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Vir Tandahal: Die drei Lehren

Re-Upload / Kapitel 3 ist on!
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Der Graue Wächter

Kapitel 1: Der Graue Wächter und die Elfin
 

Seufzend kämmte ich mir mein schwarzes, hüftlanges Haar, fasste es dann zusammen, um es ab zuteilen und flocht es mir zu einem Zopf, der locker zwischen meinen Schulterblättern hing.

Ich war so aufgeregt, doch durfte ich mich nicht aus meiner Ruhe bringen lassen! Heute war meine erste Jagd, in der ich Beweisen konnte, dass ich es wert war eine Jägerin unseres Clans zu sein, ich musste konzentriert bleiben und meine überschwänglichen Gefühle unterdrücken, denn ich durfte und wollte mir keinen Fehler leisten.

Sollte ich das Wild nicht richtig treffen und es könnte fliehen oder gar leiden, so brachte ich Schande über mich und meiner Familie, dies würde undenkbare Konsequenzen nach sich ziehen.

Ganz ruhig Lyna, du schaffst das schon, nur keine Panik. Selbst Tamlen hat es geschafft, da werde ich es doch wohl auch hinkriegen oder nicht? Sprach ich mir gedanklich Mut zu, was mir nur etwas Linderung des flauen Gefühls in meinem Magen bescherte. "Lyna bist du fertig?", drang eine glockenhelle Stimme durch die dünnen Wände des Aravals. "Gleich, einen Moment noch!," erwiderte ich hektisch und zog mir schnell die leichte Dalish-Rüstung an.

Sie war aus feinem Leder angefertigt worden und war so geschnitten, dass sie zwar wenig Schutz bot, aber mich nicht in meinen Bewegungen einschränkte.

Zufrieden mit mir, trat ich ins Freie.

Das helle Sonnenlicht blendete mich und ich kniff die Augen zusammen, die betörenden Düfte von Kräutern und der etwas herbere Geruch der Hallas strömten vermischt auf mich ein, so das ich etwas benommen wurde, es aber mit einem leichten Kopfschütteln vertrieb.

Ich liebte es einfach in der freien Natur, ich liebte die einzigartigen Gerüche, das Gefühl des Windes auf meiner Haut zu spüren, wie er sanft darüber strich. Das Gefühl von warmer Erde und sattgrünen Gras, dass mich an den Fußsohlen kitzelte, wenn ich barfuß lief.

Die frische Luft beruhigte mich etwas und blinzelnd öffnete ich die Augen. "Aneth ara, Lethallan“, wurde ich freundlich begrüßt und spürte sofort, wie ich in eine warme Umarmung gezogen wurde. Helle, blonde Locken drängte sich in mein Sichtfeld und der Duft von Vanille stieg mir betörend in die Nase.

Ich liebte Vanille und ich liebte ganz besonders die Person, die sich gerade um mich warf. "Melle, du erdrückst mich, ich bekomme keine Luft mehr," röchelte ich gespielt und sie ließ sofort von mir ab. "Ich freue mich dich zu sehen, ich wollte dir unbedingt noch etwas geben, bevor du losziehst," strahlte sie mich an und die Spitzen Ohren wackelten leicht.

Ich merkte wie sich meine Nase kräuselte und als ich sah, wie ihre Ohren wackelten musste ich einfach Lachen, dass tat ich auch. "Du.....Du tust es schon wieder Mel....hihi......deine Ohren," prustete ich und hielt mir den schmerzenden Bauch.

Sie blickte mich verständnislos an und fasste sich an ihre Ohren. "Ich weiß, ich weiß, aber ich kann einfach nicht aufhören," lächelte sie mich entschuldigend an. "Das sollst du ja auch gar nicht, immerhin wärst du nicht die Mel, die ich kennen würde, wenn deine Ohren nicht wackeln würden, wenn du glücklich bist," gestand ich ihr mit einem lieben Lächeln und sah ihr warm in die braunen Augen.

Ihre Wangen röteten sich leicht und ich merkte wie mir ebenfalls das Blut in den Kopf stieg. "Ich......ähm- ." "Schon gut, Lyna. Ich bin dir dankbar, dass es dich nicht stört.

