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Schwarzer Schnee

Der Kampf gegen die Organisation
von

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Ein Versprechen

Hallo!

Das ist der Anfang meiner Fanfiktion, ich hoffe sie gefällt euch.

Könnte sein, dass sie etwas verwirrend ist, vorallem für die Jenigen die Charaktere wie Subaru Okiya noch nicht kennen. Aber keine Sorge,in den nächsten Kapiteln wird es klarer werden.

Bei Fragen kann man mir natürlich auch eine Nachricht schicken. :-)
 

Liebe Grüße,

die Malerin
 

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Prolog: Ein Versprechen
 

Subaru Okiya schaute aus dem Fenster der Kudo-Villa. Wie viele Jahre waren vergangen seitdem er das erste Mal hier gewesen ist? Es müssten 12 sein. In diesem Jahr, damals als er 17 war, hatte sich sein ganzes Leben verändert. In diesem Jahr hatte er entschieden die Organisation zu vernichten. Er selber hat über seine Zukunft entschieden und hatte beschlossen sein Leben nur nach einem Ziel auszurichten.
 

Wie viel Leid hatte er deswegen ertragen müssen? Oft fragte er sich, ob seine Ziele das alles Wert gewesen waren. Aber er bemitleidete sich selber nicht. Seine Arbeit hatte wertvolle Ziele. So wertvoll, dass er akzeptiert hatte dafür Trauer und Schmerz zu ertragen. Und er wusste, dass seine Ziele auch die Ziele anderer waren. Er wusste genau, dass er nicht der Einzige war, der tagtäglich kämpfte um die Organisation zu schlagen.
 

Er beobachtete das rot-blonde Mädchen aus seinem Fenster. Sie kochte gerade für den Professor. Anscheinend gab es wieder Gemüsesuppe.

Subaru wusste genau, dass hinter ihrer kalten Fassade ein warmes, fühlendes Herz war. Sie sorgte sich um den Professor und seine Gesundheit, obwohl das wahrscheinlich ihre kleinste Sorge war. Ob sie wohl nachts schlecht schlief und sich vor der Organisation fürchtete? Ob sie sich wohl manchmal in den Schlaf weinte bei dem Gedanken an ihre verstorbene Schwester?
 

Wie oft hatte ihm Akemi von ihrer Schwester „Sherry“ erzählt? Wie intelligent sie sei, wie hübsch, wie gut sie eigentlich war. Er kannte alle Geschichten, die die beiden Schwestern zusammen durchlebt hatten. Die meisten davon waren traurig und bedrückend. Aber manche Geschichten, die Akemi ihm erzählt hatten, waren erfüllt von Liebe. Eine Liebe die bewies wie stark das Band zwischen Geschwistern sein konnte.
 

Subaru wusste genau das einzig dieses Mädchen „Ai“ allein es schon wert war, alles zu geben. Dieses Mädchen war das, wofür seine geliebte Akemi alles aufgeopfert hatte. Jetzt hatte er die Aufgabe Akemis Traum von einem freien Leben ohne Angst zu erfüllen.

Auch wenn er dafür seine Identität aufgeben musste, auch wenn er Freunde dafür täuschen müsste, auch wenn er dafür sterben müsste, er würde die Organisation schlagen.
 

Subaru betrat Shinichi Kudos Zimmer. Es war leer geräumt. Natürlich hatte er aus Neugier und Misstrauen etwas über den Hausbesitzer herausfinden wollen. Das Haus hatte ihm dabei nicht geholfen. Er fand keine Kleidung, keine Schulbücher, keine Schularbeiten oder gar Tagebücher des Oberstufenschülers. Das Internet hatte ihm dabei mehr helfen können. Shinichi Kudo war ein exzellenter Schüler und ein sehr guter Fußballer. Und er war Detektiv. Ein sehr erfolgreicher und berühmter Detektiv, der seit einem Jahr wie vom Erdboden verschluckt gewesen war.
 

Shinichi Kudo wollte etwas verstecken. Subaru sollte nicht wissen um wen es sich handelt.

Subaru dachte an Conan. Er wusste genau, was er ihm verheimlichen wollte, obwohl er es noch immer nicht ganz glauben konnte.
 

Shinichi Kudo konnte nicht ahnen, dass er Subaru schon vor über einem Jahrzehnt kennengelernt hatte. Shinichi Kudo war damals kaum fünf Jahre alt gewesen, kein Wunder das er ihn vergessen hatte. Aber Subaru würde niemals das Gespräch mit dem außergewöhnlichen fünf Jährigen vergessen:
 

„Shuichi, lass nicht zu, dass die Rache dich auffrisst. Vergiss nicht, wie wichtig Leben ist, das Leben von jedem. Auch das eines Verbrechers. Auch dein eigenes Leben.“

Shuichi Akai nickte verwundert über die großen Worte eines Vorschülers. Aber dieser kleine Junge hatte ihn in den vergangenen Wochen oft genug überrascht.
 

Der kleine Junge ging Richtung Tür. „Wir werden uns nicht sobald wiedersehen, oder?“, sagte der Kleine ohne Shuichi in die Augen zuschauen. „Pass auf dich auf, Akai.“

„Warte.“, rief ihn Shuichi zurück.

Shinichi drehte sich um. Seine Augen waren gerötet. Er schien mit den Tränen zu kämpfen.

„Wenn ich in 10 Jahren die Organisation noch nicht zerschlagen hab, wirst du mir dann helfen, Shinichi Kudo?“

Shinichi blickte Shuichi zuerst verwundert an, lächelte dann aber selbstbewusst.

„Ja. Ich werde dir helfen.“, antwortete Shinichi entschieden.

„Dann bis in zehn Jahren, Kudo.“, verkündete Shuichi und hielt ihm die Hand hin.

Shinichi schüttelte ihm die Hand.

„Ich werde dir helfen, Shuichi Akai. Versprochen.“
 

Wer hätte gedacht, dass ein Junge, der noch in den Kindergarten ging, ein Versprechen halten würde, an das er sich zehn Jahre später kaum noch erinnern könnte? Es war ein Versprechen, das scheinbar das Schicksal des jungen Detektives vorausbestimmt hatte.

Eine Bitte

„Shuichi, du benimmst dich heute, ja?“, befahl ein großer, schlaksiger Mann, während sie die lange Beikastraße runtergingen. Er trug eine Baumwollmütze, die er über die ganze Stirn gezogen hatte, so als wollte er sein Gesicht verstecken.

„Ja, mach ich, Dad.“, versprach Shuichi genervt.

„Keine frechen Kommentare. Sei höflich. Aber nicht so verschlossen, wie sonst immer. Keine Detektivspiele.“, verdeutlichte Hayato seinem Sohn Shuichi weiter.

„Dad! Ich bin 17, ich weiß wie man sich benimmt.“

„Ach, ja? Da bin ich mir manchmal nicht sicher. Yusaku ist ein alter Freund von mir. Ich brauche seine Hilfe. Es ist mir sehr wichtig, dass du keine Dummheiten machst. Er hat einen kleinen Sohn. Sei nett zu ihm.“, erklärte sein Vater.
 

Yusaku Kudo war genau wie Shuichis Vater ein Detektiv. Nur das Yusaku berühmt war. Shuichi konnte sich genau erinnern wie sein Vater ihm als Shuichi noch zur Grundschule ging stolz das Titelblatt der Zeitung gezeigt hatte:

„Das ist Yusaku. Er hat wieder einen Fall gelöst Das hat er alles von mir gelernt. Damals als wir noch auf der Uni gewesen sind, war er ein echt stümperhafter Detektiv gewesen bis er mich kennengelernt hatte.“

„Warum bist du dann nie in der Zeitung, Daddy?“

„Na ja, Daddy hat ein paar Feinde, die ihn besser nicht in der Zeitung sehen sollten.“
 

Auch Yusaku ist in den vergangenen Jahren aus Rampenlicht gegangen. Zumindest was Detektivarbeit anging. Statt seiner gelösten Fälle, standen jetzt Rezensionen seiner Krimis in der Zeitung. Sein erstes erfolgreiches Buch hatte er vor 3 Jahren rausgebracht. Seitdem erschien eins nach dem anderen und große Werbeplakate seiner Bücher schmückten die Buchhandlungen.

Auch Shuichi hat seine Bücher gelesen. Er war echt begeistert gewesen.
 

Sie waren am Tor der Kudos angekommen. Sie standen vor einer stattlichen Villa.

Nicht nur das Yusaku der berühmtere Detektiv war, er war auch eindeutig reicher.
 

„Hayato. Schön dich zu sehen!“, begrüßte Yusaku seinen alten Kollegen. „Das muss dein Sohn Shuichi sein. Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, warst du so alt wie Shinichi.“ Yusaku deutete auf den kleinen Jungen, der sich schüchtern hinter ihm versteckte.
 

Die Villa sah von innen genauso beeindruckend wie von außen aus. Yusaku hatte Essen bestellt, da seine Frau unterwegs war und er selber nicht kochen konnte. Hayato und Yusaku sprachen über belanglose Themen. Doch Shuichi wusste genau, dass sein Vater wegen etwas ganz anderem da war.

Aber er würde nicht vor ihm anfangen zu reden.

„Shuichi, würdest du mit Shinichi bitte hoch gehen? Ich möchte ein wenig allein mit meinem alten Freund reden.“, bat Hayato seinen Sohn, als dieser fertig gegessen hatte.

„Dad, wenn es um sie geht, ich bin alt genug. Ich bin doch mittlerweile selber Detektiv. Ich kann mitreden.“, trotzte ihm Shuichi.

„Kein Widerworte. Ich will alleine mit Yusaku reden.“

„Aber, Dad.“

„Kein aber.“
 

Shuichi verließ mit dem kleinen Shinichi das Zimmer. Statt aber hoch zu gehen blieb Shuichi vor der geschlossenen Tür stehen um zu lauschen. Verwundert sah ihn Shinichi an.

„Hayato, was ist los? Du meldest dich jahrelang nicht und jetzt plötzlich kommst du mich besuchen?“, hörte Shuichi Yusaku sagen.

„Ich brauch deine Hilfe, Yusaku, bitte.“, erklärte Shuichis Vater.

Also hatte Shuichi richtig vermutet. Sein Vater war gekommen um Yusaku um Hilfe gegen die Organisation zu beten. Sein Vater, der einsame Wolf, fragte nach Hilfe? Er musste in einer wirklich schlechten Lage sein. Dad, bitte, ich will dir helfen. Frag mich um Hilfe.
 

Plötzlich spürte Shuichi wie jemand an seiner Lederjacke zog. Zwei große Augen starrten zu Shuichi hoch.

„Wir sollten doch hochgehen. Wir könnten was spielen.“, meinte klein Shinichi zu Shuichi.

„Nein, ich will mithören, sei bitte leise.“

„Aber dein Vater meinte…“

„Sei einfach ruhig. Okay?“
 

Shinichi verstummte und legte sein Ohr jetzt auch an die Tür um besser hören zu können. Dann kicherte er: „Weißt du, ich bin auch Detektiv, ich belausche meine Eltern ständig. Aber meistens reden die nur langweiliges Zeug.“

Shuichi konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Der Kleine war ja schon irgendwie süß.
 

„Yusaku, sie sind mir auf den Fersen. Ich bin dieses Jahr schon viermal umgezogen. Shuichi musste sich mit einem falschen Namen auf der Schule anmelden. Glücklicherweise hat er verstanden um was es geht ohne, dass ich ihm viel erklären musste.“ Mit einer Gänsehaut erinnerte sich Shuichi an die vergangenen Jahre. Sie zogen quer durch Japan, blieben aber nie lange in einem Ort. Immer als Shuichi sich gerade an seine neue Schule gewöhnt hatte, musste er plötzlich seine Koffer packen und fliehen. Sein Vater hat ihm nie wirklich erklärt vor wem sie flohen.

„Dreimal umgezogen? Falschen Namen? Ist das wirklich notwendig gewesen Hayato?“, fragte Yusaku ungläubig.

„Yusaku, sie kennen mich, sie suchen mich. Ich kenne sie und versuche sie zu vernichten. Seit Jahren. Manchmal bleiben Shuichi und mir kaum zwei Stunden um zu fliehen. Ich habe Angst, Yusaku.“

„Dann hör auf damit. Hayato, du kannst genau wie deine Frau und Tochter ins Zeugenschutzprogramm gehen. Es ist zwar schon was her, aber soweit ich mich erinnere hat dir das FBI angeboten, oder nicht?“

„Mich zurückziehen, Yusaku? Aufgeben? All meine Arbeit wäre um sonst gewesen.“

„Tu es, um deines Sohnes Willen. Schick wenigstens ihn ins Zeugenschutzprogramm.“, schlug Yusaku vor.

„Er würde nicht zustimmen. Er will hier bleiben. In Japan.“

Hayato hatte Recht. Nichts in der Welt könnte Shuichi zu einem Zeugenschutzprogramm bewegen. Er würde hier bleiben in Japan. Bei seinem Vater.
 

Es folgte ein Moment der Stille zwischen den beiden Männern.

Dann ergriff Yusaku als erstes wieder das Wort: „Hayato. Die einzige Hilfe die ich dir geben kann, ist ein Ratschlag: Hör auf mit diesem Detektivspiel. Es ist zu gefährlich. Für dich und deinen Sohn.“

„Yusaku, ich muss dich um einen gefallen bitten.“

„Nein, Hayato, ich werde dir nicht helfen. Ich habe ein Kind, eine Frau. Im Gegensatz zu dir will ich mir mein Leben nicht zerstören mit der Jagd auf einen scheinbar unsichtbaren, unbesiegbaren Feind.“, fuhr Yusaku nun Hayato an.

„Yusaku…“

„Nein! Seh‘ dich doch mal an! Deine Frau und deine Tochter haben dich verlassen, du wirst sie wahrscheinlich nie wieder sehen.

Aber es reicht dir nicht dein eigenes Leben zu zerstören, nein du zerstörst auch noch das deines Sohnes. Hatte er überhaupt eine Kindheit?Wie kommt er damit klar, dass seine Mutter als er sieben war vor seinen Augen erschossen wurde? Und wie hat er sich gefühlt als seine Stiefmutter ihn ohne mit der Wimper zu zucken für immer verließ als er elf war?

Und jetzt willst du auch noch mich hineinziehen?

Tut mir leid, Hayato. Verlass' bitte mein Haus. Ich kann dich kaum noch einen Freund nennen. “

Yusaku brüllte inzwischen. Von Shuichis Vater hörte man nur ein Schluchzen.
 

Auch Shuichi schossen die Tränen in die Augen. Ohne es zu wollen hatte Yusaku Shuichi wieder Bilder ins Bewusstsein gerufen, die er mit sehr viel Mühe verdrängt hatte.

[Rückblende: Vor 10 Jahren]

Shuichi war seit zwei Tagen sieben Jahre alt gewesen. Sein Vater war unterwegs gewesen und hatte ihn und seine Mutter alleine in der neuen Wohnung gelassen.

Das Geräusch eines Schusses hatte ihn geweckt. Bis zu jenem Tag hatte er noch nie den Schuss einer echten Pistole gehört, aber er kannte das Geräusch schon aus Filmen. Dann hörte er, dass Menschen im Zimmer seine Mutter waren, dabei sollte doch nur sie da sein.

Instinktiv versteckte sich Shuichi. Hinter dem Sofa war eine Ausbuchtung in der Wand. Nur wer das Versteck kannte, konnte erahnen, dass sich dort ein Kind verstecken könnte.

Erst im Morgengrauen kam Shuichi aus seinem Versteck in dem er eingeschlafen war. Dann als er ins andere Zimmer ging, sah er sie:

Seine Mutter lag auf ihrem Bett. Überall war Blut. Das weiße Bettlacken war in ein dunkles Rot getaucht. Die Polizei war schon da. Geschockt sahen alle den kleinen Jungen an, der auf die Leiche zu rannte. Er klammerte sich an sie und schrie.

[Rückblende: Ende]
 

Shuichi sah auf seine Hände. Sie waren voller Blut. Er hörte wieder die Stimme der Polizisten. Eine unverständliche Geräuschkulisse. Kleiner, lass sie los. Geht es dir gut? Hey Kleiner? Sie ist tot. Kleiner. Ist das deine Mutter? Es wird alles wieder gut. Alles fing sich an zu drehen. Er sah die besorgten Gesichter der Polizisten. Seine Beine wurden schwach. Shuichi fiel hin. Dann sah er auf den Boden. Überall war wieder Blut. Schwarzes, getrocknetes Blut. Dann wurde es dunkel.
 

Plötzlich platze Shinichi bei Hayato und Yusaku rein.

„Shuichi. Er ist bewusstlos.“, erklärte Shinichi.

Besorgt rannten Yusaku und Hayato aus dem Zimmer und sahen den Oberstufenschüler reglos auf dem Boden vor der Tür. Yusaku kniete sich zu ihm nieder und tastete nach seinem Puls. Normal. Er hatte aber anscheinend Fieber. Kein Wunder, die Grippe war ja im Umlauf.

„Hilf mir, Hayato, deinen Sohn aufs Sofa zu legen.“
 

„Shinichi, weißt du was passiert ist? Warum wart ihr vor der Tür.“, wollte Yusaku von seinem Sohn wissen.

„Wir haben gelauscht.“, gab der Kleine schuldbewusst zu.
 

Yusaku erschrak. Ist Shuichi zusammengebrochen wegen seinem Kommentar zu seiner Mutter?

Hayato schien zu wissen, was Yusaku dachte: „Keine Sorge. Shuichi hat viel Stress in letzter Zeit. Ihn nimmt das alles ziemlich mit. Er ist letzten Monat auch in der Schule ohnmächtig geworden. Das ist echt nicht das erste Mal.“
 

Yusaku seufzte: „Hayato, bitte, hör auf mit deinem Detektivspiel. Du sagst selber, dass es deinen Sohn sehr mitnimmt. Er wird das nicht länger verkraften können.“

Dann sah Yusaku die Verzweiflung in Hayatos Augen.

„Ich weiß, Yusaku. Deswegen bin ich ja zu dir gekommen.“

Fragend sah Yusaku seinen früheren besten Freund an.

„Yusaku, worum ich dich eigentlich beten wollte, kann mein Sohn bei dir bleiben? Er würde kein Zeugenschutzprogramm wollen und du bist der einzige bei dem er sicher wäre.“

Das wollte also Hayato. Plötzlich tat es Yusaku leid wie er Hayato angefahren hat.
 

„Yusaku,und was sagst du? Wenn du nicht willst, dann gehen ich und Shuichi, sobald er wieder wach ist.“

Eine Kiste und ein Plakat

Hallo!

Danke an alle, die bis hierhin gelesen haben und an alle die einen Kommentar verfassen. :-)
 

Vielleicht haben einige gemerkt, dass ich gerne mit kleinen Zeitsprüngen arbeite.

Meistens sind Zeitsprünge und wörtliche Reden aus der Vergangenheit kursiv geschrieben. Ich hoffe, dass ist nicht zu verwirrend. Meiner Meinung nach können solche kleinen Zeitsprünge am besten verdeutlichen, wie sich die Persönlichkeit eines Charakters entwickelt hat und wieso sie in der Gegenwart so handeln.
 

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2.Kapitel: Eine Kiste und ein Plakat
 

„Geht es dir besser?“, fragte Yusaku den 17-jährigen. Dieser nickte schwermütig. Drei Tage hatte Shuichi jetzt schon im Bett verbracht. Er hatte tatsächlich eine starke Grippe bekommen und erst jetzt war sein Fieber runtergegangen.

„Du solltest dich trotzdem noch etwas ausruhen.“, riet ihm Yusaku. „Ich kümmere mich um alles. Ich hab schon mit deiner neuen Schule geredet und dich bei deiner alten abgemeldet.“

Shuichi antwortete nicht. Noch immer konnte er nicht fassen, dass sein Vater ihn einfach hier zurückgelassen hatte.
 

Als er, nachdem er das Bewusstsein verloren hatte, aufgewacht war, war sein Vater weg.

„Du wohnst jetzt hier.“, hatte Yusaku ihm erklärt. “Dein Vater wollte, dass du in Sicherheit bist.“

Shuichi hatte seinem Vater alles zu getraut, nur das nicht. Wie viele Jahre hatte Shuichi seinem Vater begleitet? Wie oft hat er mittlerweile schon die Schule gewechselt? Vielleicht Zwanzig oder Dreißig Mal? Hayato musste doch eigentlich wissen, dass Shuichi freiwillig bei ihm gewesen ist. Shuichi hat alles auf sich genommen, er hatte sich an dieses Leben gewöhnt. Und jetzt plötzlich war es zu gefährlich? Sein Vater hatte ihn verlassen ohne sich auch nur zu verabschieden. „Er wollte es dir einfacher machen.“ , klangen Yusakus Worte noch immer in Shuichis Ohren. Einfacher? Das war es so bestimmt nicht.
 

Shuichis Sachen lagen noch in der Mitte des Zimmers. Wann hatte es sein Vater geschafft die Sachen zu packen und vorbei zubringen? Hayato musste das wirklich geplant haben. Beruhigt sah Shuichi auf das Plakat und die Kiste. Sein Vater hatte sich den Inhalt wohl nicht angesehen. Er hatte Glück gehabt.
 

„Es wird dir bei uns gefallen, Shuichi. Keine Sorge. Hier ich hab dir ein Buch hoch gebracht. Ich hab es vor einer Woche erst gelesen. Es ist spannend und ziemlich gut geschrieben. Es kann sich fast schon mit Doyles Geschichten messen.“, Yusaku legte ihm das Buch auf den Nachttisch. Shuichi nahm das Buch, schaute es sich nur kurz an und legte es dann wieder zurück.

„Soll ich dir was zu essen bringen? Du hast wenig gegessen die letzten Tage.“

Shuichi schüttelte zur Antwort nur den Kopf.

Mit einem leisen Seufzen verließ Yusaku das Zimmer.
 

Keine halbe Stunde später stürmte der kleine Shinichi in Shuichis neues Zimmer.

„Du wohnst jetzt bei uns?“, fragte er begeistert. „Bist du also jetzt mein großer Bruder?“

„Nein, bin ich nicht.“, antwortete Shuichi kalt. Zwar war der kleine Junge süß, aber Shuichi konnte nicht gut mit Kindern umgehen. Eigentlich konnte er auch mit Erwachsenen nicht umgehen.

„Shuichi, sei nicht immer so kalt und abweisen. So findest du nie Freunde.“ Shuichi erinnerte sich an die mahnenden Worte seines Vaters.

“Freunde finden, Dad? Wir ziehen alle paar Wochen um, ich kann gar keine Freunde finden!“
 

Shinichi hatte Shuichis unfreundliche Antwort ignoriert und nahm das Buch, das Yusaku Shuichi gegeben hat, in die Hand.

„Dad meint, es sei so gut wie Sherlock Holmes. Das glaub ich aber nicht.“, erklärte Shinichi ihm. „Weißt du, ich habe alle Bücher von Doyle gelesen und ganz viele andere Krimis. Aber keins ist so gut wie Doyle.“

Verwundert sah Shuichi den kleinen Jungen an. War er nicht erst Vorschüler?

„Wie alt bist du denn, Shinichi?“

„Fünf, fast sechs.“

„Und du kannst schon lesen?“

Stolz nickte Shinichi und Shuichi starrte ihn nur völlig aus der Fassung geraten an.

Shuichi erinnerte sich, dass er auch schon vor der Schule das Lesen gelernt hatte, aber dieser kleine Junge war schon sehr erstaunlich.

„Also, wenn du es schon gelesen hast, dann erklär mir bitte was im „Hund der Baskervilles“ passiert.“, wollte Shuichi wissen um zu überprüfen, ob der Kleine die Wahrheit sagte.

Shinichi erklärte es ihm kurz und präzise, sodass Shuichi noch mehr staunte.
 

Shuichi wusste nicht wie und warum, aber plötzlich fand sich er sich in einer hitzigen Diskussion über Doyles Werke mit dem kleinem Shinichi wieder. Beide schwärmten über das Buch. Sie analysierten die Charaktere.

Dann zitierten sie um die Wette.
 

Shuichi dachte an seine schlechte Stimmung die er bis gerade gehabt hatte. Dieser kleine Junge, der sich sorglos für ein Buch begeistern konnte, weckte in Shuichi wieder eine Lebensfreude.
 

