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Turks lieben kompliziert

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Oh man, da habe ich mir ja was eingebrockt xD Viel Spaß beim lesen und Entschuldigung dass es diesmal wirklich lange gedauert hat.
*Muffins hinstell*
Das nächste Kapitel kommt schneller, versprochen! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Oweh.... ist das letzte Update doch so lange her? Verzeiht mir, aber bei mir war einiges los. Allein der eher unfreiwillige Umzug hat mich einges an kreativer Energie gekostet. Es tut ganz schön weh, wenn man von jetzt auf gleich von seinen Freunden getrennt wird.
Das hier ist auch nur ein kurzes Zwischenkapitel. Ich verspreche, das das nächste Kapitel schneller kommt.
*verbeug* Sorry~
Viel Spaß beim Lesen~ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So, wie versprochen: ein neues Kapitel!
*Kekse dalass*
Viel Spaß beim Lesen~ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Halli Hallo~
Nach sehr langer Pause widme ich mich wieder mal Elena und Tseng. Ich hatte sehr viel privat um die Ohren, so dass ich, leider nicht mehr dazu gekommen bin an meinem Lieblingspairing weiterzuarbeiten. Ich entschuldige mich hiermit bei meinen Lesern und wünsche euch viel Spaß beim neuen Kapitel.

Ich gelobe Besserung und ab sofort gibt es jeden Dienstag und Samstag ein neues Kapitel.

LG Strife_Cloud Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo~
Eigentlich gibt es keine Entschuldigung dafür, dass es diesmal so lange gedauert hat. Ich hatte ein Kreatief und die Tatsache, dass ich mich dem Ende nähere mit dieser Geschichte, macht mir zu schaffen. Ich plane bereits eine Fortsetzung und hoffe, dass mir dadurch der Abschied von dieser hier leichter fallen wird. Keine Sorge, ihr werdet noch genug Kapitel bekommen...
So, genug gelabert. Viel Spaß beim neuen Kapitel <3 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallihallo ihr Lieben~
Endlich melde ich mich mal wieder. Ich hoffe ihr hattet alle einen guten Start ins neue Jahr. 2017 wird mein Jahr, vorallem was meine Fanfiction angeht. Viel Spaß mit Elena und Tseng! (Bitte dreht dem armen Tseng nicht den Hals um xD)
LG Strife_Cloud Komplett anzeigen

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Prolog

Es war ruhig in Edge. Die Sonne war bereits am untergehen, nur noch sanft schickte sie ihr letzten roten Strahlen über die Straßen. Die meisten Gassen waren aber schon in Dunkelheit getaucht. Durch eine dieser dunklen Gassen huschte nun ein Schatten, so schnell, das er mit bloßem Auge kaum sichtbar war. Der Schatten tauchte in eine noch dunklere Gasse ab, wurde aber abrupt langsamer als mehrere Männer am Gang vorbeigingen und laut lachten. Als die Gruppe vorbei war, folgte ihnen der Schatten unauffällig. Die Truppe betrat eine Bar namens „Siebter Himmel“. Der Schatten, der sich als junge Frau in einem schwarzen Anzug herausgestellt hatte, runzelte die Stirn. „Mist.“, fluchte sie leise und ließ danach einige sehr erlesene Worte auf Wutai los. „Elena, so etwas sollte man als Frau aber nicht sagen…“, sagte eine Stimme und direkt hinter der Frau glitt ein Mann mit feuerroten Haaren, elegant die Wand hinab. „Reno, mir ist das grundsätzlich egal…“, sagte Elena und starrte weiter verbissen auf die Tür. „Sag mir lieber was wir machen sollen.“, fügt sie hinzu und Reno zuckt mit den Schultern. „Was wohl…Wir warten bis die Zielperson den Laden verlässt. Dann folgen wir ihm. Ist doch logisch.“, antwortete Reno lässig und lehnte sich gegen die Wand. Dann zückte er sein Handy und wählte eine Nummer. Elena seufzte. Klar war das logisch, aber die Bar, die das Zielobjekt betreten hatte, gehörte Tifa Lockheart und ob sie so scharf darauf war einen Drogendealer in ihrem Laden zu haben? Elena mochte Tifa nicht besonders, aber das schien auf Gegenseitigkeit zu beruhen. Nun gut, war ja eigentlich kein Wunder. Avalanche und die Turks haben sich noch nie richtig verstanden. Obwohl die Turks bei dem Kampf gegen Kadaj und seine Bande Cloud tatkräftig unterstützt haben.
 

„Elena, der Boss sagt du sollst rein und Tifa sagen, wer der Typ ist. Ach ja, und ihn natürlich beobachten.“, sagte Reno und klappte das Handy zu. Dann sah er auf und seine blaugrünen Augen begegneten einem wütenden Killerblick. „Wieso ich?“, fragte sie und er lächelte nur. „Elena, wer von uns beiden ist auffälliger? Du oder ich?“, fragte er und spielte an seinem langen Zopf rum. Elena seufzte schwer. Das wiederrum war auch logisch. Bei den Turks war so vieles logisch. Sie schimpfte innerlich über sich selbst. „Und was wenn Strife auch da drin ist?“, fragte sie und blickte sich schnell um. Reno lachte. „Du hast doch nicht Angst vor dem Helden?“, hakte er nach und Elena lief rot an. Angst war es nicht, nur immer noch Wut, obwohl der letzte Kampf gegen Cloud über drei Jahre zurücklag. Das wusste Reno genau, aber wusste auch, dass ihr Boss Tseng da keine Ausnahmen machte. Reno wusste auch, das Elena in letzter Zeit kaum noch Lust hatte zu arbeiten. Was aber an Tseng lag und ihren Gefühlen für ihn und nicht an ihrem Job. „In Ordnung. Ich gehe rein, aber du wartest hier, okay.“, sagte sie dann und er nickte. „Klaro Süße, wer würde denn eine so hübsche Frau alleine lassen?“, fragte er und erntet erneut einen Killerblick. Dann drehte Elena sich um und ging in die Bar. Reno schüttelte den Kopf. „Meine Güte, Elena du brauchst unbedingt Urlaub.“, murmelte er leise, dann verzog er sich in eine dunkle Gasse, um dort auf das Zielobjekt zu warten.

Im "Siebten Himmel"

Etwas nervös betrat Elena die Bar und sah sich flüchtig um. Das Zielobjekt saß mit seinen Leuten an einem der größeren Bartische und ein Mann mit langen schwarzen Haaren und roten Umhang nippte in einer dunklen Ecke an einem Glas Wein und musterte sie eindringlich aus seinen roten Augen heraus. Ansonsten war die Bar noch leer. Elena nickte dem Mann zu, der leicht zurück nickte und sich dann, offenbar gelangweilt, wieder seinem Wein zuwandte. Sie runzelte leicht die Stirn, warf Vincent Valentine noch einen kurzen Blick zu und ging dann zu der Bar. Während sie sich auf den Barhocker setzte, dachte sie über Valentine nach. Das sie und Tseng ausgerechnet diesem Mann ihr Leben zu verdanken hatten, passte ihr gar nicht. Tseng hatte sich, nach guter Manier, bereits bei ihm bedankt und ihn anschließend gefragt ob er denn nicht das ein- oder andermal den Turks aushelfen könnte. Elena, Reno und Rude waren erstaunt gewesen, als der doch sehr geheimnisvolle Ex-Turk zugesagt hatte, wenn auch unter sehr strengen Bedingungen. Bisher hatten sie seine Hilfe noch nicht in Anspruch nehmen müssen, worüber Elena doch eher froh war.

Eine junge Frau erschien hinter der Bar und sah Elena stirnrunzelnd an. „Hallo, Elena…“, sagte Tifa langsam und ihr Blick wurde misstrauisch. „Cloud ist noch nicht zurück.“, teilte sie dann mit und Elena zuckte mit den Schultern. „Wegen ihm bin ich auch nicht hier.“, antwortete sie bissig. Sie wusste genau, was Tifa im Moment dachte. Jedes Mal, wenn die Turks im „Siebten Himmel“ auftauchten, wollten sie mit Cloud sprechen. Meist hatte das bisher nichts Gutes geheißen.

Tifa unterbrach ihren Gedankengang. „Sag nicht, du bist zum Trinken hier. Reno und Rude, okay. Aber dich habe ich bisher noch nie hier gesehen.“, sagte Tifa, doch ihr Blick hatte sich merklich entspannt. „Nein, zum Trinken bin ich auch nicht hier.“, antwortete sie kühl, denn Reno hatte Elena vor den Getränken im „Siebten Himmel“ gewarnt. Die Cocktails waren wohl sehr stark und die Schnäpse nur die Besten. Elena wusste, was sie vertrug und was nicht. „Ich habe einen Auftrag.“, sagte sie leise und Tifa schien zu verstehen. Sie blickte kurz in die Ecke in der die Männergruppe saß.

„Kaffee?“, fragte sie dann lächelnd. Elena nickte leicht verblüfft. Offenbar hatte Tifa nicht vor sie rauszuwerfen. Stattdessen stellte sie Elena eine Tasse Kaffee hin, kam um die Bar herum und setzte sich neben Elena. „Welchen?“, fragte sie schließlich leise und Elena sah kurz zu der Gruppe. Dann wand sie sich seufzend ihrem Kaffee zu. „Der Typ mit der Brille.“, antwortete sie ebenso leise. Tifa sah sie an. „Was hat er denn gemacht?“, sagte eine dunkle Stimme und die beiden Frauen zuckten zusammen. Vincent war von hinten an die beiden herangetreten und hatte offenbar gelauscht. Elena atmete tief durch. „Drogendealer, Organ-und Menschenhandel…, das übliche eben.“, sagte sie achselzuckend und Vincent schnaubte. „Um sowas kümmert ihr euch heute? Ist das nicht eher unter eurem Niveau?“, fragte er dann ohne Umschweife und Elena nickte leicht. „Eigentlich schon, aber Tseng schiebt uns momentan alles zu, was er kriegen kann. Fast so, als ob er mich und Reno aus dem Büro haben wollte. Die Juniors sind für den Auftrag eigentlich zuständig.“, sagte sie betrübt und Tifa sah sie interessiert an. Doch bevor sie etwas sagen konnte, rief einer der Männer nach ihr und sie ließ Elena und Vincent alleine. Elena nippte an ihrem Kaffee, der verdammt stark war und begann ihren Gedanken nachzuhängen. Warum gab Tseng ihr nur solche Aufträge? Sie waren langweilig und eigentlich Grundlagenarbeit. Sollten doch die Juniorturks den Job übernehmen. Sie begann zu rechnen. Seit zwei Wochen hatte sie Tseng nicht mehr persönlich gesehen. Die Aufträge hatte sie entweder per Mail, per Telefon oder über Reno erhalten. So ging das nun seit etwa vier Monaten. Dabei hatte sie gehofft, dass sich durch die Folter durch Kadaj etwas geändert hätte. Hatte es sich zwar, immerhin hatte er sie zur Senior-Turk befördert, aber ansonsten ging er ihr aus dem Weg. Sie seufzte frustriert. Der Mann war einfach ein gefühlskalter, unsensibler und schweigsamer Macho! Aber trotzdem liebte sie diesen Mann. Und das vom ersten Tag an.

Elena sah auf, dabei begegnete sie Vincents Blick. Der Ex-Turk schien sie die ganze Zeit beobachtet zu haben. Elena wurde rot, was der Mann offenbar lustig fand, denn ein leises Lächeln umspielte seine Lippen. Sie drehte rasch den Kopf weg und sah wie ihr Zielobjekt zahlte und aufstand. Sie zog aus ihrer Tasche ein Handy, tippte eine kurze Nachricht, dann stand sie auf, warf einige Gil auf die Bar und verließ, mit einem letzten Blick auf Vincent, die Kneipe.

Im nächsten Moment tauchte sie in die Dunkelheit der Straßen ab und folgte Reno und dem Zielobjekt.

Unverständnis

Tseng seufzte leise und blickte auf die Uhr. Es war schon weit nach 10 Uhr und er saß noch immer in seinem Büro. Allerdings ließ das Licht auf dem Gang, welches weich durch sein Türfenster einfiel, darauf schließen, dass er nicht der einzige war, der noch arbeitet. Tseng stand auf, streckte sich und stellt sich dann vor das große Fenster. Edge war zwar eine junge Stadt, aber sie stand Midgar in nichts nach. Das Nachtleben blühte, was allerdings auch dazu führt das die Kriminalitätsrate stieg. Seit dem letzten Kampf gegen Sephiroth war ein halbes Jahr vergangen. Geostigma verschwand langsam endgültig aus dem Weltbild der Menschen. Rufus Shinra hatte in den vergangenen sechs Monaten die Shinra Energy Value aufgebaut, zusammen mit den vier Turks. Offiziell waren sie nur noch zum Personenschutz da, inoffiziell gingen die Turks wieder ihren früheren Aufgaben nach: die Drecksarbeit erledigen. Das hieß, die Turks durften Verbrecher jagen, denn eine offizielle Polizei gab es noch nicht und alle Bemühungen der WRO und Shinra eine zu erschaffen misslangen bisher. Was wohl hauptsächlich daran lag, das in Midgar die Soldatabteilung und die Turk die Polizei gewesen waren und die Leute sich daran so sehr gewöhnt hatten, das sie das auch nicht ändern wollten. Tseng seufzte erneut. Zu ihrem Nachteil. Denn so hatte er verstärkt Leute einstellen müssen, von denen nicht einmal die Hälfte die ersten zwei Monate überlebt hatten. Tseng schüttelte den Kopf und ging zu seinem Schreibtisch zurück. Eigentlich schrumpfte das Team immer wieder auf die drei Seniorturks zurück, die ihm und dem Präsidenten die Treue hielten. Reno, Rude und Elena.

Es klopfte leise an seiner Tür. „Herein.“ Die Tür wurde schwungvoll geöffnet und der Second Command betrat den Raum. „Ich hätte nicht gedacht, dass du noch mal zurückkommst. Wie lief der Auftrag?“, fragte Tseng lässig und Reno ließ sich in den Stuhl vor dem Schreibtisch fallen. „Alles erledigt. Elena war ein bisschen frustriert, weil der Typ sich zu schnell ergeben hat, aber nun ja, du weißt ja wie sie ist.“, sagte Reno und grinst leicht. Tseng schüttelte den Kopf. „Sie soll sich nicht an solchen Kleinigkeiten aufhängen, sondern ihren Job machen.“, sagte er ruhig und Reno verzog das Gesicht. „Bist du nicht ein bisschen grob zu ihr?“, fragte er schließlich und musterte Tseng eindringlich. Tseng hasste es, wenn er das tat. Reno war mit seiner lässigen Art schon so manches Mal bei ihm angeeckt, aber diese eindringliche und ernste Seite mochte er an Reno gar nicht. Das war Renos Killerseite, die gnadenlos war. Dafür hatte er Reno zum Second Command gemacht. In letzter Zeit nutzte er diese gnadenlose Seite voll aus, wenn er mit Tseng alleine war und sich das Thema Elena zu wandte. „Ich wüsste nicht wieso.“, sagte er und kannte die Antwort bereits. „Na hör mal, du ignorierst sie, schickst ihr die Aufträge per Mail, oder schickst mich, sendest sie von Auftrag zu Auftrag und gibst ihr Aufträge, die ja wohl völlig unter ihrem Niveau sind. Was ist los mit dir?“, sagte Reno, blieb dabei aber völlig ruhig und gelassen. Weiterhin fixierte er Tseng mit seinem Blick und Tseng erwiderte nichts. Er wusste das alles. Er wusste, dass er dem Mädchen unrecht tat, aber er ging ihr lieber aus dem Weg, als mit ihr einen Raum zu sein. Reno zuckt mit den Schultern, stand auf und ging zur Tür. „Es ist ja deine Sache, aber übermittel ihr den nächsten Auftrag persönlich, okay?“, sagte er noch, dann fiel die Tür zu. Tseng blieb gedankenversunken zurück.
 

Reno ging über den Flur in sein Büro. Er verstand Tseng nicht. Nicht das er seinen Boss jemals verstanden hätte, aber meistens hatten seine Aktionen einen sinnvollen Hintergrund und hier erschloss dieser sich nicht. Reno ließ sich in seinen Stuhl fallen und schloss kurz die Augen. Er war müde, was an den vielen Aufträgen lag, die offenbar kein Ende mehr nahmen. Die Junior-Turks waren nicht sonderlich hilfreich, egal wie viele sie noch einstellen würden. Er seufzte und wand sich dann dem Bericht zu.

Eine Stunde später klopfte es leise an seiner Tür und Elena trat ein, ohne eine Antwort abzuwarten. Sie sah müde aus und hielt eine Akte in den Händen, welche sie ohne Umschweife auf seinen Tisch legte und dann wieder verschwinden wollte. „Elena, warte mal.“, sagte Reno plötzlich und sie schrak zusammen. Sie drehte sich um, sah Reno schmunzeln und sah ihn fragend an. „Wie geht’s?“, fragte er und sie sah ihn vorwurfsvoll an. „Wir hatten vorhin zusammen einen Auftrag. Warum fragst du mich wie es mir geht?“, fragte sie spitz. Sie wusste was Reno wissen wollte, doch sie hatte im Moment keine Lust darauf einzugehen. „Wie wär es, wenn du einfach antworten würdest?“, hakte er nach und sie seufzte. „Reno… mir geht es schlecht, ich bin müde und habe keinen Bock mehr auf Arbeit. Woran das liegt, weißt du auch. Also wenn du nichts dagegen hast würde ich jetzt gerne heim gehen und mir die Augen ausheulen. Zufrieden?“, fragte Elena zynisch und Reno begann zu lachen. „Sorry Kleines, aber war nicht so gemeint. Elena, du weißt, wenn du Hilfe brauchst sag uns Bescheid, ja?“, sagte er sanft und Elena nickte. „Gute Nacht, Reno.“, sagte sie und verschwand. Reno schüttelte den Kopf. Wie lange Elena wohl das noch durchhielt? Er verstand weder Elena noch Tseng. Das die beiden einander mochten war ihm klar, doch offenbar zogen es die beiden vor das zu ignorieren. Jeder auf seine Weise. Tseng ignorierte Elena und Elena tat so, als ob sie es nicht bemerken würde. „und das beginnt langsam etwas zu nerven.“, murmelte Reno und rieb sich die Stirn.

Albträume

Kapitel 3

 

Elena schloss die Tür ihrer Wohnung auf. Sie war froh zu Hause zu sein. Hier musste sie niemanden Rechenschaft ablegen, wurde von niemand anderen belästigt oder ignoriert und konnte einfach sie selbst sein. Was in dem Fall hieß, dass sie sofort, nach dem die Tür zu war, sie an dieser hinunterglitt und zu heulen begann. Ein beinah tägliches Ritual. Sie konnte nicht anders. Aber das Tseng sie offenbar zu ignorieren zu versuchte und sie ihn schon seit Wochen nicht mehr gesehen hatte, zerrte an ihrem Nervenkostüm. Normalerweise konnte sie sich recht gut beherrschen, aber seit etwa einer Woche brach sie jedes Mal zusammen, sobald sie zu Hause war und heulte erst mal ausgiebig. Sie schniefte und stand dann wieder auf. Ihre Tränen wegwischend ging sie ins Bad und stellte die Dusche an. Nach einer heißen Dusche fühlte sie sich meistens besser. Anschließend kochte sie sich eine Tasse Tee und setzte sich auf ihr Sofa. Und war in Gedanken sofort wieder bei Tseng. „Argh, man, kann er nicht einfach mal aus meinen Gehirn verschwinden?“, fragte sie in den Raum rein. Wieso musste sie sich ausgerechnet in diesen Macho verlieben? Wieso? Hätte es nicht Reno oder Rude sein können? Nein, sie musste sich ja in den Mann verlieben, der so gefühlskalt war. Das Peinliche daran war, das jetzt offenbar sogar Vincent Valentine etwas bemerkt hatte. Elena stöhnte frustriert auf. Wann hatte das angefangen? Wann hatte er angefangen sie zu ignorieren? War etwas passiert? Hatte sie irgendwas verpasst? Oder war er schon immer so gewesen und fiel es ihr erst jetzt auf, weil sie zwei Jahre quasi zusammengewohnt hatten? Nein, vorher war er nicht so gewesen, das wäre ihr aufgefallen. Lag es vielleicht an der gemeinsamen Folter durch Kadaj? Sie schüttelte den Kopf und versuchte diese Gedanken zu vertreiben. Schlimm genug, dass sie noch immer unter Alpträumen litt, dass sie jetzt schon freiwillig darüber nachdachte, das kam gar nicht in Frage. Seufzend stand sie auf, stellte die leere Tasse ins Spülbecken und ging ins Bett. Nachdem sie das Licht gelöscht hatte, schlief sie recht schnell ein.

 

Elena stöhnte. Das Messer von dem Silberhaarigen zog zwei tiefe Wunden unterhalb ihrer Brust. Dann träufelte er etwas auf die Wunde, die sofort heftig zu brennen begann. Sie schrie auf. „Sag mir, wo ihr Mutter versteckt, dann brauchst du keine Angst mehr vor Schmerzen haben.“, sagte die sanft Stimme direkt neben ihrem Ohr. „Ich weiß nicht wovon du sprichst…“, zischte sie vor Schmerzen. Aus den Augenwinkeln sah sie Tseng nur ein paar Meter neben ihr liegen. Er war bewusstlos. Blut lief von seiner Stirn und aus seinem Mundwinkel. Sie spürte einen neuen Schmerz in ihrem linken Arm, spürte wie sich die zwei Klingen tief hinein schnitten und stöhnte wieder vor Schmerzen auf. Doch egal was dieser Mann tat, sie sagte nichts. Irgendwann verlor sie das Bewusstsein. Ein Schrei ließ sie wieder zur Besinnung kommen. Ihr Körper fühlte sich kraftlos an, überall hatte sie Schmerzen und sie spürte ihre Kleidung an ihren Wunden kleben. Langsam drehte sie den Kopf und sah wie der Silberhaarige Tseng quälte, der allerdings auch nichts sagte. Langsam wurde sie sich der aussichtlosen Lage bewusst, in der sie waren. Seit Tagen wurden sie nun gefoltert ohne Aussicht auf ein Ende. Auf Überleben mochte sie gar nicht mehr hoffen. „Offenbar wollt ihr nichts sagen, nun denn, dann werden wir unseren Bruder fragen.“, sagte der Mann und drehte sich um. Dann verließ er die Lichtung. Elena konnte es nicht fassen. Er verschwand einfach. Sie sah wie Tseng sich bewegte. „Herr Direktor? Tseng?“, flüsterte sie leise und er sah sie mit schmererfüllten Gesicht an. „Du dummes Mädchen… warum bist du nicht mit Reno verschwunden?“, fragte er leise und ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Weil… weil… ich wollte dich nicht alleine lassen…“, antwortete sie und stöhnte vor Schmerzen auf. Die Schnittwunden unterhalb der Brust erschwerten ihr das atmen. „Danke…“, flüsterte er, dann spürte sie, wie er sanft ihre Hand umfasste. War er ihr doch so nah? Sie spürte Tränen die ihr die Wangen herunterliefen. Jetzt konnte sie es ihm sagen, was sie für ihn empfand. Doch der Silberhaarige kehrte zurück und begann zu lachen. “Wenn ihr zu turteln noch so viel Kraft habt, habt ihr doch sicher auch die Kraft uns etwas zu erzählen.“, sagte er wütend und stieß seine Klinge in Elenas Oberschenkel.

 

Elena schreckt hoch. Schon wieder. Fast jede Nacht träumte sie davon. Fast jede Nacht schreckt sie hoch. Immer wieder spürte sie die Klinge, die Schmerzen und die Angst. Tränen liefen ihre Wangen hinunter. Sie griff nach ihrem Handy und wie viele Nächte zu vor, wollte sie Tseng Nummer wählen. Sie war schon bei der letzten Ziffer, da klappte sie das Handy zu. Tseng würde sie auslachen, wenn er erfahren würde, dass sie solche Probleme hatte. Sie sah auf die Uhr. Es war drei Uhr morgens, Tseng würde sie killen, wenn sie jetzt anrufen würde. Langsam beruhigte sich ihr Herzschlag. Ihre Gedanken begannen wieder klar zu werden. Nein, sie konnte Tseng nicht anrufen. Dass sie mit diesem Problem nicht klar kam, würde er vermutlich nicht verstehen oder missverstehen. Denn ein Turk musste mit allem klar kommen. Egal mit was. Kam er nicht mit allem klar, konnte er den Job nicht ausüben. Elena seufzte und wischte die Tränen weg, dann kuschelte sich wieder in das Kissen. Schnell war sie wieder eingeschlafen.

 

Einige Straßen weiter lag Tseng in seinem Bett und starrte die Decke an. Er hatte wieder schlecht geträumt. Die Folter von Kadaj war die schlimmste die Tseng bisher mitgemacht hatte. Aber sein Gewissen war nur getrübt, weil Elena auch darunter leiden musste. Er wusste, dass sie litt, er wusste, dass er ihr helfen konnte, aber er wusste nicht, wie er ihr helfen sollte. Tseng setzte sich auf. Er hatte sich mittlerweile damit abgefunden das er keinen Schlaf finden würde. Reno hatte es heute geschafft. „Was ist los mit dir?“, hörte er noch immer. Die Frage ging ihm nicht aus dem Kopf. Was war los mit ihm?

Überraschung

Der Wecker piepste mit einem schrillen Pieps-Ton. Elena stöhnte, drehte sich auf die Seite und erschlug den Wecker beinah. Ihre Lust aufzustehen, noch dazu so früh am Morgen, hielt sich in Grenzen. Langsam drehte sie sich auf den Rücken. Wieso überhaupt aufstehen? Damit Tseng ihr wieder einen Auftrag geben konnte, der unter ihrem Niveau war und so langweilig, dass ihr ohnehin schon angespanntes Nervenkostüm noch mehr gereizt wurde?

Elena seufzte. Sie hatte keine Lust, in ein vollständig von Männern dominiertes Büro zu gehen. Von den meisten Junior-Turks wurde sie schräg angesehen. Nur Reno, Rude, Tseng und der Präsident ließen ihr Wertschätzung entgegen kommen. Na ja, zu mindestens Reno und Rude. Tseng ignorierte sie und der Präsident war zu beschäftigt, als dass er irgendjemandem Wertschätzung entgegenbringen konnte. Die anderen Frauen im Betrieb beachteten Elena ebenfalls nicht, da sie die einzige weibliche Turk in gehobener Stellung war. Sie verfluchte ihr Leben, beschloss dann aber doch aufzustehen, denn wenn Tseng sie schon ignorierte, dann wollte sie seine Aufmerksamkeit nicht in der Form von Ärger bekommen.

Lustlos schleppte sie sich ins Bad und begann sich für die Arbeit fertig zu machen. Den Blick in den Spiegel vermied sie dabei, solange es ging. Die Nacht hatte sicher wieder ihre Spuren hinterlassen. Seit Wochen schlief sie schlecht, ihre Träume wurden von Kadaj und Folter beherrscht und fast jede Nacht endete es mit einem Heulkrampf ihrerseits.

Die Türklingel riss Elena aus ihren Gedanken und sie sah auf die Uhr. Sie hatte noch eine gute Stunde Zeit. Verärgert öffnete sie die Tür und ein gut gelaunter Reno stand vor ihr und grinste sie an.    „Morgen, Elena. Ich dachte, ich hole dich mal ab“, sagte er leichthin, ihren morgendlichen Killerblick missachtend.     

 „Reno, du denkst zu viel. Ich muss erst in einer Stunde in meinem Büro sitzen“, antwortete sie und er grinste noch breiter.

„Stell dir vor: Du musst heute nicht ins Büro.“

„Wie bitte?“, fragte sie verdutzt. „Habe ich irgendwas verpasst? Oh, warte… nein, Reno, sag mir nicht, ich habe einen neuen Auftrag, von dem ich nichts weiß…“

„Doch, genau so ist es, Süße“, zwitscherte er, dann zwinkerte er ihr zu. „Keine Sorge Kleines, der Auftrag ist super leicht.“

„Reno, nenn mich noch einmal ‚Kleines‘ und es knallt“, antwortete Elena und streichelte bedächtig ihre Pistole. Reno beäugte die Waffe misstrauisch.

„In Ordnung. Komm schon, sie werden nicht ewig warten“, erwiderte er und Elena zog eine Augenbraue hoch. Während sie ihr Jackett anzog und ihr Handy in die Tasche steckte, dachte sie nach. Wer würde nicht ewig warten?

Der Weg zu Renos Firmenwagen kam ihr unendlich lang vor und als sie eingestiegen waren, beschloss sie, Reno einfach zu fragen.

            „Reno?“

            „Mh?“ „Wer wartet denn auf uns?“, fragte sie zaghaft, so als ob sie die Antwort fürchtete.

„Ähm… Strife, Valentine, und die neue Junior-Turk“, antwortete Reno und Elena gefror das Blut in den Adern.

            „Wer wartet auf uns?!“

            „Mensch Elena, reg dich ab. Du, Strife, Valentine und die Neue werdet nach Gongaga, Nibelheim und Nord Corel gebracht. Ihr sollt die Labore überprüfen“, erklärte er schnell, bevor Elena sich erneut aufregen konnte. „Der Job ist super leicht und gleichzeitig kannst du dich mit deiner neuen Kollegin vertraut machen.“

            „Ja, super. So habe ich mir die nächste Woche vorgestellt“, kam als zynische Antwort von der Beifahrerseite. „Hör mal, jetzt ist erst mal die Besprechung, dann werdet ihr heute Nachmittag losfliegen. Immerhin kannst du nicht ohne Gepäck reisen. Und ich wette ihr werdet mehr Spaß haben, als wir im Büro“, versuchte er sie zu beruhigen.

Elena schnaubte nur verachtend. „Offenbar haben wir unterschiedliche Vorstellungen ‚von Spaß haben‘, Reno.“

Besprechung

Die Besprechung dauerte nicht lange und zeigte Elena, dass wohl auch Cloud und Vincent nicht begeistert waren.

Die Neue, von der Reno gesprochen hatte, stellte sich tatsächlich als Junior-Turk heraus. Ihr Name war Anna, sie war ein Stück größer als Elena, hatte lange schwarze Haare und recht viel Schminke ihm Gesicht. Ein Blick von Reno reichte und Elena wusste, dass er Anna wohl nicht mögen würde. Kein Wunder. In Elenas Augen war die Frau die Perfektion von einer Tussi. Aber der erste Eindruck konnte auch täuschen. Also hoffte Elena einfach auf eine gute Zusammenarbeit mit ihr.

Wenigstens brachte der Tag einiges Gutes. Erstens: Elena war nicht mehr die einzige Frau unter den Turks, zweitens: Sie würde für ein paar Tage außerhalb der Stadt sein und Drittens (und das war das Beste): Sie sah Tseng endlich mal wieder.

 

Nach der Besprechung mit dem Präsidenten Rufus und dem Leiter der WRO, Reeve, sollten die vier sich auf die nächste Woche vorbereiten. Um sechzehn Uhr sollte der Abflug sein.

 „Elena, ich möchte dich noch in meinem Büro sehen“, rief Tseng, bevor diese verschwinden konnte.

„Ja, Herr Direktor“, antwortete sie mechanisch, dann stieg sie mit Reno in den Fahrstuhl. „Wow, er weiß noch, wie du heißt.“
„Reno, ganz schlechter Witz“, bemerkte Elena und stieß ihn in die Seite. „Weißt du was er will?“, fragte sie und er zuckte mit den Schultern.

„Vermutlich geht es um die Neue“, meinte er abschätzig.

 „Du magst sie nicht.“

„War das eine Feststellung oder eine Frage, Elena?“

„Eine Feststellung. Aber mal im Ernst, du kennst sie doch noch gar nicht“, sagte Elena und strich sich eine Strähne hinter das Ohr.

„Magst du sie denn?“, hakte er nach.

 „Kein Plan, frag mich das nach der Woche noch mal.“

„Sehr diplomatische Antwort.“

 „Danke. Glaubst du, Strife und Valentine sind begeistert das eine neue Turk dabei ist?“, fragte sie und folgte Reno aus dem Fahrstuhl in sein Büro.

„Hm…, also Valentine sah nicht so begeistert aus und Strife? Na ja, immer noch schwer zu lesen. Tifa war jedenfalls nicht begeistert bei der Aussicht, dass er eine Woche weg sein würde.“

Elena zuckte mit den Schultern. „Ich bin auch nicht begeistert. Immerhin heißt das eine Woche mit Strife und Valentine alleine sein…“

„Und mit der Neuen“, fügte Reno hinzu, dann ließ er sich auf seinen Stuhl fallen.

 „Ich werde mich mal seelisch auf den Besuch bei Tseng vorbereiten“, sagte Elena und verließ Renos Büro.