Du warst immer für mich da, wenn ich deswegen geneckt wurde. Erst du hast mir gezeigt, dass ich mich so akzeptieren muss, wie ich bin und nicht auf andere hören soll. Vor allem nicht auf Tamlen," grinste sie bei ihrem letzten Satz.

Oh ja Tamlen, er hatte sie immer besonders geärgert. Doch nun? Jetzt warb er um die kleine, süße Mel, die ihn eiskalt abblitzen ließ. Jedoch machte sie ihm immer noch Hoffnungen, ließ ihn etwas näher kommen und gab ihm dann eine Abfuhr. Rache soll ja bekanntlich süß sein, und unser Racheengel Melle war süß, dass konnte man nicht abstreiten. "Apropos Tamlen, ich habe gehört er soll mich und die anderen heute begleiten, stimmt das?," fragte ich leise nach und stemmte die Hände in die Hüften.

Melle blickte sich kurz um, ob Niemand zuhörte und strich sich dann seufzend durch ihr unbändiges Haar, sie trug es nur Schulterlang.

"Ja. Ich weiß ich hätte es dir vorher sagen müssen, aber sei mir nicht böse und schau mich bitte nicht so an! Ich habe es erst gestern erfahren und habe es vergessen. Abelas," entschuldigte sie sich und blickte mich mit großen Hundeaugen an. Mit einem schweren Seufzer und einem genervten Augenrollen akzeptierte ich ihre Entschuldigung. "Ich war nur etwas überrascht. Immerhin hätte ich nicht gedacht, dass ich gegen ihn antreten müsste.

Ich hoffe nur, dass du dir keine Probleme einhandelst, weil du nicht weißt auf welcher Seite du stehst," ich lies meine Arme schlaff nach unten fallen und senkte leicht den Kopf. "Mach dir darum mal keine Sorgen. Ich weiß auf welcher Seite ich stehe und selbst wenn unser braunhaariger, neckender Freund gewinnen sollte, werde ich immer noch an deiner Seite sein," sagte sie sanft und umfasste meine Schultern, so das ich den Kopf hob. "Ich danke dir Mel, du kannst dir gar nicht vorstellen wie sehr."

Sie lächelte leicht. Nach dem Tod meiner Eltern war ich alleine gewesen. Zwar versuchten sich einige um mich zu kümmern, aber zu der Zeit gab es große Konflikte mit den Shemlen, denen auch meine Eltern zum Opfer fielen. Melle war die Tochter unserer damaligen Hüterin und sie war die einzige die meine Leid verstand und mich aus meiner unsäglichen Trauer raus holte. Durch sie lernte ich wieder zu lachen, zu leben und die Natur zu lieben. Auch wenn die Shemlen an dem Tod meiner Eltern schuld waren, hatte ich ihnen verziehen, doch trauen wollte ich so schnell keinem mehr. Dafür war meine Enttäuschung zu tief, meine Eltern waren die Ersten gewesen, die es schafften die Hüterin zu überzeugen, der Kultur der Shemlen etwas näher zu kommen, doch leider kreuzten Sklavenhändler unseren Weg und......

"Also, ich wollte dir etwas geben. Es ist nicht besonders wertvoll, doch ich war extra weit weg deswegen. Du erinnerst dich doch noch an meine Reise vor ein paar Monden oder? Nun ich hab da etwas bei den Shemlen gekauft, sei nicht böse, sieh es dir erst einmal an, bevor du über mich richtest," unterbrach sie mich aufgeregt und löste dann mit zittrigen, feingliedrigen Fingern, den Lederbeutel an ihren Gürtel.

Ich hatte sie fassungslos angestarrt und konnte nicht glauben was sie sagte. Sie war bei den Shemlen gewesen, wer weiß was die Menschen mit ihr angestellt hätten, wenn sie den Falschen in die Arme gelaufen wäre! "Mel, bist du von allen guten Geistern verlassen worden?! Wie konntest du zu den Menschen gehen?!," schrie ich sie wütend an. "Was wäre passiert, wenn du Sklavenhändlern oder irgendwelchen Barbaren über den Weg gelaufen wärst.

