Zum Inhalt der Seite

You are not alone ...

(AoixRuki)
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Der Neue

Der Neue
 

„Mit der Zeit lernt man damit umzugehen!“
 

, wie oft habe ich diesen Satz schon gesagt? Zu mir selber? Zu Anderen? Ich weiß nicht genau was ich damit bewirken wollte allen eine Lüge auf zu tischen. Sie beruhigen? Vielleicht auch, um mich selber zu beruhigen?
 

Doch wenn ich ehrlich bin, wollte ich sie nur glaube lassen, dass ich „klar komme“ und ich endlich Ruhe vor ihnen habe. Im Grunde bin ich ja selber schuld, habe mich selber um meine Ruhe und den Rest Frieden gebracht der mir noch geblieben war. Genau das hatte ich nämlich jetzt davon, Einmal über meinen Schatten zu springen und mit den Menschlichen Wesen zu reden, die sich liebevoll meine Eltern nennen, doch im Grunde hätten sie kein Recht dazu, sich auch nur mit einer Mutter oder einem Vater zu vergleichen. Aber ich nehme es ihnen nicht übel, denn ich gebe mir selber die alleinige Schuld dafür, dass ich so geworden bin, oder besser gesagt, dass ich schon immer so war, da hätte nicht mal ihr grandiose Erziehung etwas gegen machen können.
 

Ich war schon immer Takanori Matsumoto, dürr, bleich, klein und das Lieblings Opfer der Halbgorilla meiner Schule, oder wie ich sie nenne: Ort an den ich gehen muss um meine ohnehin schon beschissenes Leben, nicht noch beschissener werden zu lassen, falls das überhaupt noch geht. Meine über Alles geliebten Klassenkameraden, ebenso groß, behaart und dumm wie Gorillas,( passt doch ), meinten anscheinend, dass mir eine tägliche Portion Angst, Scham und Pein ganz gut stehen würden und machen mir seit dem ersten Tag, ab dem ich auf diese Schule ging, mein Leben zur Hölle. Genau so fühlte es sich nämlich an, als wenn man drei Mal durch die Hölle gescheucht wird und wieder zurück, was bei meinen kurzen Beinen echt nicht leicht sein kann.
 

Aber zurück zu meinen Erzeugern. Ich habe ihnen also erzählt, was Sache ist, habe fast keine noch so peinliche Einzelheit ausgelassen, was das Mobbing angeht und habe ihnen meine kleinen Freunde gezeigt, die meine Arme, Beine….ach einfach meinen ganzen Körper zieren, egal ob sie mir irgendeiner von diesen Arschlöchern oder ich mir selber zugefügt habe, und ja das bedeutet genau das was es bedeutet, ich habe echt alles ausprobiert, um die tägliche Folter etwas erträglicher zu machen, und da ist das altbekannte Ritzen, wie es so schön heißt, eben auch nicht aus geblieben. Vielleicht bilde ich mir das aber auch nur ein, manchmal vertraue ich meinem Kopf da nämlich nicht mehr so ganz, wenn man mal bedenkt wie oft der schon mit irgendwas beworfen, irgendwo rein getaucht oder irgendwo gegen geschlagen wurde, verständlich. Meine Eltern dachte doch allen Ernstes zuerst, dass ich sie verarschen will und mein ‚Vater‘ hat sogar kurz aufgelacht, nur um dann geschockt zu meiner in Tränen ausbrechenden Mutter zu sehen :“ Warum tun die dir das an mein Sohn?“, hatte sie gefragt, als sie sich wieder mehr oder weniger eingekriegt hatte.
 

Ja warum eigentlich? Vielleicht sollte ich mal fragen gehen, ne?  

 Ich würde jetzt einfach mal spontan sagen, dass es an meinem äußeren liegt, denn von meine Charakter können sie ja nun echt nicht viel mitbekommen haben, ordentlich Konversationen sind nämlich nicht so deren Stärke. Klar ich gebe alleine schon von meinem Körper her das perfekte Bild eines Opfers ab, doch auch mein Geschmack, was Kleidung, Haare und vor allem Accessoires angeht, teilen meine lieben Mitschüler wohl nicht gerade. Gut ich geb‘s zu ich hätte am ersten Schultag nicht gleich meine ohnehin schon auffallenden blonden Haare, so stylen müssen, als wenn ich sonst was vor hätte und das Pinke-Nieten-Armband hätte auch nicht sein müssen, aber was war bitte gegen ein bisschen Kajal aus zusetzten? Wenn ich schon eine Schuluniform tragen muss.
 

Eigentlich hab ich ja nichts gegen meine Eltern, wie gesagt ist ja nicht ihre Schuld, doch hätte ich gewusst, dass es bedeutet mich an einem Tag zu drei verschiedenen Psychiatern zu schicken, hätte ich lieber die Klappe gehalten. So hieß es eine Zeit lang: Montag, Mittwoch und Donnerstag. Mir die ganze Scheiße von der Seele reden, nur um anschließend mit keinem wirklich besseren Gefühl oder Ratschlägen, was ich denn gegen das Mobbing tun könnte wieder nach Hause zu schlendern. Irgendwann hab ich die ganze Sache dann nicht mehr mit gemacht, verpasste ja eh fast immer die Sitzungen, weil ich mich noch aus irgendeiner Mülltonne befreien musste, und das meine ich ganz Wörtlich. So kam es dazu, dass ich immer sage, wenn mich irgendeiner meiner Verwandten oder meiner Eltern fragt, wie es mir gehe und ob das Mobbing besser geworden sei:
 

“ Mit der Zeit lernt man damit umzugehen!“
 

, und damit hat es sich dann auch eigentlich fast immer. Mittlerweile glaube ich da ja schon fast selber dran, denn es stimmt schon, dass ich mir echt eine Strategie entwickelt habe, wie man den Tag so gut es geht unbeschadet übersteht. Wenn es nicht so scheiße weh tun würde, könnte ich echt stolz sein auf mich. Denn was das untertauchen angeht war ich mittlerweile fast ein Meister, auch wenn ich nicht komplett um meine tägliche Dosis Demütigung herum komme.
 

Es ist nun also Montagmorgen und auch wenn es nichts bringt und mein Äußeres eh nicht mal 5 Minuten so bleibt, wie ich es gerne hätte. Ich Style meine Haare immer noch jeden Tag und schminken tue ich mich auch ein bisschen, es gefällt mir nun mal besser und auch wenn sich das jetzt sehr unverständlich anhört, ich fühle mich gestylt einfach sicherer, dass bin nun mal ich.
 

So stehe ich also kurz vor 8 Uhr hinter meiner Schule, um mich wie jeden Tag durch das Hausmeister Abteil Rein zu schleichen, war tausendmal so sicher, als durch die Vordertür einfach so rein zu spazieren. Bisher hatte noch niemand meinen kleinen Hintereingang bemerkt, denn bis auf meine Gorillas, wurde ich mittlerweile von den anderen Mitschüler eigentlich nur ignoriert und da ich eh ein Einzelgänger bin, hatte ich auch nicht wirklich ein Problem damit. Und wenn doch mal jemand meinen Weg in diese Lernanstalt ausfindig macht, seil ich mich halt von Dach ab, um ins Klassenzimmer zu gelangen. Es gibt immer einen Weg. Vielleicht sollte ich mir das zum Lebensmotto machen, denn ich musste echt schon ziemlich oft einen Weg finden und den Alltag halbwegs unbeschadet zu überstehen.
 

Ich schlendere die Treppe hoch, die in den Hauptkorridor der Schule führt und bewege mich in einer Menschentraube aus älteren Schülerinnen in Richtung meines Klassenzimmers, ich kann die Tür schon sehen… und weg ist sie wieder. Dafür liege ich nun mit dem Gesicht nach Unten auf dem staubigen Boden und spüre wie sich ein Schmerz elend langsam durch meinen Kopf und Arme zieht und  leiser werdende Stimmen, lachen vor mir ins Klassenzimmer verschwinden. Heute waren sie echt unkreativ, vielleicht zu viel gefeiert mit ihren Schlampen? Zum Glück kann mir sowas nicht passieren, denn ich hab weder Kumpels, mit denen ich mich besaufen könnte, noch eine Freundin. So etwas war eh keine Option, denn jeder mit dem ich mich besser verstehe, würde wahrscheinlich einfach so mit in die Mobbing-Spirale gezogen werden und ich verstehe, dass sich das niemand antun will. Zumindest nicht freiwillig. Auf meiner alten Schule wurde ich zwar nicht gemobbt, doch ein Einzelgänger war ich schon immer .
 

Langsam rappel ich mich auf und wische mir die staubigen Hände an meiner Hose ab, ehe ich mehr gezwungen, als freiwillig in die Klasse gehe.
 

„ Oooooohhhh! Armer Matsumoto! Bist du etwa hingefallen? Tut es sehr weh?“, fragt einer der Gorillas, mit einer gespielt, besorgt klingenden, hohen Stimme, mehr auf seinen Stuhl hängend, als sitzend. Die anderen Gorillas lachen und es hat wirklich etwas Affenähnliches. Ich ignoriere es und schaue weg, genau wie der Rest meiner Klasse, die einfach unbeteiligt im Raum umher gucken, als hätten sie die Stichelei gar nicht mitbekommen. So etwas finde ich verachtenswert. Manchmal sogar noch schlimmer als die Tat selber. Aber wer kann es ihnen verübeln? Sie wollen doch nur nicht selber in das Visier der haarigen Riesen gelangen, die nun triumphierende Pfeifgeräusche von sich geben.
 

Ich setzte mich also auf meinen Platz in der ersten Reihe und schaue starr an die Tafel, ab und zu spüre ich nur wie mir irgendwas an den Kopf geworfen wird und auf jeden Treffer immer kurzes Gelächter folgt. Ich war eindeutig zu lebenden Zielscheibe mutiert und da ich mich eigentlich nie währte, kam ich mir manchmal wirklich wie ein lebloses Objekt vor, das man einfach so mit Zeugs bombardieren kann, da es ja eh nie eine Reaktion von sie gibt.
 

Endlich ertönt, die auf mich erlösend wirkende Klingel, denn während ein Lehrer im Raum ist halten sich die Aktionen, was das zerstören von Takanoris Leben angeht, eigentlich immer in Grenzen. Die mir Ruhe bringende Lehrerin betritt das Klassenzimmer, eigentlich ein nette Frau, doch seit ich gemerkt hab, das sich so einfach nicht ändern kann und ich durch weitere Aktionen eigentlich fast immer nur um meine geliebt Ruhe gebracht werde, bin ich mit Kundgebungen, über mein Befinden in der Klasse, sehr vorsichtig und somit weiß außer meinen Eltern und der Rektor, der allerdings genau Garnichts bewirkt hat, Niemand davon.
 

Sie streicht sich einige wirre Haarsträhnen aus dem Gesicht und kramt kurz in dem Blätterwirtschaft herum, die sie liebevoll wichtiges Unterrichtsmaterial nennt. Sie scheint gefunden zu haben, was sie gesucht hat und wendet sich der ohnehin schon gelangweilten Klasse zu:“ Ahja. Also es ist tatsächlich so gekommen, dass wir heute einen neuen Mitschüler begrüßen dürfen. Sein Name ist Yuu Shiroyama….“ „Aber bitte nennt mich Aoi, das ist mir viel lieber!“, breites Lächeln, schwarze Haare, schlank, wahrscheinlich etwas über 1,70 groß, immerhin schon mal kein Gorilla. Nein im Gegenteil, seine Haare gefielen mir sogar, der Asymmetrischerschnitt, ein Auge halb verdeckt, das Lippenpiercing und …. diese Lippen, beinahe unnatürlich voll aber sie passten gut zu seinem Gesicht, fast schon zu gut.
 

„Ja also Herr Shiroyama, das ist ja schön, dass sie sich hier auf mal eingefunden haben. Ich dachte schon, ich müsste sie hier jetzt Vorstellen und sie sind gar nicht da.“, Aoi schenkt unserer Lehrerin, die immer noch gespielt böse dreinschaut ein Lächeln und auch sie lächelt nun wieder in die Klasse. „Nun also dann auf gute Zusammenarbeit Shiroyama, bitte suchen sie sich doch einen Platz dann kann ich mit dem Unterricht beginnen. Sie deutet auf einen freien Stuhl schräg hinter mir und er schlurft darauf zu, lässt sich nieder. Ich wende meinen Blick ab und auch alle anderen wenden sich nun wieder der netten Dame zu, die „versucht“ uns etwas bei zu bringen.
 

Die Stunden schieben sich, fast schon mühselig langsam, dahin und ich kann es kaum erwarten mich ebenso heimlich wieder aus dem Hintereingang raus zu schleichen, wie ich rein gekommen war, doch zuerst stand noch die schlimmste Zeit des Tages an : Mittagspause. In die Kantine trauten sich nur selten Lehrer und somit war ich meinen Affenähnlichen Freunden schutzlos ausgesetzt. Leider habe ich bisher keine brauchbare Strategie gefunden, die Pausen unbeschadet zu überstehen und so verschanze ich mich meistens auf dem Klo oder in den Räumen des Hausmeisters, der eigentlich eh immer irgendwo im Gebäude was zu tun hat und nur Pause macht, wenn wir Unterricht haben. Also die perfekte Zuflucht.
 

Doch heute wollte ich mir ausnahmsweise Mal etwas zu Essen kaufen, da heute einer der Tage ist an denen wir sehr lange Schule haben und deshalb favorisiere ich heute das Klo, um nicht allzu weit von der Kantine entfernt zu sein. Ist zwar nicht gerade appetitlich dort zu essen, allerdings besser, als Garnichts zwischen die Zähne zu bekommen.
 

Also auf in die Kantine. Etwas geduckt bewege ich mich mit der Masse in Richtung Kantine, bloß nicht auffallen. Ab und zu werfe ich mal hektisch einen Blick über meine Schulter, doch die Gorillas scheinen gerade noch in der Planungsphase zu sein, was mein Demütigung angeht. War wohl echt ein hartes Wochenende. Die arme, nicht mal Zeit sich was Ordentliches auszudenken.
 

Ab und zu erblicke ich diesen Neuen, ähm Aoi, oder wie der genannt werden wollte in der Menge hinter mir, schaue aber immer schnell weg, wenn er meinen Blick zu bemerken scheint.
 

Schon merkwürdig, er darf so eine extravagante Frisur tragen oder was? Liegt es vielleicht an der Farbe meiner Haare oder an meiner Körpergröße? Vielleicht sollte ich sie mal schwarz färben…aber nein, das passt nicht zu mir. Irgendwie.
 

Fast schon wehmütig seufzend erreiche ich also die verhasste Kantine und mache mich auch gleich auf den Weg in die Schlange vor der Essensausgabe, nach einem Platz musste ich mich ja eh nicht umschauen.
 

Ich drängte mich also in die Reihe und verschwand mehr oder weniger zwischen der Person vor und hinter mir. Hatte eben doch was Gutes so kleine zu sein. Als ich endlich das heiß begehrte Essen in meinen Händen hielt, ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen, immer noch versteckt hinter anderen, die auf ihr Essen warteten. Die Gorillas hatten sich an ihrem Stammtisch niedergelassen und einer von ihnen ließ doch tatsächlich suchend den Blick im Raum umherirren. Naja nach mir konnten sie lange suchen, ich würde jetzt ganz klammheimlich in Richtung Toiletten verschwinden und dort entspannt mein Essen zu mir nehmen. Kurz bevor ich den Blick wieder von ihnen abwand sehe ich noch, wie einer von ihnen Den Neuen am Ärmel festhielt und Aoi sich doch tatsächlich wenig später zu ihnen setzt, son Mist. Noch einen von diesen Halbstarken konnte ich echt nicht gebrauchen.
 

Etwas angesäuert, über meine Fehleinschätzung, was Aoi angeht schlich ich mehr, als das ich gehe, zu den Klos und verdrückte mich in die letzte Kabine.
 

Das Tablett auf meinen Knien abgestellt begann ich zu speisen, wenn man mal den strengen Geruch außen vor lässt, war es hier doch eigentlich ganz nett.
 

Manchmal konnte ich echt nur über mich selbst lachen…
 

Ich wollte mich gerade dem kleinen Stück Kuchen widmen, dass ich mir zur Feier des Tages gegönnt hatte, als ich plötzlich die Klotür neben mit aufgehen höre. War mit tatsächlich einer der Gorillas gefolgt? Mehr besorgt um das verbleibende Stück Kuchen auch meinem Tablett, als um mein Wohlergehen hielt ich inne und lausche angestrengt in die Stille hinein.
 

„Sag mal! Was machst du da eigentlich? Hast du Angst um deinen Nachtisch oder was?“
 

Erschrocken blicke ich auf und Aois Kopf, auf der Trennwand abgelegt, grinst mir belustigt entgegen.

Narben

Rückblick:

Ich wollte mich gerade dem kleinen Stück Kuchen widmen, dass ich mir zur Feier des Tages gegönnt hatte, als ich plötzlich die Klotür neben mit aufgehen höre. War mit tatsächlich einer der Gorillas gefolgt? Mehr besorgt um das verbleibende Stück Kuchen auch meinem Tablett, als um mein Wohlergehen hielt ich inne und lausche angestrengt in die Stille hinein.
 

„Sag mal! Was machst du da eigentlich? Hast du Angst um deinen Nachtisch oder was?“
 

Erschrocken blicke ich auf und Aois Kopf, auf der Trennwand abgelegt, grinst mir belustigt entgegen.
 

_______________________________________________________________________________________________
 


 

Narben
 

Immer noch in einer Art Schock starre gefangen, starre ich in Aois Gesicht. Oh verdammt, da will man mal nicht den Ärger von wenigstens einem aus der Klasse auf sich ziehen und dann findet genau dieser einen ausgerechnet fröhlich essend auf dem Klo. Aber es war eh eine Frage der Zeit, bis auch er mich schnitt oder sich sogar mit an den Taten beteiligte. Ich schlucke. „Hast du deine Stimme verloren?“, immer noch dieser belustigte Tonfall und das breite grinsen, welches er schon den ganzen Tag mit sich rumschleppt.
 

„Kö..könnte man so sagen.“, ich wollte meine Stimme gefestigt klingen lassen, doch sie hörte sich eher hoch und dünn an und er zieht seine Augenbrauen fragend zusammen:“Jetzt wegen dem Nachtisch oder der Stimme? Sorry aber ich komm nicht mehr ganz mit.“, und wieder das Grinsen. Hatte dieser Kerl überhaupt noch einen anderen Gesichtsausdruck. „Wenn ich keine Stimme habe, hast du keine Mimik, oder warum immer am dauer Grinsen?“, zielsicher findet meine Hand meinen Mund. Nicht gut Taka, nicht den Neuen böse machen. Oder zumindest nicht jetzt, du müsstest doch eigentlich aus Erfahrung wissen, dass Toiletten nicht der Richtige Ort sind um zu streiten. Ich blicke Aoi wieder an und tatsächlich war das Grinsen aus seinem Gesicht gewichen:“ Naja aber du sprichst doch, also hab ich auch Mimik, oder wie?“, hatte der Typ nicht alle Kerzen am Leuchter oder was? So schwer von Begriff, aber irgendwie verstehe ich unsere Konversation gerade selber nicht so ganz und wirklich Lust auf diese Unterhaltung habe ich auch nicht. Eigentlich will ich nur meinen Kuchen verdrücken und mich dann unbemerkt zurück in die Klasse stehlen. Aber anscheinend sieht mein neuer Gesprächspartner das ein bisschen anders: „Naja ist ja auch egal. Also...  Als ich eben in der Kantine war haben mich ein Paar aus unserer Klasse gefragt, ob ich weiß wo du bist. Du bist doch Takanori oder?“, entrüstet blicke ich ihn an, ringe mir aber trotzdem ein Nicken ab. Okay bye bye Kuchen, das wird heute wohl nichts mehr mit uns beiden.
 

„u..und hast du…?“
 

„Keine Sorge ich hab die Klappe gehalten, war ja anscheinend auch richtig so. Aber jetzt sag mal ehrlich: was machst du mit deinem Essen auf dem Klo?“, ich schaue auf das Stück Kuchen hinunter und stocher ein bisschen in der Glasur rum. Man ich bin echt nicht gut in sowas. Kann ich ihm das jetzt ernsthaft sagen? Ich mein ja nur. :“ Also… naja ich bin halt nicht gerne…unter Mensch und…“
 

„Und deshalb hockst du auf dem Klo?“, er lacht kurz auf und mein Kopf sinkt noch weiter hinab in Richtung Kuchen. Bitte lass ihn einfach wieder gehen! Das hier war doch schon peinlich genug für mich, muss er es denn noch schlimmer machen?
 

„Hey Kleiner, was los? Du musst mit den Lehrern reden wenn die fies zu dir sind!“, meine Lippen verziehen sich kurz zu einem verächtlichen Grinsen. Nein danke den ganzen Trubel brauch ich nicht. Nicht noch einmal. Mir fällt ja ein `Normales‘ Gespräch schon schwer. Wie soll ich dann bitte Forderungen stellen.
 

„Nein, es ist alles in Ordnung, wenn ich etwas ändern wollte, dann hätte ich doch was gemacht oder etwa nicht?“, ich schaue ihn wieder von unten herauf an und er hat mittlerweile den Kopf auf einen seiner Arme gelegt. Steht er etwa auf dem Klodeckel? „Naja ich hab mal gehört das Opfer meist viel zu viel Pein und Angst empfinden um so etwas zuzugeben. Mir kannst du das sagen. Vertrau mir!“, ja klar den Typen den ich nicht mal einen Tag `kenne‘ erzähle ich jetzt auch bestimmt meine Lebensgeschichte. Das Leiden des jungen Takanori oder was ? Ich kenne solche Leute, die sind nur an der Story interessiert und wollen sich besser fühlen indem sie `helfen‘. Zucke also nur kurz mit den Schultern und stehe auf. Nein ich flüchte nicht vor ihm. Ich hab nur einfach keine Lust mich jetzt zu unterhalten und schon gar nicht auf dem Klo. Schließe also auf und lasse das Tablett samt Kuchen in den Mülleimer verschwinden, der neben den Waschbecken steht.
 

Natürlich folgt Aoi mir, doch zu meiner Überraschung packt er mich am Handgelenk, kurz bevor ich die Tür zum Korridor aufreißen kann. „Du willst mir also wirklich helfen?“, bringe ich nun schon etwas forscher heraus und er nickt mit ernster Miene. „Verdammt, dann lass mich in Ruhe!“, schreie ich schon fast und versuche mich los zu reißen doch er verstärkt seinen Griff nur und der Ärmel meines Hemdes rutsch ein wenig hoch. Fast schon entsetzt blickt er auf das freigelegte Stück Haut und ich lehne mich gegen eine Wand. Na da hatte er doch was er wollte! Gefundenes Fressen für ihn und seine Gafferei!
 

„Was zum…“, mehr bringt er nicht raus und öffnet einen der Knöpfe am Ärmel meines Hemdes mit einer Hand, mit der anderen hält er weiterhin mein Handgelenk fest umklammert.
 

Er schiebt den Ärmel ein Stück über den Ellenbogen und begutachtet das Vorgefundene. „Na jetzt zufrieden?“, bringe ich so leiser hervor, dass er es vielleicht nicht mal mehr hören konnte doch er schaut sowieso nur abwechselnd zu meinem Arm und in meine Gesicht.
 

Dünne, schon weiße Striemen ziehen sich über meine Haut, sowohl an Unter- als auch an Oberarm. Ich weiß nicht mal mehr genau welche von mir waren und welche nicht. Als ich mich das erste Mal selbst Verletzt hatte und die Gorillas davon Wind bekommen haben, wusste sie zuerst wohl selber nicht so recht, wie sie damit umgehen sollen, doch schnell haben sie sich ein Spaß draus gemacht und ab und zu auf dem Gang haben sie mir im Vorbeigehen, ganz beiläufig, mit spitzen Gegenständen mein Hemd zerschnitten und manchmal waren die Schnitte ganz einfach tiefer gewesen und sie hatten, ob sie es nun wollten oder nicht, auch in meine Haut geschnitten. Ich glaube sie haben es nicht einmal bemerkt…
 

Ich hab dann aufgehört mich an den Armen zu Ritzen und habe es nur noch an Stellen gemacht, die nicht so auffallen und irgendwann habe ich es dann zum Glück ganz gelassen, das war, nachdem ich meinen Eltern davon erzählt hatte. Ich hatte einfach Angst, dass sie wieder ausrasten und mich gleich komplett einweisen lassen. Wäre vielleicht auch besser so, aber naja.
 

Langsam nervt mich Aois starrender Blick, der sich anscheinend immer noch nicht entscheiden kann, was spannender ist. Mein Gesicht oder mein Arm. Er entschied sich dann aber doch für mein Gesicht und machte, um nicht vollkommen Tatenlos zu seine, den Mund auf und gleich darauf wieder zu. Wirklich ein Fortschritt! Entnervt blicke ich zur Seite.
 

„Bist du dann fertig? Ich würde gerne zum Unterricht…“, noch einmal starte ich einen Versuch mich los zu reißen, doch er ist hartnäckiger als ich dachte.
 

„Aber du musst dir doch Hilfe holen oder… oder mit jemandem reden…“, der Arme schien wohl wirklich etwas geschockt zu sein, denn er blickte mich immer noch mit weit aufgerissenen Augen an und langsam bekam ich echt Angst, dass sich seine Hand tatsächlich um meinen Arm verkrampft hat und er sie jetzt nicht mehr los bekommt, so wie der guckt. Es hat ihn aber auch niemand dazu gezwungen, mit mir zu reden, also ist er selbst schuld. Mehr oder weniger…
 

„Hilfe? Nee lass mal, glaub mir ich hab mich damit abgefunden und es ist okay so wie es ist.“, Tja Taka Lügen haben kurze Beine, welch Ironie. Doch etwas beschämt über mich selber halte ich still und starte erstmals keinen neuen Versuch ab zu hauen. Hatte ja eh keinen Sinn, bei diesem Griff.
 

Ich mag es zwar nicht wenn andere Leute Lügen und trotzdem tue ich es selber andauernd. Na gut dann beantworte ich ihm halt seine dämlichen Fragen, vielleicht darf ich ja dann endlich gehen.
 

„Damit abfinden? Bist du dumm? Die haben dir weh getan und dich dazu gebracht, dir selbst weh zu tun. Wie kannst du dich mit Schmerzen einfach so abfinden? Ich sag es dir: gar nicht und auch wenn du das jetzt behauptest…das…das ist … das geht doch nicht…“, also entweder hat dieser Typ den Wortschatz eines Dreijährigen oder er ist echt sprachlos.
 

„Also…macht ihr das wirklich? Ritzen und so?“, ich atme laut auf, eigentlich wollte ich genervt klingen, doch es klang eher nach ängstlichen Schnappatmungen, worauf er immerhin den Griff um meinen Arm etwas lockerte, ihn jedoch zur Sicherheit nicht ganz losließ. „Ihr? Ich weiß nicht ob andere das machen, ich kenne niemanden der sowas gemacht hat oder macht, aber ich kann es mir schon vorstellen, dass ich da nicht der Einzige bin.“, antworte ich knapp und lasse mich auf den Boden sinken, das kann hier wohl noch etwas dauern, so begriffsstutzig wie er im Moment ist. Aber schon komisch. Außer meine Eltern war sonst keine darüber so schockiert gewesen, wie er. Die meisten nahmen die Narben zur Kenntnis, wenn sie sie sahen und gingen dann wieder in den `Taka existiert nicht‘ Zustand über.
 

„Und wie lange geht das schon so? Also das Mobbing und das…Ritzen?“, fragt er mit zittriger Stimme und ich atme wieder laut aus, dieses Mal hört es sich schon etwas sicherer an und nicht mehr ganz so verängstigt. Er lässt sich nun endlich neben mich auf den Fliesen Boden sinken, mit dem Rücken an die Tür gelehnt. „Ähm naja. Ich bin vor ungefähr 6 Monaten an diese Schule gewechselt und so ziemlich seit dem ersten Tag werde ich von meinen Mitschülern so scheiße behandelt, aber geritzt hab ich mich erst, als auch ihre Attacken härter wurden und mir das ganze ziemlich auf die Psyche geschlagen hat.“, warum war ich diesmal so ehrlich gewesen? Er hatte doch Garnichts mit der Sache zu tun und ich verstoße gerade gegen meine eigenen Regeln, was das rumerzählen von meinen Problemen angeht. Vielleicht war es seine Reaktion auf meine Narben gewesen, vielleicht fühlte ich mich auch etwas schuldig, weil er meine erste Lüge zu leicht aufgedeckt hatte.
 

„Fuck! Du machst das schon ein Halbes Jahr mit? Kein Wunder, das du völlig verängstigt bist. Tut mir übrigens leid. Ich wusste nicht, dass so etwas dahinter steckt. Vielleicht sollten wir jetzt gehen, wir verpassten sonst noch die ganze Stunde und an meinem ersten Tag, will ich nicht gleich den ganzen Unterricht verpassen.“, zum Ende hin war er immer leiser geworden und blickte nun zu Boden. Ich hatte allerdings für Heute genug und außerdem konnten wir ja eh nicht zusammen in die Klasse zurück gehen. „Ne, Aoi geh du zurück ich glaube, ich gehe nach Hause. Zusammen sollten wir uns eh nicht blicken lassen, ich will nicht das du Probleme wegen mir bekommst.“, wollte ich wirklich nicht, es war sein erster Tag und ich weiß wie mies man sich fühlt, wenn man einen beschissenen ersten Schultag hat und weiß das es nicht wirklich besser wird.
 

„Ach Mensch Taka komm schon! Ich steh da drüber! Du kommst jetzt schön mit mir zurück in die Klasse!“, er meinte das doch nicht ernst oder? Er will da drüber stehen? Hat er denn überhaupt auch nur den Hauch einer Ahnung wie es ist gemobbt zu werden? Und da traut er sich allen Ernstes so etwas zu sagen? „Aoi, du weißt nicht wie das ist! DU willst also wirklich die gesamte Wut der Klasse auf dich ziehen… sein nicht Dumm!“, Er blickt mich wieder an, die Augenbrauen zusammen gezogen, ernst. „ Taka, man sein vernünftig, wenn du jetzt abhaust hilft das auch niemanden, was sollen DIE denn schon machen…?“, meine Augen weiten sich schlagartig und ich entriss ihm mit einem Ruck mein Handgelenk, das er bis eben immer noch festgehalten hatte.
 

„Oh…“, mehr bekam er nicht mehr raus und ich warf ihn einen letzten Blick zu, in den ich so viel Wut legte wie es mir nur möglich war, bevor ich aus der Toilette flüchtete und den Fluhe entlang rannte, in Richtung Hausmeisterabteil.
 

„Man scheiße Taka was machst du? Willst du dich jetzt auf die Seite des Feindes schlagen oder was?“, fluchend stehe ich wenig später vor dem kleinen Haus, welches meiner Familie gehört. Schon etwas windschief, doch für uns sollte es noch reichen.
 

Gut vielleicht hätte ich auch etwas netter zu Aoi sein können, aber er ist ja auch nicht gerade sensibel mit mir umgegangen, also warum sollte ich mir jetzt auf einmal Mühe machen und so etwas wie ein Gespräch führen, hat ja sowieso mehr einem Verhör geglichen, was der da abgezogen hat. Naja ich geb’s ja zu, ich hab mir schon ein dickes Fell zu gelegt und auch bestimmt mehr als nur eine Mauer hochgezogen, hinter der ich mich verstecken kann. Aber das erschien mir notwendig und nur wegen einem Kerl, der aus dem Nichts auftaucht und meint sich für mein scheiß Leben interessieren zu müssen, lass ich doch nicht gleich meine ganze Deckung fallen.
 

Fast schon elend lange braucht meine Mutter um mir die Tür zu öffnen, zuerst schaut sie mich verwirrt an, dann jedoch extrem über fürsorglich, kann ich ja nach der Sache mit dem Neuen heute gerade gar nicht gebrauchen, das meine Mutter auch noch die Heldin spielen will und mich von meinem Leid befreien kann, indem sie mich mit planlosen Monologen voll quatscht. Ja sollte funktionieren.
 

„….und deshalb Taka, schatz, bitte sag mir wenn die dich wieder ärgern, dann kann ich dir helfen. Aber wenn du nie mit mir redest, dann kann ich auch nicht raus finden, was dich bedrückt.“, oh sie hatte also schon geendet. Ich nicke nur kurz und schlängele mich an ihr vorbei, die Treppe rauf, um endlich in mein Zimmer zu verschwinden und ins Bett zu fallen.
 

Es ist gerade mal 16 Uhr, die Anderen haben jetzt noch eine Stunde, ob Aoi sein erster Tag wohl gefallen hat? Schnell schüttele ich den Kopf und erhebe mich wieder. Wenn ich jetzt schon so viel Zeit habe, kann ich auch mal ein Bad nehmen. Der Tag heute war ja auch eher ruhig, so sind Montage halt, niemand hat wirklich Lust wieder an die `Arbeit‘ zu gehen.
 

Ich lasse also Wasser einlaufen und beginne mir das Hemd aufzuknöpfen. Ja das würde mir jetzt gut tun. Bestimmt kommt die Alte später wieder zu mir und will reden. Meistens sage ich dann so dinge wie: ich bin müde oder ich muss noch Hausaufgaben machen. Das Lügen sollte ich mir wirklich abgewöhnen, aber das würde alles so viel komplizierter machen und deshalb muss vorerst alles so bleiben wie es ist.
 

Ich blicke mich in dem großen Spiegel an, der über dem Waschbecken hängt und betrachte mich darin . Eigentlich mochte ich mein Äußeres immer, meine Haare, meine Augen, mein Gesicht allgemein. Ich hatte nie etwas daran aus zusetzten und auch jetzt bin ich eigentlich zufrieden mit dem, was ich sehe. Jedoch mag ich mich nicht nackt sehen. Das muss noch nicht einmal etwas mit den Naben zu tun haben.
 

Ich mag meinen Körper ganz einfach nicht, wie er gebaut ist, meine viel zu blasse Haut, hervorstehende Rippen und meine kurzen Beine. Manchmal hasse ich es so klein zu sein, obwohl es mir auch eine Menge Vorteile bringt. Vielleicht ist das auch der Grund, warum ich mich immer stylen will, egal wo ich hingehe…
 

Ich wende mich ab und steige mit einem Fuß in das heiße Wasser,  Gänsehaut zieht sich über meinen Rücken und ein leichtes Schwindelgefühl steigt in mir auf, wegen der plötzlichen Hitze. Ich halte kurz inne und steige dann auch mit dem zweiten Bein in die Wanne, bevor ich mich komplett in das Wasser sinken lasse und mich an einer Seite der Wanne anlehne, den Kopf in den Nacken lege.
 

Wenn ich später mal aus dieser ganzen Scheiße raus gekommen bin, will ich unbedingt auch eine Badewanne, die Wärme beruhigt mich… Ich habe noch nie viel über meine Zukunft nachgedacht, was ich machen möchte nach der Schule, oder wohin ich gehen will. Ich weiß nur das ich diesen Ort verlassen will, umziehen ist wohl das erste, was ich tun werden und dann? Ich habe echt keine Ahnung vom Leben… was ich mir davon verspreche… was meine Pläne sind… das schien für mich nie wirklich relevant.
 

In einem Jahr mache ich meinen Abschluss, sollte ich bis dahin denn wissen was ich tun will? Oder mit wem…
 

„Taka kommst du mal bitte, deine Lehrerin hat gerade angerufen, Taka was…“, ihr Stimme klingt weinerlich und ein ungutes Gefühl steigt in mir auf, bitte nicht Aoi, bitte…

Das Ende...

Das Ende...
 

„Verdammt Taka…“, wieder höre ich ihre Stimme rufen. Warum war sie denn jetzt bitte wieder so aufgelöst? Sie wusste doch was in der Schule abgeht. Oder sie kann es sich zumindest denken, nachdem was ich ihr damals erzählt habe. Aber was noch viel wichtiger war, Aoi hatte also nicht dicht gehalten. Na schönen Dank auch. Zuerst verlangen, dass ich ihm mein Vertrauen schenke und dann so ne Scheiße abziehen. Wiederwillig seufzend stemme ich also meine Arme auf den Rand der Wanne und rappel mich auf. Da kenne ich diesen Kerl gerade mal einen Tag und er schafft es schon mich, wieder einmal, um meine geehrte Ruhe zu bringen. Aber ich werde auch immer gleich gestraft, wenn ich meine Einzelgänger Divise aus versehen mal schleifen lasse… Zum verrückt werden.
 

Ich steige also wieder aus der Wanne, trockne mich ab und schlüpfe in frische Shorts und ein T-Shirt. Das war also meine Auszeit gewesen? Zehn Minuten Badewanne? Ich bin noch nicht einmal richtig aufgeweicht. Mehr schlurfend als gehend trotte ich also die Treppe hinunter, an deren Ende meine wieder mal komplett aufgelöste Mutter steht, ein Telefon in der rechten- ein Taschentuch in der linken Hand.
 

„Taka mein kleines, was haben die dir wieder angetan…?“, schluchzt sie, eindeutig schon wieder viel zu nah am Wasser gebaut. „Also eigentlich waren sie heute ganz „nett“. Ich habe mich sogar unterhalten…“, naja ob man das eine Unterhaltung nennen konnte war immer noch fraglich, aber wenn es sie beruhigt… Ich ließ überschwänglich theatralisch den Kopf in den Nacken fallen und atme laut aus. Dann überwinde ich die letzten Meter, die uns bis eben noch voneinander getrennt hatten und nehme meine Mutter in den Arm. Ich glaube sie kann gerade etwas Trost ganz gut gebrauchen. Ich meine, auch wenn sie von dem Mobbing wusste, man bekommt eben nicht alle Tage gesagt, dass dein Sohn das Lieblings Opfer der gesamten Schule ist. Sofort schlingt sie ihre Arme gierig um mich und presst mich geradezu drängend an sich. „Taka warum sagst du denn nichts? Ich…Wir können dir doch damit helfen. Du musst doch nicht immer den Starken spielen und das alles alleine schaffen. Du bist doch noch mein kleiner Takanori!“, wieder schluchzt sie auf und ich spüre etwas feuchtes in meiner Halsbeuge. Wie soll ich bitte den Starken spielen, wenn ich gerade meine ganze Kraft dafür aufbringen muss, nicht von ihr zerquetscht zu werden? „Mutter…WAS hat die dir erzählt?“, frage ich und bemühe mich, entsetzt zu klingen, aber in Wirklichkeit bete ich gerade nur dafür, dass Aoi nicht vielleicht doch dicht gehalten hat und die werte frau Lehrerin von sich aus anruft, weil ihr nach knapp einem halben Jahr endlich mal aufgefallen ist, dass regelmäßig Papierkügelchen gegen meinen Kopf fliegen, während ihres Unterrichtes. Aber das wäre bei ihrer Ordnung wohl ein bisschen viel verlangt.
 

„Ach Taka… mein kleiner, sie meint es doch nur gut…“, verdammt das klang alles andere als „gut“. Ich habe meinen Eltern damals gesagt, dass ich nicht mehr zu den Psychiatern gehen will, dass Ruhe und Zeit das Einzige ist was ich bräuchte, um damit umgehen zu können und an diesem Grundsatz halte ich auch immer noch fest. So gut es eben geht. Da braucht man nicht unbedingt irgendwelche hysterische Lehrerinnen, heulende Mütter oder aufdringliche Typen. „Sag mir einfach was sie gesagt hat, dann entscheide ich, wie gut sie es wirklich mit mir meint!“, sage ich nun doch etwas forscher, als ich eigentlich klingen wollte. Ich weiß ich bin ein schrecklicher Mensch, der seine Eltern schlecht behandelt, sich nen scheiß um die Gefühle anderer schert und ununterbrochen lügt. Ja ich werde in der Hölle elendig verbrennen, schon klar.
 

„Aber Taka...“, setzte sie nun wieder an, doch schüttelte dann nur den Kopf und fährt fort „Sie…also naja einer deiner Mitschüler hat ihr erzählt, dass du wieder gemobbt wirst und…“, Verdammt Aoi, das dieser Kerl einfach nicht die Klappe halten kann und was soll bitte heißen „wieder“? Kann mich nicht erinnern, dass die kleinen Äffchen je damit aufgehört haben. Naja aber dieser Aoi verzapft ja anscheinend eh nur Mist, wenn der Tag lang ist. Ich lasse also meine verzweifelte Mutter ihren aufgebrachten Monolog weiterführen und ziehe mich Innerlich erst einmal zurück. Ein neuer Plan musste her, verdammt ich habe echt keine Lust auf ein Klassengespräch, geschweige denn überhaupt auf ein Gespräch mit irgendjemanden und wenn meine Lehrerin es noch so „gut“ mit mir meint. Ich wollte immer verhinder, dass es soweit kommt. Man hätte ich doch nur dicht gehalten, aber Aoi musste mich ja auch angucken, als hätte ich ihm sonst was getan, da konnte ich einfach nicht anders. Hätte ich allerdings gewusst, dass er sofort petzten geht, hätte ich wahrscheinlich nicht so schnell meine Flucht aufgegeben. Verdammt ich hätte ihn einfach beißen sollen und dann nichts wie weg… Aber jetzt war es zu spät und natürlich würde ich nicht einfach so in die Schule „spazieren“ können, als wäre nichts gewesen.
 

„…und sie meinte vielleicht wäre es besser, wenn du dich ein bisschen mehr in die Klasse integrierst, dich ein bisschen mehr anpasst…“
 

„Und so werde, wie diese hirnlosen Arschlöcher, nein danke!“, Ich drehe  mich um und trete den Rückzug in mein Zimmer an. Wäre ja noch schöner!
 

„Takanori die meisten deiner Mitschüler haben dir nichts getan! Nenn sie nicht so!“
 

„Eben sie haben NICHTS getan.“, schreie ich ihr noch zu und kann ein deutlich böses Funkeln in ihren Augen erkennen, bevor die Tür zu meinem Zimmer krachen ins Schloss fällt. Klar, wenn es um die „Unschuldigen“ geht, darf ihr kleiner Taka keine bösen Worte in den Mund nehmen. Von wegen unschuldig! Alle miteinander stecken sie mit drin. Verdammt tief drin! Die Lehrerin, die Affen, der ach so unschuldige Mopp,… Aoi. Konnten sie mich denn nicht einfach in Ruhe lassen?
 

Heute bekam mich keiner mehr zu Gesicht, denn ich habe mich regelrecht in meinem Zimmer verschanzt und antworte weder auf Fragen, noch auf stürmisches Klopfen an der Tür. Natürlich machen sie sich Sorgen und wahrscheinlich wäre es auch vernünftiger sich mit meinen Eltern wieder zu vertrage, doch mir war einfach nicht danach. Ich wollte jetzt schmollen und genau das würde ich  auch tun.
 

So verstrich also der Abend und der glorreiche Streik des jungen Takanori zog sich unerbittlich in die Länge. Ich weiß, dass ich echt ein Sensibelchen bin, aber wenn es darum geht, wer Recht hat, verstehe ich keinen Spaß. So hab ich schon als Kind gerne mal längere Aufenthalte in meinem Zimmer genossen.
 

Zwar war meine Mutter gegen 11 Uhr von der „Taka sein vernünftig, du verhältst dich wie ein kleines Kind“ in die „Bitte Taka komm raus und rede mit uns“ Phase übergegangen und ich wäre nach dieser Bitte wirklich dazu bereit gewesen mit ihr zu reden, wenn mein Vater, der gerade von der Arbeit gekommen war, nicht nach wie vor an der Ersten These festhielte. So traute ich mich also erst wieder am nächsten Morgen, mich Unten blicken zu lassen, noch unschlüssig, ob ich heute wirklich den Gang zur Schule antreten wollte. Ich merkte allerdings schnell, dass mir in dieser Hinsicht gar keine Wahl bleiben wird, denn als ich am Fuß der Treppe angekommen bin, wartet dort schon mein Vater auf mich. „Takanori, du gehst  jetzt sofort nach Oben und machst dich fertig und wehe, du bist nicht in einer halben Stunde wieder hier unten, damit ich dich zur Schule fahren kann. Aber sofort!“, man hat der aber heute Morgen eine feuchte Aussprache und was soll das denn jetzt wieder, als wenn ich nicht selber vernünftige Entscheidungen treffen könnte. Na gut, kann ich wahrscheinlich auch nicht, aberes ist immer noch mein Leben, das ich mir dann versaue und nicht seins…
 

Ich schiebe mich als betont langsam die Treppe wieder hinauf und gebe nach jeder Stufe ein gequältes seufzten von mir. Meinen Vater kümmert das allerdings anscheinend nur ganz gering, denn er starrt mir nur mit einem tadelnden Blich hinterher. In meine Zimmer angekommen, bricht erst einmal die komplette Verzweiflung aus. Eine halbe Stunde ? Der hat sie doch nicht mehr alle, solange dauern alleine meine Haare. Ich rangele mich also schnell aus meinem viel zu großen T-Shirt, in dem ich immer schlafe und reiße hektisch meinen Kleiderschrank auf. Manchmal war ich echt froh, dass wir eine Schuluniform tragen müssen, dass spart Morgens echt Zeit. Mit halb zugeknöpftem Hemd stolper ich in das kleine Bad, das an mein Zimmer angrenzt. „Jetzt keine Panik…Ganz ruhig sonst bekommst du jetzt Garnichts gebacken Taka!“, versuche ich mich selber etwa zu entspannen, doch an der Tatsache, dass ich eindeutig hinter dem Zeitplan liege, was mein morgendliches Styling angeht, war nun mal so schnell nichts zu ändern.
 

Kämmen, glätten, Toupieren und das alles im Akkord. Doch es lässt sich nichts ändern. Am Ende stehe ich mit einem mehr schlecht als rechtem Ergebnis da und liege sogar schon zehn Minuten über der Zeit, verdammt. Mir wird schon ganz schlecht, wenn ich nur daran denke SO vor die Klasse treten zu müssen.
 

Im runtergehen binde ich noch schnell meine Krawatte und stehe dann im Fluhe, ein deutlich angesäuerter Vater vor mir.
 

„Du bist zu spät…! Wenn du dich nicht andauert wie ein Mädchen herrichten würdest, würde so etwas auch gar nicht passieren und jetzt steig ins Auto!“, man kann deutlich den abfälligen Tonfall in seiner Stimme raus hören und sein Geduld schien gerade nen Abgang zu machen. Was ist denn mit dem los? Das hält man ja im Traum nicht aus und so schlimm finde ich das jetzt auch nicht…ich achte nun mal auf mein Äußeres.
 

Wiederwillig quetsche ich mich also in das Auto und er setzt sich Wortlos neben mich, na das konnte ja eine angenehme Fahrt werden… Wir schweigen uns also stur weiter an und langsam glaube ich wirklich, dass ich diese Eigenschaft von ihm habe. Er ist genau so ein Starrkopf wie ich.
 

Etwas Mulmig wird mir nun aber doch, als er scharf bremsend vor meiner Schule hält. Wahrscheinlich weiß noch keiner der Schüler, dass die Lehrer nun von unserem kleinen Konflikt wissen und so laufe ich gerade Wegs zu meinem Geheimeingang, nachdem mein Vater wieder davon gebraust ist. Ich hatte schon Angst, dass er mich noch bis in die  Klasse bringen würde, damit ich ja nicht auf Flucht Gedanken kommen könnte. Aber dafür war es eh zu spät, denn ich stand bereits vor der Tür zum Hauptkorridor und bereitete mich mental noch einmal auf das Bevorstehende vor. Okay tief durchatmen Taka. Schlimmer als sonst kann es eh nicht werden… Noch einmal taste ich nach meinen Haaren, ob auch noch alles sitzt und dann drücke ich die Klinke runter.
 

Erstarren. Ich bleibe wie angewurzelt stehen und führe meine Hand wieder zu meinem Kopf. Etwas nasses, rotes Klebriges läuft langsam über meine Haare und mein Gesicht herab und hätte auch nur einen kleinen Funken Hoffnung gehabt, dass Aois Neugierde doch noch etwas gebracht hatte und das Mobbing tatsächlich aufhört, so war diese Hoffnung nun gnadenlos unter dem riesigen Felsbrocken „Realität“  zerquetscht worden. Resigniert flüchte ich geradewegs zurück in den Raum des Hausmeisters und beginne mir wild fuchtelnd das zuckrige Zeug aus den Haaren zu fischen. Doch es schein zwecklos und so trete ich wenig später mit roten Strähnchen in die Klasse und werde auch gleich liebevoll wie eh und je mit dem schrillen Gelächter meiner Mitschülerinnen empfangen. Es kümmert mich jedoch nicht weiter, was diese holen Gänse zu verzapfen haben und setzte mich auf meinen gewohnten Platz.
 

Aoi war also noch nicht da, na der konnte später was erleben. Obwohl nein Taka, du kennst eindeutig bessere Methoden jemandem etwas heim zu zahlen, hattest ja auch die besten Lehrer. So beschließe ich also kurzer Hand Aoi einfach die kalte Schulter zu zeigen, falls er wieder so ein tolles „Gespräch“ mit mir führen will. Doch Aoi lässt sich anscheinend nicht mal blicken, denn als unsere wieder mal viel zu verstreute Lehrerin den Klassenraum  betritt, sitzt Aoi immer noch nicht auf seinem Platz.
 

Schnaubend wende ich mich von dem leeren Stuhl hinter mir ab  und schenke meine ganze Aufmerksamkeit der netten Dame vor mir, die mich jetzt mit einem wirklich mitleidigen Blick anschaut. Aha hatte sie also eins und eins zusammengezählt und die rot Farbe in meinen Haaren und auf meinem Hemd nicht nur als Unfall gedeutet, was für ein Erfolg.  
 

„Ich glaube wir müssen uns einmal ernsthaft unterhalten meine Lieben.“, sie blickt nun etwas grimmiger drein und lässt ihren Blick durch die Klasse streifen, auf der Suche nach dem Schuldigen für meine neue Haarfarbe.
 

„Ich habe gestern ein Gespräch mit einer eurer Mitschüler geführt und mir ist zu Ohren gekommen, dass es in der Klassengemeinschaft einige Differenzen gibt, die sogar schon Mobbing ähnliche Form angenommen haben. Möchte einer von euch mir vielleicht etwas dazu sagen?“, noch einmal schaut sie zu mir und dann wieder in die Klasse, doch es herrscht gähnende Stille. War ja klar, als wenn auch nur einer von denen den Mund auf machen würde. Als wenn ICH den Mund auf machen würde! So schwiegen wir uns gegenseitig an und man konnte deutlich die Unsicherheit in das Gesicht unser jungen Lehrerin treten sehen, als sie merkte, dass ihre Methoden nicht so anschlugen, wie sie es gerne hätte.
 

„Oh Gott bitte lass sie nichts unüberlegtes tun.“, ich sende mein flüchtiges Stoßgebet aus, doch wie so oft scheint keiner, der meiner Meinung nach eh nicht vorhandenen Götter, gnädig genug zu sein, um mich vor schlimmerem Unheil zu bewahren. „Merkt ihr denn nicht, was ihr demjenigen antut. Stellt euch doch mal vor, dass würde jemand mit euch machen. Oder würde es euch gefallen, rote Farbe über den Kopf geschüttet zu bekommen.“, meine Deckung fällt mit ihren Worten und ich spüre über zwanzig Augenpaare auf mir. „Das ist keine Farbe!“, grölt einer der Gorilla in einem belustigten Tonfall und ich fasse mir automatisch wieder in die süß, verklebten Haare. Egal was es ist, das da wieder raus zu bekommen dauert sicher ewig.
 

„Es ist egal was es ist!“, meint nun auch die hysterische Frau vor mir: „ich dulde so etwas nicht und ich möchte nicht noch einmal von derartigen Vorfällen erfahren, sonst werde ich ganz sicher nicht nur die Schulleitung mit einbeziehen.“, sie blickte noch einmal in Richtung der Gorillas.
 

„Matsumoto, ich stelle sie für heute vom Unterricht frei, kümmern sie sich lieber erst einmal um sich selbst und ich bitte sie, kommen sie zu mir wenn sich das Verhalten ihrer Mitschüler nicht bessert.“, für sie war das Thema damit wohl erst einmal abgeschlossen und ich war auch wirklich froh, dass sie nicht weiter auf der ganzen Sache rumreiten wollte. Aber hatte sie das jetzt wirklich vor der ganzen Klasse besprechen müssen?
 

Mies gelaunt verlasse ich also den Klassenraum und zupfe mir wiedermal in den unveränderlich zerstörten Haaren rum. Leise schließe ich die Tür zur klasse. Ich höre noch, wie die Lehrerin nun doch mit ihrer Standpauke fortzufahren schein. Also hatte die Dame immerhin so viel Mitgefühl, mich aus der Sache erst einmal raus zu halten und mir die Peinlichkeit zu ersparen.
 

Ich wende mich also um, in freudiger Erwartung, auch mal den Haupteingang der Schule nutzen zu können und blicke gerade Wegs der Person in die Augen, auf die ich nun wirklich am wenigsten Lust habe, nach dem Gespräch eben.
 

„Taka, was …?“, bringt er allerdings nur verwirrt hervor und ich könnte schwören, das das wohl eine völlig normale Reaktion auf meine Haare sein musste, mit der ich heute wohl noch häufiger zu kämpfen habe. Ich schiebe ihn wortlos zur Seite. Wäre ja noch schöner, wenn ich dem Menschen, dem ich das ganze Chaos des letzten Tages zu verdanken habe, jetzt auch noch lang und breit weitere Details aus meinem versauten Leben erzähle, nur, damit er damit gleich wieder zu unserer Lehrerin rennen kann.
 

„Mensch Taka. Es tut mir doch leid….aber ich musste dir doch helfen…“, ich ignoriere ihn gekonnt, (klappt ja schon mal ganz gut) und gehe fast schon im Stechschritt den Gang entlang in Richtung Eingangstür. Für heute hatte ich echt mehr als genug von meinen lieben Mitmenschen, egal wer es war, mit dem ich mich unterhalten muss. Genau diese Einstellung verdeutliche ich, als ich zu Hause angekommen meine Tasche mit aller Kraft in eine Ecke Pfeffer und unter dem verwirrten Gesicht meiner Mutter, mit extra lauten Schritten die Treppe hoch, in mein Zimmer gehe. Die Tür wird natürlich auch noch mit einem lauten Knall uns Schloss gerammt. Das Gesamtbild meines theatralischen Auftrittes musste halt stimmen. Ich reiße mir die Krawatte von Hals und stürme ins Badezimmer. Jetzt musste ich erst mal meinen geliebten haaren erste Hilfe leisten, für das hysterische geklopfte meiner Mutter an der Tür war jetzt keine Zeit.
 

Der Krawatte folgt das Hemd und wenig später halte ich meinen Kopf, vor der Badewanne kniend, unter kaltes Wasser, welches nun rot eingefärbt in den Abfluss läuft und angele nach dem Shampoo auf der, eigentlich immer vollgestopften Anrichte, schon in freudiger Erwartung, bei meinem ruppigen Verhalten gleich noch einige andere Fläschchen und Cremes mit runter zu reißen.
 

Doch da war nix was fallen konnte und meine Hand fand zielsicher die Shampooflasche. Verwirrt blicke ich auf und wende mich der Anrichte neben mir zu.
 

Schock…
 

Außer einem Kamm, einem Shampoo, einem Duschgel, einer Feuchtigkeitscreme und einem Rasierer lag dort NICHTS mehr. Kein Glätteisen, keine Kajal, kein Lidschatten, kein Garnichts. Alle weg.
 

Ein lauter Knall und ein anschließender Wasserstrahl in meinem Gesicht, bringen mich zurück in die Realität. Schnell hob ich den Duschkopf wieder auf, der mir, bei meiner plötzlichen Schock starre, aus der Hand gefallen war und schalte schnell das Wasser ab.
 

Das ist schlimmer, schlimmer als all das Mobbing, als jede Verletzungen...
 

Das IST das Ende…

Geld regiert die Welt

Geld regiert die Welt
 

Mir steht der Mund offen und ich weiß nicht so recht, was ich gerade genau fühlen soll. Soll ich weinen? Sicher bin ich am Boden zerstört, weil mir so eben meine Existenz unter den Füßen weg gerissen wurde, aber war das der richtige Zeitpunkt, um rum zu heulen? Soll ich in Wut ausbrechen und alles kurz und klein schlagen? Naja ich glaube, dass ich im Moment nicht wirklich fähig bin, lautes Gebrülle von mir zu geben und stark genug, um alles in Stücke zu hacken, bin ich auch nicht gerade. Ich könnte vielleicht verwirrt sein, denn das war ich auch wirklich ein wenig. Ich wusste zwar, was meine Eltern versuchten, mit dieser Aktion zu bezwecken, aber das Gefühlschaos in mir brachte mich reichlich durcheinander. Ich musste einen kühlen Kopf bewahren, falls ich mein geliebtes Zeug jemals wieder sehen will.

Ich entscheide mich also kurzzeitig für ein Mischmasch aus allen drei Dingen und renne wie von der Tarantel gestochen, laut stampfend, die Treppe hinunter. Hitze steigt in meinen Kopf, als ich meine völlig perplexe Mutter erreiche, die gerade etwas im Kühlschrank verstauen wollte und nun verwirrt die Kühlschranktür schließt, bei meinem Anblick. Sie hält kurz inne und plötzlich scheint ihr ein Licht auf zu gehen, denn ruckartig dreht sie sich zu mir um.

„Taka es ist besser…“, sie wollte wohl einen Versuch starten mich zu beschwichtigen, doch weit ließ ich sie nicht kommen, denn anscheinend schien der Zorn, über das Verschwinden meiner Sachen, gerade kurz davor zu sein, die Verwirrung und die Trauer zu überbieten. Den Wutausbruch nahe und mit geballten Fäusten fuhr ich sie an:“ WAS ist besser? Was soll besser für MICH sein? Das ihr mir meine scheiß Persönlichkeit nehmt? Das ihr mir das letzte kleine Stückchen Selbstbewusstsein, das mir noch geblieben ist, klaut?“, meine Stimme wurde unweigerlich lauter und ich begann sogar richtig zu Schreien. Doch es war mir verdammt noch mal egal! Sie waren zu weit gegangen!

„Reicht es euch denn immer noch nicht, mich zu quälen? Hat es euch denn nicht gereicht, mich an den Rand des Wahnsinnes zu treiben, mich immer mehr zu hetzen, von einem scheiß Termin zum nächsten. Seid ihr echt so unfair?“, gut vielleicht übertrieb ich etwas, doch sie hatte es verdient, von mir solch harten Worten bombardiert zu werden. Immerhin ging es hierbei um mein Leben, um das, was mich ausmacht. Was ich bin...Was ich sein will.

„Versteht ihr es denn nicht? Ich bin nicht so wie die, ich will so nicht sein! Akzeptiert es! Ich habe keine Lust, mich wie ein dämlicher Fisch mit dem Strom zu bewegen, immer das zu tun, was die Anderen von mir erwarten, weil es alle tun. So will ich nicht leben!“, das hatte gesessen. Auch wenn meine Theatralik schon fast an Wahnsinn grenzte, aber so war es nun einmal. Genau so und nicht anders und sie hatte es verdient, sich jetzt solche Sorgen um mich machen zu müssen. Ich wünschte ihr dieses Leid und ich wusste, dass sie schnell an so etwas, wie Selbstmord dacht, seit sie von meinen Narben wusste, natürlich hatte ich schon mal mit dem Gedanken gespielt, mich um zu bringen. Ich glaube aber, ich könnte mich zu so etwas einfach nicht überwinden. Im Moment musste sie davon allerdings nichts wissen, denn ihr fassungsloser Blick, und die Angst die darin lag, waren gerade einfach nur die reinste Genugtuung für mich!

„Taka…Taka. Bitte! Ich bitte dich. Tu dir nichts an. Glaub mir doch es ist besser so für dich… Es wird dir besser gehen. Dein Vater hat recht Taka, wenn er sagt, das das ganze Mobbing, das Alles hier mit deinem Aussehen zu tun hat und du weißt das auch… du kannst mir nicht erzählen, dass es an etwas anderem liegt.“, zum Ende hin wurde sie immer Lauter und sie schien wirklich überzeugt von dem, was sie da von sich gab. Und es stimmte ja wirklich, es lag eigentlich Alles nur an meinem Styling. Trotzdem! Ich würde daran niemals etwas ändern, denn wie gesagt, so war ich nun mal und so wollte ich sein. Niemand, nicht einmal meine Eltern können daran etwas ändern…

Ich drehte mich einfach weg, hatte keine Lust mehr, sie ansehen zu müssen. In diesem Moment war ich wirklich einfach nur enttäuscht. Enttäuscht und Wütend. Hätte nicht wenigstens sie hinter mir stehen können? Dass mein Vater mein Aussehen nicht mochte, wusste ich nur zu gut. Aber meine Mutter, die hatte das eigentlich nie wirklich gestört.

