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Because Art is Neither Nor ~

Saso x Dei Commission
von

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Prolog

Das Schlachtfeld war von in der Erde steckenden Kunais, Kratern die von Explosionen übriggeblieben waren und feinen, vor Gift strotzenden Senbon übersäht. Wahrscheinlich konnte der ein oder andere schon aufgrund dieser Informationen beurteilen, wer sich hier gegenüberstand, waren doch letztere beiden klarer Hinweis auf diejenigen, die dieses Chaos verursacht hatten. Zu allem Überfluss war die Landschaft in eine Rauchwolke eingehüllt, die nicht mehr hergab als einen Sichtradius von einem, vielleicht zwei Metern, was den Gegnern schier unmöglich machte, sich über das Feld hinweg zu erspähen. Zumindest, bis ein riesiger weißer Vogel am Rande dieser Wolke landete und durch die aufgewirbelte Luft ein wenig Klarheit in die Situation brachte.

„Das sollte sie eigentlich erledigt haben, hm.“ Die Person der man diese Worte zuordnen durfte, stieg soeben von besagtem Vogel herunter und landete neben seinem Teamkollegen, der äußerst genervt drein schaute. Zu erklären war diese Gefühlsregung durch die verstreuten Teile einer großen Marionette, die um sie herum lagen – erst vor kurzem musste er sie aufgeben, als sie einer erstaunlich starken Attacke ihrer Gegner zum Opfer fiel. Es war müßig, diese Bälger zu unterschätzen und er hätte sich schwarz ärgern können über dieses seltene Vorkommnis, diese Schwäche, die ihm unterlaufen war. Vor Allem, da sie eigentlich deutlich im Vorteil waren.

Folglich war der garstige Kommentar den er abgab schon etwas energischer als das Programm es forderte. „Sie sind ohnehin Zeitverschwendung und noch dazu nervig. Sie hätten nichts anderes verdient!“

Belustigt schaute ihn sein blonder Kollege von der Seite – beziehungsweise von oben – an. „Sasori no Danna, Ihr scheint ja richtig erzürnt, hm?“ Fraglich, ob es eine gute Idee war, den Rothaarigen nun auch noch so dreist darauf hinzuweisen. Leider würde vorerst keine Zeit bleiben sich der Beantwortung dieser Frage zu widmen, denn wie sich kurz darauf herausstellte, hatte des Blonden Attacke sein Ziel verfehlt.

Mittlerweile lichtete sich der Rauch, weshalb auch die Gestalten ihrer Gegner sichtbar wurden – was gekonnt ignoriert wurde, wollte sich Sasori in ebendiesem Moment zu einer bissigen Antwort umwenden. Weiter als bis zu einem geknurrten „Deidara~“ kam er allerdings nicht - denn wie er feststellen musste, war seine Bewegungsfreiheit schlagartig nicht mehr vorhanden. Ein Hauch von Entsetzen vertrieb die anfängliche Verwirrung, er hatte von diesem Jutsu gehört…
 

„Ninpō: Kage Shibari no Jutsu – erfolgreich!“ tönte es nun auf der sich verziehenden Rauchwolke und auf den Schatten, der sich zwischen dem Auslöser und den beiden Männern erstreckte wurde endlich Aufmerksamkeit gelenkt. An dessen einem Ende standen Deidara und Sasori, die sich noch vor zwei Sekunden auf so liebreizende Weise unterhielten, am anderen Ende stand der Grund für ihre plötzliche Unterbrechung und Bewegungsunfähigkeit: Shikamaru Nara, der, nebenbei bemerkt, über das halbe Gesicht grinste, ob der Tatsache, dass er es für sehr unwahrscheinlich gehalten hatte, mit dieser Technik durch zu kommen. Allerdings verhärteten sich seine Gesichtszüge schnell wieder, als im aufging, dass es doch eine ganze Menge Chakra verbrauchte, Sasori und Deidara gleichzeitig zu fesseln. „Ino, wenn du es versuchen willst, dann jetzt!“
 

Gegenüber konnte der Rothaarige ihr Glück kaum fassen – es war lang nicht das Ziel gewesen, in genau dieses Jutsu zu geraten, immerhin wäre es vermutlich ein leichtes, sie augenblicklich zu strangulieren; nicht, dass das bei ihm viel genutzt hätte, aber für Deidara hätte es schlecht ausgesehen. Um seinem Missmut Luft zu machen verdrehte er also die Augen in Richtung seines Partners und brachte halbwegs verständlich hervor: „Du kannst auch gar nichts vernünftig, oder?!“ Erneut versuchte er gegen die Schattenfessel anzukommen – vergeblich.

Zu viel mehr kamen die beiden auch nicht, da ihre Aufmerksamkeit von einer Blondine beansprucht wurde, die nun neben Shikamaru trat. Die schnell gewechselten Worte konnten sie auf dieser Seite des Platzes nicht verstehen, allerdings löste ihre Handlung Neugier bei beiden aus.
 

Mittlerweile stand Ino, besagte Blondine, ein Stück seitlich versetzt vor ihrem Teamkollegen und formte konzentriert einige Fingerzeichen, als Shikamaru auf ihr Nicken hin hinter sie trat und sie somit in dem Schatten einschloss, der auch ihre beiden Gegner an der Bewegung hinderte. Eine Masse von Gedanken schoss durch seinen Kopf, es würde vermutlich auf jeden Moment ankommen. Sie sagte fünf Sekunden nach Eintritt in das Jutsu. – Schon jetzt machte er sich bereit, nach diesem Experiment den Rückzug anzutreten.

„Choji, Kunai mit Kibakufuda. Schnell.“ Und mit dieser Aufforderung trat nun auch der Letzte des Teams aus der Deckung heraus, zog genannte Waffen und wartete nur auf das Verstreichen der letzten beiden Sekunden.
 

Was zur … ? Keiner der beiden schwarz-rot-weiß-gewölkt gewandeten Männer konnte sich einen Reim darauf machen, was auf der Gegnerseite vor sich ging; fest stand: sie konnten sich weder absprechen, noch angreifen, noch den Rücktritt angehen. Die einzige Hoffnung die ihnen blieb war, dass die Technik die sie hielt genug Chakra verbrauchte, um einen schnellen Zug zu ermöglichen.

Allerdings stieg die Verwunderung noch einen Grad, als lediglich mit explosiven Kunais geworfen wurde, die nicht einmal die volle Distanz zu ihnen überwanden. Ablenkung? überlegte Sasori nun – und war weit weniger überrascht, als der Versuch sich zu bewegen fruchtete.