 

Sie war gedanklich so mit dem neuen Auftrag beschäftigt, dass sie nicht auf den Weg achtete und prompt in jemanden hinein rannte. Bevor sie allerdings auf dem Boden aufkam, packte sie eine Hand am Oberarm. Sie spürte etwas Metallenes und sah eine Menge rot.

„Entschuldigung“, murmelte sie und sah Vincent mit einem zerknirschten Gesichtsausdruck an. Er erwiderte nichts, sondern zog sie lediglich auf die Beine.

„Du bist doch sonst nicht so unkonzentriert.“ Seine Stimme war tief und jagte ihr einen Schauer über die Haut.

„Ich war gedanklich bei der Mission“, verteidigte sie sich. Vincent erwiderte erneut nichts und sie ging leicht verwirrt an ihm vorbei.

 

In ihrem Büro saß bereits die Neue und sah sie erwartungsvoll an. „Hallo. Ich dachte schon du kommst nicht mehr“, sagte Anna und lächelte Elena an.

 „Hast du auf mich gewartet?“, fragte Elena noch immer leicht verwirrt und schloss die Tür hinter sich.

„Ich wollte mich nochmal ordentlich vorstellen. Also ich bin Anna. Ich freue mich auf unsere Zusammenarbeit.“ Elena schüttelte ihre Hand und spürte sofort, dass sie dieser Frau nicht trauen durfte. Doch um des Friedens willen lächelte sie.

 „Hallo Anna. Ich bin Elena und bin bereits seit vier Jahren dabei. Seit kurzem bin ich eine Senior-Turk. Ich hoffe, wir kommen gut miteinander aus“, antwortete sie. ‚Obwohl ich das bereits bezweifle. ‘, dachte die Blonde und setzte sich auf ihren Platz.

 Die Schwarzhaarige lächelte breit. „Ja, das hoffe ich auch“, zwitscherte sie vergnügt. Elena seufzte innerlich und begann der Junior-Turk zu erklären, welche Aufgaben in den Arbeitsbereich der Turks fielen. Allerdings hinterließen alle ihre Erklärungen einen bitteren Nachgeschmack.

Eingeständnis

Tseng stand vor seinem Fenster und schaute mal wieder auf die belebte Stadt hinab. Er dachte über den neuen Auftrag nach. Der Gedanke, dass Elena eine Woche nicht da sein würde beunruhigte ihn auf eine Art und Weise die ihm nicht gefiel. Seit er mitten in der Nacht aufgewacht war, hatte er viel über die kleine Blondine nachgedacht. Dabei war er zu Erkenntnissen gekommen, die ihm ganz und gar nicht gefielen. Nur mit wem sollte er darüber sprechen, wenn nicht mit ihr selbst?

Kurz blitzte ein Bild vor ihm auf. Tseng schüttelte den Kopf. Mit ihm hätte er sicher darüber sprechen können, aber das ging nun mal nicht mehr. Er war der einzige Mensch gewesen, den er als Freund betrachtet hatte und er hatte ihn verraten. Mehr als einmal sogar. Tseng schloss kurz die Augen. Nein, er durfte nicht darüber nachdenken.

Es klopfte an der Tür. Zaghaft und sanft.

 „Herein.“ Er musste sich nicht umdrehen, um zu sehen, wer eingetreten war.        

„Du wolltest mit mir sprechen“, sagte Elena leise.

„Ja, ich wollte mit dir über Anna sprechen und den Auftrag“, erwiderte er und drehte sich endlich von dem Stadtbild ab.

Er setzte sich und deutete auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch. Sichtlich nervös ließ sie sich auf den Platz gleiten. Er konnte es ihr nicht übelnehmen: Immerhin war er ja selbst schuld an ihrer Nervosität. Tseng nahm sich vor, sie in Zukunft nicht mehr so sehr zu ignorieren, wie in den letzten paar Monaten. Die Blondine sah ihn allerdings recht aufmerksam an, etwas was er auf Grund ihrer Ruhelosigkeit nicht erwartet hatte.

Während er Elena die Daten von Anna vermittelte und noch einmal die Fakten für den Auftrag durchging, musterte Tseng die junge Frau genau.

Elena war eigentlich ein sehr hübsches Mädchen. Ihre blonden Haare, welche sie in dem letzten halben Jahr wachsen lassen hatte, fielen ihr mittlerweile in weichen Locken auf die Schultern. Dadurch wirkte sie femininer und nicht mehr ganz so erwachsen. Die braunen Augen, welchen er nie lange standhalten konnte, wirkten warm und friedlich.

Doch Tseng kannte, genau wie bei Reno, auch bei ihr die andere Seite. Aber selbst in ihrem Killerblick lag noch ein Hauch Zärtlichkeit. Sie wirkte stets unschuldig und freundlich.

Tseng ermahnte sich selbst dazu in Gedanke nicht zu weit abzudriften. Sonst würde Elena vermutlich noch etwas merken.

Elena hörte Tseng weniger zu, sondern lauschte lieber seiner Stimme. Nichtsdestoweniger wusste sie anschließend trotzdem alles Relevante über die Mission und Anna.

 Tseng beendete seinen Vortrag und nahm wahr, dass Elena offenbar keine Fragen mehr hatte. Dies schätzte er an Elena sehr. Man musste ihr nicht alles doppelt erklären. Allerdings bedeutete das auch, dass sie bereits gehen würde, etwas was ihm missfiel.

 „Hast du noch Fragen?“

 „Nein“, beantwortete sie ruhig.

 „Du lügst“, entgegnete er schlicht. Ihre Gesichtszüge entglitten ihr einen Moment, dann senkte sie den Blick.

Fieberhaft schien Elena zu überlegen, wie sie aus der Situation wieder rauskommen sollte. Obwohl sie genau wusste, dass er nicht zulassen würde, dass sie das Büro verließ, ohne das er erklärt bekam, warum sie log. Tseng hasste es, wenn seine Mitmenschen logen. Vor allem, wenn diese genau wussten, dass er es merken würde.

 „Wie lange gibst du Anna?“, fragte Elena schließlich zaghaft.

„Interessante Frage. Eventuell vier Monate, vielleicht auch etwas länger. Wieso fragst du?“, erkundigte er sich etwas überrascht.

„Dein Gespür für so etwas ist untrüglich, deshalb“, war die schlichte Antwort und er ahnte, dass mehr dahinter steckte. Doch er wusste auch, dass Elena kaum darüber sprechen würde.

 „Ziemlich fade Antwort, findest du nicht?“ Sie zuckte mit den Schultern.

 „Vielleicht, vielleicht auch nicht. Warum hast…“, begann sie, unterbrach sich aber, als es klopfte. Tseng schaute sie noch einen Augenblick an, dann wand er seine Aufmerksamkeit der Tür zu. Elena sah wie ein blonder, junger Mann mit makoblauen Augen eintrat.

„Du kannst gehen, Elena. Bitte melde dich, wie abgesprochen, täglich bei mir“, sagte Tseng ruhig und Elena stand auf. Einen Moment lang sahen sich die beiden in die Augen. Dann drehte sich Elena um und verließ den Raum.

Gespräch

Kaum war die Tür hinter Elena ins Schloss gefallen, wand Tseng seine Aufmerksamkeit Cloud Strife zu, der der jungen Frau ein wenig verblüfft nach schaute.

„Kam ich ungelegen?“, fragte er sichtlich unsicher, ob er hier ein wichtiges Gespräch unterbrochen hatte.

 „Nein, wir waren bereits mit der Besprechung fertig. Was kann ich für dich tun?“, beruhigte Tseng ihn und Cloud sah ihn misstrauisch an. Dann schien er sich dafür zu entscheiden, nicht weiter auf die Sache einzugehen.

„Ich möchte etwas wissen“, setzte er an. Tseng schwieg. „Was ist aus seiner Leiche geworden?“

Tseng war überrascht. Er hatte mit allem möglichen gerechnet, nur nicht mit dieser Frage. Cloud schien erleichtert zu sein, dass er die Frage überhaupt ausformuliert bekommen hatte. Kein Wunder, auch Tseng mochte nicht über dieses Thema nachdenken.

„Warum glaubst du, dass ausgerechnet ich etwas darüber wissen sollte?“, hakte Tseng nach. Clouds Augen verengten sich minimal.

„Weil du es warst, der uns jagen lassen hast? Oder weil ihr den Auftrag hattet uns zu fassen?“, erwiderte er und Tseng nickte leicht.

„Ich weiß es nicht. Aber bevor du mich jetzt verurteilst, lass es mich erklären und beantworte mir eine Frage“, begann der Schwarzhaarige und Cloud überlegte kurz.

„Na gut“, entschloss er sich kurz, nahm dann sein Schwert aus dem Gurt und setzte sich auf den Stuhl. Dabei stellt er das Schwert neben sich.        

 „Also, warum willst du das wissen und vor allem warum jetzt?“, wollte er wissen. Cloud musste minimal grinsen, etwas, was Tseng verblüfft schauen ließ.     

„Das sind zwei Fragen“, stellte der Blond sachlich fest und schien erneut nachzudenken.

 „Weil wir auch in Gongaga vorbeikommen. Ich habe seine Eltern damals nicht fragen können, würde mich aber gerne diesmal mit ihnen unterhalten. Deshalb ist es für mich wichtig zu wissen, was damals passierte. Denn als ich an den Ort zurückkehrte, wo er lag, war seine Leiche bereits verschwunden“, erklärte Cloud schließlich und in seinen Augen leuchtete Trauer und Schmerz auf. Tseng seufzte. Dieses Argument war durchaus einleuchtend.

 

„Wir haben seine Leiche in die Shinra gebracht. Er sollte nach Gongaga überführt werden, damit seine Eltern ihm ein anständiges Grab bereiten können.

Allerdings bekam ich zu diesem Zeitpunkt einen weiteren Auftrag rein, bei welchem ich verpflichtet war meine besten Leute einzusetzen. +

Als ich von diesem Auftrag zurückkehrte, war seine Leiche spurlos verschwunden. Es hieß, ich solle keine Fragen stellen. Angeblich war sie in der Zwischenzeit nach Gongaga überführt wurden. Ob sie jedoch dort tatsächlich angekommen ist, kann ich dir nicht sagen. Ich, für meinen Teil hoffe es, denn sonst ist er vermutlich…“

 

„Nein, sprich es nicht aus“, knurrte Cloud. Den Gedanken, dass sein bester Freund auf einem Seziertisch der Shinra-Wissenschaftler gelandet sein könnte, wollte er nicht ausgesprochen haben. Tseng atmete aus.

„Mehr kann ich dir nicht sagen“, fügt er an und Cloud nickte langsam.

„Danke.“

Wofür? Du hast keine Schuld an dem, was damals passiert ist. Ich glaube, wenn jemand Schuld an irgendwas ist, dann ich, der damalige Präsident und Hojo…“, setzte Tseng an, doch Cloud unterbrach ihn mit einem Kopfschütteln.

 „Das war nicht der Grund, warum ich es wissen wollte. Aber falls du dir irgendeine Schuld zuweisen möchtest, dann bitte nicht vor mir. Das könnte sonst schmerzhaft für dich enden“, sagte Cloud leise und Tseng schmunzelte leicht. Er wusste das Cloud es ernst meinte. Aus dem damaligen unsicheren Infanteristen, war genau das geworden, was einen Soldaten ausmachte.

Cloud stand auf und nahm sein Schwert. Tseng stand auf.

 „Cloud?“, fragte er und der Blonde drehte sich verwirrt um.

 „Darf ich dich um einen Gefallen bitten?“ Die makoblauen Augen sahen ihn forschend an, dann nickte Cloud langsam.

„Ich bin vermutlich der Letzte der so eine Bitte haben sollte, da ich nicht mal mein Versprechen ihm gegenüber halten konnte…“. Ein prüfender Blick unterbrach Tseng.

„Welches Versprechen hast du ihm denn gegeben?“, hakte Cloud nach. Tseng seufzte.

 „Bevor ihr nach Nibelheim aufbracht, bat er mich auf Aeris aufzupassen. Ich konnte sie nicht schützen“, erklärte der Turk und sah Verständnis und Wut gleichsam in den Augen aufblitzen, welche aber genauso schnell wieder ruhig wurden.

Dann zuckte Cloud mit den Schultern. „Ich versprach ihm für Zwei zu leben. Das habe ich bisher nicht einmal ansatzweise so hinbekommen, wie ich mir das vorgestellt habe“, erwiderte Cloud und lächelte bei dem Gedanke kurz.

„Scheint wohl so, als ob er uns mit seinen Versprechen beide in Verlegenheit bringen wollte.“ Tseng schmunzelte erneut. „Scheint so.“

Cloud sah ihn neugierig an. „Also, welchen Gefallen hast du?“ Tseng seufzte schwer. Diesen einen Satz zu sagen, kostete ihn einiges an Überwindung.

„Bitte pass auf Elena auf, denn ich möchte sie nicht verlieren“, sprach er schließlich aus, worauf Cloud kurz nachdachte, dann aber nickte und das Büro ohne ein weiteres Wort verließ.

Beginn des Auftrages

„Vincent, Cloud, nun wartet doch mal!“

Vincent und Cloud drehten sich fast gleichzeitig um, als Anna sie rief.

Der Helikopter hatte das Vierergespann kurz vor Nord Corel raus gelassen, da sie sich dem Dorf unauffällig nähern sollten. Cloud verleierte leicht die Augen. Anna ging ihm jetzt schon auf den Geist. Etwas was eine Leistung für sich war, wenn man bedachte, wie ruhig Cloud in der Regel war und er mit zwei Kindern zusammenlebte, welche sehr aufgeweckt waren.

Selbst Vincent, der sogar Yuffie und Reno aushielt, war mittlerweile genervt von Anna. Dabei waren sie noch nicht einmal zwei Stunden unterwegs. Elena dagegen hatte die gesamte Zeit über, genau wie die zwei Herren, geschwiegen. Sie war eine angenehme Mitreisende, was wohl aber hauptsächlich daran lag, dass Anna sie konsequent ignorierte und sie so ihren eigenen Gedanke nachhängen konnte.

 „Was ist Anna?“, fragte Cloud und Elena schreckte aus ihrem Gedanken hoch, denn Clouds Stimme hatte gereizt geklungen. Das hatte immerhin schon Seltenheitswert, dass man in Clouds Stimme Gefühlsschwankungen wahrnehmen konnte. Auch Vincent sah missgelaunt aus.

„Nach was genau suchen wir eigentlich?“, erwiderte Anna arglos und Vincent, Cloud und Elena stöhnten kollektiv auf.

 „Also, das zuhören musst du offenbar noch lernen“, sagte Elena schließlich und Anna sah sie wütend an.

 „Wir gehen jetzt erst mal ins Dorf und werden dort unsere Sachen abladen, dann teilen wir uns auf und suchen nach einem Labor“, erklärte Elena, zum gefühlten 100sten Mal.

Tseng hatte vermutlich Recht. Die Achtzehnjährige würde nicht mal die ersten vier Monate überleben.

„Woher sollen wir denn wissen, ob es hier überhaupt ein Labor gibt?“ Cloud drehte sich um und ging weiter. Man spürte seine Angespanntheit deutlich.   

„Das wissen wir nicht, deshalb sind wir hier“, antwortete der Blonde kühl und Anna begann einen Schmollmund zu ziehen.

„Woran erkennen wir es denn dann?“, hakte sie nach. Cloud schnaubte und lief einfach weiter, während Vincents Gesicht immer tiefer hinter seinem Kragen verschwand, aber Elena sah, wie in dessen Augen etwas aufblitzte, was sie nicht zuordnen konnte. Vermutlich Wut oder Frust (oder eventuell auch Chaos;))

 Elena folgte Cloud, während Vincent Anna noch einmal den ganzen Plan erklärte. Die Blondine holte den Schwertkämpfer ein, der sie kurz von der Seite musterte.

„Warum grinst du? Die Tussi nervt ganz schön“, erkundigte er sich und Elena grinste noch ein Stück breiter, warf einen Blick über die Schulter und als sie sah das Anna und Vincent weit genug weg waren, antwortete sie.

 „Weil Tseng sich diesmal irrt. Er gibt Anna vier Monate, aber wenn das so weiter geht, dann überlebt sie nicht mal die erste Woche.“

 Cloud musste grinsen. Damit hatte Elena nicht ganz Unrecht. Entweder er oder Vincent würden Anna im  Verlauf der Woche noch killen, wenn sie nicht irgendwann still war.

„Du hast mein Mitleid. Immerhin musst du dir das Zimmer mit ihr teilen“, sagte er schließlich und die junge Frau zuckte mit den Schultern.

 „Ach weißt du, ich habe zwei Jahre mit Reno, Rude, Tseng und Rufus zusammengelebt, da überlebe ich die eine Woche mit Anna auch noch.“

Cloud grinste erneut. „Ja, stimmt. Wer Reno überlebt, der überlebt das wahrscheinlich auch“, gab er als zynische Antwort und Elena musste lachen.

Den Rest des Weges schwiegen die beiden sich an, jeder in seinen eigene Gedanken.

 Nord Corel kam bald in Sicht. Das Dorf lag recht einsam in einer Senke und mitten in der Wüste. Der Makoreaktor, der vielen Menschen im Widerstand das Leben gekostet hatte, stand noch immer majestätisch über dem Dorf. Doch nun, wo keine Energie mehr daraus bezogen wurde, war der gesamte Reaktor mit Pflanzenschlingen überwuchert. Das Dorf dagegen hatte es tatsächlich geschafft sich wieder aufzubauen. Die Menschen hier waren glücklich, immerhin konnten sie wieder Kohle abbauen.

 Elena und Cloud blieben kurz stehen, damit Vincent und Anna sie einholen konnten. Der Ex-Turk sah reichlich genervt aus und ignorierte die vor sich hin plappernde Anna mittlerweile, eine reichlich ausgefeilte Taktik von ihm. Cloud wusste, dass er auch so Yuffie ignorieren konnte, wenn er das wollte.

In der Pension waren bereits Zimmer für sie reserviert worden, erstaunlicherweise zwei Einzelzimmer und ein Doppelzimmer. Cloud und Vincent nahmen das Doppelzimmer und überließen den beiden Frauen die Einzelzimmer, worauf beide einen dankbaren Blick von Elena ernteten.

„Ihr habt was gut bei mir“, flüsterte sie, bevor sie Anna die Treppe rauffolgte.

 Das Zimmer war nicht groß, sehr schmal sogar, doch Elena war das recht egal, da es ja eh nur für eine Nacht war. Sie stellte ihre Tasche ab und ahnte, dass Anna mit dem Zimmer wohl kaum zufrieden sein würde. Es klopfte leise an ihrer Tür und sie öffnete.

 Vincent stand davor. „Wir sollten gleich anfangen“, sagte er und sie nickte schwach.

 Aus ihrer Tasche nahm Elena eine Karte, sowie vier schwarze Kästen und eine kleine Schachtel mit Ersatzmunition. Dann folgte sie Vincent in das Zimmer der beiden Männer.

Cloud saß auf einem der beiden Betten und starrte gedankenverloren vor sich hin. Anna kam kurz nach den beiden in das Zimmer und meckerte, wie erwartet, über das Zimmer. Die drei ignorierten sie gekonnt.

 Elena breitete die Karte auf dem kleinen Tisch aus und teilte mit einem Kugelschreiber das Dorf in vier Bereiche auf. Jeder bekam ein Teil zu geteilt. Anschließend verteilte sie drei der vier schwarzen Kästen.

„Da drin sind Head-Sets, über welche wir Kontakt zueinander halten können“, erklärte sie den anderen, dann zeigte sie Anna, wie sie das Head-Set zu benutzen hatte. Cloud und Vincent hatten bereits beide Erfahrungen damit machen können.

Weder Cloud noch Vincent waren begeistert, da ihr Gehör schon empfindlich genug war. Nun auch noch mit Anna verbunden zu sein, ließ die beiden an dem Plan, die letzten Labore von Shinra zu beseitigen, zweifeln. Das Mädchen war vermutlich noch nie einem Monster über den Weg gelaufen. Wenn sie dann losschrie, würde beiden mit Sicherheit das Trommelfell bersten.

 Elena sah den zweifelnden Blick bei beiden, deutet den beiden mit einem kurzen Blick noch zu bleiben, als Anna schon loszog.

Sie stellte die Kopfhörer von den beiden leiser ein. Sie wusste, dass die beiden auch so alles hören würden.

„Damit sind wir Quitt“, murmelte Cloud und verließ den Raum um sich in seinem Bereich umzusehen. Vincent nickt Elena zu und verschwand mit einem wehen seines Umhanges, bevor auch sie lustlos an die Arbeit ging.

Nord Corel

Gestresst seufzte Elena. Am liebsten hätte sie das Head-Set abgestellt, doch dann lief sie Gefahr die Mission zu gefährden. Also ertrug sie tapfer das Geplapper von der Junior-Turk.

Sie ahnte, das Cloud und Vincent vermutlich genau das schon getan hatten, ihr Head-Set abgestellt. Denn von den beiden kam kein Ton.

 Elena sah sich in dem leeren Gebäude um, welches sie vor ein paar Minuten betreten hatte. Es war von außen unauffällig gewesen und nach mittlerweile vier Stunden Suche hoffte sie eigentlich auf keine Erfolge mehr. Sie betrat die Treppe und stieg in den ersten Stock, begleitet von Annas Vortrag darüber, warum die Anzüge der Turks nicht okay waren.

„Anna, tu mir einen Gefallen und halte bitt mal für eine halbe Stunde die Klappe“, tönte plötzlich ein düstere Stimme dazwischen und Elena lief eine Gänsehaut über die Haut. Dann war es still.

„Danke, Vincent“, antwortete Clouds Stimme und Elena musste lächeln. Mal sehen, wie lange Anna durchhielt. Offenbar war Vincents Stimme Bedrohung genug gewesen, denn es blieb tatsächlich still und Elena genoss die Stille. Sie begann das Schweigsame von Cloud und Vincent zu lieben. Etwas was sie auch an Tseng zu schätzen wusste.

 Langsam betrat Elena den Raum links neben der Treppe und fand sich in einer alten Bibliothek wieder. Sie nahm die Waffe runter und sah sich prüfend um, dabei fiel ihr Blick auf ein Regal in welchem Fotos standen. Wieso standen hier Fotos rum, wo doch ansonsten nur Bücher die Regale füllten?

Sie betrachtete die Fotos genauer, doch sie waren so stark verblasst, das nicht mehr viel zu erkennen war. Lediglich auf einem Bild erkannte sie ganz deutlich das Shinra-Zeichen und daneben ein Pentagramm. Genau danach suchten sie.

 „Bingo“, murmelte sie. „Ich habe den Eingang zu einem Labor gefunden“, sagte Elena und gab eine Beschreibung des Hauses durch, in dem sie sich befand.

 

Einige Minuten später betraten Vincent und Cloud den Raum und sahen sich um. Anna kam weitere zehn Minuten später ebenfalls dazu. Vincent hatte in der Zeit den Mechanismus zum Öffnen des Labors entdeckt und machte sich nun daran zu schaffen.

Das Regal mit den Fotos schwang zur Seite und gab den Blick auf eine gewundene Wendeltreppe frei. Elena seufzte.

„Hojo hatte echt eine Schwäche für runde Treppen, was?“, fragte sie und Vincent grinste.             „Vielleicht hat er sich erhofft, dass du schwindlig unten ankommst und er dich ohne großen Aufwand als Versuchsobjekt nutzen kann“, riet er ins Blaue hinein, was Cloud und Elena zum Lachen brachte.

„Zu zutrauen wäre es ihm auf alle Fälle“, verteidigte sich der Ex-Turk. Elena zuckte mit den Schultern, dann machte sie sich an den Abstieg, gefolgt von Cloud. Anna sah einen Moment zweifelnd auf die Holztreppe, doch ein drohender Blick von Vincent brachte sie dazu Cloud zu folgen. Vincent ging zum Schluss.

Elena tastete sich im Dunklen die Treppe hinunter, als sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, warf sie einen kurzen Blick über die Schultern. Clouds Augen leuchteten im Dunkeln, genau wie weiter hinten Vincents Augen in einem dunklen Rotton.       

„Was glaubt ihr werden wir in dem Labor finden?“, durchbrach Annas Stimme die Stille und Elena grinste als sie den ängstlichen Unterton hörte. Allerdings brachte sie die Frage auch zum nachdenken. Was würden sie finden? Noch eine Mutation wie Vincent? Eine weitere Form von Jenova? Bestien? In ihrer Brust zog sich etwas zusammen.

„Hoffentlich nichts“, antwortete sie schließlich. Mittlerweile hatte sie den Grund erreicht und sie zog aus ihrer Jackentasche eine kleine Taschenlampe. Cloud sah sie überrascht an.

„Du schleppst eine Taschenlampe mit dir rum?“, fragte er und sie sah ihn vorwurfsvoll an.

„Ich habe keine Mako- oder Chaos-D Augen“, erwiderte sie und erntete einen bösen Blick von beiden. Elena verkniff sich ein Grinsen, dann folgte sie Cloud den schmalen Gang hinab.

„Sag mal, wenn wir tatsächlich etwas finden, was tun wir dann?“, setzte Anna an und Elena seufzte. „Dann rufen wir Tseng an, der dann ein Einsatzkommando zum Abbau schickt.“

Anna seufzte, dann schrie sie erschrocken auf. Ein Skelett hing an der Wand. Elena schüttelte den Kopf und sah wie Cloud sich das rechte Ohr hielt.

Seine Hand lag bedrohlich auf seiner Klinge, als Vincent auf die Tür deutete, die vor ihnen aufgetaucht war.

„Na, dann mal rein in die Hölle“, flüsterte Elena und Cloud stieß die Tür auf.

Sie hatten mit allem gerechnet, nur nicht damit, dass das gesamte Labor niedergebrannt war. Genau das war aber der Fall: Schwarze Asche lag auf dem Boden, die Wände waren geschwärzt und nur undeutlich erkannte man noch Laborutensilien, wie die Bahre in der Mitte.

            „Tja, das war dann wohl mal ein Labor“, meinte Vincent in die entsetzte Stille hinein.

Nacht in Corel

Müde ließ sich Elena auf das Bett in der Pension fallen. Der Tag war viel zu langsam vergangen.

Anna hatte sie genervt, das Labor war ein Reinfall gewesen und zu allem Überfluss waren sie auch noch in einen mächtigen Regenschauer geraten. Der ganze Auftrag ging ihr jetzt schon auf den Geist. Der einzige Lichtblick war, das offenbar Cloud und Vincent auf ihrer Seite standen.

 Anna verweigerte nämlich die meisten Befehle von ihr, während sie auf Vincent hörte. Das wiederrum lag wohl hauptsächlich daran, dass Vincent unglaublich furchteinflößend geworden war. Seine Laune war immerhin schon im Keller gelandet und wenn er schlechte Laune hatte, so Cloud, sollte man ihm wohl besser in Ruhe lassen. Es sei denn man war scharf auf eine Konfrontation mit Chaos.

Elena seufzte schwer. Das Abendessen war demnach sehr schweigsam verlaufen, anschließend hatten sich alle zurück gezogen. Sie stand auf und ging zu dem Fenster. Eine schlanke Gestalt stand ein Stück weit weg von der Pension. Da es bereits November war und dementsprechend recht dunkel, musste Elena raten, wer es sein könnte. Doch die hellen, in alle Richtungen abstehenden Haare ließen keinen Zweifel zu. Cloud stand draußen und schien zu telefonieren.   

            Elena sah auf die Uhr. Tseng wartete sicher schon auf ihren Anruf, doch bisher hatte sie sich nicht überwinden können. Das Gespräch von heute Mittag, sofern man es als vollwertiges Gespräch betrachten durfte, ging ihr einfach nicht aus dem Kopf. Entnervt schüttelte sie den Kopf.

„Lästige Gedanken vertreibt man so aber nicht.“ Die düstere Stimme ließ sie erschrocken herumfahren.

 „Sag mal, hast du schon mal etwas von anklopfen gehört?“, fuhr sie den rotäugigen an, bevor sich ihr Herzschlag beruhigen konnte.

 „Habe ich, aber mir war langweilig.“

 „Ach so, und da dachtest du: Ich erschrecke jetzt einfach mal die Senior-Turk, die so oder so schon keine Nerven mehr hat?“, hakte sie nach und er zog, offenbar belustigt, die Augenbraue hoch.   „Hast du keine Freunde die du nerven kannst?“ Vincent grinste jetzt breit.

„Doch, aber Cloud ist gerade beschäftigt und außerdem lässt der sich nicht von mir ärgern. Hast du Tseng schon Meldung gemacht?“, antwortet er mit einem leichten Schmunzeln in der Stimme.    Elena schüttelte den Kopf. „Warum nicht?“, erkundigte sich der Mann und ging zu dem Fenster. Sie schluckte und blieb ihm eine Antwort schuldig.

„Irgendwie gefällt mir das nicht“, sagte Vincent unvermittelt und lehnte sich mit den Rücken an den Fensterrahmen. Elena sah ihn fragend an und ließ sich wieder auf das Bett gleiten.

 „Was? Das ich Tseng noch nicht Meldung gemacht habe oder die Tatsache, dass wir vor einem völlig zerstörten Labor standen?“

Vincent betrachtet sie aus seinen roten Augen heraus düster. „Das gefällt mir auch nicht. Aber ich meinte, dass eine Senior-Turk von deinem Kaliber sich mit einer Junior-Turk rumschlagen muss, die nicht mal ansatzweise Talent oder Anstand besitzt“, erklärte er ruhig und Elena wurde rot.

Was sollte das denn heißen? War das jetzt ein Kompliment?

„Ähm…Danke für deine Anteilnahme?“, räusperte sie sich unsicher. Er schüttelte den Kopf. „Ich vertrete lediglich meine Meinung“, erwiderte er und verließ dann das Zimmer.
Elena blieb, mal wieder, verwirrt zurück. Nachdem sie noch einige Zeit rätselte, was Vincent gemeint haben könnte, griff sie nach ihrem Handy und wählte Tsengs Nummer. Nervös lauschte sie dem Freizeichen, welches dreimal ertönte, bevor Tseng den Hörer abnahm.

„Abteilungsleiter Tseng am Apparat.“

„Herr Direktor? Elena hier. Nord Corel ist sauber. Das Labor ist bereits zerstört wurden, bevor wir hier eingetroffen sind, vermutlich von Einheimischen“, erklärte sie knapp, dann hörte sie Tseng seufzen.

 „In Ordnung. Konzentriert euch nun auf das Labor in Nibelheim. Es muss vollständig zerstört werden.“

„Okay.“

 „Ach Elena, wie läuft es mit Anna?“, fragte er unvermittelt und Elenas Augen weiteten sich. Lügen oder die Wahrheit sagen?

 „Gut. Sie muss noch viel lernen, aber sie versucht ihr bestes zu geben“, antwortete sie.

 „Elena, du lügst mich heute schon zum zweiten Mal an“, ertönte es streng aus dem Telefon und sie seufzte. Wie hatte er das bloß gemerkt?

 „Willst du wirklich die Wahrheit hören?“, erwiderte sie zerknirscht.

„Erwartest du jetzt ernsthaft ein Nein von mir?“, war die Gegenfrage. Nein, das erwartete sie nicht.

„Also: Sie nervt. Valentine und Strife sind dazu übergegangen sie zu ignorieren. Auf meine Befehle hört sie nicht, lediglich auf die von Valentine. Desweitern beschwert sie sich in einer Tour über alles und jeden“, erzählte sie und war auf seine Antwort gespannt.

„Warte bitte mal einen Augenblick.“

Das war nicht das was sie erwartet hatte. Aber sie stellte es auch nicht in Frage und wartete eben geduldig. Nebenbei sah sie aus dem Fenster. Cloud stand an einen Baum gelehnt und schien auch noch immer zu telefonieren. Sie fragte sich mit wem er solange sprach. Mit den Kindern oder doch mit Tifa? Sie wusste, dass Cloud eine ganz besondere Beziehung zu dem Jungen Denzel aufgebaut hatte. Für ihn war der Junge wohl schon so etwas wie ein Sohn. Aber wie war wohl die Beziehung zu Tifa? Hatten die beiden mittlerweile eine Beziehung oder trauerte Cloud doch Aeris hinterher, wie viele behaupteten?

„Elena?“ Die tiefe Stimme von Tseng ließ sie hochschrecken.

„Ja?“

 „Erkläre bitte noch einmal explizit, wo genau das Problem mit Anna liegt.“

Sie seufzte und wusste in diesem Moment, dass auch Reno in dem Büro saß. Sie begann erneut zu erklären. Das würde eine lange Nacht werden.

Auf nach Nibelheim

Elena sollte Recht behalten. Die Nacht war zu lang in der Besprechung gewesen und zu kurz im Schlaf. Der Nerv tötende Wecker-Ton des Handys riss sie aus einem unruhigen Schlaf.

