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Alles wird gut... Vielleicht

Schuljahr 7 (Fortsetzung zu 'Wetten dass...')
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Entschuldigt, dass es so lange gedauert hat. Ich hoffe, es geht in Zukunft wieder schneller. Viel Spaß! Komplett anzeigen

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Prolog

Ich streckte mich. „Pey, lass das, du wirfst mi...“ Mit einem lauten Krachen fiel Sirius aus dem Bett. „Verflucht! Kannst du nicht einen Tag länger schlafen, als bis Sonnenaufgang?“ fluchte er. Ich unterdrückte ein Lächeln. „'Tschuldige, Alpha.“ „Polaris Peyton Vulpes! Einen einzigen Tag! Ist das zu viel verlangt?“ Die Stimme meines Bruders kam durch die Wand. „Entschuldigt, Jas, Calla!“ rief ich zurück. Mein Bruder war gerade aus seinen Flitterwochen zurück, nächste Woche würde er seine Ausbildung im Ministerium beginnen und ausziehen. Ich war mir sicher, er würde Merlin danken, dass er endlich nicht mehr mit mir in einem Haus wohnen musste.

Es klopfte leise an der Tür. Meine Mutter steckte den Kopf herein. „Polaris, Liebes. Würde es euch etwas ausmachen einmal deinen Bruder nicht zu wecken?“ „Ab nächster Woche, Mum.“ grinste ich. Sirius saß inzwischen auf der Bettkante. „Würde es dir etwas ausmachen, mich einen Tag ausschlafen zu lassen?“ Ich sah ihn missbilligend an. „Erstens, kannst du meinetwegen in Hogwarts jeden Tag ausschlafen und Zweitens, du kannst auch bei James übernachten, der ist sowieso schon sauer, weil du nicht bei ihm bist.“ Sirius seufzte und schnappte sich sein T-Shirt vom Stuhl.

„Mein Vater...“ ich sah Sirius vielsagend an. „würde es auch sicher lieber sehen, dass du bei James bist.“ „Nur weil er es nicht ertragen kann, dass sein kleines Mädchen, jetzt mein kleines Mädchen ist.“ hauchte er mir ins Ohr. „Mag sein.“ Ein wohliger Schauer überkam mich. Er platzierte Küsse meine Nackenlinie entlang. „Lass das.“ forderte ich. „Warum?“ Ich musste lächeln. „Sirius, lass es.“ Seine Hände wanderten um meine Taille und zogen mich in die Kissen.

Seine Finger spielten mit meinen Haaren. Am Frühstückstisch waren wir lange nicht mehr so viele gewesen. Mein Vater hatte sich hinter seiner Zeitung verkrochen und warf Sirius tadelnde Blicke zu. Meine Mutter saß ihm gegenüber und rührte in ihrer Teetasse. Mein Bruder flüsterte seiner Ehefrau irgendetwas zu und sie lachte. Erst jetzt, nachdem ich mehr als ein Jahr verlobt war, fiel mir auf, dass mein Bruder und seine Frau beide blond waren, während ich und mein Verlobter schwarze Haare hatten. Mein Bruder sah aus wie unsere Mutter, ich wie Vater. Ich lächelte und streckte mich nach dem Honig, dabei entzog ich Sirius mein Haar und er sah mich an, als hätte ich ihm gesagt, er dürfe nie wieder einen Streich spielen.

Ein großer Uhu landete auf der Fensterbank und schlug seinen Schnabel leicht gegen das Glas. „Das ist Charles Vogel.“ stellte mein Vater fest. Charles Potter war ein Freund meines Vaters und der Vater von James, welcher Sirius bester Freund war. „Ich mache das schon.“ Sirius erhob sich und nahm dem großen Vogel die Nachricht ab. „Für dich Pey.“ Er gab mir den Brief, auf dem säuberlich Pol Vulpes stand. Ich riss den Brief auf und entfaltete das schwere Pergament.
 

Liebe Pol, (eigentlich sollte ich Tüpfel schreiben)
 

wir gehen heute in die Winkelgasse. Bitte sag mir, dass ihr auch kommt und gib Tatze einen Tritt von mir, weil er sich nicht gemeldet hat.
 

Krone
 

Ich trat Sirius unterm Tisch gegen das Schienbein und er stöhnte auf. „Was soll das?“ fragte er und ich hielt ihm den Brief unter die Nase. „Auf Anweisung.“ grinste ich.

„Dad, James fragt, ob wir heute in die Winkelgasse kommen können?“ „Sicher, vergiss nicht rechtzeitig zum Abendessen zurück zu sein.“ „Polaris, könntest du dann bitte einiges mitbringen?“ „Natürlich, Mum. Wie sieht es mit euch aus, Jas, Calla? Wollt ihr mitkommen?“ „Wir sind bereits verabredet.“ Jasper sah mich kurz an. „Schönen Gruß an Tay.“

„Seit wann trägst du den Ring am Finger?“ fragte mein Vater unvermittelt. Das Gewicht an meinem Ringfinger wurde mit ein Mal doppelt so schwer. Ein schwerer Ring aus massivem Weißgold glänzte silbern im Licht. Der Wolfskopf mit den Smaragdaugen war deutlich zu erkennen. Es war Sirius' Siegelring. Als ich ihn am Ende unseres fünften Schuljahres angenommen hatte, war ich einen Vertrag eingegangen. Sobald der Ring meine Haut berührt hatte, war ich Sirius' Verlobte gewesen. Seither hatte ich den Ring an einer Kette um meinen Hals getragen, heute war der erste Tag, an dem ich die Kette abgelegt hatte und den Ring offen trug. Das gesamte letzte Jahr hatte ich vor meinen Freunden verborgen, dass ich verlobt war. Ich hatte entschieden, dies nun zu ändern. „Seit heute, Vater.“

Ich schrieb eine kurze Nachricht an James, dass wir ebenfalls da sein würden und schickte den Uhu wieder los.

Eine halbe Stunde später stand ich in Jeans und mit einem weißen T-Shirt mit Panther, das ich von Sirius geschenkt bekommen hatte, sowie einer braunen Lederjacke im Wohnzimmer. Sirius war ähnlich gekleidet. Jeans, dunkles T-Shirt und eine schwarze Lederjacke, ließen ihn wie einen Draufgänger erscheinen. Mutter gab mir Geld und eine Liste. „Bitte stellt keinen Unsinn an.“ ermahnte sie uns, bevor sie uns das Flohpulver hinhielt.

I

Im Tropfenden Kessel war um diese Zeit nicht viel los. Der Barmann sah nur kurz auf, als wir aus dem Kamin stiegen und unsere Sachen abklopften. „Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Tag, Miss Vulpes, Mr. Black.“ Wir nickten ihm kurz zu und gingen durch die Tür an der Rückseite der Bar. Sirius öffnete den Durchgang und wir traten durch das Tor in der Mauer in die Winkelgasse.

Kleine Kinder quengelten, Händler riefen und Eltern, Männer und Frauen hasteten durch die Gegend. „Wir sollten James und Remus suchen.“ schlug ich vor. „Einen Augenblick.“ Sirius zog mich in einen leidenschaftlichen Kuss und brachte so einige Passanten nicht nur dazu uns anzustarren, sondern tatsächlich zum Erröten. „Das wollte ich schon heute Morgen machen, aber ich fürchte, dein Vater würde mich verfluchen und das meine ich wörtlich.“ Ich schlug ihn leicht gegen die Schulter, ließ zu, dass er mir einen Arm um die Schultern legte und wir gingen entspannt die Gasse entlang.

Wir fanden unsere Freunde im Eiscafé. Remus las, wie nicht anders zu erwarten, und James aß einen riesigen Eisbecher. Peter saß daneben und zeigte keine Reaktion. „Guten Tag, die Herren.“ grüßte ich und zog mir einen Stuhl vom Nachbartisch heran. Remus lächelte mich über sein Buch hinweg kurz an, James umarmte mich und Peter nickte kurz. „Hey Pol!“ grüßten sie zurück. Sirius setzte sich neben James. „Na, Jungs, alles klar?“ „Das wüsstest du, wenn du dich gelegentlich mal blicken lassen würdest.“ meinte James beleidigt. „Komm Alter, stell dich nicht so an.“ James ignorierte ihn. „Und Tüpfel, alles gut?“ Ich warf Sirius einen Blick zu. „Klar. Ich habe deine Maßnahmen weitergeleitet.“ grinste ich und musste mich unter einem leichten Schlag von Sirius hindurch ducken. Ohne zu fragen nahm ich James seinen Löffel ab und genehmigte mir etwas von seinem Eis.

„Schicker Ring.“ kommentierte Remus ohne aufzusehen. James fing mein Handgelenk ein und das Eis tropfte auf den Tisch. Er pfiff leise. „Wenn ich mich nicht sehr irre, ist das der Siegelring der Blacks!“ Sirius fixierte den Tisch. „Dürfte ich jetzt mein Eis essen?“ erwiderte ich gelassen. „Es ist mein Eis.“ erklärte James, ließ aber mein Handgelenk los.

Lachend gingen wir durch die Winkelgasse und besorgten unsere Sachen für das neue Schuljahr. Wir grüßten Bekannte und tauschten Neuigkeiten aus. Wir waren gerade in dem Geschäft Qualität für Qudditch und sahen uns nach neuen Ausrüstungen um, als draußen furchtbares Geschrei losbrach.

Durch das Fenster konnten wir sehen, dass die Menschen panisch durch die Gegend rannten. Einige Männer in schwarzen Umhängen und mit Masken kamen ins Sichtfeld. Instinktiv kauerten wir uns hin, sodass wir von draußen nicht zu sehen waren. „Todesser.“ flüsterte Sirius und drückte mich an sich.

Im letzten Jahr hatten die Aktivitäten Voldemorts, der inzwischen nur noch Er-dessen-Name-nicht-genannt-werden-darf genannt wurde, und seiner Anhänger zugenommen. Sie verbreiteten Schrecken in der Zaubererwelt und es wurde für das Ministerium immer schwieriger es vor den Muggeln zu verbergen. „Aufteilen.“ draußen wurden Befehle gegeben. Zwei der Todesser kamen herein. „Seht an, wen ich gefunden habe.“

Wir wurden ergriffen und auf die Straße gezerrt. „Da haben wir wohl ein paar Ausreißer.“ schnarrte einer kalt. „Von wegen Ausreißer.“ murmelte ich. „Wie war das Vulpes?“ „Ich sagte, wir sind keine Ausreißer. Wir haben nur unsere Sachen besorgt.“ Von hinten bekam ich einen Stoß. „Lasst das!“ beschwerte Sirius sich. „Sieh einer an, der kleine Black. Verteidigst du deine kleine Hure?“ Sirius knirschte mit den Zähnen. „Nimm doch die Maske ab, Lucius, damit du mir das ins Gesicht sagen kannst.“ knurrte er. „Sieh an, er hat dich erkannt.“ Dieser Mann klang deutlich älter und Lachen stieg in ihren Kehlen auf. „Fasst meine Verlobte noch einmal an und ihr werdet es bereuen.“

Ruhe. „Verlobte?“ verblüfft Malfoy beugte sich zu mir herunter. „Sieh einer an, sie trägt den Ring.“ Er zog meinen Arm in die Höhe, damit alle sehen konnten. „Lasst uns mal zusammenfassen. Wir haben hier drei Reinblüter und zwei, die mehr oder weniger rein sind. Der Werwolf und der Nichtsnutz sind unwichtig. Vielleicht sollten wir Potter, Vulpes und Black mitnehmen.“ „Wir sollten uns ihrer entledigen.“ Die Stimme einer Frau erklang misstönend. „Hallo Bellatrix. Lange nicht gesehen.“ Sirius packte soviel Kälte, wie ihm möglich war, in seine Stimme.

Ich wurde an den Haaren gepackt und mein Kopf zurück gezogen. „Diese hier ist bekannt dafür, dass sie mit Muggelgeborenen bekannt ist und sie sogar als Freunde bezeichnet.“ „Mag sein, sie ist dennoch vorerst nicht anzurühren und da sie tatsächlich mit dem Cousin von Bella verlobt ist, wird sie auch den Schutz der Blacks genießen. Lass sie los.“ Ich bekam den Eindruck, dass Malfoy das Kommando hatte. „Zu euch, Black, Potter. Ihr solltet euch uns anschließen. Ich bin sicher, der Lord wäre begeistert euch in unseren Reihen begrüßen zu dürfen.“ Lucius klang fast schon freundlich. „Nur über meine Leiche.“ fauchte James. „Ich werde mein Haupt vor niemandem beugen.“ knurrte Sirius. „Na na, nicht einmal, wenn deine hübsche Verlobte dafür büßen müsste?“ der Ältere sprach wieder. „Ich bin sicher, wir würden eine hübsche Beschäftigung für sie finden.“ Gelächter kam erneut auf.

„Stupor!“ Einer der Todesser ging zu Boden. Hektik brach aus. Sie apparierten einer nach dem Anderen. „Was ist mit denen?“ fragte Bellatrix. „Lass sie.“ Malfoy verschwand gerade noch rechtzeitig. Der Fluch traf die Mauer. „Seid ihr in Ordnung?“ Auroren standen auf einmal um uns herum. „Nein, verflucht!“ zischte ich. „Nichts ist in Ordnung.“ „Ist doch alles gut, Kleines. Wir sind ja jetzt da.“ Ungläubig sah ich den Auror an. „Kleines? Ernsthaft? Nur weil ihr jetzt nach, ich weiß nicht wie viel Zeit, endlich auftaucht, soll jetzt alles gut sein? Bei Merlins Bart! Ein Scheiß ist gut, macht euren Job und bringt diese Leute nach Askaban.“ fauchte ich. „Miss Vulpes zügeln Sie sich. Am Besten gehen Sie jetzt alle nach Hause, Ihre Eltern werden sich schon Sorgen machen.“ Moody stand vor uns. Ein kleiner missmutiger Mann, der in den letzten zwei Montan von einem einfachen Auror zum Leiter der Einheit befördert worden war.

„Komm Pey, wir gehen. Krone, Moony, Wurmschwanz wir melden uns.“ Sirius nickte den Anderen kurz zu und dankte den Auroren, dann apparierte er und nahm mich dabei mit.

Wir landeten auf der Straße vor unserem Haus. „Ist doch nicht zu fassen!“ beschwerte ich mich. „Ist ja alles gut, Kleines.“ äffte ich den Auror nach. „Unglaublich.“ „Pey, Darling. Würdest du dich etwas beruhigen? Deine Eltern werden auch so schon genug Sorgen haben, wenn sie davon hören.“ Ich atmete tief ein und nickte. Wir betraten das große Haus. „Mum? Dad?“ rief ich und wartete auf Antwort.

„Polaris?“ Meine Mutter kam die Treppe runter gelaufen und schloss mich in die Arme. „Gott sei Dank, es geht dir gut. Sirius, bist du in Ordnung?“ „Mum, lass mich los.“ Ihre Arme lösten sich langsam und sie musterte mich genau. „Alles in Ordnung, Mrs Vulpes. Die Auroren kamen zur rechten Zeit.“ „Von wegen.“ schnaubte ich. „Wo sind Dad und Jasper?“ „Im Ministerium, sie suchen nach euch.“ Meine Mutter hob ihren Zauberstab und ein Patronus in Form eines kleinen Papageis schoss durch das Haus davon. „Ich bin so froh, dass ihr hier seid.“

Am Abend sah ich, wie Sirius zum ersten Mal seit langem einen Brief an seine Familie verfasste. Meine Sperbereule Surnia bekam den Auftrag ihn seinem Vater zu überbringen und auf Antwort zu warten. Danach gingen wir zum Abendessen runter. Mein Vater und Jasper waren inzwischen zurück gekommen. „Polaris, alles in Ordnung?“ „Ja, Dad.“ Er nahm mich kurz in den Arm. „Ich danke auch dir, Sirius. Moody sagte, du hättest dich für Polaris eingesetzt.“ Sirius sah meinen Vater ernst an. „War selbstverständlich.“

Wir gingen ins Esszimmer. „Woher weiß Moody das?“ flüsterte ich zu Sirius. „Anscheinend waren sie schon früher da, als wir dachten.“ sein Gesicht wurde düster, als er erkannte, dass die Auroren vorher hätten eingreifen und die Todesser hätten ergreifen können.

Die letzten zwei Wochen der Ferien verbrachten wir ausschließlich zu Hause oder in den Häusern unsere Freunde, vorzugsweise dem der Potters. Keiner von uns hatte das Verlangen Unsinn anzustellen und so saßen wir meist im Garten und sprachen über das, was wir morgens im Tagespropheten gelesen hatten.

Obwohl Jasper und Calla nicht mehr im Haus wohnten, kamen sie jeden Abend zum Essen. Jasper und Vater sprachen über die Geschehnisse, die erst am nächsten Tag in der Zeitung sein würden. Ich hörte gespannt zu und diskutierte hinterher mit Sirius die Fakten in meinem Zimmer. Offiziell hatte Sirius den Raum neben mir bezogen. Inoffiziell wurde das Zimmer nicht genutzt. Meine Eltern sahen darüber hinweg.

Ich war erstaunt als ich am letzten Abend beobachtete, wie Sirius seine Sachen packte. Sprachlos sah ich ihn an. „Was, Liebste?“ Er sah von seinem Koffer auf. „Ich bin nur überrascht.“ Mit hochgezogenen Augenbrauen sah er mich an. „Du packst deine Sachen am Abend vorher?“ Er zuckte mit den Schultern. „Solltest du auch probieren, dann hätte Jasper nicht immer die Hälfte deiner Sachen in seinem Koffer, wobei das dieses Jahr eh nicht der Fall sein wird, oder?“ „Ja, wird komisch sein, dass er nicht da sein wird.“ „Zumindest kann der neue Captain nicht so schlimm sein, wie er.“ Ich grinste. Dann gab ich mir einen Ruck und packte zum ersten Mal meinen Koffer nicht am Morgen in Hektik.

Der nächste Morgen wurde überraschend entspannt. Ich musste nichts suchen, konnte mich in Ruhe fertig machen und zum Frühstück gehen. Meinen Eltern entging dies natürlich ebenfalls nicht. Mit interessierten Blicken und hochgezogenen Augenbrauen beobachteten sie mein entspanntes Selbst. „Polaris, hast du alles?“ fragte meine Mutter misstrauisch bevor wir zum Bahnhof reisten. „Sicher.“ ich strahlte sie an und verschwand in den grünen Flammen.

Auf dem Bahnsteig herrschte Chaos, wie immer. Sirius und ich verabschiedeten uns von meiner Mutter und suchten nach unseren Freunden. „Sirius Orion!“ Die Stimme einer Frau ließ ihn zusammen zucken. „Du solltest schon einmal vorgehen.“ murmelte er, als er den Kopf drehte. Ich löste mich von ihm und wollte gerade gehen. „Bring Polaris Peyton mit.“ Sirius war in die entgegengesetzte Richtung gegangen, jetzt drehte er auf den Absatz und sah mich flehend an. Als wolle er sagen, geh, solange du noch kannst. Ich ging zu ihm und drückte leicht seine Hand. „Scheint, als würdest du meine Mutter endlich kennenlernen.“ „Ich kenne sie bereits.“ Er legte mir einen Arm um die Taille und geleitete mich so zu dem Punkt an dem seine Mutter und sein Bruder standen. „Guten Tag, Mutter, Regulus.“ Sirius nickte leicht. Die erstarrte Visage seiner Mutter sah uns prüfend an und blieb schließlich an Sirius' Siegelring an meiner Hand hängen. „Guten Morgen, Mrs Black.“ Ich lächelte. Nicht freundlich oder warmherzig, sondern kalt und berechnend. In diesem Moment machte ich jeder Slytherin Konkurrenz.

„Polaris, es freut mich zu sehen, dass es dir gut geht.“ Ihre Stimme war schneidend. „Sirius passt gut auf mich auf.“ erwiderte ich kühl. „Kaum zu glauben, dass mein Nichtsnutz von einem Sohn etwas in seinem Leben richtig macht.“ Sie warf Sirius einen strengen Blick zu und sein Griff um mich wurde unmerklich härter. „Ich gebe mir Mühe, Mutter.“ Ich konnte spüren, wie er versuchte ruhig zu bleiben. „Polaris, ich sehe mich gezwungen dir mitzuteilen, dass die Black Familie keine Übergriffe auf dich oder deine Familie dulden wird.“ Ich starrte die Frau vor mir an. Sie hatte die selben schwarzen Haare und graublauen Augen wie ihre Söhne, doch wirkte sie ungleich kälter.

„Ähm, danke, Mrs Black.“ Mir fiel keine bessere Antwort ein. Sirius starrte seine Mutter an, als wäre ihr gerade ein drittes Auge gewachsen und Regulus lächelte zum Ersten Mal seit ich ihn kannte freundlich. Irgendwie, war ich gerade in die Black Familie aufgenommen worden und irgendwie schloss das Sirius mit ein, auch wenn er seine Familie enttäuscht hatte. „Ich wünsche euch ein gutes Jahr in Hogwarts.“ Ohne ein weiteres Wort wandte sie sich ab und verließ den Bahnhof.

Völlig perplex standen wir auch zwei, drei Minuten später noch am selben Fleck. „Sirius?“ „Pey?“ „Deine Mutter...“ „Ja.“ „Was?“ „Keine Ahnung.“ Wir starrten an die Stelle, an der Mrs Black gestanden hatte. Hinter mir hörte ich noch immer das Stimmengewirr. „Wir sollten in den Zug gehen.“ meinte Sirius schließlich. Ich folgte ihm, als wäre ich nicht in der Lage selbst zu denken. Wenn man ehrlich ist, war ich es in dem Moment auch nicht. Wir stiegen in den Zug und machten uns auf die Suche nach unseren Freunden.

II

Es war nicht schwer sie auszumachen. Lily schrie James an und so mussten wir nur dem Lärm folgen. Ziemlich am Ende des Zuges fanden wir das richtige Abteil. Ven und Alice saßen entspannt auf ihren Plätzen. „Date?“ fragte ich ohne zu grüßen, sowohl die blonde Sexbombe, als auch das braunhaarige Mädchen von nebenan nickten. Ich wollte mich auf meinen Stammplatz am Fenster setzen und sah, dass Sirius sich dort mit einem gemurmelten „Mädels.“ gemütlich gemacht hatte. Ich sah ihn abwartend an, er reagierte nicht. Ich schnalzte mit der Zunge. „Kleines, wenn du dich hier hin setzen möchtest, darfst du das gerne machen.“ Ich sah ihn missbilligend an.

Sein Grinsen wurde breiter und er fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. Verflucht, warum konnte ich diesem Kerl nicht widerstehen? Ich machte die letzten zwei Schritte durch das Abteil und ließ mich auf seinem Schoß nieder. „Hör auf zu grinsen, Sirius.“ befahl ich. Er tat, als würde er salutieren und grinste noch breiter.

„Lily?“ sie schien mich bis jetzt noch nicht wahrgenommen zu haben. Sie starrte James ununterbrochen an, als würde sie ihn jeden Moment umbringen. Mit meinem Fuß stieß ich sie an. Irritiert blinzelte sie und unterbrach ihren Blickkontakt. Verwirrt sah sie mich an. „Polly!“ sie warf sich auf mich und damit auch auf Sirius und umarmte mich. „Ich schätze, James wird es nicht gut heißen, wenn du mit Pey und mir etwas anfängst.“ Sirius hatte seinen Flirt Tonfall angeschlagen und zwinkerte meiner besten Freundin zu. Nicht einmal eine halbe Sekunde später war Lily zurück gewichen. „Sirius.“ grüßte sie weit weniger enthusiastisch. James dagegen begrüßte mich mit einer festen Umarmung und einem Kuss auf die Wange. „Alles klar, Pol, Sirius?“ Sirius nickte nur.

„Wo sind Moony und Wurmschwanz?“ fragte Sirius und lenkte James damit von Lily ab. Ven und Alice unterhielten sich leise und ich rutschte von Sirius' Schoß, um mit Lily zu sprechen. Leise tauschten wir Neuigkeiten aus, die wir in unseren Briefen nicht erwähnt hatten und Lily erzählte mir, von James' neustem Ausrutscher. „Seit wann trägst du Ringe?“ fragte sie schließlich und musterte meine Hand. „Der ist nicht besonders hübsch.“ fügte sie noch hinzu und Sirius und James warfen ihr einen kalten Blick zu. „Noch nicht lange.“ sagte ich, als hätte es nichts zu bedeuten. „Tut mir sehr leid, dass dir mein Siegelring nicht gefällt, Evans.“ schnarrte Sirius. „Siegelring?“ Lily verstand nicht. Wie auch, sie lebte bei Muggeln. Venice jedoch zog scharf die Luft ein. „Ernsthaft?“ James nickte bestätigend.

Lily und Alice schienen zu merken, dass ihnen etwas entging. „Was?“ fragten sie unisono. „Pol hat Sirius Siegelring angenommen!“ rief Ven glücklich, als wäre damit alles gesagt. James bemerkte, dass diese Erklärung nicht ausreichte. „Das bedeutet, dass sie verlobt sind.“ meinte er sachlich. Das Gekreische, das darauf folgte machte mich für den Rest des Tages fast taub. Sirius und James hielten sich die Ohren zu und ich fand mich in einer festen Umarmung. Ich verlor das Gleichgewicht und stürzte mit den anderen Mädchen zu Boden.

Lily war die Erste, die wieder auf die Füße kam. Sie ging zu Sirius und nahm ihn in den Arm. „Glückwunsch.“ Ihr Lächeln war ehrlich. „Ich schätze, das macht uns jetzt praktisch zu Schwagern.“ Befremdet sah er sie an. „Was?“ „Ich bin Pollys beste Freundin, wie eine Schwester, demnach bist du jetzt mein Schwager.“ „Oh nein, ich frage eine und bekomme zwei?“ Sirius sah nicht halb so belustigt aus, wie er klang. „Polly, ich muss schnell die Vertrauensschüler einweisen und dann will ich alles hören!“ Sie sprang auf. „Warte, Lily!“ James rannte ihr hinterher. „Warum geht James mit?“ fragte Sirius. „Alpha, hast du seine Briefe nicht ordentlich gelesen? Er ist ebenfalls Schulsprecher.“ „WAS?!“ Ven, Alice und Sirius sahen mich geschockt an. „Wird ein interessantes Jahr, meint ihr nicht?“ grinste ich und ließ mich wieder auf Sirius nieder.

Gemütlich saßen wir im Abteil, Remus und Peter gesellten sich zu uns. Ich konnte gar nicht sagen, wie froh ich war, dass ich kein Vertrauensschüler mehr war. Im letzten Jahr hatte McGonagall mich ermahnt meinen Pflichten gründlicher nachzukommen und das war wirklich anstrengend, wenn für den eigenen Freund die Regeln nicht existent waren. Auf Grund dessen, war es in unserer Beziehung öfters zu Spannungen gekommen. Das wir so gut harmonierten lag daran, dass wir uns ähnlich waren, leider war das auch der Grund, weshalb wir uns regelmäßig stritten. In diesen Zeiten hielt ich mich an Lily, die sowieso viel über Sirius und James fluchte. Dieses Jahr würde sie jede Menge zu fluchen haben. Um meinen Gedankengang zu Ende zu führen, trotz unserer Streitigkeiten war ich durch einen fast unlösbaren Vertrag mit ihm verlobt und irgendwie gefiel mir die Sicherheit, dass allein dadurch unsere Beziehung in keinerlei Gefahr war.

Ich legte meine Füße auf den Sitzplatz gegenüber und ließ meinen Kopf gegen Sirius' Brust fallen. „Wecke mich bitte, wenn der Wagen kommt.“ Ich schloss die Augen und döste.

„Das geht nicht! Du kannst nicht einfach entscheiden, dass es einen Ball geben wird! Dumbledore wird es nicht erlauben!“ Lilys schrille Stimme weckte mich noch bevor der Wagen mit den Süßigkeiten vorbei kam. „Was sollte Dumbledore dagegen haben?“ James klang sehr viel ruhiger. Klar, Lily schrie also musste James in der Nähe sein. Wie kam es, dass er immer genau den Nerv traf, um sie hoch gehen zu lassen? Außer mir schaffte das keiner und ich versuchte krampfhaft diese Knöpfe nicht zu drücken. James schien sie ganz automatisch zu finden und zu betätigen.

Ich stöhnte und machte Platz für Lily, die genervt auf den Sitz mir gegenüber fiel. „Haut ab.“ fuhr sie die Jungs an. Überrascht sahen alle sie an. Lily war nicht unhöflich, James war da die Ausnahme. Sirius sah mich fragend an und ich nickte. Er fuhr sich mit einer Hand durch die Haare und stand auf. „Kommt Jungs, schauen wir mal ob wir ein paar Slytherins finden.“

Kaum war die Abteiltür geschlossen begann Lily zu zetern. Zu sagen, es war anstrengend, wäre eine Untertreibung gewesen. Die Rothaarige schrie und tobte, dann begann sie zu flehen, wir müssten ihr helfen und schließlich versank sie in Selbstmitleid und begann zu wimmern.

Es war furchtbar anzusehen, wie die starke Lily zu einem Häufchen Elend wurde. Ich schickte Alice mit etwas Geld los, um Schokofrösche zu besorgen und setzte mich neben Lily auf den Boden, Ven war auf ihrer anderen Seite. Wir rieben ihr tröstend den Rücken und sprachen leise davon, dass alles gut werden würde. „Warum ist er nur so ein Arsch?“ brachte sie mit zitternder Stimme hervor. „Warum liebe ich diesen arroganten Kerl?“ Sie weinte und sah dabei auf den Boden. Ven und ich sahen uns alarmiert an. War Lily klar, was sie gerade gesagt hatte? Ihr Schluchzen verstummte. Die grünen Augen weit aufgerissen sah sie uns an. „Wenn ihr auch nur einen Ton darüber verliert...“ Ich hob abwehrend die Hände. „Kein Sterbenswörtchen.“ Ven nickte heftig. Innerlich jubelte ich und tanzte durch den Zug. Ich hatte so Recht gehabt. Ich liebte es Recht zu haben!

Recht haben war toll, aber es war nur halb so schön, wenn man es niemandem sagen konnte. Alice kam kurz darauf mit den Schokofröschen wieder und wir machten uns darüber her. Es dauerte nicht lange und Sirius streckte seinen Kopf durch die Tür. „Krise abgewandt?“ fragte er fast schüchtern. Ich nickte und bedeutete ihm rein zu kommen. Ich warf ihm und den anderen Jungs jeweils einen Frosch zu und strafte James mit einem 'Halt-Abstand' Blick. Sirius entging das ebenfalls nicht und er verwickelte seinen Kumpel in ein Gespräch.

Die Fahrt war ruhig. Sirius und Remus hielten James beschäftigt und Lily schlief etwas erschöpft von ihrem Gefühlsausbruch ein. „Und Jungs, was habt ihr als euren letzten Streich zum Beginn des Schuljahres geplant?“ „Das werden wir dir nicht erzählen.“ Ven sah etwas enttäuscht aus. Ich war es. Ich warf mich auf James und sah ihn mit großen Hundeaugen an. „Biiittee!“ Sirius knurrte, Remus, James und Ven lachten. „Nein, Liebling.“ grinste er und warf meinem Verlobten einen schnellen Blick zu. Ich ließ meinen Kopf nach hinten fallen und konnte Sirius auf dem Kopf stehend sehen. „Mr. Everything. Alles klar bei dir?“ „Sicher, wenn du dich nicht meinem besten Freund an den Hals werfen würdest, wäre es allerdings eine Erleichterung.“ antwortete er durch zusammen gebissene Zähne.

Er war ja so heiß, wenn er eifersüchtig war. „Eifersüchtig?“ fragte Venice schmunzelnd. „Ich meine, da sie deinen Siegelring trägt, ist es nicht so, als könnte sie einfach die Verlobung lösen. Oder hast ihr mit dem Tode gedroht? Mir fällt nämlich kein anderer Grund, als die Angst um das eigene Leben, ein den Vertrag zu brechen.“ Das war der Moment in dem Lily entschied wieder unter uns zu weilen. „Was?“ Geschockt sah sie mich an.

„Warte, du kannst, selbst wenn du wolltest, die Verlobung nicht lösen?“ „Sagen wir, es ist etwas kompliziert, was an der Art unserer Verlobung liegt, genauer gesagt an dem Vertrag, den ich akzeptiert habe, als ich den Ring annahm.“ Unruhig wand ich mich. James räusperte sich. „Ich nehme an, wenn du jetzt nicht zu deinem Geliebten gehst, werde ich in zwei Sekunden tot sein.“ Ich sah zu Sirius. Seine Augen waren silbern und auf den Punkt fixiert, wo mein Hintern auf James Körper traf. Er beobachtete jede meiner Bewegungen. Ich schoss in die Höhe, als mir klar wurde, weshalb sowohl Sirius als auch James so angespannt waren. „Sorry.“ murmelte ich und setzte mich auf meinen Platz am Fenster.

Sirius stand auf und verließ das Abteil, ich konnte ihm nicht hinterher gehen. Ich schaffte es nicht einmal ihm hinterher zu sehen. Manchmal war ich wirklich eine furchtbare Freundin/Verlobte. Die Anspannung hielt bis zum Ende der Zugfahrt an. Wir fuhren in getrennten Kutschen und ich konnte fast schon hören, wie die Gerüchte sich ausbreiteten. Ich biss mir auf die Lippe und starrte aus dem Fenster. Meine Freundinnen versuchten mit mir zu sprechen. Ich ignorierte sie.

In der Großen Halle setzten sich die Rumtreiber ungewöhnlich weit von uns entfernt hin. Ich fühlte einen Stich in meinem Herzen, als Sirius mich kurz ansah und dann mit einer Fünftklässlerin zu flirten begann. Ich gebe zu, ich war selbst Schuld. Aber ich hatte ihn ja nicht absichtlich gedemütigt. Er dagegen tat genau das. Ich schnalzte mit der Zunge und versuchte mich abzulenken.

Ich verfolgte zum ersten Mal die Auswahl der neuen Schüler und klatschte begeistert Beifall für jene, die Gryffindor zugeteilt wurden. Ich lauschte beinahe andächtig Dumbledores Rede und konzentrierte mich dann auf das Festmahl vor mir.

Wann immer ich Sirius einen Blick zuwarf, flirtete er mit der Blonden neben ihm. James und Remus schienen sich nicht sicher, was sie machen sollten und beobachteten mich. Innerlich zerriss es mir das Herz Sirius so zu sehen. Aber ich riss mich zusammen und dachte an die Jahre des Benimmunterrichts. Keine Emotionen. Nichts durfte sich auf dem Gesicht abzeichnen. Nicht nur die Slytherins konnten kalt sein. Ich hatte jahrelang geübt und ich hatte es perfektioniert. Ich nutzte es nur nie. Mein Gesicht war bar jeder Emotion. Das perfekte Abbild einer jungen, reinblütigen Hexe innerhalb der Gesellschaft. Vielleicht hätte ich doch nach Slytherin gehört?

„Pol?“ Lily sprach mich leise an. Mit einem arroganten Ausdruck drehte ich mich zu ihr. „Vielleicht sollten wir schon mal gehen?“ fragte sie unsicher. Ich setzte ein furchtbar falsches Lächeln auf. „Aber warum denn?“ fragte ich freundlich. Meine Freundinnen schluckten und sahen sich kurz an. „Ich amüsiere mich köstlich.“ Jedem in unserer Nähe musste auffallen, dass ich log. Doch keiner traute sich etwas zu sagen. Ich behielt die Maske den ganzen Abend aufrecht.

Sobald ich den Gryffindorturm betrat zog ich mich in unseren Schlafsaal zurück. Ich schloss die Vorhänge um mein Bett und weinte still. Irgendwann hörte ich Lily, Ven und Alice herein kommen, doch ich tat, als würde ich schlafen und reagierte nicht.

Am nächsten Morgen verschlief ich. Offenbar hatten sich die Mädels nicht getraut mich zu wecken. Ich hängte den Ring an die Kette, die ich Ende des fünften Schuljahres von Sirius bekommen hatte. Ich durfte den Ring nicht länger als ein, zwei Stunden von meiner Haut entfernen, doch am Finger konnte ich ihn heute nicht tragen. Ich konnte das Gewicht einfach nicht ertragen, und die Blicke, die dazu gehörten, erst recht nicht. Ich machte mich ohne Eile fertig. Ich war schon zu spät, warum beeilen?

Ich ließ die Maske auf meinem Gesicht entstehen und schritt langsam durch die Gänge. Da ich nicht beim Frühstück gewesen war, hatte ich keine Ahnung, wie mein Stundenplan aussah. Ich musste also zu McGonagall. Wenig später klopfte ich an ihre Tür und wurde herein gebeten. „Miss Vulpes, Sie starten etwas spät in den Tag, ich hoffe, das wird nicht zu Gewohnheit.“ Sie musterte mich. „Nein, Professor. Natürlich nicht.“ Kein Lächeln meinerseits. Keine Ausrede. Sie sah mich skeptisch an. „Nun denn, hier ist ihr Stundenplan. Ich empfehle, dass Sie Professor Flitwick aufsuchen und sich entschuldigen, dass Sie seinen Unterricht verpasst haben.“ Ich nickte und ging.

Ich wartete auf das Klingeln und ging in den Klassenraum. Alle Augen waren auf mich gerichtet. „Entschuldigen Sie, Professor?“ Flitwick sah auf. „Miss Vulpes.“ Er war verstimmt. Normalerweise hätte ich gegrinst. Er sah einfach zu merkwürdig aus. Ich behielt meine Maske bei und lächelte falsch. „Es tut mir leid, dass ich Ihren Unterricht versäumt habe. Könnten Sie mir sagen, was ich nachzuarbeiten habe?“ Erstaunt sah Flitwick mich an. „Natürlich.“ Ich folgte ihm in sein Büro.

Etwas später kam ich wieder raus. Lily wartete auf mich. „Morgen.“ grüßte ich ohne, dass man irgendwelche Schlüsse daraus auf mein Befinden schließen konnte.

Sie musterte mich kurz. „Was soll das?“ fragte sie schließlich laut. Laut genug, dass sich einige nach uns umdrehten, während wir zu Verteidigung gegen die dunklen Künste gingen. „Ich weiß nicht, wovon du sprichst.“ Ich konnte beinahe den Dampf aus ihren Ohren kommen sehen. Oh ja, Lillian Evans war angepisst. Ihre Hände wurden zu Fäusten. „Du weißt genau, was ich meine. Wo ist der Ring? Warum sprichst du nicht mit Sirius?“ fauchte sie mich an. Ich zeigte keine Reaktion. „Ich trage den Ring an einer Kette.“ meinte ich gelassen. „Was Sirius angeht, ich wüsste nicht, was ich derzeit mit ihm zu besprechen hätte.“

Ich glaube, Lily hatte niemals zuvor mit meinem Verhalten ein solches Problem gehabt. Sie hatte sich konsequent beschwert, weil ich die Regeln gebrochen hatte und mit den Rumtreibern befreundet war. Aber zum ersten Mal sah sie in mir eine kleine Slytherin, entschuldigt meine Wortwahl, Schlampe. Ein kaltes Biest, das sich nicht um die Welt um sich herum kümmerte.

Ven, Sirius und James dagegen hatten diese Fassade bereits auf diversen Festen gesehen. Doch niemals hatte ich mich derart benommen, wenn ich nicht in dieser speziellen Gesellschaft war. James sah aus, als hätte ich ihn geschlagen. Mein Blick verweilte nicht einmal eine halbe Sekunde auf ihm und Sirius. Sirius schien nicht einmal zu bemerken, dass ich mich verändert hatte. Remus sah mich irritiert an und Ven sah ziemlich besorgt aus, Alice dagegen schien befremdet von meinem Verhalten.

Beim Mittagessen erntete ich anerkennende Blicke vom Slytherintisch. Und so komisch es klingt, irgendwie tat mir die Anerkennung, auch wenn sie von dieser Seite kam, gut.

Remus versuchte ein Gespräch mit mir zu beginnen, doch ich antwortete kurz angebunden, kalt und ohne Interesse. James machte einen Scherz, doch nicht einmal der kleinste Hinweis auf ein Lächeln zeigte sich auf meinem Gesicht. Ven erzählte mir den neusten Tratsch, doch ich lächelte nur mechanisch. Lily versuchte mich zu reizen, ich dachte an die vielen Abende, die ich geübt hatte, und ließ mich nicht aus der Ruhe bringen. Alice beobachtete und sagte nichts. Sirius schenkte mir keinen einzigen Blick.

In Zaubertränke setzte ich mich neben Narzissa. Früher war ich ziemlich gut mit ihr befreundet gewesen, bevor wir nach Hogwarts kamen. Ich sah ihren Tischnachbarn an und der Slytherin schrumpfte unter meinem Blick, bis er sich einen neuen Platz suchte. „Zissy.“ meinte ich knapp. „Pol.“ erwiderte sie ebenso. Ich wusste, dass ich damit nicht nur Sirius vor den Kopf stieß, auch meine anderen Freunde würden diese Aktion nicht verstehen. Es war mir egal. Innerlich zerriss es mich vor Schmerz, dass Sirius nicht einmal Anstalten machte mich anzusehen oder von Narzissa wegzuziehen.

Stumm brauten wir unsere Tränke. Selten war ich so genau gewesen, was die Befolgung der Instruktionen anging. „Ich hörte, du bist mit Black verlobt.“ Keine Frage. Ich nickte. Natürlich hatte sie es gehört. Sie trug den Siegelring von Lucius Malfoy und war Sirius' Cousine. „Anscheinend hält seine Mutter mich für eine angemessene Wahl.“ meinte ich kühl. Ein kurzes Zucken verriet ihre Erheiterung. „Nun, ihr schient euch ziemlich nah. Was ist denn los?“ Ich konnte nicht sagen, ob sie wirklich interessiert war. Vor langer Zeit hatte ich aufgegeben, durch ihre Fassade dringen zu wollen. Ich zuckte arrogant mit den Schultern. „Er ist ein Black, er kann machen, was er will.“ Als würde das alles erklären.

Sicher, selbst wenn er mich betrügen würde, könnte ich die Verlobung nicht lösen. Narzissa wusste das so gut wie ich. Ebenso wie ich wusste, dass Lucius sie mehr als einmal betrogen hatte. Es war Teil dieser Reinblut-Geschichte. Wir mussten kuschen und die Männer durften alles, außer unser Leben zu bedrohen. Und Merlin wusste, sie nutzten diese Privilegien weidlich aus. „Schön zu sehen, dass du dich an deinen Platz erinnerst.“ meinte Zissy, als wir dem Raum verließen.

Ich kam aus dem Kerker, als ich am Ärmel ergriffen und durch eine Tür gezogen wurde. „Was soll das?“ James sah mich zornig an. „Potter?“ fragte ich kalt und sah ihn nicht einmal im mindesten überrascht an. „Pol, lass es! Ich hasse dieses Getue und du auch. Weshalb tust du das?“ „Potter, ich wüsste nicht, was dich mein Benehmen angeht.“ schnarrte ich. Ich konnte sehen, dass er mich schütteln, wenn nicht gar schlagen, wollte. „Pol, nur dass du es weißt, du tust uns allen damit weh.“ „Es tut mir leid, Potter. Aber ich sehe nicht, worin das Problem liegt. Ich verhalte mich ganz so, wie es von mir erwartet wird. Ebenso wie Sirius sich ganz dementsprechend verhält.“ Ich ging. Ich ließ meinen Freund einfach stehen. Es schmerzte mich seine Miene zu sehen. Ich konnte es nicht ertragen. Ebenso wie ich Sirius' Verhalten nicht ertragen konnte.

Ich ging in den Gemeinschaftsraum und zog mich in mein Bett zurück. Nicht einmal zum Essen ging ich runter. Ich weinte mich erneut in den Schlaf und dieses Mal, schlief ich wirklich, als die Mädels hoch kamen.

Die nächsten Tage wurde ich zu einem Schatten meiner Selbst. Nach Außen hin war ich inzwischen die perfekte Slytherin, im Innern zerbrach ich immer weiter in kleinere Stücke. Sirius flirtete mit andern Mädchen, ich sah ihn sogar eine Andere küssen und es schien ihn nicht im Geringsten zu stören, dass ich den Gang entlang kam. Kurz biss ich die Zähne zusammen, dann wurde mein Gesicht wieder die ruhige Maske, die ich mir seit mehr als einer Woche auferlegt hatte.

Inzwischen fiel mir auf, dass sich die Rumtreiber von Sirius distanzierten. James und Remus sahen mich sorgenvoll an, doch zu mehr sahen sie sich wohl nicht in der Lage. Sirius schien zwar wütend über die Reaktion seiner Freunde, sagte aber nichts dazu.

Noch zwei Wochen später, es wurde langsam Oktober, nahm die Spaltung der Freunde einen Höhepunkt an.

III

Ich kam von Alchemie und stieg eine der vielen Treppen hoch zum dritten Stock, als ich die Schreie hörte. „Ich sagte, das nächste Mal, mache ich dich fertig!“ James Stimme drang über die Schüler, die sich versammelt hatten, hinweg zu mir. Ich drückte mich hindurch und sah James, der auf Sirius Brust hockte. Er schlug auf ihn ein und Sirius schien nicht einmal Willens sich zu verteidigen. Ich sah ausdruckslos einen Moment zu. „Potter, Black!“ McGonagall kam angerauscht. Ich ging.

Ich schrieb meinen Aufsatz über die Verwendung von Löwenfischgräten. Es herrschte angenehme Ruhe. Nur nicht lange.

Sirius und James kamen herein, sie achteten nicht darauf, wer alles anwesend war. Sie setzten ihren Disput fort. „Du bist dir ihrer viel zu sicher!“ schrie James und drückte Sirius gegen eine Wand. „Warum auch nicht? Sie hat akzeptiert.“ biss Sirius zurück. „Sie kann nicht gehen.“ Ich war versucht mich einzumischen, überlegte es mir anders. Wozu? Sirius hatte Recht. Ich gehörte ganz ihm, er konnte machen, was er wollte, ich konnte nicht zurück.

„Sie wusste genau worauf sie sich eingelassen hat, als sie den Ring nahm.“ zischte er. „Was nicht bedeutet, dass sie ertragen muss, wie du dich durch die Weltgeschichte schläfst!“ Wieder brach etwas in mir. „Reiß dich zusammen Mann!“ James war außer sich. „Ich kann verstehen, dass du gekränkt bist, aber reiß dich gefälligst zusammen. Das was du machst, kränkt sie nicht nur, du brichst sie!“ Wie kam es, dass James mich so gut kannte? Jungs sollten solche Dinge nicht wissen. Sie sollten sich nicht dafür interessieren, zumindest nicht in der Welt, aus der ich kam.

Die gesamte Aufmerksamkeit lag auf den Beiden. Ich erhob mich, noch immer ohne Ausdruck, und ging geradewegs langsam an ihnen vorbei zum Treppenaufgang der Mädchenschlafsäle. „Potter, Black.“ sagte ich ebenso tonlos wie gedehnt und nickte ihnen zu, als hätte sich das Ganze gerade nicht um mich gedreht.

Ich mied nicht nur meine Freunde, ich mied jeden, wenn irgend möglich. Ich ging zum Treffen der Quidditch Captains und hörte mir ruhig die Diskussionen an. „Was ist mit Gryffindor?“ fragte der Rawenclaw Captain. Ein Viertklässler. „Was sollte sein? Wir werden trainieren und wir werden spielen. McGonagall hat unsere Auswahl für Samstag in zwei Wochen festgelegt. Als Trainingsstunden nehme ich, was euch nicht passt.“ Alle trugen sich ein und mit Genugtuung stellte ich fest, dass die meisten Trainingseinheiten Gryffindors morgens sein würden. Ich musste fast lächeln, als ich an Sirius dachte. Mit ausschlafen würde es selten etwas werden, wenn er in der Mannschaft bleiben wollte.

Meine Freunde wussten nicht, dass ich Captain war. Ich hatte es als Überraschung geplant. Jetzt interessierte mich das nicht mehr. Ich pinte die Liste für die Auswahl der neuen Spieler an das schwarze Brett und es war mir egal, dass meine Freunde mich sprachlos ansahen. Wieder einmal schwänzte ich das Abendessen. Inzwischen hatte ich so abgenommen, dass meine Kleidung an mir herab hing.

'Alles hat seinen Preis.' hatte meine Mutter immer gesagt. Ich lernte gerade, wie Recht sie hatte.

Sowohl die Lehrer, als auch meine Freunde beobachteten mich die nächste Woche besorgt. Ich glaube, ich war noch nie so up-to-date mit meinen Hausaufgaben gewesen, hatte noch nie dermaßen gute Noten bekommen. Nicht dass ich mich jetzt mehr anstrengte, doch da ich mehr Zeit hatte, nutzte ich sie für meine Hausaufgaben, sehr zur Freude der Lehrer. In allen Kursen hatte ich mich von meinen Freunden weg gesetzt. Ich wollte nicht darüber sprechen, wollte nicht das Mitleid in ihren Augen sehen.

Leider hatte ich die Rechnung wohl ohne den Wirt, beziehungsweise meine Freunde, gemacht. Ich hatte gedacht, mein Verhalten würde ausreichen sie abzuschrecken. Ich war der festen Meinung gewesen, dass sie sich daran gewöhnen würden. Ich wurde eines besseren belehrt.

Es war der Samstag vor Halloween. Eigentlich hatte ich geplant in die Bibliothek zu gehen.

Eigentlich.

Ich war gerade die letzte Treppe hoch gegangen, als James neben mir auftauchte. Ich sah ihn unterkühlt an und bemerkte eine weitere Person auf meiner anderen Seite. Remus. Hinter mir hörte ich Schritte. Ich wurde langsam nervös. Ich sah kurz nach hinten, Ven. Am liebsten hätte ich geknurrt. Ich behielt jedoch meine Maske aufrecht. Ich bog um die nächste Ecke, Lily stand mir im Weg. Ich ging nach links in einen Korridor und Alice versperrte mir den Weg. James und Remus harkten sich bei mir ein und brachten mich so, fast schon gewaltsam, in ein leeres Klassenzimmer. Meine Freundinnen traten in die Tür und verhinderten so jeden Gedanken an Flucht.

„Pol!“ James Stimme war ein leises Grollen. „Ja, Potter?“ fragte ich und bemühte mich verzweifelt meine Emotionen weiterhin unter Verschluss zu halten. „Sirius verhält sich wie ein Arsch.“ platzte es aus Lily heraus. Ich wandte mich ihr zu. „Sirius ist ein Black, er kann machen, was immer er will.“ wiederholte ich, auch wenn ich wusste, dass diese Worte nur James und Ven eine Antwort waren. Ven zischte. „Ja, klar.“ „Venice.“ James ermahnte sie. „Was? Willst du zu sehen, wie Polly zu einer dieser Frauen wird?“ fuhr sie auf. „Wenn ich das wollte, wäre ich nicht hier.“ frustriert sah er mich an. „Pol, tu dir das nicht an.“ „Was, Potter? Es geht mir gut.“ Ich musste die Tränen zurück halten. „Ach wirklich? Entschuldige unser Fehler.“ schrie er mich an.

Überrascht sah ich ihn an. „Hast du mich gerade angeschrien?“ fragte ich eiskalt. Wut kochte in mir hoch. Heiß. Ich atmete tief durch. „Dadurch scheine ich zumindest irgendeine Reaktion bei dir hervor zu rufen.“ grollte er. Ich streckte meinen Rücken und hob meinen Kopf, ganz die kühle Präsenz, die eine Frau aus gutem Hause sein sollte. „Wage es nie. Wieder. Mich. Anzuschreien.“ Ich betonte jedes Wort und legte eiskalten Zorn hinein. Sie durften meine Abwehr nicht durchdringen. Sie durften nicht. Es würde mich zerstören. Ich wurde nur noch von dieser kühlen Maske zusammen gehalten, wenn sie sie zerschlugen, würde ich in tausend Teile zersplittern.

Ich konnte nicht einmal reagieren. Ven stand plötzlich vor mir und gab mir eine schallende Ohrfeige. Geschockt sah ich sie an. „Schön, wenn du eine von diesen gebrochenen, sich selbst hassenden Frauen, wie meine Mutter, werden willst. Ich werde nichts mehr dagegen unternehmen.“ Damit drehte sie auf dem Absatz und knallte die Tür hinter sich zu.

