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Bruchstücke

Eine Rikkai-FF
von

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Yanagi Renji - Mädchen

„Yukimura-kun ist anscheinend zusammengebrochen.“

„Was? Das ist ja schrecklich, aber kein Wunder so hart wie er immer trainiert für seine AG. Das musste so kommen.“
 

Schon nach den ersten Worten seiner Klassenkameradinnen, die ihn sonst nicht sonderlich interessierten, sah Yanagi Renji auf hinter seinem Krimi. Er hatte sich abzulenken versucht, aber dass nun Yukimura das Gesprächsthema Nummer eins war, machte es nicht gerade einfach.

Er schluckte und versuchte sich wieder auf seine Lektüre zu konzentrieren. Er wusste ja schliesslich immer noch nicht wer der Täter war und das galt es jetzt herauszufinden. Der Täter.
 

„Mir tut er leid.“

„Ja, das tut er doch jedem. Er ist auch immer total lieb zu allen. Es ist schlimm, dass ihm sowas passiert.“

„Es trifft doch immer die Falschen.“
 

Wenn es nicht die Falschen treffe würde, dann würdet ihr auch gar nicht darüber reden wie leid er euch tut, schoss es Renji durch den Kopf und las zum zweiten Mal dieselbe Seite. Der Detektiv war genauso ratlos wie er. Wie hatte der Mörder das nur angestellt?
 

„Wie lange ist er jetzt schon im Krankenhaus? Ich werde ihn besuchen.“

„Oh ich werde auch gehen.“
 

Ja natürlich werdet ihr das, ihr aufgedonnerten Vogelscheuchen, und ihn davon abhalten gesund zu werden, dachte Renji und war einen Moment von sich selbst überrascht. Es war nicht so, dass er gefühlskalt war, aber für gewöhnlich liess er die Leute einfach reden und dachte sich seinen Teil. Er liess es gar nicht so nahe an sich herankommen.
 

Doch seit Yukimura vor ihm und Sanada zusammengebrochen war und so schrecklich gezittert und gekrampft hatte, sah es etwas anders aus. Er machte sich Sorgen, dabei hatte er Yukimura am Anfang ihrer Mittelstufenzeit nicht leiden können. Er hatte ihn für eine Nervensäge mit einem abscheulichen Lächeln gehalten, der ihn wieder zum Tennis zwingen wollte. Wie sich Dinge doch ändern konnten.
 

„Eine gute Idee. Ich werde ihm Kekse backen. Wir haben heute doch noch Hauswirtschaft.“

„Ah, das wollte ich doch schon machen!“

„Tja ich hab es zuerst gesagt. Pech gehabt.“
 

Renji verdrehte nun die Augen. Wieso konnten sich diese Mädchen nicht draussen unterhalten? Dort wo er sie nicht hören musste und nicht daran denken wie schlimm die Lage überhaupt war. Die Wahrscheinlichkeit, dass Kekse etwas ausrichten konnten, lag bei nicht einmaleinem Prozent.
 

Wahrscheinlich sieht es in den anderen Klassen nicht besser aus, dachte er resigniert. Die Nachricht von Yukimuras Fehlen und Krankheit hatte sich rasch verbreitet ohne dass sie etwas hatten tun können. Eigentlich hatten seine Klassenkameradinnen noch Glück. Er war sich zu nahezu hundert Prozent sicher, dass in der 3-B die Mädchen gerade unangenehme Bekanntschaften machten. Frösche in ihren Taschen wären noch sehr dankbare Streiche gewesen. Nioh war schon immer ein Kindskopf gewesen und dieses Geplapper liess ihn einige seiner Spässe vollführen, wie er es nannte, die ihn recht rasch zum Direktor führen würden.

„Yanagi-kun? Hallo? Geht es dir gut?“
 

Renji blinzelte und bemerkte nun, dass sich vor seiner Lektüre eine Traube Mädchen breit gemacht hatte. Wirklich, er musste ganz schön in Gedanken gewesen sein, dass er sie nicht bemerkt hatte. Einen Moment überlegte er ob er es wagen sollte sarkastisch zu reagieren, entschied sich dann zu einem schlichten „Ja, Danke der Nachfrage“ und wollte sie ignorieren. Allerdings wusste er auch, dass gleich die nächste Frage folgen würde. Zwar wusste er die genaue Fragestellung noch nicht ganz aber zu hundert Prozent hatte es mit Yukimura zu tun. Womit sonst?
 

„Yanagi-kun, du weisst doch sicher in welchem Krankenhaus Yukimura-kun liegt. Weisst du, wir wollen ihn besuchen“, verriet nun die augenscheinliche Anführerin.

Es war Sakurazaki Mayu. Sie war hübsch wie einige Mädchen hier an der Schule, ihr Vorbau für ihr Alter schon weit und Renji wusste dank seiner Berechnungen, dass sie schwarze Unterwäsche bevorzugte. Sie war in der Zeichen AG, mochte westliche Popmusik und schwärmte für Yukimura. Alles in allem eine gewöhnlich Schülerin.
 

„Ja, das weiss ich“, bestätigte er ihr und hatte nicht vor sich kooperativ zu geben. Warum auch? Sie hatte nicht die richtigen Fragen gestellt und sollte sie die richtige Frage stellen, würde er ihr versichern, dass sie falsch war. Er hatte die letzten Tage zu wenig geschlafen, was ihn mürrisch machte und seine Mutter war langsam schon besorgt.
 

„Ja, und welches Krankenhaus ist es?“

„Das Klinikum in der Stadt natürlich. Aber die Chance, dass ihr zu ihm könnt, liegen bei maximal 10.5%“, antwortete er eiskalt.

Seine Berechnung stimmte. Das wussten selbst die Mädchen mittlerweile. Nioh hatte diesem Ruf noch beigetragen in dem er ihn immer Orakel nannte, wenn er ihm eine Frage stellte. Mittlerweile schuldete ihm Nioh fünfhundert Yen, für jede Frage hundert. Damit nahm er es genau. Die Mädchen schauten Renji entsetzt an und die eine oder andere sah nun betreten zur Seite.
 

„Warum?“, fragte Sakurazaki und Renji beobachtete wie ihre dunkeln Augen ihn taxierten. Sie gefielen ihm nicht. Sie waren weder grün noch funkelten sie frech.