Wer weiß was sie dir angetan hätten, du weißt wie gefährlich es ist allein zu reisen!." Einige Dalish drehten sich verwundert um und eine ältere Elfin tadelte mich mit einem strafenden Blick und erhobenen Finger.

Ich hörte bereits das leise tuscheln der anderen Clanmitglieder, doch war es mir herzlich egal. Ich war wütend und merkte bereits, wie sich etwas stark um mein Herz schnürte, wenn ich nur daran dachte, wie Mel am Straßenrand lag, mit zerrissenen Gewändern und geschundenen Körper.

Wütend ballte ich meine Hände zu Fäusten und schnaubte. "W-Warte bitte. Die.......Die anderen gucken schon rüber. Bitte Lyna, mach es mir nicht schwerer. Außerdem war ich bereit dieses Risiko einzugehen. Hier." Das alte Feuer kehrte in ihren Augen zurück und sie straffte tapfer ihren zierlichen Körper. Ich musste wohl wie ein wildes Tier oder Drache wirken, wenn ich die arme, kleine und süße Mel einfach anschrie.

Ich kam mir selbst bescheuert vor, schließlich war nichts Geschehen und ich sollte lieber ruhige Nerven behalten, damit meine Prüfung reibungslos abliefe. "Was ist das?," fragte ich nun doch neugierig und nahm den kleinen Beutel an mich. Ich hatte schon immer Melles zarte Hände mit der weichen Haut bewundert. Sie waren so warm, im Gegensatz zu meinen, die durch die Sehne meines Bogens an den Fingerkuppen verhornt waren und an der Handinnenfläche einige Schwielen durch meine Kurzschwerter trug.

Zittrig öffnete ich den Beutel. Mein Herz raste und meine Nasenflügel bebten vor Aufregung, ich hatte noch nie etwas von Mel geschenkt bekommen. Schnell griff ich hinein und fühle etwas großes, hartes mit einer langen Kette. Mit den Fingerspitzen zog ich es gänzlich heraus.

Erstaunt zog ich die Luft ein und stieß einen überraschenden Pfiff aus. Es handelte sich bei dem Geschenk um ein ovales Amulett mit einem tief blauen Stein, welcher in feines Silber eingefasst war. Einige Runen befanden sich in dem Silber, leider konnte ich sie nicht lesen, geschweige denn erkennen was sie bedeuteten.

"Ein Amulett?," fragte ich begeistert und konnte kaum den Drang unterdrücken, ihr um den Hals zu fallen und zu weinen. Es war so wunderschön, das Licht der Sonne lies es magisch leuchten und ich fragte mich, womit ich nur so eine liebe Freundin, wie Melle verdient hatte. "Ich......Ich weiß nicht was sich sagen soll.......-" "Ist es so schlecht?," unterbrach mich Melle panisch und blickte mich aus aufgeschreckten braunen Augen an. "Nein, nein, es ist nur so, ich habe noch nie etwas geschenkt bekommen und ich bin so glücklich, dass ich dich habe, Mel." Ich konnte mich nicht länger zurückhalten und fiel ihr schluchzend um den Hals. Tief vergrub ich meinen Kopf in ihre Hals beuge und spürte ihre warmen, kleinen Hände beruhigen über meinen bebenden Rücken streichen.

Ich ließ all meinen Tränen freien lauf. "Die Runen sollen Schutzrunen sein und dich vor Gefahr schützen. Ich möchte nicht das dir etwas zustößt und ich denke wir sollten schnell zu meiner Mutter, bevor sie noch wütend wird und glaub mir, du willst nicht wissen, wie sie dann

tobt," lachte sie fröhlich. Schutzrunen, wiederholte ich gedanklich.

Ahnte Mel schon etwas, was sie mir nicht sagen konnte? Sie hatte einmalige Fähigkeiten und sah hin und wieder unbeabsichtigt in die Zukunft. Zwar vergaß sie fiel von dem, was sie sah, aber wenn es um mich ging versuchte sie sich immer zu erinnern, egal wie sehr sich ihr innere Geist gegen ihr eindringen verschloss. Doch auch diesmal schien sie nur wenig zu wissen und hoffte in fremde Magie, die mich schützen sollte.