In den nächsten Tagen gewöhnte sich Shuichi an das Leben bei den Kudos. Shinichi half ihm dabei. Täglich verfielen sie in stundenlange Gespräche über Krimis. Abends las Shuichi mit Shinichi zusammen aus Büchern bevor der Kleine zu Bett musste.
 

Sie fingen an „Detektivspiele“ zu spielen. Shuichi ließ sich täglich Rätsel und Spiele einfallen.

Eins davon spielte man zum Beispiel im Supermarkt:

„Ich hab ein neues Spiel, Shinichi. Hier, schau dir diese alte Einkaufszettel an, die jemand an der Kasse liegen gelassen hat.“ Shuichi drückte dem Vorschüler ein paar alte Zettel in die Hand.

Dieser schaute die verwundert an.

„Und jetzt?“

„Na, sag mir, was die Leute heute zu Abend essen.“

Jetzt verstand Shinichi. Begeistert las er sich die Zettel durch.
 

„Das ist einfach. Shampoo, Spaghetti und Parmesan. Heute gibt es Spaghetti mit Tomatensauce und Parmesan. Die Tomatensauce hatte er bestimmt schon zu hause. Außerdem ist das Shampoo alle.“, erklärte Shinichi.
 

Shuichi verbrachte Stunden mit Shinichi. Während Shinichi viel von Shuichi lernte, gab Shinichi Shuichi wieder Kraft an friedliches Leben zu glauben.
 

Zwar wunderte sich Yusaku immer mehr wie Shuichi sich gut mit seinem kleinem Sohn befreunden konnte, aber noch immer keine Schulfreunde hatte, doch letztendlich waren alle irgendwie zufrieden.
 

Vielleicht hätte Shuichi ab jetzt ein normales Leben zu führen können. Sein Vater hatte es geschafft einen Grundstein dafür zu legen. Shuichi könnte normal die Schule beenden. Yusaku unterstützte ihn wie seinen eigenen Sohn. Shuichi hatte nicht gewusst, dass Yusaku und seine Frau angefangen haben sogar Geld für sein Studium anzulegen.

Shuichi fühlte sich auch wohl in der Familie Kudo. Mittlerweile hatte er Shinichi genauso gern wie einen kleinen Bruder.
 

Doch auch wenn Shuichi alle Möglichkeiten gehabt hatte ohne Gefahren und Risiken weiterzuleben, er war seinem Vater einfach zu ähnlich.
 

***
 

Es war einen Monat vergangen seitdem Shuichi bei den Kudos eingezogen war. Yukiko war auch schon zwei Wochen wieder zu Hause. Obwohl sie im ersten Moment nicht begeistert war, dass Yusaku alleine entschieden hatte, dass der Sohn seines Freundes einziehen würde, schien sie schließlich doch glücklich darüber.

Shuichi war auch nicht viel Arbeit, im Gegenteil. Da er sich viel mit Shinichi beschäftigte, hatten Yukiko und Yusaku mehr Ruhe. Außerdem war er sehr ordentlich und half wo es ging im Haushalt.

„Auch wenn Hayato sonst nichts im Leben geschafft hatte, hat er wenigstens seinen Sohn gut erzogen.“, stellte Yukiko fest. Nichts im Leben geschafft hatte… Während Yukiko kaum wusste, was sie da eigentlich sagte, erfüllte es Yusaku mit Trauer.
 

Er kannte Hayato schon seit sieben Jahren. Damals war Yusaku 18 Jahre alt gewesen und Erstsemestler an der Uni gewesen. Hayato war Dozent gewesen. Er war als “Genie“ im Bereich Kriminologie bei den Experten gepriesen worden, auch wenn er in der Öffentlichkeit kaum bekannt war.

Yusaku verdankte Hayato alles, was er heute war. Er hatte ihn zu einem erfolgreichen Detektiv gemacht. Außerdem war Hayato der Erste gewesen, der zu ihm gesagt hatte: „Yusaku, werde Autor. Deine Ideen sind brillant.“
 

Während Hayato Yusaku auf einen Erfolgsweg gebracht hat, ist er selber immer tiefer in ein Labyrinth des Scheiterns geirrt. Schon sechs Jahre bevor Hayato Yusaku kennengelernt hatte, hatte Hayato die Theorie aufgestellt, dass es ein organisiertes internationales Netz des Verbrechens gibt, das seine Wurzeln in Japan hatte. Yusaku hatte zunächst gelacht. Doch dann hörte Yusaku die Geschichte, wie sie seine Frau erschossen haben und sein kleiner Sohn mit viel Glück überlebt hatte. Außerdem hatte Hayato immer mehr Beweise. Beweise, die einem Angst machten. Beweise durch die man das Vertrauen in die Polizei, die Politik und die Öffentlichkeit verlor. Yusaku hatte Hayato ein halbes Jahr geholfen.
 

Hayato beendete die Arbeit mit Yusaku als Yukiko schwanger wurde. Yusaku erfüllte es immer noch mit Schmerz. Er hatte das Gefühl einen Freund im Stich gelassen zu haben. Aber Hayato hatte ihn nicht mehr an dem Fall über die Organisation mitarbeiten gelassen.

Yusaku musste mit ansehen wie dieser Fall seinen besten Freund in den Ruin riss. Hayato nahm schnell ab, bekam Schwächeanfälle und verschloss sich. Eine Zeit erholte er sich, als er eine neue Frau kennengelernt hatte. Doch diese willigte auf ein Zeugenschutzprogramm ein und verließ ihn, schwanger mit einem Mädchen.

Ab da an hörte Yusaku nichts mehr von Hayato bis er ihn diesen Sommer besucht hatte.
 

Jetzt war das Einzige, was Yusaku noch tun konnte seinen Sohn zu unterstützen.

„Schatz, komm mal bitte mit, ich muss dir was zeigen.“, riss Yukiko ihren Ehemann aus seinem Gedankengang. Yusaku folgte seiner Frau, die eine Kiste und ein zusammengerolltes, großes Plakat unter dem Bett in Shuichis Zimmer hervorholte. Es war Vormittag, daher war Shuichi noch in der Schule.

„Ich habe gerade aufgeräumt. Dabei habe ich versehentlich das hier gefunden.“, erklärte sie.
 

Yusaku öffnete zuerst die Kiste. Es lagen Zeitungsartikel und Fotos in der Kiste. Außerdem waren da zwei große Ordner mit sauber abgehefteten Papieren. Yusaku las sich die Zeitungsartikel durch. Er verstand nicht. Sie waren für ihn völlig ohne Zusammenhang. Verschiedene Morde, Unfälle und diverse Verbrechen von den letzten fünf Jahren. Warum hat Shuichi seitdem er schon dreizehn war angefangen Zeitungsartikel zu sammeln? Na ja, er war eben genau wie sein Vater ein Detektiv.

„Keine Sorge, Yukiko. Scheint mir zwar ungewöhnlich für sein Alter, aber doch irgendwie normal. Ich sammle ja auch Zeitungsartikel von interessanten Fällen.“, wollte Yusaku seine besorgte Frau beruhigen.

„Schau dir mal das Plakat an. Dann weißt du, was ich meine.“

Yusaku rollte das große Plakat über dem Teppichboden aus. Man konnte es dann nochmal aufklappen. Es war schätzungsweise zweimal zwei Meter groß und es gab fast nicht genug Platz auf dem Boden.

In der Mitte stand in großer Schrift „Die Organisation“ geschrieben.

Mehrere Zeitungartikel, Fotos und Berichte waren auf das Plakat geklebt. Mit diversen Pfeilen waren die einzelnen Artikel verbunden. In einer kleinen, kaum lesbaren Schrift waren mehrere Sachen kommentiert.
 

„Was denkst du, Schatz.“, wollte Yukiko wissen.

Yusaku brauchte einige Zeit um seine Sprache wiederzufinden.

„Er ist genau wie sein Vater.“, sagte er dann.
 

Shuichi hatte Zusammenhänge zwischen einzelnen Unfällen und Verbrechen entdeckt. Zusammenhänge, die ein Netz von Verbrechen darstellten. Shuichi war dabei die Existenz der Organisation zu beweisen. Yusaku studierte das Plakat ein. Shuichis Schlussfolgerungen waren überraschend, aber logisch. Es war Detektivarbeit auf höchstem Niveau. Shuichis Arbeit konnte sich mit der der japanischen Polizei, nein, mit der des FBIs oder CIA messen. Der Junge war ein Genie.
 

„Was macht er da?“, fragte Yukiko wissen, die wohl im Gegensatz zu Yusaku nicht Begriff, dass sie vor einem Meisterwerk der Kriminologie stand.

„Etwas gefährliches.“, antwortete Yusaku knapp. Ohne weiter nachzudenken nahm Yusaku das Plakat und die Kiste und lief damit nach draußen.

„Wo gehst du hin? Yusaku?“
 

Yusaku klingelte bei Professor Agasa.

„Oh Yusaku, schön, dass du vorbei kommst.“, begrüßte ihn sein Nachbar.

„Hiroshi, ich freu mich auch dich zu sehen. Aber kannst du mir einen Gefallen tun?“

„Klar, was immer du willst.“

„Versteck das hier bei dir. Schau es dir auf keinen Fall an und rede erst recht nicht mit jemandem darüber. Vor allem nicht mit Shuichi, dem Jungen der jetzt bei mir wohnt.“ Yusaku streckte Hiroshi die Kiste und das Plakat entgegen.

Etwas verwirrt nickte Hiroshi und nahm es.

„Der Junge hat sich einen Fall vorgenommen, der zu groß ist für ihn. Der Fall ist auch zu groß für seinen Vater. Die Welt ist noch nicht bereit dazu.“

Hiroshi war noch verwirrter. Yusaku wusste, dass Hiroshi Agasa ihn nicht so kannte.

„Hör einfach auf mich. Es ist gefährlich. Ich will nicht, dass dieser Fall noch mehr Leben zerstört. Es ist Pandoras Box. Sie sollte nicht geöffnet werden. Verstehest du, was ich meine?“

„Ja, ich denke schon. Ich tu das Plakat einfach in meinen Keller, da wird es eh niemals jemand anrühren. Aber warum vernichtest du es nicht einfach?“
 

„Würdest du Pandoras Box vernichten?“
 

***
 

Als Shuichi nach Hause kam, merkte er es sofort. Sein Plakat und die Kiste waren weg. Er hatte jahrelang Zeitungartikel gesammelt und er hatte fast zwei Jahre gebraucht um in seinem Plakat einen Zusammenhang zu verdeutlichen. Es war kompliziert gewesen vor seinem Vater zu verheimlichen, dass er auch an dessen Fall arbeitete. Bei den Kudos war er unvorsichtig gewesen. Er hatte nicht gedacht, dass jemand sich für seine Sachen interessiert. Aber es war dumm gewesen. Yusaku kannte Hayatos Fall. An dem Gespräch zwischen Hayato und Yusaku hatte er auch erkannt welche radikale Meinung Yusaku zum Thema „Organisation“ hatte.
 

Zuerst rannte Shuichi in Yusakus Büro.

Dieser saß dort an einer Schreibmaschine und schrieb.

„Wo hast du es hingetan?!“, schrie Shuichi ohne zu zögern Yusaku an.

„Wenn du das Plakat meinst, ich habe es weggeschmissen. Vernichtet.“

„Du hast was?!“

Ungläubig nahm sich Shuichi den Papier Schredder vor und kippte den Müll auf den Bodes von Yusakus Arbeitszimmer.

Shuichi erkannte, dass Yusaku damit nicht sein Plakat oder die Zeitungsartikel vernichtet haben konnte. Sonst wären noch Überreste zu finden oder der ganze Eimer entleert.
 

Shuichi durchsuchte als erstes alle Mülleimer im Haus, während Yusaku ihm stumm folgte.

Der Oberstufenschüler konnte nichts finden. Auch vor der Haustüre durchsuchte er den Müll. Und auch den Müll der Nachbar Häuser.

Letztendlich gab Shuichi die Suche auf. Er ging auf Yusaku zu und packte ihm am Kragen: „Du hast es weder vernichtet noch weg geschmissen, wo hast du es hingetan? „

„Es ist weg. Du solltest damit aufhören. Werde nicht wie dein Vater und zerstöre wegen ihnen dein Leben.“, erwiderte Yusaku ruhig.

„Nicht wie mein Vater werden? Was ist schlecht daran eine Organisation zu bekämpfen, die kaum vorstellbare Verbrechen begeht? Hm? Was ist falsch daran?“

„Dieser Kampf, Shuichi, er zerstört Leben. Es hat das Leben deine Mutter zerstört, es zerstört das deines Vaters, es wird dich zerstören. Shuichi, hör auf bevor es zu spät ist.“

„Nein. Yusaku. Dieser Kampf wird Leben retten. Nicht vernichten. Also wo ist das, woran ich jahrelang gearbeitet habe?“

„Ich habe es vernichtet.“, meinte Yusaku wieder.

„Nein, du lügst. Ich erkenne Lügner. Sag schon.“
 

Dann, als Yusaku zur Antwort nur schwieg, schlug Shuichi ihn mit der Faust ins Gesicht, sodass dessen Nase blutete. Doch Yusaku ließ sich nicht darauf ein. Er schwieg Shuichi bewusst an bis dieser seinen Griff löste.

Ohne noch etwas zu sagen ging Shuichi zurück ins Haus. Er müsste mit seiner Arbeit von vorne beginnen. Glücklicherweise hatte er sich das meiste merken können. Schließlich hatte er sich damit schon fünf Jahre jeden Abend auseinander gesetzt. Außer seinem Vater gab es bestimmt niemanden, der mehr über die Organisation wusste. Aber es war noch lange nicht genug um auch nur irgendwas anzurichten.
 

Shuichi nahm sich die Tageszeitung. „Hotelbrannt in Shinagawa“. Mit einem Seufzen nahm Shuichi die Schere und schnitt den Artikel für seine Sammlung aus.

Yusaku konnte zwar sein Plakat, seine Zeitungsartikelsammlung und seine Fotos vernichten, aber er konnte nicht sein Wissen, seine Erfahrung und seine Ausdauer niederschlagen.

Die Besucherin

„Shuichi, was sollen wir spielen? Mir ist langweilig.“, jammerte Shinichi, der in Shuichis Zimmer geplatz kam und sich auf dessen Bett breit machte.

Shuichi ignorierte ihn. Aus der Stadtbibliothek hatte er Zeitungen von den letzten zwei Jahren bekommen. Besser gesagt: er hatte sie geklaut. Das war jetzt schon einen Monat her. Glücklicherweise waren Yusaku und Yukiko verreist und so hatte Shuichi die Möglichkeit die Sammlung durchzuarbeiten. In seinem Zimmer lagen um die 300 Zeitungen. Mittlerweile las er sich alles zum dritten Mal durch und schnitt interessante Artikel aus.

„Shuichi!“, schrie der kleine Shinichi jetzt um Aufmerksamkeit zu bekommen.

„Shinichi, sei bitte leise, ich hab dir doch gesagt, dass mir das hier sehr wichtig ist, oder nicht?“, ermahnte Shuichi den Vorschüler.

Beleidigt setzte Shinichi einen Schmollmund auf, was ihm aber nichts brachte, denn Shuichi war wieder in seine Arbeit vertieft.
 

„Guck mal, hier ist Sharon Vineyard. Eine Freundin von Mama.“, erklärte Shinichi und zeigte auf einen Zeitungsartikel den Shuichi schon beiseitegelegt hatte.

„Psst. Shinichi. Bitte.“

„Ja, ja. Ich bin ja schon ruhig.“
 

Shuichi dachte nach. Er war jetzt fast schon wieder so weit wie mit seiner alten Artikelsammlung. Er hatte mehr Erfahrung als früher. Er war sehr gut im Sortieren von Fällen und erkannte die Werke der Organisation schnell.

Aber etwas Entscheidenes fehlte.
 

Shuichi legt ein Stapel Zeitungen neben Shinichi auf das Bett. Schon wieder zwölf Zeitungen in denen er Artikel gefunden hatte, wohinter er die Organisation vermutete. Diesmal waren es internationale Zeitungen. Vor ca. einem halben Jahr gab es eine Anreihung von Explosionen in New York. Wochenlang wurde darüber in den Medien berichtet.
 

„Hier, schon wieder Sharon. Die ist echt berühmt.“, stellte Shinichi fest als er sich eine Zeitung aus dem Stapel, den Shuichi gerade hingelegt hatte, anschaute.

„Was meinst du mit schonwieder?“, wollte Shuichi wissen, der jetzt endlich Shinichi Aufmerksamkeit schenkte.

„Na ja, in der Zeitung war sie auch.“ Shinichi hielt eine Zeitung aus Osaka hoch. Shuichi erinnerte sich. Die Zeitung war aus dem Winter letzten Jahres. Das einzige Interessante war ein Mord an einem Firmenchef gewesen.
 

„Du meintest du kennst diese Sharon?“, fragte Shuichi.

„Ja. Sie ist Schauspielerin und arbeitet manchmal mit meiner Mama zusammen.“, erklärte der kleine Junge stolz. Er war froh, dass Shuichi endlich wieder mit ihm redete.
 

„Shinichi. Nimm dir die Zeitungen und leg in alle wo die Schauspielerin vorkommt diese roten Zettel rein. Schaffst du das?“, beauftragte Shuichi seinen kleinen Helfer. Shinichi nickte heftig. Er nahm die Zettel und fing gleich an.

„Aber bring meine Ordnung bitte nicht durcheinander.“, bat Shuichi den Jungen zur Vorsicht, bevor er sich wieder an seinen Schreibtisch setzte.
 

Shuichi musste schmunzeln. Sein erster Helfer überhaupt war ein kleines Kind. Glücklicherweise schien Shinichi gut beschäftigt und war eifrig dabei seine Aufgabe durchzuführen.
 

Sharon Vineyard hatte sie etwas mit der Organisation zu tun? Oder war das nur ein Zufall?

Warum hatte Shuichi immer nur den Kulturteil in der Zeitung übersprungen? Vielleicht hätte ihm da ja etwas weitergeholfen?
 

Shuichi merkte gar nicht, wie die Zeit vergangen war, bis Shinichi ihn antippte. Shuichi erschrak kurz als Shinichi ihn aus seinen Überlegungen riss, sah dann aber die müden Augen des Vorschülers.

„Shuichi, ich bin fertig.“, erklärte dieser.

Überrascht sah sich der Oberstufendetektiv um. Tatsächlich hatte Shinichi in mehreren Zeitungen kleine rote Zettel verteilt. Shuichi war überrascht, wie sehr sie überwogen. ‘Die meisten Zettel scheinen in Zeitungen zu sein, in denen ich Artikel über potentielle Verbrechen der Organisation gefunden hab. Sharon… Sie ist ziemlich verdächtig…‘, dachte Shuichi.

„Shuichi, es ist drei Uhr nachts. Ich geh schlafen.“, meinte Shinichi.

Wieder überrascht schaute Shuichi auf die Uhr. Beschämt, einen kleinen Jungen so lange für seine Arbeit benutzt zu haben, half er dem Vorschüler beim zum Schlafen Fertigmachen.
 

Als der Kleine in seinem Zimmer verschwunden war, sah sich Shuichi die markierten Artikel von Shinichi an. Sharon schien oft da zu sein, wo etwas Verdächtiges passierte. Meistens war sie in Artikeln nur als besonderer Gast erwähnt oder sie stand in den Theaterprogrammanzeigen als Hauptdarsteller. Shinichi hatte ausgezeichnete Arbeit geleistet. Er hatte es geschafft in kürzester Zeit Artikel mit Sharon raus zu filtern, auch wenn meistens nur ihr Name einmal genannt wurde. Shuichi war sich in diesem Moment sicher, dass Shinichi irgendwann ein ausgezeichneter Detektiv werden könnte.
 

***
 

Yusaku und Yukiko kamen Anfang Dezember wieder. Shuichi hatte diesmal seine Arbeit besser versteckt. Außerdem war er glücklich einen Anhaltspunkt zu haben.

In all den Jahren hatte er viel rausgefunden. Das Hauptproblem war gewesen, dass er nichts Reales, Gegenständliches in der Hand gehabt hatte.

Er hatte einen Beweis für ein Verbrechensnetz aufgestellt gehabt, gut. Er konnte sich vorstellen wie die Organisation funktionierte. Er hatte gelernt ihre Schritte nachzuvollziehen, aber erst jetzt hatte er eine Person. Eine reale, bekannte Person, die erreichbar war, die er ausnutzen konnte.
 

Shuichi war sich sicher, dass eine Person ausreichen würde um das System der Organisation zu knacken.
 

Das Glück schien auch auf Shuichis Seite. Eine Woche vor Weihnachten würde Sharon nach Tokio kommen. Sie war auf einer Premiere eingeladen. Außerdem würde sie die Kudos besuchen, schließlich war sie ja Yukikos Freundin.
 

***
 

„Shuichi, danke, dass du kochst. Du bist mir echt eine Hilfe.“, lobte Yukiko Shuichi. „Weißt du, Sharon war noch nie bei uns. Ich möchte, dass Alles perfekt ist.“

Shuichi nickte nur. Auch er war aufgeregt, aber aus einem anderen Grund. Endlich würde er beim Kampf gegen die Organisation in Aktion treten. Dad, du wirst schon sehen, was dein Sohn kann. Sie werden dafür büßen, was sie Mama angetan haben.

„Yusaku, deine Krawatte ist ja scheußlich, zieh lieber die Blaue an.“, meckerte Yukiko, die gerade zum dritten Mal den Tisch wischte.

Etwas verschüchtert ging sich Yusaku wieder umziehen. Zum vierten Mal heute.

„Yusaku, die Braune ist vielleicht doch besser.“

„Shinichi, kämm dir nochmal die Haare.“

„Shuichi, meinst du nicht die Soße ist etwas zu scharf?“
 

Yukiko schaffte es alle den letzten Nerv zu rauben. Aber dann kam der Moment. Für Yukiko war es ein Treffen mit einer alten Freundin, für Shuichi war es ein Treffen, welches sein Leben verändern sollte.

Die Tür klingelte.
 

Ein letztes Mal richtete Yukiko noch schnell Yusakus Krawatte und strich Shinichis Haare glatt.

Dann öffnete sie die Tür und alle vier schauten überrascht auf ihren Besuch.
 

„Huch, Professor Agasa? Was machen Sie denn hier, wissen Sie, wir erwarten Besuch.“, erklärte Yukiko, erstaunt über den plötzlichen Besuch des Nachbarn.

„Ich hab ein Spielzeug gebastelt für Shinichi, ich dachte mir, ich würde euch überraschen kommen. Ich hab Kuchen mitgebracht. Habe ich heute frisch gebacken.“

„Komm ruhig rein, Hiroshi, Yukiko ist schrecklich angespannt, weil eine Freundin sie besuchen kommt. Vielleicht wird die Stimmung lockerer, wenn noch mehr Besuch da ist.“
 

Yusaku und Hiroshi verfielen gleich in eine Diskussion über die neusten politischen Ereignisse. Shinichi probierte sofort sein neues Spielzeug, ein kleiner Roboter, der auf einige Kommandos hörte, aus. Yukiko ging wieder nervös auf und ab. Zwischendurch strich sie immer wieder über einige Möbel um zu kontrollieren, ob sie auch ja nicht verstaubt waren.

Shuichi betrachtete das ganze Spektakel. Etwas war merkwürdig.
 

Inzwischen unterhielten sich Yusaku und Hiroshi über eine neue Krimiserie im Fernsehen.

Shuichi unterbrach die Beiden.

„Sagen Sie mal, Professor, Sie haben mich heute doch nach Mehl gefragt, oder nicht? Weil sie vergessen haben es einzukaufen?“

Verwundert über die Frage, nickte der Professor und erklärte: „Ja, das Mehl hab ich für den Kuchen gebraucht. Ich bring es morgen wieder.“
 

Shuichi huschte ein breites Grinsen über das Gesicht.

„Professor, Sie haben gar nicht nach Mehl gefragt. Ich hab Sie gerade angelogen.“

Alle sahen jetzt verwundert Shuichi an. Dann mussten sowohl Yusaku, als auch Shinichi schmunzeln. Nur Yukiko verstand nicht ganz: „Professor, ist mit ihrem Gedächtnis alles in Ordnung?“

„Ja, mit Agasas Gedächtnis ist alles gut. Nur dass das hier nicht Professor Agasa ist.