„Weil Yukimura jetzt gewiss wichtigeres zu tun hat, als eure Gegenwart, blöden Kekse und euer Getratsche zu ertragen, so einfach ist das!“
 

Renji hatte eigentlich nur den Mund aufgemacht um etwas zu antworten, doch interessanterweise hatte sich der Schulschreck persönlich in sein Klassenzimmer verirrt. Nioh Masaharu lehnte im Türrahmen, betont locker, auch wenn Renji aus seiner Haltung eindeutig Anspannung herauslas. Nichts desto trotz war er froh nichts sagen zu müssen. Seine Antwort wäre zwar nicht so harsch ausgefallen wie die von Nioh, aber er hätte auch nicht weniger mit ihnen geschimpft.
 

„Ihr seid schnatternde Gänse. Habt ihr kein anderes Thema als Yukimura? Die ganze Zeit dieses Geläster und dann seht ihr eine Chance ihm näher zu kommen? Mann, ihr seid echt das Letzte“, doppelte Nioh nach. Er strich sich eine weisse Haarsträhne zurück und schaute für seine Verhältnisse wirklich finster drein.

Renji lächelte in sich hinein, gleich würden die Mädchen wütend beteuern, dass es ihnen gar nicht darum ging und dass Nioh sich gefälligst verziehen solle, das wäre nicht sein Klassenzimmer. Nioh würde sich natürlich rechtfertigen, dass er zu Renji wolle und dann…
 

„Ihr nehmt wohl gar keine Rücksicht, was? Renji ist Yukimuras Freund und ihr schnattert vor ihm so fröhlich herum! Also wenn das nicht von schlechtem Benehmen zeugt, weiss ich auch nicht.“
 

Kaum hatte er das ausgesprochen, wurde Yanagi einmal mehr klar wie sehr Nioh auf die Gefühle anderer achtete und wie oft er dabei dann bewusst wieder welche missachtet oder wo er welche hineininterpretierte wo keine waren.
 

„Nioh, ist schon gut“, sagte Renji nur, dem es nicht passte, wenn der Streit nun um ihn gehen sollte. Ausserdem guckten die Mädchen immer böse, wenn Nioh ihn beim Vornamen nannten. Bei Yukimura taten sie das nie sondern taten es wohl als süss ab, was Renji insgeheim nicht hoffte. Kein Junge wollte süss genannt werden. Nicht mal von seiner Freundin.
 

„Aber Renjiii!“

Das lang gezogene i liess ihn Nioh finster anschauen, wenn er es jetzt wagte mit Yukimuras Stimme zu sprechen, würde er ihm ausnahmsweise nicht so schnell verzeihen. Nioh beliess es auch dabei und schritt durch das Zimmer zu Renjis Pult hin. Die Mädchen schenkten ihm böse Blicke, verhielten sich aber erstaunlich still. Vielleicht hatten ihnen Niohs Worte doch zu denken gegeben.

Sanada Genichirou – Geschenk

Sanada starrte auf das Päckchen auf seinem Pult. Mit der blauen Schleife wirkte es richtig hübsch und er wusste nicht recht, ob es ihm gelungen wäre es richtig zu verpacken.
 

„Ein Geschenk für deine Freundin?“

Der kumpelhafte Tonfall stammte von einem Mitschüler und Sanada sah auf. Eigentlich hatte er die Pause nutzen wollen um das Training durchzugehen, aber er hatte das Päckchen angestarrt. Er hätte das Päckchen heute öffnen dürfen. Aus einer Laune heraus hatte ihm Yukimura vor einer Woche dieses Päckchen überreicht mit der Bedingung es erst in sieben Tagen zu öffnen. Es war rechteckig und Sanada vermutete, dass ein Buch darin war. Kekse waren es wohl kaum. Er wusste zu gut, dass Sanada diese süssen Sachen weniger mochte.
 

„Oder ist es etwa eine unglückliche Liebe?“, bohrte sein Mitschüler jetzt weiter, klang dabei eigentlich mehr neckend als bösartig. Trotzdem ging es ihm gewaltig auf die Nerven. Einen Fels hatte ihn Yukimura genannt. Ein Fels in der Brandung, der ihn schützte und auf den er vertraute. Ein Fels…
 

„Keineswegs oder sehe ich für dich unglücklich aus?“, fragte Sanada so ernst zurück, dass der andere einen Schritt zurück trat.

„Na ja du starrst das Päckchen so an, als wäre es ein wertvoller Schatz.“

„Das ist es auch.“

„Dann gib es ihr doch einfach. Die Mädchen stehen doch drauf, wenn sie etwas liebevoll Verpacktes bekommen…“

Einen Moment lang war Sanada verwirrt, ehe ihm klar wurde, dass sein Gegenüber glaubte, er hätte es verpackt.

„Ich glaube nicht, dass es eine gute Idee wäre ein Geschenk zurück zu schenken“, gab er trocken zurück.

„Oh, nein, dann ist es echt keine gute Idee. Frauen können da ja überreagieren.“

Ja, das können sie, aber Yukimura hatte noch andere Meisterschaften erlangt, die eigentlich dem weiblichen Geschlecht vorbehalten waren. Allerdings konnte er das jetzt kaum zur Sprache bringen.
 

„Mann, du unsensibler Trottel! Sein bester Freund ist krank und du stellst solche Fragen.“

Die Mädchenstimme, die sich nun einmischte war ihm wage bekannt.

„Wie?.. Oh, ach so wegen Yukimura. Die Sache tut mir leid, aber hey das wird nicht so heiss gegessen wie es gekocht wird. Am Ende steht er nächste Woche wieder auf der Matte. Schliesslich liebt er doch seinen Posten als Captain der Tennis AG oder?“
 

Sie schaute den anderen böse an, dann fiel Sanada wieder ein woher er sie kannte. Sie war aus Yukimuras Klasse und er war ihr da auch hin und wieder begegnet ohne mit ihr zu reden. Sie hatte ihn auch kaum interessiert, war sein Grund des Kommens stets ein anderer gewesen.
 

„Hey, ich wollte ihn echt nur aufheitern. Konnte ja nicht wissen, dass man dafür gleich gehängt wird“, erwiderte der Junge, grinste dabei fast unverschämt. Sie strafte ihn mit einem weiteren bösen Blick. „Glaub bloss nicht, dass ich so bald wieder mit dir ausgehe.“

„Nur weil ich einen Klassenkameraden nach seiner Freundin gefragt habe? Ich wollte ja nicht gleich mit ihr ausgehen.“

Sie zog einen Schmollmund, sagte aber erst nichts. Sanada war das eigentlich egal, wenn das Thema von ihm und seinem Päckchen wegkam.

