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Sternenregen

HEIJIxKAZUHA
von

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Kapitel 1

Gedankenverloren blickte ich aus dem Fenster und stellte mir vor, wie Shinichi wohl aussehen würde.

Bestimmt total hübsch; kein Wunder dass Heiji die ganze Zeit von ihr redete.

[[„Shinichi ist total schlau und hilfsbereit“.

„Ohne Shinichi hätte ich so manchen Fall nicht gelöst“.

„Hoffentlich kommt Shinichi mich mal besuchen!“.

„Heute hat Shinichi mir geschrieben, wir treffen uns bald wieder!“.

„Oh, warte eben, Shinichi ruft grade an“.

„Bald sehe ich Shinichi wieder! Mann bin ich aufgeregt!“.]]

Shinichi, Shinichi, Shinichi. Immer ging es um Shinichi.

Heiji war ja total besessen von ihr!

Sie musste anscheinend etwas ganz besonderes für ihn sein...

Sie war bestimmt total schüchtern und einfach so hilflos, dass es schon wieder total niedlich war; und das hatte bei Heiji seinen Beschützer-Instinkt ausgelöst.

Natürlich. Sie war bestimmt das genaue Gegenteil von mir.
 

„Kazuha??? Hörst du mir überhaupt zu? Ich laber´ dich seit ´na halben Stunde voll und du hörst mir nicht zu?!“.

Ich schaute auf und sah Heiji, der mich, von der gegenüberliegenden Tischseite aus, anstarrte.

Ich grummelte vor mich hin: „Du redest doch die ganze Zeit eh nur von Shinichi. Dabei sind wir doch verabredet und nicht ihr zwei. Ich habe heute extra meinen Nachhilfekurs abgesagt, damit ich kommen konnte“.

Mit misstrauischem Gesicht musterte er mich: „Seit wann musst du denn zur Nachhilfe? Du bist doch eigentlich ganz gut in der Schule, oder nich?“.
 

Seine Augen wurden schmal und seine Mimik verfinsterte sich.

Ich musste grinsen und verbarg mein Gesicht hinter meinen Händen.

„Ach was! Ich bin immer noch gut in der Schule... Aber ich verstehe das jetzige Thema in Mathe nicht ganz. Und seit einem Monat gehe ich jede Woche ein- bis zweimal zur Nachhilfe, damit ich das Thema bis zur Klausur gut kann“.

Ich legte meine Hände wieder auf den Tisch und sah Heiji an.

Dieser hob neugierig eine Augenbraue an: „Du... verstehst das Thema in Mathe also nicht...?“.

Ich nickte.

„Ich hätte es dir doch auch beibringen können!“, meckerte er los.

„Das hättest du... ja... Aber du hattest nie Zeit für mich! Das ist das erste Mal seit Wochen, dass wir uns mal außerhalb der Schule sehen! Und selbst in der Schule warst du kaum da, weil du mit Shinichi dauernd irgendwelche Fälle gelöst hast! Ernsthaft! Langsam glaube ich wirklich es wäre nicht mehr nötig mit dir befreundet zu sein! Dir ist Shinichi viel wichtiger als ich! Dauernd redest du nurnoch davon dass du Shinichi treffen willst und wie toll Shinichi doch ist! Glaubst du das ist schön für, mich meinen besten Freund zu verlieren, weil dieser keine Zeit mehr für mich hat? Nein! Es ist schrecklich für mich! Weil ich ...!“.

Ich war aufgestanden, hatte mich auf dem Tisch abgestützt und brüllte Heiji vor allen Leuten im Laden an.

Ich merkte, wie alles vor meinen Augen verschwamm; die Tränen ließen meine Sicht verblassen.

Bis auch zum Schluss Heiji kaum noch zu sehen war.

Ich wischte mir mit dem Arm über die Augen, warf Heiji noch einen letzten Blick zu und lief aus dem Laden.

Verdammt! Dieser Idiot! Bekommt er denn überhaupt nichts mit?

Als ob er nicht mitbekommen hätte wie viel er mir bedeutet!

Als ich im Park angekommen war setzte ich mich auf meine Lieblingsbank, unter der der großen Eiche.

Dort nahm ich den Anhänger meiner Kette in die Hand und öffnete ihn.

Erneut wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht und betrachtete das kleine Foto von Heiji, das in dem Anhänger klebte.

Wieso bist du so gemein zu mir?

Warum tust du mir so etwas an?

Hast du etwa doch noch nicht mitbekommen, was ich für dich empfinde?

Du... du bist doch Detektiv... Es ist doch deine Aufgabe, Sachen herauszufinden.

Stellst du dich nur dumm, weil du es nicht erwiderst?

Sag es mir doch einfach.

Sag mir doch einfach, dass du mich nicht liebst sondern Shinichi!

Das würde doch alles einfacher für mich machen.

Du bist so ein Idiot!

Mit diesen Gedanken, riss ich die Kette von meinem Hals und ließ sie auf dem Boden liegen.

Kapitel 2

Ich ging in den Wald.

In der Natur konnte ich am besten vergessen.

Ich zog meine Jacke wieder an; hier wehte ein kühler Wind.

Immer noch weinend stapfte ich durch das Gestrüpp und blieb ein paar Mal an Ästen hängen.

Plötzlich hörte ich jemanden, etwa zwanzig Meter vor mir:

„René! Beeil dich, er wacht gleich wieder auf und dann wird er sich garantiert wehren!“.

Ich hielt mich hinter einem Baum versteckt.

„Mann brüll hier nicht so rum, Alter! Wir haben keine Ahnung, wer sich hier so herumtreibt. Wir machen den Kerl fertig und dann verschwinden wir von hier! Es wird eh ne Weile dauern, bis jemand genau an dieser Stelle wandern geht“.

„Ist ja schon gut“, sagte der erste Kerl und holte ein Messer aus seiner Jackentasche hervor.

Er gab es dem zweiten Mann, welcher wahrscheinlich René hieß.
 

Dann hob der Erste etwas vom Boden an.

Einen Mann!

Er hatte dreckige und zerrissene Kleidung und er schien ohnmächtig zu sein.

René befahl ihm die Umgebung im Auge zu behalten und schubste ihn an die Seite.

Dann hob er den Mann vom Boden ebenfalls an und hielt das Messer an dessen Hals.

„Tja. Hättest du damals auf mich gehört und hättest unseren Anführer nicht verraten, müssten wir dich jetzt nicht töten!“.

Da drückte er das Messer gegen den Hals und es bohrte sich immer tiefer hinein.

Das Blut spritzte erst in alle Richtungen und lief danach den Hals des Opfers hinunter.

Ich drehte mich von den Männern weg und schaute in die Richtung aus der ich gekommen war.

Jetzt zu fliehen wäre blödsinnig; sie würden mich sofort entdecken und verfolgen.

Aber hier konnte ich keine Sekunde länger bleiben!

Ich wandte mich nervös wieder den Männern zu, die den Toten mit etwas Erde bedeckten.
 

Ich könnte die Polizei anrufen.

Ich kramte in meiner Tasche rum, bis ich endlich mein Handy gefunden hatte und zog es heraus.

Ich tippte gerade die Notrufnummer ein, als es passierte:

Mein Handy klingelte!
 

Mist! Ich hatte einen sehr lauten Klingelton und es hallte durch den ganzen Wald.

Ich schaute mit aufgerissenen Augen auf das Handydisplay und zitterte vor Angst.

Heiji rief mich an.

Ich konnte mich nicht bewegen und das Handy klingelte weiter.

„Woher kommt das!?“, brüllte René.

Langsam konnte ich meine Finger wieder bewegen und ich drückte auf den roten Knopf.

Die laute Musik verstummte auf der Stelle.

„Paolo! Geh und such den Schnüffler!!!“, brüllte René.

Paolo stapfte in meine Richtung.

Ich sah noch einmal zurück, entdeckte René, der mich nun auch gesehen hatte, und rannte.

Ich rannte so schnell ich konnte.

Sprang über abgebrochene Äste und andere Dinge, die auf dem Boden herumlagen.

Hinter mir hörte ich René und Paolo die sich etwas zuriefen.

Sie waren dicht hinter mir und sie waren schnell.

Schließlich waren sie junge, große Männer mit langen Beinen.

Wann kam ich wohl aus dem Wald raus?

So tief war ich doch gar nicht hineingelaufen; oder doch?

Ich hatte überhaupt nicht darauf geachtet wo ich hingegangen war.

Ich hoffte jedoch dass ich bald aus diesem Baumgefängnis draußen war.

Dort würden sie mir nicht mehr folgen!
 

Ich rannte so schnell ich konnte, auch als ich keine Luft mehr bekam.

Ich sprintete weiter, ich wandte mich nur einmal kurz um, da ich dachte sie wären nicht mehr hinter mir, doch ich irrte mich.

Sie waren mir dicht auf den Versen. Paolo war zwar ziemlich weit hinten, doch René hätte nur einen etwas weiteren Sprung gebraucht um mich zu Fall zu bringen.