„Was sollte denn diese Nummer, hm? Erst dieses ätzende Fesseljutsu und dann abhauen?“ Ja, mittlerweile schien auch Deidara aufgegangen zu sein, dass ihre Gegner sich verdünnisiert hatten. „Wenn wir jetzt –„

„Wir folgen ihnen nicht.“ unterbrach in sein Partner. „Wir haben genug Zeit und Ressourcen verschwendet. Egal, was sie vorhatten, es hat offensichtlich nicht funktioniert.“ Genervt wandte er sich ab und besah sich den Schaden an Hiruko, seiner Marionette. Sasori war in ihr gereist, bis eines dieser Bälger ihn beinah mit einem Baika no Jutsu zerquetscht hätte. Viele der umherliegenden Teile waren irreparabel, weshalb seine Laune nur ins noch Bodenlosere sank.

Deidara war derweil gezwungenermaßen still, hätte er etwas gesagt – egal was – wäre es dem Rothaarigen ja so oder so nur sauer aufgestoßen und es hätte geendet, wie es immer endete; sie waren bei einigen Mitgliedern der Organisation schon als altes, zankendes Ehepaar bekannt. Diese Situation ermüdete ihn und auch, wenn er eher selten einen Kommentar klanglos einsteckte – Schweigen war manchmal Gold. Folglich wandte er sich dem Zukunftsrelevanten zu: „Also weiter in Richtung Ziel, Sasori no Danna?“

„Natürlich.“ war die knappe Antwort, ehe Angesprochener das Schlachtfeld hinter sich ließ und den entsprechenden Weg einschlug. Er wusste, Deidara würde ihm folgen – es war ja nicht so, dass einem von ihnen etwas anderes übrig blieb.

Diese ganze Situation war ungeplant gewesen. Es war kein Kampf mit Konoha-Shinobi auf einer Liste abzuhaken gewesen und eine Not, Hiruko zu zerlegen, hatte er auch nicht gesehen. Was ihn beunruhigte, war nicht nur ihr plötzliches Auftreten, sondern vielmehr diese scheinbar sinnlose Attacke. Es mochte daran liegen, dass Sasori der Typ Individuum war, der exzessiver Planung unterlag und für den es unvorstellbar war, etwas zu tun, das keinen Sinn ergab.

Früh genug würde er merken, dass er gar nicht so falsch lag. Allerdings würden noch mehrere Stunden vergehen, in der die Sache als unbedenklich abgestempelt werden würde. In dieser Zwischenzeit machte sich das alte, zankende Ehepaar auf den Weg zu ihrem Bestimmungsort.
 

Derweil schon mehrere Kilometer entfernt ließ Shikamaru sein Team eine kurze Pause machen. Es war Konsens, ihre Gegner abgehangen zu haben und allgemeine Neugier, ob Ino etwas über den Erfolg ihrer Tat sagen konnte.

Ebendiese ließ sich auf einem Ast nieder und ließ ihre Füße baumeln. „Ich denke, es hat funktioniert. Zumindest hat es sich so angefühlt.“

Shikamaru und Choji befanden sich auf einem gegenüberliegenden Ast, erster lehnte sich gegen den Stamm. „Du denkst, dass es funktioniert hat? Ich muss gestehen, ich habe keine Veränderung beobachtet.“ Zweifelnd zog er ein Bingo-Buch hervor und blätterte die Seiten durch.

Ino sah zu ihm hoch. „Es stand nicht fest, ob das Jutsu seinen Effekt direkt zeigt. Falls es funktioniert. Wir sind ja losgezogen, um es zu testen, ich weiß ja nicht einmal, ob es wieder zu lösen ist, oder wann es sich selbst löst… Also kann es auch sein, dass erst eine gewisse Zeitspanne verstreichen muss.“

Nachdenklich kratzte sich Choji den Hinterkopf, ehe auch er sich zu Wort meldete. „Aber wenn es funktioniert, ist es echt fies. Stellt euch vor, uns würde sowas passieren… Und die beiden sahen nicht aus, als ob sie sich sonderlich gern hätten.“

„Ein Marionettenspieler und ein Bombenleger. Letzteres wahrscheinlich Kekkei Genkai-bedingt. Ich würde sagen, dass es, falls wir Erfolg hatten, ein Team getroffen hat, das es nicht sehr leicht haben wird.“ Mittlerweile schmunzelnd steckte er das Buch wieder ein, nachdem er herausgefunden hatte, was ihn interessierte. „Wir sollten zurück und den Beobachtungstrupp instruieren.“ Shikamaru trieb beide erneut zur Eile an, wobei er sich im Sprung von einem Ast zum nächsten erneut an Choji wandte. „Und um auf deine Frage zurück zu kommen: Ich wäre mit deinem Baika no Jutsu wahrscheinlich heillos überfordert.“

Grinsend setzten sie ihren Rückweg fort.
 

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____________________C0MMENT____________________
 

Hallo ihr!

Schoen, dass ihr euch hierher verirrt habt!

Ich hoffe, ihr findet Gefallen an diesem wirren, von mir selbst fabrizierten Stueck 'Kunst', dass unsere beiden Kuenstler ganz schoen auf die Probe stellen wird.

Denn wenn Kunst weder das eine noch das andere ist, was ist es dann?

Probleme

Ihr Lieben!

Hier direkt Kapitel Nummero uno, weil ich nicht mehr warten konnte ;p

Habt Spaß ;D

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Der Kopfschmerz, der Deidara am nächsten Morgen weckte, war sinnesberaubend. Allein der Versuch, sich aufzurichten scheiterte kläglich mit nicht zu unterdrückendem Stöhnen, bevor er sich wieder in die Kissen sinken ließ. Was war denn nur los? Ein Kater konnte es nicht sein, dafür war er, seit er Akatsuki beigetreten worden war, nicht lebensmüde genug. Wer wusste schon, was ihm in dieser Gesellschaft mit Alkohol im Blut passieren konnte? Auch der Versuch, sich die Nasenwurzel zu reiben viel irgendwie steif aus, als ob dreißig Kilo Zement auf seinen Gliedern lägen.

In der Hoffnung, doch noch einen Anhaltspunkt zu finden, resümierte er den Abschluss des gestrigen Tages. Im Grunde war nicht mehr viel passiert: Da es bereits Nachmittag gewesen war als sie mit den drei Nervensägen aneinander geraten waren, blieb nicht mehr sonderlich viel Zeit um ihr Tagespensum zu schaffen und Sasori hatte keinerlei Anstalten gemacht, Nachsicht walten zu lassen, was etwaige Erschöpfungsanzeichen anging – die er selbst ja nicht aufwies. Er war dann irgendwann dazu übergegangen, sich auf seinen Tonvogel zu schwingen und auf diese Weise zu reisen; es war eigentlich zu auffällig, aber den Umständen entsprechend hatten sie sogar die beinah obligatorische Diskussion niedergeschwiegen. Also durfte es sich auch nicht um Muskelkater handeln…

Nahm man dann noch dazu, dass sie eine vergleichsweise ansehnliche Herberge gefunden hatten, bei denen man nicht darum bangen musste, von Parasiten erlegt zu werden, sollte man sich auf die Matratze legen, war der Tag doch relativ neutral geendet. Der Habitus war derselbe: Da Sasori der war, dem Kakuzu das Geld anvertraute, besorgte er die Schlüssel – beziehungsweise den Schlüssel, sie teilten sich den Raum, Akatsuki musste ja sparen – sie bezogen ihr Zimmer und zogen am nächsten Morgen weiter. Das Einzige, was nun etwas markanter gewesen war als sonst, war seine Erschöpfung, weshalb er sich kurzum in das linke der beiden Betten hatte fallen lassen und schnell zur Wand gedreht eingeschlafen war. Geredet wurde bei ihnen ja eh nicht viel.

