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Grandline City

Bandenkrieg (AU)
von

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Prolog

Prolog
 

Endlich! Endlich war es soweit! Wie lange hatte er nur auf diesen Tag gewartet?

Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen betrat Portgas D. Ace die neue Wohnung. Sie war klein und schäbig, da konnte er sich nichts vormachen. Wohnzimmer mit Küche, winziges Bad, und ein einzelnes Schlafzimmer, das er sich mit seinem jüngeren Brüder würde teilen müssen. Es gab nicht einmal einen Balkon. Doch all diese Minuspunkte konnten Aces gute Laune nicht trüben. Endlich! Luffy und er waren raus aus dem Heim, in dem sie ihre Kindheit verbracht hatten, und auch wenn diese Wohnung kein Traum war, so war sie doch eine gewaltige Steigerung im Vergleich zu ihrer letzten Bleibe. Von heute an würde für sie beide ein neues Leben beginnen. Ein neues Zuhause, eine neue Schule, alles neu!

Am liebsten wäre Ace vor Freude in die Luft gesprungen und hätte es laut herausgeschrieen: Endlich! Endlich würden sie beide noch einmal ganz von vorne beginnen können! Er erinnerte sich gar nicht mehr daran, wann er das letzte Mal so glücklich gewesen war!

Das Hupen des Umzugswagens holte ihn in die Realität zurück. Hastig raste Ace die Treppen hinunter –ihre Wohnung lag in der ersten Etage- und winkte den Möbelpackern zu. Die zwei Männer, beide jung und kräftig, einer mit blonden, glatten Haaren, der andere mit schwarzen Locken, hatten ihn entdeckt, nickten sich gegenseitig zu und begannen damit, die Möbel auszuladen.

Die Miete für die Wohnung und das Geld für die Möbel bekam er vom Amt vorgestreckt. Er und Luffy würden nach der Schule viel arbeiten müssen, um die ganzen Sachen abzubezahlen, doch das war besser, als weiterhin im Heim zu leben. Da waren sie sich beide einig. Nicht nur, dass die Zustände, die dort herrschten, miserabel waren und Dadan nicht zögerte, ihre Pflegekinder gerne auch einmal zu verprügeln. Vor allen Dingen war es die Erinnerung an Sabo, ihrem guten, alten Sabo, die sie nicht länger ertrugen.

„Wohin soll die Couch, Mr. Portgas D.?“ Und wieder war er in alten Erinnerungen versunken… „Dahin, bitte“, lotste Ace den blonden Möbelpacker. Die beiden Typen waren wirklich schnell. Galley-La Campany hieß die Firma, das musste er sich merken. Er würde ihnen nach der Arbeit ein extra Trinkgeld geben.

Er und Luffy hatten nicht viele Möbel gekauft, nur das nötigste, und dementsprechend war die Arbeit recht schnell erledigt. Die beiden Männer von der Galley-La Company halfen ihm noch dabei, die Schränke zusammenzubauen, wofür er sie eigentlich gar nicht engagiert hatte, und stellten das nicht einmal zusätzlich in Rechnung. „Vielen Dank“, verabschiedete sich der Blonde freundlich, und verbeugte sich kurz, „wenn Sie wieder einmal Hilfe bei einem Umzug brauchen, melden Sie sich bei uns, Mr. Portgas D., wir sind die beste Umzugsfirma der ganzen Stadt!“ Nun, bescheiden schienen diese Leute von der Galley-La ja nicht gerade zu sein, doch Ace musste sich eingestehen, dass er es ihnen nicht verübelte. Sie hatten ihre Arbeit schnell und sauber erledigt. Und vor allen Dingen hatten diese beiden Typen von der Galley-La ihm seine Wohnung, den ersten Schritt in die neue Zukunft von Luffy und ihm, eingerichtet, und er war ihnen sehr dankbar dafür. „Gerne“, erwiderte Ace darum, und verbeugte sich seinerseits, „ich werde Ihre Company weiterempfehlen.“ Dann entließ er sie mit ihrem Lohn und viel Trinkgeld.

Endlich! Ace ließ sich rückwärts auf die Couch fallen. In spätestens einer halben Stunde würde Luffy mit ihren letzten Sachen hier erscheinen. Ihre neue Wohnung war bereits eingerichtet, jetzt mussten sie beide nur noch ihre alten und neuen Habseligkeiten einräumen, und dann – dann war es soweit! Endlich! Kein Heim, keine Dadan, keine bösen Erinnerungen mehr! Luffy und er wurden nur noch von dieser Wohnung und einer neuen Schule erwartet!

Konnte es denn noch schöner sein?!

Es war fast zu schön, um wahr zu sein.
 

Es klingelte. Das musste Luffy sein! Breit grinsend öffnete Ace die Wohnungstüre. Es war tatsächlich Luffy – allerdings war er nicht allein. Ace staunte nicht schlecht, als er den muskulösen Typen mit kurzen, grünen Haaren und einem ihrer Umzugskartons in den Händen erblickte. Wer zur Hölle war das? „Oi, Ace!“ Luffy betrat wie selbstverständlich die Wohnung und stellte seinen eigenen Karton im Flur ab. „Das hier ist Zoro, ich habe ihn eben auf dem Weg hierhin getroffen. Er hatte ein paar Probleme mit irgendsoeinem feinem Pinkel. Ich hab ihm ein bisschen unter die Arme gegriffen, und um sich zu revanchieren, hilft er uns beim Umzug!“

„Oh, okay.“ Sein kleiner Bruder war immer für Überraschungen zu haben, doch so etwas hatte selbst Ace noch nie erlebt. Dann legte sich jedoch schnell wieder ein breites Grinsen auf sein Gesicht, und er streckte die Hand aus. „Das ist aber nett von dir! Mein Name ist Portgas D. Ace, ich bin Luffys Bruder.“ Zoro schlug ein. „Roronoa Zoro. Aber glaubt ja nicht, ich wäre jetzt sofort euer Kumpel oder so was. Dein kleiner Bruder hat mir nur geholfen, als ich in der Klemme gesteckt habe, und ich kann es gar nicht leiden, bei irgendjemanden in der Schuld zu stehen.“

Zoro schien auf jeden Fall nicht unbedingt jemand von der heiteren Sorte Mensch zu sein, oder aber er versteckte es sehr gut. Zumindest schien er aber ein ordentlicher Kerl zu sein. Ace schätzte Ehrgefühl bei Menschen mehr als ununterbrochene Fröhlichkeit.

„Dann mal ran an die Arbeit!“

Ihren ganzen Kram einzuräumen dauerte länger, als Ace es erwartet hatte. Sicherlich erst drei oder dreieinhalb Stunden später war alles Geschirr, Besteck, alle Klamotten, alle Bücher und Schulhefte, und was sonst noch dazu gehörte, an seinem richtigen Ort. Ace wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Die letzten Stunden waren anstrengend gewesen; obwohl die Arbeit einfach war, musste man viel laufen und suchen. Er wollte sich gar nicht ausmalen, wie lange sie beide ohne Zoro gebraucht hätten.

Luffy ließ sich einfach rückwärts auf den Teppich fallen, Zoro setzte sich neben ihn auf den Fußboden. Die beiden schienen mindestens ebenso geschafft zu sein wie er selbst.

„Willst du noch ein bisschen bleiben, Zoro?“, wandte er sich an ihren freundlichen Helfer, falls man ihn denn freundlich nennen wollte, „Ich könnte Pizza bestellen. Natürlich auf meine Kosten!“ Passend dazu meldete sich der Magen ihres Gastes, gleich darauf noch lautstärker natürlich der von Luffy, dem Vielfraß. Zoro zuckte mit den Schultern. „Warum nicht?“, meinte er schließlich, und Luffy klopfte ihm auf die Schulter, als wären sie alte Freunde.

Schweigend saßen sie auf der Couch und stopften die Pizza in sich hinein. Erst, als jeder mindestens zur Hälfte fertig war, war sein ärgster Hunger gestillt, sodass Ace zu einem Gespräch ansetzte: „Wobei hat Luffy dir eigentlich geholfen?“ Es dauerte einen Moment, bis Zoro merkte, dass man ihn angesprochen hatte; er schluckte die Pizza hinunter, und meinte schließlich: „Ich hatte Ärger mit Helmeppo. Das ist der Sohn des Bürgermeisters, ein fürchterlich feiner Typ. Hat seinen beschissenen Köter auf mich gehetzt. Und ich hatte meine Schwerter vergessen. War echt mein Glück, dass dein Bruder noch aufgetaucht ist und mir geholfen hat. Du hast echt einen ordentlichen Schlag drauf, Luffy!“ Sein jüngerer Bruder grinste, ohne die Nahrungsaufnahme zu unterbrechen. Im Kinderheim war es selten friedlich zugegangen, und er hatte schon früh selbst eine Art eigene Kampfsportart erfunden, die stark in Richtung Boxen ging.

„Nach dem, was du hier berichtest, scheint das in dieser Stadt nicht verkehrt zu sein“, erwiderte Ace nachdenklich, „der Sohn des Bürgermeisters hetzt Hunde auf einen Jungen? Und du kämpfst mit Schwertern? Wo sind wir denn hier gelandet?“ Zoro zuckte wieder mit den Schultern. Er hatte eben das letzte Stück Pizza verputzt und lehnte sich gemütlich gegen den Stuhlrücken. „Hier geht es ein bisschen anders zu, als in den anderen Städten in der Umgebung“, meinte er ruhig, „das werdet ihr sicher bald merken.“

Selbst Luffy ließ für einen Augenblick von seiner Mahlzeit ab. „Was meinst du damit?“, fragte er seinen Sitznachbarn mit vollem Mund, und spuckte dabei ein paar Pizzakrümel auf das weiße Shirt des Anderen. Zoro schien sich daran nicht weiter zu stören, und strich den Dreck still mit der rechten Hand ab. „Naja, es ist schwer zu beschreiben. Hier in Grandline City läuft alles ein bisschen härter und verrückter ab. Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll. Vor allen Dingen gibt es hier viele Banden. Davon hängt das meiste ab: Zu welcher Bande ihr gehört.“

Ace und Luffy warfen sich gegenseitig Blicke zu. Das klingt ja prickelnd, dachte Ace, wir wollten hier beide ein neues, ruhiges Leben beginnen und jetzt sind wir ausgerechnet in so einer Scheiße gelandet. Super!

„Und zu welcher Bande gehörst du, Zoro?“ Die Frage war keine Unterstellung und auch keine kühle Berechnung, sondern bloße Neugier. „Ich gehöre zu keiner Bande. Ich bin ein Einzelgänger.“

„Klasse! Dann können wir ja eine eigene Bande gründen!“ Luffy hatte seine drei Pizzen, die er sich bestellt hatte, verputzt, Krümel klebten an seinem Mund, und er legte den Arm freundschaftlich an Zoros Schulter und drückte ihn an sich. Der wirkte nicht sonderlich erfreut und schüttelte den Arm ab. „Bescheuert“, murmelte er und schüttelte den Kopf. „Selbst, wenn ich wollte… Unsere Drei-Mann-Bande würde sofort untergehen in Grandline City. Das hat keinen Zweck, ihr müsst euch einer größeren Bande anschließen, und basta. Außerdem“, Zoro warf Luffy einen bösen Blick zu, „habe ich doch gesagt, dass wir keine Kumpels sind!“

Luffy schien enttäuscht. „Ich nehme mal an, ihr beide geht noch zur Schule, oder?“ Ace nickte. „Dann werdet ihr spätestens zu Schulanfang mit dem Bandenleben hier konfrontiert werden, die Schüler gehören nämlich auch schon dazu. Dann schließt ihr euch am besten so schnell wie möglich jemandem an, falls euch irgendwer haben will. Das ist das sicherste hier in der Stadt.“

Ace ließ sich Zoros Worte genau durch den Kopf gehen. Was er sagte, klang gefährlich. Auch, wenn Luffy und er keine schlechten Kämpfer waren, konnte vieles passieren. Wenn er nur an Helmeppo, den Sohn des Bürgermeisters, und seinen Köter dachte… Zoro kämpfte mit Schwertern… und man musste sich einer Bande anschließen, wenn man hier sicher leben wollte… Das war nicht das, was er sich für Luffy und ihn gewünscht hatte. Doch was würde Jammern bringen? Besser als im Heim, mit Dadan und den ganzen traurigen Erinnerungen an Sabo, würde es allemal sein.

„Naja“, Zoro erhob sich von seinem Stuhl, „ich muss langsam wieder los. Wenn es dunkel wird, sollte man sich lieber nicht alleine draußen herumtreiben, zumindest unbewaffnet nicht. Danke für das Mittagessen“, er verbeugte sich kurz, „und passt gut auf euch auf!“

„Danke für deine Hilfe“, erwiderte Ace, verbeugte sich ebenfalls und brachte Zoro zur Türe, „wenn du möchtest, können Luffy und ich dich auch nach Hause begleiten.“ Zoro schüttelte den Kopf. „Ich bin ein Einzelgänger“, wiederholte er, „trotzdem danke. Vielleicht sehen wir uns ja in der Schule wieder.“

Dann war er verschwunden.

Ace schloss die Wohnungstüre. „Ein echt cooler Typ, oder?“, brüllte ihm Luffy aus der Küche entgegen, „ich freu mich schon darauf, ihn wiederzusehen. Ich will mit ihm eine eigene Bande gründen. Was meinst du, Ace?!“ Ace legte nachdenklich den Kopf schief. „Ich weiß nicht“, sagte er schließlich, „ehrlich gesagt passt mir das, was er gesagt hat, nicht sonderlich gut in den Kram. Ich hoffe nur, die ganze Sache geht gut für uns beide aus.“
 

~
 

Vielen Dank, dass ihr zu meiner neuen One Piece-Fanfic "Grandline City" gefunden habt. ;) Ich hoffe, der Prolog konnte euch überzeugen und ihr verfolgt auch die nächsten Kapitel. Und keine Sorge: Natürlich wird es noch spannender! Der Prolog soll nur einen kleinen Vorgeschmack auf die folgenden Kapitel darstellen. :P
 

bye

sb

Kapitel 1

Kapitel 1
 

Ace konnte nicht verhehlen, dass er vorsichtig war, als er zum ersten Mal den Raum betrat, in dem sein Leistungskurs Unterricht hatte. Nicht ängstlich, nicht nervös, lediglich vorsichtig. Er hatte Zoros Worte gut in Erinnerung behalten. Schon unter den Jugendlichen in der Schule hatten sich Banden entwickelt. Da sollte man als einziger neuer Schüler im Kurs lieber vorsichtig sein.

Ace wurde von den anderen Schülern nicht gemustert, die meisten beachteten ihn gar nicht, sondern waren in Gespräche oder Zankereien untereinander verwickelt. Nur wenige nahmen von seiner Anwesenheit überhaupt Notiz. Ace seufzte, und steuerte einen unbesetzten Platz in seiner Nähe an. „Ist hier noch frei?“, fragte er, und erntete den abschätzenden Blick eines blonden Typen mit Narbe über der linken Augenbraue. „Vielleicht“, meinte der schließlich, ohne Ace aus den Augen zu lassen, „hängt davon ab, wer du bist.“ Ace traute seinen Ohren kaum. Hing in dieser Schule nun selbst schon ein Sitzplatz davon ab, zu welcher Bande man gehörte?! „Mein Name ist Portgas D. Ace.“

„Zu welcher Bande gehörst du?“

„Zu keiner“, erwiderte Ace, und verlieh seiner Stimme möglichst viel Selbstvertrauen. Der Blonde mit der Narbe schien tatsächlich ein wenig beeindruckt von seinem Auftreten zu sein. Er legte den Kopf schief, ließ auf eine widerliche Weise die Zunge aus dem Mund hängen und musterte ihn mit einem seltsamen, verrückten Blick. „Wenn du zu keiner Bande gehörst, wie wäre es dann, wenn du mich darum bittest, meiner beitreten zu dürfen? Vielleicht sage ich ja, wenn du ganz freundlich fragst.“

„Kein Interesse“, entgegnete Ace sofort kühl. Dieser Typ konnte ihm gut und gerne gestohlen bleiben, so verrückt und arrogant wie der war! Außerdem wollte er sowieso überhaupt keiner Bande beitreten, weder der dieses Typen noch irgendeiner anderen. Zoro war doch auch ein Einzelgänger. Alles, was Ace wollte, war ein ruhiges Leben für sich und Luffy. „Wir gehören zu Donquixote Doflamingo“, sagte nun der Blonde, und er sprach es so aus, als wäre diese Tatsache das ultimative Argument. Ace wusste nicht, wer dieser Doflamingo war, und er wollte es auch nicht wissen. Langsam ging ihm die ganze Sache hier echt auf die Nerven! „Mir egal, zu wem du gehörst“, meinte Ace ruhig, doch mit Nachdruck, „ich trete euch nicht bei. Ist hier nun frei oder nicht?!“ Der Blonde schüttelte den Kopf, und seine widerliche Zunge schwang dabei mit. Ace seufzte. Na, wenn das nicht mal ein guter Schulstart war, dann wusste er auch nicht… Super! Und was sollte er jetzt machen?! Ace war kurz davor, die Antwort des Jungen zu ignorieren und sich trotzdem hinzusetzen –was wollte der Typ schon machen?-, als eine andere, viel angenehmere Stimme den Raum durchbrach. „Wenn du willst, kannst du dich hierhin setzen.“

Ace nickte dankbar, durchstreifte den Klassenraum und setzte sich auf einen anderen freien Platz. Der Typ, der ihn gerufen hatte, war ebenfalls blond, doch im Gegensatz zu dem von eben wirkte er relativ normal. Verwuschelte Haare, hätte sich mal wieder rasieren können, schien ein bisschen neben der Spur. Allerdings… ob der Drogen nahm? In dieser Stadt konnte man wohl nie wissen…

Trotzdem war Ace ihm sehr dankbar dafür, dass er ihn aus dieser blöden Situation gerettet hatte. Er hatte wirklich keine Lust gehabt, sich mit diesem verrückten Kerl anzulegen. „Danke“, sagte er darum, an seinen neuen Sitznachbarn gewandt, „ich heiße übrigens Portgas D. Ace.“ Der Typ zuckte mit den Schultern. „Phoenix Marco. Und kein Thema. Aber halte dich in Zukunft lieber von Bellamy und seiner Bande fern. Das sind zwar kleine Fische, aber Donquixote Doflamingo sollte man lieber nicht herausfordern.“

Ace nickte. Bellamy hieß der verrückte Typ also, und er gehörte zur Bande von diesem Doflamingo, wer auch immer das sein mochte. Das würde Ace sich merken, und es auch an Luffy weiterleiten. Er würde an dieser Schule dem Ärger so gut wie möglich aus dem Weg gehen.
 

Der Unterricht verlief relativ stressfrei. Der Stoff war nicht schwer, und die Schüler hielten sich mit ihren Streitereien untereinander zurück. Die verrückt-bösen Blicke, die Bellamy ihm zuwarf, ignorierte Ace gekonnt. Er wollte niemanden herausfordern, sich mit niemandem legen.
 

*
 

In der Pause suchte er nach Luffy, den er relativ schnell fand, natürlich nicht allein. Ace wusste nicht wie, doch sein jüngerer Bruder schaffte es auf wundersame Weise immer und überall schnell Freundschaften zu schließen. Diesmal waren es ein hübsches Mädchen mit kurzen, orangefarbenen Haaren und – Zoro. Luffy hatte ihn also doch wieder gefunden. Ace konnte ein leichtes Grinsen nicht unterdrücken. Das war mal wieder typisch. Wenn Luffy jemanden mochte, dann konnte sich diese Person nicht dagegen wehren, er zog sie alle in seinen Bann.

„Oi, Ace“, rief ihm sein jüngerer Bruder zu, kaum hatte er ihn entdeckt, „wie läuft’s bei dir so?“ Ace zuckte mit den Schultern. „Ich hab mich ungewollt mit so einem verrückten Typen, Bellamy, angelegt, aber eigentlich läuft es ganz gut. Mit Marco aus meinem Leistungskurs verstehe ich mich gut. Und dich muss ich ja wohl kaum fragen – du scheinst ja mal wieder sofort Freunde gefunden zu haben.“ Luffy grinste breit. „Ich habe dir doch gesagt, ich werde meine eigene Bande in dieser Stadt gründen. Die beiden hier sind der Anfang: Zoro kennst du ja schon, und das ist Nami.“ Ace verbeugte sich höflich vor dem Mädchen.

„Sind die Leute in deiner Klasse auch so krass drauf? Also, wegen den Banden?“ Luffy nickte bedächtig. „Es konkurrieren immer die ganzen größeren Banden miteinander“, meinte er, „die Anführer der größten Bande hier in der Schule sind Law und Kid, zwei echt verrückte Typen.“ Dann legte sich sein übliches, von sich selbst überzeugtes Grinsen auf die Lippen. „Aber mach dir keinen Kopf, Ace, die meisten sind nett, viele sind Einzelgänger, so wie Zoro. Die bringe ich dann einfach alle in meine eigene Bande ein, und dann klappt das schon.“ Ace lachte leise. „Na, wenn du meinst.“
 

*
 

„Ganz alleine, Thatch?“

Ace war nach dem Unterricht im Gang zurückgeblieben, weil er sein neues Schließfach einräumen wollte. Luffy war bereits mit seinen beiden neuen Freunden verschwunden, und Marco hatte er nicht gefragt, wo dieser wohnte. Außer ihm selbst waren nicht mehr viele Schüler im Gebäude, und er spitzte vorsichtig die Ohren, als er die Stimme von Bellamy wieder erkannte.

„Was willst du, Bellamy?“ Das musste dieser Thatch sein, der angesprochen worden war. Er klang nicht direkt ängstlich, allerdings nervös. Ace schlich vorsichtig zum nächsten Quergang und beobachtete die Situation. Er erkannte Bellamy wieder, außerdem noch einige weitere Menschen, darunter auch zwei Mädchen, ein paar hatte er bereits im Unterricht gesehen. Sie hatten einen Jungen mit einer Narbe neben dem linken Auge und dunkelblonden Haaren, die er vorne zu einer fürchterlichen Tolle frisiert hatte, umzingelt. Das musste dieser Thatch sein, und es schien nicht gerade rosig für ihn auszusehen. Doch Ace hielt sich noch zurück. Er wollte sich nicht in irgendeine Banden-Angelegenheit einmischen, wenn es nicht unbedingt sein musste.

Bellamy machte einen großen Schritt auf den eingekreisten Thatch zu, der ihn nicht für auch nur einen Moment aus den Augen ließ. Er ging ein wenig in die Hocke und holte mit der rechten Faust aus. „Das solltest du lieber seinlassen, Hyena“, warnte Thatch und schluckte, „ich gehöre zur Bande von Whitebeard. Und du weißt, wie Pops reagiert, wenn man einem seiner Söhne etwas antut.“ Bellamy zuckte unbeeindruckt mit den Schultern, und erwiderte lediglich „Donquixote Doflamingo“.