Ich war erstarrt. Wie Vens Mutter? Nur eine Hülle, kein Funken Leben, ihrem Mann absolut hörig. Ich kannte diese Sorte Frau. Hatte sie immer bemitleidet, mich gefragt, warum sie nicht für sich selbst kämpften. Hatte nie verstanden, dass man sich so aufgeben konnte. Hatte ich mich aufgegeben? Hatte ich wirklich geglaubt, alles würde einfacher, wenn ich es nur niemanden sehen ließ, wie ich mich fühlte? Ich dachte an die Frauen, die wie Vens Mutter waren. Gebrochen, nur noch schmückendes Beiwerk ihrer Männer.

Meine Maske bröckelte. Schock, Wut, Trauer und Selbstmitleid brachen sich ihre Bahnen. Noch ehe ich wusste was geschah, saß ich auf dem Boden. Ich hörte nichts, sah nichts und fühlte alles. Ich brach in Tränen aus und machte mich so klein ich nur konnte. Ich riss mir die Kette vom Hals und schleuderte sie von mir. Es war eine solche Erleichterung. Das fehlende Gewicht, die Tränen. Die Gefühle allerdings waren alles Andere als eine Erleichterung.

Ich weiß nicht, wie lange ich dort auf dem Boden kauerte. Ich kann mich nicht erinnern, wann meine Freunde sich zu mir setzten, mich festhielten und einfach für mich da waren. Es schien mir eine Ewigkeit, die ich auf dem Boden verbrachte.

Es müssen mindestens zwei Stunden gewesen sein, denn der Ring begann zu glühen. James holte ihn und legte ihn so auf den Boden, dass er meine Wade berührte, sofort erlosch das Glühen. Ich sagte ja, nur ein, zwei Stunden länger konnte ich ihn nicht von meiner Haut entfernen.

Es dauerte noch eine ganze Weile bis ich mich beruhigt hatte. Meine Freunde saßen bei mir und warteten.

Ich war nicht bereit ihnen ins Gesicht zu sehen. Ich konnte nicht. Ich wollte nicht. Ich musste. Ich musste einfach meine Freunde sehen. Langsam hob ich den Kopf. Mir gegenüber saß Lily. Ganz die ruhige Präsenz, die ich jetzt brauchte. Warmherzig lächelnd, wie eine liebende Mutter. Oh, Lily würde eine wundervolle Mutter werden. Neben ihr Alice. Schüchtern, doch trotzdem Willens einer Freundin in ihrer Not beizustehen. Zwischen Alice und mir saß James, er hatte brüderlich einen Arm um mich gelegt und strich mir sanft ein paar Haare aus der Stirn. Remus war auf meiner anderen Seite. Auch er hatte einen Arm um mich gelegt und sah mich offen an.

„Wir sollten dieses Problem lösen.“ meinte Lily schließlich. Ich sagte nichts. Die Anderen nickten zustimmend. „Wie löst man den Vertrag?“ fragte sie. Ich zuckte, als hätte sie mich geschlagen. James sah mich unsicher an. „Lily, was Ven und Pol sagten ist wahr. Es gibt keine Lösung des Vertrages. Nur wenn Sirius ihr Leben mit voller Absicht gefährdet oder bedroht, kann dieser Vertrag für nichtig erklärt werden.“ Er sprach nur zögernd, als wüsste er nicht, welche Wort er nutzen sollte.

„Aber...“ „Lily, danke. Aber du kannst mir damit nicht helfen. Was Sirius bei seinem Streit mit James sagte ist wahr. Ich kann nicht zurück. Ich bin praktisch sein Eigentum und wie ich sagte, er kann machen, was immer er will.“ „Was nicht heißt, dass es Richtig ist.“ fügte Remus leise hinzu. „Nein, das heißt es nicht. Aber ich wusste, was geschehen könnte.“ meine Stimme war leise, brüchig, fast nicht existent.

„Er riskiert doch mit Absicht ihr Leben!“ fuhr Lily auf. Doch James schüttelte den Kopf. „Er kann nichts dafür, wenn Pol sich selbst bestraft.“ „Aber...“ „Lily, es ist sehr viel komplizierter.“ James klang noch immer unsicher, wie viel er sagen sollte. „Der Vertrag, den Sirius und Pol eingegangen sind. Es ist ein sehr mächtiger, magischer Vertrag. Er kann nicht einfach Rückgängig gemacht werden. Pol hätte den Ring nicht nehmen müssen, sie hatte die Wahl.“ „Warum hast du ihn dann genommen, Polly?“ Lily war den Tränen nahe. „Weil es das war, was ich wollte. Ich wollte mein Leben mit Sirius verbringen. Bevor ich ihn Ende des fünften Schuljahres nahm, habe ich lange überlegt. Habe versucht dem Impuls ihn zu nehmen zu widerstehen. Ich wollte Sirius für mich. Ich dachte, ich wüsste auf wen ich mich einlasse. Ich dachte, ...“ Ich brach ab.

„Dass er dich niemals brechen würde, wie es so vielen jungen Frauen ergeht.“ beendete Ven den Satz von der Tür her. Ich schluckte hart. Mein Mund war trocken. Mein Kopf schmerzte vom Weinen und ich fühlte mich, als wäre ich nur ein winziger Teil meiner Selbst. So winzig, dass es kaum möglich schien, dass ich noch in irgendeiner Form existierte. „Ven.“ schluchzte ich. Sie kam nicht zu mir, doch allein, dass sie wieder da war, gab mir etwas Mut.

„Und was machen wir jetzt?“ fragte Remus und sah James dabei an. Wenn ich in die Runde schaute, so lagen jetzt alle Blicke auf ihm. „Wir werden Sirius zur Vernunft bringen.“ „Nicht gerade seine Stärke.“ flüsterte Lily. „Ich sagte ihm, sollte er so dämlich sein, Pol noch einmal zu verlieren, würde ich ihn fertig machen. Genau das machen wir, bis er zur Vernunft kommt.“ „Wie willst du ihn denn fertig machen? Das ist so ziemlich ein Ding der Unmöglichkeit.“ Alice sah James an, als hätte er gerade behauptet ein Hippogreif könne zur Sonne fliegen. „Wir zeigen ihm, was er verloren hat.“ grinste er. „Wir zeigen ihm die fröhliche, lachende und wenn nötig auch die flirtende Polaris Peyton Vulpes. Das Mädchen, von dem er seit der vierten Klasse schwärmt.“

IV

Das war nicht so einfach, wie es sich anhörte. Ich war, zumindest was meinen Körper anging, wirklich nur noch ein kleiner Teil meines Selbst. Ich war abgemagert und meine Muskeln traten deutlich unter der Haut hervor. Die Hauptaterien waren nur zu deutlich sichtbar. Ich behielt meine Maske auf, während meine Freunde mir insgeheim wieder zu mir selbst verhalfen. Ich gewann schnell an Gewicht. Komisch, zu jeder anderen Zeit hätte mich das gestört. Ich wurde regelrecht von meinen Freunden gemästet.

Beim Halloweenfest saß ich allein, doch ich konnte ihre Blicke spüren, merkte, wie sie jeden Bissen beobachteten, den ich zu mir nahm.

Eine Woche später beim Quidditchauswahltraining fühlte ich mich schon deutlich besser. Ich fühlte mich stärker und irgendwie gesund. Ich ignorierte Sirius Anwesenheit. „Guten Morgen. Wir haben dieses Jahr zwei offene Positionen, wir brauchen einen Jäger und einen Sucher. Die Meisten, haben sich bereits in die Liste eingetragen, jene die sich kurzfristig entschlossen haben, bitte ich dies noch schnell zu machen.“ Ich wartete. Kein Muskel in meinem Gesicht rührte sich.

„In Ordnung, wir beginnen mit den Suchern. James, du machst bitte den gegnerischen Sucher. Black den Treiber.“ Ich schwebte etwas über den Anderen und beobachtete einen Kandidaten nach dem anderen. Zum Schluss musste ich zugeben, dass es zwei gab, die sich ebenbürtig schienen, ich würde mir wohl ihre Schulleistungen ansehen müssen.

„Die Jäger. McLagren, Smith in die Luft! Black bleibt auf Position, James du schließt dich dem Spiel an.“ Bei den Jägern war das Ergebnis eindeutig. Ein Zweitklässler schien der einzige zu sein, der auch nur ansatzweise etwas vom Teamplay verstand. Hartes Training würde ihn schon auf den richtigen Weg bringen.

„Ich gebe die Ergebnisse Mitte nächster Woche bekannt.“ Allgemeine Unmutsbekundungen. „Wenn ihr ein Problem damit habt, könnt ihr euch gleich aus der Liste streichen, dann brauche ich mich um euch nicht mehr zu kümmern. Merkt euch das schon mal, dies ist eine Diktatur und ich bin das Gesetz!“ Damit verließ ich mit dem schon bestehenden Team den Platz.

Oh, mein Bruder wäre so stolz gewesen, dass mir dieser Satz mit der Diktatur eingefallen war. Wirklich gut. Nicht dass er etwas in der Art je gesagt hätte, aber seine Mannschaft war definitiv diktatorisch gewesen.

Ich ignorierte Sirius vollkommen. In der nächsten Woche begann ich langsam meine Maske fallen zu lassen. Ich setzte mich beim Essen zu Lily und hier und dort zeigte sich ein schmales Lächeln auf meinem Gesicht. Als nächstes gesellte sich Ven zu unserer Gruppe. Nur ein paar Tage später kam Alice auf mich zu und setzte sich ohne ein Wort neben mich. Wir Mädels waren wieder komplett. Wir sprachen nicht viel. Doch die Gesellschaft tat mir gut.

In der Woche darauf fand ich mich in Begleitung von Remus. Unauffällig gesellte er sich zu mir, wenn ich lernte. James dagegen war alles andere als unauffällig. Er setzte sich in allen Fächern neben mich und tat alles, um mich aus der Reserve zu locken.

Es fühlte sich so gut an. Endlich fühlte ich mich wieder wie ein Mensch. Nur ein paar Tage später ließ ich meine Emotionslosigkeit komplett fahren. Es dauerte etwas, bis ich mich unter meinen Freunden wieder wirklich wohl fühlte. Trotzdem fühlte es sich falsch an. Es war falsch, dass Sirius nicht bei uns war. Es war furchtbar falsch, dass James sich gegen seinen besten Freund gewandt hatte. Es war einfach falsch.

Je mehr ich mich erholte, desto umtriebiger wurde Sirius. Ich versuchte zumindest den Schmerz darüber zu verstecken, war aber nicht wirklich erfolgreich. Eine einzige Emotion auszublenden war deutlich schwieriger, als alle zu verschließen.

Am einfachsten fiel es mir mit James und Lily. Sie schienen eine Übereinkunft zu haben, dass sie sich nicht stritten solange sie mir halfen. Es war merkwürdig die Beiden so einträchtig zu sehen.

Unser erstes Training fand um sechs Uhr in der Früh statt. Außer Sirius waren alle da. Ich verlor kein Wort darüber. Wir trainierten hart. Vor allem Clerk unser neuer Jäger musste das ein oder andere harte Wort von mir ertragen. James warf mir hin und wieder einen unsicheren Blick zu. Ich lächelte zurück. Nach dem dritten Drill entließ ich die Mannschaft.

Beim zweiten Training, dass ich um halb sechs in der Früh angesetzt hatte, fehlte Sirius erneut. Ich befahl die Übungen und setzte mich dann ab. James würde schon sicher stellen, dass alles korrekt ablief. Ich stapfte ins Schloss zurück. Mit langen Schritten ging ich zum Gryffindorturm. Die fette Lady war nicht erfreut, dass ich sie aus ihrem Schlummer riss und rief mir irgendetwas hinterher. Ich ignorierte sie und erklomm die Stufen der Treppe, die zu den Jungsschlafsälen führte. Ich stieß die Tür auf ohne zu klopfen. Remus, Peter und Sirius schliefen fest. In voller Trainingsmontur ging ich auf das Bett am Fenster zu. Ich zückte meinen Zauberstab. „Augamenti.“ flüsterte ich.

Einen Wimpernschlag später waren alle drei Jungs wach. Kalt sah ich auf Sirius herab. „Peyton, bist du völlig bescheuert?“ schrie er mich an. „Entschuldige Black, ich hatte den Eindruck, du würdest erneut das Training verschlafen.“ zuckersüß sah ich ihn an. Meine Augen blitzten kalt. „In zehn Minuten auf dem Feld.“ fügte ich hart hinzu und ging.

Sirius kam tatsächlich nur zehn Minuten später auf das Feld geschlendert. Lässig hatte er den Besen über die Schulter gelegt. Er trug keine Quidditchkleidung. „Bewege deinen Arsch hier hoch, Black.“ schrie ich und schlug einen Klatscher auf ein sich Bewegendes Ziel. Die Jäger übten Pässe und unser neuer Sucher versuchte den verzauberten Golfball zu fangen. Sirius hatte uns noch nicht erreicht, als ich einen Klatscher in seine Richtung feuerte. Er wich gerade so aus und sah mich bitter an. „Was soll das?“ knurrte er, als er neben mir schwebte. Meine Mauer zog sich augenblicklich hoch. Kühl sah ich ihn an, ein falsches Lächeln auf den Lippen. „Das nennt sich Training. Du hättest den Klatscher zu mir zurück schicken sollen.“ erklärte ich, als wäre Sirius zum ersten Mal bei einem Quidditchtraining. „Außerdem fühle ich mich gezwungen dir mitzuteilen, Black, dass du keine Schutzkleidung trägst. Ich fürchte, ich muss Professor McGonagall davon unterrichten.“ Die restliche Mannschaft beobachtete uns. James kam näher. „Black, du beginnst jetzt besser mit dem Drill, sonst kommst du noch zu spät zum Unterricht.“ Ich pfiff und beendete so für alle Anderen das Training. Ich blieb. Beaufsichtigte Sirius' Training.

Ich kam gerade noch rechtzeitig zu meinem Alchemieunterricht. Dumbledore sah mich mit hochgezogener Augenbraue an. Ich gebe zu, mein Quidditchoutfit war nicht direkt passend für den Unterricht. „Nun, Miss Vulpes. Beginnen Sie bitte.“ Er setzte sich auf das Pult und wartete. Ich sammelte alle meine Utensilien zusammen. „Es scheint Ihnen wieder besser zu gehen.“ begann Dumbledore unerwartet ein Gespräch. Ich wog die Menge SolonPred, ein Pulver, das die Flamme unter meiner Apparatur heißer machen würde, ab. „Ja.“ antwortete ich und konzentrierte mich auf meine Arbeit.

„Miss Vulpes, wenn Sie darüber sprechen möchten...“ Er sah kritisch auf mein Experiment. „Wir sollten gehen.“ Er sprang unerwartet leichtfüßig vom Pult und zog mich mit sich. „Was?“ Er hatte die Tür gerade geschlossen, als ein Knall hinter der Tür zu hören war. „Sie haben das Krow zu stark erhitzt.“ meinte Dumbledore gelassen und lächelte mich an. Er öffnete die Tür und ein beißender Gestank kam mir entgegen. „Ich fürchte, Alchemie fällt für diese Woche aus.“ „Entschuldigung, Professor.“ geknickt sah ich in den zerstörten Raum. Alles war schwarz gefärbt. Die Tische und Stühle lagen zerstört am Boden und die Fenster waren gesprungen. Nichts, was sich nicht mit einem Zauber wieder in Ordnung bringen lassen würde. Leider hatte die Explosion auch die Geräte vernichtet, von den Substanzen ganz zu schweigen.

„Nicht doch, Miss Vulpes. So ist das in der Alchemie. Wir sagen einfach, schön, dass uns nichts passiert ist und machen beim nächsten Mal nicht den selben Fehler.“ Er zwinkerte mir zu. „Natürlich, Professor.“ „Was das andere Thema betrifft. Sie können jeder Zeit zu mir oder Professor McGonagall kommen, das wissen Sie, nicht wahr?“ Ich musterte sein Gesicht einen Moment. „Sicher, Professor.“ Er lächelte. „Dann gehen Sie jetzt am Besten und ziehen sich um. Der Alchemieunterricht findet nächste Woche wieder statt.“

Natürlich sprach es sich schnell herum, dass ich den Alchemieraum und beinahe mich und Dumbledore in die Luft gejagt hatte. Es wurde getuschelt. Ven erzählte von den Gerüchten. Die Slytherins behaupteten, ich hätte endlich mein Erbe angenommen und versucht Dumbledore zu töten, damit ich dem dunklen Lord näher kam. Einige Hufflepuffs behaupteten, ich hätte wild mit dem Schulleiter geknutscht und deshalb hätten wir nicht bemerkt, dass das Experiment schief ging. Die Rawenclaws und Gryffindors, wie auch die meisten Hufflepuffs, waren der Ansicht, ich hätte einfach Mist gebaut. Wie Recht sie damit hatten. Und James war der festen Überzeugung, es wäre ein Streich gewesen und ich hätte es etwas übertrieben. Ist es nicht schön, dass er solches Vertrauen in meine Fähigkeiten hatte?

Ich mied weiterhin die meisten Orte, an denen Sirius sich gerne aufhielt, doch mein Verhältnis zu den Anderen wurde stetig besser. Ich alberte mit James herum und Ven erzählte mir von ihrer neusten Liebe, nicht dass der arme Kerl schon wusste, dass er ins Visier genommen worden war.

Lily und ich saßen auf unseren Betten. Alice und Ven schliefen bereits. „Und jetzt?“ fragte Lily schließlich. Ich seufzte. „Keine Ahnung.“ „Das Ganze scheint keinen Effekt auf Sirius zu haben.“ stellte sie fest. „Ich wünschte, ich wäre ihm im Zug einfach hinterher gegangen.“ murmelte ich. „Lily, der Plan war von Anfang an nicht Erfolgversprechend. Ich muss mit ihm sprechen.“ Es kostete mich alle Überwindung. „Nein!“ Lily sah mich ärgerlich an. „Er muss sich entschuldigen, nicht du. Du hast mit einem Freund herumgealbert, er hatte kein Recht so zu reagieren. Als würdest du etwas mit seinem besten Freund anfangen. Lächerlich!“ „Lily, er kann machen, was immer er will.“ Ich war den Tränen nahe. „Nein, kann er nicht. Und wenn er das nicht bald begreift, dann... dann... dann hetzte ich ihm einen Warzenfluch auf den Hals.“ Ich musste lächeln. „Ich werde meinen Stolz herunter schlucken und mit ihm sprechen.“ beschloss ich. „Ich denke nicht, dass das der richtige Weg ist.“ „Aber der schnellste.“ meinte ich ruhig.

Zwei Tage später brach ich das Training frühzeitig ab. „Black, auf ein Wort.“ Die Anderen verließen die Umkleide. „Was?“ gereizt sah er mich an. Er war sauer auf mich. Nun, momentan nicht ohne Grund, ich nahm ihn deutlich härter ran im Training als ich musste. „Wir müssen reden.“ „Ich wüsste nicht worüber.“ Seine Worte stachen mir ins Herz. Ich atmete tief durch und setzte mich auf die Holzbank. Den Blick auf den Boden gerichtet, seufzte ich. „Sirius, ich kann so nicht weiter machen.“ gab ich leise zu. „Ich will es auch gar nicht. Ich...“ Ich schluckte hart. „Es tut mir leid, dass ich dich im Zug gedemütigt habe, es war unbeabsichtigt. Ich habe mir nichts dabei gedacht. James und ich sind Freunde, das weißt du ganz genau. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Er ist dein bester Freund. Er hat diese ganze Verlobungssache mit dir geplant. Glaubst du wirklich, dass er dich so hintergehen würde?“

Ich fragte nicht, ob er es mir zutraute, denn ich war mir nicht sicher, was er darauf antworten würde. „Sirius,“ Tränen rannen meine Wangen hinab und fielen auf den Boden. „James vermisst dich. Ich vermisse dich. Ich brauche dich.“ Ich konnte ihn nicht ansehen. Ich hörte, dass er sich bewegte. „Toller Freund, wendet sich ab, wenn ich ihn am Meisten brauche.“ Die Tür fiel ins Schloss und ich war allein.

Ich weinte bitterlich. Als ich nicht zum Unterricht auftauchte, kamen Ven und Lily mich suchen. Sie fanden mich auf dem kalten Boden. Zusammengerollt und von Schluchzern geschüttelt. Still leisteten sie mir Gesellschaft. Erst im Nachhinein wurde mir bewusst, dass Lily zum ersten Mal den Unterricht geschwänzt hatte.

Bis zum Mittagessen hatte ich mich gefangen. Mit noch immer roten Augen, ging ich erhobenen Hauptes flankiert von meinen Freundinnen durch die Große Halle. Ich ließ mich am Tisch nieder. „James wir müssen uns unterhalten.“ meinte ich kühl. Überrascht sah er mich an. „Klar, worüber?“ Stumm aß ich meine Suppe. Als ich aufstand, winkte ich meinen Freund hinter mir her. In einem leeren Klassenzimmer setzten wir uns auf die Tische. „Ich habe mit Sirius gesprochen.“ fing ich an. „Offenbar nicht erfolgreich. Ich sehe ihn hier nicht.“ Ein gequältes Lächeln erschien kurzfristig auf meinem Gesicht. „Nein, nicht erfolgreich. Deshalb möchte ich, dass du es versuchst.“

„Was?! Aber...“ „Nein, James. Hör mir bitte zu. Ja, er verhält sich falsch, aber er fühlt sich von uns verraten, er braucht seinen besten Freund. Er muss wissen, dass er sich auf dich verlassen kann. Tu es für mich. Ich kann nicht mehr. Ich ertrage es nicht.“ Ich spielte mit dem Ring herum, der schwer an der Kette hing. „Bitte James, schlucke deinen Stolz herunter, denn Sirius wird es nicht machen und ich weiß nicht, wie lange ich es noch durchhalte.“ Bittend sah ich ihn an. „Bitte James, ich brauche ihn und er braucht dich.“ James kratzte sich am Hinterkopf. „Ich weiß nicht. Ich sagte, ich würde ihm nicht noch einmal helfen. Und ich habe es ernst gemeint.“ „Bitte.“ Er sah mich zweifelnd an. „Aber nur, weil du mich darum bittest und es dir dadurch wieder besser gehen wird, hoffe ich.“ „Danke.“

James führte sein Gespräch weiß Gott nicht unter vier Augen, wie ich es gemacht hatte. Abends wartete er darauf, dass Sirius in den Gemeinschaftsraum kam. Sobald er durch das Portraitloch kam, schoss James auf ihn zu. „Wir reden und zwar sofort!“ bestimmte er und zog seinen Freund in die Mitte des Raumes, sodass Sirius nicht einfach gehen konnte. „Was willst du?“ schnarrte Sirius. Ich hasste es, wenn er diese Slytherin Attitüden an den Tag legte. Ich vergaß zu schnell, dass er in einem solchen Haushalt aufgewachsen war.

„Wir reden jetzt über dein Verhalten und nein, es interessiert mich kein bisschen, was du dazu zu sagen hast.“ James schubste Sirius auf eines der Sofas. „Du wirst mir jetzt ganz genau zuhören. Ich sagte vor zwei Jahren, dass du es nicht noch einmal vermasseln sollst. Ich hatte dich gewarnt und ich bin mir immer noch sicher, dass ich jetzt das richtige mache. Ich habe Pol versprochen mit dir zu sprechen und nur damit du es mit deinem eifersüchtigen, kleinen Hirn es verstehst, nein. Ich.Würde. Niemals. Etwas. Mit. Deinem. Mädchen. Anfangen!“ Bei jedem Wort fuchtelte James mit seiner Hand vor Sirius' Gesicht herum. „Ich liebe Lily und ich kann wirklich nicht verstehen, wie du, selbst mit deinem Spatzenhirn, auf die Idee kommen konntest, dass Pol dir nicht treu sein könnte. Vor allem nachdem sie diesen blöden Siegelring von dir genommen hatte. Wie kommt es eigentlich, dass ich erst mehr als ein Jahr später davon erfahren habe?“

Ich hatte das Gefühl, James wich vom Thema ab, wollte mich aber nicht einmischen. Gespannt sah ich von der hintersten Ecke aus zu. Zu Sirius schienen die Worte noch nicht durchgedrungen. Alle anderen sahen erst mich, dann James, dann Lily und dann Sirius an. Ich konnte mir schon die Gerüchte vorstellen, die Morgen im Umlauf sein würden. Irgendeine komische Dreiecks- oder auch Vierecksbeziehung.

„Ich...“ begann Sirius, doch James fing schon wieder einen Monolog an. „Ich, ich, ich! Hast du nur einen Moment daran gedacht, wie Pol sich fühlt? Hast du eigentlich bemerkt, dass sie zu einer von diesen kalten Puppen geworden war? Natürlich hast du das nicht, du warst damit beschäftigt irgendwelche Schlampen zu küssen! Ich sagte dir, du sollst dich zusammenreißen. Pol hat ihren Stolz herunter geschluckt, warum kannst du das nicht? Bist du wirklich so stur, dass du es riskierst ihre Liebe zu verlieren?“ Was für eine Show für alle Anwesenden. Keiner schien auch nur im Geringsten daran interessiert zu verbergen, dass sie zuhörten.

„Ich kann sie nicht verlieren.“ zischte Sirius. Ich schloss die Augen, konnte er nicht einmal mehr meinen Namen sagen? „Sie ist nicht dein Eigentum!“ schrie James. „Wenn du vor hast sie wie dein Eigentum zu behandeln, wirst du mich kennenlernen.“ „Du verstehst nicht.“ sagte Sirius leise. „Ich verstehe nicht?“ James war außer sich. „Nein, tust du nicht. Ich kann sie nicht verlieren, denn wenn es dazu kommt, habe ich keinen Grund mehr weiter zu machen.“ Meine Augen flogen auf, mein Kopf ruckte hoch.

„Ich habe deine Freundschaft verloren, wenn ich sie verliere, habe ich nichts mehr. Keinen einzigen Grund weiterzuleben.“ Sirius Stimme war leise. Trotzdem konnte jeder ihn hören. Ungläubig saß James vor ihm. Eine Hand noch immer an Sirius' Kragen. „W... Warum hast du ihr das heute früh nicht gesagt?“ brachte er schließlich heraus. „Ich weiß nicht. Ich war wütend. Auf dich, auf sie, vor allem aber auf mich, weil ich alles ruiniert habe.“

Ich schluckte hart und schob den Stuhl zurück. Langsam ging ich vorwärts, eine Gasse öffnete sich für mich. Mit zusammen gebissenen Zähnen blieb ich neben den beiden Freunden stehen. Tränen schwammen in meinen Augen, doch ich weigerte mich, sie gehen zu lassen. Ich blinzelte heftig. James sah mich erstaunt an. Hatte er erwartet, dass ich dieses Gespräch nicht verfolgen würde?

„Peyton.“ Mein Blick wanderte von James zu Sirius. All der Schmerz kam zu mir zurück, als ich in diese Augen sah. Ich schloss die Augen, atmete tief durch und öffnete sie wieder. Eine Aufforderung an ihn. Er verstand.

Sirius stand auf, schüttelte seinen besten Freund ab. „Peyton, ich...Es tut mir leid, dass ich so stur war. Es gibt keine Entschuldigung für mein Verhalten.“ Ich nickte verstehend. „Du bist ein Black, du kannst machen, was immer du willst.“ Die Worte, gepaart mit der unerwarteten Kälte in meiner Stimme ließen ihn zusammen zucken. „Nein.“ meinte er. „Ich bin nicht wie sie, ich wollte nie so sein.“ zaghaft machte er einen Schritt auf mich zu. Ich wich nicht zurück. Wollte ich, dass alles wieder wurde, wie es sein sollte, musste ich meinen Stolz für heute begraben.

„Es tut mir leid. Ich weiß mein Verhalten war kindisch und hat dir weh getan. Es gab keinen angemessenen Grund dich so zu behandeln.“ „Gibt es denn irgendeinen Grund, jemanden so zu behandeln?“ fauchte Lily. Sirius sah sie kurz an. „Vermutlich nicht.“ gab er zu. „Peyton, ich bitte dich, gib mir noch eine Chance.“ James knirschte mit den Zähnen. „Du hattest schon zwei.“ knurrte er. Ich sah Sirius lange an. Ich wusste, was ich wollte. Ich wusste, was passieren würde, wenn ich ihm keine neue Chance gab. Er würde ebenso zerbrechen wie ich und trotzdem müssten wir den Vertrag einhalten. Alle meine Überlegungen führten mich zu einem Punkt. Entweder ich gab ihm die Chance und vielleicht wären wir in der Lage, alles wieder zum Guten zu wenden, oder ich sagte nein und würde mein Leben zerbrochen führen müssen. Immer mit dem Wissen, dass es ein Fehler gewesen war, den Ring zu nehmen.

Ich zog mir die Kette über den Kopf und betrachtete den Ring. Vorsichtig fuhr ich die Linien des Wolfkopfes nach. James beobachtete mich, als würde er ein Kind davor bewahren wollen in einen Teich zu fallen. Lily funkelte Sirius an. Ven sah fast schon desinteressiert dem Geschehen zu, sie kannte meine Antwort bestimmt schon. Remus dagegen verfolgte jede meiner Bewegungen.

Ich biss mir auf die Unterlippe und sah auf. Sirius Augen waren stumpf auf mich gerichtet. Ich fixierte seine Augen und riss die Kette entzwei. Ich schob den Ring auf meinen Finger, doch als Sirius vortrat, um mich zu umarmen trat ich zurück.

„Ich gebe dir eine neue Chance. Aber für heute ziehe ich mich zurück.“ Mit geradem Rücken ging ich zu den Treppen und warf mich oben auf mein Bett. Ven war nur einen Moment später da, Lily direkt nach ihr. „Warum gibst du ihm eine Chance?“ Lily klang, als wolle sie mich umbringen. „Lily, lass sie. Sie hatte die Wahl, versuchen alles wieder hin biegen oder ein zerbrochenes Leben. Du verstehst das nicht, du bist nicht mit diesen Sachen aufgewachsen.“ wies Ven sie zurecht. Selten war ich glücklicher, dass Ven eine meiner Freundinnen war.

„Du wusstest, was ich machen würde, habe ich Recht?“ fragte ich ohne meinen Kopf zu drehen. „Du hattest eigentlich keine Wahl, Sirius weiß das, trotzdem hat er versucht dir diese Wahl zu geben, das spricht für ihn.“ Ich lächelte schwach. „Es hat schon seinen Grund, warum ich in diesen sturen Kerl verliebt bin.“

V

Ich hatte so gut wie schon lange nicht mehr geschlafen. Sicher, zwischen mir und Sirius war nicht alles wieder gut, doch es war ein Anfang. Im Bad machte ich mich fertig und freute mich zum ersten Mal wieder auf das Frühstück. „Du summst.“ Augenblicklich verstummte ich und sah Lily an. „Mach ruhig, es ist schön, dass du wieder gut gelaunt bist.“

Ich trug den Ring wieder am Finger. Es war Freitag und als ich durch die Große Halle ging, hatte ich das Gefühl, dass alle mich anstarrten. Ich setzte mich neben Lily und hielt den Platz auf meiner anderen Seite frei. Ein Zeichen. Nicht mehr, nicht weniger. James wollte sich dort hinsetzten, ich schüttelte den Kopf. Er zischte einmal und ließ sich mir gegenüber auf die Bank fallen. Remus, der Ruhepol unserer Clique setzte sich neben mich, ließ dabei aber den Platz direkt neben mir frei. Es war ein weiteres Zeichen von Seiten der Jungs. Sirius Rückkehr wurde akzeptiert, so fern er es wollte.

Fast, als hätte ich es gespürt, schoss mein Kopf in die Höhe, als Sirius durch die Tür trat. Sein Blick wanderte über unsere Gruppe und nahm den leeren Platz wahr. Er fixierte mich, wie einen Rettungsanker. Doch ich schlug die Augen nieder und widmete mich meinem Frühstück. Einen Moment später stand er hinter mir und räusperte sich. „Darf ich mich setzten?“ Ich sah kurz in seine Richtung. „Sicher.“ Kein Lächeln, kein überflüssiges Wort. Es würde noch eine Menge Arbeit unsere Beziehung wieder zu kitten.

Es war merkwürdig. Sirius bemühte sich sichtlich, doch irgendwie brachte es ihn nicht weiter. James war sauer. Nicht nur auf Sirius, auch auf mich, weil ich nachgegeben hatte. Lily verstand nicht, was ich tat. Remus bemühte sich neutral zu bleiben und Ven stand voll auf meiner Seite. Am Abend holte Remus uns alle zusammen. „Wir müssen das klären.“ meinte er ruhig. Leichter gesagt, als getan. „Folgendes, ich weiß, dass Sirius sich falsch verhalten hat, aber wenn Pol ihm vergeben kann, warum kannst du es nicht, James? Lily, wir verstehen das ganze nicht völlig, wir sollten uns heraus halten und Ven, ich verstehe, dass du Sirius im Moment nicht leiden kannst, aber er bemüht sich, das ist mehr, als wir über dich momentan sagen können.“

Ich ergriff als nächste das Wort. „Ich sage nicht, dass es einfach wird, aber ich möchte, dass alles wieder normal wird. Ich will, dass Sirius wieder lacht und Unsinn redet, ich will, dass James Lily um ein Date bittet und Lily ihn deshalb anschreit, sofern, sie nicht endlich seine Einladung annimmt. Ich möchte, dass Ven lachend von ihrem letzten Kerl erzählt und ich will, dass Remus wieder entspannt ein Buch liest.“

Lily nickte. „Ich stimme zu und um der Normalität gleich auf die Sprünge zu helfen, gehe ich jetzt mit Alice lernen.“ Ven schloss sich ihr an. Nach drei Schritten drehte sie sich noch einmal um. „Sirius, vielleicht solltest du nicht mehr so herumeiern und dich zwar etwas rücksichtsvoller, aber normal verhalten. Ich glaube, Polly genießt es, wenn du mit ihr flirtest, statt mit irgendwelchen Tussis.“ „Komm wir gehen auch.“ Remus musste James praktisch fort ziehen.

Ich saß allein in der Mitte des Sofas. Die Beine an der Seite angezogen. Sirius kam langsam von seinem Sessel herüber. Vorsichtig, als hätte er Angst, ich könne zerbrechen, setzte er sich neben mich und nahm mich in den Arm. „Ich habe dich vermisst, Peyton.“

Ich liebte es, dass er immer meinen zweiten Vornamen benutzte. Dass er ihn aber komplett aussprach, zeugte davon, dass er unsicher oder sehr ernst war. Unbewusst lehnte ich mich an ihn. „Ich auch.“ murmelte ich. „Ich auch.“ Ich atmete tief ein und roch Moschus und ein bisschen den Geruch von feuchtem Hundefell. Mein Kopf lag an seiner Brust, die sich sanft hob und senkte. Die Augen hatte ich geschlossen und ein sanftes Lächeln zeichnete sich auf meinen Zügen ab.

Hier gehörte ich hin.

Leichtes Rütteln weckte mich. „Polly, aufwachen.“ Ich saß noch immer auf dem Sofa. Sirius hatte beide Arme um mich gelegt und schlief friedlich. Ich blinzelte. „Lily?“ fragte ich irritiert. „Komm wir gehen zum Frühstück, bevor die Anderen es stürmen.“ Sie lächelte. „Wie spät ist es?“ misstrauisch zog ich eine Augenbraue hoch. „Halb sechs.“ „Sirius bringt dich um.“ grinste ich. „Weshalb? Ich habe ihn nicht geweckt.“ „Er wird aber gleich wach, wetten?“

Ich nahm vorsichtig seine Hand von meiner Hüfte und wollte aufstehen. „Wo gehst du hin, Darling?“ Sirius murmelte, noch halb im Schlaf. „Frühstücken, bleib einfach liegen.“ Doch statt meiner Aufforderung zu folgen, öffnete er seine Augen. Sah erst mich, dann Lily an. „Wie spät ist es?“ gähnte er. „Hal Sech.“ nuschelte ich. „Wiederhole das bitte.“ Lily verdrehte die Augen. „Halb sechs.“ wiederholte sie genervt. „Können wir jetzt gehen?“ „Ich komme mit.“ „Weshalb?“ „Ich lasse euch doch nicht allein um diese Zeit herum wandern. Wer weiß ob schon irgendwelche Slytherins wach sind?“ Lily murmelte etwas, was sich verdächtig nach Severus anhörte.

Sirius war eine schweigende Präsenz hinter uns. Gemütlich gingen wir die Korridore entlang. „Weißt du was?“ fing Lily irgendwann an. „Ich glaube, du hattest Recht.“ verwirrt sah ich sie an. „Geht es vielleicht noch ungenauer?“ „Mit Potter. Ich glaube, er ist gar nicht so schlimm. Weißt du, ich hätte nicht gedacht, dass er sich so um andere kümmert.“ „Halleluja!“ rief ich aus und warf die Hände hoch. „Lily erkennt endlich, was ich ihr seit Jahren predige.“ Sirius zwinkerte mir kurz zu. „Jetzt mach keine Szene.“ forderte sie. „Ich soll keine Szene machen? Es ist gar keiner da, der es bemerken würde!“ „Vielleicht sagen ich beim nächsten Mal ja.“ Abrupt blieb ich stehen. „Alpha, hol Krone. Das will ich sehen!“

Hatten wir nicht gerade unsere Streitigkeiten innerhalb der Gruppe beigelegt? Lily sah aus, als würde sie mich jeden Moment erledigen. Ich konnte mir leicht vorstellen, dass sie mich erwürgen würde. Obwohl, konnte sie mit ihren kleinen Händen um meinen Hals fassen und die nötige Kraft aufbringen? Auf der anderen Seite, sie kam aus einer Muggelfamilie. Die hatten doch sicher irgendetwas erfunden, womit man sich gegenseitig töten konnte. Schließlich führten Muggel Krieg. Hätte ich in Muggelkunde doch nur aufgepasst! Ich war mir allerdings sicher, dass sie keinen der Unverzeihlichen anwenden würde. Vorsichtshalber machte ich einen Schritt von ihr weg. Man konnte schließlich nicht wissen...

Es dauerte nicht lange und ein völlig verschlafener James trat in Jogginghose vor uns. „Was ist denn los? Tatze sagte etwas, von einem Notfall?“ Sirius sah mich entschuldigend an. „Frag sie!“ aufgeregt balancierte ich auf den Fußballen. „Was?“ „Frag Lily, ob sie mit dir ausgeht!“ forderte ich ungeduldig. Lily wollte protestieren, doch fiel ihr wohl kein Wort ein. „Ähm, Lily gehst du mit mir aus?“ „Ja, Evans. Vergiss nicht, was du vor zwei Minuten noch gesagt hast.“ grinste Sirius. „Ich...“ Sie warf mir einen tödlichen Blick zu. „Ach, Herr Gott!“ rief sie und warf die Hände frustriert nach oben. „Du darfst mich auch weiterhin Polly nennen.“ warf ich trocken ein. Wieder ein tödlicher Blick in meine Richtung. War ich froh, dass das nur eine Redensart ist. „Ja, Potter. Und jetzt lasst uns frühstücken, ich verhungere.“ fauchte sie und marschierte los. James stand ungläubig mitten im Gang. Ich grinste und wollte mich bei ihm unter harken. Neben ihm fuhr sich Sirius unruhig durchs Haar. Ich schwenkte herum. „Wollen wir?“ Ich hielt ihnen Beiden einen meiner Arme hin und ging zwischen ihnen zum Frühstück.

Wir erregten schon beim Eintreten in die Große Halle das Missfallen von McGonagall. Wie ein Adler schoss sie auf uns herab. „Mr. Potter, was denken Sie, was Sie machen?“ James hatte selig gegrinst. „Ähm... Professor?“ „Dies ist wohl kaum angemessene Kleidung.“ wies sie ihn zurecht. Ich sah ihn aus den Augenwinkeln an und begann zu lachen. „Du hast ihm nicht einmal die Zeit gegeben sich etwas anzuziehen?“ „Was, das hast du bis jetzt nicht bemerkt?“ fragte Sirius, als hätte ich nicht gerade gefragt. „Entschuldige, ich habe nicht darauf geachtet.“ schnappte ich. „Mir sind die freien Oberkörper anderer egal.“ „Meiner auch?“ ein schiefes Grinsen erschien. Mein Grinsen. „Mr. Black.“ „Klappe halten. Verstanden, Professor.“ grinste er. Im nächsten Moment reichte er James ein T-Shirt. Ich biss mir auf die Unterlippe um nicht zu lachen, als McGonagall sich bei ihm bedankte.

James zog das Shirt über sein unordentliches Haar und seine zugegebenermaßen beeindruckenden Muskeln. McGonagall, welche sich wähnte alles Unheil abgewendet zu haben, drehte sich um zu gehen. Ihre Augen fixierten Sirius. Sprachlos stand sie da. Inzwischen kicherte ich schon haltlos. Sirius hatte natürlich kein extra Shirt dabei gehabt. Er hatte seines schlicht ausgezogen und James gereicht. „Professor, Sie sollten mich nicht so anstarren, ich bin verlobt.“ meinte Sirius todernst und ging zum Tisch rüber. Unnötig zu sagen, dass die Schreckschraube explodierte und er nachsitzen musste, oder?

James war so glücklich, dass Lily endlich zugestimmt hatte, dass er vergaß auf seinen Freund wütend zu sein. Und diese einfache Tatsache ließ Sirius wieder aufleben. Es dauerte nur zwei, drei Tage und unsere Clique fiel in ihren gewohnten Rhythmus. Nur zwischen mir und Sirius war nicht alles gut. Wir verhielten uns zaghaft und tanzten um einander herum.

Wenn wir Beide müde waren oder durch irgendetwas abgelenkt, verhielten wir uns, wie die Jahre zuvor, doch sobald wir uns dessen bewusst wurden, wurde es merkwürdig. Unsere Unterhaltungen wirkten gezwungen und unsere Interaktionen ungewöhnlich steif.

Das erste Quidditchspiel der Saison stand an und die Atmosphäre im Schloss war von Spannungen geprägt. Rawenclaw würde gegen Slytherin spielen und ich hatte mein Team dazu verdonnert Informationen zu sammeln. Wir waren nicht allzu erfolgreich. Das wurmte mich, mein Bruder hatte immer, alles über die anderen Teams gewusst. Wie hatte er das geschafft?
 

Hallo Jasper,

Als Captain ist es ganz schön anstrengend, waren wir auch so furchtbar stur? Ich glaube nicht. Wie hast du es bloß geschafft immer alle Informationen über die anderen Teams zu beschaffen?

Wie geht es dir und Calla? Werde ich schon Tante? Du fehlst mir.

Ich hatte mich mit Sirius gestritten, selbst James hat nicht mehr mit ihm gesprochen, furchtbar. Eigentlich ist alles geklärt, aber irgendwie ist alles merkwürdig zwischen uns. Ein brüderlicher Rat?

Drück Mum und Dad von mir und richte Calla meine besten Wünsche aus.
 

Deine

P.P.
 

Die Antwort meines Bruders ließ nicht lange auf sich warten. Leider, wurde sie jedoch von Lily angenommen, weil ich noch in letzter Minuten einen Aufsatz beenden musste. Lily vergaß den Brief in ihrer Tasche und so bekam ich ihn erst drei Tage später.
 

Liebe Polaris,

es freut mich von dir zu hören.

Glaube mir, ihr wart vermutlich noch schlimmer, als dein jetziges Team. Vor allem du, Sirius und James. Was die Informationen angeht, ich hatte nette Mädchen in jedem Haus, die mir Informationen gegeben haben, vielleicht solltest du dir einige Jungs anlachen? Frage aber vorher Sirius, nicht, dass er noch eifersüchtig wird, vor allem wenn es sowieso gerade etwas kriselt.

Brüderlichen Rat hast du noch nie gebraucht und ich gebe gerne zu, dass ich mir deshalb Sorgen mache. Ich versuche es trotzdem: Meiner Einschätzung nach hattet ihr einen ernsten Streit. (?) Ihr solltet euch vielleicht etwas Zeit zu zweit nehmen. Geht am See spazieren oder beim nächsten Hogsmead Wochenende. OHNE eure Freunde. Dann könnt ihr das sicher schnell klären.

Calla und mir geht es gut. Doch wegen der Arbeit bin ich selten zu Hause. Calla habe ich bei unseren Eltern untergebracht, ich wollte nicht, dass sie alleine bleibt und bei unseren Eltern ist sie sicherer. Ich mache mir Sorgen wegen der Todesser.

Derzeit wüsste ich noch nicht, dass du Tante wirst, ich werde dich sofort informieren, wenn sich das ändert.

Von Mutter, Vater und Calla soll ich dir herzliche Grüße ausrichten und Mutter fügt noch hinzu, dass du keinen Unsinn anstellen sollst.
 

Pass gut auf dich auf,

Jasper
 

Ich musste den Brief zwei Mal lesen. <Eins nach dem Anderen.> Ich ging runter in den Gemeinschaftsraum. Ein durchdringender Pfiff sicherte mir die Aufmerksamkeit aller Schüler. „Quidditchmannschaft zu mir.“ sagte ich halblaut und winkte zu einer Ecke des Raumes. „McLagren ist deine Freundin nicht eine Rawenclaw?“ fragte ich ohne Erklärung. „Warum?“ „Ich habe einen Tipp von meinem Bruder bekommen. Er sagt er hätte so etwas wie Fans in jedem Haus gehabt. Mit anderen Worten, irgendwelche Mädchen, die alles für ihn getan hätten. Frag deine Freundin nach Informationen, falls sie nichts sagen will, bestehe nicht drauf, dann suchen wir eine andere Möglichkeit.“ Ich wandte mich an die Anderen. „Solltet ihr ähnliche Verbindungen zu den Häusern haben, versucht darüber bitte Informationen zu sammeln.“ Ich bedeutete ihnen zu gehen, hielt jedoch James und Sirius zurück. „Ich möchte versuchen direkt an Informationen zu kommen, dafür werde ich mit einigen Jungs aus den Häusern Kontakt aufnehmen. Ist das für dich in Ordnung, Sirius?“ Ich konnte ihm ansehen, dass es keineswegs in Ordnung war. „Ich schätze, ich werde es überleben. Mach aber bitte nichts, das mich diese Entscheidung bereuen lassen würde.“ Ich sah ihn lächelnd an. „Keine Sorge, ich werde nicht irgendeinen Kerl abknutschen.“

Als erstes versuchte ich Kontakte zu Slytherin zu knüpfen. Und erstaunlicherweise schien das einfacher als erwartet. Ich konnte Narzissa dazu überreden mir die Mitglieder der Mannschaft aufzuzählen und ich entlockte Snape eine böse Bemerkung, die mir einen Spielzug verriet. Aber dann landete ich einen richtigen Glücksgriff. Ich traf zwei Tage später in der Bibliothek auf Regulus.

„Vulpes, meine Mutter lässt grüßen.“ meinte er gelassen. „Das bezweifle ich.“ erwiderte ich kühl und ließ mich auf dem freien Platz neben ihm nieder. „Gab ja eine Menge Gerüchte über dich und meinen Bruder.“ Noch immer kein Anzeichen, dass er in irgendeiner Weise involviert war. „Wir hatten eine Meinungsverschiedenheit.“ Er nickte verstehend. „Ja, Zissy sagte etwas in der Art.“ Als hätte er das nicht erraten können. „Wirklich?“ Keine Antwort. „Meine Mutter mag dich.“ Erstaunt sah ich von dem Buch auf, in dem ich nach der Antwort meiner Hausaufgabe suchte. „Das glaube ich kaum.“ antwortete ich knapp. „Doch wirklich. Sie findet, deine Eltern hätten dich gut erzogen, wenn man davon absieht, dass du keinen Wert auf deinen Blutstatus oder den deiner Freunde legst. Sie ist der Meinung, du würdest dich immer vorbildlich auf Festen verhalten, sie ist nur etwas enttäuscht, dass du meinen Bruder gewählt hast.“ „Soll mir das etwas sagen?“ Er schüttelte den Kopf. „Nicht doch. Ich betreibe nur Konversation.“ Ich sah ihn kritisch an. „Achso.“

Ich las weiter. „Sag Mal Regulus, warum hat eure Mutter mir gesagt, ich stünde unter dem Schutz eurer Familie?“ „Sie fühlte sich nach dem Übergriff in der Winkelgasse dazu genötigt. So gern sie Sirius auch aus unserer Familie verbannen möchte, sie kann nicht zulassen, dass das Blut unserer Familie vergossen wird. Du gehörst, Dank der Verlobung, nun ebenfalls zur Familie. Das ist alles.“ Ich musterte den jungen Black. „Du würdest mir nicht zufällig etwas über euer Quidditchteam erzählen, oder?“ Er sah von seinem Aufsatz auf. „Was würdest du denn wissen wollen?“

VI

„Du hast was?!“ Sirius war außer sich. „Ich habe mit deinem Bruder gesprochen und er hat mir jede Menge Informationen über die Mannschaft der Schlangen gegeben.“ wiederholte ich ruhig. „Du kannst ihm nicht trauen.“ „Sirius, du bist voreilig.“ „Nein! Ich kenne meinen Bruder.“ Ich seufzte. „Selbst, wenn die Informationen nicht stimmen, wir bereiten uns auf sie und das genaue Gegenteil vor, dann haben wir die Möglichkeiten ausgeschöpft.“ Sirius brummte etwas unverständliches. „Als du sagtest, du würdest dich mit irgendwelchen Kerlen unterhalten, war nie die Rede von meinem Bruder.“ knurrte er. „Alpha, es hat sich so ergeben.“ „Es hat sich so ergeben? Halte dich von ihm fern, Pey. Ich meine es ernst. Du kannst ihm nicht trauen.“ „In Ordnung, ich habe es verstanden.“ „Peyton, ich mache mir nur Sorgen um dich. Mein Bruder, er...“ „Ich weiß. Lass es gut sein.“

Nach diesem harmlosen Streit war alles wieder in Ordnung. Es klingt komisch, aber Sirius' Sorge um mich und mein Einlenken rückte alles an den richtigen Platz.

Das erste Spiel der Saison war eine Katastrophe. Rawenclaw verlor mit mehr als zweihundert Punkten Rückstand und würde drei Spieler ersetzen müssen. Die Slytherins feierten ihren Sieg, als hätten sie nicht nur ein Spiel, sondern einen Krieg gewonnen und diese Beschreibung passte wohl auch eher auf das, was sich auf dem Spielfeld abgespielt hatte.

„Sie haben Rawenclaw geschlachtet.“ meinte McLagren. Zustimmendes Nicken. „Wir werden unsere Taktik anpassen müssen.“ murmelte ich. „Anscheinend hatte mein Bruder Recht.“ gab Sirius zerknirscht zu. „Wie sollen wir das machen? Sie werden uns ebenso abschlachten.“ „Nein. Wir werden einen Weg finden.“

Also saß ich die nächsten Abende selten über meinen Hausaufgaben, dafür um so häufiger über der Spielzugplanung. James und Sirius wollten mir helfen, setzten aber am zweiten Abend meinen Spielplan in Brand. Danach hielt ich sie an irgendeinen Streich zu planen. Lily saß zwar bei mir, da sie aber nichts von Quidditch verstand, versuchte sie nicht einmal mir zu helfen. Ven traf sich mit einem Rawenclaw, um mir Informationen zu besorgen. Sie opferte sich regelrecht auf, indem sie mit dem gutaussehenden Sechstklässler ausging, erklärte sie. Ich verkniff mir einen sarkastischen Kommentar.

Meine Noten wurden zusehends schlechter, selbst meine Experimente in Alchemie litten unter meiner Tätigkeit als Captain. „Miss Vulpes, man kann nicht immer alles perfekt machen. Das Leben ist wie die Alchemie. Man kann alles planen und doch werden die Ergebnisse meist anders, manchmal sogar besser. Denken Sie an den spröden Saphir, den sie vor zwei Jahren aus Versehen hergestellt haben.“ belehrte Dumbladore mich, nachdem ich wieder ein Experiment in den Sand gesetzt hatte. „Spielen Sie auf etwas an, Professor?“ „Ich gebe nur einige Lebensweisheiten weiter. Schließlich bin ich Lehrer.“ lächelte er. „Bitte räumen Sie noch auf, Miss Vulpes.“ Er verließ den Raum und ich sah missmutig auf das verbrannte Etwas auf meinem Tisch.