Resigniert wurde ein Seufzen ausgestoßen, das Resümee war der Fragenbeantwortung nicht förderlich gewesen. Wenn Sasori nun auch noch davon Wind bekäme, wie mies es ihm ging, hätte er sich nur zusätzlich noch sein Gezeter anhören dürfen. Es hilft ja nichts. Die Augen noch immer geschlossen, in der Hoffnung den Kopfschmerz zu minimieren, richtete er sich – erfolgreicher – auf und schwang die Beine aus dem Bett. Unerfolgreich.

War er nun schon so fertig, dass er sich zur falschen Seite aus dem Bett quälte? Jedenfalls versuchte diese gemeine Wand ihm das zu sagen, die da so unschön gegen seinen Kopf gestoßen war. Aber die Wand war nicht das einzig merkwürdige; verwirrt fuhr er sich mit der Hand durch die Haare…

Haare? Verdammt, wo… Wo sind die Haare hin? Völlig fassungslos riss Deidara die Augen auf, während er auch mit der anderen über seinen Kopf tastete. Sie war weg. Die gewohnte Masse an langen, wohlgepflegten, in der Sonne schimmernden, blonden Haaren war WEG! Entsetzt sah er sich um – er lag nicht mal in seinem Bett! Was zur Hölle war nur passiert, dass ihn sogar das hatte vergessen lassen? Hatte… Hatte er doch getrunken und im Wahn Mist angestellt? Nein, so kindisches Verhalten würde Danna nicht zulassen. Oder?

Deidaras Gedanken waren wirr im Angesicht der Situation – und dabei schien er das Schlimmste noch gar nicht bemerkt zu haben… Ein weiterer Blick durch das Zimmer identifizierte etwas Körperähnliches in dem Bett, in dem er bis vor kurzem noch geglaubt hatte, selber zu liegen. Es war unwahrscheinlich, dass es sich um Sasori handelte, immerhin schlief er nicht. Aber… Fragen konnte ja nicht schaden, oder? „Sasori… no Danna?“ Er hatte nicht zögerlich klingen wollen, aber selbst seine Stimme hörte sich in seinen Ohren… komisch an.

Besagter Körper regte sich tatsächlich, allerdings konnte man nicht viel von ihm erkennen, lag er komplett unter der dünnen Bettdecke begraben. Für den Fall, dass es sich also nicht um seinen Danna handelte, sollte er sich vorbereiten. Vorfreudig schloss sich seine Hand um den Mund zu erfühlen, der in ihr eigebettet … sein … sollte…

„Waaaahh!! Was ---???“ Mit einem Aufschrei starrte er entsetzt auf seine Hände, während er sich mit den Füßen bis zum Kopfende des Bettes strampelte und seinen Rücken gegen die Wand drückte. Vermutlich hätten seine Augen nicht noch größer werden können, denn auf was er da starrte erschreckte ihn zutiefst: Es waren Hände. Stink-nor-male Hände. Ohne Handmund. Sein Kekkei Genkai war… einfach nicht vorhanden.

Das volle Ausmaß dessen zu erfassen, was eigentlich vorging, würde wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen, hatte der Laut seines Entsetzens auch die Gestalt ein Bett neben ihm wachgerüttelt.
 

Nicht nur Deidara wurde an diesem wunderbaren Morgen vom Schicksal mit Kopfschmerzen gesegnet, nein, Sasori hatte es auch erwischt – und nicht zu knapp, rollte er nun in Embryonalstellung beinah aus dem Bett. Im Grunde nicht verwunderlich; wenn man eigentlich nicht schlief sollte einen da das offensichtliche Gegenteil irritieren. Nicht?

Allerdings war das Gefühl, das ihn momentan durchströmte so warm, wie er es nur aus ferner Vergangenheit kannte, lenkte ihn von der Nichtexistenz seiner Schlaflosigkeit ab und weckte ungewollte Erinnerungen. Da der Rothaarige aber schon lang damit abgeschlossen hatte, dass ebendiese Vergangenheit eine Schwäche war, brauchte es vergleichsweise wenig Zeit, um seine erwachende Aufmerksamkeit auf seine Umgebung zu lenken. Die Umgebung, die ihn so warm und wohlig umschloss,…

Stop. Warm und wohlig? Wo kommt denn das Gefühl jetzt her? Sasori fühlte nicht. Normalerweise. Umso verdächtiger war es, dass nun andere Fakten real waren, was schnell dazu führte, ihn nervös werden zu lassen. Und ein nervöser Akasuna no Sasori war ganz und gar schlecht, zumal sich das Erleben von körperlichem Fühlen stetig in sein Bewusstsein schlich. Und ebendieses Fühlen war es, das in einem Puppenkörper eigentlich nicht möglich sein sollte.

Irritiert rieb er sich mit der Hand über das Gesicht, während er sich aus dem Wirrwarr der Bettdecke hochstemmte – und konnte einen Aufschrei, der zwar um einiges leiser ausfiel als Deidaras zuvor, aber dennoch genauso erschrocken war, nicht verhindern; wo ihm doch eine Zunge liebevoll über die Wange gefahren war. Genau dieser Aufschrei fand einmal mehr sein Echo, als er sich endgültig an die vermeintlich frische Luft gekämpft hatte.
 

Deidara traute seinen Augen nicht – wie konnte man denn in zwei Betten gleichzeitig sein? Immerhin war er hier drüben und sein Körper… tauchte grad aus dem anderen Bett auf. Aber wenn sein Körper dort vorn war und er hier… Wo war sein Danna? Das Tempo seiner Gedanken verlangsamte sich drastisch, als er endlich begriff, was hier geschehen sein musste, und mehr als ein leises „Scheiße.“ kam bei der unvermeidlichen Schlussfolgerung nicht über seine Lippen. Mit großen Augen musterte er sich nun selbst, wie er gegenüber langsam die Beine aus dem Bett führte und den Blick aufrichtete – auf ihn. Er wusste nicht, dass sein Gesicht zu solcher Fassungslosigkeit fähig war. Allerdings verzogen sich nun auch die Züge über die er momentan Kontrolle hatte zu einer ähnlichen Grimasse, als er zusah, was sein eigentlicher Körper grade tat.
 