Ich hasse es. Ich hasse sie alle. Keiner von ihnen verteidigte mich, keiner stand auch nur ansatzweise mal auf meiner Seite. Sie versuchten entweder mich „gerade zu biegen“, wie sie es für richtig hielten, mich vor allen bloß zu stellen oder mich zu verraten. Wem konnte ich auf dieser beschissenen Welt eigentlich noch vertrauen?

Ich rammte, die ohne hin schon ziemlich in Mitleidenschaft gezogene Tür ins Schloss und warf mich aufs Bett, unfähig, nach der eben stattgefundenen Auseinandersetzung, mich zu bewegen und wünschte mir einfach nur noch, heute Morgen niemals aufgestanden zu sein…

Ich wachte, dieses Mal nicht wie üblich von einer hysterisch schreienden Mutter an meiner Tür auf, die mich wirklich jeden morgen aufs Neue „extrem“ liebevoll darauf hinwies, dass ich mich für die Schule fertig machen müsse, sondern von der knallenden Haustür, die mir signalisierte, dass meine Vater das Haus verlassen hatte, um sich zu seiner Arbeit zu begeben. Völlig übermüdet rollte ich mich herum, um einen Blick auf die kleine Uhr auf meinem Nachttisch werfen zu können. 7 Uhr morgens…

In einer Halben stunde müsste ich komplett fertig in der U-Bahn sitzen, auf dem Weg zur Schule, doch als mir wieder in den Sinn kam, was Gestern geschehen war, war diese Information in die „Ist mir doch scheiß egal“ Schublade gerutscht und ich schleppte mich mühselig ins Bad.

Mit energischen Handbewegungen putze ich mir die Zähne und zwänge mich rasch in meine Schuluniform. Etwas verwirrt wende ich mich nun den wenigen Utensilien zu, die mir noch übrig geblieben waren und nahm missmutig den Kamm in die Hand und kämmte meine Haare, wie ich es sonst auch immer tat, doch heute würden sie einfach nur langweilig herunter hängen, denn ich hatte nicht einmal etwas Haarspray, um ein bisschen improvisieren zu können.

Ein kurzer Blick in den Spiegel und ich war mir meinen Nerven am Ende. Irgendwie sah ich total krank aus. Die schlaffen Haare, meine blassen Augen, die sonst immer so fein säuberlich schwarz umrandet waren, ich fühlte mich schrecklich. Und das war es dann auch mit dem Zeitdruck, denn so würde ich mich garantiert nicht in der Schule blicken lasse. Zwar verließ ich pünktlich das Haus und mein Weg führte mich auch zum Bahnhof, doch ich stieg in die Bahn ein, die in die Stadt fuhr und nicht zur Schule. Wäre ja noch schöner, wenn ich mir das einfach so von meinen Eltern gefallen lasse. Verdammt noch mal, ich bin fast volljährig und hab echt kein Bock mehr darauf, immer nach ihrer Pfeife tanzen zu müssen.

Erst einmal musste mein Bestand wieder aufgefüllt werden. Das bedeutet: Neuer Kajal, Liedschatten, Haarspray oder Wachs, ein Glätteisen und mein Parfum hätte ich natürlich auch gerne wieder. Meine Begeisterung, darüber, dass ich bald wieder in gewohnten Bahnen leben konnte, wurde allerdings ziemlich schnell ausgebremst, als ich in die fast gähnende Leere meines Portmonees schaute. Knapp 800 Yen befanden sich noch darin. Das würde knapp werden, verdammt knapp. Als ich also aus der Bahn stolperte, steuerte ich zuerst eine Bank an und kam auch ziemlich schnell an die Reihe. Als ich jedoch meine Karte, in das nette Geld spuckende Maschinchen gesteckt hatte, bekam ich auch so gleich die Meldung des Tages: „Karte gesperrt“. Gut damit hätte ich eigentlich rechnen müssen, aber nun war ich doch etwas verzweifelt. 800 Yen reichen Hinten und Vorne nicht. Okay also Notfallplan: Nur das wichtigste Kaufen.

Ich gehe also in das nächstbeste Drogerie Geschäft und stehle mich, hoffentlich ungesehen, zu den Kosmetik Artikeln. Ein Kajal war mit das wichtigste, denn als mir wieder mein blasser Gesichtsausdruck in den Sinn kam, der mich heute Morgen so liebevoll angelächelt hatte, wurde mir schon wieder ganz schlecht. Der und etwas Liedschatten zusammen kosteten um die 500 Yen, ein Haarspray für 200 Yen kam noch dazu, zwar nur eine sehr kleine Packung, doch für den Anfang sollte es reichen.

Etwas besser gelaunt verließ ich den Laden und gönnte mir an einem kleinen Getränkeautomaten für mein letztes Geld noch ein kühles Getränk. Ich sehne mich wirklich danach, endlich die Schule hinter mir zu lassen und aus dieser Stadt verschwinden zu können. Immerhin gab es nichts, was mich hier hielt. Im Gegenteil… Vielleicht sollte ich einfach abhauen. Ist wahrscheinlich mal wieder etwas übertrieben, aber meine Eltern könnte sich ruhig etwas Sorgen machen. Nur wohin? Ich hatte ja niemanden, zu dem ich mich zurück ziehen könnte, manchmal war es schon blöd ein Einzelgänger zu sein.

Seufzend ließ ich mich an den Pfeiler einer Brücke sinken, die über den Kanal führte, der die Stadt teilte. Es war bereits gegen Mittag, doch die Schule war noch nicht zu Ende und somit konnte ich mich auch noch nicht zu Hause blicken lassen. Meine Eltern würden mir den Kopf abreißen, wenn heraus kam, dass ich wieder geschwänzt hatte. Man Taka, was hast du dir da nur wieder eingebrockt? Es war wie eine verfluchte Kettenreaktion, aus der es kein Entrinnen gab und irgendwie hatte ich das Gefühl, das alles darauf zu steuerte mich in den Wahnsinn zu treiben.

Ich leerte meine Flasche mit einem letzten tiefen Zug und ließ sie einfach neben dem Pfeiler stehen und richtete mich langsam auf. Ich konnte jetzt nach Hause, doch nur recht wiederwillig steuerte ich in Richtung Bahnhof und noch widerwilliger zwängte ich mich, in die um diese Zeit immer überfüllte Bahn. Mit meiner kleinen Tüte in der Hand, in der sich meine neuen Schätze befanden schloss ich leise die Tür auf, denn erst einmal musste ich sehr vorsichtig sein, damit meine Eltern, mein neues Zeug nicht schon wieder in die Finger bekamen, dann währe ich nämlich endgültig am Ende.

Ich stieß mit dem Ellenbogen die Tür auf und eine Welle, gemischt aus Beschimpfungen und Geschrei stieß mir schon entgegen, als hätte sie nur darauf gewartet, dass ich Heim kam.

„…ich sag`s dir Natsuki, langsam müssen wir echt mal härter durchgreifen, wenn er wieder zur Vernunft kommen soll. Er macht was er will, wann er es will.“, schrie mein Vater und meine Mutter keifte sofort zurück:“ Was heißt denn hier härter durchgreifen! Ich finde du übertreibst langsam, nur weil er einmal nicht in die Schule gegangen ist! “

„Ja jetzt ist es nur ein Mal gewesen, aber glaubst du ernsthaft, dass er Morgen freiwillig hingeht? Erinnerst du dich nicht mehr daran, wie seine Leistungen abgerutscht sind, nachdem er damals länger nicht mehr in die Schule gegangen ist, wegen dieser Mobbing Sache? Das darf sich nicht wiederholen. Dafür werde ich persönlich sorgen!“

„Jetzt mach aber mal halblang, ich kenne ihn! Er weiß selber, dass er nicht allzu oft fehlen darf!“, ihre Stimme wurde wieder leiser und sie schien sich langsam zu beruhigen.

„Ich glaube, dass er das manchmal ganz gerne vergisst und deshalb fahre ich ihn jetzt morgens lieber zu Schule. Ich will nicht noch einmal einen Anruf von seiner Lehrerin bekommen müssen! Kannst du dich immer hin damit abfinden?“, auch mein Vater hatte sich wieder einigermaßen im Zaum, doch dafür brodelte nun in mir wieder einmal die Wut auf. Hatte meine Lehrerin mich doch tatsächlich bei meinen Eltern verpetzt, na toll und jetzt wollen sie mich doch tatsächlich behandeln wie ein kleines Kind, das nicht selber weiß was gut und was schlecht für sich ist. Außerdem, würde mein Vater mich garantiert nicht wieder mit meinem Styling durchkommen lassen und jeden Tag darauf achten, dass ich auch ja „Normal“ genug war. Na schönen Dank auch. Ich hätte einfach in der Stadt bleiben und auf einer Bank schlafen sollen. Anscheinend wurde, auf Grund mangelnder Schulbildung ja eh nichts mehr aus mir, als konnte ich doch gleich in meinen zukünftigen Alltag als Obdachloser übergehen.

Mit geballten Fäusten, doch recht leisen Schrittes, damit sie mich ja nicht bemerkten, schlich ich die Treppe hinauf und verschanzte mich wieder einmal in meinem Zimmer. Der Tag war für mich gelaufen…

Am nächsten Morgen riss mein Vater doch tatsächlich ohne Vorwarnung die Tür auf und zog mir die Decke weg mit den Worten :“ In einer halben Stunde bist du unter und fertig für die Schule…“, seine Stimme klang ungewöhnlich monoton, doch man konnte trotzdem noch etwas Wut heraus hören.

Ich rappelte mich also auf, denn ohne Decke hatte es eh keinen Sinn mehr, einfach weiter zu schlafen. In Rekordgeschwindigkeit schlüpfte ich in meine Uniform, damit ich auch ja noch genug Zeit zum Stylen hatte, denn ohne wenigsten ein bisschen Make-up würde ich garantiert nicht noch mal aus dem Haus trauen. Das Ergebnis war aber wirklich mehr schlecht als recht, zwar waren meine Augen perfekt, doch das Haarspray hielt nicht mal annähernd meine Zotteln im Zaum und so war ich gezwungen, nicht wirklich besser aussehend als Gestern, in das Auto meines Vaters zu steigen.

Mit jeder Minute, die verstrich wurde ich nervöser, denn es war noch nie, wirklich nicht ein einziges Mal vorgekommen, dass ich nicht perfekt gestylt zur Schule gekommen war. Und jetzt? Ich und fühlte mich dementsprechend unwohl in meiner Haut, als mein Vater vor meiner Schule hielt und mich ohne Verabschiedung aus dem Auto schmiss. Zögernd schritt ich auf die Eingangstür zu, denn es war mit sichtlich egal, ob ich nun Opfer von fiesen Attacken wurde, ich hatte ja eh nichts mehr zu verlieren…

Trotzdem verhielt ich mich mehr als nur vorsichtig und versuchte ja nicht aufzufallen. Niemand sollte mich so sehen. Ich wollte das einfach nicht. Langsam schlich ich mich in Richtung Klassenzimmer, doch bevor ich die Türklinke auch nur berühren konnte, wurde ich unsanft am Kragen gepackt und in die nächstbeste Ecke gezerrt. Geschockt starrte ich auf den Boden und hoffte nur, dass sie mein Gesicht verschonen würden, an meinem Aussehen lag mir nämlich wirklich eine ganze Menge. Doch als nicht wie erwartet Schläge auf mich ein donnerten, wagte ich schließlich den Blick nach oben.

Ein auf seiner Unterlippe kauender Aoi sah mich nachdenklich an und musterte mich von Oben bis Unten. Sofort wurde ich nervöser. Verdammt es machte mir wirklich eine Menge aus, wenn mich jemand so ganz ohne Styling sah, auch wenn es eine Person ist, die ich nicht wirklich mochte. „Ist doch nur Aoi!“, versuchte ich mich zu beruhigen und blickte wie ein verängstigtes, nervöses Kind wieder in Aois Gesicht, der mittlerweile das malträtieren seiner Unterlippe aufgegeben hatte und sich nun zittrig eine Haarsträhne aus dem Gesicht wischte.

„Taka, es tut mir wirklich leid, bitte sei mir doch deswegen jetzt nicht so böse…“, bei seinen Worten viel mir schlagartig wieder ein, dass ich ihn ja eigentlich zu ignorieren hatte und so schob ich mich ohne ein weiteres Wort an dem sichtlich angespannten Aoi vorbei, der mich nur flehend dabei beäugte. Ja manchmal konnte ich mich echt wie eine kleine Diva verhalten, doch er hatte sich meine eisigen Blicke selber zuzuschreiben. Vielleicht würde ich ihm irgendwann verzeihen, denn irgendwie tat er mir ja schon leid, wie er mir jetzt enttäuscht nachging und sich leise hinter mir in die Klasse schob. Ich machte mich schon mal auf eine fiese Attacke meiner geliebten Mitschüler bereit, doch alles was ich bekam waren stumme, zum Teil aber auch verwunderte Blicke. Misstrauisch setzte ich mich auf meinen gewohnten Platz und wartete auf irgendeine Reaktion meiner Mitschüler, doch es blieb still. Verwirrt blickte ich mich um, drehte mich allerdings schnellstmöglich wieder nach Vorne, als ich wieder Aois schmollendes Gesicht sah. Man dieser Typ konnte einen fertig machen, jetzt drückt er mir doch ein schlechtes Gewissen auf, aber ich durfte auch nicht so einfach nach geben.

Die Stunden zogen sich langsam dahin und nach jeder vergangenen Minute, in der ich nicht beworfen, geschlagen oder sonst auf irgendeine Art und Weis gepeinigt wurde, wurde ich immer verwirrter. Hatten die Drohungen der Lehrerin tatsächlich geholfen und ich wurde ab jetzt verschont? Irgendwie unglaubwürdig. Ich meine so einfach…? Von einen Tag auf den anderen...? Das war doch seltsam oder etwa nicht? Nachdem es das letzte Mal geklingelt hatte und ich, genau so schleichend, wie ich hereingekommen war, das Schulgebäude wieder verließ, wohl gemerkt wieder durch die Eingangstür, machte ich mich auf den Weg in Richtung U-Bahn Station. Gerade als ich um die erste Ecke bog und die Schule aus meinem Blickfeld verschwand, wurde ich zum zweiten Mal an diesem Tag unsanft am Kragen gepackt und mit geschliffen. Wieder erwartete ich einen Schlag und dieser blieb tatsächlich nicht aus, denn eine Faust grub sich ruckartig in meinen Magen. Ich hielt mir mit der einen Hand den Magen, während meine andere an den Zaun hinter mir gepinnt wurde. Keuchend und nach Luft ringend blickte ich auf, geradewegs in die stoppligen Gesichter, der netten Halbgorilla aus meiner Klasse. Und ich war gerade bereit gewesen dem Frieden eine Chance zu geben…

„Und kleiner Taka-“, säuselte einer der Gorilla ganz nah an meinem Ohr und kratzte dabei leicht mit seinen Bartstoppeln über meine Wange:“- hattest du einen schönen Tag?“ Er war nun ganz nah vor meinem Gesicht und ich hätte schwören können, dass unsere Nasen sich kurz berührt hatten. Vergeblich versuchte ich mich weiter in den Zaun zu drücken, um ihm nicht so unglaublich Nah sein zu müssen.

„Nur weile diese Schlampe uns droht die Bullen zu rufen, wenn wir dich noch weiter in der Schule ärgern, heißt das doch nicht gleich, dass wir uns nicht nach der Schule um dich kümmern können. Wir wollen dich ja nicht vernachlässigen.“ Er sprach immer noch gedämpft mit einem gekünstelt süßlichem Tonfall und ab und zu spürte ich vereinzelte Spuke-Tropfen auf meine Wangen prasseln. Angewidert drehte ich den Kopf zur Seite. Eine raue Hand an meinem Kinn, drängte mich ihn wieder ansehen zu müssen.

„Sieh mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede.“, er klang nun aggressiver und ich kniff angestrengt die Augen zusammen, um einer erneuten Spuke-Fontäne aus zu weichen. „Ich hab gesagt du sollst mich ansehen!“, ich spürte erneut eine Faust in meinem Magen und etwas Hartes gegen mein Schienbein schlagen. Krümmend sah ich den leicht verschwommenen Boden vor meinen feuchten Augen und drückte erneut mit meinem freien Arm auf meinen Magen. Stumm ließ ich die Prozedur über mich ergehen und sank letztendlich keuchend zu Boden.

„… und wenn du uns noch einmal, bei wem auch immer verpfeifst, dann wird es nicht bei Schlägen bleiben.“, mit einem letzten Tritt in meine Seite als Abschied, ließen sie mich schwer atmend zurück und rannten die Straße hinunter. Scheiße Taka was machst du nur…

Ich ließ meinen Kopf gegen den Zaun hinter mir sinken und rieb langsam über meinen schmerzenden Bauch… Verdammt ich hatte Angst, Angst vor dem, was kommen würde…

Erwünschte oder unerwünschte Besucher

Erwünschte oder unerwünschte Besucher
 

Wahrscheinlich waren es nur einige Minuten gewesen, in denen ich regungslos da saß, mit dem Rücken gegen die raue Mauer hinter mir gelehnt, den Kopf im Nacken und ein leises Schnauben von mir gebend, doch es kam mir vor wie eine Ewigkeit in der mein schmerzhaft pochendes Schienbein, mein Magen und mein Kopf mich fast um den Verstand brachten, ich nur mit stummen Gesichtsausdruck da saß und an Nichts dachte. Da war einfach nur Leere, keine Panik, keine Wut, keine Hysterie. Da war nur Leere und das stille Rauschen der Autos, die in der Nebenstraße entlang fuhren. Ein Wunder, das ich das Atmen nicht einfach vergaß, wie das Denken und endlich von dieser Welt verschwinden konnte. Doch so gütig war das Leben nicht zu mir, denn ich war keines Wegs tot, noch dem Tode nahe. Dafür spürte ich den Schmerz viel zu deutlich. Ächzend versuchte ich meinen linken Arm zu heben, doch der Schock saß noch zu tief, als das ich jetzt einfach aufstehen und weg gehen könnte. So schaffte es mein Arm gerade mal in die Höhe meines angewinkelten Knies, auf dem ich ihn keuchend ablegte. Langsam schien mein Verstand zurück zu kehren und ich startete einen neuen Versuch, dieses Mal versuchte ich allerdings, meinen Oberkörper aufzurichten, was gleich durch einen ziehenden Schmerz in meinem Magen aufgegeben werden musste. Meine Lage schien aussichtslos und was tut man am besten in solch einer Situation, in der man keine Kontrolle über seinen Körper hat? Natürlich, man kommentiert alles mit Kraftausdrücken:“ Scheiße Taka, was machst du nur wieder… So eine verdammte Scheiße.“ Wieder ließ ich meinen Kopf in den Nacken fallen und starrte einfach stur in den Himmel, während die Luft immer noch stoß artig meine Lunge verließ.

„Ta…Takanori?“, fragte eine stockende Stimme zu meiner Rechten, welche ich zuerst nicht richtig ein zu ordnen wusste, da sie merkwürdig hoch verzerrt schien. Ich rührte mich nicht, denn mich nun zu bewegen würde nur erneut zu Schmerzen führen. Also blieb ich stumm sitzen, mit dem Kopf im Nacken, die Augen leicht geschlossen, als die Stimme sich nun etwas gefestigter wieder zu Wort meldete:“Takanori, ist alles okay?“

Ich drehte nun doch zögerlich den Kopf zur Seite und blinzelte gegen das Licht an, welches aus der Nebenstraße direkt in meine Augen drang. Die Stimme kam mir bekannt vor und meine Vermutung bestätigte sich auch sogleich, denn tatsächlich blickte ich in Aois Gesicht, auf dessen Stirn sich eine tiefe Falte gebildet hatte. Er sah mit einer Mischung aus Verwirrtheit und Sorge auf mich herab und kniete sich nun neben mich. „Jah…“, keuchte ich und musste von dem drückenden Gefühl meines Magens husten. Ich drückte wieder stärker mit meiner Hand auf meine Magengrube, als könnte sie den Schmerz lindern und zischte durch meine aufeinander gepressten Zähne:“Alles bestens…“

Aoi blickte nun noch misstrauischer zu mir herüber und ließ seinen Blick von meinem Gesicht zu meinem Magen schweifen. Er streckte eine Hand aus und drückte mit einigen Fingern auf meine Hand, welche sich immer noch auf meinen Magen presste. „Ahh…verdammt…“, keuchte ich, als er den Druck verstärkte und ich somit einem erneuten Schmerz ausgesetzt wurde. Ich versuchte ihn wütend an zu funkeln, doch Aoi blickte immer noch auf meine Hand.

„Wenn du wieder nur gaffen willst und mich dann bei der Schule verpfeifst, dann verschwinde lieber gleich!“, fuhr ich ihn an und wurde dafür gleich wieder mit einem Hustenanfall bestraft.

„Taka… aber ich wollte doch nicht, dass so etwas passiert… ich wollte dir helfen.“, sprach er leise und blickte sichtlich verunsichert in mein Gesicht. Schön, aber leider hat mir seine verfluchte „Hilfe“ nur noch mehr Ärger eingebracht.

„…kommst hier an und meinst einfach mal mein verdammtes Leben zerstören zu müssen…“, sagte ich und lies demonstrativ meine platten Haare in mein Gesicht fallen, um ihm zu zeigen, was er mir eigentlich angetan hatte.

„Aber…ich wollte doch nicht, das sie dich verprügeln, ich…“

„Das meinte ich doch gar nicht! Von mir aus können die mich dreimal täglich zusammen schlagen, immerhin wäre ich dann immer noch ich selber, und nicht dieser Mitläufer-Verschnitt!“, unterbrach ich ihn. Ich hatte seine dämlichen Entschuldigungen so satt. Wieso und warum er einfach so gegen meinen Willen gehandelt hatte war mir egal. Er war schuld, das zählte für mich im Moment…

Langsam schien er zu begreifen, warum ich eigentlich wütend war und zupfte an einer meiner Haarsträhnen, welche mir immer noch im Gesicht hingen. Sofort riss ich meinen Kopf zur Seite und er zog erschrocken die Hand weg.

„Fass mich nicht an!“, giftete ich mit unterdrücktem keuchen und er schien wirklich verletzt durch meine Worte.

„Taka, es tut mir wirklich leid… ich hab nie gewollt, das sie dir verbieten, die zu stylen oder so was, wie hätte ich denn auch bitte damit rechnen können, dass es dir so wichtig ist… bitte lass mir dir wenigstens jetzt helfen, es ist immerhin meine Schuld.“, er schaute mich geknickt an und versuchte dann einen Arm um mich zu legen, damit er mich mit sich auf die Beine ziehen konnte, doch ich rutscht wieder zur Seite und wich mit letzter Kraft seinen Händen aus.

„Ich hab gesagt du sollst deine Griffel von mir lassen…!“, fuhr ich ihn wieder an. Wäre ja noch schöner, wenn ich mir jetzt ausgerechnet von ihm helfen lasse!

Unschlüssig schaute er mich an und zog seine Hände wieder zurück. „Taka ich kann dich hier doch nicht einfach so sitzen lassen, darf ich dir wenigstens helfen auf zu stehen. Ich merk doch, dass dir alles weh tut!“, seine Stimme klang unsicher und er schien sich nicht ganz sicher zu sein, ob er mich irgendwie überzeugen konnte.

Ich stützte meine Hände neben mir ab und versuchte mich hoch zu drücken, doch sofort merkte ich, wie ein Stich durch meinen gesamten Körper fuhr und ich augenblicklich zurück auf dem Boden sank.

„Na schön…!“, zischte ich, immer noch sichtlich verärgert und fuhr trotzdem ein kleines Stück zurück, als er seine Arme erneut um mich legen wollte.

„Ich tue dir schon nichts Taka…“, sagte er leise, doch ich grummelte darauf nur, denn bei ihm war ich mir nie wirklich sicher, was er tut und was nicht.

Ich spürte, wie er einen Arm um meinen Oberkörper legte und sich mit dem anderen auf dem Boden abstütze, um selber Halt zu finden. Leise zischte er die Luft aus, als er sich mit mir hoch zog und mich schwankend auf meinen Füßen abstellte. Augenblicklich wandte ich mich aus seinem Griff und schwankte etwas, doch ich schaffte es immerhin halbwegs sicher zu stehen.

„Bist du dir sicher, dass…ich dich nicht noch nach Hause bringen soll?“, fragte er und blickte zu Boden. Gut, es tat ihm anscheinend wirklich leid, doch wenn ich sauer war, dann war ich eben sauer und da hilft zu meist auch die beste Entschuldigung nicht!

Er kratzte sich leicht unschlüssig am Hinterkopf und als er immer noch keine Anstalten machte, aus meinem Blickfeld zu verschwinden, tat ich dies eben und lief leicht schwankend die Straße hinunter. Solange ich mich nicht streckte und immer leicht gekrümmt ging, hielten sich die Schmerzen in Bauch sogar einigermaßen in Grenzen. Ich schleppte mich ächzend in die U-Bahn und ließ mich auf einem der, um diese Zeit zu Glück vielen freien Plätzen nieder.

Schlagartig viel all die Verbitterung von mir ab, welche ich in seiner Gegenwart immer empfand und die mich davon abhielt, mit ihm zu reden. Vielleicht hätte ich mich nicht ganz so unfreundlich verhalten sollen, er versucht ja immerhin nur mir zu helfen und seine Fehler wieder gut zu machen, auch wenn er es damit meistens nur noch schlimmer machte… trotzdem er hatte es irgendwie nicht verdient, nachdem er sich als einziger um mich gesorgt hatte, von mir so schlecht behandelt zu werden. Ich ging immer noch gekrümmt den kurzen Weg vom Bahnhof bis zu meinem Haus und wühlte nach meinem Schlüssel. Es war um Glück noch nicht all zu spät und somit würde hoffentlich nur meine Mutter zu Hause sein.

„Taka…?“, vernahm ich schon ihre fragenden Rufe, als ich durch die Tür trat und wenig später lugte sie hinter der Küchentür hervor, kurz bevor sich ein entsetzter Ausdruck auf ihrem Gesicht bildete und sie schnell auf mich zu trat.

„Taka…was ist denn nur passiert mein Baby?“, krächzte sie mit fiepsiger, hoher Stimme und betrachtete mich, mit weit aufgerissenen Augen von Oben bis Unten. Ja jetzt sorgte sie sich auf einmal wieder darum, wie ich mich fühlte. Oder was?

„Nichts…“, sagte ich bissig und wollte mich an ihr vorbei, die Treppe hinauf schieben, als sie mich noch einmal an meinem Arm zurück hielt und leise sprach:“Ich werde einen Arzt kommen lassen…“, dann ließ sie mich los und verließ den Flur mit einem leisen Schluchzen. Manchmal glaube ich, das ich Menschen nicht glücklich machen kann, nur Traurig oder Sauer…

Schleppend krabbelte ich viel mehr die Treppe hinauf, als das ich ging, ließ mich sofort in mein Bett fallen und entspannte meine Muskeln. Jetzt wo ich mich nicht mehr rührte und mich ablenkte, spürte ich wieder ein ganz schwaches ziehen in meinem Magen, dass mit jeder Bewegung schlagartig anstieg und mir einen Stich versetzte. So lag ich einfach nur da und wartete ab, was passieren würde…

Eine meiner unteren Rippen war gebrochen und mein Schienbein geprellt, doch ansonsten waren es nur einige blaue Flecke, die mich nun um meinen wohl verdienten Schlaf brachten, wie der extra hierfür vorbei gekommene Arzt fachmännisch analysiert hatte. Auf jede Regung von mir folgte ein Schmerz, auf den sich unwillkürlich mein Körper zusammen zog und erneutes Stechen in meiner Magengegend mit sich brachte. Es war ein Teufelskreis…

Eigentlich war es eh egal, ob ich schlief oder nicht, denn ich hatte die nächsten paar Tage strenge Bettruhe, damit meine Rippe wieder ganz wurde und ich schnellst möglich wieder meinen heiß geliebten Alltag aufnehmen konnte…

Blinzelnd blickte ich der Sonne entgegen, welche provokant direkt in meine noch müden Augen schien und bracht mich dazu, mich herum zu drehen. Miese Idee Taka…

Jammernd hielt ich mir den Magen und wälzte mich wieder auf den Rücken. Ich schielte zu der kleinen Uhr auf meinem Nachttisch hinüber und musste geschockt feststellen, dass es bereits gegen 14 Uhr war, ich hatte den halben Tag verpennt, kein Wunder, wenn man abends nicht schlafen kann… Ich beschloss erst einmal ausgiebig ein Bad zu nehmen, denn mein Arzt hatte mir zu der Bettruhe und Schmerzmitteln auch noch Wärme empfohlen, um es ein bisschen erträglicher für mich zu machen. So schleppte ich mich ins Bad und warf mich wenig später ins warme Wasser. Es fühlte sich gut an und tatsächlich spürte ich, wie der Druck sich löste und ich entspannt aufatmen konnte. Einen Moment schloss ich die Augen, also ich plötzlich ein leises Klopfen an meiner Tür hörte.

„Mhm…“,machte ich und meine Mutter sprach leise :“Taka… da ist ein Junge an der Tür, er sagt er bringt dir Hausaufgaben… soll ich ihn rein lassen?“, seit gestern redete meine Mutter nur das nötigste mit mir, aber nicht etwas weil sie wütend war, nein es schien eher als wenn sie Angst hätte etwas falsches zu sagen. Nervös richtete ich mich wieder auf in der Wanne und schaute überlegend zur Tür hinüber.

„Ähm wie sieht er denn aus…?“, fragte ich nun etwas zögerlich, allerdings noch unschlüssig, ob ich lieber Angst haben sollte oder mich freuen, das einer aus der Schule anscheinend an mich gedacht hatte.

„Er sagt sein Name ist Shiroyama und er hat längere schwarze Haare…“, sie sprach nun etwas lauter, doch immer noch zögerlich. Mit meiner Ruhe war es nun allerdings vorbei und ich wollte am liebsten einfach wieder in meiner Badewanne untertauchen und nie wieder heraus kommen. „Verdammt das ist Aoi…“, flüsterte ich so leise, dass meine Mutter es nicht hören konnte und sagte etwas lauter:“Es ist gerade etwas ungünstig ich wollte jetzt eigentlich baden…kann er dir nicht einfach die Sachen geben…?“

„Okay…“, hörte ich sie nur noch leise sagen, bevor sie die Treppe wieder hinunter ging um Aoi weg zu schicken. Tatsächlich fühlte ich mich deswegen irgendwie… mies. Er scheint sich wirklich bei mir entschuldigen zu wollen und ich bin zu feige, um mit ihm zu reden… Das hatte selbst er nicht verdient… aber so bin ich nun mal. Gehe jeder Schwierigkeit aus dem Weg und versuche, das Leben immer so leicht wie möglich zu halten – soweit MIR das eben möglich ist…

Seufzend sank ich wieder tiefer und schloss die Augen, doch mit Entspannung wurde das wohl heute nichts mehr und so ließ ich mir wenig später die Zettel, die Aoi mir gebracht hatte, von meiner Mutter geben. Wälzte mich mit ihnen aufs Bett und las, doch wirklich konzentrieren konnte ich mich nicht.

„Taka!“, hörte ich plötzlich die Stimme meines Vaters auf dem Flur. Gestern hatte ich ihn nicht mehr gesehen und ich wusste auch wirklich nicht, wie ich mit dieser Situation jetzt um gehen sollte. Er öffnete leise die Tür und trat zu mir ans Bett, wirklich wütend sah er nicht aus, sein Gesicht war eher ausdruckslos und schaute auf die Zettel in meiner Hand.

„Taka wir müssten mal reden! Du weißt doch selber, das das so nicht weiter gehen kann und ich finde wir müssen einen Kompromiss schließen, damit wir alle zufrieden sein können…“

Etwas verwirrt blickte ich zu ihm auf, nicht ganz schlüssig, wie ich auf seine Aussage reagieren sollte. „Du merkst doch auch, dass du in der Schule schlecht behandelt wirst, und wir fühlen uns ebenfalls nicht wohl mit der derzeitige Situation, deine Mutter redet ja auch kaum noch mit mir und wenn doch, ist sie immer gleich auf Streit aus und wir müssen da jetzt einfach mal etwas dran ändern…“, irgendwie hatte ich schon wieder ein ganz schlechtes Gefühl bei seinen Worten, doch ich wollte mich zusammen reißen, nicht gleich wie ein kleines Kind anfangen zu schreien und ihm Sachlich entgegentreten, sonst würde ich ja selber nie an mein Ziel kommen.

„Taka, wir sind langsam wirklich ratlos, was wir mit dir machen sollen, wir versuchen dir zu helfen, aber du blockst einfach ab und stellst dich uns entgegen, anstatt unsere Hilfe an zu nehmen.“, ich seufzte schwer, als ich langsam merkte auf was dieses „Gespräch“ wieder hinaus laufen würde und richtete mich etwas auf, um ihm gegenüber nicht ganz so klein zu wirken.

„Deine Mutter und ich haben immer akzeptiert, wie du dich kleidest oder schminkst…“, er warf mir kurz einen finsteren Blick zu:“-aber ich kann über die letzten Vorfälle einfach nicht mehr hinweg sehen, wenn du deswegen sogar verletzt wirst und unfähig bist in die Schule zu gehen. Taka ich bitte dich jetzt einfach darum, ich weiß ja, dass du dir neues Weiberzeugs gekauft hast, gib es mir einfach…“, er sah nun ernst drein und ich merkte, dass seine Bitte eher als Aufforderung gemeint war.

„Ich wurde nicht deswegen gestern zusammen geschlagen, wenn du das glaubst. Nein falls du dich erinnerst, gestern hab ich fast komplett blank gezogen, wegen dir und deiner Aktion, mir alles weg zu nehmen. Weißt du eigentlich, wie sich das anfühlt? Das bin nun einmal nicht ich! Ich habe es Mutter schon einmal gesagt und ich werde es auch immer wieder sagen, bis ihr es endlich kapiert. Ich will nicht sein wie jeder andere, will nicht so rum laufen, wie jeder andere, ich will verdammt noch mal ICH sein.“, ich sprach nicht einmal in einem provozierenden Ton, doch ich konnte deutlich merken, wie er sich zusehends anspannte und nun doch die Augenbrauen leicht zusammen zog.

„Und warum haben sie dich dann geschlagen?“, fragte er grimmig, meine letzte Aussage ignorierend. „Weil bei den Lehrern durchgesickert ist, dass die mich mobben und sie deshalb einem wohl nicht allzu netten Gespräch mit meiner Lehrerin unterziehen mussten.“, ich wurde wieder ruhiger, weil ich ihn nun noch etwas besänftigen wollte, doch er verließ nur schnaubend den Raum, mit den Worten:“ Wir müssten trotzdem etwas ändern.“

Völlig entnervt, aber doch froh, dass er mir anscheinend vorerst meine neuen Sachen ließ, verbrachte ich den restlichen Tag damit, einige der Aufgaben auf den Zetteln zu lösen, da ich allerdings eigentlich ein recht guter Schüler bin, war dies nicht wirklich eine Herausforderung für mich.

Nächster Tag - gleiches Spiel. Irgendwie war mir dieses ganze „ 'rum liegen und nichts tun“ zu wieder und ich beschloss somit etwas mein Zimmer auf zu räumen. In meiner Verfassung eine echte Herausforderung und so brauchte ich doch recht lange, den Boden von den vielen Klamotten zu befreien, die ich abends einfach irgendwo in meinem Zimmer auszog und sie auch genau an dieser Stelle liegen ließ. Ich bückte mich gerade nach einem Pulli, der meinte sich unter meinem Bett verkriechen zu müssen, als die Tür zu meinem Zimmer geöffnet wurde…

„Taka…“

Blitzartig richtete ich mich auf und fuhr herum; als ich die Stimme erkannte. Aoi stand verloren in Türrahmen und blickte hektisch in meinem Zimmer umher. Ich wich einen Schritt zurück, als er sich langsam durch die Tür schob und kurz darauf wieder stehen blieb. Er kratzte sich am Hinterkopf und zerrte seine Umhänge Tasche hervor.

„Ähm…also ich hab hier ein paar Hausaufgaben für dich und vielleicht kann ich dir ja noch erzählen, was wir heute so gemacht haben…“, zum Ende hin wurde er immer leiser und lächelte nun schüchtern, den Blick auf seine Hände gerichtet, welche nun die Tasche langsam öffneten und sie durchwühlten. Ich stand währenddessen nur stumm an die Wand gedrückt, nicht wissen, was ich nun am besten tun sollte, also beließ ich es dabei, ihn mit großen Augen an zu glotzen, wie er nun einige Zettel aus seiner Tasche zog und sie mir entgegen schreckte. Wie ein scheues Tier, das man versucht mit etwas Futter zu locken, bewegte ich mich langsam auf ihn zu und riss ihm die Zettel aus der Hand.

„Also…danke“, murmelte ich leise und setzte mich auf mein Bett.

„Wie geht es dir denn?“, fragte der immer noch ratlos im Raum stehende Aoi und kaute wieder auf seiner Unterlippe, was er anscheinend öfters tat, wenn er nervös war.

„Ja…eigentlich ganz gut, hab zwar noch Schmerzen, wenn ich mich zu schnell bewege, aber es geht…“, so recht wollte ich irgendwie nicht mit der Sprache heraus rücken und so blickte ich einfach nur zu Boden. Es war unangenehm. Das Schweigen, die Stille, Aoi, der einfach so herum stand und auf und ab wippte.

„Setz dich doch bitte…“, sagte ich gedrückt, als ich sein Gehampel nicht mehr aus hielt und deutete auf den Schreibtischstuhl, in einer Ecke. Er setzte sich und sah ebenfalls zu Boden. Toll… wo war auf einmal der neugierige Aoi hin, der mich immer mit seinen Fragen löcherte und warum war da jetzt nur diese peinliche Stille zwischen uns?

„Taka… es tut mir wirklich leid, ich wollte doch nicht, das die dich schlagen, nur weil ich unserer Lehrerin davon erzählt habe. Verdammt ich wollte doch nur, dass die dich in Ruhe lassen. Irgendwie hab ich alles nur noch schlimmer gemacht… kann ich nicht irgendwas tun, damit du mich nicht komplett hasst…?“, seine letzte Frage war so leise gewesen, das ich mir nicht mal sicher war, ob ich ihn wirklich richtig verstanden hatte.

„Ich weiß doch, das du mir helfen wolltest… und jetzt kann ich eh nichts mehr daran ändern… also scheiß drauf. Mach dir doch wegen mir nicht so einen Kopf.“, rasch blickte er auf und ein seltsamer Ausdruck bildete sich auf seinem Gesicht. Irgendwie wirkte er traurig…

„Das…kann mir aber nicht einfach so egal sein... ich muss was daran ändern, sonst erdrücken mich diese Schuldgefühle noch und jetzt sag nicht, dass ich keine haben muss. Verdammt noch mal ich fühle mich schuldig, ich habe unüberlegt gehandelt und jetzt muss ich die ganze Sache irgendwie wieder gerade biegen.“, er wirkte so verloren, zusammengekauert auf meinem leise knarzenden Schreibtischstuhl, mit bedrückten Gesichtsausdruck.

„Du kennst mich doch erst seit ein paar Tagen, jetzt mach dich mal nicht verrückt und es reicht mir auch schon, wenn du mir die Hausaufgaben bringst, wirklich…“, irgendwie musste ich ihn beruhigen. Er schien sich ja wirklich Vorwürfe zu machen… und ihn so zu sehen, er sah aus wie ein getretener Hund, der sich in eine Ecke verkrochen hatte, aus der er nie mehr raus kommen wollte, doch wie konnte ich ihn trösten, ohne ihn näher an mich heran zu lassen. Ich komme damit einfach nicht zurecht, weiß nicht, wie ich mit ihm oder irgendjemand anderem umgehen soll. Ich habe einfach zu wenig Erfahrung im Umgang mit Anderen…

„Taka, ich kenne so gut wie Niemanden hier in der Gegen und ich brauche einfach einen Freund… jetzt wo ich deine Mitschüler kenne, könnte ich mit ihnen keine ehrlich Freundschaft mehr eingehen…verstehst du, deshalb ist es mir wichtig, dass du mich nicht hasst…“

Oh gar nicht gut. Ich starrte nun regelrecht zu Boden und riss meine Augen weit auf.

Verdammt, Panik, das F-Wort…

Erst denken, dann handeln!

Erst denken, dann handeln!
 

"Es ist nicht so, dass ich dich hasse, aber...", ich verstummte und das beklemmende Gefühl in meiner Brust wurde immer stärker, lugte prüfend unter meinem Pony hervor, nur um auf hoffend, abwartende Augen zu treffen, welche mich regelrecht durchbohrten und die ganze Situation nicht gerade angenehmer machten. Ich konnte noch nicht einmal abschätzen, ob ich es ertrage, wenn er mir meine Hausaufgaben bringt und er denkt schon an so etwas wie Freundschaft…
 

"Ähm... wolltest du mir nicht noch erklären, was ihr heute im Unterricht so gemacht habt...", fragte ich vorsichtig und irgendwie schämte ich mich für meine Feigheit. Aber ich konnte seinem Blick einfach nicht mehr stand halten, schaffte es nicht ihn weiter an zu schauen. Er räusperte sich nur und ich wandte meinen Blick schnell wieder ab von ihm, um seine Reaktion auf meinen Ablenkungsversuch nicht ertragen zu müssen. Er stand langsam auf und näherte sich mir. Wieder wich ich etwas zurück und verkrampfte augenblicklich, als er nach den Zetteln in meiner Hand griff und sich dann vor mich auf den Boden setzte.
 

Er richtete seine Augen auf die Zettel, und ließ sie über das Papier zucken. Hin und wieder fixierten sie eine Stelle, nur um dann ihren Weg fort zu setzten. Er wirkte irgendwie etwas unschlüssig, als er auf sah und nun wieder mich mit seinen dunklen Augen traf.
 

„Man… Taka… ich kann mich echt nicht konzentrieren, wenn du mich so anstarrst…“, seine Stimme klang zittrig, nervös und er kniff die Augen leicht zusammen. Rasch drehte ich mich weg und merkte auch schon, wie mein Kopf allmählich warm wurde und ich bestimmt auch die dem entsprechende Gesichtsfarbe annahm. Ich nestelte an meinem T-Shirt herum und bemerkte im Augenwinkel, wie er zögerlich weiter las. Einige Strähnen, die er sich hinter die Ohren gestrichen hatte, damit sie ihn bei lesen nicht störten, rutschten heraus, strichen ganz leicht seine Wangen und blieben vor seinem Mund hängen. Mein Blick folgte ihnen und auch ich blieb ebenso an seinem Mund hängen. Leicht geöffnet und so verdammt... sinnlich? Ich schüttelte den Kopf und starrte stattdessen lieber die Wand hinter Aoi nieder, um meine Gesichtsfarbe wieder einigermaßen zu normalisieren.
 

Taka...reiß dich zusammen. Ich zog ihm schließlich einen der Zettel aus der Hand, um meine Nervosität zu überspielen und las mir selber kurz den Inhalt durch. Englisch...eigentlich kein Problem für mich, doch ich ließ es mir trotzdem noch einmal von Aoi erklären, damit ich ihn endlich Heim schicken konnten. So ackerten wir die Zettel durch und bis auf Aois monotone Stimme, die den Stoff erklärten, schwiegen wir uns lediglich an. Ab und zu nickte ich mal und gab ein:"Mhm.", von mir, doch ich traute mich nicht recht etwas zu ergänzen oder nach zu fragen.
 

"Nun...ich geh dann mal, wenn du willst, bring ich dir Morgen wieder die Hausaufgaben...", sagte Aoi, als wir den letzte Aufgabe beendet hatten. Ich nickte nur kurz und drehte mich von ihm weg, damit sich dieser ohnehin schon unerträgliche Moment nicht noch weiter in die Länge zog. Die Tür schlug zu und ich war wieder alleine im Zimmer... irgendwie beruhigend, all die Anspannung viel von mir ab und allmählich entspannte ich wieder, ließ mich auf die Fensterbank sinken und schaute Aoi hinterher, der gerade das Haus verließ, nach rechts bog und schließlich hinter einer Hecke verschwand. Seufzend ließ ich mich aufs Bett fallen und die Zettel, welche eben noch darauf gelegen hatten, segelten zu Boden. Wenn ich das jetzt jeden Tag aushalten muss, dann weiß ich nicht wie lange meine Nerven das mit machen. Irgendwie war es anders mit Aoi in einem Zimmer zu sein, solch eine Anspannung fühlte ich nie bei meinen Klassenkameraden, mit denen ich durchaus schon einmal gemeinsam an einem Projekt arbeiten musste. Ich habe manchmal das Gefühl, das ich zerspringen würde, wenn Aoi mich ansieht oder anspricht, selbst, wenn ich böse auf ihn war, so schwang doch immer diese Unsicherheit mit, die mich so abweisend machte. Wenn ich jetzt so darüber nach denke, so wollte ich gar nicht, dass er mich in Ruhe lässt, vielleicht sollte ich die „Freunde-Sache“ eine Chance geben, egal wie schwer es mir fällt. Er scheint es ja immerhin ernst zu meinen, wenn er sagt, dass er den Mist, den er verursacht hat, wieder in Ordnung bringt und letztendlich kann man ihn auch nicht wirklich als schuldig bezeichnen. Er ist nun mal etwas...naiv, glaubt, dass ein Gespräch alles verändern kann, aber das kann es nun einmal nicht einfach so… denn bei manchen Menschen helfen noch nicht einmal die richtigen Worte etwas…
 

Schwer fällig drehte ich mich auf die Seite und hielt mir den Kopf. Natürlich… irgendwo war da Angst vor einem weitere Treffen mit ihm, auch wenn er mit mir nur einige Zettel durch geht. Für mich ist es nun einmal schwer, ihn so zu akzeptieren und ihn aus zu halten, weil ich so gut wie keine Erfahrung damit habe. Andererseits, sollte ich froh sein, ihn zu haben, ob ich ihm nun mein Vertrauen schenke oder nicht, denn somit muss ich mir keine Gedanken um die Schule machen…
 

An diesem Morgen wurde ich ausnahmsweise mal nicht von der vorwitzigen Sonne geweckt, welche mich immer gnadenlos um meinen kostbaren Schlaf brachte, der unter anderem auch noch so ziemlich die einzige Beschäftigung war, die mir ein bisschen die Zeit vertrieb, sondern von einem dunklen Grollen, welches sich als Donner herausstellte. Es regnete wie aus Eimern und auf der Straße bildeten sich bereits kleine Rinnsale, welche sich ihren Weg in die Gullys suchten. Ich zweifelte, ob Aoi sich bei diesem Wetter wirklich die Mühe macht extra zu mir zu kommen, doch ich wurde eines besseren belehrt, denn tatsächlich, klingelte er, pünktlich, eine Stunde nach Schulschluss wieder an der Tür. Ich hatte meine Mutter gestern ziemlich zusammen gestaucht, weil sie ihn einfach so hinein gelassen hatte und so kam sie dieses Mal höflich in mein Zimmer und fragte mich, ob sie denn Aoi herein lassen dürfte. Zögerlich bejahte ich dies und wenig später stand ein von Regen durchnässter Aoi in meinem Zimmer. Irgendwie tat er mir ja schon leid. Da kam er den ganzen Weg durch den Regen nur um mir, undankbarer Zicke, die Hausaufgaben zu bringen.
 

Wieder blieb er zuerst unschlüssig im Türrahmen stehen und blickte mich fragen an, als ich ihm mit einer Handbewegung andeutete herein zu kommen. Er ließ sich genau wie gestern auf den leise knarzenden Schreibtischstuhl fallen und begann auch gleich wieder damit in seiner Tasche zu wühlen. Er zog ein Buch hervor, welches allerdings nur schwer als Physik Buch zu identifizieren war, da es, wie es sich nun einmal für ein Schulbuch gehörte, bereits auf zu lösen begann.
 

Anschließen schälte er sich mühselig aus seiner nassen Jacke und hing sie über den Stuhl. Sie war nur eine recht dünne Übergangsjacke und er hatte sie anscheinend nicht einmal zu gemacht, sodass auch sein T-Shirt von Wasser durchnässt war. Es klebte, an seiner ansonsten nackten Haut und sein Körper zeichnete sich unter dem nun mehr oder weniger durchsichtigen Stoff ab. Ich wollte ja wegschauen und ich spürte auch wieder einmal langsam die Hitze in meinen Kopf aufsteigen, doch irgendwie konnte ich mich nicht abwenden. Er bemerkte anscheinend selber jetzt erst den klebenden Stoff und zog ihn am Bauch von seiner Haut ab, nur um ihn wieder darauf klatschen zu lassen. Dann sah er mich an. Irgendwie erinnerte er mich an einen kleinen Jungen, dem etwas Dummes passiert war und diese Vorstellung passte so herrlich gut auf ihn. Ich musste unwillkürlich grinsen, vielleicht, weil ich seinen Gesichtsausdruck wirklich zu komisch fand oder weil ich einfach nur mein Unwohlsein überspielen wollte, doch auch er verzog seine Lippe nun unsicher zu einem Lächeln. Zögerlich stand ich auf und schob mich, natürlich mit gebührlichem Sicherheitsabstand, an ihm vorbei zu meinem Kleiderschrank. Eigentlich war dieser Schrank das heiligste auf Erden und ich erlaubte nicht einmal meiner Mutter darin auf zu räumen, aber einen völlig transparent bekleideten Aoi konnte ich eben so wenig ertragen. Ich zog ein über großes, rot, schwarzes Karo-Hemd heraus, das mir normalerweise, bis knapp über die Knie reichte, damit es auch Aoi passte, denn all meine anderen Sachen währen ihm sicherlich zu klein gewesen. Wortlos hielt ich es ihm hin, den Blick immer noch starr in Richtung Schrank gerichtet. Ebenso Tonlos zog er es mir aus der Hand und drehte den Stuhl so, dass er mir nun mit dem Rücken zu gewandt war und sich das nasse Shirt über den Kopf zog. Ich schielte von der Seite seinen Rücken an, weiße Haut blitze hervor und neben der erneut aufsteigenden Wärme in meinem Kopf, war dort nun auf noch ein Kribbeln, dass sich langsam meine Arme hinauf zog und mich leicht schüttelte. Rasch schloss ich den Kleiderschrank wieder, um den mir unendlich lang vorkommendem Moment zu überbrücken, in dem Aoi das Hemd zu knöpfte und sich mir wieder zu wandte, immer noch mit einem unsicheren Lächeln. Das Hemd war auch ihm noch etwas zu lang und er hätte, bei seiner schlanken Figur, vielleicht sogar zwei Mal hinein gepasst, doch irgendwie stand es ihm. Ich nickte also nur knapp, um meine Meinung zu seinem neuen Outfit kund zu tun und er zog wieder leicht den Stoff und ließ ihn zurück auch seine haut sinken. Anschließend hob er das nasse Shirt von Boden auf. Man konnte es geradezu aus wringen und es lösten sich ab und zu einige Tropfen und fielen zu Boden, welche allerdings sofort von meinem Teppich aufgesogen wurden.

„Du…Ähm…kannst mir das Shirt ruhig geben ich geb' es meiner Mutter zu waschen und dann kannst du es Morgen wieder haben.“, er nickt und reichte mir das triefende Shirt, mit welchem ich kurz darauf das Zimmer verließ.
 

„Mutter, ich häng' hier ein Shirt über das Treppengeländer, könntest du es bitte waschen?“, schrie ich, damit sie es unten in der Küche hören konnte und ging wieder zurück ins Zimmer, ohne eine Antwort ab zu warten. Aoi saß immer noch genau so wie ich ihn zurück gelassen hatte auf dem Stuhl, doch sein Gesichtsausdruck hatte sich verändert. Sein unsicheres Lächeln war einer traurigen Miene gewichen und er sah mich bedrückt an, als ich die Tür hinter mir geschlossen hatte.
 

„Ach Taka… man irgendwie ist das doch echt …verhext. Ich will mich eigentlich bei dir entschuldigen und alles wieder gut mache, doch ich schaff es einfach nicht. Ich bau immer nur noch mehr Mist und mach dir andauernd Probleme.“

„Also meiner Mutter zu sagen, dass sie dein Shirt waschen soll, war jetzt für mich eigentlich nicht so ein Problem.“, sagte ich und versuchte ihn mit einem knappen Lächeln zu überzeugen, da er mir wirklich nicht zur Last gefallen war.
 

„Du weißt schon was ich meine… manchmal bin ich echt ungeschickt und denke einfach nicht nach…tut mir leid, dass ich so ein Idiot bin…“, er schaute bedrückt zur Seite und ich merkte, dass er seine Worte wirklich ernst meinte…
 

„Ja du bist ein Idiot…na und? Du bist einfach ein bisschen Naiv und solltest manchmal wirklich erst denken und dann handeln…, aber ist doch egal, so bist du nun mal Aoi.“, sagte ich und war selbst überrascht, was ich da eben von mir gegeben hatte. Meine Worte waren recht unüberlegt gekommen und ich hatte sie zu meinem eigenen Erstaunen alle ernst gemeint. Auch Aoi blickte mich etwas verwirrt an und lächelte dann wieder leicht.
 

„Man Taka, du bist echt viel zu nett zu mir.“, irgendwie wurde mir warm bei seinen Worten und ich freute mich regelrecht darüber, Merkwürdig…
 

Völlig neben mir stehend, wankte ich zu meinem Bett hinüber und ließ mich darauf fallen, deutet ihn zu mir zu kommen und wieder gingen wir die neuen Zettel durch, die er in der Schule bekommen hatte, doch etwas war anders. Er wirkte viel gelassener als gestern und ohne, dass er es merkte, brachte er auch mich damit etwas zur Beruhigung.

Als ich ihn wieder hinter der Hecke verschwinden sah, war ich irgendwie froh, mich heute nicht hatte langweilen müssen. Auch wenn seine Anwesenheit immer noch eine Tortur war und ich auch noch immer nicht so recht wusste, wie ich mit ihm umgehen und mit ihm reden sollte…
 

Das Wetter änderte sich die nächsten Tage nicht wirklich, nein es verschlimmerte sich eher und die Rinnsale auf den Straßen waren mittlerweile schon zu kleinen Flüssen geworden.

Am Montag konnte ich wieder zur Schule gehen…
 

„Schonen sie sich aber noch etwas, Herr Matsumoto.“, hatte mein Hausarzt gesagt und ich würde mich ja auch schonen, wenn meine kleinen Freunde mir nicht wieder ihre Fäustchen ins den Magen rammten. Doch darüber sollte ich mir jetzt noch keine Gedanken machen, denn ich hatte ja schließlich noch einige Tage, die ich getrost zu Hause verbringen konnte, mit meinem persönlichen Privatlehrer, Professor Aoi…
 

Ganz absurder Gedanke Taka, doch es bracht mich zum Lachen und irgendwie freute ich mich ja auch wieder auf etwas Gesellschaft. Ich hockte mich also an mein Fenster und blickte gebannt auf die Hecke, wartet darauf, das Aois schwarzer Haarschopf hinter ihr auftauchte und sich auf mein Haus zu bewegte.
 

„Taka, ich hab hier das Shirt, das ich waschen sollte.“, meine Mutter schob ihren Kopf durch die Tür und trat kurz darauf in mein Zimmer, Aois weißes T-Shirt in der Hand. Mittlerweile war meine Mutter wieder ganz die alte und sprach auch wieder ganz normal mit mir.
 

„Leg es einfach auf mein Bett. Danke“, ich bedachte sie mit einem leichte Lächeln und auch sie lächelte, als sie sich durch mein Zimmer bewegte und das Shirt ab legte.
 

„Du und Yuu… ihr seid jetzt Freunde Taka? Das freut mich für dich.“, sie lächelte noch breiter, doch ich wusste nicht so recht, wie ich darauf antworten sollte. Auf die Fragen, ob ich mit Aoi befreundet sein wollte, hatte ich weder ihm noch mit selber wirklich eine Antwort gegeben. Also nickte ich einfach, um meine Mutter zufrieden zu stellen und sie kurz darauf tatsächlich mein Zimmer verließ.

Ich widmete mich wieder meiner Stalker Tätigkeit und fixierte wieder stur die Hecke, doch Aoi kam einfach nicht hervor. Vielleicht war ihm das Wetter ja tatsächlich zu stark gewesen. Nachdem sein Shirt gestern quasi unter Wasser stand, konnte ich das auch mehr oder weniger verstehen und trotzdem war ich erstaunlicher Weise im Moment gar nicht froh darüber, mich jetzt mit meiner Langeweile 'rum schlagen zu müssen. Ich schob mich als von Fenster hinüber zu meinem Bett und setzte mich neben das Shirt, das meine Mutter darauf gelegt hatte. Ich streckte die Hand danach aus und fuhr mit den Fingern leicht über den weichen Stoff.
 

Früher oder später musste Aoi ja vorbei kommen, wenn er sein Shirt jemals wieder sehen will. Ich legte es sorgsam auf meinen Schreibtischstuhl und kugelte mich auf dem Bett zusammen. Okay… mir war definitiv langweilig.
 

Etwas lustlos fischte ich also nach meiner Fernbedienung, die natürlich mal wieder nicht da lang, wo ich sie hingelegt hatte, sondern war wieder irgendwo unter mein Bett gerutscht. In einer komischen Verrenkungs-Pose schielte ich unter mein Bett und zog das schwarze Etwas hervor, das schon etwas verstaubt war. Ich schaltete den Fernseher ein und gammelte den Rest des Tages einfach nur in meinem Zimmer herum.
 

Entgegen meiner Erwartungen gestalteten sich die nächsten Tage nicht wirklich anders, denn trotz sich bessernden Wetters, tauchte Aoi und ebenso mein Karo-Hemd nicht hinter der Hecke in meinem Vorgarten auf. Ich war für meine Verhältnisse noch sozial benachteiligter als ohnehin schon. So stopfte ich am Montag Aois Shirt in eine Tüte und machte mich, wieder halbwegs als Taka erkennbar, denn meine Mutter war doch tatsächlich so gütig gewesen, mir mein Glätteisen und meine Schminke wieder zu geben, als mein Vater noch zur Arbeit war, auf den Weg zur Schule. Bis auf die Tatsache, dass meine Äffchen mir wahrscheinlich den Weg von der Schule nach Hause zur Hölle machen würden, schien das Glück mal auf meiner Seite zu sein. Ich schlenderte durch den Haupteingang und benutzte sogar meinen eigenen Spind, es war, als wenn ich meinen ersten Schultag noch einmal erlebte. Nachdem ich meine Bücher im Spind deponiert hatte, machte ich mich mit der Tüte, in der sich Aois Shirt befand auf den Weg in die Klasse, und wehe er hat mein Hemd nicht dabei! Ich vermisse es schon in meinem Schrank.
 

Aoi war wie zu erwarten noch nicht anwesend und so setzte ich mich auf meinen gewohnten Platz. Zum Glück, tat mein Magen kaum noch weh, sondern drückte lediglich ab und zu ein wenig und somit konnte ich mich auch relativ normal, gerade hin setzten.

Es klingelte und als die Lehrerin herein kam, Aoi jedoch immer noch nicht seinen Fuß durch die Tür des Klassenzimmers gesetzt hatte, wunderte ich mich schon ein wenig. Er kam zwar häufiger zu spät, aber immerhin kam er immer während der ersten Stunde. Mir wurden noch einige Zettel gegeben, welche Aoi mir in den letzten Tagen nicht vorbei bringen konnte, da er selber anscheinend schon länger fehlte, wie mir mitgeteilt wurde.
 

„Wer nimmt für Shiroyama die Hausaufgaben mit?“, sie fragte laut in die ganze Runde, doch niemand machte die Anstalten, den Arm zu heben. Wenn er krank geworden war, weil er im strömenden Regen zu mir gekommen war, nur um mir Hausaufgaben zu bringen, dann war das doch mehr oder weniger auch meine Schuld oder?
 

„I…Ich.“, Moment das war gerade MEINE Stimme gewesen oder? Taka bist du jetzt geisteskrank oder was? Dir ist schon bewusst, dass du dann zu ihm nach Hause kommen musst. In ein fremdes Haus, in einer fremden Gegend, die du kaum kennst, mit einem Typen, den du im Grunde auch kaum kennst…oder doch? Keine Ahnung. Kann man das unter „kennen“ verbuchen?
 

Na ganz toll! Manchmal mach ich mir das Leben echt selber schwerer als es eigentlich ist…

Wer die Stille bricht…

Wer die Stille bricht…
 

„Was mache ich hier eigentlich?“, fragte ich mich Kopfschüttelnd, als ich zittrig, mit einigen Zetteln und Aois T-Shirt in der Hand auf einen Wohnblock zu steuerte.

Nur noch eine wenig befahrene Straße trennte mich von der Eingangstür und dann nur noch einige Gänge und Treppen von Aois Wohnungstür.