Ich verschränkte die Finger und legte mein Kinn darauf. Es musste doch eine Möglichkeit geben die Slytherins auszumanövrieren. Aus purer Verzweiflung schwang ich den Zauberstab über den Tisch und vor meinen Augen entstand eine Miniaturansicht des Stadions mitsamt kleinen Spielern, die umherflogen. Ich ließ sie einige Taktiken probieren und meine Stimmung hellte sich auf. Zumindest machte die Planung so deutlich mehr Spaß, als auf dem Papier.

Ganz vorsichtig stellte ich die Miniatur in den Schrank. So hatte mein verunglücktes Experiment doch noch einen Sinn gehabt. Ich verschloss den Schrank und beeilte mich zu Zauberkunst zu kommen. Ich kam gerade noch pünktlich und ließ mich auf den Platz neben Lily fallen. Ich atmete hörbar aus und kramte nach meinem Buch. „Pss, Pey.“ Immer noch nach unten gebeugt, sah ich nach hinten. Sirius' Grinsen konnte nichts Gutes verheißen. „Meinst du nicht, du solltest den Platz wechseln?“ Unruhig sah ich mich um. „Sollte ich?“ Er nickte. „Ich schätze, du hast Recht.“ Ich erhob mich. „Professor?“ „Ja, Miss Vulpes.“ „Darf ich den Platz wechseln?“ „Wenn Sie niemanden stören.“

Ich ging zu Sirius, der mir einen Stuhl hin schob. Jetzt saßen wir zu fünft in der Reihe. Ich saß zwischen Sirius und Remus. „Warum habe ich jetzt den Platz gewechselt, Tatze?“ „Weil ich dich bei mir haben wollte, Liebste?“ Ich tat, als würde ich ihm glauben und sah ihn liebevoll lächelnd an. „Und jetzt die Wahrheit.“ forderte ich nach einigen Minuten. „Das verletzt mich.“ Ich sah ihn ungerührt an. „Wart es ab. Okay?“ Ich lächelte und lehnte meinen Kopf an seine Schulter, während ich mir Notizen machte.

„Tatze, ich bin soweit.“ James flüsterte auf Sirius anderer Seite. Ich hob leicht den Kopf. „Dann los.“ Sirius und James sahen wie zwei kleine Jungs zu Weihnachten aus. James ließ ein kleines Päckchen in der Luft schweben. Über den ersten beiden Reihen blieb es in der Schwebe. Sirius hatte währenddessen eine kleine Schere zum Päckchen schweben lassen und durchschnitt damit die Paketbänder.

Sofort fielen einige Gegenstände heraus. Ein kleines Feuerwerk entfachte sich und Wichte flogen plötzlich durch den Raum. Die Klasse brach in Chaos aus. Nur die fünfte Reihe, in der ich nun auch saß, blieb ruhig. Ein fein gewebter Eisenkäfig schützte uns. „Professor, Wichte haben in Zauberkunst doch nichts verloren.“ meinte James gelassen und verbrannte einem Wicht, der sich am Käfig zu schaffen machte, die Finger. „Potter, Black, das ist doch sicher Ihr Werk! Nachsitzen. Miss Vulpes, Sie werden den Herren Gesellschaft leisten. Außerdem zehn Punkte Abzug für jeden von Ihnen.“ Ich stöhnte auf. „Jetzt darf ich schon wieder nachsitzen, obwohl ich nichts getan habe.“

„Wo hattet ihr eigentlich die Wichtel her?“ Wir saßen beim Abendessen. Remus schien nicht überrascht gewesen, trotzdem fragte er. „Haben wir aus unserem Keller.“ grinste James. „Du hast die Dinger die ganze Zeit aufbewahrt?“ fragte ich. „Klar, habe sie unter meinem Bett gehalten.“ Ich schüttelte nur den Kopf. Was sollte man dazu noch sagen?

Der erste Schnee hüllte Hogwarts wenig später ein. Überall glitzerte es. Die Sonne blendete uns tagsüber fast. Die Eulen kämpften sich durch das schlechter werdende Wetter und brauchten meist längere Zeit, um sich wieder zu erholen. Natürlich forderte dieses Wetter geradezu eine Schneeballschlacht heraus.

Wir kamen durch gefroren von unserem letzten Quidditchtraining vor dem Spiel gegen Hufflepuff. Langsam gingen wir zum Schloss und unterhielten uns. Ich versuchte Clerk gerade einen Spielzug zu erklären, als mich ein Schneeball im Nacken traf. Das darauf folgende Lachen sagt mir sofort, wer der Schütze war. „James Potter!“ Noch während ich mich drehte, formte ich einen kleinen Ball und warf ihm nach dem lachenden Jungen. Ich traf ihn an der Brust. „Hey, ich war es nicht!“ Sirius fiel lachend in den Schnee. Es uferte zu einer ausgewachsenen Schlacht aus, die ich gegen die Jungs verloren geben musste, nachdem sich auch der Rest meines Teams gegen mich verschwor. Am Ende lag ich am Boden, wurde von James unten gehalten und von Sirius eingeseift. Die Anderen standen lachend um uns. „Nur damit ihr es wisst,“ japste ich. „ihr werdet es beim nächsten Training bereuen.“

Zitternd stand ich unter der Dusche. Das Wasser konnte meinen Körper offenbar nicht so schnell aufwärmen, wie mir lieb gewesen wäre. Der heiße Dampf ließ das Fenster beschlagen und waberte im Raum umher. Meine Stirn ruhte an der kalten Wand, meine Augen geschlossen. Ich wartete einfach darauf, dass mir warm wurde oder das heiße Wasser ausging, je nach dem, was zuerst der Fall sein würde.

„Kalt?“ Ich machte einen Satz. Als ich mich langsam drehte, sah ich in die blitzenden Augen meines nackten Verlobten. „Was, bei Merlins Unterhose, machst du hier?“ Er setzte ein schiefes Grinsen auf und fuhr sich durch die schon feuchten Haare. „Ich besuche meine Verlobte.“ Ich trat einen Schritt zurück und brachte dadurch den Wasserstrahl zwischen uns. Noch immer grinsend folgte er mir, wie ein Raubtier, dass seine Beute gewittert hatte.

„Wie bist du hier rein gekommen?“ fragte ich. „Die Treppe ist verzaubert, wie bist du hoch gekommen?“ Siegessicher sah er mich an. „Ich bin ein Tunichtgut, hast du erwartet, dass eine verzauberte Treppe mich aufhält?“ Nein, hatte ich nicht. Um so erstaunlicher, dass Sirius erst in seinem siebten Jahr in die Mädchenschlafsäle einbrach. Oder?

„Hast du das schon Mal gemacht?“ misstrauisch musterte ich ihn. „Sicher.“ Keine Erklärung. Vermutlich wollte ich die auch nicht wissen. „Was willst du hier?“ „Etwas Zeit mit dir?“ fragte er unschuldig. Seine Hände streckten sich in meine Richtung und kamen auf meiner Hüfte zum Liegen. Mit einem Ruck zog er mich nach vorne, sodass ich wieder direkt unter dem Wasserstrahl stand und nicht einmal mehr eine Feder zwischen uns gepasst hätte.

Als ich in ein Handtuch gewickelt von Sirius gefolgt aus dem Bad kam, sahen Ven und Lily mich entsetzt an. Noch während Lily Sirius rausschmiss, begann Ven mich zu befragen. Lachend warf ich mich auf mein Bett. „Das geht dich gar nichts an, Ven!“ „Von wegen, ich lasse mich nicht einfach abspeisen. Was hatte er in der Dusche verloren?“ „Er hat mich besucht.“ grinste ich. „So nennt man das also.“

Der Sonntag war der Tag meines ersten Quidditchspieles als Captain. Appetitlos stocherte ich in meinem Frühstück herum. Meine Mannschaft trudelte nach und nach ein. Ich wartete bis alle aufgegessen hatten und bedeutete ihnen dann mit mir zum Feld zu gehen.

Es war saukalt. Der Schnee war gefroren und knackte laut unter unseren Schritten. Die Sonne schien und das weiß des Schnees reflektierte das Sonnenlicht, so dass wir die Augen zusammenkniffen, um etwas zu erkennen. Langsam gingen wir zu den Umkleiden und wie immer zog ich mich allein im Mädchenumkleideraum um. Als ich mit den Schützern in der Hand wieder zu den Jungs rüber ging, sahen sie mich erwartungsvoll an.

„Ich nehme an, ihr wollt jetzt eine von diesen tollen Motivationsreden hören?“ fragte ich trocken und James und Sirius grinsten. „Lasst mal sehen.“ begann ich. „Hufflepuff ist zum Einsteigen in die Saison nicht schlecht, unterschätzen sollten wir sie aber nicht. Wir haben hart trainiert, kennen den größten Teil ihrer Schwächen und Stärken und wir haben, im Gegensatz zu ihnen, den Kampfeswillen.“ Ich machte eine kleine Pause. „Also reißen wir den Dachsen den Arsch auf und wenn sie sich verkriechen buddeln wir sie aus und schnappen sie dort. Denn der Löwe war und ist immer der König gewesen!“

Ich verschloss die Riemen meiner Schützer und griff nach meinem Schläger. „Bereit?“ fragte ich. Alle nickten und wir legten unsere Hände übereinander. „GRYFFINDOR!“

Die Tür zum Spielfeld öffnete sich und das Tosen der Menge brach über uns hinein. Wir griffen nach unseren Besen und warteten kurz. „BEGRÜßT DIE MANNSCHAFT GRYFFINDORS! DEN MANNSCHAFTSCAPTAIN POLARIS VULPES, SCHWESTER VON JASPER, DER LETZTES JAHR DIE MANNSCHAFT ANGEFÜHRT HAT.“ Ich stieß mich vom Boden ab und schoss in die Luft. „POTTER, SMITH, CLERK, MCLAGREN, BLACK UUUND BELL!“

In der Mitte des Spielfeldes warteten die Hufflepuffspieler, wir reihten uns ihnen gegenüber auf. „Captains, schüttelte euch die Hände.“ Professor Casinus wirkte entspannt, das Spiel Gryffindor gegen Hufflepuff war meist ein ruhiges. Ich flog Lones ein Stück entgegen und hielt ihm meine Hand hin, nach einem kurzen Kontakt schwebte ich zurück zu meiner Mannschaft.

Wir gingen auf Position. Der Quaffel wurde hochgeworfen. „DAS SPIEL BEGINNT! GRYFFINDOR IM BALLBESITZ, POTTER AUF DEM WEG ZUM TOR, GIBT AB AN CLERK, AN SMITH, ZURÜCK ZU POTTER UND TOR! ZEHN PUNKTE FÜR GRYFFINDOR!“ Ich musste zugeben, dass mein Team sich wirklich hervorragend machte. Sirius und ich unterbrachen die Angriffe der Hufflepuffs und verwirrten ihren Hüter und unsere Jäger erzielten ein Tor nach dem anderen.

„HUFFLEPUFF AUF DEM WEG ZU DEN RINGEN, EIN KLATSCHER VON BLACK UNTERBRICHT DAS SPIEL DER GELBEN. SMITH HOLT SICH DEN QUAFFEL. ER WEICHT EINEM KLATSCHER AUS, TAUCHT UNTER MORGAN HINDURCH. SMITH ALLEIN VOR FOX, SMITH TÄUSCHT AN UND WIRFT DEN QUAFFEL. FOX WEHRT AB, ABER POTTER FÄNGT DEN BALL UND MACHT IHN REIN! NEUNZIG ZU NULL FÜR GRYFFINDOR!“

Wir jubelten angemessen und konzentrierten uns wieder auf unser Spiel. „MCLAGREN HÄLT DEN BALL UND PASST ZU CLERK...“ Ich schlug einen Klatscher zu Sirius und langsam wurde ich ruhiger. Meine Taktik ging auf. Es dauerte noch etwas mehr als eine halbe Stunde bis Bell den Schnatz fing. Jubelnd sanken wir zu Boden und beglückwünschten uns gegenseitig.

VII

Die Weihnachtsferien waren nicht mehr weit entfernt. Die Lehrer zogen das Tempo noch einmal an. „Hey seht euch das mal an.“ rief ein Drittklässler. Freitag Abend, der Gemeinschaftsraum war überfüllt. Ich wollte gerade aufstehen und neugierig zum schwarzen Brett gehen, als James mich am Handgelenk festhielt. „Wir wissen schon, was da steht.“ meinte er schlicht. „Schön für dich, ich bin aber noch nicht unter die Hellseher gegangen.“ James grinste nur. „Ich wette, wenn du hoch gehst, bekommst du deine Antwort schneller, als wenn du jetzt versuchst zum Brett zu gehen.“ Abschätzend sah ich ihn an. „Ist so ein Schulsprecher Ding.“ erklärte er.

Kurzer Hand sprang ich über die Lehne des Sofas und sprintete die Treppe hoch. „Lily?“ Ich warf die Tür hinter mir ins Schloss. „Was wurde am Brett aufgehängt?“ etwas verwirrt hob die Rothaarige den Kopf. „Hmm?“ „Unten ist ein Tumult?“ „Achso, vermutlich wurde die Information über den Weihnachtsball freigegeben.“ „Ein Ball?“ Ich ließ mich auf mein Bett fallen und starrte nach oben. „Müssen wir da hin?“ „Natürlich nicht.“ Ich seufzte. „Morgana sie Dank.“ Lily kam in mein Blickfeld. „Aber ich bin sicher, dass Sirius dich fragt, ob du mit ihm hin gehst.“ „Er weiß, dass ich Bälle hasse.“ Sie kicherte. „Ich wette, es hält ihn nicht davon ab.“

Am nächsten Tag sprachen alle vom Ball. „Sechs.“ Ven ließ sich neben uns am Tisch nieder. „Was?“ fragte James nach. „Sechs Kerle bis jetzt.“ erklärten Lily, Alice und ich unisono. Ven lächelte. „Bei euch?“ fragte sie. „Vier.“ meinte Lily gelassen. „Drei.“ antwortete ich. „Vier.“ Alice zwinkerte. „Pol, du lässt nach.“ „Liegt wohl an meiner Verlobung.“ lächelte ich und trank von meinem Kürbissaft. „Alice hat aufgeholt.“ Lily klang überrascht. „Abwarten, der Tag ist noch nicht gelaufen.“ Venice warf ihre blonden Haare zurück und begann sich zu bedienen. „Moment, ihr zählt, wer wie oft gefragt wurde?“ Remus sah uns erstaunt an. „Viel wichtiger,“ mischte Sirius sich ein. „wer ist so dreist und fragt meine Verlobte, ob sie mit ihm zum Ball geht?“ Ich drehte mich grinsend zu ihm, als er mich mit einem Arm um meine Taille näher zu sich zog. „Eifersüchtig?“ Er knurrte, sein Mund an meinem Ohr. „Und wie.“ flüsterte er.

Am Abend saß ich an einem der Arbeitstische und versuchte mein Alchemieexperiment vorzubereiten. Konzentriert stellte ich Berechnungen an und trug sie in meine Tabelle ein. Ich wollte gerade anfangen den Versuchsaufbau zu zeichnen, als mein Stuhl nach hinten fiel. Ich schrie auf und versuchte mich an der Tischkante festzuhalten. Kurz bevor ich auf dem Boden aufschlug hielt der Stuhl an.

Mein Herz hämmerte in meiner Brust. Meine Augen waren aufgerissen und meine Atmung kam Stoßweise. „Sirius Orion Black!“ schrie ich. Sein grinsendes Gesicht schwebte über mir. Offenbar hatte er dafür gesorgt, dass mein Stuhl kippte und fand es nun sehr witzig, dass ich mich erschrocken hatte. Beide Hände hatte er an der Rückenlehne, um zu verhindern, dass der Stuhl weiter Richtung Boden fiel.

„Ja, Darling?“ „Steck' dir dein 'Darling' sonst wo hin“ schimpfte ich. „Wärst du jetzt so freundlich meinen Stuhl wieder aufzurichten?“ Er gab mir einen Kuss auf die Stirn und hob den Stuhl. „Besser?“ Ich fauchte und blieb ihm die Antwort schuldig. „Morgen Hogsmead?“ fragte er und ließ sich auf den Stuhl neben mir fallen. „Du Frage?“ Er sah mich an, als wollte er sagen, 'pass auf Kleine, ich weiß genau, was du vor hast'. Ich hielt dem Blick einen Moment stand und seufzte dann. „Ich wollte mit den Mädels gehen.“ Beleidigt sah er mich an. „Keine Zeit für mich?“ „Was hältst du von Lunch?“ „Mit wem bist du denn zum Dinner verabredet?“

Ich tat, als würde ich in einem unsichtbaren Terminkalender nachsehen. „Es tut mir sehr leid, Mr. Black, aber zum Dinner bin ich mit meinem Verlobten verabredet. Ich könnte Sie allerdings zwischen Mr. Pucey und McKinnon einplanen.“ „Pucey? Blau oder grün?“ „Warum sollte mich ein Slytherin einladen? Blau natürlich.“ „Wie kommst du auf Pucey und McKinnon?“ meinte er nach einer kurzen Pause. Ich wollte gerade antworten, da fiel mir ein, dass Sirius vielleicht nicht unbedingt wissen sollte, dass diese Beiden mich wegen des Balles gefragt hatten. Ich sah Lily und Ven in den Gemeinschaftsraum kommen und seufzte erleichtert.

„Siebzehn.“ „Vierundzwanzig.“ Ich pfiff durch die Zähne. „Acht.“ „Zwölf.“ Die Mädels ließen sich um mich und Sirius herum nieder. Alice war von oben gekommen. „Okay, Ven hat gewonnen, Zweite ist Lily, Dritte bin ich und Vierte bist du, Alice.“ „Pol, du hast uns enttäuscht.“ grinste Ven. „Das liegt nur an dem da.“ ich nickte in Sirius' Richtung. „Hey!“ empörte er sich. „Der wievielte war Sirius denn?“ wollte Ven wissen. „Der Kronprinz hier, hat nicht gefragt.“ Ungläubig wanderten alle Blicke zu ihm.

„Muss ich meine Verlobte etwa fragen, ob sie mit mir zum Ball geht?“ „Ja!“ antworteten meine Freundinnen gleichzeitig. „Oh. Naja, dann. Pey, gehst du mit mir zum Ball?“ Ich lächelte ihn an. „Ich werde alle Angebote in Betracht ziehen. Das macht dann dreizehn.“ Geschockt sah er mich an.

„Ich bin sicher, Pol verarscht dich, Tatze.“ James stand hinter seinem Freund und schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter. „Bist du das, ja?“ völlig ernst starrte ich ihn an. „Ja.“ Ich legte meinen Kopf etwas zur Seite. „Wirklich?“ „Ich glaube schon.“ „Also doch nicht so ganz sicher.“ wiederholte ich trocken. „Okay, ich habe keine Ahnung. Tatze, ich glaube sie verarscht dich, aber sicher bin ich mir nicht.“ gab er auf. Die Mädels begannen zu lachen. Ich versuchte ein Lächeln zu unterdrücken, scheiterte jedoch kläglich. „Mit wem gehst du?“ fragte ich Alice schließlich. „Frank.“ „Mit wem auch sonst.“ kommentierte Ven. „Was ist mit dir, Ven?“ „Nicolas Samers.“ Ich pfiff durch die Zähne. „Welche Nummer?“ „Einundzwanzig.“ „Dann hast du lange gewartet mit deiner Entscheidung.“ stellte Lily fest. Ven zuckte mit ihrer Schulter.

„Mit wem gehst du, Lily?“ Ich konnte sehen, wie James sich anspannte, als Ven fragte. „Sage ich nicht. Ihr werdet es auf dem Ball sehen. Was haltet ihr denn davon, wenn wir Morgen unsere Kleider und Masken besorgen, dann zusammen essen und danach jeder seiner Wege geht?“ „Masken?“ fragte ich aufgeschreckt. „Es ist ein Maskenball, Polly.“ informierte Lily mich. „Warum hast du mir das nicht gesagt?“ grummelte ich. „Es gibt nur eins, was ich weniger mag als Bälle, Maskenbälle.“ „Ich denke, es wird lustig, stell dich nicht so an, Liebste.“ Ich sah Sirius über meine Schulter hinweg an. „Klar.“ „Mit wem gehst du denn, Polly?“ „Habe mich noch nicht entschieden.“ Wieder richtete Sirius sich auf. „Wie bitte?“ Ich schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. „Ich schätze, ich werde mit diesem Idioten gehen, mit dem ich verlobt bin.“ Statt einer Bemerkung zu machen, stürzte Sirius sich auf mich und kitzelte mich. Es dauerte nicht lang und ich lag am Boden und flehte um Gnade. „Lily, Ven... Irgendwer! Hilfe!“

Am nächsten Tag liefen die Mädels schon früh über das Schlossgelände in Richtung Dorf. „Sag mir noch einmal, warum sind wir so früh aufgestanden?“ fragte Lily und gähnte. „Weil du gesagt hast, ich soll dich wecken, wenn ich aufwache.“ Ich band meine Haare zu einem losen Knoten und zog den Schal etwas enger. „Wer hat denn gesagt, dass du uns auch wecken sollst?“ grummelte Ven. „Keiner, ich war so frei.“ gut gelaunt hüpfte ich ein Stückchen vor und wartete dann auf meine Freundinnen. „Mädels, genießen wir den Tag.“ „Klar, aber es ist noch Nacht.“ beschwerte Lily sich. Ich seufzte. „Ich gebe ein Frühstück im Drei Besen aus, in Ordnung?“ Diese Idee fand Anklang bei meinen Mädels.

Rosmerta war etwas überrascht uns so früh zu sehen, doch es dauerte nur einen Moment und Pfannkuchen, Eier und Toast standen auf dem Tisch, an dem wir saßen. „Und ihr Süßen, irgendwelche Neuigkeiten?“ Die blonde Wirtin setzte sich zu uns. „Lily geht heute mit James aus.“ erklärte ich und strich Schokolade auf meinen Pfannkuchen. Madame Rosmerta sah Lily an. „Hat Potter dich endlich dazu bekommen ja zu sagen. Das ist schön. Was ist mit euch anderen. Irgendwelche interessanten Entwicklungen in euren Liebesleben?“ Lily warf mir einen bösen Blick zu. „Polly ist verlobt.“ „Das ist ein alter Hut.“ informierte ich. „Pollys Verlobter besucht sie in der Dusche.“ Die Wirtin lachte. „Nun, das sind pikante Neuigkeiten.“ „Ven geht mit irgendeinem Rawenclaw aus.“ mischte Alice sich ein. „Bist du immer noch mit Longbottom liiert?“ fragte Rosmerta statt auf den Kommentar über Ven einzugehen. Alice nickte.

Unsere Gespräche mit Madame Rosmerta verliefen immer ähnlich. Wir waren, abgesehen von den Rumtreibern und den Lehrern, die beliebtesten Gäste der Wirtin mit den blauen Augen. Sie wusste immer, wann wir einfach nur ein Gespräch führen wollten oder ein wirkliches Problem hatten und wir redeten gerne mit ihr über das Leben in Hogwarts.

Lachend tranken wir unsere heiße Schokolade aus und gingen zur Tür. „Wir kommen später wieder und zahlen dann, in Ordnung?“ „Sicher, ihr Süßen. Bis später.“ Immer noch waren wenig Leute unterwegs, doch die ersten Schüler kamen uns schon entgegen. Wir besuchten Zonkos und zogen dann weiter in eine Bücherei. Lily kaufte zwei Bücher und wir setzten unseren Weg zum Honigtopf fort. „Morgen Abs!“ grüßten wir fröhlich, als wir Aberforth, den Besitzer vom Eberkopf auf der Straße sahen. „Guten Morgen, Ladies.“

Im Honigtopf war es noch recht leer. Wir kauften eine Menge Süßes. Zuckerfederkiele, Schokofrösche, zischende Wissbies, Kaugummis und Zahnweiß-Pfefferminzlakritze. Ambrosius Flume, der Besitzer, staunte nicht schlecht, als er unsere Ausbeute sah. „Mädels, ich habe etwas Neues.“ erzählte er, während er die Waren einpackte. „Könnte euch interessieren.“ Er zog einen in rotem Papier eingewickelten Schokoriegel unter dem Tresen hervor. „Was hat es damit auf sich?“ fragte ich wenig interessiert. „Schwarm-Schoko funktioniert nach einem einfachen Prinzip. Du gibst die Schokolade deinem heimlichen Schwarm und beißt er davon ab, wirst du herausfinden, ob er dich auch mag oder nicht. Die Reaktion hängt allerdings von der Stärke der Gefühle ab.“ erklärte er.

„Ich glaube ich habe Verwendung für einen Riegel.“ grinste ich und überlegte, wie ich James dazu bringen konnte, Lily den Riegel zu geben. „Wozu brauchst du den?“ fragte Ven. „Du bist glücklich verlobt.“ Flume sah mich interessiert an. „Ven, wer sagt, dass ich den Riegel für mich kaufen will?“ Venice sah mich kurz an und ich konnte beinahe sehen, wie ihr Gehirn zur richtigen Annahme kam. „Oh.“ Ich zwinkerte ihr zu und zahlte.

„Miss Vulpes.“ Erschrocken drehte ich mich um. „Professor McGonagall.“ „Ich muss Sie sprechen, Miss Vulpes. Folgen Sie mir bitte?“ Ich nickte und ging hinter der strengen Frau aus dem Geschäft. „Wohin gehen wir?“ „An einen ruhigeren Ort.“ McGonagall hielt auf den Eberkopf zu. „Aberforth hat noch nicht auf.“ informierte ich meine Lehrerin. „Das macht nichts.“ Sie öffnete die Tür mit einem Schlüssel und bat mich hinein. „Ich glaube nicht, dass er es so gut findet, wenn wir uns ohne ihn hier aufhalten.“ „Er wird in diesem Fall nichts dagegen haben.“

McGonagall ging zum Tresen und kam mit einer dunklen Flasche wieder. „Setzen Sie sich.“ Mit hochgezogenen Augenbrauen setzte ich mich. „Was ist denn los?“ McGonagall setzte sich zu mir an den Tisch. „Miss Vulpes es gab einen erneuten Angriff.“ Sie machte eine kleine Pause. „Und das sagen Sie mir hier, weil... Oh mein Gott. Nein!“ Ich sprang auf. „Es tut mir leid, Polaris, Ihre Mutter wurde von vier Todessern ermordet.“

Betäubt saß ich auf dem Stuhl. „Was ist mit Vater, Jas und Calla?“ „Ihnen geht es gut. Das Ministerium hat für sie eine neue Unterkunft besorgt.“ Meine Gedanken waren vollkommen leer. Es war, als hätte die Zeit angehalten. McGonagall entkorkte die Flasche und reichte sie mir. „Trinken Sie einen Schluck.“ Die Flüssigkeit brannte sich durch meinen Hals. „Ich werde Sie zurück zum Schloss begleiten, dann können Sie mit ihrer Familie sprechen.“ „Nein.“ McGonagall sah mich milde überrascht an. „Ich möchte bleiben. Ich kann jetzt nichts ändern, es reicht, wenn ich heute Abend mit meinem Vater spreche.“ „Minerva, schön dich zu sehen.“ Aberforth stand in der Tür. Sein Blick fiel auf mich und dann zurück zu McGonagall.

„Gibt es Probleme?“ „Ein Angriff.“ Aberforth nickte. „Ich schätze, wir müssen langsam etwas dagegen unternehmen.“ „Das machen wir.“ McGonagal sah den Pubbesitzer ernst an. „Beteiligst du dich?“ „Ich werde sehen.“ „Ich beteilige mich.“ unterbrach ich ihr Gespräch. Beide sahen mich ernst an. „Das ist etwas viel verlangt von einer solch jungen Dame.“ „Abs, ich bin volljährig.“ meinte ich trocken. „Das weiß ich. Trotzdem.“ „Professor, ich bin sicher, meine Freunde machen sich inzwischen Sorgen, ich sollte jetzt gehen.“ Sie nickte zögernd. „Vergessen Sie nicht zu mir zu kommen, heute Abend.“ Ich gab mit einer Hand zu verstehen, dass ich verstanden hatte und verließ den Eberkopf, um meine Freunde im Drei Besen zu treffen.

„Wo bist du gewesen?“ rief Sirius mir über den Lärm hinweg zu. „Hatte ein Gespräch mit McGonagall.“ Ich setzte mich auf seinen Schoß und verfiel in Schweigen. Bald hörten sie auf mir Fragen zu stellen und scherzten und lachten. „Was ist los?“ flüsterte Sirius mir ins Ohr. Ich schüttelte den Kopf. „Nicht jetzt.“ Er verstärkte seinen Griff um mich und beteiligte sich an dem Gespräch der Anderen. Ich blendete das Gespräch aus und hielt die Tränen zurück. Starr saß ich zwischen meinen lachenden Freunden und fühlte mich, als gehörte ich nirgendwo hin.

VIII

Still ging ich neben meinen Freunden hoch zum Schloss. Sirius warf mir immer wieder besorgte Blicke zu. James, Lily, Alice und Ven hatten sich abgesetzt. In der Eingangshalle löste ich mich aus Sirius Armen. „Ich muss noch einmal zur McGonagall.“ erklärte ich und ging langsam zu einer anderen Treppe. Sirius, Remus und Peter sahen mir hinterher.

Nach einem vorsichtigen Klopfen ging ich in das Büro unserer Hauslehrerin. „Professor.“ grüßte ich. „Da sind Sie ja. Ihr Vater wartet bereits ungeduldig.“ informierte sie mich und warf etwas Flohpulver ins Feuer. Das Gesicht meines Vaters erschien im Feuer. „Guten Abend Polaris.“ „Vater.“ noch immer hatte ich das Gefühl, als hätte ich Watte im Kopf. „Geht es Jas und Calla gut?“ fragte ich und bemerkte, dass meine Stimme zitterte. „Uns geht es gut, ja.“ Ich konnte sehen, dass seine Augen geschwollen waren, tiefe Falten zogen sich über sein Gesicht, die mir vorher niemals aufgefallen waren.

„Ich möchte, dass du nach Weihnachten hier her kommst. Ich weiß, es wird einen Ball geben...“ „Ich scheiß auf den Ball!“ „Polaris, Wortwahl.“ ermahnte er mich automatisch. „Ich möchte, dass du zu diesem Ball gehst und dich amüsierst. Danach kommst du zu uns und wir werden deine Mutter...“ er brach ab. Ich schluckte schwer. Dicke Tränen begannen meine Wangen herunter zu rollen. „Ich werde da sein.“ würgte ich hervor. „Kann ich kurz mit Jas sprechen?“ Mein Vater nickte. „Pass auf dich auf, Liebes.“ dann war er verschwunden und mein Bruder erschien im Feuer.

„Polaris.“ seine Stimme war schwer von nicht geweinten Tränen. „Weißt du irgendetwas?“ fragte ich erstickt. „Nicht viel. Wir arbeiten daran.“ Ich nickte. „Sag mir Bescheid.“ Er schloss die Augen. „Mache ich. Sei vorsichtig.“ Wieder nickte ich, dann war auch er verschwunden.

„Polaris, wenn Sie irgendetwas brauchen, sagen Sie bitte Bescheid.“ Ich nickte. „Ich schätze, ich brauche einfach etwas Zeit zum Nachdenken.“ Sie legte mir einen Arm um die Schultern. „Sagen Sie es uns, wenn Sie Hilfe brauchen.“ „Sicher.“ Ich stolperte aus dem Büro und fand mich wenig später in einem Geheimgang sitzend und weinend wieder.

Erst kurz vor Mitternacht schleppte ich mich in den Gemeinschaftsraum. „Pey!“ Sirius kam auf mich zu, da war ich noch nicht ganz durch den Eingang geklettert. Er musterte mich. Ihm fielen sofort meine verquollenen und geröteten Augen auf. Er sah, dass ich zitterte und natürlich auch, dass ich unsicher auf den Beinen war. „Was ist passiert?“ fragte er eindringlich.

„Mum, sie haben Mum umgebracht.“ Selbst ich konnte kaum hören, was ich sagte. Schluchzte auf und warf mich an Sirius Brust. Völlig geschockt begann er beruhigend auf mich einzureden.

Mit Kopfschmerzen wachte ich langsam auf. Die dicken Vorhänge um das Bett waren zugezogen. „Morgen, Süße.“ Sirius saß an die Wand gelehnt. Eine Hand umfasste meine. „Morgen.“ antwortete ich erschöpft. „Brauchst du etwas?“ fragte er leise. „Zeit.“ Er nickte. „Ich hole eben etwas zu essen, rühre dich nicht vom Fleck.“

Nachdem Sirius gegangen war, konnte ich leise Geräusche aus dem Raum hören. Offenbar waren die Anderen dabei sich fertig zu machen. Ich verbrachte den ganzen Montag hinter den zugezogenen Vorhängen. Sirius leistete mir stumm Gesellschaft und tröstete mich. Es war schon ziemlich spät. „Tatze?“ James hatte den Vorhang nicht bewegt. „Hmm?“ „Die Mädels machen sich Sorgen. Soll ich etwas ausrichten?“ Sirius bewegte sich nicht. „Sag ihnen, einfach, dass alles in Ordnung ist.“ James schnaubte und antwortete sarkastisch. „Klar.“ „Krone, bitte geh.“ Sirius flüsterte fast und einen Moment später hörten wir die Tür sich schließen.

Den Dienstag plante ich ebenso, wie den Montag zu verbringen. Ich lag in Sirius' Armen in seinem Bett und versuchte einfach zu verdrängen, was geschehen war. Ich war wenig erfolgreich. Es wurde noch schlimmer, als alle nach dem Frühstück in den Schlafsaal platzten und Ven den Vorhang wegzog. Lily saß nur einen Moment später neben mir und nahm mich in den Arm. Alle setzten sich auf das Bett und versuchten mich zu trösten. Der Tagesprophet hatte offenbar über den Angriff geschrieben.

Ich hielt es nicht mehr aus. „Geht! Bitte geht! Ich will allein sein!“ brach es heftig aus mir hervor. Erschrocken sahen sie mich an. „Ich brauche Zeit. Bitte.“ fügte ich leise hinzu. „Wenn du irgendetwas brauchst, sag es uns.“ flüsterte James und zog Lily und Ven mit sich. Alle außer Sirius gingen und ich überließ mich wieder meinem Selbstmitleid.

Meine Freunde respektierten meinen Wunsch und als ich am Mittwoch zum Mittagessen in die Große Halle kam, gingen sie nicht auf meine vorherige Abwesenheit ein. Die meisten Schüler waren bereits abgereist und so genossen wir die Ruhe, die Hogwarts nur in den Ferien zu Teil wird. Still saß ich zwischen den Siebtklässlern Gryffindors und konnte nicht umhin zu denken, was für ein Glück ich hatte, solch gute Freunde gefunden zu haben.

Weihnachten und damit auch der Ball rückten näher. Ich blieb ruhig, sprach wenig und versuchte mich etwas von den Anderen zu distanzieren. Mein Vater schickte mir eines meiner Ballkleider und eine passende Maske, da ich mir in Hogsmead nichts gekauft hatte. Ich verstaute es in meinem Koffer und setzte mich auf mein Bett. Die letzten Nächte hatte ich bei Sirius verbracht, es tat mir gut zu wissen, dass er für mich da war. Heute Nacht wollte ich wieder in meinem Bett schlafen, ich wollte wieder näher zur Normalität. Die Mädels beobachteten mich genau, als ich aus meiner Jeans stieg und die Baumwollhotpants anzog. Ihnen entging keine meiner Bewegungen und ich ließ absichtlich die Vorhänge offen, als ich mich hinlegte. „Gute Nacht.“ „Schlaf gut, Polly.“

Gut schlafen... In diesen Tagen für mich ein Ding der Unmöglichkeit.

Mitten in der Nacht wachte ich auf. Ich war schweißgebadet. Leise ging ich nach unten in den Gemeinschaftsraum und setzte mich an den Kamin. Ich starrte ins Feuer. Ich konnte in den Flammen praktisch sehen, wie meine Mutter von den vier Todessern umzingelt wurde und der tödliche Spruch gesprochen wurde. Vor meinem inneren Auge konnte ich das grüne Licht, des Zaubers und meine Mutter zusammenbrechen sehen. In meinen Gedanken hatte ich dies so oft durchgespielt, dass ich fast glaubte, dass es sich so abgespielt hatte. Ich zitterte.

„Miss Vulpes, was machen Sie um diese Uhrzeit hier?“ Ich schreckte aus meinen Gedanken auf und sah McGonagall in einem Morgenrock und mit einem Haarnetz neben mir stehen. „Ich bin aufgewacht.“ erklärte ich leise. „Was machen Sie hier, Professor?“ „Ich wollte Ihnen sagen, dass die Mörder Ihrer Mutter gesehen worden sind.“ „Wo?“ „Westlich von Newcastle, sie...“ McGonagall hatte noch nicht geendet, da rannte ich schon durch das Portraitloch. Ich rannte die Treppen runter, durch das große Portal und über das Schlossgelände. Sobald ich durch das Tor zum Schlossgelände ging und die Schutzzauber der Schule hinter mir gelassen hatte, apparierte ich.

Westlich von Newcastle rannte ich durch den Wald. „Zeige mir die Richtung.“ murmelte ich und mein Zauberstab zeigte tiefer in den Wald hinein. Ich stolperte über Wurzeln, doch ich kümmerte mich nicht darum. Im vollen Lauf verwandelte ich mich in den Panther und sprang noch schneller durch das dichte Unterholz.

Der Panther nahm die Witterung auf und folgte ihr unerbittlich. Ein Zaun tauchte vor mir auf und ich sprang einfach darüber hinweg. Ich schlich über die freie Fläche auf eine riesige Villa zu, die in der Mitte des Anwesens erbaut worden war. Der weiße Stein schimmerte im Mondlicht. Im Erdgeschoss brannte Licht und der Panther hätte sich am liebsten direkt auf die Gestalten im Zimmer gestürzt, doch ich musste sicher sein, dass es die Richtigen waren. Ich verwandelte mich zurück. „Weise mir die Richtung.“ Mein Zauberstab zeigte auf das Haus.

Ich schlich näher und versteckte mich unterhalb eines der Fenster. Ich belegte mich selbst mit einem Unsichtbarkeitszauber und und suchte nach einer Möglichkeit in das Haus zu kommen. Ich fand ein halboffenes Fenster, das in einen dunklen Raum führte. Ich quetschte mich durch den Spalt und schlüpfte durch die Tür in den erleuchteten Raum. Fünf Männer unterhielten sich. Sie trugen schwarze Umhänge und saßen entspannt in ihren Sesseln.

„Ich sehe euch dann Morgen, haltet euch bis dahin etwas zurück. Moody sucht nach euch, wegen der Eliminierung von diesem Schlammblut.“ Schnell fixierte ich den Mann, der sich erhob. Eindeutig ein Malfoy, ich war mir nur nicht sicher, ob es Lucius oder sein Vater war, ich konnte sein Gesicht nicht sehen. Der Mann ging.

Ich richtete meinen Zauberstab auf die verbliebenen Männer. Der Impedimenta Zauber ließ sie erstarren. Dann löste ich den Unsichtbarkeitszauber. „Guten Abend.“ grüßte ich freundlich und setzte mich auf den gerade frei gewordenen Platz. „Angenehm Sie zu sehen.“ noch immer klang meine Stimme freundlich, ich ließ mich sogar zu einem leichten Lächeln herab. Der Lähmungszauber hielt die vier auf ihren Plätzen. „Ich hätte da ein paar Fragen. Vielleicht können Sie sich denken welche?“ Ich sah in die Gesichter der Todesser. Das Familienoberhaupt der Fawcetts, ein älterer Mann mit grauen Haaren und Bart, sein Sohn, eine jüngere Ausgabe des Vaters, ein mir unbekannter Mann mit braunen Haaren und einem sehr ausgeprägtem Kinn und Mr. Lestrange, der Vater von Rodolphus und Rabastan, Freunde von Lucius, saßen mir gegenüber.

Keiner von ihnen gab mir eine Antwort. Ungeduldig stand ich wieder auf und ging vor den Männern auf und ab. „Mich interessiert nur eines, habt ihr meine Mutter getötet? Und kommt mir jetzt nicht mit dummen Ausreden. Ich weiß, dass ihr Anhänger von Voldemort seid. Ihr solltet das dunkle Mal nicht so offen tragen.“ Ich hatte das Gefühl mich übergeben zu müssen, als ich diese Männer ansah, Lestranges Ärmel waren hochgeschoben und man konnte das Zeichen deutlich sehen.

Da ich kein Varitaserum hatte, musste ich schnell eine andere Möglichkeit finden, die Wahrheit von diesen Männern zu erfahren. In meinem Geist überschlugen sich meine Gedanken bis der Zwangszauber an die Oberfläche gespült wurde. Ich grinste. „Coactione.“ Ich bewegte den Zauberstab als würde ich ein Ausrufezeichen schreiben und zeigte damit auf Fawcett sr. Er verzog angewidert sein Gesicht. Der Zauber konnte nicht lange aufrecht erhalten werden, doch für diesen Moment würde es reichen. „Wer hat meine Mutter überfallen?“ fragte ich kalt. Widerwillig begann Fawcett zu sprechen. „Du hast Glück. Wir vier waren es.“ Er konnte ein gehässiges Lachen nicht unterdrücken. Angewidert sah ich ihn an. „Wer hat sie getötet?“ „Mulciber.“ Ich sah den mir unbekannten Mann an und fletschte die Zähne. „Warum?“ „Sie war ein Schlammblut.“ Ich knurrte.

„Sie werden jetzt einen Brief schreiben. Sie werden aufschreiben, dass Sie und Ihre Freunde hier meine Mutter überfallen und getötet haben und Sie werden den Brief an Justus Pilliwickle jr. adressieren. Sie werden erklären, dass ich Sie gestellt habe und Sie werden ebenfalls erwähnen, wo wir uns hier befinden.“ Ich ging zu ihm und sah mir Fawcett genau an. „Versuchen Sie nicht mich reinzulegen. Eine komische Bewegung und ich bringe Sie direkt um, verstanden?“ „Ja.“ Seine Augen waren zu Schlitzen verengt. Dann löste ich den Lähmungszauber bei Fawcett sr. und ließ ihn zum Schreibtisch gehen. Mein Zauberstab war die ganze Zeit auf ihn gerichtet. Ich beobachtete genau, was er tat.

Nachdem er den Brief unterschrieben und versiegelt hatte, ließ ich ihn wieder zu seinem Sitzplatz gehen und ließ ihn erneut erstarren. „Ich schätze, ich bin hier fertig.“ lächelte ich. „Denkst du Göre, wir würden das auf uns sitzen lassen?“ Ich sah Fawcett jr. an. „Ihr habt keine andere Wahl.“ Ich verwandelte mich in den Panther und der Panther riss die Beute ebenso schnell, wie effizient. Hätte ich mich in diesem Moment zurückverwandelt, ich hätte mich sicher übergeben. Stattdessen verließ ich das Haus auf dem Weg, auf dem ich hereingekommen war und verschwand durch den Wald in Richtung Newcastle.

Die Sonne ging gerade auf, als ich das Schlossgelände wieder betrat. Den Brief hatte ich abgeschickt. Meine Kleidung hatte ich verbrannt, nachdem ich mir in Newcastle neue besorgt hatte. Deutlich besser gelaunt ging ich zum Schloss hoch. „Miss Vulpes!“ McGonagall sah erleichtert aus. „Sie können nicht einfach mitten in der Nacht verschwinden.“ warf sie mir vor. „Ich werde es mir merken, Professor.“ „Wo sind Sie gewesen?“ fragte sie weiter. „Ich habe das Verhalten von Raubkatzen studiert.“ Unverständig sah sie mich an. Ich lächelte und ging an ihr vorbei.

Meine Freunde bemerkten natürlich sofort, dass meine Laune sich gebessert hatte und am folgenden Tag wussten sie auch weshalb.
 

Vier Todesser tot aufgefunden.

Der Leiter der Abteilung für magische Strafverfolgung gab heute bekannt, dass vier erwiesene Todesser tot in einem Haus aufgefunden worden sind. Ein Brief von einem dieser Männer hatte die Auroren auf den Ort aufmerksam gemacht. In dem Brief gab D. Fawcett zu, dass er, sein Sohn, B. Mulciber und R. Lestrange sr. die Frau von Emmet Vulpes getötet hätten. Außerdem war in dem Brief erwähnt, dass P. Vulpes, die Tochter der Toten, sie gefunden hätte. Offenbar waren die vier Männer von einem Raubtier angegriffen worden. Ihre Kehlen waren aufgerissen und es konnte keine Spur eines tödlichen Angriffs Seitens eines Zauberers gefunden werden.
 

„Du warst dort?“ Sirius sah mich entsetzt an. Ich biss in mein Brötchen. James und Remus lasen den Artikel erneut. „Ihre Kehlen wurden von einem Raubtier aufgerissen.“ murmelte James. Er sah mich abschätzend an. „Von einem Panther?“ fragte er ruhig. Ich zuckte mit den Schultern. „Woher soll ich das wissen.“ Doch den Dreien war ebenso klar, dass James richtig vermutete, wie mir klar war, dass sie es wussten. Sie beobachteten mich noch einen Augenblick, dann wandten sie sich ihren Tellern zu.

IX

Aufgeregt lief Alice auf und ab. „Aber die Schuhe...“ „Passen perfekt zum Kleid.“ wiederholte Ven zum vierten Mal, inzwischen deutlich genervt. „Die Maske...“ „Alice, setze dich hin!“ fuhr ich sie an. „Du machst mich wahnsinnig.“ Ich stieg in mein pastellgelbes, schulterfreies Kleid. Schwarze Rosen waren in den Tüll eingenäht. Im Brustbereich waren es viele, nach unten hin wurden es weniger, auf Höhe der Knie war die letzte Rose. Unterhalb meiner Brust war das Kleid durch zehn Zentimeter breite, schwarze Seide akzentuiert. Von dort an ging das Kleid in einer A-Linie leicht auseinander. Meine Haare ließ ich in leichten Wellen fließen und meine Maske verdeckte nur wenig von meinem Gesicht. Von der Nasenspitze zog sie sich nach oben zu meinen Schläfen und von dort an meinen Augenbrauen entlang. Mit Hilfe eines kleinen Zaubers befestigte Lily die Maske für mich. Als Schmuck trug ich ausschließlich den Siegelring am Finger.

Lily hatte sich ein grünes Kleid an, welches bis zur Mitte ihres Oberschenkels geschlitzt war. Ven trug Mitternachtsblau und der Ausschnitt sowohl vorne, als auch am Rücken war bemerkenswert. Ich wunderte mich, dass so wenig Stoff als Kleid durchging. Alice ging in einem rotem Samtkleid zum Ball, die längere Schleppe hätte ich unpraktisch gefunden, doch es sah wirklich toll aus. Die Anderen befestigten ihre Masken und wir sahen uns noch einmal gegenseitig an. Ich verstaute meinen Zauberstab in meinem Kleid und Ven grinste. „Erwartest du einen Angriff?“ „Man kann nie wissen.“ meinte ich gelassen. „Ich frage mich, wie Sirius reagiert, wenn er das Kleid öffnet und deinen Zauberstab zwischen deinen Brüsten findet.“ „Ven, Sirius wird das Kleid nicht öffnen.“ „Klar.“ Lily und Ven brachen in Gekicher aus.

Ich verdrehte die Augen und schlüpfte in meine Schuhe. „Können wir?“ Zusammen mit den anderen Mädels ging ich die Treppe runter. Alice hüpfte aufgeregt.

Im Gemeinschaftsraum hielten sich fast ausschließlich Siebt- und Sechstklässler auf, da die unteren Stufen größtenteils nach Hause gefahren waren. Es war nicht besonders schwer Sirius zu finden. Obwohl fast alle Jungs einen schlichten schwarzen Festumhang trugen, stachen die Rumtreiber heraus. Sirius hatte sein Hemd nicht ganz zugeknöpft und die Krawatte sehr lose um seinen Hals hängen, eine schwarze Seidenmaske verdeckte etwas mehr von seinem Gesicht, als meine es tat. James stand neben seinem besten Freund. Seine Krawatte hatte er nicht einmal in Reichweite. Seine Maske war in einem Rot, das mich sehr an die Haare einer meiner Freundinnen erinnerte. Remus war akkurat gekleidet. Eine hellgraue Maske verdeckte sein Gesicht fast gänzlich und Peter sah aus, als hätte er alles eine Nummer zu groß gekauft.

„Die Ladys retten unseren Abend.“ verkündete James laut, als wir aus dem Treppenaufgang traten. „Wie sollen wir das verstehen?“ lachte Ven und drehte sich. „Schaut euch um, alles tristes schwarz.“ theatralisch zeigte James auf die anderen Jungs. Sirius fuhr sich durch die Haare. „Ist gut, Krone. Ich schätze, sie haben es verstanden.“ Ich machte einen Schritt auf ihn zu. „Darling, du siehst fantastisch aus.“ murmelte er, als er mir einen Kuss auf die Wange gab. „Danke.“ lächelte ich und griff nach seinem Arm.

Alice verließ unsere Runde und ging zusammen mit ihrem Frank aus dem Gemeinschaftsraum. „Wir sehen uns unten.“ meinte Ven und verschwand ebenfalls. Gemeinsam mit Lily und den Jungs suchte ich mir einen Weg nach unten in die Große Halle. In dem riesigen Portal blieb ich stehen und staunte über die Veränderungen. Die Halle war hell erleuchtet. Kristalle hingen von der Decke und gaben das Licht in all seinen Facetten wieder. Der Boden war nicht länger aus Stein, edelstes Parkett schimmerte. Einige wenige Tische standen im hinteren Bereich und die Erhöhung, auf der normalerweise die Lehrer saßen, war mit einem Orchester bestückt, welches ruhige Musik spielte. Die ganze Halle war in weiß und einem blassen violett geschmückt, selbst die Hausbanner waren in diese Farben getaucht.

„Lily?“ fragte ich. „Ja.“ „Das sieht einfach fantastisch aus! Erinnere mich daran, sollte ich mal ein Fest planen, dass du die Dekoration übernimmst.“ Ich ließ meinen Blick noch einmal schweifen. „Kein Problem.“ lächelte sie und führte unsere Gruppe in den Saal.

Ich sah nur wenige männliche Wesen, die nicht in schwarz gekleidet waren. Die Weibchen dagegen, schillerten in allen nur denkbaren Farben. Ich erkannte sogar eine, die in einem pinken Kleid erschienen war, welches noch knapper als Vens ausgefallen war. Sirius hatte die Große Halle mit mir kaum betreten, da wirbelte er mich mit einer schnellen Drehung in seine Arme und nahm den langsamen Takt der Musik auf. Tanzend kamen wir auf der noch leeren Tanzfläche an. Ich lächelte ihn an und ließ mich führen. Alice tauchte kurz darauf mir Frank auf der Tanzfläche auf.

„Ihr habt uns unseren großen Auftritt gestohlen.“ Ich drehte den Kopf und sah James ungläubig an. Er grinste unverhohlen über meine Überraschung und ließ meine beste Freundin eine Drehung vollführen. „Lily!“ brachte ich nur heraus bevor die Musik sich veränderte und Sirius fließend in das neue Schrittmuster verfiel.

Der Abend war einfach nur als gelungen zu bezeichnen. Ich amüsierte mich mit meinen Freunden, lachte über Scherze und Schüler, welche sich auf der Tanzfläche blamierten, und genoss die Nähe meines Verlobten. Alles schien perfekt und etwas lässiger als die Bälle, auf denen ich sonst anzutreffen war. Ich tanzte mit Sirius, James, Remus und einmal sogar mit Dumbledore. Wäre die Zeit an diesem Abend stehen geblieben, ich hätte nichts dagegen gehabt.

Doch sie blieb nicht stehen. Das Böse kommt uns immer präsenter vor, weil wir uns durch unseren Schmerz nicht an das Gute erinnern können. Würde das Böse eine Pause machen, könnte das Gute zu Atem kommen und uns etwas verschnaufen lassen, vielleicht würde es sogar die Oberhand erhalten. Doch diese Tage waren für uns vergangen. Obwohl wir diesen Abend so genossen, die Welt und ihre Geschehnisse holten uns am nächsten Morgen ein. Das Gute bleibt so immer nur ein kurzer Augenblick, an den wir denken.