Das war genug! Ace raste auf diesen verrückten Typen zu, eher der zuschlagen konnte, und warf sich von hinten auf ihn. Er rang Bellamy schnell zu Boden, setzte sich schließlich auf seinen Rücken und hielt seine Hände überkreuzt fest. Hyena Bellamy saß in der Falle; und die ganze Aktion war so schnell gegangen, dass niemand aus seiner Bande eingegriffen hatte. Sie alle starrten Ace nur völlig entgeistert und entsetzt an.

Ein Moment verstrich. Dann noch einer. Erst dann griff ein großer Typ mit schulterlangen, türkisfarbenen Haaren in seine Hosentasche und zog zwei große Messer. Verdammt! Ace hatte nicht bedacht, dass die Bande bewaffnet sein könnte. Schließlich waren sie noch in der Schule, genau genommen befanden sie sich vor dem Geschichts-Raum! Waren Waffen hier nicht verboten? Doch selbst wenn Ace es genau gewusst hätte… er konnte doch nicht zulassen, dass sich diese Bande gegen einen einzelnen stellte!

Ace wusste nicht, was er tun sollte. Der Türkishaarige mit den beiden Messern kam Schritt für Schritt auf ihn zugelaufen, doch wenn er auswich, würde sich Bellamy wieder aufrappeln. Und dann müsste er es alleine mit beiden Typen aufnehmen! Was sollte er bloß tun?!

Er war kurz davor, doch aufzustehen und sich zu wehren, als der Typ urplötzlich nach vorne fiel, die beiden Messer landeten laut klirrend auf dem Fußboden. Hinter ihm stand Thatch. Anscheinend hatte der selbst Initiative ergriffen und Aces Gegner mit einem heftigen Tritt zu Boden gebracht. Wow. Das hätte wahrscheinlich nicht einmal Luffy geschafft, Ace war schwer beeindruckt.

Thatch wandte sich an. „Zieh Bellamy eine über die Rübe, und dann lass uns verschwinden, in Ordnung? Die Anderen kämpfen nicht.“ Ace verstand zuerst überhaupt nicht, wovon sein Gegenüber da sprach. Dann nickte er, holte weit aus, traf den unter sich strampelnden Bellamy an der Schläfe – und der knallte prompt ohnmächtig mit dem Kopf auf den harten Fußboden.

Ace richtete sich auf, ging eilig zu Thatch hinüber, und verließ mit ihm gemeinsam das Schulgebäude, so schnell ihn seine Beine nur trugen. Sein Herz klopfte wild. Das hier war nicht Aces erste Schlägerei, und sicherlich würde es auch nicht die letzte in seinem Leben sein. Doch ihn beunruhigten die Worte Bellamys. „Donquixote Doflamingo“. Er hatte diesen Namen mit solch einer Selbstverständlichkeit ausgesprochen… Hoffentlich hatte er sich mit seiner Hilfe eben nicht mehr Ärger eingehandelt, als er vertrug.

„Danke dir“, sagte Thatch neben ihm. „Ohne dich wäre ich da sicher echt aufgeschmissen gewesen.“ „Kein Problem“, erwiderte Ace, oder hoffte es zumindest. Er wollte keinen Ärger. „Mein Name ist übrigens Thatch. Und wie heißt du? Ich wusste gar nicht, dass wir einen Neuen in der Bande haben.“ Thatch grinste ihn an und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter.

Ace schüttelte den Kopf. „Mein Name ist Portgas D. Ace. Und ich gehöre nicht zu deiner Bande, wem auch immer du angehörst. Ich bin erst vor kurzem hierher gezogen und ein Einzelgänger. Klar?“ Thatch blickte ihn verwirrt an. „Und… wieso hast du mir dann geholfen?“ „Ist das nicht selbstverständlich? Du standest da ganz alleine! Hätte ich dabei zusehen sollen, wie dich diese miesen Typen fertig machen? Nein danke!“

„Oh… okay.“ Der verwirrte Ausdruck blieb auf Thatchs Gesicht haften. Ace zog eine Augenbraue hoch. Kam es in Grandline City wirklich so selten vor, dass man jemandem half, der nicht zur eigenen Bande gehörte? Darum also war Zoro so erpicht darauf gewesen, Luffy und ihm beim Umzug unter die Arme zu greifen, nachdem dieser ihm mit Helmeppo und dessen Köter geholfen hatte. Über diese Stadt konnte Ace nur den Kopf schütteln…

„Dann tritt doch unserer Bande bei! Wir gehören zu Whitebeard.“

„Nimm es mir nicht übel, aber ich möchte mich aus diesen ganzen Banden-Angelegenheiten lieber heraushalten.“ Zwar erschien ihm Thatch freundlicher und aufrichtiger als dieser verrückte Bellamy und seine Leute, doch Ace wollte es nicht darauf ankommen lassen. Ein ruhiges Leben für Luffy und sich, und basta. Auf etwas anderes wollte er sich gar nicht einlassen.

Thatch zuckte mit den Schultern. „Schade, ich finde dich wirklich super. Und ich bin mir sicher, Pops wäre auch begeistert von dir. Vielleicht überlegst du es dir ja noch einmal. Auf jeden Fall schuldet dir die Whitebeard-Bande etwas. Wenn du also irgendwann einmal in der Klemme stecken solltest, melde dich einfach bei uns.“ Ace nickte und war sich sicher, dass er auf dieses Angebot niemals eingehen würde, solange er lebte.

Inzwischen hatten sie das Schulgelände verlassen. Ace wandte sich ein letztes Mal an Thatch. „Naja, ich muss jetzt nach Hause. Wir sehen uns ja sicher morgen in der Schule wieder.“ Thatch nickte. „Überleg’s dir nochmal mit unserer Bande, ja? Komm gut nach Hause, Ace!“
 

*
 

Ace schritt langsam die Treppen im Hausflur hinauf. War das ein Tag gewesen! Der Ärger von heute würde auch für die nächsten zehn Jahre reichen, da war er sich sicher. Zuhause würde er sich ein, zwei Stunden hinlegen und fernsehen, bevor er sich auf den Weg zur Arbeit machte. Ace schloss völlig geschafft die Wohnungstüre auf – und sofort wehten ihm ein starker Alkohol- und Pizzageruch, laute Musik und Gesprächsfetzen entgegen. Na super!

Das war’s dann wohl mit seiner wohl verdienten Ruhe… Im Wohnzimmer saß Luffy auf der Couch, einen Pizzakarton in der Hand. Neben ihm Zoro, Nami und ein weiterer Junge mit schwarzen Locken und einer langen Nase. Sie unterhielten sich, aßen und tranken fröhlich. Wie zur Hölle, dachte Ace sich, schafft Luffy das bloß immer nur? Er hatte gerade einmal seinen ersten Schultag hinter sich und saß nun nachmittags schon mit drei neuen Freunden feiernd in seiner Wohnung! Und Ace selbst hatte es nicht einmal dazu gebracht, sich etwas näher mit Poenix Marco anzufreunden, und stattdessen jede Menge Ärger mit Bellamy und dessen Bande … Manchmal beneidete er seinen jüngeren Bruder wirklich…

„Oi, Ace“, rief Luffy fröhlich, als er seinen Bruder im Türrahmen erblickte, „setz dich zu uns. Wir feiern eine kleine Party. Das hier ist übrigens Usopp. Ich glaube, du kennst ihn noch nicht. Wir haben auch noch Pizza, wenn du willst!“ Ace lächelte, schüttelte jedoch den Kopf. „Lieber nicht“, sagte er, und streckte sich, „ich lege mich noch ein bisschen schlafen. Ich muss nachher noch zur Arbeit.“ „Okay, wie du willst.“
 

*
 

Ace hatte kaum Ruhe gefunden, ehe er sich auf den Weg zur Arbeit machte. Die laute Musik, die Gespräche und die anstoßenden Flaschen des Quartetts drüben im Wohnzimmer hatten ihn wach gehalten. Und er hatte es irgendwie nicht übers Herz bringen können, Luffys neue Freunde gleich am ersten Tag wieder rauszuschmeißen. Tatsache also: Er war viel zu nett und handelte sich selbst dafür jedes Mal Ärger ein.

Zumindest hatte er es nicht weit zu seinem Job. Heute würde Aces erster Arbeitstag in dem Cafe zwei Straßen weiter beginnen. Es war keine schwere Arbeit, er kellnerte lediglich, doch er würde bis Mitternacht arbeiten müssen, und Ace wusste, dass dann selbst Kellnern gewaltig an den Nerven zehrte. Vor allen Dingen, weil er dabei jeder Menge Flirts ausweichen musste. Groß, trainierter Körper, freche Sommersprossen: Ace sah gut aus – das wusste er, und es war wahrscheinlich der Hauptgrund gewesen, warum ihn das kleine Cafe sofort eingestellt hatte. Mit gutem Aussehen zog man Kundinnen an.

„Oi, Ace!“, wurde er gleich begrüßt, als er vor dem >Baratie< zum Stehen kam. Sein Chef war ein blonder Mann mit Schnurrbart, den alle lediglich Jeff nannten; er war einer dieser Typen, die jeder in der Stadt kannte, ohne dass jemand seinen vollständigen Namen gewusst hätte. Er war streng, aber gerecht und freundlich, wenn man seine Arbeit gut machte.

Nun… hauptsächlich streng. Ace musste sich sogleich die Kellnerschürze umbinden und losackern. Das würde eine lange Schicht werden! Trotzdem war die Arbeit angenehmer, als er erwartet hätte. Die Kunden waren größtenteils freundlich und gut gelaunt, und um diese Uhrzeit war der Laden noch nicht gefüllt. Er kam gut hinterher.

Erst gegen zwanzig Uhr wurde es anstrengend. Anscheinend war das Baratie sehr beliebt, vor allen Dingen bei Liebespärchen – und seit Ace dort arbeitete, auch bei hübschen Single-Mädchen. Er bediente nun bereits das achte Mädchen, das zufällig einen Blick durch die Scheiben des Cafes geworfen, ihn entdeckt und beschlossen hatte, sich eine Tasse Kaffee zu gönnen. „Was darf ich Ihnen bringen?“ Ace bemühte sich um einen freundlichen und neutralen Eindruck, während er die Bestellung der gut aussehenden, schwarzhaarigen Frau, in etwa in seinem Alter, aufnahm. „Einen Capuccino bitte.“ „Small oder tall?“, gab Ace zurück. Er hatte keine Lust auf ein näheres Gespräch. Andere Gäste warteten bereits auf ihn, außerdem hatte er zurzeit weder Interesse an einer Beziehung noch an einer gemeinsamen Nacht. Darum nahm er auch das gehauchte „Tall, bitte“ der schwarzhaarigen Frau mit einem unverbindlichen Lächeln entgegen. „Vielen Dank für Ihre Bestellung.“

Mit einem Seufzen überbrachte er die Bestellung der Küche. „Ich verstehe gar nicht, was dein Problem ist“, sagte da eine männliche Stimme zu seiner Rechten. Überrascht drehte Ace sich um, und entdeckte einen jungen, blonden Mann, der die gleiche Schürze trug wie er, neben sich. Einer der anderen Kellner des Baratie; Ace glaubte zu meinen, Jeff hätte ihn erwähnt. Sanji, oder nicht? „Was meinst du?“, gab Ace zurück, und die Frage war ehrlich gemeint. „Ich verstehe nicht, warum du die Flirtversuche jeder hübschen Dame in den Wind schlägst!“ Ace zuckte mit den Schultern. Er schuldete diesem Typen, Sanji, keine Rechenschaft, auch wenn er auf Ace eigentlich einen ganz netten Eindruck machte. Schließlich sagte er relativ kurz angebunden: „Ich bin erst vor kurzem neu hierher gezogen. Erstmal will ich mich richtig einleben, bevor ich mich auf die Suche nach einer Freundin mache.“ Sanji nickte.

„Ich mache immer um neun eine kurze Pause. Willst du mit mir rauchen kommen?“ „Ich rauche nicht“, erwiderte Ace, „ich kann aber gerne mitkommen, wenn du willst. Eine kleine Pause kann ich gut vertragen.“ Die Türe zur Küche öffnete sich kurz, als ein weiterer Kellner herauskam, und Ace warf einen kurzen Blick auf Jeff, der dort Anweisungen gab. „Geht das mit der Pause denn in Ordnung?“, fragte er, „das ist heute mein erster Arbeitstag.“ Sanji kannte den Chef sicherlich länger als er selbst und konnte ihn besser einschätzen. „Klar. Wenn Jeff Stress macht, dann sag einfach, ich habe dich dazu gedrängt, mitzukommen. Ich kann mir fast alles erlauben.“ Ace hob eine Augenbraue. „Wie kommt’s?“, fragte er überrascht, während er sich bereits auf den Weg zum nächsten Tisch machte; eben war ein neuer Gast hereingekommen, „bist du sein Lieblings-Kellner, oder was?“ „Nicht unbedingt“, entgegnete Sanji, „aber sein Sohn. Also mach dir um Jeff keine Gedanken.“
 

Ace kam nicht mehr dazu, irgendetwas zu erwidern. Stattdessen wandte er sich an den neuen Gast. Diesmal keine Frau, sondern ein schwarzhaariger Mann. Der sehr … außergewöhnlich aussah. Kleidung hauptsächlich in den Farben rosa und hellblau, das Gesicht geschminkt. Eindeutig homosexuell also. Ace war im ersten Augenblick ein wenig verdattert, doch fasste sich sogleich wieder. Er hatte keine Vorurteile gegenüber und auch kein Problem mit Schwulen, war eben nur ein klein wenig verdutzt gewesen. „Was darf ich Ihnen bringen?“, fragte er mit einem ehrlichen Lächeln. „Einen Kaffee tall mit Milch und Zucker bitte, außerdem ein Stück Schokoladen-Sahne-Torte, wenn Sie dahaben.“ Nun, zumindest versuchte der Kerl nicht, mit ihm zu flirten. Ace nickte. „Gerne.“ Trotzdem bemerkte er den seltsamen Blick, der ihm von der Tunte zugeworfen wurde. Irgendwie abschätzend, wertend.

Er brachte dem Gast eilig das Getränk und das Tortenstück. „Bitte sehr“, sagte Ace und stellte beides vor dem Mann ab. Wieder wurde er gemustert. Was für ein Problem hatte der Typ nur mit ihm? Oder hatte der doch irgendein sexuelles Interesse an ihm. Hoffentlich nicht. Auch wenn er derzeit kein Interesse an Frauen hatte, so war Ace sich zumindest sicher, dass er niemals irgendeines an Männern hatte oder haben würde. „Danke. Du bist Portgas D. Ace, oder nicht?“ Überrascht hob Ace den Blick. Woher kannte der Typ seinen Namen? Was ging hier vor? Er hatte ein ungutes Gefühl. „Der bin ich“, erwiderte er deutlich kühler als noch vor einer halben Minute, „und wer möchte das wissen.“

„Mister Two.“

>Mister Two<, dachte Ace, was sollte das bloß bedeuten? Sicherlich war das eine Art Deckname oder so etwas. Gehörte Mister Two auch zu irgendeiner Bande in Grandline City? Auf jeden Fall. Wenn schon die Jugendlichen in der Schule in dieses System integriert waren, dann dieser Mann hier sicherlich auch. Mochte er mit seiner tuntigen Art und dem Make-up auch noch so harmlos wirken. Ace beschlich sofort ein Gefühl von Misstrauen. Was hatte er sich nur eingebrockt, als er beschlossen hatte, mit Luffy hier in diese verrückte Stadt zu ziehen? Grandline City schien tatsächlich völlig durchzogen von diesem Banden-System. Gab es hier nirgendwo einen normalen Menschen?!

„Und was wollen Sie von mir?“

Mister Two kicherte. „Dein Name hat bereits die Runde in der Stadt gemacht“, erwiderte er, und es ärgerte Ace, dass die Tunte sich es herausnahm, ihn zu duzen, „du scheinst ja echt ein, nun ja, harter Typ zu sein.“ Ace ignorierte die Zweideutigkeit in den Worten. „Mein Boss denkt darüber nach, dich in seine Bande aufzunehmen. Natürlich nur, wenn du dich als würdig erweißt.“ Ace legte den Kopf schief. Er hatte diese ganzen Beitritts-Einladungen inzwischen mehr als satt. Erst Bellamy, dann Thatch, und nun auch noch dieser komische Mister Two. Er wollte ein ruhiges und friedliches Leben, ohne irgendwelche Bandenregeln und –kriege. Darauf hatte er überhaupt gar keine Lust. Wann verstanden die Leute das einmal?! „Kein Interesse, zu wem auch immer du gehörst, Tunte!“, hauchte Ace darum mit eiskalter Stimme zurück. Eigentlich hatte er das Baratie für einen bandenneutralen Ort gehalten. Doch anscheinend war man in dieser Stadt nirgendwo sicher.

Mister Two verzog das Gesicht. „Wir gehören zu…“ „Hast du nicht richtig zugehört?!“ Langsam neigte sich Aces Geduld dem Ende zu. „Es ist mir scheißegal, zu wem du gehörst. Ich bin ein Einzelgänger. Lasst mich bloß in Ruhe!“ Und mit diesen Worten wandte er Mister Two dem Rücken zu, und ging zurück zur Küche.
 

Um einundzwanzig Uhr ging er mit Sanji auf den Hinterhof. Sein Arbeitskollege zündete sich sogleich eine Zigarette an und zog genüsslich an ihr. Ace seufzte laut und lehnte den Körper gegen die Hauswand hinter ihm. „Was ist los?“, fragte Sanji ihn, „bist du jetzt schon erschöpft vom Kellnern? Du hast noch drei Stunden vor dir.“ Ace schüttelte den Kopf. „Das ist es nicht“, erwiderte er. „Was dann?“ Sanji wirkte ehrlich interessiert. Ace beschloss, ihm die Wahrheit zu erzählen. Der Typ schien in Ordnung zu sein. Er holte einmal tief Luft. „Mich macht dieses ganze Banden-System in dieser Stadt völlig fertig. Alles in deinem Leben scheint davon abzuhängen, zu welcher Bande du gehörst. Ich habe darauf keinen Bock. Ich will bloß ein ruhiges Leben für mich und meinen Bruder. Hast du eben die Tunte gesehen, die ich bedient habe? Mister Two hat er sich selbst genannt. Das war jetzt schon der Dritte, der mir angeboten hat, irgendeiner Bande beizutreten.“

Sanji zog fest an seiner Zigarette und Ace beobachtete, wie sie vorne rot aufleuchtete. „So ist das hier eben in Grandline City. Woher kommst du ursprünglich?“ „East Blue“, antwortete Ace wahrheitsgemäß, „und da hatte ich niemals irgendein Problem mit irgendwelchen Banden. Hier ist alles ganz anders. Heute in der Schule habe ich gefragt, ob ein Sitzplatz noch frei ist – und die erste Frage war, zu welcher Bande ich gehöre. Nachmittags habe ich einen Typen geholfen, der Ärger hatte – und der war völlig überrascht, als der gehört hat, dass ich nicht zu seiner Bande gehöre. Das ist doch krank!“

„Daran kann man nichts ändern. Die Banden gehören zu dieser Stadt wie die Piraten zum Meer. Es gibt nur zwei Möglichkeiten, wie du hier durchkommst: Die erste ist, du schließt dich einer Bande an. Damit stehst du unter Schutz des jeweiligen Captains. Der Nachteil ist natürlich, dass du dich den Regeln der jeweiligen Bande unterwerfen und auch bei Bandenkriegen zur Stelle sein musst. Die zweite Möglichkeit ist, dass du dich als Einzelkämpfer durchschlägst. Das geht allerdings nur, wenn du als Einzelperson stark genug bist und den größeren Banden nicht in die Quere kommst.“

Ace nickte. Das hatte er inzwischen auch schon festgestellt. „Ich tendiere eher zum Einzelgängersein“, meinte er schließlich, „ich will nirgendwo hineingezogen werden. Gehörst du auch zu einer Bande?“

„Man kann das Baratie fast als eine eigene Bande zählen. Du solltest Jeff und die Anderen nicht unterschätzen. Und ich gehöre natürlich automatisch dazu, weil ich Jeffs Sohn bin. Aber eigentlich halte ich mich, genauso wie du, aus den großen Sachen eher raus. Ich habe damit wenig zu tun.“ Ace nickte. Er mochte Sanji irgendwie. Der Typ war ihm ein wenig ähnlich. Und vor allen Dingen wirkte er normal, im Gegensatz zu den ganzen anderen Leuten, die er heute kennen gelernt hatte.

„Du solltest auch wissen, dass es verschieden starke Banden gibt. Die größten hier in der Stadt sind die Whitebeard-Bande, die Doflamingo-Bande, die Baroque Works-Bande und die Supernovae-Bande. Vor denen solltest du dich in Acht nehmen und dich lieber nicht mit denen anlegen, die verstehen keinen Spaß!“

Ace senkte den Blick. Ihm kamen Hyena Bellamys Worte wieder in den Sinn. „Donquixote Doflamingo“. Darum also hatte der Typ diesen Namen mit einer solchen Selbstverständlichkeit ausgesprochen. Und Thatch: „Wir gehören zu Whitebeard!“ Was für ein gottverdammter Idiot er auch war! Nun war es also offiziell: Er zog das Unglück magnetisch an. Er hatte es tatsächlich geschafft, sich an seinem ersten Tag in die Angelegenheiten von gleich zwei der vier stärksten Banden in Grandline City anzulegen! Hoffentlich gab das nicht mehr Ärger, als Ace vertrug. Konnte es denn noch schlimmer laufen?!

„Dieser Mister Two, von dem du mir eben erzählt hast. Der ist übrigens ein hohes Tier bei Baroque Works. Ich hoffe, du hast ihn nicht beleidigt.“

Ja, es konnte definitiv noch schlimmer laufen. Drei von vier. Oh Gott! Was hatte er bloß angestellt? Das hatte Ace nicht gewollt. Ein ruhiges, friedliches Leben… war das zu viel verlangt?! Doch ehe Ace sich um sein Unglück weitere Gedanken machen konnte, durchbrach eine schneidende Stimme ihre Unterhaltung im Hinterhof. „Sanji! Ace! Ihr habt lange genug nichts getan – los, die Arbeit wartet auf euch!“
 

*
 

Es war kurz nach Mitternacht, als Ace völlig geschafft Zuhause ankam. Luffys Freunde waren inzwischen gegangen, doch die Wohnung sah noch immer so aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Leere Pizza-Kartons, Bierflaschen, Müll jeder Art lag völlig verteilt im Wohnzimmer. Und mitten drin lag Luffy auf dem neuen Sofa und schlief tief und fest. Laut schnarchend, ein Stück Pizza in der Hand haltend.

Ace war zu müde, um sich über den Zustand der nagelneuen Wohnung aufzuregen. Er schlurfte ins kleine Bad, putzte sich rasch die Zähne – und kippte nach hinten über direkt in die Badewanne. Noch niemals in seinem ganzen Leben war Portgas D. Ace eine leere Badewanne so gemütlich vorgekommen, und keine fünfzehn Sekunden später war er eingeschlafen, die Zahnbürste noch im Mund.
 

