eine Maschine geschrottet und wir mussten eine andere Maschine umstellen, damit wir mit der Produktion nicht in Verzug geraten.“
 

„Das ist natürlich schlecht. Ich hoffe, ihr habt das wieder hingekriegt.“
 

„Ja, schon, aber wir haben vier Stunden dadurch verloren.“
 

„Das ist natürlich schlimm. Gerät eure Arbeit dadurch in Verzug?“
 

„Etwas, aber zum Glück halb so schlimm. Nur das Umstellen selbst war so eine miserable Arbeit. Wir müssen ja auf hundertstel Millimeter genau arbeiten, das hab´ ich dir ja schon mal erzählt. Jetzt kannst du dir vorstellen, was für ein Aufwand das war.“
 

„Ja, das ist heftig. … Aber, weshalb ich eigentlich anrufe. Es geht um meinen Aufenthalt hier in Kärnten.“
 

„Also, wenn du früher heimkommen willst, kannst du jederzeit zurückkommen. Ein Anruf genügt und ich komme dich abholen.“
 

„Ähm, … das ist es nicht. … Es ist eher so, dass ich gerne noch um eine Woche länger bleiben möchte. Tatjana wird auch länger bleiben.“
 

//Wenn ich Seto nicht erwähne, vielleicht sagt er mir ja dann eher zu. Aber irgendwann muss ich ihn davon in Kenntnis setzen. Schon deshalb, weil ich ja mit ihm nach Japan will. Gott, das wird was werden. Papa wird bestimmt darauf bestehen, ihn vorher kennen lernen zu wollen, ehe er überhaupt eine Entscheidung trifft. Ich ahne bereits Übles.//
 

„Na, wenn das so ist, dann hab´ ich nichts dagegen. Aber melde dich zwischendurch wieder, damit ich weiß, wie es dir geht. … Erzähl mal, ist es dort wirklich so toll, wie in der Broschüre beschrieben ist?“
 

„Na, ja, es geht schon recht lustig zu. …“
 

Seto mischt sich kurz ein und flüstert mir zu:
 

„Du musst ihm von mir erzählen, sonst wird er dir nicht erlauben, mit mir zu kommen.“
 

Ich halte mir schnell das Handy vom Ohr weg und sage:
 

„Seto, ich hab´ schon sein ‚ja‘. Wenn ich ihm jetzt von dir erzähle, wird er ganz schnell seine Meinung wieder ändern. Außerdem ist er ohnehin schlecht gelaunt. Jetzt im Moment ist es zu riskant, dass er aus der Haut fährt. Und ich will nicht wissen, wie er dann reagiert, beziehungsweise, was er dann tut. Heute ist ganz schlecht.“
 

Seto nickt nur und ich nehme das Handy wieder ans Ohr.
 

„Wer war das eben?“ will dummerweise mein Papa sofort wissen. Ich seufze verzweifelt auf.
 

//Jetzt muss ich dem Papa doch von Seto erzählen.//
 

Ich lache verlegen und antworte:
 

„Mein Freund?“
 

Seto schließt verzweifelt die Augen und seufzt ebenfalls auf.
 

„Was? Seit wann hast du denn einen Freund?“
 

„Na, ja, ich hab´ ihn hier kennen gelernt. Ähm, … und wir sind jetzt vier Tage zusammen.“
 

„Stellst du ihn mir vor, wenn du zurück bist?“
 

„Ich weiß nicht, ob das möglich ist. Er hat schließlich noch andere Verpflichtungen.“
 

„Geht er etwa arbeiten?“
 

„Ja, genau.“
 

„Dann muss er ein sehr vernünftiger Junge sein. Was arbeitet er denn?“
 

„Ähm, … In einer Spielefirma?“
 

„Ah, eine sehr langlebige Berufswahl. Was für einen Posten ziert er denn?“
 

//Was will denn der Papa noch alles wissen? Diese Fragen bringen mich ganz schön in Teufelsküche.//
 

„Ähm, … Chef?“
 

„Was? Er ist Chef dieser Spielefirma? … Verrat mir mal, wie alt ist denn dieser Junge?“
 

Nervös lache ich auf und antworte immer mehr verlegen:
 

„Ähehe, … 20?“
 

„So jung und führt schon ein Spieleunternehmen? … Den Einzigen, den ich bisher kenne, der so jung angefangen hat, ist dieser gefühllose eiskalte Firmenleiter, Seto Kaiba.“
 

//Oh, Gott. Ich hätte ahnen müssen, dass er sofort auf ihn schließt. Warum muss Seto auch so bekannt sein?//
 

Schnell flüstere ich Seto zu:
 

„Wir sind verratzt.“
 

Als ich das Handy wieder ans Ohr halte, antworte ich:
 

„Da liegst du gar nicht so weit daneben.“
 

„WAS?!?“ kommt aus dem Handy so laut gebrüllt, dass ich es mir weghalten muss, um nicht taub zu werden.
 

Seto deutet mir, ihm das Handy zu geben, aber ich winke ab.
 

„Papa, er ist nicht so, wie er in der Öffentlichkeit beschrieben wird. Er ist wirklich ganz lieb und nett.“
 

„Das kannst du jedem erzählen. Mit was hat er dir gedroht?“
 

„Er hat mir nicht gedroht. Ich bin freiwillig mit ihm zusammen.“
 

„Das glaube ich dir aber nicht. Der benutzt dich doch sicher nur, um in der Öffentlichkeit gut dazustehen.“
 

„Papa, das stimmt nicht. Ihm liegt wirklich sehr viel an mir.“
 

Seto scheint das zu reichen, was er gehört hat, und schnappt mir das Handy weg.
 

„Seto Kaiba hier.“
 

Wie mir scheint, kommt Seto gar nicht zum Sprechen. Mein Papa scheint ihm wirklich nichts zu schenken, denn Seto´s Augen weiten sich von Sekunde zu Sekunde immer mehr.
 

„Jetzt hören Sie mir mal zu. Es mag stimmen, dass das alles in den Zeitungen und im Fernsehen widergegeben wird, das bedeutet aber nicht, dass das alles auch der Wahrheit entspricht. Die Presse hält sich nicht unbedingt an Tatsachen. Ich bin ein Mensch, wie jeder andere auch. … Ich mag mich in der Öffentlichkeit vielleicht als gefühlskalt präsentieren, aber das tue ich nur, um mich in der Wirtschaft zu beweisen und meinen kleinen Bruder beschützen zu können. Wäre dem nicht so, hätte man wesentlich mehr Angriffsfläche gegen mich, und meine Firma stände nicht da, wo sie heute ist. Und mein Bruder würde unter Umständen auch nicht mehr am Leben sein. Das ist die Tatsache.“
 

Seto keucht, weil er jetzt seinen ganzen Frust bei meinem Papa rausgelassen hat. Das muss ihm ja wirklich entsetzlich zusetzen, dass jeder glaubt, er wäre eine Maschine, oder eben ein gefühlloser eiskalter Mensch, wie mein Papa eben bewiesen hat.
 

//Der Papa müsste Seto wirklich mal live kennenlernen.// geht mir da durch den Kopf.
 

Mein Papa scheint wieder kurz zu sprechen und Seto antwortet:
 

„Ja, und bei Ihnen?“
 

Wieder kurzes Schweigen, dann:
 

„Dann können wir ja endlich zum Thema zurückkehren. Es ging darum, dass Ihre Tochter mich als Freund erwählt hat, und ich kann Ihnen versichern, dass ich keine schlechten Absichten hege. Ich genieße einfach ihre Gegenwart und habe sie gerne um mich. Sie bedeutet mir wirklich sehr viel und ich würde mich freuen, wenn sie noch die eine Woche länger bleiben kann. … Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn wir die Zeit noch gemeinsam verbringen könnten, da die Freundin Ihrer Tochter nun ebenfalls einen Freund hat.“
 

Seto lacht unruhig auf.
 

„Scheint so. Aber das ist der Lauf des Lebens. Dinge verändern sich und Kinder werden erwachsen. Ich merke es jeden Tag an meinem Bruder, wie schnell er erwachsen wird. Kaum noch ein Kind, schon ist er ein Jugendlicher, der ebenfalls danach strebt, seine eigene Freundin zu finden.“
 

Wieder spricht der Papa und Seto antwortet:
 

„Ja, genau.“
 

Nach einer kurzen Schweigepause blinzelt Seto irritiert und sagt verwundert:
 

„Danke.“
 

Kurz darauf folgt ein:
 

„Ok.“ und er beginnt zu lächeln.
 

„Ja, mach´ ich.“ und ich bin irritiert.
 

//Was ist jetzt passiert?//
 

„Wiederhören.“
 

Nun nimmt Seto das Handy vom Ohr und drückt auf Auflegen.
 

„Was hat er gesagt?“ will ich nun von Seto wissen.
 

„Er hat dir dennoch das ‚ok‘ gegeben, die Woche länger zu bleiben. Er meinte, ich wirke auf ihn erwachsen und reif genug, um auf dich aufzupassen und er gibt mir diese eine Chance, um mich zu beweisen.“ klärt er mich auf.
 

„Du warst toll.“ sage ich nur und falle ihm um den Hals.
 

//Wieder einmal fühle ich mich mit Stolz erfüllt. … Ja, ich bin stolz auf ihn, weil er es fertig gebracht hat, meinen Papa so zu lenken, dass er für mich die Erlaubnis dennoch herausschlagen konnte.//
 

So schließt er auch mich erfreut in seine Arme.
 

„Ich hätte nicht gedacht, dass ich trotz meines Wutanfalls so positiv auf ihn gewirkt habe.“ meint Seto unsicher.
 

„Nein. Ich glaube eher, eben, weil du diesen Wutanfall hattest, hast du bewiesen, dass auch du in der Lage bist, Gefühle zu zeigen. Ich bin stolz auf dich.“
 

Der letzte Satz kommt eher ungewollt über meine Lippen und ich merke sofort, wie glücklich ihn meine letzten Worte machen.
 

***
 

Am nächsten Tag, als Seto an seinem Laptop zu tun hat und Tatjana sich für mich zwei Stunden freigehalten hat, weil sie das Gefühl hat, mich zu vernachlässigen, verbringen wir diese, am heutigen Vormittag gemeinsam, um miteinander zu reden.
 

„Olivia? Mir ist aufgefallen, dass du, seit du mit Seto Kaiba zusammen bist, ständig an ihm klebst. Bekommt er da überhaupt Luft zum Atmen? … Ich mein, … versteh´ mich nicht falsch, … aber, … Männer mögen es meistens nicht, wenn man sie gar so bedrängt und einengt. Und du hängst ja wirklich unentwegt an ihm. Also, mich würde das durchdrehen lassen, wenn an mir unentwegt jemand kleben würde. Ich bin aber auch der Typ, der seine Freiheit braucht. Deshalb sag´ ich dir das auch, weil ich nicht weiß, unter was für einen Typ Seto Kaiba fällt. Nicht, dass du jetzt etwas Falsches annimmst.“ versucht mich Tatjana aufzuklären.
 

„Ich werde ihn ganz einfach fragen, dann ist das Problem gelöst.“ erwidere ich ruhig darauf und Tatjana sieht mich mit großen Augen an.
 

„Du fragst ihn so was echt einfach so frei heraus?“ will sie wissen.
 

„Ja? … Warum auch nicht? Wir sind schließlich ehrlich und offen zueinander.“
 

Sie schließt sichtlich verzweifelt ihre Augen.
 

„Jetzt versteh´ ich, bei jedem meiner Freunde, die ich bereits hatte, meinen Fehler.“ murmelt sie so leise, dass ich es kaum verstehe, aber dennoch gut verstanden habe.
 

Ich blicke sie fragend an, was sie meint, aber sie winkt nur ab.
 

~~~~~
 

Später, als ich wieder bei Seto bin, und Tatjana wieder bei ihrem Freund, und Mokuba bei seiner Brieffreundin, sitze ich gemütlich in Seto´s Bett mit eben diesem zusammen und wir kuscheln miteinander, während wir etwas fernsehen.
 

„Seto?“ frage ich ihn, nach einer Weile.
 

Er richtet seine Aufmerksamkeit auf mich und erwidert:
 

„Ja?“
 

„Na, ja. Tatjana hat mich auf etwas aufmerksam gemacht. Sie meinte, ich klebe regelrecht an dir, ob ich dich nicht etwas zu sehr einenge.“ erwähne ich ihm, meine Frage, die mich seit Vormittag nicht mehr losgelassen hat.
 

Seto lächelt mich liebevoll an und meint:
 

„Nein, gar nicht. Ich kuschle gerne viel. … Und soll ich dir ein Geheimnis verraten?“
 

Ich nicke eifrig, da spricht er auch schon weiter:
 

„Zuhause hab´ ich einen Kuscheldrachen in meinem Bett, mit dem ich immer kuschle, weil ich sonst niemanden hatte, mit dem ich hätte Kuscheln können. Und ich würde mich freuen, wenn du bald seinen Platz einnehmen könntest.“
 

Ich lächle ihn glücklich an und falle sofort über seine Lippen her.
 

//Und ich hatte mir schon ernsthaft Sorgen gemacht, dass er irgendwann versuchen wird, Abstand von mir zu gewinnen.//
 

~~~~~
 

Am Abend, als Mokuba wieder zu uns stößt, wirkt er richtig glücklich. Ohne uns die Mühe machen zu müssen, nachzufragen, erzählt uns Mokuba auch schon ganz aufgeregt:
 

„Ihr werdet nicht glauben, was heute passiert ist. … Sabrina, so heißt meine Brieffreundin aus St. Martin, hat mich tatsächlich, wie du gesagt hast, Olivia, wiedererkannt. Sie meinte, dass sie mich süß findet. … Hab´ ich euch eigentlich schon gesagt, dass sie 13 Jahre alt ist? Nur ein Jahr jünger als ich. Sie hat eine größere Schwester, die auf dich abfährt, Seto, da hab´ ich Sabrina erzählt, dass du schon vergeben bist und sie hat darüber gelacht. Sie meinte, sie würde ohnehin eher für mich schwärmen.“
 

„Das ist ja süß.“ entflieht meinen Lippen und ich grinse.
 

Seto hingegen hat eher die Augen verwundert und überrascht aufgerissen. Als er sich wieder gefasst hat, fragt er Mokuba:
 

„Seid ihr jetzt etwa zusammen?“
 

Mokuba senkt etwas betrübt den Kopf und erklärt:
 

„Na, ja. Wir wären schon gerne zusammen, …“
 

Mokuba´s Wangen färben sich etwas rötlich, während er fortfährt:
 

„… aber uns ist auch klar, dass eine Fernbeziehung nicht wirklich sinnvoll wäre. Auch aus dem Grund heraus, weil wir noch sehr jung sind. Deshalb wollen wir vorerst unsere Brieffreundschaft aufrechterhalten.“
 

„Das ist eine sehr vernünftige Entscheidung, Mokuba. So hältst du sie dir an der Leine. Und wenn du älter bist, …“ beginne ich und Seto fällt mir ins Wort:
 

„Sobald du mindestens 19 bist, kannst du gerne in Erwägung ziehen, mit ihr eine Beziehung zu beginnen. Dann ist sie nämlich volljährig und du kannst sie zu uns einladen.“
 

„Vorher dürfen sie sich aber schon öfters sehen, oder? Sonst hat ja das Ganze gar keinen Sinn und keine Zukunft.“ frage ich Seto.
 

„Was sprichst du jetzt schon von Zukunft? Mokuba ist erst 14 Jahre alt.“
 

„Na, hör mal. Viele machen ihre ersten Erfahrungen bereits in Mokuba´s Alter.“
 

„Deshalb entstehen ja auch ungewollte Schwangerschaften, weil die meisten nicht ausreichend vorbereitet sind.“
 

„Seto. Wozu glaubst du, hat Mokuba dich. Du bist sein großer Bruder und du bist auch in der Lage deinen Bruder auf alles vorzubereiten. … Außerdem denke ich, dass du ihn etwas unterschätzt. Das beweist doch bereits, dass er mehr mitdenkt, als du. Erinnere dich an die zwei Kondome, die er dir in die Hand gedrückt hat. ... Ich bezweifle, dass dein Bruderherz wirklich so unwissend ist, wie du mir weismachen willst. Er ist nun einmal kein Kind mehr. Mokuba wird erwachsen … und damit musst du klarkommen.“
 

Seto seufzt und meint:
 

„Du hast ja recht, mein Engel.“
 

Nach einigen Sekunden Schweigen, weil ich einen Gedanken lustig finde, muss ich ihn aussprechen:
 

„Seto, soll ich dir einen witzigen Gedanken verraten?“
 

Er sieht mich aber nur fragend an, deshalb spreche ich weiter:
 

„Ich komme mir irgendwie, gerade so vor, als wären wir Mokuba´s Eltern und würden über seine Zukunft entscheiden.“
 

Plötzlich beginnen beide zu kichern.
 

„Dasselbe habe ich mir auch gerade gedacht.“ gibt Seto zu und Mokuba meint:
 

„Ich hatte eben dasselbe Gefühl, als ich euch so betrachtet hab´. Ich kann mir sogar vorstellen, dass ihr gemeinsam als Eltern wirklich ein tolles Bild abgeben würdet, weil ihr eure Entscheidung gemeinsam trefft. … Aber, Seto. Das, was mich schon von Anfang an irritiert hat, als du mit Olivia zusammengekommen bist ... Du hast sie zu Beginn bereits begonnen, nach ihrer Meinung zu fragen. So, als wärt ihr schon immer zusammen gewesen.“ gesteht Mokuba.
 

Seto und ich sehen uns gegenseitig an, als Seto auch schon meint:
 

„Das liegt vielleicht daran, weil wir einfach zusammengehören.“
 

Ich lächle ihn glücklich an, umschlinge mit meinen Armen seinen Hals und falle über seine Lippen her. Mokuba seufzt und meint:
 

„Ich bin müde und geh´ jetzt schlafen. Gute Nacht, ihr Turteltäubchen.“
 

Wir grinsen uns gegen die Lippen und vertiefen anschließend den Kuss.
 

***
 

Am nächsten Tag am Nachmittag, als Seto etwas am Laptop arbeitet, bin ich bei Tatjana im Zimmer und sie erzählt mir total aufgelöst, dass ihr Freund sie vor ihren Augen mit einer anderen betrogen hat und sie daraufhin mit ihm Schluss gemacht hat. Aber dennoch hat sie ihn wirklich geliebt und trauert jetzt über ihren Verlust.
 

Ihr Freund hat angeblich vor ihren Augen eine andere abgeknutscht und nicht mal daraus einen Hehl gemacht, dass sie ebenfalls seine Freundin sei. Nur, dass er mit dieser schon viel länger zusammen war, als mit Tatjana. Diese angebliche Freundin von ihrem Freund soll sogar gewusst haben, dass dieser sie immer mal hintergeht. Das war die Krone, die Tatjana vollends fertiggemacht hat.
 

***
 

Wieder zwei Tage später bitte ich Seto ein Auge auf Tatjana zu haben, während ich für uns etwas besorge, was wirklich nur sehr kurz dauert.
 

Doch gerade, als ich zurückkomme und die Zimmertür zu Tatjana´s und meines Zimmers öffne, werde ich mit einem Bild konfrontiert, dass ganz schön an meinen Nerven reibt.
 

Sie hat scheinbar nicht gehört, wie ich die Tür geöffnet habe, denn so werde ich Zeuge, wie sie Seto in die Enge treibt und richtig zudringlich ist. Man sieht ihm klar an, dass ihm das mehr als nur gegen den Strich geht, denn er weicht zurück.
 

„Warum willst du mich nicht?“ fragt sie ihn enttäuscht.
 

„Ich habe bereits mein Herz verschenkt und bin mehr als glücklich mit meiner jetzigen Freundin.“ gibt er, mit schneidender Stimme, zurück, als sie bereits mit ihrem Gesicht ganz nah bei seinem ist.
 

Sie zuckt, auf Grund der Schärfe in seiner Stimme, zusammen, als sein Blick auch schon zu mir fällt. Ich war die ganze Zeit nicht in der Lage, mich zu rühren, zu fassungslos war ich über das Verhalten von Tatjana. Außerdem bin ich froh, dass Seto zu seiner Treue, zu mir, steht.
 

„Da bist du ja endlich wieder. Lass uns woanders hingehen.“ richtet er seine Worte an mich und drängt sich von Tatjana weg, um von ihr weg, und zu mir zu kommen.
 

Zu meiner Verwunderung sieht man ihm gar nicht an, was eben passiert ist. Dennoch hat sich in mir eine enorme Wut gegen Tatjana aufgebaut.
 

Während sie mich bedröppelt ansieht, marschiere ich auf sie zu und knalle ihr eine gehörige Ohrfeige auf die Wange, die sich gewaschen hat. Dann drehe ich mich um und mache mich dran, das Zimmer mit Seto zu verlassen.
 

Doch, ehe ich dazu komme, höre ich ihr weinerliches Genuschel:
 

„Das hab´ ich verdient.“
 

Abrupt drehe ich mich wieder zu ihr um und antworte:
 

„Ja, hast du. Und das nur, weil du es nicht erträgst, deinen Freund verloren zu haben. So ist es doch, oder?“
 

Beschämt senkt sie den Kopf und ich frage Seto:
 

„Darf ich in dein Zimmer umziehen? Ich ertrage ihren Anblick einfach nicht mehr.“
 

Er nickt nur, ich packe meinen Koffer zusammen und marschiere dann direkt in Seto´s und Mokuba´s Zimmer.
 

Dort bemerkt dummerweise sofort Mokuba, dass etwas nicht stimmt und kommt auf mich zu:
 

„Warum bist du so aufgelöst? Was ist passiert?“
 

Erst jetzt spüre ich, dass mir Tränen über die Wangen laufen, zwar nicht viele, aber was mir meine Freundin antun wollte, ist unverzeihlich, da ich ihr vertraut habe.
 

Seto schließt mich in seine Arme und scheint meinen Schmerz mit mir teilen zu wollen. Er weiß schließlich, wie es ist, wenn sein Vertrauen missbraucht wird.
 

„Warum hat sie das gemacht?“
 

Seto seufzt mitgenommen und Mokuba fragt leiser nach:
 

„Was ist denn nun passiert?“
 

Seto antwortet für mich:
 

„Tatjana hat versucht, mich zu verführen und mich regelrecht bedrängt. … Ich vermute, sie verkraftet es nicht, dass ihr Freund, sie wegen einer anderen, hat sitzen lassen. Und weil sie unser Glück im Moment ebenso wenig verkraftet, vermute ich, wollte sie uns auseinanderbringen, indem du uns im Augenblick deiner Rückkehr in einer unangenehmen Position erblickst. Sie hat aber vermutlich nicht mit meinem Widerstand gerechnet und, dass ich für sie einfach nichts übrig hab´.“
 

„Das ist echt schlimm, wenn einem die eigene Freundin in den Rücken fällt.“ meint Mokuba dazu nur und streicht mir mitfühlend über den Rücken.
 

Ich nicke leicht zu Mokuba und blicke mit einem kleinen Lächeln zu Seto auf, da ich mein Gesicht in seinem Pullover vergraben hatte.
 

„Alleine du, bist mein Augenstern, mein Engel.“ sagt er mir ehrlich, mit zwei Fingern unter meinem Kinn.
 

Gerade in diesem Moment würde ich ihm so gerne sagen, wie sehr ich ihn doch liebe, aber ich schaffe es einfach nicht, diese Worte über meine Lippen zu bekommen. Stattdessen lege ich meine Hand in seinen Nacken, beuge mir so seinen Kopf zu mir herab und belohne ihn mit einem liebevollen Kuss, den er nur allzu gerne erwidert.
 

***
 

Am nächsten Tag erhält Seto früh morgens einen Anruf und hebt ab, während ich bei ihm im Bett liege.
 

„Seto Kaiba?“ nimmt er den Anruf entgegen. Kurz darauf folgt ein:
 

„Was?!?“
 

Sofort springt Seto aus dem Bett und geht wütend auf und ab. Dass er dabei völlig nackt ist, scheint ihm völlig zu entgehen, aber der Anblick ist einfach göttlich. Mokuba scheint sich in der Zwischenzeit daran gewöhnt zu haben, Seto hin und wieder nackt zu sehen. Wir wohnen hier schließlich auf recht engem Raum miteinander, wo das leider nicht vermeidbar ist, weil ich ja auch schon öfter bei ihm geschlafen habe.
 

Während Seto seinem Gegenüber lauscht, fische ich nach seinen Boxershorts und werfe sie ihm hin, damit er wenigstens nicht ganz nackt durch die Gegend rennt. Er fängt sie geschickt, klemmt das Handy zwischen Ohr und Schulter und schlüpft in seine Boxershorts.
 

Mit einem kurzen dankbaren Nicken zu mir, widmet er sich wieder völlig auf das Gegenüber in der anderen Telefonleitung.
 

„Aber, …“ kommt dann von ihm.
 

Danach folgt ein:
 

„Verdammt, warum ausgerechnet während meines Urlaubs?“
 

Man sieht Seto an, dass ihm widerstrebt, was sein Gegenüber zu sagen hat.
 

„Ja, ich werde kommen.“
 

Dann plötzlich sagt er, mit verzweifelt geschlossenen Augen:
 

„Ja. Ich nehme den ersten Flug, den ich bekomme.“ und beendet das Gespräch mit einem
 

„Gut. Bis heute Abend.“
 

Nachdem Seto aufgelegt hat, sieht er erst Mokuba, dann mich an. Ich blicke ihn fragend an und er antwortet:
 

„Schlechte Neuigkeiten. Ich muss für drei Tage weg.“
 

Ich seufze und frage:
 

„Na, ja. Wir haben dann ja trotzdem noch einen Tag für uns, ehe du wieder heimmusst, oder?“
 

„Das ist eben nicht sicher. Es kann sein, dass ich sogar länger bleiben muss.“
 

Dann fällt sein Blick zu Mokuba und er überlegt.
 

„Mokuba, was hältst du davon, wenn du die Zeit über, Olivia Gesellschaft leistest. Dann hab´ ich einen Grund zurückzukommen, um dich abzuholen und bekomme Olivia noch ein letztes Mal zu sehen.“
 

Mokuba und ich sehen uns gegenseitig an, dann meint Mokuba, ehe er sich wieder an Seto richtet:
 

„Klar, großer Bruder, kein Problem. Ich weiß ja, wie sehr du Olivia liebst.“ spricht er dieses Wort einfach so aus und Seto sagt auch gar nichts dazu oder dagegen, als würde er es als selbstverständlich hinnehmen, dass es so ist.
 

„Ok, dann packe ich jetzt ein paar Sachen und bin dann gleich unterwegs.“ erklärt Seto und Mokuba stellt endlich die Frage, die mich auch interessiert:
 

„Wo geht´s denn hin?“
 

„Ich muss nach New York zu einem Geschäftspartner. Es lässt sich leider nicht verhindern."
 

Seto beginnt einstweilen, sich anzuziehen und ein paar Sachen in eine kleinere Reisetasche zu räumen, während er wieder sein Handy hernimmt und eine Nummer wählt.
 

Als auf der anderen Seite der Leitung abgenommen wird, meldet er sich mit:
 

„Seto Kaiba hier. Ich brauch´ schnellstens ein Taxi von der Erlebnisherberge in Klagenfurt am Wörthersee zum Klagenfurter Flughafen und einen Flug nach New York.“
 

Dann scheint er der anderen Seite zu lauschen, dann meint Seto:
 

„Für eine Person.“
 

Kurz darauf sagt er:
 

„In Ordnung, danke.“ und legt wieder auf.
 

Dann richtet er sich wieder an uns.
 

„Das Taxi kommt in einer halben Stunde und der Flug geht in zwei Stunden.“ erklärt er uns dann und sein Blick fällt auf mich.
 

„Für dich ist es ja neu, dass ich spontan irgendwohin muss, aber Mokuba ist das gewohnt.“ meint Seto und fährt sich unruhig durch die Haare.
 

Ich erhebe mich vom Bett, während ich mir die Decke um meinen nackten Körper wickle, und gehe auf ihn zu.
 

„Seto, ich werde es überleben. Mach´ dir keine Sorgen. Es ist ok. … Versprich mir nur, dass du zurückkommst, bevor ich nach Hause fahren muss, falls ich es nicht schaffe, meinen Papa davon zu überzeugen, dass ich mit dir mitkommen darf.“
 

Er lächelt mich leicht an und sagt ehrlich:
 

„Ich verspreche, dass ich allerspätestens Samstagabend zurück sein werde.“
 

„Aber wirklich nicht später, sonst bleibt mir kaum Zeit, mich von dir zu verabschieden, weil ihr beide doch Sonntagvormittag schon wieder nach Hause aufbrecht.“ erwähne ich nochmal sicherheitshalber.
 

„Ich weiß.“ senkt Seto betrübt seinen Kopf.
 

Ich lege meine Hand an seine Wange, was ihn wieder dazu bringt, mir in die Augen zu sehen.
 

//Wieder so ein Moment, wo ich ihm am liebsten einfach sagen würde, wie sehr ich ihn doch liebe. Warum bringe ich es einfach nicht über mich, diese Worte auszusprechen? Ich bin doch echt feige.//
 

Diesmal nimmt er mir die Arbeit ab, ihn erst dazu zu bringen, sich zu mir zu beugen, denn er tut es ganz von selbst und legt seine Lippen auf meine. Schon schlinge ich meine Arme um seinen Hals und drücke ihn fest an mich. Er legt ebenfalls seine Arme um mich und drückt mich an sich. Mokuba seufzt im Hintergrund auf, weil er einfach glücklich darüber ist, dass sein großer Bruder mit mir so glücklich ist. Das hat mir Mokuba vor ein paar Tagen gestanden, sowie die Tatsache, dass er mich als große Schwester liebgewonnen hat, weil wir auch viel miteinander Videospiele gespielt haben, wenn Seto mit seinem Laptop und Tatjana anderweitig beschäftigt war.
 

//Tatjana. Ob ich ihr jemals verzeihen kann? Ich weiß es ehrlich nicht. Zurzeit ist es so, dass ich immer noch leichte Wut auf sie verspüre, wenn ich sie sehe. Wenn sie sich doch wenigstens bei mir entschuldigen würde. Aber wahrscheinlich muss sie sich selbst erst mal darüber klarwerden, was sie gedacht hatte, zu tun. … Und Seto. Ich weiß nicht wieso, aber ich bin wirklich stolz auf Seto, dass er so standhaft geblieben ist. Er macht mich überhaupt sehr stolz und vor allem glücklich. … Ja, ich hab´ mit ihm wirklich ein immenses Glück. … Gott, werde ich ihn vermissen. Das werden die drei schlimmsten Tage für mich sein. Ich war doch, seit ich mit ihm zusammen bin, noch keinen Tag von ihm getrennt. Jetzt werden es aber gleich drei Tage sein. Wie soll ich es nur so lange ohne ihn aushalten?//
 

Schon merke ich, wie mir Tränen in die Augen steigen.
 

„Olivia. Ich bin doch bald wieder da. Das ist doch kein Grund zum Weinen.“ meint er sanft und streicht mir mit seinen Daumen die Tränen aus den Augen.
 

Ich versuche sie auch sofort wieder zurückzudrängen und ein kleines Lächeln auf meine Lippen zu legen, was mir nach kurzer Zeit auch gelingt.
 

„Ich werde dich trotzdem ganz furchtbar vermissen. Wir waren doch bisher noch nie solange voneinander getrennt. Maximal zwei bis drei Stunden, was ja auch verkraftbar war, weil ich wusste, dass ich dich dann wiedersehe.“
 

Wieder kommen mir Tränen in die Augen.
 

„Ich werde wiederkommen, weil ich doch Mokuba abholen muss.“ versucht mich Seto wieder aufzuheitern.
 

„Aber, … wer weiß, ob ich dann noch hier bin? Ich bezweifle nämlich, dass mein Papa mir so einfach erlaubt, bei dir zu bleiben.“ stelle ich die berechtigte Frage in den Raum.
 

„Weißt du was? Gib´ mir deine Handynummer und die deines Papas. Ich werde ihn und dich im Laufe dieser drei Tage anrufen. Ich verspreche dir, dass ich das klären werde. Und wenn ich ihn bis zuletzt überreden muss, ich werde nicht aufgeben.“
 

Jetzt kann ich nur lächeln. Das ist der Grund, warum ich ihn so liebe. Weil er einfach nicht nachgeben will. Er versucht immerzu seinen Kopf durchzusetzen. Nur bei mir macht er die Ausnahme, dass ich Mitspracherecht bei ihm besitze.
 

//Ich liebe dich ja so sehr, Seto.//
 

„Seto, dein Taxi kommt jeden Moment.“ macht uns Mokuba aufmerksam.
 

„Ich werde dich auch ganz furchtbar vermissen, mein Engel. Sollte ich es nicht schaffen, deinen Papa zu überreden, dass du bei mir bleiben kannst, werde ich dennoch auf dich warten, bis du zu mir kommen kannst.“ erklärt mir Seto aufrichtig.
 

„Und ich werde ebenso geduldig warten, bis ich endlich zu dir kommen kann.“
 

Seto schenkt mir ein aufmunterndes und glückliches Lächeln, nimmt mein Gesicht in seine beiden Hände und drückt mir einen verzweifelten Kuss auf die Lippen. Als er sich löst, erblicke ich doch tatsächlich Tränen in seinen Augenwinkeln.
 

„Ich muss jetzt gehen. Bis Samstagabend.“ klingt seine Stimme etwas belegt.
 

„Ich warte auf dich.“ kann ich nur noch sagen, dann wendet er sich ab, schnappt seine Tasche, kommt bei mir noch einmal vorbei und blickt mich an.
 

Dann drückt er mir noch einen Kuss auf die Lippen und verlässt das Zimmer. Sofort sinke ich zusammen auf meine Knie und lasse stumm meinen Tränen freien Lauf.
 

Doch plötzlich höre ich lautes Schluchzen. Ich drehe mich zu Mokuba um.
 

„Wieso flennst du denn jetzt?“ frage ich ihn mit weinerlicher Stimme.
 

„Das war so rührend und sentimental. Ich hab´ meinen Bruder noch nie zuvor so verletzlich gesehen. Und ich kann dir versichern, dass es ihn höllisch geschmerzt hat, dich hier zurückzulassen. … Er liebt dich wirklich sehr.“
 

„Ich liebe ihn doch auch über alles. Ich kann und will doch gar nicht mehr ohne ihn sein.“ schluchze ich nun, während ich mich an das Fußende von Seto´s Bett setze.
 

Mokuba dreht sein Videospiel ab und kommt zu mir herüber, um sich zu mir zu gesellen und mich in die Arme zu nehmen.
 

„Das weiß ich doch, Olivia.“ versucht er mich nun zu trösten, denn er hat längst wieder aufgehört zu weinen.
 

„Wenn ich doch wenigstens die Sicherheit hätte, dass ich weiterhin bei ihm bleiben könnte. Ich hoffe wirklich, dass sich mein Papa einen Ruck gibt, und mir erlaubt, bei Seto zu bleiben.“ heule ich.
 

„Ach, Olivia.“
 

Mokuba streicht mir beruhigend über den Rücken, und obwohl Seto´s Decke zwischen uns ist, kann ich seine Geste spüren, weil er entsprechenden Druck ausübt.
 

„Na, komm, Olivia. Du solltest dir jetzt erstmal etwas anziehen und dann überlegen wir uns, was wir heute machen wollen, um dich etwas abzulenken, ok?“
 

Ich nicke, wische mir die Tränen mit der Decke ab und schenke Mokuba ein kleines Lächeln. Danach erhebe ich mich, suche mir frische Kleidung zusammen, direkt aus meinem Koffer, und ziehe mich ins Badezimmer zurück. Dort lege ich meine Kleidung auf eine Ablage und entledige mich der Decke. Die Decke nehme ich allerdings wieder zur Hand und halte sie nach draußen, während ich frage:
 

„Mokuba, bist du bitte so lieb und legst die Decke zurück auf Seto´s Bett?“
 

„Sicher.“ kommt von Mokuba und ich spüre, dass er sie mir abnimmt.
 

„Danke. Ich beeil mich.“
 

Mit diesen Worten lege ich mir Handtücher heraus und begebe mich unter die Dusche.
 

Nachdem ich mit dem Duschen fertig und auch angezogen bin, komme ich wieder aus dem Badezimmer heraus.
 

„Du sieht gleich viel frischer aus.“ meint Mokuba zu mir.
 

Ich nicke nur leicht und setze mich ans Bettende von Seto´s Bett.
 

„Hoffentlich schafft es Seto wirklich, bis Samstagabend wieder da zu sein. Ich könnte es nicht verkraften, wenn ich ihn nicht noch einmal sehen kann.“ erwähne ich.
 

„Seto wird sich bestimmt extra beeilen, damit er schneller wieder hier sein kann. Ich kann mir nämlich vorstellen, dass er dich ebenso sehr vermisst. Du musst wissen, er hat noch nie so sehr geliebt. … Um ehrlich zu sein, dachte ich, dass er längst nicht mehr in der Lage ist, jemanden in sein Herz zu lassen. Er war, bevor er dich getroffen hat, zu mir fast auch schon so kalt, wie in der Öffentlichkeit. Du hast ihn wieder daran erinnert, dass es wichtig ist, seine Gefühle zu bewahren, damit er nicht vollends nur funktioniert, sondern auch lebt. … Du hast ja gar keine Ahnung, was du für meinen Bruder tust, weil du bei ihm bist. … Ich hoffe nur, er lässt sich nicht zu sehr von seinen Gefühlen ablenken, damit er schnell wieder hier sein kann. … Und, wenn ich nur daran denke, dass ihr euch vielleicht ein Jahr nicht sehen könnt, … Hoffentlich verbannt er seine Gefühle nicht wieder, wegen seiner Trauer, weil du nicht bei ihm sein kannst, falls du wirklich nicht bei uns bleiben kannst.“ versucht mir Mokuba sichtlich klar zu machen.
 

„Mokuba, ich hatte ja keine Ahnung.“ und ich senke betrübt den Kopf.
 

„Das bedeutet ja, dass Seto mich tatsächlich braucht. Denn ohne mich würde er nur funktionieren. Hab´ ich recht?“ frage ich Mokuba und er nickt zustimmend.
 

„Ich verspreche euch hoch und heilig, sobald ich Geburtstag hatte, packe ich meine Sachen zusammen und komme zu euch. Bis dahin werde ich so oft wie möglich Seto anrufen, um ihn immer wieder daran zu erinnern, dass er nur Geduld beweisen muss, bis ich bei ihm sein kann. … Es ist ja auch kein ganzes Jahr mehr, bis zu meinem Geburtstag. Nur acht Monate.“
 

Mokuba nickt erfreut darüber, dann erwähnt er allerdings:
 

„Außerdem muss Seto dir wirklich sehr vertrauen, wenn er mich wirklich in deiner Obhut lässt. Wie du gestern selbst gesagt hast, es ist im Prinzip wirklich so, als wärt ihr beide meine Eltern. Er sieht in dir bereits ein Familienmitglied. Du bist ein Teil von uns. Auch ich würde dich furchtbar vermissen, wenn du nicht bei uns bleiben kannst. Nur, mich wird es nicht so extrem treffen, wie Seto. Er liebt dich geradezu abgöttisch.“
 

„Verdammt. Ich will nicht nach Hause müssen. Seto ist doch auch längst ein Teil von mir. Ich will mit ihm mein Leben verbringen. Nie habe ich mich jemandem so zugehörig gefühlt, wie bei ihm. Ich will bei ihm bleiben. Für immer. Den Rest meines Lebens. Ich will auch mindestens ein Kind mit ihm haben. Er wäre der ideale Vater. Das hat er doch bereits bei dir bewiesen. Ich hoffe, dass ich nur eine halbwegs so gute Mutter sein kann, wie er Vater.“
 

„Du hast außer Acht gelassen, dass er mich nicht von Geburt an versorgt hat. Das muss auch er erst lernen. Aber die Erziehung, muss ich gestehen, hat er wirklich gut drauf. Er ist zwar streng, aber gerecht. Und man kann mit ihm wirklich über alles reden, was den Alltag betrifft. Bei Gefühlsdingen, weißt du ja, ist er nicht so besonnen.“
 

„Er lernt es aber sicher noch. Das versichere ich dir. Wenn ich die Möglichkeit habe, bei euch zu bleiben, wird das, das Erste sein, was er lernt. Ich werde ihm dabei helfen, so gut es geht.“
 

„Das ist schön. … Es würde mir echt gefallen, wenn ihr für immer zusammenbleibt und mir einen Neffen schenken würdet.“ grinst mich Mokuba an.
 

„Und wenn es aber eine Nichte wird?“
 

„Öhm, …“
 

Ich kichere.
 

„Ich könnte mir echt nichts Schöneres vorstellen, als bei euch zu bleiben. Das muss ja immer sehr abenteuerlich bei euch zugehen.“
 

„Nein, es ist eher langweilig, weil Seto von früh morgens bis spät abends immer in seiner Firma hockt. … Ich bin, im Prinzip, den ganzen Tag alleine. Denn, wenn er abends heimkommt, schlafe ich meist bereits und so bekomme ich ihn kaum zu sehen.“
 

„Das ist ja schlimm.“
 

„Ja, BISHER. Wenn ich Glück habe, wird er für dich seine Arbeitszeiten besser regeln, damit er mehr Zeit mit uns verbringen kann. … Und wenn ihr wirklich ein Kind bekommen solltest, muss er sich dann ja noch mehr Zeit für uns nehmen.“ funkeln seine Augen glücklich.
 

~~ Fortsetzung folgt ~~

Traum 18 (Unvorhergesehenes Treffen in der Erlebnisherberge) - Teil 4

Später haben Mokuba und ich, uns dazu entschieden, etwas gemeinsam die Stadt zu erkunden. Doch, ehe wir die Herberge verlassen können, erblicke ich Tatjana.
 

„Olivia.“ ruft sie mich.
 

//Mist, warum hat sie mich gesehen? Warum musste ich sie sehen?//
 

Ich versuche sie zu ignorieren und sage zu Mokuba:
 

„Komm weiter.“
 

So lasse ich ihr nicht einmal die Möglichkeit, sich zu rechtfertigen, und ich gehe schnurstracks Richtung Stadt, neben mir Mokuba im Anhang.
 

//Sie hätte sich vorher überlegen sollen, was sie tut. Jetzt kann ich ihr einfach noch nicht gegenübertreten. Morgen werde ich ihr vielleicht eine Chance geben, mit mir zu reden. Aber nur vielleicht.//
 

In der Stadt angekommen gehen wir erstmal ordentlich frühstücken in einem mir leistbaren Restaurant.
 

Zugegeben, weil ich schon öfter mit meinem Geld etwas für Seto und Mokuba besorgt habe, wollte mir Seto doch tatsächlich eine seiner Kreditkarten überlassen. Ich habe allerdings sofort abgelehnt und gemeint, dass ich nicht so arm bin, dass ich mir nicht das Notwendigste leisten könnte, wenn nicht sogar mehr. Und diese Tatsache musste er akzeptieren.
 

Dafür hat er mir versprochen, falls es jemals dazu kommen sollte, dass wir heiraten, komme ich nicht drum herum, mindestens eine von ihm zu erhalten. Ich hab´ darüber nur gelacht und gemeint, dass mir das dann nur recht wäre, wenn es denn sein Wille ist.
 

Wir sind schon ein verrückter Haufen, aber wir haben viel Spaß miteinander. Manchmal habe ich sogar das Gefühl, dass Seto nichts mit sich anzufangen weiß, wenn ich nicht da bin. Echt verrückt. Das vermittelt mir nur den Eindruck, dass wir voneinander abhängig geworden sind, weil es mir nicht anders geht.
 

Nachdem wir ein leckeres Frühstück zu uns genommen haben, wandern wir noch eine Einkaufsstraße entlang und sehen uns die Schaufenster an, als mir in einem Trödelladen ein wunderschönes Amulett auffällt, in das man zwei Fotos hineingeben kann.
 

//Das wäre doch ein ideales Erinnerungsgeschenk. Eins für Seto und eins für mich. Dann würde uns etwas miteinander verbinden.//
 

„Mokuba, komm mit. Ich habe eine Idee.“
 

Und schon ziehe ich Mokuba in den Trödelladen.
 

„Willkommen. Kann ich Ihnen helfen?“ werden wir begrüßt.
 

„Ich hab´ draußen im Schaufenster dieses Amulett entdeckt. Ich hätte gerne je eines für meinen Freund und für mich.“
 

„Sehr gute Wahl. Dieses Amulett ist aber kein normales Amulett. Dieses bewirkt, dass die Liebe niemals endet und man für immer zusammenbleiben wird. Und man muss sich auch nie Sorgen darum machen, dass man betrogen wird. Denn dieses Amulett verhindert derlei Gedanken. Man wird also immer glücklich miteinander sein.“
 

„Wirkt das zufällig auch, wenn man, zum Beispiel, über Kontinente voneinander getrennt ist?“
 

Der Ladenbesitzer nickt und meint:
 

„Sie sollten sich für dieses Amulett aber wirklich nur entscheiden, wenn sie sich absolut sicher sind, dass er ihre wahre Liebe ist und sie auch wirklich ein Leben mit ihm verbringen wollen. Denn Veränderungen lassen sich nicht damit verhindern, die im Leben immer wieder mal in Erscheinung treten. Das ist der Lauf des Lebens. … Aber auf eins möchte ich sie dennoch noch hinweisen. … Sollte einer von ihnen beiden jemals in Gefahr geraten, oder unvorhergesehene Probleme auftauchen, beginnt das Amulett zu leuchten. Jedoch nicht zum Zeitpunkt des Geschehens. Sondern zu dem Zeitpunkt, an dem das Amulett annimmt, wie viel Zeit dieser braucht, um bei dem Liebsten zu sein, um die Gefahr zu bannen, ab dem Zeitpunkt des Aufleuchtens. Man kann sogar kurz die Szene, die passieren wird, auf dem Amulett erblicken, während es leuchtet.“
 

„Dann nehme ich sie auf jeden Fall.“
 

„Das dachte ich mir. Wenn man mit Ihrem Freund zusammen ist, muss man schließlich auf alles gefasst sein.“
 

Ich sehe den Ladenbesitzer für einen Augenblick skeptisch an, dann macht er sich auch schon unterhalb der Theke zu schaffen.
 

„Was hast du vor, mit diesen Amuletten?“ will Mokuba nun wissen.
 

„Ich werde ihm ein Erinnerungsstück von mir überlassen, falls ich nicht mit euch kommen darf. Und wenn doch, dann ist es eben ein nettes Geschenk. … Jetzt brauch´ ich nur noch Fotos.“ erkläre ich ihm.
 

„Da wird sich Seto aber freuen, wenn er etwas von dir bekommt. Und das Amulett ist auch wirklich hübsch.“
 

„Ja. Mir gefällt es auch sehr. Ich glaube zwar nicht wirklich an die Wirkung des Amuletts, weil da immer so übertrieben wird, beim Verkauf, aber man wird ja sehen.“
 

Mokuba nickt und der Ladenbesitzer stellt nun eine Schachtel auf die Theke. Als er sie öffnet, kann ich zwei dieser Amulette glitzern sehen.
 

„Eine Anmerkung noch. Sie sollten das Amulett Ihrem Freund zuerst anlegen, dann erst sich selbst. Und sobald beide kurz aufleuchten, haben sie sich aktiviert. Nun darf ich Sie bitten, beide kurz zu berühren.“
 

Ich zucke mit den Schultern und tippe jedes Amulett kurz an.
 

„Reicht das so?“ frage ich und der Ladenbesitzer nickt nur.
 

Danach meint er allerdings:
 

„Dann wünsche ich Ihnen mit ihren Amuletten viel Vergnügen.“
 

Nachdem er mir den Preis genannt hat, bezahle ich diesen und verlasse mit Mokuba den Trödelladen.
 

~~~~~
 

Später, ich hätte es wissen müssen, treffe ich wieder auf Tatjana. Mokuba wollte mir ein Foto von Seto besorgen und ich bin grade von einem Fotografen wiedergekommen. Nun treffe ich Tatjana im Eingangsbereich der Herberge zum zweiten Mal an diesem Tag.
 

//Jetzt wird´s mir aber wirklich zu blöd.//
 

Also steuere ich direkt auf sie zu und frage prompt stur heraus:
 

„Also, was willst du von mir?“
 

Sie senkt beschämt ihren Kopf, dann hebt sie ihn wieder und beginnt zu sprechen:
 

„Olivia. … Ich will mich bei der tunlichst entschuldigen. Ich weiß nicht, was mit mir los war. Ich …“
 

Ich unterbreche sie unwirsch:
 

„Ich weiß sehr wohl, was du vorhattest. Du hast es einfach nicht verkraftet, dass ich mit Seto glücklich bin und wolltest uns auseinanderbringen. Und das nur, weil du mit deinem Freund Pech hattest. Vielleicht wolltest du ihn mir auch wegnehmen, ich weiß es nicht. Geraten hätte ich es dir allerdings nicht. Wir gehören zusammen und werden zusammenbleiben. … Und um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, ob ich dir diese Aktion jemals verzeihen kann.“
 

„Olivia, vielleicht hast du Recht. Und weißt du was? … Ich will es wieder gut machen. … Ich hab´ gehört, dass du mit Seto Kaiba nach Japan willst. Ich würde dir gerne dabei helfen. Wenn ich deinem Vater erzähle, wie vertrauenswürdig dein Freund ist, und dass er einen ausgeprägten Beschützerinstinkt besitzt, lässt er dich vielleicht viel eher mit ihm reisen.“ schlägt Tatjana mir vor.
 

„Das ist ja gut und schön. Aber woher weiß ich, dass du nicht wieder versuchst, mir mein Glück zu zerstören?“ erwidere ich säuerlich.
 

„Ich hab´ dir doch gesagt, es tut mir leid. Meine Freundschaft mit dir, ist mir zu viel wert. Das ist mir erst zu spät bewusstgeworden. Und diese Aktion von mir, war auch nicht fair dir gegenüber. … Es tut mir wirklich unendlich leid.“ versucht es Tatjana wiederholt.
 

„Ich werde es mir überlegen. Ich muss jetzt wieder los.“ und mache mich auf, in Mokuba´s Zimmer.
 

Als ich die Zimmertür öffne, höre ich Mokuba allerdings betteln:
 

„Ach, komm, Seto. Ich brauch´ doch nur ein Foto von dir, auf dem du lächelst.“
 

//Seto scheint es wohl gar nicht zu mögen, Bilder von sich machen zu lassen.//
 

Nachdem Seto wieder gesprochen hat, kommt nun:
 

„Das darf ich dir leider noch nicht verraten.“ von Mokuba.
 

Nun bemerkt mich der Schwarzhaarige, meint:
 

„Olivia, rede du mit ihm. Bei dir wird er sicher nicht so schnell ‚nein’ sagen.“ und drückt mir einfach so, sein Handy in die Hand.
 

Unsicher lege ich das Handy an mein Ohr und durchbreche seine Flüche mit einem:
 

„Hey.“
 

Sofort verstummt Seto und erwidert sanft:
 

„Hey, mein Engel. Was treibst du so?“
 

Ich grinse und antworte:
 

„Ich bastle da an etwas für dich. Nur würde mir ein Foto von dir fehlen.“
 

„Du … bastelst etwas für mich?“ höre ich ihn skeptisch fragen und ich könnte schwören, dass er eine Augenbraue angehoben hat.
 

„Na, ja, basteln eher im indirekten Sinn. Sagen wir es so, das Foto müsste eingepasst werden. … Ich hab´ von mir auch eins machen lassen.“ erwähne ich noch zusätzlich, was ihn wohl hellhörig hat werden lassen.
 

„Du hast ein Foto von dir machen lassen? Und ich krieg eins?“ will er neugierig wissen.
 

„Ja, du kriegst eins. Aber anders, als du vielleicht vermuten würdest. Und ich mein jetzt nicht, dass das Foto irgendwie verändert wurde, sondern nur, dass das Foto ein besonderes Behältnis haben wird. Es soll eigentlich eine Art Abschieds- und Erinnerungsgeschenk sein, falls ich nicht mit dir kommen kann, andernfalls einfach eine kleine Überraschung für dich. Für mich habe ich dasselbe vor.“ erkläre ich ihm.
 

„Das … Ich weiß gar nicht, … Natürlich bekommst du ein Foto von mir. Aber muss ich wirklich lächeln?“ will er wissen.
 

„So, wie du dich in der Öffentlichkeit gibst, kann ich dich immer im Fernsehen verfolgen. Aber ich will eine Erinnerung an dich, so, wie du zu mir bist. Der Mensch hinter der Öffentlichkeit. Kannst du das verstehen?“ klinge ich etwas verzweifelt.
 

„Natürlich. Also schön. Ich werde für dich versuchen, zu lächeln.“
 

„Danke, Seto. Wäre gut, wenn du das Bild irgendwie übermitteln könntest.“
 

„Ok, mach´ ich. … Gib´ mir doch bitte kurz Mokuba noch einmal.“
 

„Ok. Bis bald.“
 

„Ja, bis bald.“ und schon reiche ich Mokuba wieder sein Handy zurück.
 

„Ich bin wieder dran.“ meldet sich Mokuba.
 

Das Schweigen von Mokuba hält eine Weile an, während er zwischendurch ein:
 

„Mhm.“ verlauten lässt.
 

Nach einer Weile sagt er allerdings:
 

„Gut, mach´ ich. Und komm bald zurück. Olivia vermisst dich ganz doll.“
 

Wieder kurze Stille, dann beendet Mokuba das Gespräch mit:
 

„Ist klar. Also, bis dann. Und vergiss nicht, anzurufen.“ kurz hält er noch das Gespräch aufrecht, dann legt er auf.
 

Gleich daraufhin frage ich ihn:
 

„Du kennst dich aus und weißt, was du tun musst?“
 

„Klar. Was das Ausdrucken der Fotos angeht, da brauchen wir leider einen Copyshop.“
 

„Ich hab´ in der Stadt mehrere gesehen. Das dürfte daher kein Problem darstellen.“
 

„Gut, dann dürfte dein Geschenk bald fertig sein.“
 

Ich nicke und bestätige:
 

„Das ist gut. Danke, Mokuba, für deine Hilfe.“
 

„Kein Problem. Mach´ ich doch gerne.“
 

***
 

Am nächsten Tag des späten Nachmittags, sitze ich auf dem Hügel vor dem wunderschönen Teich und blicke gegen die, bald untergehende, Sonne, in die Ferne, während ich vor mich hinträume. Da durchbricht eine grausame Stimme, die angenehme Stille:
 

„Olivia! … Olivia, ich war gerade in der Stadt. … Rate mal, wen ich in der Stadt getroffen habe. Ich hab´ ihn dir gleich mitgebracht.“
 

Skeptisch richte ich meinen Blick in die Richtung, aus der die Stimme kommt und mache mich schon auf einiges gefasst, als ich …
 

Meine Augen beginnen zu strahlen und Seto, der neben Tatjana gegangen ist, kommt auf mich zu, während Tatjana fünf Meter entfernt stehenbleibt und ich aufstehe.
 

Auch Seto´s Augen funkeln erfreut, mich zu sehen, nur Gesten bleiben im Moment aus. Und ich weiß auch warum. Tatjana.
 

„Lass uns ein Stück gehen.“ meint Seto im Flüsterton und ich nicke stumm.
 

So gehen wir nebeneinander spazieren, bis Tatjana außer Sicht ist. Sogleich werde ich zum Stehenbleiben gebracht und mit meinem Rücken an eine warme Brust gezogen. Ich lehne mich an ihn und genieße seine Gegenwart in vollen Zügen.
 

„Ich hab´ dich vermisst.“ haucht er mir in mein Ohr.
 

„Ich hab´ dich auch vermisst.“ nuschle ich in seine Richtung.
 

Ich drehe mich in seiner Umarmung um und wir küssen uns, als hätten wir uns Ewigkeiten nicht gesehen.
 

Nach einer Weile, als wir uns wieder voneinander lösen, fragt mich Seto:
 

„Wo hast du eigentlich Mokuba gelassen?“
 

„Der ist im Zimmer und erledigt noch etwas für mich.“
 

„Verstehe. … Du sprachst gestern etwas von einer Überraschung? Hat das zufällig etwas damit zu tun?“
 

Ich grinse ihn an und erkläre:
 

„Schon möglich? … Wenn du willst, können wir gerne zu ihm gehen. Er wird sich bestimmt freuen, dass du wieder da bist.“
 

„Hm, … da könntest du recht haben.“
 

Ein kurzer Kuss seinerseits folgt und wir machen uns auf den Rückweg zur Herberge.
 

Dort marschieren wir direkt auf sein Zimmer zu. Als wir eintreten und Mokuba Seto erblickt, versteckt er schnell das, woran er gearbeitet hat.
 

„Seto. Du bist schon wieder da? Ich hatte nicht so bald mit dir gerechnet.“
 

Schnell versteckt er das Geschenk und eilt auf Seto zu, um sich ihm um den Hals zu werfen. Ich nutze diese Ablenkung, hole das Geschenk wieder hervor, setze schnell die Fotos in die Amulette und schaffe es gerade noch rechtzeitig, als Seto auch schon auf mich zukommt und wissen will:
 

„Was machst du da?“
 

Ich drehe mich ruckartig zu ihm und verstecke die Schachtel hinter meinem Rücken.
 

„Ähm, … ich hab´ nur was nachgesehen.“
 

„Nicht zufällig nach meinem Geschenk?“
 

Ich kichere.
 

„Kann es sein, dass du so selten Geschenke kriegst?“
 

Trotzig nickt er.
 

//Er ist ja so süß.//
 

„Also schön. … Hier. Erwarte aber nicht zu viel.“ und ich zeige ihm die Schachtel.
 

„Es ist sozusagen für uns beide etwas da drin. Öffne die Schachtel.“
 

Während ich sie ihm hinhalte, öffnet er zögernd die Schachtel und staunt.
 

„Wow. Die müssen ja teuer gewesen sein.“
 

„Nein, gar nicht. … Ich hab´ sie aus einem Trödelladen. … Sie sind antik und haben angeblich magische Fähigkeiten. Sie tragen angeblich dazu bei, dass die Beziehung ein Leben lang anhält. Und wenn einer von den beiden Trägern in Gefahr sein, oder unerwartete Probleme auftauchen sollten, leuchtet das Amulett des anderen auf, um zur Hilfe eilen zu können, um die Gefahr zu bannen. Aber genau die Zeit vorher, die man braucht, um dort zu sein, wo der andere sich aufhält. Ich weiß nicht, ob es stimmt, aber dumm finde ich diese Fähigkeit nicht. … Du musst sie dir zuerst umlegen. Dann lege ich mir das andere Amulett um. Und wenn beide kurz aufleuchten, haben sie sich aktiviert.“ erkläre ich ihm.
 

Seto nimmt eines der Amulette heraus und öffnet die runde Schale. Dort sieht er natürlich die zwei Fotos. Eines von mir und eines von ihm, das er mir zugeschickt hat. Es bildet sich ein Lächeln auf seinen Lippen, das unwillkürlich breiter wird.
 

„Das ist wirklich ein wundervolles Geschenk. Danke.“ meint er und versucht sich das Amulett umzulegen.
 

Ich gehe ihm zur Hand und schließe den Verschluss in seinem Nacken. Danach hole ich das zweite heraus und zeige ihm, dass im anderen ebenfalls die beiden Fotos drinstecken und lächle ihn glücklich an. Auch er hilft mir mit dem Verschluss in meinem Nacken. Und wirklich, kurz darauf leuchten beide Amulette kurz auf.
 

„Jetzt sind wir für immer miteinander verbunden.“ erkläre ich ihm.
 

Er legt seine Arme um mich und küsst mich verlangend. Allmählich lege ich ebenfalls meine Arme um ihn und wir vertiefen den Kuss.
 

~~~~~
 

Am Abend verlassen wir noch einmal die Herberge und gehen auf den Hügel. Seto hatte mir versprochen, bei mir zu sein, wenn ich meinen Papa anrufe, um ihn zu fragen, ob ich mit Seto nach Japan mitfahren darf.
 

Ich zücke also mein Handy, atme noch einmal tief durch und wähle erst dann die Nummer von Zuhause.
 

„Jelen?“ höre im Handy.
 

„Hallo, Papa, ich bin´s.“
 

„Olivia, … Ich hab´ geahnt, dass du anrufst. Dein Freund hat gestern Abend bereits mit mir gesprochen. Dennoch kann ich dir nur das antworten, was ich ihm auch gesagt habe. Es kommt gar nicht in Frage, dass du mit ihm nach Japan fliegst. Du bist erst 17 Jahre alt. … Du hattest deinen Aufenthalt in dieser Herberge, gib´ dich gefälligst damit zufrieden. Außerdem habe ich dir doch bereits die Erlaubnis gegeben, eine Woche länger zu bleiben. Also lass´ es gut sein.“
 

Ich ärgere mich.
 

„Dann sag´ ich dir aber was. … Sobald ich 18 bin, bin ich weg, das schwöre ich dir.“ und lege wütend auf.
 

Ich schnaube lautstark und sage seine ungefähren Worte vor mir auf:
 

„Gib´ dich damit zufrieden, dass ich dich bereits eine Woche länger bleiben lassen habe.“
 

Ich grummle.
 

„Olivia.“, haucht Seto verzweifelt, „Es hilft einfach nichts. Er rückt kein Stück von seinem Standpunkt ab. Du bist erst 17 Jahre alt.“
 

„Ach, Seto.“ seufze ich, lege meine Arme um seine Taille und kuschle mich an ihn.
 

„Wenigstens bleibt uns noch der ganze morgige Tag, weil du viel eher zurückgekommen bist.“
 

„Ich hatte Sehnsucht nach dir, weil ich mich gestern Nacht wirklich sehr einsam im Bett gefühlt hab´. … Ich hab´ mich irgendwie schon daran gewöhnt, dich immer bei mir zu haben.“ und Seto seufzt.
 

„Du hast mir beim Einschlafen auch gefehlt, weil ich mich doch so gerne an dich kuschle.“
 

„Ich will gar nicht mehr ohne dich sein.“ erklärt mir Seto ehrlich, nach einer längeren Weile des Schweigens und wir Kuscheln miteinander.
 

„Ich doch auch nicht ohne dich.“ erwidere ich.
 

Er löst unsere Umarmung, hält mich mit beiden Händen an den Oberarmen fest und sieht mir direkt in die Augen.
 

„Ich werde morgen nochmal versuchen, mit deinem Vater zu reden. Es muss doch möglich sein, ihn umzustimmen.“ meint er ernst.
 

„Wenn er dich doch nur persönlich kennen lernen könnte.“, werfe ich ein, „Vielleicht fiele ihm die Entscheidung dann leichter. … Ich vermute ja, dass es ihm darum geht, weil er mich jetzt drei Wochen nicht mehr gesehen hat. Es muss ja schließlich schwer für ihn sein, jemanden, den er liebt, einfach gehen zu lassen. … Vielleicht spielt aber auch die Entfernung eine Rolle, weil er nicht mal einfach so vorbeikommen kann, wenn ihm gerade danach ist.“
 

Seto seufzt.
 

„Ich werde mir etwas einfallen lassen, was all die Dinge betrifft, die dein Fortgehen betreffen. Ich werde schon eine Lösung finden.“
 

***
 

Zwei Tage später, sehr früh am Morgen, schlummere ich noch selig vor mich hin und träume noch immer von dem Telefonat, das Seto mit meinem Papa geführt hat. Die Worte, die Seto verwendet hat, haben mich sehr stolz gemacht, dennoch hat es nicht ausgereicht, um die Erlaubnis zu bekommen. Papa hat mir allerdings zugesagt, dass er es überdenken will, wenn er einmal persönlich mit Seto gesprochen hat. Dieses Gespräch kann allerdings erst in 6 Wochen stattfinden, weil Seto zu viele Termine dazwischen hat.
 

Na, ich bin gespannt auf das Ergebnis. Nur eins steht fest, Seto muss heute Vormittag wieder nach Hause reisen. Ich hingegen, erst am Nachmittag, weil meine Heimreise wesentlich kürzer dauert. Seto fährt mit dem Zug zum Flughafen. Denn bei einem Taxi hat man keine Zeit, sich ausgiebig zu verabschieden, besonders, weil man nicht genau sagen kann, wann es kommt.
 

Als ich wach werde, bin ich irritiert. Ich spüre keinen warmen Körper, der sich an mich schmiegt. Ich blinzle gegen die Helligkeit an und blicke mit entsetzt um. Nichts weist darauf hin, dass hier jemand, außer mir, noch, gewohnt hat.
 

„Verdammt.“ schreie ich in die Stille und werfe einen Blick auf meine Armbanduhr. 8.30 Uhr. Seto´s Zug ist noch nicht gefahren. Der fährt erst um 10.15 Uhr. Traurig blicke ich auf die andere Bettseite und erblicke doch tatsächlich eine Nachricht von Seto auf dessen Kopfpolster.
 

Schnell nehme ich die Notiz in meine Hand und beginne zu lesen:
 

„Guten Morgen, mein Engel. Wenn du aufwachst, sind wir wahrscheinlich nicht mehr da. Mir ist klargeworden, dass ich mich von dir nicht verabschieden kann. Ich bringe es einfach nicht übers Herz. Bitte verzeih mir. Wir sehen uns in 6 Wochen wieder. Ich liebe dich. Dein Seto. PS: Hier habe ich dir alle Nummern notiert, um Mokuba oder mich erreichen zu können. Villa, Mokuba´s Handy, Seto´s Handy, Seto´s Arbeitszimmer, Seto´s Büro in der KC Direktdurchwahl.“
 

Noch, während des Lesens sind die ersten Tränen über meine Wangen geflossen.
 

„Du bist so ein Idiot, Seto. Wie kannst du mir einfach so ‚ich liebe dich‘ schreiben? So kann ich es doch gar nicht erwidern. Ich will es dir aber doch unbedingt sagen, bevor du gehst.“ sage ich in den leeren Raum.
 

Ich wische mir die Tränen ab, springe aus dem Bett, husche schnell ins Badezimmer, komme wieder heraus, ziehe mich an und düse auch schon davon.
 

Hinter mir vernehme ich ein:
 

„Warte, Olivia.“
 

Ich bleibe kurz stehen und drehe mich um. Tatjana holt zu mir auf und fragt mich:
 

„Was rennst du denn so?“
 

„Seto will abreisen, ohne sich von mir zu verabschieden.“
 

Ich renne weiter und Tatjana mit mir mit.
 

Während dem Weiterlaufen, erkläre ich ihr:
 

„Wir haben uns ja bisher noch nie ‚ich liebe dich‘ gesagt. Und jetzt sieh dir das an.“
 

Mit diesen Worten drücke ich ihr die Nachricht von Seto in die Hand. Nachdem sie ihn gelesen hat, meint sie:
 

„Das geht ja so überhaupt nicht. Er kann doch nicht so einfach gehen und dir das schreiben, ohne dir die Möglichkeit auf eine Antwort zu lassen. Komm schneller. Dem werde ich mal gehörig meine Meinung geigen.“ und reicht mir den Zettel zurück, den ich mir sofort einstecke, um ihn nicht zu verlieren.
 

Diese Worte bringen mich zum Grinsen.
 

Als wir endlich den Bahnhof erreichen, erwähne ich Tatjana:
 

„Wir haben jetzt eine gute dreiviertel Stunde, um das richtige Gleis zum Flughafen zu finden. Schau dich genau um.“
 

Nach einer halben Stunde werden wir fündig und da erblicke ich Seto und Mokuba neben ihren Koffern stehend, vor ihrem Zug wartend.
 

//Komisch. Wieso stehen die beiden hier rum? Sollten sie nicht längst eingestiegen sein? … Na, umso besser für mich. Dann muss ich nicht erst durch den Zug marschieren und sie suchen.//
 

Ich deute Tatjana leise zu sein und schleiche mich hinterrücks an Seto heran. Da höre ich Mokuba zufällig fragen:
 

„Worauf warten wir hier eigentlich? Wollen wir nicht endlich einsteigen? … Lass mich raten. Du hoffst, dass Olivia dennoch hier erscheint, obwohl du genau weißt, dass du die Tränen dann nicht mehr zurückhalten kannst.“
 

Nun kommen mir selbst wieder die Tränen, weil mir wieder bewusst ist, dass dies die letzte Möglichkeit ist, ihn wiederzusehen, mich von ihm zu verabschieden und ihm zu sagen, dass ich ihn auch liebe. Ich überwinde die letzten Zentimeter und umschlinge von hinten seine Taille. Ich spüre, wie durch seinen Körper ein Ruck geht. Dann höre ich auch schon Tatjana näherkommen, die sich vor ihn stellt.
 

„Hey, du. Du kannst doch nicht einfach so eine Nachricht schreiben, ohne Olivia die Möglichkeit zu geben, darauf zu antworten.“
 

Ich löse die Umarmung von hinten und komme nach vorne, wo ich sehe, wie Seto ein kleines Lächeln auf seine Lippen legt und seinen Kopf senkt.
 

„Sie hat sich an mich rangehängt, als sie gesehen hat, wie ich fluchtartig die Herberge verlassen habe. Und da hab´ ich ihr deine Nachricht gezeigt.“ klinge ich weinerlich.
 

Er hebt vorsichtig seinen Kopf, um mir in die Augen zu sehen. Seine Augen sind sichtlich tränenverhangen und sämtliche Blicke von Passanten sind auf uns gerichtet, da es eine Sensation ist, einen Seto Kaiba auf einem Bahnsteig anzutreffen. Dann kommen da auch noch Tatjana und ich dazu, die sich ihm derart annähern und er dagegen nicht einmal etwas unternimmt. Und außerdem, wer hat schon mal das Privileg, einen Seto Kaiba mit Tränen in den Augen zu erblicken. Ich finde es ganz schön mutig von ihm, seine Traurigkeit so offen zu zeigen. Aber mir gegenüber konnte er sich ohnehin noch nie zurückhalten. Und schon bemerke ich die ersten Blitzlichter. Doch die sind mir im Moment mehr, als nur egal.
 

Ich lege meine beiden Hände an seine Wangen und wische ihm mit den Daumen sanft die Tränen aus den Augen. Danach ziehe ich sein Gesicht zu mir und drücke ihm einen kurzen Kuss auf seine Lippen. Und ich bin mir voll im Klaren, dass alle umstehenden Leute uns gebannt zusehen und es wahrscheinlich sogar fotografiert wird. Das wird eine Abschiedsszene, die ewig anhält.
 

Nachdem ich mich wieder von ihm löse, verziehen sich meine Lippen zu einem verlegenen Grinsen, nachdem ich einen Umschweifer auf unsere Umgebung werfe. Nun verziehen sich seine Lippen ebenfalls kurz zu einem breiten Lächeln, bis es plötzlich heißt:
 

„Der Zug zum Klagenfurter Flughafen auf Bahngleis 5 fährt in zehn Minuten los.“
 

Seto zieht mich sofort in eine feste Umarmung, die ich prompt erwidere, während mein Blick zu Tatjana fällt. Noch mehr Blitzlichter nehme ich nun wahr.
 

Während ich so in Seto´s Armen liege, versuche ich die Worte zu formen, die ich ihm doch so gerne sagen will, aber ich schaffe es einfach nicht.
 

Als fünf Minuten um sind, heißt es:
 

„Alles einsteigen. Der Zug zum Klagenfurter Flughafen fährt in Kürze los.“
 

Seto löst sich von mir, flüstert mir zu:
 

„Bis bald, mein Engel.“ und ein letzter kurzer Kuss folgt, ehe er seine Koffer packt und mit Mokuba an seiner Seite losmarschiert, während ihm wieder unaufhörlich Tränen die Wangen hinunterlaufen.
 

„Seto.“ flüstere ich, während ich meinen Arm nach ihm ausstrecke. Da bekomme ich von der Seite auch schon einen Schubs auf meinem Rücken und die Worte:
 

„Jetzt sag´ ihm doch schon, was du für ihn empfindest.“
 

„Aber wie?“ frage ich sie.
 

„Indem du den Mund aufmachst und die Worte sprichst.“
 

„Das schaff´ ich aber nicht. Ich kann diese Worte nicht aussprechen.“
 

„Jetzt überwinde dich und sage ihm, was du empfindest, ehe er im Zug ist. Wenn du´s ihm nicht sagst, siehst du ihn vielleicht nie wieder. Los jetzt. … Kaiba, warte!“, ruft sie plötzlich, „Olivia will dir noch etwas sagen.“
 

Seto wischt sich über die Augen, dreht sich um und wartet geduldig.
 

„Ich kann nicht.“ flüstere ich zu Tatjana, obwohl ich zu Seto sehe.
 

„Du bist ja so feige. Echt jetzt. … Dort steht der Typ deiner Träume und du bist nicht in der Lage, ihm zu sagen, wie sehr du ihn liebst. Ich würde dich am liebsten gegen die nächstbeste Wand werfen.“ erklärt mir Tatjana frustriert.
 

Diesmal gibt sie mir einen kräftigeren Schubs, sodass ich regelrecht gegen Seto stoße.
 

Er dreht uns beide Richtung Zug, damit Tatjana nichts mitbekommt. Mokuba wirft ein:
 

„Seto, ich bring´ schon mal die Koffer rein.“
 

Dieser nickt Mokuba zu und fragt mich dann besorgt:
 

„Was ist denn?“
 

Mir laufen unaufhaltsam die Tränen über die Wangen und ich sehe zu ihm auf.
 

„Ich schaffe es einfach nicht, das zu sagen, was ich sagen will.“
 

„Und was ist das, was du sagen willst?“ will er wissen.
 

„Ich …“ //liebe dich.// „… kann einfach nicht.“
 

//Wieso schaffe ich es einfach nicht. Ich will ihn doch wiedersehen. Er wird gehen für immer, wenn ich es nicht schaffe.//
 

Ich lege verzweifelt meine Stirn an seine Brust, schließe meine Augen und sammle meinen ganzen Mut zusammen.
 

„Ich liebe dich.“ kommt zwar über meine Lippen, jedoch so leise, dass Seto mich unmöglich gehört haben kann.
 

Das beweist mir, als Mokuba ruft:
 

„Seto, der Zug fährt gleich los.
 

//Ich habe es geschafft. Ich muss es ihm nur lauter sagen.//
 

„Komm endlich.“ und er:
 

„Ich komme.“, ihm zuruft.
 

„Also, … bis bald.“ sagt Seto, hebt kurz mein Kinn an und gibt mir einen letzten Kuss auf meine Lippen.
 

Anschließend wendet er sich ab und schon ist er im Zug verschwunden.
 

„Seto, … ich liebe dich.“ sage ich nun lauter.
 

Doch sofort merke ich, dass er mich nicht gehört hat.
 

Und Tatjana weist mich auch sofort darauf hin:
 

„Er kann dich nicht mehr hören. Ruf ihn an oder schreib ihm eine Sms.“
 

//Wie dumm von mir. Daran hätte ich selbst auch denken können.//
 

Schnell hole ich mein Handy aus meiner Hosentasche, doch ich bin so nervös, dass es mir doch tatsächlich aus der Hand gleitet.
 

„Jetzt reiß dich zusammen, Olivia. Beeil dich doch, bevor der Zug abfährt.“
 

Doch plötzlich lenkt mich das Amulett ab. Es beginnt zu leuchten.
 

Ich nehme es in die Hand und kann Seto darin erkennen, wie er gerade sagt:
 

„Ich hatte so gehofft, sie würde es sagen.“
 

„Also hast du tatsächlich gehofft, dass sie kommt?“
 

Nicken seitens Seto.
 

„Mach dir nichts draus. … Dann sieh´ sie als so was, wie eine Urlaubsliebe an und vergiss sie einfach wieder. Es hatte wohl nicht sein sollen.“ kommt von Mokuba.
 

„Ich kann sie aber nicht vergessen. Ich liebe sie wirklich.“
 

Dann erlischt das Licht des Amuletts und mich befällt Panik.
 

//Das kann er mir doch nicht antun! … Wäre er dann in 6 Wochen überhaupt gekommen?//
 

Schnell sammle ich mein Handy wieder ein, hole seine Nachricht heraus und tippe seine Handynummer ab. Das Handy an mein Ohr gelegt, lausche ich dem Tuten. Dann sehe ich ihn endlich an einem Fenster des Zuges Platznehmen, doch das Tuten scheint er zu ignorieren.
 

//Verdammt, Seto. Nimm doch ab.//
 

Verzweifelt lege ich wieder auf und gedenke, ihm eine Sms schreiben, weil anrufen sichtlich nicht klappt.
 

//Auf die muss er ja wohl reagieren. Wie oft in seinem Leben wird er wohl Sms erhalten?//
 

Daher schreibe ich:
 

„Seto, ich liebe dich so sehr, dass es schon schmerzt. Du bist die Luft, die ich zum Atmen brauche. Das wollte ich dir noch unbedingt sagen. Deswegen war ich doch eigentlich hergekommen. Doch ich war zu feige. Habe es nicht zustande gebracht, diese Worte über meine Lippen zu bringen. Ich liebe dich und hoffe, dass wir uns in 6 Wochen wiedersehen werden. Ruf mich doch in der Zwischenzeit an, wenn du Sehnsucht nach mir hast. Ich werde es tun. Dich anrufen, meine ich. ILD Dein Engel, Olivia.“
 

Zur Sicherheit lese ich den Text noch einmal durch, als sich plötzlich der Zug zu bewegen beginnt. Schnell drücke ich auf ‚Senden‘ und hoffe, dass Seto gleich sofort die Nachricht bekommt. Ungeduldig hat mir Tatjana über die Schulter gesehen und sieht nun mit mir verzweifelt zu Seto durchs Fenster, der keine Anstalten macht, sein Handy hervorzuholen. So kann ich nur zusehen, wie der Zug den Bahnhof verlässt.
 

Als der Zug außer Sichtweite ist, gehe ich deprimiert mit Tatjana Richtung Bahnhofsausgang. Bevor wir noch den Bahnhofsgleis verlassen, versucht sie mich aufzumuntern:
 

„Nimm´s nicht so schwer. Irgendwann wird er die Nachricht bekommen und lesen, dann schreibt er dir bestimmt zurück. Da bin ich mir sicher.“
 

Ich seufze und habe schon die Befürchtung, dass er meine Sms niemals bekommen wird, als ich plötzlich unvorhergesehen einen Sms-Piepston von meinem Handy vernehme. Ich öffne das Nachrichtenmenü meines Handys und lese den Text:
 

„Ich liebe dich auch. Du weißt gar nicht, wie glücklich es mich macht, das zu lesen, auch, wenn ich es hätte wissen müssen. Dennoch hätte ich es gerne aus deinem wundervollen Mund gehört.“
 

Ich antworte ihm:
 

„Gerade, als ich es geschafft habe, es lauter über meine Lippen zu bekommen, warst du schon im Zug und konntest es nicht mehr hören. Ich wollte es dir doch so unbedingt sagen, bevor du weg bist. Ich bin echt erbärmlich. Als ich versucht habe, dein Handy anzurufen, bist du ja leider nicht drangegangen, sonst hätte ich es dir ins Ohr gebrüllt, bis du taub bist. Komm gut nach Hause, auch wenn der Weg noch eine ganze Weile dauert. ILD Kuss Olivia.“ und schicke die Nachricht ab.
 

„Jetzt können auch wir uns für unsere Abreise fertigmachen. Wann geht nochmal unser Zug?“ frage ich die Tatjana.
 

„Heißt das, wir reisen gemeinsam zurück?“ will sie wissen und ich nicke.
 

„Du hast mir geholfen und ich glaube, dass ich dir unter diesen Umständen verzeihen kann und dir noch eine Chance gebe.“ erkläre ich ihr.
 

„Oh, danke, Olivia.“ fällt mir Tatjana um den Hals.
 

„Schon gut. Lass uns zurück zur Herberge gehen.“ löse ich sie wieder von mir, als ich wieder eine Sms erhalte.
 

Wieder lese ich die Nachricht:
 

„Du bist nicht erbärmlich. Du bist der wundervollste Mensch, den ich kenne. Darum habe ich mich ja in dich verliebt. Ich werde dein Geschenk in Ehren und dich in guter Erinnerung behalten, bis wir uns wiedersehen. ILD 1000 Küsse Dein Seto.“
 

Ich kichere und doch spüre ich allmählich, dass er mir an meiner Seite fehlt.
 

//Wir haben wohl wirklich zu viel Zeit beieinander verbracht. Es wird mir verdammt schwerfallen, zu ertragen, dass er nicht bei mir ist.//
 

„Ich vermisse ihn.“ jammere ich und Tatjana beginnt zu lachen:
 

„Er ist doch noch nicht mal zehn Minuten weg.“
 

„Ich weiß.“ gestehe ich.
 

***
 

Sechs Wochen später, bei mir Zuhause, am Nachmittag, klingelt unerwartet die Haustür, denn meines Wissens erwarten wir heute niemanden. Schulterzuckend eile ich zu der Türe und öffne sie, als mir der Mund offenstehen bleibt.
 

„Seto!“ brülle ich und werfe mich ihm um den Hals.
 

Seto schließt sogleich seine Arme um mich und drückt mich fest an sich.
 

„Ich hab´ dich ja so vermisst.“ flüstere ich, da sein Ohr in meiner Mundreichweite ist.
 

„Ich hab´ dich auch furchtbar vermisst.“ erwidert er ebenso leise.
 

Als ich mich löse, stelle ich fest:
 

„Du hast ja Mokuba mitgebracht. Kommt rein.“
 

Ich trete neben die offene Tür und lasse ihnen den Eintritt. Erst jetzt bemerke ich, dass Mama, Papa und, neugieriger Weise, mein Bruder in den Vorraum gekommen sind, um zu sehen, wer da gekommen ist. Mein Papa tritt auch sofort vor und begrüßt ihn mit:
 

„Sie sind pünktlich, Mr. Kaiba. Kommen Sie doch weiter, ins Wohnzimmer. Ihr Bruder kann sich in der Zwischenzeit ein wenig umsehen.“
 

Als mein Papa Seto ins Wohnzimmer führt, will ich automatisch mitgehen, da meint aber mein Papa:
 

„Ich spreche erstmal alleine mit deinem Freund.“ und schickt mich weg.
 

Stirnrunzelnd wende ich mich an Mokuba:
 

„Ich wusste nicht, dass ihr heute kommt. Wieso hat keiner von euch angerufen?“
 

„Seto wollte dich überraschen. Er hat hauptsächlich mit deinem Vater telefoniert.“
 

„Und was haben die beiden jetzt zu besprechen?“
 

„Na, ja, weißt du, … Seto hat bisweilen nicht nur über das ‚zu ihm ziehen‘ mit ihm gesprochen, sondern auch darüber, dass er sich dazu entschieden hat, wenn das mit euch klappt, dich zu heiraten.“
 

„Ich ahne Schlimmes.“
 

„Mach´ dir keine Sorgen. Seto weiß, was er tut. … Sie werden allerhöchstens besprechen, wie das mit dem Besuchen und Besuchen kommen geregelt werden soll.“
 

Jetzt stehen mir sichtlich Fragezeichen auf der Stirn geschrieben.
 

„Häh?“
 

„Du hast ja diese 6 Wochen über, mindestens zweimal die Woche mit Seto telefoniert. Dazwischen hat er mit deinem Vater telefoniert, um ihn besser kennen und einschätzen zu lernen, während er immer wieder auf ihn eingeredet hat, dich nach Japan holen zu dürfen. Und, weil Seto kein einziges Mal aufgegeben hat und ihn immer wieder darauf angesprochen hat, scheint dein Vater der Ansicht zu sein, dass es Seto mit dir ernst ist.“
 

„Er hat sich ja auch mein Gejammer immer wieder anhören dürfen, weil ich Seto so sehr vermisse.“ kichere ich.
 

„Na, endlich bist du mal wieder besser gelaunt. Deine Laune hält man sonst ja gar nicht mehr aus.“ höre ich plötzlich meinen Bruder sagen.
 

„Wenigstens verschwindest du bald von hier.“ fügt er an und ich bin irritiert.
 

„Was hast du gesagt?“ frage ich nach.
 

„Na, dieser Seto Kaiba kann dich gleich mitnehmen, wenn der Papa ‚ja‘ sagt.“
 

Meine Augen weiten sich überrascht.
 

„Hat er das gesagt? Aber …“ beginne ich.
 

„Ich bin mal in der Nacht aufgewacht, da hab´ ich Mama und Papa über deinen Freund reden hören. Die Mama wäre bereit, dich gehen zu lassen, damit du glücklich werden kannst, und hat eben auf den Papa eingeredet. Und dann hat er so was gesagt, wie: ‚Gut. Wenn du das so siehst, dann kann Seto Kaiba Olivia mitnehmen, sobald er hier eingetroffen ist, um mit mir zu sprechen. Wir besprechen dann nur noch die Details, was die Besuche angehen, weil Japan ja nicht gerade ums Eck ist.‘“
 

Mokuba´s und meine Lippen verziehen sich zu einem erfreuten Lächeln.
 

„Ich hab´ das gar nicht gewusst. Und Seto wahrscheinlich auch nicht.“ meint Mokuba.
 

Die Mama kommt zu uns in den Vorraum gestoßen und meint:
 

„Olivia, pack schon mal deine Sachen.“
 

Ich strahle sie an und renne mit Mokuba an der Hand hinauf in mein Zimmer. Schnell suche ich mir einen Koffer und fordere Mokuba auf:
 

„Schmeiß mir bitte die Sachen aus meinem Kasten zu.“
 

So hilft mir Mokuba beim Packen und ich räume alles ein, was ich brauchen kann und was mir gehört. Bei einigen Sachen muss ich aber leider mit meinem Bruder streiten und Mokuba sieht uns dabei belustigt zu. Als aber dann endlich der Koffer gepackt ist, trage ich ihn schon mal nach unten in den Vorraum.
 

Danach gehe ich durch die Küche und linse ins Wohnzimmer, da zwei Wege ins Wohnzimmer führen. Einer führt direkt von den Treppen ins Wohnzimmer, die mit einer Tür getrennt sind, und einer durch die Küche, wo sich keine Türe befindet.
 

Noch ehe ich zum Lauschen komme, spricht mich die Mama an:
 

„Du kannst ruhig zu deinem Freund reingehen. Es ist bereits alles besprochen. Ich wollte dich eben holen. Dein Freund hat nämlich Sehnsucht nach dir.“
 

Sie lächelt mich aufmunternd an und ich betrete das Wohnzimmer.
 

„Hey.“ sage ich, um auf mich aufmerksam zu machen und Seto winkt mich zu sich.
 

Mit Freuden komme ich auf ihn zu, setze mich neben ihn und kuschle mich seitlich an ihn. Er nimmt meine Hand in seine und spielt mit meinen Fingern, während Papa fragt:
 

„Und du, Olivia, willst wirklich mit ihm nach Japan?“
 

Ich sehe zu meinem Papa und nicke.
 

„Du glaubst wirklich, dass ER dich glücklich machen kann?“ deutet mein Papa auf Seto.
 

„Ich bin mir sogar ziemlich sicher. Dafür muss er ja auch gar nicht viel tun. Nur da sein und mit mir kuscheln.“ grinse ich meinen Seto an, während ich die weiteren Details für mich behalte.
 

//Nicht zu vergessen, mit mir zu schlafen, mich zu küssen oder mit mir rumknutschen, mit mir reden und hin und wieder etwas mit mir zu unternehmen. Aber das wird man sich ja wohl denken können.//
 

Seto erwidert mein Grinsen mit einem kleinen Lächeln, legt seinen Arm um mich und drückt mich etwas fester an sich. Dann beugt er sich zu mir und gibt mir einen kurzen Kuss auf meine Lippen, weil uns das zur Begrüßung leider verwehrt geblieben ist. Aber, wenn er mich wirklich gleich mitnehmen kann, werde ich mich gedulden, bis wir gegangen sind. Danach kann ich ihn immer noch abknutschen.
 

Kopfschüttelnd steht der Papa auf und geht Richtung Küche, mit den Worten:
 

„Entschuldigt mich für einen Moment.“
 

Seto nickt ihm nur zu, dann wendet er sich mir zu und fällt über meine Lippen her.
 

//Gott, wie hab´ ich das vermisst. Ich hatte ja solche Sehnsucht nach ihm.//
 

Darum lasse ich es auch zu, dass Seto den Kuss vertieft und mit mir ein Zungenspiel beginnt.
 

Nachdem wir uns wieder voneinander gelöst haben, frage ich ihn:
 

„Warum hast du mir nicht gesagt, dass du heute kommst. Ich hatte frühestens morgen oder übermorgen mit dir gerechnet, weil da Wochenende ist.“
 

„Ich habe es einfach nicht mehr länger ausgehalten, ohne dich zu sein. Die Wartezeit war einfach grausam für mich.“
 

„Für mich auch. Ich habe mich nächtelang in den Schlaf geweint und mich jedes Mal von neuem gefragt, warum ich nicht bei dir sein kann.“
 

Seto zieht mich auf seinen Schoß und ich kuschle mich sofort wieder an ihn.
 

„Ich will einfach nur bei dir sein.“ sage ich, aber mehr zu mir, als zu ihm.
 

„Und ich halte es nicht länger ohne dich aus. … Ich brauche dich so sehr.“ kommt nun von Seto.
 

//Stimmt ja. Mokuba hat etwas in dieser Richtung mal erwähnt.//
 

„Ich brauche dich auch. Ohne dich kann ich nicht glücklich sein. … Ich bin so froh, dass du da bist. Für diesen Moment kann ich mich glücklich fühlen.“
 

Seto streicht mir sanft eine Haarsträhne hinters Ohr und flüstert mir ins Ohr:
 

„Ich liebe dich.“
 

Verlegen senke ich meinen Kopf, hebe ihn dann wieder an, sehe ihm tief in die Augen und erwidere ebenfalls flüsternd: „Ich liebe dich auch.“
 

Daraufhin beugt er sich wieder zu mir vor und schnappt nach meinen Lippen. Ich grinse, da er es nicht geschafft hat und komme ihm entgegen. So küssen wir uns sanft, aber leidenschaftlich, während ich meine linke Hand in seinen Haaren vergrabe, als mein Papa sich räuspert.
 

Wir lösen uns voneinander und Papa meint:
 

„Da wir ohnehin alles geklärt hatten, wollen Sie sich vielleicht etwas umsehen, Mr. Kaiba?“
 

„Wenn es Ihnen Recht ist, lasse ich mich von Ihrer Tochter herumführen.“
 

Der Papa nickt und zieht sich wieder in die Küche zurück.
 

„Seto? Kommt mir das nur so vor, oder weiß mein Papa nicht, wie er dich handhaben soll?“ frage ich.
 

Da kommt die Mama unerwartet ins Wohnzimmer und fragt:
 

„Seto, willst du noch einen Kaffee?“
 

„Genau das, meine ich. Was ist Papa´s Problem?“
 

„Der Papa weiß nicht, wie er sich ihm gegenüber verhalten soll. Einerseits ist er eine Persönlichkeit, andererseits dein Freund. Er liegt mit sich im Zwiespalt, weil er nicht weiß, wie er nun mit Seto umgehen soll.“ antwortet mir meine Mama, ehe Seto überhaupt ansetzen kann, zu einer Antwort.
 

„Wird er Seto dann jemals als meinen Freund ansehen können?“ will ich wissen.
 

„Ich weiß es echt nicht. Aber, wenn du willst, rede ich mit ihm darüber.“ schlägt meine Mama vor und ich nicke.
 

„Meiner Meinung nach, sollte Seto, solange ich mit ihm zusammen bin, wie ein Familienmitglied behandelt werden. Die Öffentlichkeit ist ein eigenes Thema und gehört nicht hierher. Darum verstehe ich den Papa ja auch nicht.“
 

„Lass gut sein. Führ mich mal ein bisschen herum.“ meint Seto.
 

Ich seufze und erhebe mich von seinem Schoß. Ich ziehe Seto hoch von der Couch und frage:
 

„Der Papa hat dich vorhin durch die Tür ins Wohnzimmer geführt, oder?“
 

Er nickt, darum deute ich Richtung Küche:
 

„Dort geht´s zur Küche.“ und ziehe ihn mit, wo wir Mama und Papa im Esseck entdecken, wo sie genüsslich Kaffee trinken.
 

„Das ist der Essbereich und hier beginnt die tatsächliche Küche.“ beschreibe ich ihm die Begebenheit.
 

„Das habe ich mir schon gedacht.“ grinst er mich an.
 

„Die Tür nach der Küche führt nur in eine Abstellkammer.“
 

Neugierig wirft Seto einen Blick in den Raum und meint:
 

„Nett.“
 

Nachdem er die Tür wieder geschlossen hat, erwähne ich:
 

„Den Vorraum solltest du noch kennen. Gleich hier, gegenüber der Eingangstür, befindet sich ein WC. Daran vorbei, wie du weißt, geht´s zum Treppenaufgang, rechts die Tür zum Wohnzimmer, links die Tür in den Keller – da unten kann ich dir später unseren Tischtennistisch zeigen - und die Tür gerade aus, dort befindet sich unser Computerzimmer – hier werden hauptsächlich Computerspiele gespielt.“
 

Ich öffne die Tür und Seto wirft einen Blick in den Raum.
 

„Nicht schlecht. Das sind aber sehr alte Geräte.“
 

„Ich weiß.“, grinse ich verlegen, „In meinem Zimmer steht auch ein PC. … Ich spiele mit meinem Bruder öfter übers Netzwerk ‚Siedler 2’, das wir extra dafür eingerichtet haben.“
 

„Das habt ihr selbst eingerichtet?“ fragt Seto und ich nicke.
 

„Mein Bruder und ich haben das gemacht. Mein Papa hat auch etwas geholfen, da wir mit dem Kabelverlegen Probleme hatten. Wir wollten uns nämlich nicht extra WLan-Netzwerkkarten kaufen müssen.“ erkläre ich Seto.
 

„Verstehe.“
 

Schon ziehe ich ihn die Treppen nach oben.
 

Nachdem wir oben angekommen sind, beginne ich von rechts aufzuzählen:
 

„Hier befindet sich das Schlafzimmer meiner Eltern, hier ist das Zimmer meines Bruders, …“, mein Zimmer übergehe ich geflissentlich, „… hinter dieser Tür befindet sich ebenfalls ein WC und hier ist das Badezimmer.“
 

Neugierig wirft er einen Blick hinter die Tür. Dann fixiert er die Tür, hinter der sich mein Zimmer verbirgt.
 

„Und was ist mit diesem Zimmer hier?“ will Seto wissen.
 

//War ja klar. Er hätte wahrscheinlich ohnehin wissen wollen, wo sich mein Zimmer befindet.//
 

Verlegen antworte ich leise:
 

„Das ist meins.“
 

Als Seto bereits neugierig die Türklinke nach unten drücken will, erwähne ich schnell:
 

„Nicht, dass dich der Schlag trifft.“
 

Er runzelt die Stirn, öffnet meine Zimmertür und seine Augen weiten sich.
 

„Oh, mein Gott!“ entkommt seinen Lippen.
 

Meine Wangen beginnen höllisch zu brennen, weil es mir mehr als peinlich ist, dass er sich selbst auf meinem Kasten und an den Wänden bewundern kann.
 

//Kann sich unter mir, nicht, bitte, ein Loch auftun? Ich würde jetzt gerne im Erdboden versinken.//
 

Jedoch anders, als erwartet, legt sich ein Lächeln auf seine Lippen.
 

„Ich bin sprachlos.“ kommt von Seto fassungslos kopfschüttelnd, während das Lächeln auf seinen Lippen liegen bleibt.
 

„Na, ja. Ich hab´ seit meiner Rückkehr aus der Herberge nichts verändert. … Und, du hattest es mir bereits von Anfang an angetan.“ sage ich mehr als leise, aber gerade noch so, dass er es verstehen kann.
 

Sein Mund bleibt erstaunt offenstehen.
 

Nach einigen Sekunden schafft er es dann wieder zu sprechen:
 

„Du willst mir allen Ernstes weismachen, dass du dich bereits in mich verliebt hast, als du mich das erste Mal im Fernsehen gesehen hast?“
 

Beschämt senke ich meinen Kopf und nicke, wage es allerdings nicht, ihn anzusehen, weil mir diese Tatsache einfach zu peinlich ist. Sein Lächeln wird breiter, als ich wage zu ihm hochzuschielen. Er kommt auf mich zu und hebt mein Kinn, mit zwei seiner Finger, an, damit ich ihm in die Augen sehen muss.
 

„Jetzt versteh´ ich endlich deine Aussage, von wegen, du bist nur so was wie ein Fan. … Das finde ich wirklich süß. … Du bist süß.“
 

Ich fühle mich von seinen Augen gefangen, als er sich zu mir herabbeugt und seine Lippen auf meine legt, wobei ich das Gefühl habe, als wäre es unser erster Kuss.
 

Plötzlich höre ich von unten meinen Papa brüllen:
 

„Olivia, komm sofort herunter!!!“
 

Ich zucke leicht zusammen und Seto löst sich von mir.
 

„Verdammt, er hat den Koffer gesehen.“ fluche ich über mich selbst, weil ich so dumm war, ihn so offensichtlich im Vorraum abgestellt zu haben.
 

Ich frage Seto daher:
 

„Kommst du mit?“
 

Doch, ohne eine Antwort abzuwarten, verlasse ich bereits mein Zimmer, lasse die Zimmertür allerdings für ihn offen, und eile die Treppen hinunter.
 

„Ja?“ frage ich scheinheilig, als mir mein Papa unten am Treppenabsatz bereits entgegenkommt.
 

„Wieso hast du gepackt?“ will mein Papa, sichtlich verstimmt, wissen.
 

Zum Glück mischt sich nun meine Mama ein:
 

„Ich hab´ ihr gesagt, sie soll schon mal ihren Koffer packen.“
 

//Ob mich das rettet?//
 

Unerwartet leuchtet mein Amulett ganz kurz auf, aber so schnell, wie das Licht gekommen war, ist es auch wieder aus, als binnen fünf Sekunden auch schon Seto die Treppe herabkommt und fragt:
 

„Ist etwas nicht in Ordnung?“, ehe mein Papa so richtig in Fahrt kommen kann.
 

Erst jetzt bemerke ich, dass ich panisch die Luft angehalten hatte und atme nun erleichtert aus.
 

//Das Amulett hat anscheinend Seto gewarnt, dass es zu Problemen kommen wird, wenn er nicht einschreitet. … Ob er damals, als ich die Warnung vom Amulett erhalten habe, auch bei ihm das Amulett kurz aufgeleuchtet hat, um anzumelden, dass mir eine Warnung zukommt? … Könnte möglich sein, dass er es damals gar nicht so wirklich mitbekommen hat, weil er anderweitig - mit Gedanken - beschäftigt war.//
 

Auf jeden Fall legt sich sichtlich die Wut von meinem Papa und wandelt zu Ehrfurcht? um.
 

//Kann es sein, dass mein Papa Angst vor Seto hat? Was sollte Seto ihm denn antun? … Meine Güte. … Ich wüsste wirklich gern, was im Kopf von Papa vorgeht. Er benimmt sich ja beinahe … unterwürfig. … Moment. … Seto!//
 

Ich blicke stutzig zu Seto herüber und mein Blick wird leicht böse. Wieder leuchtet kurz mein Amulett auf und bei Seto beginnt es konstant zu leuchten. Ein Bild erscheint auf seinem Amulett, er hebt es an und sieht sich das Bild darauf an. Seine Augen weiten sich, schon macht er auf den Treppen kehrt.
 

„Wenn ich dich erwische, dann kannst du was erleben!“ schreie ich ihm nach und renne ihm nach.
 

Er stürmt in mein Zimmer und schmeißt hinter sich die Tür zu. Ich reiße die Tür auf und funkle ihn sofort wütend an, dann blicke ich mich um, schnappe nach Sachen, die ich dann nach ihm werfe. Leider weicht er den geworfenen Sachen geschickt aus. Dennoch nähere ich mich ihm, ohne, dass er es wirklich wahrnimmt. Danach stürze ich mich auf ihn, werfe ihn regelrecht auf mein Bett und nagle seine Handgelenke an der Matratze fest, während ich es mir auf seinem Bauch bequem mache.
 

„Ich dulde es nicht, wenn du jemandem aus meiner Familie drohst.“ sage ich drohend.
 

„Aber, …“ will er mir widersprechen, aber ich unterbreche ihn und rede ruhiger weiter:
 

„Seto, das geht so nicht. … Das, was du gemacht hast, ist einfach nicht richtig. Das sollte dir eigentlich klar sein. … Ich weiß, du willst, dass ich mit dir nach Japan komme. Aber nicht unter solchen Voraussetzungen. … Ich will nicht, dass mein Papa Angst vor dir hat, weil du ihm Probleme bereiten könntest. Oder willst du so, in eine Familie aufgenommen werden, wenn du weißt, dass du gefürchtet wirst? … Würde es dir gefallen, wenn Mokuba unentwegt Angst vor dir hätte?“
 

Er seufzt resigniert und antwortet ein leises schuldbewusstes:
 

„Nein.“
 

„Na, bitte. … Du gehst jetzt zu meinem Papa und entschuldigst dich gefälligst für dein unakzeptables Verhalten. … Wenn nicht, werde ich dir ewig böse sein.“ blicke ich ihn mehr als ernst an, mit einem durchbohrenden Blick, bei dem er sich sichtlich unwohl fühlt.
 

//Gut so. … Ich weiß, ich nehme mir im Moment sehr viel heraus, Seto etwas zu befehlen, aber sonst lernt er es ja nicht. Er hatte ja schließlich keine richtigen Eltern mehr, die ihm gezeigt hätten, wie man´s richtig macht. … Ich fürchte, bei ihm werde ich auch so was wie seine Mutter ersetzen müssen, um ihm Grenzen zu setzen.//
 

Seto nickt artig und ich lasse ihn frei, damit er sich vom Bett erheben kann. Schon deute ich mit meinem Arm Richtung Tür, damit er weiß, dass es mir ernst ist.
 

Ich folge ihm mit Abstand die Treppen hinunter, als sofort die Mama fragt:
 

„Alles in Ordnung?“
 

Ich nicke ihr nur kurz zu und verschränke abwartend meine Arme, als sich Seto kurz zu mir umdreht. Er seufzt und wendet sich an meinen Papa:
 

„Ich entschuldige mich für mein unakzeptables Verhalten.“
 

Ich warte ab, wie mein Papa reagiert, der aber eher irritiert aussieht. Prüfend wirft mir Seto einen Blick zu und ich deute ihm, mit einem Kopfnicken, weiterzusprechen, da sich mein Papa anscheinend nicht auskennt. Ein erneutes Seufzen seitens Seto folgt und er fügt an:
 

„Was meine Person betrifft, brauchen Sie nichts zu befürchten, solange es nicht an die Öffentlichkeit gerät.“
 

Wieder folgt von Seto ein kurzer Blick zu mir, ehe er seine Ansprache beendet:
 

„Und meine Drohungen nehme ich somit zurück.“
 

Meine Mama, die keine Ahnung hatte, sieht Seto entsetzt an. Allerdings wandert ihr Blick dann bewundernd zu mir. Seto dreht sich abwartend dann wieder zu mir, ich löse die Verschränkung meiner Arme und wuschle ihm lächelnd durch die Haare.
 

„Hey, du ruinierst meine Frisur.“ beschwert er sich.
 

Nun grinse ich ihn an:
 

„Ich hab´ nie behauptet, deine Haare blieben verschont.“
 

Mein Papa räuspert sich und meint:
 

„Dann ist ja alles in Ordnung. … Sie wollen aber dennoch meine Tochter mitnehmen, nicht wahr?“
 

Ich verziehe das Gesicht.
 

//Ich mag es nicht, wenn Papa Seto siezt. Das klingt so unpersönlich.//
 

Überraschter Weise erklärt Seto:
 

„Nennen Sie mich doch bitte Seto, … auf Wunsch Ihrer Tochter. … Und ja, ich bitte Sie, um die freiwillige Erlaubnis, Ihre Tochter nach Japan mitnehmen zu dürfen.“
 

Unerwarteter Weise legt sich ein Lächeln auf Papa´s Lippen und seine Augen funkeln amüsiert.
 

„Nenn´ mich ruhig Werner. … Und was Olivia angeht, … Nimm sie ruhig mit. Sie scheint ja bestens mit dir klarzukommen.“
 

„Danke, Papa.“ falle ich ihm um den Hals.
 

Wir begeben uns danach alle ins Wohnzimmer, wo auch Mokuba und mein Bruder Manuel zu uns stoßen, da Seto verlauten ließ, dass wir bald gehen würden, und trinken noch Kaffee, Tee oder Kakao.
 

Wenig später machen wir uns dann schon zum Aufbruch bereit und es werden noch einige Worte, zum Abschied, gewechselt. Dann verlasse ich mein Elternhaus.
 

Auf, ins Glück!
 

~~ Ende ~~

Traum 19 (Tag des Werkens)

Ich, Olivia Jelen, 17 Jahre alt, bin mit Seto Kaiba, 18 Jahre alt, seit 6 Monaten zusammen, seit 2 Monaten von ihm schwanger, was ich aber erst seit einer Woche weiß, und wohne sogar bei ihm. Wir befinden uns in der Schule und er verhält sich, heute ausnahmsweise, nett den anderen Schülern gegenüber. Er lächelt sogar und hat seine kalte Miene zu Hause gelassen. Da ich in dieselbe Klasse, wie er, gehe, weiß ich nicht, was ich von diesem Verhalten Seto´s, für den heutigen Tag, halten soll.
 

Viele Mädchen fliegen auf ihn, wenn nicht sogar noch mehr, als zuvor, weil sie nicht wissen, dass wir zusammen sind. Sein Verhalten mir gegenüber hat sich wenigstens nicht verändert. Er ist immer noch so liebevoll, wie zuvor, zu mir. Und da heute ein Werktag ist, sind wir immer auf anderen Tischen in unterschiedlichen Klassenräumen der ganzen Schule eingeteilt.
 

An einigen Tischen wird Holz bearbeitet, an anderen wird mit Teig gearbeitet, wieder an anderen Tischen wird Metall bearbeitet, oder Drähte gebogen. Einige bleiben allerdings gezwungenermaßen in der Klasse sitzen und warten, bis sie dran sind.
 

So, wie sich die Mädchen Seto aufdrängen, erwacht meine Eifersucht. Aber noch, halte ich sie im Zaum und lasse sie nicht die Oberhand gewinnen. Weil mir aber dennoch nicht passt, wie sich die Mädchen an ihn ranschmeißen, sage ich den Mädchen, dass ich mit ihm zusammen bin und sie die Finger von ihm lassen sollen. Natürlich schenken sie mir keinen Glauben, geben aber eine Zeit lang Ruhe.
 

Später wagt es tatsächlich ein Mädchen, sich zu ihm setzen zu wollen, ich dränge mich vor und erwähne:
 

„Ich sitze hier.“
 

Das Mädchen stampft beleidigt weg. Ihn scheint mein Verhalten eher zu amüsieren. Allmählich vermute ich, dass er das mit Absicht macht, um mich zu ärgern. Oder er hat die Nase von mir voll und sucht nach einer neuen Freundin? Daran will ich gar nicht denken.
 

Wenig später muss ich an den Tisch zum Backen und lasse ihn allein zurück. Ich kann vom Tisch aus beobachten, wie sich die Mädchen wieder an ihn ranschmeißen. Mir kommen schon beinah die Tränen. Warum tut er mir das an? Will er mich loswerden? Er tut ja nicht einmal was, damit sie ihn in Ruhe lassen. Ich halte das nicht aus. Ich sage einer Mitschülerin:
 

„Ich geh´ mir die Hände waschen.“ und verschwinde auf die Toilette.
 

Dort verschanze ich mich in eine Kabine. Warum sagt er ihnen nicht einfach, dass er eine feste Freundin hat. Er macht ja überhaupt aus mir ein Geheimnis. Und das nur, weil wir zufällig in dieselbe Klasse gehen. Wäre ich in einer anderen Klasse, hätte er kein Problem damit gehabt, mich offiziell als seine Freundin anzugeben. Zumindest hat er das gesagt.
 

Mittlerweile glaube ich ihm auch das nicht mehr. Ich hab´ mein Vertrauen zu ihm verloren. Dabei sind wir erst 6 Monate zusammen. Kann es sein, dass er mich einfach nie wirklich geliebt hat? Hat er nur mit mir gespielt? Mit meinen Gefühlen? Ich fange an, bitterlich zu weinen.
 

Ich bleibe einfach hier in dieser Toilettenkabine sitzen, bis die Schule aus ist. Mich vermisst ja ohnehin keiner. Die anderen Schüler können mich noch nicht einmal leiden. Was mache ich mir hier eigentlich vor? Warum sollte ausgerechnet Seto Kaiba mich lieben? Ich werde ihm nie mehr Glauben schenken können. Ich werde ihn verlassen müssen.
 

Es tut einfach zu sehr weh, was er sich heute schon geleistet hat. Nicht ein einziges Mal hat er den Mädchen klargemacht, dass er vergeben ist. Er muss ja nicht mal sagen, dass ich seine Freundin bin, aber nicht mal das tut er. So lässt er die Mädchen im Glauben, er ist immer noch zu haben. Natürlich stürzen sie sich auf ihn, weil jedes, wirklich jedes Mädchen seine Freundin sein will. Aber nicht, weil sie ihn, seine Person lieben, sondern sein Geld und seinen Ruhm. Warum begreift er denn nicht, dass ich seine Person, und nicht sein Geld, liebe.
 

Ich schluchze und beginne immer wieder vor mir her zu sagen:
 

„Ich hasse dich, Seto.“, als die Toilettentür aufgeht, was ich nicht wirklich mitbekomme.
 

Nur am Rande meines Bewusstseins.
 

Nach einer Minute halte ich inne, weil ich die Toilettenspülung höre.
 

Na, toll. Die muss sich ja was denken. Ich bin völlig am Ende. Nein, ich kann nicht warten, bis nach der Schule. Ich werde sofort ausziehen. Egal, was der Lehrer sagt, ich werde sofort gehen.
 

Ich wische mir die Tränen aus dem Gesicht und trete aus der Kabine. Beim Waschbecken wasche ich mir noch die Tränen aus dem Gesicht und verlasse die Toilette. Ein Blick zu Seto verrät mir, dass er sich gerade von einem Mädchen abknutschen lässt. Das ist zu viel.
 

Ich renne schnell aus dem Klassenzimmer. Doch der Lehrer hält mich auf:
 

„Wo wollen Sie hin, Frau Jelen?“
 

„Mir geht´s nicht gut. Bitte entschuldigen Sie mich für den Rest des Tages.“ antworte ich ihm nur und er nickt.
 

Anscheinend hat er mein verweintes Gesicht gesehen. Dass der Lehrer erbost zu Seto rübergeht, bekomme ich gar nicht mehr richtig mit.
 

Ich verlasse schnellstens das Schulgebäude und eile zur Kaiba-Villa, wo ich dank Seto wohne. Oben in meinem Zimmer packe ich einige Kleidungsstücke aus dem Schrank und stopfe sie in meinen Rucksack. Danach verlasse ich die Villa, gehe in den Park und heule dort weiter.
 

Als ich mich wieder halbwegs beruhigt habe, zücke ich mein Handy und rufe Joey an, der eigentlich noch in der Schule sein sollte. Aber sie haben gerade Mittagspause und Seto ist mir nicht gefolgt, was auch schon alles aussagt, falls er mein Verschwinden denn überhaupt mitbekommen hat.
 

Auf der anderen Seite der Leitung wird abgenommen:
 

„Olivia? Wo bist du? Du warst plötzlich verschwunden.“
 

„Ich bin im Park, warum? Hat dir Seto noch gar nicht gesagt, dass er sich anderweitig umsieht? Hast du sein Verhalten heute noch nicht mitbekommen? … Falls du ihn siehst, kannst du ihm ausrichten, dass er sich doch eine von den Schnepfen nehmen soll. Mit mir lass´ ich das nicht machen.“
 

„Tut mir leid, Olivia. Ich hab´ ihn heute noch gar nicht gesehen. Yugi, Tea und Tristan auch nicht. Wie du weißt, waren wir ja in andere Klassen eingeteilt.“
 

„Ich weiß, Joey.“
 

„Bitte, hör doch auf zu weinen. Es wird wieder alles gut.“
 

„Das kann ich leider nicht. Es tut so weh. … Es hat ihn sogar amüsiert, weil ich eifersüchtig war. Alle Mädchen machen sich an ihn ran und er tut nicht mal was dagegen.“
 

„Wenn ich den in die Finger kriege. Der wird was erleben. Der muss mir einen sehr triftigen Grund nennen, wenn er sich so verhält.“
 

„Mir ist mittlerweile egal, was er macht.“
 

„Ist es nicht. Sonst würdest du nicht immer noch weinen.“
 

„Du hast ja Recht. Was soll ich jetzt nur machen? Ich bin jetzt aus meinem Zimmer ausgezogen und hab´ mich in den Park zurückgezogen. Ich weiß doch gar nicht, wo ich hinsoll.“
 

„Am besten gehst du jetzt erst mal zum Spieleladen. Dort bist du für den Anfang nicht allein. Du kannst mit Yugi´s Großvater darüber reden, vielleicht weiß er, wie man dir helfen kann. Es wird sich aber nicht vermeiden lassen, dass du noch einmal mit Kaiba reden müssen wirst, um die Situation aufzuklären.“
 

„Verstehe. Ich danke dir für deine Hilfe. … Und schimpf ordentlich mit ihm, wenn du ihn siehst.“
 

„Mach´ ich. Bis später. Ich komm dann auch zum Spieleladen. Dann können wir uns gemeinsam beraten.“
 

„Danke. Bye.“
 

„Bye.“
 

Und da fängt es auch schon zu regnen an. Genau meiner Stimmung entsprechend. Echt toll. Jetzt werde ich auch noch nass.
 

Ich erhebe mich also von der Bank und mache mich auf den Weg zum Spieleladen.
 

Zehn Minuten später bleibe ich allerdings davorstehen und überdenke das alles noch einmal.
 

Musste er sich unbedingt abknutschen lassen? Das war eigentlich das Schlimmste, was ich mit ansehen musste. Wie er eine Andere küsst. Die war sogar hübscher als ich. Und eine Blondine. Bäh. Wie ich Blondinen hasse.
 

Ich glaube, ich werde lieber lesbisch. Oder ich lasse mich zu einem Mann umoperieren? Nein, das wär´ nicht richtig. Er dürfte wohl doch nicht meine wahre Liebe sein. Wie konnte es nur soweit kommen?
 

Vor dem Spieleladen angekommen, drehe ich mich wieder um, um mich vom Spieleladen zu entfernen und gehe über die Straße. Danach wende ich mich wieder um, weil mir einfällt, dass Joey ja auch hierherkommen wollte.
 

Also gehe ich wieder über die Straße, als ein Auto plötzlich um die Ecke kommt und nicht mehr rechtzeitig abbremsen kann. Ich bekomme gar nichts mehr mit, weil es so schnell geht und ich sofort in die Bewusstlosigkeit geschleudert werde.
 

Als ich wieder zu Bewusstsein komme, höre ich Stimmen um mich herum. Seto´s ist komischerweise auch dabei.
 

„Kaiba, das hast du richtig klasse hinbekommen.“ kommt von Joey.
 

„Wheeler, ich hab´s kapiert. Ich hab´s verbockt. Das Ganze wollte ich nicht. Ok?“
 

„Das solltest du lieber deiner Ex sagen.“
 

„Wheeler, ich lasse nicht zu, dass sie mich verlässt. Ich hole sie wieder zurück.“
 

„Hey, beruhigt euch, Jungs.“ kommt nun von Tea.
 

„Das verbessert nicht unbedingt die jetzige Situation.“ kommt jetzt von Yugi.
 

„Wie konnte es überhaupt so weit kommen?“ fragt nun Tristan.
 

„Kaiba, hat sich gedacht, er muss Olivia zum Narren halten.“ meint Joey.
 

„Ich wollte es doch gar nicht so weit kommen lassen.“ erklärt Seto.
 

„Was hast du dir dabei nur gedacht, Kaiba?“ kommt von Tea.
 

„Ich wollte sichergehen, dass sie es auch wirklich mit mir ernst meint. In den 6 Monaten, die wir jetzt zusammen sind, haben mich Zweifel geplagt. … Ich konnte doch nicht wissen, dass sie so reagiert.“
 

Tea fragt ihn da prompt heraus:
 

„Liebst du sie?“
 

„Von ganzen Herzen. Aber, was bringt mir das jetzt?“
 

„Wie bist du nur auf diese Idee gekommen?“, will nun Yugi wissen, „Ich mein, was genau hat dich dazu veranlasst zu zweifeln?“
 

„Das liegt daran, dass sie mir irgendwie aus dem Weg gegangen ist. Ich hab´ vermutet, dass sie mich nicht mehr liebt.“
 

„Kaiba? Hast du schon mal daran gedacht, dass sie vielleicht denkt, dass sie dich einengt? Ich mein, sie hat mir vor einer Weile gesagt, dass sie nicht genau weiß, wann sie zu sehr klammert, weil sie doch so gern in deiner Nähe ist. Und sie wollte dir Freiraum lassen, damit du dich eben nicht eingeengt fühlst.“ meint Tea.
 

„Verdammt, wie könnte sie mich denn einengen? Ich liebe sie nun mal und ich bin auch ein Mensch, der dazu neigt, zu klammern. Wie kommt sie überhaupt auf diese Idee?“
 

„Ähm, … tja, … weißt du, Kaiba, … das könnte meine Schuld sein.“, gesteht Tea, „Letzten Dienstag, als wir gemeinsam shoppen waren, hat sie mir das mit dem Klammern erzählt und ich hab ihr gesagt, dass es sein kann, dass Menschen es nicht mögen, zu sehr bedrängt zu werden. Das könnte sie auf dich bezogen haben und deshalb versucht haben, etwas auf Abstand zu gehen.“
 

„Aber, was war eigentlich in der Schule los, nachdem Olivia weggerannt war?“ will nun Yugi wissen.
 

„Der Lehrer ist auf mich zugekommen und hat mich beschimpft, was ich mit ihr gemacht habe. – Der Lehrer ist einer der wenigen, die von unserer Beziehung wissen. - Er hat mich nämlich gesehen, wie sich so eine Tusse an mich rangeschmissen hat und meinte, mich küssen zu müssen. Ich hab´ sie sofort weggestoßen, als der Lehrer gekommen ist, und mir erklärt hat, dass Olivia die Schule verlassen hat. Dann wollte ich ihr nach und die ganzen Weiber haben mich total eingekesselt. Ich war schon total am Verzweifeln, bis ich geschrien hab´, dass ich meiner Freundin nachwill. Die Weiber haben mich ganz blöd angeglotzt. … Mittlerweile weiß es ohnehin die ganze Schule.“
 

Ich konnte die Wut in Seto´s Stimme heraushören. Alle, außer Seto, prusten vor Lachen. Als sie sich wieder beruhigt haben, meint Tea:
 

„Warum hast du´s ihnen denn nicht gleich von Anfang an gesagt?“
 

„Da wusste ich noch nicht, wie gut das mit uns klappt. Aber mittlerweile kann und will ich nicht mehr ohne sie sein.“
 

Stille.
 

Ich hab´ ohnehin genug gehört. Jetzt ist mir alles klar. So aufgebracht, wie Seto ist, würde er bestimmt nicht lügen. Außerdem muss ich davon ausgehen, dass er ohnehin nie lügt. Verdammt. Was habe ich mir nur gedacht? Hätte ich das doch eher gewusst.
 

Ich blinzle, um mich an das künstliche helle Licht zu gewöhnen und öffne meine Augen. Ich blicke mich um und stelle fest, dass ich in meinem Zimmer im Bett liege. Seto hat es wirklich zugelassen, dass meine Freunde in seine Villa kommen? Er muss mich wirklich lieben. Ich hab´ eindeutig überreagiert. Ob er mir verzeihen kann?
 

„Oh, sie ist wach.“ stellt Tristan fest.
 

Seto kommt sofort zu mir und setzt sich aufs Bett.
 

„Es tut mir so leid. Wie soll ich dir das Ganze nur erklären?“ meint Seto verzweifelt.
 

Ich schüttle meinen Kopf:
 

„Nicht nötig, ich hab´ mitgehört. Mir tut es leid, weil ich überreagiert habe.“
 

„Nein, ich muss mich bei dir entschuldigen. Kannst du mir jemals verzeihen?“
 

„Du bekommst noch eine Chance, weil ich jetzt weiß, woran ich bin.“
 

Ich würde mich ja jetzt aufsetzen, wenn ich könnte, aber mir tut alles weh. Es muss etwas passiert sein.
 

„Was ist eigentlich passiert? Ich kann mich nicht schmerzfrei bewegen.“ frage ich daher nach.
 

„Du wurdest von einem Auto angefahren. Wheeler hat mich nach der Schule mitgenommen zu dem Spieleladen und da waren bereits ein Rettungswagen und viele Passanten. Nur durch Zufall konnten wir erkennen, dass es sich um dich gehandelt hat. Wir sind mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus mitgefahren und haben dort gewartet, bis du verarztet worden bist.“
 

Mir schwant Übles. Jetzt weiß er bestimmt, dass ich schwanger bin.
 

„Verdammt, warum hast du mir nicht gesagt, dass du von mir ein Kind erwartest?“
 

Den Anderen fallen die Kinnladen bildlich auf den Boden. Ich kann es ihnen ansehen. Er spricht netterweise gleich weiter:
 

„Dem Kind geht´s gut, Gott sei Dank. Nur du hast mehrere Prellungen und Schürfwunden erlitten. Also nichts gar so Schlimmes. Ich konnte dich gleich wieder mitnehmen, nach den Untersuchungen. Ich hab´ mir ernsthafte Sorgen um dich gemacht. Mach´ das ja nie wieder.“
 

Ich kann ihm sogar ansehen, wie seine Augen etwas wässrig werden.
 

„Wie bist du nur auf die glorreiche Idee gekommen, du würdest mich einengen?“ fragt er mich schließlich.
 

„Tut mir leid. Ich bin´s ja gewohnt, dass du montags und manchmal dienstags die Arbeit vom Wochenende aufholen musst, aber ich hab´ dich die ganze Woche kaum gesehen. Ich dachte, du versuchst mir fern zu bleiben, um dich nicht von mir eingeengt zu fühlen. Darum habe ich auch versucht, dir etwas mehr Freiraum zu geben. Das ist doch meistens ein Grund des Verlassenwerdens.“
 

Seto schließt verzweifelt die Augen. Nachdem er sie wieder öffnet, erklärt er:
 

„Es tut mir leid. Ich hatte so viel zu tun, dass ich die zwei Tage einfach nicht fertig geworden bin. Und dann ist noch Arbeit dazu gekommen.“
 

„Nächstes Mal genügt ein Anruf, wenn es sich nicht ausgeht, ok?“ bitte ich ihn.
 

„Versprochen.“
 

„Ich liebe dich.“
 

„Und ich liebe euch.“
 

Er beugt sich zu mir herab, nimmt mich sachte in seine Arme, um mir keine Schmerzen zu bereiten und küsst mich.
 

~~ Ende ~~

Traum 20 (Rückkehr ins Familienhaus)

Seit vielen Jahren kehre ich, Jenna McClain, uneheliches Mitglied der Familie Kaiba, 17 Jahre alt, wieder in meine Heimatstadt zurück. Dort werde ich sofort gejagt, da ich eine Ausgestoßene bin, als uneheliches Kind.
 

Als alte Dame, mit Baby in den Armen, verkleidet, streife ich durch die verregneten Straßen, stolpere und verliere mein Bewusstsein vor dem Anwesen der Familie Kaiba.
 

Als ich wiedererwache, liege ich zugedeckt auf einer Couch. Auf einem Sofa, nicht weit entfernt vom Fußende der Couch, sitzt ein wunderschöner junger Mann. Ich erkenne die Einrichtung dieses Hauses sofort. Hier habe ich früher gelebt. Eine Frau, die ich Tante Clarissa nannte, wohnte hier früher. - Ich vermute allerdings, dass sie meine echte Tante war. - Ich hatte immer viel Zeit mit ihr zugebracht in diesem Haus.
 

//Ah, das erinnert mich doch glatt an die verzauberten Gestalten im Spielzimmer. Ob sie noch immer da sind? Ob sie mich überhaupt noch kennen? … Aber vorerst muss ich mich mit diesem jungen Mann auseinandersetzen.//
 

Ich ziehe ängstlich die Decke bis zur Nase. Er hält mir stumm das falsche Baby hin. Ich will es mir nehmen, als er es fallen lässt. Schnell verstecke ich mich wieder unter der Decke.
 

Er kommt auf mich zu und reißt mir die Perücke vom Kopf.
 

„Seit wann hat es ein so hübsches Mädchen nötig, sich als alte Dame zu verkleiden?“
 

Ich wage es nicht, zu antworten, da ich nicht weiß, mit wem ich es hier zu tun habe.
 

Nun setzt er sich auf die Couch an meinem Kopfende und fragt mich:
 

„Verrätst du mir wenigstens deinen Namen?“
 

Ich wäge ab, ob ich ihm vertrauen kann, als ich ihm ins Gesicht blicke. Sofort wendet er seinen Blick ab.
 

„Du bist weder ein McClain, noch ein Kaiba.“ stelle ich fest.
 

Auch, wenn er seinen Blick abgewendet hat, erkenne ich seine schockgeweiteten Augen. Schnell wende ich meinen Blick ab, als ich bemerke, dass er zu mir zu blicken gedenkt.
 

„Ich wurde adoptiert.“ ist seine einzige Aussage.
 

Ich ziehe scharf die Luft ein und forme stumm seinen Namen:
 

„Seto.“
 

Ich erinnere mich und gebe heiser von mir:
 

„Der süße Junge mit seinem kleineren Bruder.“
 

Schnell halte ich mir den Mund zu.
 

„Woher weißt du …“ beginnt er, bricht aber wieder ab.
 

Sein Gehirn läuft sichtlich auf Hochtouren.
 

„Tante Clarissa …“ ich breche wieder ab, da mir klar wird, dass ich ihm das eigentlich gar nicht sagen darf, und flüchte von der Couch.
 

Ich eile gezielt zum Spielzimmer, weil ich mir da Hilfe erhoffe. Er rennt mir natürlich hinterher:
 

„Meinst du Clarissa McClain?“
 

Ruckartig bleibe ich mitten am Gang stehen, unweit vor den Doppeltüren des Spielzimmers, und er tut es mir gleich, mit einem Fünfmeterabstand.
 

„Was ist mit ihr?“ frage ich ihn.
 

„Sie ist vor 9 Jahren gestorben.“ antwortet er.
 

//Wenn ich jetzt 17 bin, war ich vor 9 Jahren … 8 Jahre alt. Verdammt.//
 

„Du meinst wohl eher, sie wurde umgebracht, weil sie mich … ich meine, weil sie Jenna McClain, die uneheliche Tochter von Alexandra McClain beherbergt hat.“
 

Wieder weiten sich seine Augen.
 

„Ich habe diese Jenna McClain nie kennengelernt.“
 

„Das wundert mich nicht. Du warst erst ein paar Tage mit deinem Bruder hier. Sie durfte weder zu euch, noch ihr zur ihr. Ihr durftet nicht wissen, dass es sie gibt. Doch Tante Clarissa hat sich nicht daran gehalten. Sie hatte mir verboten ihr zu folgen, doch ich hab nicht auf sie gehört. Sie hat euch gesehen, wie Tante Clarissa mit euch über sie gesprochen hat. Nur konnte sie nicht alles verstehen.“
 

Mir wird schlagartig bewusst, dass ich doch tatsächlich kurzzeitig in die Ich-Form verfallen bin.
 

„Na, ja, auf jeden Fall wurde sie, am selben Tag noch, weggeschickt und durfte nicht wiederkehren. Sie wusste aber nicht, ob es daran gelegen hat, dass sie euch gesehen hat.“
 

Schnell wende ich mich an die Doppeltüren des Spielzimmers und rüttle daran. Dann fluche ich:
 

„Seit wann ist das Spielzimmer abgeschlossen?“
 

„Gozaburo hat es nach Clarissa´s Tod abschließen lassen. Niemand sollte es jemals wieder betreten.“
 

„Aber dort drin sind doch die verzauberten Gestalten.“
 

„Ich hab´ dort drin noch nie verzauberte Gestalten gesehen.“
 

„Sie zeigen sich ja auch nur Eingeweihten. Sie sehen eben aus, wie Spielsachen und Figuren. Aber, wenn jemand Vertrautes den Raum betritt, werden sie lebendig. Kein Außenstehender hat sie jemals lebendig zu Gesicht bekommen. Es wussten auch nur wenige der Familie, dass es sie gibt. Die Mehrheit von ihnen hielt sich allerdings lieber von ihnen fern. Allerdings nicht Tante Clarissa. Sie ist sie jeden Tag besuchen gekommen und hat sich stundenlang mit ihnen unterhalten und sogar gesungen.“
 

//Ich rede schon wieder zu viel. Andererseits muss er sowieso alles erfahren, weil er der Junge ist, den mir Tante Clarissa als meine wahre Liebe gedeutet hat. Sie hat mich gebeten, wenn ich alt genug bin, ihn zu heiraten, weil er kein echter Kaiba ist. Damit wenigstens ein echtes legales McClain-Kaiba-Ehepaar existiert.//
 

Er kommt auf mich zu und wendet sich an die Zimmertür, um sie aufzuschließen. Er stößt die beiden Seitentüren auf und wirft seinen ersten Blick in das Zimmer. Es ist allerdings zu dunkel um etwas zu erkennen.
 

„Warte, ich öffne die Vorhänge und nebenbei das Fenster. Die Luft ist hier recht stickig.“
 

„Aber diese Gestalten blockieren doch den Weg zum Fenster.“
 

„Na, dann pass mal auf.“
 

Ich gehe direkt auf meine bekannten Gestalten zu und sage:
 

„Macht bitte Platz. Ich werde Licht und frische Luft hereinlassen. Wie habt ihr es nur so lange ohne ausgehalten?“
 

Die Gestalten verändern ihre Positionen ohne lebendig zu werden. Jedoch schwaches Stöhnen ist zu vernehmen, was mir ein Lächeln entlockt.
 

„Nicht so pessimistisch meine Freunde. Die Zeiten werden sich bessern.“ füge ich an.
 

Das ist genau das, was Tante Clarissa damals gesagt hat, bevor sie mich ihren Freunden vorgestellt hat.
 

//Bis jetzt habe ich mich genau an das Protokoll gehalten, wenn sie schon lange keinen menschlichen Kontakt mehr hatten.//
 

Gemurmel beginnt, während ich zum Fenster gehe, die Vorhänge zur Seite ziehe und das Fenster öffne.
 

„Ah, gleich viel besser.“ und ich atme tief die frische Luft ein. Dann drehe ich mich um und winke den verdammt gutaussehenden jungen Mann näher.
 

„Darf ich vorstellen? Das ist Seto, der Junge von früher mit dem kleineren Bruder. Tante Clarissa hat von ihm gesprochen. Erinnert ihr euch?“
 

Schnell wende ich mich an Genannten:
 

„Es ist gleich soweit. Hab´ keine Angst. Und vor allem, … lauf … nicht … weg. Hast du verstanden? Sie tun keinem was.“
 

Er nickt, doch die bevorstehende Angst kann ich allerdings in seinen Augen ablesen. Das Gemurmel hat zugenommen und im nächsten Augenblick kann man Glitzer um die Gestalten herum feststellen. Diese beginnen sich zu strecken und Seto beobachtet sie komplett starr. Ich stelle mich nun wieder an seine Seite und nehme seine Hand, um ihn zu beruhigen.
 

„Sie tun wirklich keinem was. Sie sind nur für einen da, wenn man sie braucht. Sie sind wahre Freunde für die, die sie auch wie Freunde behandeln.“
 

Dann bemerkt er allerdings meine Hand in seiner und wird leicht rot. Und das, obwohl er es noch kein Mal gewagt hat, mir in die Augen zu blicken.
 

„Verbeuge dich mit mir, vor ihnen. Sie sind sehr alt und noch die ganz alten Sitten gewohnt.“
 

Gesagt, getan.
 

Nach der Verbeugung fragt die grüne Statue:
 

„Wer hat uns denn nur geweckt? Clarissa ist doch von uns gegangen.“
 

Wieder Gemurmel.
 

Ich deute auf mich:
 

„Ich war das. Das letzte Mal gesehen als 8-jähriges Mädchen.“
 

Das Sparschwein grunzt fragend:
 

„Jenna? Bist du das?“
 

Ich nicke nur.
 

Die Balletttänzerin fragt:
 

„Bist du das wirklich? Alle haben behauptet, du wärst tot.“
 

„Ich weiß.“
 

Der blaue Soldat meint:
 

„Mein Gott, bist du groß geworden.“
 

Die rote Rose fügt hinzu:
 

„Und so hübsch.“
 

„Ich freue mich, euch alle wiederzusehen. Lang ist es her.“
 

„Bist du zurückgekehrt, um Seto zu heiraten, wie Clarissa es gewünscht hat?“ fragt die Balletttänzerin vorlaut.
 

„Wirst du wohl den Mund geschlossen halten?“ funkle ich sie an.
 

„Bitte verzeih, Jenna. Mein loses Mundwerk. Tut mir wirklich furchtbar leid.“
 

Schnell blicke ich zu Seto, der inzwischen noch etliche Nuancen dunkler geworden ist. Aber, auch ich weise nun eine sichtliche Röte auf.
 

„Ich hab´ genug gesehen. Du kannst bleiben, solang´ du willst. Wenn jemand fragt, wie du heißt, antwortest du ‚Marie‘. Du bist eine langjährige Freundin aus Washington, die ihr Studium dort macht und für eine Weile zu Besuch ist.“
 

Mit diesen Worten zieht Seto seine Hand zurück und wendet sich zum Gehen.
 

„Ich wünsche noch eine Gute Nacht. Das Hausmädchen wird dir dein Zimmer zeigen.“ fügt er an.
 

„Das war bestimmt zu viel für den Jungen. Kind, hast du ihm gesagt, wer du bist?“ fragt die rote Rose.
 

„Nicht direkt. Aber, er hat es sicher auch so mitbekommen. Ich glaube eher, die Aussage mit dem Heiraten hat ihm den Rest gegeben. Du und dein vorlautes Mundwerk, Balletttänzerin. … Ich weiß noch nicht mal, ob er es gewusst hat. … Ich mein, dass er mich heiraten soll. Tante Clarissa hat das doch einfach so bestimmt. Wir würden das perfekte Paar abgeben, hat sie gesagt. Und sie spürt, dass wir zusammengehören. Er wäre meine wahre Liebe. Das kann ich doch gar nicht sagen. Seit ich hier bin, hat er es vermieden, mir in die Augen zu sehen. Entweder ist er sich nicht ganz sicher, was meine Person angeht, oder … ach, ich weiß auch nicht. … Mit Tante Clarissa war alles immer so einfach. Nur habe ich nie verstanden, warum sie immer soviel Geheimniskrämerei betrieben hat. Einerseits versteh ich ja, dass sie mich beschützen wollte. In dieser Hinsicht habe ich ihr auch vertraut. Aber in vielerlei Hinsicht war sie auch seltsam. Besonders Gozaburo gegenüber hat sie sich immer seltsam verhalten.“
 

„Waren das die Tage, an denen du dich immer rausgeschlichen hast, weil du wissen wolltest, was es da noch zu sehen gibt?“ fragt die grüne Statue.
 

„Na, hör mal. Ich war hier drin quasi eingeschlossen. Natürlich wollte ich mal auch andere Räume sehen. Ich habe mich die paar Tage hintereinander unter dem Küchenwagen versteckt und die Erwachsenen belauscht. So habe ich ja auch von Seto und Mokuba erfahren. Tante Clarissa war total entsetzt, als ich sie über die beiden Jungs ausgefragt hab´. Erinnert ihr euch? Das war der letzte Tag, ehe ich dieses Zimmer für immer verlassen musste.“
 

„Oh, ja. Clarissa war damals wirklich sauer auf dich.“ stimmen alle zu.
 

„Hmmm, … ich werde dann mal schlafen gehen. Gute Nacht. … Ich lasse euch das Fenster offen. Dieses Zimmer gehört mal wieder ausgelüftet.“
 

„Geh ruhig, Jenna. Wir kommen hier schon klar. Schlaf gut.“
 

Ich verlasse das Spielzimmer, lasse aber die Türen offen.
 

Als ich tatsächlich einem Hausmädchen über den Weg laufe, zeigt sie mir auch gleich mein Zimmer, wo ich laut Seto, die nächsten Tage nächtigen darf.
 

//Ich bin nur froh, dass er mich nicht gleich wieder rausgeschmissen hat. Als Verstoßene kann er sich durch meine Aufnahme ziemlichen Ärger einhandeln. Nur, wenn Seto mich heiratet, würde ich nicht mehr als Solche zählen. … Aber, das ist doch das, was Tante Clarissa erreichen wollte. Sie wollte mir die Freiheit zurückgeben. Darum das ganze Theater. … Jetzt verstehe ich endlich den Grund. … Hmmm, irgendwie habe ich heute noch gar nicht Mokuba gesehen.//
 

Toller Gedankensprung.
 

Ich begehe also das Zimmer und kuschle mich auch sofort ins Bett, um auch gleich daraufhin einzuschlafen.
 

***
 

Am nächsten Morgen werde ich von einem Hausmädchen geweckt. Na, ja, eigentlich von derselben, die mir gestern das Zimmer gezeigt hat.
 

„Guten Morgen, Miss Marie. Sie werden zum Frühstück gebeten.“
 

//Marie? … Ach, stimmt ja. Seto hat gestern ja beschlossen, mich so zu nennen.//
 

„Gut, ich komme gleich.“
 

Dann fällt mein Blick neben die Tür, als sie gegangen ist.
 

„Ah, mein Kleiderbeutel. Sehr gut. Jetzt kann ich endlich aus den zerlumpten Sachen raus.“
 

Ich erhebe mich aus dem Bett und wühle in dem Beutel, bis ich die passenden Sachen herausgefunden habe, um mich umzuziehen. Danach mache ich mich noch frisch und verlasse das Zimmer.
 

Im Esszimmer angekommen, erblicke ich auch schon Seto, wie er in der Tageszeitung liest.
 

„Morgen.“ begrüße ich ihn.
 

Er blickt auf und kurz streift sich unser Blick. Zu kurz und zu flüchtig für meinen Geschmack.
 

//Wieso weicht er meinen Blicken aus? Bin ich giftig, oder was? Oder liegt es einfach daran, weil ich eine Ausgestoßene der Familie bin? … Ich hasse das echt. … Ich habe aber genau gesehen, dass er dennoch begeistert von meinem Anblick ist.//
 

„Morgen.“, erwidert er kühl, „Setz dich neben mich.“
 

„Zu deiner Rechten oder zu deiner Linken?“ frage ich höflich.
 

„Zu meiner Rechten. Zu meiner Linken setzt sich üblicherweise Mokuba.“
 

Wenn man vom Teufel spricht, kommt er auch schon herbei gestolpert. Und das, im wahrsten Sinne des Wortes.
 

„Morgen. Entschuldige die Verspätung, Seto.“ kommt von Mokuba gehetzt.
 

„Bist du wieder aus dem Bett gefallen und hast dich in der Decke verheddert?“ erwidert Seto und ich kann mir ein Kichern nicht verkneifen.
 

„Das hier ist übrigens Marie. Sie ist gestern Abend hereingeschneit.“
 

Mokuba sieht mir direkt in die Augen, als diese plötzlich zu strahlen beginnen.
 

„Jenna, du lebst.“
 

Der kleine Wirbelwind kommt sofort auf mich zugestürmt und schließt mich in eine Umarmung.
 

„Bist du gekommen, um Seto zu heiraten? Er hat ja so furchtbar gelitten, als er von deinem Tod erfahren hat.“ spricht der Kleine gleich weiter.
 

„Ach, hat er das?“
 

Ich sehe nun direkt in Seto´s Augen. Er ist anscheinend zu peinlich berührt, um wegzusehen. Das erste Mal, dass er vor meinem Blick nicht flüchtet. Nun wird er doch noch rot und wendet seinen Blick ab.
 

„Ja. Er hat immerzu an dich gedacht. … Als du von uns fortgerissen wurdest, hatte er sich bereits entschieden, dich zu heiraten. Er war ganz furchtbar betroffen, als er erfuhr, dass er es nun nicht mehr tun konnte.“ erklärt Mokuba.
 

„Mokuba!!“ schreit Seto, der nun einer Tomate Konkurrenz machen könnte.
 

„Du bist wirklich zu süß.“ entkommt mir unfreiwillig über die Lippen.
 

Wenn Seto könnte, würde er jetzt vermutlich noch mehr erröten.
 

***
 

So ziehen die Tage ins Land. Jeden Tag verbringe ich im Spielzimmer und jedes Mal bemerke ich, dass mich Seto skeptisch beobachtet, wie ich mich mit den verzauberten Gestalten unterhalte, während er Besuch von einer Freundin namens Carol McFlare hat. Ich hatte ihren Namen beiläufig mitbekommen. Sie bemüht sich auch sichtlich, ihn dazu zu kriegen, sich in sie zu verlieben. Ob es funktioniert, weiß ich leider nicht. Ich weiß nur, dass es mir nicht passt, und ich jeden Tag immer trauriger werde, desto öfter sie zu Besuch ist, und sie sich an ihn ranschmeißt.
 

Mir hat er erzählt, dass sie bereits seit zwei Jahren mit ihm bekannt sei. Aber weiter hat er dazu nichts geäußert, das mir doch zu denken gibt. Vielleicht will er mich ja nicht verletzen, wenn er mir direkt gesteht, dass er mit ihr ein Paar bildet. Ich würde es verstehen. Ja, wirklich. Denn schließlich glaubte er an meinen Tod. Wie könnte er auch nicht?
 

Wie konnte ich nur so blind sein? Ich hätte wissen müssen, dass er sich anderweitig orientiert, sobald er an meinen Tod glaubt. Genau dieses Delämmer klage ich jeden Tag meinen Freunden, den verzauberten Gestalten. Jedoch zu Trösten vermögen sie mich nicht.
 

Der Tag meines 18. Geburtstags. Es ist vormittags und ich sitze im Wohnzimmer auf der Couch. Seto kommt gerade mit der Post und hat einen Brief geöffnet, den er gerade liest. Entsetzt blickt er mich an und setzt an:
 

„Morgen kommt der Neffe von Tante Beatrice zu Besuch.“
 

Entsetzen macht sich in meinen Gesichtszügen breit.
 

„Kennst du ihn?“ fragt er mich allen Ernstes.
 

„Du etwa nicht?“ stelle ich ihm die Gegenfrage.
 

Er schüttelt den Kopf.
 

„Ich verspreche dir, du wirst ihn hassen lernen. … Soviel ich weiß ist er seit fünf Jahren oder so verheiratet und hat zwei Mädchen. … Wenn er seine Kinder mitbringt, mach´ dich ehrlich auf was gefasst. Bei denen darfst du nämlich auf keinerlei Erziehung hoffen. Die schlagen dir hier alles kurz und klein.“
 

Nach einiger Überlegung und mehreren Gedankensprüngen fällt mir plötzlich etwas ein.
 

„Seto, welches Datum haben wir heute?“
 

„Den 8. März. Warum?“
 

„Weißt du etwas über die Familiengeheimnisse?“
 

Wieder schüttelt er den Kopf.
 

„Ich sollte dem fiesen Bernard eigentlich dankbar sein. … Komm mit, ich erklär´s dir.“
 

Wir erheben uns und Seto folgt mir ins Spielzimmer. Vor dem Kamin bleiben wir stehen.
 

„Es hat einen Grund, warum diese Gestalten hier verzaubert sind. Die Geschichte führt über Hunderte von Jahren zurück und begann, als ein illegales Paar heiratete. Zufälligerweise eine McClain mit einem Kaiba. Die beiden Familien hatten angeblich ein illegales Abkommen. … Jetzt macht alles Sinn. Die Bitte von Tante Clarissa. Einfach alles. Und die Toleranzzeit beträgt bloß eine Woche ab heute. Sie wollte die ganze Zeit erreichen, die verzauberten Gestalten aus ihrem Fluch zu befreien. Sie hat mir mal erzählt, dass sie diese Gestalten bereits seit ihrer Kindheit kennt und sie Mitleid mit ihnen hatte, weil sie schon so viele Jahrhunderte so zubringen mussten. … Tante Clarissa hat mir auch erzählt, dass sie Buch über alle illegalen Verhältnisse geführt hat. Innerhalb dieser Toleranzwoche, sollen alle Bücher veröffentlicht werden und … na, ja, … auch unsere legale Hochzeit stattfinden, um den Fluch zu brechen. … Aber nur heute, an meinem Geburtstag, ist es mir möglich, das Geheimversteck zu öffnen. … Wie ging das noch gleich?“
 

Ich beginne eine Melodie zu summen und füge allmählich einen Text ein, während die Gestalten die Melodie formen:
 

„Nacht über Nacht.

Schlaft ihr hier ganz still.

Könnt euch gar nicht rühren.

Den Raum niemals verlassen.

Seid hier eingesperrt.

So lasst euch doch helfen.

Ich bin bereit dazu.
 

Nacht über Nacht.

Liegt euer Geheimnis hier.

Tief hier verborgen.

In einem Buch notiert.

Keiner weiß davon.

Nur ich kann euch helfen.

So lasst euch doch befrei´n.
 

Der Kamin ist offenbar,

zur Zierde nicht nur da.

Dahinter tief verborgen,

liegt euer wahrer Sinn.

Böse schlimme Taten,

die früher vertuscht worden sind.

Können nun beweisen,

was Unrecht getan ist.“
 

Man beginnt nun ein Rumoren hinter dem Kamin wahrzunehmen, das immer kräftiger wird.
 

„Der Kamin birgt ein Geheimnis.

Lass es uns offenbaren.

Ja, die Zeit ist gekommen,

nur heute an diesem Tag,

mein Geburtstag bedeutungsvoll,

die Freiheit vermag euch zu schenken.“
 

Nun schiebt sich die Wand im Kamin zur Seite und macht einen Durchgang frei, der so nie zu vermuten gewesen wäre. Wir staunen beide nicht schlecht.
 

Ich nehme Seto´s Hand und ziehe ihn die Treppen hinunter, durch den Kamin. Ein verstaubtes Büro könnte man annehmen, dass am Ende der Treppe zu sehen ist. Ein Schreibtisch gefüllt mit Schriftrollen von vor sehr langer Zeit.
 

„Hier wurde anscheinend schon wesentlich länger Buch geführt über die zwei Familien. Tante Clarissa war nur ein Nachfolger von Vielen. Und im Falle aller Fälle, hatte sie mich als ihre Nachfolgerin auserkoren. Aber, als sie dann von deiner Adoption durch Gozaburo erfuhr, sah sie ihre Chance gekommen, endlich die Farce zu durchbrechen.“
 

Seto macht mich dann auf ein Buch aufmerksam, dass noch nicht gar so alt scheint:
 

„Sieh mal, Jenna. Hier ist eins von vor einhundert Jahren.“
 

Er schlägt das Buch auf und wir erblicken einen wunderschönen aufgezeichneten Stammbaum.
 

„Ich glaub´, mir wird übel.“ erkläre ich.
 

„Cousinen haben sich mit Cousins verheiratet. Onkel mit Nichten und Neffen mit ihren Tanten.“ beschreibt Seto, was er sieht.
 

„Sogar Halbgeschwister haben sich verheiratet, die um mehrere Ecken verwandt sind. Die meisten Hochzeiten waren bestimmt sogar arrangiert. Das war früher noch so üblich. Um die Unverheirateten endlich unter die Haube zu kriegen. Nur Wenige haben es geschafft, sich aus dem illegalen Vertrag herauszuwinden.“
 

„Das ist echt übel. Überall haben die nur Inzucht betrieben. Also kein Wunder, dass das Jemandem nicht gepasst hat. Mir hätte das, ehrlich gesagt, auch nicht zugesagt.“
 

„Dann wird es Zeit, dieses furchtbare Geheimnis ans Licht zu bringen.“
 

„Ich werde sofort die Tageszeitungen und das Fernsehen informieren.“
 

„Tu das. Ich bringe alles nach oben. … Wenn Mokuba kommt, soll er mir doch bitte helfen. Das ist nämlich ganz schön viel, was es hier zu offenbaren gibt.“
 

„Ich helfe dir, sobald ich alle angerufen habe. In Ordnung?“
 

Ich nicke nur und mache mich ans Sammeln, während Seto nach oben geht, um die Telefonate zu führen.
 

Am Nachmittag haben wir es geschafft, alle Unterlagen ins Wohnzimmer zu schaffen, und etliche Pressefritzen fotografieren herum. Die interessantesten Unterlagen dürfen dabei natürlich auch nicht fehlen. Vor allem die noch aktuellen bestehenden Familien, was einfach nur ein Skandal ist.
 

Später am Nachmittag ist Seto komischerweise nicht mehr aufzufinden. So vertreibe ich mir die Zeit mit Mokuba.
 

Als er dann wieder kommt, gegen Abend, hat er ein verpacktes Geschenk in der Hand und kommt auf mich zu.
 

„Jenna? Da ich nicht wusste, dass du heute Geburtstag hast, habe ich schnell ein Geschenk für dich besorgt. Hier, bitte schön. Alles Gute zum Geburtstag.“ gibt Seto verlegen und etwas schüchtern von sich.
 

//Er muss ja sehr lange überlegt haben, was er mir schenkt, wenn er erst jetzt wieder zurückgekommen ist.//
 

Ich schenke ihm ein zauberhaftes Lächeln, mit einem erfreuten:
 

„Danke.“ und nehme das Geschenk entgegen.
 

Ich packe es etwas zaghaft aus und öffne die Schachtel, die zwei weitere Schachteln beinhält. Zuerst öffne ich die Größere und entdecke eine wunderschöne schlichte Halskette.
 

„Wunderschön. Würdest du bitte?“
 

Er nimmt die Halskette und legt sie mir um den Hals. Als er wieder von hinter mir hervorkommt, strahle ich ihn an, mit meinen funkelnden Augen. Danach öffne ich die zweite kleinere Schachtel, in der sich dazu passende wunderschöne schlichte Ohrringe befinden. Ich muss sie mir natürlich sofort anstecken. Mir kommen beinah die Tränen vor Freude, wurde ich doch noch nie wirklich beschenkt.
 

Ich falle ihm um den Hals und kann die Tränen einfach nicht mehr zurückhalten. Er schließt seine Arme vorsichtig um mich und hält mich mit einem Arm, während er mit der anderen Hand über meinen Kopf streicht, um mich wieder zu beruhigen.
 

Als ich mich wieder gefangen habe, sage ich:
 

„Entschuldige, bitte.“
 

„Schon gut.“ tröstet er mich und blickt mir in die Augen.
 

//Ich liebe diese Augen, auch, wenn ich sie nicht so oft zu sehen kriege. Er meidet noch immer hin und wieder den Augenkontakt. Nur, jetzt nicht. Sogar die Umarmung ist noch nicht vollständig aufgelöst. … Ich bin wirklich gerne in seiner Nähe. Wenn er es doch nur zulassen würde. Ich hab´ mich in ihn, zum zweiten Mal, verliebt, als ich ihn wieder das erste Mal erblickte. Mein armes Herz. Nun schmerzt es nur mehr unentwegt, weil er eine Andere liebt. Oh, weh mir.//
 

Ich wende meinen Blick ab. Ich kann ihm nicht länger in die Augen sehen, mit dem Wissen, dass eine Andere sein Herz begehrt. Mit den Worten:
 

„Ich möchte nicht zu aufdringlich sein.“ löse ich mich ganz aus der Umarmung.
 

Auch, wenn es mir sehr schwerfällt und er etwas enttäuscht wirkt. Aber, das kann täuschen.
 

***
 

Am nächsten Tag nachmittags kommt, wie verabredet, Bernard McClain.
 

„Halli, hallo, wie geht´s denn so? Seto Kaiba, wenn ich nicht irre? Es steht in den nächsten Tagen ein Familientreff auf dem Plan und ich bin auserkoren, sämtliche Familienmitglieder zu informieren und persönlich davon in Kenntnis zu setzen. Ich bleibe auch nicht all zu lange.“
 

„Hallo, Neffe von Tante Beatrice. Komm doch herein.“ erwidert Seto höflich bleibend, während ich mich hinter der Türschwelle zum Wohnzimmer verstecke und beide belausche.
 

„Oh, verzeih. Mein Name ist Bernard. Bernard McClain. Und das hier, sind meine liebe Frau Catherine mit ihren zwei Kindern Isabelle und Michelle. Dir dürfte aufgefallen sein, dass sie Zwillinge sind. Beide sind 5 Jahre alt.“
 

„Kommt doch ins Wohnzimmer.“
 

Ich husche schnell auf die Couch, als die Tür ein weiteres Mal klingelt. Carol, hundert prozentig.
 

Keine zwei Minuten später tänzelt sie auch schon eingebildet ins Wohnzimmer, gefolgt von Bernard und dessen Familie, sowie Seto. Carol scheint nicht erfreut zu sein, dass ich immer noch hier bin, weil Seto ja jedem bisher gesagt hat, dass ich nur ein paar Tage bleiben würde. Nun bin ich aber schon fast eine Woche hier.
 

//Wenn ich´s mir recht überlege, macht es eigentlich keinen Sinn, noch länger hier zu bleiben, wenn Seto eine Freundin hat, die er wahrscheinlich auch heiraten wird. Aber, so viel es auch Sinn macht, ich kann einfach nicht gehen. Es würde mir das Herz brechen, nicht bei ihm sein zu können. … Mein erster Fehler war ohnehin, zurückzukehren. Ich hätte wissen müssen, ihm zu begegnen. Aber, was mache ich mir vor? Ich wollte ihn doch wiedersehen. Ich wollte, dass er weiß, dass ich noch lebe. Ich hätte ihn wirklich gern geheiratet. Hach.//
 

Ich seufze.
 

Seto setzt sich neben mich und Carol direkt neben ihn. Ich hätte es eigentlich wissen müssen, dass sie sich keine Chance entgehen lässt, sich an ihn ranzuschmeißen.
 

„Bernard, setz dich doch. … Das hier ist übrigens Marie, eine gute Freundin und das hier eine Freundin, die ich schon länger kenne.“
 

Zuerst deutet er auf mich und dann auf Carol. Ich sehe Carol aber an, dass ihr ihre Vorstellung nicht ganz so passt. Ich allerdings bin über meine Vorstellung mehr, als nur überrascht.
 

//So schnell bin ich von einer Bekannten zu einer guten Freundin aufgestiegen? Das wundert mich doch. … Manchmal frage ich mich allerdings, ob es ihm nicht unangenehm ist, so von Carol bedrängt zu werden.//
 

Wie auf Kommando rückt sie ein Stück auf ihn zu, als Bernard zu sprechen beginnt:
 

„Seto. Wie du sicher noch weißt, wurdest du vor zwei Jahren aufgefordert, dir eine Braut zu suchen. Bis Ende nächster Woche solltest du dich entschieden haben.“
 

Seto rückt näher zu mir, weil ihm Carol auf die Pelle gerückt ist. Ich rücke natürlich nach, weil auf meiner Bankseite noch ausreichend Platz ist.
 

„Ich habe mich bereits entschieden.“, verkündet Seto, „Kommenden Samstag wird die Hochzeit stattfinden.“
 

„Und wer ist die Glückliche? Vielleicht eine, der hier Anwesenden?“
 

„Das wird die Familie bei der Hochzeit erfahren. Vorerst verrate ich es noch nicht.“ antwortet Seto.
 

„Ah, du willst es ganz spannend gestalten. Na, umso besser. Ich werde das Familientreffen auf deine Hochzeit verlegen. Dann haben wir gleich ein ganz großes Gesprächsthema.“
 

Dann hört man draußen in der Halle ein Scheppern und das nachfolgende Geschimpfe einer überforderten Mutter, deren Kinder keinen Deut auf ihre Aufforderung geben. Danach kommt weiteres Gedepper.
 

//Ich fürchte, jetzt bereut Seto, dass er vergessen hat, die großen Ming-Vasen zu verstecken. Die zwei Teufel finden leider alles, was zerbrechlich ist.//
 

Seto hat seine Hände, die auf seinem Schoß liegen zu Fäusten verkrampft. Die Vasen scheinen ihm etwas bedeutet zu haben. Sanft lege ich eine meiner Hände über seine zwei Fäuste und flüstere:
 

„Ganz ruhig. Bernard wird gleich in Aktion treten. Wenn du´s nicht verkraftest, es mitanzusehen, solltest du die Augen zukneifen.“
 

„Und was ist mit Carol?“
 

„Sie wird vermutlich schreiend aus dem Haus laufen und erst wieder zur Hochzeit erscheinen.“ versuche ich mir das vorfreudige Kichern zu verkneifen.
 

Dann zähle ich aus:
 

„5 … 4 … 3 … 2 … 1 …“ >Zerdepper!<.
 

Bernard springt erbost auf, stürmt auf seine zwei Mädchen zu, hebt die Scherben auf und wirft sie seinen Töchtern hinterher, die panisch davonrennen. Seto und Carol, die ihm vor mir in die Halle gefolgt sind, beobachten das Geschehen mit Entsetzen.
 

Als eins der Kinder erwischt wird, und Bernard immer noch nicht mit dem Nachwerfen aufhört, beginnt Carol panisch zu werden.
 

„Das ist ja ein Verrückter. Ich gehe. … Seto, ich melde mich bei dir.“ somit stürmt Carol aus der Haustür.
 

Jetzt kann ich mich nicht mehr halten und pruste los. Bernard hält sofort inne und starrt mich an.
 

Als ich kein Geschrei und Zerschellen mehr vernehme, fasse ich mich wieder und blicke auf.
 

„Hast du mich eben ausgelacht?“ fragt er, eindeutig in seinem Stolz verletzt.
 

„Aber, nie im Leben käme ich auf so eine Idee. Man weiß ja schließlich, dass man sich niemals mit einem McClain anlegen soll.“
 

Ich verkneife mir krampfhaft ein weiteres Lachen.
 

„Das will ich auch geraten haben.“
 

„Ach, ehe ich es vergesse. Hätten Sie Ihre Kinder richtig erzogen, müssten Sie Ihnen nun nicht hauseigene Scherben nachwerfen. Ich würde Ihnen daher raten, den entstandenen Schaden zu ersetzen und das Haus mit Ihrer Familie zu verlassen. Es ist ohnehin alles gesagt, was zu sagen war.“
 

Auch, wenn man es meiner Stimme nicht anhört, spürt man doch sehr deutlich, dass dies als Drohung zu vernehmen ist. Dieses Geschick unterliegt allerdings nur den McClains. Geschockt und entsetzt zugleich, weil es anscheinend wirklich noch niemand gewagt hat, ihm zu unterstellen, seine Kinder wären nicht erzogen, bemerkt man seinen inneren Frust, weil er sich eingestehen muss, eine Niete als Vater zu sein.
 

Erbost zückt er sein Scheckheft und notiert darauf eine 7-stellige Zahl und drückt ihn mir in die Hand, als wäre ich die Hauseigentümerin. Na, ok, ich hab´ mich eben auch so aufgeführt.
 

„Seto. Schick der Familie Einladungen, damit wir auch Ort und Zeitpunkt deiner Hochzeit erfahren. Man sieht sich bei der Hochzeit.“
 

Somit wendet sich Bernard zum Gehen und schickt seine Familie vor, als ich ihn noch einmal zum Anhalten bringe:
 

„Ach, ich hoffe doch, der Scheck ist gedeckt.“
 

Bernard grummelt:
 

„Natürlich.“ und schlägt sauer die Haustür zu.
 

Dann blicke ich Seto an, der mich ganz verdattert mustert.
 

„Was denn? Ich wollt´s ihm schon immer mal reinwürgen, was er mir alles als Kind angetan hat. Das hat ihm längst mal gehört. … Und, ja, er hat gewusst, dass ich hier im Haus war. Er hat mich öfter erwischt, als er zu Besuch war, als ich das Spielzimmer verlassen habe. Aber, um sich den Spaß nicht zu nehmen und mich ärgern zu können, hat er mich eben nicht verpetzt. Für seine Gemeinheiten aber, habe ich ihn gehasst und Rache geschworen. Die hab ich mir jetzt zu seinen Ungunsten verschafft.“ und ich kichere.
 

Belustigt schüttelt Seto den Kopf.
 

„Meinst du, Carol rührt sich wirklich noch einmal vor der Hochzeit?“ fragt er mich allen Ernstes.
 

Wenn ich nicht ahnen würde, dass sie die Braut ist, bei seiner Hochzeit, würde mich das herzlich kalt lassen. Aber, ich will natürlich, dass er glücklich ist und wird, also antworte ich:
 

„Keine Ahnung. Du wirst abwarten müssen. Man sieht schließlich nicht jeden Tag einen wütenden Bernard. Obwohl, als Kind hatte er es auch schon faustdick drauf, wenn ihm irgendetwas nicht gepasst hat.“
 

Seto nickt nur verstehend und erwähnt, wie ganz nebenbei:
 

„Mokuba wird bald von der Schule kommen. Wenigstens ist dieser Bernard schon weg und Mokuba musste ihn nicht miterleben.“
 

„Ja, das wäre für Mokuba wirklich eine Zumutung gewesen. Dann hätte ich Bernard vermutlich auch anders aus dem Haus verwiesen. Wahrscheinlich mit einem festen Fußtritt aus der Haustür.“
 

Nun kann sich Seto ein Schmunzeln nicht verkneifen. Das sieht richtig süß an ihm aus. Ich schmelze dahin.
 

//Wie kann man nur so süß, gutaussehend und schnuckelig zugleich sein? Er ist echt ein Traum von einem Mann. Und dieser Mann wird am Samstag mit dieser Tussi von Carol verheiratet. Das ist doch voll zum Kotzen. Sie hat ihn doch gar nicht verdient. Seto ist viel zu gut für eine solche Tussi. Das ist doch Verschwendung an eine Kotztüte. Und das nur, weil sie eine McFlare ist. Diese Familie genießt leider sehr hohes Ansehen. … Mit mir an seiner Seite … Na, ja, wir würden den Fluch brechen, der über unserer Familie hängt. Aber ansonsten, …//
 

***
 

Als der Tag der Hochzeit gekommen ist, und Seto es tatsächlich geschafft hat, die Hochzeitsvorbereitungen in so kurzer Zeit zu treffen, warten Carol und ich bereits auf die Information, wer denn nun die Braut sein wird.
 

Erst am Nachmittag soll die Trauung und Feier stattfinden, wobei der Standesbeamte gleich ebenfalls mit dem Priester vor Ort sein wird. Was so viel heißt, wie, die Hochzeit findet im Garten des Hauses von Seto und Mokuba statt.
 

Bei den Einladungen hab´ ich ihn tatkräftig unterstützt, da er nicht alle Familienmitglieder kennt. Die meiste Zeit hat Seto am Telefon zugebracht, um dem Priester noch letzte Anweisungen zu geben und extra für die Hochzeit, hat er noch einige Leute angestellt, die sich um Essen und Trinken kümmern sollen, sowie das Einkleiden seiner Braut und der Brautjungfer.
 

Er hat eigentlich so ziemlich alles geheimniskrämend erledigt. Keiner, von uns zweien, hat eine Ahnung von irgendwas. Wir wissen ja noch nicht einmal, ob es vielleicht noch weitere Mädchen gibt, die er in Betracht gezogen haben könnte. Aber, ich bin mir ziemlich sicher, dass er Carol heiraten wird, auch, wenn sie nicht ganz sein Typ ist. Schließlich ist sie strohblond und dumm, und er brünett und intelligent. Das beißt sich doch total. Mich schüttelt´s bei dem Gedanken.
 

Seit zwei Tagen hängt das Brautkleid in der Halle, das sowohl Carol, als auch mir passen könnte. Das ist doch zum Haareraufen, nicht zu wissen, wen er denn nun auserwählt hat. Wenn ich doch nur wüsste, ob er mit seiner Entscheidung wirklich glücklich sein kann.
 

Ich blicke Carol angeekelt an und wende mich dann ganz ab, um mich in mein Zimmer zurückzuziehen. Vielleicht sollte ich die Hochzeit einfach verpassen, damit mein Herz nicht so zu leiden hat.
 

Am Nachmittag ist es dann soweit. Man hört schon die ganzen Angestellten durch das Haus wuseln. Ich hab´ die ganze Zeit eigentlich damit zugebracht, Tränen zu vergießen und nachzudenken, bis Mokuba in mein Zimmer stürmt und überstürzt beginnt:
 

„Jenna, schnell, das Brautkleid.“
 

„Was ist denn mit dem Brautkleid?“
 

„Das musst du dir selbst ansehen.“
 

Schon kommt er zu mir zum Bett gestürmt und reißt an meiner Hand, um mich dazu zu bewegen, ihm zu folgen. Ich ergebe mich meinem Schicksal und lasse mich von ihm mitziehen.
 

An einer Zimmertür angekommen, öffnet er diese und schuppst mich hinein. Die Tür wird sofort hinter mir verschlossen, allerdings von innen, von einer Angestellten, die sich bereits im Raum befand.
 

Ich werde herumgerissen, meiner Kleidung beraubt, in eine bereits volle Wanne gesteckt, ordentlich gereinigt und einparfümiert, danach herausgezogen und sanft abgetrocknet. Ich lasse einfach alles mit geschossenen Augen über mich ergehen. Dann werde ich wieder angekleidet und anschließend aufgefordert, meine Augen zu öffnen, was ich dann auch tue.
 

Ich sehe einfach fantastisch aus in diesem Brautkleid.
 

„Aber, … das muss ein Missverständnis sein.“
 

Jedoch kümmern sich die Angestellten nicht um meine Einwände, sondern zerren mich anschließend, nachdem sie mir einen Gesichtsschleier über das Gesicht geworfen haben, an die Stelle, an der die Braut zum Traualtar schreiten soll.
 

Entsetzt stehe ich in der Terrassentür, wo der rote Teppich beginnt. Zum Glück kann niemand meine Mimik sehen.
 

//Oh, Seto. Das wirst du mir büßen. … Hilfe, ich kann hinter mir Carol´s eifersüchtige, erbosten Blicke spüren. Sie sollte möglichst noch nicht erfahren, dass ich die Braut bin. Ich muss mich unauffällig verhalten. Das wird das Beste sein.//
 

Der Hochzeitsmarsch beginnt. Ich verdrehe die Augen und beginne voran zu schreiten. Carol stampft wütend hinter mir her, muss sie doch meinen 3-Meter-langen Schleier schleppen. Kleine Mädchen werfen vor meinen Füßen mit Reis und Blüten.
 

//Ich muss zugeben, da hat sich Seto selbst übertroffen. Mich zu überraschen und mir dann auch noch eine Traumhochzeit zu servieren. Dieser Mann ist einfach ein Wahnsinn. Besser, als jeder Traum von einem Mann. Wie sehr kann man ihn eigentlich lieben? Ich glaube, ich liebe ihn bis zur Unendlichkeit.//
 

Vorne beim Altar angekommen, streckt Seto mir seine Hand entgegen.
 

//Carol wird sicher annehmen, dass die Braut selbst Bescheid gewusst hat.//
 

Also nehme ich seine Hand an und stelle mich an seine Seite.
 

Der Priester ratscht seine Predigt herunter und ständig spricht er meinen richtigen Namen so leise, sodass die Anwesenden ihn unmöglich verstanden haben können. Ich merke durchaus, dass alle Anwesenden versuchen, angestrengt, meinen Namen mitzubekommen, aber vergebens. Dann kommt der Teil, an dem Seto mir etwas mitteilen soll.
 

„Ich weiß, dass es etwas unvorhergesehen gekommen ist und ich hoffe, du vergibst mir, aber, bevor du mich verurteilst, höre mich erst einmal an.“
 

//Jetzt weiß ich, warum er diesen Teil zuerst dran genommen hat.//
 

„Als ich dich zum ersten Mal sah, … das war damals, als Gozaburo dich aus dem Haus verwiesen hatte, … und ich, obwohl ich nicht wusste, was Liebe war, … kann man behaupten, dass ich mich sofort in dich verliebte. … Ich schwor mir bereits damals, der Bitte von Clarissa nachzukommen.“
 

Die Anwesenden murmeln hörbar:
 

„Clarissa´s Bitte? Was für eine Bitte?“
 

„Als ich aber dann erfuhr, du seist gestorben, brach mir das Herz. Viele Monate konnte ich nicht richtig essen und schlafen.“
 

//Mir bricht auch gleich das Herz. Wenn ich das doch nur hätte ahnen können. Ich hätte ihn angerufen und ihm gesagt, dass es mir gut geht. Oh, Seto, es tut mir so leid.//
 

Ich senke betrübt meinen Blick, was ihm natürlich nicht entgeht. Er legt zwei Finger unter mein Kinn und hebt es wieder an, damit er mir in die Augen blicken kann, die er eigentlich durch den Schleier kaum erkennen kann.
 