Oder die seiner Eltern?

Wohnte er nun alleine oder nicht?

Neben der Adresse, welche ich von meiner Lehrerin erhalten hatte stand nur der Name Shiroyama - kein Vornahme, der verriet, wem die Wohnung denn nun genau gehörte. Wie sollte ich mich verhalten, wenn mir jemand völlig fremdes die Tür öffnete.
 

Noch nervöser als Vorher überquerte ich, so langsam es ging und ohne, dass es irgendwie beschränkt aussah, die Straße und ließ meine Augen über die unzähligen Klingeln huschen, bis ich schließlich an einer, die mit einem Namensschildchen von Aois Nachname versehen war, hängenblieb und zittrig die Hand ausstreckte.

Ganz leicht drückte ich auf die Klingel und hätte ich nicht selber ein leises Läuten gehört, wäre ich mir nicht einmal sicher gewesen, ob ich die Klingel wirklich betätigt hatte.

Einige Sekunden vergingen und ich wartete immer noch ungeduldig auf das Surren, welches mir verriet, wann ich die Tür aufstoßen konnte, doch es blieb still.
 

War er letztendlich gar nicht zu Hause und ich machte mich gerade mal wieder unnötig verrückt?

Schon fast erleichtert betätigte ich den Klingelknopf noch einmal, nur um sicher zu gehen, dass Aoi wirklich nicht zu Hause ist und ich guten Gewissens wieder von dannen ziehen konnte, als ich erschrak, die Tür ganz plötzlich zu surren begann und ich mich rasch dagegen warf, um die doch recht schwere Haustür auf zu bekommen.

Meine Erleichterung verflüchtigte sich ebenso schnell wieder, wie sie aufgetaucht war und ich trat durch die Haustür. Im Inneren schlug mir der typische Flur Geruch entgegen und ich machte mich auf den Weg die Treppe hinauf, da Aoi relativ weit Oben, im fünften Stock wohnte.
 

Etwas außer Atem, weil ich die Treppe geradezu hinauf gehechtet war, damit sich mein dämlicher Kopf ja nicht zu umkehren entscheiden konnte, blieb ich sichtlich unschlüssig vor der weißen Tür stehen, auf deren Mitte lediglich ein kleiner Tür-Spion angebracht war.

Zaghaft klopfte ich an und hörte kurz darauf Schritte auf der anderen Seite, der doch recht dünnen Wohnungstür, welche wenig später ein Stückchen aufgemacht wurde.

Er musste der Tür verdammt nah sein, da ich lediglich eines seiner Augen sehen konnte, welches mich etwas zusammengekniffen fixierte.

Ich konnte seinen Gesichtsausdruck kaum deuten, da ich nur die Hälfte seines Gesichtes sah.

War er böse?
 

Ich wich unmerklich ein Stück zurück und betrachtete nun die Kette, welche zwischen Tür und Wand befestigt war und verhinderte, die Tür weiter aufmachen zu können. Mein Blick wanderte weiter nach Unten, er trug bequeme Klamotten, ein schwarzes Shirt mit V-Ausschnitt und eine Jogginghose.
 

„Was willst du?“, ich erschrak. Seine Stimme war so kalt und abweisend, sie passte nicht zu dem sonst so neugierigen Aoi.

Immer noch fixierte er mich mit seinem einen zusammengekniffenen Auge und machte keine Anstalten, die Kette zu lösen und die Tür weiter auf zu machen.
 

„Ähm…also ich dachte…-“, meine Stimme klang, als würde sich gleich versagen, so eingeschüchtert war ich von seinem plötzlichen Stimmungswechsel

„-also du… hast mir ja auch geholfen, als ich nicht in der Schule war und da dachte ich, dass ich dir auch die Hausaufgaben bringen sollte…“, zum Ende hin wurde ich immer leiser, und langsam beschlich mich das Gefühl, das ich auf der Treppe vielleicht doch hätte umkehren sollen.
 

Sein Auge weitete sich ein wenig und er schaute zögerlich auf die Kette zwischen uns, schloss dann die Tür, nur um sie kurz darauf wieder zu öffnen, dieses Mal zwar ohne Kette, allerdings nicht wirklich weiter als zuvor.

Er streckte eine Hand durch den Türspalt und machte mit den Fingern eine fordernde Bewegung. Sein Gesicht war immer noch halb verdeckt und irgendwie beschlich mich langsam ein komisches Gefühl.

Ich machte keine Anstalten, ihm die Zettel zu geben, sondern zog sie instinktiv sogar noch ein Stück weiter zurück.
 

„Gib schon her!“, sagte er immer noch in diesem bedrohlichen Tonfall und streckte die Hand noch ein wenig weiter in meine Richtung.
 

„Aoi…was zum…?“, irgendwie war ich verzweifelt, er war so anders, irgendwas war doch passiert.

Ich zog mich noch weiter zurück, damit er mir nicht die Zettel aus der Hand reißen konnte und mir wohl möglich die Tür vor der Nase zu schlug.

Was stimmte nicht mit ihm? Krank sah er nicht aus - keines Wegs. Warum kam er also nicht zur Schule? Ich beschloss ihn also eben dies zu fragen, auch wenn meine Stimme sich noch immer nicht wirklich beruhigt hatte.
 

„Wieso warst du nicht in der Schule?
 

Schweigen seiner Seits.
 

„Krank scheinst du ja nicht gerade zu sein…“
 

Er zog sich ein Stück zurück.
 

„…bist du irgendwie sauer?“
 

Er verharrte hinter seinem Türspalt, als wüsste er nichts zu antworten und ließ langsam seine ausgestreckte Hand sinken, immer noch böse drein blickend.

Egal was es war, er hatte anscheinend nicht vor es mir zu erzählen, mir, der mit ihm mal eben fröhlich über Selbstverletzung geredet hatte, obwohl ich ihm das genau so wenig erzählen wollte, wie er mir gerade nicht sagen wollte, was los war.
 

Ich beharrte auf den Prinzip: ´Gleiches Recht für alle´ und stemmte mich kurzerhand gegen die Tür, etwas überrumpelt von meine Attacke, ich verbuchte das jetzt einfach mal unter Adrenalinschub, taumelte er nach hinten und es war mir somit ein leichtes, die Tür nun ganz zu öffnen.

Etwas erschrocken war ich ja schon über mich selber und im nächsten Moment rief ich mir wieder in den Sinn, dass ich gerade einfach so in seine Wohnung eingedrungen war.
 

Ich sah zu ihm auf, doch er hatte sich von mir weg gedreht und ich konnte nur ein leises Fluchen seinerseits ausmachen.

Erst jetzt bemerkte ich den weißen Stoffstreifen, der ihm quer über den Rücken ging und auf der einen Seite über Seiner Schulter, auf der anderen unter seinem Arm verschwand.

War das ein Verband…?

Ich schlich langsam um ihn herum, doch er wendete sich immer wieder ab, bis ich einen Satz machte und mit einem Mal vor ihm stand.
 

Sein rechter Arm war eingegipst und wurde von dem weißen Verband, den ich an seinem Rücken gesehen hatte gestützt. Ich schaute zögerlich in sein Gesicht und erschrak. Das Auge welches er hinter der Tür versteckt hatte, war blau, grün angeschwollen.
 

Ohne, dass ich es auch nur annähernd verhindern konnte, platzten die Worte einfach so aus mir heraus:“ Aoi was ist passiert? Hattest du einen Unfall?“
 

Er schaute wieder grimmig drein, schüttelte allerdings nur den Kopf und riss mir anschließend schnell die Zettel aus der Hand. Ich war noch viel zu perplex, um das verhindern zu können und so wanderte kurz darauf auch noch das Shirt zurück in seinen Besitz.
 

„Was dann?“, fragte ich, nach der Schrecksekunde auf seine ruckartigen Bewegungen.
 

„Nichts!“, zischte er, sichtlich angefressen.
 

„Wie Nichts?“, sagte auch ich nun etwas forscher, denn er brachte mich, ohne dass ich es wollte aus der Fassung.
 

„Ja nichts ist passiert.“, sicher, das kann er sonst wem erzählen, aber nicht mir!
 

„Klar, und du hast dir den Arm nur so zum Spaß gebrochen und weil es so schön war gleich noch ein blaues Auge hinterher oder wie?“
 

„Man Taka…das geht dich nichts an!“, sagte er und machte Anstalten, einfach in einen anderen Raum zu verschwinden, was bei dieser kleinen Wohnung, die er anscheinend wirklich alleine bewohnte, etwas schwierig gestaltete. Kurzerhand folgte ich ihm einfach, in eine kleine Küche, in die er geflüchtet war.
 

„Und du meinst, als du unbedingt alles über mein Mobbing erfahren wolltest, das es dich was angegangen hat?“, wäre ja noch schöner, wenn ich mich einfach so von ihm herum schubsen lassen würde!
 

„Das ist was völlig anderes-“, knurrte er und blieb abrupt stehen, drehte sich zu mir um und krallte sich mein Handgelenk „- und wenn du nicht auch so ein Veilchen willst, dann verschwinde jetzt aus meine Wohnung.“, er drückte mich von sich weg und ich taumelte einige Schritte nach Hinten.

Meine Wut hatte sich ganz plötzlich in Angst verwandelt und ich wusste nicht recht, wie ich nun reagieren sollte. Ich hatte bei ihm noch nie dieses Gefühl gehabt, welches ich eigentlich nur allzu gut kannte, denn ich hatte eine solche Angst schon oft genug in der Schule spüren müssen, doch nie bei ihm… hatte er nicht gesagt, dass er will, dass wir Freunde sind?
 

Ich schaute ihn mit großen Augen an und wollte am liebsten so schnell es eben ging aus der Wohnung rennen, doch meine Beine wollten sich einfach nicht rühren. Er musste wohl das Entsetzen in meinen Augen gesehen haben, denn er strich sich nun, laut seufzend über die Stirn.
 

„Taka es tut mir leid, ich wollte dich nicht so angehen…“, er schien es wirklich ernst zu meinen, doch so schnell konnte ich mich nicht fassen und ging einige Schritte zurück, als er an mir vorbei ging, zurück in das Wohnzimmer, aus dem wir gekommen waren und ließ sich auf ein kleines Rotes Sofa sinken.
 

Sein Kopf war in seine gesunde Hand gestützt und irgendwie sah er in diesem Moment ganz… elendig aus.
 

„Aoi…-“, ich hatte mein Stimme wieder gefunden, auch wenn sie bei jedem Wort etwas zitterte und ich es nicht schaffte weiter aus der kleinen Küche heraus zu gehen, als bis zum Türrahmen, um ihn betrachten zu können, während ich mit ihm redete.
 

„-Ich weiß nicht warum aber irgendwie… na ja… was ist los mit dir… bitte… sag es mir doch. Ich mach mir da halt…Sorgen.“, ohne zu wissen warum, machte ich mir tatsächlich Gedanken um ihn, denn wie er da so saß, in sich zusammen gesackt, als hätte er kaum noch Kraft.
 

„Weißt du-“, hauchte er kaum hörbar: „-Ich hab einfach Angst.“
 

Fassungslos, schlich ich leise auf ihn zu und setzte mich, auch wenn ich so weit entfernt von ihm saß wie es mir eben möglich war, neben ihn auf das Sofa. Streckte zögerlich eine Hand aus und legte sie auf seinen warmen Rücken, sodass er leicht zusammen zuckte.
 

Sein schwarzes Haar hing vor seinem Gesicht, sodass ich nicht sehen konnte, was er gerade fühlte.

Half es ihm?

Ich wusste es nicht, denn mir war diese Situation, in der ich mich befand völlig fremd.
 

„Aber… was macht dir Angst. Entschuldige bitte, ich verstehe dich nicht…“, versuchte ich ihn zaghaft zum reden zu bewegen und schien wirklich zögerlich an zu setzten, etwas zu sagen: „Ich na ja… ich glaub ich hab was dummes gemacht Taka-“, mich grauste es bei dem Gedanken, denn wenn Aoi etwas dummes tat, dann war er meistens nicht der Einzige, der daran zu leiden hatte.
 

„-du hast mich ja gewarnt, aber ich konnte einfach nicht anders… man ich hab mich einfach so schuldig gefühlt, weißt du?“, ich schaute ihn fragend an, denn mir wollte noch immer nicht so recht ein Licht aufgehen, was er mir da gerade versuchte zu sagen.
 

„Was…?“, fragte ich mit hoher, aber sanfter Stimme und er drehte den Kopf ein Stück zu Seite, sodass ich ihm ins Gesicht schauen konnte, während er leise antwortete:“ Ich musste einfach mit ihnen reden, auch wenn von Vorne herein klar war, dass es nichts bringen würde… vielleicht, war es einfach der banale Gedanke, dass sie dem Falschen die Schuld gegeben hatten, der mich dazu gebracht hat. Ich war einfach so dumm Taka. Es tut mir leid…“, er wendete sich wieder ab, da er anscheinend nicht zu viel von seinem derzeitigen Zustand preisgeben wollte, doch so langsam dämmerte es bei mir, was er getan hatte und warum er jetzt so zu gerichtet war.
 

„Das hast du nicht wirklich getan…Aoi bitte sag mir, dass du das nicht getan hast!“, sagte ich fast schon mit flehendem Unterton, doch er wandte sich mir wieder zu und verzog die Lippen zu einem gequälten grinsen, welches mit dem blauen Auge eher einer Fratze glich.
 

„Immer wenn ich bei dir war und du dich so gekrümmt hast, weil dir dein Magen weh getan hat - ich hab mich so schuldig dafür gefühlt, ich hab es einfach nicht mehr aus gehalten und da bin ich halt eines Morgens vor der Schule zu ihnen gegangen und hab ihnen gesagt ,dass … ich es der Lehrerin erzählt habe und nicht du und da… na ja zuerst haben sie gelacht und dann - es war niemand anderes auf dem Gang, alle anderen waren schon in den Klassen, sie haben mich einfach mit geschleppt und ich… ich konnte mich einfach nicht währen… ich mache alles einfach immer nur noch schlimmer.“, meine Hand die am Anfang seiner Erzählung noch sanft an seinem Rücken gekreist hatte, blieb nun abrupt stehen und ich riss meine Augen weit auf, starrte ich fassungslos an, fast schon panisch.
 

„Aoi…das…“, mir blieben die Worte im Hals stecken.
 

„Und das Resultat daraus: ein angebrochener Arm, Prellungen und blaue Flecken und damit meine ich nicht nur den in Gesicht.“, Er lachte makaber auf und blieb dann einfach regungslos auf den Sofa sitzen.

Ich brauchte erst einmal einige Minuten, um mich wieder zu fassen, als mir plötzlich ein ganz anderer Gedanke durch den Kopf schoss.

„Hab ich dir vorhin eigentlich weh getan, als ich die Tür aufgedrückt habe? Ich hab doch sicherlich deinen Arm getroffen.“, fragte ich und nun fühlte ICH mich irgendwie schuldig, für seine Verletzungen.
 

„Es geht.“, meinte er nur knapp und schwieg wieder.

Auch ich schwieg, streichelte lediglich wieder seinen Rücken und hing neben ihm, nicht weniger krumm auf dem Sofa.
 

„Na da haben wir uns ja was Schönes eingebrockt.“, meinte ich nach einiger Zeit und verzog meine Lippen zu einem ähnlichen Grinsen, wie er es getan hatte, doch er nickte nur stumm.
 

---------------------------------------------------------------------
 

Und da melde ich mich jetzt auf mal zu Wort.

Hab mich dazu entschieden, diese Woche zwei Kapitel hoch zu laden, weil dieses doch recht kurz ist und ich in den Ferien anscheinend sehr produktiv sein kann :D

Danke übrigend noch mal für die Reviews zu den letzten paar Kapiteln.

Ich würde wirklich gerne auf jede antworten, weil ich mich, wie glaub ich so ziemlich jeder hier über die Reviews freue, doch ich weiß nie so recht, was ich schreiben soll. Sorry dafür :3
 

Naja ich hoffe das kapitel hat euch so weit gefallen und in den nächsten Tagen hau ich dann gleich noch ein zweites raus.
 

LG LX

Von Umziehen und Auspacken.

Von Umziehen und Auspacken.
 

Es dämmerte bereits Draußen und ich erhob mich ächzend von dem Sofa, auf dem wir einfach nur gesessen und geschwiegen hatten. Es war keine peinliche Stille gewesen, es war eher eine fassungslose, in der keiner von uns so recht gewusst hatte, was er sagen sollte und wahrscheinlich hätte sich unser Streit von Vorhin nur fortgeführt, wenn einer von uns die falschen Worte gebraucht hätte. Auch er erhob sich und ging hinüber zu einem großen Schrank und zog mein Karo-Hemd hervor. Er lächelte matt:“ Danke übrigens noch einmal für das Shirt, wie ich es mir gedacht habe, du hast keinen schlechten Geschmack.“ Irgendwie schienen seine Worte so unwirklich, nach dem, was er mir erzählt hatte, woher er seine Verletzungen hatte.
 

Es war zwar gut, dass meine Mitschüler anscheinend von mir abgelassen hatten, aber für welchen Preis? Wenn sie sich nun an Aoi ausließen, so war das keinen Deut besser,… eher schlimmer, denn ich wusste nicht, wie und ob er mit so etwas umgehen kann.
 

Er lächelte matt und reichte mir das Hemd ich zog es ihm etwas zögerlich aus der Hand, faltete es einmal und legte es über meinen Arm.
 

„Aoi ich, ähm. Ich sollte jetzt lieber gehen.“, er blickte mich an, lächelte leicht und sah dann irgendwie traurig zur Seite, hinüber zu einem Fenster.
 

„Aber du kommst doch Morgen wieder oder?“, fragte er leise, den Blick immer noch aus dem Fenster gerichtet. Ich überlegte kurz, doch egal wie sehr ich mich dagegen sträubte, wieder mit ihm alleine in einem Raum zu sein und das auch noch freiwillig, ich hatte irgendwie keine andere Wahl, wenn er so traurig drein blickte.
 

Ich grinste kurz und sagte darauf schnell:“ Zuerst wolltest du mich noch nicht einmal herein lassen und jetzt willst du, das ich nicht weg gehe?“, ich blickte ihn gespielt beleidigt an und er sah mir zögerlich in die Augen, lächelte dann wieder.
 

„Das war doch nur, weil… na ja weil ich dachte, du bist böse auf mich oder so.“, Irgendwie war er ja schon niedlich, wenn er so große Augen macht und nervös an seinem T-Shirt rum zupfte.
 

„Na gut… ich komm Morgen wieder vorbei.“, jetzt war es beschlossene Sache, ich musste mich wohl oder übel auf ihn einlassen. So stolperte ich wenig später, mit meinem Hemd im Arm die Treppe hinunter und landete wieder auf der Straße vor Aois Wohnblock.
 

Etwas hibbelig, stand ich am nächsten Morgen, gestylt wie eh und je, vor meiner Schule und war aufgeregt. Ja wirklich unheimlich aufgeregt. Ich machte mir zwar Sorgen, wie Aoi mit der neuen Belastung umgehen wird, aber jetzt war ich erst einmal unheimlich gespannt darauf, ob das Mobbing wirklich aufgehört hatte. Wäre ja irgendwie…komisch. Etwas zögerlich schritt ich auf den Eingang meiner Schule zu und richtete noch einmal meinen Pony, dann öffnete ich die Türen und blickte mich zu allen Seiten um, gefasst auf irgendein anfliegendes Wurfgeschoss, doch es blieb ruhig.
 

Auf, als ich meinen Spind öffnete und mir die Bücher holte, die ich für den heutigen Tag benötigte, wurde ich weder geschubst, noch beleidigt oder ähnliches und entspannte zu Sehens.
 

Leise vor mich hin grinsend, trat ich in mein Klassenzimmer ein und es war so, wie ich es mir immer erhofft hatte. Ruhe und Frieden. Es redete absolut niemand mit mir, weder auf eine Gute, noch auf eine schlechte Weise – ich wurde einfach ignoriert von absolut allen.
 

Auch die Gorillas saßen lediglich ganz hinten im Raum, in einem Kreis und würdigten mich nicht eines Blickes. Ich schlenderte zu meinem Stuhl und lies mich nieder und wäre wunschlos glücklich – total zufrieden mit mir und der Welt, wenn die ganze Scheiße nicht nun an Aoi kleben würde. Immerhin ist er irgendwie schon… mein Freund, egal wie abwegig das jetzt klingt. Er ist nun mal jemand, der gerne mal übertreibt, nicht so recht mit der Welt umzugehen weiß und fast ein bisschen kindlich wirkt – also gar nicht gut für meinen Beschützer-Instinkt, den ich anscheinend neuerdings entwickle, weil ich ja selber nur allzu gut weiß wie es ist, von jemandem in aller Öffentlichkeit gedemütigt zu werden, vor allem, wenn man ganz und gar nicht daran gewöhnt ist, geschweige denn, damit umzugehen weiß.
 

Es blieb tatsächlich ruhig den ganzen Tag über und da bald die Winterferien beginnen, bekamen wir auch kaum Hausaufgaben auf – beziehungsweise keine Zettel, die ich Aoi mitbringen könnte. Eigentlich ein Grund für mich, der Verabredung zu entgehen, doch immer wenn ich darüber nach dachte, einfach nicht hin zu gehen und mir irgendeine Entschuldigung aus zu denken, beschlich mich dieses miese Gefühl, das man in der Magengegend bekam, wenn man eine Sache vergaß oder aus Versehen etwas kaputt gemacht hatte, das einem nicht gehörte. Ich würde mich schlecht deswegen fühlen, wenn ich nicht hin ginge.
 

Ich stand also wieder vor seinem Wohnblock und drückte zögerlich auf die Klingel – das es mich aber auch immer so eine Überwindung kosten muss, es ist doch nur Aoi. Das zumindest versuchte ich mir immer ein zu reden.
 

Dieses Mal summte die Tür sofort und ich konnte sie aufstoßen. Auch Aoi öffnete mir seine Wohnungstür bereits nach dem ersten Klopfen und begrüßte mich, ganz anders als Gestern, freudig lächelnd.
 

„Hey Taka. Komm doch rein…“, er drehte sich um, zog die Tür noch ein Stück weiter auf und kratze sich etwas unbeholfen am Kopf.
 

„Tja ich hab eigentlich nie wirklich Besuch… willst du einen Tee oder so? Ich hab allerdings nur Beutel.“, er verschwand darauf, ohne auch nur meine Antwort ab zu warten in die Küche und irgendwie fand ich es ja schon niedlich, dass er so nervös war, nur weil er einen Gast hatte.
 

Ich trat in das kleine Wohnzimmer, dass ich erst einmal neugierig in Augenschein nahm. Gestern bin ich ja wegen dem ganzen Chaos gar nicht dazu gekommen mich ein wenig um zu sehen.
 

Anscheinend war Aoi noch gar nicht richtig eingezogen, denn das Zimmer war bis auf das Rote Sofa, einem kleinen Fernseher, einen Tisch mit Stühlen und dem großen Schrank ziemlich leer. Dafür häuften sich in einer Ecke die Umzugskartons nur so an, alle fein säuberlich beschriftet. Auf zwei großen las ich das Wort „Klamotten“ und ich war schon beeindruckt, denn auch wenn in diese beiden Kartons niemals mein gesamter Bestand an Klamotten passen würde, so hatte Aoi anscheinend schon recht viele, was der Größe des Schranks auch noch einmal bestätigte.
 

Langsam bewegte ich mich auf die vielen Kartons zu, schaute noch einmal in Richtung Küchentür, doch Aoi schien noch beschäftigt und öffnete, so leise es ging, einen der Klamotten-Kartons. Außer in Schlabberklamotten oder einer Schuluniform, hatte ich ihn nur ein einziges Mal in Freizeitklamotten gesehen und da er ja fand, das ich einen gute Geschmack hatte, was das anging und dazu auch noch meine viel zu große Neugierde kam, beschloss ich einfach mal so seinen Bestand näher zu untersuchen.
 

Als ich also die Papplaschen des Karton erwartungsvoll bei Seite geschoben hatte, sprangen mir zuerst weitere der schwarzen V-Ausschnitt T-Shirts entgegen. Man ich will bei meiner Neugierde auch was geboten bekommen, so blickte ich mich noch einmal um in Richtung Küche und wühlte darauf etwas tiefer in dem Kleidung Berg. Ich tastete mich mit einer Hand blind weiter nach Unten durch, auf der Suche nach auffallenden Stoffen und tatsächlich streifte ich, nach einiger Zeit, einen sehr glatten Saiten Stoff und zog vorsichtig, um die anderen Klamotten nicht durcheinander zu bringen, ein Schwarzes-Saiten-Hemd hervor und nickte zufrieden.
 

Allgemein, befand ich Aois Kleidung für sehr Elegant und damit genehmigt. Ich legte alles wieder so zusammen in der Hoffnung, das Aoi mein Gestöber nicht merken würde und klappte den Karton wieder zu. Keine Sekunde zu spät, denn in diesem Moment kam Aoi durch die Küchentür, in einer Hand zwei Tassen, da seine andere so eingegipst zu nichts zu gebrauchen war.
 

„Oh entschuldige, ich hab ganz vergessen, dass dein Arm verletzt ist, du hättest nur etwas sagen müssen, dann hätte ich dir schon geholfen.“, sagte ich und bedachte ihn mit einem Lächeln, kurz bevor ich meinen Kopf wieder in Richtung Kartons schweifen ließ. Einer von ihnen war geöffnet, mit der Aufschrift „Küche“, und als Aoi meinen Blick bemerkte, sagte er, mit etwas verbittertem Unterton:“ Ich wollte gerade mit auspacken anfangen und dann kommt mir so was dazwischen.“ Er deutete auf seinen Arm und ich musste lachen.
 

„Wie lange wohnst du hier schon? Etwa einen Monat oder? Da hättest du auch schon mal ein bisschen was auspacken können.“
 

Er blickte umher und es schien ihm irgendwie unwohl zu sein. Da kam mir eine ganz fabelhafte Idee, wie ich meine Neugierde befriedigen konnte und gleichzeitig Aoi etwas fröhlicher stimmte.
 

„Wenn du willst, helfe ich dir mit dem Auspacken, zu zweit geht das eh schneller.“, ich lächelte ihn an und nahm in den Tee ab, stellte ihn auf den Tisch und ohne auf seine Antwort zu warten, zog ich auch schon einen der Kartons hervor. Es war der, in dem anscheinend die Sachen für die Küche lagerten und er hatte bereits das meiste ausgeräumt, da er ja auch irgend womit essen musste. Ich kniete mich vor den Karton und er setzte sich zögerlich neben mich.
 

„Also ich schlag vor, du gibst mir die Sachen raus und ich bring sie dann in die Küche.“, er nickte und ich zog einen Stapel Teller aus dem Karton und machte mich auf den Weg in die kleine Küche.
 

Seine Wohnung war schon schön, auch wenn sie so spärlich eingerichtet war und nicht gerade die größte ist, sie gefiel mir, denn eine Wand war in jedem Raum meist bunt gestrichen, die anderen eher schlicht und die Möbel passten sich meistens der Bunten Wandfarbe an. So war zum Beispiel die Wand im Wohnzimmer Rot und das Sofa ebenfalls in dem gleichen Rotton.
 

„Aoi?!?“, schrie ich aus der Küche in seine Richtung.
 

„Ja?“, kam es eben so laut, trällernd zurück.
 

„Ich muss schon sagen, dein Geschmack ist auch nicht der schlechteste.“, ich hörte sein Lachen aus dem Wohnzimmer und auch ich freute mich darüber, ihn ein bisschen auf andere Gedanken gebracht zu haben.
 

Ich ging wieder zurück zu ihm und nahm ihm ein Bündel Besteck aus der Hand, um es gleich darauf wieder in die Küche zu bringen. So arbeiteten wir etwas vor uns hin und hatten die Kartons: „Küche“ und „Bad“ recht schnell leer.
 

Auch sein Bad war schön, es war ein etwas größerer Raum, als die Küche und besaß sogar eine kleine Wanne. Ich kam gerade zu ihm zurück, aus eben diesem Bad und ließ mich neben ihm auf den Boden fallen.
 

„Man bin ich fertig, auspacken ist echt anstrengend“, keuchte ich und er lächelte auf mich herab, da ich mittlerweile in eine liegende Position gerutscht war.
 

„Na da hast du deine Antwort, warum ich kaum was ausgepackt hab. Ich war ganz einfach viel zu faul.“, er stand auf und ging in seine fertig eingeräumte Küche, den Tee hatte ich schon vor einer Stunde geleert und es dürstete mich nach etwas kühlem. Aoi schien den gleichen Gedanken zu haben, denn er kam kurz darauf mit zwei Gläsern und einer Flasche Saft zurück zu mir.
 

Er reichte mir ein Glas und schenkte ein:“Hier Taka, hast du dir echt verdient, das ist meine letzte Flasche Saft, würdige sie.“, ich nahm das Glas in beide Hände, richtete mich wieder etwas auf, um besser trinken zu können und leerte das Glas in einem Zug
 

„Man ich bin am verdursten, da kann ich nicht auch noch drauf aufpassen, dir nicht deinen Vorrat weg zu trinken.“, sagte ich darauf gespielt Gereizt und er stellte die Flasche neben mir auf den Boden.
 

„Na gut, dann muss ich halt einkaufen gehen.“, meinte er und nahm selber ein Schluck von seinem Getränk.
 

„Mit dem gebrochenen Arm? Vergiss es! Wenn du es schaffst damit alleine einkaufen zu gehen, dann echt Respekt. Soll ich nicht… lieber mitkommen?“ sagte ich zögerlich und ergänzte schnell:“ Immerhin bin ich schuld, dass deine Vorräte sich dem Ende zu neigen.“
 

Er nickte nur und leerte auch sein Glas kurz darauf mit einem letzten Zug. Ich starrte an die Decke und plötzlich fiel mir eine Frage ein, die ich mir so eigentlich noch nie gestellt hatte. Warum auch?
 

„Du Aoi? Warum willst du eigentlich nicht bei deinem Richtigen Namen genannt werden? Es ist doch irgendwie unüblich, dass man sich mit seinem Spitznamen völlig Fremden vorstellt, oder?“
 

Auch er sah an den Fleck an der Decke, den ich fixierte, als würde es dort irgendetwas Spannendes zu sehen geben.
 

„Weißt du Taka… na ja, das ist schon richtig, aber es hilft mir irgendwie jemand anderes zu sein, um mit neuen Leuten klar zu kommen. Auch wenn sich das jetzt vielleicht komisch anhört. In manchen Momenten bin ich halt lieber Aoi anstelle von Yuu und das hat sich bei mir einfach so festgesetzt. Einerseits, konnte ich so schon immer besser auf Leute zu gehen, aber andererseits ist Aoi für mich auch immer eine Art Schutzschild und lässt niemanden näher an mich heran.“, sagte er und schaute von der Decke zu mir rüber, legte die Stirn in Falten.
 

„Sollte ich vielleicht auch mal ausprobieren.“, meinte ich und schenkte mir schweigend noch etwas Saft ein.
 

„Aoi?“, sagte ich zaghaft, als ich die Flasche wieder zu drehte und zurück auf den Boden stellte.
 

„Ja?“
 

„Kann ich dich dann eigentlich jetzt Yuu nennen, ich meine wir sind doch…ähm… so was wie Freunde…oder?“, ich schaute zu ihn rüber, wenn auch zögerlich, nur um auf sein strahlendes Lächeln zu treffen. Ich spürte wieder dieses leichte Kribbeln auf meiner Haut und schaute irgendwie verwirrt auf den Boden.
 

„Klar sind wir Freunde Taka. Kannst mich ruhig Yuu nennen, wenn du das gerne so willst.“, nun lächelte ich zurück und schaute ihm ins Gesicht, es war komisch, wir schwiegen in diesem Moment und ich spürt eine Nervosität in mir, allerdings war sie nicht unangenehm. So rappelte ich mich auf, um ihr zu entgehen und meinte schnell zu dem immer noch grinsenden Yuu :“Na los du Fauler Sack, da warte noch ein paar Kisten auf uns, die ausgepackt werden wollen, ich will heute mindesten noch einen Karton schaffen, nur damit das klar ist.“
 

„Ai Ai, Taka!“, sagte er, rappelte sich ebenfalls lachend auf und öffnete mit seiner gesunden Hand einen neuen Karton, dessen Inhalt mir recht bekannt war.
 

Er zog zuerst das schwarze Hemd aus dem Karton und blickte es verirrt an, faltete es dann allerdings sorgfältig und wendete sich wieder an mich.
 

„Irgendwie glaub ich, hier ist was durcheinander geraten. Eigentlich habe ich meine ganzen Klamotten sortiert nach „Freizeit“ und „Feiern“. Na ja… könnten wir bitte die Aufgaben wechseln, ich würde meinen Schrank lieber selber einräumen, da bin ich etwas eigen.“, es schien ihm etwas unangenehm zu sein, doch ich wollte ihn in diesem Moment einfach nur um den Hals fallen. Ein Mensch der mich verstand, irgendwie steigt Yuu in letzter Zeit ziemlich in meinem Ansehen, daher nickte ich nur verstehend und machte mich daran die Klamotten Berge aus dem Karton zu hieven und sie Yuu in die gesunde Hand zu legen, damit er sie nur noch ein den Schrank schieben musste.
 

Es dauerte so zwar eine ganze Weile, doch Yuu schien einen ziemlich genauen Plan zu haben wo in seinem Monstrum von Schrank was hingehörte.
 

„Sag mal Yuu, du bist doch noch gar nicht volljährig oder? Darfst du denn eigentlich schon alleine wohnen?“, ich fragte ganz beiläufig und dachte mir nicht viel dabei, doch Yuu hielt auf einmal inne und nestelte an seinem T-Shirt herum.
 

„Na ja das stimmt schon. Aber zu Hause ging es irgendwie einfach nicht mehr. Ich komme halt mit meinen Eltern nicht allzu gut klar und da bin ich ganz einfach ausgezogen. Zum Glück hatten damalige Freunde von uns noch diese Wohnung, ich hab gefragt ob ich hier einziehen könnte und sie haben sie mir kurzerhand zu einem relativ günstigen Preis vermietet. War mehr so eine Nacht und Nebel Aktion und wenn meine Eltern keinen Kontakt mehr zu ihnen haben, wissen sie auch wahrscheinlich gar nicht wo ich gerade bin.“, er zog mir ein weiteres Kleidungsstück, eine schwarze, enge aussehende Stoffhose aus der Hand und ging wieder hinüber zu seinem Schrank.
 

Langsam war ich wirklich aufgetaut, was Gespräche anging und es interessierte mich sogar wirklich dafür, mehr über Yuu zu erfahren,
 

„Klingt ja eher nach größeren Problemen, als „nicht allzu gut klar kommen“, wenn du mich fragst. Aber ich versteh dich schon, ich würde manchmal auch wirklich gerne ausziehen. Mein Bruder hat mich ja auch schon zu Hause im Stich gelassen und ist in der alten Stadt geblieben, als wir umgezogen sind.“
 

„Bei mir ist es ähnlich, mein Bruder wohnt auch schon ziemlich lange nicht mehr bei uns zu Hause, meine Schwester allerdings schon, manchmal vermisse ich sie schon und ein bisschen leid tut sie mir ja auch, dass ich sie nicht mit nehmen konnte, als ich weggezogen bin. Warum seid ihr eigentlich her gezogen Taka?“, er wirkte irgendwie bedrückt, als er von seiner Schwester sprach und so beschloss ich, ihn nicht weiter über seine Familie aus zu fragen, denn ich hatte ihn gerade erst dazu gebracht, etwas unbeschwerter zu sein.
 

„Meine Eltern mussten damals in das Haus hier ziehen, weil meine Großeltern, die vorher darin gewohnt hatten, gestorben sind und das Haus uns vererbt haben. Das ist wieder eines dieser Familien-Generations-Dinger, die ich nicht verstehe, aber meine Eltern konnte anscheinend nicht ablehnen und mussten, der Familie wegen in das Haus ziehen, das ist auch der Grund warum wir nicht weggezogen sind als…na ja du weißt schon… als ich gemobbt wurde und so.“, ich ließ mich aus der Hocke auf den Boden sinken. Yuu kam zu mir rüber, sichtlich kaputt von ständigen hin und her laufen und setzte sich ächzend wieder neben mich.
 

Mittlerweile, fand ich es gar nicht mehr so schlimm, so nah neben ihm zu sein, ich hatte mich mehr oder weniger sogar an ihn gewöhnt und irgendwie genoss ich auch die Stille seiner Wohnung. Keine Eltern, die einem vorschreiben, was man zu tun und zu lassen hat, oder die einem lebenswichtige Dinge weg nahmen.
 

„Also wenn du mich fragst, ist das ziemlich rücksichtslos von ihnen. Sie müssen doch gemerkt haben, wie schlecht es dir geht.“, meinte er feststellend und irgendwie hatte er ja schon recht.
 

„Ja schon, aber die Tradition, oder wie auch immer sie es nennen wollen, ging da nun mal vor. Aber sobald ich achtzehn bin, sehen die mich so schnell garantiert nicht wieder.“, ich linste hinüber zu der Uhr, welche ich an eine Wand gehängt hatte und erschrak sogar etwas, als ich sah, wie spät es bereits war.
 

„Yuu, man guck mal wie spät es schon ist. Also ich schlag vor, das wir das hier Morgen beenden und dann noch einkaufen gehen, wenn es für dich okay ist.“, mit diesen Worten rappelte ich mich schnell auf, griff nach den Teetassen und den Gläsern und raste förmlich in die Küche, um noch schnell ab zu waschen, da Yuu mit seinem Gibst wohl kaum dazu in der Lage war. Ich freute mich tatsächlich, Morgen wieder her zu kommen, denn es machte ja schon Spaß mal Jemanden zum Reden zu haben.
 

„Ist gut. Sind nicht bald Ferien Taka?“, schrie er aus dem Wohnzimmer zu mir herüber.
 

„Ja in zwei Wochen. Wann darfst du eigentlich wieder in die Schule?“, ich hielt inne. Hätte ich das jetzt fragen sollen? Yuu schwieg und ich linste aus dem Türrahmen zu ihm herüber. Er saß auf dem Boden, einen Arm und beide Knie geschlungen und den Kopf darauf abgelegt. In diesem Moment hätte ich mich wirklich selber schlagen können für meine Fragerei.
 

„Yuu…?“, fragte ich leise, doch er machte keine Anstalten, den Kopf zu heben, also trat ich aus der Küche heraus und kroch leise zu ihm hinüber.
 

„Yuu… kann es sein, dass du schon lange wieder zur Schule gehen könntest?“

Von Umziehen und Auspacken - 2

Von Umziehen und Auspacken - 2
 

Ich lies mich neben ihn fallen und versuchte an seinem Arm zu ziehen, damit er aufsah und ich ordentlich mit ihm reden konnte. Das war nicht gut – gar nicht gut. Wenn er Angst hatte zur Schule zu gehen… Er würde sich damit alles kaputt machen, das musste ich ja am besten wissen und ich wollte nicht, dass ihm dasselbe passierte wie mir.
 

Ich ließ wieder von seinem Arm ab und plötzlich sah er auf, allerdings nicht zu mir, sondern starr an irgendeine Wand vor ihm.

„Taka ich bin müde, ich glaub ich geh jetzt schlafen.“, seine Stimme war so monoton und ebenso emotionslos rappelte er sich jetzt auf und ging auf eine weite Tür zu, welche wohl in sein Schlafzimmer führte. Zuerst machte ich keine Anstalten ihm zu folgen, ich war viel zu unsicher und wusste nicht was ich jetzt tun sollte.
 

Das war ein Nachteil daran, keine Eltern um einen zu haben, er konnte tun und lassen was er will und wenn er nicht zur Schule gehen möchte, so kann niemand, auch ich nicht, ihn dazu zwingen.
 

Doch ich musste es probieren und so ging ich langsam auf die Tür zu, die er eben hatte ins Schloss fallen lassen, blieb direkt vor ihr stehen und legte mein Ohr an das glatte Holz. Es trat noch etwas Licht unter der Tür hervor, also hörte er mir wahrscheinlich zu. Er musste mir einfach zu hören.
 

„Yuu… Ich weiß, dass das nicht einfach für dich ist und glaub mir, ich kann mir denken, wie du dich fühlst. Aber ich weiß auch, was passiert, wenn du dich versteckst und nicht mehr zur Schule gehst, glaub mir ich kann dich wirklich verstehen. Damals gab es eine Zeit, als ich gerade mal einen Monat auf die neue Schule ging, wo ich irgendwann einfach nicht mehr konnte oder wollte. Ich wollte mit niemandem mehr reden und einfach nur alleine sein. Ich bin wochenlang nicht mehr in die Schule gegangen und habe nur mein Zimmer verlassen, wenn ich es auch wirklich musste, denn ich wollte nicht einmal meinen Eltern unter die Augen treten. Ich hatte Angst vor dem, was in der Schule auf mich wartete, aber vor den verständnislosen Blicken von allen Anderen hatte ich eben so viel Angst. Weißt du Yuu, ich war immer ganz alleine, habe mich nie darüber beschwert oder der gleichen. Nein ich habe mir das sogar mehr oder weniger ausgesucht, aber vielleicht hätte ich in dieser Zeit wirklich Jemanden gebraucht, der mir mal ordentlich in den Arsch tritt. Denn hinterher hab ich mir eigentlich viel mehr damit geschadet, als das mir mein Verkriechen geholfen hat. Man… ich war total Versetzung gefährdet und jetzt denk doch mal nach. Du willst nicht mehr zur Schule gehen aber indem du nicht hingehst verlängerst du deinen Aufenthalt dort nur irgendwie.“, ich lauschte in die Stille hinein, hoffte, dass er mir irgendein Lebenszeichen gab, doch ich konnte lediglich ein leises Rascheln von der anderen Seite der Tür vernehmen.
 

„Man Taka ich… kann das einfach nicht.“, hörte ich es nach einiger Zeit ganz leise von der anderen Seite der Tür.
 

„Yuu… es gibt einen Unterschied zwischen dir und mir. Ich war Damals ganz alleine, aber wenn du willst, dann steh ich zu dir. Irgendwie bin ich doch auch in die ganze Sache verwickelt. Also machen wir einen Deal.“, ich ließ mich an der Tür herab sinken „Du gehst Morgen mit mir in die Schule und ich werde dir helfen den Tag unbeschadet zu überstehen. Okay?“, wieder lauschte ich angestrengt, doch dieses Mal musste ich nicht allzu lang auf eine Antwort warten denn plötzlich wurde die Tür aufgerissen und da mir somit meine Stütze genommen wurden war, fiel ich nach hinten und schaute gerade Wegs in Yuus Gesicht, lächelte ihn von Boden herauf an und streckte meine Hand in Richtung seines Gesichts.
 

„Deal?“, sagte ich noch einmal mit Nachdruck und sah kurz eine Falte auf seiner Stirn aufblitzen.
 

„Deal!“, er schlug ein und besiegelte damit unser kleines morgiges Arrangement.
 

Ich lief die kleine Straße entlang, die vom Bahnhof in Richtung Schule führte und sah Yuu schon von weiten an einer Mauer lehnen. Ab und zu blickte er nervös umher, als würde ihn gleich etwas attackieren.
 

„Yuu!“, rief ich ihm entgegen und er wendete seinen Kopf, blickte zu mir hinüber. Sein schwarzes Haar war auf der einen Seite weit in sein Gesicht gekämmt und verdeckte das geschwollene Auge. Ich verstand, warum er es nicht so gerne zeigen wollte. Für einen gebrochenen Arm gab es noch genug Ausreden, doch ein blaues Auge deutete immer gleich auf eine Schlägerei hin.
 

Ich hatte ihn mittlerweile erreicht und wir setzten gemeinsam unseren Weg fort. Schnell viel mir auf, dass je näher wir der Schule kamen, desto nervöser wurde Yuu. Er blickte wieder ruhelos in alle Richtungen und nestelte in dem Gurt seiner Tasche herum.
 

„Yuu keine Sorge, ich weiß was ich tun muss,“ mit diesen Worten zog ich ihn in Richtung Hintereingang, der mir nur zu bekannt war.

Ich zog ihn hinter mir her in den Hausmeistertrakt und weiter hinauf zur Tür, die zu den Schulgängen führte. Es war kurz vor Unterrichts Beginn, also hatten wir keine Versteckmöglichkeiten innerhalb der Schulgänge – wir mussten einfach Glück haben.
 

Ich packte seinen Ärmel und schleifte ihn durch die leeren Gänge der Schule. Er hätte anscheinend am liebsten den Hausmeisterraum gar nicht erst verlassen, denn er stemmt sich geradezu der Richtung, die ich eingeschlagen hatte entgegen.
 

Ich musste ihn irgendwie ablenken, sonst geht er mir hier noch ein vor Angst:“Du sag mal Yuu. Hast du eigentlich einen genauen Plan, was du später alles so kaufen musst?“
 

Tatsächlich hielt er kurz inne und blickte fragen zu mir herunter:“Na wenn wir einkaufen gehen.“, ergänzte ich, um ihm etwas auf die Sprünge zu helfen.
 

„Ja ich hab zu Hause eine Liste. Die müsste ich nach der Schule dann aber noch kurz-“, plötzlich brach er ab, blieb wie angewurzelt stehen und blickte starr nach Vorne.“
 

„-holen?“, beendete ich seinen Satz und bemerkte seinen starren Blick. Ich folgte ihm und verharrte im darauf folgenden Moment selber vollkommen regungslos.
 

„Na sieh mal einer an, wen wir da haben und wir hatten schon Angst du kommst gar nicht mehr in die Schule.“, ich erkannte ihn wieder, natürlich tat ich das, denn er war einer von denen, die auch mich damals verprügelt hatten, doch er richtete sein Wort an Yuu, würdigte mich keines Blickes.
 

Der immer noch starr neben mir stehende, blickte zu Boden, unfähig etwas auf die Aussage, des Typen vor uns zu antworten.

So übernahm ich dies kurze Hand für ihn: „Hört doch auf jetzt eure behinderten Triebe an ihm aus zu leben, er hat doch nie irgendjemandem etwas getan. Ich seht doch schon, das er am Ende ist, müsst ihr dann immer noch weiter gehen?“,ich zischte meine Worte scharf hervor, fragte mich in diesem Moment nur, ob ich mich mit ihnen nicht nur selber wieder in Gefahr brachte, doch dies war mir in diesem Moment herzlich egal.
 

„Pöh, als wenn mich interessiert, was so eine kleine Ratte wie du sagt, als wenn du uns auch nur ansatzweise interessierst. Sorry aber du bist nun mal uninteressant geworden kleiner, wir haben jetzt ein hübsches neues Spielzeug.“, er lachte irgendwie dreckig und ich konnte genau sehen, wie Yuu neben mir einmal stark schlucken musste und sich dabei leicht mit einer Hand an meinem Hemd festkrallte.
 

Ich ließ ihn gewähren, denn ihm schien gerade wirklich der Boden unter den Füßen weggerissen worden zu sein. Kurz bevor ein anderer, von ihnen das Wort ergriff, in einem ähnlichen Tonfall:“Naja dann mein Hübscher, wir sehen uns nach der Schule.“, sie lachten laut und gingen an uns vorbei, in Richtung Klassenzimmer.
 

Yuu schien sich immer noch nicht regen zu können, öffnete lediglich leicht die Lippen und presste einige gedämpfte Worte hervor:“Taka ich muss hier weg…bitte.“
 

Ich schüttelte schnell den Kopf, denn in der Schule schien ihn ja nichts Böses zu erwarten, da die Typen keinen Stress mit unserer Lehrerin bekommen wollten.
 

„Yuu hör zu, in der Schule tun sie dir nichts, klar sie drohen dir, aber sie werden dir nicht weh tun oder sowas. Ich mach dir ein Angebot. Bitte halte die nächsten paar Stunden durch und vor der letzten Stunde verschwinden wir einfach, dann können sie dich auf dem Heimweg nicht abfangen.“
 

Er nickte leicht und ließ sich von mir, wenn auch etwas wiederwillig, in die Klasse ziehen.

Es klingelte und sofort entspannte Yuu sich zusehends. Die vorletzte Stunde war vorüber und tatsächlich war es nur bei Blicken und Worten geblieben, was Yuus Zustand allerdings auch nicht wirklich gebessert hatte. Zu sehr machte ihn alleine böse Blicke verrückt, die er auch wenn er den Typen den Rücken zu wandte nur allzu gut spüren musste.
 

Dieses Mal war er es, der mich an meinem Ärmel hinter sich her zog und geradewegs auf den Haupteingang zusteuerte. Endlich im Freien, machten wir uns auf den Weg zu seiner Wohnung, um die Einkaufsliste zu holen. Sie war nicht sonderlich lang und ich fragte mich, ob Yuu überhaupt annähernd in der Lange war, gesund, alleine zu leben. Ich beschloss ihn einfach später davon zu überzeugen, wirklich etwas zu kaufen, von dem man auch Leben konnte und nicht nur Dinge wie: Nudeln, Kaffee, Cornflakes und Fertigsuppen. Er könnte sich auch ruhig mal die Mühe machen und etwas kochen, würde ihm sicher nicht schaden.
 

Wir steuerten auf einen kleinen Supermarkt zu, der nicht wie die meisten großen Märkte etwas außerhalb der Stadt lag, sondern eher in der Innenstadt gelegen war. Er schloss an eine kleine Mall an und sofort fesselten mich die reichlich gefüllten Schaufenster eines Klamottengeschäftes – Typisch Taka.
 

Yuu bemerkte anscheinend meinen Blick, folgte ihm und klebte nun ebenso wie ich mit den Augen regelrecht am Schaufenster, kurz bevor wir beide stehen blieben, damit dieser herrliche Anblick nicht aus unserem Blickfeld verschwand.

Für die anderen Leute musste es wirklich etwas beschränkt aussehen, wie zwei Typen sabbernd vor einem Klamottenladen stehen und das Schaufenster angaffen.
 

„Taka“, sagte er in einem seltsamen hypnotischen Ton.
 

„Ja.“, meinte ich eben so gelassen zurück.
 

„Wir sollten abends mal irgendwo feiern gehen am Wochenende.“
 

„Dann muss ich aber noch ganz dringend ein neues Outfit kaufen.“
 

„Ich auch…also lass uns am Freitag shoppen gehen okay?“, sagte er plötzlich ziemlich überdreht und ich nickte eben so enthusiastisch.

Etwas missmutig wendeten wir uns ab und betraten den Supermarkt. Bei den wenigen Sachen, die Yuu aufgeschrieben hatte, waren wir recht schnell durch mit seiner Einkaufsliste, doch ich hatte da noch ein Anliegen an ihn.
 

„Folge mir bitte Yuu…“, meinte ich in einem verschwörerischen Tonfall und etwas verwirrt dreinblickend, dackelte er mir hinterher, den Einkaufswagen im Schlepptau.
 

Ich lozte ihn extra umgänglich durch die Gänge, duckte mich dann abrupt hinter einem Regal und deutete ihm mit einer Handbewegung an ebenfalls schnell stehen zu bleiben.
 

„Schau mal da drüben Yuu, diese merkwürdigen Dinger da.“, ich deutete mit einem Finger in Richtung Gemüse Abteilung und musste mit aller Kraft ein Lachen zurück halten, als er angestrengt versuchte meinem Finger zu folgen, doch nur noch verwirrter wieder zu mir herüber schaute.
 

„Ich sehe nichts Taka.“, meinte er nur und ich bekräftigte meine Aussage noch einmal:“Doch schau mal genauer hin. Siehst du das etwas nicht?“
 

Wieder schaute er meinem Finger hinterher und ich gab es auf, packte ihn am Arm, zerrte ihn hinter mir her, auf eine Kiepe mit Tomaten zu und nahm eine heraus.
 

„Und dieses seltsame Dinger hier nennt man eine Tomate, mein lieber Yuu.“, sagte ich äußerst Fachmännisch und streckte ihm eben diese lächelnd entgegen. Er schien meine Anspielung zu begreifen und kratzte sich wieder am Kopf, wie er es immer tat, wenn ihm etwas unangenehm war, oder er nicht recht wusste, was er tun sollte und sagte etwas zögerlich :“Man Taka… ich kann nun mal so gar nicht kochen, was soll ich denn machen?“
 

Natürlich hatte wieder auf alles die perfekte Antwort parat:“ Es lernen vielleicht?“, sagte ich und es wäre echt die einfachste Lösung gewesen, doch er schaute mich wieder nur leicht verwirrt an.
 

„Und wie?“, gut diese Frage war dann schon etwas komplexer und ich musste kurz überlegen, wie ich am besten antwortete.
 

„Also sehe ich das richtig? Du kannst nicht kochen. Ich kann nicht kochen und wir haben auch niemanden der es uns bei bringen kann? Aber du musst es lernen, um nicht zu verhungern, in deiner Wohnung?“, stellte ich fest und er zögerte kurz:“Verhungern würde ich es nun nicht unbedingt nennen, aber ja du hast die Situation im Großen und Ganzen erfasst.“
 

Ich überlegte, wie ich Yuu trotzdem, dazu bringen konnte etwas Gesundes zu essen und beschloss:“Dann lass uns doch erst einmal etwas Obst kaufen, damit du dich wenigstens ein bisschen gesund ernährst.“
 

Er lachte:“Und ich dachte, ich hätte keine Eltern mehr, die mir alles vorschreiben.“
 

Ich drehte den Kopf von ihm weg und deutete ihm wieder mir zu folgen:“Immerhin bin ich um deine Gesundheit besorgt, davon scheinst du ja nicht allzu viel zu verstehen und du kannst dich auch nicht dein ganzes Leben von Tütensuppen ernähren.“
 

„Jaja.“, hörte ich es nur leise hinter mir und wir setzten uns wieder in Bewegung.

Vor den vielen Obstsorten blieb ich stehen und sammelte erst einmal einige Früchte zusammen, die jeder im Haus haben sollte: Äpfel, Bananen, Trauben und…
 

„Hey Taka Schau mal, es gibt hier Erdbeeren. Ist ja sehr selten in dieser Jahreszeit. Lass uns doch welche kaufen bitte.“, sagte er fröhlich, doch ich rümpfte nur die Nase.
 

„Naja wenn du sie essen willst bitte, hält dich ja niemand von ab, aber ich bin nicht so der Erdbeeren Fan.“
 

Er strahlte mich an und warf die Erdbeeren zu dem restlichen Obst in den Einkaufswagen. Dann machte er sich auch schon gerade Wegs auf in Richtung Kasse und ich hatte ziemlich Mühe ihm so schnell durch die vielen Gänge zu folgen.
 

Wir bezahlten und packten alles in eine große Tragetasche, die ich von zu Hause mitgebracht hatte und am Ende doch recht schwer geworden war.
 

Yuu schulterte sie und wir machten uns auf dem Heimweg, denn wir mussten ja noch den Rest seiner Sachen auspacken.
 

Letztendlich hatte ich doch den ganzen Tag wieder bei ihm verbracht und ich machte mich am Abend auf den Weg nach Hause. Ich hatte es nie wirklich vermisst, denn ich hatte ja noch nie wirklich einen Freund gehabt, doch mittlerweile, machte es mir richtig Spaß etwas mit Yuu zu unternehmen. Nicht zuletzt, weil wir uns in einigen Dingen sehr ähnlich sind. So freute ich mich auch darauf am Freitag mit ihm Shoppen und am Samstag endlich mal und ehrlich gesagt auch das erste Mal in einen Club zu gehen.
 

Den Rest der Woche verließen wir die Schule entweder etwas früher oder sehr viel später als all die anderen, doch Yuu war immer noch viel zu angespannt und abgelenkt im Unterricht, da er, wie auf einem Präsentierteller, genau vor den Ekelhaften Typen sitzen musste und ich hoffte, dass es nach den Ferien eine neue Sitzordnung geben würde, damit er sich etwas entspannen konnte.
 

Am Freitag vergingen die Stunden so quälend langsam und ich wendete mich alle fünf Minuten entweder zu Yuu oder zur Uhr um, denn ich konnte es einfach nicht mehr abwarten. Meine letzte Shopping Tour war ja auf Grund von Geldmangel, mehr oder weniger in die Hose gegangen und so freute ich mich endlich mal wieder die Zeit für eine richtige zu Finden – vor allem mal nicht alleine durch die Geschäfte streifen zu müssen.
 

Am Nachmittag trotteten Yuu und ich langsam nebeneinander her in Richtung Einkaufszentrum. Je näher wir unserem ersehnten Zielort kamen, desto mehr Menschen strömten uns entgegen. Da waren wir wohl nicht die einzigen, die diese Idee hatten. Wir kämpften uns durchs Gedrängel und wenig später standen wir in mitten des Paradieses – umringt von unzähligen Klamotten Läden, die nur darauf warteten von uns geplündert zu werden.
 

„Und Taka…hast du eine Vorstellung, was genau du dir kaufen möchtest?“, fragte er, blickte wirr im Raum umher und suchte anscheinend einen Laden, der seine Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde, doch die Auswahl war einfach zu groß.
 

„Nee keine Ahnung…weißt du wenn ich ehrlich bin, dann ist das das erste Mal, dass ich was kaufe um feiern zu gehen. Ich weiß gar nicht so genau worauf es da ankommt…“, er schaute mich etwas fragend an und ich wurde leicht rötlich um die Nase – man was rede ich nur wieder für einen Stuss? „Ich“ und „nicht wissen, was ich anziehen soll“, sind zwei verschiedene Welten.
 

„Dafür, dass du nicht weißt, was man in einem Club trägt, ist dein Schrank aber ganz schön voll davon. Okay ich mach dir einen Vorschlag. Ich such für dich was raus und du für mich.“, er klatschte in die Hände, hell auf begeistert von seiner Idee und zerrte mich auch schon in Richtung des ersten überfüllten Laden. Mir ging es eher weniger gut, bei seinem Vorschlag und stolperte fast über meine eigenen Füße, weil ich den Schock und die Bedeutung von seinem grandiosen Einfall noch nicht so ganz verarbeitet hatte. Ich – Ihm etwas zum anziehen aussuchen? Das kann ja nur schief gehen.
 

Ich weiß ja gar nicht, was er so mag – naja gut im Grunde wusste ich es schon, habe ja schließlich seinen gesamten Schrank Inhalt schon mal inspizieren dürfen.
 

Aber…aber ich weiß doch gar nicht seine Größe und… naja das wird bei seiner Figur schon nicht zu schwer sein.
 

Aber was ist, wenn ich was zu freizügiges raus suche, oder … es ihm eben- im Gegenteil- nicht freizügig genug ist. Was ist, wenn es ihm nicht gefällt.
 

Na und … es war seine Idee, dass kann mir doch egal sein, wenn er meinen Geschmack nicht teilt.
 

Ach man was denk ich mir da eigentlich, natürlich ist es mir nicht egal, was er über mich denkt, irgendwie ist mir das ganz und gar nicht egal… warum mach ich mir alles immer so unglaublich kompliziert mit ihm, kann ich nicht einfach mit ihm so gleichgültig umgehen, wie ich es mittlerweile mit fast allen Menschen in meiner Umgebung tue?
 

„Ähm… Yuu…Also ich weiß ja nicht, ob das so eine gute Idee ist, weil…öhm…ja weil…“, man was rede ich da eigentlich für einen unzusammenhängenden Kram. Er sah mich erwartungsvoll an, was ich seinem Vorschlag entgegen bringen wollte, doch kein schlagkräftiges Argument, was mir die ganze Prozedur hier ersparen könnte, wollte mir so recht einfallen.
 

„Ach schon okay…“, brachte ich noch heraus, drehte mich rasch von ihm weg und machte mich schnell auf die Suche nach etwas zum anziehen für ihn.
 

Im weggehen wand ich mich noch einmal um uns sah, wie auch Yuu sich den Weg durch die vielen Menschen, zu den Ständen, mit Klamotten bahnte.
 

Ich lief umher, ließ meinen Blick über die verschiedensten Shirts und Hosen streifen, doch mir schien nichts wirklich passend für ihn zu sein. Dazu kam die drückende Hitze, die von den vielen Menschen ausging, die ebenfalls auf der Suche nach einem neuen Outfit waren. Schon nach einigen Minuten irrte ich blind umher und achtete nicht mehr wirklich darauf wo ich bin trat. Ein Stoß von der Seite ließ mich aufschrecken und schon lag ich mit dem Gesicht nach unten auf dem Teppich Fußboden des Ladens. Ich hob meinen Kopf etwas an, um meine Orientierung wieder zu finden und verfluchte erneut meine Größe, die mich einfach die diesem Gemenge unter gehen ließ. Mit aufgerissenen Augen, starrte ich nach Vorne und machte einen dunklen Stoff unter einem der Regale, die mit T-Shirts gefüllt waren, aus. Ich tastete mich voran und zog den interessanten Stoff hervor.
 