~
 

Und nun gibt es das erste "richtige" Kapitel! ;)

Hoffentlich kommt es etwas besser an als der Prolog. Also, ich muss sagen, ich bin weiß Gott nicht die beste Autorin der Welt, aber ich glaube 0 Kommentare, nachdem ein Kappi fast einen Monat lang online ist, habe ich noch nie erlebt. :/ Naja, wie gesagt, vielleicht lässt ja dann der ein oder andere beim ersten Kapitel einen kleinen Kommi da. :*

Auf jeden Fall vielen Dank für die Favos! ;)
 

bye

sb

Kapitel 2

Kapitel 2
 

„Oi, Ace!“ Ace hatte nicht erwartet, am nächsten Schultag so freundlich von Phoenix Marco begrüßt zu werden, wo sich der Andere ihm gegenüber doch eher neutral verhalten hatte. Doch weil er Marco mochte und sich die Sache nicht verderben wollte, grüßte er lächelnd zurück: „Schön dich zu sehen, Marco.“ Ace stand gerade an seinem Schließfach und holte sein Geschichtsbuch heraus, als sein Lächeln plötzlich zu Eis gefror. Oh Gott! Er war gestern so geschafft gewesen, dass er gar nicht daran gedacht hatte, seine Hausaufgaben zu machen. Und dann war sein Geschichts-Lehrer, Smoker, auch noch einer von der ganz alten Schule. Der ließ ihn hundertprozentig nachsitzen! Und um halb fünf musste er doch wieder im Cafe sein! Er war so ein Pechvogel..! Verzweifelt blickte Ace auf seine Armbanduhr. Er hatte noch exakt fünfeinhalb Minuten bis zum Unterrichtsbeginn; in der Zeit würde er es niemals schaffen, den Text zu lesen und zusammenzufassen… und das auch noch direkt in der zweiten Schulstunde! Super!

„Was ist los?“, fragte Marco neben ihm, und klang ehrlich interessiert. „Ich hab vergessen, meine Hausaufgaben zu machen“, sagte Ace gepresst, „weil ich gestern bis Mitternacht arbeiten musste. Und wir haben doch gleich bei Smoker!“ Ein breites Lächeln zierte Marcos Gesicht und er klopfte Ace freundschaftlich auf die Schulter. „Kein Thema. Schreib von mir ab. Wenn du dich beeilst, schaffst du das noch!“ „Meinst du das ernst?!“ „Klar!“

„Waah! Danke, Marco, du bist der Beste! Ich schulde dir was!“ Am liebsten wäre Ace seinem Klassenkameraden um den Hals gefallen. Wer hätte erwartet, dass Phoenix Marco doch so hilfsbereit war? Sich nochmal bedankend nahm Ace die Aufzeichnungen von Marco entgegen und machte sich schleunigst daran, sie abzuschreiben.

Marco winkte ab. „Red keinen Unsinn, Ace. Ich stehe in deiner Schuld! Das ist doch das Mindeste, was ich tun kann, nachdem du gestern Thatch vor Bellamy und seiner Bande gerettet hast!“

Ace wäre fast der Kugelschreiber aus der Hand gefallen. Er stockte eine Sekunde. Marco war auch in einer Bande? Marco, der in seinem Geschichtskurs neben ihm saß?! Ace schluckte, und beeilte sich mit dem Abschreiben. Nun, Thatch hatte gemeint, er gehöre zu Whitebeard, also einer der vier stärksten Banden in Grandline City, wie er gestern von Sanji erfahren hatte. Und Thatch hatte eigentlich sehr fröhlich und normal gewirkt. Genauso normal wie Marco. Vielleicht war es doch nicht so schlimm wie er dachte, Mitglied in einer Bande zu sein?

„Danke“, meinte er zu Marco, gab ihm das Heft zurück, und betrat mit ihm gemeinsam den Geschichtsraum.

„Das Angebot, das Thatch dir gemacht hat, steht übrigens natürlich noch, Ace!“, sagte Marco, während sie sich auf ihre Plätze setzten. „Wir würden uns darüber freuen, wenn du der Whitebeard-Bande beitrittst. Du scheinst ja echt in Ordnung zu sein.“
 

*
 

In der großen Pause bot Marco ihm an, sich zu ihm und den restlichen Schülern, die zur Whitebeard-Bande gehörten, zu setzen, doch Ace lehnte dankend ab. Er wollte nicht den Eindruck erwecken, zu irgendwem zu gehören. Gerade, weil Bellamy ihm die ganze Unterrichtstunde über tödliche Blicke zugeworfen hatte. Hoffentlich brütete der Kerl nicht irgendetwas aus. Das schlimmste, was passieren konnte, wäre natürlich, dass Donquixote Doflamingo –wer auch immer das sein mochte- sich persönlich mit ihm anlegte. Lieber nicht!

Stattdessen machte Ace sich wieder auf die Suche nach seinem jüngeren Bruder und dessen neue Freunde. Ihre Wohnung sah noch immer aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen, und er würde sicher nicht aufräumen. Das durften die Partygäste schön selber machen!

Er entdeckte Luffy am gleichen Platz wie gestern, ein paar Holzbänken auf dem weitläufigen Pausenhof. Umringt war er, wie immer, von Zoro, Nami und Usopp. Dann hatte er gleich alle Übeltäter auf einen Streich!

„Oi, Luffy!“, rief er seinem Bruder zu, während er mit langsamen Schritten näher kam, und sofort hatte er die Aufmerksamkeit der kleinen Gruppe. „Ace!“ Luffy strahlte über das ganze Gesicht, schien sich keiner Schuld bewusst. Blöder Affe! „Hast du gut geschlafen?“ In der Badewanne. Sicher! Kaum hatte Ace seinen kleinen Bruder erreicht, verpasste er ihm mit der Faust eine saftige Kopfnuss. „Du Idiot! Unsere Wohnung sieht aus wie ein Schlachtfeld und stinkt nach kalter Pizza! Ich will, dass das in Ordnung gebracht ist, wenn ich nach Hause komme!“ „Ich habe aber keine Lust aufzuräumen!“ „Mir doch egal, ob du Lust dazu hast! Wer eine Party veranstalten kann, der kann auch aufräumen! Oder soll ich bitteschön deinen Müll wegräumen?!“ Er hob die Faust und war dazu bereit, Luffy gleich noch eine zweite Kopfnuss zu verabreichen.

Nami, das Mädchen mit den kurzen, rot-orangenen Haaren, stellte sich zwischen die streitenden Brüder und hob beschwichtigend die Hände. Anscheinend war sie irgendwie der Vernunft-Mensch in dem Quartett. „Keine Sorge, Ace“, meinte sie, „wir bringen das schon in Ordnung. Alle zusammen. Wir Drei gehen heute nach der Schule einfach mit Luffy und sorgen dafür, dass die Wohnung wieder pikobello aussieht.“ Ace seufzte erleichtert aus. Zumindest das Mädchen schien etwas im Kopf zu haben. „Das will ich auch hoffen. Die Möbel sind nagelneu!“

Nachdem dieser Streitpunkt geklärt war, blieb Ace noch eine Weile bei der kleinen Gruppe sitzen und unterhielt sich mit den Leuten. Er hatte gestern gar keine Möglichkeit gefunden, Luffys neue Freunde ein wenig besser kennen zu lernen. Vor allen Dingen überraschte es Ace, dass Zoro sich tatsächlich mit Luffy angefreundet zu haben schien. Er hatte den Typen, der sich selber schließlich als Einzelgänger definierte hatte, ganz anders eingeschätzt. Ob er es lange mit seinem Bruder aushalten würde? Die beiden waren wie Feuer und Wasser.

Das Mädchen, Nami, schien die Denkerin und die Vernünftige zu sein. Trotzdem kam Ace nicht umhin zu bemerken, dass sie durchaus auch temperamentvoll sein konnte und ihre Jungs mit harter Hand regierte.

Usopp, der Junge mit der langen Nase, entsprach nicht gerade dem Idealbild eines Mannes. Er war dürr, ein Feigling, Lügner und Aufschneider. Er schien gerne damit herumzuprotzen, es bereits mit mehreren Banden-Captains aufgenommen zu haben, was ihm natürlich niemand glaubte. Doch wenn Luffy ihn zu einem Freund von sich gemacht hatte, dann musste er in Ordnung sein.

Sein jüngerer Bruder hatte irgendwie die seltsame Fähigkeit, immer an die richtigen Leute zu geraten und aus allem Ärger heil herauszukommen. Wenn Ace diese Fähigkeit nur auch geerbt hätte… Ein Seufzen entwich seiner trockenen Kehle…

„Oi, Ace“, sprach Luffy ihn breit grinsend an, „willst du nicht auch meiner Bande beitreten? Dann wären wir zumindest schon zu fünft!“ Ace traute seinen Ohren kaum. „Ihr… ihr Vier wollt eine eigene Bande sein?! Du hältst also immer noch an diesem Quatsch fest?!“ Er warf Luffy einen ungläubigen Blick zu. Luffy war stark, das wusste er selbst ganz genau, und auch Zoro schien nicht ganz ohne zu sein, doch was wollte er in seiner Bande mit Leuten wie Nami und Usopp anfangen? Das würde nie etwas werden! Wenn er da nur an Bellamy und den Typen mit den beiden großen Messern dachte, an Marco und Thatch, und Sanji und Jeff aus dem Baratie…

„Schlag dir das lieber aus dem Kopf!“, riet er ihm. „Du wirst niemals gegen die großen Banden in dieser Stadt ankommen können. Und auch wenn du sonst immer heil aus allem herausgekommen bist, solltest du dein Glück nicht herausfordern. Halt dich lieber aus dieser ganzen Banden-Sache heraus, Luffy. Das wird nichts.“

„Mach dir keine Sorgen, Ace! Ich schaffe das schon, ganz sicher. Ich suche mit ein paar gute Leute, und dann gründe ich meine eigene Bande. Du wirst schon sehen!“ Ace seufzte und schüttelte den Kopf. Bei solchen Dingen hatte es keinen Sinn, mit seinem Bruder zu diskutieren. Wenn Luffy sich einmal irgendetwas in den Kopf gesetzt hatte, dann zog er das auch durch. Er musste nur daran denken, wie er sich damals im Kinderheim über Monate hinweg stur darum bemüht hatte, sich mit ihm und Sabo anzufreunden. Was er schlussendlich auch geschafft hatte. Ace hoffte nur, dass diese Angelegenheit hier nicht eine Nummer zu groß für Luffy war.
 

*
 

Zum ersten Mal in dieser Woche hatte Ace Sportunterricht. Er saß in der Umkleide, hatte sich bereits umgezogen, und musterte unauffällig seine Mitschüler. Er selbst war sehr muskulös und sportlich, und es störte ihn gewaltig, dass er wegen der Schule und dem Job im Cafe in letzter Zeit selten Gelegenheit zum Trainieren oder zumindest Joggen gefunden hatte. Darum hatte er sich eigentlich sehr auf den Sport in der Schule gefreut, doch jetzt, wo er hier saß, bekam er dieses ungute Gefühl in seiner Magengegend nicht los.

Er kannte niemanden aus dem Kurs. Kein Marco, kein Thatch, allerdings ebenso kein Bellamy oder dessen Kumpel mit den tükisfarbenen Haaren. Warum also war er so nervös?

Gemeinsam mit den anderen männlichen Schülern betrat Ace die Sporthalle. Aus der Umkleidekabine zu seiner Linken strömte eine Menge Mädchen in knappen Sport-Outfits, und obwohl Ace im Prinzip kein großes Interesse hatte, linste er aus dem Augenwinkel heraus hin und wieder herüber. Ein paar sehr hübsche Mädchen hatte er definitiv im Kurs. Nicht schlecht.

Sein Sportlehrer war ein dunkelhaariger Mann mittleren Alters in gemustertem, dunkelroten Shirt, der sich, weil es schließlich ein neuen Schüler im Kurs gab, als „ Dulacre Mihawk“ vorstellte. Ace wusste nicht so recht, was er von dem Typen halten sollte, aus irgendeinem Grund erschien er ihm ein wenig unheimlich. Ace schluckte. Hoffentlich war Mister Dulacre nicht der Grund für das komische Gefühl in seinem Bauch. Wie sich herausstellte war er ein sehr strenger Sportlehrer. Er nutzte jede Minute seiner Unterrichtszeit aus, verdonnerte Zuspätkommer zum Nachsitzen und ließ diejenigen, die nicht mithalten konnten, erst eine kurze Pause und dann einhundert Liegestütze machen, Jungen wie Mädchen. Doch das war Ace eigentlich ganz Recht. Nach dem Chaos der letzten Tage tat ihm die Anstrengung nur gut.

„Du hast aber Power!“, gluckste da eine weibliche Stimme neben ihm. Ace wandte sich um und entdeckte ein schlankes Mädchen mit kurzen, lavendelfarbenen Haaren und sonnengebräunter Haut. „Danke“, grinste er frech zurück, „ich habe schon lange keinen Sport mehr getrieben, das tut echt gut.“ „Dir tut der Sportunterricht bei Hawkeye gut? Du musst verrückt sein!“ Sie lachten beide. >Hawkeye<, das musste der unliebsame Spitzname von Mister Dulacre sein. Und er machte ihm alle Ehre. „Ace! Nojiko! Beide zwanzig Liegestütze! In meinem Unterricht wird nicht gequatscht!“ Das Mädchen mit den kurzen Haaren, Nojiko, warf ihm einen entschuldigenden Blick zu, doch Ace winkte ab, als wollte er sagen „Das macht doch nichts“.
 

Sie spielten Handball. Hawkeye teilte die Mannschaften ein. Was prompt zu Meinungsverschiedenheiten führte. „Ich werde garantiert nicht mit diesen Typen in einer Mannschaft spielen!“, zischte ein Mädchen mit langen, blonden Haaren. Hätte sie nicht so arrogant gewirkt, wäre sie hübsch gewesen. Ace erinnerte sich zaghaft daran, sie beim Überfall der Doflamingo-Bande an der Seite von dem türkishaarigen Typen gesehen zu haben, wahrscheinlich gehörte sie also zu Bellamy. „Das ist mir egal, Lilli“, erwiderte Hawkeye kühl, „du spielst in der Mannschaft, die ich dir zuteile.“ „Das tue ich nicht!“

Die Augen des gesamten Sportkurses richteten sich auf Lilli und Hawkeye. Das Mädchen wagte es tatsächlich, sich gegen Dulacre Mihawk, den Sportlehrer, dessen zweiter Vorname []Autorität war, anzulegen?

„Was für ein Problem hat sie denn?“, fragte Ace flüsternd Nojiko, die neben ihm saß. „Sie gehört zu Donquixote Doflamingo, genauer gesagt zur Untergruppe von Bellamy. Und die Typen, mit denen sie spielen soll, sind Trafalgar Law und Eustass Kid, das sind beides Captains der Supernovae-Bande.“ Captains?! Ace hatte nicht erwartet, dass die Captains einer der vier größten Banden der Stadt noch zur Schule gingen. Und auch noch genau in seinen Sportkurs! Er warf einen unauffälligen Blick auf die beiden genannten Personen. Trafalgar Law war groß gewachsen, schwarzhaarig und trug genauso wie Hawkeye einen kleinen Kinnbart; Eustass Kid hatte wirr abstehende, rote Haare und war sehr breit gebaut. Law wirkte sehr ruhig und berechnend, Kid grinste selbstgefällig. Beide schienen Typen zu sein, denen man lieber nicht in die Quere kommen sollte, und Ace machte sich eine gedankliche Notiz, sich nicht mit ihnen anzulegen. Nicht, dass er Angst gehabt hätte. Doch wozu Ärger herausfordern, wenn man ihn auch umgehen konnte?

Es folgte ein kurzes Gerangel, das schließlich darin endete, dass Hawkeye sowohl Lilli als auch Law und Kid aus dem Unterricht warf. Wow. Man ließ sich in Grandlinde City also lieber suspendieren als mit jemanden aus einer anderen Bande zusammenzuarbeiten… selbst, wenn es nur um eine Nichtigkeit wie ein Handballspiel ging…

Nach dieser Unterbrechung verlief der Unterricht relativ stressfrei. Ace war zusammen mit Nojiko in einer Mannschaft, und das Handballspiel lief wirklich klasse. Ihre Mannschaft gewann.

Das komische Gefühl in seiner Magengegend verschwand. Ob es mit diesen beiden schrägen Typen, Law und Kid, zusammenhing? Ace hatte selten Vorahnungen, doch wenn er welche hatte, erwiesen sie sich zumeist als richtig. Heute Abend würde er Sanji noch einmal konkret nach der Supernovae-Bande fragen.
 

Hawkeye pfiff kräftig in seine Trillerpfeife, und damit war der Sportunterricht für heute beendet. Ace war von oben bis unten komplett durchgeschwitzt, genauso wie der Rest des Sportkurses. Zum Glück hatte er ein wenig Zeit, bevor er abends ins Baratie musste; donnerstags arbeitete er nur von zweiundzwanzig bis vierundzwanzig Uhr. Dann hatte er noch genug Zeit, um ein schönes Bas zu nehmen.

Er war überrascht, als Hawkeye ihn als einzigen noch einmal zurückrief. Hatte er irgendetwas falsch gemacht? Ace war sich keiner Schuld bewusst, und mit diesem Selbstbewusstsein trat er seinem Sportlehrer gegenüber. „Was ist denn los, Mister Dulacre?“ Hawkeye musterte ihn mit seinen bernsteinfarbenen Augen, es schien Ace fast, als würde er geröntgt werden. Hawkeye war wirklich ein passender Spitzname für diesen gruseligen Typen.

„Darf ich fragen, ob du in deiner Freizeit Sport treibst, Ace?“

„Klar dürfen Sie das.“ Ace grinste frech. Von diesem Typen würde er sich keine Angst einjagen lassen! Hawkeye legte den Kopf schief, verengte die Augen zu schlitzen, und murrte schließlich: „Treibst du in deiner Freizeit Sport?“

Ace war niemals einem Sportverein beigetreten; dafür war im Kinderheim zu wenig Geld da gewesen. Im Gegenzug dafür prügelte man sich dort oft genug mit Dadan und den anderen Kindern, um kräftig zu werden und Muskeln aufzubauen. Luffy hatte sich seinen kickbox-ähnlichen Kampfstil als Kind selber beigebracht, genauso wie Ace sich seine Muskeln. „Ich beherrsche keine richtige Sportart, war nie in einem Verein oder so was“, sagte er schließlich, „aber ich gehe oft joggen und manchmal ins Fitness-Studio.“

Hawkeye ließ sich nicht im Geringsten anmerken, was er von Aces Worten hielt, und ob er ihnen überhaupt Glauben schenkte oder nicht. Schließlich sagte er: „Ich bin sehr beeindruckt von deinem Engagement und deiner Motivation heute in meinem Unterricht; die meisten empfinden ihn als zu hart. Hast du vielleicht Interesse daran, von mir im Schwertkampf unterrichtet zu werden? Ich leite eine Art AG hier in der Schule.“

Schwertkampf? AG? Ace ließ sich Hawkeyes Worte durch den Kopf gehen. Dann schüttelte er entschieden den Kopf. „Vielen Dank für Ihr Angebot, Mister Dulacre, aber ich habe kein Interesse.“ Der Schwertkampf gehörte nun nicht unbedingt zu seinen Lieblings-Sportarten; da hätten so etwas wie Boxen und Karate eher sein Interesse geweckt. Außerdem hatte er gar keine Zeit für irgendeine AG. Er ging mindestens dreimal die Woche arbeiten, und die karge Freizeit, die ihm da blieb, wollte er nicht für eine Sportart opfern, die ihn nur halbherzig interessierte.

Hawkeyes Gesicht war mal wieder ein undurchsichtiges Pokerface. Ace konnte nicht beurteilen, ob ihm die Absage gleichgültig war, oder ihn vielleicht sogar persönlich beleidigte. Hoffentlich hatte er es sich nun nicht mit dem Typen verscherzt. Mit Sportlehrern sollte es man sich lieber nicht verscherzen, vor allen Dingen bei so strengen wie Hawkeye.

„Nun gut“, sagte dieser schließlich, „dann verzeih bitte, dass ich dich aufgehalten habe. Bis zur nächsten Stunde.“ Die Stimme klang so dermaßen neutral, dass sich die Haare in seinem Nacken aufstellten und Ace unwillkürlich ein wenig zusammenzuckte. Hawkeye war wirklich verdammt gruselig.

Ace verbeugte sich kurz, und machte sich dann auf den Weg zu den Umkleidekabinen.
 

*

Das Baratie war gut gefüllt diesen Abend. Trotzdem hoffte Ace auf eine ruhige Minute mit Sanji. Sein Arbeitskollege war für ihn fast schon eine Art guter Kumpel, eine Anlaufstelle, geworden, und er wollte ihn nach der Supernovae-Bande fragen. Auch wenn Sanji sich nach eigenen Aussagen aus den Bandenverfeindungen und –angelegenheiten heraushielt, war er gut informiert, was die Situation in Grandline City anging.

Es dauerte eine ganze Weile, bis sie beide so weit waren, dass sie sich für ein paar Minuten auf den Hinterhof verziehen und reden konnten. Als Sanji ihm eine Zigarette anbot, nahm Ace dankend an. Eigentlich rauchte er nicht, er hatte nicht einmal selbst ein Feuerzeug dabei, doch im Augenblick tat ihm die Zigarette verdammt gut. Er hatte dieses ganze Banden-System in dieser Stadt noch immer nicht ganz verdaut. Manchmal fragte er sich sogar, ob es nicht besser gewesen, mit Luffy bei Dadan in Eastblue City zu bleiben. Doch dann musste er sich nur ein- oder zweimal die Erinnerungen an Sabo, ihrem guten, alten Sabo, ins Gedächtnis rufen, und schon schien ihm der Umzug in eine andere Stadt wieder richtig.

„Du glaubst nicht, was heute in meinem Sportkurs passiert ist“, setzte er an, und zog an seiner Zigarette, „es gab richtig Ärger zwischen einem Mädchen aus der Bellamy-Bande und Kid und Law von den Supernovae.“ Sanji verschluckte sich an dem Rauch in seinem Mund und hustete ihn röchelnd wieder aus. „Law und Kid?“, fragte er Ace mit großen Augen. „Du meinst doch nicht etwa Trafalgar Law und Eustass Kid, oder?!“

Ace nickte verschwörerisch und ernst. „Genau die beiden. Die sind in meinem Sportkurs.“ „Im Ernst?!“ Langsam wurde Ace ein wenig ungeduldig. „Zum dritten Mal: Ja, sind sie! Die beiden Captains der Supernovae-Bande! Ich war auch überrascht, als ich das von Nojiko erfahren habe.“

„Nojiko?“ „Einem Mädchen aus meinem Kurs“, murrte Ace. Die Unterbrechungen von Sanji nervten ihn langsam, er wollte zum Punkt kommen. Nicht umsonst hatte er bei diesen beiden schrägen Typen ein so ungutes Gefühl gehabt. „Du meinst Orange Nojiko?“

„Wie sie mit Nachnamen heißt, weiß ich nicht“, meinte Ace, „das war meine erste Sportstunde, ich habe sie da zum ersten Mal überhaupt gesehen.“

„Kurze, lavendelfarbene Haare, trägt meistens hellen Lippenstift, eine absolute Schönheit…?“, fragte Sanji ehrlich interessiert. >Eine absolute Schönheit<? War der Typ verliebt in das Mädchen? Ace konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Nojiko war ein wirklich nett und hübsch; er würde sie Sanji gönnen, wenn zwischen den beiden etwas lief.