„Da trat dann Carol in mein Leben. Ich wollte dich vergessen. Ich wollte es wirklich. Doch ich konnte nicht. Ich konnte es einfach nicht. Du warst einfach zu tief in mein Herz gebrannt. Da wollte ich lieber alleine bleiben. Doch bereits zwei Monate später, forderte mich die Familie dazu auf, binnen 2 Jahren eine Braut zu suchen. Ich hatte also keine Wahl. … Also habe ich es versucht. Aber es wollte einfach nicht gehen. Ich konnte mein Herz einfach niemand anderem mehr öffnen. Doch, als du vor einigen Tagen von der Polizei bewusstlos zu mir gebracht wurdest, konnte ich es kaum fassen, als mein Herz sofort auf dich reagierte. Ich konnte dir einfach nicht in die Augen blicken. Das hast du sicher selbst schon gemerkt. Ich verstand es einfach nicht, bis du mir quasi offenbart hast, wer du bist. Ich hatte immer eine Vorstellung, wie du wohl aussehen mögest, doch deine Schönheit und Klugheit übertrifft all meine Erwartungen.“
 

Ich unterbreche ihn:
 

„Komm zum Punkt.“
 

//… bevor ich zu weinen beginne.//
 

Meine Stimme zittert, da ich den Tränen nahe bin. Selbst Carol laufen bereits Tränen über die Wangen. Anscheinend hatte sie keine Ahnung.
 

„Ich …“, setzt Seto an und schluckt, „Ich konnte mein Glück einfach nicht fassen. … Nachdem ich erfuhr, wer du warst, musste ich diese Information erst mal verdauen. Ich wusste nicht, was ich denken, geschweige denn, wie ich reagieren sollte. Ich war für den Moment einfach überfordert. Nachdem mir allerdings bewusstwurde, dass es kein Traum war, wollte und konnte ich dich einfach nicht mehr gehen lassen. Ich weiß, die wenigen Tage, die du nun hier bist, hat keineswegs gereicht, um uns so richtig kennen zu lernen. Dennoch will ich das Risiko eingehen und dich zu meiner Frau nehmen, denn … ich liebe dich von ganzen Herzen.“
 

Ein Schluchzer verlässt meine Lippen und ich versuche, mich wieder in den Griff zu bekommen.
 

Nun bin ich wohl dran, mit meiner Rede, nur weiß ich gerade nicht, ob nicht meine Stimme viel zu brüchig klingen würde. Seto sieht mich etwas verunsichert an.
 

„Ich war ja so dumm. Wie hätte ich annehmen können, dass du jemals jemand anderen heiratest, als mich.“ beginne ich mit zitternder Stimme und wende meinen Kopf leicht ab.
 

Ich lenke meinen Kopf wieder zu ihm und stelle fest, dass ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen zu erkennen ist. Er führt seine Hand unter dem Gesichtsschleier zu meiner Wange und streichelt sanft darüber. Er wischt mir leicht die Tränen aus den Augen:
 

„Eifersucht steht dir.“
 

„Du hast es gewusst?“ frage ich ihn verwundert und überrascht.
 

Er schüttelt seinen Kopf:
 

„Nein. Aber, vor zwei Tagen, als ich das Brautkleid in der Halle aufgehängt habe, habe ich euch beide zufällig beobachtet. Ich hab´ deinen durchbohrenden Blick auf Carol gesehen. Ab diesem Zeitpunkt war mir alles klar.“
 

Ein kleines Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. Ich lege meine Hand auf seine, an meiner Wange, und schmiege mich an.
 

„Seto. Weißt du, dass es mir nicht anders gegangen ist? … Der erste und einzige Blick in deine wunderschönen Augen, ließ sofort mein Herz höherschlagen, bevor Gozaburo mich wegzerrte. Ich wusste sofort, dass ich Tante Clarissa´s Bitte nachkommen wollte. Aber, nicht nur aufgrund ihrer Bitte. … Es war, als hätte ich mich sofort in dich verliebt, auch, wenn auch ich noch nicht wusste, was Liebe ist.“
 

Seto schließt seine Augen, was mir mitteilt, dass auch er keine Ahnung davon gehabt hat. Als er sie wieder öffnet, spreche ich weiter:
 

„All die Jahre habe ich unentwegt an dich gedacht und mich gefragt, was wohl aus dir geworden ist. Ich hatte nicht einmal Ahnung, ob es für mich Sinn macht, zurückzukehren. Aber ich bin Tante Clarissa´s Anweisung gefolgt, einige Tage vor meinem 18. Geburtstag zurückzukehren, um mich für das Entriegeln der Geheimkammer vorzubereiten und die Familienverhältnisse zu checken. Ich wusste mich auf nichts vorzubereiten, wen ich antreffen werde, in diesem Haus. … Aber, ich bin froh, dass du es warst. … Du hast mich allerdings stark verunsichert, mit deinem Verhalten mir gegenüber. Ich war schon der Verzweiflung nah.“
 

„Das tut mir leid. Ich wollte dir gegenüber meine Gefühle noch nicht offenbaren, weil ich nicht wusste, wie du zu mir stehst. Erst vor zwei Tagen gewann ich die Sicherheit.“
 

„Ich wusste ja selbst nicht, was ich von dir halten sollte, … auch, wenn meine Gefühle zu dir … sehr stark sind. … Ich liebe dich, Seto, auch, wenn ich dich so gut wie gar nicht kenne. Ich könnte mir auch gar nicht vorstellen, … vor allem will ich es mir gar nicht vorstellen, … jemand anderen, als dich, zu heiraten.“
 

//Gott, da versuche ich mich richtig auszudrücken, ihm meine Gefühle klarzumachen, wie intensiv und stark sie sind, und dann schaffe ich es doch nicht, die richtigen Worte zu finden. Echt zum Verzweifeln.//
 

Seto blickt auffordernd zum Priester, damit dieser fortfährt.
 

„Nun gut. Kommen wir zum Austausch der Ringe. Der Trauzeuge möge die Ringe bringen.“
 

Hinter Seto taucht plötzlich Mokuba auf, mit einem Kissen in den Händen, worauf zwei goldene Ringe gebettet sind. Seto nimmt den Kleineren von beiden und nimmt meine Hand. Der Priester setzt an:
 

„Sprechen Sie mir nach. Mit diesem Ring, nehme ich dich zur Frau. …“ und Seto steckt mir sanft und vorsichtig den Ring an meinen Ringfinger meiner linken Hand.
 

Danach nehme ich den größeren Ring und stecke ihn Seto an den Finger. Danach kommt der Standesbeamte und holt sich unsere Unterschriften. Mokuba unterschreibt als Trauzeuge.
 

„… und mit dem Segen Gottes sind Sie nun Mann und Frau. Sie dürfen die Braut nun küssen.“ beendet der Priester die Zeremonie.
 

Seto sieht mich glücklich an und ich trete verlegen etwas näher an Seto, belasse aber immer noch einen kleinen Abstand zwischen uns. Er nimmt den Gesichtsschleier in die Hände, schiebt ihn langsam nach oben und über meinen Kopf. Danach nimmt er mein Gesicht in seine Hände, beugt sich zu mir herab und legt sanft und vorsichtig seine Lippen auf meine. Es fühlt sich einfach nur wundervoll an, endlich seine Lippen, ohne Befürchtungen, spüren zu dürfen.
 

Langsam hebe ich meine Arme, streiche über seinen Oberkörper, bis zu seinem Nacken und drücke mich allmählich immer fester an ihn. Ich wollte ihm schon immer so nah sein, endlich kann ich es. Ich will noch viel mehr von ihm spüren. So viel mehr.
 

Ich schiebe also meine Zunge zwischen seine Lippen und vereinnahme ihn noch mehr. Er lässt es geschehen. Ich beginne mit seiner Zunge zu spielen und presse mich noch fester an ihn, sodass kein Blatt mehr zwischen uns passt. Ich lasse ihn all meine Liebe spüren, so wie er all seine Liebe mich spüren lässt.
 

Im Hintergrund kann man Geläster vernehmen:
 

„Also, das gab´s bei uns noch nie, dass man aus Liebe heiratet. Zu unserer Zeit hat man die Hochzeit noch arrangiert. … Na, wer weiß, wer die Braut überhaupt ist? Irgendwann muss dieser Kaiba ja seine Liebste vorstellen.“
 

Wir lösen uns voneinander und sehen uns noch einen Moment in die Augen, als Seto den Priester auffordert, die Namen des frisch vermählten Paares zu verkünden.
 

„Mr. Seto Kaiba und Miss Jenna McClain, von nun an …“
 

Ich flüstere dem Priester zu:
 

„Ich will einen Doppelnamen, damit man Meinen nicht vergisst.“
 

Der Priester nickt und fährt fort:
 

„… Mrs. Jenna McClain-Kaiba.“
 

Raunen geht durch die Reihen.
 

„Ich dachte, das junge Ding wäre verstorben? Außerdem, wie kann es eine Ausgestoßene wagen, zurückzukehren?“ kommt von einer älteren Dame.
 

Seto und ich verlassen den Traualtar, da kommt uns Bernard entgegen. Sofort schließt er mich in die Arme und meint:
 

„Herzlichen Glückwunsch, Jenna. Aber, glaub´ nicht, dass du schon gewonnen hast.“
 

Er löst wieder die Umarmung und erklärt:
 

„Ich hab´ mir übrigens deine Drohung zu Herzen genommen und hab´ eine Elternschule besucht.“
 

„Du machst ja langsam mal Fortschritte. Es heißt schließlich nicht umsonst, Eltern lernen von ihren Kindern. Kinder lernen nur das von den Eltern, was sie als Vorbild sehen. Wenn du dich danebenbenimmst, tun es deine Kinder auch. … Und, danke, dass du mich nicht verraten hast.“
 

„Wozu sind Cousins denn sonst da, wenn nicht dafür?“
 

„Da hast du auch wieder Recht. Ich kann dich trotzdem noch nicht besser leiden. Vielleicht in einem Jahr, wenn du dich gebessert hast.“
 

Baff steht Seto neben uns und hört gebannt zu. Da Seto´s Mund offensteht, lege ich einen Finger an sein Kinn und schiebe ihm den Mund zu:
 

„Du hast doch nicht etwa angenommen, dass Bernard mich nicht von meiner Art her wiedererkannt hat, oder?“
 

Erschüttert nickt Seto.
 

„Mach dir nichts draus. Das liegt nur daran, weil er mich als Kind kennen gelernt hat. Ich war schon immer so aufbrausend. Und Drohungen aussprechen, ohne, dass sie danach klingen, können nur McClains. … Aber, Bernard, wieso warst du nicht verwundert, dass ich noch lebe?“
 

Er bricht in Gelächter aus.
 

„Hast du überhaupt eine Ahnung, wer dich für tot erklärt hat?“
 

Ich schüttle den Kopf.
 

„Das war ich. … Ich hab´ mitbekommen, dass du nach Europa gebracht wurdest, zu der Familie, die ganz ok war. Ich wollte dir so, die Möglichkeit geben, die Familie im Auge zu behalten.“
 

„Das hat mir auch Vieles erleichtert, aber trotzdem konnte ich nicht über alle Informationen verfügen.“
 

„Ach, was soll´s. Du hast Tante Clarissa´s Bitte erfüllt. Die Verzauberten dürften mittlerweile ihre Freiheit wiederhaben.“
 

In diesem Augenblick treten mehrere geistähnliche Gestalten auf die Terrasse. Seto und ich bemerken sie sofort, sowie Bernard. Als jedoch die restliche Familie die Geistergestalten erblickt, bricht Panik aus und sie alle flüchten. Die Wenigen, die geblieben sind, wussten von den verzauberten Gestalten und deren Geschichte.
 

Seto ist verwundert, als er die zehn Leute, außer uns, sieht, die anscheinend nicht panisch davongerannt sind. Diese zehn Menschen sind allerdings alle unter 30 Jahre alt. Sie kommen auf Seto und mich zu und die Älteste meint:
 

„Gratuliere, Jenna. Du hast es wieder in die Familie geschafft. Dir ist hoffentlich klar, dass du dir den unnahbarsten, abweisendsten, kältesten und unwiderstehlichsten Kaiba überhaupt geangelt hast.“
 

Ich runzle die Stirn.
 

//Häh? Wie meint sie denn das? Hab´ ich irgendwas verpasst? Oder, weiß ich irgendetwas nicht?//
 

Da kehren sie, alle zehn, uns auch schon den Rücken zu und winken nur noch, bevor sie weg sind.
 

„Seto? Wovon hat Iris gesprochen?“
 

Er winkt jedoch nur ab und meint:
 

„Das wirst du schon noch erfahren. Mach dir keinen Kopf. … Wir haben schließlich von jetzt an, alle Zeit der Welt, uns kennen zu lernen.“
 

„Wie siehst du eigentlich aus, wenn du so bist, wie sie dich beschrieben hat?“
 

Er stellt sich in seine typische Pose.
 

„Uh, sehr furchteinflößend.“
 

„Tatsächlich?“
 

Ich schüttle den Kopf:
 

„Nicht für mich.“
 

Obwohl er seine Pose noch nicht aufgelöst hat, gehe ich furchtlos auf ihn zu, nehme sein Kinn, ziehe es zur mir herunter und küsse ihn auf seine Lippen. Dann werden wir durch ein Räuspern unterbrochen.
 

Die einstige grüne Statue, die sich als ein Bediensteter dieses Hauses herausstellt, verbeugt sich.
 

„Jenna, Seto, wir danken euch, dass ihr den Zauber gebrochen habt. Da unsere Lebenszeit jedoch bereits seit langem überschritten ist, müssen wir euch nun verlassen. Wir sind überglücklich nun endlich diese Welt verlassen zu dürfen.“
 

Sofort schießen mir Tränen in die Augen.
 

„Ich werde euch vermissen. Dennoch bin ich froh, dass ihr endlich euren Frieden finden werdet.“
 

Ich umarme jede einzelne Geistgestalt, danach stellen sie sich zusammen und ein Lichtstrahl erfasst sie, der sie langsam auflöst.
 

„Wir werden euch niemals vergessen und wünschen euch alles Glück dieser Welt für euer zukünftiges gemeinsames Leben.“
 

Mokuba kommt auf die Terrasse und wundert sich:
 

„Wo sind all die Gäste hin?“
 

„Sie sind schon gegangen.“ erklärt ihm Seto.
 

Dann bemerkt Mokuba die Geistergestalten und fragt:
 

„Sind das die verzauberten Gestalten, von denen du mir erzählt hast, mit denen Jenna jeden Tag gesprochen hat, seit sie bei uns ist?“
 

Seto nickt und legt mir seinen Arm um die Schultern. Ich drücke mich automatisch fester an ihn und wir, alle drei, beobachten, wie sich die Geistergestalten nun ganz auflösen.
 

***
 

Drei Jahre später findet wieder ein Familientreffen statt.
 

//Wer hätte gedacht, dass das mit Seto und mir wirklich so gut klappt. Wir sind immer noch total ineinander verliebt und sogar sehr glücklich miteinander verheiratet. Wir haben eine 1 ½-jährige Tochter und ich bin im 8. Monat schwanger. Ich bin echt gespannt, was die Familie sagen wird.//
 

Ich stehe in unserem gemeinsamen Schlafzimmer auf dem Balkon und überblicke die Dekoration für das Familienfest, dass sich die Familie für ihr Erscheinen erwartet.
 

Von hinten legen sich zwei Arme um mich und streicheln meinen recht großen Babybauch.
 

„Schatz, die ersten Gäste könnten in Kürze kommen.“
 

„Ich weiß, Liebling. Ich wollte mir noch einmal alles von hier aus ansehen.“
 

Ich liebe es, so in seinen Armen zu liegen und, wenn er beginnt meinen Hals zu küssen. Genau, wie jetzt auch. Ich lege meinen Kopf zur Seite, um ihm mehr Platz zu schaffen. Ich genieße einfach diese Liebkosungen.
 

Unsere Ehe basiert rein auf Liebe. Der Sex ist bei uns eher nebensächlich, macht aber dennoch jedes Mal Spaß und ist einfach nur wundervoll. Was könnten wir uns mehr wünschen? Wir haben alles erreicht, was wir erreichen wollten.
 

Ach, ja. Seto hat mir vor drei Jahren gestanden, dass er ein millionenschwerer Firmenbesitzer ist. Und, da er noch so jung ist, musste er sich den Respekt erst erarbeiten, was seine kühle und abweisende Aura erklärt. Na, ja, so lang er es unterlässt, bei mir diese Show abzuziehen, ist einfach alles perfekt.
 

~~ Ende ~~

Traum 21 (Entführung nach Japan) - Teil 1

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Traum 21 (Entführung nach Japan) - Teil 2

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Traum 22 (Dating-Show)

Ich mache bei einer Dating-Show mit. Wir erfahren natürlich noch nicht, um wen wir werben sollen, aber wir wurden beauftragt, für den Außerwählten zu kochen und uns etwas Außergewöhnliches einfallen zu lassen. Ich habe drei Konkurrentinnen, die natürlich ebenfalls um den jungen Mann werben wollen, der unser Date sein wird. Der junge Mann muss dann entscheiden, auf wen seine Wahl trifft.
 

Neben dem Dating, in dem ich mitmache, laufen noch drei weitere. Das läuft wohl immer so ab, damit die Serie praktisch nie stoppt. Ja, ich werde im Fernsehen sein. Der ungute Nebeneffekt, wenn man nicht in der Lage ist, selbst einen Freund zu finden, weil man zu schüchtern ist, überhaupt jemanden anzusprechen.
 

Es ist soweit. Ich wurde zur ersten Kandidatin auserkoren und mein Date soll jeden Moment kommen. Ich habe mir deswegen auch etwas Hübsches angezogen. Einen blauen Rock und eine weiße Bluse dazu. Schmuck trage ich keinen, außer meinen Ohrringen und meiner Armbanduhr.
 

Das Essen ist bald fertig, die Kameras sind auf mich gerichtet - ich wurde von Anfang bis zum Ende des Kochens gefilmt - und ich bin total aufgeregt und nervös.
 

Da klingelt es auch schon an der Tür.
 

//Gott, bin ich aufgeregt. Er ist da. Ich bin gespannt, um wen es sich handelt und wie er so ist.//
 

Ich gehe an die Tür und öffne sie. Meine Augen weiten sich überrascht und erfreut zugleich.
 

Mein Date ist Seto Kaiba höchstpersönlich. Mein Traum meiner schlaflosen Nächte. Ok, das ist doch etwas übertrieben. Auf jeden Fall bin ich verliebt in diesen Mann.
 

„Hi.“ strahle ich ihn an und deute ihm einzutreten.
 

„Hallo.“ erwidert er kühl, tritt gemächlich über die Türschwelle und schlüpft aus seinen Designerschuhen, während ich ihn aufgeregt des Mantels entledige und in der Garderobe aufhänge.
 

Sofort schnappe ich seine Hand und ziehe ihn sanft mit mir ins Wohnzimmer zu der Couch, während ich erwähne:
 

„Mein Name ist Olivia. Willkommen in meiner kleinen bescheidenen Wohnung. Setz´ dich doch.“
 

Nachdem er es sich auf der Couch bequem gemacht hat, frage ich ihn:
 

„Darf ich dir was zum Trinken anbieten?“
 

Er runzelt die Stirn.
 

//Verdammt, jetzt bin ich noch nervöser. Mit ihm hatte ich in hundert Jahren nicht gerechnet.//
 

Er betrachtet mich missmutig.
 

//Ist er tatsächlich freiwillig hier? Oder wurde er dazu überredet? Letzteres dürfte eher zutreffen. Dann sollte ich ihm den Aufenthalt so angenehm, wie möglich gestalten, damit er seinen Besuch bei mir nicht bereut. Ich hoffe, ich bekomme das hin.//
 

Da er keine Anstalten macht, etwas zu sagen, zähle ich einfach mal auf, was ich dahabe:
 

„Also, ich kann dir Mineralwasser mit Kohlensäure, Erdbeersaft, Pfirsichsaft, und Cola anbieten. Alkoholisches hab´ ich nicht da.“ und sehe ihn erwartungsvoll an.
 

„Mineralwasser.“ antwortet er mir wortkarg und sagt nicht einmal ‚bitte‘.
 

Ich seufze.
 

//Was habe ich bitte erwartet? Dass er mir freudig um den Hals springt?//
 

„Bin gleich zurück.“ versuche ich dennoch freundlich zu bleiben und gehe in die Küche.
 

Dort hole ich zwei Gläser aus den Schränken, das Mineralwasser aus dem Kühlschrank und befülle die Gläser damit. Danach nehme ich die zwei Gläser und bringe sie nach draußen und biete ihm an, sich das dargebotene Glas zu nehmen, das er zwar annimmt, dennoch skeptisch mustert. Wieder seufze ich.
 

„Das Mineralwasser ist nicht vergiftet. … Und ich besitze auch keine Hexenküche. So was hab´ ich nicht nötig.“
 

Nun bedenkt er mich mit einer hochgezogenen Augenbraue. Ich schnaube.
 

//Hallo? Was hält er von mir? Gut, er kennt mich nicht, aber für so paranoid hätte ich ihn nicht gehalten. Dann hätte er nämlich gleich zuhause bleiben können.//
 

Dann wird mir klar, dass ich gar nicht weiß, was ich eigentlich mit ihm reden könnte. Denn man weiß ja schließlich bereits alles über ihn, durch die Medien und Presse.
 

//Also liegt es an mir, ein einseitiges Gespräch zu führen. Toll. Echt toll.//
 

Ich atme tief durch und beginne von mir zu erzählen:
 

„Ähm, ja. … Also, von vorne. Ich heiße Olivia Jelen, bin 17 Jahre alt, habe am 8. März Geburtstag, habe einen 1 ½ Jahre jüngeren Bruder, meine Eltern sind geschieden und meine Hobbies sind Puzzeln, Malen nach Zahlen, Sticken, Häkeln, Videospiele spielen und …“
 

Ich stocke, weil ich weiß, dass jetzt das kommt, was ihm am wenigsten gefallen wird.
 

„… Fanfictions lesen.“ sage ich daher ganz leise.
 

Um meine peinliche Berührtheit zu überspielen, spreche ich schnell weiter:
 

„Sowohl meinen Bruder, als auch meine Eltern habe ich schon länger nicht mehr gesehen, weil ich sie schlichtweg nie erreiche. … Ich hab´ nur eine Freundin. Ihr Name ist Tatjana und wir kennen uns seit der Unterstufe. Wir gehen nämlich auf dieselbe Schule. In der Unterstufe waren wir sogar in derselben Klasse, doch in der Mittelstufe wurden wir getrennt, aber dennoch habe ich immer noch Kontakt mit ihr. Wir treffen uns häufig, um gemeinsam Hausaufgaben zu machen. …“
 

Wieder stocke ich.
 

//Was könnte ich ihm denn noch von mir erzählen, damit er ein Bild von mir bekommt? … Hm. Vielleicht sollte ich es vorerst gut sein lassen.//
 

„Ich schlage vor, wir widmen uns jetzt einmal dem Essen. Wenn du Fragen hast, bezüglich meiner Person, kannst du sie gerne stellen.“
 

//Ich hab´ das Gefühl, ich rede mir hier den Mund fusselig. Ich hab´ doch noch nie so viel geredet. Ich bin doch hier normalerweise die Schweigsame. Und jetzt hab´ ich hier einen noch Schweigsameren bei mir sitzen. Na, wenigstens hat er so getan, als würde er mir interessiert zuhören.//
 

Ich seufze und erhebe mich mit meinem Glas und fordere ihn auf, mir zu folgen. Er zuckt gleichgültig mit seinen Schultern, erhebt sich mit seinem Glas und folgt mir.
 

Nachdem ich ihn zu einem Stuhl im Essbereich dirigiert habe, deute ich ihm, sich zu setzen:
 

„Setz dich doch, bitte. Ich bringe gleich die Vorspeise.“
 

So marschiere ich mit hängenden Schultern in die Küche.
 

Vom Moderator werde ich gefragt:
 

„Und was halten Sie bisher von seiner Person?“
 

Ich blicke schüchtern in die Kamera, weil ich mich unbehaglich fühle und antworte leise, aber so, dass ich im Fernsehen dennoch verstanden werde:
 

„Er ist sehr schweigsam und fühlt sich sichtlich unwohl. Und ich habe wirklich keine Ahnung, wie ich ihn einschätzen soll. Man kennt ihn zwar aus den Medien und von der Presse, aber diese Informationen geben im Grunde nichts über seinen wahren Charakter preis. Er ist auch nicht gewillt, sich zu offenbaren. Zumindest wird er das nicht, solange Kameras dabei sind.“ giftig funkle ich nun den Kameramann an.
 

Ja, ich hasse es. Die ganze Dating-Show. Ich war nie darauf erpicht, ins Fernsehen zu kommen.
 

//Doofe Tatjana. Die wird noch was von mir zu hören bekommen.//
 

Wütend schnappe ich mir die vorbereitete Vorspeise und trage sie in den Essraum, um das Essen zu servieren. Ihm dürfte meine Wut nicht entgangen sein, da er mich mit einer hochgezogenen Augenbraue bedenkt. Ich antworte auf seine stumme Frage:
 

„Ich würde meiner einzigen Freundin nur gerne den Hals umdrehen. Ich war nämlich nie darauf erpicht, ins Fernsehen zu kommen. Und ich kann mir vorstellen, dass du auch nicht gerade freiwillig hier bist.“
 

Genervt lasse ich mich auf den Stuhl, ihm gegenüber, plumpsen. Gedanklich sehe ich schon vor mir, wie ich mich zum Gespött mache und sich anschließend alle, in meiner Schule, über mich lustig machen. Wütend forme ich meine Hände zu Fäusten, versuche mich aber dennoch wieder in Griff zu bekommen.
 

Ich atme tief durch und seufze. Erst jetzt wage ich es, ihn wieder anzusehen.
 

„Ich hoffe, die Vorspeise sagt dir zu. Mir ist einfach nichts Anderes eingefallen.“
 

Und senke wieder meinen Kopf. Unsere Teller zieren je fünf Scheiben Baguette-Brötchen, belegt mit einer Tomatenscheibe und einer, nicht zu dicken, Mozzarellascheibe, durchstochen mit einem Zahnstocher, um alles zusammenzuhalten.
 

„Interessant.“ kommt unerwartet von ihm und mein Kopf ruckt in die Höhe.
 

Höre ich da Amüsement in seiner Stimme? Jetzt verziehen sich meine Lippen zu einem kleinen Lächeln.
 

//Ich bin wirklich lächerlich. Kein Wunder, dass ich ihn amüsiere. Aber immerhin habe ich ihm ein Wort entlockt. Ist ja auch schon was.//
 

Ich zucke mit den Schultern und fordere ihn auf:
 

„Na, dann lass es dir schmecken.“
 

Nun greife ich meinerseits zu einem Brötchen und nehme einen Bissen. Er tut es mir gleich und wir schweigen uns die restliche Zeit über an. Aber dennoch mustere ich ihn öfters abschätzend.
 

//Ich weiß einfach nicht, was ich von ihm halten soll, als Person. Ist meine Liebe zu ihm eigentlich gerechtfertigt? Wie habe ich mich eigentlich in ihn verliebt? … Ach, stimmt ja. Ich habe ihn gehasst, bis es zum Gegenteil wurde, weil ich ständig über ihn nachgedacht habe.//
 

Ich unterdrücke ein genervtes Schnauben.
 

//Ich hab´ nicht die geringste Chance bei ihm. Ich bin ja auch nur nett, freundlich und hilfsbereit, so wie alle mich immer bezeichnen. Die perfekte Type, um ausgenutzt zu werden. Warum bin ich auch so schüchtern? Ich kann einfach nicht flirten. Außerdem weiß ich auch gar nicht, wie man das macht. Und mittlerweile bin ich es ohnehin gewohnt, nicht als voll genommen zu werden. Ich bin einfach zu unbedeutend. Und zu hässlich, um als Freundin in Betracht gezogen zu werden. Denn wirklich kein einziger Junge von meiner ganzen Schule, würde auf die Idee kommen, Interesse für mich aufzubringen. Das ist ja so zum Verzweifeln. …
 

Jetzt weiß ich wieder, warum ich Tatjana´s Vorschlag zugestimmt habe. Dennoch ist die Idee es nicht wert, umgesetzt zu werden. Ich werde immer einsam sein. Es wird nie jemanden geben, der an mir interessiert sein könnte. Ich werde als alte Jungfer enden. … Da kann ich ja gleich ins Kloster gehen. Ob´s so was bei uns überhaupt gibt?//
 

„Was ist los?“ höre ich Worte von meinem Gegenüber, nehme sie aber kaum wirklich wahr.
 

„Ich hab´ mich nur eben gefragt, ob es hier ein Kloster gibt.“ antworte ich unbewusst.
 

„Hier nicht, aber in Tokio. Warum willst du das eigentlich wissen?“ entgegnet er mir, versucht aber diesmal sichtlich seine Neugier zu verbergen.
 

„Ich dachte, ich ziehe das Kloster, als, als alte Jungfer zu enden, vor.“
 

Plötzlich reißt es mich aus den Gedanken, als mir bewusstwird, was ich hier eigentlich von mir gebe und sehe ihn schockiert an. Er betrachtet mich sichtlich irritiert.
 

//Na, toll. Jetzt muss ich mich ihm offenbaren. Na, dann.//
 

„Ich bin nicht grad der Typ, den man als Freundin will.“ erkläre ich ihm schüchtern und leise.
 

„Und wer sagt das?“ will er wissen.
 

„Meine Mitschüler von der ganzen Schule.“
 

Sein Gesichtsausdruck wird nachdenklich und ernst. Kurz darauf verfinstert sich sein Blick und ich frage mich, was in ihm vorgeht. Dann beginnt er auch schon zu sprechen:
 

„Und wie kommen deine Mitschüler dazu, so ein Urteil über dich zu fällen?“
 

//Ich finde es ja toll, dass sich das Gespräch zu einem richtigen Dialog entwickelt, aber dennoch verunsichert er mich zusehends.//
 

Leise und unsicher antworte ich:
 

„Ich … bin schüchtern. Und sie kennen mich auch nicht richtig. Vielleicht bin ich auch einfach zu gutmütig.“ und senke meinen Blick.
 

Plötzlich spüre ich zwei Finger an meinem Kinn, die es anheben, sodass ich ihm wieder in die Augen sehe.
 

„Mach dich nicht kleiner, als du bist. … Es mag sein, dass es niemanden an deiner Schule gibt, der Verständnis für dich aufbringt, aber es gibt für jeden jemanden, mit dem man sein Leben teilen kann. … Was ich bisher über dich erfahren habe, bist du ein sehr ehrlicher Mensch. Das bedeutet schon viel. … Jemand der mit dir eine Beziehung führt, wird immer wissen, wo er bei dir steht.“
 

Ein kleines Lächeln legt sich auf meine Lippen, denn es bedeutet schon viel, wenn ein Seto Kaiba, solche Worte an einen richtet.
 

//Ich weiß nicht, wie er das gemacht hat, aber ich fühle mich wieder besser.//
 

„Danke.“, nuschle ich und spreche lauter weiter, „Soll ich schon das Hauptgericht anrichten?“
 

Er nickt nur, ich erhebe mich und nehme die Teller.
 

„Du kannst dir in der Zwischenzeit die Wohnung etwas genauer ansehen. Es dauert etwas.“
 

Und mache mich nach diesen Worten auf in die Küche. Dieses Mal ist der Kameramann bei Seto geblieben. Wahrscheinlich wird er jetzt ebenfalls erst mal zu seiner Meinung über mich ausgefragt.
 

//Oh, Schande. Dieses Date läuft völlig aus dem Ruder. Wann hatte ich eigentlich überhaupt die Zügel in der Hand?//
 

Völlig am Ende mit meinen Nerven, platziere ich die Teller in meinen Geschirrspüler und seufze schwer, während ich mich an die Arbeitsplatte lehne, um mich kurz zu entspannen.
 

//Also, mich würde nicht wundern, wenn er mich im Grunde nie wiedersehen wollen würde. … Im Prinzip habe ich ihm von mir bereits zu viel preisgegeben. Er hätte doch nicht unbedingt erfahren müssen, dass ich noch Jungfrau bin. Warum bin ich auch so blöd. Er hat sicher schon Erfahrung. Und dann trifft er auf eine Unerfahrene, die sich total danebenbenimmt. Ich bin eine Katastrophe. Warum ist er nur so verständnisvoll? … Ich sollte mich an das Essen machen. Ich hab´ schon genug Zeit verloren.//
 

Schnell gehe ich zum Backrohr, in dem ich das Essen mache und sehe nach, wie es dem ‚Kartoffel-Zucchini-Gratin mit feinen Schinkenflocken‘ geht. Als ich feststelle, dass es fertig ist, mache ich den Herd aus und hole die Auflaufform mit Topflappenhandschuhen heraus. Ich hole mir aus dem Schrank zwei neue Teller und beginne, das Essen darauf anzurichten. Den Eisbergsalat, den ich dazu gemacht habe, richte ich in Schüsseln an und stelle alles auf ein Tablett, damit ich nicht alles separat in den Essraum tragen muss und mache mich auf den Weg.
 

Ich sehe mich nach Seto um, aber da ich ihn momentan nicht erblicke, zucke ich mit den Schultern und stelle die Teller und die Salatschüsseln auf den Tisch. Das Tablett lasse ich wieder in der Küche verschwinden und mache mich anschließend auf die Suche nach Seto.
 

„Seto?“ wage ich es, das erste Mal, seinen Vornamen in den Mund zu nehmen.
 

Erst fünf Sekunden später erhalte ich eine Antwort.
 

„Hier.“ und ich folge seiner Stimme in mein Spielzimmer.
 

Dann höre ich auch schon Töne von meinem Keyboard.
 

Als ich mein Spielzimmer betrete, erblicke ich Seto in meinem Chefsessel, der eigentlich zu meinem Schreibtisch gehört, vor meinem Keyboard sitzen, wie er eine Melodie spielt, die mir verdammt bekannt vorkommt.
 

„Die neunte Symphonie von Beethoven.“ sage ich vor mir her.
 

Überrascht hört er auf zu spielen und dreht sich zu mir.
 

„Ich kann sie nicht spielen. Ich habe nie gelernt Klavier zu spielen, sodass ich es am Keyboard umsetzen könnte. … Ein Bekannter hat mir nur gezeigt, wie ich ein Lied mit Begleitung spielen kann. Daher habe ich mir Melodien bisher immer nur selbst ausgedacht, weil ich keine bekannten Lieder nachspielen könnte. … An die klassischen Werke habe ich mich nur sehr vorsichtig ran gewagt. Dennoch schaffe ich es nicht so richtig.“ antworte ich auf seine stumme Frage.
 

„Willst du mir später nicht etwas von deinem Können demonstrieren?“ fragt er mich.
 

„Wenn es sich nicht vermeiden lässt? … Komm jetzt, bitte. Das Essen wird sonst kalt.“
 

Er erhebt sich aus meinem Chefsessel und folgt mir wieder in den Essraum zurück.
 

Als wir an dem Tisch platzgenommen haben, frage ich ihn:
 

„Hast du dich auch anderweitig umgesehen?“ und beginne zu essen.
 

//Zum Glück ist das Essen noch warm. Es brauchte sowieso etwas Zeit zum Auskühlen, weil es ja auch frisch aus dem Backrohr war.//
 

„In der Tat.“, antwortet er mir, nachdem er seinen ersten Bissen geschluckt hat, „Es wundert mich nur, dass du als Mädchen keine Kleider in deinem Schrank hast. Und im Schuhregal habe ich auch hauptsächlich nur Turnschuhe vorgefunden.“
 

Peinlich berührt, beginnen meine Wangen zu brennen.
 

„Das liegt daran, weil zu mir einfach keine Kleider passen. Ich trage jetzt auch nur einen Rock. … Mein Geschmack, was Kleidung angeht, ist eben etwas … eigenartig. Ich kleide mich eben gerne bequem und weit. //… damit man die Größe meiner Oberweite nicht so mitbekommt. So versuche ich sie zu kaschieren.//“
 

„Verstehe. … Und dir ist nie in den Sinn gekommen, dich mal in ein Kleid zu stecken?“
 

„Hin und wieder mal, wenn ich ein wirklich hübsches Exemplar entdeckt habe. Aber, so?“
 

Ich zucke mit den Schultern.
 

„Außerdem würde kein Kleid an mir gut aussehen. Die haben ja alle bereits einen vorgegebenen Schnitt. … Und nur wegen einem Kleid, das ich vielleicht eh nie anziehe, tue ich mir nicht die Kosten fürs Maßschneidern an. Obwohl ich´s mir locker leisten könnte. … Nein, da spare ich lieber weiter auf einen Führerschein und ein Auto, mit dem Geld, das ich bei meiner Lehre verdiene.“
 

„Was machst du denn für eine Lehre?“
 

„Bürokauffrau beim Bundesheer. Ich bin dort eine Schreibkraft und mime auch öfter mal die Kanzleikraft vertretungsweise oder als Unterstützung, wenn viel los ist.“
 

„Interessant. … Wie ich vorhin festgestellt habe, hast du viele elektronische Spielsachen.“
 

Ich grinse:
 

„Ich liebe es Videospiele zu spielen. Aber meist lade ich mir Tatjana zu einer Runde ein, damit sie mir bei schwierigen Situationen weiterhilft, wenn ich nicht weiterkomme, oder umgekehrt. Wir wechseln uns sporadisch ab.“
 

„Du wärst sicher eine gute Spielkameradin für Mokuba.“
 

Ich sehe ihn fragend an.
 

„Er spielt auch gerne Videospiele.“
 

„Wahrscheinlich.“ sinniere ich, während ich mir versuche, das bildlich vorzustellen. Dann schüttle ich den Kopf.
 

//Was sollte ich denn mit seinem Bruder zu schaffen haben? Wir kennen uns gar nicht. Ich passe doch gar nicht ins Bild. Außerdem wäre es nicht richtig. … Ich seh´s schon vor mir. Seto mit seiner neuen Flamme und ich, die bei Mokuba abhängt. Und seine neue Flamme ist dann immer eifersüchtig auf mich, weil ich auch immer bei ihnen rumhänge. Ne, ne. So was fange ich mir erst gar nicht an. Das wäre zudem zu schmerzhaft für mich, weil ich wüsste, dass Seto mit einer anderen glücklich ist. Das geht gar nicht. Das würde ich auch gar nicht verkraften.//
 

So essen wir nun schweigend weiter.
 

//Irgendwie wüsste ich gerne, was er sich dabei denkt, mir gegenüber zu erwähnen, dass ich eine gute Spielkameradin für Mokuba abgeben würde. Der ist schließlich nur 3 Jahre jünger als ich. … Ach, ich versteh´ schon. Er will mich in die Lächerlichkeit ziehen, weil ich dieselben Interessen, wie ein 14jähriger habe. Na, toll. Also bin ich ihm zu kindisch. Das muss es sein. … Das ganze Date ist so was von für die Katz´. Was soll das bringen? Ich finde so ja doch niemanden, der mich will. Wozu gebe ich mir also noch so viel Mühe. Es hat ja doch keinen Sinn. Seto wird sich ohnehin für eine andere entscheiden. Ich hab´ doch schon verloren.//
 

Ich seufze.
 

Als wir mit dem Hauptgericht fertig sind, räume ich den Tisch ab und bringe das Geschirr in die Küche. Dort räume ich dieses in den Geschirrspüler. Niedergeschlagen stütze ich mich auf die Arbeitsfläche.
 

//Ein Glück, dass der Kameramann bei Seto geblieben ist. Denn ich brauche grad mal ´ne Minute für mich.//
 

Vor mir steht das Dessert und ich starre es an. Es ist zwar noch nicht ganz fertig, aber jetzt wäre ja auch noch der Zeitpunkt, an dem ich Seto eine Kostprobe meines Könnens an meinem Keyboard bieten sollte.
 

Ich nehme nur unbewusst wahr, dass sich die Küchentür öffnet. Erst, als sich zwei starke Arme von hinten um mich schlingen, schrecke ich aus meinen Gedanken und erstarre. Dann spüre ich auch noch Atem an meinem Ohr, als eine mir bekannte Stimme zu sprechen beginnt:
 

„Was dauert denn so lange? Willst du dich davor drücken, mir etwas auf deinem Keyboard vorzuspielen?“
 

Ein heißkalter Schauer läuft mir über den Rücken und ich lasse mich nach und nach in seine Umarmung fallen, bis ich an ihm lehne und mich anschmiege. Dann erwidere ich leise, sodass nur er es hören kann:
 

„In der Tat hätte ich gehofft, dem zu entkommen.“
 

„Keine Chance. Ich will was von dir hören.“
 

Ich seufze wohlig auf und befreie mich widerwillig aus seiner Umarmung.
 

„Na, dann komm, Seto.“ richte ich mich an ihn, während ich dabei bin, die Küche wieder zu verlassen.
 

Dieser folgt mir ins Spielzimmer und ich setze mich ans Keyboard.
 

„Sei gewarnt. Ich kann nicht halb so gut spielen, wie du. Zudem spiele ich dir nur mehrere Sequenzen vor, die man auch in einer Dauerschleife spielen könnte.“ erwähne ich, aber er erwidert nur:
 

„Na, dann lass mal was hören.“ und ich beginne zu spielen.
 

Gebannt lauscht Seto den Tönen, die ich meinem Keyboard entlocke. Etwa eine halbe Stunde später habe ich sämtliche Melodien, die ich auf Lager hatte, abgestottert.
 

„Das war´s. Und, was meinst du?“ frage ich ihn nach seiner Meinung.
 

„Wirklich nicht schlecht. Auf jeden Fall ausbaufähig.“
 

Ich erhebe mich aus meinem Chefsessel und vorbeuge mich, wie man es üblich vor Publikum macht und sage:
 

„Danke, für deine Aufmerksamkeit.“
 

Als ich mich wiederaufrichte, grinse ich ihn an, was ihm ein Lächeln entlockt.
 

„Willst du mir nicht mal ein Lied mit Text vorspielen? Dann kann ich vielleicht dazu singen.“ frage ich ihn ganz lieb.
 

„Du singst?“ stellt er mir skeptisch eine Gegenfrage.
 

Ich nicke aber nur. Er seufzt und setzt sich ans Keyboard.
 

„Sag mir, was du spielen willst und ich suche den Text im Internet.“ bitte ich ihn und werfe schon mal meinen PC an.
 

Nachdem er mir den Titel genannt hat, suche ich nach dem Text.
 

Auch diesen gefunden, legt Seto auch schon los und ich singe drauf los, während ich mir vorstelle, für mich alleine zu sein, damit ich nicht nervös bin. Mein Blick heftet sich sozusagen auf die Zeilen des Textes, damit ich mir der Anwesenheit Seto´s nicht mehr so bewusst bin.
 

Nachdem das Lied endet und Seto zu spielen aufhört, dreht er sich zu mir und meint:
 

„Du hast wirklich eine schöne Stimme.“
 

Schreckhaft zucke ich zusammen, hatte ich Seto doch komplett ausgeblendet.
 

Er blickt mich amüsiert an, da erkläre ich ihm:
 

„Danke. … Aber es hat mich echt Überwindung gekostet, dich komplett auszublenden, damit ich nicht nervös werde und meine Stimme zu zittern anfängt.“
 

Seine Lippen verziehen sich zu einem Grinsen.
 

„Will heißen, dass du keineswegs bühnentauglich wärst.“ setzt er dazu.
 

„Nein, bin ich nicht. Ich bin auch gar nicht scharf drauf, vor Publikum zu singen. Auf der Bühne bekäme ich keinen ruhigen Ton raus. Meine Stimme würde sich zitternd anhören.“
 

„Verstehe. … Wie sieht´s mit der Nachspeise aus? Es wird langsam spät.“ macht er mich aufmerksam.
 

Ich werfe selbst einen Blick auf meine Armbanduhr und bemerke:
 

„Du hast recht. … Ich hoffe, du magst das, was ich vorbereitet habe.“
 

Ich nehme seine Hand und ziehe ihn in den Essraum. An seinen Sitzplatz zurückdirigiert, erwähne ich:
 

„Setz dich doch schon. Ich bringe gleich die Nachspeise. Bin gespannt, was du dazu sagst.“
 

//Kommt es mir nur so vor, oder ist meine Schüchternheit fast komplett weg.//
 

Seine Augen funkeln mir aufgeregt nach, als ich einen letzten Blick zu ihm werfe, ehe ich in der Küche verschwinde.
 

Schnell nehme ich die Schokosauce und übergieße die Erdbeeren damit, danach folgt Schlagsahne und noch einmal etwas Schokosauce, fertig ist meine Kreation. Ich schnappe die Teller und trage sie in den Essraum.
 

„Tada!“ sage ich, als ich die Teller auf dem Tisch platziere.
 

Seto bekommt große gierige Augen.
 

„So eine Nachspeise lasse ich mir gerne schmecken.“ erwähnt er, als er auch schon die erste Erdbeere in seinen Mund schiebt.
 

Ich lächle ihn verlegen an.
 

Als ich mir dann selbst eine in den Mund schiebe, steht er plötzlich auf, kommt zu mir rüber, beugt sich zu mir herab und stiehlt mir die Hälfte der Erdbeere, geht dann wieder auf seinen Platz und setzt sich wieder. Danach funkelt er mich herausfordernd an.
 

Meine Lippen verziehen sich zu einem verlegenen Grinsen.
 

//Du willst mich also herausfordern? Da habe ich doch glatt eine Idee. … Ob du dich von mir auch küssen lassen würdest?//
 

Ich erhebe mich aus meinem Stuhl, während sein Blick mich fixiert und bewege mich auf ihn zu, während ich meinen Teller mit zu seinem Platz ziehe.
 

Seine Augen funkeln auffordernd. Ich greife die Stuhlkante und schiebe ihn seitlich zum Tisch, damit ich es mir auf seinem Schoß bequem machen kann. Sofort ist seine linke Hand an meinem Rücken und seine rechte hält eine Erdbeere. Er schiebt sie mir in den Mund und beugt sich abermals zu mir vor. Wieder stiehlt er mir die Hälfte, kaut und schluckt. Er schiebt sich nun selbst eine Erdbeere in den Mund, aber diesmal bin ich so mutig, ihm eine Hälfte zu stibitzen, zu kauen und runterzuschlucken. Das geht solange, bis wir alle Erdbeeren aufgegessen haben.
 

Nachdem Seto auf seine Armbanduhr geblickt hat, meint er:
 

„Es wird langsam Zeit für mich, zu gehen.“
 

Mein Blick wird traurig und ich klettere widerwillig von ihm runter, damit er sich erheben kann.
 

//Es hat gerade richtig viel Spaß gemacht, mit ihm zu flirten. Ich vermute, dass man das, was wir gemacht haben, so bezeichnen kann.//
 

Ich seufze und trage die Teller und Gläser zurück in die Küche, während mir ein Kameramann folgt.
 

„Und, wie fanden sie das Date im Großen und Ganzen?“ fragt mich dieser auch sogleich, während ich das Geschirr in den Geschirrspüler räume.
 

„Es war wirklich nett. Ich hätte zumindest nicht vermutet, dass es so einen Abschluss finden würde.“ erkläre ich.
 

„Und wie viele Herzen geben Sie sich für das heutige Date?“
 

„Hm. … Drei Herzen. … Ich bin mir nicht sicher, ob ich sein Typ bin. Auch, wenn es zum Ende hin verheißungsvoll wurde.“ lächle ich verlegen.
 

Dann verschwindet der Kameramann auch schon wieder raus zu Seto, der wahrscheinlich gerade dabei ist, eine Liebesbotschaft zu schreiben.
 

//Gott, ich war noch nie so aufgeregt. Was er mir wohl schreiben wird? Na, ich bin gespannt.//
 

Nach fünf Minuten marschiere ich in den Wohnraum, wo Seto es sich bequem gemacht hatte und nun aufsteht. Ich bringe ihn noch zur Tür, er zieht sich die Schuhe an und ich helfe ihm in den Mantel. Danach wendet er sich mir zu, meint:
 

„Hier hab´ ich was für dich.“ und ich nehme die herzförmige Schachtel entgegen.
 

Da ich es wirklich schade finde und wirklich traurig darüber bin, dass er nun schon gehen muss, - ich hätte ehrlich nichts dagegen gehabt, wenn er noch länger geblieben wäre – schlinge ich meine Arme um seine Taille und kuschle mich an ihn. Überrumpelt legt er verzögert seine Arme um mich, wahrscheinlich hat er nicht vermutet, dass es mir schwerfallen könnte, dass er gehen muss.
 

Er löst sich eine Armlänge von mir und legt mir zwei Finger unter mein Kinn, um mich zu zwingen, ihm in die Augen zu sehen. Dann beugt er sich zu mir herab und legt sanft seine Lippen auf meine. Es ist ein sanfter Kuss, der so viel aussagt. Ich lasse ihn all meine Liebe spüren, die ich in den Kuss lege. Er scheint überwältigt von diesem Gefühl, denn es scheint mir, als wollte er diesen Kuss niemals enden lassen.
 

Ehe ich mich von ihm löse, streiche ich ihm sanft mit meiner linken Hand über seine Wange. Als ich ihm dann wieder in die Augen blicke, bemerke ich eine sanfte Röte in seinem Gesicht, was ein kleines Lächeln auf meine Lippen zaubert.
 

„Wir sehen uns beim Finale.“ meint er leise und ich nicke.
 

„Ja, … bis dann.“ erwidere ich ebenfalls leise und er tritt aus meiner Wohnung, während mein Blick ihm folgt.
 

Bevor er bei den Treppen verschwindet, winkt er mir ein letztes Mal, das ich kurz erwidere, danach schließe ich die Tür, lehne mich dagegen und seufze schwer.
 

//Ich hätte nie gedacht, dass es mir so schwerfallen würde, ihn gehen zu lassen. Ich vermisse ihn jetzt schon ganz furchtbar. Er war nämlich ganz anders, als er sich sonst in der Öffentlichkeit immer gibt. Aber andererseits werde ich ihn in vier Tagen wiedersehen. Freude. Ich hab´ das Gefühl, ich schwebe auf einer Wolke, so abgehoben fühle ich mich.//
 

Danach begebe ich mich in mein Wohnzimmer, setze mich auf die Couch und öffne neugierig die Herzschachtel, um die Nachricht darin herauszunehmen und zu lesen:
 

„Liebe Olivia,
 

das heutige Date war wirklich sehr nett. Ich empfand es als sehr angenehm, dass du mich nicht gesiezt hast. Das wäre mir doch recht befremdlich gewesen, für ein Date.
 

Außerdem habe ich gemerkt, dass du dir wirklich Mühe gegeben hast, mich zum Sprechen zu animieren. Ich wollte erst wissen, wie du so bist, ehe ich mir die Mühe mache, auf dich einzugehen. Und ich muss zugeben, dass ich von dir sehr angetan bin.
 

Das Essen war sehr gut und vor allem sehr kreativ.
 

Deine Musikeinlage hat mir auch gut gefallen, doch dein Gesang hat mir den Atem geraubt.
 

Dennoch würde ich dich bitten, zum Finale in einem Abendkleid zu erscheinen. Die anderen Kandidatinnen werden von mir noch informiert werden.
 

In Liebe
 

Seto.“
 

Begeistert halte ich den Brief an meine Brust und schwärme vor mich hin.
 

***
 

In den nächsten Tagen bin ich dazu verdonnert, die drei weiteren Dates eventuell mit Kommentaren zu versehen und habe immer mehr das Gefühl, dass meine Chancen schwinden, weil alle viel hübscher und weniger schüchtern rüberkommen. Vor allem ihr Mundwerk ist nicht ohne.
 

Ich bin regelrecht verzweifelt, weil ich der Annahme bin, bestimmt die Erste zu sein, die gehen muss. Den letzten Tag über, drehe ich völlig am Rad, weil ich ihn doch liebe und glaube, ihn zu verlieren, ehe ich ihn hatte. Ich beginne sogar an meinem Selbst zu zweifeln.
 

//Bin ich überhaupt gut genug für ihn?//
 

***
 

Doch am nächsten Tag – heute ist der Tag des Finale – treffe ich persönlich, in der Kaiba-Villa, auf die anderen drei Kandidatinnen und wir werden von einem Butler in einen kleinen Raum gebracht, wo wir uns erstmal über die anderen auslassen können.
 

Wie sich Seto gewünscht hat, habe ich mir zu diesem Zweck extra ein dunkelblaues trägerloses Ballkleid maßanfertigen lassen, sowie dazupassende Schuhe, die ebenfalls in dunkelblau gehalten sind. Nur, bin ich die Einzige, dessen Kleid ein großzügiger Gürtel, mit vielen Glassteinchen verziert und leicht nach unten einen Haken zieht, meine Taille ziert. Um meinen Hals trage ich eine wunderschöne schlichte silberne Halskette, an dessen Ende eine blaue Perle baumelt, sowie an den silbernen Ohransteckern befinden sich blaue Perlen, passend zu dem Kleid. Meine Haare trage ich offen, mit einem breiten geschlungenen silbernen Haarreif verziert. Ein paar Stirnfransen habe ich zu einem Seitenscheitel gezogen, um mein Bild zu vervollkommnen.
 

Die drei Kandidatinnen unterhalten sich eifrig und versuchen sich gegenseitig runter zu machen, während ich nur daneben sitze und schweige, während ich sie mustere.
 

//Die drei scheinen echt typische Tussen zu sein. Das ist ja widerlich, wie die sich wichtigmachen. Ob Seto auf solche Mädchen steht?//
 

Sie tun ja sogar so, als wäre ich gar nicht anwesend, sehr zu meinem Leidwesen. So habe ich nämlich niemanden, mit dem ich mich unterhalten kann. Schade eigentlich. Aber dafür sehen sie in ihren Abendkleidern sehr hübsch aus.
 

Es ist soweit. Wir werden von dem Butler, der uns eingelassen hat, abgeholt und in einen größeren Raum gebracht, wo wir vom Butler angekündigt werden und Seto uns sogleich entgegenkommt. Er betrachtet uns alle, und als sein Blick mich trifft, wirkt er sogar entzückt.
 

Seto begrüßt jeden Einzelnen von uns, mich sogar mit einem kurzen sanften Kuss auf meine Lippen, was mich eigentlich wundert, aber zum Glück keiner von den anderen mitbekommen hat, und geleitet uns zu einer großen Couch, wo locker noch einmal fünf Personen Platz hätten. Dann lässt er uns kurz allein, um uns etwas zum Trinken zu holen.
 

Nach wenigen Minuten kehrt er mit einem Tablett zurück und wir entnehmen diesem je ein Glas. Ich koste und stelle fest, dass es stark nach Apfelsaft schmeckt. Ich grinse ihn an, als sein Blick mich trifft, was ihn beinahe dazu bringt, ein Lächeln auf seine Lippen zu legen, aber er verhindert es gerade noch, auch, wenn seine Augen mich immer noch erfreut anfunkeln.
 

//Kann es sein, dass er sich wirklich darüber freut, mich zu sehen? Nein, das ist sicher nur Einbildung.//
 

Ein kleiner schwarzhaariger Wirbelwind kommt in den Raum und Seto sieht ihn strafend an. Dann erst richtet er sich an uns alle:
 

„Also, … Um eine Entscheidung zu treffen, habe ich mir gedacht, dass jede einmal mit mir zu einer bestimmten Musik tanzt, die mein kleiner Bruder anwerfen wird, ehe wir uns der Vorspeise widmen.“
 

Meine Augen weiten sich panisch.
 

//Verdammt. Ich kann doch gar nicht tanzen. Lass mich bitte, als Letzte drankommen.// flehe ich Seto in Gedanken an.
 

Doch er erhört mich nicht und bittet mich sogleich als Erste um den Tanz.
 

Ich seufze resigniert, nehme seine Hand und erhebe mich.
 

Hinter dem Couchtisch angekommen, nehme ich unbeholfen die Tanzposition ein, wobei mir Seto schon mal helfen muss.
 

„Entschuldige, ich hab´ noch nie getanzt.“ flüstere ich ihm zu.
 

„Darauf wäre ich jetzt nie gekommen.“ meint er sarkastisch und ich senke betrübt meinen Blick.
 

//Ich bin eine Schande. Wenn, dann bin ich ohnehin die Erste, die fliegt. Und er wird mein Herz, wie bisher, wieder, ohne es zu wissen, mit sich herumschleppen. … Die anderen haben, bei ihren Kommentaren ohnehin behauptet, ich hätte ihn zu respektlos behandelt, und ich wäre nicht sein Typ. … Ich habe es einfach nicht verdient, in seiner Nähe sein zu dürfen.//
 

„Olivia?“ haucht er meinen Namen.
 

//Aus seinem Mund klingt mein Name irgendwie besonders.//
 

Betrübt hebe ich leicht meinen Kopf an und blicke ihm vorsichtig in die Augen. Seto hat seine Augenbrauen zusammengezogen und fragt sich vermutlich, was mit mir los ist.
 

„Entschuldige, das wollte ich nicht sagen. Das ist mir so rausgerutscht.“ flüstert er so leise, dass gerade ich es verstehen kann.
 

Nun wage ich es, meinen Kopf ganz zu heben, lege verwundert meinen Kopf schief und seine Augen strahlen mich aufmunternd an.
 

//Kann es sein, dass er sich durch die Anwesenheit der anderen drei Kandidatinnen leicht gereizt fühlt? Vielleicht bilde ich mir das Strahlen seiner Augen auch einfach nur ein.//
 

„Bereit?“ fragt er mich und ich entgegne:
 

„Wenn du darauf gefasst bist, dass ich dir auf die Füße trete?“
 

Ein sanftes Lächeln legt sich auf seine Lippen und schon nickt er Mokuba zu, die Musik anzuschalten.
 

Ich atme noch ein letztes Mal tief durch, dann lasse ich mich von ihm führen. Konzentriert versuche ich es zu vermeiden, seinen Beinen in die Quere zu kommen und starre auf meine Füße.
 

„Sieh´ mir in die Augen und lass dich treiben.“ fordert er mich auf.
 

Ich gehorche und sehe in seine wunderschönen blauen Augen, die mich regelrecht anzustrahlen scheinen. Meine Wangen beginnen zu brennen, da es mir peinlich ist, ihm so intensiv in die Augen zu starren, während ich mit meinen Gedanken doch bei meinen Füßen bin.
 

Als ich merke, dass er mich so führt, um Stolperfallen vorzubeugen, habe ich das Gefühl zu schweben, was mir erst ein Lächeln und danach ein Grinsen entlockt, während er das Lächeln erwidert.
 

Nachdem das Lied geendet hat, lachen wir uns an.
 

„Na, siehst du.“, meint Seto, „War doch gar nicht so schlimm.“
 

„Nein, wirklich nicht. Du hast mir auch das Gefühl gegeben zu schweben. Ich dachte schon, mir wären Flügel gewachsen.“
 

Wieder lacht er kurz auf.
 

„Danke, für den schönen Tanz.“ sage ich ihm dann etwas leiser und sehe ihn verlegen an.
 

„Ich danke dir.“ erwidert er, nur, dass sich diesmal auch auf seine Wangen eine feine Röte legt.
 

Ich streichle mit meiner linken Hand über seine rechte Wange, löse mich ganz von ihm, während seine Röte etwas zunimmt, und ich begebe mich wieder zu der Couch, mit einem sehnsüchtigen Lächeln auf den Lippen, weil er beinahe dazu geneigt gewesen wäre, mir mit seinem Gesicht zu folgen, als ich meine Finger von seiner Wange gestrichen habe.
 

Da vernehme ich auch schon das Getuschel von wegen, ich hätte meine Verführungskünste eingesetzt, um ihn um den kleinen Finger zu wickeln. Ich bin echt bemüht, mir das Lachen zu verkneifen.
 

Als ich ihn dann jedoch mit den anderen drei Kandidatinnen nacheinander tanzen sehe, wird mir wieder bewusst, wie jämmerlich ich eigentlich bin, auch, wenn mich Seto jedes Mal vom Gegenteil zu überzeugen versucht.
 

//Moment. Vielleicht ist es ja so, dass er mich nicht jämmerlich ansieht, auch, wenn ich das glaube. Könnte es sein, …? Ja, was eigentlich? … Ach, egal. Er wird mir vielleicht irgendwann mal verraten, was in seinem Kopf vorgeht. Vielleicht, wenn wir uns mal wieder über den Weg laufen, was ich eigentlich bezweifle. Hm.//
 

Nachdem alle mit ihm getanzt haben, bittet er uns:
 

„Nun kommen Sie, meine Damen, und folgen Sie mir in den Saloon. Ich werde Ihnen in Kürze die Vorspeise servieren.“
 

//Wieso siezt er uns denn? Das klingt merkwürdig und abartig. … Außerdem wird Seto jetzt gleich eine von uns heimschicken.//
 

Ich erzittere bei der Vorstellung, dass bereits jetzt die Entscheidung fällt, wer von uns gehen muss und die Vorspeise mitessen darf. Eine muss schließlich gehen.
 

Seto geleitet uns in einen recht großen Raum mit einem Esstisch und vielen Stühlen. Wir platzieren uns vorne, wo uns die Tür am nächsten ist und Seto bringt bereits mit einem Servierwagen vier Schüsseln mit der Vorspeise. Was ich erkennen kann, handelt es sich bei dem Inhalt um Obst. Obstsalat würde ich vermuten. Auch keine schlechte Idee, befinde ich.
 

Er nimmt die erste Schüssel und hält einer Kandidatin einen Vortrag, dem ich nicht so richtig folgen kann, weil ich mir Gedanken mache, ob ich noch bleiben darf.
 

Als er die zweite Schüssel weitergereicht hat, nimmt er die dritte – vor mir steht immer noch keine Schüssel – beginnt er zu reden, nachdem er einmal seine Augen verdreht hat:
 

„Die Entscheidung ist mir … nicht leichtgefallen.“
 

Während ich in seine Augen blicke, fällt mir auf, dass seine Augen ein Grinsen ausstrahlen, was mich leicht zum Lächeln animiert.
 

„Olivia. Du bist ehrlich und hast wirklich ausgeprägte Talente. Und dass du dir extra, wegen mir, dieses Kleid angetan hast, sagt schon viel aus.“ richtet er seine Worte an mich.
 

Meine Wangen beginnen wieder zu brennen, während ich in Gedanken ausführe:
 

//Für dich wäre mir nichts zu teuer. Ich liebe dich doch und das will ich dir auch zeigen.//
 

Sanft streicht er mir kurz über die Wange, ehe er sich an die letzte Kandidatin wendet und ein paar Worte an sie richtet. Mit den Worten:
 

„Ihre Sozialkompetenz hat mir leider nicht ausgereicht. … Sie müssen leider gehen.“ stellt er mir die letzte Schüssel hin und seine Augen funkeln mich amüsiert an.
 

Er begleitet die Eine noch zur Tür, während wir bereits die Erlaubnis haben, die Vorspeise zu vertilgen. Ich warte jedoch als Einzige auf Seto´s Rückkehr, bevor ich zu essen beginne, weil ich es einfach als unhöflich empfinde, ohne den Gastgeber zu Essen anzufangen. Die anderen Beiden heben sich keinen Beinbruch und beginnen einfach schon, mit dem Essen.
 

Als Seto zurückkommt, funkeln mich seine Augen erfreut an, während sie sich verfinstern, als er die beiden anderen mit seinem Blick fixiert. Ich kann seine Gedanken beinah hören:
 

//Nur weil es heißt, sie dürfen schon mit dem Essen beginnen, heißt das nicht, dass sie es tatsächlich tun sollen.//
 

Er hat nämlich noch eine Schüssel für sich auf dem Servierwagen stehen, die er nun auf den Tisch, vor seinen Platz stellt und sich hinsetzt.
 

Sobald er Platz genommen hat, greife ich zu meiner Gabel und koste ein Obststück. Da ich direkt neben ihm, zu seiner Rechten, sitze, flüstere ich ihm zu:
 

„Also, auf die Idee, mit Obstsalat als Vorspeise, wäre ich nie gekommen. Gefällt mir aber sehr und schmeckt auch lecker.“ erwähne ich ihm.
 

„Danke. Hab´ mir deine Kreativität abgeguckt.“ grinst er mich frech an.
 

Ich muss mich echt beherrschen, um nicht loszukichern, daher grinse ich bloß zurück und schüttle meinen Kopf.
 

„Du bist echt unmöglich.“ sage ich leise.
 

„Du wirst nie erraten, was ich mir als Hauptspeise ausgedacht habe.“ meint er dann.
 

„Da stimme ich dir allerdings zu. Ich habe keine Ahnung.“ entgegne ich lächelnd.
 

Danach essen wir schweigend und ich bemerke nebenbei, wie die anderen beiden versuchen, Seto schöne Augen zu machen, was mich allerdings nur anwidert, und Seto zum Schnauben bringt.
 

//Warum tut er sich das eigentlich an? Ob er auch einen Vertrag unterschrieben hat, dass er sich an das Protokoll zu halten hat? Wahrscheinlich. … Ob er eigentlich schon weiß, wen er wählen wird? Gott, ich bin so gespannt. Ich halte diese Spannung kaum aus. Vor allem, weil ich nicht gewillt bin, zu gehen. Ich will doch bei ihm bleiben.//
 

Als Seto und ich fertig gegessen haben und die anderen beiden Kandidatinnen artig gewartet haben, bis wir fertig sind, räumt der Butler das Geschirr ab. Dann richtet Seto auch schon sein Wort an uns:
 

„Ich hoffe, die Vorspeise hat geschmeckt.“
 

Kollektives Nicken, auch, wenn ich ihm das bereits offenbart habe.
 

„Um eine weitere Entscheidung zu treffen, habe ich noch einige offene Fragen. Kommen wir gleich zu dir.“ richtet er seine Worte nun an mich.
 

Ich schlucke nervös.
 

//Was jetzt wohl für Fragen kommen?//
 

„Ich glaube nicht, dass meine Fragen so furchtbar sein werden. Also, keine Angst. Sie werden schon nicht zu persönlich.“ lächelt er mich aufmunternd an, was die anderen beiden aufseufzen lässt, weil er doch bisweilen nur mir sein Lächeln geschenkt hat und sie nun Zeugen davon werden durften.
 

„Du hast doch in deinem Spielzimmer reichlich elektronische Geräte. … Aber ich habe auch einen PC in deinem Zimmer gesehen. Wozu nutzt du diesen eigentlich konkret?“
 

//Oh, je. Jetzt wird´s peinlich.//
 

„Ähm, … Außer PC-Spiele zu spielen?“ frage ich ihn verlegen.
 

Er nickt auffordernd.
 

//Mist, er hat gemerkt, dass ich mich diesbezüglich ausgeschwiegen habe.//
 

Ich seufze und gestehe:
 

„Ich schreibe Geschichten. … Fanfictions, ums genau zu nehmen.“
 

Da unterbricht er mich auch schon:
 

„Um was geht es denn da?“
 

„Ähm, … das willst du gar nicht wissen.“ senke ich beschämt, verlegen und mit geröteten Wangen meinen Kopf.
 

„Also, mich interessiert das brennend.“ sagt er ganz offen und ich bin echt erstaunt, dass er sein Interesse so offenkundig zugibt.
 

„Kann das nicht warten, bis du eine Entscheidung gefällt hast?“ versuche ich auszuweichen, weil es mir wirklich sehr peinlich ist.
 

„Na, meinetwegen.“ gibt er gelassen von sich.
 

Als ich ihm wieder ins Gesicht sehe, hat er ein belustigtes Grinsen auf seinen Lippen und ein neugieriges Funkeln in seinen Augen.
 

//Sollte er mich wählen, will ich bereit sein, ihm wirklich alles zu gestehen. Aber, auch nur dann. So mache ich ihm bestimmt keine Zugeständnisse.//
 

„Und hast du auch anderweitige Kenntnisse über den PC?“ will er nun wissen.
 

„Nun, ja, … ich kann ihn auseinandernehmen und wieder zusammenbauen. Kenn´ mich etwas mit dem Betriebssystem aus, sodass ich es mir so einstellen kann, wie ich es haben will. … Wenn du aber aufs Programmieren anspielst, muss ich dich leider enttäuschen. … Ich hab´ maximal mit dem Commodore 128 ein Programm geschrieben, dass ich aber nicht beenden konnte, weil er dann kaputt gegangen ist. Außerdem gab´s den dann auch nicht mehr zu kaufen. Die Daten hatte ich zwar ausgedruckt, sind mir aber irgendwann verloren gegangen. Da war ich, glaub ich, 12 oder 13 Jahre alt.“
 

Er hebt eine Augenbraue und meint:
 

„Verstehe. … Hättest du denn überhaupt Interesse daran, Programmieren zu lernen?“
 

„Wenn ich ehrlich bin, würde es mich schon reizen, das zu lernen. Ich hätte da sicher mehrere Ideen, dieses Wissen zu nutzen.“
 

In Gedanken gehe ich bereits die Varianten durch, was ich alles programmieren könnte und beginne zu grinsen. Belustigt schüttelt er den Kopf und meint:
 

„Du bist echt unfassbar.“
 

Nun widmet er sich der nächsten Kandidatin und stellt seine Fragen, aber die nehme ich gar nicht wirklich wahr, weil ich immer noch mit den Gedanken beim Programmieren bin. Als er allerdings die Dritte fragt, stellen sich mir die Haare auf:
 

„Die Handschellen, die ich in Ihrem Schlafzimmer gefunden habe, würden Sie diese auch bei mir versuchen, einzusetzen?“
 

Skeptisch mustere ich die Kandidatin und muss mir echt ein Kichern verkneifen.
 

//Seto, der Gefesselte? Niemals.//
 

Mein Blick streift den von Seto und ich verstehe, was er damit bezweckt.
 

//Kommt mir das nur so vor, oder versucht er, die zwei dazu zu bringen, sich selbst ins Aus zu schießen?//
 

Dann kommt auch noch so eine dämliche Antwort:
 

„Na, ja, Mr. Kaiba, …“
 

//Hilfe, die siezt ihn. Ist die noch ganz dicht? … Kein Wunder, dass er sie deshalb ebenfalls siezt.//
 

„… ich würde erstmal in Erfahrung bringen, wie Sie zu diesen Spielchen stehen. Sie müssen ja nicht zwingend zum Einsatz kommen.“
 

//Kann die mal jemand gegen die Wand knallen? Wie kann man sich nur so dämlich anstellen. Die benimmt sich total unterwürfig. Ich kann mir bei Gott nicht vorstellen, dass er so eine will. Das ist echt zu viel für meine Nerven.//
 

Ich lasse meinen Kopf auf die Tischplatte plumpsen.
 

„Au.“ jammere ich.
 

Und ich höre es genau, Seto versucht sich ein Kichern zu verkneifen, schafft es aber nur mäßig.
 

„Seto, wage es ja nicht.“ fauche ich gegen die Tischplatte, da prustet er auch schon los und hält sich den Bauch vor Lachen.
 

Ich hebe meinen Kopf und sehe ihn schmollend an.
 

Er wischt sich seine Lachträne weg, die sich aus seinem Augenwinkel lösen wollte, erhebt sich, immer noch kichernd, von seinem Stuhl und geht auf mich zu.
 

„Was hast du denn, Olivia?“ fragt er mich allen Ernstes, während er zwei Finger unter mein Kinn legt, damit ich mich nicht abwenden kann.
 

„Ich leide mit dir.“ gebe ich nur von mir, damit ich nicht ungut bei den zwei Kandidatinnen auffalle, und er verstummt abrupt.
 

Ernst blickt er mir in die Augen, bis ich das Gefühl habe, seine Augen würden mir vermitteln wollen, dass er mich will. Ich fühle mich durch diese Tatsache so verwirrt, und hin und hergerissen, aber da wendet er seinen Blick auch schon wieder ab und spricht:
 

„Dann kommen wir wohl zur Hauptspeise und zu meiner nächsten Entscheidung, wer nun gehen muss.“
 

Mit diesen Worten verlässt er den Saloon mit dem Servierwagen.
 

Nach einigen Minuten kehrt er mit drei Tellern und Schüsseln zurück. Ich bin sprachlos.
 

//Wer hätte das gedacht? Ich hab´ ihn wohl mit den Zahnstochern meiner Vorspeise auf die Idee mit den Spießen gebracht.// kichere ich in mich hinein.
 

Hühnerspieße mit Gemüsereis und Kartoffelsalat. Wieder widmet er uns ein paar Worte und überreicht einer Kandidatin und mir je einen Teller und eine Schüssel. Die dritte Kandidatin verabschiedet er an der Tür und wieder warte ich auf Seto´s Rückkehr, ehe ich zu essen beginne. Diesmal macht es mir die andere Kandidatin sogar gleich und wartet mit mir, mit dem Essen.
 

Als Seto zurückkommt, setzt er sich zufrieden wieder zu uns an den Tisch und wir beginnen zu essen.
 

Nach einer Weile fragt er mich aus heiterem Himmel:
 

„Olivia, was hättest eigentlich du geantwortet, wenn ich Handschellen in deinem Schlafzimmer gefunden hätte und dich darauf angesprochen hätte?“
 

Ich sehe ihn erst verwundert an und grinse ihn dann schief an.
 

„Willst du das wirklich wissen?“ frage ich nach.
 

Er nickt auffordernd.
 

„Na, schön. Ich kann dir aber nicht versprechen, dass ich mich auch getraut hätte, das durchzuführen.“ gebe ich schüchtern von mir.
 

Skeptisch hebt er eine Augenbraue. Also spreche ich weiter:
 

„Ich würde das auf einen Versuch ankommen lassen und Taten sprechen lassen. Wenn ich anstelle von Trixi gewesen wäre, wäre ich aufgestanden, hätte mich auf deinen Schoß gesetzt und versucht, deine Handgelenke zu fixieren. Dann hätte man schon mitbekommen, ob du dir Handschellen anlegen lassen würdest oder nicht.“ lächle ich mit schief gelegtem Kopf.
 

„Aha.“, nickt er und fährt fragend fort, „Und wie würdest du mich verführen?“
 

Irritiert sehe ich ihn an.
 

//Will Seto jetzt tatsächlich wissen, wie ich ihn dazu bringe, ihn in mein Bett zu bekommen? Oh, Hilfe! Ich weiß doch nicht, wie man jemanden verführt. Mit etwas Improvisation sollte es zwar möglich sein, aber wie gesagt, er müsste mir erlauben, mich machen zu lassen, damit ich improvisieren kann.//
 

„Seto. Ich weiß nicht, wie man verführt. Das hab´ ich doch noch nie gemacht. Ich würde einfach improvisieren. Mein Ideenreichtum könnte dich allerdings schocken.“ erwähne ich sicherheitshalber.
 

„Dann führe mir eben vor, wie du mich verführen würdest.“ fordert er mich auf.
 

„Bist du dir sicher?“
 

Er nickt auffordernd.
 

„Dann wären vielleicht Eiswürfel nicht schlecht.“ grinse ich keck.
 

Er nickt seinem Butler kurz zu und meint dann zu mir:
 

„Na, dann leg´ mal los.“
 

„Willst du mir eine Situation vorgeben?“ frage ich nach.
 

Er verdreht die Augen und erklärt:
 

„Na, schön. Nehmen wir mal an, wir sind alleine, …“, Seto überlegt kurz, „… genau, nehmen wir mal an, ich hätte dich ausgewählt, wir wären schon eine Weile zusammen, aber sind uns noch nicht nähergekommen, als uns zu küssen. Was würdest du tun, um mich ins Bett zu kriegen?“
 

Ich nicke nachdenklich und beginne nach einer Weile zu grinsen.
 

„Ok. Mal sehen. Was würde ich unternehmen?“ überlege ich laut, um ihn etwas zappeln zu lassen.
 

Ich erhebe mich aus meinem Stuhl und schreite gemächlich auf ihn zu, während ich ihn frage:
 

„Und was tust du in diesem Augenblick, ehe ich versuche dich zu verführen?“
 

„Nehmen wir einfach an, ich sitze an meinem Schreibtisch und arbeite an meinem Laptop.“
 

„Hast du dort einen Drehstuhl? Sonst hapert’s mit der Umsetzung.“
 

Wieder verdreht er seine Augen.
 

„Man will doch, dass die Situation so naturgetreu wie möglich dargestellt werden kann, nicht wahr?“
 

Ich bleibe zwei Schritte vor ihm stehen. Wieder ein Nicken an seinen Butler, der vorhin die Eiswürfel gebracht hat.
 

Nach einer Weile kommt der Butler mit einem herkömmlichen Drehstuhl und Seto tauscht seinen normalen gegen den Drehstuhl. Danach fragt er mich:
 

„Besser?“
 

Mit erfreutem Funkeln in den Augen schreite ich nun zur Tat, nachdem ich nur genickt habe.
 

„Tu´ so, als wärst du beschäftigt.“ fordere ich ihn auf und er gehorcht.
 

Seto starrt auf den Tisch und tut so, als würde er seine Laptoptastatur malträtieren.
 

Ich schreite nun auf ihn zu, streiche mit sanftem Druck von seinem Oberarm über seine Schulter, während ich um den Drehstuhl herumgehe. Hinten angekommen, gebe ich ihm leichte Küsse in den Nacken, was ihm sichtlich eine Gänsehaut über den Rücken jagt. Dann lecke ich mit meiner Zunge eine Spur und puste leicht darauf, was er keinesfalls ignorieren kann.
 

Da ich von seiner eisernen Selbstbeherrschung gehört habe, werde ich natürlich noch eine Weile damit zu kämpfen haben, ehe er willig sein wird, auf mein Spielchen einzugehen.
 

//Mal sehen, ob ich ihn wirklich dazu kriegen würde, dass er bereit wäre, mit mir ins Bett zu gehen.//
 

Wieder küsse ich ihn und lecke mit der Zunge, um Luft auf die Stelle zu pusten, abwechselnd, was ihm einen Schauer nach dem nächsten über den Rücken jagt. Nun werde ich langsam auch schon mutiger. Ich streiche ihm von hinten über seine Brust und beginne seinen Hals zu küssen. Schon spüre ich, wie sich in mir langsam echtes Verlangen breitmacht. Ein Seufzer verlässt seine Lippen.
 

//Ja, jetzt hab´ ich ihn so weit. Also weiter mit dem Verführungsakt. Laut Situationsbeschreibung weiß er ja noch nicht, was ich will.//
 

Ich begebe mich wieder auf die Seite zu Seto, streiche provokant über seine Oberschenkel und setze mich auf seinen Schoß, um danach weitere Küsse auf seinen Hals zu setzen, oder ich ziehe mit meiner Zunge Kreise auf seiner Haut, während ich mit meinen Fingern mit seinen Brustwarzen spiele, damit sie hart werden. Seto keucht unterdrückt auf.
 

Umso mehr er auf meine Spielchen eingeht, umso mutiger werde ich. Nun erhebt er auch endlich seine Stimme, die etwas belegt und rau klingt, was mich anmacht:
 

„Was wird das, wenn es fertig ist?“
 

Mit tiefer erotischer Stimme hauche ich:
 

„Das wirst du schon bald herausfinden.“ und kreise etwas mein Becken an seinem.
 

Und schon spüre ich, dass sich bei ihm etwas zu regen beginnt. Mit leicht vernebeltem Blick, sehe ich ihm in seine Augen, die sich leicht verdunkelt haben. Nichts um uns herum, nehme ich mehr wahr, mir ist heiß und ich fühle mich derart benebelt, dass mir diese Situation wie ein Traum erscheint.
 

„Küss mich.“ fordere ich ihn mit dieser tiefen erotischen Stimme auf.
 

Seine Atmung zittert, aber dennoch kommt er meiner Aufforderung nur zu gerne nach und legt seine Lippen auf meine. Im Hintergrund nehme ich ein entsetztes tiefes Lufteinziehen wahr. Er versucht sich immer noch zu beherrschen, denn der Kuss ist noch recht sanft, nimmt aber an Intensität zu, während ich spüre, wie die Beule in seiner Hose immer deutlicher zu spüren ist.
 

Nun schlinge ich meine Arme um seinen Hals, als er auch schon den Kuss vertiefen will. Ich lasse ihn gewähren und schon nimmt er gierig meine Mundhöhle in Besitz.
 

Meine linke Hand vergrabe ich an seinem Hinterkopf in seine Haare und mit der anderen Hand wandere ich zu seinem Hemdkragen und beginne die ersten Knöpfe zu öffnen. Sofort streichle ich über die freigewordene Haut, ehe ich weitere Knöpfe öffne. Seine Haut fühlt sich wunderbar unter meinen Fingern an und ich will mehr davon spüren.
 

Schweratmend lösen wir den Kuss und ringen eine Weile nach Sauerstoff, ehe ich mich mit den Lippen seiner freigewordenen Haut widme. Viele kleine Küsse setze ich auf seine Brust, bis ich bei den Brustwarzen ankomme. Dort umspiele ich seine linke Brustwarze mit meiner Zunge und sauge auch etwas daran, was ihn laut aufstöhnen lässt, was mich dazu animiert weiterzumachen.
 

Mit der anderen Brustwarze mache ich dasselbe, was ihn diesmal nur unterdrückt aufstöhnen lässt, während ich mit der Hand im Nacken nun über seine nackte Haut seines Oberkörpers streichle. Ich löse mich von seiner Brustwarze und falle wieder über seine Lippen her.
 

Nun scheint es um ihn geschehen zu sein. Er krallt seine Hand an meinen Hinterkopf in meine Haare und küsst mich gierig. Nach einer Weile löst er sich von mir und küsst meinen Hals entlang. Als er sich an einer Stelle an meiner Halsbeuge festsaugt, stöhne ich auf und er beugt sich so weit nach vorne, bis ich beinah auf dem Tisch zum Liegen komme, was mich aus meinem Trancezustand weckt und er aufstehen muss, um mir folgen zu können.
 

Jetzt erst bemerke ich, dass er bereits dabei ist, zu weit zu gehen.
 

//Wenn ich ihn jetzt nicht stoppe, schläft er wirklich noch mit mir und das vor Augenzeugen, was ich gar nicht gebrauchen kann.//
 

Um mich herum taste ich nach den Eiswürfeln, aber zu meiner Verwunderung gibt mir meine Konkurrentin ein paar in meine Hand. Prompt reagiere ich, greife nach seinem Hosenbund und versenke die Eiswürfel in seiner Hose. Erschrocken und kältegeschockt schreit Seto auf und schüttelt sich die Eiswürfel wieder aus der Hose.
 

Als er sich der Situation dann wieder gewahr wird und mich auf meinem Stuhl grinsend erblickt – ich habe mich aus Sicherheitsgründen zu meiner Konkurrentin zurückgesellt – läuft sein Gesicht knallrot an. Dennoch kann ich es mir nicht verkneifen, zu sagen:
 

„Ich glaube nicht, dass ich Probleme hätte, dich ins Bett zu kriegen.“, während meine Wangen zu brennen beginnen.
 

Prompt wird seine Gesichtsfarbe noch dunkler, soweit das überhaupt möglich ist.
 

Verlegen räuspert er sich und fragt:
 

„Wo waren wir stehen geblieben?“
 

Der Butler informiert ihn daher:
 

„Sie hatten das Fräulein gebeten, zu demonstrieren, wie sie Sie zu verführen gedenkt.“
 

//Was wohl jetzt in seinem Kopf vorgeht?//
 

„Ok. Und Sie? Wie würden Sie mich verführen?“ richtet er sich an die andere Kandidatin, während er sich das Hemd wieder zuknöpft und danach wieder Platz nimmt.
 

„Soll ich ebenfalls Taten sprechen lassen?“ fragt sie verführerisch.
 

„Nein!“, brüllt er panisch aus, „Einmal hat mir völlig gereicht. Beschreiben Sie mir einfach in einfachen Worten, wie Sie vorgehen würden.“
 

//Das ist merkwürdig. Wieso siezt er dieses Mädchen? Ich bin verwirrt.//
 

Bei der Beschreibung ihrer Verführungskünste, höre ich schon gar nicht mehr zu, sondern verschlinge Seto´s Körper mit meinen Augen. Das, was ich von ihm spüren durfte, hat Hunger nach mehr gemacht. Das Gefühl, seinen Körper zu berühren und ihn zu spüren.
 

Seine Nähe, die mich berauscht hat, ehe ich wieder in die Realität zurück katapultiert wurde, als ich die kalte Tischplatte an meinem Rücken gespürt habe. Und das, obwohl ich bei weitem noch nicht bereit gewesen wäre, überhaupt schon mit jemandem Sex zu haben. Mein momentanes Verlangen hat mich zu diesem Handeln bewegt, durch meine eigene Improvisation. Doch jetzt hat sich das wieder gelegt.
 

Während den Ausführungen meiner Konkurrentin bemerke ich immer wieder, wie Seto´s Blick zu mir schweift und ich vermute, dass es ihm ähnlich wie mir gegangen sein könnte. Mir kommt es sogar so vor, dass er sich nach meiner Nähe sehnt, um die Leere zu füllen, die ich nun bei ihm hinterlassen habe.
 

//Könnte das möglich sein?//
 

Nachdem wieder Schweigen zwischen uns herrscht, räumt der Butler das Geschirr ab und Seto erklärt nun kühl:
 

„Dann wird es wohl endlich Zeit für die Nachspeise und Endausscheidung.“
 

Unwillkürlich geht mir durch den Kopf:
 

//Hab´ ich jetzt überhaupt noch eine Chance bei ihm, falls ich eine hatte, wenn er weiß, dass ich ihn so leicht herumkriegen würde? Oh, verdammt. Es war so toll, ihm so nah zu sein. Ich würde es, glaub´ ich, nicht verkraften, wenn er sich jetzt, im letzten Moment, doch noch für die andere entscheiden würde, wo ich doch so weit gekommen bin, obwohl ich nicht weiß, woran er das festgemacht hat. … Waren meine Antworten ausschlaggebend?//
 

Ich seufze, während er und der Kameramann den Saloon verlassen, um die Nachspeise zu holen.
 

„Ich glaub´, jetzt hab´ ich mir die Chancen bei ihm verbaut.“ nuschle ich vor mir her.
 

Da erwidert meine Konkurrentin Yvonne, zu meiner eigenen Verwunderung:
 

„Das glaube ich nicht. Ich hatte schon von Anbeginn dieser Ausscheidung das Gefühl, dass er in Wahrheit bereits seine Wahl getroffen hat.“
 

„Wie meinst du das?“ frage ich nach.
 

Sie schüttelt den Kopf und sieht mich nachsichtig an:
 

„Seine ganze Art ist darauf ausgelegt, nur dir zu gefallen. Ich vermute fast, … nein, ich bin mir sogar ziemlich sicher, … dass er sich bereits bei eurem ersten Date in dich verliebt hat.“
 

„Wie kommst du darauf?“ will ich jetzt wissen.
 

„Du bist so naiv. Ich frage mich ernsthaft, was er an dir so findet. … Glaubst du ernsthaft, wenn ich an deiner Stelle gewesen wäre, hätte er mich so weit gehen lassen, dass er beinahe über mich herfällt? … Und ein weiterer Beweis ist, dass er nur dich anlächelt und auch nur mit dir offen redet.“
 

„Sorry, hab´ nicht so wirklich mitgehört. War mit meinen eigenen Gedanken zu sehr beschäftigt. … Aber meinst du das echt, dass ihm was an mir liegen müsste, um mich so weit gehen zu lassen?“
 

Sie nickt bestätigend und fügt an:
 

„Da bin ich mir ziemlich sicher. Die Nachspeise gehört dir. Und ich denke, ich bin auch nicht zu enttäuscht. Ich bin einfach nicht der Typ, nach dem er sucht. Du scheinst perfekt in sein Schema zu passen. Also mach´ dir keine Gedanken darüber, dass er sich gegen dich entscheiden könnte. Das wird nicht passieren.“
 

Plötzlich geht die Tür auf und Seto kommt, in Begleitung mit dem Kameramann, mit einem Teller, auf dem ein herzförmiger Kuchen steht, in der Hand, wieder herein und stellt ihn auf dem Tisch vor sich ab. Ich atme tief durch, als Seto sein Wort erhebt:
 

„Ok. Es dürfte euch bekannt sein, dass ich nun meine Entscheidung bekanntgeben werde. Die Entscheidung ist mir wirklich sehr l… schwergefallen.“
 

//Wollte er echt gerade sagen, dass ihm die Entscheidung sehr leicht gefallen ist? Hat Yvonne vielleicht doch recht?//
 

Seto hält für uns noch ein paar Worte bereit, ehe er seine Entscheidung bekannt gibt und mir die Nachspeise in die Hand drückt. Yvonne erhebt sich lächelnd und zwinkert mir zu, ehe sie sich von Seto nach draußen bringen lässt.
 

Nachdem Seto wieder zurückkommt, nickt er seinem Butler zu, dass er den Raum verlassen soll, was er auch prompt tut, und setzt sich mit einem Lächeln auf den Lippen zu mir. Da meine Hemmschwelle etwas kleiner geworden ist, durch den Verführungsakt, und ich etwas mehr Vertrauen zu ihm fassen konnte, setze ich mich um, auf Seto´s Schoß. Dieser nimmt mich auch erfreut in seine Arme und ich erwidere sein Lächeln. Ich lege ihm meine Arme um den Hals, als er sich auch schon zu mir beugt und seine Lippen auf meine legt.
 

Nach einer Weile löst er den Kuss und sieht mir mit strahlenden Augen in meine. Meine Wangen beginnen wieder etwas zu brennen.
 

„Na? Hättest du vermutet, dass es so endet?“ will Seto nun von mir wissen.
 

„Um ehrlich zu sein, war ich mir sehr unsicher, was den Ausgang betrifft. Ich hab´ bezweifelt, dass ich zu dir passe.“ gebe ich zu.
 

„Unsinn. Du passt perfekt zu mir. … Jetzt lass´ uns aber mal den Kuchen probieren.“ meint er dazu und ich nicke.
 

Somit greife ich zu einer Gabel, steche mir ein Stück ab und halte es ihm vor die Lippen. Mit einem seligen Lächeln auf den Lippen umschließt er die Gabel und zieht sich das Kuchenstück in den Mund. Ihm so auf dem Schoß zu sitzen, und ihm so nah sein zu dürfen, macht mich einfach nur glücklich.
 

Ich sehe ihn verliebt an, da wird mir von ihm ebenfalls auch schon ein Kuchenstück angeboten. Meine Lippen umschließen das Kuchenstück und ich ziehe es von der Gabel in meinen Mund.
 

//Der Kuchen schmeckt wirklich gut. Aber, nicht so gut, wie Seto selbst.//
 

Ich lege die Gabel zurück auf den Tisch und lehne mich glücklich an seine Schulter.
 

//Es ist einfach nur ein wundervolles Gefühl, ihm so nah zu sein.//
 

Genüsslich schließe ich meine Augen und fühle einfach nur. Da verlassen meine Lippen auch schon ungewollt die Worte, die ich für ihn empfinde:
 

„Ich liebe dich, Seto.“
 

Ehe mir bewusstwird, dass mir diese Worte eben tatsächlich über die Lippen gekommen sind, erwidert er:
 

„Ich liebe dich auch, Olivia.“
 

Beruhigt bleibe ich an ihn geschmiegt, als sich plötzlich die Tür öffnet und eine freundliche Kinderstimme erklingt:
 

„Seto! Bertram hat gemeint, du hast deine Wahl schon getroffen. Wer ist es denn nun?“
 

Doch, weil Seto ihm nicht antwortet und mich scheinbar auch nicht sieht, weil ich auf Seto´s Schoß verweile, fragt er nach:
 

„Ja, wo ist sie denn?“
 

Schon höre ich die tapsigen Schritte, die noch um einiges weiter in den Raum vordringen, bis er es vermag, die Situation zu überblicken.
 

„Oh! … Ich lass´ euch zwei verliebten Turteltäubchen wohl noch etwas alleine. Lasst euch von mir nur nicht stören.“ meint er und ich kann sein Grinsen regelrecht heraushören.
 

Die tapsigen Schritte entfernen sich uns wieder und Seto´s kleiner Bruder hält noch einmal, wahrscheinlich kurz vor der Tür, inne.
 

„Bleibt sie eigentlich noch etwas hier? Ich möchte sie auch gerne kennen lernen.“
 

Ich seufze.
 

//Wie soll man die Nähe seines Liebsten genießen, wenn man ständig unterbrochen wird.//
 

Ich nehme meinen Kopf von Seto´s Schulter und blicke ihm ins Gesicht. Er öffnet eben seine Augen, die er scheinbar, so wie ich, genießend geschlossen hatte, und sieht mir nun direkt in die Augen. Ein seliges Lächeln legt sich auf seine Lippen und ich nicke Richtung Seto´s kleiner Bruder.
 

„Mokuba.“ hält er seinen kleinen Bruder auf.
 

Ich gebe Seto noch einen kurzen Kuss auf die Lippen, dann erhebe ich mich jedoch von seinem Schoß und Mokuba kommt mit einem erfreuten Lächeln auf mich zu.
 

„Hallo, ich bin Mokuba, Seto´s kleiner Bruder. Wir haben uns vorhin im Wohnzimmer schon gesehen.“ reicht er mir höflich die Hand zur Begrüßung.
 

Ich nehme die Hand entgegen, als ich Seto neben mir bemerke. Er scheint sich ebenfalls vom Stuhl erhoben zu haben.
 

Ich blicke zu ihm hoch und überlasse es ihm, mich seinem kleinen Bruder vorzustellen.
 

„Mokuba, das ist Olivia, … meine auserwählte Freundin.“
 

Mokuba´s freundliches Lächeln verzieht sich zu einem erfreuten Grinsen.
 

„Ich hoffe, dass du mit ihr glücklich wirst. Auch, wenn du dich erst gegen diese Dating-Show gewehrt hast.“
 

Nun ist es an mir, zu grinsen.
 

„Dachte ich´s mir doch.“ sage ich leise und schmiege mich an seine Seite.
 

Seto legt seinen Arm um mich und übergeht meinen Kommentar, aber antwortet seinem Bruder:
 

„Ich bin glücklich.“
 

~~ Ende ~~

Traum 23 (Offenbarung in der Schule)

Ich bin in der Schule und streite mich gerade - es ist Pause - mit meinem Sitznachbarn Seto Kaiba. Das ist für die Schüler in unserer Klasse schon gar nichts Neues mehr. Nur jedes Mal spüre ich dabei Yugi´s Blicke in meinem Rücken.
 

Nach dem Streit schnappt mich ein Mitschüler, namens Georg Pichler, zieht mich aus dem Klassenraum, um mir ein Geheimnis anzuvertrauen.
 

Nachdem allerdings der Unterricht fortgesetzt wird und Seto und ich wieder an unserem Tisch sitzen, nimmt Seto unter dem Tisch meine Hand und wir halten Händchen.
 

Wenn wir schreiben müssen, liegt Seto´s linke Hand meist auf meinem Oberschenkel und streichelt darüber.
 

Wir sind seit etwa zwei Monaten zusammen und total vernarrt ineinander. Nur, in der Schule lassen wir das niemanden wissen, um unsere Beziehung spannender zu gestalten. Wenige Mitschüler dürften es aber bereits mitbekommen haben, die unsere Streits einfach als Beziehungsstreits abtun.
 

~~~
 

In der nächsten Pause bleiben wir unerwarteterweise allein im Klassenzimmer zurück, das nur sehr selten vorkommt.
 

Er greift wieder sofort nach meiner Hand.
 

„Wir sind allein.“ erwähne ich unnötigerweise.
 

Wir sitzen so, dass wir nah aneinander lehnen, beide die Beine überschlagen und zueinander gerichtet sind, da bemerkt Seto, ebenfalls unnötig:
 

„Und wir sitzen da, wie ein verliebtes Pärchen.“
 

„Macht ja nichts. Ist ja keiner sonst da.“
 

„Komm, gehen wir auch in den Hof.“
 

„Wenn du meinst.“ erwidere ich vorwurfsvoll.
 

Wir erheben uns, lösen zwecks unsere Hände voneinander, und gehen durch die Tischreihe, bis ans Ende.
 

Dann dreht er sich zu mir um. Ich nehme ihn in die Arme und drücke ihm einen Kuss auf seine Lippen.
 

Als ich mich wieder von ihm löse, nimmt Seto sofort wieder meine Hand und wir bemerken Balcheet, einen Mitschüler, der uns bereits dreimal zuvor erwischt hatte, in die Klasse kommen.
 

„Na, toll. Das vierte Mal.“ erwähne ich Seto.
 

„Als, wenn das jetzt noch was ausmacht.“ meint Seto und verlässt mit mir Händchenhaltend die Klasse.
 

Außerhalb des Klassenzimmers kommen uns natürlich einige Schüler entgegen. Die scheint es aber nicht zu stören, dass Seto und ich friedlich nebeneinander Händchenhaltend zu gehen scheinen.
 

„Seto. Das vierte Mal.“ wiederhole ich, weil ich das Gefühl habe, dass wir uns immer offener zeigen.
 

Da regt sich schräg hinter Seto plötzlich Georg auf:
 

„Was? Das vierte Mal?“ und rennt weg.
 

Panisch, weil ich annehme, dass er das auf sein Geheimnis bezieht, löse ich mich von Seto und schreie Georg nach:
 

„Das hatte nichts mit deinem Geheimnis zu tun.“
 

Seto kommentiert dessen Reaktion mit einer hochgezogenen Augenbraue.
 

„Seto, hilf mir gefälligst.“ fordere ich ihn auf.
 

„Wieso ich?“
 

„Schnuckiputz?“ sehe ich ihn drohend an.
 

Er hasst es, so von mir genannt zu werden, was ihn mit den Zähnen knirschen lässt und die gehoffte Wirkung zeigt.
 

„Pichler, bleib´ sofort stehen.“
 

Diese Worte waren noch nicht einmal laut, zeigen aber Wirkung. Georg bleibt, wie angewurzelt, stehen.
 

Ich hole ihn ein und drehe ihn zu mir um. Ich frage ihn gleich vorweg:
 

„Ist dir gar nicht aufgefallen, dass ich mich friedlich mit meinem Sitznachbarn unterhalten habe?“
 

Während den Streits habe ich Seto immer nur mit Kaiba beschimpft. Da wir aber grade keinen Streit vorspielen, ist es mir ein Graus ihn als Kaiba zu bezeichnen. Seto tritt neben mich und legt einen Arm um meine Schultern. Georgs Blick stutzt, als er Seto´s Geste beobachtet.
 

„Schatz, gibt´s Probleme?“ fragt Seto belustigt.
 

„Liebling, übertreib´s nicht.“
 

Seto sieht mich finster an.
 

„Erst drohst du mir mit Schnuckiputz und jetzt übertreib´ ich, mein Hase?“
 

Ich wende mich ab von Georg und Seto zu:
 

„Ich liebe dich doch, Bärchen.“
 

Seto´s Blick wird wieder sanfter.
 

„Ich glaub´, er hat´s kapiert.“ meint Seto daraufhin kühl und dreht mich mit sich weg von Georg.
 

„Seto.“ sage ich vorwurfsvoll, woraufhin er mich gegen die Wand drückt.
 

Er nähert sich mir so nah, dass kein Blatt mehr zwischen uns passt, beugt sich zu mir runter und küsst mich. Nicht lange danach, wechseln wir zum Zungenkuss und knutschen am Gang unserer Schule, wo wir beobachtet werden können. Das scheint Seto in diesem Moment aber so was von egal zu sein.
 

Wir liegen uns in den Armen und machen rum. Als wir uns wieder voneinander lösen, etwa nach zehn Minuten, sagt Seto:
 

„Ich liebe dich auch.“ und ich erwidere:
 

„Das gibt Bettfolter, nach der Schule, bei dir.“
 

„Ich freu mich schon drauf.“ grinst er mich an.
 

Als wir den Gang weitergehen, sehen wir nur sprachlose Gesichter, die offenbar fassungslos über das Gesehene sind, während Seto und ich, glücklich und verliebt, Händchenhalten und uns nicht um die anderen scheren.
 

~~ Ende ~~

Traum 24 (Kampf um die Liebe)

An einem Nachmittag erblicke ich vier Jungs, ein Mädchen und in ihrer Mitte Seto Kaiba, der sichtlich Interesse an dem Mädchen zeigt. Nur kenne ich dieses Mädchen nur zu gut. Meike ist ihr Name und ist genau, wie ich, 15 Jahre alt. Ihr einziges Interesse liegt allerdings an dem Jungen, der eher abseitssteht. Sein Name ist Haiko. Meike und Haiko sind das perfekte Paar, nur immer wieder trennen sie sich, wenn sie Geldprobleme bekommen. Meike zieht ihre Show ab, um den Jungs – man muss dazu erwähnen, wenn Meike gerade nicht mit Haiko zusammen ist, sie sich an den nächstbeliebigen ranschmeißt. Schließlich ist sie unter den Mädchen, die heißbegehrteste und jeder Junge würde etwas drum geben, mit ihr zusammen sein zu dürfen. – um sein Geld zu erleichtern.
 

Wie sie das schafft, ist mir noch nicht zu Ohren gekommen, aber, dass sie jetzt meinen Liebling, Seto Kaiba, gewählt hat, ist das Schlimmste für mich. – Dazu muss ich sagen, dass ich heimlich unsterblich in ihn verliebt bin, seit ich ihn das erste Mal gesehen hab´. Noch dazu ist er vor einiger Zeit auf unsere Schule gekommen, mit der Bekanntgabe, dass er auf der Suche nach einer Freundin wäre. Aber nur Wenige sind für ihn in Frage gekommen.
 

Gut, ok, ich habe auch nicht wirklich zu seiner Wahl gehört, von den zehn, die er vorweg ausgesucht hat, um sie etwas besser kennen zu lernen. Mittlerweile ist eben nur mehr Meike übrig. Keiner hat aber jemals erfahren, wie es mit den anderen steht. Ich mein, ob sie noch in seine Wahl fallen, oder ob er bereits alle ausgemistet hat. – Ich kann natürlich nicht zulassen, dass sie als Einzige noch übrig ist, daher geselle ich mich zu der Gruppe und begleite sie, während ich Seto bei seinen Flirtversuchen mit Meike beobachte.
 

Sie steigt natürlich voll drauf ein. Sie ist schließlich scharf auf das Geld in seiner Börse. Man munkelt schließlich, dass er immer viel Geld mit sich herumträgt. Ob das stimmt, werde ich wohl nie erfahren, aber das ist nebensächlich. Ich muss ihn irgendwie von Meike ablenken, was für mich bedeutet, ich muss ihn auf mich aufmerksam machen.
 

Später, als es ums Heimfahren geht, steige ich gedankenlos mit ihnen in die Schnellbahn. Erst später, während sich die sechs unterhalten, bekomme ich mit, dass ich in die falsche Richtung fahre, und erwähne der Runde:
 

„Meine Oma wohnt auch in Laa. Wollen wir ihr nicht einen Besuch abstatten? Sie freut sich immer auf Besuch.“
 

Die sechs zucken nur mit den Schultern. Ich habe Glück. Sie haben es einfach hingenommen, dass ich sie begleite, was mir meine Mission um einiges erleichtert.
 

In der Schnellbahn noch, tätige ich einen Anruf bei meiner Oma und sage ihr, dass ich mit ein paar Freunden bei ihr vorbeikomme.
 

Als wir in Laa angekommen sind, führe ich sie über den Hauptplatz, der wie ein Markt aussieht. Als ich die aufgestellten Schranken für Autos, durch die Fußgängerzone, erblicke, erinnere ich mich zurück, dass ich früher mit meinem Bruder immer Saltos über die Schranken geübt habe.
 

Also nehme ich Anlauf und versuche, ob ich die Saltos noch draufhabe, um gleichzeitig Seto´s Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Bei einem Schranken, bei dem man keinen Platz hat zum Anlaufen, müsste ich einen Bogen laufen, um genug Schwung zu bekommen. Da Seto vor mir über den Schranken ohne Salto gesprungen ist, steht er noch daneben.
 

Ich beginne dennoch bereits mit dem Rennen, mache bei der Stange einen Überschlag, berühre dabei Seto´s Rücken, der gerade gebückt war und lande vor ihm.
 

„Ich wusste gar nicht, dass du das kannst.“ gibt er fasziniert von sich und ich lächle ihn leicht an, während ich ihm erkläre:
 

„Das hab´ ich früher oft mit meinem Bruder, um die Wette, gemacht, wenn wir hier unterwegs waren.“
 

„Wie war noch gleich dein Name?“
 

Das schmerzt. Ist ja auch kein Wunder, dass er meinen Namen nicht kennt. Er interessiert sich einfach nicht für Mädchen, wie ich es bin. Deshalb war ich auch die ganze Zeit nur Luft für ihn. Ist sogar ein Wunder, dass er ein Wort an mich richtet.
 

„Olivia ist mein Name und ich geh´ auf die Schule, in der du vor einiger Zeit warst.“ antworte ich ihm.
 

„Ich kann mich gar nicht an dich erinnern.“
 

Liegt vielleicht auch daran, weil ich ihm einfach nicht aufgefallen bin. Er hat ja nicht die leiseste Ahnung, wie viel Mut und Kraft es mich kostet, diese Mission durchzuziehen.
 

„Sie“, ich deute auf Meike, „geht auf dieselbe Schule, wie ich.“
 

Jetzt scheint es wenigstens, was die Schule angeht, bei ihm zu klingeln.
 

„Ah.“
 

Dann ruft auch schon Meike nach ihm und er beginnt zu rennen. Verdammt, ich steh´ ja so was von, auf dem verlorenen Posten. Hoffentlich kann ich ihn noch retten, bevor es zu spät ist.
 

Ich renne ihm also nach und rufe:
 

„Seto, warte.“
 

Doch er bleibt nicht stehen, und dann verliere ich ihn auch noch aus den Augen. Von den anderen ist auch nichts mehr zu sehen. Ich dachte, ich führe sie?
 

Ich renne also alle möglichen Wege ab, bis ich sie dann doch wieder erblicke. Ihnen scheint wieder eingefallen zu sein, dass sie auf mich warten müssen, weil sie nicht wissen, wo meine Oma wohnt. Und wieder sind Seto´s Blicke nur Meike gewidmet. Er macht mir meine Mission wirklich schwer.
 

So führe ich sie also zu meiner Oma.
 

Im Stiegenhaus angekommen, steigen wir also die zwei Stockwerke zu Fuß hinauf, weil ich ihnen eingeredet habe, dass man für den Aufzug einen Schlüssel braucht. Früher stimmte das auch, nur ist mittlerweile das Schloss kaputt und der Aufzug lässt sich auch ohne Schlüssel benützen.
 

Vor der Wohnungstür läute ich also, meine Oma öffnet die Tür, ich lasse Seto eintreten, komme ihm hinten nach und schließe mit einem fiesen Grinsen, Meike gewidmet, die Wohnungstüre vor ihrer Nase. Punkt für mich.
 

Ich höre draußen Meike schnauben, da sie genau weiß, dass ich ihre Konkurrentin mime. Den Jungs war das sowieso von vornherein klar, als ich dazugestoßen bin, und ich mich versucht hab´, an Seto ranzuschmeißen. Nur Seto selbst, hat das nicht so geschnallt.
 

Meine Oma begrüßt ihn herzlich und fragt ihn auch gleich, ob er etwas zu trinken möchte.
 

„Einen schwarzen Kaffee, bitte.“ antwortet er ihr freundlich. Dummerweise fragt er mich:
 

„Wo sind denn die anderen und Meike?“
 

„Die äh, … hatten es ziemlich eilig, wieder zu gehen.“ rede ich mich heraus.
 

„Dann sollte ich vielleicht auch gehen.“
 

Schnell eile ich zu meiner Oma und flüstere zu:
 

„Bitte, er soll noch etwas bleiben.“
 

„Bitte, bleib doch noch und trink deine Tasse Kaffee bei mir.“ ruft sie ihm zu.
 

Ich atme erleichtert durch. Dann wendet sie sich allerdings an mich:
 

„Wieso bist du wirklich hier?“
 

Ich gestehe ihr also:
 

„Ich versuche ihn daran zu hindern, den größten Fehler seines Lebens zu begehen.“
 

„Du stehst auf den Jungen, hab´ ich recht?“
 

Ich nicke betrübt und erkläre:
 

„Meike, von der er gesprochen hat, ist ein richtiges Luder. Sie ist eigentlich glücklich mit ihrem Haiko zusammen, aber sie trennt sich immer wieder von ihm, damit sie anderen Liebhabern das Geld aus der Tasche ziehen kann. Und er ist jemand, der hat eine Menge davon. … Nur leider ist ihm nicht klar, warum sie ihm schöne Augen macht. … Ich hab´ mich gezwungen gefühlt, etwas dagegen zu unternehmen und führe jetzt einen offenen Konkurrenzkampf mit Meike. … Und die Freunde, von denen ich gesprochen habe, sind nicht wirklich meine Freunde, sondern einfach nur Verrückte, die auf Meike stehen. Sie lässt es allerdings zu, den Konkurrenzkampf zwischen den Jungs andauern zu lassen, obwohl sie bereits ihr Opfer in Griffweite hat. Das ist aber immer nur, wenn Meike gerade mal von ihrem Haiko offiziell getrennt ist. Ich bin nicht mal sicher, ob nicht beide unter einer Decke stecken. … Meine Eltern sind über Meike auch auf dem Laufenden, weil sie das bei meinem Bruder auch schon versucht hat. Sie lässt echt niemanden aus, der Geld einstecken haben könnte.“
 

„Na, dann wünsche ich dir viel Erfolg, bei deiner selbstgewählten Aufgabe.“
 

„Ich weiß ohnehin, dass ich keine Chance bei ihm habe, ich will ihn doch bloß von Meike wegbekommen. Ich hab´ aber leider noch keinen Plan.“
 

Da beginnt mir meine Oma ein paar gute Ideen ins Ohr zu flüstern und ich nicke grinsend. Als sie dann aber erwähnt, dass ich singen soll, erwidere ich:
 

„Spinnst du? Ich hab´ schon ewig nicht mehr gesungen.“
 

„Das verlernt man nicht. Du hast es schließlich immer geschafft, mit deinem Gesang, die Passanten zu begeistern, mitzutanzen. Das ist dein Vorteil gegenüber dieser Meike. Nutze ihn.“
 

Ich schüttle nachdenklich nur meinen Kopf und geselle mich etwas zu Seto. Ich trinke aus meinem Glas Mineralwasser, während ich mir bereits einen Text ausdenke.
 

Wenig später bringt meine Oma den Kaffee für Seto und setzt sich zu uns.
 

„Wie ist dein Name junger Mann?“ fragt sie ihn.
 

„Seto Kaiba. Ich bin aus Japan hierhergekommen, um mir eine Freundin zu suchen, weil ich demnächst zu einer Schwesternfirma der Kaiba Corporation übersiedle.“
 

„Verstehe. … Ich hab´ von dir gehört. Wie wär’s denn mit meiner Enkelin? Sie wäre ideal für dich.“
 

„Oma!“ ermahne ich sie vorwurfsvoll.
 

Dann klingelt es unvorhergesehen an der Tür.
 

„Ich geh´ schon.“ sage ich schnell und eile an die Tür.
 

Ich luge durch den Türspion und stelle fest, dass niemand mehr von Meike und ihren Freunden zu sehen ist. Ich öffne die Tür, um sicher zu gehen, da fällt mir auf der Matte ein zusammengelegter Zettel auf. Ich hebe ihn auf und lese:
 

„Liebe Olivia.
 

Du magst für den Moment gewonnen haben, glaub´ aber nicht, dass ich mich so schnell geschlagen gebe. Ich weiß, dass du Seto liebst und mir deshalb in mein Handwerk pfuschst. Du wirst leider nicht verhindern können, was ich mit ihm vorhabe. Ich verrate dir nur so viel, ihm wird Hören und Sehen vergehen. Und für deine Einmischung wirst du büßen. Das ist eine offene Kampfansage.
 

Ach, bevor ich´s vergesse, an deiner Stelle würde ich Seto nicht diese Nachricht zeigen. Ich werde dich nämlich dermaßen durch den Dreck ziehen, dass du nicht mehr weißt, ob du Männlein oder Weiblein bist.
 

Meike.“
 

Voller Wut werfe ich die Tür zu und gehe zu meiner Oma und lege ihr den Wisch auf den Tisch.
 

„Sieh dir das an.“
 

Meine Oma nimmt den Zettel in die Hand und liest ihn sich durch, ehe sie ihn ebenfalls auf den Tisch knallt.
 

„Das ist ja die Höhe.“ meint meine Oma dazu.
 

Jedoch, bevor ich etwas tun kann, holt sich Seto den Wisch und liest ihn sich durch.
 

„Nein!“ rufe ich panisch, doch es ist bereits zu spät.
 

Seto runzelt die Stirn und sagt:
 

„Ich sollte besser gehen.“
 

Er trinkt den Kaffee in einem Schluck aus, erhebt sich und geht zur Tür. Ich eile ihm natürlich nach. Er dreht sich noch einmal um und erwähnt:
 

„Das Schreiben nehm´ ich mit.“
 

Bereits zum Gehen gewandt, versuche ich ihn noch einmal aufzuhalten:
 

„Seto, warte. Meike darf nicht erfahren, dass du die Nachricht gelesen hast, sonst bin ich dran.“
 

Er hält in seiner Bewegung kurz inne und blickt zu mir, dann nickt er und schließt die Tür hinter sich. Die Tür springt allerdings wieder aus der Angel. Auch egal. Ich muss jetzt erst mal mit meinen Eltern telefonieren.
 

Ich nehme den Hörer in die Hand und schreie zu meiner Oma:
 

„Ich ruf mal schnell meine Eltern an, dass ich bei dir bleibe heute. Es geht ohnehin kein Zug so schnell mehr zurück.“
 

„Soll mir recht sein. Aber du bekommst noch was von mir zu hören, wenn du so kurzfristig anrufst.“
 

„Ist ja gut. Ich hab´ verstanden.“
 

Dann wähle ich die Nummer.
 

Sofort, als abgehoben wird, sage ich:
 

„Meike ist wieder auf Streifzug. Wir müssen diesmal nur Beweise bekommen, dann können wir sie endlich hinter Gitter bringen.“
 

„Ist Haiko auch wieder bei ihr?“ fragt meine Mutter.
 

„Ja, ihr Freund ist auch von der Partie. Oder sollte ich Ex sagen, wo wir doch alle wissen, dass sie nach den Streifzügen sowieso wieder mit Haiko zusammen sein wird?“
 

„Hast du ihr aufgelauert?“
 

„Das war auch keine Kunst, sie ist mit ihren Freunden vor meiner Nase herumgetänzelt. Seto Kaiba war übrigens auch bei ihr. Eindeutig ihr nächstes Opfer.“
 

„Meinst du den süßen Jungen namens Seto Kaiba, der seit einiger Zeit bei uns in der Stadt ist, mit der steinreichen Firma?“
 

„Ja, genau den süßen Jungen meine ich.“
 

„Ist das nicht der, auf den du so abfährst?“
 

„Ja, Mama, ich bin total verknallt in ihn, aber das interessiert doch eh niemanden. … Weshalb ich eigentlich anrufe, ich bin bei der Jelen Oma.“
 

„Was treibst du denn so weit draußen?“
 

„Naja, wegen Meike eben. Jemand muss doch verhindern, dass Seto in sein Unglück stürzt.“
 

„Und du meinst, du bist ihr gewachsen?“
 

„Ich weiß nicht, ob ich gegen sie ankomme. … Bei Seto habe ohnehin keine Chance. Also muss ich mir grundsätzlich was anderes überlegen, um ihm die Flausen auszureden. Oma hätte da sogar schon gute Ideen.“
 

„Und? Wirst du singen?“
 

„Ja, ich werde singen. Was habe ich schon für eine andere Wahl. … Ich werde mich für morgen gut vorbereiten. Sie hat mir eine offene Kampfansage gestellt. Das ist kein bloßer Konkurrenzkampf mehr. … Sie ist selbst schuld, dass mittlerweile unsere ganze Schule von ihren Machenschaften Bescheid weiß. … Nur zu dumm, dass die Polizei auf Grund von Mangel an Beweisen, nichts gegen sie ausrichten kann. … Alle Schüler sind bereits erzürnt über sie. Und die Unwissenden kann man leider nicht warnen, weil wir sonst die Möglichkeit auf Beweise verlieren.“
 

„Dann versuch dein Bestes, um sie dranzukriegen.“
 

„Bestimmt. … Dieses Mal müssen wir sie einfach erwischen. Am besten auf frischer Tat. … Also bis morgen dann.“
 

„Ok, ich werde dem Papa Bescheid sagen.“
 

„Danke, Mama. Tschüss.“
 

„Tschüss.“
 

Schon habe ich das Telefonat beendet.
 

Plötzlich macht die Türe ‚Klick‘ und ich drehe mich ruckartig zur Tür, die nun im Schloss ist. Ich schließe meine Augen und atme tief durch. Seto hat mitgehört. Na, toll. Das ist so richtig super toll. Er weiß ja nicht mal, bei was ich sie erwischen will. Er könnte falsche Schlüsse ziehen und mir dann die Schuld geben. Warum muss ausgerechnet heute alles schiefgehen, was nur schiefgehen kann?
 

***
 

Am nächsten Tag trifft sich wieder die Gruppe und ich geselle mich wieder zu ihnen. Besonders im Auge behalte ich diesmal Seto, ob er mich nicht doch verrät. Aber, wie es den Anschein macht, spielt er weiterhin seine unwissende Rolle.
 

Dann liefern mir die Jungs quasi die Vorlage dafür, mit dem Singen zu beginnen. Und ich singe mit so viel Gefühl, dass ich einfach die ganze Nachbarschaft mitreiße, aus ihren Häusern zu kommen und zu meinem Gesang, Instrumente zu spielen und zu tanzen, wie ich es von früher gewohnt bin. Ich steige in die Tanzbewegungen mit ein. Seto´s Lippen verziehen sich dabei zu einem Lächeln und er wippt mit seinem Fuß leicht mit.
 

Meike hingegen steht der Mund offen und scheint sprachlos entsetzt zu sein. Mein letzter Satz des Liedes lasse ich dann für Meike sehr betont erklingen:
 

„Wenn du Krieg willst, sollst du ihn haben.“ und Seto beginnt zu klatschen, sowie alle Beteiligten.
 

Nur Meike und ihre Freunde halten ihre Füße still und grummeln. Wieder ein Punkt für mich und ich grinse sie, auf Grund meines nächsten Sieges, an. Sie formt mit ihren Lippen bloß:
 

„Das wirst du bereuen.“
 

***
 

Einen weiteren Tag später, lädt uns Meike zum Essen ein, jedoch als es ans Bezahlen geht, fällt ihr plötzlich ein, dass sie ihr Geld zuhause vergessen hat. Wer´s glaubt. Die nimmt doch nie Geld mit.
 

„Seto, bist du so nett?“ fragt sie ihn daher, ohne ihn wirklich darum zu bitten. Doch ich bin ihr zuvorgekommen und hab´ Seto seine Geldtasche entwendet, weil ich ihm etwas zustecken will. Als er jedoch antwortet:
 

„Tut mir leid, ich hab´ wohl meine Geldtasche verloren.“, halte ich hinter seinem Rücken seine Geldtasche, sichtbar für Meike, in die Höhe und grinse hinterhältig.
 

Danach strecke ich noch meine Zunge raus und ihm seine Geldtasche wieder zu. Meike formt mit ihren Lippen:
 

„Ich hasse dich dafür.“
 

Sie hat ihn beinahe wieder vollständig um ihren Finger gewickelt. Hoffentlich hilft meine letzte Taktik, um ihn von Meike abzubringen. Ansonsten muss ich wohl kapitulieren. Ich hab´ ihm einen Brief und einen USB-Stick in die Geldtasche, mit den großen Scheinchen, reingesteckt, in der Hoffnung, dass er kontrolliert, ob Geld fehlt.
 

Ich geselle mich, nach meinem echten vorgegebenen Klogang wieder zu den anderen und es wird beschlossen, dass jeder für sich selbst zahlt. Für Meike springt Haiko ein und für Seto springe ich ein, obwohl ich Gewiss bin, dass er im Besitz seiner Geldtasche ist. Macht gleich zwei Punkte auf einmal für mich. Kommt mir das nur so vor, oder punkte ich ständig und stinke trotzdem ab?
 

***
 

Wieder ein Tag später bin ich wieder mit der Gruppe unterwegs. Wir sind gerade auf einem größeren Platz auf einer Hauptstraße vor einem Eissalon, wo wir zuvor Eis gegessen haben. Daneben befinden sich eine Konditorei und eine Bank, während angenehm warme Temperaturen herrschen.
 

Ich weiß nicht, ob Seto meinen Brief gelesen und oder nachgesehen hat, was auf dem USB-Stick drauf ist. Diese Ungewissheit bringt mich beinahe um den Verstand. Dummerweise schafft es Meike, Seto einzureden, ihr eine rote Rose zu kaufen, um ihr seine Liebe zu beweisen. Aber, mir ist klar, dass sie mich so eigentlich nur fertigmachen will.
 

Als er aber wirklich gedenkt, ihr den Gefallen zu tun, ihr eine rote Rose zu kaufen, ist mir klar, dass ich schon verloren habe. Nachdem er beim Blumenhändler angekommen ist, da man diesen von unserem Standort aus sehen kann, meint Meike heiter:
 

„Du hattest von Anfang an keine Chance, Loserin. … Sieh´ es ein, du hässliches Entlein. Er wird niemals etwas in dir sehen. Warum sollte er auch so eine, Verliererin haben wollen, wenn er mich haben kann. Hahaha!“
 

Jetzt lachen sie mich alle aus, während Haiko noch anfügt:
 

„Aus dir würde sowieso nie ein Schwan werden.“ und wieder lachen alle über mich.
 

Schön. Jetzt hat sie erreicht, was sie wollte. Ich fühle mich zutiefst verletzt und bin den Tränen nah. Und, wenn Seto ihr wirklich eine rote Rose schenkt, bedeutet das, dass sie es wirklich geschafft hat, sein Herz für sich zu gewinnen. Und umso klarer mir diese Erkenntnis wird, umso schmerzlicher wird mir bewusst, dass ich ihn verliere, ehe ich die Chance hatte, ihn für mich zu gewinnen.
 

Ich entferne mich deprimiert von der Gruppe, weil ich ihre Jubelschreie nicht unbedingt mitbekommen will und lehne mich an eine nahegelegene niedrige Mauer, weil mir einfach zum Heulen zumute ist. Wie konnte ich nur verlieren? Ich hab´ mir doch so viel Mühe gegeben, seine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Ich habe echt gedacht, dass ich es bereits geschafft habe. Aber, leider hab´ ich versagt.
 

Ich werfe einen Blick zu der Gruppe und Seto scheint gerade am Rückweg zu ihnen zu sein. Ich wende meinen Blick wieder ab, und ehe mich versehe, verschwimmt meine Sicht unter Tränen, weil ich den Anblick einfach nicht ertrage, wie er ihr die Rose überreicht.
 

Hin und wieder wische ich mir die Tränen mit meinem Ärmel aus den Augen, nur damit meine Sicht sofort wieder verschwimmt. Ich ertrage den Gedanken einfach nicht, dass Seto tatsächlich auf Meike hereingefallen ist. Mein Herz schmerzt fürchterlich, sodass ich Schluchzer nicht verhindern kann, weil ich ihn doch so sehr liebe. Der Gedanke, ihn ausgerechnet an Meike zu verlieren, ist beinah unerträglich.
 

Ich blinzle mehrmals, um meine Sicht zu verbessern, als etwas unklar vor meinen Augen erscheint. Und weil ich nicht erkennen kann, was das ist, wische ich mir die Tränen aus den Augen, nur um festzustellen, dass es sich dabei um eine rote Rose handelt.
 

Ungläubig starre ich auf die rote Rose, während mir abermals die Sicht leicht verschwimmt und ich blinzle, weil diese Tatsache nicht in mein Gehirn vordringen will.
 

„Was?“ frage ich mich laut, während abermals meine Sicht verschwimmt und ich meine Tränen aus den Augen wische. Es braucht mehrere Sekunden oder sogar wenige Minuten, bis ich begreife, was gerade passiert.
 

Nachdem die Info dann endlich mein Gehirn erreicht hat, dass mir eine Rose unter die Nase gehalten wird, will ich doch wissen, wer das eigentlich tut. Deshalb drehe ich meinen Kopf, werfe einen Blick über meine Schulter, seitlich hinter mich, während ich meinen Körper nur leicht mit drehe.
 

Ungläubig blinzle ich die restlichen Tränen aus den Augen, um Seto besser zu erkennen. Jener hält mir nämlich die Rose hin und hat ein Lächeln auf den Lippen. Ich nehme die Rose eher zögerlich an mich und blicke ihm irritiert in die Augen.
 

Dann beginnt er unerwarteter weise auf Englisch zwei Zeilen meines Songtexts, der auf dem USB-Stick gespeichert war, aufzusagen. Bei der letzten Zeile, steige ich singend mit ein, während ich aufstehe von der niederen Mauer und mich ihm ganz zuwende. Als ich dann den letzten Ton ausklingen lasse, falle ich ihm anschließend in die Arme, die er auch prompt um mich legt. Meinen Kopf schmiege ich an seine linke Schulter.
 

Plötzlich ertönt von Meike geschrien:
 

„Auf ihn, mit Gebrüll.“, als auch schon die Jungs aus ihrer Gruppe auf uns zustürmen. Seto und ich lösen uns voneinander und er geht in Abwehrstellung, während er mich hinter sich schiebt.
 

Doch schon in den nächsten Sekunden kommen plötzlich Polizisten von allen Seiten angerauscht und verhaften die ganze Bande, die somit gar keine Möglichkeit mehr hat, es bis uns zu schaffen.
 

Ich beobachte die Szene sprachlos mit offenem Mund. Seto meint dazu nur:
 

„Ich hab´ meine eigene Methode, jemanden dranzukriegen.“ und lächelt mich an, während er mich wieder zu sich zieht.
 

Endlich bekommt Meike, was sie verdient. Und was mich angeht … Das Umwerben Seto´s hat sich für mich doch noch ausgezahlt. Er hat sich tatsächlich für mich entschieden, und das, obwohl ich zu Beginn nicht mal in die engere Wahl gekommen bin.
 

~~ Ende ~~

Traum 25 (Seto Kaiba als Mitbewohner)

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Traum 26 (Ein Engel unter zwei Dämonen)

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Traum 27 (Der kleine Störenfried der KC)

Ich, Jenna White, betrete die Kaiba Corporation, marschiere schnurstracks die Empfangshalle entlang, ohne, dass mich jemand daran hindert, bis ich beim Fahrstuhl ankomme.
 

Nachdem ich eingestiegen bin und den Knopf für die oberste Etage gedrückt habe, verkündet eine weibliche Stimme ununterbrochen:
 

„Der Aufzug wird … restarted.“
 

//Häh? Warum wird der Aufzug ständig neugestartet? Ist der kaputt, oder was?// geht mir durch den Kopf.
 

Nachdem ich in der obersten Etage wieder dem Aufzug entsteige, stehe ich direkt in einem kleinen Vorraum, wo eine Sekretärin hinter einem Schreibtisch beschäftigt wirkt und mich scheinbar nicht registriert, oder einfach nicht beachtet.
 

Nachdenklich reibe ich mich am Kinn. Dann drehe ich mich unsicher wieder zum Aufzug und drücke den Knopf, als wieder die Meldung kommt:
 

„Der Aufzug wird … restarted.“
 

Danach drehe ich mich zu Seto Kaiba´s Bürotür, die einzig hier befindliche Tür in diesem Bereich, marschiere auf eine Computermaschine zu, die sich direkt neben dieser Tür befindet und drücke einen Knopf, als plötzlich ein Alarm losgeht.
 

Ich horche auf und mache, dass ich wegkomme, weshalb ich die Treppen hinuntereile. Doch eine Frau mit Hochsteckfrisur kommt mir entgegen, die wie eine Sekretärin aussieht, und fragt mich:
 

„Was wollen Sie hier?“
 

Ich brülle grinsend durch die Gänge:
 

„Ich will Knöpfe drücken.“
 

Schon verweist mich die Frau an einen Sicherheitsmann, der mich durch einen Gang führt und mir einen Knopf anbietet.
 

„Keine Lichtschalter.“ erwähne ich und er führt mich weiter.
 

Danach bleibt er vor einer Toilettentür stehen und deutet hinein.
 

„Auch keine Toilettenspülung oder andere Haushalts gebräuchlichen Knöpfe.“ mache ich ihm daher auch gleich klar.
 

Da zuckt er mit den Schultern und verweist mich an eine jüngere Frau, die nicht viel älter als ich zu sein scheint. Ein Lehrling oder eine Praktikantin vielleicht.
 

Sie führt mich in einen sehr großen Raum, der einem Wohnzimmer gleichkommen könnte, nur ohne Fernseher. Sehr edel eingerichtet, mit einem richtigen Kronleuchter.
 

Da entdecke ich in einer Ecke linksseitig eine Nische mitten im Wohnbereich, in der sich so etwas, wie ein Kaffeehäuschen, komplett aus Holz, bemalt mit einer Blumenverzierung, befindet, das man zum Kaffee-, Tee- oder Kakaotrinken nutzen kann.
 

„Das möchte ich mir genauer anschauen.“ erwähne ich und deute auf das Häuschen.
 

„Gehen Sie doch einfach mal hinein.“ meint sie.
 

Ich tue, wie mir geheißen, und betrete das sehr eng eingerichtete Kaffeehäuschen, in der man sich kaum rühren kann.
 

Zwei Stühle und eine Sitzbank an der Wandseite, die einen Tisch umgeben, und an der Wandseite, direkt hinter der Sitzbank steht eine Vitrinenanrichte, wo man wohl alles für Kaffee, Tee und Kakao findet, als auch das dafür benötigte Geschirr, worauf sogar bereits drei Karaffen bereitstehen. Eingänge gibt es links und rechts seitlich, da das Kaffeehäuschen in die Nische hineingebaut ist.
 

Die Praktikantin drängt sich an mir vorbei und bietet mir an:
 

„Schenken Sie sich doch etwas ein, wenn Sie wollen.“, weil ich auf die Kakaokaraffe geblickt habe und ohnehin Tassen mit Untertassen bereitstehen.
 

Sie nimmt die Kakaokaraffe und leert mir etwas in eine Tasse und auch etwas in eine zweite Tasse.
 

//Will die jetzt ernsthaft mit mir Kakao trinken?// geht mir durch den Kopf, während sie die Kakaokaraffe auf den Tisch in die Mitte stellt.
 

Ich zucke mit den Schultern, nehme die Kakaokaraffe in die Hand und schütte mir noch etwas mehr in die Tasse, bis sie beinahe übergeht.
 

Zu meiner Verteidigung sage ich, als etwas über den Rand schwappt:
 

„Wenn schon, dann ganz voll.“
 

Sie sagt nichts dazu, sondern lächelt mich nur an, daher senke ich mein Haupt und schlürfe etwas von dem Kakao, damit ich die Tasse auch in die Hand nehmen kann, ohne gleich etwas zu verschütten, denn der Teppich unter meinen Füßen sieht sehr teuer aus.
 

Doch plötzlich sehe ich vom hölzernen Glashäuschen aus Seto Kaiba auf eben dieses zuschreiten, der sich genervt seine Nasenwurzel massiert und seine Augen augenscheinlich geschlossen zu haben scheint, als er von der anderen Seite hereintritt, da ich und die Praktikantin vom rechten Eingang gekommen sind.
 

Als die junge Frau ihn erblickt, - er hat seine Augen wieder geöffnet und funkelt sie verärgert an - wird sie merklich nervös und rot um die Nase.
 

„Ich bin schon weg.“ erwähnt sie, als sie sich schüchtern an ihm vorbeidrückt, da er sie sichtlich mit seinem kalten Blick eingeschüchtert zu haben scheint.
 

Irritiert sehe ich ihn an, während er mich verwundert ansieht.
 

„Wer sind Sie denn und was tun Sie hier?“ fragt er etwas ungehalten.
 

„Kakao trinken.“ antworte ich auf seine blöd gestellte Frage und zucke mit meinen Schultern, während ich mich über meine Identität ausschweige.
 

Er seufzt und sieht auf den Tisch, wo er die zwei gefüllten Tassen mit Kakao entdeckt. Die Tasse auf dem Platz, wo zuvor die Frau gesessen hat, schiebt er zur Seite und holt sich eine unbenutzte von der Seite aus der Glasvitrine.
 

Nachdem er sie auf der Untertasse platziert hat, greift er zur Kaffeekaraffe und schenkt sich ein. Danach hebt er die Tasse an, um einen Schluck davon zu trinken.
 

Ihn scheint irgendwie zu irritieren, dass ich ihn dabei genau beobachte, denn er sieht mich skeptisch, mit hochgezogener Augenbraue an. Ich kann dabei nur meine Lippen zu einem Grinsen verziehen, weil mir die Situation einfach zu surreal erscheint.
 

Doch wenigstens sieht er mir jetzt direkt in die Augen. Und seine Augen sind einfach nur ‚Wow‘.
 

Jetzt kann ich es mir nicht länger verkneifen, meine aufgefallenen Begebenheiten zu erwähnen:
 

„Weißt du, dass dein Sicherheitspersonal sehr schleißig arbeitet? Ich habe Zutritt erlangt, ohne auch nur eines Blickes gewürdigt worden zu sein. … Deine Sekretärin scheint sogar schwerhörig zu sein. … Und ein Aufzug sollte nicht ständig: ‚Der Aufzug wird … restarted.‘ von sich geben.“
 

Seto runzelt die Stirn und sein Blick verfinstert sich, aber mein Grinsen wird nur breiter.
 

Ich erhebe mich von der Sitzbank und nähere mich ihm so nah an, dass sich beinahe unsere Lippen berühren. Dann sage ich ihm mit ernstem Gesichtsausdruck, während ich ihm stur in die Augen blicke:
 

„Du solltest wirklich darüber nachdenken, dein Personal auszuwechseln, wenn sie schon damit beginnen, firmenfremde Personen in eine Firma zu lassen, wo sie eigentlich nichts zu suchen haben.“
 

Ihm stockt kurz hörbar der Atem, als er dann erbost fragt:
 

„Was machst du dann hier?“
 

„Dich über die Mängel informieren.“ antworte ich nur und grinse ihn heimtückisch an.
 

Dann füge ich doch noch an:
 

„Und ein bisschen auf Knöpfe drücken.“, während ich mich wieder von ihm entferne.
 

Seto blinzelt irritiert und fragt:
 

„Bitte?“
 

Ich kichere und wiederhole für ihn:
 

„Du hast schon richtig gehört. Ich drücke auf Knöpfen rum.“
 

Er schüttelt den Knopf, fragt sich laut:
 

„Warum gebe ich mich überhaupt mit dir ab?“, trinkt seine Tasse in einem Zug leer, erhebt sich und verlässt das Glashäuschen, sowie den Raum, der einem Wohnzimmer ähnelt.
 

~~~
 

Die nächsten Tage kehre ich immer wieder zum Glashäuschen zurück, in der Hoffnung, Seto zu sehen. Und wie jeden Tag werde ich nicht von ihm enttäuscht, auch, wenn wir uns die meiste Zeit nur anschweigen, oder uns nur ein wenig unterhalten. Hauptsächlich berichte ich ihm über die Vorgehensweisen in seiner Firma.
 

Mit der Zeit habe ich sogar das Gefühl, dass er meine Anwesenheit genießt. Aber, sicher bin ich mir nicht.
 

Zumindest ist er nach meiner Gegenwart wesentlich entspannter, wenn er wieder seiner Arbeit nachgeht.
 

Woher ich das weiß? Weil ich ihn manchmal heimlich, durch einen Spalt seiner Bürotür, beobachte. Ich sehe ihn sogar hin und wieder lächeln, wenn er in Gedanken ist. Das wiederum, weiß ich daher, weil er dann total verträumt und abwesend dreinblickt und mit seinem Getippe am Laptop innehält.
 

Er sieht dann einfach nur zum Anbeißen oder zum Knuddeln aus. Aber, das würde ich mich natürlich nie trauen, weil ich ja nicht weiß, wie er darauf reagieren würde. Zum Schluss hetzt er mir doch noch seine Sicherheitsleute auf den Hals.
 

~~~
 

Ich hab´ gehört, dass eine Party in der Kaiba Corporation steigen soll. Und natürlich fühle ich mich als Störenfried dazu gezwungen, unaufgefordert dort zu erscheinen. Deshalb kleide ich mich ausnahmsweise mal stylisch schick und mache mir sogar eine ordentliche Frisur, sodass man mich nicht mehr als Störenfried erkennen würde.
 

Am Tag der Party erscheine ich in der Kaiba Corporation und trete auf die große Halle zu, die gern als Festsaal genutzt wird, die mit zwei Flügeltüren verschlossen und mit zwei Türstehern versehen ist.
 

Ich beobachte seitlich hinter einer Säule versteckt, wie einige Leute durch die Tür gelassen werden und kontrolliere mein Outfit.
 

//Gegen die, sehe ich aus wie eine Schönheitskönigin.// geht mir durch den Kopf und ich grinse.
 

Ich bin mir aber doch unsicher, ob ich es wagen soll.
 

//Ich würde es mir nie verzeihen, Seto heute nicht mehr zu sehen.//, überlege ich mir, //Sofern ich ihm heute endlich sagen will, wie ich heiße, und die Gesellschaft mit einem Lied erfreuen will, das ich sehr ausgiebig, vor Publikum, geübt habe, um meine Angst, vor einer Menschenmenge zu singen, zu verlieren.//
 

Ich atme tief durch und nähere mich also den Türstehern an.
 

„Tut mir leid. Kein Durchlass.“ wird mir sofort entgegen geschleudert. Ich frage empört:
 

„Wie bitte? … Warum denn nicht? … Es kann sicher nicht daran liegen, dass ich nicht standesgemäß gekleidet wäre.“
 

Doch die Türsteher ignorieren meine Worte und meine Person, weshalb ich sauer meine Arme verschränke und an Ort und Stelle vor den Türstehern stehenbleibe.
 

Dort verweile ich eine ganze Weile, bis sich jemand neben mir räuspert. Ich drehe mich zu dieser Person um und muss feststellen, dass es sich um Seto handelt, der mal wieder nur unwiderstehlich aussieht.
 

Seine Augen weiten sich etwas, bis sich ein Lächeln auf seine Lippen legt.
 

„Ich hätte wissen müssen, dass du es nicht lassen kannst.“ begrüßt er mich sozusagen.
 

Eingeschnappt blicke ich weg und gebe nur ein:
 

„Tz.“ von mir.
 

„Bist du gekommen, um Unruhe zu stiften?“ will er nun wissen.
 

Ich blicke stur in den Gang, der am Türsteher vorbei entlangführt, sodass ich Seto beinahe den Rücken kehre, und antworte:
 

„Mitnichten.“
 

„Wenn das so ist, willst du mir dann Gesellschaft leisten?“ fragt er mich allen Ernstes und ich drehe mich ruckartig zu ihm um und beginne seine Mimik zu mustern, ob er es ernst meint.
 

Doch seine Mimik verrät nichts.
 

Dann hält er mir allerdings seinen Ellbogen hin, den ich erst mustere, kurz zögere, mich aber dann bei ihm einhake, während ich ihm ein leises:
 

„Ok.“ entgegne.
 

Zufrieden lächelt er leicht.
 

Die Türsteher grinsen hinter ihren Händen und öffnen ihrem Chef und mir die Türen.
 

Alle bereits Anwesenden drehen sich sofort zu uns und staunen, während ich mich irgendwie fehl am Platz fühle, und in die große Halle treten.
 

Während wir immer weiter in die Halle hineingehen, kann ich Getuschel vernehmen und mir wird einiges klar.
 

„Sieh mal, Darling. Mr. Kaiba kommt in Begleitung.“
 

„Das ist ja noch nie vorgekommen.“
 

„Was für eine Seltenheit, Mr. Kaiba, so zu sehen.“
 

„Er sieht richtig stolz aus, mit seiner Begleitung.“
 

„Seit wann kommt Mr. Kaiba denn in Begleitung?“
 

„Eben. Das ist bisher noch nie vorgekommen.“
 

In meinem Kopf dreht sich alles.
 

//Was soll das Ganze? Wieso tut er das?// geht mir durch den Kopf, als wir auch schon an einer Theke ankommen, an der Champagner ausgeteilt wird.
 

Seto nimmt zwei Gläser, weshalb ich meine Hand von ihm löse, und er hält mir eines davon hin.
 

Ich nehme es mit einem;
 

„Danke.“ entgegen und mache einen kleinen Schluck.
 

Dann halte ich auch schon Ausschau nach der Bühne.
 

Sofort beginne ich zu Grinsen und Seto sieht mich irritiert an.
 

„Entschuldige mich kurz.“ entschuldige ich mein Gehen bei ihm und marschiere auf die Bühne zu, auf der ein Orchester für musikalische Untermalung sorgt.
 

Bei dem Orchester angekommen, winke ich den Maestro auf mich zu und flüstere ihm ins Ohr, dass ich dann ein Liedchen trällern will. Das findet dieser als eine blendende Idee und ist sofort dafür, als ich ihm noch mitteile, was ich singen werde.
 

Somit erkläre ich ihm, wie er mich ankündigen soll und kichere in mich hinein.
 

//Das wird ein Spaß.//, denke ich mir, //Ich hoffe doch, dass Seto meine Einlage gefallen wird.//
 

~~~
 

Dann ist es auch schon so weit.
 

„Meine Damen und Herren. Ich darf nun ein junges Gesangstalent ankündigen. Ich bitte um Applaus für Jenna White!“
 

Es wird geklatscht und ich betrete die Bühne. Dort verbeuge ich mich, als das Orchester auch bereits mein Lied zu spielen beginnt.
 

Als ich mich wiederaufrichte und zu Seto blicke, stelle ich mit Zufriedenheit fest, dass sich seine Augen panisch geweitet haben. Nur habe ich keine Zeit seinen vorübergehenden Schock zu genießen, denn mein Einsatz beginnt.
 

So beginne ich mit meiner engelsgleichen Stimme zu singen und befördere somit jeden Anwesenden in eine andere Sphäre der Gefühlswelt, weil ich mich wirklich bemühe, so gefühlsbetont, wie nur möglich zu singen.
 

Bei einigen Anwesenden kann ich bereits erkennen, wie ihnen Tränen der Rührung in den Augen stehen.
 

Als ich dann wieder zu Seto blicke, stelle ich fest, dass er seine Hand an sein Herz hält und seine Augen geschlossen hat und ich bin stolz auf mich. Denn ich habe es geschafft, sein Herz zu berühren. Das war es, was ich erreichen wollte.
 

Nach dem Lied höre ich hauptsächlich Geheule mit einem Gemisch aus überwältigtem Klatschen. Ich verbeuge mich und stolziere grinsend von der Bühne. Doch weit komme ich nicht, denn ein wutschnaubender Seto kommt auf mich zugestapft.
 

//Habe ich es zu weit getrieben?// geht mir panisch durch den Kopf und blicke mich um, als ich auch schon am Unterarm gepackt und mitgeschleift werde.
 

In einer Ecke an einer Wand, wo wir ungesehen sind, werde ich gegen die nächstbeste Wand gestoßen und im nächsten Augenblick sind meine Handgelenke neben meinem Kopf festgepinnt. Erschrocken blicke ich in seine wildfunkelnden Augen.
 

„Was sollte das?“ fragt er mich fauchend, kommt dabei meinem Kopf so nahe, dass ich beinahe seine Lippen spüren kann.
 

Plötzlich wird mir ungeahnt heiß und meine Wangen beginnen fürchterlich zu brennen. Es ist ja schließlich doch etwas Anderes, wenn ich das mache.
 

Ob sich damals bei Seto auch die Wangen gerötet haben, als ich das bei ihm gemacht habe? Ich hab´ dummerweise damals nicht da drauf geachtet.
 

Mein Blick wird feurig, denn ich sehe nicht ein, dass ich etwas Falsches gemacht habe. Und das pfeffere ich ihm auch entgegen:
 

„Ich hab´ gesungen. Meines Wissens ist das kein Verbrechen.“
 

Plötzlich lässt er mich los und tritt einen Schritt zurück. Stutzig betrachte ich ihn.
 

„Warum hast du gesungen?“ will er nun ruhiger wissen.
 

Ich seufze und senke für einen Moment den Kopf, um zu überlegen. Dann beginne ich zu Grinsen, hebe langsam meinen Kopf und seine Augen weiten sich, weil er nichts Gutes ahnt.
 

„Du willst also wissen, warum ich gesungen habe?“ antworte ich ihm, mit einer Gegenfrage, während ich mich ihm gefährlich annähere und ihm stur in die Augen blicke.
 

Er senkt sogar sein Kinn, damit ich mich seinen Lippen nähern kann.
 

//Ahnt er etwas? Oder weiß er gar, was ich vorhabe? Erwartet er es?// frage ich mich, als ich es dann einfach tue.
 

Ich lege meine Lippen auf seine. Allerdings sind unsere Augen dabei nicht geschlossen.
 

Erst, als ich merke, dass ihm die Augen zufallen, schließe auch ich meine Augen und genieße nur noch diese zaghafte Berührung, während mein ganzer Körper zu kribbeln beginnt und ich meine Lippen auf seinen zu bewegen beginne.
 

Dann beginnt Seto den Kuss auch endlich zu erwidern, und es ist für mich das höchste der Gefühle, das ich bisher empfinden durfte.
 

Nun wage ich es auch, unsere Körper zu berühren, und nicht nur unsere Lippen. Ich stütze mich an seinem Brustkorb ab und streichle mit meiner Hand über seine Schulter, wo ich meinen Arm um seinen Hals schlinge, als ich seinen Arm auch schon um meine Taille liegen spüre, der mich fester an ihn drückt.
 

Mit der anderen Hand greife ich in seinen Nacken und vergrabe meine Finger in seinen Haaren am Hinterkopf, während unser Kuss immer mehr an Intensivität gewinnt, weil er die Kontrolle an sich gerissen hat. Aber ich lasse ihn einfach machen.
 

Dann spüre ich von einem Moment auf den nächsten seine Zunge über meine Lippen streichen. Deshalb öffne ich bereitwillig meine Lippen und gewähre ihm Einlass. Er sucht meine Mundhöhle nach meiner Zunge ab, als ich ihm entgegenkomme. Wir umschlingen sehnsüchtig unsere Zungen miteinander, als hätten sie schon ewig auf diese Vereinigung gewartet.
 

Erst, als uns die Luft ausgeht, lösen wir den Kuss und sehen uns wieder in die Augen, während wir uns immer noch in den Armen halten.
 

Wir ringen nach Sauerstoff und keuchen etwas.
 

Nachdem sich unsere Lungen wieder beruhigt haben, fragt Seto:
 

„War das die Antwort auf meine Frage?“
 

Ich antworte leise mit Gegenfragen:
 

„Was willst du denn hören? … Dass ich mich unsterblich in dich verliebt habe? Und, dass das schon so war, bevor ich überhaupt in die Kaiba Corporation gekommen bin?“
 

Seto hebt verwundert eine Augenbraue und öffnet den Mund, doch es kommt kein Wort heraus. Ich seufze und er schließt den Mund wieder. Dann beginne ich zu erklären:
 

„Vor zwei Wochen, als ich das erste Mal hier war, wollte ich dich eigentlich nur sehen. Das hätte mir schon gereicht. … Aber ich habe mich dann doch nicht getraut und habe mich dafür entschieden, das Gebäude zu besichtigen. Deine Leute waren auch so dumm und sind meiner Bitte nachgekommen. … So wurde ich von der Sekretärin aus dem siebten Stock, dem Sicherheitsmann aus dem achten Stock übergeben. Und der hat mich weiter an die Praktikantin übergeben. Die hat mich dann ja auch in den wohnlichen Bereich gebracht. … Der geschlossene Bereich in der Nische hat mich eben interessiert, weshalb die Praktikantin mir auch gleich Kakao eingeschenkt hat. … Na, ja, … kurz darauf bist du dann erschienen. … Ich hatte nicht wirklich mit dir gerechnet.“ zucke ich anschließend mit meinen Schultern.
 

Dann füge ich fragend an:
 

„Mich hat nur gewundert, warum du so ruhig geblieben bist, obwohl ich keine Anstalten gemacht habe, zu gehen.“
 

Jetzt stiehlt sich ein Lächeln auf seine Lippen.
 

„Ich wusste, dass du nicht in meine Firma gehörst, da hatte ich lieber einen Blick auf dich. … Aber, da du scheinbar tatsächlich nur auf Besichtigungstour warst, habe ich mir keine weiteren Gedanken darübergemacht, da du es scheinbar vorgezogen hast, mich ohnehin jedes Mal zum Kaffeetrinken im Kaffeehäuschen aufzusuchen und mich über die Dinge, die in meiner Firma vorgehen, auf dem Laufenden zu halten.“ sagt er belustigt, mit ebensolchen funkelnden Augen.
 

//Wieso hab´ ich das Gefühl, dass er sich lustig über mich macht?// geht mir durch den Kopf und drehe ihm meinen Kopf weg.
 

Doch schon wenige Sekunden darauf, spüre ich seine Hand an meiner Wange. Zärtlich streichelt Seto über meine Wange, um mich scheinbar so wieder dazu zu bringen, zu ihm zu blicken. Ich will mich von ihm lösen, doch er lässt es nicht zu.
 

//Was habe ich nur verbrochen? Warum quält er mich so?// frage ich mich.
 

Er seufzt und fragt wie nebenbei, mit eher betrübter Stimmlage:
 

„Und, wenn ich dir sagen würde, dass ich mich ebenfalls in dich verliebt habe?“
 

Neugierig drehe ich meinen Kopf soweit zu ihm, bis ich seine Augen erblicke, um zu sehen, ob er mich belügt.
 

Doch wider Erwarten sieht sein ganzer Gesichtsausdruck traurig aus, als hätte ich ihn belogen, was meine Gefühle für ihn betreffen.
 

„Ist das auch wahr?“ frage ich ihn leise.
 

Er nickt unmerklich, was mir aber schon reicht, und ich schmiege meinen Kopf an seine Schulter. Sofort legt er eine Hand an meinen Kopf und hält ihn noch zusätzlich an seine Schulter gedrückt. Ich blicke nach oben in sein Gesicht, da ich einen Kopf kleiner bin, als er, und stelle fest, dass er die Augen geschlossen hat, allerdings ein zufriedenes Lächeln auf seinen Lippen liegt.
 

Plötzlich erklingt eine fremde Stimme:
 

„Ah, … hier sind Sie, Mr. Kaiba. Ich hab´ Sie schon gesucht. … Ich wollte mit Ihnen noch das neue Projekt besprechen.“ und schnappt ihn unhöflich an seiner Hand und zerrt ihn von mir weg.
 

Überrumpelt sehe ich Seto nach, wie er von mir weggezerrt wird. Sein Kopf schnellt allerdings zu mir zurück und er sieht mich entschuldigend an. Ich schenke ihm ein Lächeln und nicke, dass es schon in Ordnung geht und seufze.
 

//Was mache ich denn jetzt? … Ohne Seto macht es keinen Sinn noch länger zu bleiben.// geht mir durch den Kopf.
 

Daher marschiere ich zu den Flügeltüren, bei denen wir hereingekommen sind und bleibe davor noch einmal stehen.
 

Mein Blick fällt zu Seto, der sich nun angeregt, eindeutig mit einem Geschäftspartner, unterhält.
 

//Immerhin konnte ich ihn sehen. Und wir haben uns sogar geküsst. Was gibt es Schöneres?//
 

„Bis morgen, Seto.“ flüstere ich vor mir her und lächle glücklich. Dann öffne ich eine der Türen und marschiere aus der Kaiba Corporation.
 

***
 

Am nächsten Tag betrete ich erst merklich später das KC-Gebäude.
 

//Ob Seto mich heute Morgen im Kaffeehäuschen vermisst hat?// frage ich mich und steuere auf den Aufzug zu.
 

Nachdem ich in das oberste Stockwerk gefahren bin, - oh, Wunder, der Aufzug meldet kein ‚Der Aufzug wird … restarted‘ – trete ich auf die Sekretärin zu, da ich in Erfahrung bringen will, ob Seto gerade Besuch hat. Aber leider registriert sie mich wieder nicht. Genervt seufze ich auf.
 

Ich gehe daher an ihr vorbei und lausche an der Tür. Stille. Ich zucke mit den Schultern und klopfe an.
 

„Herein!“ erklingt es herrisch und ich öffne die Tür, um einzutreten.
 

Er blickt aber nicht auf.
 

//Er vermutet scheinbar, dass eben einer seiner unwichtigen Angestellten eingetreten ist.// denke ich mir und beginne zu Grinsen.
 

„Hey.“ durchbreche ich die Stille.
 

Sofort ruckt sein Kopf nach oben und ein erfreutes Lächeln legt sich auf seine Lippen, sowie seine Augen funkeln freudig.
 

„Komme ich ungelegen?“ frage ich ihn.
 

Aber er verneint sofort und huscht um seinen Schreibtisch herum, um zu mir zu kommen. Er nimmt auch gleich meine Hände in die seinen und zieht mich zu sich.
 

//Das nenne ich mal wirklich eine freudige Begrüßung.// geht mir durch den Kopf.
 

„Ich dachte schon, du würdest nicht mehr kommen. … Denn ich weiß ja noch nicht mal, wo ich dich finden könnte. … Und glaub´ mir, … für gewöhnlich finde ich alles heraus.“
 

Ich grinse ihn an und schlage ihm vor:
 

„Wenn du willst, können wir uns ja mal außerhalb dieses Gebäudes treffen. … Wie wär´s mit morgen?“
 

Er legt einen Finger an sein Kinn und scheint zu überlegen.
 

„Hm, … ok.“ antwortet er schlussendlich, dann legt er einen Finger unter mein Kinn, beugt sich zu mir herab und legt seine Lippen auf meine, für einen kurzen Kuss.
 

Dann fragt er mich:
 

„Wo und wann wollen wir uns denn treffen?“
 

„Im Park, vor dem See, schätze ich, ist ein guter Treffpunkt. … Und das wann … hm, … gegen 14 Uhr?“ sehe ich ihn fragend an und er nickt.
 

„Gut, dann treffen wir uns morgen um 14 Uhr im Park vor dem See.“ rekapituliert er und ich nicke bestätigend.
 

Dann beugt er sich abermals zu mir herab und küsst mich wiederholt. Nur diesmal vertieft er den Kuss und ich erwidere diesen nur zu gern, während ich mich ganz fest an ihn presse und sehnsüchtig seine Zunge umschmeichle.
 

Doch in diesem Augenblick öffnet sich die Tür hinter mir. Stille.
 

„Entschuldigen Sie, Mr. Kaiba.“ ist eine Stimme zu hören und die Tür wird wieder geschlossen, doch Seto lässt sich nicht beirren und scheint auch nicht gewillt, diesen Kuss zu lösen.
 

~~~
 

Nach einiger Zeit müssen wir uns allerdings doch voneinander lösen, um Luft in unsere Lungen zu lassen. Abschließend streichle ich noch über seine Wange und sage:
 

„Jetzt will ich dich aber nicht länger von deiner Arbeit abhalten. Du hast bestimmt noch viel zu tun.“
 

„Das ist wahr.“ sagt er mehr zu sich, als zu mir, meint aber dann:
 

„Du musst aber noch nicht gehen. Du kannst ruhig noch bleiben und mich von meiner Arbeit abhalten.“
 

Nun legt sich ein Grinsen auf meine Lippen.
 

„Sicher, dass du das willst?“ frage ich nach und sehe ihn abwartend an.
 

Er senkt seinen Kopf und scheint mit sich zu hadern.
 

„Ich will nicht, dass du schon gehst.“ gesteht er dann.
 

Ich lächle ihn aufmunternd an und schlage vor:
 

„Ich hab´ eine Idee, wie beides gehen könnte.“
 

Fragend hebt er eine Augenbraue und sieht mich irritiert an.
 

Ich löse mich nun ganz von ihm, nehme seine Hand und ziehe ihn um seinen Schreibtisch herum, zu seinem Schreibtischstuhl und drücke ihn hinein.
 

Er sieht mich abwartend an, deshalb platziere ich mich dann einfach auf seinem Schoß und frage:
 

„Geht das so? … Versuch´s Mal.“
 

Und wirklich. Ohne groß nachzudenken, tippt er weiter, an seinem Laptop. Ich merke aber doch, dass er hin und wieder einen Blick zu mir wirft. Allerdings kann ich ihm so beim Arbeiten zusehen.
 

Nach einer ganzen Weile wird mir das jedoch zu langweilig und meine Augen werden schwerer und schwerer, bis ich eingeschlafen bin. Ich bekomme auch nichts mehr mit, was weiter passiert.
 

~~~~~
 

Als ich erwache, blinzle ich irritiert, da mir die Umgebung völlig fremd erscheint. Dann fällt mir wieder ein, dass ich auf Seto´s Schoß eingeschlafen sein muss. Doch jetzt befinde ich mich in liegender Position.
 

Prompt will ich mich aufrichten, als ich mich wieder in die liegende Position zurückfallen lassen muss, weil mich ein Arm daran hindert.
 

//Moment. Ein Arm? … Wo, verdammt, bin ich?// frage ich mich.
 

Ich werfe einen Blick über meine Schulter, als sich ein Lächeln auf meine Lippen legt.
 

//Ich bin bei Seto, wie es scheint. … Hab´ ich denn wirklich so lange geschlafen und gar nichts mitbekommen?// geht mir durch den Kopf.
 

Ich schüttle meinen Kopf und drehe mich in der Umarmung um, damit ich Seto ins Gesicht sehen kann.
 

Ich streichle ihm sanft die Strähnen aus der Stirn und anschließend über seine Wange. Dann werfe ich einen Blick auf meine Armbanduhr.
 

//Oh, je. Meine Eltern werden sich Sorgen machen. Ich sollte sie schnellstens anrufen, dass es mir gut geht.// geht mir panisch durch den Kopf.
 

Vorsichtig löse ich mich aus der Umarmung und klettere aus dem Bett. Leise schleiche ich mich zur Tür, öffne sie und schließe sie ganz leise auch wieder hinter mir. Danach zücke ich sofort mein Handy und wähle die Nummer meiner Eltern.
 

„Hallo, Papa, ich bin´s.“
 

„Ja, sag´ mal, spinnst du? Wieso bist du nicht nach Hause gekommen?“
 

„Tut mir leid. Wirklich. … Ich bin bei … meinem neuen Freund. … Ich hab´ die Zeit ganz vergessen.“
 

„Und wann kommst du wieder nach Hause?“
 

„Weiß noch nicht. Ich rufe noch mal an.“
 

„Na, wenn du meinst. Vergiss es aber nicht.“
 

„Nein, bestimmt nicht. Versprochen. … Tschüss, Papa.“
 

„Ja, tschüss.“
 

Ich lege auf und seufze.
 

Dann vernehme ich ein Räuspern und drehe mich um, nur um Seto verschlafen, in einem dunkelblauen Pyjama, im Türrahmen lehnend zu sehen.
 

Er beginnt zu Grinsen und schüttelt den Kopf. Verlegen zucke ich mit meinen Schultern und sage fragend:
 

„Guten Morgen?“
 

„Komm her.“ erwidert er nur, während er seine Arme nach mir ausstreckt.
 

Ich lasse mich von ihm in die Arme nehmen, als er auch schon meint:
 

„Ich bin gerne dein neuer Freund.“ und ich laufe rot an.
 

//Das heißt, er hat das Telefonat mit meinem Papa mitbekommen.// geht mir durch den Kopf.
 

„Dann ist es ja gut.“ zucke ich dennoch nur mit den Schultern und er lacht kurz auf.
 

„Ich liebe dich, Jenna.“ sagt er dann unwillkürlich.
 

Ich sehe ihn mit großen Augen an, lächle dann aber und erwidere:
 

„Und ich liebe dich, Seto.“
 

Schon verschmelzen unsere Lippen abermals miteinander.
 

~~ Ende ~~

Traum 28 (Freundschaft bis hin zur Liebe)

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Traum 29 (Plötzlich Prinzessin) – Teil 1

Ich heiße Olivia Jelen, bin 17 Jahre alt, lebe mit meiner Mutter alleine in einer Gemeindewohnung und ziehe für mein Leben gerne durch das Einkaufszentrum, um mich umzusehen, was es Neues gibt.
 

Da meine Mutter schon länger von meinem Vater geschieden ist, nehme ich es ihr auch nicht übel, dass sie sich wieder einen Freund zugelegt hat. Doch, als sie mir berichtet, dass sie gedenkt, nach einem Jahr, wieder zu heiraten, weiß ich ehrlich nicht, was ich davon halten soll. Ich kann ihren Freund zwar wirklich sehr gut leiden, aber gleich wieder heiraten?
 

***
 

Tage später erfahre ich plötzlich durch ein Schreiben mit königlichem Siegel, dass die Hochzeit öffentlich, im großen Rahmen, stattfinden soll, und dass ich somit eine Prinzessin werde. Zu diesem Anlass wird mir auch ein Prinz aufs Aug´ gedrückt, den ich dann heiraten soll. Dummerweise ist das beigelegte Foto so unscharf, dass man den Prinzen darauf kaum erkennen kann.
 

Er hat erkennbar, bis über die Schulter langes blondes Haar, wie es Frauen gerne tragen und der Rest ist einfach undeutbar. Ich vermute bereits das Schlimmste, - hässlich halt - weshalb ich mich öfter im Einkaufszentrum tummle und mir Klamotten angucke.
 

Aber die Info, dass ich nun Prinzessin werden soll, auf Grund der Verlobung meiner Mutter mit dem König dieses Landes, will mir noch nicht so wirklich behagen. Daher habe ich mir vorgenommen, sämtliche Regeln zu brechen, die mir so einfallen.
 

Noch dazu kommt, dass ich ab dem heutigen Tage, eine Prinzessinnenschulung machen muss, um königliches Benehmen zu lernen. So lerne ich vormittags, mich wie eine Prinzessin zu verhalten und nachmittags skate ich im Einkaufszentrum durch die Passagen.
 

***
 

Bei meinem nächsten Einkaufszentrumbesuch presche ich mit meinen Inlineskates durch die Einkaufspassage und remple dabei jeden an, der mir unter die Augen kommt. Und jeden Tag werden Geschenke des Königs in unsere Gemeindewohnung geliefert. Richtig mächtige Geschenke. Sogar welche für mich. Ganze Kleiderstangen, wie man sie manchmal in den Modegeschäften findet. Natürlich nur hochwertige und teure Kleidung vom Allerfeinsten. Und viele riesige Geschenkkörbe mit Blumen und Gestecken, bis hin zu Lebensmitteln und Schmuck. Man könnte meinen, der König hat es echt notwendig, mit diesem Zeugs um sich zu werfen, damit der eine Frau abkriegt. Als wären wir käuflich, tz.
 

Von meiner Mutter weiß ich, dass er sehr liebevoll ist, was der eigentliche Grund ist, warum sie seinem Antrag zugestimmt hat. Er könnte sich also die Geschenke genauso gut an den Hut stecken.
 

***
 

Eines Tages, an einem Montag, als ich wieder einmal mit meinen Inlineskates durch die Einkaufspassage ziehe, wundere ich mich von Mal zu Mal, obwohl sich die Passanten beschweren, ich immer noch, ohne Konsequenzen, durch die Einkaufspassage preschen darf. Das ist doch nicht normal.
 

Oder hat bereits die Runde gemacht, dass die zukünftige Prinzessin gerne das Einkaufszentrum mit ihren Inlineskates unsicher macht? Das will ich ja dann doch nicht hoffen. Vor allem, da es ja mein Ziel ist, Chaos zu verursachen, um die Regeln der Ordnung zu brechen.
 

Ich zucke mit den Schultern und holpere die Stufen ins Erdgeschoß hinunter, um da weiter durch die Passagen zu fahren und nebenbei die Schaufensterauslagen zu bewundern.
 

Plötzlich knalle ich frontal in eine männliche Person hinein, die ein paar Schritte zurückstolpert, mich allerdings dann abstoppt und an der Weiterfahrt hindert, weil diese mich an den Oberarmen gepackt hat.
 

Mein Blick ist auf seine Brust gerichtet, als er bereits mit seiner Schimpftriade beginnt. Sein Ton klingt so, als würde er mit einem kleinen Kind schimpfen. Anders würde ich wahrscheinlich auch gar nicht rüberkommen, wenn ich auf Inlineskates unberechtigter Weise, innerhalb eines Einkaufszentrums, durch die Gegend fahre.
 

Als ich jedoch meinen Blick hebe und mich ganz aufrichte, hält er in seinem Wortschwall inne und starrt mir in die Augen. Selbst ich vermag es nicht, auch nur einen Ton herauszubekommen. In diesem Augenblick denke ich mir nur, dass mir der Prinz doch gestohlen bleiben kann. Da nehme ich lieber so einen Typ, wie ihn.
 

Er hat braunes Haar und wunderschön leuchtende eisblaue Augen. Auch seine Gesichtszüge deuten auf eine Schönheit hin, die man selten zu Gesicht bekommt.
 

Erst jetzt fällt mir auf, dass sein Aktenkoffer am Boden liegt. Er hat ihn scheinbar verloren, als ich mit ihm zusammengeprallt bin. Das bedeutet, dass er keineswegs hier ist, um einzukaufen. Soviel ich weiß, gibt es hier auch Geschäftsbüros. Er sieht eindeutig wie ein Geschäftsmann aus. Wie alt er wohl ist?
 

Ich bücke mich daher und hebe den Aktenkoffer auf, während er mir mit seinen Blicken folgt, und als ich mich wiederaufrichte, drücke ich ihm diesen an die Brust, mit den Worten:
 

„Der Zusammenprall tut mir leid. Hier, Ihr Aktenkoffer.“
 

Er legt seine Hände an den Aktenkoffer, um ihn zu halten, als ich dann auch schon sage:
 

„Man sieht sich.“ und weiterfahre.
 

Nach einem kurzen Stück drehe ich mich allerdings wieder um und stelle fest, dass er mir nachsieht und eine einzelne Augenbraue angehoben hat.
 

Frech, wie ich nun einmal bin, winke ich ihm und sehe, wie er perplex ein Zurückwinken andeutet. Ich verziehe meine Lippen zu einem Grinsen, drehe um und fahre weiter.
 

Dennoch geht er mir die ganze Zeit dann nicht mehr aus dem Kopf. Er ist schließlich ein Traum von einem Prachtkerl. Er würde zumindest einen wirklich sehr hübschen Prinzen abgeben. Ob ich den König fragen sollte, welchen Titel ein normaler Mann bekommen würde, wenn ich ihn als Prinzessin heirate? Der Typ ist ja auch wirklich süß. Schade, dass ich seinen Namen nicht kenne.
 

Vielleicht habe ich ja Glück und morgen ist er wieder um dieselbe Zeit, wie heute, da. Vielleicht ist er aber auch jeden Tag um diese Zeit hier unterwegs. Ich schätze, das muss ich erst herausfinden. Ich kann mich nämlich nicht daran erinnern, ihn die letzten Tage gesehen zu haben. Gut, da habe ich auch nicht ausgerechnet ihn gesucht. Aber nun werde ich ihn täglich suchen. Und wenn ich königliche Beziehungen spielen lassen muss, um herauszufinden, wer er ist und wo ich ihn finden kann.
 

Mit einem breiten Grinsen und diesen Gedanken in meinem Hinterkopf, beschließe ich, diesen Plan in die Tat umzusetzen.
 

***
 

Am nächsten Tag, Dienstag, flattert ein weiterer königlicher Brief in unseren Briefkasten, der uns darüber benachrichtigt, dass wir uns in den nächsten Tagen darauf einstellen sollen, ins Königshaus umzuziehen.
 

Ui, welch´ Freude. Dann bin ich mal gespannt, wie mein Zimmer aussehen wird. Habe ich dann überhaupt ein eigenes Zimmer? Das will ich doch hoffen, denn ich habe so viel Hobby-Kram, dass das alles in dem kleinen Kabinett, das ich bewohne, kaum Platz genug dafür bietet.
 

Am liebsten würde ich gar nicht erst umziehen, aber, wenn ich ein größeres Zimmer bekomme, will ich mal nicht so sein und meiner Mutter ihr Glück gönnen.
 

Am Nachmittag desselben Tages treibe ich mich wieder im Einkaufszentrum herum und skate durch die Passagen, in der Hoffnung, den Schönling wiederzusehen.
 

Ich scheine Glück zu haben, dennoch fuchst es mich, dass ich zu schüchtern bin, ihn einfach anzusprechen. So starre ich ihm einfach nach und folge ihm heimlich mit Abstand, um herauszufinden, wo er hinwill. Doch verliere ich ihn dann, durch einen kleinen Menschenauflauf aus den Augen. Ich versuche ihn natürlich wiederzufinden, doch ich habe kein Glück mehr.
 