„Du bist unglaublich Koji!“, schnaubte sie lediglich, sah Sanada dann fast mitleidig an. „Es tut mir wirklich leid, dass er so ein Trottel ist.“
 

Er nickte lediglich darauf, während Koji Fratzen hinter dem Rücken seiner Freundin schnitt. So richtig ernst nahm er sie wohl nicht. Andere Jungen hätten wohl gelacht, aber Sanada war weder so ein Junge noch war ihm danach.

Natürlich bemerkte sie es und schimpfte ihn wie unhöflich er wäre und er sich entschuldigen solle bei Sanada-kun.
 

„Es macht mir nichts aus“, sagte Sanada lediglich, nahm das Päckchen vom Tisch und ging hinaus ohne das zankende Duo eines weiteren Blickes zu würdigen. Es war zwar nicht seine Art sich aus der Affäre zu stehlen, aber er wollte seine Ruhe. Ruhe um nachzudenken. Warum mussten ihm genau jetzt Yukimuras Worte einfallen, als das Mädchen wieder mal mit Koji gestritten hatte? „Sie sind ein süsses Paar, nicht? Sie sind jetzt schon fast ein Jahr zusammen, kennen sich aber seit ihrer Kindheit. Aber du und ich… das ist etwas für die Ewigkeit…“

Sanada schlug mit der Faust gegen die Wand. Warum musste das ausgerechnet ihm passieren?

Yagyuu Hiroshi – Geheimnis

„Damit wäre die heutige Sitzung des Schülerrates beendet. Vielen Dank für eure Mitarbeit. Bitte denkt an eure Aufgaben für die nächste Sitzung. Einen schönen Abend wünsche ich euch. Bis nächste Woche.“
 

Yagyuu schob seine Brille zurecht, gestattete sich ein erleichtertes Seufzen. Heute war die Sitzung wirklich anstrengend gewesen. Seine Verfassung war nicht die beste und es hatte heute viele Fragen gegeben. Er war sehr dankbar, dass nur wenige Yukimura betrafen. Im Schülerkomitee sollte es schliesslich um Anliegen der Schülerschaft und nicht um einzelne Schüler gehen.

Die anderen Mitglieder nickten zustimmend und die Gruppe zerstreute sich teilweise. Ein Teil blieb noch um sich unter einander abzusprechen oder um einfach noch ein bisschen miteinander zu reden. Andere wie Yagyuu würden nachher zu ihrer AG gehen.
 

„Yagyuu-san?“

„Ja? Wie kann ich helfen?“ Er war eigentlich müde, aber er würde wie die anderen das Training besuchen. Er hoffte nur, dass man ihm das nicht anmerkte.

„Dein Vater ist doch Arzt?“

„Das ist richtig.“ Ein misstrauischer Mensch wie Yanagi oder Nioh hätte an dieser Stelle schnippisch geklungen oder hätte noch einen Kommentar angefügt, aber Yagyuu antwortete lediglich ehrlich. Er hatte nichts zu verbergen.

„Sicher weisst du etwas über Yukimura-kuns Krankheit oder? Dein Vater hat dir sicher was gesagt, immerhin ist Yukimura der Captain des Tennisclubs.“
 

Yagyuus Blick wurde einen Moment lang verständnislos, ehe er verstand auf was sein Gegenüber hinaus wollte. „Das geht unter das Berufsgeheimnis. Selbst wenn mein Vater mir etwas gesagt hätte, dürfte ich es weitergeben. Eigentlich ist es schon falsch zu sagen, dass ich nichts weiss.“

"Nichts? Da sitzt man an der Quelle und weisst nichts. Das ist wirklich schlimm.“

„Ich würde nicht sagen, dass ich an der Quelle sitze“, erwiderte Yagyuu sanft, sah kurz zur Uhr. „Ich muss leider los.“

„Ihr habt immer noch Training obwohl euer Captain krank ist?“ Eine Mischung aus Verwirrung und Unverständnis machte sich in der Stimme breit. Yagyuu nickte ernst, stand auf. „Wieso?“

Yagyuu blinzelte und sah seinen Vize an. „Die Kantomeisterschaften stehen an. Wir dürfen nicht nachlassen.“

„Ganz schön hart.“

„Hilft es ihm denn, wenn wir da sitzen und trauern? Wer weiss vielleicht ist er bis dahin gesund und wir können gemeinsam antreten.“ Yagyuu klang nicht wütend. Das passierte nicht so schnell. Allgemein war Yagyuu der Überzeugung, dass man andere stets höflich zu behandeln hatte. Selbst dann, wenn er ihre Meinung nicht teilte. Was nicht hiess, dass er einfach nachgab.
 

„Also haltet ihr einfach den Betrieb aufrecht bis er wieder kommt? Klingt eher nach einer militärischen Einheit als nach einer Tennis AG.“ Es schlich sich nun ein Grinsen ins Gesicht seines Gegenübers. Yagyuu erwiderte dieses Lächeln nicht.

Der Gedanke war ein wenig furchteinflössend und doch hatte er was. Yukimura war ihr Feldherr. Er sah vielleicht nicht so aus, aber er war ihnen allen überlegen, sogar Sanada und Yanagi, die beide ausgezeichnete Spieler waren. Er dagegen… er war schwächer als sie. Schwächer als Akaya ihr nun jüngstes Mitglied. Aber darauf würde er nicht sitzen bleiben. Nioh, sein Doppelpartner, hatte ihn zwar auf eigenwillige Art in den Club befördert, aber es hatte ihm angefangen Spass zu machen und das Training lohnte sich.
 

„Ein sehr schöner Vergleich. Yukimura würde dir vielleicht sogar zustimmen“, entschied er sich zu sagen, verabschiedete sich hastig. Er kam wirklich noch zu spät und er wollte nicht zu spät kommen. Keiner wollte zu spät kommen. Ausserdem hatte Yagyuu etwas verschwiegen. Eigentlich hasste er Geheimnisse und er war ein schlechter Lügner, aber diese Information ging niemanden ausser ihn etwas an. Er wusste noch nicht mal… wie er mit dieser Information umgehen wollte.