Zwei Sekunden später fragte sie sich, wie sie bei dem Krach auf dem Flur der Pension überhaupt schlafen hatte können. Irgendjemand schrie draußen rum, als ob es um dessen Leben ging und Elena war sofort in Alarmbereitschaft. Innerhalb weniger Sekunden hatte sie den Bademantel übergeworfen und stürzte mit ihrer Waffe in der Hand auf den Gang.

Ein schneller Blick verriet ihr, dass das vollkommen unnötig gewesen wäre. Vincent stand an die Wand gelehnt und verleierte die Augen, während Cloud, immerhin ebenfalls mit seinem Schwert in der Hand, verschlafen und fassungslos zugleich, dastand und gleich zu explodieren schien.

 „Guten Morgen Elena. Mach dir keine Sorgen. Unserer Prinzessin ist nur eine Spinne über die Bettdecke gekrabbelt“, erklärte Vincent ihr kühl und drehte sich dann um und ging zurück in sein Zimmer.

 Elena sah ihm fassungslos nach.

„Eine Spinne? Und deshalb kreischst du, als ob Sephiroth selbst vor dir steht?“, hakte sie, weiterhin um Fassung ringen, bei Anna nach.

„Ich habe eine extreme Spinnenphobie“, versuchte diese sich zu verteidigen. Cloud schnaubte deutlich.

„Deswegen weckst du uns und versetzt uns in Alarmbereitschaft? Meine Güte, es ist eine Spinne. Zier dich nicht so. Zieh dich an. Wir brechen in einer halben Stunde auf“, entgegnete Cloud richtig sauer und sah Elena an, welche zustimmend nickt.

Ihr fiel gerade auf, das Cloud lediglich in Boxershorts bekleidet auf dem Gang stand. Sein freier Oberkörper war unglaublich gut trainiert und dementsprechend stark definiert.

„Ein was Gutes hat das ganze ja doch“, schmunzelte sie, als Cloud wütend an ihr vorbei ging. Er blieb stehen und fixierte sie.

„Ich weiß jetzt, dass du verdammt gut aussiehst“, sagte sie kichernd, dann verschwand sie schnell in ihrem Zimmer, bevor er von dem Messer Gebrauch machen konnte.

 

Nach dem eiligen Frühstück, brachen sie fast sofort auf. Ihnen stand ein Tagesmarsch nach Nibelheim bevor. Cloud und Vincent würden sie führen.

Anna hatte seit dem Vorfall mit der Spinne geschwiegen und tat dies auch weiterhin, wofür ihr ihre drei Mitreisenden dankbar waren. Elena lief am Ende der kleinen Gruppe und sinniert über das gestrige Gespräch mit Tseng und Reno. Beide hatten ihr geraten, sich mit Vincent abzusprechen, immerhin wäre er mal Ausbilder bei den Turks gewesen.

Ansonsten konnten sie ihr auch nicht wirklich helfen, schließlich waren sie momentan auf unterschiedlichen Kontinenten. Tseng hatte Elena zwar angeboten, Anna anzurufen und mit ihr zu sprechen, aber Elena hatte abgelehnt, mit der Begründung das Junior-Turks zu Beginn der Ausbildungen meist erst mal Ärger machten. Zu mindestens bis sie sich den ersten richtigen Ärger mit ihren Vorgesetzten einhandelten.

Bisher hatte Anna aber auf Vincent gehört und deshalb hielt Elena ein ernsthaftes Gespräch für unnötig. Dass sie diese Entscheidung bald bereuen würde, war ihr zu diesem Zeitpunkt noch unklar.

Anna hatte sich bald wieder beruhigt und begann jetzt Elena zu einem Gespräch über Klamotten zu bewegen. Ein wenig genervt ließ sie sich auf das Gespräch ein, denn so hatten wenigstens die beiden Männer ihre Ruhe. Wofür ihr die beiden sogar dankbar schienen.

Außerdem war das Gesprächsthema recht einfach. Anna redete und Elena gab einsilbige Antworten. Während die Schwarzhaarige laut darüber nachdachte, wie ihr Hochzeitskleid aussehen sollte, drifteten Elenas Gedanken ab.

Ein Hochzeitskleid…

‚Welche Art von Kleid wohl Tseng gefiel? ‘, dachte sie und stellte sich vor, wie der Wutaianer reagieren würde, wenn sie bestimmte Kleider tragen würde. Sie dachte an den Tag nachdem der Lebensstrom Meteor zerstört hatte.

Damals hatte sie zusammen mit Tseng am Wall Market ermittelt, in deren Verlauf sie sich umziehen mussten, damit sie nicht mehr so sehr auffielen. Sie hatte sich ein Kleid ausgesucht, welches recht knapp gewesen war.

„Hübsch“, hatte Tseng das Outfit kommentiert, aber keinerlei Gefühlsregungen gezeigt. Sie hatte sich gefreut, dass er offenbar nichts dagegen hatte, wenn sie es anhatte. Was würde er wohl sagen, wenn sie das Kleid jetzt anziehen würde?

 Elena lachte innerlich über sich selbst. Als wenn sie heute auch nur noch ein einziges Kleid freiwillig tragen würde. Die Narben, die die Folter hinterlassen hatte, waren deutlich sichtbar, etwas was ihr zu schaffen machte. Sie konnte sich ja nicht mal selbst im Spiegel betrachten. Das war auch der Grund, weshalb sie gegen die Anzüge nichts einzuwenden hatte.

 Sie verdeckten alles.

Plötzlich waren sie wieder da – die Gedanken an die Folter. Vor ihrem inneren Auge sah sie die Klinge mit den zwei Schneiden. Panik stieg in ihr auf.

Vincent und Cloud die ein wenig voraus gingen, blieben stehen und sahen zurück, als sie einen Schrei hörten. Erst dachten sie, dass wieder Anna schrie, doch dann sahen sie Elena in die Knie gesunken war und sich heftig schüttelte. Innerhalb weniger Sekunden waren die beiden Männer bei den beiden Frauen.

„Elena? Alles in Ordnung mit dir?“, rief Vincent, doch die junge Frau war bereits bewusstlos. „Was ist passiert?“, fragte Cloud und Anna zuckte mit den Schultern.
„Ich weiß es nicht. Sie begann plötzlich nach Luft zu schnappen und dann schrie sie“, sagte die Schwarzhaarige und Vincent hob die Blonde hoch.
 „Ich warte in Nibelheim auf euch“, sagte er knapp und verschwand, mit Elena im Arm.

Das wahre Gesicht

Elena wurde durch das Klingeln eines Handys wach. Ein wenig verwirrt sah sie sich um. Sie lag in einem weichen Bett.

Auf einem zweiten Bett, neben ihrem, saß Cloud und sah sie angespannt an.

„Wie geht es dir?“, fragte er schließlich, das Klingeln des Handys ignorierend.

„Weiß nicht, irgendwie ist mir ein wenig schwindlig“, sagte sie schwach und setzte sich auf. Das Handy ging ihr entschieden auf den Geist.

„Wessen Handy klingelt da?“, fragte sie und er zuckte mit den Schultern.

„Vermutlich Annas Handy, denn deins liegt auf dem Nachttisch“, antwortete der Blonde. Während er das sagte, verstummte das Klingeln und sie atmete tief durch.

 „Wo bin ich? Was ist passiert?“ Elena sah sich genauer um. Außerhalb des Fensters war es bereits dunkel. Es musste also Abend sein.

„Du befindest dich in der Pension von Nibelheim und nun ja, was passiert ist, das wüssten wir gerne von dir“, erwiderte Cloud und sah sie forschend an.

 „Du hast gestern  auf einmal geschrien und bist einfach ohnmächtig geworden. Vincent hat dich hergebracht.“ Elena schaute ihn entsetzt an.

„Gestern? Ich liege seit gestern hier?“, stöhnte sie.

„Ja, du hast die ganze Nacht und den Tag verschlafen. Mach dir keine Sorgen. Um Tseng und das Labor haben wir uns gekümmert. Vincent und Anna sind gerade im Labor und zerstören die Überreste. Er wird nachher auch Tseng anrufen“, versuchte er sie zu beruhigen.

Elena hatte indessen das Gesicht in die Hände gelegt und versuchte die Tränen zu unterdrücken.

 „Ich bin so jämmerlich…“, flüsterte sie.

„Bist du nicht. Ich glaube ich weiß, was los war“, gab Cloud zurück und sie sah auf. „Du hast im Schlaf geredet.“ 

Mit einem leichten Lächeln sah er Elena dabei zu, wie sie rot anlief und das Gesicht erneut in ihre Hände sinken ließ.    

„Was habe ich denn gesagt?“, erforschte sie vorsichtig.

„Ziemlich viel… Du hast mehrmals Tsengs Namen gesagt, warum will ich gar nicht wissen, aber du hast auch Kadajs Namen genannt. Hast du Probleme über die Folter hinweg zukommen?“, erklärte er langsam und traf das Problem offenbar auf den Punkt genau.

Ein leises Schluchzen folgte, dann brach die Blondine in Tränen aus. Cloud war mit den Tränen überfordert. Er wusste nicht so recht, was er machen sollte und entschied sich dann dafür zu warten, das sie sich beruhigte. Was Elena ganz recht war.

Als sie sich einigermaßen beruhigt hatte, stand sie auf und streckte sich.

„Ich geh mich mal duschen“, murmelte sie und verschwand im Bad.

Als sie aus dem Bad zurück kam, fühlte Elena sich sofort etwas besser. Allerdings grübelte sie, wie sie Tseng erklären sollte, was in den letzten 24 Stunden Los war. Sie war so tief in Gedanken versunken, dass sie nicht sah, dass Anna nun anstelle von Cloud auf dem Bett saß.

„Nun hast du es endgültig geschafft, was?“, fragte die junge Frau die Blondine, welche daraufhin aus ihren Gedanke hochschrak. Sie sah die lächelnde Schwarzhaarige an und stellt fest, dass diese Frau offenbar sehr frustriert war.

„Ich kann dir nicht ganz folgen…“, antwortete Elena kühl und das Lächeln wurde breiter.

„Natürlich nicht. Aber nur damit du beruhigt bist: So wie du, werde ich bestimmt nicht. Muss schön sein wenn man sich die Gunst der Männer mit seinem Körper erkaufen kann.“

Das saß. Elena sah die Schwarzhaarige an und brauchte einen Moment um zu verstehen, worauf diese hinaus wollte. Dann begann sie zu lachen.

„Wie kommst du nur auf solche Ideen?“, hakte Elena dann, noch immer lachend, nach. Die Schwarzhaarige machte es sich auf dem Bett bequem und sah sie finster, aber immer noch lächelnd an.

„Na hör mal! Du bist die jüngste und einzige Turk, welche es geschafft hat, so schnell zur Senior aufzusteigen. Das hat noch niemand innerhalb von vier Jahren geschafft. Außerdem ist dein freundschaftlicher Kontakt zu dem Second und dem Direktor auch kein Geheimnis. Tja Vitamin-B ist heutzutage eben alles, nicht wahr?“, erklärte Anna und genoss es offenbar Elena zu demütigen.

„Unterstellst du mir gerade, dass ich mit Tseng und Reno geschlafen habe, damit ich eine Rang aufsteigen kann?“ Elena war perplex. Sie hatte sich als einzige Frau in der Turkabteilung schon einiges anhören müssen, aber dass hatte sie noch nicht gehört.

„Ach nur der Direktor und Reno haben sicher nicht gereicht. Ich wette du warst sicher auch schon bei dem Präsidenten im Bett. Und nun hast du dir noch zwei weitere Spielgefährten gesucht. Oder glaubst du vielleicht, ich nehme dir deinen schauspielerisch ausgereiften Zusammenbruch ab?“, fuhr Anna unbeirrt fort.

Das war zu viel: Elena zückte die Waffe und hielt sie angespannt Anna vor das Gesicht. Offenbar hatte sie sich nicht verhört. Anna degradierte sie zur…

„Na komm schon, du kleine Betriebsschlampe. Wenn du mich umbringst, brauchst du doch nur mit Tseng schlafen und er lässt das durchgehen, oder?“, reizte Anna sie weiter.

„Nimm das zurück.“ Elenas Stimme war bedrohlich kalt geworden und ihr Ton ließ keinen Wiederspruch zu. Sie ließ sich ja viel gefallen, aber wenn man anfing den Präsidenten oder ihre Freunde zu beleidigen, dann war bei Elena der Geduldsfaden zu Ende. Das, was Anna da tat, war Rufmord. Noch immer hielt sie die Waffe in der Hand, entsichert war sie auch schon. Elena wusste das Tseng ihr glauben und auch keinen Vorwurf machen würde. Immerhin schadete Anna gerade dem Ansehen ihres Chefs und dem des Präsidenten.

 Dann schaltete sich allerdings ihr Verstand wieder ein. Sie würde die Sache einfach Tseng und Reno überlassen. Die würden sich schon ordentlich um Anna kümmern.

„Nun gut, dann bin ich eben eine, wie sagtest du doch gleich? Betriebsschlampe. Meinetwegen“, schloss Elena das Gespräch ab, drehte sich um und verließ das Zimmer.

Anna blieb verwirrt und verärgert zugleich zurück.

Geständnis

Tseng starrte auf den Bericht, welcher vor ihm lag. Seine Konzentration hatte bereits den Kampf aufgegeben. Stattdessen kreisten seine Gedanken um Elena und das Gespräch mit Cloud. Das Cloud ihm versprochen hatte auf Elena aufzupassen, hatte ihn ungemein erleichtert.

 Gleichzeitig beunruhigte ihn die Tatsache, dass sie in diesem Moment bewusstlos in Nibelheim lag. Cloud hatte ihn zwar versucht zu beruhigen, dass es nicht so schlimm war, aber einen richtigen Grund hatte er ihm auch nicht nennen können, warum Elena zusammengebrochen war.      Tseng schloss für einen kurzen Moment die Augen. War er schuld an ihrem Zustand? Hatte er ihr zu viel zugemutet? Immerhin hatte er ihr in den letzten zwei Wochen jeden Auftrag zugeschoben, auch die anspruchslosen. Dementsprechend war die Zeit, in der Elena sich ausruhen konnte, relativ gering gewesen.

Nein, das war es nicht. Er war sich ziemlich sicher, dass die Blondine bei ihrem letzten Gespräch ausgeruht und nicht müde gewirkt hatte. Oder? Frustriert seufzte Tseng und klappte den Bericht zu. Dann stand er auf und zog sein Jackett über. Wenn er sich eh nicht konzentrieren konnte, konnte er genauso gut nach Hause gehen.

Er war schon an der Tür, als er sich anders besann und sich wieder an seinen Tisch setzte und den Bericht wieder aufschlug. Soweit kam es noch: Das ihn eine Frau vom arbeiten abhielt!

 Erneut versuchte er den Bericht zu lesen, wurde aber von einem Klopfen an der Tür abgelenkt. „Herein“, sagte er entnervt. Reno trat ein und ließ sich auf den Sessel vor dem Tisch fallen.

„Schon was neues von Elena?“, fragte er und Tseng schüttelte den Kopf. Reno seufzte und Tseng musterte seinen Second. Reno sah gestresst und müde aus. Offenbar hatte er sich auch die Nacht um die Ohren geschlagen, wie Tseng, der allerdings nie müde aussah.

„Man, glaubst du wir sind schuld, dass sie zusammengebrochen ist?“, erkundigte der Second und fixierte die Decke.

„Wie kommst du darauf?“

Reno zuckte die Schultern. „Eventuell zu viel zugemutet. Oder sie war nicht richtig ausgeschlafen“, überlegte er und Tseng schüttelte den Kopf.

„Nein. Elena schätze ich da etwas anders ein. Wenn sie übermüdet ist oder überarbeitet, dann hat sie lediglich schlechte Laune und ist leicht reizbar. Bei unserem letzten Gespräch hatte sie allerdings keinerlei Anzeichen von irgendwelchen Krankheiten oder Übermüdung“, erklärte Tseng ruhig und bereute die Aussage sofort, denn Renos rechte Augenbraue war bedrohlich in die Höhe gezogen wurden.

„Gespräch? Welches meinst du? Das über Anna oder das, welches ihr geführt habt, bevor sie aufgebrochen ist? Egal welches du auch meinst: Beides waren keine Gespräche im eigentliche Sinne“, sagte der Rothaarige und der Wutaianer fragte sich in dem Moment, ob er sein Büro mal auf Wanzen untersuchen sollte.

Woher, zum dreimal verfluchten Sephiroth noch mal, wusste er das? Offenbar waren Tseng sämtliche Geschichtszüge entglitten, denn Reno begann schallend zu lachend. Als er sich einigermaßen beruhigt hatte, wischte er sich die Lachtränen weg und hustete heftig.

„Boah! Tseng fassungslos, das ich das noch erleben darf! Meine Güte, glaubst du wirklich, ich würde dich und Elena belauschen?“, hakte er noch immer glucksend nach.

Tseng atmete tief durch, dann schüttelte er den Kopf. Nein das glaubte er nun wirklich nicht. Offenbar hatte es ihn auch noch sprachlos gemacht, ein Umstand über den Reno sich auch amüsierte. Tseng war selten aus der Fassung zu bringen. Eigentlich nie. Der Mann war schlagfertig, ruhig zwar, aber sehr schlagfertig.

„Also, wie gesagt, das waren beides keine Gespräche. Eher höflicher Small-Talk. Man, Tseng, warum stehst du nicht einfach zu deinen Gefühlen?“, begann Reno und Tseng lehnte sich zurück, seufzte und vergrub das Gesicht in den Händen. Dann begann er emotionslos zu lachen.

„Ich soll zu meinen Gefühlen stehen? Reno, seit wann steht ein Turk zu seinen Gefühlen?“, fragte Tseng und Renos Augen verengten sich. Die Stimme von Tseng war emotionslos gewesen, doch sein Blick leicht gesenkt, so dass der Second die Augen seines Vorgesetzten nicht sehen konnte. Ein Zeichen dafür, dass Tseng sich unbehaglich fühlte.

„Nun ja, keine Ahnung. Aber nachdem, was Kadaj dir und Elena angetan hatte, dachten wir, dass du eventuell endlich dazu stehst, das du sie liebst“, antwortete Reno und Tseng sah ihn noch mal an.

„Wie kamt ihr darauf?“

„Kannst du dich denn nicht erinnern?“

„Woran erinnern?“, fragte Tseng leicht verwirrt.

Reno seufzte, dann überlegte er, wie er es richtig ausformulieren sollte. Dann begann er mit leiser Stimme zu erklären.

            „Nachdem Valentine euch gefunden und Erste Hilfe geleistet hatte, benachrichtigte er uns mit Elenas Handy. Als wir eintrafen, war er bereits verschwunden und sie wieder bewusstlos.

Du warst in einer Art Delirium, hast sie im Arm gehalten und dem Arzt eine rein gehauen, als er Elena von dir lösen wollte. Wir haben dich zu zweit festhalten müssen, damit die Ärzte sich um Elena kümmern konnten.

In deinen Augen war deutlich Angst und Panik zu lesen. Ich würde mal vermuten, dass du Angst hattest, sie zu verlieren. Letztendlich mussten sie dir ein Schlafmittel einflößen, damit du dich endlich beruhigst. Deswegen kannst du dich auch nicht erinnern.“

Tseng war durcheinander. Das hörte er heute zum ersten Mal.

„Weiß Elena davon?“

Reno schüttelte den Kopf. Etwas, was Tseng beruhigte.

„Das erklärt aber immer noch nicht genau, woher du weißt, was genau ich empfinde“, erwiderte Tseng schließlich und Renos Augenbraue verschwand hinter dem Pony.

„Also empfindest du doch mehr für sie, als nur Kollegen und Freundschaft?“, versuchte sich sein Second zu versichern. Tseng sah auf seinen Schreibtisch, klappte den Bericht zu und überlegte.

„Ja, ich liebe sie“, gestand er sich und Reno. Diesen klappte der Unterkiefer kurz nach unten, dann fing er sich.

Langsam stand er auf und schlenderte zur Tür. Dort drehte er sich um, grinste über das ganze Gesicht und sagte dann:

 „Ich wusste es nicht, es war nur eine Ahnung, welche du mir soeben bestätigt hast. Herzlichen Glückwunsch, du hast gerade den ersten Schritt in die richtige Richtung getan. Nun gehe den Weg zu Ende und sage es auch noch ihr!“

Dann fiel die Tür ins Schloss und Tseng blieb bestürzt zurück.

Was ist Liebe?

Hallihallo liebe Leser,
 

verzeiht das es diesmal sooooo lange gedauert hat, aber Kapitel 14 hat mich konsequent gedisst. Da die Fanfic schon etwas älter und schon fertig ist, müsste ich nur noch überarbeiten, aber dieses Kapitel hat mir nie gefallen.

Das, was ihr jetzt lest ist die 12. (!!!!!) Version, die einzige die mir tatsächlich gefallen hat.

Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und versprche das Kapitel 15 bald folgen wird:)
 

Kommis sind wie immer erwünscht.
 

LG *Keksschale hinstell* cloudxzack
 

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Elena hatte die Pension hinter sich gelassen und lief nun ohne wirkliches Ziel in Nibelheim umher.

Schließlich beschloss sie sich von der Zerstörung des Labors zu überzeugen und schlug den Weg in Richtung der Shinra-Villa ein. Als sie dort ankam fand sie das Tor geschlossen vor und öffnete es langsam.

Die Shinra-Villa war ein Beispiel für die furchtbare Dekadenz und Prunksucht von Rufus Vater. Es glich mehr einem Schloss, als einem Wohnhaus. Die steinernen Gemäuer waren düster und strahlten eine bedrohliche Aura aus. Die Wasserspeier auf dem Dach konnten die Aura nicht mindern und der riesige Vorgarten war ungepflegt und mit Unkraut überwuchert. Elena hatte schon schönere Häuser gesehen.

Langsam bahnte sie sich einen Weg durch die Dunkelheit und stieg die wenigen Stufen zur Tür rauf. Die Tür ließ sich ohne Probleme öffnen. Leise trat sie ein.

In Gedanken war sie immer noch bei Anna. Was fiel diesem Mädchen überhaupt ein?

Elena stand in der weitläufigen Eingangshalle und sah sich um. Ihr Blick fiel auf einen Lichtschalter und einen Moment lang überlegte sie, ob sie ihn betätigen sollte. Sie wusste, dass die Villa ihren Strom nicht aus dem Makoreaktor bezogen hatte sondern aus einem kleinen Stromgenerator, welche im Keller gelagert war.

Doch die hohen Fenster brachen das Licht des Mondes ausreichend um die Eingangshalle in ein weißes, angenehmes Licht zu tauchen.

Das ganze hatte sogar einen recht romantischen Moment, vorausgesetzt man konnte etwas mit Romantik anfangen, eine Sache die Elena nicht wirklich nahelag.

Der Anblick machte sie eher melancholisch.

Sie ging langsam auf die schwungvolle Treppe zu und setzte sich auf die dritte Stufe von oben. Dann zog sie eine Waffe aus dem Innenfutter ihres Jacketts. Eine silberne Shotgun von Shinra, allerdings wesentlich kleiner und handlicher als die des Präsidenten.

Sie hatte sie an dem Tag bekommen, als Tseng sie zur Senior Turk ernannt hatte.

Es war eine Spezialanfertigung gewesen. Vier Stück hatte er ihr damals ausgehändigt, zusammen mit einer EMS und einigen Schlagringen. Die EMS und die Schlagringe lagen in ihrem Kleiderschrank, ganz unten und gut versteckt. Zwei Waffen trug sie stets bei sich, eine hatte sie als Ersatz im Büro und die vierte in ihrer Wohnung.

Sie musterte die Waffe nachdenklich, dabei glitten ihre Gedanken wieder zu dem Gespräch mit Anna. Wieso wurde sie so bestraft? War das etwa die Belohnung dafür, dass sie sich in den letzten zweieinhalb Jahren so sehr für die Firma eingesetzt hatte? Hatte sie das überhaupt verdient?

Elena schüttelte den Kopf. Erinnerungen stiegen in ihr auf. Erinnerungen an die Dinge die in der Zeit passiert sind, als sie mit Reno, Rude und Tseng in einem Haus gelebt hatte.

Ihre Liebe zu Tseng zu verbergen fiel ihr nicht leicht, aber dass es tatsächlich Leute gab, die dachten, dass sie sich ihre Position durch eine Affäre erlangt hatte, machte ihr Angst. Erneut musterte sie ihre Waffen und dachte einen Moment daran sie gegen sich selbst zu richten.

Liebe tat so unheimlich weh.

Würde Tseng um sie trauern? Würde überhaupt jemand trauern, wenn sie jetzt starb, gerichtet von der eigenen Waffe? Aber wenn sie sich jetzt richten würde, käme das bei Anna einem Eingeständnis gleich. Diese Genugtuung würde sie dieser Frau nicht zu stehen.  

Heftig schüttelte sie den Kopf.

„Ich sagte doch, das man lästige Gedanken so nicht vertreiben kann, oder?“, fragte eine düstere Stimme und sie drehte den Kopf leicht zur Seite.

„Abend Vincent“, antwortete sie steif.

Der große Mann stand ganz oben an der Treppe und schien sie beobachtet zu haben.

„Falls du vorhattest dich selbst zu richten, dann bitte ich um Verzeihung, wenn ich dich dabei gestört haben sollte.“, erwiderte er düster und ließ sich, mit dem Rücken am Geländer, neben ihr nieder.

Elena ignorierte sein Kommentar. Stattdessen betrachtete sie erneut ihre Waffe.

„Darf ich dich etwas fragen, Vincent?“, begann Elena schließlich das Gespräch von vorne. Vincent nickte leicht.

 „Glaubst du das Turks fähig sind zu lieben?“, fragte sie leise, aber ernsthaft. „Oder glaubst du, das dieses Gefühl nur eine Einbildung ist, herausgewachsen aus dem Gefühl der Verzweiflung, weil wir eigentlich nichts anderes sind als Profikiller?“

Vincent sah die Frau perplex an. Solche Gedanken machte sie sich?

 „Weißt du, ich habe das Gefühl, das wir es eigentlich nicht verdient haben, zu lieben und geliebt zu werden. Denn unsere Seelen sind schwarz, so schwarz wie die Nacht. Nicht einmal die reinen Sterne könnten sie beleuchten“, erklärte sie weiter.

Vincent konnte nicht antworten. Über so etwas hatte er sich noch nie Gedanken gemacht. Doch Elena schien gar nicht mitzubekommen, dass sie Vincent gerade schockte. Sie redete einfach weiter.

„Manchmal glaube ich auch, dass ich es nicht besser verdient habe, als von dem Mann, den ich so sehr liebe, ignoriert zu werden. Immerhin habe ich so viele Fehler gemacht.

Und wenn sich eine Turk in einen ihrer Kollegen verliebt, ohne zu wissen, ob dieser den nächsten Einsatz überhaupt überlebt, ist das Wahnsinn, oder nicht?“ Sie seufzte schwer.

 Vincent war wie gelähmt. Er hatte nicht erwartet dass diese kleine, recht unscheinbare Turk, so tiefsinnig sein konnte. Obwohl sie Tseng Schülerin war, etwas was sicher ein wenig Einfluss hatte.

„Ich glaube nicht, dass das Wahnsinn ist. Ich gehe Recht der Annahme, dass es sich bei dem Kollegen um Tseng handelt?“, hakte er nach und versuchte sie so ein wenig aus der Tiefe ihrer Gedanken zu reißen. Sie nickte schwach.

 „Deine Argumente sind recht einleuchtend, aber wie wäre es, wenn du mal mit Tseng darüber sprichst? Weiß er, was du für ihn empfindest?“

Elena schüttelte den Kopf und wurde leicht rot.

„Ich fürchte mich.“

 „Wovor?“

„Vor der Ablehnung. Ich kenne Tseng mittlerweile fast vier Jahre. Genauso lange liebe ich ihn auch schon, glaubte ich zu mindestens. Doch mittlerweile bin ich mir da nicht mehr so sicher.“, nuschelte sie und warf Vincent einen unsicheren Blick zu.

„Was ist Liebe eigentlich?“

 Vincent schüttelte den Kopf.

„Das kann ich dir auch nicht sagen. Ich kann dir nur sagen, dass Liebe mit Schmerzen verbunden ist. Mehr weiß ich nicht.

Aber du bist im Unrecht, wenn du glaubst, dass ihr Turks es nicht verdient habt zu lieben. Auch wenn ihr Profikiller seid, so seid ihr dennoch Menschen, die dieselben Bedürfnisse wie jeder andere hat“, versuchte er zu erklären.

Sie senkte den Kopf. Vincent hatte recht. Aber schmerzte Liebe denn wirklich? Sie dachte nach. Ja, Liebe tat weh. Sie dachte an die letzten Wochen. Tseng hatte sie ignoriert, es hatte ihr wehgetan. Wenn er sie mit diesem undefinierbaren Blick ansah, schmerzte es, als ob man ihr das Herz rausreißen zu versuchte.

Sie seufzte schwer. Elena wusste dass sie sich der Wahrheit stellen musste. Sie liebte Tseng nicht nur, sie vergötterte ihn geradezu. Für sie war Tseng der perfekte Mann, ohne jeden Makel.

„Danke Vincent. Du hast recht, ich muss mit Tseng endlich sprechen, egal wie hart das wird“, sagte sie langsam, dann stand sie auf. Dabei trafen sich ihre Augen.

 „Ich werde jetzt schlafen gehen“, fügte sie hinzu.

Doch sie konnte sich nicht von den roten Augen lösen. Ein undefinierbares Gefühl kletterte in ihr hoch. Was war plötzlich los?

Sie schloss kurz die Augen, wodurch sie den Bann brach, dann wand sie sich ab und verließ eilig die Villa.

Ein kleines Versehen

Der nächste Morgen kam kalt und klar. Elena war lange vor den anderen auf, denn sie versuchte Anna und Vincent soweit es ging aus dem Weg zu gehen, obwohl das natürlich aussichtslos war.

Spätestens in ein paar Stunden würde sie beiden über den Weg laufen.

Sie hatte sich erneut auf den Weg zu der Villa gemacht, und war nun am Abstieg in den Keller der Villa. Dabei dachte sie an das Gespräch gestern Abend mit Vincent. Ganz im Unrecht war er nicht, aber Elena war noch nicht überzeugt. Doch als sie heute Morgen aufgestanden war, war ihr eins klar geworden: Als Turk sollte man nicht so viel nachdenken, schon gar nicht wenn dies dazu führte, das sie eine Mission gefährdete. Sie erreichte den Grund, wurde allerdings fast sofort von einer Hand zurückgezogen.
 

„Bisschen leichtsinnig, so ganz alleine hierher zu kommen, nicht?“, fragte Cloud sie und sie ließ die bereits gezogene Waffe wieder sinken. „Ich wollte allein sein.“, murmelte sie undeutlich und Cloud schüttelte den Kopf. „So wie gestern Abend?“, hakte er nach und schritt ihr voraus. Sie folgte ihm durch das unheimliche Gemäuer. Die steinernen Wände glänzten im Halbdunkel und unter ihren Schuhen knirschten kleine Knochen. „Woher weißt du das?“, erwiderte sie, als sie die Stille nicht mehr ertrug.
 

„Ich bin dir gefolgt.“

„Wieso?“

Er verleierte die Augen.

„Darum!“

Sie blieb wütend stehen. „Das ist keine Antwort!“

Er seufzte. „Du bist schlimmer als Denzel.“ Sie zog eine Augenbraue hoch. „Dann sag mir die Wahrheit!“, fauchte sie wütend und er schmunzelte.

„Das kann ich nicht!“

„Dir macht das Gespräch auch noch Spaß, oder?“, hakte sie skeptisch nach und hätte am liebsten aufgeschrien, als der Blonde noch nickte.

Sie seufzte schwer. „Dann macht das Gespräch auch keinen Sinn.“

„Muss bei dir eigentlich alles ein Sinn ergeben?“

Sie fluchte. „Ach halt die Klappe, Strife!“
 

Schweigend und gedanklich alle Foltermethoden für ihn durchgehend, die sie kannte, die allerdings alle zu harmlos schienen, öffnete sie die Tür zu dem ehemaligen Labor. Vincent und Anna hatten ganze Arbeit geleistet. Die ganzen Utensilien waren vernichtet, nichts, aber auch gar nichts, war verschont geblieben.
 