Sollte er wirklich Geschäftsmann sein, wäre er doch eigentlich viel zu jung dafür. Also was sucht er hier im Einkaufszentrum? Ich schätze ihn zwischen 18 und 25. Demnach kann er nicht viel älter sein, als ich. Verdammt, ich will wissen, wer er ist.
 

***
 

Am nächsten Tag, Mittwoch, stehen wieder Unmengen an Geschenken vor unserer Wohnungstür und ich kann nur den Kopf schütteln.
 

Aber warum eigentlich nicht? Ich grinse in mich hinein und beschließe, mich in eines dieser teuren Klamotten zu werfen. Warum nicht einmal Prinzessinnensachen tragen? Also ziehe ich mir, für meinen heutigen Skaterausflug im Einkaufszentrum, einen kurzen flatternden Minirock mit eingebauter Unterhose und eine Bluse, die zum Glück keine Rüschen aufweist, an. Aufs Krönchen habe ich dabei allerdings verzichtet. Das wäre dann doch etwas zu viel aufgetragen.
 

Wenn ich nicht in der Lage bin, ihn anzusprechen, muss ich eben seine Aufmerksamkeit erlangen und ihn dazu bringen, mich anzusprechen. Genial, die Idee, nicht wahr? Ich werde ein Tänzchen mit den Inlineskates aufführen, bei dem ich an den Passanten vorbeirausche und Stunts aufführe. Schließlich habe ich einige Intus, die ich schon vor einiger Zeit mal trainiert habe.
 

Bevor ich gehe, ruft mir meine Mutter noch nach:
 

„Vergiss nicht, dass wir heute im Einkaufszentrum gegen 16 Uhr öffentlich bekannt gemacht werden. Ich hab´ dir die Sachen zum Anziehen in die Tasche gesteckt.“
 

Ich habe ihr aber nur mit halbem Ohr zugehört und rufe ihr nur:
 

„Ja, ja.“ entgegen.
 

Im Einkaufszentrum angekommen, hoffe ich inständig, ihn wieder zu sehen. Meinen Schönling. Denn ich habe keine Garantie, dass er heute wieder hier sein wird.
 

Gedankenverloren fahre ich gezügelt durch die Passage, springe auf das Treppengeländer und lasse mich darauf hinuntergleiten, in das Erdgeschoss, während Passanten, die sich daran festhalten, panisch Abstand davon nehmen. Mit einem kleinen gekonnten Sprung lande ich wieder am Boden und da erblicke ich ihn.
 

Sollte ich vielleicht einfach an ihm vorbeisausen, um so auf mich aufmerksam zu machen? Ich zucke mit den Schultern. Einen Versuch ist es immerhin wert.
 

Also umkreise ich ihn einmal und fahre dann rückwärts vor ihm her, während ich ihm zuwinke. Seine Augen weiten sich und im nächsten Moment runzelt er die Stirn. Hat er mich etwa erkannt? Ich grinse ihn mit schiefgelegtem Kopf an, während er stehenbleibt und ich es ihm gleichtue. Er schnaubt.
 

„Was willst du? Fährst du wieder Leute nieder, oder willst du zur Abwechslung, Leuten nur auf die Nerven gehen?“ erklingt seine wunderschöne männliche Stimme, jedoch auch sehr kalt und emotionslos.
 

„Ich tu´, was ich will, und noch niemand hat sich mir gegenüber beschwert. Du wärst der Erste.“ erkläre ich mit gerunzelter Stirn.
 

Seine Augenbrauen ziehen sich zusammen, als er mich anfaucht:
 

„Geh´ mir aus dem Weg. Die königliche Bekanntmachung beginnt in Kürze.“
 

Ich reiße meine Augen auf und blicke schnell auf meine Uhr.
 

„Verdammt, die hab´ ich ganz verdrängt.“
 

Prompt, nehme ich meine Umhängetasche von meinen Schultern und werfe sie ihm gegen die Brust, die er reflexartig auffängt, als ich auch schon in ihr zu kramen beginne. Meine Lippen verziehen sich zu einem Grinsen, nachdem ich alles gefunden habe, was ich brauche, um auch wie eine Prinzessin auszusehen.
 

„Auf meine Mutter ist eben Verlass.“
 

Ich schnappe mir die Tasche wieder und eile zur nächsten Toilette, während ich einen perplexen Schönling stehen lasse. Dieser blickt mir irritiert nach, doch das bekomme ich nicht mehr mit.
 

In der Toilette ziehe ich mir das Prinzessinnenkleid einfach nur über, mache mir eine Hochsteckfrisur und lege mir noch etwas Schmuck an, sowie, stecke ich mir das Prinzessinnendiadem ins Haar, auf meinem Kopf. Jedoch denke ich in meiner Hektik nicht daran, die Inlineskates durch normale Schuhe zu ersetzen. Die Tasche schnappe ich mir nur mit den Händen, da ich als Prinzessin nicht mit so einer Tasche herumlaufen kann, aber herumliegen auch nicht lassen will.
 

So verlasse ich auf die Schnelle die Toilette mit den Inlineskates, als prompt mein Schönling vorbeigeht und mich nicht erkennt.
 

Ohne, dass er mich zu Gesicht bekommt, weil ich nicht will, dass er mich so sieht, frage ich ihn:
 

„Wo gehst du denn hin?“
 

Dieser dreht sich zu meiner Stimme um, doch ich bin schneller und fahre ihm wieder aus dem Blickfeld.
 

„Na, zur Bekanntmachung seiner königlichen Majestät.“ antwortet er mir, während er weiterhin versucht, mich zu erblicken, ich ihm jedoch immer gekonnt ausweiche.
 

„Die findet aber im obersten Stockwerk, vor dem oberen Eingang, statt.“ erwidere ich ihm.
 

„Woher willst du das wissen?“ will er wissen.
 

Ich grinse, was er natürlich nicht sehen kann.
 

„Weil ich es weiß.“, antworte ich, sage noch, „Ich muss los.“ und fahre dann auf die Schnelle zu den Fahrstühlen, um nach oben zu fahren.
 

Der Schönling dreht sich bei meinen letzten Worten zu mir um, kann aber nur mehr einen Zipfel meines Kleides sehen, als ich um die Ecke verschwinde.
 

Nachdem ich aus dem Fahrstuhl ausgestiegen bin, fahre ich schnell weiter zum Eingang hinaus, als ich auch schon die königliche Limousine entdecke, wo König Philipp mit meiner Mutter gerade aussteigt. Als meine Mutter mich erblickt, atmet sie erleichtert auf, da ich nicht auf die Bekanntmachung vergessen habe.
 

Meine Tasche werfe ich einem königlichen Diener in die Arme und stelle mich neben meine Mutter, um so vorzutäuschen, dass ich gemeinsam mit dem König und meiner Mutter angekommen bin.
 

„Euer Hoheit.“ ermahnt mich jedoch der königliche Diener.
 

„Bitte passen Sie auf meine Tasche auf, bis zum Ende der Bekanntmachung.“ bitte ich ihn freundlich.
 

Der seufzt und erwidert:
 

„Wie Ihr wünscht, Euer Hoheit.“
 

Die Presse ist auch bereits anwesend und macht nun Fotos von uns, um uns öffentlich zu machen, während mehrere Passanten des Einkaufszentrums nichts verpassen wollen.
 

Als König Philipp von einer Reporterin gefragt wird, wann denn die Hochzeit stattfinden soll, fällt mir plötzlich mein Schönling etwas abseits auf. Ich vermute, mit meiner Aufmachung würde er mich nicht mal wiedererkennen.
 

Vor der Presse mime ich halt, bis zum Ende der Bekanntmachung, die zukünftige Prinzessin dieses Landes und nachdem sie endlich vorbei ist, kehre ich zu dem königlichen Diener zurück, entledige mich des Kleides und zerstöre wieder die Hochsteckfrisur. Das Kleid stopfe ich in die Tasche zurück und will mich grade dünnmachen, als ich den Schönling zu Philipp vortreten sehe.
 

Mit einer Verbeugung spricht er:
 

„Eure königliche Majestät, ich bitte vielmals um Vergebung, Euch am Gehen zu hindern, doch Eure Zeit ist rar gesät, weshalb ich die Gunst nutzen möchte.“
 

Philipp antwortet ihm:
 

„Nun, gut. Dann sprechen Sie, bitte. Was ist Ihr Belang?“
 

Mein Schönling hebt seinen Aktenkoffer und entnimmt etwas, was er dem König in die Hand drückt, während er meint:
 

„Da das Einkaufszentrum in Euren Zuständigkeitsbereich fällt und ich in mehreren Eurer Geschäfte mein Produkt verkaufen lassen will, möchte ich Euch gerne mein Produkt vorstellen.“
 

Philipp legt den Kopf schief und fragt:
 

„Ein Videospiel?“
 

Hab´ ich grad richtig gehört? Ein Videospiel? Mein Schönling verkauft Videospiele? Das ist doch voll meins.
 

Schnell rolle ich zu Philipp und frage ihn direkt heraus:
 

„Darf ich mal sehen?“
 

Als Philipp mir in die Augen sieht, legt sich ein Lächeln auf seine Lippen und überlässt mir das Spiel, während mein Schönling entsetzt die Augen aufreißt und meine Mutter mich mahnend ansieht.
 

Während ich weiter die Hülle des Videospiels betrachte, meint Philipp zu meinem Schönling:
 

„Für gewöhnlich lasse ich die Spiele testen, bevor sie zum Verkauf freigegeben werden.“
 

Mein Kopf ruckt sofort zu Philipp und ehe mein Schönling etwas erwidern kann, frage ich:
 

„Darf ich? Bitte!“
 

Es handelt sich hier schließlich um ein Abenteuer-Rollenspiel und ich liebe solche Spiele.
 

Während mein Schönling entsetzt dreinsieht, funkeln meine Augen vor Begeisterung und ich sehe Philipp bittend, fast flehend an.
 

Dieser seufzt und erklärt:
 

„Dir ist aber schon klar, dass du das Spiel schriftlich beurteilen musst?“
 

„Das krieg´ ich bestimmt hin. … Soll ich dir dann das Schriftstück persönlich auf den Schreibtisch legen?“ frage ich nach.
 

„Das käme Herrn … Ach, wie war Ihr Name noch gleich?“ richtet sich Philipp an meinen Schönling.
 

Hellhörig wende ich meine Aufmerksamkeit an meinen Schönling. Dieser sieht mir trotzig ins Gesicht, weil es ihm nicht zu passen scheint, dass ich nun seinen Namen erfahre.
 

„Seto Kaiba.“ antwortet er eher missmutig, während er seinen kalten Blick nicht von mir nimmt, während ich innerlich Freudensprünge mache.
 

Er scheint sich auch zu wundern, warum ich mit dem König bei ‚DU‘ bin. Sein Blick durchbohrt mich richtiggehend.
 

Mein Schönling tritt einen Schritt vor und erklärt:
 

„Wenn sie das Videospiel testet, wünsche ich dabei zu sein, um sicher zu gehen, dass es … keine Probleme gibt.“
 

Oh, er vertraut mir nicht, dass ich Videospielen kann? Befürchtet er etwa, dass ich sein Werk aus Gemeinheit negativ bewerte? Wie käme ich denn auf so eine Idee?
 

Mein Schönling ist auch einfach zu süß. Und er gibt mir sogar die Möglichkeit, Zeit mit ihm zu verbringen. Jetzt muss ich nur noch Philipp überzeugen.
 

Ohne es zu merken, haben sich meine Lippen zu einem Grinsen verzogen, als mich Philipp unerwartet zu sich zieht und mir ins Ohr flüstert:
 

„Dir ist aber schon klar, dass du Prinz …“
 

Ich schließe genervt meine Augen und unterbreche ihn:
 

„Ja, ich weiß. Aber muss ich ihn wirklich heiraten? Warum kann ich mir nicht selbst aussuchen, wen ich heirate?“
 

Philipp seufzt und erklärt:
 

„Weil Prinzessinnen nun mal keine Bürger heiraten. Es mag in anderen Ländern egal sein, aber bei uns ist es Tradition. Nur Prinzen ist es gestattet, Bürgerliche zu heiraten.“
 

„Ach, komm. Muss das wirklich sein? Können wir keine neue Tradition einführen? … Du weißt ganz genau, dass ich nicht scharf darauf bin, Prinzessin zu sein. Kann ich nicht einfach auf meine Krone verzichten?“ erwidere ich missmutig.
 

„Du stehst auf diesen jungen Mann, Seto Kaiba?“ und ich nicke nur.
 

Warum sollte ich Philipp anlügen. Er ist schließlich bald mein Stiefvater.
 

„Verstehe. … Weißt du was? Ich habe eine Idee, wie ich dir entgegenkommen kann.“
 

Ich werde hellhörig.
 

„Du wirst, während du sein Spiel testest, herausfinden, ob er die Ambitionen eines Prinzen erfüllt, denn nur dann kann ich es gestatten, ihn als einen solchen anzusehen. ... Was weißt du denn überhaupt von ihm, bisher?“
 

Kleinlaut antworte ich:
 

„Von eben nur seinen Namen. Ich hab´ ihn ja auch erst die letzten drei Tage getroffen.“
 

„Lass mich raten. Du hast ihn während des Inlineskatens angefahren.“
 

Diesmal nicke ich nur zögerlich. Philipp atmet tief durch.
 

„Gut, dann nutze die Zeit, bis du das Spiel durchgespielt hast, um ihn kennen zu lernen. Es bringt dir nichts, wenn er bereits vergeben ist.“
 

Diese Aussage hat mir jetzt einen Stich im Herzen versetzt, aber ich nicke brav und sage:
 

„Danke, Euer Majestät.“
 

„Herr Kaiba. Es ist nun beschlossen, dass Sie …“
 

Ich schüttle schnell meinen Kopf, um Philipp deutlich zu machen, dass er ja nichts Falsches sagen soll, was meine Wenigkeit anbelangt, da ich ihm ansehen kann, dass ihm ‚zukünftige Stieftochter‘ auf der Zunge liegt.
 

„… dieses Mädchen …“, ich nicke, „… während des Videospielens überwachen.“
 

Erleichtert seufze ich auf und flüstere in seine Richtung:
 

„Danke, Philipp.“
 

Dieser beginnt doch tatsächlich zu grinsen.
 

„Und nächstes Mal … zieh bitte normale Schuhe an, wenn wir vor die Kameras treten.“
 

Mit leicht geröteten Wangen, lege ich meinen Kopf schief und antworte grinsend:
 

„´T’schuldige.“
 

Meine Mutter, die dem Gespräch zwischen Philipp und mir nur stumm gefolgt ist, schüttelt nur den Kopf.
 

„Ach, Herr Kaiba. Drei Wochen sollten doch ausreichen, zum Testen des Videospiels, nicht wahr?“
 

Mein Schönling, namens Seto Kaiba, nickt und fragt sogleich:
 

„Ähm, … wo gedachten Euer Majestät, dass das Spiel getestet wird?“
 

Auffordernd blicke ich zu Philipp. Er nickt mir bestätigend zu und antwortet daher:
 

„Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich vorschlagen, bei Ihnen Zuhause.“
 

Die Augen von meinem Schönling weiten sich überrascht und entsetzt, seufzt aber anschließend resignierend und meint:
 

„Wie Ihr wünscht, Euer Majestät.“
 

Scheint so, als wüsste er nichts dagegen zu sagen.
 

„Und wann soll es losgehen?“ erkundigt sich mein Schönling.
 

„Das machen Sie sich am besten mit meiner …“
 

Schnell fixiere ich Philipp mit einem warnenden Blick.
 

„… stellvertretenden Spieletesterin aus.“
 

Ich nicke zufrieden und blicke nun auffordernd meinen Schönling an. Dieser schnaubt. Es scheint ihm ganz und gar nicht zu passen, dass er mich jetzt am Hals hat. Hoffentlich habe ich überhaupt Chancen bei ihm. Ob er mich überhaupt sympathisch finden kann? Ich bin ihm schließlich bis jetzt nur auf die Nerven gegangen. Und, dass ich sein Spiel teste, empfindet er auch nicht gerade als etwas Besseres, wie mir scheint.
 

Na, wenigstens kann ich jetzt drei Wochen bei ihm verbringen und die Zeit gedenke ich zu nutzen, um ihn besser kennen zu lernen und, um herauszufinden, was für eine Art Typ er ist. Erst dann werde ich ihn einschätzen, ob er über königliche Ambitionen verfügt.
 

Und wenn er schon verheiratet ist, oder eine Freundin hat? Nicht darüber nachdenken.
 

„Also, wir fahren jetzt wieder. Bleib´ nicht zu lange aus.“ ruft mir meine Mutter zu.
 

Ganz automatisch rufe ich zurück:
 

„Ja, ja.“ und winke ihren Zuruf ab, während ich meinen Schönling betrachte.
 

Dieser hebt skeptisch eine Augenbraue und ich könnte mir am liebsten eine Ohrfeige verpassen. Das hat meine Mutter doch mit Absicht gemacht. Ich rucke mit meinem Kopf zu ihr hin und funkle sie wütend an, als sie in die Limousine steigt.
 

Nachdem die Limousine abgefahren ist, schnappe ich mir die Tasche, die der königliche Diener einfach abgestellt hat, und frage meinen Schönling auffordernd:
 

„Und? Wann soll ich beginnen, das Videospiel zu testen?“
 

Er betrachtet mich mit einem abschätzigen Blick und scheint zu überlegen. Kurz verzieht er dabei das Gesicht ins Verächtliche, dann meint er:
 

„Am besten kommst du morgen vormittags zu mir.“
 

„Ähm, … vormittags kann ich nicht. Ich hab´ auch noch Verpflichtungen.“
 

Er verdreht die Augen.
 

„Dann eben am Nachmittag.“
 

„Gegen 14 Uhr?“ erkundige ich mich.
 

„Na, meinetwegen. Aber sei pünktlich.“
 

Gerade, als er sich von mir abwenden will, fällt mir ein, dass ich ja noch gar nicht weiß, wohin ich eigentlich kommen soll.
 

„Warte, bitte! … Wohin soll ich kommen?“ schaffe ich es, ihn zu stoppen, und er dreht sich halb zu mir um.
 

Sichtlich genervt von mir, fasst er in seine Mantelinnentasche, zieht sein Portmonee heraus und zupft eine Visitenkarte hervor. Er betrachtet sie einen Augenblick und scheint zu überlegen, ob er sie mir wirklich aushändigen soll.
 

Ich senke leicht betrübt meinen Kopf. Was hält er eigentlich von mir? Sehe ich aus wie eine Terroristin? Jetzt mal ehrlich. Was befürchtet er von mir? Ich kann doch keiner Fliege was zuleide tun. Ja, gut, er weiß das nicht, aber trotzdem. Er tut ja gerade so, als würde ich nur daran denken, Unsinn, oder Späßchen zu treiben, um anderen Leuten zu schaden, oder auf die Nerven zu gehen. Also, wirklich.
 

Doch unerwarteter Weise reicht er mir die Visitenkarte dann doch, mit den Worten:
 

„Hier, meine Karte. Da steht die Adresse drauf, wo du mich findest.“
 

Ich hebe meinen Blick wieder und sehe erst auf seine Hand, dann in sein Gesicht. Während ich seine Visitenkarte entgegennehme, legt sich ein Lächeln auf meine Lippen. Dann wendet er sich aber auch schon wieder ab, um zu gehen, und ich sehe ihm traurig nach.
 

Ich seufze tief. Irgendwie ist mir die Lust vergangen, durch die Passagen zu skaten.
 

„Seto.“, sage ich vor mir her, „Ein wirklich schöner Name.“
 

Also fahre ich, mit meiner Tasche, wieder über den Schultern, jetzt schon heimwärts, das Spiel und Seto Kaiba´s Visitenkarte in meinen Händen.
 

***
 

Am nächsten Tag, Donnerstag, nach meinem Prinzessinnen-Lehrgang, gehe ich extra früher los, um die richtige Adresse zu finden. Immer wieder werfe ich einen Blick auf die Visitenkarte und kontrolliere die Straßennamen.
 

An einem Apartmentkomplex, das sehr modern wirkt, bleibe ich stehen. Das scheint die richtige Adresse zu sein. Ich gehe den Weg auf den Komplex zu und suche die richtige Stiege.
 

Nach ein wenig Suchen, erblicke ich die richtige Stiege und suche an der Sprechanlage nach seinem Namen. Wie soll ich mich eigentlich bei ihm anmelden? Ah, ich weiß. Ich drücke den Knopf.
 

„Ja?“ kommt seine eisige Stimme durch die Sprechanlage.
 

„Ich bin die Spieletesterin.“ antworte ich und vernehme ein Schnauben seinerseits.
 

„Komm´ rauf.“ erwidert er nur, als auch schon das Türsummen erklingt.
 

Ich drücke die Tür auf und betrete das sehr schöne und moderne Stiegenhaus. Hier wohnt man bestimmt nicht billig. Ich marschiere die Stockwerke nach oben und erblicke eine bereits offenstehende Tür. Wow, er hat mir sogar die Tür offengelassen.
 

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich in die Privatsphäre meines Schönlings eindringe. Tue ich wirklich das Richtige? Aber jetzt kann ich nicht mehr zurück. Philipp hat es so beschlossen. Philipp ist nun mal der König. Und was er bestimmt, ist Gesetz. Ohne, ‚Wenn‘ und ‚Aber‘. Und dennoch …
 

Mein Schönling hätte doch etwas dagegen sagen können, wenn ihm das nicht gepasst hätte. Oder? Oder?
 

Ich seufze und trete über die Türschwelle, während ich die Tür weiter aufschiebe. Wow, die Einrichtung im Vorraum sieht schon sehr edel und wertvoll aus, wie sieht dann erst der Rest des Apartments aus?
 

Ich ziehe meine Schuhe, neben dem Schuhregal, aus und gehe den Flur etwas weiter entlang. Sollte mich mein Schönling nicht irgendwie in Empfang nehmen? Oder mich zumindest begrüßen? Wo ist er denn überhaupt? Also Manieren scheint er schon mal keine zu Besitzen. Tz.
 

Ich trete scheinbar ins Wohnzimmer und sehe mich aufmerksam um.
 

Ah, das ist wohl die Spielkonsole, die ich benutzen soll. Ich hole mir den Rucksack von hinter meinem Rücken hervor und krame nach dem Spiel.
 

Nachdem ich es herausgeholt habe, gehe ich zur Konsole und schalte Fernseher und Konsole schon einmal ein. Dann halte ich Ausschau nach einer Fernbedienung, weil das Spiel am Bildschirm noch nicht zu sehen ist.
 

Ui, der hat ja gleich drei davon. Ich gehe zum Fernseher zurück und schaue mir die Verkabelung einmal an, damit ich herausfinde, welche Fernbedienung ich brauche. Mit einem Nicken gehe ich an den Couchtisch zurück, wo die drei Fernbedienungen aufliegen und nehme mir die vom Fernseher und drücke den Knopf für AV. Und siehe da, das Spiel läuft am Bildschirm. Das war ja einfach.
 

Mit einem letzten ausschauenden Blick nach meinem Schönling, zucke ich traurig mit meinen Schultern, nehme den Regler in die Hand und starte das Spiel.
 

Am Anfang wird mir mal die Steuerung erklärt und dann geht es auch schon los. Ich hole mir aus dem Rucksack das Protokoll, das ich brauche, um das Spiel zu bewerten und notiere mir, dass die Erklärung der Steuerung ausreichend vorhanden ist. Dann steigere ich mich auch schon vollends in das Spiel hinein, und alles andere wird nebensächlich, oder gar ausgeblendet.
 

Durch Nebengeräusche merke ich irgendwann, dass es sich mein Schönling auf der Couch bequem gemacht hat und mir beim Spielen zuschaut. Ich habe schon fast befürchtet, er hat mich allein gelassen. Da er sich allerdings unbemerkt zu mir gesellt hat, konzentriere ich mich wieder auf das Spiel.
 

Nach etlicher Zeit fragt er dann doch in meine Konzentration hinein:
 

„Wie lang gedenkst du eigentlich hier zu bleiben?“
 

Ich zucke mit den Schultern und erwidere gedankenlos:
 

„Philipp hat nicht gesagt, wie lange ich bleiben soll, also kannst du bestimmen, wie lange es dir recht ist.“
 

„Philipp?“ fragt er skeptisch nach.
 

Ich könnte mich jetzt wieder mal ohrfeigen.
 

„Äh, … ja, … der König.“
 

„Du nennst unseren König beim Vornamen? … Dir ist hoffentlich klar, dass das eigentlich verboten ist, wenn man dem König nicht nah genug steht.“
 

Ich zucke mit den Schultern und erwidere:
 

„Na, und? Er hat´s ja nicht gehört.“
 

„Der König hat überall seine Ohren und Spione.“
 

„Echt? Wusste ich gar nicht. … Bist du dir sicher, dass es seine Spione sind?“
 

Verwundert sieht er mich an, weil ich mich zu ihm umgedreht habe.
 

„Nein, natürlich nicht.“
 

„Siehst du.“
 

Nach einem kurzen Moment des Schweigens frage ich ihn dann:
 

„Darf ich bitte etwas zum Trinken haben?“
 

Er hebt skeptisch seine Augenbraue und ich frage mich, was an meiner Bitte so abwegig sein soll.
 

„Ausnahmsweise.“ erwidert er und erhebt sich, um das Wohnzimmer zu verlassen.
 

Ausnahmsweise? Was heißt hier ausnahmsweise? Er ist eindeutig ein miserabler Gastgeber. Ich schüttle meinen Kopf.
 

Plötzlich erschrecke ich, auf Grund des Klingelns meines Handys. Ich hole es aus meiner Rocktasche und nehme das Gespräch entgegen.
 

„Hallo?“
 

„Hallo, Olivia. Hier spricht König Philipp. Bist du zufällig noch bei Herrn Kaiba?“
 

„Ja, bin ich. Was ist denn los, Philipp?“
 

„Du bist nicht mehr sicher, deshalb stelle ich dir ab sofort einen Bodyguard zur Seite.“
 

„Was? Warum denn?“
 

„Terroristen aus dem Nachbarkönigreich sind eingefallen und rauben alles, was nicht Niet- und Nagelfest ist.“
 

„Du glaubst, sie könnten versuchen, mich zu entführen und Lösegeld für mich verlangen?“
 

„In der Tat ist das nicht auszuschließen. Du bist wirklich ein helles Köpfchen.“
 

„Wisch die Schleimspur wieder weg. Mir brauchst du so erst gar nicht zu kommen. Das kannst du bei meiner Mutter machen, aber nicht bei mir.“
 

„Zurück zum Thema, Klugscheißerin.“
 

„Welch´ grazile Wortwahl, Philipp. Soll ich mich jetzt geehrt fühlen, weil du mich beleidigst?“
 

Philipp lacht.
 

„Du bist dennoch ein liebenswerter Bastard. Meine Mutter passt einfach perfekt zu dir, weißt du das?“
 

„Danke, Spatz, sonst würde ich sie ja nicht heiraten wollen.“
 

„Soll ich dich dann in Zukunft als Stiefpapa bezeichnen?“
 

„Das ist eigentlich dir überlassen. Dennoch lege ich dir nahe, einen Bodyguard zu deinem eigenen Schutz in Anspruch zu nehmen. Oder soll dich Herr Kaiba nach Hause bringen?“
 

Ich seufze.
 

„Ich denke nicht, dass das eine so gute Idee ist. Ich gehe ihm so schon genug auf die Nerven, obwohl ich nicht mal etwas mache. Aber, sag mal. Wie lange soll ich eigentlich immer bei ihm bleiben?“
 

„Das ist dir überlassen. Du bist hier schließlich die einzige Spielsüchtige, die ich kenne.“
 

„Ha, ha, sehr witzig. Außerdem, … ich bin nicht spielsüchtig. Es ist schließlich kein Verbrechen, gerne Videospiele zu spielen.“
 

Wieder lacht Philipp und ich verdrehe meine Augen.
 

„Ja, lach du nur. Mein Geleitschutz soll halt um 20 Uhr vorm Apartmentkomplex auf mich warten. Ich werde auch brav auf dem direkten Weg nach Hause gehen. … Aber, verrat mir noch, wann der Umzug jetzt genau stattfindet, damit ich mich drauf einstellen kann.“
 

„In zwei Tagen geht es los. Bist du schon auf dein Zimmer neugierig?“
 

„Sicher. Ich will mir alles ansehen. … Führst du uns dann herum?“
 

„Wenn es die Zeit zulässt?“
 

Ich seufze traurig auf.
 

„Du hast wirklich nicht viel Zeit, richtig?“
 

„Das kann schon vorkommen. … Ach, Spatz.“
 

„Hör auf, mich Spatz zu nennen. Ich bin kein kleines Kind mehr. … Aber, das Picknick im Grünen am Wochenende wird doch stattfinden, oder? Wir wollten das doch als Familie machen.“
 

„Ich habe es euch doch versprochen. Ich werde mir extra die Zeit freihalten.“
 

„Gut. Ist sonst noch was?“
 

„Nein. Hab´ noch viel Spaß bei Herrn Kaiba.“
 

„Na, ja. Trotzdem danke. Tschüss.“
 

„Tschüss.“
 

Nachdem ich aufgelegt habe, schüttle ich meinen Kopf und will mich wieder dem Spiel widmen, als mein Schönling sich räuspert. Mein Blick fällt in seine Richtung und ich stelle fest, dass er mit einem Glas im Türrahmen der Küche steht und mich scheinbar schon einige Augenblicke länger beobachtet, bzw. belauscht.
 

Ich überlege mir schnell, ob es eigentlich so schlimm ist, dass er weiß, dass ich die zukünftige Prinzessin bin. Wenn ich aber ehrlich bin, wäre es mir lieber, wenn er es nicht weiß. Er soll mich ja so mögen, wie ich bin, und nicht, weil ich bald eine Prinzessin bin. Ich seufze, als er sich auch schon auf mich zubewegt, und mir das Glas in die Hand drückt.
 

Ich mache einen Schluck und stelle fest, dass es sich um Zitronenlimonade handelt. Anschließend sage ich:
 

„Danke. Mein Hals war schon fast ausgetrocknet.“
 

Für einen kurzen Moment bilde ich mir ein, ein kleines Lächeln auf seinen Lippen gesehen zu haben. Das war auf jeden Fall nur Einbildung. Warum sollte mein Schönling auch Lächeln, wenn ich ihm doch nur auf die Nerven gehe. Ich seufze und widme mich wieder dem Spiel, das ich in weiser Voraussicht pausiert habe.
 

Wieder um einiges später, da ich nicht mit der Uhrzeit Kontrolle halte, meint mein Schönling:
 

„Schluss für heute. Es ist schon spät.“
 

Ich seufze, speichere das Spiel und schalte es ab.
 

Nach einem Blick auf meine Uhr, denke ich mir weiter nichts dabei, gehe in den Flur, um meine Schuhe anzuziehen und sage:
 

„Tschüss. Bis morgen.“
 

Seto Kaiba runzelt die Stirn, da ich ihn weder beachte, noch in irgendeiner Weise richtig verabschiedet habe, als ich gehe, und noch nicht einmal zu ihm zurückblicke. Ich seufze schwer auf. Dann werde ich wohl doch zum Prinzen zurückgreifen müssen. Aber ich will doch noch gar nicht heiraten.
 

Ich gehe die Treppen hinunter, und als ich die Haustür hinter mir lasse, merke ich erst, wie dunkel es ist. Es hat richtig abgekühlt und mir ist etwas kalt. Ich reibe meine Oberarme und sehe mich nach dem Bodyguard um. Doch dummerweise kann ich niemanden sehen.
 

Ich runzle nachdenklich die Stirn. Also gehe ich den Weg entlang, um den Apartmentkomplex zu verlassen und sehe mich wiederholt auf der Straße um. Langsam kriecht in mir die Angst hoch. Ich werfe wiederholt einen Blick auf die Uhr, die zeigt, dass es weit nach 20 Uhr ist. 21.10 Uhr um genau zu sein.
 

„Wo zum Henker ist mein Bodyguard?“ frage ich mich selbst in die unheimliche Nachtstille hinein.
 

Eigentlich hätte er auf mich warten müssen, bis ich mich dazu herablasse, zu kommen.
 

Unsicher blicke ich mich immer wieder um und zucke dann mit den Schultern.
 

„Dann geh´ ich eben allein nach Hause. … Wird schon schiefgehen.“ spreche ich mir Mut zu.
 

Ich mache mich also ängstlich auf den Weg, während ich unentwegt an meinen Oberarmen reibe und mich immer wieder umsehe, ob mich vielleicht jemand entführen wollen könnte.
 

Plötzlich höre ich böses Gelächter und ich zucke merklich zusammen. Schnell erhöhe ich meine Schrittgeschwindigkeit, obwohl ich nicht weiß, wohin ich eigentlich gehe.
 

Wo sind nur die Menschenmassen, wenn man sie mal dringend braucht. Und wieso hab´ ich meine Inlineskates nicht eingepackt? Dann könnte ich um einiges schneller nach Hause fahren, als es mir jetzt zu Fuß möglich ist.
 

Immer wieder sehe ich mich ängstlich um, weil ich das Gefühl habe, verfolgt zu werden. Ich gehe eindeutig nie wieder ohne meine Inlineskates außer Haus, beschließe ich. Immer schneller gehe ich, bis ich in den Laufschritt verfalle, zu viel Angst beherrscht mich im Moment, weil mir immer noch Philipps Worte in den Ohren liegen, dass Terroristen in unser Land eingefallen sind.
 

Und ehe ich mich versehe, weiß ich nicht mehr, wo ich bin. Überall sind Häuser mit Gärten. Ich muss irgendwo falsch abgebogen sein. Verunsichert drehe ich mich mehrmals um die eigene Achse, um mich wieder zu orientieren.
 

Plötzlich höre ich Motorengeräusche und erschrecke heftigst. Als ich mich umwende, stelle ich allerdings fest, dass es sich nur um ein fahrendes Auto handelt. Doch unerwartet bleibt der Wagen neben mir stehen. Die Fensterscheibe bewegt sich nach unten und dann erkenne ich glücklicher Weise meinen Schönling.
 

„Wolltest du nicht nach Hause?“ fragt er mich.
 

„Wollte ich, ja.“
 

„Und was treibst dich dann in diese abgelegene Gegend?“
 

Ich werde ihm sicher nicht auf die Nase binden, dass ich mich beobachtet und verfolgt gefühlt hab´ und deshalb nicht darauf geachtet hab´, wohin ich laufe.
 

„Ich hab´ mich hier etwas umgesehen.“
 

„Dir ist aber schon klar, dass das hier nicht die ungefährlichste Gegend ist, oder?“
 

Ich zucke ahnungslos, mit schiefgelegtem Kopf, mit meinen Schultern. Er schüttelt den Kopf.
 

„Los, steig ein. Ich bring´ dich nach Hause.“
 

Er beugt sich zur Beifahrerseite und öffnet mir die Tür.
 

Plötzlich höre ich Geraschel und schon husche ich ängstlich zum Auto und lasse mich in den Sitz sinken, nur um schnell die Tür zuzuschlagen. Schnell schnalle ich mich an und sage hektisch:
 

„Bitte, fahr los.“
 

Er runzelt die Stirn.
 

„Sofort.“ brülle ich ihn schon fast panisch an, als ich hinter dem Wagen laufende Schritte höre.
 

Schnell legt er den Gang ein und fährt los. Erleichtert atme ich durch und werfe einen Blick durch die Heckfensterscheibe. Da waren ja tatsächlich Typen, die mich verfolgt haben. Also war ich ja doch nicht verrückt. Ob die meinen Bodyguard ausgenockt haben?
 

Wie ich feststelle, blickt auch mein Schönling kurz durch den Rückspiegel nach hinten.
 

„Ich hab´ dir doch vorhin schon gesagt, dass diese Gegend hier nicht sicher ist. Das ist doch der Beweis.“ schlägt er auch noch breit.
 

„Danke, für deine Anteilnahme, aber die Typen haben mich schon länger verfolgt. Die haben sogar meinen … Begleitschutz auf dem Gewissen, der mich eigentlich abholen sollte.“
 

Eine seiner feingeschwungenen Augenbrauen wandert nach oben.
 

„Dann kannst du dich ja richtig glücklich schätzen, dass ich jetzt noch wegmusste und dich aufgegabelt habe.“ klingt seine Stimme eher sarkastisch.
 

Gedanklich schüttle ich meinen Kopf.
 

Da verliebe ich mich mal in einen gutaussehenden Typen, dann entpuppt sich der als ein richtiges Arschloch. Der besitzt bestimmt keine Ambitionen eines Prinzen. Ich lehne meinen Kopf gegen die Fensterscheibe und sage meinem Schönling die Adresse, wohin er mich fahren soll, während ich die vorbeiziehenden Häuser betrachte. Ich seufze.
 

Also werde ich nicht drum herumkommen, doch den Prinzen zu heiraten. Na, toll. Laut Philipp werde ich den Prinzen am Samstag kennen lernen. Na, dann bin ich mal gespannt. Was ich weiß, kommt sogar die ganze Familie des Prinzen, auch um mich kennen zu lernen. Ich weiß jetzt schon, dass das sterbenslangweilig werden wird. Und, dass ich mit Bestimmtheit nicht zum Prinzen passe. Dem seine Frisur entspringt doch sicher dem Mittelalter. Irks. Schon die Vorstellung dieses Exemplars von Prinz küssen zu müssen, wird mir schlecht. Ich seufze abgrundtief.
 

„Wir sind da, falls du mir die richtige Adresse gesagt hast.“ werde ich aus meinen Gedanken gerissen.
 

Ich nicke nur, um ihm nicht ins Gesicht sehen zu müssen, sage:
 

„Danke fürs Heimbringen.“, schnalle mich ab und steige aus, ohne ihm einen weiteren Blick zu schenken.
 

Ich sollte mir den Schönling aus dem Kopf schlagen.
 

Nachdem ich ausgestiegen bin, kann ich mir einen letzten Blick, ehe er losfährt, aber doch nicht verkneifen. Einen sehnsüchtigen Seufzer ausstoßend, mache ich kehrt und betrete mein Wohngebäude.
 

Daheim angekommen, rufe ich noch Philipp an und berichte ihm, dass mich Herr Kaiba nach Hause gefahren hat, da sein Bodyguard nicht aufzufinden war. Er vertröstet mich, dass ich mir keine Sorgen machen soll. Morgen würden sogar zwei Bodyguards auf mich warten. Ich verdrehe nur die Augen und sage ihm, dass er mir ihre Namen und Fotos zuschicken soll, damit ich sie auch erkenne, und dass er sich nicht darauf verlassen soll, dass ich wieder von Herrn Kaiba heimgefahren werde.
 

Wenige Minuten später habe ich die Informationen über meine zwei neuen Bodyguards.
 

***
 

Am nächsten Tag, Freitag, fahre ich mit meinen Inlineskates den Weg, zu meinem Schönling, entlang. Am liebsten wäre ich gar nicht mehr zu ihm gefahren, damit ich ihn vergessen kann. Aber Philipps Wort ist nun mal Gesetz, also habe ich keine andere Wahl und muss bis zum Ende dieser drei Wochen, das Spiel durchgespielt haben.
 

Beim Apartmentkomplex angekommen, marschiere ich wieder zu der richtigen Stiege und drücke auf den Knopf, wo Seto Kaiba angeschrieben steht. Diesmal erklingt gleich das Türsummen, ich trete ins Stiegenhaus und gehe die Stockwerke hoch. Wieder hat er mir die Tür offengelassen.
 

Ich trete in das Apartment, schließe die Tür hinter mir, schlüpfe aus meinen Inlineskates und gehe schon mal ins Wohnzimmer, um das Spiel anzuwerfen. Diesmal habe ich daran gedacht, mir ausreichend zu Trinken mitzunehmen, wenn er mir nichts anbieten will. Der hübsche Typ kann mir nämlich seit gestern gestohlen bleiben. Vielleicht bleibe ich auch gar nicht so lange. Ich hätte heute wieder gute Lust, durchs Einkaufszentrum zu preschen, um mich abzureagieren.
 

Voller Unmut lasse ich mich vor den Fernseher plumpsen und lade den Speicherstand von gestern. Voller Wut und Zorn dresche ich auf meine Gegner ein, die mir über den Weg laufen, um meinen Frust loszuwerden, während meine Augen brennen. Als mich der Durst zwischendurch packt, greife ich in meinen Rucksack und hole mir eine Flasche Mineralwasser heraus und ignoriere alles um mich herum.
 

Gegen 17 Uhr speichere ich meinen Spielstand und verkünde:
 

„Ich verschwinde jetzt. Bis Montag.“, egal, ob es Gehör findet oder nicht.
 

Also ziehe ich mir im Flur wieder meine Inlineskates an und lasse das Apartment hinter mir. Und zurück lasse ich einen verdutzt dreinblickenden Seto Kaiba, der nicht weiß, was er verbrochen hat.
 

Ich presche die Straße hinunter und fahre bis zum Einkaufszentrum, während ich Philipp unterrichte, dass ich seine Bodyguards heute wohl nicht brauchen werde. Dort mache ich wieder die Passagen unsicher und reagiere mich ab, sowie powere ich mich richtig aus.
 

Gerade, als ich mich ausruhe, auf dem Rand eines Brunnens, erblicke ich meinen Schönling mit einer Frau. Auch, wenn ich ihn eigentlich abhaken wollte, muss ich mir eingestehen, dass es mir nicht passt, dass er vergeben sein könnte. Und zwar an diese Schnepfe an seiner Seite, die ihn ganz unverfroren anhimmelt.
 

Ich kann es eben nicht verhindern, wütend zu werden, da ich mein Herz halt an den Schönling, Seto Kaiba, verloren habe. Aber es ihm zeigen, nein, das würde ich bestimmt nicht. Nicht, nachdem er mich gestern so mies behandelt hat.
 

Gut, zugegeben, er hatte wenigstens den Anstand, mich nach Hause zu fahren, aber der Rest seines Charakters ist einfach mies, was ich bisher mitbekommen habe. Oder ist er nur zu mir so mies, weil er mich nicht leiden kann?
 

Argh, wieso suche ich schon wieder Gründe, warum ich ihn nicht meiden sollte? Na, toll. Ich bin hoffnungslos verliebt. Zudem bin ich ohnehin schon fast verlobt. Es bringt ja doch nichts. Mein Leben ist im Eimer.
 

Mit meinem Blick verfolge ich dennoch seinen Weg, mache aber diesmal keine Anstalten, um auf mich aufmerksam zu machen.
 

Plötzlich werde ich Zeuge, wie er einen kleinen schwarzhaarigen Jungen in die Arme nimmt und auf seinen Lippen sogar ein schönes Lächeln liegt. Skeptisch betrachte ich diese Szene. Doch, als er sich von dem Jungen wieder abwendet, versteinert sich wieder seine Mimik. Ich runzle meine Stirn und unerwartet fällt sein Blick in meine Richtung.
 

Seine Augen weiten sich kurz, als er meinen Blick einfängt, zieht seine Augenbrauen zusammen und starrt mich an, während er mit dem Jungen an der Hand und der Frau an seiner Seite kehrtmacht und einen anderen Weg einschlägt, um scheinbar das Einkaufszentrum wieder zu verlassen. Doch hält er nach einigen Schritten bereits wieder mit seiner Bewegung inne.
 

Stur starre ich in seine Augen zurück, ohne mit der Wimper zu zucken. Seltsamer Weise interessiert es mich, warum er mich so konsequent anstarrt. Ehe ich mich versehe, drohe ich in seinen eisblauen Augen zu versinken, obwohl uns doch eine gewisse Entfernung trennt.
 

Plötzlich werde ich von der Seite angequatscht und erschrecke, sodass ich gezwungen bin, meinem Schönling den Blick abzuwenden, um zu sehen, wer mich da belästigt. Grummelnd blicke ich die Person an und schnaube. Der königliche Diener, der mich doch tatsächlich gefunden hat. Tz.
 

„Euer Hoheit. Es schickt sich nicht, in Eurer Position, so offenkundig im Einkaufszentrum herumzulungern.“
 

Ich verdrehe meine Augen. Zu meinem Entsetzen holt er einen königlichen Umhang hervor und meine Augen weiten sich.
 

„Den lege ich mir bestimmt nicht um. Auf gar keinen Fall. Vergessen Sie´s, Johann.“ beschwere ich mich sofort.
 

Fehlt nur noch, dass mich mein Schönling in dem Aufzug zu sehen kriegt.
 

„Ihr habt keine Wahl, Euer Hoheit. König Philipp wünscht Euch zu sehen und bittet um Berichterstattung.“
 

Wieder verdrehe ich meine Augen und werfe einen Blick auf die Uhr. Wow, schon 21 Uhr vorbei. Wer hätte das gedacht?
 

„Na, schön.“
 

Widerwillig erhebe ich mich und lasse mir den Umhang umlegen. Johann, der königliche Diener händigt mir noch das Diadem aus, dass ich mir auf den Kopf setze und schon fühle ich mehrere Blicke auf mir. Na, toll. Genau das wollte ich vermeiden. Die Aufmerksamkeit sämtlicher Passanten auf mir.
 

„Darf ich wenigstens noch eine kleine Ehrenrunde drehen?“ frage ich schnippisch.
 

Johann verdreht die Augen und sagt:
 

„Wenn es Euer Wunsch ist, Euer Hoheit.“
 

Ich grinse ihn schelmisch an und sage, wie nebenbei:
 

„Und wie ich das wünsche.“
 

Schon sause ich an ihm vorbei und werde von sämtlichen Passanten blöd angestarrt. Und schon habe ich vergessen, dass mich ein Seto Kaiba beobachten könnte.
 

Ich genieße es, mich grazil durch die Menschenmenge rollen zu lassen und zögere die kleine Ehrenrunde, so lang wie möglich, hinaus. Dann beginnt Johann auch schon ungeduldig mir nachzurufen:
 

„Euer Hoheit, jetzt ist es aber endlich genug. Ihre Majestät erwartet Euch bereits.“
 

Frustriert schnaube ich. Ich gebe aber zu, es ist wirklich schon spät. Vielleicht sollte ich Philipp wirklich nicht zu lange warten lassen.
 

„Na, schön, ich komm ja schon.“ und lasse mich langsam zu Johann ausrollen.
 

„Und zieht doch bitte vernünftige Schuhe an.“ fordert er mich auf.
 

Ich stöhne genervt auf und setze mich an den Brunnenrand, um meine Schuhe gegen meine Inlineskates zu tauschen.
 

Anschließend führt mich Johann aus dem Einkaufszentrum zu der königlichen Limousine und lässt mich einsteigen.
 

Bevor jedoch die Tür zugeschlagen wird, winke ich noch den Passanten zu, die mich dämlich beobachtet haben.
 

„Leute können doch echt blöd aus der Wäsche schauen.“ bemerke ich Johann gegenüber, der als Chauffeur fungiert.
 

„Wie Euer Hoheit meinen.“ gibt er nur zurück und ich verdrehe abermals meine Augen.
 

Im Schloss vor Philipps Schreibtisch angekommen, fragt er mich, wie es mir mit Seto Kaiba geht. Ich gebe nur zur Antwort:
 

„Ich arbeite noch daran.“, denn so schnell gebe ich noch nicht auf, „Aber, was das Spiel angeht, es ist wirklich gut und total spannend. Ich glaube, dir jetzt schon sagen zu können, dass sich der Verkauf für dich nur lohnen kann. Ich werde es aber dennoch bis zum Ende durchspielen.“ erkläre ich Philipp.
 

„Das ist schön, zu hören. … Es wird Zeit für dich. Es ist jetzt wirklich schon spät. Deine Mutter erwartet dich bestimmt schon Zuhause. … Ach, und vergiss nicht, morgen Vormittag alles zusammen zu packen. Du weißt doch, dass ihr morgen hier ins Schloss zieht, nicht wahr?“
 

Ich nicke nur, lächle Philipp an.
 

„Und denk dran, am Nachmittag wirst du den Prinzen und dessen Familie kennenlernen. Ich habe sie zum Essen eingeladen.“
 

Wieder nicke ich nur.
 

„Also, bis morgen, Stieftochter.“ grinst er mich an.
 

„Bis morgen, Stiefpapa.“ erwidere ich frech grinsend zurück.
 

Anschließend werde ich mit der Limousine nach Hause gefahren.
 

***
 

Am nächsten Tag, Samstag, ist mein Schicksal besiegelt. Heute werde ich mit dem Prinzen bekannt gemacht und zwei Wochen später bereits mit ihm verlobt. Das kann ja heiter werden.
 

Aber, vielleicht ist der Prinz ja gar nicht so schlecht. Es kann schließlich unterschiedliche Gründe haben, warum die Qualität des Fotos so schlecht ist. Nein, eigentlich nicht. Philipp besitzt eigentlich genug Geld, um es sich leisten zu können, mir ein richtig gutes Foto zuzuschicken. Ich seufze.
 

Was mache ich mir hier eigentlich vor? Ich hoffe immer noch, dass der Schönling mich erhört. Aber mittlerweile kann ich mir sicher sein, dass er kein Interesse für mich aufbringen wird. Eigentlich schade drum. Mein Herz wird über diesen Verlust wahrscheinlich nie hinwegkommen. Habe ich mich doch zum allerersten Mal so richtig verliebt. Wieder seufze ich.
 

Ich packe alle meine Sachen in Kartons und noch am Vormittag werden alle Kartons mit der Wohnungseinrichtung abgeholt.
 

Vor Mittag werden dann meine Mutter und ich abgeholt und ins Schloss gebracht. Dort darf ich dann endlich mein neues Zimmer inspizieren.
 

„Wow, das ist ja wirklich krass. Ich besitze nicht nur eins, nein, gleich drei Zimmer in einem.“
 

Während die Einrichtungsgegenstände und andere eingepackten Sachen von mehreren Dienern ausgepackt werden, darf ich bestimmen, wo was hinkommt.
 

Um halb eins gehe ich dann hinüber in Mutters Zimmer, um auch dieses in Augenschein zu nehmen. Wie ich feststellen darf, hat auch sie drei Zimmer in einem.
 

Wie bei mir, kommt man beim Eintreten in den sogenannten Wohnbereich, der gestaltet ist, wie ein Wohnzimmer. Eine Tür führt in ein eigenes Badezimmer und eine andere in ein eigenes Schlafzimmer. Befindet man sich also im Wohnbereich des eigenen Zimmers, so sieht man sich drei Türen konfrontiert. Und ich weiß jetzt schon, dass meine Türen Namensschilder bekommen, damit ich mich nicht in eine Türe verirre.
 

Meine Mutter freut sich irre über unsere Zimmer, als Philipp ins Zimmer meiner Mutter tritt, da ich die Tür offengelassen habe.
 

„Und? Gefallen euch eure Zimmer?“ will Philipp auch sofort wissen.
 

Meine Mutter nickt nur und ich sage begeistert:
 

„Mein Zimmer ist echt der Hammer. Aber ich wünsche an meinen Türen des Wohnraums unbedingt eine Beschilderung. Nicht, dass ich auf dem Gang lande, wenn ich eigentlich ins Bad will.“ grinse ich schelmisch.
 

Philipp lacht und meint:
 

„Na, das wollen wir doch nicht. Du sollst deine Beschilderung kriegen.“
 

„Danke, Philipp.“ falle ich ihm glücklich um den Hals und meine Mutter gibt ihm einfach einen Kuss auf die Lippen.
 

Ich verdrehe meine Augen und muss an meinen Schönling denken. Wie es wohl wäre, ihn zu küssen? Schnell schüttle ich den Gedanken wieder ab, da es ja doch nie dazu kommen wird.
 

Am Nachmittag gegen 14 Uhr trifft die Königsgesellschaft ein, während Philipp auf seinem Thron, meine Mutter rechts und meine Wenigkeit links von ihm postiert sind.
 

Philipp erhebt sich aus dem Thron und wir verbeugen uns zu Dritt vor der Gesellschaft. Anschließend tut es uns die Gesellschaft gleich.
 

„Ich bitte untertänigst, das Fernbleiben meiner zwei jüngeren Söhne, zu entschuldigen, Eure Majestät.“
 

Philipp nickt nur und meint:
 

„So lasst uns nun zu Tisch gehen.“
 

Er geht voran, wir folgen und die Gesellschaft schließt sich uns an. Den anwesenden Prinzen hab´ ich vorerst nur ein wenig gemustert. Ich werde aber die Vorstellung abwarten. Wenn ich Philipp nämlich richtig einschätze, wird er mir dann mit dem Prinzen einige Zeit zur Verfügung stellen, dass wir uns gegenseitig kennenlernen können. Wir wollen ja schließlich gegenseitig wissen, mit wem wir verlobt werden.
 

Das Essen verläuft ohne besondere Vorkommnisse.
 

Anschließend werden der Prinz und ich gegenübergestellt und uns gegenseitig vorstellt.
 

„Das ist Prinz Marik.“ sagt die Königin und
 

„Das ist meine zukünftige Stieftochter und Prinzessin, Olivia.“ erklärt Philipp.
 

Ich führe eine grazile Verneigung auf, während der Prinz sich vor mir verbeugt.
 

„Wir lassen euch zwei Turteltäubchen nun etwas allein. Ich hab´ noch mit König Philipp einiges zu besprechen.“ meint die Königin und wir nicken nur.
 

Ich lasse mich von Prinz Marik durch den Schlossgarten führen und wir unterhalten uns etwas. Im Großen und Ganzen ist der Prinz ganz nett. Nur die Tatsache, dass ich mein Herz bereits verschenkt habe, lässt mich eher distanziert bleiben.
 

Wäre es nicht so, hätte ich mir gut vorstellen können, mich in den Prinzen zu verlieben. Ich versuche dennoch seine Gesellschaft etwas zu genießen, obwohl meine Gedanken immer wieder zu meinem Schönling abschweifen.
 

Oh, ich verfluche mich dafür. Warum muss ich auch immerzu an ihn denken? Ich werde schließlich bald mit dem Prinzen verlobt. Ich sollte meinen Schönling wirklich vergessen. Seto Kaiba. Seto. Ob es ihm etwas ausmachen würde, wenn ich ihn einfach Seto nenne?
 

Mist. Obwohl ich weiß, dass … Seto … bisher keine Ambitionen als Prinz aufweist, will ich ihn dennoch nicht aufgeben. Wieso? Wieso ist das so? Weil ich weiß, dass ich keine Chance bei ihm habe? Weil er bereits vergeben ist? Weil meine Liebe bereits zu stark ist? Weil ich einfach blind bin, vor Liebe?
 

Ich verdrehe meine Augen. Das ist doch echt lächerlich. Wieso kann ich ihn nicht aufgeben, obwohl ich keine Chance bei ihm habe, und obwohl ich eigentlich schon aufgegeben habe. Ich mache doch keinerlei Anstalten, um ihn zu kämpfen. Gut, ich trauere ihm dennoch nach. Er wäre nämlich voll mein Typ.
 

Zu Marik, kann ich mir nicht vorstellen, wirklich zu passen. Ich mein, ich hab´ braune Haare und braune Augen. Er hat weißblonde Haare und blaue Augen. Na, ja, eigentlich passt nur seine Haarfarbe nicht zu mir, weil Seto hat auch blaue Augen. Eisblaue Augen. Da fällt mir auf, dass Marik´s und Seto´s Augen gar nicht so unähnlich sind.
 

Ich lasse den Nachmittag mehr an mir vorüberziehen, als irgendetwas mitzubekommen.
 

Als es Abend ist und die Gesellschaft uns verlässt, mit dem Versprechen, in zwei Wochen bei ihnen die Verlobungsfeier abzuhalten und noch am selben Tag offiziell zu machen, gehe ich zu Bett, seufze schwer und schließe meine Augen, nur um Seto vor meinen Augen wieder zu sehen. Na, toll. Ich kann ihn einfach nicht vergessen. Egal, wie sehr ich es auch versuche.
 

***
 

Am nächsten Tag, Sonntag, findet am Nachmittag, wie geplant, das Picknick im Grünen statt.
 

Wir sitzen zu Dritt auf einer Picknickdecke und meine Mutter überreicht die Sandwiches.
 

„Und, wie fandest du Prinz Marik?“ erkundigt sich Philipp, weil er gestern Abend nicht mehr dazu gekommen ist, mich danach zu fragen.
 

„Er ist ganz ok.“ antworte ich wahrheitsgemäß. Philipp seufzt.
 

„Du denkst immer noch an Herrn Kaiba, nicht wahr?“
 

Ich seufze. Warum sollte ich es abstreiten? Es ist doch so. Deshalb nicke ich.
 

„Olivia. Warum gehst du nicht einfach zu ihm und sagst ihm, was Sache ist. Dann wirst du doch erfahren, ob du Chancen bei ihm hast, oder nicht.“ meint meine Mutter.
 

Ich schüttle meinen Kopf und erkläre:
 

„Das kann ich nicht machen. Wir sind Fremde füreinander. Er akzeptiert meine Anwesenheit nur deshalb, weil Philipp, als König, es so bestimmt hat. Er versucht echt alles, um mich zu vergraulen, weil es ihm nicht passt, dass ich das Recht besitze, in seine Privatsphäre Einblick zu erlangen. Dass ich gegen Philipps Wort handle, weil er nicht weiß, dass ich seine zukünftige Stieftochter bin.“
 

„Du weißt doch hoffentlich, dass ich gegen dich keine Maßnahmen ergreifen würde, würdest du gegen mein Wort handeln?“
 

„Ja, sicher. Aber, darum geht es hier nicht. Ich bin ihm Ungut aufgefallen, als ich ihn mit meinen Inlineskates, im Einkaufszentrum, beinah umgefahren hätte.“
 

„Und warum zeigst du ihm dann nicht einfach, was du so faszinierend am Inlineskaten findest?“ wirft meine Mutter ein.
 

Meine Augen werden groß. Auf so eine simple Idee bin ich noch gar nicht gekommen. Meine Lippen verziehen sich zu einem Lächeln.
 

„Vielleicht hast du Recht. Muss ich ihn nur noch davon überzeugen, in Inlineskates zu steigen.“
 

Der Gedanke, ihn mir in Inlineskates vorzustellen, ist so absurd, dass sich meine Lippen zu einem Grinsen ausbreiten.
 

„Na, ja. Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.“ grinse ich beide an.
 

~~ Fortsetzung folgt ~~

Traum 29 (Plötzlich Prinzessin) – Teil 2

Am nächsten Tag, endlich wieder Montag, fahre ich mit meinen Inlineskates Richtung Apartmentkomplex. Im Rucksack führe ich diesmal nicht nur Getränke mit, sondern noch ein zweites Paar Inlineskates. Seine Schuhgröße weiß ich nur deshalb, weil ich mir mal seine Schuhe angesehen habe. Man weiß schließlich, dass die Schuhgröße entweder auf der Schuhsohle oder innen auf dem Sohlenbereich sichtbar ist. Zugegeben, es war schwer Inlineskates mit seiner Größe zu finden, aber er ist ja auch recht groß gewachsen. Größe 44. Hoffentlich krieg´ ich ihn dann überhaupt dazu, sie auch zu benutzen. Ich werde sie ihm einfach dalassen.
 

Ich habe nämlich beschlossen, wenn ich schon in seine Privatsphäre eindringe, soll er im Gegenzug auch von meinem Leben was mitbekommen. Ist doch nur fair. Morgen kann ich schließlich immer noch weiter Videospielen. Heute werde ich ihn einfach zu seinem Glück zwingen.
 

Hochmotiviert läute ich an der Sprechanlage. Der Türsummer ist zu hören. Ich drücke zweimal hintereinander. Und schon scheine ich an seinen Nerven zu zerren, denn er fragt sehr genervt und ungehalten:
 

„Was ist? Unfähig die Tür zu öffnen?“
 

Ich antworte allerdings nur:
 

„Komm runter.“
 

„Warum sollte ich?“
 

„Komm runter, dann erfährst du es.“
 

Ein Knurren erfolgt von ihm und die Sprechanlage verstummt. Ich seufze.
 

Gespannt, warte ich ab, ob er runterkommt.
 

Warten muss ich aber nicht wirklich lange, denn ein wutschnaubender Seto Kaiba stapft die Treppen herab und knallt die Haustür gegen die Wand, ehe er nach draußen tritt. Mit einem süßlichen Lächeln erwähne ich:
 

„Schön, dass du´s einrichten konntest.“
 

Ich werfe ihm die Inlineskates mit der Größe 44 gegen seine Brust und fordere ihn auf:
 

„Anziehen.“
 

Er zieht seine Augenbrauen zusammen und versucht mich, mit seinen Blicken zu erdolchen. Nun fordere ich ihn etwas nachdrücklicher auf:
 

„Anziehen, sagte ich.“
 

Schon packe ich ihn an seinem Unterarm und zerre ihn auf die nächstgelegene Parkbank, wo ich ihn zum Sitzen bringe.
 

Widerwillig schnallt er sich die Inlineskates an und scheint sich nur kurz zu wundern, woher ich seine Größe kenne.
 

„Schnall sie ordentlich fest, damit du darin nicht schwimmst.“ füge ich an und er tut, wie ich ihm gesagt habe.
 

„Und jetzt?“ fragt er erbost, und verschränkt demonstrativ seine Arme.
 

„Na, damit fahren.“ erkläre ich ihm, packe ihn an den Oberarmen und ziehe ihn auf, in den Stand, damit er seine Verschränkung löst, als er mit seinen Beinen ins Rudern kommt.
 

„Halt die Beine still.“ grinse ich und er findet wieder ins Gleichgewicht, da ich ihn die ganze Zeit festhalte.
 

„Schön. … Also, mach´s mir einfach nach.“ und ich zeige ihm, wie man Geschwindigkeit aufnimmt.
 

Einmal mit dem linken Fuß vorwärts rollen, einmal mit dem rechten Fuß vorwärts rollen. Und immer abwechselnd. Dann drehe ich mich zu ihm um und fahre ein Stück rückwärts, ehe ich mich abbremse. Dann fahre ich wieder zu ihm und reiche ihm meine Hände.
 

„Und jetzt du. Du kannst ruhig meine Hände zur Hilfe nehmen.“
 

Wider Erwarten schlägt er meine Hände weg und versucht es alleine. Aber immerhin ist er gewillt, es zu versuchen, und ist nicht gleich wieder gegangen. Das heißt, ich werde ihm erst beibringen müssen, wie man mit Inlineskates fährt. Aber das macht nix. Ich kenne ein schönes Gelände, wo man prima experimentieren kann. Und zugegeben, er stellt sich auch gar nicht so dumm an. Ich biete ihm hier schließlich eine große Herausforderung. Kann es sein, dass er nach Herausforderungen strebt? Dann hatte ich ja wirklich eine gute Idee. Obwohl der Ansatz dafür von meiner Mutter kam.
 

Nach einer Weile des Zusehens, wie langsam er vorankommt, weil er sich nicht helfen lassen will, wird´s mir einfach zu blöd.
 

„Komm, gib´ mir deine Hände. Ich zieh´ dich.“ biete ich ihm an, doch er grummelt:
 

„Ich schaff´ das allein.“
 

„Ich kenne aber einen Platz, wo man das besser üben kann.“ schlage ich daher vor.
 

Schon streckt er mir widerwillig auffordernd seine Hände entgegen, die ich annehme und rückwärtsfahrend, ihn nachziehe, während er weiter versucht, seine Schrittfolge zu behalten.
 

„Du musst mehr ausschweifen und dich rollen lassen, wenn du an Geschwindigkeit zunimmst.“
 

Ich drehe mich um und lege seine Hände an meine Hüfte, als ich auch schon Schwung hole und an Schnelligkeit gewinne. Meinem Schönling scheint der Atem zu stocken, weil es ihm zu schnell geht. Wenigstens hat er schnell begriffen, dass er, wenn er an mir hängt, sich eigentlich nur rollen lassen muss, ohne eine Bewegung auszuführen.
 

Oha. Da vorne geht´s ganz schön hinunter.
 

„Geh´ jetzt mehr in die Hocke.“ fordere ich ihn auf.
 

Und als es abwärtsgeht, mache ich es ihm vor. Schnell gewinnen wir sogar noch an Geschwindigkeit dazu und rasen regelrecht die Straße hinunter. Als sich die Neigung allerdings allmählich dem Ende neigt und vor uns ein Geländer steht, dass verhindert, dass man in den See fällt, richte ich mich wieder auf und beginne bereits jetzt abzubremsen, weil ich damit rechnen muss, dass mein Mitfahrer mich noch weiter anschieben wird, weil er das Bremsen noch nicht gelernt hat.
 

„Wieso bremst du ab?“ werde ich prompt gefragt, weshalb ich ihn provokant frage:
 

„Willst du etwa baden gehen, oder dass ich mir sämtliche Knochen breche?“ und deute auf den See vor uns, sowie das Geländer, dass uns vom See trennt.
 

„Oh.“ entweicht seinen Lippen nur, deshalb erwähne ich:
 

„Der Platz ist nicht mehr weit.“ und ich biege die Straße links ab. Danach fahren wir über eine Brücke und halte mich weiter links, bis wir irgendwann in einen Park einfahren. Allerdings mit gezügeltem Tempo.
 

Nachdem wir weiter in den Park hineingefahren sind, kann man dann schon den Platz erkennen und sogar einige Skater beobachten, die ihr Können hier trainieren. Ich ziehe uns erst mal zu einer Parkbank, damit wir uns ausruhen können. Seto lässt sich auch prompt darauf plumpsen, denn ich weiß aus Erfahrung, dass das Nachgezogenwerden, wenn man es nicht gewohnt ist, durchaus anstrengend sein kann.
 

Und wie ich bemerke, beobachtet er die Skater sehr interessiert. Ob er sich die Bewegungen versucht einzuprägen? Ich glaube aber nicht, dass ihm das groß helfen wird. Aber, auf Grund seines gebannten Blicks, nehme ich mal an, die Fahrt hierher hat ihm gefallen.
 

Nach einer längeren Verschnaufpause, schlage ich vor:
 

„Na, dann packen wir es mal an.“
 

Ich nehme seine Hände, wundere mich kurz, warum er mich nun machen lässt, und ziehe ihn wieder in den Stand. Diesmal hat er wenigstens keine Probleme mehr mit dem Gleichgewicht.
 

An den Händen ziehe ich ihn daher erst mal zu dem offenen Bereich, wo die Anfänger ihre ersten Schritte üben können.
 

Ich übe mit ihm eine ganze Weile, bis ich bemerke, dass es langsam dunkel wird. Schnell werfe ich einen Blick auf meine Uhr, die bereits nach 18 Uhr anzeigt, während mein Schönling bereits problemlos seine Runden zieht.
 

„Seto, letzte Runde.“ rufe ich ihm zu.
 

Ruckartig fällt sein Blick auf mich und prompt knallt er in mich hinein, ich schaffe es aber glücklicher Weise auf den Beinen zu bleiben, weil ich mit meinen Inlineskates nachgeben kann, und bremse.
 

„Uff. … Ok, jetzt sind wir quitt.“ kann ich da nur sagen.
 

Dennoch, als er seinen Blick hebt, sieht er mich merkwürdig an und ich vermag diesen nicht zu deuten. Dann verändert sich wieder sein Blick und er stellt fest:
 

„Du hast mich Seto genannt.“
 

„Soll ich dich etwa Herr Kaiba nennen, obwohl ich dich duze?“
 

Er blinzelt irritiert und meint:
 

„Das würde eher verrückt klingen.“
 

„Eben. … Mein Name ist übrigens Olivia.“
 

Irgendwie scheint es mir, dass seine Mundwinkel zucken.
 

Versucht er etwa ein Lächeln zu unterdrücken? Wie gemein.
 

Dann fällt mir wieder ein, dass wir uns auf den Rückweg begeben sollten. Nur fühlt sich seine Nähe grade so angenehm an, da er noch keine Anstalten gemacht hat, sich von mir wegzubewegen, nach dem Zusammenprall.
 

Im nächsten Moment habe ich den Eindruck, dass sein Kopf näherkommt. Will er mich jetzt etwa küssen? Ganz schlechtes Timing. Wenn es dunkel wird, haben wir vielleicht keine Mitfahrgelegenheit mehr. Jetzt muss ich mich entscheiden. Von ihm küssen lassen und im Park übernachten, oder eine Mitfahrgelegenheit nutzen, um nach Hause zu kommen. Schließlich müssen wir die Straße, die wir abgefahren sind, wieder hoch.
 

Ich bin beinahe so weit, den Kuss einfach zuzulassen, als seine Nase meine berührt und plötzlich meine Vernunft Überhand gewinnt. Das ist nicht richtig. Ich lege meine Hände an seine Brust und drücke ihn leicht von mir, doch weigert er sich prompt, sich weg zu bewegen. Er packt sogar meine Oberarme und ist eindeutig gewillt, meine Lippen zu berühren.
 

Also säusle ich gegen seine Lippen:
 

„Seto. Wenn wir jetzt nicht losfahren, verlieren wir vielleicht die einzige Möglichkeit, die Steigung wieder hoch und nach Hause zu kommen. Hier im Hafengebiet fahren um die spätere Zeit keine Autos mehr.“
 

Ihm entkommt ein Geräusch, das einem Schnauben gleichkommt und drückt mich von sich.
 

„Wenn du mich nicht küssen willst, dann sag´ es einfach.“ schnauzt er mich an.
 

Jetzt werde ich aber ernstlich sauer. Wütend packe ich nun ihn an seinen Oberarmen, schüttle ihn kurz, während ich ihn anfahre:
 

„Du verstehst nicht. Da wir unsere normalen Schuhe nicht mithaben, ist es mit Inlineskates nahezu unmöglich ohne Mitfahrgelegenheit, die Straße mit der steilen Abfahrt, wieder hoch zu kommen. Und jetzt beweg´ dich endlich, ehe wir hier festsitzen, bis morgen früh. Oder ist es dir lieber mit Socken die Straßen hoch zu marschieren?“
 

Seine Augen weiten sich.
 

Plötzlich reißt er mich mit sich.
 

„Worauf wartest du? Ich dachte, die Zeit drängt.“ treibt er mich jetzt an.
 

Nun kann ich nur lächelnd den Kopf schütteln. Und als ich ihn ansehe, hat er das erste Mal, seit ich ihn kenne, tatsächlich ein Lächeln auf seinen Lippen. Ich fahre voraus und zeige ihm den Rückweg, bis wir an besagter Straße ankommen. Jetzt kann er selbst erkennen, dass es ein schier unmögliches Unterfangen ist, mit Inlineskates eine 45 Grad Steigung hoch zu wollen. Ich gestehe ihm:
 

„Da hoch zu kommen hab´ ich in meinem Leben nur ein einziges Mal versucht und nie wieder gewagt. Ich hab´s nicht mal bis zur Hälfte geschafft, ehe mich die Kraft verlassen hat und ich wieder rückwärts gerollt bin.“
 

Dann sehe ich unsere Chance gekommen. Ein Auto kommt an uns vorbeigefahren.
 

Schnell packe ich seine Arme, postiere mich vor ihm und lege seine Arme wie Ketten um mich.
 

„Da! Unsere Mitfahrgelegenheit. Halt dich ja gut fest. So fest, als würde es von deinem Leben abhängen.“
 

Ich drücke einen Knopf auf meinem speziell angefertigten Skatergürtel und schon kommt ein kleiner Anker hervorgeschossen, der sich an die hintere Stoßstange des Wagens befestigt, ohne Schäden zu verursachen, da er mit extrem starkem Magnetismus arbeitet. Mit einem Ruck werden wir mitgezogen. Schnell klammert sich Seto so richtig an mir fest und zugegeben, seine Nähe und Wärme fühlt sich gut an.
 

Als wir oben, am Ende der Steigung ankommen, drücke ich einen zweiten Knopf und der kleine Anker löst sich wieder von der Stoßstange und zieht sich automatisch wieder ein. Ich lasse uns noch etwas ausrollen, ehe ich ihm mitteile:
 

„Wir haben´s geschafft. Wir sind oben.“
 

Doch wieder macht er keine Anstalten, mich loszulassen, er lockert nur etwas seine Umklammerung. Ich seufze und lehne mich an seine Brust. Das ist wirklich schön. Vielleicht hat es ja wirklich nur diesen Anstoß gebraucht, damit sich etwas zwischen uns ändert. Ich kann mit Stolz behaupten, dass wir jetzt keine Fremde mehr sind. Aber ich vermute, bis wir Freunde sind, ist es noch ein langer Weg. Wahrscheinlich länger, als ich Zeit habe, ehe ich verlobt werde.
 

Wenn Seto doch nur erahnen könnte, welcher Zeitrahmen mir nur zur Verfügung steht. Aber sagen kann ich es ihm ja schlecht. Hier geht´s schließlich um die Entscheidung Marik oder er. Mit Marik werde ich nur verlobt, bis ich zur Verlobung widerlegen kann, dass Seto Ambitionen zu einem Prinzen aufweist und auch bereit ist, mit mir eine Verlobung einzugehen. Denn es wird auf jeden Fall eine Verlobung geben. Es steht nur zur Frage, wer es wohl werden wird. Eins steht auf jeden Fall fest. Ich muss schnell mehr über Seto erfahren.
 

Hoffentlich ist er nicht einer von denen, der nur, so schnell wie möglich, ein Mädchen oder eine Frau ins Bett kriegen will und es mit nahezu jedem Mädchen oder jeder Frau treibt. Das könnte ich mit Bestimmtheit nicht so einfach hinnehmen. Und um ihm das zu verdeutlichen, muss ich ihm klarmachen, dass ich nicht so einfach zu haben bin, auch, wenn ich ihn noch so sehr liebe. Liebe hat nun mal nichts mit Verlangen zu tun. Das Verlangen kann er, von mir aus, an mir ausleben, wenn wir verheiratet sind. Gott, ich denke schon darüber nach, wie wir es miteinander treiben, nach der Hochzeit. Dabei sollte ich erst einmal zusehen, dass es zu einer Verlobung kommt.
 

Ich lege meinen Kopf zu Seite, während ich ihn anhebe, und betrachte sein Gesicht. Er hat seine Augen geschlossen und ich habe das Gefühl, als hätte er sich noch nie zuvor so wohl gefühlt. Mein Gefühl kann sich aber auch täuschen.
 

„Seto?“ frage ich und er öffnet seine Augen, während er seinen Blick zu mir herabsenkt, da ich doch einen ganzen Kopf kleiner bin, als er.
 

„Hm?“ gibt er nur fragend von sich, während er sichtlich meine Nähe zu genießen scheint.
 

„Soll ich noch zu dir mitkommen, oder schon nach Hause fahren? … Aber, wir können auch noch ein wenig durch die Gegend fahren.“ frage ich ihn anschließend und werfe eine dritte Möglichkeit ein.
 

„Wenn ich dich richtig einschätze, liegt dir Letzteres am ehesten.“ meint er.
 

„So schnell hast du mich eingeschätzt?“ frage ich nach.
 

Seine Lippen bilden sich zu einem Schmunzeln.
 

„Sagen wir mal so. Viel Auswahl hast du mir nicht gelassen, da du scheinbar nicht auf eine schnelle Nummer aus bist.“
 

Irritiert runzle ich die Stirn. Wie kommt er denn darauf? Hab´ ich mein Interesse an ihm etwa so offenkundig gezeigt? Scheinbar. Denn allein die Aktion mit den Inlineskates sagt bereits alles aus. So habe ich ihn nämlich aus seinem Schneckenhaus geholt. Mich stutzt nur, dass er so schnell, so kuschelig geworden ist.
 

Da drängt sich mir doch tatsächlich eine Frage auf.
 

„Und was bist du für ein Typ?“ frage ich daher frei heraus.
 

„Ich geh´ nicht mit jeder ins Bett, falls du das wissen willst.“
 

Ok? Er ist wirklich sehr direkt, muss ich gestehen. Ob ich das als positiv werte, weiß ich noch nicht. Aber, gut zu wissen, dass er auch nicht jede sofort ins Bett zieht. Frag´ ich mich nur, wieviele Beziehungen oder Affären er schon hatte. Aber, das muss ich ja noch nicht heute erfahren. Wenn ich ehrlich bin, will ich das eigentlich auch gar nicht wissen, weil ich sonst nur eifersüchtig werden würde. Also löse ich mich von ihm, nehme seine Hand und fahre noch mit ihm Händchenhaltend etwas durch die Gegend.
 

Da es immer dunkler und später wird, denken wir auch langsam daran, uns auf den Heimweg zu machen.
 

„Kommst du noch mit zum Apartmentgebäude, wo ich wohne? Dann fahr ich dich mit meinem Auto nach Hause.“
 

Kurz wäge ich ab, ob ich ihm vertrauen sollte. Da er mir bei der Abfahrt, aber auch vertraut hat, nicke ich zustimmend, mit einem Lächeln.
 

„Schön. Dann komm. Es ist wirklich schon spät geworden.“
 

Und er hat natürlich Recht. Wir haben nämlich total die Zeit vergessen, sodass es bereits 22.12 Uhr ist. Wenn wir bei dem Apartmentkomplex sind, ist es vielleicht halb elf, und wenn ich zuhause bin, elf. Hoffentlich machen sich meine Mutter und Philipp nicht zu große Sorgen. Aber, ich vermute, sie wissen, dass ich bei Seto gut aufgehoben bin.
 

„Wir müssen vorsichtig sein, die Gegend ist, um diese Uhrzeit, sehr gefährlich.“ erwähnt er und schon rücke ich ängstlich näher an Seto, sodass er mir einen Arm um die Schultern schlingen kann.
 

Schon fahren wir gemächlich los, während er sich stets, mit ernster Miene und seinem eisigen Blick, umsieht.
 

Als wir endlich am Apartmentkomplex ankommen, bin ich erleichtert. Wir steuern auf die Parkbank zu, wo seine Schuhe immer noch stehen, und er setzt sich, um in seine Schuhe zu wechseln.
 

„Hier.“ will mir Seto seine Inlineskates zurückgeben.
 

„Behalt sie.“, sage ich nur, „Ich fange mit ihnen ohnehin nichts an. Sie haben schließlich deine Größe.“
 

Er nickt dankbar.
 

„Ich nehme mal an, dass du keine anderen Schuhe mithast?“
 

Ich schüttle meinen Kopf.
 

„Dacht´ ich mir.“ und schüttelt seinerseits lächelnd den Kopf.
 

Er erhebt sich von der Parkbank, nimmt meine Hand und führt mich die Straße ein kleines Stück entlang, als ich auch schon seinen Wagen wiedererkenne. Er zieht die Autoschlüssel aus seiner Hosentasche und entriegelt die Sperrvorrichtung seines Wagens.
 

„Komm, steig´ ein.“ meint er, während er um den Wagen herumgeht, zur Fahrertür, um einzusteigen. Ich öffne die Beifahrertür und lasse mich vorsichtig in den Sitz plumpsen, wegen meiner Inlineskates, schließe die Tür wieder und schnalle mich an.
 

Kurz darauf startet Seto auch schon den Wagen, als ich feststelle, dass er sich bereits angeschnallt hat. Schon fährt er los.
 

Doch noch im selben Moment fällt mir ein, dass er ja nicht wissen kann, dass wir umgezogen sind.
 

„Seto? Wir sind doch am Wochenende umgezogen. Ich sollte dir die neue Adresse sagen.“
 

Er hebt skeptisch eine Augenbraue, deshalb sage ich ihm die neue Adresse an und er nickt verstehend.
 

Als wir ankommen, schnalle ich mich ab, sage:
 

„Danke, für´s Heimfahren.“ und drücke ihm meine Lippen auf seine rechte Wange, was ihn leicht erröten lässt.
 

Und da wollte er mich küssen? Innerlich schüttle ich den Kopf und lächle ihn lieb an. Er dreht seinen Kopf zu mir und sieht mich verlegen an. Er sieht jetzt einfach nur süß aus, sodass ich ihn jetzt einfach auf die Lippen küssen muss.
 

Also nähere ich mich wiederholt an und lege sanft, gar vorsichtig, meine Lippen auf seine. Ich habe das Gefühl, als würde ein Blitz einschlagen, bei dieser Berührung, also zucke ich kurz zurück und sehe ihm wieder in die Augen.
 

Er erwidert meinen Blick, kommt mir nun sogar selbst entgegen und legt eher zaghaft wiederholt seine Lippen auf meine. Als wäre es ein Verbrechen, mich zu küssen.
 

Ich bewege sanft meine Lippen gegen seine, lasse den Kuss aber dennoch nicht lange bestehen. Nachdem ich den Kuss gelöst habe, hauche ich
 

„Bis morgen.“ gegen seine Lippen und mache Anstalten auszusteigen.
 

Bevor ich die Tür zuschlage, erwidert er:
 

„Ja, bis morgen.“ und sieht mich besorgt an.
 

Ich lege meinen Kopf schief und blicke ihn fragend an. Aber er verzieht nur seine Lippen zu einem Lächeln und schüttelt seinen Kopf. Also winke ich ihm noch, er winkt zurück und ich schlage die Tür zu.
 

Ich wende mich ab und betrete das Tor, hinter dem man niemals ein Königsschloss vermuten würde, so gut, wie es getarnt ist, blicke aber dennoch, als er mich nicht mehr sehen kann, durch einen Spalt des Zaunes zu ihm. Er hat sich zurückgelehnt in den Sitz und blickt nach oben an die Decke seines Autos, während seine Hand an der Stelle seines Herzens ruht.
 

Seine Lippen verziehen sich zu einem seligen Lächeln. Man könnte meinen, dass er es nicht fassen kann, dass sein Herz aus Freude hüpft. Ja, genau diesen Eindruck vermittelt er gerade. Als hätte er noch nie zuvor Glück empfunden. Dann seufzt er, seine Mimik versteinert sich, seine Augen werden kalt und er startet den Motor. Binnen Sekunden ist er nicht mehr zu sehen.
 

Auf meine Lippen legt sich nun ebenfalls ein Lächeln und ich gehe ins Schloss, um mich zu Bett zu begeben, nachdem ich mich bei meiner Mutter und Philipp zurückgemeldet habe.
 

***
 

Am nächsten Tag, Dienstag, bin ich bereits einige Zeit früher unterwegs zu Seto. Ich kann es schließlich kaum erwarten, ihn wiederzusehen. Hoffentlich hat er nichts dagegen, dass ich schon da bin. Nicht, dass ich ungelegen komme. Unsicher stehe ich vor der Sprechanlage und werfe einen Blick auf meine Uhr. 13.02 Uhr. Eine Stunde bin ich zu früh. Hoffentlich ist er überhaupt da.
 

Ich drücke den Knopf mit seinem Namen auf der Sprechanlage und warte ab.
 

„Ja?“ kommt kalt, wie sonst auch, aus der Sprechanlage.
 

„Hallo. Ich bin´s Olivia. Ich weiß, ich bin zu früh. Ich hoffe dennoch, das geht in Ordnung.“ sage ich hörbar unsicher.
 

„Hallo. … Ähm, … komm doch rauf.“ erwidert er ebenso unsicher, aber mit hörbarer Freude in der Stimme.
 

Der Türsummer erklingt und ich drücke die Tür auf. Rasch eile ich die Treppen hoch, weil ich es wirklich kaum erwarten kann, wieder bei ihm zu sein. Als ich das richtige Stockwerk erreiche, sehe ich, dass die Tür, wie sonst auch immer, offensteht.
 

Nun trete ich gemächlicher, näher an die Tür und werfe einen vorsichtigen Blick in das Apartment. Da erblicke ich auch schon Seto, der die Tür aufhält und sich ein Lächeln auf seine Lippen legt, als er mich sieht.
 

Meine Lippen verziehen sich nun auch zu einem Lächeln und ich schreite über die Türschwelle.
 

„Hi.“ sage ich nur und er erwidert ebenfalls:
 

„Hi.“
 

Dann bemerke ich die Unsicherheit zwischen uns, da sich gestern doch wesentlich mehr zwischen uns geändert hat, als ich erst angenommen habe.
 

Unsicher trete ich auf ihn zu, ohne den Blick von seinem zu nehmen. Während ich mich ihm langsam ganz annähere, lege ich vorsichtig einen Arm um seine Taille und schmiege mich an ihn. Meinen Kopf lege ich an seine Schulter und meine zweite Hand ruht an seiner Brust.
 

Ich höre, wie er wohlig aufseufzt und spüre nur einen kurzen Augenblick später, wie er seinen Arm um meinen Rücken schlingt und eine zweite Hand, die über meinen Kopf streicht. Ich hebe meinen Kopf an, um in sein Gesicht zu sehen. Er hat seine Augen geschlossen.
 

Er öffnet wieder seine Augen, zieht mich ein Stück in sein Apartment und lässt die Tür ins Schloss fallen. Ich fühle mich so wohl, wie noch nie zuvor. Nein, küssen ist hier nicht von Nöten, um uns zu zeigen, dass das zwischen uns etwas Besonderes ist. Bereits die Gesten sagen aus, wie viel Zuneigung wir für den anderen verspüren. Jetzt weiß ich, wie viel ich ihm tatsächlich bedeute. Ich ziehe mir mit den Füßen die Schuhe aus und lasse meinen Rucksack zu Boden sinken.
 

Unerwartet hebt er mich plötzlich hoch, in seine Arme. Was hat er vor? Er wird mich doch nicht verführen wollen und in sein Schlafzimmer bringen? Nein, ich werde ihm vertrauen.
 

Ich schmiege mich etwas mehr an ihn und lege den Arm, dessen Hand zuvor auf seiner Brust geruht hat, um seinen Hals, während seine Füße uns ins Wohnzimmer tragen. Dort bewegt er sich auf die Couch zu und lässt sich mit mir darauf nieder, während er mich auf seinem Schoß absetzt. Danach drückt er mich noch fester an sich und lässt mich spüren, wie sehr er sich nach meiner Nähe gesehnt hat. Ich spüre deutlich die Liebe, die zwischen uns herrscht.
 

Ich setze mich etwas aufrechter hin und platziere mich noch näher an seinen Körper, damit ich meine Stirn in seine Halsbeuge legen kann. Wäre nur zu bedenken, dass wir uns noch nicht einmal gestern so nah waren, wie heute. Wieder hebe ich leicht den Kopf und nehme seinen Duft wahr.
 

Er riecht wie ein Tannenwald, gemischt mit Mandelholz. Ich ziehe meinen Arm, um seinem Hals, wieder etwas zurück und beginne ihn vorsichtig zu erkunden. Er hat sehr lange Nackenhaare, stelle ich fest, bis meine Hand an seiner Schulter am Halsansatz anhält. Danach fahre ich eine sanfte Linie über seinen Hals hinauf, bis zu seinen Kieferknochen.
 

Sanft lege ich meine Handfläche an seine Wange und spüre, wie er seinen Kopf zu mir herabneigt. Ich hab´ noch nie so viel Harmonie gespürt. Als würden wir zusammengehören. Kann es sein, dass er mein Seelenverwandter ist? Dass wir auf derselben Wellenlänge schlagen? Wenn es so ist, fühlt es sich einfach nur traumhaft an. Ich vermute, jetzt wäre der ideale Zeitpunkt uns besser kennen zu lernen. Ich streiche ihm mit meiner Hand, an seiner Wange, seitlich die Haare zurück und richte mich wieder etwas mehr auf.
 

„Seto?“ hauche ich fragend.
 

„Hm?“ lässt er nur verlauten, um mir zu bestätigen, dass er mir zuhört.
 

„War dir eigentlich schon mal jemand so nah, wie ich?“
 

Er öffnet seine Augen einen Spalt und sucht meinen Blick, den er nicht lange suchen muss.
 

„Nein, du bist die Erste.“ flüstert er, um die angenehme Stimmung zwischen uns nicht zu zerstören.
 

„Und, … wer war die Frau, damals im Einkaufszentrum, die sich dir aufdrängen wollte?“
 

„Das war meine Sekretärin. … Aber, sag mal, … beobachtest du mich?“ hebt er skeptisch eine Augenbraue.
 

„Nur, wenn ich dich zufällig im Einkaufszentrum sehe, … seit dem Zusammenprall.“ gestehe ich und meine Wangen beginnen zu brennen, weshalb ich beschämt meinen Kopf senke.
 

Er legt seine Stirn in Falten und scheint zu überdenken, was in dieser Zeit alles passiert ist und zu welchen Gelegenheiten er mich gesehen hat, bedenke ich, als ich meinen Kopf wieder leicht hebe, um ihn beobachten zu können.
 

Dann verziehen sich seine Lippen zu einem Grinsen.
 

„Stimmt. Ich erinnere mich. Ich hatte beinah´ den Eindruck, dass du eifersüchtig warst.“
 

Ich nehme etwas Abstand von Seto, weil ich mich ertappt fühle und mich schäme, weil es tatsächlich so war. Seine Lippen verziehen sich zu einem bösartigen Grinsen, das mir gar nicht gefällt, und er stellt fest:
 

„Also war es tatsächlich so.“
 

Macht er das mit Absicht, oder will er mich wieder loswerden? Warum macht er sich lustig über mich?
 

Ich will mich nun ganz von ihm lösen, weil ich mich plötzlich ganz unwohl fühle. Doch er lässt mich nicht und verfestigt seinen Griff, während er mich wieder an sich drückt. Deshalb lasse ich mich einfach gegen ihn plumpsen, während er meinen Kopf wieder gegen seine Schulter drückt. Ich kann nicht verhindern, dass mir Tränen in die Augen steigen, weil ich mich verletzt fühle. Hab´ ich mich vielleicht doch geirrt? Bei allen meinen vorangegangenen Gedanken?
 

Dann spricht er auch noch weiter, mit einem herabwertenden Ton:
 

„Ich bin es ja gewohnt, dass mir Mädchen und Frauen hinterherhecheln, aber das …“
 

Nun schwingt seine Stimme in die Verzweiflung über:
 

„… übersteigt selbst mein Erfassungsvermögen. … Bisher war es so, dass ich alles und jeden einfach ignoriert habe. … Aber ausgerechnet dich, … kann ich nicht ignorieren. … Seit diesem Zusammenprall mit dir, kann ich nicht einmal mehr klar denken. Immerzu sehe ich dein Gesicht vor mir, wie du mich mit diesen wunderschönen braunen Augen ansiehst. Dein Gesicht hat sich regelrecht in meinen Kopf gebrannt. … Ich hab´, jedes Mal aufs Neue, nachdem ich dich wiedergesehen habe, versucht, die Erinnerung an dich zu verdrängen und dadurch dich aus meinem Herzen und Leben fernzuhalten. … Doch es ist mir nicht geglückt. … Du hast dich so klamm heimlich in mein Herz geschlichen und dich so stark in mein Herz gebrannt, dass ich einfach nicht mehr in der Lage bin, … die Gefühle … zu ignorieren. … Das habe ich gestern eingesehen. Denn das erste Mal wurde mir bewusst, was Liebe wirklich bedeutet.“
 

Meine Tränen sind versiegt, auf Grund seiner Worte und ich runzle nachdenklich die Stirn.
 

Aus seinen Worten entnehme ich, dass er noch nie eine Freundin hatte. Das setzt aber nicht voraus, dass er noch Jungfrau ist. Und was den Rest angeht, … So beginnt man doch kein Liebesgeständnis. Ok, es war vielleicht mehr eine Erklärung für sein Verhalten, aber dennoch kann man es als Liebeserklärung abtun.
 

„Das ist aber eine komische Art, mir deine Liebe zu gestehen. Ich hätte eher tendiert zu ‚Ich muss immerzu an dich denken, habe immerzu das Bedürfnis bei dir zu sein. Ich liebe dich, sehne mich nach deiner Nähe. Bitte, bleib´ für immer bei mir.‘“ übertreibe ich maßlos und kann ihn nun wieder anlächeln.
 

Seine Worte scheinen auch eine tröstende Wirkung auf mich gehabt zu haben.
 

Nun scheint auch er sein Lächeln wiedergefunden zu haben.
 

„Du hast Recht. Nur, tendiere ich eher zu ‚Willst du mit mir zusammen sein?‘“
 

Ich runzle abermals die Stirn und sehe ihn skeptisch an. Was meint er denn damit? Hat er die Frage jetzt im Ernst gestellt oder damit gemeint, dass er das sagen würde, wenn er jemandem seine Liebe gesteht. Ich bin eindeutig verwirrt.
 

So scheine ich auch dreingeblickt zu haben, denn er seufzt und wiederholt:
 

„Willst du mit mir zusammen sein?“
 

Ah, die Frage war ernst gemeint. Deshalb nicke ich, während sich meine Wangen schon wieder leicht röten und ich meinen Blick verlegen senke. Diesmal legt er seine Hand an meine Wange und bringt mich dazu, in seine Augen zu sehen. Viel zu schnell drohe ich diesmal, in seinen Augen zu versinken, die so viel Liebe ausstrahlen. Und ehe ich mich versehe, bin ich dabei, meinen Kopf seinem anzunähern. Auch sein Kopf kommt mir entgegen, bis wir unsere Lippen zaghaft berühren. Wieder habe ich das Gefühl, als empfände er es als ein Verbrechen meine Lippen spüren zu dürfen.
 

Dieses Mal jedoch, bin ich gewillt, den Kuss in vollen Zügen zu genießen und ihn nicht so bald enden zu lassen. Sanft bewege ich meine Lippen gegen seine, wobei ich jetzt meine Hand in seinen Nacken lege und allmählich meine Finger in seinen Haaren vergrabe. Dennoch bin ich überzeugt, dass unsere Liebe etwas Besonderes ist. Ich dränge mich noch etwas näher an ihn, sodass wir unsere Köpfe uns noch weiter zuwenden müssen, aber noch weniger Platz zwischen uns herrscht.
 

Sehr lange und intensiv beschäftigen wir uns nur mit uns, als plötzlich die Sprechanlage klingelt. Widerwillig löst sich Seto von mir und ich rutsche von seinem Schoß, damit er aufstehen kann. Wer kommt denn jetzt? Ich werfe einen Blick auf meine Armbanduhr. 14.20 Uhr.
 

Mit raschen Schritten ist er an der Tür und fragt:
 

„Ja?“
 

Ich folge ihm zum Flur, bleibe aber in der Schwelle zum Wohnzimmer stehen.
 

„Hey, Seto. Ich bin´s.“ erklingt durch die Sprechanlage eine kindliche Stimme.
 

„Hast du schon wieder den Schlüssel verloren?“ erklingt seine Stimme freundlicher, dennoch mahnend.
 

„Tut mir leid, Seto.“ sagt die kindliche Stimme.
 

„Komm rauf.“
 

Mit diesen Worten drückt Seto den Türsummer für unten, den man sogar hier hören kann. Anschließend öffnet er die Tür und wartet sogar vor der Tür auf den … Besucher? Mir hat es eher den Eindruck vermittelt, als würde diese kindliche Stimme hier wohnen.
 

Keine Minute später spaziert ein schwarzhaariger Junge zur Tür herein, während Seto hinter ihm nachfolgt und die Tür sogleich hinter ihnen schließt. Verwundert blickt der kleine Junge in meine Augen.
 

„Ich dachte, du willst nicht, dass jemand weiß, wo wir wohnen. Und außerdem, ich dachte, du hast nichts für andere Menschen übrig.“
 

Seto verdreht die Augen.
 

„Erstens ist sie grundsätzlich hier, weil der König sie als stellvertretende Videospiel-Testerin eingesetzt hat … und zweitens … ist sie seit heute meine Freundin.“
 

Den letzten Teil hat Seto mehr genuschelt. Er hofft wohl, dass der kleine Junge das nicht verstanden hat. Kinder sind aber grundsätzlich neugierig, also wird Seto ohnehin nicht davonkommen.
 

„Sie ist deine Freundin? Das ist ja toll. Endlich bist du nicht mehr allein. … Aber, wie kommt´s, dass du dir eine Freundin zugelegt hast?“
 

Ich grinse, weil ich es nahezu geahnt habe, dass der Kleine alles wissen will.
 

Seto seufzt genervt und meint:
 

„Zieh dir erst mal die Schuhe und Jacke aus, dann komm ins Wohnzimmer. … Warum bist du ausgerechnet heute nicht mit Freunden verabredet?“ geht Seto wieder ins Wohnzimmer, während der Kleine sich seinen Straßensachen entledigt.
 

Ich folge ihm und nehme wieder auf der Couch Platz, während Seto einen Abstecher in die Küche macht.
 

„Die haben heute alle keine Zeit. Tut mir ja wirklich leid, wenn ich eure Zweisamkeit störe.“ kommt vom Kleinen und mir kommt eine Idee.
 

Der Kleine tritt nun ins Wohnzimmer und setzt sich zu mir.
 

„Hallo, ich bin Mokuba, Seto´s kleinerer Bruder. Freut mich, dich kennen zu lernen. Und du bist?“
 

„Ich heiße Olivia.“
 

„Und wie habt ihr euch kennen gelernt?“ will Mokuba sofort wissen.
 

„Nun, ja. Ich würde sagen, durch einen Zusammenprall. Ich bin mit meinen Inlineskates durch die Passagen des Einkaufszentrums gerast und in deinen Bruder reingefahren. Erst war er sauer und hat mich beschimpft, dann, als er mir in die Augen gesehen hat, wurde er stumm.“
 

„Klingt nach Liebe auf den ersten Blick.“
 

Nachdenklich lege ich meinen Kopf schief und antworte:
 

„Ja, … ich denke, so kann man das bezeichnen.“ und blicke ihm mit einem Lächeln wieder in die Augen.
 

„Ha, jetzt weiß ich, warum sich Seto in dich verliebt hat.“ und ich sehe ihn verwundert an.
 

„Du hast so ein niedliches Antlitz, dem man nicht widerstehen kann. Dich muss man einfach liebhaben, egal auf welche Weise.“
 

„Und wie äußert sich dieses niedliche Antlitz?“ bin ich nun neugierig geworden.
 

„Durch deine braunen Augen. Deine Augen sind so braun, dass man das Gefühl bekommt, in Schokolade zu schwimmen.“
 

Jetzt lache ich. Das ist ja auch einfach zu gut. Schokolade. Meine Augen.
 

„Mokuba hat nicht ganz Unrecht.“ ertönt plötzlich Seto´s Stimme.
 

Er kommt gerade aus der Küche ins Wohnzimmer und trägt ein Tablett auf seinen Händen. Seto stellt das Tablett auf den Couchtisch und stellt die Getränke vor jedem ab. Für Mokuba eine Tasse heißen Kakao, für sich eindeutig schwarzen Kaffee und für mich ein Glas Mineralwasser, wie mir scheint. Bedeutet das, dass er auch mich beobachtet? Scheint so. Ich nehme das Glas in die Hand, sage:
 

„Danke.“ und mache einen Schluck.
 

Tatsächlich. Keine klebrig süße Limonade, sondern einfaches Mineralwasser mit Kohlensäure.
 

So erzählt Seto Mokuba unsere Begegnungen, bei denen ich nicht mal wusste, wie mich Seto beobachtet haben soll. Es sind sogar Stellen dabei, die ich nicht einmal mitbekommen habe. Seto muss mich heimlich öfters aufgesucht haben, um mich beobachten zu können, weil er mich einfach nicht aus seinem Kopf bekommen konnte. Er ist doch echt unfassbar. Er wusste ja zumindest, wo er mich finden konnte, ich im Gegenzug hatte da nicht so viel Glück.
 

Später schaffe ich es sogar, meine Idee in die Tat umzusetzen. Mokuba spielt für mich das Spiel weiter, während ich mit Seto kuschle und das Spiel mit Seto gleichzeitig überwache. So vergessen wir allerdings auch die Zeit und ehe wir uns versehen, muss ich schon wieder nach Hause. Seto beschließt, mich wieder nach Hause zu fahren und Philipp berichte ich, dass ich mit Seto zusammen bin. Dass ich seine Ambitionen aber dennoch überprüfen werde.
 

***
 

Die Tage vergehen und meine Verlobung mit, wem auch immer, rückt immer näher. Seto habe ich jeden Tag besucht, zeitweise das Spiel gespielt, mit Seto wortwörtlich im Rücken und habe versucht, seine Ambitionen mit dem eines Prinzen zu vergleichen. Viele Ambitionen weisen ihn als Prinz aus, und dennoch gibt es da einen kleinen Rest, der nicht so ganz ins Bild passen will.
 

Und manches Mal sind wir mit den Inlineskates durch die Gegend gedüst. Einmal habe ich Seto auch die Vorzüge, im Einkaufszentrum durch die Passagen zu preschen, gezeigt. Nur leider waren die Passanten dann nicht mehr so nachsichtig, da wir ja zu zweit waren, und haben uns, für den Rest des Tages, dem Einkaufszentrum verwiesen. Aber lustig war´s trotzdem.
 

***
 

Heute ist Freitag, der letzte Tag vor meiner Verlobung. Ich sitze in Seto´s Wohnung, spiele sein Videospiel zu Ende und weiß nicht, wie und ob ich ihm alles von mir sagen soll. Ich will ihn eigentlich nicht verlieren, also überlege ich mir, wie ich vorgehen kann.
 

Ich habe bereits mit Philipp gesprochen. Der meinte, dass Seto vor der Verlobung anwesend sein müsste. Eigentlich müsste ich Seto nur darum bitten, zur vereinbarten Zeit im Schloss der Königin zu erscheinen, um sich vor Philipp zu beweisen. Mir ist natürlich klar, dass Philipp zuvor mit Seto allein sprechen wollen wird, um ihn über die ganze Situation aufzuklären. Ich hoffe nur, dass alles gut geht.
 

Als es Zeit wird, heim zu gehen, schreibe ich Seto eine Nachricht mit der Adresse und der Bitte, zu kommen, auf und lege sie auffällig neben seinen Festnetzanschluss.
 

Nachdem er mich nach Hause gefahren hat und es jetzt Abschiednehmen heißt, gebe ich ihm einen ausgiebigen Kuss und sage:
 

„Ich liebe dich, Seto.“, weil ich befürchte, dass ich ihn unter Umständen vielleicht nie wiedersehen darf.
 

Bin ich nämlich erst mal mit Marik verlobt, wer weiß, ob er mir nicht verbietet, weiterhin mit Seto Kontakt zu halten, im Wissen, dass ich ihn liebe.
 

„Ich liebe dich auch, Olivia.“, erwidert er mir und fragt sogleich, „Sehen wir uns am Montag wieder?“
 

„Das weiß ich leider noch nicht. Ich muss erst meine … Eltern fragen.“
 

Er nickt verstehend, dennoch betrübt mich seine Unwissenheit. Ich werde ihn auf jeden Fall vermissen. Ich küsse ihn wiederholt und sage, mehr zu mir:
 

„Ich werde dich vermissen, wenn ich dich nicht wiedersehen darf.“
 

Wieder küsse ich ihn, aber diesmal mit aller Verzweiflung, die sich in mir widerspiegelt. Dann steige ich aus dem Wagen und Seto kann nun meine Tränen erkennen, die mir die Wangen hinunterlaufen.
 

„Wir werden eine Lösung finden.“ versucht er mich zu trösten.
 

Doch ich breche nur noch mehr in Tränen aus und beginne zu schluchzen. Wenn ich ihn noch länger ansehe, schmerzt es nur noch mehr. Deshalb renne ich hinter die Abzäunung, direkt aufs Schloss zu und weiter in mein Zimmer, wo ich mich aufs Bett werfe und mich meinem Kummer hingebe.
 

***
 

Den ganzen Samstag verbringe ich im Bett, weil ich einfach zu sehr Seto nachtrauere, im Gewissen, ihn vielleicht nie wieder sehen zu dürfen. Selbst das Essen verweigere ich und Philipp und meine Mutter machen sich große Sorgen um mich.
 

***
 

Sonntag. Tag meiner Verlobung. Besiegelung meines Schicksals und Ende meines Lebens. Gut, heute ist nicht mein Todestag, aber, wenn ich Seto verliere, hat der Sinn meines Lebens ein Ende gefunden. Ich kann mir schließlich nicht mehr vorstellen, ohne Seto zu sein. Ich brauche ihn ganz einfach. Es geht einfach nicht mehr ohne ihn. Heute wird mein Herz sterben, auf Grund der Verlobung mit Prinz Marik.
 

Philipp und meine Mutter kommen in mein Zimmer und bitten mich darum, dass ich mich fertigmache. Wir wollen schließlich pünktlich ins Schloss der Königin kommen und wir müssen schließlich eine Weile fahren.
 

Obwohl meinem Gesicht meine Stimmung abzulesen ist, haben beide kein Mitleid mit mir. Wie gemein.
 

Deshalb erhebe ich mich mühevoll aus dem Bett, gehe ins Bad, wasche mich und ziehe mir ein Prinzessinnenkleid an. Anschließend lege ich mir Schmuck an und setze mein Prinzessinnendiadem auf. Meine Haare lasse ich offen, aus Protest. Es ist ohnehin egal. Vor Seto muss ich mich nun nicht mehr verstecken. Denn es ist alles egal geworden. Habe ich erst mal den Verlobungsring an meinem Finger, ist mein Leben zu Ende.
 

Mit müden Gliedern komme ich aus meinem Zimmer und gehe hinunter in die Eingangshalle, wo ich bereits erwartet werde. Meine Mutter und Philipp verlassen, vorangehend, das Schloss und setzen sich in die Limousine. Ich folge ihnen anstandslos. Die Fahrt beginnt, nachdem die Diener einige Sachen in die Limousine gepackt haben und sie ebenfalls Platz genommen haben.
 

Einige Stunden später, um die Mittagszeit herum, kommen wir an dem Schloss der Königin an. Während der Fahrt habe ich, die ganze Zeit über, nur an Seto denken müssen, und dass ich ihn vielleicht nie wiedersehen darf. Ich vermisse ihn schon jetzt.
 

Wir steigen aus der Limousine, betreten das Schloss und werden von der Königin persönlich begrüßt.
 

„Meine Söhne werden später dazukommen. Selbst die zwei Jüngsten haben sich dazu herabgelassen, zu erscheinen. Ihr werdet sie später sicher noch kennenlernen.“
 

Wir erwidern die Begrüßung mit einer Danksagung zur Einladung in ihr Schloss und der Freudeaussprechung für die Verlobung von Prinz Marik und meinerseits. Zum Glück hat uns die Königin Gemächer zugesprochen, in die wir uns zurückziehen dürfen, um uns von der Anreise zu erholen. So ziehe ich mich sofort in das mir zugewiesene Zimmer zurück.
 

Etwas später, bequeme ich mich dann doch aus dem Zimmer, um das Schloss etwas zu erkunden. Als ich an einer angelehnten Tür vorbeikomme, höre ich plötzlich Stimmen. Ich kann zwar kein Wort verstehen, aber die Stimmen würde ich überall und jederzeit erkennen. Philipp und … Seto. Mein Herz macht Luftsprünge. Er ist tatsächlich gekommen.
 

Doch plötzlich höre ich Philipp auffahren:
 

„Olivia ist meine zukünftige Stieftochter. Ich werde ihr unterbinden, Sie jemals wiederzusehen.“
 

Ich bin geschockt.
 

„Schön. Dann werde ich andere Geschütze auffahren.“ erwidert Seto hörbar erbost.
 

Ich höre, wie sich aufstampfende Schritte nähern. Seto stürmt die Tür heraus, ignoriert mich dabei vollkommen, als er an mir vorbeirauscht, mit seinem Geschäftsmann-Outfit und ich kann wieder nur Tränen vergießen.
 

„Seto.“ hauche ich kraftlos.
 

Entschlossen folge ich ihm, weil ich ihn noch ein letztes Mal sehen will.
 

In der Eingangshalle sieht er sich um und eilt dann die Treppen hoch. Was will er den oben in den Gemächern? Ich folge ihm hoch, einen anderen Flur entlang, als wir zugeteilt bekommen haben, als mir zwei Wachen unvorhergesehen den Weg versperren.
 

„Hier ist der Zugang für Unbefugte verboten. Dahinter befinden sich die Gemächer der königlichen Söhne und ihrer Majestäten.“
 

Was will Seto denn bei der Königsfamilie? Verwirrt drehe ich mich um und steige die Treppen wieder herab, als mir einfällt, dass Seto ohne Probleme da durchgekommen ist. Nur der Grund will mir dafür nicht einfallen.
 

Wieder später werde ich von den königlichen Erwachsenen gebeten, die königlichen Söhne zu treffen, bzw. meinen zukünftigen Verlobten zu begrüßen. Deswegen warte ich in der Eingangshalle auf sie.
 

Als sie endlich die Treppen herunterkommen, fällt erst mein Blick auf Marik, dann plötzlich erkenne ich Seto und Mokuba. Meine Augen weiten sich und Seto, als auch Mokuba halten in ihrer Bewegung inne. Mein Blick verfängt sich in dem von Seto. Mit einer Mischung aus Schock, Überraschung, Freude und Glück betrachte ich ihn.
 

Marik kann es sichtlich nicht fassen. Ich gehe einige Schritte die Treppen hoch und Seto kommt mir einige Schritte entgegen, als wir uns endlich wieder gegenüberstehen. Jetzt verstehe ich natürlich, wie er in die königlichen Gemächer kommen konnte. Aber, wieso hat er mir nie etwas gesagt?
 

Hm, wahrscheinlich aus demselben Grund, wie ich. Wie dumm von mir. Ich hebe meine Hände. Er tut es mir gleich. Wir legen unsere Handflächen aneinander und verhaken unsere Finger miteinander.
 

„Seto.“ hauche ich.
 

Mehr muss ich gar nicht sagen, er versteht meine Gefühle auch so. Wir lösen unsere Hände und umarmen uns, während mir Tränen in den Augen stehen. Dann löse ich mich wieder leicht von ihm, er nimmt mein Gesicht in beide Hände und drückt seine Lippen auf meine. Ich schlinge zögernd meine Arme um ihn und erwidere den Kuss, während Marik entsetzt aus der Wäsche guckt.
 

„Mein lieber Seto. Ich hätte nie gedacht, dass es doch noch jemand schafft, dein kaltes Herz zu erweichen.“ meldet sich unerwartet Marik zu Wort.
 

„Ich befürchte, ich muss König Philipp dazu holen. Der sollte sich das unbedingt ansehen.“ lacht nun Marik.
 

„Komm mit, Mokuba. Lassen wir die beiden allein.“ meint er noch, nimmt Mokuba an die Hand und geht in den Esssaal.
 

Während ich Seto voller Sehnsucht küsse, betritt Philipp die Eingangshalle und bleibt wie angewurzelt stehen.
 

Unerwartet tritt nun auch die Königin dazu und meint:
 

„Seto, wo bleibst du denn? Wir haben Gäste.“
 

Als sie ihn allerdings sieht, bleibt auch sie wie angewurzelt stehen. Er löst den Kuss, grinst über beide Ohren und sagt herausfordernd an Philipp gerichtet:
 

„Ich komme schon, Mutter.“ und wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich behaupten, Philipp ist gerade die Kinnlade hinuntergefallen.
 

Ich muss mir echt ein Kichern verkneifen.
 

Marik stellt sich nun neben seine Mutter und meint:
 

„Mutter, ich denke, das geht schon in Ordnung. Man soll zwei liebende Herzen schließlich nicht trennen. Ich werde schon noch irgendwann die Richtige für mich finden.“
 

„Dann schlage ich vor, dass wir uns dem Abendessen widmen und danach die Verlobung festsetzen. … Dass ich das noch erleben darf. Seto und die Liebe. Ich habe bereits befürchtet, sein Herz ist bereits so kalt, dass es niemandem mehr zu gelingen vermag, sein Herz zu erweichen. Das ist ein Wunder.“ freut sich die Königin sichtlich, während ihre Hände wie zu einem Dankesgebet gefaltet sind.
 

Und mein Herz macht Freudensprünge, denn nun kann Philipp ihn nicht mehr als Verlobten abweisen, da er ein waschechter Prinz ist.
 

Wer hätte das nur gedacht? Ich hätte das nie erwartet. Aber ich bin froh darum. Denn jetzt kann ich für immer bei meinem Seto bleiben. Und Mokuba, der nun hinter seiner Mutter auch hervorkommt, grinst auch über beide Ohren. Meine Mutter, die neben Philipp steht, lächelt erfreut, weil ich jetzt einfach nur viel zu glücklich aussehe.
 

Philipp seufzt und meint:
 

„Schön. Du hast gewonnen, Seto Kaiba. Das gebe ich offen und ehrlich zu. Meine Stieftochter soll dein sein.“
 

Ich eile die Treppen herab, drücke Philipp ordentlich und sage:
 

„Danke, danke, danke, Philipp.“
 

Dann sehe ich, wie sich ein Lächeln auf seine Lippen legt.
 

„Werd´ ja glücklich mit ihm, mein kleiner Spatz.“
 

„Hey, ich bin kein kleines Kind mehr.“, beschwere ich mich grinsend, „Ich hab´ dich aber trotzdem lieb.“ sage ich ihm, drücke ihn noch einmal und kehre an die Seite Seto´s zurück, den ich verliebt ansehe.
 

Seto legt mir einen Arm um meine Taille und drückt mich lächelnd besitzergreifend an seine Seite.
 

„Hach, es freut mich wirklich, dass Seto wieder sein Lächeln gefunden hat.“ seufzt die Königin, während sie uns den Weg in den Esssaal weist.
 

Die Königin befiehlt den Dienern sofort, die Sitzordnung zu ändern, sodass ich neben Seto sitzen kann und das Essen kann beginnen.
 

Als ich meine Hand auf dem Tisch liegen habe, legt Seto seine auf meine. Ich blicke ihn an und muss mir eingestehen, dass mir der Anblick in seinen Prinzenklamotten noch fremd ist.
 

„Ich muss mich echt noch daran gewöhnen, dich in diesen Kleidern zu sehen.“
 

Er beginnt zu grinsen und meint:
 

„Da geht´s mir nicht anders bei dir.“
 

Wir beugen uns zueinander und küssen uns kurz auf die Lippen.
 

„So glücklich möchte ich auch, eines Tages, verliebt sein.“ schwärmt Marik, während er uns beide beobachtet.
 

„Das geht bei dir sicher schneller, als bei Seto.“ wirft Mokuba ein.
 

Marik lacht:
 

„Da hast du wahrscheinlich Recht, Mokuba.“
 

„Bist du glücklich, weil deine Tochter nun auch ihr Glück gefunden hat?“ fragt Philipp meine Mutter.
 

„Ja, das bin ich. Und ich bereue keine Minute, deinem Antrag zugestimmt zu haben.“ antwortet sie ihm.
 

Gott, wie schmalzig.
 

Ich grinse Seto an und dieser säuselt mir zu:
 

„Ich liebe dich, Olivia.“
 

„Ich liebe dich auch, Seto.“ erwidere ich und küsse ihn kurz auf die Lippen.
 

„Hach, ich bin ja so glücklich, dass mein Sorgenkind Seto endlich jemanden für sich gefunden hat.“ schwärmt die Königin.
 

„Wir sind alle froh, dass Seto endlich unter die Haube kommt.“, erwähnt Marik grinsend und fügt an, „Auch, wenn er sich eingebildet hat, vor zwei Jahren unser Königshaus verlassen zu müssen, um sein Leben selbst in die Hand zu nehmen.“
 

„Genau. Euer Majestät muss wissen, dass er sich dazu entschieden hat, ein Leben als normaler Bürger zu leben, um sein Glück zu suchen. Er hat sich eine eigene Spielefirma aufgebaut und produziert selbst die Spiele. Er hat bisher viel Erfolg damit erreicht, aber dennoch haben wir immer gehofft, dass er eines Tages zurückkommt und uns eine Braut mitbringt. … Wir sind wirklich sehr froh, dass es endlich soweit ist. … Marik, der eigentlich der ältere von beiden ist, hat leider eine Schwäche für Frauen, weshalb er sich leider nicht zu entscheiden vermag, welche er für sein ganzes Leben behalten will. Er macht mir ebenfalls große Sorgen.“ erzählt die Königin einfach drauf los.
 

Und ich bin ganz froh darüber, dass sie ein so lockeres Gemüt hat. Mit ihr kann man sicher auch über heikle Themen reden. Philipp ist in der Hinsicht doch etwas zu konservativ.
 

Nach dem Essen treffen noch einige Gäste ein, die der Verlobung beizuwohnen haben, weil sie Verwandte und Freunde sind. Auch von der Presse und vom Fernsehen sind Leute gekommen, um das Ereignis zu verewigen.
 

Als wir uns wieder frei bewegen dürfen, bemerke ich Marik und Seto, wie sie sich ausgelassen unterhalten, was Seto die letzten zwei Jahre eigentlich so getrieben hat. Als Marik wieder auf die Verlobung zu sprechen kommt, fragt er Seto:
 

„Hast du eigentlich einen Ring für Olivia?“
 

Seto schließt entnervt seine Augen und schüttelt den Kopf. Meine Augen weiten sich. Wie will sich Seto denn mit mir verloben, wenn er nicht einmal einen Ring hat?
 

„Hier, nimm den. Der war ursprünglich für Olivia gedacht. Aber da du ja jetzt das Los hast …“
 

„Nein, danke, den brauch´ ich nicht.“
 

„Nicht schlicht genug, was?“
 

„Ich weiß da schon einen Besseren. Der wird ihr bestimmt gefallen.“ grinst Seto nun Marik an.
 

„Dann zeig mal her.“
 

„Ich hole ihn schnell.“ sagt Seto, ehe er die Treppen zu den königlichen Gemächern hinaufeilt.
 

Und instinktiv frage ich mich, ob er eigentlich wirklich schon bereit dazu ist, mich zu heiraten. Ich weiß, eine Verlobung ist nur ein Heiratsversprechen, aber dennoch ist eine Verlobung ein großer Schritt. Und wir sind doch erst zwei Wochen zusammen. Woher sollen wir wissen, dass wir ein Leben lang miteinander glücklich sein werden. Schließlich wird auch von uns erwartet, dass wir Erben in die Welt setzen. Aber ich glaube, das kriegen wir schon hin.
 

Nach fünf Minuten kommt Seto wieder die Treppe eilig herabgestürzt, fängt sich aber am Treppengeländerende ab, um sich so abzubremsen.
 

„Hier. … Und was sagst du?“
 

Marik beginnt zu grinsen. Obwohl ich wirklich neugierig auf den Ring bin, sage ich zu mir ‚Nein‘. Ich will mich von Seto überraschen lassen. Ich lächle glücklich, während ich ihn so betrachte und lehne mich gegen die Wand.
 

Er sieht jetzt wie ein einfacher frecher Junge aus, der voller Vorfreude, sein Werk herzeigt. Er ist ja so süß. Ich kann mein Glück noch immer nicht fassen, dass ich wirklich mit Seto, meiner großen Liebe, verlobt werden soll. Ich seufze glücklich.
 

Plötzlich reißt´s mich aus meinen Gedanken, als sämtliche Gäste in den Ballsaal gerufen werden. Die zwei Prinzen huschen schnell dahin und ich folge ihnen mit Abstand.
 

Auf einem Podest stehen Philipp mit meiner Mutter und die Königin mit Mokuba, zu denen Marik und Seto sich schnell gesellen. Ich schüttle lächelnd meinen Kopf und betrete das Podest. Ich stelle mich zu Philipp und meiner Mutter, als die Königin auch bereits zu sprechen beginnt.
 

„Liebe Verwandte und Freunde unserer Familien. Auch die Reporter und Filmteams sind uns herzlich willkommen. Ich freue mich, euch heute eine frohe Kunde zu verbreiten. Die Verlobung von meinem Sohn, Prinz Seto, und der Stieftochter von König Philipp, Prinzessin Olivia. … Seto, bitte.“ gibt sie ihr Wort an Seto weiter.
 

Seto wirkt sichtlich nervös, räuspert sich und tritt auf Philipp und meine Mutter zu.
 

„Ich bitte Eure Majestäten um die Hand Eurer Stieftochter, Tochter.“ nickt er einmal Philipp, dann meiner Mutter zu. Philipp, als auch meine Mutter nicken lächelnd, dann wirft Seto einen Blick zu seiner Mutter, die ebenfalls zustimmend nickt.
 

Plötzlich fällt er vor mir auf die Knie und fragt mich:
 

„Liebste Olivia. Willst du mir das Versprechen geben, mich zu heiraten und mit mir glücklich werden?“
 

Ich strahle ihn lächelnd an, als er mich mit seinen Augen verliebt ansieht.
 

Ich strecke meine Hand nach ihm aus, damit er sich erhebt, was er nach meiner Aufforderung auch tut. Dann antworte ich glücklich lächelnd:
 

„Liebend gerne, liebster Seto.“
 

Nun nimmt er meine Hand und steckt mir den Ring an meinen linken Ringfinger. Als ich mir den Ring betrachte, verziehen sich meine Lippen zu einem Grinsen.
 

„Auf so eine Idee kannst auch nur du kommen.“ flüstere ich ihm zu, während seine Lippen sich ebenfalls zu einem Grinsen verziehen.
 

Der Ring besteht aus zwei Schlangen, die zusammen ein Herz bilden und in der Mitte protzt ein wunderschöner Diamant, ebenfalls in Herzform.
 

Wir schließen uns in die Arme und küssen uns, während die Menge zu klatschen beginnt und uns hochleben lässt. Dann beginnt bereits Musik zu spielen und die Erwachsenen beginnen ausgelassen zu tanzen.
 

Nur Seto und ich küssen uns weiter. Seto wagt es nun das erste Mal, über meine Unterlippe zu lecken, um mich, um Einlass zu bitten. Diesen gewähre ich ihm auch prompt, da ich mich schon viel zu lange danach sehne. So beginnen wir ein intensives Zungenspiel.
 

Als wir uns auf Grund von Sauerstoffmangel voneinander lösen müssen, sehen wir uns in die Augen und sehen uns gegenseitig glücklich an. Ich kann es nicht fassen, dass Seto es tatsächlich getan hat. Er hat mich gefragt, ob ich ihn heiraten will. Wir sind nun wirklich verlobt.
 

Seto fragt mich:
 

„Willst du mit mir tanzen?“, während er auffordernd in die Menge nickt, die diesem Beispiel bereits folgt und hält mir seine Hand entgegen.
 

Ich nehme seine Hand, antworte:
 

„Gerne.“ und wir betreten gemeinsam die Tanzfläche, um unsere Verlobung ausgelassen zu feiern.
 

***
 

Am nächsten Tag kann man in sämtlichen Zeitungen lesen, wie der Geschäftsmann Seto Kaiba, auch bekannt als Prinz Seto, glücklich mit mir, Prinzessin Olivia verlobt ist. Man hat sogar Fotos von uns beiden in der Zeitung veröffentlicht, wie wir tanzen und kurz für ein Foto in die Kameras geblickt haben. Seto lächelt dabei sogar.
 

Wenn das mal keinen Sonderbericht über das Leben von Seto Kaiba wert ist. Der Prinz, der auf Grund seines kalten Herzens keine Chance auf Liebe hatte, und deshalb sein Glück als normaler Bürger versuchte. Wie er eine Spielefirma gegründet und so erfolgreiche Videospiele programmiert hat. Seine Spielefirma wird sogar als Stern der aufsteigenden Sonne bezeichnet, weil seine Firma gute Chancen hat, die Nummer eins unter den Spielefirmen zu werden.
 

Gestern Abend haben die Reporter und Fernsehteams sogar noch Interviews mit uns und unseren Familien geführt. Marik hat sogar ein Statement abgegeben, warum er mich nun doch nicht um die Hand gebeten hat, sondern an seiner statt Seto es getan hat.
 

Natürlich musste man die Story von unserem Kennenlernen auch abdrucken. Ich vermute stark, dass sämtliche Mädchen und Frauen, die Seto angeschmachtet haben, nun totunglücklich sein werden. Ob ich eine Protestdemonstration erwarten sollte, weil ich ihnen Seto weggenommen habe?
 

Das sind beinahe zwölf Seiten nur über die Verlobung, die Hintergründe, wie es dazu gekommen ist, und das Leben des Seto Kaiba´s beschrieben. Die einzelnen Zeitungsabschnitte werde ich mir wohl einrahmen lassen. Dieser Tag beschreibt schließlich ein Ereignis, dass man so schnell nicht vergessen sollte.
 

Aber, wie wohl unsere gemeinsame Zukunft aussieht? Philipp und meine Mutter, sowie die Königin, Marik und Mokuba, sind guter Dinge, dass wir bis zum Ende unserer Tage miteinander glücklich sein werden. Ich lasse mich überraschen.
 

Zudem wird die Hochzeit von König Philipp und meiner Mutter schon nächste Woche stattfinden. Auch sie hat jetzt eine neue Zukunft zu erwarten. So bin ich auch guter Dinge, dass sich alles so wenden wird, wie es sein soll.
 

~~ Ende ~~

Traum 30 (Meine Cousine und Seto Kaiba? Niemals!) - Teil 1

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Traum 30 (Meine Cousine und Seto Kaiba? Niemals!) - Teil 2

Als ich wieder allmählich zu mir komme, spüre ich, dass ich mich in Liegeposition befinde und mein Kopf etwas höher, als mein Körper, gelagert wird. Ich drehe meinen Kopf und vernehme sofort besorgte Stimmen, doch verstehe ich nicht, was sie sagen. Die Worte werden erst nach und nach deutlicher, bis ich vollends ins Hiersein zurückgefunden habe.
 

Ich blinzle in die leichte Helligkeit und öffne vorsichtig meine Augen, als ich Seto´s Kopf, mit Schal verdeckten Augen, erkenne. Erst jetzt spüre ich, wie mir unentwegt der Kopf gestreichelt und Luft zugefächelt wird. Mein Kopf ist auf Seto´s Bein abgelegt, stelle ich fest. Hab´ ich geschlafen?
 

Ich hebe meinen Arm, um einen Blick auf meine Armbanduhr zu werfen, da fällt mir der Fledermausärmel des Pullovers, den ich trage, auf, und meine Erinnerung kehrt zurück.
 

Da ich erst eine Stunde hier bin, scheine ich nicht lange ohnmächtig gewesen zu sein. Das war wohl doch etwas zu viel für mich. Auf jeden Fall mehr, als ich verkrafte.
 

„Tut mir leid, Olivia, ich wollte dich nicht überfordern.“ kommt schuldbewusst und besorgt von Seto.
 

Nun drehe ich meinen Kopf zu ihm und hebe meinen Arm, um Seto´s Wange zu streicheln.
 

„Du hast es doch nur lieb gemeint. Und ich bin dir auch dankbar, für deine Geschenke …“ beginne ich.
 

„Aber?“ fragt er nach.
 

„Das sind zu viele Geschenke auf einmal. … Ich hätte mich bereits über einen Pullover gefreut. … Dass du auch maßlos übertreiben musst.“ lächle ich ihm zu, was er aber leider nicht sehen kann.
 

„Aber ich wollte dir diese Sachen unbedingt schenken, weil du es mir wert bist.“ erwidert er überzeugt.
 

„Das ist ja auch wirklich süß von dir, aber doch nicht alles auf einmal. Du verwöhnst mich zu sehr.“ versuche ich ihm zu erklären.
 

„Du gewöhnst dich schon noch dran. Dann macht dir das nichts mehr aus.“ meint plötzlich Mokuba und ich blinzle verwirrt.
 

Seto fuchtelt ungehalten mit den Armen, als hätte Mokuba etwas verraten, was ein Geheimnis war. Ich schüttle innerlich den Kopf.
 

Da ich mich vom Schock erholt habe, richte ich mich langsam wieder auf, als es auch schon an der Tür läutet. Verwundert blicke ich Richtung Vorzimmer, dann zu Seto, Mokuba und anschließend Roland, welcher sich gerade daranmacht, die Türe zu öffnen.
 

Als Roland wiederkommt, bringt er einen Herrn mittleren Alters mit, der einen Arbeitskoffer mit sich trägt.
 

„Sie haben mich herbestellt, Mr. Kaiba? Was kann ich für Sie tun?“ fragt dieser auch sofort, während sein Blick zum Kleinen gerichtet ist.
 

„Die Freundin meines großen Bruders braucht dringend passende Damenschuhe. Wenn Sie uns bitte fünf Stück anfertigen könnten, zur Auswahl.“ meint Mokuba und meine Augen weiten sich.
 

Das darf doch einfach nicht wahr sein. Ich bin gerade mal den dritten Tag mit ihm zusammen und werde jetzt schon mit Geschenken überhäuft. Wo soll das nur enden?
 

Verzweifelt blicke ich zu Seto, der aber kann meinen Ausdruck ja nicht sehen, also werfe ich auch zu Mokuba einen solchen Blick. Dieser seufzt und meint:
 

„Ach, komm schon. Schuhe sind nun wirklich nicht so schlimm.“
 

„Wenn sie von Hand angefertigt werden?“ frage ich vorwurfsvoll.
 

Ich seufze und gebe mich geschlagen. Sie wollen mir schließlich Freude bereiten und mich glücklich machen. Dazu gehört auch, die Menge der Geschenke zu ertragen. Ich werde es einfach hinnehmen müssen.
 

„Ok. Ihr habt gewonnen. Überschüttet mich mit Geschenken, bis ich daran ersticke.“ klinge ich sowohl verzweifelt, als auch resignierend.
 

„So weit wird es gar nicht kommen.“ meint Mokuba zuversichtlich, aber ich habe da meine Zweifel.
 

„Kann ich nun mit meiner Arbeit beginnen?“ fragt der Herr.
 

„Ich bitte darum.“ antwortet ihm Mokuba deshalb.
 

„Dann darf ich um ihre Füße bitten, Miss?“ werde ich gefragt.
 

Ich setze mich daher auf die Couch und strecke ihm meine noch beschuhten Füße entgegen. Mir werden die Schuhe ausgezogen und der Herr beginnt mit seiner Arbeit, die Form meiner Füße zu bestimmen.
 

Nach einer halben Stunde ist die Form meiner Füße aus Gips gemacht und er beginnt das Material zum Fabrizieren der Schuhe an die Gipsform anzupassen. Doch ehe er weitermacht, werde ich gefragt:
 

„Wie hoch dürfen denn die Absätze sein?“ und ich antworte verlegen:
 

„Nur maximal drei Zentimeter, wenn das geht.“
 

Er nickt, so bastelt er in einer weiteren Stunde die fünf Stück Schuhe mit unterschiedlichsten Materialien oder Farbstoffen zusammen.
 

Als er fertig ist, präsentiert er die Schuhe:
 

„Hier, bitte schön. Fünf Paar Schuhe. Treffen Sie ihre Wahl.“
 

Daher erhebe ich mich und begutachte die fünf Paare. Drei von ihnen gefallen mir am meisten, doch ich weiß nicht, welche ich als erstes probieren soll.
 

Also ziehe ich die, die mir am nächsten sind, als erstes an und mache damit einige Schritte. Danach probiere ich noch die anderen beiden Paare und stehe wieder vor einem Rätsel. Welches Paar will ich behalten?
 

„Und welche Paare dürfen es sein?“ fragt mich da auch schon der Herr.
 

Ich fühle mich überfordert, weshalb ich erwähne:
 

„Diese drei gefallen mir.“
 

„Dann sollen die drei Paar Schuhe dir gehören.“ meint Seto unerwartet, auch, wenn er im Prinzip nicht mitreden kann, weil er ja nichts sieht.
 

Als ich schon aufbegehren will, fangen meine Augen Mokuba´s trotzigen Blick auf. Dieser sagt so viel wie, du hast versprochen, es hinzunehmen.
 

Ich atme tief durch und schlucke die Worte, die mir auf der Zunge gelegen haben. Stattdessen gehe ich zu Seto, der auf der Couch sitzt, setze mich neben ihn, sage.
 

„Danke, für die Schuhe und eigentlich alle Geschenke.“ und küsse ihn.
 

Danach wende ich mich wieder Mokuba zu und strecke ihm meine Zunge raus.
 

„Na, na. Zunge zeigen tut man nicht.“ kichert Mokuba.
 

„Mir doch egal.“ erwidere ich beleidigt und will ihm schon den Stinkefinger zeigen, als mir doch noch bewusstwird, dass es sich bei Mokuba um ein Kind handelt, und es unterlasse.
 

Seto zückt seine Kreditkarte und streckt sie dem Herrn hin. Dieser nimmt sie und steckt sie in einen Apparat, den er aus seiner Arbeitstasche herausholt, tippt etwas ein und schon bekommt Seto die Kreditkarte wieder zurück.
 

„Auf Wiedersehen, die Herrschaften!“ verabschiedet er sich zufrieden, nachdem er seine Sachen wieder eingepackt hat, und macht sich daran, die Wohnung wieder zu verlassen.
 

„Ich nehme an, die zweite Tasche willst du dann nicht mehr sehen?“ erwähnt Seto dann, wie beiläufig.
 

„Eine zweite Tasche?“ frage ich skeptisch.
 

„Roland?“ sagt er auffordernd, als sich dieser auch schon in Bewegung setzt und ins Schlafzimmer geht.
 

Soviel ich mich erinnere, war im Schlafzimmer allerdings keine Tasche. Zumindest habe ich dort, als ich mir den Fledermausärmel-Pullover angezogen habe, keine gesehen.
 

Und tatsächlich kehrt Roland kurz darauf mit einer zweiten vollbepackten Tasche zurück ins Wohnzimmer. Vielleicht war die Tasche ja im Kleiderschrank verstaut?
 

„Ich war der Meinung, dass dir das in deinem Kleiderschrank nicht fehlen sollte.“ erklärt sich mir Seto.
 

Verwundert und verwirrt erhebe ich mich von der Couch und werfe einen Blick in die Tasche, die mir Roland aufhält.
 

Viele Stofffarben mit Mustern oder Blümchen kann ich erblicken. Ich hole ein hellblaues Teil heraus, schüttle es aus und entdecke ein wunderschönes Kleid, bei dem der Rock in Regenbogenfarben strahlt und aus der Art Stoff ist, der flattert, wenn man sich dreht.
 

Meine Lippen verziehen sich zu einem Grinsen, ehe ich in Gelächter ausbreche. Ich glaube langsam, ich fange an, verrückt zu werden. Ein Traum, nach dem nächsten, erfüllt sich mir.
 

Ohne ein Wort zu verlieren, husche ich ins Schlafzimmer und ziehe mich um.
 

Als ich das Kleid trage, muss ich mich erst im Spiegel betrachten, der an der Kleiderschranktür angebracht ist. Dann mache ich eine schwungvolle Umdrehung und wie erwartet, schwingt der Rock dieses Kleides mit. Wieder muss ich kichern.
 

Ich ziehe mir wieder den Fledermausärmel-Pullover über und kehre zurück ins Wohnzimmer. Dort drehe ich mich präsentierend im Kreis, stoppe und frage:
 

„Na, was meint ihr?“
 

Mokuba beginnt zu kichern, über meine Euphorie.
 

„Sieht echt klasse aus, Olivia. Steht dir wirklich gut.“ meint Mokuba, weiterhin kichernd, während Seto irritiert seine Stirn runzelt.
 

Neugierig gehe ich wieder an die Tasche und hole den Rest heraus. Zufrieden stelle ich fest, dass alle diese Kleider mit dieser Art Rock versehen sind. Ein rosa, hellgrünes, gelbes, violettes und das hellblaue Kleid, das ich nun trage.
 

Sofort stürze ich mich auf Seto´s Schoß, küsse ihn energisch und frage anschließend:
 

„Du bist ein Wahnsinn. Woher wolltest du wissen, dass mir solche Kleider gefallen könnten?“
 

„War eher eine Vermutung.“ zuckt er mit seinen Schultern und fragt:
 

„Und gefallen sie dir denn?“
 

„Ich liebe sie. … Und ich liebe dich, Seto.“ antworte ich und küsse ihn nun etwas ausgiebiger, was er auch mit Freuden über sich ergehen lässt.
 

„Ich denke, es wird Zeit, dass ich gehe.“ meint Mokuba und ich löse den Kuss mit Seto.
 

„Also, bis übermorgen, Seto. … Und dir noch viel Spaß mit deinen neuen Sachen.“ verabschiedet sich Mokuba, während Seto ihm zunickt.
 

„Danke, den werde ich haben.“ erwidere ich, schüttle Mokuba´s Hand, Roland´s Hand, dann sind sie auch schon dabei, die Wohnung zu verlassen.
 

Anschließend werfe ich einen Blick auf meine Armbanduhr und erwähne:
 

„Jetzt haben wir ganz schön Zeit verbraucht. … Glaubst du, kuscheln ist da noch drin?“
 

„Da bin ich mir sogar sehr sicher.“ erwidert mir Seto grinsend.
 

„Warte. Ich packe mir nur schnell die Taschen zusammen, damit ich ja nichts vergesse. … Ich frage mich eh, wie ich die Taschen nach Hause bringen soll.“ erwähne ich.
 

„Wenn du willst, kann ich dich gern nach Hause fahren.“ erklärt er mir.
 

„Das wäre echt hilfreich. Danke.“ bedanke ich mich wiederholt bei Seto.
 

„Kein Thema.“ erwidert er.
 

Ich springe schnell von seinem Schoß auf und packe die zwei Taschen wieder ein. Die Schuhe packe ich in die Tasche mit den Kleidern, weil die weniger Platz beanspruchen. Danach begebe ich mich wieder zu Seto und platziere mich zurück auf seinen Schoß.
 

„So viele Geschenke habe ich auch noch nie auf einmal bekommen. … Nicht mal zu Weihnachten kommen so viele Geschenke zusammen.“ kann ich mir nicht verkneifen, zu gestehen.
 

„Wenn du mit mir zusammen bist, musst du leider damit rechnen, so reichlich von mir beschenkt zu werden. … Wenn es um meine Liebsten geht, bin ich nicht zimperlich, wenn es ums Schenken geht. Ich hab´ ja auch mehr als genug Geld, das ich ausgeben kann.“ erklärt er mir und grinst.
 

„Du bist echt verrückt. … Und dennoch süß.“ erwidere ich und verschließe seine Lippen mit meinen, damit er gar nicht erst auf die Idee kommen kann, mir zu widersprechen.
 

Daraufhin schließt er mich in seine Arme und vertieft den Kuss, während ich meine Arme um seinen Hals schlinge.
 

Nachdem wir den Kuss wieder lösen, kuschle ich mich an ihn und lehne meinen Kopf an seine Schultern.
 

Jetzt genieße ich einfach nur unsere Zweisamkeit, nach so viel Aufregung. Dennoch bin ich glücklich. Vor allem bin ich aber glücklich, so einen Freund, wie Seto, zu haben.
 

„Ich liebe dich.“ hauche ich daher in sein Ohr und er erwidert leise:
 

„Ich liebe dich auch, Olivia.“
 

Er drückt mich noch etwas fester an sich, während ich meine Stirn an seine Halsbeuge lege.
 

So vergeht die Zeit, ohne, dass wir ihren Verlust wirklich wahrnehmen.
 

Erst, als es im Wohnzimmer immer dunkler wird, merke ich, dass es spät geworden sein muss. Ein Blick auf meine Armbanduhr pflichtet mir sogar bei.
 

„Es ist Zeit. Ich muss nach Hause. Du fährst mich doch noch, oder?“ erwähne ich fragend.
 

„Sicher. Hab´ ich dir doch angeboten.“ antwortet er, weshalb ich frage:
 

„Wo hast du denn die graue Decke hingegeben?“
 

„Im Schlafzimmer im Kleiderschrank unten. Eigentlich nicht zu übersehen.“
 

„Ok, dann kannst du den Schal abnehmen, sobald ich im Schlafzimmer bin. Ich muss mir das Kleid ja wieder ausziehen. Nicht auszudenken, wenn mich meine Eltern damit sehen. … Ich weiß noch nicht mal, wie ich ihnen die Geschenke erklären soll. Ich werde sie wohl, bis übermorgen, noch verstecken müssen.“ erkläre ich und ziehe mich ins Schlafzimmer zurück, um mich wieder umzuziehen und mir die graue Decke überzulegen.
 

Nachdem ich aus dem Schlafzimmer komme, stopfe ich den weißen Fledermausärmel-Pullover und das hellblaue Kleid wieder in die Taschen zurück, als Seto auch schon nach deren Griffen greift, um sie für mich zu tragen.
 

„Danke, … mein Schatz.“ versuche ich ihn testweise zu benennen.
 

Er hebt eine Augenbraue und verzieht seine Lippen dann zu einem Lächeln.
 

Wir verlassen mit seinem Wagenschlüssel also die Wohnung und das Wohngebäude, um uns in sein Auto zu begeben. Danach fährt er mich auch schon nach Hause.
 

Zuhause angekommen verabschiede ich mich mit einem intensiven Kuss bei ihm, bedanke mich noch einmal für die Geschenke und fürs Heimbringen, nehme anschließend meine zwei Taschen und marschiere ins Elternhaus.
 

Drinnen schleiche ich mich schnell in mein Zimmer und verstecke die zwei Taschen in meinem Kleiderschrank, wo sie vorerst sicher sein dürften.
 

Am Abend vor dem Schlafengehen, räume ich die Taschen aus und hänge die Kleidungsstücke an ihren neuen Platz. Stolz betrachte ich meine neuen Sachen.
 

Anschließend nehme ich den Schmuck aus der Tasche und lege ihn auf mein Nachtkästchen. Jetzt nutze ich die Gelegenheit, doch mal nachzusehen, was in den zwei anderen Schachteln drin ist.
 

Mit Erstaunen stelle ich fest, dass in der größten Schachtel ein wunderschönes Kollier mit echten Edelsteinen, und in der mittelgroßen Schachtel echtgoldene Armreifen, ebenfalls mit Edelsteinen verziert, drin sind. Mit den echtgoldenen Ohrringen, an denen ebenfalls Edelsteine angebracht sind, habe ich, vor mir, ein ganzes Set liegen, das zusammengehört.
 

Dieses Set muss ja ein Vermögen gekostet haben. Unter 10.000 € springt da vermutlich nichts. Das ist schließlich alles echt. Mit dem Schmuck kann ich mich wirklich erst sehen lassen, wenn Seto und ich offiziell zusammen sind.
 

Um den Schmuck gut zu verstecken, verstaue ich ihn in meiner Unterwäsche-Schublade mit den Schachteln. Muss ja nicht gleich jeder wissen, was ich so besitze. Danach lege ich mich schlafen und träume davon, wie es wohl wäre, mit Seto verheiratet zu sein.
 

***
 

Am nächsten Tag kommt, ziemlich früh, da ich eine Langschläferin bin, meine Mutter ins Zimmer und räumt Kleidungsstücke von mir in den Kleiderschrank.
 

Blinzelnd wird mir bewusst, dass sie meine neuen Sachen entdecken wird, hoffe jedoch, dass sie sie vielleicht gar nicht sieht. Ich reibe mir die Augen und beobachte sie genau.
 

„Du warst mit deiner Freundin gestern shoppen?“ fragt sie mich, als sie merkt, dass ich wach bin.
 

„Äh, … ja. Wieso?“ stelle ich eine Gegenfrage.
 

„Die Sachen müssen ja teuer gewesen sein.“
 

„Nicht wirklich.“, erfinde ich eine Ausrede, „Die habe ich günstig auf einem Flohmarkt gefunden. Ich war so froh, dass ich diese Pullover gefunden habe, da musste ich mir gleich mehrere kaufen. Und diese Kleider haben mir wegen den Röcken und Farben so gut gefallen. Die wollte ich dann auch nicht dort lassen.“
 

„Sie sind wirklich schön. … Aber die Schuhe sehen mir nicht so billig aus.“ erwidert sie.
 

„Ja, weißt du. … Ich dachte mir, wenn ich jetzt schon Kleider habe, brauche ich auch Schuhe, die ich dazu tragen kann. Aber so arg teuer waren die auch nicht. Ich habe für alles ungefähr … 300 € ausgegeben. War nicht so schlimm. Schließlich muss man sich ja auch mal was gönnen.“ rede ich mich heraus.
 

Als meine Mutter fertig ist, mit Kleider einräumen, verlässt sie mein Zimmer und ich bin erleichtert.
 

Nicht auszudenken, wenn sie auch noch den teuren Schmuck gefunden hätte. Denn dafür wüsste ich dann wirklich keine Ausrede, weil ich mir nie im Leben, so einen teuren Schmuck leisten könnte. Da würden meine Eltern schon eher annehmen, dass ich einen Juwelier ausgeraubt hätte.
 

Etwas später halte ich mich in der Küche auf, um zu frühstücken. Denise und mein Bruder sind auch anwesend, während mein Vater im Garten zu tun hat. Meine Mutter räumt sicher gerade bei meinem Bruder Kleidung in den Schrank ein.
 


 

Plötzlich ertönt ein:
 

„Olivia, kommst du mal in dein Zimmer?“ von oben.
 

Ich werde hellhörig und mich durchströmt ein Schauer von Panik.
 

Schnell springe ich auf und eile in mein Zimmer, als ich meine Mutter auch schon die Schachteln in der Hand halten sehe. Nein! Sie hat Seto´s Geschenk gefunden.
 

„Du schockierst mich immer mehr. Wo hast du das Geld her, so teuren Schmuck zu kaufen?“ will sie wissen.
 

„Den … hab´ ich geschenkt bekommen.“ sage ich ausnahmsweise die Wahrheit.
 

„Und das soll ich dir abnehmen? … Dafür ist der Schmuck viel zu teuer. … Außerdem, wer sollte DIR schon so teuren Schmuck kaufen wollen?“ erwidert sie aufbrausend.
 

„Mein … Freund.“ gestehe ich ihr resignierend.
 

„Und wer sollte das sein?“ macht sie sich hörbar lustig.
 

„Seto Kaiba.“ antworte ich ihr wahrheitsgetreu.
 

„Das glaubst du doch selber nicht.“ lacht sie nun hysterisch auf.
 

Ich hab´ geahnt, dass sie mir nicht glauben würde. Da müsste ich schon mit ihm persönlich aufwarten.
 

Na, wenn ich schon dabei bin, kann ich ihr auch gleich die ganze Wahrheit sagen, auch, wenn sie mir nicht glauben wird.
 

„Die Pullover, Kleider und Schuhe hat er mir auch geschenkt. Aber, ich dachte mir schon, dass du mir nicht glauben würdest, darum hab´ ich auch die Geschichte mit dem Flohmarkt erfunden.“ erkläre ich ihr und meine Mutter sieht mich entsetzt an.
 

„Oh, mein Gott. Ich habe eine Diebin zur Tochter.“ kommt über ihre Lippen gehaucht und ich frage entsetzt:
 

„Was? Nein. … Ich habe doch gerade gesagt, dass Seto Kaiba mir diese Sachen geschenkt hat.“ widerspreche ich ihr.
 

„Und Lügen, wie gedruckt, tut sie auch noch.“ schüttelt meine Mutter schockiert den Kopf und ich bin fassungslos.
 

Denkt meine Mutter wirklich, ich wäre eine Diebin? Seto, Hilfe!
 

Während meine Mutter mit meinen Schmuckschachteln nach unten geht, um wahrscheinlich meinem Vater davon zu erzählen, beginne ich Tränen zu vergießen.
 

Ich folge ihr nach unten und lausche, wie mein Vater scheinbar mit der Polizei telefoniert, aber die scheint meinen Vater davon zu überzeugen, dass keine Diebstahlanzeigen und auch keine Verlustanzeigen eingegangen sind, was diesen Schmuck betrifft.
 

Dann nehme ich wahr, wie mein Vater zu Denise geht und meint:
 

„Hier. Das schenke ich dir, da es meine Tochter irgendwem gestohlen haben könnte, aber die Polizei nichts davon weiß.“
 

„Danke, Onkel Werner.“ antwortet diese verschmitzt und ich würde sie am liebsten durch den Fleischwolf drehen.
 

Mit noch mehr Tränen im Gesicht laufe ich zurück in mein Zimmer, werfe mich auf mein Bett und weine bitterlich.
 

Nach einer Weile kommt dann mein Vater in mein Zimmer und meint:
 

„Für deine unverhohlenen Lügen bekommst du Hausarrest. Du wirst heute daheimbleiben und deiner Freundin absagen.“
 

„Aber, ich hab´ doch keine Nummer von ihm … ihr.“ korrigiere ich mich schnell.
 

Seto, es tut mir so leid. Ich kann dir nicht mal Bescheid sagen, dass ich heute nicht zu dir kommen kann.
 

So liege ich nach Mittag frustriert in meinem Zimmer auf meinem Bett. Ich sollte jetzt unterwegs zu Seto sein, aber nein, ich muss ja Hausarrest haben, weil mir einfach nicht geglaubt wird. Ich bin doch keine Diebin.
 

Na, ja, so kann ich wenigstens meinem Cousinchen bisschen auf die Nerven gehen, dass sie mir ihren Markus vorstellt.
 

Und ich gehe ihr den restlichen Tag über wirklich auf die Nerven damit.
 

***
 

Am darauffolgenden Tag habe ich daher Denise überredet, meine Eltern zu überzeugen, dass ich mitkommen darf, weil ich nun endlich ihren Markus kennen lernen soll. Man sieht ihr allerdings ihren Missmut an, denn freiwillig tut sie das alles hier sicherlich nicht, Dank meiner Wenigkeit.
 

So habe ich mich extra für Seto hübsch gemacht, weil er mich heute zum ersten Mal komplett zu Gesicht bekommen wird und ich einen guten Eindruck hinterlassen will. Deshalb habe ich mir das rosa Kleid, den weißen Fledermausärmel-Pullover und ein Paar von den neuen Schuhen, die zufällig auch weiß sind, angezogen. Ich hatte mich nämlich für ein weißes, ein schwarzes und ein dunkelrotes Paar Schuhe entschieden.
 

Gemeinsam mit Denise verlasse ich das Haus meiner Eltern und wir fahren in die Stadt. Dort wollte sie sich direkt mit ihm vor einem Restaurant treffen. Ich bin total nervös, schließlich durfte ich seine Augen auch noch nicht auf mich gerichtet sehen.
 

Was er wohl im Ganzen von mir halten wird? Dummerweise trägt Denise meinen kompletten Schmuck. Seto wird das gar nicht gefallen.
 

Als wir vor dem Restaurant ankommen, sehe ich schon Seto vor dem Restaurant warten. Er hat einen Strauß roter Rosen in der Hand. Ob der wohl für Denise gedacht ist?
 

Nachdem er uns erblickt, versteckt er die Rosen hinter seinem Rücken und wartet, bis wir bei ihm ankommen.
 

„Hallo, Markus.“ begrüßt meine Cousine ihren angeblichen Freund.
 

„Hallo, Denise.“ erwidert er kühl, mit kaltem Blick, und sein Blick schweift zu mir.
 

„Das ist eine Bekannte.“ stellt mich Denise vor und ich bin regelrecht entsetzt.
 

Ich bin doch ihre Cousine. Wie kann sie es wagen?
 

Ich lasse mir, von meiner Wut, nichts anmerken und sehe neugierig in Seto´s Augen. Ob er mich überhaupt erkennt? Er hat mich schließlich noch nie gesehen, wenn man mal von den beiden Malen mit Decke absieht.
 

Sichtlich werde ich von ihm gemustert.
 

Also eigentlich sollte er mich schon anhand der Kleidungsstücke, die er mir geschenkt hat, erkennen können.
 

Dann bemerke ich allerdings, dass ihm wohl der Schmuck an Denise nicht entgangen zu sein scheint. Seine Augen funkeln kurz wütend auf. Vermutlich, weil er mich gerne mit diesem Schmuck gesehen hätte.
 

Ich schließe meine Augen und atme tief durch. Ich muss mir etwas überlegen.
 

Nachdem ich meine Augen wieder öffne, strecke ich ihm meine Hand entgegen, die er in seine nimmt, während er in meine Augen blickt. Dann schweift sein Blick zu meiner Hand und er dreht sie leicht. Nun begrüße ich ihn erstmal selbst:
 

„Hallo, Seto.“
 

Verlegen lächle ich ihn schief an. Unerwartet legt sich nun auch auf seine Lippen ein Lächeln.
 

Sofort mischt sich natürlich Denise ein und berichtigt mich überzeugt:
 

„Er sieht doch nur aus, wie Seto Kaiba, aber er ist es nicht.“
 

Doch ich ignoriere sie einfach, denn mir wird gerade bewusst, wie sehr ich ihn seit gestern doch vermisst habe.
 

Mir steigen Tränen in die Augen, er sieht mich besorgt an, als er:
 

„Olivia.“ haucht, und Denise reißt verwundert ihre Augen auf, da sie ihm meinen Namen gar nicht offenbart hatte.
 

Sofort zieht er mich an der Hand zu sich und schließt seine Arme um mich, während ich meine Arme um seinen Hals schlinge.
 

„Ich hab´ dich so vermisst.“ sage ich ihm leise ins Ohr.
 

„Ich dich auch.“
 

Mit diesen Worten schmiegt er seinen Kopf gegen meinen, zieht ihn wieder zurück und presst voller Sehnsucht seine Lippen auf meine. Mit ebenso voller Sehnsucht erwidere ich den Kuss.
 

Ein dumpfes Aufschlagen ist hinter mir zu vernehmen. Anscheinend hat Denise es sich auf dem Asphalt bequem gemacht.
 

Nachdem Seto und ich, uns wieder voneinander lösen, meint Seto:
 

„Die hier, sind für dich.“, hält er mir den Strauß Rosen entgegen und Denise´s Mund steht offen, vor … Entsetzen? Schock? Verwunderung?
 

„Danke, Seto.“
 

„Was ist passiert? Wieso trägt Denise deinen Schmuck?“ will er wissen.
 

Mit bedauerndem Blick erzähle ich ihm daher alles und er kann nur den Kopf darüber schütteln. Daraufhin hockerlt er sich vor Denise, hält ihr seine Hände hin und fragt:
 

„Ich darf doch bitten?“
 

Völlig entgeistert, nimmt sich Denise die Ohrringe, die Armreifen und das Kollier ab und legt sie Seto in die Hände.
 

„Ich danke vielmals.“
 

Er erhebt sich nun wieder und dreht sich zu mir. Lächelnd entnehme ich erst die Ohrringe, dann die Armreifen seinen Händen, zuletzt legt er mir selbst das Kollier an.
 

Nachdem ich mich von Seto betrachten habe lassen, blicke ich zu Denise herab und irgendwie tut sie mir leid. Ich seufze, beuge mich zu ihr herab und reiche ihr meine Hände.
 

„Es tut mir leid, dass es so gekommen ist. Aber, du hast auch selbst Schuld. Meine Neugier hat mich zu ihm getrieben, und als ich ihn sah, wusste ich sofort, dass er der echte Seto Kaiba ist. …Nun, ja, es hat sich eben so ergeben, dass wir zusammengekommen sind. … Kannst du mir vergeben?“
 

Denise ist aber viel zu fassungslos und sprachlos, um auf meine Worte zu reagieren. Leider. Es muss schließlich ein schwerer Schlag für sie sein, festzustellen, dass ihr angeblicher Freund Markus in Wirklichkeit Seto Kaiba und dann auch noch mit mir zusammen ist. Deswegen erhebe ich mich seufzend wieder.
 

„Ich war so frei und habe Mokuba und Roland gebeten, ebenfalls zu kommen, um die Situation, nach dieser Aktion, wieder etwas aufzulockern. Deine Cousine hat schließlich nun viel zu verdauen.“ meint Seto, während er mir einen Arm um die Schultern legt.
 

„Du … hast ihm gesagt, dass wir … Cousinen sind?“ fragt Denise überrascht, verunsichert und beschämt.
 

„Warum sollte ich ihn belügen, dass wir verwandt sind? … Ich bin sogar deiner Bitte nachgegangen, dass er mich nicht sehen sollte, so ist heute das erste Mal, dass er mich tatsächlich sieht. … Darum habe ich auch so erpicht darauf bestanden, dass du mich mitnimmst. Damit Seto mich endlich sehen darf.“ entgegne ich ruhig und doch mitfühlend.
 

„Mir tut es leid, dass ich dir nicht von Anbeginn erlaubt habe, ihn zu sehen. Dann hätte ich mir viel Kummer erspart. … Kannst du mir vergeben, Olivia?“ blickt mich Denise schuldig an.
 

Ich seufze und erkläre:
 

„Ich vergebe dir, wenn du mir vergibst.“
 

Nun legt sich ein kleines Lächeln auf ihre Lippen und sie nickt.
 

„Dann komm und steh´ auf. Der Asphalt muss doch kalt sein.“ erwähne ich und sie kichert:
 

„Da hast du allerdings recht.“
 

Sie erhebt sich und überraschender Weise fällt sie mir um den Hals. Seto weicht, selbst überrascht, zurück und zieht seinen Arm aus der Schusslinie.
 

Liebevoll lege ich meine Arme um sie und drücke sie kurz, ehe ich sie wieder freilasse.
 

„Du findest schon noch den Richtigen für dich.“ versuche ich sie aufzumuntern und kuschle mich wieder an Seto.
 

„Hallo, Seto. Hallo, Olivia. … Komme ich zu früh?” höre ich Mokuba´s Stimme aus einiger Entfernung rufen.
 

Wir drehen uns in seine Richtung und sehen ihn, uns zuwinken. Meine Lippen verziehen sich zu einem Grinsen und ich winke zurück.
 

Mokuba steigt eben aus der Limousine, dessen Fahrgastkabinentür Roland für ihn offenhält. Schon eilt Mokuba zu uns, während Roland bei der Limousine wartet.
 

„Was hält ihr davon, wenn wir irgendwo anders schick essen gehen? Olivia scheint eh passend gekleidet. … Deine Cousine kann natürlich auch mitkommen, wenn sie will.“ schlägt Mokuba auch sofort vor.
 

„Was meinst du, Seto? Sollen wir?“ frage ich meinen Freund.
 

„Dir ist klar, dass du dann offiziell wirst und ich anschließend keine Ruhe mehr haben werde? … Ich hatte meinen Aufenthalt eigentlich aus gutem Grund geheim gehalten. Morgen wird mir dann die Presse wieder im Nacken sitzen. Aber, diesmal werde ich wahrscheinlich nicht alleine sein damit. Du wirst auch belagert werden.“ erklärt er mir, mit einem fiesen Funkeln in seinen Augen.
 

„Lass deine Schadenfreude stecken. Ich ziehe das durch. Ich will schließlich kein schmutziges Geheimnis sein. … Außerdem darfst du noch meine Eltern kennenlernen. Das wird erst ein Spaß, sag´ ich dir.“ grinse ich ihn nun, im Gegenzug, schelmisch an und seine Augen schockweiten sich.
 

„Heute?“ fragt Seto unsicher nach.
 

„Ja, heute.“ erkläre ich ihm und Mokuba beginnt zu kichern.
 

Aber Denise kann sich´s auch nicht verkneifen.
 

„Ihr passt wirklich zusammen, wie die Faust aufs Auge.“ meint Denise belustigt.
 

Beide sehen wir Denise entgeistert an, dann blicken wir uns gegenseitig an, danach brechen wir in Gelächter aus.
 

„Aber, Denise hat schon Recht. … Man merkt, dass ihr seelenverwandt seid. Dass ihr sozusagen zusammengehört. … Ihr lasst an euch gegenseitig kein gutes Haar, wie man so schön sagt, und doch seid ihr unzertrennlich. Die beste Kombination, die eine lebenslange glückliche Beziehung verspricht. … So wird euch der Partner nie langweilig.“ kichert Mokuba.
 

Seto und ich stellen das Gelächter ein und sehen verdutzt Mokuba an. Ich bin regelrecht sprachlos von seinen Worten. Meint er das wirklich ernst?
 

„Na, kommt. Steigt in die Limousine. Ich kenne hier ein gutes Fünf-Sterne-Restaurant, wo sich doch ab und zu ein paar Promis sehen lassen.“ erwähnt Mokuba, und Denise´s Augen funkeln vor Aufregung.
 

Ich schüttle darüber den Kopf und wir setzen uns in Bewegung, steigen in die Limousine und fahren los.
 

Vor dem Fünf-Sterne-Restaurant, wie sollte es auch anders sein, wenn hier Promis ein- und ausgehen, warten Paparazzi. Ich habe die Ehre, als erstes auszusteigen, danach folgt mir Seto und ich hake mich bei ihm ein.
 

Danach folgen Denise und Mokuba, der sich ihren Arm nimmt, um ihn bei sich einzuhaken.
 

Denise ist sichtlich nervös und ängstlich. Seto wirkt sogar stolz, mich an seiner Seite zu haben, da ich nicht so offen zeige, wie ich mich tatsächlich fühle. Ich schreite einfach, ebenso stolz, neben ihm her, als würde mir der ganze Menschenauflauf nichts ausmachen.
 

Das Blitzgewitter nehme ich einfach so hin, während Denise doch öfter mal zusammenzuckt. Ich werfe nämlich öfter mal einen besorgten Blick zu ihr zurück.
 

Im Restaurant angekommen, geht es wieder etwas ruhiger zu, allerdings wird getuschelt, als man Seto erblickt. Er ist schließlich weltberühmt und überall bekannt. Ein Oberkellner stellt sich neben uns und fragt:
 

„Sie wünschen?“
 

„Einen Tisch für vier.“ antwortet Seto kühl, schon werden wir an einen freien Tisch geführt.
 

Als ich mich setzen will, schiebt mir Seto gentlemanlike den Stuhl an meine Kniekehlen, sodass ich in den Stuhl eher plumpse. Ich verkneife mir ein Kichern.
 

Als ich dasselbe bei Denise und Mokuba sehe, kann ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. Danach setzen sich die Jungs neben uns und vier Menükarten werden uns in die Hand gedrückt.
 

Ich sehe mich etwas im Restaurant um, ehe ich in die Karte blicke. Es ist sehr edel und teuer eingerichtet. Man merkt, dass es sich hier um ein Fünf-Sterne-Restaurant handelt. Nur reiche Leute speisen hier. Von Geschäftsleuten bis hin zu Promis.
 

Als ich in die Karte blicke, stelle ich fest, dass alles auf Französisch ist. Daher sehe ich mir erstmal alle Namen der Gerichte an. Einige davon sagen mir zum Glück etwas, aber dennoch bin ich unschlüssig. Auf was habe ich bloß Lust?
 

„Seto? Ich bin unschlüssig. Kannst du mir helfen?“ bitte ich ihn und zeige ihm die Menüs, die mir zusagen. „Das, das, das, oder das?“ frage ich.
 

Er hebt eine Augenbraue und überlegt.
 

„Wieso versuchst du nicht das?“ zeigt er auf einen Namen, den ich nicht verstehe.
 

„Da weiß ich nicht, was es bedeutet. Die anderen versteh´ ich halbwegs.“ gestehe ich ihm.
 

„Oh?“ meint er verwundert.
 

„Soll ich sie dir vorlesen? … Oder sag´ mir, was du nicht magst und ich suche dir was heraus.“ schlägt er mir vor.
 

Also beginne ich aufzuzählen.
 

„Also, … Meeresgetier kannst du komplett streichen. Keine Schnecken, kein Kaviar, keine Champions oder Pilze, keine Oliven, keine Pfefferoni und keine Extrawurst. … Bleibt da noch was für mich übrig?“ frage ich ihn provokant.
 

Er runzelt nachdenklich die Stirn und geht die Menükarte noch einmal durch.
 

Es dauert eine Weile, bis er die ganze Karte studiert hat, aber dann hält er mir die Karte unter die Nase und meint:
 

„Das hier geht für dich. … Nichts von alledem, was du mir aufgezählt hast, ist hier aufzufinden.“
 

„Gut, dann will ich das probieren.“ erkläre ich.
 

Erst jetzt stelle ich fest, dass sich auch Denise Rat von Mokuba holt, um die Karte zu verstehen.
 

„Wie alt ist Mokuba?“ frage ich Seto, wie nebenbei.
 

Irritiert runzelt dieser die Stirn und antwortet:
 

„14. Wieso?“
 

„Denise ist 15.“ erwähne ich und er sieht mich fragend an.
 

„Blöde Idee, ich weiß. … Aber, sieh sie dir doch mal an.“
 

Denise sitzt Mokuba mit dem Stuhl ganz nah und sie sind beide in die Karte vertieft. Man merkt jedoch, dass sie sich öfters ansehen und ein Lächeln ihre Lippen ziert. Man könnte meinen, sie sympathisieren miteinander. Oder, sie verstehen sich einfach nur ganz gut.
 

„Wenn wir ihnen den Lauf der Dinge lassen, werden wir ja sehen, was daraus wird.“ meine ich zu Seto und lächle ihn verträumt an.
 

Er schenkt mir nun einen verliebten Blick, streicht mir störende Haare hinters Ohr, um mir in den Nacken zu fassen und zieht mich etwas zu sich. Ich greife an seine Wange, streiche sanft darüber, ehe wir unsere Lippen vereinen. Rasch wechseln wir zum Zungenkuss und können doch nicht genug voneinander bekommen.
 

Nachdem wir uns wieder voneinander lösen, hauche ich ihm gegen die Lippen:
 

„Ich weiß, was wir tun werden, wenn wir, bei mir daheim, in meinem Zimmer sind.“
 

„Diese Idee wollte mir auch gerade kommen.“ haucht er mir entgegen, als der Oberkellner sich vernehmlich räuspert und fragt:
 

„Haben die Herrschaften gewählt?“
 

Wir bestellen uns also Essen und Trinken, genießen später das gebrachte Essen und unsere Getränke und machen uns anschließend wieder daran, das Restaurant zu verlassen.
 

Als wir wieder in der Limousine sitzen, fragt Denise:
 

„Fahren wir jetzt wieder zu deinen Eltern nach Hause, Olivia?“
 

Ich blicke fragend zu Seto und der sieht zu Mokuba. Dann meine ich:
 

„Keine schlechte Idee. Seto und Mokuba im Doppelpack meinen Eltern vorzustellen, überzeugt auf jeden Fall, dass es sich bei Seto nicht um Markus handelt.“ grinse ich zu Seto.
 

„Ganz, wie du willst.“ meint jener nur schulterzuckend und stiehlt sich einen Kuss von mir.
 

Also ist es beschlossene Sache.
 

Nachdem wir bei meinen Eltern, mit der weißen Limousine, halten, hält uns Roland die Türe auf und wir steigen nacheinander aus. Mein Blick bleibt allerdings bei Roland hängen, als ich mich an Seto richte:
 

„Sag´ mal, Seto. Könnte Roland nicht mitkommen? Er gehört doch ohnehin fast zu eurer Familie, oder?“
 

„Eigentlich hast du Recht. Er bezieht, so was, wie die Vaterrolle für uns beide. … Gut, er darf mitkommen.“ meint Seto.
 

„Danke, Mr. Kaiba.“ bedankt sich Roland sichtlich gerührt.
 

„Sagen Sie ab jetzt bitte Master Seto zu mir.“ korrigiert er Roland und dieser verzieht für einen Moment seine Lippen zu einem Lächeln.
 

Na, das fängt schon schön an. Vielleicht kommen sie ja auch irgendwann von dem ‚Sie‘ weg.
 

So bewegen wir uns alle nun auf das Haus meiner Eltern zu und läuten an der Haustür.
 

Als die Tür geöffnet wird, steht mein Vater an der Tür und ist sichtlich überrascht, uns alle zu sehen. Doch er scheint nicht ganz begreifen zu können, denn er blinzelt, reibt sich ungläubig die Augen und sagt irritiert:
 

„Hallo. Kommt doch rein.“
 

Er tritt zur Seite und lässt uns alle ein.
 

Da meinem Vater scheinbar nicht klar ist, wo ihm der Kopf steht, nimmt ihm Seto das Vorstellen ab:
 

„Seto Kaiba. Sehr erfreut. … Ich bin der Freund von ihrer Tochter Olivia. … Das ist mein kleiner Bruder Mokuba und das hier ist Roland, mein persönlicher Assistent und trägt in anderer Hinsicht auch die Vaterrolle für uns beide.“
 

Stolz blicke ich zu Seto auf, während mein Vater geschockt mich ansieht.
 

Rückwärtsgehend führt er uns indirekt ins Wohnzimmer weiter, wo meine Mutter gerade dabei ist, auf der Terrasse Wäsche auf dem Wäscheständer aufzuhängen.
 

Fluchtartig eilt er zu ihr nach draußen und erwähnt:
 

„Du errätst nie, wer uns gerade besucht.“
 

Sie dreht sich um und blickt ins Wohnzimmer, als sich ihre Augen weiten. Ich habe unseren Gästen nämlich mittlerweile Platz auf der Couch angeboten, den sie dankbar wahrgenommen haben und schön aufgereiht, für meine Mutter deshalb gut sichtbar, dasitzen.
 

Denise hat ihren Platz neben Mokuba gefunden, während Seto neben Mokuba sitzt und zwischen Seto und Roland ein Platz frei ist, der für mich reserviert ist.
 

„Ich hole nur schnell meinen Bruder, um das Familientreffen zu vervollständigen.“ erwähne ich und Seto und Mokuba fragen synchron nach:
 

„Du hast einen Bruder?“
 

Ich nicke nur und lächle. Danach eile ich auch schon ins Obergeschoß und gehe in das Zimmer, das sich neben meinem befindet, und sage meinem Bruder:
 

„Hey, Manuel. Unten findet gerade ein Familientreffen der anderen Art statt. Wäre nett, wenn du auch kommst.“
 

„Muss das sein?“ will er wissen.
 