„Jaja, genau die. Sie hat mir erklärt, dass Law und Kid die Captains der Supernovae sind. Das habe ich vorher gar nicht gewusst. Jedenfalls gab es dann da noch Lilli…“

„Kannst du mich mit ihrer Schwester bekannt machen?!“

„Die Schwester von Lilli?“, gab Ace irritiert zurück. Woher bitteschön sollte er denn die Schwester von Lilli kennen, falls diese überhaupt eine Schwester hatte? Und außerdem erschien sie ihm nicht sonderlich freundlich, eher eingebildet und verdammt abgebrüht.

„Nein, nein. Kannst du mir Nojikos jüngere Schwester vorstellen? Nami?“

>Nami<? Der Name kam Ace bekannt vor. Er brauchte einen Augenblick, dann fiel ihm ein, dass eine Freundin von Luffy so hieß. Der vernünftige Pol der Gruppe, jedoch mindestens ebenso temperamentvoll wie berechnend. „Kurze, orangefarbene Haare?“, fragte er Sanji, „braune Augen, ziemlich hübsch?“ Sanji nickte energisch. „Du kennst sie?!“

Ace kratzte sich verlegen am Kopf. „Naja, über meinen Bruder. Die beiden sind befreundet, seit wir hierher gezogen sind.“ „Befreundet?“ „Nicht so“, warf Ace schnell ein, „ganz normal. Luffy ist nicht der Typ für so etwas.“ Tatsächlich zeigte sein jüngerer Bruder, obwohl er inzwischen die Sechzehn längst hinter sich gelassen hatte, nicht das geringste Interesse an Frauen. Entweder er würde ein verdammter Spätzünder oder vom anderen Ufer sein, da war Ace sich sicher. Er selbst hingegen hatte bereits die eine oder andere Liebschaft gehabt.

„Ich stelle sie dir vor“, seufzte Ace schließlich, „von mir aus gleich morgen, in Ordnung? Aber dafür hörst du mir jetzt endlich zu und erzählst mir, was du über die Supernovae-Bande weiß! Ich habe ein verdammt ungutes Gefühl bei Law und Kid.“

Sanji schien zufrieden mit dem Deal zu sein, er nickte und wurde wieder ernst.

„Wie du ja schon weiß, gibt es hier in Grandline City vier große Banden. Am stärksten in der Öffentlichkeit vertreten ist die Supernovae-Bande. Die Mitglieder der Bande sind in der Regel noch sehr jung, fast noch Jugendliche. Die Captains sind Trafalgar Law und Eustass Kid, beide noch keine Zwanzig, soweit ich weiß. Dann ist die Bande eingeteilt in Untergruppen. Das sind übrigens die meisten Banden. Zum Beispiel gibt es die >Bellamy-Bande< ja so gesehen gar nicht, sie ist nur einer Untergruppe der Doflamingo-Bande. Naja, wie auch immer. Außer Law und Kid gibt es noch vier weitere wichtige Typen bei den Supernovae, die die Untergruppen anführen: Killer, X. Drake, Basil Hawkins und Jewelry Bonney.“

Ace hob überrascht eine Augenbraue. „Bonney? Ein Mädchen?“ Zwar wusste Ace durch das Beispiel von Lilli aus der Bellamy-Bande, dass es bei den Banden durchaus auch weibliche Mitglieder gab, doch er hatte –ganz ehrlich- nicht damit gerechnet, dass ein Mädchen eine so wichtige Position einnehmen konnte, und dann auch noch ausgerechnet in einer der vier stärksten Banden der Stadt! Als er es gemeinsam mit Thatch mit Bellamy und dessen Kumpel aufgenommen hatte, hatte jedenfalls keines der weiblichen Bandenmitglieder eingegriffen.

Sanji nickte. „Viele Banden haben Mädchen oder Frauen als Mitglieder. Aber ich verstehe schon, dass du überrascht bist. Meistens kämpfen sie nicht, sondern nehmen andere Funktionen ein. Oft sind sie feste Freundinnen von männlichen Mitgliedern oder werden aufgenommen, weil sie gut aussehen und so das Image der Bande aufpolieren. In der Whitebeard-Bande gibt es zum Beispiel auch Frauen, allerdings nur als eine Art Krankenschwestern. Die Leute von Whitebeard sind immer wieder in Straßenschlachten und Bandenkriege verwickelt, und bei Verletzungen müssen sie natürlich versorgt werden. Das machen dann die Frauen.

Oder sie übernehmen andere Aufgaben. Organisatorische Dinge oder so etwas. Die wenigstens Frauen kämpfen, wenn sie Mitglied in einer Bande sind. “

„Wow“, sagte Ace und zog an seiner Zigarette. „Emanzipation ist das ja nicht gerade.“ Sanji zuckte mit den Schultern. „So ist das eben. Ein bisschen altmodisch, aber was will man machen? Bonney ist da die Ausnahme. Sie sieht hübsch aus, ist aber eine starke Kämpferin. Mit ihr sollte man sich lieber nicht anlegen. Naja, und natürlich Baroque Works, aber … darüber wollen wir lieber schweigen.“

„Warum? Was ist mit Baroque Works?“

„Eine geheime Bande. Ich bin einer der wenigen, die überhaupt von ihrer Existenz wissen. Sie agieren nur unter Decknamen. Und ich weiß, dass die stärksten Mitglieder der Bande immer in Paaren, so genannten >Agenten-Paaren< unterwegs sind. Frauen gleichberechtigt mit Männern. Aber“, und Sanji blickte Ace verschwörerisch an, „das hast du nicht von mir, ja? Und ich würde dir raten, nichts über diese Bande auszuplaudern. Sie sehen es nicht gerne, wenn jemand über sie Bescheid weiß. Du bist sowieso gefährdet, weil du ihr Angebot, dich ihnen anzuschließen, abgelehnt hast. Fordere dein Glück nicht heraus!“

„Du meinst wegen diesem Mister Two? Ist der denn eine so große Nummer innerhalb der Bande?“ Der Mann mit dem geschminkten Gesicht und der rosafarbenen Kleidung war ihm nicht sonderlich gefährlich erschienen. Eher nervig und aufdringlich. Sanji nickte. „Die Agenten sind nach Stärke geordnet, das kann man an ihren Decknamen ablesen. >Mister One< ist der Stärkste, >Mister Twelve< der Schwächste von ihnen. Aber mehr werde ich dir nicht darüber erzählen. Ich hatte schon einmal Ärger mit denen. Und die Wände haben Ohren in dieser Stadt, merk dir das, Ace!“

Ace nickte, und drückte seine Zigarette an der Wand hinter ihm aus. „Woran erkenne ich, ob jemand Mitglied in einer Bande ist?“, fragte er, während sie sich auf den Weg zurück ins Baratie machten. Sie hatten bereits viel zu lange Pause gemacht. „Das ist unterschiedlich- Manche Banden haben überhaupt kein Erkennungszeichen oder Ähnliches, und bei manchen Banden ist es zum Beispiel Pflicht, sich das Markenzeichen zu tätowieren.“

„Zu tätowieren? Das heißt, du musst dein ganzes Leben lang mit diesem Tatoo herumlaufen?! Wer tut denn so etwas? Das kriegt man doch gar nicht mehr weg, wenn man wieder austreten möchte!“

Sanji warf ihm einen seltsamen Blick zu. „Man tritt nicht aus.“ „Wie?“ „Naja, man tritt nicht aus. Das geht nicht, das kann man nicht. Wenn man sich einmal für eine Bande entscheidet, gilt das für das ganze Leben. Und wenn du deine Bande verrätst, naja, gibt das Konsequenzen.“

„Und weißt du, welche Banden so ein Tatoo fordern?“ Ace war zwar noch immer kein bisschen daran interessiert, irgendeiner Bande beizutreten, doch es konnte sicherlich nicht schaden, informiert zu sein. „Die Whitebeard-Bande, zum Beispiel. Oder die Arlong-Bande.“ Whitebeard?! Da schrillten sofort die Alarmglocken in Aces Kopf. Das war doch der Typ, zu dem Marco und Thtach gehörten. Hieß das, die beiden trugen irgendwo auf ihrem Körper das Zeichen von Whitebeard? Das konnte er sich gar nicht vorstellen. Ace schüttelte den Kopf. Diese Stadt war doch verrückt! Zwar besaß Ace bereits ein Tatoo; doch das hatte er sich selbst ausgesucht, völlig freiwillig. Es hatte eine ganz eigene, persönliche Bedeutung. Er würde sich niemals wegen irgendeiner blöden Bande ein Tatoo stehen lassen, niemals!

Seine ganze restliche Schicht über dachte Ace an all die Dinge, die Sanji ihm erklärt hatte. Eustass Kid und Trafalgar Law waren also die Captains der Supernovae-Bande, einer der vier stärksten Banden hier in Grandline City, die fast nur aus Jugendlichen bestand. Eingeteilt waren sie noch einmal in Untergruppen, die jeweils von Jewelry Bonney, X.Drake, Killer und Basil Hawkins angeführt wurden.

Mädchen gab es kaum in Banden, wenn doch, kämpften sie zumeist nicht, sondern übernahmen andere Aufgaben.

Eine große Ausnahme ist da die Baroque Works-Bande, bei der Männer und Frauen in Agenten-Paaren gleichberechtigt waren. Die Bande war allerdings streng geheim. Und Ace stand wahrscheinlich auf ihrer schwarzen Liste, weil er ihr Beitritts-Angebot ausgeschlagen und sich mit Mister Two angelegt hatte.

Und wenn man der Whitebard-Bande beitreten wollte… musste man sich ein Tatoo mit dem Zeichen der Bande stechen lassen…!

Ace schluckte unweigerlich.
 

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Vor meinem Italien-Urlaub und mitten im Abitur-Endspurt: Kapitel 2! :D

Und an dieser Stelle muss ich mich natürlich einmal bei meinen drei wundervollen Kommi-Schreibern Ysaye, Minon & Morscordis bedanken: Vielen, vielen Dank für eure lieben Kommis! Ich habe mich total gefreut und mich sofort wieder motivierter gefühlt.^^ So lange und ausführliche Kommentare sind selten. Also: Dankeschön! :*

Hoffentlich findet ihr das zweite Kapitel mindestens ebenso gut und lasst den einen oder anderen Kommentar da. ;)
 

bye

sb

Kapitel 3

Kapitel 3
 

Eine weitere Sportstunde mit Hawkeye. Ace konnte nicht recht sagen, ob sein Lehrer wegen seinem mangelnden Interesse am Schwertkampf wütend auf ihn war oder lediglich sein übliches Programm durchzog. Jedenfalls war der Unterricht furchtbar anstrengend; für jede kurze Trinkpause waren die Schüler dankbar.

Das alles hätte Ace nicht gestört, wären da nicht Eustass Kid und Trafalgar Law in seinem Sportkurs gewesen. Auch wenn die beiden Typen von Grund auf verschieden waren, schienen sie sich blendend zu verstehen und sich zu ergänzen. Gemeinsam störten sie immer wieder den Unterricht, stießen in einem Spiel unabsichtlich mit den Mädchen zusammen oder taten irgendetwas anderes, um auszudrücken, dass sie sich von niemanden etwas sagen ließen. Selbst Hawkeye, bei dem normalerweise selbst die schlimmsten Schüler spurteten, kam nicht gegen die sie an.

Ace bemühte sich darum, den beiden aus dem Weg zu gehen. Das ungute Gefühl in seiner Magengegend war noch immer nicht verschwunden. Vielmehr hatte es sich noch verstärkt. Irgendetwas würde bald geschehen, das spürte er ganz genau. Wenn Ace eine Vorahnung hatte, dann erfüllte sie sich immer! Meistens verbrachte er die Zeit mit Nojiko, mit der er sich gut verstand und hielt sich von Kid und Law fern.

„Ich wusste gar nicht, dass Nami deine Schwester ist“, sagte er beiläufig, während sie Runden zum Aufwärmen liefen. Nojiko wandte sich erstaunt zu ihm um. „Und ich wusste gar nicht, dass du Nami überhaupt kennst“, entgegnete sie frech. Ace lachte kurz. „Sie ist eine gute Freundin meines jüngeren Bruders geworden. Er heißt Luffy, vielleicht hat sie dir ja mal von ihm erzählt.“ Nojiko nickte. „Hat sie.“ Dann zwinkerte sie Ace verschmitzt zu und lachte ebenfalls. „Sie will es zwar nicht zugeben, aber sie ist total begeistert von Luffy und seiner Idee mit der Bande. Sie spricht kaum von etwas anderem.“

Nojikos Worte sorgten sofort für einen Kloß in seinem Hals. Ace hielt noch immer nicht viel von dieser größenwahnsinnigen Idee seines jüngeren Bruders. Luffy war stark, natürlich war er das. Die Zeiten, als sie beide noch kleine Kinder waren und er und Sabo andauernd Acht auf ihn geben mussten, waren längst vorbei. Luffy konnte gut auf sich selbst aufpassen, genauso wie Ace. Trotzdem kam er nicht umhin, sich Sorgen zu machen. Große Sorgen.

„Und was denkst du darüber?“, fragte er Nojiko, ehrlich an ihrer Meinung interessiert. Sie war ein kluges Mädchen. Außerdem war Nami ihre jüngere Schwester, sicher konnte sie seine Sorgen nachvollziehen…

Nojio zuckte mit den Schultern. „Ich kann nicht voraussagen, ob aus Luffys Traum von seiner eigenen Bande ein Erfolg wird oder nicht. Das kann wohl niemand zurzeit. Ich weiß nur, dass zumindest Nami voll bei der Sache ist. Man sieht es ihr vielleicht nicht an, aber eigentlich ist sie kein sonderlich fröhlicher Mensch. Aber seit sie so viel Zeit mit Luffy und den anderen verbringt ist sie, naja, glücklich. Deswegen unterstütze ich sie und Luffy, wo ich nur kann.“ Ace senkte den Blick. Aus dieser Sicht hatte er die ganze Sache noch gar nicht betrachtet. Nojikos Worte klangen verhältnismäßig optimistisch. Ob er sich nicht doch zu viele Sorgen machte? Er sah wieder auf, und sein Blick fiel auf Law und Kid, die vor ihnen beiden herjoggten. Sofort stabilisierte sich das Gefühl von Sorge und Misstrauen in seinem Inneren wieder.

„Weißt du etwas über die Anderen?“ Ace versuchte sich die Namen von Luffys Freunden in Erinnerung zu rufen. „Usopp? Zoro kenne ich schon ein bisschen.“ Nojiko nickte zaghaft. „Usopp ist ein totaler Feigling, wirklich furchtbar. Aber er hat sein Herz am rechten Fleck, glaube ich. Und Roronoa Zoro ist… naja, wie soll man sagen? Er tut oft sehr eigenbrötlerisch und ernst, aber eigentlich ist er ein ziemlich fröhlicher Mensch. Auf jeden Fall kann man sich auf ihn verlassen, er ist wirklich in Ordnung.“ Sie dachte einen Augenblick nach, dann fügte sie zögerlich hinzu: „Außerdem ist er irre stark. Er kämpft mit Schwertern und ist ein Meister in seinem Element!“ Ace erinnerte sich zaghaft daran, dass Zoro bei ihrer ersten Begegnung etwas in der Richtung erwähnt hatte. „Sein Sensei ist Hawkeye.“ „Hawkeye?“, wiederholte Ace ungläubig. Zoro, der Zoro, den er durch Luffy kennen gelernt und der ihnen bei ihrem Umzug geholfen hatte, war ein Schwertkampf-Schüler seines Sportlehrers?! Die Welt war klein. Nojiko nickte. Dann sagte sie: „Luffy, Nami, Usopp und Zoro sind ein seltsames Quartett, aber sie ergänzen sich gut. Ich glaube schon, dass sie etwas auf die Beine stellen können, wenn sie noch ein paar mehr Leute finden, die sich ihnen anschließen.“
 

*
 

„Oi, Ace. Brauchst du wieder die Hausaufgaben? Du kannst ruhig von mir abschreiben, wenn du willst“, sagte Marco, kaum hatte Ace den Geschichtsraum betreten. Ace schüttelte den Kopf. „Oi, Marco.“ Obwohl es nun schon ein wenig her war, seit er Thatch geholfen hatte, war Marcos plötzliche Freundlichkeit nicht abgebrochen. Er grüßte ihn jedes Mal, wenn sie sich sahen, und versuchte andauernd ihn dazu zu überreden, doch noch seiner Bande beizutreten, was Ace natürlich ablehnte. Genauso verhielten sich übrigens auch Thatch selbst sowie viele andere Mitglieder der Whitebeard-Bande. Man tat fast schon so, als gehörte Ace dazu. Ob er das nun wollte oder nicht.

Auf der einen Seite hatte das den Nachteil, dass inzwischen fast jeder in der Schule dachte, er würde zu Whitebeard gehören oder zumindest mit der Bande sympathisieren und unter ihrem Schutz stehen, was auf der anderen Seite allerdings wiederum den Vorteil einbrachte, dass Hyena Bellamy und seine Typen es nicht wagten, sich mit ihm anzulegen. Darum wehrte Ace sich nicht gegen diese Behandlung, auch wenn er sich noch immer vehement weigerte, der Bande beizutreten.

Er setzte sich auf seinen Stamm-Platz neben Marco. In zwei Minuten würde der Unterricht beginnen, und Smoker neigte dazu, erst in der letzten Sekunde zu erscheinen, auch wenn er nie zu spät kam. „Heute Abend läuft übrigens eine Party im Moby Dick. Pops selbst hat das arrangiert und wird da sein. Willst du nicht auch kommen? Du brauchst dich natürlich nicht um andere Banden zu sorgen, das ist Whitebeard-intern, könnte man sagen.“ Ace legte den Kopf schief. „Wenn das eine Banden-Party ist, wie soll ich dann mitkommen? Ich bin nicht Mitglied in eurer Bande, schon vergessen?“ Marco winkte ab. „Du gehörst dazu, Ace, das weißt du doch! Komm doch mit! Thatch und ich werden auch da sein. Und Pops will dich endlich auch unbedingt kennen lernen. Wir haben ihm schon so viel von dir erzählt!“

Ace scharrte mit den Füßen. Auch wenn er es ungern zugab, mochte er Marco und Thatch wirklich gerne. Und er war auch sehr lange nicht mehr aus gewesen. Der ganze Aufwand mit dem Umzug nach Grandline City, der Schulwechsel und sein Job im Baratie hatten ihm wenig Zeit gelassen, sich einmal wieder richtig zu entspannen und auszutoben. Was war schon dabei, wenn er zusagte? Warum sollte er sich nicht auch ein wenig Spaß gönnen? Schließlich veranstaltete Luffy in ihrer neuen Wohnung regelmäßig Saufgelage mit seinen neuen Freunden. „In Ordnung“, sagte Ace schließlich, „ich komme mit. Aber das heißt nicht, dass ich zu eurer Bande gehöre, ja? Ich will nur ein bisschen Party machen, sonst nichts!“ Marco nickte zufrieden.
 

*
 

Ace zog eine schwarze Hose und seinen Lieblingshut an. An dem dünnen Hutband waren zwei Smileys befestigt, ein lächelnder und ein trauriger. Dadan hatte ihn Ace geschenkt, als er und Luffy aus dem Kinderheim ausgezogen waren. Sie war eine brutale und egoistische Frau, doch er wusste genau, dass sie ihn, Luffy und Sabo mit der Zeit auf ihre ganz eigene Art lieb gewonnen hatte.

Wie Marco und Thatch ihm erklärt hatten, besaß die Whitebeard-Bande einen eigenen Club, das Moby Dick, und dort war Ace mit den beiden verabredet. Hoffentlich wurde der Abend schön. Er hatte gute Laune und Lust, sich mal wieder richtig zu betrinken. Vielleicht lernte er ja auch das eine oder andere nette Mädchen kennen…

„Ich bin weg, ja?“, rief er Luffy, der mit Zoro im Wohnzimmer saß, zu und verließ die kleine Wohnung, sobald sein Bruder ihm ein fröhliches „Ist gut“ zugerufen hatte.

Obwohl es bereits Herbst war, war die Nachtluft warm und angenehm. Keine Wolke verdeckte den Himmel, und Ace wandte sich für einen Moment den Sternen über ihm zu. Er hatte den Anblick des klaren Nachthimmels immer gemocht. Wie oft hatten er, Luffy und Sabo sich nachts unerlaubt noch herumgetrieben und zu den Sternen gestarrt? Sabo… die Erinnerung an ihn schmerzte noch immer, und Ace schüttelte den Kopf. Dieser Abend sollte perfekt werden! Party, Alkohol, Freunde, hübsche Mädchen und sonst nichts!

Mit schnellen Schritten machte er sich auf den Weg zum Moby Dick. Der Club lag einen Fußweg von etwa zwanzig Minuten entfernt, und Ace kam unterwegs am Baratie vorbei. Das beliebte Cafe war der Ort, an dem er sich neben der Schule und Zuhause am meisten aufhielt. Morgen Nachmittag und Abend würde er wieder arbeiten müssen; seine Schichten fielen fast immer auf die von Sanji. Da fiel ihm ein: Er hatte noch gar nicht daran gedacht, Nami anzusprechen. Das musste er bei Gelegenheit unbedingt nachholen!

Wind kam auf und Ace zog sich den Hut tiefer ins Gesicht, während er am Baratie vorbeiging. Es war ein seltsames Gefühl die hell erleuchteten Fenster zu sehen und das Stimmengemurmel, das herüberwehrte, zu hören und nicht hineinzugehen.
 

Er lief noch ein paar Minuten, dann tauchte irgendwann vor ihm ein riesiges Gebäude auf. Ace wusste selbst nicht ganz genau, was er sich unter dem Moby Dick eigentlich vorgestellt hatte - doch dieses Gebäude hier mit Sicherheit nicht. Falls man es überhaupt so nennen konnte. Das Moby Dick schien eine Art alte, riesige Lagerhalle zu sein. Über dem breiten Toreingang war mit Graffiti der Name gesprayt worden, von innen her tönte laute Musik nach draußen, und verstreut in der Gegend standen verschiedene Menschen herum, alle mit alkoholischen Getränken in der Hand. Die meisten hatte er in seinem ganzen Leben noch niemals gesehen, ein paar kannte er vom Sehen her. Alle nickten und prosteten ihm freundlich zu, als er an ihnen vorbeiging.

Ace blieb stehen, legte den Kopf in den Nacken und ließ dieses Bild für ein oder zwei Minuten auf sich wirken. Er hatte nicht damit gerechnet, dass die Whitebeard-Bande so groß war und sogar eine eigene Lagerhalle nur zum Partymachen besaß. Anscheinend war diese ganze Banden-Sache doch noch eine Nummer größer, als er erwartet hatte. Nicht, dass Ace sich fürchtete. Das tat er wirklich nicht. Er war nur überrascht, weil er damit nicht gerechnet hatte und ihm in diesem Moment erst richtig klar wurde, wo er da überhaupt hinein geraten war. In Grandline City ging es nicht um Rangeleien zwischen irgendwelchen Schlägern in der Schule – das hier war Krieg. Ein einziger, riesiger Bandenkrieg!