Am Morgen wachte ich völlig erschöpft auf. Ein lautes Räuspern zog meine Aufmerksamkeit auf sich. „Guten Morgen.“ James verkniff sich, wenig erfolgreich, ein Lächeln. „Morgen.“ antwortete ich und sah ihn fragend an. „Ich denke, du möchtest aus diesem Zimmer verschwinden.“ gab er mir zur Antwort. Ich legte den Kopf schief. „Möchte ich das?“ „Ja, Tüpfel.“ Ich sah mich kurz um. Der Schlafsaal der Jungs, ich war schon öfter hier gewesen. Warum sollte ich jetzt gehen? Mein Blick wanderte erneut durch das Zimmer. Dann runzelte ich die Stirn. Remus und Peter waren nicht hier. Außer James, Sirius und mir, war niemand hier. Auch Sirius' Schrankkoffer konnte ich nirgends entdecken. „Krone, wo bin ich?“ „Schlafraum der Fünftklässler.“ antwortete er. „Warum?“ „Sirius wollte... Moony und Wurmschwanz nicht stören.“ „Was ist mit dir?“ „Ich war im Schlafsaal der Drittklässler.“ „Will ich wissen warum?“ „Ich denke nicht.“ Ich nickte. „Na dann, du hast nicht zufällig etwas, das ich überziehen könnte?“ James zog lächelnd einen Pullover hervor, der mir bis zur Hälfte meiner Oberschenkel reichen würde, und warf ihn mir zu.

Ich richtete mich auf und spürte sofort, wie sich Sirius' Griff festigte. Ich löste die Finger von meiner Haut und zog mir den Pullover über den Kopf. „Na dann, wir sehen uns am Frühstückstisch, Krone.“ Ich schwang meine Beine aus dem Bett, griff nach meinem Zauberstab und meinem Kleid und verließ den mir unbekannten Schlafsaal.

Als ich den Schlafsaal betrat, in dem ich fast sieben Jahre gelebt hatte, wurde ich von hysterischem Kreischen willkommen geheißen. „Wo bist du gewesen?“ grinste Alice und hatte in diesem Moment nichts von der grauen Maus, die sie sonst war. „Im Bett?“ versuchte ich scheinheilig. „In welchem?“ Vens Grinsen war so breit, dass ich fürchtete, ihr Gesicht würde zerspringen. „Wenn du es genau wissen willst, muss ich dich enttäuschen, in einem der Fünftklässler.“ „Und was hast du da gemacht?“ fragte Lily. „Was hast du den im Schlafsaal der Drittklässler gemacht?“ fragte ich statt zu antworten. Lily biss sich auf die Unterlippe. Ich ignorierte weitere Fragen und sah von meinem Bett aus zu, wie Alice und Ven Lily löcherten.

Mein Hochgefühl wurde beim Frühstückstisch weggewischt. Professor Dumbledore und McGonagall kamen ernst auf mich zu und unterrichteten mich davon, dass ich am selbigen Tag abreisen würde. Gerne hätte ich meine Freunde bei mir gehabt, doch da Vater, Jas und Calla sich versteckten, war dies keine Option. Schweren Herzens verließ ich meine Freunde gegen Mittag. Obwohl ich mich freute meine Familie zu sehen, war die Stimmung gedrückt. Als müsste ich mich überzeugen, dass es ihnen gut ging, umarmte ich sie fester als nötig.

Die Beerdigung fand im kleinsten Rahmen statt. Dumbledore, James' Eltern, meine Großeltern und unsere Familie waren alle Anwesenden. Dumbledore sprach einige Worte, dann entzündete mein Vater den Sarg, in dem meine Mutter ruhte. Wir blieben bis nicht das kleinste Stückchen übrig geblieben war und zogen uns dann zurück.

„Emmett, Sie sollten sich einige Zeit zurück halten. Das selbe gilt für alle Anderen hier im Raum.“ begann Dumbledore. „Wir können es uns nicht leisten noch mehr zu verlieren. Wir müssen für einen offenen Krieg gewappnet sein und dafür brauchen wir jeden, der helfen will.“ „Auf mich können Sie zählen, Albus.“ meinte mein Vater mit ruhiger Stimme. „Auf uns auch.“ meldeten sich die Potters und meine Großeltern zu Wort. Dumbledore nickte. „Seid vorsichtig, traut niemandem und macht ein geheimes Zeichen aus. Ich werde mich melden, sobald wir anfangen.“ „Warum unternimmt das Ministerium nichts?“ fragte Mrs Potter und sah meinen Schulleiter durchdringend an. „Der Minister hat derzeit anderes im Kopf.“ antwortete Dumbledore wage. „Was ist wichtiger?“ mischte sich Jasper ein. „Mitglieder unserer Gemeinschaft werden ermordet, Muggel werden abgeschlachtet. Was könnte den Minister wichtigeres zu tun haben?“ Doch die blauen Augen Dumbledores blitzten nur wütend. „Es ist nicht an uns, den Minister zu verstehen oder ihm zu sagen, was er zu tun hat.“

Ich verbrachte noch zwei Tage meist in stummer Trauer mit meiner Familie. Wir saßen zusammen und schwiegen. Die Gegenwart der Anderen war ausreichend. Mein Vater war in der kurzen Zeit um Jahre gealtert, mein Bruder ernster geworden und Calla schien immer dünner zu werden. Ich beobachtete und schwieg. Am Abend meiner Abreise zog ich Jas zur Seite und wies ihn darauf hin, dass Calla kaum noch etwas aß. Er nickte stumm, umarmte mich und bevor ich wusste wie mir geschah, drückte er mir einen Portschlüssel in die Hand und ich war zurück in Hogwarts.

Hogwarts erschien mir unwirklich. Die lachenden Schüler, die bunten Farben, einfach alles wirkte wie ein überzeichneter Film. Ich fand meine Freunde im Gemeinschaftsraum und konnte mich nur schwer dazu durchringen mich zu ihnen zu setzen. „Komm, Darling.“ Sirius hatte die Arme nach mir ausgestreckt und ich ließ mich an seiner Seite nieder. Keinen schien es zu stören, dass ich mich an diesem Abend nicht an den Gesprächen beteiligte. Sie leisteten mir Gesellschaft und gaben mir ein Gefühl der Sicherheit, welches ich noch niemals so stark wahrgenommen hatte. Der Tod meiner Mutter hatte mich erst jetzt erkennen lassen, wie geborgen ich mich bei meinen Freunden fühlte. Ich sah sie alle der Reihe nach an. Wer von Ihnen würde in ein paar Jahren noch zu unserer Runde gehören und wer wäre tot. In einem sinnlosen Kampf getötet, weil ein einzelner Mann meinte, er wäre besser als der Rest der Menschheit. Ich musterte unsere kleine Gruppe und unterdrückte ein Seufzen. Ich hatte mich entschieden. Ich würde kämpfen, ich würde versuchen meine Freunde zu schützen und ich würde alles dafür geben.

X

Mit jedem neuen Tag brachen neue Hiobsbotschaften über die Schule herein. Jeden Tag berichtete der Tagesprophet von Angriffen. Jeden Tag lasen wir, wer dabei gestorben war. Auroren kämpften und bewirkten damit nicht viel. Die Anhängerschar von Voldemort wuchs und wir konnten nichts dagegen unternehmen. Das Misstrauen der Schüler untereinander wurde mit jedem Tag deutlicher. Vor allem die Slytherins wurden gemieden, war doch bekannt, dass die meisten Todesser in jenem Haus gewesen waren. Das Lehrpersonal war angespannt. Dumbledore nur noch selten anwesend, da er ständig im Ministerium war. Auroren gingen in der Schule ein und aus.

Gereizt tüftelte ich an meiner Strategie für das nächste Quidditchspiel. Wir würden gegen die Schlangen in die Schlacht ziehen und wir würden ein Exempel statuieren, hatte ich beschlossen. Unbewusst knurrte ich. „Alles in Ordnung, Tüpfel?“ James ließ sich neben mich fallen. „Sicher.“ Ich bleckte die Zähne und veränderte die Position eines Spielers im Spielzug, zufrieden nickte ich. James beobachtete mich kurz. „Lily meinte, du bräuchtest vielleicht jemandem zu reden?“ Überrascht sah ich ihn an. „Sie könnte mit mir reden?“ schlug ich vor. „Sie meinte, es wäre kein Mädchenthema.“ unruhig rutschte er auf seinem Platz herum. „Ich könnte mit Sirius reden?“ erinnerte ich ihn. James nickte. „Sie meinte, du würdest mit Sirius nicht darüber reden.“ Ich ließ das Modell los und wandte mich Krone zu. „Und welches Thema sollte das sein?“ fragte ich angriffslustig. „Weshalb du so gereizt bist und dich von uns anderen zurück ziehst?“ James klang unsicher. „Jamsie, ich bin gereizt, wegen dem, was vor sich geht und ich ziehe mich zurück, damit ich meine Laune nicht an euch auslasse.“ „Lass deine Launen an uns aus, das ist uns lieber. Glaub mir.“ mit einem gewinnenden Lächeln legte er einen Arm um mich.

„Falsches Mädchen.“ meinte Remus, der gerade in den Gemeinschaftsraum kam und grinste. Ich warf ihm einen beleidigten Blick zu. „Na herzlichen Dank.“ „Gerne.“ James drückte mich noch einmal und ließ mich dann mit meinem Modell allein. „Ich finde, du bist das richtige Mädchen.“ Die leise Stimme an meinem Ohr verursachte mir Gänsehaut. „Nabend, Alpha.“ Sirius zog mich von meinem Sitzplatz hoch. „Lust auf einen Spaziergang?“ „Was ist wenn ich nein sage?“ „Dann ignoriere ich es.“ Ich nickte. „Ein Spaziergang wäre schön.“ meinte ich und ließ mich fortziehen.

Die Sonne ging gerade unter, als wir den Waldrand erreichten. „Hast du die Taktik fertig?“ fragte Sirius im Plauderton. Ich nickte. „Mehr oder weniger.“ Wir verfielen wieder in Schweigen. Langsam gingen wir am Waldrand entlang. „Ich habe nachgedacht.“ Meine Augenbrauen schossen in die Höhe. „Oh oh.“ „Ich habe gehört, dass Dumbledore mit McGonagall über eine Organisation gesprochen hat, die Voldemort bekämpfen soll. Ich werde mich nach dem Abschluss freiwillig melden. Ich werde dafür sorgen, dass wir nicht länger in Angst um unsere Liebsten leben müssen. James wird sich ebenfalls melden.“ Ich musterte meinen Verlobten. „Ich weiß von der Organisation.“ gab ich schließlich zu. „Ich werde mich auch melden.“ „Nein.“ „Was heißt hier nein?“ fuhr ich auf. „Das wirst du nicht, du wirst dich nicht in eine solche Gefahr bringen.“ „Sirius, ich habe das schon direkt nach Mutters Beerdigung entschieden, du kannst mich nicht umstimmen.“ „Peyton, das wirst du nicht machen. Es ist zu gefährlich!“ Ich stemmte meine Hände in die Seiten. „Ach und für dich ist es eine Party, oder was?“ Er rang nach Worten. Seine graublauen Augen sahen mich verzweifelt an. „Peyton, es ist zu gefährlich, du darfst dich nicht melden.“ „Meinst du es wäre ungefährlich für mich, wenn du die Todesser bekämpfst? Es weiß ja auch niemand, das wir verlobt sind.“ Der Sarkasmus in meiner Stimme war nicht zu überhören. „Ich will dich beschützen, Pey.“ „Ich brauche deinen Schutz nicht. Ich kann mich selbst verteidigen. Willst du eine Kostprobe davon, wie wenig ich beschützt werden muss?“ Er versuchte meine Hand zu nehmen, doch ich schüttelte ihn ab. „Hau ab, Sirius.“ Wütend floh ich zurück ins Schloss.

Ostern rückte näher und alle schienen angespannter. Lily hatte sich mit James gestritten und wollte mir nicht sagen weshalb. Venice entwickelte sich zu einer Furie, wenn man nicht aufpasste. Alice wurde noch stiller. Sirius und James ließen sich auf viele Kämpfe mit den Slytherins ein und handelten sich so Nachsitzen ein. Remus nahm deutlich an Gewicht ab und Peter war kaum noch zu sehen.

„Bitte versuchen Sie nun ihren Tisch zu verwandeln.“ sprach Professor McGonagall und löste damit ein Stimmengewirr aus. „Lignum cutis.“ murmelte ich und vollführte die Bewegung, die uns gezeigt worden war. Mein Tisch wurde zu einem großen, schwarzen Hund. Um mich herum waren die verschiedensten Tierarten zu sehen. Ich musste grinsen, als ich sah, dass Lily einen Hirsch geformt hatte. „Bitte verwandeln Sie ihre Tische zurück.“ Es folgte erneut das Murmeln der Schüler und die meisten Tische standen wie zuvor an ihren Plätzen. „Mr. Potter, Mr. Black, wie kommt es, dass Ihre Tische noch immer Fell haben und den Klassenraum verlassen?“ fragte McGonagall wenig begeistert. „Liegt wohl daran, dass wir genuschelt haben.“ meinten die Jungs entspannt. „Fangen Sie ihre Tische wieder ein.“ Als sich keiner der Beiden rührte, fügte sie ein strenges „Jetzt.“ hinzu.

„Was ist los Lily?“ Ven, Alice und ich hatten uns auf mein Bett gelegt und beobachteten das rothaarige Mädchen. „Nichts.“ lächelte sie. „Meine Güte, versuch wenigstens überzeugend zu klingen, wenn du uns anlügst.“ meinte ich trocken. „Ihr könnt mir nicht helfen, also vergesst es.“ simultan seufzten wir. „Wir könnten es versuchen.“ gähnte Ven. „Ich habe mich mit James wegen des Kampfes gegen Voldemort gestritten. Ich will dabei sein, er will, dass ich mich bedeckt halte. Ich bin schließlich ein potenzielles Ziel.“ äffte sie ihren Freund nach. „Du bist natürlich kein Ziel, wenn du dich nicht am Kampf beteiligst.“ Es war das erste Mal, dass ich Ironie bei Alice wahrnahm. „Lass ihn einfach. Ich hatte mit Sirius eine ähnliche Diskussion. Ich werde dabei sein, egal, was er davon hält. Er wird es einfach akzeptieren müssen.“ Ich zuckte mit den Schultern und rollte mich auf den Rücken. „Sonst noch Probleme im Paradies?“ meinte ich gelassen und streckte die Arme aus. Lily schüttelte den Kopf. „Wo das jetzt geklärt ist, was machen wir, um uns auf den Kampf vorzubereiten?“

Schweigen. Nachdenklich sah ich an die Decke. „Wir müssen Wissen sammeln. Viel Wissen.“ Lily begann zu lächeln. „Gehen wir in die Bibliothek.“ „Die ist geschlossen.“ meinte Alice sachte. „James hat ein kleines Spielzeug, dass uns behilflich sein könnte.“

Zusammen mit Lily schlich in den Schlafsaal der Jungs herüber. Leises Schnarchen und ein Fiepen von Peter war das einzige, das wir hörten. Lily ging zielsicher auf den Schrankkoffer von James zu und öffnete ihn leise. Sie kramte kurz darin herum und zog den Tarnumhang heraus. Während meine Freundin das Stück unserer Begierde fand, belegte ich meinen Verlobten mit einem kleinen Zauber. Triumphierend hielt sie den Umhang hoch und wir schlichen wieder raus.

Im Gemeinschaftsraum warteten Ven und Alice. Wir warfen uns den Umhang über und kletterten durch das Portraitloch. Vorsichtig liefen wir durch die Gänge. Ich ging vorweg. Darauf bedacht, dass die anderen nichts bemerkten, öffnete ich ein altes Pergament. „Ich schwöre feierlich, dass ich ein Tunichtgut bin.“ flüsterte ich. „Hast du etwas gesagt?“ fragte Ven. Ich schüttelte den Kopf und studierte die Karte. „Beeilen wir uns lieber.“ Nur zu gerne beschleunigten die Anderen ebenfalls ihre Schritte.

Die Bibliothek war dunkel. Kein einziges Licht brannte, tiefe Schatten hüllten die Regalreihen in tiefere Dunkelheit, als die der Nacht. „Gruselig.“ murmelte Alice und folgte uns. „Lumos.“ Lilys und mein Zauberstab hüllten den Gang vor uns in schummriges Licht. „Machen wir einen Plan. Wir müssen so viel lernen wie möglich, am Besten teilen wir uns auf.“ erklärte Lily. „Alice, du nimmst dir die Geschichtsabteilung vor. Ven, Zauberkunst. Polly Verteidigung gegen die dunklen Künste und ich nehme Zaubertränke. Wir lernen jeder ein Fachgebiet und unterrichten uns gegenseitig.“ Wir nickten. „Auf geht es.“

In der folgenden Woche schlichen wir uns jede Nacht in die Bibliothek. Wir lernten und unterrichteten uns in den Pausen gegenseitig. Unsere schulischen Leistungen stiegen, mit Ausnahme von Lilys, deutlich an. Mit abnehmender Schlafenszeit wurden wir gereizter, doch unseren Arbeitseifer drosselte das nicht. Im Quidditchtraining wurde ich zum Schleifer. Mit den Rumtreibern verbrachten wir kaum noch Zeit. Fragten sie uns, was wir machten, sagten wir, wir würden lernen. Wir logen nicht, doch wir ließen sie in dem Glauben, wir würden für die Abschlussprüfungen lernen.

Am Sonntag war ich ein nervliches und emotionales Wrack. Ich war übermüdet und schlecht gelaunt. Die Zeitung hatte von gleich fünf Angriffen berichtet. Es wurde von ermordeten Auroren berichtet und von verschwundenen Familien. Zum ersten Mal wurde davon geschrieben, dass einige der Männer unter dem Imperius Fluch handeln würden. Die Lehrer diskutierten, wir konnten sie am Gryffindortisch hören. Krampfhaft versuchten einige Fünftklässler die jüngeren abzulenken.

Ich sah zur Decke der Großen Halle hoch. Strahlend blauer Himmel, einige wenige weiße Wolken und eine Sonne, die dem Frühling alle Ehre machte. Ich seufzte. „Pey, alles klar?“ Ich sah mich nach rechts um. „Sicher, Tatze. Alles klar, ich bin nur etwas müde.“ „Für das Spiel fit genug?“ fragte er besorgt. Ich nickte. Ich war nicht fit genug, aber ich würde Sirius keinen Grund geben sich Sorgen zu machen. „Gehen wir zum Stadion.“ befahl ich in ruhigem Ton und das gesamte Team erhob sich. Gemeinsam gingen wir durch das große Portal und über den Rasen am See entlang. Der riesige Kraken trieb an der Oberfläche und ließ sich die Sonne auf die Haut scheinen.

Ich atmete tief die klare Luft ein. Ich konnte förmlich sehen, wie James und Clerk sich konzentrierten und hätte ich mich gedreht, hätte ich ganz sicher Sirius mit einem schiefen Grinsen im Gesicht gesehen. Sein Arm lag schwer um meine Taille. „Machen wir uns fertig.“ die sachlichen Worte lösten Vorfreude bei meinem Team aus.

In dem roten Umhang und den Lederschienen in der Hand kam ich zurück zu meinem Team in den Hauptraum der Umkleide. „Ich schätze, es ist Zeit für meine Motivationsrede.“ grinste ich und stellte mich vor die anderen. „Aufgepasst. Heute geht es gegen Slytherin und ihr könnt darauf wetten, dass es das härtest Spiel wird, das ihr je erlebt habt. Haltet euch an den Plan. Haltet euch so gut es geht bedeckt und versucht in jedem Fall zu vermeiden, dass ihr von ihnen erwischt werdet. Habt ihr eure Zauberstäbe?“ Aus den Ärmeln wurden eben jene gezogen. „Sehr gut. Denkt daran, wir haben die nur zur Verteidigung dabei. Wir wollen Slytherin nicht einfach besiegen, wir wollen sie vernichten. Wir werden dafür sorgen, dass sie sich die nächsten Wochen und Monate, wenn sie uns sehen, in die Hose machen und es nicht wagen uns schräg anzusehen. Wir spielen heute für Gryffindor, Rawenclaw, Hufflepuff und unsere Familien, wir kämpfen gegen Unterdrückung, Verrat und Slytherin. Machen wir sie fertig!“ Wir legten unsere Hände übereinander. „GRYFFINDOR!“

Ich schnürrte meine Lederschützer fest und schob meinen Zauberstab in meinen linken Ärmel. Wir waren bereit.

Die Tür zum Spielfeld öffnete sich und die Sonne blendete uns. Ich hörte den Kommentator unsere Mannschaft ankündigen und schoss bei der Erwähnung meines Namens aus der Öffnung. „BEGRÜßT DIE MANNSCHAFT GRYFFINDORS! DEN MANNSCHAFTSCAPTAIN POLARIS PEYTON VULPES, POTTER, SMITH, CLERK, MCLAGREN, BLACK UUUND BELL!“ Wir flogen eine Runde um das Spielfeld und nahmen Aufstellung.

Dann wurden die Slytherin Spieler ausgerufen. „HIER KOMMEN DIE SCHLANGEN, DER CAPTAIN HASLEN, CARROW, JUGSON, TRAVERS, ROSIER, MEYLAIN UUUND JONAS!“ Die grünen Umhänge schossen aus der anderen Öffnung und umkreisten uns einmal, dann nahmen sie uns gegenüber Aufstellung. Professor Casinus wirkte angespannt, als er sich den Mannschaften näherte. „Dieses Spiel wird fair ablaufen, ich will keine unnötige Härte sehen.“ verkündete der Professor. <Sicher und ich heiße Morgana.> dachte ich ironisch. „Captains schüttelt euch die Hände.“ Mit gebleckten Zähnen trieb ich nach vorne, eine Hand ausgestreckt, die andere fest am Besenstiel. Haslen war ein großer, bulliger Siebtklässler. Seine Haare waren braun und seine dunklen Augen blitzten voller Vorfreude. Er kam mir entgegen und griff nach meiner Hand. Ich hatte das Gefühl, er würde mir die Hand brechen und vermutlich war das wirklich seine Intention. Als er endlich losließ knurrte ich ihn an und schüttelte meine Hand um wieder Blut hinein zu bekommen.

Wir gingen auf Position. „UND DAS SPIEL BEGINNT! SLYTHERIN HOLT SICH DEN BALL.“ Es dauerte nicht lange und Slytherin führte mit fünfzig Punkten. Ich schlug gegen einen Klatscher und pfiff. Mein Team tauchte ab und der Klatscher traf Rosier am rechten Ellenbogen. <Ein Treiber raus.> triumphierend drehte ich einen Looping und wich einem Angriff von Travers aus. Sirius zielte, schlug und pfiff. Die Slytherins tauchten ab. Einen Moment später hörte ich das Knirschen von Knochen und Travers rechter Arm hing nutzlos herunter. „SYSTEMATISCH GREIFEN DIE GRYFFINDOR TREIBER DAS SLYTHERIN TEAM AN, DIE TREIBER SIND AUSGESCHALTET. CLERK HAT SICH DEN QUAFFEL GESCHNAPPT UND PASST ZU SMITH, ZU POTTER, ZU CLERK. CLERK HOLT AUS... CARROW HOLT SICH DEN QUAFFEL MIT EINEM HEFTIGEN STOß. ER ZISCHT IN DIE ANDERE RICHTUNG AB.“ Ich warf mein ganzes Gewicht in den nächsten Schlag und der schwarze Ball flog pfeilschnell auf den grünen Jäger zu. Er wich aus. Sirius wartete und schlug den Klatscher in die andere Richtung, er erwischte Carrow an der Hüfte. „CARROW KANN SICH KAUM HALTEN, ER LENKT SEINEN BESEN ZUM BODEN. ES SCHEINT, ALS HÄTTE ER PROBLEME SICH IM GLEICHGEWICHT ZU HALTEN. SMITH HAT SICH DERWEIL DEN ROTEN BALL GEHOLT UND SCHIEßT WIEDER AUF MEYLAIN ZU.“ Sirius grinste mir zu.

Das Stadion tobte eine Stunde später. Die Slytherins waren nur noch zu viert. Gryffindor führte mittlerweile mit siebzig Punkten und unser Team hielt sich nur noch mit Mühe in der Luft. „MCLAGREN VERTEIDIGT DIE RINGE DER LÖWEN UND PASST ZU CLERK... JONAS GEHT IN DEN STURZFLUG! BELL FOLGT. BELL HOLT AUF. JONAS DREHT AB, BELL ZIEHT DURCH!“ Ich hörte das Knirschen im selben Moment, in dem ich einen Klatscher auf Haslen abschlug. Mein Blick wandte sich nach unten. Am Boden lag Kevin Bell unser Sucher, sein Besen zersplittert, sein Gesicht blutüberströmt grinste er mir entgegen, seine Hand öffnete sich und ich konnte es golden glitzern sehen. „DAS SPIEL IST AUS! BELL HAT DEN SCHNATZ GEFANGEN! GRYFFINDOR GEWINNT MIT 330 PUNKTEN ZU 90 PUNKTEN.“

XI

Jubelnd flogen wir um das Spielfeld. Sirius und James hatten Bell zwischen sich genommen und feierten seinen Fang. Ich umarmte gerade McLagren und gratulierte zu seinen Paraden, als in meinem Gesichtsfeld ein lila Blitz auftauchte und Smith zu Boden stürzte. Ich hörte das Luftschnappen der Menge, sah mit entsetzen, wie unser Jäger weiter gen Boden fiel. Ich konnte Lily rufen hören. Sah den Zauber wirken, Smith' Fall wurde aufgehalten, er schwebte sanft gen Boden. Ich sah mich um. Lily stand auf einer der Umrandungen, die die Zuschauer vor einem Sturz schützen sollten. Ihr Atem ging schnell, ihr Blick war fest und ihr Zauberstab zeigte auf einen grün gewandeten Schüler.

Ich schoss zum Boden. Neben mir kamen Sirius und McLagren schlitternd zum Stehen. Fast gleichzeitig zogen wir unsere Zauberstäbe und richteten sie auf Rosier, der stocksteif auf dem Rasen stand. „Aufhören!“ Casinus kam zwischen uns an. Er landete und schoss auf uns zu. „Vulpes, Sie nehmen jetzt Ihre Mannschaft und gehen in ihre Umkleide.“ Fluchend verließen wir das Spielfeld.

Die Stimmung bei der Siegesfeier war gedämpft. Natürlich freuten wir uns über den Sieg, doch der Angriff auf Smith überschattete die Ereignisse. Bell war im Krankenflügel. Madame Pomfrey hatte ihn nicht gehen lassen. Jede Menge Essen hatten wir ihm gebracht, hatten ihm gratuliert und gesagt, wir würden uns am nächsten Tag wieder bei ihm einfinden. Wir anderen waren mit leichteren Blessuren davon gekommen.

Ruhig saßen wir in einer Ecke. Butterbier, Kuchen und Saft vor uns auf der Fensterbank. „Was macht ihr Ostern?“ fragte Remus nach einiger Zeit. „Wir bleiben hier.“ antwortete Sirius für uns beide. „Ich auch.“ Bei Lilys Stimme sah James auf. „Wolltest du nicht mit deinen Eltern wegen Voldemort sprechen?“ Lily schüttelte den Kopf. „Meine Eltern sind bei einem Verkehrsunfall vor drei Wochen gestorben. Von Petunia weiß niemand, sie ist nicht in Gefahr.“ Mit offenen Mündern sahen wir sie an. „Deine Eltern sind verstorben und du hast es uns nicht gesagt?“ Ven sah sie an, als wäre Lily von einem anderen Stern. „Naja, es ist doch so, wir hatten genügend Probleme, ich wollte nicht...“ „Lily halt die Klappe.“ fuhr ich sie an. „Ihr habt mich beinahe mit eurem Mitgefühl erstickt und du sagst kein Wort? Nicht einmal zu mir oder James? Du hast heute kein Recht mehr dich ohne unsere Erlaubnis an dem Gespräch zu beteiligen. Krone?“ „Alles klar.“ James streckte sich, stand auf und verschwand. Mit einer Decke und Schokolade kam er wieder. Lily wurde in die Decke eingewickelt und wir stopften ihr Schokolade in den Mund. Meine beste Freundin wollte protestieren, doch mit der Schokolade im Mund, kam kein deutliches Wort aus ihrem Mund. Obwohl der Grund nicht lustig war, so begannen wir bald wieder zu scherzen und auch Lily lächelte, als Remus ihr ein weiteres Stück Schokolade zur Bestrafung in den Mund schob.

Später in der Nacht schlichen wir uns wieder in die Bibliothek. Wir teilten uns auf und suchten in den Büchern nach nützlichen Informationen. „Ihr lernt ja tatsächlich.“ Vor Schreck ließ ich das Buch fallen, das ich aus dem Regal gezogen hatte. Der vorwurfsvolle Ton brachte mich insgeheim zum Schmunzeln. „Sirius Orion Black!“ fauchte ich. „Natürlich lernen wir, haben wir doch gesagt. Und das nächste Mal mach dich bemerkbar, sonst bekomme ich noch einen Herzanfall.“ Er grinste mich schief an. „'Tschuldigung.“ Er gab mir einen Kuss auf meine Haare und bückte sich dann, um mir das Buch zu reichen. „Das hat aber nichts mit dem zu tun, was wir für die Prüfungen wissen müssen.“ nachdenklich sah er den Titel an. „Was genau lernt ihr?“ Schuldbewusst sah ich ihn an. „Verteidigung, Geschichte, Zauberkunst und -tränke?“ Er bemerkte meinen Blick nicht. Erleichtert biss ich mir auf die Unterlippe und unterdrückte einen Seufzer. „Was hast du denn gedacht, was wir machen?“ fragte ich nach kurzem Schweigen. Seine Augen blitzten auf. „Ich dachte, ihr macht vielleicht Unfug.“ „Unfug?“ ungläubig wanderten meine Augenbrauen in die Höhe. „Lily und Alice? Und wer sagt denn bitte schön noch Unfug?“ Er grinste. „Wir könnten etwas Unfug machen.“ schlug er vor.

„Ach so nennt man das jetzt?“ Ven kam um das Regal und sah uns frech an. Ich wollte antworten, da sprach sie schon weiter. „Geht schon und macht Unfug, ich entschuldige dich bei den Anderen, ich sage ihnen, dass du gewaltsam entführt wurdest.“ lächelnd bedeutete sie uns zu verschwinden. „Ich hole es nach, versprochen.“ flüsterte ich und ließ mich von Sirius aus der Bibliothek ziehen.

Sirius ging durch einen engen Geheimgang. „Wir biegen da vorne rechts ab.“ flüsterte er. „Da geht es zu McGonagalls Büro.“ erinnerte ich ihn, ich sah die schwarzen Haare wippen, als er nickte.

Er lugte aus dem Gang und bedeutete mir zu folgen. Mit einem einfachen Zauber entriegelte er die Bürotür.

Wir schlichen in das Büro. Ohne die strenge Lehrerin wirkte das Büro gleich freundlicher. Die Sessel sahen gemütlicher aus und der Schreibtisch wirkte etwas unordentlicher. „Was machen wir hier?“ „Ich muss meinen Aufsatz abgeben.“ Ich war einfach sprachlos. Ich setzte ein, zwei Mal an etwas zu sagen, doch mir fiel nichts dazu ein. Sirius untersuchte die Pergamentstapel auf dem Schreibtisch. „So so so.“ Ich biss mir von innen auf die Lippe, schloss die Augen. „Dürfte ich erfahren, was Sie, Mr. Black, da machen?“ „Ich wollte nur meinen Aufsatz abgeben.“ meinte er fröhlich. „Dazu hatten Sie heute Vormittag Zeit.“ „Ja, da war der Aufsatz allerdings noch nicht ganz fertig.“ Ich brauchte mich nicht umdrehen um zu wissen, dass Professor McGonagall von dieser Aussage nicht begeistert war. „Miss Vulpes, was machen Sie hier?“ fragte sie resignierend. „Das, Professor, wüsste ich auch gerne.“ seufzte ich. Ich lächelte matt, als ich mich umdrehte. „Nachsitzen.“ McGonagall gähnte.

Ich wollte gerade aus dem Büro gehen als Sirius wieder etwas sagte. „War doch nicht so schlimm.“ meinte er lässig. „Sirius, du kannst mich mal.“ Mein Verlobter griff nach meinem Handgelenk und drückte mich gegen den Türrahmen. „Jederzeit.“ grinste er. Sein warmer Atem strich über meine Haut und beinahe hätte ich geseufzt. „Aber nicht hier!“ Die scharfe Stimme unserer Lehrerin ließ mich zusammen zucken. Sirius kam mir noch etwas näher, „Das ist doch Mal eine interessante Idee.“ flüsterte er. Ich schlug ihm spielerisch gegen die Schultern. „Lass uns gehen, Alpha. In nicht einmal fünf Stunden haben wir Unterricht.“ „Ich würde es ebenfalls begrüßen, wenn Sie jetzt gingen.“

Meine Hand verdeckte meine Augen. Ich hatte die Beine übergeschlagen und saß seitlich auf der Bank am Haustisch. „Ach komm, so schlimm ist es nicht.“ Sirius redete auf mich ein. „Du denkst ernsthaft darüber nach. Ich fasse es nicht.“ erwiderte ich schroff. „Wir wären bestimmt die ersten...“ „Sirius, wenn du noch ein Wort zu dem Thema fallen lässt, schwöre ich, dass ich dich dermaßen verfluche, dass du erst Weihnachten wieder normal sitzen kannst.“ „Weihnachten ist noch ganz schön lange hin.“ „Genau.“ Beleidigt sah er mich an. „Darling...“ „Tatze hat etwas ausgefressen.“ grinste James und ließ sich mit Remus, Lily und Peter uns gegenüber nieder. Sirius warf ihm einen kalten Blick zu. „Oho, Polly ist wohl wirklich sauer. Was hast du gemacht?“

„Nichts.“ James sah mich nachdenklich an. „Was...“ „Ruhe, James. Ich will nichts dazu hören.“ „Okay, jetzt will ich es auch wissen.“ gähnte Lily. „Was wolltest du machen, Sirius?“ „Ein Ton, Alpha, ich warne dich.“ Er grinste mir schief zu. „Das verrate ich nicht, dann kann ich den Plan nicht mehr ausführen.“ „Du wirst ihn auch so nicht ausführen.“ zischte ich. Sirius gluckste. „Ich bin sicher, dass ich dich überzeugen kann.“ „Mr. Ich-habe-nur-Blödsinn-im-Kopf-und-halte-mich-für-Gottes-Geschenk-an-die-Frauen, ich bin mir sicher, dass du das nicht schaffst.“ „Nicht die Frauen, die Frau. Nur die eine, Geliebte.“ Gleichzeitig zog er mich näher und drückte mir einen begierigen Kuss auf die Lippen.

„Du hast dich in letzter Zeit rar gemacht.“ „Wir haben gelernt.“ James verdrehte die Augen. „Sucht euch ein Zimmer.“ Sirius wandte ihm den Kopf zu. „Super Idee.“ Er schob einen Arm unter meine Beine und hob mich mühelos hoch. „Hey, nein! Sirius Orion Black, wir haben gleich Unterricht. Lass mich runter.“ Er reagierte nicht. „Lass mich wenigstens meinen Kaffee mitnehmen.“ flehte ich. Sirius drehte sich, ging zurück zum Tisch und drückte mir meine Tasse in die Hand. „Zufrieden?“ Ich grummelte und unter den Blicken der anderen Schüler verließen wir die große Halle.

Sirius trug mich den ganzen Weg zum Gryffindorturm hoch. Er kletterte durch das Portraitloch, wobei wir uns von der fetten Dame anhören mussten, wie niedlich das doch wäre. Ich verdrehte die Augen und trank meine Kaffeetasse leer.

Sirius ging ohne Umwege auf die Treppe zu, die zu den Jungenschlafsälen führte. Einige Schüler, die den ersten Block frei hatten, sahen uns interessiert hinterher. Sirius ignorierte die Blicke und ging, zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe rauf.

Er stieß die Tür mit einem Fuß auf und nahm mir die Tasse aus der Hand, dann ließ er mich auf sein Bett fallen. Ich konnte spüren, wie das Bett sich unter seinem Gewicht nach links neigte. Seine Küsse waren hungrig, seine Augen blitzten leidenschaftlich und sein Atem ließ mich erzittern. Ich spürte eine Hand in meinem Rücken und konnte einen wohligen Seufzer nicht unterdrücken. Sirius lange Finger wanderten an meinem Körper herab und öffneten dabei ohne sichtbare Schwierigkeiten sowohl meinen Umhang, als auch meine Bluse. Er schob sein Hand tiefer und begann gerade meinen Rock etwas hochzuschieben, als die Tür aufflog. Mit einem Zischen ließ Sirius von mir ab. „Was?“ In der Tür stand ein völlig erschrockener Drittklässler. „I-Ich...“ „Ich wiederhole mich ungern, was willst du?“ Der Blick des Jungen wanderte von mir zu Sirius und schien endlich zu begreifen. „Professor McGonagall schickt mich, Sie sollen zum Nachsitzen kommen.“

„Ich hasse die alte Schreckschraube.“ grummelte Sirius kurz darauf. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. „So alt bin ich nicht, Mr. Black.“ Ich versuchte mein Lachen mit Husten zu kaschieren. „Es tut mir natürlich aufrichtig leid, sollte ich Sie und Miss Vulpes beim Lernen unterbrochen haben.“ erklärte McGonagall ungerührt. Mühsam unterdrückte ich einen neuen Lachanfall. Bei unserer Ankunft war deutlich gewesen, dass wir nicht gelernt hatten. Meine Bluse hatte ich in der Hektik schief zugeknöpft und meine Frisur sah nur noch ansatzweise so ordentlich wie am Frühstückstisch aus. Professor McGonagall hatte nur die Augenbrauen gehoben und uns missbilligend angesehen. Aus ihrer Begrüßung ging hervor, dass sie sich durchaus bewusst war, dass sie mich und Sirius nicht beim Lernen unterbrochen hatte.

Nach dem Mittagessen hastete ich in das Stockwerk in dem sich das Alchemielabor befand. Obwohl Dumbledore selten in Hogwarts war, fand ich mich immer im Klassenraum ein und suchte, wenn er nicht auftauchte nach Nützlichem. Da in der Bibliothek nicht allzu viele Bücher über Alchemie waren, suchte ich in Dumbledores Büchern nach Hinweisen, wie man einige Zauber mächtiger machen konnte oder einer Essenz, die hilfreich wäre. Meistens war ich nicht erfolgreich.

„Guten Tag, Miss Vulpes.“ Die ruhige Stimme ließ mich zusammenzucken. „Guten Tag, Professor. Ich hatte nicht mit Ihnen gerechnet.“ gestand ich und setzte mich an meinen Arbeitsplatz. Dumbledore lächelte milde. „Natürlich haben Sie das nicht. Wollen wir mit dem letzten Experiment vor den Ferien beginnen?“ fragte er freundlich und eine Liste schrieb sich von selbst an die Tafel. Ich warf einen kurzen Blick darauf und besorgte mir alle Utensilien. „Miss Vulpes, ich hörte, dass Sie und Ihre Freundinnen in letzter Zeit recht beschäftigt waren.“ Ich wartete, ob der Mann mit den silbernen Haaren und dem langen Bart noch etwas sagte, doch nichts. Auf den Aufbau des Experiment konzentriert nickte ich.

„Ich hörte ebenfalls, dass Sie vermehrt die Bücher zu rate ziehen.“ „Ich schätze, wir haben endlich herausgefunden, dass man an einer Schule lernen sollte.“ lächelte ich und begann meinen Versuchsaufbau zu skizzieren. „Ah, also haben wenigstens vier meiner Schüler erkannt, dass dies eine Lehranstalt ist. Ich bin erleichtert.“ schmunzelte der Schulleiter. Ich goss eine blaue Flüssigkeit in einen der Glaskolben. „Ich bin neugierig, Miss Vulpes. Was haben Sie und Ihre Freundinnen in den letzten Wochen gelernt?“ Ich sah von meinem Experiment auf und wog meine Worte ab. „Dies und das.“ meinte ich ausweichend. „Ja, dieses Thema hat meine Aufmerksamkeit auch so einiges Mal beansprucht.“ Ich lächelte matt und fügte einem schwarzen Pulver eine Prise Salz hinzu.

Die Doppelstunde war fast beendet, als Dumbledore mich noch einmal ansprach. „Miss Vulpes,“ Ich sah von meinen Unterlagen auf. „was denken Sie, geschieht dort draußen?“ Verwirrt sah ich den Professor an und lauschte, ich konnte nichts ungewöhnliches hören. „Professor?“ Er lächelte eines seiner wissenden und nachsichtigen Lächeln und seine blauen Augen funkelten. „In Großbritannien.“ Ich ließ meine Schreibfeder sinken. „Wollen Sie meine Meinung wissen?“ „Sonst hätte ich nicht gefragt.“ Ich überlegte kurz. „Ich denke, dass ein Psychopath, der mit seinem Leben nicht klar kommt, sich zum Ziel gesetzt hat, es für alle anderen ebenso schwer zu machen. Seine Motive sind ausschließlich egoistisch und seine Propaganda nur ein Vorwand.“ Dumbledore nickte nachdenklich. „Was denken Sie, weshalb so viele unserer Gesellschaft sich ihm anschließen?“ fragte Dumbledore schließlich. Ich dachte noch über eine Antwort nach, als die Klingel ertönte und das Ende das Unterrichts verkündete. „Ich schätze, Sie werden mir die Antwort für heute schuldig bleiben. Genießen Sie den Rest des Tages.“ Ich packte meine Sachen zusammen und ging langsam aus dem Klassenzimmer.

Mein Weg führte mich in die Kerker. „Pey!“ Ich drehte mich auf der Treppe in den kalten Kerkerabschnitt um. Sirius sprang die Stufen runter und ignorierte dass seine Tasche ihm bei jedem Sprung gegen die Hüfte prallte. „Hey, Darling.“ grinste er. „Hey, Mr. Everthing?“ antwortete ich und wartete. Er gab mir einen schnellen Kuss auf die Wange. „Sag, dass ich dein Held bin.“ forderte er. Eine meiner Augenbrauen wanderte langsam in die Höhe. „Wie käme ich dazu?“ Beleidigt sah er mich an. „Ich habe dich vor weiteren Stunden mit McGonagall gerettet, Liebste.“ Theatralisch legte ich meine Hände auf meine Brust. „Oh mein Held, mein Retter, mein Teufelskerl. Wie könnte ich jemals meinen Dank zeigen, wo ich doch nur eine einfache Bürgerin bin?“ fragte ich. „Moment, bin ich nicht. Danke, Alpha.“ fügte ich trocken hinzu und hakte mich bei ihm unter. „Sehr witzig.“ Ich zog meinen Verlobten die Treppe weiter herunter. „Nein ernsthaft, Danke.“ wiederholte ich.

Dann zog ich die Stirn kraus. „Wo sind die Anderen?“ Sirius zuckte mit den Schultern. „Schon im Raum?“ schlug er vor. Ich biss mir auf die Unterlippe. „Sind wir so spät?“ murmelte ich und klopfte an die Tür. Keine Antwort. Ich drückte die Klinke, die Tür öffnete sich nicht. Sirius begann zu grinsen. „Freistunde.“ freute er sich. „Und warum wissen wir dann nichts davon? Ich gehe zu Sluggys Büro.“ „Komm schon!“ bettelnd sah Sirius mich an. „Das ist die perfekte Ausrede. 'Wie meinen Sie das Professor, wir waren da, aber der Raum war zu und Sie nicht auffindbar.' Siehst du perfekt.“ Ich schüttelte den Kopf. „Meinetwegen.“

Zusammen mit Sirius stieg ich die Treppe wieder hoch.Unsere Taschen ließen wir in einem Besenschrank zurück und dann gingen wir durch das große Schlossportal. „Und was hast du vor?“ fragte ich, als Sirius keine Anstalten machte mich einzuweihen. „Du wirst schon sehen.“ Er zog mich weiter. „Morgen früh haben wir wieder Zaubertränke. Moony sagte, der Gripsschärfungstrank wäre dran und wir haben herausgefunden, dass man mit einer kleinen Änderung der Zutatenliste einen anderen höchst interessanten Trank brauen kann. Den werden wir beide morgen ausprobieren.“ „Wer hat das herausgefunden, Moony oder du?“ „Moony.“ Ich nickte zufrieden. „Alles klar, was wird das Ergebnis sein?“ Sirius wirbelte mich durch die Luft. „Das, meine Süße, wirst du morgen sehen.“ Zusammen verließen wir ungehindert das Schulgelände und schlenderten auf Hogsmead zu.

„Ich lade dich zu einem Butterbier ein.“ „Wie überaus großzügig, da du mich schon dazu verleitet hast, den Unterricht zu schwänzen und unerlaubt das Schulgelände zu verlassen.“ grinste ich und steuerte auf die Drei Besen zu.

Sirius hielt die Tür des Pubs für mich auf und suchte dann einen Platz aus, bevor er an die Theke ging, die Getränke zu besorgen. „Ihr Süßen! Wie geht es euch?“ Madame Rosmerta drückte sowohl mich als auch Sirius. „Wo sind denn James und Lily, sind das nicht eure Zwillinge?“ fragte sie gut gelaunt. „Heute wollte ich mit Sirius allein sein.“ „Stimmt nicht, ich musste dich quasi aus dem Schloss ziehen.“ mischte der Schwarzhaarige sich ein. „Ich sehe schon, ein Nachmittag allein tut euch beiden Süßen bestimmt gut.“

XII

„Bitte beginnen Sie mit ihrem Trank.“ Slughorns Stimme hallte durch den Kerker. Vor ein paar Minuten hatten Sirius und ich uns Nachsitzen bei ihm eingehandelt, weil wir am Tag zuvor nicht am Unterricht teil genommen hatten. Wie sich herausstellte hatte Slughorn den Unterricht nach draußen verlegt, weil die Dämpfe des Trankes ätzend gewesen waren.

Schweigend schälte ich meine Weidenrinde ab. Remus hatte Recht behalten, heute sollten wir den Gripsschärfungstrank brauen. Eine Stunde später brodelte eine hell graue Flüssigkeit in meinem Kessel. Ich füllte einen Flakon ab, um ihn einzureichen, und gab dann geriebene Baumschlangenhaut hinzu. Der Trank verfärbte sich und würde hell grün. Sirius nickte mir zu und wir nahmen jeweils einen Schluck des Trankes, dann fasste Sirius meine Hand. Vor meinem Augen verschwammen meine Mitschüler. Ich sah Slughorn, der panisch auf uns zu watschelte.

Als ich die Augen wieder auf machte, stand ich auf einem Marktplatz. Hinter mir stand Sirius, der sich an die Umrandung eines riesigen Brunnens lehnte. Cafés und Restaurants umgaben den Platz und Touristen und Einheimische liefen über die freie Fläche und warfen Münzen in den Brunnen.

„Paris?“ fragte ich milde überrascht. Sirius grinste. „Was wollen wir als erstes machen?“ „Eis essen. Ich will Eis essen.“ flehte ich. „Was immer Sie wünschen, mon coer.“ Sirius gab mir einen Kuss auf den Handrücken. „Uh, der Herr spricht französisch.“ grinste ich und wir gingen zum nächsten Café.

Die Sonne ging schon unter, als wir wieder auf den Platz mit dem berühmten Brunnen kamen. „Ich möchte noch ein Erinnerungsfoto.“ meinte ich und sah Sirius mit vor geschobener Unterlippe von unten mit großen Augen an. „Tout ce que vous voulez .“ „Alles was ich möchte? Oh, Mister, du hast dich gerade in Schwierigkeiten gebracht.“ grinste ich. „Aber für jetzt genügt mir ein Foto, um mich an diesen Tag zu erinnern.“ „In Ordnung.“ Sirius sah sich nach einen Stand für Touristen um und kaufte eine Einwegkamera. Er bat einen Kellner das Foto zu machen und kam zu mir zurück. Er legte einen Arm um meine Taille und zog mich näher, lachend ließ ich mich von ihm küssen.

Fünf Minuten später standen wir in der Eingangshalle Hogwarts'. „Mr. Black, Miss Vulpes, in mein Büro, sofort!“ Noch immer von unserem Ausflug beflügelt folgten wir unserer Hauslehrerin. „Setzen Sie sich.“ Ich ließ mich auf einen der Sitze fallen und wartete auf unsere Predigt. Ich konnte beinahe sehen, dass Professor McGonagall am kochen war. Es fehlte nur der Dampf, der aus ihren Ohren hätte kommen müssen. Ja, wir saßen richtig in der Scheiße. „Ist Ihnen klar, was Sie da gemacht haben?“ fauchte sie uns nach einiger Zeit an. „Wir haben uns einen Tag frei genommen?“ fragte Sirius unschuldig. Ich fand es war ein Wunder, dass McGonagall nicht an seine Kehle sprang. „Wir haben Ihnen auch etwas mitgebracht.“ Sein Grinsen wurde noch breiter, als er eine kleine Nachbildung des Eifelturms aus der Tasche zog. „Er ist aus Schokolade.“ erklärte ich munter. Ich hätte schwören können, dass unsere Verwandlungslehrerin explodiert. Ihr Kopf wurde rot, ihre Lippen waren nicht mehr sichtbar, ihre Augen zu Schlitzen verengt und ihre Fingerknöchel wurden weiß. „Nachsitzen, wir reden morgen weiter.“ zischte sie durch zusammengepresste Zähne und verwies uns mit der Hand des Raumes.

Lachend stiegen wir die Treppen hoch. „Du hättest sie nicht weiter provozieren sollen, Alpha.“ schmunzelte ich und legte meinen Kopf auf seiner Schulter ab. „Ach was, die McGonagall hat so immerhin ihre Ansprache abgekürzt.“ Wir erreichten das Portrait der Fetten Dame. „Passwort?“ fragte sie gelangweilt. „Löwenmähne.“ antworteten wir unisono. Das Gemälde schwang zur Seite und wir kletterten durch den Eingang. „Was habt ihr gemacht?“ wutschnaubend kam Lily auf uns zu, während die Anderen uns mit hoch gestreckten Daumen beglückwünschten. „Wir haben einen Ausflug gemacht.“ grinste Sirius. „Ihr... Polly!“ entgeistert und wütend sah sie mich an. „Reg dich ab, Lily. Ist doch alles in Ordnung.“ „Alles in Ordnung? Slughorn hat fast einen Herzanfall bekommen, was habt ihr euch dabei gedacht?“ „Lass gut sein, ist doch alles gut gegangen.“ mischte Sirius sich wieder ein.

„Halt die Klappe, Black!“ Lily scheuerte Sirius eine und der sah sie nur überrascht an. „Du hast Polly doch bestimmt dazu überredet. Was wenn ihr etwas passiert wäre, hmm? Du solltest endlich lernen, was Verantwortung bedeutet.“ Lily stapfte auf unseren Schlafsaal zu. Ich biss mir auf die Unterlippe und blinzelte. Das Lachen konnte ich mir gerade so verkneifen, doch die Tränen wollten einfach nicht zurückgehalten werden. Befremdet sahen die Anderen mich an. Meine Mundwinkel zuckten, dann drehte ich mich zu Sirius. „Genau, lerne endlich was Verantwortung ist. Du bist an allem Schuld.“ Verdutzt sahen meine Freunde mich an und dann rannte ich lachend meiner besten Freundin hinterher.

„Lily.“ ich schloss die Tür leise und setzte mich ihr gegenüber auf mein Bett. „Hast du eine Ahnung, was hier los war, weil ihr euren Ausflug gemacht habt?“ Ich verzog kurz das Gesicht und schüttelte dann betroffen meinen Kopf. Darüber hatte ich mir keine Sorgen gemacht. „Slughorn ist beinahe zusammengebrochen, McGonagall ist den ganzen Tag durchs Schloss gerannt und hat euch gesucht, obwohl sie wusste, dass es sinnlos ist. Sie war ein nervliches Wrack. Dumbledore ist aus irgendeiner Versammlung zurückgekommen, weil er ergründen wollte, ob vielleicht Todesser dahinter steckten. Flitwick und die Anderen waren völlig neben der Spur, bis Dumbledore erklärte, ihr hättet euren Trank abgewandelt und würdet gegen Abend wieder da sein. Polly, ich habe mir echt Sorgen gemacht und das will ich nie wieder müssen.“ Träne standen in ihren großen, grünen Augen. Ich griff nach ihren Händen „Musst du nicht. Ich werde mich in Zukunft an die Regeln halten. Und wenn Voldemort und seine Freunde erst erledigt sind, dann brauchen wir uns um nichts mehr Sorgen machen, bis dahin, werde ich dir immer sagen, was ich vorhabe und du machst das selbe. In Ordnung?“ Sie nickte schwach.