Aber anscheinend kam er nicht auf die Idee.

Mein Glück.

Weiter vorne konnte ich keine Bäume mehr sehen.

Dort war der Wald zu Ende.

Ich kam mit jeder Sekunde näher und näher.

Bis ich endlich den letzten Schritt machte und aus dem Wald sprang.

Kapitel 3

Ich rannte einfach weiter.

Hinter mir hörte ich dennoch die Schritte von René und wenig später hatte Paolo anscheinend den Wald auch hinter sich gelassen.

Die beiden dachten gar nicht daran, stehen zu bleiben.

Sie ignorierten die Leute, die überall herumstanden und uns anglotzten.

Ich hätte vielleicht um Hilfe rufen sollen, doch ich bekam ja kaum Luft, wie hätte ich da etwas sagen sollen?
 

Einige Menschen stellten sich den Männern in den Weg, wodurch ich einen großen Vorsprung bekam.

Schließlich blieb ich in einer kleinen Seitengasse stehen und atmete erst wieder, als Paolo und René vorbeigelaufen waren.

Ich schnappte nach Luft und vor meinen Augen verschwamm auf einmal alles.

Ich sackte in der dunklen Gasse zusammen und schloss meine Augen.

Ich lag auf dem kalten Steinboden, mein Herz schlug so laut und schnell, dass ich dachte jeder der hier im Umkreis von 100 Metern stände, könnte es hören.

Meine Beine schmerzten, denn sie waren von den Dornen, in denen ich mich verhangen hatte, blutig und aufgekratzt.

Heute einen Rock anzuziehen war ein Fehler gewesen.
 

Keuchend lag ich dort und wartete.

Auf was wusste ich nicht, ich wartete nur.

Ich bekam kaum Luft.

Die Augen hatte ich aufgerissen und starrte auf den Eingang der Gasse.

Was wenn die beiden wiederkommen würden?

Ich hatte keine Chance mehr zu entkommen.

Als nach knapp zehn Minuten noch keiner aufgetaucht war, stand ich langsam auf.

Ich hatte mich einigermaßen wieder beruhigt und mein Herz schlug schon fast wieder im normalen Tempo.

Als ich mein Gleichgewicht wieder gefunden hatte, schritt ich langsam auf den Anfang der Gasse zu.

Ich schaute nach rechts und nach links und die zwei waren nirgends zu sehen.

Ein Glück, dachte ich und fragte eine Frau, die in der Nähe stand, in welchem Stadtteil von Osaka ich mich befände.

Sie beschrieb mir, wie ich mit Bus und Bahn wieder in meinen Stadtteil kam und ich machte mich auf den Weg.

Nach etwa fünf Minuten kam ich an einem großen Klamottenladen vorbei.

Ich kaufte mir eine lange Hose, die meine Schrammen am Bein verdeckte, eine Mütze und einen Kapuzenpullover.

Auf der Toilette dieses Ladens wusch ich mir den Dreck aus dem Gesicht und ging nach dem Bezahlen raus.

So würden René und Paolo mich niemals erkennen.

Ich hatte mir in einem anderen Laden eine neue Tasche gekauft und die alte in den Müll geworfen.

Dann schaute ich auf mein Handy.

19 Anrufe in Abwesenheit. Alle von Heiji

Wie konnte das sein? Ich hatte nichts klingeln gehört; oder hatte ich den Ton irgendwie versehendlich ausgestellt?

Ich hatte keine Ahnung und ich war ziemlich verwirrt.

Es war schon neun Uhr abends und bald würde es dunkel sein.

Ich beschloss meine Eltern anzurufen, damit sie mich hätten abholen können, aber als ich anrief hob keiner ab.

Wie konnte ich bloß vergessen, dass meine Eltern nicht da waren?

Sie waren gestern Nacht nach Brasilien gefahren; im Auftrag ihrer Arbeit.

So ein Mist aber auch!

Ich war in einer Gegend in der ich mich nicht auskannte; in kurzer Zeit würde es dunkel werden und es blieben mir nur zwei Möglichkeiten, da ich kein Geld mehr für Verkehrsmittel hatte:

1. Ich würde hier bleiben und die Nacht unter freiem Himmel verbringen.

2. Ich würde Heiji anrufen. Schließlich war er der einzige meiner Freunde, der ein Motorrad besaß.

Aber ich war sauer auf ihn.

Sehr sauer; und enttäuscht.

Ich sah mich um bog in eine große Hauptstraße ab und suchte ein Schild auf dem der Straßenname stand.

Ich schaute mir die Leute genau an, die mir entgegenkamen.

Und auf der gegenüber liegenden Straße sah ich vier verdächtig dreinblickende Männer.

Das erinnerte mich daran, dass sich René und Paolo auch hier irgendwo aufhalten könnten.

Da fasste ich den Entschluss Heiji anzurufen.

Man sollte in so einer Situation auf seinen besten Freund vertrauen können.

Und Heiji war zum mindestens bis vor kurzem der beste Freund gewesen, den man sich vorstellen konnte.

Kapitel 4

Ich zückte mein Handy aus meiner neuen Tasche hervor und tippte seine Nummer ein.

Es piepte.

Und ich wartete.

Piep. Piep. Piep. Piep. Piep. Piep. Piep.

„Hallo? Kazuha? Bist du´s?“, fragte eine freundliche Stimme.

Ich atmete erleichtert aus.

„Heiji“, hauchte ich.

„Alles okay, Kazuha?“, fragte er beunruhigt.

„Nein...“, ich musste schlucken und ich spürte eine Träne, die sich aus meinem Augenwinkel stahl, „Nichts ist okay. Du musst mich abholen! Es tut mir Leid, was ich vorhin gesagt habe... Es tut mir so Leid, Heiji“.

Ich schluchzte.

Doch Heiji antwortete nicht.

Ich wartete, dass er antwortete und so etwas sagte wie: Ist schon gut, tut mir auch Leid.

Stattdessen flüsterte er: „Dreh dich einfach um“ und legte auf.

„Was?“, fragte ich in das piepende Telefon.

„Dreh dich einfach um“.

Ich fuhr herum und blickte in strahlend grüne Augen.

„He-Heiji? W-was…Was… Was machst du denn hier?“.

Er drückte mich an sich und flüsterte mir ins Ohr: „Ich habe die ganze Zeit versucht dich anzurufen. Beim ersten Mal hast du mich weggedrückt... Aber ich dachte du wärst einfach nur sauer auf mich gewesen und hast mich deswegen weggedrückt, aber ich hab mir später Sorgen gemacht. Und da habe ich dein Handy geortet. Als ich gesehen hab, dass du nicht mal in der Nähe von deinem zu Hause bist, sondern in einem weit entfernten Stadtteil, wusste ich, dass etwas passiert ist... Es tut mir Leid, dass ich in den letzten Wochen keine Zeit für dich hatte“.

Er vergrub sein Gesicht in meinen Haaren, welche ich nun offen trug.

Heiji...

„Schon gut“, flüsterte ich zurück.

Bei ihm fühlte ich mich so geborgen und sicher.

„Also... was ist los?“.

Er drückte mich von sich weg und sah mich besorgt an.

Ich sah mich nervös um: „Ich habe einen Mord beobachtet!“.

Heiji schreckte zurück und sah mich entsetzt an: „Was?!“.

Ich nickte und sah zu Boden.

„Ich bin, nachdem ich so ausgetickt bin, in den Wald gegangen, dort habe ich diese Männer gesehen die jemanden kaltblütig ermordet haben und habe mich vor ihnen versteckt. Dann wollte ich die Polizei anrufen und da hast du mich aber schon angerufen und durch das Klingeln haben sie mich entdeckt und haben mich durch den Wald und in der Stadt verfolgt, bis ich sie abgeschüttelt habe... Dann habe ich mir andere Anziehsachen gekauft und mich umgezogen damit sie mich nicht entdecken und dann habe ich dich angerufen...“.

Ich schluckte.

„Mhh... Weißt du wie sie aussahen?“.

Es fiel mir schwer mich noch einmal an sie zu erinnern.

„Der eine hieß René, war zwischen 25 bis 30 Jahre alt, ungefähr 1,90m groß und sehr dünn. Der andere hieß Paolo, war zwischen 30 bis 35 Jahre alt, 1,70m und etwas dicker. René hatte hellbraunes, kurzes Haar und eine lange, spitze Nase. Paolo... hatte eine Mütze auf, einen Stoppelbart und eine dicke, platte Nase“.

Heiji nickte und strich mir durchs Haar.

„Sag mal...“.

Er sah nachdenklich zur Seite.

„Ja...?“, fragte ich leise.

„Bist du irgendwie doof?!“, motzte er los.

„Was?! Wieso das denn???!!!“, fragte ich erstaunt.

„Wieso rufst du bitte nicht die Polizei!!!???“, meckerte er weiter.

„Hatte ich doch vor und dann hast du angerufen!!! Und wegen dir haben sie mich entdeckt!“.