„Oi, Ace!“ Die fröhliche Stimme von Marco riss ihn aus seinen Gedanken, und Ace drehte sich zu seinem Klassenkameraden um. Wie immer war er mit Thatch unterwegs, außerdem lief ein Typ mit schwarzen Haaren und Kinnbart, bei dem Ace bloß das Wort riesig durch den Kopf schoss, neben ihm her. Sie grinsten alle breit über das ganze Gesicht, in den Händen hielten sie mehrere Flaschen Bier. Getrunken wurde hier gut, das war Ace bereits aufgefallen. Thatch warf ihm eine Flasche zu, die er geschickt auffing, und mit seinen Zähnen öffnete. „Echt cool!“, kommentierte Thatch kichernd, und Ace zuckte mit den Schultern. Sein Zahnarzt würde ihm danken.

„Das hier ist Diamond Jozu“, erklärte Marco ihm und deutete auf den riesigen Hünen neben sich, während er sein eigenes Bier öffnete. Jozu und er stießen zusammen mit Marco und Thatch an. „Und? Wie gefällt dir das Moby Dick bisher?“, fragten sie ihn, während sie sich auf den Weg zum Eingangstor machten.

Im Inneren des Clubs lief, wie Ace bereits geahnt hatte, laute Musik, Menschen tanzten, tranken Bier und vor allen Dingen härteren Alkohol, unterhielten sich und lachten zusammen. Die Stimmung war fröhlich und ausgelassen und – irgendwie familiär, falls es das richtige Wort dafür war.

„Scheint ja echt in Ordnung hier zu sein“, kommentierte Ace, während er sich umsah. Die meisten Partygäste waren männlich; die wenigen Frauen, die er sah, schienen tatsächlich fast alle wie Krankenschwestern gekleidet zu sein. Wie Sanji es ihm vorausgesagt hatte. Doch das störte Ace wenig. Heute war er zum Tanzen und Partymachen hier, flirten wollte er ja eigentlich gar nicht.

Sie stellten sich zu Viert an einen Stehtisch, tranken ihre Getränke und ließen sich ein wenig von der Musik und der guten Stimmung treiben. Trotzdem blieb Ace vorsichtig; das war das Beste in dieser Stadt, wie er gelernt hatte. „Und all diese Leute hier sind von der Whitebeard-Bande?“, fragte er zögernd. Im Moby Dick waren allein heute Abend um die eintausend Menschen versammelt. Ace konnte sich immer noch kaum vorstellen, dass die alle zur Whitebeard-Bande gehörten. Doch Marco nickte gelassen und nahm einen Schluck seines Bieres. „Klar“, sagte er. „Wir sind die größte Bande der ganzen Stadt.“ „Oh.“ Irgendwie begann Ace sich plötzlich ein wenig unwohl zu fühlen. „Stört es die denn alle nicht, wenn ich hier bin? Ich meine, ich bin ja immerhin der einzige, der nicht in der Bande ist.“ Marco schüttelte den Kopf. „Mach dir darum keinen Kopf, Ace. Du hast Thatch gerettet, und damit steht unsere Bande in deiner Schuld. Wir alle sind dir sehr dankbar. Und du weißt doch sowieso: Wir fänden es alle super, wenn du der Whitebeard-Bande beitreten würdest!“ Ace nickte, doch die Zweifel verschwanden nicht ganz. Nur weil Marco, Thatch und Jozu, und vielleicht sogar Whitebeard persönlich ihm dankbar waren, hieß das ja nicht gleich, dass alle Mitlieder dieser riesigen Bande der gleichen Meinung waren. Oder?

Die Zeit verging, und Ace musste wohl oder übel zugeben, dass sich kein einziger Partygast ihm gegenüber abweisend verhielt. Viele waren neugierig auf ihn, wollten ihn kennen lernen und noch einmal aus erster Hand erzählt bekommen, wie die Auseinandersetzung mit Hyena Bellamy abgelaufen war, und ansonsten wurde er behandelt wie jedes andere Mitglied der Whitebeard-Bande auch – freundschaftlich und brüderlich. Es machte wirklich viel Spaß. Ace trank, lachte, unterhielt sich, lernte neue Leute kennen und dachte sich irgendwann, dass er seit langem keinen so schönen Abend mehr gehabt hatte.
 

Es war fast vier Uhr morgens, als Thatch ihm einen Arm um die Schulter legte und stolz grinsend meinte: „Jetzt kommt dein großer Augenblick, Ace!“ Ace zog eine Augenbraue hoch. „Das bedeutet?“ Er hatte bereits einiges getrunken und sich gerade mit einer süßen Krankenschwester unterhalten; eigentlich hatte er derzeit überhaupt keine Lust auf seinen großen Augenblick. Doch Thatch ließ sich nicht beirren, und winkte auch Marco und Jozu zu ihnen hin. „Was meinst du, Marco? Wird es nicht langsam Zeit, dass Ace endlich Pops kennen lernt und ein richtiges Mitglied der Bande wird?“ Marco nickte begeistert, und seine Fahne reichte bis zu Ace hinüber, der entschieden den Kopf schüttelte. „Blödsinn“, entgegnete er, „wie oft noch, ich will eurer Bande nicht beitreten! Ich bin neutrales Gebiet, versteht ihr? Und für die Sache mit Thatch müsst ihr mir auch nicht besonders dankbar sein oder so, das ist für mich absolut selbstverständlich. Also lasst die Scheiße! Ihr seid doch einfach nur betrunken!“ Er versuchte sich aus Thatchs Klammergriff zu befreien, doch der ließ ihn nicht los und Ace selbst hatte bereits zu viel Alkohol intus, als dass er sich ernsthaft hätte wehren können.

Thatch, Marco und Jozu nahmen ihn gegen seinen Willen mit sich und führten ihn quer durch die Lagerhalle, bis sie schließlich vor einem riesigen, thronartigen Stuhl zum Halten kamen. Der Mann, der auf diesem Thron saß, war –soweit Ace in seinem benommenen Zustand erkennen konnte- eine imposante, riesige und fast schon furchteinflößende Gestalt. Er war alt, aber muskulöser als Ace, und trug einen langen, weißen Schnauzer. Sein Körper war durch Schläuche mit verschiedenen Apparaturen verbunden, und um ihn herum wuselten ein halbes Dutzend Krankenschwestern.

Das war also der legendäre Whitebeard, Captain der Whitebeard-Bande, der größten Bande von ganz Grandline-City. Ace wusste nicht, was er von ihm halten sollte.

Marco übernahm für ihn das Wort: „Pops!“, rief er dem alten Mann zu, „das hier ist Portgas D. Ace, von dem ich dir bereits erzählt habe. Er ist derjenige, der Thatch vor Hyena Bellamy gerettet hat. Der Kerl ist wirklich in Ordnung, das verspreche ich dir, ich kenne ihn inzwischen gut genug.“ Whitebeard legte den Kopf schief und musterte Ace, der das unangenehme Gefühl geröntgt zu werden bekam, doch dem Blick tapfer nicht auswich, aus schmalen und erfahrenen Augen. Es vergingen gefühlte Stunden, bis Whitebeard schließlich plötzlich zu grinsen begann und laut rief: „Bringt meinem Sohn etwas zu trinken! Wie könnt ihr zulassen, dass jemand, der das erste Mal im Moby Dick ist, um diese Uhrzeit noch stehen kann?!“ Sofort eilten ein paar Bandenmitglieder herbei und drückten Ace eine weitere Flasche Hochprozentiges in die Hand. Ace bedankte sich mit einem kurzen Nicken, sagte jedoch kein Wort. Noch immer wusste er nicht recht, was er hiervon halten sollte.
 

Nur eine einzige Sache war ihm klar: Er durfte nicht zulassen, dass er der Whitebeard-Bande beitrat! Er war nach Grandline City gezogen, weil er mit Luffy ein neues, friedliches Leben beginnen wollte, und nicht, um irgendwelche Bandenkriege zu führen und sich tätowieren zu lassen! Leider Gottes schien das weder die Bande noch Whitebeard selbst, der ihn schließlich bereits als seinen Sohn bezeichnet hatte, zu interessieren.

Ace musste das hier unbedingt wieder gerade biegen, ehe es zu Schlimmerem kam!

Er riss sich in seinem immer noch alkoholisierten Zustand von Marco, Jozu und Thatch los, sprang schwungvoll auf das Podest, auf dem der riesige Thron stand, und landete schließlich genau vor dem sitzenden Whitebeard, der ihn überrascht ansah. Was sollte er jetzt tun? Verdammt, hätte er sich das nicht eher überlegen können? Dafür war er zu betrunken… Überhaupt schien ihm alles hier so seltsam unwirklich…

Ace dachte einen kleinen Moment nach. Dann verbeugte er sich kurz vor Whitebeard und meinte mit fester Stimme: „Whitebeard, Captain der Whitebeard-Bande. Es tut mir sehr leid, aber ich fürchte, Sie haben einige Dinge völlig falsch verstanden. Es stimmt, dass ich Ihr Bandenmitglied Thatch aus einer schwierigen Situation mit Hyena Bellamy herausgeholfen habe, aber das habe ich nicht getan, um in Ihre Bande eingeladen zu werden. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht einmal, dass Thatch überhaupt zu Ihrer Bande gehört; ich habe nur gesehen, dass da jemand Hilfe brauchte und habe natürlich geholfen. Das ist für mich ganz selbstverständlich! Bitte nehmen Sie es mir nicht übel, aber ich lehne das Angebot, der Whitebeard-Bande beizutreten, hiermit ab. Ich möchte keinen Ärger, sondern nur ein ruhiges und friedliches Leben.“ Nach seiner kleinen Rede verbeugte Ace sich noch einmal und hoffte von ganzem Herzen, dass er nichts Falsches gesagt hatte. So kräftig und taktisch klug er auch sein mochte – gegen mehr als tausend wütende Bandenmitglieder würde er nicht die geringste Chance haben.

Zu seiner Überraschung begann Whitebeard jedoch laut zu lachen. Es war das seltsamste Lachen, das Ace jemals gehört hatte. „Gurararararararara.“ Es klang, als würde er sich beim Lachen immer und immer wieder verschlucken. Doch vor allen Dingen klang es kein bisschen böse oder beleidigt. Ace schickte ein kleines Dankesgebet zu Gott. Anscheinend hatte er hier den richtigen Nerv getroffen – was für ein Glück!

„Portgas D. Ace“, sagte Whitebeard und fixierte ihn aus immer noch schmalen, aber diesmal sehr freundlich wirkenden Augen, „du scheinst ein Mann mit Mut und Charakter zu sein. Eigenschaften, die ich sehr schätze. Es ist schade, dass du meiner Bande nicht beitreten möchtest. Ich respektiere deine Entscheidung. Aber denke daran, dass du in meiner Bande immer willkommen bist und wir dich mit Freuden aufnehmen würden.“ Er nickte Ace zu, der das Nicken erwiderte und dann vom Podest wieder herunter sprang.

„Puh“, seufzte Ace und beglückwünschte sich innerlich selbst, während er sich einen Weg durch die Menge bahnte und versuchte, die schnuckelige Krankenschwester von vorhin wieder zu finden. Das war noch einmal gut gegangen. Hoffentlich ließen jetzt auch endlich Marco und Thatch mit ihren ständigen Versuchen, ihn dazu überreden zu wollen, der Whitebeard-Bande beizutreten, locker.
 

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Es war bereits Vormittag, als Ace wieder Zuhause in seiner Wohnung ankam. Er war noch immer ein wenig benommen und jetzt, wo er den Schlüssel in die Wohnungstüre steckte, erschien ihm die ganze Nacht und vor allen Dingen das Gespräch mit Whitebeard –Whitebard verdammt nochmal!- ziemlich unwirklich. Doch er hatte kein schlechtes Gefühl. Ehrlich gesagt hatte Ace sich selten so entspannt und glücklich, fast schon geborgen, gefühlt.

Luffy war bereits wach. Anscheinend hatte er gestern Abend nichts mehr Besonderes unternommen. Er saß zusammen mit Zoro im Wohnzimmer und sah fern. Ace hatte sich fast schon daran gewöhnt, dass andauernd einer von Luffys Freunden bei ihnen Zuhause herumhing. Zoro, Usopp und Nami waren inzwischen praktisch schon Inventar geworden und sie fielen ihm gar nicht mehr besonders auf.

„Oi, Ace!“, rief Luffy ihm fröhlich zu, als er ihn im Flur herumschleichend entdeckte, „ich hab eingekauft, falls du Hunger hast. Guck einfach mal im Kühlschrank.“ Ace bedankte sich, lehnte jedoch ab. Sein Magen war völlig verätzt vom ganzen Alkohol. Frühstück würde ihm jetzt wahrscheinlich nicht allzu gut tun. Er lehnte sich in den Türrahmen zum Wohnzimmer und meinte: „Ich geh pennen, Luffy, ja? Die letzte Nacht war der totale Hammer, du glaubst nicht, was mir alles passiert ist.“ „Ist gut“, erwiderte Luffy ohne den Blick vom Fernseher zu wenden. „Erzählst du es mir nachher, wenn du dich ausgeschlafen hast? Du siehst aus wie eine wandelnde Leiche.“ Zoro gab ein zustimmendes Geräusch von sich, eine seltsame Mischung aus Grunzen und Brummen. Ace nickte. „Klar. Naja, dann gute Nacht, Jungs!“

Mit schweren Beinen schleppte Ace sich in ihr Schlafzimmer und schaffte es eben noch, sich die Stiefel und die schwarze Hose auszuziehen, ehe er müde und völlig erschöpft von den vielen Dingen, die heute passiert waren, in sein Bett fiel.
 

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Kaitel 3 online - ich hoffe, meine lieben Leser sind nicht wütend auf mich, weil ich sie fast einen Monat lang habe warten lassen :( *Verziehung*

Jup, nun hat Ace es also mit Whitebeard höchstpersönlich kennengelernt - und das Angebot, seiner Bande beizutreten ein weiteres Mal abgelehnt. Ob unser lieber Ace sich irgendwann doch noch überreden lässt? ;)

An dieser Stelle muss ich mich auch noch einmal bei meinen Lesern bedanken - vielen, vielen Dank für die schönen Kommentare & vielen Favos! Ihr motiviert mich total! Dankeschön! :*

Dann bis zum nächsten Kapitel! ;)
 

bye

sb

Kapitel 4

Kapitel 4
 

Als Ace nach Stunden des Tiefschlafs die Augen vorsichtig wieder aufschlug, war es dunkel im Schlafzimmer, auch wenn er sich nicht daran erinnern konnte die Vorhänge zugezogen oder das Rolle heruntergelassen zu haben. Eine halbe Sekunde später sprang er wie von der Tarantel gestochen aus dem gemütlichen Bett, schnappte sich seine schwarze Hose und ein rotes Shirt, und raste dann hektisch zur Tür. „Luffy? Luffy?!“ Er entdeckte seinen jüngeren Bruder in der Küche, wo sich dieser ganz relaxt ein Sandwich zusammenstellte. „Weißt du wie spät es ist? Ich habe den ganzen Tag verpennt! Um neun muss ich im Baratie sein, sonst schlägt Jeff mir den Kopf ab!“ Luffy zuckte mit den Schultern und biss von dem fertig gestellten Sandwich ab. „Keine Ahnung, ich hab mein Handy bei Usopp liegen gelassen. So um die sieben, acht Uhr würde ich sagen.“ Eine Wagenladung Steine fiel von Aces Herz und erleichtert ließ er die Hose und das Shirt, die er sich geschnappt hatte, wieder zu Boden fallen. „Puh! Was ein Glück!“ Das Baratie war nicht weit entfernt, er würde es auf jeden Fall pünktlich zu seiner Schicht schaffen! Wenn er ein paar Minuten früher losging, hatte er vielleicht sogar genug Zeit, um vorher noch eine Zigarette mit Sanji zu rauchen und ein bisschen zu quatschen. Eigentlich war Ace Nichtraucher, doch heute sehnte er sich irgendwie nach einer Zigarette.

Er sah Luffy dabei zu, wie dieser sein Sandwich verputzte und dann in die Tasche seiner Jeans griff und sein Handy hervorkramte. Es war ein altes Ding zum Aufklappen; weder Ace noch Luffy legten viel Wert auf Fashion oder ähnliches. Hauptsache, das Ding funktionierte. „Wie ich mir gedacht habe: Wir haben halb acht. Dann kannst du mir ja noch erzählen, was gestern so passiert ist. Du klangst ja echt begeistert. Was war denn los?“ Ace streckte sich. Er hatte ein gutes Gefühl, als er an letzte Nacht zurückdachte. Es war wirklich cool gewesen, der erste einwandfrei gute Abend seit langem. Sie hatten in letzter Zeit so viel Stress durch den Umzug gehabt. „Komm, wir setzen uns auf die Couch, dann erzähl ich dir alles, ja?“ Luffy nickte und steckte das Handy zurück in seine Hosentasche.

„Moment mal! Hast du nicht eben gesagt, dass du das Ding bei Usopp vergessen hast?!“ „Oh.“ Luffy kratzte sich unbeeindruckt den Hintern. „Dann hab ich’s wohl doch nicht vergessen.“ Ace schüttelte fassungslos den Kopf und ließ sich auf seinen Platz der Couch nieder. „Du bist so ein gottverdammter Idiot, Luffy, weißt du das?“ Die Aussage entlockte Luffy ein Lachen. Ace wusste nur zu gut, dass es absolut unmöglich war, seinen jüngeren Bruder zu entmutigen, ganz gleich was man sagte oder tat. Luffy war furchtlos und entschlossen, und neben seiner dümmlich-idiotischen hatte er irgendwo auch eine geniale Seite an sich. Und von seiner Idee, eine eigene Bande zu gründen und die Herrschaft über Grandline City zu übernehmen, hatte er sich noch immer nicht abbringen lassen. Natürlich nicht.

„Also“, begann Ace und wusste dann nicht mehr recht, wie er weitermachen sollte. Wovon sollte er Luffy zuerst berichten? Von seiner Begegnung mit Whitebeard –dem Whitebeard- oder von dieser freundschaftlichen Stimmung, die geherrscht hatte? Oder sollte er Luffy zuerst einmal erklären, was das Moby Dick überhaupt war und wie es aussah? „Naja. Es war einfach … echt cool da, musst du wissen“ sagte Ace schließlich, „ich war zusammen mit Marco und Thatch im Moby Dick, das ist ein Club nur für Mitglieder der Whitebeard-Bande. Obwohl Club ist eigentlich das falsche Wort. Es ist so was wie eine riesige, abgelegene Lagerhalle. Überall waren Leute, alle haben gelacht und getrunken. Niemand hat sich gestritten. Es war überhaupt nicht wie in einem normalen Club. Es gab keine Schlägereien, keine Eifersucht wegen irgendwelchen Mädchen, die Leute haben einfach Spaß gehabt und alle zusammengehalten. Wie eine riesengroße Familie. So etwas habe ich noch nie erlebt. Und dann habe ich Whitebeard kennen gelernt.“

„Whitebeard?“ Luffy zog die Augenbrauen zusammen. „Wer ist das denn? Noch nie gehört…“

Empörung machte sich augenblicklich in Ace breit. „Du kennst Whitebeard nicht?! Er ist der Captain der Whitebeard-Bande, der größten und stärksten Bande von ganz Grandline City! Wenn du wirklich in diese Bandensache einstiegen willst, Luffy, solltest du ihn kennen! Es war eine Ehre ihn zu treffen! Er war überhaupt nicht wütend darüber, dass ich sein Angebot ablehnt habe… Es war wirklich cool. Ich glaube, ich würde wieder hingehen, wenn Marco und Thatch mich fragen würden. Ich habe mich unter den Leuten einfach so… so Zuhause gefühlt. Ganz anders als damals im Heim mit Dadan, Luffy.“

Gegen Ende seines Redeschwalls war Aces Stimme immer leiser geworden und schließlich zu einem Flüstern abgesunken. Normalerweise erwähnten weder er noch Luffy ihre gemeinsame Vergangenheit, sie wollten weder an das Kinderheim noch an Sabo erinnert werden, doch gerade im Augenblick konnte Ace nicht anders als daran zurückzudenken. Im Gegensatz zu früher war das Gefühl, das er im Moby Dick gehabt hatte, gigantisch gewesen. Einfach gigantisch. Luffy nahm es ihm nicht übel.

Er sah Ace an, und für einen Augenblick wich die Naivität und Blödheit aus seinem Gesicht und sein Blick wurde ernst. „Warum trittst du ihnen dann nicht bei, Ace?“ Ace hob überrascht den Blick und fixierte seinen jüngeren Bruder. Unsicher zuckte er mit den Schultern. „Naja, ich dachte, wir wollten beide ein neues Leben beginnen. Ein ruhiges und friedliches Leben, ohne Stress und Angst. Es kommt doch unheimlich viel auf einen zu, wenn man einer Bande beitritt, oder nicht? Denk doch nur mal an mich und Bellamy! Was meinst du, wie schnell der Typ bei seinem Doflamingo-Typen da Bescheid sagt, wenn ich der Whitebeard-Bande beitrete, und hinter mir her ist! Derzeit lässt er mich ja noch in Ruhe…“

„Aber die Bande würde dich doch beschützen, oder nicht? Du hast doch eben noch gesagt, dass sie dort alle zusammenhalten und außerdem noch die stärkste Bande der ganzen Stadt sind. Oder nicht?“

„Ja, schon.“ Ace musste zugeben, dass Luffy irgendwo Recht hatte. Er hatte sich sehr wohl unter den Leuten der Whitebeard-Bande gefühlt und auch vom Captain selbst war er sehr beeindruckt. Trotzdem hielt ihn irgendetwas zurück. Ace konnte nicht recht beschreiben, was es war, doch diese Grenze war definitiv da. Er seufzte und sah zu Luffy hinüber. „Ich weiß nicht“, meinte er schließlich, „ich glaube, ich lasse da erstmal noch etwas Zeit ins Land gehen…“

Luffy zuckte mit den Schultern. „Deine Entscheidung“, sagte er. Es war keine Gleichgültigkeit, das wusste Ace, es war ihre Freiheit, die sie dem jeweils andern einräumten. Ace war ständig besorgt um Luffy, doch er würde niemals auf die Idee kommen, ihn zu verbieten, eine eigene Bande zu gründen, ebenso wie Luffy ihn nicht dazu drängte, der Whitebeard-Bande beizutreten, auch wenn er das wahrscheinlich für sein Bestes hielt. Sie kümmerten sich umeinander, aber drängten sich nie. Es war sehr schön, so einen Bruder zu haben, fand Ace.