Sasori war ebenfalls unwillig dieses Vorkommiss als wahr hinzunehmen. Es wäre unmöglich und dennoch hoffte er, zu träumen. Weniger unmöglich wäre es, seinen Körper woanders zu sehen – es war ja nicht so, dass er sich nicht öfter neu erschaffen hatte, als er zählen konnte. Und sich selbst zutrauen, Deidara irgendwann aus Ärger in eine seiner Puppen umzubauen, tat er auch; das würde die blonden Haare erklären, die ihm ins Gesicht hingen, genauso wie diese eklige Zunge, die ihn da angeleckt hatte. Bevor er sich also nun dieser Fassungslosigkeit ergab, eventuell in einem menschlichen Körper zu stecken, hielt er sich wie ein Ertrinkender an einem Gedanken fest: Es wäre möglich, dass das alles halb so schlimm ist. (Halb so schlimm: Deidara in eine Puppe umgebaut, zumindest wäre er nicht menschlich. Über die Formulierung lässt sich wohl streiten.)

Dazu gab es nur ein entscheidendes Merkmal herauszufinden.

Ohne weiter zu zögern zog er sein Oberteil hoch, bis die nackte Brust Deidaras Körper zum Vorschein kam, wobei er jegliches protestierende Geräusch überging. Kein Herzcontainer. „Scheiße.“ echote er nun, bevor er genauso eilig aufsprang und sich rittlings auf seinen eigenen Körper warf. Das konnte, durfte, würde, sollte nicht sein! Es ging einfach nicht!!

„Da.. nna?“ Allein am Tonfall war zu merken, dass es Deidara war, der nun plötzlich unter ihm lag, die Marionettenaugen aufriss und sich kaum einer Reaktion entsinnen konnte. War Sasori nun völlig verrückt geworden?

„Klappe und still halten.“ war dessen knapper Befehl, als er die gleiche Prozedur wiederholte, bis er den Puppenkörper freigelegt hatte und die grausige Theorie bestätigte. Sein Herzcontainer, das Letzte menschliche, was noch von ihm übrig war, steckte in seiner Vorrichtung – was im Umkehrschluss bedeutete, dass sie irgendwie … tatsächlich die Körper getauscht hatten.
 

Deidara beunruhigte momentan zusätzlich zu der eigentlichen Katastrophe allerdings auch noch, dass sein Danna noch immer auf ihm saß und geschockt auf seine Brust starrte, sodass ihm auch noch seine eigenen Haare ins Gesicht hingen. „Könntest du von mir runtergehen? Ich brauche einen Spiegel, damit ich das glaube, hm.“ Eine respektvolle Anrede bekam er nicht auf die Reihe – wie sollte er denn einen Sasori in seinem eigenen Körper ernst nehmen? Es fiel ihm ja generell schon schwer, den halben Meter nicht hin und wieder kopfüber in den Boden zu rammen, aber wenn er jetzt noch auf Respektsbekundungen hoffte, hatte er sich geschnitten.

Die graublauen Augen über ihm verengten sich verärgert – als ob einem Sasori das ‚du‘ entgangen wäre – ließen aber nach erneutem Taxieren von ihm ab, bevor er von ihm herunterstieg und sich mitgenommen neben ihn auf die Matratze setzte.

Sobald er wieder einigermaßen bewegungsfrei war, stand Deidara auf – diesmal zur richtigen, wandlosen Seite – und taumelte zu dem kleinen, an das Zimmer angrenzende Bad. Seine Kopfschmerzen waren noch immer schlimm und es schien, dass die Welt plötzlich einige Zentimeter größer wäre. Wieso nur muss sich dieser Kerl so eine Mini-Puppe basteln, hm?

Noch bevor er nach nebenan trat, zweifelte er an seiner Entschlossenheit; wenn er es jetzt auch noch mit eigenen – beziehungsweise Sasoris – Augen sah, würde es wohl keinen Weg mehr drum herum geben, oder? Und ein Genjutsu war das sicher nicht. Kurzerhand schloss er sie also und tastete sich zum Waschbecken, über dem für gewöhnlich der Spiegel hing.

Es hilft ja nichts, hm?

Und mit dem Blick in den Spiegel, in das Gesicht mit den leicht arroganten Zügen und in die braunen Augen, musste er sich tatsächlich an den Waschtisch lehnen, um nicht den Halt zu verlieren. Alles was ihn ausmachte… Seine Kunst… weg. Er steckte nicht einmal in einem lebenden Körper!

Es brauchte noch einen Moment, bis er es über sich brachte, erneut in den Türrahmen zu treten und mit nun festerer Stimme festzustellen: „Das kann nicht so bleiben, hm.“
 

„Ach was?!“ kam nur Sasoris genervte Antwort vom Bett. Er wurde unruhig bei dem Gedanken, momentan menschlich zu sein, ohne Garantie der Unsterblichkeit, alternd, verletzbar, fühlend… und wenn ihm nicht schnell eine Lösung einfiel, starb dieser Körper vielleicht sogar noch. Alles an dem er gearbeitet hatte, seit er vor ungefähr zwanzig Jahren Suna verlassen hatte, war mit einem Schlag nichtig geworden.

Akasuna no Sasori geriet eindeutig in eine leichte Panik.

Einmal mehr wollte er sich mit der Hand übers Gesicht reiben – ein unterdrückter, nervöser Tick, der sich wohl aufgrund der Situation wieder zeigte – bevor er erneut zurückschreckte und seinen neuen Handmund mit einem bösen Blick fixierte. Schnell war der Kissenbezug geschnappt und in Streifen gerissen, sodass ein leicht irritierter Deidara nur dabei zusehen konnte, wie sich sein eigener Körper Stoffstreifen um seine geliebten Handmünder band. „Du tust ja grade so, als ob es eine Schande wäre, in meinem Körper zu stecken, hm! Sei nett zu ihnen, dann lecken sie dich auch nicht an.“

„Sei bloß froh, dass ich deine Haare dran lasse!“ bekam er nur mit einem durchbohrenden Blick zu hören, ehe Sasori begann, sich auch diese auf äußerst rabiate Weise aus dem Gesicht zu fischen.
 