Nioh Masaharu – Frösche

Wenn er noch ein weiteres Gerücht hörte, würde er platzen. Nicht, dass Nioh oft ausfällig wurde oder wirklich gehässig war, aber er konnte sehr unangenehm werden, wenn er gereizt war. Gerade war dies der Fall. Es schien kein besseres Thema als die Krankheit von Yukimura zu geben. Keine Ahnung hatten sie. Nicht mal sie, Yukimuras Freunde, sein Team, wussten etwas. Sie sassen da und warteten in banger Angespanntheit, ob sie bald erlöst werden würden von diesem unsäglichen Warten, während diese Klatschmäuler sich selbige zerrissen. Er hatte nicht anders können. Wirklich nicht…
 

„Willst du mir nicht erklären, was dieses Theater heute sollte, Nioh-kun?“, fragte der Direktor. Seine Stimme war heute recht geduldig.

Wahrscheinlich, dachte Nioh, weil er weiss wie schwierig es für uns gerade ist. Das musste man dem alten Mann lassen, er verstand seine Schüler wirklich.
 

„Sie haben angefangen.“ Nioh verzog das Gesicht blickte zum Fenster raus. „Ich muss wirklich los. Sanada schimpft sonst und ich bin nicht in der Laune hundert Strafrunden zu rennen“, sagte er statt einer Erklärung, zuckte fast etwas hilflos die Schultern. Der Blick des Rektors war kurz wirklich mitleidig und Nioh schüttelte den Rest seines Kummers ab. Bemitleidet werden wollte er doch nicht.
 

„Ich verstehe, dass es für euch alle schwer momentan ist, vor allem für Yanagi-kun und Sanada-kun. Immerhin haben sie das Ganze miterlebt. Trotzdem ist doch gar nicht sicher, was mit Yukimura-kun ist. Am Ende macht ihr euch viel zu viele Sorgen“, kam es mit verständnisvoller Stimme vom Rektor. Irgendwie konnte ihn Nioh ganz gut leiden. Wirklich schade war dies ihr letztes gemeinsames Jahr. Yukimura hatte ihn immer so herrlich um den Finger wickeln können.

„Trotzdem könntest du genau solche Spässe lassen. Willst du wirklich mit so einer Schülerakte später an die Uni?“
 

Nun verdrehte Nioh die Augen. „Ich werde wahrscheinlich gar nicht an die Uni gehen, Herr Direktor“, antwortete er ihm. Das Thema hatte er sowohl mit Yagyuu als auch mit Renji besprochen.

Der Rektor stutzte, kratzte sich an seinem Bart und sah ihn nachdenklich an. „Nioh-kun, selbst wenn du die Uni nicht besuchst, wäre es doch unsinnig sich eine Chance zu verbauen. In den nächsten drei Jahren kann sich noch einiges ändern.“
 

„Mir käme nichts anderes in den Sinn. Sie sehen doch selbst, was für einen Ärger ich hier produziere. Was glauben sie, stelle ich dann erst an einer Uni an, wo die Regeln viel weniger strikt sind?“ Er grinste nun wieder, gestattet sich aber nicht die Arme hinter dem Kopf zu verschränken. So viel Anstand hatte er doch noch.
 

„Gut, lassen wir das Thema fürs Erste. Der Zeitpunkt ist nicht ganz geeignet.“

„Darf ich gehen? Ich werde beim Training erwartet und Marui hat gesagt, er warte auf mich. Dabei weiss er doch selbst, dass es immer länger geht wenn ich hier im Büro bin.“

Die Miene seines Gegenübers wurde nun mahnend. Nioh versuchte sich an einem verlegenen Lächeln. Als ob es ihm unangenehm wäre.
 

„Na geh schon zu deinen Freunden“, sagte er seufzend und Nioh sprang schon auf, musste dann aber stehen bleiben als der Rektor ihn etwas schärfer ansah und weitersprach: „Lass mich dir einen Rat geben, Nioh-kun. Egal wie viele Frösche du in Schultaschen versteckst, damit hilfst du auch nicht die Probleme aus der Welt zu schaffen, die dich so beschäftigen. Aber du machst anderen damit welche.“

Einen Moment zeichnete sich so etwas wie Erkenntnis auf Niohs Zügen ab, ehe er wieder grinste und nickte. „Ist klar, Chef, Rektor.“
 

Als die Tür sich hinter Nioh schloss, seufzte der Direktor. So wirklich an Niohs Intelligenz zweifelte er nicht, aber durchaus an seiner Bereitschaft sich Dinge einzugestehen. Aber er war nicht der einzige Schüler, der ihm momentan Sorgen machte.

Marui Bunta - Wartezeit

Warten auf Nioh war anstrengend. Es hiess nämlich nach dem Unterricht zum Büro ihres Direktors zu gehen und dort bei Fräulein Hoshi, der Sekretärin, im Vorzimmer zu warten. Eigentlich nett, dass sie ihn immer hereinbat, aber sie bestand immer drauf dass er seinen Kaugummi rausnahm Als guter Junge tat er das natürlich, wenn auch widerstrebend. Dabei hatte man noch nie einen seiner Kaugummis unter einen Pult oder Stuhl gefunden!
 

Gut immerhin bekam er als Ersatz Bonbons. Das war ganz ok und er wartete dann auch auf seinen Klassenkameraden. Wenn Fräulein Hoshi nur nicht so streng blicken würde. Er hatte einmal die Bemerkung fallen gelassen, dass Nioh bestimmt eine eigene Kaffeetasse hier im Büro hatte, worauf sie die Lippen zu einem schmalen Strich verzogen hatte und zur kleinen Anrichte gedeutet hatte. Es standen drei Tassen da, jede mit dem Namenszug. Auf einer davon stand Masaharu.

Marui hatte darauf leer geschluckt. Schon irgendwie seltsam wenn Witze ernst wurden. Und bei Nioh wurden sie das öfters als nötig war.
 

„Hoshi-san, darf ich sie etwas fragen?“, kam es recht rhetorisch von Marui, denn er hatte vor die Frage zu stellen ob sie ja sagte oder nicht.

„Bitte, frag nur, Marui-kun.“

Ihre Stimme zeigte zwar lediglich Höflichkeit, aber mehr wollte Marui auch nicht. Die Frage war auch nicht sonderlich wichtig. Ihm war einfach langweilig.