Sie blieben eine Weile schweigend nebeneinander sitzen, bis Ace irgendwann die angenehme Stille durchbrach. „Ich muss mich jetzt langsam fertig machen für die Arbeit“, sagte er und stand auf, „meinst du, du bist noch wach, wenn ich wiederkomme? Ich habe um zwölf Schluss.“ Luffy nickte und grinste. Er war wieder der alte, naive und abenteuerlustige Luffy, der er meistens war. „Klar“, antwortete, „Zoro, Nami und Usopp kommen nachher noch rüber und schlafen hier. Wir wollen noch ein paar Dinge besprechen, wegen unserer Bande, du verstehst schon.“ Ace lachte leise. „Na gut, von mir aus. Langsam könnte ich von den Dreien schon Miete verlangen, so oft wie die hier sind. Dann bis heute Nacht, Luffy.“ „Okay, Ace.“
 

*
 

Das Baratie war gut gefüllt diesen Abend und Ace hatte alle Hände voll damit zu tun, Bestellungen aufzunehmen und zu servieren. Das Gespräch, das er mit Luffy geführt hatte, schwirrte die ganze Zeit über in seinem Kopf herum, allerdings irgendwo so weit hinten, dass er es nicht schaffte, sich ernsthaft damit auseinanderzusetzen, während er von einem Tisch zum nächsten hetzte. „Was darf es für Sie sein?“ Ace bemühte sich um ein freundliches Lächeln, auch wenn er sich innerlich ein wenig unsicher fühlte. Nicht, dass Luffy heute irgendetwas völlig Neues aufgedeckt hätte, so war es schließlich nicht. Die Vor- und Nachteile, die ihm der Beitritt zur Whitebeard-Bande einbringen würde, waren ihm von Anfang an klar gewesen. Und dennoch fühlte er sich jetzt gerade so vor den Kopf gestoßen… „Eine Tasse Kaffee und ein Stück Schokoladenkuchen, bitte.“ Die dunkelhaarige Frau mit den eisblauen Augen, deren Bestellung er sich auf seinen Block kritzelte, war äußerst attraktiv, doch das nahm Ace derzeit nur am Rande wahr. „Gute Wahl.“ Und damit machte er sich auf den Weg, die Bestellung so schnell wie möglich an die Küche weiterzugeben.

Dort lief er zum ersten Mal an diesem Abend Sanji über den Weg. „Oi, Sanji!“ Der blonde Sohn des Chefs nickte ihm freundlich zu. “Kommst du gleich mit eine rauchen?” Ace nickte und sah auf die Uhr. „Zur nächsten vollen Stunde? Um elf?“ „In Ordnung.“ Sie warfen sich gegenseitig noch schnell ein kameradschaftliches Lächeln zu, dann machten sie sich wieder an die Arbeit.

Ace servierte der jungen Frau den gewünschten Kaffee und süßen Kuchen, und zum ersten Mal nahm er sich die Zeit, sie kurz von oben bis unten zu mustern. Sie sah wirklich äußerst attraktiv aus. Langes schwarzes Haar, blaue Augen, schlanke Figur und große Oberweite. „Vielen Dank“, sagte sie und ihre Stimme klang freundlich. Eingeübt freundlich, fand Ace. Als Kellner erkannte man so etwas recht schnell. Aber was ging ihn das an? Er hatte mit der Frau nichts zu tun, und die meisten Banden hatten sowieso keine weiblichen Mitglieder. „Gerne.“ Und selbst wenn sie Mitglied irgendeiner Bande war… warum sollte sie sich ausgerechnet für ihn interessieren? Ob sie ihn ausspionierte? Ace schüttelte den Kopf. So ein Unsinn! Wie kam er nur auf solche Gedanken? Er machte sich um diese ganze Bandensache wirklich einen zu großen Kopf!
 

Um elf Uhr ging er wie verabredet zusammen mit Sanji auf den Hinterhof, um mit ihm eine Zigarette zu rauchen. „Und wie läuft’s derzeit so bei dir?“, fragte Ace, während er den dunkelblauen Qualm in die Luft pustete. Er hatte keine allzu große Lust heute selbst ins Zentrum des Gesprächs gerückt zu werden, er wollte nicht noch einmal über die Angelegenheit mit Whitebeard sprechen. Auch wenn Sanji bei solchen Dingen normalerweise sein allererster Ansprechpartner war. Er bekam ja schon seine Unterhaltung mit Luffy kaum mehr aus dem Kopf.

„Eigentlich ganz gut“, meinte Sanji, „ich habe derzeit etwas Pech bei den Damen, aber ansonsten steht es bei mir ganz gut.“ Die Aussage brachte Ace unweigerlich zum Lachen und er verschluckte sich am Qualm. Was die Frauenwelt anging, war Sanji einfach unverbesserlich. Er jagte jeder Schürze hinterher. Sanji seufzte leise. „Diese Schönheit heute im Baratie wollte sich nicht von mir bedienen lassen, sondern hat auf deinen Service bestanden“, meinte er zähneknirschend und man merkte, dass diese Tatsache sehr an ihm nagte.

Ace wurde hellhörig. „Schönheit? Wen meinst du damit?“ Natürlich war ihm sofort das Bild der dunkelhaarigen Frau von eben durch den Kopf geschossen. Hatte er also doch Recht gehabt? Hatte ihn seine Intuition nicht getrogen? „Naja, du weißt schon“, gab Sanji zurück, „diese Lady mit den langen dunklen Haaren und den blauen Augen. Blasse Haut, schlank, kühler Charme, eher so der Wintertyp eben.“ Bingo! Ganz genau das war die Frau gewesen, bei der Ace ein so seltsames Gefühl gehabt hatte! Was das nun wohl zu bedeuten hatte?

„Kennst du sie?“ Sanji schüttelte den Kopf. „Ich habe sie noch nie gesehen, in der ganzen Stadt nicht. Vielleicht ist sie ja eine Reisende.“ Ace zuckte mit den Schultern.

Ob sie nun doch zu irgendeiner Bande gehörte? Unweigerlich musste Ace wieder an Mister Two denken. Diese Tunte, die ihn in seiner ersten Zeit hier in Grandline City bespitzelt und ihm angeboten hatte, Baroque Works beizutreten… Ob die beiden irgendwie zusammenhingen? Hatte der Captain dieser Bande seine Zurückweisung nicht so gut aufgenommen wie Whitebeard und war immer noch hinter ihm her? Das würde er auf jeden Fall beobachten.

Ace drückte seine Zigarette aus. „Übrigens, du wolltest doch, dass ich dir Nami vorstelle, oder nicht? Von mir aus kannst du die Tage mal bei mir vorbeischauen. Sie hängt total viel mit Luffy und den Anderen rum, und die haben mehr oder weniger meine Wohnung in Beschlag genommen.“ Sanji nickte. Ace lachte. „Vielleicht wendet sich dein Glück bei den Frauen ja noch.“ „Hoffentlich. Ah, Nami… so schön die Lady von heute auch gewesen sein mochte – niemand kommt an ihre Schönheit heran!“

„Jetzt hör schon auf damit, Sanji, wir müssen wieder rein, sonst bringt Jeff uns um!“ Sie lachten beide und verließen den Hof, machten sich wieder an die Arbeit.
 

*
 

Wie nicht anders zu erwarten hing Luffy zusammen mit Zoro, Nami und Usopp bei ihnen in der Wohnung herum, sie aßen Pizza und Nudeln. „Oi, Ace“, begrüßte sein Bruder ihn mit vollem Mund freundlich, als er das Wohnzimmer betrat, und die anderen Drei folgten seinem Beispiel. „Willst du dich ein bisschen zu uns setzen?“ Ace zuckte mit den Schultern und ließ sich auf den Teppich fallen, die Couch war natürlich schon in Beschlag genommen worden. Seine Arbeit war zwar anstrengend gewesen und er dachte oft an die mysteriöse Schönheit, die ihm Kopfzerbrechen bereitete, doch da Ace zuvor stundenlang geschlafen hatte, war er noch nicht sonderlich müde. Usopp war nett genug, ihm ein Stück seiner Pizza abzugeben.

„Oi, Luffy“, meinte dieser, „meinst du diese Sache mit Buggy wird noch ein Nachspiel haben?“ Luffy legte den Kopf schief und setzte einen ziemlich dümmlichen Gesichtsausdruck auf. „Weiß nicht. Ich glaube schon, dass er ziemlich angepisst von mir ist, aber ich denke nicht, dass er uns noch mal irgendwie in die Quere kommen wird.“ Usopp nickte. „Dann ist ja gut.“ Er wirkte erleichtert. Und fügte dann mit hochgerecktem Kopf hinzu: „Nun ja, aber das ist ja wohl auch kein Wunder. Nachdem er es mit mir, dem furchtlosen Usopp, zutun bekommen hat!“ „Siiicher.“ Luffy, Zoro und Nami begannen zu lachen, doch es war nicht böse gemeint. Usopp war der Komiker, der Feigling und Lügner in der Gruppe, das war seine Rolle, und er nahm es den Anderen nicht übel, wenn sie wegen ihm lachten.

Auch wenn Ace mit ihnen nicht allzu viel zu tun hatte, hielt sich das Quartett doch zu oft bei ihm Zuhause auf, als dass er nicht mitbekommen hätte, wer welche Funktion in der Bande einnahm. Jeder von ihnen hatte seinen ganz eigenen Charakter und seine eigene Rolle in der Gruppe; man lachte miteinander und nicht übereinander. Es war ein bisschen das Gemeinschaftsgefühl, das auch in der Whitebeard-Bande herrschte. „Ace“, meinte da Luffy plötzlich, als hätte er seine Gedanken gelesen, „und du willst immer noch nicht meiner Bande beitreten?“ Ace lachte leise und schüttelte den Kopf. „Nein danke, Luffy. Du kennst meine Einstellung doch.“

Sein jüngerer Bruder zuckte mit den Schultern und stopfte sich das nächste Stück Pizza in den Mund. „Naja, dann muss ich mir wohl eben noch ein paar andere Leute suchen…“ Er wirkte kein bisschen entmutigt oder unsicher. Stattdessen zog er ganz selbstsicher eine Augenbraue hoch. „Zehn sollten es schon mindestens sein! Und wir brauchen einen Musiker! Auf jeden Fall einen Musiker!“

„Wozu brauchen wir denn einen Musiker in unserer Bande?!“

„Na, um gute Musik zu hören! Es geht nichts über gute Live-Musik!“

„Bist du komplett bescheuert? Es gibt doch echt wichtigere Leute in einer Bande als einen Musiker!“

„Aber er könnte einen eigenen Song für uns schreiben! So was wie eine Titelmelodie, ihr wisst schon, wie im Fernsehen!“

„Wie alt bist du noch mal?“

„Du bist so ein Idiot, Luffy…“

Ace lachte leise, während er die Konversation der Vier mit anhörte. Es gab in der ganzen Stadt ganz wohl kein Quartett wie dieses. Luffy, Zoro, Nami, Usopp – sie waren alle so unterschiedlich, jeder auf seine ganz eigene Weise besonders. Ace war sich inzwischen sehr sicher, dass er Luffy von seiner waghalsigen Idee nicht mehr würde abbringen können. Jetzt konnte er nur noch hoffen, dass die Mugiwara-Bande in einer Stadt wie Grandline City tatsächlich Erfolg haben würde. Er wünschte es sich wirklich für Luffy.
 

Die Stunden vergingen. Ace verstand sich gut mit den Freunden seines jüngeren Bruders, auch wenn er nicht zu ihrer Bande gehörte. Es war fast zwei Uhr nachts, als ihm plötzlich wieder Mister Two und die dunkelhaarige Frau aus dem Baratie einfielen.

„Oi, Luffy. Hast du schon mal was von einer Bande namens Baroque Works gehört?“

Luffy, der sich gerade lautstark mit Usopp unterhalten hatte, warf ihm einen schrägen Blick zu. „Baroque was? Nö, noch nie gehört. Was sollen denn das für welche sein? Wenn ich sie nicht kenne, können sie nicht wichtig sein.“

„Du kanntest nicht mal die Whitebeard-Bande, du Idiot!“

„Ich habe schon einmal von denen gehört“, warf Zoro ein und lenkte damit die Aufmerksamkeit des Gesprächs auf sich. Er saß neben Luffy auf der Couch, die Arme vor der Brust gefaltet und hatte einen ernsten Gesichtsausdruck aufgesetzt. Seine drei Schwerter lehnten gegen die Wand neben der Couch. Er wurde von Mihawk Dulacre persönlich trainiert, erinnerte Ace sich vage, hatte Nojiko nicht etwas in der Richtung erwähnt? „Eine verdammt gefährliche Bande. Kaum jemand weiß über ihre Existenz Bescheid, geschweige denn kennt ihre Ziele oder die Anzahl der Mitglieder. Ich habe auch nur von ihnen erfahren, weil ich vor einiger Zeit mal von denen angeworben worden bin, damals, als ich noch ein Einzelgänger war. Ich weiß nur, dass die Agenten aus Paaren bestehen und ihr Rang bei den Männern mit einer Nummer und bei den Frauen mit einem Feiertag gekennzeichnet ist. Wieso interessiert dich das?“

Zoros Stimme klang scharf und misstrauisch, und Ace hob sofort abwehrend die Hände in die Luft. „Denkt nicht falsch von mir, Leute“, sagte er, „ich mache mir nur ein paar Gedanken, weil ich allem Anschein nach von denen bespitzelt werde.“

„Du wirst bespitzelt?!“

Ace nickte bedächtig. Er vertraute Luffy und seinen Freunden und sah kein Problem darin, ihnen von seinen Begegnungen im Baratie zu schildern. Er berichtete ihnen möglichst genau von Mister Two und der jungen Frau, der er erst heute begegnet war. „Von Sanji habe ich damals schon ein wenig über Baroque Works erfahren“, schloss er seine kurze Rede ab, „und er hat gemeint, man sollte sich von diesen Typen lieber fernhalten. Ich jedenfalls will keinen Ärger, immer noch nicht. Und du, Luffy, hältst dich da am besten auch raus.“

„Was soll das denn heißen?“

„Das soll heißen, dass diese Sache noch eine Nummer zu groß für dich ist! Das sind keine Witzfiguren wie dieser Buggy, Luffy, das ist eine geheime, kriminelle Organisation!“

„Na und?“ Sein jüngerer Bruder schnaubte. „Wenn mir jemand in die Quere kommt, wird der beseitigt. Ob irgendwelche Typen von Baroque Works dabei sind oder nicht!“

„Luffy!“

„Luffy, Ace hat Recht“, bestätigte Nami ihn, die beschwichtigend eine Hand auf Luffys Unterarm legte, „Baroque Works ist gefährlich, verdammt gefährlich! Wir sollten von denen lieber die Finger lassen, zumindest, solange unsere Bande noch so klein ist. Außerdem haben wir doch überhaupt keinen Grund uns mit ihnen anzulegen, oder nicht?“

Luffy schien unzufrieden damit zu sein, dass ihm sowohl sein Bruder als auch seine eigene Bande so wenig zutrauten, nickte jedoch schließlich unwillig. „Von mir aus“, meinte er mit vorgezogener Unterlippe, „um euretwegen. Aber falls die Sache irgendwie persönlich wird, hält mich nichts mehr auf!“
 

*
 

„Was ist denn mit dir los? Bist du krank, Ace?“ Sanji warf ihm einen seltsamen Blick zu, während er die Bestellungen, die er erhalten hatte, an die Küche weitergab. „Nicht wirklich“, gab dieser zurück, „seit heute morgen fühl ich mich ein bisschen, naja, schlapp und müde, aber das ist nichts ungewöhnliches bei mir… Wenn ich erstmal ein bisschen gepennt habe, geht’s mir wieder gut.“ „Wie du meinst. Solange du nicht irgendeine Krankheit hast, so etwas kann man in einem Cafe überhaupt nicht gebrauchen.“ „Keine Sorge, mir geht’s wirklich gut…“

„ACEEE!“

Ace und Sanji zuckten synchron zusammen, und es verging kaum eine halbe Sekunde, ehe sie beide ihre Tabletts (mitsamt darauf geladenen Kuchen und Kaffee) auf den Boden fallen ließen und alarmiert in Kampfhaltung gingen. Sie warfen misstrauische Blicke zum Eingangsbereich des Cafes und machten dort die Person aus, die so energisch nach ihm gebrüllt hatte. Ace schüttelte den Kopf und lockerte seine Haltung wieder; Sanji neben ihm tat dasselbe. „Oi, Usopp! Was brüllst du hier so rum? Du verschreckst die ganzen Gäste!“

„Du musst schnell mit mir mitkommen, Ace!“ Usopp kam auf ihn zugerast und griff nach seinem Handgelenk, erst jetzt fiel Ace auf, wie hysterisch und nervös er wirkte. Eigentlich nicht ungewöhnlich bei diesem ängstlichen Typen, doch sein Bauchgefühl sagte Ace, dass dieses Mal wirklich etwas vorgefallen war. „Was ist denn los?“

„Komm schnell! Es geht um Luffy!“

„Luffy!?“ Ace wandte sich zu Sanji um. „Sag Jeff, ich muss die Schicht früher beenden, ich…“ „Hör auf zu schwafeln und lass uns losgehen!“ Der blonde Kellner warf ihm einen ernsten Blick zu und machte eine Kopfbewegung in Richtung Tür. „Na los schon!“ Ace nickte, und zu dritt machten sie sich auf den Weg nach draußen.

„Jetzt rück schon mit der Sprache raus, Usopp! Was ist passiert?!“ In Aces Stimme schwang große Besorgnis mit. Was hatte sein kleiner Bruder nun schon wieder angestellt? Hatte er sich bei irgendeiner Sache verschätzt? War er verletzt?

„Luffy hat Bellamy zum Kampf herausgefordert!“

„B-b-bellamy?!“ Ace glaubte, er hätte sich verhört. „Du meinst Hyena Bellamy? Groß, blond, Narbe im Gesicht, verrückter Blick?“ Usopp nickte hechelnd. Sie rannten nun schon seit einigen Minuten zu dritt durch die Straßen, und die Passanten warfen ihnen seltsame Blicke zu. Nun kein Wunder, Ace und Sanji trugen immer noch die Schürzen aus dem Baratie. „Luffy ist seit einiger Zeit mit einem Mädchen namens Vivi befreundet. Bellamy hat sie angemacht, und darum kämpfen die beiden jetzt!“

„Was?! Dieser hirnverbrannte Idiot! Wo?“

„Auf dem Sportplatz hinter der Schule!“

Ace und Sanji legten gleich noch einmal einen Zahn zu. Der Sportplatz war nicht mehr weit entfernt, in den nächsten zwei bis drei Minuten müssten sie ihn erreicht haben. Er hörte, wie Usopp hechelnd versuchte mit ihnen beiden Schritt zu halten. „Luffy“, flüsterte er mit zusammengebissenen Zähnen.
 

Als sie am Sportplatz ankamen, hatte der Kampf bereits einige Schaulustige, vor allen Dingen Jugendliche und junge Erwachsene aus der Gegend, angezogen, die sich in einem großen Kreis um die beiden Kontrahenten versammelt hatten und sie anfeuerten. Es war wie eine Rauferei in der Middle School. Ace, Sanji und Usopp drängelten sich hastig durch die Menge, bis sie schließlich freie Sicht auf den Kampf hatten.

Und da standen sie sich gegenüber: Hyena Bellamy und Monkey D. Luffy! Im Augenblick hielten sie sich zwei bis drei Meter voneinander entfernt auf, doch ihre Blicke waren todernst auf den jeweils anderen gerichtet und beide schienen bereits kleinere Verletzungen davongetragen zu haben. Ace konnte einige Prellungen und Schürfwunden an den Armen und dem Torso seines Bruders ausmachen, doch glücklicherweise keine Schnitt- oder gar Schusswunden. Anscheinend war dies hier ein waffenloser Faustkampf.

„Komm schon, Ace“, hauchte Sanji neben ihm und zündete sich eine Zigarette an. „Lass uns die beiden Streithähne schnell auseinander bringen, bevor es zu Schlimmerem kommt!“ Usopp hinter ihnen beiden nickte erleichtert.

„Nein.“

„Was?“ Seine beiden Kumpane warfen ihm entsetzte Blicke zu. „Ace! Bist du komplett verrückt geworden! Das hier ist Hyena Bellamy! Er gehört zu Donquixote Doflamingo! Der wird Luffy doch zu Staub zermalmen!“ Ace schüttelte den Kopf. „Ich hatte mir schon ernsthaft Sorgen gemacht“, sagte er schließlich, „aber das hier ist ein Kampf ohne Waffen, ein reiner Faustkampf. Das heißt, solange die Sache fair bleibt, werde ich nicht eingreifen.“

„Aber es geht hier um deinen eigenen Bruder!“ Usopps Stimme klang hysterisch. „Und sein Gegner ist Bellamy, der Bellamy!“

„Er ist kein Kind mehr, das weißt du genauso wie ich. Und wenn er der Meinung ist jemanden zum Kampf herausfordern zu müssen, dann muss er diesen Kampf auch alleine durchstehen. Das ist seine Sache. Er hat mich nicht um Hilfe gebeten. Wenn er verliert, dann verliert er eben.“ Dann fügte er nach einer kurzen Weile noch hinzu: „Aber ich glaube nicht, dass er verlieren wird. Im Nahkampf ist Luffy praktisch unschlagbar, den haut nichts um. Und ich habe mich selbst schon mit Bellamy angelegt, er ist kein Gegner für Luffy, glaub mir!“

„Du hast auch schon gegen Bellamy gekämpft? Was seid ihr denn für eine Horror-Familie!?“

Ihre Unterhaltung wurde unterbrochen, als die beiden Kontrahenten wieder aufeinander losgingen. Bellamy umkreiste Luffy katzenhaft und schnell, während dieser versuchte ihn nicht aus dem blick zu verlieren. Er war noch immer so weit weg, dass er keinen direkten Schlag landen konnte.

Ace sah sich um, und erkannte auf der gegenüberliegenden Seite Zoro und Nami mit ihrer Schwester Nojiko, die ebenfalls gebannt dem Kampf folgten. Neben ihnen standen Leute, die Ace der Bellamy-Bande zuordnen konnte. Er erinnerte sich an den Jungen mit den türkisfarbenen Haaren und an noch einige andere Bandenmitglieder von ihrem Überfall auf Thatch vor einigen Wochen, auch Lilli aus seinem Sportkurs stand dort. Sie feuerten lautstark Bellamy an.

Ace wusste, dass Bellamy erledigt war, als er den nächsten Schritt tat. Er war dumm genug gewesen, Luffy, der all seine Kräfte konzentriert hatte, zu nahe zu kommen. Sein Bruder stand unbeweglich wie eine Tonfigur da, wartete den richtigen Moment ab – und schlug innerhalb einer Viertelsekunde zu. Seine Faust traf Bellamys Schläfe so hart, dass dieser sofort ohnmächtig zu Boden ging.

Der Kampf war beendet. Monkey D. Luffy hatte gesiegt. Usopp neben ihm jubelte laut, ebenso wie Nami, Nojiko und Zoro auf der anderen Seite. Die Mitglieder der Bellamy-Bande jaulten laut auf und liefen eilig zu ihrem Captain hin, aus dessen Schläfe Blut lief und den asphaltierten Boden benetzte. „Keine Sorge, Sarquiss“, sagte Luffy an den Jungen mit den türkisfarbenen Haaren gewandt. Er sprach leise, doch alle auf dem Platz konnten seine Worte genau hören. „Er ist nicht tot.“

Die Worte schienen die Bandenmitglieder jedoch nicht besänftigen zu können, sondern stachelten sie eher noch auf. Sie warfen Luffy, der sich umgewandt hatte, lautstark Schimpfwörter an den Kopf und buhten ihn aus. Gerade, als er ein paar Schritte weit gegangen war, sah Ace wie Sarquiss in seine Hosentasche griff. Ehe er Luffy eine Warnung zurufen konnte, warf dieser das Messer nach seinem kleinen Bruder.