Deidara war schneller bei ihm um seine Handgelenke festzuhalten, als er es für möglich gehalten hatte. Wenn es um seine Haare ging war er ein wenig empfindlich. Und gereizt, wie sich herausstellte. „So reißen sie nur aus, hm. Halt still, ich mach das selber.“ Und in bester ‚beste-Freundinnen-Manier‘ hockte sich Deidara hinter Sasori aufs Bett und löste Stirnband und Zopf, ehe er begann, die vom Schlafen verknoteten Haare sorgsam auszukämmen. Sein Vordermann hatte einen weniger als nicht-begeisterten Gesichtsausdruck, als jede einzelne blonde Strähne in einem ordentlichen Zopf nach hinten gebunden wurde und Deidara mit einem darauffolgenden prüfenden Blick befand: „Okay, wenn sie so liegen hab ich tatsächlich was weibisches, hm.“
 

Ein Augenrollen und hurtiges Aufstehen später taperte Sasori verärgert im Zimmer umher. Klasse, er bekam noch bestätigt, wie weibisch er aussah und sah noch immer keinen…

„Dieses verdammte Jutsu! Diese Bälger…“ Der Erkenntnisschub hatte lang auf sich warten lassen, traf ihn aber mit voller Wucht und der zusätzlichen Schmach im Gepäck, es nicht eher bemerkt zu haben. „Es war zeitverzögert. Und natürlich sind sie nun so weit entfernt, dass wir sie nicht problemlos einholen können, wenn sie nicht schon längst wieder zurück in Konoha sind. Außerdem…“ Blaue Iriden trafen auf braune. „Sind wir so gut wir kampfunfähig.“

Er wusste schon, dass er Recht hatte, als er es aussprach – allein, wenn man sich die bloßen Fakten ansah, war keine komplizierte Schlussfolgerung nötig: Er selbst fand sich in einem Körper mit dem er nichts anfangen konnte, all seine Waffen und Fallen waren in seinen eigenen Körper eingebaut und ob die Chakrakontrolle für die Marionettentechnik nun genauso gut funktionieren könnte, müsste er testen. Vielleicht konnte er noch auf diese Weise kämpfen.

Deidara hatte es da wohl noch ein wenig schlimmer erwischt als ihn, immerhin war es sein Kekkei Genkai mit dem er kämpfte und das war nun mal in seinem Körper verankert. So unangenehm Sasori die zusätzlichen Münder fand, genauso sehr musste Deidara an ihnen gelegen sein. Was ihm also blieb, wäre der Nahkampf – aber als Fernkampf-Typ war es nur verständlich, wenn lediglich leidliche Fähigkeiten vorhanden waren.
 

„Das heißt, wir sind total gearscht, hm.“ Kampfunfähig war ja wohl die Untertreibung des Jahrhunderts. Er wusste nicht mal, ob seine Psyche es aushalten würde, würde dieser Zustand andauern, wo doch ein so essentieller Teil von ihm fehlte. Krampfhaft versuchte Deidara sich von diesen Gedanken abzulenken, ließ einen Blick durch den Raum wandern, auf der Suche nach etwas, das seiner Aufmerksamkeit würdig war. Dummerweise blieb sein Blick immer wieder an seinen eigenen Haaren hängen und der Art und Weise, wie Sasori beim auf und ab gehen leichten Schwung in seine Hüfte legte. Perplex schüttelte er den Kopf, was die Schmerzen nur schlimmer machte. Wie seltsam war es denn bitte, sich selbst anziehend zu finden, hm? Er verfluchte diese Rotznasen einmal mehr dafür, dass er nicht mehr Herr seiner eigenen Glieder war.

Ablenkung. „Was ist mit der Mission, hm? In diesem Zustand kriegen wir diese Box nicht.“ Denn dieses Problem hatten sie ja auch noch: Das Ziel ihrer Mission war es eigentlich, eine Schatulle ihnen unbekannten Inhalts zu sichern und zurück zu bringen – was Pain damit vorhatte, wurde wie üblich verschwiegen. Allerdings ließ der Fakt, dass sie beide losgeschickt worden waren, mehr oder minder darauf schließen, dass sie gut verteidigt werden würde. So wie sie im Moment waren würde das aber wohl kaum etwas werden…
 

Er tat es nur ungern, aber Sasori musste zugeben, dass Deidara Recht hatte. Es würde nichts bringen, es noch weiter heraus zu zögern, er würde nun einen eventuellen Fehlversuch hinnehmen müssen.

Mit ernstem Ausdruck besah er sich seine Finger und konzentrierte Chakra in ihnen – oder versuchte es, so gut es eben ging – bis sie in einer schwachen Andeutung des Kugutsu no Jutsu schimmerten. Es war nicht die gewohnte Sicherheit die er empfand, diese Fäden würden äußerst instabil werden, das wusste er schon jetzt. Er wählte die schnellste Möglichkeit, heraus zu finden, wie instabil sie wären: Sein Blick schwenkte zu Deidara. „Steh auf und zieh das Oberteil aus.“

Diesmal war nicht nur der Angesprochene überrascht, wie viel Mimik sein Gesicht zulassen konnte – Sasori war regelrecht irritiert, dass seine eigene Puppe dazu in der Lage war, so geschockt die Augen aufzureißen. „Da ist nichts, was ich noch nicht gesehen habe, Deidara.“ So langsam wurde er ungeduldig, das Balg wusste doch, wie ungern er auf etwas wartete.
 

Er war eindeutig völlig übergeschnappt. Sein Danna verlor den Verstand. Sofern vorhanden, hm. Er konnte doch nicht ernsthaft davon ausgehen, dass er vor ihm blank zog? Klar, es war nicht sein Körper, aber die Geste zählte!

Es brauchte einen Moment, bis er den Unwillen unter Kontrolle brachte – aber schon der Gedanke an das, was Sasori höchst wahrscheinlich mit ihm vorhatte, behagte ihm nicht und die Erkenntnis, dass es unter Umständen ihre einzige Möglichkeit wäre, die Mission lebendig zu beenden, machte es nicht besser. Einen weiteren Moment brauchte es, ehe er sich dazu aufraffte, aufzustehen und in einer schnellen Bewegung das schwarze Stück Stoff über den Kopf zu streifen, bevor er es grantig in sein eigenes Gesicht warf. „Du willst mich also benutzen, hm?“
 

Zeitgleich verfluchte Sasori nicht nur die Bälger, sondern auch die Wärme die er in seinem Gesicht aufsteigen spürte – was durch diesen eindeutig zweideutigen Kommentar nur schlimmer wurde. Vermaledeiter lebender Körper! Wie schön, dass er schneller als der denken konnte sein Shirt im Gesicht hängen hatte, weshalb die Hoffnung in ihm aufstieg, es würde unbemerkt bleiben. „Ich benutze nicht dich, sondern mich. Falls du es vergessen hast, mein Körper ist eine Marionette.“ Und er wusste noch immer nicht, ob es klappen würde. Er hatte sich so gebaut, dass er für sich selbst als Körper diente – wie gut er von außen zu steuern war, wusste er nicht.