„Vincent hatte offenbar seinen Spaß“, murmelte Cloud und trat in den hinteren Bereich, wo noch allerlei Asche schwelte. Das dies mal eine Bibliothek gewesen sein sollte, war kaum noch zu erkennen. Das Atmen begann schwer zu fallen, der Schwefelgeruch in der Luft war einfach zu stark, ließ sie husten und würgen. Sie war überzeugt, dass hier nichts mehr stand und drehte sich um, um den Raum zu verlassen. Doch ein Monster versperrte ihr den Weg. Erschrocken fuhr ihre Hand zu ihrer Schusswaffe, doch gleißendes Stahl unterbrach sie in ihrer Tätigkeit. Das Monster jaulte auf und flog wieder davon. In den Überresten der Tür hing ein Teil von Clouds Klinge, der gemütlich an ihr vorbeispazierte und das Messer locker aus dem Holz zog.
 

„Wir sollten gehen, bevor noch mehr auftauchen.“, sagte er munter und ging den Gang zurück den sie gekommen waren. „Angeber!“, murmelte sie angespannt, entsicherte aber gleichzeitig ihre Waffe, nur für den Fall der Fälle. Während die Blondine dem Schwertkämpfer folgte, glitten ihre Gedanken wieder zu ihren Problemen zurück. Sie schob sich eine Strähne hinter das Ohr. Wenn Anna diese Lügen in der Firma verbreiten würde, dann wäre sie ein echtes Problem. Das Ansehen des Präsidenten war durch die letzten Jahre so oder so schon mächtig geschädigt.
 

Wenn jetzt auch noch das Gerücht aufkommen würde, das er etwas mit seinen Angestellten anfing… //Das mag ich mir gar nicht ausmalen.//, dachte sie entsetzt.

//Und Tseng und Reno würden darunter auch noch leiden. Nun gut, Reno würde sich auch noch einen Spaß daraus machen und mich dann den ganzen Tag anmachen ohne Ende, aber Tsengs Ruf wäre unwiderruflich geschädigt.//
 

Hätte sie vielleicht doch gestern abdrücken sollen? Hätte sie Anna beseitigen sollen, als sie die Gelegenheit gehabt hätte? Sie zog ihr Handy aus der Jackettasche und begann eine Nachricht zu tippen. Doch mit dem Absenden zögerte sie kurz.

Diese eine Nachricht konnte ihr Leben leichter oder komplizierter machen. //Wenn ich meine persönlichen Gründe in den Vordergrund stelle, gefährde ich die Mission. Sehe ich allerdings den Aspekt des Rufmordes im Hauptargument, wäre Anna zu beseitigen eine kompatible Lösung.//
 

„Hey, willst du da unten Wurzeln schlagen, oder können wir noch heute nach Gongaga aufbrechen?“, rief Cloud sie zur Besinnung. Erschrocken blickte sie auf und sah, dass er bereits auf der Hälfte der Treppe stand und sie abwartend ansah. Sie schüttelte hastig den Kopf, steckte das Handy leicht verwirrt zurück in die Tasche, dann begann sie die Treppen zu erklimmen.
 

Beim Einstecken des Handys jedoch, war sie unbeabsichtigt auf „Senden“ gegangen und einige Minuten später, klingelte im entfernten Midgar ein Handy…

Gongaga

Elena war froh, dass sie den Weg nach Gongaga nicht laufen mussten, sondern einen Helikopter zur Verfügung hatten. Allerdings verärgerte sie die Tatsache, dass der Pilot zu müde war, weiter zu fliegen. Da weder Cloud noch Vincent Ahnung davon hatten, wie man einen Helikopter flog, musste Elena diese Aufgabe übernehmen. Gedanklich eine Notiz machend, dass sie den Piloten anzeigen würde bei Reeve, ließ sie sich im Cockpit nieder.

Dann startete sie den Helikopter und versuchte dabei zu ignorieren, dass ihr letzter Flug schon etwas länger zurück lag. Cloud war weniger begeistert in den Helikopter gestiegen. Er hasste es zu fliegen, aber er vertrug auch Schifffahrt und Auto nicht, es sei denn er saß selbst am Steuer. Elena wusste, dass ihm stets schlecht wurde. Laut Tseng war das auch die einzige wirkliche Schwäche von Cloud.

Der Flug dauerte nicht mal zwei Stunden, trotzdem schien der Blonde froh zu sein, als Elena den Helikopter endlich landete.
 

Elena hatte, durch die Tatsache dass sie sich auf das Fliegen konzentrieren musste, nicht mitbekommen, was hinter ihr im Helikopter passiert war. Aber als sie jetzt die Kopfhörer ablegte und anschließend aufstand, konnte sie sehen, dass Anna schmollte und Vincent einigermaßen wütend aussah, während Cloud einfach nur genervt war. Sie wollte lieber gar nicht wissen, was vorgefallen war, oder welches Gespräch sie verpasst hatte. Sie streckte sich, überprüfte noch einmal ihre Waffen, bevor sie sich den dreien widmete.
 

„Also, im Gegensatz zu Nibelheim, wissen wir nicht, ob hier ein Labor existiert. Aber wir gehen stark davon aus.“, erklärte sie und Vincent zog eine Augenbraue hoch, die dadurch hinter dem Stirnband verschwand.

„Warum?“, fragte er und Cloud sah sie ebenso fragend an, während Anna die Umgebung musterte.

„Weil es offenbar mehrere Überführungen aus dem Hauptquartier nach Gongaga gegeben hat. Genaues Ziel: Unbekannt.“, erwiderte sie und Cloud fluchte leise. Dann wand er sich dem Dschungel zu. „Lasst uns anfangen zu suchen.“, murmelte er halblaut und Elena sicherte den Heli. //Obwohl er ja wohl kaum geklaut werden würde.//, dachte sie still und folgte dem Blonden.
 

Vincent musste Anna beinah mitziehen, denn sie wollte nicht in den Dschungel. Elena dachte an ihren ersten großen Auftrag zurück. Hier in diesem Dschungel hatte sie mit Reno und Rude auf die Avalanche gewartet. Die beiden hatten sich damals über ihre favorisierten Frauentypen unterhalten, wobei herausgekommen war, das Rude auf Tifa stand. Allerdings waren die beiden von diesem Thema so sehr abgelenkt gewesen, dass sie es verpasst hatten, Cloud und seine Freunde gefangen zu nehmen und diese, nach einem kurzen Kampf fliehen konnten.
 

Tseng hatte das ganze eher locker gesehen, anstatt sich tatsächlich über die verpatzte Mission aufzuregen. Damals hatte Elena das nicht verstanden, aber heute wusste sie warum. Er hatte damals nicht ernsthaft versucht Cloud aufzuhalten, denn er war sich bereits bewusst gewesen, dass nur dieser Sephiroth aufhalten konnte.
 

Elena sah sich aufmerksam um. Der Dschungel hatte sich kein bisschen verändert. Ihr, die in Midgar geboren war, war es ein Rätsel, wie man hier leben konnte. Das Dorf lag inmitten des Dschungels, abgeschnitten von jeglicher Zivilisation. „Wo sollten wir zuerst nachsehen?“, drang die dunkle Stimme von Vincent zu ihr durch. Elena dachte kurz nach. Sie war erst zweimal in Gongaga gewesen. Einmal, um die Avalanche zu fangen, und ein weiteres Mal, um die von Geostigma befallenen Menschen nach Midgar zu begleiten.
 

„Am besten, wir schauen uns zunächst bei dem Reaktor um, beziehungsweise bei der Ruine des Reaktors.“, sagte sie überlegend.
 

Vincent nickte leicht, dann schlugen die vier die Richtung ein, in der der Reaktor stand. „Ich hoffe wir finden kein Labor.“, erwiderte Cloud leise und Elena sah ihn fragend an. „Wie muss man das verstehen?“, hakte sie interessiert nach und er warf ihr einen irritierten Blick zu. Auch Vincent sah Cloud leicht interessiert an.

Dieser ließ sich Zeit mit antworten, schien genau zu überlegen, wie er es formulieren konnte.
 

„Nun ja, die Shinra hat so vielen Menschen geschadet, es wäre demnach nicht sonderlich schön, wenn wir hier auch noch ein Labor finden würden. Immerhin würde das bedeuten, dass auch hier Experimente durchgeführt wurden. Die Menschen hier, haben durch den geschmolzenen Reaktor schon genug Ärger gehabt.“
 

Elena war ein wenig verblüfft. Sie hatte ja geahnt, das Cloud kein oberflächlicher Mensch war, aber das er dann doch so tiefsinnig sein konnte, erstaunte sie doch. „Es ist wirklich interessant, was man über euch so alles lernt, wenn man eine Woche mit euch verbringt.“, warf Vincent ein und alle starrten ihn an. „Aber das ihr beide“, dabei zeigte er auf Elena und Cloud, „so tiefsinnig seid, hätte ich nicht erwartet.“
 

Anna verzog das Gesicht, was Elena allerdings ignorierte. Weder Cloud noch sie wussten, was sie darauf antworten sollten, also entschieden sie sich für Schweigen. Vincent schien aber auch keine Antwort erwartet zu haben.
 

Sie erreichten den Reaktor. Vincent und Elena untersuchten den Reaktor, oder zu mindestens die Überreste, während Cloud und Anna, die Umgebung beobachteten.
 

Elena wurde allerdings durch das Klingeln ihres Handys von ihrer Tätigkeit abgelenkt. Sie ging seufzend ran, als sie sah, dass es Tseng war. Doch noch bevor sie irgendwas sagen konnte, durchfuhr sie die eiskalte Stimme von Tseng.
 

„Wir wünschen eine Erklärung, Elena!“

Beunruhigende Nachrichten

Reno hatte sich gerade einen Kaffee geholt und sich anschließend wieder auf seine Stuhl fallen lassen. Eigentlich war er ja kein Büromensch, doch heute hatte er jeden Auftrag an die Juniors abgetreten, da sich der Papierkram bereits stapelte. Doch in dem Moment, wo er endlich damit anfangen wollte, die Akten zu sichten, sah er, das sein Handy blinkte. Offenbar schon eine ganze Weile.
 

Er las die kurze Nachricht von Elena, runzelte die Stirn, las sie erneut. Dann sprang er auf und zog sein Jackett an und verließ sein Büro. Einige Sekunden später stand er schon vor dem Büro seines Vorgesetzten, hört diesem im inneren wüten und zögerte noch einen Moment. Wenn Tseng jetzt schon schlechte Laune hat, dann würde seine Laune gleich richtig im Keller sein. Renos Laune war es auf alle Fälle schon.
 

Dann klopfte er, ein barsches „Herein!“ ertönte und er öffnete die Tür. Tseng telefonierte und bedeutet Reno mit der Hand sich zu setzen.
 

„Es ist mir egal, wie sie das schaffen, aber sie haben den Termin gefälligst einzuhalten. Ich habe ihnen ausdrücklich gesagt, dass wir die Akten heute brauchen. Wenn sie bis Mittag nicht bei mir auf dem Tisch liegen, schicke ich ihnen zwei meiner besten Leute auf den Hals.“

Tseng war offenbar wirklich sauer, wenn er den Archivleiter mit Reno und Rude bedrohte. Doch Reno war nicht nach Lachen. Er hatte gerade größere Sorgen, als einen kleinen Archivleiter, der es nicht schaffte Termine einzuhalten.
 

Tseng legte entnervt auf, seufzte kurz und sah dann erwartungsvoll und angespannt seinen Second an.
 

„Ich hoffe es ist wichtig, Reno, ich habe momentan keine Zeit für Plaudereien!“, sagte er leicht gereizt. „Ja, das habe ich gemerkt. Lies selbst, dann entscheide.“, erwiderte der Rothaarige. Er reichte dem First das Handy, der mit gerunzelter Stirn die Nachricht las. Dann sah er Reno an, las die Nachricht erneut und griff wütend zu dem Telefon. Reno wusste was jetzt folgte.
 

Es dauerte einen Moment, dann erklang die kühle Stimme der Sekretärin von Rufus.
 

„Büro von Präsident Shinra. Was kann ich für sie tun?“

„Den Präsident. Sofort!“, befahl Tseng und die Frau stellte durch. „Einen Augenblick bitte.“

Tsengs Finger zuckten leicht und Reno ahnte, dass er der Frau am liebsten seine Schusswaffe an den Kopf gehalten hätte. In seinen Augen war diese Sekretärin nutzlos.
 

„Was gibt es Tseng?“
 

Die Stimme des Präsidenten klang munter, offenbar war er gut gelaunt.

„Ich habe ein dringendes Problem, dessen Besprechung keinen Aufschub duldet.“, erwiderte Tseng und Reno konnte den Präsidenten seufzen hören. „Ist es denn wirklich so dringend?“, hakte der Blonde nach.
 

„Es geht um den Ruf der Firma!“
 

Stille, dann erklang die Stimme von Rufus erneut, jetzt eiskalt.

„In mein Büro, sofort!“ Reno lief ein Schauer über den Rücken. Das duldete keinen Widerspruch.

Reno und Tseng standen auf und sammelten noch Rude auf dem Weg zu dem Präsidentenbüro ein, der recht verwirrt war. Allerdings verstand er, als er die Nachricht las.

Die Sekretärin von Rufus war nicht begeistert die drei Senior-Turks zu sehen. Tseng überging die Höflichkeitsfloskeln und klopfte sofort an die Tür des Büros.
 

„Herein!“

Rufus saß angespannt an seinem Schreibtisch und musterte seine drei besten Leute, die nun den Raum betraten. Allerdings wirkte die Truppe ohne Elena unvollständig.

„Ich höre.“, äußerte Rufus kalt und Tseng händigte ihm nun Renos Diensthandy aus.
 

„Lesen sie selbst.“
 

Man konnte dem Präsidenten ansehen, dass seine Laune augenblicklich in den Keller sank, wenn nicht sogar noch tiefer. Seine Gesichtsfarbe wechselte von blass, zu sehr blass und schließlich zu einem tiefen Rot.

„Was soll das heißen, die neue Turk begeht Rufmord an Elena, Tseng und Reno, sowie an mir?“ Seine Stimme klang bedrohlich düster und die drei Turks waren froh, dass Elena nicht hier war.

Das arme Mädchen hätte nun kein Wort mehr herausgebracht.
 

„Das weiß ich nicht Sir, aber wir sollten sie fragen. Wenn meine Berechnungen stimme, dann müssten sie bereits in Gongaga gelandet sein.“, erwiderte Tseng ebenso düster.
 

„Gut dann rufen wir sie an!“, murmelte der Präsident, bedeutet den dreien sich zu setzen, dann rief er zunächst seine Sekretärin an, forderte diese auf ihn nicht zu stören.
 

Rufus wählte die Nummer von Elena, stellte auf Lautsprecher und sah Tseng an. „Du sprichst zunächst mit ihr!“

„Ja, Sir!“

Das Freizeichen ertönte viermal, dann wurde abgehoben und noch bevor sie irgendwas sagen konnte, platzte es bereits aus Tseng raus.
 

„Wir wünschen eine Erklärung, Elena!“

Unerfreuliche Überraschungen

Einen Moment lang starrte Elena unschlüssig das Telefon an, dann schüttelte sie den Kopf.

„Moment. Anna, du machst hier weiter.“, rief sie und kletterte den Berg aus Schutt runter, um anschließend den Weg zu folgen, der weg von dem Reaktor führte. Sie spürte die Blicke von Cloud und Vincent, kümmerte sich aber nicht weiter darum.
 

„Was für eine Erklärung?“, fragte sie leicht verwirrt und hörte das kollektive Aufseufzen von mehreren Männern. Offenbar gab es eine Besprechung.

„Auf deine Nachricht an Reno!“, erwiderte Tseng ruhig, doch Elena hörte den bebenden Unterton. Ihr war bewusst, das Tseng wütend war und der einzige, der ihm gerade vom Explodieren abhielt, war Rufus, der wohl mit im Raum war.
 

Ihre Gedanken rasten. Sie hatte die Nachricht doch gar nicht abgeschickt.

Oder etwa doch?
 

„Was soll ich dazu erklären? Es steht doch das relevanteste in der Nachricht.“ Ihre Stimme war kälter als beabsichtigt. „Sie begeht Rufmord und das mehrfach.“

Vor ihrem inneren Auge sah sie Tseng, dessen kühle Maske sich erhärtete, während sie das sagte. Sie konnte den eiskalten Killerblick spüren, dabei hatte sie ihn nur am Telefon.
 

„Du kennst deine Aufgabe. Wieso hast du sie nicht beseitigt?“, murmelte er deutlich und eiskalt ins Telefon, was ihr Gänsehaut über den Rücken jagte. Oh je… da hatte sie sich ja was eingebrockt…

„Elena!“, rief plötzlich eine tiefe Stimme hinter ihr und sie dreht sich erschrocken um. Vincent kam auf sie zugerannt und sie wusste sofort das was nicht stimmte. Sie zog eine Augenbraue hoch.

„Was ist denn? Habt ihr was gefunden?“, fragte sie etwas erschrocken und er nickte knapp. „Den Eingang zu einem Labor.“, sagte er düster und sie zuckte die Schultern. „Nun ja, das haben wir uns ja denken können. Aber was ist so schlimm daran?“

Er sah sie düster an, dann deutet er auf das Handy. „Tseng?“
 

Sie nickte, dann stellte sie auf Lautsprecher. „Elena, was ist los?“, hakte Tseng düster nach, doch bevor sie antworten konnte, erhob Vincent die Stimme.

„In dem Labor in Corel, gab es ein Versuchskaninchen. Ihr müsst auf der Stelle ein Ärzteteam herschicken!“, erklärte er deutlich und seine Worte ließen keinen Wiederspruch zu. Kurz herrschte erstaunte Stille.
 

Ein Testobjekt?“, mischte sich plötzlich eine Stimme ein, die sehr nach Rufus klang. Elenas Augen weiteten sich, dann begann sie rasch zu dem Reaktor zu laufen. Sie hatte eine dunkle Ahnung, um wen es sich handelte, wenn Vincent auf einen Arzt bestand.

Ihr Schritt beschleunigte sich rasch als der Reaktor in Sicht kam.
 

Cloud trat gerade aus den Trümmern. Er trug eine bewusstlose Person auf dem Rücken. Sanft und sehr vorsichtig ließ er diese etwas entfernt von dem Reaktor auf den Boden nieder. Elena näherte sich schneller. Dann stoppte sie.

„Elena?“, erklang es aus dem Telefon, doch sie ignorierte es gekonnt.
 

Stattdessen starrte sie den schwarzhaarigen Mann an, der in einer schwarzen Uniform steckte und flach atmete. In seinem Gesicht war eine kreuzförmige Narbe auf der Wange, seine Gesichtsfarbe ungesund blass, während er leicht zitterte, da seine Kleidung klatschnass war.
 

Elena hob das Telefon an ihr Gesicht. Ihre Stimme zitterte, ebenso wie ihre Hand. „Tseng… bei dem Testobjekt…“

„Ja? Was ist damit? Ist er schwer verletzt?“; erwiderte er unruhig, was sie leicht überraschte.
 

„Es ist Ex-Soldat Zack Fair.“, unterbrach sie ihn, dann trat Totenstille ein.

Kälte und Enttäuschungen

Die nachfolgenden Stunden flogen geradezu an Elena vorbei. Aber offenbar nicht nur an ihr, sondern auch an Cloud, der ziemlich unschlüssig dastand, als endlich die anderen eintrafen. Sie beobachtete wie Tseng leicht geschockt ankam und Cloud mit ihm diskutierte. Der Arzt, der sich um Zack kümmerte, erklärte schnell, dass dieser dringend in die Notaufnahme müsse.
 

Tseng und Cloud stimmten dem zu und schon wurde Zack in einen Helikopter geschafft und zusammen mit Cloud und Anna zurückgeflogen. Tseng blieb noch vor Ort und wies ein Team an, das Labor auszuräumen, während Vincent mit Reeve das Labor sichten ging und Reno das Gelände erkundete. Elena stand etwas abseits und sah dem Helikopter nach, der langsam als kleiner Punkt am Himmel entschwand. Sie scheute sich Tseng gegenüber zu treten. Sie wusste nicht was genau jetzt passieren würde.
 

Doch plötzlich stand Tseng neben ihr, sah sie streng an und sie ahnte was jetzt folgen würde. Privates und berufliches konnte er stets strikt trennen. Egal wie sehr er innerlich durch den Fund von Zack aufgewühlt war, er würde sich davon jetzt nichts anmerken lassen.
 

„Normalerweise würde ich jetzt sagen: In mein Büro.“, begann er verdächtig ruhig, doch sein Gesicht blieb unbewegt. „Aber unter diesen Umständen: Gehen wir ein Stück spazieren?“ Seine Stimme klang eisig und für sie klang es absolut negativ, egal was er sagen würde, sie schüttelte es innerlich. Elena nickte steif und sie begannen sich vom Reaktor zu entfernen.
 

Tseng folgte ihr langsam. Er wollte ihr keine Angst machen, aber er wusste, dass er so oder so geschafft hatte.

„Unser Gespräch wurde vorhin abrupt beendet.“, begann er langsam, seine Stimme ruhig. Innerlich zitterte sie bereits. Seine Stimme war distanziert.

Sie zwang sich ruhig zu bleiben.

„Du kennst die Pflichten bei Rufmord?“

Sie würde lügen, wenn sie es nicht wüsste. „Ja.“

„Wieso bist du dieser Pflicht nicht nach gekommen?“, seine Stimme klang, sofern das noch möglich war, noch kälter. Sie hörte den Unterton des Profikillers, sah das Funkeln in seinen  Augen.
 

Elena spürte die unterdrückte Angst langsam hochkriechen, die ihr die Kehle zuschnürte und sie regungslos werden lassen konnte. Diese Angst, dies jedes Opfer haben würde, sobald es diesem Mann gegenüber sitzen würde, wenn der Tod ihm nahe ist.

//Wird es schnell gehen?//, fragte sie sich innerlich, mit sich kämpfend, was sie ihm antworten sollte.
 

Er war stehen geblieben und nagelte sie mit seinem Blick an Ort und Stelle fest. Er sah die unterdrückte Angst, in den Augen seiner ehemaligen Schülerin, spürte ihre Gedanken geradezu, die ihm jetzt entgegen kamen. Doch dann änderte sich Elenas Haltung mit einem Mal. Sie richtete sich auf, die Angst in ihren Augen war verschwunden, stattdessen lag nun keinerlei Gefühl in diesen, wunderschönen braunen Augen. Ein unnahbares Lächeln umspielte ihre vollen Lippen, die nun blass waren. Tsengs Herzschlag setzte kurz aus, um kurz darauf doppelt so schnell zu schlagen, wovon er sich nichts anmerken ließ. Elena hatte ihren echten Killerblick aufgesetzt. Eine Maske, ohne jeden Fehler, ohne eine einzige Gefühlsregung.

„Ich höre.“, sagte er kalt und sie sah ihm fest in die Augen.
 

Sie hatte nur einen Bruchteil einer Sekunde darüber nachgedacht, was sie ihm antworten sollte.

„Ich hatte beschlossen, dass diese Angelegenheit durchaus mit einem Disziplinarischen Verfahren zu klären wäre. Wir brauchen die Leute, egal wie unfähig sie sind. Ich hätte die Mission gefährdet, wenn ich sie vor Ort beseitigt hätte.“, erklärte sie schlicht und sah in seinen Augen milde Überraschung.
 

„Nibelheim besitzt ein weitverzweigtes Gebirge.“, erwiderte er, da er spürte, dass hinter diesen Worten mehr steckte.
 

„Ich sagte, dass man das Ganze mit einer disziplinarischen Anhörung klären könnte. Dabei schaden wir dem Ruf der Firma nicht so sehr, wie wenn ich sie während einer Mission beseitigt hätte.“
 

Er sah ihr an, das sie erst zu der Anhörung mit der Sprache rausrücken würde, woraus genau der Rufmord bestand. Etwas an ihrer Art hatte sich geändert und Tseng wusste nur noch nicht, was und ob es positiv oder negativ war.
 

„Ich bin enttäuscht.“, sagte er schlicht, dann drehte er sich um und ging zurück zu dem Reaktor.

Verwirrung und Entsetzen

Seine Worte schnitten sich wie eine gutgeschärfte Klinge in ihr Herz.

Sie stand da und starrte in den langsam dunkelwerdenden Dschungel.

„Ich bin enttäuscht.“, hallte es in ihrem Kopf. Sie spürte wie sich die ersten Tränen den Weg bahnten. Als sie schlucken wollte, fühlte sie einen dicken Knoten in ihrem Hals, der leicht zog, als sie es versuchte.
 

Doch zu dem Schmerz, der in ihrem Herzen war, gesellte sich ein neues Gefühl: Entsetzen.

Zum ersten Mal, in den ganzen vier Jahren, hatte sie ihren Vorgesetzten widersprochen. Sie hatte zwar das ein oder andere Mal Anweisungen nicht befolgt, aber sie hatte nie gegen ihn gesprochen, geschweige denn, ihre Meinung durchgesetzt. Sie wusste, dass dies nicht ohne Folgen bleiben konnte. Rasch wischte sie sich die Tränen weg, dann drehte sie sich um und folgte dem Weg zurück.
 

Bei dem Reaktor herrschte bereits Aufbruchsstimmung. Elena ging zu Vincent, der das ganze ruhig und gelassen beobachtet hatte. Er stand in der Nähe der Verzweigung an einen Baum gelehnt.

Rasch eine Maske aufsetzen, damit niemand sah, wie sehr ihre Gefühlswelt gerade im Chaos versank, trat sie zu ihm und begann ein belangloses Gespräche über den Fortschritt der Vorgänge im Reaktor.
 

Tseng hatte sich unterdessen in das Labor begeben, um dort nach weiteren Anhaltspunkten zu suchen. Er war zwar tatsächlich damit beschäftigt, doch in seinem Inneren tobte ein Kampf zwischen Vernunft und Verstand.
 

Noch nie hatte ihm dieses zarte Mädchen widersprochen. Sie hatte sich bisher aus Konflikten dieser Art herausgehalten, in dem sie stets brav ihre Aufgaben erledigte und ihr Pflichten erfüllt hatte. Er hatte von Reno erfahren, dass sie erst ein einziges Mal auf eigene Faust gehandelt hatte. Das war kurz nach seinem „Tod“.

Allerdings hatte er immer noch nicht herausbekommen, woraus diese Handlung bestanden hatte. Er hatte aber auch nicht weiter nachgehakt.
 

Tseng ohrfeigte sich innerlich. Er hatte gerade wirklich wichtigeres zu tun, als über das Mädchen nachzudenken. Doch egal wie, er musste erneut an sie denken und er kam nicht darum, sie zu bewundern. Elena hatte eine völlig freie Entscheidung getroffen, mit einer plausiblen Begründung. Im Grunde hatte sie sogar damit bewiesen, dass sie viel reifer geworden war.
 

„Tseng?“
 

Der First Command wurde urplötzlich aus seiner Gedankenwelt gerissen und sah kühl den Mann an, der sich vor ihm aufgebaut hatte.

„Was gibt’s Reno?“

Der Rothaarige Second sah ihn forschend an.

„Wir sind hier so weit fertig. Die Akten werden gesichert und in die WRO gebracht. Fair hat Glück gehabt, das wir ihn jetzt gefunden haben. Ein paar Monate später und die Systeme hätten sich alle von alleine abgestellt.“, erklärte er rasch.

Tseng nickte.
 

„Habt ihr schon rausbekommen, was sie hier mit Zack angestellt haben?“, hakte er interessiert nach und Reno zuckte leicht mit den Schultern.
 

„Offenbar das gleiche, wie mit Vincent. Das vermutet Reeve im Moment.“
 

Tseng zog eine Augenbraue hoch. „Klingt mysteriös, ist aber nicht mehr unsere Angelegenheit.“, erwiderte er ruhig und der Rotschopf nickte leicht.
 

„Reno?“, hielt der Schwarzhaarige den jungen Mann zurück, als dieser sich zurückziehen wollte.

Der angesprochene dreht sich um und sah ihn fragend an.
 

„Wenn wir zurück sind, wird es ein Disziplinarverfahren geben. Anna und Elena betreffend.“, informierte er den Second, dann verließ er das Labor und machte sich, ohne weitere Erklärungen auf den Weg zum Hubschrauber.
 

Reno starrte ihm entsetzt hinterher und begann langsam an seinem eigenen Verstand zu zweifeln…

Mutmaßungen

Der Rückflug war alles andere angenehm. Für alle Beteiligten. Keiner traute sich auch nur ein Wort zu sagen, um nicht den Riss in die unangenehme Stille zu reißen. Ein Umstand, der wiederrum allen an den Nerven nagte.

Als sie endlich in Edge landeten, waren alle ungemein erleichtert.

Elena sprang, froh darüber der stummen Folter von Tsengs Blick zu entkommen, aus dem Helikopter und verneigte sich kurz respektvoll vor dem Präsidenten.

Doch ein Blick von ihm reichte, um Elena bewusst zu machen, dass der Blonde bereits mehr wusste, als ihr lieb war. Sie verdrückte sich ein schlucken und sah Tseng an, dessen kalter Blick sie wiederrum hart traf.

„In einer halben Stunde in meinem Büro!“, sagte Command eisig zu ihr und wand sich dann dem Präsidenten zu, der ihn sofort in eine Gespräch verwickelte.

Elenas Beine erinnerten sich langsam wieder daran, wie man sich bewegt und so fand sie schließlich doch noch den Weg zurück in das Gebäude und damit dann auch in ihr Büro.

Als sie sich vergewissert hatte, dass sie alleine war in ihrem Büro, schloss sie die Tür ab und seufzte frustriert aus.

Sie setzte sich auf den Stuhl und vergrub das Gesicht in den Händen. Was hatte sie sich da nur eingebrockt? Entnervt schüttelte sie den Kopf, setzte sich dann gerade hin und rekapitulierte noch einmal alles was geschehen war. Sie war sich ganz sicher, dass sie richtig entschieden hatte. Ja, sie hatte richtig entschieden.

Egal was Tseng ihr nun sagen würde, sie würde bei ihrer Meinung bleiben.

Und dennoch hatte sie Angst vor dem Gespräch. Sie lehnte sich zurück und legte den Kopf in den Nacken.

„Du weißt schon, dass das, was du da gerade machst, einen einfachen und schmerzvollen Tod verursachen kann, wenn ein Turk dich umbringen wollen würde?“, riss sie eine wohlbekannte Stimme aus ihren Gedanken. Auf Grund dessen zuckte sie heftig zusammen und funkelte den Schwarzhaarigen Ex-Turk wütend an, der gelassen in der Tür stand.

„Ich habe geklopft, aber du hast nicht reagiert.“, sagte er leicht grinsend, doch Elena war keineswegs zum Scherzen aufgelegt.

„Was willst du?“, meinte sie kälter, als beabsichtigt, was Vincent dazu veranlasste eine Augenbraue hochzuziehen.

„Hast du Tseng was getan, oder warum will er dich unbedingt sprechen?“, setzte er leise an, fing sich aber nur einen weiteren kalten Blick von der Blondine ein.

Elena dagegen ignorierte die Frage geflissentlich und stand auf. Rasch brachte sie ihren Anzug in Ordnung, dann sah sie Vincent prüfend an.

„Ich wüsste nicht, was dich das anginge!“, meinte sie schließlich mit einem professionellen Turk-Lächeln. Dann verließ sie ihr Büro und verschwand auf der Damentoilette.

Vincents sonst so ausdrucksloses Gesicht zeigte eine leichte Spur von Überraschung. Irgendwas war vorgefallen, da war er sich sicher, aber er schien es verpasst zu haben. „Vielleicht gibt mir ja der rothaarige Nerv Auskunft.“, murmelte er und machte sich auf den Weg zu dem Büro von Reno.

Klare Ansagen

Reno hatte, nach dem Vincent ihm reichlich auf die Nerven gegangen war, was der Rotschopf diesem gar nicht zugetraut hätte, den Ex-Turk endlich aus seinem Büro jagen können. Ohne das Vincent die gewünschten Informationen bekommen hatte.
 

Der Turk seufzte tief und ging dann in die kleine Küche auf dem Gang, um sich erst mal einen Kaffee zu genehmigen. Gerade als er begann, sich den Kaffee einzuschenken, ertönte die laute und wütende Stimme von Tseng, die auf dem gesamten Flur zu hören war.

Erschrocken stellte Reno die Kanne ab und sah vorsichtig aus der Tür, wobei er feststellen musste, dass er nicht der einzige war, der neugierig aus dem Büro schaute.

Die Tür von Tsengs Büro war geschlossen, doch er schien ziemlich wütend zu sein, wenn man ihn noch auf der gesamten Etage hören konnte. Doch offenbar war sein Gegenüber genauso wütend. Einen Moment brauchte der Second aber, bevor er die zweite Stimme als die von Elena identifizierte.
 

Dann ging plötzlich die Tür auf, worauf alles Neugierigen sich hastig zurückzogen, bis auf den Rotschopf, der sich in den Türrahmen lehnte und seine Tasse Kaffee in der Hand hielt. Er sah dabei zu, wie eine extrem wütende Elena den Gang runterging und im Aufzug verschwand. Er ahnte, wohin sie ging. Rude war auch beim Schießstand, also würde dieser sich schon um sie kümmern.