Danach erzählte ich ihr von meinem Tag und wir schrieben, wenig leserlich in Ermangelung eines Tisches, unsere Hausaufgaben. Wir hatten zwei Aufsätze beendet, als wir einschliefen.

Am nächsten Morgen hörte ich das Klingeln des Alarms. Gähnend setzte ich mich auf und hatte schon meinen Zauberstab in der Hand, als mir einfiel, dass der Alarm nicht mehr mein Problem war und die Glocken nicht mehr neben meinem Bett hingen. Lily, Ven und ich sahen uns kurz an und entschieden, dass wir trotzdem wissen wollten, wer unseren Schlaf gestört hatte. Ich sprang aus dem Bett und lief zur Tür, direkt hinter mir liefen Ven und Lily nach unten. Lachend kamen wir im leeren Gemeinschaftsraum an. „Wer hat den Alarm ausgelöst?“ fragte Lily und wir sahen uns um.

Ein Stuhl lag am Boden, ansonsten gab es keinen Anhaltspunkt dafür, dass etwas nicht in Ordnung war. „Keine Ahnung.“ Ven hob den Stuhl auf. „Das könnte ein Scherz von Tatze und Krone sein.“ bemerkte ich. „Und wo sind sie dann?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Außerdem konnten sie nicht wissen, dass wir runter kommen würden, der Alarm geht bei uns im Raum nicht mehr los.“ warf Lily ein. Mit einem Seufzer ging ich auf die Treppe der Jungsschlafsäle zu. „Wo...“ „Ich sehe nach den Jungs.“ unterbrach ich, bevor Lily ihre Frage beenden konnte. „Was dachtest du denn?“

Vorsichtig stieß ich die Tür zum Schlafsaal der Siebtklässler auf. Remus lag mittig in seinem Bett auf dem Rücken und bei seinem Anblick musste ich an einen Toten zu dessen Beerdigung denken. Peters Kopf hing auf den Boden, er lag auf dem Bauch quer über das Bett. James lag auf einer Seite, ein Bein angewinkelt, die Decke über seinem Rücken, die Beine nackt. Ich grinste. Sirius lag auf der rechten Seite seines Betts. Ein Arm ausgestreckt, auf dem anderen sein Kopf gebettet. Sein Kissen lag auf dem Boden und seine Decke hing ebenfalls teilweise vom Bett. Sowohl von James als auch von Sirius war ein leichtes Schnarchen zu hören. Ich schloss die Tür und huschte die Stufen wieder nach unten.

„Liegen in ihren Betten.“ informierte ich meine Freundinnen. „Ein niedlicher Anblick.“ fügte ich hinzu. „Wer könnte den Alarm noch ausgelöst haben?“ fragte Ven. Ich warf mich auf eines der Sofas. „Jedes männliche Wesen, dass kein Lehrer ist.“ Lily setzte sich neben mich. „Und jetzt?“ „Wir könnten uns fertig machen.“ schlug Lily vor. „Du bist eine wirklich gute Freundin, aber einfach viel zu vernünftig.“ murmelte ich und erntete dafür leichten Schlag auf den Hinterkopf. „Du solltest dich endlich deinem Alter entsprechend benehmen.“ schalt sie mich. „Hey, ich bin immerhin schon verlobt und du?“ „Wie sagtest du gerade so schön, ich bin vernünftig.“ „Sehr vernünftig sich mit James, dem Chaoten, Potter einzulassen.“ bemerkte Ven. „Sagt die Frau, die jede Woche einen neuen Partner hat.“ Ich sah mich um. „Zu schade, dass Alice noch schläft, ich hätte auch noch einen Spruch für sie gehabt.“ gähnte ich. „Aber wo wir jetzt festgestellt haben, dass wir alle unsere Fehler haben, ich brauche einen Kaffee.“ Zielstrebig stand ich auf und marschierte auf den Ausgang zu. Ein Räuspern ließ mich inne halten. „Ziehen wir uns erst an.“ schlug Lily vor. Ich verdrehte die Augen. „Zu vernünftig.“ murmelte ich und folgte den anderen Mädchen nach oben.

Eine halbe Stunde später saßen wir entspannt am Frühstückstisch. Schweigend aßen wir und beobachteten sowohl die Schüler, die ebenfalls früh aufgestanden waren, als auch die Lehrer, die etwas müde am Tisch auf dem Podest saßen. „Morgen.“ gut gelaunt setzte sich Alice zu uns. „Morgen.“ nuschelten wir zurück und vertieften uns wieder in unser Schweigen.

Ein großer Uhu ließ die Zeitung fallen und verließ die große Halle wieder. Etwas missmutig blätterte ich durch den Tages Propheten. „Drei Überfälle.“ Ich überflog die Artikel. „Es wurden Riesen gesehen und vermehrte Werwolfaktivitäten beobachtet.“ Ich seufzte und blätterte weiter. „Quidditchsaison wurde abgesagt.“ Ich trank einen Schluck von meinem Kakao. „Ministerium gibt eine Stellungnahme ab.“ Ich las den Artikel. „Nichts neues.“ und blätterte wieder weiter. „Zwei Seiten Todesanzeigen.“ „Irgendwer, den wir kennen?“ Ich hielt ihr die Zeitung hin.

„Morgen Ladys.“ Sirius gab mir einen Kuss und bedeutete mir aufzustehen, er ließ sich auf meinem Platz nieder. Ich verdrehte die Augen und setzte mich auf seinen Schoß. „Was Interessantes in der Zeitung?“ Ich schüttelte den Kopf. „Pey. Pey. Pey!“ „Ja?“ „Lass das Kopfschütteln, deine Haare zwiebeln.“ Ich lächelte. „Wie du willst.“ Dann runzelte ich die Stirn. „Sag mal, warum bist du schon hier?“ „Ich bin halt früh aufgewacht, ist das so ungewöhnlich?“ lässig fuhr er sich durch die Haare. „Ja.“ antworteten wir Mädels unisono. „In Ordnung. Ich brauche ein Alibi.“ Wenig überrascht sahen wir ihn an.

Es dauerte nicht lang und ein wutschnaubender James kam in die Große Halle. „Tatze?“ Seine Stimme war gefährlich ruhig. „Krone, hast du gut geschlafen?“ Ich sah James ratlos an. „Irgendetwas stimmt bei dir nicht.“ James sah mich scharf an. „Ach wirklich? Das liegt vielleicht daran, dass mein ach so toller Freund, den du immer noch nicht erzogen hast, - obwohl vielleicht hast du ihn unterstützt, - mir einen Chamäleon-Fluch aufgehalst hat.“ Ich kniff die Augen zusammen und konnte endlich erkennen, dass James Haut versuchte sich seiner Umgebung anzupassen. Krampfhaft verkniff ich mir ein Lachen und Biss mir auf die Unterlippe. „Krone, das würde ich doch niemals machen. Ich bin schon mindestens zwanzig Minuten hier, nicht wahr Mädels?“ gewinnend lächelte er in die Runde. „Er kam vor nicht einmal fünf Minuten.“ antwortete Lily und biss von ihrem Toast ab. „Seit du dich mit deinem Feind verbündet hast, ist es wirklich kaum zum Aushalten mit dir, Evans.“ knurrte Sirius. „Tatze, das wirst du mir büßen.“ Sirius grinste schief. „Sicher, sicher.“

„Mr. Black, Miss Vulpes.“ Wir drehten uns in die andere Richtung. „Professor Minnie, was können wir für Sie tun?“ Ich konnte nur den Kopf schütteln, musste Sirius die Professorin noch mehr provozieren? „Sie werden die nächsten zwei Wochen nach jedem Abendessen zu mir ins Büro kommen. Mr. Black vergessen Sie nicht, dass Sie noch die anderen Male nachsitzen müssen, für Sie sind es damit dann also die nächsten drei Wochen.“ Wir nickten. „Außerdem möchte ich Sie bitten, dass Sie sich vorbildlicher benehmen, dazu gehört, dass jeder von Ihnen seinen eigenen Sitzplatz hat. Die jüngeren Schüler sollen sich an Ihrem Verhalten kein Beispiel nehmen.“ „Aber Professor, ich bin doch in einer ganz anderen Situation, als die anderen Schüler. Ich kann verstehen, wenn Sie nicht möchten, dass jeder seine Freundin auf dem Schoß sitzen hat, aber Pey und ich sind schließlich verlobt.“ McGonagall sah ihn ungerührt an. Ihr Mund wurde härter. „Mr. Black, meinetwegen könnten Sie durch den ältesten Schwur aneinander gebunden sein, solange ich Ihre Lehrerin bin, mache ich die Regeln. Ich sehe Sie später im Unterricht.“ damit rauschte sie davon.

Ich blies die Backen auf und ließ die Luft wieder entweichen. „Na wunderbar, zwei Wochen Dates mit McGonagall.“ Ich rutschte von Sirius' Schoß. „Aber ich bin doch auch noch da.“ meinte Sirius gut gelaunt. „Ja, und ich bin mir nicht sicher, ob das etwas Gutes ist.“ „Hey!“ empört schlug er mir gegen die Schulter. Ich zwinkerte ihm zu. „Wir sehen uns später Leute.“ Ich sprang auf und warf mir meine Tasche über die Schulter.

„Miss Vulpes.“ obwohl ich etwas erstaunt war, dass Dumbledore vor mir im Labor war, lächelte ich freundlich und stellte meine Tasche ab. „Ich nehme an Professor McGonagall wird zu ihrem Ausflug am gestrigen Tag noch etwas sagen, deshalb erspare ich Ihnen meine Rede.“ Er sah mich ernst an. „Ich möchte, dass Sie mit dem Experiment vom letzten Mal fortfahren. Allerdings gibt es ein kleines Problem. Dies ist das erste Experiment, bei dem sie eine Beschwörung brauchen werden. Schlagen Sie in ihrem Buch Kapitel Achtundzwanzig nach.“ Ich schlug das schwere Lederbuch auf. Das Kapitel war mit Erklärung wie, wann und welche Beschwörungen bei Experimenten angewendet werden mussten. „Ich möchte, dass Sie zum nächsten Mal drei Rollen zu diesem Thema schreiben und sich überlegen, welche Beschwörung Sie für dieses Experiment brauchen werden.“ Er zeigte mit dem Zauberstab auf die Tafel hinter ihm. Ich nickte und bekam, während ich das Kapitel las, nicht mit, dass Dumbledore ging.

„In den Grundlosen Meeren

Steht der Vogel des Hermes

Seine Flügel variabel fressend

Und stabilisiert sich dennoch dadurch

Wenn all sein Federn ihn verlassen haben

Steht er noch immer hier als Stein

Hier ist jetzt Beides, weiß und rot

Und doch der Stein den Tod zu beschleunigen

Alle und Manche ohne die Märchen

Beides, hart und weich und verformbar

Verstehe nun gut und richtig

Und Danke dir Gott für diesen Anblick

Hermetis Vögelein ist mein Name, Verlah's meine Flügel und werde zahm!“

„Was liest du da?“ Ich saß in einem der Sessel im Gemeinschaftsraum. „Eine Beschwörung.“ Remus setzte sich in den Sessel neben meinem. „Es funktioniert, du hast einen Werwolf beschworen.“ flüsterte er und wir brachen in schallendes Gelächter aus. Nach einiger Zeit beruhigten wir uns. „Ernsthaft, was ist das für eine Beschwörung?“ fragte Remus. „Keine Ahnung, sie gehört zu keinem der Experimente, die im Buch stehen. Sie wurde von Innen in den hinteren Buchdeckel gepresst.“ Ratlos schlug ich das Buch auf. „Hermetis Vögelein ist mein Name, Verlah's meine Flügel und werde zahm. Was das wohl zu bedeuten hat?“ Remus zuckte mit den Schultern. „Wir könnten in der Bibliothek nachschauen.“ „Keine Zeit, ich muss doch zum Nachsitzen.“ Ich streckte mich. „Was ist mit dem Rest?“ Remus zeigte auf die Passage, die ich rezitiert hatte. „Ich glaube, es hat etwas mit dem Stein der Weisen zu tun. Die Beschreibung mit des roten Steins könnte passen, aber könnte auch etwas ganz anderes sein.“ Remus nickte. „Komm wir gehen zum Abendessen.“

XIII

Der Gryffindortisch war voll. Genervt suchte ich nach einem freien Platz und meinen Freunden. Einen Platz fanden wir, doch von unseren Freunden fehlte jede Spur. Eilig schlang ich Toast und Roastbeefscheiben herunter und verließ die Große Halle um zu McGonagalls Büro zu gehen.

Es wurden zwei lange Wochen, was vor allem an den Strafarbeiten lag, die ich erledigen musste. Pokale polieren, in der Bibliothek Bücher einsortieren, Slughorn bei seiner Inventur helfen und so weiter. Bei ein oder zwei Gelegenheiten wäre ich eingeschlafen, wenn Sirius nicht ständig für Unterhaltung gesorgt hätte.

Der letzte Unterrichtstag vor den Osterferien brach an. Gähnend streckte ich mich und sah mich im Zimmer um. In der letzten Woche war ich öfters im Raum der Wünsche aufgewacht und ich konnte nicht behaupten, dass es unangenehm war. Ein Feuer prasselte im Kamin, dicke Teppiche lagen auf dem Boden ein riesiges Bett mit einer erstklassigen Matratze und ein großzügiges Bad. Lächelnd drehte ich mich und schmiegte mich an meinen Bettgenossen. Sirius blinzelte und zog mich noch etwas dichter. „Morgen Darling.“ „Morgen.“ „Wollen wir heute schwänzen?“ fragte er gähnend und vergrub sein Gesicht in meinem Haar. „Ich weiß nicht, was du machst, aber ich gehe zum Unterricht.“ erklärte ich belustigt. „Sicher?“ Ich konnte sein Grinsen förmlich spüren und nickte nur. „Was, wenn ich dich ein bisschen ablenke?“ Ich legte meine Hände auf seine Brust und schob ihn ein Stück von mir weg, bis er seine Muskeln anspannte und mich daran hinderte. Ich sah ihm in die Augen. „Ich fürchte, das wirst du nicht schaffen.“ „Wollen wir wetten?“ „Ich wette nur, wenn ich gewinne.“ Er musterte mich kurz. „Mit anderen Worten, du bist dir nicht sicher, ob ich es nicht doch schaffe.“ Selbstgefällig grinste er.

Ich gebe zu, ich hätte die Wette verloren, hätte ich gewettet. Zumindest zum Teil. Zum zweiten Block hatte ich es geschafft aus Sirius' Fängen zu entkommen und mich anzuziehen. Morgana sei Dank hatten wir McGonagall erst am Nachmittag und unsere Freunde hatte uns in Kräuterkunde entschuldigt. Ich schrieb wenig konzentriert einige Notizen zu den Trollkämpfen im dreizehnten Jahrhundert und lauschte nebenbei Vens Erläuterungen zu ihrem gestrigen Date.

Da wir nicht gefrühstückt hatten, saßen wir nur einen Moment nach dem Klingeln am Haustisch. „Bei Merlins Unterhose, ich schwöre, Binns ist das beste Mittel zum Einschlafen, das es gibt. Sie sollten ihn im St. Mungos einsetzen.“ stöhnte Sirius und schenkte sich Wasser ein. Er tippte mit seinem Zauberstab gegen seinen Becher und die klare Flüssigkeit wurde zu einem goldenen Braun. Neugierig sah ich ihn an. „Feuerwhisky.“ meinte er leise und nippte an seinem Getränk. „Ein bisschen früh, um sich zu betrinken.“ murmelte ich und schenkte mir Kürbissaft ein. Sirius zuckte mit den Schultern.

„Ihr wart ja schnell weg.“ Lily setzte sich mir gegenüber an den Tisch. „Ich wäre vor Hunger beinahe gestorben.“ erklärte ich, nachdem ich ein Stück Braten herunter geschluckt hatte. „Das hat man davon, wenn man die erste Mahlzeit verpasst.“ grinste James. „Warum habt ihr das Frühstück verpasst?“ fügte er hinzu. Der Rest unserer Gruppe setzte sich. „Wir waren... beschäftigt.“ sagte Sirius und der Blick, den er seinem besten Freund zuwarf, ließ keinen Zweifel, womit wir beschäftigt gewesen waren. Lily sah mich missbilligend an und schüttelte den Kopf. „So kurz vor unserem Abschluss, solltet ihr euch mehr auf die Schule konzentrieren.“ Innerlich verdrehte ich die Augen. „Du hast Recht, Lily.“ meinte ich nur und spießte ein weiteres Stück Braten auf.

„Heute Abend in der Bibliothek?“ fragte Alice. Lily, Ven und ich nickten. „Ich komme nach, sobald McGonagall uns gehen lässt.“ Die Mädels sahen mich streng an und ich wusste, Lily würde gleich ihren Vortrag beginnen, darüber, dass man Regeln zu befolgen hatte und die Strafe mir Recht geschah. „Ich sehe euch dann.“ murmelte ich schnell und sprang von meinem Platz auf.

Anscheinend gingen McGonagall die Ideen aus, mit denen sie uns bestrafen konnte oder sie wollte sich einfach die Papierarbeit ersparen. Jedenfalls saß ich eine halbe Stunde nach dem Abendessen im leeren Verwandlungsklassenzimmer und korrigierte Aufsätze der Erstklässler zum Thema grundlegende Verwandlungen. Ich stöhnte auf, als ich den nächsten vom Stapel zog und sah, dass dieser Schüler sicherlich ein Streber war. Der Aufsatz war doppelt so lang wie gefordert und die Schrift so klein, dass ich mich fragte, ob besagter Schüler eine Lupe mit eingereicht hatte.

„Wie kann man nur so dämlich sein?“ fragte Sirius genervt und tippte den Aufsatz vor ihm mit seinem Zauberstab an, um eine Notiz zu machen. „Dämlich war deine Aktion mit der McGonagall.“ meinte ich ruhig und kniff die Augen zusammen. Ich entzifferte den ersten Absatz und machte mich an den nächsten. „Welche Aktion?“ „Abgabe des Aufsatzes.. nachts?“ gähnte ich und las den letzten Satz nochmal. Sirius sah mich beleidigt an. „Ich habe dafür gesorgt, dass du deshalb nicht nachsitzen musst.“ Ich nickte und las den letzten Satz noch einmal.

„Sag mal, sollte ein Erstklässler schon von den Verwandlungsgesetzen der Konvention und deren Widersprüchen zu der grundlegenden Verwandlung wissen, beziehungsweise dazu etwas in seinem Aufsatz schreiben?“ Ich las noch einen Satz. „Was?“ „Erstklässler, Verwandlungsgesetze der Konvention, Widersprüche zur grundlegenden Verwandlung?“ versuchte ich es erneut. „Ich habe dich schon beim ersten Mal verstanden.“ murmelte er und kam zu mir rüber. „Warum fragst du dann?“ „Noch kleiner ging es nicht, oder?“ beschwerte er sich und begann über meine Schulter zu lesen. „Eine neue Evans?“ fragte er schließlich. Ich seufzte. Ja, Lily hätte das sicherlich schon im ersten Jahr gewusst. Ich sollte sie danach irgendwann fragen. Ich machte eine Notiz für McGonagall und legte den Aufsatz auf die bearbeiteten Aufsätze. „Weißt du, du siehst wirklich süß aus, wie du diese Aufsätze korrigierst.“ flüsterte Sirius. Seine Hände auf meiner Rückenlehne und sein Mund viel zu nah an meinem Ohr.

„Mach dich an deine Arbeit.“ schmunzelte ich und versuchte meinen Komplizen mit einer Handbewegung in seine Richtung zu verscheuchen. „Später vielleicht.“ Ich konnte ihn praktisch grinsen hören. Der Kuss an meinem Hals überraschte mich so sehr, dass ich mit meinen Zauberstab ein Loch in den Aufsatz stach. „Sirius!“ klagte ich. „Reparo.“ Ich seufzte und drehte mich um. „Sirius Black geh an deinen Platz und korrigiere die Aufsätze, ich will heute noch hier weg.“ „Weißt du, die alte Schreckschraube ist in einer Besprechung mit Sluggy und Dumbledore.“ „Soll heißen?“ fragend legte ich den Kopf auf eine Seite. Ich folgte seinem Blick zur Bürotür. „Oh nein!“ Ich pikte ihn mit meinem Zeigefinger. „Vergiss es.“ Er grinste mich schief an und fixierte meine Augen. „Komm schon, ein kleines Abenteuer...“ Seine Worte verblassten. Ich sah ihn von unten mit einem Schnauben an. Manchmal erinnerte er mich an einen kleinen Jungen, der ein Spielzeug haben wollte. Nur dass ich in diesem Moment das Spielzeug war und nicht gewillt ihm zu geben, was er wollte. Wie konnte er im selben Moment wie ein kleiner Junge aussehen und trotzdem so anziehend sein, dass ich am liebsten nachgeben wollte? Ich unterbrach den Blickkontakt und seufzte. „Sirius, zurück an die Arbeit.“ „Darling...“ „Nein.“ Ich lächelte ihn an und begann wieder einen der Aufsätze zu korrigieren.

Zwei Stunden später war die Sonne längst hinter dem Horizont verschwunden und ich legte den letzten der Aufsätze auf dem Stapel. „Bei Merlins Unterhose, wann machen die Lehrer das?“ fragte ich und gähnte herzhaft. Sirius schüttelte nur den Kopf und fuhr sich mit den Fingern durch die schwarzen Haare. Ich legte meinen Stapel auf seinen und er brachte die Aufsätze in McGonagalls Büro. Danach legte er einen Arm um meine Schulter und wir gingen die Treppen nach oben.

„Ich muss in die Bibliothek.“ meinte ich leise, als er mich zum Gryffindorturm führen wollte. Er sah mich an, als wollte er etwas sagen, doch er tat es nicht, er hob den Arm und ich konnte nicht umhin zu bemerken, dass er traurig aussah. Hatte ich etwas vergessen? Ich dachte scharf nach, doch mir fiel nichts ein. Ich gab ihm einen Kuss und hielt ihm meine Tasche hin. Seufzend nahm er sie. „Dir ist schon klar, dass ich nicht dein Packesel bin?“ Ich lächelte ihn an. „Aber du bist doch ein Gentleman, oder?“ Er grummelte etwas in seinen nicht vorhandenen Bart und drehte sich um. „Bis morgen, Mr. Black.“ rief ich ihm hinterher. „Bis morgen, Miss Vulpes.“ antwortete er und ein amüsiertes Glitzern war in seinen Augen auszumachen.

Ich schlich in die andere Richtung. Möglichst leise huschte ich durch die Gänge. Das war definitiv ein Vorteil des Vertrauensschülerdaseins gewesen, ich konnte zu jeder Zeit durch das Schloss schleichen und im Notfall sagen, ich würde patrouillieren. Ich bog um die nächste Ecke und erstarrte. Am anderen Ende des Korridors stand jemand. Mist.

„Minerva, auch wenn Sie ihn nicht mögen, ich bin sicher Alastor wird sich sehr gerne dem Problem annehmen.“ Das war zum Greifen melken! Ausgerechnet McGonagall und Dumbledore. Ich öffnete die nächste Tür und schlüpfte durch den Spalt. „Ich bin nicht sicher, ob ich Alastors Hilfe möchte.“ McGonagall hörte sich besorgt an. „Minerva, Alastor ist...“ „Paranoid.“ Dumbledore gluckste. „Nun in seinem Beruf ist das von Vorteil.“ Die Lehrer gingen an dem Raum vorbei, in dem ich wartete. „Mag sein, aber Alastor übertreibt es. Ich denke nicht, dass er...“ Die Stimmen wurden leiser. Ich wartete noch einen Moment und schlüpfte dann wieder in den Gang, um meinen Weg in die Bibliothek fortzusetzen.

Erleichtert setzte ich mich mit einem Arm voller Bücher neben meine Freundinnen. „McGonagall und Dumbledore sind mir begegnet.“ seufzte ich und blätterte durch das erste Buch. „Ich nehme an, sie haben dich nicht erwischt.“ Lily klang gelangweilt. Überheblich sah ich sie an. „Rotschopf, dann würde ich hier sicher nicht sitzen.“ kommentierte ich und blätterte weiter auf der Suche nach einem Verteidigung oder Angriffszauber.

Auf dem Rückweg hatten wir nicht so viel Glück. Völlig übermüdet rannten wir geradewegs in eine Patrouille. „Wen haben wir denn da?“ Mein Kopf ruckte hoch. „Beim Teutates!“ murmelte Alice und wir sahen sie ungläubig an. „Beim Teutates?“ wiederholte ich. Sie lächelte schüchtern. „Das letztes Buch war über das alte Griechenland.“ erklärte sie. „Ich wollte ja nur ausdrücken, dass James uns erschreckt hat.“ Grinsend verfolgte James unsere Unterhaltung. „Beim Teutates.“ murmelte ich kopfschüttelnd.

„Was mache ich mit euch, hmm?“ fragte James noch immer gut gelaunt. „Was machst du überhaupt hier?“ fragte Ven. „In diesem Korridor ist die Bibliothek, solltest du diesen Schulbereich nicht meiden?“ Lily kicherte. Beleidigt sah James uns an. „Also wirklich, von Pol habe ich nichts anderes erwartet, sich nachts herumzutreiben, aber Lily, du bist Schulsprecherin. Ich könnte euch nachsitzen lassen.“

Lily lächelte. „Erstens, würdest du es nicht wagen, mich nachsitzen zu lassen, Zweitens, mache ich nur einen Rundgang und weil es im Schloss immer gefährlicher wird,“ Ich hustete. „Slytherin.“ „habe ich die Anderen gefragt, ob sie mitkommen.“ beendete Lily. James schmunzelte. „Aber sicher.“ Wir nickten eifrig.

„Nun, da es in Hogwarts so gefährlich ist, lasst mich euch zum Gemeinschaftsraum begleiten.“ Seine Mundwinkel zuckten. „Da lauern auch Gefahren.“ kicherte ich und James, Lily, Alice und Ven hoben jeweils fragend die Augenbrauen. „Jemals von einem gewissen schwarzhaarigen Gryffindor getackeled worden?“ fragte ich neutral und alle begannen zu grinsen.

„Brauchst du Hilfe mit deinem Freund?“ fragte Ven. „Verlobter.“ korrigierte James. „Nein, ich meine ja nur.“ murmelte. „Du Arme.“ meinte Lily gespielt mitleidig und lachte.

Freitag, der letzte Schultag vor unseren Osterferien und unsere letzten Schulferien an dieser Schule. Gähnend saß ich in Zauberkunst und lauschte Flitwicks Ausführungen. Diese Woche hatten wir Haushaltszauber durchgenommen, heute sollten wir einige ausprobieren. „Weißt du,“ flüsterte ich Lily zu. „wenn man den Zauber statt auf Karotten auf den Feind anwendet, wäre das ein super Angriffszauber.“ „Dann müsstest du aber immer ein Messer dabei haben.“ flüsterte sie zurück. Ich nickte. „Das wäre wohl zu schaffen.“ Das Messer vor mir zerkleinerte geschickt die Möhren.

Hinter mir hatte James Spaß daran Saft auszukippen und mit einem Zauber wieder in das Glas zu füllen. Remus bügelte magisch Hemden, Sirius verzauberte einen Besen, Peter versuchte sich daran etwas umzurühren und ließ dabei den Kessel umkippen. Alles normal.

„Wisst ihr was?“ erklärte Sirius stolz beim Mittagessen. „Eine Menge.“ murmelte Lily neben mir und ich grinste sie an. „Ich mache an diesem Wochenende alle meine Hausaufgaben, dann muss ich in den Ferien nichts mehr machen.“ Mit offenen Mündern sahen wir ihn an. „Ernsthaft?“ fragte Remus. „Ja.“ „Die Welt wird untergehen.“ scherzte James und unsere Runde brach in Gelächter aus.

XIV

Zwei Wochen Ferien. Unsere letzten zwei Wochen in Unbeschwertheit. Nachdem wir ausgiebig geschlafen und wir Mädels drei Tage in folge die Bibliothek gestürmt hatten, saßen wir Montag Abend alle zusammen im Gemeinschaftsraum. Lily hatte einige ihrer Muggelsachen mitgebracht und verzaubert. Zumindest das Radio funktionierte einigermaßen. Es rauschte stark, aber man konnte die Musik hören.

Ich tanzte mit Remus zu einem Rock 'N Roll Song und mit James etwas in der Richtung Swing. Wir hatten so viel Spaß. Wir lachten, wir tanzten und am Ende des Abends, also in den frühen Morgenstunden fielen Lily, Sirius, James, Remus, Ven und ich in den Refrain eines Liedes ein.

„What becomes of the broken hearted

Who had love that's now departed?

I know I've got to find

Some kind of peace of mind

Maybe.“

Sirius zog mich aus dem Sessel und singend tanzten wir. Ich genoss das Gefühl seiner Hand auf meinem Rücken und die Nähe zu seinem Körper. Aus den Augenwinkeln sah ich Lily und James tanzen und Remus Ven auffordern. Konnte ein Tag perfekter enden? Ich war mit meinen Freunden zusammen, wir waren jung, wir hatten Spaß, wir hatten uns, wir dachten, nichts könnte uns aufhalten. Auf die Gefahr hin kitschig zu klingen, wir waren perfekt an diesem Abend, wir waren unaufhaltsam und unverwundbar, zumindest in dieser Nacht.

Der Alltag holte uns schon beim Frühstück wieder ein. Der Tagesprophet war voll von schlechten Nachrichten, ein Junge am Hufflepufftisch bekam erst einen Brief und brach dann weinend zusammen, die Lehrer wirkten ausgezehrt und Dumbledore war wieder einmal abwesend.

Lily, Alice, Ven und ich verbrachten fast den ganzen Tag in der Bibliothek und in leeren Klassenzimmern. Wir übten, wir lernten, wir tauschten Informationen aus. Es dauerte nicht lange und die Rumtreiber schlossen sich uns an. Peter hatten wir seit dem Frühstück nicht mehr gesehen, doch weil er uns nur aufgehalten hätte, kümmerten wir uns nicht weiter darum.

„Warum lernt ihr das alles?“ fragte Sirius schließlich am Freitag. „Wir wollen vorbereitet sein, wenn wir dem Orden beitreten, müssen wir so viel gelernt haben wie möglich.“ Venice antwortete ruhig und sachlich, aber ich konnte die Entschlossenheit in ihren Augen sehen. Sirius sah mich an. „Ich dachte, das Thema hätten wir geklärt, Darling?“ Ich lächelte ihn an. „Sicher, ich sagte, ich würde beitreten und dabei bleibt es.“ Sirius ließ ein Knurren hören, sagte aber nichts dazu.

James beobachtete uns und sah dann zu Lily. Erwartungsvoll sah sie ihn an, wenn er es wagte anzusprechen, wie gefährlich das war, sie würde ihn sicher in der Luft zerreißen.

„Wie stellt ihr euch die Zukunft vor?“ fragte Alice leise und wir sahen zu ihr. Inzwischen war es unser letzter Ferientag. Wir saßen am See in der Sonne. Ich zwischen Sirius' Beinen meinen Rücken an seine Brust gelehnt, Lily so dicht neben James, dass nur Zentimeter fehlten und sie säße in seinem Schoß. Remus lang ausgestreckt auf den Gras, Ven mit einem Fuß im Wasser spielend. Alice saß an einen Baum angelehnt und sah uns ruhig an. Neben ihr kniete Peter und ärgerte einen Käfer.

„Ich hoffe, dass wir dieses sinnlose Sterben beenden können und in ein paar Jahren unsere Kinder zum Hogwarts Express bringen. Wir würden uns alle am Gleis treffen und dann gemeinsam feiern gehen, weil wir Kinderfreiezeit vor uns haben.“ Ven lächelte verträumt, als sie das sagte. „Und wessen Kinder würdest du bekommen?“ stichelte ich, doch sie zuckte nur mit den Schultern. „Wen kümmert das jetzt?“

„Ich sehe uns alle in ein paar Jahren, wir beschweren uns über unsere Jobs und trinken Tee. Unsere Jungs hier stellen irgendwelchen Unsinn an und Lily explodiert, wie immer.“ schmunzelte ich. „Aww, das ist so lieb, dass du mir zutraust, dass ich in ein paar Jahren noch immer der selbe bin.“ lachte Sirius und sein Lachen schüttelte mich. „Du, Alpha, wirst dich niemals ändern.“ Dieses Mal lachten wir alle.

„Also in der Zukunft bin ich verheiratet, während unsere Polly hier sich immer noch mit Sirius über Belanglosigkeiten streitet. Voldemort ist in Askaban, ich habe zwei Kinder und wir alle sehen uns mindestens einmal die Woche.“ „Wessen Kinder hast du denn?“ fragte James grinsend. „Deine, wenn du nicht wieder zu diesem Vollidioten aus den vergangenen Jahren mutierst.“ Sie schlug ihm gegen die Schulter und wieder lachte unsere Runde.

„Lasst den Quatsch, in der Zukunft kaufen wir eine riesige Villa und wohnen alle zusammen, genau wie jetzt auch, wir genießen unsere freie Zeit und die Gesellschaft in der wir sind.“ Ich stieß Sirius meinen Ellenbogen in die Rippen. „Ich bin sicher, Lily, Ven, Alice und Remus werden froh sein, wenn sie nicht mehr dich und James im Doppelpack ertragen müssen.“ „Ich stimme Tatze zu.“ grinste James und wir Mädels, Remus eingeschlossen, schüttelten amüsiert unsere Köpfe.

„Ich hoffe, dass ich einen Job bekomme und meine Freunde regelmäßig sehen kann.“ murmelte Remus. Und wir alle erklärten ihm, dass das nun wirklich das geringste Problem wäre. Peter blieb still und Alice meinte leise, dass sie hoffe, wir alle würden die nächsten Jahre überleben, egal, was danach mit unserer Freundschaft geschehen würde. „So schnell wirst du uns nicht mehr los.“ rief Ven und wir stimmten zu.

„Was haltet ihr davon, wir alle treffen uns in genau zehn Jahren wieder, egal, was in der Zwischenzeit passiert ist, wir treffen uns im Drei Besen und verbringen einen gemütlichen Abend.“ schlug ich vor. Ich ahnte nicht, dass nur zwei von uns dieses Versprechen einhalten würden.

Nur eine Woche nach den Ferien sollte unser letztes Quidditchspiel unserer Hogwartsära stattfinden. Wir trainierten fast täglich, solange wir nicht gegen Rawenclaw mit mehr als zweihundertdreißig Punkten verloren, würden wir den Pokal gewinnen. Man konnte sagen, ich war zuversichtlich.

Die Lehrer erstickten uns mit Arbeit und als ich in den Alchemieraum kam, hatte Dumbledore schon mein Experiment aufgebaut. „Sie können beginnen, Miss Vulpes.“ Ich konzentrierte mich darauf, die Beschwörung richtig einzubinden. „Professor?“ Dumbledore sah von seiner Lektüre auf. „Die Beschwörungen, im Buch ist eine eingeprägt worden. Sie endet etwa 'Hermetis Vöglein ist mein Name, verlahs meine Flügel und werde zahm.', ich konnte nichts darüber herausfinden.“

Seine Augen blitzten kurz hinter der Brille auf. „Ah, ja, die Beschwörung des Alucard.“ „Alucard?“ Dumbledore überlegte kurz. „Nun es gibt eine alte Legende. Der Graf Alucard soll sich unsterblich in eine junge Muggelfrau verliebt haben, doch damals verbot das Ministerium Mischehen. Der Graf war ein mächtiger Alchemist und dachte, wenn er die Essenz der Zauberei destillieren könne und sie seiner Geliebten einflöße, würde sie zu einer Hexe und er könne sie heiraten. Viele Jahre forschte er und angeblich hat er am Ende Erfolg gehabt, er gab seiner Geliebten etwas von der Essenz, die er hergestellt hatte. Doch anstatt zu einer Hexe zu werden, wurde sie zu einer Condenados. Ein Geistwesen, welchem der Zutritt ins Jenseits verwehrt wird. Sie verführen Wanderer und saugen ihnen das Blut aus. Ein Condenados ist eine traurige Kreatur nicht am Leben aber auch nicht richtig tot.“ Dumbledore sah mich ernst an.

„Als der Graf erkannte, was er getan hatte, versuchte er einen Weg zu finden es rückgängig zu machen. Er scheiterte. Er konnte den Verlust nicht ertragen und wurde zu einem Animagus, ein Phönix. Siehst du, Hermetis Vogel ist der Phönix.“ Er lächelte traurig. „Während der Verwandlung sprach er eine Beschwörung, heißt es, und machte die Verwandlung damit unumkehrbar. Er verfluchte sich selbst ewig zu leben, damit er auf ewig den Schmerz fühlen konnte, den er seiner Geliebten angetan hatte. Die Beschwörung in deinem Buch, soll ihn angeblich von seiner Strafe befreien können. Die Legende sagt, dass der Graf Alucard durch diese Beschwörung errettet werden kann und demjenigen dienen wird, der ihn aus seiner Qual befreit.“

„Aber müsste man dazu nicht erst einmal wissen, welcher Phönix der Graf ist?“ fragte ich nach einer langen Pause. „Ja, einige haben sich daran versucht. Und ich bin mir nicht sicher, ob ich wissen will, was geschehen würde, würde Tom den richtigen Vogel und einen Alchemisten finden, der ihm den Grafen freisetzt. Um ehrlich zu sein, ich fürchte, wenn der Graf von einem dunklen Zauberer befreit würde, wird diese Welt, wie wir sie kennen untergehen. Graf Alucard hätte sich mit den Gründern unserer Schule durchaus messen können. Er war sehr mächtig und mächtige Zauberer sollten immer selbst ihre Taten abwiegen.“

„Wer ist Tom?“ Dumbledore sah mich überrascht an, dann lächelte er. „Tom Marvolo Riddle, du kennst ihn vermutlich unter dem Namen Lord Voldemort.“ Ich war geschockt. Dumbeldore wusste, wer Voldemort war? Wusste jeder im Orden diese Dinge?

Den Rest der Stunde dachte ich über die Legende des Grafen nach. In jeder Legende steckte ein Fünkchen Wahrheit, oder? Ich meine, viele glaubten an die legende der Heiligtümer des Todes, warum also nicht Graf Alucard?

Beim Abendessen war ich schweigsam. Meine Freunde sahen mich beunruhigt an, unterbrachen aber meine Gedankengänge nicht. Unsere Runde zog sich früh in ein leeres Klassenzimmer zurück. Eigentlich hatten wir lernen wollen.

„Spuck es aus, Tüpfel.“ James sah mich erwartungsvoll an. „In Alchemie hat Dumbledore etwas erwähnt.“ setzte ich leise und nachdenklich an. „Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, woher ich den Namen kannte... Ist mir erst vor fünf Minuten eingefallen.“ „Was?“ fragte James. „Wer?“ wollte Sirius sichtbar eifersüchtig wissen. Sein Verhalten entlockte mir ein Lächeln. James stieß ihm in die Rippen und die Augen aus Stahl wandten sich kurz seinem besten Freund zu. „Dumble hat mir eine Legende eines Alchemisten erzählt, wegen der Beschwörung,“ ergänzte ich für Remus. „es ging darum, dass man, wenn man die richtige Person finden würde einen mächtigen Alchemisten zurückholen und versklaven könnte. Er meinte, er wolle sich nicht vorstellen, was passieren würde wenn Tom dies bewerkstelligen würde.“

„Tom?“ alle sahen mich fragend an. „Tom Marvolo Riddle alias Lord Voldemort. Aber der Name Tom Riddle hat an meinem Gedächtnis gerüttelt und vorhin ist es mir eingefallen. In unserem ersten Jahr...“ „War er der Schulsprecher.“ fiel Lily mir ins Wort. „Genau. Es hat mich ganz verrückt gemacht, dass ich den Namen kannte, aber nicht zuordnen konnte.“ Sirius legte einen Arm um meine Schultern. „Tom Riddle ist Voldemort?“ Ich nickte. „Das hat Dumbledore gesagt.“

Schweigend saßen wir im Kreis, jeder dachte über diese Erkenntnis nach. „Was hat es mit der Legende auf sich?“ fragte Remus schließlich. Meine Augen richteten sich an die Decke. „Graf Alucard, mächtiger Alchemist, verliebte sich in eine Muggelfrau. Damals war das verboten. Er experimentierte, wollte sie zu einer Hexe machen und es ging schief. Sie wurde stattdessen zu einem Geistwesen, dass Blut trinkt. Er konnte es nicht rückgängig machen, deshalb verwandelte er sich permanent in einen Phönix. Die Beschwörung im Buchdeckel, soll ihn befreien können.“

„Und der, der ihn befreit ist dann sein Meister?“ fragte Venice. „So lautet wohl die Legende.“ ich zuckte mit den Schultern. „Was, wenn einer auf unserer Seite ihn befreien würde?“ fragte Alice zaghaft. Ich schüttelte den Kopf. „Dumbledore sagte, mächtige Zauberer müssten ihre Taten selbst entscheiden können. Ich glaube, derjenige, der ihn befreien würde, würde durch die plötzliche Macht durchdrehen.“ Remus nickte zustimmend.

„Macht muss man sich verdienen, nicht aneignen. Das ist schließlich genau das, was Voldemort gerade macht.“ James war so ernst, wie nie zuvor. „Können wir ihn bitte Tom nennen, damit fühle ich mich wohler.“ Lily hasste Spitznamen und jetzt da wir den echten Namen kannten, würde sie nur den benutzen.

„Ich bin dafür, dass wir jetzt trainieren und uns die Köpfe danach zerbrechen.“ schlug Sirius gähnend vor. Sein Daumen malte kleine Kreise auf meine Schulter. „Antrag angenommen.“ James sprang auf. Oh, ich war mir sicher, diese beiden Männer würden mein und Lilys Nervenkostüm vollkommen zerstören. Es wurde ein langer Abend.

Unser letztes Quidditchspiel fiel auf den Sonntag. Bei Sonnenaufgang saß ich in T-Shirt und Jeans im Gemeinschaftsraum und starrte grimmig nach Draußen. Graue Wolken hingen tief über dem verbotenen Wald. Mein letztes Quidditchspiel, meine letzten Wochen an dieser Schule. Ich seufzte. Es hätte die glücklichste Zeit meines Lebens sein sollen, aber das vergangene Jahr hatte für uns alle böse Überraschungen bereit gehalten. Konnte das Leben außerhalb noch schwieriger sein? „Pol!“ James hastete die Treppe runter und warf sich neben mir auf das Sofa. Misstrauisch sah ich ihn an. „Guten Morgen?“ fragte ich irritiert. „Ja ja.“ James griff nach einem Buch, dass auf dem Tisch lag und blätterte darin.

„Krooone...“ Der süßliche Tonfall in Sirius Stimme ließ mich zusammenzucken. Unwillkürlich versteckte James seine Nase tiefer in dem Buch. Sirius kam in Jeans die Treppe runter, sein Lächeln glich dem Zähneblecken eines tollwütigen Hundes. „Jamsielein.“ trällerte er und ich rutschte vorsichtshalber auf die andere Seite des Sofas. Sirius ließ sich zwischen uns fallen und beobachtete James. „Krone, bist du so schlecht in Zauberkunst, dass du den Stoff aus dem zweiten Jahr wiederholen musst?“ grinste er und lehnte sich zurück.

James zuckte mit keiner Wimper. „Kann nicht schaden.“ murmelte er. „Sag mir, Kumpel, warum ist mein ganzes Bett nass und wie kommt es, dass ich dadurch geweckt wurde?“ Sirius lächelte noch immer gefährlich. „Pol war's!“ anklagend zeigte James auf mich. Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich ihn an. „Ist das so?“ fragte Sirius ruhig. James nickte hastig. Mein Verlobter drehte sich zu mir um. „Morgen Darling.“ schnurrte er und gab mir einen Kuss. „Autsch!“ James rieb sich das Schienbein. „Oh entschuldige, da ist mir wohl mein Fuß ausgerutscht.“ grinste Sirius. „Morgen Alpha.“ lächelte ich und ließ mich näher ziehen.

Nachdem James und Sirius ihren kleinen, morgendlichen Disput ausgetragen hatten, saßen wir schweigend auf dem Sofa. Mein Rücken gegen den nackten Oberkörper Sirius' und James im Schneidersitz neben ihm. Wir gingen uns erst für den Tag fertig machen, als einige Fünftklässlerinnen herunter kamen und Sirius und James belagerten.

XV

(Musste in Kapitel 14 Hufflepuff gegen Rawenclaw austauschen, gegen die Hufflepuffs hat Gryffindor schon gespielt.)
 

Am Frühstückstisch saß unser Team zusammen, missmutige Blicke warfen wir der verzauberten Decke zu, die noch immer dicke, graue Wolken zeigte. Unser Frühstück fiel spärlich aus. Eine Scheibe Toast, war alles, was ich herunter würgen konnte. Ich wartete nicht einmal auf die Mädels, sobald die ersten Menschen in die Halle kamen, die weder unserem Team noch der Lehrerschaft angehörten, lotste ich uns in Richtung Ausgangstür.

Langsam gingen wir schweigend über das feuchte Gras zum Stadion. „Das wird ein ungemütliches Spiel.“ gähnte ich. Zustimmendes Murmeln war zu hören. „Carsten, ich glaube, ich spreche im Namen von allen, wenn ich sage, fange den Schnatz so schnell es geht.“ Der kleine Junge grinste. „Das habe ich vor.“

Etwas gesprächiger machten wir uns auf den Weg in die Umkleide. Durch die Tür hörte ich die Jungs lachen. Gewissenhaft zog ich das rote Trikot über und marschierte dann mit meinen Ledermanschetten in den anderen Umkleideraum. „Verfluchter Hippogreif!“ rief Clerk und hielt sich sein Trikot vor die nackte Brust. „Stell dich nicht so an.“ grinste Sirius. „Ist nichts, was sie nicht schon in besserer Ausführung gesehen hat.“ Ich warf Sirius einen vernichtenden Blick zu. „Und wer hat das zu beurteilen?“ fragte ich ruhig und beobachtete, wie mein Verlobter versteinerte. „Ich hoffe, ich habe mich gerade verhört, Peyton.“ knurrte er. Meine Mundwinkel zuckten und James brach in schallendes Gelächter aus. „Seit wann stehst du auf kleine Jungs?“ neckte er mich und entlockte mir ein Grinsen. „Hey, ich bin nicht klein!“ beschwerte sich Clerk. „Sicher, Kleiner.“ scherzte nun auch Sirius wieder.

„Schluss mit dem Unsinn.“ Ich wischte mir das Lächeln aus meinem Gesicht. „Macht euch fertig.“ Ich setzte mich zwischen McLagren und James und begann meine Armschienen festzuzurren. „Während ihr euch zu ende fertig macht,“ begann ich. „egal, wie das heute ausgeht, das hier ist ein tolles Team. Und ich wünsche denen, die nächstes Jahr weitermachen viel Glück.“ Sirius zog die Schiene an meinem rechten Bein fester und ich stellte mich in die Mitte.

„Das ist mein letztes Spiel. Das ist unser letztes Spiel. Und ich will verflucht sein, wenn wir das verlieren! Ich will den Sieg und ich will den Pokal. Dieses Team ist stark genug, um beides zu erreichen. Wir haben Slytherin das fürchten gelehrt und wir werden mit Rawenclaw dasselbe machen. Fair, nach den Regeln, aber trotzdem werden wir sie zerschmettern! Unser letztes Spiel wird ein Erfolg, ist das klar?“ „JA!“ Der Raum schien zu vibrieren. „Dann los!“ „GRYFFINDOR!“

„BEGRÜßT DIE MANNSCHAFT GRYFFINDORS! DEN MANNSCHAFTSCAPTAIN POLARIS VULPES.“ Ertönte die Stimme unseres Kommentators. „POTTER, SMITH, CLERK, MCLAGREN, BLACK UUUND BELL!“ Wir sausten um das Spielfeld und warteten dann in der Mitte auf die Rawenclawspieler. „UND HIER KOMMT RAWENCLAW! CAPTAIN JOHN TROSTIC, MELLERT, DERGEN, GAMBIT, SANDERS, MANDRAKE UUUND SALINO!“ Wir folgten den blauen Umhängen mit den Augen und warteten ruhig.

Professor Casinus schwebte heran. „Spielt sauber. Captains Hände schütteln.“ Ich flog dem Fünftklässler entgegen und schloss kurz meine Hand um seine. „DIE HÖFLICHKEITEN SIND AUSGETAUSCHT, WIR WARTEN NUR NOCH AUF DEN PFIFF UND DA KOMMT ER AUCH SCHON!“ Wir stoben in verschiedene Richtungen davon. Bell kreiste über uns, James, Clerk und Smith schossen zur Mitte des Spielfeldes, McLagren zu unseren Torringen und Sirius und ich verteilten uns auf beide Seiten des Feldes.

„RAWENCLAW AM BALL. MELLERT ZU DEGEN. ZU GAMBIT. ZURÜCK ZU DEGEN UND DA KOMMT DER KLATSCHER VON BLACK! DEGEN LÄßT DEN BALL FALLEN; POTTER FÄNGT IHN UND PASST ZU SMITH.“ Ich verfolgte das Spiel unserer Treiber und blieb kurz hinter ihnen.

„Pey hoch!“ Ich drehte einen Looping und sah einen Klatscher auf Clerks Hinterkopf zurasen. „Clerk rollen!“ befahl ich und beobachtete, wie der Junge sich zur Seite wegdrehte und der Klatscher an ihm vorbei raste.

„GRYFFINDOR MACHT EIN TOR!“ Schnell stand es siebzig zu siebzig. Es war kein raues, dafür aber ein schnelles Spiel und McLagren hatte seine Mühe mit den gegnerischen Jägern. Wutschnaubend unterbrach ich einen Angriff. „Reiß dich zusammen, verflucht nochmal!“ schrie ich ihn an und rauschte wieder zur anderen Seite des Spielfeldes.

Sirius knurrte als er mit Mandrake zusammenstieß und rempelte noch einmal nach, als Casinus in die andere Richtung flog. Ich schlug einen Klatscher und pfiff. Die Rawenclaws hatten bei unserem Spiel gegen Slytherin gut aufgepasst, sie tauchten ab und Gambit wurde am Oberschenkel getroffen. Ich lächelte. Sirius wiederholte das Ganze. Wieder tauchten die gegnerischen Spieler ab, da mein Pfiff offenbar den gegenteiligen Befehl gegeben hatte. Dergen stöhnte auf, als der schwarze, harte Ball in seiner Nierengegend einschlug.

„DIE TREIBER GRYFFINDORS HABEN DIE BLAUEN REINGELEGT! POTTER VERLIERT DEN BALL AN MELLERT, BLACK KOMMT INS STRAUCHELN UND PRALLT GEGEN DERGEN. DAS IST EIN STRAFWURF FÜR RAWENCLAW.“

Die Gryffindor-Anhänger stöhnten auf. Doch kurz darauf brandete wieder Jubel bei den Zuschauern in rot auf, als Smith in einem gewagten Manöver den Quaffel eroberte und einen langen Pass auf Clerk warf. Der fing den Ball und passte ihn an James weiter. Inzwischen hatte Smith aufgeschlossen und nahm das rote Objekte wieder entgegen, nur um ihn dann mit einem Drall in dem Mittleren der Ringe zu versenken.

„SALINO GEHT IN DEN STURZFLUG, ABER BELL FOLGT NICHT. ER SCHIEßT IN DIE ANDERE RICHTUNG.“ Ich hielt den Atem an und schlug mit dem Schläger aus Eschenholz nach der schwarzen Kugel, die meinen Weg kreuzte. Ich verfolgte Bell mit den Augen, ich konnte den kleinen Punkt sehen, auf den er sich konzentrierte. Die kleine goldene Kugel schwebte ein paar Meter unterhalb unserer Ringe. „Los, Car-“ Und dann wurde mir schwarz vor Augen.