Das Stoffstück flog in die nächste Ecke, woraufhin sein Blick an der rothaarigen Puppe hängen blieb, die sich herausfordernd eine Hand in die Hüfte stemmte. Er hatte keine Zeit für Widerstand, sie hätten schon längst auf dem Weg sein sollen und so wie die Dinge lagen, würden sie in noch größeren Verzug geraten. Folglich wurde Deidaras ätzender Blick zur Gänze von Sasori ignoriert und seine Aufmerksamkeit einmal mehr auf seine Fingerkuppen gelenkt. Das Schimmern war dieses Mal stärker, er gewöhnte sich langsam an das Gefühl des anderen Chakraflusses – seiner war ja aufgrund der Modifizierung etwas anders beschaffen – und verstand, ihn zu kontrollieren; er war ja nicht umsonst einer der besten bekannten Puppenspieler. Trotz allem bezweifelte er, dass er Fäden aus der Entfernung applizieren könnte.

Mit zwei Schritten stand er vor Deidara und machte sich an die Arbeit, nachdem er sich – zum tausendsten Mal – selbst inspiziert hatte, unter der Fragestellung, ob er sich selbst anders führen würde, als andere seiner Marionetten. Konzentration trat in sein Gesicht, als er durch minimale Berührungen Chakra ansetzte.
 

Deidara war sich derweil sicher: Wäre er er selbst, würde ihm übel werden. Es passierte grade genau das, wovor er sich schon grauste, seit er Sasori als Partner zugeteilt bekommen hatte: Er wurde zu einer seiner Puppen. Das einzig Positive daran war, dass nicht sein eigener Körper darunter leiden musste, wobei ihm seine Handmünder unter solch grober Behandlung eh schon leid taten.

Skeptisch musterte er das Gesicht, dass sich nun zu einer arbeitseifrigen Maske verzogen hatte, während Sasori alles nötige tat. Er lügt also, wenn er sagt, er fühlt nichts, hm. stellte Deidara schließlich überrascht fest, als er die sachten Berührungen sehr wohl wahrnahm. Oder hatte der Puppenfreak es geschafft einen … Filter zu entwickeln, der nur Schmerz abblockte? Unsinnig, wo doch sein Danna niemanden hatte, der ihn irgendwie anders angehen würde, oder? Seine Gedanken schweiften ab, in Gegenden die auch ihm einen Rotschimmer auf die Wangen getrieben hätte, wäre der Puppenkörper dazu imstande gewesen. Dieses Jutsu ist doch scheiße, hm! Solang er es darauf schob, gab es immerhin keine plausiblere Erklärung für diese merkwürdigen… Gedankenanwandlungen.

Er war beinah zu abgelenkt, um zu merken, wie Sasori wieder ein Stück zurück trat und sich sehr dünne Fäden aus Chakra zwischen ihnen spannten. Deidara wusste, dass Schadenfreude eher unangebracht war und dennoch konnte er sich einen bissigen Gedanken zum Thema Selbstüberschätzung nicht verkneifen – auch sein Danna schien irgendwann an seine Grenzen zu stoßen. „Können wir das jetzt endlich hinter uns bringen, hm?“

Des Blonden Gesicht nahm genervte Züge an, als Sasori sachte begann, seine Finger zu bewegen. Das Gefühl, dass Deidara nun durch seine Glieder fahren spürte, war äußerst eigentümlich – nicht, dass dieser Marionettenkörper Muskeln hatte, die er hätte anspannen können, aber sich einfach so bewegt zu fühlen war mehr als merkwürdig. Als sich dann auch noch sein linker Unterarm nicht nur auf und ab fuhr, sondern sich auch noch einmal um die eigene Achse drehte, sodass ein silbernes Metallrohr aus seiner Handfläche auftauchte, wurde es ihm zu viel; von Schreck und Widerwillen getrieben riss er ‚seine‘ Hand von seinem gegenüber weg, was den Chakrafaden reißen ließ.

Gut zu wissen, hm. – Wenn er diese Technik selbst unterbrechen konnte wäre die Sache vielleicht nur halb so schlimm. Er fühlte sich ganz und gar nicht wohl – wenn ihm nun auch noch das letzte Bisschen Selbstbestimmung genommen worden wäre, hätte er sich im schlimmsten Falle selbst komplett verloren. Einfach so den Händen seines Teamkollegen ausgeliefert sein zu müssen… Kurz hielt er inne; was traute er Sasori eigentlich zu? Wie glaubte er, würde er mit ihm umgehen? Innerlich entwich ihm ein Schnauben – Ich bin eine gottverdammte Puppe, hm. Da ist Pfleglichkeit doch Programm. Nur schade, dass er das nicht für sich als Person vorhersah.
 

Die Entgeisterung die sich derweil in Sasori breit und das kurze aufkeimende Erfolgsgefühl zunichtemachte, war enorm. Es war nicht üblich, dass sich seine Puppen eigenständig von ihm losrissen und dass es nun genau diesen speziellen Fall betraf war ungemein ärgerlich.

Glücklicherweise hatte er seine Gedanken wieder so weit unter Kontrolle, dass sich der Grund für diese Unannehmlichkeit schnell herauskristallisiert hatte. Ob nun bewusst oder unbewusst, der Puppenspieler kam zu dem Schluss, dass die Benutzung von Chakra gegen seine Technik wie ein Skalpell gewirkt hatte und den Faden mit Leichtigkeit durchtrennt hatte, was bei dieser Instabilität natürlich ein simples Unterfangen war.

Alles in allem besserte sich seine Laune nicht – nun wusste er zwar, dass sie eine Möglichkeit zu kämpfen hatten aber was musste passieren? Deidara hatte die Möglichkeit, sich gegen seine Manipulation zur Wehr zu setzen, was sie entweder zum Untergang in Hilflosigkeit verdammte oder zu… Zusammenarbeit zwang. Allerdings wurden sie unterbrochen, was diese schmachvolle Feststellung vorerst unausgesprochen ließ. Die Alternative war allerdings in Sasoris Augen nicht viel besser.

Dass plötzlich ein lautes Knurren erklang, lenkte sie beide ab. Deidaras Blick senkte sich halb verwundert, halb belustigt auf seinen Bauch, während sein Gegenüber nur ein verwirrtes „Was…?“ herausbrachte, welches ihn selbst nur noch mehr belustigte. Diese kleine Unachtsamkeit wurde dazu genutzt, sich von den restlichen Fäden zu befreien und sein – beziehungsweise Sasoris – Oberteil wieder auf zu klauben und überzustreifen.