„Dann kümmern wir uns eben um den anderen Hitzkopf…“, murmelte er halblaut und ging zu Tsengs Büro. Er klopfte und trat ein, ohne eine Antwort zu erwarten.

„Ich bin gerade unpässlich!“, ertönte die düstere Stimme von seinem Vorgesetzten, der mit dem Rücken zur Tür am Fenster stand.

„Jaaa, das kann ich mir denken“, erwiderte der jüngere und setzte sich dennoch in den Sessel vor dem Schreibtisch.

„Man hat euch immerhin bis auf den Gang gehört. Darf man fragen, was die arme Senior-Turk verbrochen hat, dass ihr euch so sehr anschreit?“
 

Tseng blieb stehen wo er war und sagte kein Wort. Er ignorierte Reno gekonnt, was diesen nicht sonderlich störte. Nichts anderes hatte er jetzt von Tseng erwartet.

„Gut, dann frag ich halt das Blondchen“, meinte Reno gelassen, zuckte mit den Schultern und stand auf, was Tseng aber dazu brachte sich umzudrehen und ihn endlich anzusehen.

Der Blick, mit dem der Second jetzt konfrontiert wurde, hätte jeden halbwegs vernünftigen Menschen einen Schauer über die Haut gejagt und ihn die Flucht antreten lassen. Aber Reno war kein Mensch, bei dem diese Vernunft einsetzen würde. Der Blick ließ ihn eher kalt, als ihn in Angst zu versetzen.

„Elena hat mich angelogen! Ohne jeden Grund. Sie hat behauptet, dass Anna sie als Betriebsschlampe bezeichnet hätte, und dabei den Ruf von Rufus und mir geschädigt hätte“, sagte der Schwarzhaarige kalt, und Reno ließ sich überrascht wieder in den Sessel sinken.

„Warum sollte sich Elena so was ausdenken?“, hakte er perplex nach. Das sah der Blondinen nicht ähnlich, solche Geschichten zu erfinden, schon gar nicht, wenn sie sich damit solch einen Ärger einhandeln konnte.

Tseng stieß einen frustrierten Laut aus.

„Anna hat genau das Gegenteil gesagt. Sie hat sich mit Elena unterhalten und dabei habe Elena vermutlich was falsch verstanden. Das Ganze ist also nur ein Missverständnis von Elenas Seite aus“, erwiderte Tseng und setzte sich in den seinen Bürostuhl.

Reno war irritiert.

„Hast du das Elena so gesagt?“, meinte er halblaut, worauf Tseng nickte und seufzte. „Sie bleibt bei ihrer Aussage.“, vermutete der Rothaarige und wieder nickte Tseng.

Die Gedanken von Reno begannen zu rattern. Das hieße ja…

„Du weißt nicht, wer lügt!“, stieß der Turk überrascht aus. Tseng nickte wieder leicht.

„Keine von beiden hat gelogen. Einer sagt aber nicht die Wahrheit. Das heißt einer lügt mir ins Gesicht, und das so überzeugend, dass nicht mal ich es merke!“, meinte der Wutaianer wütend und lehnte sich mit verschränkten Armen zurück. Man konnte die Enttäuschung aus seiner Stimme heraus hören.

Die beiden Männer schwiegen und dachten nach.

„Glaubst du, die Worte der Neuen haben Gewicht, gegen eine Frau, die schon seit fast vier Jahren bei uns arbeitet und immer einen gewissenhaften Job macht?“, setzte Reno dann leise an, doch der Blick von Tseng brachte ihn dazu, seine restlichen Gedanken runterzuschlucken.

„Elena kennt mich gut, sie weiß wie sie mich anlügen muss.“, erwiderte Tseng kühl. Da konnte der Rothaarige nicht wirklich etwas entgegnen, denn ganz unrecht hatte er nicht.

„Und nun?“, fragte er vorsichtig nach und musterte seinen Vorgesetzten, woraufhin dieser seufzte.

„Elena sitzt im Innendienst. Die nächsten zwei Wochen. Und Anna steht die nächsten zwei Wochen unter deine Fittiche. Erzieh sie. Mir egal wie, mach es einfach!“, bellte der Schwarzhaarige und entließ damit den jungen Turk, ohne eine Wiederrede zu erdulden.

Wut

Elena hatte sich wütend in die Schießhalle verzogen, wo sich Rude gerade daran machte, seine Waffe zu reinigen. Sie ignorierte ihn und stellte sich in eine der Bahnen und setzte sich die Schutzkopfhörer auf. Dann stellte sie die Simulation an und begann zu schießen. Sie verschoss ihre gesamte Munition und damit auch einen Großteil ihres Frustes.

Rude hatte sich in der Zwischenzeit gemütlich auf eine der Banken gesetzt und sie beobachtet. Er wusste, dass sie gereizt war und wenn sie das war, ließ man sie besser machen, bevor man mit ihr sprach.
 

Nachdem Elena einen Großteil ihrer Wut abgebaut hatte, nahm sie seelenruhig ihre Kopfhörer ab und begann ihre Waffe zu reinigen. Rude sah dies als ein Zeichen, stand auf und ging zu der Bahn.

„Willst du darüber reden?“, fragte er sachlich und ruhig, doch sie schüttelte den Kopf.

„Danke Rude, aber ich werde heim gehen. Ich habe ab morgen Innendienst und will wenigstens pünktlich da sein.“, erwiderte sie ernst und steckte die Shotgun zurück in den Halfter. Dann lächelte sie, kurz und ehrlich, zu Rude und verließ schnell die Halle.

Der große Turk blieb leicht kopfschüttelnd zurück.
 

Elena fühlte sich einigermaßen erfrischt und ging noch einmal in ihr Büro, um ihre Sachen zu holen. Außerdem wollte sie wenigstens Reno noch verabschieden. Da der Rotschopf aber nicht in seinem Büro war, verließ Elena relativ schnell das Bürogebäude und machte sich an den Heimweg. Sie wollte es nicht riskieren, Anna oder Tseng über den Weg zu laufen. Mit zügigen Schritten näherte sie sich ihrem Wohngebäude und schloss erleichtert die Tür auf, bevor sie rasch nach oben in ihre Wohnung ging. Ihre Augen realisierten die Regungen aus dem Schatten und schneller als es das menschliche Auge erfassen konnte, hatte Elena ihre Waffe gezogen und richtete sie auf die Person vor sich.
 

„Hey El, ganz ruhig. Ich bin es nur.“, meinte der Rotschopf und grinste sie an. Langsam ließ sie die Waffe sinken. „Erschreck mich nicht so, Reno!“, murrte sie und steckte ihr Spielzeug zurück in den Holster. „Was willst du?“

Elena war sichtbar gereizt und hatte keine Lust auf Besuch. Reno sah sie leicht schief grinsend an. „Ich will nur mit dir reden. Mehr nicht.“, meinte er belustigt und da Elena ihn genervt anschaute, beschloss er gleich zur Sache zu kommen. „Wie wäre es, wenn wir was trinken gehen? Du, Ich und deine schlechte Laune.“

Die Blondine schnaubte und bemerkte, dass Reno tatsächlich Freizeitkleidung trug, nun ja, wenn man ein hellblaues Hemd und Anzughose als Freizeitkleidung bezeichnen konnte.
 

„Na gut, gib mir 10 Minuten.“, meinte sie die Augen verdrehend und schloss die Tür auf.

Sie pfefferte ihre Tasche in eine Ecke, zog sich die Schuhe aus und verschwand im Schlafzimmer, während Reno sich an die Tür im Flur lehnte und vor sich hin summte. Rasch zog sich Elena eine bequeme Lederhose an und zog sich einen dünnen schwarzen Pullover über. „Wie komm ich eigentlich zu der Ehre?“, rief sie missmutig und steckte sich mit zwei Handgriffen die Haare hoch.
 

Reno schmunzelte leicht. „Darf ich mit meiner Lieblingskollegin nicht einfach mal was trinken gehen?“, fragte er zurück und grinste als sie aus dem Zimmer trat und ihre Handtasche wieder aufhob und ihn mit einem leichten Killerblick bedachte. Doch dann checkte sie ihre Handtasche, bevor sie ihm erneut einen missbilligenden Blick zuwarf. „Als ob. Aber gut, gehen wir was trinken.“, meinte sie und verließ mit dem Rotschopf, der nun begeistert neben ihr herlief die Wohnung.

Alkoholerotik

Im Siebten Himmel war es voll, laut und stickig. Wie auch immer die schwarzhaarige Schönheit hinter der Bar es geschafft hatte, dass diese Bar zu vollem Leben erblühte, ihr Geheimnis verriet sie niemanden.

Elena beobachtete Tifa dabei, wie sie zwei weitere Bierkrüge vollzapfte und dann zu dem entsprechenden Tisch brachte, bevor sie sich wieder ihrem Wein widmete der vor ihr stand. Reno war ungewöhnlich still und hatte Elena mehr beobachtet, als dass er gesprochen hatte. Sie musterte den Rothaarigen.

„Okay, fang schon an. Ich weiß, dass du irgendwas willst.“, meinte sie schließlich leicht genervt, nach weiteren 5 Minuten des Anschweigens. Seit wann empfand sie Schweigen als lästig?

Reno musterte sie nochmal eindringlich, dann seufzte er. „Was war vorhin in Tsengs Büro los?“, fragte er ohne Umschweife und sie verdrehte die Augen erneut. „Was soll gewesen sein. Ich habe ihm die Wahrheit gesagt und er glaubte mir nicht. Offenbar kann Madame sehr gut lügen, so dass er jede kleine Lüge bei mir sofort herausbekommt und bei ihr es nicht feststellen kann.“, meinte sie bissig und nippte an ihrem Glas. „Als wenn ich ihm ins Gesicht lügen würde.“, murrte sie in ihren nicht vorhandenen Bart und trank das Glas in einem Zug leer. Dann orderte sie bei Tifa ein neues.

Reno hatte zugehört und dachte nach. „Hmmm…. Mysteriös…. Entweder bist du im Lügen echt gut geworden oder Tseng braucht Urlaub.“, meinte er nachdenklich und fuhr sich durchs Haar. „Willst du drüber reden?“, fragte er und sich schüttelte den Kopf. „Nein, ich werde stillschweigend meine zwei Wochen Innendienst absitzen.“, erwiderte die Blondine gereizt und dankte Tifa für das neue Glas Rotwein. „Lass uns über was anderes reden.“
 

Drei Stunden und zwei Flaschen Wein später, wurde Elena bewusst, dass es eine schlechte Idee gewesen war, mit Reno etwas trinken zu gehen. Ihr Verstand war benebelt und ihr Reaktionsvermögen eingeschränkt. Gute Laune hatte sie dennoch. Leicht summend hatte sie sich von Reno verabschiedet und war auf dem Heimweg. Sie wusste, sie würde morgen einen Kater haben und unausgeschlafen sein, aber es war im Moment egal. Sie saß ja eh nur im Innendienst. Wer weiß wo sie saß. Sicher am langweiligsten Ort überhaupt, aber es war egal. Leicht schwankend erklomm Elena die Treppe und schloss ihre Wohnungstür auf. Sie kicherte, als ihr der Schlüssel runter fiel, als sie die Tür von innen schloss und zog ihre Schuhe aus.

Langsam wankte sie weiter ins Schlafzimmer und zog dabei ihre Kleidung Stück für Stück aus. Ihre Gedanken kreisten um Tseng, ihr Herz schlug schneller als normal und sie hatte ein stark gerötetes Gesicht. Was sie dem Alkohol zuschrieb.

Als sie sich aufs Bett fallen ließ und auch ihre Hose auszog, begann sie erneut zu kichern. Erinnerungen durchfluteten sie. Daran, als sie das letzte Mal so betrunken gewesen war. Das war kurz nach dem Sieg über Kadaj gewesen. Sie hatte mit Tseng, Rude, Reno und dem Präsidenten getrunken, in Healen.

Der Präsident war früh ins Bett gegangen, Reno war auf dem Sofa eingepennt und Rude hatte sich den Rotschopf geschnappt und ihn ins Schlafzimmer getragen, so dass Elena und Tseng nur noch zu zwei dasaßen.

Es war das erste Mal, dass die beiden allein zusammengesessen hatten und miteinander getrunken hatten. Tseng hatte nicht viel gesprochen, doch jedes Wort hatte die Blondine aufgesaugt, seine Stimme war erotisch und tief gewesen….
 

Elena bemerkte, wie Gänsehaut sie überfuhr, wenn sie an seine warme Stimme dachte. Gleichzeitig strich sie sich den BH vom Körper. Tsengs warme Stimme ging ihr nicht mehr aus dem Kopf, wie sanft er ihren Namen ausgesprochen hatte, wie zärtlich und gleichzeitig gefährlich er dabei geklungen hatte…

Ihre Hand glitt über ihre Brüste, langsam ließ sie sich ins Kissen sinken und dachte an seine braunen Augen, die sie warm gemustert hatten… Ihre Hand sank tiefer, glitt über den mit Spitze besetzten Tanga. Ihr wurde heiß. War das der Alkohol oder ihre Verlangen? Sehnsucht überkam sie, während ihre Fingerspitzen sanft über die kleine Erhebung strichen. Selbst durch den dünnen Stoff hindurch, spürte sie ihre Erregung, doch dann schalten ihre Gedanken ab. Langsam schob sie den Stoff beiseite und glitt mit einem Finger zwischen die feuchte Scham, vor ihren Augen noch immer Tsengs Blick, in ihrem Ohr seine Stimme. Sie keuchte leise seinen Namen, stellte sich vor, wie es wäre, wenn er jetzt da wäre, ihre Brüste liebkosen würde…

Elena überrollte eine weitere Welle der Erregung, bevor sie einen Finger in sich gleiten ließ. Ihr Keuchen erfüllte den Raum, und schnell merkte sie, dass ihr das nicht genügte. Ein zweiter Finger folgte den ersten und sie bewegte die beiden Finger gegeneinander. Ein genüssliches Stöhnen verließ ihre Lippen, dann überrannte sie der Orgasmus. Leise stöhnte sie Tsengs Namen.
 

Noch während der Orgasmus abklang, wurde die junge Frau knallrot im Gesicht und die Lust ersetzte sich durch Scham. Sie schluckte hart und stand langsam auf. Wie auf einen Schlag war sie nüchtern und verschwand im Bad. Voller Scham begann sie sich die Hände zu waschen und vermied dabei den Blick in den Spiegel. Danach schlich sie zurück in ihr Bett, rollte sich unter der Decke zusammen und schloss die Augen.

Elena konnte es nicht fassen, dass sie es sich gerade selbstbesorgt hatte und dabei an ihren Vorgesetzten gedacht hatte. Egal wie heiß Tseng war, aber das war ihr doch peinlich. Peinlich berührt und mit dem Gedanken, dass sie das besser vergessen sollte, schlief sie ein.

Niemals

Die Kopfschmerzen am nächsten Morgen reichten aus, um Elena schwören zu lassen, nie wieder mit Reno etwas zu trinken. Selbst nach eine ausgiebigen Dusche, einem starken Kaffee und einer Schmerztablette plagten sie die Kopfschmerzen noch immer. Leise fluchend zog sie ihren Anzug an und richtete ihre Krawatte. Eigentlich war es falsch, Reno zu beschuldigen, denn sie war ja selbst schuld. Aber sie brauchte einen Schuldigen, also würde Reno es heute abbekommen.

Als Elena zum dritten Mal den Krawattenknoten löste, murrte sie und schmiss die Krawatte in die Ecke. Kein Wunder dass der Rotschopf nie eine Krawatte trug. Mit Kater lies dieses dämliche Ding nun mal nicht binden. Dann ging sie eben ohne. „Im Innendienst ist das ja egal…“, murmelte sie und verließ die Wohnung.
 

20 Minuten später saß sie in ihrem Büro, fuhr den elendig langsamen PC hoch und hängte soeben ihr Jackett über ihren Stuhl, als Reno gutgelaunt das Büro betrat. „Guten Morgen, meine hübsche Elena.“, flötete er und grinste sie breit an.

Der Killerblick den sie aufsetzte, war es das sogar wert. „Ohhh, hat klein El etwa ein Katerchen mit zur Arbeit gebracht?“, fügte er gut gelaunt hinzu und fing entspannt den Tacker ab, der ihm entgegen flog. „Ich geh nie wieder mit dir trinken.“, meinte sie spitz und er grinste breit.

„Wenn man es nicht gewohnt ist, sollte man es auch lassen, Kleines.“, meinte er. Der Locher kam als Antwort geflogen. „Raus!“, murrte sie und widmete sich ihrem PC. Reno grinste breit. „Nö, hier.“, meinte er und legte mit dem Locher und dem Tacker zusammen einen Stapel Akten auf ihren Schreibtisch. „Gruß von Tseng. Sollst du durcharbeiten.“, meinte Reno grinsend und verschwand aus dem Büro, bevor die Blondine ihr Handy werfen konnte.

Elena fluchte leise und besah sich die Akten. „Tseng spinnt doch… das schaff ich nicht mal in vier Wochen Innendienst abzuarbeiten…“, maulte sie, doch dann seufzte sie. Natürlich schaffte sie das. Sie schaffte sowas immer… Seufzend machte Elena sich an die Bearbeitung.
 

Vier Tage später war sie mit den Akten durch. Der Innendienst langweilte sie, von Reno, Rude oder Tseng hatte sie die letzten Tage so gut wie nichts gesehen und Anna ging ihr aus dem Weg. Was wohl die klügste Entscheidung war, angesichts der Tatsache, dass es ihre Schuld war, dass Elena im Büro festsaß. Auf Tseng hatte sie auch keine Lust. Sie nahm es ihm persönlich, dass er ihr keinen Glauben schenkte.

Heute allerdings musste die Blondine Wohl oder Übel in den sauren Apfel beißen und zu ihm. Ihre Wut war über die Tage mehr gewachsen, als gesunken und als sie mit dem Stapel durchgearbeiteter Akten vor dem Büro ihres Chefs stand, war sie doch ein wenig stolz auf sich.

Sie klopfte und trat ein.
 

Tseng saß an seinem Tisch und schaute sie verdutzt an. „Was kann ich für dich tun?“, fragte er und schloss die Akte vor sich sorgfältig. „Bei Fragen zu den Akten solltest du dich an Reno wenden.“, fügte er leicht kühl hinzu.

Elena setzte eine undurchschaubare Maske auf und knallte ihm die Akten auf den Tisch. „Ich bin damit fertig.“, meinte sie kalt und ihre Augen verengten sich minimal. „Hast du noch sowas lächerliches, was erledigt werden muss, oder darf ich dann zurück in den Außendienst?“, fragte die Blondine ihn und er grinste zynisch. „Was hätte ich auch anderes von dir erwarten können, als das du die Akten innerhalb von vier Tagen durch hast.“, meinte der Wutaianer und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Setz dich.“

Es war eine Bitte, keine Aufforderung. Elena zog eine Augenbraue hoch und seufzte dann. Langsam ließ sie sich auf dem Stuhl ihm gegenüber nieder.

Tseng hatte lange darüber nachgedacht, wie er das Thema behutsam ansprechen konnte. „Du kennst meine Bedingungen damit ich dich zurück in den Außendienst lass. Sag mir die Wahrheit.“, meinte er dann langsam. Klasse, genau… Soviel zum Thema Behutsamkeit, Tseng. Er rügte sich in Gedanken selbst, denn Elenas Blick war zu einem eiskalten Killerblick geworden. „Ich habe dir die Wahrheit erzählt. Wenn du immer noch der Meinung bist, ich würde dich, meinen Vorgesetzten anlügen, dann bleibe ich wohl auf ewig im Innendienst.“, erwiderte sie kühl und stand auf. „Ich hab noch zu tun.“

Und bevor Tseng noch etwas sagen konnte, war sie aus dem Büro verschwunden.
 

Der schwarzhaarige Wutai murrte und hätte am liebsten auf irgendwas geschossen. Wieso war sie nur so stur? Sagte doch sie die Wahrheit und Anna log? Er wusste es einfach nicht. Ratlos starrte er noch immer die Tür an, durch die die Blondine verschwunden war…

Ein Treffen am Morgen

Ihr Atem ging schnell, ein leises Stöhnen verließ ihre Lippen. „Sag mir wo Mutter ist.“, raunte eine Stimme und strich dabei sanft über ihren Oberschenkel. „Ich weiß nicht, wovon du sprichst.“, presste sie hervor, bevor sie erneut vor Schmerzen aufschrie, als sich das Messer erneut tief in ihr Bein versenkte. „Sag es mir, dann ist der Schmerz ganz schnell vorbei…“, meinte sie sanfte Stimme und Elena liefen Tränen über die Wangen. „Ich weiß es nicht.“, hauchte sie und ihre kalten Hände gruben sich in die klamme Erde unter sich.

Ein Schnauben sagte ihr, dass ihr Folterer kein Wort glaubte und zwei Klingen glitten unterhalb ihrer Brust entlang, sie spürte wie Blut ihr Oberteil tränkte. Jetzt würde sie sterben….
 

Mit einem Schrei wurde Elena wach und ihr Herz hämmerte hart gegen ihre Brust. „Lass mich doch endlich in Ruhe…“, schluchzte sie und Tränen liefen über ihr Gesicht, ließ ihre Schultern erbeben, als sie erneut schluchzen musste. Ihre Lippen bebten und sie schlang die Arme um sich. Seit Tagen wurden die Träume wieder schlimmer, die Erinnerungen stärker. Als wenn Kadaj nicht wollte, dass sie ihn vergessen sollte.
 

Ihr Kopf schmerzte und langsam stand die junge Frau auf, um wenige Sekunden später auf den Boden zu sinken. Ihre Hand fuhr zu den zwei Narben unterhalb ihrer Brust. Elena stöhnte gequält auf.

Erneut liefen Tränen über ihre Wangen. Obwohl sie genau wusste, dass es nur Phantomschmerzen waren, hatte sie das Gefühl die Klingen wieder zu spüren. Tief schnitten sie sich in das Fleisch und raubten ihr den atem. Entsetzt schnappte Elena nach Luft und schüttelte dann den Kopf.
 

„Schluss jetzt!“, ermahnte sie sich selbst und stand auf. Die Beine zitterten und ihr Gang war wankend, aber sie schaffte es bis ins Bad, wo sie sich ihrer durchschwitzen Klamotten entledigte und unter die Dusche stieg.

Das heiße Wasser entspannte ihre verkrampften Muskeln und wusch die Tränen weg. Langsam kehrte Ruhe ein in ihren aufgewühlten Gedanken und sie seufzte schwer.
 

Wieso konnte sie einfach nicht loslassen?
 

Langsam stellte sie das Wasser aus und stieg aus der Dusche. Fahrig glitten ihre Hände zu dem Handtuch und sie begann sich nachdenklich abzutrocknen. Was sie wohl heute für eine Aufgabe bekommen würde? Da sie gestern mit den Akten von Tseng fertig geworden war, konnte es nur bedeuten, dass auf sie noch ähnliche Aufgaben warten würden.
 

Sollte sie krank machen?
 

Nein. In ihren 3 Jahren bei der Shinra hatte sie noch nicht einen einzigen Fehltag gehabt, wenn man von ihren kurzen Aufenthalten auf der Krankenstation absah. Elena schnalzte mit der Zunge. „Wirst du jetzt etwa feige, weil du einmal zu deiner eigenen Meinung stehst?“, schimpfte sie leise über sich selbst und zog sich ihren Anzug an.
 

20 Minuten später war sie auf dem Weg zum neuen Shinra-Gebäude. Natürlich war sie fast eine Stunde zu früh dran, aber das war ja nicht schlimm. Dann konnte sie vorher noch einmal in die Schießhalle gehen, um auf andere Gedanken zu kommen. Leise glitt sie durch die Eingangshalle in die Schießhalle. Als Elena die Tür leise hinter sich geschlossen hatte, fuhr sie erschrocken zusammen, als eine Stimme hinter ihr ertönte.
 

„Ich hab nicht erwartet so früh am Morgen jemanden von euch hier zu sehen.“, meinte die sanfte Stimme und sie drehte sich herum. Dabei zog sie geschickt ihre Shotgun und richtete sie auf die Person vor sich.

Ihr Gegenüber zog eine Augenbraue hoch.

„Guten Morgen Elena.“
 

„Präsident.“, hauchte sie entsetzt und ließ die Waffe sinken. Sich auf ihre Manieren besinnend verneigte sie sich tief vor ihrem Chef. „Verzeihen Sie, Sir, ich war nur erschrocken. Ich hatte nicht erwartet hier jemanden zu treffen.“, stotterte sie zusammen und Rufus grinste leicht.

„Gleichfalls Elena. Kaffee?“, fragte er lächelnd und ging zu dem Kaffeeautomaten. Ohne auf eine Antwort ihrerseits zu warten, zog er einen Kaffee und reichte ihn ihr.

„Nun, verrätst du mir, was meine einzige weibliche Seniorturk so früh am Morgen bereits in der Schießhalle zu suchen hat?“, hakte er nach und ließ sich langsam wieder auf die Bank sinken. Neben sich hatte Rufus ein aufgeschlagenes Buch liegen, ein geübter Blick zeigte ihr, dass es die Geschichte der Shinra war, welche er las.

Seelenruhig packte sie ihre Waffe weg und nippte an dem Kaffee. „Ich wollte ein wenig Schießen üben, Sir. Verzeiht meine Frage, aber was macht ihr so früh hier?“, hakte sie misstrauisch nach.
 

Der Präsident verließ selten alleine das Haus und auch wenn er im obersten Stockwerk des Gebäudes seine Wohnräume hatte, so war er nie in den Schießhallen anzutreffen, und wenn doch, dann nur in Begleitung eines Turks. Ohne Leibwache verließ der Blonde so gut wie nie seine Wohnung.
 

Rufus lächelte sie an. „Ich lese.“, meinte er und deutete auf sein Buch. „Hier unten ist es ruhig und es gibt guten Kaffee. Ich bin morgens einfach zu faul die Kaffeemaschine anzumachen. Außerdem drehe ich so jeden Morgen meine Runde durch das Gebäude.“, erklärte er auf ihren fragenden Blick hin und sie nickte verstehend. „Aber das beliebt unser kleines Geheimnis, Elena.“

Er zwinkerte seiner Seniorturk zu und legte einen Finger auf seine Lippen. Schnell nickte die junge Frau zustimmend. „Ja natürlich Sir. Ich werde es niemanden sagen.“, versprach sie und Rufus lächelte sie an. Dann stand er auf und nahm sein Buch.
 

„Ich weiß, dass man sich auf dein Wort verlassen kann, Elena.“, meinte der Blonde und ging zur Tür. „Ich wünsche dir einen angenehmen Arbeitstag.“
 

Dann fiel die Tür ins Schloss und in Elena zerbrach etwas…

Cliffhänger

Die Tage vergingen und als Elena sich am Ende der zwei Wochen weiterhin weigerte ihre Aussage zu korrigieren, raufte sich der First Command langsam aber sicher die Haare.

Ihm blieb nichts anderes übrig als die ganze Sache zum Präsidenten zu bringen, dessen Geduld sich dem Ende zu zuneigte. In der Büroetage der Turks herrschte sei Tagen eine angespannte Stimmung. Tsengs mieser Stimmung wollte niemand in die Quere kommen. Reno war bereits dazu übergegangen jeden mit seiner EMS zu bedrohen, wenn ein dummer Spruch kam, Elena verbarrikadierte sich in ihrem Büro und wollte weder etwas sehen noch hören. Mehrmals hatten Reno und Rude versucht sie zu überreden, mit Tseng zu reden, doch mehr als den Rauswurf und Todesdrohungen hatten sie von Elena (die von Tag zu Tag schlechter aussah und ihre Augenringe kaum noch überschminken konnte) nicht erhalten. Bei Tseng dasselbe Spiel, nur dass dieser einen mit seinen Blicken erdolchte.
 

Als Elena an einem sonnigen Freitag das Büro verließ, stand Reno bereits abwartend vor dem Gebäude und lud sie zu einem Drink ein. Seufzend, weil sie keine Kraft mehr hatte zu diskutieren, hatte sie sein Angebot angenommen und bald darauf saßen die beiden erneut im „Siebten Himmel“ und schwiegen sich zunächst an.
 

Reno sah Elena die elendige Verfassung an und war sich nicht sicher, ob es gut war, sie zum Alkohol überredet zu haben. Elena hatte selbst ihre Zweifel, hatte sie doch seit zwei Wochen kaum geschlafen, mehr geheult und ihr Leben verflucht, als jemals zu vor. Die Albträume wurden immer schlimmer, hielten sie immer länger wach. Die Worte des Präsidenten, seit der Zufallsbegegnung am Morgen, gingen ihr nicht mehr aus dem Kopf.

»Ich weiß, dass man sich auf dein Wort verlassen kann, Elena. «, hallte es immer wieder in ihren Gedanken und sie fragte sich beim besten Willen, was das zu heißen hatten.

Sie brauchte einen Moment, um zu realisieren, das der Rothaarige sie seit etwa zwei Minuten anstarrte und auf eine Antwort zu warten schien. „Bitte?“, fragte sie nach und er zog eine Augenbraue hoch.

„Ich sagte du weißt hoffentlich, das Tseng das Ganze jetzt an den Präsidenten übergeben hat.“, meinte er besorgt und sie zuckte mit den Schultern. „Ja, ich weiß. Ich muss morgen bei Rufus antreten.“, meinte sie leise und starrte ihr Glas Rotwein an, wobei sich ihr die Frage stellte, woher dieses kam. Wahrscheinlich hatte Reno es bestellt. Renos Augenraue wanderte in die Höhe. „Wirst du bei deiner Geschichte bleiben?“, fragte er leise und sie nickte. „Ich sage die Wahrheit.“, erwiderte sie wütend und er zuckte mit den Schultern.

„Schon gut, ich glaube dir.“

Elena sah ihren Kollegen fassungslos an. „Du glaubst mir?“, fragte sie leise und der Rothaarige zuckte mit den Schultern. „Yo, du bist länger dabei als die Neue und deine Worte haben immer noch mehr Gewicht, als die eines Neuzuganges.“

Ihr Blick sank wieder zu dem Glas. „Hm… deswegen steht dennoch Aussage gegen Aussage.“, erwiderte sie trübselig und seufzte leise. „Sei mir nicht böse Reno, aber ich gehe nach Hause.“ Langsam stand die Blondine auf, warf ein paar Gil für den Wein auf den Tisch, der unangerührt war und verschwand, bevor der Seniorturk sie aufhalten konnte.

Nachdenklich lehnte sich Reno zurück.
 

Elena lief durch die dunklen Straßen zurück zu ihrem Wohnblock. Der Wind der einsetzte pfiff ihr eisig um die Ohren. Schließlich begann es noch zu nieseln. Sie murrte. Der Tag wurde ja echt immer besser.

Als sie ihren Wohnblock endlich sehen konnte, seufzte sie erleichtert. Jetzt noch eine warme Dusche und dann ins Bett, damit sie morgen zu dem Gespräch mit Rufus fit war. In Gedanken sie noch einmal durch, wie sie die Situation erklären würde. Sie war sosehr in Gedanken versunken, dass sie den schwarzen Lieferwagen nicht bemerkte, der neben ihr fuhr. Doch sie bemerkte, wie plötzlich dessen Türen aufflogen, mehrere maskierte Männer herausstürzten und auf sie losgingen.
 

„Ihr legt euch mit der Falschen an!“, murrte Elena genervt.
 

Zwei geübte Kicks in die Leistengegend ließen zwei der Männer japsend in die Knie gehen. Zwei weiter routinierte Schläge in den Nacken und die beiden waren bewusstlos. Dann zog sie geschickt die Schusswaffe aus der Innenseite des Jacketts und richtete sie auf die zwei Männer, die sofort stehen blieben.
 

Wer war das? War das eine von den Menschenhändlerbanden, die in letzter Zeit wieder ihr Unwesen trieben? Oder waren es angeheuerte Entführer, die im Auftrag von jemand handelten?
 

„Nun macht schon. Der Boss wird sonst sauer.“, meinte eine finstere Stimme aus dem Fahrerhaus und Elena grinste spöttisch. So so, der Boss wurde also sauer.
 

Die Männer vor ihr wollten sich auf sie stürzen, doch Elena wich dem ersten geschickt aus und brachte den Zweiten mit einem heftigen Schlag in die Magengrube zum Fall, bevor sie dem anderen die Shotgun über den Nacken zog.
 

„Weicheier.“, meinte sie abwertend und besann sich dann ihrer Vernunft.
 