Beleidigt schaute er weg: „Entschuldigung, dass ich mir Sorgen gemacht habe!!! Außerdem meine ich nachdem du sie abgehängt hattest! Da hattest du auch noch Zeit, dir neue Klamotten zu holen!“.

„Sag mal geht´s noch, Heiji?! Ich hab das zu meiner eigenen Sicherheit gemacht! Ich war mit meinen Gedanken wo anders!!!“.

„Aha...“, sagte Heiji ohne weiteres Interesse.

„Aha...??? Geht´s noch?“, motzte ich ihn an.

„`Tschuldigung. Wo war der Wald noch gleich?“, fragte Heiji und sah sich um.

„Wieso willst du das wissen?“.

„Na weil wir jetzt dahin gehen“, ein Lächeln umspielte seine Lippen.

„Spinnst du? Ich gehe da auf keinen Fall mehr hin!“.

„Tja...“, er drehte sich traurig, aber immer noch grinsend um, hob seine Hand als Abschied und ging, „dann muss ich wohl alleine gehen...“.

„Warte, du Idiot! Du kannst da doch nicht alleine hingehen! Ich komme mit!“.

Da drehte er sich um und grinste erneut frech.

„Sag mal...?“, begann ich.

„Ja?“.

„Bist du irgendwie doof?!“, motzte ich ihn dieses Mal an.

„Was? Wieso das denn?“, tat Heiji erschrocken, aber er konnte sich sein Grinsen nicht verkneifen.

„Wieso rufst du denn bitte vorher nicht die Polizei?!“, erwiderte ich.

„Na...“, er musste lachen, „Ich bin mit meinen Gedanken ganz woanders“.

„Ach...?“, ich musterte ihn sorgfältig, „wo sind sie denn?“.

„Bei diesem Fall und...“, er stockte.

„Und wo?“.

Sein Gesicht wurde kreidebleich.

Seine Augen weiteten sich und die Pupillen wurden winzig klein.

Er ballte seine Hände zu Fäusten.

Und er fing ein wenig an zu Beben.

Seine Mundwinkel verkrampften sich und er schien so, als würde er gleich jemanden töten wollen.

„Heiji?“. Ich wagte es kaum zu sprechen.

„Ich denke gerade daran, was sie mit dir getan hätten, wärst du nicht entkommen!“.

Kapitel 5

„Was passiert wäre, wenn...“, mir lief es kalt den Rücken hinunter.

Heiji nickte, aber sein Gesicht wurde wieder weich.

Dann flüsterte er etwas, das ich gerade noch so verstehen konnte: „Wenn diese Schweine ihr etwas angetan hätten...!“.

Den Rest konnte ich nicht verstehen, da Heiji meine Hand nahm und mich mit sich zog.

„Mein Motorrad steht gleich dahinten! Du musst dir den Straßennamen für mich merken!“.

Wir bogen wieder in die Straßen ab, aus denen ich gekommen war.

„Pass doch bitte besser auf dich auf, Kazuha!“, rief mir Heiji zu, während wir eine Straße hinunterliefen.

Ich erkannte sie sofort, als ich sie sah: Die Straße vor dem Wald.

Heiji wurde schneller und ich stolperte fast.

Er war insgesamt viel schneller als ich, aber dass er mich mitzog machte es nicht grade leichter ihm in dem Tempo zu folgen.
 

„Das ist der Wald von dem du redest, oder?“, fragte mich Heiji und ich antwortete ihm völlig außer Puste: „Ja... genau der aber es war ziemlich weit bis zu dieser Stelle“.

Ich wollte dort nicht hin. Nicht schon wieder.

Dieser Wald war wie ein Gefängnis für mich; jeder Baum glich einer Zelle und alle sahen gleich aus; es war ziemlich unmöglich eine Zelle unter tausenden zu finden.
 

Diese Stelle zu finden würde vermutlich die ganze Nacht dauern. ...!!!!.... Nacht! Wir würden nichts sehen können!

Selbst jetzt fiel es mir schwer Sachen aus weiterer Entfernung zu sehen.

„Heiji“, ich stolperte wieder fast, „warte!“.

Ich bekam wieder kaum Luft und mir war schwindelig.

Heiji sah mich, während er weiterlief, aus dem Augenwinkel an und blieb ruckartig stehen, dass ich mit voller Wucht in ihn hineinlief und wir beide auf den Boden fielen.
 

Dabei hielt er meine Hand immer noch fest mit seiner umschlossen.

„Was ist denn nur mit dir los, Kazuha? Sonst bist du aber nicht so langsam. Ich bin doch schon extra langsam gelaufen!“.

Ich konnte kaum atmen und plötzlich bekam ich einen Hustenanfall.

„Hey...“.

Er hatte die Hand von meiner gelöst und hielt nun meine Schultern.

„Geht es dir nicht gut?“.

Er klang sehr besorgt.

Ich konnte nicht mehr aufhören zu husten und bekam dadurch noch weniger Luft.

Verdammt! Was ist das?!

Das war kein normaler Hustenanfall.

Es wurde immer heftiger und ich schnappte immer wieder nach Luft.

Ich saß immer noch mitten auf der steinernen Straße und Heiji war neben mir und hielt mich fest.

Vermutlich wäre ich ohne ihn wieder umgefallen.

„Was... Was soll ich tun Kazuha? Wie kann ich dir nur helfen???“, flüsterte Heiji beunruhigt.

Hier war weit und breit niemand zu sehen und in den Läden, Wohnungen und Häusern brannte kein Licht mehr.

Der Hustenanfall ließ nach einiger Zeit endlich nach und Heiji lächelte mich erleichtert an, als ich zum letzten Mal hustete.

Ich wollte nicht in den Wald zurück.

Nicht an diesen Ort.

Nicht jetzt.

Und auch nicht zu einer anderen Zeit.

Heiji half mir auf und zog mich weiter die Straße hinunter.

Doch ich rührte mich nicht vom Fleck.

Als sich Heiji verwundert zu mir drehte schüttelte ich nur den Kopf: „Bitte nicht jetzt. Können wir es nicht morgen früh machen? Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache“.

Ich machte einen Schritt auf ihn zu und sah, wie er mich immer noch verwundert ansah.

„Ich bin doch kein Idiot. Ich sehe dass es dir schlecht geht. Dort unten ist ein kleines Gasthaus. Wir werden dort übernachten. Von mir aus können wir morgen dorthin gehen.

Aber du musst dich jetzt ausruhen. Und dein Wohlsein ist tausendmal wichtiger als dieser Mord!“.

Mit diesen Worten griff er nach meiner Hand, zog mich wieder an sich heran und hob mich mit einem Mal hoch, sodass ich in seinen Armen lag.

Ich blickte Heiji überrascht an und wollte sehen, ob es ihm vielleicht unangenehm war, aber... das war es ihm nicht.

Nein.

Heiji lächelte bloß verlegen in die Nacht hinein.

Kapitel 6

Als wir am Gasthaus angekommen waren, ließ er mich runter und ich klopfte an die Türe.

Nach einiger Zeit machte uns eine kleine, alte Frau auf.

Sie sagte es sei nurnoch ein Zimmer frei.

Also musste Heiji und ich zusammen in einem Raum schlafen.

Na toll, dachte ich mir nur; aber das Beste kam ja noch:

„Ach ja, es gibt nur ein Bett!“, fügte die Oma hinzu.

Ich konnte nicht glauben, was ich da gehört hatte.

Ich dachte ich hätte mich verhört oder so, aber an Heijis verstörten Blick erkannte ich, dass ich richtig gehört hatte.
 

Ich sah Heiji flehend an und er nickte: „Ich nehme an die haben noch ein paar Bettdecken oder ähnliches übrig?“.

Die Oma nickte: „Ungefähr sieben Decken und ebenfalls sieben Kissen“.

Heiji bat um vier Decken und zwei Kissen.

Als wir in das Zimmer gingen, ließ sich das Licht nicht einschalten und wir mussten uns im Dunkeln vorantasten.

Ich dachte einmal plötzlich, ich hätte einen Schatten am Fenster gesehen, doch als ich nachsah war dort nichts zu sehen.

Als wir das Nachttischlämpchen gefunden und eingeschaltet hatten, stellten wir fest, dass es ein Doppelbett war und nicht wie erwartet ein Einzelbett.

Wir hatten zwar beide darin Platz, aber uns war es trotzdem unangenehm.

Als sich Heiji neben mich legte und wir uns in die Augen sahen, sprach er enttäuscht: „Also ehrlich… wieso hatte sie uns nicht gesagt dass es ein Doppelbett ist? Jetzt hab ich extra so viele Decken nach oben geschleppt, die ich als Matratze benutzen wollte… Naja... Jetzt müssen wir wenn uns kalt ist wenigstens nicht nach unten laufen, sondern müssen nur neben uns greifen.

Und falls du was dagegen hast das ich hier schlafe, sag es ruhig… Ich habe dann ja die Decken“.

„Nein... ist schon okay… Aber könnten wir vielleicht mit dem Vorhang das Fenster verdecken?“.