„Unten triffst du auf jemanden, mit dem du dich toll über Computer austauschen kannst. Von ihm kannst du auch sicher noch eine Menge lernen.“ erzähle ich ihm und schon springt er auf:
 

„Wo kann ich ihn finden?“
 

„Unten im Wohnzimmer. Ich stelle ihn dir gleich vor. Aber eigentlich kennst du ihn ja bereits als Markus, sein Pseudonym, um unerkannt zu bleiben, solange er hier ist. Er hat sich heute allerdings geoutet, um mir einen Gefallen zu tun.“ erkläre ich ihm und er begreift sofort:
 

„Du meinst, der echte Seto Kaiba sitzt bei uns im Wohnzimmer?“
 

Ich nicke und füge an:
 

„Mit seinem kleinen Bruder Mokuba und seinem persönlichen Assistenten Roland.“
 

„Woah, das ist ja voll der Wahnsinn.“ schon ist er wie ein Pfitschipfeil nach unten gerauscht.
 

Und ich kann darüber nur belustigt den Kopf schütteln.
 

Als ich wieder das Wohnzimmer betrete, beobachte ich Manuel, wie er gerade Seto´s Hand schüttelt und meint:
 

„Boah, Seto Kaiba. Ein Wahnsinn, dass ich dich mal persönlich treffe. … Olivia hat mir schon erzählt, dass du dich als Markus ausgegeben hast, um unerkannt hier zu sein. Das ist so toll. Endlich jemand, mit dem ich über Computer reden kann.“
 

Darüber muss ich kichern, weil Seto´s Augen geweitet sind, während sein Körper zurückgewichen aussieht, weil Manuel ihn scheinbar regelrecht überfallen hat.
 

„Langsam, Manuel. Überfall´ ihn doch nicht gleich damit. … Alles mit der Ruhe. Das hat doch wirklich noch Zeit. … Außerdem solltest du unserem Besuch Zeit lassen, sich an die Situation und ihr Umfeld zu gewöhnen.“ erkläre ich und mein Bruder lässt seinen Kopf hängen, während er sich neben Denise plumpsen lässt.
 

„Also, was darf ich euch zum Trinken anbieten? … Und Seto, wir haben keinen Alkohol. Von mir wirst du auch nie welchen kriegen. Und es wäre mir lieb, wenn du auch von selbst zu keinem greifst.“ frage ich und ermahne Seto gleichzeitig.
 

Er nickt seufzend bestätigend und antwortet:
 

„Einen schwarzen Kaffee, ungesüßt.“
 

Mokuba bittet mich um:
 

„Cola.“
 

„Du solltest auch nicht immer nur so süßes Zeugs trinken. Es gibt auch noch was Anderes außer Cola. Hin und wieder ist ja ok, aber ständig? Äh, äh.“ erwähne ich Mokuba belehrend und dieser blickt klein zu Seto.
 

Scheinbar hat dieser ihn auch schon mehrmals ermahnt.
 

Roland sieht Seto fragend an, ob er wirklich auch was zum Trinken bekommen darf, da frage ich einfach:
 

„Roland, was möchten Sie denn trinken?“
 

„Einen Kaffee, mit Milch und Zucker, bitte.“ antwortet er unruhig, aber ich nicke nur lächelnd.
 

„Denise? Soll ich dir auch etwas bringen?“ frage ich nun mein Cousinchen.
 

„Mineralwasser, bitte.“ erwidert sie mir etwas kleinlaut.
 

„Dann will ich auch Mineralwasser.“ wirft Mokuba ein und ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen.
 

„Kommt sofort.“ erwähne ich daher und verschwinde in die Küche.
 

Einstweilen scheinen sich meine Eltern wieder gefasst zu haben und unterhalten sich mit unseren Gästen. Auch Manuel scheint endlich dazu zu kommen, seine Fragen zu stellen, während ich die Getränke zubereite.
 

Ich packe anschließend alles auf ein Tablett und bringe es ins Wohnzimmer, wo ich es auf dem Couchtisch abstelle. Jeder bedient sich seiner Getränke, als plötzlich die Frage fällt, wann die Kaiba´s wieder zurück nach Japan fliegen. Ich werde hellhörig.
 

„In zwei Tagen werde ich mit Mokuba wieder zurückfliegen. … Darüber wollte ich ohnehin noch mit Ihnen sprechen, Herr Jelen. Ich möchte nämlich Olivia mitnehmen.“ antwortet Seto gewohnt kühl.
 

Die Augen meines Vaters, als auch meine weiten sich. Wann hatte er vor, mich das zu fragen? Oder wollte er erst das Einverständnis meines Vaters, ehe er mich fragt? Klingt eigentlich logisch.
 

„Das kommt überhaupt nicht in Frage. Sie ist noch nicht einmal volljährig. … Außerdem, allein in einem fremden Land, wo sie sich nicht einmal verständigen kann? Wie soll sie dort leben können?“ begehrt mein Vater sofort auf und ich finde seine Frage mehr als berechtigt.
 

Ich spreche schließlich kein Japanisch.
 

„Sowohl meine Hausangestellten, als auch meine Angestellten in der Firma sind der deutschen Sprache mächtig. Wenn sie in die Stadt gehen will, kann sie sich jederzeit meinem Hauspersonal bedienen. An der Verständigung soll es nicht scheitern. Zudem wird sie dort alles haben, was sie braucht und noch Vieles mehr.“ erklärt Seto ruhig und ich zweifle auch nicht an seinen Worten, jedoch werde ich nie arbeiten gehen können, eben wegen der fehlenden Verständigungsmöglichkeit.
 

Andererseits könnte ich meine Hobbys ausleben. Vielleicht kann ich durch das Eine oder Andere sogar Geld verdienen, von Zuhause aus. Auch eine Möglichkeit unabhängig zu bleiben.
 

Seto sieht nun mich fragend an und stellt seine Frage:
 

„Was meinst du dazu?“
 

Ich antworte:
 

„Ich überlege noch meine Möglichkeiten, da ich ja in Japan mit Verständigungsproblemen ja nie arbeiten gehen kann. Ich will schließlich auf meinen eigenen Beinen stehen und nicht auf dich angewiesen sein.“
 

„Das kann ich verstehen, aber das macht mir wirklich nichts aus. … Ich kann mich nur wiederholen, dass du dort alles hast, was du brauchst. Es wird dir also nie an etwas fehlen. … Dir wird sicher etwas einfallen, was du machen kannst.“ versucht er mich sichtlich zu überzeugen, weil er scheinbar nicht ohne mich sein will.
 

Und wenn ich ehrlich bin, möchte ich auch nicht ohne ihn sein. Aber, wird er sich in Japan, wenn er die Firma hat, überhaupt Zeit für mich nehmen? Warum kann er nicht einfach hier, in Österreich, bleiben?
 

Dann kommt mir eine geniale Idee.
 

„Seto. … Wenn du mir einen Übersetzungs-Apparat besorgst, komme ich gerne mit.“ schlage ich vor.
 

Dieser hebt irritiert eine Augenbraue und mein Vater runzelt die Stirn. Meine Mutter hat sowieso keine Ahnung von technischem Klimbim und die anderen sind hellhörig.
 

Ehe Seto nachfragen kann, erkläre ich grinsend, wie ich mir das vorstelle:
 

„Dieser Apparat soll das Gesagte in einem Umkreis von mindestens drei Metern wahrnehmen können und durch Kopfhörer die Übersetzung übermitteln. Er soll aber auch mehr als eine Person auf einmal übersetzen können, falls mehrere Leute in durcheinanderreden. Vielleicht auch noch stimmenangepasst, damit es authentisch klingt. Außerdem wäre es noch gut, wenn der Apparat einen Display hat und das Gesagte in meiner Sprache und in Japanisch anzeigt und darunter steht, wie man es ausspricht, dass ich so auch ein bisschen von der Sprache lernen kann. Eine Tastatur wäre auch nicht schlecht, damit ich Antworten tippen kann, die der Apparat für mich übersetzt und auch ausspricht. Und er sollte mit Akku betrieben werden, damit ich es nur aufladen muss.“
 

Nachdem ich mit meinen Erklärungen geendet habe, runzelt Seto die Stirn und meint zweifelnd:
 

„Ich glaube nicht, dass es so einen Apparat zu kaufen gibt.“
 

„Dann wirst du dir leider etwas einfallen lassen müssen.“ zucke ich gleichgültig mit meinen Schultern.
 

Schließlich will er mich ja in ein fremdes Land mitnehmen. Also muss er auch zusehen, dass ich mich dort wie zuhause fühlen kann. Und das geht nur, wenn ich mein Umfeld auch verstehen kann.
 

Mein Vater beginnt böse zu Grinsen und meint:
 

„Dieser Apparat wäre natürlich die Voraussetzung, dass Sie meine Tochter mitnehmen dürfen. Sie soll sich schließlich, ohne auf jemanden angewiesen zu sein, zurechtfinden können.“
 

Seto taxiert meinen Vater sofort mit einem eiskalten Blick. Dieser trifft aber dann auch auf mich und ich senke meinen Blick. Dann frage ich kleinlaut in den Raum:
 

„Warum bleibst du nicht einfach hier?“ und hebe vorsichtig wieder meinen Blick.
 

Seto öffnet den Mund um etwas zu sagen und hält dann doch inne. Scheinbar überlegt er die Möglichkeiten und wägt ab, bevor er antwortet. Jetzt kommt es drauf an, wie wichtig ich ihm wirklich bin. Wird er ohne mich nach Japan zurückkehren? Mein Vater hat schließlich seinen Standpunkt deutlich gemacht.
 

Wenn ich ehrlich bin, hätte ich schon gerne gewusst, wie Seto lebt, in Japan. Wie die Stadt aussieht. Seto hat alle Möglichkeiten der Welt, in andere Länder zu reisen. Aber ich?
 

Durch Seto werden mir so viele Türen geöffnet. Ich will diese Chance nicht ungenutzt lassen. Wie kann ich meinen Vater nur überzeugen?
 

„Mokuba, kann ich dich kurz sprechen?“ flüstere ich ihm zu, um Seto nicht bei seinen Überlegungen zu stören.
 

Dieser nickt und ich deute ihm, mir zu folgen.
 

Stutzig folgt mir Seto´s Blick, doch ich gehe nur um die Ecke aus dem Wohnzimmer und einen Raum weiter, wo ich die Tür schließe. Dann drehe ich mich zu Mokuba um.
 

„Was gibt´s denn, Olivia?“ fragt er da auch schon neugierig.
 

„Welche Chancen habe ich? Sei ehrlich. … Gibt es eine Möglichkeit diesen Apparat zu bauen? … Oder wird Seto in Erwägung ziehen, hier zu bleiben?“
 

Mokuba seufzt.
 

„Weißt du, Olivia. … So einen Apparat zu bauen, beansprucht Zeit. Und wenn der Apparat endlich fertig wäre, weiß ich nicht, ob Seto auch die Zeit haben wird, dich dann auch von hier abzuholen.“
 

„Ihr bräuchtet mir nur das Flugticket zu schicken und ich komme auf eigene Faust nach Japan. Ihr müsstest mir nur aufschreiben, wohin ich genau kommen muss.“
 

Mokuba nickt nachdenklich.
 

„Was das Hierbleiben betrifft. Du kennst doch Seto mittlerweile recht gut. Du solltest demnach einschätzen können, wie wichtig ihm die Firma ist. Er wird es nicht übers Herz bringen, sie einfach hinter sich zu lassen.“ führt Mokuba weiter aus.
 

„Und wenn er sich hier eine neue Firma aufbaut? Ich meine, … er hätte sie eigentlich überall aufbauen können, aber er hat eben den Standort in Domino gewählt, weil sie schon existierte. … Er ist doch bereits weltweit bekannt. Es würde sich für ihn doch nichts ändern. Oder?“
 

Mokuba verzieht seine Lippen zu einem Grinsen.
 

„Du stellst unser Leben ganz schön auf den Kopf.“ meint er daher.
 

Ich senke beschämt meinen Kopf und frage kleinlaut:
 

„Meinst du, ich verlange zu viel von Seto, wenn ich ihn bitte, hier zu bleiben?“
 

„Ich kann die Konsequenzen nicht einschätzen. Das müsstest du schon mit Seto selbst besprechen. … Aber, wie ich ihn im Moment einschätze, ist er grade sehr enttäuscht von dir, weil du mit diesem Apparat angefangen hast, weil dein Vater das ausgenutzt hat.“
 

Traurig lasse ich mich auf den Boden plumpsen.
 

„Ich dachte mir nur, dass ich mit so einem Apparat unabhängig bleiben kann. Vielleicht könnte ich dann sogar einer Arbeit nachgehen.“ erkläre ich meine Beweggründe.
 

Mokuba schüttelt seinen Kopf und meint:
 

„Und du müsstest dich mit den Gesetzen unseres Landes vertraut machen. … Weißt du, … In unserem Land geht man mit 17 Jahren noch zur Schule. … Da hat Seto ohnehin nicht mitgedacht. … Wenn du nämlich mit uns kommst, müsstest du der Schulpflicht nachkommen, auch, wenn du hier die Schule bereits abgeschlossen hast. Also bräuchtest du ohnehin so einen Apparat. Denn es würde sicher mehr, als merkwürdig, erscheinen, wenn du mit einem Hausangestellten zur Schule kommst und eigentlich er alles für dich mitschreiben muss, weil du kein Wort verstehst.“
 

„Das … ist natürlich ein Problem.“
 

„Zudem brauchst du eine Aufenthaltserlaubnis deiner Eltern, weil du noch nicht volljährig bist.“ erklärt mir Mokuba und ich seufze frustriert.
 

Mokuba setzt sich zu mir auf den Boden und wartet meine Erwiderung ab.
 

„Wie lange … müsste ich denn warten, … wenn Seto ohne mich nach Japan zurückkehrt, … bis er wieder nach Österreich kommen kann?“ frage ich deshalb nach.
 

Mokuba schließt seufzend seine Augen.
 

„Soll ich ehrlich sein?“ will Mokuba von mir wissen, ehe er sie wieder öffnet, und ich nicke.
 

Also fängt er an zu erklären:
 

„Es tut mir zwar leid für dich, … aber, wenn Seto dich nicht mitnehmen kann, wird er mit dir abschließen. Die schönen Zeiten mit dir und die Erinnerungen an dich einfach verdrängen. Denn er weiß, dass er keine Zeit mehr haben wird, ein weiteres Mal nach Österreich zu kommen, nur um dich zu holen. … Du musst wissen, er ist ein Workaholic. Seine Firma ist sein Ein und Alles. … Er ist zwar für mich da, wenn ich in Schwierigkeiten stecke und Probleme habe, aber im Grunde fühle ich mich von ihm vernachlässigt. Und ich glaube, dass er das für dich nicht ändern würde. … Seto wird dir zwar die Wahl lassen, jederzeit wieder nach Hause zurückzufliegen, doch im Grunde ist Seto kein Beziehungsmensch. … Bevor du jetzt etwas sagst, … es gibt da jetzt noch den anderen Hintergrund, den ich nicht einbezogen habe. … Seto war zuvor noch nie verliebt. … Ich hab´ dir jetzt nur seine ursprünglichen Verhaltensweisen aufgezählt. … Liebe verändert einen und Seto kann ich zurzeit überhaupt nicht nachvollziehen. … Darum habe ich dir auch seine ursprüngliche Vorgehensweise erläutert, damit du einen Ansatz hast, mit was du rechnen musst.“
 

Ich hebe meinen Blick und meine:
 

„Das sind aber keine berauschenden Aussichten. … Er würde mich also einfach verdrängen und dann vergessen?“
 

„So sieht´s aus.“ bestätigt mir Mokuba betrübt und ich könnte heulen.
 

Meine Tränen sammeln sich bereits in meinen Augenwinkeln. Ich erhebe mich und bitte Mokuba:
 

„Entschuldigst du mich bitte bei den anderen? Ich geh´ in mein Zimmer.“
 

Er nickt nur, ich lasse ihn stehen, renne die Treppen hinauf, in mein Zimmer und werfe mich in mein Bett, wo ich meinen Tränen freien Lauf lasse.
 

Viele Minuten lang weine ich mein Kissen voll, bis es an der Tür klopft. Ich bin schon leicht am wegdämmern, weil mich das Weinen müde gemacht hat, deshalb reagiere ich auch nicht sofort darauf.
 

Müde hebe ich meinen Kopf und blicke zur Tür, als diese bereits vorsichtig geöffnet wird. Seto steht in der Tür und als er mein verweintes Gesicht sieht, senkt er betroffen seinen Blick.
 

„Darf ich reinkommen?“ fragt er leise, fast kleinlaut.
 

Da ich keine Kraft aufbringe, etwas zu sagen, lasse ich meinen Kopf wieder ins Kissen sinken und schließe resignierend meine Augen. Danach wische ich mir mit dem Ärmel meine Tränen aus dem Gesicht und blicke ihn erneut an.
 

Indem ich etwas von der Bettkante wegrutsche, biete ich ihm die Möglichkeit an, sich zu mir zu setzen, was einer Einladung gleichkommt. Es bringt ja doch nichts. Ich muss mit ihm reden. Ich muss wissen, wie er sich das Ganze vorgestellt hat.
 

Er schreitet langsam näher und setzt sich dann an die dargebotene Bettkante. Er streichelt mir über den Kopf und ich lasse ihn gewähren, auch, wenn sich alles in mir schmerzhaft zusammenzieht, sodass der Tränendruck sich verstärkt. Doch ich unterdrücke weitere Tränen.
 

„Mokuba hat mir vorhin, unter vier Augen, erzählt, was ihr besprochen habt. … Und Mokuba hat nicht gelogen. Unter normalen Umständen hätte ich tatsächlich so gehandelt.“
 

Er legt eine Schweigepause ein, um sich anscheinend die Worte zurechtzulegen. Dann spricht er mit zitternder Stimme weiter, die annehmen lässt, dass auch er den Tränen nahe ist:
 

„I…Ich war zuvor noch nie verliebt. Hatte keine Ahnung, wie stark Liebe sein kann. … Schon allein die Tatsache, dass ich zugebe, dass ich verliebt bin, … beweist doch schon, dass ich nicht mehr bei Verstand sein kann. … I…Ich kann mir ein Leben ohne dich einfach nicht mehr vorstellen. … Du bist ein Teil von mir. Du gehörst zu mir. … Ich will dich nicht verlieren. Du bist mir einfach zu wichtig. … Darum habe ich entschieden, solltest du mit nach Japan kommen, darfst du die Regeln aufstellen und ich befolge sie.“
 

Wieder nutzt er eine Schweigepause, um sich die Worte zurechtzulegen. Diese nutze ich, um zu erwähnen:
 

„Bist du nicht eigentlich ein Kontrollfreak? Wenn ich dir die Regeln aufstelle, die du befolgst, gibst du ja eigentlich die Kontrolle an mich ab.“
 

„Das ist richtig. … Aber, ich hab´ gehört, zu Beziehungen gehört es auch, Kompromisse einzugehen. … Und für dich wäre ich bereit, Kompromisse einzugehen, auch, wenn ich untypisch, für mich, handle. Ich hab´ auch noch nie so sehr geliebt, wie ich dich liebe. … Jetzt kann ich es mir auch eingestehen, weil ich es endlich für mich selbst festgestellt habe, dass es tatsächlich so ist. … Ich liebe dich von ganzem Herzen. … Ich würde wirklich alles tun, nur, damit du bei mir bleibst.“
 

Da sprechen eindeutig die Verlassensängste aus ihm und der Schmerz, mich zu verlieren.
 

„Wie … lange würde es denn dauern, so einen Übersetzungsapparat zu bauen?“ frage ich ihn daher.
 

„Ich schätze, um die drei Monate kann man schon damit rechnen.“ antwortet er mir und sein Blick sieht so hoffnungsvoll und doch verräterisch glänzend aus.
 

„Dann würde ich mich gedulden und mit den Hausangestellten rumschlagen, bis der Apparat fertig ist.“ erwidere ich ihm hoffnungsvoll, doch noch an ein Happy End glaubend.
 

Ich richte mich etwas auf und greife nach seiner Hand.
 

„Wie … sieht die Sache mit meinem Vater denn jetzt aus?“ will ich wissen, während ich unsere Finger miteinander verhake.
 

„Ich hab´ ihm erklärt, dass alles seine Zeit beanspruchen würde und nicht in zwei Tagen geregelt sein könnte. … Also hat er mir erlaubt, dich, sozusagen für einen Urlaub, für drei Monate, mit nach Japan zu nehmen. Jedoch sollst du jedes Wochenende daheim anrufen, um zu erzählen, was du so treibst und erlebst. Und vor allem, wie es mit der Verständigung vorangeht.“, legt sich nun ein Lächeln auf seine Lippen, „Ich war nur nicht sicher, ob du noch mitkommen willst, nachdem, was dir Mokuba erzählt hat.“ meint Seto unsicher.
 

„Wenn du dich an meine Regeln halten musst, bekommen wir sicher keine Probleme miteinander.“ grinse ich nun und seine Lippen verbreitern sich ebenfalls zu einem Grinsen.
 

Ich ziehe ihn, an der verschlungenen Hand, zu mir, löse unsere Hände voneinander und schlinge meine Arme um seinen Hals, sodass er halb auf mir zum Liegen kommt. Ich vergrabe meine Hände in seinen Haaren am Hinterkopf und drücke ihn so noch näher zu mir, während er sich mit seinem Ellbogen abstützt. Dann lege ich auch schon sanft meine Lippen auf seine, während ich sogleich meine Zunge in seinen Mund schiebe und sofort auf ihren Gegenspieler treffe.
 

Ein leidenschaftlicher Zungenkampf entfacht, der unsere Körper erhitzt und in erregende Wallungen bringt.
 

Um eine Atempause einzulegen, lösen wir kurz unsere Lippen voneinander.
 

„Dein Zimmer? Dein Bett? Irgendwie erinnert mich das an eine Aussage deinerseits.“ meint Seto, der sich provokant an mir reibt, sodass ich ordentlich was zu spüren bekomme.
 

„Daran hab´ ich auch grad gedacht.“ erwähne ich und verschließe wieder unsere Lippen miteinander.
 

Nachdem wir uns wieder voneinander lösen, verlieren wir nach und nach unsere Kleidungsstücke, bis wir nackt sind. Und wenig später vereinigen wir uns auch, zum zweiten Mal überhaupt. Unser gemeinsames zweites Mal.
 

Und Seto schafft es wiederholt, mich in ungeahnte Höhen zu katapultieren, die, wie ich vermute, noch nie ein Mensch gesehen hat. Jedoch leise sind wir dabei nicht.
 

Anschließend kuscheln wir noch einige Zeit miteinander.
 

„Ich denke, wir sollten uns wieder unten blicken lassen. Ich hab´ deinen Eltern gesagt, dass ich nur hoch komme, um dich über unser Übereinkommen zu informieren.“ erwähnt er, nach einer Weile.
 

„Ähm, …“, ich werfe einen Blick auf meine Armbanduhr,
 

„Eineinhalb Stunden lang?“ frage ich ihn herausfordernd, doch er zuckt nur mit den Schultern.
 

„Na, dann sollten wir uns anziehen und schauen, was unten abgeht.“ meine ich und erhebe mich aus dem Bett, damit Seto nicht über mich klettern muss.
 

Er folgt mir und wir suchen unsere Sachen zusammen, die wir auch wieder anziehen.
 

Danach begeben wir uns wieder ins Wohnzimmer und alle Blicke kommen auf uns zum Liegen. Fragend sehen wir zurück, als Mokuba auch schon fragt:
 

„Ihr habt euch ausgesprochen und eine Lösung ausgehandelt?“
 

Ich antworte auch prompt:
 

„Ja. Wir haben zwei Kompromisse geschlossen.“
 

„Das war auch gar nicht zu überhören.“ grinst Mokuba nun.
 

Seto´s und meine Wangen laufen Schamrot an. Denise schämt sich überhaupt für uns. Sie wagt es nicht einmal, uns anzusehen.
 

Mein Vater räuspert sich vernehmlich und meint:
 

„Es ist ohnehin eure Sache, also zurück zum Wesentlichen. … Wenn du mitwillst, in zwei Tagen, Olivia, dann solltest du dir jetzt schon überlegen, was du alles mitnehmen willst. Und möglichst schon einiges einpacken, das du nicht bis dahin brauchst.“
 

„Ich gehe Ihnen auch gerne zur Hand, Miss Jelen.“ bietet Roland, der die ganze Zeit über schweigsam war, an.
 

„Vielen Dank, Roland. Hilfe kann ich sicherlich gebrauchen. Denn es wird, wie ich befürchte, nicht wenig sein, das ich mitnehmen will.“
 

„Wir bleiben doch Online in Kontakt, wenn du in Japan bist, oder?“ fragt mich mein Bruder.
 

„Dass ich meinen Computer mitnehme, damit kannst du fest rechnen. Denn ich würde ihn niemals hierlassen. Dafür sind mir meine Daten dann doch zu wertvoll.“ zwinkere ich ihm verschwörerisch zu und er lacht.
 

Dann bemerke ich, wie Denise traurig zu Mokuba blickt. Sie scheint sich wirklich mit ihm angefreundet zu haben und sich gut mit ihm zu verstehen. Ob sie allerdings eine gemeinsame Zukunft haben, steht in den Sternen.
 

Mokuba hingegen scheint noch nicht zu realisieren, dass ihm das Abschiedsszenario auch nicht erspart bleibt.
 

Um Denise etwas aufzumuntern, gehe ich zu ihr und sage:
 

„Keine Sorge. Ich lade dich hin und wieder zu uns nach Japan ein. Dann kannst du ein paar Tage bei uns bleiben, sofern deine Eltern nichts dagegen haben.“
 

Ein Lächeln legt sich auf ihre Lippen und sie nickt.
 

„Au, ja. Das wäre toll.“, ereifert sich Mokuba auch sofort erfreut,
 

„Das geht doch in Ordnung Seto, oder? Oder?“
 

„Ja, sicher.“ antwortet Seto entgeistert.
 

Danach werden noch letzte Details besprochen, Denise ruft ihre Eltern an und fragt, ob sie noch zwei Tage bleiben darf, weil sie uns verabschieden will, und anschließend fahren Seto, Mokuba und Roland wieder.
 

Doch wir haben uns für den nächsten Tag verabredet, da ich die eine Nacht in Seto´s Wohnung schlafen werde, da der Flug um 13.20 Uhr geht und noch viel vorzubereiten ist. Diese Nacht allerdings muss ich noch ausharren.
 

So falle ich spät abends glücklich in den Schlaf in meinem Bett, während Denise im Zimmer meines Bruders auf einer Matratze schläft.
 

***
 

Am nächsten Tag kann ich es kaum erwarten, meine Sachen zu packen. Morgen schon werde ich im Flieger sitzen und nach Japan, mit Seto, Mokuba und Roland, unterwegs sein. Ich bin schon ganz aufgeregt, was mich dort erwarten wird.
 

Aus meinen Kästen hole ich zwei Koffer und beginne schon mal die Kleidung, die ich nicht die nächsten zwei Tage anziehen will, einzupacken. Danach packe ich meine PC-Spiele, GameCube-Spiele, PlayStation- und PlayStation 2-Spiele, sowie meine DVD-Sammlung an Filmen, in Schachteln, die ich auch beschrifte, um beim Auspacken keine Zeit zu verlieren.
 

Anschließend gehe ich an meinen Schreibtisch, den ich Stück für Stück auseinandernehme. Das heißt, eigentlich meinen Computer, die Boxen, den Drucker, meine CD-Sammlung, meine Stifte-Sammlung und noch viel anderes Kleinzeugs stelle ich zusammen auf einen Haufen, wobei ich die kleineren Sachen in Taschen verstaue.
 

Mein Hobby-Zeugs ist eigentlich das meiste Zeugs, das ich besitze. Was geht, binde ich zusammen, was nicht in Taschen passt, alles andere stopfe ich in Taschen.
 

Nach etlicher Zeit betrachte ich dann getane Arbeit und blinzle entsetzt, wie viel ich vorhabe, tatsächlich mitzunehmen. Wie soll das ganze Zeug ins Flugzeug passen?
 

Zwei große Koffer, fünf große Schachteln, mein Computer, mein Drucker, meine Boxen und … ein, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht große Taschen. Ich glaube, mir wird schlecht. Wie soll ich das Ganze überhaupt transportieren?
 

Doch da macht auch schon ein Hupen auf sich aufmerksam.
 

Ich gehe an mein Fenster und entdecke die weiße Limousine.
 

Roland. Natürlich. Er kann mir helfen, fällt mir wieder ein. Er hatte mir ja seine Hilfe angeboten.
 

Schnell eile ich nach unten, obwohl meine Mutter bereits an der Tür steht und die feine Gesellschaft einlässt.
 

„Seto!“ falle ich ihm auch sofort um den Hals und küsse ihn.
 

Nachdem ich ihn wieder freilasse, lächelt er mich glücklich an und fragt:
 

„Und? Wie weit bist du mit dem Packen?“
 

„Ich hab schon mein Zimmer komplett ausgeräumt. Es sind nur noch Kleinigkeiten einzupacken. … Es ist aber wirklich viel zusammengekommen. Wie soll das ins Flugzeug passen?“ erwähne ich.
 

„Ich denke nicht, dass es Probleme mit dem Transport nach Japan geben wird. Wir fliegen schließlich mit einem angemieteten Flugzeug, das allein uns zur Verfügung steht. … Ich hab´ auch schon dafür gesorgt, dass ein Transporter kommt, wenn unsere Maschine landet, um deine Sache umzulagern. Dann fahren wir direkt zu unserer Villa, wo du dann in aller Ruhe deine Sachen in einem eigenen Zimmer verstauen kannst. Das Zimmer kannst du dann quasi als Arbeits- oder Hobbyzimmer nutzen, denn ich hoffe doch, dass wir uns in Zukunft mein Bett teilen werden.“ erklärt er mir.
 

Ich grinse, nicke eifrig und sage:
 

„Danke, Seto.“
 

„Du sollst dich doch schließlich wohl fühlen.“ meint er nur, als Begründung und ich küsse ihn abermals.
 

Ich geleite alle drei, also Mokuba, Seto und Roland in mein Zimmer, damit sie selbst mal die Menge meiner Sachen in Augenschein nehmen können.
 

„Was ist denn da alles drin?“ will Seto wissen.
 

„Das siehst du, wenn ich es wieder auspacke. … Darf ich mir das Zimmer eigentlich selbst einrichten?“ frage ich ihn aufgeregt, weil ich es kaum erwarten kann, mein neues Zuhause zu sehen.
 

„Ich kann sogar mit dir gemeinsam die Möbel aussuchen, wenn du willst.“ schlägt er vor.
 

„Klasse!“ freue ich mich riesig.
 

„Du hilfst mir doch beim Einpacken, oder?“ richte ich mich an Mokuba.
 

„Klar, sicher.“ freut sich Mokuba mit mir.
 

Ich scheine beide irgendwie mit meiner Euphorie anzustecken. Beide grinsen nämlich über mein Verhalten. Roland würde wahrscheinlich auch grinsen, wenn es ihm keine Anstrengung kosten würde. Vermute ich zumindest, denn ein müdes Lächeln ziert dennoch seine Lippen.
 

So machen wir uns daran, meine Sachen in die Limousine zu schaffen, die dort, bis wir ins Flugzeug steigen, verweilen werden.
 

Zuletzt packe ich noch einen Rucksack, wo ich meine Reservekleidung und meine Hygiene-Artikel verstaue, die ich ja vielleicht noch brauchen werde. Währenddessen räumt Roland im Alleingang den Rest in die Limousine.
 

Als endlich alles verstaut ist, begeben wir uns auf die Terrasse, da schönes Wetter herrscht und setzen uns da zu meinen Eltern für ein Getränk. Dort hält mir mein Vater auch sofort die Zeitung des heutigen Tages unter die Nase, wo Seto und ich, ich bei ihm eingehakt, abgelichtet worden sind.
 

Ich blinzle, denn ich erkenne mich kaum wieder. Auf dem Titelbild sehe ich tatsächlich so aus, als gehörte ich schon immer an Seto´s Seite. Dessen Lippen verziehen sich auch schon zu einem Lächeln.
 

„Sag´ bloß, dass du dich noch nie im Spiegel betrachtet hast?“ fragt er mich belustigt.
 

Ich schicke ihm einen bösen Blick und antworte:
 

„Sicher weiß ich, wie ich aussehe. … Ich hatte nur keine Ahnung, wie ich auf einem Foto wirken kann, wenn ich anders gekleidet bin, als ich es gewohnt bin.“
 

Mein Vater lacht.
 

„Ihr wirkt jetzt schon, wie ein altes Ehepaar.“ kann er sich nicht verkneifen und beide blicken wir meinen Vater irritiert an.
 

Passen wir wirklich so gut zusammen?
 

Mittlerweile glaube ich, Mokuba hatte Recht mit seiner These. Wir geben die perfekte Kombination ab, damit uns nie vom anderen langweilig wird, und bis ans Ende unserer Tage miteinander glücklich sein werden.
 

Ich nehme Seto´s Hand in meine und lächle ihn an.
 

Erst jetzt wird mir so richtig bewusst, dass er wirklich mein Traummann ist, mit dem ich mein Leben verbringen will. Ich will Kinder mit ihm haben und einfach nur glücklich mit ihm sein. Und ich schätze, viele Mädchen würden, jetzt wo ich offiziell bin, mit mir tauschen wollen.
 

Aber, nein. Seto gebe ich nie mehr frei. Er soll für immer mir gehören. Sein Herz soll für immer mir gehören. Denn er ist so eine Art Mensch, die so rar gesät ist, dass es ihn nur einmal gibt. Und diese eine Art Mensch, will ich für immer behalten.
 

Später verzieht sich Mokuba mit Denise, weil sie angeblich die Ortschaft etwas erkunden, oder Eis essen gehen wollen.
 

So ziehe ich mich mit Seto in mein Zimmer zurück, wo wir etwas unsere Zweisamkeit genießen und über unsere Zukunft sinnieren. Deshalb frage ich ihn auch:
 

„Würdest du eigentlich mit mir Kinder haben wollen?“
 

„Wie kommst du jetzt auf so eine Idee? Hat das nicht noch Zeit?“ will er wissen.
 

„Ja, schon. Aber, ich will wissen, wie du allgemein zu Kindern stehst. Ich würde mir nämlich schon Kinder mit dir wünschen. Zwei oder so.“ erwähne ich ihm daher.
 

Er überlegt einen Moment und es wirkt, als würde er sich vorstellen, Vater zu sein.
 

„Hm, … eigene Kinder … Ich weiß nicht. Ich hatte schon Arbeit, Mokuba zu erziehen.“ meint er skeptisch.
 

„Das sind doch die besten Voraussetzungen. … Ich wünsche mir aber doch Kinder mit dir.“ versuche ich ihn zu überreden und er seufzt.
 

„Können wir das ein andermal besprechen? Wenn du wirklich bereit bist, welche zu bekommen?“ bittet er mich um eine Verschiebung, und ich nicke betrübt. Aber ändern kann ich es nicht. Wenn es passiert, dann passiert es, oder wie?
 

Was ich weiß, haben wir bisher nicht verhütet. Er könnte auf die Idee kommen, dass wir jetzt nur noch Kondome verwenden. Ich seufze resigniert und kuschle mich etwas mehr an Seto.
 

Nach einer Weile frage ich ihn dann:
 

„Wollen wir nicht auch etwas Spazierengehen? Ich könnte etwas frische Luft vertragen.“
 

Seto nickt nur, wir erheben uns aus dem Bett, gehen nach unten und verlassen das Haus.
 

Wir marschieren einige abgelegene Straßen, aneinander kuschelnd, entlang und suchen uns irgendeinen Weg, der zuletzt wieder zurück zum Haus führt.
 

Als wir wieder zurückkommen, wird es schon dunkel und meine Eltern haben das Abendessen vorbereitet, zu dem sie Seto, Mokuba und Roland eingeladen haben.
 

Deshalb begeben wir uns auf die Terrasse, wo alles angerichtet ist, weil schönes Wetter herrscht, und wir beginnen zu essen. Denise und Mokuba sind auch bereits seit längerem zurück und haben beim Tischdecken geholfen, wie sie hier gerade erzählen.
 

Sie waren spazieren, haben unterwegs eine Konditorei gefunden, dort ein Eis gegessen und haben sich dann auf den Rückweg gemacht. Seto erwähnt nur, dass hier ein ganz nettes Örtchen wäre, wo man gut leben könnte, wenn man nicht an eine Firma gebunden wäre. Tja, Seto eben.
 

Nach dem Abendessen verabschieden wir uns dann von meinen Eltern und meinem Bruder, da wir Denise morgen ja noch sehen, schnappe mir meinen Rucksack und wir steigen in die vollgestopfte Limousine.
 

Bei Seto´s Wohnung werden wir abgesetzt, weil Mokuba und Roland in ihr Hotel zurückfahren und deshalb wünscht uns Mokuba noch eine gute Nacht zu zweit.
 

Danach begeben wir uns in die Wohnung und fallen mehr oder weniger sofort ins Bett, kuscheln uns aneinander und schlafen ein. Das war schließlich ein langer und anstrengender Tag.
 

***
 

Am darauffolgenden Tag, als ich erwache, blinzle ich und stelle fest, dass ich nicht in meinem Zimmer bin.
 

Als ich mich umsehe, erkenne ich, dass ich bei Seto bin, nur ist der Platz neben mir leer.
 

Irritiert werfe ich einen Blick auf die Uhr und stelle fest, dass es noch gar nicht so spät ist. 8 Uhr morgens. Und um 11 Uhr werden wir von Mokuba und Roland abgeholt.
 

Nur, … wo ist Seto? Wieso liegt er nicht neben mir im Bett? Und, wieso ist die Schlafzimmertür geschlossen?
 

Gerade, als ich mich aus der Decke schälen will, um zu sehen, wo Seto ist, öffnet sich die Tür des Schlafzimmers und wird mit dem Ellbogen aufgeschubst.
 

Steht in der Tür doch tatsächlich Seto mit einem Tablett in seinen Händen, worauf sich eindeutig das Frühstück befindet. Meine Lippen verziehen sich zu einem Grinsen.
 

„Frühstück im Bett? Du verwöhnst mich.“ kommentiere ich seinen Auftritt.
 

„So soll es auch sein, mein Engel.“ meint er liebevoll, während er aufs Bett zutritt und sich an die Bettkante setzt.
 

„Du bist echt zu süß.“ kann ich mir nicht verkneifen und hole mir meinen Guten-Morgen-Kuss ab.
 

„Komm, setz dich auf, mein Schatz.“ bittet er mich und ich komme seiner Bitte nur zu gerne nach.
 

Nachdem ich es mir, in der Sitzposition, bequem gemacht habe, stellt er das Tablett auf meinen Beinen ab. Dann beginnt er doch allen Ernstes damit, mich zu füttern. Ich finde das witzig und füttere ihn ebenfalls.
 

Als wir fertig gegessen haben, greife ich zu der Tasse und stelle fest, dass er mit Pfefferminztee gefüllt ist. Anscheinend hat meine Mutter ausgeplaudert, was ich gerne mag.
 

Als ich die Tasse leere, stelle ich plötzlich fest, dass etwas in meiner Tasse liegt. Ich hole den Ring heraus und öffne meinen Mund, doch ich bin einfach zu fassungslos, um ein Wort heraus zu bringen. Ich starre geschockt den Ring an.
 

Ja, geschockt trifft es ganz gut. Ich meine, ich halte hier einen Verlobungsring in meinen Fingern. Wie kommt Seto jetzt schon auf diese Idee? Hängt das mit seinen Verlassensängsten zusammen?
 

Seto wirkt nervös und angespannt. Kein Wunder. Er wartet noch immer auf eine Reaktion von mir. Aber, ich bin wie gelähmt. Ich muss demnach eine Entscheidung fürs Leben treffen.
 

Moment. Die habe ich doch bereits gefällt. Ich will mit ihm mein Leben verbringen. Das ist doch eigentlich bereits eine fixe Entscheidung. Ich schließe meinen Mund und verziehe meine Lippen zu einem Lächeln.
 

„Willst du mir irgendetwas mitteilen?“ frage ich ihn.
 

Und, wow, Seto scheint wirklich aufgeregt. Er spielt unruhig mit seinen Fingern.
 

„I…Ich … w…will … d…dich … fragen, … ob du … mich … heiraten willst.“, stammelt er unterbrochen, mit zitternder Stimme, als fürchte er sich vor der Antwort.
 

„D…das … soll jetzt … aber keine Verpflichtung sein, … mich sofort … zu heiraten. … Es soll … e…ein Versprechen darstellen.“ fügt er weiterhin stammelnd an und ich runzle meine Stirn.
 

Ich verstehe ja, dass er nervös ist, aber so extrem? Man könnte meinen, ihm steht der kalte Schweiß auf der Stirn. Als wäre dies der schwerste Akt, den er über sich bringt.
 

Ok, eindeutig Seto-untypisch. Kein Wunder also, wenn es ihn immense Überwindung kostet, mich tatsächlich zu fragen.
 

„Ich weiß, wie eine Verlobung zu verstehen ist. Aber, willst du das wirklich jetzt schon? Ist das nicht etwas zu früh, zu entscheiden?“ frage ich ihn ruhig.
 

Sofort schüttelt er seinen Kopf. Scheint so, als meine er das, mit der Verlobung, tatsächlich ernst. Meine Lippen verziehen sich zu einem Grinsen.
 

„Na, schön. Wie du meinst.“ zucke ich mit den Schultern und stecke mir den Ring an den Ringfinger meiner linken Hand.
 

Seine Augen werden groß und beginnen erfreut zu strahlen. Ich stelle das Tablett zur Seite und bitte ihn grinsend:
 

„Komm her, mein Verlobter.“
 

Freudig stürzt er sich in meine Arme und küsst mich.
 

Dann löst er sich von mir und hält mir einen weiteren Ring vor die Nase.
 

„Willst du mir den zweiten anstecken? Nur, bedenke, … in Japan musst du den Ring auf die andere Hand umplatzieren, sonst glaubt man noch, wir wären bereits verheiratet.“ macht er mich aufmerksam.
 

„Wäre das so schlimm?“ frage ich nach und er schüttelt seinen Kopf.
 

Also nehme ich ihm den Ring ab und meine:
 

„Jetzt stecke ich ihn dir trotzdem an den linken Ringfinger. … Und ich erwarte mir, auf jeden Fall, einen ordentlichen Heiratsantrag, wenn du es für reif dafür empfindest.“
 

Er nickt bestätigend und ich stecke ihm den Ring an den linken Ringfinger.
 

„Ich verspreche dir, ich werde in nächster Zeit meinen Antrag wiederholen, weil du es verdient hast, einen richtigen Antrag zu erhalten. Dieser hier … war eher ein Unfall. … Ich hatte in der Küche hin und her überlegt, ob ich es wagen soll, dann ist mir der Ring in die Tasse gefallen und ich hatte keine Zeit mehr, meine Worte zurechtzulegen, weil ich einfach zu unruhig und fast panisch wurde. Tut mir leid, Olivia. … Zudem hatte ich ohnehin vor, unsere Verlobung, wenn, öffentlich zu vollziehen. … Außerdem wollte ich dich noch über die Zeitverschiebung aufklären. … In Japan ist es jetzt nämlich 7 Stunden später als jetzt.“ erklärt Seto und blickt auf seine Armbanduhr, um fortzufahren, „Wir haben es jetzt 9 Uhr und 35 Minuten. Das heißt in Japan ist es jetzt 15 Uhr und 35 Minuten. … Der Flug selbst dauert um die 18 Stunden, auch, wenn es ein Direktflug ist. … Wir werden also gegen halb 8 Uhr morgen Früh in Tokyo landen. … Bist du eigentlich schon mal mit dem Flugzeug geflogen?“
 

Ich schüttle meinen Kopf und er meint:
 

„Macht nichts, sofern du keine Flugangst oder Reisekrankheit hast.“
 

„Keine Ahnung.“, zucke ich mit den Schultern,
 

„Aber, was macht man denn 18 Stunden in einem Flugzeug? Da wird einem doch langweilig.“
 

„Lass dich überraschen.“ grinst er mich schelmisch an und kuschelt sich an mich.
 

Einiges später, nach einem Blick auf die Armbanduhr, meint Seto:
 

„Wir sollten uns, glaub´ ich, langsam fertigmachen. … In einer halben Stunde kommt Mokuba uns bereits abholen.“
 

Ich nicke nur und ziehe Seto mit mir, aus dem Bett.
 

„Was hältst du davon, wenn wir gemeinsam duschen?“ schlage ich vor.
 

Seto sieht mich mit gerunzelter Stirn verwundert an.
 

„Was denn? Das haben wir noch nicht gemacht.“ begründe ich meinen Vorschlag und Seto kichert kopfschüttelnd.
 

Wenige Minuten später stehen wir gemeinsam unter der Dusche und küssen uns, während wir uns gegenseitig einseifen. Danach waschen wir uns die Haare gegenseitig und Seto spült uns beide ab, weil er die Brause, hoch über uns, halten kann.
 

Nach unserem Waschgang trocknen wir uns noch gegenseitig ab und ziehen uns dann selbst an.
 

Im selben Moment, als wir das Badezimmer verlassen, läutet es an der Tür. Seto schüttelt den Kopf und murmelt:
 

„Ein Glück, dass ich gestern, bevor wir zu dir aufgebrochen sind, schon gepackt habe. Als hätte ich geahnt, dass ich dazu keine Zeit mehr finde.“
 

„Tut mir leid, wenn ich dich zu sehr vereinnahme.“ sage ich leise, während ich vor meinem Körper die Arme überkreuze und meinen Kopf senke.
 

Er seufzt, legt seine Hand an meinen Hinterkopf, haucht mir einen Kuss auf die Stirn und drückt mich an sich.
 

„Das macht mir doch nichts aus. Ich liebe dich, mein Herz und bin glücklich darüber, dass du bei mir bist. … Ich hätte bestimmt etwas gesagt, wenn ich etwas zu tun hätte. … Aber, jetzt lassen wir Mokuba besser nicht länger vor der Tür stehen, sonst wird er noch ungeduldig.“ sagt er liebevoll, mit ruhiger und sanfter Stimme, während er sich von mir wieder löst, um Mokuba die Tür zu öffnen.
 

Mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen, folge ich ihm erst mit meinem Blick, dann mit Schritten in den Vorraum.
 

„Hallo, ihr zwei. Habt ihr alles beisammen?“ fragt Mokuba auch gleich zur Begrüßung.
 

„Ich hab´ zum Glück schon gepackt. Ich muss nur noch Kleinigkeiten einpacken.“ erklärt Seto und ich füge gleich an:
 

„Ich muss auch noch meinen Rucksack einräumen.“
 

„Dann macht mal. Roland wartet unten.“ erwähnt der Kleine.
 

So kehren wir gemeinsam ins Schlafzimmer zurück, wo wir das restliche Zeug einpacken und uns umsehen, ob wir auch nichts vergessen.
 

„Ich hab alles.“ meine ich erleichtert.
 

„Ich auch.“ sagt Seto und wir gehen zu Seto´s zwei Koffer, die im Wohnzimmer stehen, zu denen sich Mokuba bereits gestellt hat.
 

Seto drückt Mokuba die kleine Tasche, die Seto gepackt hat, in die Hand und ergreift seine zwei Koffer.
 

„Wir können gehen.“ meint Seto und so verlassen wir die Wohnung.
 

Seto schließt diese noch ab, dann verlassen wir das Gebäude und reichen Roland die Sachen, die er in den Kofferraum packt, und steigen bereits in die Limousine.
 

Nachdem Roland sich wieder hinter das Steuer gesetzt hat, geht die Fahrt, zum Flughafen, los.
 

~~~
 

Als wir endlich im Flugzeug sitzen, kann ich noch beobachten, wie die Limousine und meine Sachen im Frachtraum verstaut werden. Seto belustigt es, wie ich ganz neugierig jeden Handgriff, der getan wird, beobachte. Aber, er kann es sich ja leisten. Denn er muss, durch seine internationalen Geschäfte, sicher ganz oft durch die Gegend fliegen, und für mich ist es ja doch das erste Mal, dass ich in einem Flugzeug sitze.
 

Sogar Mokuba scheint uninteressiert. Und Roland sowieso, wenn er Seto immer und überallhin begleitet.
 

Etwas später ist es dann endlich soweit. Das Flugzeug rollt auf die Startbahn zu, beschleunigt und hebt ab.
 

Ein Wahnsinnsgefühl. In meinem Magen spielt sich was ab, aber schlecht wird mir nicht wirklich. Es ist einfach ein komisches Gefühl in meiner Magengegend. Als würde die Schwerkraft außer Kraft gesetzt.
 

Und nachdem das Flugzeug seine Flughöhe erreicht hat, legt sich das wieder. Die Schwerkraft ist wieder spürbar. Wie krass muss es erst sein, beim Sinkflug?
 

Plötzlich packt Seto eine Unmenge an Gesellschaftsspielen aus. Mokuba grinst Seto dabei fies an.
 

„Oh! … Seto, bist du etwa echt gewillt, mit uns Gesellschaftsspiele zu spielen? Ich dachte, solche Spiele liegen dir nicht.“ zieht Mokuba Seto auf, der seinem kleinen Bruder auch gleich einen bösen Blick schenkt.
 

Mit einem kleinen Nicken deutet Seto zu mir und ich blicke zwischen beiden irritiert hin und her.
 

„Ach? Für sie spielst du, für mich aber nicht?“ beschwert sich Mokuba sichtlich beleidigt, wendet sich ab und verschränkt seine Arme.
 

Seto seufzt frustriert.
 

„Ich werde das in Zukunft ändern, ok?“ versucht er Mokuba zu beschwichtigen.
 

„Versprichst du es?“ will dieser wissen.
 

„Ich verspreche es.“
 

„Wie wär´s mit einem Spieleabend, einmal die Woche. Meine Eltern haben immer freitags mit uns Kindern Spieleabend gemacht und am Wochenende haben wir was gemeinsam unternommen.“ schlage ich vor.
 

Da ich nicht vergessen habe, dass ich die Regeln aufstellen darf, bedenke ich Seto auch sogleich mit einem auffordernden Blick, damit ihm klar ist, dass er da nicht drum rumkommt.
 

Natürlich verzieht er sofort seine Mimik, als wäre ihm zum Heulen, doch Mokuba ist sofort davon begeistert, jubelt und schreit:
 

„Ja, so machen wir das.“
 

Wir zwei zeigen auch kein Mitleid mit Seto. Schließlich will ich mich wohlfühlen, weshalb ich auch ein Familiengefühl herstellen will.
 

Später sitzen wir an den Gesellschaftsspielen und spielen wirklich jedes Spiel durch. So kommen wir auch zu meinem Lieblingsspiel. Jolly oder auch Rommé genannt.
 

Nachdem ich ihnen meine individuellen Regeln erklärt habe, spielen wir stundenlang nur noch Jolly, mit Aufschreiben.
 

Irgendwann gehen uns allerdings die Lust und die Spiele aus und ich langweile mich so sehr zu Tode, dass ich einschlafe.
 

~~~
 

Als ich spüre, dass meine Lippen geküsst werden, werde ich allmählich wach und erwidere den Kuss, während ich meine Arme um Seto´s Hals schlinge. Jedoch löst er sich nach einer kurzen Weile von mir und meint grinsend:
 

„Ich schätze, jetzt bist du wach, mein Dornröschen. Wir sind in Tokyo gelandet und du hast die Landung verschlafen.“
 

Ich reiße meine Augen auf, um mich von seiner Aussage zu überzeugen. Und tatsächlich. Das Flugzeug steht auf dem Flughafen Tokyo auf der Landebahn still und wartet darauf, dass die Passagiere das Flugzeug verlassen.
 

So lasse ich mir von Seto aufhelfen und mich aus dem Flugzeug geleiten.
 

Um einiges später sind wir auch schon wieder in der Limousine, hinter uns der Transporter mit meinen Sachen folgend, unterwegs zur Kaiba´schen Villa.
 

Ich denke, jetzt fängt meine Zukunft an und mit Seto an meiner Seite sollte eigentlich nichts mehr schiefgehen können. Deswegen kuschle ich mich an seine Seite und nehme unsere Hände, um die Verlobungsringe an unseren Fingern zu betrachten.
 

Ja, ich bin glücklich und es kann nur mehr besser werden, da bin ich mir sicher.
 

~~ Ende ~~

Traum 31 (Begegnung am Jahrmarkt mit Folgen) - Teil 1

Diese Traumsequenz setzt sich aus 11 Traumteilen zusammen, wovon mir welche längst in Vergessenheit geraten waren und sich nun hier nahtlos zusammengefügt wiederfinden.
 

* Szene am Jahrmarkt

* Szene mit der Gala

* Szene im Grünen

* Szene in der Schule

* Szene in der Kaiba Corporation

* Szene mit den Eltern 1

* Szene mit dem Projekt

* Szene mit dem Urlaub

* Szene mit der Hochzeit

* Szene mit den Eltern 2

* Szene mit der Geburt
 

**************************
 

Ich bin Donnerstagabend alleine auf einem Jahrmarkt, weil keiner meiner Freunde, die in Wirklichkeit keine sind, keine Zeit hatte, und schlendere von Stand zu Stand, die wirklich schöne Sachen anzubieten haben. Von Kleidung und Schmuck, bis zu Videospielen und DVDs.
 

Plötzlich kommt mir eine Gruppe von Jungs entgegen, die mich ungeschickt anrempeln. Ich verliere mein Gleichgewicht und stolpere nach hinten. Ich befürchte bereits eine harte Landung, als ich unerwartet gegen jemanden stoße, der mir unter meine Arme greift und mich so vor einem Sturz bewahrt. Erleichtert seufze ich auf und lasse mir wieder auf die Beine helfen.
 

Nachdem ich mich umdrehe, sage ich rasch:
 

„Entschuldigung, … und vielen Dank fürs Auffangen.“, als ich zur Ehre komme, in die wunderschönsten leuchtendsten blauen Augen zu blicken, die ich jemals gesehen habe.
 

Ich bin kaum in der Lage, meinen Blick abzuwenden, zu sehr fühle ich mich im Bann dieser faszinierenden Augen. Dabei habe ich mich noch nicht einmal darüber schlau gemacht, zu wem diese Augen überhaupt gehören. Sofort ist mein Blick darauf fixiert gewesen. Ich fühle mich gar wie verzaubert von diesen wundervollen Augen.
 

Ob meine Augen auf mein Gegenüber dieselbe Wirkung zeigen, weiß ich nicht. Aber dieser sagt kein Wort. Das vergrößert nur meine Neugier, erfahren zu wollen, um wen es sich eigentlich handelt. Daher reiße ich mich von diesen wundervollen blauen Augen los und betrachte die ganze Person. Schon bleibt mir das Herz stehen, nur um im nächsten Moment viel schneller zu schlagen.
 

Seto Kaiba. Der Junge, in den ich schon eine halbe Ewigkeit heimlich verliebt bin. Doch dachte ich bisher, dass er für mich unerreichbar wäre.
 

Nun steht er hier direkt vor mir. Ich kann es kaum glauben. Aber dieser Junge hat mich eben aufgefangen und mich vor einem unangenehmen Sturz bewahrt, wäre er nicht zufällig hier gewesen.
 

Doch, ehe ich mich versehe, ist er in der Menge verschwunden. Ohne ein Wort zu sagen. Einfach so. Und in mir macht sich ein dumpfer Schmerz in meinem Herzen breit.
 

Aber, zum Glück, weiß ich, wo ich ihn finden kann. Ich muss ihn einfach wiedersehen. Ihn, der berühmteste reichste Junge Japans, der eine eigene Spielefirma besitzt. Ich bin gewillt, ihn wiederzusehen, egal, was passieren sollte. Ich nehme die Konsequenzen gerne in Kauf.
 

***
 

Am nächsten Tag am frühen Nachmittag, nach der Schule - ich habe meine Eltern vorgewarnt, dass ich vermutlich erst am nächsten Tag kommen werde und meiner Arbeitsstelle, dass ich mir heute freinehme - mache ich mich auf den Weg zum Gebäude der Kaiba Corporation.
 

Unschlüssig stehe ich vor dem Eingang. Er kennt ja meinen Namen nicht, das könnte ein Problem sein. Wird er mich überhaupt empfangen? Egal. Ich werde auf ihn warten, falls er bis zum Feierabend arbeitet. Nur, um ihn noch einmal zu sehen. Das ist schließlich keine Art, einfach zu gehen, ohne etwas zu sagen. Ich will seine Stimme hören und herausfinden, ob wir Seelenverwandte sind.
 

Mutig schreite ich also durch den Eingang und sehe mich um. Ob ich einfach weitergehen sollte, ohne mich anzumelden?
 

Doch da macht mir eine der beiden Empfangsdamen auch schon diese Vorstellung zunichte:
 

„Entschuldigen Sie, aber kann ich Ihnen helfen?“
 

Ich drehe mich zum Empfangstisch und trete näher.
 

„Ich möchte gern zu Seto Kaiba.“ erwähne ich hoffnungsvoll.
 

„Das wollen viele. Wie ist denn Ihr Name?“
 

„Jenna White.“
 

„Was ist der Grund für Ihren Besuch?“
 

„Ich möchte ihn wiedersehen. … Er hat mich gestern am Jahrmarkt vor einem schlimmen Sturz bewahrt, als ich angerempelt wurde. Er ist ohne ein Wort gegangen. Aber mein Name wird ihm nichts sagen. Wir sind uns nicht bekannt.“
 

„Verstehe.“
 

„Können Sie nicht nachfragen, ob er einen Moment Zeit für mich hat?“
 

Sie verdreht die Augen, nimmt aber den Telefonhörer in die Hand, um eine Nummer zu wählen.
 

„Hallo, Sieglinde. Ich habe hier ein junges Fräulein, das gerne Mr. Kaiba sehen möchte. … Aha, verstehe. Wie lange dauert denn die Besprechung? … Mhm.“ – „Miss White, Mr. Kaiba ist gerade in einer Besprechung. Diese wird noch ein oder zwei Stunden dauern, wenn nicht sogar länger. Soll ich ihm vielleicht irgendetwas ausrichten? Oder wollen Sie später wiederkommen? … Ich kann Ihnen aber nicht versprechen, dass er Sie empfangen wird.“
 

„Lassen Sie bitte fragen, wie lange er gedenkt heute zu arbeiten. Ich würde nämlich gerne auf ihn warten. Vielleicht macht er dann ja auch früher Feierabend.“
 

„Das wage ich zu bezweifeln, aber wie Sie wünschen.“ – „Sieglinde, wenn er wieder frei ist, richte ihm bitte aus, dass das Fräulein Jenna White auf ihn wartet, bis er Feierabend macht. Da er das Fräulein aber nicht kennt, solltest du anfügen, dass er sie gestern am Jahrmarkt vor einem Sturz bewahrt hat. … Ja, ja, ich weiß. … Was kann ich denn dafür? Richte Mr. Kaiba einfach die Nachricht aus, ok? … Gut.“
 

Sie legt den Hörer wieder auf und sieht mich an.
 

„Wollen Sie hier im Wartebereich warten?“
 

Dankbar nicke ich.
 

„Darf ich Ihnen vielleicht auch etwas zu trinken anbieten?“
 

Ich lächle sie freundlich an und antworte:
 

„Danke. Ein Mineralwasser, bitte.“
 

Ich begebe mich schon zum Wartebereich und mache es mir auf einer der vielen Couchs bequem, als mir die Frau auch schon ein Glas mit Mineralwasser vor die Augen hält.
 

„Vielen Dank.“ sage ich, als ich ihr das Glas abnehme.
 

Sie nickt lächelnd und kehrt zu ihrem Arbeitsplatz zurück.
 

~~~
 

So vergeht Stunde um Stunde und ich denke mir, warum sollte er mich eigentlich empfangen? Er kennt mich doch gar nicht. Dennoch bin ich nicht gewillt, zu gehen.
 

Die Empfangsdame sieht sogar schon ständig besorgt zu mir und scheint bereits zu beten, dass in nächster Zeit ein Anruf folgt.
 

Wahrscheinlich ist er nicht gewillt, durchzugeben, wann er für gewöhnlich Feierabend macht. Und, dass er nicht einen Moment Luft hat, bezweifle ich. Schließlich ist er auch nur ein Mensch und braucht mal für ein paar Minuten Pause.
 

~~~
 

Nach zwei weiteren Stunden und noch besorgteren Blicken der Empfangsdame ertrage ich es nicht länger. Ich werde besser draußen warten. Sie soll sich nicht für mich verantwortlich fühlen und hat mich so auch nicht ständig im Blick. Das ist mir nämlich reichlich unangenehm.
 

Also erhebe ich mich und sage ihr freundlich, im Vorbeigehen, während ich ihr meine Visitenkarte in die Hand drücke:
 

„Ich komme später wieder. Rufen Sie mich doch am Handy an, wenn sich etwas tut.“
 

„Das mache ich. Auf Wiedersehen!“
 

„Wiedersehen!“
 

Somit verlasse ich das Gebäude.
 

Draußen vor dem Gebäude, wo zufällig unter einem Baum eine Parkbank steht, mache ich es mir bequem und überprüfe, ob die Frau mich sehen kann. Da dem nicht so ist, bin ich erleichtert und betrachte das Gebäude von außen, oder die umherlaufenden Menschen. Mir ist klar, dass kein Anruf folgen wird, darum warte ich, bis er das Gebäude gewillt ist, zu verlassen. Egal, wie spät es dann sein wird.
 

~~~
 

Stunde um Stunde vergeht. Die Menschen werden immer weniger und meine Müdigkeit nimmt immer mehr zu.
 

Gegen 22 Uhr habe ich schon Schwierigkeiten wach zu bleiben, zwinge mich aber, wach zu bleiben. Mein Wille ist stärker, als meine Müdigkeit.
 

Gegen 2 Uhr morgens des nächsten Tages, fallen mir mittlerweile die Augen immer wieder zu, jedoch reiße ich mich immer wieder zusammen, um ja nicht zu verpassen, wenn er das Gebäude verlässt.
 

Dann ist es auch endlich soweit.
 

Da mein Blick den Eingang fixiert, sehe ich ihn aus dem Gebäude treten.
 

Nur wenige Laternen erhellen den Weg zu seiner Limousine, die vor etwa 10 Minuten hier angefahren kam.
 

Nach fünf Schritten erblickt er mich und sein Blick bleibt auf mir liegen, bis er auf meiner Höhe ist, und dann plötzlich innehält.
 

Diese wunderschönen blau leuchtenden Augen.
 

Zufrieden schließe ich meine Augen und lasse mich auf die Bank sinken. Ich durfte ihn wiedersehen. Das war alles, was ich wollte. Jetzt darf ich schlafen. Und schon bin ich im Traumland angekommen.
 

~~~ Seto´s Sicht ~~~
 

Was soll das?
 

Mir wurde zwar gesagt, dass ein Mädchen auf mich wartet, aber ich habe angenommen, dass sie nach einer Stunde wieder gehen würde.
 

Als mich die Empfangsdame vor Stunden angerufen hat und mir sagte, sie wäre erst gegen 19 Uhr gegangen. Sie hatte also bereits 5 Stunden auf mich gewartet. Und jetzt muss ich feststellen, dass sie hier weitergewartet hat.
 

Dieses Mädchen ist ganz schön beharrlich. Was wollte sie eigentlich von mir? Mir wurde nur ausgerichtet, dass sie mich gerne sehen wollte. Nur für einen Moment. Ist sie überhaupt auch nur einmal von hier weggegangen? Dann hat sie bestimmt auch nichts gegessen.
 

Verzweifelt und unsicher presse ich meine Augen zusammen. Wie konnte ich nur so dumm sein, anzunehmen, dass alle Mädchen gleich wären. Alle, wirklich alle, sind bisher nach einer oder zwei Stunden gegangen. Aber nicht sie. Sie hat gewartet.
 

Zeugt das von Dummheit, oder von Willenskraft und Entschlossenheit? Aber, dass sie eingeschlafen ist, würde mich jetzt annehmen lassen, dass sie bekommen hat, was sie wollte.
 

Aber das reicht mir nicht, als Begründung. Ich will wissen, was sie von mir wollte.
 

Da ich aber nicht weiß, wie ich sie wiederfinden kann, werde ich sie wohl oder übel zu mir mitnehmen müssen. Zudem bin ich der Meinung, wenn sie schon so lange auf mich gewartet hat, hat sie es zumindest verdient, dass ich mich wenigstens jetzt ein bisschen um sie kümmere.
 

Entschlossen hebe ich sie auf meine Arme und trage sie auf die Limousine zu. Roland, der die Tür der Limousine bereits für mich geöffnet hat, nimmt mir die Fracht ab, ich steige in den Wagen und Roland hält mir das Mädchen entgegen, das ich auf meinen Schoß ziehe. Kurz darauf fährt die Limousine los.
 

Zugegeben, ihr ruhiger Blick am Jahrmarkt, nach ihrer Rettung, hat mich fasziniert. Ich weiß gar nicht, wie lange wir uns nur in die Augen gestarrt haben. Mein Verstand war von ihren Augen völlig umnebelt. Nichts hatte in diesem Moment auch nur Wichtigkeit, außer diesen Augen.
 

Doch, als sie Abstand genommen und mich im Ganzen betrachtet hat, wusste ich, dass der magische Moment vorbei war. Sie würde mich erkennen, auch, wenn ich ihr nichts davon ansehen konnte.
 

Ich will doch nur einmal in meinem Leben ein Mädchen treffen, das mich meinetwillen lieben kann, und nicht, weil ich reich und berühmt bin. Ob sie dieses Mädchen ist? Ich werde es nicht herausfinden, wenn ich mich von ihr fernhalte. Ich werde ihr eine Chance einräumen, um herauszufinden, was sie wirklich von mir will.
 

~~~
 

Bei der Villa angekommen, hält mir Roland wieder die Tür auf und ich wuchte uns beide umständlich aus der Limousine, da ich diesmal nicht gewillt bin, dieses Mädchen aus meinen Händen zu geben. Zu sehr wünsche ich mir, dass sie die Eine ist, die für mich bestimmt ist. Es muss schließlich einen Grund geben, warum sie so lange auf mich gewartet hat, und warum sie nicht eher auf die Idee gekommen ist, mich aufzusuchen. Es war nämlich nicht zu übersehen, dass ich sie in meinen Bann gezogen haben muss. Auf welche Weise auch immer. Wegen des Geldes oder wegen mir? Ich weiß es nicht. Aber ich will es herausfinden.
 

Ich trage das Mädchen in meine Villa und im Eingangsbereich überlege ich, wo ich sie hinbringen soll.
 

Gästezimmer? Zu unpersönlich. Besser ich lege sie in mein Bett, in meinem Zimmer. Ja, dort soll sie ihren Platz finden.
 

So schreite ich, mit ihr auf meinen Armen, die Treppen hoch, in den ersten Stock und bringe sie in mein Schlafzimmer. Dort lege ich sie vorsichtig auf mein Bett.
 

Schnell sind ihre Schuhe ausgezogen und ich ziehe die Decke über sie. Sie auszuziehen wage ich nicht. Es könnte ihr unangenehm sein und mir wäre es auch mehr als peinlich.
 

Nun gehe ich ins Bad und mache mich bettfertig.
 

Anschließend schlüpfe ich noch in einen dunkelblauen Seidenpyjama und lege mich, auf der anderen Seite, zu ihr ins Bett.
 

Nachdem ich mich zugedeckt habe, schließe ich meine Augen und binnen kürzester Zeit drifte ich ab, in einen traumlosen Schlaf.
 

*** Meine Sicht ***
 

Irgendwann werde ich wach, lasse aber noch meine Augen geschlossen. Meine Erinnerung kehrt zurück und ich wundere mich, warum ich einen weichen Untergrund habe.
 

Nun doch neugierig geworden, öffne ich vorsichtig meine Augen. Mir ist klar, dass ich nicht zuhause sein kann, denn ich war nicht nach Hause gegangen. Doch, wo bin ich?
 

Ich blicke mich um, und sehe sehr wertvolle Möbel aus sehr teurem Material. Das sieht alles so edel aus. Ich schiebe die Bettdecke zur Seite, schwinge meine Beine aus dem Bett und bin gewillt, mich etwas mehr umzusehen.
 

Ah, auf der linken Seite befindet sich eine Glastür. Ein Blick nach draußen verrät mir, dass das wohl ein Balkon ist. Weiters gibt es hier noch zwei Holztüren und eine davon muss nach draußen führen. Also versuche ich erst die eine Tür gegenüber dem Bett.
 

Oh, Fehlanzeige. Das hier ist ein Badezimmer. Ein wirklich schönes und edel eingerichtetes Badezimmer. Gut, dann die andere Tür.
 

Da bemerke ich meine Schuhe, die vor dem Bett abgestellt sind und schlüpfe hinein, danach gehe ich wieder zur zweiten Tür.
 

Oh, mein Blick führt hinaus auf einen Flur, wo sich noch mehr Türen befinden. Da fällt mein Blick auf die Gemälde im Flur.
 

Wie wunderschön. Ich gehe zu einem blumenüberfüllten Bild und blicke mir dieses fasziniert an. Ich kann nicht anders. Ich muss dieses Bild fotografieren. Daher zücke ich mein Handy aus meiner Hosentasche, stelle fest, dass es um 10 Uhr morgens ist und mache ein Foto mit Blitz, da der Flur doch recht dunkel ist.
 

Dann betrachte ich das nächste Bild und fotografiere es ebenfalls mit Blitz. Das mache ich so noch bei etlichen Weiteren.
 

Doch, als ich ein Bild an einer eichenbraunen Wand fotografieren will, öffnet sich diese unerwartet und mein Blitz trifft einen unvorbereiteten Seto Kaiba. Dieser blinzelt, weil ihn mein Blitz geblendet hat.
 

Erschrocken weiten sich meine Augen, während ich gebannt den Türrahmen und dann die Tür betrachte. Die Erkenntnis trifft mich, wie ein Blitz. Mist, das war keine Wand, sondern eine Tür. Sofort setze ich meine Entschuldigung an:
 

„Es tut mir leid. Ich wusste nicht, dass das eine Tür ist.“
 

Zusätzlich sehe ich ihn auch entschuldigend an. Hoffentlich ist er jetzt nicht sauer auf mich. Wenigstens weiß ich jetzt, wo ich hier bin.
 

„Wieso liegst du nicht im Bett?“ ist seine erste Reaktion, die er von sich gibt.
 

„Weil ich wach bin? … Ist ja nicht so, dass ich krank wäre.“ sehe ich ihn irritiert an.
 

Er schnaubt. Ich vermute, dass er doch sauer ist, weil ich hier durch die Gänge schleiche.
 

„Was hast du hier überhaupt gemacht?“ will er nun wissen.
 

Ich versuche zu lächeln, was mir aber eher misslingt und antworte:
 

„Ich habe die Bilder fotografiert. Sie haben mir gefallen.“
 

Ich bin mir schließlich im Klaren, dass es das einzige Mal sein wird, dass ich hier sein werde. Da wollte ich die Gelegenheit schließlich nutzen und nicht sinnlos verstreichen lassen.
 

„Dann kannst du mir auch sicher verraten, warum du auf mich gewartet hast.“ fordert er mich auf, ihm zu antworten.
 

„Ich wollte dich wiedersehen. … Da das der Fall war, kann ich ja jetzt gehen. … Mach´ dir keine Umstände, ich werde schon nach draußen finden.“ sage ich nur und kehre ihm den Rücken.
 

Enttäuscht gehe ich den Flur entlang und stecke mein Handy wieder in meine Hosentasche. Was habe ich auch erwartet?
 

Als ich die Treppe gefunden habe, die nur drei Türen von ihm entfernt ist, winke ich ihm noch, doch, als ich die Treppe hinabgehen will, höre ich ihn rufen:
 

„Warte!“
 

Ich drehe meinen Kopf in seine Richtung und stelle fest, dass er seinen Arm nach mir ausgestreckt hat. Verwundert lege ich meinen Kopf schief und warte ab, was er mir noch zu sagen hat. Denn ich habe keine Ahnung, was in ihm vorgeht.
 

„Bleib´ doch noch zum Frühstück.“ ruft er mir zu.
 

Stimmt, ich hab´ seit gestern Mittag nichts mehr gegessen und lege mir unbewusst eine Hand an meinen Bauch, der sich doch recht flau anfühlt. Also nicke ich und warte ab, was er nun vorhat.
 

Wie erwartet kommt er auf mich zu und meint:
 

„Ich zeige dir den Weg in die Küche.“
 

Wieder nicke ich und diesmal legt sich ganz von selbst ein kleines Lächeln auf meine Lippen. Na, dann bin ich mal gespannt.
 

Als wir die Küche betreten, ist der Tisch bereits für zwei Personen gedeckt. Stimmt, es ist ja Samstag. Sein kleiner Bruder wird da sein und mit ihm frühstücken wollen.
 

Eigentlich habe ich hier nichts zu suchen. Ich fühle mich unwohl. Warum hat er mich gebeten, zu bleiben. Ihm muss doch klar sein, dass kein Platz für mich ist.
 

Doch da geht er auch schon zu der Frau, die am Herd steht und flüstert ihr etwas zu, was ich nicht hören kann. Diese nickt und macht Platz für ein drittes Gesteck.
 

Oh? Bin ich etwa doch willkommen? Aber jetzt muss sich diese Frau Umstände wegen mir machen, und ich senke beschämt meinen Kopf.
 

„Was ist?“ fragt er mich forsch.
 

Ich weiß nicht, was er von mir denkt, aber ich antworte ihm wahrheitsgetreu:
 

„Ich wollte doch nicht, dass man sich wegen mir Umstände macht.“
 

Irgendwie klinge ich in meinen Ohren, als wäre ich immer ungern willkommen. Stimmt ja auch. Immer geben mir meine Freunde, die sich nicht wie Freunde verhalten, das Gefühl, dass man meine Anwesenheit nur hinnimmt, weil man ja nicht unhöflich sein will, und mich in Wahrheit eigentlich nur loswerden will. Niemand kann mich wirklich gut leiden. Ich bin einfach zu eigen. Niemand kann mich so akzeptieren, wie ich bin. Es würde mich wundern, wenn es bei ihm anders wäre. Doch gewundert hat es mich schon, dass er wollte, dass ich bleibe. Das ist mir auch noch nie passiert.
 

Da reißt mich die ältere Frau aus meinen Gedanken:
 

„Es macht mir doch keine Umstände. Es kommt ohnehin viel zu selten vor, dass wir Besuch haben. … Vor allem Seto hier, bringt sonst nie jemanden mit.“
 

Verwundert hebe ich wieder meinen Kopf an und sehe sie mit schiefgelegtem Kopf an. Sie lächelt mich freundlich an. Ich komme nicht drum herum, ihr Lächeln leicht zu erwidern. Sie ist wirklich eine sympathische Frau.
 

Nachdem sie mir auch noch einen Stuhl gebracht hat, stellt sie ihm eine Tasse Kaffee auf den Tisch und macht sich wieder am Herd zu schaffen.
 

Nach zehn Minuten richtet sie einiges am Tisch an und uns wird je ein Teller mit einem Toast gereicht. Die Frau holt gerade Besteck, als ich bereits nach meinem Toast greife, um einen Biss zu machen. Da fällt mir allerdings der merkwürdige Blick in seinen Augen auf.
 

„Du kannst ruhig Besteck benutzen. Ich esse ihn lieber mit meinen Händen.“ sage ich und mache einen Biss.
 

Der Toast schmeckt recht trocken. Den bekomm´ ich sicher nicht ohne Ketchup hinunter. Doch andererseits ist es mir unangenehm danach zu fragen. Aber gar nichts zu essen, ist unhöflich, nachdem sich die nette Frau schon die Umstände gemacht hat.
 

Also springe ich über meinen Schatten und frage kleinlaut:
 

„Darf ich Ketchup dazu haben, bitte?“
 

Die Frau lacht:
 

„Genau wie Mokuba. Der kriegt den Toast auch nur mit Ketchup runter.“
 

Irritiert sehe ich die Frau an, die aus einem Schrank tatsächlich eine Flasche Ketchup herausholt. Ein Glück, es ist mild.
 

Ich drücke mir einen Batzen auf den Teller und tunke den Toast auf einem Eck an, um anschließend das Stück abzubeißen und zu verspeisen.
 

~~~
 

Nachdem wir das Frühstück aufgegessen haben und die nette Frau die Küche verlassen hat, fragt er mich unvorbereitet:
 

„Warum bist du eigentlich noch hier?“
 

Verwundert sehe ich ihn an. Was soll diese Frage?
 

„Du hast mich darum gebeten, zum Frühstück zu bleiben.“ gebe ich zur Antwort und trinke noch den letzten Schluck meines Getränks, das mir später die Frau noch gereicht hat.
 

„Mich würde interessieren, was ich offensichtlich in deinem Bett in deinem Schlafzimmer zu suchen hatte. … Aber, da ich keine Antwort erwarte, entschuldige mich, bitte. Ich habe soeben mein Frühstück beendet und werde jetzt gehen.“
 

Ich weiß nicht, warum, aber ich fühle mich plötzlich wieder abgelehnt. Ich werde mich ihm sicher nicht aufdrängen, wenn er das annehmen sollte.
 

Deshalb erhebe ich mich vom Stuhl und mache Anstalten die Küche zu verlassen und anschließend sein Anwesen.
 

Doch, nachdem ich die Küche verlassen habe, spüre ich einen Windhauch, ehe ich eine Hand an meinem Oberarm spüre, der mich festhält. Ich werde herumgerissen und stelle fest, dass er es ist, der mich wiederholt vom Gehen abhält. Ich seufze.
 

Was will er denn noch von mir? Soll er mich doch einfach leiden und mich mit meinem Schmerz allein lassen. Wenn er mich noch länger daran hindert zu gehen, werde ich nicht mehr die Kraft dafür aufbringen können. Ist ihm denn nicht klar, was er mir da antut? Nein, sicherlich nicht. Bestimmt ist es ihm auch egal.
 

„Du kannst noch nicht gehen. Wir haben noch nicht geredet.“ wirft er mir entgegen.
 

Das war ja auch nicht mein Plan. Aber gut, wenn er reden will, soll mir das recht sein. Also lasse ich mich von ihm wieder zurück in die Küche zerren und auf meinen Stuhl plumpsen.
 

„Also, noch einmal. Warum hast du auf mich gewartet?“ will er wiederholt von mir wissen.
 

Wieder antworte ich ihm nur:
 

„Ich wollte dich wiedersehen.“
 

Er grummelt:
 

„Ich will die ganze Wahrheit.“
 

War ja klar, dass er sich mit dieser kurzen Antwort nicht zufriedengibt. Also werde ich ihm wohl oder übel die ganze Antwort an den Kopf knallen müssen.
 

„Also gut. Du hast es nicht anders gewollt. … Ich weiß, dass dir viele Mädchen nachlaufen und dich anhimmeln. … Die Wahrheit ist, ich bin schon länger heimlich in dich verliebt. … Doch, als du mich am Jahrmarkt vor dem Sturz bewahrt hast, war ich von deinen Augen einfach nur verzaubert. … Als ich dich dann im Ganzen wahrgenommen habe, dachte ich, mich trifft der Schlag. … Es ist doch was Anderes, wenn man weiß, der in den man verliebt ist, ist unerreichbar. … Doch, als du da plötzlich vor mir standest, da warst du plötzlich nicht mehr so unerreichbar. Das hat mich tief getroffen. … Die Wahrheit ist, ich konnte mich nicht mehr zurückhalten. Ich musste dich wiedersehen. Schließlich wusste ich, wo ich dich finden kann. … Wenn ich von dir träume, dann sehne ich mich immer danach, einfach nur in deinen Armen zu liegen.“
 

Sein Blick sagt alles. Er glaubt mir nicht. Ich fasse es ja nicht. Der denkt wirklich, ich hätt´s auf sein Geld abgesehen. Dummerweise habe ich mich so weit nach hinten gedrückt, dass der Stuhl mit mir umfällt. Au, mein armes Kreuz.
 

Er erhebt sich leicht vom Stuhl und blickt auf mich verwundert herab. Ich komme nicht herum, einfach loszulachen. Ich bin doch echt zu blöd.
 

Seufzend rapple ich mich wieder auf, stelle den Stuhl wieder ordentlich hin und setze mich wieder drauf. Jetzt muss ich das mal klarstellen.
 

„Hast du etwa geglaubt, ich träume davon, wie ich mit Geld um mich werfe?“
 

Ertappt senkt er beschämt seinen Blick. Na, toll.
 

„Na, hör mal. … Ich bin nicht darauf angewiesen, von anderen Geld zu nehmen. Ich bin nicht arm, aber auch nicht reich. Grad so in der Mitte. … Wenn ich etwas haben will, dann kaufe ich es mir von meinem Geld. Und wenn ich Geld annehme, dann wäre es nur geliehen. Ich würde es komplett zurückzahlen.“
 

Den nächsten Satz nuschle ich mehr zu mir:
 

„Nicht so, wie einige Freunde, die keine wirklichen sind, die einen nur anschmarotzen.“
 

Wieder hat er so einen merkwürdigen Blick drauf. Diesmal nehme ich an, dass er meine Situation nachempfinden kann. Ihm geht es in dieser Hinsicht schließlich nicht anders. Aber wieder zurück zum Wesentlichen.
 

„Weißt du, … du kannst dich im Moment noch so unnahbar geben, doch bist du mir im Moment so nah, dass ich mich nur zu dir vorbeugen müsste.“, was ich auch tue.
 

Er weicht mir allerdings etwas zurück. Ich scheine ihn überrumpelt zu haben.
 

Ich erhebe mich vom Stuhl und umrunde, mit meinen Beinen, ohne meinen Oberkörper großartig zu bewegen, den Tisch und beuge mich noch etwas vor, sodass ich seinen Atem auf meinen Lippen spüren kann, denn sein Mund ist leicht geöffnet.
 

Wahrscheinlich, um besser Luft zu bekommen, in seiner derzeitigen verkrümmten Position. Doch mein Blick fixiert nur seine Augen. Gott, wie gerne ich in ihnen versinken würde.
 

Meine Lippen sind seinen so nah, wie noch nie zuvor. Hoffentlich unternimmt er jetzt nichts dagegen.
 

Doch, als ich seine beiden Hände an meinen Oberarmen wahrnehme, nutze ich die Gelegenheit und lege meine Lippen auf seine. Nur eine sanfte leichte Berührung, während ich meine Augen schließe.
 

Es fühlt sich so ungewohnt an. Ich habe zuvor noch nie jemanden geküsst. Das ist mein erster Kuss. Und ich bin glücklich, dass er ihm gilt. Dem, in den ich so unendlich verliebt bin. Doch ich lasse die Berührung nicht lange bestehen. Ich habe keine Ahnung, ob ich mit Zunge küssen kann oder wie sich das anfühlt. Wie gesagt, es war mein erster Kuss.
 

Als ich ihm wieder in die Augen sehen kann, stelle ich seinen verdutzten Blick fest. Ob er mitbekommen hat, dass ich keine Erfahrungen habe? Ob er schon Erfahrungen hat? Will ich das überhaupt wissen? Ja, eigentlich schon. Auch, wenn es schmerzhaft ist. Weil ich in ihn verliebt bin.
 

Unerwarteter Weise spüre ich plötzlich wiederholt seine Lippen auf meinen. Ich bin zu perplex, um zu reagieren. Jedoch bemerke ich, dass er seine Lippen gegen meine bewegt. Ich versuche, seine Bewegungen nachzuvollziehen, weiß aber nicht, ob ich das hinkriege.
 

Dann versuche ich doch, seine Bewegungen zu erwidern und es fühlt sich einfach nur berauschend an. Doch nun komme ich an einen Punkt, wo ich mir selbst im Weg stehe. Einerseits möchte ich noch mehr von seiner Nähe, andererseits wage ich nicht, ihn zu berühren. Ich habe Angst, dass er mich dann von sich stößt. Also erwidere ich einfach nur den Kuss, ohne ihm irgendwie zu nahe zu kommen, oder ihn auch nur auf irgendeine Weise zu berühren.
 

Nach einer Weile wird mir das aber abgenommen. Ich spüre, wie seine Hände von meinen Oberarmen nach hinten auf meinen Rücken wandern und mich sanft, aber bestimmt, an ihn näher drücken.
 

Kurz darauf vernehme ich seine Zunge an meinen Lippen. Oh, Gott. Er bittet um Einlass. Soll ich, oder soll ich nicht? Ach, was soll´s. Wenn ich es nicht versuche, werde ich nie herausfinden, wie ein Zungenkuss funktioniert.
 

Also öffne ich meine Lippen und sofort huscht seine Zunge in meine Mundhöhle. Er fährt mir so tief in den Rachen, dass ich das Gefühl habe, würgen zu müssen. Schnell steuere ich dagegen, ziehe meinen Kopf etwas zurück, und dränge seine Zunge zurück.
 

Anscheinend glaubt er, dass ich den Kuss abbrechen will, doch da lasse ich meine Zunge bereits in seine Mundhöhle schlüpfen und umspiele seine Einwohnerin.
 

Erst jetzt stelle ich fest, dass ich meine linke Hand an seiner Schulter abstütze. Wann habe ich meine Hand da hingetan? Vielleicht, als ich mich fluchtartig zurückgezogen habe, weil ich das Gefühl hatte, würgen zu müssen? Möglich.
 

Ich genieße es einfach nur, das berauschende Gefühl seiner Zunge, die sich um meine schlingt und zärtlich umspielt. Wie konnte es eigentlich so weit kommen? So viel haben wir doch gar nicht miteinander gesprochen?
 

Ich weiß nur mehr, dass ich ihm einen kurzen und einfachen Kuss sanft auf seine Lippen gedrückt habe. Er war es, der den Kuss wiederholen musste und ihn jetzt noch vertieft hat. Ich muss mich echt arg zusammenreißen, um ihn nicht mit all meiner Sehnsucht und Liebe zu erdrücken. Wer weiß, ob er damit umgehen könnte. Nur eins steht fest. Wenn er den Kuss noch länger bestehen lässt, kann ich für nichts garantieren.
 

Mein innerer Drang, mich an ihn zu pressen, wird immer stärker. Meine zweite Hand hat den Weg an seine Schulter gefunden. Verkrampft kralle ich meine Finger in seine Schulter. Ich kann dem nicht mehr lange standhalten. Meine Sehnsucht frisst mich innerlich auf. Ich will ihn einfach nur in meine Arme nehmen und ihn fest an mich drücken. Ich will mich an ihn schmiegen und diese Gefühle nie mehr missen.
 

Zu meinem Bedauern lösen sich meine Hände von seinen Schultern und rutschen nach hinten ab, sodass ich ihm automatisch näherkomme. Er nutzt natürlich sofort die Gelegenheit und drückt mich mit mehr Nachdruck an sich. Ich gebe meine Gegenwehr auf und lasse mich gegen ihn fallen. So zieht er mich auch sofort auf seinen Schoß und drückt mich fest an sich.
 

Muss er denn gar nicht in seine Firma? Wieso denke ich denn plötzlich daran? Er hat bereits so viel Zeit für mich geopfert, die er bei weitem besser nutzen könnte, als mich hier zu foltern.
 

Er empfindet ja doch nichts für mich. Wahrscheinlich spielt er nur mit mir. Wieviele wohl schon auf seine Spielchen hereingefallen sind? Ich werde bestimmt nicht als ein Spielzeug enden. Ich werde es erst gar nicht so weit kommen lassen. Meine Jungfräulichkeit schenke ich nur bei gegenseitiger Liebe her. Und so lange ich mir nicht sicher sein kann, werde ich mich auch nicht einfach so hergeben.
 

~~~
 

Nach einer halben Ewigkeit löst er den Kuss und ich drücke sofort meinen Kopf gegen seine Schulter. Er soll mir jetzt nicht ins Gesicht sehen. Meine Wangen sind bestimmt gerötet und meine Augen schimmern leicht von den Tränen, die ich unterdrücke, auf Grund meiner vorangegangenen Gedanken. Doch anscheinend war ich etwas zu ruckartig, denn der Stuhl unter uns verliert sein Gleichgewicht und kippt nach hinten.
 

Er stöhnt schmerzhaft auf, sagt aber sonst nichts dazu. Vorsichtig hebe ich den Blick und stelle fest, dass er seine Augen geschlossen hat.
 

„Entschuldige.“ hauche ich.
 

Mehr wage ich im Moment nicht zu sagen. Dennoch schmiege ich mich nun noch mehr an ihn. Ich will nicht, dass diese Nähe endet und dieser magische Moment zwischen uns zerstört wird, wo wir beide alleine sind.
 

Doch mein Wunsch wurde nicht ganz erhört, denn in diesem Augenblick wird die Küchentür geöffnet und ein kleiner schwarzhaariger Junge kommt zur Tür herein. Er marschiert an uns vorbei. Scheinbar hat er uns noch nicht erblickt. Er nimmt sich eine Tasse, schüttet sich da etwas hinein und dreht sich um. Seine Augen weiten sich.
 

„Morgen, Seto. Lass´ dich nicht stören. Bin schon weg.“
 

Hastig verdrückt er sich wieder aus der Tür und schließt sie hinter sich.
 

Da meine Wangen wieder normale Farbe angenommen haben und meine Tränen mittlerweile getrocknet sind, hebe ich verwundert meinen Blick.
 

Er seufzt. Das ist das Kommando für mich, von ihm aufzustehen und ihm aufzuhelfen. Verwunderter Weise nimmt er sogar meine Hand an. Und das, wo er doch sonst von niemandem Hilfe annimmt. Warum dann ausgerechnet von mir? Habe ich ihn etwa von mir überzeugt?
 

Wohl eher nicht. Aber dennoch war es eine schöne Zeit, die ich mit ihm verbringen durfte. Ich werde sie immer in Ehren halten. Denn es ist Zeit, dass ich gehe. Bestimmt hat er noch viel vor, da störe ich doch nur. Seine Firma hat schließlich Priorität in seinem Leben und ich bin nur ein unwichtiges Mädchen, das unsterblich in ihn verliebt ist. Wahrscheinlich wird es auch nie zu Liebe werden. Aber, was soll´s. Er hat mir etwas Unwiederbringliches geschenkt. Zeit und einen unvergesslichen Kuss mit ihm.
 

Komisch. Jetzt stehen wir uns wieder gegenüber und starren uns nur an. Wird das noch zur Gewohnheit?
 

„Es ist besser, wenn ich jetzt gehe. Ich habe dir schon genug Zeit gestohlen.“ - Und mich dir unwillentlich aufgedrängt. Auch, wenn es eigentlich dein Wille war.
 

Ich seufze und drehe mich um, um wiederholt die Küche zu verlassen. Doch wieder schnellt seine Hand zu meinem Oberarm.
 

„Warte. Ich bringe dich zur Tür.“ meint er.
 

Ich bin mir nicht sicher, aber ich habe das Gefühl, dass er meinen Namen vergessen hat, oder ihn gar nicht weiß.
 

„Jenna.“ helfe ich ihm daher gerne auf die Sprünge und lächle ihn leicht an.
 

Wundersamer Weise legt sich nun auf sein Gesicht ebenfalls ein kleines Lächeln. Weder Mundwinkelzucken, noch unterdrückt er diese Geste. Dennoch bin ich unsicher.
 

Er geleitet mich in den Eingangsbereich, öffnet die Türe und tritt noch davor. Doch wieder spüre ich seine Hand an meinem Oberarm, der mich daran hindert, die wenigen Stufen vor mir herab zu schreiten.
 

„Heute Abend gegen 20 Uhr findet eine Gala statt und ich brauche noch eine Begleitung. Hättest du Lust?“ knallt er mir unerwartet vor den Kopf.
 

Ich fange sofort an zu strahlen.
 

„Gerne.“
 

Meine Gedanken werden aber sofort wieder abgestumpft, als mir einfällt, dass dort sicher eine bestimmte Kleiderordnung gegeben sein wird. Wahrscheinlich hatte er erst gar nicht vor, dorthin zu gehen.
 

„Wie muss ich denn dafür gekleidet sein?“ frage ich daher nach.
 

„Zieh´ dir einfach etwas Schickes an.“
 

Kurz überlege ich, was er sich darunter vorstellen könnte. Dann hake ich nach:
 

„Schick schick, trendy schick oder lässig schick?“
 

Seine Augen werden einen Moment groß, bis er zu begreifen scheint. Er rollt mit seinen Augen und seine Lippen verziehen sich zu einem Grinsen.
 

„Ein Abendkleid sollte reichen.“ antwortet er mir dann einfach nur.
 

Ich erwidere sein Grinsen verlegen und nicke verstehend.
 

„Da mein Kleiderschrank bedauerlicher Weise so was wie ein Abendkleid nicht aufweist, weil ich zuvor noch nie zu solchen Veranstaltungen mitgenommen wurde, werde ich mir wohl eins besorgen müssen.“
 

Er will schon etwas erwidern, aber ich komme ihm zuvor:
 

„Denk´ nicht einmal daran. Ich werde mir selbst eins besorgen. Und, wenn ich es nur ein einziges Mal trage. Das ist es mir allemal wert.“
 

Beschwichtigend hebt er seine Hände und meint unschuldig:
 

„Ich hab´ doch gar nichts gesagt.“
 

Ich nicke seine Worte ab, als er auch schon einen Schritt auf mich zumacht, sodass uns nur noch wenige Millimeter voneinander trennen. Er beugt sich zu mir herab und haucht mir ins Ohr:
 

„Sei um halb acht da, damit wir pünktlich dort ankommen.“
 

Oh, Gott. Er macht mich ganz verrückt. Röte legt sich auf meine Wangen. Das spüre ich, weil mir immens heiß wird.
 

Komisch. Als wir uns in der Küche geküsst haben, habe ich nichts dergleichen wahrgenommen. Wahrscheinlich war ich zu sehr mit dem Küssen beschäftigt und zu sehr in meine Gedanken vertieft.
 

Ich nicke nur und er entfernt sich wieder ein Stück von mir. Dann kommt er allerdings wieder näher, doch diesmal um mir einen sanften kurzen Kuss auf die Lippen zu drücken. Der Kuss ist so zärtlich, dass ich dahinschmelzen könnte. Ich erwidere ihn nur zu gerne, dann ist es auch schon vorbei.
 

Ich lächle ihn noch einmal an und gehe anschließend die Treppe herab. Danach drehe ich mich noch einmal um und stelle fest, dass er mir nachsieht. Ich winke ihm zu, er winkt zurück, dann beginne ich zu rennen. Ich bin einfach nur glücklich. Und ich muss mich beeilen, wenn ich es bis heute Abend schaffen will. Und ich weiß jetzt schon, dass mich das nicht billig kommen wird.
 

~~~
 

Ich bin nun bei einer Schneiderin und habe ihr mitgeteilt, dass ich ein Kleid will, dass dem weißen Drachen mit eiskaltem Blick Konkurrenz machen kann.
 

Sie nimmt meine Maße und ich beobachte sie kritisch bei ihrer Arbeit.
 

Nach zwei Stunden hält sie mir das Kleid gegen den Körper und ich bin einfach nur überwältigt. Ich komme mir vor wie damals, als die Leute in Europa noch weiße Perücken trugen. So eine Spannweite hat das Kleid. Das müssen ziemlich viele Unterröcke sein. Der Stoff, den sie gewählt hat, könnte glatt als Eisblau durchgehen. Und das Beste ist, das Kleid wurde mit saphirblauen Juwelen bestückt. Na, wenn ihn das nicht umhaut, dann weiß ich auch nicht.
 

Ich probiere das Kleid an und betrachte mich damit im Spiegel. Es passt wie angegossen. Dann bringt mir die Schneiderin auch noch dazupassende Handschuhe und eine Handtasche und ich bin hin und weg.
 

Darum zahle ich auch den teuren Preis von € 1200,--. Das ist es auf jeden Fall wert. Es ist wirklich ein Traum von einem Kleid und die Handschuhe und die Handtasche dazu machen mein Outfit perfekt.
 

Schnell verstaue ich meine Utensilien in der neuen Handtasche, lasse alles gleich an und gehe weiter in ein Schuhgeschäft, wo ich mir dazupassende Schuhe vorstellen lasse. Und schon bin ich wieder um € 300,-- ärmer.
 

Danach steuere ich den nächstbesten Friseur an. Dort lasse ich mir eine passende Frisur machen. Eine Hochsteckfrisur mit, auf den Seiten, herabhängenden Haarsträhnen.
 

Danach gehe ich, so wie ich bin, zu einem Juwelier und besorge mir eine passende Halskette und Ohrringe, die mit denselben Juwelen, wie das Kleid, bestückt sind.
 

Nachdem ich mir die perfekte Wahl angelegt habe, entdecke ich sogar noch ein passendes Diadem und passende Armreifen. Alles ist echt Silber. Da muss ich einfach zugreifen. Ich will schließlich erreichen, dass Seto Kaiba aus den Latschen kippt, wenn er mich erblickt. Ob er mich dann überhaupt wiedererkennt?
 

Nachdem ich auch den Juwelier bezahlt habe – Gott, ich habe für meinen Aufzug locker um die € 3500,-- bezahlt. Das ist echt nicht billig. Aber ich habe ja das Geld. – werfe ich einen Blick auf die Uhr. Na, toll. Es ist in einer Viertelstunde halb acht. Jetzt muss ich mich beeilen. Schnell renne ich Richtung Kaiba-Villa.
 

~~~
 

Und nicht zu früh, gelange ich dort an. Ich muss mich erst einmal auf meine Knie stützen, um wieder zu Sauerstoff zu gelangen.
 

Nachdem sich mein Atem wieder etwas beruhigt hat, richte ich mich wieder her, vor allem meine Frisur hat unter dem Gerenne gelitten, und drücke den Klingelknopf.
 

Geduldig warte ich, dass mir das Tor geöffnet wird.
 

Nachdem das Tor geöffnet wurde, schreite ich hocherhobenen Hauptes durch den Vorgarten auf die Haustür zu. Ich trete die wenigen Stufen empor, als mir auch schon die Tür vom Hausherrn geöffnet wird.
 

Seinem Gesichtsausdruck zu urteilen, haut es ihn sprichwörtlich aus den Socken. Sein Mund steht sperrangelweit offen. Ich glaube kaum, dass es vor mir, schon jemals jemand geschafft hat, ihn in Staunen zu versetzen.
 

Gut, ich muss auch den Anblick einer Prinzessin bieten. Dafür habe ich schließlich selbst gesorgt. Ich habe mein Ziel erreicht und bin glücklich darüber, dass ich ihm scheinbar mehr, als nur gefalle.
 

Nun mustere ich ihn einmal. Na, so ein Zufall aber auch. Er trägt ebenfalls zufällig einen Anzug mit derselben Farbe, wie mein Kleid. Dazu trägt er eine blaue Krawatte, die ebenfalls dasselbe Blau der Juwelen zu besitzen scheint. Na, wenn wir jetzt nicht das dynamische Duo bilden, dann weiß ich auch nicht.
 

Meine Lippen verziehen sich zu einem Grinsen. Da hatten wir beide wohl dieselbe Idee. Dennoch irritiert es mich, dass er sich immer noch nicht gerührt hat. Sitzt der Schock meines Aussehens immer noch in ihm? Dann sollte ich ihn wohl wieder aufwecken.
 

„Mund zu. Es zieht.“, mache ich eine belustigte Bemerkung und füge an, „Es ist unhöflich, jemanden so offensichtlich anzugaffen.“
 

Ich kann es mir einfach nicht verkneifen, zu kichern. Ja, mein Ziel habe ich auf jeden Fall erreicht. Er war wirklich völlig weggetreten, von meinem Anblick. Aber jetzt scheint wieder Leben in ihn zurückzukehren.
 

„Du siehst einfach atemberaubend aus.“ macht er mir ein Kompliment.
 

Da kann ich mir einfach nicht verkneifen, mehr zu mir zu nuscheln:
 

„Das habe ich gemerkt.“
 

Dennoch fühle ich mich geschmeichelt, ausgerechnet diese Worte aus seinem Mund zu hören. Deshalb legt sich auch eine leichte Röte auf meine Wangen.
 

Plötzlich höre ich ein Motorgeräusch. Ich drehe mich um und stelle fest, dass sein Chauffeur die Limousine vorgefahren hat. Als ich mich wieder zu ihm umdrehe, hält er mir seinen Arm entgegen. Eine Aufforderung, die ich nur zu gut kenne.
 

Ich hake mich bei ihm unter und lasse mich von ihm zur Limousine geleiten. Er lässt mich als erstes Einsteigen und rückt dann nach.
 

Nachdem der Chauffeur die Tür wieder geschlossen hat, die er zuvor offengehalten hat, fahren wir los.
 

Wir sitzen zwar jetzt nebeneinander, bin mir aber nicht sicher, ob ich mich annähern darf. Also lasse ich es auf einen Versuch ankommen, denn sein Blick ist links aus dem Seitenfenster der Limousine gerichtet.
 

Vorsichtig, da er seine Arme verschränkt hat, lege ich meine rechte Hand auf seinen rechten Oberarm. Ich will seine Aufmerksamkeit.
 

Als er meine Hand wahrnimmt, ruckt sein Kopf sofort zu mir. Ich sehe ihn verlegen an und frage sehr leise:
 

„Darf ich?“
 

Er scheint zu verstehen, was mein Anliegen ist, löst seine Verschränkung und hebt einladend seinen Arm zu meiner Seite. Ich kuschle mich sofort an ihn und er legt seinen Arm um mich. Es fühlt sich immer wieder schön an, so nah bei ihm sein zu dürfen. Irgendwie fühlt es sich so an, als wären wir ein Paar.
 

Dabei weiß ich noch nicht einmal, wie ich ihn ansprechen soll. Darum benenne ich ihn auch in meinen Gedanken nicht. Aber, wenn wir zu einer Gala fahren, sollte ich das schon wissen.
 

Daher frage ich ihn, nach einer Weile, des Schweigens:
 

„Sag mal, … wie soll ich dich eigentlich ansprechen?“
 

Ich weiß, ich komme da früh drauf. Aber besser jetzt gefragt, als zu spät.
 

„Sag einfach Seto zu mir.“ antwortet er mir.
 

„Überall?“ muss ich einfach nachfragen.
 

Und zu meiner Überraschung nickt er einfach nur. Ich wage ihn gar nicht zu fragen, ob wir jetzt zusammen sind. Aber das hat ja auch noch Zeit. Das ist eher nebensächlich. Schließlich kennen wir uns noch nicht wirklich. Wir sollten uns überhaupt erst besser kennen, um so etwas zu entscheiden. Ich bin nur froh, dass er mir diese Chance einräumt.
 

Da fällt mir aber dann auch noch ein anderer Gedanke ein, den ich auch gleich offen aussprechen muss:
 

„Darf ich dich denn auch in der Öffentlichkeit küssen?“
 

Verwundert blickt er auf mich herab.
 

„Willst du das denn?“ fragt er mich, mit angehobener Augenbraue.
 

Ich zucke mit den Schultern und entgegne:
 

„Warum denn auch nicht? … Ich bin schließlich in dich verliebt und nehme mir von dir, was ich kriegen kann. … Nur wirst du nie erleben, dass ich dich um Geld bitte.“
 

Oha. Ein Lächeln macht sich auf seinen Lippen breit. Ich glaube, der Gedanke, mich in der Öffentlichkeit zu küssen, gefällt ihm. Ich, offiziell als seine Freundin? Ehrlich gesagt hätte ich echt nichts dagegen. Doch im nächsten Moment bereue ich meine Gedanken daran.
 

Totales Blitzgewitter. Und ich zucke leicht zusammen. Wie viele Presseheinis sind hier bitte anwesend? Hoffentlich hat Seto nicht gemerkt, wie ich kurz zusammengezuckt bin. Gott, gleich bin ich offiziell.
 

Die Limousine hält, der Chauffeur steigt aus und öffnet die Tür. Doch, bevor Seto aussteigt, fragt er mich:
 

„Alles ok?“
 

Ich atme tief durch und nicke. Also auf, ins Getümmel.
 

Seto steigt elegant aus und streckt anschließend seinen Arm nach mir aus. Ich nehme seine Hand und tue es ihm so elegant wie möglich nach.
 

Nachdem ich neben ihm stehe, legt er einen Arm um meine Taille und schiebt mich mit sich den roten Teppich zu dem Hoteleingang. Aha, die Gala findet also in diesem Hotel statt.
 

Nachdem wir drinnen sind, dirigiert er mich zu einem Saal und dort zu einem Tisch, wo er mir gentlemanlike den Stuhl rückt. Ich nicke nur dankbar und achte penibelst auf meine Haltung. Ich will Seto schließlich nicht blamieren. Deshalb überlasse ich es auch ihm, für uns zu bestellen. Denn die ganzen Kellner, die hier herumwuseln haben nicht wenig Beschäftigung, da will ich ihnen nicht auch noch unnötig Zeit stehlen, indem ich zu unschlüssig bin.
 

Wenig später werden uns Weingläser hingestellt und anschließend platziert sich ein Paar uns gegenüber. Seto erhebt sich, während ich sitzen bleibe, und schüttelt dem Mann die Hand. Die Frau setzt sich ohne Umschweife neben mich.
 

Dann beginnen Seto und der Mann über Dinge zu sprechen, die wohl mit Seto´s Firma zu tun haben. Deshalb schließe ich, dass der Mann wohl ein Geschäftspartner von Seto ist.
 

Ich lausche ihnen interessiert, weil ich dummerweise verstehe, worüber sie sich unterhalten. Ich wünschte, ich würde es nicht verstehen, denn sonst würde ich mich nicht von der Masse abheben. Aber, wie gesagt, ich bin Eigen und wahrscheinlich auch gewöhnungsbedürftig. Die Partnerin oder Ehefrau von Seto´s Geschäftspartner hört eher gelangweilt zu, da sie wahrscheinlich gar nichts kapiert. Ich seufze.
 

Plötzlich werde ich von der Frau angesprochen:
 

„Verstehen Sie, was die beiden da bequatschen?“
 

Ich lasse ein belämmertes verzweifeltes kurzes Kichern erklingen, ehe ich antworte:
 

„Ja, leider. Ich wünschte, es wäre nicht so.“
 

Mit weit aufgerissenen Augen starrt sie mich an, während ich sie eher gelangweilt betrachte.
 

„Ehrlich? Sie können wirklich verstehen, wovon mein Mann und ihre Begleitung da sprechen?“ fragt sie sichtlich geschockt nach und ich nicke nur.
 

Ist ja klar, dass das in der Damenwelt ein Schock ist. Ich bin schließlich schon oft genug mit meinem Können und meinem Wissen auf Abneigung gestoßen. Ob Seto es auch so sehen wird, wenn er davon erfährt?
 

Doch da fragt sie mich auch schon:
 

„Wie kommt es eigentlich, dass sie davon etwas verstehen?“
 

Ich überlege, ob ich ihr wirklich alles erzählen soll. Aber dann überwinde ich mich und beginne zu erzählen:
 

„Das liegt schon etwas länger zurück. Damals war noch der Commodore 64 und 128 auf dem Markt. … Ich war damals 12 als mein Vater den Commodore 128er heimbrachte, nachdem der 64er eingegangen war. … Anfangs habe ich nur die Videospiele auf den Floppy-Disks gespielt. Aber dann hat mein Vater begonnen, Programme zu programmieren. Das hat mich total interessiert, deshalb hab´ ich ihm dabei immer zugesehen. … Irgendwann habe ich dann beschlossen, es selbst zu versuchen und habe ein Programm begonnen zu programmieren. … Ich wollte nur eine Datenbank erstellen, wo ich Bilder, Musik und Spiele sammle. … Ich hab´ sogar versucht, den Commodore 128 mit dem 64er zu kombinieren. Dummerweise hat es nur geklappt, auf den Commodore 64 zu wechseln, aber nicht zurück. Dabei wollte ich unbedingt den Yankee Doodle in meiner Datenbank haben, der leider nur auf dem Commodore 64 programmiert war. … Das Problem war einfach, dass sich die Programmiersprachen zu sehr unterschieden haben, dass ich aus dem anderen nicht schlau wurde. Aber zugegeben, ich habe mich auch nicht näher damit beschäftigt. Das System vom Commodore 128 war so leicht zu begreifen, dass ich einfach nicht umsteigen wollte. Dennoch habe ich es nie geschafft, meine Datenbank zu beenden.“
 

„Was ist passiert?“ will sie wissen.
 

„Na, ja. Der Commodore 128 ist auch eingegangen. Mein Vater brachte dann nach einer Weile das erste Windows heim. Das war damals die 3.11er Version bei uns. Danach war der Commodore schnell vergessen, auch, wenn ich ihm nachgetrauert habe, weil ich meine Datenbank gerne beendet hätte. Ich hatte schließlich viel Zeit darin investiert. … Danach habe ich mich eigentlich nicht mehr so viel darum geschert, irgendwas zu programmieren. Ich hatte einfach keine Lust mehr. Hab´ mich nur den Videospielen gewidmet, die es damals gab. … Später kamen dann noch Windows 98 und das ME, die mein Vater mit der Zeit mitbrachte. Das ME hab´ ich echt geliebt. Da gab es Spiele, um die es mir echt leidtut, dass man sie jetzt nicht mehr spielen kann.“
 

Ich seufze.
 

„Und haben Sie noch weitere Hobbys, als Videospiele?“ will sie weiterwissen.
 

Erst jetzt bemerke ich, dass das Gespräch zwischen Seto und seinem Gesprächspartner zum Stillstand gekommen ist. Ich zucke mit den Schultern und setze zur Antwort an:
 

„Na, ja, ich puzzle gerne oder male nach Zahlen. Ich bin schließlich kein Maler oder Künstler, somit bin ich auf die Farbgebung angewiesen. … Ansonsten sticke ich noch gerne, singe gern oder ich schreibe Geschichten.“
 

„Sie schreiben?“
 

„Ja, schon. Aber bitte denken Sie jetzt nicht, dass ich Bücher veröffentliche. Nein, das mache ich nicht. Ich stelle meine Geschichten in einem Forum online. Also ich verdiene nichts daran. Es ist ja schließlich nur ein Hobby und mein Schreibstil ist bei weitem noch nicht perfektioniert. Ich lerne noch, die Sätze so zu formulieren, dass man sich richtig in die Geschichte hineinfühlen kann. Ich hab´ auch schon einige Geschichten geschrieben. Einige sind gut angekommen und andere weniger. Aber da kann man halt nichts machen.“
 

Sie nickt lächelnd, als würde sie wirklich verstehen, was ich meine. Tz.
 

Da ich einen Druck auf meiner Blase verspüre, wende ich mich an die, am Tisch Sitzenden:
 

„Entschuldigen Sie mich, bitte. Ich geh´ mich frisch machen.“ und gebe Seto nebenbei einen kurzen Kuss, ehe ich mich erhebe und zu den Toiletten aufbreche.
 

~~~ Seto´s Sicht ~~~
 

Wow, ich kann es kaum glauben, was in diesem Mädchen alles steckt. Sie hat wirklich viele Talente, von denen ich nicht einmal geahnt hätte, dass sie sie besitzt. Dummerweise habe ich irgendwann begonnen, mehr ihr zuzuhören, als meinem Geschäftspartner. Aber er hat zum Glück nichts dazu gesagt. Ich rechne aber jeden Moment mit einer Ansprache.
 

„Mr. Kaiba. Ich hab´ Sie ja noch nie so abwesend erlebt. Die ganze Zeit über scheinen ihre Gedanken bei ihrer Begleitung zu sein. … Es ist kaum zu übersehen, wie sehr Sie von ihr angetan sind. Sie schmachten sie ja regelrecht an.“ meint er amüsiert.
 

Hm, ganz Unrecht hat er nicht. Ich finde sie geradezu perfekt für mich. Und je mehr ich von ihr erfahre, umso mehr will ich sie an meiner Seite wissen. Sie versteht es ja selbst, sich in gehobener Gesellschaft zu bewegen. Sie ist wirklich faszinierend. Ich bin regelrecht von ihr verzaubert. Ja, da bin ich mir eindeutig sicher. Sie ist einfach wundervoll und wie für mich geschaffen.
 

Ich habe mich entschieden. Ich werde sie nie mehr gehen lassen. Ich will sie an meiner Seite haben. Für immer. Ich bin mir aber nicht sicher, ob sie das so ohne weiteres machen wird. Sie ist schließlich in mich verliebt und hofft darauf, dass ich ihre Gefühle erwidere.
 

Aber, tue ich das denn nicht, wenn ich sie bei mir haben will? Ich denke schon. Ich will sie in meiner Nähe wissen.
 

Kuscheln nehme ich auf jeden Fall gerne an. Und küssen, darauf will ich auch nicht verzichten. Wenn ich sie ansehe, schlägt mein Herz um einige Takte schneller und ich vermisse sie, wenn sie auch nur den Raum verlässt.
 

Diese Sehnsucht bei mir hervorzurufen, ist bisweilen noch keinem gelungen. Sie ist echt die Erste, die es geschafft hat, mein Herz zu berühren. Ihre Augen haben mich von vornherein in ihren Bann gezogen.
 

Wo bleibt sie denn nur? Ich vermisse sie bereits. Bin ungeduldig, sie wiederzusehen. Sie wieder bei mir zu wissen. Ich will ihre Lippen spüren, die so sündhaft schmecken. Oh, wie sehr ich sie doch begehre, nach so kurzer Zeit, in der wir uns erst kennen. Aber offen sagen, würde ich von alledem nie etwas. Darum antworte ich meinem Geschäftspartner auch nur:
 

„Wenn Sie meinen.“ und zucke mit meinen Schultern.
 

~~~ Meine Sicht ~~~
 

Als ich die Toilette wieder verlasse, stelle ich aus der Ferne fest, dass ich die ganze Zeit, die ich mich mit der Frau unterhalten habe, mein Essen völlig vergessen habe. Das sollte ich schleunigst nachholen.
 

Am Tisch angekommen, spüre ich plötzlich einen Arm, der um meine Beine geschlungen ist. Mein Blick geht den Arm entlang und endet bei Seto. Ich habe fast den Eindruck, als hätte er mich tatsächlich vermisst. Wie süß. Meine Lippen verziehen sich zu einem Lächeln.
 

Also beuge ich mich zu ihm herab und küsse ihn. Doch er lässt mich nicht mehr, mich so schnell zurückziehen. Er schnappt immer wieder nach meinen Lippen. Deshalb vergrabe ich meine Hand in seinen Haaren und intensiviere unseren Kuss. Ich lasse es sogar zu, dass er seine Zunge ins Spiel bringt. Und insgeheim frage ich mich, ob er mir mit diesem Kuss etwas zu sagen versucht.
 

Nach einer Weile löse ich mich gewaltsam von ihm und er zieht doch tatsächlich einen Schmollmund. Ich fasse es ja nicht. Er ist wirklich zu süß. Um ihn versöhnlich zu stimmen, gebe ich ihm einen letzten kurzen Kuss und setze mich nun endlich auf meinen Stuhl. Seine Augen strahlen mich regelrecht an.
 

„Hach, ja. Frisch Verliebte.“ schwärmt die Frau von Seto´s Geschäftspartner und gibt ihrem Mann einen kurzen Kuss auf die Lippen, den dieser lächelnd erwidert.
 

Dann mache ich mich daran, wenigstens etwas zu essen. Denn im nächsten Moment bittet der Mann die Frau zum Tanzen auf, sie willigt ein und sie lassen uns allein zurück.
 

Nachdem das Paar auf die Tanzfläche gegangen ist, will ich nun endlich wissen, mit wem ich hier eigentlich die Ehre hatte, mich zu unterhalten. Also frage ich:
 

„Seto? Wer waren die beiden eigentlich?“
 

Er lächelt mich an und antwortet:
 

„Das waren die Karowskis. Mein Geschäftspartner und Freund Willibald mit seiner Frau Isabelle. Sie waren schon ganz neugierig auf dich, da er es gewohnt ist, dass ich solchen Veranstaltungen fernbleibe.“
 

Ich nicke lächelnd und erwidere:
 

„Sie sind wirklich sehr sympathisch.“
 

Dann steht er plötzlich auf und hält mir ebenfalls seine Hand hin, wie es zuvor sein Geschäftspartner bei seiner Frau gemacht hat.
 

„Hättest du Lust mit mir zu tanzen?“ fragt er mich und ich glaube, mir wird übel.
 

Beschämt senke ich meinen Kopf. Ich werde ihn blamieren, wenn er mit mir tanzt. Ich werde ihm auf die Füße treten. Oh, Gott, mir wird schlecht. Ich kann doch gar nicht tanzen. Ich fürchte, ich muss es ihm sagen.
 

„Ich … kann nicht tanzen.“ gestehe ich verlegen, während ich vorsichtig meinen Blick anhebe.
 

Er lächelt spitzbübisch und meint:
 

„Das ist kein Problem. Dann werde ich es dir eben zeigen.“
 

Ich strahle ihn an und lege meine Hand auf seine. Das wird wohl mein erster Walzer werden. Er zieht mich mit sich auf die Tanzfläche und ich stelle mich anschließend ihm gegenüber. Abwartend blicke ich ihn an.
 

Er nimmt meine Hände und positioniert sie. Eine Hand an seiner Schulter, die andere mit seiner verbunden.
 

„Nun verfolge die Schrittfolge meiner Füße.“ meint er und ich beobachte seine Füße.
 

Ich kopiere seine Schritte, damit er nicht stolpert und da es sich immer um dieselbe Schrittfolge handelt, habe ich den Tanz ziemlich rasch begriffen. Es beginnt sogar, mir Spaß zu machen.
 

Als ich es sogar schaffe, den Blick von den Füßen zu nehmen, und ihm nebenbei in die Augen zu sehen, beginnt er plötzlich, mich richtig mit sich zu schwingen und lächelt mich an.
 

Anfangs habe ich einige Schwierigkeiten, die Schrittfolgen mit dem Schwung zu folgen, danach habe ich das Gefühl mit ihm durch die Gegend zu schweben. Er führt wirklich gekonnt. Ob er das wohl öfter tut? Ich meine, mit Frauen tanzen.
 

Zufällig bemerke ich sogar, dass sämtliche Blicke von anderen Tanzpaaren und selbst die der Personen, die nicht tanzen, auf uns gerichtet sind.
 

Sind wir etwa eine Attraktion? Kommt es vielleicht doch nicht so oft vor, dass man Seto tanzen sieht? Bei seinem Können wundert mich das dann doch. Er ist aber auch ein wirklich ausgezeichneter Tänzer. Bei seinem Genie sollte mich das eigentlich nicht wundern. Aber, das tut es. Ich hätte nie vermutet, dass er sich unter Leute gesellt und sogar tanzt.
 

Als der Walzer nach einer Unendlichkeit ausklingt, zieht er mich ganz nah zu sich, sodass sich unsere Körper an einigen Stellen berühren. Seine Augen waren die ganze Zeit auf meine fixiert und tun es auch jetzt noch. Doch nun ist der Tanz zu Ende. Eigentlich sollten wir die Tanzfläche jetzt verlassen. Seto macht jedoch keine Anstalten. Er starrt in meine Augen und ich habe das Gefühl in seinen zu versinken.
 

Dann nehme ich wahr, wie er sich zu mir herabbeugt und seine Lippen auf meine sinken lässt. Es ist nur eine hauchzarte Berührung. Ich komme ihm etwas entgegen, um seine Lippen etwas besser spüren zu können. Gott, wie sehr ich ihn mittlerweile liebe. Ich hätte mir nie träumen lassen, all das mit ihm erleben zu dürfen. Es soll nie mehr enden. Es ist mir mittlerweile unmöglich, ihn gehen zu lassen. Ich will für immer bei ihm bleiben. Wenn ich doch nur wüsste, ob er mich lieben könnte.
 

Wir bewegen unsere Lippen gegeneinander und ich wünschte mir, dass dieser Moment doch niemals zu Ende gehen möge.
 

Mutig löse ich den Tanzgriff, lege meine Arme um ihn, an seinen Rücken, und drücke mich fester an ihn. Kurz darauf spüre ich auch seine Arme an meinem Rücken, wie er mich an sich drückt. Ich bin einfach nur glücklich. Es ist wie ein Traum. Er ist ein Traum. Mein Prinz. Mein Traumprinz Seto.
 

Nach einer Weile löst er den Kuss wieder und meint:
 

„Ich danke dir für diesen Tanz. Lass uns nun gehen. Es ist schon spät geworden.“
 

Somit streckt er mir wieder seinen Arm entgegen, ich hake mich bei ihm unter und wir marschieren zum Ausgang dieser Gala.
 

Er hat sich tatsächlich bei mir für den Tanz bedankt. Ich glaube, ich schwebe auf Wolke sieben.
 

~~~
 

Draußen wartet auch schon Seto´s Chauffeur und hält die Tür der Limousine auf. Wieder folgt Blitzgewitter, während wir den roten Teppich entlang, auf die Limousine zugehen.
 

Diesmal steige ich wieder als Erste ein, danach folgt mir Seto. Und unerwartet finde ich mich auch gleich an seine Seite gedrückt wieder. Und ich genieße es einfach nur, ihm so nah sein zu dürfen. Ob es ein jähes Ende finden wird, sobald wir wieder bei seiner Villa sind? Oh, bitte nicht. Es soll niemals enden. Ich liebe ihn schon viel zu sehr, als dass ich das verkraften könnte, nun doch von ihm weggeschickt zu werden.
 

Als die Limousine hält, hält uns der Chauffeur wieder die Tür auf und Seto steigt aus. Danach beugt er sich galant zu mir und streckt seine Hand nach mir aus. Seine Augen strahlen, wie noch nie zuvor.
 

Ich reiche ihm meine Hand und er hilft mir aus der Limousine. Dann geleitet er mich noch die wenigen Stufen hoch, bis zu der Tür, die sogleich von einem Butler, den ich zuvor noch gar nicht zu Gesicht bekommen habe, geöffnet wird.
 

In dem Moment dreht er sich zu mir um und fragt mich:
 

„Willst du heute Nacht bleiben?“
 

Ich würde ja wirklich gerne bleiben, aber ich muss ja auch mal nach Hause. Ich sollte meine Eltern zuvor fragen, was sie davon halten.
 

„Dann sollte ich erst meine Eltern um Erlaubnis fragen.“ antworte ich ihm bedauernd, aber er nickt.
 

Unsicher hole ich mein Handy aus der Handtasche und suche im Telefonbuch meines Handys nach der Nummer von Zuhause. Das Gespräch dauert nicht lange und verläuft alles andere, als zufriedenstellend.
 

Ich seufze und teile Seto mit:
 

„Tut mir leid, Seto, aber meine Eltern meinen, dass sie dich erst persönlich kennen lernen wollen würden, ehe sie mir so etwas erlauben.“
 

Er schnaubt daraufhin.
 

Scheint so, als wäre er enttäuscht. Ich bin es auch. Ich wäre gerne noch länger bei ihm geblieben. Aber alles muss auch ein Ende finden. Warum ist das nur so?
 

Ich senke traurig meinen Kopf. Nun würde ich gerne meinem Schmerz freien Lauf lassen, doch halte ich meine Tränen zurück. Es wäre nicht angebracht. Vielleicht sehe ich ihn ja bald wieder. Es muss ja kein Abschied für immer sein. Oder? Meine Augen brennen.
 

Unerwartet spüre ich zwei Finger an meinem Kinn, die es leicht nach oben drücken. So zwingt er mich dazu, ihn anzusehen. Jetzt wird er auch meine feuchten Augen sehen.
 

Sein Blick wirkt weich und warm. Seine Finger streichen sanft über meine Wange. Ich kann einfach nicht anders. Ich stürze mich in seine Arme und kralle mich an ihm fest. Noch nie zuvor habe ich so sehr geliebt. Es schmerzt einfach nur, jetzt gehen zu müssen und ihn vielleicht nie mehr wiederzusehen.
 

Seto schließt mich in seine Arme und drückt mich fest an sich.
 

„Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal zugebe, aber es fällt mir wirklich schwer, dich gehen zu lassen.“ höre ich plötzlich Seto´s Stimme und er seufzt.
 

Ratlos blicke ich in sein Gesicht hoch. Seine Augen. Muss auch er seine Tränen zurückhalten? Ich kann es kaum glauben.
 

„Würdest du … morgen vorbeikommen wollen? … Da morgen Sonntag ist, unternehme ich für gewöhnlich etwas mit Mokuba. Willst du dabei sein?“ fragt er mich mit belegter Stimme.
 

Sofort antworte ich, wie aus der Pistole geschossen:
 

„Ja. Gerne.“
 

Ich löse meine Arme von seinem Rücken und schlinge sie um seinen Hals.
 

„Alles, was du willst. … Wann soll ich kommen?“ flüstere ich ihm zu, ehe ich verzweifelt meine Lippen auf seine presse.
 

Er drückt mich ganz fest an sich, gerade so, dass er mir keine Rippen bricht und erwidert den Kuss. Diesmal kommt ziemlich rasch die Zunge ins Spiel und der Kuss bleibt auch nicht zärtlich, sondern ist einfach nur mit Sehnsucht und Leidenschaft genährt.
 

Als wir, nach einer Weile, atemlos den Kuss beenden, flüstert er mir zu:
 

„Bitte komm zum Frühstück um 10 Uhr.“
 

„Ich kann es kaum erwarten.“ erwidere ich im Flüsterton.
 

Noch ein kurzer Kuss folgt, dann löse ich mich von ihm, sage:
 

„Bis morgen. … Ich werde die Stunden zählen, bis wir uns wiedersehen. … Und ich vermisse dich schon jetzt. … Ich liebe dich.“
 

Unerwartet bemerke ich, wie er leicht zu schwanken beginnt. Seine Beine scheinen weich geworden zu sein und wollen ihn wohl nicht mehr tragen. Zum Glück steht sein Butler nicht fern und hält ihn aufrecht. Kann das sein? Hat er sich vielleicht doch noch in mich verliebt? Macht zwar den Eindruck, aber ich kann mich auch täuschen.
 

Egal. Wichtig ist nur, dass ich ihn morgen wiedersehen darf. Noch dazu, darf ich den ganzen Tag mit ihm verbringen, auch, wenn sein Bruder dabei sein wird. Dennoch gehe ich nun rückwärts die Treppen herab und löse sanft unsere Hände voneinander.
 

„Den Hausherrn hat´s wohl ordentlich erwischt.“ meint der Butler trocken.
 

Ich lächle und verabschiede mich nun endgültig mit einem Winken:
 

„Bis morgen, Seto!“
 

Schon mache ich mich daran, das Anwesen zu verlassen.
 

~~~ Seto´s Sicht ~~~
 

Jenna´s Worte haben mich so tief ins Herz getroffen, dass meine Beine wie Wackelpudding sind. Nie zuvor hat mir jemand so offensichtlich und auch noch spürbar seine Liebe kundgetan. Ich fühle mich, wie im Himmel. Meine Gefühle sind ja auch mit einer solchen Wucht auf mich hereingebrochen, dass ich dem kaum standhalten kann.
 

„Es muss sie ja mächtig erwischt haben, dass sie sich in diesem Zustand befinden.“ meint mein Butler.
 

Und ich muss zugeben, er hat Recht. Ich bin ihr mit Haut und Haaren verfallen. Ich kann es nicht einmal mehr verleugnen. Es ist eine Tatsche. Ich bin über beide Ohren in sie verliebt.
 

Nachdem sie aus meiner Sicht verschwunden ist, zieht mich mein Butler in die Villa und schließt die Tür hinter mir. Ich lasse mich gegen die Tür sinken und lege meine Hand an die Stelle, wo mein Herz schlägt. Es schlägt viel zu schnell und in meinem Magen flattern die Schmetterlinge, von denen ich schon so oft gehört habe.
 

Ja, ich bin eindeutig verliebt. Das ist bisher das eindeutigste Zeichen dafür. Ich bin doch tatsächlich schwach geworden, in ihrer Gegenwart. Sie bringt mich regelrecht zum Erzittern.
 

Ich höre Mokuba die Treppen herunterstürzen. Aber ich habe jetzt keinen Sinn dafür. Ich will noch länger in dieser Luftblase bleiben, die dem Himmel so nah ist und so viel Liebe verspricht. Ich stoße mich daher von der Eingangstür ab und entledige mich meiner Schuhe.
 

Als Mokuba bereit ist, mir um den Hals zu fallen, weiche ich ihm geschickt aus und marschiere wie in Trance an ihm vorbei, gerade als er mir seine Worte:
 

„Seto, da bist du ja endlich.“ entgegnen will.
 

Mokuba richtet sich an unseren Butler, doch der zuckt nur mit seinen Schultern und verdünnisiert sich.
 

„Seto, was ist los mit dir?“ will er wissen.
 

Ich antworte nicht und steuere die Treppe an.
 

„Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich behaupten, du schwebst auf Wolke sieben. … Aber, dafür müsste eigentlich ein Mädchen verantwortlich sein. … Also, wie ist ihr Name?“ sinniert Mokuba.
 

Ihr Name. Jenna. Wie war noch gleich ihr Nachname? White, glaube ich. Ja, das passt. Jenna White. So hat es mir meine Sekretärin gesagt.
 

„Jenna White.“ sage ich vor mir her, um mir ihren Namen auf der Zunge zergehen zu lassen.
 

Mir ist gar nicht klar im Moment, dass ich meinem Bruder somit seine Frage beantwortet habe. Aber, das ist mir egal. Wichtig ist nur noch Jenna. Alles andere hat seine Bedeutung verloren.
 

„Verdammt, Seto! Rede mit mir! Was hat sie nur mit dir gemacht?“ will Mokuba weiterwissen.
 

Erst jetzt spüre ich das selige Lächeln auf meinen Lippen, das sich nur durch das Bewusstsein noch etwas verstärkt. Also antworte ich ihm auch auf diese Frage:
 

„Sie liebt wirklich mich. Und nur mich.“
 

Da kommt dann schon die nächste Frage:
 

„Und bist du jetzt mit ihr zusammen?“
 

Damit reißt er mich wortwörtlich aus meinem Trancezustand.
 

„Nein. Verdammt.“
 

Und schlage mir mit der Hand gegen die Stirn.
 

„Warum habe ich sie nicht gefragt, ob sie mit mir fest zusammen sein will?“ frage ich mich selbst laut.
 

„Was fragst du mich das? … Wann wirst du sie denn wiedersehen?“ erwidert Mokuba fragend.
 

„Morgen zum Frühstück. … Ich hoffe doch, du hast nichts dagegen, wenn sie bei unserer Unternehmung mitkommt?“ erkundige ich mich.
 

Ich hoffe wirklich sehr, dass er mir ansieht, wie wichtig das für mich ist.
 

„Dann lerne ich morgen also das Mädchen kennen, das dir den Kopf verdreht hat? … Da bin ich aber neugierig.“ meint Mokuba und ich bin ihm überaus dankbar.
 

Sanft wuschle ich durch seine Mähne und sage:
 

„Danke, Moki. … Ich werde jetzt zu Bett gehen und hoffe, von ihr zu träumen.“
 

Mokuba schüttelt den Kopf und nuschelt mehr zu sich:
 

„Der ist ja wirklich völlig weggetreten.“
 

Somit schlendere ich die Treppen hinauf in mein Zimmer und lasse mich ins Bett fallen, so wie ich bin. Ich werde mich später umziehen.
 

Schon bin ich eingeschlafen.
 


 

~~ Fortsetzung folgt ~~

Traum 31 (Begegnung am Jahrmarkt mit Folgen) - Teil 2

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Traum 31 (Begegnung am Jahrmarkt mit Folgen) - Teil 3

Als es zum Schulschluss läutet, mache ich mich so schnell wie möglich auf dem Weg, das Schulgebäude zu verlassen. Draußen auf dem Schulhof erblicke ich dann plötzlich eine Schülermasse.
 

Was ist denn hier los? Ich kämpfe mich durch die Schülermenge, als ich einen Blick auf Seto erhaschen kann, wie er Mühe hat, die Meute mit seinem kalten Blick fern zu halten, während er sich zu seiner Limousine begibt.
 

Dann vernehme ich auch noch Gebrüll von Mädchen, die schreien:
 

„Seto, nimm´ doch mich, als deine Freundin! Mit deiner jetzigen Freundin wirst du bestimmt nicht glücklich!“
 

Als Seto diese Laute vernimmt dreht er sich ruckartig zu dieser um und taxiert sie mit einem wütenden durchbohrenden Blick.
 

Er beginnt diesen Blick herumzuschwenken, als er mich in seinem Blickfeld erfasst. Schnell winkt er mir zu und ich renne auf ihn zu.
 

Wir beide stürzen regelrecht in die Limousine. Wir kommen nicht mal dazu, die Tür zu schließen, als Roland bereits aufs Gas tritt und losfährt. Ich muss ihn dann einfach fragen:
 

„Was war das denn für ein Abgang?“ und er lacht kurz auf, während er sich richtig hinsetzt und mir aufhilft, damit ich mich neben ihn setzen kann.
 

„Die ganze Schule weiß von uns Bescheid. … Spätestens morgen weiß es ganz Japan. … Ich fürchte, ich muss eine Pressekonferenz geben. … Ich werde dich dort offiziell als meine Freundin angeben und du wirst etliche Fragen beantworten müssen. Antworte aber nur auf die Fragen, die dir nicht zu unangenehm sind, oder dich nicht in ein schlechtes Licht rücken könnten. Ansonsten antworte einfach mit ‚kein Kommentar‘.“
 

Ich nicke einverstanden. Er kennt sich schließlich aus damit.
 

„Und wann soll diese Pressekonferenz stattfinden?“ will ich daher wissen.
 

„Am besten wäre, so schnell wie möglich.“ antwortet er und ich seufze.
 

Daraufhin meint er:
 

„Ich begleite dich jetzt zu deinem Arbeitsplatz, damit wir das schnell hinter uns bringen können. … Also sag´ Roland, wohin er fahren soll.“
 

Ich gebe Roland also die Adresse und er wechselt die Fahrtroute.
 

„Ach, Roland. Sobald wir dort fertig sind, berufe die Pressekonferenz ein. Um exakt 16 Uhr soll sie losgehen.“ richtet sich Seto an seinen Chauffeur.
 

Dann fällt Seto´s Blick auf mich.
 

„Und besorg´ ihr noch was ordentliches zum Anziehen.“ richtet sich Seto wiederholt an Roland.
 

„Sehr wohl, Mr. Kaiba.“ erwidert dieser.
 

Ich werde unsicher und nervös. Ich werde schließlich um 16 Uhr vor der Kamera stehen. Irgendwie habe ich Angst davor. Aber Seto wird schon wissen, was er tut. Das weiß er immer. Ist ja auch nicht sein erster Schritt in die Öffentlichkeit.
 

Ob ich mich jemals daran gewöhnen kann, mit ihm im Rampenlicht zu stehen? Aber, was sein muss, muss nun mal sein. Und ich bin mir auch der Gefahr, die dadurch entsteht, bewusst. Mir ist nämlich nicht entgangen, dass Mokuba, als seine Schwäche, schon mehrmals entführt wurde, um Seto unter Druck zu setzen.
 

„Wenn ich wirklich offiziell werde, wird man dann nicht versuchen, dich auch durch mich unter Druck zu setzen?“ will ich besorgt wissen.
 

„Gut, möglich. Aber bisweilen gehe ich das Risiko gerne ein.“
 

Gut, zu wissen. Aber, bisher hatte ich das noch gar nicht bedacht. Ich weiß nicht, ob sie überhaupt wissen, dass es gefährlich sein kann, mit Seto zusammen zu sein. Aber, um nichts in der Welt, würde ich darauf verzichten wollen, mit ihm zusammen zu sein. Er ist wirklich der, mit dem ich mir vorstellen könnte, mein Leben zu verbringen. Der Anfang hat sogar bereits seinen Lauf genommen. Ob wir es wirklich schaffen?
 

Die erste Hürde ist die Pressekonferenz, die zweite die Schule, die dritte seine Firma und die vierte meine Eltern. Oh, ich hoffe so sehr, dass wir gemeinsam diese Hürden überwinden können.
 

Als die Limousine hält, fällt mir eine weitere Hürde ein. Mein Arbeitsplatz. Ich atme tief durch und steige hinter Seto aus.
 

„Erledige bitte alles, bis ich zurück bin.“ richtet Seto sich an Roland.
 

Dieser nickt nur und macht sich auch gleich daran, loszufahren. Seto währenddessen nimmt mich an die Hand und ich führe ihn in das Gebäude.
 

Viele Gänge später, betrete ich ein Büro und werde schon einmal merkwürdig angesehen, denn diesmal haben wir unsere Hände nicht gelöst.
 

„Hallo, Mina. Ist der Chef da?“ frage ich gleich mal meine Kollegin.
 

Ihre Augen liegen allerdings funkelnd auf Seto. Ich verdrehe meine Augen.
 

„Ja, der ist da. … Willst du nicht an deine Arbeit gehen?“ fragt sie mich da.
 

„Geht nicht. Ich muss mit, zu einer Pressekonferenz.“ antworte ich ihr.
 

„Ach. Deshalb beehrt uns Seto Kaiba mit seinem Besuch? … Was hast du eigentlich mit ihm zu tun?“ will sie nun wissen.
 

„Ähm, … Ich bin seine Freundin.“ erwidere ich verlegen.
 

Seto taxiert meine Kollegin nur mit einem kalten Blick, als er nachfragt:
 

„Ist es möglich, mit Ihrem Chef zu sprechen?“
 

„Sicher. Geht nur rein.“
 

Mit diesen Worten deutet Mina auf die Bürotür, die zu meinem Chef führt.
 

Sofort zieht mich Seto mit und klopft an die Tür.
 

Als ein ‚Herein‘ erklingt, öffnet er die Tür und tritt mit mir ein. Ich schließe die Tür hinter uns und sehe meinen Chef unsicher an, der hinter seinem Schreibtisch sitzt und gerade Papierkram bearbeitet.
 

Als er aufblickt, bleibt sein Blick starr auf Seto gerichtet. Sofort erhebt er sich vom Stuhl und Seto löst unsere Hände voneinander, um näher auf den Schreibtisch zuzutreten.
 

„Was verschafft mir die Ehre, Mr. Kaiba?“ fragt mein Chef.
 

„Nun, es hat in der Schule einen Zwischenfall gegeben, der mit meiner Freundin, Miss White zusammenhängt. Ich benötige ihre Anwesenheit bei einer wichtigen Pressekonferenz, die ich kurzfristig einberufen habe. Die Pressekonferenz beginnt um 16 Uhr und wir müssen noch Vorbereitungen treffen. Deshalb kann Miss White heute nicht ihrer Arbeit nachkommen.“
 

Der Mund des Chefs klappt überrascht auf. Sein Blick geht einmal von Seto zu mir und wieder zurück, während ich eher schüchtern schräg neben Seto stehe. Leider wirkt Seto in seiner Schuluniform nicht so einschüchternd, als, wenn er im Geschäftsmann Aufzug auftritt. Aber, aus Seto´s Stimme kann man dennoch vernehmen, dass er keinen Widerspruch duldet.
 

Deshalb nickt mein Chef nur und lässt sich wieder auf den Stuhl sinken.
 

„Ich erwarte, dass Miss White auf Grund ihrer Abwesenheit mit keiner Folge zu rechnen hat. Es wird auch das einzige Mal sein, dass ihre Anwesenheit auf einer Pressekonferenz von Nöten sein wird.“ fordert und verspricht Seto.
 

Mit einem Nicken verabschiedet er sich und macht kehrt. Seto schnappt mich dabei wieder an der Hand und zerrt mich mit nach draußen.
 

Nachdem wir das Gebäude wieder verlassen haben, steht auch schon die Limousine wieder an Ort und Stelle und Roland öffnet uns die Tür.
 

Wir steigen nacheinander ein und Seto fragt Roland:
 

„Konntest du alles organisieren?“
 

„Ja, Mr. Kaiba. Die Kleidung für Miss White liegt im Kofferraum.“
 

„Sehr gut. Fahr´ uns nun zur Firma.“
 

„Sehr wohl, Sir.“
 

Binnen weniger Sekunden fährt die Limousine los.
 

Bei der Firma angekommen, steigen wir aus der Limousine und betreten gemeinsam die Kaiba Corporation. Dabei hat er mir einen Arm um die Taille geschlungen, damit ich nicht zurückfalle. Hinter uns folgt Roland mit einigen Taschen.
 

Die Empfangsdamen schauen nicht schlecht aus der Wäsche, als sie mich wiedererkennen. Aber ich komme leider nicht dazu, sie zu grüßen, denn Seto marschiert unbarmherzig auf den Fahrstuhl zu. Ich seh´s ja ein. Die Zeit drängt.
 

Mit dem Fahrstuhl fahren wir ins oberste Stockwerk, das 21ste, und steuern schnurstracks auf sein Büro zu.
 

Im Büro stellt Roland die Taschen auf den Schreibtisch und verkündet:
 

„Die Pressekonferenz findet im Konferenzsaal 1B statt und sie haben noch eine Dreiviertelstunde Zeit. … Ich werde mich nun bereits nach unten begeben.“
 

„Tu´ das. Und bereite alles weitere vor.“
 

Ein Nicken von Roland folgt und schon verlässt er das Büro.
 

Ich mache mich daran, einen Blick in die Taschen zu werfen und der sagt mir bereits, dass diese Kleidung aus sehr teurem Stoff besteht. Ich schlucke, als ich ein Teil aus einer Tasche heraushole.
 

Das kann doch nicht Seto´s Ernst sein?
 

„Auf Roland ist Verlass und er weiß, was man zu einer Pressekonferenz tragen sollte. Also such´ dir was raus, was du anziehen willst. … Er hat bestimmt mitgedacht und dir Sachen besorgt, die dich in meiner Gegenwart glänzen lassen.“
 

„Du meinst so, wie bei der Gala?“
 

Er nickt nur bestätigend.
 

„Das war reiner Zufall. Ich wollte dich ja auch aus den Socken hauen.“
 

„Dann such´ dir was aus, das mich wiederholt aus den Socken haut. Ich geh´ jetzt ins Nebenzimmer und zieh´ mich ebenfalls um. … Bis gleich.“
 

Mit diesen Worten lässt er mich in seinem Büro allein zurück.
 

Ich schließe sein Büro ab, mit dem Schlüssel, der im Schloss steckt, und schaue mir erst einmal die Auswahl an. Ich überlege mir gut, wie ich ihn beeindrucken könnte.
 

Der Schmuck, der sich ebenfalls in den Taschen befindet, ist schlicht und dezent. Genau passend, für eine Person wie mich. Jetzt muss ich mich aber beeilen.
 

Ich sehe noch einmal die Kleidungsstücke durch und entscheide mich dann für das schulterfreie weiße Frühlingskleid, das mir entgegenglitzert. Der Stoff ist reinste Seide und am Rock mit winzig kleinen Diamanten versetzt. Dazu wähle ich silberne Ohrringe mit Diamanten-Anhängern und der dazupassenden Kette. Danach ziehe ich mich um und meine Schuluniform packe ich in meinen Rucksack.
 

Aber, was mache ich jetzt mit meinen Haaren? Bei meiner Frisur muss ich improvisieren.
 

Die vordersten Haarsträhnen lasse ich offen. Die Haare, zwischen den Strähnen und hinten, binde ich zusammen und flechte sie. Den Rest meiner Haare lasse ich offen. Mehr kann ich mit meinen Haaren nicht machen, da mir einfach die Utensilien dafür fehlen. Daran hat Roland nämlich gar nicht gedacht.
 

Hm, vielleicht lege ich mir auch noch die drei Armreifen an und ich bin fertig. Mal sehen, was Seto von diesem Outfit hält.
 

Das rote und das schwarze Kleid sind auch schön, aber ich denke, weiß passt einfach besser, weil ich dann wirklich in all meiner Pracht glänze. Und Seto meinte doch, ich solle in seiner Gegenwart glänzen. Da nehme ich ihn voll beim Wort.
 

Als ich die Tür zum Nebenraum höre, drehe ich mich in die Richtung und entdecke Seto in einem weißen Anzug mit weißer Krawatte, aber hellblauem Hemd. Das einzig Gute ist, dass Seto´s Augen begeistert aufleuchten, als er mich erblickt.
 

„Atemberaubend.“ haucht er nur, als er auf mich zugeht.
 

„Bist du bereit?“ fragt er mich daraufhin.
 

Ich antworte jedoch bloß:
 

„Ich hoffe, dass ich nicht zu nervös sein werde. Ich hab´s nämlich nicht so mit dem ‚im Rampenlicht stehen‘.“
 

„Daran gewöhnt man sich. Glaub´ mir das ruhig. … Und du wirst deine Sache schon gut machen. Hab´ Vertrauen in dich selbst.“ versucht er mir Mut zu machen.
 

Ich schenke ihm ein dankbares Lächeln. Es stimmt schon. Bei ihm kann ich mich sicher fühlen. Wenn er bei mir ist, kann gar nichts schief laufen. Er schenkt mir die Zuversicht.
 

Ich schließe das Büro wieder auf und atme noch einmal tief durch.
 

„Ich bin bereit. Lass uns gehen.“ sage ich dann und er nickt mir anerkennend zu, während er mir seinen Arm anbietet.
 

Ich hake mich bei ihm unter und wir schreiten auf den Fahrstuhl zu.
 

Wir fahren ins Erdgeschoß und als wir aussteigen, biegen wir sofort links ab und folgen dem Flur. Dann betreten wir einen Raum, der eine Art Vorraum zu sein scheint, der mit dem Rest durch einen langen Vorhang getrennt wird.
 

Plötzlich kommt Roland hinter dem Vorhang hervor.
 

„In fünf Minuten geht es los. Es sind bereits sämtliche Reporter und Fernsehteams anwesend.“ berichtet Roland.
 

Ich dachte eigentlich Roland wäre nur sein Chauffeur. Also, was macht er hier? Ach, das frage ich Seto besser zu einem anderen Zeitpunkt. Jetzt muss ich mich erst darauf seelisch vorbereiten, vor einer sehr großen Menge zu sprechen.
 

Dann ist es auch schon so weit und Roland begleitet uns hinter den Vorhang.
 

Dort finde ich mich auf einer Bühne wieder, auf der ein langer Schreibtisch aufgestellt ist, in dessen Mitte Mikrofone eingebaut sind.
 

Seto zieht mich zu den Stühlen, auf die wir uns nebeneinander setzen, während Roland nach vorne tritt.
 

„Liebe Reporter, liebe Fernsehteams, die Pressekonferenz ist nun eröffnet.“
 

Roland kommt zu uns zurück, bleibt aber schräg hinter Seto stehen. Nun erhebt Seto sein Wort:
 

„Ihnen dürfte sicher nicht entgangen sein, dass ich dieses Jahr ausnahmsweise die Gala mit meiner Anwesenheit beehrt habe. Diesen Umstand verdanken Sie niemand anderem als Jenna White, meiner Freundin. Und da unser gemeinsames Erscheinen auf dieser Gala ohnehin bereits Gesprächsthema geworden ist, fühle ich mich dazu verpflichtet, die fehlenden Informationen zu Tage zu befördern. … Stellen Sie nun Ihre Fragen.“
 

Reporter: „Wie haben Sie sich kennengelernt?“
 

Seto: „Auf einem Jahrmarkt wäre Miss White unglücklich gestürzt und ich habe sie aufgefangen.“
 

Reporter: „Wie sind Sie zusammen gekommen?“
 

Seto: „Nun, … ich würde sagen, … uns hat von vorherein eine gewisse Sympathie verbunden. So ist es mit dem Kennenlernen so gekommen.“
 

Reporter: „Wie lange sind Sie nun schon zusammen?“
 

Seto: „Kein Kommentar.“
 

Verwundert blicke ich ihn an.
 

Ah, verstehe. Alles, was die Leute nichts angeht, kann ich abwürgen.
 

Reporter: „Wieso hatten Sie sich dazu entschieden, dieses Jahr doch die Gala zu besuchen?“
 

Seto: „Weil ich gute Lust hatte, meine Freundin vorzuführen.“
 

Häh? Zu diesem Zeitpunkt waren wir doch noch gar nicht zusammen. Oder sieht er das in seinen Augen anders?
 

Reporter: „Sie lieben Miss White?“
 

Seto: „Ja, das tue ich.“
 

Reporter: „Miss White. Lieben auch Sie Mr. Kaiba?”
 

Ich erschrecke kurz und werde nervös. Seto sieht mich besorgt an. Ich sage mir vor, dass ich das schaffe, blicke ihn zuversichtlich an und versuche meine Stimme so fest wie möglich klingen zu lassen.
 

Ich: „Ja, ich liebe Seto Kaiba.“
 

Reporter: „Und Sie haben es natürlich nicht auf sein Geld oder seinen Ruhm abgesehen?“
 

Jetzt werde ich etwas sauer. Was wollen die mir da bitte unterstellen? Also sage ich eben all das, was ich auch Seto bereits erklärt habe.
 

Ich: „Ich bin auf sein Geld nicht angewiesen. Und, wenn ich etwas haben will, dann kaufe ich es mir selbst. Genauso, wie das Kleid, das ich bei der Gala trug. Das habe ich mir mit meinem eigenen Geld gekauft. Sowie die Accessoires. … Ich habe, seit ich acht war, immer mein Taschengeld, Geburtstagsgeld und Weihnachtsgeld gespart. So konnte ich mich auch ohne Probleme von meinem Geld einkleiden lassen. … Ich werde Seto Kaiba auch nie darum bitten, dass er mir Geld gibt, oder mir etwas kauft. Wenn er mir etwas schenken will, ist ihm das ganz allein überlassen. Ob ich es allerdings annehme, ist wieder eine andere Sache.“
 

Ich bedenke Seto mit einem vielsagenden Blick.
 

Reporter: „Können Sie uns auch sagen, warum Sie Mr. Kaiba lieben?“
 

Uh.
 

Ich: „Nun, ja. Seine Unnahbarkeit macht ihn faszinierend. Und seine Augen haben mich von Anbeginn in ihren Bann gezogen. … Er ist intelligent, liebevoll, kann einem Mut und guten Zuspruch geben. Gibt einem Kraft, Geborgenheit und Sicherheit. Ich fühle mich sehr wohl in seiner Gegenwart und ich bin auch sehr gerne bei ihm.“
 

Hach. Ich bin jetzt richtig ins Schwärmen geraten. Man merkt Seto sogar an, dass sich eine leichte Röte auf seine Wangen verirrt hat.
 

Reporter: „Und was sagen Ihre Eltern zu Ihrer Beziehung mit Mr. Kaiba?“
 

Ok, das ist eine schwere Frage. Nun, ja, was sagen sie eigentlich dazu? Ich weiß nicht, was ich darauf antworten könnte. Also mache ich es mir einfach. Außerdem geht die Presse meine Eltern nichts an. Und mit der Presse darüber reden, will ich erst recht nicht.
 

Ich: „Kein Kommentar.“
 

Reporter: „Wissen Ihre Eltern überhaupt über die Beziehung zu Mr. Kaiba Bescheid?“
 

Die nerven echt. Auch, wenn das eine einfache Frage ist, das geht die nichts an.
 

Ich: „Kein Kommentar.“
 

Ich werde einfach alles abblocken, was mit meinen Eltern zu tun hat. Ich werde sie gar nicht erst in Erwähnung setzen.
 

Ich bedenke Seto mit einem verzweifelten Blick, damit er weiß, dass ich alles, was mit meinen Eltern zu tun hat, nicht beantworten werde.
 

Reporter: „Mr. Kaiba. Haben Sie schon die Eltern von Miss White kennengelernt?“
 

Seto: „Kein Kommentar.“
 

Danke, Seto. Ich blicke ihn dankbar an.
 

Reporter: „Stimmt es, dass Sie dieselbe Schule besuchen?“
 

Seto: „Ja.“
 

Reporter: „Weiß man in Ihrer Schule über Ihre Beziehung Bescheid?“
 

Seto: „Kein Kommentar.“
 

Reporter: „Warum sind Sie mit Ihrer Beziehung an die Öffentlichkeit gegangen?“
 

Seto: „Weil wir aus unserer Beziehung kein Geheimnis machen wollen.“
 

Reporter: „Wird Ihre Beziehung zu Miss White Einfluss auf die Kaiba Corporation nehmen?“
 

Seto: „Nicht im Geringsten.“
 

Unerwarteter Weise sieht Seto jetzt auffordernd zu Roland. Dieser tritt wieder um den Tisch herum und verkündet:
 

„Mr. Kaiba und Miss White werden jetzt keine weiteren Fragen mehr beantworten. Die Pressekonferenz ist somit beendet.“
 

Die Reporter quatschen durcheinander und Seto erhebt sich.
 

Als ich das bemerke, mache ich es ihm gleich und wir marschieren wieder hinter den Vorhang.
 

„So schlecht hast du dich gar nicht angestellt.“ meint Seto zu mir.
 

„Hast du eine Ahnung, wie ich gezittert habe? Ich musste mich echt anstrengen, um nicht unsicher zu klingen.“ sage ich mit leicht belegter Zunge.
 

Ich zittere jetzt noch leicht, wegen der ganzen Anspannung.
 

„Dennoch, das hast du gut gemacht.“ lobt mich Seto und aus seinem Mund bedeutet das eine Menge.
 

Seto schließt mich ohne Umschweife in eine feste Umarmung und ich kralle mich an ihm fest. Allmählich spüre ich, wie die Anspannung von mir abfällt.
 

Nach einer Weile meint Seto:
 

„Na, komm. Lass´ uns wieder in mein Büro gehen.“, dann richtet er sich an Roland:
 

„Ach, Roland. Du kannst jetzt Pause machen. Ich brauch´ dich erst wieder, wenn ich nach Hause fahre.“
 

„Sehr wohl, Mr. Kaiba.“ antwortet ihm dieser und zieht sich zurück, während wir wieder den Flur entlang zur Empfangshalle gehen.
 

Mit dem Fahrstuhl fahren wir wieder in das 21ste Stockwerk und schreiten in Seto´s Büro.
 

Ich stelle fest, dass dort noch immer die Taschen mit der Kleidung und dem Schmuck stehen.
 

„Was machst du jetzt eigentlich mit den Sachen?“ will ich von Seto wissen.
 

„Du kannst sie gern behalten, für andere Anlässe.“ meint er grinsend.
 

Ich blicke ihn kritisch an.
 

„Sieh´s einfach als Gegenzug an, dass du dir zur Gala das Kleid selbst gekauft hast.“ schlägt er mir vor.
 

Mein Blick wird eine Spur grimmiger, dann meine ich grinsend:
 

„Ich akzeptiere nur das, was ich trage als Gegenzug. Den Rest kannst du gern anderweitig verschenken oder zurückbringen lassen.“
 

Daraufhin lacht Seto.
 

~~~
 

Nachdem Seto sich wieder beruhigt hat, fragt er mich:
 

„Hast du schon Hausaufgaben gemacht?“
 

„Das wollte ich doch erst machen, wenn ich nach meiner Arbeit zu dir gekommen wäre. Schließlich hatte ich ja noch keine Gelegenheit dazu. … Manchmal mache ich meine Hausaufgaben auch während meiner Arbeit, wenn grad nichts zu tun ist. … Und hin und wieder in der Schule in den Pausen, wenn es die Zeit zulässt.“ erkläre ich ihm und zucke anschließend mit den Schultern.
 

„Brauchst du dann eigentlich meine Hilfe?“ will Seto wissen.
 

„Na, ja. Eigentlich nicht.“, grinse ich verlegen, „Aber ich würde dir gerne bei deiner Arbeit zusehen, wenn ich darf. … Vielleicht kann ich dir sogar etwas helfen?“
 

Er schüttelt lächelnd den Kopf.
 

„Jetzt machen wir erstmal Hausaufgaben. Dann sehen wir weiter.“ schlägt Seto vor und ich nicke.
 

Er räumt die Taschen wieder ein und stellt sie neben seinen Schreibtisch. Danach holt er den Stuhl von vor seinem Schreibtisch und stellt ihn neben seinem, damit ich neben ihm sitzen kann.
 

Lächelnd nehme ich auf dem bereit gestellten Stuhl Platz, packe meine Schulsachen aus und mache mich daran, meine Hausaufgaben zu machen. Ganz konzentriert arbeite ich an meinen Aufgaben.
 

Erst, als ich alles fertig gemacht habe, blicke ich zu Seto, der seinen Blick auf mich gerichtet hat.
 

„Was ist?“ frage ich nach, mit schiefgelegtem Kopf.
 

„Bist du eigentlich eine gute Schülerin?“ fragt er unerwarteter Weise.
 

„Ja, denke ich schon, wenn ich als Streberin betitelt werde.“
 

Er lächelt mich an und scheint zu überlegen. Ich räume einstweilen meine Schulsachen wieder in meinen Rucksack.
 

Danach stellt er seinen Laptop auf den Tisch und schaltet ihn ein. Als dieser hochgefahren ist, startet er mehrere Programme und zeigt mir, woran er gerade arbeitet.
 

Ich bin geradezu fasziniert und höre ihm aufmerksam zu. So vergessen wir natürlich die Zeit. Und ehe ich mich versehe, meint Seto:
 

„Es ist spät geworden. Du solltest langsam mal nach Hause. Ich bleibe noch.“
 

Als ich auf meine Armbanduhr blicke, stelle ich fest, dass er Recht hat. Schließlich soll ich ja um spätestens 22 Uhr Zuhause sein.
 

„Ok, dann bis morgen.“
 

Mit diesen Worten gebe ich ihm einen Kuss auf seine Lippen, packe mich zusammen und düse los.
 

Auf dem Heimweg fällt mir plötzlich ein, dass meine Eltern sicher von der Pressekonferenz in der Zeitung lesen werden. Hoffentlich bekomme ich morgen Abend keine Probleme.
 

***
 

Die nächsten Tage laufen recht harmlos ab.
 

In der Schule sind wir zwar noch immer Gesprächsthema Nr. 1, aber das legt sich mittlerweile. Ich werde sogar respektvoller behandelt, seit ich offiziell mit Seto zusammen bin. Man glaubt es kaum.
 

Sogar die Lehrer passen auf, dass sie nichts Falsches sagen, weil ich mich ja bei Seto ausheulen könnte. Meine Eltern haben nichts zu der Pressekonferenz gesagt und bei meinem Nebenjob werde ich nun sogar etwas besser behandelt. Man wollte mir sogar eine bessere Arbeit zuteilen. Aber ich hab´ abgelehnt, weil ich sonst nicht mehr meine Hausaufgaben machen könnte, wenn Zeit übrig ist. Denn dann bliebe mir gar keine Zeit mehr dafür.
 

Und miteinander geschlafen haben wir bisweilen auch nicht mehr, weil es sich einfach nicht ergeben hat.
 

Zumindest ist heute Samstag und heute um 15 Uhr kommt Seto vorbei, um meine Eltern kennenzulernen. Ich hab´ mir nämlich gestern, bevor ich von Seto´s Firma heimgegangen bin, noch einmal bestätigen lassen, dass heute der Termin mit meinen Eltern steht.
 

Ich bin unruhig, aufgeregt und aufgekratzt. Ich weiß nicht, was heute herauskommen wird, aber ich werde Seto auf jeden Fall unterstützen. Komme da, was wolle. Auch, wenn ich ohnehin mittlerweile als die Frau an Seto Kaiba´s Seite gelte. Schon alleine, wie das klingt. Als wären wir bereits verheiratet.
 

Aber, es ist dennoch ein tolles Gefühl, als vollwertig angesehen zu werden. Und das aber erst, seit ich offiziell an Seto´s Seite stehe. Aber was soll´s.
 

Es ist gleich soweit. Gleich ist es 15 Uhr und Seto wird kommen, um meine Eltern kennenzulernen.
 

Die sind zwar weniger gut drauf, aber sie wollen gute Gastgeber machen, weshalb sie Kuchen und Snacks auf dem Wohnzimmertisch angerichtet haben. Kaffee darf dabei aber auch nicht fehlen. Ich kenne doch mittlerweile meinen Seto.
 

Wenn der keinen Kaffee kriegt, ist er die ganze Zeit übellaunig. Ich hoffe echt, dass alles gut endet. Schließlich hoffe ich doch darauf, dass ich heute über Nacht bei ihm bleiben darf. Mein Bruder wollte nämlich gleich mitkommen, um für Mokuba als Ablenkung zu dienen.
 

Dann läutet es auch schon und ich eile zur Tür, um ihm zu öffnen. Er ist pünktlich.
 

Nachdem ich ihm die Tür geöffnet habe, schlinge ich meine Arme um seinen Hals und küsse ihn zur Begrüßung und hauche:
 

„Hallo, Seto.“
 

„Hallo, Jenna.“ erwidert er ebenso, nachdem er die Umarmung und meinen Kuss erwidert hat.
 

Als wir uns voneinander lösen, bemerke ich auch schon, dass meine Eltern hinter mir stehen, also bitte ich Seto herein.
 

Wir gehen auch, nachdem er sich etwas umgesehen hat, ins Wohnzimmer, wo meine Eltern ihm etliches anzubieten versuchen. Er bittet aber nur höflich, um eine schwarze Tasse Kaffee, während er sich in das Sofa setzt, obwohl wir auch eine Couch für drei Personen besitzen.
 

Als ich mich jedoch zu ihm, auf den Schoß oder auf die Lehne setzen will, werde ich von meiner Mutter am Oberarm mitgerissen und auf die Couch verfrachtet. Finster blicke ich sie an.
 

Was soll das? Wieso darf ich nicht bei Seto sitzen? Ist es, weil er den kalten Blick präsentiert? Also, wirklich.
 

Ich erhebe mich schnell und husche zu Seto auf den Schoß. Demonstrativ mache ich es mir bei ihm gemütlich, was Seto ein kurzes aber sichtbares Lächeln abringt. Zu allem Überfluss schmiege ich mich auch noch so richtig an ihn, sodass mein Kopf an seiner Schulter lehnt.
 

Meine Eltern machen deswegen einen geschockten Gesichtsausdruck, als würde ich jetzt sterben, weil ich es wage, mich auf seinen Schoß zu setzen. Ha!
 

„Sie sind also mit unserer Tochter zusammen.“ beginnt mein Vater das Gespräch.
 

Uh, was für ein Anfang. Aber, das soll natürlich noch nicht alles gewesen sein. Ein bisschen Smalltalk, ein paar persönliche Erzählungen und schon beginnt allmählich das Streitgespräch, das ich bereits vorausgeahnt hatte.
 

Seto bleibt ruhig und sachlich, während sich meine Eltern immer weiter in Rage reden. Selbst, als mein Bruder hinzukommt, schaffen es meine Eltern nicht, wieder ruhig zu werden.
 

Ich will dem Ganzen gar nicht wirklich zuhören, deshalb vergrabe ich mein Gesicht auch in Seto´s Halsbeuge. Vielleicht bin es auch ich, weshalb er ruhig bleiben kann, damit das Gespräch nicht ausartet.
 

Doch irgendwann wird es mir einfach zu viel, ich springe auf und grolle regelrecht:
 

„Schweigt endlich! Ihr habt wirklich keine Ahnung! Es reicht jetzt einfach!“
 

Daraufhin brüllt mein Vater erzürnt:
 

„Wenn dir etwas nicht passt, kannst du gerne ausziehen!“
 

„Das werde ich auch!“ schreie ich und blicke fragend zu Seto, ob er überhaupt damit einverstanden wäre.
 

Er seufzt und greift mit seiner Hand an seine Stirn, aber er nickt. Wahrscheinlich wird er darauf bestehen, dass ich das mit meinen Eltern kläre, sobald ich bei ihm eingezogen bin. Wir werden ja sehen, ob ich Erfolg habe.
 

„Schön. Tu´, was du nicht lassen kannst. … Aber, wage es ja nicht zurückzukommen, wenn du mit ihm Probleme hast.“ folgt postwendend und ich weiß, dass ich es mir mit ihnen verspielt habe.
 

Ich ärgere mich, über mich selbst. Wie konnte es nur dazu kommen? Wieso sind sie nur so verständnislos? Warum verstehen sie mich nicht?
 

„Andrew, kommst du noch mit?“ frage ich meinen Bruder.
 

Er nickt und streckt meinen Eltern die Zunge raus.
 

„Ich bring´ dich morgen wieder her, ok?“
 

Diesmal erwidert er:
 

„Klar. Freu´ mich schon, mit Mokuba Videospiele zu zocken.“
 

Ich verdrehe meine Augen.
 

Plötzlich schreit mein Vater:
 

„Hör auf, hier so großmäulig zu reden! Verschwinde, sagte ich!“
 

„Gut, wie du willst.“ entgegne ich ihm ruhig und richte mich an Seto und meinen Bruder:
 

„Helft ihr mir beim Packen?“
 

Beide nicken und wir ziehen uns in mein Zimmer zurück.
 

Dort helfen mir die beiden, das Wichtigste einzupacken. Zwischendurch ruft Seto Roland an, dass er mithelfen soll.
 

Kurz darauf erscheint er auch schon, nachdem Andrew ihn reingelassen hat, und hilft beim in die Limousine tragen. Dann frage ich Seto noch:
 

„Andrew kann doch jederzeit vorbeikommen, oder?“
 

„Sicher. Aber, sag´ mir vorher immer Bescheid.“
 

„Danke, Seto. Auch, dass ich vorübergehend bei dir unterkomme. Irgendwann müssen sie doch zur Vernunft kommen. … Hoffe ich.“
 

„Ja, das hoffe ich auch.“
 

Klingt so, als nimmt Seto an, dass ich endgültig bei ihm einziehe.
 

Nachdem ich alles gepackt und Roland in die Limousine geschafft hat, packt Andrew noch ein paar Sachen, wir verlassen gemeinsam mein Zimmer und ich rufe noch:
 

„Tschüss.“ zu ihnen, doch was zurückkommt, mit dem hätte ich nie gerechnet.
 

„Du wirst schon sehen, was du davon hast. … In spätestens einem halben Jahr kommst du angekrochen. Das verspreche ich dir.“ brüllt mein Vater.
 

Mit gerunzelter Stirn blicke ich zu Seto.
 

„Mach´ dir nichts draus. Wir schaffen das schon.“ versucht Seto mich aufzumuntern, also nicke ich mal und erwidere meinem Vater:
 

„Wir werden sehen.“
 

Wieso kommt mir das so vor, als wollten sie mir beweisen, dass ich mit Seto schlecht dran bin? Es klingt tatsächlich wie eine Wette. Wie eine Herausforderung.
 

Gut, dann nehme ich diese Herausforderung an. Wir werden ja sehen, wer Recht behält.
 

Also verlassen wir das Haus und steigen alle in die Limousine. Schon fährt Roland los.
 

„Mann. Mum und Dad sind voll ausgezuckt. Ich versteh´ die sowieso nicht, was die gegen ihn haben.“ meint Andrew völlig zusammenhanglos und deutet auf Seto.
 

„Also, ich find ihn ganz in Ordnung.“ fügt er noch an.
 

Da kann ich nur antworten:
 

„Danke, Andrew. Wenigstens einer, der noch zu mir hält.“
 

„Klar. Bist doch meine Lieblingsschwester.“
 

„Ja, auch nur, weil ich immer mit dir Videospiele gespielt oder dir dabei zugesehen hab´, weil dir sonst zu langweilig gewesen wäre.“
 

„Auch, wieder wahr.“ kichert Andrew.
 

„Du weißt schon, dass du´n Knall hast?“ kann ich mir nicht verkneifen.
 

„Hey!“ empört er sich und ich lache.
 

Daraufhin grummelt er beleidigt, was mich nur mehr zum Lachen bringt. Dann muss ich einfach sagen:
 

„Ich hab´ dich auch lieb.“
 

Danach grinst er mich frech an und zeigt mir die Zunge. Das bringt sogar Seto zum sichtbaren Schmunzeln.
 

Als wir bei der Villa ankommen, steigen wir aus und alle helfen wieder mit, mein Zeugs in die Villa zu schaffen. Seto stellt mir dafür eigens sein Zimmer zur Verfügung. Groß genug ist es ja.
 

Als Mokuba dann zu uns stößt, kann er sich nicht verkneifen zu fragen:
 

„Was ist denn hier los?“
 

Ehe ich antworten kann, tut Seto das für mich:
 

„Jenna zieht hier ein. Ihre Eltern haben Sie herausfordernd hinausgeworfen und sind der Meinung, sie hielte es kein halbes Jahr hier mit mir aus.“
 

„Und das konntet ihr natürlich nicht auf euch sitzen lassen.“ grinst Mokuba nun.
 

„Natürlich nicht.“ erwidert Seto trocken.
 

„Da wir hier nun fertig sind, … Mokuba, das ist mein Bruder Andrew. Andrew, das ist Mokuba. Und nun geht spielen. Andrew ist schon die ganze Zeit wuschig, weil er es kaum erwarten kann, deine Spielesammlung zu sehen.“ richte ich mich an Seto´s kleinen Bruder.
 

„Na, dann komm mit, Andrew.“ meint Mokuba daraufhin aufgeregt.
 

Und da wir uns nun nicht die Stimmung verderben lassen wollen, machen wir uns einen restlichen schönen Tag.
 

***
 

Den nächsten Tag, der eigentlich nur für Mokuba und Seto reserviert war, endet damit, dass wir den Tag zu viert verbringen, da Andrew doch noch länger geblieben ist.
 