Sie stieg rasch über einen der bewusstlosen drüber und wollte losrennen, als ihre geübten Ohren einen gedämpften Schuss hörten. Im nächsten Moment durchfuhr ihr Bein einen heftigen Schmerz und sie keuchte auf. Ihre Beine gaben nach, ließen sie zu Boden gehen und bevor sie reagieren konnte, knallte ihr etwas auf den Hinterkopf und sie wurde bewusstlos.

Verschwunden

Die Sonne schien bereits am frühen Morgen hell und von einem klaren blauen Himmel herab. Im Büro des Präsidenten bescherte dieser wunderschöne Tag keine gute Laune. Eher im Gegenteil.

Rufus sah ungeduldig auf die Uhr. Elena hätte bereits vor 2 Minuten in seinem Büro sein sollen. Es war nicht ihre Art sich zu verspäten. Sie war der pünktlichste Mensch, den er je getroffen hatte. Leicht wütend trommelten seine Finger auf dem Schreibtisch.
 

5 Minuten nach 8.
 

Wo steckte sie? Hatte sie etwa diesen Termin vergessen? Rufus blickte erneut zur Uhr. Zehn nach Acht. Seine Hand wanderte zum Telefon, über die Kurzwahl rief er in ihrem Büro an. Doch sie ging nicht ran. Er zog eine Augenbraue hoch, legte auf und wählte über die zweite Kurzwahl ihre Handynummer.
 

Es ertönte das Freizeichen. Einmal, zweimal, dreimal, viermal… Dann ging die Mailbox ran. Er legte auf. Rufus begann sich Sorgen zu machen. Hatte sie verschlafen? Nein, auch dies war nicht ihre Art. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und zog die Stirn in Falten. Erneut griff er zum Telefon und wählte Tsengs Nummer.
 

Welcher sofort ranging.

„First Command Tseng.“, meldete sich eine angespannte Stimme. „Guten Morgen, Herr Präsident.“

Rufus verkniff sich ein Schmunzeln und versuchte weiterhin ernst zu klingen.

„Morgen Tseng. Weißt du zufällig wo sich deine Senior-Turk befindet?“, fragte er streng und der Blonde sah deutlich vor seinem geistigen Auge, wie der Wutai die Augenbraue hochzog.

„Sollte sie nicht seit einer Viertelstunde in ihrem Büro sein?“, erwiderte der Schwarzhaarige finster. Ein Schnauben war die Antwort. „Dann würde ich sicher nicht anrufen und fragen, wo sie steckt!“, donnerte er ins Telefon. „Ich erreiche sie auch weder im Büro noch auf ihrem Handy. Also sieh zu, dass du sie in mein Büro bekommst und zwar sofort!“, brüllte er fast ins Telefon und schmiss dann ohne eine Antwort abzuwarten den Hörer auf.
 

Tseng hatte das Telefon bei dem letzten Satz etwas von seinem Ohr weggehalten. Seine Augen verengten sich und Reno sah ihn verwirrt an.

„Wo steckt Elena?“, fragte er ernst und sah den Rothaarigen an, der mit den Schultern zuckte. Dann stand er auf und lief in ihr Büro hinüber. Kurz darauf kam er zurück.

„In ihrem Büro ist sie nicht.“, meinte er verwirrt.

Tseng hatte in der Zwischenzeit versucht sie auf ihrem Handy zu erreichen. „Nimm Rude und fahr zu ihr. Vielleicht hat sie verschlafen.“, erwiderte Tseng murrend und sah ihn wütend an. „Mach ihr Feuer unterm Hintern!“, donnerte er und Reno nahm die Beine in die Hand. Tseng presste einen Handballen gegen seine Stirn. Wo steckte sie nur? Das sah ihr gar nicht ähnlich einfach nicht aufzutauchen. Hoffentlich hatten Reno und Rude Glück und trafen Elena zu Hause an.
 

Reno und Rude hatten kein Glück.

Elena reagierte nicht auf die Türklingel, so dass sich die beiden dann Zutritt über eine Nachbarin verschafften. Allerdings standen sie dann vor der nächsten verschlossenen Tür. Reno klopfte an der Tür.

„Elena.“, rief er durch die Tür, dann seufzte er.

„Ob es ihr gut geht?“, fragte Rude schließlich besorgt klingend und zog eine spitze Nadel aus der Tasche. Während Reno den Gang beobachtete, machte sich Rude an dem Schloss zu schaffen. Wenige Sekunden später klickte es leise und die Tür schwang auf. Die beiden verschwanden in der Wohnung. Der Rothaarige schloss die Tür und sah sich um.
 

„Merkwürdig…“, murmelte er. Er zog eine Augenbraue hoch.

„Elena? Rude und ich sind hier um dich zur Arbeit abzuholen.“

Seine Stimme hallte in der Wohnung und beide Männer sahen sich irritiert an, bevor sie sich schließlich in der Wohnung umsahen. Rude inspizierte das Bad, wo weder Kosmetika noch Handtücher lagen. Das Bad war leer und nichts deutete daraufhin, dass hier eine junge Frau wohnte.

Er runzelte die Stirn und sah in die Küche und ins Wohnzimmer. Es gab Möbel, aber keine persönlichen Gegenstände. Auf der Ablage in der Küche lag ein Briefumschlag, geöffnet. Es war eine Mietvertragskündigung. Daneben lag der Schlüssel. Rude sah durch seine Sonnenbrille ernst auf den Brief, auf die schwungvolle Unterschrift Elenas und schloss dann die Augen.
 

Reno sah sich derzeit im Schlafzimmer um, das erstaunlich ordentlich aussah, nur auf dem Bett stand eine kleine Kiste, die er neugierig näher untersuchte. Eine Shotgun und Elenas Schlagringe, sowie ihr Handy lagen darin. Ein zusammengefalteter Zettel lag obendrauf.
 

» Verzeih mir. «
 

Die ganze Wohnung war wie leergefegt und ließ keinen Zweifel zu.
 

Elena war weg.

Vergeblich Suche

Tseng sah fassungslos auf den Karton, den Brief und den Zettel, die Reno und Rude aus Elenas Wohnung mitgebracht hatten. In seinem Kopf herrschte Leere, seine Hand ballte sich zur Faust. Seine beiden Mitarbeiter standen stumm da und wussten nicht, was sie dazu sagen sollten. Dann flog die Tür zum Büro mit einem Krachen auf und Rufus rauschte wütend rein, was Tseng sofort zum Aufstehen brachte. Der Blonde hielt einen Briefumschlag in der Hand.

„Sie hat gekündigt!“, donnerte er. „Sie hat einfach gekündigt.“

Tseng nahm dem Blonden den Brief ab und trat zur Seite, damit Rufus sich setzten konnte. Der Blonde ließ sich murrend auf den Stuhl hinter dem Schreibtisch fallen und besah sich die Sachen auf dem Schreibtisch.

Tseng dagegen nahm die Kündigung und faltete sie auseinander. Stirnrunzelnd sah er sich die Kündigung an, starrte dann auf die Unterschrift…

„Das sieht ihr gar nicht ähnlich.“, murmelte Rude plötzlich und alles sahen zu ihm. Reno runzelte die Stirn. „Ya, El würde doch nicht einfach kündigen und abhauen.“, stimmte der Rothaarige zu. „Gestern Abend hat sie ganz normal gewirkt… naja, so normal, wie sie halt in den letzen Wochen gewirkt hat.“

Rufus verschränkte die Arme vor seiner Brust und sah zu Tseng. Der Wutai starrte wieder auf die Kündigung. „Sie kann nicht einfach kündigen. Finden und herbringen. Wir müssen rausfinden, was los ist!“, wies der Blonde an und der First Command sah ihn an, nickte und faltete den Brief zusammen. „Das wird sicher nicht einfach. Elena ist eine der am besten ausgebildeten Leute, die wir je hatten. Sie weiß, wie man sich vor uns versteckt. Rude, fahr nach Kalm zu Verdot und frag nach, ob er was weiß. Reno, geh in den „Siebten Himmel“ und frag Tifa aus. Vielleicht finden wir sie, bevor sie Edge verlässt!“, wies er dann seine Leute an und feuerte den Brief auf die Sachen von Elena. Die beiden Turks nickten rasch und verließen das Büro.

Rufus sah zu Tseng. „Du weißt, dass ihr plötzliches Verschwinden einem Schuleingeständnis gleich kommt, oder?“ Stumm nickte der Turk. Er wusste was das bedeutete. Wenn sie Elena finden würden, dann würde sie nicht mehr lange leben. Bei den Turks zu kündigen kam einem Todesurteil gleich.

„Dann hoffe ich, dass eure Gefühle euch dann nicht im Weg stehen.“, meinte der Blonde kalt und stand auf. „Mit Sicherheit nicht, Sir.“, erwiderte der Schwarzhaarige leise und der Präsident verließ das Büro.

Tseng starrte auf den Boden. Seine Gefühle… die würden ihm das ganze sicher nicht einfach machen…
 

Zwei Wochen vergingen und keiner wusste, was aus Elena geworden war. Mittlerweile hatte Tseng das ungute Gefühl, das die Blondine nicht nur abgehauen, sondern regelrecht abgetaucht war. Weder Reno und Rude, noch Vincent oder Cloud, ja nicht einmal Verdot hatten auch nur einen Hinweis darauf bekommen, wohin sie verschwunden war. Tseng hatte sich mit dem Vermieter von Elenas Wohnung in Verbindung gesetzt. Der arme Mann hat furchtbar gezittert, als der große Turk in seinem Büro aufgetaucht war und ihn nach Elena gefragt hatte. Breitwillig, vermutlich hatte er Angst um sein Leben, erzählte ihm der alte Mann, dass Elena die Kündigung etwa zwei Tage vor ihrem Verschwinden in seinem Briefkasten eingeworfen hatte, ohne Stempel oder Marke, dafür aber mit dem Zweitschlüssel im Kuvert.

Tseng lehnte sich auf seinem Sofa zurück. Die Tasse Tee vor sich, war in der Zwischenzeit sicher schon kalt geworden. Er war überhaupt nicht zufrieden mit diesen Ergebnissen. Irgendwas passte da ganz und gar nicht ins Bild. Er verstand es einfach nicht. Elena würde niemals einfach abhauen. Nicht so.

Seine Augenbrauen zogen sich zusammen. Egal was er unternommen hatte, egal wo er gesucht hatte, er hatte sie nicht gefunden. Es war zum fluchen.

Tseng nippte an dem kalten Tee, dann stellte er murrend die Tasse beiseite und stand auf. Er trat an den Schrank neben den großzügigen Fenstern. Er liebte diese riesigen Fenster, von denen man eine fantastische Sicht auf die Stadt hatte. Er beobachtete kurz die Lichter der Stadt.

„Wo bist du nur Elena?“, fragte er leise und griff zu der Flasche Wein in seinem Schrank. Es gab noch so vieles was er ihr sagen wollte. So vieles, was er über sie wissen wollte.

Gekonnt öffnete er die Flasche und schenkte sich ein Glas ein. Anschließend stellte er sich mit dem Rotwein zurück ans Fenster, eine Hand in der Hosentasche. Er würde sie eines Tages finden. Eines Tages würden sie sich wiedersehen.
 

Reno betrat zur selben Zeit den „Siebten Himmel“ und ließ sich dort elegant auf einen Barhocker fallen.

„Habt ihr sie immer noch nicht gefunden?“, fragte eine weibliche Stimme und Reno sah erschöpft in das Gesicht der hübschen Bardame, die ihm einen Whisky reichte. Der Rothaarige schüttelte stumm den Kopf, woraufhin Tifa seufzte. „Kann man echt so gut abtauchen?“

Der Turk grinste leicht. „Es ist Elena. Sie ist erst auf der Militärakademie gewesen und nicht umsonst zum Senior-Turk befördert wurden. Sie wird sich nicht erwischen lassen. Wir arbeiten gerade gegen unsere eigenen Waffen, und das ist problematisch.“, erklärte er erschöpft. Tifa nickte verstehend. „Ist also die Suche nach der Nadel im Heuhaufen.“, erwiderte sie und Reno nickte leicht. Dann spülte er den gesamten Drink runter. „Ich glaube kaum, dass wir Elena jemals wieder finden, solange wir keinen Anhaltspunkt haben, wo sie stecken könnte.“, meinte der Rothaarige düster und stand auf. Er warf Tifa eine Münze zu. „Ich werde mich in Bett hauen. Morgen geht die Suche weiter.“

Er machte eine Handbewegung, die wohl ein winken andeuten sollte über die Schulter und verschwand aus der Bar.

Tifa sah ihm besorgt nach. Der Blonde der hinter der Bar stand, Gläser gespült und sie beobachtet hatte, sah sie mit hochgezogener Augenbraue an. „Wenn sie tatsächlich freiwillig gegangen ist, dann finden sie die Turks nie.“, murmelte er und sie seufzte. „Du zweifelst immer noch?“, hakte Tifa skeptisch nach und Cloud trocknete sich die Hände ab. „Elena ist nicht der Typ für so eine Aktion. Klammheimlich zu verschwinden und einfach alles zurück zu lassen… das passt nicht zu ihr und ihrem Wesen.“, äußerte er sich und sie sah erneut zu der Tür. „Du meinst also, sie ist nicht freiwillig gegangen?“
 

Clouds Augen leuchteten. „Entweder das, oder sie wurde entführt.“
 

Tifas Augen weiteten sich erschrocken. Deswegen bist du so viel mit Vincent unterwegs. Ihr sucht sie.“, meinte die Schwarzhaarige und ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. „Ja, aber solange die Turks nicht auf die Idee kommen, dass hier was richtig faul ist, sind uns ein wenig die Hände gebunden.“, erwiderte der Kurier und seufzte. „Wir brauchen deren Hilfe, doch Vincent ist auf taube Ohren gestoßen. Niemand glaubt bisher an eine Entführung.“

Cloud ging langsam die Treppe hoch und ließ eine nachdenkliche Tifa zurück.

Aussichtslos?

Es war dunkel, kalt und stank fürchterlich. Elena saß zusammengesunken an der Wand des Kerkers, das Gesicht in den Armen verborgen, welche sie auf ihren Knien abstützte. Ihr war elend zumute, doch weinen hatte sie längst aufgegeben. Der Riemen um ihren Hals würgte sie leicht, die lange Kette, die daran befestigt worden war, führte bis zu einem Ring an der Wand. Weiter runter, als bis zu einem Hund hatte man sie nicht degradieren können. Doch die Entführer hatten noch einen drauf gesetzt. Sie war komplett nackt.

Die blasse Haut war übersät mit Blutergüssen, frischen und alten Schnittwunden und Kratzern. Ihre Handgelenke waren geschwollen durch die Handfesseln. Ihr linker Knöchel schmerzte. Einer ihrer „Wachen“ hatte ihn gebrochen.

Elena hob das Gesicht, als sie die Tür hörte. Unter ihren Augen befanden sich tiefe Augenringe, ihre Unterlippe war aufgeplatzt und die rechte Wange geschwollen.

Ein Tablett wurde vor ihr abgestellt, dann verließ der maskierte Wächter den Raum wieder. Elena bewegte sich leicht und griff nach dem Becher. Das Wasser schmeckte abgestanden, aber sie musste leben. Das trockene Brot würgte sie mit Mühe runter, da ihr Hals trocken war.

Dies alles machte sie automatisch, essen, trinken, damit sie leben konnte. Die Hoffnung auf Rettung war längst gestorben.

Sie hatte die Wachen gehört. Sie hatten sich lautstark darüber amüsiert, dass man sie hier nicht suchen würde. Offiziell hatte sie gekündigt und war abgetaucht. Niemand würde sie suchen, und wenn dann an den falschen Orten.

Wenn sie hier raus wollte, musste sie es selbst schaffen.

Elena versank wieder in ihre Anfangshaltung. Das Tablett war leer und würde bald abgeholt werden.

Sie wusste nicht wie lange sie schon hier war. Eine Woche? Zwei Wochen?

Alles was sie wusste, dass das Interesse der Wachen sie zu quälen nachließ. Vielleicht weil sie sich nicht mehr wehrte, schrie oder fluchte. Kein Ton kam mehr über die Lippen, wenn sie auf sie einschlugen, sie auspeitschten oder sie mit dem Messer drangsalierten.

Eigentlich wartete sie nur noch auf den Tod.

Ihre Gedanken kreisten und dann plötzlich sah sie vor ihrem Auge, eine Szene aus ihrer Ausbildungszeit.
 

Elena saß in dem Simulator, den Turks benutzten. Vor ihr stand Tseng, die Waffe auf ihre Stirn gerichtet. „Du wärst tot.“, meinte er streng und sie senkte den Kopf. „Konzentration, auch in scheinbar ausweglosen Situationen, sollte man immer beibehalten.“, setzte er streng fort. Die Blondine nickte schwach. Sie hatte Muskelkater. Seit Tagen trainierte sie Tseng, ohne Pausen, ohne Mitleid oder Rücksicht auf sie zu nehmen. Ihr Körper war übersät mit blauen Flecken.

Tseng war ein strenger, geduldiger Trainer. Elena war nur müde und deswegen passierten ihr immer mehr Fehler, während des Trainings. „Vielleicht sollten wir es für heute gut sein lassen.“, meinte der Schwarzhaarige und sie stand auf. „Nein. Ich möchte weiter machen.“, meinte sie eisern und ein Lächeln umspielte seine Lippen. „ In Ordnung.“, meinte er und zog sein Handy aus der Tasche. Er tippte kurz darauf rum. Die Szenerie änderte sich, sie stand plötzlich inmitten einer Kanalisation. Tseng war verschwunden. „Neue Mission. Hier in der Kanalisation treiben Rebellen ihr Unwesen. Finde sie, vernichte sie und dann suche mich und bringe mich ebenfalls zur Strecke. Kleine Warnung noch: Die Rebellen sehen nicht aus, wie Rebellen. Handle klug.“, ertönte seine Stimme in ihrem Headset und sie nickte. „Verstanden.“, meinte Elena und begann sich durch die Kanalisation zu bewegen. Schnell hatte sie die acht Rebellen ausfindig gemacht und erledigt. Jetzt hieß es, Tseng zu finden. Doch bevor sie auch nur einen weiteren  Schritt gemacht hatte, hörte sie ihn bereits.

Sie spürte plötzlich Fesseln an ihren Handgelenken, die Waffe fiel zu Boden und sie drehte sich erschrocken um. Tseng stand vor ihr, grinste und sah sie fokussiert an. Elena knurrte. Das war unfair, aber was war schon fair?

Diesmal würde sie sich nicht ablenken lassen. Innerhalb von Sekunden war sie bei ihm,  wich dabei gekonnt seinem Schlag aus und gelangte so schnell hinter ihn. Ein gewählter Kick in den Rücken brachte ihn zu Boden und sie hatte die Kette um seinen Hals gelegt. Sie zog zu.

„Du wärst tot.“, meinte sie ernst.

Tseng war zufrieden. „Sehr gut, Elena.“
 

„Egal, wie aussichtslos es ist. Du musst weiterkämpfen.“
 

Elena hob den Blick. In ihren Augen brannte plötzlich Feuer und Entschlossenheit. Sie musste kämpfen.

 

Das war sie Tseng schuldig.

Erste Spur

Drei Wochen.

 

Drei Wochen waren seit Elenas Verschwinden vergangen und Tseng wusste, dass er die Akte schließen musste.  Es war nahe Mitternacht und er saß an seinem Schreibtisch. Die Akte von Elena lag aufgeschlagen vor ihm. Sie hatten überall gesucht. In jedem Dorf, in jeder Stadt. Nirgendwo war sie jemanden aufgefallen, nirgendwo war ein neuer Name in den Akten der Behörden eingegangen, der auf sie gepasst hätte. Tseng ließ seine Hand über die Akte streichen.

Irgendwas passte ganz und gar nicht ins Bild. Es war, als wäre sie vom Erdboden verschluckt worden. Das hatte noch niemand geschafft. Die Turks hatten bisher jeden gefunden.

Es war, als würde ihm ein Puzzleteil fehlen.

Tseng seufzte. Das bildete er sich sicher ein. Sie war weg, und sie war gut. Immerhin hatte er sie persönlich ausgebildet.

Er strich sich durchs Haar und dann durchs Gesicht. Der Wutai war müde. Das kannte er gar nicht.

Die nächtlichen Albträume  von der Folter waren schlimmer geworden. Am Ende der Träume starb Elena jedes Mal, oder verschwand vor seinen Augen. Teilweise träumte er schlimmere Dinge, die er sich tagsüber nicht mal ausmalen würde.

Ein Seufzen verließ seine Lippen und er schlug die Akte zu. Dann stand er auf, nahm die Akte um sie wegzupacken. Der Fall war beendet.
 

Als er die Mappe in einen Schrank legen wollte, fielen zwei Blätter heraus. Frustriert hob er die beiden Blätter auf. Kurz sah er sich die Seiten an. Ein Bericht von Elena. Es war einer ihrer letzten gemeinsamen Aufträge gewesen. Er musste leicht lächeln. Es war ein erfolgreicher Auftrag gewesen und sie hatte ihm noch am selben Tag stolz den Bericht abgeben. Sein Blick fiel auf ihre schwungvolle Unterschrift, auf dieses wunderschöne E zu Beginn.
 

Er stutzte.

Moment mal. Tseng zog die Kündigung aus der Akte. Hier wirkte das E nicht so schwungvoll. Er runzelte die Stirn und ging zu seinem Schreibtisch zurück. Er nahm sich die einzelnen Berichte von Elena raus, legte sie nebeneinander. Ans Ende der Reihe legte er die Kündigung und Wohnungskündigung. Jede einzelne Unterschrift sah gleich aus. Nur die auf den letzten zwei Blättern nicht.

Das war nicht Elenas Unterschrift.

 

Reno saß an seinem PC. Er hasste es Überstunden zu schieben, aber die Berichte mussten fertig werden. Sie begannen sich zu stapeln. Rude saß seit zwanzig Minuten still an seinem Schreibtisch. Er war im sitzen eingeschlafen. Reno grinste leicht. Sie waren beide müde. Reno bettete seinen Kopf auf seinen Armen. Er war nicht müde, versuchte er sich einzureden…

Dann fielen ihm aber auch die Augen zu und er driftete in einen leichten Dämmerschlaf ab.

Als die Tür des Büros aufflog und gegen die Wand krachte, waren die beiden Turks sofort wieder hellwach und saßen aufrecht da. Rudes Waffe zeigte auf die Tür und Reno hielt seine EMS in der Hand, als würde er den Tod persönlich erwarten.

„In mein Büro. Sofort!“, bellte Tseng und die beiden starrten ihn an, als wäre er von allen guten Geistern verlassen wurden. Die beiden sprangen gewohnheitsmäßig auf und folgten dem First Command schweigend. Es lag etwas in der Luft, doch Reno war unschlüssig was.

Er schloss die Bürotür hinter sich und trat an den Schreibtisch von Tseng. „Was gibt es denn?“, fragte er angespannt und musterte die Berichte auf dem Tisch. „Seht es euch an, die Unterschriften von Elena und sagt mir, was euch auffällt.“; meinte der Turk ernst und Reno zweifelte an dessen Verstand. Die beiden beugten sich über die Berichte. Es dauerte ein paar Minuten, bevor Reno kapierte, was Tseng meinte. Die letzten beiden Unterschriften passten nicht ins Bild. Sie waren nicht sauber und wesentlich weniger Schwungvoller, als die auf den Berichten von Elena.

 

„Das sind nicht Elenas Unterschriften.“, meinte Rude dann leise. Reno zog eine Augenbraue hoch. „Richtig. Im Vergleich zu den vorhergehenden wirken sie fehlerhaft und unsauberer. Als hätte jemand sie abgepaust.“, murmelte der Rothaarige und Tseng nickt.

„Richtig, und was sagt uns das?“, meinte er bedrohlich leise.

„Elena hat nicht gekündigt. Jemand wollte uns das vorgaukeln, damit wir auf der falschen Fährte jagen.“, meinte Reno und seine Augen verengten sich.

Tseng nickte. „Sie ist also nicht freiwillig gegangen, sie wurde entführt.“, meinte der Wutai ungehalten und schlug mit der Faust auf den Schreibtisch. „Wer immer das war, wird das mit seinem Blut bezahlen.“

Reno und Rude nickten zustimmend. Sie hatten eine neue Spur und diese würden sie verfolgen.

Hoffentlich war es noch nicht zu spät.
 

Am nächsten Morgen saßen die drei Turks mit Rufus, Cloud, Tifa, Reeve und Vincent zusammen. Sie alle erhielten die neuen Informationen.

Cloud und Vincent äußerten schließlich, dass sie es ja gesagt hätten, doch Tseng ging nicht weiter darauf ein. Alles was der Schwarzhaarige jetzt wollte, dass sie Elena so schnell wie möglich fanden.

Wenn sie denn noch lebte.

Schnell wurde ausgemacht, dass Cloud und Vincent ihnen bei der Suche behilflich waren. Tseng würde sich persönlich an der Suche beteiligen, was Reno und Rude zunächst versuchten zu unterbinden, mit dem Einwand, dass einer bei Rufus bleiben müsse. Doch Tseng unterband den Einwand damit, dass sie sich abwechseln würden.

Rufus lächelte amüsiert und stimmte dann zu, allerdings mit der Einschränkung, dass seine drei Turks dennoch genug Ruhe bekamen.
 

Eine halbe Stunde nach der Besprechung befanden sich Reno und Tseng auf den Weg in die Stadt hinein. Sie wollten zunächst dem Untergrund von Edge einen Besuch abstatten und dort Recherchen anstellen. Cloud und Vincent hatten sich auf den Weg in die umliegenden Dörfer gemacht.
 

Rude dagegen blieb bei Rufus, der sich nachdenklich in seinem Bürosessel zurücklehnte.

„Überraschend, diese Entwicklung…“, sinnierte der Blonde und tippte mit einem Finger auf seinem Tisch rum. „Dass etwas faul ist, habe ich ja geahnt. Aber wer würde Elena entführen und anschließend dafür sorgen, dass wir es nicht merken?“, hakte der Präsident nach und Rude sah ernst gegen die Wand. „Ich weiß es nicht, Sir. Aber offenbar wollte derjenige Elena loswerden.“, meinte der Glatzköpfige leise und rückte seine Sonnenbrille zurecht.

„Jetzt ist die Frage: Wer?“

Rude seufzte leise. „Einen Grundverdacht haben wir ja. Eine Menschenhändlerbande, die nicht will, dass auffällt, dass ihre Opfer verschwunden sind.“
 

Rufus murrte. Das glaubte er weniger. Hier war unter Garantie ein persönlicher Grund ins Feld zu führen...

Rufus stand auf. „Ich will eine Runde durchs Gebäude drehen.“, meinte er leise und Rude nickte. Er würde seinem Präsident folgen, das war seine Pflicht als Bodyguard. Rufus griff zu dem Gehstock und trat zur Tür.

Er trat in das Vorzimmer und wand sich dem Schreibtisch seiner Sekretärin zu. „Selena, ich werde…“, begann er, unterbrach sich aber, als er die Blutlache am Boden bemerkte.

In mitten des Blutes lag seine Sekretärin.
 

Sie war tot.

Traum...

Tseng und Reno waren gerade dabei eine bekannte Kneipe zu verlassen, in der mehr Drogen gehandelt wurden, also sonst wo in der Stadt, als Tsengs Handy geklingelt hatte und Rufus wütend und panisch zu gleich, sie aufforderte zurück zu kommen.

Die beiden Turks, die das schlimmste annahmen, rasten mit dem Auto durch die Stadt, als wenn es kein Morgen mehr gäbe.

Nur wenige Minuten nach dem Anruf, betraten sie das Gebäude und machten sich auf den Weg in den 15. Stock. Dort angekommen, knieten zwei Sanitäter vor der Sekretärin und untersuchten sie. Eine riesige Blutlache hatte sich um sie herum gebildet.

„Was ist hier passiert?“, fragte Tseng streng und einer der Sanitäter sah ihn erschrocken an.

„Sie wurde erstochen. Der Präsident und Rude haben sie vorgefunden.“, meinte er stockend und deutet auf die Bürotür.

Tseng begab sich dorthin, um einen nachdenklichen Rufus vorzufinden, der die Arme auf dem Tisch aufgestützt und die Finger ineinander verschränkt hatte. Er war blasser als sonst, sein Gesichtsausdruck aber angespannt.

Tseng ging zu dem Schreibtisch und sah eindringlich zu Rude, der hinter dem Präsidenten stand.

„Was ist passiert?“, fragte er ruhig.

Schnell rasselte Rufus die Ereignisse der letzten Stunde runter. Doch egal, wie sehr Tseng es drehte und wendete… es ergab keinen Sinn.

Wer sollte die Sekretärin eines ehemaligen Konzernchefs töten ohne danach an selbigen selbst ranzukommen?

Reno und Rude machten sich in der Zwischenzeit an die Spurensuche.

„Wir müssen die Sicherheitsstandards erhöhen!“, meinte Rufus nachdenklich und Tseng nickte leicht. „Irgendjemand versucht uns zu zerstören. Erst wird Elena entführt, dann meine Sekretärin getötet.“

Tseng seufzte. „Sie glauben an einen Zusammenhang?“

Rufus Augen verengten sich.

„Ich glaube es nicht. Ich weiß, dass es da einen Zusammenhang gibt!“, erwiderte er mit gefährlicher Stimme und die Laune von Tseng sank endgültig in den Keller.
 

Zwei Tage später war weder der Mord an der Frau, noch das Verschwinden von Elena geklärt.

Tseng saß in seinem Büro und starrte frustriert auf die beiden Akten.

Egal wie sehr sie es versuchten, es war einfach kein Zusammenhang zu finden. Der Wutai wusste, dass ihnen die Zeit davonrannte. Elena war nun gute 16 Tage in der Gewalt ihrer Entführer. Die Chance, dass sie noch lebte sank mit jeder einzelnen Stunde, die sie mit der Suche ohne Anhaltspunkte verbrachten.

Langsam schwand seine Hoffnung, die Blondine je wieder zu finden. Es war bereits weit nach Mitternacht und Tseng griff nach seinem Kaffee.

Seit dem Überfall auf die Sekretärin hatte er kaum geschlafen, er hatte tiefe Augenringe und der viele Kaffee konnte unmöglich gesund sein.

Tseng spuckte den kalten, schalen Kaffee zurück in die Tasse. „Bäh…“, murrte er und stand auf.

Langsam und leise glitt der Wutai in die kleine Büroküche und nahm sich einen frischen Kaffee. Er wartete, dass Reno zurückkam und Bericht erstattete. Der Rothaarige hatte sich mit einigen ehemaligen Turks zusammen auf eine breitere Suche nach Elena aufgemacht.

Es war ein schweres Stück Arbeit gewesen sie davon zu überzeugen, ihnen zu helfen.

Tseng seufzte und ging zum Ende des Flures auf den kleinen Balkon. Er fischte aus seiner Jackettinnentasche eine Packung Zigaretten und zündete sich eine an.

Den Sekretärinnenposten hatte er mit einem Knurren an Anna vergeben. Diese war bei der Suche nach Elena nicht nur hinderlich gewesen, sondern hatte offensichtlich auch keine Lust auf einen Außendienstjob. So war die Stelle vor Rufus Büro mit einer Turk besetzt.

Das war das einzige was ihn beruhigen konnte.

Tseng nahm einen tiefen Zug, schloss die Augen und lehnte den Kopf an die Wand hinter sich.

» Probleme, huh? «

Tseng schrak zusammen und sah sich nach der Stimme um. Er erblickte eine Frau, die sich gegen das Geländer lehnte. Sie trug einen schwarzen Anzug, dazu schwarze Handschuhe und ihren langen roten Haare fielen in weichen Locken auf ihre Schultern. „Cissnei?“, fragte der Wutai und die Kippe fiel aus seiner Hand. Die Frau grinste.

» Hallo Tseng, lange nicht gesehen. «

„Du bist tot.“

» Und dennoch bin ich hier. «

„Eine Einbildung. Ich brauch dringend Schlaf.“, knurrte der Schwarzhaarige und der Frau lachte finster.

» Das letzte Mal als du so verzweifelt warst, war als Zack mit dem Infanteristen aus Nibelheim abgehauen ist. «

Tseng murrte. „Die du mehr als einmal entkommen lassen hast.“

» Ich habe meine Strafe dafür erhalten. «, erwiderte die Frau und legte den Kopf schief.

„Wieso bist du hier?“, fragte er. Sie war eine Einbildung. Ein Traum. Vielleicht war er am Schreibtisch eingeschlafen?

Cissneis Abbild lachte erneut. » Weil du Hilfe brauchst. Der Verräter sitzt in euren eigenen Reihen, Tseng, sowie immer. «

Ein lauter Knall ließ Tseng erschrocken von seinem Schreibtisch hochfahren. Verwirrt sah er sich um. Seine Tasse Kaffee stand noch immer da, und er rieb sich den Nacken. Dann sah er zu der Ursache des Lärms.