Darf ich vorstellen: Sharon Vineyard, die Meisterin der Maskierung.“, verkündete Shuichi, selbstsicher über seine Schlussfolgerung.
 

Mit einer schwungvollen Handbewegung entfernte Sharon ihre Maske. Ihre langen, blonden Haare flogen um ihr Gesicht bis sie sich legten und man das zwar schon gealterte, aber bildhübsche Gesicht der Schauspielerin sah.

„How did you find out, my dear? “, wollte Sharon wissen.

„Your shoes. It rained the whole day and the Professors front garden is full of mud. But your shoes are clean.”
 

Sharon nickte anerkennend. „Wer ist dieser intelligente, junge Mann, Yukiko?“

„Das ist Shuichi. Er lebt im Moment bei uns, sein Vater hat nämlich sehr viel zu tun.“, erklärte diese. Yukiko schien etwas irritiert über Sharons Auftritt.

„What a handsome young guy. You are a detective, aren’t you?”, wendete sich Sharon nun wieder zu Shuichi.

„Ja, das bin ich.“, bestätigte Shuichi, wobei er anfing die Frau zu analysieren.

Allein ihren Auftritt fand Shuichi schon merkwürdig. Sie verkleidete sich gern. Wollte sie damit etwas verstecken?
 

Alle saßen am Tisch, die Stimmung wurde lockerer als Shuichi das Essen reinbrachte.

Munter aßen alle Shuichis Curry.

„You can cook damn well, too. “

Zwar war Yukiko mittlerweile wieder ruhig, aber Shuichi wurde immer nervöser. Was sollte er tun? Unruhig griff Shuichi in seine Jackentasche. Er hatte ein Abhörgerät gekauft. Es war schwer gewesen daran zu kommen, doch er hatte es geschafft. Wann sollte er es der Schauspielerin anhängen? Außerdem hatte er Chip mit der er sie orten könnte.
 

Shuichi verließ das Zimmer mit der Begründung auf Toilette zu müssen. Tatsächlich aber ging er in den Flur, wo Sharons Mantel hing. Wo sollte er es festmachen? Wo war es am unauffälligsten? Am Kragen suchte man meisten als erstes nach Abhörgeräten. Vielleicht in der Mantelinnenseite? Schließlich befestigte Shuichi das Abhörgerat am Ärmel unter einer Schnalle.

Hoffentlich würde es ihr nicht auffallen. Ansonsten hätte er -und die Kudos- ein Problem.
 

***

Als es dunkel wurde, verabschiedete sich Sharon.

Sie umarmte Yukiko und den kleinen Shinichi, schüttelte Yusaku die Hand und ging dann auf den jungen Shuichi zu.
 

Sie zog ihn vorsichtig an sich heran und küsste ihn auf die Wange.

„Be careful, my dear. You know, the world is dangerous for a handsome detective like you.”, flüsterte sie Shuichi ins Ohr.
 

Dann verließ sie die Kudos.

Sie hinterließ Shuichi gedankenverloren. Hatte sie gemerkt, dass er ihr das Abhörgerät angehängt hatte? Was hatten ihre Worte zu bedeuten?

Worauf hatte sich Shuichi nur eingelassen?

Eine Zaubernadel

Die Straßen waren glatt. Während es tagsüber zwar regnerisch, aber doch von der Temperatur milde gewesen ist, war es jetzt gegen zwölf Uhr bis zum Gefrierpunkt kalt.

Shuichi bereute es keine Jacke dabei zu haben. Aber er hatte ja weggehen müssen, ohne dass es Yukiko und Yusaku merkten. Seine Jacke war leider im Flur gewesen, es wäre zu auffällig gewesen, sie zu holen.

Shuichi betrachtete seine Hose. Sie war an der Seite aufgerissen, als er aus dem Fenster geklettert war. Wegen einer langen Schürfwunde am Oberschenkel spürte er bei jedem Schritt einen ziehenden Schmerz.
 

Shuichi sah auf einem kleinen Gerät den Standort der Schauspielerin. Sie war wie noch immer in ihrem Hotelzimmer. Shuichi hörte nichts mehr durch das Abhörgerät, da sie ihren Mantel wohl in den Schrank gehängt hatte.

Würde sich heute noch etwas ereignen? Wann würden Yusaku und Yukiko sein leeres Zimmer entdecken?
 

Shuichi ging in der Gasse, von der aus er das Hotel beobachtete, auf und ab um sich warm zu halten.

Vielleicht hatte er sich auch vertan? Vielleicht war Sharon eine normale Schauspielerin? Könnte es sein, dass sein Verstand ihm etwas vorspielte? Wünschte er sich so sehr die Organisation zu fassen, dass seine Fantasie ihn Zusammenhänge sehen ließ, die es gar nicht gab?

War all seine Arbeit eine Ausgeburt seines Verstandes und seiner Wünsche?
 

Nein. Shuichi dachte an seine Mutter, an seinen Vater. Die Organisation war real.
 

Je später es wurde, desto leerer wurden die Straßen. Glücklicherweise hielt die Kälte Shuichi wach und aufmerksam.

Ein schwarzes Auto hielt vor dem Hotel. Ein echter Porsche, Shuichi war beeindruckt. Niemand stieg aus. Shuichi erkannte, dass wohl eine Person im Porsche saß und wartete.
 

In der Ferne hörte er Glockenschläge. Es war ein Uhr. Sollte er nach Hause gehen? Üblicherweise sagte ihm Yusaku um halb zwei Nachts „Gute Nacht“ und riet ihm schlafen zu gehen. Noch hätte er genug Zeit nach Hause zurück zu kehren. Er wartete jetzt schon über drei Stunden in der Kälte. Es war genug.

Shuichi ging gerade aus der dunklen, mittlerweile unheimlich werdenden Gasse raus, und wollte zum Haus in der Beikastraße gehen, als er sie sah. Und sie sah ihn.
 

Sharon Vineyard hatte ihre Augen zusammengekniffen. Sie stand vor dem schwarzen Porsche. Sie trug jetzt eine kurze weiße Pelzjacke. ‘Natürlich‘, dachte sich Shuichi. Sie war eine Frau, eine reiche dazu, es war klar, dass sie mehrmals am Tag den Mantel wechselte. Vor allem jetzt da die Kälte so plötzlich eingebrochen war. Daher hatte er auch nicht mit seinem Ortungsgerät wissen können, dass sie ihr Zimmer verlassen hat.
 

Shuichis Herz klopft. Sie hatte ihn gesehen, sogar erkannt. Was würde sie denken? Wenn sie tatsächlich ein Mitglied von ihnen war… Die Kudos waren in Gefahr. Tränen schossen ihm in die Augen. Er hatte sie in etwas reingezogen, was ihre Leben bedrohen würde.

Was sollte er tun? Was würde Sharon denken? Was würde sie tun?
 

Was wenn sie das Abhörgerät jetzt finden würde? Sie würde sich sicher sein können, von wem es war.
 

Noch immer hielt Sharon mit Shuichi Blickkontakt. Bitte, Dad, was soll ich tun?
 

Shuichi sah in ihrem Gesicht ein teuflisches Lächeln. Während sie in den Porsche stieg winkte sie Shuichi.
 

***
 

Es dauerte keine zwei Sekunden, da hatte er das Fahrradschloss aufgeknackt.
 

[Rückblende: vor 12 Jahren]

Munter rannten Kinder auf dem Spielplatz hin und her. Trotz des lauten Geschreis der Kinder, konnte Hina ihren kleinen Sohn hören.

“Mama, Mama! Hilfe!“

„Was ist denn, Shu, mein Schatz?“, rannte die besorgte Mutter zu ihrem fünf jährigen Sohn.

„Mein Bobby Car. Ich hab es mit Papas Fahrradschloss abgeschlossen. Jetzt krieg ich es nicht mehr auf.“

Die junge Mutter kicherte: „Na, du musst es einfach mit dem Schlüssel aufmachen.“

Den Tränen nahe schüttelte Shuichi den Kopf: „Ich hab den Schlüssel im Sandkasten vergraben. Jetzt find ich ihn nicht mehr.“

„Ach, das ist kein Problem, Shu.“, munterte Hina ihren Sohn auf und zwinkerte ihm zu.
 

Sie holte sich eine goldene Haarnadel aus ihrem langen, braunen Haar.

„Damit kann man doch kein Schloss öffnen, Mama.“, protestierte der vierjährige Shuichi empört.

„Doch kann man, Shu.“ Sie steckte Nadel in das Schloss. Sie drehte die Nadel einige Male, und mit einem leisen Knacks war das Schloss offen.
 

„Wow, ist das eine Zaubernadel?“, wollte Shuichi wissen.

Wieder musste Hina kichern. „Nein, das kann man lernen. Und es braucht viel Übung.“

„Bring es mir bei!“

„Nein, mein Lieber.“

„Dann darf ich es wenigsten Probieren.“ Hina dachte kurz nach. Sollte er doch, es würde ihm schnell langweilig werden, denn alleine, würde er es sich das nicht beibringen können. Sie reichte ihm die Haarnadel.
 

Keinen Monat später, kam Shuichi zu seiner Mutter ins Zimmer geplatzt.

„Ich hab es geschafft, Mama! Ich weiß wie das geht.“

„Was hast du geschafft, Shu?“

„Na, das hier.“ Shuichi zeigte auf das verschlossene Fahrradschloss. Er nahm die Nadel heraus und tatsächlich: er konnte das Schloss öffnen.

Hina war einerseits verblüfft über die Intelligenz ihres Sohnes, andererseits machte sie sich Sorgen. Deswegen hatte er tagelang zu Hause gehockt. Im Kindergarten wurde ihr gesagt, er sei zu intelligent für die anderen Kinder, er sollte besser schon in die Schule gehen.
 

„Shuichi, versprich mir, dass du diese Fähigkeit, nein all deine Fähigkeiten, niemals für etwas Böses verwendest. Ich wäre tief traurig, wenn du jemals etwas klaust oder jemanden was antust.“ Sie nahm ihren Sohn in den Arm und streichelte über sein kurzes, schwarzes Haar.

[/Rückblende: Ende]
 

Tut mir Leid, Mama. ‘, dachte Shuichi, als er die goldene Haarnadel betrachtete mit der er gerade das Schloss geöffnet hatte. ‚Ich habe dich missbraucht, meine Zaubernadel‘.

Er setzte sich auf das Fahrrad. Der Porsche war mittlerweile schon am Horizont. So schnell er konnte raste Shuichi dem Porsche hinterher. Dabei musste er auch darauf achten, dass er weit genug hinter dem Porsche war, dass man ihn nicht von dem Auto sah. Die Dunkelheit half ihm. Es war schwerer eine dunkelgekleidete Person auf einem Fahrrad zu sehen, als das rote Rücklicht eines Autos zu verfolgen.
 

Heute Nacht, heute würde er sie vernichten, dachte sich Shuichi. Endgültig. Dann müsste er sich keine Sorgen um die Kudos machen. Dann müssten sie nicht wegen ihm auf der Flucht leben.

Shuichi dachte an Yusakus Worte. Dieser Kampf, Shuichi, er zerstört Leben. Es hat das Leben deiner Mutter zerstört, es zerstört das deines Vaters, es wird dich zerstören.

Nein, dieser Kampf würde nichts mehr zerstören.
 

Shuichis Beine zitterten vor Anstrengung, als der Porsche endlich anhielt. Sie waren in einem Hafengebiet Tokios. Aus der Ferne sah Shuichi, dass zwei Personen aus dem schwarzen Wagen stiegen.

Es würde schwer werden sie zu verfolgen, denn hier war das Lagergebiet für Schiffin- und export. Die gestapelten Kisten verhinderten einen guten Überblick über das Hafengebiet. Alles war kaum beleuchtet.
 

Er hatte sie verloren. Da er doch einigen Abstand zu den beiden halten musste, hatte er sie aus den Augen verloren. Jetzt irrte er zwischen einigen Containern umher.

Was hatte er eigentlich erreichen wollen? Würde er ihnen gegenüber treten, wäre er auf der Stelle tot. Er war unbewaffnet.

Es waren seine Neugier, sein Hass auf sie, die ihn vorantrieben. War er so sehr hasszerfressen, dass er unbedacht und Konsequenzen ignorierend handelte? War er letztendlich nur ein Egoist?
 

Er hatte die Bibliothek bestohlen. Er hatte die Kudos in Gefahr gebracht. Er hatte ein Fahrrad geklaut und damit ein Versprechen, das er seiner Mutter gegeben hatte, gebrochen.
 

Aber etwas in ihm sagte ihm, dass er seine Ziele, die richtigen waren. Es war sein Sinn für Gerechtigkeit, der zu ihm sprach. Könnte nämlich Freiheit und Gerechtigkeit in einer Welt bestehen, in der diese Verbrecherorganisation existierte?

Seine Aufgabe war es, sie zu stellen. Alles in ihm Schrie nach ihrer Vernichtung.
 

Shuichi hörte einen Schuss. Das zweite Mal in seinem Leben. Er bekam eine Gänsehaut.

Er dachte, wie er bei den Kudos zusammengebrochen war.

„Shuichi, nicht schwach werden.“, sagte er zu sich selbst.

Wieder kämpfte Shuichi mit Schwindel. Sie ist tot, Kleiner.

Wieder hörte er die Stimmen der Polizisten aus seiner Vergangenheit.

Seine Beine zitterten heftig.

Zwischen all den erwachsenen Stimmen, hörte Shuichi auch einen kleinen Jungen: Du bist jetzt mein großer Bruder, oder?

Ja, der bin ich. Deswegen muss ich stark sein.
 

Shuichi rannte in die Richtung, in der er den Schuss gehört hatte. Jemand war in Gefahr. Auch unbewaffnet könnte er vielleicht helfen. Dafür kämpfte er doch überhaupt, oder? Er kämpfte um unschuldigen Menschen zu helfen.

Einige Sekunden später hatte er sie erreicht.
 

Er versteckte sich hinter einer Ecke. Er sah drei Männer. Wo war Sharon? Einer der Männer war in eine Ecke gedrängt. Er war aber noch unverletzt. ‚Der Schuss gerade war bestimmt ein Warnschuss gewesen.‘ Der eine Mann weinte. Shuichi hörte wie er nach seinem Leben flehte: „Bitte, meine Frau ist schwanger. Bitte, ich gebe euch das Geld so schnell wie ich kann.“
 

Es war ein blonder, junger Mann, der antwortete: „Es ist zu spät. Du hattest deine Chance.“

Shuichis Herz pochte. Sie würden den Mann jetzt erschießen. Was sollte er tun?

„Soll ich jetzt schießen.“, fragte der junge, blonde Mann den anderen Mann, der hinter ihm mit verschränkten Armen stand.

Dieser schien genervt. „Ja, Gin. Du solltest weniger fragen und mehr tun.“, belehrte er ihn.
 

Im selben Moment rannte Shuichi los. Er sprang auf diesen „Gin“, sodass beide umfielen und der Schuss, der den Mann töten sollte, knapp an dessen Kopf vorbei flog.

Shuichi hatte Gins Kopf mit so viel Kraft auf den Boden gehauen, dass dieser das Bewusstsein verlor. Er riss ihm die Pistole aus der Hand und hielt sie auf den dritten Mann.
 

Der Mann, der bis gerade in der Ecke eingeengt gewesen war und um sein Leben gefleht hatte, ergriff die Chance und rannte weg.

Shuichi hatte es geschafft. Er hatte dem Mann das Leben gerettet. Aber was war jetzt mit ihm? Es fühlte sich unangenehm an, jemanden mit einer Pistole zu bedrohen.

Er könnte niemals auf jemanden schießen. Aber sobald er die Pistole runternehmen würde, würde sein Gegenüber ihn erschießen.
 

„Gib mir deine Waffe.“, befahl Shuichi dem schwarz gekleideten Mann. Shuichi stand wieder. Einen Fuß hatte er auf den Kopf des bewusstlosen Blonden gestellt. Er wüsste nicht, wie er zwei Männer überwältigen könnte. Was sollte er tun, wenn Sharon auftauchte?
 

Der Mann zog seine Pistole raus. Er ging auf Shuichi zu um sie ihm zu geben.

„Nein, werf sie mir zu.“, korrigierte Shuichi seine Bitte.

Der Mann folgte seinem Befehl. Ein Meter vor Shuichi landete die Pistole.
 

Shuichi bückte sich um sie aufzuheben, da rannte der Mann auf ihn zu, warf ihn zu Boden und holte eine zweite Pistole aus seiner Jackentasche.

Der junge Detektiv lag jetzt mit dem Rücken auf dem Boden, der Mann stellte ihm den Fuß auf die Brust, sodass Shuichi nicht mehr aufstehen konnte.

Die Pistole war auf ihn gerichtet. Die, die Shuichi bis gerade noch in der Hand gehabt hatte, lag jetzt zwei Meter neben ihn, für ihn unerreichbar.
 

„Das war naiv von dir, mein Junge. Man sieht, dass du absolut keine Erfahrung hast. Deswegen solltest du so was auch den Großen überlassen.“, fing der Mann an.

War das jetzt das Ende? So schnell und bedeutungslos? Dieser Kampf, er wird auch dich zerstören. Hatte Yusaku Recht gehabt?
 

Dann roch Shuichi etwas. Ein fruchtiger, heller Geruch stieg ihm in die Nase und hinterließ den Feinen Nachgeschmack von Minze. Sharon. Das war das Parfüm, das Sharon heute benutzt hatte.

Selbst in seiner Not, musste Shuichi siegreich über seine Schlussfolgerung grinsen.
 

Der Mann, der nicht verstand, drückte ihm wütend seinen Schuh noch stärker auf die Brust: „Was grinst du so? Für dich gibt es nichts mehr zu lachen.“

„Warum machst du das, Sharon? Du bist erfolgreich und berühmt. Aber in deiner Freizeit bringst du arme Oberstufenschüler um. Warum? Was läuft falsch bei dir?“

Sharon, als dieser Mann verkleidet, musste nun auch lächeln.
 

„My dear, it’s a pity, that I have to kill you. But, thank you, you were very entertaining.”

Das war es also, das Ende. Shuichi schloss die Augen. Würde es schnell gehen? Würde sein Vater seinen Tod verkraften? Wie sehr würde es Shinichi wehtun?
 

Dann klingelte Sharons Handy. Mit einem genervten Seufzer nahm sie den Anruf an ohne die Pistole von Shuichi zu richten. “The FBI? Sie sind unterwegs?“ Sharon geriet kurz aus der Fassung. War Rettung unterwegs?

„Oh, because of you, I lost a lot of time. Well, let’s have a deal. I will not kill you, but shoot you. Don’t worry, they will help you. But they will lose time and I will have a chance to save me and my partner. All right? And don’t you dare to tell someone about me. Otherwise I will kill you and the Kudos. You understand?”

Ohne von Shuichi auch nur rein Nicken abzuwarten, schoss sie ihm an die Schulter. Shuichi schrie auf.
 

Sharon ging mit ihrem Fuß von ihm runter, griff nach der Pistole ihres Partners und packte diesen unter den Schultern. Langsam schien Gin wieder zu Bewusstsein zu kommen. Zwar mit viel Mühe, aber doch relativ schnell, verschwand Sharon in einem Gang aus Containern.

Shuichi griff sich an die Schulter und stand auf.

Er wollte das FBI nicht behindern. Sie sollten Sharon folgen und sich nicht mit ihm aufhalten.
 

Man sah kaum, dass er angeschossen war, da das Blut auf dem dunklen Pulli und in der Dunkelheit war kaum sichtbar war.

Mit letzter Kraft stand Shuichi jetzt angelehnt an den Containern. Er hörte wie sich Schritte näherten.
 

Zwei bewaffnet Männer kamen auf ihn zu. Sie trugen kugelsichere Westen. Waren sie vom FBI?

„Die beiden, sie sind da lang gerannt. Wenn Sie hinterher rennen, können Sie sie noch einholen.“, sagte Shuichi direkt und zeigte dahin, wo Sharon herkam

„Und wer bist du, wenn wir fragen dürfen?“

„Shuichi Akai. Detektiv.“

Die Männer sahen sich an. Sie wussten nicht, ob sie Shuichi glauben konnten. Woher sollten sie wissen, ob er nicht log? Vielleicht gehörte er auch zur Organisation und das war ein Trick zum Entkommen.

„Sie müssen sich beeilen. Da lang sind sie. Schnell.“

Die beiden zögerten noch immer. Genau der Effekt, den Sharon erzielen wollte.

„Laufen Sie mir hinterher.“, meinte Shuichi und beide Männer folgten ihm. Er musste mit ihnen laufen, sonst würden sie zulange Zeit verlieren, wenn er ihnen alles erklären musste.

Shuichis ganzer Körper sträubte sich vor jedem Schritt. Bei dem Rennen stieß er an seine äußersten Grenzen. Die beiden anderen folgten ihm mühelos, etwas verwundert über Shuichis langsames Tempo. I will kill the Kudos. Bitte, bitte nicht. Shuichi müsste das verhindern.
 

Die drei kamen an eine Abzweigung.

„Wo lang jetzt?“, wollte der eine FBI-Agent wissen.

„Ich weiß es nicht. Sie müssen sich aufteilen.“

Beide schüttelten den Kopf. Natürlich, sie hatten Angst vor einer Falle.

„Sind nicht noch mehr von ihnen da?“

„Darüber geben wir keine Auskunft.“, erklärten sie.

Also wahrscheinlich nicht.‘, dachte sich Shuichi. ‚Es gibt eine fifty-fifty Chance.

“Diesen Weg.”, behauptete Shuichi und hoffte Recht zu haben.
 

Sie kamen aus dem Lagergebiet raus. Sie standen jetzt vor den Parkplätzen. Der schwarze Porsche war schon weg. Sie waren zu spät.
 

„Und jetzt?“, fragte einer der beiden Männer.

„Wir waren nicht schnell genug.“

Beide Männer sahen sich an.

„Kann es sein, dass du absichtlich zu lahm gewesen bist? Man könnte meinen, ein junger, schlanker Mann wie du, könnte schneller laufen.“ Shuichi konnte nicht mehr antworten.
 

Der junge Detektiv schloss die Augen. Er konnte sich kaum noch konzentrieren. Er hatte sich zu viel bewegt, seine Wunde schmerzte unerträglich. Er nahm die beiden Männer nur noch verschwommen wahr. Sie sagten etwas, aber Shuichi konnte nicht mehr hören.

Es wurde schwarz, er fiel zu Boden.

Das Zeugenschutzprogramm

So, noch ein Kapitel. Schreiben macht echt Spaß :D

Es passiert eigentlich nicht viel, dsa Kapitel besteht hauptsächlich nur aus einer langen Rückblende. Wie gesagt, ich mag Rückblenden. ;-)
 

Das Einzige was mir wirklich schwerfällt, sind die Kapitelnamen. Hat jemand vielleicht kreativere Vorschläge als meine jetztigen Kapitelnamen?
 

Viel Spaß beim Lesen (auch wenn das Kapitel relativ traurig ist)
 

lg die Malerin

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Unruhig ging James auf und ab. Dieser Shuichi hatte gerade eine Notoperation. “Er hat zu viel Blut verloren“, hatte Arzt erklärt. “Warum hat er sich so viel bewegt? Dadurch ist seine Wunde lebensgefährlich geworden.“

James setzte sich auf einen Stuhl im Krankenhausgang und legte sein Gesicht in seine Hände.

Kann es sein, dass du absichtlich zu lahm gewesen bist? Warum hatte James das nur gesagt? Wieso hatte er nicht von Anfang an gemerkt, dass der Jugendliche verletzt war?

Wie alt war er überhaupt? 19? 18?

Es war kurz vor Weihnachten. Ein toter Jugendlicher, kaum eine Woche vor Heilig Abend erschossen. Das klang so dramatisch, dass es sich so wahrscheinlich anfühlte.
 

James‘ Partner schlief im Stuhl neben ihm. Wie konnte er nur so ruhig sein und sogar schlafen? Klar, der Tag ist sehr lang gewesen, aber jetzt schlafen? James kämpfte mit seinem Gewissen. Immer wieder ging er den heutigen Tag durch. Was hätte er besser machen können? Wie hätte er schneller Vorort sein können?