Dumpf konnte ich Stimmen hören. Ich versuchte die Augen zu öffnen, aber meine Lider gehorchten mir nicht. Alle Geräusche um mich, schienen wie durch dicke Watte gedämpft. Innerlich fluchte ich. „Autsch.“ brachte ich schließlich flüsternd heraus, aber auch meine Stimme konnte ich kaum hören. Ich fühlte eine Hand, die meine umschloss. Und wieder das Summen, dass vermutlich Wörter waren.

Kurz flatterten meine Augenlider, dann hoben sie sich und ich sah verschwommen das Team und meine Freunde um mich herum. Ich blinzelte mehrmals bis meine Sicht besser wurde. Sirius saß neben mir auf meinem Bett. Um mich herum standen Lily, Remus, James und Ven. Auf die Betten neben mich hatten sich das restliche Team, Peter und Alice mit Frank verteilt.

Ich sah, dass sie sich unterhielten und ich hörte es Summen, aber zuordnen konnte ich es nicht. Die Schulkrankenschwester Poppy Pomfrey eilte auf uns zu und scheuchte Sirius von meinem Bett. Aus einer schwarzen, bauchigen Flasche goss sie mir eine klare Flüssigkeit in ein Glas und hielt es mir hin. Ohne zu zögern trank ich den Trank in einem Zug aus.

Ein hohes Pfeifen malträtierte meine Ohren und ich presste mir die Handflächen auf und schloss die Augen. Langsam wurde das Geräusch leiser, bis es nur noch ein irritierendes Hintergrundgeräusch war und ich die Stimmen um mich wahrnehmen konnte. „Miss Vulpes, Sie werde heute Nacht hier bleiben. Ihr Trommelfell muss sich erholen.“ ordnete die Madam Pomfrey an und wuselte zurück zu ihrem Büro.

Anderthalb Stunden später war ich allein im Krankenflügel. Die Anderen waren gegangen, um sich feiern zu lassen. Kurz bevor Bell den Schnatz gefangen hatte, hatte mich ein Klatscher hinter dem linken Ohr erwischt und mein Trommelfell zerlegt. In der Stille hörte ich das leise Pfeifen. Ich starrte an die weiße Decke und stellte mir vor, wie im Gryffindorturm die Siegesfeier stattfand.

Ein kleiner Sprühregen von einem Filibuster Feuerwerk flog in mein Sichtfeld. Ich richtete mich auf. Sirius, James und Lily schlichen sich gerade am Büro der Krankenschwester vorbei.

XVI

Montag Nachmittag durfte ich den Krankenflügel endlich verlassen. Gerade rechtzeitig, um den Schwall an Hausaufgaben mitzubekommen, der uns nun überrollte. Die Prüfungen standen vor der Tür und offenbar hatten wir in den vergangen sieben Jahren nicht einmal annähernd das gelernt, was wir für die Prüfungen brauchen würden.

Statt zu lachen und unsere letzten Wochen an der Schule zu genießen, saßen wir bis früh morgens im Gemeinschaftsraum und lernten. Gähnend schlug ich das Buch zu. „Ich gehe schlafen.“ verkündete ich. Um mich herum begannen die anderen Siebtklässler in Bewegung zu kommen. „Ich komme mit.“ Sirius sprang so energisch auf, dass ich den Verdacht bekam, dass er die letzte halbe Stunde nicht gelernt, sondern geschlafen hatte.

Mit sparsamen Bewegungen packten wir unsere Sachen zusammen und gingen zu den Schlafsälen. Doch anstatt mit Lily, Ven und Alice hochzugehen, ließ ich mich von dem schwarzhaarigen Tunichtgut zur Treppe der Jungs ziehen und folgte ihm nach oben. „Ich finde es immer noch unfair, dass die Treppe der Mädchen verhext ist und unsere nicht.“ murrte James und hielt die Tür für mich auf. „Werde erwachsen.“ gähnte ich und warf mich auf Sirius' Bett. „Niemals.“ lachten Krone und Tatze, während Remus in meinen Seufzer der Verzweiflung einfiel.

Der nächste Morgen kam viel zu früh. Die Sonne war noch nicht ganz aufgegangen, da weckten meine Lebensgeister mich. In Unterwäsche und einem T-Shirt von Sirius streckte ich mich genüsslich. „Pey, lass das.“ hörte ich Sirius schlaftrunken murmeln. Der Arm um meine Taille zog mich dichter an den Körper in meinem Rücken. Mit geschlossenen Augen lächelte ich über das besitzergreifende Verhalten.

„Ich schlage vor, Sie alle wachen augenblicklich auf.“ „Ich wusste nicht, dass du Minnie so gut nachmachen kannst, Pol.“ murmelte James und drehte sich auf die andere Seite. Meine Augen öffneten sich einen Spalt. „Ich fürchte, das war ich nicht.“ Professor McGonagall starrte wütend auf uns herunter. Ihre Augen waren schmal, ihr Mund kaum noch erkennbar und ihre Hände waren zu festen Fäusten geballt.

Plötzlich kam Bewegung in die Jungs. „Wie meinst du das?“ fragte James unsicher nach. „Miss Vulpes meint, dass Sie es niemals wagen würde vor meinen Augen Minnie nachzuahmen.“ Blitzartig saßen die Jungs aufrecht. Sirius hatte mich mit sich gezogen und mich - unsinnigerweise - hinter sich versteckt. „Morgen Professor.“ grinste er und sein Blick wanderte von Remus, zu Peter und schließlich zu James.

„Ähm, wir... Pol ist auf dem Sofa eingeschlafen...“ begann James und sah sich hilfesuchend um. „Ja, genau.“ sprang Remus ein. „Und da wir die Mädchentreppe nicht hoch kommen...“ Unter McGonagalls Blick verstummte unser Freund mit dem haarigen Problem.

„Ich nehme an, dass Mr. Pettigrew und Mr. Lupin, trotz seines Rettungsversuchs, nichts damit zu tun haben, dass Miss Vulpes im Jungenschlafsaal übernachtet hat?“ fragte sie scharf und sah James und Sirius an. „Nun, wenn man es genau nimmt, dann habe ich auch nichts...“ Ein Paar Socken traf James am Kopf, bevor er den Satz beendete. „Dann kommt das goldene Trio heute Abend zum Nachsitzen in mein Büro.“ beendete McGonagall, nachdem James nichts mehr sagte. „Mist.“ murrte ich.

„Haben Sie etwas dagegen, Miss Vulpes?“ Kam da Dampf aus ihren Ohren? Nein, hmm... es hätte mich jedenfalls nicht gewundert. „Nein, Professor, ich habe nur daran gedacht wie ärgerlich das ist, wo wir doch für die Prüfungen lernen sollten.“ Sie sah mich verkniffen an. „Dann sollten Sie vielleicht nächstes Mal in Ihrem Bett übernachten.“ Mit wehendem Umhang verließ unsere Hauslehrerin den Schlafsaal.

„Woher wusste sie, dass ich bei euch sein würde?“ flüsterte ich während der Zauberkunststunde. „Was weiß ich, vielleicht irgendein Zauber.“ Remus schüttelte den Kopf über James Kommentar. „Dann hätte sie Polly schon viel früher erwischt.“ „Es könnte sein, dass sie ihn erst ausgesprochen hat, nachdem die Beiden in der Großen Halle ihre Beziehung so offen zur Schau gestellt haben.“ murmelte Lily und trat gegen meinen Stuhl, damit er wieder nach vorn kippte. Ich warf ihr einen entnervten Blick zu. „Wie auch immer, wir müssen etwas dagegen unternehmen.“ murrte Sirius.

Beim Mittagessen steckten Sirius und James die Köpfe zusammen. Wir, das heißt, Lily, Alice, Ven, Remus und Peter, dachten uns nichts weiter dabei, schließlich hatte Sirius beschlossen den verräterischen Zauber loszuwerden. Bis wir in Zaubertränke unsere Zutaten in die Kessel mischten, kam mir nicht merkwürdig vor. Ruhig zerkleinerte ich meine Wurzeln neben Remus, als ich James flüstern hörte. Nichts ungewöhnliches.

In Slughorns Tisch gab es einen Rums und eine übelriechende braungrüne Wolke kam daraus hervor. „Alle auf den Korridor!“ Befahl Slughorn und wir waren nur zu glücklich zu gehorchen. Da der Rest der Stunde ausfiel, trafen wir uns im Gemeinschaftsraum. „Seht, was wir gefunden haben.“ grinste James und leerte seine Tasche. Süßigkeiten, eine Flasche Feuerwhiskey, und ein Denkarium kamen zum Vorschein.

„Wo habt ihr das her?“ Lilys Stimme war in Oktaven gerutscht, dass Fledermäuse sie bestimmt bestens verstehen konnten. „Aus dem Versteck in Sluggys Büro.“ grinste Sirius und öffnete eine der Tüten. Chunky-Witchy-Fudge. Noch immer grinsend hielt er mir die Tüte hin und ich griff hinein. Ich roch an dem Stück Fudge und zog die Nase kraus. „Man, das riecht nach Rauch, wo war sein Versteck?“ „Im Kamin.“

„Ich rieche Ärger auf uns zu rollen.“ erklärte Venice und zeigte auf das Portraitloch. Die Fette Dame war gerade dabei zur Seite zu schwingen. „Verfluchter Hippogreif. Schon wieder Minnie.“ Sirius schob das Diebesgut unter eines der Sofas und wir platzierten uns gerade rechtzeitig neu, um McGonagall durch das Portraitloch kommen zu sehen.

„Wären Sie so freundlich zumindest am Ende Ihres letzten Jahres Ihre kindischen Streiche einzustellen, Mr. Potter, Mr. Black.?“ Unschuldig sahen die Beiden unsere Verwandlungslehrerin an. „Verzeihung, Professor?“ „Mr. Lupin, Miss Evans, Sie sollten Ihre Freunde hier etwas zurückhalten.“ „Hey, was ist mit mir? Ich war immerhin Vertrauenschülerin.“ fuhr ich auf. „Und wenn ich Sie wäre, Miss Vulpes, würde ich das nicht erwähnen.“ Ich lächelte unschuldig und lehnte mich näher an Sirius.

„Warum haben Sie entschieden den Unterricht früher zu beenden?“ fragte sie streng und sah James und Sirius dabei an. „Brauchen wir wirklich einen Grund, Minnie?“ fragte mein vermutlich bald toter Verlobter. Ich schwöre, McGonagall hätte ihn beinahe zu einem Duell herausgefordert. „Mr. Balck, Sie werden...“ „Stopp!“ unterbrach Sirius sie. „Fünf Galleonen auf drei Tage.“ „Vier.“ rief James. „Ich sage, fünf.“ mischte sich auch Remus ein. „Bitte, Jungs, das war nur einen wert.“ erklärte ich und wir sahen alle McGonagall an. „In Ordnung, alle Wetten sind platziert, also?“ Sirius kreuzte seine Finger.

„Ich muss Sie alle enttäuschen. Zwei Tage. Zusätzlich zu denen, die Sie wegen heute Morgen schon einkassiert haben.“ Mit einem Stöhnen zückten wir alle unsere Geldbeutel. „Das macht zwanzig für den Pot.“ erklärte James unserer verblüfften Lehrerin. Moony rief ein großes, halbvolles Glas herbei und wir warfen die Münzen hinein. „Der, der die Wette des Jahres gewinnt, bekommt den Pot.“ „Die da wäre, Mr. Lupin?“ „Das können wir Ihnen leider erst hinterher verraten, Sie könnten das Ergebnis beeinflussen.“ strahlte ich und ließ das Glas wieder zum Schlafsaal der Jungs schweben.

McGonagall presste zwei Finger gegen ihre Schläfen. „Ich schätze, ich will es nicht wissen.“ murmelte sie und verließ den Gemeinschaftsraum.

„Man, das ist noch einmal gut gegangen.“ Lily sah uns mit geschürzten Lippen an. „Ihr könnt von Glück reden, dass sie euch nicht mit Professor Slughorns Sachen erwischt hat.“ murrte sie und verließ den Gemeinschaftsraum um zu Arithmantik zu gehen.

Nach dem Abendessen gingen James, Sirius und ich gemütlich durch die Gänge zu Professor McGonagalls Büro. „Kaum zu glauben, dass wir bald nie wieder Strafarbeiten verrichten müssen.“ grinste Sirius. „Es ist ein so vertrautes Gefühl.“ stimmte James zu. Lächelnd schüttelte ich den Kopf und klopfte an die schwere Holztür, die zum Büro führte. „Herein.“ Sirius drückte die Klinke runter und ließ und ein.

„Guten Abend, Minnie.“ James warf sich gut gelaunt auf einen der Sessel, die an den Fenstern standen. „Mr. Potter.“ Unsere Verwandlungslehrerin war definitiv nicht erfreut. „Ich bin noch immer Ihre Lehrerin, etwas mehr Respekt wäre durchaus angebracht.“ „Ah, aber Professor.“ begann Sirius. „Bald sind wir hier weg und dann laden wir Sie gerne zum Tee ein und wir sprechen ganz in Ruhe über Respekt. Spätestens, wenn wir beim Orden sind, duzen wir uns sowieso.“

„Sie werden dem Orden nicht beitreten, Mr. Black. Sie sind viel zu jung.“ „Aber nicht zu jung, um umgebracht zu werden.“ warf ich gelassen ein. Die Professorin atmete tief ein. „Miss Vulpes, keiner von Ihnen wird umgebracht werden und keiner von Ihnen wird dem Orden beitreten.“ „Das werden wir ja sehen.“ mischte James sich wieder ein. „Genug, Sie sind nicht hier, um dieses Thema zu diskutieren, sondern um nachzusitzen. Jeder von Ihnen nimmt sich hier vorne einen der Stapel und geht die Aufsätze durch. Notizen an den Rand.“

„Ich dachte, Minnie würde die Aufsätze benoten.“ Ich warf James einen kurzen Blick zu. „Hat sie sich bei Dumbledore abgeschaut. Ich schätze, es hat mit dem vermehrten Arbeit für den Orden zu tun, dass sie darauf zurückgreift.“ Mit dem Zauberstab machte ich eine Notiz am Rand des Aufsatzes.

„Wie weit seid ihr?“ McGonagall kam wieder in das Büro. Sie wirkte müde und abgespannt. „Fast fertig.“ murmelte ich und nahm den letzten Aufsatz von meinem nicht mehr vorhandenen Stapel. Sirius faltete gerade ein Pergament zu einem Flieger. „Lass es, Alpha.“ zischte ich und Sirius ließ den Arm enttäuscht sinken. „Och, wie gut du ihn schon trainiert hast.“ grinste James und wich einem Schlag von seinem besten Freund aus. McGonagall beobachtete uns mit hochgezogener Augenbraue.

„Kommen Sie, Sie wissen, dass Polly ihn festgenagelt hat.“ grinste James sie an. „Um der lieben Welt willen hoffe ich, dass Sie alle niemals Kinder bekommen.“ „Ach was, Sie wollen gar nicht, dass wir gehen. Denken Sie nur an die ganzen kleinen Blacks und Potters, die in unsere Fußstapfen treten könnten.“ Ich sah zu Sirius. „Kleine Blacks? Da habe ich wohl auch ein Wörtchen mitzureden.“ „Aber Darling, willst du nicht sehen, wie unsere geliebte Verwandlungslehrerin, Professor Minerva McGonagall, in den Wahnsinn getrieben wird?“ „Vorher werde ich eingeliefert.“ murrte ich. Doch James' Lachen und McGonagalls Schmunzeln hielten mich davon ab Sirius zu antworten. „Beenden Sie ihre Aufgabe, dann können Sie für heute gehen.“ Wir nickten und konzentrierten uns eine weitere halbe Stunde.
 

Wir waren noch nicht ganz beim Gemeinschaftsraum angekommen, als ein lauter Gong durch das Schloss hallte. „ALLE SCHÜLER FINDEN SICH BITTE AUGENBLICKLICH IN DER GROßEN HALLE EIN!“ Dumbledores Stimme übertönte den Gong. Wir sahen uns kurz an. Lily und Remus waren die ersten, die durch das Portaitloch kamen. „Los runter.“ James sah sich um. Die jüngeren Schüler waren nicht nur verwirrt, wie die älteren, sie hatten obendrein Angst und waren müde. „Alle aus den oberen Klassen achten auf die Jüngeren. Stellt sicher, dass keiner zurückbleibt.“ Mir lief es kalt den Rücken runter, als der lustige James so ernst Kommandos gab.

Zusammen mit Remus und Sirius übernahm ich die Nachhut. Lily ging vorweg, neben ihr Alice. Ven und Peter gingen nicht allzu weit hinter ihr neben ein paar Zweitklässlern. Dahinter war James, er und Kingsley Shacklebolt, ein Sechstklässler, eskortierten die Drittklässler. Direkt vor uns gingen die Erstklässler, einen Jungen hatte Sirius auf dem Rücken, doch sein Schritt blieb ebenso energisch wie zuvor.

In der Großen Halle liefen aufgeregt Schüler hin und her, die Meisten in Schlafsachen. Hinter uns fielen die Türen zu. „Guten Abend. Es tut mir leid, dass ich Sie wecken musste. Sie werden die Nacht hier verbringen. Die Lehrer werden in regelmäßigen Abständen nach Ihnen sehen. Keiner verlässt die Halle. In Ausnahmesituationen dürfen die Schulsprecher und die Vertrauensschüler die Halle verlassen oder Jemanden eskortieren.“ Mit einem einzigen Schwung seines Zauberstabes räumte Dumbledore die Tische und Bänke zur Seite und Schlafsäcke erschienen.

Unruhig suchten wir uns einen Platz nahe der Tür. „Mr. Potter, Miss Evans. Ich würde Sie gerne darum bitten ein Auge auf die übrigen Schüler zu haben.“ „Natürlich Professor.“ Dumbledores Augen waren matt. „Ihre Freunde können Ihnen dabei helfen.“ „Hätten wir sowieso gemacht, Professor.“ grinste Sirius.

„Professor Dumbledore, was ist denn überhaupt los?“ „Ich fürchte, das kann ich Ihnen nicht sagen, Miss Vulpes.“ Dumbledore achtete nicht weiter auf uns, als er den Raum verließ. „Track recordum.“ flüsterte Remus und zeigte erst auf Dumbledore und dann auf ein Blatt.

Ich halte das nicht für eine gute Idee, Albus.

Minerva, wir können den Schülern unmöglich jetzt sagen, was vor sich geht.

Das hatte ich auch nicht vor. Aber es zeugt nicht von Weisheit jetzt dort hin zu gehen.

Ich stimme Minerva zu. Keiner von uns sollte übereilt handeln.

Filius, ich werde mich gleich mit Alastor treffen. Hoffentlich sind seine Nachrichten nicht schlechter, als wir vermuten. Danach werde ich entscheiden, was zu tun ist.

Wie lange ist das Mal schon zu sehen?

Fast zwanzig Minuten.

Und noch keine Nachricht.

Übe dich etwas in Geduld, Minerva. Alastor wird sicher gleich kommen. Bis dahin gehen alle Lehrer Patrouille. Ich werde auf ihn warten und dann sehen wir weiter.

„Das Mal?“ flüsterte Ven und sah uns bestürzt an. „Wir wissen nicht wo.“ wollte Remus sie beruhigen. „Es muss in der Nähe sein, sonst wären die Lehrer nicht so nervös.“ Sirius klang ernst. „Hogsmead.“ murmelte Lily. Fragend sah ich sie an. „Es muss Hogsmead sein. Es ist die einzige Ansiedlung in der Nähe und ich dachte vorhin, ich hätte etwas grünes am Fenster gesehen.“

Für alle in Hogwarts wurde es eine lange Nacht. Von den älteren Schülern schlief kaum jemand, überall wurde geflüstert. Halbstündlich kam einer der Lehrer und sah nach uns. Ab und zu konnte man in der Halle ein Schluchzen hören. Als der Morgen graute, kam Dumbledore mit Slughorn und Flitwick wieder. „Guten Morgen. Die Unannehmlichkeiten bitte ich zu entschuldigen. Sie können nun in die Gemeinschaftsräume zurückkehren. Der Vormittagsunterricht fällt aus.“ Die Begeisterung über den Unterrichtsausfall hielt sich allerdings in Grenzen.

Die Prüfungen brachen nur zwei Tage später über uns herein. In langen Reihen waren die Pulte in der Großen halle aufgebaut worden. Zwei Ministeriumszauberer hielten ihre Rede, dass Schummeln weder toleriert würde noch möglich wäre. Im ernst, wenn es nicht möglich war, warum dann erwähnen?

Nervös saß ich an meinem Pult und beobachtete, wie die Fragebögen ausgeteilt wurden. Sirius saß in der zweiten Reihe, Lily in der Vierten, Venice direkt hinter Lily, In der siebten Reihe war Remus platziert worden, Alice saß neben Peter in der dreizehnten, James in der fünfzehnten Reihe und ich weit entfernt von meinen Freunden in der Dreiundzwanzigsten.

Ich atmete tief ein und wartete auf das Startzeichen. Durch eine Bewegung des Zauberstabes drehten sich unsere Pergamente um. Mit der verzauberten Anti-Betrugsfedern begann ich meine schriftlich Prüfung.

In den ersten drei Prüfungstagen hatten wir Zauberkunst, Geschichte, und Verwandlung. Am Wochenende lagen wir müde im Gemeinschaftsraum. Sirius hatte einen Arm um mich gelegt und döste auf dem Teppich vor dem Feuer. James und Lily saßen auf dem Sofa hinter uns. Lily schlief und James schien kurz davor. Remus las einen dicken Wälzer und Peter schnarchte laut im Sessel neben ihm. Ven und Alice hatten sich mit ihren Freunden zu einem Doppeldate getroffen.

„Ich schwöre euch, wenn das vorbei ist, schlafe ich eine Woche durch.“ murmelte ich. „Wolltest du nicht sofort … dich nützlich machen?“ James unterbrach seinen Satz, als ein paar Zweitklässler in den Gemeinschaftsraum kamen. Die meisten Schüler waren Draußen und genossen das schöne Wetter und normalerweise, wären wir unter unserm Baum gewesen. Doch keiner von uns, konnte sich aufraffen die vielen Treppen herunter zu gehen.

„Wir müssen uns noch ein Abschiedsgeschenk für unsere lieben Lehrer einfallen lassen.“ Sirius Stimme war fast zu leise. „Du meinst eine Überraschung der Rumtreiber-Art?“ Remus legte sein Buch zur Seite. „Das ist keine gute Idee.“ „Ich finde die Idee fabelhaft.“ mischte James sich ein. „Wir waren im letzten Jahr viel zu brav. Außer zu unseren nächtlichen Ausflügen, haben wir kaum Regeln gebrochen.“ Ich schnaubte. „Dafür haben wir aber nicht viel weniger nachgesessen, als sonst.“ „Also gut ein Abschiedsgruß unsererseits...“ murrte Remus: „Aber nichts zu grobes.“ „Ein Gruß! Das ist eine tolle Idee.“ fand ich.

Den Sonntag verbrachten Sirius, James, Remus, Peter und ich in der Bibliothek unter dem wachsamen Blick von Madam Prince. „Ich bin mir sicher, dass ich den Zauber gelesen habe.“ murrte ich und schlug das Buch zu. „Und wo?“ James war inzwischen genervt, die Bibliothek war weder sein noch Sirius Lieblingsplatz. „Wenn ich das wüsste, müssten wir nicht suchen.“ schnappte ich und zog das nächste Buch hervor.

Noch bevor ich einen Blick auf das Inhaltsverzeichnis geworfen hatte, schlug ich mir mit der rechten Hand an die Stirn. „Filchs Büro. Beim Sortieren der Akten.“ Die Jungs sahen mich an. „Als ich Anfang des Jahres für Filch die Akten sortieren musste, habe ich in die ein oder andere reingeschaut. Nur in die, die mein Interesse weckten.“ erklärte ich flüsternd. „Und was für Akten haben dein Interesse geweckt?“ Sirius Augen blitzen. Mir war schon klar, heute Nacht würden wir in Filchs Büro einbrechen. „Zum Beispiel die von Pomona Sprout, Poppy Pomfrey, Rolanda Hooch – die übrigens ab nächstem Jahr nicht mehr bei den Tutshill Tornados spielt, sondern auch nach Hogwarts kommt - und – Trommelwirbel bitte – Minerva McGonagall.“ „Du verarschst uns.“ rief James. „Psst!“ Mit geduckten Köpfen sahen wir zu der Verwalterin der Schulbibliothek. „Nein.“

„Minnie? Unsere Minnie hat eine Akte bei Filch?“ „Ja und zwar annähernd so dick wie die der Prewett Zwillinge.“ Sirius kaute auf einer Feder herum. „Also gehen wir heute Nacht mit der Karte und James Tarnumhang los und besorgen uns die Akte.“ grinste er.

„Morgen gehen die Prüfungen weiter.“ warf Remus schwach ein, er erwartete offenbar nicht ernsthaft uns von diesem Vorgehen abzuhalten.

XVII

„Wurmschwanz, beeile dich, sonst sieht man dich.“ flüsterte James und führte unsere Gruppe unter seinem Tarnumhang um die nächste Ecke. „Stopp. Slughorn, nach rechts.“ Sirius Blick war auf die Karte des Rumtreibers fixiert. Wir eilten in den Korridor, der nach rechts führte und warteten. Langsam ging Slughorn mit einer dampfenden Tasse und einer Schlafmütze, die mich zum Schmunzeln brachte, an uns vorbei. „Drei, zwei, eins, weiter.“ flüsterte Sirius. In geduckter Haltung schlich ich hinter Remus die Treppe runter, die in die Eingangshalle führte. „Alohomora.“ Remus wandte den Spruch so gleichgültig an, dass ich ins Grübeln kam, wie oft wir schon verschlossene Türen geöffnet hatten.

Ich huschte unter dem Umhang hervor und in das dunkle Büro. Sirius und James auf meinen Fersen. Remus und Peter standen vor der Tür unter dem Umhang Wache. Ich schlich zum Aktenschrank. „Unterste Schublade.“ Mit einem ohrenbetäubenden Quietschen zog James besagte Schublade auf. Schnell blätterte ich die Aktenzeichen durch. „Pomfrey, Hooch, Sprout und McGonagall. Ich habe alle... Moment.“ Ich blätterte etwas weiter. „Bertie Bott.“ grinste ich und zog eine weitere Akte hervor.“ „Einpacken, dann hauen wir ab.“ Ebenso leise, wie wir sie geöffnet hatten, schlossen wir die Schublade. Bei dem Geräusch rollten sich mir sinnbildlich die Fußnägel hoch. Wir schlüpften unter den Tarnumhang und schlichen zu fünft die Treppen wieder herauf.

Meine Augen waren kaum geöffnet, als das Pergament auf meinem Tisch sich drehte. Unmotiviert griff ich nach meiner Feder. Nennen Sie alle Zutaten des Felix Felicis in der Reihenfolge, in der sie in den Trank gegeben werden. Klasse. Wer würde den Trank ohne Buch brauen? Eine einzige Abweichung vom Rezept und man konnte die Alraunen von unten ansehen. Mit einem Seufzen begann ich die theoretische Zaubertrankprüfung.

Wenn wir nicht lernten oder in einer der Prüfungen waren, saßen wir zusammen und planten unseren Abschied. Donnerstag Abend saß ich am langen Gryffindortisch und sah mich etwas gelangweilt um. James und Sirius hatten sich nach der praktischen Verteidigung gegen die dunklen Künste Prüfung abgesetzt. Remus las in einem dicken Wälzer und meine Mädels waren weit und breit nicht zu sehen. Peter konnte ich in der Nähe des Slytherintisches entdecken, wo er mit zwei jüngeren Schülern sprach.

Nachdem ich also von allen Freunden unbeachtet war, beschloss ich ein wenig im Alchemielabor zu werkeln. Ich schnappte mir eine Scheibe Toast mit Butter und stieg dann die Treppen zum Alchemieraum hoch. „Accio Alchemiebuch.“ Kauend wartete ich, dass mein Buch angeflogen kam. „Das Zaubern ist auf den Gängen verboten, Miss Vulpes.“ Ich zuckte zusammen und drehte mich langsam um. „Guten Abend, Sir.“ Auf der Treppe hinter mir stand Alastor Moody. Sein ungekämmtes Haar stand in alle Richtungen ab.

Von rechts hörte ich das Flattern von Papier und ich fing mit einer Hand das Buch auf. Meine Augen blieben auf den Auror gerichtet. „Ich hoffe, Sie werden mich nicht an einen der Professoren verraten.“ lächelte ich und wartete, bis er die letzten Stufen erklommen hatte. „Heute nicht.“ Moodys Stimme glich eher einem Knurren. „Gibt es einen bestimmten Grund, dass Sie hier sind, Sir?“ „Es gibt immer einen Grund für mich da zu sein, wo ich bin, Mädchen.“ Ich biss mir auf die Zunge um nicht zu grinsen.

„Na dann, ich wünsche noch einen schönen Abend.“ „Miss Vulpes,“ Ich hatte mich gerade erst umgedreht, als Moody wieder sprach. „können Sie und Ihre Freunde den Patronus Zauber?“ Ich erstarrte. Moody konnte nicht wissen, dass wir den Zauber heimlich geübt hatten, oder? „Woher sollten wir den können, Sir? Der Zauber gehört nicht zum Lehrstoff.“ Moody grummelte und nickte. „Schade, wirklich schade...“ Murmelnd ging Moody den Korridor zu Dumbledores Büro entlang.

Ich wartete, bis der übellaunige Auror um die Ecke verschwand, bevor ich meinen Weg fortsetzte. Im Labor zog ich mir einen Stuhl heran und durchblätterte das Buch.
 

Geselligkeitselexier

Das Elixier ist eine alchemistische Zufallsentdeckung. Der Alechemist C. Agrippa entdeckte die Zusammensetzung und Herstellung bei dem Versuch einen Stein der Weisen herzustellen. Das Elixier ist eher eine Spielerei, als eine ernstzunehmende alchemistische Errungenschaft.

Wirkung auf den Anwender: Das Einnehmen des Elixiers bewirkt ein sofortiges Gefühl von Sicherheit und den Wunsch sich mit anderen Individuen zu treffen und in 'geselliger Runde' zusammen zu sitzen und zu reden. Dabei wird der Anwender Fragen gegenüber bereitwilliger antworten und bei einer zu hohen Dosis des Elixiers eventuell sogar Geheimnisse Preis geben. Das Elixier darf aber auf keinen Fall als Ersatz für Veritaserum gehalten werden, da die Informationen nicht zwangsläufig der Wahrheit entsprechen und die dafür benötigte Dosis starke Nebenwirkungen bis hin zur Vergiftung erzeugen kann.
 

Das Elixier war im Mittelalter unter den Jüngeren sehr beliebt, um auf Bällen oder bei privaten Treffen die Stimmung schnell anzuheizen. Für diverse Spiele zu jener Zeit wurde das Geselligkeitselixier als Voraussetzung gesehen. Das heutige Spiel Wahrheit oder Pflicht ist aus einem jener Spiele entstanden.

Ich grinste. Als Ergänzung zu unserem Abschiedsplan wäre das sicher eine nette Sache. Mit den beschriebenen Apparaturen und Substanzen bewaffnet, begann ich das Experiment aufzubauen.

Mit der Zunge zwischen den Zähnen maß ich die Menge des zerriebenen Zinnobers ab und schüttete es in eine Glasschale, die in einer Quecksilberlösung schwamm. „Ich bin auf deine Erklärung gespannt, was du hier machst.“ Ich drehte mich zur Tür. Sirius stand an den Türrahmen gelehnt und mit der Karte des Rumtreibers in der Hand da und lächelte mich an. „Wie würdest du es ausdrücken...“ überlegte ich kurz. „Ich bereite Unfug vor.“ Ein schiefes Grinsen drohte sein Gesicht zu spalten.

Durch ein feines Leinentuch ließ ich das rote Elixier tropfen, um die letzten Unreinheiten herauszufiltern. Sirius hatte mir schweigend zugesehen. Ich verkorkte die Phiole und verschloss den Korken mit rotem Wachs. „Fertig?“ Sirius lang gelangweilt. „Fast.“ Mit einem Schwung meines Zauberstabes flogen meine benutzten Apparaturen zum Waschbecken und begannen sich zu spülen. Ich wischte den Tisch ab und wartete, dass alle Schalen, Kerzen und Substanzen an ihren angestammten Platz flogen. Ich verschloss den Schrank und sah mich um. Alles wieder wie vor meinem Experiment, sehr gut.

„Also, verrätst du mir, was das für ein Zeug ist, Süße?“ Sirius hatte einen Arm um meine Schulter gelegt und ging mit mir zum Gemeinschaftsraum. „Nein. Ich habe nur eine kleine Ergänzung für unseren Abschied gemacht.“ Er kniff die Augen etwas zusammen. „Okay, jetzt will ich erst Recht wissen, was das rote Zeugs ist. Was muss ich machen, damit du es mir erzählst?“ von der Seite sah ich ihn an. Die seidigen, schwarzen Haare, die ihm ins Gesicht fielen, die sturmgrauen Augen.

„Ich werde es nicht verraten, aber bei einem angemessenen Angebot könnte ich mich zu etwas anderem hinreißen lassen.“ Sirius sah mich misstrauisch an. „Das da wäre?“ „Eine Überraschung. Also?“ Er zögerte. „Werde ich die Überraschung mögen?“ Ich schmunzelte. „Du wirst es lieben, Mr. Everything. Es kombiniert deine Lieblingsbeschäftigungen.“ Seine Augenbrauen wanderten in die Höhe. „Die da wären?“ „Sag du es mir.“ Ohne auf seine Antwort zu warten, duckte ich mich unter seinem Arm weg und rannte die nächste Treppe hoch.

Nach der letzten Prüfung am Freitag saßen wir endlich wieder unter dem blauen Himmel. Die Ärmel meine Bluse hatte ich hochgekrempelt und meine Krawatte hing lose um meinen Hals. James und Sirius schlichen sich gerade an Remus heran, um ihn in den See zu schubsen. Lily saß nachdenklich, und natürlich vollkommen ordentlich gekleidet, neben mir. „Sag mal Polly, was heckt ihr aus?“ „Hmm?“ Ich beobachtete weiter Sirius, der einen großen Bogen im hohen Gras schlug. „Na, ihr habt doch irgendein großes Ding geplant, oder nicht?“ Lilys Augen waren in die Ferne gerichtet.

„Bist du sicher, dass du das wissen willst, du kannst deine Hände dann nicht mehr in Unschuld waschen.“ Sie nickte abwesend. „Ich glaube, ich möchte mich beteiligen.“ Mit offenem Mund starrte ich sie an. „Tatze, Krone, Moony! Hier her!“ Sirius fluchte, er hatte die Arme schon halb ausgestreckt, als Remus sich umdrehte und ihn mit einem missbilligendem Blick strafte. Dennoch kamen alle zu uns. „Was gibt es denn, dass du uns den Spaß versauen musst.“ Ich grinste in die Runde.

„Lily möchte sich an unserem letzten, großen Coup beteiligen.“ Zunächst passierte gar nichts, dann breitete sich auf den Gesichtern der Jungs ein eben solch breites Grinsen, wie auf meinem, aus. „Na dann, werden wir eine hübsche Kleinigkeit finden, die unsere Nachwuchs-Rumtreiberin übernehmen kann.“ meinte Sirius. „Nachwuchs-Rumtreiberin?“ „Oh ja, es erfordert jahrelange Übung ein Rumtreiber zu werden und natürlich wochenlanges Nachsitzen.“ erklärte Sirius todernst und wir lachten.

Nachts saßen wir im Gemeinschaftsraum und gingen den genauen Ablauf unseres Abschiedsstreiches durch. „Meine Güte, das ist fast so anstrengend wie die Schulaufgaben.“ „Was denkst du denn, warum wir nur dreiviertel des Jahres nachsitzen mussten? Akribische Planung.“ James gähnte. „Wie auch immer, jeder weiß, was er zu tun hat?“ Wir nickten. „Gut, wir treffen uns nach den Einzelaufgaben in der Großen Halle.“ Remus, unser Organisationsexperte, tippte auf eine Skizze, die die Büros der Lehrer und die Große Halle zeigte.

Sirius zog mich auf seinen Schoß und massierte geistesabwesend meine Schultern. „Und du bist sicher, dass es den ganzen Tag hält?“ „Wir versehen es mit einem Zeitzauber.“ „Heißt, du machst es.“ gähnte ich.

Lily, James und Remus erhoben sich. „Alpha, willst du deine Überraschung?“ fragte ich leise. „Habe ich sie mir verdient?“ Ich legte den Kopf schief. „Eigentlich noch nicht, ich gewähre sie dir trotzdem.“ lächelte ich und versuchte auf die Beine zu kommen. „Sag wohin und ich trage dich.“ flüsterte Sirius.

„So gerne ich das Angebot annehmen würde und auf dem Rückweg sicher in Anspruch nehme, jetzt musst du deine Augen schließen und mir folgen.“ Widerwillig folgte er mir aus dem Gemeinschaftsraum und schloss auf dem Korridor die Augen. „Nicht schummeln.“ ermahnte ich ihn.

Wir schlichen durch die Gänge und ein paar Treppen nach unten. „Weißt du schon welcher Korridor das ist?“ fragte ich leise. Er schüttelte den Kopf. In Ordnung, ich musste ihm zu gute halten, dass ich ein paar Umwege gegangen war, um ihn zu verwirren. Vor einer Tür hielt ich an. „Alohomora.“ Es klickte leise und die Tür schwang auf.

Hinter Sirius schloss ich die Tür und stellte mich an den großen Tisch in der Mitte des Raumes. „Du darfst schauen.“ Seine Augen öffneten sich und er sah sich um. „Was machen wir hier?“ Ich tat als würde ich schmollen. „Und ich dachte, du wüsstest, was du hier anstellen willst.“ Sein Grinsen wurde eine Spur breiter. „Ach?“ Langsam kam er zu mir rüber und sein Lächeln wurde raubtierhaft. Ich lächelte ihn unschuldig an. „Hattest du dich nicht ausdrücklich gegen Minnies Büro ausgesprochen.“

Ich lehnte mich gegen den Schreibtisch und lächelte ihn an. „Ich fürchte, daran kann ich mich nicht so recht erinnern...“ Seine Hände griffen nach der Tischkante zu beiden Seiten von mir. „Na dann will ich nicht der Grund sein, dass du dich wieder erinnerst.“ flüsterte er und küsste mich sanft.

Sorgfältig knöpfte ich meine Bluse zu und suchte meinen zweiten Strumpf. „Verdammter Hippogreif.“ murrte ich, als ich ihn nicht fand. „Accio Strumpf.“ Sirius hockte auf der Tischkante und band seine Schuhe zu. „Vergiss den blöden Strumpf.“ grinste er. „Hör auf zu grinsen, wenn McGonagall den Strumpf findet, was meinst du, was sie dann macht?“ „Keine Ahnung, sie weiß ja nicht, dass es deiner ist.“ „Sie kann es sich bestimmt denken.“ fauchte ich. „Aber es fehlen die Beweise! Ein einzelner Strumpf, bei dem der Besitzer auch noch unbekannt ist, ist nicht genug.“ Ich sah ihn skeptisch an. „Meinetwegen.“ Er stieß sich vom Tisch ab und strich mit der Hand durch die schwarzen Haare. „Komm, ich trage dich zurück.“ Ich ließ mich von ihm anheben und verschloss mit einem Wink die Tür hinter uns.

Beim Frühstück sahen unsere Freunde uns neugierig an. „Wo wart ihr denn?“ fragend sah ich James an. „Was meinst du?“ „Na, du und Tatze, ihr wart doch noch im Schloss unterwegs.“ „Wir haben meine Lieblingsbeschäftigungen kombiniert.“ „Streiche spielen und essen?“ vermutete Lily. James schnaubte. „Also bitte, Tatze ist doch nicht so einfach gestrickt.“ „Nein einfacher.“ murmelte Remus. Venice sah ihn fragend an, doch er schüttelte den Kopf. „Was sind denn seine liebsten Beschäftigungen?“ fragte Lily und ahnte vermutlich schlimmes. „Die Regeln brechen und seine geliebte Polaris Peyton Vulpes, bald Black, verführen.“ „Bei Merlins Unterhose, hätte ich nur nicht gefragt.“ murmelte Lily und sah mich an. „Viel zu viel Information.“ sagte sie zu mir und widmete sich ihrem Saft. Ich unterdrückte ein Grinsen und wandte mich meinem Frühstück zu.

„Also welche Regel habt ihr gebrochen?“ fragte James mit einem schalkhaften Glitzern in den Augen. „Du meinst abgesehen davon, dass Sex in der Schule verboten ist?“ mischte Lily sich wieder ein. Etwas genervt sah er seine Freundin an. „Ja, abgesehen von der Regel.“ „Ich bin zuversichtlich, dass ihr es im Laufe des Tages auf die ein oder andere Art herausbekommt.“ grinste Sirius. Über seinen kindlichen Enthusiasmus konnte ich nur den Kopf schütteln.

Es dauerte ganze zwei Stunden bis McGonagall uns bei unserem Baum aufgestöbert hatte. „Ich weiß nicht wer von Ihnen letzte Nacht in meinem Büro war, aber wenn ich es herausfinde, bevor dieses Schuljahr beendet ist, werden Sie sich wünschen niemals auch nur in dem Korridor gewesen zu sein.“ Sie hielt meinen Strumpf hoch und sah uns ärgerlich an. Ich befürchtete, dass ihre Drohung durchaus ernst gemeint war. „Warum sollte einer von uns in Ihrem Büro gewesen sein, Professor Minnie?“ fragte Sirius.Sie schnaubte. Wütend stampfte unsere Lehrerin zurück zum Schloss.

Unsere Freunde sahen uns mit großen Augen an. „Ist nicht wahr!“ rief James, als sie außer Hörweite war. Statt auf James zu reagieren sah ich mich nach Sirius um, der hinter mir saß und meine Rückenlehne spielte. „Wo hat sie den gefunden? Ich habe alles abgesucht.“ „Sag mir, dass du das nicht gemacht hast, Polly.“ stöhnte Lily und stützte ihr Gesicht in ihren Händen ab. Ich grinste. „Habe ich nicht.“ „Nicht?“ „Du sagtest, das soll ich sagen.“ verwirrt sah sie mich an. „Du bist unmöglich.“ „Hey, das war Sirius' Idee.“ beschwerte ich mich über ihre Anschuldigung. „Aber du hast gestern Nacht entschieden, wo wir hingehen.“ grinste Sirius. Ich konnte seinen warmen Atem an meinem Ohr spüren und unterdrückte den Schauer, der meinen Rücken entlanglaufen wollte. „Trotzdem war es deine Idee.“ schmollte ich und ignorierte, dass die Anderen über mich lachten.

XVIII

Unser letzter Tag in Hogwarts war ereignisreich. Schon vor sechs Uhr waren wir unterwegs. Vorbildlich in unsere Uniformen gekleidet, die wir an diesem Tag zum aller letzten Mal tragen würden, schlichen wir durch die leeren, dunklen Korridore.

Im vierten Stock trennten wir uns. Mein erster Weg führte in die Küche. Die Hauselfen waren wie immer äußerst hilfsbereit und so dauerte es nicht lange, bis jede Schüssel und jeder Teller mit einem kleinen Zauber belegt war. Ich huschte wieder die Treppen hoch und traf auf Remus, der gerade aus Professor Flitwicks Büro kam. Möglichst leise erklomm ich eine alte Treppe, die bei jeder Berührung knirschte, und hielt auf den Alchemieraum zu. Ich belegte die Tür mit einem Zauber und schlich weiter.

Es war zehn Minuten vor sechs, als ich vor der Großen Halle ankam. Durch die großen Türen schlich Lily sich in die Eingangshalle, aus den Kerkern kam James und Sirius schloss gerade Filchs Bürotür. „Nur noch die Große Halle und das Lehrerzimmer übrig.“ erklärte Remus und öffnete vorsichtig die Tür der Großen Halle.

Alle Tische standen an ihrem Platz, die Bänke waren verweist und die Kerzen noch nicht entzündet. Die verzauberte Decke zeigte einen klaren Sonnenaufgang, der alles in ein goldenes Licht tauchte. „Dann los.“ flüsterte James und Sirius marschierte quer durch die Halle.

Wir verteilten uns. Sirius stand hinter Dumbledores Stuhl, Remus ihm gegenüber an den Türen, James am Slytherintisch, ich am Gryffindortisch und Lily im Mittelgang. „Drei, zwei, eins.“ Remus zählte ein. „Salutem scribe!“ riefen wir und schrieben mit unseren Zauberstäben in die Luft. „In muro.“ murmelten wir und unser Abschiedsgruß begann an der Wand zu leuchten. „Quindenam consolidant.“ erklärte Remus leise.

„Weiter zum Lehrerzimmer.“ rief ich enthusiastisch und stürmte auf die Tür zu. Lachend rannte Sirius auf mich zu und fing mich bevor ich die Tür erreichte. Unter dem Gelächter unserer Freunde hob er mich von hinten hoch und wirbelte mich im Kreis herum. „Warum so eilig?“ flüsterte er mir ins Ohr. „Ich habe nur versucht vor dir zu fliehen, Tatze.“ antwortete ich lachend und wand mich aus seinem Griff. „Hey!“ rief er mir empört nach. Zusammen mit Lily und James flüchtete ich vor Sirius und wir zogen Remus lachend mit uns. Wir schlossen die Türen der Großen Halle und gingen zum Lehrerzimmer. „Wenn Ihr erlaubt?“ fragte ich mit einem Knicks. Meine Freunde nickten mir zu. „Alohomora.“ Das Schloss klickte leise und die Tür ließ sich ohne Probleme öffnen.

Wir sahen uns in dem Raum um. Große Sessel standen in einer gemütlichen Leseecke um einen kleinen Tisch. Ein großer Tisch in der Mitte des Raumes und für jeden Lehrer stand ein Stuhl bereit. Ein großes Regal an der Wand und ein Kleiderschrank in der Ecke. Die Wände waren mit Holz vertäfelt. Ich ließ mich in einen der Sessel fallen. „Nicht so faul, junge Dame.“ grinste James mich an und sah Lily auffordernd an. Aus der kleinen Tasche an ihrem Handgelenk zog sie diverse Flaschen und verteilte sie auf dem Tisch. Sirius zog mich hoch und wir begannen den Raum zu dekorieren.

Remus und James fingen unterdessen an eine weitere Nachricht zu verfassen. „Apparens cras.“ Remus‘ Stimme war leise und dennoch durch den ganzen Raum zu hören. Alles, was wir eben noch so geschäftig gemacht hatten, verschwand. Der Raum sah unberührt aus. Lily belegte die Tür mit einem Zauber und wir verschlossen sie wieder. Gut gelaunt machten wir uns auf den Weg in die Große Halle zum Frühstück. Unsere Nachricht an der Wand war wieder unsichtbar geworden. Später würden wir Peter noch überzeugen zu unterschreiben und sie nach unserer Feier wieder sichtbar machen. Alles war vorbereitet.

Wir verhielten uns vorbildlich. Völlig ruhig lauschten wir Dumbledores Rede. Unsere Uniformen hatten noch nie so korrekt gesessen, Lily war wie immer die Ausnahme. Immer wieder warfen die Lehrer uns unsichere Blicke zu. Sie erwarteten einen Abschied und wir unterdrückten das Grinsen an unsere Überraschung.

Die Erst- bis Sechstklässler stiegen in den Hogwartsexpress. Etwas sehnsüchtig sah ich ihnen nach. Sie würden nächstes Jahr wieder kommen, sie würden nächstes Jahr in Sicherheit sein. Und wir? Wir steuerten auf einen Krieg zu.

Unsere Familien kamen nach und nach an. In einem der vielen Innengärten waren weiße Stühle aufgestellt. Mein Vater, mein Bruder, meine Großeltern und Calla waren gekommen. Sie saßen in einer der vielen Reihen und unterhielten sich ruhig. Die Blacks saßen nicht weit entfernt. James Familie saß genau hinter meiner und sein Vater unterhielt sich angeregt mit Lilys Vater.

Vens Mutter saß steif neben ihrem Mann und sah ins Leere. Mein Blick blieb an den stumpfen Augen hängen. Ich konnte inzwischen nachvollziehen, was eine Frau so vernichten konnte und insgeheim dankte ich meinen Freunden erneut für ihre Hilfe.

In einer langen Reihe wurden wir von Professor McGonagall in den Innenhof geführt. Und ich musste schmunzeln, als ich an unseren ersten Tag in Hogwarts zurückdachte. Wir stellten uns auf die Tribüne und ich starrte auf die Eltern, Freunde und Verwandten, die vor uns saßen. Vor mir standen Lily und James, neben James stand Remus. Vor den Dreien standen Venice, Alice und Frank. Peter stand in der ersten Reihe und neben mir, direkt hinter James stand Sirius. Einen Arm hatte er mir um die Schultern gelegt und ich genoss das Gefühl. Lachend hörten wir uns ein letztes Mal an, was Dumbledore uns als Schüler von Hogwarts zu sagen hatte. Wir scherzten und überall um uns herum hörten wir glückliche Gespräche.

„Ich muss mich nun von Euch verabschieden. Ich wünsche Euch für Euer weiteres Leben alles Gute und hoffe, dass Ihr die eine oder andere Weisheit hier gelernt habt. Herzlichen Glückwunsch Abschlussjahrgang 1978.“

Wir brachen in Jubel aus und warfen unsere Hüte in die Luft. Jetzt waren wir offiziell nicht mehr Schüler der Schule für Hexerei und Zauberei. „Drei,“ rief Remus. „Zwei,“ zählten Sirius und ich. „Eins!“ schrien James und Lily. Wir zückten unsere Zauberstäbe. „Activate!“ Silberne Funken stoben aus unseren Zauberstäben und nicht nur unsere Mitschüler und Lehrer sahen uns überrascht an.

Über dem ganzen Schloss gingen Feuerwerkskörper los. James und Sirius hatten sie auf jedem der Türme platziert. Im ganzen Schloss begann Musik zu spielen. Langsam spannten sich rote Seidenbahnen um das riesige Gebäude. Eine überdimensionale Schleife band sich wie von selbst. Lachend beobachteten wir unser Werk. Inzwischen würden unsere Nachricht in der Großen Halle und die anderen Überraschungen fertig sein.

Unser Abschlussfoto wurde geschossen und wir verließen langsam die Tribüne, während unsere Angehörigen klatschten. Zusammen mit Remus, James, Lily, Peter, Venice, Alice und Sirius ging ich durch den Innenhof. „Professor Dumbledore!“ James hielt genau auf den weißgekleideten Schulleiter zu. „Wir würden gerne mit Ihnen sprechen.“ „Ein bisschen spät, finden Sie nicht, Mr. Potter?“ Dumbledore schmunzelte und musterte unsere Gruppe kurz.

„Wir wollen dem Orden beitreten.“ erklärte Sirius. „Das heißt James, Remus, Peter und ich.“ setzte er nachdrücklich hinzu. „Von wegen.“ mischten Lily und ich uns ein. „Wir wollen auch beitreten.“

XIX

Dumbledore sah uns milde überrascht an. „Was meint ihr?“ Wir wechselten vielsagende Blicke. „Professor, im Ernst.“ Lily sah ihn durchdringend an. „Vielleicht sollten Sie nun zu Ihren Familien gehen. Wir können uns ein andern Mal unterhalten.“

Mit einem wissenden Lächeln verließ der Schulleiter unsere kleine Runde. „Super gelaufen.“ kommentierte James. Trotzdem gingen wir gut gelaunt zurück zu unseren Familien und Freunden.