Reno war in das Büro gekommen und hatte seinen Frust wohl an der Tür ausgelassen.

„Tschuldige, hab ich dich geweckt?“, knurrte sein Second Command und ließ sich in den Stuhl vor dem Schreibtisch fallen. „Keine Spur.“

Tseng nickte, noch immer gefangen in seinem Traumbild. Was hatte Cissnei gesagt? Verräter in den eigenen Reihen? Er sah Reno eindringlich an.

„Reno, wir führen eine Personalkontrolle durch. Wir müssen einen Verräter im Team haben.“

Fünf

>> Elena! «

Sie murrte.

» Elena! Wach auf! «

Erneut murrte sie. „Lass mich schlafen, Tseng.“

» Elena, Kämpfe endlich, verdammt! Du bist doch eine von uns! «

 

Elena schlug die Augen auf und starrte an die nackte Steindecke. Eine einzelne Träne lief ihr über die Wange. „Tseng… es tut mir leid…“, murmelte sie leise und setzte sich auf. 21 Tage.
 

3 Wochen.

 

Die Gefangenschaft und die Folter raubten ihr alle Nerven und Kraft die sie je besessen hatte. Wenn ihre Peiniger sie auspeitschten, konnte sie nicht mal mehr schreien. Lediglich ein leises Wimmern kam über ihre Lippen, aber selbst das, nur noch selten. Innerlich war Elena längst tot.

Sie hatte mit ihrem Leben abgeschlossen, hatte die Hoffnung aufgegeben, dass man sie finden und retten würde.

Selbst der Funken Kampfgeist, den sie vor ein paar Tagen (oder war es schon wieder Wochen her?) gespürt hatte, war längst wieder erloschen.

 

Die junge Turk hatte jede Möglichkeit geprüft, hatte stets abgewogen, wann ein günstiger Zeitpunkt für den Versuch einer Flucht wäre, doch sie fand keinen. Es gab keine Lücke, keinen winzigen Schimmer an Nachlässigkeit und keine Schwäche bei ihren Feinden.

 

Sie waren zu fünft. Sie allein.

 

Langsam setzte sie sich auf. Im Endeffekt gab sie ein sicher ein Bild des Jammers ab. Elena saß nackt auf einer groben, zerrissenen Decke, dünner denn je, ausgemergelt.

Ihre zarte, blasse Haut war übersät mit blauen Flecken, roten, teilweise blutigen Striemen und nadelfeinen Entzündungen. Immer wieder erschütterte ein heftiges Husten ihren geschändeten Körper und ließ sie vor Schmerzen zusammen zucken. Ihr gebrochener Knöchel war blau und taub. Ihre Lippen waren aufgerissen und trocken, die Haut und den Augen blau und geschwollen. Ihr Atem ging schwer, stoßweise und ihre Wangen waren stark gerötet. Sie wollte gar nicht wissen, wie stark das Fieber war.

 

Die Tür ging quietschend auf und einer ihrer Peiniger kam rein. Er hatte ein Tablett in der Hand. Trockenes Brot und schales Wasser… Elena wusste nicht mal mehr, wie Kaffee oder Tee schmeckte, hatte den Geschmack von Erdbeeren und Kirschen vergessen. Ihre Zunge war taub, belegt. Ihre Zähne schmerzten.  Sie versuchte ihre Lippen zu befeuchten, doch es gelang ihr nicht. Der Mann grinste dreckig unter seiner Maske, sie sah es an seinen Augen. Er stellte das Tablett scheppernd ab, der Becher wankte bedrohlich, blieb aber stehen.

Dann näherte er sich Elena und packte ihr Kinn.

 

Sie war zu schwach zum protestieren.

 

Er zog ihr Gesicht nah an sich ran. Sein Atem stank nach Alkohol, als er sprach. „Lange machst du es wohl nicht mehr… Schade eigentlich. Warst ein netter Zeitvertreib.“

Sein Atem verschlug ihr das Atmen, und weckte gleichzeitig etwas in ihr auf. Es war, als würde etwas ihre Sinne aufklären.

 

In dem Moment, wo er ihr Kinn losließ, stieß sie ihren Kopf nach vorn. Ihr Schädel krachte hart gegen seinen und Elena wurde kurz schwarz vor Augen. Ihm schien es nicht besser zu gehen, doch Elena hatte ihre Sinne schneller wieder unter Kontrolle und mit einem Satz war sie auf den Beinen. Die Ketten an ihren Händen  klimperten verheißungsvoll, als sie die Hände hob und eben diese Kette mit voller Wucht auf seinen Schädel niederschlug. Es folgte ein hässliches Knacken, das jeden normalen Menschen zum Würgen gebracht hätte, Elena genoss diesen Laut.

Ein Schwall warmes Blut floss über ihre Füße und sie trat zur Seite.
 

„Eins.“, murmelte sie und fummelte aus seiner Tasche einen kleinen Schlüssel hervor. Umständlich öffnete sie das Schloss an ihren Händen mit dem Mund und war erleichtert, als die schwere Kette, von ihren Handgelenken glitt. Sie beugte sich runter und entfernte die Schellen von ihren Knöcheln, stellte dabei überrascht fest, dass ihr rechter Fuß einigermaßen belastbar war. Offenbar hatte die Schelle ihren Fuß genug stabilisiert, damit der Knochen heilen konnte.
 

 Ein flüchtiges, vages Grinsen schoss über ihrer Lippen.
 

Ein winziger Funken Hoffnung erwachte. Sie nahm den Becher Wasser und trank ihn leer. Wenn dass ihr letzter Kampf werden würde, dann sollte es so sein!
 

Ihre Hände glitten über die Leiche und was sie dann fand stellte sie mehr als zufrieden.

Eine 2000er Shotgun der Shinra Corporation. Damit konnte jeder Turk umgehen.

Die Blondine grinste. „Gib einem Turk in Gefangenschaft nie eine Waffe.“, murmelte sie schwach und dann verließ sie den Kerkerraum.
 

Der Kerker lag am Ende eines Ganges, der kürzer war, als sie gedacht hatte. Ihr war er immer unendlich lang vorgekommen…

Sie schlich, stets darauf bedacht den gebrochenen Knöchel nicht unnötig zu belasten, langsam in die Richtung aus der sie einen schwachen Lichtschimmer erkennen konnte.

„Man! Marcel braucht heute aber lange bei der Kleinen! Er wird sich doch nicht ohne uns an ihr vergehen?“, schnarrte ein unangenehme Stimme und sie lud die Waffe einmal durch. „Ich schau mal nach, wo er bleibt.“

 

Elena drückte sich in einen Schatten.

Ihr Killerinstinkt war erwacht und ihr Blick war kälter denn je. Als die Schritte sich näherten, trat sie aus dem Schatten und schoss. Sein überraschter und entsetzter Gesichtsausdruck, als ihn die Kugel traf und er zu Boden ging, befriedigte die Turk zutiefst.

„Zwei.“, murmelte sie und sah den Mann an, der aus dem Zimmer gerannt kam, in Alarmbereitschaft.

„Ziller!“, brüllte er, doch dann erstarb seine Stimme in einem Gurgeln, als die nächste Kugel ihn traf. Das letzte was er sah, war ein kaltes unbarmherziges Lächeln.
 

„Drei.“

 

Elena stieg über die zwei Männer hinweg und glitt in den Raum. Mit einem Blick verschaffte sie sich einen Überblick über die Trostlosigkeit und sah in einer Ecke die Überreste eines schwarzen Anzuges. Sie grinste leicht.

 Erstaunlicherweise war die Hose noch einigermaßen intakt, das Jackett war nur leicht beschädigt. Sie schlüpfte in die Hose, zog das Jackett an. Das Geräusch des Reißverschlusses gab ihr etwas Gefühl zurück und ihre Hand fuhr sanft über den Ausweis.

„Ich komm nach Hause, Tseng.“
 

Elena nahm die Waffe wieder an sich. Auf Schuhe und Bluse verzichtet sie jetzt, ihre Krawatte stopfte sie jedoch in ihre Jackettasche.

In dem Moment betraten zwei weitere Männer den Raum und starrten sie entsetzt an. Doch ehe sie reagieren konnten, lag der erste tot am Boden.
 

„Vier.“, meinte sie und der letzte ihrer Peiniger knurrte sie wütend an und hob ebenfalls eine Waffe.

Doch Elena war schneller. Ein gezielter Schuss, jagte ihm die Waffe aus der Hand und im nächsten Moment krachte der Mann gegen die Wand und rutschte daran herunter.

Dann spürte er kühles Metall an seiner Stirn.
 

„Wer hat euch beauftragt?“ Ihre Stimme klang kühl und gelassen.

„Pff, als wenn ich dir das verraten würde!“, geiferte er sie an und sie lächelte nur eisig. Stattdessen schoss sie ihm ins Bein.

 „Wer hat euch beauftragt?“, wiederholte sie gelassen und ruhig, nachdem sein Schmerzensschrei verklungen war.

 „A… Anna…“, antwortete er schwach. „Bitte… töte mich nicht… ich hab es dir gesagt…“, flehte er sie an und hielt sich das blutende Bein.

„Ich sag dir alles was du…“ Der Schuss hallte kurz nach.

 

„Fünf.“

Gefunden...

Cloud blickte in den Sonnenaufgang über Junon. Er tauchte die Stadt an der Meeresbucht in ein kühles rot und ließ den Blonden wehmütig werden. Er wollte nach Hause, freute sich schon auf ein Schluck Wein von Tifas selbstgekellerten und auf Denzels Gesicht, wenn er sein Mitbringsel bekam. Ein leichtes Lächeln stahl sich auf seine Lippen und er drehte die kleine Wolfsfigur in seinen Händen, bevor er sie in seiner Tasche verschwinden ließ. Natürlich hatte er auch eine Kleinigkeit für Marlene besorgt. Die rosa Spange in Schleifenform war ebenso sicher verstaut in seiner Tasche.

Er streckte sich noch einmal ausgiebig, dann ging er die Treppe zu dem Wirt in der kleinen Pension hinunter. Schnell erledigte er seine Zahlung, dann verließ er das Häuschen. Cloud strich über den Lenker seines Motorrades und stieg dann auf. Drei Tage war er jetzt von Zuhause weg. Sein letzter Lieferauftrag hatte ihn bis Wutai geführt. Dort hatte er Reno und Rude getroffen. Sie hatten noch immer nach Elena gesucht. Cloud gab es ungern zu, doch er hatte die Verzweiflung in Renos Augen deutlich sehen können. Er war sich fast sicher, dass Elena tot war. Sie war jetzt drei Wochen weg. Wann immer Cloud Zeit gefunden hatte, hatte er die Turks bei der Suche unterstützt. Doch wo auch immer sie gesucht hatten, sie hatten die junge Frau nicht gefunden. Wer auch immer sie entführt hatte, er war verdammt gut.

Reno hatte ihm erzählt, das Tseng gerade eine große Personalkontrolle durchführte. Doch keiner hatte sich als verdächtig rausgestellt.

Cloud seufzte und schwang sich auf das Motorrad. Vielleicht hatte er noch Zeit, wenn er in Edge ankam. Dann konnte er Tseng aufsuchen und nach den aktuellen Ermittlungen fragen. Er wusste nicht mal, wieso er das überhaupt tat. Im Grunde konnte ihm doch egal sein, was mit einer Turk war. Doch Tifa hatte Elena ins Herz geschlossen und er musste zugeben, dass er es vermisste, wie sie Reno in der Kneipe maßregelte. Also half er eben bei der Suche.

Er startete den Motor und fuhr los.

Mit hohem Tempo verließ er die Stadt und ließ sie hinter sich. Während die Landschaft an ihm vorüberzog und er stets darauf bedacht war, in keine Monster rein zu fahren, stieg die Sonne höher.

Nach etwa 3 Stunden Fahrt, stoppte Cloud die Maschine und stieg ab. Während er seine Glieder streckte, sah er sich um und holte aus der Gepäcktasche eine Flasche Wasser.  Sein Blick blieb an etwas schwarzem in einem Buch hängen. Er stutzte, dann schüttelte er den Kopf. Warfen die Leute ihren Müll jetzt mittlerweile an den Straßenrand?

Nein. Auf dieser Strecke waren sehr selten Menschen unterwegs. Sie war schlecht ausgebaut und es gab viele Monster. Cloud war noch nie jemanden hier begegnet. Er zog  eine der Klingen aus seinem Motorrad. Das musste er sich genauer ansehen.

Es bewegte sich nicht, als er sich näherte. Dann erkannte er, dass es ein Mensch war.

Cloud rannte auf ihn zu, sah dann blonde Haare und erkannte das Jackett mit dem Ausweis daran. „Elena!“

Seine Stimme hallte auf der Ebene wieder. Er drehte die junge Frau, so dass er sie richtig sehen konnte. Ihr Atem ging flach und ein heftiges Husten ließ sie erbeben. Sie war dünn, ihr Gesicht glühte und war übersät mit blauen Flecken. Er schluckte, dann hob er sie hoch und trug sie zu seinem Motorrad. Er hatte keine Heilmateria dabei und er überlegte fieberhaft, was er machen sollte. Vorsichtig, damit er sie nicht noch mehr verletzte, legte er sie auf den Boden ab und griff nach seinem Handy. Entsetzt sah er einige Blutflecken auf seinen Unterarmen. Er klappte das Handy auf und knurrte, als es nur kurz schwach aufleuchtet und dann erstarb. „Mist!“, fluchte er und steckte das Handy zurück. Wieso musste der verdammte Akku genau jetzt alle sein?

Cloud sah Elena an. Sie brauchte dringend medizinische Versorgung. Mit dem Motorrad brauchte er noch etwa vier Stunden bis nach Edge. Die Strecke war alles anders als geeignet für einen bewusstlosen Mitfahrer, doch wenn er sie die gesamte Strecke tragen würde, würde er zwei Tage brauchen bis Edge.

Er knurrte erneut. Dann fasste er einen Entschluss.

Aus der Gepäcktasche zog er eine dünne Decke hervor, die Tifa ihm eingepackt hatte, dann sah er nochmal in den Busch, wo er Elena gefunden hatte. Er entdeckte eine Silberne Schusswaffe, nahm diese noch auf und sah sich erneut um.

Wo war sie nur hergekommen?

Er packte die Shotgun in seine Gepäcktasche, wickelte Elena in die Decke und hoffte sie so ein wenig vor dem Fahrtwind schützen zu können. Dann stieg er mit ihr auf den Armen zurück aufs Motorrad. Mit einem Gurt, den er vorsichtig um seine geschwächte Fracht legte, befestigte er Elena an seinem eigenen Schwertgurt.

Als er sich sicher war, dass sie während der Fahrt nicht fallen konnte, startete er den Motor und fuhr los.

Er brauchte einige Minuten um sich an die ungewohnte Fahrweise zu gewöhnen, begann dann aber rasch, dass Tempo anzuziehen.

Und dennoch konnte er nicht so schnell fahren wie sonst. Immer wieder musste er langsamer werden oder gar anhalten und seinen Fahrgast erneut festmachen.

 Die Sonne begann bereits unterzugehen, als er endlich die ersten Lichter der Stadt erblickte.

Fünf Stunden waren vergangen seit er Elena gefunden hatte und Cloud war das erste Mal seit langem vom Fahren erschöpft. Seine Glieder waren steif und seine Sorge um die Frau vor ihm wuchs mittlerweile von Minute zu Minute an. Ihr Fieber war immerzu gestiegen und ihr Atem immer flacher. Ihre Lippen hatten ab und zu gezittert, ihre Augenlider geflattert, aber wach geworden war sie nicht.

Cloud war froh, als er über die Stadtgrenze fuhr und raste auf das neuerbaute Shinra-Gebäude zu. Die Leute schrien ihm nach und beschimpften ihn, doch es war ihm Moment herzlich egal, was seine Mitbürger von ihm hielten.

Er fuhr bis vor den Eingang, wo er scharf bremste, was ihm das Kopfschütteln einiger Mitarbeiter einbrachte, die wohl soeben in den Feierabend gingen.

Er sprang von der Maschine runter, nahm Elena erneut auf seinen Arm und betrat rasch das Gebäude. Die Dame am Empfang sah ihm verblüfft entgegen.

„Rufen sie Tseng runter. Strife Courierdienst. Sagen sie ihm ich habe eine dringende Lieferung für ihn!“, meldete er der Dame an und sie griff irritiert zum Telefon, ohne Fragen zu stellen.

Tseng schrie die arme Frau prompt zusammen, bevor sie auch nur ein Wort rausgebracht hatte, dass er nicht gestört werden wolle, doch Cloud riss ihr den Hörer aus der Hand. „Tseng, ich hab Elena gefunden.“, sagte er kühl, bevor Tseng erneut ins Telefon meckern konnte und sofort erstarb die Leitung am anderen Ende.

Cloud hätte schwören können, dass der Wutai keine halbe Minute brauchte um vom 9. Stock ins Erdgeschoss zu wechseln. Er hatte auf jeden Fall den Hörer der Frau gerade erst wiedergegeben, als Tseng bereits die Treppe runterkam und auf ihn zu rannte.

Cloud übergab ihm die Turk und beide Männer bemerkten die Rotfärbung der Decke. Tseng ruckte nur mit dem Kopf Richtung Fahrstuhl, dann zog er in die Richtung los und Cloud folgte ihm.

„Stockwerk 5.“, meinte Tseng schwach und Cloud drückte den entsprechenden Knopf.

Während Tseng Elena fest im Arm hielt, musterte er seinen Schützling.

„Wo hast du sie gefunden?“, fragte er leise.

„Auf meiner üblichen Fahrtroute von Junon nach Edge. Sie hat Glück gehabt. Die Strecke fährt glaub ich niemand anderes als ich, sie ist gefährlich und ich hab zufällig genau da Pause gemacht, wo sie im Busch lag.“, meinte er und verließ mit Tseng den Fahrstuhl. „Sie hat hohes Fieber, ihr Atem geht flach und sie scheint schwer verletzt zu sein. Ich denke mal, die Fahrt hat ihr auch nicht gut getan. Mein Akku war leer, ich hätte dich sonst gerufen.“, meinte Cloud. Tseng hatte ihn noch nie so viel an einem Stück reden hören.

„Wann hast du sie gefunden?“, meinte er und ein Arzt sah die beiden Männer erschrocken an, als sie mit Elena in dessen Sprechzimmer platzten. „Vor etwa 5 Stunden.“, erwiderte Cloud und beobachtet wie der Arzt panisch aufsprang und auf Tseng zu lief. Er sah kurz auf die Frau, dann rief er aus der Tür zwei Pfleger ran, die mit einem Krankenbett kamen. Behutsam, fast zärtlich legte Tseng die Turk auf das Bett und sah den Arzt noch einmal streng an, als dieser mit den Pflegern Richtung OP-Saal verschwand.

Zwei Schwestern rannten in dieselbe Richtung.

Müde ließ sich der Wutai auf einen Stuhl sinken und Cloud bemerkte erst jetzt, dass der Wutai kein Jackett trug. Die Ärmel seines weißen Hemdes waren rot von ihrem Blut und er starrte darauf, als wäre es sein eigenes.

Cloud ging zu dem Telefon am Schreibtisch und rief Tifa an. Schnell erklärte er die Situation, dann sah er sich wieder nach Tseng um.

Dieser saß, wie er sich hingesetzt hatte, hatte aber den Blick jetzt auf den Boden gerichtet und schien leise vor sich hinzumurmeln.

Cloud erkannte die melodischen Worte, er hatte sie einige Male von Yuffie gehört. Es war ein wutaianisches Gebet, bei dem man um Schutz für seine Angehörigen bat.

Er lehnte sich gegen den Schreibtisch und wartete.

Warten

6 Stunden brauchte der Arzt um Elenas komplette Wunden zu versorgen. Sie hatte eine schwere Lungenentzündung, war dehydriert und hatte einen extremen Nährstoffmangel, sowie einen halbverheilten Knöchelbruch, viele kleine Schnittwunden, diverse Schürfungen und blaue Flecken.

Tseng war beinah schlecht geworden, als er den Bericht las. Das Elena überhaupt noch lebte, grenzte an ein kleines Wunder. Sie lag seit zwei Tagen auf der Intensivstation, im künstlichen Heilkoma.

Reno und Rude hatten geschworen die Täter dafür büßen zu lassen. Doch als sie das zerklüftete Kerkergewölbe in der Nähe von Elenas Fundort fanden, sahen sie, dass Elena das selbst erledigt hatte.

Diesen Bericht hatte Tseng nun vor sich liegen. In seinem Büro herrschte Hochbetrieb. Rufus saß an Tsengs Schreibtisch, Rechts und Links neben ihm standen Reno und Rude, auf einem Stuhl ihm gegenüber saß Tifa, dahinter stand Cloud. Vincent hatte sich an die Wand gelehnt.

Sie alle hatten den Ausführungen von Reno gelauscht, was sie an der Stelle vorgefunden hatten, an der Elena offenbar gefangen gehalten wurden war.

Jetzt waren alle ein wenig geschockt.

„Ich verstehe nicht, wie sie das geschafft haben soll in ihrem Zustand.“, murmelte Tifa und Rufus nickte zustimmend.

„Ich nehme an, dass sie wohl einen Adrenalinschock  hatte. Anders kann ich mir das nicht erklären. Wir Turks sind darauf trainiert auch dann noch kämpfen zu können, wenn es unsere Verfassung nicht mehr zulässt.“, meinte Tseng sachlich. „Wenn man das ganze rekonstruiert, waren es fünf Männer die auf sie aufgepasst haben. Sie hat den ersten offensichtlich in ihrer Zelle getötet, mit den Ketten der Handfesseln. Das ist äußerst kreativ gewesen.“ Anerkennung schwang in Tseng Stimme mit und Tifa, sowie Cloud verzogen das Gesicht. „Dann nahm sie ihm offenbar den Schlüssel für ihre Fesseln ab, befreite sich und nahm ihm die Shotgun ab.“, spann er die Geschichte weiter. Reno nickte zustimmend. „Die Waffe ist ein Indiz dafür, dass die Entführer einen Zugang zur Shinra gehabt haben müssen“, mutmaßte der Rothaarige und verzog das Gesicht. „Diese Waffen haben nur spezielle Mitglieder der Shinra. Um genau zu sein, sind sie nur den Turks zugänglich.“, erklärte er auf den fragenden Blick von Tifa hin. „Das heißt, der Verräter kommt aus eurer Abteilung.“, erwiderte die finstere Stimme von Vincent. „Nun, das lässt sich nicht zu 100prozentiger Sicherheit sagen, aber zu 80 Prozent können wir davon ausgehen.“, gab der Wutai zu und Rufus lehnte sich zurück. Er legte die Fingerspitzen aneinander. „Fahr bitte fort, Tseng.“, wies er an und Tseng nickte. „Nun, sie nahm also die Waffe an sich und begab sich auf den Gang, wo sie die beiden nächsten erschoss. Ab dann wird es schwieriger zu rekonstruieren. Offenbar hat sich Elena in den Raum begeben und sich dort kurz aufgehalten, das zumindest lässt den Winkel der letzten zwei Toten vermuten. Vermutlich überraschten sie Elena, einen erschoss sie sofort, dem anderen schoss sie wohl die Waffe aus der Hand. Danach schoss sie ihn ins Bein und zum Schluss in den Kopf. Aber wieso?“, fragte sich der First Command mehr selbst. Alle schwiegen zum Ende der Ausführungen.

„Vielleicht hat sie den letzten Täter verhört, bevor sie ihn erschossen hat. Er war nicht hilfsbereit, also gibt sie ihm eine kleine Nachhilfe, in dem sie ihm eine Wunde zufügt. Er sagt, was sie hören will und erschießt ihn.“

Alle sahen zu Reno, Tseng legte den Kopf schief. „Oder sie wollte sich einfach noch die Genugtuung geben, wenigstens einen von ihnen zu quälen.“, murmelte Tifa. Tseng seufzte. „Wie gesagt, ab dem Moment, wo sie den Raum betreten hat, können wir nur spekulieren. Es könnte sich auch komplett anders abgespielt haben.“, meinte er nachdenklich.

„Antwort kann uns nur Elena geben.“, schloss Rufus die Diskussion. „Auf jeden Fall hatte sie Glück im Unglück, dass Cloud in dem Moment dort lang fuhr, als ihr die Flucht gelungen ist. Andernfalls wäre sie jetzt definitiv tot.“

Alle nickten und Rufus fuhr fort.

„Desweiteren muss man Elenas extremes Durchhaltevermögen hochanrechnen. Sie hat immerhin 21 Tage in der Gefangenschaft verbracht. Und das ist wohl eine Gefangenschaft auf purer Folterbasis gewesen. Das zumindest lässt sich aus dem Bericht entnehmen, den wir von den Ärzten haben.“

Tseng seufzte erneut. Er war bereits bei Elena gewesen und hatte sie gesehen. Der Arzt hatte großteilig mit Heilmateria arbeiten können, doch die entzündeten Wunden, würden als Narben bleiben. Sie hatte zehn Kilo während der Gefangenschaft verloren, damit war sie nah an der Grenze zum Untergewicht gewesen. Es hatte ihn geschmerzt Elena so zu sehen.

„Wir müssen entscheiden, wie wir weiter verfahren. Im Moment bleibt uns aber nichts anderes übrig als abzuwarten, bis sie aufwacht.“, schloss Tseng endgültig die Versammlung. Während alle den Raum verließen, blieb nur Rufus sitzen. Er sah seinen First Comment besorgt an. „Du siehst müde aus.“, begann er, als Reno die Tür hinter sich geschlossen hatte. Tseng sah zum Präsidenten, dann trat er ans Fenster und starrte auf die Stadt hinab. „Mir lässt der Fall keine Ruhe. Es gibt zu viele Dinge die ungeklärt sind.“, erwiderte der Turk und Rufus lächelte zufrieden. „Finde den Drahtzieher, Tseng. Und dann keine Gnade walten lassen.“, merkte er abschließend an und stand auf. Der Blonde verließ den Raum und ließ Tseng mit seinen Gedanken alleine.

Ja, keine Gnade walten lassen. Aus eigener Erfahrung wusste er, dass man seinen inneren Frieden nur fand, wenn man den Drahtzieher selbst zur Strecke bringen konnte. Ob Elena das wollte? Er seufzte und packte die beiden Akten in eine Schublade, die er sorgfältig abschloss. Im Moment traute er keinem seiner Mitarbeiter über den Weg.

Er würde noch einen Abstecher auf die Intensivstation machen. Tseng hob die Hand und rieb sich den Nacken.

Rufus hatte recht. Er war müde. Vielleicht sollte er es für heute gut sein lassen und nach Hause gehen. Ein spöttisches Lächeln legte sich auf seine Lippen. Als wenn er in seinem Bett Ruhe finden würde. Seit Tagen hatte er nicht mehr geschlafen.

Er zog sein Jackett aus und legte es über seinen Arm, dann löschte er das Licht und verließ das Büro, welches er ebenfalls sorgsam abschloss.

„Reno? Ich schau nochmal auf die Krankenstation, dann mach ich mich auf den Heimweg.“, meinte er zu dem Rothaarigen, als er an dessen Büro vorbeikam und dort noch einmal kurz reinschaute. Reno nickte. „Yo, mach das.“

„Rude hat die Nachtschicht?“, fragte der Schwarzhaarige und lehnte sich in den Türrahmen.

„Yeah, Rufus will gar nicht mehr allein sein, bis die Sache mit Elena und seiner Sekretärin geklärt ist.“, erwiderte Reno und lehnte sich zurück. „Siehst fertig aus, Direktor.“, fügte er nach einem intensiven Blick auf Tseng zu.

Dieser machte eine abwinkende Handbewegung. „Gute Nacht, Reno. Mach keine Überstunden!“, meinte er und verließ das Büro in Richtung Fahrstuhl.

Wie lange war es jetzt her, das Cloud mit Elena vor ihm stand? Drei Tage? Vier? Tseng wusste es nicht mehr. Er wusste nur, dass er jeden Tag nach Ende der Schicht bei ihr am Bett gesessen hatte und gewartet hatte.

Tseng drückte den kleinen runden Knopf mit der Fünf drauf.
 

Und er würde weiter warten. Bis sie aufwachte.

Erwachen

„Aufwachen, Elena. Jetzt ist nicht die Zeit zu schlafen!“

Sie murrte.

„Wach auf! Du sollst aufwachen. Wir brauchen dich!“

Erneut murrte sie.

 

Elena spürte, dass ihr Bewusstsein aufwachen wollte. Sie wollte aber nicht. Es war doch gerade so warm, weich und gemütlich. War das der Tod? Wenn ja, war er gar nicht so schlecht.

Langsam begann sich ihr Verstand zu schärfen, und damit auch ihr Gehör. Ein unangenehmes, regelmäßiges Piepsen drang an ihr Ohr. Dazu gesellte sich ein leise tropfen.

Es begann sie zu nerven. Zu diesen beiden Geräuschen fügte sich langsam ein stetiges und immer lauterwerdendes klopfen. Langsam öffnete sie die Augen.

 

Helles Licht blendete Elena und ihre Augen tränten leicht. Unter ihrer Nase zog es unangenehm. Irgendwas war da, was da absolut nicht hingehörte. Doch ihre Arme fühlten sich zu schwer an. Zu schwer um sie zu bewegen. Nach einigen kläglichen Versuchen schaffte es sie zumindest die Augen offenzuhalten, obwohl das Licht ihrem Geschmack nach viel zu hell war. Sehen konnte sie dennoch nicht wirklich was. Das ziehen unterhalb ihrer Nase begann Elena zu nerven, und sie bewegte ihre Hand zu dem störenden Gefühl. Sie ertastete einen dünnen Schlauch. Sie umfasste diesen und wollte ihn eben rausziehen, als eine weiche Hand sich um ihr Handgelenk schloss und sie davon abhielt.
 

„So sehr ich deinen Mut auch bewundere und auch deinen Lebenswillen, aber das solltest du bleiben lassen.“, meinte eine Stimme ermahnend und langsam drehte Elena den Kopf zur Seite.

„Das ist ein Traum.“, murmelte sie und ihre Stimme brach beinah weg dabei. An ihrer Seite saß Tseng. Nach mehrmaligem Blinzeln erkannte die Blondine auch, dass der Turk lediglich sein Hemd und eine schwarze Hose trug. Jackett und Krawatte lagen über der Stuhllehne.
 

„Tseng? Bist du das wirklich?“, fragte sie leise.

Tsengs Hand löste sich von ihrem Arm und er lächelte leicht. „Es ist kein Traum, Elena. Du bist in der Krankenstation der Shinra.“, meinte er sanft und setzte sich bedächtig wieder hin, nachdem er sich vergewissert hatte, dass sie ihre Hand wieder auf dem Laken lag. Ihre Unterlippe bebte.

„Wie komm ich hierher?“, fragte Elena leise und Tseng schüttelte den Kopf.

„Wie geht es dir?“, fragte er zunächst und sie verzog die Mundwinkel nach unten.

Erst jetzt bemerkte Elena den Schmerz im gesamten Körper. Er war schwach, aber da. Sie schloss kurz die Augen und lauschte in sich hinein. Sie fühlte sich elend, ihr Mund war trocken und ihr Kopf dröhnte, als hätte sie zu viel getrunken.

„Beschissen.“, flüsterte das Mädchen angestrengt. Tseng nickte salbungsvoll. „Ich hole einen Arzt.“, erwiderte er und stand auf. Dann verließ er den Raum.

Elena versuchte sich in der Zeit zu orientieren.

Sie lag in einem der Krankenzimmer. Rechts neben ihrem Bett stand ein Nachtschrank, auf dem eine Blumenvase mit rosafarbenen Rosen stand. Daneben lag eine sorgfältig zusammengefaltete Krawatte.

Als sie den Kopf nach links drehte, sah sie den Stuhl, auf dem Tseng gesessen hatte, hinter diesem waren nur noch ein Schrank und eine Tür. Sie vermutete das Badezimmer, da Tseng stets mit dem Blick zur Eingangstür sitzen würde. Gegenüber ihrem Bett waren zwei große Fenster. Es regnete in Strömen, weshalb sie schlecht abschätzen konnte, welche Uhrzeit sein könnte. Da es aber noch einigermaßen hell war, nahm sie an, dass es Nachmittag sein könnte.

Das nervige Piepsen kam von über ihrem Kopf und sie versuchte sich so zu drehen um es zu sehen.

Es war eine EKG. Ein leises Knurren verließ ihre Lippen und sie ließ den Kopf zurück in das Kissen sinken.

Ihre Augen hatten sich noch immer nicht an das helle Licht gewöhnt, als sie Schritte hörte und Tseng zusammen mit einem Arzt eintrat.
 