„Taka? Was machst du denn da auf dem Boden?“, hörte ich auf einmal, eine mir vertraute Stimme, hinter mir und wendete den Kopf herum. Yuu blickte auf mich herab und runzelte fragend die Stirn. Musste ja auch allzu komisch aussehen, wie ich hier bäuchlings auf dem Boden lag.
 

„Irgend so ein Vollidiot hat mich wiedermal ganz einfach übersehen und meinte wohl mich um rempeln zu müssen.“, gab ich leicht genervt von mir, da ich den Sturz nur weniger gut abgefangen hatte und meine Knie einen dumpfen Schmerz von sich gaben. Yuu streckte mir eine Hand entgegen und ich ließ mich, etwas wiederwillig, von ihm auf die Beine ziehen.
 

„Oh zeig mal her. Hast du schon was für mich gefunden.“, lächelte er mich im nächsten Moment an und ehe ich etwas erwidern konnte, zog er mir das eben gefundene Stück Stoff aus der Hand, welches sich als Hose entpuppte.
 

Aber nicht einfach irgendeine Jeans – nein – das Teil war wirklich nicht zu verachten. Auf dem ohne hin schon ziemlich tief sitzenden, engen, schwarzem Stoff, zeichneten sich noch dunklere, schwarze Samt Ornamente ab – sie passte wirklich zu ihm.
 

Dieser Meinung war anscheinend auch Yuu, denn er nickte anerkennend und meinte:“Du hast mich nicht enttäuscht Taka und wie der Zufall so will hab auch ich schon eine Hose für dich. "
 

Er reichte mir ebenfalls eine schwarze Jeans-Hose. Ich sah ihn fragend an und äußerte etwas zaghaft:“Ist die nicht ein wenig…schlicht?“
 

Sofort stahl sich ein erheitertes Lächeln auf sein Gesicht und er sagte in verwegenem Tonfall:“Wenn ich später mit ihr fertig bin, dann ist sie alles andere als schlicht.“
 

Nun runzelte auch ich die Stirn, doch er sprach einfach weiter, ohne auf das eben gesagte weiter ein zu gehen:“Als Oberteil dachte ich mir einfach ein Ärmelloses schwarzes Top und darüber dein Rotes-Karo Hemd, das du mir einmal geliehen hast.“
 

Oh Mist an ein Oberteil hatte ich gar nicht mehr gedacht, doch jetzt wo ich die Hose hatte, hatte ich ja immerhin schon mal einen Anhaltspunkt, wozu ich etwas raus suchen musste.
 

„Ich geh noch schnell ein Oberteil für dich suchen.“, meinte ich zu ihm und er nickte:“Gut. Dann stell ich mich schon mal bei den Umkleiden an. Bei den vielen Menschen hier dauert das sicher ewig.“, mit diesen Worten verschwand er wieder im Getümmel und ließ mich mit seiner neuen Hose zurück.
 

Wieder strich ich durch die Gänge, doch dieses Mal wusste ich, was ich suchte. Wenn die Hose schon so tief saß, warum dann nicht gleich etwas mehr Haut zeigen. Nach kurzer Zeit, fand ich, was ich suchte: ein weit geschnittenes T-Shirt, aus sehr dünnen, wallendem, dunkel grauen Stoff. Anscheinend hatte er ja auch noch vor, später selber etwas an den Klamotten zu ändern, also dürfte ich das doch auch tun, oder?
 

Zufrieden mit meinem Fund, machte ich mich auf den Weg in Richtung Umkleiden und blieb stockend stehen. Eine elendig lange Schlage hatte sich gebildet, doch Yuu winkte mir schon von relativ weit Vorne zu. Ich drängelte mich durch die Schlange und blieb neben ihm stehen.

„Und Taka, hast du was gefunden?“, sagte er und nahm mir die Hose und das Shirt aus der Hand. Dann blickte er mich an:“Ist das nicht etwas schlichte?“, fragte er mich und künstelte dabei meinen Tonfall von Vorhin perfekt nach und so spielte ich das Spiel etwas weiter und machte auch ihn nach:“ Wenn ich später damit fertig bin, dann ist es alles andere als schlicht.“
 

Wir brachen beide gleichzeitig in Gelächter aus, als mir ein Typ hinter uns in der Schlange auf einmal, mit wütendem Gesichtsausdruck, auf die Schulter tippte:“Zuerst vordrängeln und jetzt hier auch noch Späßchen machen, oder was? Du stellst dich schön hinten an Kleiner, wie jeder Andere hier auch!“, schon packte der Typ mich am Arm und wollte mich hinter ihn drängen, als Yuu ihm zuvor kam und mich hinter sich schob.
 

„Na na, er gehört zu mir und ich habe mich hier angestellt, wie jeder andere auch und nur damit sie beruhigt sind, können Taka -“, er deutete auf mich:“- und ich uns auch eine Umkleide teilen.“
 

Wie? Was? Wer? Teilen?
 

Ich musste schlucken, nur bei dem Gedanke, mich mit Yuu in ein und demselben Raum umziehen zu müssen – von einer engen Kabine mal ganz abgesehen.
 

Ich hatte mich schon mal vor ihm zum Idioten gemacht, als ich knall rot angelaufen war, während er sich damals in meinem Zimmer umgezogen hatte.
 

Schlagartig wurde ich furchtbar nervös und der ohnehin schon viel zu aufgeheizte Laden, kam mit plötzlich noch mal zehn Grad wärmer vor – es machte mich schlicht und ergreifend verrückt.
 

Ich versuchte mir mit der flachen Hand etwas Luft zu zu wedeln, als uns auch schon jemand aus Richtung der Umkleiden entgegen kam, Yuu mich in eben jene, eben frei gewordenen Umkleide schob und die Tür hinter uns verschloss.
 

„Ähm…Also…“, versuchte ich ein Gespräch zu beginnen, um meine Nervosität zu vertuschen, scheiterte allerdings kläglich, als Yuu sie ohne weitere Vorwarnung das Shirt über den Kopf zog und begann an seinem Gürtel herum zu nesteln.
 

Ich schluckte, presste schlagartig meine zum Glück kalten Hände auf mein Gesicht, um die Hitze los zu werden, die mir heiße und kalte schauer über den Rücken laufen ließ.
 

Das hier war anders als damals. Das hier war Nah – zu Nah und es machte mich schier verrückt.
 

Ich musste eine Ablenkung finden, mich irgendwie von diesem Anblick vor mir los reißen, doch ich konnte einfach nicht, es war wie verhext.

Seine weiße, glatte, leicht feuchte Haut so nah vor meinen Augen, nur einige Zentimeter entfernt, ich konnte mich einfach nicht rühren. Und seine Hände, die nicht aufhören wollten, mehr von eben dieser Haut frei zu legen.
 

Mein Atem ging immer schneller, zu schnell und ich hoffte einfach nur, dass er Nichts merken würde, doch genau in diesem Moment, hielt er inne und sah mich fragend an:“Taka ist alles okay bei dir? Du siehst irgendwie gar nicht gut aus.“, er streckte seine Hand aus und wollte nach meiner fassen, die immer noch kühlend an meiner Wange lag, doch ich zuckte weg, wie an dem Tag, als er mir hoch helfen wollte. Etwas verwirrt zog er seine Hand weg und in dem Moment, wo ich merkte, dass ich mich wieder bewegen konnte, drehte ich mich schnell herum - mit dem Rücken nun zu ihm gewandt.
 

Etwas zittrig ließ ich meine Hände von meinen Wangen hinab zu meinem Gürtel sinken und frimelte daran herum, bis er sich endlich mit einem klicken löste und ich noch langsamer meine Hose hinab zu meinen Köcheln schob. Zum Glück musste ich nur eine Hose an probieren, denn ich hätte nicht gewusst, was ich gemacht hätte, wenn ich auch noch mein Shirt hätte ausziehen müssen.
 

Immer darauf bedacht, nicht wieder auf Yuus nackte Haut zu treffen, angelte ich blind nach der schwarzen Hose, die er für mich aus gesucht hatte und streifte sie so schnell es ging, bei dieser doch ziemlich engen Hose, über. Nachdem ich endlich den Knopf geschlossen hatte, drehte ich mich langsam herum zu Yuu, der in der Zeit, wo ich es geschafft hatte meine Hose zu wechseln, seine gesamten Klamotten gewechselt hatte.
 

Ich atmete auf, denn bis auf seine Arme, war seine Haut wieder komplett verhüllt.
 

Man Taka was ist nur los mit dir, jetzt krieg dich mal wieder ein. Ich versuchte mich an einem Lächeln und merkte, wie Yuu prüfend an mir herab sah.
 

„Ja die Hose steht dir ganz eindeutig und findest du das sieht gut an mir aus?“, fragte er, drehte sich einmal herum und ich wagte nun noch mal einen Blick zu riskieren.
 

Mir blieb die Spucke weg - diese Hose war wirklich ein Glücksgriff und ich ertappte mich dabei, wie ich ihn wieder anstarrte… im Spiegel… direkt auf seinen… Hintern.
 

Bei erneut aufsteigender Hitze hatte ich das dringende Bedürfnis hier raus zu müssen und schüttelte rasch den Kopf, um endlich wieder klar zu kommen - lag sicher nur an der Wärme hier drin.
 

„Das werte ich jetzt einfach „Ja“.“, lachte er und ich spürte förmlich, wie sich meine Gesichtsfarbe noch dunkler als ohnehin schon färbte – wenn das überhaupt möglich war.
 

Ich nickte hektisch und wand mich wieder ab – ich musste hier raus, so schnell es ging.

Fast in Rekord Geschwindigkeit, schälte ich mich wieder aus der Hose, zurück in meine alte und flüchtete aus der umkleide, einen halb bekleideten Yuu hinter mir zurück lassend.
 

Ich lehnte mich gegen eine Wand, gegenüber den Umkleiden und wartete, bis auch Yuu eben diese wieder verließ. Mittlerweile, hatte ich mich wieder etwas beruhigt, doch ganz wohl bei der Sache war mir immer noch nicht. Wie konnte ich von einem Moment auf den anderen nur so aus der Fassung geraten, was war verdammt noch mal los mit mir.
 

Ich legte eine Hand auf meine Stirn und ein etwas besorgt dreinblickender Yuu kam mir endlich entgegen, mit der Hose und dem Shirt im Arm.

„Und bei dir ist wirklich alles okay? Nicht das du krank wirst.“, sagte er und ich übergab ihm meine neue Hose und das Geld, damit er für mich mit bezahlen gehen konnte.
 

„Ich muss nur kurz an die frische Luft, kannst du bitte für mich mit bezahlen gehen? Ich warte dann draußen…“, sagte ich irgendwie geknickt, wartete sein Nicken ab und verließ schnellen Schrittes den Laden.
 

Endlich raus aus dieser Hitze, fühlte ich mich auch gleich wieder besser, setzte mich auf eine freigewordene Bank und wartete auf Yuu. Mein Blick streifte über die anderen Läden hinweg und blieb an einem kleinen Friseur laden hängen – warum eigentlich nicht?
 

Ich öffnete mein Portmonee und fand tatsächlich noch mehr als genug Geld für einen Friseur Besuch darin.
 

Ich schaute wieder in Richtung Laden Ausgang und ein, mir eine Tüte entgegen streckender Yuu, kam tatsächlich auch schon auf mich zu.

„Hey Yuu… ich hab mir überlegt noch zum Friseur zu gehen, hättest du noch Zeit?“, ich stand auf und nahm ihm die Tüte ab.
 

„Sicher, ich hab Zeit. Aber dann lass uns nachher noch zu dir gehen, damit ich dein Outfit fertig machen kann“, lächelte er und ich nickte zu stimmend, auch wenn ich bei ihm zu Hause wenigstens Ruhe vor meinen Eltern hatte.
 

Der Friseur Besuch hatte letztendlich doch länger gedauert als gedacht, aber am Ende, war ich doch recht zufrieden, mit meinem Ergebnis: Meine Haare waren jetzt leicht braun, rötlich und an einer Seite hatte ich mir sogar eine Art Sidecut schneiden lassen.
 

Yuu hatte meine neue Frisur ebenfalls wieder meinem guten Geschmack zu geordnet und so machten wir uns auch den Weg zu mir nach Hause. Inständig hoffte ich ja noch, das wir wenigstens ungestört waren, doch natürlich wurde mir meine Bitte nicht erfüllt, denn meine leicht zerstreute Mutter öffnete uns wenig später die Tür, verschwand allerdings auch sofort wieder in der Küche, nachdem sie mich etwas misstrauisch beäugt hatte, letztendlich aber doch genickt hatte und meine Frisur als „Akzeptabel“ befand.
 

Yuu schlängelte sich hinter mir die Treppen hinauf und ließ sich auf mein Bett fallen – der fühlte sich hier ja schon wie zu Hause. Er kramte in der Tüte herum um verteilte unsere neuen Errungenschaften ebenfalls auf dem Bett.
 

„Taka hat du vielleicht eine Schere und ein spitzes Messer?“, fragte er und nun beäugte ich ihn doch etwas misstrauisch, doch holte ihm das Geforderte und legte es ebenfalls zu ihm aufs Bett.
 

Ich wollte ja selber ein wenig an seinem neuen Shirt herum schneiden, also musste ich ihm wohl oder übel auch meine Hose überlassen.

Er nahm sich zuerst das Messer, trennte einige Fäden an der Vorderseite der Hose durch und zog sie heraus, sodass sich langsam kleine Schlitze bildeten, dann nahm er die Schere und schnitt an den Knien größere, an den Rändern ausgefranzte Löcher hinein und hielt sein Werk anschließend in die Höhe.
 

„Könntest du die bitte einmal anziehen.“, sagte er, ich nahm ihm die Hose aus der Hand und drehte mich von ihm weg. Noch so eine Szene wie heute in der Umkleide brauchte ich ganz sicher nicht noch einmal. Ich wechselte recht rasch die Hose und wandte mich ihm mit der Neuen wieder zu.
 

„Ja genau so hab ich mir das vorgestellt und jetzt zieh den Rest auch noch an.“, Enthusiastisch sprang er auf und lief hinüber zu meinem Schrank. Zu schnell, als das ich ihn hätte aufhalten können, riss er die Schranktüren auf und zog mein rotes Karo-Hemd und ein schlichtes, schwarzer Muskelshirt heraus.
 

Zufrieden nickend reichte er mir beides, doch ich war innerlich gerade mehr als gespalten. Ich wollte mich einfach nicht vor ihm ausziehen, mir war schon unwohl, sodass ich mich weg drehte, wenn ich vor ihm meine Hose wechsle, obwohl ich noch meine Boxershorts drunter hatte. Zögerlich nahm ich ihm die Klamotten aus der Hand und sah zu Boden – ich konnte das jetzt irgendwie einfach nicht, das hier war so anders, als zum Beispiel das Umziehen vor dem Sportunterricht in die Schule. Ich hatte regelrecht das Gefühl von seinen Blicken durchlöchert zu werden, obwohl er nicht einmal richtig zu mir herüber schaute.
 

Betreten sah ich im Raum umher und diese unerträgliche Stille verbesserte meine Situation nicht wirklich.
 

„Also… heute bist du irgendwie echt komisch. Sicher, dass es dir gut geht?“, fragt er mich sicher schon zu X-ten Mal, doch diesmal war seine Stimme irgendwie anders Er klang so ruhig und schritt langsam etwas näher an mich heran.
 

„Es ist…nichts.“, sagte ich ganz leise und wollte am liebsten den Blick von diesen besorgten Augen vor mir abwenden. Wie konnte er nur „so“ sein - so unglaublich nett, doch verschlimmerte sich meine Situation sich darauf immer noch mehr und ich wurde automatisch so abweisend und ängstlich vor jeder seiner Bewegungen.
 

Er stand nun direkt vor mir, nicht mal mehr einen Schritt entfernt und schaute auf mich herab. Langsam ließ ich die Arme, mit den Klamotten in den Händen sinken und wagte es nicht einmal den Kopf an zu heben, geschweige denn ihn an zusehen.
 

Dann fühlte ich etwas Warmes, Beruhigendes in meinem Nacken und kurz darauf wurde ich komplett von dieser Wärme umhüllt. Er festigte seine Umarmung noch etwas und egal wie Nervös er mich vorher gemacht hatte, in diesem Moment beruhigte er mich wieder komplett.
 

„Erzähl mir bitte, was los ist…“

Frustration, und die Mittel dagegen.

Frustration, und die Mittel dagegen.
 

„Es ist wirklich Nichts Yuu.“, ich stemmte mich ihm entgegen, obwohl die Wärme, die von ihm ausging so angenehm war, sodass ich die Umarmung eigentlich gar nicht hatte beenden wollen.
 

Mein Kinn an seiner Brust, seine Arme in meinem Nacken – es fühlt sich unerwartet beruhigend an.

Doch nun ließ er seine Hände sinken und ich drehte meinen Kopf schräg nach Unten, nun von ihm abgewandt, sodass mein Blick wieder aufs Bett fiel und ich eine gute Ablenkung fand:“Außerdem muss ich auch noch dein Oberteil fertig machen. Ich dachte mir, wenn du an meinen Klamotten noch etwas ändern darfst, dann will ich das auch machen.“
 

Ich ließ mich aufs Bett fallen und griff nach der Schwere und dem dünnen Stoff, während Yuu mich etwas misstrauisch beäugt.
 

Ich hielt das Shirt vor mein Gesicht, versuchte einige Pi-mal-Daumen Messungen vor zu nehmen und setzte dann die Schere nach etwas zwei Drittel des Shirts an. Ein grader Schnitt von links nach rechts und … Yuu ist Bauchfrei.
 

„Geile Idee Taka.“, er sah mit leuchtenden Augen zu dem Shirt herüber rund würdigte mich keines Blickes mehr, kurz bevor er es mir einfach aus der Hand riss, um es noch näher zu betrachten. Dann legte er es enthusiastisch bei Seite und fasste mit seinen Händen schnell nach dem Saum seines Shirts, um es sich zum zweiten Mal am heutigen Tag über den Kopf zu ziehen, doch ich konnte ihn gerade noch so mit einer ebenso raschen Handbewegung meinerseits davon abhalten.
 

„Ähm Yuu… ich glaub du hast recht. Ich fühle mich wirklich nicht so gut und ich will morgen unbedingt mit dir weg gehen, also sollte ich mich jetzt glaub ich etwas ausruhen.“, ich ließ meine Hand, die ihn gestoppt hatte wieder sinken und ein leises „Oh“, bildete sich auf seinen Lippen, bevor auch er wieder seine Arme sinken ließ.
 

„Ist gut Taka, dann komm Morgen aber bitte pünktlich um vier bei mir vorbei okay? Denn können wir uns überlegen, wo wir hin gehen.“, ich nickte nur stumm – eigentlich wollte ich ihn ja gar nicht so raus schmeißen, es war mehr eine reflexartige Reaktion auf seine Bewegung gewesen, die mich dazu veranlasst hatte.
 

Ich bin nicht verklemmt oder sowas – naja vielleicht ein kleines Bisschen…
 

Ich sah ihm noch dabei zu, wie er seine neuen Sachen zusammen suchte und dann mit einem flüchtigen „Tschüss“, aus der Tür verschwand und ich geräuschvoll ausatmete.
 

Wenn ich meine Ausbrüche nicht bald wieder in den Griff bekämen, dann könnte das noch sehr peinlich für mich enden.
 

Ich rollte mich auf meinem Bett zusammen und schlang meine warme Decke um mich – genau so warm, wie seine Umarmung…Warum musste ich jetzt wieder daran denken??? Ich drehte mich wieder auf den Rücken und starrte eine Weile lang einfach nur an die Decke.
 

Was genau war es eigentlich, dass mich so nervös machte in seiner Gegenwart? –Nein seine Gegenwart war es nicht, weswegen ich mich so benahm. Im Gegenteil, ich mochte es, etwas mit ihm zu unternehmen.
 

Ich schloss die Augen und sah ES wieder vor mir, wie ein Bild, welches sich in meinen Kopf gebrannt hatte und es ließ mich schier verrückt werden.
 

Sein Körper direkt neben dem meinen, seine Haut so nah, seine vollen Lippen…
 

Ein seichtes Kribbeln zog sich langsam von meinen Armen hinauf und schließlich durch meinen Oberkörper, ich bemerkte erst jetzt, dass meine flache Hand fast wie von alleine über eben jenen gestrichen hatte, als wolle sie das Gefühl noch einmal unterstreichen und sich gefährlich nah in Richtung meiner Körpermitte vorgewagt hatte.
 

Ruckartig, fast Erschrocken zog ich sie schnell zurück und warf die Decke von mir, um einem neuen Hitzeschwall zu entgehen.
 

Ich fühlte mich wie gerädert, als ich am nächsten Tag aus dem Bett fiel. Ich wusste nicht so genau, wie lange ich Gestern noch wach gelegen hatte, bis ich endlich von alleine in einen mehr oder weniger erholsamen Schlaf gefallen war.
 

Verschlafen drehte ich mich zur Seite und im nächsten Moment war ich hell wach.
 

13 Uhr ?!?
 

Wie konnte das denn passieren – Yuu du bringst mich noch mal ins Grab! Wie ein Blitz raste ich ins Badezimmer und sprang erst mal unter die Dusche, um dieses miese „Schlecht-geschlafen-Gefühl“ los zu werden.
 

Etwas erholter und in einen Bademantel gehüllt trat ich wenig später zurück in mein Zimmer und tänzelte zu meinem Schrank herüber. Gestern hatte ich ja nicht mehr die Gelegenheit bekommen, mein neues Outfit bewundern zu können und so freut ich mich jetzt um so mehr über die neuen Sachen, die Yuu für mich ausgesucht hatte.
 

Wie er wohl in seinen aussah? Ich werde wohl oder übel später einmal testen müssen, wie genau ich auf ihn reagiere, denn so wie es jetzt ist kann ich einfach nichts mit ihm unternehmen, ohne Angst davor haben zu müssen gleich wieder in Verlegenheit zu geraten, wenn er sich auch nur sein Shirt auszieht.
 

Meine Reaktionen verwirrten mich eh schon genug und ich wollte das endlich aus der Welt schaffen.
 

Also ließ ich den Bademantel fallen und zog mir die neue Hose an, sie saß wirklich gut und die Schlitze ließen sie ein bisschen außergewöhnlicher wirken, zeigten aber nicht zu viel Haut.

Danach kramte ich ein schwarzes Tank Top hervor und mein rotes Karo-Hemd, von welchem Yuu ja wirklich sehr angetan zu sein scheint.
 

Ich befestigte es noch schnell mit einer größeren Brosche, damit mit das ohne hin schon viel zu große Hemd nicht all zu frei an mir herab hing.
 

Ein weiterer Blick auf die Uhr verriet mir, dass wenn ich noch etwas essen wollte, bevor ich zu Yuu ginge, nur noch schnell meine Haare machen könnte und mich dann später bei ihm schminken müsste.
 

So wandelte ich schnell zurück ins Bad und brachte meine neue Frisur mit Föhn, Kamm und einer Menge Haarspray in Form. Eine weitere Strähne glättete ich ein wenig über den Sidecut, damit diese Seite meines Kopfes nicht allzu kahl aussah.
 

Zufrieden mit meinem Ergebnis legte ich nur noch etwas Makeup auf, damit ich später nur noch meine Augen schminken müsste und war im nächsten Moment auch schon in der Küche um mein Frühstück runter zu schlingen und aus der Tür zu stürzen, unter den irritierten Blicken meiner Mutter.
 

Doch noch halbwegs pünktlich, wurde ich von Yuu herein gelassen und ließ mich erst einmal völlig erschöpft von dem ganzen Gehetze auf das Sofa fallen, welches ich mittlerweile als die bequemste Sitzgelegenheit überhaupt abgestempelt hatte.
 

„Mensch Taka, du siehst aber fertig aus.“, brachte mir der immer noch in schlabber Klamotten rumlaufende Yuu entgegen.
 

„Naja hätte ich gewusst, dass der werte Herr Shiroyama noch nicht mal angefangen hast sich fertig zu machen, hätte ich mich auch nicht so beeilt.“, brachte ich ihm leicht schnippisch entgegen, nahm ihm dann aber doch recht dankend nickend das kühle Getränk hab, welches er mich reichte.
 

Gierig nahm ich einen Schluck und wand mich dann wieder schwer atmend an ihn:“Wegen dir bin ich den ganzen Weg vom Bahnhof bis zu deiner Tür gerannt, weil du Gestern extra noch gesagt hast, dass ich pünktlich kommen soll.“, hechelte ich, und nahm sofort den nächsten großen Schluck, von dem erfrischenden Getränk.
 

„Okay okay. Ich sehe es ja ein.“, er schmunzelte leicht:“Es tut mir ja leid und du siehst übrigens furchtbar heiß aus in den neuen Sachen.“, er lachte auf, doch ich hatte schon wieder mit der aufsteigenden Hitze in meinem ohne hin schon überhitzten Kopf zu kämpfen – er fand mich heiß? Seine Worte hinterließen in mir ein merkwürdiges Gefühl, auch wenn sie für ihn sicher kaum wichtig waren, so brachten sie mich doch nur umso mehr aus der Fassung.
 

„Ähm…danke.“, brachte ich nur leise krächzend hervor und er verschwand nickend in ein weiteres Zimmer, von dem ich jetzt einfach mal ausging, das es sein Schlafzimmer war, denn ich hatte es ja noch nie von innen gesehen.
 

„Und Taka?“, hörte ich es nach einiger Zeit und richtete mich ein wenig auf, um ihn besser ansehen zu können, doch nun bracht ich nur ein leises „Oh“ hervor und starrte wie angewurzelt auf das sich mir bietende Bild.
 

Über das knappe Shirt hatte er sich noch eine längliche Weste gezogen, auf welcher sich matt silberne Blüten abzeichneten, dazu dann noch die neue Hose – mein Glücksgriff – wie ich sie mittlerweile nannte und eine Art schwarzes Halsband mit silbernen Anhänger.
 

Und überall blitzte diese verführerisch glatte Haut hervor, ich spürte den Impuls darüber streichen zu wollen, doch ich unterdrückte den Gedanken, denn ich wollte mit meinem komischen Verhalten nicht noch den Abend ruinieren – wenn Yuu erst mal davon überzeugt ist, dass es mir nicht gut geht, würde er niemals mit mir weggehen, sondern verlangen, dass ich mich ausruhe – soweit kannte ich ihn da doch schon.
 

„Okay dann mach ich mich mal an die Haare.“, sagte er und ging breit vor sich hin grinsend ins Badezimmer. Sofort sprang ich auf und folgte ihm.
 

„Warte ich muss mich auch noch zu Ende schminken.“
 

So standen wir also beide wenig später nebeneinander vor dem Spiegel und ich Kämpfte mit meinem Eyeliner, während Yuu mit seinem Glätteisen hantierte.
 

„Mensch Taka du bist echt gut im Schminken. So gut hätte ich das nie hinbekommen.“, er hielt kurz inne und sah mir dabei zu, wie ich den letzte Schliff vornahm und zufrieden in den Spiegel lächelte.
 

„Na wenigstens etwas, das ich kann.“
 

Er betrachtet mich nun nicht mehr im Spiegel, sondern drehte sich wirklich zu mir herunter:“Sag mal kannst du mich nicht heute schminken?“, fragte er begeistert und ich überlegte kurz :“Nun ich weiß nicht, ob ich das bei jemand anderem genau so hinbekommen würde, aber ich kann es versuchen.“
 

Er nickte kurz, legte sein Glätteisen beiseite und brachte schneller als ich gucken konnte einen ziemlich kompliziert wirkenden Zopf zu Stande.
 

„Okay bin bereit.“, sagte er noch und setzte sich vor mich auf einen Hocker.
 

Etwas ratlos nahm ich zuerst den Kajal zur Hand und umrandete sorgfältig sein Auge.
 

Wie er mich so erwartungsvoll anblickte, mit großen Augen, und dabei so still hält, sich mir quasi ausliefert. Ich konnte nicht anders, als ab und zu, natürlich nur ganz zufällig, über seine Wangen oder seine Lippen zu streichen, bis er auf einmal inne hielt und leicht zurück zuckte.
 

„Taka, das kitzelt.“, sofort fuhr auch ich zurück und fühlte mich furchtbar ertappt, weil ich gedacht hatte, er würde meine Berührung gar nicht bemerken.
 

„Schuldige.“, nuschelte ich daher nur hervor und nahm meine Arbeit wieder auf, immer darauf bedacht ihn dieses Mal umso weniger zu berühren.
 

„Ich erkenne mich ja gar nicht wieder, du bist echt verdammt gut.“, sagte er und betrachtete sich im Spiegel, dann klatschte er enthusiastisch in die Hände und drehte sich zu mir herum.

„So jetzt müssen wir nur noch wissen, wo wir hingehen wollen – du wohnst hier länger als ich, also sag an.“, überrumpelte er mich nun völlig und ich gab doch etwas peinlich berührt zurück :“Nun also ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung…“,wurde zum Ende hin immer leiser und blickte ich scheu von unten herauf an.
 

„Nun, wie immer habe ich schon voraus gedacht und habe nach einem Club Ausschau gehalten.“, meinte er fachmännisch und zog mich, auf mein Murren hin, einfach lachend mit sich mit zur Tür heraus.
 

„Der Club liegt aber ganz schön weit Außerhalb.“, stellte ich nach einiger Zeit fest und Yuu nickte bestätigend, als wir endlich vor einem größeren Gebäude stehen blieben, vor dem sich schon eine kleine Menschenschlange gebildet hatte.
 

Trotz dessen wurden wir schnell herein gelassen und ich war begeistert – das Gebäude glich eher einer großen Fabrikhallen, deren Wände mit Bars und Tischen gesäumt waren und in ihrer Mitte befand sich eine große Tanzfläche, die vor Menschen nur so wimmelte.
 

Dazu waren die Wände etwas heller beleuchtete, in die Mitte des Raumes trat allerdings nur wenig licht, lediglich ab und zu einige bunte Lichtkegel und dazu laute Musik.
 

Ob die Musik nun gut war oder nicht, darüber ließ sich ja bekanntlich streiten, doch so ganz mein Fall waren diese Technosounds nicht.
 

Yuu zog mich auch erst einmal zu einen der Tische herüber und wie ließen uns auf die dazugehörigen Stühle fallen.
 

„Und Taka, gefällt es dir?“, hörte ich seine Stimme über die laute Musik hinweg und ich nickte freudig, denn es gefiel mir wirklich. Yuu stand schmunzelnd auf uns ging zu der nächst gelegenen Bar hinüber, um uns etwas zu trinken zu holen – und das sicher nicht das letzte Mal am heutige Abend.
 

Ich ließ meinen Blick erneut durch den Raum streifen und mir viel eine Person auf, die irgendwie heraus stach, in der meist dunkel gekleideten Masse.
 

Er war etwas größer als die meisten um ihn herum und trug sowohl weiße Hosen, also auch weiße Schuhe, eine längliche weiße Weste und darunter noch einmal ein ebenso weißes Tank Top.
 

Dazu kamen dann noch seine auffallenden Honigblonden Haare und ich war hell auf begeistert. Nach kurzer Zeit schien er meine Blicke zu bemerken und legte den Kopf bei Tanzen leicht in den Nacken, die Lippen ein wenig geöffnet und sah mich von Oben herab an. Wieder spürte ich ein Kribbeln in meinen Armen und eine leichte Gänsehaut, als etwas mich von der Seite an stupste und ich aus meiner Trance gerissen wurde. Yuu sah mich von der Seite an und versuchte meinem Blick zu folgen, was nicht allzu schwer war, denn der Mann auf der Tanzfläche stach wirklich heraus.
 

Das Lied wechselte und es wurde etwas ruhiger im Raum:“Er ist irgendwie das genau Gegenteil von dir findest du nicht?“, platze es aus mir heraus und Yuu sah mich etwas verwirrt an.
 

„Naja er ist irgendwie so…weiß und du hingegen bist so…dunkel.“, versuchte ich ihm meinen Eindruck näher zu bringen, als ich eine sanfte Stimme vor mir vernahm:“Also ich finde, er hat irgendwo schon recht.“, sagte der Blonde und streckte zuerst mir, dann Yuu die Hand entgegen:“Takashima Kouyou, aber bitte nennt mich doch Uruha.“
 

„Der Name passt zu dir-“, meinte Yuu zu meiner Linken, nahm ein Schluck aus seinem Bier und fuhr dann fort:“Shiroyama Yuu, kannst mich aber Aoi nennen.“
 

„Ähm…Matsumoto Takanori.“, sagte ich, auch wenn es etwas leise klang, denn er hatte ja durchaus bemerkt, wie ich ihn eben angestarrt hatte.
 

„Was? Kein Spitzname?“, kicherte Uruha und sah mich mit schmoll Lippen an. „Mhhh das müssen wir ändern.“, gab er noch von sich und setzte sich ohne weiter zu fragen zu uns an den Tisch.
 

„Ich würde sagen, Ruki passt.“, meldete sich nun Yuu zu Wort und Uruha sah ihn etwas irritiert an.
 

„Frag nicht. Manchmal kann er echt ein kleiner Prinz sein.“, ergänzt Yuu noch und ich wurde leicht rot, da nun auch Uruha zu lachen begann:“Nun gut Ruki, hat dir gefallen, was du gesehen hast?“ Er lächelte mich an und mir wurde noch unwohler, allerdings nicht wegen seiner Frage, sondern wegen Yuus verwirrten Blicks, der ebenfalls auf mir ruhte und meine Antwort abwartete.
 

„Ich Ähm…Was?“, versucht ich irgendwie einer Antwort zu entgehen und auf Uruha schien Yuus Blick bemerkt zu haben:“ Seid ihr zusammen oder so?“, fragte er etwas verdutzt, doch Yuus Blick blieb gleich, als ob er auf meine Antwort warten würde :“Nein Nein.“, meinte ich schnell und stand fast schon ruckartig vom Tisch auf :“Ich komm gleich wieder.“, meinte ich noch kurz angebunden und schob mich dann langsam durch die Menge in die Richtung, wo ich die Toiletten vermutete.
 

Ich? Mit Yuu zusammen? Sehen wir denn danach aus? Nein sicher nicht.
 

Ich befeuchtete kurz meine Wangen und meinen Hals mit etwas kühlem Wasser, um wieder runter zu kommen und betrachtete mich kurz im Spiegel.
 

Yuu war ein Freund, einfach nur ein Freund – vielleicht sogar mein bester Freund, aber eine Beziehung? Mochte ich ihn denn auf diese Art und Weise? – Ich wusste es nicht.
 

Fühlte ich mich denn zu ihm hingezogen? – Auch das wusste ich nicht, doch mir kam wieder das Gefühl in den Sinn, welches ich gehabt hatte, als ich etwas mehr von seiner Haut sah, den Impuls, den ich verspürt hatte? Aber er war doch wie ich ein Mann… ich schüttelte den Kopf, um meine Gedanken wieder los zu werden und verspürte den inneren Drang, mir so schnell wie möglich ein paar der bunten Getränke da draußen hinter zu kippen.
 

So schlenderte ich zurück zu unserem Tisch, inzwischen hatten Uruha und Aoi irgendein Gespräch begonnen und so setzte ich mich still neben sie und trank mit einigen großen Schlucken mein Bier leer.
 

„Ich geh mir kurz was zu trinken holen, will einer von euch auch etwas?“, fragte ich, doch Aoi schüttelte nur schnell den Kopf und unterhielt sich weiter angeregt mit seinem neuen Gegenüber.
 

Also ging ich hinüber zur Bar und bestellte das erst beste, das mir auf der Karte ins Auge viel und schlenderte mit meinem Getränk zurück an den Tisch. Es schmeckte nach einer Menge Alkohol, überdeckt mit etwas furchtbar süßem und so merkte ich gar nicht, wie schnell ich mein Glas leerte, während ich einfach nur da saß und versuchte dem Gespräch der Beiden zu folgen. – doch vergebens.
 

Einige zuckrige Gläser später, schien Yuu mich auch mal wieder wahr zu nehmen, denn er drehte leicht den Kopf in meine Richtung:“Uruha und ich wollen ein bisschen tanzen gehen, willst du mit?“
 

Ich lehnte kopfschüttelnd ab, denn ich war noch nüchtern genug, um meine Fähigkeiten, was das Tanzen angeht einzuschätzen zu können und hielt es nicht für eine allzu gute Idee, wenn wir hier heute alle noch lebend raus kommen wollen.
 

Also holte ich mir gleich einige Drinks auf Vorrat und ließ gelangweilt meinen Blick über die Wände streifen. Irgendwie hatte ich mir den Abend anders vorgestellt, aber wie hätte ich auch ahnen können, dass Yuu sich eine andere Beschäftigung sucht und mich links liegen lässt. Wie automatisch wandte ich mich der Tanzfläche zu, wo die Beiden anscheinend sichtlich Spaß miteinander hatten.
 

Uruha warf wild die langen Haare hin und her und ließ dabei seine Hüften gekonnt zum Takt der Musik kreisen. Yuu hatte seine Hände in seinen Haaren vergraben und schwang ebenfalls, leicht in der Hocke, seine Hüften umher. Ab und zu strich er sich mit einer Hand über den nackten Bauch und ich ertappte mich dabei, wie sich mein Griff um mein Glas verstärkte. So wand ich meinen Blick lieber wieder ab von der tanzenden Masse und schaute stattdessen in das dunkle Getränk vor meinen Augen – nahm einen Schluck.
 

Je später es wurde, desto mehr kreiste es in meinem Kopf und desto schwindeliger wurde mir bei jeder Bewegung. Ich hing mittlerweile mehr auf meinem Stuhl, als das ich saß und wirklich klar denken war auch nicht mehr so ganz möglich.
 

Fast am Rande des Einschlafens spürte ich eine warme Hand in meinem Nacken, der ich mich freudig entgegen drückte.
 

„Mensch Taka, was machst du nur wieder.“, vernahm ich eine mir nur allzu bekannte Stimme, nahe meines Ohres und kurz darauf einen stützenden Arm, der sich um mich legte und mich hoch zog, doch ich war schon viel zu sehr am wegdämmern, als das ich jetzt stehen könnte und das zunehmende schwindel Gefühl machte die ganze Sache auch nicht gerade leichter.
 

„Aoi vielleicht haben wir es ein bisschen übertrieben.“, eine andere Stimme, ertönte etwas weiter weg – Uruha.
 

Ein zustimmendes „Mhm“, wieder direkt neben mir und ich verlor den Boden unter den Füßen, spürte wieder diese angenehme Wärme um mich herum und ein leichtes Schwanken, als Yuu sich in Bewegung setzte. „Man du hast echt Glück, das du nichts wiegst.“, vernahm ich seine angestrengte Stimme und ich drückte mich noch etwas mehr an den warmen Körper neben mir.
 

„Du bist so kuschelig Yuu.“, nuschelte ich an seine Brust gelehnt und vernahm wieder nur ein leises seufzten, anstelle von Worten, neben mir.
 

Einen Teil des Weges war ich auch selber gegangen, denn Yuu konnte mich unmöglich die vielen Treppen zu seiner Wohnung hinauf tragen, doch Letzt endlich kamen wir mehr schlecht als recht wieder in eben jener an und ich wurde sofort auf mein Lieblings Sofa gesetzt.
 

„Was mach ich jetzt am besten mit dir“, höre ich es leise vor mir und ich öffnete die Augen ein wenig, um den vor mir knienden Yuu anblicken zu können.
 

Mir war schon wieder etwas klarer zu Mute, doch nun übermannte mich zu dem Schwindelgefühl auch noch langsam die Müdigkeit und so schloss ich die Augen wieder, schreckte kurz darauf allerdings wieder hoch, als ich ein ungutes drücken in meinem Magen spürte, begleitet von einem ungesunden Geräusch und einer unglaublichen Übelkeit.
 

Ich atmete ganz langsam aus, und legte eine Hand auf meinen Magen, doch die Übelkeit wollte einfach nicht verschwinden und so wankte ich so schnell es eben ging in Richtung Bad und merkte durchaus, wie Yuu mir folgte und versuchte mich zu stützen, doch ich fühlte mich elend und konnte es einfach nicht zurückhalten, auch wenn er dabei war.
 

Und so kotze ich mich wenig später buchstäblich die Seele aus dem Leib, spürte ab und zu Hände an meinem Kopf, die meine Haare zurück hielten und mir beruhigend über den Rücken strichen.
 

„Das… wäre alles nicht passiert, wenn dieser Uruha nicht aufgetaucht wäre.“, brachte ich ganz leise heraus und versuchte mich auf die kreisende Hand an meinem Rücken zu konzentrieren.
 

„Scht…ist ja gut.“, flüsterte Yuu ganz dicht hinter mir, erhob sich und reichte mir ein Glas Wasser, damit ich mir den ekelhaften Geschmack aus dem Mund spülen konnte. Es tat gut, ihn bei mir zu wissen und ich war ihm so unendlich dankbar, dass er mir half…
 

Dann wurde ich so schrecklich müde, schaffte es gerade noch mich aufzurappeln, mich wenig später wieder hin zu legen und schlief darauf sofort ein…

Versteckspiel

Versteckspiel
 

Das Zimmer, in dem ich erwachte war abgedunkelt und es vielen nur vereinzelte Lichtstrahlen, durch die kleinen Schlitze der Jalousien. Ich rappelte mich auf und hielt mir im nächsten Moment den Kopf, als mich zu einem unguten Schwindelgefühl auch noch ein stechender Schmerz in meinem Kopf übermannte – zu meinem Glück war es allerdings sehr still, sodass laute Geräusche meinen Kater nicht noch zusätzlich verschlimmerten.
 

Ich kniff die Augen leicht zusammen und blickte in dem düsteren Raum umher – war ich gestern Heim gefahren? Dieses Zimmer kam mit gänzlich unbekannt vor und auch wenn das Bett, in dem ich lag für zwei Personen ausreichend war, so war dies doch trotzdem nicht das Zimmer meiner Eltern. Mein Blick schweifte weiter und blieb an einem matt glänzenden Umriss hängen – eine schwarz lackierte Gitarre.
 

Langsam stand ich auf, immer darauf bedacht hektische Bewegungen zu vermeiden, um meinen Zustand nicht noch zu verschlimmern und tat einige Schritte auf das Hölzerne Instrument zu.
 

Vorsichtig strich ich über den schwarzen Lack und musste feststellen, dass sich nicht ein einziger Kratzer auf diesem abzeichnete. Egal wie schön der Anblick dieses Instrumentes war, es half mir nicht dabei heraus zu finden, wo ich mich denn nun genau befand. Mein Kopf schaltete noch immer, suchte die Antworte auf die Frage „Wo?“, als ich je durch Schritte auf der anderen Seite der Tür vernahm, welche ich auf der gegenüber liegenden Seite des Zimmers aus machte.
 

Etwas erschrocken, wie ich auf die Person hinter der Tür reagieren sollte, legte ich mich schnell zurück ins Bett und zog die Decke bis zu meinem Kinn hoch, während ich angestrengt zur Tür herüber linste.
 

Die Klinke wurde herunter gedrückt und die Tür mit einem leisen Knarzt geöffnet. Ich entspannte mich schlagartig, als mich ein etwas verschämt dreinblickender Yuu aus dem Türrahmen heraus angrinste, wieder gekleidet in seine Lieblings Jogging Hose und einem schwarzen T-Shirt. Er trat in den Raum herein, machte eine kleine Lampe an, die das Zimmer in ein seichtes Licht tauchte, meine Augen allerdings nicht allzu sehr reizte und ich schob die Decke wieder ein Stück zurück – sah ihn erwartungsvoll an.
 

„Wie…geht’s dir?“, waren nach längerem Schweigen nun seine ersten Worte, immer noch ratlos neben der Lampe stehend. Ich richtete mich auf, sah zu ihm herüber und überlegte kurz, wie ich nun am besten auf seine Frage antwortete. Gerade jetzt musste mir natürlich auch wieder einfalle, wie schlecht ich mich eigentlich Gestern benommen hatte. Wie viel Ärger hatte ich ihm nur bereitet? Natürlich fühlte er sich für mich verantwortlich, wenn ich sturzbetrunken nicht mehr in der Lage war alleine nach Hause zu finden – hatte mir geholfen und ich war ihm einfach nur ein Klotz am Bein gewesen.
 

„Es tut mir leid…Yuu.“, sagte ich, nach einiger Zeit des Überlegens, leise und hätte mich vor Scharm am liebsten wieder unter meiner Decke versteckt, doch Aoi lächelte mich einfach nur freundlich an und schüttelte leicht den Kopf :“Das muss dir doch nicht leid tun, wir haben alle mal einen schlechten Abend und außerdem hätte ich besser auf dich aufpassen müssen…“, er blickte bei seinen letzten Worten etwas verlegen bei Seite, doch mich machte es schier rasend, wie gelassen er auf mein Verhalten reagierte.
 

„Ich war dir den Abend einfach nur ein Klotz am Bein und jetzt gibt’s du auch noch dir selber dir Schuld? Dich trifft keine Schuld – ich hab mich schlicht weg daneben benommen und das weißt du auch.“, ich schlug die Decke nun ganz bei Seite und Yuu trat an das Fußende seines Bettes, ließ seine Finger leicht über das Lackierte, weiße Holz des Bettpfostens streichen, schien kurz zu überlegen und blickte mich dann von unten herauf an.
 

„Ob es nun deine Schuld war oder meine ist doch egal oder -“, er kniete sich nun auf das Bett und ich schaute etwas verwirrt zu ihm herüber, als Yuu fast in Zeitlupen Tempo und mit verhangenem Blick langsam zu ihm herüber kroch „- du hast gestern Garnichts mehr gegessen, du musst doch langsam Hunger haben?“, er sprach so leise und dunkel, das man seine Stimme fast nur noch als aufreizendes Flüstern erkennen konnte, und wie von selbst rutschte ich von dem sich auf mich zu bewegenden Yuu immer weiter weg, je näher er mir kam – ich versuchte es zumindest, denn ziemlich schnell endete meine Flucht, als mein Rücken an die Wand, an der das Bett stand, stieß und ich somit in die Enge getrieben wurde, mir wie gefangen vorkam. Gefangen in einer, sich stetig aufheizenden Zelle, denn die Temperatur meines Körpers stieg stetig an und ein Kribbeln, breitete sich zu der Hitze, wie ein Lauffeuer, auf meiner Haut aus – verursachte abwechselnd heiße und kalte Schauer, ließ meinen Atem, je näher der sich so fließend bewegende Körper mir kam, unregelmäßiger und fahriger werden.
 

Was war es, das ich fühlte, als sein Gesicht so unerträglich nah vor dem meinem zum stehen kam, und ich drohte die Beherrschung zu verlieren, nicht in der Lage, den vor mir Knienden weg zu drücken?
 

Meine Brust hob und senkte sich und der Moment zog sich so unendlich in die Länge, das schwache Licht, das den Raum erhellte, machte seine Umrisse noch weicher, ließ seine Handlung noch unwirklicher erscheinen – seine Lippen so dich vor den meinen, das man gerade mal eine flache Hand dazwischen schieben konnte – sein Atem auf meiner Haut…
 

Ungläubig starrte ich zu ihm herüber, fast erschrocken, hielt den Moment nicht länger aus und wand mich unter ihm, wollte, dass er von mir abließ und … hasste mich gleichzeitig für meine Reaktion.
 

Ich rutschte vom Bett, stolperte zur Tür und schleppte mich rasch, ohne mich noch einmal nach ihm umzudrehen in das Badezimmer, seiner kleinen Wohnung.
 

Warum hatte er das getan? Eine Rache für mein Verhalten Gestern? – Bei Yuu unwahrscheinlich.
 

Meine Reaktion auf ihn wurde nicht wie erhofft besser, nein sie verschlimmerte sich zusehends und ich fühlte mich machtlos gegen ihn.
 

Ihn und sein so betörender Duft, sein begehrenswerter Körper, seine weiche Haute, seine sündigen Lippen und seine stehst wachsamen Augen, die so einfach von einem Moment auf den anderen von einem besorgten Blick auf einen stechenden, lasziven umschwenken konnten. Ich verfluchte ihn dafür… und noch mehr hasste ich mich dafür, dass ich ihn so anziehend fand.
 

Wie konnte es sein – ich wollte mehr Zeit mit ihm verbringen, doch wenn ich sie bekam, wurden die Stunden nur all zu unerträglich.
 

Ich lehnte mich gegen die kalten Fliesen hinter mir, kurz nachdem ich die Tür zum Bad sorgfältig verschlossen hatte, und versuchte meine Atmung wieder zu normalisieren – er hatte mich regelrecht überrumpelt mit seinem Verhalten und für einen kurzen Moment hatte ich pure Angst gespürt, gefolgt von diesem merkwürdigen Gefühl, das meinen ganzen Körper durchzogen hatte, erschreckend und aufregend gleicher Maßen.
 

Ich legte eine Hand auf meine Brust, die sich immer noch in stoßartigen Bewegungen hob und senkte und fühlte das Schlagen meines Herzens, das wie wild Blut durch meinen Körper pumpte, als ginge es um mein Leben.
 

Nach einiger Zeit saß ich einfach nur da, den Kopf im Nacken und immer noch nicht, hatte ich auch nur einen Mucks von Nebenan vernommen, also lehnte ich mich zur Tür herüber, angelte aus meiner sitzenden Position heraus nach der Türklinke über mir und öffnete die Tür einen Spalt – lugte heraus.
 

Das Wohnzimmer war ebenfalls nur von spärlichem Licht erhellt und die Jalousien der Fenster herunter gelassen.

Er sorgte sich so sehr um mich, kümmerte sich sogar darum, dass mein Kater nicht allzu schlimm ausfiel und ich flüchtete nach jeder „Kleinigkeit“ sofort vor ihm.
 

Mein schlechtes Gewissen wurde nicht gerade besänftigt, als mir der Duft von frischem Kaffee aus Richtung der Küche entgegen wehte.
 

Langsam schlich ich zu der dunklen Küchentür und lugte in den ebenfalls nur spärlich beleuchteten Raum. Yuu stand an der Kochnische, die langen Haare zu einem Zopf gebunden und werkelte an etwas, das entfernt nach Rührei aussah, herum.
 

„Du und Kochen? Ernsthaft?“, ich konnte mich jetzt nicht bei ihm entschuldigen, zu verlegen und peinlich, wäre es mir gewesen, ihn dafür um Verzeihung zu bitten, dass ich vor ihm geflüchtet war. Ich blockte meine eigenen Gefühle wie immer einfach mit einer unsichtbaren Mauer in meinem Inneren ab, die ich bei ihm eigentlich gehofft hatte, ab zu legen, doch ich hatte einfach viel zu viel Angst davor, von einem Menschen, der mir ansatzweise etwas bedeutete verletzt zu werden –und bei einem, bei dem ich nicht einmal wusste, wie viel er mir genau bedeutet, erst recht nicht.
 

Er drehte sich zu mir um und kratze mit seinem Kochlöffel etwas unbeholfen in der Pfanne herum, die er lieber keine Sekunde aus den Augen lassen sollte.
 

„Man kann es doch mal versuchen – mein lieber Taka, es gibt für alles ein erstes Mal.“, er lächelte leicht, als hätte die Szene im Schlafzimmer gerade eben gar nicht erst statt gefunden und schenkte seine ganze Konzentration lieber wieder der gelben Masse vor ihm, während ich mich zu dem kleinen Tisch, der sich in seiner Küche befand, herüber bewegte und begann, eben jenen mit allem zu decken, was man für provisorisches Rührei, alla Aoi, brauchte.
 

Ich setzte mich, als ich fertig war und wenig später gesellte sich auch der neue Meisterkoch zu mir, seine Pfanne stolz in die Mitte der Tischplatte stellend. Er grinste übers ganze Gesicht und ich besah mir misstrauisch das gelbe Gebilde vor mir.
 

Sachte piekte ich es mit einer Gabel an und legte fachmännisch die Stirn in falte, als dächte ich ganz angestrengt nach:“ Eindeutig als Rührei zu identifizieren, gab ich nach einiger Zeit den Schweigens schließlich von mir und Yuu klatsche sich triumphal in die Hände, kurz bevor er sich auf schon einen Haufen von dem Zeug auf den Teller klatschte und begann darin herum zu stochern, ab und zu etwas davon in den Mund steckte und als Zeichen seiner Zustimmung leicht nickte.
 

Ich schüttelte nur belustigt den Kopf, begann ebenfalls zu essen und musste feststellen:“Man Yuu, das ist wirklich lecker.“, er blickte kurz zu mir auf, erhob sich dann ohne Vorwarnung und lief zu seinem Kühlschrank herüber, den er, immer noch kauend, öffnete. Gespannt darauf, was er gleich hervorzaubern würde, sah ich interessiert zu seiner schlanken Gestalt herüber und verdrehte im nächsten Moment die Augen, als ich die roten Früchte in seiner Hand hervor blitzen sah.
 

Er kam wieder zu mir herüber getänzelt, verschlang dabei schon förmlich die Erdbeeren mit glitzernden Augen und setzte sich mir wieder gegenüber. Er legte sie eine der Erdbeeren auf das Ei und schob sich beides in den Mund. Noch immer sah ich zu ihm herüber und als er meinen Blick bemerkte, legte sich ein Grinsen auf seine Lippen, das wohl dreckiger nicht hätte sein können. Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend und einem wohl gänzlich entsetzen Ausdruck in den Augen, sah ich dabei zu, unfähig mich von dem sich mir bietenden Bild ab zu wenden, wie Yuu ganz langsam eine der Beeren am Strunk in zwei Finger nahm, sie langsam zu seinem Mund führte, zart über seine volle Unterlippe strich und mit geschlossenen Augen sich ganz langsam die Frucht in den Mund schob, ehe er mit einem leise schmatzenden Geräusch von eben jener abbiss und mich dann wieder mit seinem verhangenem Blick, den er eben schon in seinem Schlafzimmer aufgesetzt hatte , von Unten herauf ansah.
 

Mir hingegen blieb schlichtweg der Mund offen stehen und das Ei, was sich eben noch auf meiner leicht zitternden Gabel befunden hatte, fiel zurück auf den Teller. Noch einmal zur Unterstreichung seines Ausdruckt leckte er sich ganz langsam über seine Oberlippe und ehe er zur nächsten Frucht greifen konnte, war ich auch schon mit einem Ruck aufgestanden – in Angst vor seinen nächsten Taten.
 

Warum tat er mir das an? Er musste doch mittlerweile mitbekommen haben, wie sensibel ich auf ihn reagiere, warum fordert er mich immer wieder heraus, wenn er doch wissen müsste, das ich nur erneut vor ihm flüchten würde. Mit starrem Blick verließ ich die Küche, wagte es nicht Yuu noch einmal an zu blicken und suchte schnell meine Sachen zusammen, ehe ich fast schon fluchtartig die Wohnung verließ, ohne mich noch einmal zu verabschieden. Das war einfach zu viel für mich gewesen.
 

Ich spurtete die Treppe hinunter und hielt erst inne, als die schwere Haustür hinter mir ins Schloss gefallen war. Nun war ich innerhalb von einer Stunde schon das zweite Mal vor ihm geflüchtet – ich wusste im Moment wirklich nicht, wie das weiter gehen sollte. Es schien keinen Ausweg zu geben, aus dem, was ich in seiner Gegenwart fühlte, was schon bei kleinen Andeutungen seiner Seits mit mir passierte…
 

Ich presste die Hände auf meine Wangen, um mich wieder etwas ab zu regen und machte mich dann, wenn auch nur langsam, auf den Heimweg, immerhin musste ich meinen Eltern ja noch erklären, wo ich die ganze Nacht gewesen war.

Immer noch in Gedanken zückte ich meinen Schlüssel und wollte gerade ansetzen ihn in das Schloss der Tür zu stecken, als eben jene energisch aufgerissen wurde und ich nur verdattert, immer noch den Schlüssel in der Hand haltend, auf sah, geradewegs in die vor Wut leuchtenden Augen meines Vaters, der mich auch in der nächsten Sekunde und bevor ich mich wieder etwas sammeln konnte, ins Haus zog und die Tür mit einem lauten Knall zu warf.
 

„WAS hast du dir bitte dabei gedacht, dich Nacht so lange herum zu treiben? So haben wir dich doch nicht erzogen. ~“, schrie er vor Wut schnaubend und ich sah meine Mutter, die mit einem mitleidigen Blick aus der Küchentür zu mir herüber linste, jedoch keine Anstalten machte ein zu greifen.
 

„~ Weißt du eigentlich, wie krank deine Mutter vor Sorge war? Nicht einmal angerufen hast du! Das war‘s fürs erste, für dich mit weggehen. ~“
 

Nach weiteren Vorwürfen und Beschimpfungen, die allerdings alle mehr an mir vorbei gegangen waren, als das ich sie mir wirklich zu Herzen nahm, wurde ich mit drei Wochen Hausarrest auf mein Zimmer geschickt, mit der Anordnung, vor dem Abendessen gar nicht wieder herunter kommen zu brauchen.
 

Sollte mir nur recht sein, denn die Spuren des letzten Abends waren nicht wirklich an mir vorbei gegangen und so beschloss ich erst einmal duschen zu gehen, damit ich den Geruch von Schweiß und Alkohol von mir herunter bekam.
 

Ich trat gerade aus dem Bad, als ich das Klingeln meines Handys vernahm, welches ich Gestern gar nicht erst mitgenommen hatte, da ich nicht damit gerechnet hatte als Alkoholleiche zu enden. Etwas mürrisch nahm ich das laut piepsende Ding an mich und sah auf das Display, welches mir fröhlich einen Namen entgegen strahlte. „Yuu“
 

Hatte ich ihm meine Nummer gegeben? Ich erinnerte mich nicht mehr, aber hatte auch nicht wirklich Lust, nachdem was heute Morgen passiert war, mit ihm zu telefonieren – geschweige denn, ihn zu sehen. Eigentlich wollte ich niemanden sehen, wollte in diesem Moment lieber alleine sein und so warf ich das Handy auf mein Bett, schenkte ihm keine weitere Beachtung und begann meine Haare zu föhnen.
 

Am Abend, nachdem ich das still schweigende Essen mit meiner ach so lieben Familie hinter mich gebracht hatte, stiefelte ich wieder hinauf in mein Zimmer und wäre am liebsten sofort ins Bett gefallen, doch ich landete nicht wie erhofft sanft, sondern auf einem harten Gegenstand. Ich tastete unter mir, nach eben jenem unliebsamen Ding, welches sich als mein heimtückisches Handy entpuppte und schaltete es leise murrend an, worauf mir eine Sms entgegen sprang.
 

Wie erwartet war sie von Yuu, da es im Grunde kaum Menschen gab, die mir Sms schrieben – eigentlich niemanden. Ich las mir die kurze Nachricht durch und atmete geräuschvoll aus:“Taka ich muss mit dir reden.“, mehr stand da nicht, als diese sechs kleinen Worte, doch sie brachten mich mehr als nur aus der Fassung und ich kannte das Gefühl, welches sich nun in meiner Magengegend breit machte nur allzu gut : Angst
 

Was wollte er mit mir bereden? Es gab doch Garnichts zu reden, oder? Natürlich Taka… es gibt nichts zu reden, du bist ja heute Morgen nur so zum Spaß wie ein Bekloppter aus seiner Wohnung geflüchtet, was würde er schon mit dir bereden wollen…?
 

Nachdem ich mit weites gehend Bettfertig gemacht hatte, wälzte ich mich, genau wie die vorletzte Nacht auch, hin und her, nicht fähig einen klaren Gedanken zu fassen. Ich konnte nicht gut mit Menschen sprechen und schon gar nicht über so ernste Themen und ehrlich gesagt, hatte ich nach den Aktionen heute Morgen, etwas Angst, er könnte es erneut tun – mich so verrückt machen, mit seinem Körper und seiner Stimme. Ich wollte das nicht – wirklich nicht…
 

Immer noch etwas schlaftrunken, stand ich am nächsten Tag vor meiner ach so geliebten Schule, und blickte mich alle paar Minuten suchend um. Ich wollte ihm nicht begegnen, ich wollte nicht mit ihm reden und wenn ich das nicht wollte, dann brauchte ich das auch nicht – ich weiß etwas eigensinnig, aber so war es nun mal - und so war es gut.
 

Ich ging erst in die Klasse, kurz bevor es klingelte und die Lehrerin auch sofort den Raum betrat, als ich mich gesetzt hatte. Ich wusste, dass Yuu hinter mir saß, und ich wusste auch, dass er mich in diesem Moment ansah, doch ich wusste nicht, wie er es tat – ob er wütend schaute, oder traurig – ehrlich gesagt, ich wollte es gar nicht wissen. Ich versuchte mich zur Abwechslung mal auf den Unterricht zu konzentrieren, doch der bohrende Blick in meinem Nacken, wollte mir einfach nicht aus dem Kopf gehe. So versteckte ich mich den ganzen Tag, wie ich es damals getan hatte, doch zur Abwechslung mal nicht vor diesen Arschlöchern, die sich selber als Klassenkameraden betitelten, sondern vor meinem besten – glaube ich zumindest – Freund. Es tat mir ja leid, ihn alleine zu lassen und ich wusste, wie viel Angst er immer noch hatte alleine zur Schule zu gehen, doch ich konnte ihm einfach nicht gegenüber treten.
 