„Wie viele Male war Nioh schon in diesem Jahr hier? Ich meine… führen sie Buch darüber oder so?“, fragte er munter, streckte die Arme etwas. Er würde sich noch dehnen müssen vor dem Training. Von so langem sitzen in der Schule, war das dringend nötig.

„Ich führe keine Liste darüber wie oft Nioh-kun hierher kommt.“

„Wirklich nicht? Ich könnte schwören, sie merken sich sowas. Sie sind eine sehr aufmerksame Frau, Hoshi-san.“
 

Die Sekretärin rückte ihre Brille zurecht und sah ihn scharf über selbige an. Marui rutschte etwas auf seinem Sitz zurück. Irgendwie gefährlich, fand er gerade. So schaute Yagyuu nie wenn er seine Brille zurechtrückte.

Wenn ich jetzt eine weitere Frage stelle, ob sie mich dann beisst, fragte sich Marui und versuchte möglichst liebenswert auszusehen. Das konnte er ausgesprochen gut. Das machte er vor allem dann, wenn er im nächsten Satz sagte: Jackal war‘s. Natürlich völlig unschuldig.
 

„Ich weiss auch gar nicht, was daran so interessant sein sollte. Oder geht es um eine Wette?“ Sie seufzte tief und Marui hätte fast ein schlechtes Gewissen bekommen. Gut, dass er sich das abgewöhnt hatte als er Nioh kennen gelernt hatte. Allerdings war es zurückgekommen als Yagyuu zu ihnen gestossen war.

„Nein, nicht wirklich. Solche Wetten wären ja wohl nicht sehr fein oder?“, fragte er zurück, lächelte.

„Ja, das wären sie wirklich nicht. Es gibt Dinge, die man einfach nicht tut“, stimmte die Sekretärin ihm zu.

„Wie Wetten abschliessen.“
 

Sie nickte und schien erfreut, dass er verstanden hatte. „Und Tratschen… das bringt überhaupt nichts. Meistens verbreiten sich dadurch nur Unwahrheiten. Sie sind schwer zu bereinigen. Die Unwahrheiten… Ist man einmal drin, kann man seinen Ruf kaum rein waschen.“

Marui sah sie nun verwirrt an. So was hatte er damit gar nicht beabsichtigt. Wie kam er jetzt nur wieder raus?
 

„Also eigentlich wollte ich damit nicht sagen…“

„Ja, das weiss ich Marui-kun, aber viele wissen es nicht oder missbrauchen das als Ausrede. Für denjenigen, dessen Ruf ruiniert wird, gibt es fast keine Möglichkeiten ihn wieder reinzuwaschen“, erwiderte Fräulein Hoshi fast etwas bitter.

„Na ja ich denke Nioh macht sein Ruf nicht das Geringste aus…“

Hoshi sah ihn mit einem Blick an, der ihn verstummen liess. Er hätte ja nicht gedacht, dass das Nioh mitnahm, schliesslich hatte er diesen Ruf selbst aufgebaut.

Er hatte wirklich Glück als in diesem Moment die Tür aufging und Nioh herauskam. Grinsend wie immer. Er wirkte kein bisschen unglücklich.

Kuwahara Jackal - Katze

Alleine stand Jackal in der Umkleide. Wie genau das so gekommen war, wusste er nicht. Nicht, dass er unpünktlich oder etwas in der Art wäre, aber für gewöhnlich war Jackal nicht der erste, der hier war. Es war noch nicht so richtig kalt geworden draussen, trotzdem trugen schon einige Schüler Schals. Lange würde es nicht mehr gehen und die Tage würden kürzer werden. Es würde rascher dunkel werden. Sie würde das natürlich nicht stören. Trainieren konnten sie auch, wenn es eindunkelte. Und im Dunkeln heimgehen, war kein Problem. Genauso wenig wie hier in der Umkleide alleine zu sein. Es war kein bisschen gespenstisch, schliesslich waren sie nicht in einem Horrorfilm.

Ein Poltern erklang und einige Tennisbälle und der Behälter in dem sie gewesen waren, fielen krachend auf den Boden.
 

Jackal schreckte aus seinen Gedanken. Bleich werden war für Jackal reichlich schwierig, trotzdem war er nahe dran gewesen, ehe er den Grund für das Gepolter erkannte. Da war sie. Eine graue Katze mit leuchtend grünen Augen starrte ihn an. Jackal starrte zurück, aber davon liess sie sich kaum beeindrucken. Jackal lächelte nun. Was für ein Hasenfuss er doch gerade gewesen war. Die Katze streckte etwas müde die Pfote nach einem hopsenden Tennisball aus, legte sich dann wie selbstverständlich auf sein Jackett. Sie schnurrte zufrieden. Woher war die Katze gekommen? Die Tür war nicht offen gewesen und er hatte sie hier noch nie gesehen.
 

„Katze, woher kommst du denn?“, fragte er sie nun, worauf sie ihm natürlich eine Antwort schuldig blieb.

Er hatte mal mit seinen kleinen Geschwistern einen Film gesehen in denen die Katzen sprechen konnten. Es war ein wenig albern gewesen, aber seinen Geschwistern hatte der Film sehr gut gefallen. Sprechende Tiere gefielen zumindest den meisten Kindern. Warum auch immer. Er dagegen fand es eher beängstigend wenn ein Tier anfangen würde mit ihm zu sprechen.
 

„Aus dem Mondkönigreich natürlich“, antwortete die Katze und Jackal erschreckte sich zum zweiten Mal am heutigen Tag. Er hoffte es war das letzte Mal.

„Katze, sag mir, dass ich mich gerade täusche oder hast du gerade gesprochen?“, fragte er nun völlig verwirrt.
 

„Du bist wirklich ein ziemlicher Holzkopf, wenn du nicht glaubst was du mit eigenen Ohren hörst“, antwortete die Katze ungerührt und fing an sich zu putzen. Jackal sah nicht, dass sich ihr Mäulchen bewegte, was ihn doch etwas zweifeln liess. Katzen sprachen nur in Filmen und ganz sicher nicht in der Realität. Wahrscheinlich waren ihm die Tennisbälle doch auf den Kopf gedonnert und er lag ohnmächtig auf dem Boden und die anderen würden gleich reinkommen und ihn finden.

„Entschuldige, Katze“, sagte Jackal ein wenig bekümmert.
 

„Du wirkst ziemlich deprimiert“, bemerkte die Katze, sich weiter putzend.