„Miss, es freut mich zu sehen, dass sie aufgewacht sind.“, meinte der Kittelträger und lächelte sie zufrieden an.

„Bestens… Wasser wäre nett…“, murrte sie nach einigem zögern und der Arzt nickte. „Natürlich. Sofort.“

Er ging mit kurzen Schritten zu dem Nachtschrank und hantiert da herum. Dann hielt er, zu Elenas Entsetzen und Scham, eine Schnabeltasse in der Hand. Sie seufzte und ergab sich dem Schicksal und trank vorsichtig einige Schlucke.

Das Wasser schmeckte frisch, klar und belebte ihre Sinne. „Wie lange lieg ich schon hier?“, fragte sie und sah Tseng herausfordernd an. Die Stimme klang zwar immer noch brüchig, aber sich schluckte leicht, was nun wesentlich einfacher fiel, als mit dem trockenen Hals und Mund.

Der Arzt wurde konsequent von ihr ignoriert. Tseng tauschte mit diesem einen besorgten Blick, woraufhin der Kitteltyp den Kopf schwach schüttelte.

Der Turk dagegen musterte Elena abschätzig, dann antwortete er.

 

„Cloud hat dich vor anderthalb Wochen hierher gebracht.“

 

Elenas Gesichtszüge erstarrten. Anderthalb Wochen? Sie lag seit elf Tagen hier?

Sie blinzelte und runzelte die Stirn. Doch ihre Erinnerungen waren blass und schwach.

„Alles okay?“, fragte der Wutaianer und sie nickte schwach. „Elena. Was ist passiert? Wer hat dich entführen lassen?“, fuhr Tseng eindringlich fort, doch sie schüttelte erneut den Kopf. Ihre Antwort erschütterte ihn mehr als er dachte.

 

„Ich weiß es nicht.“, flüsterte sie mit glasigem Blick.

 

Tseng sah sie mit einer Mischung aus Entsetzten und Besorgnis an. Er hatte sich deutlich mehr erhofft.

„Was hast du getan, bevor Cloud dich bewusstlos… anders. Was ist das letzte, woran du dich aktiv erinnern kannst?“, hakte er besorgt nach und Elena schloss erneut die Augen.

Ihr Schädel begann noch heftiger zu dröhnen, als sie angestrengt nachdachte. „Wie ich in der Zelle mein Essen bekam…“, begann die Blondine zu murmeln. „Dann kam mir der Typ unangenehm nah…“, nuschelte sie weiter und Tsengs Blick wurde finster.

„Und dann?“

 

Ihre Augen wurden dunkel und sie senkte den Blick. „Nichts mehr… alles schwarz…“, war die frustrierende Antwort. Ein Seufzen ging durch die junge Frau. „Dazwischen sind kurze Erinnerungen, doch sie sind blass. Viel Blut, Geschrei… aber mehr nicht… Verzeih Tseng.“. Sie presste die Handfläche an die Stirn. Tränen rannen über ihre Wangen. „Mehr weiß ich nicht mehr.“, schluchzte Elena und der Arzt runzelte die Stirn.

„Dissoziative Gedächtnisstörung.“, meinte er laut und der Blick des Turks wurde noch dunkler.

„Heißt?“, hakte er nach und Elenas Blick wurde ebenfalls fragend. „Das heißt, dass sie einen bestimmten Zeitraum ihrer Erinnerungen vergessen hat oder unbewusst verdrängt.“, erklärte er ruhig und steckte seine Hände in die Kitteltaschen. „Das kann vergehen, aber auch bleiben. Manchmal reichen gewisse Worte oder Handlungen aber auch um die Erinnerung zurückzuholen.“, fuhr er fort. Die Blondine senkte erneut den Blick.
 

Tseng seufzte. „Klasse… Elena, ruh dich aus. Ich werde Rufus unterrichten, dass du wach bist.“, meinte er dann und lächelte sie leicht an. „Wir werden denjenigen finden, der dir das angetan hat und ich schwöre dir eins.“, meinte er ernst und sie hob den Blick. Wut flammte in seinen Augen auf, als er Elenas nasse Augen sah.

 

„Ich werde ihn höchstpersönlich eliminieren!“

Zigarette?

Tseng sah auf die Untersuchungsakte von Elenas Fall. Er seufzte. Jetzt war sie eine Woche wach und konnte sich immer noch nicht erinnern was passiert war, als sie floh.

Der Turk seufzte erneut und fuhr seinen Computer runter. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es Zeit wurde, nach seiner Kollegin zu sehen.

 

Elena hasste die Krankenstation und die Ärzte hatten es nicht leicht mit ihr. Sie hatte noch am selben Tag, an dem sie aufgewacht war, auf die Entfernung sämtlicher Kanülen, das ab machen des Beatmungsschlauches und der Entfernung des Katheters bestanden. Der Arzt hatte einige Zeit herumgedruckst und mit ihr diskutiert. War aber glanzvoll an Elena zu Grunde gegangen. Sie war stur und als der Arzt zumindest darauf bestanden hatte, dass sie den Katheter behalten, da sie noch nicht in der Lage wäre selbstständig auf die Toilette zu gehen. Die Blondine war daraufhin aufgestanden und eine Runde durchs Zimmer gelaufen und hatte ihn dabei böse angefunkelt.

 

Tseng schmunzelte. Der Arzt unterschätzte die Turks einfach.

 

Der Wutaianer war jeden Tag nach seiner Schicht bei ihr vorbeigegangen und hatte mit ihr gesprochen. Doch sie konnte ihnen absolut nicht sagen, was innerhalb des Bunkers, in dem sie gefangen gehalten worden war, passiert war.

Bisher hatte Tseng aber auch nichts davon gesagt, was sie vorgefunden hatte. Er strich sich durchs Haar und dachte nach. Ob er es ihr vielleicht sagen sollte? Vielleicht kam dann ihre Erinnerung wieder? Er zog nachdenklich sein Jackett über und machte sich auf den Weg auf die Krankenstation.

 

Als Tseng dort eintraf fand er die Ärzte und Schwestern in heller Aufregung vor. Sie rannten wie aufgescheuchte Fliegen umher und schienen was zu suchen. Tseng packte geistesgegenwärtig eine junge Schwester am Oberarm, als sie an ihm vorbei wollte.

„Was ist hier los?“, fragte er betont ruhig und die Schwester sah ihn mit großen Augen an.

„First of Command Sir… ihre Kollegin… sie, ähm nun ja… sie ist verschwunden.“, stotterte diese und wurde unter seinem plötzlich finsteren Blick sehr klein.

„Was soll das heißen, sie ist verschwunden?“, hakte er mit bedrohlichen Unterton nach. Sie wurde noch kleiner. „Sie ist nicht mehr in ihrem Zimmer und aber auch nicht auf der Station.“, murmelte sie kleinlaut und Tseng zog eine Augenbraue hoch.
 

„Hatte sie Besuch?“

 

Die Schwester schüttelte den Kopf. „Nein Sir, außer Ihnen und dem Präsidenten hat niemand Zutritt zu ihrem Zimmer.“, erwiderte sie und Tseng ließ die Schwester los. „Suchen sie weiter. Ich werde mich um den Rest des Gebäudes kümmern.“, fauchte er gereizt.
 

„Wann ungefähr ist sie verschwunden?“, fragte er nach und die Schwester dachte kurz nach. „Ihr Verschwinden fiel uns erst vor zehn Minuten auf. Als man das Mittagessen abholte war sie noch in ihrem Zimmer und alles normal.“, meinte sie leise.

„Das ist 4 Stunden her!“, fuhr Tseng die junge Frau an und sie zuckte zusammen. Offenbar war die Schwester den Tränen nahe. „Wieso hat keiner ihr Verschwinden… ach, ich spreche noch mit dem Oberarzt. Suchen sie!“, befahl er und rauschte von der Station.

 

Er rannte die Treppen in die 9. Etage nach oben und trat ohne zu klopfen in Renos Büro. „Reno. Elena ist verschwunden. Suchen!“, brüllte er und Reno, der offensichtlich eingenickt war, zuckte erschrocken zusammen, dann sprang er auf und sah ihn verwirrt an. „Man, das Mädel kann einen ganz schön auf Trab halten…“, meckerte er und machte sich auf zur Suche in den unteren Stockwerken.

 

Eine Stunde später trafen die beiden Turks auf der Turk-Etage wieder zusammen. Keiner von ihnen hatte Erfolg gehabt. Reno lehnte an der Wand und dachte nach. „Weit kann sie nicht gekommen sein. Sie ist immer noch angeschlagen.“, meinte der Rothaarige bitter und fuhr sich mit beiden Händen durch die eh schon zerzausten Haare.

 

Tseng dachte angestrengt nach. Elena war verschwunden. Wenn sie von fremder Hand verschwunden wäre, dann wäre das mit Sicherheit aufgefallen. Allerdings schloss er das aus. Sollte Elena freiwillig einen Spaziergang gemacht haben, würde es ihn nicht wundern, wenn ihr Verschwinden niemand bemerkt hatte. Immerhin war sie eine Turk und konnte unentdeckt die Station verlassen und wieder betreten.

Aber wohin sollte sie gehen? Sie hatte doch nichts mehr…
 

Seine Gedanken rasten, dann machte es klick. Es gab nur noch einen Ort wo sie innerhalb des Gebäudes sein konnte. Er schmunzelte leicht und zog seine Zigarettenschachtel hervor.

„Ich geh erst mal eine rauchen, Reno.“, meinte er lässig und Reno seufzte frustriert.

„Klar.“, erwiderte dieser grinsend. „Wo sollte Elena auch sonst sein?“

 

Elena bekam von dem ganzen Trubel nichts mit. Sie saß auf der kleinen Dachterrasse, zu der nur die Turks und der Präsident zutritt hatten. Seit geschlagenen 5 Stunden saß sie jetzt hier und genoss die Sonnenstrahlen, doch jetzt begann die Sonne unterzugehen und mit der aufziehenden Dunkelheit kam auch langsam die Kälte. Der Arztkittel, den sie mitgehen lassen hatte hielt nicht wirklich warm und eine leichte Gänsehaut überzog sie. Aber zurück wollte sie auch nicht.

 

Sie hörte die Tür aufgehen und grinste, als sie den Schritt erkannte, der sich ihr näherte.

„Hast ganz schön lange gebraucht…“, murmelte sie und sah zu dem schwarzhaarigen Turk auf, der ihr wortlos eine Schachtel hinhielt.

Sie zog sich eine Zigarette raus und lies sich noch Feuer geben, dann nahm sie einen tiefen Zug.

 

Eine Weile rauchten sie Schweigend nebeneinander sitzend, dann musterte Tseng sie.

 

„Mach das nie wieder!“, meinte er leise ermahnend. Elena verzog das Gesicht. „Mir war langweilig und ich brauchte frische Luft.“, erwiderte sie stur und legte einen Arm ums sich, weil die Temperatur auf dem Dach rasch abfiel. Tseng zog sein Jackett aus und legte es um ihre Schultern.

 

„Versprich mir einfach, dass du wenn du aufgeraucht hast, zurück in dein Zimmer gehst, Elena.“, meinte er sanft und sie sah ihn mit einem ergebenen Gesicht an. „Ich verspreche es.“, antwortete sie leise und er stand auf. „Und melde dich das nächste Mal ab. Ich habe mir Sorgen gemacht.“

Tseng drehte sich um ließ Elena mit offenem Mund zurück.
 

Sie war geschockt. Tseng hatte sich Sorgen gemacht? Um sie? Niemals. Sie hatte sich das sicher eingebildet. Oder geträumt.

 

Sein Geruch hing noch immer in der Luft. Sie zog das Jackett enger um sich und nahm den Duft in sich auf.

Seit sie zurück war, hatte Tseng mehr Zeit mit ihr verbracht, als sie es sich vor ihrem Verschwinden erträumen lassen hätte.

Sie seufzte leicht und schmiss die Kippe in den Ascher.

 

Langsam stand sie auf und murrte leicht, als sie wieder die leichten Schmerzen in der Seite spürte.

Vorsichtig, damit sie sich nicht noch mehr verletzte, begab sie sich zurück auf die Station, auf der bereits die Ärzte warteten. Der Oberarzt schien sich aber nicht mit ihr anlegen zu wollen, denn Tseng hatte ihn bereits informiert.

Ohne den Arzt zu beachten, der ihr einen Vortrag über ihre Gesundheit halten wollte, betrat sie ihr Zimmer.
 

Sie ließ den Blick durchs Zimmer gleiten und starrte dann die Person an, die auf dem Besucherstuhl saß.

 

„Guten Abend, Elena.“

Ein Problem kommt selten allein...

Elena lag in der Dunkelheit. Eigentlich versuchte sie seit mehr als zwei Stunden zu schlafen, doch sie konnte nicht. In ihrem Kopf schwirrte das Gespräch vom frühen Abend und  sie musste darüber nachdenken.

Noch einmal ließ sie das Gespräch Revue passieren.

 

-- Früher am Abend –

 

Sie ließ den Blick durchs Zimmer gleiten und starrte dann die Person an, die auf dem Besucherstuhl saß.

„Guten Abend, Elena.“

Fassungslos starrte Elena den blonden Mann an, der lässig da saß und sie musterte.

„Hast du einen schönen Spaziergang gehabt?“

Langsam ging Elena zu ihrem Bett hinüber und zog das Jackett von Tseng aus.

„Ja, war recht angenehm.“, antwortete sie ruhig und faltete das Jackett ordentlich zusammen, bevor sie es vorsichtig über die Bettkante hin. Dann setzte sich die Blondine auf das Bett und musterte ihr gegenüber. Sie war nervös. Zu recht, wie sie fand. Immerhin bekam man nicht alle Tage einen Besuch von seinem Chef direkt im Krankenzimmer.

„Wie geht es dir?“, fragte Rufus leise und Elena seufzte.

„Mir ist langweilig. Ansonsten geht es mir gut. Auch wenn mir die Gedächtnislücken auf den Geist gehen.“, antwortete sie und Rufus legte die Fingerspitzen aneinander. Das tat er immer, wenn er nachdachte.

„Nun, in deiner aktuellen Verfassung kannst du leider nicht arbeiten. Immerhin warst du in einem desolaten Zustand, als Cloud dich herbrachte.“, meinte er und seine blauen Augen funkelten leicht.

„Und selbst wenn du dich fit genug fühlst, und hier einfach raus schleichen kannst, beeindruckende Leistung übrigens, reicht es nicht mal ansatzweise um dich zurück in den Außendienst zu schicken.“

Elena senkte den Blick. Da hatte er recht. Im Außendienst arbeiten konnte sie erst mal eh knicken.

„Aber ich könnte zumindest wieder im Innendienst arbeiten, oder?“, fragte sie leise und sah ihn mit festen Blick an.

Rufus lächelte leicht. „Darüber müssten wir uns noch einmal unterhalten, sobald die Ärzte der Meinung sind, dass du wieder gesund bist.“, erwiderte er leise und die Blondine seufzte leise.

„Immerhin wissen wir immer noch nicht, wer das zu verantworten hat, was dir zugestoßen ist. Wenn derjenige von unseren Leuten stammt, ist die Gefahr, dass man dich hier auch angreift zu hoch, als dass ich dich im Gebäude wissen möchte.“, fuhr er fort. „Ich bewundere ohne Zweifel deine Entschlossenheit und auch deine Willenskraft, denn ohne diese beiden Eigenschaften wärst du mit Sicherheit nicht mehr hier. Aber dein Wohlergehen geht uns vor.“, meinte er weiter und Elena wurde wieder nachdenklich.

Natürlich tat es das. Aber wie kam man zu der Annahme, dass der Täter aus den eigenen Reihen kam?

Die Frage stand ihr wohl ins Gesicht geschrieben, denn Rufus Blick wurde finsterer. „Nur jemand, der hier arbeitet, kann an deine Unterschrift kommen, um diese zu fälschen. Außerdem wurde meine Sekretärin umgebracht. Wir vermuten einen kausalen Zusammenhang dahinter.“

Als Elena scharf die Luft einzog, seufzte er. „Ich sehe schon, Tseng hat dir bisher Einzelheiten verschwiegen. Du solltest dich heute noch ausruhen, Elena. Morgen soll Tseng dich in die aktuellen Geschehnisse einweihen und dann müssen wir eine Lösung für dein Unterkunfts- und Besitzgüterproblem finden.“, meinte er leise und stand auf.

„Ich bin froh zu sehen, dass du offensichtlich wohlauf bist. Ich denke, sobald du wieder fit bist, kannst du zumindest zurück in den Innendienst.“, meinte der Blonde und sein Blick wurde ernster. „Allerdings bleibt nach wie vor unser Gespräch offen, welches wir vor deiner Entführung führen wollte.“, schloss er das Gespräch und ging langsam Richtung Tür.

„Ja, Sir.“, erwiderte sie respektvoll und seufzte leise.

 

----

 

Seit diesem Gespräch dachte sie nach. Sie konnte einfach nicht einschlafen.

Die Worte von Rufus hatten mehr Fragen aufgeworfen, als beantwortet.

Was war passiert, während sie weg war?

Gab es Komplikationen?

Wieso war ihre Unterschrift gefälscht wurden?

Und wieso war ihr Wohnung gekündigt und ihre persönlichen Dinge verschwunden?

Wieso hatte Cloud sie gefunden und hierher gebracht?
 

Elena seufzte und setzte sich auf. Sie zog sich das Jackett von Tseng über und sog den Duft aus, der von diesem ausging. Ein leichtes Lächeln schob sich auf ihre Lippen und ihre Nerven begannen sich zu beruhigen. Langsam stand sie auf und ging zum Fenster. Dunkelheit lag über der Stadt und nur die bunten Lichter ließen Aufschluss darüber geben, dass sie lebte.

Sie glitt sich mit einer Hand durch die blonden Haare, die platt und strähnig dalagen. Meist hatte sie tagsüber jetzt einen Zopf, damit nicht auffiel, wie ungesund ihre Haare aussahen. Der erste Blick in dem Spiegel im Bad hatte sie zutiefst erschreckt. Sie war noch nie sonderlich dick gewesen, aber zumindest sah sie bisher immer gesund aus. Doch jetzt war sie dünn und ausgemergelt. Zu den Narben die sie vorher bereits besessen hatte, gesellten sich unzählige andere, die sie traurig begutachtet hatte. Sie fühlte sich unwohl. Ihre Augen begannen zu tränen. Im Gesicht trug sie jetzt eine haarfeine Narbe auf der linken Wange, die sich bis zum Mundwinkel zog. Sie war aber so fein, dass man sie sicher überschminken konnte, wenn sie wollte.

Ihre Augen hatten jeden Glanz verloren und waren stumpf und tief in den Augenhöhlen. Ihre Wangenknochen stachen hervor und ließen sie noch dünner wirken. Sie fuhr mit der rechten Hand zu der Kanüle am linken Arm. Künstliche Nahrung bekam sie zumeist auch noch zugeführt. Bisher hatte sie das Essen nicht drin behalten.  Während Elena nun also das aus dem Fenster starrte, dachte sie über ihre Zukunft nach. Sie wollte dennoch weiterarbeiten. Das war sie ihrer Schwester und Tseng schuldig. Auch wenn ihr Tseng sicher keinen Vorwurf machen würde, wenn sie aufhören wollte.

Sich von dem Fenster abwendend ging sie Richtung Bad. Vielleicht würde ein wenig warmes Wasser helfen beim einschlafen. Oder ein Tee.
 

Ihren Fuß konnte sie wieder gut belasten, auch wenn der Arzt meinte, dass sie den Knochen erneut brechen mussten und ihn anschließend mit Heilmateria behandelt hatten. Dennoch blieb ein dauerhaftes, leichtes Ziehen in dem Knöchel, was wohl noch vergehen sollte, wenn sie den Fuß nur lange genug normal belastete.
 

Sie wusch sich das Gesicht mit warmem Wasser ab und vermied dabei den Blick in den kleinen Spiegel oberhalb des Waschbeckens. Der Spiegel an der Tür hatte sie mit ihrem Handtuch abgehängt. Ein sanfter Schmerz in ihren linken Rippen, ließ sie etwas zusammenzucken. Die Rippen waren zwar nur angeknackst gewesen und mittlerweile gut abgeheilt. Dennoch fiel es ihr teilweise schwer zu atmen. Vor allem im Schlaf hatte sie öfter das Gefühl zu ersticken.

Sie ging langsam zurück ins Zimmer und durchquerte es. Nachdem die Schwester ihr verraten hatte, wo sie sich frischen Tee holen konnte, holte sie sich den immer selbst.

Sie trat auf den Gang und lächelte kurz einen Arzt an, der ihr entgegen kam. Während der Tee aus dem Spender in die Tasse lief, kreisten ihre Gedanken erneut um das Gespräch mit Rufus.

Die Blondine ging zurück in das Zimmer und trug dabei den heißen Tee umsichtig, um nicht zu verschütten.

//Hör auf nachzudenken. Du brauchst den Schlaf.//, schimpfte sie sich in Gedanken selbst aus und schloss die Tür hinter sich.

 

Im selben Moment, als sie die Tasse auf den Nachttisch stellte, knallte es leise und ein stechender Schmerz durchbohrte ihre Schulter. Vor Schmerz geblendet, ging sie in die Knie, dann hörte sie die Tür ins Schloss fallen. Blind vor Schmerz tastete sie nach der Notfalltaste und mit letzter Kraft drückte sie diese, bevor die wohltuende Bewusstlosigkeit sie umfing.

Hoffnung, die Zweite

Langsam kam Elena wieder zu sich und hörte eine leise Stimme fluchen.

„Sie bleibt hier. Es ist mir egal, was die Ärzte sagen. Hier kommt außer mir keiner rein und sie ist in Sicherheit.“, knurrte die Stimme. Sie runzelte die Stirn und drehte den Kopf leicht. Ein Tropf stand neben ihr und versorgte sie offensichtlich mit Blut.

Innerlich würgte sie und versuchte sich dann zu konzentrieren. Erneut hörte sie die Stimme und jetzt erkannte sie diese auch. Es war Tseng, der irgendwas auf Wutai fluchte und sie begann sich weiter umzusehen. Sie lag in einem Zimmer, das einfach eingerichtet war. Die Vorhänge waren zugezogen, nur das kleine Nachtlicht auf dem Schrank neben ihr spendete warmes Licht. Das Bett war riesig und bequem.  An der Wand über dem Bett war das wutaianische Symbol des Leviathans aufgemalt und dieses wurde von einem Gebet in Tsengs Muttersprache umrandet.

Das musste also sein Schlafzimmer sein.

Moment…

Ruckartig setzte sie sich auf und stöhnte, als es in ihrer Schulter heftig zog und sie vor Schmerzen zurücksackte.

Wieso war sie in Tsengs Schlafzimmer? Angestrengt dachte sie nach. Bruchstückartig setzten sich die Geschehnisse zusammen. Sie erinnerte sich an den gedämpften Knall und an den plötzlichen Schmerz in der Schulter. Jemand hatte auf sie geschossen. Im Krankenzimmer.

Elena versuchte sich erneut etwas aufzusetzen, doch es wollte einfach nicht. Sie keuchte durch den Schmerz und gab frustriert auf.

Die Tür öffnete sich leise und sie sah wachsam hin, doch es war nur Tseng.

„Ah, du bist wieder wach.“, meinte er ruhig und erleichtert. Er setzte sich auf den Bettrand und musterte sie aufmerksam. „Wie geht’s dir?“, fragte er leise und sie setzte ein sarkastisches Lächeln auf. „Wenn man mich nicht dauernd versuchen würde umzubringen oder zu foltern, würde es mir sicher besser gehen.“, murrte sie und er lachte leise. „Wieso bin ich hier?“

Die Miene des Turks wurde sofort ernst. „Weil ich dich hier in Sicherheit weiß, nachdem man dich in deinem Krankenzimmer niedergeschossen hatte.“, erwiderte er schlicht. Ihre Augen wurden groß und ihr Herz begann zu hüpfen. Bedeutet sie ihm etwa was?

Tseng sah sie an und legte ihr besorgt eine Hand auf die Stirn. „Du bist auf einmal so rot. Hast du Fieber?“, fragte er und sie wurde noch röter. „Nein… ich… Tseng, ich… es tut mir leid, dass ihr mit mir nur Ärger habt…“, hauchte sie traurig und drehte das Gesicht von ihm weg.

Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie fühlte sich so nutzlos und wie ein Klotz am Bein.

„Elena. Wer auch immer das war, wird seine Strafe erhalten.“, meinte er ernst und nahm die Hand von der Stirn. „Solange du dich nicht erinnerst und wir nicht wissen, wer der Täter ist, bleibst du hier. Außer Rufus und mir, weiß niemand wo du bist. Und das wird vorerst so bleiben. Du bleibst in der Wohnung und erholst dich.“, meinte er halbstreng und lächelte leicht.

Elena sah ihn kurz an, dann nickte sie leicht. „Okay.“, nuschelte sie und er stand auf.

„Möchtest du einen Tee?“

 

Seit drei Tagen lebte Elena nun bei Tseng.

Drei sehr ruhige Tage, in denen Elena das erste Mal seit sie in der Krankenstation aufgewacht war die Nächte einigermaßen durchschlief. Sie führte das auf Tseng zurück, der jede Nacht an ihrem Bett saß und Wache hielt.

Sie fürchtete sich vor der Zeit, wenn er nicht mehr da war und sie alleine im Zimmer war.

Dann begann ihren Gedanken nämlich zu kreisen. So wie jetzt.

Elena saß in Tsengs gemütlichem Wohnzimmer auf dem Sofa. Auch wenn sie den rechten Arm kaum nutzen konnte, da die Verletzung noch im Heilungsprozess war, genoss sie die Freiheit, die sie hier hatte. Vor ihr auf dem Tisch stand eine Tasse dampfender Tee und sie war in ein Buch vertieft, welches sie sich aus Tsengs großzügigem Bücherregal gezogen hatte.

Doch wirklich auf das Buch konzentrieren konnte sie sich nicht, da ihre Gedanken mal wieder spielen wollten.

Tseng hatte ihr am Morgen einen kurzen Überblick über alles gegeben, was sie verpasst hatte. Er hatte ihr erzählt, wie Cloud sie gefunden hatte, was Reno und Rude in dem Bunker vorgefunden hatten. Elena konnte sich die fünf Toten nicht erklären, stimmte aber mit Tseng überein, dass nur sie es gewesen sein konnte und sie im Adrenalinrausch gehandelt haben muss. Allerding kam sie nicht umhin, zu wissen, wieso der letzte Tote, drei Schüsse abbekommen hatte. Immer wieder versuchte sie sich bewusst zu erinnern, aber es klappte einfach nicht. Alles war verschwommen und unklar.

Die Blondine seufzte und klappte das Buch zu, als ihre Ohren die sich öffnende Tür hört. Tseng kam heim und sie sah zur Uhr.

Er betrat das Wohnzimmer und sie legte den Kopf schief. „Hast du nicht Wachdienst beim Präsidenten?“, fragte sie leise und er nickte nur abwesend. „Hab ich. Ich hab nur etwas vergessen.“, murmelte er und verschwand im Arbeitszimmer. Sie schmunzelte. Das sah ihm gar nicht ähnlich. Normalerweise würde Tseng nie etwas vergessen. Doch in den letzten drei Tagen war er stets mit derselben Ausrede am Nachmittag nach Hause gekommen und dann wieder verschwunden. Elena fand es irgendwie schön, dass er sich solche Sorgen machte und deswegen zwischendurch nach Hause kam um nach zu schauen, ob bei ihr alles in Ordnung war.

Allerdings fühlte sie sich dadurch auch ein wenig kontrolliert. Langsam setzte sie sich etwas aufrechter hin und beobachtete Tseng der aus dem Arbeitszimmer kam.

„Tseng?“ Ihre Stimme klang zögerlicher als gedacht.

Er sah sie an und legte den Kopf fragend schief.

„Ist alles in Ordnung? Du vergisst neuerdings immer irgendwas hier. Du bist doch sonst nicht so… vergesslich.“, meinte sie ehrlich und gleichzeitig redete sie um den heißen Brei.  Tseng dagegen fiel alles aus dem Gesicht. Offenbar fühlte er sich ertappt.

Er wurde leicht rot und wand den Blick ab. „Ich wollte einfach nur nach dir sehen. Verdammt Elena… du warst wochenlang vom Erdboden verschwunden. Und zu Beginn sah es aus, als wärst du freiwillig gegangen. Ich will mich nur vergewissern, dass du noch hier bist.“, gab er dann zögerlich zu und sah sie an.

„Tseng… ich habe keinen Grund zu gehen. Ich habe sogar genug Gründe um zu bleiben.“, meinte Elena ehrlich. Nervös biss sie sich auf die Unterlippe. Sollte sie ihm sagen, dass er einer der Gründe war?

Der Wutai sah sie mit einem undefinierbaren Blick an. „Das will ich hoffen. Du bist eine meiner besten Mitarbeiter.“, erwiderte er, bevor die Blondine ihren Satz weiterführen konnte. Dann drehte er sich um und verschwand aus der Wohnung.

In Elena zerbrach etwas…


Nachwort zu diesem Kapitel:
Badadam... Oh man, ich habe es tatsächlich bis hierher geschafft. Damit wäre der erste Storyline abgeschlossen. Jetzt widmen wir uns mal der guten Anna *düster lächel*

*Kekse dalass* Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Wohoo! Ich habe es endlich, nach einer elendigen Schreibblockade geschafft, mal wieder ein Kapitel zu veröffentlichen... Ich hoffe ihr seid nicht allzu enttäuscht, das es so kurz ist. Allerdings auch dies hier ein Problemkapitel gewesen, ich wusste einfach nicht wieso, aber es gefiel mir einfach kein bisschen x.X Das nächste Kapitel kommt schneller, versprochen! Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (35)
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Von:  Bernsteinseele
2017-01-04T22:19:52+00:00 04.01.2017 23:19
Ich liebe deine FF .. auch wenn ich Tseng würgen könnt, weil er kein Vertrauen in Elena hatte. :/

Hoffentlich schreibst du bald weiter! :O
Antwort von:  Mad_Hatter_Jin
04.01.2017 23:40
Halli hallo~
Vielen Dank für den Kommentar xD
Ja, irgendwie will jeder Tseng würgen. Ich verspreche hoch und heilig, dass bald ein neues kapitel kommt. Im Moment lief es etwas schwierig, deswegen gab es eine Schreibblockade. Aber die ust jetzt überwunden :)
Lg
Von:  fahnm
2016-04-30T07:04:20+00:00 30.04.2016 09:04
Hammer Kapitel
Von:  Panda_Kei
2016-04-29T18:54:28+00:00 29.04.2016 20:54
Oooh es ist so spannend!! Ich liebe deine Fanfic und freu mich immer wenn ein neues Kapitel online kommt!
Antwort von:  Mad_Hatter_Jin
30.04.2016 00:45
Das freut mich :)
Von:  fahnm
2016-02-06T23:56:46+00:00 07.02.2016 00:56
Stolles Kapitel
Von:  fahnm
2016-02-04T22:12:55+00:00 04.02.2016 23:12
Tolles Kapitel
Von:  fahnm
2016-02-02T22:19:17+00:00 02.02.2016 23:19
Spitzen Kapitel
Mach weiter so^^
Antwort von:  Mad_Hatter_Jin
03.02.2016 00:12
Danke~
Von:  ZigZag
2014-02-23T22:11:33+00:00 23.02.2014 23:11
+Seufz+ Hahhh... <D
Es tut gut in dem Privatleben der Turks rumzulesen! xD
Ich kann dir gar nicht sagen wie ich deinen Schreibstil liebe und angenehm finde. <)
Antwort von:  Mad_Hatter_Jin
24.02.2014 15:05
Dankeschön~
>////<
Ich freue mich auch über jedes Kommi, das ich bekomme. Eigentlich hatte ich die Fanfic schon fast aufgegeben, wo du das erste Mal angefangen hast zu schreiben~
Von:  ZigZag
2014-02-23T22:03:53+00:00 23.02.2014 23:03
Das war sehr spannend und mitreißend! <3 Endlich habe ich wieder weitergelesen! <D
Von:  Marybella
2014-02-20T21:13:05+00:00 20.02.2014 22:13
ohw doch noch ein kapitel, ich freue mich : )
auch wenn es leider sehr kurz ist, ich hoffe es geht bald weiter!
Antwort von:  Mad_Hatter_Jin
21.02.2014 13:14
Freut mich, das es doch noch ein paar Leute gibt, die die Fanfic lesen :)
Ich werde mich beeilen, bin aus meinem Kreativ wieder raus \(^~^)/
*Voller Tatendrang ist*
LG
Von:  ZigZag
2013-08-04T01:09:30+00:00 04.08.2013 03:09
Zum Schluss: Autsch.... Turks... lieben es wirklich kompliziert.


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