„Hä? Wieso das denn? Hast du etwa Angst, Kazuha?“, grinste Heiji hämisch.

„Ich... Ja! Ich habe Angst, Heiji! Jetzt lass den Quatsch! Du hast doch keine Ahnung wie ich mich fühle!“, ich wurde richtig laut und anscheinend hatte ich Heiji nun auch Angst eingejagt, schließlich war er so weit wie möglich von mir weg gerutscht; er fiel schon fast nach hinten.

Schützend hob er die Hände: „Schon gut; schon gut“.

Da stand er auf, zog den Vorhang zu und kam zurück ins Bett getrottet.
 

„Danke“, flüsterte ich.

Ich ließ mich nieder; Heiji tat das auch und nun lagen wir mit dem Rücken zu einander in einem Doppelbett.

Nach einiger Zeit drehte ich mich zu ihm um und sah, dass er auch mit dem Gesicht in meine Richtung dort lag.

Er hatte die Augen zu, doch als ich auch wieder still da lag, öffnete er sie.

Er lächelte halb.

Mit Heiji in meiner Nähe war ich etwas ruhiger.

Er würde mir helfen.

Heiji würde mir beistehen...

Da fielen mir die Augen zu und ich schlief beruhigt ein.

Kapitel 7

Am nächsten morgen wurde ich von den Sonnenstrahlen geweckt, die durchs Fenster hineinfielen.

Ich gähnte noch einmal und rieb mir die Augen.

„Guten Morgen, Hei...“.

Ich sah mich erstaunt um; Heiji war nicht da.

„Heiji?“, fragte ich nervös.

Ich warf meine Decke bei Seite und schaute unterm Bett nach.

Keiner war in diesem Zimmer außer mir.
 

Ich wusch mich so schnell ich konnte und lief hinunter zur Rezeption.

Dort stand die Oma vom gestrigen Abend.

„Entschuldigen sie mich, aber ist hier vielleicht mein Freund vorbeigekommen?“.

Die Oma würdigte mich keines Blickes, sondern sah sich einen Katalog mit Tiermöbeln an.

„So ein mittelgroßer Kerl mit brauner Haut und fast schwarzen Haaren?“, fragte sie mich und blätterte eine Seite weiter.

Ich nickte heftig: „Ja genau das muss Heiji gewesen sein“.

„Ne, sorry Kleine, aber den hab ich seit ihr hier gestern Abend eingetrudelt seid nicht mehr gesehen!“.

„Was? Aber er muss doch hier sein, wie soll er sonst hier weg gekommen sein?“.

Langsam machte ich mir echt Sorgen.

„Tja... vielleicht ist er ja durchs Fenster abgehauen; schließlich ist einen Meter darunter das Garagendach“.

Möglich wäre es.

Ich lief wieder hoch ins Zimmer.

Dort fiel es mir auf: Das Fenster war nur angelehnt und der Vorhang war wieder offen.

Ich öffnete das Fenster und schaute nach draußen; dort auf dem Garagendach entdecke ich einen kleinen Zettel.

Ich kletterte hinaus und hob den Zettel auf:
 

Hey, Kazuha.

Tut mir Leid, aber ich bin schon in den Wald gegangen.

Warte auf mich.
 

Heiji
 

Dieser Dummkopf.

Ich würde ihm eh hinterherlaufen.

Das müsste er doch wissen.

Ich kletterte wieder in mein Zimmer.

Ich nahm mir mein Handy, stopfte es in meine Hosentasche und ging runter.

Er wusste doch gar nicht wo die Leiche war.

Ich verabschiedete mich von der alten Oma und versicherte ihr, dass ich und Heiji auf jeden Fall wiederkämen, um zu bezahlen.

Dann rannte ich hinaus und sprang in den Wald.
 

Es war moderig und der Boden war aufgeweicht, wahrscheinlich hatte es in dieser Nacht geregnet.

Ich sah mich um und erkannte die Gegend wieder.

Genau hier wurde ich gestern von einem Mörder und seinem Komplizen verfolgt.

Ich stapfte weiter.

Warte nur, Heiji, bis ich dich in die Finger kriege!!!

Du wusstest genau, dass ich dir folgen würde!

Ich ging weiter und ich war mir ziemlich sicher, dass ich gestern von dort gekommen war.

Mit jeder Sekunde kam ich dem Tatort näher, das merkte ich.

Und mit jedem Schritt kam es mir merkwürdiger vor.

Es war still.

Kein Vogel war zu hören, kein Tier bewegte sich; man hörte nur mich, wie ich durch den Wald stolperte.

Ich machte einen weiteren Schritt und mein Fuß versank im Matsch.

Es dauerte eine Weile, bis ich ihn wieder herausgezogen hatte und gerade als ich weitergehen wollte erfüllte ein grausamer Schrei die Stille des Waldes.

Kapitel 8

Ich fuhr zusammen.

Das war doch gerade Heiji.

Ich ging schneller.

Oder eher gesagt ich rannte.

Warum hatte er so geschrieen?

Ich kam näher und langsam konnte ich Stimmen hören.

Die eine war von René, die zweite kannte ich nicht und die dritte… die dritte war von Heiji.

Ich hockte mich hinter einen Baum, um sie heimlich zu beobachten.

Heiji saß auf dem Boden, direkt neben dem Toten, und er hatte die Arme hinter seinem Rücken; vermutlich waren sie gefesselt.

Seine Klamotten waren teilweise zerrissen.

Er hatte viel Wunden, am Hals eine große und mehrere an den Beinen und am Bauch.

Hinter ihm stand ein Mann, den ich nicht kannte, er drückte Heiji sein Knie in den Rücken und hielt ihm ein Messer an den Hals.

René stand weiter entfernt von den beiden.

Er hatte seine Arme vor seine Brust verschränkt und blickte Heiji erzürnt an.

„Sag uns endlich wo das Mädchen steckt! Wir haben euch gestern zusammen gesehen! Du musst doch wissen wo sie steckt!!!“.

Der Mann, der hinter Heiji stand steckte das Messer weg.

Heiji schwankte nach vorne, fiel aber nicht um.

Er schaute zu Boden und sein fast schwarzes Haar verdeckte sein Gesicht.

„Warum wollt ihr das noch gleich wissen?“.

Heijis Stimme war etwas heiser, aber man konnte den verspottenden Unterton trotzdem erkennen.

„Das weißt du doch ganz genau!“, brüllte René, als wäre er sich sicher, dass ihn niemand hören konnte, „Sie hat uns beobachtet während wir...“.

„...Jemanden umgelegt habt?“, ergänzte Heiji und grinste ihn an, „Ja... hab ich schon gehört“.

„Soso... von dem kleinen Gör oder was?!“, schrie René ihn an.

Da stampfte er außer sich und mit vor Wut rot angelaufenem Gesicht auf Heiji und trat ihm mit voller Wucht gegen den Bauch.

Heiji schnappte nach Luft und kippte nach vorne.

Ich zückte mein Handy und wählte eine Nummer, sprach mit dem der drangegangen war und legte wieder auf.

Jetzt musste alles nurnoch schnell genug gehen und es wäre ein für alle Mal vorbei!

Ich drehte mich wieder zu René, Heiji und dem anderen Kerl, als mein Herz fast stehen blieb.

Ein rosa Gesicht war vor mir aufgetaucht und lächelte mich finster an.

Paolo!

Ich krabbelte ein Stück zurück, doch er hatte mich schon am Arm gepackt und hochgezogen.

„Sie mal hier, René. Das war doch die Kleine, oder nicht?“.

René wandte sich von Heiji ab und mir zu.

Als er mich dann sah fing er an zu lachen.

„Wie blöd kann man eigentlich sein?“.

Paolos knollige Finger vergruben sich in meinen Haaren.

Dann schubste er mich weiter nach vorne.

Heiji hatte mich auch endlich bemerkt und sah mich geschockt an.

Sein Blick sagte: Warum bist du hier? Ich habe gesagt du sollst warten!

„Wir hatten eh erwartet, dass du noch Mal hier auftauchen würdest. Du hättest es so oder so gemusst; ob mit Polizei oder ohne. Du hättest ihnen den Tatort zeigen müssen, dann hätten wir dich verfolgt.

Aber hier ganz alleine aufzutauchen war echt dumm von dir“.

Paolo drängte mich weiter, bis ich neben Heiji stand.

Dann drückte er mich runter und ich fiel zu Boden.

Heiji hatte seinen Blick die ganze Zeit an mich geheftet.

Paolo hatte meine Arme losgelassen und war zu René gegangen.

„Und was jetzt?“, fragte er ihn.

Ich hob zitternd meine Hände und berührte vorsichtig Heijis Hemd.

Ich fuhr langsam über die Stelle an der er einen großen Blutfleck hatte und legte meine Hand darauf.

Heiji verzog das Gesicht ein wenig und sofort zog ich meine Hand weg.

„Ich bin nicht blöd, Heiji“, flüsterte ich und zwinkerte.

„W-was?“, keuchte er und sah mich neugierig an.