Als das durchdringende Klingeln der Schulglocke, das Ende der letzten Stunde ankündigte, sprang ich auch sogleich auf und wollte, hoffentlich unbemerkt, mit den fröhlichen Schaaren der Schüler, nach draußen verschwinden, doch ich wurde immer wieder zurück gedrängt und schließlich von meiner viel zu starken Hand, um meinem Arm, zurück gehalten. :“ Hattest du mir nicht versprochen, das mit mir zusammen durch zu stehen? Gehst du wirklich so weit, unseren Deal zu brechen.“, vernahm ich eine mir zu bekannte, traurig klingende, leise Stimme hinter mir. Ich drehte mich ruckartig herum und entriss ihm somit meinen Arm, ehe ich ihn, mit weit aufgerissenen Augen an sah.
 

„Ich…“, brachte ich nur heraus, konnte dann allerdings den zu Boden schauenden, traurigen, braunen Augen nicht mehr stand halte und wendete mich wieder ab.
 

„Es tut mir leid.“, mehr brachte ich nicht mehr heraus, als ich aus der Klasse verschwand und den immer noch stillen Yuu hinter mir zurück ließ.

Der erste Kuss, das erste Date

Der erste Kuss, das erste Date
 

Die nächsten Tage verliefen so schleppend, dass ich manchmal das Gefühl hatte, die Zeit währe stehengeblieben. Doch ein fast im Minuten Abstand folgender Blick auf die kleine Uhr neben meinem Bett zeigte mir, das sie glücklicherweise verging – wenn auch elendig langsam.
 

So verbrachte ich fast jeden Tag. Ging früh morgens zur Schule, den Ort, den ich wohl mit am meisten hasste auf diesem Planeten, kam nach Hause, und durfte anschließend den Rest des Tages auf meinem Zimmer verbringen, nur damit die ganze Prozedur am nächsten Tag von Vorne begann. Auch wenn ich es mir nicht eingestehen wollte – ich vermisste seine Anwesenheit, sein Lachen, Zeit mit ihm zu verbringen – ich vermisste Yuu…
 

Ich war so wütend auf mich, auf ihn, auf die ganze Situation, ich könnte vor Wut alles kurz und klein schlagen, doch es würde nichts ändern. Ich wäre immer noch gefangen, nicht nur in meinem Zimmer, sondern auch in meinen selbst errichteten Mauern, die mich eigentlich schützen sollte, vor den Gemeinheiten Anderer, mich nun allerdings nur noch einschränkte. Ich war mir immer noch nicht klar darüber, warum Yuu so gehandelt hatte – und warum ich so reagiert hatte, war mir noch viel weniger klar. Ich konnte es nicht beschreiben, alles war so kompliziert – IST so kompliziert.
 

Ich konnte einfach nicht anders, als ihm tagtäglich aus dem Weg zu gehen, ihn zu ignorieren, mich vor ihn zu verstecken, egal wie sehr es an mir nagte, in sein ausdrucksloses Gesicht zu schauen.
 

Ich fühlte mich schuldig, hatte ihn im Stich gelassen, auch wenn ich ihm das Gegenteil versprochen hatte. Wie lang kamen mir die Schulstunden vor, in denen ich seinen Blick so unerträglich auf mir spüren konnte…- und eben doch nicht, denn seine Gesichtszüge ähnelten denen einer Puppe, so kalt – ich hatte ihn noch nie so erlebt – und trotz all diesen Folgen, konnte ich mich nicht dazu überwinden, mit ihm zu reden.
 

Es ließ mir keine freie Sekunde.
 

Der letzte Tag meiner Strafe war angebrochen und ich lief mit schnellem Schritt und mehr als gemischten Gefühlen im Magen, in Richtung des Klassenzimmers. Wahrscheinlich würde sich nichts ändern – Hausarrest hin oder her, ich würde nicht anders als jetzt den ganzen Tag zu Hause verbringen, denn was sollte ich schon anderes tun? Bevor ich Yuu kannte, hatte ich im Grunde auch nie etwas anderes getan, nachdem ich keine „Dates“ mehr mit meinen Psychiatern hatte.
 

Warum hatte ich mich eigentlich Anfangs so gegen Yuu gesträubt? Warum wollte ich damals alleine sein? Und wie hatte sich meine Einstellung dazu in so kurzer Zeit ändern können?
 

Zu viele Fragen türmten sich in mir auf, und es nahm kein Ende.
 

Er war schon da, als ich die Klasse betrat, saß auf seinem üblichen Platz und sah aus dem Fenster, blickte nicht einmal auf, als ich an ihm vorbei, hinüber zu meinem Tisch ging, und mich setzte. So lief das jetzt schon lang – zu lange - und ich hatte Angst, was sich hinter seiner kühlen Fassade verbarg, denn ich konnte seine Gefühle, so sehr ich es auch versuchte, nicht deuten.
 

War er enttäuscht von mir, Traurig oder gar wütend? Gestand er sich vielleicht sogar etwas Schuld für mein Verhalten ein?
 

Ich drehte mich noch einmal zu ihm herum, doch er sah immer noch starr aus dem Fenster.
 

Mit einem Seufzen, das von der schallenden Schul Klingel übertönt wurde, zog ich mein Mathe Buch hervor und bereitete mich schon einmal mental auf die nächsten, trostlosen Stunden vor.
 

Wie jeden Tag, irrte ich in den Gängen der Schule alleine her rum, auch wenn nicht ganz so vorsichtig wie damals, denn das Problem mit dem Mobbing schien sich wirklich fürs erste gelegt zu haben und so konnte ich beruhigt alle Gänge und Türen der Schule passieren.
 

Wie ging es Yuu eigentlich damit? Kam er ohne mich zurecht, oder konnte er sich kaum vor den Attacken dieser Arschlöcher schützen? Wenn es ihm nun so ging wie mir in der Anfangszeit, als ich ganz alleine damit fertig werden musste, dann war ich wohl das größte Arschloch von allen…
 

Mit hängenden Schultern und leicht gesenktem Kopf, bog ich gerade, immer noch in Gedanken versunken, um eine Ecke, als mir ein Mädchen, das mir, vom Gesicht her, bekannt vor kam – musste wohl aus meinem Jahrgang stammen -  entgegen ging und wie angewurzelt direkt vor mir stehen blieb.
 

Ich blickte leicht auf und sah ein schüchternes lächel und eine ausgestreckte Hand, die sie mir entgegen hielt. Etwas verdutzt starrte ich auf die mir entgegengehaltene Hand, als hätte ich solch eine Geste noch nie zuvor gesehen und als das Mädchen sie wieder sinken ließ, blickte ich wieder zu ihr hinauf.
 

„Hasebe, Ayaka. Ich bin in deiner Parallelklasse.“ , sagte sie ziemlich leise, sodass ich sie nur schwer verstehen konnte und sah sie immer noch mit wohl ziemlich verwirrten Blick an, sodass sie einfach weiter sprach, ohne eine Antwort von mir ab zu warten :“Ich ähm… hatte mich gefragte…ob… naja… du kennst mich ja kaum und… da dachte ich wir könnten uns vielleicht mal treffen und uns ein wenig…kennen lernen.“
 

Langsam ging auch mir ein Licht auf, was die doch recht kleine Schülerin von mir wollte und ich kratzte mir etwas unschlüssig am Hinterkopf. Sie wollte sich mit MIR verabreden? Mit MIR? Da soll mal einer die Weiber verstehen. Eigentlich war es mir ziemlich egal, ob ich mich nun mit ihr traf oder nicht, denn, auch wenn sie ganz nett schien, so störte sie mich gerade eigentlich nur beim… nachdenken.
 

 Doch wollte ich überhaupt ständig an ihn denken? Mir ständig Vorwürfe machen und doch im Grunde trotzdem nichts ändern können?
 

„Matsumoto, Takanori ~“, antwortet ich erst einmal, um nicht vollkommen stumm da zu stehen und das arme Mädchen, das im Moment so aussah, als wolle sie am liebsten im Boden verschwinden, nicht noch mehr zu verunsichern. „~Aber du kannst mich Ruki nennen.“, ich wusste nicht so genau, warum ich wollte, das sie mich nicht bei meinem richtigen Namen nannte. Vielleicht war es ja wirklich so wie Aoi gesagt hatte – es macht einen nur verletzlich. Ich wollte sie eigentlich auch noch nicht all zu nah an mich heran lassen – dafür war mir einfach schon zu viel scheiße passiert. Schlechte Erfahrungen eben…
 

„Also… ich habe Karten für einen Film, der am Freitagabend läuft… würdest du… ich meine würdest du gerne mit mir da hin gehen?“, war ihr nächste, schon gefestigter klingende Frage und ich überlegte kurz. Ja, wollte ich mit ihr dahin gehen? Auch das war mir im ersten Moment egal.
 

„Weiß nicht…“, brummelte ich etwas genervt vor mich hin und sie hüpfte leicht von einem Fuß auf den anderen, verlagerte das Gewicht. Ich seufzte und als sie merkte, wie ich an ihr vorbei den Gang etwas schielte, zog sie schnell einen kleinen Zettel auf ihrer Jackentasche und reichte ihn mir, fest umklammert mit beiden Händen.
 

„Also hier hast du meine Nummer, du kannst es dir ja noch überlegen… aber ich würde mich wirklich über deinen Anruf freuen.“, eine Spur zu höflich und aufgesetzt klangen ihre Worte und man sah ihr deutlich an, das sie ziemlich nervös war und nicht so recht mit der Situation klar kam. Ich nickte ihr zu, mit einem leichten Lächeln und schob mich anschließend an ihr vorbei, setzte meinen Weg zur nächsten Unterrichtsstunde fort.
 

Nach weiteren langweiligen Stunde, die ich mehr schlecht als recht überstanden hatte und einem Nachhauseweg, der mich fast sämtliche Nerven kostete, da sich diverse Bahnen natürlich genau heute verspäten mussten, kam ich schließlich doch, genervt stöhnend zu Hause an.
 

Mir kam es so vor, als hätte ich keinen Ort, an den ich mich zurückziehen konnte – Sicher ich hatte mein Zimmer, doch war ich dort nicht wirklich weit von meinen Eltern entfernt und sie konnten mich zu jeder Zeit erreichen, was sie mich auch nur zu gerne so oft wie möglich spüren ließen. Ich vermisste die Ruhe in Yuus Wohnung und auch wenn mir dies bewusst war, so würde ich es doch niemals vor ihm zugeben – vielleicht würde sich dazu eh nicht mehr die Gelegenheit bieten. Ich ließ die Schultern hängen und schlug die Tür zu meinem Zimmer halbherzig ins Schloss.
 

Würde es ihm etwas ausmachen, wenn ich mit einem Mädchen ausging?
 

Ach,…Was interessiert es mich schon, was er denkt! Das kann mir doch vollkommen egal sein.

„Scheiße.“, fluchte ich laut vor mir her und schleuderte meine Schultasche in die nächst beste Ecke, wobei der kleine Zettel, den mir diese Ayaka gegeben hatte, entgegen rutschte.
 

„Mir kann es egal sein, was er denkt. Ihn hat es nicht zu interessieren, mit wem ich mich wann treffe. Ich muss ihn dazu doch nicht um Erlaubnis fragen!“, leere Worte, sprach ich laut in den Raum, damit ich sie selber glauben konnte. Sicher war es übertrieben zu sagen, das ich ihn dazu fragen musste, und doch waren es diese banalen Gedanken, die in meinem Kopf kreisten.
 

Er hatte Besitz ergriffen von meinen Gedanken, schon viel zu früh, und ich hatte es nicht bemerkt, doch ich würde mir von ihm nichts vorschreiben lassen.
 

Ich war völlig in Rage, merkte selber nicht mehr wirklich, wie sehr ich mich gerade hineinsteigerte. Wie wütend es mich doch machte.
 

Wütend?
 

Nein! Das war nur die Fassade - das Gefühl, welches ich mir einredete, um mich vor mir selber zu rechtfertigen. Meine wahren Gefühle, konnte ich in meinem Wahn nicht deuten. Ich hob in schnellen, ruckartigen Bewegungen den Zettel von Boden auf, und hämmerte wie ein Bekloppter in die Tasten meines Handys.
 

„Das mit dem Kino geht klar, sag mir wann und wo, ich werde da sein. ~
 

Ruki
 

War es falsch? Ich bereute es nicht – oder glaubte ich mittlerweile, was ich mir schon den ganzen Tag einredete?
 

Ich ließ mein Handy wie üblich aufs Bett fallen, und ging mit einem gedehnten seufzen ins Bad – ich brauchte Ruhe…
 

-
 

Freitag – der letzte Tag vor dem Wochenende, man konnte die aufgelockerte Stimmung förmlich fühlen, wie sich alle aufs Wochenende freuten, laut redend, hatten sich alle Schüler aus meiner Klasse in kleine Grüppchen aufgeteilt und schmiedeten Pläne, was das Zeug hielt.
 

Ich im Gegensatz zu ihnen, wusste ja schon, was ich am Wochenende tun würde, auch wenn Ayaka sich in der Schule nicht mehr bei mir hatte blicken lassen, eine Bestätigung auf meine Sms hatte ich dennoch erhalten.
 

Ich Freute mich nicht wirklich darauf, das einzig Positive, was ich momentan an der Verabredung fand, war, dass ich mal von zu Hause weg kam. Aber vielleicht wird es ja ganz… nett.
 

Ich hätte mich selber schlagen können, als ich realisierte, dass ich mich mit ihr verabredet hatte, nur weil ich mir selber beweisen wollte, mit meinen Gedanken nicht ständig bei dem Schwarzhaarigen, der schräg hinter mir still an seinem Tisch saß und den Kopf auch die Arme gelegt hatte, hing.
 

Grandios Taka, du findest echt immer die besten Methoden!
 

Ich drehte meinen Kopf leicht über meine Schulter und schielte zu ihm herüber. Er wirkte müde, konnte aber auf daran liegen, dass er halb auf seinem Tisch lag.
 

Er schien eher… kraftlos. Seine glatten, langen Haare verdeckte sein Gesicht, sodass ich, wie so oft, nicht deuten konnte, wie er sich gerade fühlte. Vielleicht war es auch besser so, denn sonst würde ich mir wohl möglich eh nur wieder Vorwürfe machen, wieder in Rage geraten und wieder unüberlegt handeln. Ich drehte mich nun noch etwas weiter zu ihm herum, sah ihn weiter an, ließ meinen Blick über seine gesamte Gestalt schweifen, seine leicht angewinkelten Beine, sein weißes, leicht offenes Hemd – eigentlich viel zu kalt für diese Jahreszeit und eine Jacke schien er auch nicht dabei zu haben…aber was war das?
 

Ich stockte schlagartig, krallte mich mit meinen Händen an den Stuhl, auf dem ich saß und riss die Augen noch etwas weiter auf. Ich fühlte einen Stoß durch meinen Körper fahren. Ein Schrecken… ein Schock, den Kopf schüttelnd, zum Zeichen meines Unglaubens. Im nächsten Moment starrte ich zur Uhr herüber, die Pause war fast zu Ende, doch es kümmerte mich nicht. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen, stand auf und lief zu dem immer noch auf dem Tisch ruhenden Körper herüber.
 

Unschlüssig stand ich vor ihm – ich fühlte mich seltsam, merkte wie eine leichte Übelkeit in mir aufstieg, ich musste sie unterdrücken.
 

Ich krallte mich in sein Hemd, etwas erschrocken, fuhr er hoch, schien jeden zu erwarte außer mich und blickte etwas geschockt zu mir empor, mit leicht geöffneten Mund, als wüsste er mein Verhalten nicht ein zu ordnen.
 

Ich zog ihn hoch, weg von seinem Stuhl und heraus aus der Klasse. Er wehrte sich nicht, hinterfragte nicht, was ich da tat. Schon fast freiwillig schien er sich hinter mir herziehen lassen, bin in einen leeren Klassenraum.
 

Ich schob ihn in das Zimmer, schloss die Tür und atmete durch, es war so schnell gegangen, ich hatte wieder blind gehandelt, hatte nicht nachgedacht – warum passierte mir das bei ihm ständig?
 

Nein es war richtig gewesen so zu handeln – in diesem Moment, war es richtig gewesen.
 

„Taka…Was~?“, hörte ich seine leicht brüchige Stimme hinter mir ansetzten Sie war mir so vertraut und klang doch so anders, wie lange hatte ich ihn nun nicht mehr sprechen gehört?
 

Ich ließ ihn nicht weit kommen mit seinem Gefrage und wendete mich schließlich doch zu ihm um, funkelte ihn gerade Wegs aus leicht zusammen gekniffenden Augen an.
 

„WAS ist das da an deinem Arm?“, zischte ich hervor und für einen Moment sah er mich fragend, wenn nicht sogar verwirrt an. Er schien nach zu denken, als wollte ich ihm, nachdem ich mich wieder etwas gesammelt hatte, auf die Sprünge helfen.
 

„Yuu geht es wirklich schon so weit mit dir, dass du dich selber verletzen musst…?“, ich brach ab, als ihm kurz seine Gesichtszüge zu entgleisen schienen.
 

Ich sah ihn, wie er mich wohl damals gesehen haben musste, hatte er sich genau so gefühlt, wie ich in diesem Moment, als er meine Narben entdeckt hatte – entsetzt?
 

Ich sah in sein Gesicht, zögerte leicht, als ich den wütenden Ausdruck in seinen Augen sah, doch bewegte mich langsam auf ihn zu und wollte nach einem seiner Arme greifen, den er sofort weg zog.
 

Ich stockte - er trat noch einen Schritt zurück.
 

„Jetzt auf einmal interessiere ich dich also wieder? Rennst ewig vor mir weg und es muss erst so etwas Schlimmes passieren, damit du dich wieder dazu herablässt, mit mir zu reden? Ich gebe zu, es ist auch meine Schuld, doch ich hätte nie gedacht, das du mich so … so dermaßen im Stick lässt.“, er schrie fasst, und man merkte, das ihm die letzten Worte Überwindung gekostet hatten, dafür trafen sie mich um so härter. Es fühlte sich an wie ein Schlag ins Gesicht und ein Tritt in den Magen folgte sogleich, als er seine Ärmel hastig nach Oben schob und mir seine Unterarme präsentierte.
 

Ich atmete auf, auch wenn ich mich im Moment einfach nur elendig fühlte, er hatte recht gehabt, mit seinen Worten, ich hatte ihm im Stich gelassen, er hatte zwar auch damit gerecht, das ich nicht alleine daran schuld war, aber ich hatte schlicht und ergreifend… scheiße gebaut.
 

Und doch war ich so unsagbar erleichtert, als er mir seine Arme zeigte – unverletzt, bin auf eine kleine Brandblase an seinem Handgelenk, die ich wohl als Wunde gedeutet hatte.
 

„Ich habe mich verbrannt, als ich eine Pizza aus dem Ofen holen wollte, kein Grund zur Panik…Taka.“, es lag Hass in seiner Stimme, ich konnte ihn hören, konnte ihn spüren, als ich sich in gebückter Haltung an mir vorbei aus dem Klassenzimmer schob. Es hatte schon längst zur nächsten Stunde geklingelt, doch ich war im Moment einfach nur entsetzt, konfrontiert mit der Wahrheit, die ich einfach nicht wahrhaben wollte.
 

Ich hatte ihn im Stich gelassen, weil ich nur an mich gedacht hatte, nicht klar kam mit seiner Nähe… ich fand mich so verabscheuungswürdig… das hatte er nicht verdient…
 

Und ich fand keinen Weg, alles wieder gut zu machen – gab es überhaupt einen?
 

Am Nachmittag schleppte ich mich, mehr als das ich ging, zu meiner Verabredung mit Ayaka. Schon von Weitem strahlte sie mir entgegen, bekleidet mit einem Rock, der meiner Meinung nach viel zu kurz war, aber was kümmerte es mich, was sie sich anzog – war ja ihre Sache.
 

„Hi“, brachte sie mir für meinen Geschmack etwas zu hoch und hysterisch entgegen und klammerte sich gleich darauf an meinen Arm, was mich nicht gerade fröhlicher stimmte. Und als wenn ich den Weg nicht alleine kennen würde, schleifte sie mich hinter sich her ins Kino, vor dem wir uns getroffen hatten.
 

Wenn ich nachdachte, so war dies mein erstes Date, doch sollte ich mich dann nicht zu der Person hingezogen fühlen, mit der ich den Tag verbrachte? Sollte ich mich nicht freuen, mit ihr so viel Zeit verbringen zu können? Sollte ich nicht genau das Gegenteil von dem empfinden, was ich jetzt fühlte? Warum tat ich das gleich nochmal? Um Aoi zu vergessen?
 

 Aber was war es, das ich vergessen wollte? Das er mein bester Freund war? Nein ich wollte das Gefühl vergessen, dass ich in seiner Nähe verspürte, welches mich aus der Fassung brachte, mich verwirrte, weswegen ich ihn verfluchte, aber gleichzeitig so viel Spaß mit ihm hatte, mich so wohl bei ihm fühlte. Ein Teufelskreis.
 

Für Ayaka empfand ich nichts von alle dem. Sie war sicherlich hübsch und viele Jungen, würden sich wahrscheinlich freuen, eine Chance bei ihr zu bekommen, denn sie konnte den Rock, und das weit ausgeschnittene Shirt durchaus tragen, auch wenn sie nicht die Größte war. Ihre lange, dunklen Haare, die seicht ihr Gesicht umspielten und wahr los um ihre Schultern hingen, die viele nackte Haut zumindest etwas bedeckten. Sollte ich mir nicht wünschen, ihr durch eben jene Streichen zu dürfen? Sollte ich mir nicht wünschen, sie berühren zu dürfen und sollte sie mich nicht um den Verstand bringen?
 

Mein Kopf schwirrte mir jetzt schon, von dem vielen Nachdenken und der hohen Stimme, die ununterbrochen an mein Ohr drang und mir irgendwelche belanglosen Dinge erzählte.
 

Zu meinem Leidwesen, hatte sie anscheinend entschlossen, mich in irgendeine Liebesschnulze zu schleifen, die alle dieselbe Handlung hatten, und immer gleich aus gingen.
 

Frau verliebt sich in Mann - Mann verliebt sich in Frau - sie finden zueinander - irgendein beliebiges Problem trennte sie wieder, aber weil ihre Liebe so stark ist, brachte sie Schluss endlich irgendeine glückliche Fügung des Schicksals wieder zusammen und sie lebten glücklich bin an ihr Lebensende – vorausgesetzt, der Film wird nicht in einem zweiten Teil fortgesetzt, in dem sie dasselbe noch einmal durchwandern müsse.
 

Dazu kam noch, dass Ayaka es anscheinend für furchtbar romantisch hielt, wenn wir uns Popcorn und Getränk teilten. Mein Gott ich kenne das Mädchen jetzt knapp vier Tage und die will mit mir aus demselben Becher trinken?!?
 

Ich wollte mich dann aber doch ihr zu liebe etwas zusammen reißen und folgte ihr nun, freiwillig, in den Kinosaal.
 

Ein großer Raum, der in treppenartigen Sitzreihen auf eine Leinwand zu lief, Mit roten Polstern bezogene Kinosessel und kleine Ablagen, auf denen man seine Snacks lagern konnte. Sie stieg die Treppen immer weiter hinauf, und setzte sich fast in die letzte Reihe, klopfte auf den Platz neben sich und ich setzte mich, versuchte mich an einem halbherzigen Lachen, welches sie dafür doppelt so breit erwiderte.
 

„Also ich habe gehört, den Film soll wirklich spannend sein, ich bin richtig froh, dass du ihn mit mir schauen wolltest.“, sie klang irgendwie aufgesetzt, ihre Fröhlichkeit schien etwas hilflos und ich fragte mich, ob sie sich vielleicht etwas mehr Aufmerksamkeit von meiner Seite aus wünschte.
 

Natürlich tat sie das, sonst würde sie wohl kaum ein Date mit mir wollen, oder?
 

Das Kino wurde abgedunkelt, und die ersten Werbungen wurden eingespielt. Mit Sicherheit, das spannendste, was ich heut zu sehen bekomme. Ich widmete meine Aufmerksamkeit lieber der Tüte Popcorn, die wir gekauft hatten und versuchte angestrengt Ayakas Hand aus zu weichen, wenn sie natürlich rein zufällig zur gleichen Zeit wie ich in die Tüte griff. Vor der Cola hütete ich mich lieber, denn ich war mir bewusst, dass sie schon aus ihr getrunken hatte und ich hatte wirklich keine Lust den gleichen Strohhalm wie sie benutzen zu müssen.
 

Mit jeder Minute, die verging, bereute ich meine Entscheidung etwas mehr, mich zu diesem Kino Besuch überredet lassen zu haben, denn es ging in diesem Streifen wirklich wieder einmal um genau dass, was ich voraus gesagt hatte. Ich ließ mich etwas im Sitz zurück rutschen, sodass ich mehr in meinem Kinosessel lag, als das ich saß und fuhr nur wenige Sekunden später wieder in eine kerzengrade Position zurück, als ich eine Schulter an der Meinen fühlte und eine Hand, die sich sachte aus die meine legte.
 

Mit gerunzelter Stirn drehte ich meinen Kopf zu Ayaka herüber, die mich mit leicht zusammengekniffenen Augen anlächelte und meinen Gesichtsausdruck anscheinend als Aufforderung deutete noch etwas näher zu rutschen.
 

„Weißt du Ruki, ich finde dich wirklich cool, auch wenn du etwas schweigsam bist, aber ich werde das Eis schon noch zum Schmelzen bringen.“, sie flüsterte ganz leise an meinem Ohr, sodass es mir mehr wie ein Hauchen vorkam und ich sah sie wohl noch verdatterter an als ohnehin schon, was sie aber ganz und gar nicht aus der Ruhe brachte.
 

Sie kam noch näher an mein Gesicht heran und wie aus Reflex rutschte ich wieder einige Zentimeter von ihr weg.
 

„Ist schon okay, wenn du nervös bist.“, hauchte sie und ich spürte die Polster meines Sessels in meinem Nacken, merkte somit, dass mein Fluchtweg hier wohl zu Ende war. Sie kam wieder näher, war nun etwas über mich gebeugt und ich sah sie mit einer Mischung aus ekel, darüber wie ich mich in einer Person nur täuschen konnte und einer Art schock Starre, über ihr plötzlichen Wandel von dem schüchternen Mädchen zu dieser Furie, an. Sicher wieder ein Aspekt um den mich haufenweise Typen beneidet hätten, doch ich konnte mich im Moment irgendwie so gar nicht freuen.
 

Sie machte sich also hemmungslos an die Arbeit, nicht darauf achtend, wie ich mein Gesicht zu einer bitteren Grimasse verzog, meine Lippen stark aufeinander presste, als sie ihr auf die meinen legte.
 

Ich spürte ihre schwitzigen, kleinen Hände an meinen Wangen- ihre dürren Finger, die auf und ab streichelten und immer weiter an meinem Körper herab fuhren, über meine Brust, immer weiter meinen Oberkörper hinab. Ich war ganz starr, harrte einfach nur aus und bewegte mich keinen Millimeter. In diesem Moment fühlte ich … nichts.
 

Ich fühlte mich einfach nur Leer – leer und angewidert. Nur meine Lippen presste ich immer noch mit aller Kraft aufeinander und schmeckte trotzdem ihren viel zu süßen Geruch.
 

Sie ließ endlich von mir ab, fiel zurück in ihren Sessel, und atmete genervt aus. Hatte sie also endlich auch einmal gemerkt, dass ich mich im Moment alles andere als wohl fühlte? Und das sie wohl möglich daran Schuld haben könnte?

„Wenn du wirklich was mit mir anfange willst, dann musst du auch etwas mehr auf mich eingehen, so macht das doch gar keinen Spaß.“, sagte sie genervt und ich hoffte, mich da gerade verhört zu haben.
 

„Es tut mir ja sehr leid, aber ich glaub das mit uns wird nichts.“, zittrig waren meine Worte, doch verfehlten ihre Wirkung kaum, und als ich zur Unterstreichung meiner Meinung auch noch aufstand und andeutete den Raum zu verlassen, brach Ayaka aus, wie ein Vulkan und brachte alle Kino Besucher dazu, sich wütend zu uns herum zu drehen.
 

„Du wagst es, mich hier einfach sitzen zu lassen, wo ich so nett zu dir gewesen bin? Ich wollte dir wirklich eine Chance geben, weil Niemand etwas mit dir zu tun haben wollte, jetzt weiß ich, warum dich alle so hassen, du bist echt das letzte!“, brachte sie mir noch entgegen, aber da war ich schon auf halben Weg zur Tür.
 

Als ich den Kinosaal verlassen hatte, begann ich schneller zu laufen, bis ich schließlich anfing zu rennen. Ich verfluchte mich und wischte mir alle paar Schritte fahrig mit meinem Ärmel über die Lippen, an dem immer noch ihr süßlicher Lipgloss klebte, als wenn man meinen gesamten Mund mit Honig zugekleistert hätte.
 

Ich stieß die Tür auf, und spürte den kalten Wind auf meiner Haut, doch ich rannte weiter, immer weiter die Straße herunter, wollte in diesem Moment nichts sehnlicher, als wieder zu Hause zu sein – alleine…
 

Eine Straßenlaterne nach der anderen zog an mir vorbei, bis auf einmal alles um mich herum abrupt zum Stehen kam, und ich etwas taumelnd zurückgehalten wurde, spürte einen festen Griff um meinen Arm…
 

„Na na immer langsam.“, hörte ich eine entfernt bekannte Stimme dicht an meinem Ohr, und fuhr schlagartig herum.

Sah geradewegs in das lächelnde Gesicht…Uruhas.

Mehr als nur ein hübsches Gesicht

Mehr als nur ein hübsches Gesicht.
 

Die Straße wurde nur spärlich von einigen Laternen und den letzten Lichtern, die den Inhalt von vereinzelten Schaufenstern entlang der Straße zur ausstellten, erhellt. Ansonsten drang bereits die Dunkelheit der Nacht in die Stadt und warf ihre Schatten an all die Stellen, an die die wenigen Lichter nicht gelangen konnten.
 

Auch sein Gesicht, wurde von seinen langen Haaren leicht verdeckt und warf tiefe Schatten in sein Gesicht, sodass man seinen Ausdruck nicht wirklich deuten konnte. Immer noch hielt er meinen Arm mit seiner Hand umklammert, als fürchte er, ich könnte im nächsten Moment fortlaufen, sobald er mich losließe – vielleicht lag er mit dieser Vermutung auch gar nicht so falsch. Das wusste ich selber nicht so genau. So furchtbar durcheinander, wie ich war, geschockt und angeekelt, einfach nur mit den Nerven am Ende und das letzte was ich nun gebrauchen konnte, war ein, in dieses seichte Licht gehüllten Uruha.
 

Er musste wohl das Entsetzen in meinen müden Augen gedeutet haben, denn nun zeigte sich sein Blick besorgt und er trat noch etwas näher an mich heran, umfasste meinen anderen Arm nun ebenfalls und stand mir direkt gegenüber.
 

Er beugte sich leicht zu mir herunter und näherte sich langsam mit seinem Gesicht dem meinen. Er war nicht nur das komplette Gegenteil von Aoi, nein auch er und ich wiesen einige Unterschiede, was unsere Körperstatur anging, auf. Uruha hatte so unnatürlich lange Beine, für die ihn wohl nicht nur jede Frau, sondern ebenso jeder Mann beneiden würde, gekleidet in eine enge Jeans, dazu ein schwarzes Hemd, mit schwarzem Jackett darüber. Sein geglättetes, honigblondes Haar mit einigen perfekt drapierten Locken verziert, die braunen Augen zart umrandet. Jetzt wo ich ihn das erste Mal wirklich so aus der Nähe betrachten konnte, ohne dabei in einem von grellem Licht gesprenkelten Club zu stehen, musste ich zugeben, er war wirklich ein atemberaubend schöner Mensch.
 

Wie angewurzelt starrte ich auf seine fein geschwungenen Lippen, an denen ich irgendwie mit meinem Blick hängen geblieben war, und welche sich nun langsam zu bewegen begannen, Worte formend:“Hey Ruki ist alles okay bei dir? Du siehst gar nicht gut aus. Ist dir vielleicht schwindelig?“
 

Ich spürte seinen, im Gegensatz zu der Kälte dieser Jahreszeit, heißen Atem auf meinem Gesicht, seine melodische Stimme, die so nah an meinem Ohr alle Geräusche der rasenden Autos zu übertönen schienen. Es kribbelte in mir, nichts weiter als ein seichtes Gefühl, welches wohlig meine Arme hinauf stieg, nicht so intensiv, wie ich es bei Yuu gefühlt hatte, doch es war da.
 

Ich blickte von seinen Lippen hinauf zu seinen Augen und fühlte mich nicht unwohl , wenn er mir so nahe war - nicht wie bei Ayaka, die sich mir ja nicht wirklich weniger aufgedrängt hatte, als Uruha es nun tat, doch bei ihr war das Gefühl anders gewesen – nein… nicht anders, es war schlicht und ergreifen keines vorhanden gewesen.
 

Ich riss mich mit einem Ruck aus seinem Griff, taumelte einen Schritt zurück und keuchte einmal laut meinen Atem aus, der in Form einer kleinen Dampfwolke, in die kalte Luft, entwich.
 

„Lasst mich doch einfach alle in Ruhe! Hab ich ein Schild an meinem Kopf, auf dem Steht, dass ihr mir auf jeden Fall so nah wie möglich, auf die Pelle rücken sollt?“, schnaubte ich wutentbrannt, und die schlanke Gestalt vor mir wich einige Schritte zurück, schien zu verstehen, dass mich die Situation gerade mehr als nur überforderte - auch wenn er den Grund dafür nicht kannte.
 

„Ist es wegen Aoi?“, ich schreckte leicht zusammen, als sein Name fiel und richtete mich aus meiner krummen Haltung etwas auf, um Uruha wieder in die Augen sehen zu können, und ihm ganz nebenbei einen bösen Blick zu zuwerfen, doch zu antworten wusste ich nichts.
 

„Ihr habt doch alle samt den Verstand verloren.“, fluchte ich leise vor mich hin, um von Uruhas Vermutung, es könnte etwas mit Yuu zu tun haben, abzulenken, doch er seufzte nur, und sah überlegend auf mich herab.
 

„Ach Ruki,… wo drückt der Schuh denn?“, säuselte es nun vor mir und der Blonde entspannte seine Haltung, schien sich auf ein längeres Gespräch vorzubereiten, doch mir war nicht danach, mit irgendjemandem zu reden, und schon gar nicht mit ihm, auch, weil ich Uruha kaum kannte.
 

„Und warum sollte ich das gerade DIR erzählen?“, sprach ich, allerdings mehr zu mir selber, als zu ihm, doch er schien meine Worte nur allzu deutlich verstanden zu haben.
 

„Naja, weil ich vielleicht nicht ganz unschuldig an deiner Situation bin, aber wenn ich nicht weiß, worum es überhaupt geht, kann ich dir auch nicht sagen, ob ich mit meiner Vermutung richtig liege oder nicht.“, er trat wieder einen Schritt an mich heran, und legte seine Hände auf meine Schultern, als wollte er mich aufmuntern, doch ich kaute nur verbissen auf meiner Unterlippe herum und versuchte irgendeinen triftigen Grund zu finde, ihm DAS jetzt nicht erzählen zu müssen, doch meine Neugierde und die Tatsache, dass ich einfach keine Lust mehr hatte, als einziger Garnichts zu verstehen, ließen mich langsam schwach werden.
 

Das würde ich sicher später noch bereuen.
 

„Naja… also…“, fing ich an, doch mir wollte einfach nicht die richtigen Worte einfallen, ich konnte doch schlecht sagen:“Ja in letzter Zeit macht mich Aoi mit seinem verhalten total nervös, und ich muss immer vor ihm flüchten, damit ich nicht komplett in Panik ausbreche.“
 

Es war zum verrückt werden…
 

Er merkte anscheinend, dass ich noch etwas brauchen würde, um ihm überhaupt irgendetwas zu erzählen und so schaute er sich kurz um:“ Also, ich wohn hier ganz in der Nähe, könnte ich dir vielleicht bei mir zu Hause einen Tee anbieten?“
 

Ich wollte gerade den Mund öffnen, um etwas zu erwidern, da legte er einfach schnell einen Finger auf meine Lippen und lächelte kurz :“Ja ja, ich weiß, du kennst mich nicht und es ist super gefährlich zu fremden mit in die Wohnung zu gehen, aber mach doch bitte einfach mal eine Ausnahme.“
 

Ich seufzte, schob seinen Finger von meinen Lippen und drehte mich einmal unschlüssig im Kreis herum:“Um ehrlich zu sein, selbst wenn du ein Kidnapper währst und mich letztendlich umbringen willst, im Moment ist mir das eigentlich ziemlich egal.“
 

Er lachte wieder kurz, ließ seine eine Hand dann von meiner Schulter an meinen Rücken wandern und schob mich sachte, in die Richtung, in der seine Wohnung lag:“Gut, dann los.“
 

„Wow.“, das war alles, was meine Lippen verließ, als ich in das erste Zimmer seiner Wohnung trat. Der Raum war groß und hell, Parkettboden, aus fast weißem Holz, die Wände ebenfalls in zarten Farben und Möbel, die sicherlich ein Vermögen gekostet haben.
 

Ich war vor Verblüffung einfach so in der Tür stehen geblieben, und so schob mich Uruha nun weiter in den Raum hinein, auf das große weißes Sofa zu, welches sich über eine ganze Ecke des Raumes ausbreitete.
 

„Setz dich doch, ich mach dir schnell einen Tee, du bist sicher ganz durchgefroren.“, mit diesen Worten, tänzelte Uruha leise vor sich hin trällernd in die Küche und ich ließ mich verdutzt auf das Sofa fallen.
 

Auch wenn es riesig war, ich musste doch zu geben, dass ich Aois Sofa gemütlicher fand, vielleicht lag es aber auch nur an der Situation, dass ich nun stock steif da saß und mich nicht wirklich entspannen konnte. Man was hab ich mir da nur wieder eingebrockt, ich kenne ihn doch gar nicht, und überhaupt, wollte ich nicht wirklich gerne mit ihm reden.
 

Und warum zu Geier muss der immer so gut gelaunt sein?
 

Eben, dieser, immer noch herum tänzelnde Uruha – auch wenn seine fließenden Bewegungen noch so grazil aussahen - kam wieder in den Raum herein, mit einer dampfenden Tasse Tee in der Hand, die er auf den kleinen Glastisch stellte, und sich dann mit einer kleinen Drehung neben mich fallen ließ und mich erwartungsvoll ansah.
 

„Ähm… danke.“, sagte ich, und wirkte dabei wahrscheinlich wie ein eingeschüchtertes Mädchen, so leise, wie sprach ich. Trotzdem lehnte ich mich leicht nach Vorne und ergriff die Tasse.
 

Uruha legte die Hände an sein Kinn, als würde er ganz angesträngt nachdenken, und blickte auf einmal ganz ernst und ruhig zu mir herüber:“ Ich vermute jetzt einfach mal, dass der gute Aoi meinen Rat gefolgt hat und mal ein paar ganz „dezente Andeutungen“ dir gegenüber gemacht hat. Stimmt’s oder hab ich recht?“
 

Seine Stimme hätte bei den Worten „dezente Andeutungen“, wohl nicht dreckiger hätte sein können, was natürlich zur Folge hatte, dass ich mich an meinem Tee verschluckte, laut hustend zu ihn herüber schaute und das kleine, aber vielsagende Grinsen in seinem Gesicht nicht übersah, welches sich gebildet hatte.
 

„Hey Taka ganz ruhig.“, fing er nun leise wieder an, und kroch ein bisschen näher an mich heran, legte seine Hände wieder an meine Schultern – ich erstarrte, hatte immer noch dieses ungute Gefühl, etwas in meiner Luftröhre zu haben, und es viel mir zunehmend schwerer der Huste Reiz zu unterdrücken, doch ich war wie versteinert, von seiner Berührung, der Nähe.
 

„Wow du bist ja ganz verspannt.“, er begann leichte massierende Bewegungen entlang meiner Schulter zu machen, und strich dann hauch zart an meinen Armen entlang. Auch wenn ich mich nicht bewegen konnte, in meinem Inneren wütete es gerade, von diesem Berauschenden Gefühl, dass ich verspürte, wenn er oder Yuu meinten, mit mir etwas in diese Richtung machen zu müssen, aber ich spürte auch wieder, wie nervös und erschrocken ich doch war, über meine eigenen Empfindungen und sein Verhalten.
 

Ich fasste mich wieder, sprang vom Sofa auf, um seinem Griff zu entkommen und hustete wieder, das letzte Bisschen Tee aus meiner Luftröhre, damit ich wieder frei atmen konnte.
 

„Man ich hab doch gesagt, dass ich das nicht will!“, röchelte ich in gekrümmter Haltung und musste auf meine Worte sofort wieder Husten.
 

Uruha richtete sich auf, leise seufzend und begann mir auf den Rücken zu klopfen.
 

„Sieh es ein Taka, du stehst auf Kerle.“, sagte er feststellen und brachte mir damit gleich den nächsten Hustenanfall ein.
 

„Stimmt doch überhaupt gar nicht~“,husten:“ Ich hatte gerade ein Date, kurz bevor ich dich getroffen habe…“, etwas hilflos und völlig entkräftet, aber energisch mit dem Kopf schüttelnd, als wäre seine Aussage das absurdeste auf der Welt, ließ ich mich zurück auf das Sofa sinken und musste erst einmal durch atmen.
 

Ich und schwul? Ja klar… sonst noch was? Echt mal der hat sie doch nicht mehr alle!
 

„Ja und wie war das Date? Habt ihr euch geküsst, ein bisschen gefummelt?“, sagte er lächelnd und ich funkelte ihn böse an:“Ja wir haben uns geküsst.“, keifte ich zurück und er schüttelte nur wieder immer noch mit diesem dämlichen Grinsen im Gesicht den Kopf.
 

„Und warum warst du dann so aufgelöst, als ich dich getroffen habe?“, sagte er und ich sah bedrückt zu Boden, nuschelte vor mich hin :“Ich mag sie nun einmal nicht so, wie sie mich mag.“
 

„Aha, da haben wir´s! Und mochtest du vor ihn ein Mädchen „SO“.“, ärgerte er mich, indem er meine Wortwahl nach äffte, doch ich schüttelte nur ertappt den Kopf, immerhin, bin ich schon siebzehn Jahr alt, und hatte noch nie eine Freundin – peinlich.
 

„Und dann geh ich auch einfach mal davon aus, dass du nie so verkrampft, nervös und doch verzückt gleicher Maßen in der Gegenwart eines Mädchen warst? Richtig?“, fragte er weiter und ich blickte ertappt auf:“ Woher weißt du~?“
 

„Junge, die Gänsehaut auf deinen Armen sagt mehr aus, als du denkst.“, fast synchron mit seinen Worte, fasste ich an meine Arme – tatsächlich, ich fühlte die kleinen aufgestellten Haare, und sah nun etwas ängstlich zu ihm herüber :“Kann ich denn gar nichts dagegen machen?“
 

Er lachte wieder laut auf:“Nein glaub mir, als ich über mich herausgefunden habe, dass ich schwul bin, hab ich so einiges probiert – lief letztendlich darauf hinaus, dass ich mit der nächstbesten Tussi geschlafen, und mich anschließend einfach nur dreckig gefühlt habe. Ein Wunder, dass ich in ihrer Gegenwart überhaut einen zum stehen bringen konnte - aber naja.“
 

Ich sank zurück in die Polster des Sofas und schielte leicht zu ihm herüber, er lächelte nun nicht mehr amüsiert, sondern sah mich eher mitleidig an, als wüsste er genau, wie ich mich fühle – hatte er ja anscheinend dasselbe durch gemacht.
 

„Ist schon okay Taka, das ist ganz natürlich, wenn nicht sogar angeboren, da kannst du nichts machen, und wenn du ehrlich zu dir selbst bist, dann willst du auch Garnichts dagegen machen.“
 

Ich legte meine Hände auf mein Gesicht – doch, wenn ich die Wahl hätte, dann würde ich diese ätzenden Gefühle in Yuus Gegenwart am liebsten abstellen, ich verletzte ihn damit doch nur, und er ist immer noch mein bester Freund…
 

„Es ist wegen Aoi, oder?“, sprach er ganz leise, in beruhigendem Ton, und ich nickte, meine Hände immer noch auf meine Augen gelegt.
 

„Ich glaube, ich hab ihm ganz schön weh getan, als ich einfach vor ihm weggelaufen bin, und jetzt hasst er mich…“, nuschelte ich, und im nächsten Moment, fühlte ich Uruhas zierliche Hände an den meinen, die sie langsam, von meinem Gesicht runter zogen.
 

„Er wird verstehen, wie du dich gefühlt hast, aber du musst es ihm erklären, und er wird auch einsehen, dass er daran nicht ganz unschuldig ist.“, er sprach immer noch ganz leise, beruhigend und langsam, also entspannte auch ich mich wieder, doch regte mich kein Stück und starrte einfach nur an die Decke.
 

„Weißt du, damals im Club, als du kurz auf Klo warst, hab ich ihn gefragt, ob ihr ein Paar seid, und er meinte, dass ihr nur Freunde seid, er wirkte bei seinen Worte so bedrückt, und da konnte ich nicht anders, als ihn ein bisschen auszuquetschen. Er hat mir erzählt, dass du in letzter Zeit so komisch ihm gegenüber bist, dich versteckst, und es kam ihm irgendwie auch so vor, als würdest du vor ihm flüchten. Ich hab ihm meine Theorie zu der ganzen Sache erzählt und ihn gefragt, ob er nicht Lust auf ein kleines Experiment hätte – sorry Taka, das hört sich echt scheiße an, aber ihm schien wirklich etwas an dir zu liegen, denn er nur bedrückt genickt, deshalb haben wir dich dann den ganzen Abend mehr oder weniger ignoriert, haben zusammen getanzt, versucht heraus zu finden, ob du eifersüchtig wirst und ich denke mal, das ist auch der Grunde, warum er dir später, als ihr wieder zu Hause wart so nah gekommen ist. Es war falsch von mir, ihm diesen Vorschlag zu machen, und es tut mir leid, dass du deswegen solche Probleme hattest, ich dachte, ich bin es dir schuldig, alles zu erklären, denn als ich dich gesehen habe, so abgekämpft, ich habe mich schlicht und ergreifend beschissen gefühlte. An dem Abend im Club, wollte ich einfach nur etwas Spaß haben, habe Aoi da mit rein gezogen, und die Sache nur noch schlimmer gemacht.“, er schaute bedrückt zu Boden und ich brauchte erst einmal einige Minuten, um das Gesagte zu verdauen.
 

Es fühlte sich einerseits so beruhigend an, endlich mal etwas Gewissheit zu haben, aber andererseits, könnte ich im Moment nicht aufgebrachter sein.
 

„Wie fühlst du dich…?“, sagte er nach einiger Zeit des Schweigens zu mir, ich atmete einmal tief durch, wandte mich ihm zu.
 

Meine Hand zitterte leicht und ich merkte, wie Wut in mir aufstieg, und all die Erleichterung zu übertönen schien, irgendwie fühlte ich mich einfach nur verraten – verraten und bloßgestellt:“ Was glaubst du denn, wie es mir geht??? Ich erfahre, dass ich wahrscheinlich schwul bin, mein bester Freund und irgendein völlig Fremder, ihre kranken Spielchen mit mir spielen und ich meinen gottverdammten ersten Kuss an so eine dämliche Tussi verliere. Wie soll ich mich da fühlen Uruha?!? Was meinst du?“
 

„Du bist wütend.“, stellte er nur nüchtern fest und ich hatte das dringende Bedürfnis, ihm mal so richtig eine zu kleben.
 

„Und das mit dem Kuss tut mir leid, ich hatte gehofft, dass du ihm Yuu schenkst.“, sagte er immer noch in dem gleichen Tonfall und ich sprang wieder energisch auf, stellte mich ihm gegenüber und schrie ihn an:“ ICH-WILL-NICHTS-VON-AOI!“
 

„Lüge!“, lächelte er, immer noch total gelassen, meinem wütenden Gesicht entgegen.
 

„NEIN!“, keifte ich zurück.
 

„Okay dann sieht mir in die Augen, und sag mir ins Gesicht, dass du nicht auf ihn stehst, auf sein süßes Lächeln, seine, meiner Meinung nach viel zu sündigen, vollen Lippen, seine seidigen langen Haare, seine glatte, weiße Haut, man könnte meinen er währe makellos, oder? Oh und vergessen wir nicht, seine Augen, wie flüssige Schokoladen, findest du nicht? Sag mir, dass du das alles an ihm nicht unglaublich anziehend findest, dass du nicht das Bedürfnis hast, ihn immer und überall zu berühren zu wollen, seine Gegenwart einfach nur genießt, ihn aufregend findest…“, er lächelte zufrieden, als er meine Reaktion mitbekam – nämlich gar keine.
 

Ich stand ihm immer noch schnaufend gegenüber, unfähig etwas zu antworten, denn er hatte recht, dass alles, waren Gedanken, die ich in Yuus Gegenwart schon einmal gehabt hatte.
 

„Taka… bitte rede mit ihm…“

Regen wäscht alles fort

Regen wäscht alles fort
 

„Du kannst mich immer anrufen, wenn du Fragen hast.“, mit diesen letzten Worten hatte Uruha mich schließlich aus seiner Wohnung entlassen, damit ich noch die letzte Bahn nach Hause bekam. Doch wollte ich überhaupt Heim fahren? Mein Kopf war so leer und gleichzeitig doch so voll – alles war so durcheinander und ich war nicht in der Lage, die vielen Gedanken zu ordnen. Ich stolperte die Treppen zur Eingangstür des Gebäudekomplexes hinunter, in dem Uruha wohnte und trat auf die mittlerweile menschenleere Straße, sodass mir der kalte Wind erbarmungslos ins Gesicht schlug, und mich aus meinen Gedanken rüttelte.
 

Wie lange war ich bei ihm gewesen?
 

Vielleicht nur eine halbe Stunde, vielleicht aber auch mehrere Stunden. Das Gespräch, und vor allem das Thema, über das wir geredet hatten, hatte mich alles andere vergessen lassen.
 

Und trotz dieses langen Gespräches, konnte ich immer noch nicht so recht glauben, was er mir gesagt hatte, doch wenn ich so darüber nachdachte, dann war viel Wahres an seiner Vermutung.
 

Hätte ich glücklich darüber sein sollen, dass mir die Augen geöffnet wurden? Denn ich fühlte mich alles andere als erleichtert oder froh – viel mehr verzweifelt – nicht zuletzt, weil das meine Freundschaft zu Yuu auch nicht rettete – vielleicht war es bereits zu spät, alles wieder hin zu biegen.
 

Ich legte meinen Kopf in den Nacken und blickte kurz in den Himmel hinauf, doch dicke Wolken verbargen den Nachthimmel, und so schaute ich lieber hinab auf mein Handy, in welches mir Uruha vorhin seine Nummer gespeichert hatte.
 

Ich musste zugeben, irgendwie mochte ich ihn. Seine Art, er war nett, auch wenn man ihn im ersten Moment vielleicht für etwas eingebildet halten könnte – doch so war er nicht – im Grunde war dies nur seine Fassade, wie bei Yuu sein Spitzname, oder bei mir diese abgeneigte Haltung gegenüber Anderen, die ich am liebsten verfluchen würde, denn sie schadete mir mittlerweile mehr, als das sie mir half.
 

Das Display leuchtete auf, und verriet mir die aktuelle Uhrzeit.
 

23:54 Uhr – die letzte Bahn würde in 10 Minuten abfahren, und wenn ich etwas schneller ginge, würde ich sie noch locker schaffen, doch meine Füße fühlten sich schwer an, als sträube sich mein gesamter Körper dagegen nach Hause zu fahren und so trottete ich langsam die Straße entlang, spürte wie sich langsam die Kälte und die Müdigkeit in meinen Körper fraß und mich ab und zu etwas schüttelte.
 

Der gesamte Abend war einfach nur ein Reinfall gewesen, und als wäre das nicht genug, fühlte ich nun auch noch ganz deutlich einige kalte Tropfen Regen in meinem Nacken fallen.
 

Schon nach einigen Minuten goss es wie aus Eimern, und ich hatte Glück, dass es nur Regen und kein Hagel war, der da nun vom Himmel fiel, wie eigentlich üblich für diese Jahreszeit. Mit einer Hand wischte ich mir über die nackte Haut an meinem Hals und fühlte, wie sich sofort wieder kleine Rinnsale aus meinen Haaren lösten, und die eben getrockneten Teile wieder durchnässte.
 

Mit einem zunehmend unangenehmen Gefühl, beschloss ich letztendlich mich doch irgendwo unter zu stellen, und den Regen ab zu warten – die Bahn, Bahn sein zu lassen – und zu Not ein Taxi zu nehmen. Was hatte ich schon zu verlieren.
 

Ich spürte bei jedem Schritt, jeder Bewegung, wenn ich mich nach einem geeigneten Ort zum Unterstellen umsah, den nassen Stoff an meiner Haus kleben und wünschte mir nichts sehnlicher, als in diesem Moment irgendwo im Trockenen zu sein, weit weg von dieser dunkeln Straße, diesem kalten Wind und meinen nassen Klamotten.
 

Ich hätte heute Morgen einfach nicht aufstehen sollen, verfluchte ich mich nun selber und wusste doch gleichzeitig, dass dies rein Garnichts brachte.
 

Ich bog um eine Ecke und sah einige Treppen hinauf in einen Hauseingang führen - immerhin schien ich etwas Glück zu haben.
 

Ich trat etwas näher und wollte schon von der Seite aus die ersten Stufen hinauf steigen, als ich abrupt inne hielt, die Augen etwas zusammen kniff, um in der Dunkelheit etwas besser sehen zu können.
 

Die Spritzen von schwarzen Schnürstiefeln, mit einigen Goldornamenten verziert, blitzen aus dem Hauseingang hervor und dicker Zigaretten Qualm, vom Wind mitgerissen, hing schwer in der kühlen Luft. Es war nicht die Tatsachen, dass sich noch jemand anderes hier unterstellte, die mich etwas stutzig machte, nein es war die Tatsache, dass ich diese Schuhe kannte – ihr Anblick machte mich mehr als nur nervös, doch wie um mich noch weiter in die Richtung des Hauseinganges zu treiben, verstärkte sich der Regen noch einmal und hinterließ mit jedem Aufschlagen auf den Boden ein lautes knallen, welches alle anderen Geräusche der Stadt zu dämpfen, wenn nicht sogar zu verschlucken schien.
 

Ich schlich schon fast die letzten Stufen hinauf und lugte leicht um die Ecke, nur um auf geschlossene Augen und leicht geöffnete Lippen zu stoßen, die ab und zu den Rauch der Zigarette in die kalte Umgebung entließen. Ich kannte dieses Gesicht nur allzu gut und er schien mich auch noch nicht bemerkt zu haben, denn ein dünnes Kopfhörer Kabel führte von seinem Kopf hinab bis in einer seiner Jackentaschen.
 

Sollte ich wieder gehen? Yuu hatte mich noch nicht bemerkt…
 

Doch der Regen prasselte immer noch auf ein Haar und so überbrückte ich den letzten Meter, der mich von der schützenden Überdachung trennte und stand reglos neben ihm.
 

Er setzten seine Zigarette erneut an, öffneten leicht die müde wirkenden Augen und entließ wieder eine dünne Rauchwolke in die Nacht.
 

„Du rauchst?“, die Frage war wie von alleine aus mir gekommen und nun blickte er abrupt zur Seite, zog sich einen Kopfhörer aus den Ohren und sah mich misstrauisch an, wenn nicht sogar etwas verwirrt.
 

„Was machst du hier?“, äußerte er eine Gegenfrage. Seine Stimme klang kalt und fremd von dem Prasseln des Regens merkwürdig gedämpft, und auch sein Gesichtsausdruck sagte Nichts anderes aus als Fremde.
 

Sollte ich ihm jetzt erzählen, dass ich mit Uruha gesprochen hatte? Was würde er dazu sagen? Wäre er bereit, mit mir zu reden? Währe ICH bereit mit ihm zu reden?
 

„Ich habe dir eine Frage gestellt.“, warum war er so harsch, seine Worte schnitten durch die kalte Luft und ließen mich seinem Blick nicht mehr standhalten. Er machte mich rasend – wütend - und auch wenn ich versuchte meine Wut auf ihn zu unterdrücken, weil ich mir eigentlich wünschte, mich wieder mit ihm zu vertagen, so handelte mein Körper doch wieder ganz von alleine, versuchte sich wie aus einem Reflex vor ihm und seinen harten Worten zu schützen.
 

„Ich hatte ein Date, mit Ayaka aus unserer Parallelklasse, vielleicht kennst du sie.“, selber erschrocken über die offene Arroganz in meiner Stimme, blickte ich wieder zu ihm hinauf, sah, wie sein Gesicht sich kurz verzog, seine Augen sich kurz verengten und sich eine kleine Falte in seiner Stirn bildete, sofort aber wieder eine ausdruckslose Form annahm, er erneut einen Zug aus seiner Zigarette nahm.
 

„Na dann hoffe, dass du wenigstens etwas „Spaß“ mit ihr hattest.“, er lachte bitter und ich fühlte, wie sich meine Hände zu Fäusten ballten.
 

Im Grunde wusste ich, dass er spielte, sich versteckte hinter einer Mauer, die ihn schützen sollte, doch wusste ich auch nicht, was er wirklich dachte, ob er traurig war, müde von unserem Streit, ich war zu blind von dem Zorn in mir, der seine Fassade hasste und meine eigene noch viel mehr.
 

„Nein, wenn du es genau wissen willst, ich hatte keinen Spaß… Und Yuu, hattest du deinen „Spaß“ mit mir?“, nun war ich es, der kurz auflachte, doch es klang kläglich, irgendwie, wie verschluckt und ich spürte, wie die Wut übermannte wurde von einem anderen Gefühl – war es Traurigkeit? Darüber, dass er damals mit mir gespielt hatte, mich getestet hatte, und es ihm egal gewesen war, wie ich mich dabei fühlte? Vielleicht…
 

Einen Moment sah er mich einschätzend an, wieder legte sich seine Stirn in Falten und er schnipsten den Zigaretten Stummel auf die nasse Straße, wo er erlosch und ein kontinuierlicher Rauchfaden aufstieg - sich irgendwann im Wind verlor.
 

„Nein ich hatte keinen Spaß daran~“, er schien zu verstehen, was ich meinte:“~es tut mir leid, und ich weiß das es falsch war, aber es kotzt mich einfach an, dass… du immer weg läufst. Ich habe dich für stark gehalten, weil du mit so vielen schwierigen Dingen so leicht umgehen kannst, Dinge, die mir aussichtslos erschienen. Vielleicht habe ich mich in dir geirrt…“

Er neigte seinen Kopf kurz zu mir, senkte seinen Blick dann allerdings wieder.
 

„Weißt du Yuu, auch wenn du es nicht zu geben willst, ich denke, dass du genau so weg läufst…“, er verzog seine Lippen zu einem verächtlichen Lächeln, tippte mit seinem Fuß auf den kahlen Steinboden auf, seine langen Haare vielen ihm ins Gesicht, sodass ich es nicht mehr sehen konnte.
 

„Du versteckst dich doch genau so…“, sprach ich noch einmal mehr zu mir selber, als zu ihm und lehnte mich an die Hauswand hinter mir

Wir schwiegen einige Zeit, aber der Regen schien nicht nach zu lassen, und so brannte mir erneut eine Frage auf meiner Zuge, die mir eigentlich schon beantwortet worden war, doch ich wollte SEINE Antwort hören:“ Yuu ich war bei Uruha und er hat mir erzählt, was ihr damals im Club abgezogen habt… sag mir bitte einfach…Warum?“, ich sah ihn an, doch er änderte nichts an seiner gekrümmte Haltung, starrte weiter auf den Boden.
 

„Man Taka, ich hab getrunken und du warst in letzter Zeit so komisch… und dann war da Uruha… ich hab nicht nachgedacht…“
 

Lüge…
 

„Und jetzt noch mal die richtige Version Yuu…Du kannst nicht einfach die Schuld anderen aufdrängen, nur weil es so einfacher für dich ist!“
 

„Das ist die Wahrheit...“
 

„Sag mir nicht, dass du es getan hast, weil du getrunken hast und Uruha dich dazu getrieben hat!“, zischte ich hervor, doch immer noch starrte er vor sich auf den Boden, wagte es nicht, mich an zusehen bei seinen Worten.
 