Jackal starrte sie verwirrt an. Katzen waren wohl wirklich solche Meister im Durchschauen wie gewisse Geschichten behaupteten. „Weisst du Katze… wir erleben gerade eine sehr schwierige Zeit“, erklärte er sich. Mittlerweile hockte er vor der Katze auf den Knien, die ihn nun ansah. Irgendwie wäre es ihm lieber gewesen, sie hätte wieder angefangen sich zu putzen. Katzen hatten etwas im Blick, das einen gefangen nahm.
 

„Jeder macht schwierige Zeiten durch. Wichtig ist, dass man nicht alleine ist bei sowas. Ihr Menschen seid doch Rudeltiere oder?“, fragte die Katze und Jackal schien es als wäre sie unsicher.
 

„Menschen brauchen andere Menschen. Wir sind nicht gerne alleine. Zumindest nicht für immer“, antwortete Jackal ihr und sprach damit seine eigene Sicht aus. Er war nicht wirklich oft alleine. Zuhause waren seine Eltern und seine Geschwister, in der Schule war er von Klassenkameraden umgeben, in den Pausen von seinen Freunden, beim Training ebenfalls. Jackal genoss einfach die Gesellschaft anderer und dass Yukimura nun fehlte, störte die Umgebung von ihnen allen empfindlich. Yukimura-Buchou war ein sehr sanftmütiger Mensch, wenn er nicht gerade spielte. Er hatte ihm immer in Japanisch geholfen und er war ihm sehr dankbar.
 

„Und doch bist du jetzt alleine oder? Bestimmt kommen andere Menschenkinder noch und dann… dann ist dein Problem doch gelöst?“, fragte die Katze zurück, fing wieder an sich zu putzen. So richtig ernst genommen fühlte sich Jackal natürlich nicht, aber ein wenig hatte sie ja recht. Er hatte ihr auch nicht die ganze Situation erklärt. Einer Katze die Situation erklären…

„Ja, du hast wohl recht, Katze… es ist nur so…“
 

„Es ist nur so was? Drück dich klar aus. Sonst weiss man nämlich nicht wie es dir geht. Ich glaube aber das geht allen Menschen so. Sie können sich sehr schlecht ausdrücken. Kopf hoch, es wird immer mal wieder regnen und man steht unter einem Pappkarton und hofft, dass das Dach hält. Wenn es nicht hält wird man eben nass. Das ist wirklich ärgerlich, aber man muss aus einer schlimmen Situation das Beste machen und den Kopf nicht hängen lassen, Jackal“, erwiderte die Katze, unterbrach nochmals den Putzvorgang.

Jackal stutzte. „Woher weißt du denn meinen Namen?“

„Ich höre eben zu, wenn andere schweigen“, gab die Katze zur Antwort.

„Das macht doch gar keinen Sinn!“

„Sagst du und trotzdem scheint es dir jetzt besser zu gehen oder?“
 

Der Rikkaispieler starrte die Katze verblüfft an. Unrecht hatte sie da nicht. Aber das einer Katze zu sagen, kam ihm doch etwas seltsam vor. Also begann er damit aufzuräumen, was die Katze zufrieden beobachtete, ehe sie befand an der Tür zu kratzen. Er liess sie raus und war sich nun sicher nicht mehr lange alleine zu sein.
 


 

Nioh lächelte kurz, ehe ihn etwas in die Finger biss. Er hätte Marui wohl doch nicht so festhalten dürfen wie er es sonst bei Akaya machte. Am Ende hielt er ihn noch für einen Kaugummi. Aber es hatte sich gelohnt. Das musste sogar der Kaugummisüchtige erkennen. Jackal lächelte wieder.

Kirihara Akaya – Worte

Das schlimmste Fach von allen war Englisch. Nicht, dass Akaya anderen Fächern viel mehr Aufmerksamkeit schenkte, aber Englisch hasste er einfach und sie hasste ihn. Zumindest so weit jemand glauben konnte, dass eine Sprache hassen konnte.
 

Heute hasste er sie sogar noch mehr als sonst. Sprachen waren ja weiblich, was den Umgang mit ihnen nicht gerade einfacher machte. Er kritzelte gerade in eine Ecke seines Heftes so etwas Ähnliches wie einen Tennisball und wandte sich dann etwas ruhiger wieder der Aufgabe zu. Er verstand sie immer noch nicht. Wahrscheinlich würde es ihm auch nach dem Ende der Lektion nicht klar sein. Er entschloss sich etwas dagegen zu tun. Tat er das nicht, würde er sich mit seinen eigenen Gedanken beschäftigen müssen und die waren momentan sehr schwierig zu begreifen. Nicht das Akaya sonderlich gründlich nachdachte, aber es gab Dinge, die beschäftigten einen Menschen egal ob man so intelligent wie Yanagi oder so… na ja so wie Kirihara war.
 

„äh, Nowaki-kun… kannst du mir vielleicht helfen?“, wandte er sich hilfesuchend an seinen Nachbarn. Es war nicht so, dass Kirihara sonderlich unhöflich war den anderen beim Vornamen zu nennen, es lag mehr darin, dass Nowaki Nowaki genannt werden wollte. Um Verwechslungen zu vermeiden wie man munkelte. Mit den blonden Haaren war er auch nahezu prädestiniert für einen Posten als Schulrowdy, aber der Junge hatte nie Anstalten dazu gemacht.
 

Akaya interessierte sich für dieses Geplapper nicht, aber mochte es nicht wenn man schlecht über Freunde sprach. Selbst wenn diese für gewöhnlich mit ihm manchmal so ihre Spiele spielten. Er mochte Nowaki, auch wenn er sich anscheinend nicht viel aus ihm machte.
 

Der Junge sah mit etwas Desinteresse auf und zu Akayas Heft. „Du verwechselst me mit my“, erklärte er lediglich und deutete auf die Worte. Akaya sah konzentriert auf die Buchstaben. Sie ergaben immer noch wenig Sinn, aber zumindest konnte es nur besser werden.
 