Auch nach fast fünfzehn Jahren im Dienst, kämpfte James trotzdem jedes Mal wieder mit seinem Gewissen.
 

In seinen Überlegungen erkannte James, dass das Auftauchen des Jugendlichen einfach zu unvorhersehbar war. Sie hatten ihn nicht einschätzen können. Wer war er überhaupt? Er sagte, er hieße Shuichi Akai. Warum kam ihm sein Name so bekannt vor? Wer war er?
 

Ungeduldig schaute James auf die Uhr. Seine Kollegen wollten so schnell wie möglich kommen. Außerdem wollten sie Informationen über Shuichi Akai mitbringen. Vielleicht wäre James dann die ganze Situation klar.
 

Endlich kamen James Kollegen.

„Also, wer ist er?“, platzte es gleich aus James heraus.

„Shuichi Akai ist Hayato Akais Sohn. Erinnerst du dich an ihn?“

Jetzt verstand James: „Natürlich. Ich werde niemals diesen jungen, begabten Mann vergessen. Akai, das war doch der Unidozent für Kriminologie, der mit seiner Arbeit gegen die Organisation ermittelt hat, oder? Hatten wir ihm und seiner Familie nicht ein Zeugenschutzprogramm angeboten?“

Sein Kollege nickte: „Aber das hat nur seine Frau angenommen, er und sein Sohn sind in Japan geblieben. Sie scheinen untergetaucht zu sein. Es gibt kaum Informationen über die beiden. Ich konnte noch nicht mal rausfinden, wo er und sein Vater wohnen.“
 

„Also konnten wie keine Angehörigen des Jungen erreichen?“, fragte James. Sein Partner schüttelte den Kopf.

James dachte an den enthusiastischen Vater des Jungen. Wie alt war Hayato damals gewesen? 28? Er hatte sich so erwachsen gefühlt, dabei war für James nur fast noch ein Kind gewesen.
 

[Rückblende: Vor 7 Jahren]

Mit großen Augen ging James durch die Straßen Tokios. Er war das erste Mal in Japan. Alles schien für ihn so anders als in Amerika. Er merkte wie viele Leute ihn ansahen, denn er fiel als Amerikaner mit goldblonden Haaren besonders auf.

James betrachtete das Foto eines 28 jährigen Mannes. James hätte ihn auch leicht 8 Jahre jünger schätzen können. Er war Dozent für Kriminologie.
 

Der 38 jährige Agent sollte mit ihm reden und ein Zeugenschutzprogramm anbieten, denn die Organisation, gegen die das FBI im Moment ermittelt, will ihn umbringen, wie ein Spion ihnen mitgeteilt hatte. Wie es aussieht kämpfte dieser Hayato schon länger gegen die Organisation, länger als das FBI. Laut den neusten Ermittlungen scheint die Organisation Hayatos erste Frau schon vor fünf Jahren umgebracht zu haben.
 

Mit dieser Hayato hatte einen jetzt elf jährigen Sohn. So jung und schon ein elfjähriges Kind? Außerdem hatte er eine Frau die schon im sechsten Monat schwanger war, wie James erfahren hatte.
 

***
 

Hayato ließ den Amerikaner zwar missmutig, aber doch rein, als James seinen FBI-Ausweis vorzeigte.

Die Wohnung der jungen Familie war klein. Sie schienen auf zwei Zimmer verteilt zu wohnen. Die schwangere Frau lag auf dem Sofa, während ein kleiner Junge auf dem Teppichboden vor einem Schachbrett saß.
 

„Was machst du da, Kleiner?“, fragte James mit durch ein Audioprogramm erworbenen Japanisch Kenntnissen.

Der kleine Junge fing an zu lachen. „Du sprichst aber lustiges Japanisch!“, erklärte Shuichi in einem perfekten Englisch. „Aber ich spiele Schach mit mir selbst um deine Frage zu beantworten.“

Etwas verblüfft und gleichzeitig beschämt nickte James und ging anschließend mit dem Vater des Jungen in das andere Zimmer.
 

„Ein beeindruckender, kleiner Mann, den Sie da haben, Herr Akai“, lobt James freundlich.

„Sie sind nicht her gekommen um meinen Sohn zu bewundern, warum sind Sie hier? Was will das FBI von mir?“, erwiderte Hayato harsch.

„Nun, Sie haben Recht, ich bin nicht gekommen um Ihren Sohn zu bewundern.“, bestätigte James.

Er blickte sich im Zimmer um. Das ganze Zimmer war plakatiert mit Zeitungen. Wild waren diese rot angestrichen. Das war also die Arbeit eines genialen Kriminogen? James sah sich einige Artikel genauer an. Es ging anscheinend auch hier um die Organisation.
 

„Ihre Arbeit ist auch sehr beeindruckend, Herr Akai.“

„Sie sind auch nicht gekommen um meine Arbeit zu bewundern, oder? Kommen Sie zur Sache, ich bin ein sehr beschäftigter Mann.“ James mochte diesen unfreundlichen Ton nicht.
 

„Um ehrlich zu sein, bin ich wegen Ihrer Arbeit gekommen.“

„Will das FBI meine Hilfe?“

„Zum einen das. Wir würden uns freuen, wenn Sie uns ihre Arbeitsergebnisse geben würden.“

„Kein Problem. Ich wüsste nicht, warum ich sie geheim halten sollte. Die Organisation verfolgt mich sowieso schon und ich schätze, dass die wissen, wie viel ich weiß.“ Hayato packte eine Disk aus.

„Das ist so ziemlich Alles, was ich weiß. Meine gesamte Arbeit ist darauf gespeichert.“ Er überreicht James die Disk. Dieser nickte.
 

„Nun, wir haben herausgefunden, dass die Organisation Sie verfolgt.“ Hayato lachte ironisch.

„Erzählen Sie mir etwas Neues, Mr. Black.“

„Wir haben zwei Angebote für Sie. Das Erste ist mit uns mitzuarbeiten. Das FBI würde Sie gerne aufnehmen. Wir haben Ihre Veröffentlichung gelesen, es wäre uns eine Ehre Sie dabei zu haben.“

Hayato schüttelte wie erwartet den Kopf. Während das FBI Informationen über ihn gesammelt hatte, wurde festgestellt, dass er ein Einzelgänger war und dass er fast inkompatibel für Zusammenarbeit war. Das Angebot hatte James mehr aus Höflichkeit gestellt, als dass er wirklich erwartete, dass Hayato eingestellt werden wollte.
 

„Ich arbeite allein. Für meine Arbeit wäre es eine Behinderung, wenn ich in einem Team arbeiten müsste oder jemanden untergeordnet sein müsste. Meine Arbeit hat bis her nur eine theoretische Basis, ich brauch kein Team. Mir reicht mein Verstand als einziger Arbeitskollege.“, erläuterte Akai die Ablehnung des Angebotes. „Was ist Ihr zweites Angebot?“
 

„Nun, Sie wissen, dass Sie in dauernder Gefahr sind. Wir als Verbrechensbekämpfer setzten Alles daran Zivilisten zu beschützen. Und da sie eine Familie haben und ihre Frau sogar schwanger ist…“

„…möchten Sie mir ein Zeugenschutzprogramm anbieten.“, beendete Hayato den Satz seines Gegenübers.

James nickte: „ Ja, was sagen Sie? Ich meine denken Sie an ihre verstorbene Frau, an Ihren süßen Sohn. Wir denken, es wäre das Beste.“
 

Wieder schüttelte Hayato seinen Kopf. „Nein, ich bleibe hier. Ich muss meine Arbeit beenden. Wir kommen schon klar. Ich bin vorsichtiger geworden. Ein Fehler wie damals wird mir nicht nochmal passieren.“

James seufzte. Wie konnte dieser Mann nur das Leben seiner Familie aufs Spiel setzten? Sein Sohn war so unglaublich süß und intelligent, wie konnte ein Mann so egoistisch sein? Was wollte er erreichen? Ein Selbstwertgefühl bekommen, indem er Verbrechern hinter herjagt? Wollte er den Helden spielen?
 

James nickte widerwillig. „Falls Sie Ihre Meinung ändern, können Sie uns jeder Zeit anrufen.“ Er drückte ihm eine Visitenkarte in die Hand.

Zusammen gingen sie wieder ins Zimmer, wo Hayatos Frau schon gespannt wartete.

Auch ihr müsste James den Vorschlag machen, sie sollte schließlich für sich alleine entscheiden. Wenn sie unbedingt das Zeugenschutzprogramm wollte, dann würde vielleicht auch Hayato zustimmen.
 

„Guten Tag Frau Akai. Ich hab Ihrem Mann gerade auch diesen Vorschlag gemacht, aber ich wiederhole ihn nochmal. Wir bieten Ihrer Familie ein Zeugenschutzprogramm an.“ Der kleine Shuichi ließ eine Schachfigur laut auf das Brett krachen. „Sie wissen wahrscheinlich warum. Nun, wollen Sie darüber nachdenken?“

Die bleiche Frau nickte zaghaft. „Hayato, lass uns unter zwei Augen reden.“ Der junge Ehemann half seiner Frau aufzustehen und verschwand mit ihr ins Zimmer neben an. Hayato hatte eine ernste Miene auf. Hatte er Angst davor, wofür sich seine Frau entscheiden würde?
 

„Schon wieder gewonnen.“, verkündete der kleine Shuichi. James und er spielten Schach. Erstaunlicher Weise und zum Frust von James, verlor der FBI-Agent schon zum dritten Mal.

„Du bist echt gut, spielst du oft Schach?“, wollte James wissen.

Shuichi nickte und erläuterte dann dem blondem Mann: „Wissen Sie Schach ist eigentlich ganz einfach. Man muss einfach jeden Schritt des Gegenübers vorhersehen. Man spielt alle Möglichkeiten durch und dann analysiert man, was das Beste wäre. Trotzdem muss man auf alles gefasst sein. Wenn ich Schach spiele, fühle ich mich wie Sherlock Holmes. Ich rechne jeden Schritt meines Gegners voraus, analysiere meinen Gegner und kontere dann, bis ich ihn in die Ecke gedrängt habe.“
 

Hayato und seine Frau kamen nach einem halbstündigen Gespräch wieder ins Zimmer.

Hayato hatte seinen Kopf gesenkt. Seine Frau hatte Tränen in den Augen. Was hatten sie beschlossen?
 

„Ich werde das Zeugenschutzprogramm annehmen. Ich will, dass mein Kind in Sicherheit lebt. Mein Mann bleibt hier.“, sie sagte das zwar entschlossen, aber James merkte wie ihre Unterlippe zitterte. Sie kämpfte mit aller Kraft gegen die Tränen an.
 

„Gut, wenn Sie wollen, werde ich Sie morgen abholen, wir werden dann alle Details besprechen.“

„Ich möchte heute schon gehen. Ich glaube, wenn ich die Nacht noch hier verbringe, werde ich morgen nicht mehr die Kraft für einen Abschied haben. Bitte, können Sie mich in ein Hotel fahren.“, bat die junge Frau. Sie hieß Naoko Akai, erinnerte sich James. Sie war gerade Mal 23 Jahre alt. Sie hatte sich für das Richtige entschieden. Sie war jung genug um sich schnell an ein neues Leben anzupassen.

„Gut, dann packen Sie Ihre Sachen. Ich warte solange.“
 

Der kleine Shuichi sah seine Eltern und James verwirrt an. „Naoko? Dad?“, fragte er zögernd. Aber niemand antwortete ihm. Naoko hatte ihre Sachen schnell gepackt. James wusste, dass die Familie oft umzog und schnelles Packen gewöhnt war.
 

„Okay, ich bin fertig.“

„Gut dann gehen wir.“
 

Sie gingen zur Tür. Dann blickte James verwirrt zurück.

„Wollen Sie Shuichi nicht mitnehmen?“

„Nein. Er ist nicht mein leiblicher Sohn.“

„Meinten Sie nicht, dass Sie wollen, dass Ihr Kind in Sicherheit lebt?“

Zur Antwort strich Naoko ihren kugelrunden Bauch.
 

Jetzt sprang Shuichi auf. „Naoko, wo gehst du hin? Du wirst mich doch nicht alleine lassen.“, schrie der Kleine.

„Shuichi, du bleibst bei deinem Vater. Ich werde gehen. Ich liebe dich, aber ich muss gehen.“

„Nein, du wirst mich nicht auch noch verlassen! Du hast versprochen meine Mama zu sein!“
 

Eine bedrückte Stimmung überkam alle Beteiligten. Alle schwiegen und sahen den Jungen mit Mitleid an.

James fand als erstes die Sprache wieder: „Frau Akai, ich finde Sie sollten Shuichi mitnehmen, wenn ich meine Meinung sagen darf. Hier ist er in Gefahr und behindert seinen Vater bei der Arbeit.“

Naoko schüttelte heftig den Kopf. „Nein, er ist nicht mein Sohn. Ich will ihn nicht mitnehmen.“
 

Jetzt fing auch Hayato an: „Naoko, nimm ihn mit, es wäre das Beste für alle.“

Wieder schüttelte Naoko den Kopf.

„Ich will mit dir. Ich will meine Schwester nämlich kennenlernen. Bitte, Naoko, bitte Mama
 

„Nein! Ich will nicht! Shuichi, du bist nicht mein Sohn, du warst es nie und du wirst es nie sein! Deine Mutter ist tot. Frag deinen egoistischen Vater warum.“ Naoko schrie Shuichi an. James konnte sehen, wie Shuichi bei jedem Wort blasser wurde.
 

Sie rannte aus der Wohnung ohne sich bei ihrem Mann zu verabschieden.

„Danke für Ihre Mitarbeit, Herr Akai.“ James zeigte auf die Disk. Doch Hayato hatte nur Augen für seinen Sohn. Er hielt ihn fest, denn Shuichi zitterte so sehr, dass er sich kaum noch auf den Beinen halten konnte.
 

„Alles okay, Shuichi? Sie meinte das nicht so. Schwangere Frauen haben halt so… Stimmung Schwankungen.“, wollte James den Jungen aufmuntern.

„Sie sollten besser gehen.“, sagt Hayato. „Das sind familiäre Angelegenheiten.“

James nickte. „Ich entschuldige mich für die Unannehmlichkeiten. Auf Wiedersehen. Seien Sie vorsichtig.“

Während James die Wohnung verließ sah er aus den Augenwinkeln wie der elfjährige Junge in den Armen seines Vaters ohnmächtig wurde.

[/Rückblende: Ende]
 

Nach zwei Stunden wurde Shuichi Akai aus dem Operationssaal geschoben.

„Wir haben Glück gehabt. Er ist übern Berg.“, verkündete ein junger Arzt glücklich.
 

James atmete auf. Auch wenn es noch nicht Weihnachten war, war das sein schönstes Geschenk des Jahres. Er wurde in ein Zimmer gefahren. „Er schläft. Morgen können Sie mit ihm reden.“, erklärte ein Arzt.

Seine Familie

Etwas benommen wachte Shuichi auf. Wo war er? Er sah sich um. Weiße Wände, weiße Betten, ein Wandschrank mit einer lackierten Holztür.

Es war ein Krankenhaus. Shuichi sah, dass er am Tropf hing. Was war passiert? Warum war er im Krankenhaus?
 

Er wollte seinen Oberkörper heben um aufzustehen. Ein Schmerz durchfuhr seine Schulter. Dann fiel Shuichi alles wieder ein. Alle Erinnerungen an die gestrige Nacht kamen ihm ins Gedächtnis zurück.

Er tastete seine Schulter ab. Er hatte also überlebt.
 

Erst jetzt bemerkte Shuichi den blonden Mann mittleren Alters, der neben ihm in einem Stuhl schlief. Einer der FBI-Agenten…

Kann es sein, dass du absichtlich zu lahm gewesen bist? Missmutig erinnerte sich Shuichi an die Worte des Mannes. Hätte er die Kraft dazu gehabt, hätte er ihm damals in dem Moment eine reingehauen.
 

Aber vielleicht hatte er Recht gehabt? Lag es an ihm, dass Sharon an diesem Abend nicht gefasst wurde? Wäre er nicht da gewesen, hätten sie sie gefasst? Oder wenn er vielleicht schneller gerannt wäre, dann wären die Kudos jetzt nicht in Gefahr. Die Kudos…

Ging es ihnen gut? Er musste sie warnen.
 

Well, let’s have a deal. I will not kill you, but shoot you. Don’t worry, they will help you. But they will lose time and I will have a chance to save me and my partner. All right? And don’t you dare to tell someone about me. Otherwise I will kill you and the Kudos. You understand?

Sharon hatte versprochen ihn nicht zu töten und auch die Kudos zu verschonen, wenn er dicht hielt. Aber konnte er ihren Worten vertrauen?
 

Shuichi löste sich von der Nadel, durch die er eine Infusion bekam. Etwas beschämt stellte er fest, dass er nur mit einem leichten Nachthemd bekleidet war. Trotzdem stand er leise auf ohne den FBI-Agenten zu wecken.

Was sollte Shuichi tun? Er müsste die Kudos wenigstens warnen. Dafür müsste er ein Telefon suchen! Um das zu benutzen brauchte er Geld. Wo waren seine Sachen? Anscheinend nicht in diesem Zimmer.
 

Dann sah Shuichi die Jacke de FBI Agenten, die dieser auf einen Kleiderhaken in der Ecke gehängt hatte. Vielleicht hatte er ein paar Münzen? Das war doch kein richtiger Diebstahl, oder?

Er würde ihm die Münzen später auch wiedergeben. Shuichi stand vom Bett auf. Er griff in die Jackentasche und suchte. Kein Geld. Er sah nochmal in die Innentasche. Kein Geld, aber ein Handy. Sollte er einfach das benutzen? Es würde doch niemand merken, oder? Er müsste anschließend nur die Nummer löschen, die er gewählt hatte. Genau, das musste er tun.
 

Shuichi ging mit dem Handy raus. Schließlich sollte man ja nicht im Krankenhaus telefonieren. Soviel Rücksicht musste er dann wohl doch haben.

Bibbernd wählte Shuichi die Nummer, sobald er das Krankenhaus verlassen hatte. Wer hat sich diese unpraktischen, eiskalten Nachthemden ausgedacht?
 

„Guten Tag, Yusaku Kudo am Apparat.“

„Hallo, hier ist Shuichi.“

„Shuichi! Wo bist du? Um Gotteswillen, weißt du, welche Sorgen wir uns um dich gemacht haben?“, schrie Yusaku in das Telefon. Im Hintergrund konnte Shuichi Yukiko hören, die auch besorgt, wissen wollte wo er war.
 

„Ich will euch warnen. Ich weiß nicht, ob ihr sicher seid…“, erklärte Shuichi zaghaft. Jetzt wo er mit Yusaku reden musste, plagte ihn neben der großen Sorge auch noch sein schlechtes Gewissen.

„Sicher vor was?! Wo hast du dich nur hineingeritten?“

„Na ja, sicher vor ihnen, du weißt schon. Auch wenn sie mir versprochen haben niemanden von uns umzubringen, ihr solltet euch in Sicherheit bringen.“

„Warte mal? Du bist ihnen begegnet? Und hast sogar mit ihnen geredet? Spinnst du jetzt völlig? Bist du lebensmüde? Hab ich dich nicht genug gewarnt? Du bist ja schlimmer als dein Vater!“ Shuichi hielt sich den Hörer einige Zentimeter vom Ohr weg, da Yusaku jetzt noch lauter geworden war.

„Pass auf, geht in ein Hotel bis ich alles Weitere geklärt hab. Yusaku, du weißt wie gefährlich sie sind, oder? Nimm dich in Acht.“

Bevor Yusaku noch etwas erwidern konnte, legte Shuichi auf. Zum einen wurde die Kälte unerträglich, zum anderen wollte er wieder im Zimmer sein bevor jemand etwas merkte.
 

Schnell löschte der Jugendliche noch die Nummer im Verzeichnis von gewählten Nummern und ging dann rein.

„Da ist er.“, rief ein junger Arzt. Hinter ihm rannten der blonde FBI-Agent und drei weitere Ärzte.

Gleich zwei Ärzte kamen auf ihn zu und hielten ihn fest, so als ob er nicht alleine Laufen könnte.

„Sie sollten nicht einfach so weggehen und erst recht nicht die Infusion allein lösen.“, kritisierte der eine Arzt.

Shuichi nickte entschuldigend. Er reichte James dessen Handy. „Ich hab nur meine Freundin angerufen, sie macht sich schreckliche Sorgen.“, log Shuichi.
 

Der Oberstufenschüler wurde in einen Rollstuhl gedrückt und wurde dann von James wieder in Richtung seines Zimmers geschoben.

„Mit der Freundin telefoniert, so, so. Und dafür klaust du mir einfach mein Handy?“

Shuichi erwiderte nichts.
 

Als sie ankamen und sich Shuichi, doch etwas erschöpfter, ins Bett legte, fing James an: „Da du ja fit genug bist, im Krankenhaus herumzugeistern, schätze ich mal, dass du fit genug bist mir ein paar Fragen zu beantworten.“

Wieder schwieg Shuichi zur Antwort.

„Gut, willst du mir vielleicht sagen, was du da gemacht hast, gestern? Das war wohl kaum ein Zufall, dass du da warst.“

„Doch war es.“, log Shuichi grinsend. James seufzte. Ihm wurde gerade wohl klar, dass es mit Shuichi nicht einfach werden würde.
 

„Shuichi, ich kenne deinen Vater Hayato. Ich weiß, dass er gegen sie ermittelt. Du anscheinend auch.“

Zur Antwort bekam James nur ein gleichgültiges Schulterzucken. Wobei Shuichi sofort danach schmerzverzerrt guckte. Er hatte wohl vergessen, dass er seine Schulter ruhig halten sollte.
 

Resigniert ließ sich James in den Stuhl fallen. „Schlaf etwas. Vielleicht willst du ja später reden. Wir sind das FBI, wir sind Helfer und keine Feinde, behalte das im Gedächtnis.“
 

James betrachtete wie der Junge die Augen schloss und keine zwei Sekunden später sein leises, regelmäßiges Atmen darauf schließen ließ, dass er eingeschlafen war.

War das der kleine, erstaunlich Junge den er vor sieben Jahren kennengelernt hatte?
 

James Telefon klingelte. Eine unbekannte Nummer rief an. James verließ das Zimmer und deutete seinem Kollegen, der jetzt auch vor der Tür saß, mit einem Kopfnicken, dass dieser jetzt aufpassen musste.
 

„Hallo, hier ist James Black.“, nahm James den Anruf an. Ein Moment der Stille trat in der Leitung ein.

„Ja, ähm. Mein Sohn hat von ihrem Telefon aus angerufen. Ich hab die Rückruftaste gewählt. Shuichi hat wohl vergessen den Anruf zu unterdrücken. Wissen Sie wo er ist?“

Jetzt schwieg auch James. Ein Mann der behauptete Shuichis Vater zu sein. War der Anruf echt?

James dachte nach. Wie hätte derjenige sonst an seine Nummer kommen sollen? Wen hätte Shuichi sonst angerufen?
 

„Er ist im Krankenhaus Tokio Metropoliten Matsuzawa.“, erklärte James. „Er wurde angeschossen.“

„Ich komme sofort. Darf ich nochmal fragen, wer Sie sind?“

„James Black, FBI-Agent.“
 

***
 

Das war jetzt die dritte rote Ampel die Yusaku überfuhr. Einige Autos hupten ihm sauer hinterher. Aber Yusaku war zu nervös, zu sauer, zu besorgt um sich an die Fahrregeln zu halten.
 

“Bitte Yusaku, bitte, pass auf meinen Sohn auf. Ich vertraue dir mehr als jedem anderem Menschen. Mein Sohn ist das Letzte, was mir geblieben ist. Bitte, pass auf, dass er nichts anstellt.“ Der junge Autor erinnerte sich an die Worte seines Freundes. Er hatte seiner Bitte nicht nachgehen können. Was hätte Yusaku besser machen können, was?
 