„Ich sage die Wahrheit…“, seine Stimmt war brüchig und sie zitterte leicht, als wollte er nicht, das ich wusste, was er wirklich dachte.
 

„Und warum siehst du mich nicht an, wenn du mir die Wahrheit sagst? Wer von uns beiden läuft gerade weg – versteckt sich?“, schnaubte ich leise, doch er blieb stumm. Ich trat aus dem engen Hauseingang zurück in den Regen. Es war mir egal… ich wollte einfach nur noch weg von ihm… alles stürzte auf einmal auf mich herab, die ganze Wut, gemischt mit Trauer und der Kälte, die er mir entgegen brachte, ich hielt es nicht mehr aus auch nur noch eine Sekunde länger bei ihm sein zu müssen, wenn er sich so verhielt… das war nicht Yuu…
 

Ich schlang meine Arme um meinen Oberkörper und stapfte in den Regen hinaus – ich war doch ohnehin schon total durchnässt, auf das bisschen Wasser kam es doch nun auch nicht mehr an. Meine Füße fühlten sich so schwer an, als würde ich Schuhe aus Beton tragen und das Wasser spritze immer an meinen Beinen hinauf, sobald ich aus versehen in eine Pfütze trat.
 

Ich fühlte mich so blind…
 

Mein Schritt beschleunigte sich und auch mein Griff, der sich immer noch im meinen Körper schlang, als wolle ich mich wärmen, festigte sich noch etwas.
 

Yuu du Idiot…
 

Ich dachte es immer wieder,… doch ich meinte es nicht so, ja er war ein Idiot gewesen, doch ich war genau so einer… Hatten wir überhaupt einen richtigen Grund, um uns zu streiten? Ich wusste es nicht mehr…
 

Ich biss meine Zähne aufeinander, rannte nun schon fast, die letzte Bahn war mit Sicherheit schon längst abgefahren, oder fuhr genau in diesem Moment. Wieder hatte ich nach dem Gespräch mit Yuu kein Gefühl für die Zeit, die vergangen war, alles an das ich gerade denken konnte, war so viel Distanz, wie nur möglich zwischen ihn und mich zu bringen.
 

Ich war schon fast an der Brücke angekommen, an der ich Damals gelehnt hatte, doch war dies eine ganz andere Situation – damals hatte ich Zeit gehabt, es war hell gewesen und trocken – nun war es dunkel und ich hetzte dahin, als verfolgte mich jemand – doch in die Richtung, in die ich rannte, wollte ich ebenfalls nicht…nach Hause…
 

Ich blieb auf der Brücke stehen, sah hinunter in das tiefe schwarz des Wassers, dessen Oberfläche von dem nieder fallenden Rege zerrissen wurde, und sich in Bruchteilen von Sekunden wieder verschloss, bevor erneute Tropfen aufprallten.
 

Mein Atem ging schwer, und die kalte Luft schnitt mir in der Kehle, stoßweise verließen kleine Wolken meinen Mund, es roch nach nassem Gras, welches, in kleinen Streifen, am Rande des Kanals entlangführte.
 

Ich schluckte und riss meine Augen von der gesprenkelten Wasseroberfläche los, versuchte meinen Atmen wieder unter Kontrolle zu bringen.
 

„Taka…?“, sie klang anders, irgendwie klar schien seine Stimme, doch auch er schien schwer zu atmen, ich riss mich erschrocken herum, weg von dem Geländer der Brücke, in dessen Mitte nun Yuu stand, schutzlos, vor dem Regen. Er war mir gefolgt?!?
 

Ich strich mir mit einer Hand das nasse Haar aus meinem Gesicht, schluckte erneut.
 

„Warum Yuu? Warum tust du mir das an? Bist so furchtbar nett, machst mich verrück, bringst mich aus der Fassung, verfolgst mich und bist im nächsten Moment ganz anders – abweisend. Habe ich dir eigentlich jemals etwas bedeutet, oder wolltest du einfach nur spielen – Taka ist so ein leichtes Opfer, mit dem kann man´s ja machen. Sicher! Ich verstehe dich nicht Yuu, du willst mein Freund sein, doch wir schaffen es ja nicht einmal offen miteinander zu reden. Warum bist du so? Warum musst du mich immer so furchtbar nervös machen?“, ich schrie die letzten Worte schon fast, riss die Augen weit auf und wischte darüber, wenn Regen drohte in sie hinein zu laufen.
 

Er stand immer noch regungslos in der Mitte der Brücke, sah auf den Asphalt und machte keine Anstalten, mir zu antworten.
 

Er hatte meine Worte gehört, und ich bereute sie nicht – es war mir mittlerweile egal, was er dachte, ich griff nach dem letzten Halm, der mit geblieben war, wollte nicht wieder alleine sein, wie schon mein ganzes Leben, es hatte mir gefallen Zeit mit ihm zu verbringen, und ich wollte DAS wieder, was wir hatte – konnte ich nicht immer zu ihm kommen, wenn mir meine Eltern zu viel geworden waren, war er nicht für mich da gewesen?
 

„Oder warst du letztendlich nur mit mir befreundet, weil du mich bemitleidet hast und jetzt wo ich dir zu kompliziert werde, bin ich dir egal. Ist es so Yuu?“, weder wischte ich mit meinem Ärmel über mein nasses Gesicht.
 

„Hör auf!“, seine Stimme war leise und wieder hatte sie diese Müdigkeit an sich, die ihn so zerbrechlich erscheinen ließ.
 

„Hör auf so einen Mist zu reden…bitte.“, er setzte sich langsam in Bewegung, trat durch den Regen langsam zu mir herüber, an das Geländer der Brücke.
 

Sein schwarzes Haar war nass und vereinzelte Tropfen liefen an den Seiten seines Gesichtes herunter, kurz bevor sich neue aus den Haaren lösten und ebenfalls ihren Weg hinab fanden. Seine Haut wirkte noch blasser als ohnehin schon und sein Kajal, den er eigentlich immer trug, war ebenfalls schon völlig zerlaufen.
 

„Du hättest mir nicht folgen müssen, jetzt bist du auch nass.“, sagte ich leise, als hätte ich seine vorherigen Worte gar nicht gehört, doch er schüttelte nur leicht die nassen Haare und versuchte ein kleines Lächeln.
 

„Doch ich musste dir folgen und das weißt du auch.“, ich wendete mich wieder von ihm ab, starrte einfach in die Dunkelheit über dem Wasser und versuchte mich krampfhaft auf die prasselnden Tropfen, die auf meine, auf dem Geländer liegenden, Hände trafen, zu konzentrieren.
 

„Taka… ich hoffe Uruha hat dir einige Antworten geben können, denn ich konnte es nicht, und ich glaube, ich kann es immer noch nicht. Du musst mir einfach glaube… ich will dich nicht verunsichern, ich wollte dich nie ausnutzen und manchmal verstehe ich mich selber nicht. Du hast alles Recht dieser Welt sauer auf mich zu sein, nur leider konnte ich mir das erst viel zu spät eingestehen und immer wenn du dann mit mir reden wolltest und ich dir eigentlich sagen wollte, wie leid es mir tut, habe ich Nichts heraus bekommen – egal wie sehr ich es wollte, es ging einfach nicht, stattdessen… stattdessen habe ich immer weiter abgeblockt. Und jetzt stehen wir beide im Regen auf einer Brücke, völlig durchnässt und es ist ganz allein meine Schuld…“, er schaute meinem Blick hinterher und schien selber auf das Wasser zu starren, sich zu sammeln.
 

Seine Worte schwirrten in meinem Kopf herum und ich musste sie erst einmal so gut es eben ging einordnen, bevor ich mich ihm wieder zu wenden konnte.
 

Er sah bedrückt auf seine Hände und ich fühlte diesen Impuls, ihm die nassen Strähnen entschuldigend aus dem Gesicht zu wischen. Langsam setzte ich an und er wand mir zögerlich den Kopf zu, zuckte, als er meine gehobene Hand erblickte leicht zusammen, als hätte er Angst, ich könnte ihn schlagen, doch er wich nicht zurück.

Mit großen Augen, sah er mich an, schien ab zu warten, was ich tat, atmete nur ganz leicht meiner Hand entgegen und war ansonsten vollkommen regungslos. Ich trat noch einen Schritt an ihn heran, konnte seinen Atem spüren, streckte meine Hand noch einen ganz klein bisschen seinem Gesicht entgegen und fühlte im nächsten Moment sein weiches, nasses Haar zwischen meinen Fingern. Er lächelte, als ich die nassen Strähnen aus seinem Gesicht wischte und hinter sein Ohr schob.

„Yuu du Idiot.“, sagte ich ganz leise und musste nun selber lächeln. Meine Hand ruhte immer noch an seinem Ohr und mein lächeln schwand:“Es ist nicht allein deine Schuld, weißt du eigentlich wie sehr ich es schon immer gehasst habe, wenn du dir an allem die Schuld gibst. Ich bin nicht besser als du gewesen, hätte dich nicht immer gleich so anfahren sollen, glaub mir es geht mir da nicht anders als dir...“, mein Blick sank an seine Brust, als schämte ich mich für meine nächsten Worte:“ Uruha hat mir Antworten gegeben, er hat mir gesagt, was ihr damals heraus finden wolltet – und auch, wenn das was er gesagt hat sehr plausibel geklungen hat – ich weiß im Moment gar nichts, bin viel zu durcheinander, um darüber nachzudenken, ich muss das erst mal für mich selber herausfinden. Verstehst du?“, ich schaute weiter auf das nasse Stück Stoff, welches seine Brust bedeckte und verkrampfte etwas, als auch ich spürte, wie er mir über das nasse Haar strich.
 

„Ich werde dir dabei helfen, aber erst einmal sollten wir nach Hause gehen…“

Eine ziemlich heiße Angelegenheit

Eine ziemlich heiße Angelegenheit
 

Das erste was ich fühlte war diese unglaubliche Wärme, die sich um meinen gesamten Körper hüllte und wohl von der leichten Decke ausging, die ich auf mir ertastete. Da war überall dieser Geruch, so vertraut – man wollte ihn einfach aufsaugen und nie wieder etwas anderes in die Nase bekommen.
 

Ich drehte mich auf den Bauch und drückte mein Gesicht noch tiefer in die Kissen, um noch einmal tief ein zu atmen und den lästigen Sonnenstrahlen auszuweichen, welche versuchten in meine Augen einzudringen.
 

Ich fühlte mich so tiefen entspannt wie lange nicht mehr und zum ersten Mal seit Wochen hatte ich das Gefühl endlich mal wieder so richtig schön ausspannen zu können.
 

Doch als ich ein leises rasselndes Geräusch vernahm, welches in stetigen Abständen an mein Ohr drang, stütze ich mich doch rapide und recht verwirrt auf meine Arme, blickte mich mit leicht zusammengekniffenen Augen, damit das Licht nicht allzu viel Angriffsfläche hatte, um und versuchte die Herkunft des leisen Geräusches aus zu machen.
 

Schwarzes Haar, auf dem weißen Bezug des Kissens und eine sich stetig hebende und senkende Brust - eine nackte Brust wohlgemerkt - war alles was ich noch mitbekam, bevor ich mit einem dumpfen Knall auf meinem Hintern landete – allerdings außerhalb des Bettes.
 

Okay Taka durchatme. Was genau geht hier vor sich:
 

Ich liege in einem Bett – In Yuus Bett um genau zu sein – in Yuus Zimmer und… okay das hatten wir schon mal aber…
 

…WARUM zu Geier liegt Yuu neben mir im Bett und WARUM ist er halb nackte?
 

Ich rappel mir langsam auf, soweit, dass ich mit dem Kopf über die Bettkante schauen konnte und Yuu wieder in mein Blickfeld rutscht.
 

Kann den nicht vielleicht mal einer zu decken? Der friert doch bestimmt…
 

Ich musste leider zugeben, dass ich wahrscheinlich selber schuld bin und ihm im Schlaf die einzige Decke weggezogen hatte, sodass er jetzt ohne da liegen musste, nur bekleidet mit seinen Shorts.
 

Man Aoi, wir haben Winter draußen, da kannst du doch nicht nur in Unterwäsche schlafen!
 

Ganz langsam, und so leise wie möglich ziehe ich mich auf die Beine und trete noch einen Schritt zurück, bis ich eine Wand in meinem Rücken fühlen konnte.
 

Was mach ich jetzt am besten? Einfach raus schleichen, meine Sachen zusammen suchen und über alle Berge verschwinden? Wenn er aufwacht muss ich mit ihm reden. Was sag ich ihm denn dann – und was wird er mir sagen…
 

Blöde Situation Taka…
 

Nach unserem Gespräch gestern, hat er mich mit zu sich genommen, da meine Bahn eh schon lange abgefahren war, und mich so durchnässt auch sicher kein Taxi mitnehmen würde. Es ist alles etwas durcheinander in meinem Kopf und einiges schien mir auch entfallen zu sein, da ich gestern wirklich mehr als nur durch den Wind gewesen war, aber Aoi hatte mich aufs Sofa gesetzt, mir trockene Klamotten gegeben, die ich, nach einem Blick an mir herunter, übrigens immer noch trug und irgendeinen belanglosen Film angemacht – gefühlt war ich allerdings schon nach den ersten zehn Minuten eingeschlafen.
 

Er hätte mich doch auch einfach auf dem Sofa liegen lassen können, anstatt mich ins Bett zu bringen, aber da schlägt wohl sein gutes Gastgeber Gen wieder durch.
 

Womit wir bei der Ausgangsfrage angelangt wären – Warum zum Teufel liegt er ebenfalls in diesem Bett? – Nackt?
 

Na gut das ist vielleicht übertrieben, aber trotzdem.
 

Fast wie ein Einbrecher schleiche ich um sein Bett herum, in dem immer noch der friedlich Schlafende liegt, und sich gerade auf die Seite rollt.
 

Irgendwie ist er ja schon… niedlich, wenn er da so liegt.
 

Ach was Taka, was denkst du da schon wieder.
 

Bemüht so wenig wie möglich von seiner nackten Haut in mein Blickfeld zu bekommen, beuge ich mich leicht über das Bett und versuche die Decke, möglichst Flächendeckend, über ihn zu ziehen.
 

Fazit: Fataler Fehler.
 

Aoi dreht sich wieder auf den Rücken, verdeckt leicht mit seinem Arm sein Gesicht, da auch er anscheinend mit den Sonnenstrahlen zu kämpfen hat.
 

„Man ~“- höre ich seine Stimme, die irgendwie klingt als würde man ihm die Nase zu halten und eigentlich ist es auch mehr ein geplagtes Grummeln, das da seinen Mund verlässt :“~ mein Kopf fühlt sich an, als hätte ich gestern gesoffen wie ein Loch, mein Hals als hätte ich zwei Tonnen Schleifpapier gefuttert und laut meinem Magen habe ich auch genau das getan – mir ist scheiße schlecht.“
 

Ich bin etwas ratlos und weiß nicht wirklich, ob er auf sein Aussage eine Antwort haben will, als bleibe ich einfach wie angewurzelt am Fußende des Bettes stehen, den Mund geöffnet, als wollte ich etwas antworten, doch es kamen irgendwie keine Worte heraus – mir waren nicht einmal passende eingefallen.
 

„Toll mein Hintern tut weh, weil ich eben aus dem Bett gefallen bin.“, super Taka, das ist das schlauste, was dir einfällt, wenn du nicht weißt was du antworten sollst, weil der halbnackte Kerl vor dir einfach mal beschlossen hat, die von dir mühsam drapierte Decke wieder weg zu ziehen und sich natürlich noch einmal genüsslich zu strecken, bevor er aus dem Bett aufsteht – oder es zumindest versucht, denn nach dem ersten Anlauf, sich auf die eigenen Füße zu stellen, gerät Yuu leicht ins Wanken und lässt sich einfach wieder nach hinten ins Bett sinken.
 

„Immerhin weißt du, warum es dir so scheiße geht – Taka hab ich gestern getrunken?“, schaut er mich nun mit ernster Miene an, und ich überlege kurz, doch ich muss schon ziemlich früh auf dem Sofa eingeschlafen sein :“Nein, ich glaube nicht, aber falls du dich erinnerst, wir sind gestern wie die Verrückten durch den Regen gerannt, und bei deiner miesen Ernährung, wäre es kein Wunder, wenn du dir nicht was eingefangen hast.“
 

„Hör auf immer an meinem Essen rum zu meckern, dass kann auch nichts dafür – stehen dir übrigens, meine Klamotten.“, schmunzelte er. Ich schaue an mir herunter und merke, wie mein Kopf wieder mal leicht rot anlief.
 

Ich trage die Jogginghose, in der er eigentlich die meiste Zeit zu Hause rumrennt und eines seiner schwarzen T-Shirts.
 

„Also wenn es dir lieber ist, dass ich gehe… kann ich auch…“, etwas betreten blicke ich auf meine Füße herab. Was sollte ich jetzt am besten tun? Doch bevor ich noch länger nachgrübeln konnte, krächzte Yuu schon zu mir herüber:“ Und mich einfach so hier alleine lassen. Nee nee, ich hab doch versprochen, dir zu helfen und was bietet sich besser dafür an, als ein komplett hilfloser Aoi.“, ich schaue ihn etwas verwirrt an und sehe ihm zu, wie er noch einmal versucht sich auf zu rappeln.
 

„Ich will kurz duschen gehen, dann geht’s mir bestimmt gleich besser. Könntest du mir kurz auf helfen?“, ich höre zwar was er sagt, blieb allerdings zuerst reglos stehen und starrte ihn weiter an. Erst als er versucht sich auf seine Arme zu stützen und einfach wieder zurück sinkt, bewege ich mich langsam zu ihm herüber und lege zögerlich einen Arm um ihn, um ihm hoch zu helfen.
 

Er fühlte sich so unglaublich heiß an, als würde sein gesamter Körper glühen und ich wollte ihn diesem Moment wortwörtlich nicht in seiner Haut stecken. Eine leichte Schweiß Schicht, hatte sich ebenfalls gebildet – er schien förmlich zu kochen.
 

„Mein gott Yuu, du glühst ja.“, teilte ich nun auch meine Impressionen mit ihm, doch er lächelte nur schwach.
 

Leicht schwankend richteten wir uns auf und ich hatte immer wieder Angst, er würde mir gleich wegrutschen, denn seine Beine schienen mehr als wackelig zu sein.
 

Als wir im Bad angekommen waren und ich ihn auf dem Rand er Badewanne sinken ließ, wurde ich nun langsam doch etwas misstrauisch:“Und du bist dir sicher, dass du das jetzt wirklich alleine schaffst?“
 

Er grinste mich nur dämlich an und ich wünschte mir plötzlich diese Frage nicht gestellt zu haben, denn er hob langsam eine Hand und legte sie an den Saum meines T-Shirts:“Du kannst mir ja helfen, wenn du willst.“
 

Tod krank und kann trotzdem noch Witze reißen.
 

Ich wich einige Schritte zurück und merkte, wie auch ich langsam zu glühen begann – allerdings nicht, weil ich krank wurde, nein nur wiedermal, weil Yuu es nicht lassen konnte so blöde Kommentare ab zu geben und ganz genau wusste, wie ich darauf reagierte :“Sehr witzig.“, nuschelte ich, doch er sah mich einfach nur mit ausdruckslosen Augen an. Er meinte das völlig ernst…
 

„Nein… NEIN.“, entfuhr es mir, doch Yuu sah aus, wie ein geschlagener Welpe, mit seiner gekrümmte Haltung und seine vor Hitze bebende Haut.
 

„Bitte Taka – wenn es dir zu viel ist, dann hilf mir wenigstens mit den Shorts, ich hab das Gefühl wenn ich meinen Kopf auch nur einen Millimeter gen Boden bewege, dass ich kotzen muss.“, schilderte er mir einfach mal so unverblümt seine Vermutung und ich sah einfach nur nervös im Raum umher.
 

Es viel mir schon schwer genug, ihn ansehen zu müssen, wenn er nur halb nackt war, wie sollte ich dann einen vollkommen entkleideten Yuu aushalten?
 

„Glaub mir, ich würde dich nicht darum bitten, wenn es mir nicht wirklich dreckig gehen würde.“, er sah bedrückt bei Seite und ich tat wieder einen Schritt auf ihn zu.
 

Okay Taka Augen zu und durch, so schlimm würde es schon nicht werden.
 

Ich legte eine Hand auf seine warme Schulter und er sah wieder zu mir herüber.
 

„Alles was in diesem Bad passiert, bleibt in diesem Bad.“, sprach ich mit leiser, zittriger Stimme und er nickte kaum merklich.
 

Ich zog ihn vom Wannenrand hoch und verfrachtete seinen schlappen Körper erst einmal auf den, zum Glück schon herunter geklappten, Klodeckel. Sofort lehnte er sich zurück und ließ den Kopf in den Nacken sinken, anscheinend war ihm wirklich etwas schwindelig.
 

Ich drückte den Stöpsel in die Wanne und ließ ein Schaumbad ein, in der Hoffnung, dass der Schaum das meiste verdecken würde und Aoi sich etwas entspannen konnte – Ruhe schien er nämlich wirklich gebrauchen zu können. Innerlich hoffte ich, dass die Wanne niemals voll laufen würde, denn wenn ich das Wasser ausstellen müsste, würde ich zum nächsten Schritt übergehen müssen, denn mit Shorts konnte Yuu ja schlecht in die Wanne.
 

„Ähm also...“, wandte ich mich langsam wieder zu ihm um und er blinzelte mich, immer noch den Kopf im Nacken an.
 

„Bitte Taka, das muss dir nicht peinlich sein, wahrscheinlich kann ich mich morgen eh nicht mehr daran erinnern, denn irgendwie hab ich das Gefühl, dass ich gerade mehr schlafe, als das ich wach bin.“, er schloss die Augen wieder und ich betrachtete, nun erst einmal den vor mir Sitzenden.
 

Er hatte recht – ich bin sein Freund, also kann ich ihm ja wohl auch mal helfen, wenn er Schwierigkeiten hat – aber müssen es gleich solche sein?!?
 

Zögerlich lege ich meine Hand an den Bund seiner Shorts und er öffnet wieder ein Auge und schaut auf mich herab.
 

„Könntest du mich bitte nicht so anstarren!“, zische ich peinlich berührt zu ihm hinauf und er schließt seine Augen auch sofort wieder.
 

Ich spüre, wie mein Herz viel zu schnell gegen meine Brust schlägt, mein Kopf wahrscheinlich schon die Farbe einer Tomate angenommen hat und die Hitze mir in kurzen Abständen den Rücken herunter jagt. Mir war so unglaublich warm, und ich zog mein T-Shirt leicht von meinem Körper weg, damit etwas Luft darunter kam und ich meine Schweiß Ausbrücke ein wenig besser kontrollieren konnte.
 

Ich legte nun auch die Andere Hand an den Bund seiner Hose und er stemmte sich leicht nach oben, damit ich sie ihm leichter über den Hintern ziehen konnte, doch bevor auch nur ein winziges Stück weiterer Haut enthüllt wurde, wandte ich meinen Blick schon wieder bei Seite und schielte lieber zu der Wanne herüber.
 

Dann zog ich, blind seine Shorts komplett herunter und tastete nach seinen Füßen, um einen nach dem anderen aus der Hose zu heben, und diese irgendwo in eine Ecke zu werfen.
 

Immer noch den Blick ab gewannt, richtete ich mich wieder auf und sah ihm ins Gesicht. Ein leichtes Lächeln hatte sich auf seine Züge gelegt, doch man sah deutlich seine vom Fieber geröteten Wangen und den Feuchten Schweiß, der auch sein Gesicht bedeckte.
 

Als er meinen Blick bemerkte, fing er schon fast dümmlich an zu grinsen und ich legte schnaubend wieder einen Arm um ihn, damit ich ihm hoch helfen konnte.
 

Ich fühlte seinen zittrigen Körper an den meinen gedrückt und ich musste zugeben, dass er sich gut anfühlte. Ich hielt ihn gestützt, während er schwer atmend langsam die Beine anhob und sie nacheinander in die Wanne stellte.
 

Die Luft, die er ausstieß fühlte sich so heiß an, als wäre sie gefühlte hundert Grad warm und seine Augen waren matt.
 

Die plötzliche Hitze des Wassers schien seinem Kreislauf nicht gut zu tun und er warf wieder den Kopf zurück, stieß etwas Luft aus und wischte sich mit der noch trockenen Hand über die Stirn.
 

Er tat mir irgendwie leid, wie er in sich zusammen sackte und anscheinend nicht einmal seinen Kopf halten zu können schien. Ich setzte mich nun auf den Klodeckel, neben der Wanne und schaute auf ein kleines Rinnsal, welches ihm über ein Schlüsselbein und dann über die Brust hinab zurück ins Wasser lief.
 

Was empfand ich dabei, wenn ich ihn so ansah – er nackt vor mir lag, den Kopf so zurück lehnte, die Lippen leicht geöffnet, wenn er sprach, wenn er lachte. Wie reagierte man, wenn man jemanden mochte – nein nicht mögen, es war mehr als das. Wenn einen einfach alles an dem anderen schier verrückt machte, einem das Bedürfnis vermittelte mehr zu wollen, ihn berühren zu wollen – seine Haut.
 

Uruha hatte gesagt, dass er gehofft hatte, dass ich meinen ersten Kuss Yuu schenke – wollte ich Yuu küssen – keine Ahnung.
 

Würde ich dabei fühlen, danach wissen, ob ich ihn auf diese Art mochte?
 

„Yuu… würdest du mich küssen.“, ich schreckte hoch, überrascht und geschockt davon, diese Frage laut ausgesprochen zu haben. Oh mein Gott, war es denn nicht genug, dass ich ihn ausziehen musste, ihn berühren musste – Musste ich jetzt wirklich auch noch so peinliche Fragen stellen!?!
 

Er blinzelte und sah zu mir herüber, doch er verzog keine Miene, sah mich einfach nur an, mit leicht zusammen gekniffenden Augen, als würde er sich seine Antwort ganz genau überlegen.
 

„Würdest du das denn wollen?“, er sprach leise, und seine heisere Stimme schien in dem gefliesten Raum wieder zu hallen.
 

„Ich… also weißt du… ich dachte nur, weil ich herausfinden sollte, ob ich wirklich… auf Männer stehe.“, das war noch nicht mal wirklich eine Lüge gewesen und er hatte doch selber gesagt, dass er mir dabei helfen wollte… also…
 

„Ich würde es tun, aber… ich will nicht, dass du dich vielleicht doch noch ansteckst, also sollte wir das lieber verschieben…“, er sah mich an und ich meinte etwas Entschuldigendes in seinem Blick ausmachen zu können.
 

Und ich fühle mich wirklich, als sei ich enttäuscht über seine Antwort – als hätte irgendetwas in mir gehofft, das er „ja“ sagt.
 

Ich stand auf und hatte auf einmal das Bedürfnis, so weit weg, wie nur möglich zu sein, als stürmte ich aus dem Bad, mit den Worten:“Ich hole dir mal was zum anziehen und suche ein paar Medikamente zusammen, ruf mich, wenn du fertig bist.“
 

War ich wieder zu feige gewesen, um mich ihm zu stellen? Diese Frage war doch nicht beabsichtigt gewesen, doch ich hatte über sie nachgedacht – hatte in Erwägung gezogen Yuu zu küssen, einen Mann zu küssen – und ich war nicht abgeneigt davon, sogar enttäuscht von seiner Antwort. War ich also doch schwul? Das war alles so kompliziert und irgendwie konnte ich mir nie wirklich sicher sein, woran ich eigentlich war….
 

Während Yuu sich sehr viel Zeit im Bad ließ – oder eher lassen musste, durchwühlte ich seine ganze Wohnung nach der benötigten Medizin, aber nicht einmal ein schnödes Hustenmittel schien der Kerl zu besitzen, als riss ich lieber Yuus riesigen Kleiderschrank auf und wühlte darin nach einer zweiten Jogginghose, denn wenn er weiter nur mit Shorts bekleidet war, könnte ich wohl heute gar nicht mehr zur Ruhe kommen.
 

Ich fand eine graue, ihm wahrscheinlich viel zu weite Hose, ein T-Shirt, die er anscheinend in Massen bei sich im Schrank liegen hatte und neue Unterwäsche. In der Hoffnung, er würde die neuen Klamotten nicht allzu schnell wieder durchschwitzen, ging ich zurück in Richtung Bad, blieb allerdings, vor der Tür stehen und schielte durch den Türschlitz hinein.
 

Warum konnte ich auch nie meine Augen von ihm lassen?
 

Er strich sich durch die Haare, die er anscheinend gerade mit Shampoo einrieb und hatte dabei die Augen leicht geschlossen.
 

Ich legte eine Hand auf meine Brust, und sah wieder zu ihm herüber – schlug mein Herz schneller, wenn ich ihn anblickte? Machte es mich wuschig, wenn er nackt über seine Haut, oder durch sein Haar strich?
 

Irgendwie muss ich das doch raus bekommen können, ob ich ihn mehr mag, als nur einen Freund…
 

Ich stieß die Tür zum Bad auf und legte seine Klamotten auf die Ablage neben dem Waschbecken, damit sie nicht nass wurden. Dann trat ich wieder zu ihm heran.
 

Nahm den Duschkopf und zog ihn in eine Sitzende Position, damit ich seine Haare ausspülen konnte. Sein feines Haar glitt durch meine Hände und ich strich mehrmals über seinen Kopf, kraulte ihn schon fast ein wenig und vernahm ein leises Seufzen von ihm.
 

Gefiel es ihm, wenn ich ihn berührte?
 

Als ich das Wasser wieder ausstellte blickte er mich an und lächelte etwas unsicher:“ Also von mir aus kannst du mich immer pflegen, wenn ich krank bin.
 

Er zog den Stöpsel und kniete sich dann in die Wanne.
 

„Mir geht es gleich viel besser.“, er angelte nach einem Handtuch, welches ich schon bereit gelegt hatte und drückte sich dann nach Oben.
 

Er wankte bedrohlich, doch schien sich auf seinen Beinen halten zu können und ich blickte wiedermal beiseite, während er sich das Handtuch um die Hüften band und langsam aus der Wanne stieg.
 

Ich stütze ihn doch noch etwas auf dem Weg ins Wohnzimmer und setzte den immer noch viel zu erhitzten Yuu auf sein Sofa.
 

„Yuu ich muss gleich nach Hause – ich hab gestern meinen Eltern nicht mehr Bescheid gesagt, dass ich über Nacht weg bin und ich hab ehrlich gesagt nicht schon wieder Lust auf Hausarrest – nicht so kurz vor den Ferien.“, er lächelte mich müde an und gähnte :“Ich glaube ich hau mich eh gleich wieder hin – du kannst von mir aus hier auch kurz duschen und nimm dir ruhig Klamotten aus meinem Schrank – hast ja eh schon welche von mir an, also ist das jetzt auch egal und Taka… kommst du morgen wieder? Krank zu sein und dann auch noch ganz alleine hier rum zu sitzen ist nicht wirklich sehr schön.“
 

Er schaute etwas betreten auf seine Füße, doch ich lächelte nur, drehte mich allerdings noch einmal um, als ich aus dem Raum gehen wollte:“Danke und sicher komm ich morgen wieder – ich bin froh, dass wir uns wieder vertragen haben.“, das war ich wirklich, ich hatte ihn mehr vermisst, als mir lieb war, sein Lächeln, seine doofen Bemerkungen, seine Nähe, doch darauf musste ich ja jetzt hoffentlich nicht mehr verzichten.

Andere Pläne

Andere Pläne
 

Ich hätte einfach bei Aoi bleiben sollen!
 

Lustlos stand ich nun vor meiner Haustür und musste nur noch einmal den Schlüssel herumdrehen, um eintreten zu können – das Problem war nur, ich hatte absolut keinen Bock, jetzt auf meine Eltern zu treffen, beziehungsweise ihnen erklären müssen, warum ich schon wieder ohne Bescheid zu sagen eine Nacht weggeblieben war. Ich hatte wirklich keine Lust in den Ferien Ausgangssperre zu haben, jetzt wo ich mich mit Yuu weitestgehend wieder vertragen hatte – aber der war ja im Moment eh nicht zu gebrauchen.
 

Irgendwie bin ich ja auch noch mehr oder weniger selbst daran schuld, dass er jetzt eine fiese Grippe hat und nichts weiter machen kann, als zu Hause rum zu liegen – und sich alleine langweilen zu müssen… nein, ich war es ihm schuldig, ihm Gesellschaft zu leisten und im Grunde war es auch genau das, was ich wollte.
 

Mit einem genervte Seufzen drückte ich die Tür auf und schlich leise in den Flur, streifte meine Schuhe von den Füßen und wollte gerade hinüber zur Treppe huschen, damit mich ja keiner bemerkte, als meine Mutter plötzlich ihren Kopf aus der Wohnzimmertür steckte und mich mit hochgezogenen Augenbrauen von Oben bis Unten ab zu scannen schien.
 

„Wessen Sachen hast du da bitte an?“
 

Dir auch guten Morgen Mutter…
 

Müssen Eltern eigentlich immer alles merken? Gut, dass die Klamotten mir mindestens zwei Nummern zu groß sind hätte wahrscheinlich auch ein Blinder gesehen, aber trotzdem ein bisschen mehr Sensibilität kann man doch schon mal erwarten!
 

„Geliehen. Ich hab gestern noch Yuu in der Stadt getroffen und da bin ich noch mit zu ihm gegangen.“, sie schaute mich fragend an, als versuchte sie den Namen irgendwie einzuordnen – schien ihr aber nicht zu gelingen.
 

Ich, mit dem unbändigen Wunsch, jetzt einfach nach Oben zu verschwinden und das Gespräch damit zu beenden, verdrehte nur die Augen und fügte hinzu: “Der Junge mit den schwarzen Haaren, der mal hier war.“
 

Sie nickte nur und auch wenn ich mir ziemlich sicher war, dass sie immer noch nicht so genau wusste, wen ich meinte, wollte ich es erst einmal dabei belassen.
 

Eine Minuten schwiegen wir uns an, und ich wollte mich schließlich einfach umdrehen und endlich in mein Zimmer flüchten, doch sie schaute noch einmal etwas hektisch im Zimmer umher und fixierte mich dann wieder mit ihren Augen: “Du hast Glück, dass dein Vater gerade nicht da ist, aber der hat nachher noch ein Wörtchen mit dir zu reden - Taka es gefällt uns nicht, dass du einfach Nächte weg bleibst ohne etwas zu sagen. Nur das du es weißt…“
 

Ich schaute sie verwirrt an, drehte mich mit einem langgezogenen „Okay“, endlich herum und war schneller die Treppe rauf, als meine Mutter mir noch irgendwas hinterher schreien konnte.
 

Mein Gott ich bin fast Volljährig, da muss ich meinen Eltern doch nicht andauernd sagen, wohin ich gehe oder was ich machen – gut ich hätte vielleicht kurz mal Bescheid sagen können, dass ich bei Yuu bleibe, aber ich bin Heute doch auch relativ früh zu Hause gewesen, also können sie sich eigentlich gar nicht beschweren, oder?
 

Es war gerade mal Mittag und ich fühlte, wie die Anstrengung des letzten Tages langsam auf mich herab brach, doch ich war auch froh, dass es so gekommen war. Ich warf meine immer noch nicht ganz trockenen Klamotten in eine Ecke des Raumes und schmiss mich dann, entspannt ausatmend, auf mein Bett.
 

Das Licht der Deckenlampe blendete mich etwas, so streckte ich ihr eine Hand entgegen und schirmte mein Gesicht etwas ab. Langsam drehte ich sie im Licht und betrachtete die feinen Adern auf meinem Handrücken.
 

Was Aoi wohl gerade macht? Vielleicht sollte ich ihm eine Sms schreiben – aber wahrscheinlich schläft er eh schon, so fertig, wie er war. Ich spritzte meine Finger und lies etwas Licht hindurch. Mir gegenüber ist er immer so selbstsicher, auch wenn er am Anfang ziemlich schüchtern war, so schien er mir mittlerweile wirklich zu vertrauen, auch wenn ich ihn im Stich gelassen hatte. Es hätte nicht so kommen dürfen und nun konnte man eh Nichts mehr daran ändern, doch ich schwor mir eines: “Ich würde nie wieder vor ihm weg laufen.“
 

„Takanori komm sofort runter!“, wie ich diese Stimme hasste, manchen Leuten sollte man einfach verbieten zu sprechen. Was auch immer mein Vater nun wieder von mir wollte, es konnte bei diesem Tonfall nichts Gutes sein. Ich musste eingeschlafen sein, denn meine Augenlider fühlten sich schwer an und auch meine Bewegungen, waren eher schleppend. Mit einem Arm wischte ich mir kurz übers Gesicht und kroch dann geradezu die Treppe hinab.
 

„Was ist denn?“, fragte ich gereizt, als ich ins Wohnzimmer kam, wo mein Vater auf dem Sofa saß, meine Mutter neben sich, doch sie wirkte eher teilnahmslos.
 

„Wo warst du gestern Abend?“, kam auch schon die erste knappe Frage, etwas zu bissig für meinen Geschmack und ich verlagerte mein Gewicht von ein Bein auf das andere: “Bei einem Freund.“, sagte ich eben so bissig und kurz angebunden, bloß keine Worte an ihn verschwenden – gut um genau zu sein, war ich gestern mit dieser Ayaka zusammen gewesen, dann bei Uruha und dann erst bei Aoi, aber das würde ich ihm jetzt garantiert nicht alles erklären.
 

„Und da kannst du nicht einmal Bescheid sagen?“, kam es nun wieder von ihm und er zog eine Augenbraue leicht in die Höhe. „Hab ich vergessen – bin einfach ein geschlafen.“, sagte ich Schultern zuckend – hätte er sich das nicht auch selber zusammen reimen können?
 

„Takanori so kann das einfach nicht weiter gehen, dass ich jetzt schon das zweite Mal diesen Monat, so warst du doch früher nicht!“, wieder verdrehte ich die Augen – vielleicht sollte ich wirklich alle an den Namen Ruki gewöhnen, denn so langsam konnte ich dieses ewige „Takanori“ nicht mehr hören.
 

„Ja es tut mir leid…“, nuschelte ich, nicht wirklich ernst und fing mir dafür nur einen bösen Blick ein. Vielleicht sollte ich sie etwas besänftigen, diese Stimmung hier gefällt mir gerade gar nicht.
 

„Würdest du dich bitte setzten, dein Rumgehampel macht mich verrückt!“, zischte er und ich ließ mich lustlos auf einen Sessel sinken – anscheinend konnte das hier noch etwas dauern.
 

„Deine Mutter und ich, wir sind beide mit unserem Latein am Ende und wir glauben, dass dir eine Beschäftigung in den Ferien ganz gut tun würde – dann kommst du vielleicht auf weniger dumme Gedanken!“,
 

Beschäftigung?!?
 

Dumme Gedanken?!?
 

Was denken die denn, dass ich ein Schwerverbrecher bin, der abends die Straßen unsicher macht? – Verdammt ich hab doch nur bei einem Freund übernachtet und nicht ´ne Bank überfallen, oder so was.
 

„Und was soll ich eurer Meinung nach machen? Ein Ferienjob oder wie?“, ruhig bleiben Taka, jetzt bloß nicht ausrasten!
 

„Nein~“, er klang total herrisch, als freute er sich richtig, mir eins auswischen zu können: “~wir haben dich für ein einwöchiges Ferien-Camp angemeldet.“
 

Ein bitte was!?! Da hab ich mich doch gerade verhört oder? Oh Gott bitte sag, ich hab mich da gerade verhört.
 

„Was glaubt ihr eigentlich, wie alt ich bin?!? Denkt ihr wirklich, dass ich da jetzt ernsthaft mit einem Haufen kleiner Kinder in so ein beschissenes Camp fahre?!?“, mittlerweile war mir alles egal, und wenn ich mit meinem Geschrei alle Nachbarn aufweckte, ich lass mich hier doch nicht in irgendein Betreuung´s Lager abschieben, nur damit meine Eltern ihr Ruhe haben. Dann kann ich auch bei Aoi bleiben.
 

„Wir denken, dass du genau in dem richtige Alter dafür bist – da kannst du ein bisschen Verantwortung übernehmen und ein paar Freunde finde – außerdem brauchst du dich da nicht jeden Tag auf zu hübschen, wie eine Frau.“
 

Fängt er damit jetzt wieder an? Oh nein – wenn ich dahin gehen muss, dann so perfekt auf gestylt, wie nur zu Partys, darauf kann er sich schon mal gefasst machen.
 

„Man ich hab hier Freunde und mit denen würde ich auch gerne meine Ferien verbringen und nicht irgendwo in der Wildnis, mit irgendwelchen Fremden.“, fauchte ich unterdrückt und erntete nicht einmal einen mitleidigen Blick meiner Mutter.
 

„Nicht, wenn du durch diese „Freunde“, wie du sie nennst auf die falsche Bahn gerätst.“, er verschränkte die Arme und schaute mich entschlossen an – wenn er so schaut, war eh alles verloren…
 

Und wie sollte ich bitte durch Yuu auf die falsche Bahn geraten? Der würde doch keiner Fliege was zu leide tun und schon gar nicht in seinem derzeitigen Zustand. Wie soll ich ihm jetzt bitte erklären, dass ich die halben Ferien nicht da sein werde? – wo wir uns doch gerade erst vertragen haben – echt zum Kotzen.
 

„Du kannst jetzt wieder auf dein Zimmer gehen, in der Küche liegt ein Flyer von dem Camp, du kannst es dir ja schon einmal anschauen.“
 

Mir blieb fast der Mund offen stehen, bei so viel Skrupellosigkeit, doch diese Genugtuung wollte ich ihm einfach nicht gönnen und so marschierte ich erhobenen Hauptes, aus ihrem Blickfeld – nur um dann beinahe in mich zusammen zu sacken – wie halte ich das hier nur alles immer aus?
 

Mit hängenden Schultern, holte ich noch kurz das bunt bedruckte Stück Papier aus der Küche und schleppte mich wieder die Treppe hinauf, mit den Nerven nun völlig am Ende.
 

Kennt man das nicht? – man denkt, dass leben könnte nicht besser sein und dann passiert einem einfach nur der größte Mist. Nicht wirklich erholt wälze ich mich in meinem Bett herum und hätte ich Yuu nicht versprochen bei ihm vorbei zu schauen, wäre ich am liebsten Heute gar nicht aufgestanden.
 

Ich trug immer noch seine Klamotten und beschloss erst einmal duschen zu gehen und die Sachen dann in die Wäsche zu geben, so konnte ich sie ihm ja nicht zurück bringen.
 

Im Bad ließ ich mir allgemein so viel Zeit wie nie und machte mich zurecht, wie ich es sonst nur an Tagen machte, wo es einen besonderen Anlass dazu gab, doch meine Eltern sollte sehen, dass es mir egal ist, was sie von mir halten oder irgendjemand sonst, solange ich es schön fand.
 

Außerdem beschloss ich heute mal ganz in schwarz zu gehen, eine längere schwarze Kapuzenjacke, ein schwarzes T-Shirt und schwarze Leggings, dazu meine ebenfalls schwarzen Boots. Zufrieden mit dem Ergebnis, steckte ich noch schnell diesen grässlichen, viel zu überladenden Flyer, von diesem Camp, ein und spurtete dann schon fast die Treppe hinunter – konnte es kaum erwarten hier endlich raus zu sein.
 

Es hatte sich heraus gestellt, das es sich bei dem Camp um einige im Wald gelegene Blockhütten handelte, mit Betreuung und Lagerfeuer – anscheinend dachten meine Eltern wirklich, dass ich noch in dem Alter war, wo man gerne Draußen mit anderen Kindern spielt ?!?
 

Es würde furchtbar langweilig werden und Zeitverschwendung noch dazu. Ich wollte meine Ferien doch genießen, mit Yuu rumsitzen, sinnlose Filmabende veranstalten, feiern gehen… das konnte ich ja jetzt alles vergessen, stattdessen wurde ich meiner kostbaren Jugend beraubt und irgendwo in die Pampa geschickt, um dort lustige Lieder am Lagerfeuer zu singen und von irgendwelchen renommierten Pädagogen rund um die Uhr beschattet zu werden.
 

„Taka? Gehst du weg?“, rief meine Mutter aus der Küche und ich blieb dann allerdings doch kurz stehen, um mir die Schuhe an zu ziehen. „Ja ich geh zu Yuu~“, gut, wenn sie das jetzt eh schon wusste, könnte ich sie ja gleich noch um etwas bitten: “~hast du vielleicht etwas gegen Grippe oder Husten, irgend so was halt, denn er hat so gut wie nichts bei sich zu Hause und ihm geht´s wirklich ziemlich dreckig.“
 

Ich wartete kurz, bis meine Mum mit einer kleinen Schachtel aus der Küche kam, mich wieder von oben bis unten betrachtete und mir schließlich das kleine rechteckige Ding entgegen hielt: “Gib ihn einfach eine davon – aber nur eine - und Taka vergiss nicht, dass du morgen Schule hast – sei nicht zu spät zu Hause klar!“ Oh man und das alles nur, weil ich einmal bei Yuu geblieben war – jetzt durfte ich gar nichts mehr – toll!
 

Es dauerte lange, bis mir nach dem Klingeln die Tür geöffnet wurde und so schloss ich einfach mal daraus, dass sich Yuus Zustand nicht wirklich gebessert hatte. Meine Vermutung bestätigte sich, als er mich mit bleichem Gesicht und an die Tür gestützt begrüßte, aber dennoch lächelte.
 

Ich lächelte ebenfalls und beinahe hätte ich meine Probleme vergessen, würde ich nicht ganz deutlich das Papier der Broschüre zwischen meinen Fingern spüren.
 

Er ging mir voraus in die Wohnung und ließ sich wieder auf das Sofa fallen, auf dem er anscheinend den letzten Tag und die letzte Nacht verbracht zu haben schien, denn eine Decke und ein Kissen lagen darauf, einige Tassen standen auch dem kleinen Tisch davor und der Fernseher lief ebenfalls, allerdings mit herunter gedrehten Ton.
 

„Kann ich dir irgendwas bringen, wo ich noch stehe?“, fragte ich einfach mal, denn mittlerweile liebte ich diese Wohnung, wie mein zweites zu Hause, vielleicht sogar etwas mehr – hier gab es immerhin keine Eltern, die dich irgendwohin abschieben wollen.
 

„Nein danke, aber bedien dich bitte, du weißt ja eh wo alles steht.“, er rollte sich auf der einen Seite des Sofas zusammen, schlang seine Decke um sich, da ihm trotz seiner Körpertemperatur kalt zu sein schien.
 

Ich schlenderte in die Küche, machte mir einfach mal ein provisorisches Müsli, um mein versäumten Frühstück nach zu holen, füllte ein Glas mit Wasser und holte die Schachtel heraus, die meine Mum mir gegeben hatte – musste mich ja erst einmal vergewissern, dass sie ihn nicht umbringen wollte.
 

Dann schlenderte ich zu ihm herüber und setzte mich neben ihn auf das kleine Sofa.
 

„Gut siehst du heute aus.“, sagte er nickend. ich schaute, in mich hinein grinsend, in meine Müslischüssel.
 

„Scheiße siehst du heute aus. Aber ich hab dir was mit gebracht, damit du auch wieder hübsch werden kannst.“, antworte ich nach einiger Zeit und sah wieder zu ihm herüber, wie er neben mir, vollkommen in seine viel zu dicke Decke gehüllt, saß und mich mit dem Kopf hinten gegen die Polster gelehnt zu mir herüber schaute, das Glas und die kleine Tablette entgegen nahm und mit einem leisen okay, aber ohne weiter nach zu fragen beides schluckte.
 

„Wieso lachst du?“, fragte er etwas zweifelnd, als mein Grinsen wirklich unwahrscheinlich breit geworden war. Etwas verlegen betrachtete ich wieder die Cornflakes und schob mir einige in den Mund, spürte allerdings immer noch Yuus fragenden Blick auf mir: “Na ja ich hab nur gerade gedacht,…wie niedlich du aussiehst, wenn du dich so unter deiner Decke vergräbst.“, er lachte kurz auf und kam dann etwas unter der Decke hervor.
 

„Das ist ja mal was ganz Neues.“, meinte er nur Schultern zuckend.
 

Wir schwiegen einige Minuten, während er einfach nur da saß, mit geschlossenen Auge, ich wirklich Angst hatte, dass er gleich einfach einschläft und aß langsam mein Müsli und stellte die Schüssel dann zu den Tassen auf den kleinen Tisch.
 

„Waren deine Eltern eigentlich gestern sehr sauer?“, fragte er wie aus dem Nichts, immer noch mit geschlossenen Augen und ich zog darauf hin schnell den Flyer hervor, stupste ihn damit leicht am Arm, sodass er ihn entgegen nahm und verdutzt musterte.
 

„Sie meinen, dass ich in den Ferien eine Beschäftigung brauche, weil ich ja sonst nur dummes Zeug anstelle und haben mich, weil es für sie am einfachsten ist, einfach in irgend so ein Camp abgeschoben! Ist das zu glauben?!?“, misstrauisch beäugte er nun das bunte Stück Papier: “Kann man da mit siebzehn überhaupt noch hin, bist du nicht ein bisschen zu alt?“
 

Ich zuckte mit den Schultern: “Ein bisschen ist gut, wahrscheinlich muss ich mir da dann mit irgend so einem keinen frechen Kind eine Hütte teilen, dabei wollte ich meine Ferien doch mal mit dir verbringe… und was grinst du jetzt so blöde?!?“, fragte ich und klang gereizter, als ich eigentlich wollte, doch Yuu ließ sich nicht beirren: “Ich freue mich.“
 

Okay jetzt verstehe ich die Welt nicht mehr: “Du freust dich, dass ich in so ein Camp gehen muss?“
 

„Nein nein nein~“, schüttelte er schnell den Kopf: “~Ich freue mich nur darüber, dass du deine Zeit mit mir verschwenden willst.“
 

„Natürlich, mit wem denn sonst.“, antwortete ich einfach mal leise, doch Yuu schloss wieder mit einem Lächeln die Augen: “Ich lass mir da schon was einfallen, keine Sorge.“
 

Meine Augen wanderten hinüber zu Fernseher, auf dem gerade irgendein Cartoon lief: “Tut mir leid Taka, aber ich hab irgendwie kaum schlafen können, du kannst von mir aus ruhig Fernsehen gucken – ich glaube es könnte eine Bombe neben mir einschlagen und ich würde trotzdem noch einschlafen.“
 

„Ist okay.“, nuschelte ich und machte den Fernseher etwas lauter, allerdings noch so leise, das man ihn im Nebenzimmer schon nicht mehr hören würde. Auch ich lehnte mich zurück und Yuu rutschte etwas näher heran, schien immer wieder für Sekunden zu schlafen und kippte irgendwann, ruhig atmend, einfach gegen mich.
 

Seine Wange fühlte sich heiß an und er rutscht langsam tiefer, legte seinen Kopf auf meinen Schoß, blieb dann allerdings ruhig liegen. Der Film, oder was auch immer dort gerade im Fernsehen lief, war mir plötzlich so völlig egal, ich sah auf Yuu herab, die Haare wirr auf meinen Beinen verteilt, schwarz glänzend, atmete mit einem leisen Geräusch aus, schien allerdings fest zu schlafen.
 

Ich legte zögerlich eine Hand auf seinen Kopf, strich sachte über seine Haare und fühlte seine immer noch erhitzte Haut darunter. Meinen anderen Arm legte ich über der Decke auf seinen Körper, der sich langsam hob und senkte. Warum konnte es nicht immer so sein? Mein Daumen glitt vorsichtig über seine glatte Haut, die Wange hinaus, bis zu den geschlossenen Augen.
 

Ich spürte, für ihn da sein zu wollen, nicht so, wie in diesem Moment, sondern richtig, ihm helfen zu können, wenn er Probleme hatte – nicht weil ich es ihm schuldete, sondern, weil er mir ganz einfach wichtig war.

Ein glitzernder Funken Hoffnung

Ein glitzernder Funken Hoffnung
 

Ein wunderschöner Freitagnachmittag, klarer Himmel, kein Regen, oder Schnee und kaum Wind, man sollte meinen, dass dies der perfekte Ferienbeginn wäre – sollte man… Ich allerdings würde im Moment lieber noch fünf Monate weiter zur Schule gehen und die Ferien einfach auslassen, denn ich stieg gerade in einen Zug Richtung Hölle.
 

Mein Dad hatte mich nach der Schule direkt abgefangen, schon meine Tasche im Auto und war geradewegs in Richtung Bahnhof gerast. In diesem Moment wäre ich wahrscheinlich komplett ausgerastet, wenn meine Laune nicht schon die ganze Woche im Keller gewesen wäre. Aoi hatte sich nicht blicken lassen und ich hatte auch nicht bei ihm vorbei schauen können, weil meine Lehrer natürlich in der letzten Woche vor den Ferien noch schnell so viele Arbeiten wie nur möglich schreiben mussten.
 

Ich stieg die letzte Stufe hinauf, zog meine Tasche hinter mir her in den Zug und bemühte mich, mich nicht noch einmal um zudrehen – es meinen Eltern so schwer zu machen, wie nur möglich. Denn auch, wenn sie es sich nicht eingestehen würden, zumindest mein Vater nicht, sie waren zu weit gegangen, mit ihrem Handeln – ganz zu schweigen davon, wie wenig Vertrauen sie in mich hatten. Diese Erkenntnis hatte mir mehr zu gesetzt, als ich anfangs gedacht hätte, zumindest von meiner Mutter hätte ich mir etwas mehr Nachsichtigkeit und Vertrauen erhofft, aber Fehlanzeige…
 

Der Zug war klein, bestand lediglich aus zwei Wagons, die die wenige Passagiere aus der Stadt ins eher ländliche und bewaldete Gebiet brachten – ohne Supermarkt, Einkaufsstraßen oder Frisöre, kurz gesagt: mein Untergang.
 

Jetzt schon gelangweilt setzte ich mich in einem fast leeren Abteil an eines der Fenster und starrte hinaus. Die Fahrt würde nur zwei Stunden dauern – was für eine Verschwendung, aber was hatte ich jetzt noch für eine Wahl? Wahrscheinlich warteten meine Eltern vor dem Zug, bis dieser abgefahren war, damit ich auch ja nicht abhauen konnte – ich, als ihr sowieso schon krimineller Sohn. Ich zog mein Handy hervor, in der Hoffnung, dass mir irgendjemand etwas Ablenkung zu kommen ließ, doch seit Sonntag hatte ich kaum etwas von Yuu gehört, da sein Tagesablauf wohl aus Schlafen und seine Nächte aus ewig langem Wachliegen und Quälen bestanden. Sicher war Winter die Jahreszeit, wo man sich leicht mal etwas einfing, trotzdem tat mir Aoi leid und es nervte mich, dass ich nichts mit ihm unternehmen konnte, in der letzten Woche, wo wir noch Zeit dazu gehabt hatten. Jetzt war es zu spät und ich könnte ihn nicht sehen, wenn es ihm endlich wieder besser ginge.
 

Zum Glück hatten die Abteile kleine Tische, sodass ich meinen Kopf auf meinen Arm legen konnte und versuchte, mich etwas zu entspannen. Ich schloss die Augen und war bereits dabei einfach ein wenig weg zu dösen, als mich ein leises Vibrieren wieder hoch riss.
 

Uruha > Na Ruki, wie geht’s wie steht`s<
 

Hat ihm eigentlich schon mal jemand gesagt, dass sein Timing mehr als nur gut ist? Immer noch den Kopf auf meinem Arm abgelegt, hielt ich mir mein Handy so vor, dass ich mit einer Hand schreiben konnte, würde zwar länger dauern, aber ich hatte ja die nächsten zwei Stunden eh nichts zu tun.
 

So tippte ich langsam >Dein Timing ist gruselig! Gerade geht’s nicht so gut, Yuu schläft den ganzen Tag und jetzt werde ich auch noch von meinen Eltern in irgendein Kaff abgeschoben<
 

Warum ich Uruha das erzählte? Ich glaube dieser Mann besitzt irgendwelche Übernatürlichen Fähigkeiten, denn er schien Menschen lesen zu können, wie offene Bücher, also würde er eh selber herausfinden, was mit mir los war - warum also nicht? Ich fühlte mich außerdem von ihm nicht bedroht, er war eher wie ein Außenstehender und gleichzeitig so etwas wie ein… Freund? Ja wirklich – ab und zu hatte er mich angeschrieben, meist wegen belanglosen Dingen, doch er schien mir wirklich sympathisch, brachte mich manchmal zu lachen, wenn Aoi nur wieder meckerte, wegen seinen Kopfschmerzen, oder unterhielt mich, wenn mir langweilig war, wie gerade jetzt.
 

Uruha >Haben sie es also doch durchgezogen!?! Armer kleiner Ruki<
 

Das war das einzige, was mich an ihm störte, er war älter als Yuu und ich, ging schon nicht mehr zu Schule – war etwa im Studenten Alter. Dazu kam, dass er sich wirklich sehen lassen konnte – das war vielleicht sogar noch etwas untertrieben, er ging gerne weg, meist alleine, doch er hatte mir erzählt, dass er nie lange ohne Gesellschaft bleibt, die meisten von seinen nächtlichen Bekanntschaften, sah er allerdings nach einer Nacht nicht wieder, wollte er auch gar nicht. Wir waren da anscheinend etwas anderes für ihn, denn mit uns naiven Idioten gab er sich wohl lieber ab und zeigte seine Überlegenheit nur allzu gerne-allerdings nie so, dass es für Yuu oder mich beleidigend wäre, nein, er hatte einfach das, was die Leute Charisma nannten. Was er arbeitete wollte er uns allerdings bis heute nicht erzählen – ich tippe ja immer noch auf Model – aber wenn man ihn darauf ansprach, lachte er meistens nur… und so hatten sowohl ich, als auch Yuu es irgendwann aufgegeben, es aus ihm heraus zu quetschen.
 

>Ja leider, die kennen da keine Gnade. Meine Stimmung ist gerade echt im Keller<
 

Dieses Mal brauchte Uruha etwas länger um zu antworten >Ich schau nachher mal bei Yuu rein, mit mir rechnet der bestimmt nicht – ich glaube es tut ihm ganz gut, wenn ich ihm mal etwas Feuer unterm Hintern mache<
 

Ich antwortete nur mit einem schnöden >Okay< und irgendwie tat Yuu mir jetzt schon leid, denn wenn Uruha ihn besuchte, konnte er seine Erholung gleich vergessen.
 

Langsam wurde die Landschaft Draußen grüner und aus den Häuserblocks wurden Wälder – auch wenn die Natur vielleicht schön aussieht, ich war einfach kein Natur Mensch, ich mochte das Stadtleben, die Mobilität und die Bequemlichkeit und wenn diese Leute da glauben, dass ich auch nur einen Finger krumm mache, dann haben sie sich aber geschnitten. Ich habe Ferien und genau so würde ich mich auch benehmen: Nur rum liegen, nichts tun, essen und schlafen. Shoppen viel ja logischerweise weg, also blieben nur diese wenigen Optionen.
 

Ein kühler Wind umspielte mein Gesicht, riss meine Haare in alle Richtungen fort und ich konnte den Wald förmlich riechen. Zum Glück hatte ich mich nur für dunkle Kleidung entschieden, denn alle hellen Kleidungsstücke wären wohl zu empfindlich gewesen, um sie mit zu nehmen.
 

Der Bahnhof an dem ich ausgestiegen war, gehörte zu einem kleinen Dorf – so eines, wo jeder jeden kannte und es genau einen Bäcker gab, der es schaffte die ganze Gemeinde mit Brot zu versorgen – absolut nicht meine Welt. Natürlich war auch niemand so freundlich gewesen, mich am Bahnhof ab zu holen und so musste ich mich, in einer ziemlich nervenaufreibende Prozedur, mit fragen durchschlagen, wo es denn hier zu diesem Camp ging - zum Glück hatte ich die Broschüre dabei.
 

Nun stand ich hier also, mitten auf einem großen Platz, umringt von diesen schrecklichen und meiner Meinung nach viel zu alten und kleinen Holzhütten und wartete, dass mir irgendjemand sagte, was ich zu tun hatte. War ja schon schlimm genug, dass ich den ganzen Weg hier her hatte laufen müssen.
 

Tatsächlich kam nach einiger Zeit ein älterer Mann aus der größten Hütte, die wohl auch eine Art Kantine beherbergte – wenn man dem Schild an der Tür Glauben schenken durfte- und lief geradewegs auf mich zu.
 