Am Abend jedoch muss er wieder nach Hause. Und ganz ehrlich. Andrew war mehr als begeistert, während der Zeit hier.
 

Seto hat sich auch bemüht, nicht seine Unnahbarkeit aufrechtzuhalten, während Andrew hier ist, weil er ja quasi zur Familie gehört. Und Seto hat auch schnell bemerkt, dass mein Bruder wirklich in Ordnung ist, was es ihm noch um einiges leichter gemacht hat.
 

Die weiteren Tage ist es aber mehr als gewöhnungsbedürftig, sich in der Villa zuhause zu fühlen. Und Seto konnte mich nicht davon überzeugen, nichts beizusteuern, während ich hier wohne.
 

Die Schule meistern wir, wie gewohnt, und meinen Nebenjob habe ich auch nicht aufgegeben, um unabhängig zu bleiben.
 

Nur haben wir uns ausgemacht, dass ich dennoch nach der Arbeit zu Seto in die Firma komme, um bei ihm zu lernen. Über die Firma, nicht für die Schule. Erst Hausaufgaben machen und dann Firmenpolitik.
 

Seto meinte, wenn ich jetzt schon bei ihm wohne, will er mir auch gleich seine Firma näherbringen, da er viel mit mir vorhat. So ist er aber gezwungen, zu üblicher Zeit seine Arbeit einzustellen. Hat doch auch was.
 

Wir beenden dann quasi zwar erst, nachdem alle Angestellten das Firmengebäude verlassen haben, die Arbeit, aber es dann immerhin erst 20 Uhr.
 

***
 

Nun, auf den Tag genau, ist ein halbes Jahr vergangen, seit ich bei Seto eingezogen bin. Es gab vielleicht anfängliche Reibereien zwischen uns, da wir erst lernen mussten, mit unseren Macken klarzukommen. Aber schlussendlich haben wir es geschafft, auch, wenn es noch hin und wieder zu Streitereien wegen Kleinigkeiten gibt.
 

Die dauern aber meist nicht lange, weil wir uns dann doch noch einigen können. Bei uns heißt das Zauberwort ‚Kompromisse schließen‘. Und was soll ich sagen, wir führen bisher eine sehr glückliche Beziehung.
 

Und ich denk´ nicht mal im Traum daran, zu meinen Eltern zurückzukehren. Seto meinte ja auch, dass ich nicht zurück muss, wenn ich nicht will, weil es ja so gut mit uns klappt.
 

Selbst Mokuba freut sich darüber, dass wir so gut miteinander auskommen. Und Andrew kommt uns auch recht oft besuchen. Das Einzige, das mich wundert ist, dass Mokuba sogar Andrew besuchen kommen darf, weil er eben nicht so wie Seto ist.
 

Aber denken sie auch nur einmal daran, wem sie es zu verdanken haben, dass Mokuba so ist, wie er ist? Nein.
 

Mokuba hat seine Erziehung hauptsächlich Seto zu verdanken und meine Eltern sehen das nicht ein. Sind sie blind oder wollen sie das nicht sehen?
 

Auf jeden Fall habe ich mich seitdem nicht mehr bei meinen Eltern blicken lassen. Ich bin schließlich immer noch sauer auf sie, weil sie immer noch kein Einsehen haben wollen. Ich lasse mir nämlich von Andrew immer Bericht erstatten, was meine Eltern anbelangt, während er bei uns zu Besuch ist.
 

***
 

Jetzt wohne ich seit drei Jahren bei Seto. Ja, wir sind immer noch glücklich zusammen. Seto hat bereits seit zwei Jahren seinen Abschluss gemacht und ist nur noch mit seiner Firma beschäftigt.
 

Mittlerweile habe ich meinen Nebenjob aufgegeben und arbeite in Seto´s Firma mit, als 2. Vizepräsidentin nach Mokuba. Dennoch stehen Mokuba und ich auf derselben Stufe in Seto´s Firma. Ich stehe nun, neben Seto, auch öfters im Rampenlicht. Wir tun nichts ohne den anderen.
 

Das hat sich Seto irgendwann so angefangen, dass er mich überall dabei haben wollte. Ich bin angeblich so lernfähig, dass er mir alles beibringen will, was er weiß.
 

Selbst in den Zeitungen sieht man kein Foto mehr, auf dem Seto nur alleine aufzufinden ist. Wir sind sogar das Traumpaar des Jahres geworden. Wir besuchen nun auch mehrere Veranstaltungen gemeinsam.
 

Doch heute, nach der Schule, soll ich eine Prüfung von Seto gestellt bekommen. Bereits gestern vor dem Schlafengehen hat er mich vorgewarnt und die ganze Zeit muss ich daran denken, was das denn für eine Prüfung sein könnte.
 

Ich sitze gerade alleine in der Limousine, die Roland fährt, die mich zur Firma bringen soll.
 

Ganz hibbelig und unruhig rutsche ich auf der Rückbank vor und zurück und weiß nicht, wie ich sitzen soll. Das Wissen, dass ich gleich eine Prüfung von Seto erhalten werde, reibt an meinen Nerven.
 

Was könnte er mich denn überhaupt prüfen? Na, toll. Jetzt werde ich auch noch nervös und aufgeregt. Hoffentlich kann ich diese Prüfung nicht verhauen. Ich hab´ doch gar nichts dafür gelernt. Oh, Gott, ich werde durchfallen.
 

Abrupt bleibt die Limousine stehen und kündigt mir so an, dass wir da sind.
 

Roland öffnet mir die Tür, doch ich zögere.
 

„Miss White, alles in Ordnung?“ fragt er nach.
 

Ich atme tief durch und antworte:
 

„Ja, sicher. Seto wird mich heute einer Prüfung unterziehen und ich habe Angst, ihn zu enttäuschen.“
 

„Das können Sie gar nicht. Mr. Kaiba war bisher immer sehr stolz auf Sie, Miss White. Das wird sich auch in nächster Zeit nicht ändern.“
 

Er hat Recht. Worüber zerbreche ich mir hier eigentlich den Kopf?
 

„Danke, Roland.“
 

Dann steige ich endlich aus der Limousine und schreite erhobenen Hauptes in das Firmengebäude. Zur Begrüßung nicke ich nur und gehe schnurstracks auf den Fahrstuhl zu.
 

Nachdem ich aus dem Fahrstuhl gestiegen bin, marschiere ich weiter zu Seto´s Büro, als mich die Sekretärin aufhält:
 

„Miss White, bitte warten Sie. … Mr. Kaiba ist noch in einer Besprechung.“
 

Verdutzt blicke ich sie an.
 

Das ist schon lange nicht mehr vorgekommen, dass Seto eine Besprechung hat und ich nicht dabei bin. Das letzte Mal, bevor ich zu ihm gezogen bin.
 

„Um was handelt es sich?“
 

„Es geht wohl um eine Prüfung. Mehr wurde auch mir nicht mitgeteilt. … Sie müssen nur leider warten, bis die Besprechung zu Ende ist.“ erklärt mir die Sekretärin.
 

Na, toll. Bisher musste ich noch nie warten. Ich seufze und verschränke frustriert meine Arme.
 

Wenigstens muss ich nicht allzu lange warten. Nach zehn Minuten wird die Bürotür geöffnet und einige Herren verlassen Seto´s Büro.
 

Gerade, als Seto scheinbar seine Sekretärin ansprechen will, fällt sein Blick auf mich.
 

„Ah, du bist schon da. … Tut mir leid, dass du warten musstest. Komm´ doch bitte rein.“ meint Seto daraufhin.
 

Ich betrete sein Büro und Seto folgt mir, um danach seine Bürotür wieder zu schließen.
 

„Hast du schon deine Hausaufgaben gemacht?“ fragt er erstmal.
 

Das tut er mittlerweile immer, wenn ich zu ihm in die Firma komme. Und jedes Mal antworte ich ihm dieselben Worte:
 

„Was sollte ich denn anderes in der Pause machen, wenn du nicht da bist?“
 

Er lächelt mich an, nimmt mich in seine Arme und küsst mich. Das ist mittlerweile schon zu einem Ritual geworden.
 

„Also, was erwartet mich?“ will ich endlich wissen.
 

„Nicht so ungeduldig, mein Schatz.“
 

Mit diesen Worten geht er an seinen Schreibtisch zurück, setzt sich in seinen Bürostuhl und hebt von unter seinem Schreibtisch einen Aktenkoffer hervor, den er vor sich auf den Tisch legt.
 

„Komm her.“ bittet er mich.
 

Ich gehe also vor an seinen Schreibtisch, bis an die Kante und warte ab, was er nun vorhat.
 

Er erhebt sich wieder aus seinem Bürostuhl, dreht den Aktenkoffer zu mir und öffnet ihn, vor meinen Augen. Ich runzle die Stirn.
 

„Hier drin befinden sich exakt eine Million. … Deine Aufgabe wird es sein, diese Million innerhalb eines Jahres zu verzehnfachen. … Nutze all das Wissen, das ich dir beigebracht habe und überlege gut, in was du das Geld investieren willst.“ erklärt mir Seto nun.
 

„Das ist dieselbe Aufgabe, die auch du einst absolvieren musstest.“ kann ich mir nicht verkneifen zu erwähnen, ohne allerdings Gozaburo ins Spiel zu bringen, weil er nicht gut auf ihn zu sprechen ist.
 

„Du hast Recht. … Ich habe dir die letzten drei Jahre alles beigebracht, was man wissen muss, um es als Geschäftsmann, in deinem Fall als Geschäftsfrau, weit zu bringen. … Ich würde dir empfehlen, sobald du weißt, in was du investieren willst, dass du ein Geschäftskonto anlegst, das du dein eigen nennst.“ spricht er weiter.
 

Er geht zu einem Regal und holt einen Ordner heraus und legt ihn mir neben den Aktenkoffer.
 

„Hier hast du auch noch ein Firmenverzeichnis, wo genau beschrieben wird, mit was gehandelt wird und wie ihr Geschäftssinn aussieht bzw. wie sie arbeiten.“ erklärt er mir weiter.
 

„Jetzt setz´ dich auf die Couch und überlege dir, was du mit dem Geld machen willst. Und wenn dir etwas eingefallen ist, musst du mich darüber nicht in Kenntnis setzen. Das Ergebnis ist ausschlaggebend.“ informiert er mich.
 

Ich bin unsicher. So viel Geld ist eine große Verantwortung.
 

„Und was passiert, wenn ich das Geld in den Sand setze?“ muss ich einfach fragen.
 

Er sieht mich irritiert an und schüttelt seinen Kopf.
 

„Das wird nicht passieren. Ich vertraue auf mein Urteilungsvermögen und ich vertraue dir, dass du weißt, was du tust.“
 

Richtig, er vertraut mir. Und er ist sich sicher, dass ich ihn nicht enttäuschen werde. Ob er da nicht etwas zu zuversichtlich ist? Ich weiß nicht, ob ich dafür schon bereit bin. Aber, er sagte doch, dass ich bereits alles weiß, was ich wissen muss, als Geschäftsfrau. Was kann da eigentlich noch schiefgehen?
 

Ich schließe den Aktenkoffer und das Firmenverzeichnis und nehme es mit zum Couchtisch.
 

Dort sehe ich mir in Ruhe alle Firmenbeschreibungen durch und allmählich keimt in mir eine Idee auf. Und die ‚Entertainment Industries‘ scheint meinen Anforderungen zu entsprechen. Endlich kann ich meine Idee von früher umsetzen.
 

Schnell schnappe ich mir aus Seto´s Drucker ein Blatt Papier und mache mir Notizen. Dazu suche ich mir noch weitere Firmen heraus, die ich brauchen werde. Danach gehe ich wiederholt an seinen Schreibtisch und hole meinen persönlichen Laptop, den mir Seto zugestanden hat und starte ihn.
 

Während der Wartezeit verlasse ich schnell sein Büro und gehe zu seiner Sekretärin.
 

„Magret. Besorg mir einen Termin bei dieser Firma. Es geht um ein neues Projekt, das ich ihnen unterbreiten will.“
 

„Gerne, Miss White.“ erwidert sie mir und greift auch sofort zum Hörer.
 

Nachdem sie das Gespräch beendet hat, teilt sie mir mit:
 

„Sie haben Interesse und erwarten Sie morgen um 15 Uhr.“
 

„Sehr gut. Dann mache ich mich gleich an den Vertrag.“ antworte ich und reibe mir vorfreudig die Hände.
 

Ich nehme von Seto´s Sekretärin den Notizzettel entgegen und kehre in Seto´s Büro zurück. Dort setze ich mich wieder in die Couch und an meinen Laptop.
 

Ich weiß genau, dass Seto mich beobachtet. Er hat zwar gesagt, ich muss ihm nichts sagen, aber neugierig ist er trotzdem. Darum sage ich auch, ohne aufzusehen:
 

„Hör auf, mich anzustarren und mach´ deine Arbeit. Lass´ dich einfach überraschen.“
 

Er grummelt hörbar. Wusste ich es doch. Mittlerweile kenne ich ihn schon ziemlich gut. Ich würde nahezu behaupten, wir sind ein eingespieltes Ehepaar. Ja, so könnte man uns tatsächlich betiteln.
 

Das erinnert mich gerade an meine Eltern. Ich habe sie schon seit ich bei Seto eingezogen bin, nicht mehr gesehen. Meinen Bruder sehe ich auch immer seltener, aber das macht nichts. Er nimmt sein Leben allmählich auch selbst in die Hand.
 

Als er das letzte Mal bei uns zu Besuch war, hat er mir seine erste Freundin vorgestellt. Seto und ich haben geschmunzelt, während wir Arm in Arm vor ihnen standen.
 

Es war ja auch bereits weltweit bekannt, dass Seto Kaiba in festen Händen ist. Und wie erwartet, ist er eine sehr treue Seele. Keine andere Frau oder anderes Mädchen haben bei ihm eine Chance. Das liegt wohl auch daran, weil mir sein Herz gehört. Und das gebe ich bestimmt auch nicht so schnell aus meinen Händen.
 

Aber, ich finde es süß, meinen Bruder mit seiner kleinen Freundin gemeinsam zu sehen. Seto geht´s da wahrscheinlich nicht anders, da Andrew ja quasi schon in die Familie Kaiba aufgenommen wurde, genau wie ich.
 

Natürlich hoffe ich, dass Seto und ich auch irgendwann heiraten und Kinder bekommen. Aber er ist scheinbar noch nicht bereit für diesen Schritt. Und ich werde ihn bestimmt auch nicht darauf ansprechen. Es ist alleine seine Entscheidung.
 

Also mache ich mich daran, den Vertrag aufzusetzen.
 

Danach stelle ich noch die weiteren Verträge zusammen, die noch auf mich zukommen werden.
 

Gegen Abend, als ich damit fertig bin, lege ich die Verträge in den Aktenkoffer zu dem Geld.
 

Morgen geht es dann los.
 

***
 

Am nächsten Tag, nach der Schule, steuere ich die Limousine an. Roland hält mir bereits die Türe auf.
 

Bei ihm angekommen, frage ich:
 

„Hast du alles dabei, was ich brauche?“
 

„Natürlich, Miss White. Ich war so frei, Ihnen alles auf die Rückbank bereitzulegen.“
 

„Danke, Roland.“
 

Ich steige ein und sobald Roland selbst wieder eingestiegen ist, fährt er los, und die Scheibe zwischen Fahrgastkabine und Fahrerkabine fährt hoch.
 

Zu meiner Zufriedenheit, hat mir Roland tatsächlich ein Geschäftsoutfit besorgt, damit ich souverän und seriös aussehe. Das liegt aber vielleicht auch an dem KC auf meiner Brust. Ich repräsentiere ja indirekt auch die KC, auch, wenn es sich hier um mein eigenes Projekt handelt.
 

Nachdem die Limousine anhält und ich mich für das kommende Geschäftsgespräch vorbereitet habe, steige ich aus der Limousine und trete stolzen Schrittes auf das Gebäude der Entertainment Industries zu.
 

Von einer Empfangsdame werde ich zum Büro des Geschäftsführers weitergeleitet. Ich werde sogar sofort eingelassen und komme auch gleich zum Punkt:
 

„Guten Tag, ich bin Jenna White, die Lebensgefährtin von Seto Kaiba, und habe Ihnen ein Angebot zu unterbreiten.“
 

Ich hab´ mir irgendwann angewöhnt, mich als Lebensgefährtin zu betiteln, weil Freundin doch etwas schwach klingt. Seto und ich sind ja immerhin schon drei Jahre zusammen, da ist das doch nur nachvollziehbar, oder?
 

Außerdem habe ich mir von Seto angewöhnt, auch immer gleich zum Punkt zu kommen und nicht immer um den heißen Brei herumzureden.
 

„Herzlich Willkommen, Miss White. Was verschafft mir die Ehre, Ihres Besuches?“ werde ich begrüßt.
 

Ich kann Seto nur zu gut verstehen, dass er das Geschleime von seinen Geschäftspartnern nicht erträgt. Aber dieser Mann scheint ehrlich zu sein. Steht ja auch so in der Firmenbeschreibung.
 

„Ich habe eine Idee für ein Projekt. Und es wird sie jetzt sicher überraschen, wenn ich Ihnen sage, dass ich vorhabe, steinalte Spiele erneuern zu lassen, nur moderner und besser gestaltet. Ihre Aufgabe wird allerdings darin bestehen, eine Spielekonsole zu erschaffen, die in der Lage sein wird, sowohl die neuen, als auch die steinalten Spiele zu spielen. Ich wünsche, bei der Ausarbeitung der Konstruktion mitzuwirken. Und ich bin gewillt, dafür eine Million einzubringen. Im Gegenzug verlange ich allerdings 35 % der Einnahmen. Was halten Sie von meinem Vorschlag?“ erkläre ich meine Idee.
 

„Mir scheint, Sie wissen ganz genau, was Sie wollen. … Gut, ich bin einverstanden. So ein gutes Angebot haben wir schon lange nicht erhalten. Und das Projekt klingt zudem sehr vielversprechend.“ wird mir ehrlich geantwortet.
 

„Sehr gut. Hier ist der Vertrag, damit Sie mit unserer Zusammenarbeit einverstanden sind. Lesen Sie ihn sich in Ruhe durch. Sollte Ihnen auffallen, dass etwas fehlt oder für Sie nicht in Ordnung ist, zögern Sie nicht, mich darauf aufmerksam zu machen.“
 

Mit diesen Worten lege ich Ihm den Vertrag auf seinen Schreibtisch und setze mich endlich auf den bereitstehenden Stuhl. Zuvor konnte ich mich einfach nicht setzen, da ich zu aufgeregt war. Jetzt habe ich alles Wichtige gesagt, jetzt kann ich mich zur Ruhe begeben.
 

Nach einer Weile stelle ich fest, dass der Mann vor mir ohne zu Zögern den Vertrag unterschreibt. Dann fügt er an:
 

„Ich habe noch nie einen so perfekt angefertigten Vertrag gesehen.“
 

„Danke.“ bin ich erleichtert und dankbar für das Lob.
 

Daher erwähne ich anfügend:
 

„Das ist ja auch kein Wunder. Ich habe vom Besten gelernt.“ und lächle ihn freundlich an.
 

Er erwidert mein Lächeln ebenfalls freundlich und bietet mir sodann an:
 

„Ich lasse den Vertrag auch gleich kopieren, dann können Sie das Original wiederhaben.“
 

Ich nicke einverstanden, während er sich erhebt und den Vertrag seiner Sekretärin in die Hand drückt, zum Kopieren. So können wir jetzt ungestört weitermachen.
 

Ich hebe den Aktenkoffer an und lege ihn ihm auf den Schreibtisch. Dann mache ich es so, wie Seto es bei mir gemacht hat. Ich drehe den Aktenkoffer in seine Richtung und öffne ihn. Danach erkläre ich ihm noch:
 

„Hier sind die Verträge für die anderen Firmen, die bereits in ihrem Vertrag erwähnt sind.“, und drücke sie ihm in die Hand, „Und hier befindet sich die eine Million.“
 

Dann füge ich noch an:
 

„Auf gute Zusammenarbeit.“ und strecke ihm meine Hand entgegen.
 

Er nimmt sie an und schüttelt sie kurz.
 

Kurz darauf kommt auch schon wieder die Sekretärin und reicht mir den Originalvertrag.
 

„Ach, bevor ich´s vergesse. Mein Projekt hat über Ihren absoluten Vorrang. Ich bestehe darauf, dass wir morgen bereits mit der Planung beginnen.“
 

Er nickt nur, denn er weiß, dass ihm meine Idee eine Menge einbringen kann. Im Vertrag konnte er ja auch nachlesen, dass ich gewillt bin, nach Europa zu exportieren. Denn nur so denke ich, ist es schaffbar, das Zehnfache einer Million zusammenzubekommen.
 

Nachdem ich mir mit meinem neuen Geschäftspartner ausgemacht habe, dass wir von nun an von 15 Uhr bis 20 Uhr jeden Tag außer Samstag und Sonntag an dem Projekt arbeiten werden, da ich ja noch zur Schule gehe, sollten wir gut mit dem Projekt vorankommen.
 

Aber erst brauchen wir noch die Zustimmung und die unterschriebenen Verträge der anderen Firmen. Deshalb habe ich auch ihm diese Aufgabe aufgetragen, weil mir einfach die Zeit, die ich in der Schule absitzen muss, fehlt. Die Zeit kann er daher dafür nutzen, um unser Projekt weiter voranzutreiben.
 

Als ich die Entertainment Industries wieder, mit meinem leeren Aktenkoffer, aber einem unterschriebenen Vertrag, verlasse, lasse ich mich von Roland gleich weiter zu Seto´s Firma fahren.
 

Um mich nicht zu verraten, ziehe ich mir in der Limousine wieder die Schuluniform an.
 

Als ich in Seto´s Büro schneie, sieht er sofort auf und fragt mich:
 

„Wo warst du so lange?“
 

„Ach, ich hab´ nur einer Firma einen Besuch abgestattet.“
 

Mehr verrate ich ihm nicht. Den Aktenkoffer lege ich auf den Couchtisch und gehe an die Regale, um einen leeren Ordner zu suchen, den ich mein Eigen nennen kann.
 

Nachdem ich nach etlicher Suche endlich einen gefunden habe, schnappe ich ihn mir und suche noch Klarsichthüllen, die ich wesentlich schneller finde und gehe damit zum Couchtisch. Dort gebe ich die Klarsichthüllen in den Ordner, dann öffne ich den Koffer und gebe meinen ersten Vertrag in die oberste Klarsichthülle.
 

Ja, ich bin stolz auf diesen Vertrag und verspreche mir sehr viel von meinem Projekt. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass auch die anderen Firmen in mein Projekt einsteigen werden. Mein erstes und größtes Projekt, das ich auf die Füße stelle. Ob Seto bereits die Neugier zerfrisst? Mit Sicherheit.
 

~~~ Seto´s Sicht ~~~
 

Jenna erhebt sich aus der Couch und stellt den neu beschrifteten Ordner ‚White‘ zurück in das Regal, wo sich eigentlich nur Ordner mit Verträgen befinden. Natürlich brenne ich darauf, zu erfahren, was sich dort im Ordner befindet, aber sie meinte ja, ich solle mich überraschen lassen. Habe ich überhaupt die Geduld, ein Jahr zu warten, bis meine Neugier befriedigt wird?
 

Als sie mein Büro verlässt, kann ich einfach nicht anders. Meine Neugier treibt mich dazu. Ich erhebe mich aus meinem Bürostuhl und gehe zum Regal, um ihren Ordner herauszunehmen und einen kurzen Blick hineinzuwerfen.
 

Aha, ein unabhängiger Vertrag von der KC. Ich habe auch nichts anderes erwartet. Also hat sie das Geld bereits investiert. Und zwar in die Entertainment Industries. Hm, nicht gut. Die haben doch schon lange nichts Sinnvolles mehr produziert. Was erhofft sich Jenna nur von dieser Firma?
 

Oh? Hier sind noch weitere Firmen involviert. Und sie will sogar nach Europa exportieren? Woher will sie wissen, dass das was bringt? Also, ich versteh´ nicht, wieso Jenna das gemacht hat. Ich werde mich wohl wirklich gedulden müssen, um das herauszufinden. Mehr steht im Vertrag leider nicht.
 

Aber das, mit den 35 % von den Einnahmen? Ich bezweifle stark, dass sie so innerhalb eines Jahres die zehn Millionen zusammenbekommt.
 

Mir war ohnehin klar, dass sie es nicht so macht, wie ich es damals gemacht habe. Aber das? Unwillkürlich schüttle ich meinen Kopf, als ich Schritte näherkommen höre.
 

Huch! Schnell den Ordner zurückgestellt und in meinen Schreibtischstuhl geschwungen. Schon tue ich so, als würde ich die ganze Zeit nur gearbeitet haben.
 

Der Vertrag stimmt mich jedoch skeptisch. Er ist zwar perfekt ausgearbeitet und lässt wirklich nichts offen, allerdings bezweifle ich, dass er wirklich seinen Sinn erfüllt. Hoffentlich habe ich ihr da nicht zu viel zugemutet. Ach, ich sollte nicht zweifeln. Sie wird schon wissen, was sie sich davon erhofft. Ich drücke ihr einfach mal die Daumen.
 

Schließlich habe ich einen Plan, sollte sie es schaffen.
 

Ja, wenn sie es schafft, meine Anforderung zu erfüllen, dann werde ich sie bitten, mich zu heiraten. Sie muss sich schließlich erst meinen Nachnamen verdienen. Sie muss meiner würdig sein. Sie muss würdig sein, den Namen Kaiba zu tragen.
 

Sollte sie es allerdings nicht bei diesem Versuch schaffen, muss sie es solange versuchen, bis sie es schafft. Denn, erst dann werde ich bereit sein, sie zu meiner Frau zu nehmen.
 

Wir haben zwar nie darüber gesprochen, aber ist es nicht so, dass sie schon lange nicht mehr, nur meine Freundin ist?
 

Sie ist schon lange mehr, als das. Darum denke ich auch, dass es an der Zeit wird, es auch ersichtlich zu machen, indem ich sie heirate. Außerdem wird es an der Zeit, langsam mal auch an einen Nachfolger zu denken.
 

~~~ Meine Sicht ~~~
 

Als ich zurück ins Büro komme, weil ich die Sekretärin darüber informiert habe, dass ich jetzt eine ganze Weile nicht mehr in die Firma kommen kann, weiß ich sofort, das etwas faul ist.
 

Seto wirkt so ruhig und nachdenklich. Er war eindeutig an meinem Ordner. Aber, was soll´s. Ich hab´s ihm ja schließlich nicht verboten. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass er sich jetzt fragt, warum ich ausgerechnet diese Firma gewählt habe.
 

Tja, das bleibt leider mein Geheimnis. Ich verrate ihm nichts. Rein gar nichts. Ich werde ihm, wenn es soweit ist, sowieso das Erzeugnis präsentieren. Ich habe sogar beschlossen, Mokuba und meinen Bruder je eins gratis zukommen zu lassen. Die haben dann sicher ihren Spaß daran.
 

***
 

Die nächsten Tage verbringe ich nach der Schule in der Entertainment Industries. Seto meint, er vermisst mich in seiner Firma. Aber ich hab´ ihm gesagt, dass es leider notwendig ist, da ich mit der Firma ja zusammen die Konstruktion erarbeite.
 

Und wir machen auch Fortschritte. Meine Planung sieht es nämlich vor, an der Konsole sämtliche Schlitzarten für Videospiele zu platzieren, die jemals vor zwanzig Jahren auf den Markt gekommen sind, anzubringen, sowie für das Format der neuen Spiele, zu denen wir uns mit den anderen Firmen geeinigt haben.
 

Also kommen alle steinalten Spiele auf DVD´s zum Einsatz, auf denen sämtliche Spiele gesammelt sind. Sogar die steinalten PC-Spiele von den Commodore und Windows 98 und ME haben wir ins Sortiment aufgenommen.
 

Das wird ein Riesenerfolg werden. Ich seh´s schon kommen. Die Konsole und die Spiele werden einschlagen, wie eine Bombe. Denn mit dieser Auswahl an Spielen sprechen wir nicht nur die heutige Jugend, nein, auch die von damals, an.
 

Darunter sollten sich auf jeden Fall eine Menge befinden, wenn man sich die Verkaufszahlen von damals ansieht. Ich bin wirklich schon gespannt.
 

***
 

Nun ist bereits ein halbes Jahr vergangen und wir haben bereits zu Anbeginn angefangen nach Europa zu exportieren. Dort ist unsere Konsole eingeschlagen, wie ein Hit. Darauf hatte ich bestanden, weil ich Seto noch weiter auf die Folter spannen wollte. Er hat keine Ahnung von unseren Verkaufszahlen.
 

Doch ab heute sollen unsere Produkte auch in Japan erhältlich sein. Ich war so frei und habe mir je zwei Produkte von allem für meine privaten Zwecke aushändigen lassen. Und das Geschäftskonto, das mir Seto empfohlen hat, hat bereits das Soll um mehr als das zehnfache überstiegen. Ich bin ja so stolz auf mich. Meine Idee war ein voller Erfolg und die Firmen sind mir so dankbar, dass sie mir sogar 50 % von den Einnahmen zugesichert haben, weil es ja meine Idee war, und mir noch einen Vertrag über weitere 3 Jahre angeboten haben, den ich aber noch nicht angenommen habe. Darüber wollte ich mich dann doch lieber mit Seto austauschen.
 

***
 

Es ist Samstag und Wochenende. Heute erwarte ich die Lieferung der Konsole und der sämtlichen DVD´s, die die Firmen mit meiner Hilfe erneuert haben. Ich kann es kaum erwarten, bis es endlich da ist.
 

Ich hab` Mokuba bereits versprochen, dass ich eine Überraschung für ihn habe. Er ist auch schon ganz hibbelig vor Neugier. Seto hingegen weiß, dass wir auf etwas warten und versucht seine Neugier zu verbergen.
 

Dann ist es endlich soweit. Roland kommt mit einem Riesenpaket an, das in Geschenkpapier gewickelt ist. Das zweite Paket, habe ich Roland aufgetragen, meinem Bruder zukommen zu lassen. Ebenfalls in Geschenkpapier gewickelt.
 

„Roland, stell´ das Paket doch bitte ins Wohnzimmer. Und das Zweite bring´ bitte anschließend zu meinem Bruder ins Zimmer. Meine Eltern müssen das nicht erfahren.“ bitte ich Roland.
 

„Sehr wohl, Miss White.“ erwidert Roland und kommt meiner Bitte nach.
 

Kurz darauf brülle ich auch schon:
 

„Mokuba! Deine Überraschung ist da!“
 

Im nächsten Moment höre ich ihn auch schon die Treppen herunterstürzen.
 

„Wo? Wo?“ fragt er mich aufgeregt.
 

„Im Wohnzimmer.“ grinse ich, als ich auch schon Seto die Treppe gemächlicher herunterkommen sehe.
 

Mit gerunzelter Stirn fragt mich Seto:
 

„Von was für einer Überraschung ist hier die Rede?“
 

„Komm mit, dann zeige ich es dir.“ sage ich nur und ziehe ihn mit mir ins Wohnzimmer, wo Mokuba bereits dabei ist, das Geschenkpapier zu lösen.
 

„Wahnsinn! Eine neue Spielekonsole und so viele Spiele.“ staunt Mokuba nicht schlecht.
 

„Willst du sie nicht ausprobieren?“ frage ich Mokuba lächelnd und der nickt eifrig.
 

Nachdem Seto Mokuba einige Zeit zugesehen hat, fragt mich Seto neugierig:
 

„Wie bist du da dran gekommen?“
 

Ich grinse ihn scheinheilig an, doch mein Mund bleibt versiegelt.
 

„Das wüsstest du wohl gerne. Aber keine Sorge. Das alles erfährst du heute Abend durch´s Interview vom Firmenleiter der Entertainment Industries.“ gebe ich ihm dann doch einen Hinweis.
 

Sein Gesicht verzieht sich zu einer ernsten Miene. Er scheint begriffen zu haben. Schön für ihn.
 

„Und wann soll das sein?“ will er nun wissen.
 

„Um 18 Uhr. Es dauert aber nur eine halbe Stunde.“ antworte ich ihm.
 

Dann schlage ich ihm vor:
 

„Wir können es uns gerne gemeinsam ansehen.“
 

Da wirft Mokuba ein:
 

„Das will ich mir auch ansehen.“
 

Also, ist das abgemacht.
 

Doch eines würde mich schon noch interessieren.
 

„Seto? … Wie soll ich dir eigentlich beweisen, dass ich meine Aufgabe erfüllt habe, falls es soweit ist?“ frage ich daher nach.
 

„Hm, … solltest du es tatsächlich schaffen, sollst du mir alles, was du verdient hast, vorlegen, damit ich es durchzählen kann.“ Uh, das wird aber viel Zeit in Anspruch nehmen, wenn er das alles wirklich händisch abzählen will.
 

„Reicht es denn nicht, wenn ich dir einen Auszug vom Geschäftskonto vorlege?“
 

„Nein. Wenn du wirklich meinem Rat gefolgt bist und ein Geschäftskonto angelegt hast, dann bringe mir alle Auszüge, die sich auf das Konto belaufen.“
 

„Geht in Ordnung.“
 

Das macht Seto weniger Unannehmlichkeiten und weniger Arbeit. Ich will meinen Schatz immerhin nicht überfordern.
 

~~~
 

Am Abend nach dem Interview der Firma Entertainment Industries ist Seto jetzt am Laufenden.
 

„So, so. Ihr wollt diese Konsole und Spiele also auf den Markt bringen.“
 

Ich nicke nur und grinse in mich hinein. Ich weiß, dass die Konsole und die Spiele vielleicht nicht so viel Anklang finden werden, wie in Europa, aber ich will Seto ja auch auf die Folter spannen. Ich will ihn ja schließlich überraschen. Nur, was mit dem Gewinn passiert, ist mir noch unklar. Schließlich habe ich nicht vor, jetzt eine eigene Firma zu gründen oder so. Und Investmentfirma will ich eigentlich nicht spielen. Da bleibe ich doch lieber bei der KC und Seto treu ergeben.
 

Ja, ich habe mich entschieden. Ich werde das Angebot, mich weitere drei Jahre an die Firmen zu binden, ausschlagen. Dennoch werde ich Seto darüber, wenn das Jahr um ist, in Kenntnis setzen.
 

***
 

Nach dem Jahr der auferlegten Prüfung, hat der Kontostand des Geschäftskontos ein beträchtliches Sümmchen geschafft.
 

Über eine halbe Milliarde. Da wird Seto ordentlich was zu kauen haben, bis er mit den Auszügen fertig ist. Ich habe sie so einsortiert, dass ich locker vier dicke A4-Ordner mit jeweils vier Lochreihen, wobei in je zwei Lochreihen Kontoauszüge stecken, vollgestopft habe.
 

Ich bin sicher, dass Seto mehr als erstaunt sein wird. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass er vor Neid erblasst. Aber das wird wahrscheinlich nicht passieren.
 

Daher mache ich mich gleich nach der Schule, mit der Limousine, auf den Weg zur KC.
 

Dort angekommen steuere ich auch gleich Seto´s Büro an, wobei mir die Sekretärin zuvorkommend die Türe aufhält, da ich wirklich schwer zu tragen habe.
 

Zielsicher bewege ich mich auf Seto´s Schreibtisch zu und lasse die Ordner auf den Schreibtisch sinken. Verdutzt sieht mich Seto an und fragt:
 

„Was sind das für Ordner?“
 

„Da sind die Kontoauszüge von meinem Geschäftskonto drin. Viel Spaß damit.“
 

Ich kann mir jetzt ein Lachen nicht verkneifen, auf Grund seines Gesichtsausdrucks. So herrlich geschockt, mit weit aufgerissenen Augen. Ich hatte schließlich nie behauptet, dass ich aufhöre, sobald ich die zehn Millionen zusammen hab´.
 

Denn sonst wäre ich schon nach vier Monaten fertig gewesen. Und ich wollte das ganze Jahr ausnutzen, um ihn weiterhin auf die Folter zu spannen.
 

Er legt seine Akten zur Seite und holt sich den ersten Ordner, um ihn durchzusehen. Da sieht er auch das Datum, wann es losging.
 

Nach drei Monaten hatten wir die Produkte soweit für den Markt und dann hat sich alles so rasend schnell verkauft, dass wir immer mehr nachliefern mussten. So sind die Verkaufszahlen ins Unermessliche gestiegen.
 

Seto beginnt jetzt sogar schneller zu blättern, weil er scheinbar nicht fassen kann, was er hier sieht. Dann beginnt er sogar Blätter zu überspringen.
 

Später scheint ihn eine andere Neugier gepackt zu haben, denn er greift gleich zum letzten Ordner und blättert zum letzten Auszug. Sofort weiten sich seine Augen ins Unermessliche, ehe sich auf seine Lippen ein breites Lächeln legt. Doch immer noch nicht weiß ich, was jetzt mit dem ganzen Geld passieren soll.
 

Doch seine nächsten Worte stürzen mich beinahe in eine Ohnmacht.
 

„Da hast du dir ein schönes Vermögen zu Eigen gemacht.“ grinst er mich an.
 

Ich hätte nie vermutet, dass ich das ganze Geld behalten sollte. Das geht doch nicht. Oder doch?
 

Na, ja, eigentlich habe ich es mir ja selbst verdient. Völlig unabhängig von Seto, habe ich mein Ding durchgezogen. Eigentlich logisch, dass das Geld mir gehört.
 

Ich glaube, meine Beine wollen nicht mehr. Das war zu viel. Ich war einfach viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, Seto auf mich stolz zu machen. Hilfe, ich bin reich!
 

Ehe ich wirklich umkippe, springt Seto von seinem Stuhl auf und fängt mich ab, bevor ich den Boden berühre.
 

„Dieser Tatsache warst du dir scheinbar nicht bewusst.“ stellt er besorgt fest, hebt mich auf seine Arme und trägt mich zur Couch, wo er mich vorsichtig ablegt.
 

Er schickt die Sekretärin um ein Glas Mineralwasser, da er mittlerweile weiß, dass ich fast nichts ohne Kohlensäure mag.
 

Nachdem ich mein Glas Mineralwasser erhalten und einen Schluck getrunken habe, antworte ich ihm endlich:
 

„Ich hatte andere Dinge in meinem Kopf. Wie zum Beispiel, dich zu beeindrucken und stolz auf mich zu machen.“
 

„Ich bin beeindruckt und stolz auf dich. … Um ehrlich zu sein, hatte ich so meine Zweifel, ob es die Firma, für die du dich entschieden hast, es wirklich bringt. … Aber zu meinem Erstaunen, hast du es sehr weit gebracht. Und das, ganz ohne meine Hilfe. Ich bin sehr stolz auf dich. … Darum frage ich dich, … willst du meine Frau werden?“
 

Unvorbereitet hält er mir plötzlich eine kleine geöffnete Schachtel unter die Augen, worin zwei Verlobungsringe drinstecken.
 

Ist das sein Ernst? Ich kann mich nicht rühren, zu geschockt bin ich im Moment. Aber, das ist zu viel im Augenblick.
 

Zuerst erfahre ich, dass ich mir ein eigenes Vermögen angelegt habe und jetzt bittet er mich auch noch, ihn zu heiraten.
 

Aber, eigentlich ist das egal. Es gibt für mich nur eine Antwort. Denn, ohne ihn, kann ich schon lange nicht mehr. Schließlich sind wir nun schon vier Jahre glücklich zusammen. Wir schlafen sogar so ziemlich regelmäßig miteinander, was so viel heißt wie, wir schlafen alle zwei bis drei Tage miteinander.
 

Aber die drei geliebten Worte habe ich bisher noch immer nicht von ihm vernommen. Deshalb habe ich sie ihm auch bisher nicht erwidert, obwohl ich ihn schon, zu Beginn unserer Beziehung, damit behelligt habe.
 

Aber jetzt will ich ihm erstmal antworten:
 

„Ja, sicher, will ich deine Frau werden.“ und klinge dabei wirklich, wie ich mich fühle.
 

Einfach nur glücklich.
 

Mit einem seligen Lächeln beobachte ich, wie er mir den kleineren von beiden Ringen an meinen Ringfinger steckt und dabei selbst glücklich lächelt. Danach legt er seine Arme um mich, ich erwidere dabei die Umarmung, und wir küssen uns innig.
 

Jetzt trage ich also den Titel seiner Verlobten.
 

Nachdem wir den Kuss gelöst haben, schlägt er mir dann auch schon vor:
 

„Lass uns in genau einem Jahr heiraten.“
 

Was kann ich schon anderes tun, als zu nicken und ihn glücklich anzugrinsen.
 

Das heißt, in einem Jahr werde ich bereits seine Frau sein. Jenna Kaiba. Schon allein, wie das klingt.
 

Zur Hochzeit muss ich dann einfach meine Eltern einladen. Ob sie kommen werden, ist dann eine andere Sache. Aber ich werde bei der Hochzeit vor ihnen so richtig angeben, um ihnen zu beweisen, dass sie sich grundsätzlich in ihm geirrt hatten.
 

Das wird mir eine Genugtuung sein. Vor allem, da man mir nun nicht mehr unterstellen kann, auf Grund meines eigenen verdienten Geldes, dass ich es bei Seto nur auf sein Geld abgesehen habe. Schließlich besitze ich jetzt mein eigenes Vermögen.
 

***
 

Doch bereits nach einem halben Jahr passiert ein Malheur nach dem anderen.
 

Seto hat mal eine neue Marke Kondome gekauft, die anscheinend keine Spur reißfest sind. Aber Seto wollte nicht einsehen, dass sie einfach nur schlecht fabriziert sind.
 

So sind uns die letzten Wochen jedes Mal die Kondome gerissen. Aber endlich ist die Packung aufgebraucht und er hat neue besorgt.
 

Dummerweise haben wir aber nicht dabei bedacht, auf meine Fruchtbarkeit zu achten, denn seit einiger Zeit ist mir immer Übel in der Früh, weshalb ich eher blass und kraftlos in der Schule erscheine.
 

Die Lehrer beginnen sich sogar allmählich Sorgen darüber zu machen, weil ich immer geschwächter aussehe. Aber schließlich habe ich die Schule mit Bravour gemeistert und den Abschluss in der Tasche.
 

***
 

Nach einem weiteren viertel Jahr passiert es sogar, dass ich während eines Meetings mit Seto einfach umkippe.
 

Ich erwache allerdings in einem Krankenhaus wieder. In einem Stuhl neben mir, sitzt ein besorgter Seto, der meine Hand hält und scheinbar noch nicht erfahren hat, was mir eigentlich fehlt.
 

„Du siehst in letzter Zeit immer schlechter aus. Ich mache mir Sorgen um dich.“ bekundet Seto seine Sorge.
 

„War schon ein Arzt da?“ frage ich ihn schwach.
 

„Nein, noch nicht. … Sie haben dir erst Blut abgenommen. Aber das Labor ist schon dabei, die Blutprobe zu untersuchen, hat mir der zuständige Arzt versichert.“ erklärt er mir.
 

Plötzlich kommt Mokuba hereingestürzt.
 

„Jenna. Ich bin so schnell, wie ich konnte, gekommen. Roland hat mir, als ich von der Schule nach Hause gekommen bin, sofort gesagt, dass ihr hier seid. Was ist denn passiert?“ will er besorgt wissen.
 

Seto antwortet ihm, an meiner Statt:
 

„Jenna ist während eines Meetings einfach zusammengebrochen. Ich habe sofort einen Krankenwagen gerufen, weil ich selbst nicht weiß, was ihr fehlt.“
 

Seto klingt dabei sehr verzweifelt. Wahrscheinlich vermutet er, dass ich sterbenskrank bin. Oh, nein. Nicht doch. Jetzt bilden sich sogar schon Tränen in Seto´s Augen.
 

„Seto, wein´ doch nicht. Es geht mir doch gut.“ versuche ich ihn zu beruhigen, doch Seto geht das Ganze einfach zu nah.
 

Erst, als der zuständige Arzt mit dem Ergebnis zur Tür hereinschneit und dieser ein lässiges Lächeln auf den Lippen trägt, scheint sich Seto wieder zu fassen.
 

Doch das Schärfste kommt, als der Arzt Seto die Hand reicht und feierlich verkündet:
 

„Herzlichen Glückwunsch. Sie werden Vater.“
 

Das hat Seto jetzt voll umgehauen. Er ist wortwörtlich mit seinem Stuhl umgekippt. Ich starre den Arzt noch einen Augenblick an, dann zu Seto und breche in Gelächter aus.
 

„Ich kann Ihnen genau sagen, weshalb Sie zusammengebrochen sind.“ spricht der Arzt einfach weiter, ohne Seto weitere Aufmerksamkeit zu schenken,
 

„Da Sie scheinbar über Ihre Schwangerschaft im Unklaren waren, wussten Sie demzufolge nicht, dass Sie sich hätten schonen müssen. Ich lege Ihnen deshalb nahe, in der nächsten Zeit wirklich nichts zu tun, das Sie körperlich zu sehr anstrengt oder sie zu sehr aufregt. Sie müssen sich wirklich schonen, sonst könnte das ungeahnte Folgen für das Ungeborene haben.“
 

Ich nicke und blicke wieder zu Seto, der sich mittlerweile von seinem Schock erholt zu haben scheint und sich wieder korrekt aufgerichtet hat.
 

Mokuba jubelt die ganze Zeit:
 

„Ich werde Onkel!“, während keiner von uns, ihm auch nur Aufmerksamkeit schenkt.
 

Seto allerdings wirkt nun mehr als ernst. Er sieht sogar sehr entschlossen aus. Ich hoffe, er will dieses Kind. Aber immer noch weiß ich nicht, im wievielten Monat oder in der wievielten Woche ich eigentlich bin.
 

„Wie weit bin ich denn eigentlich?“ frage ich daher nach.
 

Sofort ist Seto hellhörig und sieht den Arzt neugierig an. Auch Mokuba ist nun still geworden.
 

„Sie befinden sich am Anfang des vierten Monats.“
 

Mit diesen Worten überreicht er mir mehrere Unterlagen, die ich gleich an Seto weiterreiche. Darunter befinden sich Broschüren, wo man sich Informationen über die Schwangerschaft und werdende Elternschaft besorgen kann. Dennoch bin ich nicht sicher, was Seto jetzt davon hält, dass ich scheinbar schwanger bin.
 

Ich wusste doch, dass es nicht gut war, die nicht reißfesten Kondome weiter zu benutzen. Aber Seto wollte nicht hören. Nun muss er die Konsequenzen tragen. Und ich jetzt sogar mit mir herum.
 

Nachdem der Arzt gegangen ist, kann auch ich wieder nach Hause. Seto wirkt die ganze Zeit, die wir auf der Heimfahrt in der Limousine sitzen, recht ruhig und nachdenklich.
 

Ob er jetzt böse auf mich oder sich ist, weil das passiert ist? Ich weiß ja noch nicht einmal, wie er zu eigenen Kindern steht. Es steht aber außer Frage, dass sich Mokuba tierisch darüber freut.
 

Wenigstens einer, dem dieser Umstand nichts ausmacht. Aber die Firma werde ich in nächster Zeit nicht mehr mit meiner Anwesenheit beehren können. Vielleicht macht gerade diese Tatsache, Seto Sorgen? Aber wieso?
 

Vorsichtig sehe ich ihn an.
 

Seit er erfahren hat, dass ich schwanger bin, bzw. er Vater wird, hat er kein Wort mehr gesprochen. Ich weiß nicht mal zu beschreiben, wie ich mich gerade fühle. Es ist, als wäre ich schuld, dass ich schwanger bin. Aber nein. Er trägt die Schuld.
 

Irgendwie bin ich dennoch traurig. Sollte man sich denn nicht freuen, wenn man Eltern wird? Warum kann ich mich dann nicht freuen? Ist es, weil Seto sich nicht freut? Warum sagt er denn nichts?
 

In drei Monaten wollten wir heiraten. Wird die Hochzeit jetzt ausfallen? Ist es für Seto wirklich so schlimm, dass wir Eltern werden?
 

Ich hab´ mir im Grunde schon länger gewünscht, mit ihm ein Kind zu bekommen. Mein Wunsch ist somit erfüllt, aber was ist nun mit Seto? Wird er mich fallen lassen?
 

Im Prinzip habe ich nichts zu befürchten. Ich bin reich und kann mir Angestellte leisten, die mich umsorgen. Aber es wäre dennoch nicht das Gleiche. Ich liebe ihn nun mal. Nichts und Niemand könnte mir Seto ersetzen.
 

Als wir endlich bei der Villa ankommen, gehe ich gleich von vornherein in unser gemeinsames Schlafzimmer und grabe mich dort ein. Ich möchte nur noch weinen. Ich kann mich nicht über meinen Zustand freuen, wenn Seto darunter leidet.
 

Aber zum Abtreiben ist es auch schon zu spät. Also werde ich wohl dieses Kind bekommen.
 

Dieser Umstand wird Seto wohl auch klar sein. Was mache ich denn jetzt nur? Vielleicht sollte ich es einfach verlieren. Nicht überanstrengen oder aufregen, ja? Das sollte doch nicht so schwer sein. Schon kann ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten.
 

Warum bin ich schwanger? Womit habe ich das verdient?
 

Nach einer halben Stunde des nur Herumliegens und Weinens, sehne ich mich nach Zuwendung.
 

Ich wische mein Gesicht mit dem tränennassen Kissen etwas trocken und entschließe mich dazu, dass ich nicht die ganze Zeit im Bett verbringen kann. Ich brauche jetzt dringend Nähe und Zuwendung. Sollte ich abgelehnt werden, werde ich wohl weiter weinen und zerbrechen.
 

Ich erhebe mich aus dem Bett und verlasse unser gemeinsames Schlafzimmer.
 

Unwillkürlich frage ich mich, wie lange es das wohl noch sein wird. Ich schüttle meinen Kopf. Ich sollte die negativen Gedanken abschütteln, sonst zerbreche ich noch früher.
 

Entschlossen mache ich mich auf die Suche nach Seto und entdecke ihn mit Mokuba im Wohnzimmer.
 

Ich bleibe vor dem Türrahmen stehen, weil ich höre, dass sich die beiden beginnen, zu unterhalten.
 

Mokuba hat eben auf Pause bei seinem Videospiel gedrückt und fragt Seto:
 

„Was ist los mit dir, Seto? Eigentlich solltest du jubeln oder herumschreien.“
 

„Hm? … Entschuldige, Moki. Ich war in Gedanken.“
 

„Das bist du schon, seitdem du erfahren hast, dass du Vater wirst.“
 

„Hm? … Ist das so? … Ist mir gar nicht aufgefallen.“
 

„Du wirkst immer noch meilenweit weg.“
 

Seto seufzt.
 

„Tut mir leid, kleiner Bruder. … Weißt du, … ich bin total unvorbereitet. Ich weiß doch gar nicht, wie man sich als Vater verhält.“
 

Mokuba verdreht seine Augen.
 

„Na, hör mal. Du hast mich großgezogen. Natürlich weißt du, wie man ein guter Vater ist.“
 

„Aber was ist, wenn ich etwas falsch mache?“
 

„Deshalb gibt es auch diese Broschüren, wo man sich informieren kann. Der Arzt hat sie euch doch gegeben.“
 

Seto blickt auf den Tisch, wo er sie anscheinend hingelegt hat.
 

„Seto. Du tust ja grad so, als hättest du überhaupt keine Ahnung.“
 

„Mit Säuglingen weiß ich ja auch nicht umzugehen.“
 

„Dann lernst du es eben. … Du wirst schon alles richtig machen. … Außerdem hast du bis dahin noch ausreichend Zeit. … Jetzt ist es erst einmal wichtig, dass du dich um Jenna kümmerst. Sie braucht dich jetzt gerade, während der Schwangerschaft, besonders. … Die Schwester von einem Freund von mir, die ist auch schwanger, und ich kann dir sagen, wenn man keinen Beistand während dieser Zeit hat, ist man fast die ganze Zeit nur depressiv.“
 

„Wo hast du das denn her?“ will Seto wissen.
 

Ja, das würde mich auch interessieren. Denn das ist nur ein Gerücht.
 

„Hat mein Freund zumindest behauptet. Scheinbar ist seine Schwester die ganze Zeit schlecht gelaunt und weint viel, weil sie es nicht erträgt, alleine die Verantwortung für ihr Kind haben zu müssen und niemand da ist, der sie unterstützt.“
 

Ah, verstehe. Ja, so verlassen fühle ich mich im Moment auch.
 

„Am Schlimmsten soll aber die Entscheidung gewesen sein, ob sie das Kind behalten soll. Einerseits wollte sie es nicht, weil es von ihrem Ex war, andererseits wollte sie keine Mörderin sein.“
 

Mokuba zuckt mit den Schultern.
 

Ich senke meinen Kopf. Ja, sogar mir sind solche Gedanken durch den Kopf gegangen, weil ich bis vor kurzem nicht sicher war, ob er überhaupt dieses Kind will.
 

„Also hat sie sich dann entschieden, dass Kind zu bekommen, weil sie es lieben gelernt hat. Und dann mit der Zeit, hat sie sich richtig darauf gefreut, auch, wenn sie im Grunde traurig war, weil sie niemanden hatte.“ redet Mokuba munter weiter.
 

„Und wenn ich dir was sagen darf, … Jenna hat vorhin nicht sehr glücklich ausgesehen. ... Seto. Du hast ihr vielleicht den Eindruck vermittelt, dass du das Kind nicht willst.“
 

Seto runzelt die Stirn.
 

„Willst du denn eigentlich das Kind?“ fragt ihn Mokuba frei heraus.
 

Ich will das nicht hören, weshalb ich mich abwende und mich wieder ins Schlafzimmer zurückziehe. Dort kuschle ich mich wieder unter die Bettdecke und lasse meiner Traurigkeit freien Lauf.
 

Ich wollte eigentlich Zuwendung. Wieso ist Seto nicht zu mir gekommen. Ich fühle mich so allein gelassen. So auf mich allein gestellt. Will er mich denn nicht mehr? Liebt er mich nicht mehr?
 

Ich weine solange, bis mich die Kraft verlässt und ich einschlafe.
 

~~~~~
 

Nach einiger Zeit wache ich wieder auf und stelle, nach einem Blick auf meine Armbanduhr, fest, dass zwei Stunden vergangen sind und jetzt später Nachmittag ist.
 

Nachdem ich mich umgesehen habe, bemerke ich, kein Seto weit und breit.
 

Wieder steigen mir Tränen in die Augen. Vielleicht sollte ich vorübergehend in eins der Gästezimmer ziehen. Ich steige aus dem Bett und durchquere den Flur. Ich sehe mich in der Villa etwas um. Ich bin irgendwie nie dazu gekommen, mir die Villa komplett anzusehen.
 

Mit überkreuzten reibenden Armen, als würde ich frösteln, weil mir im Herzen kalt ist, sehe ich in jedes Zimmer, das ich finden kann.
 

Da finde ich echt Zimmer, die ich zuvor noch nie gesehen habe.
 

Nun stehe ich in einer Art Bildergalerie. Die Bilder hier drin sind wirklich schön. Aber mein Gesichtsausdruck drückt eher meine Traurigkeit aus. Was soll ich denn jetzt nur mit den folgenden Tagen anfangen? Wie soll ich diese schwere Zeit überstehen ohne Seto. Ich werde eingehen.
 

Ich seh´s schon kommen. Ich lasse mich auf den Boden plumpsen und weine bitterlich. Irgendwann wird mir schwarz vor Augen und ich werde ohnmächtig.
 

~~~ Seto´s Sicht ~~~
 

Nach einiger Zeit, dass Gespräch mit Mokuba und die Recherche im Internet waren sehr aufschlussreich, entschließe ich mich nach Jenna zu sehen. Ich habe mich ohnehin gewundert, dass sie sich scheinbar einfach zurückgezogen hat.
 

Könnte es sein, dass Mokuba Recht hat? Habe ich ihr tatsächlich das Gefühl vermittelt, dass ich das Kind nicht will?
 

Besorgt mache ich mich auf den Weg in unser gemeinsames Schlafzimmer, da ich sie hier am ehesten vermute.
 

Doch, als ich das Zimmer betrete, erkenne ich, dass sie hier gewesen sein muss, da das Bett eindeutig benutzt aussieht.
 

Oh, Jenna. Ich gehe auf das Bett zu und greife an die Stelle, wo sie gelegen hat. Das Kissen fühlt sich leicht feucht an.
 

Na, toll. Sie hat tatsächlich geweint. Wie kann ich das nur wieder gut machen? Ich muss sie finden. Aber weit kann sie nicht sein. Wäre sie nämlich nach unten gegangen, hätte ich sie bemerkt.
 

Gut, ich gebe zu, bis vor zwei Stunden war ich zu tief in Gedanken versunken, da hätte ich sie bestimmt nicht mitbekommen. Ich bin ja so ein Idiot.
 

Die ganze Zeit habe ich mir nur Sorgen um mich gemacht. Dabei habe ich ganz vergessen, dass es ja Jenna auch betrifft. Sie ist es ja schließlich, die das Kind in sich trägt.
 

Ich gehe den Flur ab und suche sie in jedem Zimmer, das ich finden kann. Viele Zimmer werden von uns gar nicht benutzt.
 

Als ich ins Zimmer der Bildergalerie trete, erschrecke ich. Da liegt sie. Scheinbar bewusstlos.
 

Verzweifelt schließe ich meine Augen. Was habe ich nur getan? Ich war zu egoistisch. Ich habe sie vernachlässigt. Sie hat sich zu sehr aufgeregt. Das muss es sein.
 

Ich öffne wieder meine Augen und eile zu Jenna hin, um sie auf meine Arme zu nehmen.
 

„Mokuba!“, brülle ich so laut ich kann, „Ruf unseren Hausarzt!“
 

„Seto? Was ist los?“, höre ich ihn schreien, „Wo bist du, Seto?“
 

„In der Bildergalerie! Jenna ist wiederholt zusammengebrochen! Jetzt ruf endlich unseren Hausarzt an! Ich bringe sie in mein Zimmer zurück!“
 

„Ist gut!“
 

Nachdem ich sie in unser Bett gelegt habe, lege ich mich zu ihr und nehme sie fest in meine Arme.
 

Am besten weiche ich nicht mehr von ihrer Seite. Ich streichle ihr über den Kopf. Hoffentlich geht es ihr und dem Kind gut. Ich würde es mir nie verzeihen, wenn wir durch meine Unachtsamkeit, das Kind verlieren.
 

Ich will das Kind. Ja, ich freue mich darüber, dass ich Vater werde. Ich war nur in dem Moment so geschockt, als ich es erfuhr. Ich war einfach nicht darauf vorbereitet gewesen.
 

Aber, im Nachhinein denke ich mir, ich wollte doch einen Nachfolger, und nun ist es soweit. Hoffentlich denkt sie nicht, dass ich sie jetzt alleine lasse, oder sie von mir stoße. Ich könnte mir selbst dafür eine Ohrfeige verpassen.
 

~~~
 

Dann nach einiger Zeit kommt endlich Dr. Okono.
 

Ich setze mich an das Bettende, damit er Jenna untersuchen kann. Danach setzt er zu einer Erklärung an:
 

„Ihrer Partnerin und Ihrem Kind geht es soweit gut. Sie scheint jetzt zu schlafen. … Was genau ist eigentlich passiert?“
 

Also erzähle ich ihm, jedes kleine Detail.
 

Nachdem ich geendet habe, schüttelt er den Kopf und beginnt mit seiner Standpauke:
 

„Ihnen ist hoffentlich klar, dass Ihr Handeln Konsequenzen hat. Das könnte ihr das Vertrauen in Ihnen zerrüttet haben. Dabei hätte sie die Bestätigung gebraucht, dass alles in Ordnung ist. Dass sie für sie da sind und ihr jederzeit helfen. … Verstehen Sie mich nicht falsch. Gerade die Zeit der Schwangerschaft ist eine enorme Umstellung. … Vor allem, weil sich die Hormone verändern. … Ein Kind bedeutet immer eine Veränderung. Eine Veränderung auf Dauer. Und was Ihre Zweifel betrifft, … in die Vaterrolle wächst man mit der Zeit hinein und ganz von alleine. … Umso besser man das Kind kennen lernt, umso eher lernt man auch die Bedürfnisse zu erkennen. … Machen Sie sich darüber also keine Sorgen. Jetzt ist es nur wichtig, dass Sie sie nicht alleine lassen. Sie muss wissen, dass Sie für sie da sind. Ich würde Ihnen sogar raten, die Firma für eine Zeit lang zu lassen, um Ihrer Partnerin die Umstellung zu erleichtern. … Sie könnte zwar noch leichte Arbeit verrichten, denn viele werdende Mütter gehen noch arbeiten bis zum 8. Schwangerschaftsmonat, weil sie erst dann in den Mutterschutz kommen und der Arbeit fernbleiben dürfen. … Aber Ihre Partnerin ist noch nicht soweit wieder erholt, dass sie sich einer Arbeit aussetzen könnte, da sie erst zusammengebrochen ist. … Sie sollte sich auf jeden Fall noch zwei Wochen schonen, ehe Sie ihr zumuten, wieder in die Firma gehen zu lassen. … Und bleiben Sie bitte bei ihr, um sie von Ihnen zu überzeugen, dass Sie gewillt sind, das mit dem Kind gemeinsam durchzustehen. … Fahren Sie in Urlaub oder machen Sie sonst irgendwas, was Ihre Partnerin wieder fit machen könnte. … Sie braucht eindeutig Erholung von dem Stress in der letzten Zeit. … Ach, und gegen Geschlechtsverkehr in der Schwangerschaft bis zum 8. Monat ist auch nichts einzuwenden, sofern keine Probleme auftreten.“
 

Ich nicke und füge an:
 

„Verstehe. Urlaub klingt gut.“
 

Ja, Urlaub hatte ich bisher nie gemacht, da ich keinen Anlass dafür hatte. Sogar als Jenna bei mir einzog, habe ich mir nie Gedanken darüber gemacht.
 

Ich habe nur daran gedacht, sie zu fördern, da sie so großes Potenzial in sich trug, etwas aus sich zu machen. Und das hat sie mir auch bewiesen, mit dem Projekt, das sie aus dem Stehgreif einfach umgesetzt hat.
 

Aber Urlaub, denk, ich, wäre wirklich mal angebracht. … Zeit, die nur für uns da ist. Und Mokuba soll für die Zeit einfach woanders untergebracht werden. Ich werde aber erst noch mit ihm darüber sprechen müssen.
 

„Danke, Dr. Okono.“ bedanke ich mich bei meinem persönlichen Hausarzt.
 

„Ich finde selbst raus.“
 

Mit diesen Worten geht der Arzt und lässt mich mit Jenna allein zurück. Doch das bleibt nicht lange so, denn im nächsten Moment kommt Mokuba in mein Zimmer.
 

„Seto? Ist alles in Ordnung?“ fragt er besorgt.
 

Rührend. Ohne es zu merken, ist Jenna doch tatsächlich ein Familienmitglied geworden, das mittlerweile unersetzlich geworden ist.
 

Ohne sie wäre nichts mehr das Gleiche. Wir beide haben uns einfach schon zu sehr an sie gewöhnt, obwohl sie eigentlich wegen ihrer Eltern hier eingezogen ist. Gut, anfangs gab es kleinere Schwierigkeiten, aber schlussendlich haben wir gelernt, mit uns zu leben.
 

„Sag mal, Mokuba. … Würde es dir was ausmachen, wenn ich alleine mit Jenna in Urlaub fahre? Ich verspreche dir auch, dass wir irgendwann wiederholt gemeinsam Urlaub machen.“ frage ich ihn dann auch sogleich.
 

„Schon gut. Ich weiß doch, dass Jenna dich jetzt am meisten braucht. Wenn du nichts dagegen hast, werde ich in der Zeit bei Yugi bleiben.“
 

Kurz überlege ich.
 

„Ja, ich denke, beim Kindergartenverein bist du am besten aufgehoben.“
 

„Nenn´ sie nicht immer so. Sie sind meine Freunde.“
 

„Ja, schon ok. Und danke, Mokuba.“
 

„Ich lass´ dich jetzt besser wieder mit Jenna allein. Ich bin in meinem Zimmer, wenn du was brauchst.“
 

„Danke, Moki.“
 

Schon hat sich Mokuba zurückgezogen.
 

Ich sollte vielleicht jetzt auch schlafen.
 

Daher kuschle ich mich an Jenna, um ihr zu zeigen, dass ich da bin.
 


 

~~ Fortsetzung folgt ~~

Traum 31 (Begegnung am Jahrmarkt mit Folgen) - Teil 4

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Traum 32 (Eine außergewöhnliche Liebe)

Olivia Jelen, 17 Jahre alt, kommt auf eine neue Schule. Es handelt sich dabei aber nicht um eine normale Schule. Hier gehen nur Kinder zur Schule, die außergewöhnliche Fähigkeiten besitzen. Man könnte auch sagen, Kinder mit Superkräften, verschiedenen Alters.
 

Sie hat bereits mit 15 Jahren gelernt, ihre Kräfte perfekt zu beherrschen, weshalb sie nicht versteht, dass sie nun auf diese Schule gehen muss. Außerdem ist es auch noch mitten im Schuljahr.
 

In ihrer alten Schule hat sie gedankenlos ihre Magie eingesetzt und die Schüler in Angst und Schrecken versetzt. Ok, ok. Sie gibt zu, dass sie daran Spaß hatte, bis es zu dieser Katastrophe kam, die mehrere Mitschüler verletzt hatte.
 

Aber nun wird alles anders. Sie fürchtet sich etwas davor. Was, wenn sie niemand leiden kann? Was, wenn sie niemanden leiden kann?
 

Jetzt sitzt sie also in einer ihr fremden Klasse mit ihr fremden Schülern. Ihr wurde echt gar nichts erklärt, weil niemand mitbekommen hat, dass sie hier neu ist.
 

„Und nun meine Lieben, verwandelt diese Feder in einen lebenden Vogel.“
 

Ihr ist gar nicht aufgefallen, dass auf ihr Pult eine Feder gelegt worden ist. Kinderspiel für sie. Sie berührt die Feder nur mit der Fingerspitze ihres rechten Zeigefingers, schon befindet sich darunter ein lebensechter Vogel.
 

Man kann wirklich behaupten, dass der Unterricht sie unterfordert. Sie hockt hier ja auch im Kurs für Anfänger, wo sie eigentlich gar nichts verloren hat. Zudem ist das hier auch noch ein Internat. Das heißt, sie wohnt hier. Allerdings ist sie schon sehr neugierig auf ihre Mitbewohner.
 

„Hast du dir helfen lassen?“ wird sie dann auch noch gefragt und sie schnaubt nur.
 

Niemand traut ihr etwas zu. Niemand glaubt, dass sie wirklich magische Fähigkeiten hat. Es ist ihr regelrecht ein Wunder, dass sie dann auf diese Schule gehen muss.
 

Und dann kommt ausgerechnet diese Frage an sie gerichtet, während die anderen gerade Mal schaffen, die Feder schweben zu lassen. Warum muss sie sich so etwas überhaupt antun?
 

Es läutet zur Pause und sie geht mit ihren Mitschülern in den Hof.
 

Schon bald bemerkt Olivia einen Jungen, der scheinbar eine dunkle Aura verströmt. Diese kann sie nur zu deutlich fühlen. Und der Junge sieht auch noch verdammt gut aus. Auffällig ist nur, dass er seinen Blick nicht hebt. Sie wäre schon neugierig, welche Augenfarbe er eigentlich hat.
 

Dann hört sie aus einer Mädchengruppe, wie ein Mädchen sagt:
 

„Ich werde jetzt zu ihm gehen, und ihm meine Liebe gestehen.“
 

„Sei aber vorsichtig. Man sagt, dass er den magischen bösen Blick hat. Sein Blick soll so durchdringend sein, dass dir das Blut in den Adern gefriert. Und da sein Blick so intensiv ist, beginnen deine Augen zu bluten. Deshalb hebt er auch niemals seinen Blick, um niemandem zu schaden. Er hat aber noch andere Fähigkeiten, hab´ ich gehört. … Mit seiner Gitarre soll er Tote auferwecken können, wenn er es will, während er spielt.“
 

„Ich werde trotzdem zu ihm gehen. Ich muss es ihm einfach sagen, sonst drehe ich noch durch.“
 

„Na, dann, viel Glück.“
 

„Danke.“
 

Schon nähert sich das Mädchen tapfer dem Jungen an, während Olivia ihren Blick vom Geschehen nicht abwenden kann, da sie einfach zu neugierig ist.
 

Als das Mädchen vor ihm stehenbleibt, fragt der Junge:
 

„Was willst du?“, ohne auch nur den Blick zu heben.
 

Woher er weiß, dass das Mädchen vor ihm steht, ist Olivia ein Rätsel. Seine Stimme klingt ins Olivia´s Ohren aber einfach nur total angenehm.
 

„Ich…“, stottert das Mädchen, „Ich habe mich in dich verliebt.“
 

„So ein Jammer. … Ich hab´ kein Interesse, also verschwinde lieber wieder.“
 

Das Mädchen versucht standhaft zu bleiben und antwortet ihm:
 

„Nein. … Zuerst erwarte ich den Respekt, der mir zusteht.“
 

Mein Gott, ist das eine Schnepfe, denkt sich Olivia. Voll eingebildet.
 

„Na, schön. … Dann erschauere vor meinem Blick.“ und Olivia bemerkt, wie ein anderes Mädchen beginnt einen Kreis in einem weiten Radius zu zeichnen, wo scheinbar der Blick seine Wirksamkeit verliert. Die Schülerschar zieht sich hinter die Linie zurück.
 

Nur Olivia sieht nicht ein, warum sie sich vom Fleck rühren sollte und bleibt stehen. Eine ihr unbekannte Mitschülerin versucht sie darauf aufmerksam zu machen:
 

„Du. Komm hinter die Linie, wo dir nichts passieren kann.“, während diese sie am Oberarm mitzuziehen versucht.
 

Olivia schüttelt den Arm ab, während der Junge seinen Blick hebt. Somit flieht das fremde Mädchen ohne sie hinter die Linie zu ziehen und beginnt über sie mit ihren Freundinnen zu tuscheln. Das ist Olivia aber egal. Sie wartet ab, bis er den Blick vollständig gehoben hat. Sie will nämlich unbedingt seine Augenfarbe sehen.
 

Als sein Blick den des Mädchens trifft, läuft das Mädchen kalkweiß an und lauft dann schreiend davon. Olivia blinzelt verwirrt. Er scheint sie aber nun in seinem Blickwinkel zu bemerken, und schwenkt seinen Blick gedankenlos zu ihr.
 

Seine Augen weiten sich, als er zu bemerken scheint, dass sie innerhalb des Radius steht.
 

Sie erwidert seinen Blick allerdings mit Leichtigkeit. Olivia spürt auch keine Angst oder so. Das Einzige, das sie spürt, ist, dass sich sein Blick tief in ihr Herz brennt, wo er ein nicht vorhandenes Flämmchen zum Aufflammen bringt.
 

Olivia ist von seinen blauen Augen einfach nur überwältigt. Und auch, wenn sie auf seinen Blick nicht zu reagieren scheint, senkt er nun wieder seinen Blick, um für die anderen Schüler nicht länger eine Gefahr darzustellen. Und Olivia empfindet irgendwie Mitleid mit ihm.
 

Wegen seiner Augen musste er lernen, ohne zu sehen, zu sehen.
 

***
 

So vergehen Tage und Wochen, während Olivia vermehrt das Bedürfnis hat, zu ihm zu blicken, weil sie einfach an nichts Anderes mehr denken kann, als an ihn. Und, weil sie mit der Zeit ebenfalls als geheimnisvoll eingestuft wurde, weil sie ihre Fähigkeiten niemandem offenbart und mit sonst niemandem Kontakt pflegt.
 

Doch nur sie weiß, warum sie sich niemandem nähert. Ihre Magie ist viel zu gefährlich. Das hat sie in ihrer letzten Schule mitbekommen. Sie hat Angst, wieder jemanden zu verletzen, der ihr viel bedeutet. Eine direkte Berührung reicht aus, um jemanden einen Stromschlag zu versetzen, dessen Herz auf der Stelle aufhören würde, zu schlagen.
 

Darum trägt sie auch immer lange Ärmel, egal, wie heiß es auch sein mag. Noch herrschen recht kühle Temperaturen, weshalb noch niemand etwas von ihrer Angst mitbekommen hat. Sie lässt auch so niemals zu, dass sie jemand berührt. Und wenn sie jemandem die Hand schütteln muss, dann nur mit dünnen Gummihandschuhen.
 

***
 

Eines Tages im Aufenthaltsraum, wo sich mehrere Schüler verschiedener Altersklassen gerne aufhalten, beobachtet Olivia immer wieder gerne den Jungen, dessen Name sie endlich herausgefunden hat. Sein Name lautet Seto Kaiba.
 

Und auch, wenn so ziemlich alle seinen bösen Blick fürchten, fliegen die Mädchen förmlich auf ihn. Doch er selbst scheint sich bisher noch nie für ein Mädchen interessiert zu haben, was Olivia traurig stimmt. Denn sie hat sich in ihn verliebt.
 

Vermutlich hat er ihre Blicke auch schon mitbekommen. Doch auf einen erwiderten Blick von ihm zu warten, ist für sie mittlerweile unwahrscheinlich geworden. Sie hat dadurch zudem das Gefühl, dass er kein Interesse an ihr hat, und sie es demnach ohnehin lassen sollte. Deshalb versucht sie ihn einfach wieder zu vergessen. Doch will es ihr einfach nicht gelingen.
 

An diesem Tag will sie sich ein Buch von den oberen Regalen holen und würde ja ihre Magie einsetzen, um hinauf zu gelangen, doch zu viele Mitschüler tummeln sich hier, weshalb sie resignierend seufzt. Sie kann sich nämlich recken und strecken, was sie will, dennoch kommt sie so, ohne ihre Magie, nicht an das Buch heran, dass sie so sehr begehrt. Sehnsüchtig starrt sie das Buch an.
 

Plötzlich ergreift eine Hand ihr gewünschtes Buch und streckt es ihr hin. Olivia ist zu perplex, um sofort zu regieren.
 

„Für mich?“ hakt sie nach, als sie feststellt, wer ihr das Buch geholt hat.
 

Er nickt nur.
 

Erschrocken stellt sie da aber fest, dass seine Hand ihre Finger berühren. Sie beginnt augenblicklich zu zittern. Doch die Stromschläge, die auf ihn übergehen, scheinen ihm nichts anzuhaben.
 

Erstaunt blickt sie wieder in sein Gesicht, als er unerwartet wagt, seinen Blick zu heben. Olivia ist vollkommen überwältigt und ihr zittern legt sich wieder. Sie kann ihm einfach nur in diese unglaublich durchdringenden blauen Augen starren. Und, weil er zurückstarrt, beginnen ihre Wangen zu brennen.
 

Im Hintergrund bemerkt sie auch, wie über sie getuschelt wird, während sie sich vor seinem Blick in Sicherheit bringen. Weil es noch nie vorgekommen ist, dass er seinen Blick einfach so hebt.
 

„Danke, Seto.“ bedankt sie sich für das Buch und drückt es nun an ihre Brust, als hätte er ihr etwas Wertvolles geschenkt.
 

Er nickt nur wiederholt und wendet sich wieder mit gesenktem Blick ab.
 

Olivia schlägt das Herz so hoch und schnell, dass sie glaubt, in Ohnmacht fallen zu müssen. Sie fühlt sich einfach nur überglücklich, ihm so nah gewesen sein zu dürfen. Und er hat sogar ihren Blick erwidert. Ihr ist auch ganz schön warm geworden, durch seine Nähe und seinen intensiven Blick.
 

Unerwarteter Weise kommen plötzlich unzählige Mädchen auf sie zu und bombardieren sie mit Fragen.
 

„Seto Kaiba hat dich wirklich direkt angesehen und dir ist nichts passiert?“
 

„Warum ist Seto Kaiba eigentlich zu dir gekommen?“
 

„Was wollte Seto Kaiba von dir?“
 

Olivia weiß gar nicht, was sie antworten soll, darum berichtet sie:
 

„Ich wollte doch bloß dieses Buch. Aber ich bin nicht hinauf ans Regal gekommen. Dann war er auch schon bei mir und hat mir das Buch gereicht. … Unsere Finger haben sich dabei berührt.“ und starrt auf ihre Finger, die kurz seine berührt haben.
 

Sie erinnert sich an den ersten Blickkontakt.
 

Ob er wohl sichergehen wollte, ob sie seinem Blick wirklich standhalten kann? Jetzt ist sie sich allerdings unsicher, ob er wirklich ihrer Berührung standhalten konnte.
 

Die Stromschläge sind bei ihr nämlich eine körpereigene Abwehrreaktion gegen Angriffe auf sie, die sich aktivieren, sobald es jemand wagen sollte, sie zu berühren.
 

Sollte er wirklich der jene Welche sein, von dem ihre Prophezeiung erzählt, die lautet:
 

„Es wird jemand in dein Leben treten, dem deine Magie nichts anhaben kann, weil er das genaue Gegenteil von dir ist. Dieser ist dein Gegenstück und ihr gehört laut Bestimmung zusammen. Eure Liebe wird unsterblich sein, sollte sie erst einmal erwachen. Und sobald ihr den Kuss der wahren Liebe geteilt habt, wird die Welt nie mehr eure Kräfte fürchten müssen, da sie vom jeweils anderen entschärft wird. In deinem Fall, da es dann jemand anderen gibt, der dich beschützen wird. Dennoch kannst du dich danach immer noch selbst schützen, auf Grund deiner Magie.“
 

„Aber, warum wollt ihr das alles denn wissen?“ will im Gegenzug nun Olivia wissen, da sie den Mädchen ihre Antwort gegeben hat.
 

„Warum wir das wissen wollen? … Er hat sich bis jetzt noch nie jemandem angenähert. Grundsätzlich hilft er nie jemandem, aus Angst, ihm dabei in die Augen zu sehen. Er hat sich bis jetzt auch immer an seine Sicherheitsbestimmungen gehalten und immer gewartet, bis alle Schüler aus der Gefahrenzone sind. … Hat er dir echt in die Augen gesehen?“
 

Glücksgefühle steigen in Olivia auf, wo sie doch die Gefühle allgemein bekämpfen wollte, aber bis jetzt nicht gegen sie ankommen konnte. Er ist wirklich ein verdammtes Risiko eingegangen, indem er sie direkt angesehen hat. Warum hat er es eigentlich gemacht?
 

Olivia kümmert sich gar nicht mehr um die anderen Mädchen. Ihre Gedanken drehen sich nur noch um Seto.
 

***
 

Ab diesem Tag sucht sie immer seine Nähe. Sie stellt sich meistens ganz unauffällig neben ihn ans Fenster, wenn er auf den Treppen daneben sitzt. Er hält dann aber stetig seinen Blick gesenkt und unterhält sich hin und wieder mit seinen Freunden.
 

Sie versucht herauszufinden, warum er ihr geholfen hat, weil sie die Hoffnung in sich trägt, dass sie vielleicht sein Interesse an ihr wecken könnte.
 

Doch um die Tage, die vergehen, verlässt sie immer mehr die Hoffnung und entschließt sich, zu beginnen, ihn zu ignorieren und ihm keine Blicke mehr zu schenken. Vielleicht bekommt sie ja dann so eine Reaktion von ihm.
 

***
 

An einem Abend auf dem Schulhof findet ein Fest statt.
 

Seto beschließt gegen Schluss spontan, seine Gitarre auszupacken und ein Lied zu spielen.
 

Da Olivia die ganze Zeit nicht getanzt hat und nur am Rand neben der Bühne gesessen hat, bleibt sie gespannt sitzen, was wohl nun folgen wird. Aber da bricht unerwartet auch schon das Gedränge los, weil alle den Hof verlassen wollen.
 

Nur einige seiner Freunde scheinen den Mut zu haben, zu bleiben, die sich auch noch beinhart beidseitig neben sie setzen.
 

Als Seto das Signal von einem seiner Freunde erhält, beginnt er zu spielen. Sofort bemerkt man, wie sich die Umgebung gespenstisch verändert. Olivia ist völlig überwältigt und bewegt ihre Hände magisch aufschwingend, um so die Gegenstände in der Umgebung zum Schweben zu bringen, um den Effekt noch zu verstärken.
 

Panisch springen diesmal aber seine Freunde auf und rennen davon. Sie sieht ihnen nur verwundert nach und zuckt dann mit ihren Schultern.
 

Als sie einen Blick auf das Schulgebäude wirft, kann sie sehen, wie sich die Schüler ihre Nasen an den Fensterscheiben plattdrücken, weil sie nichts verpassen wollen. Sie hat niemals ihre Fähigkeiten offen gezeigt. Nun, dann will sie mal nicht so sein, und offenbart ihnen, was sie so alles kann.
 

Sie erhebt sich aus der Sitzposition und schwenkt mit ihren Armen, sodass die Kerzen richtige Feuerbrunsten ausspeien, sodass das Licht die Dunkelheit vertreibt und die Düsternis heraufbeschwört.
 

Nebelschwaden entstehen, den Olivia mit einer Windbrise aufsteigen lässt. Völlig gedankenverloren tanzt sie umher, bis hinunter mittig auf dem Hof, die sie zuvor seitlich an der Bühne gesessen hatte, während sie mit dem Feuer spielt, das sie, dank ihrer Armbewegungen, umtanzt.
 

Doch plötzlich beginnt das Feuer um sie herum ein Eigenleben zu entwickeln. Verdammt, sie hat seine Macht unterschätzt. Jetzt versucht sie erst einmal alles, um das Feuer zu löschen. Von Wasserangriff, Regen, bis hin zum stärksten Sturm und Sandüberflutungen, doch nichts bringt das Feuer zum Erlöschen.
 

Dummerweise geht das Feuer jetzt auf den Gegenangriff über und kreist sie ein. Sie wird hektisch, weil sie sich nicht weiter zu helfen weiß.
 

„Abwehrattacke verstärken.“ ruft sie ihrer Magie zu, was zu einem enormen Stromausstoß führt, der Blitze heraufbeschwört.
 

Die Blitze schlagen zwar reihenweise ein, doch gegen das Feuer kommen sie ebenfalls nicht an. Olivia ist bereits am Verzweifeln, denn das Feuer sperrt sie regelrecht ein. Sie hat zum ersten Mal das Gefühl, dass ihre Magie machtlos ist. Gegen Seto´s mystische Kraft kommt sie einfach nicht an.
 

Dann ist er zum Schluss doch nicht der eine Welche? Wäre auch zu schön gewesen, wenn sie hier bereits mit ihrer Suche hätte enden dürfen.
 

Olivia bemerkt, wie die Gitarre aufhört Klänge zu produzieren. Ihre Aufmerksamkeit wird auf Seto gelenkt, der mit seinen Armen herumfuchtelt, doch seine eigene Magie scheint ihm nicht mehr zu gehorchen. Das Feuer kesselt sie immer mehr ein und lässt Olivia kaum noch Bewegungsfreiheit.
 

„Bitte hilf mir.“ fleht sie ihn an.
 

„Ich versuch´s.“ antwortet er ihr nur, während nun er es ist, der alles Mögliche versucht, um das Feuer in Griff zu bekommen.
 

Erst versucht er mit Kälte gegen das Feuer vorzugehen, dann mit einem Hurrikan. Selbst Sintfluten gebieten dem Feuer keinen Einhalt.
 

Olivia bekommt es langsam mit der Angst zu tun, während ihr auffällt, dass er gar nicht so unähnliche Fähigkeiten wie sie hat. Und dann fällt ihr etwas ein.
 

Dieses Monstrum ist doch aus ihren beiden Magien entstanden. Dann müssen sie eigentlich ihre Magien zusammentun, um es auch wieder auszulöschen.
 

„Seto. Magienvereinigung.“ teilt sie ihm mit und auch ihn scheint nun die Erleuchtung zu treffen.
 

„Dann verbinden wir jetzt unsere Magien. Mal sehen, ob das klappt.“, womit er seine Hand in den Himmel ragt.
 

Da Olivia sich klein gemacht hat und ohnehin keine Bewegungsfreiheit besitzt, befiehlt sie ihrer Magie:
 

„Blitzangriff auf Seto´s Hand.“
 

Ein rasend schneller Blitz schlägt aus dem Himmel auf seiner Hand ein, wo sich ihre Magie ausbreitet. Sofort formt er die Energie dieses Blitzes und ihrer Magie zu einer Kugel. Dort macht er sie zu Wasser mit seiner eigenen Magie und feuert die Wasserkugel auf die Feuersbrunst.
 

Das Feuer begehrt sofort auf und schreit schmerzerfüllt, ehe es kleiner wird, Olivia schlussendlich freigibt und vollständig erlischt. Erleichtert sehen sich beide direkt in die Augen.
 

„Danke.“ sagt sie dann, als sie sich aus ihrer zusammengekrümmten Position erhebt.
 

Spontan wäre ihr in den Sinn gekommen, ihm um den Hals zu fallen, aber Seto wendet sich bereits wieder ab, schnappt seine Gitarre und schlägt sie entzwei.
 

Olivia beobachtet diese Szene mit Entsetzen. Wieso hat er das getan? Hat er beschlossen, nie wieder zu spielen, nur weil dieses Drama hier passiert ist?
 

Sie bekommt Gewissensbisse, weil es insgeheim doch ihre Schuld ist, dass es so weit gekommen ist. Sie muss ihm das sagen. Er darf deswegen nicht aufhören zu spielen. Nicht, weil sie sich verleiten hat lassen, mitzumachen. Es ist doch ihre Schuld.
 

Er tritt noch ein letztes Mal auf die Gitarre ein, ehe er ihr einen letzten Blick zuwirft und sich dann abwendet, seinen Blick wieder senkt und das Schulgebäude betritt.
 

Als sie das Schulgebäude hochblickt, sieht sie nur abwertende und wütende Blicke. Klar. Seto ist ja auch ihr Liebling. Kein Wunder also. Und sie ist auch gewillt, die Schuld auf sich zu nehmen.
 

Immer noch fassungslos schreitet sie auf die kaputte Gitarre zu und lässt sich davor auf die Knie sinken, während sich Tränen in ihren Augen bilden. Sie hat es vergeigt. Aber so was von. Er wird ihr wahrscheinlich auch die Schuld geben. Und das zu Recht. Das kann sie nie mehr gutmachen.
 

Das Einzige, was sie aber tun kann, ist, seine Gitarre wieder heil zu machen. Sie lässt ihre Hand über den kaputten Teilen schweben und die Gitarre setzt sich wieder selbst zusammen. Olivia kann immer noch seine Magie daran spüren.
 

Als sie das nächste Mal das Schulgebäude hochblickt, ist niemand mehr an den Fenstern zu sehen. Sie dürften alle zu Seto geeilt sein, um ihm mitzuteilen, wie traurig sie alle nun sind, wegen dem, was passiert ist. Wie heuchlerisch.
 

Sie schnieft und wischt sich die Tränen aus den Augen. Jetzt im Moment wird er sie nicht sehen wollen. Vielleicht versucht sie morgen ihr Glück und bringt ihm die Gitarre, um mit ihm über das Geschehene zu sprechen. Sie kann nur hoffen, dass er ihr auch zuhört. Außerdem will sie sich auch bei ihm entschuldigen, weil sie das wirklich nicht wollte.
 

Bedächtig nimmt sie die Gitarre an sich und steht wieder auf. Kann es wirklich so schlimm sein, wenn sich gute und böse Magie treffen? Sie sollte mal mit einem wissenden Lehrer darüber sprechen. Sie will für ihre unbedarfte Aktion nämlich eine Strafe erhalten.
 

Mit weiterhin laufenden Tränen marschiert sie nun in das Schulgebäude und geht zum Lehrerzimmer. Dort klopft sie kräftig gegen die Tür, bis sie geöffnet wird.
 

„Es ist schon spät. Solltest du nicht längst in deinem Zimmer sein? So viel ich mitbekommen habe, hat Mr. Kaiba das Fest mit seinem Gitarrenspiel beendet. … Warum weinst du denn?“ fragt der Lehrer mitfühlend.
 

„Ich habe ein Problem. … Während Mr. Kaiba sein Gitarrenspiel gespielt hat, habe ich mit meiner Magie ein bisschen die Wirkung seiner Magie verstärkt, und unsere Magien sind außer Kontrolle geraten. Eine Feuersbrunst wollte mich verschlingen. …Erst das Zusammentun unserer Magien konnte mich vor dem Verbrennen retten.“ erklärt sie ihre Situation.
 

„Ah, ich verstehe. … Komm doch rein.“ bietet ihr der Lehrer an.

Sie folgt ihm ins Lehrerzimmer, wo ihr der Lehrer den Stuhl vor seinem Schreibtisch anbietet.
 

„Du musst wissen, Mr. Kaiba kommt ursprünglich aus einer Familie aus bösen Schwarzmagiern. Und sein durchdringender Blick, den er von Geburt an hat, lässt ihn vor sich selbst fürchten, wenn er sich im Spiegel betrachtet. Denn sein Wesen ist im Grunde gar nicht böse. Nur seine Magie ist es. … Er hat sich nämlich bereits als herausragender Schüler erwiesen. … Du bist aber noch ziemlich neu auf dieser Schule und musst noch viel über Magie lernen. Gerade, weil du deine Magie so perfekt beherrschst, ist es wichtig, auch die Theorie zu kennen. Darum sitzt du auch bei den Anfängern. … Mir ist nämlich zu Ohren gekommen, dass du dich unterfordert fühlst.“
 

Olivia nickt nur.
 

„Also schön. Dann gebe ich dir jetzt einen Schnellkurs der Theorie und morgen werden wir sehen, ob du dich in einem höheren Kurs besser tust. Also hör mir jetzt gut zu. … Es stimmt schon, dass sich gute und böse Magie voneinander unterscheiden. Und Mr. Kaiba weiß es nicht besser, denn er hat damit noch keine Erfahrung gemacht, … aber wenn das Gute und das Böse sich zusammenschließen, kann man eine gewaltige Macht heraufbeschwören, die alle Magien zu toppen schafft. … Es kommt nur darauf an, wie man diese Macht einsetzt.“
 

„Wir haben mit dem Zusammenschluss unsere außer Kontrolle geratenen Magien wieder unter Kontrolle gebracht.“
 

„Oh, … dann kann Mr. Kaiba in Zukunft nur noch Gutes mit seiner bösen Magie verrichten, denn er muss sich dazu entschlossen haben, um einen Zusammenschluss überhaupt zustande zu bringen.“
 

„Könnte er deswegen jetzt wütend auf mich sein, weil ich ihn quasi, wegen meiner Notsituation, dazu gezwungen habe?“
 

„Das glaube ich nicht. Er hatte sich schon entschieden, nichts Böses tun zu wollen, als er an unsere Schule gekommen ist. … Er hatte sich sogar gegen seine Eltern gestellt, die schlussendlich ihr Leben lassen mussten, damit er seinen eigenen Weg gehen kann. … Also deswegen musst du dir keine Sorgen machen.“
 

„Er hat aber danach seine Gitarre kaputtgemacht. … Ich hab´ sie wieder ganz gemacht.“ und sie zeigt dem Lehrer die Gitarre.
 

Der Lehrer beginnt nachdenklich sein Kinn zu reiben.
 

„Das ist wirklich höchst interessant. … Es gab bereits mehrere magische Unfälle auf Grund seiner Gitarre, doch zerstört hat er diese deshalb noch nie. … Ihm muss wirklich viel an dir liegen, wenn er deshalb sogar seine heißgeliebte Gitarre zerstört, nur um dir nicht weiter zu schaden. Das bedeutet auch, dass er sich selbst die Schuld dafür gibt, weil er sich der Risiken bewusst war.“
 

„Bitte, Sie müssen mir helfen.“ bittet Olivia ihn, obwohl sie nicht einmal selbst weiß, wobei.
 

„Ich kenne eure Prophezeiungen, und wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich behaupten, dass ihr jeweils eure Gegenstücke seid. Das heißt, ihr müsst zusammenfinden, um eure Magien so kontrollieren zu können, dass sie wirklich niemandem mehr schaden können. … Nur der Kuss der wahren Liebe zwischen euch beiden würde das bewerkstelligen. … Hast du denn etwas für ihn übrig?“
 

Sie schluchzt und nickt.
 

„Ah, verstehe. … Unerwiderte Liebe, richtig? … Ich vermute aber, so unerwidert ist diese Liebe gar nicht. … Es wäre zwar ein Wunder, da er sich, seit er an unserer Schule ist, noch nie verliebt hat, und ich kann dir sagen, er hat wirklich schon vielen Mädchen einen Korb ausgeteilt, … aber du scheinst in seinen Augen anders zu sein, was verständlich ist. … Da du die gegenteilige Magie von seiner besitzt, kannst du seiner Magie trotzen, und das macht dich für ihn einzigartig. Du bist bisher die erste Weißmagierin hier an der Schule. Und wie ich hörte, munkelt man über deine Fähigkeiten, weil du sie keinem preisgibst. … Heute wird dich aber jeder beobachtet haben und nun wissen, dass du eine Weißmagierin bist, also das genaue Gegenteil von Mr. Kaiba. … Das traurige an der Sache ist nur, dass keiner der Schüler wirklich Ahnung über schwarze und weiße Magie hat. Sie werden Vorurteile über eine Verbindung zwischen euch haben. Aber, wenn eure Liebe stark genug ist, wird sie dieses Gerede nicht brechen. … Und ja, ich werde dir helfen. Ich bin selbst Magier. Allerdings der gemischten Magie. Das heißt, ich werde wissen, sobald ich gebraucht werde und einschreiten.“
 

„Vielen Dank. … Sie haben mir wirklich sehr geholfen.“
 

„Auf, dass wir bald Zeuge eures Kusses der wahren Liebe werden.“
 

Nun kann Olivia wieder lächeln. Der Lehrer hat ihr eben so viel Zuversicht geschenkt.
 

„Ich werde ihm morgen die Gitarre überreichen und mich bei ihm entschuldigen. Es könnte sein, dass sie einschreiten müssen.“ informiert Olivia den Lehrer.
 

„Gut, ich werde wachsam sein.“
 

Schon verlässt Olivia das Lehrerzimmer besser gelaunt.
 

Also ist Seto wirklich der eine Welche, von dem in ihrer Prophezeiung die Rede ist.
 

***
 

Anderntags hat sie den höheren Kurs mit Freude besucht und keine Probleme gehabt, da sie die Erklärungen des Lehrers angehört hat.
 

Nach dem Unterricht beschließt Olivia, zu Seto zu gehen. Sie schnappt sich deshalb die Gitarre aus ihrem Zimmer und marschiert auf den Aufenthaltsraum zu, während sie sie hinter ihrem Rücken belässt. Sie ist ganz aufgeregt und nervös.
 

Was, wenn ihr Versuch nach hinten losgeht. Sie will ihn nicht verlieren, nachdem, was sie gestern erfahren hat.
 

Sie wirft einen Blick in den Aufenthaltsraum und entdeckt ihn bei seinen Freunden, die ihn einkreisen. Scheinbar reden sie auf ihn ein.
 

Sie versteht einige Wortfetzen, sodass sie weiß, dass es um seine Gitarre geht. Sie atmet tief durch und schreitet mit demütig gesenktem Kopf auf ihn zu.
 

Die herumstehenden Schüler weichen ihr sofort aus, da sie keinen Stromschlag abbekommen wollen, da dies bereits die Runde gemacht hat, weil sich mal einer einen Stromstoß eingefangen hat, als er sie ohne Handschuhe an die Hand nehmen wollte.
 

Natürlich bemerken seine Freunde ihre Anwesenheit und machen ihr Platz. Einer von ihnen sagt aber noch etwas zu Seto:
 

„Klär´ das am besten mit ihr selbst.“ und zieht sich dann ebenfalls zurück, während sie wieder ihren Kopf hebt.
 

Seto lässt seinen Kopf gesenkt, da etliche Schüler hinter ihr stehen und dem Geschehen scheinbar folgen wollen.
 

„Ich will mich, wegen gestern, bei dir entschuldigen. Ich wollte nicht, dass das passiert. … Aber, dass du deshalb das Gitarrespielen aufgibst, will ich nicht.“ erklärt sie ihm und streicht sich nervös eine Strähne hinter ihr Ohr.
 

„Dafür ist es ohnehin zu spät. Meine Gitarre ist zerstört und meine Entscheidung gefallen.“ klingt er deprimiert.
 

Olivia holt sie hinter ihrem Rücken hervor, meint:
 

„Ich hab´ sie aber wieder ganz gemacht.“ und hält sie ihm hin.
 

„Ich will sie nicht mehr. Du hättest ihre Einzelteile also ruhig wegwerfen können.“
 

Nein. Der Gesprächsverlauf läuft in die falsche Richtung.
 

„Aber, warum denn? … Die Gitarre trägt doch keine Schuld. Ich bin schuld. Ich hätte meine Magie nicht mit deiner vermischen dürfen.“
 

„Ich war aber dafür verantwortlich und habe zugelassen, dass du deine Magie mit meiner vermischst. … Sieh´s doch ein. Gute und böse Magie dürfen einfach nicht zusammenkommen.“ erwidert er ihr barsch.
 

Verdutzt blickt Olivia ihn an. Hat der Lehrer ihr nicht gestern erst erklärt, dass sie beide es sogar müssen?
 

„Mr. Reed hat mir das aber etwas anders erklärt. Denn in unserem Fall scheint es, dass wir uns sogar zusammentun müssen, um unsere Prophezeiungen zu erfüllen.“ entgegnet sie ihm.
 

„Du redest Unsinn. … Ich werde mich selbst darüber erkundigen. Und jetzt verschwinde.“
 

Irritiert starrt sie ihn an, während sie immer noch seine Gitarre in der Hand hält.
 

Enttäuscht senkt sie die Hand mit der Gitarre. Doch schon wird ihr die Gitarre aus der Hand gerissen, als sie doch noch letzte Worte von ihm erhält:
 

„Die kannst du dalassen.“
 

Verwundert blinzelt sie, als sie plötzlich ein Lächeln auf seinen Lippen entdeckt.
 

Alle Mädchen im Hintergrund scheinen der Ohnmacht nahe, da sie, seit sie hier sind, ihn noch nie Lächeln gesehen haben. Und sein Lächeln steckt sie an, ebenfalls ein Lächeln auf ihre Lippen zu legen, auch, wenn sie sich mehr erhofft hatte.
 

Aber, sie ist schon froh, dass dieses Gespräch so gut verlaufen ist.
 

***
 

Tage vergehen und Seto scheint sie nur noch zu ignorieren. Zumindest hat sie das Gefühl, dass dem so ist. Also entscheidet sie sich, ihn ebenfalls zu ignorieren, so gut es geht.
 

An einem Abend kommt allerdings ein Mädchen ins Zimmer, das sie sich mit mehreren teilt, und verkündet:
 

„Die Jungs haben uns zu einem Dating eingeladen. … Und da wir ein Mädchen mehr sind, als Jungs, wurde entschieden, dass Olivia hierbleiben muss. … Seto ist das erste Mal dabei und kommt uns in einer Stunde abholen.“
 

Das ist ja so klar. Sie ist eigentlich immer diejenige, die ausgeschlossen wird. Sie durfte noch nie zu einem Treffen mit den Jungs mit, weil sie immer diejenige war, die hierbleiben musste. Sie hat es sich angewöhnt, seit sie hier an der Schule ist.
 

Jedoch hat sie zum ersten Mal Angst, jemanden zu verlieren. Seto. Er könnte sich in jemand anderen verlieben, dann war es das mit ihrer Prophezeiung. In diesem Moment wünschte sie sich, dass der Lehrer, Mr. Reed, falsch liegt. Deshalb reagiert sie erst gar nicht auf diese Kunde und geht einfach duschen.
 

Nach dem Duschen kommt sie aus dem Badezimmer, mit einem Badetuch umwickelt und einem Handtuchturban auf dem Kopf. Diesen löst sie und rubbelt ihre Haare ab, während sich die anderen Mädchen für die Jungs hübsch machen.
 

Mit Tränen in den Augen beginnt Olivia ihre Haare durchzubürsten, als sie ein Klopfen an der Tür vernimmt. Ein Mädchen öffnet die Tür und lässt vermutlich Seto herein. Doch Olivia hält sich zurück, sich zu ihm umzudrehen. Denn sie will nicht, dass er sieht, wie sie wegen ihm Tränen vergießt.
 

Wie soll er auch ahnen, dass sie ihn liebt, wenn sie es ihm nicht sagt. Aber, sie kann das einfach nicht. Sie hat nicht den Mut dazu, zu ihm zu gehen.
 

Sie hört, wie die Mädchen ihre Sachen zusammenpacken und wie sich ihre Stimmen entfernen. Das Letzte, was sie hört, sind Seto´s Abschiedsworte:
 

„Bis später, Olivia.“
 

Na, wenigstens kennt er ihren Namen, falls er ihn überhaupt ihrem Gesicht zuordnen kann.
 

Und, nachdem die Tür wieder ins Schloss gefallen ist, lässt sie sich in die Knie fallen und schluchzt auf. Und wieder ist sie allein.
 

Warum immer nur sie. Keiner will sie zur Freundin. Immerzu wird sie ausgeschlossen. Keiner wagt sich, ihr zu nähern. Und wenn, dann immer nur, wenn es sich um Seto dreht.
 

Wenn sie ihn verliert, dann kann sie die Erfüllung ihrer Prophezeiung vergessen. Dann hat ihr Leben keinen Sinn mehr. Denn ohne ihn will sie nicht leben. Und sie hat sich in ihrem ganzen Leben noch nie hübsch für jemanden machen dürfen. Sie verkraftet das alles nicht mehr.
 

Deshalb entscheidet sie sich dafür, sich für den Mond hübsch zu machen, damit sie es wenigstens einmal im Leben getan hat. Darum macht sie sich auch sofort entschlossen ans Werk.
 

Eine Stunde später traut sie ihren Augen kaum, als sie vor dem Spiegel steht. Sie hat sich für ein schneeweißes Kleid entschieden, ihrer Magie entsprechend, und eine Schleppe besitzt. Ihre Haare hat sie geflochten über ihrer Schulter vorne liegen und ihr Haupt ziert ein zartes Diadem, sowie ihren Hals eine zarte Halskette.
 

Wenn Seto sie doch nur so sehen könnte.
 

Entschlossen verlässt sie das Zimmer und steigt aufs Dach. Dort tritt sie recht wackelig, da sie balancieren muss, den Dachstein entlang, zu der Kante, wo das Dach endet. Sollte sie ausrutschen, ist ihr das ziemlich egal. Denn sie steht nur aus einem einzigen Grund hier oben. Ihrem Leben ein Ende zu bereiten, da Seto nicht gewillt ist, sie zu erhören und sie nicht mehr die Kraft hat, um ihn zu kämpfen.
 

Sie will endlich, dass ihre Gefühle aufhören, zu existieren. Es ist ja doch hoffnungslos. Er hat bisher nur Körbe verteilt. Warum sollte sich das bei ihr ändern.
 

Der Lehrer muss sich geirrt haben. Seto empfindet rein gar nichts für sie und wird es auch nie. Sie ist eben ein Außenseiter. Niemand will mit so jemandem zusammen sein. Ja, nicht einmal Freundschaft.
 

Sie ist verabscheuungswürdig. Sie sollte nicht hier sein. Denn ihre Mitschüler können sie ja ohnehin nicht leiden und meiden sie, als wäre sie eine ansteckende Krankheit.
 

„Lieber Mond. Bitte gib´ wenigstens du mir die Ehre. … Keiner meiner Mitschüler kann mich leiden. … Seit ich hier bin, auf dieser Schule, konnte ich noch keine Freundschaften schließen, da mich alle behandeln, als hätte ich eine tödliche ansteckende Krankheit. … Selbst in meiner alten Schule hatte ich Freunde, obwohl sie wussten, dass ich anders bin. … Aber sie haben mich wenigstens akzeptiert, wie ich bin. Wir hatten auch gemeinsam viel Spaß mit meiner Magie. Habe mit ihr viel Freude verbreiten können. … Nun ist es wohl vorherbestimmt, dass meine Existenz ein Ende nimmt. Denn wozu bin ich denn hier? … Im Tode bin ich ebenfalls alleine, und so will ich nicht weitermachen.“
 

Somit beginnt sie auf dem rutschigen Dach zu tanzen, während sie eine Melodie summt. Bis ihr klar wird, dass es sich um Seto´s Gitarrenmelodie handelt und ihr beginnen, deswegen die Tränen über die Wangen zu fließen.
 

Dummerweise beginnt es daraufhin auch noch leicht zu regnen und sie vernimmt Stimmen von unten aus dem Hof, der vor ihren Füßen weit unten liegt.
 

Haben sie ihr Treffen etwa im Hof abgehalten? Ihre Neugier treibt sie dazu, einen Blick nach unten zu werfen, nur um zu sehen, wie köstlich er sich mit einem Mädchen amüsieren kann, ohne auch nur einmal den Blick zu heben.
 

Ihrem Herzen widerfährt ein schmerzlicher Stich. Seto sieht wirklich gut aus. Er ist nämlich ganz in Schwarz gekleidet. Das genaue Gegenteil von ihr.
 

Aus irgendeinem unbestimmten Grund hebt er allerdings seinen Blick. Der Blickkontakt ist ein Schock für Olivia und schmerzt nur noch mehr in ihrem Herzen, was sie aber leider dazu bringt, ihr Gleichgewicht zu verlieren.
 

Sie bekommt gerade noch mit, wie sich seine Augen weiten. Danach sieht sie nur noch den Mond über sich, während sie spürt, wie die Schwerkraft sie nach unten fallen lässt. Und ihr wird klar, dass es für sie keine Rettung mehr gibt. Das will sie auch gar nicht. Denn endlich findet sie ihre Erlösung und muss nicht länger in Seto verliebt sein.
 

Doch unerwarteter Weise spürt sie Arme, die sich um sie schlingen und anschließend wie sie über den harten Asphaltboden gerollt wird, mit einem anderen Körper an ihrem.
 

Als sie zum Stillstand kommt, hat sie das Gefühl jeden Knochen zu fühlen, denn jeder einzelne schmerzt ihr. Sie hat nicht die Kraft, auch nur einen Muskel zu bewegen. Verfluchend ärgert sie sich, weil sie nicht einmal sterben darf.
 

Wer ist außerdem so lebensmüde, sie aus dieser Höhe aufzufangen? Sie würde ja gerne ihre Augen öffnen, um es zu erfahren, doch nicht einmal genug Kraft dafür, kann sie aufbringen.
 

Dem durchdringenden Blick zu urteilen, der auf ihr lastet, kann es aber eigentlich nur Seto sein, der sie direkt ansieht. Sie spürt aber auch den leichten Regen auf ihre Kleidung tropfen.
 

Seine starken Arme heben sie an, wobei sie ächzt, weil sich dabei ihr Körper bewegt.
 

„Halte durch. Ich bringe dich auf die Krankenstation. Du wirst dann wieder gesund.“ klingt seine Stimme sehr wackelig und Olivia würde ihm so gerne ins Gesicht blicken, um zu erfahren, was mit ihm los ist.
 

Anschließend spürt sie nur, wie er sich mit ihr fortbewegt.
 

Wenig später wird sie dann auf eine Ablage gelegt. Vermutlich die Krankenliege. Die war immer schon unbequem hart. In diesem Fall aber, scheint es ihren Knochen gutzutun, dass sie so hart ist.
 

„Mrs. Wakabi. … Sind Sie hier?“ fragt er in den Raum hinein.
 

„Hier bin ich.“ nähert sich die Stimme an.
 

„Oh, Gott, was ist denn passiert? … Wieso weinen Sie, Mr. Kaiba?“
 

Olivia stockt der Atem. Seto weint um sie? Aber, warum? Sie versteht es einfach nicht.
 

„Sie ist vom Dach gestürzt.“ antwortet er der Ärztin.
 

„Was hatte sie denn auf dem Dach zu suchen?“ will diese wissen.
 

„Sie wollte sich vermutlich in den Tod stürzen. … Ich habe sie aber aufgefangen und mich mit ihr abgerollt, damit sie vom Schwung nicht zu sehr verletzt wird.“ erklärt er ihr.
 

„Das haben Sie gut gemacht, Mr. Kaiba. … Dann will ich mir die Patientin mal ansehen. … Ach, Sie können schon gehen. Ich werde Sie über ihren Zustand informieren.“
 

„Danke.“ und seine Schritte entfernen sich.
 

Kurz halten seine Schritte inne, dann marschieren sie weiter und werden leiser.
 

Dann wird Olivia auch schon alles schwarz vor Augen und sie driftet ab.
 

Als sie wiedererwacht, liegt sie in ihrem Zimmer.
 

Und als sie auf ihre Wetterstation blickt, stellt sie fest, dass sie fast vier Tage verpasst hat. Und es ist sogar schon Nachmittag. Sie fühlt sich zwar noch schwach, doch richtet sie sich auf, um sich im Zimmer umzusehen. Wieder ist sie allein. Bleibt das jetzt für immer ein Dauerzustand?

Sie blickt an sich herab und bemerkt, dass sie in ihrem Nachthemd steckt. Sie schwingt ihre schwachen Beine über die Bettkante und versucht aufzustehen. Wackelig, aber doch, bekommt sie es hin, auf ihren Beinen stehenzubleiben, wobei sie sich aber festhalten muss, da ihre Beine Pudding sind und dazu neigen, nachzugeben.
 

So tastet sie sich an ihren Kleiderschrank, um sich wenigstens einen Bademantel umzuwerfen, ehe sie ihr Zimmer verlässt.
 

Nachdem sie sich also den Bademantel umgebunden und das Zimmer verlassen hat, marschiert sie, an der Wand abgestützt, durch die Gänge und wundert sich, dass kein einziger Schüler im Schulgebäude zu sein scheint. Wo sind die nur alle? Machen die einen Ausflug und haben sie ganz alleine zurückgelassen?
 

Als sie endlich die Treppe erreicht, sieht sie noch einige Schüler nach unten sausen, nachdem sie ihr grinsende Blicke zugeworfen haben.
 

Häh? Was ist hier los?
 

Also macht sie sich daran, die Treppe hinunter zu steigen, auch, wenn sie so ihre Probleme hat. Aber es geht langsam besser. Ihre Beine gewinnen langsam an Kraft zurück.
 

An den Fenstern, die zum Hof hinausführen, bemerkt sie, dass sich scheinbar alle Schüler dort eingefunden haben. Seto steht etwas abseits. Oh, da ist eine Linie um ihn herum aufgezeichnet.
 

Sie wird aus dem Bild, das sich da unten bietet, aber nicht schlau. Vielleicht sollte sie nachfragen, was da abgeht. Gibt´s da unten vielleicht irgendwas gratis?
 

Da ihre Beine sich wieder kräftiger anfühlen, muss sie sich auch nicht ständig festhalten und kann die Treppen etwas schneller hinabsteigen.
 

Als sie endlich den Hof betritt, versperren ihr die Mitschüler die Sicht fast vollständig.
 

Was zum Henker ist hier los?
 

Zum ersten Mal in ihrem Leben weichen ihre Mitschüler vor ihr nicht zurück. Und gerade jetzt wäre es ihr lieb.
 

Deshalb ist sie gezwungen, sich einen Weg durch ihre Mitschüler zu bahnen, indem sie diese sanft wegschiebt, ohne sie zu berühren, um sich vorbei zu schummeln.
 

Plötzlich spürt sie Seto´s direkten Blick auf sich und sucht diesen.
 

Als sie ihn gefunden hat, fragt sie sich unwillkürlich, warum er sie direkt anstarrt.
 

Sein Blick verändert sich, sodass sie das Gefühl hat, als würde er sie bitten, zu ihm zu kommen. Das muss sie sich aber einbilden.
 

Ihr Herz schlägt ihr allerdings automatisch höher.
 

Ob sie die Gelegenheit nutzen soll, um ihm ihre Liebe zu gestehen?
 

Die ganze Situation lädt direkt dazu ein. Aber, woher soll sie den Mut nur nehmen?
 

Unsicher blickt sie sich in der Masse an Schülern um, nur um wieder bei Seto´s Blick innezuhalten.
 

Ja. Sein Blick fordert sie doch wortwörtlich dazu auf. Wende jetzt nur nicht deinen Blick ab, sonst verlässt mich wieder der Mut, geht Olivia durch den Kopf.
 

Somit setzt sie ihre Beine in Bewegung. Langsam und bedächtig, während sie ihre Mitschüler zur Seite schiebt. Stets Blickkontakt mit ihm haltend.
 

Bevor sie allerdings den Kreis betreten kann, wendet er seinen Blick ab und sie bleibt stehen. Hat nicht die Kraft, ohne seinen Blick weiter voranzuschreiten. Sie will schon den Blick abwenden und umkehren, als sie bemerkt, wie er seine Hände zu Fäusten ballt.
 

Verdutzt richtet sie wieder ihren Blick auf ihn und hat wieder seinen direkten Blick auf sich liegen. Sie vermutet, dass es daran liegt, weil er es nicht mehr gewohnt ist, jemanden so lange direkt anzusehen. Er hat sich wohl schon daran gewöhnt, immerzu den Blick gesenkt zu halten, um ja niemanden anzusehen.
 

Nun nimmt sie seine Motivation und schreitet weiter voran, bis sie direkt vor ihm stehenbleibt. Konstant hält sie mit ihm Blickkontakt und droht in seinen intensiv blau leuchtenden Augen zu versinken.
 

Seto hebt seine Hand und sie merkt, dass er ihre Wange berühren will, scheint sich aber nicht zu trauen. Oder, auf ihr Einverständnis zu warten. Sie hebt nun ihrerseits ihre Hand und legt sie auf seine, um sie dazu zu bringen, ihre Haut zu berühren.
 

Als seine Hand ihre Wange berührt, schließt sie genießend ihre Augen und senkt leicht ihren Kopf dabei.
 

Unerwartet wird ihr Gesicht aber in die entgegengesetzte Richtung gezogen. Sie öffnet verwirrt ihre Augen und stellt fest, dass Seto sich zu ihr herabbeugt, während er wieder Blickkontakt mit ihr hält. Das scheint ihm Motivation zu sein, seine Lippen nun vollständig auf ihre zu legen und sie schließt wieder ihre Augen, um seinen Kuss zu erwidern.
 

Jetzt hält sie nichts mehr. Sie schlingt ihre Arme um seinen Hals und drückt sich noch mehr an ihn. Seto intensiviert den Kuss sogar noch, während er nun seine Arme um ihren Rücken legt, und streicht mit seiner Zunge über ihre Lippen. Sie gewährt ihm den Einlass und spürt prompt, wie sich ihre Magien vermischen.
 

Somit dürften sich ihre beiden Prophezeiungen erfüllt und ihr bewiesen haben, dass er sie liebt. Aber, ob es wirklich so ist, werden sie erst nach dem Kuss wissen. Irgendwie wollen aber beide den Kuss nicht mehr lösen.
 

Erst nach einer ganzen Weile, und weil das durch die Nase atmen ihnen nicht mehr genügend Sauerstoffzufuhr bietet, beenden sie den Kuss, und blicken sich abermals in die Augen. Und ein Lächeln ziert ihre Lippen.
 

Plötzlich kann man die Schüler im Hintergrund hören:
 

„Seht mal. Seine Augen haben sich verändert.“
 

„Das sehen wir uns genauer an.“
 

Unerwartet wagen es die Schüler neugierig den Kreis zu betreten, da sie seine Augen näher betrachten wollen und scheinen dabei vollkommen zu vergessen, dass seine Augen vorher noch gefährlich waren. Seto´s Augen weiten sich, als er sieht, dass sie den Schutzkreis betreten. Doch nichts scheint zu passieren.
 

Erstaunt blickt er wieder zu Olivia herab, ehe sich auf seinen Lippen ebenfalls ein Lächeln bildet. Anschließend packt er sie an der Taille und wirbelt sie im Kreis, aus Freude.
 

Als er sie wieder hinstellt, kommen seine Freunde an seine Seite und klopfen ihm auf die Schuler. Und das erste Mal in seinem Leben muss er keine Angst mehr haben, wegen seinem durchdringenden Blick, der Tod verspricht. Olivia freut sich wirklich für ihn.
 

Seine Prophezeiung scheint sich erfüllt zu haben. Aber sie hat keine Freunde. Niemanden, der überprüfen könnte, ob ihre Prophezeiung sich erfüllt hat, weil niemand etwas mit ihr zu tun haben will. Zudem weiß sie auch nicht, ob Seto nun mit ihr zusammen sein will. Oder, ob er nur seine Prophezeiung erfüllen wollte.
 

Sie wird wohl immer alleine bleiben. Deshalb will sie sich jetzt auch lieber zurückziehen und tritt langsam rückwärts, mit einem Lächeln der Freude, das Seto gilt, welches aber zittert. Es würde ja ohnehin niemand mitbekommen, wenn sie nicht mehr hier wäre. Selbst Seto ist von seinen Freunden abgelenkt.
 

Mit einem letzten Blick zu Seto dreht sie sich um und will verschwinden. Doch hat sie da die Rechnung ohne ihre Mitschüler gemacht. Die versperren ihr daraufhin nämlich mit ihren nackten verschränkten Armen den Weg.
 

Sie weicht unwillkürlich zurück. Sie will schließlich niemand Unschuldigen verletzen. Sie beginnt zu zittern. Noch nie zuvor hat es jemand gewagt, sich ihr in den Weg zu stellen. Wieso jetzt? Sie versteht es nicht.
 

„Lasst sie gehen. … Ich kann sie nicht zwingen, mit mir zusammen zu sein.“ erklingt plötzlich Seto´s Stimme.
 

Geschockt über seine Worte, dreht sie sich wieder zu ihm um. Sie dachte, … Sie dachte, … Ja, was dachte sie denn eigentlich?
 

Dass er sie nicht will, obwohl er sie offensichtlich lieben muss, da sich seine Prophezeiung erfüllt hat?
 

Sie starrt ängstlich ihre Hände an, die sichtbar zittern. Sie weiß einfach nichts mehr. Tränen bilden sich in ihren Augen, die auch sofort den Weg über ihre Wangen finden.
 

Ohne es wirklich verhindern zu können, entreißt ihr ein Mädchen den Bademantel, den sie über ihrem Nachthemd trägt, damit sich niemand einen Stromschlag von ihr holen kann. Und obwohl es sehr warme Temperaturen hat, fröstelt sie automatisch ein wenig.
 

Panisch weicht sie noch weiter von den Mädchen zurück, als sie an einen starken Körper knallt. Als sie nach oben blickt, um festzustellen, wen sie da fast umgerannt hätte, erblickt sie Seto´s Angesicht und schmiegt sich schutzsuchend an ihn, da er der Einzige ist, der nichts spürt von ihren Stromstößen. Das weiß sie mit Sicherheit.
 

„Überfordert sie nicht. Sie braucht Zeit. … Bitte habt Verständnis.“ spricht Seto während er tröstend über ihren Kopf streichelt, doch Olivia versteht nicht, was er meint.
 

Für was braucht sie Zeit? Was meint er nur? Sie muss ihre Angst abschalten und klar denken.
 

Also, noch mal von vorn. Seto und sie haben sich geküsst. Seto´s Prophezeiung hat sich offensichtlich erfüllt und er kann jetzt gefahrlos alle ansehen.
 

Moment. Ist es das, was die Anderen versuchen, ihr klar zu machen? Könnte ihre Prophezeiung sich ebenfalls erfüllt haben?
 

Aber, wie soll sie das herausfinden? Sie hat doch zwischenzeitlich Berührungsängste entwickelt. Bei Seto hat sie keine, weil sie mit Sicherheit weiß, dass er nichts davon spürt.
 

Bei den anderen Mitschülern ist das aber bisher anders gewesen. Wie soll sie sich trauen, von jemandem berührt zu werden, wenn sie doch nicht mit Sicherheit sagen kann, dass sie niemandem mehr einen Stromschlag versetzt?
 

„Hab´ keine Angst. Du musst dich nur trauen.“ hört sie Seto sagen, was sie dazu bringt, zu ihm hoch zu blicken.
 

Seine Augen haben ihre Wirkung nicht verloren, wie sie feststellt. Sie schenken ihr Zuversicht. Deshalb sammelt sie jetzt auch ihren Mut zusammen und löst sich von ihm.
 

Sie atmet tief durch und blickt durch die Runde. Mit wem wollte sie denn schon immer befreundet sein?
 

Da fällt ihr Blick auf ein unscheinbar dickliches Mädchen, das doch immer mal wieder mit ihr geredet hat, aber von den Anderen immer von ihr ferngehalten wurde. Vielleicht will dieses Mädchen insgeheim auch mit ihr befreundet sein. Gut, ihre Wahl ist getroffen.
 

Sie atmet noch einmal tief durch und wirft einen letzten Blick zu Seto, der ihr zuversichtlich zunickt.
 

Ok. Dann will sie jetzt das Risiko eingehen. Auch, wenn ihr die Angst sagt, dass sie es lassen soll. Sie darf jetzt aber nicht auf ihre Angst hören, deshalb tritt sie nun auf das Mädchen zu, dessen Namen sie noch gar nicht kennt.
 

Eigentlich kennt sie niemanden namentlich, außer Seto.
 

Daher streckt sie ihre Hand zu dem Mädchen und stellt sich, mit zitternder Stimme, vor:
 

„Ich heiße Olivia. Und wie heißt du?“
 

Auf die Wangen des Mädchens legt sich ein leichter Rotschimmer.
 

„Ich heiße Veronika.“ antwortet sie und nimmt Olivia´s Hand in ihre.
 

Und als Olivia sieht, dass Veronika nichts passiert, bricht sie erneut in Tränen aus. Aber diesmal aus Erleichterung und Freude.
 

Dann spürt sie auch schon einen kräftigen Arm um ihre Schultern und blickt zu der Person, nur um festzustellen, dass Seto an ihrer Seite steht, dessen Lippen ein Lächeln ziert.
 

Auch Olivia hat ein Lächeln auf ihren Lippen, während die Tränen über ihre Wangen fließen. Glücklich sieht sie zu Seto auf und sagt ihm endlich:
 

„Ich liebe dich.“

Er streicht über ihre Wange und erwidert, ebenfalls glücklich:
 

„Ich liebe dich auch.“
 

Und alle Schüler, die hier versammelt sind, beginnen zu klatschen, als sie wiederholt ihre Lippen zu einem Kuss verbinden.
 

Selbst die Lehrer sind überwältigt, die dazugestoßen sind und nun klatschen. Vor allem aber Mr. Reed freut sich für die Beiden, dass sie endlich zueinander gefunden und sich ihre Prophezeiungen erfüllt haben.
 

~~ Ende ~~

Traum 33 (Liebe auf den ersten Blick)

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Traum 34 (Schreckliche Halloween-Party (Horror?))

Jenna: 17 Jahre alt, Seto: 22 Jahre alt
 

*******************************
 

Ich, Jenna White, 17 Jahre alt, wurde zu Halloween von Schulfreunden zu einer Halloween-Party in ein echtes Spukschloss eingeladen, das gemietet worden ist, nur, dass es dort halt nicht wirklich spukt. Einzige Bedingung allerdings, die besteht, ist, dass man als Untoter verkleidet sein soll. Einlass ist gegen 20 Uhr.
 

Da ich nicht der Typ bin, als Untoter herumzulaufen, hab´ ich mir eben nur schwarze Kleidung angezogen, um wenigsten halbwegs passend gekleidet zu sein. Man kann dann in die Kleidung hineininterpretieren, was man will.
 

Ansonsten habe ich mir nur schwarze Schminke auf Augenbrauen, Augenlider, unter die Augen und die Lippen geschmiert. Zusätzlich habe ich mir sogar die Haare mit auswaschbarer Farbe schwarz eingefärbt. Man könnte meinen, ich sehe aus, wie eine schwarze Witwe.
 

Obwohl man mich sicher auch für einen Vampir halten könnte. Nur, dass mir eben die langen Spitzzähne fehlen. So würde ich sicher ins Spukschloss eingelassen werden.
 

Um 20.30 Uhr komme ich erst vor dem Spukschloss an, da ich nicht eher mit der Auswahl der Kleidung und dem Schminken fertig geworden bin. Aber Viele kommen auch erst später, da ich immer noch regen Andrang feststellen kann.
 

Die Party scheint bereits in vollem Gange, denn die Musik ist bis zur Straße zu hören.
 

Hochmotiviert, mich hier zu amüsieren, marschiere ich zum Eingang und werde von den Gastgebern freundlich begrüßt, um meinen Namen gebeten, den sie in eine Gästeliste eintragen, und darüber informiert, dass es um Mitternacht eine Überraschung gibt, die ich nicht versäumen sollte.
 

Ich werde eingelassen und betrete das Spukschloss.
 

Sofort erkenne ich einige Gesichter aus den Parallelklassen. Tea Gardner und Tristan Taylor tanzen zusammen, fast direkt vor dem Eingang. Yugi Muto und Joey Wheeler stehen drüben rechts beim Buffet.
 

Der Bereich vor dem Eingang ist überhaupt sehr offen und frei, weil hier auch mehrere Tanzpaare oder Alleintänzer zugange sind.
 

Tea sieht mich und winkt mir zu, da wir uns vom Sehen kennen. Tristan scheint mich nicht bemerkt zu haben, da er mit dem Rücken zu mir tanzt.
 

Ich winke Tea zurück und blicke mich weiter um, während ich auf das Buffet zusteuere.
 

Überall hängen künstliche Spinnweben mit Plastikspinnen darin. Auch sind in jeder freien Ecke oder Wand Kürbisse mit Kerzen aufgestellt. Sieht hier wirklich sehr hübsch dekoriert aus.
 

In der rechten oberen Ecke des Raumes wurde sogar ein Skelett auf ein Sofa gesetzt, das mit Spinnweben und Staub versetzt wurde. Echt zum Gruseln.
 

Auch alle Anwesenden sind wirklich absolut gruselig gekleidet. Wenn ich nicht wüsste, dass das alle Menschen sind, würde ich hier echt Angst kriegen.
 

Ich hab´ sogar gehört, dass sich hinter dem Haus ein Friedhof befinden soll, der den Garten darstellt. Den will ich mir nachher auch einmal ansehen.
 

Beim Buffet angekommen werde ich sofort von Yugi angesprochen, da wir uns auch schon öfter begegnet sind:
 

„Hallo, Jenna. Wie gefällt es dir hier bisher?“
 

„Hallo. Ganz gut, und dir?“
 

„Ja, mir auch. … Ich bin mit meiner Clique hier. Bist du ganz alleine gekommen?“
 

„Hm.“, seufze ich, „Ich hab´ leider keine richtigen Freunde.“
 

„Keine Freunde?“ wiederholt er fragend entsetzt.
 

Ich schüttle bestätigend meinen Kopf.
 

„Warum wirst du dann nicht unsere Freundin?“, schlägt Yugi vor und winkt seine tanzenden Freunde her, ehe er fortfährt, „Ich bin Yugi und das ist Joey.“
 

„Hallo.“ spricht endlich Joey ein Wort.
 

„Joey, das ist Jenna. Sie ist aus der Parallelklasse.“ stellt Yugi mich nun Joey vor.
 

„Ah. Ich dachte mir gleich, dass du mir irgendwie bekannt vorkommst.“ richtet sich nun Joey an mich.
 

„Hey, Jenna.“ werde ich da auch schon von Tea begrüßt.
 

„Hallo, Tea. Wir haben uns vorhin eh schon gesehen.“ lächle ich sie an.
 

Sie nickt nur, als Tristan meiner endlich ansichtig wird.
 

„Hey, ich kenn´ dich doch. Du bist doch aus der Parallelklasse. Wie war noch gleich dein Name.“ erkennt dieser mich wieder.
 

„Jenna. Hallo.“ antworte ich ihm lächelnd.
 

„Tristan. Freut mich, dich kennen zu lernen. … Wollen wir vielleicht tanzen?“
 

„Gern, danke.“
 

Somit lasse ich mich von ihm in die Mitte des Raumes führen, wo gerade etwas Platz herrscht und tanze mit ihm.
 

Später will Joey dann noch mit mir tanzen. Aber auch Yugi lässt sich nicht lange bitten.
 

So amüsieren wir uns eine ganze Zeit lang, bis wir müde werden und uns zusammensetzen, um uns zu unterhalten, da am Rand noch viele Couches und Sofas als Sitzgelegenheiten aufgestellt worden sind. Denn der Partyraum ist wirklich immens groß.
 

Es gibt sogar noch zwei weitere angrenzende Räume, die auch zum Tanzen benutzt werden. Einige belagern sogar die Treppe in die obere Etage, wo niemand Zutritt hat. Denn es gibt ohnehin zwei Toiletten mit Waschgelegenheit im Erdgeschoß, wie mir berichtet wurde.
 

~~~~~
 

Nach etlicher Zeit muss ich dann auf die Toilette und entschuldige mich bei meinen neuen Freunden, bei denen ich mich wirklich wohl fühle.
 

Als ich mich auf dem WC gerade erleichtere, werfe ich zufällig einen Blick auf meine Armbanduhr, als ich feststelle, dass es kurz vor Mitternacht ist.
 

Haben die Gastgeber nicht von einer Mitternachtsüberraschung gesprochen? Die will ich natürlich nicht versäumen. Deshalb beeile ich mich, die Toilette wieder zu verlassen.
 

Als ich den Raum wieder betrete, wundere ich mich, weil niemand mehr hier und die Musik aus ist. Ich sehe mich um, als ich Tea an mir vorbeiziehen sehe.
 

„Schnell, Jenna. Das Feuerwerk geht gleich los.“ ruft sie mir zu, im Vorbeilaufen.
 

Ich folge ihr mit gemächlichen Schritten nach draußen und bemerke überall Gräber. Für ein Spukschloss wirklich passend. Also wohnen könnte ich hier nicht. Nur, dass hier keiner wohnt. Wer würde so etwas schon freiwillig?
 

Ich blicke mich um und bemerke Unmengen an Leuten aus der Schule, die ich nur vom Sehen kenne. Viele kann ich aber gar nicht erkennen, weil sie mir den Rücken zukehren. Ich vermute einfach mal, dass hier die halbe Schule aufgeschlagen hat, mit Freunden.
 

Hier müssten sich locker um die zweihundert Leute herumtummeln. Mir ist sogar aufgefallen, dass einige in die verbotene obere Etage gegangen sind. Hab´ sie eigentlich gar nicht wieder herunterkommen sehen. Na, egal. Ich will gar nicht wissen, was die da oben treiben. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.
 

Das Feuerwerk beginnt. Ich blicke in den Himmel und höre bereits zischende Laute, bis der Himmel endlich erhellt wird. Wunderschön.
 

Plötzlich spüre ich eine Hand an meiner Schulter. Ich drehe mich zur Seite, um zu sehen, wer das ist.
 

„Hey, Süße. Bist ganz alleine hier?“ werde ich mit einer Alkoholfahne angesprochen.
 

Mir wird schlecht, von seinem Alkoholgestank und weiche von ihm zurück.
 

„Ich bin mit meinen Freunden hier.“ antworte ich ihm und erhöhe den Abstand zu ihm, bis ich mich ganz abwende und nach eben diesen Ausschau halte.
 

Verwirrt blinzle ich. Nanu? Waren nicht vorher noch mehr Leute hier? Kreischen. Ich erschrecke. Panische Schreie. Ich nähere mich ängstlich der Quelle, um herauszufinden, warum die Leute plötzlich zu Schreien anfangen, denn das Feuerwerk ist noch nicht zu Ende.
 

Zu meinem Entsetzen muss ich beobachten, wie sich Hände aus einigen Gräbern erheben und nach den Füßen meiner Schulkollegen greifen. Aber, das ist noch nicht alles. Die Hände stützen sich ab und erheben ihre Körper aus der Erde.
 

Kaum einen Augenblick später sind wir von Zombies umzingelt.
 

Panisch schreie ich auf und renne ins Haus zurück, wo ich auf dem Weg Tea erblicke, die gerade um Hilfe schreit, da sie attackiert wird. Ich habe viel zu große Angst um meine eigene Haut, weshalb ich einfach weiterrenne.
 

Im Haus finden sich auch bereits einige Opfer wieder, die gerade angeknabbert werden.
 

Voller Panik bemerke ich, dass die Zombies selbst ins Haus eindringen und den Eingang blockieren. Ich habe keine andere Wahl, deshalb flüchte ich mich in die obere Etage und flüchte dort in eines der Zimmer. Darin entdecke ich weitere Türen, durch die ich stürme. Die Angst sitzt mir zu tief in den Knochen. Mein ganzer Körper zittert.
 

Raum für Raum lasse ich hinter mir, als ich plötzlich in einem Schlafzimmer lande, das keine weiteren Türen aufweist. Ich sitze in der Falle.
 

Mein Blick fällt auf das Doppelbett, das linksseitig von mir steht. Schon hat sich eine Idee in meinem Kopf geformt. Ich schlüpfe unter die linke Bettdecke und halte mich darunter versteckt. Mein Zittern allerdings kann ich nicht abstellen. Dennoch lausche ich angespannt.
 

Immer noch höre ich panische Schreie. Doch nach und nach verstummen diese. Meine Angst steigert sich. Was, wenn sie alle erwischt wurden? Was, wenn ich erwischt werde? Werde ich diese Hölle wieder lebend verlassen können?
 

Ewigkeiten lausche ich angespannt weiter, doch nichts ist mehr zu hören. Stille. Absolute Stille. Zu ruhige Stille, die mir Angst macht. Durch das Liegen werde ich allerdings müde. Außerdem ist meine Schlafenzeit längst überschritten. Ohne es wirklich zu wollen, schlafe ich ein.
 

~~~
 

Als ich Geräusche höre, werde ich erst wieder wach. Jedoch erzittert mein Körper sofort auch wieder, da mir sofort wieder einfällt, wo ich bin. Ich wage es aber nicht, mich zu rühren. Ich bemerke allerdings, dass ich nicht mehr unter der Bettdecke versteckt liege, sondern mein Kopf außerhalb, auf dem Kopfkissen liegt.
 

Meine Augen wage ich auch nicht zu öffnen. Jedoch versuche ich durch einen schwach geöffneten Spalt meiner Augen etwas zu erkennen. Nur schemenhaft erkenne ich eine Gestalt, die sich dem Bett nähert. Oder anders ausgedrückt, sie schleicht näher.
 

Ich habe Angst, dass es sich bei der Gestalt um einen Zombie handelt, der, sobald er bemerkt, dass ich ein Mensch bin, über mich herfällt.
 

Erst, als die Gestalt auf das Bett klettert und mir noch näherkommt, kann ich einen stockenden Atem hören, der so klingt, als wäre er gezwungen, ruhig zu bleiben. Der Atem wird dann aber leiser.
 

Die Gestalt nähert sich meinem Gesicht, als sein Atem kurz meine Lippen streift. Irritiert reiße ich meine Augen auf und will ruckartig nach hinten ausweichen, als ich doch noch innehalte. Erleichtert stoße ich lautstark meine Luft aus:
 

„Du bist ein Mensch. … Wie bin ich froh, dass ich nicht mehr alleine bin.“ kralle ich mich im nächsten Moment an den gutaussehenden jungen Mann, der wohl selbst von den Zombies geflohen sein dürfte.
 

„Pscht.“, fordert er mich auf, „Nicht so laut. Die Zombies sind immer noch hier in der Gegend.“
 

Er löst kurz meine Umklammerung von sich und klettert von der anderen Seite zu mir unter die Bettdecke, wo er zu mir rückt und mich beschützend in seine Arme schließt. Als er bemerkt, dass ich am ganzen Leib zittere, drückt er mich sogar noch fester an sich.
 

„Wie lange bist du schon hier?“ erkundigt sich der junge Mann bei mir.
 

Ich werfe einen Blick auf meine Armbanduhr und antworte ihm erstaunt:
 

„Schon fast drei Stunden.“
 

„Und in der ganzen Zeit hat sich kein Zombie hierher verirrt?“
 

„Denke nicht. … Ich bin irgendwann, etwas nach Mitternacht, vor Erschöpfung eingeschlafen.“
 

„Es war vermutlich das Beste, was dir passieren konnte. Der Weg hierher ist gesäumt von Leichen. Einfach schrecklich. Ich habe keine Ahnung, wie viele überlebt haben. Aber viele dürften es nicht sein.“
 

„Kommen wir hier wieder lebend raus?“ frage ich ihn ängstlich.
 

„Ich weiß es nicht. Wir müssen einfach noch etwas abwarten. … Vielleicht verschwinden die Zombies bei Tagesanbruch wieder.“
 

„Und, wenn nicht?“
 

„Dann müssen wir uns so überlegen, wie wir wieder hier rauskommen.“
 

„Sag´ mal, wieso hast du eigentlich kein Halloween-Kostüm an?“, frage ich, weil mir vorhin aufgefallen ist, dass er mit Alltagsklamotten herumläuft, „Und bist du nicht auch etwas zu alt, um auf unsere Schule zu gehen?“ fällt mir auch ein, nachzufragen, da er eindeutig wesentlich älter aussieht, als meine Klassenkameraden, die sogar noch Jüngere einschließt, aus unserer Oberschule.
 

„Ich bin schon lange aus eurer Schule raus. Ich bin ja schließlich schon 22. … Ich bin eigentlich nur hier, weil ich meinen kleineren Bruder abholen wollte. Er geht auf eure Schule und wollte unbedingt auf diese Halloween-Party hier. Und nur deshalb trage ich auch kein Kostüm.“
 

„Wie heißt denn dein Bruder? Vielleicht habe ich ihn ja gesehen.“ frage ich nach.
 

„Mokuba. Er geht in die 10-A.“
 

„Oh. Dann ist er eine Klasse unter mir. … Hm. Also namentlich sagt mir der Name nichts.“ erwidere ich ihm nachdenklich.
 

„Sagt dir Mokuba Kaiba mehr?“
 

Ich lege überlegend meinen Kopf schief und schüttle nach einiger Bedenkzeit meinen Kopf. Erstaunt reißt er Mund und Augen auf, ehe er sich kurz darauf wieder fasst und seine Mimik keinen Aufschluss mehr gibt.
 

„Und Seto Kaiba?“ jetzt klingt er schon lauernd.
 

Ich runzle meine Stirn und durchforste mein Gedächtnis. Stutzig frage ich ihn dann:
 

„Ehrlich gesagt, nein. … Sollte ich diese Namen denn kennen?“
 

Er seufzt und meint:
 

„Letzterer ist meiner. … Wie heißt du eigentlich?“
 

„Jenna. … Jenna White, freut mich, dich kennen zu lernen.“ lächle ich ihn jetzt an, während ich meine Hand von ihm löse, um sie ihm entgegenzustrecken, für´s Händeschütteln.
 

Kurzzeitig wirkt er irritiert, ehe seine Mundwinkel zucken und er meine Hand ergreift, um sie kurz zu schütteln.
 

„Um wieder auf deinen Bruder zurückzukommen, … Kannst du ihn mir beschreiben? Vielleicht habe ich ihn ja gesehen.“ erinnere ich ihn an seine zuvor gestellte Frage.
 

„Nun, ja, … Er hat schwarzes langes gewelltes Haar, bis zur Hüfte, blaue Augen und ist etwa 1,63 groß.“ klärt mich Seto auf.
 

„Hm. … Also beim Feuerwerk ist mir niemand aufgefallen, der zu dieser Beschreibung passen würde. Vielleicht war er auch weiter hinten im Gartenfriedhof? Und, als die Zombies aus ihren Gräbern gestiegen sind, hab´ ich ihn auch nirgends gesehen. Aber bei locker 200 Leuten wäre das auch wirklich schwierig gewesen. … Vielleicht war er ja auch hier im Schloss, als es losgegangen ist, und konnte sich schon vorher in Sicherheit bringen, ehe die Zombies das Schloss heimgesucht haben. … Das bringt mich allerdings zu der Frage, wie bist du eigentlich ungeschoren hier ins Schloss gelangt?“ überlege ich laut und spreche meine Gedankengänge aus.
 

„Als ich vorhin das Tor durchschritten habe, war niemand zu sehen. Das Einzige, das mir allerdings aufgefallen war, ist, dass mehrere Schüler blutüberströmt verstreut auf dem Boden gelegen haben. Auf Grund dessen war ich sofort alarmiert und hab´ mir ein Bild gemacht. … Dabei bin ich auch einigen Zombies ansichtig geworden, die noch dabei waren, an einigen Schülern zu knabbern. Das war einfach nur widerlich. Mir ist richtig schlecht geworden und habe nur gehofft, dass Mokuba noch am Leben ist. … Das hoffe ich immer noch, auch, wenn die Chance dazu ziemlich schlecht aussieht. … Es darf ihn einfach nicht erwischt haben. Er ist doch alles, was ich noch habe, an Familie.“ erzählt er mir.
 

„Du hast keine Eltern mehr? Das tut mir leid für dich. … Ich sag´ dir aber ehrlich, ich kann mir nicht vorstellen, ohne Eltern zu sein, weil meine noch leben. Dennoch muss es für dich schlimm sein. … Ich werde dir die Daumen drücken, dass Mokuba noch am Leben ist. Vielleicht hilft es ja.“ erkläre ich ihm.
 

Seto verdreht nur seufzend seine Augen, ehe er sie ganz schließt und seinen Kopf hängen lässt. Jetzt bin ich es, die ihn in die Umarmung nimmt und ihn fest drückt, damit er weiß, dass er gerade nicht alleine mit sich selbst ist.
 

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass es mehrere geschafft haben, sich vor den Zombies zu verstecken.“, versuche ich ihn aufzubauen, „Man darf nur die Hoffnung nicht aufgeben. Noch hast du keinen Beweis, dass er tot ist. … Und wenn es dir ein Trost ist, bleibe ich bei dir, bis wir ihn gefunden haben.“
 

Seto hebt seinen Kopf wieder und öffnet seine Augen, wobei ich die Umarmung wieder auflöse. Er findet sofort meinen Blick, als dieser mein Gesicht abfährt. Er zieht seinen rechten Arm von hinter meinem Rücken hervor und streicht mit seinem Zeigefinger über meine Augenbrauen. Danach reibt er Daumen und Zeigefinger aneinander, ehe er fragt:
 

„Hast du deine Augenbrauen schwarz angemalt?“
 

„Na, ja, … Ich wollte mich nicht als Untoter verkleiden und hab´ halt improvisiert, wie ich das umgehen kann. Ich hab´ nun mal braune Haare. Deshalb musste ich mir auch eine auswaschbare schwarze Farbe auf die Haare tun. … Ich habe den Gastgebern die freie Entscheidung gelassen, als was sie mich interpretieren.“ erwähne ich ihm.
 

Unerwarteter Weise streckt er mir im nächsten Moment ein Taschentuch entgegen.
 

„Mach´ die Schminke ab. Die brauchst du jetzt ohnehin nicht mehr.“ fordert er mich auf.
 

Ich runzle meine Stirn, weil ich nicht verstehe, warum ich mich jetzt abschminken soll. Dennoch komme ich seiner Aufforderung nach, entnehme ihm das Taschentuch und reibe mir die schwarze Farbe ab.
 

Als ich der Meinung bin, dass ich fertig damit bin, knülle ich das Taschentuch zusammen und stecke es mir in die Hosentasche, um es später zu entsorgen.
 

Plötzlich hält er noch ein Taschentuch in der Hand und spuckt darauf.
 

„Augen zu.“ befiehlt er mir und ich befolge brav seine Anweisung.
 

Schon fühle ich das anfeuchtete Taschentuch auf meinen Augenlidern. Zu meiner Verwunderung geht er wirklich sehr sanft und zärtlich vor. Hält mein Kinn mit seiner linken Hand, womit ich nun vollständig seiner Wärme beraubt bin.
 

Ich spüre seine langen Finger, wie sie leichten Druck auf meine Augen ausüben und wie sich dann das Taschentuch wieder entfernt. Ich öffne meine Augen wieder, während er mein Gesicht zu betrachten scheint. Seine Hand hält mein Kinn nämlich noch immer fest.
 

Seine Augen finden wieder die meinen. Jetzt, wo ich endlich sein Gesicht betrachten kann, stelle ich fest, dass er ein wirklich schönes Gesicht hat. Will heißen, er sieht wirklich richtig gut aus. Er hat bestimmt schon eine Freundin. Schade eigentlich. Wenn er noch zu haben wäre, würde ich bestimmt nicht nein sagen.
 

Obwohl seine Art vielleicht doch etwas zu wünschen übriglässt. Ich mag´s nämlich nicht, wenn man mir Befehle erteilt. Von seinem Tun und Reden hingegen, bin ich schon angetan. Was mich aber wiederum stört, ist, dass man aus seinem Gesicht keine Mimik lesen kann. Was mag´ ihm nur schon passiert sein, dass man so wird, wie er?
 

Unerwartet streicht er mit dem Zeigefinger seiner rechten Hand über meine Wange und ich frage mich, was ihm jetzt wohl durch den Kopf gehen mag. Mir ist schon klar, dass uns ganze 5 Jahre Altersunterschied trennen, und doch fühle ich mich irgendwie mit ihm verbunden. Außerdem hatte ich ja auch noch nie einen Freund.
 

Es ist seltsam, von einem Jungen so berührt zu werden. Für mich ist es ja auch überhaupt das erste Mal, einem Jungen so nah zu sein. Aber seltsamer Weise fühle ich mich bei ihm sicher und geborgen.
 

Seit er bei mir ist, habe ich fast keine Angst mehr. Liegt vielleicht auch daran, weil ich nicht den Eindruck habe, dass er Angst hat. Er ist ruhig und vermittelt mir so seine Ruhe. War das etwa sein Plan, als er gemerkt hat, dass ich panisch werden wollte, wäre er kein Mensch gewesen? Könnte durchaus sein.
 

Während ich ihm so in die Augen blicke, beinahe schon starre, drohe ich in seinen wunderschönen blauen Augen zu versinken.
 

Nach einer Weile des Starrens formt sich ein Schatten vor seinem Gesicht, der seine Seele preisgibt. Die Schatten geben seinem Gesicht etwas Bösartiges. Ich schließe meine Augen, um die Schatten wieder zu vertreiben.
 

Nur einen Moment später spüre ich eine zarte Berührung an meinen Lippen. Nur hauchzart.
 

Verwundert runzle ich meine Stirn, lasse meine Augen allerdings geschlossen, weil sich diese Berührung eigentlich schön anfühlt.
 

Zu seinem Zeigefinger an meiner linken Wange gesellen sich nun die restlichen Finger seiner rechten Hand und berühren mich zärtlich, fast federleicht, als habe er Angst, mich zu zerbrechen. Ich erwidere seine Berührung nur zögerlich, weil ich nicht will, dass er damit aufhört. Mein erster Kuss. Oder anders ausgedrückt, das erste Herantasten.
 

Allmählich verstärkt er den Druck seiner Lippen. Ich lege meine linke Hand auf seine Schulter und schiebe sie an seine Halsbeuge, ehe sie in seinem Nacken landet und ich meine Finger in seinen Nackenhärchen vergrabe. Nun werde ich auch etwas mutiger und verstärke den Gegendruck.
 

Doch unerwarteter Weise spüre ich im nächsten Moment seine Zunge an meinen Lippen, die bittend meine Mundlinie mehrmals entlangstreicht.
 

Zögernd öffne ich für ihn meine Lippen, als seine Zunge auch schon auf meine trifft. Erschrocken ziehe ich meine Zunge zurück und taste mich nur langsam wieder an seine heran. Es fühlt sich seltsam an, plötzlich eine andere Zunge zu spüren. Es ist nicht unangenehm, aber eben ungewohnt. Mein erster Zungenkuss.
 

Irgendwie kommt es mir so vor, als hätte er auch noch nicht so viel Erfahrung mit dem Küssen gemacht. Dabei müsste so ein Typ wie er, doch mindestens schon eine Freundin gehabt haben. Er ist ja schließlich schon 22 Jahre alt.
 

Nun, vielleicht will er mich aber nur nicht überfordern, weil er nicht annimmt, dass ich mit 17 Jahren schon Erfahrung habe. Das wird es wohl sein.
 

Andererseits, hätte er eine Freundin zurzeit, würde er mich doch gar nicht küssen, oder? Vielleicht habe ich ja Glück im Unglück und ich bekomme meinen ersten Freund. Schön wär´s.
 

Viele Mädchen aus der Schule sind nämlich mit ihren Freunden da. Da kann man fast neidisch werden.
 

Fast schüchtern umspielen wir unsere Zungen, während ich seine Hand plötzlich zwischen meinen Schulterblättern fühle, die mich näher an ihn drückt. Es ist ein überwältigendes Gefühl, so mit ihm verbunden zu sein. Ich drücke ihn leicht am Hinterkopf auch noch näher an mich.
 

Ich weiß zwar nicht, was ihn dazu gebracht hat, mich zu küssen, doch ich würde am liebsten gar nicht mehr aufhören. Nur leider geht mir allmählich der Sauerstoff aus, den ich zum Atmen brauche, um zu Leben.
 

Im nächsten Augenblick zieht er seine Zunge langsam wieder zurück. Der Kuss findet sein Ende und wir entfernen unsere Münder, um hektisch zu atmen.
 

Meine Augen habe ich noch geschlossen. Denn dieses Erlebnis war einfach zu wundervoll für mich. Schließlich habe ich meinen ersten Kuss mit einem verdammt gutaussehenden jungen Mann geteilt.
 

Bei diesem Gedanken beginnen meine Wangen zu brennen. Ich habe meinen ersten Kuss bekommen. Wie aufregend.
 

Und das auch noch, in so einer gefährlichen Situation. Mensch, sind wir blöde? Wir hätten derweil unvorbereitet angefallen werden können.
 

Schon komisch, dass wir hier in diesem Schlafzimmer noch keinen Zombie gesehen haben.
 

Nun öffne ich doch meine Augen und sehe in sein Gesicht, während ich meine Hände von ihm zurückziehe. Seine Wangen sind ebenfalls gerötet. Prompt kommt mir in den Sinn, dass ich mein Gesicht nur abschminken sollte, weil er mich vielleicht schon die ganze Zeit küssen wollte.
 

Bei dem Gedanken verziehen sich fast automatisch meine Lippen zu einem Lächeln. Irgendwie ist er doch ganz süß. Besonders, weil er jetzt auch ganz verlegen dreinblickt. Er scheint auch gar nicht zu wissen, wie er sein Tun rechtfertigen soll.
 

Seufzend blicke ich aus dem Fenster, das zeigt, dass es immer noch Nacht ist. Ich werfe einen Blick auf meine Armbanduhr.
 

Kein Wunder. Es ist ja auch erst eine halbe Stunde vergangen, seit Seto hier aufgetaucht ist. 4.32 Uhr morgens.
 

„Seto? Sollten wir nicht schauen, ob es noch weitere Überlebende gibt?“ frage ich einfach mal bei ihm nach, um ihn wieder an unsere eigentliche Situation zu erinnern.
 

Sofort ist sein Gesichtsausdruck wieder ernst.
 

„Du machst dir Sorgen um deine Schulkollegen?“ will er von mir wissen.
 

„Ja, schon. Alle Anwesenden waren aus meiner Schule. … Wäre schon schlimm, wenn der Schule plötzlich die Schüler ausgehen würden. … Schlimmer ist es aber für die Eltern, die ihre Kinder zu beklagen haben werden.“ erkläre ich ihm.
 

Er presst seine Lippen zusammen, ehe er meint:
 

„Dann lass´ uns gehen und Überlebende suchen. Wir sollten aber trotzdem vorsichtig sein, falls noch Zombies herumlaufen.“
 

„Und ich drücke für dich die ganze Zeit meine Daumen, damit Mokuba noch am Leben ist.“ verspreche ich ihm.
 

Er blickt mich schon fast gerührt an, ehe er die Bettdecke zur Seite wirft und mir zunickt. Ich nicke zurück und klettere aus dem Bett, um seine weiteren Schritte zu beobachten.
 

Im nächsten Moment marschiert er zum Fenster auf meiner Bettseite und wirft einen Blick hinaus. Ich trete sofort zu ihm und tue es ihm gleich. Verwundert stelle ich fest, dass wir die Straße vom Fenster aus erblicken können.
 

„Dieses Fenster könnte einen Fluchtweg darstellen. … Wir sollten auf der Suche nach einem Seil, oder mehrerer Bettlaken Ausschau halten. Eben etwas, das uns den Abstieg ermöglicht. … Das heißt, wir sorgen dafür, dass alle Überlebenden hierherkommen.“ erklärt er mir.
 

„Guter Plan. Aber teste sicherheitshalber erst einmal, ob sich das Fenster überhaupt öffnen lässt.“ erwähne ich ihm.
 

Er greift an den Fenstergriff und rüttelt daran. Mit einem extremen Gewaltaufwand schafft er es schlussendlich, dass sich das Fenster öffnen lässt. Sofort kommt eine kühle Brise hereingeweht.
 

„Ein bisschen frisch.“ meine ich.
 

„Hast du keine Jacke dabei?“
 

„Ich hatte ja nicht vor, so lange hier zu bleiben. … Ursprünglich wollte ich eigentlich nur bis Mitternacht bleiben. Und für mich war das Feuerwerk ein guter Abschluss, ehe ich gehe. Ich habe nicht damit gerechnet, dass mitten beim Feuerwerk plötzlich Zombies aus ihren Gräbern steigen.“
 

„Leuchtet ein. Ich bin ja eigentlich auch nur gekommen, um Mokuba um halb eins abzuholen. Denn länger hatte ich ihm auch nicht erlaubt.“
 

„Du sorgst alleine für ihn, richtig?“
 

Seto nickt nur.
 

„Aber wie?“ bin ich neugierig.
 

„Ich arbeite.“
 

Er beugt sich aus dem Fenster und blickt auf die Straße hinunter, als er murmelt:
 

„Etwa sechs Meter.“
 

„Und wie lange schon?“ hake ich sehr leise nach, als fürchte ich, in eine offene Wunden Salz zu streuen, wobei ich offenlasse, ob ich das Versorgen von Mokuba, oder sein Arbeiten meine.
 

„Unsere Eltern sind gestorben, da war ich gerade 10 und Mokuba 4 Jahre alt. Wir kamen ins Waisenhaus.“, er kommt aus dem Fenster wieder zurück und sieht mich an, wobei seine Mimik keinerlei Gefühle preisgibt, „Danach wurden wir von Gozaburo Kaiba adoptiert und er brachte mir bei, wie man Geschäftsmann wird.“, ich merke, dass er meine Mimik ganz genau beobachtet, „Er war früher Leiter der Kaiba Corporation, als diese noch Kriegswaffen herstellte. Mit 14 Jahren schlug ich ihn mit seinen eigenen Waffen und nahm ihm seine Firma ab. Nun ist die Kaiba Corporation das größte Spielehersteller-Imperium Japans.“
 

„Wow.“ bin ich ehrlich erstaunt, wie weit Seto es gebracht hat.
 

Das hätte ich ehrlich nicht angenommen. Aber eine Frage brennt mir noch auf der Zunge, die ich nun stelle:
 

„Ist das vielleicht der Grund, warum ich dich kennen sollte?“ und lege meinen Kopf fragend schief.
 

Er nickt seufzend, scheinbar immer noch meine Reaktion abwartend.
 

Ich zucke mit meinem Schultern, als ich ihm mitteile:
 

„Dann tut´s mir leid, dass dem nicht so ist.“, ich seufze, „Ehrlich gesagt interessiere ich mich nicht für Nachrichten. Also dürfte diese Tatsache auch nicht so verwunderlich sein.“
 

Erstaunt werden seine Augen groß.
 

„Na, dann?“ zuckt er nun mit seinen Schultern, „Wir sollten uns jetzt auf den Weg machen, um deine überlebenden Schulkameraden zu suchen.“
 

Ich nicke und teile ich ihm mit:
 

„Ich weiche dir nicht eine Sekunde von der Seite.“ und beginne sogleich damit, meine Daumen zu drücken, da ich ihm das versprochen habe.
 

„Drücke du nur deine Daumen, ich ziehe dich mit.“, somit ergreift er sanft mein linkes Handgelenk.
 

Er fasst es aber gerade so fest, dass es nicht schmerzt. Und so zieht er mich sogleich bis zur einzigen Tür, die aus diesem Schlafzimmer führt. Seto atmet tief durch, greift zur Türklinke und drückt sie vorsichtig nach unten, um sie einen kleinen Spalt zu öffnen und einen Blick hinauszuwerfen, während er mich hinter sich drückt.
 

Er öffnet die Tür ein Stück weiter und überblickt scheinbar den ganzen Raum, ehe er die Tür ganz öffnet und mich hinauszieht. Sofort blicke ich mich neugierig um.
 

In diesem Raum stehen zwei große Schränke. An der Wand neben der Tür steht eine Couchlandschaft in deren Mitte sich ein Beistelltisch befindet, worunter ich jemanden erkennen kann.
 

„Da ist jemand.“ zeige ich Seto mit meiner linken Hand.
 

Schon fragt Seto etwas lauter in den Raum:
 

„Sind hier noch Überlebende versteckt?“
 

Neugierig beobachte ich, wie ein blonder Junge unter dem Beistelltisch hervorkommt.
 

„Hey, wow. Das ist Seto Kaiba höchstpersönlich.“ erkennt der Junge sichtlich Seto.
 

„Verzieh´ dich in den Raum hinter mir. Da sind die letzten Stunden keine Zombies reingekommen und dort befindet sich auch ein möglicher Fluchtweg, für den wir erst ein Seil oder mehrere Bettlaken besorgen müssen. Das Fenster zeigt nämlich auf die Straße. Und denk´ ja nicht daran, einfach hinauszuspringen. Es geht da sechs Meter nach unten.“
 

Plötzlich hören wir, dass sich die Schranktüren öffnen. Aus beiden Schränken entsteigen je drei Schüler. Ein schwarzhaariger Junge ist aber sichtlich nicht darunter. Schade.
 

Während mich Seto bereits wieder weiterzieht, beobachte ich die sieben Schüler noch dabei, wie sie im Schlafzimmer verschwinden. Erst dann drehe ich mich wieder in die Gehrichtung, als wir bereits vor der nächsten Tür stehen. Selbes Spiel wie eben, bei der Schlafzimmertür.
 

Der nächste Raum ist wieder einem Wohnzimmer nachempfunden. Und auch ziemlich dasselbe spielt sich ab, wie zuvor. Nur, dass Seto meine Mitschüler zwei Türen weiter verweist.
 

Das zieht sich noch etliche Räume entlang, bis wir wieder auf den Flur treffen. Hier merke ich schon, wie Seto mit sich hadert. Mich hierlassen oder doch mitnehmen und der Gefahr aussetzen. Da ich ihm aber versprochen habe, solange bei ihm zu bleiben, bis wir Mokuba gefunden haben, lasse ich nicht zu, dass er mich zurücklässt.
 

Ich umklammere seinen Arm, als wäre ich seine feste Freundin, die ihn nie wieder gehen zu lassen gedenkt. Seufzend zieht er mich deshalb weiter mit, wobei ich aufpassen muss, dass er mich nicht unbeabsichtigt abschüttelt.
 

In einigen Räumen, an denen wir vorbeikommen und dessen Türen offenstehen, können wir beobachten, wie Zombies noch an vereinzelten Schülern knabbern. Überall fließt Blut. Einfach widerlich. Genau, wie Seto mir bereits beschrieben hat.
 

Wunderlicher Weise blickt mir Seto auch öfters ins Gesicht. Ich habe das Gefühl, dass er ernsthaft um mich besorgt ist. Und wenn ich ehrlich bin, wird er mir von Minute zu Minute sympathischer.
 

Er ist eindeutig ein perfekter Beschützer. Er hat hier schließlich indirekt die Verantwortung für mich übernommen, indem er mich mit sich genommen hat. Deshalb werde ich mich hüten, irgendeinen Unsinn zu machen. Ich bin schließlich noch viel zu jung zum Sterben. Seto eigentlich auch.
 

Wir marschieren ohne Vorkommnisse den Flur entlang, bis zu der Treppe ins Erdgeschoss. In der Mitte des Raumes nach dem Treppenabsatz unten, werden gerade zwei noch fast lebende Menschen zerfleischt. Ihre Schreie sind bereits heiser und dann kurz darauf bleiben sie leblos liegen.
 

Am Fußboden liegen aber noch mehr Leichen verteilt. Dieser Anblick ist ein regelrechter Schock für mich, weshalb ich mein Gesicht gegen seinen Oberarm drücke, um es nicht länger sehen zu müssen. Einfach zu schrecklich für meine armen Nerven.
 

Seto entzieht mir prompt seinen Arm, als ich mich an seine Brust gedrückt wiederfinde. Meine Augen beginnen zu brennen. Ich will nicht so elendig umgebracht werden. Außerdem kann ich das meinen Eltern nicht antun.
 

„Seto, ich will noch nicht sterben.“ jammere ich, mit wässrigen Augen, als ich zu ihm aufblicke.
 

„Red´ nicht so einen Unsinn. Du wirst noch nicht sterben. Wir beide werden hier nicht sterben. Das verspreche ich dir. Ich werde dich beschützen.“ meint er zuversichtlich zu mir und nimmt mir somit einen Teil meiner Angst.
 

Ich kralle mich an ihn, als wäre er alles, was ich zum Überleben bräuchte, was auch ihm nahe zu gehen scheint. Denn im nächsten Moment spüre ich wieder seine Lippen auf meinen.
 

Meine Augen fallen schon automatisch zu, um den Kuss zu genießen. Doch dieser Kuss dauert nicht lange, denn es ist eher nur eine sanfte, aber feste, Lippenberührung, die wir uns gegenseitig schenken. Es kommt mir vor, als hätte er sich von mir Mut geben lassen.
 

Als wir uns nämlich wieder voneinander lösen, blickt er mir noch einmal tief in die Augen. Und genau zu diesem Zeitpunkt spüre ich, dass es in meinem Bauch turbulent zugeht und sich mein Herzschlag erhöht hat. Selbst in seinen Augen vermute ich so etwas, wie Zuneigung zu erkennen. Und mir wird bewusst, dass er, für mich, mein Held ist.
 

Ein Ächzen holt uns, aus unserer romantischen Stimmung, wieder in die Realität zurück.
 

Als wir unseren Blick wieder nach unten vor den Treppenabsatz lenken, sind die Zombies verschwunden und wir stellen fest, dass einer der beiden Menschen doch noch nicht tot zu sein scheint. Wir stolpern regelrecht die Stufen hinunter und knien uns zum Verletzten.
 

„Halte durch.“, kann ich nur sagen, bemüht den Kloß in meinem Hals hinunterzuschlucken.
 

„Was ist passiert?“ fragt Seto stattdessen.
 

„Mein Freund und ich wurden von den drei Zombies angegriffen. … Viele von uns sind schon tot. Wir konnten noch fliehen, wurden aber schlussendlich doch erwischt. Etliche sind hier rein geflohen. Darum wollten wir uns auch hier in Sicherheit bringen. Nur, wir haben es nicht mehr rechtzeitig geschafft. … Dabei sollte das die beste Halloween-Party aller Zeiten werden.“ wird uns von der Gastgeberin erklärt.
 

„Du bist die Gastgeberin. Ich erinnere mich an dich.“ erwähne ich.
 

„Bitte rettet die Überlebenden. Das ist meine einzige Bitte, bevor ich sterbe. … Ich habe, zu meinem Bedauern, die Warnungen des Bürgermeisters missachtet, als er mir die Schlüssel für dieses Schloss übergab.“, schon zieht die Gastgeberin einen dicken Schlüsselbund aus ihrer Hosentasche.
 

„Jeder einzelne Raum muss abgeschlossen sein. Und oben darf sich niemand aufhalten. … Hier habe ich jeden einzelnen unterschreiben lassen, der hier erschienen ist. Die Gästeliste.“ erklärt sie uns weiter, als ich ihr die Liste abnehme, zusammenlege und in meine Hosentasche einstecke.
 

„Und wieso sind die drei Zombies jetzt nicht mehr da?“ will Seto von ihr wissen.
 

„Ich weiß es nicht. Sie sind einfach in Rauch aufgegangen, als wären sie verbrannt.“ antwortet sie und ich beginne mich genauer umzusehen.
 

Da bemerke ich etwas, das aussieht wie Asche, um sie herum verteilt. Ich nehme davon etwas zwischen die Finger und verreibe es.
 

„Ist das Asche?“, stelle ich verwundert fest, „Aber wie?“
 

„Das erinnert mich an eine Horrorgeschichte. Zombies verachten Feuer, weil sie verbrennen können.“ erwähnt da Seto.
 

„Sollen wir jetzt mit Fackeln durch die Gegend laufen? Außerdem, wo sollen wir die herbekommen?“ erwidere ich fassungslos.
 

„Im Keller … *hust* … könnten sich welche befinden. … Aber kein normales Feuer hat die … *hust, hust* … Zombies ausgelöscht. … Ich habe euch gesehen. … *Hust, hust* … Ihr habt euch geküsst. … *hust, hust, hust* … Ihr habt das Feuer entfacht. … *hust, hust, hust* …“, der Rest wird immer unverständlicher und geht dann ganz unter.
 

„Aber, wie?“ wiederhole ich mich und versuche sie wieder wachzurütteln.
 

Seto allerdings schließt seine Augen, meint:
 

„Lass´ gut sein. Sie ist tot.“ und schließt mit seiner Hand die Augen der Gastgeberin, während er mit seiner anderen Hand den Schlüsselbund in seine Hosentasche einsteckt.
 

Wieder beginnen meine Augen zu brennen, als auch schon die ersten Tränen meine Wangen benetzen. Seto dreht sich zu mir und zieht mich an seinen Oberkörper. Ich lege meine Arme um seinen Hals und meine Stirn an seine Halsbeuge, während ich aufschluchze. Das ist alles so schrecklich.
 

„Na, komm. Wir müssen noch weiter schauen, ob es noch Überlebende gibt.“, meint Seto fast mitfühlend, ehe er mich, mit sich, hochzieht, „Wir haben noch einiges vor.“, erinnert er mich anschließend.
 

Mitgenommen wische ich mir die Tränen, mit meinem Ärmel, aus dem Gesicht, nicke und diesmal nimmt er mich an die Hand, sodass ich nur noch einen Daumen drücken kann.
 

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass seine Hoffnung, Mokuba noch lebend zu finden, immer mehr schwindet. Wir konnten ja auch bisher nur etwa ein Achtel meiner Schulkollegen als Überlebende zählen, von etwa 200.
 