Genau dieser konnte seine Mimik nicht vor leichtem Entgleisen retten; es kam wirklich selten vor, dass Akasuna no Sasori mal keine Ahnung hatte, was vor sich ging – aber nun war es eindeutig der Fall. Was sollte den dieses Grummeln? Wo kam es her? Es kam sogar wieder und wurde lauter…
 

„Mein Körper hat Hunger, hm.“, erklärte Deidara ihm. „Das ist so, wenn man menschlich ist.“ Den leicht stichelnden Ton konnte er nicht verhindern, musste sich allerdings dazu schon sichtlich anstrengen, bei dem verwunderten Blick auf seinen eigenen Zügen… „Wir sollten was essen gehen, hm.“

Er hielt seine Mimik relativ neutral, als er sich nach ihren Sachen umsah – sie mussten erst etwas Essbares auftreiben bevor sie weiter diskutierten, da würde er sich durchsetzen. Nur weil sie diesen Rotznasen auf den Leim gegangen waren hieß das ja nicht, dass er seine körperlichen Bedürfnisse vernachlässigen musste – und er würde schon einen Weg finden, Sasori zu Tisch zu bekommen.
 

Ebendieser hatte die Verwunderung nun wieder unter Kontrolle, schien aber noch immer etwas perplex von der ungewohnten menschlichen Regung. Er wusste, dass es nur kontraproduktiv wäre, auf Nahrung zu verzichten, was ihn auch dazu veranlasste, relativ schnell einzulenken – zumindest was ihn selbst anging. „Du wirst mir das Getriebe nicht verstopfen, Gör. Finger weg von allem was nicht Marionettenschmieröl ist.“

Deidaras Augenrollen bekam er nicht mit, da dieser sich grade umwandte und zur Tür schritt. Kurz sah er an sich herunter – ohne Mantel zu gehen wäre wohl sinniger, zumindest wären sie nicht so auffällig unterwegs. Auf dem Weg zur Tür klaubte er aus seinen eigenen Sachen noch ein wenig Geld, ehe er an seinem Teampartner vorbeischritt, wobei ihn das Gefühl des wippenden Zopfes unglaublich nervte.
 

Auf dem Weg zu einem kleinen Bistro, schräg gegenüber ihrer Bleibe ärgerte sich der Bombenleger erneut über diesen merkwürdigen Hüftschwung, den Sasori in seinem Körper an den Tag legte. Das tat er doch sonst nicht – oder? – wobei er sich allerdings kaum vorstellen konnte, dass sein Danna Energie darauf verschwendete, ihn aufzuziehen; und ohne Mantel war es noch viel auffälliger. Wäre er immer so wackelnd neben ihm hergelaufen, müsste er sich nicht mehr wundern, dass sie als Ehepaar bezeichnet wurden, denn so, wie er sich bewegte, schienen nicht nur seine Haare weiblich.

Grummelnd lief er neben ihm her. „Kannst du zumindest versuchen, nicht so tuntig zu gehen, hm?“ Das sieht ja aus, als ob er auf jeder Seite der Straße Reissäcke umschubsen will. Mit meiner Hüfte, hm. Deidara war geradezu froh, als sie die Veranda der Gaststätte betraten, so konnte Sasori ihm für diesen Kommentar den Kopf nicht abreißen – wobei, blutig wäre es nur sehr unwahrscheinlich geworden und abgesehen davon hätte es sicher herzlich wenig gebracht, konnte sich diese Marionette von selbst wieder zusammensetzen.
 

„Wenn du aufhörst, mit meinem Gesicht Emotionskirmes zu spielen.“ Sasori war bereits auf einem so hohen Genervtheitsniveau, auf dem ihm solche Sprüche nichts mehr ausmachten. Wenn Deidara ihm weiterhin auf die Nerven fiel, würde er sich kurzerhand eine Schere besorgen.

Ruhig schritt er voran – nicht im Geringsten auf seine Gangart achtend – und suchte im Inneren des kleinen Häuschens nach einem kleinen Tisch für zwei Personen. Eine undefinierbare Beklemmung kroch in ihm hoch, wo er diesen Bedürfnissen schon jahrelang nicht mehr hatte nachgehen müssen. Es war nicht einmal so, dass er irgendetwas besonders gern gegessen hatte; nur ein Grund mehr, seine menschliche Existenz zu beenden.

Als Deidara sich auf den Platz ihm gegenüber niederließ, kam schon eine etwas stämmigere kleine Frau zu ihrem Tisch gewatschelt, die ihn nicht unwesentlich an seine Großmutter erinnerte – nicht, dass es etwas in ihm auslöste. Die Begrüßung war höflich und vermutlich warmherzig, hätte Sasori auch nur mit halbem Ohr zugehört. Aber so wurde auch der interessierte Blick ignoriert, mit dem das ungleiche Paar bedacht wurde.

„Ich will nur etwas, das möglichst lang satt macht.“ grummelte er der Alten auf die Frage hin entgegen, was sie ihnen bringen könnte. Vielleicht würde es ja helfen, dieses ätzende Gegrummel auszumerzen, das da seit neuestem in ihm stattfand – er selbst war mit den Gedanken schonwieder bei der Lösung ihres Problems. Als sie erneut allein waren, zwang er sich dazu, einmal tief durchzuatmen.

„Wir haben keine Wahl.“ stieß er schließlich aus, frustriert davon, keine wirkliche Lösung gefunden zu haben – er konnte nur versuchen, das Beste aus der Situation rauszuholen, auch, wenn er dafür ihm unverständliche Wege einschlagen musste. „Uns bleibt nichts anderes übrig, als zu akzeptieren, dass wir in einer… inakzeptablen Lage sind. Unsere Weltanschauungen sind nicht gerade kompatibel und offensichtlich sind wir in vielen Dingen anderer Meinung, aber … Zusammenarbeit hört sich für mich besser an, als bei dem Versuch, stur unsere Ideale zu vertreten, drauf zu gehen.“

Wem es bis hierhin nicht aufgefallen war: Es hatte ihn eine Menge gekostet, das zu sagen. Allein der Ansatz, seine perfekte Vorstellung der Dinge zurückzustellen, um sich auf ein weniger vollkommenes Niveau zu begeben, löste äußersten Widerwillen aus. Letztendlich siegte aber dann doch der Ehrgeiz, dieser neuen Situation gerecht zu werden, sich nicht unterkriegen zu lassen – auch nicht, wenn er dafür mit dem Balg einen irrwitzigen Kompromiss finden musste.
 

Deidara hatte derweil Schwierigkeiten, seine Kinnlade oben zu halten, denn er wusste genau, was in seinem Teamkollegen vorging, dachte sogar im selben Schema, nur in abgewandelter Version. Noch dazu – und das kam ihm wohl recht gelegen – hatte er sich zuvor vorgenommen, nicht derjenige zu sein, der einlenkte. Allein schon deshalb, dass er nie das Gefühl hatte, Sasori würde seine Vorschläge für voll nehmen, sträubte sich auch in ihm alles dagegen, auf diese Weise mit ihm zusammenarbeiten zu müssen. Abgesehen davon war Deidara auch der Überzeugung, es um einiges schlimmer getroffen zu haben, war er derjenige, der nun tatsächlich als die Puppe fungieren musste, die er im Moment war – und noch weniger seinem Weltbild entsprechen ging im Grunde nicht.