„Sie müssen Matsumoto Takanori sein. Die meisten Gäste erwarten wir eigentlich erst morgen, aber ihre Mutter hatte angerufen und gesagt, dass sie schon heute kommen. Ich weiß sie sind nicht ganz freiwillig hier und wir wollen schauen, wie wir es ihnen so erträglich wie möglich machen können.“, er schaute an mir herunter, beäugte misstrauisch meine Haare, mein Gesicht und meine Kleider - er war vom Lande, natürlich war er nicht allzu vertraut mit meinem Styling, aber damit musste er sich nun wohl abfinden – nett schien er ja immerhin zu sein.
 

Ich nickte allerdings nur und der kleine Mann fuhr fort: “Mein Name ist Aoyama und , wenn sie fragen haben können sie sich gerne an mich und meine Frau wenden, ebenso an Herrn Sasaki, der hier eigentlich die Betreuung, der Kinder übernimmt, aber ich denke, sie haben nicht sehr viel Interesse, an Schnitzeljagden durch den Wald oder Singen am Lagerfeuer. Aber jetzt kommen sie erst einmal mit, ich möchte ihnen ihre Hütte zeigen.“
 

Der Mann verstand mich! Schien ja anscheinend nicht das erste Mal vor zu kommen, dass Eltern, ihre Kinder hier her abschieben, auch wenn diese eigentlich viel zu alt für das alles hier sind – Deshalb war ich Herrn Aoyama sehr dankbar, für sein Verständnis.
 

„Im Winter haben wir eigentlich kaum Gäste, da man die Hütte hier nicht wirklich gut heizen kann und es deshalb Nachts schon mal recht kalt werden kann – einen Kamin oder etwas ähnliches haben wir nur im Haupthaus, denn ich glaube es ist etwas zu gefährlich, die Kinder mit Feuer alleine zu lassen – sie können aber jederzeit ins Haupthaus kommen, wenn es ihnen zu kalt wird.“
 

Wir gingen ein kleines Stück durch den Wald und einige Meter hinter der ersten Reihe aus Hütten standen noch einige weitere kleine Hütten. Vor einer solchen blieb er stehen und wühlte an seinem riesigen Schlüsselbund, schien die richtige Nummer zu suchen.
 

„Und wie ist das mit einem Mitbewohner? Muss ich mir die Hütte teilen?“, ich klang genervter, als ich es eigentlich beabsichtigt hatte, doch irgendwie hatte ich meine Wut noch nicht ganz unter Kontrollen, doch auch dieses Mal, schien der Alte nicht aus der Ruhe zu bringen zu sein.
 

„Kommt drauf an, was für Gäste wir noch bekommen. Aber keine Sorge, wir werfen sie schon nicht mit irgendwelchen Kindern zusammen, mit denen sie absolut nichts anfangen können, aber wenn wir einen etwa gleichaltrigen noch dazu bekommen, dann müssen wir ihn wohl oder übel mit ihnen eine Hütte teilen, das hat auch etwas mit Aufsichtspflicht und Sicherheitsgründen zu tun – kommt allerdings aber doch eher selten vor – machen sie sich da mal keine Sorgen.“
 

Endlich schien er den richtigen Schlüssel gefunden zu haben, löste diesen von seinem Schlüsselbund und schloss die, doch etwas knarzige Tür auf, lies mich zuerst eintreten. Die Hütte war genau so klein im Inneren, wie man schon von außen vermuten konnte und eher spärlich eingerichtet. Bis auf das nötigste, wie zwei Betten, ein Tisch mit zwei Stühlen und einen Schrank, den man sich anscheinend mit seinem Mitbewohner zu teilen hatte. Etwas geschockt blieb ich erst einmal mit leicht offenen Mund in der Tür stehen und wollte am liebsten wieder umdrehen und den nächsten Zug nach Hause nehmen, doch meine Eltern hatte mir kaum Geld mitgegeben, mit der Begründung, dass sie mich schon wieder abholen würden – also gab es so gut wie keinen Weg zurück.
 

„Die Essenszeiten finden sie in der Broschüre auf dem Tisch und sie wissen ja, bei fragen, wenden sie sich einfach an mich oder Herrn Sasaki, ich lass sie jetzt erst mal alleine, dann können sie etwas auspacken und sich eingewöhnen.“, mit diesen letzten Worte viel auch schon die Tür hinter mir wieder ins Schloss und ich war alleine… noch zumindest. Auf einen Mitbewohner hatte ich um ehrlich zu sein gar kein Bock, denn mit fremden Menschen kam ich ja zu meist nicht allzu gut klar.
 

Meinen Koffer warf ich erst einmal provisorisch in irgendeine Ecke und lies mich auf das, zum Glück schon bezogene Bett fallen. Es war nicht so schlimm, wie ich gedacht hatte, auch wenn ich für fließend Wasser und ein Badezimmer erst ins Hauptgebäude gehen musste, die Hütten wirklich etwas spartanisch waren und ich mir in der Nacht wahrscheinlich den Arsch abfrieren würde, ich musste nicht an den langweiligen Aktionen teilnehmen, konnte machen was ich wollte – auch wenn man in dieser Gegend nicht viel machen konnte – und der Leiter war auch noch ziemlich nett. Ich hasste meine Eltern dafür, dass ich hier sein musste, doch ich hätte es bei ihrem Feingefühl durch aus schlimmer treffen können.
 

Den Rest des Abends hatte ich tatsächlich damit verbracht, meine Sachen so gut es ging auszupacken und meine Klamotten in den Schrank zu quetschen, sodass die andere Hälfte für meinen eventuellen Mitbewohner frei blieb, doch so recht gelingen wollte mir das auch nicht, sodass ich einen Teil einfach im Koffer lies und diesen unters Bett schob – aus den Augen, aus dem Sinn.
 

Alleine verreist oder weggefahren war ich eigentlich noch nie, auch wenn man das hier nicht wirklich als „alleine in den Urlaub fahren“ abstempeln konnte, war ich doch nur knapp zwei Stunden von zu Hause entfernt. Ich beschloss schnell, mich noch etwas auf dem Gelände um zu sehen und dann vielleicht noch kurz einen Abstecher in die Kantine zu machen, da ich seit heute Mittag in der Schule nichts mehr gegessen hatte.
 

Das Essen war überraschenderweise gut gewesen – traditionell Japanische Kost, wie meine Mutter zu faul war sie zu machen. Gegessen wurde in einem kleinen Saal, in dem stämmige Holztische, mit ebenso sperrigen Stühlen standen, mein Geschmack war es nicht wirklich, da fand ich Uruhas Designer Möbel schon schöner – ich glaube, diese Möbel hier sollten aber einfach nur ihren Zweck erfüllen und nicht auch noch gut aussehen.
 

Schnell merkte ich allerdings auch, wie langweilig mir eigentlich war, mein Handy hatte kein Empfang und alle hier waren entweder viel älter oder viel jünger als ich – für mich blieb also nur schlafen gehen, was allerdings leichter gesagt als getan war, denn unter gefühlten fünf Decken, war mir immer noch kalt und die eisige Luft schnitt in meine Nase und meinen Hals – einfach schrecklich, doch ins Haupthaus wollte ich mich auch nicht retten, da hatte ich doch lieber meine Ruhe.
 

-
 

Mein Rachen war trocken und eiskalt, meine Arme und Beine fühlten sich einfach nur taub und steif an und ich sehnte mich an den Morgen zurück, als ich in Yuus warmen Bett aufgewacht war, auch wenn das damals nicht ganz schmerzlos verlaufen war – es war tausend mal besser, als diese eisige Kälte.
 

Blinzelnd drehte ich mich auf die Seite, stütze mich hoch und tastete auf dem Tisch nach meinem Handy.
 

Es war bereits elf Uhr, also wurde ich hier nicht geweckt – wieder ein Pluspunkt, für Herr Aoyama.
 

Ich ließ mir unwahrscheinlich viel Zeit, suchte gemächlich meine Klamotten für den heutigen Tag und schlenderte dann hinüber zum Haupthaus, um duschen zu gehen und mich für den heutigen Tag zu Recht zu machen. Bereits in der Eingangshalle kam mir Aoyama freudig winkend entgegen: „Also Takanori – ich darf dich doch so nennen oder? - heute kommen ja die Gäste und so leid es mir für dich tut, wir werden wohl noch einen zweiten, nicht ganz freiwilligen Besucher bekommen, also stell dich darauf ein, deine Hütte teilen zu müssen. Sein Name ist Yuu Takashima und er wird noch heute Vormittag von seinem Bruder vorbei gebracht.“
 

Ich zog die Augenbrauen in die Höhe. Yuu Takashima? Irgendwie schwant mir da nichts Gutes – ich nicke Aoyama allerdings nur freundlich zu und verschwand dann schnell ins Bad, damit ich den Neuankömmling auch ja nicht verpasse.
 

Mehr schlecht als recht, verließ ich eben dieses auf nach einer halben Stunde wieder, auch heute fast komplett schwarz gekleidet und lief geradewegs auf die Eingangstür zu, öffnete diese und… blieb wie angewurzelt stehen.
 

Zwei Welten trafen aufeinander – das beschrieb die Situation wohl am besten. Etwa zehn Meter entfernt vom Hauptgebäude stieg ein honigblonder Uruha, behangen, mit einem weiten, durchgehend silbern, glitzerndem Oberteil ,aus einem schwarz lackierten Auto, mit getönten Scheiben.
 

„Ich hab dir gesagt, wie sind hier richtig. Also hör endlich auf zu meckern, nur weil ich recht hatte.“, rief er fast so laut zu einer Person, die anscheinend noch im Auto saß, dass es wahrscheinlich die gesamte Anlage mitbekommen hatte, die Stimme auf eine gereizte Art und Weise hoch verzerrt und die Arme in die Hüften gestemmt. Irgendwie erinnerte er mich an eine hysterische Diva und ich hatte das starke Bedürfnis, eine Hand gegen meine Stirn zu klatschen.
 

„Und jetzt steig endlich aus!“, rief er noch einmal in der gleichen Lautstärke, hob das Kinn und drehte sich schwungvoll herum. Er schien mich gesehen zu haben, denn auf einmal legte sich ein breites Grinsen auf sein Gesicht und er kam geradewegs auf mich zu gerannt.
 

„Ruki, wie schön dich zu sehen – Aoi komm schnell her, ich hab Ru-chan schon gefunden.“, trötete er fröhlich und umarmte mich stürmisch, als er bei mir angekommen war – ich wollte gar nicht wissen, was er genommen hatte, damit er so überdreht wird.
 

Endlich entließ er mich wieder aus seiner Umarmung und drehte sich abermals zu seinem Auto um: „Tut mir leid, dass ich etwas durch den Wind bin, aber ich sitze seit vier Stunden mit diesem Idioten in einem Auto, wir haben uns dreimal verfahren und gegessen haben wir auch nichts.“
 

Auch ich blickte hinüber zu Uruhas Auto und tatsächlich zog Yuu sich nun schwer fällig aus eben jenem und schlenderte auf uns zu. Er sah immer noch etwas blass aus, aber schon deutlich besser, als noch am Sonntag und sein Gang wirkte auch kaum noch wackelig.
 

Er lächelte sanft, als er endlich bei uns angekommen war und nun war ich es, der ihn in eine Umarmung zog – es fühlte sich gut, ihn endlich wieder zu sehen und ich war froh, anscheinend nicht die ganze nächste Woche ohne ihn auskommen zu müssen.
 

„So ihr lieben – genug Wiedersehens Freude. Ich geh mal den Leiter suchen, um ihm Bescheid zu sagen, dass ich meinen geliebten Bruder hier abliefere.“, er lachte und verschwand, eleganten Schrittes in der Tür. Ich allerdings blickte Yuu nur verwirrt an und als dieser meinen Blick zu bemerken schien, schaute er mit einem etwas verschämten Blick zu Boden: „Na ja weißt du Taka, Uruha wusste ja, dass du diese Woche hier bist und er deshalb ist er gestern ganz aufgekratzt bei mir vorbei gekommen und hatte die unsagbar gute Idee, mich hier auch einzuliefern, damit du nicht so alleine bist – zum Glück ging es mir da schon wieder soweit gut, dass ich immerhin nicht mehr den ganzen Tag geschlafen hab – es gab allerdings Probleme bei der Anmeldung, weil ich doch noch nicht volljährig bin und irgendwie hat Uruha es dann geschafft, denen weiß zu machen, dass ich sein jüngerer Bruder bin, auch wenn wir ja mal so was von verschieden aussehen – ich glaube ja, er hat einfach so lange geredet, bis jeder „ja“ gesagt hätte, weil der arme Mann am Telefon keinen Nervenzusammenbruch erleiden wollte.“
 

Ich lachte – fand die ganze Sache einfach viel zu absurd, freute mich, dass ich das alles hier anscheinend doch nicht alleine durchstehen musste und bemitleidete Yuu, dass er hier nun ebenfalls gefangen war, weil Uruha es mal wieder einfach nicht lassen konnte.
 

Eben dieser kam nun wieder aus der Tür, immer noch breit grinsend stellte sich und gegenüber, richtete seine Haare und sein Oberteil, deren funkelnder Anblick einem schon fast in den Augen weh tat und verschränkte dann die Arme: „So meine Kleinen – so leid es mir auch tut, aber mir gefällt diese Natur einfach nicht – ich hau wieder ab. Aoi du kommst wie geplant bei Ruki mit in die Hütte – also euch noch viel Spaß.“, mit diesen letzten Worten und einer flüchtigen Umarmung, spurtete Uruha, schon fast ein wenig zu leichtfüßig, zurück zu seinem Auto, steig ein und war schneller verschwunden, als wir uns darüber beschweren konnten, dass er und hier einfach so zurück ließ – und doch musste ich wieder sagen, dieser Mensch schafft es anscheinend in jeder Situation noch gut auszusehen – da könnte man fast etwas neidisch werden.
 

Ich starrte dem schwarzen Auto noch einige Minuten hinterher, als mich ein Niesen aus meinen Gedanken riss und ich mich Yuu zu wendete, der sich gerade noch die etwas gerötete Nase putzte: „Und du bist dir sicher, dass du schon wieder soweit bist, um in einer, meiner Meinung nach, viel zu kalten Hütte zu schlafen? Nicht, dass du wieder krank wirst.“
 

Yuu schüttelte allerdings nur den Kopf: „Geht schon – keine Sorge. Zeig mir lieber, wo diese Hütten sind, damit ich mein Zeug abladen kann.“, er deutete auf zwei Koffer hinter sich – der würde sich noch die Haare raufen, wenn er unseren viel zu kleinen Schrank sieht.
 

Wir gingen hinüber zu unserer Hütte und seine Reaktion im ersten Moment nicht anders als die meine gewesen. Er blieb mit halb offenem Mund in der Tür stehen und lies seine Koffer fallen: „Ich solch einer Hütte war ich seit der Mittelschule nicht mehr.“, japste er fassungslos und so zog ich seine Taschen das letzte Stück in die Hütte hinein.
 

„Yuu, du weißt schon, dass der Inhalt deiner Koffer niemals ganz in unseren Schrank passen wird und um sie unters Bett zu schieben, sind sie fast schon zu breit.“, stellte ich fest und beäugt Aoi misstrauisch, während er sich auch schon an einem Verschluss der Koffer zu schaffen machte.
 

„Wo denkst du hin – da sind doch nicht nur Klamotten drin – sagen wir mal so, Uruha und ich haben noch einen kleinen Abstecher zu einer Tankstelle gemacht~“, er klappte den Koffer auf, zog einige Strickjacken hervor, welche er aufs Bett legte und ließ mich dann einen Blick auf den restlichen Inhalt des Koffers werfen – er hatte wohl oder übel eine halbe Bar an geschleppt.
 

Ne halbe Bar und… Brettspiele?
 

„Ihr habt doch n knall.“, sagte ich fassungslos und starrte weiter ungläubig die vielen bunten Fälschen an, die sauber aufgereiht im Koffer lagen.
 

„Sag das nicht mir, das war Uruhas Idee, er wollte nicht, und ich zitiere, dass wir und langweilen.“, meinte Yuu und erhob einen Finger, während er sprach.
 

Er packte schnell seine Klamotten aus, lies allerdings ebenfalls welche in seinen Taschen und bestand dann darauf, etwas essen zu gehen, da Uruha anscheinend zu geizig gewesen war auch noch Mittag für die beiden zu kaufen – manchmal war mir dieser Mann echt ein Rätsel.
 

„Taka, was hältst du eigentlich davon, Morgen etwas wandern zu gehen – das Wetter soll ja recht gut werden.“
 

Ich ließ den Löffel zurück in die Suppe sinken und sah Yuu etwas verwirrt an, der sich gerade ein Stück Brot in den Mund schob: „Wandern? Aber… es ist doch so kalt draußen und… und bist du denn überhaupt schon wieder fit genug?“
 

Wandern?!? Ehrlich jetzt Yuu?!? Er will allen Ernstes, dass ich mit meinen kurzen Beinen durch den Wald stolpere und das auch noch bei der Kälte draußen? Ich glaub es hackt.
 

„Ja warum denn nicht? Morgen soll das Wetter gut werden und wir müssen ja nicht eine allzu lange Tour machen.“, meinte er zuversichtlich und aß zufrieden Lächelnd weiter.
 

Ich will ihm ja auch nicht den Spaß verderben, aber muss es unbedingt Wandern sein?!?

Lass uns ein Spiel spielen

Lass uns ein Spiel spielen
 

Möchte man so nicht jeden Morgen aufwachen? Genervt stöhnend drehte ich mich einmal herum und fühlte, dass ich in der Nacht wahrscheinlich geschwitzt haben musste unter den vielen decken – der Schweiß war über die Nacht abgekühlt und ich meine Haare fühlten sich an, wie frisch aus einem Gefrierschrank, ebenso, wie meine Klamotten. Nicht mal ganze zwei Tagen waren vergangen und ich hatte das Leben als Camper satt – dabei war diese ganze Aktion hier noch nicht mal richtiges Campen, mit Zelten und Schlafsäcken – nein wir haben sogar befestigte Hütte und trotzdem habe ich jetzt schon so was von die Nase voll.
 

Umständlich schlug ich die Decken beiseite, hievte dann nacheinander meine Beine aus dem Bett und bemühte mich, meine kalten Shorts so wenig wie möglich meine Haut berühren zu lassen, da mich auch nur ein leichtes streifen des Stoffes ekelte. Es ist nie schön irgendwie verschwitzt aufzuwachen, im Sommer nicht, weil man sich beim aufwachen schon unwohl heiß ist und im Winter eben so wenig, aus bereits genannten Gründen – wäre es noch ein paar Grad kälter, hätte ich wetten können, dass meine Klamotten es schafften zu gefrieren – na ja war wohl leider nichts – vielleicht beim nächsten Mal.
 

Verschlafen rieb ich mir energisch in den Augen herum, um wenigstens ein bisschen zu Gesinnung zu kommen und blinzelte in den immer noch recht dunklen Raum hinein.
 

Laut meiner Handy Uhr, war es gerade mal neun Uhr, aber im Winter wird es ja eh immer später erst hell, also dachte ich mir mal nichts dabei.
 

Gerade als ich aufstehen wollre, fällt mein Blick, der auf Grund zusammen gekniffener Augen nicht wirklich weit war, auf den kleinen Tisch, der an der Wand stand – oder besser gesagt nicht wirklich auf den Tisch, sondern auf die Gestalt, die darauf saß, mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt, der Kopf nach Vorne weggeknickt.
 

Völlig Perplex starrte ich hinüber zu Aois Bett – Leer...
 

Ich kannre diesen Menschen noch nicht wirklich allzu lange, dachte allerdings, dass ich ihn dafür eigentlich ziemlich gut einschätzten konnte – tja falsch gedacht Taka… Wie schaffte man es in dieser Position ein zu schlafen? Dazu nur in einem T-Shirt und einer Jogginghose, wohlgemerkt ohne Decke? Fasziniert und doch vorsichtig gleicher Maßen trat ich einige Schritte an den sich gemächlich hebenden und senkenden Körper heran – vergaß schon fast, wie eklig sich jeder Schritt anfühlt und blieb direkt vor Yuu stehen, als ich aus Versehen leicht sein Bein streifte.
 

Nicht nur, dass er es schaffte in dieser Situation einzuschlafen, seine Gesichtszüge waren ganz entspannt und glatt, er verzog praktisch keine Miene.
 

Bleibt nur noch eine Frage: Warum zum Teufel schläft er auf dem…Tisch, und nicht wie jeder normale Mensch in seinem verdammten Bett. Aber das heraus zu finden, dürfte sich ja nicht allzu schwer gestalten.
 

Erst einmal schlich ich allerdings schon fast zu dem kleinen Kleiderschrank hinüber und zog ein neues T-Shirt inklusive neuer Shorts hinaus. Etwas zögerlich blicke ich zu Yuu herüber, doch er hatte sich kein Stück bewegt, saß immer noch einfach nur da und schnarchte leise vor sich hin – gut schnarchen kann man es vielleicht nicht nennen, aber egal…
 

Immer wieder einen raschen Blick zu ihm werfend, zog ich mir langsam das von der Kälte ganz steife T-Shirt über den Kopf, schaute mich wieder zu ihm um und stülpte das neue über. Vielleicht bin ich ein bisschen Paranoid, wenn es darum geht, sich mit anderen Personen in einem Raum umzuziehen, aber eben das jetzt einfach abstellen, geht auch nicht – also weiter im Text. Zum Glück war das Shirt recht lang, sodass es eh über meinen Hintern reichte, also drehte ich dem Tisch den Rücken zu, legte langsam die Hände an meine Shorts und kam mir fast schon albernd, ertappt vor, weil ich mich noch einmal zu dem Schlafenden umdrehte, bevor ich meine Hose langsam herunter zog, mit den Füßen hinaus stieg und mich schnell wieder aufrichte, damit das T-Shirt hoffentlich das nötigste bedeckt. In Windeseile versuchte ich ohne mich groß bücken zu müssen, die neuen Shorts über zu streifen – klappte mehr schlecht als recht, doch etwas außer Atem, ziog ich letztendlich den Saum des T-Shirts aus der Hose und atmete fast schon erleichtert aus.
 

So viel dazu, dass Yuu verrückt ist, wenn er auf dem Tisch einschläft, aber ich der Normalste Mensch auf den Welt bin, mit Kommunikationsproblemen und allerlei Komplexen – na da passen wir doch gut zusammen, zwei völlig verrückte Vollidioten, mit einem Faible für Shopping.
 

Meine entspannte Haltung, verflog allerdings schlagartig und ich stand wieder Kerzen gerade und stocksteif da, als ich eine leise Stimme hinter mir vernahm: „Mensch Taka… was machst du da?“
 

Yuus Stimme klang kratzig, verpennt und auch er schien nicht wirklich erfreut darüber zu sein, dass der Tag „so“ anbrechen musste.
 

„Da…Das gleiche könnte ich dich fragen.“, ich wollte herausfordernd klingen, doch irgendwie versagte mir die Stimme und so klang ich eher nach einem kleinen Schulmädchen, dass Angst hatte, von jemandem bei etwas peinlichem beobachtet worden zu sein.
 

Denn genau so würde ich wahrscheinlich reagieren, wenn Yuu etwas von meiner kleinen Umzieh-Aktion gesehen hätte – ich sag doch, dass ich völlig durch geknallt bin.
 

„Ich konnte nicht schlafen und da bin ich einfach aufgestanden…“ er wischt sich mit seiner Hand über sein Gesicht, rutscht dann von dem leise knarzenden Tisch und schaute sich suchend im Raum um.
 

„Und da hast du dir gedacht: Setzte ich mich einfach mal auf den Tisch, da kann ich bestimmt besser schlafen.“, seufzend ging ich hinüber zu meinem Bett und ließ mich wieder darauf fallen, damit Yuu etwas Freiraum hatte, um sich zu sammeln, doch dieser stand immer noch, wie bestellt und ich abgeholt vor dem Tisch und schaute – nein starrte – geradezu auf den Boden vor sich und ich glaube nur ein leises „Nein“ von ihm gehört zu haben bevor er sich einmal um sich selber dreht und dann hinüber zu seinem Koffer wankte.
 

„Ähm ich geh kurz Rüber duschen und… na ja kannst ja nachkommen, dann können wir was essen…“, er griff schnell sein Duschzeug aus seinem Koffer, ein Handtuch und die nächstbesten Klamotten die er erwischen konnt und stürzte aus der Tür, auf eben jene ich starrte, nachdem er sie wieder zu geschlagen hatte – was für ein merkwürdiger Morgen.
 

Gerade als auch ich mich etwas recken und mich vielleicht selber etwas herrichten wollte, schlug die Tür auch schon wieder auf und ein Zähne klappernder Yuu, seine Klamotten dicht an seine Brust gedrückt, kam wieder zurück in die Hütte geschlottert.
 

Ich ziehe nur die Augenbrauen hoch und wollte schon fragen, was denn los sein, als mir die feinen weißen Flocken in seinen Haaren auffielen, fast als könnte er meine Gedanken lesen, fing er bestätigend an zu nicken und mir entwich ein geplagtes: „Och Nee.“ – ja ich kam mir gerade wirklich von allen Seiten geärgert und verarscht vor…
 

„Tja, das war es dann wohl für heute, mit unserem Ausflug…“, fast schien er etwas traurig deswegen, doch mir kam diese Plan Änderung eigentlich ziemlich recht, auch wenn Yuu das gerne gemacht hätte, Stunden lang durch den Wald hetzen ist leider so gar nicht mein Fall.
 

Ich angeltle nach einer dunklen Jeans, aus meinem Koffer, die ich mir mit einer langen Kapuzen Jacke erst einmal provisorisch überzog und öffnetet dann selbst einmal die Tür, um mir ein Bild von dem Ausmaße der Katastrophe zu machen.
 

Fazit: für mich sah das ganze arg nach einer Art Schneesturm aus und ich verfluchte innerlich den Wetterbericht, der für heute gutes Wetter angesagt hatte – wirklich Lust auch nur einen Fuß vor die Tür zu setzten verspürte ich ganz und gar nicht, doch mit Hilfe von Yuus Regenjacke – der Typ hat wirklich an alles gedacht – die er schützend über uns beide hielt, stiefelten wir hinüber zum Haupthaus, denn nicht nur mein Magen, sondern auf seiner, hatte sich langsam aber sicher zu Wort gemeldet und so hatten wir doch beschlossen, lieber etwas essen zu gehen – hoffentlich etwas warmes.
 

„Und was wollen wir jetzt machen?“, fragte ich und schlürfte gemächlich an meinem Kaffee – auch wenn ich Wandern hasste, hier fest zu sitzen war fast noch viel schlimmer. Herrn Aoyama meinte, dass er an unserer Stelle nicht in die Stadt gehen würde, da die meisten Geschäfte eh nicht alle auf hätten und er uns bei dem Wetter auch nicht alleine Draußen herum irren lassen will, da bleibt wohl nur die Hütte – man kann sich denken, was dementsprechend für eine Laune herrschte.
 

Yuu schien heute eh nicht besonders gesprächig zu sein, starrte nur vor sich hin und auch jetzt zuckte er nur mit den Achseln, was mich endgültig zum verzweifeln brachte. Der Tag heute hatte schon so beschissen angefangen und wer jetzt denkt, es könnte eigentlich nur besser werden, der hatte sich aber ganz gewaltig geschnitten.
 

Nach einem mehr als nur schweigsamen Frühstück, kämpfte ich mich alleine zurück in die Hütte, da Yuu seinen Plan duschen zu gehen doch noch umsetzten wollte und mir freundlicher Weise seine Regenjacke geliehen hatte, damit ich es einiger maßen unbeschadet zurück schaffte. Wenig später kam auch Aoi in die Hütte, ein Handtuch um den Kopf und mit einem Gesicht, wie drei Tage Regenwetter. Langsam fragte ich mich wirklich, was mit ihm los ist, denn auch wenn er traurig ist, weil unser Ausflug ins Wasser gefallen ist, so war er nie so… griesgrämig. Vielleicht lag es auch nur daran, dass er schlecht geschlafen hatte.
 

„Ich geh eine rauchen.“, er rubbelte noch einmal mit dem Handtuch über seinen Kopf, kramte eine Schachtel Zigaretten hervor und stakste – zu meiner Verwunderung – wieder hinaus in den Schnee. Man der muss ja echt die Nase voll haben, wenn er schon bei dem Sau Wetter raus geht, um alleine zu sein, denn er wusste ganz genau, dass ich es nicht sonderlich spannend fande, neben ihm zu sitzen, während er an seiner Zigarette zog und melancholisch in den Himmel hinauf starrte – und bei der Kälte, bekommen mich freiwillig keine zehn Pferde noch mal da Raus. Ich warf mich einfach mal auf mein Bett, schlug wieder einige Decken über mich und versuche mich mit ein bisschen Musik zu entspannen – zum Glück funktionierte wenigstens mein Handy noch, auch wenn wir hier so gut wie keinen Empfang hatten.
 

Erschrocken fuhr ich hoch und blickte verwirrt umher. Yuu muss die Tür so dermaßen laut zu geschlagen haben, dass ich aus meinem Dämmerschlaf unsanft erwacht war und ich keine Chance hatte, den Tag irgendwie ohne Langeweile rum zu bringen. Als ich allerdings in Yuus enthusiastischen Gesicht sehe, schaute ich ihn doch etwas fragend an und sofort sagte er mit überdrehter Stimme: „Na los Taka, du kannst nicht den ganzen Tag rum liegen und ich nicht den ganzen Tag rauchen, wir spielen jetzt ein Spiel.“
 

Ich ließ mich wieder zurück fallen, doch Aoi kannte anscheinend kein Erbarmen, grifft nach meinen Armen und zog mich wieder in eine aufrechte Position – alles liebevoll von mir mit einem genervten stöhnen kommentiert.
 

Wo nimmt der bitte seine Energie her? Und warum ausgerechnet jetzt?
 

Ich wurde weiter von ihm gezerrt und etwas unsanft auf dem Boden platziert. So langsam dämmert mir, was Yuu mit „Spielen“ meint, denn er stellt eine nicht ganz harmlos wirkende Flasche direkt vor meine Nase – gut die Flasche an sich war vielleicht harmlos aber der Inhalt… nun ja…
 

„Ist das jetzt dein Ernst? Du willst dich betrinken?“, ich klang trotzig, doch eigentlich ist diese buchstäbliche „Schnapsidee“ das Beste, was ich heute gehört hatte und so krallte ich mir besagtes Fläschchen auch gleich und began den Korken heraus zu pfriemeln, doch Yuu hatte anscheinend andere Pläne, denn er nahm mir die Flasche wieder weg, schnalzte mit der Zunge und schüttelte tadelnd den Kopf: „Aber aber – Taka, wer wird sich denn gleich so drauf stürzen. Weißt du nicht mehr, was das letzte Mal passiert ist.“ Er lachte, doch ich schaute ihn nur bissig von Unten herauf an und zischte: „Wer war da bitte dran schuld? Sicher nicht ich alleine.“
 

„Ich habe gesagt, wir spielen.“, wieder lächelte er auf verschwörerische Art und Weise und holte eines der Brettspiele heraus, welche er, aus welchem Grund auch immer dabei hatte.
 

„Mensch ärgere dich nicht“ oh man irgendwie ist mir die ganze Sache hier gerade nicht ganz geheuer, aber Yuu öffnetet nun ganz zuversichtlich die Flasche und sprach, als wäre er mein Lehrer, der versucht, mir etwas total wichtiges bei zu bringen: „Mein lieber Taka, wir werden jetzt eine Runde dieses wundervolle Spiel spielen und bei jeder Eins, die man Würfelt, musst du einen Schluck aus dieser hübschen Flasche trinken und glaub mir ich hab keine Ahnung, was das ist, Uruha meinte, er kann es nur empfehlen – klingt schäbig und genau das ist es wahrscheinlich auch, aber es ist ein netter Zeitvertrieb. Ich bin sogar so nett und lasse dir den ersten Zug.“
 

Mit einem charmanten Grinsen, schob er mir damit die Würfel hinüber und ich schlucke – irgendein Gesöff, das Uruha „empfohlen“ hat?!? Irgendwie beschlich mich das Gefühl, dass ich hier gerade einen riesen Fehler begehe…
 

Yuu lachte immer noch sein Lächeln, welches mir langsam wirklich etwas dümmlich erschien, während ich einen Würfel nahm und einfach nur hoffe, dass ich so schnell wie möglich mit einer sechs starten konnte – wenn ich das hier schon machen muss, dann will ich auch gewinnen.
 

Und…Eins.
 

Warum war das eigentlich schon wieder so klar?
 

Yuu schobt mir auch sogleich die „hübsche Flasche“, wie er sie nannte, herüber und ich wagte einen Schluck.
 

Gegen alle meine Erwartungen, schmeckte es erstaunlich gut – klar merkte man ganz eindeutig, dass dieses Gesöff vor Alkohol nur so triefte, aber es hat einen minzigen Geschmack, der das ganze einigermaßen erträglich macht.
 

Ein Schluck mehr aber auch nicht, dann stellte ich die Flasche schnell wieder zurück, denn ich wollte mich garantiert nicht alleine betrinken… hoffte ich zumindest.
 

Tja irgendwie bringt es mir gar nichts, ich kann so viel beten, hoffen und betteln wie ich will, es kam, wie es kommen musste. Yuu würfelte vielleicht gerade mal halb so viele Einsen wie ich und je länger wie spielten, desto blöder schien mir diese Idee, gleichzeitig fand ich alles um mich herum sehr viel lustiger, als noch vor einer Stunde, also war es jetzt es zu spät, das Spiel irgendwie abzubrechen – war mir in dem Moment allerdings auch relativ wurscht…
 

Yuu schien ebenfalls schon nicht mehr ganz er selbst zu sein und irgendwie schafften wir es die Spielregeln so kreativ zu erweitern, dass wir wild quer übers Spielfeld rannten – wohlgemerkt ohne zu würfeln, denn das und besonders das Zählen hatten wir schon vor einiger Zeit aufgegeben.
 

„Yuu du sch…schummelst.“, ich merkte, wie schwer meine Zunge sich anfühlte und was für eine Herausforderung es doch war, den Finger gerade auf Yuu zu richten, der vor mir seitlich auf dem Boden lag, den Kopf abgestützt und irgendwie gerade so gar nicht glücklich aussah.
 

Also beschloss ich einfach mal ihm da drüben auf dem Boden etwas Gesellschaft zu leisten und kroch zu ihm herüber, möglichst ohne das Spielfeld um zu schmeißen, was sich als gar nicht so einfach heraus stellte.
 

„Aoi-chan, du hast geschummelt…aber…ich vergebe dir.“, hauchte ich, als ich drüben bei ihm angekommen war und direkt von seinem Gesicht Halt machte, damit unsere Nasen nicht aneinander stoßen. Etwas irritiert schaute er mir in die Augen und lachte: „Du hast doch genau so geschummelt…“
 

„Stimmt nicht.“, verteidigte ich mich zu Recht, denn ich hatte mich natürlich strickt an unsere neuen Spielregeln gehalten.
 

„Natürlich.“, lallte er und lies sich nach hinten auf den Rücken fallen. Wieder setzte ich mich in Bewegung und was auch immer Uruha uns da für ein Zeug gegeben hat – was ganz nebenbei Verführung Minderjähriger zu Alkohol und damit illegal ist – es machte mich locker und wie damals, wollte ich Aois Aufmerksamkeit – er soll mich gefälligst wieder nach Hause tragen, wenn ich betrunken bin.
 

„Aoi bist du noch böse?“, fragte ich, beugte mich über ihn, sah wie sich seine Stirn in Falten legte und er angestrengt nach zu denken schien: „Warum soll ich böse sein?“, er klang ernst und so legte ich mich neben ihn ab, nahm einen Schluck von dem minzigen Zeug und sprach der Decke entgegen: „Na ja du warst doch heut nicht gerade bei Laune, wegen dem Wetter, oder weil unser Ausflug ausgefallen ist.“
 

Es „Mhh-te“ nur neben mir und auch Yuu griff noch einmal, über mich rüber, zu der schon wieder fast leeren Flasche: „Das war nicht wegen dem Wetter oder sonst was und ich war auch nicht böse, da mach dir mal keine Sorgen.“ Einen Moment war es still und wir lagen einfach nur nebeneinander, starrten die Decke nieder und schwiegen vor uns hin – irgendwann wurde mir allerdings auch das zu blöd.
 

„Ich mach mir keine Sorgen, um dich doch nicht.“, meine ich kichernd, rappelte mich auf und merkte, wie auch der völlig perplexe Yuu versuchte sich auf die Beine zu stemmen und mir folgte.
 

Okay spätestens jetzt bin ich an dem Punkt angelangt, wo ich mich wieder einmal wie ein Schulmädchen verhalte – dämlich kichernd – ich hab anscheinend sehr viel mit denen gemeinsam…
 

Ich versuchte Yuu auszuweichen, damit er mich nicht fangen konnte und stürzte letztendlich zur Tür hinaus, da ich keinen anderen Fluchtweg sah – muss ich mich halt in die gefährliche Außenwelt wagen.
 

Mir war irgendwie warm, ob es nun an dem Alkohol lag oder daran, dass ich wie eine gesenkte Wildsau um die Hütte herum rannte und wahrscheinlich einen Sprint hinlegte, wie schon lange nicht mehr – klar spürte ich auch irgendwo die Kälte an meine Haut dringen, doch dies war mir wie so vieles Andere mittlerweile einfach nur egal und ich hatte im Moment eh viel mehr damit zu tun, mich nicht von Yuu fangen zu lassen, denn auch dieser hatte sich aus der Hütte gewagt und lief mir nun hinterher.
 

Tja sportliche Leistung hin oder her, ich war einfach zu langsam für ihn und so erhaschte er mich, nach der dritten Runde um die Hütte, an meiner Kapuze und umfasste dann meine Schultern von hinten, damit ich nicht mehr flüchten konnte.
 

Gerade als ich protestieren wollte und Anstalten machte, mich wieder los zu reißen, spürte ich etwas Kaltes in meinem Gesicht und einen lachenden Yuu hinter mir.
 

„Du hast sie doch nicht me...“, wieder etwas Kaltes. So langsam reichte es mir. Ich riss mich los, drehte mich um und überraschte den völlig überrumpelten Yuu, indem ich mich auf ihn drauf schmiss und er rücklings in den Schnee viel – immer noch laut lachend nebenbei bemerkt.
 

Nun nahm ich eine Hand voll Schnee und schmierte sie Yuu ins Gesicht. Doch er wollte einfach nicht aufhören zu lachen – die ganze Szenerie musste so vollkommen dämlich und verrückt wirken, doch wir hatten auf eine komisch Art und Weise gerade wirklich Spaß – zumindest ich.
 

Ich sollte lieber nicht versuchen allzu viel nach zu denken, denn nun drehte Yuu uns herum und ich spürte, wie sich langsam das kalte Wasser, des geschmolzenen Schnees in meine Kleinding fraß. Leicht blinzelnd schaute ich zu dem auf mir sitzenden hinauf geradewegs in seine klaren, wachen Augen, die mich aufgedreht an funkelten. Meine Augen wanderten über sein Gesicht, zu seinen leicht blauen Lippen, der weißen Haut, die sich in den Schneebedeckten Wald hinter ihm einzufügen schien und das fast schon Pech schwarze Haar, welches so einen wunderschönen Kontrast bildete. Wahrscheinlich bin ich einfach nur schon zu betrunken, aber ich fand ihn gerade unsagbar schön, so schön, dass ich eine Hand nach seinem Gesicht ausstreckte, um eben diese Haut zu berühren und auch, wenn meine Finger sich taub anfühlten, seine Haut schien sich geradezu in die meine zu brennen. Langsam strich ich von seiner Wange hinab zu seinen Lippen, folgte mit den Augen meinen Bewegungen, öffnete mit dem Daumen leicht seinen Mund und schaute wieder hinauf in seine schönen, dunklen Augen. Ich hätte ihn im Moment einfach nur ewig anstarren können, doch mein gesunder Menschenverstand schien mir da einen Strich durch die Rechnung zu machen und ich hörte mich selber sagen: „Yuu mir ist kalt und wir sind beide völlig durchnässt.“
 

„Gehen wir rein.“, er war leise und von seinem schallenden Lachen war nicht mehr zu hören, doch gerade weil seine Lippen schon bläulich anliefen, stand er vorsichtig auf und zog auch mich wieder nach Oben. Wir torkelten gemeinsam zurück in die Hütte und sobald wir im halbwegs warmen waren, zog Yuu sein Shirt über den Kopf und war bereits im Begriff seine Hose zu öffnen, da auch diese nicht gerade verschont geblieben war, bei meiner Attacke.
 

Etwas beschämt schaute ich weg und Alkohol hin oder her, ich konnte es einfach nicht ab, Yuu „so“ zu sehen.
 

„Willst du dich nicht auch lieber umziehen?“, ich erschrak etwas, auf seine Frage hin, doch schüttelte den Kopf, schlang meine Arme um meinen Oberkörper und krallte mich in mein Oberteil. Einen Moment war es still um ich vernahm nur das leise rascheln von Aois Klamotten und sein leises Atmen: „Ich schau auch weg.“
 

Wieder schüttelte ich nur den Kopf und zuckte erneut zusammen, als Yuu plötzlich ganz dicht vor mir auftauchte und sich leicht bückte um mir prüfend direkt in die Augen schauen zu können. „Ich will aber nicht, dass du krank wirst.“, ein sanften Lächeln lag auf seinen Zügen, welches auch nicht verflog, als ich wenig später seine Hände an meinen Armen fühlte, die ich immer noch um einen Körper schlang.
 

Mit sanfter Gewalt versuchte Yuu eben diese zu lösen und auch, wenn ich mich wehrte, es gelang ihm. „Du kannst so stur sein.“, Seine Finger glitten langsam über meinem T-Shirt an meinem Bauch hinab und er streifte gleichzeitig mit der anderen Hand meine Jacke von den Schultern, umfasste den Saum meines Shirts, suchte noch einmal den Kontakt zu meinen Augen und zog dann, ohne den Kontakt ab zu brechen, den Stoff langsam nach Oben. Er schloss seine Augen, als er schon fast bei meiner Brust angelangt war und ich hob sogar freiwillig die Arme, damit er mir das T-Shirt endgültig über den Kopf ziehen konnte – die Augen immer noch fest geschlossen. Ich war Yuu dankbar dafür, dass er Verständnis für meine verrückten Probleme zeigte, wirklich… und zu meiner Überraschung war es… okay. Es war in Ordnung, wenn er mich berührte, mir sogar auszog, solange er nicht… hinschaute.
 

Ich zog mir ein neues T-Shirt über und Aoi lächelte wieder, als er die Augen öffnete und sein Werk zufrieden betrachtete: „Siehst du, ich hab gar nicht hingeschaut und wenn du willst, dreh ich mich auch noch weg, damit du deine Hose wechseln kannst.“
 

Schwungvoll drehte er sich herum und ich fühlte mich tatsächlich etwas sicherer, zögerte nur noch einen kurzen Moment, starrte auf Yuus Rücken und zog dann etwas zittrig meine Hose hinunter – ob das nun daran lag, dass mir wirklich kalt war, oder das Yuu dabei war, ich wusste es nicht, doch ich fühlte mich wirklich gleich besser, nachdem ich wieder trockene Klamotten an hatte und Yuu sich wieder umdrehte.
 

„Siehst du? Gleich viel besser.“, ich nickte und irgendwie schämte ich mich ja schon dafür, so verklemmt zu sein. Ich wollte nicht so sein, doch wusste ich auch nicht, was ich dagegen machen sollte…
 

Einige Zeit später lag ich wieder auf meinem Bett und das wenige Tageslicht, das uns im Winter blieb, verzog sich schon wieder und tauchte die Hütte in eine leichte Dunkelheit.
 

Die Wirkung des Alkohols verflog langsam und stattdessen setzte die Müdigkeit ein, die meistens folgte, wenn ich mich betrunken hatte und auch Yuu schien schon nicht mehr ganz da zu sein. Ich drehte mich also herum zur Wand und schaute mit müden Augen einige Momente an eben jene. Mir war kalt, auch das war wahrscheinlich eine Nachwirkung von diesem Gebräu. Meine Gliedmaßen fühlten sich schwer an und meine Zehen taub. Ich rieb mit meinen Händen über meine Arme, damit mir wenigstens ein bisschen wärmer wurde und trotzdem klapperten meine Zähne wie verrückt.
 

„Taka?“, es war nicht mehr als ein flüstern hinter mir, dass ganz leise an mein Ohr drang und doch vernahm ich es ganz deutlich und klar.
 

„Ist dir kalt?“, hauchte Yuu seine Worte an mein Ohr und ich nickte nur langsam, das Gesicht immer noch zur Wand gedreht. Ich spürte, wie Yuu die vielen Decken über mir anhob, mich ein wenig in Richtung Wand schob und sich dann hinter mich legte. Schlagartig verkrampfte ich und blickte mich nervös nach ihm um. Ich traf auf sein Gesicht in der schwachen Dunkelheit, das leichte Lächeln auf seinem Gesicht, dass mir so viel Vertrauen schenkte.
 

„Ist schon gut.“, er legte einen Arm von hinten um mich und ich spürte langsam, wie seine Wärme an meine Haut drang, doch immer noch schaute ich ihn einfach nur an, starrte fast schon erschrocken in sein Gesicht, welches er nun hinter mir auf ein Kissen legte und somit aus meinem Blickfeld verschwand.
 

Mir blieb nichts anderes Übrig, als mich selber einfach wieder hin zu legen und auch, wenn ich ihn eigentlich weg stoßen wollen müsste, liebte ich das was er tat nur um so mehr, liebte seine Wärme, die mir so gefehlt hatte, seine Ruhe, die er auf mich ausstrahlte, seinen Arm um meinen Bauch und seine sanfte Stimme.
 

Er rutschte noch ein Stück höher, legte seinen Kopf von hinten auf meine Schulter, ganz nah an mein Ohr und ich wagte nicht, mich auch nur einen Millimeter zu bewegen.
 

„Weißt du Taka, ich konnte Nachts einfach nicht einschlafen~“, begann er einfach so zu erzählen: „~ und da bin ich lieber aufgestanden, hab mich auf den Tisch gesetzt und mich an die Wand gelehnt, ich hab zuerst einfach nur in den Raum geschaut, ohne ein wirkliches Ziel, doch dann… du hast einfach so süß ausgesehen, wie du da geschlafen hast, unter den vielen Decken und ich hatte das Gefühl, dass hier schon lange machen zu wollen, doch ich wollte dich nicht wecken, wegen so einer banalen Sache… und irgendwann muss ich einfach eingeschlafen sein. Ich weiß nicht warum, aber ich bin froh es jetzt gemacht zu haben.“, seine Stimme wurde leiser und vielleicht dachte er, ich sei schon eingeschlafen, doch meine Augen waren weit aufgerissen, nicht nur von seiner Berührung, sondern auch von seinen Worten, die in meinem Kopf leise widerhallten. Vorsichtig tastete ich unter der Decke entlang, suchte wie aus einem Reflex nach seiner Hand um meinen Bauch und nahm sie in die Meine, als ich sie fand, vielleicht um ihm zu zeigen, dass ich ihn gehört hatte… Vielleicht aber auch, weil ich ihn nicht gehen lassen wollte…

Wie du mir, so ich dir!

Wie du mir, so ich dir!
 

„Hör zu…wegen Gestern…wir waren betrunken…ich wollte dir nicht zu nahe kommen…vergiss das bitte einfach wieder.“, seine Worte hallten in meinem Kopf wieder, schon den ganzen Morgen, wie ein Ohrwurm, den man einfach nicht abstellen konnte und ihn sich die ganze Zeit immer und immer wieder anhören musste. Als ich mich angezogen hatte, gestylt, geschminkt, immer und immer wieder. Ich war nicht traurig gewesen, was er gesagt hatte, holte mich lediglich zurück in die Realität – und trotzdem… ich hatte es gewollt in diesem Moment, mehr als alles andere und ich hatte es genossen.
 

Die Wärme, die von ihm ausgegangen war, wie er mich an sich gedrückt hatte, so hatte ich mich noch nie in meinem gesamten Leben gefühlt – er hatte mir seit Tagen endlich mal wieder ruhigen Schlaf geschenkt und wenn ich ehrlich zu mir selber war, dann hatte ich gehofft, dass es von nun an immer so sein würde.
 

Ich war naiv gewesen, kam mir fast schon dämlich und kindisch vor, wenn ich meine letzten Gedanken noch einmal durchging, bevor ich eingeschlafen war - Yuus Hand in der meinen. Ich hatte mich geradezu an ihr festgeklammert, ob Yuu das wohl bemerkt hatte? Vielleicht hatte mein Unterbewusstsein einfach gehofft, dass er es merkte und, dass er verstand, dass es für mich eben nicht nur ein dummer Ausrutscher war, weil wir zu viel getrunken hatten. In meinem Inneren hatte ich das doch schon lange gewollt, doch mein Kopf hatte nicht mitgespielt, redete mir immer wieder aus, dass ich seine Nähe nicht wollte – nie gewollt hatte – seinen Körper nicht an meinem fühlen möchte – und ich hatte mir geglaubt, hatte meine eigenen Lügen geschluckt und erst gemerkt, dass ich die ganze Zeit nicht nur vor Yuu sondern auch vor mir selber weggelaufen war. Mich immer wieder in die Überzeugung flüchtete, dass ich unmöglich mehr für ihn, meinen besten Freund, empfinden konnte.
 

Warum konnte ich erst erkennen, dass es durchaus möglich war, dass mein Körper mir einen Streich spielte und auf ihn heftiger reagierte als auf irgend wen sonst, als Yuu Alles als einen Fehler abtat. Warum konnte ich erst dann merken, dass ich nicht wollte, dass es für ihn nur ein lästiger Fehler war? Er wollte nur mein Freund sein, nie hatte er gesagt, dass er jemals mehr wollen würde. Nie hatten wir darüber geredet, was er eigentlich wirklich fühlte. Aber gegen mich hatten er und Uruha wieder etwas aushecken können. Mit mir konnte man es ja machen – mich einen ganzen Abend lang verarschen – mit mir spielen - für Uruha sogar nur aus einem Spaß heraus und für Yuu…? Ich wusste im Grunde gar nichts über ihn – nichts von dem, was er über mich wusste. Er hatte erfahren, dass ich noch nie eine Beziehung hatte, noch nie geküsst wurde und noch nie… nun ja egal – viel wichtiger ist doch, dass ich all dies nicht über ihn wusste. So konnte ich mir nie sicher sein, ob es okay war, wenn ich vielleicht mehr empfand, als nur Freundschaft, wie soll ich es ihm jemals auch nur auf irgendeine Weise sagen, wenn ich nicht annähernd wusste, wie er reagieren würde. Gut er weiß, dass ich vielleicht nicht wirklich an Frauen interessiert bin und vielleicht kann er sich auch denken, dass ich schnell nervös in seiner Gegenwart werde, wenn er Andeutungen macht – aber er hat wahrscheinlich nie daran gedacht, dass ich ihn… Ich kann es nicht einmal in Gedanken aussprechen.
 

Nachdem er diese paar Sätze zu mir gesagt hatte, war geradewegs aus unserer kleinen Hütte gestolpert – vielleicht wollte er alleine sein? Vielleicht wusste er, dass es mir tatsächlich mehr bedeutete als ihm und wollte nur Rücksicht nehmen.
 

Mir war, als kämen die Wände immer dichter, als drückte die Einsamkeit und die Enge in diesem Raum auf meine Brust – ein unguter Druck, als lege man einen Betonblock auf meine Lunge. Nahmen mich seine Worte wirklich so mit? Die ganze Situation schien mir so unwirklich, als hätte ich alles Geschehende als Außenstehender betrachtet, saß nun einfach nur da und rührte mich nicht – wusste nicht, wie ich Yuu nun gegenüber treten sollte.
 

War für ihn nun wieder alles in Ordnung? Heute Morgen war er mehr oder weniger vor mir geflüchtet – wieder einmal – und seitdem hatte ich ihn auch nicht wieder gesehen – Wahrscheinlich sollte ich mit ihm reden, musste mit ihm reden – aber wie?
 

Mich endlich aus meiner Schock starre lösend rappelte ich mich mit einem seufzen auf und öffnete vorsichtig die Tür unserer Hütte. Es hatte zum Glück aufgehört zu schneien und die Wege waren auch schon fast alle wieder geräumt wurden, sodass ich gemütlich hinüber zum Hauptgebäude schlendern konnte. Vor unserer Hütte hatte Aoi nicht gestanden und ich denke nicht, dass er alleine im Wald herum lief, also vermutete ich ihn jetzt einfach mal im Haupthaus bei einem verspäteten Frühstück, denn wie zu erwarten herrschte Katerstimmung und Yuus Laune schien dementsprechend tief zu sein. Er war nicht wütend oder so etwas, nicht aggressiv, bei ihm zeigte sich schlechte Laune einfach dadurch, dass er in sich gekehrt war, kaum etwas sagte und allgemein ziemlich lustlos schien.
 

Deshalb hatte es mich auch gewundert, dass er die Hütte so schnell verlassen hatte – na gut wenn ich ach so schlimmer „Fehler“ darin bin, dann wäre ich wahrscheinlich auch geflüchtet – ich muss aber auch eine schreckliche Person sein.
 

Ja es kotzte mich an. Ich selber regte mich auf, meine scheiß Gefühle, die ich gerade jetzt am wenigsten gebrauchen konnte regten mich auf, Yuu regte mich auf, weil er mich allen Anschein nach nicht verstand und nicht von mir wollte und dieses ganze scheiß Kaff hier regte mich auf, weil ich einfach nirgendwo hin flüchten konnte – dabei hatte ich mich wirklich gefreut, dass Ruha mir diesen Idioten vorbei gebracht hatte.
 

Mit gemischten Gefühlen betrat ich den kleinen Speisesaal, lies vorsichtig meinen Blick durch den Raum schweifen, doch auch hier fehlte jede Spur von Yuu.
 

Wie schaffte ein Mensch es sich auf so einem kleinen Gelände zu verstecken?
 

Enttäuscht wollte ich mich gerade wieder abwenden, als Herr Aoyama freudig Winkend auf mich zukam, einen Zettel in der Hand. Etwas halbherzig versuchte ich sein Lächeln zu erwidern und nuschelte auf seine freudige Begrüßung nur ein leises „Morgen“.
 

„Ah Matsumoto, du bist genau der, den ich gesucht habe. Dein Zimmernachbar, hat mir heute Morgen eine Nachricht für dich hinterlassen, ich glaube er wollte in die Stadt.“
 

Er drückte mir den kleinen Zettel in die Hand und verschwand im nächsten Moment auch schon wieder hinter irgendeiner Ecke.
 

Etwas verwirrt faltete ich langsam den Brief auseinander, doch etwas verblüfft, dass Yuu ganz alleine weggegangen war:
 

Taka, ich musste einfach mal raus – es tut mir leid – ich bin in die Stadt gefahren, also warte nicht auf mich.
 

Yuu
 

Na toll! Jetzt lässt er mich also den ganzen Tag alleine, weil er, wer weiß warum. Schlechte Laune hat und ich muss jetzt hier rum sitzen und warten oder wie? Nicht mit mir.
 

Schnaubend schlug ich die Tür auf und trat wieder ins Freie, blickte mich einen Moment um und griff mir dann eines der Fahrräder, die man sich hier leihen konnte.
 

Eigentlich war ich absolut keine Freund von diesen Drahteseln, aber heute musste ich mal eine Ausnahme machen, auch wenn ich wirklich keine Ahnung hatte warum ich Yuu zur Rede stellen wollte, warum ich ihm am liebsten ins Gesicht schreien wollte, dass er mich im Moment wirklich einfach nur ankotzt und ihm sagen, dass ich es nicht mag, wenn wir uns streiten, oder er mich behandelt, als wäre ich Luft.
 

Ich schwang mich auf das klapprige Drahtgestell, das wohl ebenfalls schon seine besten Tage hinter sich hatte und brauste so schnell ich konnte die Straßen in Richtung Stadt hinunter.
 

Schon nach recht kurzer Zeit merkte ich allerdings, dass es keine besonders gute Idee gewesen war, einfach so ohne Sinn und Verstand und wetterfester Kleidung – die ich im Übrigen eigentlich nicht einmal besaß – in der Gegend herum zu radeln. Mir schlug der kalte Wind nur so um die Ohren und auch meine Beine schienen nicht wirklich vorbereitet gewesen zu sein – ja ich bin ein Sportmuffel, Na Und?
 

Mich Innerlich schon auf den Muskelkater freuend, kamen endlich einige Dächer in Sichtweite, die mir verrieten, dass ich es wohl bald geschafft haben musste und setzte doch noch zu einem kleinen Endspurt an.
 

Die „Stadt“ konnte man eigentlich nicht wirklich als solche bezeichnen, glich sie doch eher einem Dorf, doch es gab wohl das nötigste, um überleben zu können. Ich stellte das klapprige Ding an einen ebenso klapprigen Zaun und zog es nicht einmal in Erwägung, das Teil anzuschließen, da kein normaler Mensch auf die Idee kommen würde, es zu klauen – Obwohl, wenn man freiwillig hier wohnte, war man dann noch ein normaler Mensch?
 

Ich hatte mich von meinem kleinen Wutausbruch wieder weitestgehend beruhigt und schaute mich nun etwas ratlos um. Wirklich viele Möglichkeiten, wo er hätte hin flüchten können, gab es ja nicht.
 

Nachdem ich einige Zeit einfach ziellos umher gelaufen war, schlenderte wieder etwas Stadtauswärts, kickte gelangweilt einen Stein vor mich her und hob gerade rechtzeitig den Blick, um mich noch hinter eine Hausecke flüchten zu können.
 

Was ich sah, brachte mir das ungute Gefühl in meine Brust zurück, welches ich schon heute Morgen hatte spüren müssen, es erdrückte mich förmlich und ich bemühte mich ruhig zu atmet, doch es blieb, drückte meine Lunge ab und ließ mich gegen die Wand sinken.
 

War es für ihn denn wirklich solch ein großer Fehler gewesen, solch ein schlechtes Gefühl, solch ein Ekel, dass er sich sofort das nächstbeste Mädel krallen muss, dass er finden konnte?
 

Ich verfluchte diesen Ort nun dafür, dass er zu klein war, um das vor mir zu verstecken und ich würde alles dafür geben, damit ich es niemals hätte sehen müssen.
 

Er hatte nur einen Arm um ihre Schultern gelegt und trotzdem wollte ich einfach nicht, dass er sie anfasste – Sie, eine wildfremde und nicht… mich.
 

Ich bin egoistisch – es hört sich so verdammt selbstsüchtig an… aber ich kann nicht anders, als so zu denken.
 

Er mit mir zusammen, noch war wirklich etwas zwischen uns, ich kann ihn nicht beanspruchen und trotzdem tut es so verdammt weh.
 

Ich drückte mich weg von der Hauswand, schaffte es einigermaßen, meine Atmung unter Kontrolle zu kriegen und späte dann leise Schluckend hinter der Ecke hervor.
 

Sie waren schon etwas weiter gegangen, doch noch nicht soweit, dass ich nicht ganz genau sehen konnte, wie sein Arm tiefer rutschte und anstatt um ihre Schultern nun um ihre Hüften lag.
 

War ich denn wirklich so auf ihn fixiert, dass es mich so mitnahm, dass zu sehen? Ich schüttelte energisch meinen Kopf und trat dann hinter der Ecke hervor.
 

Yuu verschwand mit seiner neuen kleinen Freundin in ein Haus, das eine etwas größere Bar oder Cafe zu sein schien, hielt ihr sogar die Tür auf, damit sie eintreten konnte und jede seiner Handlungen, ersetzten meine Fassungslosigkeit langsam aber sicher durch Wut.
 

Ja ich war wütend – noch wütender, als heute Morgen, als ich erfahren hatte, dass er mich einfach alleine zurückgelassen hatte und in die Stadt geflüchtet war – vor mir geflüchtet.
 

Aber nicht mit mir, so kann er nicht mit mir umspringen, noch einmal schafft er es nicht, mich eifersüchtig zu machen, jetzt bin ich mal an der Reihe.
 

Schnellen Schrittes folgte ich ihnen und stieß zum zweiten Mal an diesem Tag wutentbrannt eine Tür auf – so gesehen, war Yuu wirklich nicht gut für mich, wahrscheinlich sterbe ich wegen ihm noch an einem Herzinfarkt oder einem Nervenzusammenbruch.
 

Das Café war größer, als man von außen angenommen hätte und schien Treffpunkt für alle jüngeren Leute zu sein, die in diesem Kaff hier irgendwie überleben mussten, es waren erstaunlich viele gleichaltrige, vielleicht gab es hier in der Nähe eine Ländlich gelegene Universität oder ein Internat.
 

Ich blickte mich kurz im Raum um, doch es war nicht besonders schwer, Yuu ausfindig zu machen, denn er war der einzige, der eine Sonnenbrille trug – in Winter.
 