Während wir, noch im Schloss, die anderen Räume absuchen, entdecken wir noch 5 Überlebende, die wir vorübergehend hinauf zum Schlafzimmer schicken.
 

~~~~~
 

Als wir in den Garten treten, sieht die Sache allerdings schon etwas anders aus. Überall tummeln sich die Zombies. Ein Wunder, dass sie uns nicht sofort anspringen, als wir in der Tür zum Garten stehen, die sperrangelweit offensteht.
 

Als ich seitlich eine Schaufel lehnen sehe, schnappe ich mir die mal zur Sicherheit. Man kann nie wissen, ob man sich nicht vor denen verteidigen muss, die ich vorerst gedenke, als Wanderstock zu benutzen, da ich nur eine Hand freihabe, und die Schaufel doch so einiges wiegt.
 

Tief durchatmend machen wir uns daher daran, nun an der Wand rechts entlang zu schleichen, um einen guten Überblick behalten zu können und nicht den Zombies in die Quere zu kommen.
 

Einige knabbern noch an bereits toten Schülern, andere laufen suchend durch die Gegend.
 

Die Angst klettert wieder in meine Knochen, wenn ich die Zombies so beobachte.
 

Immer weiter die Wand entlang schleichend, betrachten wir unseren, durch tote Schüler gesäumten, Weg. Überall verunstaltete, mit Blut überströmte, Leichen. Wie furchtbar. Ich denke, ich werde nie wieder auf eine Halloween-Party gehen.
 

Nach dieser Sache muss ich bestimmt in die Psychiatrie. Aber ich habe immerhin meinen persönlichen Helden bei mir.
 

Doch plötzlich löst sich Seto von mir, während er meint:
 

„Da drüben ist ein Schuppen. Er ist nicht verschlossen und lässt sich vermutlich nach innen öffnen. Dort könnten sich noch Überlebende versteckt haben.“, als er es auch schon wagt, quer über das Feld des Friedhofs zu stapfen.
 

Ich blicke ihm entsetzt nach. Warum lässt er mich jetzt alleine? Warum geht er jetzt quer durch das Gebiet der Zombies durch? Ist er lebensmüde? Will er sich opfern? Ist er verrückt geworden?
 

Als er die Hälfte bis zu Schuppen zurückgelegt hat, wenden sich unerwartet die Zombies in seine Richtung. Erschrocken reiße ich meine Augen auf.
 

„Seto! Pass auf!“ rufe ich ihm zu.
 

Doch anstatt aufzupassen, dreht er sich zu mir um und blickt mich entschuldigend an. Dann ist es aber schon zu spät. Sechs Zombies stürzen sich da auch schon auf ihn.
 

„NEIN!!!“ brülle ich schockiert.
 

Das darf nicht wahr sein. Ein Schrei von ihm versetzt mich in Panik. Ich muss sofort handeln. Sonst stirbt er. Ich habe mich doch erst in ihn verliebt. Er darf nicht sterben. Ich brauche ihn doch.
 

Ich werde wütend. So verdammt wütend auf diese Zombies, weil sie es wagen, meine erste große Liebe anzugreifen. Voller Zorn packe ich den Schaufelgriff noch fester und stampfe wutentbrannt auf die Zombies zu, die gerade versuchen, Seto zu zerfleischen. Er wehrt sich, keine Frage. Aber, wenn er noch öfter gebissen wird, verliert er jegliche Chance, das Ganze zu überleben.
 

Deshalb beeile ich mich, zu ihm zu kommen und hole kräftig mit der Schaufel aus. Mehrmals dresche ich regelrecht auf die Zombies ein, bis sie ihn endlich wieder freigeben. Sie ziehen sich zurück.
 

Endlich Seto von diesen Biestern befreit, fließen heiße Tränen über meine Wangen, während ich mich neben ihm auf die Knie fallen lasse und mich über ihn beuge, um ihn in meine Arme zu schließen.
 

„Bist du sehr schwer verletzt?“ frage ich ihn ängstlich besorgt weinerlich.
 

Seto stöhnt nur schmerzverzerrt auf.
 

Ich löse mich von ihm und betrachte ihn von oben bis unten, während ich mir mühevoll die Tränen immer wieder aus den Augen wische.
 

„Du darfst nicht sterben.“ weine ich jetzt immer mehr, weil ich seine Verletzungen nicht einschätzen kann, da er mir noch nicht geantwortet hat.
 

„Hey, ist ja gut. Noch bin ich am Leben.“ versucht er mich zu trösten, doch eher kläglich.
 

Seine Wunden beachtend vergrabe ich mein Gesicht an seiner Brust, während ich meine linke Hand in seinem Pulli verkralle. Keine Sekunde später spüre ich seine Hand an meinem Kopf, was mich dazu bringt, zu ihm aufzusehen.
 

Mühevoll versucht er sich aufzurichten, weshalb ich ihn dabei unterstütze, sodass er sich wenigstens an mich anlehnen kann. Nun lehnt sein Kopf an meiner Brust und ich schluchze nur noch mehr, während ich ihn, nicht zu fest, an mich drücke.
 

„Du hast auf die Zombies eingedroschen, wie eine wütende Furie.“ heben sich seine Mundwinkel leicht an, während seine Augen aufleuchten, was ich nicht zu deuten vermag.
 

„Natürlich.“, heule ich, „Ich brauche dich doch. … Du darfst mich nicht einfach alleine lassen.“ bin ich ehrlich zu ihm.
 

„Seit wann brauchst du mich?“ will er interessiert wissen, während er sich seine Seite hält, die blutüberströmt ist.
 

„Seit ich mich in dich verliebt habe.“ gestehe ich ihm schluchzend.
 

Sichtlich erstaunt über meine Aussage, blickt er mich wieder an, da er nicht die Kraft zu haben scheint, mir unentwegt in die Augen zu blicken.
 

Plötzlich wird sein Blick ganz weich und warm. So ganz anders, wie er sonst immer dreinblickt. Er hebt seinen rechten Arm und greift mit dessen Hand an meine linke Wange. Auch seine Mundwinkel verziehen sich zum ersten Mal etwas mehr zu einem Lächeln.
 

„Bin ich nicht eigentlich viel zu alt für dich?“ fragt er mich.
 

Ich schüttle entschlossen meinen Kopf, ehe ich anfüge:
 

„Nicht die Spur. Sind ja nur 5 Jahre. … Meine Eltern sind sogar 8 Jahre auseinander.“
 

Allmählich werden meine Tränen endlich weniger. Ich beruhige mich langsam wieder. Und diesmal schafft es Seto sogar, meinen Blickkontakt aufrecht zu halten. Jetzt ist es an mir, seine rechte Wange mit meiner linken Hand zu streicheln, da ich die Schaufel längst direkt hinter mir abgelegt habe, um jederzeit wieder danach greifen zu können.
 

Diesmal, und das allererste Mal, ist es an mir, mich zu ihm herabzubeugen, um meine Lippen auf seine zu legen. Ich küsse ihn von Anbeginn recht heftig, um meine Sehnsucht nach ihm zu stillen. Frech schiebe ich ihm sogar meine Zunge zwischen die Lippen, ehe er sie mir öffnen kann, als er meine Zunge an seinen Lippen spürt.
 

Feurig und leidenschaftlich verwickle ich seine Zunge in ein Spiel. Ebenso intensiv erwidert er mein Zungenspiel. Er legt sich wieder auf den Erdboden zurück, während er mich mitzieht, bzw. ich ihm folge, ohne den Kuss zu lösen.
 

Vorsichtig lege ich mich auf ihn, um ihm nicht unnötige Schmerzen zu bereiten, damit wir uns wirklich Körper an Körper fühlen können. Zischende Geräusche umgeben uns, ehe der Wind immer mehr Asche an uns vorbeiträgt, das bemerke ich aber nur unterbewusst.
 

Erst, als uns der Sauerstoff knapp wird, lösen wir uns wieder voneinander. Er hält mein Gesicht mit beiden Händen fest, während wir heftig atmen und er ebenfalls die Tränenspuren sowohl aus meinen Augen, als auch von meinen Wangen wischt. Aber dennoch habe ich immer noch Tränen in den Augen, die ungeweint sind, weil ich sie mittlerweile zurückhalte.
 

„Ich bin nicht so schwer verletzt, dass ich es nicht überleben würde. … Dennoch sollte ich bald ärztliche Versorgung erhalten, wenn das so bleiben soll.“ antwortet er mir endlich.
 

„Du hast viel Blut verloren. Kannst du überhaupt aufstehen?“ frage ich ihn besorgt.
 

„Wird schon gehen.“ meint er, als er sich wieder aufrichtet und sich dann mühevoll auf die Beine stellt, während er, mit zusammengepressten Lippen, seine blutende linke Seite hält.
 

Als Seto nun endlich steht, blicke ich mich um und stelle verwundert fest, dass hier plötzlich keine Zombies mehr herumlaufen. Sehr merkwürdig.
 

Doch wundersamer Weise sehe ich etwas durch den Wind wehen. Ich halte meine Hand dagegen und fange etwas davon, auf meiner Handfläche, auf. Als ich es mir näher ansehe, wird es sofort wieder verweht, doch ich bin mir sicher, dass das Asche war.
 

Verwundert und nachdenklich runzle ich meine Stirn und lasse mir die Worte der Gastgeberin noch einmal durch den Kopf gehen. Was wollte sie uns nur sagen? Dass wir uns nur zu küssen brauchen, um Feuer zu erzeugen? Es war doch um Feuer gegangen? Feuer. …
 

Da kommt mir ein Gedanke. Ist Liebe nicht auch eine Art des Feuers? Das Feuer der Liebe? Könnte das sein? Aber für die Liebe braucht man doch zwei. Kann das möglich sein?
 

Ich lege nachdenklich meinen Kopf schief, während ich jetzt wieder zu Seto blicke. Er sieht sehr mitgenommen aus. Sein Anblick schmerzt mich im Herzen.
 

„Wir sollten schauen, ob es hier nicht irgendwo Verbandszeug gibt.“ meine ich zu ihm.
 

Seine Wunden sollten nämlich versorgt werden, denn sonst entzünden sie sich noch.
 

Mitfühlend trete ich auf ihn zu, um meinen Arm um seine Taille zu legen, damit ich ihn notfalls stützen kann, denn er steht nicht sehr stabil, schwankt etwas.
 

„Geht´s so?“ frage ich ihn.
 

Seto atmet sichtlich schwer, dennoch antwortet er mir:
 

„Geht schon. … Lass uns im Schuppen nach Überlebenden sehen.“
 

Ich presse meine Lippen zusammen, da es mir doch lieber wäre, wenn wir uns zuerst um ihn kümmern. Ich will ihn schließlich nicht verlieren.
 

Doch da öffnet sich bereits die Schuppentür von selbst. Das heißt, denen da drin, dürfte meine Schaufelklopperei nicht entgangen sein.
 

Erst, nachdem der Erste von ihnen, sichergestellt hat, dass die Luft rein ist, strömen etwa 30 Schüler aus dem Schuppen. Ich achte allerdings vorrangig auf Schwarzhaarige. Ich halte die Luft aufgeregt an, als ich tatsächlich einen langhaarigen schwarzhaarigen Jungen ausmachen kann.
 

„Seto! Du bist gekommen!“ eilt da dieser Schwarzhaarige auch schon auf Seto zu und wirft sich fast auf ihn.
 

Ich habe meine gute Mühe, dass Seto unter ihm nicht zusammenbricht.
 

„Mokuba.“ kann Seto nur von sich geben, ehe ihm die Luft abgedrückt wird.
 

Erst, als Seto schmerzverzerrt aufstöhnt, lässt Mokuba besorgt von ihm ab, wobei dieser mich vollkommen ignoriert.
 

„Bist du verletzt, großer Bruder? Oh, mein Gott. Du solltest ins Krankenhaus.“ plappert Mokuba den armen Seto voll.
 

Seto hingegen meint nur erleichtert:
 

„Du lebst und bist unverletzt. Was bin ich froh.“
 

Jetzt kann ich endlich aufhören, für Seto die Daumen zu drücken. Aber, da ist noch etwas. Ich hatte Seto nur versprochen, solange bei ihm zu bleiben, bis wir Mokuba gefunden haben. Es ist wohl an der Zeit für mich, Seto gehen zu lassen. Auch, wenn es schmerzt.
 

Er hat ja vielleicht sogar recht mit seiner Aussage, dass er zu alt für mich ist. Warum sollte er sich auch in so ein junges Ding, wie mich, verlieben können? Deshalb löse ich mich auch wieder unauffällig von Seto, da dieser ohnehin nur noch Augen für seinen Bruder hat, weil sie sich umarmen. Da ist einfach kein Platz für mich.
 

Langsam entferne ich mich rückwärts, um ihn weiter beobachten zu können.
 

Die Umarmung zwischen den beiden Brüdern endet.
 

„Können wir jetzt nach Hause gehen, Seto?“ fragt der kleine Bruder von Seto.
 

„Das geht leider nicht, kleiner Bruder. Wir müssen erst noch alle Überlebenden in Sicherheit bringen.“ antwortet Seto ihm.
 

„Seit wann interessieren dich Andere?“ entgegnet der Kleinere.
 

Und da passiert es, dass sich Seto zu mir umdrehen will und merkt, dass ich nicht mehr neben ihm stehe. Er dreht seinen Kopf suchend weiter umher, bis er mich mit einigen Schritten Abstand von ihnen entdeckt.
 

„Jenna?“ fragt er nach mir, mit gerunzelter Stirn und ich halte in meinen Bewegungen inne, da ich nicht damit gerechnet habe.
 

Mit Tränen in den Augen antworte ich ihm leise:
 

„Du brauchst mich nicht mehr. Du hast deinen Bruder gefunden und er lebt.“
 

Entsetzt sieht er mich an, als ich Mokuba´s Stimme vernehme:
 

„Hey, ich kenne dich vom Sehen, in der Schule, während den Pausen.“
 

„Schon möglich.“ erwidere ich nur.
 

„Man erzählt sich, dass du immer alleine bist, weil du merkwürdig sein sollst. Zumindest habe ich das von meinen Freunden erzählt bekommen. Stimmt das?“ erwähnt er.
 

Unerwarteter Weise ist es jetzt Seto, der für mich antwortet:
 

„Jenna ist nicht merkwürdig. Meiner Meinung nach wirkt sie sogar klüger und reifer, als Andere in ihrem Alter. Wenn ich nicht wüsste, dass sie erst 17 ist, hätte ich vermutet, dass sie bereits 20 ist.“
 

Seto´s Worte zaubern mir ein Lächeln auf die Lippen, als er mir auch noch eine Hand entgegenstreckt, die mich auffordert zu ihm zu kommen, seine leisen Worte, die Mokuba nicht hören kann, jedoch etwas Anderes meinen:
 

„Bitte, bleib´ bei mir, Jenna.“
 

Das erste Mal, dass ich ihn das Wort ‚Bitte‘ in den Mund nehmen höre. Und so, wie er seine Bitte ausgesprochen hat, ist sie auf jeden Fall ernst gemeint.
 

Aus Freude lege ich meine Hand in seine und lasse mich zu ihm hinziehen.
 

„Jenna´s Wunsch ist es, dass wir alle Überlebenden retten. Und ich habe ihr versprochen, dass ich das für sie übernehme.“ beantwortet Seto nun Mokuba´s vorangegangene Frage.
 

„Aber, Seto, du bist verletzt und musst behandelt werden. Außerdem ist es viel zu gefährlich, hier zu bleiben. Ich will nicht, dass dir etwas passiert.“ entgegnet Mokuba ängstlich besorgt.
 

„Weißt du, wo sich das Schlafzimmer im Schloss befindet?“ fragt Seto ihn.
 

„Nein. Was soll das, Seto?“
 

„Du bringst all deine Mitschüler jetzt ins Obergeschoß, folgst dem Weg in den allerletzten Raum Tür für Tür, bis es nicht mehr weitergeht. Dann bist du dort. Dort seid ihr vor den Zombies in Sicherheit. … Hör zu, Mokuba. Es reicht nicht, dass wir die Überlebenden retten. Wir müssen auch dafür sorgen, dass die Zombies wieder von hier verschwinden, sonst könnten sie noch auf die Idee kommen, in die Stadt einzufallen, und das wäre schlimmer als alles Vorstellbare. Die Menschheit wäre in Gefahr. Diese Verantwortung können wir nicht tragen. Also müssen wir dem Übel hier ein Ende setzen, indem wir alles in den Urzustand zurückversetzen, was die Zombies, dem Anschein nach, in Schach gehalten hat. Und ich werde mich vor dieser Herausforderung bestimmt nicht drücken.“ erklärt Seto sehr ausführlich, sodass ich ihn nur voller Stolz anhimmeln kann.
 

Mokuba seufzt:
 

„Du hast natürlich Recht. Kann ich dir dabei vielleicht helfen?“
 

„Du hilfst mir am meisten, wenn ich weiß, dass du lebst und in Sicherheit bist. Also tu´ mir jetzt den Gefallen und führe die Gruppe ins Schlafzimmer.“
 

„Schon gut.“ seufzt Mokuba frustriert auf, ehe er seine ängstlichen Mitschüler an der Hand ins Schloss führt.
 

Wir folgen ihnen noch ein Stück, um sicherzugehen, dass sie ohne Probleme ins Obergeschoss gelangt sind, wobei Seto mich an die Hand genommen hat, damit ich ja nicht auf die Idee komme, wegzulaufen.
 

Als die Gruppe oben nicht mehr zu sehen ist, dreht sich Seto zu mir und macht ein ernstes Gesicht.
 

„Warum wolltest du vorhin wirklich gehen?“ will er da auch schon wissen.
 

Ich presse meine Lippen zusammen und senke meinen Kopf, um zu überlegen, was ich ihm antworten soll. Er tritt näher zu mir, legt seine Hand sanft unter mein Kinn und zwingt mich so, ihm wieder in die Augen zu blicken.
 

„Egal, was wir zuvor besprochen haben, oder was dich dazu veranlasst hat, gehen zu wollen, … du kannst mir nicht weiß machen, dass du es wirklich gewollt hättest.“ fügt er an.
 

Also gestehe ich ihm alles, aber leise ausgesprochen, da ich mich für meine Gedanken etwas schäme:
 

„Als ich dich in Mokuba´s Umarmung gesehen habe, sahst du so erleichtert aus, weil er lebt. Und dann ist mir auch mein Versprechen an dich wieder eingefallen. Dass ich …“
 

Er unterbricht mich und spricht für mich weiter:
 

„… nur solange bei mir bleibst, bis wir Mokuba gefunden haben, egal ob tot oder lebend. Ich weiß. Aber ich schaffe das nicht ohne dich.“
 

Jetzt schließt er mich in seine Arme und drückt mich noch fester an sich. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Er hat mir im Prinzip noch kein einziges Mal gesagt, ob ich mir Hoffnungen bei ihm machen kann. Er weiß ja schließlich nun, dass ich Gefühle für ihn habe.
 

Vielleicht nimmt er meine Gefühle aber auch nicht ernst. Vielleicht denkt er gar, dass es nur eine vorübergehende Schwärmerei ist, weshalb er nichts darauf gibt. Ach, was weiß ich denn?
 

„Ich hab´ ja verstanden.“ antworte ich deshalb nur, während ich mir überlege, warum er mich und nicht Mokuba bei sich haben will.
 

Ich könnte hier schließlich draufgehen, während Mokuba in Sicherheit ist. Entweder ist es ihm egal, ob ich in Sicherheit bin, oder er braucht mich wirklich hier. Aber würde er mich wirklich lieben, würde er mich dann auch lieber bei sich wissen, als in Sicherheit? Wie definiert er ‚in Sicherheit‘?
 

Wenn er verletzt ist, kann er mich nicht beschützen. Oder will er von mir beschützt werden, indem ich jedem Zombie eins mit der Schaufel überziehe? Seto ist echt schwer zu verstehen. Vielleicht sollte ich auch nicht so viel darauf geben, mit ihm zusammen kommen zu können. Nur eins steht fest, Mokuba ist jetzt in Sicherheit und ich nicht.
 

Wo hab´ ich eigentlich die Schaufel liegen gelassen? Aufmerksam blicke ich mich um, als ich entsetzt bemerke, dass neue Zombies aus den Gräbern entsteigen. Und diese visieren genau uns beide an. Gar nicht gut.
 

„Ähm, … Seto?“ will ich ihn warnen.
 

„Hm?“
 

„Ich will ja nichts sagen, aber ich denke, wir sollten hier weg.“
 

„Hm?“ blickt er sich jetzt um, als sein Blick auf den Zombies haften bleibt und zu fluchen beginnt:
 

„Verdammt.“
 

Er blickt sich um, während er mich rückwärts mitzieht. Da fällt sein Blick auf die Eingangstür im Schloss, da wir nun in der Tür zum Gartenfriedhof stehen, wo wir einen guten Blick auf die Gruppe hatten. Mir ist aber sofort klar, dass Seto mit seiner Verletzung eingeschränkt ist. Ich bin im Grunde ungeschützt. Und ich kann nicht garantieren, dass er überleben wird.
 

Wenn ich doch nur die Schaufel zur Hand hätte. Da fällt mein Blick allerdings zur Kellertür, die sich, im Raum, gegenüber der Eingangstür befindet. Dort sollen sich doch Fackeln befinden. Hoffentlich stimmt das auch. Wenn wir nämlich in den Vorgarten stürmen, können wir auch nicht sicher sein, keinen Zombies in die Arme zu laufen. Und den Überlebenden wäre damit auch nicht geholfen. Aber im Keller hätten wir vielleicht die Möglichkeit, ein Seil zu finden.
 

Seto entdeckt nun auch die Tür zum Keller und sieht mich fragend an. Ich nicke nur, weshalb ich ihn stütze, damit wir schneller dorthin gelangen können.
 

Doch, als es ans Öffnen der Kellertür geht, müssen wir leider feststellen, dass sie verschlossen ist. Nicht hilfreich. Wieso können die Zombies nicht einfach wieder zu Staub verfallen? Wieso lodert diesmal nicht das Feuer der Liebe in uns? Empfindet Seto wirklich keine Liebe für mich?
 

Die Zombies kommen immer näher. Wir haben eigentlich keine Chance mehr, zu entkommen. Sie umzingeln uns regelrecht. Was sollen wir nur tun? Hilflos blicke ich zu Seto auf, der Mühe hat, sich noch auf den Beinen zu halten.
 

Plötzlich knallt die Eingangstür auf und ein Feuerschwall trifft auf einige der Zombies, die uns gerade auf den Leib rücken. Die Zombies drehen sich zum Feuerschwall hin und weichen zurück Richtung Gartenfriedhofstür, während der Sprüher selbst auf uns zukommt. Joey.
 

Als alle Zombies endlich draußen sind, schließt Joey die Gartenfriedhofstür und wir sind die Plage los.
 

„Was geht, Kaiba?“ begrüßt Joey Seto.
 

„Siehst du doch selbst, Wheeler, also frag´ nicht so dämlich.“ antwortet Seto, als ich auch schon erwidere:
 

„Danke, Joey. Das war wirklich knapp.“
 

„Jenna. Du hast überlebt. Da bin ich aber froh. Tea und Tristan haben es leider nicht geschafft. Und Yugi konnte ich noch nicht finden.“
 

„Du warst im Vorgarten? Hast du gesehen, ob das Tor offen ist?“ frage ich ihn sofort, als mir ein Gedanke kommt.
 

„Das Tor war mit Ketten verschlossen. Von außen. Ich habe den Eindruck, dass das hier ein abgekartetes Spiel ist. Irgendwer wollte die Zombies scheinbar füttern. Und was wäre perfekter, als Halloween dafür zu benutzen.“
 

„Klingt einleuchtend, für so eine hohle Nuss, wie dich, Wheeler.“ meint Seto dazu.
 

„Dann gibt es wirklich nur mehr das Fenster des Schlafzimmers als Fluchtweg.“ stelle ich fest.
 

„Und wir haben immer noch keine Hilfsmittel für den Abstieg.“ bemerkt Seto frustriert.
 

„Also ein Seil sollte es eigentlich in dem Schuppen im Gartenfriedhof geben. Ist ja schließlich ein Werkzeugschuppen.“
 

„Und woher weißt du das?“ frage ich interessiert nach.
 

„Hab´ mich schon vor dem Feuerwerk hier kundig gemacht. Meiner neugierigen Nase entgeht absolut nichts.“
 

Seto meint dazu kopfschüttelnd:
 

„Typisch Wheeler.“
 

„Und jetzt?“ frage ich an die zwei gewandt.
 

„Nun, … da Kaiba verletzt ist, ist er ein leichtes Opfer. … Du, Jenna, wärst unter Umständen zu panisch, falls du tatsächlich angegriffen werden solltest. … Also, werde ich gehen. Dieser nette Haarspray, den ich von ´nem Mädel aus der Handtasche habe mitgehen lassen, leistet mir tolle Dienste. Und dieses Feuerzeug habe ich einem Jungen geklaut. Waren beide schon tot. … Und hier, …“, damit zieht Joey aus seiner Innentasche seiner dünnen Jacke noch einen Spray hervor, „… habe ich sogar noch eine kleine Reserve, falls mir die eine unvorhergesehen ausgeht.“
 

„Gar nicht so dumm.“ kommentiert Seto, den Joey kurz erstaunt anstarrt, ehe er sich wieder fängt und meint:
 

„Macht die Türen aber sofort wieder zu, nachdem ich draußen bin. Und wenn ich wieder davor stehe, müsst ihr schnell öffnen und wieder schließen.“
 

„Klar. Das kriegen wir schon hin.“ meine ich zu Joey, als er auch schon die Hand an die Klinke legt, um die Tür zum Gartenfriedhof wieder zu öffnen, während er Feuerzeug und Haarspray bereit hält, sofort zu benutzen.
 

‚Ratsch‘, die Tür ist offen, Joey schlüpft hinaus und ‚Schwupp‘, die Tür ist wieder verschlossen.
 

Jetzt können wir Joey nur dabei beobachten, wie er sich den Weg freifeuert, bis er vor dem Schuppen ankommt und hineinschlüpft.
 

Kurz sieht man auch einen Feuerschwall aus der Schuppentür schießen. Danach kommt Joey wieder heraus, mit Seilen behangen, und kommt wieder auf die Gartenfriedhofstür zu.
 

Doch durch den entgegenkommenden Feuerschwall können wir Joey kaum ausmachen, bis er mit dem Rücken zu uns steht.
 

‚Ratsch‘, die Tür wird geöffnet, Joey schlüpft wieder herein zu uns und ‚Schwupp‘, die Tür ist wieder zu.
 

Erleichtert, wieder heil bei uns angekommen zu sein, hebt Joey die Seile über seinen Kopf und lässt sie auf den Boden plumpsen.
 

„Die Menge an Seil reicht für euren Fluchtplan hoffentlich.“ meint Joey, als ich merke, dass Seto sich immer mehr krümmt.
 

„Seto, geht´s dir nicht gut?“, ich betrachte seine Wunde genauer, „Deine Wunde blutet immer noch?“ frage ich dann entsetzt nach.
 

„Mann, Kaiba. Warum sagst du denn nichts. … In der Küche ist ein Apothekenschrank.“ erwähnt Joey.
 

„Und wo ist die Küche?“ hake ich nach.
 

„Kommt einfach mit. Die Wunde muss behandelt werden, sonst machst du nicht mehr lange, Kaiba.“ erwidert Joey uns.
 

„Das weiß ich selbst.“ entgegnet Seto nur, als wir Joey etwas abseits der Kellertür in einen offenen Raum folgen.
 

Ich habe natürlich daran gedacht, die Seile mitzunehmen, die ein ganz schönes Gewicht haben. Auf der nächstbesten Arbeitsplatte lege ich sie ab, damit wir sie nicht vergessen und sehe mich um.
 

Die Küche ist beige gehalten, während die Wände das typische Mauerwerk aufweisen, wie eigentlich überall, da das hier ja ein Schloss ist. Nur die modernen Möbel passen hier irgendwie nicht rein. Die elektrischen Geräte schon gar nicht. Gibt es hier überhaupt einen Stromanschluss?
 

Zu meiner Überraschung befindet sich hier tatsächlich ein Apothekenschrank. Ich öffne diesen sofort, während sich Joey hinter mich stellt und mir über die Schulter blickt, und ich durchsehe, was alles da ist. Ich packe alles an Verbandsmaterial heraus, eine Schere und eine Jodsalbe. Man kann eigentlich nur hoffen, dass keine lebenswichtigen Organe angebissen wurden.
 

„Seto, zieh´ dir jetzt bitte den Pulli aus. Wir werden sehen, was wir tun können, um die Blutung zu stoppen.“ bitte ich Seto.
 

Er kommt meiner Aufforderung prompt nach, was mir wie ein Vertrauensbeweis erscheint. Als Seto sich entledigt hat, ziehe ich scharf die Luft ein. Joey will sich schon der Wunde annehmen, als Seto zischt:
 

„Wheeler, bleib´ mir ja fern.“
 

Ich blicke Seto deshalb in die Augen und erkenne seine Abneigung gegen Joey. Ich nicke zur Bestätigung, dass ich mich um seine Wunde kümmern werde, während Joey abwehrend die Hände hebt und meint:
 

„Ganz ruhig, Kaiba. Ich will dir doch nur helfen.“
 

„Auf deine Hilfe kann ich gern verzichten. Jenna wird sich um meine Wunde kümmern.“
 

„Gut, einverstanden.“ und schon zieht sich Joey wieder zurück und überlässt mir das Feld.
 

Das Blut quillt regelrecht aus Seto´s Wunde heraus, auch, wenn nicht vermehrt, wie zu Beginn. Und er sieht auch ziemlich blass aus. Wenn er zu viel Blut verliert, kann es passieren, dass Seto sein Bewusstsein verliert. Dann können wir ihn hier nicht mehr rausholen.
 

Ich denke, jetzt verstehe ich, warum er Mokuba nicht dabei haben wollte. Mokuba würde ihm unentwegt Vorwürfe machen, dass Seto doch auf ihn hätte hören sollen. Ach, verdammt. Mokuba wird mich für Seto´s Tod verantwortlich machen, sollte er nicht überleben.
 

Zuerst verfrachte ich Seto auf einen Stuhl, wo er sich runterrutschen lässt, sodass er mehr liegt, als darauf sitzt, dann suche ich die Küche nach Tüchern und einer Schüssel ab. Danach gebe ich Wasser und Desinfektionsmittel in die Schüssel und tunke die Tücher in die Schüssel. Damit fertig, wringe ich die Tücher ordentlich aus und lege eines vorsichtig auf Seto´s Wunde, um diese zu reinigen.
 

Dieser schreit schmerzverzerrt auf. Aber es muss leider sein, auch, wenn ich nicht wirklich Ahnung davon habe, was ich hier tue. Ich mache das, was in meinen Augen logisch erscheint. Und Seto hat auch nichts dagegen gesagt, was ich da tue, was ihn vielleicht an mir zweifeln ließe.
 

Tröstend streiche ich ihm über die Schläfe und durch seine Haare. Dabei würde ich ihm viel lieber den Schmerz nehmen. Warum musste er auch angegriffen werden?
 

Ich nehme das Tuch vorsichtig wieder ab und beginne das Blut sanft von der Wunde zu tupfen. Seto atmet schwer und ich habe Angst um ihn. Ich will nichts falsch machen.
 

Während ich seine Wunde reinige, merke ich schon, dass sie aufhört zu bluten. Jetzt kann man die Wunde schon etwas besser erkennen.
 

„Wie´s aussieht, müsste die Wunde wahrscheinlich genäht werden. Aber sonst scheint keines der inneren Organe erwischt worden zu sein. Es ist nur eine oberflächliche Wunde. Trotzdem hast du viel Blut verloren.“ teile ich Seto meine Sichtweise mit.
 

Unerwarteter Weise verschwindet Joey aus der Küche. Ich blicke ihm nur verdutzt nach.
 

„Was hat er denn jetzt?“ frage ich verwundert in den Raum.
 

„Du musst die Wunde nähen. Und Wheeler weiß, wo sich alles befindet. Er wird Nadel und Faden besorgen, wenn ich ihn richtig einschätze.“ antwortet mir Seto leise, fast kraftlos.
 

„Seto. Ich habe doch gar keine Ahnung, was ich hier tue.“ gestehe ich ihm.
 

„Keine Sorge. Du machst schon alles richtig. Ich vertraue dir.“ lächelt er mich aufmuntert an.
 

Dankbar erwidere ich sein Lächeln und lege meine rechte Hand auf seine linke Wange.
 

„Ich habe Angst um dich.“ beichte ich ihm.
 

„Musst du nicht. Ich kann auf mich selbst aufpassen.“
 

„Aber du bist verletzt. Du müsstest dich schonen. Vielleicht brauchst du auch eine Bluttransfusion. Doch mit so etwas kann ich hier nicht dienen. … Wie Joey schon meinte, hier bist du ein leichtes Opfer.“
 

„So eine einfache Wunde haut mich schon nicht um. Also beruhige dich, bitte.“
 

„Wenn ich dir das doch nur glauben könnte.“ zweifle ich an seinen Worten.
 

Dann kommt Joey auch schon wieder zurück in die Küche, tatsächlich mit Nadel und Faden bewaffnet.
 

Nachdem Joey mir Besagtes in die Hand drückt, warne ich Seto vor:
 

„Ich hab´ kein Betäubungsmittel. Das Nähen könnte sehr schmerzhaft werden.“
 

„Die Schmerzen muss ich eben in Kauf nehmen, weil ich mich erwischen hab´ lassen.“
 

Ich schenke Seto einen gespielt bösen Blick. Joey hingegen grinst, ehe er meint:
 

„Kaiba, ich hätte gar nicht vermutet, dass du Humor besitzt.“
 

„Und das in der unpassendsten Situation. … Wenn du noch Witze reißen kannst, kann´s dir so schlecht ja gar nicht gehen.“ meine ich dazu.
 

Seto zuckt nur mit seinen Schultern.
 

Ich mache mich also endlich daran, einen längeren Faden von der Spule zu lösen. Diesen tunke ich dann in die Schüssel, um die Bakterien und Keime abzuwaschen. Danach lege ich meine Hände in die Schüssel und schüttle sie wieder ab, bevor ich das gleiche mit der Nadel mache. Der Faden ist so auch schneller durch die Nadel gefädelt und die Enden verknotet.
 

Meine rechte Hand mit der Nadel zwischen den Fingern beginnt zu zittern, während ich Seto unsicher in die Augen blicke. Er legt mir beruhigend seine Hand auf meinen Handrücken.
 

„Du schaffst das.“ versucht er mir Mut zu machen, während Joey den Atem anhält und mich gebannt beobachtet.
 

Ich atme noch einmal tief durch, nicke, womit Seto seine Hand wieder zurückzieht, und ich wende mich der Wunde zu.
 

Ich setze meinen ersten Stich und Seto schließt seine Augen, um den Schmerz besser verarbeiten zu können, gibt aber keinen Laut von sich, obwohl er seine Lippen fest zusammenpresst, damit ich nicht abgelenkt werde.
 

So vernähe ich Stich für Stich, versucht gleichmäßig, die Wunde zusammen, bis sich die Hautlappen miteinander verbinden. Es fällt dabei natürlich auf, dass ein ganzes Stück Haut fehlt, aber das kann sich Seto unter Umständen ein andermal wieder korrigieren lassen.
 

Natürlich passe ich auch auf, dass ich die Hautschichten nicht einreiße. Ganz vorsichtig und bedächtig gehe ich vor, um zu vermeiden, dass vielleicht Spuren der Bissen zurückbleiben.
 

Als die Wunde komplett zugenäht ist, atme ich erleichtert aus, schneide den überbleibenden Faden mit der Schere ab und verknote die Enden miteinander.
 

„Geschafft.“ seufze ich angestrengt auf.
 

Zum Schluss gebe ich noch Jod über die Naht, lege ich ihm noch zusätzlich die bereits getrockneten sauberen Tücher auf die Wunde und wickle Verband um seinen Oberkörper, damit die Wunde gestützt und geschützt ist.
 

„Und Fertig.“ verkünde ich, zufrieden mit meinem Werk.
 

„Das hast du gut gemacht. Danke, Jenna.“ lobt mich Seto und streichelt mir über meine linke Wange, was mich zum Lächeln bringt.
 

Er erwidert nur leicht mein Lächeln, weil er immer noch Schmerzen zu haben scheint, während er sich aufrecht hinsetzt.
 

„Kannst du die Schmerzen aushalten?“ frage ich ihn besorgt.
 

„Geht schon.“ erwidert mir Seto, als er sich nun auch erhebt, sich den Pulli wieder überzieht, zur Arbeitsplatte marschiert und sich die Seile umhängt.
 

„Seto! Keine Überanstrengungen, verstanden?“, ermahne ich ihn ernst, „Auch, wenn ich doppelt vernäht habe, bedeutet das nicht, dass der Faden nicht reißen könnte.“
 

Er seufzt und nickt geschlagen, weshalb er die Seile Joey übergibt, der sie widerstandslos annimmt. Ich nicke zufrieden.
 

„Du schonst dich gefälligst, bis wir durch das Fenster klettern.“ warne ich ihn noch zusätzlich.
 

Seto verdreht allerdings nur die Augen, weshalb ich ihn böse ansehe.
 

„Das ist mein Ernst. … Zum Schluss macht Mokuba noch mich verantwortlich, weil dir was zugestoßen ist.“ fuchtle ich drohend mit meinem Zeigefinger vor seiner Nase rum.
 

„Jetzt übertreibst du maßlos.“ meint er dazu nur.
 

„Verdammt, ich mach´ mir doch nur Sorgen um dich. … Wird ja doch noch erlaubt sein.“ verschränke ich beleidigt meine Arme und drehe meinen Kopf weg.
 

Seto seufzt, als Joey mich ungläubig fragt:
 

„Dir liegt etwas an Kaiba? Dem Eisklotz? Dem arrogantesten Mistkerl des Jahrhunderts?“
 

Mit gerunzelter Stirn blicke ich skeptisch zu Joey.
 

Ich habe ja schon mitbekommen, dass die beiden sich wohl nicht leiden können. Aber diese Tatsache scheint eher nur von Seto auszugehen.
 

Könnte an Joey´s Worten etwas dran sein? Andererseits hat sich Seto mir ganz anders gegeben. Dann muss das ja etwas Gutes für mich bedeuten. Und wie es scheint, verteidigt sich Seto auch nicht wider dieser Worte.
 

Stimmt es also? Glaubt er vielleicht deshalb nicht daran, dass ich ernsthaft in ihn verliebt sein könnte? Wenn ihm aber etwas an mir liegt, müsste er doch versuchen, mich bei sich zu halten, weil ich ihn ja ablehnen könnte.
 

Fragend blicke ich nun doch wieder zu Seto. Seine Arme sind ebenfalls verschränkt, was mir den Eindruck einer Abwehrhaltung vermittelt, und sein Kopf ist gesenkt, als schäme er sich wegen seines eigenen Charakters.
 

Also ist es wahr. Ich bin aber noch nicht gewillt, mir eine Meinung über ihn zu bilden, solange ich noch nicht sein ganzes Wesen kennen gelernt habe. Ja, so sieht es aus. Deshalb antworte ich mit Nachdruck:
 

„Ja. Na, und?“
 

Joey ist, ob meiner Antwort, einfach nur sprachlos und starrt mich nun mit offenem Mund an.
 

Seto´s Kopf ist allerdings hochgeruckt und dieser sieht mich nun erstaunt an, als sich seine Lippen auch zu einem erfreuten Lächeln verziehen.
 

„Was? Du magst ihn echt? Kaiba kann man nicht mögen. Weißt du denn überhaupt, wer er ist?“ platzt Joey heraus, der es sichtlich immer noch nicht fassen kann, dass jemand Seto mögen könnte.
 

„Seit er es mir gesagt hat, ja.“ antworte ich prompt.
 

„Er hat es dir echt gesagt? Das glaub´ ich jetzt nicht.“ ist Joey sichtlich entsetzt.
 

„Joey, bitte fang´ jetzt nicht an, mit mir zu streiten. Wir haben andere Sorgen.“ somit hole ich Joey hoffentlich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.
 

„Wir müssen alles in den Urzustand zurückversetzen. … Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Schuppen vor dem menschlichen Eingriff offen war.“ erwähnt Seto.
 

„Das heißt, du, Joey, gehst da nochmal raus und siehst zu, dass die Tür vom Schuppen ordnungsgemäß verschlossen ist.“ bestimme ich daher.
 

Frustriert knallt Joey die Seile auf den kleinen Küchentisch und rauscht wütend aus der Küche, in der man nur noch das Klirren der wieder geschlossenen Gartenfriedhofstür vernehmen kann.
 

„Hoffentlich macht Joey jetzt keinen leichtsinnigen Blödsinn.“ frage ich mich laut.
 

Seto nickt mir, einfach nachzusehen. Deshalb marschieren wir aus der Küche und an die Gartenfriedhofstür, um zu beobachten, was Joey tut.
 

Wie es aussieht, arbeitet er sich gerade, mit Haarspray und Feuerzeug bewaffnet, zum Schuppen vor.
 

„Stehst du immer noch dazu, in mich verliebt zu sein?“ werde ich da von Seto abgelenkt.
 

Ich blicke fragend zu ihm hoch, ehe ich antworte:
 

„Warum nicht? Ist schon interessant, was man da so über dich zu hören bekommt. … Mir fehlen aber noch eine Menge Puzzlestücke, um mir ein Urteil über dich zu bilden. Es liegt nur an dir, ob ich die Möglichkeit dazu bekomme. Sonst wäre ich nämlich gezwungen, unter Umständen, ein halbwahres Urteil über dich zu fällen.“
 

„Du gibst nicht auf, oder?“ will er von mir wissen.
 

„Hm. Nicht, solange du mich küsst und meine Küsse erwiderst.“ zucke ich grinsend mit meinen Schultern.
 

Schon stelle ich mich auf meine Zehenspitzen, um meine Lippen auf seine zu legen.
 

Erst verweigert er mir die Erwiderung, aber er hält nicht wirklich lange durch. Wahrscheinlich will er sich auch gar nicht verweigern.
 

Fast sehnsüchtig legt er seine Arme um mich und schiebt seine Zunge zwischen meine Lippen. Ich lege meine Hände an seine Wangen, heiße seine Zunge willkommen und erwidere ebenso sehnsüchtig den Kuss, ehe sich meine Hände nach hinten in seinen Nacken schieben und sich dann um seinen Hals schlingen. Mit meiner linken Hand streiche ich ihm durch die Nackenhaare, bis an seinen Hinterkopf, während unser Kuss immer leidenschaftlicher wird.
 

Wir müssen uns schon beinahe auseinanderreißen, um wieder Sauerstoff in unsere Lungen bekommen zu können. Anschließend senkt sich seinen Kopf, während er seine Augen schließt und seine Stirn an meine legt, während seine Hände mein Gesicht festhalten.
 

„Ich muss wirklich verrückt sein.“ höre ich ihn flüstern.
 

„Hm?“ gebe ich ein Geräusch von mir.
 

„Ich bin schon fast wirklich so weit, dir eine Chance einräumen zu wollen.“
 

„Aber?“ hauche ich zittrig.
 

„Der Altersunterschied.“, ruckartig legt er seinen Kopf in den Nacken, ehe er flucht: „Verdammt.“
 

Zaghaft streiche ich von hinter seinem Hals, über seine Schultern, seine Brust hinab, was ihn dazu bringt, mir wieder ins Gesicht zu blicken.
 

„Stört dich mein junges Alter wirklich so sehr? … Was sind schon 5 Jahre? … Fast Gleichaltrige passen eigentlich grundsätzlich nicht zusammen.“ versuche ich Seto zu überreden, sich einen Ruck zu geben.
 

„Und du denkst, wir beide könnten zusammenpassen?“
 

„Das käme auf einen Versuch an.“
 

„Um das zu entscheiden, müsste ich dich erst besser kennenlernen.“
 

„Was für mich auch auf dich zutrifft.“
 

Seto schüttelt grinsend seinen Kopf, ehe er glucksend meint:
 

„Du bist echt ein hoffnungsloser Fall.“
 

„Und du hast meine erste Frage nicht beantwortet.“
 

Eine Erwiderung erhalte ich allerdings nicht mehr, da Joey gerade durch die Gartenfriedhofstür stürmt.
 

„Die verdammte Schuppentür ist jetzt ordnungsgemäß verschlossen. Seid ihr jetzt zufrieden?“ klingt Joey recht verärgert.
 

Seto will gerade noch etwas darauf erwidern, doch ich hindere ihn daran, indem ich seinen Unterarm ergreife und meinen Kopf schüttle. Dann mache ich mich daran, die Gartenfriedhofstür ordentlich zu verschließen. Das heißt, es gibt kein rein und raus mehr.
 

„Seto, verschließ´ bitte die Eingangstür.“ bitte ich ihn nur, während ich durch das Fenster der Gartenfriedhofstür beobachten kann, dass alle Zombies verschwunden sind, aber schon wieder welche aus den Gräbern steigen.
 

Die Asche der Zombies weht diesmal aber sichtbar vorüber, da es mehrere Zombies gewesen sein müssen, die, durch das Feuer der Liebe, ihr Zeitliches gesegnet haben dürften.
 

Danach folge ich Joey in die Küche, während Seto mir folgt.
 

„Was ist los, Joey?“ erkundige ich mich bei ihm.
 

„Was los ist? Was los ist? … Zuerst ist das Haarspray leer geworden, sodass ich gerade noch zum Schuppen gelangen konnte. Und dann stelle ich fest, dass ich unnötig Panik geschoben habe, da sich plötzlich alle Zombies in Luft aufgelöst haben, während ich verzweifelt versucht habe, dass verdammte Schloss zu verschließen. Ich dachte schon, für mich ist es aus. Das ist los.“
 

„Beruhige dich, Joey. Du bist doch hier. Unverletzt und lebend. Also, komm´ wieder runter. … Jetzt müssen wir nur noch hier drin alle Türen verschließen. Und hier drin befinden sich keine Zombies mehr. … Vermute ich zumindest. … Außerdem hast du behauptet, du hättest noch ein zweites Haarspray.“ erkläre ich.
 

„Das schon, aber da ist nicht mehr so viel drin. … Wenn wir doch auf eine Horde Zombies treffen sollten, kann ich nicht garantieren, dass ich es schaffe, alle abzufackeln.“, erwidert Joey uns, „Außerdem fängt das Feuerzeug auch schon an, zu zicken.“
 

„Das ist ein Problem.“ meint Seto dazu.
 

„Nicht unbedingt, Seto. Wir haben immer noch die Möglichkeit, die zweite Art des Feuers einzusetzen.“ verschränke ich selbstsicher grinsend meine Arme.
 

Diese Aussage beschert mir böse eisige Blicke von Seto, die mir eine Gänsehaut hochjagen. Ich lasse mir aber nichts anmerken und erwidere seinen Blick skeptisch. Denn ich bin mir ziemlich sicher, dass er mir nichts Böses will. Wie es aber scheint, will er nicht, dass jeder über ihn Bescheid weiß.
 

Wieder etwas, was ich von Seto erfahren durfte, ohne, dass er es mir mit Worten sagen musste. Wenn er nämlich wirklich berühmt ist, will er sein Privatleben sicher nicht auf die große Glocke hängen. Das ist sogar für mich verständlich. Das Problem stellt jetzt nur Joey dar:
 

„Was meinst du? Was für eine zweite Art Feuer?“
 

„Das erfährst du erst, wenn es notwendig werden sollte.“ erwidere ich ihm frech, womit ich auch Seto zufriedenstellen sollte.
 

Und wie erwartet, wird Seto´s Blick wieder weicher und warm. So ist mir Seto viel lieber. Also, mit Joey will ich sicher nicht tauschen, wenn dieser immer nur mit Ablehnung von Seto konfrontiert wird. Mir ist es da doch lieber, wenn Seto mich mag und akzeptiert.
 

Er ist überhaupt die erste Person, die sich freiwillig mit mir abgibt. Joey ist zwar auch da, aber er hat sich auch nicht gerade lange mit mir abgegeben, bevor die Zombies aufgetaucht sind.
 

Seto hält mich bisweilen bereits am längsten aus. Ich hätte nicht gedacht, dass es überhaupt jemanden gibt, der mich so lange erträgt und mich sogar verteidigt. Noch ein Grund, warum ich in ihn verliebt bin.
 

„Sollten wir nicht langsam mal zusehen, dass wir alle Räume abschließen? Im Schlafzimmer warten immerhin um die 50 Schüler darauf, endlich hier weg zu kommen.“ mischt sich Seto nun wieder ein.
 

„Was? Ihr habt die Überlebenden aufgesammelt? Wieso weiß ich noch nichts davon?“ will Joey aufgebracht wissen.
 

„Du weißt es doch jetzt, oder?“ antworte ich für Seto.
 

Dieser verzieht seine Lippen einseitig, während seine Augen belustigt aufblitzen. Joey aber schnaubt nur, ob dieser Antwort und schnappt sich wieder die Seile, ehe er vorstapft und Seto und ich ihm auf dem Fuße folgen.
 

So marschieren wir die Treppe hoch ins Obergeschoss. Da wir beim Herunterkommen die linke Seite nicht beachtet hatten, gehen wir zuerst dort entlang, um mit dem Verschließen anzufangen. Doch ehe Seto die Türen verschließt, gehen wir sicher, dass sich dort keine Überlebenden versteckt halten.
 

Als wir die linke Flurseite durch haben, begleiten uns 7 Überlebende, die zur Sicherheit hinter uns gehen, während wir uns nun der rechten Flurseite widmen. Hier werfen wir nur kurze Blicke in die Zimmer, da wir bereits die Überlebenden eingesammelt haben, weshalb wir uns einfach Richtung Schlafzimmer vorarbeiten. Und die Zimmer, die wir nicht beachtet haben, werden nun genauer inspiziert. Auch hier nehmen wir wieder 4 Überlebende mit. Dann kommen wir auch schon in den letzten Raum, der in viele weitere Räume, bis zum Schlafzimmer, führt.
 

~~~~~
 

Nach einer ganzen Weile, nachdem wir endlich wieder im Schlafzimmer eintreffen, stellen wir fest, dass es hier schon reichlich eng geworden ist, da ja auch noch 11 Überlebende hinzugekommen sind.
 

„Bildet mal eine Straße zum Fenster, damit man hier durchkommt.“ erhebt Seto seine Stimme, für die, die noch nicht mitbekommen haben, dass wir wieder zurück sind.
 

„Seto Kaiba ist wieder zurück.“ wird sofort durch die Reihen geschickt, sodass sie Platz machen, von der Tür bis zum Fenster.
 

„Seto, du bist wieder da.“ freut sich auch Mokuba, als er seinen großen Bruder erblickt, der direkt neben dem geöffneten Fenster steht und dafür gesorgt hat, dass keiner seiner Mitschüler leichtfertig aus dem Fenster springt.
 

Als Seto endlich bei Mokuba ankommt, drückt der Kleine den Größeren ausgiebig, ehe Seto Joey die Seile abnimmt und beginnt, Knoten in die Seile zu knoten, damit man nicht so leicht abrutschen und sich so seine Hände aufschürfen kann. Denn indirekt haben wir nun auch die Verantwortung aller Anwesenden Schüler übernommen.
 

Seto bindet das Seil an den Türgriff, da er sonst nichts Stabiles gefunden hat, wo man das Seil hätte befestigen können. Zur Sicherheit, wickelt er das Seil aber noch an vorbeiführenden Möbelstücken, falls das Seil vom Türgriff abrutschen sollte, damit man nicht gleich sofort auf den Boden zurast.
 

Als Seto das Seil dann endlich aus dem Fenster wirft, stelle ich fest, dass es allmählich heller wird. Ein Blick auf meine Armbanduhr verrät mir, dass es schon auf halb sieben zugeht. Das heißt, die Sonne geht auf.
 

~~~~~
 

Nachdem das Seil nun aus dem Fenster baumelt, erhebt Seto wieder seine Stimme:
 

„Sobald ihr unten angekommen seid, werdet ihr warten, bis alle hier raus sind. Ich werde euch dann alle ins Krankenhaus begleiten. Ihr werdet euren Namen auf der Gästeliste abhaken, damit wir wissen, wer es nicht geschafft hat, um deren Eltern zu informieren, und anschließend euch nach Verletzungen untersuchen lassen. Danach geht ihr auf direktem Weg nach Hause. Ihr werdet euren Eltern erzählen, was passiert ist und euch erst morgen wieder in der Schule blicken lassen, um euch vom Erlebten zu erholen. Wenn euch eure Eltern morgen allerdings noch nicht wieder in die Schule gehen lassen wollen, so ist das deren Sache. Haben wir uns verstanden?“
 

Nicken geht durch die Reihen. Danach lotst Seto die Schüler einzeln aus dem Fenster, Mokuba allerdings als Ersten, da diese auf ihn zu hören scheinen, als kleiner Bruder Seto Kaiba´s, der hier ja die Anweisungen gibt und ohnehin nicht ohne seinen kleinen Bruder gehen würde und umgekehrt.
 

Und jeder einzelne überlebende Schüler küsst den Gehweg aus Freude, wieder aus dem Spukschloss raus zu sein. Sie befolgen aber brav Seto´s Anweisung und warten, bis alle auf der Straße stehen.
 

~~~~~
 

Als nur noch Joey, Seto und ich im Schlafzimmer sind, steigt Joey als Nächster, womit Seto und ich wohl das letzte Mal alleine und zusammen sein dürften. Deshalb nutze ich die letzte Chance, noch einmal mit ihm zu reden.
 

„Seto? Werden wir uns, nach dieser Sache, wiedersehen?“ frage ich ihn vorsichtig.
 

Hatte er sein Augenmerk zuvor noch auf die Gruppe an Schülern, so widmet er seine volle Aufmerksamkeit nun mir.
 

„Ich weiß es nicht. … Du weißt ja, dass ich eine Firma zu leiten habe. Da habe ich kaum Zeit für andere Dinge.“ meint er ehrlich.
 

„Du würdest dir nicht einmal Zeit für mich nehmen?“ hake ich nach.
 

Er presst seine Lippen zusammen. Ich scheine ihn in eine Zwickmühle gesteckt zu haben. Vielleicht würde er mich ja gerne wiedersehen, aber es lässt sich vielleicht auch gar nicht mit seiner Firma vereinbaren. Ist seine Arbeit wirklich so zeitraubend?
 

„Wir werden sehen, was sich ergibt.“ weicht er mir aus, womit ich schon fast gerechnet habe.
 

Er scheint wirklich keine Antwort zu kennen.
 

„Du weißt ja, wo du mich findest. Ich gehe in die 11-C.“
 

„Und du weißt, dass du mich in der Kaiba Corporation finden kannst. Ich kann dir nur nicht versprechen, dass du auch zu mir vorgelassen wirst. Ich bin immer viel beschäftigt und finde selbst kaum Zeit für mich. Aber ich habe mich mit der Zeit damit abgefunden.“
 

„Ist das Leben, das du führst, dann nicht sehr einsam?“
 

„Ich habe mich damit abgefunden.“ wiederholt er nur, was mich sehr traurig stimmt.
 

Ganz vorsichtig wage ich einen Schritt auf ihn zu:
 

„Könnte ich dann nicht deinen tristen Alltag etwas erhellen?“ und blicke ihn fast flehend an, mit einem unbewussten Hundeblick.
 

Ein Lächeln legt sich auf seine Lippen, ehe er mich liebevoll anblickt und mit seiner rechten Hand über meine linke Wange streichelt.
 

„Wenn sich an deinen Gefühlen für mich nichts ändert, werde ich es mir durch den Kopf gehen lassen. Denn ich müsste erst einmal mit mir ins Reine kommen. Dann sehen wir weiter, ok?“
 

„Versprochen?“
 

Er zögert kurz, doch dann erwidert er mir doch:
 

„Versprochen.“ und zieht mich zu sich, für einen zarten kurzen Kuss.
 

„Dann ist das für mich ok.“ antworte ich ihm schlussendlich.
 

Danach hilft er mir auch schon aus dem Fenster. Doch ich stelle mich ungeschickt an, sodass er mich wieder hereinholt.
 

„Ich denke, es ist besser, wenn doch ich vorher gehe. Dann kann ich dich notfalls auffangen.“
 

„Wenn du das tun müssen solltest, denke auch an die Naht, damit du dich genug abfederst.“
 

„Ich werde dran denken. Danke für die Erinnerung daran.“ schon macht er sich an den Abstieg und ich blicke ihm besorgt nach.
 

Seto schafft es unbeschadet unten anzukommen, was mich erleichtert.
 

„Los, Jenna. Jetzt, du.“ feuert mich Seto an.
 

Ich atme tief durch, steige über den Fenstersims und lasse mich etwas das Seil hinabgleiten, bis ich einen Knoten als Halt bekomme. Danach lasse ich mich Knoten für Knoten abrutschen. Doch unerwarteter Weise gibt das Seil, nach dem ersten Viertel der Strecke nach und ich falle, mit dem Seil in den Händen, abwärts, als ein Ruck durch das Seil geht.
 

Alle Schüler schreien panisch auf, bis sie erleichtert ausatmen. Ich lasse mich ausbaumeln, ehe ich mich weiter von Knoten zu Knoten hinunter arbeite.
 

Bei der Hälfte der Strecke löst sich das Seil dummerweise wiederholt. Jedoch hält es jetzt nicht mehr an, zu rutschen. Ich schreie panisch auf, als ich auch das andere Ende des Seils, mir folgend, erblicken kann. Meine Augen weiten sich geschockt. Ich kann nur noch beobachten, wie sich, wie durch Geisterhand, die Fenster schließen und schlussendlich auch verriegeln.
 

Der Schatten, der über dem Schloss gehangen hat, hellt sich auf und lässt dem Tag Einzug, womit das Schloss wieder in all seiner Pracht erstrahlt.
 

Dann fühle ich auch schon die Landung, die sich durchaus hart anfühlt, aber mich auch schwindelig macht. Seto hat sich scheinbar mit mir abgerollt, um meinen Schwung abzufangen und mich so abzubremsen. Als ich ihn verwirrt anblicke, atmet er erleichtert aus. Da er sich nun in der Sitzposition befindet, legt er sich auf den Rücken, um sich wieder zu entspannen.
 

„Gott, sei Dank. Dir ist nichts passiert.“ murmelt er leise.
 

„Danke fürs Auffangen. … Ich denke, unsere Mission ist geglückt. Die Fenster haben sich von selbst verschlossen. Alles ist wieder so, wie es sein sollte.“ erwidere ich ihm ebenfalls leise.
 

„Seto! Seto! Geht´s dir gut?“ kommt da auch schon Mokuba auf uns zugelaufen, während sich die Schüler um uns herum versammelt haben.
 

„Alles bestens.“ antwortet Seto ihm nur, während er sich wieder aufrichtet.
 

Erst da stelle ich fest, dass ich wohl auf seinem Schoß sitze. Prompt beginnen meine Wangen zu brennen.
 

Er lächelt mich leicht an. Dann mache ich mich daran, schnellstens von seinem Schoß aufzustehen. Er seufzt wehmütig auf, rappelt sich aber dann selbst auf. Dann nimmt er auch sogleich seine Anführerposition ein und winkt den Schülern, ihm zu folgen.
 

So folgen wir ihm dann auch alle zum nächsten Krankenhaus, auch, wenn es zu Fuß einige Zeit in Anspruch nimmt.
 

~~~~~
 

Dort angekommen melden sich die Schüler an, und ich lasse sie sogleich ihre Namen auf der Gästeliste abhaken. Wissen wir nämlich, wer nun anwesend ist, so wissen wir danach, wer es nicht überlebt hat.
 

Unnötigerweise benachrichtigt das Krankenhaus die Polizei und die Presse. Aber wir sind froh, dass die Schüler kaum Verletzungen davon getragen haben.
 

Es dauert auch einige Zeit bis die Schülerzahl verarztet worden ist. Seto, Mokuba, Joey und ich sind sozusagen die Letzten und besitzen somit alle Namen der Schüler, die sich nun der Polizei und Presse stellen dürfen, ehe sie nach Hause gehen können.
 

Als ich die Liste der überlebenden Schüler durchzähle, stelle ich fest, dass doch 67 Schüler überlebt haben. Also war ich mit meiner Schätzung gar nicht so weit entfernt.
 

Und nachdem ich die ganze Gästeliste abgezählt habe, weiß ich, dass um die 189 Schüler anwesend waren. Auch hier habe ich gar nicht so falsch gelegen, mit meiner Schätzung. Demnach war doch nicht die ganze Schule anwesend, denn die müsste mehr als 500 Schüler beherbergen.
 

Rein rechnerisch haben wir also trotzdem 122 Schüler verloren. Yugi, Tea und Tristan waren unter ihnen. Nur Joey hat, von der Clique, überlebt. Verdammt. So viele Schüler mussten ihr Leben lassen.
 

Da kommt mir allerdings der Gedanke, dass einige ja auch schon vor Mitternacht wieder nach Hause gegangen sein könnten. Diese können wir jetzt nämlich gar nicht nachvollziehen. Wir werden diese Liste trotzdem der Polizei aushändigen. Die lebenden totgeglaubten Schüler müssen sich dann halt dort melden, um es wieder richtigzustellen.
 

~~~~~
 

Nachdem Joey, Mokuba und ich keine Verletzungen aufgewiesen haben, bei der Untersuchung, ist es nun an Seto untersucht zu werden. Joey und ich werden aufgefordert, draußen zu warten, doch Seto besteht darauf, dass ich ihm Raum bleibe, weshalb ich jetzt das Urteil über meine Behandlung erfahren werde.
 

Seto schildert den Vorfall und wie die Wunde zuvor ausgesehen hat, sowie die Tatsache, dass ich ihn dann genäht habe.
 

„Unsere Chirurgen hätten das vermutlich nicht besser hinbekommen. Dennoch sollten wir den Nähfaden gegen einen chirurgischen austauschen. Dann können Sie sich auch wesentlich uneingeschränkter bewegen und belasten.“ meint der Arzt und ich fühle mich geschmeichelt, weil ich so gute Arbeit geleistet habe.
 

Somit wird Seto aus dem Raum und Mokuba und ich in den Wartebereich, wo auch Joey wartet, geführt.
 

„Was ist nun mit Kaiba?“ will Joey auch sofort wissen.
 

„Die Fäden müssen ausgetauscht werden. Aber ansonsten gab es nichts zu bemängeln.“, erzählt Mokuba ihm, „Danke, Jenna, dass du Seto´s Wunde behandelt hast.“ richtet er sich dann an mich.
 

„Kein Thema.“, winke ich ab, „In der Not hilft man sich doch gerne gegenseitig.“, was noch nicht einmal gelogen ist.
 

Nur verschweige ich hier Mokuba und Joey, dass Seto und mich etwas mehr verbindet, als die reine Hilfeleistung. Ich weiß nicht einmal zu benennen, was genau uns verbindet.
 

Kann ich es denn Liebe nennen? Bei mir ganz sicher, aber bei Seto? Nun, … er scheint sich selbst nicht sicher zu sein. Aber es muss schon mehr als Sympathie sein, denn einfach so, küsst man niemanden. Jetzt zerbreche ich mir den Kopf über Seto und komme doch zu keinem Ergebnis.
 

Die Wartezeit, bis Seto aus dem OP kommt, nutze ich, um meine Mutter anzurufen, um ihr schon mal mitzuteilen, was passiert ist und dass ich noch lebe, ich aber dennoch erst später heimkommen würde, weil ich bei einem Freund im Krankenhaus bleiben wolle, um für ihn da zu sein. Außerdem berichte ich ihr, dass dieser Freund sehr gut auf mich aufgepasst hat, weil er etwas älter als ich wäre.
 

Die Information, dass es mir gut ginge, hat sie schon zufrieden gestellt.
 

Später kommt Seto mit einem Rollstuhl, angeschoben von einer Schwester, zu uns in den Wartebereich.
 

„Ich werde wohl noch einige Tage hier bleiben müssen, um mich zu schonen.“
 

„Drei Tage hat der Arzt gesagt. Und das ist nicht der Weltuntergang, Mr. Kaiba. Das dient zur Erholung ihres Körpers. Die Strapazen der letzten Stunden haben ihrem Körper viele Kräfte abverlangt.“, erklingt die samtene einschmeichelnde Stimme der Schwester, „Ich bringe Sie jetzt in ihr Zimmer.“
 

Joey, Mokuba und ich folgen einfach der Schwester, bis in Seto´s vorübergehendes Zimmer. Dort steigt Seto aus dem Rollstuhl und begibt sich eigenständig ins das Bett, wo er sich ausruhen soll. Mokuba setzt sich sofort an seine Bettkante, während die Schwester mit dem Rollstuhl wieder den Raum verlässt.
 

Es ist inzwischen nach 8 Uhr und die überlebenden Schüler bestimmt längst wieder zu Hause. Ich wäre auch längst zuhause, wäre da nicht Seto, der mir wesentlich wichtiger ist.
 

Zurückhaltend bleibe ich nur vor dem Bett stehen, genau wie Joey. Da dieser aber keinen Sinn an seiner Anwesenheit zu sehen scheint, meint er auch schon kurz darauf:
 

„Ich werde dann gehen. Gute Besserung, Kaiba.“
 

Seto nickt ihm nur zu, ehe Joey wieder das Zimmer verlässt.
 

Nun ist es an Mokuba, mich fragend anzusehen. Es wirkt wie ein Vorwurf, was ich hier noch mache. Deshalb senke ich meinen Blick.
 

Seto hat mir im Prinzip schon alles gesagt, was zwischen uns ungeklärt war. Dennoch hält mich hier noch etwas, was ich nicht festmachen kann. Ich will einfach noch nicht gehen. Ich will bei Seto bleiben. Wir konnten uns auch noch gar nicht richtig verabschieden. Ich will ihm einfach noch einmal ganz nah sein. Und nicht nur für ein paar Sekunden. Ich atme zittrig durch, ehe ich wieder aufblicke und Seto´s Blick einfange.
 

Wenn ich mich jetzt einfach zu ihm beugen und küssen würde, wäre Seto bestimmt sauer auf mich.
 

„Mokuba, könntest du bitte kurz draußen warten?“ kommt mir Seto da unerwartet entgegen.
 

Dieser blickt verdutzt zwischen seinem Bruder und mir hin und her, ehe er nickt und wirklich das Zimmer verlässt. Erst jetzt wage ich es, mich an die Bettkante zu Seto zu setzen.
 

„Jenna, was hast du?“ will er besorgt wissen.
 

Ich schließe meine Augen für einen Moment, um mich zu sammeln. Als ich meine Augen wieder öffne, gestehe ich ihm:
 

„Ich will nicht von dir weg. … Das erste Mal in meinem Leben fühle ich mich wirklich wohl bei einem anderen Menschen. Ich will nicht mehr alleine sein.“
 

„Bist du das jemals wirklich gewesen?“ fragt er nach.
 

„Bisher hatte ich doch nur meine Eltern und meinen Bruder. Niemand wollte mit mir befreundet sein, weil ich so schüchtern bin. Ich bin an meiner Schule ein richtiger Außenseiter, weil ich nicht in der Lage bin, auf andere zuzugehen. … Aber bei dir ist das irgendwie anders. Zu dir kann ich offen sein. Du hast mich von Anbeginn akzeptiert, so, wie ich bin. Konnte mich so geben, wie ich bin. Du hast mich einfach so angenommen. Und ich will nicht, dass sich das wieder ändert. Denn du bist für mich jemand Besonderes. Jemand, dem man vertrauen kann. Auf den man sich verlassen kann. Bei dem man sich fallen lassen kann. Bei dem man sich beschützt und geborgen fühlen kann. … Durch deine bloße Anwesenheit hast du mir so viel Sicherheit geboten, dass ich keine Angst mehr vor den Zombies hatte. … Du hast mich ja sogar dazu gebracht, dass ich mit ´ner Schaufel auf Zombies losgehe, weil ich da erkannte, wie wichtig du mir bist und wie gerne ich dich um mich habe.“ erkläre ich ihm offen und ehrlich.
 

Nachdem ich geendet habe, starrt mich Seto erstaunt und erschlagen, mit offenstehendem Mund, an.
 

„Also, DAS … muss ich erst einmal verdauen.“ gibt Seto nahezu fassungslos von sich, ehe er sich aufs Kissen zurückplumpsen lässt und an die Decke starrt.
 

„Solche Worte habe ich bisher noch nie zu hören bekommen.“ meint er nach einer Weile, ohne mich anzusehen.
 

Dann dreht er seinen Kopf aber doch wieder zu mir und sieht mir direkt in die Augen.
 

„Darüber muss ich jetzt wirklich erst nachdenken.“ fügt er noch an.
 

Ich seufze und erhebe mich von der Bettkante.
 

„Dann ist es wohl das Beste, wenn ich jetzt gehe. … Hättest du etwas dagegen, wenn ich dich die kommenden 3 Tage besuchen komme?“
 

„Ich weiß nicht, ob das so sinnvoll wäre. Du würdest mich vermutlich nur vom Wesentlichen ablenken.“
 

Ich senke betrübt meinen Kopf. Ich muss seine Entscheidung wohl akzeptieren, auch, wenn ich nun wirklich keine Garantie mehr habe, ihn jemals wiederzusehen. Vielleicht will er ja erreichen, dass ich ihn wieder vergesse. Vielleicht sollte ich es ja wirklich versuchen. Ich hebe wieder meinen Blick, beuge mich über ihn und lege meine Lippen auf seine, für einen kurzen liebevollen Kuss, den er auch erwidert.
 

„Man sieht sich, … irgendwann.“ verabschiede ich mich traurig und verlasse bedrückt sein Zimmer.
 

Vor dem Zimmer beginnen meine Augen zu brennen, bis auch schon die ersten Tränen meine Wangen hinunterkullern. Ohne Mokuba weiter zu beachten, gehe ich an ihm vorbei und verlasse das Krankenhaus, um auf dem schnellsten Weg nach Hause zu kommen.
 

***
 

Drei Tage gehe ich nun wieder zur Schule und vier Tage, seitdem ich Seto fürchterlich vermisse. Aber da die Sehnsucht noch nicht Überhand gewinnt, merkt man mir auch nichts davon an. Ich meistere den Schulalltag ohne Probleme, obwohl ich manchmal mit meinem Gedanken in Träumereien abschweife.
 

In den Pausen allerdings gesellt sich neuerdings Mokuba immer zu mir, damit wir uns unterhalten können, weil seine Neugierde durch Seto geweckt zu worden scheint. Ich habe allerdings auch den Eindruck, dass er regelrechtes Interesse an mir zeigt. Ich bin mir nur nicht sicher, ob er das wegen Seto macht, oder ob es seinetwegen ist.
 

Aber heute am fünften Tag ist meine Sehnsucht nach Seto schon fast unerträglich. Als Mokuba in der Pause zu mir kommt, beginne ich doch tatsächlich zu weinen, nur, weil ich ihn mit Seto in Verbindung bringe. Es macht mir echt zu schaffen, dass Mokuba stets zu mir kommt.
 

In meiner momentanen Lage würde ich es zur Abwechslung sogar vorziehen, alleine gelassen zu werden, um nur mit mir allein zu sein. Und mit meiner Sehnsucht nach Seto. Ich mache ja sogar jeden Tag einen Umweg über die Kaiba Corporation, um so meiner Sehnsucht irgendwie Abhilfe zu verschaffen. Aber ich bekomme Seto einfach nicht aus meinem Kopf. Er hat sich regelrecht in mein Herz gebrannt, sodass ich niemals wieder jemand anderen werde lieben können.
 

Ich bin eindeutig verflucht. Ich ertrage es fast nicht mehr, nur ständig an ihn zu denken, und doch nicht bei ihm sein zu können. Es tut von Tag zu Tag immer nur mehr weh, umso länger ich von ihm entfernt bin. Ich halte diese Sehnsucht kaum noch aus.
 

Selbst meine schulische Leistung leidet an meiner Sehnsucht nach Seto. Ich gebe es ehrlich zu, aber ich leide an Liebeskummer. Extremem Liebeskummer, weil ich weiß, dass Seto nicht gewillt ist, meine Liebe zu erwidern. Oder, was immer er für einen Grund hat, nicht mit mir zusammen sein zu wollen. Ich verfluche meine Liebe zu ihm mittlerweile. Warum nur hat er es mir so sehr angetan?
 

***
 

Mittlerweile sind zwei Wochen vergangen und ich habe die Hoffnung schon fast ganz aufgegeben, dass ich eine Chance habe, mit Seto zusammen zu kommen. Ich gebe es ehrlich zu, in dieser Zeit habe ich es ein paar Mal versucht, in seiner Firma zu ihm zu gelangen. Aber da niemand etwas mit meinem Namen anfangen konnte und ich auch keinen Termin vorweisen konnte, wurde ich wieder weggeschickt. So habe ich zumindest schon mal erfahren, dass er viele Groupies hat, die auf dieselbe Art und Weise schon versucht haben, zu ihm durchgelassen zu werden. Deshalb habe ich es nach einer Weile auch gelassen. Ich bin einfach wirklich hoffnungslos in ihn verliebt.
 

Außerdem hat Mokuba begonnen, mit der Zeit, immer mehr absurdere Fragen an mich zu richten. In der Zwischenzeit müsste er locker meine ganze Lebensgeschichte, meine Eltern und sogar meinen Bruder kennen. Und immer, wenn ich wegen ihm zu weinen beginne, versucht er, mich tröstend in seine Arme zu ziehen. Das verweigere ich allerdings, da dies nur Seto vorbehalten ist. Ich halte Mokuba sowieso eher auf Distanz. Aber gerade diese Tatsache scheint ihn anzustacheln, mein Vertrauen gewinnen zu wollen. Er sucht regelrecht meine Nähe. Ach, was soll ich nur tun? Ich bin schon total verzweifelt und beinahe am Ende meiner Kräfte. Ich bin froh, wenn der Unterricht am heutigen Tage endlich endet.
 

~~~~~
 

Nach unendlich langen Unterrichtsstunden ist der Schultag endlich zu Ende. Mit Erleichterung, endlich Mokuba, als Erinnerungsfaktor an Seto, zu verlieren, packe ich meine Sachen zusammen und schlendere niedergeschlagen die Treppen hinunter und aus dem Schulgebäude.
 

Einige Schüler überholen mich dabei sogar. Aber ich achte gar nicht darauf, weil ich den Boden anstarre, um meine Traurigkeit zu verbergen. Sozusagen bekommt auch nur Mokuba davon etwas mit.
 

Ich marschiere die wenigen Stufen zum Schulhof hinunter und hebe meinen Blick, um die ganzen Schüler zu betrachten.
 

Mehrere Mädels werden von ihrem Freund abgeholt. Einige Schüler bilden sich zu Grüppchen, um noch etwas gemeinsam zu unternehmen. Joey hat neue Freunde gefunden, wozu ich leider nicht zähle. Das ist mir aber nur recht so, da ich es gegenwärtig nicht ertragen würde, unter Leuten zu sein.
 

Mokuba bildet auch hier wieder eine Ausnahme, da er sich mir regelrecht aufzwingt. Vielleicht ist das aber auch gar nicht so schlecht. Auch, wenn ich ihm immer noch nichts davon erzählt habe, dass da etwas zwischen Seto und mir war.
 

Ich beobachte weiter die fröhlichen Gesichter, während ich mich dem Schultor nähere.
 

Doch plötzlich stocke ich und halte in meiner Bewegung inne.
 

Er ist hier. Ich meine, Seto. Er steht am Tor gelehnt und sieht mir direkt in die Augen. Seine Arme sind verschränkt, während er lässig am Tor lehnt und alle anderen fassungslos starrenden Schüler ignoriert. Selbst, als Mokuba ihn erblickt und freuend auf ihn zu eilt, reagiert Seto nicht. Sein Blick gehört nur mir, wie ich im Moment feststelle.
 

Meine Beine setzen sich wieder in Bewegung. Ich bleibe erst wieder stehen, als ich direkt vor ihm stehe.
 

„Hi.“ begrüße ich ihn schüchtern und zurückhaltend, da ich mir nicht sicher bin, ob er wirklich wegen mir hier ist.
 

„Hi.“ erwidert er sichtlich verlegen, was ich daher weiß, weil er seinen Kopf leicht schief legt.
 

„Wartest du auf jemand Bestimmtes?“ erkundige ich mich neutral bei ihm, obwohl man sehen müsste, dass ich mich freue, ihn zu sehen, was im Kontrast zu meinen verweinten Augen steht.
 

Ein Lächeln legt sich auf seine Lippen, ehe er mir antwortet:
 

„Ja.“, er macht eine theatralische Sprechpause, in der ich schon annehme, dass er hier nicht auf mich, sondern auf jemand anderes gewartet haben könnte, was meinen Blick verfinstert, „Auf dich.“, seine Verschränkung auflöst und mir eine rote Rose hinhält, die er wohl dahinter versteckt hatte.
 

Jetzt legt sich doch noch ein Lächeln auf meine Lippen und ich nehme die rote Rose entgegen, ehe ich ihm regelrecht um den Hals falle, vor Freude, und absolut unbedacht meine Lippen auf seine presse, wegen all der Zeugen.
 

All mein Kummer ist vergessen und geht unter, als er meinen Kuss genauso sehnsüchtig erwidert, wie ich ihn begonnen habe, als er mir sogar seine Zunge zwischen meine Lippen schiebt und mich in ein leidenschaftliches Zungenspiel verwickelt, während wir uns so fest aneinander drücken, als wollten wir uns nie wieder loslassen.
 

Neben mir höre ich unterbewusst entsetztes nach Luft schnappen und Raunen durch die Schüler gehen, da scheinbar jeder Seto Kaiba zu kennen scheint.
 

Als wir uns dann doch, auf Grund Sauerstoffmangels, voneinander lösen müssen, bleiben unsere Arme um uns geschlungen, als ich ihm gestehe:
 

„Ich habe dich fürchterlich vermisst.“ und schon wieder nahe dran bin, in Tränen auszubrechen, weil ich ihn endlich bei mir habe.
 

Er drückt meinen Kopf an seine Schulter und erwidert mir:
 

„Es tut mir leid, dass ich erst jetzt zu dir komme. Mokuba hat mir berichtet, dass es dir von Tag zu Tag immer schlechter geht. Und da es mir dadurch auch schlechter ging, wurde mir klar, dass du mir alles bedeutest und ich einfach nicht mehr ohne dich kann.“
 

In dem Moment spüre ich eine einzelne Träne auf meine Wange tropfen, die scheinbar nicht mir gehört. Mir scheint es gar, als ginge es ihm gar nicht anders, als mir. Und das vorhin hat doch fast wie eine Liebeserklärung geklungen. Jetzt kann ich mich natürlich nicht mehr zurückhalten.
 

„Ich liebe dich, Seto.“ flüstere ich ihm ins Ohr.
 

Er drückt seine linke Wange an meine Stirn, ehe er mir sehr leise erwidert:
 

„Ich liebe dich auch, Jenna.“
 

Wir wenden uns einander wieder zu und verschließen abermals unsere Lippen miteinander, während wir im Hintergrund ein Plumpsen vernehmen können.
 

Als wir uns abermals voneinander lösen, frage ich ihn lächelnd:
 

„Darf ich dich jetzt mit nach Hause nehmen?“
 

Prompt lacht er hell auf. Und mir fällt auf, dass er regelrecht strahlt vor Glück. Vermutlich genauso, wie ich, seit zwei Wochen, schon nicht mehr. Ich bin einfach nur glücklich.
 

„Mokuba, du entschuldigst mich? Aber du hast ja sicher gehört, dass ich heute schon etwas vorhabe.“ meint Seto, während wir uns beide zu Mokuba drehen.
 

Verwundert stelle ich fest, dass er am Boden sitzt, sein Mund weit offen steht und seine Augen stark geweitet sind. Aus seinem Gesicht springt uns seine Fassungslosigkeit regelrecht an.
 

Aber auch andere fassungslose Gesichter fallen mir nun auf. Von überall her starren Schüler zu uns und haben ihre Gespräche scheinbar unterbrochen, nur um uns beide zu beobachten.
 

„Sind wir irgendwie eine Zirkusattraktion?“ erkundige ich mich bei Seto.
 

„Offensichtlich.“, grinst er mich an, „Aber daran wirst du dich auch noch gewöhnen. … Mit mir an der Seite wirst du dich daran sogar gewöhnen müssen. Ich bin schließlich eine Person der Öffentlichkeit.“
 

„Hm, dann muss ich das wohl in Kauf nehmen, wenn ich dich bei mir haben will.“
 

„Offensichtlich.“ wiederholt er seine Wortwahl und grinst mich frech an.
 

„Sind die Fäden eigentlich schon gezogen worden?“ erkundige ich mich bei ihm.
 

Er nickt nur, weil er zu ahnen scheint, was ich vorhabe. Also flüchtet er auch schon vor mir.
 

„Hey.“ rufe ich ihm nach, als ich feststelle, dass er wirklich genau weiß, was ich vorhabe, und eile ihm hinterher.
 

Er läuft aber nicht so schnell, dass er mir entkommt, sondern wartet mehr auf mich, da er ja längere Beine hat und ich ihn sonst nie einholen könnte. Und da ziehe ich jetzt meinen Plan durch und springe ihm auf den Rücken.
 

Sofort hält er mich fest, damit ich nicht runterrutsche und wir lachen miteinander, auf dem Weg zu mir nach Hause, während ich ihn, wie ein Pferdchen, navigiere.
 

~~ Ende ~~

Traum 35 (Eine ganz andere Cinderella Story)

Jenna: 15 Jahre alt, Seto: 18 Jahre alt
 

Katie: 16 Jahre alt, Hautfarbe: Hellbraun, Haare: Schwarz gelockt

*****************************************************
 

Ich, Jenna White, bin dazu gezwungen, als Hausmädchen bei der reichen Familie Montgomery – bestehend aus der Hausherrin Dominique und ihrer 17-jährigen Tochter Elisabeth, kurz Beth - zu arbeiten, da meine Eltern verschwunden sind, die mit der Familie gut befreundet war, und ich mir irgendwie meinen Unterhalt verdienen muss, um zu überleben. Der Hausherr ist kurz vor dem Verschwinden meiner Familie verstorben.
 

Das einzig Schlimme an meiner Arbeit ist, dass ich behandelt werde, wie eine Sklavin. So komme ich mir zumindest öfter mal vor. Und an einen Wechsel meines Jobs kann ich nicht denken, da ich sonst nicht genug Geld verdienen könnte, um später zu studieren. Schließlich gibt mir diese Familie auch ein Dach über den Kopf in einem Schuppen, den ich mir als Zimmer eingerichtet habe.
 

Außerdem bin ich der Familie ebenso zu Dank verpflichtet, weil sie mich ohne Bedenken einfach so aufgenommen und mir diesen Job angeboten hatte. Zudem ist derzeit die Hausherrin mein Vormund und darf somit über die Nachlassenschaft meiner Eltern verfügen, um für mich aufzukommen. Ich kann nur froh sein, dass mir wenigstens gestattet ist, zur Schule gehen zu dürfen, weil ich in dieser Zeit meinen Aufgaben als Hausmädchen nicht nachkommen kann.
 

Ich werde dennoch nur solange bleiben, bis ich alt genug bin, um mir eine eigene Wohnung mieten zu dürfen. Denn ich will mein Leben hier nicht vergeuden.
 

„Jenna! Wo bleibt das Frühstück!“ werde ich durch eine Sprechanlage aus dem Schlaf gerissen.
 

Schwerfällig, da ich bis spät in die Nacht noch gelernt hatte, erhebe ich mich aus dem Bett und ziehe mich um. Nach einem Besuch im Bad, um mich frisch zu machen, eile ich dann endlich hinaus in den großen Garten und hinüber ins Haus.
 

In der Küche bereite ich schnell das Frühstück zu und richte es auf dem Esstisch im Esszimmer an, wo bereits alle drei am Tisch ungeduldig warten.
 

„Was hat denn da so lange gedauert?“ beschwert sich die Hausherrin.
 

„Entschuldige, Dominique. Ich hatte gestern Abend noch gelernt.“
 

„Dafür gibt es keine Entschuldigung. Wenn du deiner Arbeit nicht nachkommst, muss ich dein Gehalt kürzen.“
 

„Ich werde mich bessern. Versprochen.“
 

„Das will ich für dich auch hoffen. Du weißt doch, wie ungern ich dir dein Gehalt kürzen würde. Schließlich sparst du ja bereits für dein Studium.“
 

Missmutig senke ich meinen Kopf. Denn jedes Mal klingen ihre Worte wie Erpressung in meinen Ohren. Ich sollte aber nicht vom Schlimmsten ausgehen. Schließlich war diese Familie mit meiner sehr gut befreundet.
 

Ich setze mich nun ebenfalls an den Tisch und beginne mit der Familie zu essen.
 

„Mutter, ich werde Seto Kaiba heute erneut den Hof machen.“ erklärt Beth.
 

„Tu´ das, Schätzchen. Und tu´, was ich dir gesagt habe. Du musst mehr mit deinen Reizen spielen, wenn er sich in dich verlieben soll. Mach´ ihm schöne Augen.“ antwortet ihr Dominique.
 

„Mutter. Das mach´ ich jetzt schon seit Monaten und er beachtet mich immer noch nicht. Hast du eine Ahnung, wie viele Mädchen versuchen, ihm schöne Augen zu machen? Er hat mehrere Fanclubs. Wie soll er da gerade auf mich aufmerksam werden?“ erwidert Beth.
 

„Dann musst du mehr aus der Masse hervorstechen. … Streng´ dich einfach mehr an.“
 

„Ich geb´ mein Bestes.“
 

Nach dem Frühstück geht Beth bereits zur Schule, während ich noch das Geschirr abräumen und waschen muss. Erst nach getaner Arbeit darf ich selbst zur Schule aufbrechen. Doch, zuvor muss ich noch einmal in mein Zimmer zurück, um meine Schulsachen zu holen, dann verlasse ich auch schon das Grundstück, auf dem Weg zur Schule.
 

Auf dem Schulhof begegne ich meiner Schulfreundin Katie. Sie ist bisweilen meine einzige und beste Freundin. Wir begrüßen uns mit einer Umarmung.
 

„Konntest du gestern noch für die Prüfung lernen?“ erkundigt sie sich bei mir.
 

„Ja. Dominique hat heute früh wenigstens keinen Aufstand gemacht, weil das Frühstück nicht pünktlich auf dem Tisch gestanden hat.“
 

„Vermutlich hatte sie heute Morgen gute Laune?“
 

„Vielleicht. … Aber Tischgespräch war schon wieder nur Seto Kaiba. … Ich versteh´ einfach nicht, wie man jemandem nur so penetrant auf die Nerven gehen kann.“
 

„Bist du nicht auch schon seit Ewigkeiten, in ihn verschossen?“
 

„Schon. Aber ich bin realistisch. Er würde sich niemals, für so jemanden wie mich, interessieren. Ich bin ein Niemand. Und er sieht auf Niemande herab.“
 

Sie seufzt, ehe sie meint:
 

„Du bist erst 15 Jahre alt. Man kann von dir nicht erwarten, dass du etwas auf die Beine stellst, ohne Mittel. … Hast du denn schon etwas von deinen Eltern herausgefunden?“
 

„Nein. Immer noch nichts. … Es ist, als hätten sie nie existiert. … Mir fehlen einfach die Mittel, um bessere Nachforschungen anstellen zu können.“
 

„Ich bin aber zuversichtlich, dass du eines Tages herausfinden wirst, was mit ihnen passiert ist.“
 

„Das hoffe ich. … Im Geheimen vermute ich ja, dass ein Komplott dahintersteckt. … Ich mein, erst stirbt Mr. Montgomery und kurz darauf verschwinden meine Eltern auf mysteriöse Art und Weise. … Die Montgomery´s nehmen sich meiner an und alles geht in ihren Besitz über, weil ich noch nicht volljährig bin und deshalb einen Vormund brauche, weil sie eben gute Freunde meiner Eltern waren.“
 

„Deshalb bin ich zuversichtlich, dass sich alles geben wird. Und ich werde dich auch gerne dabei unterstützen.“
 

„Danke, Katie. Du bist meine beste Freundin.“ umarme ich sie wiederholt.
 

Dann läutet auch schon die Schulglocke und wir betreten das Schulgebäude, um in unsere Klassen zu gehen.
 

~~~
 

In der großen Pause finden sich alle Schüler auf dem Schulhof ein, wo auch Seto Kaiba sich die Ehre gibt, auf seinem Stammplatz auf einer Bank unter einem Baum. So kann ich beobachten, wie Beth versucht, ihm schöne Augen zu machen, während sie ihm ihre Reize verdeutlicht und versucht, ihn um ein Date zu bitten, wie schon viele Male davor, und doch jedes Mal abgeblitzt ist.
 

Und wie nicht anders zu erwarten, gibt er ihr einen weiteren Korb. Jeder weiß, dass er Single ist, und es auch bleiben will. Kein Mädchen hat eine Chance bei ihm. Deshalb versuche ich es auch gar nicht erst. Es hätte ja ohnehin keinen Sinn. Sein Herz erreichen zu wollen, ist ohnehin verschwendete Liebesmüh´. Er wird nämlich viel zu sehr von seiner Firma beherrscht, die ihn vollkommen gefühlskalt werden hat lassen.
 

Gut, im Grunde kennen wir seine Hintergrundgeschichte nicht, aber bisher hat er ja auch noch nichts von sich offenbart. Und das wird vermutlich auch immer so bleiben. Weil er niemandem sein Herz öffnet.
 

Nachdem wieder der Unterricht begonnen hat und alle Schüler in ihren Klassen sind, verkündet der Lehrer:
 

„Zur Erinnerung: Heute Abend um 20 Uhr findet die diesjährige Kostümparty statt. Das Motto verlangt eure Kreativität. Es lautet nämlich: ‚Mystische Wesen aus Geschichten und Sagen.‘ Und die Party findet in der großen Aula statt. Es steht jedem frei, zu dieser Veranstaltung zu erscheinen.“
 

Heute Abend ist es also so weit. Ich habe monatelang gespart, um mir mein Kostüm leisten zu können. Denn noch habe ich niemandem verraten, als was ich gedenke, mich zu verkleiden.
 

So, wie ich Beth kenne, wird sie sich sicher als Prinzessin verkleiden. Wie einfallslos. Aber sie wird bestimmt Seto Kaiba beeindrucken wollen, mit ihrer Schönheit. Gut, sie ist schon recht hübsch und auch beliebt, wie eben eine typische Blondine. Aber ihr Charakter ist einfach mies. Wenn ich es recht bedenke, würde sie schon gut zu Seto Kaiba passen. Aber ich glaube eben nicht, dass er so ist, wie er sich gibt. Ich bin sicher, dass er tief in seinem Inneren ganz anders ist.
 

Ich bin allerdings neugierig, als was er erscheinen wird, falls er denn kommt. Es ist aber eigentlich gestattet, Familienangehörige mitzubringen. Und da sein Bruder Mokuba Kaiba bestimmt auf diese Kostümparty gehen wollen wird, wird dieser darauf bestehen, dass sein großer Bruder mitkommt, damit er reindarf. Also darf man annehmen, dass beide Brüder heute Abend anwesend sein werden.
 

Ob sich heute Abend allerdings Tanzpaare finden, weiß ich nicht. Viele haben zwar Verabredungen, aber Katie und ich kommen nur zu dieser Veranstaltung, um vielleicht nette Jungs kennenzulernen, und um uns zu amüsieren. Außerdem muss ich erst noch Dominique fragen, ob ich auf die Kostümparty gehen darf, weil ich normalerweise meinen Aufgaben als Hausmädchen nachkommen müsste.
 

Da der Lehrer das Thema Kostümparty beendet hat, schreiben wir endlich den Test, für den ich gelernt habe. Ich kann alle Fragen und Aufgaben lösen.
 

~~~
 

Nach der Schule gehe ich nach Hause und mache erst einmal meine Hausaufgaben. Anschließend arbeite ich die Aufgabenliste ab, die mir Dominique erstellt hat, die ich nach zweieinhalb Stunden erledigt habe, weil ich mich extra beeilt habe, damit ich zu der Party gehen kann.
 

Um 19 Uhr mache ich auf, zu Dominique. Sie liegt auf einer Liege und wird von drei Herren massiert.
 

„Dominique?“
 

„Was ist denn? Hast du nichts zu erledigen? Du siehst doch, dass ich gerade eine Massage genieße.“
 

„Ich störe dich auch nicht lange.“
 

„Was willst du, du Nervenplage.“ gibt sie genervt von sich.
 

„Du weißt, ich habe dich noch nie um etwas gebeten. Deshalb bitte ich dich, mir die Erlaubnis zu erteilen, heute Abend zu der Kostümparty an meiner Schule zu gehen.“
 

„Das kommt überhaupt nicht in Frage. … Hast du überhaupt schon deine Arbeiten erledigt, die ich dir aufgetragen habe?“, setzt sie sich auf und winkt die drei Männer weg.
 

„Ich habe alles geputzt und gereinigt, was du mir aufgeschrieben hattest.“
 

„Du weißt, Beth hat in drei Tagen Geburtstag und es findet eine große Geburtstagsparty für sie statt. Da muss das ganze Haus blitzblank sein. Deshalb kann es durchaus sein, dass ich nicht an alles gedacht habe. Kontrolliere noch einmal das ganze Haus, und wenn es sein muss, putzt du alles noch einmal, bis alles glänzt.“
 

„Das ganze Haus?“ frage ich sie entsetzt.
 

„Ja, das ganze Haus. … Da fällt mir ein, … der Keller könnte eine gründliche Reinigung vertragen. Erledige das jetzt, wenn du sonst nichts mehr zu tun hast.“
 

„Mutter. Fährst du mich mit dem Auto zur Schule?“ kommt da unerwartet Beth hinzu.
 

„Hinreißend sieht du aus, meine Liebe. So wirst du Seto Kaiba ganz bestimmt den Kopf verdrehen.“ erwidert Dominique ihrer Tochter.
 

Sie ist eine Prinzessin. Wie ich sie doch nur durchschauen konnte.
 

„Jenna, du musst meine Wäsche noch mal waschen.“ erteilt mir Beth sogleich eine weitere Aufgabe.
 

Ich seufze. Wie soll ich das alles nur schaffen? Die Kostümparty kann ich ja so was von vergessen.
 

„Nachdem ich Beth zur Schule gebracht habe, werde ich zu meinem Yoga-Training fahren. Und nachdem ich Beth um Mitternacht wieder abgeholt habe, will ich, dass du den Keller gereinigt und alle sonstigen Aufgaben erledigt hast. Ist das klar?“
 

„Alles klar, Dominique.“ seufze ich und mache mich, mit Verdruss auf den Weg in den Keller, um die Lage unter die Lupe zu nehmen.
 

Na, toll. Der ganze Keller ist mit Gerümpel vollgeräumt, überall Staubschichten und Spinnweben. Wozu soll ich hier putzen, wenn allem Anschein nach, ohnehin nie jemand hier runterkommt? Das aufzuräumen wird Ewigkeiten brauchen. Am besten fange ich gleich damit an.
 

Zuerst räume ich das Gerümpel aus dem Keller, um es zu entsorgen.
 

Zwischenzeitlich werde ich angerufen. Ich nehme das Gespräch an, als mir bereits eine fröhliche Stimme zuzwitschert:
 

„Jenna, wo bleibst du denn? … Ich dachte, du wolltest mich abholen, damit wir gemeinsam zu der Kostümparty gehen können.“
 

„Tut mir leid, Katie, aber ich kann nicht zu der Kostümparty gehen. Dominique hat mir aufgetragen, den Keller aufzuräumen und zu reinigen.“
 

„Jenna, das tut mir leid. Dabei hast du dir doch extra ein teures Kostüm dafür gekauft, wofür du noch dazu monatelang sparen musstest. … Ich komme vorbei und helfe dir. Denn alleine und ohne dich, will ich dort auch nicht hin.“
 

„Danke, Katie, aber du musst das nicht tun. Wenigstens du sollst dich amüsieren können. Bitte geh´ auf die Party.“
 

„Nicht ohne dich, meine Liebe.“ und aufgelegt.
 

Mist. Sie wird mir keine Ruhe damit geben. Aber deshalb ist sie ja meine beste Freundin. Sie will mir beistehen und das finde ich wirklich rührend von ihr.
 

Deshalb beginne ich schon mal mit dem Staubwischen und Spinnweben entfernen, bis es an der Haustür klingelt. Seufzend gehe ich nach oben und öffne die Haustür.
 

„Hey, Jenna. Sieh´ mal, was ich in deinem Zimmer gefunden habe.“ hält sie mir ihr und mein Kostüm unter die Augen.
 

„Katie. Du warst in meinem Zimmer? Was wird das, wenn es fertig ist?“ will ich wissen.
 

„Na, wir werden auf die Kostümparty gehen.“
 

„Hast du mir nicht zugehört? Dominique wird um Halb nach Mitternacht wieder hier sein und erwartet, dass ich den Keller gereinigt und Beth´s Wäsche gewaschen habe.“
 

„Ich habe auch nie behauptet, dass deine Arbeit liegen bleiben wird. Ich bin nämlich nicht alleine gekommen.“
 

Katie tritt zur Seite und lässt drei ältere Jungs herein.
 

„Das sind Cousins vom besten Freund meines Bruders und sie haben ihre Hilfe angeboten, nachdem ich ihnen von deinem Problem erzählt habe.“
 

Mir kommen direkt Tränen der Rührung.
 

„Das hast du für mich getan?“
 

„Sicher. Du bist schließlich meine beste Freundin und ich will mit dir gemeinsam auf diese Kostümparty gehen.“
 

„Danke, Katie.“ falle ich ihr um den Hals.
 

„Genug Zeit verschwendet.“, drückt sie mich von sich, „Wir sollten uns beeilen.“
 

Ich nicke und begleite erst einmal zwei von ihnen hinunter in den Keller, da dieser die meiste Zeit beansprucht. Mit dem dritten gehe ich in Beth´s Zimmer, nehme den Kleiderstapel und zeige ihm, wie er in der hauseigenen Waschküche die zwei Waschmaschinen bedienen muss, und wo er die Wäsche zum Trocknen aufhängen soll.
 

Danach zerrt mich Katie regelrecht mit sich, damit wir das Haus verlassen und in mein Zimmer kommen, damit wir uns umziehen können.
 

Danach brechen wir schnellstens auf, in die Schule zu kommen.
 

~~~
 

Als wir verspätet die Aula betreten, sind wir absoluter Blickfang. Und laute Tanzmusik dröhnt bis zu uns vor.
 

Katie ist als Nymphe verkleidet, und ich stelle einen waschechten weißen Engel dar, mit federechten Flügeln und einem Heiligen Schein als Haarreif. Mein schneeweißes Engelsballkleid glitzert im Licht und lässt mich so, wie einen echten Engel wirken.
 

Wir tragen beide je eine Maske, so wie alle anderen Mitschüler und Besucher auch, da man sich auf der Kostümparty nicht sofort erkennen soll.
 

Ich fühle mich von Jedermann angestarrt.
 

„Du sagtest, Dominique ist gegen halb Eins wieder da. Also stell´ an deinem Handy den Wecker auf Punkt Mitternacht, damit du pünktlich zurück bist.“ schlägt mir Katie vor.
 

„Gute Idee. Danke.“ erwidere ich ihr, hole mein Handy hervor und stelle mir den Wecker.
 

Das Handy stecke ich mir unter dem Kleid an meine Beintasche, die ich extra dafür besorgt hatte. Danach blicke ich mich erst einmal um.
 

Da erblicke ich zufälligerweise dann auch mein Gegenstück. Einen schwarzen Dämonenengel mit zwei Hörnern auf dem Kopf, ebenfalls mit einer Maske unkenntlich gemacht. Auch jener starrt mich gebannt an. Und da dieser wohl eine ähnlich außergewöhnliche Idee hatte, fühle ich mich von ihm besonders angezogen. Da ich aber zu schüchtern bin, lasse ich mich von Katie weiter in den Partyraum ziehen, bis wir beim Buffet ankommen.
 

Erstaunlicher Weise muss ich auch gar nicht die Annäherung beginnen. Denn der Dämonenengel kommt von selbst auf mich zu.
 

„Interessantes Kostüm.“ werde ich angesprochen.
 

Ich wende mich diesem zu und erwidere schüchtern lächelnd:
 

„Danke. Kann ich nur zurückgeben.“
 

Da erblicke ich etwa in der Mitte der Aula die Prinzessin mit Namen Beth, die verzweifelt Seto Kaiba zu suchen scheint. Mein Augenmerk liegt aber sofort wieder auf meinem Gegenüber.
 

„Willst du vielleicht tanzen?“ reicht er mir seine Hand.
 

„Ich kann leider nicht tanzen.“ gebe ich zu.
 

„Darf ich es dir dann vielleicht beibringen?“
 

„Hm, … Ein Versuch ist es zumindest wert.“ meine ich dazu und seine Lippen verziehen sich zu einem kleinen Lächeln, während ich meine Hand auf seine lege.
 

Er führt mich auf die große Tanzfläche, wo er zum DJ geht und etwas sagt, was ich auf Grund der lauten Musik nicht verstehen kann. Dieser nickt und schon werde ich weitergezogen.
 

Plötzlich beginnt ein langsameres Lied zu spielen und der Dämonenengel nimmt meine Hände, um sie an sich anzulegen. Zaghaft berühre ich ihn an den Stellen.
 

Meine rechte Hand liegt auf seiner Schulter und meine linke in seiner Hand. Nervös lausche ich auf die Musik, während ich auf unsere Füße starre. Er beginnt diese nun so langsam zu bewegen, damit ich nachfolgen kann. Schnell merke ich, dass es immer dieselbe Schrittfolge ist. In meinem Kopf beginnt sich die Schrittfolge allmählich zu verankern, bis ich mir zutraue, meinen Blick anzuheben, und ihm direkt in die Augen zu sehen.
 

Ich bin nahezu überwältigt von diesen Augen, so wunderschön strahlen sie mir entgegen.
 

„Das machst du gar nicht so schlecht? … Willst du´s etwas schneller versuchen?“ werde ich gefragt.
 

„Solange ich nicht über meine eigenen Füße stolpere?“ erwidere ich ihm mit einer Gegenfrage, was ihn allerdings abermals zu einem leichten Lächeln bringt.
 

Er scheint nun die Standardgeschwindigkeit anzunehmen, denn er wirbelt mit mir regelrecht durch die Gegend. Anfangs hinke ich etwas hinterher, aber schon bald habe ich es raus.
 

Als die Musik dann noch langsamer wird, und zu einem Schmusesong wechselt, kommt mir der Dämonenengel ganz nah und drückt seinen Körper gar an mich. Ich schlinge, zu dieser Gelegenheit, hemmungslos meine Arme um seinen Hals und schmiege mich an ihn, weil ich mich stark zu ihm hingezogen fühle, wie nie jemandem jemals zuvor.
 

So bemerke ich auch nicht, dass ich die Missgunst sämtlicher Mädchen auf mich ziehe, da diese bereits Seto Kaiba hinter Maske erkannt haben.
 

Während des Tanzens schmiegen wir uns immer enger aneinander, obwohl ich ihm geradeso bis zu den Schultern reiche. Aber ich fühle mich einfach nur glücklich. Denn das ist das erste Mal, dass ich einem Jungen so nah bin. Deshalb habe ich auch unentwegt meinen Blick in seine Augen gehoben und lächle ihn an, obwohl mein Kopf bereits an seiner linken Schulter liegt.
 

Plötzlich höre ich Mokuba Kaiba´s Stimme von der Seite, was den Dämonenengel mit dem Tanzen innehalten, und mich irritiert zu dem Ankömmling blicken lässt, weshalb ich mich von dem Körper des Dämonenengels löse:
 

„Seto. Seit wann tanzt du denn? … Ich hab´ dich doch noch nie auf einer Party tanzen gesehen.“
 

Plötzlich kommt mir die Erkenntnis. Ich habe die ganze Zeit mit Seto Kaiba getanzt. Und Seto Kaiba tanzt nie. Warum also mit mir?
 

Da er ohnehin von seinem Bruder enttarnt worden ist, nimmt er sich nun auch die Maske ab und sieht mir mit leuchtenden Augen in die meinen.
 

„Bei diesem Engel konnte ich einfach nicht widerstehen.“, antwortet er seinem kleinen Bruder und fragt mich gleich weiter, „Bist du enttäuscht?“
 

Auf meine Lippen legt sich ein breites verlegenes Lächeln, ehe ich ihm antworte:
 

„Nein, gar nicht. Auch, wenn ich nicht wirklich mit dir gerechnet habe.“
 

„Darf ich denn jetzt auch erfahren, wer du bist?“ will er wissen.
 

Mist. Wenn er erfährt, wer ich bin, wird er mich abschießen. Er wird nie wieder etwas von mir wissen wollen. Deshalb schüttle ich meinen Kopf. Es ist besser, wenn er es nie erfährt. Außerdem wird er mich morgen bereits wieder vergessen haben. Ich hätte ja sowieso nie eine Chance bei ihm.
 

„Darf ich dann wenigstens erfahren, ob du auf diese Schule gehst?“
 

„Ja, ich gehe hier auf die Schule.“ antworte ich ihm mit einem verschmitzten Lächeln.
 

Plötzlich erklingt der Alarm von meinem Handy. Ich hole es von unter meinem Rock hervor und blicke auf die Uhrzeit.
 

„Tut mir leid, aber ich muss jetzt gehen.“ wende ich mich eiligst von ihm ab, werde aber noch einmal von ihm aufgehalten:
 

„Werden wir uns wiedersehen?“
 

„Schon möglich.“ erwidere ich ihm, ehe ich mich jetzt endgültig von ihm entferne.
 

Beim Hinauslaufen schnappe ich mir Katie, während ich mein Handy versuche, wieder unter meinem Kleid zu verstauen. Doch unbemerkt verfehle ich die Halterung und verliere mein Handy, während ich eiligst mit Katie aus der Aula laufe.
 

„Bitte, warte!“ höre ich noch Seto Kaiba´s eindringlichen Ruf, doch er verklingt, nachdem wir die Aula verlassen, den Schulhof passieren und das Schulgelände hinter uns lassen.
 

~~~ Seto´s Sicht ~~~
 

Ich eile dem Engel hinterher und hebe das Handy auf, das sie verloren hat. Schnell marschiere ich weiter zum Ausgang der Aula und blicke nach draußen, doch sie ist nicht mehr zu sehen. Sie ist verschwunden. Ich senke meinen Kopf und schließe meine Augen. Denn mir wird soeben bewusst, dass dieser Engel mein Herz berührt hat. Ich muss sie wiedersehen. Egal, wer sie ist. Ich muss sie irgendwie wiederfinden.
 

Ich öffne meine Augen wieder und blicke mir das Handy an. Es scheint sich dabei um ein recht altes Modell zu handeln. Aber ich hatte ohnehin nicht angenommen, dass sie aus reichen Verhältnissen stammt. Das wusste ich bereits, als sie mir anvertraute, dass sie nicht tanzen kann.
 

Ich spüre eine Hand schwer auf meiner Schulter lasten und will schon losschnauzen, als ich bemerke, dass die Hand zu meinem kleinen Bruder Mokuba gehört.
 

„Seto? Alles in Ordnung?“ erkundigt er sich bei mir.
 

Nein. Nichts ist in Ordnung, solange ich nicht weiß, wer dieser Engel war. Ich werfe ihm ruckartig einen Blick zu und Mokuba stockt.
 

„Ich muss wissen, wer dieser Engel war.“
 

„Seto? Geht´s dir nicht gut?“ greift er mir an die Stirn.
 

„Lass´ den Unsinn. Ich bin nicht krank.“
 

„Da bin ich mir im Moment nicht so sicher. … Denn normalerweise wärst du froh, wenn die Mädchen von dir wegbleiben.“
 

„Sie ist eben anders.“
 

„Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich behaupten, sie hat es dir ganz schön angetan. … Denn normalerweise lässt du auch niemanden so extrem nah an dich heran. Und du hast wirklich sehr eng mit ihr getanzt. Sie fast schon an dich gedrückt, als wäre sie dir noch immer zu weit entfernt. Und so, wie du sie die ganze Zeit angesehen hast …“
 

Mist, er hat Recht. Als sie mir die ganze Zeit so nah war und mich angelächelt hat, hätte ich sie am liebsten geküsst und sie noch sehr viel enger an mich gedrückt. Was stimmt nur mit mir nicht?
 

~~~ Jenna´s Sicht ~~~
 

Während wir zu mir heimwärts eilen, meint Katie belustigt:
 

„Hast du gemerkt, wie Seto Kaiba auf dich abgefahren ist? Das hat bis jetzt noch keine geschafft.“
 

„Meinst du wirklich?“
 

„Jenna, du hättest euch sehen müssen. Ihr habt so eng aneinandergeklebt, dass man hätte geglaubt, man braucht einen Klebstofflöser, um euch wieder auseinander zu bekommen.“, sie seufzt, „Ihr habt so süß zusammen ausgesehen.“
 

„Du wusstest die ganze Zeit, dass er es war?“ hake ich nach.
 

„Klar. Du etwa nicht?“
 

„Nein. Woher denn auch? Seto Kaiba tanzt schließlich nie.“
 

„Alle deine Mitschüler waren erstaunt und alle Mädchen auf dich eifersüchtig. Beth hat richtig getobt, weil sie nicht wusste, wer der Engel ist.“
 

„Ist auch besser so. Denn sie hat es ja auf ihn abgesehen. Sollte sie oder Dominique jemals erfahren, dass ich der Engel war, bin ich tot.“
 

„Ich verspreche dir, von mir erfährt niemand etwas.“
 

„Danke, Katie. Das hilft mir schon sehr, damit ich keine Probleme bekomme.“
 

„Aber, glaubst du nicht, dass er wissen wollen wird, wer der Engel nun war?“
 

„Er wird mich morgen bestimmt schon wieder vergessen haben.“
 

„Ich glaube es zwar nicht, aber, wenn du meinst.“
 

Gerade noch rechtzeitig schaffe ich es, mich umzuziehen und die Putz- und Waschhilfe wieder fortzuschicken, bei denen ich mich auch reichlich für ihre Hilfe bedankt habe.
 

Ein Kontrollblick, ob auch alles passt, schon höre ich, wie die Tür aufgeschlossen wird, und Beth sich bei ihrer Mutter beschwert. Deshalb komme ich jetzt auch ganz unschuldig aus dem Keller heraus und erkundige mich:
 

„Was ist denn hier los?“
 

„Das geht dich nichts an.“, fährt mich Dominique an, ehe sie sich erkundigt:
 

„Hast du deine Hausarbeit erledigt?“
 

„Gerade fertig geworden.“
 

„Davon werde ich mich eigenhändig überzeugen.“ scheint sie mir nicht zu vertrauen.
 

Deshalb folge ich ihr wieder hinunter in den Keller, wo sie sich genau umsieht.
 

„Wenigstens kannst du einmal etwas richtigmachen.“
 

Was soll das denn heißen? Sie tut gerade so, als könnte ich gar nichts richtigmachen. Ganz schön mies von ihr.
 

„Na, dann geh´ in dein Zimmer. Morgen gibt´s aber pünktlich Frühstück.“
 

„Ja, versprochen.“
 

„Schön. Und jetzt verschwinde.“
 

Ui, sind wir heute aber nett. So richtig gut gelaunt. Kopfschüttelnd marschiere ich wieder aus dem Keller gefolgt von Dominique, und verlasse das Haus, um in mein Zimmer zu verschwinden.
 

Glücklich Aufseufzend, weil ich Seto Kaiba heute so nah, wie noch nie jemand sonst, war, lasse ich mich auf mein Bett plumpsen. Zu dumm, dass ich mein Handy verloren hab´. Aber ich wollte mir ohnehin bald mal ein Neues besorgen. Mir tut´s nur um die ganzen Telefonnummern leid, die ich mir hart erkämpft habe, um Recherchen über das Verschwinden meiner Eltern anzustellen. Jetzt muss ich eben ganz von vorne beginnen.
 

*** Seto´s Sicht ***
 

Am nächsten Morgen, beim Frühstück, oder besser gesagt, bei meiner Tasse Kaffee, starre ich das Handy in meinen Händen sehnsüchtig an. Es ist noch schlimmer geworden. Ich habe von diesem Engel geträumt.
 

Ich habe mit ihr getanzt und diesmal bin ich regelrecht über ihre Lippen hergefallen. Konnte einfach nicht genug von ihr bekommen. Ich habe sie fest gegen mich gepresst und mit ihr geknutscht, was das Zeug hält. Und als ich aufgewacht bin, hatte ich eine Latte.
 

Verdammt, ich hatte noch nie eine Latte, von irgendwelchen Träumen. Das ist die schlimmste Schmach in meinem ganzen Leben. Meine Hormone sind total aus dem Gleichgewicht. Ich muss schnellstens herausfinden, wer mein Engel ist.
 

In der Schule angekommen, eine halbe Stunde, bevor der Unterricht beginnt, verteile ich an jeder Wand ein Umrissbild meines Engels mit einem Fragenzeichen darin. Und wer wissen sollte, um wen es sich handelt, soll mich umgehend darüber informieren. Mein kleiner Bruder hat aber eine andere Idee:
 

„Seto. So findest du sie doch nie. … Lass´ deinen Engel doch zu dir kommen.“
 

„Und wie, soll ich das, deiner Meinung nach, bewerkstelligen?“
 

„Du hast so viele Fanclubs und Groupies. Glaubst du nicht, dass jede behaupten wird, dein Engel zu sein? … Außerdem, … wie soll dein Engel denn beweisen, dass sie es ist?“
 

„Nun, … Sie müsste doch noch im Besitz ihres Kostüms sein. … Ich werde für morgen veranlassen, dass nur sie im Engelskostüm erscheinen darf. Dann werde ich sie mit Bestimmtheit wiedererkennen.“
 

„Wenn das mal nicht in die Hose geht.“ murmelt Mokuba vor sich hin.
 

„Es muss einfach klappen.“
 

Kopfschüttelnd meint Mokuba nur mehr:
 

„Ich geh´ dann in meine Schule. … Und keine Sorge, ich helfe dir bei der Suche nach deinem Engel. Ich komme zu jeder großen Pause und Mittagspause herüber in deine Schule, um dir zu helfen.“
 

„Danke, kleiner Bruder.“ bedanke ich mich bei ihm und beende das Bilderaufhängen.
 

~~~ Jenna´s Sicht ~~~
 

Als wir das Schulgelände betreten, bin ich regelrecht platt.
 

„So, so. Er hat dich also schon wieder vergessen.“ meint Katie zynisch zu mir.
 

„Oh, mein Gott. Er sucht nach mir? … Er darf niemals herausfinden, dass ich es bin.“
 

„Dann lass´ uns besser schnell in unsere Klassen gehen.“
 

Ich nicke nur, und wir beeilen uns in unsere Klassen.
 

~~~ Seto`s Sicht ~~~
 

In der großen Pause erhoffe ich mir also, dass mein Engel zu mir kommt, um ihr Handy zurückzuholen. Doch leider tauchen nur etliche Mädchen bei mir auf, die behaupten, mein Engel zu sein. Und doch weiß ich, dass es keine von ihnen ist. Diese Mädchen sind nämlich einfach nur aufdringlich. Und von der Art meines Engels weiß ich, dass sie nicht so ist. Sie wirkte nämlich eher schüchtern auf mich.
 

Nach der großen Pause gehe ich also in die Direktion und setze durch, dass mein auserwählter Engel, morgen ein Engelskostüm tragen darf, damit ich sie wenigstens so wiedersehe.
 

~~~ Jenna´s Sicht ~~~
 

Nach der Mittagspause wird uns in der Klasse unerwarteter Weise verkündet, dass der Engel, den Seto Kaiba sucht, für morgen die Erlaubnis hat, mit dem Engelskostüm zur Schule zu kommen. Ich bin entsetzt, wie verzweifelt er nach mir zu suchen scheint. Aber ich weiß auch, dass ich morgen unter keinen Umständen im Engelskostüm zur Schule gehen darf. Andererseits hätte ich schon gern mein Handy zurück, wegen der ganzen eingespeicherten Nummern. Was soll ich nur tun?
 

~~~
 

Als ich mit Katie nach der Schule den Heimweg antrete, meint sie zu mir:
 

„Du musst es ihm sagen.“
 

„Das geht nicht. Ich werde mächtigen Ärger bekommen.“
 

„Dann zieh´ dich eben erst in der Schule um. Niemand wird wissen, wer du bist, solange du deine Maske trägst.“
 

„Bist du dir sicher? … Ich mein, was mache ich, wenn Seto Kaiba mir die Maske abnimmt?“
 

„Dann wirst du wissen, ob er es ehrlich mit dir meint, oder eben nicht.“
 

„Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich mit ihm zusammenkommen könnte?“
 

„Warum denn nicht?“
 

„Hallo? Wir reden hier von Seto Kaiba.“
 

Plötzlich bricht Katie in Gelächter aus.
 

„Ja, Seto Kaiba ist schon ein Fall für sich. Da stimme ich dir zu.“ meint Katie anschließend.
 

„Du hast echt einen Knall.“ erwidere ich ihr.
 

***
 

Am nächsten Morgen überlege ich mir, ob ich mir wirklich das Engelskostüm mitnehmen soll. Sollte ich mir das Kostüm nämlich wirklich in der Schule anziehen und doch entlarvt werden, mache ich mich zum Gespött der ganzen Schule. Und wenn ich Seto Kaiba gegenüber entlarvt werde, wird er nie mehr ein Wort mit mir wechseln. Ich habe einfach Angst. Was soll ich nur tun?
 

Na, ja, mitnehmen kann ich es ja. Ich muss es ja nicht unbedingt anziehen. Außerdem gehe ich ohnehin davon aus, dass alle Mädchen in Engelskostümen erscheinen werden. Da fällt bestimmt nicht auf, dass ich keins trage. Oh, und Katie wird auch keins tragen.
 

Seufzend mache ich mich also auf den Weg zur Schule, wo ich Katie vor dem Schultor treffe.
 

„Und? Hast du es mit?“
 

Ich nicke nur.
 

„Wirst du es auch anziehen?“
 

Ich schüttle unsicher mit dem Kopf.
 

„Ach, komm´ schon. Er wird nicht aufgeben, ehe er dich gefunden hat.“
 

„Dann sag´ du ihm doch, dass er aufhören soll, nach mir zu suchen.“
 

„Ich weiß was Besseres. Morgen findet doch Beth´s Geburtstag bei euch statt. Ich werde ihm zukommen lassen, dass er zu der Geburtsparty kommen soll, wenn er dich wirklich finden will. … Und wenn er morgen dann zu euch kommt, werde ich ihn direkt zu dir bringen. Na, was meinst du?“
 

„Na, ich weiß nicht. Das klingt mir fast zu einfach. … Außerdem, sollte er wirklich zu Beth´s Geburtstagsparty kommen, wird bestimmt Beth ihn die ganze Zeit belagern. Wie willst du ihn da, zu mir bringen? … Dominique wird mich sicher nicht dabeihaben wollen, wie jedes Jahr.“
 

„Mach´ dir keinen Kopf. Ich kriege das schon hin. Verlass´ dich nur auf mich. Ich verhelfe dir schon zu deinem Liebesglück.“ grinst sie mich schelmisch an.
 

„Red´ nicht so einen Stuss.“ werde ich verlegen.
 

„Ich weiß doch, dass du ihn liebst. Jetzt fang´ doch endlich an, zu kämpfen. Deine Chancen sind nämlich enorm gestiegen.“
 

„Aber, ich würde mich doch gar nicht trauen, ihn anzusprechen.“
 

„Er kriegt dich schon zum Reden, glaub´ mir.“
 

Da die Schulglocke läutet, machen wir uns auf den Weg in unsere Klassen. So stelle ich schon einmal fest, dass alle Mädchen in Engelskostümen stecken und sichtlich miteinander streiten, weil jeder Seto Kaiba´s Engel sein will. Dabei sehen ihre Kostüme nicht einmal schön aus.
 

Bei einer dickeren Mitschülerin quillt sogar eklig das Fett aus den Seiten heraus. Deshalb bin ich mir ziemlich sicher, dass Seto Kaiba das Entsetzen, in der großen Pause, packen wird. Und der Direktor wird einen Aufstand machen, weil nur einer Schülerin die Erlaubnis erteilt wurde, ihr Engelskostüm anzuziehen. Und zwar mir. Aber, das weiß ja niemand. Vielleicht ist es auch besser, wenn es niemand erfährt.
 

~~~
 

Zur großen Pause sehe ich mir das Spektakel aus der Ferne mit an. Und irgendwie tut er mir einfach nur leid. Er wirkt tatsächlich enttäuscht, weil sein Engel nicht bei den Engeln dabei ist. Vielleicht sollte ich ihn wissen lassen, dass ich nicht gefunden werden will. Aber direkt kann ich es ihm nicht sagen.
 

Da Katie gerade auf mich zukommt und mich vorwurfsvoll ansieht, weiß ich, was los ist.
 

„Warum steht nicht vorne bei ihm?“ wirft sie mir vor.
 

„Ich kann das nicht. … Er soll aufhören, nach mir zu suchen.“
 

„Das kommt auf keinen Fall in Frage. Du wirst nicht auf dein Glück verzichten. Denk doch wenigstens einmal nur an dich selbst. Er könnte dir dabei helfen, herauszufinden, was mit deinen Eltern passiert ist.“
 

„Stimmt auffallend, da er über die Mittel und die Macht verfügen würde. Aber ich würde ihn nie ausnutzen wollen. Also, vergiss´ das ganz schnell wieder. Ich will es auf eigene Faust schaffen.“
 

Unerwartet tritt Mokuba Kaiba auf uns zu.
 

„Du wolltest mir etwas mitteilen?“ fragt er an Katie gewandt und meine Augen weiten sich.
 

Schnell verstecke ich mich hinter dem Baum, an dem ich gelehnt hatte, ehe Katie zu mir gestoßen ist.
 

„Ja. Morgen findet doch bei den Montgomery´s Beth´s Geburtstag statt. Ich weiß aus zuverlässiger Quelle, dass der Engel sich dort aufhalten wird. Aber, nicht unter den Partygästen.“ erzählt ihm Katie gelassen und ich schicke ihr Mörderblicke.
 

Wie kann sie mir so dermaßen in den Rücken fallen? Sie sollte es doch lassen, mich mit Seto Kaiba verkuppeln zu wollen. Ist aber eigentlich klar, dass Seto Kaiba´s kleiner Bruder jeder Spur nachgeht, die seinem größeren Bruder bei der Suche helfen könnte. Was soll ich denn jetzt nur tun? Katie hat mich indirekt verraten.
 

„Danke, für den heißen Tipp.“ lächelt Mokuba Kaiba erfreut, endlich einen Hinweis zu haben.
 

Dann beugt sie sich zu ihm und flüstert ihm auch noch etwas zu, was ich nicht verstehen kann. Wie unfair.
 

Daraufhin leuchten allerdings Mokuba´s Augen und seine Lippen verziehen sich zu einem Grinsen.
 

Nachdem Mokuba Kaiba gegangen ist, fahre ich sie an:
 

„Was soll dieser Mist?“
 

„Ich werde dir zu deinem Glück verhelfen, ob du willst oder nicht.“ entgegnet mir Katie.
 

„Was hast du ihm überhaupt zugeflüstert?“ will ich jetzt wissen.
 

Sie aber grinst mich nur spitzbübisch an, ehe sie meint:
 

„Jetzt reg´ dich doch nicht so auf. Ich helfe doch nur deinem Glück auf die Sprünge, weil ich weiß, dass du ihn liebst.“
 

„Dann werde ich eben leugnen, dass ich sein Engel bin.“
 

Sie schüttelt nur seufzend den Kopf, ehe sie mich fragt:
 

„Bist du sicher, dass du auf dein Glück verzichten willst?“
 

Ich verdrehe aber nur meine Augen. Das ist schließlich meine Sache. Und ich weiß, dass er mich abweisen wird, sobald er erfährt, dass ich sein Engel bin. Und das will ich mir eben ersparen. Außerdem wird Beth mir das nie verzeihen.
 

Plötzlich kommt Beth mit meiner Tasche auf mich zugestampft und beginnt sofort mit mir zu schimpfen:
 

„Du verdammtes Miststück. Du warst die ganze Zeit der Engel. Wie konntest du mir das nur antun? Das werde ich meiner Mutter erzählen.“
 

Au, Weiha. Ich ahne Schlimmes auf mich zukommen.
 

„Und du hast das scheinbar auch noch gewusst. Dass du dich gar nicht schämst.“ spricht sie jetzt Katie an, die sichtlich in sich zusammenschrumpft, weil sie damit offensichtlich nicht gerechnet hat.
 

„Andererseits, …“ scheint Beth eine fiese Idee zu kommen, „Ich werde mir dein Engelskostüm aneignen und selbst anziehen. Das schuldest du mir einfach, nach deiner miesen Nummer. Und wehe, du wagst es noch einmal, auch nur in die Nähe von Seto Kaiba. Er gehört mir, klar?“
 

Ich senke meinen Kopf resigniert und nicke eingeschüchtert.
 

Nachdem Beth wieder davongestöckelt ist, meint Katie:
 

„Es tut mir so leid. Das wollte ich nicht. Ich habe alles nur noch schlimmer gemacht.“
 

„Schon gut. Ich wusste, dass so etwas passieren kann. … Mir ist klar, dass Seto Kaiba auf sie hereinfallen wird. Und ich werde nichts dagegen tun können. … Außerdem wollte ich ja ohnehin nicht gefunden werden.“
 

Plötzlich beginnt Katie breit zu grinsen.
 

„Was grinst du jetzt auch noch so blöd?“ fühle ich mich von ihr verarscht.
 

„Ach, nichts.“ grinst sie mich nur weiterhin an.
 

Und es kommt mir so vor, als hätte es etwas damit zu tun, was sie Mokuba zugeflüstert hat. Aber, ich werde es schon noch herausfinden.
 

~~~
 

In der Mittagspause ist es dann soweit. Beth stöckelt in meinem Engelskostüm zu Seto Kaiba´s Parkbank und drängt sich ihm regelrecht auf. Natürlich erkennt er sofort das Kleid wieder, in dem er mich erblickt hat, doch er sieht sichtlich skeptisch drein.
 

Mich würde wirklich interessieren, was Katie Mokuba Kaiba zugeflüstert hat. Denn Seto Kaiba müsste auf sie reinfallen. Aber er wirkt keineswegs so, als wäre er von Beth´s Aktion angetan. Ob er wohl mitbekommen hat, dass ich eher schüchtern war? Ich habe ehrlich gesagt, keine Ahnung.
 

„Ich hab´ die Schnauze voll. Bitte, keine Engel mehr!“ ruft er über den Schulhof aus und ich bin erleichtert, dass er seine Suche scheinbar aufgibt.
 

Das erspart sowohl ihm, als auch mir weiteren Kummer.
 

***
 

In der Schule gab es diesmal keine besonderen Vorkommnisse, außer, dass die Suchbilder von den Wänden verschwunden sind, und dass noch einige Mädchen versucht haben, Seto Kaiba davon zu überzeugen, dass sie sein Engel sind. Er ist aber gar nicht mehr darauf eingegangen, wie ich ihn beobachten durfte. Ich konnte ihn sogar gestikulieren sehen, dass er die Suche aufgibt.
 

Na, ja, nicht ganz, keine besonderen Vorkommnisse.
 

Auf dem Flur sind wir uns begegnet und er hatte das erste Mal seinen Blick gehoben, als ich an ihm vorbeigegangen bin. Sein direkter trauriger Blick in meine Augen war zwar nur kurz und doch hat er mein Innerstes stark aufgewühlt. Ich würde ihm so gerne sagen, dass ich sein Engel bin, damit er nicht mehr so traurig aussieht. Sein trauriger Blick hat mich richtig geschmerzt.
 

Eigentlich hätte er sich wundern müssen, dass ich ihn nicht gleich angeflogen bin, vonwegen ‚Ich bin dein Engel.‘ Denn jedes Mädchen hat es heute bereits mehrmals versucht. Doch ich bin einfach an ihm vorbei. Ich hatte meinen Kopf gesenkt und meine Augen geschlossen, während ich einfach weitergegangen bin, damit ich nicht doch auf die Idee gekommen wäre, ihm nachzusehen.
 

Und jetzt bin ich in der Küche der Montgomery´s, um das Buffet zu kochen. Beth´s Geburtstagsparty beginnt schließlich um 18 Uhr, also in einer Stunde, und da muss alles perfekt sein, wie Dominique so schön sagte. Das Schlimmste allerdings ist, dass ich diesmal den Pool grundreinigen darf, während Beth´s Geburtstagsparty. Schöner Schlamassel.
 

~~~
 

Um Punkt 18 Uhr ist die Geburtsparty bereits in vollem Gange und es kommen stetig immer mehr Gäste. Ich habe mir bereits der Putzutensilien angenommen, um den Pool zu schrubben.
 

Das sanfte Licht von dem umgebenden Licht der Gartenlaternen bietet mir ausreichend Sicht, um den Pool überblicken zu können. Wenigstens muss ich nicht blind putzen.
 

Ich bin gerade dabei, die Wände des Pools ordentlich einzuschäumen, als ich Schritte vernehme. Skeptisch lausche ich. Denn meines Wissens ist Katie heute zuhause geblieben, weil sie ohnehin nicht zur Party eingeladen ist. Genauso wenig, wie ich.
 

Als ich mir einer Silhouette gewahr werde, klettere ich aus dem leeren Pool und rufe ängstlich aus:
 

„Wer ist da?“
 

Könnte sich jemand von den Partygästen hier raus, in den Garten, verirrt haben? Dennoch hat meine Stimme leicht gezittert. Ich bin es nicht gewohnt, so laut meine Stimme zu erheben.
 

Ich erhalte keine Antwort, aber die Schritte haben innegehalten. Die Silhouette ist aber immer noch zu sehen.
 

„Zeigen Sie sich.“ fordere ich die Person auf, die sich im Schatten versteckt.
 

Unerwartet macht die Person einige weitere Schritte, bis sich das Gesicht im Licht erkenntlich zeigt. Meine Augen weiten sich.
 

Katie hat scheinbar wirklich bewirkt, dass Seto Kaiba hier auftaucht. Und verdammt. Er hat mich gefunden. Was mach´ ich denn jetzt?
 

Verunsichert blicke ich auf mich herab. Ich sehe einfach nur furchtbar aus. Wie kann Katie mir so etwas antun?
 

„Ich habe gehört, dass sich hier mein Engel finden lässt.“ lässt er mich wissen, nachdem ich ihn offensichtlich erkannt habe.
 

Nervös antworte ich ihm:
 

„Du musst dich verhört haben. Hier gibt es keinen Engel.“ und weiche seinem Blick aus, weil ich mich meiner einfach nur schäme.
 

Seine Lippen verziehen sich zu einem leichten Lächeln, als ich kurz wieder zu ihm blicke.
 

„Dann beweise es.“ fordert er mich auf, während er mir unerwartet eine Tasche auf den Rand des Pools in die Mitte zwischen uns wirft, die eine Distanz von fünf Metern beschreibt.
 

Irritiert nähere ich mich der Tasche und hole den Inhalt heraus. Mit Entsetzen stelle ich fest, dass es mein Engelskostüm ist. Das hatte mir doch Beth weggenommen. Wie ist er darangekommen?
 

„Zieh´ es an und beweise mir, dass ich mich irre, dass es hier einen Engel gibt.“ formuliert er seine Aufforderung um.
 

Ich presse meine Lippen zusammen und überlege mir, ob ich mich dieser Nummer entziehen kann. Aber, mir fällt im Moment nichts Anderes ein, als vielleicht, an meinem Aussehen die Anpassung an seinen gesehenen Engel, sowie die Accessoires wegzulassen.
 

„Also schön.“ erwidere ich ihm, denn ich habe ja ohnehin keine andere Wahl, als seiner Aufforderung nachzukommen.
 

Ich drehe mich um und verschwinde in den Schuppen, der mein Zimmer beherbergt. Ich lege das Engelskostüm auf meinem Bett ab, gehe ins Bad, um mich zu waschen und meiner Schutzkleidung zu entledigen. Danach kehre ich ins Zimmer zurück und schlüpfe ins Engelskostüm.
 

Anschließend betrachte ich mich im Spiegel. Meine Haare sind immer noch zu einem Pferdeschwanz gebunden, obwohl ich sie offengetragen hatte.
 

Nickend verlasse ich daraufhin mein Zimmer, als ich beinahe in ihn hineinrenne. Gerade noch rechtzeitig weiche ich zurück, an meine geschlossene Zimmertür.
 

„Siehst du? Ich bin nicht dein Engel.“
 

„Hm, … Da fehlt noch etwas.“ tritt er unerwartet näher auf mich zu, während er belustigt geklungen hat, und zieht mir mein Haargummi aus den Haaren.
 

Er streicht mir auch zweimal durch meine Haare, um sie aufzulockern. Danach zieht er doch beinhart den Haarreif hinter seinem Rücken hervor und setzt ihn mir auf den Kopf.
 

Anschließend setzt er mir auch noch die Maske vor die Augen, die ich verzweifelt schließe. Jetzt sehe ich tatsächlich aus, wie der Engel, der mit ihm getanzt hat.
 

„Ich wusste es.“ flüstert er mir zu, während ich wieder meine Augen öffne und zu ihm nach oben blicke.
 

Sein Blick ist zu mir herabgesenkt.
 

„Endlich habe ich dich gefunden.“ haucht er kaum hörbar, während ich spüre, dass er seine Hände an meine Wangen legt.
 

Er hat mein Gesicht in seine Hände genommen, während ich an meiner Zimmertür lehne. Ich sitze in der Falle und bin ihm vollkommen ausgeliefert. Aber, viel schlimmer ist, ich bin enttarnt.
 

Dann bemerke ich allerdings, wie er mit seinem Gesicht meinem immer näherkommt. Ich versinke regelrecht in seinen wunderschönen blauen Augen, während ich mich wiederholt stark zu ihm hingezogen fühle. Die Schmetterlinge in meinem Bauch toben.
 

Dennoch lege ich meine Hände an seine, weil ich es niemals soweit kommen lassen wollte. Ich werde einen mordsmäßigen Ärger bekommen, wenn man uns hier erwischt.
 

Doch, dann ist es schon zu spät. Seine Lippen berühren meine und es fühlt sich überwältigend an. Und wollte ich ihn vorhin noch daran hindern, mir zu nahe zu kommen, so will ich ihm jetzt einfach nur nahe sein. Deshalb entferne ich meine Hände von seinen, streiche seine Arme entlang über seine Schultern und schlinge schlussendlich meine Arme um seinen Hals, weil ich ihm nicht nah genug sein kann.
 

Der Kuss ist anfangs vorsichtig und herantastend, doch schon kurz darauf spüre ich seine Zunge an meinen Lippen. Ich öffne ihm meine Lippenpaare, um ihn einzulassen, während ich ihm mit meiner Zunge bereits entgegenkomme.
 

Schon schmiegen sich unseren Zungen zärtlich aneinander und beginnen ein sanftes Spiel, das allmählich ungestümer wird, während wir uns immer fester aneinanderpressen. Seine linke Hand schiebt sich sogar von meiner Wange in meinen Nacken, um mich bei ihm zu halten.
 

Erst, als uns der Sauerstoff knapp wird, lösen wir unsere Zungen und dann auch unsere Lippen voneinander. Und mir wird auch sofort ein umwerfendes wunderschönes Lächeln zugeworfen, begleitet von einem leuchtenden, strahlenden Blick.
 

Ich werde sofort verlegen und meine Wangen beginnen zu brennen. Aber meinen Blick abzuwenden, schaffe ich nicht. Zu schön wirkt er im Moment in meinen Augen.
 

Ich kann noch immer nicht glauben, dass ausgerechnet Seto Kaiba von mir so sehr angetan ist, dass er nichts unversucht gelassen hat, mich zu finden.
 

„Ich nehme an, dass das hier dein Handy ist.“ reicht er mir nun mein Handy zurück.
 

Erfreut, es endlich wieder zu bekommen, nehme ich es ihm ab und bedanke mich:
 

„Danke. Ich hatte es schon vermisst.“
 

„Willst du mir vielleicht verraten, wobei ich dich eigentlich gestört habe, bevor ich erschienen bin?“ erkundigt er sich sichtlich neugierig.
 

Oh, Weiha. Mir fällt gerade wieder ein, dass er eigentlich gar nicht hier sein sollte.
 

„Du musst wieder gehen.“ versuche ich ihn zum Verschwinden zu bringen.
 

„Aber, wieso denn?“ will er eindringlich wissen.
 

„Wenn man dich hier bei mir entdeckt, kriege ich Ärger.“
 

„Irgendwie komme ich da nicht so ganz mit.“ gibt er zu.
 

„Na, weil Dominique mir die Hölle heiß machen wird, weil doch Beth auf dich steht. Dominique ist die Hausherrin und Beth ihre Tochter. … Ich bin nur das Hausmädchen.“ beichte ich ihm dann endlich.
 

„Das verstehe ich jetzt nicht. … Wenn du nämlich das Hausmädchen wärst, müsstest du dann nicht im Haus bei den Partygästen sein?“ spricht er etwas Wahres an.
 

„Das ist etwas kompliziert. … Dominique ist mein Vormund.“ gestehe ich ihm das, was kein Mensch sonst weiß, außer meiner besten Freundin Katie.
 

Seine Augen weiten sich und sein Blick verfinstert sich.
 

„Bist du adoptiert?“ fragt er nach, doch ich schüttle nur meinen Kopf.
 

„Sie hat mich aufgenommen, nachdem meine Eltern spurlos verschwunden sind. Und da Edwin Montgomery und mein Vater sehr gute Freunde waren, bis zu seinem Tode, hat mich seine Frau aufgenommen, um ihren guten Willen zu zeigen. … Ich vermute aber eher, dass sie es nur auf die Hinterlassenschaft meiner Eltern abgesehen hatte, über das sie, da sie als mein Vormund fungiert, Zugriff hat. … Es wurde nämlich alles verkauft. … Nur habe ich von dem Geld noch nie einen Cent gesehen und musste für mein Leben hier als Hausmädchen arbeiten. … Im Schuppen befindet sich mein Zimmer.“
 

„Edwin Montgomery? Der Name sagt mir etwas.“, hat er seine Stirn gerunzelt, „Wenn du mir jetzt noch deinen Namen verrätst?“ grinst er jetzt schelmisch.
 

„Jenna White.“ antworte ich ihm verlegen.
 

„Du weißt aber schon, dass zu arbeiten neben der Schule nicht gestattet ist?“
 

„Ich weiß. Aber, du wirst mich doch nicht verraten?“ sehe ich ihn ängstlich an.
 

„Keine Sorge. Ich werde niemandem etwas verraten. … Ich finde nur interessant, dass Dominique Montgomery dir nicht die Chance genommen hat, weiterhin zur Schule zu gehen.“
 

„Na, ja, sie nimmt die Schule oft als Erpressungsversuch. Und solange ich tue, was sie will, lässt sie mich auch zur Schule gehen. … Nur stört es sie gewaltig, dass ich gegen ihr Verbot, auf die Kostümparty zu gehen, verstoßen habe. Darum jetzt auch die Strafarbeit, den Pool zu reinigen und das Verbot, mich dir anzunähern oder auch nur ein Wort mit dir zu wechseln. Außerdem habe ich lebenslangen Hausarrest.“
 

„Oh.“ scheint ihn die Erkenntnis zu treffen.
 

„Ja, oh. … Deshalb musst du jetzt auch gehen, bevor dich noch jemand bei mir sieht. … Außerdem putzt sich der Pool nicht von alleine.“
 

„Ich werde gehen. Sei dir aber sicher, dass ich wiederkommen werde. … Wir sehen uns in der Schule.“ beugt er sich zu mir herab und stiehlt sich einen Kuss, ehe er sich abwendet und wieder im Schatten verschwindet.
 

Kurz blicke ich ihm verträumt nach, dann reiße ich mich zusammen und lasse die Beweise, dass er hier war, schnellstens in meinem Zimmer verschwinden. Das Engelskostüm verstaue ich wieder in der Tasche und verstecke es unter meinem Bett. Danach schlüpfe ich wieder in die Schutzkleidung und mache mich daran, den Pool weiter zu reinigen.
 

***
 

Am nächsten Tag treffe ich wieder Katie vor dem Schultor und werde sofort gefragt:
 

„Und? War Seto Kaiba gestern bei dir?“
 

„Pscht.“ mache ich ihr klar, dass sie nicht so laut reden soll.
 

„Entschuldige.“
 

„Ja, er war gestern bei mir und hat herausgefunden, dass ich sein Engel bin.“ flüstere ich ihr zu.
 

„Und weiter? Wie hat er reagiert?“ will sie flüsternd wissen.
 

„Wir haben uns geküsst.“ gestehe ich ihr leise.
 

„Das ist ja toll. … Und wie küsst er so?“ fragt sie mich flüsternd.
 

„Es war einfach toll. … Wir haben uns aber auch unterhalten.“ erzähle ich ihr leise.
 

„Das ist gut. … Ich bin sicher, dass ihr jetzt zusammen seid.“
 

„Wie kommst du denn darauf?“
 

„Jenna. Er hat dich geküsst. Das sagt doch schon alles.“
 

„Das sagt überhaupt nichts.“
 

Sie rollt mit ihren Augen.
 

Zum Glück erklingt die Schulglocke und erlöst mich von diesem Gespräch.
 

„Das Thema ist noch nicht beendet.“ lässt mich Katie allerdings wissen.
 

Na, toll, das hatte ich befürchtet. Nichts destotrotz marschieren wir jetzt ins Schulgebäude, um in unsere Klassen zu gehen.
 

Auf dem Flur zu meiner Klasse weiten sich allerdings meine Augen.
 

„Was machst du hier?“ frage ich Seto Kaiba.
 

„Ich habe auf dich gewartet. Ich will mir nur von dir etwas holen.“
 

„Und was?“
 

„Das.“ und schon liegen seine Lippen auf meinen.
 

Mein Herz macht Freudenhüpfer. Und meine Sehnsucht nach ihm, will ihn auch gar nicht mehr gehen lassen. Ich kralle verzweifelt meine Finger in seinen Rollkragenpulli, während ich ihm gar nicht nah genug sein kann.
 

Der Kuss zieht sich mehrere Sekunden in die Länge, als mein Lehrer, der gerade in meine Klasse marschieren wollte, uns erblickt und sich räuspert, ehe er meint:
 

„Sollten Sie nicht in ihren Klassen sein?“
 

Wir schrecken auseinander und blicken ertappt zum Lehrer. Dessen Blick scheint aber bei Seto Kaiba liegen zu bleiben.
 

„Los, gehen Sie.“, dann richtet er sich an mich, „Kommen Sie, Miss White. Es hat bereits zum Unterricht geläutet.“
 

Seto Kaiba nickt nur dankbar, ehe er sich abwendet und geht. Und ich lächle, während ich ihm nachblicke. Der Lehrer lässt mich sogar vor ihm hinein, somit erwartet mich keine Strafe, für das zu späte Eintreten in die Klasse.
 

~~~
 

In der großen Pause belagert mich auch wieder Katie. Und weil sie keine Ruhe gibt erzähle ich ihr alles. Auch das Zusammentreffen auf dem Flur vor meiner Klasse.
 

Sie freut sich einfach nur riesig für mich. Und ich kann es auch nicht lassen, immer wieder verträumt zu ihm zu blicken, während er auf seiner Parkbank hockt und sich mit seinem kleinen Bruder Mokuba unterhält. Auch Seto scheint ihm alles zu erzählen, während sich öfter mal unsere Blicke treffen.
 

Seto Kaiba verzieht alsbald allerdings eine ernste Miene und deutet auch einmal in Beth´s Richtung. Daraus schließe ich, dass er Mokuba begreiflich zu machen versucht, dass er nicht einfach so zu mir rüberkommen kann. Danach zeigt er ihm auch etwas auf dem Laptop und Mokuba´s Gesichtszüge werden entsetzt.
 

Worüber unterhalten sich die beiden jetzt nur? Es hat aber scheinbar nichts mehr mit uns zu tun. Vielleicht hat er auch einfach Probleme in seiner Firma?
 

„Hey. Du hörst mir ja gar nicht mehr zu.“ bemerkt Katie richtig.
 

„Entschuldige. Ich war komplett mit meinen Gedanken bei Seto Kaiba.“
 

„Du nennst ihn immer noch Seto Kaiba? Ich denke, er hätte nichts dagegen, wenn du ihn nur Seto nennst.“
 

„Spinnst du? Du weißt doch, dass er es nur zulässt, ihn Kaiba zu nennen.“
 

„Du bist aber jetzt seine Freundin.“
 

„Das steht doch noch gar nicht fest.“
 

„Doch. Da wette ich sogar drauf.“
 

„Argh.“
 

Und schon kichert Katie über mein Verhalten.
 

„Ach, komm schon, Jenna.“, meint sie, nachdem sie sich wieder beruhigt hat, „Jeder Blinde sieht, dass ihr zusammengehört.“
 

„Ja, klar. Jeder Blinde, außer Beth und die ganze Schule.“
 

Wieder lacht Katie kurz auf, ehe sie mir erklärt:
 

„Die wollen es nur einfach nicht wahrhaben. So ist das, und nicht anders.“
 

Jetzt kann ich nur grinsend den Kopf schütteln und klarstellen:
 

„Du hast wirklich einen Knall. Und zwar einen Gewaltigen.“, was sie nun zum Lachen bringt.
 

~~~
 

In der Mittagspause sehne ich mich bereits nach seiner Nähe, halte es kaum noch aus, ihn nur aus der Ferne betrachten zu können. So bemerke ich auch nicht, wie sich uns Mokuba Kaiba annähert.
 

„Hey, Katie und hallo, Jenna. Ich habe eine Nachricht von Seto für dich.“ reicht er mir einen gefalteten Brief.
 

Ich nehme den Brief an mich und entfalte ihn, um ihn zu lesen:
 

„Liebste Jenna.
 

Es ist für mich nicht auszuhalten, dich nur aus der Ferne betrachten zu können, damit du keinen Ärger bekommst. Ich will dich in meiner Nähe wissen. Dich ganz nah bei mir haben. Deshalb werde ich mir eine Lösung einfallen lassen.
 

Doch vorerst würde ich dich bitten, mich nach der Schule vor dem Schultor zu treffen, damit ich dir noch einmal für einen Moment nah sein kann, bevor sich unsere Wege endgültig trennen, für den heutigen Tag.
 

Aber sei dir sicher, dass ich heute Abend noch einmal zu dir kommen werde. Ich muss dir einfach nah sein. Denn ich halte es nicht aus, so lange von dir getrennt zu sein.
 

Teile Mokuba bitte deine Entscheidung mit.
 

Dein Seto.“
 

Katie, die, über meine Schulter gebeugt, mitgelesen hat, meint:
 

„Das ist schon beinahe eine Liebeserklärung.“
 

„Red´ doch nicht immer so einen Unsinn.“ stemple ich Katie´s Aussage als Einbildung ab.
 

Grinsend wirft Mokuba ein:
 

„Deine Freundin hat Recht. Seto ist nämlich total in dich verschossen.“, nun wird sein Gesichtsausdruck allerdings sehr ernst, „Darum warne ich dich. Solltest du Seto nur ausnutzen wollen und eigentlich nichts für ihn empfinden, dann kriegst du es mit mir zu tun.“
 

„Keine Sorge, Jenna ist schon wesentlich länger, abgöttisch, in deinen großen Bruder verknallt, als, seit der Kostümparty.“ mischt sich Katie sehr offenherzig ein.
 

Ich bedenke sie mit einem finsteren Blick, ehe ich ihr vorwerfe:
 

„Musst du ständig alles offen breitschlagen?“
 

„Sicher. Du selbst kriegst ja deinen Mund nicht auf.“ rechtfertigt sie sich, mit einem hinterlistigen Grinsen.
 

Ich schnaube frustriert und Mokuba grinst nun wieder, ehe er sich erkundigt:
 

„Und wie lautet deine Entscheidung? Wirst du nach der Schule auf Seto warten?“
 

„Ja, sicher.“ antworte ich nur verlegen.
 

„Sie kann es kaum erwarten. Sie starrt ständig zu ihm rüber, weil sie es selbst kaum aushält, ihm wieder nah zu sein. Sie ist die ganze Zeit sogar nicht einmal mehr ansprechbar.“ plaudert Katie wiederholt einfach drauf los.
 

„Ich sollte dir ein Klebeband über deine vorlaute Klappe kleben.“ lasse ich sie wissen, wenn sie weiterhin einfach vertraute Informationen ausplaudert.
 

Sofort hebt sie abwehrend grinsend ihre Hände und Mokuba beginnt sogar zu kichern.
 

„Argh.“ ärgere ich mich, weil ich scheinbar kein Mitspracherecht mehr besitze, obwohl es hier eigentlich nur um Seto und mich geht.
 

Wieso mischen sich die Beiden eigentlich so penetrant in diese Sache ein? Muss das sein?
 

Zumindest verabschiedet sich Mokuba jetzt endlich und geht zu Seto zurück, um ihm meine Antwort mitzuteilen. Sofort, nachdem Mokuba ihm scheinbar alles erzählt hat, finde ich mich mit seinem erfreuten Gesicht konfrontiert.
 

Ich kann nicht einmal verhindern, dass meine Wangen höllisch brennen, weil mir das Verhalten von Katie einfach viel zu peinlich war. Vor allem, was sie Mokuba alles offenbart hat. Sie konnte einfach nicht ihre Klappe halten.
 

Doch Mokuba scheint noch nicht fertig, mit seiner Erzählung, zu sein. Denn unvorhergesehen verziehen sich seine Lippen zu einem Grinsen, bis er doch tatsächlich ins Kichern verfällt. Auch Mokuba grinst breit, während er ihm scheinbar noch den Rest erzählt.
 

Etwas später verabschiedet sich Mokuba dann zum Glück wieder von Seto, weil er in seine Schule zurückmuss, bevor die Mittagspause zu Ende ist. Dennoch freue ich mich bereits riesig darauf, Seto nach der Schule wieder nah sein zu dürfen.
 

Nachdem das Ende der Mittagspause durch die Schulglocke eingeläutet wird, kehren wir wieder in unsere Klassen zurück.
 

~~~
 

Als die Schulglocke das Ende der letzten Unterrichtsstunde für den heutigen Tag einläutet, räume ich meine Sachen flink zusammen und beeile mich, das Schulgebäude zu verlassen.
 

Auf dem Schulhof treffe ich dann auch wieder Katie und wir gehen gemeinsam über den Schulhof, bis vor das Schultor, wo sie mit mir auf Seto warten will. Denn laut seinem Brief, den ich mir aufheben werde und eingesteckt habe, darf ich ihn jetzt Seto nennen.
 

Dann bemerke ich allerdings seine Limousine vor der Schule warten. Er wird wohl anschließend in seine Firma fahren. Aber, wird es denn nicht auffallen, wenn er nicht sofort in die Limousine steigt und wegfährt?
 

Wir beobachten eine ganze Weile die Welle an Schülern, die die Schule verlassen. Doch allmählich werden es immer weniger, bis ich auch endlich Seto aus dem Schultor treten sehe. Er geht schnurstracks auf seinen Chauffeur zu, der gerade aus der Limousine steigt, und flüstert ihm etwas zu. Dieser nickt, da er Seto wohl gerade die Fahrgastkabinentür öffnen wollte, und steigt wieder hinter das Steuer. Schon fährt die Limousine ohne ihn weg, biegt in die nächste Straße ein und parkt dort, wie es scheint.
 

Dann erblickt mich Seto auch endlich, kommt auf mich zu und verwickelt mich in einen stürmischen Kuss, während er mich fest an sich drückt. Sofort schlinge ich meine Arme um seinen Hals und erwidere den Kuss genauso stürmisch. Gerade so, als hätten wir uns Ewigkeiten nicht gesehen.
 

Wenig später höre ich auch Mokuba Katie begrüßen, während Seto und ich einfach nicht voneinander ablassen können.
 

Um zwischenzeitlich Sauerstoff zu tanken, setzen wir ab und fallen sofort wieder über unsere Lippen her. Gott, wie hatte ich Sehnsucht nach ihm. Ich habe das Gefühl, einfach nicht genug von ihm zu bekommen.
 

Doch irgendwann beschwert sich Katie:
 

„Jetzt ist es aber mal langsam genug. Wir sind auch noch da.“
 

Somit trennen wir unsere Zungen und Lippen widerwillig voneinander, während mich Seto bei sich behält, um sichtlich meine Nähe nicht missen zu müssen.
 

„Jenna, hast du auch daran gedacht, wann du wieder Zuhause sein musst, damit Dominique keinen Verdacht schöpft?“ erinnert mich Katie glücklicherweise.
 

Seto und Mokuba bedenken sich mit besorgten Blicken, während ich in meinem Kopf nachrechne, wie lange ich bis nach Hause brauche, und wann Dominique mich spätestens erwartet. Deshalb antworte ich, nach einem Blick auf meine Armbanduhr:
 

„Ich habe maximal zehn Minuten, bis ich da sein muss, wenn ich die Wegzeit einberechne.“
 

Sofort wirken alle drei erleichtert.
 

„Ich wollte dich ohnehin etwas fragen.“ macht jetzt wieder Seto auf sich aufmerksam und ich sehe ihn fragend an.
 

„Du hast mir doch gestern Edwin Montgomery erwähnt und ich erinnere mich an einen Artikel in der Tageszeitung, in der etwas gestanden hat, wegen seines Todesfalls. … Kennst du zufällig die näheren Umstände?“ wirkt Seto tatsächlich interessiert.
 

Wenn er schon fragt, kann ich ihm eigentlich über alle meine Kenntnisse einweihen. Deshalb erzähle ich ihm auch, was ich weiß:
 

„Meines Wissens wollte er sich von Dominique scheiden lassen. Das wurde aber nie offiziell. … Zumindest hatte er meinen Vater einbezogen, um Vorsichtsmaßnahmen vorzunehmen und schrieb ein Testament, in dem mein Vater alle seine Besitztümer erben sollte, das er auch von einem Notar beglaubigen ließ. Da Dominique davon aber noch nichts erfahren sollte, ließ er es meinen Vater auf unserem Grundstück im Garten unter einem Blumenbeet vergraben. … Damals verstand ich noch nicht, weshalb Edwin so einen Aufwand betrieb, nur, weil er sich von seiner Frau scheiden lassen wollte. … Zumindest ist es nie zur Scheidung gekommen, da Edwin diesen tödlichen Unfall hatte.“
 

„Hinter dem einhundert Prozentig Dominique steckt.“ wirft Katie ein.
 

„Dafür haben wir keine Beweise.“, blicke ich sie finster an, weil sie mich unterbrochen hat, „Auf jeden Fall dürfte mein Vater, Dominique gegenüber, irgendwann das Testament von Edwin erwähnt haben. Denn nur wenige Tage drauf, verschwanden meine Eltern spurlos. Es ist, als hätten sie nie existiert. Und die Zeitungen haben auch nichts davon gebracht. … Und da ich nicht wusste, dass das Testament so wichtig war, habe ich auch niemandem etwas je davon erzählt. … Ich weiß nur, dass ich verzweifelt auf der Straße nach meinen Eltern gerufen hatte. Aber nur Dominique ist auf mich zugekommen und hat mich aufgenommen. Und dafür war ich ihr auch dankbar, weil ich so nicht mehr alleine auf mich gestellt war. Ich war ja auch erst 10 Jahre alt. … Mittlerweile ist mir klar, dass Dominique mich nur deshalb aufgenommen hat, damit sie über die Hinterlassenschaft meiner Eltern verfügen kann, als mein Vormund.“
 

„Würde das Testament allerdings gefunden werden, würde all das, was Dominique gehört, automatisch in deinen Besitz übergehen. Denn deinem Vater gehört schließlich auch die Erbschaft von Edwin Montgomery.“ erwähnt mir Seto.
 

„Ich weiß ja, wo sich das Testament befindet. Nur kann ich nicht mehr auf das ehemalige Grundstück meiner Eltern gehen, um dort den Garten umzugraben. Denn in der Zwischenzeit steht dort ein Supermarkt und alles ist asphaltiert, auf Grund von Parkplätzen. … Dominique hat es damals an jemanden verkauft, der einen Supermarkt bauen wollte. … Es ist unmöglich geworden, an das Testament zu kommen.“
 

„Hat dein Vater Dominique etwa verraten, wo sich das Testament befindet?“ hakt Katie nach.
 

„Ich weiß es nicht.“ kann ich ihr nur antworten.
 

„Sie könnte aber vielleicht geahnt haben, dass Edwin es deinem Vater überlassen hat, weil er davon wusste. Die beiden waren schließlich gute Freunde. … Und ich bin ziemlich sicher, dass Dominique etwas mit dem Verschwinden deiner Eltern zu tun hat.“ meint sie jetzt.
 

„Auch dafür haben wir keine Beweise. Wir können ja nicht einmal beweisen, dass sie je existiert haben.“ erwähne ich ihr.
 

„Ganz so korrekt ist das nicht.“, meint Katie unerwartet, „Die Cousins von besten Freund meines Bruders haben beim Aufräumen des Kellers, letztens während der Kostümparty, einige Dokumente und Unterlagen gefunden, die sie haben mitgehen lassen. Sie meinten, dass ich mir das unbedingt ansehen sollte. … Ich soll sie heute Abend treffen, um sie mir anzusehen.“
 

„Darf ich dich begleiten?“ erkundigt sich Seto.
 

„Klar, warum nicht? … Du kennst dich vielleicht damit aus.“ zuckt Katie mit ihren Schultern.
 

„Und was das Testament angeht, werde ich dafür sorgen, dass ich eine Genehmigung bekomme, den Parkplatz aufzugraben.“, erwähnt mir jetzt Seto, „Du musst mir nur die ungefähre Stelle zeigen.“
 

Ich blicke ihn ungläubig an.
 

„A…Aber, wieso willst du das tun?“ bin ich fassungslos.
 

Ich wollte ihn doch nie damit belästigen. Denn das fühlt sich so an, als würde ich ihn nur benutzen. Aber genau das will ich doch nicht.
 

„Weil ich dir helfen will. … Paare tun das doch füreinander, oder?“ erwidert er mir.
 

Sofort zeigt Katie auf mich und lacht, weil sie Recht hatte:
 

„Ich hab´s dir gesagt.“
 

Ich bedenke sie mit einem finsteren Blick. Als ich dann aber zu Seto aufsehe, lächelt er mich liebevoll an und ich seufze:
 

„Danke, dass du mir helfen willst.“, während ich meinen Kopf an seine Brust schmiege.
 

„Alleine käme sie ohnehin nie an das Testament. Sie wollte nämlich alles alleine herausfinden und schaffen. Nur bringt sie eben nichts mehr weiter, ohne ausreichende Mittel.“ plaudert schon wieder Katie aus.
 

Ich schnaube. Kann sie nicht einmal einfach den Mund halten? Das kam nämlich grade so rüber, als hätte ich es darauf abgesehen, ihn als Geldquelle zu nutzen. Deshalb sehe ich sie jetzt auch mit gerunzelter Stirn an, um zu erfahren, was sie damit bezweckt.
 

Sie rollt mit den Augen, was so viel heißt, wie, dass ich es wieder mal in den falschen Hals gekriegt hab´.
 

„Wann triffst du diese Cousins?“ will Seto jetzt von Katie wissen.
 

„Gegen 18 Uhr.“, antwortet sie ihm, „Komm einfach zu dieser Adresse.“ reicht sie ihm jetzt einen Notizzettel.
 

„Und wie lange bist du im Dienst?“ erkundigt sich Seto bei mir.
 

„Bis Dominique schlafen geht, gegen 22 Uhr.“ antworte ich ihm.
 

„Dann werde ich um 22 Uhr zu dir kommen.“ erklärt er mir.
 

„Du musst aber sehr leise sein, wenn du kommst.“, erwähne ich ihm, „Nicht, dass sie dich erwischen.“
 

„Lass´ das nur meine Sorge sein.“ sichert er mir zu, während er über meine linke Wange streichelt.
 

Gott, ich liebe ihn so sehr. Verliebt blicke ich ihm in die Augen.
 

Wir sind jetzt also wirklich zusammen? Ich kann es immer noch nicht glauben.
 

„Die zehn Minuten sind um. Wir müssen los.“ erinnert mich Katie.
 

Mein Blick zu ihm wird wehmütig. Denn ich will ihn noch nicht verlassen. Fest schmiege ich mich an ihn, während ich meine Arme um seine Taille schlinge. Ich will nämlich noch länger bei ihm bleiben.
 

Er erwidert meine Umarmung und drückt mich fest an sich.
 

„Jetzt komm´ endlich, Jenna. Du siehst ihn doch heute eh noch mal gegen 22 Uhr.“ klingt Katie ernst.
 

„Aber das dauert so lange, bis dahin.“ nuschle ich traurig, während sie mich von ihm wegzieht.
 

„Dominique hat bestimmt genug Ablenkung für dich, bis er kommt.“ zieht sie mich bereits den Weg entlang.
 

Meine Augen beginnen zu brennen, während ich meine freie Hand versuche, nach ihm auszustrecken, weil Katie mich von ihm immer mehr entfernt und ich mich dagegen wehre. Ich kann ihm sogar ansehen, wie er mir wehmütig nachblickt.
 

Mokuba hat sich jetzt sogar zu ihm gestellt und streicht ihm aufmunternd über den Rücken, während er nur langsam in dieselbe Richtung folgt, gerade bis zu seiner Limousine.
 

Und als wir in eine Straße einbiegen und ich ihn nicht mehr sehen kann, brechen meine Tränen aus. Denn die Zeit mit ihm war mir viel zu kurz. Und ich vermisse ihn jetzt schon ganz furchtbar.
 

~~~ Seto´s Sicht ~~~
 

Meine Atmung zittert, als Jenna von ihrer Freundin in eine Straße mitgezogen wird. Ich hätte nie vermutet, dass Liebe so sehr schmerzen kann.
 

„Alles in Ordnung, Seto?“ werde ich von Mokuba gefragt.
 

„Geht schon. … Soll ich dich nach Hause fahren?“
 

„Wenn du nichts dagegen hast, werde ich mich mit Yugi treffen.“
 

Ich seufze genervt, ehe ich ihm meine Erlaubnis erteile:
 

„Hau´ schon ab.“
 

„Danke, Seto. Bis heute Abend, falls ich noch wach bin.“
 

„Das bezweifle ich doch sehr. … Sei´ um Punkt 23 Uhr im Bett. Ich werde Henry fragen, wann du schlafen gegangen bist.“
 

„Ach, Menno. … Dann eben bis morgen Früh.“
 

„Ok.“
 

Schon macht sich Mokuba auf den Weg und ich setze mich nun in die Limousine, um mich in die Firma fahren zu lassen.
 

~~~
 

Gegen 17.30 Uhr verlasse ich das Firmengebäude, um Jenna´s Freundin bei diesen Cousins zu treffen.
 

Bei der Adresse angekommen, wartet bereits Jenna´s Freundin auf mich.
 

„Hey.“ begrüßt sie mich.
 

„Hier bin ich.“ grüße ich zurück.
 

„Wie soll ich dich eigentlich ansprechen?“ scheint ihr einzufallen, was mich darauf bringt, dass ich auch noch gar nicht ihren Namen kenne, falls dieser überhaupt relevant sein sollte.
 

„Sag´ einfach Kaiba zu mir.“
 

„Dachte ich mir schon.“
 

„Und wie lautet dein Name überhaupt?“ frage ich jetzt doch nach.
 

„Oh, entschuldige. Ich bin Katie Mallow. Kannst mich aber ruhig Katie rufen.“
 

„In Ordnung.“
 

Schon klingelt sie an der Haustür.
 

Als uns die Haustür geöffnet wird, werde ich erst einmal irritiert angestarrt, bevor Katie am Unterarm ins Haus gezogen wird.
 

„Er gehört zu mir.“ lässt Katie die Jungs wissen, die alle drei hinter der Tür zu stehen scheinen.
 

Deshalb winkt mir Katie jetzt auch, ihr zu folgen.
 

Hinter mir wird sofort die Tür zugeschlagen und Katie scheinbar ins Wohnzimmer weitergezogen.
 

„Du musst dir das unbedingt ansehen.“ meint einer der Jungs, während ein anderer gar nicht mal so wenige Dokumente und Unterlagen auf dem Tisch aufbreitet.
 

„Darf ich?“ erfrage ich.
 

Sofort wird Katie fragend angesehen, die aber nur nickt.
 

„Nur zu.“ wird mir dann zugestimmt und ich trete näher, um mir die Dokumente und Unterlagen genauer anzusehen.
 

„Das sind Dokumente von einem Mr. White und einer Mrs. White.“
 

„Oh, mein Gott. Das sind bestimmt Jenna´s Eltern. … Der Beweis, dass sie existiert haben.“ bemerkt Katie.
 

„Geburtsurkunden, Staatsbürgerschaftsnachweise, Meldezettel und Reisepässe. … Das hatte alles Mrs. Montgomery einkassiert?“ bin ich entsetzt.
 

„Also scheine ich, mit meiner Vermutung, dass Dominique schuldig ist, gar nicht so falsch zu liegen.“ stellt Katie fest.
 

„Scheint ganz so. Es fehlen aber die Beweise.“ teile ich ihr mit und gehe mal die weiteren Unterlagen durch.
 

„Belege von Bestechungsgeldern. … Wer lässt sich bitte Belege ausstellen, wenn man jemanden bestochen hat?“ bemerke ich fassungslos.
 

Wie kann ein einzelner Mensch nur mit so einer Dummheit gestraft sein. Nun, ja, diese Dummheit kommt uns ja nun eigentlich Zugute. Mal weitersehen. Ich blättere durch die Unterlagen und wische sie über den Tisch, um auch nichts Wichtiges zu übersehen. Moment. Da war eben etwas. Hab´ ich mich jetzt verguckt?
 

„Hier! Sieh´ dir das mal an.“ zeige ich Katie, was ich gefunden habe.
 

Sie bricht in schallendes Gelächter aus, ehe sich meint:
 

„Ich wusste es. Ich hatte die ganze Zeit Recht. Das sind die Beweise, dass Dominique für den Tod Edwin´s und für das Verschwinden von Jenna´s Eltern verantwortlich ist.“
 

Sie beruhigt sich aber schnell wieder.
 

„Ja. Aber, wer ist so bescheuert und hebt sich die Aufträge von Profikillern auf?“
 

„Jemand, der genauso dumm ist, und sich Belege von Bestechungsgeldern ausstellen lässt.“ spricht sie etwas Wahres an.
 

Meine Lippen verziehen sich zu einem fiesen Grinsen, ehe ich meine:
 

„Wenn ich jetzt noch dafür sorge, dass das Testament in unsere Hände gelangt, können wir dafür sorgen, dass Jenna aus der Obhut von Mrs. Montgomery kommt. … Ich müsste mir aber noch überlegen, wo oder wie Jenna dann untergebracht wird, bis sie volljährig ist, damit sie mit dem Besitz dann auch etwas anfangen kann. … Und ich werde erwirken, dass Mrs. Montgomery Jenna alles zurückzahlen muss, was sie ihr bisher vorenthalten hat, bevor sie auf Lebenszeit ins Gefängnis wandert. … Was mit Beth wird, ist mir dabei vollkommen egal.“
 

Dann kommt mir allerdings etwas Anderes in den Sinn.
 

„Sag, mal, Katie. Weißt du eigentlich, ob Jenna einen Dienstvertrag als Hausmädchen unterschreiben musste, als sie 10 Jahre alt war?“ will ich wissen.
 

„Uhm, … Keine Ahnung. Das wirst du Jenna selbst fragen müssen.“ antwortet sie mir ahnungslos.
 

„Das werde ich heute, wenn ich zu ihr gehe.“
 

Wenn ich es nämlich geschickt anstelle, bringe ich vielleicht durch, dass Jenna im Haus bleiben darf, wenn ich jemanden finde, der für sie die Vormundschaft übernimmt, der auch im Haus leben will. Ein Angestellter vielleicht, den ich selbst für Jenna besorgen werde, damit dieser wirklich vertrauenswürdig ist. Denn Jenna sollte nicht gezwungen sein, das ganze Haus selbst in Schuss zu halten. Sie sollte sich eher auf die Schule und mich konzentrieren können, damit unserer Beziehung nichts mehr im Wege steht.
 

„Darf ich mir die Unterlagen und Dokumente behalten? Ich werde sie heute Jenna zeigen und mich selbst um alles kümmern.“ erfrage ich.
 

„Klar. … Aber, warte. … Hier habe ich noch etwas Wichtiges gefunden. … Hier sind noch Verkaufsbelege über die Besitztümer Jenna´s Eltern. Könnten die wichtig sein?“ reicht mir Katie einen Stapel Papier.
 

Ich nehme sie in meine Hände und sehe sie mir einmal durch, während sich meine Augen immer mehr weiten. Dann lasse ich Katie wissen:
 

„Wenn ich diese Belege alle zusammenrechne, kommt eine sehr hohe Summe zusammen. … Was hat Mrs. Montgomery nur mit dem Geld davon gemacht?“
 

„Ich behaupte mal, es für sich selbst ausgegeben. Dominique lebt nämlich in ganz großem Stil.“ zuckt Katie mit ihren Schultern.
 

„Habt ihr alles durchgesehen?“ werden wir von einem der Cousins gefragt.
 

„Ich denke, wir haben alles Wichtige beisammen. Den Rest könnt ihr entsorgen.“ teilt Katie ihnen mit, nach einem Kontrollblick zu mir, den ich nur abnicke.
 

„Lass´ uns gehen. Ich denke, wir sind hier fertig.“ erkläre ich und nehme alles an mich, um es in meinem Aktenkoffer zu verstauen.
 

Sie nickt, bedankt sich und verabschiedet sich von den drei Cousins, schon verlassen wir das Haus wieder.
 

„Ich werde jetzt gleich wieder in die Firma fahren und den Papierkram in eine Ordnung bringen, damit ich ihn Jenna übersichtlich vorzeigen kann.“ erwähne ich Katie.
 

„Ok. Dann sehen wir uns erst wieder am Montag in der Schule.“ verabschiedet sich Katie.
 

„In Ordnung. Bis Montag.“ erwidere ich ihr nur und mache mich auf den Weg in die Firma.
 

In meinem Büro angekommen, breite ich alles noch einmal auf meinem Schreibtisch aus und beginne es in eine Ordnung zu bringen. Die Rechnungen klebe ich auf A4-Papier, um sie übersichtlich aufzulisten und verstaue alles feinsäuberlich in Klarsichtfolien in eine lederne braune Heftmappe. Die Dokumente von Jenna´s Eltern liegen auf, danach folgen die Aufträge für die Profikiller und die Belege von den Bestechungen, die ich mir kopiert habe, und die Rechnungen in übersichtlicher Reihenfolge.
 