„Ich habe natürlich die Polizei gerufen. Aber da ich nicht genau wusste, wo wir sind, habe ich nur gesagt sie sollen mein Handy orten“.

Er lächelte ein wenig.

„Was wir jetzt machen?“, beantwortete René Paolos Frage von eben, „Wir legen die beiden natürlich um; den Jungen zuerst!“.

Kapitel 9

Sie... sie wollten uns jetzt töten???

„Okay“, knurrte Paolo und kam bedrohlich auf uns zu.

Dann zückte er sein Messer.

Sein fieses Grinsen machte mir jedoch keine Angst mehr.

Ich versuchte mich zu erheben, aber der Mann der noch hinter Heiji stand kam mir zuvor und schubste mich weg, sodass ich wieder zu Boden fiel.

„Lasst sie gefälligst in Ruhe!!!“, schrie Heiji und stellte sich, immer noch stark schwankend, vor mir auf.

„Seit wann hast du hier was zu melden, du Winzling!“, schrie der Mann zurück und hob sein Bein an.

Und plötzlich trat er Heiji mit aller Kraft gegen den Hinterkopf, stampfte ihn zu Boden und drückte ihn mit seinem Fuß in die Erde.

Man hörte Heiji, wie er röchelte.

René lachte finster und Paolo prustete los.

„Ihr Monster!!!“, fluchte ich verzweifelt und wandte mich Heiji zu.

René hörte schlagartig auf zu lachen und sah Paolo ernst an.

Dieser verstummte sofort.

„Also... mach sie fertig“.

René kehrte uns den Rücken zu und entfernte sich mit leisen Schritten, bis er zu einem umgefallenen Baumstamm kam und sich auf ihn niederließ.

Dann holte er etwas aus dem Rucksack, der neben ihm lag.

Eine Pistole!

„Mhh... was dieser Verräter so alles dabei hatte. Hihihi! Naja... Unser Glück, schätze ich!“.

Er lud die Waffe und zielte in den Himmel.

Dann drückte er ab und ein lauter Knall ertönte.

„Hah! Wie vermutet! Sie schießt einfach perfekt! Tokoba hatte wohl ein gutes Waffenkenntnis... Zu schade, dass wir ihn umgelegt haben...“.

Er lud die Waffe erneut und zielte nun auf Heiji und mich.

„Heiji! Wir müssen hier irgendwie weg! Für uns kommt jede Hilfe zu spät!“.

Ich packte seine Schulter und zog ihn hoch.

Seine rechte Gesichtshälfte war voller Matsch und er blutete aus Nase, Mund und Auge, welches er geschlossen hielt.

Er atmete schwach: „Für mich kommt jede Hilfe zu spät... für dich jedenfalls nicht. Ich könnte sie einmal noch ablenken, damit du fliehen kannst, aber ich könnte nicht weit kommen!“.

Er versuchte wieder zu lächeln.

Doch da ertönte ein Knall; Heiji zuckte und ließ die Mundwinkel sinken.

Er spuckte Blut und glitt aus meinen Armen.

Ich versuchte ihn zu halten, doch es gelang mir nicht, ich hatte all meine Kraft verloren.

Mit vor Angst aufgerissenen Augen folgte ich Heiji, der erneut zu Boden fiel.

„He....Heiji!... Bitte...“.

Ich konnte mich nicht länger zusammenreißen.

Ich konnte meine Gefühle nicht mehr verstecken.

Eine Träne nach der anderen kullerte mir die Wange hinunter.

Ich schluchzte, wischte mir die Tränen weg, doch nach wenigen Sekunden waren sie wieder da.

„HEIJIIIIIIIIIIIIIII!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!“.

Ich brüllte so laut ich noch nie zuvor gebrüllt hatte.

Ich schluchzte weiter und noch lauter als vorher.

Ich schüttelte den Kopf, biss mir auf die Lippen und kniff die Augen zusammen.

Ich hoffte das alles wäre nur ein schlechter Film oder so, aber als ich die Augen öffnete, sah ich immer noch den regungslos auf dem Boden liegenden Heiji.

Ich schrie.

Schrie und weinte zugleich.

Es schmerzte so sehr, als hätte mir jemand das Herz aus der Brust gerissen.

Jegliche Lebenslust war auf einen Schlag vernichtet worden.

Zitternd saß ich dort.

Ich legte eine Hand auf Heijis Brust, doch ich konnte nichts fühlen.

„Zu niedlich“, lachte René.

Als ich die Hand wieder zurück nahm war sie voller Blut.

Ich stand blitzschnell auf und wütete los.

Paolo der sich mir in den Weg stellen wollte trat ich so fest ich nur konnte ins Gesicht und er ging fluchend ein paar Schritte zurück.

Mein Zorn machte mich mächtiger.

Ich ging geradewegs auf René zu, der die Waffe neu lud.

Der andere Mann kam auch auf mich zugelaufen und mit einem gewaltigen Tritt zwischen die Beine sank er auf die Knie.

René richtete die Waffe erneut in meine Richtung und drückte ab.

Ich spürte einen stechenden Schmerz an meinem Arm doch ich ging weiter.

Als er mit der Waffe noch mal auf mich deutete und bereit war, abzudrücken ertönte ein lauter Knall... und René rutschte vom Baumstamm.

Er war getroffen.

Kapitel 10

Mit erschrecktem Blick landete er schließlich in einem Blätterhaufen, der neben dem Baumstamm lag.

Ich drehte den Kopf und sah, wie Paolo und der Mann die Flucht ergriffen, doch Paolo wurde erst am Bein und dann an der Brust getroffen und der Mann ließ sich kampflos festnehmen.
 

Dass uns in diesem Moment noch die Polizei retten würde, hatte ich nicht gedacht.

Einer nach dem anderen kamen sie zu Heiji, Paolo und René.

„Hier brauchen wir Erste Hilfe!!! Er hat noch schwachen Puls!“, rief einer der Männer und deutete auf Heiji.

Er lebte.

Ein Feuerwerk spielte sich in meinem Körper ab; mein Herz machte Sprünge, meine Beine sprangen auf ihn zu, meine Lippen zitterten vor Aufregung, meine Augen ließen sich nicht von ihm abwenden und meine Ohren lauschten seinem leisen, doch zum Glück vorhandenen Atmen.

Ich vergaß alles um mich herum; das einzig interessante war er.

Ich blieb neben ihm sitzen, hielt seine Hand, um sicher zu gehen, dass sein Puls stabil blieb.

Die Polizisten trugen die Toten weg und brachten den Mann, nachdem sie ihm Handschellen angelegt hatten, aus dem Wald.

Es waren ungefähr dreißig Männer und Frauen hier.

Und nach einiger Zeit hörte man die Sirenen eines Krankenwagens und wenige Minuten später trugen die Sanitäter Heiji zum Wagen.

Ich saß hinten bei ihm und sah zu, wie Schläuche an ihm befestigt wurden.

Er wurde künstlich beatmet, da er alleine zu wenig Sauerstoff zu sich nahm.

Die Fahrt verging sehr langsam.

Es dauerte gefühlte drei Tage, bis wir am Krankenhaus ankamen.

Danach ging alles so schnell, dass ich überhaupt nicht mitkam.

Der Wagen hielt, und mindestens zehn Ärzte stürmten in den hinteren Bereich, wo Heiji und ich mit einem sanitären Helfer waren, und trugen ihn hinaus.

Sie rannten und fast wäre einer der Ärzte über seine eigenen Füße gestolpert.

Ich lief ihnen hinterher, verlor sie aber schnell.

Als ich sie wieder gefunden hatte, waren sie bereits mitten in einer Operation.

Sie entfernten die Kugel, die ihn getroffen hatte; aber das war eine sehr gefährliche Aufgabe, da sie direkt neben seinem Herz steckte.

Ich stampfte aufgeregt vor dem OP-Raum hin und her.

Was wenn er es nicht schaffen sollte?!

Ach, was denkst du da schon wieder, Kazuha!?

Natürlich schafft er das!

Und was wäre wenn nicht?!

Er würde es schaffen.

Er würde mich hier nicht alleine lassen.

Er war doch mein bester Freund.

Er hatte mich trotz allem nicht verraten.
 

Du musst nun auch an ihn glauben, Kazuha!

Ich nahm auf einem Stuhl Platz und wartete.

Es verging viel Zeit.

Ich wurde mit jeder Sekunde nervöser.

Er würde es schaffen.

Als endlich ein Arzt aus dem Raum kam, sprang ich auf und guckte ihn erwartungsvoll an.

Er lächelte: „Wir haben die Kugel ohne weitere Probleme entfernen können. Er wird wieder der Alte; aber er braucht viel Zeit für die vollständige Genesung“.

Ich grinste breit.

Ich war so froh.

„Wann kann ich zu ihm?“.

Der Arzt sah mich neugierig an: „Ist er ihr Freund?“.

Ich nickte, schüttelte aber sofort wieder den Kopf: „Nicht in dem Sinne... Er ist mein bester Freund“.