Seine Begleitung schien ziemlich hübsch zu sein, was mich allerdings eher mehr anstachelte als besänftigte. Sie schien ihm irgendwas zu erzählen, während Yuu einfach nur da saß, seine Griffel immer noch an ihr dran und ab und zu nickte. Wenn er sie doch wenigstens nicht so betatschen würde, dann könnte man ja noch meinen, dass es vielleicht nur eine Bekannte war, die er wieder getroffen hatte oder etwas ähnliches, doch er schien auf weitaus mehr aus zu sein, als auf Freundschaft und das schlimmste daran, der Kleinen schien das auch noch völlig recht zu sein.
 

Wie ich dich verfluche Yuu Shiroyama, dich und deinen verdammten Körper.
 

Yuu hob den Kopf und ich spürte seinen Blick ganz deutlich auf mir liegen, er schien misstrauisch, doch er machte keine Anstalten, zu mir herüber zu kommen, oder mich gar zu ihm zu winken. Stattdessen rutschte er nur noch etwas näher – wenn das überhaupt möglich war – an seine Begleitung heran und tat so, als wäre ich gar nicht da, wirklich sehr erwachsen Yuu – na mal sehen, wie lange er noch so gelassen bleibt.
 

Ich wandte mich lieber wieder ab, bevor ich noch mehr zwischen den beiden mit ansehen musste und machte mich lieber meinerseits auf die Suche, nach jemandem, der für meine Pläne geeignet zu sein schien.
 

Okay wer von diesen Leuten hier drin, würde sich auf so etwas Verrücktes einlassen, wie es mein verrücktes Hirn ausgebrütet hatte – richtig! Niemand, da konnte ich mir eigentlich sicher sein und doch viel mein Blick auf einen Typ, der nicht wirklich sehr viel älter als ich zu sein schien und an der Bar herum lungerte. Er hatte mir zwar nur den Rücken zugedreht, doch seine Haare gefielen mir – ähnlich gestylt, wie ich es gerne tat und dazu auch noch Blond-schwarz gefärbt.
 

Ich schlich schon fast zu ihm hinüber und dachte, das mein Herz sicher gleich vor Aufregung aus meiner Brust springen würde, doch ich wollte das hier unbedingt durchziehen, denn ich musste einfach wissen, ob Yuu es ernst meinte, wenn er sagte, dass es ein Fehler war, mit mir zusammen zu sein und ob es ihn wirklich so kalt lies.
 

Unauffällig setzte ich mich neben dem Typen auf einen der drehbaren Barhocker und wippte nervös hin und her, schielte leicht zu ihm herüber und runzelte die Stirn.
 

Seine Frisur war Top, keine Frage und er hatte sich sogar ein Wenig geschminkt, trotzdem irritierte mich etwas: Man konnte seine Nase nicht sehen. Er trug einen länglichen Stofffetzen einmal längs durchs ganze Gesicht. Interessiert wandte ich mich nun doch noch ein Stück zu ihm herum um ihn besser betrachten zu können.
 

„Ist was?“, hörte ich auf einmal eine dunkle, aber angenehme Stimme neben mir – eindeutig von ihm – aber mein Starren hätte wohl letztendlich ein Blinder bemerkt.
 

Er klang nicht wütend oder abwertend, weil ich ihn einfach so angeglotzt hatte, er klang eher etwas belustigt, aber freundlich.
 

Vielleicht konnte das ja doch noch was werden.
 

„Ich… hätte da mal eine ganz verrückte Bitte an dich.“, ich sagte es einfach frei heraus und tatsächlich drehte sich der Fremde nun zu mir herum, mit gerunzelter Stirn: „Okay Typ-von-dem-ich-nicht-mal-den-Namen-weiß-und-der-mich-einfach-so-anquatscht~“, er lächelte: „~mein Name ist Suzuki Akira, aber die meisten nennen mich Reita und du hast Glück, denn ich hatte heute einen ziemlich guten Tag, also schieß los.“, sein Grinsen wurde noch breiter und irgendwie ermutige es mich, endlich mit der Sprache raus zu rücken: „Ich heiße Matsumoto Takanori, aber bitte nen mich doch Ruki. Es… also es geht um einen Freund von mir…“, meine Stimme versagte mir und ich war mir auf einmal gar nicht mehr so sicher, was ich sagen sollte – ich meine konnte ich ihm das denn jetzt einfach alles so erzählen?
 

„Jaaaaaa….?“, er schaute mich wieder fragend an, allerdings immer noch lächelnd und da ich ihn wahrscheinlich eh niemals wieder sehen würde, schloss ich einfach die Augen und ratterte alles runter, so schnell ich konnte, frei nach dem Motto, Augen zu und durch: „Also mein Freund Yuu, ich weiß nicht es ist irgendwie ganz komisch zwischen uns, seit wir hier sind – also wir machen hier so was ähnliches wie Urlaub, glaub ich – er ist wie ausgewechselt, mal ist er nett und dann von einem Moment au den anderen ignoriert er mich wieder und, keine Ahnung ich glaube ich mag ihn mehr, als ich gedacht habe und manchmal hab ich das Gefühl, dass er ebenso denkt und dann ist er auf einmal wieder völlig kalt, flüchtet mehr oder weniger vor mir und schleppt die nächstbeste Weibliche Lebensform ab und ich will doch eigentlich einfach nur Klarheit…und etwas Ruhe.“, ich jappste nach Luft und Reitas Augen wurden immer größer und größer, bis er schließlich zögerlich sagte: „Okay, dass hört sich eindeutig scheiße an, aber wie kann ich dir da bitte helfen?“
 

„Ähm~“, ich kratzte mich am Hinterkopf und blickte kurz in Yuus Richtung: „~also er sitzt da hinten am Tisch und auch wenn es sich jetzt bekloppt anhört, vielleicht könntest du,… also…ähm…“, okay sehr geistreich Taka. Reitas Lächeln verrutscht allerdings keine Sekunde und er erriet es sogar ganz von alleine: „Du willst versuchen ihn mit mir eifersüchtig zu machen und gucken, wie er reagiert – hab ich recht?“
 

Ich nickte nur stumm, kam mir irgendwie fehl am Platz vor, doch Reita legte mir zuversichtlich eine Hand auf die Schulter: „Okay, das ist wirklich eine verrückte Bitte Ruki, aber immerhin fragst du und solange ich nicht mit die schlafen muss, denke ich lässt sich da was machen.“
 

Ich fuhr etwas zusammen, Reita schien wirklich ein offener Mensch zu sein, oder aber er war auf Droge, doch vor ihm stand nur eine fast leere Colaflasche und er roch auch nicht nach Alkohol.
 

„Und wie machen wir das jetzt?“, fragte ich leise und er schaute amüsiert in Richtung Yuu.
 

„Also erst einmal könntest du damit anfangen, mir noch was zu trinken zu bestellen und dann setzten wir uns irgendwo hin, wo es bequemer ist, er uns sehen kann aber wir nicht zu nah sind, dass es aufdringlich wirkt.“
 

Ich merkte schon, der Mann war ein Profi.
 

Er bestellte dieses Mal doch in Bier und wir setzten uns in eine kleine Sitzecke auf der anderen Seite des Raumes.
 

„Mhhh, du hast heute wirklich Glück, er scheint schon etwas irritiert zu sein und die kleine neben ihm ist wohl jetzt auch eher Nebensache. Warum willst du ihn eigentlich mit nem Kerl eifersüchtig machen? Funktioniert doch bestimmt genauso gut mit ner Frau “, er nahm einen Schluck aus seinem Bier und rutschte nun seinerseits etwas näher an mich heran und sah mir direkt ins Gesicht.
 

„Na keine Ahnung, ich hatte ehrlich gesagt nicht so gute Erfahrungen mit Frauen und deine Frisur hat mir gefallen.“
 

„Oh danke. Stimmt ich glaube ich hätte auch mich ausgewählt.“, er strich sich über sein Nasenband und ich musste tatsächlich etwas lachen, Reita war nett keine Frage – nett und völlig verrückt. Mein Blick wanderte leicht in Yuus Richtung, doch bevor ich wirklich sehen konnte, was er im Moment trieb, drehte Reita wieder meinen Kopf zu sich und schüttelte seinen leicht: „Tsutsutsutsutsu, wer wird denn da seine Aufmerksamkeit einmal anderen Kerl schenken, als seinem Date, mhh? Das gehört sich aber nicht.“
 

Er beugte sich ein wenig vor, steifte mit seiner Wange die meine und sprach ganz leise an meinem Ohr: „Du willst doch kein Aufsehen erregen oder? Keine Sorgen ich achte schon darauf, dass er es bemerkt, worauf du dich verlassen kannst.“
 

Ich spürte, wie sich die Haare in meinem Nacken aufstellte und ich mich nur fragen konnte wie ich es geschaffte hatte auf dieser Gott verdammten Welt natürlich den einzigen Menschen zu finden, der einen dermaßen großen Dachschaden hat, dass ihm die ganze Sache hier anscheinend auch noch Spaß macht, geschweige denn, sich überhaupt darauf einlässt - von Uruha mal abgesehen, aber der hat sowieso nicht alle Tassen im Schrank.
 

„Weißt du Ruki irgendwie ist es ja schon niedlich, wie du dich wegen ihm verrückt machst.“, ich spürte seine Hand in meinem Nacken, die leicht auf und ab strich, ab und zu an meinen Haaren zupfte und seine andere, die leicht mein Bein entlang wanderte.
 

„Was glaubst du ist das, was ihn am meisten ärgern würde?“
 

Ich schaute ihn verwirrt an: „Ich weiß nicht…“
 

„Hat er dich schon mal geküsst?“
 

„Nein, soweit waren wir nie. Ich hab ihn zwar mal gefragt, ob er es tun würde, aber es hat abgeblockt, weil er krank war und seitdem haben wir nie wieder darüber gesprochen.“, meine Stimme klang hoch, etwas überrascht über Reitas plötzliche offensive und auch wenn ich es nicht zugeben wollte, es bedrückte mich immer noch, das Yuu mich nicht geküsst hatte – ich wollte es nun um so mehr…
 

„Darf… ich dich küssen?“, nun klang auch Reita etwas zögerlich, doch seine Hand in meinem Nacken glitt hinüber an meine Wange und dirigierte meinen Kopf in seine Richtung.
 

„Ist es nicht etwas merkwürdig, wenn ich einen Typ küsse, den ich noch überhaupt nicht lange kenne?“
 

„Wieso? Er weiß doch nicht, dass du mich eben erst kennen gelernt hast.“, wieder schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen und ich blickte abwechselt von seinen Augen auf seinen Mund und wieder in seine Augen.
 

Es fühlte sich überhaupt nicht falsch an, so nah bei ihm zu sitzen, ich mochte ihn irgendwie, also nickte ich leicht und legte nun zaghaft meinerseits eine Hand auf seine Schulter.
 

Es würde nicht das erste Mal sei, dass mich jemand küsste, doch ich fühlte mich nicht so überrumpelt wie bei Ayaka und es war nun einmal kein Mädchen.
 

Ich fühlte, wie die Aufregung meinen gesamten Körper einnahm, doch das Kribbeln, dass Yuu auf meiner Haut hinterließ fehlte einfach, als Reita sich mir immer weiter näherte, seinen Griff an meiner Wange verstärkte und ich langsam meine Augen schloss. So sollte es nicht sein oder? Vielleicht hatte Uruha recht gehabt und ich sollte meinen ersten Kuss – meinen ersten freiwilligen – wirklich jemandem schenken, dem ich ihn auch wirklich geben wollte und nicht um solch eine Person eifersüchtig zu machen.
 

Ja ich wollte Yuu wirklich küssen, auch wenn ich nicht wusste, wie ich ihn jemals dazu kriegen würde – ich wollte es…
 

Reitas seichter Atem strich über mein Gesicht, mein Herz schlug wahrscheinlich um sein Leben und für einen kurzen Moment hatte ich den Wunsch das alles hier niemals angefangen zu haben, doch nun gab es kein Zurück mehr
 

Er öffnete einen Mund einen klein wenig und…
 

„Er ist weg… und zwar ohne seine kleine Begleitung, die sitzt beleidigt da hinten in der Ecke.“
 

Meine Augen wurden groß, ich schreckte hoch und mein Blick fegte nur so durch den Raum und blieb letztendlich an Reita hängen, als ich Yuu tatsächlich nicht mehr hatte ausmachen können.
 

„Irgendwie hab ich mir schon so etwas gedacht, zum Schluss schien er wirklich am Rande eines Nervenzusammenbruches zu stehen, aber es ist ja noch mal alles gut gegangen.“
 

Völlig perplex lies ich meinen Kopf auf die Tischplatte kippen: „Oh mein Gott… was hab ich da eigentlich gemacht?“, zischte ich vor mich hin und Reita stütze sich neben mir auf seinen Ellenbogen ab: „Ich weiß nicht, dass war deine Idee, ihn eifersüchtig zu machen. Aber ich schätzte mal es hat funktioniert, sonst hätte er die Kleine nicht einfach so links liegen lassen. An deiner Stelle würde ich jetzt aber lieber mal mit ihm reden und sei nicht so schüchtern, sonst kommst du gar nicht voran.“
 

Wie hypnotisiert stand ich auf, doch Reita hielt mich noch einmal am Ärmel zurück: „Schreib mir mal, ich will doch wissen, wie alles ausgegangen ist.“, er steckte mir einen kleinen Zettel in die Hosentasche und schubste mich leicht in Richtung Tür: „Na los und versprich mir zu schreiben.“
 

„Ich ähm… danke Reita… ich verspreche es.“, ich setzte insgeheim diesem Tag ganz oben auf meine Liste der verrücktesten Momente und stolperte schon zu Tür hinaus, als ich es noch einmal hinter mir rufen hörte: „Man sieht sich immer zwei Mal im Leben.“

Was du eigentlich wirklich willst.

Was du eigentlich wirklich willst.
 

Hektisch blickte ich auf der Straße umher, ließ meinen Blick über jeden einzelnen Passanten streifen, doch ich konnte Yuu einfach nicht ausfindig machen. Wieso musste ich es auch immer verbocken, wenn es um ihn ging? Ich war so dumm. Hätte ich einfach frei heraus gesagt, was ich fühlte, hätte es nicht weniger schlimm ausgehen können – er war mein bester Freund gewesen, wie hätte ich bitte jemals denken können, dass er mich, wegen meinen Gefühlen, hassen würde? Nein so war er nicht. Er war immer viel zu nett zu mir gewesen. Er war der einzige, der überhaupt etwas mit mir zu tun haben wollte und wie verdanke ich es ihm? Ich verarsche ihn, verhalte mich total kindisch und eifersüchtig und was das schlimmste ist, ich habe nicht eine Sekunde an ihn und SEINE Gefühle dabei gedacht, immer nur an mich.
 

Ich spurtete zurück zu meinem Fahrrad, in der Hoffnung ihn einzuholen, denn wie ich ihn kannte, lief er höchstwahrscheinlich zu Fuß zurück zur Anlage. Ich konnte mir nicht wirklich denken, wie er sich fühlte, aber es hatte ihn verletzt, ich hatte es schon gesehen, als er mich bei Reita an der Bar bemerkt hatte, trotzdem war ich wieder zu egoistisch gewesen, wollte einen eindeutigen Beweis, dass ich ihm mehr bedeute und was hab ich jetzt davon? Er hasst mich höchstwahrscheinlich und ich kann es ihm nicht einmal verübeln – hasse ich mich selber doch mindestens genau so sehr.
 

Ich versuchte so schnell wie möglich den richtigen Weg zu finden, doch natürlich war ich der einzige Mensch, der es schaffte sich in solch einer kleinen Stadt zu verlaufen. Ich hatte mich doch nicht wirklich weit entfernt von meinem Ankunftspunkt.
 

Ich fühlte mich so orientierungslos. Am liebsten hätte ich einfach angefangen zu heulen, mir war gerade wirklich danach einfach irgendwas kaputt zu schlagen und zu flennen wie ein kleines Kind. Uruha hatte mir helfen wollen, als er Yuu hier her brachte, doch im Grunde hatte er uns allen nur geschadet – trotzdem könnte ich ihm niemals die Schuld geben – nur mir selber.
 

Der Himmel wurde schon von einigen Wolken verdunkelt und ich hasste diese Jahreszeit dafür, dass sie nur so wenig Licht bot. Je dunkler es wurde, desto verzweifelter hetzte ich durch die Gassen, hielt Ausschau nach einem rostigen Zaun, mit einem ebenso rostigen Fahrrad daran.
 

„Scheiße.“, ich fluchte leise vor mich hin, bog wieder in eine Seitenstraße ein, in der ich schon gefühlte hundert Mal gewesen war.
 

Endlich erblickte ich den Zaun, welcher mir gerade wie der schönste Zaun auf Erden vorkam und auch mein treues Rad stand noch zerbeult daran gelehnt. Hastig schwang ich mich darauf und trat so schnell ich konnte in die Pedale, leise betend, dass ich heute bitte wirklich eine Menge Glück hätte und Yuu noch einholte.
 

Die Bäume zogen schnell an mir vorüber, einer nach dem anderen und jeder Versuch mich abzulenken, scheiterte, landeten meine Gedanken letztendlich doch immer bei dem selben Thema – Yuu.
 

Ich musste wirklich verdammtes Glück haben, dass mir nicht aus einmal ein Auto entgegenkam, welches mich zu spät bemerkte und nicht mehr bremsen konnte, denn ich achtete schon lange nicht mehr auf die Straße vor mir, hielt an den Seiten immer nur Ausschau, nach einem langen, schwarzen Haarschopf, doch konnte ich ihn einfach nicht ausmachen.
 

Wahrscheinlich hatte Reita recht gehabt, was meine Glückssträhne betraf, denn endlich, kurz vor der Einfahrt zu unserem Camp sah ich einen wütenden Yuu am Straßenrand, der gerade seinen Frust an einer hilflosen Dose ausließ, indem er diese mit energischen Tritten vor sich her Kickte.
 

„Yuu… warte.“, schrie ich ihm völlig außer Atem zu und beschloss, wenn ich wieder zu Hause war irgendwas für meine Ausdauer zu tun, denn mein hektisches Hecheln, verschlug mir fast die Sprache, auch wenn daran nicht nur die Anstrengung Schuld war.
 

Aoi drehte sich nicht einmal herum, lief einfach weiter, als hätte er mich nicht gehört und auch als ich ihn ächzend eingeholt hatte und vom Rad abstieg um neben ihm her gehen zu können, schaute er nicht einmal zu mir rüber, sondern hielt den Blick starr nach Vorne gerichtet.
 

„Yuu hör mir zu es tut mir leid… jetzt warte doch mal.“, er beschleunigte seinen Schritt, doch ich versucht ihm am Arm zu packen und fest zu halten – er musste mir einfach zu hören.
 

„Was willst du?“, fuhr er mich wütend an und drehte sich ruckartig herum, als ich seinen Ärmel zufassen bekommen hatte. Er kniff seine Augen leicht zusammen und funkelte mich von Oben herab an, sodass ich unter seinem Blick nur noch mehr in mich zusammen schrumpfte, seinen Arm wieder los lies und leise flüsterte: „Ich will doch nur reden.“
 

Er schien mich gehört zu haben, denn er schnaubte verächtlich und wollte sich wieder abwenden und setzte an einfach weiter zu gehen, doch ich holte wieder auf und stelle mich einfach direkt vor ihn, ohne genau zu wissen, was ich eigentlich sagen wollte.
 

„So warst du doch früher nicht.“, meine Stimme drohte mir weg zu brechen und ich musste mich bemühen, nicht wieder in Wut auszubrechen und Yuu wieder so anzufahren.
 

„Früher.“, wieder dieser verächtliche Unterton: „Seit ich dich kenne, geht in meinem Leben alles den Bach runter. Ich bekomme Probleme in der Schule und es gibt immer nur Streit.“, seine Worte trafen mich, denn auch wenn er all die lustigen Momente außen vor lies, die wir gemeinsam erlebt hatten, so hatte er doch recht mit dem was er sagte.
 

„Es gerät alles einfach nur durcheinander. Ich glaube langsam, dass es ein Fehler war her zu kommen.“, ich fühlte, wie ich immer kleiner und kleiner wurde, nicht wusste, wie ich mich wehren sollte, oder schützen. Er klang so ehrlich, direkt und gleichzeitig doch so kalt.
 

Wie ausgewechselt. Wagte nichts zu erwidern.
 

War er es nicht gewesen, der mich damals gefragt hatte, ob ich nicht sein Freund sein wollte, weil er mich mochte und über all die Konsequenzen, die eine Freundschaft mit mir brachte, hin weggesehen hatte.
 

Er ging einfach um mich herum, als wäre ich gar nicht da und flüsterte im Vorbeigehen: „Das war die mieseste Idee, die Uruha je hatte.“
 

Das war es, was mich endgültig aus der Fassung brachte: „Jetzt gib nicht auch noch Uruha die Schuld, du wolltest das doch genauso und jetzt erzähl mir nicht, dass er dich dazu gezwungen hat. Nein Yuu du wolltest Zeit mit mir verbringen und genau das ist der Grund, warum ich dich gerade einfach nicht verstehe. Ich verstehe überhaupt nichts mehr! Warum bist du so? Ich weiß, ich hab Mist gebaut und es tut mir leid. Wirklich.“, meine Stimme rutschte immer höher und nahm irgendwie einen verzweifelten Ton an. Ich versuchte seine Augen zu erwischen, vielleicht aus seinem Blick schlauer zu werden, als aus seinen Worten, doch er hatte mir den Rücken zu gedreht, stand einen Moment einfach nur regungslos da, ohne auch nur Anstalten zu machen, mich an zu sehen.
 

Wie hatte es soweit kommen können? Wann hatte er sich so verändert? Seit wir gemeinsam hierhergekommen waren? Lag es an diesem Ort?
 

Yuu ich werde einfach nicht schlau aus dir und das bringt mich zum verzweifeln.
 

Ich wagte es nicht, ihn auf das Mädchen aus der Stadt an zu sprechen – nein ich traute mich nicht mehr auch nur noch einen Mucks von mir zu geben, hatte Angst, alles nur noch schlimmer zu machen, das falsche zu sagen und ihn endgültig zu verscheuchen.
 

Doch schweigen schien auch keine Lösung zu sein, denn letztendlich, löste Yuu sich aus seiner Starre knurrte: „Du hast keinen Mist gebaut, es liegt nicht an dir, es funktioniert ganz einfach nicht. Ich will jetzt zurück.“, und raste weiter, als hätte ihn mein Fast-Kuss mit Reita einfach kalt gelassen, als wäre dies nicht der Grund für seinen Ausraster, seine plötzliche Flucht, doch das kaufte ich ihm einfach nicht ab, nicht nach alle dem, was gewesen war, nicht jetzt.
 

Ich versuchte mit ihm mitzuhalten, doch die letzten Meter bis zu unserer Hütte, rannte er fast mehr, als dass er ging und ich traute mich auch nicht, ihm noch etwas hinterher zu schreien, denn noch sah ich den Hauch einer Chance, dass er vielleicht doch mit sich reden lies, wenn wir erst weder etwas zur Ruhe gekommen waren – der einzige Strohhalm an den ich mich noch klammern konnte.
 

Er rammte die ohne hin schon modrige Tür zu unserer Hütte auf, sodass man Angst haben musste, er hebe sich gleich aus den Angeln und ich trat, sie vorsichtig schließend hinter ihm in die Hütte. Yuu stand regungslos im Raum eine Hand auf die Stirn gelegt, leise vor sich hin flüsternd: „Was mach ich hier nur. Was…“
 

Ich setzte mich leise auf mein Bett, wagte nicht ihn an zu schauen, würde die Stille zwischen uns nicht mehr lange aushalten können, fühlte geradezu die Anspannung im Raum auf meinen Schultern. Er löste sich ruckartig aus seiner Starre, sah kurz zu mir herüber, doch nie in mein Gesicht, als schämte er sich vor mir, wollte mir nicht zeigen, was er wirklich dachte.
 

„Machen wir uns doch nichts vor, dass Beste ist, wenn ich jetzt einfach packe und Uruha anrufe.“, er klang ruhig und ich könnte schwören, etwas Trauer in seiner Stimme raus hören zu können, vielleicht bildete ich es mir aber auch nur ein.
 

Aber auch, wenn ich klar und deutlich hörte, was er sagte. So wollte ich es doch einfach nicht wahrhaben: „Das ist jetzt nicht dein Ernst!?!“, ich merkte, wie meine Chancen sich langsam in Luft auflösten, meinen Fingern entglitten und einfach nur Verzweiflung blieb - suchte nach Gründen, die ihn vielleicht umstimmen könnten: „Und willst mich einfach alleine hier lassen.“, ich wollte nicht, dass meine Stimme weinerlich klang, nein, ich wollte mich ihm stellen, doch ich konnte ein Schluchzen einfach nicht unterdrücken, ob es nun einfach eine Reaktion meines Körpers war, oder meiner Gefühle, ich konnte es nicht sagen, konnte es nur versuchen zu ignorieren.
 

„Du warst doch der, der immer lieber alleine sein wollte, jetzt hast du, was du willst.“, wie konnte er das einfach so sagen? Ja ich war damals lieber 24 Stunden am Tag alleine gewesen, hatte niemanden an mich heranlassen wollen und er konnte es ja einfach nicht lassen, musste sich in mein Gott verdammtes Leben einmischen, musste sich mir immer wieder aufdrängen, bis ich nicht mehr ohne ihn sein wollte – machst mich abhängig und setzt mich jetzt einfach so aus Entzug, wie grausam und nett zugleich kannst du eigentlich sein Yuu Shiroyama?
 

„Du verstehst doch gar nicht.“, immer noch schaute ich einfach zu Boden, wollte meinen Blick nicht heben, nicht mit ansehen, wie er langsam begann seine Koffer hervor zu holen und einfach alles hinein zu stopfen, während ich regungslos da saß und es nicht verhindern konnte, nichts sagen konnte, um ihn um zu stimmen, nur abwarten.
 

„Scheiß!“, er hielt kurz inne, drehte sich einmal herum und stürmte dann wieder einmal zur Tür: „Ich geh jetzt Uruha anrufen.“, es war ihm alles zu viel geworden, der Druck, der nicht nur auf mir, sondern auch auf ihm lastete, ich konnte es fast verstehen, dass er einfach nur flüchten wollte und trotzdem ärgerte ich mich, dass ich ihn so einfach hatte gehen lassen.
 

Gab es jetzt noch ein Zurück? Hatte es jemals so etwas gegeben? Die ganze Situation hatte sich wie von alleine immer weiter zugespitzt. Vielleicht stimmte es und unsere Freundschaft war von Anfang an zum Scheitern verurteilt – als wäre es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis einer von uns die Fassung verlor und abhaute – doch hatte es so bald sein müssen?
 

Ich schielte zu seinem aufgerissenen Koffer hinüber, in den er seine Klamotten einfach so wie sie waren hinein geworfen hatte. Seufzend stand ich auf, ohne genau so wissen, was ich tun sollte. Ich hatte Angst vor seiner Rückkehr, denn dann würde es nicht mehr lange dauern, bis er fertig gepackt hatte und Uruha hier aufkreuzte. Wir hätte den Armen da nicht mit reinziehen dürfen und fast hatte ich schon ein schlechtes Gewissen deswegen, dass er Yuu hier umher kutschieren musste.
 

Ich zuckte zusammen und wich einige Schritte zurück, als die Tür erneut mit einem lauten Knall aufflog und Aoi zurück ins Zimmer kam – er wirkte gehetzt, als zähle jede Sekunde hier so schnell wie möglich weg zu kommen. Ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit – wenn er jetzt ging, würde er mich dann jemals wieder an sich heran lassen? Oder würde er mir einfach nicht mehr die Tür öffnen, wie er es schon einmal getan hatte. Damals hatte ich ihn überreden können, doch irgendwas sagte mir, das sein Verhalten gerade gar nicht zu ihm passte, dass er sich nicht unter Kontrolle hatte, nicht mal gute Gründe helfen würden, um ihn dann erneut umstimmen zu können.
 

„Er kommt heute Abend nicht mehr.“, seine Stimme klang bissig und ich konnte nicht sagen, ob er wirklich so wütend war, wie er sich gab, oder ob es mehr einer Fassade diente – doch fast machte mir seine harschen Worte etwas Angst.
 

Angst vor Aoi, dem wohl sanftesten Menschen auf Erden, wie konnte so etwas sein?
 

„Ich glaube, es ist besser, wenn ich für heute Nacht in eine andere Hütte gehe.“, wieder dieser kalte Unterton.
 

Er schloss seinen halbfertig gepackten Koffer, griff nach seiner Kulturtasche – er schaffte es einfach nicht, mich mindesten einmal anzublicken, doch ich wünschte mir im Moment nichts mehr – es war wieder diese Ungewissheit, die ich mittlerweile hasste, wie nichts anderes.
 

Vielleicht lies aber auch gerade diese, mich wie aus einem Impuls heraus Aoi in den Weg stellen – zwischen ihn und die Tür. Machte ich es damit nur noch schlimmer? Es war mir egal, in diesem Moment konnte ich eh nicht mehr tun, als nur dies – vielleicht wirklich meine letzte Chance?
 

„Lässt du mich bitte vorbei.“, er verzog keine Miene, sah einfach nur regungslos auf seinen Koffer hinab: „Jetzt mach es doch bitte nicht noch schlimmer, als es ohnehin schon ist.“
 

Ich hätte vor seinen Worten Angst haben müssen, sie hätte mich treffen müssen, ich hätte bei Seite gehen müssen – ich hätte so viel anderes wahrscheinlich getan, doch ich blieb einfach stehen und sah ihn mit großen Augen an: „Ich soll es nicht schlimmer machen? Yuu du kannst mich ja nicht einmal mehr ansehen! Ich weiß nicht, ob du es verstehst und einfach nur zu feige bist es zuzugeben, oder ob du wirklich gar nichts kapierst. Du tust so, als würde es wirklich einfach daran liegen, dass das mit uns beiden nicht funktioniert, weil es einfach nicht sein soll, aber du weißt selber, dass das nicht stimmt. Merkst du nicht, dass du dich selber belügst…?“, ich schrie die letzte Worte, merkte, wie schon wieder ein Schluchzen in mir aufstiegt, setzte alles darauf, es zu unterdrücken – ich durfte jetzt nicht nachgeben, denn dann hätte ich verloren, alles verloren.
 

Er ließ den Koffer sinken, stellte in auf dem Bode ab, doch verharrte dann wieder regungslos, fast wie fest gefroren und vielleicht stimmte das ja auch wirklich, er kam einfach nicht weiter…mit allem…
 

„Bitte, sieh mich doch an, ich weiß ja nie, wann du deine Worte ehrlich meinst und wann nicht.“, ich tat einen Schritt auf ihn zu, wollte die Hand nach ihm ausstrecken, doch nahm sie auf halben Weg wieder zurück – ich durfte ihn jetzt nicht bedrängen, viel zu sehr stand alles auf der Kippe und nur eine falsche Bewegung würde alles zu Fall bringen.
 

„Ich habe immer die Wahrheit gesagt.“, er klang nun ruhiger, drehte seinen Kopf leicht.
 

„Du lügst.“, meine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, doch ich wusste, dass er mich nur allzu gut verstehen konnte. Langsam hob er den Kopf und blinzelte ein paar Mal, bis er meine Augen mit seinen fixierte.
 

Seine Augen waren glasig und ich merkte, dass er verzweifelt versuchte meinem Blick stand zu halten.
 

„Verdammt ich kann das nicht.“, er wollte sich wieder abwenden, drehte kurz die Augen weg, doch traf sofort wieder auf die meinen, als wollte er ausweichen, doch schaffte es einfach nicht.
 

„Wieso musst du alles immer so kompliziert machen?“, nun war er es, der fast schon flüsterte, so leise sprach er und mich schon fast die Luft anhalten lies.
 

Er senkte den Kopf wieder leicht, sodass seine langen Haare ihm leicht im Gesicht hingen, als wolle er sich verstecken: „Warum tust du mir das an? Bringst alles immer nur noch mehr durcheinander.“, er hielt kurz inne: „Wieso bist du überhaupt hier und nicht bei deinem neuen Freund.“, der Hass in seiner Stimme war echt, aber etwas anderes schien ihn zu verdrängen, etwas, dass in mir ein schlechtes Gewissen aufkommen ließ, er klang verletzt – vielleicht war es das, was er wirklich fühlte, sich nur nicht eingestehen und schon gar nicht vor mir zugeben wollte.
 

„Ich… er ist nicht mein „neuer Freund“, ich wollte das nicht… wirklich… Yuu ich weiß es ist nur eine schwache Entschuldigung, aber… ich habe ihn nicht geküsst, falls du das wissen willst… und es ist auch nichts zwischen uns.“
 

Er sah wieder auf, ich spürte, wie sein Blick zu meinem Mund wanderte, ihn fixierte. Ich tat noch einen Schritt auf ihn zu, streckte erneut eine Hand aus, legte sie auf seiner Schulter ab. Er zuckte kurz zusammen unter meiner Berührung ich machte schon Anstalten, meine Hand wieder weg zu ziehen, doch ich ließ sie liegen, denn er wich nicht zurück.
 

„Yuu…“, sein Blick löste sich, huschte wirr zur Seite, als wolle er eigentlich flüchten, doch könnte sich nicht bewegen, selbst wenn er es wollte - strich sich fahrig die Haare aus dem Gesicht. Ich würde ihn gerne beruhigen, doch wusste ich einfach nicht wie – ich könnte ihn vielleicht alleine lassen, doch war das das Letzte, was ich jetzt wollte und auch, wenn er es nicht sagen würde, so glaubte ich auch, dass er das nicht wollte.
 

Er atmete ein, seine Schulter hob sich unter meiner Hand, sachte strich ich mit meinem Daumen über die nackte Haut am Hals, so vorsichtig, dass ich hoffte, er würde es nicht einmal bemerken.
 

„Verdammt… ich sollte das jetzt nicht denken… ich sollte das jetzt nicht… wollen…“, fast verzweifelt klang seine Brüchige Stimme, vielleicht sogar etwas leidend: „Man Taka, was hast du nur gemacht… wieso will ich es trotzdem?“, fast glaubte ich, seinen schnellen Herzschlag spüren zu können, oder war es nur sein viel zu schnelles Atmen, das an mein Ohr drang.
 

„Was …willst du… Yuu.“, wieder nur ein flüstern, doch irgendwie war mir, als kannte ich die Antwort bereits.
 

Mit einem sanften Ruck bewegte er sich auf mich zu, ich spürte, wie seine warmen Hände sich in meinen Haaren vergruben, an meinem Hals entlang strichen… und mein Kopf setzte aus.
 

Auch, wenn er sich stürmisch bewegte, legten sich seine Lippen ganz seicht auf die meinen, ganz vorsichtig, als wüsste er selber nicht, ob das was gerade passierte richtig oder falsch war. Ich wusste es genau so wenig, doch ich dachte nicht nach, schlang meinen Arm, der eben noch an seiner Schulte gelegen hatte nun komplett um seinen Hals, drängte mich ihm noch weiter entgegen, spürte seine glatten Haare zwischen meinen Fingern, seinen warmen Atem auf meiner Haut, so unglaublich nah, seine Berührungen, die ich so sehr liebte und von denen ich hoffte, dass Yuu sie eben so sehr mochte…
 

Meine Hand fuhr hinab von seinem Kopf, den Rücken entlang, drückte ihn an mich und es fühlte sich so gut an, zu spüren wie seine Brust sich hob und senkte, dabei gegen meine drückte - wollte mich einfach nicht mehr von ihm lösen, diesen Moment nicht beenden, in dem ich einfach nicht denken musste.
 

Wie von selbst, verstärkte er den Kuss, lies sich zurück drängen, zurück ins Zimmer, bis er mit den Oberschenkeln gegen den Tisch stieß und sich darauf setzte, mir Platz zwischen seinen Beinen lies. Es fühlte sich so vertraut an, als hätte ich mir das schon immer gewünscht, wollte ihn schon immer so fühlen, so uneingeschränkt.
 

Meine Hand fuhr unter sein Shirt, strich auf seinem nackten Rücken entlang – wie ich seine Haut doch liebte, so glatt und weich. Tastete vorsichtig die Wirbelsäule hinauf, bis zwischen seine Schulterblätter, presste meine gesamte Handfläche gegen seinen Rücken, spürte diese unbeschreibliche Wärme, die durch meine Finger rann. Seine Haare kitzelten leicht in meinem Gesicht, doch das war nicht der einzige Grund, warum ich leicht in den Kuss hinein lächelte.
 

Und doch drückte er nach einiger Zeit sachte gegen meine Schulter, sodass sich seine Lippen wieder von den meinen Lösten, doch seine Hände blieben, strichen weiter durch meine Haare, streiften meine Wange: „Taka…Ich…“, er sah mir in die Augen, ein leichtes Lächeln, auf den immer noch zu einladend wirkenden Lippen, fast schon gierig starrte ich ihn an, merkte, dass ich mehr wollte, zu lange hatte warten müssen: „Ist okay…“, flüsterte ich, darüber reden, was wir taten, konnte wir noch lange genug.
 

Ich drängte mich ihm erneut entgegen, ihn weiter zurück an die Wand, mein Verstand war eh schon flöten gegangen und drückte erneut meine Lippen auf seine. Er ließ es zu, verstand wohl, dass ich mir jetzt keine Gedanken machen wollte und auch er schien schon lange nicht mehr wirklich nachzudenken, tat einfach das, was er wollte.
 

Vorsichtig spürte ich, wie er seine Zunge sachte über meine Unterlippe fahren ließ, zögerte für einen Moment, doch ich gewährte ihm Einlass – man konnte diesen Kuss mit nichts vorherigem vergleichen und mit Ayakas schon gar nicht. Ich hatte bei ihr nichts Gefühlt – bei Yuu war es anders, ich fühlte nichts und trotzdem irgendwie alles, doch am aller meisten merkte ich, wie ich dies schon die ganze Zeit gewollt hatte und zwar von ihm und von keinem anderen. Es machte mich glücklich, ließ meinen gesamten Körper kribbeln und zufrieden in den Kuss seufzen.
 

Er ließ ganz langsam seine Zunge in meinen Mund gleiten, als habe er Angst mich zu verschrecken, taste sich vorsichtig voran, erkundete meinen Mund – es war ein komisches Gefühl und auch, wenn ich es nicht beschreiben konnte, so gefiel mir diese Vertrautheit so ungemein. Vorsichtig stupste er mit seiner Zunge gegen die meine, ich versuchte seine Bewegungen nach zu machen, schaffte es nach einiger Zeit sogar, ihn zurück zu drängen und die Oberhand zu gewinnen.
 

Langsam legte er seine Hände an meine Hüften und zog mich auf seinen Schoss, ohne auch nur für eine Sekunde den Kuss zu unterbrechen. Ich vertraute ihm, dass er mich schon nicht fallen lies und insgeheim genoss ich, wie er mich festhielt, damit ich nicht wegrutschte.
 

Für einen Moment musste wir beide Luftholen, doch Yuu blieb genau so sitzen und ließ mir keinen Moment, mich auch nur annähernd seinem Griff entziehen zu können - doch da konnte er sich sicher sein, dass war das letzte, Was ich wollte.
 

Er gab mir noch einen kleinen Kuss auf die Wange und zog mich dann in eine Umarmung, legte seinen Kopf auf meiner Schulter ab und flüsterte: „Ist es falsch…?“, ich lächelte: „Fühlt es sich für dich falsch an?“
 

Ich spürte ein Kopfschütteln in meiner Hals Beuge und fragte dann eben so leise: „Heißt das, ich muss heute Nacht doch nicht wieder alleine Schlafen? Und du bleibst am nächsten Tag auch mal liegen und haust nicht gleich wieder ab?“
 

Er drückte mich leicht weg, um mich ansehen zu können und eine leichte Röte legte sich auf sein Gesicht, die ich sonst nur von mir kannte: „Taka… glaub mir, dass letzte, was ich heute Morgen wollte, war wegzugehen, aber ich konnte dich einfach nicht ansehen, ich wollte nicht so fühlen, erwischte mich selber dabei, wie ich dich berühren wollte. Ich…wollte einfach nicht einsehen, dass ich so etwas für dich empfinde… ich dachte es wäre falsch…“, er klang so bedrückt und ich wusste nur allzu gut, wie er sich gefühlt haben musste und hoffte, dass wir beide uns nie wieder so fühlen mussten… so Ungewiss.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallööö :D
Natürlich bin ich mal wieder viel zu spät dran :3 es tut mir wirklich leid, aber ich war mir bei diese Kapitel die ganze Zeit irgendwie furchtbar unsicher...
Jetzt hab ich es allerdings so gut es eben ging fertig gestellt und hoffe, das es euch gefällt :D
Danke übrigens, für fast 20 Favos *=* und lasst mir doch vielleicht mal ein kleines Kommi da, wie ihr denkt, dass es weiter gehen könnte oder wie euch das Kapitel gefallen hat, denn ich weiß wirklich nicht, ob es der ganzen Sache nicht doch ein wenig an Spannung fehlt >.<

LG LX Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr lieben :D
Hach ich entschuldige mich lieber jetzt schon einmal dafür, das das Kapitel wieder so doof endet :D zuerst wollte ich es noch länger werden lassen, doch dann wurde das Kapi irgendwie immer länger und länger und dann hab ich den Rest lieber doch auf das nächste verschoben :D
Trotzdem euch viel Spaß damit :3 und ich hoffe ihr haltet es noch bis nächste Woche aus um zu erfahren, was unser kleiner Uruha weiß, was Taka nicht weiß :D

Danke übrigens für die lieben Reviews AWWWWWWWWWR :3 höhö

LG LX ^=^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Na da hat es wohl klick gemacht :D
Ob unser kleiner Taka, jetzt endlich alles wieder in den Griff bekommt, naja wir werden sehen :D

Es tut mir wirklich leid, ich bin am Freitagabend einfach so eingeschlafen >.< und hab deshalb das Kapitel jetzt erst fertig bekommen >.<
tut mir leid ich bin gaaaaanz schrecklich >.<

Dafür verspreche ich in der freien Woche ganz viel zu schreiben und vielleicht zwei Kapitel zu schaffen :D mal schauen :D

Bis dann LX Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Awwwwwwwr na endlich haben sie sich wieder vertragen :D
Boa dieses Kapitel hat mich echt fertig gemacht :D zum einen wollte ich, dass alles soweit wieder in Ordnung kommt, aber es sollte auch nicht zu viel passieren :D das will ich mir noch etwas aufheben für später :D Naja ich hoffe, dass ich ein ganz gutes Mittelmaß gefunden habe :D
Vielen dank für die lieben Kommis :-* :3 die vor allem so regelmäßig kommen :D ihr seid zu lieb für mich <3

Ich hoffe ihr habt Spaß mit diesem Kapitel :D LG LX Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
WAAAAAAAAAAH ich bin irgendwie total unzufrieden mit dem Kapitel >.< aber was soll ich machen, es hat schon total Verspätung, weil ich nicht wusst, was ich schrieben soll - also ich weiß schon, wie es weiter geht, aber der Inhalt des einzelnen Kapitels... und blablabla einfach nur Hölle >.< Vielleicht wisst ihr ja, voran es lag, dass es so mies geworden ist... aber egal ich will jetzt auch gar nicht weiter rummeckern :D

Ich kann euch trotzdem schon mal sagen, dass die nächsten und besonders das übernächste Kapitel wieder spannender wird >.<

LG LX Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallooooo *___*
Erst einmal: sorry sorry sorry, dass das Kapitel mit einem Tag Verspätung kommt, aber meine kleine Schwester wurde gestern Konfirmiert und da musste ich leider anwesend sein :D hehe
Mhhh... vielleicht ist das Kapitel etwas unspektakulär, aber dass muss so sein, weil ich brauchte das als Übergang :D
Jap lasst doch mal eure Ideen da, was Taka so im Camp treiben kann und was Aoi sich einfallen lassen will :D

Bis dann LX Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo :D
Tja wer schafft es bei sommerlichen Temperaturen krank zu werden? Richtig: Ich >.<

Deshalb das Kapitel auch erst jetzt >.<

Ich hoffe ihr hattet trotzdem Spaß mit dem Kapitel und wahrscheinlich kommt in den nächsten Tagen noch ein zweites dazu :D als kleine Entschuldigung :D

LG LX Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Tja :D

Hihihihi was soll ich noch groß dazu sagen mhhh :D

Maaaaan war das ne schwere Geburt :D hehe ja ich hatte echt Schwierigkeiten, das irgendwie schlau hinzubiegen, aber ich hoffe, der erste Kuss hat euch recht gut gefallen :D Hab ich mich doch tatsächlich etwas schwer getan mit dem Kapitel :D
Um ehrlich zu sein finde ich ja schon lustig, dass so ein doch recht wichtiges Kapitel genau Nummer 20 ist :D haha

Naja bis zum 21 :-*

LG LX Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (40)
[1] [2] [3] [4]
/ 4

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  _daydreamer_
2013-12-13T19:58:38+00:00 13.12.2013 20:58
Cool :)
Irgendwie erinnert mich deine FF an mein eigendes Leben^^ Bis auf das Ritzen und das mit den Eltern....
Mir gefällt die FF^^ Außerdem mag ich die art wie du die Personen beschreibst und du baust spannung mit dem geschriebenden auf^^ Ich konnte gar nicht aufhören zu lesen XDD
Und lustig finde ich deine FF auch, ich musste einige male lachen^^
Eigentlich mag ich ja das Pairing Aoi x Ruki nicht, aber bei deiner FF hab ich ne ausnahme gemacht^^ Da haben mich schon die ersten Worte gefesselt...
Ich hoffe du schreibst bald weiter^^ Ich warte nämlich schon ;)

LG
Shiroyama-san

Von:  YuiMadao
2013-07-05T14:45:27+00:00 05.07.2013 16:45
hahaha...wann kam den da Reita drin vor?? So habe ich mich gefühlt, als ich angefangen habe zu lesen...bei der hälfte war ich echt verwirrt...ich habe doch bis jetzt jedes Kapitel gelesen und kann mich auch auf mein Gedächtnis verlassen...und dann hats Klick gemacht^^
Gleich zwei Kapitel hochgeladen...und ich dacht schon...

So dazu das^^

Ich weiß nicht, ob es nur mir so geht...aber die zwei eiern ein bisschen zu sehr um sich herum...sie scheinen mir nicht gerade wortkarg zu sein^^

Wie ich finde, ein Typisches Beispiel, wie man es nicht machen sollte, oder wie man sich alles nur erschweren tut...

Ist ja noch mal gut gegangen...hoffentlich finden beide schnell zueinander^^

Reitas auftritt fand ich echt mal cool...und dass er auch so schnell auf Rukis Bitte eingegangen ist...ich denke mir mal...dass er demnächst auch eine weitere Rolle spielen wird, wie Uruha...zumindest hoffe ich das...bin schon mal gespannt wie es weiter gehen wird^^

GLG Yui
Antwort von: abgemeldet
07.07.2013 21:57
Hups :D ja weil die Woche davor leider keins Kam ( In letzter zeit bin ich irgendwie immer verhindert >.< so nervig) und mein liebes Reviewerlein war auch nit da >.< und tja es kam eins zum anderen :D und deshalb jetzt zwei Kapis ;D

Mhh jap das kann sein :D Aber ich glaube, ich lasse sie jetzt mal endlich in ruhe mit dieser ganzen Verwirrung und helfe ein bisschen :D muss ja auch mal sein :D
Jap für Rei hab ich noch was vorbereitet :D Lang Jährige Planung und so :D hehe nein ich denke, er wird noch eine wichtige Rolle spielen :D

LG LX
Von:  Shinoito
2013-07-01T11:15:33+00:00 01.07.2013 13:15
Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich mich auf die Fortsetzung gefreut habe!! ^^
Du hast den Moment fantastisch beschrieben, wie lange habe ich schon darauf gewartet *-*
Ich finde es schön, dass sich die beiden so schnell versöhnt haben, schließlich sind beide irgendwie nicht ganz unschuldig...
Als du Reitas Haare beschrieben hast, wusste ich sofort, dass er jetzt ins Spiel kommt (und mit dem Nasenband war es dann definitiv xD). Jetzt fehlt nur noch Kai! ^^
Eines meiner Lieblingskapitel, freue mich schon auf das nächste ^o^
lg Amuya
Antwort von: abgemeldet
07.07.2013 21:51
Hat aber auch lange genug gedauert >.< Puhh.... die beiden breiten mir echt Kopfzerbrechen :D
Naja jetzt kannst ja nicht mehr allzu lange dauern, bis sie es geschafft haben ;D und dann fängt eigentlich erst die richtige Story an >.< das "Zusammen bringen" Hat mehr Kapitel in Anspruch genommen als ich gedacht habe >.<
Jap Reirei taucht später wahrscheinlich auch noch mal auf und KawaiiKai wollte ich eigentlich auch noch vorkommen lassen >.< hab nur leider noch keinen Plan wie ich das anstellen soll :D

Leider verspätet sich das nächste Pitel wohl ein bisschen, weil ich übers Wochenende weg war und stress stress stress :D aber ich beeil mich :D

LG LX
Von:  Shinoito
2013-06-23T18:00:12+00:00 23.06.2013 20:00
Sorry dass mein Kommi erst so spät kommt >.<
Ich dachte zuerst, als ich dieses Kapi gelesen habe, jetzt würde der Klassiker mit dem Flaschendrehen kommen. Aber zu zweit geht das natürlich so gut x'D
Aber ehrlich, dieses Spiel würde ich schon eher mitspielen als Flaschendrehen, ich wäre danach nur nicht mehr fähig eine Schneeballschlacht zu machen! :'D
Jedenfalls: Das Kapi ist so verdammt süß!! Ich freue mich auf die Fortsetzung!
lg Amuya
Antwort von: abgemeldet
28.06.2013 17:59


Hey-Ho *__*

Ich fand Flaschendrehen irgendwie ein bisschen zu... naja nein :D das währe iwie zu Klischee :D auch wenn die FF nur so vor Klischees trieft :D außerdem währe das wohl ein bisschen zu offensichtlich :D
Hihi aber trotzdem schön, dass es dir gefallen hat ;D

Eigentlich hab ich die nächsten zwei Kapitel schon fertig, aber mein Beta-chan ist nicht da >.< trauer trauer :D naja sie kommt heute wieder und dann muss sie das heute noch fertig machen, damit ich das hochladen kann :D weil das bei Animexx ja n bisschen umständlich ist sonst mit dem Freischalten >.<gnarf :D aber was soll man machen :D Dann gibts dieses Wochenende halt zwei Kapitel :D

LG LX °=°
Von:  YuiMadao
2013-06-07T07:03:40+00:00 07.06.2013 09:03
huhu, wai wai wai. Irgendwie habe ich mir schon gedacht, dass Aoi da auch aufkreuzten wird. Und ich mache mir da mal keine Sorgen, dass es ihm kalt sein wird. Ich denke mal, dass Ruki ihm da ein wenig behilflich sein wird;)
Uruha ist immer für eine Überraschung gut. Voll nett von ihm. Wie Amor, der ein wenig nach hilft^^
Freu mich schon auf die Ereignisse im Camp^^

GLG Yui


Antwort von: abgemeldet
09.06.2013 13:12
Hi :D Wer hat sich das nicht schon gedacht? :DD
Ja ich glaube wir hätten dann geklärt, dass Uruha der gott Amor ist :D Aaaaaach :D Aber den Rest müssen Yuu und Ru ganz alleine schaffen :D <3
Ich werde mich beeilen :D LG LX
Von:  Shinoito
2013-06-03T15:37:49+00:00 03.06.2013 17:37
Also ist Yuu doch gekommen ^^
Hahaha, meine Vorstellung von Uruha... x'D. Er kommt mir beinahe schon vor wie der Gott von Taka und Yuus Welt ^^ Seine Erscheinung ganz in weiß (auf der Party) und sein Timing... xD. Hat dieser Mann überhaupt ein Fehler?? ^^
Antwort von: abgemeldet
09.06.2013 13:10
Miau >.< aaarrrrf sorry. dass ich jetzt erst antworte, aber ich war irgendwie die Woche über halb tod :D na gut ich war krank :D aber trotzdem :D
Jetzt weiß ich, wie Yuu sich gefühlt haben muss >.< Sorry Aoi Schatz ich lass dich nie wieder krank werden >.<
Er IST ein Gott :D hast du ihn dir mal angeschaut :D so perfekt kann nur ein Gott sein :D hehe Er ist makellos :D und sooo sexy :D hehe

Oki ich werde so schnell wie möglich das neue Kapitel hochladen :D LG LX
Antwort von:  Shinoito
09.06.2013 15:22
Was für ein Zufall! :D Ich hatte genau dasselbe Problem. Ich bin erst gerade noch mit Fieber und mit einer schlimmen Erkältung im Bett gelegen ... ;)
Antwort von: abgemeldet
09.06.2013 15:54
Und man sollte meinen, dass man nur im Winter krank wird aber nein :D haha natürlich erkältet man sich nur, wenn es Draußen schön warm ist >.< na bravo :D
Von:  Ashanti
2013-06-03T08:42:55+00:00 03.06.2013 10:42
Ich kann gerade wegen Uruha nicht mehr xDD
Die Vorstellung oh Gott xDD
Das Kapitel war supertoll und es ist auch echt stark dass du so schnell weitergepostet hast, danke dafuer!
Ich frage mich ob das mit Aoi und der Kaelte wirklich gut geht.. ( . . )
Aber BWAHAHA Uruha mit den Campleitern am Telefon und Rezeptionwie er sich die Naegel macht und stundenlang labert. xDDD
"Was soll das heissen Yuu sieht mir nicht aehnlich? Unsere Eltern sind halt keine Zwillinge pfui, man gleicht sich halt nicht immer wie ein Nagel dem anderen..apropos Naegel...wissen sie eigentlich wie schwer das ist Lack gleichmaessig auf denen zu verteilen..und in der Wintersaison-
"Okay okay Herr Takashima wir glauben ihnen!"
"Nein nein! Hoeren sie zu das ist ne Knuellergeschichte! Also ich hatte da mal ne Freundin die hat doch echt in der Wintersaison gelben Nagellack getragen, ich bitte sie was ist denn gelb fuer eine Farbe? Das wuerde ich nichtmal einem Hund anziehen..apropos Hunde.
moegen sie die Dinger? Ich bevorzuge Enten und Pinguine und Eisbaeren..aber letztere waeren wohl nicht alzu pflegeleicht..aber sie waeren gut fuer die Wintersaison! Ahh genau also um auf meine Freundin mit dem gelben zurueckzukommen-
"HERR TAKASHIMA!! OK OK! IHR BRUDER DARF IN UNSER CAMP!"
"Hm?? Welcher Bruder?"
"Yuu?! Ihr Bruder Yuu Takashima!"
"..? Yuu Takashi...Aah! Na DAS ist doch toll, na dann haette ich nur noch eine Frage: Koennte er zu Takanori Matsumoto in die Huette?"
"JA DOCH JA!! WENN DAS DANN ALLES WAR??"
"Oh ja natuerlich! Vielen Dank!^-^ Ach Gott Huette das erinnert mich an- Huch?"
"Uruha?? Was ist denn jetzt??"
"Er hat einfach aufgelegt, schaetze die Verbindung muss wohl abgebrochen sein.. aber du kannst mit Ruki in ein Zimmer^-^"

Und so sah das in meinem Kopf aus x'DDD
Super ich liebe Uruha echt xDD
Mach bitte bald weiter~
liebe Gruesse^^
Antwort von: abgemeldet
09.06.2013 12:52
Hallo :D
Hahahahahahahhaha alter ich kann gerade wegen deinem Kommi nicht mehr :D Kannst du mit solch geilen ideen nicht früher kommen :D hahahaha man das hätte ich jetzt voll gerne eingebaut :D So genial :D ich muss so lachen :D AAAHH ich liebe Ruha einfach :D
Er ist so geil ;D so vielfältig :D Hehe
Glaub mir er wird noch eine wesentliche Rolle in der Story spielen und auch mal ein ganz anderes Gesicht zeigen, als die verrückte, süße Diva :D <3 Auch wenn ich ihn so am liebsten habe :D

Lass mich ruhig an deinen Ideen teilhaben ich finde die echt gut :D hahah und vor allem Lustig :D SOOO Geil :D

LG LX
Antwort von:  Ashanti
10.06.2013 00:21
Haha ohh haette ich das gewusst xDD
Nyaaa du kannst naechstes ja mal per ENS nach Ideen fragen? :3 Weil ich kenn den Storyverlauf ja nicht wirklich xDD
Aber gut dass das lustig war ich bin naemlich auf gags spezialisiert xD
Uuhh ich liebe das wenn Uruha zuckersuess und auf einmal mega unheimlich wird *^^*
Kanns kaum erwarten wie's weitergeht!! >:3 ♡
Von:  Shinoito
2013-05-31T13:25:15+00:00 31.05.2013 15:25
Hey ^^
Ich vermute mal, dass Taka tatsächlich ins Camp fährt, Yuu es ebenfalls tut (ob angemeldet oder nicht) und die beiden dann abhauen?? Oder sie stellen zusammen das ganze Camp auf den Kopf! xD
Sonst müsste Yuu es nämlich schaffen, Takas Eltern irgendwie davon zu überzeugen, ihn wieder abzumelden und ob er das schafft...
lg Amuya
Von:  Shinoito
2013-05-19T14:03:04+00:00 19.05.2013 16:03
Hey ^^
Ich weiß gar nicht, was du hast! Das Kapitel ist doch toll geworden!
Allerdings hätte ich es beinahe übersehen. Mit deinem Kapitel wurden noch etwa vier neue hochgeladen (sodass deine FF weiter unten war) und ich werfe immer einen kurzen Blick auf die Liste der neusten FFs und habe dabei gedacht: "Ach schade, da ist noch kein neues Kapitel dazugekommen" und erst später habe ich es entdeckt! xD
lg Amuya
Antwort von: abgemeldet
24.05.2013 17:20
Hi :D
JA das weiß ich ja selber nicht so genau >.< mimimimimi
Awwwwr :D vielleicht sollte ich Warnschilder aufstellen oder sowas :D Naja eigentlich kommen die Kapitel bei mir immer am Wochenende, also kannst du ziemlich sicher sein, dass eins hochgeladen wird :D :3
Und wenn nciht, dann sag ich schon bescheid ;)

LG LX
Von:  -Sugar-Pain-
2013-05-19T10:30:23+00:00 19.05.2013 12:30
Ein neues Kapitel ^-^
Und ich mag des Kapitel, ich finde du hast es gut beschrieben.
Ich mag einfach die Art wie du schreibst, ich will das auch können. >.< Ich hab bei meinen FFs immer des Gefühl das die so.. langweilig rüber kommen und.. unspannend.
Vielleich kommt mir das aber auch nur so vor xD
Auf alle fälle ein sehr schönes kapitel, auch wenn sich ein paar fehler eingeschlichen haben. Deshalb die Frage: hast du eigentlich nen betaleser? xD

Lg fiia

Antwort von: abgemeldet
19.05.2013 12:51
Hihi :D oh danke :D

Nein ich glaube das ist ganz normal ich denk mir bei meinen Kapiteln auch immer: boa das ist doch haaaaammer langweilig :D aber glaub mir das denkt man glaube ich nur selber :D hehe also trau dich auf jeden fall was hoch zu laden am ende kommt es ja eh nur darauf an, das die Leser es mögen :D :3

Ja ich habe einen Betaleser nur auf Animexx ist das immer so schwer, mit dem ausbessern der fehler, weil das meistens immer wieder neu freigeschaltet werden muss >.< und wenn ich das kapitel vorher noch zu meinem beta-chan schicke, dann muss ich es noch später hochladen >.< verzwickte situation aber noajaaaaa :D vielleicht ersetze ich an einem Tag mal alle texte durch die korrigierten, dann kann man zwar die ganze Fanfik für n Tag oder so nicht lesen aber dann ist es immer hin richtig :3

Lg Lx *=*
Antwort von:  -Sugar-Pain-
19.05.2013 14:05
Ja ich glaube auch, des kommt einem immer nur selber so vor xD Man selbst kann das aber auch immer so schlecht beurteiln finde ich. Und bei manchen Kapiteln denk ich mir echt immer 'Wer zur Hölle liest so nen Scheiß?' xD
Aber letztendlich gibts dann doch Leute die sich das gerne antun. Und das ist ja die Hautsache :D

Und ich hab das Problem auch immer mit meinem Betaleser. Ich schreib meine Kapitel immer auf den letzten Drücker, weil ich so wenig Zeit dafür hab und meistens komm ich dann immer erst viel zu spät dazu sie hochzuladen. Und wenn ich sie dann noch zum Betaleser schick kommen sie noch später. Aber gegen ein paar kleine Fehlerchen dürfte wohl keiner was einzuwenden haben, solange mans noch lesen kann und die Story gut ist^^

Und jetzt verbring ich meine Zeit schon wieder damit dir nen viel zu langen Text zu schreiben, an statt an meiner FF >.<


Zurück