Ohne sich auch nur umzudrehen wich Luffy dem Messer mit einem Schritt zur Seite seelenruhig aus. Er blieb stehen, ein kurzer Moment verging und dann sagte er mit kühler Stimme: „Ein geschlagener Hund sollte nicht bellen. Das macht ihn nur lächerlich.“ Und dann ging er weiter, den Strohhut tief ins Gesicht gezogen.
 

*
 

„Oi Luffy! Ich bin so stolz darauf, dich unseren Captain nennen zu dürfen! Ich habe von Anfang an an dich geglaubt! Dieser Ratte Bellamy hast du es gezeigt!“

Ace zog die Augenbrauen zusammen. „Warst du nicht derjenige, der mich geholt hat, um einzugreifen, Usopp?“ „W-was? Natürlich nicht! Ich bin Luffy absolut loyal und glaube an ihn!“

Sie brachen alle in Gelächter aus. „Lasst uns anstoßen“, meinte Nami und reichte jedem eine Flasche Bier. Sie saßen alle in einer Runde: Ace, Nojiko, Sanji, Nami, Usopp, Zoro und Luffy. Klirrend stießen sie in der Mitte ihres Kreises an. „Auf die Mugiwara-Bande!“

„Auf die Mugiwara-Bande!“ Gleichzeitig nahmen sie alle den ersten Schluck.

„Dem Typen hast du’s echt gezeigt, Luffy, meinen Respekt!“

„Danke, Zoro“, grinste sein kleiner Bruder stolz. „Der Typ ist erledigt!“

„Da wäre ich mir nicht so sicher“, unterbrach Ace die fröhliche Lobrede. Die Anderen warfen ihm einen fragenden Blick zu. „Was meinst du damit? Luffy hat Bellamy doch in einem fairen Kampf besiegt, oder nicht?“

„Das schon“, begann Ace, „aber ich kenne Bellamy selbst. Er ist zwar Captain der Bellamy-Bande, doch die sind nur eine Untergruppe. Genau genommen gehört er zu Donquixote Doflamingo. Und soweit ich gehört habe, ist das einer der stärksten Captains in ganz Grandline City. Ich hoffe für euch, dass dieser Kampf kein Nachspiel haben wird. Denn genauso wie Baroque Works wird auch die Doflamingo-Bande eine Nummer zu groß für euer Quartett sein.“

„Naja, jetzt sind wir ja schon zu siebt, oder nicht?“

„Wieso zu siebt?“

„Naja, du, ich, Zoro, Nami, Usopp, Sanji und Nojiko.“

„Ich gehöre immer noch nicht zu deiner Bande, Luffy!“, unterbrach Ace ihn aufbrausend. „Und ich auch nicht“, fügte Nojiko hinzu. „Ich respektiere dich Luffy und bin dir für alles, was du für Nami tust, dankbar. Aber genauso wie Ace werde ich mich aus dieser Banden-Angelegenheit heraushalten.“

„Ich trete dir bei, wenn du es erlaubst.“

Alle Blicke richteten sich überrascht auf Sanji, der sich in Ruhe eine Zigarette anzündete. „Schließlich ist meine teuerste Nami auch Mitglied!“

Zoro sah ihn misstrauisch an. „Du willst bloß wegen Nami beitreten?“

„Ein Problem damit?“

„Ich finde es klasse!“, unterbrach Luffy grinsend den aufkommenden Streit. „Jetzt habe ich schon vier Leute gefunden! Bald wird die Mugiwara-Bande die Stärkste in ganz Grandline City sein!“ Dann verzog er für einen kurzen Moment den Mund. „Aber ein Musiker wäre mir lieber gewesen…“
 

~
 

Kapitel 4 - ich hoffe, ich habe euch nicht zu lange warten lassen. ;) Gegen Ende gab es als Entschuldigung ja sogar ein bisschen Spannung. xD

Und jup, Luffy hat nun also auch Bellamy fertig gemacht und Sanji ist (das haben bestimmt einige geahnt) der Mugiwara-Bande beigetreten. (Soll ich die Info im steckbrief ändern oder nicht? :/) :D

Mal schauen wie es Ace und Luffy im nächsten Kapitel ergehen wird - und ob der kampf mit Bellamy doch noch Folgen haben wird.

Über einen Kommentar freue ich mich natürlich sowieso immer! :D
 

bye

sb

Kapitel 5

Kapitel 5
 

Als Ace einige Tage später seinen Geschichtsraum betrat, fiel ihm als allererstes auf, dass Hyena Bellamy nicht anwesend war. Und dass dieser noch erscheinen würde, war äußerst unwahrscheinlich – er war selbst fast vierzig Minuten zu spät. „Portgas D. Ace!“, brüllte sein Lehrer Smoker, der für seine gnadenlose Strenge fast schon stadtbekannt war. Irgendwie hatte Ace das Gefühl, der Gott dieser Schule konnte ihn nicht leiden und hatte ihm ausgerechnet in seinen Lieblingsfächern die allerschlimmsten Lehrer aufgehalst. „Entschuldigen Sie bitte meine Verspätung“, rasselte er darum eilig hinunter, ehe er zu seinem üblichen Platz neben Marco hastete und Smoker sich ein wenig beruhigte.

„Oi, Ace“, flüsterte dieser ihm zu, als ihr Lehrer sich wieder der Tafel zuwandte. „Mal wieder zu spät?“ Ein kleines Grinsen legte sich auf seine Lippen. Ace zuckte mit den Schultern. „Ich musste gestern im Baratie eine Extra-Schicht bis zwei Uhr einlegen“, flüsterte er zurück, „hab heute Morgen verschlafen. Luffy, der Idiot, auch, deswegen sind wir beide zu spät.“ Marco lachte leise. Er selbst war zwar absolut organisiert und kam niemals zu spät, doch trotzdem schien er sich abgesehen von Whitebeard nicht viel aus Autoritäten zu machen. „Sag mal, stimmen eigentlich die Gerüchte, was dein Bruder und Bellamy angeht? Ich habe gehört, er hat ihm einen echten Denkzettel verpasst.“ Ace nickte halb stolz, halb besorgt. „Ja, er hat ihm mit einem einzigen Schlag fertig gemacht. Aber ich bin mir nicht sicher, ob…“

„Portgas D.!“ Smokers Stimme klang schneidend und sein Blick war eiskalt, als er ihn auf seinen redefreudigen Schüler richtete. „Ich nehme an, dass Sie nichts dagegen haben werden, nach dieser Stunde in der Pause dazubleiben und darüber nachzudenken, wie man sich im Unterricht verhält. Anscheinend haben Sie das auch im Alter von zwanzig Jahren noch nicht gelernt.“ Ace seufzte genervt auf. Seine Arbeit im Baratie nahm ihm sowieso schon die meiste Freizeit, und nun wurde er auch noch zum Nachsitzen in seiner kargen Schulpause verdonnert. Dennoch leistete er keinen Widerstand. Inzwischen hatte Ace längst mitbekommen, dass mit diesem Lehrer nicht zu spaßen war; wenn Autorität der zweite Vorname seines Sportlehrers Hawkeye war, dann war Strenge definitiv der von Smoker. „Ebenso wie Phoenix neben Ihnen.“ Wenigstens, dachte Ace bedröppelt, war er fair.
 

Auch wenn Ace heftig zu spät gekommen war, zog sich der Unterricht hin wie Kaugummi. Er wagte es nicht mehr mit Marco zu sprechen, weil er keine Lust auf ein weiteres Mal Nachsitzen hatte, und machte diesem ein Zeichen, dass er nach der Schule mit ihm über Luffy sprechen würde. Hier in der Schule war Marco so etwas wie sein bester Freund und er hoffte, dass dieser ihn ein wenig beruhigen konnte, was Luffy und Bellamy anging. Ace machte sich noch immer große Sorgen wegen Donquixote Doflamingo. Wenn dieser tatsächlich in derselben Liga spielte wie Whitebeard, war es sicher gesünder sich nicht mit ihm anzulegen.

Als es endlich klingelte und die Schüler stürmisch den Geschichtsraum verließen, seufzte Ace gepeinigt auf und blieb, den Kopf auf die Hand abgestützt, neben Marco auf seinem Stuhl sitzen. Eigentlich hatte er gerade überhaupt gar keinen Bock darauf, sich ausgerechnet mit Smoker abzugeben.

„Phoenix, Portgas D., Sie beide scheinen meinen Unterricht wohl als eine Art Zeit für Tratsch und Quatsch zu sehen. Nun, ebenso wissen Sie allem Anschein nach auch, warum ihr Mitschüler Hyena bereits seit mehreren Tagen fehlt. Rückt schon mit der Sprache raus, ihr Bälger: Was ist hier los?“ Ace warf Smoker einen seltsamen Blick zu. Er hatte mit einem üblichen Tadel gerechnet, eben einen Vortrag darüber, dass man im Unterricht zuhören sollte, damit man seine Mitschüler nicht störte und später einen guten Job fand. Dass Smoker wissen wollte, was zwischen Bellamy und Luffy vorgefallen hatte, hatte er als allerletztes erwartet. Warum zur Hölle interessierte sich denn ihr Geschichtslehrer dafür? Ace verstand nur noch Bahnhof.

Ebenso unerwartet antwortete Marco neben ihm in einem spöttischen Tonfall: „Netter Versuch, Smoker! Aber ich fürchte, dass Banden-Angelegenheiten Sie nichts angehen!“

Smoker knurrte leise und spießte Marco mit bösen Blicken förmlich auf. „Hyena ist einer meiner Schüler“, meinte er bissig, „und ich habe ein Recht darauf zu erfahren, was mit ihm geschehen ist.“ Als Antwort zuckte Marco mit den Schultern. „Weder Ace noch ich haben etwas mit ihm zu tun. Warum fragen Sie nicht Sarquiss oder Lilli? Schließlich sind sie in derselben Bande.“

Niemand von ihnen gab einen Ton von sich. Smoker starrte Marco an, Marco starrte zurück, beide Blicke waren feindselig, und Ace fragte sich stumm, was zur Hölle hier eigentlich los war und was er verpasst hatte. Nach zwei oder drei Minuten, in denen niemand von den beiden den Blick senkte, meinte Smoker schließlich kurz angebunden: „Sie dürfen gehen.“

Und damit verließen sowohl Marco als auch Ace so schnell wie möglich den spannungsgeladenen Geschichtsraum und machten sich auf den Weg zu ihren nächsten Fächern.
 

*
 

Nach der Schule wartete Ace wie verabredet vor dem Schultor, bis Marco gemeinsam mit einem breit grinsenden Thatch vor ihm auftauchte. „Oi, Ace, ich habe gesehen wie dein Bruder Bellamy fertig gemacht hat“, begrüßte letzterer ihn und legte brüderlich einen Arm um seine Schulter. „Das war ja wirklich gigantisch! Mit nur einem einzigen Schlag! Kannst du ihn nicht dazu überreden, auch unserer Bande beizutreten?“ „Oi, Thatch, Marco“, meinte Ace und schüttelte den Kopf, während sie sich auf den Weg machten. „macht euch keine Hoffnungen. Luffy hat bereits eine eigene Bande gegründet und in dieser Sache ist er ein echter Sturschädel.“ Dann fügte er noch hinzu: „Und was heißt hier unsere Bande. Ich bin der Whitebeard-Bande immer noch nicht beigetreten.“ „Noch nicht“, echote Thatch lachend. „Pops hat dich nämlich wirklich gerne, er redet oft von dir. Wir bringen dich schon noch dazu, uns beizutreten.“ Ace quittierte diese Aussage mit einem Schweigen.

Es gab derzeit wichtigere Dinge, um die er sich Gedanken machte. Die Mugiwara-Bande zum Beispiel. Er hoffte wirklich von ganzen Herzen, dass sich Doflamingo durch den Sieg Luffys über Bellamy nicht provoziert fühlte und auf seinen jüngeren Bruder losging. Auf der anderen Seite jedoch: Hatte nicht er selbst auch bereits Bellamy ausgeschaltet? Damals, als er Thatch und über diesen die Whitebeard-Bande überhaupt erst kennenlernte. Und bisher hatte diese Aktion noch kein Nachspiel gehabt. Doch hatte er diesen nicht annähernd so fertig gemacht wie Luffy es getan hatte, und schon gar nicht in aller Öffentlichkeit.

„Was ist los mit dir, Ace? Du wirkst so niedergeschlagen.“

Er zuckte mit den Schultern. „Ich mache mir derzeit große Sorgen um Luffy und seine Leute. Ihr wisst schon, natürlich wegen Bellamy.“ Thatch pflichtete ihm nickend bei. „Klar, weil Bellamy zu Doflamingo gehört, nicht wahr? Der Typ ist wirklich gefährlich, selbst wir gehen ihm so gut wie möglich aus dem Weg. Er ist in einer Menge illegaler Geschäfte verwickelt, Menschenhandel, Prostitution und so weiter.“ Ace lief ein Schauer über den Rücken. „Im Ernst jetzt? So heftig ist der drauf?“ Thatch und Marco nickten beide. Na super, dachte Ace, seine Sorgen hatten die beiden also definitiv nicht zerstreuen können.

„An deiner Stelle würde ich echt aufpassen, du weißt schon, wachsam sein. Rate das am besten auch deinem Bruder! Mit Doflamingo ist nicht zu spaßen! Und Bellamy wurde schließlich im Prinzip vor der ganzen Stadt besiegt. Das wird Doflamingos Ansehen stark angeknackst haben.“

„Dieses Duell macht wirklich die Runde in Grandline City. Sogar Smoker hat heute versucht, mich und Ace über diesen Vorfall auszuquetschen. Natürlich habe ich nichts verraten“, warf Marco ein. Ace erinnerte sich an Marcos seltsames Verhalten, während Smoker mit ihnen beiden gesprochen hatten. Auch wenn er Mitglied der Whitebeard-Bande war, hatte Ace ihn noch niemals so respektlos gegenüber jemand anderem erlebt, schon gar nicht gegenüber einem Lehrer. Ob Smoker ihm deswegen eine schlechte Geschichtsnote reinwürgen würde? Hoffentlich nicht, dachte Ace, denn schließlich war er mitschuldig daran, dass es überhaupt so weit gekommen war. Und Geschichte war ihr Leistungskurs.

Doch Thatch neben ihm lachte nur schallend. „Dieses Aas… Unglaublich, dass er sich mit dir angelegt hat, Marco! Er nimmt sich viel heraus, nur weil er bei der Regierung ist.“

Ace glaubte sich verhört zu haben. „Smoker ist bei der Regierung?“, hakte er überrascht nach. Marco und Thatch nickten. „Sogar ein ziemlich hohes Tier, wenn ich mich nicht irre. Er hasst das ganze Bandensystem und hat auch schon die ein oder andere Bande zerschlagen. Darum hat Marco ihm auch nichts von Bellamy berichtet. Auch wenn wir mit Doflamingo verfeindet sind – wir hassen die Regierung mehr als jede andere Bande! Und in dieser Hinsicht sind sich alle Banden einig! Man verpfeift bei der Regierung niemanden!“

„Wow“, machte Ace und speicherte die neuen Informationen, „ich habe gar nicht gewusst, dass in dieser Stadt noch irgendjemand anderes regiert als die Banden.“ Doch hatte nicht selbst Zoro an ihrem ersten Tag in Grandline City davon gesprochen, dass er vom Sohn des Bürgermeisters verfolgt worden war? Gerade wollte er den Mund aufmachen um weitere Fragen über diese Regierung zu stellen, von der er auch nach Wochen in dieser Stadt noch nicht viel mitbekommen hatte, als eine aufgeregt wirkende Gestalt auf das Trio zuhetzte.
 

Der Mann hatte einen dunklen Teint und trug einen Zylinder auf den Kopf, sein Gesicht zierte einen französischen Schnurrbart. Ace wäre bei dieser ominösen Gestalt sofort in Angriffsposition übergegangen, wenn nicht Marco und Thatch neben ihm völlig ruhig geblieben wären und dem Mann mit freundlicher Gelassenheit entgegengeblickt hätten. „Oi, Vista“, begrüßten Thatch den seltsam gekleideten Mann, der vielleicht in Diamond Jozus Alter war, „warum so gehetzt? Das hier ist übrigens Portgas D. Ace, du weißt schon, von dem wir dir so viel erzählt haben. Er war es, der Thatch vor Bellamy gerettet hat. Ace, das hier ist Vista…“ „Wir haben keine Zeit für so etwas“, unterbrach Vista, der allem Anschein nach genauso wie Thatch und Marco zur Whitebeard-Bande gehörte, Thachts Redeschwall, „ihr müsst unbedingt schnell mitkommen! Ihr werdet es nicht glauben!“

Sofort wurden sie alle Drei hellhörig und ohne weitere Sekunden zu verschwenden, folgten sie dem völlig aufgelösten Vista durch die Straßen. „Was ist denn passiert?“, fragte Marco alarmiert, während sie rannten, „ist etwas mit Pops los?“ Vista schüttelte den Kopf. „Nein. Es geht um Hyena Bellamy!“

„Bellamy?“ Sofort befiel Panik Aces Körper. Was war los? Hatte er Luffy zu einer Revanche herausgefordert? Oder ihn aus einem Hinterhalt heraus angegriffen, um sich für die Blamage zu rächen? „Was ist denn passiert? Was hat er getan?“ „Oh, er hat nichts getan.“ „Und warum zur Hölle rufst du uns dann so panisch!?“ „Weil er tot ist.“

„Was!?“

Sie erreichten einen Platz, abseits ihrer High School, dem Baratie und all den anderen Orten, an denen Ace sich für gewöhnlich aufhielt. Wie bereits bei dem gigantischen Kampf zwischen Luffy und Bellamy hatte sich ein Kreis gebildet und Ace vermutete, dass sich die Leiche Bellamys in seiner Mitte befand. Im Gegensatz zu der Situation vor einigen Tagen jedoch musste sich Ace nicht durch die Menschen drängeln, um bis nach vorne zu gelangen: Kaum erblickte man Marco, Thatch und Vista hinter ihm, machten die Menschen eilig Platz und es öffnete sich eine Gasse inmitten der Menge. Dieses Verhalten verwirrte ihn ein wenig, doch im Augenblick gab es wirklich wichtigere Dinge, um die er Gedanken machen sollte. Mit klopfendem Herzen durchquerte Ace Seite an Seite mit den drei Anderen die freigewordene Gasse.

Er wusste nicht recht, was er sich vorgestellt hatte, als er durch Vista vom Tod Bellamys erfahren hatte; es war ja gerade einmal wenige Minuten her gewesen. Doch das Szenario, das er nun vor sich sah, hatte Ace ganz sicher nicht erwartet und es verschlug ihm den Atem: Auf dem gepflasterten Boden in der Mitte des Platzes saß Sarquiss mit tränennassem Gesicht und hielt die Leiche Bellamys auf seinem Schoß fest. In seinen Hals war ein Loch gestochen worden, das so groß war, dass Ace selbst aus einiger Entfernung problemlos hindurch sehen konnte. Neben Sarquiss lag ein großes, blutiges Messer, mit dem der Mord anscheinend durchgeführt wurde. Es war ein schrecklicher Anblick.

„Was ist hier passiert?“, fragte Marco, der neben Ace stand und im Gegensatz zu ihm überaus gefasst wirkte. Im Gespräch mit Smoker war er ihm viel emotionaler vorgekommen. Als wäre eine Leiche mit durchstochenem Hals etwas völlig Alltägliches. Und plötzlich kam Ace der schaurige Gedanke, dass ein solcher Anblick in dieser verfluchten Stadt vielleicht tatsächlich alltäglich war. „Bigknife Sarquiss hat Bellamy erstochen“, antwortete jemand aus der Menge ehrfürchtig, „Mugiwara no Luffy hat ihn besiegt. Das konnte Donquixote Doflamingo nicht auf sich sitzen lassen. Also hat er Sarquiss befohlen ihn zu erstechen.“ „Genau“, fügte jemand anderes hinzu, „er drohte, ansonsten sie alle beide umbringen zu lassen.“

„Oh Gott!“, meinte Ace und unterdrückte die aufkommende Übelkeit, während er Sarquiss und Bellamy betrachtete. Sarquiss, dem Tränen über das blasse Gesicht liefen und der die Leiche in seinen Armen festgekrallt hielt und Bellamy mit dem blutigen Loch im Hals. Bellamy war in seinem Geschichtskurs gewesen, er hatte nahezu jeden Tag nur wenige Meter entfernt von ihm gesessen. Und auch wenn Ace immer der Meinung gewesen war, dass Bellamy ein Bastard war… einen solchen Tod hatte er ihm nicht gewünscht. So einen Tod verdiente wohl kaum jemand. Erstochen durch den eigenen Kameraden… Ace schüttelte sich.

Natürlich hatte er gewusst, dass dieses Bandensystem hart war. Dass es oft darauf ankam, welcher Bande man angehörte und welchen Ruf man genoss. Doch bisher hatte er geglaubt, dass die ganze Sache dennoch in einem gewissen Rahmen blieb, auf dem Niveau von hauptsächlich verbalen Feindseligkeiten untereinander und der einen oder anderen Schlägerei.

Nun, er hatte sich geirrt. Hier war ein Mord geschehen und zwar einer der grausamsten, von denen Ace jemals gehört hatte. Und das bloß, dachte er und musste sich zusammenreißen, um sich nicht zu übergeben, weil Luffy Bellamy letztens auf diesem beschissenen Sportplatz besiegt hat. Gottverdammt nur deshalb!

„Ist Donquixote Doflamingo noch in der Nähe?“, fragte Marco neben ihm mit einer Stimme, die immer noch überraschend sachlich war. „Nein“, antwortete wieder jemand aus der Menge, „er ist nach Vollzug der Strafe sofort wieder verschwunden.“ „Was für ein mysteriöser Mann“, tuschelte irgendjemand hinter ihm. „Was für ein grausames Exempel!“ „Selbst Schuld, wenn man sich auf eine solch große Bande einlässt!“

„Lasst uns wieder gehen, Marco, Ace, Vista“, sagte Thatch. „Wir haben die Sache hier gesehen und jetzt gibt es nichts mehr für uns zu tun hier. Die beiden Typen gehören nicht zu unserer Bande.“ Marco nickte. „Du hast Recht. Trotzdem sollten wir Pops so schnell wie möglich Bericht darüber erstatten. Doflamingo ist verdammt gefährlich.“ Marco, Thatch und Vista nickten einstimmig. Sie wandten sich um und waren bereits ein paar Schritte gegangen, ehe sie merkten, dass Ace ihnen nicht folgte. Marco drehte seinen Kopf zu ihm um. „Was ist los mit dir? Kommst du, Ace?“ Ace brauchte ein oder zwei Sekunden, dann bewegte er sich langsam von der Stelle und folgte den anderen Drei stumm durch die Menschenmasse.
 