Er wurde angeschossen. Verdammt! Warum war Yusaku nicht aufgefallen, dass sich Shuichi aus seinem Zimmer geschlichen hat? Erst in der Nacht um halb zwei hatte er gemerkt, dass das Zimmer leer war. Und jetzt, jetzt fast 20 Stunden später fand er heraus, dass er im Krankenhaus war. Yusaku hupte laut, als er drei Autos gleichzeitig überholte.
 

„Mein Sohn hat von ihrem Telefon aus angerufen“ Das hat Yusaku zu James gesagt. Mein Sohn… Natürlich war es so am leichtesten gewesen, etwas über Shuichis Aufenthaltsort zu erfahren, indem er behauptete sein Vater zu sein.

Aber Yusaku wusste, dass er nicht deswegen gesagt hatte, dass er sein Sohn ist. Er hatte Shuichi ohne nachzudenken sein Kind genannt. Yusaku empfand für Shuichi wie für seinen eigenen Sohn. Es war so untypisch für Yusaku sich so schnell emotional an jemanden zu binden. Aber Shuichi… Er war etwas Besonderes.
 

Yusaku wusste genau, dass er alle vorhandenen Verkehrsregel nicht nur, wegen Hayatos Bitte brach. Nein, Yusaku wurde in diesem Moment klar, dass Shuichi für ihn sein Sohn war.
 

***
 

Es war draußen schon dunkel als Shuichi zum zweiten Mal heute aufwachte. Niemand war diesmal in seinem Zimmer. Er fühlte sich kaum besser als einige Stunden zuvor.

Ob die Kudos sich in Sicherheit gebracht hatten? Hatte Yusaku seine Warnung ernst genommen?
 

Shuichis Magen knurrte. Er hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen. Sollte Shuichi nach einer Krankenschwester rufen? Er betrachtete den orangen Knopf mit dem man Krankenhauspersonal herbestellen konnte. Aber dann würde auch James wiederkommen.

Shuichi seufzte. Das FBI ließ ihn bestimmt nicht allein im Krankenhaus, solange nicht alles geklärt war.

Also beschloss Shuichi einen Snackautomaten zu suchen. Er wollte sowieso viel lieber Chips, als irgendein Krankenhausfraß.

Glücklicherweise fand Shuichi diesmal seine Hose im Schrank, wo er einige Münzen aus der Seitentasche herauszog.
 

Leise öffnete Shuichi die Tür. Es war sogar im Flur niemand. Da hatte er aber Glück!

Im nächsten Flur fand er einen Automaten, der verschiedene Snacks anbot. Shuichi deckte sich mit Schokolade und Chips zu.

Mit einer etwas besseren Stimmung kehrte er in sein Zimmer zurück.
 

„Shuichi, spinnst du! Man verlässt nicht einfach so ein Krankenhausbett, wenn der Arzt noch nicht das OK gegeben hat!“, schrie jemand Shuichi an. Yusaku? Was machte der hier?
 

Yusaku stand wütend mit verschränkten Armen neben James, der es anscheinend amüsant fand, wie der Oberstufenschüler vollbepackt mit Süßigkeiten im Nachthemd verdutzt guckte.

„Yusaku, was machst du hier?“, wollte Shuichi wissen, während er sich wieder auf sein Bett setzte.

„Ich hab die Rückruftaste gewählt. Shuichi, du magst zwar sehr intelligent sein, aber manchmal denkst du einfach nicht genug nach. Allein daran erkennt man, dass du nicht genug Erfahrung hast. Du solltest die Arbeit gegen die Organisation dem FBI überlassen.“

Das war naiv von dir, mein Junge. Man sieht, dass du absolut keine Erfahrung hast. Mit einer Gänsehaut erinnerte sich Shuichi an Sharons Worte. Alle sagten ihm, dass er nicht genug Erfahrung hätte? Wenn nicht er, wer hatte dann überhaupt Erfahrung mit der Organisation? Sie alle schienen nicht zu beachten, dass er aufgewachsen ist in einem dauernden Kampf zwischen Hayato und der Organisation.
 

Andererseits schien Shuichi Fehler zu begehen. Er musste mehr aufpassen, das stand fest.
 

„Gut Shuichi. Bist du jetzt bereit mit mir zu reden?“, begann James wieder. Shuichi schüttelte den Kopf.

„Warum nicht? Shuichi? Er ist vom FBI, er kann die helfen.“

Wieder schüttelte er den Kopf. Wie gern würde er ihnen seine Arbeit zeigen. Er wollte ihnen sagen, wer die Schauspielerin war. Aber konnte es nicht. Sonst würde Sharon sie alle umbringen. Woher sollte Shuichi wissen, ob er nicht belauscht wurde? Vielleicht war das Zimmer verwanzt.

Mit einem Seufzen griff Shuichi zur Schokolade. Brach sich ein Stück ab und aß es langsam. James und Yusaku beobachtete ihn nachdenklich.
 

„Hast du vor irgendwas Angst? Erpressen sie dich?“, schlussfolgerte James aus dem Schweigen des Jugendlichen.

Mit großen, traurigen Augen sah Shuichi James an. Zögerlich nickte der junge Detektiv.

Yusaku musste sich setzten. James lehnte sich mit einem Seufzen zurück.

„Du musst keine Angst haben, das Zimmer ist wanzenfrei.“

Sollte Shuichi das glauben? Was, wenn es das nicht war?
 

Wenn das FBI sich außerdem zu auffällig verhalten würde, nachdem Shuichi ihnen alles berichtet hat, dann wären die Kudos auch in Gefahr. Außer?!

„Zeugenschutzprogramm!“, platzte es Shuichi heraus.

„Was?“, fragten sowohl James und Yusaku verwundert.

„Wenn die Kudos ein Zeugenschutzprogramm eingehen, dann erzähl ich alles.“
 

Ein kurzer Schweigemoment entstand zwischen den drei. James schien zufriedener und beobachtete Yusaku.

Zur Enttäuschung des Detektives und des FBI-Agenten schüttelte diesen den Kopf.

„Nein, ich will kein Zeugenschutzprogramm. Ich habe mir gerade hier eine Existenz aufgebaut. Ich bin Autor, mittlerweile sogar relativ bekannt. Ich will das alles nicht aufgeben. Ich denke meine Frau sieht das genauso, sie würde nicht wollen, die Bühne verlassen zu müssen.“
 

James nickte verständnisvoll, während Shuichi enttäuscht war, dass seine Idee so schnell auf Ablehnung traf.“

„Willst du ein Zeugenschutzprogramm, Shuichi?“, fragte jetzt James.

„Nein, um Gotteswillen, nein!“, antwortete Shuichi empört, wobei er bald darauf rot wurde. Er selber könnte sich nicht vorstellen ein Zeugenschutzprogramm einzugehen, wollte aber selber, dass die Kudos es annehmen.
 

„Also, du erzählst uns nichts? Sind die Kudos und du denn in großer Gefahr?“

„Nein… also, ich weiß nicht. Sie meinte zu mir, wenn ich nichts verriet, würde sie die Kudos und mich leben lassen.“

„Yukiko und Shinichi sind bei Bekannten, da sind sie im Moment sicher. Aber wenn sich wirklich herausstellt, dass wir in Gefahr sind, dann...“, Yusaku machte eine Pause beim Reden. Shuichi schaute beschämt weg. Er war es schuld, dass sich das Leben der Kudos jetzt änderte.

„…dann werden wir wohl doch ein Zeugenschutzprogramm annehmen müssen.“ Beende Yusaku seinen Satz, während er sah wie sehr sich Shuichi jetzt mit seinem Gewissen plagte.
 

***
 

Yusaku und Shuichi waren allein im Krankenhauszimmer.

„Wie konntest du dich nur in so was wieder hineinreiten…?“, murmelte Yusaku immer wieder vor sich hin, während Oberstufenschüler nachdenklich im Bett saß. Zwar hatte er einen Fernseher im Zimmer, aber sein Gewissen und seine Angst ließen es nicht zu, dass er sich auf einen Film hätte konzentrieren können.

„Tut mir leid, Yusaku. Ich wollte nicht, dass es so endet.“, entschuldigte sich Shuichi. Er hatte viel Mut gebraucht diesen Satz auszusprechen.

„Natürlich hast du das nicht gewollt. Du bist eben wie dein Vater. Nur 18 Jahre jünger. Also noch schlimmer“

Es tat Shuichi gut, dass Yusaku ihm nicht sehr viele Vorwürfe machte. Aber vielleicht machte er das auch nur nicht, weil im Krankenhaus war und weil er verletzt war.
 

„Ich würde verstehen, wenn du nicht mehr wolltest, dass ich bei dir wohne, immerhin hab ich deine ganze Familie in Gefahr gebracht.“, erklärte Shuichi bedrückt ohne Yusaku in die Augen zu schauen.

Yusaku sprang empört vom Stuhl.

„Ich nicht mehr wollte, dass du bei uns wohnst? Für wen hältst du mich eigentlich?“, schrie Yusaku ihn an.

„Ich mein ja nur…“, stotterte Shuichi etwas erschrocken über Yusakus Reaktion.

„Hältst du mich für einen so verdammten Feigling?“

„Nein…“

„Hör zu: erstens habe ich deinem Vater versprochen auf dich aufzupassen… zweitens gehörst jetzt zu meiner Familie.Du bleibst bei uns, komme was wolle.“, verkündete Yusaku.
 

Verblüfft sah Shuichi Yusaku an. Wie oft hatte Shuichi seine Familie zerstört aufgefunden? Das erste Mal beim Tod seiner Mutter. Dann hat ihn Naoko verlassen. Selbst sein Vater ist vor einigen Monaten aus seinem Leben verschwunden.

Jetzt durchfuhr ihn ein warmes, lang vermisstes Gefühl. Er hatte eine Familie. Einen kleinen Bruder. Shuichi musste lächeln.
 

„Danke, Yusaku.“

Das Schachspiel

Schwarzer Schnee fiel vom Himmel.

„Mama, wo bist du?“ Niemand antwortete ihm. Shuichi sah nur wie eine junge, hübsche Frau von dunklen Schneeflocken umhüllt wurde bis sie ganz im schwarzen verschwand. Shuichi hätte so gern das letzte Mal ihr Lächeln gesehen.
 

„Naoko, wo gehst du hin? Warum verlässt du mich?“ Naokos graue Augen funkelten ihn an. Hatte sie früher nicht warme, braune Augen gehabt?

„Shuichi, du musst hier bleiben. Das ist deine Welt.“ Naoko deutete mit einer Handbewegung auf die schwarze Schneelandschaft.

„Ich gehöre hier nicht her. Und du nicht zu mir. Du bist nicht mein Sohn.“

Naoko drehte sich um. Ihre Schwangerschaft machte es ihr schwer aus dem Schneesturm zu entkommen, aber auch sie verschwand.
 

„Aber meine Schwester! Naoko, ich gehöre vielleicht nicht zu dir, aber zu meiner Schwester. Naoko hörst du mich?!“, schrie Shuichi verzweifelt in die Ferne. Doch zur Antwort trug der schwarze Sturm nur das Geschrei eines Neugeboren Mädchen zu ihm bis auch das in der Ferne verklang, ohne dass Shuichi jemals seine Schwester kennengelernt hatte.
 

„Vater? Wo gehst du hin?“ Shuichi hörte wie seine Stimme reifer war als früher. Aber er fühlte sich nicht älter. Sein Vater kehrte sich von ihm weg und ging.

„Dad!“

Sein Vater blickte noch einmal verzweifelt zurück. Genau wie Shuichi war er Gefangen in einem Land vom ewigen Eis.

Doch Hayato schritt tapfer noch tiefer in den Sturm hinein. Shuichi wollte ihm folgen. Er rannte. Doch immer öfter fiel er in den Schnee. Die Entfernung zu seinem Vater wurde immer größer. Irgendwann hatte er nicht mehr die Kraft aufzustehen.

Shuichi sah wie die schwarzen Schneeflocken anfingen ihn zu begraben. Sie waren kalt. Sie verschlangen alles, ohne dass sie mehr als eine leere Schwärze zurückließen.
 

Wind streichelte Shuichis Wange. “My dear, it’s a pity, that I have to kill you.”, hörte Shuichi ihn sagen.

Der junge Detektiv spürte wie sein Körper die Kraft verlor. Er wollte gerade die Augen schließen, doch da sah er wie jemand auf ihn zuging.
 

Yusaku war auch hier. Zusammen mit ihm gingen Yukiko und Shinichi. Sie kamen zu ihm, zogen ihn aus dem Schnee. Yukiko und Shinichi umarmten ihn, sodass die Kälte, die er bis gerade gespürt hatte, aufhörte. Sie lachten alle zusammen. Shuichi fühlte sich wohl. Doch sie waren noch immer im Land des schwarzen Schnees.

Bedrohlich umgab sie Kälte.

Shinichi spielte mit einigen Flocken, die vom Himmel fielen.

„Shinichi, nein!“, schrie Shuichi. Doch bevor Shuichi irgendwas dagegen hätte unternehmen können, nahm der Schnee Shinichi mit, bis dieser im Dunklen verschwand.
 

Hilfesuchend sah sich Shuichi zu Yusaku und Yukiko um. Aber beide waren auch schon vom dichten Schwarzen verschlungen.


 

„Wo ist Shinichi? Sie dürfen nicht Shinichi töten.“, rief Shuichi in das Dunkle. Er sah sich verzweifelt um.

Doch diesmal bekam Shuichi eine Antwort: „Shuichi, beruhig dich. Shinichi geht es gut, schrei nicht so herum. Du hast nur schlecht geträumt.“
 

Es wurde hell. James hatte das Licht angemacht. Verwirrt sah sich Shuichi um bis er verstand, was vor sich gegangen ist. Er hatte nur einen Alptraum gehabt. Trotzdem zitterte Shuichi noch immer.

„Du bist ja totenbleich. Geht es dir gut? Soll ich einen Arzt holen?“

Shuichi schüttelte den Kopf.

„Und Shinichi geht es wirklich gut?“

„Ja, keine Sorge. Yusaku ist vor vier Stunden zu ihnen gefahren. Shuichi, wir haben drei Uhr nachts. Leg dich schlafen, ja?“

James legte seine Hand beruhigend auf Shuichis Schulter. Sobald sich Shuichi wieder zurückgelegt hatte, schaltete James wieder das Licht aus.
 

Doch der Traum konnte Shuichi nicht loslassen. Waren die Kudos wirklich in Gefahr, weil er in ihrer Familie war?

Sollte er ein Zeugenschutzprogramm annehmen und die Kudos verlassen? Oder sich seine Rucksack schnappen und für immer gehen? Ganz allein?
 

„…zweitens gehörst du jetzt zu unserer Familie.“ Aber wie sehr wollte Shuichi der Familie Kudo angehören. Es war ein so schönes Gefühl. Stimmte es was Naoko in seinem Traum gesagt hatte? Gehörte er wirklich in das Land des ewigen Eises? Oder konnte er einfach gehen, wenn er es beschloss? Vielleicht konnte er friedliches Leben in der Familie Kudo anfangen.
 

***
 

Es war ein Tag nach Neujahr. Heute durfte Shuichi nach Hause gehen. Die Feiertage hatte er leider alle von dem Krankenhaus aus erlebt. Doch die Kudos hatten ihn immer besucht gehabt.

„Du hättest früher entlassen werden können, wenn du nicht dauernd irgendwo herumgerannt wärst. Andererseits habe ich noch nie jemanden gesehen, der nachdem er angeschossen wurde, so lebendig war.“, erklärte der Arzt lachend.
 

„Die Organisation scheint niemanden von euch zu verfolgen. Trotzdem wird das FBI euch eine Zeit noch beschützen.“, erklärte James, nachdem der Doktor das Zimmer verlassen hatte. „Und du mischt dich bitte nie wieder in Sachen Organisation ein, verstanden?“

Shuichi nickte.

„Du darfst frühestens etwas gegen sie unternehmen, wenn du später mal in meinem Team bist.“, scherzte James.
 

„Na gut, war schön dich nochmal zu wieder sehen, Shuichi.“ Nochmal wieder zu sehen?
 

James drückte Shuichi ein Geschenk in die Hand. Verwundert sah Shuichi James an.

„Pack schon aus!“, wollte dieser.

Shuichi entfernte vorsichtig das Geschenkpapier bis ein Schachbrett zum Vorschein kam. Es war aus einem edlen, lackierten Holz. In einer Box fand Shuichi Schachfiguren, die kunstvoll geschnitzt waren.
 

Shuichi freute sich, denn er war ein begeisterter Schachspieler. Aber warum schenkte James ihm ein Schachspiel?
 

„Ein kleiner Junge hatte mir einmal erklärt, dass er sich wie Sherlock Holmes fühlt, wenn er Schach spielt.“ James lächelte. Shuichi verstand.
 

„Natürlich fühlt man sich wie Sherlock Holmes, schließlich muss man den Gegner analysieren, kontern und ihn in die Ecke dränge.“, erinnerte sich Shuichi.

„Danke sehr, James.“
 

„Eigentlich wollte ich ein Revengematch. Es war ziemlich frustrierend gegen einen elfjährigen zu verlieren. Ich hab geübt die letzten Jahre.“

Shuichi musste grinsen. „Keine Sorge, ich bin auch besser geworden.“
 

So spielten die beiden Schach bis Yusaku kam um Shuichi nach Hause zu nehmen.
 

***
 

Shuichi ging seit zwei Wochen wieder in die Schule. Alles fühlte sich … so normal an. Als er selber beschlossen hatte seine Arbeit einzustellen, war die Organisation wie verschwunden aus der Welt. Er las nicht mehr in jedem dritten Zeitungsartikel etwas über die Organisation, sondern sah nur noch zusammenhanglose Artikel über diese und jene Verbrechen.
 

Erst jetzt sah Shuichi Menschen in seiner Umgebung, die er vorher noch nie wahrgenommen hatte. Seine Klasse war voll mit Jungen und Mädchen, von denen er sich die meisten Namen noch nicht gemerkt hatte, die aber unbedingt mit ihm befreundet sein wollten.

Sie waren alle neugierig auf Shuichi. Anscheinend war er „mysteriös“. Vor allem seine fast drei wöchige Abwesenheit schien alle zu interessieren.
 

„Hey, Shuichi. Warte!“, stolperte Wataru hinter ihm hinterher. Wataru war die letzten Tage Shuichis Freund geworden. Shuichi mochte die Gesellschaft des etwas schüchternen, unsicheren Wataru Takagi, zumindest mochte er ihn mehr als die ganzen Vollidioten aus seiner Klasse.
 

„Whaaa!“ Takagi rutschte auf dem vereisten Bürgerstieg aus. Shuichi musste grinsen, blieb aber stehen um seinem Freund hoch zu helfen.

„Ich hab wohl die falschen Schuhe angezogen.“, stellte Takagi fest. „Shuichi, sag mal, wie machst du das? Dir passiert nie etwas Uncooles.“

Shuichi zuckte mit den Schultern. „Stimmt doch gar nicht. Eigentlich hatte ich mein ganzes Leben viel Pech und Unglück gehabt.“, erklärte er und biss sich gleichzeitig in die Lippen. Er wollte nichts von seiner Vergangenheit preisgeben, warum tat er es dann?
 

„Viel Pech und Unglück?“, fragte Takagi weiter nach. Shuichi ignorierte ihn und ging weiter.

„Hey Shuichi, was hältst du eigentlich von Hana? Die ist doch echt heiß. Ich glaub, die will was von dir.“

Wieder zuckte Shuichi mit den Schultern uninteressiert.

„Sag mal, Shuichi, ist dir eigentlich Alles egal? Komm schon. Eine muss dir ja gefallen!“
 

„Hey, Wataru, musst du nicht da lang? Warum folgst du mir weiter?“

Etwas überrascht sah Takagi Shuichi an.

„Schon vergessen, ich wollte doch nach der Schule zu dir. Und heute Abend gehen wir feiern.“ Wann hatte Shuichi da bitte zugestimmt?

Shuichi seufzte. Aber er hatte schließlich beschlossen ein normales Leben eines Jugendlichen zu führen. Da gehörte das alles dazu. Außerdem machte Shuichi das auch irgendwie Spaß. Er mochte die Gesellschaft von Takagi und er mochte die Sport-AGs nach der Schule.
 

„Shuichi, schön, dass du mal einen Freund mitbringst.“, begrüßte Yukiko die beiden.

„Wir essen gleich, Shinichi und Yusaku sind auch schon da.“
 

Yusaku unterhielt sich lebhaft mit Takagi:

„Was willst du nach der Schule tun, Wataru.“

„Ähm… ich hatte daran gedacht, Polizist zu werden.“

Schon hatten die beiden ein Gesprächsthema und Yusaku klärte Takagi über dem Beruf auf.
 

„Shuichi, du hast mir gestern doch versprochen mit mir etwas zu unternehmen.“

„Tut mir leid, Kleiner, ich hab vergessen, dass ich schon Takagi eingeladen hab.“

Shinichi schmollte.
 

Takagi freute sich, als sie hoch gingen. „Gleich geht’s los! Feiern!“

Das musste Shuichi wohl auch über sich ergehen lassen.
 

Während Takagi begeistert vor der Playstation im Shuichis Zimmer saß, beobachtete Shuichi die Schneeflocken, die vor seinem Fenster wirbelten. Ein merkwürdiges Gefühl überkam dem Jugendlichen.
 

Zur selben Zeit saß Vermouth einige Viertel weiter vor einem mamornen Schachbrett. Mit ihren eleganten, frisch rotlackierten Nägel schob sie eine Figur vor die andere. Das letzte Spiel hatte sie gewonnen, das FBI hatte verloren.

Sie stellte wieder alle Figuren auf dem Brett auf: Ein neues Spiel würde folgen.
 

Die Frage war nur, ob Shuichi Akai mitspielte? Vermouth legte den weißen Turm beiseite. Egal welche Züge der weiße Spieler machen würde, ohne den weißen Turm würde konnte er nicht gegen den schwarzen Gegner gewinnen.

Versehentlich streifte Vermouth eine der weißen Turmfiguren mit ihrem Finger, sodass ein blutroter Fleck von dem Nagellack auf der Figur zu erkennen war. Vermouth musste über ihr Missgeschick lächeln. Ja, Shuichi Akai würde definitiv weiterspielen.

Ein Anruf

Hallo Leute!

Nach dem ausführlichen Feiern der Karnevalszeit, hatte ich heute Zeit noch ein Kapitel zu schreiben. :-)

Es ist zwar etwas kürzer als die letzten Kapitel, aber ich hoffe, dass es trotzdem spannend ist. Zumindest hab ich mir Mühe gegeben.

Danke an charlie94, die mir immer fleißig Kommis schreibt, das motiviert zum Schreiben. Danke auch an die, die meine Fanfiction auf ihrer Favoritenliste haben. :-)
 

lg die Malerin
 

____________________________________________________________________________
 

Laute Musik. Stickige Luft. Teure Getränke. Kein Platz.

Was fanden alle nur an Discos so toll?

Shuichi saß an der Bar, trank vorsichtig ein Glas Rye. Wataru schien auch nicht viel Spaß zu haben, aber er versuchte sich zu integrieren. Es sah etwas albern aus, wie er tanzte. Einige andere Klassenkameraden schmissen sich an Mädels ran, die kaum noch gerade stehen konnten.
 

Shuichi wünschte sich nach Hause zu gehen, aber er hatte Wataru versprochen nicht als Erster zu gehen. Yusaku und Yukiko hatten sich außerdem gefreut, dass er raus ging. „Bring ein Mädel nach Hause.“, hatte Yukiko ihm augenzwinkernd geraten. Shuichi sah sich um. Klar, viele Mädchen waren hübsch. Kurze Röcke, lange Haare, tiefer Ausschnitt. Trotzdem gefiel Shuichi Keine. Er fühlte sich zu anders. So sehr er sich bemühte, ihn konnte dieses Oberflächige nicht glücklich stimmen. Er könnte Keiner vertrauen.
 

Umso mehr wunderte er sich, wie er es zugelassen hat, dass ein Mädchen jetzt an ihn gekuschelt saß. Sie hatte lange, schwarze Haare. Sie redete irgendwas vor sich hin und kicherte bei jedem zweiten Wort. Ihren Namen hatte Shuichi schon vergessen. Doch wegen ihr ließen seine Freunde Shuichi wenigstens alleine. So konnte der junge Detektiv in Ruhe nachdenken, während das Mädchen neben ihm, gut betrunken, fast einschlief, während sie ihm etwas erzählte.
 