„Was ist der Unterschied?“

„My steht für… es ist Besitz anzeigend… also wenn du sagst <This is my table>. Me brauchst du in Sätzen wo es als Objekt dient… “, wurde er dann ausführlicher. Akaya hörte zu. Bei den Hausaufgaben half ihm öfters Yanagi-senpai oder natürlich Yukimura-buchou, aber das ging gerade überhaupt nicht. Allerdings gab es kaum jemanden, der in seiner Klassenstufe war mit dem er reden konnte. Um ehrlich zu sein, war er nicht sonderlich beliebt. Eventuell lag das ein wenig an seiner Fähigkeit sich überall zu verirren, seiner raschen Aggression gegen gewisse Dinge und Leute und nicht zuletzt an seinem manchmal kleinen Blickwinkel. Aber Nowaki-kun war cool. Er mochte ihn, weil er nicht ihn nicht Teufelchen nannte, ihm vor warf etwas kaputt gemacht oder ihn dazu verdonnerte Runden zu laufen. Nowaki war herrlich normal.
 

„Du bist echt schlau, Nowaki-kun!“, sagte Akaya begeistert. Das Lob interessiert den anderen zwar nicht wirklich, aber höflicherweise nahm er es mit einem Nicken an. „Woher weisst du eigentlich so viele Dinge? Lernst du so viel?“

Wieder ein Nicken.

„Ich kann lernen so viel ich will, irgendwie passt einfach nicht mehr in meinen Kopf rein ausser Tennis.“, plapperte Akaya weiter, froh darum mit einem gleichaltrigen sich zu unterhalten. Klar waren seine Tenniskameraden in Ordnung und er mochte sie, auch wenn Marui und Nioh ganz schön fies sein konnten.
 

„Deine nächsten Sätze sind ziemlich abgehackt und deine Schrift könnte auch sauberer sein.“

„Sprache ist auch was ziemlich schwieriges… kehehe“

Er kritzelte eifrige die nächsten Sätze, die fast sowas wie Sinn ergaben.

Über Nowakis Gesicht strich sowas wie ein müdes Lächeln. Er kam ihm ein gutes Stück älter vor, obwohl sie im selben Jahrgang waren.

„Sprachen sind nicht schwierig. Schwierig ist mit ihnen zu kommunizieren.“

Akaya sah ihn verwirrt an, Nowaki winkte ab.

„Ist nicht so wichtig.“

Er stand auf, packte seine Sachen zusammen. Das Läuten hatte er gar nicht gehört. Hatte es wirklich geläutet? Das hiess ja…
 

„Endlich ist Englisch aus!“

„Mr. Kirihara, sit down.“

Einen Moment rotierte es in Akayas Gehirn und die Meldung wurde verständlich. Vielleicht sollte sich ihr Lehrer abgewöhnen mit ihm Englisch zu reden, dachte er ärgerlich. Das brauchte so nur kostbare Zeit. Gut wusste er wie er darauf reagieren musste. So etwas musste man als Jüngster im Tennisteam können.
 

„Aber Nowaki-kun ist…“

Das strenge Aufblitzen hinter der Brille des Englischlehrers veranlasste die beiden Jungen sich zu setzen. Also hatte es doch nicht geklingelt. Schade. Wenigstens wurde er nur noch zehn Minuten gequält und der Lehrer liess sie gehen.
 

„Hey Nowaki-kun, wie wärs wenn du mit zum Court kommst? Du kannst doch sicher auch spielen. Ich meine du bist in keinem Club und dein Bruder würde sich sicher…“

„Ich muss Heim lernen“, unterbrach ihn der andere. Mit diesen Worten stand Nowaki zum zweiten Mal auf, packte seine Sachen und ging eilig zur Tür raus. Verdutzt sah Akaya Nowaki nach. Nioh waren wohl irgendwie alle seltsam.

Yukimura Seiichi - Einsamkeit

Warten liess die Zeit immer noch langsamer vergehen. Zumindest subjektiv gesehen. Für Yukimura Seiichi stand sie praktisch still.
 

Vor ein paar Tagen war er zusammen gebrochen. Die Gründe dafür waren ihm unbekannt. Hätte er aber ein bisschen mehr aufgepasst, hätte er es erahnen können. Es hatte Zeichen gegeben und er hatte sie ignoriert. Aus Trotz und Stolz. Sein Körper hatte sich seinem Willen unterzuordnen, schliesslich hatten sie ein Turnier zu gewinnen.
 

Er hatte gedacht, er hätte sich lediglich überanstrengt als er im Treppenhaus in die Knie gegangen war und kaum hatte atmen können. Es hatte nicht lange angehalten und der Schwindel war verflogen. Nein, es war nicht normal gewesen, aber er zu Stolz und kindisch hatte es ignoriert. So hatte es sich nun gerächt. War das der Lohn für seine Mühen? Für all das harte Training? Er war sich so sicher gewesen mit seiner Mannschaft auch dieses Jahr den Sieg zu holen. Jetzt lag er hier in einem Zimmer und wartete.
 

Schliesslich schüttelte er wütend den Kopf über sich selbst. Er konnte doch nicht in Selbstmitleid versinken. Er durfte den anderen und sich selbst nicht noch mehr Angst machen. Er musste klar denken.
 

Renji und Genichirou hatten seine Vertretung übernommen. Beziehungsweise… Genichirou war nun Captain und Renji sein Vize. Er hatte ihnen wirklich einiges aufgebürdet. Aber das würde er wieder gut machen, in dem er sich rasch erholte, in dem sein Anfall nichts weiter als die Überschätzung seiner jugendlichen Kräfte war und er lediglich eine Woche Ruhe brauchte, ehe er sich wieder dem widmen konnte, was er liebte.
 

Er hatte sich mit einem Buch abgelenkt, das ihm Renji geschenkt hatte. Pflanzenkunde und nicht einer seiner Krimis. Es ging um die heimischen Pflanzen Japans und normalerweise war Yukimura verzückt, wenn er die schönen Farbillustrationen anschauen konnte, aber heute wirkten sie glanzlos. Es bestand eben ein Unterschied darin, ob er die Bilder nur ansehen konnte oder sie sich ansah und dann ein paar Schritte in den Garten seines Zuhauses machte, um die Pflanzen in Natura zu betrachten. So verhielt es sich auch mit dem Tennismagazin, das auf dem Nachttisch dahin vegetierte. Sonst studierte er das Heft mit Genichirou zusammen.
 

Yagyuu hatte ihm die Hausaufgaben gebracht. Zumindest damit konnte er sich gut ablenken. Es war auch nötig, dass er sich weiterhin um die Schule kümmerte. Er wollte nicht zurückfallen um später nicht noch mehr Training zu verpassen.