„Sie können zu ihm, sobald er aus der Narkose aufgewacht ist; das dürfte nicht mehr lange dauern“.

Er sagte mir die Nummer des Zimmers auf das sie ihn eben gebracht hatten.

Ich sprang die Stufen hoch; nahm meistens vier auf einmal, um schnell dort zu sein.

Ich stand nun vor dem Raum und drückte die Türe auf.

Da lag er.

Eingehüllt in die weiße Decke.

Und er schien gerade aufzuwachen.

Ich schritt zu seinem Bett und beobachtete ihn, wie er seine Augen aufschlug.

Ich beobachtete, wie er sie direkt wieder schloss und ein paar Mal blinzelte, bis er sich an das Licht gewöhnt hatte.

Ich beobachtete ihn dabei, wie er mich entdeckte.

Und ich beobachtete ihn dabei, wie sein liebliches Lächeln auf seinem Gesicht auftauchte.

Kapitel 11

„Heiji“, wisperte ich.

Er stützte sich ab und versuchte sich aufzusetzen, aber sein Arm gab unter ihm nach und er rutschte zurück.

Ich diente ihm als Stütze und er richtete sich auf.

„Du bist doch ein Vollidiot!“.

Er musterte mich.

„Dein Arm!“, sagte er schließlich.

„Mich interessiert mein Arm nicht! Du wärst beinahe gestorben!!! Warum hast du ihnen nicht einfach gesagt wo ich bin? Dann hättest du nicht leiden müssen!“, ich weinte.

Immer wenn ich weinte war es wegen ihm.

Er gab mir immer einen Grund dazu.

„Warum... Warum ich das gemacht habe?“, er machte eine kleine Pause.

Er schien zu überlegen; schmunzelte und auf seinem Gesicht erschien ein verspottendes Lächeln; dann schüttelte er verständnislos den Kopf.

„Weil ich dich...“.

Weil du mich...?!

Bitte sag es; Bitte sag, dass du das gleiche für mich empfindest wie ich für dich!

Das würde mich glücklicher machen als alles andere auf dieser Welt.

„Weil ich dich doch nicht einfach im Stich lassen kann! Du bist meine beste Freundin; da verrate ich dich doch nicht einfach so! Auch wenn es um mein Leben ging“, er grinste stolz.

„Ach ja...“, begann er, „du sagtest doch, dass es dich tierisch aufregt, wenn ich nur von Shinichi rede, oder?“.

„Was? Das ist doch jetzt vollkommen egal! Shinichi hin oder her!“

„Willst du mitkommen wenn ich mich das nächste Mal mit ihm treffe?“.

Mit ihm?

Shinichi ist ein Junge???

Wie konnte ich nur so blöd sein und glauben es sei ein Mädchen.

„Ich... ich denke das ganze beruht auf einem riesigen Missverständnis“, ich lachte.

„Wie jetzt?“.

„Ich will bei euren Männer-Gesprächen nicht stören“.

„Ist schon gut ich möchte ihn dir aber gerne vorstellen. Außerdem wird Ran auch dabei sein“.

Ich setzte mich auf den Rand seines Bettes.

„Ran?“.

„´Ne Freundin von Shinichi. Sie ist echt nett, vielleicht versteht ihr euch ja...“.

Na toll... Doch noch ein Mädchen!

Aber die nimmt mir Heiji nicht weg!

Von mir selbst überzeugt lächelte ich das Bild was über dem Bett hing an.

„Also du kommst mit! Auf jeden Fall, du kannst mir nämlich helfen ihnen Osaka zu zeigen“.

Heiji war von seiner Idee ziemlich begeistert.

„Du solltest dir aber im Moment keine Gedanken darüber machen, sondern dich lieber darauf konzentrieren wieder gesund zu werden!“.

„Ist ja schon gut, aber du kommst mit“.

Er lachte wie ein kleines Kind dessen größter Wunsch in Erfüllung gegangen war.

„Jaja...“, entgegnete ich.

„Entschuldigung?“, ertönte eine helle Stimme hinter mir und eine Krankenschwester trat ein.

Sie schob einen Wagen voller Essen vor sich her.

„Zeit, um etwas Essen zu sich zu nehmen, Herr Hattori“.

Ihre Stimme klang wundervoll.

Und sie sah hübsch aus.

Blonde gewellte Haare und braune Augen.

Wie sie Heiji anlächelte, als würde sie ihn gleich vernaschen wollen.

Und dann wanderte ihr Blick zu mir.

Verabscheuungswürdig und angeekelt starrte sie zu mir herüber.

Sie lächelte überlegen und schaute dann auf ihren Wagen.

„Was wollen sie denn essen? Ich habe den Küchenchef extra überreden können, alles was wir hatten mitbringen zu können. Nun können sie essen was sie wollen“.

Damit hatte sie jeden Trumpf ausgespielt, die sie hatte.

Sie rückte ihren Rock, der kürzer hätte nicht sein können, zurecht und begutachtete ihn.

Gegen sie hatte ich keine Chance.

Mein Selbstbewusstsein von eben war verschwunden und ich war sogar bereit den weg für sie frei zu machen.

Ich stand auf und setzte mich auf den Stuhl in der anderen Ecke des Raumes.

Die Krankenschwester grinste machtvoll und ging wie ein Model auf Heiji zu.

Der begriff überhaupt nicht was passiert war und glotzte das Mädchen an, während sie sich dorthin setzte wo ich gesessen hatte.

„Also...“, sie wanderte mit ihren Fingern in die Richtung von Heijis Hand, „Was wollen sie essen?“.

„Ich habe keinen Hunger!“, sagte er scharf.

„Was?“, fragte die Schwester überrascht.

Heiji drückte ihre Hand zurück: „Ich glaube das, was sie hier tun ist Belästigung der Patienten! Ich bitte sie, den Raum auf der Stelle zu verlassen. Wenn ihr Chef das erfährt, könnte das ihren Job gefährden, hab ich nicht Recht?!“.

Kapitel 12

„Äh!“, stotterte sie und schreckte auf.

Heiji lächelte: „Sehe ich für sie so dumm aus, dass ich auf so was stehen würde?“.

Die Krankenschwester stolperte zu dem Wagen zurück: „Ent... Entschuldigung!“.

Sie nahm den Wagen und verschwand.

„Komm her und setz dich wieder“.

Ich nickte und schaute zu Boden.

Dann kam ich auf das Bett zugetrottet und ließ mich dort nieder.

„Bescheuert, oder?“, fragte mich Heiji.

„Mhh?“.

„Na wer steht denn bitte auf so´n aufgetakeltes Mädel?“.

Er sah vergnügt aus.

„Ich fand sie ziemlich hübsch“, gab ich zu.

„Die sah auch eigentlich ganz ok aus, aber ich steh nich auf so ne Art von Selbstbewusstsein. Die hatte vorher bestimmt immer Erfolg mit der Nummer, sonst wäre sie sich doch nicht so sicher gewesen!“.

Ich sah ihm nicht in die Augen.

Er hätte gesehen wie sauer ich war.

Ich stand wieder auf und ging zum Fenster.

Es war früh am Abend.

„Wurden deine Eltern schon informiert? Also dass du fast gestorben wärst? Und jetzt hier bist? Oh mein Gott sie werden mich so was von hassen!!“.

„Meine Eltern? Weiß nicht. Ich ruf sie gleich Mal an. Und warum sollten sie dich hassen? Weil du meine beste Freundin bist? Es war doch meine Entscheidung. Sie würden genau so handeln. Sie hätten keinen Grund dich nicht mehr zu mögen. Ich denke sie würden nie im Leben etwas gegen dich haben, dazu haben sie dich zu gern“.

„Ähh…“, ich starrte in den bewölkten Himmel.

„Wirst du mich oft besuchen kommen?“, fragte er.

„So oft ich kann, denke ich. Du wirst doch in ein Krankenhaus in Osaka verlegt oder?“.

„Hoffe ich doch, sonst würde ich ja so selten jemanden den ich kenne zu Gesicht bekommen“.

„Ja… Da hast du Recht“.

Wenn er in diesem Krankenhaus bleiben würde, könnte ich ihn kaum sehen!

Das wäre mein Weltuntergang.

Ich lief nervös zu seinem Bett zurück und sah mich noch einmal genau in diesem Raum um, um bloß nicht zu vergessen, wie es hier aussah.
 

Wenn man in den Raum hineinkam, sah man zuerst das Bett, was auf der gegenüberliegenden Seite in der Mitte der Wand stand.

Danach entdeckte man den Tisch und die vier Stühle, die in der rechten Ecke standen.

Dann erblickte man den Stuhl, der einsam und allein in der linken Ecke das Raumes stand.

Und als letztes fiel einem der Kleiderständer auf, der vor der Tür zum Bad stand.

„Du warst eifersüchtig auf sie, oder?“.

Ich fuhr herum und schaute Heiji in die Augen, der sich zu mir gebeugt hatte.

„Wie kommst du denn bitte darauf?!“.

Ich versuchte unerschrocken zu klingen, doch er hatte genau ins Schwarze getroffen.