Shuichi schloss die Augen. Er hatte eine schlechte Stimmung, aber das lag nicht nur an der Disco. Das alles wäre erträglich gewesen, wenn Shinichi nicht vor einigen Stunden in sein Zimmer geplatzt wäre:
 

[Rückblende: Einige Stunde zuvor]

Während Takagi begeistert vor der Playstation im Shuichis Zimmer saß, beobachtete Shuichi die Schneeflocken, die vor seinem Fenster wirbelten. Ein merkwürdiges Gefühl überkam den Jugendlichen.
 

Der kleine Shinichi kam in das Zimmer gestürmt.

„Lass uns doch alle drei was spielen!“, schlug er vor.

Shuichi schüttelte den Kopf: „Tut mir Leid, Shinichi, wir gehen gleich los, feiern, morgen vielleicht.“

Wataru ließ das Videospiel pausieren. Er lächelte nett. „Ach komm, Shuichi, wir können ja kurz was mit deinem Bruder spielen. Es dauert bestimmt noch eine gute halbe Stunde bis die anderen kommen. Worauf hast du Lust, Shinichi? Sollen wir eine Runde Playstation spielen?“, fragte Takagi. Shinichis Augen leuchteten begeistert. Schmunzelnd nickte Shuichi. Er wusste genau, warum er Takagi zum besten Freund hatte.

„Aber ich will das Holmes-Moriarty-Spiel spielen, nicht Playstation!“, erklärte Shinichi etwas trotzig.

Kurz guckten sich die beiden Oberstufenschüler verwirrt an. Dann fragte Takagi: „Wie geht das denn?“
 

„Das haben ich und Shuichi letztens gespielt, ich hab dem ganzen einen Namen gegeben, cool, oder? Wartet ich muss dafür etwas holen.“

Shinichi verschwand und kam kurze Zeit später mit einer seiner bunten Spielzeugkiste wieder.

„Was für ein Spiel meint er?“, wollte Takagi wissen.

„Weiß ich nicht.“, beantwortete Shuichi, wobei wieder das ungute Gefühl zurückkehrte.
 

Shinichi packte aus der Kiste Zeitungsartikel. Sofort verstand Shuichi. Hatte er das alles nicht weggeschmissen gehabt? Shinichi hatte alle seine Arbeit über die Organisation in seiner bunten Kiste versteckt. Eine fröhliche Hülle für sein tiefschwarzes Werk.
 

Shuichi bekam Angst, gleichzeitig wurde er wütend. Er stampfte zu Shinichi, packte ihn am Kragen und schrie ihn an: „ Woher hast du das Shinichi! Ich hab das doch in den Müll geworfen!“

„Ich hab das aus dem Müll gefischt. Es hat mich traurig gemacht, dass du das weggeschmissen hast…“ Shinichi setzt betont sein unschuldiges Kindergesicht auf.

„Shinichi, glaubst du ich hab das aus Quatsch weggeworfen? Lass die Finger davon! Verstanden?“ Shuichis Stimme war noch lauter geworden. Der kleine Shinichi hatte schon Tränen in den Augen.

„Es hat aber Spaß gemacht… Den ganzen Abend mit dir zu arbeiten.“

„Spaß?! Ich war im Krankenhaus, ich war fast tot. Meine Familie ist zerstört. Es ist gefährlich.“ Die Traurigkeit verschwand aus Shinichis Augen, Enttäuschung machte sich in seinem Gesicht breit.
 

„Du läufst also davon? Ich dachte, du seist Sherlock Holmes.“ Einen kurzen Moment hielt Shuichi inne, dann schrie er wieder:

„Das ist kein Spiel, Shinichi. Das ist das reale Leben. Sherlock Holmes ist eine fiktive Figur.“

Shinichi befreite sich von Shuichis Griff.
 

„Sherlock Holmes lebt in den Menschen, die an die Gerechtigkeit glauben. Aber in dir ist er gestorben.“

Shinichi ging zu der Tür. Er drehte sich um und sah Shuichi verachtend an.

„Falls es dich interessiert, ich hab auf deinem Plakat noch ein wenig was ergänzt. Aber ich schätzte du schmeißt das Ganze jetzt doch nur weg.“

[/Rückblende: Ende]
 

Shuichi trank den Rest seines Glases in nur einem Schluck runter. Das Mädchen neben ihn blickte ihn an: „Hey, bedrückt dich was? Jetzt hab ich die ganze Zeit nur von mir geredet.“

Shuichi schüttelte den Kopf ohne sie anzusehen. „Ich muss auf Toilette.“, erklärte er und wendete sich von ihr ab.
 

Shuichi begegnete Takagi an den Waschbecken der Männertoilette. Dieser klopfte ihm auf die Schulter.

„Na, du hast ja eine echt Heiße abbekommen. Du redest mit der jetzt schon bestimmt eine Stunde. Hast du schon ihre Telefonnummer?“

Shuichi schüttelte den Kopf.

„Du hast auch gut was getrunken. Du hast einen Drink nach dem anderen geleert. Ich will dich nicht nach Hause tragen.“, neckte Takagi ihn.
 

„Hey Takagi. Die Sache… mit dem Holmes-Moriarty-Spiel… kannst du das einfach vergessen? Bitte.“
 

[Rückblende: Einige Stunden zuvor]

Sobald Shinichi das Zimmer verlassen hatte, drehte sich Shuichi zu seinem Freund um. Takagi sah sich die Arbeit der jungen Detektive an. Shuichi machte das keine Sorgen. Er würde es nicht sofort verstehen, woran Shuichi arbeitete. Seine Arbeit war nur für den gefährlich, der es verstand.
 

„Hey Shuichi, was ist das?“

„Gar nichts. Vergiss es.“

Shuichi fing an alles einzupacken, doch Takagi hielt seine Hand fest.

„Was meintest du mit „gefährlich“? Wie kann das dich ins Krankenhaus gebracht haben?“

„Hat es nicht. Vergiss, was ich gesagt hab. Okay?“

„Ist das irgendeine Detektivarbeit? Ich wusste gar nicht, dass du dich auch für so was interessierst? Sieht ziemlich professionell aus. Na ja, außer das, was anscheinend der Kleine geschrieben hat.“

Takagi deutete auf ein paar mit Buntstift geschriebene Schriftzeichen. Er schmunzelte.
 

Shinichi hatte einige Artikel ergänzt und etwas dazu geschrieben.

Shuichi erschrak. Das, was der Kleine rausgefunden hat, machte Sinn. Es passte zu dem Rest.
 

„Komm schon erklär‘s mir.“, forcierte Takagi weiter und riss Shuichi aus seinen Gedanken.
 

„Nein.“, erwiderte Shuichi nur knapp.

„Das ist ein Netz... du hast einen Zusammenhang zwischen einzelnen Verbrechen in Japan und Amerika gefunden.“, schlussfolgerte Takagi. Shuichi ignorierte ihn und legte stattdessen die Sachen wieder in die Kiste. Wataru Takagi… er war doch scharfsinniger als Shuichi gedacht hatte.

„Du meinst, dass dahinter etwas Größeres steckt. So wie Moriarty aus Doyles Geschichten. Deswegen hat Shinichi das „Spiel“ auch Holmes-Moriarty genannt.“

Shuichi erwiderte wieder nichts. Takagi sollte aufhören darüber nachzudenken. Je mehr er schlussfolgerte, desto gefährlicher wurde es für ihn.

„Es ist eine Organisation, Yakuza, Mafia, stimmt’s? Komm schon Shuichi, ich kann dir bei deiner Arbeit helfen, klingt spannend.“
 

Plötzlich lag Takagi auf dem Boden und rieb sich über seine rot geschwollene Wange. Shuichi schaute auf seine Faust. Er hatte jemanden geschlagen. Dazu war es noch sein bester Freund. Ein schlechtes Gewissen überkam Shuichi.

„Tut … mir leid.“, stotterte er, verwundert über seine eigene Reaktion.
 

„Nein, es tut mir leid. Ich sollte mich in nichts einmischen, was mich nichts angeht.“

Shuichi half seinem Freund hoch.

[/Rückblende: Ende]
 

„Ich glaube, dass hast du mir schon vorhin gut genug verdeutlicht.“, antwortete Takagi auf Shuichis Bitte, während er seine Hände mit Wasser abspülte.

„Aber du musst wissen, egal was passiert, ich halte zu dir.“, sprach Takagi weiter.

„Keine Sorge. Ich hab das Spiel beendet. Kein Holmes-Moriarty-Spiel mehr. Die Schachfiguren werden nichtmehr auf das Brett gestellt. Ich hatte genug.“, erklärte Shuichi wobei er sich im Spiegel betrachtete und seine Schulter rieb.

„Komm. Wir bleiben nur noch eine halbe Stunde. Okay? Hab noch was Spaß.“, meinte Wataru und ging schon aus der Toilette raus.

Shuichi blieb stehen sein Handy klingelte.
 

Shuichi nahm ab: „Ja?“

Hayatos Baumwollmütze

Hallo!

Zu aller erst, ich hab beschlossen statt aus einer langen Fanfiction, drei zu machen, denn man kann diese FF, bzw. das, was ich noch geplant habe, wunderbar einteilen.
 

Dieses Kapitel hat eindeutig nicht nur den Klimax der FF, sondern auch der Verwirrung erreicht. Ich bitte euch also, lest langsam, mit vorsichtig und bis zum Ende, denn sonst blickt ihr vielleicht nicht durch. Tut mir leid, wenn man es sogar zweimal lesen muss.

Wenn es zu unleserlich/unverständlich ist, sagt mir bitte bescheit. Kann ja noch alles umgeschrieben werden ;-)

Obwohl ich natürlich die Verwirrung absichtlich geschaffen haben um Shuichis Innenleben widerzuspiegeln.
 

So, ich danke an alle, die sich die Zeit nehmen um das hier zu lesen.
 

lg die Malerin
 

________________________________________________________________________________
 

Shuichi kniete in dem Schnee. Das kalte Nass war tiefschwarz. Es war ein Traum. Genau, er hatte wieder einen Alptraum.

Er schaute auf das Gesicht seines Vaters. Obwohl es sich nicht regte, wirkte es so, als wollte er gleich aufspringen und seinen Kampf fortsetzten. Aber er lag nur da. Still. Umgeben vom schwarzen Schnee.

Shuichi wusste, dass er eigentlich weinen sollte, dass er schreien sollte. Doch er fühlte nichts. Er spürte nur eine innere Leere. Er fühlte sich allein.
 

[/Rückblende: 45 Minuten zuvor]

„Shuichi! Wo gehst du hin? Was ist passiert?“, rief Takagi Shuichi hinterher. Doch dieser ignorierte den unsicheren Oberstufenschüler, rannte ohne die kleinste Rücksicht einige Leute auf der Tanzfläche um und verließ die Diskothek.

[Rückblende: Ende]
 

Shuichi fühlte das Gesicht seines Vaters. Es war kalt.
 

[/Rückblende: 35 Minuten zuvor]

Er war fast angekommen. Je näher er sich der Konferenzhalle kam, desto teurer sahen die Autos aus. Obwohl es einige Grad unter null war, schwitzte Shuichi, denn die Geschwindigkeit, in der er rannte, stieß an seine körperlichen Grenzen. Wo war nur Shinichi? [/Rückblende: Ende]
 

„Shuichi, was sollen wir machen?“ Der junge Detektiv hörte die hohe Kinderstimme nur in der Ferne. Er konnte sie nicht zu ordnen.
 

[Rückblende: einige Stunden zuvor]

Während er mit Takagi redete, fing ein Zeitungsartikel in der bunten Pappkiste Shuichis Aufmerksamkeit. Der kleine Shinichi hatte gute Arbeit geleistet. Sharon war noch immer in Japan, auffällig lange. Sie würde nach einer Konferenz abreisen. Einige berühmte Computerfirmen trafen sich dort. Die Frage war nur, warum die Schauspielerin an der Konferenz teilnahm.

Obwohl Shuichi genau wusste, dass er etwas tun müsste und alles in ihm ihn dazu drängen wollte, legte Shuichi den Artikel weg. Shuichi würde nichts unternehmen. Er hatte es aufgeben gegen sie zur Tat zu schreiten. Er würde nichts mehr machen.

„Lass uns feiern gehen, Takagi.“

[/Rückblende: Ende]
 

„Wir können nicht hierbleiben.“ Eine etwas tiefere Stimme sprach. Wer war noch hier? Shuichi sah sich um. Aber das Einzige was er sah, war schwarz.
 

[Rückblende: 46 Minuten zuvor]

Shuichi nahm den Anruf an: „Ja?“

„Shinichi ist verschwunden.“, schrie Yusaku verzweifelt ins Telefon

[/Rückblende: Ende]
 

Shuichi spürte wie jemand an ihm zog. Kleine, schwache Hände. Dann versuchte jemand stärkeres ihn hochzureißen. Doch Shuichi wollte nicht gehen. Er würde hierbleiben, bei seinem Vater. Im schwarzen Schnee.
 

[Rückblende: 20 Minuten zuvor]

Shuichi und sein Vater rannten in eine enge Straße hinein. Hier konnte kein Auto hinein fahren. „Wollen wir hoffen, dass keiner von denen ein Motorrad hat“, erklärte Hayato, wobei er es zugleich verzweifelt, als auch scherzend klang.

[/Rückblende: Ende]
 

„Shuichi, geht es dir gut? Shuichi, wir müssen weg.“, jammerte wieder die Kinderstimme.

Fliehen aus dem schwarzen Schnee? Unmöglich.

„Shuichi, komm mit, oder ich gehe alleine mit dem Kleinen.“

Wer immer auch zu ihm sprach, sollte verschwinden.
 

[Rückblende: 25 Minuten zuvor]

„Shuichi, was machst du um Himmelswillen hier? Verschwinde, sofort.“ Plötzlich stand Hayato vor Shuichi. Also stimmte es. Shinichi hatte eine heiße Spur der Organisation entdeckt. Sie waren am Parkplatz der Konferenzhalle.

„Dad, ich glaube, dass Shinichi hier ist. Er ist weggelaufen, heute Abend. Und er hat selber rausgefunden, dass Sharon hier etwas machen wird.“

Entsetzt sah Hayato seinen Sohn an. An seinem Gesichtsausdruck konnte man erkennen, dass er in einen Abgrund der Verzweiflung fiel. Nicht nur, dass sein Sohn gegen die Organisation ermittelte, er hatte auch handfeste Informationen und hat einen Vorschüler dort hineingeritten.

[/Rückblende: Ende]
 

„Dad. Es tut mir leid.“
 

[Rückblende: 24 Minuten zuvor]

„Shuichi, wie kannst du nur? Wie konntest du Shinichi in Gefahr bringen. Mein Gott er ist ein kleines Kind.“, Hayato schrie Shuichi an, wobei Shuichi nervös um sich guckte. Sie hatten jetzt keine Zeit für eine Diskussion, sie würden gleich kommen, denn sie haben sie gesehen. Da war sich Shuichi ganz sicher.

„Dad, wir haben jetzt keine Zeit. Ich wollte Shinichi da nicht auch nicht hineinziehen.“

Hayato zitterte vor Wut. Er verpasste seinem Sohn einen kräftigen Schlag ins Gesicht, so dass er hinfiel.

„Wie konntest du nur? Der kleine Sohn meines besten Freundes, meines einzigen Freundes, ist in Gefahr. Und warum? Weil Yusaku uns helfen wollte.“ Hayato liefen Tränen über die Augen. Shuichis Nase blutete vom Schlag, aber was ihn schmerzte war sein Gewissen. Würde er seinem Vater je wieder in die Augen gucken können?
 

„Aber du hast Recht Shuichi, wir haben keine Zeit.“ Hayato sammelte sich und half ihm hoch.

„Hier.“ Hayato drückte seinem Sohn seine schwarze Baumwollmütze in die Hand. Fragend sah Shuichi ihn an. „Guck nicht so doof, zieh sie dir über. Wenn du sie weit über deine Stirn ziehst, werden sie dein Gesicht nur schwerer erkennen.“

„Und du?“, wollte Shuichi wissen. Hayato lächelte traurig. „Mich kennen sie schon, keine Sorge.“
 

Shuichi und Hayato sahen zwei dunkle Schatten hinter ihnen. Dann hörten sie Schüsse aus der Ferne und sie rannten los.

[Rückblende: Ende]
 

„Dad, schau mich an. Was sollen wir tun? Mir ist so kalt… mir ist so kalt…“, wimmerte Shuichi. Er merkte wie seine Stimme schwächer wurde. Er spürte kaum noch seine Hände und Beine. Ihm war kalt. Trotzdem zitterte er nicht. So war das, wenn man vom schwarzen Schnee begraben wurde.
 

[Rückblende: 15 Minuten zuvor]

„Dad, da lang. Dahinten, ich glaube da hat sich Shinichi versteckt.“ Shuichi sah den kleinen Jungen. Es war kaum mehr als sein Schatten zu erkennen, doch er hatte den Schatten einmal kurz „Shuichi“ rufen hören. Er war auf einem Hinterhof, wo einige Autos geparkt waren.

„Nein, Shuichi, renn nicht zu ihm“, rief Hayato ihm hinterher, „Auf einen offenen Hof rennen, da kannst du genauso in eine offene Klinge laufen. Doch Shuichi war schon mitten auf dem Hof.

[/Rückblende: Ende]
 

Shuichi wurde schwindelig. Er klammerte sich an seinen Vater. „Shuichi, lass ihn los.“
 

[Rückblende: 14 Minuten zuvor]

Genau wie sein Vater vorhergesehen hatte. Ein Schuss ertönte. Jemand schoss aus der Entfernung. Die Zeit verlief langsamer. Der Schuss hallte über den gesamten Hof. Shuichi bekam eine Gänsehaut. War jetzt alles vorbei? Er sah noch zu Shinichi, der sich hinter einer Mülltonne an der Wand versteckte. Auch aus der Entfernung und in der Dunkelheit sah Shuichi wie sich die Augen des kleinen Jungen vor Entsetzten aufrissen. Plötzlich verlief die Zeit wieder schneller und Shuichi wurde zum Boden gerissen.

[Rückblende: Ende]
 

„Dad, mir ist kalt. Hilf mir. Lass mich nicht allein.“ Shuichi wollte ihn hochziehen, doch er fand kaum noch Kraft dazu. „Shuichi, lass ihn los, er ist tot.“
 

[Rückblende: 10 Minuten zuvor]

„Shuichi, es tut mir Leid.“, entschuldigte sich Shinichi.

Shuichi antwortete nicht, denn er hatte kaum noch genug zu Atmen. Er rannte mit seinem Vater auf dem Rücken durch den Schnee. Shuichi wusste nicht wie, aber hatte es geschafft, sich, seinen Vater und Shinichi aus der Schusslinie zu ziehen.
 

Sie rannten durch eine Gasse, vielleicht war es dieselbe wie vorhin.

Plötzlich sah Shuichi, dass ihnen jemand entgegen kam. War es jemand aus der Organisation?

[/Rückblende: Ende]
 

„Shuichi, er ist tot.“, wiederholte die männliche, tiefe Stimme. War das Takagi?

Wataru, wer ist tot?‘, wollte Shuichi fragen, doch er fand seine Stimme nicht.

Der junge Detektiv verstand nicht. Wo war er? War das alles nicht nur ein Traum? Wieder ein Traum vom schwarzen Schnee?

Kleine, warme Hände umarmten seinen Kopf. Shinichi?

Wieso waren andere hier? Sie sollten gehen. Hier war es doch gefährlich. Eine schwere Hand legte sich auf Shuichis Schulter. Takagi wollte ihn aufmuntern. Aber wieso? Was war passiert?
 

[Rückblende: 5 Minuten zuvor]

Shuichi wollte weiterrennen. Aber es ging nicht. Sein Vater war zwar schmächtiger als er, aber da er größer war, war er auch schwerer. Die Beine des 17-jährigen gaben nach und er fiel zusammen mit seinem Vater in den kalten Schnee. Shuichi zog den erwachsenen Mann von sich runter und kniete sich erschöpft vor ihn.

[/Rückblende: Ende]
 

„Dein Vater ist tot. Wenn du, Shinichi und ich weiterleben wollen müssen wir jetzt weg. Shuichi komm zu dir.“ Dein Vater ist tot. Shuichi durchlief eine Gänsehaut. Sein Vater wurde erschossen, weil er Shuichi auf dem Hof gerettet hat. Hayato ist vor die Kugel gesprungen um seinen Sohn noch einmal das Leben zu geben. Plötzlich wurde alles vor Shuichis Augen klarer. Er sah den Schnee. Es war kein schwarzer Schnee, sondern blutgetränkter Schnee, der in der Dunkelheit schwarz wirkte. Sein Vater blasser denn je mit weitaufgerissenen Augen.

Wie lange war er schon tot? 5 Minuten? 10 Minuten? Oder hatte der Schuss direkt getötet?
 

„Shuichi, komm, steh auf.“ Shuichi sah zu seinem besten Freund. Genau er war ihnen vorhin entgegen gekommen. War er ihm etwa aus der Disko gefolgt?

Takagi zog Shuichi hoch. Wataru war blass, aber gefasst. „Danke.“, murmelte Shuichi heiser.
 

Dann sah Shuichi runter. Der kleine Vorschüler klammerte sich an Shuichis Bein. Shinichi zitterte am ganzen Körper und hatte gerötete, nasse Augen.

Takagi nahm Shinichi in den Arm und packte Shuichi fest. Sie liefen los. Takagi lies nicht zu, dass sein Freund noch einen Blick zurück auf seinen Vater warf.
 

Shuichi war losgerannt um Shinichi zu finden und zu beschützen. Wie kam es dazu, dass er jetzt derjenige war, der Hilfe brauchte?

Ein kleines Mädchen

Hallo,
 

So, das nächste Kapitel hab ich früher geschafft als geplant, denn ich musste den ganzen Tag zu Hause verbringen... hatte also auch positive Seiten,dass ich, Tolpatsch, mir heute Mittag den gesamten Oberschenkel mit kochend heißem Wasser verbrannt hatte -.-
 

Das Einzige, was für mich in diesem Kapitel schwierig war, war das ich darauf achten musste, dass Hayato ja eine japanische Beerding hat...dabei hat mir das hier geholfen: http://en.wikipedia.org/wiki/Japanese_funeral#Wake. Naja, viel davon hab ich aber trotzdem nicht beschrieben.^^
 

Viel Spaß beim Lesen und Danke für Kommis :-)
 

lg die Malerin
 

P.S.: Es kommt eine "Spoilercharakter" vor, der erst im Manga File 768 und Anime Episode 646 erscheint. FF kann aber trotzdem gelesen werden, aber wer absolut gegen Spoiler ist, sollte das Kapitel überspringen...^^
 

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James und Yusaku starrten ihn an. Shuichi saß in einem Krankenhauszimmer. Takagi war neben ihm, verschüchtert, aber dennoch hilfsbereit. Er hatte seine Hand auf Shuichis Rücken gelegt, er versuchte seinen Freund aufzumuntern, obwohl er nicht die leiseste Ahnung hatte, wie er ihm helfen könnte.

So saßen sie einige Minuten, bis James das Wort ergriff:

„Shuichi, was ist passiert?“ Mit müden Augen blickte der Junge zu James hoch, doch er konnte nicht antworten.

„Ich glaube, Sie sollten ihn besser nichts fragen. Er ist, denke ich, …traumatisiert.“, sagte Takagi, wobei er immer leiser wurde und am Ende fast flüsterte.
 

Yusaku nickte und erläuterte: „Das hat uns der Arzt auch gesagt. Aber vielleicht kannst du uns ja helfen, Wataru.“

Shuichi hörte wie Takagi neben ihm schluckte. Wie kam es, dass Takagi der Einzige war, der stark blieb? Er war doch derjenige, der plötzlich in eine lebensgefährliche Situation gestürzt wurde ohne überhaupt zu wissen, wieso. Ein leichtes lächeln huschte über Shuichis Lippen. Takagi würde ein sehr guter Polizist werden.
 