„Polaris, Schätzchen. Komm hier herüber.“ Annmarie Potter lächelte mich einladend an. James Mutter bevorzugte es Annie genannt zu werden. Neben ihr stand meine Familie, während Mr. Potter sich mit einem Vater eines Mitschülers unterhielt. Ich wurde in eine knochenbrechende Umarmung gezogen und musste mir anhören, wie stolz meine Mutter gewesen wäre. So gerne ich James‘ Mutter hatte, das war zu viel. Ich machte mich wieder los und lächelte sie matt an. „Danke.“

Die Blacks sahen kurz zu uns, bevor sie sich ohne ein Wort zu sagen entfernten. Sirius sah ihnen kurz grimmig nach. „Komm Alpha, gehen wir zur Feier.“ Ich zog ihn mit mir. Etwas genervt fuhr er sich durch die Haare. Unser Jahrgang, das heißt Lily und James, hatten unsere Abschlussfeier – die inoffizielle – im Drei Besen organisiert. „Ich kann mich so gerade noch daran erinnern, wie man läuft, Pey.“ grummelte er. Lachend ließ ich los.

James, Lily und Remus schlossen zu uns auf. „Also los.“ grinste James. Wir traten durch das schmiedeeiserne Tor und apparierten. Vor der Tür des Drei Besen kam ich auf dem Weg auf. Unter den Füßen konnte ich die Unebenheiten spüren, aber sehen konnte ich nichts. „Hey, was?“ Lachend zog Sirius mich über die Straße. Und dabei wurde mir klar, dass mein Verlobter mir irgendwie eine Augenbinde verpasst hatte. „Was soll das, Sirius?“ „Uh, Sirius. Mensch Tatze, schaffst du es nicht zwei Wochen ohne, dass du bei Pol in Ungnade fällst?“ „Sagst du mir? Krone, wie lange hast du nochmal gebraucht bis Lily mit dir ausgegangen ist?“

Blind wurde ich ins Innere der kleinen Bar gezogen. Es war laut. Ich vermutete, die meisten unserer Mitschüler waren bereits eingetroffen. „Darf ich wieder sehen?“ fragte ich leicht genervt und versuchte mich zu orientieren. Sirius trat hinter mich und löste die Augenbinde. Ich konnte Lily lächelnd den Kopf schütteln sehen. Remus hatte einen ähnlichen Ausdruck. Peter starrte auf zwei leuchtende Flaschen, die über unseren Köpfen schwebten und James grinste über beide Ohren. „Und warum…“ „Nur so.“ ich konnte quasi hören, wie er griente.

Kopfschüttelnd drehte ich mich um. „Du bist unmöglich.“ Er spielte den Betroffenen. „Das trifft mich hart.“ sagte er ernst, aber in seiner Stimme schwang eine Heiterkeit mit, die anderes vermuten ließ.

„Ich unterbreche ungern,“ Ich sah James ungläubig an und er grinste zurück. „aber alle anderen haben uns schon ein, zwei Drinks voraus.“ Und damit stürzten wir uns ins Gedränge.

Noch nie in meinem Leben, hatte ich mich so mies gefühlt. Vergessen war mein Kater nach Jas‘ Geburtstag, vergessen diverse andere nach Trinkgelagen im Gryffindorturm. Stöhnend drehte ich mich auf die Seite. Mein Kopf schien drei Mal so groß wie zuvor und – was noch schlimmer war – er pochte, als würde er jeden Moment explodieren. Meine Finger waren taub und mein linkes Bein eingeschlafen. Mein Hals rau und meine Zunge pelzig. Kurz um, ich hatte mir die Mutter aller Kater eingefangen.

Erneut stöhnend hob ich eine Hand, um nach der Decke zu greifen, und stieß gegen etwas festes und warmes. Mit mehr Mühe, als es mich hätte kosten sollen, drehte ich mich zur anderen Seite. Gleichmäßig atmend lag Sirius neben mir. Ein Arm unter seinem Kopf, der andere vom schmalen Bett baumelnd. Mit einem sanften Lächeln rutschte ich näher. „Alpha?“ Keine Reaktion. Ich hauchte ihm ins Ohr. „Mr. Everything?“ Noch immer rührte er sich nicht. „Mr. Black, Sie sind erneut zu spät zum Unterricht.“ meinte ich scharf und versuchte McGonagall zu imitieren.

Aufgeschreckt kam er hoch. „Bin schon da, Professor.“ Er sah sich um. Sein Blick wanderte durch den Raum und fand keine Lehrerin sondern mich. Genervt sah er mich an. „Wirklich, Pey?“ Ich grinste zur Antwort. Irgendwie fühlte ich mich jetzt schon besser.

„Schlaf weiter.“ befahl er mir. Flüchtig sah ich mich um. Das Zimmer war sauber und freundlich eingerichtet. Außer dem Bett, waren ein Schrank und ein Schreibtisch aus hellem Holz aufgestellt, durch das Fenster zu meiner Rechten strahlte die Sonne und hüllte alles in goldenes Licht.

„Los komm schon, aufstehen.“ quengelte ich und wühlte mich aus dem Bett. Ich suchte nach meinen Klamotten und sammelte nebenbei auch Sirius‘ ein. Unachtsam warf ich sie auf das Bett, oder eher meinen Verlobten. „Pey!“ nuschelte er. Umständlich stieg ich in die enge Jeans. „Los, genug geschlafen, Tatze. Wir brauchen frische Luft und Wasser.“ Dabei zog ich mir das T-Shirt über den Kopf. „Godric weiß, sonst werden wir den Kater niemals los.“ fügte ich leise hinzu. Grummelnd kam Sirius auf die Beine.

Die Stimmung am Frühstückstisch war gedrückt. Keiner schien den Abend nüchtern überstanden zu haben. Ruhig nippten die jungen Absolventen an ihren Getränken und knabberten an den Brötchen und Toasts. „Was würde ich für einen von Poppys Tränken geben.“ murrte James und starrte leer über den Tisch. Neben ihm saß Lily, das rote Haar in einen unordentlichen Zopf gebannt. „Ich trinke nie wieder.“ versprach sie und ich schenkte ihr ein müdes Lächeln. Zusammen mit den Rumtreibern würde ich sicher gehen, dass sie dieses spezielle Versprechen nicht halten würde.

Eine Woche später, die James, Lily, Sirius und ich bei den Potters verbracht hatten, saßen wir in einem kleinen Laden und tranken Kaffee. Mit einem großen Stück Kürbiskuchen saß ich neben Sirius und hörte zu. Venice erzählte von ihrem neuen Freund.

„Mal etwas anderes.“ mischte James sich ein. „Wann gehen wir zu Dumbledore?“ „Ah, dazu habe ich mir schon Gedanken gemacht.“ Sirius Stimme sprühte vor Energie. Unsere Aufmerksamkeit richtete sich auf den schwarzhaarigen, jungen Mann. „Von Phineas weiß ich, dass er über die Ferien normalerweise im Schloss bleibt. Wir müssen also nur nach Hogwarts und in sein Büro marschieren. Bei dem, was gerade vor sich geht, braucht er sicher jeden Mann.“ grinste er. Als er meinen Blick sah, fügte er ein schnelles 'und Frau' hinzu.

„Und du meinst, wir könnten einfach so nach Hogwarts spazieren? Gibt es in den Ferien keine Schutzzauber, die Unbefugten den Zutritt verbieten?“ fragte Ven und schob sich eine weitere Gabel Kuchen in den Mund. „Tatsächlich gibt es keine zusätzlichen Schutzzauber während der Sommerferien. 1760 beschloss Dilys Derwent. Die damalige Schulleiterin, dass es unnötig wäre. Schließlich würde niemand in eine Schule einbrechen, die nicht verlassen war. Außerdem sorgte sie dafür, dass die Verteidigungsanlagen der Schule wieder Instand gesetzt wurden. Der vorherige Schulleiter hatte diese nämlich kaum gepflegt.“ Ich blinzelte einmal. Die Gabel halb an den Mund gehoben, starrte ich meine beste Freundin an. Ein zweites Blinzeln, dann legte ich die Gabel hin. „Lily, versprich mir eines, erzähl mir nicht, woher du solche Sachen weißt. Ich will es nicht wissen und ich vermute. Dass es den Anderen ebenso geht.“

Nun war es an Lily zu blinzeln. Sie öffnete den Mund, doch ich hielt eine Hand hoch. „Sch!“ Beleidigt klappte sie ihren Mund wieder zu und murmelte etwas, das sich verdächtig nach einer Schimpftirade über ignorante, schwarzhaarige Personen anhörte.

„Sie hat es aus Geschichte Hogwarts'.“ informierte Remus mich gähnend. Düster sah ich ihn an. „Danke, Herr Lehrer.“ murrte ich und Ven, James und Sirius brachen in Gelächter aus.Grimmig spießte ich das letzte Stück Kuchen auf. „Also gehen wir nach Hogwarts?“ fragte Peter mit dünner Stimme. Die Jungs nickten.

„Sollten wir nicht Alice Bescheid geben?“ fragte Lily unruhig. „Dann würde Frank sich bestimmt auch melden.“ überlegte James laut und starrte in seine leere Teetasse.

„Alice weiß, was wir vorhaben. Sie hat mit gelernt, um in den Orden einzutreten. Wir sollten sie nicht ausschließen.“ argumentierte ich leise. „Alice hat ein zu gutes Herz.“ erwiderte Sirius und erntete einen Tritt von Lily gegen das Schienbein. Er zischte und sah sie wütend an. „Und was haben Ven, Polly und ich? Ein Herz aus Stein?“ fauchte sie. James strich ihr beruhigend über den Unterarm. „So meinte er das nicht. Alice...“ er brach ab. „Sie ist nicht so entschlossen, wie wir es sind. Sie könnte einen Kampf nicht so gut verwinden.“ erklärte Remus den Gedankengang der Jungs.

„Obwohl ich der Meinung bin, dass die Jungs Recht haben, müssen wir Alice sagen, wenn wir gehen. Sie ist unsere Freundin.“ mischte Ven sich ein. Ich nickte. Seufzend ergaben James und Sirius sich. „Gut, sagt ihr Bescheid, aber wir müssen schnell handeln.“ bestimmte James und erhob sich. Er zog Lily mit hoch und legte ihr einen Arm um die Taille. „Wir haben einen Besichtigungstermin. Ven, Remus, Peter ich schreibe euch. Sirius, Pol, wir sehen uns heute Abend.“ Einen Augenblick später waren sie verschwunden.

Ich atmete schnaufend aus. „Am Besten wir machen uns auch auf den Weg. Ven, kommst du mit?“ Die Blonde nickte flüchtig und zog etwas Muggelgeld aus der Tasche. Wir alle standen auf und ich verabschiedete mich vorerst von Remus und Peter. Sirius Nahm mich in den Arm und fasste Vens Schulter. Einen unangenehmen Moment später standen wir in einer Straße Londons, die zu den besseren Gegenden gehörte.

Große Backsteingebäude mit Eigentumswohnungen säumten die Straße. Gemütlich gingen wir die Straße runter. Ven sah sich aufmerksam um. „Wenn ihr die Wohnung wirklich nehmt, komme ich ganz bestimmt oft zu euch.“ grinste sie.

Vor einem Haus wartete ein untersetzter, kleiner Mann. Sein graues Haar war schütter und seine schwarze Brille rutschte ihm alle paar Minuten über die Knollennase. „Ah, guten Tag.“ grüßte er mit einem schmierigen Lächeln. Skeptisch zog ich eine Augenbraue hoch. „Mr. Black, es ist mir eine Ehre.“ Sirius schüttelte dem momentanen Eigentümer die Hand und verzog das Gesicht, als sich dieser zur Haustür wandte. Ven versuchte krampfhaft ein Kichern zu unterdrücken und begann schließlich an zu husten, als würde sie gleich ersticken.

Währenddessen erklärte der Eigentümer, welche Schutzmaßnahmen für das Haus getroffen worden waren. Sirius hörte ihm gelangweilt zu und stellte hier und da eine Frage zu bestimmten Zaubern. Mit Ven trottete ich hinter den beiden Männern durch den Hausflur die Treppe hoch. „Was ist mit einem Zauber gegen Verätzungen?“ fragte Sirius gerade, als wir vor der Wohnung ankamen.

Überrascht drehte sich der kleine Mann, Mr. Cloatens, zu ihm um. „Ver- Verätzungen, Mr. Black?“ fragte er unsicher nach. „Meine Verlobte beginnt eine Ausbildung in der Forschung.“ erklärte er ruhig. „Nun...“ der Blick des ergrauten Mannes wandte sich kurz mir und Ven zu, als wolle er herausfinden, welche von uns mit ätzenden Substanzen arbeiten würde, und dann zurück zu Sirius, den er offenbar als Verhandlungspartner betrachtete. „Ich schätze, einen solchen könnte man gegen einen geringen Aufpreis ebenfalls anbringen.“ Sirius kniff die Augen leicht zusammen.

Ein geringer Aufpreis, na klar. Sicher dachte der Kerl an etwas in der Richtung von ein paar tausend Galleonen. Ich unterdrückte ein Knurren. Da richtete ich den Zauber lieber selber ein. Cloatens öffnete die Tür und ließ und in die geräumige Wohnung. Sirius sprach mit ihm über die Details, die Ausstattung, die Kosten und die Daten der Wohnung. Ven und ich setzten uns ab und erkundete die Wohnung auf eigene Faust.

Schließlich setzten Ven und ich uns in einen Erker im zukünftigen Schlafzimmer. „Wow, Polly. Wie wollt ihr das bezahlen? Die Wohnung ist großartig, aber von zwei Gehältern, die ihr erst einmal beziehen werdet, nicht einmal annähernd zu bezahlen.“ Ich nickte. „Wir haben Rücklagen.“ meinte ich leise und sah auf die ruhige Straße. „Meine Eltern haben schon vor einer Ewigkeit Geld für diesen Zweck für mich angelegt. Sirius' Eltern ebenfalls.“ Sie nickte langsam. „Jetzt wo du es sagst, ich glaube mein Vater hat auch irgendwann etwas in der Richtung erwähnt.“

Als wir zurück zu Sirius und dem Eigentümer gingen, sah Sirius mich fragend an. Ich legte den Kopf leicht nach rechts, das Zeichen dass ich die Wohnung gerne haben würde. Sirius Mund wurde hart. Erstaunt sah ich ihn an.

„Wir werden uns noch andere Immobilien ansehen.“ begann er. „Der Preis der Wohnung ist mir zu hoch. Vor allem, wenn ich die besprochenen Extras noch oben auf schlagen soll. Machen Sie ein realistisches Angebot.“ Ven und ich sahen Sirius sprachlos an. Der Preis zu hoch? Abgesehen davon, dass wir uns den Preis durchaus leisten konnten, war es ein gutes Angebot. War Sirius verrückt geworden?

Mr. Cloatens begann zu schwitzen. „Mr. Black, ich kann da nicht viel am Preis machen. Ich...“ Weiter kam er nicht. Sirius drehte auf dem Absatz um. „Ladys, wir gehen.“ bestimmte er und begann uns zur Ausgangstür zu schieben.

Wir waren noch nicht halb durch das Esszimmer gegangen, als der schmierige Typ Sirius bat zu warten. „Wir können doch über alles reden.“ sagte er hastig. Ich biss mir von innen auf die Lippe, um nicht zu lachen und Sirius' Plan zu ruinieren. Ven sah ebenso verkniffen aus.

„Ich zahle den vollen Kaufpreis, wenn meine Wünsche ohne Aufpreis ausgeführt werden. Schlagen Sie ein oder der Deal ist geplatzt.“ Sirius hielt dem Älteren seine Hand hin. Ich konnte geradezu sehen, wie Cloatens sich innerlich wand. „Mr. Black...“ Ungerührt sah Sirius ihn an. „ich...“ „Gut, dann nicht.“ Sirius zog die Hand zurück. Mit einem kurzen Aufschrei stürzte der kleine Mann auf Sirius zu. „In Ordnung, Mr. Black. In Ordnung.“ Er ergriff Sirius' Hand. Sichtlich geschlagen führte er uns die Treppen wieder herunter.

Unten verabschiedeten wir uns von dem Mann und schlenderten die Straße ein Stück entlang. Erst als wir außer Hörweite waren, brach Ven in Gelächter aus. „Du hast den Kerl über den Tisch gezogen, Alpha.“ stellte ich amüsiert fest. Sirius begann breit zu grinsen. „Du hast nicht wirklich gedacht, ich würde diese ganzen Aufpreise zahlen, oder?“

Lachend verabschiedete Ven sich von uns und verschwand. Sirius nahm mich in den Arm und küsste mich auf die Haare. Im gleichen Moment verschwand die Straße vor uns und wir standen plötzlich in der Küche der Potters.

„James und Lillian sind noch nicht zurück.“ erklärte James' Mutter und goss drei Tassen Tee ein. „Danke, Annie.“ glücklich nahm ich die Tasse entgegen. „Wart ihr erfolgreich, ihr Süßen?“ fragte sie mit ruhiger, sanfter Stimme. Ich lächelte breit und nickte. „Aber Sirius hat den Kerl über den Tisch gezogen.“ fügte ich hinzu. „Nicht wahr!“ empörte er sich. „Es gab gar keinen Tisch, über den ich ihn hätte ziehen können!“

Fast eine Stunde später kamen James und Lily wieder. Lily strahlte. „Polly, das hättest du sehen müssen. Das Haus ist einfach wunderschön.“ Ein kurzer Blick zu James reichte, um zu wissen, dass er das Haus gekauft hatte.

XX

Zwei Wochen später hatten Sirius und ich unsere Wohnung eingerichtet und waren eingezogen. Mit geöffneten Augen lag ich in unserem neuen Bett. Zum ersten Mal hatten wir hier geschlafen und ich musste ein Lächeln unterdrücken. Ich hatte wunderbar geschlafen und seufzend gab ich, zumindest in Gedanken, zu, dass Sirius bei der Auswahl des Betts Recht gehabt hatte.

Ich versuchte mich aufzurichten und schob dabei den Arm meines Verlobten weg. Ich saß schon auf der Bettkante, als sein Arm sich wieder um meine Taille legte. „Wo willst du hin?“ fragte er schläfrig. „Mich fertig machen. Ich muss in zwei Stunden in Liverpool sein.“ „Zwei Stunden, das ist noch eine Ewigkeit.“ Seine Stimme war durch das Kissen gedämpft. „Ich will aber einen guten Eindruck machen. Ist schließlich mein erster Arbeitstag.“ Ich löste seine Finger von meinem Körper und ging ins Badezimmer.

„Du machst immer einen guten Eindruck.“ hörte ich Sirius rufen. „Besonders wenn du mein Shirt trägst und sonst nichts, Darling.“ Ich schmunzelte. „Das merke ich mir. Was denkst du, was mein Chef sagt, wenn ich in deinem Hemd da auftauche.“ „Wage es ja nicht! Ich müsste ihn töten.“ Lachend stieg ich unter die Dusche. „Du misst mit zweierlei Maß. Es hat dich nicht gestört, dass James, Remus und Peter mich halb nackt gesehen haben.“

Die Tür zum Badezimmer ging auf. „Erstens, sind die Drei meine besten Freunde und würden mich niemals hintergehen. Zweitens, haben sie dich nicht halb nackt gesehen, du hattest immer mindestens ein Shirt und Unterwäsche an und Drittens, wer sagt, dass es mich nicht gestört hat?“ Ich stieg aus der Dusche und wickelte mich in ein flauschiges, rotes Handtuch. „Soll das heißen, du warst eifersüchtig?“ Sirius schmunzelte und umarmte mich. „Vielleicht.“ murmelte er und küsste meine Stirn. Ich konnte nicht verhindern, dass ich meine Augen verdrehte. „Wie auch immer, du solltest dich auch fertig machen, du willst doch nicht zu spät zum Training kommen.“

Fast eine Stunde später saß ich an einem großen Holztisch und biss in ein Toast mit Marmelade. „Du hättest mich früher wecken müssen!“ Sirius hüpfte auf einem Bein durch die Wohnung und versuchte seine zweite Socke anzuziehen. „Wenn ich mich Recht erinnere, hast du gesagt, dass zwei Stunden mehr als genug Zeit seien.“ Sirius machte einen kleinen Hüpfer nach hinten, um sich auszubalancieren und stieß gegen das Sofa, mit einem unsanften Aufprall lag er keine Sekunde später auf dem polierten Hartholzboden. „Verfluchter Hippogreif.“ Lachend sah ich ihn an.

Knurrend setzte Sirius sich neben mich. „Mittagessen?“ fragte er und goss mir ungefragt meinen Kaffee nach. „Wenn du das schaffst, Alpha?“ Sein Toast hielt auf der Mitte des Weges zu seinem Mund. „Was soll das denn heißen?“ Ich zuckte mit den Achseln. „Nichts, aber ich bezweifle, dass du Mittags Zeit hast mich in Liverpool zu besuchen.“ „Halten wir das Mittagessen fest, falls ich es nicht schaffe, schicke ich dir eine Eule.“ Ich nickte. „Meinetwegen.“

Ich schob den Stuhl zurück und begann den Tisch abzuräumen. „Wir brauchen einen Hauselfen.“ erklärte Sirius. „Warum? Bist du zu faul den Abwasch zu machen?“ fragte ich schmunzelnd. „Darum geht es nicht, wir wohnen noch keine vierundzwanzig Stunden hier und es sieht schon aus, wie auf einem Schlachtfeld.“ Ich sah mich in der Wohnung um. Okay, wieder hatte er Recht. Seit wann hatte er immer Recht? Das sollte ich unbedingt im Blick behalten. In unserer neuen Wohnung lagen diverse Anziehsachen herum. Zwei Stühle waren – dank Sirius Sturz – umgestoßen und Bücher und Notizen häuften sich auf meinem Schreibtisch.

Mit einem schweren Seufzen gab ich nach. „Gut, aber ich suche aus. Ich will nicht, jemanden wie Kreacher in meiner Wohnung. Ein Elf wie Rangé wäre mir lieber.“ Sirius verschränkte die Arme über seiner breiten Brust. „Als würde ich einen Kreacher auswählen.“ murrte er. Lächelnd ging ich zu ihm. „Können wir dann?“ Er nickte. Mit meiner Tasche über der Schulter sah ich zu ihm hoch. „Dann los, Mr. Taxi.“ Sirius schmunzelte und legte mir einen Arm um die Schultern.

In der selben Position standen wir kurz darauf in einer Gasse in Liverpool. Entspannt gingen wir zum Nordcampus der Liverpool John Moores Universität. Um uns herum gingen Muggel in unserem Alter von einem Gebäude zum anderen, hasteten vorbei, fuhren mit Fahrrädern über den Campus oder unterhielten sich in Gruppen. Aufmerksam sah ich mich um.

Nervös ging ich auf eine kleine Tür zu, die in einen Schuppen führte. „Soll ich mit rein kommen?“ Ich schüttelte den Kopf. „Du kommst zu spät, wenn du mich begleitest. Wenn ich du wäre, würde ich Moody nicht warten lassen.“ Ein breites Grinsen ließ Sirius' Gesicht beinahe zerspringen. „Ich bin sicher, Moody würde es verstehen.“ Ungläubig sah ich ihn an. „Sicher, wenn du mit den Daumen von der Decke baumelst.“ neckte ich und öffnete die Tür. Sirius hielt mich zurück. Eine Hand um mein Handgelenk zog er mich zu sich, gab mir einen Kuss und verschwand gleich darauf.

Ich atmete tief ein und ging durch die Holztür, ich drehte eine Schaufel gegen den Uhrzeigersinn und wurde nach unten gezogen. Es fühlte sich ähnlich an, wie das Reisen mit Flohpulver.

Als ich unter meinen Füßen festen Boden spürte, machte ich einen Schritt nach vorn und sah mich um. Hohe Wände aus Sandstein bildeten die Eingangshalle der Forschungsuniversität Meldons für Zauberer und Hexen. Die Eingangshalle war mit drei großen Kaminen und einer Statue des John Moore bestückt. Ein Tresen aus poliertem, hellbraunem Holz stand den Kaminen gegenüber und eine freundlich wirkende, rundliche Frau mit braunen Haaren und Augen stand dahinter.

Langsam ging ich zum Tresen und musste meinen Gedanken korrigieren, die Frau saß auf einem hohen Hocker. Als ich zum Stehen kam, schob sie ihre schwarze, eckige Brille hoch. „Guten Morgen, Liebes. Was kann ich für dich tun?“ Etwas perplex sah ich sie an. „Ähm... Ich bin Polaris Peyton Vulpes, ich beginne heute meine Ausbildung?“ Freundlich lächelte sie mich an und sah ihre Papiere durch.

„Vulpes, Vulpes, Vuuulpes. Ah hier.“ Sie reichte mir einen Zettel. „Sie gehen dort durch die Tür, die Treppe runter, dann nach links und in die dritte Tür ebenfalls auf der linken Seite. Dort finden Sie Levin Clearwater, er ist Ihr Ausbilder. Nicht zu übersehen. Groß, dunkelhaarig und falls seine Kaffeetasse noch nicht leer ist, schlecht gelaunt.“ Da mir keine andere Antwort einfiel, bedankte ich mich und folgte der Wegbeschreibung.

Schon nach fünf Minuten mit meinem Ausbilder bereute ich meine Entscheidung in die Forschung zu gehen. Levin Clearwater war wirklich kein Morgenmensch und noch schlimmer, ich war die einzige Person im selben Raum, weshalb ich prädestiniert dafür war, seine schlechte Laune ertragen zu müssen. Nicht einmal guten Morgen hatte mir der Mann gewünscht. Er war gute zwei Köpfe größer als ich und breit genug, dass ich überlegte, wie er durch Türen ging. Ich erwähne es nur der Vollständigkeit halber – seine Kaffeetasse war nicht leer, als ich eintrat.

„Guten Morgen, ich bin Polaris Peyton Vulpes.“ hinter mir schloss ich die Glastür. Er drehte sich mir nicht einmal zu. „Was interessiert mich das?“ grunzte er. Verblüfft stand ich in dem Labor. „Sie sind mein Ausbilder.“ „Na und?“ Wunderbar. Ein ganz charmanter Mensch, den ich ab jetzt täglich mindestens drei Jahre lang ertragen musste.

„Mach dich nützlich, räum' den Tisch da auf.“ Er zeigte auf einen Tisch, der kaum als solcher erkennbar war. Akten, einzelne Blätter, Reagenzgläser und diverse Schüsseln aller Größen verbargen das Möbelstück.

Mit einem Seufzer ließ ich meine Tasche neben der Tür zu Boden fallen und ging zu dem Haufen herüber. „Darf ich zaubern?“ fragte ich schließlich. Ein knappes Nicken, nicht dass er sich mir zugewendet hätte, bestätigte.

„Nicht, dass der Herr das mit einer Bewegung seines Zauberstabes nicht auch hinbekommen hätte.“ murmelte ich und verkündete lauter, dass ich fertig sei. Zum ersten Mal wandte mein Ausbilder sich mir zu. Mit schnellen Schritten kam er zu mir, sah auf den Tisch, dann mich an und schlug mit der flachen Hand gegen meinen Hinterkopf. „Was soll das denn?“ Er hob lediglich die Augenbrauen. „Aufräumen, nicht wegräumen.“ Wie ich sagte, keine fünf Minuten und ich bereute meine Entscheidung.

Nach vier Tassen Kaffee begann mein Ausbilder sich annähernd menschlich und höflich zu verhalten. Das hinderte ihn allerdings nicht daran mir jedes Mal dann gegen den Hinterkopf zu schlagen, wenn ich in seinen Augen etwas nicht gänzlich richtig gemacht hatte. Bis zur Mittagspause war ich sicher, dass ich am Abend mindestens eine mittelschwere Gehirnerschütterung haben würde, durfte dafür aber meinen Ausbilder fortan Levin nennen.

Nach einem energischen Klopfen wurde die Glastür geöffnet. Mit einem Blinzeln beendete ich das Durchlesen der Instruktionen und drehte mich um. Sirius lehnte in der Tür und fuhr sich durch die unordentlichen Haare. Er sah erschöpft aus und sofern möglich war er blasser als sonst. „Hey Darling, gehen wir Mittagessen?“ Ich warf Levin einen kurzen Blick zu. Der hatte sich nicht von seiner Aufgabe ablenken lassen. „Levin...“ „Ja ja, hau ab. In einer Stunde bist du wieder da.“ hätte er nicht den ganzen Vormittag schon so desinteressiert mit mir gesprochen, ich hätte es als Beleidigung aufgefasst. Sirius zog die Augenbrauen hoch und hielt mir die Tür auf.

Ich wartete gerade lang genug, bis die Kellnerin den Teller abgestellt hatte, bevor ich über mein Essen herfiel. Sirius erzählte von seinem Training und seiner Strafe für sein verspätetes Erscheinen. Sein finsteres Gesicht hellte sich auf, als er über James lachte, der sogar noch später gekommen war.

„Hast du mit James gesprochen, wann wir zu Dumbledore gehen?“ Sirius sah von seinem Teller auf und das Grinsen rutschte von seinem Gesicht. „Der Rotschopf hat mit Alice gesprochen. Am Wochenende. Moony wird nicht mitkommen, er ist im Süden und wird noch weiter gehen, vermutlich Frankreich.“ Fragend sah ich ihn an. „Vollmond in drei Tagen, er sucht eine abgelegene Gegend.“ Ich nickte. „Also Krone, Wurmschwanz, Lily, Alice, Ven, Frank, du und ich?“ „Ich weiß nichts von Frank, aber vermutlich kommt er mit, hmm?“ Ich sah ihn überrascht an. „Glaubst du wirklich, er lässt Alice ohne ihn gehen? Ich wette, dass er mitkommt.“ „Dann werde ich nicht dagegen setzten.“

Am Abend war ich so müde, dass ich im Wohnzimmer einschlief, während ich auf Sirius wartete. Mit vernebeltem Gehirn registrierte ich, dass ich hochgehoben wurde. Ich atmete tief ein. „Mhmm, du riechst gut.“ Ich wurde geschüttelte, was vermutlich ungewollt war. „Wirklich? Vielleicht sollte ich mir Krones Duschgel öfter leihen?“ „Kauf es einfach.“ murmelte ich und schmiegte mich dichter an ihn. „Oder bring Krone mit.“ Im Halbschlaf lächelte ich und der Druck um meinen Körper verstärkte sich etwas. „Ich glaube nicht, dass ich ihn jetzt noch in deine Nähe lasse.“

Die Woche verging zügig und abgesehen von ein paar Eulen, hatte ich von meinen Freunden nicht viel gehört. Sirius und James sahen sich jeden Tag bei der Arbeit und berichteten sich gegenseitig vom neusten Stand der Dinge. Zähneknirschend beendete ich Freitagabend meine Notizen für Lily. Nicht nur, dass wir nicht mehr zusammen wohnten, wir hatten uns überhaupt nicht gesehen, seit wir in unsere neuen Behausungen gezogen waren.

„Ich kann es kaum erwarten Lily, Ven und Alice zu sehen.“ Aufgeregt hüpfte ich in der Küche umher, um das Abendessen vorzubereiten. „Und was ist mit Krone, Peter und Frank?“ Sirius saß entspannt auf unserem Sofa. Ich kniff die Lippen zusammen. „Natürlich freue ich mich die Jungs zu sehen, aber das ist nicht das Selbe.“

Ich suchte im Schrank nach dem Sirup für den Kuchen. „Pey, bleib ruhig. Keiner erwartet, dass du wie Lily kochst.“ „Willst du damit sagen, ich kann nicht kochen?“ „Eigentlich nicht, aber wenn du es so sagst. Ja.“ Ich warf einen Löffel nach ihm und schloss die Durchreiche. „Dann willst du ja bestimmt nichts davon haben.“ fauchte ich. „Und nur damit du es weißt, meine Zaubertränke waren eigentlich immer so gut wie Lilys!“ Von der anderen Seite konnte ich sein warmes Lachen hören.

Eine Stunde später saßen wir alle, mit Ausnahme von Remus, um unseren Esstisch und lachten über die Erfahrungen der letzten Woche. „Ich gebe die Ausbildung auf, ich habe schon mit Moody gesprochen, ich wechsle zu den Auroren.“ Alle sahen Alice ungläubig an. Die kleine, schüchterne Alice eine Aurorin? „Du wechselst zu Moody?“ fragte ich noch einmal nach. Sie nickte. Lily, Ven und ich warfen uns schnelle Blicke zu. „Na dann viel Glück.“ sagten wir gleichzeitig.

Nach dem Essen hatten die Jungs die Sofas und Sessel zur Seite gerückt und wir legten Matratzen aus. „Also, was machen wir jetzt?“ fragte James und in seinen Augen konnte ich eindeutig erkennen, das er schon etwas geplant hatte. „Du erzählst uns, was du geplant hast?“ gähnte Sirius und legte sich auf den Rücken. Er zog mich zu sich runter und an seine Brust. Die Anderen machten es sich ebenfalls bequem.

XXI

James grinste seinen besten Freund breit an. „Wie wäre es mit einer kleinen Geschichte?“ Lily lehnte sich an James' Beine, Frank hatte Alice im Arm und Ven saß im Schneidersitz neben mir. Nur Peter saß etwas abseits. Ich zuckte mit den Schultern. Wenn James eine Geschichte erzählen wollte, mir machte das nichts aus.

Gespannt sahen wir James an. „Also, wir gehen zurück in unser drittes Jahr. Tatze hier,“ er zeigte auf Sirius. „war gerade vom Jäger zum Treiber geworden und Polly ist in die Mannschaft gekommen.“ Ich konnte spüren, wie sich Sirius' Bauch anspannte und sein Arm sich enger um mich zog. „Ich glaube, er war damals mit Hestia Jones zusammen?“ James sah Sirius mit hochgezogenen Augenbrauen fragend an. Der nickte vorsichtig. „Mir gefällt glaube ich nicht, in welche Richtung das geht, Krone.“ James lächelte, in seinen Augen blitzte der Schalk. „Ich weiß nicht, was du meinst.“

Der Griff um meine Taille wurde noch etwas härter. „Wie ich sagte, Tatze war gerade mit Hestia zusammen, ich glaube, es hat sechs oder sieben Tage angehalten. Wir, das heißt Tatze, Wurmschwanz, Moony und ich, saßen in der Tribüne des Quidditchfeldes und irgendwo konnten wir Hestia rufen hören.“ Plötzlich richtete Sirius sich auf, ich rutschte zur Seite und mein Verlobter stürzte sich auf seinen Freund. „Das wirst du nicht erzählen!“ Lachend wich James zurück und während Sirius versuchte an James heranzukommen, warfen Lily und ich uns auf Sirius. „Ruhe Alpha, ich will das hören.“ lachte ich und versuchte ihn auf die Matratze zu drücken. Lily hatte sich ein Bein geschnappt und stemmte ihr gesamtes Gewicht darauf ab.

„Wie ich gerade sagen wollte, bevor ich so rüde unterbrochen wurde, Hestia hat Tatze gesucht.“ „Ich warne dich Krone!“ knurrte Sirius. Lachend wich James noch ein Stück zurück. „Ich will wissen, was Jamsie zu sagen hat.“ brachte Lily zwischen schweren Atemzügen, die von unterdrücktem Lachen und der Anstrengung Sirius festzuhalten zeugten, heraus. Ich sah, wie Venice Alice einen Blick zuwarf und die Beiden kamen uns zur Hilfe. Alice schnappte sich Sirius' anderes Bein und Ven setzte sich kurzerhand auf meinen Rücken, um meine Anstrengungen Sirius auf der Matratze zu halten zu unterstützen. Ich schnaufte.

„Wir haben mit etwas Butterbier auf der Tribüne gesessen und unseren nächsten Streich geplant, da kommt Hestia auf das Spielfeld gelaufen, ruft nach Sirius – ihrem Schnuckelchen – und lässt die Gryffindorfahne fallen, die sie umgewickelt hatte.“ „James Potter...“ knurrte es unter mir. „Und, was soll ich sagen, die liebe Hestia, die, wenn ich mich recht erinnere, eine Rawenclaw war, hat ihrem Haus wahre Schande bereitet. Man könnte meinen sie hätte nach Hufflepuff gehört.“ James zog es absichtlich in die Länge. „Mach es nicht so spannend.“ murrte Lily und versuchte Sirius' strampelndes Bein im Griff zu behalten.

„Ja, was war nun mit Hestia?“ keuchte ich. James grinste bis über beide Ohren. „Hestia trägt Sirius für immer im Herzen, sie stand nicht nur vollkommen nackt auf dem Spielfeld – uns hatte sie wohl nicht dort erwartet – sie hat sich Sirius' Namen und sein Gesicht auf die linke Brust tätowieren lassen.“ Ich zog beide Augenbrauen hoch und richtete mich so schnell auf, dass Ven ihr Gleichgewicht verlor und herunter fiel. „Wirklich?“ fragte ich meinen Verlobten.

Sirius hatte sich so schnell aus Lilys und Alice' Griff befreit, dass ich das Gefühl bekam, auch wir vier hätten ihn nicht halten können, wenn er es nicht zugelassen hätte. Frank hielt sich sichtlich aus der Schussbahn heraus. „Du hast es versprochen, Krone.“ zischte er. James kniff die Augen zusammen. „Nein, ich habe versprochen, dass ich es nicht in der Öffentlichkeit erwähne. Aber wir sind schließlich alle Freunde, nicht wahr?“ „Sirius...“ mahnte ich. Bei meinem Tonfall zuckte er leicht zusammen. „Es war ihre Idee und, nur damit du es weißt, ich habe ihr gesagt, dass es eine bescheuerte Idee ist.“

Bevor ich dazu etwas sagen konnte, meldete sich Peter zu Wort. „Wenn man es genau nimmt, hast du gesagt, dass sie sich das sowieso nicht trauen würde.“ James, Venice und Frank brachen in Gelächter aus. Lily sah Sirius tadelnd an und Alice schüttelte lediglich den Kopf. „Beim verrückten Hippogreif, worauf habe ich mich mit dir eingelassen?“ murrte ich halbherzig. Sirius zauberte ein schiefes Grinsen auf sein Gesicht. „Hestia war in Rawenclaw und im fünften Schuljahr, ich konnte doch nicht ahnen, dass sie so einen Blödsinn macht. Außerdem liebst du mich.“ Er zog mich näher und gab mir einen sanften Kuss auf die Lippen.

Seufzend löste ich mich von ihm. „Da wir alle Krones vergebliche Versuche kennen Lily rumzukriegen, kann ich nichts dergleichen erzählen.“ Da meldete sich Peter zum ersten Mal an diesem Abend zu Wort. „Sag mal, Tatze. Mir würde da gerade etwas einfallen. Was ist aus dem Streich geworden, den du Pol im dritten Jahr gespielt hast?“ „Welcher Streich?“ James zog die Augenbrauen in die Höhe. Auf Peters Stirn bildete sich eine steile Falte. „Na den, den Sirius die ganzen Weihnachtsferien geplant hat.“ Wir alle sahen von Peter zu Sirius.

„Das hast du nicht gemacht!“ brachte James schließlich hervor. Sirius begann breit zu grinsen. „Klar.“ „Okay, jetzt will ich wissen worum es geht.“ mischte ich mich ein. „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass du mich um Neujahr herum, zur Weißglut gebracht hättest.“ Sirius warf mir einen schnellen Blick zu. „Ich habe es versteckt.“ Ich kniff die Augen zusammen. „Wenn du mir nicht sagst, was, dann...“ Im Augenwinkel sah ich James den Kopf schütteln. „Das ist nicht dein Ernst, Tatze.“ Der nickte nur. „Beweis es.“ Sirius zuckte mit den Schultern.

„Pey, drehst du dich bitte um und ziehst deinen Pullover aus?“ Irritiert drehte ich mich. Unter dem Pullover trug ich ein blaues Tanktop, dass eng am Körper lag. Sirius murmelte etwas und gleich darauf konnte ich meine Freunde nach Luft schnappen hören. „Was?“ fragte ich beunruhigt. „Was ist denn?“ „Ähm, Polly. Das möchtest du dir vielleicht im Spiegel anschauen.“ Alarmiert ging ich ins Badezimmer und drehte mich mit dem Rücken zum Spiegel.

Ein Blick über die Schulter zeigte mir das Unfassbare. Da, zwischen meinen Schulterblättern, prangten schwarz und schlicht die Worte 'Eigentum von Sirius Orion Black' mit einem Pfotenabdruck darunter.

„SIRIUS ORION BLACK!“ schrie ich und stapfte aus dem Bad auf meinen Verlobten zu. Meine Freunde hatten sich vorsichtshalber von Sirius entfernt. „Ja, Darling?“ Ich schnaufte vor Wut. „Entferne das!“ Er hob beschwichtigend die Hände. „Tut mir leid, das geht nicht.“ Ich biss die Zähne fest zusammen. „Warum?“ Meine inzwischen nur noch als Zischen zu erkennende Stimme war schwer von Wut. „Es könnte sein, dass ich Tinte von unseren Prüfungen verwendet habe.“ Ich atmete tief durch und versuchte angestrengt nicht in die Luft zu gehen.

„Sirius?“ fragte ich süß. Besorgt sah er mich aus seinen graublauen Augen an. „Ja, Süße?“ Ich atmete tief ein. „Könnte es zufällig sein, dass dieses Tattoo, das du mit verzauberter, permanenter Tinte gefertigt hast, ganz sporadisch sichtbar geworden ist? Zum Beispiel, wenn ich mit dem ein oder anderen Jungen ausgegangen bin?“ Sirius tat, als müsse er überlegen. „Das wäre durchaus möglich.“ Glücklicherweise für meinen Verlobten lag mein Zauberstab im Schlafzimmer und James und Lily waren schnell genug mich daran zu hindern ihm ernsthaften Schaden zuzufügen.

Nachdem sich alle wieder beruhigt hatten, sprich ich, legten wir uns auf unsere Matratzen, tauschten Neuigkeiten aus und schliefen schließlich ein.

Um halb sieben war ich hell wach. Wohl weißlich hatte ich mich an den Rand gelegt, damit ich nicht alle meine Freunde weckte, wenn ich aufstand. Sirius hatte sich inzwischen daran gewöhnt, dass ich kurz nach Sonnenaufgang aus dem Bett schlich. Er öffnete kurz ein Auge, blinzelte und zog die Decke enger.

Um zehn hatten endlich alle ausgeschlafen und gefrühstückt. Ich warf mir einen Umhang um, hielt Sirius seinen hin und wartete, bis alle fertig waren, dann apparierten wir nach Hogsmead und gingen zusammen zum Schulschloss hoch. Das neue Schuljahr hatte noch nicht begonnen, daher spazierten wir einfach bis zum Tor und warteten dort auf Hagrid, der durch einen Ankündigungszauber auf uns aufmerksam gemacht werden würde. Tatsächlich kam er nur ein paar Minuten später zum Tor und grinste übers ganze Gesicht, als er uns erkannte. „Hallo, was Macht ihr denn hier?“ „Wir wollen zu Dumbledore.“ antwortete James für uns. Wer ihn zum Anführer gemacht hatte, war mir schleierhaft, aber offenbar hatte keiner etwas dagegen.

Hagrid ließ uns rein, erzählte uns, wie schön es sei uns zu sehen und ließ uns dann allein zum schloss gehen, weil er im Wald etwas zu erledigen hatte. Ganz eindeutig etwas, das nicht ganz in Ordnung war, denn er weigerte sich standhaft uns zu sagen, was er machen musste.

So ruhig hatten wir Hogwarts noch nie erlebt. Auf dem ganzen Gelände konnten wir niemanden entdecken. Wir sahen uns um, als wären wir zum ersten Mal dort und gingen schweigend zum Portal. Sirius schob die Eingangstür auf und wir schlüpften in die Eingangshalle.

Wir ignorierten die Gemälde, die zu reden begannen und gingen die Treppen hoch. Einmal waren wir nicht schnell genug und eine Treppe wechselte die Richtung. Wir nahmen einen Umweg und gelangten schließlich zum Wasserspeier. Wir würfelten ein paar Süßigkeiten zusammen, bis der Wasserspeier bei Säuredrops den Weg frei gab.

Nervös gingen wir die Wendeltreppe hoch und klopften schließlich an die Tür, die in das Büro führte. „Ja, bitte?“ James öffnete die Tür und wir gingen in das Büro des Schulleiters. Ich hatte nicht erwartet, dass es sich verändert hätte und abgesehen von einer Karte Englands, die an einer Wand hing, war das auch der Fall, aber das Gefühl war ein ganz anderes als das, welches man als Schüler gespürt hatte.

„Bei Merlin, was wollen Sie denn hier?“ Dumbledore sah über seine Brille hinweg zu uns. „Wir wollen dem Orden beitreten.“ Dumbledores blaue Augen funkelten belustigt. „Wir meinen es ernst, Professor.“ fügte ich James Worten hinzu. „Und wie kommen Sie darauf, dass ich das erlauben würde?“ „Weil Sie jeden gebrauchen können, der gegen die Todesser und Voldemort bereit ist zu kämpfen.“ Und unglücklicherweise hatte Sirius damit Recht.

„Ich kann nicht garantieren, dass Sie das überleben.“ sagte Dumbledore ernst. „Das wissen wir.“ meinte Lily. „Aber es ist auch nicht sicher, dass wir überleben, wenn wir nicht kämpfen. Ich stehe auf der Abschussliste und mit mir alle meine Freunde, weil sie es wagen sich mit einem Schlammblut abzugeben.“ „Das würde ich so nicht unterschreiben, aber vermutlich geht es in die richtige Richtung.“ gab Dumbledore zu. „Oh und vergessen wir Remus nicht, er will auch helfen, zumindest soweit er es kann.“ warf ich ein. „Miss Vulpes, Sie kennen doch seinen Zustand, ich denke nicht,...“ „Doch.“ sagte ich bestimmt. „Ich habe mit ihm darüber gesprochen. Er will helfen, er kommt in ein paar Tagen aus Frankreich zurück.“ Dumbledore gab sich nach einer weiteren Stunde geschlagen und nahm uns in den Orden auf.

Eine Woche übten wir unter seiner Anleitung, nach unserem normalen Arbeitstag, Ordensrelevante Zauber, wie die Kommunikation mit Hilfe unserer Patronus, die wir seltsamerweise beim ersten Versuch richtig ausführen konnten. Dumbledore quittierte das mit einem wissenden Lächeln, sagte aber nichts. Wir bekamen Adressen von sicheren Häusern, allerdings nicht alle, falls wir in Gefangenschaft gerieten und lernten Angriffs- und Verteidigungszauber. Dabei hatten unsere Auroranwärter einen großen Vorteil.

Wenn wir spätabends nach Hause gingen, sprachen wir wenig und ich fiel so müde ins Bett, dass mein Wecker tatsächlich die Möglichkeit bekam mich morgens zu wecken. Magda, der Empfangsdame im Labor, entging nicht, dass meine Schritte weniger federnd waren und ich tiefe Ringe unter den Augen hatte. Levin registrierte es wohl, aber stören tat es ihn nicht, solange ich meine Arbeit erledigte. Hatte ich nichts für meinen Ausbilder zu erledigen, stellte ich aus bei Halbmond geschnittenem Bergflieder, Fledermausflügeln und Anemonen das hochexplosive Pulver Crepitus für den Orden her.

Am Samstag trafen Sirius und ich uns mit Remus, der zu unserem Entsetzen besser als wir aussah. Wir weihten ihn ein und er versprach am nächsten Tag zu Dumbledore zu gehen. Aus Frankreich brachte er beunruhigende Nachrichten, dass es Anzeichen der Todesser dort gebe. Abends saßen dann die Rumtreiber, Lily und ich zusammen in einer Londoner Bar und genossen einen freien Abend, den ich lieber auf meinem Sofa verbracht hätte.

Die Bar war ein typisches Muggeletablissement. Alte Möbel, eine verschrammte Theke und jede Menge Leute, die Bier tranken. Die meisten Gäste waren etwas älter als wir, vielleicht zwei, drei Jahre.

Es dauerte genau zweiunddreißig Minuten bis James und Sirius Ärger machten.

Wir hatten gerade unsere erste Runde Bier ausgetrunken und Remus war neues holen gegangen, da wurde Lily angerempelt und ein paar eindeutig betrunkene Männer begannen anzügliche Bemerkungen über unsere Gruppe zu machen. James und Sirius entfernten sich unauffällig vom Tisch und zwei Minuten später schlug Sirius nach James, der wich jedoch zufällig aus und Sirius traf stattdessen einen der Rüpel. Er entschuldigte sich, doch James holte schon aus und Sirius musste sich schnell ducken. Krones Faust machte Bekanntschaft mit der Schläfe desjenigen, der Lily angerempelt hatte und ohne Entschuldigung weitergegangen war.

Der Mann drehte sich mit rotem Gesicht zu James um. „Entschuldigung.“ grinste James und wich wieder Sirius aus. Nachdem der vierte Mann getroffen worden war, fragte einer aus der Runde sie, „Sagt mal Jungs, schlagt ihr euch oder uns?“ „Wieso, willst du eins auf die Fresse?“ fragte Sirius. „Ja, ich meine...“ Weiter kam er nicht James und Sirius schlugen ihn gleichzeitig. Danach brach die Hölle los.

Remus hatte sich kurz vorher zu uns durchgekämpft, im übertragenen Sinne, und beobachtete das Spektakel, während Peter sich unter dem Tisch zusammenkauerte und Lily und ich unseren Tratsch fortführten.

XXII

Sirius und ich verbrachten Halloween in unserer Wohnung und beobachteten wie Kinder durch die Straßen zogen. Grinsend lehnte Sirius sich an den Fensterrahmen. „Irgendwann laufen unsere Kinder da unten von Tür zu Tür.“ Ich lächelte ihn an. „Lass uns erst diesen Krieg überstehen bevor wir Pläne machen, Alpha.“ Er nickte und kam zu mir auf das Sofa. „Ja, sobald dieser Bastard aus dem Weg ist, machen wir Zukunftspläne.“

Unser Leben entwickelte sich rasend schnell zu einem Überlebenskampf. Schon in der ersten Novemberwoche begannen wir unsere Arbeit für den Orden. Zusammen mit James und Remus waren Sirius und ich für einen Hinterhalt eingesetzt worden. Während Lily und Alice in einem der Verstecke auf unsere Rückkehr warteten um eventuelle Verletzungen zu heilen, lagen wir in einem Wald und beobachteten vier Todesser, die eine Besprechung abhielten. Es war das erste Mal, dass wir ernsthaft Magie gegen Jemanden einsetzten und es war ein Erfolg. James und Sirius streckten drei von ihnen nieder, ich einen weiteren und Remus deckte unseren Rücken. Mit einem Hochgefühl und vier Gefangenen kamen wir zurück.

Das war der erste von vielen Kämpfen und nicht alle sollten so gut für uns ausgehen. Tatsächlich war es eher selten, dass wir unverletzt in eine der Basen zurückkehrten. Hin und wieder trafen wir auf andere Eingreiftruppen des Ordens und schlossen mit einigen Freundschaften.

Molly und Arthur Weasley erwarteten ihr zweites Kind, die Prewett Zwillinge gerieten in einen Hinterhalt und starben und das war der Zeitpunkt an dem Sirius und ich beschlossen, dass wir einen Ort brauchten, an dem wir immer sicher sein würden. Inzwischen ging es schon wieder auf den Sommer zu und Überfälle auf Behausungen von Zauberern nahmen zu.

„Pey, Darling?“ Müde schloss ich die Tür hinter mir und ging ins Wohnzimmer, wo mein Verlobter auf dem Sofa saß und über einer Akte brütete. „'Nabend Alpha.“ „Ich habe Mellone gebeten mir Karten von Großbritannien zu geben und habe ein paar Stellen gefunden, die wir uns ansehen könnten.“ Ich nickte. „Ja, morgen.“ Sirius sah von dem Papieren auf und erforschte mein Gesicht. „Alles in Ordnung?“ Ich schlüpfte aus meinem Umhang und warf ihn über einen Sessel. „Ja, ich bin nur müde. Levin war heute sehr angespannt.“ Ich rieb mir mit zwei Fingern die Nase.

Mit verengten Augen stand er auf und trat auf mich zu. „Ist wirklich alles in Ordnung, Süße?“ Ich nickte und lehnte mich an ihn. Wie von selbst fanden seine Arme ihren Weg um meine Taille. Mit geschlossenen Augen stand ich völlig reglos da und genoss die Nähe zu ihm.