„Und wie soll diese Zusammenarbeit ablaufen, hm? Ich bin nicht scharf drauf, als dein Werkzeug zu enden.“ – Und ‚enden‘ kann hier durchaus wörtlich gemeint sein, hm. In seinen Augen sah es stark danach aus, als wolle Sasori ihn lediglich weich kochen, sodass er sich endlich geschlagen gab und akzeptierte, dass er ihn würde benutzen müssen. „War Hiruko denn die einzige Puppe die du dabei hattest?“

Deidara hatte den Nagel unbewusst auf den Kopf getroffen, obwohl es eigentlich ironisch gemeint war und sich bei seinem Gegenüber keinerlei Regung zeigte. Zu Sasoris Rettung kam die Alte wieder, einen großen dampfenden Topf und zwei Schüsseln tragend, stellte alles vor ihnen ab und wünschte einen guten Appetit, ehe sie sich wieder verzog. Wenn er daran dachte, dass im Grunde er es war, der Nahrung gewöhnt war, wurde ihm ganz anders. Der verstimmte Blick den er über den Tisch schweifen ließ sprach Bände.
 

Vielleicht sollte ich das ‚selbst in den Hintern beißen‘ doch mal ausprobieren. schoss es derweil Sasori durch den Kopf, der versuchte, den Schlag in sein Ego wegzustecken, zugeben zu müssen, dass er ausnahmsweise zu schlecht vorbereitet war. Aber diese Situation hätte niemand vorhersehen können, also im Grunde war es doch vertretbar, oder?

„Nimm das Friedensangebot einfach an, ohne zu nörgeln.“ murmelte er über den Tisch hinweg – weiter würde er sicher nicht gehen, zur Not müsste er halt alleine sehen, wie er aus der Scheiße wieder rauskam, aber Deidara in den Arsch zu kriechen, bis er seine Lunge von unten sehen konnte, kam für ihn keinesfalls in Frage. Rein metaphorisch natürlich, bis zu einer Lunge würde er in diesem Zustand sicher nicht kommen.

Testend versuchte er sich an dem Eintopf, den er in eine der Schüsseln geschöpft hatte – es roch verdammt gut, damit hatte er nicht gerechnet, aber die Konsistenz kam ihm trotzdem suspekt vor. Befriedigt stellte er jedoch fest, dass es wesentlich besser schmeckte, als es aussah, was seine Laune leidlich aufhellte. Es war ja schon eine Scheißsituation, wäre das Essen nun auch noch mies, hätte nur noch der Regen gefehlt. „Wir müssen erst rausfinden, wozu wir kampftechnisch in der Lage sind. Es wäre unklug, uns unvorbereitet in dieses Dorf zu stürzen und die Mission abzubrechen ist keine Option.“
 

Der Iwanin, der mittlerweile nur noch stur aus dem Fenster starrte, dachte lange über die Worte seines Gegenübers nach. Tief unten, unter all der Abneigung und dem Widerwillen, köchelte Verständnis und das Wissen, dass sein Partner Recht hatte. Es kam noch hinzu, dass es immer ein zuverlässiger Weg war, einen Shinobi – Nukenin oder nicht – an seinem Stolz zu packen; und eine Mission abzubrechen, die von außen betrachtet und trotz der doppelköpfigen Besetzung zu ihrer Erfüllung relativ simpel verrichtbar aussah, würde ebendiesen gehörig ankratzen. Keiner von beiden würde hier aufgeben und die Wahrheit dieses Faktes gesellte sich grinsend in den Topf, auf dem in fettgeschriebenen Lettern Ungelöstes Problem stand – und das, obwohl es an ihm, Deidara, lag, einen Schritt in jene Richtung zu tun, die sie ihrem Ziel näher bringen würde.

Dummerweise war es ebengenannter Stolz, der ihn daran hinderte, einzulenken und die Gewissheit, dass es wahrscheinlich keinen anderen Weg gab, verbesserte seine Sicht der Dinge nicht grade, macht es ihm nicht leichter, die Entscheidung zu treffen, die ihn in seinen Augen völlig um seine Selbstbestimmung bringen würde.

Mit dem Weiterziehen der Wolken, welche er so fixiert beobachtete, schwappten Sasoris Worte immer penetranter in ihm hoch; Worte über Zusammenarbeit, die die bessere Alternative zu Tod darbot. Aber wenn er es genau betrachtete, lebte er doch im Moment gar nicht mehr – er war ein Stück Holz, dass sich lebend schimpfte, weil es von einem Wabbelkern in Bewegung gehalten wurde. Nie und nimmer das, was er sich für den Rest seines Lebens vorgestellt hatte.

Du dir nicht, aber was ist mit ihm, hm? meldete sich eine leise ungebetene Stimme in seinem Kopf zu Wort und zwang ihn, seinen Blick auf den Akasuna zu lenken. Es ist seine Vorstellung von Ewigkeit, in der du steckst und du bist nicht der Einzige, der liebend gern tauschen wöllte. War es Vernunft, die da aus ihm sprach? Vielleicht ein Funke Verständnis? Deidara wusste es nicht, allerdings half es ihm, die Schwelle der Gegenwehr, die er sich so bereitwillig selbst auferlegt hatte, zu überschreiten – oder zumindest einen Schritt auf sie zuzugehen – und neue Motivation zu fassen. Ein gemeinsames Ziel würde genau diese noch stärker anfachen und sie der Lösung des Problems näher bringen, sie mussten nur an einem Strang ziehen.

Es gab nur einen Weg, sich nicht unterkriegen zu lassen, der Situation die Stirn zu bieten, und es lag an ihm, ihn zu tun, wo sein sonst so starrköpfiger Partner den ersten Schritt getan hatte, welcher sicherlich von genau demselben Unwillen überschattet wurde. Die Wertschätzung hierfür schlich sich unbewusst an ihn heran, als er zum Sprechen ansetzte. „Nun gut, Sasori no Danna. Wo fangen wir an, hm?“



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  Lyrael_White
2012-09-21T09:51:07+00:00 21.09.2012 11:51
Bis jetzt eine interessante Story und auch die Problemstelung klingt sehr spannend.
Mir ist an einigen Stellen auf gefallen, das die Formulierungen noch etwas holprig sind und sich auch einige Tippfehlerchen (wir statt wie).
Bsp:
>du bist nicht der Einzige, der liebend gern tauschen wöllte
besser würde hier "tauschen will" oder "tauschen möchte" klingen.


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