„Vielleicht sollten wir woanders darüber reden.“, schlug Takagi vor, wobei er mit einem Blick auf Shuichi deutet um klar zu machen, dass sie ohne diesen darüber reden sollten. Yusaku, James und Takagi verließen das Zimmer.
 

Shuichi fühlte sich unwohl in der plötzlichen Stille, in der Einsamkeit. Aber er war Takagi dankbar, dass er nicht dabei sein musste, während Takagi ihnen erklärte, was passiert war.
 

Shuichis Erinnerungen waren verschwommen, obwohl sich alles erst wenige Stunden zuvor abgespielt hatte. Nachdem er verstanden hatte, dass sein Vater tot war, sind sie zu dritt durch einige Gassen gerannt. Shuichi wusste nicht mehr genau, ob sie verfolgt wurden, aber er war sich sicher, dass er noch einige Schüsse gehört hatte.
 

Ohne Takagi wären Shuichi und Shinichi jetzt wahrscheinlich tot. Denn beide waren vor Schock kaum in der Lage gewesen zu rennen, sodass sie den gesamten Weg von Takagi gezogen wurden.

Plötzlich war da das FBI gewesen. Sie hatten sie sofort ins Krankenhaus gebracht, denn der kleine Shinichi hatte das Bewusstsein verloren. „Durch den Schock.“, hatte ein Arzt einige Stunden später erklärt.
 

Dann kamen Yusaku und Yukiko. Keiner, der beiden, hatte Shuichi seitdem angesprochen.

Während Shuichi Yusakus Gesichtsausdruck nicht hatte deuten können, zeigte Yukikos Gesicht Sorge, Entsetzten und … Enttäuschung. Sie war enttäuscht von Shuichi. Sie war vielleicht auch wütend, denn Shuichi hatte ihren Sohn in diese gefährliche Geschichte hinein gezogen. Shuichi seufzte. Vielleicht hasste sie ihn ja auch.
 

Er schloss seine Augen. Er dachte zurück an seine Kindheit. Er dachte an damals, als seine Welt noch in Ordnung war. Wie lange war das schon her?
 

[Rückblende: 12 Jahre zuvor]

Ungeduldig schaltete der fünfjährige Shuichi durch die Fernsehkanäle. Seine Mutter stand vor der Küchenzeile. Der Angenehme Geruch von frischgebackenen Kuchen stieg dem kleinen Jungen entgegen und ließ seinen Magen knurren. Shuichi guckte hoch um zu sehen wie weit seine Mutter war, doch sie erklärte ihm ermahnend: „Der Kuchen ist erst dann fertig, wenn ich die Schokoladenglasur drauf getan habe. Solange musst du noch warten, Shu, mein Süßer.“
 

Etwas theatralisch ließ Shuichi seinen Kopf enttäuscht hängen und sprang die nächste Sekund gleich wieder auf. Er stürmte zu seinem Vater und schmiss sich ihm um den Hals.

„Papa, spielst du was mit mir? Im Fernsehen ist nur langweiliges Zeug.“
 

Der Vater schaute seinem kleinen Sohn in die erwartungsvollen, leuchtend grünen Augen. Er legte die Zeitungen weg, an denen er gerade arbeitete. Lächelnd fragte er seinen Sohn: „Was willst du denn Spielen, Shu?“

„Hmm… Mensch ärger dich nicht.“

„Das Spiel mag ich aber nicht.“

„Wieso?“, fragte Shuichi traurig.

„Da hängt alles von Glück ab, weißt du. Du solltest niemals auf dein Glück vertrauen, sondern darauf, was du dir ehrlich erarbeitet hast. Seien es Freundschaften, Taktik oder Wissen.“

Verwirrt sah Shuichi seinen Vater an. „Okay, und was sollen wir dann spielen?“
 

Sein Vater packte eine kleine Schachtel aus dem Schrank:

Das war er Tag an dem Shuichi das Schachspielen gelernt hatte.

[Rückblende: Ende]
 

Tränen flossen über Shuichis Wangen. „Wieso?“, murmelte er. Er hätte so gern noch einmal mit seinem Vater Schach gespielt. Shuichi legte sein Gesicht in seine Hände. Er hätte so gern noch mehr von ihm gelernt.

Shuichi war froh allein zu sein. Er hätte niemanden gern in seinem schwachen Moment bei sich gehabt. Zu groß war sein Stolz. Shuichi fiel in diesem Moment auf, dass er genau war wie sein Vater. Auch sein Vater hatte einen Stolz, den niemand kränken sollte.

Genau wie sein Vater ermittelte er gegen einen zu großen Feind ohne jemals zuzugeben, dass er damit überfordert war.

Genau wie sein Vater hatte er andere mit reingezogen.
 

Shuichi fühlte sein Gesicht. Seine Nase tat ihm noch weh vom Schlag seines Vaters. Einen anderen hätte es vielleicht tief enttäuscht, dass eine der letzten Erinnerung an seinen Vater ein Faustschlag war. Aber Shuichi wusste, dass sein Vater ihn nicht geschlagen hatte, weil er sauer auf ihn gewesen war. Nein, Shuichi wusste, dass sein Vater enttäuscht von sich selber gewesen war. Sein Vater hatte bis zum letzten Moment nicht fassen können, dass sein Fall nicht nur seine, sondern auch andere Familien bedrohte. Hayato war in dem Moment wütend gewesen, aber auf sich. Wann hatte er angefangen seinen Fall zu bereuen? Shuichi würde ihn nicht mehr fragen können.
 

Plötzlich fühlte Shuichi eine Berührung an seiner Schulter.
 

Yusaku blickte auf Shuichi. Er sah elend aus. Yusaku konnte nichts von dem starken, selbstbewussten Jugendlichen erkennen. Erschrocken sah der junge Detektiv zu ihm hoch als Yusaku ihn an der Schulter berührte. Seine Augen waren gerötet und große Schatten waren unter seinen Augen zu erkennen. Er war blass, viel blasser als sonst.
 

Yusaku sah, wie sich Shuichi auf Kommando zusammen riss. Wie er sich mit dem Ärmel über die Augen rieb um die Tränen zu verstecken, wie er schluckte und die Zähne zusammen biss.
 

Yusaku seufzte und musste an Hayato denken. Hatte er denn seinem Sohn so viel vererben müssen? Es war als stünde Yusaku vor dem 29-jährigen Hayato, kurz nachdem seine schwangere Frau ihn verlassen hatte. Hayato hatte sich von der Trauer zerfressen lassen, statt die Unterstützung anderer anzunehmen.

Hayato war 35 Jahre alt geworden. Man konnte sein Leben nicht als lang, geschweige denn glücklich bezeichnen. Aber doch hatte Hayato einen Sohn hinterlassen.
 

Yusaku hätte gern geglaubt, dass Shuichi alle Tore der Welt offen standen, aber Hayato hatte seinem Sohn schon einen Weg gelegt. Yusaku wusste, dass er sich Shuichi nie wieder vom Kampf gegen die Organisation lösen könnte. Und doch hoffte er es.
 

„Hey, Shuichi. Es ist ok, wenn du weinst.“, erklärte Yusaku dem Jugendlichen einfühlsam, aber dieser schüttelte nur bedauernd den Kopf.

Seufzend setzte sich Yusaku neben Shuichi und legte einen Arm um ihn.

„Shuichi, weißt du, dass du genau wie dein Vater bist?“

Diesmal nickte Shuichi. Yusaku musste lächeln.

„Du kannst mit mir reden, egal über was. Takagi hat uns alles erzählt. Niemand ist sauer auf dich. Ich bin dir dankbar, dass du Shinichi gerettet hast. Wer weiß, was ohne dich passiert wäre.“

„Ohne mich, wäre nichts passiert. Ohne mich, wäre Shinichi niemals auf die Idee gekommen dort hinzugehen. Ohne mich, würde mein Vater noch leben.“, meinte Shuichi schließlich, wobei er eine bittere Miene verzog.
 

Yusaku schaute bedauernd auf den Boden. Wenn Shuichi wirklich so dachte, könnten Worte dann daran etwas ändern?
 

Shuichi blickte Yusaku in die Augen. „Mein Vater ist gestorben, indem er mir mein Leben gerettet hat.“

„Natürlich hat er das. Und er hätte nicht gewollt, dass du ihm nachtrauerst.“

Shuichi schaute wieder weg und schwieg.
 

„Wie geht es Shinichi.“, fragte er dann. Yusaku war kurz etwas überrascht, aber antwortete dennoch: „Ganz gut. Er hatte eine Stunde lang Fieber vom Schock gehabt. Er ist kurz danach wieder zu Bewusstsein gekommen und jetzt schläft er. Er wird auf jeden Fall eine Zeitlang zum Kinderpsychologen müssen. Der Arzt vermutet sogar, dass er das Ereignis vielleicht auch einfach vergessen wird. Aber auf jeden Fall wird er damit klar kommen.“
 

Shuichi nickte. Er wusste nicht genau, ob er beruhigt war. Er wird damit klar kommen.

Was hieß das? Shuichi war auch immer mit vielen Sachen klar gekommen, aber wohl hatte er sich trotzdem nie dabei gefühlt.
 

„Shuichi, ich schätze mal, ein Psychologe würde dir auch nicht schlecht tun. Du hast so viel erlebt. Vielleicht würde es dir ja helfen.“, schlug Yusaku vor. Shuichi lächelte ironisch und zog eine Augenbraue hoch.
 

***

Die nächsten Tage verliefen ruhig. Shuichi verbrachte viel Zeit alleine. Stundenlang tat er nichts, lag nur auf seinem Bett. Yusaku und Yukiko waren damit beschäftigt ihren Sohn wieder auf die Beine zu bekommen, weshalb Shuichi glücklicherweise nicht viel von ihnen bemuttert wurde.
 

Takagi kam öfters vorbei um ihn aufzumuntern. Er platzte nach der Schule täglich bei den Kudos rein „um Shuichi die Hausaufgaben zu bringen“. Man merkte Wataru zwar an, dass er auch noch verstört war, aber er konnte es so gut überspielen, dass er gelassen mit allen reden konnte.
 

In der Zwischenzeit hatte das FBI Hayatos Leiche gefunden und mit der japanischen Polizei alles geklärt. Die Beerdigung war auch schon geplant.
 

***
 

Shuichi hätte sich gewünscht, dass nicht alle in schwarz gekommen wären. Er hätte sich gerne gewünscht, dass alle Gäste weiß trugen, so wie es früher in Japan üblich gewesen ist. Schwarz weckte in ihm ein ungutes Gefühl. Denn sie trugen immer schwarz.

Es waren mehr Gäste da als Shuichi gedacht hätte. Einige stellten sich als alte Kollegen vor. Es waren Polizisten, Detektive, Professoren und einige, die auf der Universität Kurse von Hayato besucht hatten. Niemand fragte, woran er gestorben war. Shuichi war sich sicher, dass alle anwesenden Hayatos Fall kannten oder zumindest davon gehört hatten. Ihr Schweigen verriet ihren Scham. Sie wussten alle, dass niemand Hayato geholfen hatte. Jeder Einzelne fühlte sich an dem Tod des jungen Mannes schuldig.
 

Lieber hätte Shuichi eine westliche Beerdigung gehabt. Ihm gefiel nicht, dass die buddhistische Feier so lang war. Wie sollte er durchhalten ohne in der Öffentlichkeit zusammen zu brechen?

Langsam füllte sich der Saal noch weiter. Wie viele waren da? 40 oder 50? Dafür, dass sein Vater sein ganzes Leben einsam gewesen ist, kamen sehr viele Menschen.
 

„Bist du Shuichi?“ Eine helle Mädchenstimme riss Shuichi aus den Gedanken. Ein kleines Mädchen stand neben ihm. Sie war sehr klein und dünn. Ihr schwarzes Kleid wurde durch eine weiße Schleife geschmückt. Genau wie Shuichi hatte sie leuchtend grüne Augen. Wilde, lockige Haare rahmten ihr Gesicht ein.
 

Sie lächelte Shuichi an. Sie war vielleicht vier oder fünf Jahre alt. Auf keinen Fall war sie älter als Shinichi.

„Ja, der bin ich.“, antwortete Shuichi „Und wer bist du?“

„Sera!“, rief sie glücklich.

Etwas verwirrt sah sich Shuichi um. Die Kleine war doch nicht alleine gekommen, oder?
 

Shuichi erstarrte. Das Gesicht einer jungen, hübschen Frau lächelte ihn an. Ihr schwarzer Kimono schiegte sich an ihren schlanken, langen Körper. Ihre vertrauten, braunen Augen gaben Shuichi ein wärmendes Gefühl. Die Zeit stand still.
 

„Hallo, Shuichi.“, begrüßte ihn die Frau „Du bist so groß geworden und so hübsch.“

Sie ging auf ihn zu. Sie berührte seine Haare und spielte mit einer seiner Locken, während Shuichi noch immer wie erstarrt war.

„Du hast dieselben Haare wie deine Schwester. Schwarz und wild. Du solltest sie dir langwachsen lassen, dann würden sie glatt hinunterfallen. Aber Sera weigert sich auch, sich die Haare wachsen zu lassen.“

„Naoko…“, flüsterte Shuichi leise.

Sie umarmte ihn. „Es tut mir so leid, was ich dir angetan habe, Shuichi.“

„Kannst du mir verzeihen, Shu?“
 

Shuichi antwortete nicht, sondern sah zu dem kleinen Mädchen.

„Das ist meine Schwester?“, wollte er ungläubig wissen.

„Ja. Sieht man doch, oder?“, antwortete Naoko lächelnd. „Und sie ist dir nicht nur im Aussehen ähnlich. Ehrlich gesagt wünschte ich, dass Hayatos Gene nicht in allem so dominant wären.“

Shuichi ignorierte Naokos Kommentar und kniete sich zu Sera runter.

„Guten Tag, meine Prinzessin.“, begrüßte er sie und hielt ihr seine Hand hin.
 

Sera grinste nur frech. „Ich bin doch keine Prinzessin.“

„Was bist du dann?“
 

„Ich bin Detektiv.“, verkündete Sera selbst bewusst.
 

‘Das meintest du also, Naoko.‘
 

***

James kam auf die wiedervereinte Familie zu. Er lächelte glücklich, als er sah, dass Sera zufrieden in Shuichis Armen saß. Sie fing schon an ihren großen Bruder zu ärgern, in dem sie ihm an den Ohren zog.
 

„Shuichi. Wie ich sehe hast du schon deine kleine Schwester kennengelernt.“

Shuichi lächelte zur Antwort und nickte.

„Dir ist klar, dass wir sonst nicht einfach so zulassen, dass jemand im Zeugenschutzprogramm sich in Gefahr begibt?“

Alle drei Gesichter verfinsterten sich, nur Sera spielte weiter fröhlich mit Shuichis Ohren.

„Wir wollen, dass du mit den beiden das Zeugenschutzprogramm beginnst.“, erklärte James.

Naoko nickte. „Ja, wir wollen, dass du bei uns wohnst. Sera braucht einen erwachsenen Mann in ihrem Leben. Wenn sie schon ohne Vater aufwächst, kann sie wenigsten ihren Bruder bei sich haben. Außerdem Shuichi,… du weißt nicht, wie viele Jahre mich mein Gewissen gequält hatte, weil ich dich zurückgelassen hatte. Shuichi, werde wieder ein Teil unserer, meiner Familie.“
 

Shuichi war verwirrt … und glücklich. Das hier war seine Familie.

Naoko… wie viele Jahre hatte er sich gewünscht sie wieder zu sehen? Jahrelang hatte er sich als Kind vorgestellt, dass sie plötzlich wieder auftauchen würde. Dass sie plötzlich am Schultor auf ihn warten würde mit einem kleinen Mädchen im Arm. Jetzt wurde sein langersehnter Traum war.
 

„Ja, Naoko, ich würde nichts lieber tun, als mit euch zu leben.“ Alle Beteiligten waren überrascht. Shuichi konnte seinen eigenen Worten kaum glauben. So schnell gab er den Kampf auf für den sein Vater gestorben war? Nein. Sein Vater war gestorben, damit Shuichi weiterleben könnte. Und das würde Shuichi tun. Mit seiner Familie.
 

James lachte über das ganze Gesicht. Naoko sah fassungslos Shuichi an. Freudentränen tröpfelten über ihr Gesicht. Selbst Sera starrte verwundert Shuichi an.

„Du bist also ab jetzt mein großer Bruder?“
 

'Ja', dachte sich Shuichi. 'Der schwarze Schnee wird tauen und ich werde zusammen mit meiner Schwester auf einer bunten Wiese spielen.'
 

Die Zermonie begann, der Priester sang die Sutra.

Der Ritter

Hallo!

So noch ein Kapitel.

Na ja, eigentlich fast das Ende, fehlt nur noch der Epilog. :-)

Danke an alle, die tapfer bis hier hin gelesen haben.

Wer weiterlesen möchte, ich werde bald die fortsetztende FF anfangen zu schreiben :D
 

Diese FF war ja überflutet mit Bildern... Schwarzer Schnee, Schachfiguren und in diesem Kapitel noch einige Bilder. xD Gefällt euch das eigentlich?
 

Achso ja, es kommt wieder Englischer Dialog vor. Wer Verständnisschwierigkeiten hat, kann mir gerne eine ENS schreiben, dann ergänz ich eine Übersetztung ins Deutsche in Fußnoten.
 

Viel Spaß beim Lesen!
 

lg die Malerin
 

_______________________________________________________________________________
 


 

Shuichi blickte das letzte Mal auf seinen Vater. Am Ende der Zeremonie wurden von allen Gästen und Freunden Blumen um dessen Kopf in den Sarg gelegt. Auch Shuichi hielt eine weiße Lilie in der Hand.

Das Gesicht seines Vaters sah ruhig aus. Die Augen waren geschlossen. Hätte man Shuichi gesagt, dass er nur schlafen würde, hätte er es geglaubt.
 

Shuichi ließ die Lilie fallen. Shuichi kümmerte es nicht, welche Symbolik eine Blume für den Toten im buddhistischen Glauben hatte, denn weder er noch sein Vater sind besonders religiös gewesen.

Stattdessen zog Shuichi die Mütze aus, die ihm sein Vater gegeben hatte und er seitdem nicht ausgezogen hatte.

„Guck nicht so doof, zieh sie dir über. Wenn du sie weit über deine Stirn ziehst, werden sie dein Gesicht nur schwerer erkennen.“

Wortlos hatte Shuichi damals seinem Vater gehorcht. Diese Mütze war das letzte Geschenk von ihm gewesen. Obwohl es erst einige Tage her war, kam es Shuichi wie eine weitzurückliegende Vergangenheit vor.
 

Der junge Detektiv blickte über die Schulter. Seine Schwester saß auf dem Schoß von Naoko, die sich gerade mit James und Yusaku unterhielt. Sein Herz schlug plötzlich aufgeregt, glücklich, als sich Shuichis Blick mit dem seiner Schwester traf. Sie lächelte ihn wieder fröhlich an.

‚Ja‘, dachte sich Shuichi ‚die Organisation gehört zu meiner Vergangenheit. Ein neues, glückliches Leben steht mir bevor. ‘

Kurz erschrak Shuichi bei diesem Gedanken, denn es erfüllte ihn mit Trauer, dass er so an der Beerdigung seines Vaters dachte. Er fühlte sich egoistisch.
 

„Dad, es tut mir leid.“, flüsterte Shuichi. Der junge Detektiv drückte die Baumwollmütze fest in seiner Hand. Shuichi konnte sich nicht daran erinnern, ob sein Vater jemals ohne die Mütze aus dem Haus gegangen war. Aber er erinnerte sich, dass er einmal seinen Vater nach der Mütze gefragt hatte.
 

[Rückblende: 10 Jahre zuvor]

„Shuichi, wir müssen weg, schnell. Zieh dir deine Jacke an.“

Shuichi blickte seinen Vater überrascht an. Der kleine Junge lag auf dem Teppich und spielte mit einigen kunstvoll und kindlich ausarbeiteten Schachfiguren. Die Türme sahen aus wie echte Burgen aus dem Mittelalter. Die Königsfigur saß stolz auf einem goldenen Thron. Die Läufer waren Bischöfe, die Angriffsbereit ihre Stäbe hielten. Jede Figur hatte sein eigenes Gesicht und war liebevoll angemalt worden. Doch am liebsten mochte Shuichi die Springer, denn sie waren Ritter, die tapfer auf ihren Pferden saßen und ihre Schwerter in die Luft hielten.

„Aber wieso?“

„Shuichi, du kennst das doch. Muss ich es dir denn jedes Mal erklären? Dein Daddy hat Feinde.“

„Gut, lass mich aber noch meine Sachen packen.“
 

Jetzt schien Hayato die Geduld zu verlieren.

„Nein, Shuichi. Wir haben keine Zeit mehr.“ Er packte seinen Sohn am Arm und zog ihn Richtung Tür.

„Warte, Papa. Bitte.“

„Nein“, schrie Hayato seinen Sohn an, doch Shuichi schaffte es sich loszureißen.

Schnell rannte er zu seinem Schachbrett und nahm die Ritterfigur.

„Okay, jetzt können wir gehen, Dad.“
 

Schließlich stiegen sie in eine Bahn. Hayato atmete erleichtert aus.

„Tut mir leid, Shuichi. Ich kauf so ein Schachbrett noch einmal und alle anderen Spielsachen.“

„Ist schon in Ordnung. Ein normales Schachbrett reicht mir. Schließlich hab ich ja noch meine Lieblingsfigur.“

Hayato lächelte. Er war dankbar einen so einfühlsamen und bescheidenen Sohn zu haben. Wie viele andere Kinder weinten ihre Augen aus, wenn ihnen auch nur ein einziges Spielzeug weggenommen wurde?
 

„Dad?“

„Ja, Shu?“

„Warum trägst du eigentlich immer die Mütze, wenn wir rausgehen?“
 

Hayato schaute nachdenklich nach draußen.

„Warum trägt dein Ritter einen Helm?“

„Um sich vor seinen Feinden zu schützen.“

„Genau, und meine Mütze ist mein Helm.“

„Bist du also ein Ritter?“

„Vielleicht.“
 

„Bist du der gute oder der böse Ritter?“

Diesmal blickte Hayato seinen Sohn überrascht an.

„Wie kommst du auf die Idee, dass ich der böse Ritter bin?“

„Na ja, weil wir immer fliehen. Wenn wir gut sind, warum müssen wir dann immer fliehen?“
 

„Shuichi, sei dir sicher: Ich bin der weiße Ritter.“, erklärte Hayato und nahm dabei die Schachfigur in die Hand um sie zu betrachten.
 

Alle Figuren auf dem Schachbrett zusammen entsprachen 78 Bauerneinheiten. Ein Springer entsprach drei Bauerneinheiten. Hayato seufzte. War er so bedeutungslos in diesem Kampf?

[/Rückblende: Ende]
 

Hayatos Mütze war ein Ritterhelm, der Shuichi im Kampf beschützen sollte. Das Schwert war sein Verstand, den er auch von Hayato bekommen hatte. Jetzt stand er da. Sein Vater war gefallen. Shuichi schloss die Augen. Eine Träne floss ihm über die Wange. Weinte er wegen seines Vaters oder wegen der Entscheidung, die er jetzt treffen wollte?

‘Dad, es tut mir Leid. Aber ich werde den Kampf beenden.‘ Zwar könnte er nicht sein Schwert ablegen, aber er könnte es für immer in seiner Scheide verwahren. Außerdem er könnte seinem Vater den Helm zurückgeben, denn Shuichi würde ihn nicht mehr brauchen.
 

Shuichi hob gerade seinen Arm um die Mütze neben die Blumen in den Sarg seines Vaters zu legen, als er plötzlich am Arm gepackt wird. Erschrocken und aus den Gedanken gerissen sah Shuichi die Frau neben ihm an. Sie trug einen großen, eleganten Hut, der mit einem schwarzen Schleier ihr Gesicht verbarg.
 

„My dear, the white player lost one of its rooks.”, erklärte die Frau und deutete auf Hayato “And as it seem, the other rook wants to run away. We’ve got the match all sewn up.”

“Sharon?”

“You can call me Vermouth, my dear.”
 

Sie hielt Shuichis Hand noch immer fest, sodass er die Mütze noch nicht weglegen konnte.