Über die Profikiller werde ich Informationen einholen, ehe ich sie mir vorknöpfen werde. Und mit den bestochenen Personen werde ich ein ernstes Wörtchen reden. Ich muss nämlich in Erfahrung bringen, wofür sie bestochen worden sind. Ich muss schließlich vor Gericht alle Beweise vorlegen, wenn ich Mrs. Montgomery für ihr Handeln verantwortlich machen will.
 

~~~ Jenna´s Sicht ~~~
 

„Gute Nacht!“ wünsche ich Dominique, die sich soeben zu Bett begibt.
 

Puh! Endlich Feierabend. Heute hat sie mir wirklich keine Ruhe gegönnt.
 

Schnell mache ich mich daran, das Haus zu verlassen und mich in mein Zimmer zu begeben. Erledigt lasse ich mich rückwärts ins Bett fallen und werfe einen Blick auf meine Armbanduhr. Seufzend erhebe ich mich wieder. Seto wird gleich kommen. Deshalb ziehe ich mir etwas Anderes über, um nicht so schäbig vor ihm zu stehen.
 

Dann höre ich es auch schon leise gegen meine Zimmertür klopfen. Sofort bete ich innerlich, dass es nicht Dominique oder Beth ist, während ich an die Tür meines Zimmers gehe.
 

Als ich sie öffne, erblicke ich Seto und falle ihm sofort um den Hals, aus Freude, ihn endlich wieder zu sehen.
 

„Langsam. Nicht so stürmisch. … Lass´ mich doch erstmal reinkommen.“ flüstert er mir zu.
 

Ich löse mich von ihm verlegen und lasse ihn in mein Zimmer hereinkommen.
 

Nachdem ich hinter ihm die Tür geschlossen habe, bemerke ich, dass er etwas auf meinem Bett ablegt. Eine braune Heftmappe? Dann kommt er auch schon wieder auf mich zu, nimmt mein Gesicht in seine Hände und presst seine Lippen auf meine. Gott, hatte ich ihn vermisst.
 

Jetzt schlinge ich erst recht meine Arme um seinen Hals und erwidere seinen Kuss. Sehnsüchtig drücke ich mich gegen ihn, während er nun seine Arme um mich schlingt und mich an sich drückt.
 

Erst, als uns der Sauerstoff knapp wird, lösen wir uns wieder voneinander. Aber, weil ich neugierig bin, erkundige ich mich bei ihm:
 

„Was ist das für eine Mappe, die du mitgebracht hast?“
 

„Dokumente und Unterlagen, die ich mir heute mit Katie bei den Cousins herausgesucht habe. Die solltest du dir ohnehin durchsehen.“ antwortet er mir und zieht mich zum Bett, auf dem wir uns niederlassen.
 

Dann öffnet er mir auch schon die Mappe und meine Augen beginnen zu brennen. Denn ich habe soeben die Geburtsurkunde meines Vaters erblickt. Ich blättere weiter, obwohl die Mappe auf Seto´s Schoß liegt und entdecke noch Staatsbürgerschaftsnachweis, Meldezettel und Reisepass meines Vaters. Anschließend folgt selbes von meiner Mutter und ich schlucke die Tränen wieder hinunter, als ich die Aufträge der Morde erblicke.
 

„Dominique hat ihre Morde beauftragt?“, bin ich entsetzt, „Mir war ja klar, dass meine Eltern bestimmt nicht mehr leben, aber das …“
 

Plötzlich klingelt mein Handy und ich hebe ab, mit:
 

„Ja?“
 

„Hey, Jenna. Stell´ dir vor, nachdem Kaiba und ich von den Cousins gegangen sind, und sie die restlichen Unterlagen entsorgen wollten, sind ihnen die Scheidungspapiere von Edwin in die Hände gefallen, die Dominique hätte unterschreiben sollen.“
 

„Die Scheidungspapiere sind aufgetaucht?“, blicke ich Seto an, „Das ist ja toll. Kannst du sie mir morgen vorbeibringen? … Oder nein. Gib´ sie besser Seto. Wenn Dominique die ganzen Unterlagen bei mir findet, lässt sie sie sonst noch verbrennen und wir haben gar nichts mehr in der Hand. … Sie hatte vielleicht schon vergessen, dass sie sie im Keller gelagert hatte, den ich letztens aufräumen sollte.“
 

„In Ordnung. … Ist er gerade bei dir?“
 

„Ja. … Soll ich ihn dir kurz geben?“
 

„Danke, Süße.“
 

Somit reiche ich mein Handy an Seto weiter, der lächelnd meint:
 

„Ich sollte dir dringend ein neues Handy besorgen. Dieses Ding ist ja nicht mitanzusehen.“
 

Ich verdrehe nur meine Augen.
 

~~~ Seto´s Sicht ~~~
 

„Kaiba, hier.“ melde ich mich dann auch schon am Handy.
 

„Hey. Hast sicher mitgehört. Die Cousins sind auf Edwin´s Scheidungspapiere gestoßen, die Dominique unterzeichnen sollte. Doch, wie wir bereits wissen, hat Edwin den Tod gefunden, bevor die Scheidung stattfinden konnte. … Wann und wie soll ich dir die Scheidungspapiere zukommen lassen? Oder reicht es, wenn ich sie dir am Montag gebe?“
 

„Da ich heute ohnehin nichts mehr schaffen werde, da für alle Leute bereits das Wochenende begonnen hat, werde ich ohnehin bis Montag warten müssen. Es reicht daher völlig, wenn du mir die Papiere am Montag durch Mokuba zukommen lässt.“
 

„In Ordnung. Ich will euch jetzt auch gar nicht mehr länger belästigen. Also, bis Montag.“
 

„Ja, bis Montag.“ und ich lege auf.
 

„Alles geklärt.“ teile ich Jenna mit und reiche ihr ihr Handy zurück, das sie sich auch sofort wieder einsteckt.
 

~~~ Jenna´s Sicht ~~~
 

„Ich wollte dich ohnehin noch fragen, ob du eigentlich einen Dienstvertrag als Hausmädchen unterschrieben hast, als du hier angefangen hast, zu arbeiten.“ fragt er mich daraufhin.
 

„Häh?“ blinzle ich ihn irritiert an.
 

„Wenn man jemanden einstellt, muss der Arbeitnehmer einen Dienstvertrag vom Arbeitgeber unterschreiben.“ erklärt er mir.
 

Ich schüttle vehement den Kopf und entgegne ihm:
 

„Dominique ist mein Vormund. Das wäre gesetzeswidrig.“
 

„So, wie alles, was sie bisher getan hat.“ fügt Seto an und schüttelt ungläubig, sowie fassungslos seinen Kopf.
 

Dann scheint ihm aber noch etwas durch den Kopf zu gehen, was er mir mitteilen will:
 

„Das heißt, du könntest gar nicht beweisen, dass du für sie als Hausmädchen arbeitest.“
 

Ich verdrehe meine Augen und erwähne ihm:
 

„Man muss mich nur dabei beobachten, wie Dominique mit mir umgeht und was sie mir immer für Aufgaben gibt.“
 

Schon verziehen sich seine Lippen zu einem hinterlistigen Grinsen, ehe er mich wissen lässt:
 

„Ich weiß schon, was ich zu tun habe. … Du wirst sehen. Noch darauffolgende Woche bist du Mrs. Montgomery als Vormund los.“
 

Und meine Augen werden groß, aus Überraschung.
 

„Hast du am Wochenende eigentlich frei?“ will er dann wissen.
 

„Äh, … nicht wirklich. Aber sie lässt mir die Möglichkeit, für ein paar Stunden am Nachmittag, um mit Katie etwas zu unternehmen. … Nur, habe ich ja jetzt lebenslangen Hausarrest. Also darf ich sicher nur Besuch empfangen.“ erkläre ich ihm.
 

„Dann werde ich mich mit Katie absprechen. Wir deichseln das schon, dass du einen Ausgang erhältst. … Du musst mir schließlich noch die Stelle zeigen, wo das Testament vergraben wurde. … Kannst du mir ihre Handynummer geben?“
 

„Ja, sicher.“ und ich reiche ihm wiederholt mein Handy.
 

Schnell hat er sich ihre Nummer herausgesucht und tippt sie nun in sein Handy ab.
 

„Und wie geht deine Handynummer?“ fragt er gleich weiter, was mich zum Grinsen bringt.
 

Also sage ich sie ihm an und er ruft auf meinem Handy an, nur um gleich wieder aufzulegen, damit er meine Nummer unter Jenna einspeichern kann. Danach speichert er sich selbst in meinem Handy unter Seto ein. Als er es mir zurückreicht, meine ich deshalb:
 

„Danke.“
 

„Nein, ich danke.“ erwidert er jedoch und beugt sich zu mir, um meine Lippen zu verschließen.
 

Später verlässt er mich dann wieder und nimmt die braune Heftmappe wieder mit.
 

Ich schwinge mich dann nur noch in mein Schlafgewand und kuschle mich glücklich in mein Bett, um von Seto zu träumen, wie er als mein Ritter in der Silberrüstung mit einem weißen Schemel angeritten kommt und mich aus den Händen von Dominique befreit.
 

*** Seto´s Sicht ***
 

Das ganze Wochenende über habe ich Pläne geschmiedet, wie ich Schritt für Schritt vorgehen muss, um Jenna aus den Fängen von Mrs. Montgomery zu bekommen.
 

1. Bestechungsopfer befragen und Beweise sammeln.
 

2. Genehmigung erwirken, beim Supermarkt auf dem Grundstück Jenna´s Eltern, für Umgrabungen auf dem Parkplatz.
 

3. Ausgang für Jenna, wegen Hausarrest, um Vergrabungsort von Testament zu erfahren.
 

4. Mit einem vertrauenswürdigen Rechtsanwalt Kontakt aufnehmen und Beweise vorlegen.
 

5. Mit einem Jugendamtbeamten Kontakt aufnehmen, und dazu bringen, Undercover Beobachtungen im Hause Montgomery anzustellen, für eine weitere Beweisaufnahme für den vertrauenswürdigen Rechtsanwalt.
 

6. Testament ausgraben und vertrauenswürdigen Rechtsanwalt überreichen, zur Vollstreckung.
 

7. Mrs. Montgomery verhaften lassen, auf Grund der Beweislast.
 

8. Gerichtsverhandlung zum Sieg führen.
 

9. Für Jenna einen vertrauenswürdigen Vormund besorgen, bis sie volljährig ist.
 

Somit sollte ich an alles gedacht haben.
 

***
 

Bereits am Montag beantrage ich die Genehmigung für das Umgraben an der Adresse, die ich mir am Wochenende von Jenna besorgt habe, und mache auf dem Amt auch noch etwas Druck, damit es schneller durchgeht.
 

Anschließend mache ich mir einen Termin mit einem vertrauenswürdigen Rechtsanwalt aus, nachdem ich in der Schule die Scheidungsunterlagen von Katie erhalten habe.
 

Auch mit dem Jugendamt setze ich mich in Verbindung, um die Lage aufzuklären.
 

Ich hoffe nur, dass das alles nicht zu viel Zeit in Anspruch nimmt.
 

Und ich habe auch schon eine Idee, was Jenna´s Ausgang anbelangt. Ich werde mich dann, sobald ich die Genehmigung besitze, mit dem Direktor der Schule deswegen absprechen, da es passieren kann, dass Mrs. Montgomery nachfragt. Deshalb fertige ich für den Direktor auch eine Notiz an, was er in diesem Fall erzählen soll, da ich gezwungen sein werde, ihm die Problematik von Jenna zu erklären.
 

Darüber werde ich Jenna heute Abend erzählen, um ihr Einverständnis für diese Idee zu bekommen.
 

*** Jenna´s Sicht ***
 

Jetzt ist bereits eine Woche vergangen, seit mir Seto seine Idee für den Ausgang unterbreitet hat. Und ich habe das Gefühl, das Dominique spürt, dass ich etwas hinter ihrem Rücken gegen sie unternehme. Sie nimmt mich die letzten Tage wesentlich härter ran und gibt mir reinste Schundarbeiten zu tun. Ich weiß nicht, wie lange ich das noch ertrage.
 

Im Moment sitze ich in der Schule und bin froh, Seto in der großen Pause sehen zu können. Wenn auch nur aus der Ferne. Beth versucht immer noch Seto rumzukriegen, da sie natürlich nicht wissen kann, dass er bereits mit mir zusammen ist. Eigentlich so, wie die ganze Schule, ist sie unwissend.
 

Dann ertönt auch endlich die Schulglocke, die die große Pause einläutet.
 

Schnell packe ich meine Sachen zusammen und mache mich auf den Weg auf den Schulhof, wo ich Katie bei unserem Baum antreffe.
 

„Hey.“ begrüßt sie mich.
 

„Hey.“ erwidere ich ihr seufzend.
 

Sie seufzt ebenfalls.
 

Ich weiß, dass sie sich Sorgen um mich macht, weil mich Dominique immer schlimmer behandelt. Aber ändern kann ich es auch nicht.
 

„Wie geht´s dir?“ erkundigt sie sich bei mir.
 

„Es geht. ... Aber, lange halte ich sie nicht mehr aus. Es wird allmählich immer unerträglicher.“
 

„Wenn das alles doch nur schneller über die Bühne gehen könnte und wir dich dort rausholen könnten.“
 

Ich seufze schwer.
 

~~~
 

In der Mittagspause kommt Mokuba auch gleich auf uns zu.
 

„Hey, ihr beiden. … Ich habe tolle Neuigkeiten. … Gestern Nachmittag ist endlich die Genehmigung gekommen. … Seto will heute seine Idee in die Tat umsetzen, um dir heute einen Ausgang zu verschaffen. … Dann dauert es auch sicher nicht mehr lange, bis du endlich Mrs. Montgomery loswirst.“
 

Ich atme erleichtert auf. Denn ich kann es kaum erwarten, Dominique loszuwerden.
 

„Für heute Vormittag hat Seto bereits dafür gesorgt, dass schon einmal der Parkplatz aufgerissen wird, wo früher die Blumenbeete angepflanzt waren, als das Grundstück gekauft wurde. … Also können wir heute problemlos das Testament bergen.“
 

Ein erleichtertes Lächeln legt sich auf meine Lippen.
 

„Das sind wirklich tolle Neuigkeiten.“ meint Katie sofort.
 

Ich nicke nur.
 

„Spätestens übermorgen bist du die Hexe los.“, richtet sich Mokuba an mich, „Seto hat bereits für alles vorgesorgt.“
 

„Richte ihm meinen herzlichen Dank aus.“ bitte ich Mokuba.
 

„Mach´ ich.“ und schon winkt er uns, ehe er sich abwendet und zu Seto zurückgeht.
 

~~~
 

Nach der Schule gehe ich, wie gewöhnlich, mit Katie in Begleitung, nach Hause.
 

Als ich meiner Arbeit nachgehen will, kommt Dominique auf mich zu und schimpft sofort mit mir:
 

„Was hast du nur angestellt? Der Direktor deiner Schule hat angerufen, dass du um 16 Uhr wieder in der Schule erscheinen sollst.“
 

Ich starre sie eingeschüchtert an.
 

Seto hatte nämlich seine Idee etwas abgeändert und den Direktor beauftragt, von vornherein anzurufen, um mir den Ausgang zu verschaffen. Jetzt kommt es nur darauf an, dass sie auch darauf anspringt.
 

„Na, los. Mach´ schon. … Umso schneller du wieder zurück bist, desto eher kannst du dich deinen Aufgaben widmen. … Und mach´ mir ja keinen Ärger.“ befiehlt sie mir.
 

Ich nicke ängstlich und verlasse wieder das Haus.
 

Unsicher verlasse ich das Grundstück und sehe nach, ob Dominique mich vielleicht beobachtet. Aber, nein. Sie hat gerade ihre drei Masseure zu sich gerufen.
 

Schräg gegenüber erblicke ich dann einen Bagger, der die Asphaltbrocken auf einen LKW lädt. Neugierig nähere ich mich der Begebenheit und betrete das alte Grundstück meiner Eltern.
 

Ich schließe meine Augen, um mir Grundstück meiner Eltern in Erinnerung zu rufen, wie es damals ausgesehen hat. Blind mache ich dann Schritte, die ich abzähle und versuche das Bild meiner Erinnerung aufrechtzuerhalten, während ich zeitweise meine Augen einen Spalt öffne, um nicht zu stolpern.
 

Bereits nach einigen Schritten erreiche ich das bildliche Blumenbeet und gehe in die Knie, um die Position der kleinen Kiste auszumachen, in der sich das Testament befinden soll.
 

„Hier muss es sein.“ sage ich vor mir her, während ich meine Augen ganz öffne, und beginne mit meinen bloßen Händen zu graben.
 

Nach einigem Graben stoße ich dann auf einen Fund. Euphorisch wische ich den Dreck von der Oberfläche und stelle fest:
 

„Ich hab´ sie gefunden.“
 

Schnell grabe ich die kleine Kiste aus und hole sie aus dem Loch, das ich gegraben habe. Ich putze sie noch etwas ab und atme tief durch, ehe ich sie öffne.
 

Ich nehme das zusammengerollte Papierstück heraus und rolle es aus. Sofort benetzen Tränen meine Augen aus Erleichterung, nachdem ich mir das Geschriebene durchgelesen habe.
 

„Du bist ja schon da.“ höre ich Seto´s Stimme.
 

Ich blicke lächelnd zu ihm, mit Tränen, die meine Wangen benetzen. Katie und Mokuba sind ebenfalls dabei.
 

Seto kommt auf mich zu und ich strecke ihm das Testament entgegen.
 

Er nimmt es in die Hand und mich in seine Arme, ehe er es sich durchliest.
 

„Jetzt haben wir Mrs. Montgomery in der Hand.“, erwähnt er, „Komm mit. Wir werden sofort zu meinem Rechtsanwalt fahren. Er erklärt uns die nächsten Schritte.“
 

Ich nicke und lasse mich von ihm zu einem unauffälligen Auto geleiten. Wir setzen uns hinein und Seto setzt sich auf den Fahrersitz, als er auch schon das Auto startet.
 

~~~
 

Beim Rechtsanwalt angekommen, erklärt dieser:
 

„Es ist wenig sinnvoll, das Testament zu vollstrecken, solange Dominique Montgomery die Vormundschaft von Miss White besitzt. … Doch sollte dieser die Vormundschaft vom Jugendamt entzogen werden, so sieht die Sache anders aus und läuft nach ihren Vorstellungen, Mr. Kaiba.“
 

„Daran wird bereits gearbeitet. … Ich bin zuversichtlich, dass das Jugendamt bereits genug Beweise gesammelt hat, um ihr die Vormundschaft zu entziehen. Dann noch die Beweislast für die Polizei …“
 

„Stimmt. Es ist Zeit vor Gericht zu gehen. … Ich werde mich um alles kümmern.“, nickt der Rechtsanwalt, „Sie kommt noch heute hinter Gitter. Dafür sorge ich persönlich.“
 

Schon ruft der Rechtsanwalt bei der Polizei an und verklagt Dominique, auf Grund mehrerer Straftaten.
 

Danach gehen wir wieder und Seto küsst mich ausgiebig zum Abschied, nachdem er mich zuhause abgesetzt hat. Ich soll ihn aber anrufen, sobald sich etwas tut. So trennen sich vorerst wieder unsere Wege.
 

~~~
 

Ich bin gerade dabei, das Abendessen zu kochen, als es an der Tür klopft. Wütend stampft Beth an die Tür, weil sie weiß, dass ich gerade beschäftigt bin.
 

„Mutter, da ist ein Herr, der zu dir will.“ brüllt sie dann durch das ganze Haus.
 

Ich lasse mich nicht aus der Ruhe bringen und koche einfach weiter. Dann vernehme ich keine Geräusche mehr und beende die Zubereitung des Abendessens.
 

Ahnungslos richte ich das Abendessen auf dem Tisch an, als ich Polizeisirenen vernehme, die sich ziemlich nah anhören. Dann vernehme ich auch Geheule mit lautstarkem Gejammer von Beth.
 

Stirnrunzelnd gehe ich an das nächstbeste Fenster, als ich draußen vor dem Haus Zeuge werde, wie Dominique abgeführt wird. Ich bin viel zu geschockt, um mich darüber zu freuen, weil ich jetzt nicht weiß, was folgen wird.
 

Da kommt aber schon ein Mann auf mich zu und erkundigt sich:
 

„Sie sind Jenna White?“
 

Schüchtern nicke ich.
 

„Ich bin vom Jugendamt und für Sie zuständig. … Mrs. Montgomery wurde festgenommen und wird wohl einige Zeit in Untersuchungshaft sitzen, auf Grund schwerer Straftaten, die ihr erst noch nachgewiesen werden müssen. … Deshalb ersuche ich Sie, sich ein paar Sachen zusammenzupacken. Ich werde Sie und Elisabeth Montgomery vorerst in einem Heim unterbringen, bis die Sachlage geklärt ist.“
 

„Können Sie bitte Mr. Kaiba informieren? Er ist mein derzeitiger Freund. … Vielleicht wäre es auch möglich, bis alles geklärt ist, dass ich bei ihm unterkommen kann?“ kommt mir eine Idee.
 

Dann könnte ich Seto wesentlich öfter ganz nah sein. Der Gedanke würde mir gefallen. Jetzt kommt es nur darauf an, was Seto von dieser Idee hält.
 

„Da müsste ich mich rechtens erst darüber mit meiner Vorgesetzten unterhalten, ob das möglich ist.“
 

„Bitte tun Sie das und teilen mir die Entscheidung mit.“ bitte ich fast flehend.
 

Denn nirgends wäre ich lieber als bei Seto. Ich will nämlich in kein Heim. Davor habe ich nämlich irgendwie Angst.
 

„Ich muss Sie dennoch jetzt mitnehmen, damit Sie unter Aufsicht sind.“
 

„Ich bin doch kein Baby mehr. Ich komme schon alleine klar.“ beschwere ich mich.
 

„Das ist mir bestens vertraut. Dennoch könnten Sie Folgeschäden von der Misshandlung von Mrs. Montgomery haben, ohne davon etwas zu wissen. Es ist auch von Nöten, eine Gesundheitsuntersuchung und einen psychologischen Test zu vollziehen.“
 

„Verstehe. Dann werde ich mir eben eine Tasche packen. … Aber vorher werde ich noch meinen Freund anrufen, wenn Sie gestatten. … Ich möchte ihn gerne dabeihaben.“
 

„Tun Sie sich keinen Zwang an.“
 

„Danke.“
 

Ich schlängle mich an ihm vorbei und husche in den Schuppen, der mein Zimmer beinhält, hole unter meinem Bett eine kleine Reisetasche hervor und beginne die wichtigsten Sachen für Übernachtungen einzupacken. Danach schnappe ich mein Handy und rufe Seto an.
 

„Kaiba?“
 

„Hey, Seto. … Bei mir hier geht´s gerade rund. … Dominique wurde verhaftet und ich soll jetzt mit dem Jugendamtbeamten mitgehen für eine ärztliche und psychologische Untersuchung. … Er meinte auch, ich würde für die Zeit in der Dominique in Untersuchungshaft sitzt, in ein Heim gesteckt werden. … Ich habe Angst ganz alleine. Bitte komm´ zu mir.“ zittere ich am ganz Leib, weil ich einfach Angst habe, was nun mit mir geschehen soll.
 

„Hab´ keine Angst. Ich bin in zehn Minuten bei dir. Ich werde dem Jugendamtbeamten erklären, dass ich für dich vorgesehen habe, einem Angestellten deine Vormundschaft zu überlassen. … Das durchzubringen geht aber leider nicht über Nacht. Du wirst wohl eine Weile woanders untergebracht werden müssen.“
 

„Kann ich nicht bei dir bleiben?“ heule ich jetzt.
 

Schweigen tritt ein, während ich zu schluchzen beginne.
 

Das alles ist einfach schon zu viel für mich. Die letzten Tage reinster Folter und jetzt die spontane Erlösung. Ich bin strikt überfordert. Man könnte auch meinen, ich habe fast einen Nervenzusammenbruch.
 

„Ich kann dir nichts versprechen, aber einen Versuch ist es allemal wert.“ meint er dann nachdenklich.
 

„Bitte komm schnell.“ flüstere ich mit weinerlicher Stimme.
 

„Bis gleich.“ beendet Seto das Gespräch, um sich vermutlich zu beeilen, zu mir zu kommen.
 

Nachdem ich meine kleine Reisetasche fertig gepackt habe, verlasse ich mein Zimmer und stelle fest, dass die Polizei bereits abgefahren ist.
 

Nur noch der Wagen des Jugendamtbeamten steht am Randstein, wo Beth bereits auf der Rückbank platzgenommen hat und ihr sichtlich Tränen über die Wangen laufen, während ihr Kopf gesenkt ist.
 

Ich wische mir die Tränen aus den Augen und Gesicht und trete anschließend auf den Jugendamtbeamten zu, um ihn zu bitten:
 

„Können wir noch auf meinen Freund warten? Er wird mich vorerst begleiten, und um den weiteren Fortgang zu erfahren, noch mit Ihnen sprechen wollen.“
 

„Gut, dann warten wir.
 

~~~
 

Zehn Minuten später fährt dann Seto´s Limousine an und parkt auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Der Fahrer steigt aus und öffnet für Seto die Tür.
 

Erst, nachdem Seto um die Limousine herumgegangen und auf meiner Straßenseite angekommen ist, laufe ich auf ihn zu und werfe mich in seine Arme.
 

Endlich bin ich nicht mehr allein. Mein Seto ist gekommen, um für mich da zu sein.
 

Seto legt seine Arme um mich und streichelt mir den Rücken auf und ab, um mich zu trösten. Währenddessen tritt der Jugendamtbeamte bereits auf uns zu und begrüßt Seto:
 

„Guten Abend, Mr. Kaiba.“
 

„Ebenfalls.“ erwidert Seto nur.
 

„Sie wollen uns begleiten?“ hakt der Jugendamtbeamte nach.
 

Seto nickt nur und winkt seinem Fahrer. Dieser steigt in die Limousine und fährt ohne Seto davon.
 

„Gut, dann steigen Sie bitte ein.“ fordert der Jugendamtbeamte uns beide auf.
 

Wir folgen ihm und ich lasse Seto einstweilen wissen:
 

„Beth sitzt auch im Wagen.“
 

„Dann sorge bitte dafür, dass ich nicht neben ihr sitze. Ich will mir ihr Gesülze einfach nicht mehr anhören müssen.“
 

„Kann ich verstehen.“ versuche ich zu lächeln, was mir misslingt.
 

Kein Wunder. Ich fühle mich gerade nicht sehr rosig.
 

Ich steige zuerst in den Wagen und hintennach Seto, sodass ich zwischen Beth und Seto sitze. Beth ist nahezu geschockt, als sie mitbekommt, dass Seto mitfährt. So bin ich gezwungen, ihr beizubringen, dass ich mit Seto zusammen bin, und sie keine Chance mehr bei ihm hat.
 

Ihre erste Reaktion ist die Übliche, dass sie sich bei ihrer Mutter beschweren will, aber, als sie wieder ihrer Situation bewusstwird, verstummt sie und wieder fließen Tränen über ihre Wangen.
 

Sie tut mir ja fast leid. Aber nur fast, da sie mich ebenfalls immer nur schlecht behandelt hat. Sie ist, bei Gott, nicht viel besser als ihre Mutter.
 

~~~
 

Wir werden zu einem mir unbekannten Gebäude gefahren und in einen Warteraum gebracht, wo Beth und ich untersucht werden sollen.
 

Ich lasse Beth als Erste zum Arzt rein, weil ich sicher bin, dass Seto anschließend mit dem Jugendamtbeamten sprechen wird. Aber leider allein und unter vier Augen. Vermutlich wegen Beth. Wenn sie aber nicht mehr da ist, kann ich vielleicht mithören. Ich will schließlich mitkriegen, wie es nun mit mir weitergehen wird.
 

Nachdem Beth wieder aus dem Arztzimmer kommt, widmet sich sogleich ein anderer Mitarbeiter ihrer und verlässt mir ihr das Gebäude wieder. Somit bin ich nun dran.
 

Unsicher marschiere ich mit Seto in das Arztzimmer, wo ein freundlich wirkender Arzt mittleren Alters auf mich wartet.
 

Er bittet mich, mit einer bloßen Handbewegung Platz zu nehmen. Ich tue, wie geheißen, und werde nachfolgend intensiv untersucht. Danach muss ich noch einen psychologischen Test absolvieren und das war´s.
 

Als wir wieder in den Raum kommen, spricht Seto sofort den Jugendamtbeamten an:
 

„Jenna soll jetzt bestimmt in einem Heim untergebracht werden.“
 

„Das ist korrekt.“
 

„Wäre es vielleicht in Betracht zu ziehen, sie bei mir unterzubringen, bis Jenna´s Vormundschaft von einem meiner zuverlässigsten und vertrauenswürdigsten Leute übernommen wurde?“
 

Jetzt wirkt der Jugendamtbeamte direkt erstaunt.
 

„Das müsste ich erst mit meiner Vorgesetzten besprechen. … Aber, da ich weiß, dass Sie auf sie aufpassen würden, so, wie auf ihren Bruder, werde ich für drei Tage ein Auge zudrücken. Aber, keinen Tag länger.“
 

Schon kann man miterleben, wie sich mein Gesicht aus Freude aufhellt.
 

„Drei Tage.“ deutet mir der Jugendamtbeamte nachdrücklich.
 

Ich nicke einfach nur freudig.
 

Danach verabschieden wir uns und Seto lässt sich von ihm seine Visitenkarte geben, von wegen Kontakthalten.
 

***
 

So kommt es, dass Seto die Zeit dieser drei Tage nutzt, um für mich alles zu regeln.
 

Seto hat mir sogar schon den Angestellten vorgestellt, der meine Vormundschaft übernehmen wird.
 

Sein Name ist Roland und der ist Seto´s persönlicher Assistent und rechte Hand in seiner Firma. Roland hat eine nette Frau und zwei erwachsene Kinder, die nicht mehr bei ihnen leben. Somit würde ich bei dieser Familie leben und ich kann entscheiden, was mit meiner Erbschaft geschieht.
 

Natürlich werde ich auch noch Geld vom Staat wegen Dominiques Schulden an mich vorgeschossen bekommen, wobei nicht einmal das wenige Taschengeld, das ich von ihr bekommen habe, berücksichtigt wird. Seto meinte nämlich, dass Dominique dazu verpflichtet sei, mir die fünf Jahre Dienstzeit nachbezahlen zu müssen, mit einer saftigen Strafgebühr, weil es illegal war. Und das wäre auch nur dank des Jugendamtes möglich.
 

Sie muss mir ja auch das Geld für den Verkauf des Grundstücks meiner Eltern wieder zurückzahlen. Seto hat mir das genau erklärt und mir sogar einen Schrieb vom Rechtsanwalt gezeigt, was da alles so zusammenkommt. Und ich muss sagen, es ist gar nicht mal so wenig.
 

Zumindest könnte ich mir mit dem Geld problemlos das gesamte Studium leisten und sogar noch mehrere Jahre problemlos davon leben.
 

Nur, frage ich mich, wie der Jugendamtbeamte auf die Idee kommt, mir drei Tage zu erlauben, bei Seto zu bleiben, wenn der dritte Tag auf einen Samstag fällt. Hat das Jugendamt etwa täglich geöffnet?
 

Vorgestern und gestern hatte ich von Seto zumindest kaum etwas. Aber heute ist Seto schon den ganzen Tag zuhause. Mokuba hat mir sogar gestanden, dass Seto die zwei Tage, nur für mich, schon früher von der Firma nach Hause gekommen ist, damit er überhaupt Zeit mit mir verbringen kann, weil er das normalerweise nicht tut, und noch wesentlich länger arbeitet. Aber, sei´s drum. Ich freue mich einfach, überhaupt Zeit mit Seto verbringen zu können.
 

Heute haben wir ja sogar etwas zu dritt unternommen. Und es hat Spaß gemacht, nicht die ganze Zeit in der Villa festzusitzen. Aber, zu der Zeit hatte ich ja Katie zu Besuch, die mir Gesellschaft geleistet hat. Also, halb so schlimm. Nur heute war sie nicht dabei. Fast wie ein Familienwochenendausflug. Und es war total schön.
 

Den ganzen Tag über befürchten wir schon, dass jeden Moment der Anruf oder Besuch von dem einen Jugendamtbeamten eintreffen wird. Ich habe Angst, von Seto wieder wegzumüssen, wo ich doch gerade dabei bin, mich an die luxuriöse Umgebung zu gewöhnen und mit ihr anzufreunden. Ich will nicht mehr von Seto weg. Jetzt konnte ich ihm nämlich wesentlich öfter nah sein, als, wenn ich noch Dominique am Hals hatte.
 

***
 

Nun sind bereits drei Monate vergangen und der Jugendamtbeamte hat überhaupt nichts mehr von sich hören lassen. Als hätte er mich vollkommen vergessen.
 

Mein Glück allerdings. Da ich, nach wie vor, bei Seto lebe.
 

Nur, weiß ich jetzt seit einer Woche, dass bereits die Gerichtsverhandlung von Dominique stattfindet, weil so viele Leute geladen sind. Es sollen sich sogar noch welche gemeldet haben, die von der Gerichtsverhandlung gehört haben, um ihr Gewissen zu erleichtern.
 

Seto meinte, dass es nicht nötig sei, dass ich anwesend bin, wenn ich mich vor ihr fürchte. Wenn es allerdings notwendig werden sollte, würde mir nichts Anderes übrigbleiben. Das würde aber nur passieren, wenn Beweise fehlen. Meines Wissens haben wir aber mehr als genug gesammelt.
 

Mich würde glatt interessieren, wie Dominique reagiert hat, als sie erfahren durfte, dass Seto mein Freund und mit mir zusammen ist. Zugern hätte ich ihr doofes Gesicht gesehen. Mir ist aber lieber, ihr erst gar nicht in die Quere zu kommen, sonst käme sie noch auf die Idee, mir den Hals umzudrehen. Auf eine Straftat mehr, käme es ihr wahrscheinlich auch nicht mehr an. Denn, dass sie ins Gefängnis muss, ist eine Tatsache.
 

~~~
 

Nun warte ich, seit Vormittag, auf die Rückkehr von Seto aus dem Gericht. Denn es ist mittlerweile 14 Uhr und ich mache mir allmählich Sorgen. Keine der Verhandlungen hat bis jetzt so lange gedauert.
 

Auch Katie, die mir beisteht und neben mir im Wohnzimmer auf der Couch sitzt, macht sich allmählich Gedanken darüber, wo Seto nur bleibt.
 

~~~
 

Eine Stunde später kommt Seto endlich zur Tür herein und ich springe regelrecht auf, um in die Eingangshalle zu eilen.
 

Sofort falle ich ihm um den Hals und frage ihn sorgenvoll:
 

„Wo warst du nur solange?“
 

„Beruhige dich wieder. Mir geht´s gut und es ist nichts passiert.“, er streicht mir über den Rücken und behält mich im Arm, „Heute wurde das Urteil gesprochen und Details besprochen, wie es nun mit dir weitergehen soll, da du nach wie vor bei mir wohnst, und das Jugendamt bis jetzt nichts dagegen unternommen hat.“
 

„Und was ist rausgekommen?“ erkundigt sich nun Katie an meiner statt.
 

„Das Gericht hat beschlossen, dass du weiterhin bei mir bleiben darfst, solange wir zusammen sind, da ich über die Mittel verfüge, gut für dich zu sorgen. Dabei spielt auch die Anwesenheit meiner Bediensteten eine Rolle, weil darunter sich hauptsächlich Erwachsene befinden und dir auch beistehen bzw. ihre Aufsicht übernehmen können, wenn ich nicht da bin. Deshalb benötigst du auch keinen Vormund, und nur ein Treuhänder wacht über deine Besitztümer, bis du volljährig bist. Der Rechtsanwalt konnte es sich zum Schluss nämlich nicht verkneifen, gleich das Testament vorzulegen und das Gericht entscheiden zu lassen.“
 

„Und was ist jetzt mit Dominique?“ will ich wissen.
 

„Nachdem das Gericht alle Beweise durchgesehen hatte, wurde sie zu lebenslanger Haftstrafe verurteilt. Und Beth wurde in ein Heim gesteckt, um zu einem späteren Zeitpunkt in einer Pflegefamilie untergebracht zu werden. … Und um das alles zu klären, hat die heutige Verhandlung etwas länger gedauert. Denn es wurde alles schriftlich festgehalten und musste noch von mehreren Stellen unterschrieben werden. … Und in meinem Aktenkoffer habe ich das 20-seitige Dokument, das dir gehört, Jenna.“
 

„20 Seiten?“ frage ich überrascht.
 

„Hat sich so ergeben. Es sind nämlich viele Klauseln, die zu beachten sind und die mussten angefügt werden, damit nichts außer Acht gelassen wird. … Hauptsächlich das Zusammenstellen dieses Dokuments hat so viel Zeit in Anspruch genommen. … Deshalb kann ich dir jetzt auch sagen, dass du sie endlich los bist. Und zwar für immer.“
 

„Das ist ja toll. Das sollten wir unbedingt feiern.“ meint Katie sofort.
 

„Ja.“, stimme ich zu, „Endlich bin ich frei.“
 

Schon verschließen Seto und ich unsere Lippen zu einem Kuss. Denn jetzt kann mein Leben endlich beginnen.
 

~~ Ende ~~

Anderer Traum 1 (Indirekter Kampf um Seto Kaiba´s Liebe)

Ich, Olivia Jelen, 37 Jahre alt, besuche einen Kurs vom AMS und habe gerade Pause. Im Aufenthaltsraum entdecke ich Seto Kaiba und Joey Wheeler, die auf Bänken sitzen. Ich erkenne beide sofort, setze mich aber abseits von ihnen, damit ich ihnen den Rücken kehre. Seto Kaiba würde sich ohnehin nie für eine, wie mich interessieren. Ich bin zwar eine erwachsene Frau, kleide mich aber nicht entsprechend, um meine Kurven zu betonen. Ich sitze jetzt nämlich auch mit Jeans und Kapuzenpulli hier. Und schön bin ich auch nicht gerade.
 

Da mir etwas langweilig ist, drehe ich mich irgendwann doch zu ihnen um und sitze seitlich auf dem Stuhl, der an einem Tisch steht. So kann ich beobachten, wie der sitzende Joey Wheeler, etwa zwei Meter entfernt, ebenfalls an einem Tisch sitzend, dem neben ihm stehenden Seto Kaiba einen Riegel in die Hand drückt. Zweiterer betrachtet skeptisch den Riegel, packt ihn aus und beißt hinein. Während er kaut, scheint er meinen Blick wahrzunehmen und erwidert ihn für einen Moment. Doch dann geht hinter mir vorbei und spuckt den Inhalt in seinem Mund in den Mülleimer, ehe er sich beschwert:
 

„Wheeler, dieser Riegel schmeckt abscheulich.“
 

Seine Stimme ist gefühllos kalt. Dabei hat er zuvor noch nicht einmal den Eindruck vermittelt, dass ihm der Riegel nicht schmeckt. Aber der Riegel sieht von der Verpackung her auch nicht gerade für mich ansprechend aus. Also will ich mal nicht so sein, erhebe mich vom Stuhl, marschiere auf den Süßigkeiten-Automaten zu, der rechtsseitig vom Eingang an der Wand steht, und kaufe zwei Mars-Riegel. Einen für ihn und einen für mich. Als ich zurück zu meinem Stuhl gehe, bleibe ich vor ihm stehen, da er mich beobachtet haben dürfte, und halte ihm stumm einen Mars-Riegel entgegen. Er sieht mich ebenfalls stumm an, ehe sein Blick auf den Mars-Riegel fällt.
 

„Ich weiß gar nicht, was du hast, Kaiba. Die Riegel schmecken echt klasse.“ ertönt da die Stimme von Joey Wheeler, der uns beiden seinen Rücken zugekehrt hat.
 

Seto Kaiba antwortet ihm aber nicht, sondern greift zögerlich nach dem Mars-Riegel. Sein Blick dabei ist einfach nur herrlich anzusehen. Wie ein kleiner Junge, der nicht glauben kann, dass er etwas geschenkt bekommt. Einfach zu süß. Das bringt mich dazu, ein Lächeln auf meine Lippen zu legen. Sein Blick springt vom Mars-Riegel zu meinen Augen und wieder zurück. Ich warte geduldig ab, bis er den Mars-Riegel zögernd aus meiner Hand entnimmt. Ich weiß, dass ich von ihm kein ‚Danke‘ zu erwarten habe. Darum wende ich mich ab und setze mich wieder auf meinen Stuhl.
 

„Danke.“ höre ich dann allerdings doch leise das Wort, mit dem ich nicht gerechnet habe und drehe mich in seine Richtung, damit ich ihn ansehen kann.
 

Sein Blick in meine Augen trifft mich überraschend. Wahrscheinlich ist er es gewohnt, von Frauen angekreischt zu werden, weil sie auf ihn fliegen. Aber, ich bin anders. Das scheint er nun auch zu bemerken.
 

Da er den Mars-Riegel noch immer in seinen Händen hält, mache ich mich daran, meinen eigenen zu öffnen und in den Riegel zu beißen. Ich lecke mir dabei über meine Oberlippe, da Karamell dort hängengeblieben ist. Seine Augen werden eine Spur größer, warum auch immer. Ich fühle mich von ihm beobachtet, obwohl ich ihn doch eigentlich beobachte.
 

Jetzt öffnet auch er seinen Mars-Riegel und beißt hinein. Scheint darauf zu vertrauen, dass er schmeckt, weil ich ihn ebenfalls esse. Ich kann diesmal an seiner Mimik erkennen, dass er erstaunt ist, über den Geschmack. Darüber kann ich wieder nur Lächeln. Also verspeisen wir die Mars-Riegel, während wir uns gegenseitig beobachten. Ich vermute, dass er mich nicht einzuschätzen weiß. Ich hab´ ja auch noch kein Wort verloren. Vielleicht weiß er mich ja auch nur nicht als Frau zu identifizieren. Aber, das ist mir ohnehin gleichgültig. Er könnte sich ohnehin nie für eine wie mich interessieren.
 

Nachdem ich den Mars-Riegel aufgegessen habe, werfe ich einen Blick auf die Uhr und stelle fest, dass meine Pause ohnehin gleich zu Ende ist. Ich erhebe mich deshalb von meinem Stuhl, wende mich von ihm ab, während ich einen Arm zum Abschied hebe und anschließend meine Hände in die Kapuzenpulli-Taschen stecke, um zurück in den Kursraum zu gehen. Diese Gesten zum Abschied habe ich schließlich schon oft genug in Animes gesehen. Nur, dass sie eben von den männlichen Charakteren ausgeführt wurden. Aber, was macht das schon für einen Unterschied. Ich verhalte und ziehe mich ohnehin mehr männlich an, als weiblich. Aber traurig bin ich darüber schon. Klar, ich liebe ihn schon seit Urzeiten. Um genau zu sein, schon seit mehr als 8 Jahren. Aber, was ändert das schon. Er hat sicher bestimmte Vorstellungen von seiner Traumfrau, mit seinen mittlerweile 42 Jahren. Und in die Kategorie passe ich bestimmt nicht hinein.
 

***
 

Am nächsten Tag hoffe ich, wieder auf ihn zu treffen und suche daher den Aufenthaltsraum auf. Ich habe Glück. Doch Joey Wheeler ist diesmal nicht dabei. Er ist alleine hier, steht beim Fenster angelehnt, mit verschränkten Armen, um sich alle fernzuhalten. Zwei hübsche Frauen stehen vor ihm, die ihn unbedingt um ein Autogramm anbetteln. Ich brauche kein Autogramm, um zu wissen, dass ich ihn liebe. Doch meine Liebe wird ewig unerwidert bleiben. Ich habe keine Hoffnung.
 

Die Frauen ziehen frustriert ab, weil er sie zu ignorieren scheint. Sein Blick verändert sich, als er mich erblickt. Ich gehe an den Getränkeautomaten neben dem Fenster und ziehe mir eine Mineralwasserflasche. Ich fühle mich von ihm beobachtet, während ich sie öffne und einen Schluck trinke. Ich erwidere seinen Blick ruhig, während ich das Gefühl bekomme, in seinen Augen zu versinken. Der Blickkontakt hält lange an, bis ich Trubel aus dem Gang vernehme. Ich ahne, dass einige im Gebäude den Wink erhalten haben, dass er sich im Gebäude aufhält. Na, toll.
 

Ich marschiere zum Ausgang des Aufenthaltsraums, als ich angesprochen werde:
 

„Hast du gehört? Seto Kaiba soll hier sein. … Du weißt nicht zufällig, wo er sich aufhält?“
 

„Ich hab´ ihn gesehen.“, antworte ich, „Er ist die Treppe rauf.“ lüge ich.
 

Als sie unterwegs sind, um die Treppen hinaufzueilen, werfe ich einen Blick zu ihm zurück und muss einfach Lächeln. Ich habe für ihn gelogen. Jetzt wird er auf jeden Fall eine Weile seine Ruhe haben. Wer weiß, ob er später immer noch hier ist. Ich werfe auf jeden Fall mal einen Blick auf meine Uhr und seufze. Meine Pause ist schon wieder vorbei. Ich winke ihm zum Abschied und eile den Gang hinaus.
 

***
 

Am nächsten Tag, in der Pause, ist mein Ziel wieder der Aufenthaltsraum. Diesmal ist er nicht da, was mich irgendwie traurig stimmt. Ich mochte seine Anwesenheit recht gerne, auch, wenn wir nicht miteinander gesprochen haben. Worüber sollten wir uns auch unterhalten? Wir kennen uns im Grunde gar nicht. Aber jetzt zu wissen, dass er nicht da ist, macht sich eine Leere in mir breit. Eine Leere, die nur seine Präsenz zu füllen vermocht hat. Ich gehe ans Fenster, blicke hinaus auf die Straße, und kann nicht glauben, dass er gestern noch hier gestanden hat. Ich fühle mich so verdammt leer, wenn er nicht da ist.
 

Plötzlich ist mir, als stände er direkt hinter mir. Und ich erzittere, als ich einen warmen Hauch in meinem Nacken fühlen kann. Das ist jetzt nicht wahr, oder? Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mir das nicht nur einbilde, oder nicht. Dennoch wage ich nicht, mich umzudrehen und nachzusehen. Dann kommt mir allerdings in den Sinn, dass ich eigentlich sein Spiegelbild am Fenster sehen können müsste und hebe meinen Blick. Er steht tatsächlich hinter mir. Scheint aber nicht zu wissen, was er hier eigentlich will. Sein Blick ist auf meinen Kopf gerichtet. Er hat also noch nicht mitbekommen, dass ich weiß, dass er hinter mir steht. Es ist aber schön, zu wissen, dass er da ist. Ich schließe meine Augen, um seine Nähe zu genießen und das Gefühl, der Wärme, die er ausstrahlt.
 

Dann spüre ich allerdings, wie sich seine Wärme entfernt. Schnell drehe ich mich um, und will ihn aufhalten, doch er ist schon gar nicht mehr zu sehen. Das erste Mal, seit langem, habe ich das Gefühl, dass mein Herz bricht. Denn es wirkte wie ein Abschied. Ich balle daher meine Hände zu Fäusten, während meine Augen brennen und sich erste Tränen lösen. Ich bin zwar gerührt, dass er sich verabschieden wollte und deshalb extra gekommen ist, dennoch ist mein Schmerz nun einfach zu groß. Ich werde ihn vielleicht nie wiedersehen. Vielleicht wäre es besser gewesen, ihn niemals gesehen oder getroffen zu haben.
 

Ich lasse mich zu Boden sinken, umschlinge meine Beine und schluchze. Drei Tage war er hier. Drei Tage, in denen ich seine Gesellschaft genießen durfte. Doch der dritte Tag war nur der Abschied von mir. Ich wische mir entschieden die Tränen aus dem Gesicht und erhebe mich. Was soll´s. Es hat sich eben nichts geändert. Alles ist so, wie es war. Nur die Erinnerung an ihn bleibt. Ich passe ohnehin nicht zu ihm. Was sollte er schon mit einer wie mir anfangen? Es war aber trotzdem schön, ihn getroffen zu haben.
 

Ich werfe einen letzten Blick aus dem Fenster, als ich eine zusammengerollte Nachricht auf dem Fensterbrett auf der rechten Seite entdecke. Hat er die dorthin gelegt? Ich lasse Revue passieren, wohin ich gesehen habe, ehe ich merkte, dass er hinter mir verschwand. Und mir wird klar, dass es mir vollkommen entgangen ist, dass er etwas hier abgelegt haben könnte. Neugierig nehme ich die Nachricht an mich und streife das Band darum ab, um sie zu entrollen.
 

Meine Augen weiten sich, als ich lese, dass es sich da um eine Einladung zu einem Ball, ausgerichtet von Seto Kaiba, handelt. Meines Wissens bekommen nur Auserwählte eine Einladung zu diesem Ball. Mein Problem ist jetzt nur, dass ich kein Ballkleid habe und mich darin ohnehin nicht wohlfühlen würde. Aber, ich muss zu diesem Ball, wenn ich ihn wiedersehen will. Dieser Ball dient nämlich zur Auswahl seiner Angebeteten. Ich bezweifle allerdings, dass ich es überhaupt in die engere Wahl schaffen würde. Trotzdem ist jetzt kleinbeigeben nicht das Ziel. Also muss ich mir ein Ballkleid besorgen. Denn, der Ball findet bereits in drei Tagen statt.
 

Nachdem der Kurs sein Ende am heutigen Tag gefunden hat, gehe ich zuhause im Internet sämtliche Ballkleider durch, die in Frage kämen. Aber die meisten sind einfach zu teuer und die Lieferzeit dauert zu lang. Da kommt mir in den Sinn, dass ich mir vielleicht eins schneidern lassen könnte, das an meine Maße angepasst ist. Keines würde mir nämlich sonst wirklich gutstehen, wenn ich nur nach der Größe gehen würde. Deshalb durchsuche ich jetzt auch den Herold nach einer nahgelegenen Schneiderei. Als ich eine gefunden habe, mache ich mich sofort auf den Weg, weil das Nähen auch seine Zeit braucht.
 

Bei der Schneiderei teile ich sofort mein Belangen mit und mir werden die unterschiedlichsten Stoffe gezeigt. Nein, das Kleid darf nicht irgendeine Farbe besitzen. Ich habe da auch schon eine Vorstellung und frage die Schneiderin:
 

„Kennen Sie die Duell-Monsters-Karte ‚Der weiße Drache mit eiskaltem Blick‘? … Das Kleid soll diesem Drachen nachempfunden sein.“
 

Sie strahlt mich begeistert an.
 

„Das ist die perfekte Herausforderung für mich.“ meint sie dann, als sie sich die Stoffe zusammensucht.
 

„Und Sie sind sicher, dass Sie das in drei Tagen schaffen? … Ich brauche es bereits am Samstag um 18 Uhr.“
 

Sie nickt nur eifrig und macht sich daran, die Maße von mir zu nehmen.
 

„Ich verspreche Ihnen, Sie werden ein Blickfang sein.“ meint sie euphorisch.
 

Ich bin sehr dankbar, dass sie sich meiner annimmt. Sie hat mir auch einen ganz annehmbaren Preis genannt, wenn auch ein recht hoher. Aber dafür, dass dieses Kleid Seto Kaiba gefallen soll, ist mir nichts zu teuer, solange es mein Budget zulässt.
 

***
 

Am Tag des Balls sehe ich zum ersten Mal wie eine richtige Frau aus. Die Schneiderin hat mir nicht zu viel versprochen. Das Kleid ist wirklich ein Traum. Sie hat es tatsächlich zustande gebracht, das Kleid in Schuppenform darzustellen. Dezent aber sichtbar. Und es glitzert wirklich überall. Sogar einen Umhang hat sie angenäht, der von meinen Schultern abgeht und ein wenig über den Boden schleift, genau wie das Kleid hinten. Vorne hat es genau die richtige Länge, sodass man gerade mal meine Füße erahnen kann. Auch ersichtliche Flügel hat sie angenäht, die nach unten geklappt sind, damit man sich etwas überziehen kann, sodass man sogar glauben könnte, ich wäre ein Drachenengel oder so.
 

Und sie hat mir sogar passende Schuhe besorgt, die perfekt zum Kleid passen. Sie haben mich nur einen kleinen Aufpreis gekostet. Nur, was ich mit meinen Haaren machen soll, weiß ich noch nicht. Die Schneiderin hat mir, damit ich wie eine Prinzessin aussehe, eine Tiara mitgegeben. Aber, nur mit offenen Haaren kommt diese wirklich zur Geltung. Deshalb lasse ich meine Haare auch offen und mache mich mit einem passenden Handtäschchen auch schon auf den Weg. Die Einladung befindet sich ebenfalls darin.
 

Ich hoffe, ich hab´ alles richtig befolgt. Die Schneiderin hat mir nämlich Tipps gegeben, wie ich mich ins Kleid stecken soll, damit es perfekt aussieht. Ich hoffe nur, dass meine Brüste richtig platziert sind, weil sie doch etwas groß sind und deshalb auch sehr auffällig.
 

Ich steige also ins wartende Taxi, das ich vor einer halben Stunde bestellt habe, während ich meine Kinder mit meiner Mutter alleingelassen habe, und sage ihm die Adresse an. Er weiß sofort, dass ich wohl eine Auserwählte für den Ball bin. Der Taxifahrer meint sogar:
 

„Seto Kaiba werden die Augen rausfallen, wenn er Sie sieht.“
 

Peinlich berührt brennen meine Wangen. Ich bin nicht sonderlich hübsch. Das weiß ich. Darum bin ich nicht sicher, ob ich die Aussage des Taxifahrers so ernst nehmen sollte.
 

Also fährt er an und … wir stecken in einem Stau. Auch das noch.
 

„Keine Sorge, Miss. Der Ball beginnt ja erst in einer Viertelstunde.“ meint der Taxifahrer.
 

Oh, ja, toll. Eh erst in einer Viertelstunde. Und wie lange brauchen wir dorthin, wenn das Fahrtempo anhält?
 

Mit viel Glück schaffe ich es, eine Minute vor 18 Uhr die Tore des Schlosses zu betreten, wo der Ball stattfindet. Ich zeige meine Einladung her und werde weiterdirigiert ins Innere eines großen Saales direkt vor mir.
 

Als ich den Saal betrete, weiten sich meine Augen. Oh, mein Gott. Das sind ja mindestens über 100 Frauen, jeweils mindestens 50 links und 50 rechts, die den Weg zur Bühne zieren. Seto Kaiba konnte sich wohl nicht so wirklich entscheiden, wer die Richtige für ihn ist. Unentschlossen blicke ich nach links und nach rechts. Wieso kommt es mir so vor, als wäre ich eine zu viel?
 

Die Frauen neigen dazu, keinen Verstand aufzuzeigen. Sie stehen bereits viel zu nah bei den Doppeltüren. Wo soll ich mich also hinstellen? Ich kann nur den Kopf schütteln, als ich ihn dann kommen sehe. Er trägt einen lichtblauen Anzug, weißes Hemd und hellblaue Krawatte. Wusste ich´s doch. Und die meisten Damen sind recht farbig eingekleidet. Er sieht verdammt gut aus, während er nun in der Mitte, auf dem roten seitlich bemusterten Teppich, entlang schreitet.
 

Mit einem Grinsen im Gesicht verschränke ich meine Arme und warte darauf, bis er mich bemerkt. Ob er mich in dem Kleid überhaupt wiedererkennt? Ich mache auch extra einige Schritte weiter, damit er mich um den Haufen rennen muss, um alle Gesichter anzusehen. Er kennt mich ja auch nur mit zusammengebundenen Haaren, zu einem Pferdeschwanz. Ich bezweifle also stark, dass er mich so wiedererkennen kann. Aber, er hat mir eine Chance eingeräumt, sich ihm zu beweisen. Das ist doch schon was.
 

Als er merkt, dass ihm der Weg versperrt wird, blickt er mir direkt ins Gesicht. Er hebt skeptisch eine Augenbraue an und erwähnt:
 

„Ich sagte, in zwei Reihen aufstellen. Links und rechts des Teppichs.“
 

Ich schwenke meinen Blick nach links, nach rechts, zucke mit meinen Schultern, löse meine Verschränkung und schiebe die linke Schlange an Frauen an, sodass die vordersten zwangsmäßig umgeschubst werden. Sofort wird sich von den Frauen beschwert, weil sie angeschubst wurden. Anschließend stelle ich mich wieder mit einem Grinsen neben die Letzte und verschränke abermals meine Arme, während ich ihm herausfordernd in die Augen blicke. Seine Augen blitzen kurz auf, ehe er mich mustert und sich mir wieder abwendet.
 

Nachdem sich die Beschwerden der Vorderen wiedereingestellt haben, stellen sie sich wieder auf und er befiehlt der anderen Schlange:
 

„Aufrücken.“
 

Die Frauen tun, was er sagt und ich frage mich, ob er wirklich so eine will, die alles tut, was er will, weil er sie einschüchtert.
 

Als er wieder vorne bei der Bühne steht, fordert er:
 

„Die ersten fünf jeder Reihe auf die Bühne. Und ihr aufrücken.“ deutet er den Wartenden, während er immer mal wieder zum Eingang blickt, als würde er auf jemand Bestimmtes warten.
 

Mein Gott ist er unfreundlich. Dem müssen wohl erst noch Manieren beigebracht werden, wie man mit einer Frau umgeht. Bei mir wird er sich da aber die Zähne ausbeißen. Denn ich habe meinen eigenen Kopf.
 

Ich kann leider nicht hören, was er von den 10 Frauen erwartet oder will, die nun auf der Bühne stehen, da ich zu weit entfernt bin. Aber eine zweite Person, die neben ihm hergeht, ist aufgetaucht und scheint sich alles zu notieren, was gesprochen wird und nebenbei wird auch geblitzt. Wahrscheinlich Fotoaufnahmen zu dem Notierten.
 

Es dauert eine ganze Weile, bis ich eine von den Letzten bin, die noch vor der Bühne warten muss. Endlich weiß ich auch, was er die Frauen ausfragt. Die Personalien, damit er zum Schluss weiß, für wen er sich entschieden hat. Bisher weiß ich nicht, ob ich ihm positiv oder negativ aufgefallen bin. Aber, ist das im Prinzip nicht egal? Er interessiert sich doch eh nicht für mich. Aber, andererseits, hätte er mir dann eine Einladung zurückgelassen? Bestimmt nicht. Er muss sich doch dabei etwas gedacht haben. Aber, wie will er mich in der Vielzahl wiedererkennen? Ich bilde mir schon wieder zu viel darauf ein. Warum sollte er ausgerechnet mich suchen? Er hat mich einfach als Kandidatin auserwählt unter Hundert oder mehr.
 

„Die Nächsten auf die Bühne.“ höre ich ihn da auch schon im Befehlston verlauten lassen.
 

Ohne ein ‚Bitte‘ kommt er bei mir nicht weit. Also verschränke ich meine Arme und blicke ihm mit einem scheinheiligen Lächeln entgegen, als er feststellt, dass nur acht auf der Bühne stehen und ich mich zu weigern scheine, die Bühne zu betreten. Gut, jetzt falle ich auf jeden Fall unangenehm auf. Ich tanze nämlich nicht nach seiner Pfeife, nur, weil es ihm gerade passt.
 

Er runzelt seine Stirn und wiederholt sich:
 

„Kommen Sie auf die Bühne.“
 

Ich tue so, als hätte ich ihn nicht gehört und blicke nun scheinheilig an die Decke. Mein Gott, wo hat er nur dieses ungehobelte Benehmen her? Und die Frauen haben sich das auch noch gefallen lassen. Ich blicke zu ihm und schüttle mitleidig den Kopf. Und so will er eine Frau für sich finden? Das ist echt erbärmlich.
 

„Bitte.“ erklingt dann leise, genauso leise, wie er mir einst gedankt hat, wobei er seinen Kopf gesenkt hält und scheinbar nicht wagt, mich anzusehen.
 

Ich horche auf und setze mich in Bewegung, die Bühne zu betreten. Ob er jetzt weiß, wer ich bin?
 

Er fragt jede nach ihren Personalien aus, und als er bei mir landet, schweigt er mich für eine ganze Weile an. Die Frauen vor mir können es ihm nicht einmal verdenken. Strapazier´ ich hier doch seinen Geduldsfaden und seine Nerven.
 

„Name, Geburtsdatum, Wohnadresse.“ leiert er resigniert herunter, während er mich nicht einmal ansieht, und irgendwie tut er mir leid.
 

Er musste das jetzt schon viele etliche Male durchziehen und die Auswahl ist noch nicht zu Ende. Zum Schluss soll ja immerhin nur noch eine übrigbleiben. Dennoch denke ich nicht daran, auch nur ein Wort zu verlieren. Stattdessen krame ich in meiner Handtasche nach meiner Visitenkarte, zupfe dem Mitschreiberling seinen Kugelschreiber aus der Hand und füge mein Geburtsdatum an. Anschließend drücke ich beides dem Schreiberling in die Hand zurück.
 

Seto Kaiba massiert sich, sichtlich angespannt, die Nasenwurzel, ehe er seinen Kopf schüttelt und kehrtmacht. Dann werde ich noch geblitzt.
 

„Gehen Sie jetzt, ‚bitte‘ von der Bühne. Der Balltanz beginnt dann gleich.“ betont er besonders das ‚Bitte‘ für mich, damit ich mich auch angesprochen fühle.
 

Ok, ich hab´s vergeigt. Wieso bin ich eigentlich noch hier? Wozu der ganze Aufwand, wenn doch alles umsonst war? Ich würde ihn am liebsten in den Wind schießen. Doch meine Liebe zu ihm hindert mich daran. Ich fühl mich hier so fehl am Platz. Und erst das Kleid. Das passt einfach nicht zu mir. Das bin doch gar nicht mehr ich. Aber, halt. Sprach er gerade etwas von Balltanz? Aber, ich kann doch gar nicht tanzen. Und von Tanzen stand auch gar nichts auf der Einladung. Muss ich etwa tanzen können, um bei ihm landen zu können? Oh, Weia. Das wird eine Katastrophe.
 

„Ich werde mit jeder von Ihnen tanzen, während in der Zwischenzeit meine Leute sich Ihnen annehmen, bis ich mit jeder einmal getanzt habe.“
 

Etliche Männer kommen nun hinzu, die sich jeweils einer Frau annehmen. Nur zögerlich marschiere ich die Treppen von der Bühne hinunter. Na, das kann ja heiter werden. Er wird merken, dass ich nicht tanzen kann und mich dann wegschicken. Und ich werde ihn dann wirklich nie wiedersehen. Als ich am Absatz der Treppe stehenbleibe, ertönt ein Walzer und die Frauen beginnen mit den dazu gekommenen Männern zu tanzen. Ich frage mich unwillkürlich, ob auf mich vergessen wurde. Plötzlich spüre ich eine Hand an meiner Schulter. Ich drehe meinen Kopf zur Seite und bemerke, dass ich wohl als erste ausscheiden soll, weshalb er mich als Erste wählt, zum Tanzen. Oder aber, ich stehe gerade so günstig da.
 

Seto Kaiba hält mir die Hand entgegen, um mich zum Tanzen aufzufordern. Als ich ihm direkt in die Augen blicke, drohe ich in seinen zu versinken. Deshalb senke ich meinen Blick und schüttle meinen Kopf. Stur verschränke ich dazu auch noch meine Arme, um ihm zu verdeutlichen, dass ich sicher nicht tanzen werde. Ihm scheint allerdings der Geduldsfaden zu reißen, denn er packt mich rücksichtslos am Unterarm, löst so meine Verschränkung und zerrt mich in die Mitte der Tanzenden. Als er anhält scheint er tatsächlich anzunehmen, dass ich mir das so einfach gefallen lasse. Aber, nicht mit mir. Er kann nett sein, das habe ich erlebt. Aber, dieses Benehmen werde ich von ihm bestimmt nicht dulden. Deshalb trete ich ihm, mit meinem rechten Absatz jetzt auch auf seinen linken Fuß. Seine Augen weiten sich und er presst seine Lippen zusammen, ehe ich ihm meinen Rücken zukehre und meine Arme verschränke, als wäre ich eingeschnappt.
 

Ich höre, wie von den anderen Frauen, über mich getuschelt wird. Doch, das ist mir egal. Da bin ich stur. Jetzt scheint´s ihm aber wirklich zu reichen. Er dreht mich ruckartig zu sich um, packt meine Hände, drückt mich fest an sich und beginnt mich unwillkürlich mit sich zu drehen. Ich komme mit meinen Füßen gar nicht richtig nach, so schnell, wie er mich herumwirbelt. Deshalb ist es jetzt nun auch egal, ob ich ihm in die Augen blicke. Da trete ich ihm bestimmt sogar noch öfter auf die Füße. Dann weiß er wenigstens, dass ich ihn grundsätzlich davor bewahren wollte.
 

Unser Blickkontakt sprüht Gift. Ganz eindeutig. Er sieht mich sauer an und ich blicke ebenso zurück, während ich drohe in seinen Augen zu versinken. Ich muss aber bei der Sache bleiben. Ich darf ihm nicht nachgeben. Sonst hat er über mich gewonnen. Aber, den Sieg überlasse ich ihm bestimmt nicht kampflos. Doch irgendwann schaffe ich es nicht mehr und senke meinen Blick, während er mich gekonnt führt, sodass ich gar keine Möglichkeit habe, ihm auf die Füße zu treten.
 

Ich bin enttäuscht. Zutiefst enttäuscht. Irgendwie … ich weiß auch nicht … habe ich mir mehr erwartet. Aber ich führe mit ihm einen stetigen Kampf. Doch, im nächsten Augenblick verlässt er mich auch schon, um mit einer anderen zu tanzen. Ich hätte wissen müssen, dass ich keine Chance habe.
 

Als sich einer der dazu gekommenen Männer mir annehmen will, winke ich ab. Mir ist gerade gar nicht gut. Vielleicht sollte ich gehen. Dies führt ohnehin zu nichts. Dann muss ich eben damit leben, ihn nie wieder zu sehen. Ich kann diesen Kampf nicht aufrechterhalten. Mir fehlt dazu im Moment einfach die Kraft. Aber, kann ich ihn wirklich einer dieser Frauen überlassen? Dieser Kampf ist so aussichtslos.
 

Ich atme mehrmals tief durch. Er wechselt gerade zur Nächsten. Nein. Wenn ich ihn will, muss ich auch um ihn kämpfen. Egal, mit welchen Mitteln. Nur wer auffällt kommt ans Ziel, ist hier die Devise. Wenn er gezwungen ist, mir seine meiste Aufmerksamkeit zu schenken, bleibe ich ihm auch besser im Gedächtnis.
 

Also fange ich an, den Frauen Seto Kaiba zu entführen, was ihm natürlich gar nicht passt, wenn ich ihn immerzu an mich reiße, sobald er zu wechseln versucht. Und ich pfusche ihm liebend gern in seinen Plan, selbst, wenn ich ihm nur in unangenehmer Erinnerung zurückbleibe. Ich überlasse ihn nicht kampflos irgendeiner dahergelaufenen Tusse. Und alle hier anwesenden Frauen sehen aufgetakelt aus, wie eine Tussi, die nur auf sein Geld aus ist. Wie könnte ich zulassen, dass er in sein Unglück rennt? Er mag noch so ein arroganter, eingebildeter und von sich überzeugter Arsch sein. Doch das, hat selbst er nicht verdient. Nicht, solange meine Liebe für ihn existiert.
 

Er wechselt und ich renne ihm nach, um ihn der Frau wegzuschnappen, während ich ihn finster ansehe. Ich weiß schon jetzt, dass dieser Ball kein schönes Ende nehmen wird, wenn ich ihm so ins Handwerk pfusche, aber er muss begreifen, dass sich die Welt nicht um ihn dreht. Und auch, wenn ich nicht tanzen kann, so leg´ ich´s jetzt darauf an. Beim nächsten Wechsel werde ich ihm klarmachen müssen, was Sache ist.
 

Und schon versucht er zu Wechseln. Aber diesmal bin ich schneller und greife ihn am Arm, ziehe ihn zu mir zurück. Aber, anders, als bei den letzten Entführungen seinerseits, ziehe ich ihn ganz nah an mich. Seine Augen weiten sich, als er meinen Körper an seinem spüren kann und er will zurückweichen. Da greife ich mir sein Gesicht und presse meine Lippen auf seine. Er hört zwar auf, sich zu wehren, jedoch hat er jeden Muskel versteift und rührt sich nun gar nicht mehr. Ich weiß, ich bin in seinen Augen dreist, zu wagen, was keine sonst wagen würde. Und zwar, ihn einfach zu küssen.
 

Doch unerwartet spüre ich einen Schmerz an meiner Seite, wie ich mein Gleichgewicht verliere und von ihm weggestoßen werde, sodass ich gezwungenermaßen seine Lippen verliere. Hart lande ich mit meinem Allerwertesten auf dem Fußboden. Als ich es wieder wage, meine Augen, auf Grund des Schmerzes, zu öffnen, sehe ich Seto Kaiba entsetzt auf mich hinabstarren, während eine blonde hochnäsige Schnepfe, vor mir stehend, zufrieden auf mich herabblickt und mich wütend anfunkelt, weil ich es gewagt habe, ihn zu küssen. Die Musik hat aufgehört zu spielen und alle noch Anwesenden starren auf die entstandene Situation, wie ich bemerke.
 

Was als nächstes passiert, erstaunt mich ehrlich.
 

„Verschwinden Sie! Verlassen Sie sofort diesen Ball!“ stiert er sauer diese blonde Schnepfe nieder.
 

„Aber, diese impertinente Person hat …“ gibt sie jetzt kleinlaut von sich.
 

„Raus! Sofort!“ zischt er ihr entgegen, duldet keine Widerworte.
 

Sie schnaubt frustriert auf und macht sich daran, eingeschnappt zu gehen.
 

„Noch jemand, der sich nicht im Zaum halten kann?“ erhebt er erneut, im ernsten Tonfall, mit kräftiger Stimme, dass es sogar leicht nachhallt.
 

Er blickt durch die Runde der Frauen. Und als alle unterwürfig ihre Köpfe senken, blickt er wieder zu mir. Ich sitze noch immer auf dem Boden und habe Probleme, mit dem Kleid, mich wieder auf die Beine zu begeben. Deshalb tritt er jetzt auch auf mich zu und reicht mir seine Hand. Verunsichert blicke ich ihm in die Augen, ehe ich seine dargebotene Hand ergreife, um mir von ihm, wieder auf die Beine helfen zu lassen. Mein fester Griff scheint ihn zu erstaunen. Sekundenlang blickt er mich mit großen Augen an. Und anschließend zögert er, meine Hand wieder loszulassen.
 

Dann klatscht er in die Hände, damit die Musik wieder zu spielen beginnt und der Balltanz fortgesetzt werden kann. Da tritt er auf mich zu und meint:
 

„Achten Sie wenigstens auf meine Schritte, wenn Sie schon nicht tanzen können.“
 

Ich glaub´, ich träume, als ich so etwas wie ein kleines Lächeln auf seinen Lippen entdecke. Prompt brennen meine Wangen.
 

Er streckt mir also seine Hand entgegen, die ich diesmal ohne weiteres annehme. Er macht sogar extra für mich, seine Schritte langsamer vor, damit ich meine Schritte besser nachvollziehen kann, während ich versuche seine Schritte verkehrt nachzuahmen. Wenn ich mich verheddere, oder über meine eigenen Füße zu stolpern drohe, liegt sofort stützend sein Arm um meine Taille, während er mich leicht anlächelt und dadurch meine Wangen zum Brennen bringt. Das liegt auch daran, weil er mich verdammt nervös macht. Er scheint sich aber die Zeit zu nehmen, bis ich es begriffen habe.
 

Und als dem endlich der Fall ist, lächle ich ihn erfreut an. Danach dreht er mit mir eine Ehrenrunde durch den Saal und ich habe das Gefühl über die Tanzfläche zu schweben. Und er wechselt diesmal auch nicht mehr, sondern tanzt die ganze Zeit über mit mir. Ich fühle mich die ganze Zeit über, einfach nur glücklich, wie schon lange nicht mehr. Mir entgeht aber auch nicht, wie seine Augen funkeln, weil ich die ganze Zeit strahle. Ob man mir das Glück ansehen kann, das ich empfinde?
 

Irgendwann stoppt er allerdings den Tanz mit mir, verbeugt sich leicht und meint zu mir:
 

„Entschuldigen Sie mich, bitte.“
 

Enttäuscht beobachte ich ihn, wie er wieder auf die Bühne geht und in die Hände klatscht. Abrupt hört die Musik auf zu spielen und auch die anderen Paare hören auf, sich zu drehen. Die dazu gekommenen Männer verbeugen sich vor den Frauen und ziehen sich zurück. Die Frauen treten nun auch näher zur Bühne, um nichts zu verpassen, was er zu sagen hat.
 

„Da ich mich davon überzeugen konnte, dass nun jede den Tanz beherrscht, …“, er wirft mir einen kurzen Blick zu und die anderen Frauen kichern, während verlegen meine Wangen zu brennen beginnen und ich meinen Kopf leicht senke, „… wird es Zeit, mich mit jeder von Ihnen zu unterhalten. Deshalb wird nun das Buffet eröffnet, damit Sie sich stärken können, während ich zu jeder von Ihnen kommen werde, um mich Ihnen für zehn Minuten zu widmen.“
 

Na, toll. Jetzt muss ich mich vermutlich stundenlang langweilen. Ich sehe mir die Frauen an, während sich Seto Kaiba zu der ersten begibt und ein Gespräch beginnt. Sie sind alle sehr hübsch, wenn auch dicklichere unter ihnen sind. Sie haben sich sogar in mehrere kleinere Grüppchen aufgeteilt und ich bin mal wieder der Außenseiter. Das ist ja so typisch. Ich hab´ ja ohnehin keine Chance. Obwohl er doch sehr lange mit mir getanzt hat. Vielleicht war er es auch einfach leid, immerzu von mir entführt zu werden, obwohl ich nicht tanzen konnte? Noch dazu weiß ich nicht, was er eigentlich davon gehalten hat, dass ich ihn einfach geküsst habe. Der Zwischenfall hat mir keinen Durchblick gewährt. Er hat nur das ungebührliche Verhalten dieser Tussi bestraft. Aber, mich hat er verschont. Somit stehe ich am Anfang und habe keine Ahnung, was er eigentlich von mir hält.
 

Ich fröstle ein wenig. Mir geht eindeutig die Wärme seiner Nähe ab. Erleide ich jetzt schon Entzugserscheinungen, nur, weil er nicht bei mir ist? Ich habe sogar das Gefühl, dass mein Herz wieder auskühlt, das er mir so sehr erwärmt hat. Jetzt beginne ich nämlich gar, richtig zu frieren. Das wird noch schlimm mit mir enden. Ich seh´s schon kommen.
 

Ich beginne, meine Oberarme zu reiben. Dabei ist es hier doch gar nicht wirklich kalt. Es herrschen sogar recht angenehme Temperaturen. Und doch friere ich, weil mein Herz friert.
 

Mit einem Lächeln beobachte ich ihn, wie er von einer zu anderen wirbelt und sich in Gespräche vertieft. Werde ich überhaupt in der Lage sein, auch nur ein Wort herauszubringen, wenn er mir gegenübersteht? Ich weiß nicht, ob ich das kann, was er von mir erwartet. Ich hab´ doch die ganze Zeit nur geschwiegen. Wie sollte ich jetzt ein Wort hervorbringen? Gott, ist mir kalt.
 

Plötzlich fegt er an mir vorbei, während er seine Anzugjacke auszieht. Und ehe ich mich versehe, hat er mir seine Jacke um die Schultern gelegt und ist weitergezogen, mit seinem Schreiberling im Anhang. Überrascht blicke ich ihm hinterher. Er hat mir seine Anzugjacke dagelassen. Ich kuschle mich in seine Anzugjacke und atme seinen Duft ein. Er riecht gut, stelle ich fest und plötzlich wird mir ganz warm ums Herz. Seto Kaiba kann ja doch ein Gentleman sein. Man muss ihn nur dazu zwingen, damit er so ist, wie er wirklich ist.
 

Im Aufenthaltsraum war er, denke ich, fast er selbst. Obwohl ich zeitweise den Eindruck hatte, einem kleinen Jungen gegenüberzustehen, als einem ausgewachsenen Mann. Ich fand ihn da richtig süß. Er kann es hier aber auch, auf gewisse Weise. Ich mein, süß sein. Er weist Züge auf, die einfach nur süß sind. Kann man mir da verdenken, dass ich ihn liebe, und deshalb um seine Liebe kämpfe, obwohl ich weiß, dass ich keine Chance habe? Aber, den verdorbenen Kuss, will ich auf jeden Fall nachholen. Den lasse ich mir nicht nehmen. Vielleicht lässt er es ja zu, dass ich ihn ein bisschen ärgere.
 

Ich kann ihn einfach nur fasziniert beobachten, da ohnehin niemand mit mir quatschen will, wie er von einer zur Nächsten wirbelt, während ihm, sein Schreiberling, kaum hinterherkommt. Es erstaunt mich, dass er nicht den Überblick verliert, bei über 100 Frauen. Er blickt sogar hin und wieder zu mir. Ob er sich wohl an mir orientiert, bei wem er schon war und wo noch nicht?
 

Die Zeit verrinnt und es wird immer später. Ich werfe einen Blick auf die Uhr und stelle fest, dass es bereits nach 23 Uhr ist. Ich hoffe, meine Mutter hat es geschafft, meine Kinder zu ihrer Zeit zum Schlafen zu kriegen. Sie muss schließlich auch noch die Zeit absitzen, bis ich nach Hause komme, falls eins der Kinder wieder wach wird, weil ich nicht da bin.
 

Viele Frauen greifen ordentlich beim Buffet zu, als würden sie zuhause nichts zu essen bekommen. Dicke, sowie Dürre. Ich habe zwischenzeitlich nur ein Mars gegessen, damit mein Blutzucker nicht in den Keller sinkt. Einen Hunger verspüre ich nämlich nicht wirklich. Liegt vielleicht auch an der ganzen Aufregung.
 

Seto Kaiba hirscht immer noch von einer zur anderen. Irgendwann muss er ja auch mal zu mir kommen. Schon wegen seiner Anzugjacke, in die ich mich immer noch kuschle, um mir so seine Nähe vorzutäuschen.
 

Irgendwann bleibt er abseits von den anderen stehen und blickt sich um. Ich kann mir denken, dass er überlegt, wen er noch nicht dran hatte.
 

Plötzlich trifft mich sein direkter Blick. Bin ich wirklich die Letzte? Ich blicke mich nun ebenfalls um und gehe seine Runde im Kopf durch. Oh. Ich bin wirklich die Letzte. Das erklärt auch, warum sich die Frauen fleißig darüber unterhalten, was er von ihnen wissen wollte. Nur ich stehe hier ganz einsam und verlassen rum.
 

Als ich mich wieder in seine Richtung drehe, kommt er geradewegs auf mich zu und bleibt etwa drei Schritte vor mir stehen.
 

„Da ich nicht annehme, dass Sie mit mir Worte wechseln, darf ich um meine Anzugjacke bitten?“ ist er fast höflich.
 

Nicht, ehe ich mir einen richtigen Kuss von ihm geraubt habe, lautet meine Antwort auf seine Frage, die ich natürlich nicht laut ausspreche. Zeit, ihn etwas zu ärgern. Oder anders ausgedrückt, etwas mit ihm zu spielen.
 

Ich verziehe meine Lippen zu einem schelmischen Grinsen und schüttle meinen Kopf. Er hebt skeptisch eine Augenbraue und runzelt seine Stirn. Er macht einen Schritt auf mich zu und ich weiche zurück. Sein Blick verfinstert sich und er macht einen weiteren Schritt auf mich zu. Wieder weiche ich zurück. Er macht sich bereit, auf einen Sprint. Ich kann es ihm regelrecht ansehen, weil er leicht in die Knie geht.
 

Schnell drehe ich mich um und laufe los. Sofort hetzt er hinter mir her. Ich nutze die anderen Frauen als Schutzschild, um mich hinter ihnen zu verstecken, die natürlich erschrecken, als Seto Kaiba angerannt kommt und gezwungen sind, ihm auszuweichen. Die anderen Frauen beginnen uns auszuweichen, während sie unser Fangenspiel verdutzt beobachten. Irgendwann kann ich mir das Lachen auch nicht mehr verkneifen, nehme seine Anzugjacke von meinen Schultern und winke sie ihm zu, als wäre er ein Stier und seine Anzugjacke ein rotes Tuch, während ich mich hinter Frauen verstecke.
 

Ein Grinsen legt sich auf seine Züge, als er ansetzt, mich zu foppen, weil ich nicht weiß, von welcher Seite er jetzt kommen wird. Ich weiche natürlich immer in die entgegengesetzte Richtung aus. Aber dann renne ich links weiter und er eilt mir nach, während ich auf eine leere Fläche zusteuere. Mist, jetzt hat er mich gleich. Und keine Frau zum Schutz vorhanden.
 

Und es kommt, wie es kommen muss. Er setzt zum finalen Sprung an und bringt mich zu Fall. Ich fasse nicht, dass er das durchgezogen hat und mit mir fangen gespielt hat. Jetzt liege ich unter ihm und seine Anzugjacke habe ich aus den Händen verloren.
 

„Jetzt hab´ ich dich.“ teilt er mir überflüssigerweise mit, als mir klar wird, dass er mich geduzt hat.
 

Ich drehe mich unter ihm um und werde von seinen funkelnden Augen anvisiert. Das ist meine Chance. Eine Chance, die ich so nie wiederbekommen werde. Deshalb muss ich sie nutzen. Ich nehme also sein Gesicht in meine Hände und lege sanft meine Lippen auf seine. Diesmal versteift er sich nicht. Mir scheint eher, dass er damit gerechnet hat. Denn diesmal erwidert er sogar den Kuss. Und ich bin einfach überwältigt, von dem Gefühl, ihm so nah zu sein. Ich bekomme noch nicht einmal mit, wie wir zum Zungenkuss übergehen. Ich weiß nur, dass ich meine linke Hand in seinen Haaren vergrabe, während meine rechte Hand an seinem Rücken liegt, und ich ihn an mich drücke. Wo seine Hände sind, weiß ich nicht. Aber ich vermute, er stützt sich damit ab, um mich nicht mit seinem Gewicht zu erdrücken.
 

Erst, nach ein paar Minuten lösen wir uns wieder voneinander und er sieht mich mit großen Augen an, als könnte er nicht glauben, wozu ich ihn gebracht habe. Vielleicht liegt es auch an dem Geschmack, den ich im Mund hatte. Er sollte ihn eigentlich zuordnen können. Ich habe ja auch vor einer Weile einen Mars-Riegel gegessen, wovon er eigentlich nichts mitbekommen hätte können, weil er durch die Gegend gewirbelt ist.
 

Er erhebt sich mit geröteten Wangen, während er mich mit auf die Beine zieht. Sämtliche Frauen blicken uns schockiert an. Ich blicke die Frauen entschuldigend an, weil ich mich hab´ gehen lassen, beim Küssen. Er räuspert sich sichtlich verlegen, lässt verlauten:
 

„Ähm, … Ich werde morgen 20 von Ihnen auswählen, die ich die kommende Woche bis Freitag zuhause besuchen werde, um sie privat zu erleben. Ein Angestellter wird Sie deshalb anrufen, um mich bei Ihnen anzukündigen. Aber nur 5 von Ihnen werde ich am nächsten Samstag wiedersehen, um die letzte Runde einzuläuten. … Ich darf mich nun herzlichst von Ihnen allen verabschieden, meine Damen.“ und er verbeugt sich sogar.
 

Ich hebe noch seine Anzugjacke auf, die ich verloren habe und reiche sie ihm, mit einem verlegenen Lächeln. Mist, ich hab´ ihn ganz schön in Verlegenheit gebracht. Das wird er mir sicher übelnehmen. Er nimmt seine Anzugjacke entgegen und hängt sie um seinen Arm, um sie von Staub zu befreien.
 

Tuschelnd machen sich die ersten Frauen auch schon daran, den Ball zu verlassen. Seufzend und betrübt wende nun auch ich mich von ihm ab, um zu gehen. Jetzt hab´ ich´s wirklich vergeigt. Ich schreite langsam voran, bis alle Frauen gegangen sind. Erst dann folge ich als Letzte und winke noch zum Abschied, ohne mich noch einmal umzuwenden. Ich rechne fest damit, dass es das letzte Mal war, dass ich ihn gesehen habe. Auch, wenn der Kuss echt toll war. Jetzt habe ich wenigstens etwas, an das ich mich immer erinnern kann. Ich war ihm noch nie zuvor so nahe. Und ich bin glücklich, dass ich eine Chance hatte, wenigstens zu versuchen, sein Herz zu gewinnen. Ich bin aber ziemlich sicher, dass ich soeben ausgeschieden bin. Ohne es wirklich zu wollen, kommen mir die Tränen.
 

***
 

Die Tage ziehen sich dahin, und wie erwartet wurde ich nicht angerufen. Nun ist Freitag und ich sitze im Aufenthaltsraum, um meine Pause alleine zu verbringen. Es ist jetzt 6 Tage her, dass ich auf dem Ball war und nun leide ich an Liebeskummer. Ich hätte nie gedacht, dass ich ihn so furchtbar vermissen könnte. Aber, tatsächlich heule ich mich seitdem Nacht für Nacht in den Schlaf. Und der Kuss geht mir einfach nicht mehr aus dem Kopf.
 

Ich bin so deprimiert, dass ich es mir, in der Pause, auf dem Fensterbrett bequem gemacht habe und mein Kopf gegen die Fensterscheibe lehnt, während ich gar nicht wirklich nach draußen blicke. Und weil ich ausgerechnet hier auf dem Fensterbrett hocke, erinnere ich mich zwangsmäßig an seine Anwesenheit zurück. Die drei Tage, die er hier war.
 

Mir kommen schon wieder die Tränen und ich muss meine Augen schließen. Ich lehne meinen Kopf zurück in den Nacken gegen die Fensterseite und versuche mich wieder zu beruhigen. Doch mein Herz schmerzt zu sehr. Ich wusste es. Von Anfang an. Eine Begegnung mit ihm konnte nur mein Untergang sein. Ich hätte wissen müssen, dass ich niemals sein Herz erreichen kann. Ich bin eben einfach nicht sein Typ.
 

„Tut mir leid, dass ich erst jetzt komme.“ höre ich unvermittelt seine Stimme leise sagen.
 

Ungläubig reiße ich meinen Kopf zum Eingang und da steht er tatsächlich. Ich erschrecke mich so dermaßen, ihn tatsächlich zu sehen, dass es mich glatt von der Fensterbank schmeißt. Schmerzlich stöhne ich auf, als er auch schon bestürzt an meine Seite eilt und ich tatsächlich seine rechte Hand an meinem linken Oberarm spüren kann.
 

„Hast du dich verletzt?“ fragt er leise nach und ich bin verwirrt.
 

Wieso ist er hier? Ich wurde doch gar nicht angerufen.
 

Ich erhebe mich ganz und muss mich am Fensterbrett festhalten. Meine Beine geben sonst unter mir nach. Hab´ nicht die Kraft, ihm eigentlich nun gegenüberzustehen, wenn er nicht vorhat, mich in die nächste Runde zu wählen. Es kostet mich so schon unendlich viel Kraft, ihn überhaupt wiederzusehen.
 

„Der Ball. … Ich wusste erst mit Sicherheit, dass du es warst, als du mir zugewunken hast. … Ich muss ehrlich zugeben, du hast mir imponiert. Du hast dich nämlich nicht gescheut, in die Offensive zu gehen. Hast es sogar zwei Mal gewagt, mir einen Kuss zu stehlen. Du hast mit mir Fangen gespielt. … Niemand wäre so verrückt, mich zu so etwas zu verleiten, geschweige denn, würde es schaffen, mich dazu zu bringen.“ lächelt er leicht, während er mich eher unsicher anzublicken scheint.
 

„Ich bin daher hier, weil ich mich bei dir persönlich erkundigen wollte, wann du hier rauskannst, damit ich mit zu dir kommen kann, um dich kennen zu lernen.“ fährt er fort und ich presse meine Lippen zusammen.
 

Ich bin also tatsächlich in die nächste Runde gekommen. Ich glaube es ja nicht. Nur habe ich jetzt das Problem, dass meine Kinder und meine Mutter zuhause sein werden, wenn ich heimkomme. Ich habe fast Angst davor, wie Seto reagieren könnte, wenn er erfährt, dass ich zwei Kinder habe. Aber, wenn er wirklich vorhat, mit mir nach Hause zu fahren, muss ich ihn vorher vorwarnen.
 

„Ich habe bis 14 Uhr Kurs.“ antworte ich ihm deshalb nur, während sich mein Blick auf seine Lippen legt.
 

Oh, wie gerne würde ich ihn wieder küssen. Ob er wohl sauer werden würde, wenn ich es wiederholt tue? Ihm einen Kuss stehlen? Schnell blicke ich ihm wieder in die Augen, während er mir lächelnd erwidert:
 

„Dann werde ich dich um 14 Uhr abholen.“
 

Sein Blick flackert unsicher und er wippt etwas mit seinen Beinen vor und zurück, als wisse er nicht, ob er einen Schritt auf mich zugehen, oder doch einfach gehen sollte.
 

„Also, … bis dann.“ fügt er an, als er dann doch auf mich zutritt.
 

Das kommt mir sehr gelegen. Sollte er vorhaben, mich zu küssen, dann werde ich ihn bei mir behalten, um ihn ausgiebiger zu küssen. So schnell wird er mich nicht wieder los. Es könnte wiederholt meine letzte Chance sein. Wer weiß, wie er reagiert, wenn er von meinen Kindern erfährt? Und selbst, wenn er nicht sofort Reißaus nimmt, kann ich ihn schlecht vor meinen Kindern küssen. Er wird nämlich bestimmt nur für eine kurze Zeit zu Besuch sein.
 

Als Seto bei mir ankommt, beugt er sich eher ruckartig zu mir herab, legt aber sanft seine Lippen auf meine. Ich nutze die Gelegenheit und schließe ihn in eine feste Umarmung, um ihn bei mir zu behalten, damit er mir nicht so schnell entkommt. Er verspannt sich kurz, weil er das nicht so geplant hatte, aber lässt sich dann spürbar in den Kuss fallen, während er seine Arme um mich schlingt und zu erwidern beginnt. Und während wir uns dem Kuss hingeben, weil wir unsere Zungen ins Spiel gebracht haben, vergesse ich ganz die Zeit.
 

„Die Olivia ist hier.“
 

„Und Seto Kaiba auch.“
 

„Frau Jelen. Die Pause ist seit 10 Minuten zu Ende. Wieso sind Sie nicht im Kursraum?“ steht der Trainer aufgebracht, mit den Händen in den Hüften zu mir gerichtet, als er Seto Kaiba ansichtig wird und seine Hände wieder einzieht.
 

Seto löst sich von mir und dreht sich mit mir zu meinem Trainer.
 

„Ich werde auf dich warten.“ flüstert er mir zu und verdrückt sich flink aus dem Aufenthaltsraum.
 

Lässt mich alleine zurück. Als hätte ich das alles nur geträumt. Deshalb gehe ich nun mit den anderen im Anhang auch in den Kursraum zurück.
 

Auf meinem Platz sitzend frage ich mich, ob ich das nicht wirklich nur geträumt habe. Denn, … was sollte Seto Kaiba hier, in diesem Gebäude, schon zu suchen haben? Vermutlich habe ich auch nur geträumt, ihn im Aufenthaltsraum gesehen und ihm einen Mars-Riegel geschenkt zu haben. So, wie am darauffolgenden Tag, als er beim Fenster gestanden hat. Und am Tag darauf, als er ganz nah hinter mir stand und ich seinen Atem in meinem Nacken spüren konnte. Ich blinzle. Hab´ ich mir das alles wirklich nur eingebildet? Ich war doch auf seinem Ball. Alle, hier in diesem Gebäude, haben davon geredet. Habe ich mir das auch nur eingebildet?
 

~~~
 

Der Kurs nimmt sein Ende, nach nur zwei Stunden, nachdem ich vom Aufenthaltsraum hierher zurückgekehrt bin. Unerwartet werde ich von den Kursteilnehmerinnen flankiert und mit finsteren Blicken bedacht.
 

„Wie kommst du dazu, Seto Kaiba zu küssen?“
 

„Wie hast du ihn dazu gebracht, dass er dich küsst?“
 

„Wieso seid ihr euch in den Armen gelegen?“
 

„Wieso war er überhaupt hier?“
 

„Na, wegen ihr bestimmt nicht.“
 

„Genau. Wer will schon so eine haben?“
 

Also, habe ich es doch nicht geträumt und alles ist wahr.
 

„Ich war auf seinem Ball.“ antworte ich daher, um Zeit zu schinden, während ich meine Sachen zusammenpacke.
 

„Dann hätte ich dich dort sehen müssen.“ gibt eine von sich und ich starre sie entgeistert an, denn ich kann mich gar nicht daran erinnern, sie dort gesehen zu haben.
 

Oder ist es mir einfach nur entgangen? Sie wird mich auf jeden Fall zerfleischen, wenn sie erfährt, dass ich es war, die ihn geküsst hat.
 

„Ich bezweifle doch sehr, dass er ihr eine Einladung gegeben hat.“
 

„Und sie würde bestimmt auch nie in die nächste Runde gewählt werden.“
 

„Genau. Hahahaha! Die träumt doch nur davon.“
 

Ich muss schnell hier raus, bevor die Situation eskalieren kann.
 

„Ich muss jetzt leider gehen.“ sage ich daher schnell und drücke mich durch die Menge, als die Tür aufgeht und ausgerechnet Seto hereinkommt.
 

„Lass mich raus.“ flehe ich ihn an.
 

„Lass mich rein.“ fleht er.
 

„Hier ist es nicht besser.“ erwähne ich ihm, als er der drohenden Meute ansichtig wird.
 

„Hast du schon aus?“ fragt er mich.
 

Ich nicke schnell, während ich sage:
 

„Es ist schon 14 Uhr.“
 

„Dann komm´ mit. Unten wartet meine Limousine.“
 

Wieder nicke ich, als er sich auch schon meine Hand greift und mich mit sich zieht.
 

„Da ist er. Schnell hinterher.“
 

„Schnappt sie euch. Dafür wird sie büßen.“
 

Na, toll. Jetzt werden wir von einer Horde wütender, und aufgescheuchter Frauen verfolgt.
 

Wir rennen den Flur entlang, am Aufenthaltsraum vorbei, zu den Treppen.
 

„Seto Kaiba soll sich im Haus befinden. Schnell lasst ihn uns suchen.“
 

Mist, von oben kommt die nächste Horde. Also eilen wir die Treppe hinunter. Doch, bevor wir den Ausgang erreichen können, versperren uns weitere Frauen den Weg.
 

„Jetzt sitzen wir in der Klemme.“ erwähne ich überflüssigerweise, und wir stellen uns Rücken an Rücken, zu den oberen Seto und ich zu den Unteren gerichtet, während wir uns an den Händen halten.
 

Zu unserem Glück kommen da Joey, Tea, Tristan und Yugi zur Eingangstür herein. Ich boxe Seto meinen Ellbogen in die Seite, damit er sich zu mir leicht umdreht. Wundersamer Weise weichen die Frauen vor den Vieren zurück und bilden einen Weg, der zu uns hinaufführt.
 

„Kaiba. Da bist du ja. … Mokuba hat sich Sorgen gemacht und uns auf dich angesetzt, um dich von den Horden zu befreien, falls du in Not gerätst.“ kommt von Joey.
 

Ich war noch nie so froh, über ein so spektakuläres Ablenkungsmanöver. Ich ergreife die Chance und ziehe Seto mit, durch den freigewordenen Weg.
 

„Hey, lasst sie nicht entkommen!“ schreien die oberen Frauen.
 

Doch wir verdrücken uns, mit den Vieren, bereits wieder durch den Eingang und Seto übernimmt die Führung, zieht mich zu seiner wartenden Limousine.
 

Wir alle zwängen uns in Windeseile in die Limousine, als diese bereits anfährt. Joey springt als Letzter herein und Seto schließt die Tür. Da wir nun ganz verwurschtelt aufeinanderliegen, versuchen wir uns zu trennen und setzen uns auf freie Plätze. So sitze ich schlussendlich neben Seto.
 

Ich lege meinen Kopf in den Nacken, an die Lehne des Rücksitzes seiner Limousine, schließe meine Augen und erwähne:
 

„Dank dir, kann ich jetzt nicht mehr den Kurs besuchen.“, ehe sich ein Lächeln auf meine Lippen legt.
 

„Das tut mir leid.“ höre ich seine Stimme leise sagen, und ich öffne meine Augen, um ihn anzusehen.
 

Dann blicke ich mich mal in der Limousine um. Yugi, Tea und Tristan sitzen uns gegenüber, während ich Yugi, Seto Tea und Tristan Joey, also Letzterer auch neben Seto sitzt, gegenübersitzen. Ich nutze den Moment, um Seto auf meine Kinder vorzubereiten:
 

„Du solltest da etwas wissen, bevor wir bei mir sind.“
 

„Und was ist das?“ runzelt er seine Stirn.
 

„Meine Mutter wird da sein. Sie wird aber gehen, sobald ich daheim bin, da sie für mich auf jemanden aufpasst.“ antworte ich ihm, weil ich einfach nicht weiß, wie ich ihm erklären soll, dass ich Kinder habe.
 

Er wird sie dann wohl persönlich kennenlernen. Vielleicht ist das auch gar nicht so schlecht. Kann ich zumindest nur hoffen.
 

Nach zehn Minuten parkt die Limousine vor dem Eingang meines Wohnhauses. Ich lasse dem Chauffeur gar nicht erst die Möglichkeit, auf meiner Seite die Tür zu öffnen und steige aus der Limousine. Seto folgt mir seufzend aus der Limousine und teilt den anderen mit:
 

„Mein Chauffeur bringt euch nach Hause.
 

Danach richtet er sich an den Chauffeur:
 

„Seien Sie in zwei Stunden wieder hier.“
 

„Ja, wohl, Sir.“ bestätigt der Chauffeur.
 

Und als Seto die Tür zuwirft, fährt die Limousine auch schon davon.
 

Ich blicke Seto abwartend an, als er sich mir auch schon zuwendet. Sein Blick gleitet das Wohngebäude hinauf. Und ich mache mir Gedanken darüber, wie er wohl reagieren wird, wenn er erfährt, dass ich bereits zwei Kinder habe. Sie werden mir bei der Wohnungstür entgegenkommen. Dann wird er sie sehen. Oh, bitte, lieber Gott, lass´ ihn mich nicht fallen lassen, nur, weil ich schon zwei Kinder habe. Das ist meine größte Sorge.
 

„Kommst du?“ frage ich ihn dann, weil ich es ja doch nicht ewig aufschieben will.
 

Meine Kinder, aber vor allem meine Mutter, warten auf mich.
 

Sein Blick fällt wieder zu mir und er tritt neben mich. Ich öffne das Haustor und er hält mir die Tür auf, damit ich hindurchgehen kann. Danach folgt er mir. Ich steuere die Treppen an und marschiere zwei Stockwerke nach oben und bleibe vor der dritten Tür stehen, um die Wohnungstür zu öffnen.
 

Als ich hinter mir Seto hereinlasse, sehe ich auch schon meine Kinder aus dem Kinderzimmer stürmen. Ich werfe einen Blick auf Seto und bemerke, wie sich seine Augen weiten. Also hat er damit wirklich nicht gerechnet, dass ich schon Kinder haben könnte.
 

„Mama. Mama. Du bist wieder da.“ schreit die Melanie sofort erfreut und stürzt auf mich zu.
 

Ich nehme sie auf die Arme und küsse sie auf die Wange. Dann drehe ich mich mit ihr zu Seto um und stelle sie ihm vor:
 

„Das ist Melanie, meine Tochter.“, und stelle im Gegenzug Seto der Melanie vor, „Das ist Seto.“
 

Völlig unvorhergesehen sagt die Melanie daraufhin:
 

„Mama hat Seto lie~b.“
 

Prompt brennen meine Wangen und ich setze sie ab, um auch Lukas zu begrüßen.
 

Ich wuschle dem Lukas durch´s Haar und beuge mich zu ihm herunter, um ihm ebenfalls einen Kuss auf die Wange zu geben. Dann nehme ich ihn an den Schultern und drehe ihn zu Seto.
 

„Das ist Lukas, mein Sohn. Er ist Autist und mit etwas Vorsicht zu genießen.“
 

„Oma. Oma. Komm´ schauen.“ schreit da auch schon die Melanie.
 

„Was ist denn, Melanie?“ höre ich die Stimme meiner Mutter.
 

Beinahe hätte ich sie vergessen. Trotzdem entledige ich mich erstmal meines Kapuzenpullovers und trage somit nur noch mein schwarzes Rollkragenlangarmshirt, das unter meine blaue Jeans gestrickt ist. Das heißt, Seto kann jetzt meine Figur ziemlich gut erkennen. Danach schlüpfe ich geschickt aus meinen schwarzen Turnschuhen und gehe weiter ins Wohnzimmer, wo ich sogleich auf meine Mutter treffe.
 

„Hallo, Mama. … Gab´s irgendwelche Probleme?“ begrüße ich sie, als ich Seto hinter mir bemerke, der sich auch seiner Schuhe entledigt hat.
 

„Nein, nein. Der Fahrtendienst war pünktlich und die zwei ganz brav.“
 

Seto geht an mir vorbei und scheint interessiert, wo meine beiden Kinder hingelaufen sind. Denn nun bemerkt ihn auch meine Mutter.
 

„Oh. … Du hast jemanden mitgebracht?“ fragt sie mich perplex.
 

„Ja~. … Seto Kaiba wirst du ja kennen.“, antworte ich ihr und füge an, um ihr einen Wink zu geben, „Der Ball. Du weißt schon.“
 

Sein Blick huscht zu meiner Mutter und er reicht ihr die Hand.
 

„Andrea Jelen.“ stellt sich meine Mutter ihm also vor und nimmt seine Hand, um sie kurz zu schütteln.
 

Ein Lächeln legt sich auf seine Lippen, ehe er kurz zu mir blickt:
 

„Freut mich, Sie kennenzulernen.“
 

Ihre Augen weiten sich überrascht, während Seto nun weitergeht, um zu sehen, was die Kinder treiben, ehe sie wissen will:
 

„Er hat dich in die nächste Runde gewählt? … Wie hast du das denn geschafft?“
 

Jetzt grinse ich verlegen, während ich schulterzuckend antworte:
 

„Ich weiß es nicht.“
 

Ich gehe also zum Kinderzimmer, hinter ihm vorbei, werfe auch einen Blick hinein und seufze.
 

„Da hab´ ich ihnen was beigebracht.“ schüttle ich meinen Kopf, als ich sehe, dass sie vor einem Videospiel sitzen.
 

Ich gehe ins Zimmer hinein und schaue, was sie da eigentlich spielen. Ich kann nur den Kopf schütteln. Die Melanie kann es einfach nicht lassen. Ausgerechnet ‚Super Mario 3D Wörld‘. Sie liebt es eben, als Katze herumzulaufen. Da kann ich halt nichts machen.
 

„Mama, helfen.“ fleht mich die Melanie an.
 

Ich seufze und setze mich an die Bettkante, um ihr den Controller aus der Hand zu nehmen, den sie mir entgegenstreckt. Seto´s Neugier scheint ihn dazu zu veranlassen, sich seitlich hinter mich zu stellen, um mir zuzusehen. Deshalb mache ich ihr mit geschickten Handgriffen, eins von den schweren Welten, die sie vermutlich selbst versuchen wollte, aber nicht geschafft hat. Lukas hampelt aufgeregt auf dem Bett neben Melanie herum, was Seto auch aufzufallen scheint.
 

Als ich ihr die Welt geschafft habe, schlage ich ihr vor:
 

„Spiel´ was Anderes, wenn dir das zu schwer ist.“
 

„Nein. Will Katze spielen.“ meint Melanie.
 

„Dann wähle eine leichtere Welt.“ erkläre ich ihr.
 

„Ok. Hab´ dich ganz viel lieb.“ meint die Melanie daraufhin und drückt sich an mich.
 

„Hab´ dich auch ganz viel lieb.“ erwidere ich ihr und drücke ihr einen Kuss auf die Wange.
 

„Was ist denn eigentlich mit dem Vater der Kinder?“ will Seto unwillkürlich wissen.
 

„Ich bin draußen, wenn ihr was braucht.“ erwähne ich den Kindern, ehe ich Seto aus dem Raum geleite und ihn ins Wohnzimmer bringe.
 

„Brauchst du mich eigentlich noch?“ überfällt mich da meine Mutter.
 

„Ich komm´ dann alleine klar. Danke, für deine Hilfe. Ich melde mich, wenn ich dich wieder brauche.“ erkläre ich ihr, da sie scheinbar die Zeit genutzt hat, um sich umzuziehen und fertig zu machen, fürs Gehen.
 

„Ok. Tschüss, dann.“ verabschiedet sie sich von mir, als sie drauf und dran ist, zu gehen.
 

„Tschüss.“ rufe ich ihr nach und die Tür knallt ins Schloss.
 

So. Jetzt kann ich mich Seto und seinen Fragen widmen. Aber, vorerst will ich eine gute Gastgeberin darstellen.
 

„Setz´ dich doch, bitte. … Willst du was trinken?“ frage ich ihn daher, während er es sich auf der Couch bequem macht.
 

„Mach´ dir keine Umstände.“ meint er allerdings und ich seufze.
 

„Du machst mir keine Umstände.“ erwidere ich.
 

„Ich brauche nichts, danke.“ meint er nachdrücklicher, mit einem Lächeln, und ich setze mich resigniert auf die Couch, neben ihn.
 

„Ich bin seit etwa einem halben Jahr von ihm getrennt.“, setze ich daher an, seine Frage zu beantworten, während ich nicht wage, ihn anzusehen, „Ich war mit ihm etwa 10 Jahre zusammen. Haben zum Schluss immer nur noch gestritten, wegen jeder Kleinigkeit und waren uns immer in der Kindererziehung uneinig. … Ich wollte mich eigentlich schon fünf Jahre früher von ihm trennen, aber da er alleine ist und keine Familie mehr hat, sein Bruder lebt schließlich in der Schweiz mit seiner Frau, hat er einer Trennung von mir nicht zugestimmt. So musste ich selbst dafür sorgen, dass ich von ihm loskomme. … Mein erster Schritt war dabei, Lukas fremd unterzubringen, da er einer Förderung bedarf, die ich ihm nicht geben konnte. Er wies nämlich eine beträchtliche Essstörung und Sprachstörung auf. Und dort ist er nach wie vor. … Danach hatte ich mich auf Wohnungssuche begeben. Das war aber leichter gesagt, als getan. Denn ich musste eine Wohnung finden, die nicht zu teuer war, weil ich sie mir ja auch leisten können musste. Nur mit viel Glück bin ich an diese Wohnung geraten, die für mich auch leistbar war. Und nachdem ich ausgezogen war, hat der Vater meiner Kinder den Kontakt zu den Kindern einfach gekappt. Er wollte mit uns einfach nichts mehr zu tun haben.“
 

Nun wage ich einen vorsichtigen Seitenblick zu Seto. Dann stelle ich fest, dass er mit seinen Gedanken ganz weit weg wirkt. Hat er mir dann überhaupt zugehört?
 

Seufzend werfe ich einen Blick auf meine Armbanduhr. 15.27 Uhr. Zeit für die Kinder, eine Zwischenmahlzeit einzunehmen. Also erhebe ich mich und marschiere in die Küche. Ich bereite kleine belegte Brötchenhäppchen, Scheiben von verschiedenen Obstsorten auf separaten Tellern, und richte noch Säfte in Gläsern an, was ich alles auf einem Tablett ins Wohnzimmer trage. Anschließend gehe ich ins Schlafzimmer und fordere die Kinder auf:
 

„Schluss machen. Der Imbiss wartet.“
 

„Ja, Mama.“ ruft Melanie zurück und Lukas dreht das Spiel ab.
 

Schon eilen die Kinder an mir vorbei und ich folge ihnen zurück ins Wohnzimmer. Melanie greift auch sofort zu und verschlingt das Essen, während Lukas zögert.
 

„Was ist los, Lukas? Wieso isst du nichts?“ frage ich ihn behutsam.
 

„Joghurt.“ antwortet er mir.
 

„Nein, Lukas, erst musst du was Vernünftiges essen. Danach kannst du Joghurt bekommen. … Das kennst du doch eh schon.“ erwidere ich ihm vorerst noch sanft, in der Hoffnung, er möge vernünftig werden.
 

Ich hoffe nur, dass er nicht vor Seto beginnt, eine Szene zu machen. Seto muss sich eh schon was von mir denken. Dabei will ich doch gar nicht länger einsam sein. Und diese Chance bietet mir Seto, in dem er mich in die nächste Runde qualifiziert. Was kann ich nur tun, damit er nicht geht und nie wiederkommt? Noch habe ich Zeit, bis sein Chauffeur wieder da ist.
 

„Joghurt.“ klingt er jetzt schon trotziger.
 

Ich seufze.
 

„Lukas. Erst davon essen.“ klinge ich jetzt ernst.
 

„Nein.“ erwidert er mir stur und schubst das Tablett an.
 

Puh! Noch ist nichts passiert. Zur Sicherheit nehme ich die Teller und Gläser vom Tablett und stelle dieses vorerst angelehnt an den Couchtisch. Jetzt kann weniger passieren. Hoffe ich zumindest.
 

„Lukas, sei brav. Du weißt, was ich mit deiner Betreuerin ausgemacht habe. Erst etwas zum Kauen, danach etwas zum nur Runterschlucken, damit du nicht zurückfällst zum Feinpürierten. … Also, komm´ jetzt.“ spreche ich ernst und halte ihm ein Brötchenhäppchen vor die Nase.
 

Unerwartet rastet er da aus, wirft mir das Brötchenhäppchen aus der Hand und fegt die Teller vom Tisch. Ich kann nur entsetzt mitansehen, wie die Teile durch die Luft wirbeln und teilweise auf Seto und dem Boden landen. Ich schließe meine Augen und atme schwer tief durch. Meine Nerven sind eh schon angespannt, wie Drahtseile. Da hat mir das gerade noch gefehlt. Und ich hatte gestern erst aufgeräumt und geputzt, weil ich wusste, dass die Kinder kommen. Nur nicht aufregen. Ruhig bleiben.
 

„Lukas. Sieh nur, was du angerichtet hast.“ werfe ich ihm vor, während ich böse klinge.
 

Selbst Seto sieht nicht sehr begeistert aus. Ich merke aber, dass er sich beherrscht, sich hier nicht einzumischen, während er die Einzelteile der Brötchenhäppchen von sich herunterklaubt.
 

„Du hast unseren Gast beworfen. Das gehört sich nicht. Geh´ sofort hin und entschuldige dich.“ rede ich weiter böse.
 

Ich sehe, dass sich Tränen in Lukas´ Augen bilden. Es tut ihm sichtlich leid. Er muss aber endlich lernen, vorher zu denken, ehe er handelt, und nicht umgekehrt. Eingeschüchtert geht Lukas zur Couch und streckt halbherzig seine Hand hin. Ich verdrehe meine Augen.
 

„Du musst schon ‚Entschuldigung‘ sagen, sonst wird dir nicht verziehen.“ erwähne ich, immer noch im bösen Tonfall.
 

„Enschuigun.“ nuschelt Lukas, aber ich lasse es gelten, weil er es nicht besser aussprechen kann.
 

Das dürfte Seto nun auch die Sprachstörung preisgeben, die Lukas als Autist aufweist.
 

„Seto, wenn du seine Entschuldigung annimmst, gib´ ihm doch bitte deine Hand. … Mir tut es im Übrigen auch leid. Ich weiß gar nicht, wie ich das wieder gut machen soll.“ klinge ich etwas verzweifelt und überfordert.
 

Jetzt sollte ihm auch klar sein, warum ich darauf angewiesen bin, dass Lukas immer noch im Kinderheim zubringt. Lukas ist einfach schwer zu handhaben. Aber, die Trennung von seinem Papa spielt hier wohl die größte Rolle.
 

Mit ernstem Blick reicht Seto ihm die Hand und meint streng, aber ruhig, um ihn nicht zu verängstigen, da sie sich im Grunde noch fremd sind:
 

„Dass mir das aber nicht mehr vorkommt. Deine Mutter gibt sich nämlich wirklich Mühe, um sich um euch zu kümmern. … Und da du diese Sauerei verursacht hast, wäre es nur angemessen, wenn du sie auch wieder wegräumst.“
 

Ich bin erstaunt über seine Worte. Wie kann er wissen, dass ich so sehr um sie bemüht bin? Ich bin beinahe richtig gerührt. Lukas sieht zu mir. Ich nicke nur. Meine nächsten Worte wären dieselben gewesen. Lukas bückt sich tatsächlich und sammelt alle Einzelteile auf, die er finden kann. Als er damit fertig ist, kommt er allerdings zu mir.
 

„Du weißt, wo der Mülleimer ist.“ erwähne ich ihm nur.
 

Lukas marschiert in die Küche, deshalb nutze ich die Gelegenheit, Seto zu erwähnen:
 

„Lukas ist erst seit der Trennung so total verbohrt und macht mir an den Wochenenden immer wieder mal Probleme. Dabei war er vorher immer so brav. … Ich vermute ja, dass er böse auf mich ist, weil er mir die Schuld gibt, weil sein Papa nichts mehr mit uns zu tun haben will. … Seine Wutausbrüche hin und wieder sind ja nichts Neues. Aber, dass er mir das Essen verweigert, obwohl er vor einem halben Jahr noch ohne Probleme gegessen hat … Vielleicht vermisst er auch einfach nur seinen Papa. Ich bin einfach ratlos. … Mich hat es aber schon gewundert, dass er jetzt auf dich gehört hat und tatsächlich alles weggeräumt hat. Normalerweise stellt er sich stur und zieht sich ins Schlafzimmer zurück, um sich einfach ein Spiel aufzudrehen, was ich ihm dann beinhart wieder abdrehe. Dann tobt er meistens und es dauert Ewigkeiten, bis ich ihn wieder beruhigen kann. Und Lukas´ Verhalten verstört dabei auch meistens die Melanie, sodass sie kaum zu beruhigen ist. … Sie liebt ihren Bruder eben und leidet mit ihm.“ fahre ich mir verzweifelt über den Kopf.
 

Seto nickt nur, ehe er meint:
 

„Ich könnte jetzt doch einen Kaffee vertragen.“
 

Ich werde hellhörig und erkundige mich:
 

„Wie magst du denn deinen Kaffee?“
 

Er lächelt milde und erklärt mir:
 

„Stark und schwarz. … Also, ohne Zucker und ohne Milch.“
 

„Ok.“ erwidere ich und mache mich auf den Weg in die Küche, während ich Melanie bei ihm zurücklasse, die sich mit Abstand neben ihm auf die Couch gesetzt hat und ihren Saft trinkt.
 

In der Küche treffe ich auf Lukas, der den zweiten Teller mit Brötchenhäppchen anstarrt, den ich mir angewöhnt habe, zu machen, weil Lukas immer wieder mal den Teller umgeworfen hat. Ich beachte ihn am besten nicht, dann greift er ja vielleicht von selbst zu.
 

Deshalb marschiere ich auch gleich weiter zur Kaffeemaschine, die ich mir eigentlich nur wegen meiner Mutter angeschafft habe, und gebe zweieinhalb Löffel Kaffee in einen Kaffeefilter und mache ihm eine normale Kaffeetassenmenge davon. Zur Sicherheit richte ich ihm auch ein Glas Wasser her, falls Seto der Kaffee doch zu stark sein sollte. Schließlich weiß ich ja nicht, wie er ihn gerne trinkt. Ich hoffe aber auch, dass ihm die Kaffeesorte zusagt. Denn billig war der Kaffee mit Sicherheit nicht.
 

Als der Kaffee fertig ist, trage ich ihn, mit dem Glas Wasser, nach draußen und stelle ihn, vor Seto, auf den Couchtisch.
 

„Hier, bitte schön. … Ich hoffe, ich habe ihn richtig erwischt.“
 

Seto nimmt die Tasse in die Hand, hebt sie an seine Lippen und nippt kurz daran. Unwillkürlich heben sich beide Augenbrauen überrascht in die Höhe.
 

„Hm, was ist das für eine Kaffeesorte?“ will er interessiert wissen.
 

Verwundert gehe ich zurück in die Küche und hole die Kaffeeverpackung, die ich ihm von der Küche aus herzeige. Interessiert blickt er auf die Verpackung und meint:
 

„Diese Sorte kenne ich gar nicht. Sie schmeckt aber wirklich gut.“
 

„Das kann ich leider nicht beurteilen. Den Kaffee habe ich eher für meine Mutter gekauft. Ich bin keine Kaffeetrinkerin. Ich bin eher für Tee oder Kakao.“ lächle ich ihn verlegen an, wegen dieses Geständnisses.
 

„Dennoch scheinst du ein gutes Händchen für Kaffee zu haben.“, erwidert er mein Lächeln, „Ich hatte eigentlich nicht angenommen, dass du unter stark genau diese Menge an Kaffeepulver verstehst, die ich gerne trinke.“
 

„Das war wohl eher Zufall.“ grinse ich nun mit brennenden Wangen.
 

„Mich würde allerdings interessieren, wie du dir das alles leisten konntest, wenn du doch die ganze Zeit arbeitslos warst.“ fragt er mich unerwartet.
 

„Ich war eben sehr sparsam, in der Zeit, zu der ich noch mit dem Kindesvater zusammengelebt habe. So konnte ich mir ein kleines persönliches Vermögen sammeln, das ich mehr oder minder in diese Wohnung investiert habe. Und die Haushaltskosten habe ich so sehr dezimiert, dass es sich monatlich ausgeht, mit dem Geld, dass ich vom AMS bekomme und mit der Familienbeihilfe für meine beiden Kinder, problemlos auszukommen. So spare ich mir monatlich auch noch etwas zusammen, für unvorhergesehene Notfälle.“ zucke ich mit meinen Schultern.
 

„Willst du denn überhaupt arbeiten?“ fragt er mich nun.
 

„Ja, schon. Aber, ich hab´ nur eine Ausbildung zur Bürokauffrau. Und etliche Buchhaltungskurse ohne Berufserfahrung. Niemand will jemand mit kaum, bis gar keiner Berufserfahrung. Dabei haben alle mal als Anfänger angefangen.“ seufze ich kopfschüttelnd.
 

„Und was genau willst du gerne machen?“
 

„Na, ja. Am liebsten nur Buchhaltung. Das wäre mein größter Traum.“ schwärme ich ihm vor.
 

„Beherrschst du denn auch die Buchhaltung?“ hakt er nach.
 

„Sicher. … Schon klar, dass ich mich einarbeiten müsste, weil die Unternehmen das unterschiedlich handhaben, aber nach spätestens einem Monat ist mir das ins Blut übergegangen. Doch bisweilen bin ich noch nicht über Vorstellungsgespräche hinausgekommen. Und zu denen kam es auch nicht gerade oft.“
 

„Darf ich mal ein Bewerbungsschreiben und deinen Lebenslauf sehen?“ bittet er mich.
 

Erstaunt blinzle ich.
 

„Klar. … Wenn dich das interessiert?“ wundere ich mich lautstark.
 

Ich gehe in mein Schlafzimmer, setze mich an den Drucker und drucke ein Bewerbungsschreiben und einen Lebenslauf aus.
 

Als ich wieder ins Wohnzimmer komme, drücke ich ihm beides in die Hand, ehe ich mich wieder zu ihm setze. Er liest sie sich aufmerksam durch. Beim Lebenslauf legt sich sogar ein Lächeln auf seine Lippen, ehe er meint:
 

„Deine Leerlaufzeit hast du echt nett kaschiert.“
 

„Was sollte ich denn sonst schreiben? Erstens würde sich mein Lebenslauf in unschöne Länge ziehen und so sind sie halt zusammengefasst, sodass alles schön auf eine Seite passt.“
 

Seto nickt dazu nur, ehe er sich erkundigt:
 

„Kann ich mir die behalten?“ und hält mir die Zettel entgegen.
 

„Ähm, sicher. Die brauch´ ich eh nicht mehr. Die hab´ ich jetzt sowieso nur für dich ausgedruckt. Ich hätte sie anschließend weggeworfen, wenn du sie nicht würdest haben wollen.“ lächle ich ihn leicht an.
 

Seine ganzen Fragen verunsichern mich.
 

„Könntest du mir denn, aus dem Stehgreif, drei deiner Stärken aufzählen?“
 

Uh. Was wird das, wenn es fertig ist?
 

„Na, ja. Ich bin detailorientiert. Unter diesem Wort verstehe ich nämlich Genauigkeit und hohe Auffassungsgabe. Ich war nämlich in einer Übungsfirma, wo ich mir für drei Monate in der Buchhaltungsabteilung etwas Praxis aneignen durfte. Mir wurde sogar ein lobendes Dienstzeugnis ausgehändigt. … Dann besitze ich noch Zahlenverständnis, weil ich einfach gerne mit Zahlen arbeite. … Und ich bin technisch begabt, weshalb ich mich ziemlich rasch in alle möglichen Buchhaltungsprogramme einarbeiten könnte. Ich kenne mich sogar mit PC´s aus. Ich kann zwar nicht behaupten, Profi in dem Gebiet zu sein. Ich besitze aber etwas Ahnung.“
 

„Könnte ich dieses Dienstzeugnis denn sehen?“
 

„Warte kurz. Ich kann dir das Original zeigen.“ biete ich ihm an und eile wieder in mein Schlafzimmer, wo ich mir gleich meine komplette Dokumentenmappe aus dem Bücherregal nehme.
 

Schon eile ich ins Wohnzimmer zurück, öffne sie ihm und schlage ihm auch gleich die richtige Seite auf. So lege ich ihm die Mappe vor ihn hin, auf dem Couchtisch. Er beugt sich interessiert hinunter und liest sich mein Dienstzeugnis durch, während ich mich zögerlich wieder neben ihm platziere.
 

Seine Neugier scheint allerdings geweckt, was sich noch alles in dieser Mappe befindet, denn er beginnt, sich durchzublättern. Und jede einzelne Seite betrachtet er mit vollstem Interesse. Erst geht er meine Urkunden meiner Lehre und Berufsschulzeit durch, dann kommt er auch schon zu meinen Zeugnissen, bei denen ich dann doch verlegen werde. Aber, mehr aus Scham, weil ich nicht nur mit Einsen prahlen kann. Am liebsten will ich gar nicht wissen, was er von meinen Zeugnissen hält. Er scheint aber auch nicht nachfragen zu wollen, um mich nicht in Verlegenheit zu bringen. Gott, sei Dank.
 

„Interessant, was du da für Talente besitzt.“
 

„Tja, ich bin ziemlich vielseitig und hab´ auch verschiedene Interessen. … Ich bin aber auch etwas eigen. Wenn man mich nicht so akzeptieren kann, wie ich bin, dann hat eine Freundschaft oder Beziehung mit mir ohnehin keine Chance.“ zucke ich mit meinen Schultern.
 

Er nickt verstehend und setzt an:
 

„Aber, nun wieder zurück zum eigentlichen Grund meines Erscheinens. Ich konnte mir bisweilen ja schon ein Bild von dir machen, von dem, was ich bisher so mitbekommen und erfahren habe. Das ist übrigens mehr, als die anderen Frauen von sich behaupten können.“, ich frage mich zwischenzeitlich, ob das gut oder schlecht ist, „Jetzt würde mich nur noch interessieren, was du dir eigentlich davon erhoffst, weil du tatsächlich auf dem Ball erschienen bist. Ich hab´ dir zwar eine Einladung dagelassen, aber du hättest sie ja nicht annehmen müssen.“
 

„Ganz ehrlich hätte es mir schon gereicht, dich einfach noch einmal wiederzusehen, nachdem du dich im Aufenthaltsraum des Kursgebäudes von mir verabschiedet hattest. … Aber, als ich dann die ganzen anderen Frauen gesehen und deren Verhalten mitbekommen habe, dachte ich so bei mir, dass ich dich doch nicht in dein Unglück stürzen lassen kann. Und da du mir sichtlich den Kampf angesagt hattest, dachte ich mir, dass ich dann eben auch zu kämpfen beginne.“ lächle ich ihn verlegen, mit brennenden Wangen, an.
 

„Der erste Tanz. Ich erinnere mich.“ grinst Seto verlegen, mit leicht gesenktem Blick.
 

Verwundert lege ich meinen Kopf schief und blicke ihn von der Seite an, während ich mich unbewusst weiter zu ihm beuge. Er dreht seinen Kopf zu mir und ich stelle fest, dass wir uns sehr nahe sind. Ich will schon zurückweichen, doch sein Blick hindert mich unwillkürlich daran. Sein Blick hält mich regelrecht fest. Richtig gefangen. Doch, dann schließt er seufzend seine Augen. Und ich kann nicht widerstehen. Ich beuge mich ganz zu ihm vor und lege zart meine Lippen auf seine. Nur eine kleine wenig andauernde Berührung. Weiter nichts. Und ehe ich mich versehe, schlingen sich seine Arme allmählich um meinen Körper, drücken mich sanft an ihn und seine Lippen drücken sich fester auf meine. Jetzt kann ich erst recht nicht mehr widerstehen.
 

Nun schlinge ich meinerseits meine Arme um seinen Hals und vertiefe unseren Kuss. Schon schmiegen sich unsere Zungen aneinander und umspielen sich auf stürmische Art und Weise. Und so macht er mir auch klar, wie sehr er meine Küsse zu schätzen weiß. Seine Art wird allerdings immer ungestümer, fast schon sehnsüchtig, als ich auch schon seine Hände an meinem Körper spüren kann. Er geht ganz schön ran, obwohl er mich doch eigentlich nur kennenlernen wollte. Ob er das mit jeder so durchgezogen hat?
 

Ich bekomme aber allmählich Bedenken, und werfe, von ihm unbemerkt, einen Blick auf meine Armbanduhr. Ähm, wollte er nicht eigentlich nur zwei Stunden bleiben? Ich kann gar nicht glauben, dass er schon so lange, hier, bei mir ist. Er scheint sich hier einfach zu wohl zu fühlen. Es ist nämlich schon 18.06 Uhr. Und sein Chauffeur dürfte nun schon seit ein paar Stunden auf ihn warten. Außerdem kommt mir in den Sinn, dass ich für die Kinder schon langsam Abendessen machen sollte. Deshalb bremse ich ihn langsam ab, um den Kuss zu beenden und löse mich von ihm, woraufhin er sogar murrt.
 

„Tut mir leid, Seto, aber es ist schon spät und ich sollte für die Kinder das Abendessen vorbereiten, damit ich sie bald zu Bett bringen kann.“, teile ich ihm mit, als mir ein Gedanke kommt und ich ihn deshalb frage, „Willst du vielleicht mitessen?“
 

Ein erfreutes Lächeln legt sich auf seine Lippen und seine Augen funkeln aufgeregt, als er antwortet:
 

„Sehr gerne.“
 

„Ich hoffe, du magst Gnocchi-Ragout.“ mache ich kund, was ich gedenke, zu kochen.
 

Er nickt nur begeistert, was mich zum Grinsen bringt, weil er wieder wie ein kleiner Junge wirkt, der sich freut, eine leckere Mahlzeit zu bekommen.
 

Als ich mich erhebe, tut er es mir wundersamer Weise gleich und fragt sogleich:
 

„Darf ich dir dabei zusehen?“
 

„Ähm, … wenn du willst?“ biete ich ihm deshalb an und er begleitet mich in die Küche.
 

Ich hole einen Topf aus einem Schrank, in den ich Wasser aufgieße und auf den Herd stelle, um das Wasser zum Kochen zu bringen. Die Herdplatte, für den Topf, stelle ich auf die Stufe 9. Dann bereite ich eine Pfanne vor, die ich ebenfalls aus einem Schrank entnehme und Öl aus einem anderen Schrank. Ich schütte etwa zwei bis drei Esslöffel Öl in die Pfanne. In einen Messbecher, aus einem Hängeschrank, fülle ich Wasser bis zur Marke 3/8 Liter ein und nehme die fertige Gewürzmischung für Bolognese-Sauce, die neben dem Wasserkocher lehnt, um sie zum Messbecher zu stellen.
 

Danach gehe ich an den Kühlschrank und entnehme diesem eine Packung vorgeschnittenen Schinken. Ich öffne die Verpackung, hole ein Schneidebrett und ein Messer, aus verschiedenen Schubladen, und beginne die Schinkenscheiben in Quadrate zu schneiden. Dann werfe ich zwischendurch mal einen Blick auf den Topf mit dem Wasser, um zu überprüfen, wann es etwa zu kochen beginnt. Da dem bald der Fall ist, hole ich das frische Faschierte aus dem Kühlschrank. Nachdem ich das Faschierte ausgepackt habe, drehe ich die Herdplatte, für die Pfanne, ebenfalls auf die Stufe 9 und warte, bis der Pfannenboden warm geworden ist. Als dem der Fall ist, gebe ich das Faschierte in die Pfanne und hole mir noch einen Pfannenwender aus der Besteckschublade, um diesen zum Verrühren zu verwenden, und beginne das Faschierte anzubraten.
 

Als das Faschierte fertig angebraten ist, gieße ich das Wasser im Messbecher darüber, schütte die Gewürzmischung der Bolognese-Sauce dazu, die ich einrühre, und lasse die Sauce aufkochen, während ich sie verrühre. Dann ist auch schon das Wasser im Topf am Kochen. Deshalb hole ich jetzt die Packung Gnocchi aus dem Kühlschrank, schneide die Verpackung auf und löse die Gnocchi daraus, um sie ins Wasser fallen zu lassen. Danach drehe ich sofort die Herdplatte zurück auf die Stufe 5.
 

Aus einer Schublade entnehme ich einen Löffel und verführe die Gnocchi, damit sie nicht verkleben und nebenbei rühre ich auch noch die Sauce um. Als die Sauce kocht, drehe ich auch diese Platte auf Stufe 5 zurück und gebe den geschnittenen Schinken dazu. Anschließend hole ich ein Sieb aus einem Schrank und stelle es in den Abwasch.
 

Nach fünf Minuten schalte ich beide Herdplatten ab, nehme den Topf mit den Gnocchi und entleere diesen über dem Sieb. Danach entnehme ich einem Schrank vier Teller, die ich auf der Arbeitsplatte aufteile. Aus einer Schublade entnehme ich einen Schöpfer, den ich neben den Herd lege, zur kommenden Verwendung.
 

Von der Arbeitsplatte entnehme ich den ersten Teller, den ich für Lukas vorgesehen habe, und entnehme mit dem Löffel, den ich zum Umrühren für die Gnocchi verwendet habe, einige Gnocchi aus dem Sieb. Dann kommt der nächste Teller für die Melanie dran.
 

„Wieviel willst du?“ richte ich mich an Seto, nach dem ich mich richte, wie viel schlussendlich für mich übrigbleibt, da dieser mir die ganze Zeit aufmerksam zugesehen hat, und mir immer aus dem Weg gegangen ist, während ich durch die Küche gewirbelt bin.
 

Er nimmt mir den Löffel aus der Hand und gibt sich selbst mehrere Gnocchi auf einen leeren Teller. Den Rest schüttet er mir auf den letzten leeren Teller. Dann gehe ich schon mal an die Sauce mit dem ersten Teller und schöpfe zwei kleine Schöpfer auf die Gnocchi, das ich beim zweiten Teller wiederhole. Danach überlasse ich wieder Seto den Schöpfer und er schöpft sich auf seinen Teller. Den Rest schüttet er wieder auf den übrigen Teller. Dann geht es auch schon ans Anrichten.
 

Ich nehme Lukas´ und Melanie´s Teller und stelle sie auf den Esstisch. Dasselbe mache ich mit Seto´s und meinem Teller. Dann richte ich noch das Besteck und Servietten her. Als ich mir den gedeckten Tisch so betrachte, fällt mir auf, dass zuvor noch nie jemand hier mit uns gegessen hat. In dieser Wohnung hatte ich noch nie männlichen Besuch. Eigentlich bin ich auch davon ausgegangen, für den Rest meines Lebens einsam zu bleiben. Und nun hat sich mir die Chance eröffnet, dies zu ändern.
 

„Du kannst dich gerne schon hinsetzen. Ich hole nur schnell die Kinder.“ teile ich Seto mit und verlasse die Küche.
 

Schnell eile ich ins Schlafzimmer.
 

„Kinder, Abendessen. Für heute ist Schluss mit Spielen.“ richte ich aus und die Kinder schalten das Spiel und den Fernseher ab.
 

Anschließend folgen sie mir brav in die Küche und setzen sich an ihre Plätze. Sie wirken überrascht, dass Seto noch da ist.
 

„Mahlzeit.“ läute ich somit das Essen ein.
 

Schon machen sich die Kinder ans Essen. Als ich zu essen beginne, beobachte ich Seto, der durch die Runde blickt, ehe auch er endlich zu essen beginnt. Er scheint sich in unserer Runde wirklich wohl zu fühlen, weil er immer noch nicht ans Gehen denkt.
 

„Schmeckt´s?“ erkundige ich mich bei Seto.
 

„Sehr gut, danke.“ erwidert er mir und ich fühle mich geschmeichelt.
 

Die Melanie beginnt zu grinsen, weshalb ich ihr einen bösen Blick zuwerfe, damit sie ja kein falsches Wort verliert, obwohl sie mich eigentlich eh schon zu Beginn verraten hat. Aber, er muss ja nicht extra noch daran erinnert werden.
 

Nach dem Essen erheben sich die Kinder und ich bitte sie:
 

„Zieht euch jetzt bitte um, während ich aufräume.“
 

Schon verziehen sich die Kinder ins Kinderzimmer und ich räume den Tisch ab. Das Geschirr landet im Geschirrspüler, den ich auch gleich anwerfe. Danach gehe ich ins Kinderzimmer, verfolgt von Seto, der in der Türschwelle stehenbleibt, um mich zu beobachten.
 

„Seid ihr fertig umgezogen?“ frage ich überflüssiger Weise, weil die Kinder schon ihre Schlafanzüge tragen.
 

„Ja.“ kommt synchron von den Kindern.
 

„Na, dann kommt Zähneputzen.“ fordere ich sie auf und begleite sie ins Badezimmer, in das Seto mir wieder nur folgt, um uns zu beobachten.
 

Melanie putzt ihre Zähne alleine, aber Lukas braucht dabei Hilfe. Danach bringe ich die beiden zurück ins Kinderzimmer, wo ich sie nacheinander in die Bettdecke ihrer beiden einzelnen Betten kuschle. Dann setze ich mich in den mittigen Stuhl und schlage ein Buch auf, um ihnen von darin ein Märchen vorzulesen.
 

Da die Kinder während des Märchenvorlesens bereits einschlafen, schlage ich das Buch wieder zu, küsse beide auf die Stirn und schleiche mich aus dem Zimmer. Danach stehe ich wieder Seto gegenüber, den ich im Wohnzimmer antreffe.
 

„Deine Kinder sind wirklich niedlich.“ merkt Seto an, als er mich bemerkt.
 

„Danke.“ erwidere ich ihm verlegen.
 

„Und auch, wenn ich gern noch länger bleiben würde, so wird es doch langsam für mich Zeit, zu gehen. Ich muss schließlich noch meine Entscheidungen mitteilen.“ fährt er fort.
 

Schade, wo ich mich gerade an seine Gegenwart gewöhnt habe. Deshalb kann ich es auch nicht verhindern, etwas enttäuscht und traurig dreinzublicken.
 

„Jetzt sei doch nicht gleich traurig. Wir sehen uns doch bereits morgen wieder.“ meint er, mit einem sanften Lächeln.
 

Mein Gesicht hellt sich sofort auf. Er will mich echt in die nächste Runde mitnehmen?
 

„Ernsthaft?“ freue ich mich sichtlich und falle ihm gedankenlos um den Hals, um ihn nur zu umarmen.
 

Er seufzt auf, ehe er meine Umarmung erwidert und drückt mich sanft an sich. Im Augenblick könnte ich nicht glücklicher sein. Denn er ist ganz nah bei mir und ich darf ihn sogar am Körper spüren. Ach, wenn er doch bleiben könnte.
 

„Ach, ja, Olivia.“, nennt er mich zum ersten Mal beim Namen, „Komm um 18 Uhr wieder dorthin, wo der Ball stattgefunden hat. Und zieh´ dein hübsches Ballkleid wieder an.“ flüstert er mir ins Ohr.
 

Dann löst er mich eine Armlänge von sich, nur damit wir unsere Lippen wieder miteinander verschmelzen lassen können. Für mich ist es, als ginge ein Traum in Erfüllung. Ich hoffe nur, dass er nicht nur mit meinen Gefühlen spielt. Da kommt mir auch in den Sinn, dass er sich auf meine Gefühle vielleicht etwas einbilden könnte. Sollte er wirklich nur ein falsches Spiel mit mir spielen, dann wird er es auf jeden Fall sehr, sehr bereuen. Dennoch bin ich gespannt, woraus die letzte Runde besteht.
 

Als er sich von mir löst, lächelt er mich noch einmal an, ehe er sich von mir abwendet und in den Vorraum geht, um sich seine Schuhe wieder anzuziehen. Ich folge ihm natürlich, um ihn zu verabschieden. Einerseits liebe ich ihn wirklich sehr und würde ihn vermissen, wenn ich morgen ausscheiden sollte. Würde er mir überhaupt wahre Gefühle entgegenbringen können? Weiß er überhaupt, was Liebe ist? Was nicht zu übersehen ist, bei ihm, ist, dass er mich sichtlich sehr sympathisch findet. Aber, reicht das aus, um ein ganzes Leben miteinander zu verbringen? Dieser Ball findet ja schließlich statt, weil Seto sich verheiraten will.
 

Ehe er zur Tür hinaustreten kann, halte ich ihn noch einmal auf:
 

„Seto?“
 

Er dreht sich zu mir um und sieht mich fragend an.
 

„Was erhoffst du dir eigentlich von diesem Ball-Auswahlverfahren?“
 

Er hebt fragend seine linke Augenbraue an, ehe er antwortet:
 

„Natürlich, um die Richtige für mich zu finden. Wieso fragst du?“
 

„Und das kannst du entscheiden, innerhalb von zwei Wochen?“
 

„Glaube nicht, dass ich das freiwillig tue. Man hat mich erpresst, weil ich keine Freundin oder Ehefrau vorweisen kann. Und Mokuba ist eben die Idee mit dem Ball gekommen. Und auch, wenn ich keine andere Wahl habe, so will ich wenigstens selbst die Entscheidung treffen, wen ich an meiner Seite dulde. … Dumm ist nur, dass ich den Erpressern erwähnt habe, dass ich eine Frau an meiner Seite hätte, damit sie mich nicht weiter erpressen. So muss ich den Erpressern in zwei Wochen eine Frau präsentieren können, die mit mir sehr vertraut wirkt, um mindestens ein oder zwei Jahre zusammenleben vorzuzeigen.“ gibt er von sich preis und ich bin entsetzt.
 

„Was haben dir die Erpresser denn angedroht?“ erkundige ich mich deshalb.
 

Er schließt die Augen kurz, ehe er zur Antwort ansetzt:
 

„Sie hätten leichtes Spiel Mokuba zu entführen, deshalb haben sie mir mit seinem Tod gedroht.“
 

Jetzt halte ich mir geschockt die rechte Hand vor den Mund. Das ist ja furchtbar. Und an seinen Augen sehe ich, dass er die Wahrheit spricht. Ich reiße meine Augen auf, als mir bewusstwird, dass er mir zu vertrauen scheint. Denn, sonst hätte er mir nie davon erzählt. Er vertraut mir.
 

„Mach´ dir keinen Kopf.“, Seto streicht mir über die linke Wange, „Ich werde es diesen Erpressern schon heimzahlen. Und auch, wenn die Frau an meiner Seite gefährdet sein wird, weil sie bei mir ist, werde ich sie mit allem verteidigen, was ich habe.“
 

Seine Aussage, so allgemein sie auch klingen mag, klingt dennoch so sehr auf mich bezogen, dass mir leicht schwindelig wird, vor Glück. Er lächelt schelmisch, ehe sich seine Hand ganz auf meine linke Wange legt und er sich zu mir herunterbeugt, um mich ein letztes Mal intensiv zu küssen. Anschließend ist er aber schneller verschwunden, als mir lieb ist. Meine Knie sind ganz weich, während ich die Wohnungstür wieder schließe.
 

***
 

Am nächsten Tag, Samstag, gegen 17 Uhr, mache ich mich wieder für Seto hübsch. Das Ballkleid ist schnell angezogen. Meine Haare kämme ich länger durch, ehe ich die Tiara auf meinen Kopf setze. Und die Ballschuhe habe ich auch schnell angezogen. Jetzt muss ich nur noch auf meine Mutter warten, damit sie auf die Kinder aufpasst, während ich weg bin.
 

Um 17.30 Uhr klingelt endlich meine Mutter an der Tür und ich lasse sie ein. Ich gebe ihr noch kurz einige Anweisungen, schon bin ich aus der Tür, um in ein Taxi zu steigen, das ich gerufen habe. Die ganze Zeit über bin ich aufgeregt und drehe fast am Rad. Heute werde ich ihn wiedersehen. Heute findet die letzte Auswahlrunde statt. Ich bin ja so aufgeregt, was Seto heute vorhat.
 

Vor dem Schloss angekommen, bezahle ich den Taxifahrer und steige aus dem Auto. Nervös zitternd trete ich auf das Schloss, zu dem Tor, zu. Ich werde sofort eingelassen und finde von alleine den Weg zum Ballsaal. Zu meinem Erstaunen sind die anderen vier auserwählten Frauen bereits anwesend. Diesmal studiere ich ihre Gesichter aber genauer. Zum Glück kein Gesicht vom Kurs. Jedoch bemerke ich, dass mich die vier Frauen erstaunt anblicken, weil sie anscheinend nicht ausgerechnet mit mir gerechnet haben. Dann blicke ich mich auch schon nach Seto um. Ein Blick auf meine Armbanduhr verrät mir allerdings, dass wir noch zwei Minuten Zeit haben. Und Seto ist immer überpünktlich.
 

Dann betritt er auch schon die Bühne. Doch er ist nicht alleine gekommen. Mokuba ist an seiner Seite und Bühnenbauer stellen gerade eine Bühnenwand auf, andere schieben Stufen an die Bühnenwand. Zusätzlich baut ein Fotograf auch noch ein Kamerastativ und Lichtstrahler auf. Blinzelnd beobachte ich das Ganze. Was soll das nur werden?
 

„Willkommen, meine Damen.“ erhebt Seto da auch schon seine Stimme.
 

Als sein Blick den meinen trifft, leuchten seine Augen besonders.
 

Schon fährt er fort:
 

„Wie Sie bereits erkennen können, wird heute die Auswahl etwas anders getroffen. Denn heute wird mein Bruder Mokuba die Jury sein, während ein Fotograf, jede von Ihnen, mit mir an der Seite, fotografieren wird. Die Auswahl wird auf Jene treffen, die sich am besten an meiner Seite macht. … Ich darf nun die Erste von Ihnen auffordern, zu mir zu treten. Die Fotos werden auf der Treppe vor dem Wandbildnis geschossen.“
 

Eine schwarzhaarige Frau in einem dunkelgelben Kleid, wirklich sehr hübsch und schlank, tritt zu Seto auf die Bühne und stellt sich neben ihn auf die Treppe. Sie lächelt ihn künstlich zuckersüß an, wobei Seto das Gesicht angeekelt verzieht. Er versucht dennoch vor der Kamera normal zu wirken, während ihnen der Fotograf Anweisungen gibt, wie sie posieren sollen. Mokuba kann sich auf Grund Seto´s Mimik kaum ein Kichern verkneifen, weshalb er seinen Mund hinter seiner rechten Hand versteckt.
 

Dasselbe spielt sich dann auch bei den anderen drei Frauen ab. Zuletzt bin allerdings wieder einmal ich dran. Seto´s Augen leuchten begeistert auf, als ich zu ihm trete, was mich meine Lippen zu einem Grinsen verziehen lässt. Hat er es zuvor gemieden, die Frauen richtig zu berühren, so hat er jetzt keine Hemmung mich richtig anzufassen. Er zieht mich beinahe schon besitzergreifend zu sich, an seine Seite, als gehörte ich schon von Anfang an dorthin. Wir stellen uns in Pose und blicken in die Kamera, während ich mir diese eine Frage nicht verkneifen kann:
 

„Was erhoffst du dir von dieser Nummer?“
 

„Nun, mein Bruder hatte diese Idee, hat diese Auswahlen ausgearbeitet und wollte auch immer mitentscheiden, wen ich nehmen soll. Wenn ich ihm allerdings freie Wahl gelassen hätte, wärst du längst nicht mehr mit dabei.“
 

„Moment. Heißt das, du wolltest mich schon die ganze Zeit …?“ unterbreche ich mich und sehe ihn nun fragend an, da er ohnehin verstehen sollte, während er mir auch sein Gesicht zuwendet.
 

Wir blicken uns gegenseitig in die Augen und ich versinke in seinen vollkommen. Die Worte des Fotografen nehme ich schon gar nicht mehr war. Ich wende mich Seto ganz zu, genauso, wie er sich mir ganz zuwendet. Dann lege ich auch schon meine Hände an seine Brust, streiche hinauf zu seinen Schultern und anschließend hinter seinen Hals, als er sich auch schon zu mir herabbeugt, während seine Hände über meine Oberarme streichen, nur um weiter auf meinen Rücken zu wandern. Unsere Lippen legen sich wie von selbst aufeinander. Und unsere Zungen schmiegen sich sofort aneinander, als wir diese zwischen unseren Lippen hervorschieben. Niemand existiert mehr, außer uns beiden. So fühle ich zumindest im Augenblick.
 

Erst, nach einigen Minuten, als wir uns wieder voneinander lösen, werde ich unserer Situation wieder bewusst und starre in entsetzt erstaunte Gesichter, deren Augen und Münder weit aufgerissen sind. Mokuba sitzt sogar mit dem Po am Boden, weil er so fassungslos ist. Jedoch bringt er dann doch noch Worte hervor:
 

„Seto! Du liebst diese Frau?“
 

Prompt läuft Angesprochener rot an und senkt verlegen seinen Blick. Doch viel mehr berührt mich dann, als Seto hinzufügt:
 

„Und ihre Kinder.“
 

„Aber, warum hast du mir nicht gesagt, dass du dich längst entschieden hast.“ wirft Mokuba ihm vor.
 

Seto seufzt, ehe er antwortet, während er seinen Blick wieder hebt:
 

„Du warst so stolz auf dein Auswahlprogramm. Da wollte ich dir deinen Spaß nicht nehmen.“
 

„Aber, Seto. Das Programm habe ich doch nur aufgestellt, damit du für dich die Frau findest, die du dir an deiner Seite wünschst.“, erhebt sich Mokuba nun wieder vom Boden und geht auf Seto zu, ehe er anfügt, „Und, wenn du diese Frau sogar liebst, dann kann nur sie die Richtige für dich sein.“
 

Jetzt muss ich mich einfach vergewissern, ob da was dran ist, was Mokuba sagt:
 

„Stimmt das, Seto? Liebst du mich?“
 

Fast schüchtern blickt er zu mir. Wie ein kleiner Junge, der sich das erste Mal verliebt hat. Einfach süß.
 

Und genauso schüchtern nickt er dann auch und auf meine Lippen legt sich ein glückliches Lächeln, während ich meine Augen schließe, um mein Glück fassen zu können. Aber nur kurz. Dann öffne ich meine Augen wieder und strahle Seto an. Ich hätte nie gedacht, dass ich wirklich so ein Glück haben könnte. Mein Traum hat sich doch tatsächlich erfüllt. Ich kann es noch gar nicht fassen.
 

Ich hänge mich regelrecht um seinen Hals, um meine Lippen stürmisch auf seine zu pressen. Plötzlich macht Seto eine Armbewegung. Zuerst höre ich viel Lärm um uns herum, doch dann wird es unerwartet dunkel. Nur sanftes Licht um uns herum erleuchtet die Umgebung und reicht dabei nicht einmal weit. Irritiert löse ich mich wieder von ihm und er grinst mich an. Verwundert drehe ich mich einmal um die eigene Achse und stelle fest, dass ich in einem merkwürdig unförmigen Lichterkreis stehe. Ich steige darüber hinweg und entferne mich etwas, um die Form der Lichter etwas besser deuten zu können. Eine Herzform.
 

Als mein Blick allerdings wieder auf Seto fällt, kniet er mit einem Bein und streckt mir etwas, in seinen Händen, entgegen, das einer kleinen Schachtel entspricht. Stutzig trete ich wieder in das Lichterherz, da öffnet Seto die kleine Schachtel und erzählt mir:
 

„Ich weiß, wir kennen uns erst seit zwei Wochen, doch ich bin gewillt, dass Risiko einzugehen. Denn du hast es geschafft, mein Herz im Sturm zu erobern.“, ehe er mich fragt, „Darum frage ich dich, willst du meine Frau werden?“
 

Ich bin so sehr gerührt, dass mir Freudentränen in die Augen steigen und mir meine rechte Hand vor den Mund halte, um meine Überraschung zu überwinden. Er lächelt mich sogar liebevoll und vertrauensvoll an.
 

„Oh, ja, Seto. Ich will deine Frau werden.“ falle ich ihm, zum wiederholten Male, um den Hals und lasse meinen Tränen nun freien Lauf.
 

Ich kann mein Glück wirklich nicht mehr fassen. Er nimmt mich zärtlich in die Arme und streicht mir den Rücken auf und ab, um mich wieder zu beruhigen. Als mir das wieder gelingt, schiebt er mich etwas von sich und steckt mir den Ring an meinen linken Ringfinger. Den Zweiten stülpt er über seinen linken Ringfinger. Oh, mein Gott. Ich bin jetzt Seto Kaiba´s Verlobte. Deshalb lächle ich ihn jetzt glücklich an und gestehe ihm leise:
 

„Ich liebe dich, Seto.“
 

„Das dachte ich mir schon, als deine Kleine mir erzählt hat, beim Reinkommen, in deine Wohnung, dass du mich liebhast. Kinder neigen dazu, immer alles auszuplaudern.“ lächelt er mich glücklich an.
 

Wir erheben uns und küssen uns wiederholt. Erst dann drehen wir uns zu den Übrigen um, die uns erst verwirrt anstarren, vermutlich wegen der Nummer, die Seto soeben abgezogen hat, aber dann gerührt zu klatschen beginnen. Selbst Mokuba grinst begeistert, weil Seto regelrecht zu strahlen scheint.
 

„Ich hoffe doch, dass es dir nicht zu schnell geht, wenn wir bereits in einer Woche heiraten?“ fragt er mich da unvorbereitet.
 

Ich überlege kurz, dann erwidere ich:
 

„Und die ganzen Vorbereitungen für die Hochzeit? Geht sich das alles denn in einer Woche aus?“
 

„Du denkst doch nicht ernsthaft, dass ich nicht längst alles geplant habe. Es wird eine Traumhochzeit, die öffentlich stattfinden wird. Und ich werde dich auch noch mit der offiziellen Geschichte unserer Beziehung betraut machen.“
 

„Was? Du hast ihr davon erzählt? Ich dachte, das bleibt inoffiziell.“ wirft Mokuba Seto nun vor, ehe Mokuba selbst die Erkenntnis zu treffen scheint und ihm die Kinnlade zu Boden fällt.
 

Seto sieht ihn nur mit hochgezogener Augenbraue fragend an.
 

„Du vertraust ihr?“ gibt Mokuba fassungslos seine Erkenntnis dann preis.
 

Seto blickt bei dessen Antwort aber mich an:
 

„Ja, das tue ich.“
 

„Würdest du dann heute, über Nacht, bei mir bleiben wollen?“ erkundige ich mich aufgeregt bei ihm.
 

„Sehr gerne.“ erwidert er, mit funkelnden Augen.
 

„Ich kann´s kaum erwarten, meiner Mutter meinen neuen Verlobten vorzustellen.“ lache ich und er fällt ein, ins Lachen, auf ehrliche Art und Weise, sodass es selbst seine Augen erreicht.
 

Seto sieht wirklich glücklich aus. Und ich bin es auch. Hoffentlich hält unsere Liebe für ein ganzes Leben an. Obwohl, ich kann es immer noch nicht fassen, dass ich jetzt wirklich mit Seto zusammen und sogar mit ihm verlobt bin.
 

„Mokuba, du entschuldigst uns bitte? Wir haben schließlich nur eine Woche, um uns miteinander vertraut zu machen. Du bekommst schon noch die Möglichkeit, deine zukünftige Schwägerin kennenzulernen.“
 

Mit diesen Worten reicht Seto mir seine Hand. Ich nehme sie nur viel zu gerne an und lasse mich von ihm mitziehen, als er mit mir die Bühne herabläuft. Wir lassen die vier anderen Kandidatinnen von Seto einfach hinter uns und verlassen das Schloss. Auf in eine neue Zukunft!!!
 

~~ Ende ~~

Anderer Traum 2 (Königliches Blut - 1. Version)

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Anderer Traum 3 (Königliches Blut - 2. Version) - Teil 1

Ich, Olivia Jelen, 20 Jahre alt, lebe immer noch bei meinen Eltern mit meinem Bruder in Niederösterreich und mache in Wien meine Lehre zur Bürokauffrau. Ich bin erst im 2. Lehrjahr, weil ich so lange nach einer Lehrstelle suchen musste. Nichts desto trotz bin ich sehr einsam, weil ich sehr schüchtern bin.
 

Ich konnte noch keine Freundschaften schließen. Und immerzu träume ich von meinem Traumprinzen, nach dem ich mich so sehr sehne. Ich sehne mich nach Nähe und Wärme. Nicht zuletzt nach Liebe. Außerdem will ich irgendwann auch mein erstes Mal haben. Doch, bisher habe ich meinen Traumprinzen leider noch nicht gefunden. Vielleicht brauche ich dazu ja auch noch viele, viele Jahre. Dennoch fühle ich mich einfach nur einsam. Niemand, der mich mag, oder meine Gesellschaft zu schätzen wüsste.
 

Heute ist Sonntagvormittag, also noch Wochenende, und mein Vater hat beschlossen, dass wir heute die Jelen-Oma zum Mittagessen besuchen werden. Das ist meines Vaters Mutter. Und ich freue mich riesig, dass wir sie besuchen fahren, weil sie einfach meine Lieblingsoma ist.
 

Mir fällt heute allerdings auf, dass sich mein Vater anders verhält. Irgendwas liegt da im Busch. Wenn ich doch nur wüsste, was mit ihm los ist. Selbst meine Mutter wirkt beunruhigt. Was hat ihnen meine Oma nur erzählt?
 

Als wir bei meiner Oma ankommen, werden wir freudig begrüßt und ich bekomme mein Küsschen von meiner Oma. Auch mein Bruder bekommt ein Küsschen. Sofort geht meine Oma zurück in die Küche und kocht fertig. Ich helfe ihr bei den letzten Dingen, die noch zu tun sind. Danach wird das Essen auch schon angerichtet.
 

Während dem Essen fällt mir auf, dass meine Eltern mit meiner Oma Blickkontakte herstellen, die immer wieder zu mir abschweifen. Hier liegt eindeutig etwas im Busch. Und irritierender Weise scheint diese Sache mit mir zu tun zu haben. Denn bisher ist kein solcher Blick auf meinen Bruder gefallen. Also, was ist hier los?
 

Nach dem Essen spricht mich meine Oma dann auch schon unerwartet an:
 

„Olivia, ich hätte da etwas mit dir zu besprechen.“
 

Verwundert sehe ich sie an und antworte fragend:
 

„Ok? … Was gibt´s denn?“
 

„Komm bitte mit, ins Kabinett. Ich möchte das gerne unter vier Augen mit dir besprechen.“
 

Ich nicke und folge ihr ins Kabinett. Dort setzen wir uns auf die Couch, als meine Oma auch schon meint:
 

„Es gibt da etwas, was ich vor euch Kindern verheimlichen musste, weil eure Eltern euch nicht in diese Sache hineinziehen wollten.“
 

Ich blicke sie erstaunt an. Was könnte sie nur meinen?
 

„Ich bin die Königin dieses Landes. Und du, als Erstgeborene, bist auserkoren, meine Nachfolge als Thronfolgerin anzutreten.“
 

Überrascht glotze ich sie mit offenstehendem Mund an.
 

„Ja, du bist eine geborene Prinzessin. Doch deine Eltern wollten, dass du die Möglichkeit hast, normal aufzuwachsen. … Nun ist allerdings die Zeit gekommen, dass ich zurücktrete, weil ich nun doch schon ein gewisses Alter aufweise und den Thron auch nicht länger alleine hüten kann. … Dein Opa war nämlich der König an meiner Seite, bevor er gestorben ist. … Es ist nun an dir, meinen Thron zu übernehmen, aber …“
 

Ich runzle meine Stirn und ahne bereits, was gleich folgen wird.
 

„… Du musst eine Königin sein, um den Thron besteigen zu können, was heißt, dass du verheiratet sein musst. … Deshalb werde ich für dich eine Hochzeit arrangieren, die bereits nächsten Monat stattfinden wird.“
 

„Was? … Du willst mein Leben zerstören? … Das kannst du nicht machen. Ich bin doch noch viel zu jung, um zu heiraten. Ich hatte ja auch noch nicht mal einen Freund.“
 

„Tut mir leid, Olivia, aber daran lässt sich nicht rütteln. Du bist dazu verpflichtet, dem Protokoll Folge zu leisten. … Ich werde bis nächstes Wochenende einen Prinzen für dich suchen, mit dem du verlobt werden sollst. … Und die Hochzeit wird stattfinden, ob du nun willst oder nicht. Denn ich habe das Alter erreicht, zudem ich meinen Thron weitergeben muss. Und daran führt nichts vorbei. … Oder willst du riskieren, dass ein anderes Königreich in unser Land einfällt und uns alle versklavt?“
 

Jetzt starre ich sie geschockt an. Das wären die Konsequenzen, wenn ich mich weigern würde? Wie schrecklich.

Nachdenklich kaue ich an meiner Unterlippe. Dann erkläre ich ihr:
 

„Also schön. Sobald du einen Prinzen gefunden hast, werde ich ihn mir mal ansehen. … Aber, ich entscheide, welchen Prinz ich heiraten werde.“
 

„Mal sehen. … Das kommt ganz darauf an, wie viele freie Prinzen ich ausfindig machen kann.“
 

Gedankenverloren erhebe ich mich von der Couch und verlasse das Kabinett. Mein Blick fällt auf meine Eltern. Sie haben also gewusst, dass ich heute mein bisheriges Leben aufgeben muss. Sie wussten, dass mir ein wildfremder Prinz aufs Aug´ gedrückt wird, den ich heiraten soll. Mein Leben ist vorbei, bevor es überhaupt richtig angefangen hat. Ich breche in Tränen aus.
 

Meine Mutter kommt auf mich zu und versucht mich zu trösten:
 

„Tut mir leid, dass es so kommen musste. … Aber das ist doch nicht der Weltuntergang.“
 

„Mein Leben wird zerstört und das ist kein Weltuntergang? … Ich muss jemand Wildfremden heiraten. Mein Leben ist zu Ende.“
 

„Jetzt übertreibst du aber. … Mit dem Prinzen an deiner Seite fängt doch dein Leben erst richtig an.“
 

Verwundert blinzle ich meine Tränen weg. Mit dem Prinzen fängt mein Leben erst an? Was soll ich mit dem denn anfangen? Zugegeben, es wäre nicht mein Untergang. Aber ich könnte meine Träume nicht mehr ausleben. Ich will doch was von der Welt sehen. Mich ganz oft verlieben und erfahren, wie man eine Beziehung führt, bzw. wie es sich anfühlt, in einer glücklichen Beziehung zu sein.
 

Jetzt kommt auch meine Oma wieder dazu und meint:
 

„Weißt du was? … Wenn du den Prinzen erst kennenlernen willst, ehe du dich entscheidest, dann werde ich dich dazu verpflichten, ihn mindestens 10 Mal zu treffen. … Mit jedem Einzelnen dir zur Verfügung stehenden Prinzen. … Bedenke allerdings, dass ich nur noch drei Monate Zeit habe. Bis dahin muss die Thronfolgerin ihr Amt als neue Königin zieren.“
 

„Nur drei Monate?“ schniefe ich, während ich mir die Tränen aus dem Gesicht wische.
 

Nach reiflicher Überlegung ist das eigentlich das Beste, was mir die Oma anbieten kann.
 

„Also, gut, einverstanden. 10 Treffen mit jedem Prinzen, der zur Wahl steht. So werde ich bestimmt herausfinden können, welcher am besten zu mir passt.“
 

„Gut, dann machen wir das so. … Dennoch muss ich dich darauf aufmerksam machen, dass noch sehr viel vorbereitet werden muss. Es lässt sich also nicht vermeiden, dass die Hochzeit allerspätestens bis Ende nächsten Monats stattfindet.“
 

„Ich habe also nur eineinhalb Monate zur Verfügung, um mich zu entscheiden. … Ich denke, diese Zeit wird reichen, je nachdem, wie viele Prinzen du auftreiben kannst. … Dann werde ich mir die Zeit eben gut einteilen müssen.“
 

„Gutes, Mädchen.“ tätschelt sie mir den Kopf und ich schnaube.
 

Ich bin schließlich kein kleines Kind mehr. Außerdem werde ich schon bald verheiratet. Und, das nicht gerade freiwillig. Wie es scheint, habe ich aber gar keine Wahl. Mein Leben wird durch einen Prinzen entschieden.
 

***
 

Schon drei Tage später erhalte ich einen Anruf von meiner Oma, dass sie nur einen Prinzen ausfindig machen konnte. Sie würde es sehr bedauern, aber sie hätte sonst niemanden mehr in meiner Altersklasse gefunden. Jetzt kann ich nur hoffen, dass mir dieser Prinz auch zusagt und meinen Vorstellungen entspricht, als Partner für den Rest meines Lebens. Ich will nicht.
 

Noch am selben Tag schickt mir meine Oma eine Schneiderin herbei, die von mir die Maße nehmen soll. Scheinbar, um mir Prinzessinnenkleider zu schneidern. Na, ich bin gespannt, wie ich in so einem Kleid aussehe.
 

***
 

Bereits am darauffolgenden Wochenende, wieder an einem Sonntagvormittag, fahren wir wiederholt zu meiner Oma.
 

Doch diesmal ist es eher für die Vorbereitung, den Prinzen kennenzulernen, den meine Oma für mich ausgesucht hat.
 

Sie legt mir Prinzessinnenkleidung und Schuhe bereit, mit einer Prinzessinnenkrone für meinen Kopf, als ich sie erstaunt betrachte. Trägt sie doch tatsächlich eine Königinnentracht. Noch dazu erklärt sie mir, dass sie mir das Verhalten einer Prinzessin im Schnellverfahren beibringen will. Das geht doch niemals gut. Ich mag zwar als eine Prinzessin geboren sein, doch bin ich einfach keine.
 

Nachdem ich mich in das Kleid gesteckt, die Schuhe angezogen, die Krone am Kopf trage und das vorgeführte Verhalten nachzuahmen versuche, scheint meine Oma schon am Verzweifeln.
 

„Es ist doch nicht so schwer, einen Hofknicks hinzubekommen. … Die Knie beugen, Beine dabei leicht überkreuzt und den Oberkörper nach vorne richten, während du dein Gegenüber nicht aus den Augen lässt und deinen Kopf ganz leicht zur Seite neigst. … Jetzt noch einmal.“
 

Ich tue, wie mir gesagt wurde und verliere, wie schon etliche Male davor, mein Gleichgewicht und stürze.
 

„Ich kann das einfach nicht.“ jammere ich.
 

Sie seufzt frustriert und meint, nach einem Blick auf die Uhr:
 

„Wir haben ohnehin keine Zeit mehr. Wir werden um Punkt 14 Uhr auf meinem Schloss erwartet.“
 

„Aber es ist doch erst 12.30 Uhr. Und aufs Mittagessen musste ich auch schon verzichten. … Und warum durfte mein Bruder mit meiner Mama und mit meinem Papa zu meiner Cousine fahren, während ich hier den Prinzessinnenkram machen muss?“
 

„Weil du dann den Prinzen kennenlernen wirst und deine restliche Familie überflüssig ist.“ wird mir erklärt.
 

Ich grummle. Das fängt ja schon gut an.
 

„Zudem ist deine restliche Familie nicht unbedingt vorzeigetauglich, weshalb das ausschließlich ich übernehmen werde.“ fügt sie noch an.
 

„Soll das heißen, sie würden dich blamieren?“
 

„Ja, das wäre der Fall.“
 

Entsetzt starre ich sie mit offenem Mund an. Das ist ja die Höhe. Was denkt sich meine Oma nur? Na, die kann was erleben.
 

Dann treibt sie mich auch schon an, dass ich ihre Wohnung verlasse.
 