Er schlug missmutig das Notizheft auf und starrte die erscheinenden Zeichen an. Was man nicht alles verpasste in ein paar Tagen.
 

Die letzten Tage waren eigentlich turbulent gewesen, aber auch nervenaufreibend. Wirklich zur Ruhe kam er nicht und er wollte es auch gar nicht. Es war natürlich falsch zu sagen, man hätte ihn vergessen. Dem war sicher nicht so. Seine Eltern sorgten sich und seine kleine Schwester hatte sich die Augen aus dem Kopf geweint. Trotzdem war er meist von Fremden umgeben. In solchen Moment fiel ihm auf, dass er doch nichts weiter als ein Jugendlicher war, der nach Hause wollte und seine Familie noch brauchte.
 

Es klopfte an der Tür. Yukimura entfuhr ein Seufzen, liess die Augen geschlossen. „Herein.“ Wer auch immer jetzt hereinkam, es konnte gerade kaum schlimmer sein bei seiner Laune.
 

Er hörte wie sich Schritte näherten und dann schlug er die Augen auf. Zwar war er nicht so gut wie Renji, der anhand des Tritts erkennen konnte, wer sich ihm näherte, aber dazu brauchte er das auch nicht. Dafür waren die Worte zu deutlich.
 

„Yukimura-Buchou! Ich freu mich so dich zu sehen.“

Die lebhaften grünen Augen funkelten und liessen Yukimura lächeln. Akaya wusste ja gar nicht wie niedlich er sein konnte.

„Wir haben Erdbeerkuchen mitgebracht.“

„Wenn ihn Marui nicht schon verputzt hat.“

Yagyuu sah Nioh mahnend an, der die Arme locker hinter dem Kopf verschränkt hatte. Er grinste wie üblich.

„Ich hab kein einziges Stück probiert. Ehrlich, Yukimura-Buchou“, versicherte Marui in seinem unschuldigsten Tonfall. Man hatte ihm die ehrenvolle Aufgabe übergeben die Tortenschachtel zu tragen. Ein bisschen boshaft war das schon. Vielleicht wollte Sanada ihm so Disziplin beibringen.

"Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Erdbeere fehlt, liegt bei 87.3%. Einrechnet, dass die Erdbeere nicht von Marui gegessen wird."
 

Ohne auf allfällige Proteste zu achten, setzte sich Yanagi zu ihm hin. Das beruhte nicht auf Dreistigkeit sondern lediglich auf Faulheit. Yukimura konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Akaya machte den Mund auf und hatte eigentlich vorgehabt sich dazu zu setzen, aber Sanada zog ihn am Kragen zurück. Disziplin wurde auf verschiedene Arten an der Rikkai gelehrt.
 

"Wir haben das Training ordnungsgemäss beendet“, sagte Sanada ruhig, der Yanagi einen tödlichen Blick zuwarf, den dieser mit einem leichten Lächeln quittierte.

„Ausserdem was täten wir ohne unseren Buchou?“

„Ja, es wäre schrecklich. Wir müssten unter Sanadas Befehl…“

„Nioh meint ist, dass es nicht mehr dasselbe wäre“, unterbrach Yagyuu seinen Doppelpartner sanft. Damit rettete er ihn vor mindestens fünfzig Runden.

„Natürlich, das kann ich voll und ganz verstehen“, stimmte Yukimura amüsiert zu, „ich werde mich beeilen wieder bei euch zu sein.“

„Wir sollten schleunigst den Kuchen essen.“

„Auf dem Krankenhausdach ist eine Terrasse. Wir könnten uns dahin setzen, ja?“

„Darf Yukimura überhaupt da hoch?“

„Er geht ja nicht alleine… Wir sind doch da.“
 

Seiichi hörte dem Plappern amüsiert zu. Es war sehr angenehm und vermittelte das Gefühl von Normalität. Renji an seiner Seite verlagerte sein Gewicht und beugte sich zu ihm. „Ich sorge dafür, dass ihr fünf Minuten Zeit habt, mehr kann ich nicht rausschlagen, Seiichi“, flüsterte der Meister. Gab es irgendwas an das Renji nicht dachte?
 

„Keine Sorge, ich bin sicher, dass dafür auch nach unserem Kuchenessen Zeit ist. Ausserdem fürchte ich, dass kein Kuchen mehr da ist, wenn ich später käme“, erwiderte Yukimura lächelnd. Ja, er war sich recht sicher, dass Genichirou noch etwas blieb um die Zweisamkeit zu geniessen, die eine junge Liebe nun mal brauchte.
 

Renji nickte und bot ihm an ihm aufzuhelfen. Sanada sorgte derweil dafür, dass die Plauderei aufhörte und der Kuchen heil blieb.

Es war kein weiter Weg zur Terrasse und sie konnten rasch den Kuchen teilen. Marui bemass die Stücke genau ehe er für sich das Grösste aussuchte und so tat als wäre es purer Zufall, während Akaya ihn dafür beschimpfte. Sogar Sanada nahm ein Stück, nachdem er dem Zank der Androhung einer Runde um den Krankenhauskomplex zu machen ein Ende setzte.
 

Manchmal waren sie wie eine militärische Einheit, alles fein abgestimmt und alle kannten ihren Platz. Und dann im nächsten Moment waren sie wieder Kinder, Jugendliche, denen noch nicht ganz klar war wieso eigentlich ihrem Freund sowas zustossen musste.



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  Maya
2012-07-19T09:37:34+00:00 19.07.2012 11:37
Also, ich muss sagen, dass es mich wundert, dass hier noch keiner kommentiert hat. Ich persönlich finde, dass die FF durchaus was hat. Und das nicht nur, weil ich Rikkaidai mag *hust*.
Ich finde, du hast die unterschiedlichen Charaktere des Teams gut getroffen ^-^ (und ich mag/liebe Nioh - und ich fands irgendwie cool, dass du im Akaya-Kapitel seinen Bruder eingebaut hast *fähnchen schwenkt*)
Das Einzige, was mir hin und wieder negativ auffiel, ist deine Wortwahl. Manchmal scheint einfach in einem Satz ein falsches Wort zu stehen - wenn du diese ersetzen würdest, ließe sich alles noch sehr viel besser/flüssiger lesen ^^ !
Aber das ist auch mein einziger Kritikpunkt - alles in allem eine schöne FF, Kompliment ^-^
LG, Maya


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