„Wenn du aussteigen willst...“ Ich schüttelte den Kopf. „Dafür ist es längst zu spät. Das wissen wir beide.“ Sirius legte sein Kinn auf meinen Kopf. „Du könntest zu meiner Mutter ziehen. Sie hat dir ihren Schutz zugesagt.“ Ich drückte mich etwas von ihm weg und sah in die grauen Augen. „Du würdest deine Mutter bitten mir Schutz zu gewähren? Ich meine, wir reden hier von Walburga Black oder irre ich mich?“ Seine Lippen verzogen sich zu einem schiefen Grinsen, aber die Augen blieben ernst. „Wenn du aussteigen willst, ja.“ Ich legte den Kopf schief. „Das ist so lieb von dir. Aber nein danke.“

Der nächste Tag war ein Samstag. Normalerweise war das der Tag, an dem wir uns mit unseren Freunden trafen und entspannten, doch dieser Samstag war ein besonderer. Nachdem ich Sirius schon um sechs in der Früh aus dem Schlaf gerissen hatte, sahen wir uns die Orte an, die er auf den Karten gekennzeichnet hatte. Ich wollte das schnell hinter mich bringen, denn um neun Uhr musste ich vor Lilys Haustür in Godrics Hollow stehen.

Wir besichtigten die schwer zugänglichen Lokalitäten und entschieden uns schließlich für eine Höhle, die leicht zu verteidigen war. Sie lag an der Küste und war nur durch einen Zugang begehbar. Der dunkle Stein war sauber vom Wasser ausgespült und die Höhle war in zwei Kammern unterteilt. „Also gut, es ist fünf vor neun, ich muss los.“ Sirius nickte mir zu. „Ich richte schon einmal ein paar Schutzzauber ein, wir sehen uns heute Abend.“ Mit einem flüchtigen Kuss verabschiedete ich mich und stand direkt darauf vor einem kleinen Gartenzaun, hinter dem die Blumen in allen Farben blühten.

Ich stieg über den Zaun und ging mit langen Schritten durch den Garten. Mein Umhang bauschte sich hinter mir. Noch bevor ich an der Tür ankam, wurde sie geöffnet. James' und Lilys Haus war ein kleines Zweistöckiges Gebäude, das von Außen aus einfachen Klinker gebaut war. Seit dem Kauf des Hauses war ich etwa einmal im Monat zu Besuch gewesen, doch dieses Mal war ich zum ersten mal ohne meinen Verlobten gekommen.

James stand grinsend in der Tür und schob seine Brille ein Stück hoch. „Guten Morgen, Tüpfel.“ Wie von selbst erschien ein Lächeln auf meinem Gesicht. „Morgen, Jamsie.“ Während ich mich ins Haus drückte, ging er hinaus. „Wo ist Tatze?“ „In irgendeiner Höhle im Norden. Und bevor du fragst, Moony ist mit Peter im Auftrag des Ordens unterwegs, kommt aber heute Abend wieder. Morgen sind wir alle da, keine Sorge.“ Ich nickte ihm zu. „Jetzt verschwinde, sonst hexe ich dir einen fiesen Fluch auf den Hals.“

Ich schloss die Tür hinter meinem Freund und ging ins Wohnzimmer. Das Haus war gemütlich eingerichtet. Rot und braun dominierten die Wände und Möbel. Aus der Küche konnte ich es klappern hören. „Lils?“ „Moment, Polly.“

Als Lily aus der Küche kam, sah sie erschöpft aus. Ihre Haare waren größtenteils aus dem Knoten am Hinterkopf entkommen und ihre Haut war fahl. „Oje, ich glaube morgen früh brauchen wir dringend Vens Hilfe.“ meinte ich und umarmte meine beste Freundin. „Selbst Ven kann da nicht mehr helfen.“ gluckste sie. Ich zuckte zur Antwort mit den Schultern und zog sie dann kommentarlos die Treppe hoch zu Badezimmer. „Du gehst jetzt duschen und ich achte auf das Essen.“ Grummelnd gehorchte Lily.

In der Küche blubberten diverse Kessel und Töpfe. Die Gerüche vermischten sich und ich konnte nicht widerstehen zu probieren. Lily war ganz eindeutig die bessere Köchin. Während ich darauf achtete, dass ihr wunderbares Essen nicht zu einem schwarzen Stück Holzkohle wurde, summte ich vor mich hin. Morgen würde Lily nicht mehr Evans heißen, sondern Potter. Zwei Monate zuvor hatte ich beinahe einen Herzinfarkt bekommen, als sie im Feuer auftauchte, welches mein Verlobter angeblich gegen unerwünschten Besuch gesichert hatte, und mir erzählte, dass James sie gefragt hätte und sie so schnell wie möglich heiraten wollten. Mein Kommentar über eine Schwangerschaft hatte sie mit einem empörten 'Polly!' quittiert.

Meine rothaarige Freundin kam die Treppe herunter und sah besorgt in die Töpfe. Nachdem sie überzeugt war, dass ich ihr Essen nicht ruiniert hatte, entspannte sie sich sichtlich. Ich beschloss es nicht persönlich zu nehmen.

Es dauerte nicht lange und Alice stand vor der Tür. Mit einem warmen Lächeln drückte sie sich an mir vorbei nach Drinnen. „Ich bin so froh, dass selbst Mad Eye versteht, weshalb ich dieses Wochenende frei haben musste. Er schimpft unablässig.“ Ich gluckste. Seit unsere kleine, schüchterne Alice zur Aurorin wurde hatte sich ihr Selbstbewusstsein stark verbessert. „'Potter, Black, Longbottom und jetzt auch noch Sie.' hat er gezischt und die Hände über den Kopf geworfen. Ich glaube nicht, dass er begeistert sein wird, wenn er hört, dass Frank und ich bald heiraten.“ Lily und ich sahen uns mit gehobenen Augenbrauen an. „Wie war das Allie?“ fragte ich ruhig, als hätte ich nur nicht richtig zugehört. „Achso... Ähm. Ja, also... Frank hat um meine Hand angehalten und meine Eltern haben zugestimmt und...“ „Und wir erfahren das erst jetzt?“ fragte Lily etwas eingeschnappt. „Naja, ich wollte dein Wochenende nicht...“

Ich schüttelte den Kopf und begann schließlich zu lachen. „Wisst ihr was?“ fragte ich japsend, als meine Freundinnen mich skeptisch ansahen. „Heute Abend sind wir drei alle verlobt.“ Grinsend sah ich mich um. „Dabei fällt mir ein, wann wollen du und Sirius heiraten?“ fragte Lily und rührte erneut in einem der Töpfe. Deutlich ernüchtert sah ich aus dem Fenster in den Garten. „Keine Ahnung. Ich...“ Ich brach ab.

Sofort wurden mir neugierige Blicke zuteil. „Aber du willst Sirius noch heiraten, oder?“ Ich hob die Schultern an. „Natürlich, ich liebe ihn... Es ist nur...“ Ich atmete tief durch. „Es ist nur, dass ich bei den momentanen Ereignissen nicht weiß, was ich machen soll.“ Alice legte mir einen Arm um die Schultern und Lily lächelte mich aufmunternd an. „Polly, ich hatte auch meine Zweifel und Alice hat bestimmt auch welche, aber wenn nicht jetzt, wann dann? Wer weiß, ob unsere Männer nächste Woche noch nach Hause kommen.“ Ich seufzte. „Sirius will dauernd irgendwelche Pläne machen. Hochzeit, Kinder und was irgendwann vielleicht mal sein könnte.“

Wir verbrachten einen ruhigen Mädchenabend. Mit Schokolade, Chips und einer Menge Fotos, die wir aus unserer Schulzeit hatten. Nachts kam Ven endlich an und danach wurde es etwas chaotischer. Nach einer Runde von Fragen und Antworten hatten wir festgestellt, dass Vens idealer Partner Oliver Pelvis, ein ehemaliger Rawenclaw aus unserem Jahrgang, gewesen wäre, ich besser morgen mit James vor den Altar treten sollte, Alice ihren geliebten Frank behalten konnte und Lily vermutlich mit Remus am besten fahren würde. Nach diesen Ergebnissen lagen wir lachend auf dem Boden und stupsten uns gegenseitig an.

Der nächste Morgen kam viel zu früh. Lilys Wecker, eines dieser Muggeldinger, von denen ich nicht nur in Muggelstudien gehört hatte, schrillte ungeniert, bis wir endgültig wach waren. Mein Hexenwecker dagegen ließ nur eine leise Melodie ertönen, die jede Minute etwas lauter wurde. Im Laufe unserer Schulzeit hatten Ven und ich einige von Lilys Weckern terminiert und an diesem Sonntag konnte ich eine weitere Kerbe in meinen Bettpfosten machen.

Vens Aufgabe war es Lily aufzuhübschen und diese Aufgabe nahm sie sehr ernst. Ich kümmerte mich derweil darum, dass alles an seinem Platz war und Alice beruhigte wahlweise Lily und kümmerte sich darum dass jeder an seinem Platz war.

Als wir schließlich Lily in ihr Kleid zauberten – es gab keine Knöpfe oder Hacken – und in unsere Kleider schlüpften war es schon fast elf Uhr und wir waren spät dran. Mein Kleid war königsblau und in A-Linie geschnitten. Es endete in einem weiten Rock an den Knien und hatte einen asymetrischen Ausschnitt. Eine breite Stickerei zog sich über meine rechte Schulter und zu meinem Rücken. Die linke Schulter war frei und mein Torso schien von einer Tunika umwickelt. Ich mochte mein Kleid, Alice trug ein Kleid, das meinem ähnlich war in kleegrün, aber ein paar Zentimeter länger war und mit zwei Trägern. Vens rotes Kleid war kürzer als meines und hatte keinen Träger, der Stoff umschmeichelte ihren Körper. Wir hatten unsere Haare in einfache Knoten geschlungen und wenig Make-up aufgetragen.

Lily unsere rothaarige Braut trug ein bodenlanges Kleid in weiß. Sie sah aus wie Sissy, feine Spitze zog sich über ihre Schultern. Ihre Haare hatte Ven kunstvoll hochgesteckt und ihr Make-up war dezent, ließ sie aber strahlen.

Kurz nach elf standen wir vor einer kleinen Kirche, die aus dunklen Quadern gebaut worden war. „Wir sind zu spät.“ murmelte Alice. „Lily ist die Braut, sie muss zu spät kommen.“ kommentierte Ven und ich strich Lily beruhigend über den Rücken. „Wir sind keine Bräute.“ zischte Alice und marschierte durch die Tür um Lilys Vater zu suchen.

Offenbar hatte sie allen Bescheid gegeben, denn kurz darauf kam sie mit Mr. Evans zurück und ich hörte die Musik einsetzen. Alice schritt elegant den Gang zwischen den Sitzreihen hinunter. Ven folgte ihr, sobald Alice ihren Platz vorne am Altar eingenommen hatte. Mit einem aufmunternden Lächeln an Lily und einem tiefen Atemzug machte ich mich auf de Weg.

Ich hätte alle möglichen Leute sehen können. In den Reihen waren ehemalige Schulkameraden, Ordensmitglieder, Lehrer und diverse Eltern zu sehen. Selbst meine Familie war anwesend. Peter saß in der ersten Reihe, Remus und Sirius standen vorne bei James. Und obwohl ich James' dümmliches Grinsen wahrnahm, hatte ich nur Augen für Sirius. Er trug einen schwarzen Festumhang, ein weißes Hemd, dessen oberster Knopf geöffnet war, und seine Augen funkelten mir entgegen. Ein breites Grinsen war auf seinem Gesicht und seine Haare waren wild. Hätte ich mich nicht vor langem in ihn verliebt, jetzt hätte ich es bestimmt getan.

Ich nahm meinen Platz neben Ven, gegenüber James, Remus und Sirius ein und wartete. Lily schwebte geradezu neben ihrem Vater den Gang entlang. Das dümmliche Grinsen meines Sandkastenfreundes wurde noch ein bisschen breiter und ich musste ein Lachen unterdrücken. Die Zeremonie war mir etwas zu lang, aber ich ignorierte meine schmerzenden Füße und lächelte.

Als sie endlich die Ringe austauschten und James Lily küsste, atmete ich auf, nur um ihnen gleich darauf den Rücken zuzudrehen, weil James es übertrieb. Ich hörte verlegenes Husten und schmunzelte.

Ich folgte, zusammen mit Sirius, dem frisch verheirateten Paar aus der Kirche und fiel Lily direkt vor der Tür um den Hals. Lachend machte ich mich wieder los und ließ James die selbe Behandlung zu Teil werden. „Glückwunsch, Krone.“ murmelte ich und küsste ihn auf die Wange. Hinter mir knurrte Sirius.

Mit einem Zwinkern küsste James mich auf die Wange und ließ mich dann von Sirius aus seinen Armen ziehen. Eine gute halbe Stunde später, nachdem alle dem glücklichen Paar gratuliert hatten, setzte ich mich an eine lange Tafel, die mich an unseren Haustisch erinnerte. Zusammen mit meinem Verlobten, Alice, Frank, Remus, Ven und Peter saßen wir nicht weit von Lily und James entfernt und hatten seit langem wieder einmal Spaß. Nur Peter schien etwas ruhiger als früher, ich schob es auf den Stress, schließlich war er mit Remus erst in der Nacht vom Festland zurückgekommen.

Zusammen mit meinen Freunden genoss ich einen unbeschwerten Tag. Sirius zog mich auf die Tanzfläche, wo wir uns zu Lily und James gesellten. Eine Hand auf meinem unteren Rücken zog er mich dicht zu sich. Ich konnte hören, wie er tief einatmete. „So gerne ich James habe, ich habe dich ermisst, letzte Nacht.“ flüsterte er und der Hauch seiner Stimme an meinem Ohr ließ Gänsehaut an meinem ganzen Körper entstehen. Seine Stimme war weich und ungewöhnlich warm. Beinahe hätte ich es mit einem Schnurren verglichen.

XXIII

Levins Tasse war noch fast voll, als ich zur Arbeit kam. Inzwischen hatte ich mich schon öfter gefragt, ob mein Ausbilder im Labor schlief. Zuzutrauen wäre es ihm. Völlig egal, wie früh ich zur Arbeit kam, Levin war schon da und trank seinen Kaffee. Seine schwarzen Haare hatte er deutlich gekürzt, sein Bartschatten war sichtbar und unter seinen dunkelbraunen Augen waren tiefe Ringe.

Mit hochgezogener Augenbraue grüßte ich ihn und ging zu meinem Tisch. „Alles in Ordnung, Levin?“ Mit müden Fingern rieb er sich die Augen. „Sicher, Polaris.“ Einen Moment musterte er mich, schüttelte den Kopf und drehte sich von mir weg. „Kümmere dich heute bitte um deine Berichte.“

Inzwischen war sein Umgangston mir gegenüber deutlich freundlicher geworden, vor der Beendigung seiner Tasse Kaffee vermied ich es dennoch ihm Fragen zu stellen. Während ich mich dem üblichen Papierkram widmete um Substanzen zu bestellen oder genehmigen zu lassen und das Ministerium zu informieren, wie gefährlich das war, an dem wir arbeiteten, knurrte Levin vor sich hin. Schließlich gab es einen lauten knall, ich zuckte zusammen und hatte meinen Zauberstab gezogen, bevor ich darüber nachdenken konnte. Levin stand in Mitten eines Schlachtfeldes. Offenbar war sein Experiment schief gegangen. Zögerlich ging ich zu ihm.

„Alles in Ordnung, Levin?“ fragte ich noch einmal und deutete auf den verbrannten Tisch. Beiden war uns klar, dass ich nicht das Experiment meinte. Mein Ausbilder war in letzter Zeit immer unkonzentrierter geworden. „Ich...“ Er schüttelte den Kopf und ließ sich auf einen Stuhl fallen, der am nächsten Tisch stand. Mit verschränkten Armen lehnte ich mich an den Tisch und wartete.

„Ich sollte dich da nicht mit rein ziehen, Polaris.“ meinte er schließlich seufzend. „Wo rein?“ Er zögerte. „Diese verdammten... Todesser sind an mich heran getreten. Sie haben mich vor die Wahl gestellt.“ Das gefiel mir nicht im Geringsten. „Ich soll mich ihnen anschließen. Ich... Sie bedrohen die Familie meiner Schwester.“ Ich biss die Zähne zusammen und hockte mich vor ihm hin. Mit beiden Händen griff ich nach seiner Hand. „Levin, egal wie du dich entscheidest, die Familie deiner Schwester ist trotzdem in Gefahr. Denke nicht, dass sie sie verschonen, wenn du dich ihnen fügst.“

Er entzog mir seine Hand und fuhr sich damit über sein Gesicht. „Du tust so, als wüsstest du, was ich durchmache. Lass mich dir sagen, du hast keine Ahnung.“ Ich schluckte hart und sah auf den Boden. „Sie haben meine Mutter getötet. Und...“ Das Atmen fiel mir schwer. „seit dem kämpfe ich gegen sie. Egal was geschieht Levin, Voldemort und seine Anhänger werden sich nicht ändern. Sie töten jeden, der nicht in ihr Konzept passt.“

Offensichtlich brauchte Levin Zeit zum Nachdenken, daher ließ er mich nach Hause gehen. Wäre ich doch dort geblieben, vielleicht hätte es einiges geändert.

Ein freier Nachmittag war für mich wie ein Wettgewinn, also machte ich mich auf den Weg zu Lily, die nach ihrer Hochzeit ein paar Tage frei hatte. Zusammen stellten wir fest, dass ich zu weit weg wohnte. Wir ignorierten den Fakt, dass wir durch apparrieren die Distanz in Sekunden zurücklegen konnten. Gemeinsam beschlossen wir, in der Nähe eine Bleibe für Sirius und mich zu finden.

Das war unser Fehler. Wir zogen zusammen los, um etwas zu finden. In einem kleinen Ort, Hamilton, sahen wir uns ein Cottage an. Wir waren uns einig, dass es sehr schön war und für einen solchen Zweck geeignet. Lily und ich wollten hinterher noch einen Kaffee trinken und so gingen wir eine der Straßen herunter.

Ich hörte ein Ploppen, warf mich zu Boden und zog Lily instinktiv mit mir. Zu oft hatte ich bei unseren Einsätzen für den Orden dieses Geräusch gehört, zu oft hatte es mit dem Tod von Freunden und Kollegen geendet. Mit dem Zauberstab in der Hand drehte ich mich, Lily tat es mir nach und fluchend erkannte ich die schwarzen Gestalten mit den Masken. „Deckung!“ befahl ich Lily leise und suchte gleichzeitig nach einem geeigneten Ort. Hinter einer Mauer suchten wir Schutz und hatten Glück, noch hatten die Todesser uns nicht bemerkt.

Ein weiteres Mal hörte ich das Geräusch eines ankommenden Zauberers und mir stockte der Atem, als ich über die Kante lugte und das bleiche Gesicht Tom Riddles, alias Lord Voldemort, erkannte. Noch während ich in anstarrte, wandte er sich in unsere Richtung, als wüsste der Bastard, wo wir waren. Komm da heraus, Miss Vulpes. Bring Mrs Potter mit. Ich hörte seine zischende Stimme in meinem Kopf und zuckte zusammen.

Es hätte uns nichts gebracht seiner 'Bitte' nicht nachzukommen. Deshalb stand ich auf und zog meine verwirrte beste Freundin mit hoch. Lily hatte aus gutem Grund nicht an der Front gekämpft. Sie war zu gutherzig. Als wir jetzt vor dem Zauberer standen, der dieses ganze Drama ausgelöst hatte, zitterten wir beide vor Angst und Anspannung.

Er verzog die kaum vorhandenen Lippen zu einem messerscharfen Grinsen. „Guten Tag.“ ich konnte kaum glauben, dass er uns freundlich grüßte. Seine Anhänger standen einen Schritt hinter ihm, ich konnte sechs zählen. Das sah überhaupt nicht gut für uns aus. Keiner wusste, wo wir waren. Keiner erwartete uns in den nächsten zwei, drei Stunden zurück. Wir saßen ziemlich tief im Hippogreifmist.

Ich bemühte mich an nichts zu denken. Wenn dieser Kerl irgendetwas in meinen Gedanken lesen konnte, sollte es nicht wichtig sein. Aber ich war wütend, während er uns musterte, schlug meine Angst langsam in Wut um. Wie konnte dieser Mann es wagen unsere Freunde und Verwandten zu töten, nur weil er Macht besitzen wollte? Wie konnte er es wagen ordentliche Mitglieder unserer Gemeinde zu bedrohen? Wie konnte er es wagen uns zu bedrohen? Ich biss die Zähne zusammen und verengte die Augen. Wenn es mir möglich war, musste ich versuchen ihn auszuschalten.

Aus den Augenwinkeln sah ich zu meiner Freundin. Sie machte einen ruhigen, gefassten Eindruck. Mit meiner linken Hand suchte ich ihr Handgelenk und drückte es kurz. Mit einem aufmunternden Lächeln sah ich sie kurz an. „Es ist so schön, euch hier zu treffen.“ säuselte Voldemort. „Das Vergnügen ist ganz deinerseits.“ gab ich knapp zurück. „Streitsüchtig?“ grinste er und scharfe Zähne kamen zum Vorschein.

„Andernfalls wäre die kleine Hure doch wohl kaum mit Sirius Black zusammen.“ schnarrte einer der Todesser. Ich biss mir auf die Zunge um nicht zu antworten. „Nun, wo wir uns schon so nett treffen,“ fuhr unser bleicher Gegenüber fort. „ihr solltet mit uns kommen. Ihr könntet natürlich eure... Männer ebenfalls holen. Ich hege keinen Groll. Talentierte Männer...“ er sah uns an. „und Frauen kann ich gebrauchen.“

Unpassenderweise fing Lily an zu lachen. Da sollte noch einmal sagen, ich wäre die, die uns immer in die gefährlichen Situationen brachte. Die Todesser waren wohl nicht begeistert von der Reaktion meiner Freundin und zogen langsam einen Kreis um uns. „Wir sollen uns dir anschließen? Deine Sklaven werden? Ich glaube nicht.“ brachte sie schließlich hervor und ich drückte ihr Handgelenk fester. Das würde nicht gut für uns ausgehen.

„Nana, Mrs Potter.“ langsam ging mir die Stimme Voldemorts gegen den Strich. Es war als würde er absichtlich mit irgendetwas über eine Schiefertafel kratzen. „Halten wir ein für alle mal fest, wir – und da zähle ich unsere Freunde dazu – werden niemals zu deinen Sklaven werden.“ Der schwarze Zauberer schien nichts anderes erwartet zu haben, denn er nickte nur. „Das werden wir sehen.“

Ich war mir sehr sicher, was jetzt geschehen würde und ich war nicht gewillt herauszufinden, ob ich Recht hatte. Ich schickte einen Fluch auf Voldemort, der hoffentlich treffen würde und drehte mich gleichzeitig auf dem Fleck. Mein Griff um das Handgelenk meiner Freundin verstärkte sich noch einmal und schon waren wir weg.

Wir kamen hart auf dem Feld auf. Ich hatte uns nicht zu einem unserer Häuser gebracht. Die Gefahr war zu hoch, dass sie dort auf uns warteten. Ich hatte uns soweit weg wie irgend möglich gebracht. Schwer atmend sah ich mich um. Lily stand ebenfalls nach Luft schnappend auf dem Feld. „Wo sind wir?“ japste sie. „Molly Weasley.“ Ich zeigte auf ein Gebäude nicht weit entfernt. Es war ein dreistöckiges Haus, etwas schief und sah nicht gerade sicher aus. Molly Weasley, inzwischen mit Arthur verheiratet und mit einem Sohn, war mit den Prewett Zwillingen verwandt gewesen. Lily kannte Molly zwar nicht näher, wusste aber, dass sie eine gute Seele unserer Gemeinschaft war und uns einlassen würde.

Zielstrebig ging ich auf den Zaun zu, sprang mit einem Satz hinüber und schritt mit meiner Freundin im Schlepptau zur Tür. Etwas zögerlich klopfte ich und wartete dann. Ich dachte schon, es wäre keiner zu Hause und wollte mir überlegen, wohin wir nun gehen sollten, da öffnete sich der obere Teil der Tür und eine kleine, mollige Frau mit roten Haaren und einem Kind auf dem Arm sah uns an. „Polaris!“ Sie sah mich etwas entrückt an. Obwohl wir uns kannten, hatten wir relativ wenig miteinander zu tun. Auf Veranstaltungen grüßten wir uns, sprachen kurz miteinander und gingen dann unserer Wege. „Hallo Molly.“ lächelte ich. „Können wir rein kommen?“

Die rundliche Frau nickte und ließ uns ins Haus. Durch die Tür kamen wir in eine geräumige und gemütliche Küche. Ein Esstisch stand mit einigen Stühlen in der Mitte, die Kochstelle war nahe einem Fenster und im Waschbecken daneben wusch sich Geschirr ab. Ohne auf eine Einladung zu warten, ließ ich mich auf einen Stuhl fallen und zog Lily mit mir.

Wir müssen wohl ziemlich fertig ausgesehen haben, denn einen winzigen Moment später stand vor uns jeweils eine Tasse mit dampfend heißem Kakao und als ich probierte, schmeckte ich deutlich etwas Rum darin. „Danke.“ Molly murmelte etwas, brachte ihren Jungen ins Nebenzimmer und setzte sich dann zu uns.

„Was ist geschehen?“ fragte sie ernst und sah mich forschend an. Ich zeigte auf Lily. „Das ist Lily, sie ist...“ „Potters Frau. Ich habe davon gehört. Glückwunsch.“ Lily nickte und hielt sich an ihrer Tasse fest. „Polaris, was ist los? Nicht dass ich euch nicht hier haben wollte, aber... ihr macht einen etwas verstörten Eindruck.“ Ich holte tief Luft. „Wir sind eben Voldemort...“ Molly zuckte zusammen. „begegnet.“ „Und habt überlebt?“ fragte Molly ungläubig. Ihre Augen waren groß geworden, ihr Rücken gerade. „Wir hatten Glück, wir sind abgehauen, bevor er einen Zauber auf uns schießen konnte.“ murmelte Lily. „Danke Polly.“ Ich lächelte sie an.

Eine halbe Stunde saßen wir schweigend in Mollys Küche, dann sprang sie entsetzt auf und erschrak Lily und mich dabei so sehr, dass wir beinahe unsere Tassen fallen ließen. „Wir müssen Potter und Black informieren!“ „Was?“ fragten wir gleichzeitig. „Ich kann euch unmöglich alleine lassen und ich bin sicher, die Beiden wären nicht erfreut, wenn wir ihnen nicht sagen, wo ihr seid.“ Daran hatte ich noch nicht gedacht und nach Lilys Miene zu schließen sie auch nicht.

Also gingen wir zu dritt in das angrenzende Wohnzimmer. Zwei Sofas und ein Sessel standen in gemütlicher Runde um einen niedrigen Tisch auf einem neuen, roten Teppich. Der Kamin war in die Rückwand des Hauses eingelassen. Und er war groß genug, um damit zu reisen. Molly hielt mir einen Tontopf hin, in dem sich grünes Flohpulver befand. Ich streute eine Prise in das glimmende Feuer und hielt dann meinen Kopf hinein.

Auf der anderen Seite sah ich einen Schreibtisch, vor dem ein Stuhl stand, in dem ein Mensch arbeitete. Ich räusperte mich, um auf mich aufmerksam zu machen und die Person zuckte kurz zusammen, bevor sie sich auf dem Stuhl drehte. Ich sah in das Gesicht eines jungen Mannes, der mir sehr bekannt war. Taylor Hastings war der beste Freund meines Bruders und unser Quidditschteam Sucher gewesen. Ich hatte gehört, dass er Auror werden wollte, hatte es aber nicht weiter verfolgt. „Hallo Tay.“ grüßte ich ihn und ignorierte seinen verwirrten Blick. „Ich muss dringend mit Sirius und James sprechen.“ Taylor schüttelte den Kopf. „Tut mir leid Pol, die Beiden sind mit Moody unterwegs.“ Ich fluchte kurz. „In Ordnung, richte ihnen bitte etwas aus, in Ordnung?“ Er nickte. „Lily und ich wurden angegriffen, wir sind bei den Weasleys bis die beiden uns abholen kommen.“ „Angegriffen? Von wem?“ Ich sah ihn mit schräg gelegtem Kopf an. „Was denkst du?“ Er knurrte. „Wo?“ „Hastings auf offener Straße.“ Taylor nickte. „Ich werde es aufschreiben und weiter geben.“

Wir mussten nicht lange warten, das Feuer wurde schon nach einer halben Stunde grün. Mit gezückten Zauberstäben erwarteten wir den Neuankömmling. Sirius kam als erstes, James folgte ihm und Moody schubste beide aus dem Weg, bevor sie uns erreichen konnten. „Was ist passiert?“ fragte der Chef der Auroren. Stumm, aber aufmunternd lächelnd kamen unsere Männer zu uns. Sirius ging um mich herum und nahm mich von hinten in die Arme. Während wir erzählten, was genau geschehen war, wurde Sirius Griff beständig fester. Ich konnte seine Wut quasi spüren.

Moody ließ nicht locker, er wollte den genauen Wortlaut, also rezitierten wir so genau wir konnten und warteten dann auf Moodys Entscheidung. „Ihr solltet untertauchen. Das gilt für euch alle vier.“ murrte Moody. „Kommt nicht in Frage.“ knurrte Sirius. „Ich werde nicht...“ „Tatze sei vernünftig.“ mischte James sich ein. „Wir gehen in unser Versteck, aber wir kämpfen weiter.“ Sirius Stimme war hart und überraschend gab Moody nach.

Nach einem schnellen Dank an Molly reisten wir in die Höhle. Sirius führte uns an den Sicherheitsmaßnahmen vorbei in den ersten der zwei Hohlräume. Seit ich das letzte Mal in der Höhle gewesen war, hatte Sirius ein paar Extras hergebracht. Ein großes, stabiles Bett,stand im zweiten Hohlraum und war gerade so sichtbar. Ein großer Tisch mit zwei Bänken und eine provisorische Küche mit einer Feuerstelle für einen Kessel hatte er in den ersten Raum gebracht.. Ein dicker Teppich lag vor dem Bett. Fast hätte man es für eine karge Wohnung halten können.

Wir setzten uns an den Tisch und jeder hing einen Moment seinen Gedanken nach. Sirius hatte meine Hand umschlossen und fuhr geistesabwesend mit seinem Daumen über meinen Handrücken. „Wir müssen diesen Bastarden endlich das Handwerk legen.“ schimpfte James schließlich. Ich zuckte mit den Schultern. „Wir müssen der Schlange den Kopf abschlagen, nur kommen wir an den nicht heran und wahrscheinlich sterben wir, wenn wir es versuchen.“ fügte ich mürrisch hinzu. „Wenn wir an ihn nicht heran kommen, müssen wir seine Leute einen nach dem Anderen ausschalten.“ Ich lachte freudlos auf. „Das machen wir, sofern wir es können.“ Sirius blieb ungewöhnlich ruhig und Lily mischte sich bei Fragen rund um den Orden nur selten ein. „Wir brauchen Jemanden, den wir einschleusen können.“ mischte mein Verlobter sich ein. Seine grauen Augen waren unfokussiert auf den Tisch gerichtet. „Alpha, wir können niemanden...“ „Ich könnte gehen.“ Wir sahen ihn mit großen Augen an. „Ich könnte es machen. Ich bin ein Black. Ich...“ „Sirius Orion Black hör mir gut zu.“ Ich zwang ihn mit meiner freien Hand mich anzusehen. „Du wirst auf gar keinen Fall anbieten dich bei den Todessern einzuschleusen. Hast du mich verstanden.“ „Aber...“ „Kein aber! Tatze,“ mein Ton wurde flehend. „sie würden dir nicht glauben, sie bringen dich in dem Moment um, in dem du vor ihnen stehst.“ Er seufzte schwer. „Wir brauchen Informationen.“ „Das steht fest.“ stimmte James seinem besten Freund zu. „Die Frage bleibt, woher wir die bekommen sollen.“ „Dumbledore...“ setzte Lily an. „Dumbledore bekommt nur die Informationen, die wir und die Anderen vom Orden ihm bringen.“ „Das ist immerhin mehr als das Ministerium hat.“ murmelte Lily. „Auf das Ministerium können wir nicht bauen und wenn wir keinen hinschicken können, müssen wir einen umdrehen.“ fuhr sie lauter fort. „Als ob wir so einem trauen könnten.“ murrte ich.

Es dauerte fast die ganze Nacht, bis wir endlich am Tisch einschliefen.

XXIV

Da keiner von uns daran gedacht hatte, dass wir ein Treffen am Morgen haben würden, waren wir überrascht und angespannt, als der Patronus in Form eines Wolfes uns anbrüllte, wir sollten unsere Ärsche sofort zum Treffpunkt bewegen. Selbstverständlich hatte Remus das viel freundlicher ausgedrückt.

Völlig übermüdet und mit zum Zerreißen angespannten Nerven kamen wir der Aufforderung nach. Ich schüttelte den Kopf als wir landeten. „Kein Grund uns anzuschreien.“ murrte ich an Remus gewandt und setzte mich an den Tisch. Unsere Anzahl Ordensmitglieder war schon deutlich geschrumpft und ein Blick um den Tisch zeigte leere Stühle. Ich unterdrückte ein Seufzen. Nennt es Glück, oder was auch immer... Unsere Truppe, die Rumtreiber mit ihren Freunden, war die Einzige, die noch vollständig war.

Dumbledore kam in das Zimmer und McGonagall folgte ihm. Sie warf uns einen düsteren Blick zu und setzte sich auf ihren Platz rechts neben Dumbledore. „Es hat einen Angriff auf Mrs Potter und Miss Vulpes gegeben.“ Ich konnte die Augen der Anderen auf uns spüren. „Wir werden Sie beide abziehen und in den Hintergrund versetzen.“ sprach Dumbledore ruhig weiter. „Das können Sie nicht!“ fuhr ich auf und schob dabei den Stuhl zurück. Sirius griff nach meinem Handgelenk. „James, Remus, Sirius, Frank, Alice und ich sind das beste Team, dass wir haben und wir sind so gut eingespielt, dass...“ „Ich bin sicher, Sirius stimmt mir zu, wenn ich Sie von der Front abziehe.“ unterbrach Dumbledore mich. Ich sah Sirius an und erkannte, dass der Schul- und Ordensleiter Recht hatte. Sirius wollte mich nicht an der Front.

Wenn ich darüber nachdachte, hatte er es nie gewollt. Er hatte es zähneknirschend akzeptiert und unsere Erfolge hatten mir Recht gegeben. Aber diese Diskussion würde ich verlieren. Ich hatte alle gegen mich, nachdem ich das erkannt hatte, ließ ich mich schmollend auf meinen Stuhl fallen, kreuzte die Arme unter meiner Brust und ignorierte Sirius' Versuche mich zu beruhigen.

Das Treffen war danach relativ zügig beendet. Dumbledore hatte einige Aufträge vergeben und uns geraten uns bedeckt zu halten. Und das taten wir. Wir gingen unseren Jobs nach, erledigten, was Dumbledore uns auftrug und verschwanden dann immer häufiger in der Höhle. James, Lily, Remus und Peter leisteten Sirius und mir öfter Gesellschaft. Peter blieb meist bei mir und Lily zurück, wenn die Anderen Todesser suchten. Alice und Ven sah ich kaum noch. Nach einigen Wochen begannen Lily und ich uns zu langweilen und meine Freundin beschloss die Wände mit Bildern von mir und Sirius zu verschönern. Ein paar Schlenker mit den Zauberstab hätten gereicht, doch Lily nahm ein scharfes Messer, Pinsel und Farbe.

„Das ist wirklich nicht zu glauben.“ murrte ich, als die Männer endlich wieder zurückkamen. Sirius hatte einen tiefen Schnitt im Oberschenkel. James und Lily waren sofort nach Godricks Hollow zurückgekehrt. Sirius war müde und zuckte nur, als ich den Verband straff zog. Laut seiner Berichterstattung war Remus mitten im Einsatz verschwunden, Peter im Krankenhaus und Frank und Alice hatten sich schnell zurückgezogen. James hatte schlimm ausgesehen, aber Sirius versicherte mir, dass es nicht einmal halb so schlimm war.

„Ich würde gerne das Haus in Hastings kaufen.“ flüsterte ich abends, als ich in den Armen meines Verlobten lag. Wir schliefen nur noch selten in unserer Wohnung in London. Ich hatte eine Hauselfe, Holly, besorgt, die alles ordentlich hielt. „Bist du dir sicher?“ Ich nickte an seiner Brust. „In Ordnung, Darling. Tous ce que vous voulez.“ Er küsste mich auf den Scheitel. Es war selten, dass er französisch sprach. Ich hörte es erst zum zweiten Mal. Seine Stimme war ruhig und dunkel. Ich konnte es in seiner Brust vibrieren spüren, wenn er sprach.

Und so kauften wir das Cottage in Hastings, nur ein paar Kilometer von James uns Lily entfernt. Unsere Besuche in unserer Londoner Wohnung wurden noch seltener, wir pendelten zwischen Hastings, unseren Jobs und der Höhle hin und her. Unser Leben wurde beständig unsteter. Das Chaos brach aus. Die Zauberergemeinschaft brach Stück für Stück auseinander. Die Kobolde zogen sich zurück, die Riesen schlossen sich Tom Riddle, alias Lord Voldemort an, die Zentauren verschwanden von der Bildfläche und das Schlimmste war, als wir die Werwölfe auf dem Schlachtfeld entdeckten. Das Ministerium zerfiel, die Auroren versuchten krampfhaft die Ordnung aufrecht zu erhalten und die Todesser in den Griff zu bekommen. Familien verschwanden und wir konnten nicht sagen warum. Das Mal wurde unser ständiger Begleiter. Der Orden wurde weiter ausgedünnt, bis ich schließlich, nach für mich schier endlosen Wochen, wieder mit Sirius einen Auftrag übernehmen musste.

Dumbledore schickte uns in ein einsames Bauernhaus, über dem grün der Totenkopf mit der Schlange prangte. Es war mitten in der Nacht und wir hatten ein ungutes Gefühl. Mit erhobenen Zauberstäben traten wir durch eine zersplitterte Tür ins Innere. Wenn die Möbel nicht umgestürzt gewesen wären, hätte man die Diele wohl als gemütlich bezeichnet. Flach atmend ging ich weiter, Sirius hinter mir und ebenso angespannt. Abgesehen von der allgemeinen Verwüstung, fanden wir keine weiteren Hinweise. Entweder war die Familie schon fort gewesen oder die Todesser hatten sie mitgenommen oder ihre Spuren verwischt. „Alpha.“ flüsterte ich und zeigte auf das Symbol über unseren Köpfen. Mit einem einzigen Schnippen seines Zauberstabes ließ er es verschwinden.

Wir gingen sicher, dass wir keine Spuren hinterlassen hatten und verschwanden. Nicht weit von unserem Cottage kamen wir an. Zügig, aber möglichst unauffällig gingen wir zu unserem Haus und wollten schon die Tür öffnen, als uns ein kleiner, weißer Kieselstein auf dem Fenstersims neben der Tür auffiel. Stirnrunzelnd ging ich hinüber, während Sirius die Umgebung im Blick behielt. Ich nahm den Kiesel in die Hand und ein durchsichtiger Remus erschien vor mir. „Hallo, ich gehe davon aus, dass ihr heil wieder zu Hause angekommen seid. Kommt sofort zu Krone!“ Und damit verschwand das Abbild. Fast schon panisch, dass unseren Freunden etwas passiert sein könnte, apparrierten wir.

Wir wurden von kerngesunden und fröhlichen Freunden begrüßt. Allen schien es gut zu gehen und so entspannte ich mich etwas. Sirius sah etwas misstrauisch von einem zum Anderen. „In Ordnung, jetzt wo alle da sind,“ begann James. Und tatsächlich, es waren alle da. Ven, Alice, Frank, Remus, Peter, die Potters natürlich und Sirius und ich. Zum ersten Mal seit unserem Eintritt beim Orden vereint, ohne dass wir lebensbedrohliche Aufträge diskutierten. „möchten wir bekannt geben, dass...“ „Ich schwanger bin.“ beendete Lily mit einem breiten Strahlen.

Zu sagen, dass diese Neuigkeit unerwartet kam, wäre eine Untertreibung gewesen. Ich starrte meine beste Freundin an, als hätte sie mir erzählt, Quidditch hätte es niemals gegeben. Langsam zeigte ich auf sie. „Du... bist was?“ Bei Merlins Unterhose, ich konnte mich bei all dem Stress nicht einmal mehr erinnern, wann ich das letzte Mal mit meinem Verlobten geschlafen hatte. Irgendwann vor ein paar Monaten. „Schwanger.“ wiederholte sie und ich unterbrach sie, bevor sie anfing mir zu erklären, was das Wort bedeutete. „Aber...“ Ja, aber was? Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen, während alle anderen ihre Glückwünsche aussprachen.

Sirius holte mich schließlich mit einem Knuff in die Seite aus meiner Erstarrung und sofort drängte ich mich durch unsere Freunde hindurch, nahm Lily in eine Knochen brechende Umarmung und grinste sie an. Ich ließ sie widerwillig los, als Sirius sie quasi aus meinen Armen riss, vermutlich um ihr zu gratulieren und wandte mich James zu. Bevor ich ihn ebenso umarmen konnte, wich er zurück. „Ich warne dich.“ drohte er und sah nicht so aus, als meinte er es ernst. Lachend umarmte ich auch ihn und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Glückwunsch, Krone.“ flüsterte ich.

Obwohl es schon weit nach Mitternacht war, und der Morgen nur noch ein, vielleicht zwei Stunden entfernt, feierten wir ausgelassen. „Es gibt nur ein Problem.“ seufzte Lily, als wir alle mit Decken im Garten saßen und den Sonnenaufgang beobachteten. „Welches?“ fragte Ven. Sirius hatte einen Arm um mich gelegt und ich den Kopf auf seiner Schulter. Aus dem Augenwinkel sah ich James grinsen und Remus den Kopfschütteln. „Naja, es steht ja wohl außer Frage, dass Polly und Sirius die Paten werden,“ „Na das will ich doch meinen.“ knurrte Sirius und ich musste lächeln. Er hörte sich an wie ein wütender Hund. „Wo ist das Problem?“ fragte Ven und ich konnte mich dem Eindruck nicht erwehren, dass die Beiden dieses Gespräch eingeübt hatten, denn Ven klang kein bisschen neugierig.

„Sie können nicht die Paten sein.“ Ich setzte mich abrupt auf. „Was?“ fragte ich ärgerlich und Sirius hatte die Augen zu Schlitzen verengt. „Ihr seid nicht verheiratet. Nur verheiratete Paare können eine Patenschaft übernehmen.“ informierte Remus uns. „Aber... Wir sind verlobt und das durch einen Siegelring, ich meine, noch fester kann eine Verbindung doch kaum sein.“ fuhr ich auf. „Verlobt, nicht verheiratet.“ gähnte James. „Die Art der Verlobung spielt keine Rolle.“

Während ich noch um Fassung rang, fing Sirius an zu lachen. „Ich schätze,“ brachte er mühsam heraus. „Pey und ich werden in den nächsten neun Monaten heiraten.“ Irritiert sah ich ihn an. Er beruhigte sich. „Das ist ihre Art uns zu sagen, dass wir mit unserer Hochzeit in die Gänge kommen sollen.“ klärte er mich auf.

Nachdem Dumbledore am nächsten Tag von der Schwangerschaft erfahren hatte, hatte er Lily aus dem Orden gestrichen. So blieb ihr sehr viel Zeit meine Hochzeit zu planen. Nun ich hatte es nicht anders gewollt, oder? Hin und wieder bremste ich sie etwas, aber im Großen und Ganzen nickte ich ihre Vorschläge ab.

Lily, Ven und ich saßen gemeinsam in meinem Garten in Hastings und gingen die Einladungen durch, als es knallte und Sirius, James, Frank und Alice durch unsere Schutzzauber brachen. Keuchend kamen sie auf dem Gras zum Liegen. Mit hochgezogenen Augenbrauen und gezücktem Zauberstab ging ich zu ihnen. Alle hatten fiese Schrammen und Schnitte, aber von der Atemlosigkeit abgesehen, schienen sie ansonsten in Ordnung zu sein. „Alpha...“ „Schutzzauber... auffrischen...“ keuchte Sirius. Mit einem Blick zu Lily und Ven gehorchte ich und richtete alle Schutzzauber unseres Hauses neu ein.

„Voldemort... Angriff... entkommen...“ brachte James schließlich hervor und rollte sich auf den Rücken, die Arme ausgestreckt. Inzwischen waren Lily und Ven längst bei unseren keuchenden Helden angekommen. „Hinterhalt...“ ergänzte Frank. Sirius stemmte sich auf die Ellenbogen und sah sich um. „Scheiße! Wo ist Moony?“ fragte er. „Sollte er hier sein?“ fragte ich zurück. „Verfluchter Krötendotter!“ Er versuchte hoch zu kommen, doch ich drückte ihn runter. „Bleib liegen.“ befahl ich. „Ich suche ihn.“ Mit schnellen Schritten verließ ich unseren Garten und apparrierte.

Ich suchte in unserer Höhle, bei James' Haus, in der Nähe unseres Treffpunktes und fand Remus schließlich in unserer Wohnung in London. Er sah wirklich schlimm aus. Vollmond war erst drei Nächte her und er hatte tiefe Ringe unter den Augen, seine Haut war fahl und wirkte wie Wachs. Aber was mich am meisten schockierte, waren die Wunden. Einen Werwolf zu verletzen brauchte viel Energie. Ein einfacher Schlag, egal von wem ausgeführt, war für Moony nicht einmal ein Zucken des Augenlids wert. In unserem vierten Jahr hatte ich ihm meinen Schläger aus robustem Buchenholz, schließlich mussten sie den Klatschern standhalten, über den Schädel gezogen und er hatte mir lediglich mitgeteilt, dass ich mit dem Blödsinn aufhören solle.

Nun lag Remus auf unserem Teppich und war bewusstlos. Ein Arm stand ungewöhnlich zur Seite ab und sein rechtes Bein war regelrecht zerfetzt. Zögerlich griff ich nach seinem Handgelenk und reiste durch unseren Kamin mit Flohpulver nach Hastings. „Lily!“ schrie ich aus dem Haus und hörte kurz danach ihre Schuhe auf dem Steinboden. Schlitternd kam sie in der Tür zum stehen. „Polly bist du in Ordnung?“ „Ja, aber Remmy nicht!“ Die Anderen kamen kurz nach ihr, Sirius zog mich von Remus weg, damit Lily besser arbeiten konnte und wiegte mich hin und her, als wäre ich ein verletztes Kind und nicht er der mit den Schnitten am ganzen Körper.

So waren wir alle Voldemort, den ich aus Trotz Tom Riddle nannte, ein Mal entkommen und waren froh darüber. Als Moony abends die Augen aufschlug ließen wir uns erleichtert in die Kissen des Sofas und der Sessel sinken.

Remus brauchte zwei Tage um sich zu erholen. Zwischenzeitlich hatten wir ihn in die Höhle verlegt und waren mit ihm gezogen. Lily, James, Frank und Alice waren in ihre Häuser zurückgekehrt und kamen uns zwei Mal täglich besuchen. Ich hatte mir frei genommen und Levin hatte nicht einmal gezuckt, als ich ihn davon unterrichtete.

Weihnachten und Neujahr waren gekommen und gegangen, ohne das wir Notiz davon genommen hatten. Dieses Mal hatten wir keine Geschenke gekauft oder bekommen und kein Feuerwerk entfacht. Stattdessen saßen Sirius und ich am Neujahrsmorgen in einem dunklen Wald, wo selbst der Schnee nicht bis auf den Boden gekommen war, und warteten darauf, dass einer unserer Kuriere vom Orden ankam. Fletcher, ein kleiner Mann etwas älter als wir und nicht immer ein Gesetzes treuer Mann, hastete so laut durch den Wald, dass ich mich wunderte ihn nicht früher gesehen zu haben. Sirius sprang aus der Senke, in der wir gekauert hatten und Mundungus Fletcher machte sich beinahe in die Hose, als er wie ein ängstlicher Wichtel aufschrie.

Als wir zum verabredeten Treffpunkt kamen, waren wir guter Dinge. Ich hatte den Umhang eng um mich geschlungen und deaktivierte den Sichtschutz. Wie angewurzelt blieben wir stehen. Das kleine Haus war zerstört. Langsam und mit Fletcher im Schlepptau näherten wir uns. Ein schneller Blick zu Sirius zeigte, wie angespannt er war. Er hatte, wie ich auch, seinen Zauberstab gezogen und pirschte sich leise an das Häuschen heran. Er sah mich kurz an. In seinen graublauen Augen sah ich einen Sturm von Gefühlen, den ich nur aus unserer Schulzeit kannte, wenn er auf seinen Bruder traf. Nur die Sorge und Vorsicht in seinen Augen war hinzugekommen. Ich nickte ihm entschlossen zu und wich dann nach links aus.

Wir näherten uns von zwei Seiten. Fletscher war bei Sirius geblieben und schlich, ziemlich laut, hinter ihm her. Als ich an der Hintertür, die nur noch halb in ihren Angeln hing, ankam, verharrte ich ein paar Sekunden. Innerlich zählte ich bis fünf, dann stieß ich mit dem Fuß die Tür auf, trat ein, sah mich zügig um und drückte mich an die Wand. Meinen Zauberstab hielt ich fest umklammert. Mit angehaltenem Atem huschte ich in den nächsten Raum.

Die Außenwand im zweiten Zimmer war teilweise eingestürzt und ich bahnte meinen Weg über die Steinbrocken. „Pey?“ Ich horchte auf, antwortete aber nicht. Schließlich wusste ich nicht, ob nicht vielleicht eine Falle war. „Pey? Bei dir alles gut? Vorne ist keiner.“ Leise lugte ich aus dem Zimmer in den Flur. Sirius stand dort und sah sich wachsam um. „Pey?“ Seine Stimme wurde höher und ich konnte die beginnende Panik darin hören. „Alles gut, Alpha.“ antwortete ich ruhig.

Das letzte was ich hörte, bevor mir schwarz vor Augen wurde, war Sirius' überraschter Aufschrei.



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Kommentare zu dieser Fanfic (8)

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Von:  LilyProngs
2014-10-09T15:46:45+00:00 09.10.2014 17:46
Hab ich schon gesagt, dass du Talent hast? Sag ich's eben noch mal: du hast Talent! ^^
Von:  LilyProngs
2014-10-09T15:45:52+00:00 09.10.2014 17:45
Liiiike it! <3
Von:  LilyProngs
2014-10-09T15:44:44+00:00 09.10.2014 17:44
Deine Fanfiction ist soooo gut, der mega ober Hammer!!! ^^ bitte schreib schnell weiter, du hast so Talent! Aaaaah diese Geschichte ist der Wahnsinn, wann kommt das nächste Kapitel? *-* Polaris ist so ein cooler Charakter, sie und Alpha sind so süß ^.^ <3 SIRIUS ORIN BLACK!!! Aaah, wie ich diesen Charakter liebe *-*
Von:  Carrywood
2013-08-12T13:20:26+00:00 12.08.2013 15:20
Gutes Kapitel und bitte schnell des nächste!!<3

Von:  Carrywood
2013-08-04T18:49:10+00:00 04.08.2013 20:49
Die ff ist echt beeindruckend total guuut und wann geht es weiter???
Nächstes Kapitel bittteeeeee!!
Von:  Gracesmiling
2013-06-02T20:51:16+00:00 02.06.2013 22:51
Hey
Deine FF ist der Hammer ich hab sie verschlungen ;)
Ich hoffe du schreibst bald weiter
AG
Von:  lady0black
2013-03-25T11:52:43+00:00 25.03.2013 12:52
Liebe CD-Bonnie du weißt garnicht wie sehr ich mich freue, dass du weiterschreibst!
Das Kapitel war toll und ich bin gespannt darauf wie es für die Rumtreiber u.s.w. ist, dem Orden zuzugehören!!
Ich hoffe das nächste Kapitl kommt bald:D
Lg ladyblack
Von:  lady0black
2013-02-18T13:14:48+00:00 18.02.2013 14:14
Liebe CDBonnie ich finde deine Geschicht und deinen Schreibstil soo gut und sie ist auch einer meiner Favos. Es kommt wirklich vor dass ich jeden Tag nach der Schule schaue ob du weiter geschrieben hast...:D Ganz besonders Peyton und Sirius kann ich mir gut vorstellen
Ich hoffe du schreibst weiter!!


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