Sharon legte einen weißen Turm in den Sarg. Dieser war an einer Stelle rot, so als würde der Turm bluten.

„I colored the rook red with nail polish. It happened accidently the day your father died. Interesting, isn’t it?”
 

Shuichi schwieg und blickte weg. Was wollte sie noch hier? Warum ließ sie ihn nicht in Ruhe?
 

„Well, my dear. Are you sure, that you want to give up?”

“Yes, I am”

“It very honorable, that you don’t intend to take revenge on the murderer of you father. You will just let him run free.”
 

Shuichi war bestürzt. Der Mörder seines Vaters? Rache? Das waren Gedanken, die Shuichi bis jetzt noch nicht gehabt hatte.
 

„Did you kill my father?“

“Oh no, I didn’t. I thought he was fun.”

“Who was it?”

Sharons Blick durchdrang Shuichi.

Gin. He is a pretty good sniper. He killed you father.”
 

“It’s up to you, if you want to play another game of chess with us.”, meinte Sharon.

“We’d never played chess. Chess is a fair game, no one can cheat. You are not a chess player. You are a monster. And my father is no rook. He is a knight.”

“He was , my dear, he was.”

Sharon schien kurz nachzudenken. Dann setzte sie fort: “If the organization is a monster, than you are the silver bullet. You have to think carefully, if you want to give up. You don’t know if there will be ever another silver bullet, Shuichi Akai.”
 

Vermouth ließ ihn los und ging. Shuichi schaute ihr nicht hinterher, sondern blieb wie erstarrt stehen.

Dann setzte er sich Hayatos Baumwollmütze wieder auf.

Nein, der Kampf sollte noch lange nicht aufhören.
 

***
 

Yusaku, Yukiko, James, Naoko und Shuichi saßen im Wohnzimmer der Kudos.

Yukiko hatte Kuchen und Kaffee serviert. Doch niemand aß.

„Du willst also doch nicht das Zeugenschutzprogramm annehmen?“, fragte James, wobei man an seiner Stimme erkennen konnte, dass er wütend war.

„Ja.“, antwortete Shuichi nur knapp.

Naoko hatte den Kopf gesenkt und kämpfte mit den Tränen.

„Shuichi, spinnst du? Glaubst du nicht, dass du dich und uns genug in Gefahr gebracht hast.“, schrie Yusaku Shuichi mit einer scharfen Stimme an. Er sprang vom Sofa und ging wütend auf Shuichi zu. Yukiko hielt ihn auf.

Dann erklärte sie, weder aufgebracht noch wütend: „Shuichi. Ich hab dich liebgewonnen in den letzten Monaten. Ich bin nicht sauer auf dich. Aber ich bitte dich, nimm das Zeugenschutzprogramm an.“

„Nein.“, entgegnete Shuichi ihrer höflichen Bitte.

„In meiner Familie kannst du nicht mehr bleiben. Shuichi. Denk doch mal logisch nach, das kannst du doch sonst so gut, oder nicht?“

„Ich werde nicht bei euch bleiben, das hab ich nie gesagt.“
 

Alle beteiligten sahen ihn verwundert an.

„Ich werde alleine leben. Weder mit Naoko, noch mit euch. Ich kann nicht aufgeben, ich muss das fortsetzten, was mein Vater begonnen hatte. Auch wenn ich euch alle liebe, nein, weil ich euch liebe, muss ich mich von euch allen trennen. Ich will niemanden in Gefahr bringen.“

Yusaku glühte vor Wut.

„Niemanden in Gefahr bringen? Shuichi! Mach nicht die Fehler die dein Vater begonnen hat. Spiel nicht den einsamen Ritter.“

„Doch, genau das werde ich tun.“
 

Einen Moment schwiegen alle, überrascht von der Entschlossenheit des 17-Jährigen.

Wieder ergriff James als Erster das Wort.

„Shuichi, willst du in mein Team? Du bist zwar noch etwas jung, aber das FBI würde ein so intelligenten, scharfsinnigen, jungen Mann gerne begrüßen.“

Diesmal war Shuichi, derjenige der überrascht war.

Yusaku schien noch wütender zu werden:

„Haben Sie denn alle Geister verlassen? Vor Ihnen steht ein 17-jähriger Jugendlicher, der alles, aber nicht erwachsen, ist. Nein, ich lasse das nicht zu, schließlich bin ich jetzt Shuichis Vormund. Wenn Sie diese Idee auch nur noch einmal aussprechen, haben sie schneller die besten Anwälte Japans am Hals als Sie bis drei zählen können.“
 

Verschüchtert und etwas beschämt errötetet nickte James.

Shuichi beruhigte Yusaku und sagte zu James: „Danke James, für das Angebot. Aber ich hab nicht die Absicht dem FBI beizutreten und unter Ihre Fittiche genommen zu werden. Yusaku, James hat nicht die Absicht mich als vollwertiges Teammitglied zu haben, sondern will mich kontrollieren, beschützen.“

„Das ist nicht ganz so wahr, Shuichi. Natürlich wärst du sicherer, aber du hättest auch bessere Chancen zu ermitteln.“, erläuterte James sein Angebot.

Doch der Jugendliche schüttelte nur wieder seinen Kopf: „Nein, ich arbeite allein am besten.“

James seufzte. „Das hab ich schon mal von jemandem gehört.“
 

***
 

Shuichi ging hoch in sein Zimmer um seine Sachen zu packen.

„Du willst doch nicht mit uns mit, Shu?“, fragte Sera enttäuscht.

„Nein, meine Süße. Tut mir leid.“

„Warum nicht? Magst du mich nicht?“

„Doch natürlich… ich muss nur noch was erledigen, dann werde ich nur noch für dich da sein.“

„Dauert das noch lange bis zu das erledigt hast?“

„Ja.“

„Tage?“

„Nein, länger.“

„Wochen?“

„Länger.“

„Monate?“

„Länger.“

„Ein Jahr?“

Shuichi dachte kurz nach.

„Länger.“

„Jahre?“

„Wahrscheinlich.“
 

Sera ließ enttäuscht den Kopf hängen.

„Ich liebe dich, Shu.“

„Ich dich auch, Schwesterchen.“
 

***
 

Während Shuichi seine Sachen packte, kam Shinichi zu ihm rein.

„Du gehst, oder? Sera und ich haben euch belauscht.“, meinte Shinichi.

„Das hab ich schon geahnt, Shinichi. Und ja, ich werde gehen.“
 

„Tut mir Leid. Letztendlich bin daran schuld, was passiert ist.“, gab Shinichi zu.

Shuichi musste lächeln. „Nein, bist du natürlich nicht. Schuld ist der Mörder meines Vaters und den werde ich kriegen. Mir tut es leid, dass du das alles miterleben musstest.“

Shinichi schüttelte den Kopf. „Ich werde damit schon klar kommen.“

„Hoffentlich.“

„Nur der Kinderpsychologe nervt. Ich muss ständig Bilder malen.“

Shuichi lachte.
 

„Du wirst jetzt der Organisation hinterherjagen?“

„Ja.“ Shuichi wurde nachdenklich. Würde er das Richtige tun?
 

Die Polizei hatte Hayatos letztes Hab und Gut zu den Kudos gebracht. Shuichi durchsuchte die Sachen, gequält vom Geruch seines Vaters. Er wurde fündig und steckte die Ermittlungen seines Vaters in den Rucksack.

Shuichi hatte fertig gepackt. Er war bereit zu gehen
 

Dann nahm er noch die Lederjacke seines Vaters und probierte sie an. Die Jacke passte wie angegossen. Plötzlich erfühlte Shuichi etwas Schweres in der Tasche.
 

Er holte es raus und fand dann eine Pistole in seine Hand wieder. Shuichi betrachtete sie erschrocken. Auch Shinichis Augen weiteten sich vor Furcht.
 

„Shuichi, lass nicht zu, dass die Rache dich auffrisst. Vergiss nicht, wie wichtig Leben ist, das Leben von jedem. Auch das eines Verbrechers. Auch dein eigenes Leben.“

Shuichi Akai nickte verwundert über die großen Worte eines Vorschülers. Aber dieser kleine Junge hatte ihn in den vergangenen Wochen oft genug überrascht.

Der kleine Junge ging Richtung Tür. „Wir werden uns nicht sobald wiedersehen, oder?“, sagte der Kleine ohne Shuichi in die Augen zuschauen. „Pass auf dich auf, Akai.“

„Warte.“, rief ihn Shuichi zurück.

Shinichi drehte sich um. Seine Augen waren gerötet. Er schien mit den Tränen zu kämpfen.

„Wenn ich in 10 Jahren die Organisation noch nicht zerschlagen hab, wirst du mir dann helfen, Shinichi Kudo?“

Shinichi blickte Shuichi zuerst verwundert an, lächelte dann aber selbstbewusst.

„Ja. Ich werde dir helfen.“, antwortete Shinichi entschieden.

„Dann bis in zehn Jahren, Kudo.“, verkündete Shuichi und hielt ihm die Hand hin.

Shinichi schüttelte ihm die Hand.

„Ich werde dir helfen, Shuichi Akai. Versprochen.“

Pandoras Box

So, nun wirklich das Ende. Viel Spaß beim Lesen!

____________________________________________
 

„Danke, Conan und Subaru, dass ihr mir beim Ausräumen meines Kellers hilfst.“, bedankte sich Agasa.

„Kein Problem. Machen wir doch gerne.“, antworteten beide synchron.

„Danke. Ich hab so mit dem Rücken die letzten Tage, deswegen kann ich nicht helfen.“

„Wenn Sie etwas mehr Sport machen würden, ginge es ihren Rücken gut.“, kritisierte Ai, während sie gelangweilt neben dem Professor stand.
 

„Und warum hilfst du uns nicht, Ai?“, wollte Conan wissen.

„Was bist du denn für ein Kerl? Willst ein Mädchen Sachen schleppen lassen…“, meinte sie schroff und verließ mit einem Wink den Keller.

„Na ja, ich denke ihr kommt alleine klar, oder? Ich geh hoch Kaffee kochen.“, verabschiedete sich auch Professor Agasa.
 

Conan seufzte. Er nahm eine Kiste hob sie hoch. Gerade wollte er mit ihr das Kellerzimmer verlassen, doch er stolperte und verteilte den gesamten Kisteninhalt durch das Zimmer.

„Au.“, beschwerte er sich.

„Pass besser auf, Shini… ähm Conan.“, meinte Subaru Okiya, während er Conan plötzlich etwas verlegen hoch half. Erschrocken sah Conan Subaru an.

„Wie wolltest du mich gerade nennen?“ Subaru setzte ein Pokerface auf.

„Conan, hab ich dich genannt. Wieso?“

„Nein, davor… Aber vergiss es einfach.“ Nachdenklich betrachtete Conan Subaru. Hatte er seine Identität entdeckt? Wollte er ihn gerade Shinichi nennen?
 

Subaru kniete sich nieder um den Inhalt der Kiste wieder einzusammeln.

Plötzlich zögerte er.

„Was ist?“

„Schau dir das mal an, Conan. Erkennst du, was das ist?“

„Zeitungen, wieso? Ziemlich alte, teilweise sind sie 16 Jahre alt.“
 

Subaru rollte das Plakat aus der Kiste auf. Alte Erinnerungen stiegen in ihm hoch. Kaum zu glauben, dass schon über 12 Jahre vergangen waren.

Subaru zog seine Brille aus um besser lesen zu können.

Verwundert sah ihn Conan an: „Warum ziehst du deine Brille aus? Wenn jetzt Ai oder der Professor reinkommen, sie würden dich erkennen…“

Akai blinzelte. Ohne die Brille konnten selbst die blondgefärbten Haare und seine andere Frisur seine Identität nicht verstecken. Conan und Akai hatten durch einen Trick allen, der Organisation und dem FBI Akais Tod vorgetäuscht, damit Kir weiter in der Organisation bleiben könnte.
 

Warum hatte Akai auch dem FBI seinen Tod vorgetäuscht? Weil es glaubwürdiger war. Er wusste dass die Organisation das FBI beobachtet hatte und würden diese nicht trauern und zweifeln, wäre sein Tod unglaubwürdig. Akai seufzte. Es tat ihm Leid Jodie so viel Leid an zu tun. Sie wurde am meisten dadurch verletzt, sie hatte er auch am meisten getäuscht.
 

Akais neue Identität war Subaru Okiya. Glücklicherweise wusste wenigsten Conan die Wahrheit.
 

„Hmm? Akai? Zieh deine Brille an. Man erkennt dich sofort.“

„Nur kurz. Warte.“
 

Jetzt war das Plakat fertig ausgerollt. Es war riesig, sogar größer als es Shuichi in Erinnerung hatte.

„Was ist das?“ Conan klang geschockt. Shuichi war sich sicher, dass der kleine Junge sehr wohl wusste um was es sich hier handelt.

Flink las dieser sich alles durch, wobei es für ihn unvermeidbar war über das Plakat zu gehen um alles lesen zu können.

„Es geht um die Organisation. Es ist ein Beweis, Akai. Das hier wurde von einem Genie gemacht.“

„Ja, es geht um die Organisation.“

„Warum hat der Professor so etwas im Keller?“

Akai schloss die Augen. Ja, wieso? Wieso war das Plakat das Akai als Jugendlicher erstellt hatte hier?
 

„Hm, ich hätte nicht gedacht, dass mein eigener Sohn Pandoras Box wieder öffnen würde.“

Akai und Conan erschraken als sie plötzlich Yusaku ihm Türrahmen sahen. Er hatte die Arme verschränkt. Sein Lächeln ließ ihn geheimnisvoll wirken und das grelle Neonlicht des Kellers spiegelte sich in seinen Brillengläsern.
 

Akai zog sich blitzschnell wieder seine Brille an um wieder Subarus Identität anzunehmen.

Yusaku lächelte noch breiter.

„Als der Professor sagte, dass Shinichi mit einem jungen Studenten hier unten aufräumt und dieser in unserem Haus wohnt, hätte ich mir niemals erträumt, dass du das bist Shuichi.“

„Yusaku, Shinichi ist doch gar nicht hier. Von welchem Shuichi redest du? Geht es dir gut?“, stellte Conan fest, wo bei er seinen Vater böse anstarrte.

„Shinichi. Shuichi hat dich schon lange erkannt, glaub mir. Schließlich kannte er dich schon als du gerade mal fünf warst. Hast du das wirklich alles vergessen, mein Sohn?“
 

Yusaku schritt auf sie zu, strich seinem Sohn durch das Haar und betrachtete das Plakat.

„Ich hab es damals Professor Agasa gegeben als du in der Schule gewesen bist. Shuichi, du hast damals richtig gedacht, ich hatte es nicht weggeschmissen.“

„Wovon redet ihr? Ich bin verwirrt? Dad… Akai? Was ist los?“
 

Akai seufzte und sah dann den kleinen Detektiv an. „Als du damals noch im Kindergarten warst, hab ich eine Zeit bei euch gewohnt. Mein Vater hat gegen die Organisation ermittelt… genau wie ich.“

Conan starrte beide an. „Wie kommt es, dass ich mich nicht erinnern kann?“

Diesmal erklärte Yusaku: „Dein Verstand hat dich geschont. Du hast mitangesehen wie Shuichis Vater erschossen wurde. Dein Gedächtnis hat dich beschützt indem du alles, auch Shuichi, vergessen hast. Der menschliche Verstand ist schon eine merkwürdige Sache.“

„Du warst aber schon damals ziemlich helle gewesen. Du hast bedeutende Sachen herausgefunden.“
 

Plötzlich begann Conan zu zittern.

„Ich kann mich an Bruchstücke erinnern. Es hat geschneit. Auf dem Hof. Es war meine Schuld.“

Shuichi sah Conan mitleidig an. „Du warst nichts schuld. Niemand war schuld. Außer Gin.

Conan sah Shuichi an.

„Ich hab dir ein Versprechen gegeben, oder nicht?“

Shuichi lächelte zur Antwort: „Und du hast dich daran gehalten, oder nicht, Shinichi?“
 

Während Shuichi und Conan sich weiterunterhielten und Conan unter großer Konzentration sich versuchte an die Vergangenheit zu erinnern, studierte Yusaku das Plakat. Er packte einen roten Stift aus fing an Sachen zu verbinden und zu markieren.
 

Shuichi und Conan sahen ihm wortlos zu.

Als Yusaku fertig war, drehte er sich zu den beiden um.

„Yusaku, das… das… ist unglaublich. Damit hast du den Kern der Organisation entdeckt.“

„Nein, das warst du Shuichi. Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn du damals auch nur noch einige Stunden länger an deinem eigenen Plakat gearbeitet hättest.“, gab Yusaku zu.
 

„Wenn du das damals schon gesehen hattest, warum bist du damit nicht zum FBI gegangen?“

„Weil ich damals dachte und noch immer denke, dass Pandoras Box nicht geöffnet werden sollte.“

„Warum hast du es jetzt doch getan?“
 

Yusaku seufzte. „Du hast Pandoras Box schon lange geöffnet. Und auch mein Sohn schaut neugierig hinein. Ich hab sie nur ganz aufgerissen, damit auch die Hoffnung endlich entweichen kann.“



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Kommentare zu dieser Fanfic (28)
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Von:  Pretty_Crazy
2012-03-11T17:50:43+00:00 11.03.2012 18:50
Ein gelungener Abschluss, mehr kann ich dazu nicht sagen.
Die Geschichte so ist erste Sahne und das Ende absolut stimmig.
Gute Arbeit

LG
Rosetta
Von:  Pretty_Crazy
2012-03-11T17:37:22+00:00 11.03.2012 18:37
Und da haben wir ihn wieder, den viel zu reifen Shinichi.
Egal wie genial er auch in jungen Jahren gewesen sein mag, da überschätzt du ihn. Ein Kind ist eben auch nur ein Kind, besonders die Wortwahl fällt dabei gravierend auf.

Übung macht aber bekanntlich den Meister.
In Japan ist es übrigens gestzlich gergelt dass Verstorbene eingeäschert werden und die Urne bei der Familie zuhause einige Tage auf einem Altar aufbewahrt wird und dabei die Familie und Freunde Kerzen anzünden. Die eigentlich Beerdigung folgt erst dannach.
Hättest du vielleicht berücksichtigen sollen.

Sorry, war jetzt eine etwas härtere Kritik, aber es ist ja nicht böse gemeint.

LG
Rosetta
Von:  Pretty_Crazy
2012-03-11T17:23:32+00:00 11.03.2012 18:23
Ich mag Beerdigungen grundsätzlich nicht. Mir dauern die alle zu lang und sind viel zu deprimierend.

Dass Shuichi nun mal seine kleines Schwester kennengelernt hat, finde ich gut. Ich hab auch nichts was ich noch großartig hinzufügen könnte.
Mein Gemecker ist ja schon vor ein paar Kapiteln verstummt :)

LG
Rosetta
Von:  Pretty_Crazy
2012-03-11T17:10:39+00:00 11.03.2012 18:10
Da sieht man es mal wieder: Kleine Kinder gehören an die Leine.
Eigentlich müsste dieses Erlebnis Shinichi völlig traumatisiert haben. Ich glaub kaum dass er mit 5 Jahren so abgebrüht ist und sowas einfach weg steckt, als wäre nie etwas passiert.

Hayato hat dieser Entwicklung ja eigentlich alleine Schuld. Shuichi jetzt eine Teilschuld zu geben ist alles andere als fair, aber er ist doch noch ganz Vater gewesen und hat seinem Sohn das Leben gerettet.

Ich bin jetzt aber wirklich gespannt, wie die Beziehung zwischen der Kudo Familie und Shuichi weiter gehen soll? Ich glaube kaum, dass Yusaku es lustig findet, dass sein Sohn sich in solch eine Gefahr begibt.

LG
Rosetta
Von:  Pretty_Crazy
2012-03-11T16:49:33+00:00 11.03.2012 17:49
Schön wäre es ja, wenn es die Yakuza oder die Mafia werden. Im Gegensatz zu der Organisation ist das wohl ein richtiger Kindergartenverein. Zwar auch gefährlich, aber wohl längst nicht so.
Ich möchte trotzdem niemals etwas mit denen zu tun haben ^^!

Ich teile aber Shuichis Meinung über Discos. Ich hasse diese Einrichtungen. EIn Besuch hat mir für den Rest meines Lebens gereicht. Meiner Meinung nach gehen die Leute da nur hin, um sich in Gesellschaft zu besaufen.

Wataru finde ich cool. In deiner Story als auch im Manga. Klasse das du ihn eingebaut hast. Das bringt in die eigentlich ernste Angelegenheit ein bisschen Humor rein.

Ich muss gleich weiter lesen, also bis zum nächsten Kommis :)

LG
Rosetta
Von:  Pretty_Crazy
2012-03-11T16:33:33+00:00 11.03.2012 17:33
Leider, muss ich zu dem letzten Satz wohl sagen -.-
Wie der Vater so der Sohn.
Freide, Freude, Eierkuchen wird mit Sicherheit nicht statt finden. Ich denke dass noch richtig die Fetzen fliegen werden.

Oh man, der Ehrgeiz eine Teenager ist kaum zu bändigen und in Shuichis Fall schon mal gar nicht. Ich bin mal wirklich gepsannt, wie das ausgehen wird.

LG
Rosetta
Von:  charlie94
2012-03-11T15:11:30+00:00 11.03.2012 16:11
super abschluss :)
yusakus auftritt gefiel mir richtig gut :) liegt ja villeicht auch daran, dass er einer meiner lieblingscharaktere ist ,
hahaha XD als conan seinem vater gesagt hat, dass er nichts sagen soll, war schon witzig
ich freu mich auf die fortsetzung :)
lg charlie
Von:  Pretty_Crazy
2012-03-11T09:57:00+00:00 11.03.2012 10:57
Ja, da hat er sich in eine schwierige Situation gebracht und die Kudos gleich mit dazu. Mit der Annahme eines Zeugenschutzprogrammes würde ich mich aber auch schwer tun, wenn ich an Yusakus Stelle wäre. Bei seinem Erfolg und dem Erfolg seiner Frau, alle Zelte abbrechen und die Identität wechseln...ich glaube dass ich da meherere Nächte dürber schlafen müsste.

Im gegensatz zu den anderen Kapitel, fand ich dieses sogar recht lustig. Die Vorstelleung von Shuichi im luftiger Krankenhausklufft, vollbepackt mit Süßigkeiten und erwischt vom Ziehvater und FBI-Agenten hat mir schmunzeln lassen.

Das die allgemeine Situation jedoch nicht zum lachen ist sollte wohl klar sein. Shuichi steht auf der Abschussliste und die Kudos auch. Das wird sehr gefährlich.

Ich bin wirklich gespannt wie das weiter geht.

LG
Rosetta
Von:  Pretty_Crazy
2012-03-10T22:58:40+00:00 10.03.2012 23:58
Ja, die schreckliche Stiefmutter -.-
Erst liebevoll und nett und dann möchte man sie am liebsten auf den Mond schießen. Wie kann man einem Kind solche Sätze an den Kopf knallen?
Worte können verletzender als Schläge sein und bei einem Kind gleich doppelt so schlimm. Der arme Junge :(

Hayato ist allerdings nicht besser. Zuviel Ehrgeiz ist auch nicht gesund und es müssen immer die anderen darunter leiden.

Na ja, ich lese dann jetzt gleich das nächste Chapter. Aber erstmal mus sich meinem Bro gratulieren. Man wird ja nur einmal 20 :)

LG
Rosetta
Von:  Pretty_Crazy
2012-03-10T20:28:41+00:00 10.03.2012 21:28
Oh weh, oh weh. Wo ist er da nur rein geraten?
Das könnte ganz übel ausgehen und wenn ich Yusaku wäre würde ich dem Jungen leider eine scheuern müssen, weil er mit seinem Übereifer und der Besessenheit der Organisation das Handwerk zu legen, meine Familie als Zielscheibe zur Vergügung gestellt hat.

Ein bisschen voreilig ist er gewesen vollkommen planlos los zu hasten, in der Hoffnung erfolgreich improvisieren zu können. Das spiegelt aber eben doch noch, entsprechend seinem Alter, das jugendliche naive Denken da, also finde ich es doch wieder gut :)

Ich hab auch nicht wirklich was zu meckern, also sag ich nur gut gemacht und weiter so :)

LG
Rosetta



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