Draußen erblicke ich aber überraschender Weise eine weiße Limousine stehen, dessen Chauffeur die Türe aufhält. Meine Oma hält schnurstracks auf die Limousine zu, als ich dann auch schon höre:
 

„Schön, Sie wiederzusehen, Ihre Majestät.“
 

Dann steigt meine Oma stolz und hocherhobenen Hauptes in die Limousine. Doch da winkt sie mir auch schon:
 

„Olivia, komm endlich und steig´ ein. … Wir wollen doch nicht zu spät kommen.“
 

Ich schnaube und meine, auf die Limousine zu stapfend:
 

„Wenn´s denn sein muss.“
 

Ich platziere mich neben sie und verschränke eingeschnappt meine Arme. Pf. Ich hasse mein Prinzessinnendasein schon jetzt.
 

~~~
 

Als wir gegen 13.45 Uhr auf das Anwesen des Königsschlosses die Auffahrt hinauffahren, bin ich überwältigt über die Schönheit des riesigen Vorgartens, versuche mir meine Begeisterung aber nicht ansehen zu lassen.
 

Ganze fünf Minuten fahren wir die Auffahrt entlang, bis wir das Königsschloss auch endlich erreichen. Der Chauffeur öffnet wieder die Tür und wir entsteigen der weißen Limousine.
 

„Komm gleich weiter.“ fordert mich meine Oma auf und ich folge ihr widerwillig ins Schloss.
 

Staunend blicke ich mich um, während wir die Eingangshalle verlassen.
 

„Hier sind meine Gemächer.“ zeigt mir meine Oma ein riesiges Zimmer.
 

Ich beobachte sie, wie sie an eine Kommode geht, und eine Krone hervorkramt. Sie setzt sie sich auf den Kopf, als es plötzlich gegen die offenstehende Tür klopft.
 

„Ja?“ erkundigt sich meine Oma.
 

„König Roland und sein Sohn sind soeben eingetroffen. … Ich habe sie zum Wintergarten gebracht, wie Sie wünschten.“
 

„Sehr schön.“ befindet sie und richtet sich dann an mich, „Komm mit, Olivia. Es wird Zeit, dass du dich dem Prinzen stellst. … Und versuche den Hofknicks zumindest vor dem König hinzubekommen. Beim Prinz musst du, Gott, sei Dank, keine Reverenz halten.“
 

„Was meinst du damit schon wieder?“ frage ich sie genervt.
 

„Der Hofknicks ist eine Reverenz. Damit zollst du ihm deinen Respekt und zeigst ihm deine Wertschätzung. … Und da er extra weit angereist ist, aus einem anderen Land, um dich kennenzulernen, ist das doch das Mindeste.“
 

„Ach, so. … Schon klar.“ seufze ich.
 

„Und vor allem, … Blamiere mich nicht vor dem König.“ ermahnt mich meine Oma.
 

Ich verdrehe meine Augen und meine:
 

„Werd´ ich schon nicht machen.“
 

„Na, dann folge mir.“ führt mich meine Oma wieder aus ihren Gemächern, einige Gänge entlang.
 

Als wir uns dem Wintergarten zu nähern scheinen, erblicke ich allerdings nur einen älteren Herrn, in königlichen Gewändern.
 

Meine Oma gibt mir einen seitlichen Schubs und flüstert mir zu:
 

„Das ist König Roland. Sobald du zwei Meter vor ihm bist, mach´ den Hofknicks.“
 

Ich tue, wir mir geheißen und halte mich konkret an die zwei Meter Abstand, ehe ich meine Knie beuge, leicht überkreuze, meinen Oberkörper nach vorne richte und ihn keine Sekunde aus den Augen verliere, während ich meinen Kopf leicht zur Seite neige. Zum Glück kann der König unter dem langen Kleid nicht sehen, wie meine Knie zittern, vor Anstrengung. Dann richte ich mich wieder auf und der König lächelt mich freundlich an.
 

„Ihr müsst Prinzessin Olivia sein.
 

Ehe ich auch nur darauf antworten kann, kommt mir meine Oma zuvor:
 

„Ja, das ist sie. … Ich bin hocherfreut, dass Ihr einer Verlobung zwischen Eurem Sohn und meiner Enkelin zugestimmt habt.“
 

„Nun, … mein Sohn hat bereits ein Alter, wo er eigentlich längst verheiratet sein sollte. Doch er hatte seine eigenen Vorstellungen vom Leben und sich deshalb bis jetzt davor erfolgreich gedrückt. Jetzt kann er sich aber nicht länger davor drücken, da er der Einzige noch unverheiratete Prinz ist. Und ich bin überaus glücklich darüber, ihn nun der Hände ihrer liebreizenden Enkelin zu überlassen.“ schmunzelt der König.
 

Ich lächle verlegen und unsicher. Und irgendwie krieg´ ich auch leichte Panik. Jetzt geht´s um meine Zukunft. Was für ein Prinz wird mich wohl erwarten?
 

„Olivia, hinter der Tür dürfte der Prinz auf dich warten. So geh´ doch endlich rein und lass´ ihn nicht länger warten.“ versucht mich meine Oma anzutreiben.
 

Unsicher blicke ich meiner Oma ins Gesicht und dann auch in das von König Roland. Ihn als Schwiegervater zu bekommen, wäre ja nicht so schlimm. Er wirkt wirklich sehr nett. Trotzdem hab´ ich einen Bammel. Da drin wartet schließlich ein waschechter Prinz auf mich und ich habe keine Ahnung, was mich erwarten wird.
 

„Ach, Prinzessin.“ hält mich der König auf, gerade, als ich an die Türklinke greifen wollte.
 

Ob er mitbekommen hat, dass meine Hände zittern? Unsicher blicke ich zu ihm zurück.
 

„Ich sollte Euch vielleicht vorwarnen. Mein Sohn ist etwas eigen, was zwischenmenschliche Beziehungen angeht. Soll heißen, er hat keine Ahnung. … Und er könnte auch böser wirken, als er eigentlich ist. … Wenn Ihr es schafft, Euch ihm zu beweisen, wird er für Euch vielleicht etwas zugänglicher. … Und nun will ich Euch nicht länger davon abhalten, meinen Sohn kennenzulernen.“ lächelt er mich verständnisvoll an.
 

Sollten mich seine Worte irgendwie aufbauen? Denn genau das Gegenteil ist der Fall. Jetzt hab´ ich noch mehr Schiss, als vorher. Ich will hier weg.
 

Doch, ehe ich noch irgendwelche anderen Gedankengänge ausführen kann, greift meine Oma zur Türklinke und schubst mich dahinter, als vor meiner Nase auch wieder die Tür verschlossen wird. Jetzt schleudere ich ihr Blitze, durch das Türfenster, zu, das die Tür ausschließlich im oberen Bereich aufweist. Auch der König tritt nun ans Fenster und ich weiche unwillkürlich zurück.
 

Plötzlich wird mir bewusst, dass der Prinz nicht fern sein kann und drehe panisch der Tür den Rücken zu, um nach dem Prinzen Ausschau zu halten.
 

Dann erblicke ich den Prinzen. Er sitzt an einer kurzen Mauer und scheint Däumchen zu drehen. Langsamen Schrittes trete ich unbewusst näher, weil ich ihn nicht gut, aus dieser Ferne, erkennen kann. Und umso näher ich komme, offenbaren sich mir vier runde kurze Steinmauern, die einen weißen Pavillon mit etwa zwei Metern Abstand umzäunen, wo auf jeder Geraden eine Öffnung freigelassen wurde. Und mit Abstand von den Mauern befinden sich etliche Blumenbeete und -sträucher. Die Umgebung hat auch etwas Romantisches an sich.
 

Als ich nur noch wenige Meter von ihm entfernt bin, hebt er allerdings den Kopf und meine Augen weiten sich. Oh, mein Gott, nur er nicht. Nicht er. Nicht Seto Kaiba. Mein schlimmster Alptraum hat sich soeben erfüllt. Ich will hier weg. Und zwar schnellstens.
 

Ich lege den Rückwärtsgang ein. Warum er? Warum ausgerechnet er? Der, in den ich heimlich schon eine ganze Weile verliebt bin. Er kann mir die Illusionen von sich nehmen. Er kann mir mein Herz brechen. Er kann mich zerstören.
 

Mit einem Ruck drehe ich mich um und nehme meine Beine in die Hand, um wieder zur Tür zu eilen, bei der ich reingekommen bin. Verzweifelt rüttle ich an der Tür und schreie:
 

„Lasst mich raus. Ich will hier weg.“, während sich bereits Tränen in meinen Augen sammeln.
 

Meine Oma kann nicht gewusst haben, dass ich ihn liebe. Und dennoch … Warum tut sie mir das nur an?
 

Verzweifelt versuche ich durch das Türfenster zu sehen, doch niemand ist mehr zu sehen. Verzweifelt rüttle ich weiter an der Tür. Hat sie mich allen Ernstes mit ihm hier eingeschlossen? Das darf ja nicht wahr sein.
 

Plötzlich erschrecke ich, als eine Hand neben mir an die Tür knallt.
 

„Dass jemand vor mir wegrennt, habe ich noch nie erlebt. Bisweilen war es immer das Gegenteil.“ höre ich seine verdammt angenehme und männliche Stimme.
 

Verdammt, ich sitze in der Falle. Panisch drehe ich mich um und drücke mich mit dem Rücken an die Tür. Mit schnellen Blicken sehe ich mich um, ob es vielleicht noch einen anderen Ausweg gibt. Ok. Links und rechts sehe ich noch Türen. Links führt raus in den Garten und Rechts in das Innere des Schlosses. Ich muss beide zumindest versuchen.
 

Ich ducke mich unter seinem Arm hinweg und renne, was das Zeug hält auf die Gartentür zu und rüttle abermals verzweifelt daran. Verdammt.
 

Schon führt mich mein Weg zur zweiten Tür und wieder rüttle ich erfolglos daran. Verzweifelt lasse ich mich vor der Tür auf den Boden sinken. Ich bin mit ihm eingeschlossen. Ich fasse es nicht.
 

„Wir sind hier eingeschlossen? Sehe ich das richtig?“ scheint nun auch ihm die Erkenntnis zu kommen, dessen Stimme nicht weit von mir entfernt klingt.
 

Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu. Meine Oma muss gewusst haben, dass ich vor ihm davonrennen würde. Dann kommt mir auch schon die Erleuchtung. Meine Mutter hat es ihr verraten. Das heißt auch, sie wusste, wer der Prinz ist, mit dem ich verlobt werden soll. Meine Oma hat nur mir nichts gesagt. Aber was soll ich jetzt nur tun?
 

Seufzend erhebe ich mich wieder in den Stand und straffe meine Schultern. Dann muss ich mich ihm wohl stellen. Denn, wie es aussieht, kann ich nicht vor ihm fliehen, weil wir hier eingeschlossen sind. Dummerweise hat mir meine Oma aber nicht gesagt, wie lange ich mich bei ihm aufhalten muss. Eine Katastrophe. Aber nicht mehr zu ändern. Da muss ich jetzt durch. Ich atme tief durch und drehe mich zu ihm um, wie ich vermute.
 

Wenigstens ist er mir nicht wieder auf die Pelle gerückt. Er hat einen Sicherheitsabstand von fünf Metern eingehalten, damit ich nicht wieder vor ihm wegrenne. Ich lasse meinen Blick schweifen, als er beim Pavillon stoppt. Meine Beine bewegen sich von ganz alleine und nähern sich dem Pavillon. Ich hab´ schließlich noch nie einen aus nächster Nähe gesehen. Und die Rosenranken, die sich darum schlingen, sehen einfach nur schön aus.
 

Mit meinen Schritten umkreise ich den Pavillon, um ihn von allen Seiten zu bewundern. Schon macht sich meine Fantasie ans Werk.
 

Seto und ich im Pavillon vor einem Altar stehend, wie wir getraut werden. Ich, im weißen Brautkleid, und er, in einem schwarzen Anzug.
 

Schnell schüttle ich meinen Kopf.
 

Seto und ich unter einem blumenüberwucherten Torbogen. Ich, im weißen Brautkleid, und Seto, in einem schwarzen Anzug.
 

Wieder schüttle ich meinen Kopf. Wieso kommen mir solche Fantasien? Nur, weil ich jetzt weiß, dass ich Seto werde heiraten müssen? Na, wirklich schöne Aussichten. Jetzt hat mein gesichtsloser Traumprinz plötzlich das Gesicht von Seto Kaiba erhalten. Wie ätzend. Kann es mich noch schlimmer treffen?
 

Seufzend betrete ich, von Seto in meinem Tun beobachtet, den Pavillon, erblicke mittig einen Ziertisch mit zwei Stühlen gegenüber, und lasse mich auf einen der Stühle plumpsen. Es bringt ja doch nichts, zu versuchen, vor ihm davonzulaufen. Im Anschluss dieses Treffens wird vermutlich ohnehin unsere Verlobung besiegelt. Und Ende dieses Monats werde ich ihn heiraten müssen. Aber zumindest bleiben mir ja noch zehn Treffen mit ihm, um mich an den Gedanken zu gewöhnen.
 

Im Augenwinkel bemerke ich, wie Seto vorsichtige Schritte auf mich zumacht und den Pavillon ebenfalls betritt. Als fürchte er, dass ich wieder Reißaus nehmen könnte, vor ihm. Nur zögerlich kommt er dem Ziertisch immer näher und setzt sich auf den zweiten Stuhl, mir gegenüber. Ich seufze ergeben und lasse mich in den Stuhl sinken, während ich meine Arme verschränke.
 

„Du bist Prinzessin Olivia, wie ich annehme?“ spricht er mich unvorhergesehen an.
 

Ich zucke leicht zusammen, sehe ihn vorsichtig an und nicke leicht. Wieso weiß er das? Ihm wurde es gesagt, nur mir nicht? Wie ungerecht.
 

„Und du weißt, wer ich bin.“ stellt er fest.
 

Wieder nicke ich, obwohl eine Antwort meinerseits überflüssig ist.
 

„Und dir wurde nicht gesagt, auf wen du treffen wirst, nehme ich an.“
 

Wieder nicke ich nur.
 

„Und da wir sichtlich eingeschlossen sind, vermute ich, deine Großmutter wusste, du würdest vor mir wegrennen wollen, was auch erklären würde, warum sie dir nichts gesagt hat.“
 

„Wahrscheinlich.“ antworte ich ihm so schüchtern leise, dass er mich unmöglich verstanden haben kann.
 

Aber ich traue mich nun mal nicht, lauter zu sprechen. Außerdem fühle ich mich unwohl, ihm ausgeliefert zu sein.
 

„Du bist wohl von der schüchternen Sorte, was? … Na, das kann ja heiter werden.“ sagt er Letzteres eher zu sich selbst.
 

Was soll das denn heißen? Stelle ich für ihn jetzt etwa ein Problem dar? Na, wirklich toll. Ich geh´ ihm jetzt schon auf den Senkel. Das war´s mit der Verlobung und dem Thron meiner Oma. Ich kann ja schließlich nichts dafür, dass ich so schüchtern bin. Warum bin ich zuhause eigentlich nicht schüchtern, oder meiner Oma gegenüber. Ich seufze frustriert auf.
 

Als ich ein Klacken an einer Tür, die ins Innere des Schlosses führt, vernehme, blicke ich hoffnungsvoll auf, doch es ist nur ein Butler, der uns mit einem Servierwagen etwas zu bringen scheint.
 

Der Butler kommt mit dem Servierwagen zu uns an den Tisch und richtet uns Kaffee, fertigen Tee und Kuchen an. Danach tritt er den Rückweg an und verschließt anschließend wieder die Tür. Mist, wieder kein Entkommen möglich.
 

Dann beobachte ich Seto, wie er sich, sichtlich genervt, Kaffee in eine Tasse leert und pur einen Schluck trinkt. Zögerlich fällt mein Blick auf den Tisch. Seufzend gieße ich mir Tee in eine Tasse und schnuppere daran. Mhmmm, Pfefferminz. Ich liebe Pfefferminztee. Ich werfe mir noch zwei Löffel Zucker dazu und verrühre den Tee. Und das Rühren klingt in meinen Ohren so laut, dass es mir unangenehm ist.
 

„Könntest du das bitte unterlassen?!“ schnauzt mich da auch schon Seto an und ich zucke zusammen.
 

Ich lasse den Löffel fallen und ziehe meine Hände zurück. Noch nie im Leben habe ich mir so sehr gewünscht, woanders zu sein, als jetzt. Ich will diesen ganzen Mist doch gar nicht. Warum muss ich hier sein? Meine Augen beginnen zu brennen. Ich will hier weg.
 

Ich lege meine Arme um mich und blicke sehnsüchtig zur Tür, wo ich hereingekommen bin. Wie lange muss ich noch seine Gesellschaft ertragen?
 

Mir kommen die Worte von König Roland wieder in den Sinn. Ich soll mich ihm beweisen? Aber, wie? Ich bin doch viel zu schüchtern für alles. Ich schließe meine Augen, um meine Tränen zurückzukämpfen. Automatisch beginne ich in die Umgebung zu lauschen. Es ist so ruhig. Aber, halt. Ich höre Musik. Wo kommt die Musik so plötzlich her? War sie vorher auch schon zu hören?
 

Unwillkürlich erhebe ich mich vom Stuhl und sehe mich um, wo ich glaube, die Musik gehört zu haben. Ich folge dem Klang, indem ich immer wieder Mal meine Augen schließe und mich daran orientiere, wo sie lauter hörbar wird. Irgendwann finde ich mich an einer Wand wieder und lausche gegen die Wand.
 

Unerwartet höre ich die Stimmen von meiner Oma und König Roland.
 

„Seid Ihr sicher, dass es so klug war, die beiden einzuschließen?“ höre ich König Roland fragen.
 

„Es musste sein. Meine Enkelin ist leicht zu durchschauen. Es war abzusehen, dass sie zu fliehen versuchen würde, sobald sie weiß, wer ihr Verlobter sein soll.“
 

„Warum habt Ihr mir verschwiegen, dass Eure Enkelin von schüchterner Sorte ist? Seto ist nicht zimperlich, was das weibliche Geschlecht angeht. Er wird sie einschüchtern und verschrecken, weil er sein bisheriges Leben nicht aufgeben will.“
 

„Das mag sein. Aber die Zwei passen perfekt zusammen. … Ihr habt doch selbst die Liste der Eigenschaften und Lieblingsbeschäftigungen gesehen, die ihre Mutter für mich ausgefüllt hat. Außerdem verfliegt ihre Schüchternheit, sobald sie mit ihm vertrauter wird.“
 

„Ich wage zu bezweifeln, dass Seto das zulässt, wenn ihm ihre Enkelin nicht zusagt. Und ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob ich mit ihrem Königshaus Verbindungen schließen will.“
 

Unwillkürlich suche ich Seto mit meinem Blick, als ich erschrecke, weil er neben mir ebenfalls an der Wand lauscht. Kann es sein, dass er mich irgendwie verfolgt? Ich verdrehe meine Augen und lege mein Ohr wieder an.
 

Ich höre König Roland lachen.
 

„Ihr glaubt allen Ernstes, dass Ihre Enkelin Seto Angst einjagen könnte?“
 

„Habt Ihr noch nie das Sprichwort gehört, ‚stille Wasser sind tief‘? … Und ich kann Euch versichern, das Gewässer, aus dem meine Enkelin gemacht ist, ist sehr tief. Sie wird Eurem Sohn schon noch zeigen, aus was für Holz sie geschnitzt ist. Seid mir versichert.“
 

„Dann freue ich mich darauf, zu sehen, wie sich das zwischen den beiden entwickeln wird.“
 

Plötzlich verstummen die Stimmen. Sie scheinen den Raum verlassen zu haben.
 

Ärgerlich darüber entferne ich mich wieder von der Wand und blicke wieder zu Seto, der sich nun ebenfalls von der Wand entfernt hat. Mit gerunzelter Stirn betrachtet er mich. Ich schnaube und stampfe wieder zurück zum Pavillon, um mich wieder auf den Stuhl zu pflanzen, auf dem ich schon zuvor gehockt habe. Verärgert über meine Oma, überschlage ich meine Beine und verschränke meine Arme. Ich bin sauer. Sie hat mich übers Ohr gehauen und glaubt auch noch, alles über mich besser zu wissen. Und meine Mutter hat da auch noch mitgemischt. Wem kann ich überhaupt noch vertrauen?
 

„Ich hätte nicht gedacht, dass deine Großmutter so durchtrieben ist.“ ertönt da Seto´s Stimme.
 

„Hm?“ blicke ich auf, da ich nachdenklich meinen Kopf gesenkt hatte, als er sich eben wieder zu mir gesellt, an den Tisch.
 

Er schenkt sich noch eine Tasse Kaffee ein und erinnert mich:
 

„Dein Tee wird kalt.“
 

Ich werfe einen Blick auf meinen Tee und erinnere mich wieder daran, dass es ihn genervt hat, als ich mit dem Löffel gerührt habe. Also wende ich meinen Blick wieder ab, zur Seite. Die Lust auf Tee ist mir gehörig vergangen. Da verdurste ich lieber.
 

„Willst du deinen Tee nicht mehr?“ scheint er verwundert.
 

Doch ich schüttle nur meinen Kopf, ohne ihn anzusehen.
 

Plötzlich vernehme ich Rührgeräusche und blicke doch noch auf, als ich feststelle, dass er meinen Tee rührt. Dann darf ich ihn auch noch, mit großen Augen, dabei beobachten, wie er einen kleinen Schluck probiert.
 

„Pfefferminz? Schmeckt gar nicht so übel.“
 

Entsetzt springe ich halb auf und reiße ihm die Tasse aus der Hand. Sichtlich belustigt darüber, beobachtet er mich dabei, wie ich die Tasse in meinen Händen betrachte. Dann drehe ich sie um 180 Grad, um nicht an derselben Stelle, wie er, zu trinken und mache einen Schluck. Ich fasse es nicht. Wir haben aus derselben Tasse getrunken.
 

Schüchtern blicke ich wieder zu ihm auf, während sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen stiehlt. Jetzt hat er mich doch dazu gebracht, den Tee zu trinken. Nun, … vielleicht ist er doch kein so übler Kerl. Aber, nur vielleicht.
 

Unerwarteter Weise hören wir wieder Türklacken, nur diesmal sind es meine Oma und König Roland, die zur Tür hereinkommen, durch die auch ich gekommen bin.
 

„Seto, es wird Zeit für uns, zu gehen.“ ertönt König Roland´s Stimme.
 

Seto erhebt sich, trinkt in einem Schluck die Tasse leer, stellt sie auf den Tisch zurück und salutiert mir im Gehen. Ich kann ihm nur belustigt nachschnauben und schüttle meinen Kopf. Im Nachhinein tut es mir fast leid, dass die Zeit mit ihm nur so kurz war. Es war zuletzt doch ganz angenehm mit ihm.
 

Seufzend blicke ich ihm nach und versuche mir vorzustellen, mit ihm verheiratet zu sein. Doch muss ich den Kopf schütteln, weil ich ihn nicht einzuschätzen weiß.
 

„Und, wie war´s?“ erkundigt sich meine Oma bei mir, als sie bei mir ankommt.
 

Mir kommen ihre Worte, die ich gelauscht habe, wieder in den Sinn. Sie hat eigentlich eine Lektion verdient. Ich werde mir wohl etwas ausdenken müssen.
 

„Hm, kann ich noch nicht so sagen. Wir haben kaum etwas miteinander gesprochen und gerade mal gemeinsam etwas getrunken.“
 

„Vielleicht wird es morgen ja besser. Ich habe nämlich entschieden, dass ihr euch bis zu eurer Hochzeit täglich trefft, damit ihr vertrauter miteinander werdet.“
 

„Was? Ich soll ihn ganze neunzehn Mal noch treffen?“, bin ich entsetzt, „Das überlebe ich nicht.“ flehe ich um Erbarmen.
 

„Ich habe gesprochen und es wird eingehalten.“ bestimmt meine Oma.
 

Na, das kann ja noch lustig werden.
 

„Außerdem habe ich mir überlegt, dass du bereits in den nächsten Tagen hier einziehen kannst, um dich schon mal mit dem Schloss vertraut zu machen. … Und sobald du dich eingewöhnt hast, werde ich ausziehen.“ teilt mir meine Oma unvorbereitet mit.
 

„Und wer sagt mir dann, wie ich unser Land regieren soll?“ will ich wissen.
 

„Lass´ das ruhig Prinz Seto´s Sorge sein. Er wird dich, mit der Zeit, schon darüber in Kenntnis setzen.“ antwortet sie mir und ich blinzle irritiert.
 

Hallo? Er hat vorher nur eine Firma geführt. Woher soll er wissen, wie man ein Königreich regiert? Jetzt schlägt sie aber wirklich über die Strenge. Das braucht wirklich eine Lektionserteilung.
 

***
 

Tags darauf werde ich um 11 Uhr direkt mit der weisen Limousine zu meiner Oma gebracht, die dann zusteigt, und wir dann weiter zum Königsschloss meiner Oma fahren.
 

Die ganze Nacht und heute Vormittag habe ich mir überlegt, was für eine Lektion ich ihr erteilen könnte. Mir wollte nichts Gescheites einfallen.
 

Außerdem bin ich gespannt darauf, wie Seto und ich uns heute verstehen. Gestern gegen Schluss fand ich ihn nämlich gar nicht mehr so übel.
 

~~~
 

Wir sind da. Unsicher und nervös steige ich aus der Limousine und folge meiner Oma ins Innere des Königsschlosses. Es ist wiederholt 13.50 Uhr.
 

„Ehe unsere Gäste eintreffen, würde ich dir gerne deine Gemächer zeigen, in denen du deine zukünftige Zeit zubringen wirst, bis du heiratest.“
 

Neugierig folge ich ihr. Sie scheint sich ja wirklich gut vorbereitet zu haben, um mich dazu zu bewegen, Seto Kaiba zu heiraten. Ich will aber selbst herausfinden, ob er zu mir passt, oder nicht. Ich will mich nämlich selbst dazu entscheiden, ihn zu heiraten, damit es sich nicht wie eine arrangierte Hochzeit anfühlt.
 

Nachdem sie mir endlich meine Gemächer gezeigt hat, kommt dann auch schon der Butler und verkündet:
 

„König Roland ist soeben mit seinem Sohn eingetroffen.“
 

Ich werde unruhig und nervös. Und mir kommt in den Sinn, dass ich König Roland vielleicht wissen lassen sollte, dass wir sie belauscht haben und ich über das Gesprochene nicht sehr begeistert war.
 

„Na, komm Olivia. Prinz Seto wartet schon auf dich.“
 

Verunsichert, wie unser Aufeinandertreffen diesmal ausfällt, schlurfe ich hinter ihr her.
 

Als wir dann endlich die Tür zum Wintergarten erreichen, steht wiederholt König Roland davor. Wie auch am Vortag verbeuge ich mich mit einem Hofknicks und lege ich meine Hand an mein Herz, um ihn zu informieren, während ich seine Aufmerksamkeit auf mir habe, und lege selbige Hand an mein Ohr, ehe ich auf ihn und meine Oma deute. Seine Augen weiten sich überrascht. Doch, ehe sich seine Mundwinkel zu einem Lächeln verziehen können, wird sein Gesichtsausdruck ernst, deutet mir mit seinen Fingern einen Kreis für die Umgebung im Wintergarten, dann greift er sich ans Ohr und deutet auf mich und die Tür für Seto und mich. Meine Augen werden groß.
 

Meine Oma belauscht uns? Das ist zu viel. Jetzt reicht es mir mit ihr. Das geht eindeutig zu weit.
 

Ich deute ihm ein Rechteck für Zettel und tue so, als würde ich schreiben, für einen Kugelschreiber. Doch der König öffnet seine Hände, um zu verdeutlichen, dass er beides nicht bei sich trägt.
 

„Jetzt lass´ dir doch nicht so viel Zeit. Prinz Seto wartet auf dich.“ ist sie sichtlich ungeduldig, weshalb ich mich endlich wiederaufrichte.
 

„Du hast nicht zufällig Blatt und Stift zur Hand?“ frage ich sie zusammenhanglos.
 

„Wozu brauchst du das denn? Jetzt geh´ endlich rein, zum Prinz. Er wartet schließlich auf dich.“
 

Flehend blicke ich noch einmal zum König zurück. Verdammt, ich kann Seto nicht warnen.
 

Schon werde ich durch die Tür geschubst und die Tür hinter mir abermals verschlossen. Mist, verdammter. Aber, wenn hier wirklich Wanzen angebracht sind, müssten sie doch irgendwie auffindbar sein. Stutzig blicke ich mich um. So, auf die Schnelle werde ich leider keine finden können. Hm. Vielleicht könnten wir ja auch den Raum wechseln. Mir kommt da auch schon eine geniale Idee, für eine Lektion für meine Oma. Wir nehmen Reißaus aus diesem verwanzten Raum.
 

Normalen Schrittes, damit es nicht zu auffällig klingt, trete ich an die Gartentür. Ich versuche sie leise zu öffnen, doch sie ist schon wieder oder immer noch verschlossen. Ich halte dann mal Ausschau nach Seto. Er beobachtet mich irritiert. Ich hoffe, er schweigt weiterhin.
 

Ich tippe mir ans Kinn und überlege, wie wir hier rauskommen könnten, während ich die Gartentür anblicke. Und mir kommt in den Sinn, dass, wenn wir nicht mehr belauscht werden, meine Oma nicht mehr bestimmen kann, wann wir uns trennen. Ich glaube nämlich nicht, dass König Roland gestern schon unbedingt gehen wollte. Ich vermute da schon eher, dass es meine Oma beunruhigt hat, weil wir uns nicht unterhalten haben. Ob sie uns schon gestern belauscht hat? Und scheinbar hat sie gestern auch König Roland davon in Kenntnis gesetzt und vielleicht sogar mithören lassen. Ob er auch Seto davon erzählt hat?
 

Wie auch immer. Die Gartentür ist wohl die einzige Möglichkeit nach draußen zu gelangen. Ich blicke zu Seto zurück und frage mich, ob er sie wohl mit einem Tritt aufkriegen würde?
 

Als sein Blick genau in meine Augen trifft, senke ich den Blick und lege ein kleines Lächeln auf meine Lippen, ehe ich auf ihn deute. Anschließend deute ich ihm einen Tritt gegen die Gartentür an, doch zuvor stoppe ich ihn noch mit meiner Handfläche, lege meine Hand an meine Ohren und deute umschweifend auf unsere Umgebung, um ihm zu verdeutlichen, dass wir belauscht werden.
 

Er hat scheinbar begriffen, denn seine Augen weiten sich. So viel dazu, dass Seto Bescheid wusste.
 

Er nickt mir zu und winkt mir, zur Seite zu gehen, während er auf mich zukommt. Ich trete ein ganzes Stück zurück, um Seto für einen Anlauf Platz zu machen. Seto läuft an, springt, tritt mit beiden Füßen gleichzeitig zu, als er sich auch schon geschickt aufstützt, um sich nicht auf dem Boden zu verletzen. Die Tür springt auf. Schnell melde ich mich zu Wort, während ich mir etwas einfallen lasse:
 

„Wieso habt Ihr das gemacht? Ihr habt Euch jetzt bestimmt die Schulter ausgerenkt.“
 

Er erwidert mir nüchtern klingend, während seine Mundwinkel zucken:
 

„Die war schon ausgerenkt, als ich hier ankam. Ich habe sie mir nur wieder eingerenkt.“
 

Ich muss mir die Hand vor den Mund halten, weil ich mir ein Kichern verkneifen muss, es aber nicht schaffe. Seine Antwort war einfach nur genial.
 

Schon deute ich ihm mit dem Kopf, von hier abzuhauen. Er nickt und folgt mir nach draußen. Wow. Hier ist es wirklich schön. Warum hat sich meine Oma bisher nur zurückgehalten, mir das alles zu zeigen?
 

Überwältigt blicke ich zu Seto, der mir gemächlich nachfolgt. Klar, er ist Reichtum gewohnt und kann sich über den Anblick nicht erfreuen, weil er schon den Blick für das Schöne verloren hat. Vielleicht wird es aber Zeit, dass er wieder zu sehen beginnt. Nur, wie stelle ich das am Geschicktesten an?
 

Ich gehe nicht davon aus, dass wir die nächste Zeit wieder hier aus dem Wintergarten rauskommen werden. Wieso sperrt uns meine Oma überhaupt ein? Nur, weil wir unwillig sind, uns miteinander zu verheiraten? Das muss ja nicht so bleiben. Zumindest bin ich neugierig geworden, wie Seto so ist.
 

„Darf ich dich fragen, warum wir jetzt eigentlich aus dem Wintergarten ausgebrochen sind?“ will Seto wissen.
 

Ah, mein Stichwort. Ich sammle mir meinen Mut zusammen, damit ich ihm meine Idee erläutern kann.
 

„Ich finde es einfach gemein von ihr, dass sie mich so hinterhältig hinterrücks umgeht. Und sie scheint auch ihre Neugier nicht zügeln zu können und hört uns ab. Deshalb wollte ich ihr auch eine Lektion zuteilwerden lassen. … Außerdem, warum sollte ich mich, von ihr, mit dir im Wintergarten einsperren lassen, wenn es so viele schöne Orte und Plätze gibt, wo man seine Zeit zubringen kann?“ gebe ich leise und schüchtern von mir.
 

Seine Mundwinkel zucken, während ich vor ihm rückwärts hergehe.
 

„Deine Großmutter hat wirklich einen Schaden.“ schüttelt er jetzt den Kopf.
 

„Oder eine zügellose Neugier, wie das zwischen uns läuft, damit sie sich unbemerkt einmischen kann.“ schlage ich ihm vor.
 

Ich senke meinen Kopf und schlendere jetzt neben ihm her, während wir irgendeinem Weg folgen.
 

Wir merken gar nicht, wie die Zeit vergeht, als es dunkel und kühler wird.
 

Als ich zu frösteln beginne, zieht er sich irritierender Weise seine Anzugsjacke aus und hängt sie mir um. Noch dazu legt er seinen Arm um meine Schultern, um mich zu wärmen. Verwundert blicke ich zu ihm auf, ins Gesicht, als er auch schon meint:
 

„Wir sollten zurück. Es ist schon spät.“
 

Ich nicke nur, während mir auffällt, dass er wohl ein richtiger Gentleman ist. Seufzend schmiege ich mich an seine Seite und umschlinge zögerlich seine Taille mit meinem linken Arm. Sofort wirft er einen verwunderten Blick zu mir herab, da ich ihm gerade bis unter seine Schultern reiche. Ich blicke zu ihm auf und ein verlegenes Lächeln schleicht sich auf meine Lippen, während ich den Blick an seine Brust senke, die aber nicht wirklich meine Aufmerksamkeit bekommt.
 

Ob er wohl schon sehr viele Frauen so eng bei sich hatte? Ob er überhaupt noch Jungfrau ist? Aber vielleicht hatte er ja auch schon mehrere geheime Affären. Sollte ich mir darüber überhaupt Gedanken machen, wenn wir doch eigentlich gar nicht gewillt sind, die Hochzeit miteinander einzugehen? Eigentlich. Wieso habe ich jetzt das Wörtchen ‚eigentlich‘ gedacht? Habe ich meine Meinung etwa schon geändert? Ziehe ich es etwa doch in Betracht?
 

Würde er mich überhaupt auf Händen tragen, mit meinem Gewicht? Ist er mein Traumprinz, von dem ich immer schon geträumt habe? Das werde ich wohl abwarten müssen. Achtzehn Treffen stehen ja noch aus. Und wir wissen noch immer so viel von uns, wie am Anfang. Nämlich gar nichts. Außer dem, was über ihn in den Zeitungen steht. Aber darauf gebe ich keinen Cent.
 

Als wir aus der Ferne schon das Königsschloss sehen können, sind auch kaum meine Oma und König Roland unter der Beleuchtung an den Stufen zum Eingang zu übersehen, die scheinbar besorgt, nach uns Ausschau gehalten haben. Allerdings bemerke ich sofort, dass sich König Rolands Lippen zu einem Lächeln verziehen, nachdem er uns quasi Arm in Arm erblickt hat.
 

Auch, als wir vor ihnen zum Stehen kommen, nimmt Seto seinen Arm nicht zurück.
 

„Olivia. Um Himmels Willen, wo wart ihr? Ich hab´ mir Sorgen gemacht. Euch hätte, weiß Gott, was passieren können.“ kriege ich auch sofort von meiner Oma zu hören.
 

Ich verdrehe seufzend meine Augen. Meiner Oma scheint irgendwie entgangen zu sein, dass ich kein kleines Mädchen mehr bin. Ich bin schließlich schon 20 Jahre alt und kann selbst auf mich aufpassen. Außerdem hatte ich ja auch noch Seto an meiner Seite. Also wäre mir oder uns schon nichts passiert. Sie übertreibt ganz schön.
 

Plötzlich erhebt Seto das Wort an sie:
 

„Meint Ihr nicht, Eure Majestät, dass ihr maßlos übertreibt? … Ihre Enkelin ist schließlich in einem Alter, wo sie bereits auf sich selbst aufpassen kann. Zudem war ich stets an ihrer Seite.“
 

Meine Oma glotzt ihn mit großen Augen an und wagt es scheinbar nicht, etwas zu erwidern.
 

„Wo wart ihr denn?“ erkundigt sich jetzt König Roland bei uns, sichtlich interessiert.
 

Zu meiner Verwunderung verziehen sich Seto´s Lippen beinah zu einem richtigen Lächeln, ehe er seinem Vater antwortet:
 

„Wir waren hier in der Gegend spazieren und haben wohl die Zeit vergessen.“
 

„Dann verabschiede dich jetzt von Prinzessin Olivia. Wir werden schließlich zuhause erwartet.“
 

Erst jetzt löst er sich von mir und nimmt meine Hände in seine, die er kurz drückt, ehe er sich von mir abwendet. Bedauernd blicke ich ihm nach, als ich bemerke, dass ich noch immer seine Jacke um die Schultern trage.
 

„Warte, Seto.“
 

Verwundert dreht er sich um, da er gerade auf die geöffnete Limousinentür, der schwarzen Limousine seiner Majestät König Roland, zuschreiten wollte.
 

„Deine Jacke.“ wird meine Stimme leiser, weil ich irgendwie nicht will, dass er mich verlässt, oder er mir seine Jacke wieder wegnimmt, weil ich dann nichts mehr von ihm habe.
 

Unwillkürlich hebt er lächelnd die Hand, als seine Lippen verlässt:
 

„Behalt´ sie vorerst und pass´ gut darauf auf. Ich werde sie mir morgen zurückholen.“
 

Glücklich über seine Worte, kuschle ich mich etwas mehr in seine Jacke, was Seto und König Roland zum Schmunzeln veranlasst, ehe sie sich doch noch in die Limousine begeben.
 

Als die Limousine losfährt, winke ich ihm noch nach und seufze anschließend. Verdammt, jetzt habe ich doch meine Liebe zu ihm, auf ihn übertragen. Er sollte es aber nicht erfahren, ehe er den Anfang macht, eines Liebesgeständnisses. Auch, wenn ich darauf ewig warten kann. Ich liebe ihn. Ein Dilemma.
 

Auch meine Oma seufzt nun, ehe sie meint:
 

„Da du erst so spät mit Prinz Seto zurückgekommen bist, hat sich mein Chauffeur dummerweise bereits zurückgezogen. Das heißt, du wirst heute Nacht hierbleiben müssen. Es wäre daher ratsam, wenn du deine Eltern anrufst, und sie darüber unterrichtest.“
 

„Ok, Oma.“ drehe ich mich verträumt zum Eingang des Schlosses und steige die Stufen empor.
 

Im Flur kommt mir sogar bereits der Butler mit dem Telefon entgegen. Deshalb rufe ich schnell meine Eltern an und schwärme ihnen von Seto vor. Meine Mutter allerdings holt mich auf den Boden der Tatsachen zurück. Denn schließlich habe ich keine Garantie, ob Seto Kaiba jemals meine Liebe erwidern wird. Und diese Aussage meiner Mutter stürzt mich beinah in eine Krise.
 

Anschließend marschiere ich schnurstracks in meine Gemächer, die mir meine Oma heute gezeigt hat und werfe mich aufs Bett. Kurz darauf entschließe ich mich, dass ich mir das Kleid ausziehen sollte und schlüpfe in ein Nachthemd, das ich im Kleiderschrank gefunden habe. Seine Jacke hänge ich an eine Stuhllehne, damit ihr nichts passiert.
 

Schon wenig später kuschle ich mich unter die Decke und schließe meine Augen, während abermals Seto vor meinen inneren Augen auftaucht. Ich werde wohl nie mehr von ihm loskommen. Jetzt ist es bewiesen. Er hat mir total den Kopf verdreht, mit seiner Art. Hoffentlich hat er sich nicht nur verstellt, um mir anschließend das Herz zu brechen. Oh, ich hoffe es so sehr.
 

***
 

Als ich am nächsten Tag erwache, springe ich regelrecht aus dem Bett und suche das Badezimmer auf, das sich rein zufällig in meinen Gemächern befindet. Scheinbar hat jedes Zimmer ein eigenes Badezimmer. Um mich für Seto hübsch zu machen, schmeiße ich mich unter die Dusche und creme mich mit Duschgel ordentlich ein und wasche meine Haare mit Haarshampoo zwei Mal durch.
 

Nach dem Duschen trockne ich mich ab und putze noch meine Zähne. Erst dann verlasse ich das Bad und gehe an den Kleiderschrank. Meine Oma hat mir nämlich gesagt, dass sie bereits mehrere Kleider für mich besorgt hätte, die ich mir anziehen kann. Und der Kleiderschrank ist riesig und bietet somit auch eine riesige Auswahl an Kleider für mich.
 

Ich wähle ein hellblaues Kleid. Gestern trug ich ein Sonnengelbes. Dazupassende Schuhe habe ich auch schnell gefunden. Es ist wirklich erstaunlich, wie schnell ich mich daran gewöhnt habe, mich in Kleider zu werfen. Allerdings vermisse ich es schon, mir eine Jeanshose anzuziehen.
 

Fertig angezogen, verlasse ich meine Gemächer und stöbere durch das Königsschloss, um mich umzusehen. Da laufe ich auch dem Butler über dem Weg, der mir auch gleich zeigt, wo ich das Frühstück zu mir nehmen kann. Meine Oma ist auch schon da.
 

„Guten Morgen, Oma.“ begrüße ich sie.
 

„Guten Morgen, Olivia. … Ich hoffe, du hast die Nacht gut überstanden?“
 

„War in Ordnung.“ antworte ich ihr.
 

„Und könntest du dir vorstellen, hier in diesem Schloss zu leben?“
 

„Hm, … weiß noch nicht. Ist wohl Gewöhnungssache.“
 

„Das, mit Bestimmtheit. … Aber, so schlimm ist das gar nicht. … Du hast viel Personal, das stets alles für dich besorgt und macht, sodass du selbst keinen Finger mehr krumm machen musst.“
 

Ich verdrehe lächelnd meine Augen, während ich meine:
 

„Also, genau mein Ding. … Meintest du nicht ohnehin, dass ich schon bald hier einziehen soll?“
 

„Schon, … aber ich habe mich mit König Roland unterhalten und er meinte, dass es sinnvoll wäre, auch seinen Sohn bereits hier einzugewöhnen. So könnt ihr auch sehen, ob ein Zusammenleben zwischen euch funktioniert.“
 

„Wann soll das denn geschehen? Und werden wir uns dann ein Bett teilen müssen?“ will ich wissen, mit leichter Überforderung.
 

„König Roland und ich sind zu dem Schluss gekommen, dass fünf Tage bis zu eurer Hochzeit angemessen wären, damit ihr euch aneinander und das Zusammenleben gewöhnen könnt. … Was das Bett teilen angeht, so steht es euch frei, ob ihr das tun wollt. Bedenke jedoch, dass ihr ab eurer Hochzeitsnacht auf jeden Fall das Bett teilen werdet. … Und ich sollte dir auch noch erwähnen, dass du ihn bis zur Hochzeit 24 Stunden nicht zu sehen bekommen wirst. Das ist eine langbewährte Tradition, die du fortführen sollst. Das bringt nämlich Glück in der Ehe, heißt es.“
 

Ok. Das müsste schaffbar sein. 24 Stunden sind nicht die Welt. Und in der Hochzeitsnacht, werde ich mit ihm mein erstes Mal haben.
 

Plötzlich kommen mir wieder König Rolands Worte vom ersten Tag in den Sinn und werde stutzig. Seto´s Verhalten hat gestern eigentlich gar keinen Sinn gemacht. Was habe ich denn eigentlich gemacht, dass er mich scheinbar akzeptiert? Mein Gott, er hat gestern seinen Arm um mich gelegt, nachdem er mir seine Jacke überlassen hat. Aber, König Roland meinte doch, ich müsste mich Seto erst beweisen. Also, was habe ich getan, um das zu bewerkstelligen? Vielleicht frage ich das Seto, wenn wir schon länger verheiratet sind.
 

Nach dem Frühstück sehe ich mir den Garten an und entdecke dort ein Gelände, wo man Tennis, Tischtennis, Badminton, Volleyball und Fußball spielen kann. Weiter hinten kann ich sogar einen Golfplatz entdecken. Also Freizeitangebote gibt es hier zu Hauf. Hm, vielleicht kann ich Seto ja dazu bekommen, dass er mit mir Tischtennis spielt? Das habe ich schon eine Weile nicht mehr gespielt und hätte gute Lust dazu. Mich würde nämlich interessieren, ob ich es schaffen würde, Seto zu schlagen.
 

Nach dem Mittagessen bringe ich Seto´s Jacke in den Flur, damit er sie nicht vergessen kann und putze mir anschließend noch die Zähne. Danach kann ich nur ungeduldig die Zeit absitzen, bis Seto endlich kommt.
 

~~~
 

Endlich geht es auf 14 Uhr zu und ich kann es kaum erwarten, dass Seto endlich kommt. Ich warte sogar beim Eingang an der obersten Stufe auf ihn.
 

Dann sehe ich auch endlich die schwarze Limousine die lange Auffahrt rauffahren. Als sie dann endlich vor den Stufen anhält, steigt Seto zuerst aus und seine Miene ist mehr als düster. Ich kann sogar förmlich die Gewitterwolken über seinem Haupt wahrnehmen. Seto läuft auch stur an mir vorbei, als hätte er mich gar nicht wahrgenommen.
 

Als König Roland die Stufen hochkommt, bleibt er bei mir stehen und erklärt mir:
 

„Bitte verzeih´ ihm sein Verhalten. Aber, in seiner Firma gab´ es unvorhergesehene Probleme.“, hebt seine Hand mit einem zerfetzten Papierstück in meine Augenhöhe, „Bitte versuch´ ihn aufzumuntern und auf andere Gedanken zu bringen. Und nimm´ es ihm bitte nicht übel.“
 

„Was ist das?“ erkundige ich mich bei König Roland.
 

„Dieses Schriftstück ist ein unverzichtbares Dokument, das er übermorgen benötigen würde. Ein Praktikant in seiner Firma hat es wohl geschafft, es aus Versehen in die Akten zu mischen, die vernichtet werden sollten. Er konnte es nur knapp vor der Vernichtung retten. Aber, es ist nun zu nichts mehr zu gebrauchen. Zudem ist seine Sekretärin auch noch krank geworden und fällt wohl die nächsten Tage aus. Und er wird nicht die Zeit haben, sich darum auch noch zu kümmern.“
 

„Darf ich mir das Dokument mal ansehen, Euer Majestät?“
 

Er drückt es mir in die Hände und ich sehe es mir durch. Ich füge die zerfetzten Teile auch zusammen und kontrolliere, ob ich das Abschreiben könnte. Wie es aussieht, scheint alles noch gut leserlich.
 

„Darf ich es behalten? Vielleicht kann ich Seto eine Freude machen, wenn er morgen wiederkommt. “ erkundige ich mich.
 

„Tut Euch keinen Zwang an, Prinzessin Olivia.“ lächelt er mich an.
 

Dankbar führe ich nachträglich meinen Hofknicks aus und begleite den König ins Innere des Schlosses.
 

Richtung Flur zum Wintergarten verabschiedet sich König Roland von mir und ich wundere mich, weil diesmal meine Oma nicht hier ist. Dabei kommt mir in den Sinn, dass sich König Roland hier wohl auch schon wie Zuhause fühlt, weil er sich hier frei herumbewegt.
 

Kopfschüttelnd eile ich in meine Gemächer und lege das Schriftstück auf das Nachtkästchen, damit ich es nicht vergesse. Anschließend eile ich zurück in den Flur zum Wintergarten und gehe an die Tür. Ich öffne sie, um einen Blick hineinzuwerfen, ob Seto auch wirklich hier ist. Er sitzt aber, wie bereits die letzten zwei Tage, wiederholt auf der kurzen Mauer, um auf mich zu warten, und verbreitet miese Laune.
 

Traurig gehe ich langsamen Schrittes auf ihn zu, weil mir klar wird, dass er mich wohl wirklich nicht bemerkt hat. Und mir will auch beim besten Willen nicht einfallen, wie ich ihn wieder aufheitern soll. Ich kann ihn nicht einschätzen und weiß viel zu wenig von ihm. Was soll ich nur tun? Wie kann ich ihm helfen? Meine Augen beginnen zu brennen, weil ich mir so hilflos vorkomme.
 

Ich trete auf ihn zu und lasse mich zu seinen Füßen sinken. Meine Arme lege ich über seinen Knien ab, wobei ich meinen Kopf auf meine Arme ablege und meinen Blick zu ihm nach oben richte, mit tränenverschleierter Sicht. So erlange ich auch seine Aufmerksamkeit.
 

Er wirkt regelrecht bestürzt darüber, Tränen in meinen Augen zu sehen. Er rutscht von der Mauer zu mir herab und zieht mich an sich, umschlingt mich mit seinen Armen. Ich erwidere seine Umarmung nur zögerlich und locker, während ich mich etwas an ihn schmiege. Ich schließe meine Augen und lasse meinen Tränen stumm ihren Lauf. Da ihm unsere Sitzposition aber unangenehm zu sein scheint, zieht er mich mit sich die kurze Mauer hoch und ich komme so auf seinem Schoß zum Sitzen, wobei meine Beine links und rechts von seinen, auf der kurzen Mauer, zum Liegen kommen.
 

Nach einer Weile streicht er mir über den Kopf und greift mich an meinen Oberarmen, um mich dazu zu bringen, ihm in die Augen zu sehen. Verwundert beobachte ich ihn dabei, wie er mit gerunzelter Stirn mein Gesicht ergreift und mit seinen Daumen zärtlich über meine Augen streicht, um mir die Tränen daraus zu wischen. Danach streichelt er mir auch noch über die Wangen, um die Tränenspuren aus meinem Gesicht zu entfernen. Anschließend blickt er mir in die Augen und ich stelle fest, dass sich seine Gewitterwolken verzogen haben. Auch seine Stirn glättet sich wieder und er sieht mir einfach nur tief in die Augen.
 

Erstmals stelle ich fest, wie eindrucksvolle wunderschöne blaue Augen er hat. Er ist überhaupt ein sehr gutaussehender junger Mann. Meines Wissens trennen uns fünf Jahre voneinander. Aber dieser Altersunterschied ist auf jeden Fall annehmbar. Schade finde ich eigentlich nur, dass er keine Anstalten macht, mich küssen zu wollen. Bin ich ihm vielleicht zu jung? Oder sieht er in mir vielleicht nur eine kleinere Schwester? Oder nimmt er Rücksicht auf meine Schüchternheit, wegen meiner extremen Hemmschwelle, um mich nicht zu überfordern? Was es auch ist, ich hätte nichts dagegen, von ihm geküsst zu werden. Aber, vielleicht ist er sich meinetwegen auch noch nicht sicher? Denn seine Gesten und auch sein ganzes Verhalten deuten eigentlich darauf hin, dass er mich mag. Vielleicht ist das auch nur mein Wunschdenken, weil ich ihn liebe?
 

„Was steht heute auf deinem Plan?“ fragt er mich leise zusammenhanglos.
 

Ich lege meinen Kopf schief und lächle leicht. Kann es sein, dass er mit mir was unternehmen will?
 

„Da wir nicht mehr eingesperrt sind, was wir wohl deinem Vater verdanken dürften, dachte ich mir, etwas sportliche Betätigung zur Abwechslung, wäre keine schlechte Idee. … Ich hab´ im Garten nämlich ein ideales Gelände dafür gefunden.“ antworte ich ihm ebenso leise, als wollte ich die Stimmung zwischen uns nicht zerstören.
 

„Hast du da an etwas Bestimmtes gedacht?“ erkundigt er sich, weiterhin leise.
 

Ich nicke, ehe ich leise anfüge:
 

„Tischtennis. … Das kann ich nämlich recht gut, weil mein Papa einen Tischtennistisch im Keller stehen hat, den mein Bruder und ich öfter mal nutzen.“
 

„Mein Vater hat mir auch anvertraut, dass es hier im Schloss einen Raum geben soll, wo sich ein Billardtisch verbirgt.“ verrät er mir, wobei er mir vermutlich eher einen Wink geben wollte, wonach ihm der Sinn steht.
 

„Echt? Wusste ich gar nicht. … Meine Oma hat es grundsätzlich versäumt, mich mit dem Schloss hier vertraut zu machen.“ gestehe ich ihm.
 

„Du wohnst gar nicht hier?“ scheint er überrascht.
 

Ich schüttle meinen Kopf und erkläre ihm:
 

„Ich wohne bei meinen Eltern. Nur, meine Oma scheint hier von Zeit zu Zeit ihr Zelt aufzuschlagen. Denn sie hat noch eine Wohnung in Laa an der Thaya.“
 

„Und wo wohnst du, wenn ich fragen darf?“
 

„In Niederösterreich.“
 

„Uh, auch nicht gerade in der Nähe.“ stellt er fest.
 

Da ich immer noch auf seinem Schoß sitze, schmiege ich mich an seine linke Seite, wobei ich meinen Kopf an seine Schulter lehne und nicke. Ich mag es, ihm ganz nah zu sein und genieße es, solange er es zulässt.
 

„Vielleicht schreibe ich dir ja mal die Adresse auf, falls du mich mal direkt von dort abholen willst.“ flüstere ich, da mir sein Ohr in naher Reichweite ist.
 

„Vielleicht komme ich ja wirklich auf diese Idee.“, räumt er mir ein, „Aber, wurde dir schon zugetragen, dass wir fünf Tage vor unserer Hochzeit bereits hier zusammenziehen sollen?“
 

Wieder nicke ich und teile ihm mit:
 

„Hat mir meine Oma heute zum Frühstück mitgeteilt.“
 

„Und was hältst du davon?“
 

„Ich weiß nicht. … Im Moment geht mir alles viel zu schnell. … Erst, die Hiobsbotschaft, dass ich eine Prinzessin bin, dann die nächste, dass ich heiraten soll. … Mein ganzes Leben steht momentan Kopf. … Ich musste ja sogar meine Lehre abbrechen.“
 

„Was soll ich da erst sagen. … Ich muss meine Firma aufgeben, weil es als König genug zu tun geben wird.“
 

„Was wird dann aus ihr?“ frage ich ihn bestürzt.
 

„Mein kleiner Bruder wird sie dann weiterführen. Nur, er hat nicht die Erfahrung, mit einer Firma diesen Ausmaßes klarzukommen. Ich muss ihn erst in alles einweisen und ihm erklären, was er alles zu tun und auf was er zu achten hat. Das ist eine Menge Arbeit. Und noch dazu wurde mir heute ein sehr wichtiges Dokument zerstört, das ich übermorgen hätte weiterreichen sollen. … Ich seh´s schon kommen. Meine Firma geht unter, noch, bevor ich sie meinem Bruder überlassen konnte, wegen unfähigem Praktikant. … Das Dokument sollte an fünf Personen adressiert werden und dieser Trottel steckt es in den Aktenvernichter.“
 

Ich seufze mitfühlend. Vielleicht kann ich ihm ja wirklich damit helfen, wenn ich ihm das Dokument neu schreibe.
 

Deshalb hake ich nach:
 

„Er sollte es kopieren?“
 

„Und Adressaufkleber anfertigen und auf jedem Dokument anbringen, da es keine Datei davon gibt. Es wurde mir, so wie es war, zugesandt. … Eigentlich wollte ich, dass es meine Sekretärin abtippt und die Adressen einfügt, aber die hatte ja die Muße, sich heute krank zu melden. Deshalb meine Idee, mit den Adressaufklebern. … Außerdem könnte es sein, dass ich es noch an weitere Adressen verschicken muss, wenn ich dazu aufgefordert werde, weshalb ich es auch am liebsten als Datei auf meinem Rechner gehabt hätte.“
 

Ich nicke verstehend. Es könnte ein Problem für mich darstellen, da ich die Adressen nicht kenne, an die es weitergesandt werden soll. Wenn ich ihm aber die Datei überlasse, auf einem USB-Stick, sollte ihm eigentlich auch schon geholfen sein. Gut, dann werde ich das eben so machen, damit er nicht mehr schlecht gelaunt sein muss und nicht alles den Bach runtergeht.
 

„Denk´ jetzt nicht mehr daran. Morgen bereits wird sich dein Problem in Wohlgefallen auflösen.“, verspreche ich ihm und schlage ihm vor, „Lass´ uns etwas spielen und Spaß haben.“
 

Mit diesen Worten klettere ich von seinem Schoß, nehme seine Hände und ziehe ihn mit mir mit. Seine, mit Verwirrung, große Augen, die er macht, bringen mich zum Lächeln, ehe ich ihn den Kiesweg entlang aus dem Wintergarten ins Innere des Schlosses führe und hinaus in den Garten, wo ich den Tischtennistisch gesehen habe.
 

Aus einem Schuppen, den ich in der Nähe erblicke, holen wir Tischtennisschläger und mehrere Bälle heraus. Schon machen wir uns an einer Partie Tischtennis, bei der ich ihm erst erklären muss, wie man machen muss, während ich ihm erwähne:
 

„Umso wärmer ich werde, umso mehr Patzer mache ich.“
 

Diese Aussage bringt ihn zum Schmunzeln und er versucht meine Bälle zu treffen, die ich stets eindrehe. Und sein Blick ist immer köstlich, wenn der Ball während des Flugs einen Abbieger macht. Das bringt mich zum Kichern.
 

Nach einer Weile sehe ich dann den Butler zu uns aufschließen, mit einem Servierwagen.
 

Als Seto ihn bei uns ankommen sieht, fragt er, mit einem Blick zum dahinschmelzen:
 

„Pause?“
 

Er kann wohl nicht ohne Kaffee auskommen, wie?
 

„Ok.“ stimme ich ihm zu, als er auch schon auf den Servierwagen zutritt, sich eine Tasse nimmt und sich Kaffee einschenkt, während der Butler sich wieder zurückzieht, ohne den Servierwagen.
 

Eilig legt sich Seto die Tasse an die Lippen und schließt genießend seine Augen. Und irgendwie beneide ich den Kaffee in dieser Tasse. Denn ich frage mich, ob er mich jemals so genießen kann.
 

Er trinkt seinen Kaffee mit so einer Hingabe, dass es richtig schmerzt. Wird er mich jemals mit so einer Hingabe lieben können? Ich habe nämlich im Moment gerade den Eindruck, als wäre ich Luft für ihn und der Kaffee alles, was er zum Leben braucht.
 

Wenn ich so darüber nachdenke, wird Seto mich überhaupt jemals wirklich lieben können? Ich mein, er zeigt mir ja, dass er ein ganz lieber Kerl ist. Und er duldet mich auch in seiner Nähe, weil er sich vermutlich bereits damit abgefunden hat, mit mir verheiratet zu werden. Weil er mich vielleicht gar nicht so furchtbar empfindet. Aber, wie sieht es mit Gefühlen aus?
 

Ich liebe ihn ja bereits länger. Nur hätte ich nicht vermutet, dass ich wirklich meine Liebe zu ihm, auf ihn übertragen kann. Und er hat auch meine Illusionen von ihm noch nicht zerstört. Aber, was ist nicht, kann ja noch werden. Ich sollte ihn wirklich mit Vorsicht genießen. Denn er könnte mir jederzeit das Herz brechen.
 

Meines Wissens soll er viele weibliche Fans haben, die ihn unbedingt als Freund haben wollen. Und nun soll er mit mir verheiratet werden. Sieht er das vielleicht als seine Chance, endlich von seinen Fans in Ruhe gelassen zu werden? Ich hege da eher meine Zweifel. Da vermute ich eher, dass ich ihr neues Angriffsziel werden werde. Da kann ich mich noch auf so einiges gefasst machen, wenn ich erst mal mit ihm verheiratet bin.
 

Während ich ihn weiter beobachte, wie er seine Tasse Kaffee genießt, scheint er nichts um sich weiter wahrzunehmen. Und ich bin enttäuscht deswegen. Das beweist mir nur, dass ich ihm nicht halb so wichtig zu sein scheine, wie eine dämliche Tasse Kaffee. Vielleicht habe ich in seine Gesten doch zu viel hineininterpretiert. Er wollte vielleicht nur nett sein.
 

Traurig lege ich den Schläger ab und trete nun selbst an den Servierwagen heran. Ich gieße mir nur ein Glas Mineralwasser ein und trinke daraus einen großen Schluck, während ich es nicht länger ertrage, ihn anzusehen. Ich lasse meinen Blick über den Garten schweifen, um mich abzulenken. Denn es verletzt mich doch, zu wissen, dass ich nur ein unwichtiger Faktor in seinem Leben bin. Und vielleicht auch immer sein werde. Vielleicht wird er mich auch niemals lieben können. Das sollte ich mir wohl stets vor Augen führen. Das ist es auch, was meine Mutter gestern, während des Telefongesprächs, gemeint hat. Ich muss auf dem Teppich bleiben. Gestern war ich nämlich schon dabei, abzuheben.
 

~~~ Erzähler-Sicht ~~~
 

Da Olivia aber nicht zu ihm blickt, bemerkt sie auch nicht, dass er ihr seine volle Aufmerksamkeit schenkt, seit sie in sein Blickfeld getreten ist. Außerdem hat er sehr wohl den verletzten Blick bemerkt und sich darüber gewundert, wie sie dazu kommt, auf eine Tasse Kaffee eifersüchtig zu sein. Denn er konnte ihre Blicke die ganze Zeit auf sich spüren.
 

~~~ Meine Sicht ~~~
 

Ich seufze und versuche mir meinen Schmerz nicht anmerken zu lassen, als ich ihm leise vorschlage:
 

„Wenn du willst, können wir dann den Raum suchen gehen, in dem sich der Billardtisch befinden soll.“, während ich ihn doch wieder anblicke.
 

Sein Blick wirkt eigenartig auf mich gerichtet, ehe er seinen Kopf schüttelt und mir antwortet:
 

„Das ist eine tolle Idee.“
 

Jetzt funkeln seine Augen begeistert. Ich lächle ihn leicht an und nicke, dass wir das dann machen werden. Jedoch trinkt er seinen Kaffee jetzt mit nur einem Schluck leer und meint:
 

„Wir können schon.“
 

Irritiert runzle ich meine Stirn. Also, irgendwie kann ich seine Prioritäten nicht ganz einschätzen. Erst zieht er den Kaffee mir vor, dann ist Billardspielen plötzlich wichtiger, als sein Kaffee. Also, ich versteh´s nicht.
 

Seufzend mache ich noch einen Schluck aus meinem Glas mit Mineralwasser und stelle das Glas wieder ab. Dann winke ich ihm schon, mir zurück ins Schloss zu folgen.
 

Drinnen angekommen blicke ich in jeden Raum, den ich finden kann, gefolgt von Seto. Glücklicher Weise laufen wir dem Butler über den Weg und ich frage ihn auch sogleich:
 

„Wo finden wir den Raum mit dem Billardtisch?“
 

Der Butler lächelt und deutet uns, ihm zu folgen.
 

So führt er uns noch weitere Gänge weiter, immer tiefer ins Schloss hinein, bis er eine Tür öffnet. Dahinter befindet sich mittig im Raum ein wunderschöner, nagelneu aussehender Billardtisch. Daneben ein Ständer mit vier Queues und daneben liegt ein Set mit Kugeln und mehreren Radierern.
 

Sichtlich begeistert, zieht mich nun Seto in den Raum, während der Butler sich wieder zurückzieht.
 

„Weißt du, wie man spielt?“ will Seto von mir wissen.
 

„Ja.“ antworte ich knapp.
 

Und ich hab´ da so eine Vermutung, dass er das auch weiß. Sonst wäre er nicht so besessen, das spielen zu wollen. Aber, wenn ich ehrlich bin, war ich auch schon länger nicht mehr mit meinem Bruder in einer Billardhalle, um zu spielen.
 

Während Seto bereits die Kugeln aufbaut, gehe ich an den Ständer und entnehme mir einen Queue. Mit dem Radierer reibe ich etwas die Spitze ein und dann warte ich, bis sich Seto eines Queues bedient. Auch er reibt die Spitze mit dem Radierer ein und erkundigt sich anschließend:
 

„Wer macht den Anstoß?“
 

Ich zucke nur mit den Schultern. Macht keinen Unterschied, ob er den Anstoß macht, oder ich den Anstoß vermassle.
 

„Mach´ du den Anstoß.“ fordert er mich auf.
 

Gequält seufze ich auf, lege die weiße Kugel um und nehme sie ins Visier. Ich stoße an, und wie zu erwarten, vermassle ich den Anstoß. Er war viel zu leicht, sodass sich die Kugeln nur wenig auseinander bewegt haben. Ich bin im Billardspielen einfach noch zu unsicher, eben, weil ich nicht weiß, wie fest ich es mir zutrauen kann, zuzustoßen.
 

Als ich vorsichtig zu ihm blicke, ist seine Stirn gerunzelt. Ob er gemerkt hat, dass ich unsicher spiele?
 

Ohne ein Wort darüber zu verlieren, geht er jetzt an den Billardtisch und mischt die Kugeln etwas auf. Dabei versenkt er zwei unterschiedliche Farben. Somit hat er die Wahl, welche Farbe er anschießen will.
 

„Ich nehm´ die Halben.“ entscheidet er.
 

Somit schießt er nur mehr die Halben an. Und, um mir scheinbar zu beweisen, wie gut er das nicht kann, räumt er schon mal alleine den Tisch ab.
 

Als nur noch die Schwarze übrig ist, setze ich mich seufzend auf die seitliche Couch, die im Raum steht. Da kann er ja gleich ganz alleine spielen. Wozu braucht er da einen Mitspieler? Vielleicht hat er mich ja auch nur dazu gebraucht, um diesen Raum zu finden. Und nur zusehen, ist ja so ätzend und langweilig. Ob ich mich hinlegen und von ihm aufwecken lassen sollte, wenn er keine Lust mehr dazu hat?
 

Wieder bin ich enttäuscht und den Tränen nahe. Billard ist das einzige Spiel bei dem man leer ausgeht, wenn man nicht zum Zug kommt. Wie soll man da überhaupt eine Chance haben? Ein vermasselter Schuss und es ist aus. Er scheint ja auch ein Profi zu sein. Mit so jemandem kann ich nicht spielen. Er wäre der Letzte, der für jemanden schlechter spielt, als er ist. Und irgendwie lässt mich das total mies fühlen. Denn das zeigt mir nur, dass ich nicht mit ihm mithalten kann.
 

Gerade der Anstoß scheint am Wichtigsten zu sein, und ausgerechnet den, beherrsche ich nicht. Als sich eine Träne aus meinen Augen löst, wische ich sie schnell aus meinem Gesicht und versuche mich wieder zu fassen.
 

~~~ Erzähler-Sicht ~~~
 

Dabei entgeht Olivia völlig, weil sie nicht zu ihm blickt, dass sie die ganze Zeit seine Aufmerksamkeit auf ihr liegen hat, seit sie sich auf die Couch zurückgezogen hat, und er genauso lange das Spielen eingestellt hat. Denn die schwarze Kugel wartet immer noch darauf eingelocht zu werden. Deshalb tut er jetzt auch etwas, was er niemals tun würde. Er schießt die schwarze Kugel an, und versenkt die weiße Kugel gleich mit.
 

~~~ Meine Sicht ~~~
 

„Mist.“ höre ich ihn fluchen.
 

Irritiert werde ich hellhörig.
 

„Die weiße Kugel ist der Schwarzen gefolgt. … Ich schätze, du bist wieder dran.“
 

Verwundert erhebe ich mich von der Couch, während er die weiße und die schwarze Kugel wieder aus dem Loch holt und auf dem Tisch platziert. Ich überblicke den Tisch und frage ihn leise:
 

„In welches Loch musst du schießen?“, weil ich das nicht mitbekommen habe.
 

„Ähm, hier.“ zeigt er auf das Loch rechts oben.
 

Ich nicke nur. Wieder lasse ich meinen Blick über die Kugeln schweifen. Hm, mit viel Glück schaffe ich es vielleicht eine oder zwei Kugeln zu versenken. Dann ist das Spiel für mich ohnehin gelaufen.
 

Ich atme tief durch und visiere die leicht einzulochende volle Kugel zuerst an. Schuss, Treffer und versenkt. Eine etwas komplizierter liegende Kugel muss ich über die Bande spielen. Ich muss nur den Winkel genau berechnen, was gar nicht so leicht ist. Wenn ich die Kugel aber geschickt treffe, könnte ich ihm die schwarze Kugel aus der Schussbahn bringen. Wenn ich die aber blöd treffe und dabei versenke, verliere ich automatisch. Lieber kein zu großes Risiko eingehen. Schuss, Treffer meiner und Treffer der Schwarzen. Panisch beobachte ich die schwarze Kugel, wo sie hinrollt. Dabei wollte ich sie doch gar nicht treffen.
 

Die Schwarze prallt zweimal auf der Bande sehr knapp an dem ersten Loch ab und kommt zum Liegen. Erleichtert halte ich jetzt Ausschau nach der Kugel, die ich eigentlich angeschossen hatte. Also, am Tisch scheint sie sich nicht mehr zu befinden. Ich runzle meine Stirn. Verdutzt blicke ich zu Seto.
 

„Spiel weiter. Du bist immer noch dran.“ lässt er mich wissen.
 

Also irgendetwas geht hier nicht mit rechten Dingen zu. Erst vermasselt er einen Schuss, den er vermutlich hundert Prozentig, wie ich vorher die ganze Zeit beobachten durfte, ohne Probleme hätte schaffen müssen, und jetzt verschwindet eine Kugel aus unerfindlichen Gründen in einem Loch, die dort gar nicht hätte reinfallen können, weil sich ihre Schussbahn verändert hat, auf Grund des Zusammentreffens mit der schwarzen Kugel. Aber, gut. Dann spiele ich eben weiter.
 

Ich überblicke den Tisch und wähle eine Kugel, die ich als die Leichteste zum Anschießen einstufe und visiere sie an. Zu meinem Verdruss liegt mir schon wieder die Schwarze in der Schussbahn. Ich wechsle die Kugel und überlege die Schussbahn, ehe ich die Kugel anvisiere. Ich gehe das Risiko ein und schieße. Die Kugel prallt an der Bande ab, trifft einer meiner anderen Kugeln und beide knallen an die Bande, bis sie in der Mitte stoppen. Mist, meine eigene Kugel hat mich sabotiert. Beleidigt blicke ich Seto auffordernd an. Der schmunzelt jedoch nur.
 

Nun überblickt er mal die Lage der Kugeln und scheint zu überlegen, während ich ihm Platz mache. Dann beugt er sich auch schon über den Tisch und visiert die schwarze Kugel mit der Weißen an. Wenn er die Schwarze jetzt nicht versenkt, muss ich annehmen, dass er sich zurückhält oder sogar für mich schummelt. Aber, das würde er doch niemals tun, oder? Nicht für mich. Ich mein, dafür bin ich doch viel zu unwichtig für ihn. Außerdem kennt er mich auch erst seit 3 Tagen. Und in dieser Zeit haben wir auch nicht wirklich viel miteinander geredet. Also kann von kennen auch nicht wirklich die Rede sein.
 

Als er endlich anstößt, beobachte ich genau, wohin die Schwarze rollt. Sie prallt gegen eine meiner, die sich in ein Loch versenkt, dann erwischt die Schwarze noch eine meiner Kugeln, die auf ein Loch zurollt und nur mit dem letzten Schwung ins Loch plumpst. Die Schwarze dreht über die Bande noch eine weitere Runde, wo sie noch zwei weitere Kugeln von meinen anstößt und sie auffordert, in ein Loch zu plumpsen. Ehe die schwarze Kugel stoppt, schupst sie mir die letzte meiner Kugeln auch noch direkt vor ein Loch. Das hatte er also geplant? Also hat er doch für mich geschummelt?
 

Als er sich zu mir umdreht, hat er einen verlegenen Blick drauf und ein ertapptes schiefes Lächeln auf den Lippen. Scheinbar konnte er sich nicht zurückhalten, meine Kugeln zu versenken, nur, damit ich nicht länger traurig bin. Dankbar falle ich ihm um den Hals und kann mein Glück gar nicht fassen. Er lässt den Queue ungeachtet fallen und schließt seine Arme um mich.
 

In dem Moment höre ich die Stimme des Butlers:
 

„Hier, Ihre Majestäten.“
 

Wir drehen uns zur Tür und erblicken sowohl meine Oma, als auch seinen Vater. König Roland hat ein erfreutes Lächeln auf den Lippen und meine Oma ein selbstzufriedenes, weil sie uns in den Armen erwischt haben.
 

„Es wird Zeit, zu gehen, Seto.“ teilt uns König Roland mit.
 

Ich blicke betrübt zu ihm auf und treffe auf selben Blick.
 

„Wenn es recht ist, begleite ich euch noch nach draußen.“
 

Der König nickt lächelnd und ich winke meiner Oma, dass ich sie nicht dabeihaben will. König Roland und Seto nehmen das belustigt auf.
 

So begleite ich die beiden alleine nach draußen, wobei ich auf dem Flur Seto´s Jacke vom Haken nehme und ihm sogleich zurückreiche.
 

„Danke.“ bedankt er sich und ich bekomme sogar ein Küsschen auf die Wange von ihm, was meine Wangen zum Brennen bringt.
 

Als wir dann draußen sind, fordert König Roland Seto auf:
 

„Steig´ doch schon mal in die Limousine. Ich möchte mit der Prinzessin noch kurz ein Wörtchen wechseln.“
 

„Ok, Vater.“ seufzt er frustriert und tut, wie ihm geheißen.
 

Danach tritt der König auf mich zu und hält mir etwas entgegen, während er mir erklärt:
 

„Wenn ich richtig vermute, was Ihr gedenkt, für meinen Sohn zu tun, werdet ihr das hier wahrscheinlich benötigen. … Mir ist nämlich zu Ohren gekommen, dass Ihr eine Bürolehre gemacht habt, die Ihr wegen des Umstandes der kommenden Hochzeit abbrechen musstet.“
 

Ich nicke und nehme die Zettel in seiner Hand an mich. Als ich darauf blicke, erkenne ich Adressen auf jedem Einzelnen darauf. Und es sind genau fünf Zettel, mit je einer Anschrift.
 

„Danke, Eure Majestät.“ bedanke ich mich bei ihm, mit einer leichten Verbeugung mit meinem Kopf.
 

Und mein Plan sitzt. Ich werde ihm die fünf Exemplare mit den verschiedenen Adressen ausdrucken. Und einen USB-Stick mit dem abgeschriebenen Dokument gebe ich ihm auch mit. Dann sollten seine Probleme gelöst sein.
 

Somit verabschiedet er sich und ich winke der anfahrenden Limousine nach. Danach eile ich auch schon zurück in meine Gemächer und hole mir das zerfetzte Dokument. Und gerade, als ich mich bei meiner Oma verabschieden will, kommt der Butler, um ihr mitzuteilen, dass die Limousine soeben eingetroffen ist.
 

Deshalb verabschiede ich sie sogleich und eile zur Limousine, um mich nach Hause fahren zu lassen.
 

~~~
 

Zuhause angekommen, esse ich zu Abend und danach beginne ich bereits damit, das Dokument abzuschreiben. Da ich damit aber bis zum Schlafengehen nicht fertigwerde, beschließe ich, es am nächsten Tag fertigzuschreiben.
 

***
 

Gleich nach dem Aufstehen, mache ich mich daran, das Dokument fertigzuschreiben. Anschließend suche ich noch die richtige Schriftart, um es so authentisch wie möglich zu machen. Danach wähle ich einen USB-Stick, den ich noch nie verwendet habe und speichere die Datei darauf ab. Dann beginne ich auch schon die Adressen einzufügen und die Dokumente auszudrucken. Sobald ich alle fünf Dokumente zusammengeheftet habe, bemerke ich, dass ich diese unmöglich so mit mir herumtragen kann. Eine Mappe, oder so, muss her.
 

Also ziehe ich mich an und gehe schnell eine Mappe besorgen, damit den Dokumenten nichts passieren kann. Als ich wieder heimkomme, gebe ich die Dokumente und den USB-Stick in die Mappe und halte sie mir, wie einen Schatz an die Brust. Hoffentlich weiß Seto die Arbeit zu schätzen, die ich mir seinetwegen angetan habe. Und damit Seto weiß, dass sein Vater die Hände im Spiel hatte, habe ich auch seine Notizzettel in die Mappe gelegt.
 

Da kommt mir aber die Idee, ihm auch meine Adresse beizulegen, falls er mich wirklich mal von hier abholen will. Ich nehme einen Notizzettel und notiere meine Adresse darauf, mit meinem Namen.
 

Diesen schiebe ich ihm ebenfalls in die Mappe. Zufrieden mit mir und meiner Arbeit warte ich so ungeduldig, bis ich von Oma´s Limousine abgeholt werde.
 

~~~
 

Kurz vor 14 Uhr, ich habe mich noch umgezogen, ehe ich Seto empfangen wollte, warte ich wieder vor dem Eingang auf die schwarze Limousine. Die Mappe habe ich derweil im Flur auf eine Kommode gelegt, damit ich nicht vergesse, sie Seto vor dem Gehen zu überreichen. Ich hoffe wirklich, dass er sich darüber freuen wird.
 

Als die Limousine endlich kommt, steigt Seto wieder als Erstes aus und diesmal ist sein Blick sofort auf mich gerichtet. Er kommt die Stufen hoch zu mir und nimmt meine beiden Hände in seine.
 

„Weißt du schon, was wir heute machen?“ erkundigt er sich sofort bei mir, noch, bevor ich überhaupt seinen Vater begrüßen konnte.
 

„Also eigentlich, … gehen mir meine Ideen schon allmählich aus.“
 

„Ich muss dir ohnehin mitteilen, dass ich heute wohl nicht so viel Zeit zur Verfügung habe. Da ich ohne die wichtigen Dokumente auskommen muss, geht´s in der Firma gerade drunter und drüber.“
 

Sollte ich sie ihm vielleicht doch jetzt schon überreichen?
 

„Komm mit.“ fordere ich Seto auf und ziehe ihn mit mir mit, in den Flur zu der Kommode.
 

Ich nehme die Mappe und halte sie ihm entgegen, mit den Worten:
 

„Hier. Für dich.“
 

Verdutzt blickt er mir ins Gesicht und dann auf die Mappe, ehe er danach greift. Vorsichtig öffnet er sie und holt den Packen Papier heraus. Natürlich erkennt er das Dokumentenschriftstück sofort vom Text her. Er blättert es durch, während sich seine Augen immer mehr weiten. Dann blickt er auf die Anschrift und zieht Exemplar für Exemplar hoch. Als dann in der Mappe ein Klimpern zu vernehmen ist, greift er noch einmal hinein und holt den USB-Stick heraus. Er ist sichtlich sprachlos. Er scheint beim Herausnehmen des USB-Sticks aber auch die Zettel gespürt zu haben, denn er langt jetzt noch einmal hinein und holt alle Zettel heraus. Er dürfte auch die Handschrift seines Vaters erkennen.
 

Unerwartet tritt König Roland hinter Seto, da dieser nun endlich zu uns aufgeschlossen zu haben scheint und legt seine Hand an Seto´s linke Schulter.
 

Als Seto wieder zu mir blickt, glänzen seine Augen verdächtig und weiß sichtlich nicht, was er sagen soll.
 

„Das … hast du … für mich gemacht?“ fragt er dann doch stockend nach.
 

Ich nicke, mit einem kleinen Lächeln, weil ich nicht sicher bin, was in ihm vorgeht.
 

Er räumt wieder alles in die Mappe zurück und drückt sie seinem Vater in die Hand. Plötzlich wird mein Gesicht festgehalten und ich spüre weiche Lippen an meinen. Ich bin aber viel zu perplex, um zu reagieren. Doch so schnell seine Lippen auch auf meinen zu spüren waren, so schnell sind sie auch wieder weg.
 

„Entschuldige, ich wollte dich nicht überfallen. Aber ich bin dir wirklich sehr dankbar, dass du das für mich gemacht hast. Das heißt, meine Firma kann weiterhin bestehen.“
 

~~~ Erzähler-Sicht ~~~
 

Und in diesem Moment wird Seto auch klar, sobald er mit Olivia verheiratet ist, kann er immer mit ihrer Unterstützung rechnen.
 

~~~ Meine Sicht ~~~
 

„Weißt du was?“
 

„Hm, nein?“
 

„Was hältst du davon, wenn wir den Jahrmarkt hier in der Stadt besuchen? Heute Abend findet dort auch ein Feuerwerk statt.“
 

„Klingt gut.“ erwidere ich ihm nachdenklich.
 

Hat er nicht eben noch gemeint, er hätte nicht viel Zeit? Hat sich das etwa erledigt, weil ich ihm die fertigen Dokumente ausgehändigt habe? Soll ich nachhaken?
 

Doch schon kommt mir Seto zuvor:
 

„Stimmt was nicht? Das hat eben nicht sehr begeistert geklungen.“
 

„Was? … Oh, nein, nein. Ich geh´ wirklich gern mit dir dorthin. … Es ist nur, weil du vorhin meintest, du hättest nicht so viel Zeit.“ erkläre ich mich ihm.
 

Schon wirkt er erleichtert und erwidert mir:
 

„Da du mir sämtliche Sorgen genommen hast, will ich dir den ganzen Nachmittag und den Abend mit mir schenken. … Können wir gehen?“
 

Ich nicke begeistert, schnappe mir noch eine Weste, schon brechen wir auf.
 

~~~
 

Am Jahrmarkt angekommen, sehen wir uns alles an. Seto nutzt auch die Gelegenheit bei Ständen, etwas für mich zu gewinnen, was nicht gerade wenig ist. Er vermittelt mir so auch das Gefühl, seine Angebetete zu sein, was mich einfach nur glücklich macht.
 

Als es dann auf den Abend zugeht und das Feuerwerk beginnt, hat er für uns einen recht guten Platz gefunden, wo wir mehr für uns alleine sind. Wir sitzen auf einer Decke auf der Wiese eines Hügels und blicken aneinandergekuschelt hinauf in den Himmel. Doch irgendwann wird mir der Blick auf Seto viel interessanter. Sein Antlitz überwältigt mich, in der Mischung der Farben, die den Nachthimmel erhellen.
 

Er ist so wunderschön und wundervoll. Und in seiner Gegenwart komme ich mir so klein vor. Er ist der geborene Prinz, so wie er da neben mir sitzt. Die Schönheit und Perfektion in Person. Wie ein Halbgott. Und ich? Ich bin nicht halb so schön, wie er. Kann mit ihm in keinster Weise mithalten. Er hängt mich meilenweit ab. Und doch scheint es mir, als wollte er mich mitziehen. Was seine gestrige Aktion bewiesen hat. Er muss mich beobachtet haben. Tut er das eigentlich immer, wenn ich nicht hinsehe?
 

Nachdenklich blicke ich wieder in den hellleuchtenden Nachthimmel. Wenn er doch nur wüsste, wie gern ich ihn küssen würde. Der Kuss, den er mir heute verpasst hat, war für mich viel zu überraschend. Ich konnte ihn nicht einmal erwidern, weil er zu schnell wieder zu Ende war. Aber, seine Lippen haben sich toll angefühlt.
 

Unbewusst streiche ich mit meinen Fingern kurz über meine Lippen. Sie haben sogar gekribbelt, als er sie mit seinen berührt hat. Ein kleines Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen, während ich daran denke. Hoffentlich war das nicht das letzte Mal, dass ich die Möglichkeit bekomme, seine Lippen zu spüren. Nächstes Mal muss ich besser darauf vorbereitet sein. Andererseits will ich nicht zu aufdringlich wirken. Ich werde wohl abwarten müssen, ob er überhaupt gewillt ist, mich wirklich zu küssen. Heute war es auch mehr aus einem Reflex heraus.
 

Lautlos seufzend senke ich meinen Blick. Ja, ich liebe ihn. Und genau deshalb darf ich auch nicht davon ausgehen, dass er auch mich liebt. Er ist schließlich beliebt und wird von jeder Frau geliebt. Diejenige, die seine Liebe erhält, kann sich wirklich glücklich schätzen. Aber ich zweifle daran, dass ich diese Frau sein werde. Ich bin ihm wahrscheinlich zu jung, als, dass er sich je vorstellen könnte, mich zu küssen, oder gar mit mir zu schlafen. Zeitweise habe ich auch das Gefühl, dass er mich nur wie eine kleine Schwester sieht, die man liebt, aber eben diese Dinge nicht mit ihr teilt. Da war der heutige Kuss schon beinahe eine Ausnahme. Und ich bezweifle, dass ich ihn je richtig küssen werde dürfen. Also kann ich mich eigentlich schon glücklich schätzen, dass er mir seine Nähe schenkt. Denn ich bezweifle, dass er jeden so nah an sich heranlässt.
 

Ich spüre, wie er meinen linken Oberarm auf- und abreibt, als befürchte er, ich könnte frieren. Aber, nein. In seiner Gegenwart ist mir warm, weil er es vermag, mich von innen zu wärmen. Weil ich mich bei ihm einfach wohlfühle.
 

Ich drehe meinen Kopf zu ihm und seine wunderschönen blauen Augen sehen mich an. Ich schmiege meinen Kopf an seine Schulter, als er mir unerwartet eine verirrte Haarsträhne aus der Stirn hinter das linke Ohr streicht. Doch er zieht seine rechte Hand nicht ein, sondern streicht über meine Wange hinunter über meinen Hals, während ich den Blickkontakt zu ihm aufrechthalte.
 

Unwillkürlich beugt er sich zu mir herab, ich komme ihm das letzte Stück entgegen, und legt vorsichtig, fast zögerlich seine Lippen auf meine. Ich schließe meine Augen und erwidere den Druck seiner Lippen. Es ist überwältigend, seine Lippen an meinen zu spüren. Erneut vernehme ich das Kribbeln an meinen Lippen.
 

Zaghaft beginnt er seine Lippen an meinen zu bewegen. Ich versuche seine Bewegungen nachzuvollziehen und zu erwidern. Schon kurz darauf spüre ich seine Zunge an meinen Lippen. Ich öffne ihm meinen Mund und lasse ihn ein, komme ihm mit meiner Zunge bereits entgegen. Langsam lege ich meinen linken Arm über seine rechte Schulter, während er seinen Oberkörper mehr zu mir richtet. Ich drücke ihn allmählich näher an mich, während unser Kuss an Leidenschaft gewinnt. Allmählich drückt er mich zurück in die Wiese. Ich lasse ihn gewähren, dass er mich zum Liegen bringt und er über mich gebeugt ist.
 

Ich spüre, dass er mich an sich drückt, genauso, wie ich ihn an mich drücke. Als er den Kuss löst, sieht er mich abermals mit einem merkwürdigen Blick an, während wir uns ankeuchen. Doch schon im nächsten Moment fällt er wieder über meine Lippen her. Und ich kann beim besten Willen nicht genug von ihm bekommen, was ich ihm auch zeige, als er sich abermals löst, um Luft zu schnappen und ich seinen Kopf wieder zur mir herabziehe, um wieder über seine herzufallen. So knutschen wir eine ganze Weile miteinander rum und vergessen vollkommen die Zeit.
 

~~ Fortsetzung folgt ~~

Anderer Traum 3 (Königliches Blut - 2. Version) - Teil 2

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Anderer Traum 4 (Neues Videospiel)

Als ich, Olivia Jelen, 20 Jahre alt, eines Tages bei meiner Tante und meinem Onkel zu Besuch bin, läutet es an der Tür und meine Tante lässt einen unerwarteten Besucher ein. Seto Kaiba, 25 Jahre alt, betritt das Haus und kommt ins Wohnzimmer, wo er sie aufklärt, über seinen Besuch:
 

„Sie wurden von den 100.000 Personen ausgewählt, die dieses neue Spiel testen sollen, das in ganz Wien ablaufen soll.“, ich nähere mich neugierig an und werfe einen Blick auf die nach Tablet aussehende Spielkonsole, während er weiter seine Erklärungen ausführt, „Wenn man auf seine registrierten Gegner trifft, soll man einen Ball auf sie schießen. Wehrt der Gegner den Ball ab, oder wirft ihn zurück, beginnt ein Ballkampf, wobei die Spielekonsole selbst, den Schläger darstellt. … Punkte erhält man, wenn man einen Spieler abschießt oder ein Spieler den Ball nicht trifft. Geht der Ball mehrmals hin- und her, oder werden mehrere Spieler involviert, vermehren sich die Punkte solange, bis ein Spieler den Ball abfängt oder abgeschossen wird. Die Punkte gehen in ersterem Fall an den Spieler, der den Ball abgefangen hat, und im zweiten Fall an den Spieler, der den Ballkampf initiiert hat. Wird der Ball allerdings verfehlt, gehen alle Punkte unweigerlich verloren. … Aussteigen oder Pausen einlegen kann man jederzeit. Man muss sich nur abmelden. Doch, sobald man angemeldet ist, beginnt das Spiel. … Ich selbst werde ebenfalls daran teilnehmen. Ich darf allerdings erwähnen, wenn man einen Ballkampf mit mir provoziert, gibt es wesentlich mehr Punkte, als, wenn man mit einem gewöhnlichen Spieler spielt. … Es ist auch möglich, Level aufzusteigen, wenn man eine bestimmte Punktezahl erreicht hat. Dann kann man auch mehr Punkte in einem Ballkampf verdienen, als Anfänger. Man kann bis zum Level 99 aufsteigen, sollte man die Willensstärke besitzen, solange durchzuhalten. … Wollen Sie sich diesem Spiel annehmen?“
 

„Also, ehrlich gesagt ist das nichts für mich.“, antwortet meine Tante, „Aber, ich denke, meiner Nichte Olivia könnte dieses Spiel zusagen.“
 

Nun hebe ich meinen Kopf und der Blick in seine Augen trifft mich vollkommen unerwartet. Wir starren uns auch mehrere Sekunden lang in die Augen, als wären wir voneinander hypnotisiert. Mein Herz schlägt schneller und immer schneller, gegen meinen Brustkorb. Ich versinke regelrecht in seinen wundervollen blauen Augen. Doch dann wendet er ruckartig den Blick wieder ab, sodass es mir den Eindruck vermittelt, er hätte sich von meinen Augen losreißen müssen.
 

„Man muss hier drücken und alle Daten im Online-Formular ausfüllen, um sich zu registrieren. Mit Nickname und Passwort kann man sich dann einloggen und ist angemeldet, um dem Spiel beizutreten. … Man darf die ganze Stadt Wien sozusagen als Spielwelt betrachten, wo alle 100.000 Personen die Möglichkeit haben, aufeinanderzutreffen und gegeneinander zu spielen.“ klingt er plötzlich eine klitzekleine Spur leiser, aber, vor allem unsicherer, als noch zuvor.
 

Als er seinen Kopf wieder hebt, trifft sein Blick wieder in meine Augen und meine Lippen verziehen sich erfreut zu einem leichten Lächeln. Da sich seine Lippen ebenfalls einseitig zu einem kleinen Lächeln verziehen, fühle ich mich, durch seinen Anblick, irgendwie verzaubert. Ich reiße mich aber wieder am Riemen und erkundige mich:
 

„Darf ich mich gleich registrieren?“
 

Er zögert einen Moment, ehe er mir das Tablet in seinen Händen überlässt. Als ich jedoch bemerke, dass er eingeloggt ist, blicke ich ihn kurz verwundert an. Er greift flink auf das Tablet und drückt auf ‚Logout‘, damit ich mich scheinbar registrieren kann.
 

Er drückt aber gleich auf ein weiteres Tastenfeld, um mir scheinbar die Suche zu erleichtern, denn prompt erscheint das Daten-Formular, wo ich jetzt nur noch meine Daten eingeben muss.
 

Weil ich nicht so bin, und es mir ein Anliegen ist, lasse ich ihn bei der Daten-Eingabe über meine Schulter blicken, damit er weiß, wo ich wohne. Denn irgendwie will ich ihn wiedersehen, wenn er uns dann gleich wieder verlässt. Mein Nickname wird somit als ‚Lunashine‘ registriert.
 

Nachdem ich mich erfolgreich registriert habe, erkundige ich mich bei ihm:
 

„Könnte mein Bruder vielleicht auch beim Spiel mitmachen?“
 

„Jetzt halte Mister Kaiba doch nicht unnötig noch länger auf. Er hat sicher noch mehr Hausbesuche auf seinem Plan.“ mischt sich meine Tante ein.
 

„Mit einem kleinen Aufpreis könnte ich ihm durchaus eine Spielekonsole zukommen lassen. Nur bräuchte ich dann seine Adresse.“ lässt mich Seto Kaiba wissen.
 

„Ist dieselbe, wie meine.“ lächle ich ihn verlegen an und beginne, sie ihm zu diktieren, während er sich auf einem Stück Papier Notizen anfertigt.
 

„Ich werde mich darum kümmern. In den nächsten Tagen sollte sie bei ihm ankommen.“ verspricht er mir.
 

„Danke.“ bedanke ich mich bei ihm, mit einem Lächeln, und will ich ihm das Tablet zurückreichen, da man für ein eigenes Exemplar bestimmt zahlen muss, doch er wehrt mit seinen Händen ab und meint:
 

„Ich werde dann gehen. Übrigens, der Spielstart findet in zwei Tagen statt. … Hat mich gefreut.“ verabschiedet er sich und lässt sich von meiner Tante noch zur Tür bringen.
 

Ich schleiche mich hinten nach, um ihn bis zum letzten Augenblick noch sehen zu können. Überraschender Weise dreht er sich noch einmal um, und scheint nach mir Ausschau zu halten, als er auch schon meinen Blick findet. Ich hebe sofort meine Hand, um ihm zu winken, als er seine ebenfalls hebt. Und für einen kurzen Moment bilde ich mir sogar ein, seine Augen aus Freude so richtig leuchten gesehen zu haben.
 

Sofort weiß ich, dass ich mich unsterblich in ihn verliebt habe, und ihn unbedingt zum Freund haben will. Er wäre dann ja auch mein erster Freund. Das heißt, wenn er ebenfalls dieses Spiel spielt, muss er sich in der Stadt aufhalten, solange die Testphase dieses Spiels läuft.
 

Nachdem er gegangen ist, drücke ich das Tablet verliebt an meine Brust.
 

„Schlag´ ihn dir aus dem Kopf. Du hast keine Chance bei ihm. … Hast du eine Ahnung, wie viele Mädchen auf ihn fliegen und doch hatte bisher keine, eine Chance bei ihm?“ verdirbt mir die Tante meine Schwärmereien.
 

„Lass´ mich doch wenigstens von ihm träumen.“ erwidere ich enttäuscht.
 

Sie seufzt aber nur kopfschüttelnd.
 

***
 

Zwei Tage später ist es dann endlich soweit. Ich bin mit meinem Bruder gemeinsam in die Stadt gefahren, damit er sich das Treiben mitansehen kann, bis sein Tablet endlich geliefert wird. Es war auch gar nicht so billig. Meine Eltern haben es nur erlaubt, zu kaufen, wenn mein Bruder auf sein nächstes Geburtstagsgeld und Weihnachtsgeld von den Verwandten verzichtet, indem er es ihnen überlässt. Schweren Herzens hat er sich einverstanden erklärt, weil er unbedingt mitspielen will.
 

Als wir am Vormittag gegen 10 Uhr in der Stadt ankommen, herrscht reges Treiben. Überall laufen Menschen mit den Tablets durch die Gegend und scheinen bereits das Spiel begonnen zu haben. Deshalb logge ich mich jetzt auch mal ein, um mich anzumelden.
 

„Sie sind nun eingeloggt.“ ertönt eine Meldung.
 

Seltsamer Weise werde ich dann gefragt, an welchem Standort ich zu starten gedenke. Es gibt mehrere Startpunkte nach Bezirken sortiert zur Auswahl.
 

Ich wähle meinen momentanen Aufenthaltsort und nun darf ich mir noch meinen Charakter erstellen. Dabei werde ich gebeten, mich so darzustellen, wie ich wirklich aussehe. Also, so natur- und wahrheitsgetreu wie möglich.
 

Nachdem mir mein Charakter wie aus dem Gesicht geschnitten aussieht, erscheint auch endlich die Spielewelt und das Tablet dient mir dazu, die Welt aus anderen Augen zu sehen. Es ist nämlich jetzt mein Sichtfenster. Die registrierten Spieler tragen im Tablet automatisch Spielerkleidungen, während alle anderen Passanten schlichtweg unsichtbar sind. Also, im Spiel nicht angezeigt werden.
 

Neugierig halte ich das Tablet hoch und blicke mich damit um, während mir mein Bruder über die Schulter blickt. Ganz unten habe ich eine Leiste mit einer Legende, welche Taste was bewirkt. Und als ich einen Spieler erblicke, schieße ich mal probehalber einen Ball ab. Der Spieler reagiert sofort und schießt mir den Ball zurück. Das ist meine Chance, mich mit diesem Spiel vertraut zu machen. Denn das Geniale an der Spieleranzeige ist ja, dass man das Level desjenigen sehen kann. Und der Ball führt eine unentwegte Punktezahl mit sich, die anzeigt, wie viel Punkte er mir einbringen kann. Bei jedem zeigt er wahrscheinlich einen anderen Punktewert an, je nach Levelhöhe.
 

Deshalb kontere ich geschickt und der Ball nimmt eine neue Flugbahn auf. Interessiert beobachte ich, wie jetzt immer mehr Spieler mit meinem Ball in Kontakt kommen. Dann sehe ich unerwartet ihn, Seto Kaiba, als er gerade in meine Richtung unterwegs ist. Als er mich erblickt, bemerke ich, dass mein Ball direkt auf ihn zufliegt. Gekonnt wehrt er den Ball so ab, dass er nun in meine Richtung geflogen kommt. Allerdings fliegt er so leicht auf mich zu, sodass ich in der Lage bin, ihn aufzufangen.
 

Erst, als ich den Ball in meiner Spielhand halte, erblicke ich die gewaltige Punktezahl, die mein Ball gesammelt hat. Meine Punktezahl schnellt in die Höhe und lässt mich gleich mehrere Level aufsteigen. Denn, der Wert hatte sich, durch Seto Kaiba´s Konter, der gefangen worden ist, sogar verzwanzigfacht. Und mir kommt in den Sinn, dass er sich selbst als Joker eingesetzt hat.
 

Erstaunt blicke ich zu ihm, während er sich grinsend wegdreht. Scheinbar, damit ich nicht sehe, dass er mir mit Absicht zu diesen Punkten verholfen hat? Denn, ich bezweifle, dass er es nicht geschafft hätte, mich einfach abzuschießen. Denn, sein Spieler zeigt bereits Level 86 an, während mein Spieler von Level 1 auf Level 12 gestiegen ist. Ich hab´ durch ihn nämlich über 10 Millionen Punkte bekommen.
 

Schon werde ich Zeuge, wie mehrere Spieler ihn anschießen, als sie ihn bemerken. Mit einem Blick durch mein Tablet kann ich beobachten, wie er gekonnt, die Bälle abwehrt und auch einige ungeschickte Spieler abschießt. Jetzt sehe ich erstmals, dass auf den Bällen ein Name steht. Vermutlich die Namen der Initiatoren der Bälle. Dann hat Seto Kaiba vermutlich gesehen, dass das mein Ball war. Und da ich ebenso Initiator war, habe ich sogar einen Fangbonus bekommen.
 

Ich glaube, dieses Spiel, beginnt mir zu gefallen.
 

„Ich will auch mal. Bitte, lass´ es mich auch mal versuchen. Bitte!“ bettelt mein Bruder.
 

Ich seufze und überlasse ihm das Tablet. Aber, ich provoziere ihn:
 

„Wagst du es, direkt auf Seto Kaiba zu schießen, wenn er uns schon mit seiner Anwesenheit beehrt?“
 

„Logo.“ nimmt er mir das Tablet aus der Hand und visiert ihn sogleich an.
 

Neugierig blicke ich meinem Bruder über die Schulter und kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Jetzt will ich´s nämlich wissen. Was tut er, wenn nicht ich das Tablet nutze und der Ball dennoch meinen Namen anzeigt. Schenkt er mir Punkte, oder wehrt er ab?
 

Mein Bruder schießt den Ball ab. Seto Kaiba blickt kurz zu mir rüber und ich grinse verlegen, hinter meinem Bruder hervor. Er verdreht die Augen und kontert so, dass mein Bruder zurückschießen kann. Ein paar Spieler beginnen, sich in unser Spiel einzumischen und der Wert des Balles steigt an, weil Seto Kaiba immer wieder involviert wird.
 

„Gib´ wieder her. Der Ball steigt allmählich in einen kritischen Punktebereich.“ fordere ich meinen Bruder auf.
 

„Schade. Ich will aber gerne weiterspielen.“ erwidert er mir betrübt.
 

„Du kannst ja spielen, sobald deine Spielekonsole ankommt. Vielleicht kannst du ja morgen schon mitspielen.“ versuche ich ihn aufzumuntern.
 

„Na, gut.“ seufzt er und reicht mir das Tablet zurück.
 

Gerade noch rechtzeitig, denn mein Ball kommt gerade auf mich zu, sodass ich ihn knapp abwehren kann. Problematisch wird jetzt nur, dass jeder involvierte Spieler an die Punkte meines Balles kommen will. Und bei mir zeigt er gerade eine Punktezahl von über 300 Millionen an, stetig steigend, durch Seto Kaiba´s Mitwirken.
 

Jetzt geht der Ball noch einige Male nur zwischen ihm und mir hin und her, als er unerwartet von mir abgeschossen wird. Wieder schnellt meine Punktezahl in die Höhe, weil er angeblich nicht aufgepasst hat. Ein frustrierter Spieler stößt mich deswegen, als ich merke, dass Seto Kaiba gar nicht mehr so weit von mir weggestanden hat, und ich gegen ihn pralle.
 

Automatisch umklammere ich diesen, um mich an ihm festzuhalten, als ich im Gegenzug spüre, wie ich festgehalten werde, während wir uns erschrocken gegenseitig in die Augen starren. Sofort erhöht sich mein Herzschlag, da ich ihm so nah bin. Und wieder habe ich das Gefühl, als wären wir voneinander hypnotisiert, während ich in seinen Augen versinke. Ich vernehme nur am Rande die Meldung:
 

„Sie haben sich erfolgreich ausgeloggt.“ von seinem Tablet.
 

Deshalb halte ich mein Tablet hinter mich, um es meinem Bruder in die Hände zu drücken, der sichtlich nur darauf gewartet hat, es wieder in seine Finger zu bekommen.
 

Seltsamerweise macht Seto Kaiba keine Anstalten, mich von sich zu stoßen. Ich habe sogar das Gefühl, dass er mich besitzergreifend an sich drückt, sodass ich seinen Körper unwillkürlich an meinem spüren kann. Er löst aber die Hand, ohne Tablet in seinen Fingern, legt sie an meine Wange mit dem Daumen unter meinem Kinn, um es noch höher zu drücken. Dann bemerke ich auch schon, wie er sich langsam zu mir herabbeugt. Und die Welt um mich herum ist vergessen. Nur noch er existiert für mich.
 

Als er auch noch die letzte Distanz überwindet, berühren sich endlich unsere Lippen. Und es ist ein überwältigend prickelndes Gefühl, seine Lippen an meinen zu spüren. Meine Schmetterlinge im Bauch toben vor Freude und ich erwidere den Kuss. Er schiebt mir sogar seine Zunge hintennach, weshalb ich ihm mit meiner sogleich entgegenkomme. Voller Sehnsucht umschlingen sich unsere Zungen, während der Kuss immer stürmischer wird.
 

Ich hole meine linke Hand von hinter seinem Rücken hervor und lege sie in seinen Nacken, vergrabe meine Finger in seinen Haaren bis an seinen Hinterkopf, während der Kuss an Leidenschaft gewinnt.
 

Dass wir mittlerweile mit Handys fotografiert und aufgenommen werden, bekommen wir beide gar nicht mit.
 

Wir umschlingen uns nämlich sogar noch fester, um uns noch deutlicher spüren zu können. Und es ist, als könnten wir beide nicht genug voneinander bekommen. Irgendwann beginnen wir nämlich sogar durch die Nase zu atmen, nur, damit wir uns nicht wieder voneinander lösen müssen.
 

Nachdem die ersten Aufnahmen allerdings online gestellt worden sein dürften, klingelt es nach fünfzehn Minuten des Küssens unwillkürlich, was Seto Kaiba dazu verleitet, den Kuss zu beenden. Allerdings löst er sich nur widerwillig von meinen Lippen, während es weiter klingelt, weshalb er seine Zunge auch nur langsam zurückzieht und seine Lippen nur zögerlich von meinen trennt. Aber ich erhalte dennoch einen einfachen Kuss zum Abschluss, ehe er sich von mir ganz entfernt und sich entschuldigt:
 

„Entschuldige mich, bitte.“
 

Er entfernt sich auch noch einige Schritte, während er auf das Display seines Handys blickt. Erst, als er mich nicht mehr in Hörweite vermutet, nimmt er das Gespräch an. Doch ich kann hören, dass in das Gerät regelrecht gebrüllt wird. Nur verstehen kann ich kein Wort. Seto Kaiba lässt das Gebrüll über sich ergehen, während er sichtlich verzweifelt seine Augen schließt.
 

Als er sie wieder öffnet, fällt sein Blick unwillkürlich zu mir zurück. Und sein Blick wirkt so sehnsuchtsvoll, wie ich es noch nie bei einem Menschen erlebt habe. Ich senke beschämt meinen Blick, als ich eine umstehende Menge bemerke, die uns beim Küssen wohl begafft hat, während meine Wangen brennen. So fällt mein Blick auch bei ihm eine Etage tiefer, wo sich eine ausgeprägte Beule in seiner Hose zeigt, die er scheinbar noch nicht einmal mitbekommen hat. Als ich wieder in sein Gesicht blicke, fällt mir allerdings auf, dass er seinem Gesprächspartner nicht einmal zuzuhören scheint.
 

Um ihn auf sein Problem aufmerksam zu machen, nähere ich mich ihm von hinten an. Bei ihm angekommen fasse ich ihm von links an die Beule, während ich meinen Kopf an seinen Arm, dessen Hand das Handy an sein rechtes Ohr hält, lehne, da seine andere Hand die Spielekonsole hält. Er verdreht genießend seine Augen, als ich beginne, seine Beule zu reiben, während er sich mehr an mich lehnt, um mich zu spüren.
 

„Ruf später wieder an.“ sagt er ins Handy und legt schnell auf.
 

Plötzlich entkommt ihm ein Stöhngeräusch und seine Atmung ist von einem Moment auf den anderen lauter geworden, während sein Glied in seiner Hose mittlerweile richtig steif geworden ist und eine noch stärkere Ausbeulung zeigt, obwohl seine Hose schon gar keinen Platz mehr dafür bietet. Deshalb verziehen sich jetzt auch seine Mundwinkel ins Schmerzhafte. Es erstaunt mich allerdings, dass er sich kein bisschen bei mir zurückhält.
 

Abrupt greift er an meine Hand an seiner Hose und zieht sie weg. Er lässt meine Hand aber nicht los, sondern zieht mich jetzt mit sich.
 

Er steuert mit mir durch etliche Straßen, bis wir an einem Hotel ankommen, das er mit mir betritt. Seto Kaiba zieht mich gleich weiter zu den Fahrstühlen, mit welchem wir hochfahren. Ich verpasse leider, welches Stockwerk er gedrückt hat, da er mich an sich presst und sein Blick mich gefangen hält. Als der Fahrstuhl stehen bleibt, zieht er mich gleich weiter zu einem Hotelzimmer, das er aufschließt und mir den Vortritt lässt.
 

Erst jetzt stelle ich fest, dass wir uns in einer Luxus-Suite befinden. Sein scheinbar derzeitiger Wohnort, solange er hier in der Stadt ist, um sein Spiel zu testen. Er lässt mir die Zeit, mich in seinem Reich umzusehen, da ihm klar sein dürfte, dass Kinder von Normalverdienern niemals so viel Reichtum zu Gesicht bekommen dürften.
 

Nach fünf Minuten drückt er mich allerdings am Rücken in ein Zimmer, als ich feststelle, dass es sein Schlafzimmer ist. Denn ein Doppelhimmelbett thront hier in runder Form, dessen Vorhänge aufgezogen sind. Plötzlich ereilt mich die Erkenntnis, was er mit mir vorhat und ich werde nervös. Es wäre immerhin mein erstes Mal.
 

Ich drehe mich unsicher zu ihm, nachdem er sein Tablet abgelegt hat. Er kommt auch sogleich auf mich zu, nimmt mein Gesicht mit beiden Händen und presst im nächsten Moment seine Lippen wieder auf meine. Sehnsüchtig und verlangend. Schon ist meine Angst vor meinem ersten Mal vergessen und ich schlinge meine Arme um seinen Hals, um mich an ihn zu drücken.
 

Doch diesmal spüre ich seine Hände wandern. Zuerst meinen Hals entlang, weiter hinunter, außen über meine Brüste, meine Seiten entlang, zu meinem Bauch, bis zum Hosenbund, wo er mir mein Rollkragenlangarmshirt aus der Hose fummelt und anschließend mit seiner warmen flachen Hand meinen Bauch berührt, um darüber zu streichen. Ich löse meine Arme hinter seinem Hals und lasse meine Hände über seine Schultern gleiten, bis ich über seine Brust streiche.
 

Als ich nebenbei seine Brustwarzen streife, richten sie sich sofort auf. Ich wollte schon immer einmal wissen, warum Frauen Männern in den Filmen so gern über die Brust streichen. Jetzt weiß ich es. Es fühlt sich einfach toll an, den Körper des anderen zu ertasten. Aber, ich will noch mehr von ihm berühren.
 

Deshalb streiche ich jetzt auch von seiner Brust seinen Bauch hinab, wo ich seine kräftigen Bauchmuskeln fühlen kann, bis zu seinem Hosenbund, wo ich sein Rollkragenlangarmshirt aus seiner Hose fummle, um selbst seine Haut spüren zu können. Und sie fühlt sich verdammt warm unter meinen Fingern an. Aber, ich spüre auch, wie mir immer wärmer wird, durch seine Berührungen. Denn er schiebt mir mein Rollkragenlangarmshirt immer höher, bis er meine Brüste berührt.
 

Er scheint nicht widerstehen zu können, meine Brüste einmal mit seinen Händen zu umschließen, und beginnt sie zu massieren. Wir lösen den Kuss, um ausreichend Sauerstoff in unsere Lungen bekommen zu können. Da wir aber scheinbar nicht genug voneinander bekommen können, finden sich unsere Lippen immer wieder, während wir leicht ins Stöhnen verfallen, weil wir uns immer weiter berühren.
 

Seto Kaiba schiebt mir nun mein Rollkragenlangarmshirt über den Kopf und meine Arme entlang, als seine Hände sich auch bereits wieder auf Wanderschaft begeben, um meinen BH zu öffnen, nachdem er es einfach hat fallenlassen. Dabei streichelt er zärtlich über meine Haut. Mir ist bereits verdammt heiß und in meinem Schambereich kribbelt es. Und weil ich ihm ebenfalls über die Haut streichle, wird sein Stöhnen auch immer schmerzverzerrter, weil sein Glied einfach keinen Platz mehr in seiner Hose hat.
 

Um ihm Erleichterung zu verschaffen, fummle ich nun an seinem Gürtel herum, bis ich ihn endlich aufkriege, öffne Knopf und Reißverschluss und schiebe ihm Hose und Shorts? gleich in einem über seine Hüfte, während ich vorsichtig sein Prachtexemplar aus seinem Gefängnis befreie. Schon ertönt ein lautes Stöhnen über seine Lippen, weil sein Glied endlich Platz hat. Ein kurzer Blick nach unten meinerseits bestätigt mir, dass es bereits sehr hart geworden ist.
 

Nachdem ich auch meinen BH losgeworden bin, ziehe ich ihm nun auch endlich sein Rollkragenlangarmshirt über den Kopf und seine Arme entlang. Sofort sind meine Hände auf seiner nackten Brust, um über seine Haut zu streicheln. Als ich dabei aber wiederholt über seine Brustwarzen streife, wird sein Stöhnen wieder lauter. Wieder finden unsere Lippen zueinander.
 

Jetzt spüre ich ihn an meiner Jeanshose nesteln. Er öffnet meinen Gürtel, den Knopf und Reißverschluss und schiebt die Hose, mit meiner Unterhose, über meine Hüfte, während seine Hände an meinen Po fassen und ordentlich zupacken. Ein Stöhngeräusch verlässt unwillkürlich meine Lippen, was uns den Kuss lösen lässt, weil er mich dabei fest gegen sein Becken drückt, sodass ich sein hartes Glied an meiner Scham spüren kann. Auch er stöhnt daraufhin.
 

Während er mir nun ungeduldig Hose und Unterhose meine Beine hinabschiebt, drängt er mich rückwärts auf das Bett. Er entledigt sich auch schnell seiner Hose und Shorts und klettert über mich. Automatisch rutsche ich weiter mittig aufs Bett, während er mir nachfolgt. Nun sind wir schließlich beide nackt und mir ist klar, dass es gleich passieren wird. Deshalb fühle ich mich verpflichtet, ihm mitzuteilen:
 

„Ich bin noch Jungfrau.“
 

Unvorhergesehen funkeln seine Augen, während er es sich zwischen meinen Beinen gemütlich macht. Er beugt sich auch wieder über mich, um meine Lippen zu verschließen. Schnell sind auch unsere Zungen im Spiel und ich schlinge meine Arme um seinen Hals, um über seinen Rücken zu streichen. Im nächsten Moment spüre ich, wie er sich vorsichtig in mich schiebt.
 

Als er tiefer vordringt, verspüre ich, wie erwartet, einen heftigen Schmerz. Er weicht zurück und mit einem Ruck versucht er vorzudringen. Das macht er noch weitere zwei Male, die mir sehr viel Schmerz verursachen, bis er dann tief in mir drin ist, weil er es endlich geschafft hat, durchzubrechen. Damit mein Schmerz abklingen kann, hält er in seiner Bewegung inne und keucht angestrengt. Ich spüre sein Glied auch ein wenig in mir zucken. Aber, das lässt wieder nach. Genauso, wie der Schmerz.
 

Nachdem er meiner Mimik ablesen kann, dass ich keine Schmerzen mehr habe, beginnt er sich in mir langsam zu bewegen. Er erhöht aber stetig das Tempo, bis ich das Gefühl bekomme, auf eine Explosion zuzusteuern. Ich kralle meine Finger in seinen Rücken, während er sich in mir immer schneller bewegt, was in mir das Gefühl stetig erhöht, dass die Explosion immer gewaltiger ausfallen wird. Allmählich beginnt er sogar, regelrecht in mich hineinzuhämmern. Als ich das absolutes Maximum der Explosion erfühle, explodiert es endlich und eine gewaltige Lawine eines Orgasmus überrollt mich, dass ich sogar aufschreie, während ich meinen Rücken durchbiege und Seto Kaiba vermutlich den Rücken zerkratze.
 

Er bewegt sich noch ein, zwei Male, dann hält er tief in mir inne, als ich warme Flüssigkeit in mir fühlen kann, während er mir laut ins Ohr stöhnt. Schlussendlich schmiegt er sich an mich, während er noch immer mit mir verbunden ist. Und ich koste unsere Verbindung, solange sie anhält, aus. Denn wer weiß, was ihn dazu veranlasst hat, mit mir zu schlafen. Deshalb streiche ich jetzt auch nur über seinen Rücken, solange ich sein Gewicht ertragen kann.
 

Dann hebt er allerdings wieder seinen Kopf und blickt mir direkt in die Augen. Sofort schiebt er seine Hand unter meinen Kopf, krallt seine Finger in meine Haare an meinem Hinterkopf und presst sehnsüchtig seine Lippen auf meine. Doch der Kuss wird von ihm abgesetzt, als könnte er einfach nicht genug von meinen Lippen bekommen. Und ich bekomme dadurch das Gefühl, als wären wir zwei Liebende.
 

Nun lege ich meine Hände an seine Wangen, um ihn davon abzuhalten, mich weiterhin zu küssen. Denn ich will jetzt den Grund dafür erfahren. Deshalb frage ich ihn auch:
 

„Was bin ich für dich?“
 

„Ich liebe dich.“ entkommt scheinbar seinen Lippen, weil er sich sofort geschockt den Mund zuhält.
 

„Ich liebe dich auch.“ erwidere ich ihm unsicher und skeptisch, weil ich das Gefühl habe, als würde etwas nicht stimmen.
 

„Verdammt, wie konnte das passieren?“ flucht er Kaiba-untypisch.
 

„Was ist los?“ erkundige ich mich vorsichtig.
 

„Ich darf nicht in dich verliebt sein. Ich war noch nie verliebt. Und ich verliebe mich auch grundsätzlich nicht.“ antwortet er mir, während er mich gar nicht richtig beachtet.
 

„Und warum?“ hake ich nach.
 

Er zieht sich aus mir zurück und klettert von mir herunter, um sich neben mir aufzusetzen. Ich setze mich nun ebenfalls auf und blicke ihn fragend an. Sein Blick liegt verunsichert auf mir. Dann antwortet er mir auch endlich:
 

„Ich habe eine Freundin.“
 

Meine Augen weiten sich entsetzt und mir wird klar, dass er seine Freundin mit mir betrogen hat. Dann war das am Telefon vielleicht gar seine Freundin?
 

„Was bedeutet das jetzt?“ klinge ich hörbar ängstlich, denn ich liebe ihn wirklich.
 

Er nimmt meine Hände in seine, um sich sichtlich Halt von mir geben zu lassen, ehe er erklärt:
 

„Hör zu, Olivia.“, das ist das erste Mal, dass er meinen Namen ausspricht, „Meine Freundin heißt Ivona und ich bin mit ihr schon zwei Jahre zusammen. Aber, ich habe mit ihr noch nie geschlafen, weil ich es einfach nicht wollte. Und zwar, weil ich sie nicht liebe. Ich habe sie auch wissen lassen, dass ich sie nie lieben werde, weil ich dachte, keine Gefühle mehr empfinden zu können. … Sie ist aber die Tochter eines wichtigen Geschäftspartners, weshalb ich dieser Beziehung überhaupt zugestimmt habe. … Darum darf ich nicht in dich verliebt sein. Ich könnte mit meiner Freundin nicht mehr zufrieden sein, weil mein Herz sich ständig nach dir sehnen würde. … Verdammt, ich habe sie ja sogar bereits mit dir betrogen.“
 

„Aber, das weiß sie doch nicht.“ versuche ich ihn dazu zu überreden, uns nicht aufzugeben.
 

„Unser Kuss wurde gefilmt. Er dauert ganze zwanzig Minuten lang. Ivona hat mich deswegen am Telefon angeschrien, wie ich es wagen könnte, ihr Küsse zu verweigern, aber, mit einem anderen Mädchen einfach so rumzuknutschen. Sie ist ja so verdammt eifersüchtig.“
 

„Kannst du nicht einfach mit ihr Schluss machen?“ will ich wissen.
 

„Nicht, ohne von meinem Geschäftspartner die Quittung dafür zu erhalten. Er erhofft sich nämlich eine Heirat zwischen uns. Aber, noch war ich nicht bereit dazu, jemanden an mich zu binden, mit dem ich vielleicht nicht glücklich sein kann.“
 

Will er damit sagen, dass er jetzt bereit dazu ist? Nein, das darf er nicht.
 

„Seto …“ will ich ihn bitten, es sich noch einmal anders zu überlegen, aber er unterbricht mich:
 

„Nenn´ mich bitte nicht so. Nur meine Freundin darf das.“ klingt er resigniert, während seine Stimme nicht den ernst getragen hat, den er sollte.
 

„Aber, ich will deine Freundin sein.“ klinge ich jetzt verzweifelt, während ich meine Tränen spüre, wie sie mir in die Augen steigen.
 

Ich umklammere seine Hände, die eigentlich er gehalten hat.
 

„Wir haben uns bereits beide das erste Mal geschenkt. Das muss uns beiden einfach reichen. … Du musst mich wieder vergessen. Denn sobald wir getrennte Wege gehen, werde ich auch dich vergessen.“
 

„Sagtest du eben, sobald wir getrennte Wege gehen?“ hake ich hoffnungsvoll nach.
 

Seine Lippen verziehen sich zu einem kleinen Lächeln, ehe er mir erklärt:
 

„Solange du bei mir bist, könnte ich dich nie gehen lassen. Denn ich liebe dich wirklich.“
 

Daraufhin legt er sich hin und ich schmiege mich an ihn, um ihm ganz nah zu sein, damit wir uns noch einige Zeit gemeinsam glücklich fühlen können.
 

Er streichelt über meinen Kopf, den ich anhebe und sich unsere Lippen ganz von selbst finden. So verbringen wir genießend noch eine längere Zeit küssend und Arm in Arm, während wir die Uhrzeit vollkommen vergessen.
 

Erst, als sein Handy abermals ertönt, werden wir aus unserem Glück herausgerissen. Seto springt panisch auf, sucht nach seiner Hose und fischt nach seinem Handy.
 

„Ivona.“ lässt er mich wissen, wer da anruft, ehe er das Gespräch entgegennimmt.
 

„Kaiba?“ meldet er sich zu Wort.
 

„Wo bist du? Deine Spielekonsole ist aus. Wolltest du nicht den ganzen Tag das Spiel testen, damit ich mitverfolgen kann, wo du dich aufhältst?“ klingt es hysterisch durchs Handy.
 

Die Frau hat überhaupt keinen Kontrollwahn, bemerke ich für mich sarkastisch.
 

„Ich bin im Hotel, also beruhige dich wieder.“ antwortet er ihr.
 

„Was tust du denn im Hotel? Dann kann ich ja nicht mitverfolgen, wo du gerade bist. Ich will schließlich immer wissen, wo du dich aufhältst, wenn du schon nicht bei mir sein kannst.“
 

Er verdreht sichtlich genervt seine Augen.
 

„Ich gehe ja bald wieder weiterspielen. Jetzt gönn´ mir doch mal eine Pause.“
 

Sie seufzt auf, ehe sie weitermeint:
 

„Na, schön. Dann will ich mal nicht so sein. Aber, ich vermisse dich hier nun einmal sehr.“ kann ich ihre kreischende Stimme hören, obwohl sie jetzt eher sanft klingt.
 

„Wieso denn? Ich bin doch erst seit einer Woche unterwegs.“
 

„Aber, du wirst noch 51 weitere Wochen weg sein. Das ist eine so lange Zeit. … Tut mir leid, dass ich dich vorher so furchtbar angeschrien habe.“
 

Er bleibt ein Jahr hier? Vielleicht schaffe ich es in dieser Zeit ja doch noch, ihn davon zu überzeugen, dass er einen Fehler macht, indem er bei seiner Freundin bleibt und mich abschreibt.
 

„Schon gut.“ antwortet er ihr, während er irritiert dreinblickt und mich fragend ansieht.
 

Hatte er vom vorigen Telefonat denn gar nichts mitbekommen? Ich, für meinen Teil, zucke unwissend mit meinen Schultern.
 

Er setzt sich jetzt zu mir an die Bettkante und ich schmiege meinen Körper von hinten an ihn, während ich über seinen Bauch und seine Brust streichle. Denn eigentlich gehört er im Moment immer noch nur mir. Er seufzt genießend auf.
 

„Wirst du mir erklären, warum du dieses Mädchen geküsst hast?“
 

„Nein. … Und es wird auch nicht mehr vorkommen.“ verspricht er ihr.
 

„Dann ist ja gut, mein Liebling. … Wir hören uns heute Abend wieder.“
 

„Ja.“ klingt er jetzt mehr als nur genervt und legt auf.
 

„Ich hasse diese Kontrollanrufe.“ erwähnt er mir, während er sich mehr auf mich legt und mich links hinter sich hervorzieht, um mich auf ihn zu ziehen.
 

„Nicht.“, meine ich panisch, „Ich bin doch viel zu schwer.“
 

Ich bin nämlich leicht übergewichtig und habe Angst, ihn unter mir zu zerbrechen, weil er im Gegensatz zu mir einfach dürr ist.
 

„Ich breche schon nicht unter dir zusammen. Oder willst du behaupten, ich bin dir zu dünn?“
 

„Zugegeben, etwas mehr auf den Rippen, damit ich nicht das Gefühl habe, deine Knochen könnten brechen, nur, weil ich auf dir liege, wäre nicht schlecht.“
 

„Hm, …“ scheint er zu überlegen und sein Blick nimmt einen entschlossenen Ausdruck an.
 

„Meine Freundin hat mir zwar gedroht, dass ich ja kein Gramm zunehmen darf, weil ich dann nicht mehr zu ihr passe, aber, das will ich eigentlich auch gar nicht. Vielleicht nehme ich dir zu liebe ja etwas zu.“
 

„Das würdest du tun? … Wieviel wiegst du denn im Moment?“
 

„Ich bin ohnehin untergewichtig, mit meinen 60 kg. Also schaden würde es mir mit Sicherheit nicht. … Mein Arzt beschwert sich bei mir eh schon unentwegt, weil ich mich nicht richtig ernähre. Also werde ich das fortan ändern. Du wirst schon sehen.“ lächelt er mich an.
 

„Da bin ich aber gespannt, ob du das hinkriegst.“
 

„Bestimmt sogar.“ meint er zuversichtlich.
 

Doch, plötzlich knurrt mein Magen und mein Bruder fällt mir wieder ein.
 

„Mist. Mein Bruder wird sich schon wundern, wo ich abgeblieben bin. … Wir wollten ja gemeinsam Mittagessen.“ lasse ich Seto wissen.
 

„Hm, … Was hältst du dann davon, wenn ich euch zum Essen einlade, damit wir uns noch nicht trennen müssen?“ schlägt er vor.
 

Meine Lippen verziehen sich zu einem begeisterten Grinsen.
 

„Dann lass´ uns wieder anziehen und deinen Bruder suchen gehen.“
 

Ich nicke eifrig, ehe ich mich von ihm erhebe und ihm meine Hände reiche, um ihm aufzuhelfen. Er nimmt sie ohne Zögern an und lässt sich von mir aufziehen. Wir lächeln uns gegenseitig an und machen uns dann auf Kleidungssuche, um uns wieder anzukleiden.
 

Nachdem wir wieder angezogen sind, schnappt sich Seto sein Tablet und wir verlassen das Hotel, so, wie wir es betreten haben. Er führt mich auch wieder an meinen Ausgangspunkt zurück, wo Seto sich einloggt. Er öffnet nebenbei ein Fenster und scrollt eine Liste der Spieler hinunter, bis er meinen Nickname findet und ein Pfeil zeigt ihm an, wo der Spieler zu finden ist.
 

„Dieses Fenster besitzt aber nur du, oder?“ erkundige ich mich, da ich ihm zugesehen habe.
 

„Exakt.“ antwortet er mir, mit einem Grinsen.
 

Jetzt weiß ich auch, dass er nach mir gesucht hat, ehe ich mich angemeldet hatte.
 

„Du weißt aber bestimmt noch nicht, dass man sich unter den Spielern per Chatfenster unterhalten kann, oder?“
 

Ich schüttle nur meinen Kopf.
 

„Hier unten ist das Feld ‚Chat‘. Wenn du es antippst, gibst du den Namen des Spielers ein, mit dem du dich unterhalten willst, und dabei ist es vollkommen egal, in welchen Stadtteilen ihr euch befindet, und tippst dann einfach einen Text ein.“
 

„Und wie lautet dein Nickname? Dein Name erscheint bei uns normalen Spielern nämlich nur als ‚***‘.“ will ich neugierig wissen.
 

„Das ist beabsichtigt, weil ich sonst ununterbrochen Nachrichten bekommen würde, weil jeder etwas von mir will. … Aber du darfst meinen Nickname erfahren. Er lautet ‚BlueEyesWhiteDragon‘. Die Anfangsbuchstaben großgeschrieben und ohne Abstand. Anschließend kannst du mich als Chat-Favorit markieren und mein Name wird automatisch vorgeschlagen, wenn du eine Nachricht schreiben willst. Man kann aber nur maximal fünf Chat-Favoriten auswählen, da man sonst den Überblick verlieren würde.“
 

„Soll das heißen, ich darf dich anschreiben, sobald wir getrennte Wege gehen?“
 

„Na, ja. Ist vielleicht einfacher, um uns zu vergessen.“ meint er.
 

Ich bin mir allerdings sicher, dass er mich gar nicht vergessen will. Er will mit mir in Kontakt bleiben.
 

„Außerdem sind auf deiner Spielekonsole noch alle meine Daten gespeichert.“ erwähnt er mir, wie nebenbei.
 

„Welche Daten?“ hake ich verwundert nach.
 

„Private Daten, wie Adressen, sämtliche Telefonnummern …“, zählt er auf und meine Augen weiten sich, „Aber behalte sie ruhig. Ich gehe nämlich nicht davon aus, dass du sie missbrauchen wirst.“
 

„Danke.“ erwidere ich ihm perplex und auf meine Lippen legt sich automatisch ein glückliches Lächeln.
 

Vielleicht besteht ja doch eine Hoffnung für uns und ich hake mich bei seinem linken Arm ein, um mich an ihn zu schmiegen. Er schenkt mir für diese Geste ein glückliches Lächeln, das ich nur allzu gern erwidere.
 

So machen wir uns mit Seto´s Tablet auf die Suche nach meinem Bruder.
 

Nach einer Weile Fußmarsch finden wir ihn endlich auf der anderen Seite des Platzes. Durch Seto´s Tablet kann ich mitverfolgen, dass gerade einige Bälle durch die Gegend fliegen. Ein Ball trägt sogar meinen Nickname, wie ich feststellen darf. Erstmal erblicke ich auch meinen Level, da ich nicht kontrolliert hatte, wie hoch mich die letzte Punktezahl befördert hatte. Ich bin scheinbar bereits Level 38.
 

Seto tippt meinen Charakter an und startet das Protokoll. So kann ich genau ablesen, wann ein Ball abgeschossen wurde, welche Spieler ihn abgewehrt haben und wann eine Punktlandung erreicht wurde und wie.
 

„Dein Bruder hat dich in der Zwischenzeit zwei Level gesteigert.“
 

„Nichts, gegen deine Aktionen, die mich hochgetrieben haben.“ erwähne ich ihm.
 

„Du hast gemerkt, dass ich es absichtlich gemacht habe?“
 

„Mit Level 86? Mach´ dich nicht lächerlich. … Den ersten Ball hast du so leicht zu mir zurückgeworfen, dass ich ihn ohne Probleme fangen konnte. Und der zweite Ball … Mal ehrlich, … kein Spieler ist in der Lage, dich abzuschießen. Und du bist auch nie unkonzentriert. … Zuvor konnte ich nämlich sehen, wie gekonnt du jeden Schuss abgewehrt hast. Du hast das Spiel sozusagen gelenkt.“
 

„Das hast du mitbekommen? … Du erstaunst mich immer mehr.“ gibt er zu und ich lächle verlegen.
 

„Hey.“, gehe ich mit Seto nun zu meinem Bruder herüber, „Hast du mich schon vermisst?“
 

„Nicht wirklich. Denn jetzt darf ich nicht mehr weiterspielen.“ meint er zu mir und ich verdrehe meine Augen.
 

„Du wirst jetzt ohnehin eine Pause machen. Wir sind nämlich zum Essen eingeladen.“ erwähne ich ihm.
 

„Was? Echt? Wie spät ist es denn?“ will mein Bruder wissen.
 

„Halb Zwei vorbei.“
 

„So spät schon? Und wer lädt uns zum Essen ein?“ fragt er.
 

Seto schmunzelt, auf Grund meines Bruders, der sich nicht die Mühe macht, vom Tablet aufzublicken.
 

„Wenn du deinen Blick von der Spielekonsole nimmst und neben mich blickst, wirst du es wissen.“ teile ich ihm mit.
 

Stattdessen schwenkt er sein Tablet in meine Richtung, als sich seine Augen weiten. Er sollte nämlich jetzt den Spieler *** mit dem Level 86 direkt vor sich sehen, da Seto noch eingeloggt ist. Nur langsam senkt mein Bruder das Tablet, um Seto ansichtig zu werden. Allerdings dürfte er jetzt auch bemerken, dass ich Seto´s Arm umklammert halte, während ich an diesem schmiege.
 

„Woah! Echt? Seto Kaiba lädt uns zum Essen ein?“ ruft mein Bruder aus.
 

„Pscht. Nicht so laut. Muss ja nicht gleich jeder wissen.“ ermahne ich ihn sofort, während sich Seto bereits panisch umblickt.
 

„Lasst uns schnell gehen, bevor ich noch angeschossen werde.“ meint Seto zu uns.
 

„Log´ dich doch aus.“ erwidere ich ihm.
 

Seufzend drückt er auf ‚Logout‘. Er scheint zu ahnen, dass er dann wieder mit einem Anruf von seiner Freundin rechnen kann. Warum muss er auch eine Freundin haben, die er nicht so leicht loswerden kann?
 

Wir marschieren los und Seto führt uns zu einem Restaurant, auf wessen Weg sich kaum Spieler aufhalten, da auf stark befahrenen Straßen ohnehin nicht möglich ist, zu spielen. Während dem Essen kommen wir auch wieder auf Seto´s Freundin zu sprechen, damit mein Bruder ebenfalls eingeweiht ist.
 

Und ich bekomme immer mehr das Gefühl, dass Seto viel lieber mit mir zusammen wäre. Denn er tut die ganze Zeit alles, nur, damit sich unsere Wege nicht trennen. Aber, wenn mein Bruder und ich nach Hause fahren müssen, werden sich unsere Wege trennen. Und ich weiß jetzt schon, dass ich den Abstand zu Seto nicht aushalten werde.
 

Ich bemerke allerdings nach einer Weile, dass Seto beim Essen ordentlich zuschlägt. Scheinbar will er sein Versprechen, mir gegenüber, wirklich halten, und zunehmen.
 

Nach dem Essen begeben wir uns wieder auf den Platz und ich spiele eine Weile gegen Seto, während mein Bruder gelangweilt zusieht, wie Seto meine Punkte hochjagt. Dummerweise kann man uns aber ansehen, wie wir uns verliebt ansehen, während wir uns den Ball zuwerfen und abwehren, nur, damit ich ihn nach einer Weile auffangen kann, und das Spiel beginnt von vorne.
 

Es wird nämlich schon getuschelt, wovon wir natürlich nichts mitbekommen.
 

Da man aber pro steigendem Level auch immer mehr Punkte benötigt, um aufzusteigen, steigt meine Levelanzahl nur sehr langsam an, obwohl ich mit Seto spiele. Er schafft es bis zum Abend aber doch, meinen Charakter bis Level 52 zu steigern, da mit der Zeit immer mehr Spieler auf Seto aufmerksam wurden und mitgemischt haben, weil sie auch auf die immensen Punkte meines Balles aus waren. Seto hat mir den Ball aber schlussendlich immer zugeworfen, damit ich ihn fangen kann.
 

Und da mein Bruder in dieser Zeit die Uhrzeit überwacht hat, weil wir ja einen Zug erwischen müssen, für unsere Heimfahrt, meint jener irgendwann:
 

„Es ist 18 Uhr. Wir müssen langsam mal los, Olivia. Unser Zug fährt nämlich in einer Dreiviertelstunde und wir müssen noch zur Station fahren.“
 

Ich seufze betrübt auf, während ich Seto sehnsüchtig betrachte.
 

„Ich muss dann auch wieder zurück ins Hotel.“ lässt mich nun auch Seto wissen.
 

Traurig gehe ich auf ihn zu und umschlinge seine Taille, um mich an ihn zu schmiegen. Denn nun ist der Moment des Abschieds gekommen. Meine Augen beginnen zu brennen, während er seine Arme ebenfalls um mich schließt. Dann streicht er mir über den Kopf und ich hebe diesen, sodass mir Seto ansehen kann, dass mir zum Heulen ist. Er beugt sich ein letztes Mal zu mir herunter, um meine Lippen zu verschließen. Schnell kommen auch unsere Zungen hinzu und umschlingen sich sehnsüchtig.
 

Erst, als uns der Sauerstoff knapp wird, lösen wir den Kuss und sehen uns wehmütig an, während mein Bruder mich bereits ungeduldig von ihm wegzerrt.
 

„Seto, ich liebe dich.“ rufe ich ihm noch zu.
 

„Ich liebe dich auch.“ ruft er mir zurück.
 

„Jetzt komm´ endlich. Wir verpassen noch unseren Zug.“ jammert mein Bruder ungeduldig und ich füge mich widerwillig, indem ich Seto noch ein letztes Mal winke.
 

Er erwidert das Winken, und ich fühle mich von seinen Blicken verfolgt, bis wir in einen Bus steigen, der uns zu der Zugstation bringen soll.
 

***
 

Die nächsten zwei Monate spielt mein Bruder schon mit seiner eigenen Spielekonsole mit, da er sie wirklich bereits am nächsten Tag erhalten hat. Aber, Seto sehe ich nur noch sporadisch. Er hat mir im Chat nämlich geschrieben, dass er sich auch in anderen Stadtteilen blicken lassen muss.
 

Als er aber nach diesen zwei Monaten wieder auf unserem Platz auftaucht, staune ich nicht schlecht. Seto fester, kräftiger und auch gesünder aus. Und ich bin einfach entzückt. Er ist kein Zahnstochergerippe mehr.
 

„Hi.“ begrüßt er mich eher unsicher, auf Grund seines neuen Aussehens.
 

„Hi.“ erwidere ich ihm begeistert, was ihn zu erfreuen scheint.
 

„Wieviel wiegst du jetzt?“, greife ich ihm an den weichen, aber doch muskulösen Bauch, um diesen zu streicheln.
 

„75 Kilo. … Ist angeblich, laut meinem BMI-Wert, Normalgewicht für mich.“
 

Jetzt kann ich mich nicht mehr zurückhalten, ihm voller Begeisterung zu sagen:
 

„Jetzt werde ich sicher nicht mehr das Gefühl haben, dich so leicht zerbrechen zu können.“
 

Zum ersten Mal werde ich Zeuge, wie sich seine Wangen verlegen leicht röten.
 

„Ich gefalle dir?“ scheint er dennoch verwundert zu sein.
 

„Auf jeden Fall. … Ich liebe jeden einzelnen Gramm an dir. Außerdem bin ich auch nicht gerade schlank, wie du wissen solltest. Oder muss ich deine Erinnerung auffrischen?“
 

„Auffrischen klingt wirklich sehr verlockend.“ meint er.
 

So kommt es, wie es kommen muss. Wir finden uns wieder in seinem Hotelzimmer ein und schlafen miteinander.
 

***
 

Die nächsten Wochen kommt es immer häufiger vor, dass wir in der Öffentlichkeit Rumknutschen oder Händchenhalten. Aber, vor allem schlafen wir täglich miteinander, bevor er zu anderen Stadtteilen aufbrechen muss.
 

***
 

So vergeht auch Monat um Monat, bis ich merke, dass ich nicht mehr in meine Jeanshose passe. Dabei sind jetzt erst 9 Monate des Spieles um und es kursieren sogar Gerüchte, dass ich mit Seto Kaiba zusammen bin. Wir wären zurzeit sogar das Traumpaar Nummer 1.
 

Als ich meine Mutter darüber informiere, dass mir meine Jeanshose zu klein geworden ist, teilt sie mir mit, was ihr noch an mir aufgefallen ist:
 

„Dir ist in letzter Zeit auch morgens übel, hast du mir erwähnt. Deshalb werden wir morgen mit dir zum Frauenarzt gehen. Denn die Symptome weisen auf eine Schwangerschaft hin. Aber, da du keinen Freund hast, bezweifle ich, dass das möglich ist. Also muss mit dir etwas nicht stimmen.“
 

Schnell schlucke ich die Worte wieder, die ich gerade sagen wollte. Scheiße. Wenn ich wirklich von Seto schwanger bin, was mache ich dann? Seto hat doch eine Freundin. Ich führe die Beziehung mit ihm doch eigentlich heimlich seit 9 Monaten. Ich habe meinen Eltern nichts gesagt. Sie wissen nicht, dass ich keine Jungfrau mehr bin. Und so wissen sie auch nicht, dass ich seit 7 Monaten täglich Geschlechtsverkehr habe. Unverhütet wohlgemerkt.
 

***
 

Da mich meine Mutter am nächsten Tag tatsächlich zum Frauenarzt schleppt und mich dieser untersucht, gibt er meiner Mutter dummerweise preis:
 

„Ihre Tochter ist keine Jungfrau mehr und schwanger.“
 

„Sie fährt mich natürlich sofort an:
 

„Wer war das?“ und sie klingt mehr als wütend.
 

Mein Vater wird ohnehin ausrasten.
 

„Wie ist sein Name?“ wird meine Mutter eindringlicher, weil ich schweige.
 

Dann spreche ich bedauernd seinen Namen aus:
 

„Seto Kaiba.“
 

Prompt reißt meine Mutter ihre Augen und ihren Mund weit auf, vor Erstaunen, Verwunderung und Entsetzen.
 

„Wie lange geht das schon mit euch?“ will sie jetzt wissen, nachdem sie sich wieder gefasst hat.
 

„Seit 9 Monaten führen wir quasi eine heimliche Beziehung, und seit 7 Monaten schlafen wir täglich miteinander.“
 

Meine Mutter greift sich entsetzt an die Stirn, während der Frauenarzt nun ein Ultraschall bei mir macht. Interessiert beobachte ich den Bildschirm, als ich tatsächlich ein kleines Lebewesen auf dem Bildschirm entdecke. Voller Glück und Freude werde ich mir bewusst, dass ich ein Baby von Seto in mir trage.
 

„Wie es aussieht, wird es ein Junge. Und Sie sind im 4. Monat. Also abtreiben ist ausgeschlossen.“
 

„Ich will das Baby ohnehin bekommen.“ lasse ich sogleich meine Mutter wissen, die besorgt ihre Stirn runzelt.
 

Sie denkt jetzt sicher an meinen Vater. Dem wird diese Nachricht ganz und gar nicht gefallen. Da wird Seto bestimmt noch etwas zu hören bekommen.
 

Nachdem wir den Frauenarzt, mit drei Ultraschallbildern reicher, verlassen, schiebt mich meine Mutter sogleich in ein Kleidergeschäft, um Umstandskleidung für mich zu besorgen. Danach bin ich endlich entlassen und kann Seto auf dem Platz treffen, wo auch bereits mein Bruder auf mich wartet.
 

Nur treffe ich dort nur meinen Bruder an. Deshalb frage ich ihn:
 

„Wo ist denn Seto?“
 

„Er war kurz hier und hat mich aufgetragen, dir diesen Brief zu geben.“
 

Mit diesen Worten drückt er mir ein Kuvert in die Hand. Ich öffne es, hole den Brief heraus und beginne zu lesen:
 

„Meine liebste Olivia. … Mir wurde heute vor Augen geführt, dass wir uns nicht mehr treffen dürfen. … In der ganzen Stadt redet man bereits über uns, wobei man nur deinen Spielernamen kennt. … Wir werden bereits als Traumpaar Nummer 1 betitelt, weil wir so perfekt zusammenpassen. … Ich kann nur beten, dass meine Freundin das niemals mitbekommt. Sie würde mir die Hölle heiß machen. … Bitte verzeih´ mir meine Entscheidung, aber es muss sein. … Dabei liebe ich dich nun noch mehr, als anfangs. … Wir hätten uns von Anfang an daran halten sollen, uns gegenseitig zu vergessen. … Ich werde dich furchtbar vermissen. Das weiß ich jetzt schon. Ich ertrage auch den Gedanken kaum, dir nicht mehr nah sein zu dürfen. Aber, es muss sein, wenn unsere heimliche Beziehung nicht bis zu meiner Freundin vordringen soll. … Außerdem ist unsere heimliche Beziehung auch gar nicht mehr geheim. Deshalb bange ich um die Konsequenzen, die mich ereilen könnten, wenn mein Geschäftspartner von meiner Untreue erfährt. … Ich kann dir sogar versichern, dass es kein Mädchen mehr schaffen wird, mein Herz zu erreichen, weil es für immer in deinen Händen bleiben wird. … Ich liebe dich abgöttisch. Dein Seto.“
 

„Nein!“ beginne ich zu schluchzen und gehe in die Knie.
 

Jetzt kann ich ihm nicht einmal mitteilen, dass ich schwanger bin und ein Kind von ihm erwarte. Denn er wird mir nicht glauben. Dann erblicke ich allerdings den Beweis in meinen Händen, anhand der Ultraschallbilder. Nein. Er wird sie sich bestimmt nicht einmal ansehen. Das Einzige, das er denken wird ist, dass ich ihn zurückwill. Ach, verdammt. Was mach´ ich denn jetzt? Das Baby braucht einen Vater. Und ich bin auch nicht gewillt, Seto einfach so aufzugeben.
 

Ha! Ich weiß ja, wie ich ihn finden kann. Und ich weiß, wo er wohnt. Er vertraut darauf, dass ich mich an seine Worte halte. Aber, er weiß ja nicht, dass er Vater wird. Also, wie bringe ich es ihm so bei, dass er mir einfach zuhören muss. Ja. Mein Vater. Der wird nämlich stinkig auf Seto sein, weil er es gewagt hat, mich zu schwängern. Und wie ich meinen Vater kenne, wird er ihn zwingen, mich zu heiraten, damit das Kind nicht unehelich geboren wird. Irgendwie bekomme ich das Gefühl, dass das in die Hose gehen könnte.
 

Wenn Seto nämlich unter Entscheidungsdruck gesetzt wird, könnte er mich ganz fallen lassen, obwohl ich sein Kind in mir trage. Aber, mein Vater wird Seto sowieso anfliegen, wegen meiner Schwangerschaft. Vielleicht sollte ich Seto in Ruhe lassen. Genauso, wie er es sich gewünscht hat. Soll ich ihn aufgeben? Einfach vergessen, im Wissen, dass ich seinen Sohn gebären werde? Vielleicht verrate ich ihm auch gar nicht erst, dass ich schwanger bin. Vielleicht sollte er es nicht erfahren. Vielleicht ist es besser so. Er lebt sein Leben, und ich lebe meins ohne ihn, aber mit seinem Sohn weiter. Ist das fair? Bestimmt nicht. Er hat sich doch bereits entschieden, dass er bei seiner Freundin bleibt. Er wird sich nie von ihr trennen. Weil ihm seine Firma einfach mehr bedeutet, als ich. Das ist ganz schön frustrierend.
 

***
 

Nachdem mein Vater Seto am nächsten Tag die Hölle heiß gemacht hat, weil ich im 4. Monat schwanger von ihm bin, gehe ich die nächsten Tage Seto aus dem Weg, weil er scheinbar doch nicht ganz ohne mich kann. Aber, jedes Mal, wenn ich ihn sehe, senke ich traurig meinen Blick, weil ich weiß, dass er nicht zu mir kommen wird, um mich in seine Arme zu nehmen. Wahrscheinlich will er das Kind auch gar nicht, das ich nun in mir trage.
 

***
 

So vergehen weitere 3 Monate, in denen mein Bauch gewachsen ist, und man sieht sofort, dass es ein Schwangerschaftsbauch ist, und in denen Seto mir vermehrt aus dem Weg geht, sodass ich ihm sogar nachlaufen muss, wenn ich ihn zu Gesicht bekommen will. Aber, er kommt noch auf meinen abgestammten Platz, um mich zu sehen. Und jeder der Spieler weiß, dass der Vater des Kindes Seto Kaiba ist. Sie stellen sogar schon Posts auf Facebook, ob Seto Kaiba zu feige ist, zuzugestehen, dass er mit seiner Liebe ein Kind gezeugt hat, auch, wenn es kein Wunschkind ist, oder sich vor seiner Verantwortung drücken will, da er doch jetzt Vater wird. Dass wir perfekt zusammenpassen würden, und Zusammensein sollten, weil wir uns gegenseitig lieben würden. Dass wir zusammen unser gemeinsames Kind großziehen sollten. Und jeder wisse, dass er mich liebt, aus tiefstem Herzen. Nur, keiner weiß, dass er bereits eine Freundin hat, und mit mir einen Treuebruch begangen hat. Was für eine Schande.
 

Mein Bruder hat mich zufällig darauf aufmerksam gemacht, weil er Facebook-Posts ab und zu mitverfolgt. Da sind ihm mehrere Posts aufgefallen, die sich um Seto und mich drehen. Diese Posts wurden sehr oft geliked und auch geteilt. Deshalb befürchte ich, dass seine Freundin unweigerlich von seiner Untreue erfahren wird. Nur, was dann passieren wird, kann ich mir nicht im Geringsten ausmalen. Ich muss ihn warnen, falls er es selbst noch nicht weiß. Aber, ich bin mir fast sicher, dass er mit Facebook nichts am Hut hat. Und ich habe nur wenige Tage Zeit, bevor seine Freundin vielleicht davon erfährt. Posts solcher Art verbreiten sich leider schneller, als ein Lauffeuer.
 

Deshalb nehme ich jetzt auch die Spielekonsole her und suche nach seinen privaten Daten, die sich auf diesem Gerät befinden sollen. Aber, keine Chance. Sie sind zu gut versteckt. Außerdem bin ich panisch. Da kann ich leicht einige Einstellungen übersehen. Da kommt mir allerdings in den Sinn, dass ich ihm eine Chat-Nachricht hinterlassen kann. Also tippe ich:
 

„Wenn du das liest, könnte es vielleicht bereits zu spät sein, was ich natürlich nicht hoffe. Es tut mir so furchtbar leid. Aber auf Facebook wurden Posts über uns veröffentlicht. Es ist auch von meiner Schwangerschaft die Rede. Es ist ja nämlich auch gar nicht mehr zu übersehen, dass ich im 7. Monat bin. Es wird übrigens ein Junge. Ich hoffe, mein Vater war nicht zu böse zu dir deswegen. Ich habe zwar nicht mitbekommen, was er alles ins Telefon geschrien hat, aber, dass er geschrien hat, war nicht zu überhören. … Alle Spieler deines Spiels haben sich auf Facebook verewigt, mit Meldungen, dass sie wissen, dass du der Vater des Ungeborenen bist. Sie wissen scheinbar auch, dass wir uns gegenseitig lieben. … Deine Freundin wird unweigerlich von deinem Treuebruch erfahren. … Jetzt kann ich nur hoffen, dass sie nicht Facebook liest. … Ich liebe dich. Deine Olivia.“
 

Und auf Senden. Kurz darauf wird eine Meldung angezeigt:
 

„Nachricht wurde versendet.“ und eine Minute drauf, kommt eine Meldung:
 

„Nachricht konnte nicht zugestellt werden. In einem Zyklus von zwei Minuten wird nun versucht, die Nachricht zuzustellen.“
 

Na, toll. Dann wird die Nachricht vielleicht zu spät bei ihm ankommen. Ich werde ihn wohl überreden müssen, mich anzuhören, ehe es zu spät ist.
 

***
 

Die nächsten Tage über versuche ich deshalb, endlich mit ihm zu reden. Doch, sobald er bemerkt, dass ich ihn entdeckt habe, flieht er vor mir. Und es kommt mir allmählich doch merkwürdig vor, dass er regelrecht vor mir flieht.
 

Am fünften Tag finde ich ihn endlich, bevor er mich mitbekommt. Doch, ich werde mehr, als nur überrascht. Sein Bauch ist nämlich größer, als noch vor seinem Abschied. Wenn ich ihn seitlich betrachte, hat er mindestens zehn Zentimeter mehr, ohne wirklich dick auszusehen. Und er ist auch sichtlich mit einem Telefongespräch abgelenkt, um mich zu bemerken.
 

Doch, erstmals kommt mir in den Sinn, dass er sich seiner weiteren Gewichtszunahme schämen könnte, und deshalb vor mir davongelaufen sein könnte, aus Angst, ich könnte ihn nicht mehr lieben, wenn ich ihn so sehe. Aber, wenn ich ihn mir so ansehe, steht ihm der Bauch. Ja, doch. Er gefällt mir immer noch sehr. Denn mein Bauch ist zum Vergleich zu meinem doch noch etwas größer, was aber eher an der Schwangerschaft liegt.
 

Deshalb wage ich es auch einfach mal, ihn beim Telefonieren zu stören, indem ich ihm meinen Schwangerschaftsbauch in den Rücken drücke, und ihn mit meinen Armen umschlinge, sodass ich mit meinen Händen seinen Bauch streicheln kann. Natürlich dürfte er sofort wissen, dass ich es bin, wegen des Schwangerschaftsbauches.
 

„Hab´ dich.“ lasse ich ihn dennoch leise wissen, dass ich es bin, damit ich nicht am anderen Ende seines Telefons zu hören bin und nur er mich hören kann.
 

Doch plötzlich höre ich am anderen Ende der Leitung verlauten:
 

„Ich bin gleich bei dir, mein Liebling.“
 

Er erstarrt und sein Handy fällt ihm aus der Hand. Ich bin ebenso geschockt, und wage nicht, mich zu rühren.
 

„Verdammte Scheiße.“ flucht Seto Kaiba-untypisch, löst meine Hände von sich, ehe er sich zu mir umdreht.
 

„Versteck´ dich.“, flüstert er mir eindringlich zu, mit sichtlicher Panik in seinen Augen, während er mich an den Oberarmen festhält, „Wenn dich Ivona sieht, wird sie dich in der Luft zerreißen.“
 

„Ich kann nicht. Und ich werde nicht.“, teile ich ihm entschlossen mit, „Hör zu, Seto. Ich liebe dich und werde dich nicht aufgeben. Wir gehören zusammen. Und es wird Zeit, dass das auch deine Freundin erfährt.“
 

„Was soll ich erfahren?“ hören wir da unterwartet eine schrille Stimme.
 

Ich werfe stattdessen eine andere Frage entgegen:
 

„Liest du vielleicht Facebook?“
 

„Bin ich in letzter Zeit nicht dazu gekommen. Ich habe meine Zeit lieber damit verwendet, mein Setolein auf dem Überwachungsmonitor seines Spiels zu verfolgen.“
 

„Dann tu´s besser auch nicht.“ teile ich ihr mit, während mich Seto mit einem irritierten Blick bedenkt und nun umso panischer wirkt.
 

Aber er dürfte nun wissen, dass er es umso dringender tun sollte.
 

„Man hat dort von einer Chat-Nachricht geschrieben, die sehr interessant war.“ deute ich mit meinem Kopf auf seine Spiele-Konsole, auf Grund meiner geschickten Nachricht, die er scheinbar noch nicht gelesen hat.
 

Er scheint zum Glück aber sofort zu schalten. Da er scheinbar eingeloggt war, die ganze Zeit über, tippt er auf Nachrichten-Eingänge, als ich feststelle, dass er mich gesperrt hatte. Ich werfe ihm deswegen einen bösen Blick zu, während er mir einen entschuldigenden Blick zurückschickt.
 

Dann kommt er endlich zum Lesen und seine Augen weiten sich. Sein Blick folgt in meine Augen und dieser wirkt bedauernd und entschuldigend.
 

„Seto-Hasi? Wie siehst du eigentlich aus? Ich habe dir doch verboten, zuzunehmen. … Jetzt passt du gar nicht mehr zu mir. Du bist viel zu fett. Du wirst das sofort wieder abnehmen.“ bestimmt Ivona und ihre Stimme klingt einfach furchtbar grässlich.
 

„Das bestimme immer noch ich selbst, was ich tue oder nicht. Du hast kein Recht über mich zu bestimmen. Das habe ich dir aber schon von vornherein gesagt. Und ich hasse es, wenn du mich versuchst, zu kontrollieren. Also halte dich gefälligst daran, du Schl…“
 

Seto hat sich hier wirklich stark zusammengerissen, sie nicht doch noch als Schlampe zu bezeichnen. Diese Ivona ist so grottendumm, dass einem davon schlecht wird. Wie konnte Seto jemals einer Beziehung mit ihr zustimmen?
 

„Wieso bist du denn so gemein zu mir?“ will sie jetzt beleidigt wissen.
 

„Weil ich dich mittlerweile so sehr hasse, dass ich dich am liebsten auf den Mond schießen würde.“ kann er sich jetzt nicht mehr zurückhalten.
 

Die dämliche Kuh hat doch tatsächlich die Muße, über seine Worte zu lachen.
 

„Du bist ja so witzig, mein Schnuckiputz.“ kichert sie schrill.
 

Plötzlich und völlig unerwartet verändert sich Seto´s Gesichtsausdruck, als würde ihn soeben eine wichtige Erkenntnis treffen. Daraufhin packt er grob mit seiner linken Hand ihr ganzes Gesicht, nähert ihr seinen Kopf bedrohlich an und zischt:
 

„Du kleine Drecksschlampe willst es wohl nicht verstehen. Du bist mir zuwider. Ich verabscheue dich. Ich verachte dich abgrundtief. Du bist der tiefste Abfall, den man vom Boden abkratzen muss. Das kannst du auch gerne deinen Vater wissen lassen. Denn ich schmeiße ihn aus dem Vertrag raus. … Und richte ihm auch aus, dass ich heiraten werde. Nur, du wirst es nicht sein.“ schubst er sie schlussendlich angewidert von sich.
 

Sofort bilden sich dicke Tränen in ihren Augen.
 

„Deine Krokodilstränen kannst du dir schenken. Das war mein Ernst. Und jetzt verschwinde aus meinem Leben.“, klingt er mehr als wütend, während er seine Stimme kein Stück anhebt, um lauter zu klingen, „So einen Trampel, wie dich, kann ich nicht gebrauchen.“
 

Jetzt rennt sie endlich heulend davon, während sie ihr Handy zückt und vermutlich mit ihrem Vater, Seto´s Geschäftspartner, telefoniert. Und ich bin ehrlich erstaunt, dass Seto so mit ihr geredet hat.
 

„Seto?“ frage ich ihn daher.
 

Er dreht sich nun zu mir um und geht in die Knie, ehe er mir Antworten liefert:
 

„Ich weiß, du wunderst dich, warum ich das jetzt getan habe. Aber weißt du, … mir ist klargeworden, dass mir nichts wichtiger sein sollte, als du. … Du bist meine Liebe, meine Welt. … Ich habe einen Fehler begangen, indem ich dich fortgeschickt habe. … Dein Vater hat mir nicht gesagt, dass du von mir ein Kind erwartest. Er hatte mich nur beschimpft, wie ich es wagen konnte, mit dir unverhütet zu schlafen, und dir die Jungfräulichkeit zu stehlen, ohne sein Einverständnis.“
 

„Er fühlt sich immer noch für mich verantwortlich, obwohl ich bereits aus dem Alter raus bin, mit meinen mittlerweile 21 Jahren.“ werfe ich ein.
 

Mein Einwurf zaubert ihm ein Lächeln auf die Lippen, ehe er fortfährt:
 

„Was ich eigentlich sagen wollte, … Nein, eigentlich fragen … Willst du mich heiraten?“
 

Ein verlegenes Lächeln legt sich auf meine Lippen.
 

„Ja, will ich.“ antworte ich ihm dann.
 

Unsicher meint er daraufhin:
 

„Ich hab´ jetzt gar keinen Ring für dich. Meine Entscheidung war auch etwas spontan. … Aber, wenn du damit einverstanden bist, soll unsere Hochzeit bereits in zwei Wochen stattfinden. … Und ich werde uns hier ein Haus kaufen, um hierbleiben zu können, damit du deine Eltern nicht missen musst. Denn, nichts hält mich mehr zuhause. … Und ich bin sicher, dass Mokuba, mein jüngerer Bruder, bestimmt nichts dagegen einzuwenden haben wird, mit mir herzuziehen. … Ich werde mir einfach hier einen weiteren Firmensitz aufbauen und alles wird so sein, damit wir beide damit glücklich sein können.“
 

„Einverstanden.“
 

„Und einen Ring werde ich dir gleich morgen anstecken. Versprochen.“ verspricht er mir wirklich.
 

Glücklich falle ich ihm jetzt erstmal um den Hals, damit wir seit langem wieder unsere Lippen spüren können, während er über meinen Bauch streichelt. Selbst unser Sohn scheint sich über unsere Wiederzusammenkunft zu freuen. Er strampelt nämlich wild, was Seto spüren dürfte, an seiner Hand.
 

Erfreut löst Seto den Kuss und meint mit strahlenden Augen:
 

„Ich kann unseren Sohn spüren.“
 

„Er scheint sich auch für uns zu freuen.“, erkläre ich ihm, „Aber ich denke, es wird Zeit, dass dich meine Eltern persönlich treffen, wenn wir gedenken, in zwei Wochen zu heiraten.“
 

„Was hältst du davon, nachdem ich dir deinen Verlobungsring angesteckt habe?“ schlägt er mir vor.
 

„Gebongt.“ erwidere ich ihm grinsend.
 

Ich bin einfach nur glücklich. Jetzt kann ich endlich wirklich mit Seto zusammen sein.
 

„Aber, Ivona hatte schon recht. Das überschüssige Fett muss wieder weg.“ schwabbelt Seto mit seiner kleinen Kugel.
 

„Aber, nur bis 75 Kilo. Ich mag es nämlich, wenn du nicht so dürr bist, dass ich das Gefühl habe, dich zerbrechen zu können. … Wie viel wiegst du jetzt eigentlich?“ will ich daraufhin neugierig wissen.
 

„90 Kilo. … Und ich weiß, dass ich leicht übergewichtig bin, zurzeit. Aber, wenn es dich glücklich macht, werde ich wieder bis 75 Kilo abnehmen, damit ich wieder, wie vor 7 Monaten, aussehe.“
 

„Danke, Seto. … Ich liebe dich.“
 

„Ich liebe dich auch, Olivia.“
 

***
 

Am nächsten Tag steckt mir Seto, nach einem wiederholten, aber diesmal romantischeren Antrag, meinen Verlobungsring an den linken Ringfinger. Und ich darf ihm, auch seinen an den linken Ringfinger schieben. Damit sind wir nun endlich richtig verlobt.
 

Seto hat mir sogar erzählt, dass sein Geschäftspartner und Vater von Ivona ihn noch gestern Abend angerufen hat, um zu erfragen, was an Ivona´s Worten wahr ist. Und er hat ihm haargenau dasselbe gesagt, was er auch Ivona selbst gesagt hat. Sein Geschäftspartner hat sich daraufhin bei Seto, wegen seiner leidenden Tochter, ausgelassen. Doch Seto musste über den Gefühlsausbruch des Mannes einfach nur lachen und hat aufgelegt.
 

Als ich Seto mit zu meinen Eltern mitnehme, ist mein Vater zufrieden, zu hören, dass Seto Kaiba gewillt ist, die Verantwortung für unser gemeinsames Kind zu übernehmen, indem er mich heiratet. Seto erzählt ihm auch gleich von seinen Plänen, was meinen Vater freut, zu hören. Schließlich will er ja auch die Möglichkeit haben, seinen Enkel aufwachsen zu sehen. Das waren seine Worte. Seto konnte darüber nur schmunzeln und hat mir gestanden, dass er sich von meiner Familie aufgenommen fühlt, als zukünftiger Schwiegersohn. Und, dass er sich freut, endlich einer richtigen Familie anzugehören. Denn, das hatte er sich schon so lange gewünscht. Seto hat sogar vor meinem Vater vor Glück zu weinen begonnen, weil er nicht fassen konnte, dass meine Familie ihn einfach so angenommen hat. Denn, mit meinem Bruder konnte er sich ja schon anfreunden.
 

***
 

Zwei Wochen später heiraten wir und ich werde nur standesamtlich zu einer Kaiba, denn wir können nicht kirchlich getraut werden, weil ich nicht gefirmt bin. Aber, uns macht das nichts. Wir sind verheiratet und das ist die Hauptsache.
 

Beim Standesamt bin ich auch das erste Mal auf Mokuba, Seto´s Bruder getroffen, der schon ganz neugierig auf mich war, nachdem Seto ihm alles von dem Vorfall mit Ivona und mir erzählt hat. Seto hatte mir nämlich erzählt, dass sich Mokuba scheckiggelacht hat, da er Ivona ohnehin nicht leiden konnte.
 

Seto hat auch schon ein Haus am Rande der Stadt Wien gekauft, wo wir mit Mokuba einziehen. Er hat sogar bereits ein Grundstück gefunden, dass als Firmensitz dienen soll. Nur muss das Firmengebäude von Grund auf erst gebaut werden. Aber, das stört Seto nicht, solange ich nur bei ihm bin.
 

Und als unser Sohn zweieinhalb Monate später geboren wird, ist unser Familienglück komplett und unser gemeinsames Leben fängt erst so richtig an.
 

~~ Ende ~~


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich habe Traum 1 und 2 endlich in seperate Kapitel untergebracht.
Nun dürfte man einen besseren Überblick behalten.

Lg
Lunata79 am 18.05.2016 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Da mir das Ende nicht gefallen hat, habe ich es etwas abgeändert.

Eure Lunata79 am 03.03.2017 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Nach langer Zeit habe ich endlich diese Traumsequenz vervollständigt.
Ich hoffe, es kommt nicht allzu lasch und einfallslos rüber und gefällt euch dennoch.

Eure Lunata79 am 04.03.2017 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Diesen Oneshot zu verfassen, war echt ein Horror, kann ich euch sagen. Zumindest was das letzte Drittel angeht.
Hoffe, es gefällt dennoch.

Eure Lunata79 Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Lilli
2017-11-07T20:47:55+00:00 07.11.2017 21:47
Einfach nur süsss. Romanze pur. ♡
Schade das es nicht noch mehr Träume gibt. 😭
Antwort von:  Lunata79
07.11.2017 21:51
Danke, Lilli, für dein liebes Kommi. Mal sehen, ob ich nicht noch ein paar Ideen habe.
Es wird aber einige Zeit in Anspruch nehmen, diese auch umzusetzen, da es grundsätzlich nicht einfach ist, Bilder im Kopf in Worte zu verfassen.
Von:  Goetheraserei
2014-12-09T20:07:36+00:00 09.12.2014 21:07
Hey Lunata! :D

Heute geht's mit meiner Kommiaktion weiter und ich habe mir deine Story ausgesucht. Warum? Weil ich nicht nur denselben Autoren ein Kommentar da lassen möchte, sondern möglichst jedem, damit jeder sich freuen kann. Ich leg mal los! :D

Zum Titel:

Nur "Traumsequenzen" hätte mir als Titel zwar besser gefallen, doch "Durchgeknallte Traumsequenzen" finde ich nicht schlecht. Einfach und knapp kann der Leser erwarten, dass es in den Storys um Träume gehen wird. :)

Zum Cover:

Ich finde es ziemlich schade, dass kein Cover vorhanden ist, weil ich finde, dass dadurch eine Stimmung beim Leser erzeugt werden kann. Und Bilder sind immer ein schönes Mittel, um eine Geschichte besser darzustellen. Vielleicht magst du beim nächsten Mal ein Bild benutzen. :)

Charaktere:

Mit deiner Charakterbeschreibung von deinem eigenen Charakter hast du verraten, dass du selbst der eigene Charakter bist und es somit eine Self-Insert-Fanfic sein wird. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich nun mit gemischtem Gefühl die Story mir weiter angucken werde, einfach weil ich einige Self-Inserts kenne und mal sehen, ob sich meine Vermutungen bestätigen werden.

Kurzbeschreibung:

Im Grunde hast du in der Kurzbeschreibung erzählt, was du hättest ins Vorwort packen können, was ich schade finde. Für mich ist eine Kurzbeschreibung für das Erwecken von Spannung im Leser da. Ein kurzer Text wird benutzt, um das Interesse der Leser anzuregen. Deswegen bin ich der Meinung, dass Autor Notes immer ins Vorwort oder ins Nachwort müssen.

Geschichte(Traum 1 und 2):

Traum 1:

Ich muss gestehen, dass du Seto Kaiba in diesem Traum ziemlich IC halten konntest, was ich so nicht erwartet hätte. Dein eigener Charakter scheint ein Wildfang zu sein, die offensichtlich auf Kaiba steht. Sie schmiss sich an ihn ran, er wollte nicht und zog irgendwann auch ab.

Traum 2:

Im zweiten Traum wirkt Seto nicht mehr so kühl wie vorher, macht sich Gedanken über das Mädchen, was zuvor verscheucht wurde. Zudem scheint er mit Joey befreundet zu sein, was ohne Erklärung fragwürdig ist, denn im Anime können sich Seto und Joey nicht ausstehen. Das ist schon OOC.
Im Großen und Ganzen passiert auch hier nicht viel, außer, dass das Auto in sich zusammenfällt, da Seto wohl verliebt ist.


Schreibstil:

Ich finde es gut, dass du versuchst deine Traumsequenzen zu schildern und versuchst mehrere Personen einzubeziehen und ihre Gefühle auszudrücken. Auch versuchst du Seto IC zu halten, was dir an manchen Stellen auch gelingt.
Die wörtliche Rede und die drei Punkte (bei Satzpausen) setzt du auch richtig, was ich schön finde.
Schade finde ich es, dass du bei den Sequenzen wenig von der Umgebung beschrieben hast und die Gefühle der einzelnen Charaktere nur spärlich beleuchtet wurde.
Wie war das Wetter in den beiden Träumen? War es Tag oder Nacht? War es Winter oder Sommer oder Frühling oder gar Herbst? Gab es Bäume, Dächer, Tische, Stühle?
In mir haben sich viele Fragen ausgebreitet, die unbeantwortet blieben. Leider.
Bei Träumen möchte ich meiner Fantasie freien Lauf lassen, aber wenn ich keine Anstöße bekomme, fühle ich mich nicht mitgenommen. Aber ich bin mir sicher, dass du es irgendwann schaffen wirst, mich abzuholen und mich mit ins Traumland zu nehmen. :)

Zum Glück handelt es sich hierbei um Kurzgeschichten, sonst fände ich wirklich es schade, wenn wenig Absätze kommen. Absätze machen Texte lesefreundlicher, so könntest du daran arbeiten mehr Absätze zu machen.
Und das Letzte, was ich nun anmerken möchte ist: "Seto's Sicht", "Joeys Sicht" u.s.w wirkt ziemlich leseUNfreundlich. Besser wäre es, wenn du die Kleidungsstücke, die Haarfarbe, die Augen oder markante Merkmale der Person herausstechen lässt (oder einfach den Namen nennst), damit der Leser merkt, dass jemand anderes dort nun spricht.

Beispiel:
Ein kühler Wind kam auf. Er sich seine blaue Jacke über seinen roten Pullover angezogen, während er sich umschaute. Joey hatte nach einer Weile festgestellt, dass sein Ring am Finger kalt war, genauso wie seine Hände.

Der Text ist nicht sonderlich toll, aber man weiß, welche Person nun am Werk ist.

Fazit:

Die Idee Traumsequenzen aus dem eigenen Leben zu verwenden, finde ich klasse und ziemlich persönlich. Du möchtest deinen Lesern etwas mitteilen, was ich gut finde. Deinen Schreibstil finde ich ausbaufähig, aber was nicht ist, kann ja noch werden.

Ich wünsche dir einen coolen Abend! :D

Liebe Grüße,

Corni alias Goetheraserei ☼√
Antwort von:  Lunata79
09.12.2014 21:15
Halte mich für verrückt, aber wenn du alle Träume hintereinander durchliest, kannst du meine Fortschritte beim Schreiben feststellen. Und zudem hätte ich bei Traum 1 und 2 nichts hinzuzufügen gewusst, weil die Umgebung im Prinzip relativ egal ist. Man kann sich ja schließlich nicht alles, was man träumt, merken. XD
Antwort von:  Lunata79
15.12.2014 18:38
Hab den Traum 2 jetzt etwas deutlicher abgeändert, damit man nicht mehr vermuten kann, dass sich Kaiba und Joey leiden können. Denn dem sollte ja nicht der Fall sein.
Von:  fit-for-rivals
2014-03-14T14:38:29+00:00 14.03.2014 15:38
Hi. Ich suchte deine Träume quasi (hätte ich solche Träume würde ich wohl rot anlaufen). Echt abgefahren was du so träumst naja gut für mich ich liebe es. Kannst du mir vielleicht einen gefallen tun und deine ff auch auf fanfiction.de online stellen? Dort kann ich auch die adul Kapitel lesen den ich werd erst in 9 Monaten 18 ): Ich liebe sowas
Antwort von:  Lunata79
15.03.2014 08:07
Deiner Bitte kann ich gerne nachkommen. Es wird nur etwas dauern.

Lg
Lunata79
Antwort von:  Lunata79
17.03.2014 13:42
Die FF ist jetzt komplett auf Fanfiction.de, ebenfalls unter dem Nick Lunata79, zu lesen.

Lg
Lunata79


Zurück