*
 

Als er am Nachmittag in seiner Wohnung ankam, hatte Ace das Gefühl, um Jahre gealtert zu sein. Er hörte Luffy, Zoro, Nami, Usopp und Sanji im Wohnzimmer quatschen und herumalbern, und zum ersten Mal seit langem munterte ihn diese fröhliche Geräuschkulisse nicht auf. Hyena Bellamy war tot! Bigknife Sarquiss hatte ihn ermordet! Beides waren Mitschüler von Ace und auch von Luffy, Zoro, Nami und Usopp gewesen. Es kam ihm seltsam falsch vor, sich jetzt zu Luffy und seiner Bande ins Wohnzimmer zu setzen und völlig unberührt weiterzumachen, auch wenn Marco, Thatch und Vista das allem Anschein nach problemlos hatten tun können.

Fast schon hatte er den ersten Schritt in Richtung Badezimmer gemacht –eine kalte Dusche würde ihm jetzt sicher gut tun-, als zufällig die Wohnzimmertür aufging und sein jüngerer Bruder ihn erblickte. Er lächelte freudestrahlend und hielt, wie nicht anders zu erwarten gewesen, ein großes Stück Pizza in der Hand. „Oi, Ace! Warum guckst du so traurig? Komm doch rüber, wir haben Bier und Pizza!“ Luffy griff nach seiner Hand und zerrte ihn die paar Schritte ins Wohnzimmer, wo man ihn fröhlich begrüßte. Halbherzig ließ er sich auf den Teppich sinken und eine Flasche Bier in die Hand drücken. Eigentlich hatte er jetzt überhaupt gar keine Lust auf ein so ausgelassenes und sorgenloses Fest.

Auch die Anderen schienen zu bemerken, dass mit ihm irgendetwas nicht stimmte. „Was ist denn los mit dir? Ace?“ Es war Nami, die ihn als erstes ansprach und sich neben ihn auf den Fußboden setzte. „Ist irgendetwas passiert?“

Ohne weiter darüber nachzudenken antwortete er: „Bellamy ist tot.“ Augenblicklich wurde es totenstill im Wohnzimmer. Niemand sagte mehr ein Wort, die Bierflaschen klirrten nicht mehr, alle Blicke richteten sich auf Ace. „W-wie tot?“, fragte Usopp schließlich völlig verdattert und blickte ihn unsicher an, „Was meinst du mit tot?“ „Tot eben“, erwiderte Ace aufbrausend, „Erstochen! Was soll das denn sonst heißen? Man hat ihm ein riesiges Loch in den Hals gestochen! Er ist tot! Mausetot!“

„Woher weißt du das?“

„Ich habe seine Leiche gesehen. Nach der Schule bin ich noch eine Weile mit Marco und Thatch durch die Stadt getratscht und da haben wir dann einen Typen namens Vista getroffen. Der meinte, wir sollten uns das unbedingt ansehen und dann… dann lag er eben da. Sarquiss hat ihn festgehalten.“

„Wer hat es denn getan?“

„Na, Sarquiss natürlich!“ Langsam wurde Ace ungeduldig. Warum verstanden sie denn nicht, was er ihnen sagen wollte? „Doflamingo ist aufgetaucht, und hat dann Sarquiss befohlen Bellamy zu erstechen. Ansonsten hätte er sie beide umgebracht. Es war ein Exempel, weil Luffy ihn doch ein paar Tage zuvor in aller Öffentlichkeit besiegt hat! Ich glaube, es soll eine Warnung sein. An die anderen Bandenmitglieder…“ Seine Stimme wurde gegen Ende seiner Rede immer leise, bis sie schließlich zu einem Flüstern absank. Luffy und die Anderen starrten ihn entsetzt an und aus irgendeinem Grund tat Ace diese Reaktion gut. Fast mehr als den Mord selbst hatte ihn geschockt, wie ruhig und gelassen Marco, Thatch und Vista mit der Situation umgegangen waren. „Ohje…“, meinte Nami neben ihm und hielt sich die Hand vor den Mund. „Das ist ja schrecklich!“, stimmte Usopp ihr zu, und auch Luffy und Sanji zeigten bestürzte Gesichter.

Der einzige, der sich völlig sachlich gab, war Zoro. „Das ist verdammt schlecht“, meinte er und zog mit seinen Worten die Aufmerksamkeit der ganzen Gruppe auf sich. „Anscheinend hat Doflamingo diesen Kampf zwischen Bellamy und Luffy sehr persönlich genommen. Das ist auch kein Wunder, schließlich war Bellamy der Captain seiner Zweitbande und seine Niederlage wird seinen Ruf sehr angeknackst haben. Als erstes hat er sich an seinen eigenen Leuten gerächt. Da bleibt die Frage offen, ob er sich nicht demnächst auch an Luffy rächen will.“

„Und an Ace auch!“, warf Usopp ein, der sich allem Anschein nach noch daran erinnerte, dass Ace erwähnt hatte, auch gegen ihn gekämpft zu haben. Er verwarf Usopps Einwand jedoch. „Das glaube ich nicht“, meinte er, „bei meiner Auseinandersetzung mit Bellamy war niemand außer ein paar Leuten aus seiner Bande und mir und Thatch anwesend. Ich glaube nicht, dass Doflamingo jemals davon erfahren hat.“ Blieb also doch nur noch Luffy als einzige Zielscheibe übrig.

„Du musst auf dich aufpassen, Luffy!“, warnte er seinen jüngeren Bruder mit eindringlicher Stimme und erinnerte sich daran, dass auch Marco, Thatch und Vista ihm das geraten hatten, „am besten ist es, du lässt dich in nächster Zeit auf keine Provokation ein! Das ist verdammt gefährlich!“

Nun richteten sich alle Blicke auf Luffy, der auf der Couch saß und seinen Strohhut tief ins Gesicht gezogen hatte. Er war der einzige, der sich noch überhaupt nicht zu dieser Situation geäußert hatte, fiel Ace plötzlich auf und er fragte sich, was Luffy wohl dachte. „Na und?“, meinte er mit ernster Stimme, „ich habe mir vorgenommen, meine eigene Bande auf die Beine zu stellen und die Herrschaft über Grandline City zu übernehmen. Dieser Doflamingo-Typ ist mir völlig egal! Wenn er will, dann bekämpfe ich ihn gleich morgen! Ich fürchte mich vor niemandem! Wie soll ich denn stärker werden und den Ruf meiner Bande vergrößern, wenn ich mich verkrieche?!“

„Luffy!“ Wieder einmal war Nami der vernünftige Part in der Gruppe und sie fixierte ihren Captain mit wütender Miene. „Überschätz dich nicht! Du hast doch selbst erfahren, dass Doflamingo nicht einmal vor Mord zurückschreckt!“ Luffy zuckte mit den Schultern und rückte seinen Strohhut zurecht. „Wenn ich dabei sterbe, dann ist das in Ordnung. Aber wenn ich mich feige verstecke, werde ich das mein Leben lang bereuen.“ Diese Worte machten Eindruck und für einen Augenblick sagte niemand etwas.
 

Es dauerte nicht allzu lange, dann war die übliche heitere Stimmung wieder hergestellt, auch wenn Ace sie noch immer nicht ganz genießen konnte. Er hatte nicht mehr andauernd das Bild vom toten Bellamy vor Augen, doch er machte sich um viele andere Dinge Gedanken. Hatte Doflamingo es nun auf Luffy abgesehen? Ace wünschte sich, er würde etwas mehr über diesen mysteriösen Mann und seine Bande wissen. So war es sehr schwer ihn einzuschätzen. Und er fragte sich auch, was Marco und Thatch gerade wohl taten. Ob sie Whitebeard bereits von Bellamys Ermordung berichtet hatten? Wie sie wohl darüber sprachen? Sicherlich dachten sie deutlich sachlicher und unberührter als er über diese Sache, auch wenn sie genauso wie er Mitschüler von Bellamy gewesen waren.

Und es interessierte ihn auch immer noch sehr, was da heute zwischen Smoker und Marco abgelaufen war. Er hatte seinen Freund niemals so respektlos mit einem Lehrer sprechen können. Und Smoker hatte es sogar hingenommen. Als hätte er gewusst, dass sein Versuch, an Informationen zu gelangen, zum Scheitern verurteilt war. Was hatte das nur zu bedeuten? Marco hatte gemeint, Smoker würde bei der Regierung arbeiten. Aber er war doch ihr Lehrer, oder nicht?

„Sag mal“, fragte er darum in die Runde, „weiß jemand von euch, wie die Regierung hier in Grandline City funktioniert?“ Zoro, Nami, Usopp und Sanji blickten ihn überrascht an. „Wieso willst du das wissen?“, wurde er gefragt und Ace berichtete knapp, was heute zwischen Smoker und Marco nach der Geschichtsstunde vorgefallen war. „Wusstest du das nicht?“, fragte Zoro ihn mit hochgezogener Augenbraue.

„Was soll ich wissen?“

„Naja, dass Smoker ein Mitglied der Regierung ist. Soweit ich weiß ist er sogar ein Vize-Admiral.“

„Und was hat das zu bedeuten?“

Zoro seufzte, dachte einen Augenblick nach und erklärte ihm schließlich: „Auch wenn das Leben in Grandline City hauptsächlich durch das Bandensystem geprägt ist, gibt es hier natürlich, zumindest offiziell, eine Regierung. Unser Bürgermeister heißt Morgan. Vielleicht erinnerst du dich noch, als ich Luffy das erste Mal begegnet bin, da war ich auf der Flucht vor seinem Sohn Helmeppo. Dieser widerliche Bastard hat mich mit seinem Köter verfolgt, als ich meine Schwerter nicht zur Hand hatte. Aber weiter im Text: Die Regierung ist natürlich alles andere als begeistert von den Banden und tut alles, um dieses System zu zerschlagen. Ihre Leute werden praktisch überall eingesetzt. Sie sind Lehrer, Polizisten, manche sind sogar undercover selbst Mitglieder irgendwelcher Banden. Einige einzelne waren sehr erfolgreich und haben bereits Banden vernichten können. Wenn du in der Regierung gute Arbeit leistest, bekommst du einen Rang. Das höchste ist der Rang eines Admirals.“

Ace schluckte. „ Und Smoker ist ein Vize-Admiral?“

„Ja. Als Mitglied einer Bande sollte man sich vor ihm auf jeden Fall in Acht nehmen, denn er ist verdammt gefährlich.“

„Das heißt also, die Bandenmitglieder sind die Kriminellen und die Regierung sorgt für Recht und Ordnung?“

Nun war es Sanji, der sich in das Gespräch einmischte. Für gewöhnlich wandte sich Ace bei solchen Fragen an ihn und er schien es überhaupt nicht gerne zu sehen, dass Zoro ihm seinen Platz als Informant streitig machte. „Das kann man so nicht sagen“, meinte er und zog an seiner Zigarette, „nicht alle Banden sind kriminell. Das beste Beispiel sind schließlich wir. Und die Whitebeard-Bande ist sogar bekannt dafür, sich aus solchen Dingen herauszuhalten. Auf der anderen Seite sind nicht alle Mitglieder der Regierung so ehrenhaft wie sie tun.“ Zoro, der anscheinend wieder an Helmeppo dachte, nickte mit finsterem Blick.

Ace legte den Kopf schief. Das waren ziemlich viele neue Informationen auf einmal. „Wenn man Mitglied einer Bande ist, sollte man auf jeden Fall vorsichtig sein“, warnte Sanji ihn, „von der Regierung gefasst zu werden ist kein Spaß. Viele werden ins Gefängnis gesteckt oder sogar hingerichtet.“

„Und warum treten die Leute denn dann überhaupt einer Bande bei, wenn es doch so gefährlich und sogar illegal ist? Ist das nicht völlig bescheuert? Ich meine, mein eigener Geschichtslehrer ist ein Vize-Admiral!“ Plötzlich erschien es ihm unglaublich fahrlässig, dass Marco so respektlos mit Smoker gesprochen hatte. Im schlimmsten Fall würde ihn dieses Verhalten bald nicht nur seine gute Note, sondern gleich seinen Kopf kosten! „Weil eine Bande auf der anderen Seite Schutz bietet. Wenn ein Mitglied einer bekannten Bande gefangen genommen worden ist, sorgt das immer für eine Menge Probleme, weil die restlichen Mitglieder in der Regel mit aller Macht versuchen das Mitglied zurückzuerobern. Auf diese Weise entstehen teilweise verdammt gefährliche Straßenschlachten und Attentate. Besonders bekannt dafür ist auch wieder die Whitebeard-Bande. Whitebeard lässt niemals die Gefangennahme oder den Tod eines seiner Kinder ungesühnt. Außerdem sind auch die einzelnen Bandenmitglieder in ihrer Stärke nicht zu unterschätzen. Die Kommandanten der ersten Divisionen der Whitebeard-Bande könnten es sicherlich mit einem Vize-Admiral aufnehmen, genauso wie die Untergruppen-Captains der Supernovae-Bande.“

„Ja, in der Regel ist das ein ziemlich ausgeglichenes Spiel. Auf beiden Seiten gibt es Starke und Schwache, Gute und Böse. Es ist ein ewiges Hin und Her.“

„Unterbrich mich nicht, du Idiot!“

„Ich habe dich nicht unterbrochen, sondern nur etwas hinzugefügt, kapiert?!“

Während Zoro und Sanji sich mal wieder zu fetzen begannen, legte Ace nachdenklich den Kopf in den Nacken. Wenn ich also tatsächlich der Whitebeard-Bande beitrete, dachte er, dann hätte ich gleich die gesamte Regierung dieser Stadt gegen mich aufgebracht. Das ist überhaupt nicht gut.

Gerade nachdem, was er heute gesehen hatte, verspürte Ace überhaupt keine Lust mehr, sich irgendeiner Bande anzuschließen. Vielleicht hätten sie doch im East Blue bleiben sollen. Doch dann kam ihm wieder Sabo in Erinnerung und einen Augenblick später war Ace doch froh über ihren Umzug nach Grandline City. Er wollte nicht an Sabo erinnert werden, und wenn der Preis für diesen Wunsch eine von Banden kontrollierte Stadt war, dann nahm er ihn eben in Kauf.
 

~
 

Und hier gibt es dann gleich Kapitel 5! :D Hoffentlich hat es euch gefallen. ;)

Vor allen Dingen hoffe ich auch, hier ein paar Fragen geklärt zu haben. Einige von euch hatten ja gefragt, wie es z.B. mit der Regierung in Grandline City aussieht usw. :P

Ich freue mich über jeden Kommi & bis zum nächsten Kapitel! :P
 

bye

sb



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Kommentare zu dieser Fanfic (9)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Ysaye
2012-05-20T16:37:17+00:00 20.05.2012 18:37
Oha! Das waren ja jede Menge interessante Infos. Ich fürchte nur, bei Ruffys Persönlichkeit wird es mit Sicherheit nicht lange dauern, bis er nicht nur sämtliche Banden, sondern auch die Regierung gegen sich aufbringt. Und auch Ace ist ein Magnet für Ärger ohnegleichen... bin ja schon mal gespannt, was von nun an passieren wird.

Mit Bellamy's Tod habe ich allerdings nicht gerechnet - De Flamingo schenkt sich also nichts, auch nicht in deiner Version. Können nur noch hoffen, dass Ruffy rechtzeitig weitere starke Mitglieder/Verbündete findet...!
Von:  Naddl
2012-05-06T22:19:34+00:00 07.05.2012 00:19
Hallo,

die Geschichte ist wirklich super. ich finde es wirklich spannend geschrieben. Wird die Sache mit Bellamy noch Konsequenzen haben?
Hoffentlich kommt Shanks auch noch vor, er ist einer meiner Lieblingscharaktere.
Außerdem frage ich mich was mit Sabo passiert ist.
Ich freue mich schon auf dein nächstes Kapitel.
Viele Grüße
Von:  Ysaye
2012-05-06T16:44:54+00:00 06.05.2012 18:44
Gut, Bellamy hat also noch mal ne ordentliche Abreibung gekriegt und Ruffys Name spricht sich wohl nun auch rum.. :-D

Aber wann hat er Buggy erledigt? War das schon in einem der letzten Kapis?
Von:  Ysaye
2012-04-22T12:36:55+00:00 22.04.2012 14:36
Whoa, that was quite close... lucky Ace does have some talent for diplomacy other than his little brother; otherwise Whitebeard might have felt offended. Well, now I'm looking forward to how Luffy's group will grow in the meantime!

Looking forward to your next chapter. Please don't make us wait this long again... it's so hard to be patient. ;-)

Thank you for your hard work!
Von:  Ysaye
2012-03-29T23:23:34+00:00 30.03.2012 01:23
Wow, Ruffy ist ja ziemlich schnell dabei, seine Bande zu vergrößern. Ich wette, über Nami wird Sanji früher oder später bei ihm einsteigen. Freue mich schon darauf, wie die Strohhutbande mit der Zeit alle anderen Banden dominieren wird und schließlich Ruffy die ganze Stadt beherrscht.

Der arme Ace hingegen ist ja schon nach ein, zwei Tagen vollkommen angenervt von der ganzen Bandensituation. Er hat aber auch wirklich ein Händchen dafür, sich mit Leuten anzulegen..

Und wie wird Ace wohl bei Whitebeard reinrutschen? Bin ja mal gespannt, was du für uns geplant hast - aber bitte nicht spoilern, ich lasse mich bei Geschichten grundsätzlich am liebsten überraschen. :-)

Frage: Welche Rolle hast du eigentlich der Polizei in dieser Stadt zugedacht? Werden wir auch Persönlichkeiten wie Smoker sehen, die versuchen, für die Normalmenschen Recht und Gesetz geltend zu machen trotz der Gefährdung durch die Banden? Es wäre interessant, wenn noch diese Konfliktpartei mit einspielt. Kann mir keinen Staat vorstellen, der eine einzige Stadt in seinem Gebiet völlig in Gesetzlosigkeit verfallen lässt ohne was zu unternehmen.

Ich persönlich glaube ja, dass Bon-chan zu freundlich ist als dass er gleich jemanden wegen einer beleidigenden Bemerkung umbringen würde. Er geht höchstens auf die Palme wenn jemand seine Leute verletzt. Aber mal sehen was du so vorhast mit Baroque Works..
Von:  Morscordis
2012-03-29T19:56:21+00:00 29.03.2012 21:56
Wieder ein wunderbares Kapitel. Mir gefällt, wie sich alles erst allmählich entwickelt.
Aber Ace wird wohl nicht mehr allzu lange Einzelgänger sein können. Withebeards Bande wäre für ihn ja ideal, wenn nicht die Tätowierung wäre. Schließlich scheint er sich ja schon recht gut mit Marco zu verstehen. Allerdings könnte ich auch nachvollziehen, wenn er sich für keine Bande entscheiden würde, da diese Endgültigkeit des Beitritts doch recht beängstigend ist.
Die Vorstellung, dass Law und Kid gemeinsam eine Bande leiten, erscheint mir doch ein wenig seltsam. Ich denke, die beiden würden ziemlich oft aneinander geraten und nie auf einen Nenner kommen.
Da ich aber auch ein großer Kid/Law Verfechter bin, kann ich mir das Ganze doch wieder vorstellen. Ich bin auf jeden Fall mal gespannt, was sich noch so im Laufe der Story ergibt.
Hach und Sanji ist auch sehr gut getroffen. Es wäre nicht verwunderlich, wenn er Ruffys Bande nur wegen Nami beitreten würde, so wie er von ihr schwärmt.
Und was ist mit Ace und Baroque-Works? Ob sie ihn nun wegen Mister Two verfolgen? Ich glaube nicht, dass es Mister Zero wirklich interessiert, wenn jemand Bon-chan beleidigt, aber die Ablehnung dessen Angebots könnte er ihm dann doch übel nehmen.
Man merkt, dass ich es kaum noch erwarten kann, bis ich ein weiteres Kapitel deiner Geschichte lesen kann. Also schnell weiterschreiben, aber dabei nicht vom Abi ablenken lassen.^^

P.S.: Viel Glück für die Prüfungen.
LG Morscordis
Von:  Ysaye
2012-03-13T00:33:30+00:00 13.03.2012 01:33
Auweh zwick... Ace hat wirklich ein erstaunliches Talent, in Schwierigkeiten zu geraten - und Ruffy ist in der Tat ein echter Menschen-Magnet. Bin ja mal gespannt drauf, wie deine Geschichte sich weiterentwickelt!
Von:  YeLiLo
2012-03-10T21:20:58+00:00 10.03.2012 22:20
Nach deinem Aufruf habe ich das Gefühl, einen Kommentar hinterlassen zu müssen xD Ich habe auch den Prolog gelesen, als er rauskam, und fand ihn ziemlich gut- und kann daher nicht ganz nachvollziehen, dass du tatsächlich keine Kommis bekommen hast!!

Ich habe eigentlich nicht viel zum Kapitel zu sagen, weshalb ich sonst auch nicht so der Kommischreiber bin. Mir gefällt dein Schreibstil ziemlich gut und für eine Story, in der so viele Charaktere interagieren, ist Ace eine ziemlich ungewöhnliche aber auch sehr interessante Wahl für den Erzähler. Ich finde es gut, wie du die Beziehungen der Charas darstellst (das du darauf achtest, wer auch in der tatsächlichen OP Welt mit wem auskommt) und insgesamt, dass du so viele Charas aus den verschiedenen Banden einbaust.
Zudem bekommt man langsam auch eine Ahnung, wie sich die Story entwickeln könnte, indem du ansatzweise die Bandenstrukturen aufdeckst usw.

Also schreib einfach weiter xDD
Die Story ist gut und ich würde mich freuen, noch viel davon lesen zu können.

LG Minon
Von:  Morscordis
2012-03-10T14:29:56+00:00 10.03.2012 15:29
Vorweg muss ich sagen, dass ich solchen extremen One Piece AUs eigentlich nicht viel abgewinnen kann, da sie meistens nach Schema F verlaufen, die Charakter extrem ooc sind und das Ganze oft nur dazu dient ein Harem zu kreieren.
Allerdings musste ich bereits beim Prolog meine Vorurteile ablegen und war mehr als nur angenehm überrascht. Das Bandensystem wirkt bisher ganz gut durchdacht und auch nicht aufgesetzt oder übertrieben. Ebenso gefällt mir, dass du das Ganze etwas ruhiger aufbaust. Eine gute Story muss sich schließlich entwickeln und es wäre für Ace wohl auch sehr untypisch sich gleich an den erst Besten zu hängen und Mitglied dessen Bande zu werden.
Ace war ja mehr der Einzelkämpfer und hat sich auch dementsprechend Lang gegen Whitebeards Fürsorge zur Wehr gesetzt.
Ich bin schon mal gespannt, wie du die Geschichte weiterentwickelst und was den armen Ace, der mit Mr. Two ja schon in ein ganz schön tiefes Fettnäpfchen getappt ist, noch so alles erwartet.
Ich werde die Story auf jeden Fall weiter verfolgen und lass dich wegen den bisher noch fehlenden Kommentaren nicht entmutigen.

LG Morscordis


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