„Man hat es an deinem Blick gesehen“.

„Wie jetzt?“.

„Du hast es gar nicht nötig, auf so ein Ekelpaket eifersüchtig zu sein. Du bist viel cooler, als so ne Tussi!“.

Ich wurde ein wenig rot.

Er zeigte seine Faust und hob den Daumen: „Erstens bist du viel hübscher. Du hast tolle Augen und ich kann blonde Haare nicht ausstehen!“.

Er hob den Zeigefinger: „Zweitens bist du selbstbewusst, aber kannst auch zurückhaltend sein, und das finde ich super-klasse“.

Dann nahm er den Mittelfinger hoch: „Drittens bist du die beste Freundin die man sich vorstellen kann und einfach unbezahlbar und durch nichts zu ersetzen!!!“.

Kapitel 13

Durch nichts zu ersetzen?

Ich spürte wie mir das Blut in den Kopf schoss und meine Wangen mit einem knalligen rot füllte.

„Ähhmm... Danke“.

Ich lächelte und er fing an zu lachen.

„Weißt du...“, sagte er und starrte zur Decke hoch, „Gestern und heute waren die schrecklichsten Tage, meines Lebens“.

Er schüttelte den Kopf: „Ich hatte Angst...“.

„Dann weißt du ja, wie es mir ging! Todesangst hatte ich! Ich hatte schon Angst dir endlich meine Meinung ins Gesicht zu sagen; ich hatte Angst dich damit zu verletzen und dich zu verlieren; ich hatte schreckliche Angst davor, dass unsere Freundschaft zerbricht; ich hatte Angst in dem Wald; ich hatte Todesangst, als ich den Mord beobachtete; ich hatte Angst um mein Leben; um das Leben meiner Freunde und meiner Familie; ich hatte Angst, dass sie mich entdeckten; ich hatte Angst, nicht mehr aufzuwachen; ich hatte Angst um dich, du Idiot!“.

Ich weinte. Erneut.

Das tat ich viel zu oft.

Ich starb innerlich, als ich erfuhr, dass du morgens nicht mehr neben mir lagst.

Was dir passiert ist kann ich mir nicht verzeihen. Niemals werde ich mir vergeben können.

Wir kennen uns seit wir Kinder waren.

Und selbst damals warst du schon mehr, als nur mein bester Freund für mich.

„Hey...“, er legte einen Arm um mich und zog mich zu sich heran.

Schließlich lag ich direkt neben ihm auf seinem Krankenbett, dicht an ihn gekuschelt.

Gott, ich hätte vor Freude schreien können; doch ich wettete, dass er dabei überhaupt nichts empfand; dass er nicht mal auf die Idee gekommen wäre, was das bei mir auslöste.
 

Ich schmiegte mich an ihn und kniff die Augen zusammen.

Heiji hob meinen Kopf mit einem Finger an und wischte mir eine Träne aus dem Gesicht, wie er es schon oft getan hatte.

„Das tut mir alles so Leid“.

„Warum tut dir das Leid? Es ist doch schließlich meine Schuld. Wäre ich nicht in den Wald gegangen dann...“.

Ich atmete tief ein.

Er sah mich mit hochgezogener Augenbraue an: „Es ist meine Schuld! Hätte ich nicht dauernd von Shinichi geredet wärst du nicht sauer gewesen. Und du wurdest auch nur entdeckt weil ich dich angerufen habe. Und überhaupt bin ich Schuld an allem und es tut mir unendlich Leid, dass dir so etwas passiert ist, dass du so etwas überhaupt sehen musstest. Bitte Vergib mir!“.

Ich musste grinsen.

„Du bist so ein Trottel, Heiji. Ich bin einfach zu eifersüchtig. Hat man ja eben auch gemerkt“.

„Du bist hier der Trottel!“, er drückte mich von sich weg, „Du bist richtig blöd! Du hast keinen Grund auf irgendjemanden eifersüchtig zu sein! Also lass es sein!“.

Ich stand auf und setzte mich an den Tisch. Auf diesem stand eine Schale mit Obst und ich nahm mir einen Apfel.

Mit breitem Grinsen biss ich hinein.

„Du hast nen Knall“, schmatzte ich.

„Du hast nen Größeren!“, lachte Heiji.

„Nö!“, schmatzte ich erneut.

Es war schön, dass er nicht weiter von Gefühlen oder so sprach; der lustige Heiji war mir gerade in diesem Moment lieber.

Er machte es einfacher für mich nicht völlig durchzudrehen.

Schließlich war ich es nicht gewohnt, dass er so offen war.

„Ich gehe jetzt...“, sagte ich, nachdem ich das Apfelstück runtergeschluckt hatte.

„Wieso?“. Heiji war schaute fassungslos zu mir.

„Na du musst dich doch ausruhen, du Dödel!“.

„Will ich aber nicht... Außerdem wo willst du denn bitte hin? Wie willst du nach Hause kommen?“.

Ich hatte keine Ahnung: „Irgendwie werde ich das schon schaffen“.

„Du willst doch, dass es mir besser geht, oder nicht?“.

Ich tat so, als würde ich ernsthaft darüber nachdenken, ob ich es wollte.

„Naja… Ja will ich!“.

Er lächelte.

„Na also“, flüsterte er ruhig.

„Was also?“, fragte ich und setzte mich wieder auf sein Bett.

Er legte sich zurück und schaute zur Decke.

Dann zog er mich wieder einmal zu sich.

„Leg dich hin“, befahl er mir und ich gehorchte; dann hob er die Decke hoch und deckte sich und zugleich auch mich damit zu.

„Was ist denn jetzt? Was meintest du eben?“, wollte ich wieder wissen.

„Wenn du willst, dass es mir besser geht, dann bleib hier. Von mir aus kannst du hier auch übernachten, nur geh nicht weg. Du bist die einzige durch die es mir besser gehen kann!“.

Kapitel 14

Mit diesen Worten zwinkerte er mir zu und strich mir mit seiner Hand durchs Haar.

Dann fuhr er damit über meiner Wange, hinunter zum Hals: „Du bist so ein hübsches Mädchen. Ich frage mich ernsthaft warum du noch nicht den Richtigen gefunden hast...“.

Er drehte den Kopf um und lag nun mit dem Gesicht auf dem Kissen.

Er lachte.

Nach einer Weile drehte sich Heiji wieder zu mir und atmete, immer noch lächelnd aus: „Weißt du... Ich glaube bei dir fühle ich mich sogar geborgener, als zu Hause oder so. Egal wo ich bin. Naja ich denke du bist so was wie mein zu Hause. Meine Heimat. Man könnte sagen du bist mein ein und alles. Ich hoffe du hast jetzt endlich, nachdem ich soviel von dir geschwärmt habe, verstanden, warum ich dich niemals verraten würde. Und ich hoffe du würdest niemals das Selbe für mich tun, obwohl das irgendwie toll wäre... Aber dann wärst du leider nicht mehr da... Und dann wäre mein ein und alles für immer weg. Pass auf dich auf. Ach ich rede zu viel und bestimmt interessiert dich das nich mal“.

Ich lächelte halb.

„Du redest echt viel und ich bin sehr verwirrt. Und ich habe keine Ahnung wie ich damit umgehen soll, oder was das zu bedeuten hat, aber ich bin froh. Froh, dass du so über mich denkst, froh, dass du am Leben bist“.

Froh, dass du so von mir denkst, dass ich dir so viel bedeute.

So viel...

Das hätte ich niemals erwartet.

Ich scheine dir fast so viel zu bedeuten, wie du mir.

Ich liebe dich, mehr als alles andere.

Vergiss das nie!

Ach was.

Ich schüttelte heimlich den Kopf.

Wenn er es nicht weiß kann er es auch nicht vergessen.

Ich denke das wird ewiglich mein Geheimnis bleiben.

Zum mindestens bis der richtige Moment gekommen ist.
 

Ich dachte wirklich, dass er auch jeden Moment sagen würde, ob er mehr für mich empfinden würde, als nur Freundschaft.

Aber naja. Dass ich ihm so viel bedeute und so ist ja auch schon ziemlich gut.

Und ich muss das irgendwie ausnutzen, schließlich wird er wenn er gesund ist wieder ganz der Alte sein.

Der alte, nervige, nie die Wahrheit sagende Heiji.

Hach.

Ich schmunzelte.

Was er wohl gerade dachte...

Naja das war mir gerade egal.

Ich war einfach so glücklich mal einen Teil seiner wahren Gefühle zu erfahren.

„Danke“.

„Mh?“.

Heiji sah mich fragend an.

„Danke, dass es dich gibt. Ich weiß nicht, wie mein Leben ohne dich wäre. Du bist sozusagen mein einziger wirklicher Freund. Mit den anderen Mädchen verstehe ich mich lange nicht so gut, wie mit dir“.

„Ach so... Jaja, bitte bitte“.

Da war er wieder... Der alte Heiji.

„Hast du Lust, wenn ich hier raus bin, mit mir Eis essen zu gehen? Ich muss mich doch noch für neulich entschuldigen“, flüsterte er.

„Neulich?“.

„Na die Sache im Café. Wegen Shinichi und so... Du weißt schon weil du so sauer auf mich warst. Ich will´s wieder gut machen“.

„Okay. Aber ich werde mir ein großes Eis bestellen!“, lachte ich.

„Ausnahmsweise, du Frechdachs!“.

Da fing er an mich zu Kitzeln und ich schrie leise auf.

„Verdammt, wieso bist du so fit? Ich denke sie hätten dich lieber gleich erschießen sollen, dann wärst du jetzt ruhig!“.

Heiji ließ die Hände sinken.

Er keuchte und atmete schneller.

Seine Augen hatte er aufgerissen.

Dann schoss seine Hand zu seiner Brust und legte sich auf die Stelle, an der sein Herz war.

„Heiji?! Alles okay mit dir?!“.

Doch da waren ihm die Augen zu gefallen und er regte sich nicht mehr.

Fassungslos war ich aufgesprungen.

„Heiji!“, hauchte ich vorsichtig und berührte seine Hand.

Da schlossen sich seine Finger blitzschnell um sie und er zog mich aufs Bett zurück und kitzelte mich wieder.

„Soso mir scheint es ja nicht so, als würde es dir gefallen, wenn ich so dort läge!“.

„Du bist gemein!“, keuchte ich völlig außer Atem.

„Hey stirb mir hier ja nicht weg, Kazuha“, lachte er und hielt inne.

Doch er ließ meine Hand nicht los.

Stattdessen legte er den Arm mit dem er mich eben noch gekitzelt hatte um meinen Bauch.

„Du...?“.

Ich spürte, wie er näher kam und ich drehte meinen Kopf zu ihm um.

„Lass uns für immer befreundet sein“.

Da drückte er seine Lippen auf meine Stirn und lächelte.

Kapitel 15

Als er sich langsam wieder entfernte hatte er die Augen geschlossen, doch sein Lächeln war immer noch da.

Befreundet? Für immer NUR befreundet?

Das war zwar schon schön, aber es sollte mehr sein, als nur Freundschaft.

Verdammt.

Heiji...

Ich nickte nur und ließ mich nach hinten auf die Decke fallen.

Das Bett war ungefähr so groß, wie ein Doppelbett.

Nun erinnerte ich mich wieder daran, wie Heiji und ich zusammen in dem kleinen Gasthof übernachtet hatten.

Wie glücklich ich gewesen war.

„Wieso bist du eigentlich schon so fit?“, fragte ich ihn.

Ich sah zur Decke hinauf.

„Tja... Das wüsste ich auch gerne. Vielleicht sind die Ärzte einfach zu gut. Mal sehen ob ich überhaupt richtig stehen kann“.

Ich spürte, wie er seine Beine wegzog.

„Ah! Das tut weh!“.

Ich setzte mich rasch auf und half ihm dabei, aus dem Bett zu kommen.

Doch kaum stand er, fiel er zurück ins Bett.

„Dabei hatte ich doch keine einzige Wunde an den Beinen. Nur an den Armen und die funktionieren ja prima“.

„Vielleicht sind deine Beine noch nich richtig Funktionsfähig; schließlich warst du lange bewusstlos“, erklärte ich, obwohl ich selbst auch keine Ahnung hatte.

„Naja. Vielleicht kannst du bald wieder stehen und deine Arme tun dann wieder weh. Das wäre natürlicher!“.

„Kann sein“, sagte er und versuchte erneut aufzustehen.

Dieses Mal blieb er sogar einige Sekunden auf den Beinen, bis er zurückstolperte.

„Kannst du mir ´nen Rollstuhl besorgen? Ich habe keine Lust hier rum zu sitzen“.

„Ruh dich lieber aus!“, meckerte ich ihn an, schließlich machte ich mir auch Sorgen um ihn und seine Gesundheit.

Ich drückte ihn zurück in sein Bett und deckte ihn zu.

„Du musst jetzt schlafen!“.

„Du auch“, antwortete er.

Er zog mich wieder auf das Bett.

„Bitte... Beruhig dich, Heiji und schlaf! Du musst richtig zu Kräften kommen und deine Wunden müssen heilen. Überanstreng dich nicht. Bitte!“.

Ich sah ihn ernst an.

„Du scheinst dir ja wirklich Sorgen zu machen“.

„Natürlich und jetzt halt endlich die Klappe!“.

Schweigend saß ich neben ihm auf dem Bett und sah ihn flehend an.

Mit einem leisen Seufzen ließ er sich nach hinten auf sein Kissen fallen.

Dann schloss er die Augen.

Ich seufzte ebenfalls.

Ich stöhnte und fuhr mir durch die Haare.

„Bin ich anstrengend?“.

Heijis Stimme ertönte.

„Du sollst ruhig sein und schlafen!“.

Er schwieg.

Ich gähnte.

Ich war ziemlich gestresst und müde.

Ich stieg über Heiji hinweg und legte mich hin.

Ich gähnte erneut.

Ich schaute nach oben und hielt die Hand hoch, weil ich von einer grell leuchtenden Lampe geblendet wurde.

Dabei fiel mir mein Armband auf, was an meinem Handgelenk hing.

Heiji hatte es mir im Kindergarten geschenkt. Damals war es mir jedoch viel zu groß gewesen. Jetzt passte es perfekt.

Mein Blick wanderte an meinem Arm hinunter.

Die Jacke, die ich mir gestern neu gekauft hatte, war dreckig und ein wenig zerrissen.

Ich drehte mich weg und ließ die Hand auf die Matratze fallen.

Ich sah zu Heiji, der die Augen immer noch geschlossen hatte.

Er hatte den Mund geschlossen und atmete leise durch die Nase.

Ich betrachtete ihn lange Zeit.

Er hatte einen schönen Körper.

Heiji war schlank und obwohl seine Arme und Beide nicht gerade überdurchschnittlich muskulös waren, war er sehr flink und recht stark.

Sein Gesicht war besonders atemberaubend schön.

Er hatte strahlend grüne Augen und relativ lange Wimpern.

Auch wenn seine Augenbrauen etwas fülliger waren, als die der anderen Jungen in diesem Alter, standen sie ihm.

Er hatte ein schmales Gesicht, aus dem seine Wangenknochen etwas hervortraten.

Dadurch wirkte er erwachsener.

Er hatte eine gerade geformte Nase, die nicht zu dick und nicht zu dünn war; perfekt eben.

Und sein Mund…

Seine Lippen waren weder dünn, noch füllig; wenn er lächelte und dabei den Mund öffnete, blitzten seine geraden, weißen Zähne hervor.

Ich hob meine Hand wieder und streckte sie langsam in Heijis Richtung.

Er schien zu schlafen.

Mein Finger näherte sich seinem Gesicht und langsam strich ich mit dem Finger über seine perfekten Lippen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Von:  horo_koi
2012-12-19T10:41:36+00:00 19.12.2012 11:41
ich finde die ff wirklich toll x33
schreibst du noch weiter? O.O
oh bitte bitte!
ich will noch mehr lesen >.<
Antwort von:  Skizzy
25.01.2013 20:19
Mh.. wahrscheinlich nicht :/ mal sehen was die zukunft bringt ;)
Von:  Marybella
2012-08-18T23:07:53+00:00 19.08.2012 01:07
Also ich bin ja eigt kein Kommischreiber aber bei ner guten ff zu nem tollen pairring mit so wenig Kommentar muss man was da lassen x)
Ich hoffe, du schreibst echt weiter, du schreibst schön spannend und gibst die beiden sehr originalgetreu wieder, finde ich^^
Von:  GeezKatsu
2012-05-30T07:30:47+00:00 30.05.2012 09:30
Also für ein Prolog ist die Kürze in Ordnung, aber für weitere Kapitel ist es definitiv nicht angebracht^^ Da solltest du lieber mit einem Upload warten und später 3-4 gesamelt rein stellen, als ein Kapitel verpackt. Denn 600 Wörter is nen bissel ... wenig für eine FF ^^

Kazuha denkt, Shinichi is ne Sie? LOO~OL! xD
Von:  swenni
2012-05-05T08:50:57+00:00 05.05.2012 10:50
omg wie süüß :) voll das tolle kapitel, ich freu mich schon auf die nächsten!
Von: abgemeldet
2012-04-16T21:04:20+00:00 16.04.2012 23:04
SO PUTZIG!!!!!! ich liebe heiji und kazuha - deine ff ist sou toll x)))
vor allem die szene, wo heiji auf einmal hinter ihr steht :D oder aber als sie im hotel sind xD
du baust immer in den richtigen Momenten die Spannung auf und ich hoffe, die wird noch lang! ♥
freue mich schon total auf die nächsten Kapitel!
Hau in die Tasten!! :D

Von:  swenni
2012-04-16T19:57:05+00:00 16.04.2012 21:57
ich lieebe diese fanfic! :) ♥ mega gut skizz! kann es kaum erwarten, dass die neuen kapitel kommen!


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