Ich ließ mich dadurch aber nicht abschrecken. "Danke," flüsterte ich nochmal leise und band mir das Amulett um den Hals, der kühle Stein verursachte eine angenehme Gänsehaut auf meinem Körper und ich hätte schwören können, das ein pulsieren von ihm ausging.

*

Als wir uns zwischen den Aravals durchzwängten, um möglichst schnell zum Araval unserer Hüterin zu kommen, wünschten mir einige der anderen Elfen Glück oder klopften mir tröstend auf der Schulter. Als wir bei den Hallas vorbei kamen, konnte ich kaum meinen Blick von diesen wunderschönen Tieren abwenden. Ich selbst war schon mal auf einem geritten und hatte sogar eine enge Bindung mit einem dieser weißen, hirschähnlichen Tiere.

Vielleicht würde Melle sich freuen, wenn sie auf eines reiten dürfte. Ich konnte sie schon förmlich fröhlich lachend auf dem Halla sitzen sehen. Wie sie dem Tier liebevoll durch das seidige Fell strich und ihre Augen leuchteten, sie musste sich dann ebenso glücklich fühlen wie ich. Nur wenige Schritte vom Gehege der Hallas entfernt befand sich das Araval unserer Hüterin. Tamlen der mit verschränkten Armen dort stand, wackelte schon ungeduldig mit dem Fuß auf und ab. Als sein blick mich erfasste, verfinsterte er sich etwas, doch als er meine Begleiterin sah, konnte ich genau sehen, dass er errötete.

Verstehe einer mal die Männer! "Aneth ara, Dahlen. Ich hatte mich schon gefragt wo du bleibst und wie ich sehe bist du in der Gesellschaft meiner geliebten Tochter, da kann ich verstehen warum du erst jetzt erscheinst," lächelte uns die Hüterin sanft an. "Ich freue mich, dass gleich zwei junge Elfen aus unseren Clan unter Andrujins Segen, Jäger werden möchten! Eure Aufgabe besteht darin nördlich von hier einen schwarzen Wolf zu erlegen. Er bedroht schon seit einiger Zeit unsere Halla und derjenige oder diejenige die ihn erlegt und sein Fell Andrujin zu Füßen legt und ihr huldigt, wird in den Rang eines Jägers erhoben. Mögen eure Pfeile schnell und tödlich sein." Mein Herz begann vor Aufregung schnell zu flattern und ich wollte bereits loslaufen, als Tamlen seine Stimme erhob. "Hüterin, ich möchte Euch um etwas bitten!," sprach er schnell und hektisch.

Seine Stimme überschlug sich rasch bei seinen nächsten Worten. "Sprich nur Dahlen. Was ist es, Was dein Herz belastet?" "Ich," nervös nestelte er an der Schnalle seiner Rüstung, "Ich möchte um die Hand ihrer Tochter bitten, sollte ich erfolgreich aus der Jagd hervorgehen!" Erschrocken quiekte Melle auf und mir ging es nicht besser. "Wenn du den Wolf erlegst, ist dies Andrujins Wille, dann soll es auch geschehen, Dahlen."

"Aber Mutter, Ihr könnt doch nicht-" "Abelas. Aber so soll es geschehen," sagte sie ruhig und bedeutete uns nun, dass wir aufbrechen durften. "Lyna, bitte tu etwas!," flehte Mel mich an.

Sie zitterte leicht und Tränen standen ihr in den Augen, bei ihren Anblick merkte ich, wie mir ebenfalls meine Augen brannten. "Ich werde den Wolf finden und erlegen, ich lasse nicht zu, dass diese Hochzeit stattfindet, Mel. Mach dir keine Sorgen, aber ich muss jetzt aufbrechen.

Tamlen ist schon verschwunden." Sie nickte schniefend und sah mich dankbar an. "Ich drücke dir die Daumen. Möge Andrujin mit dir sein!"

Endlich war ich wieder frei, auch mit dem beklemmenden Gefühl im Magen, Melle zu retten. Ich genoss die wilde Natur, das Leben um mich herum und spürte wie das Leben selbst in mir pulsierte. Federleicht trugen mich meine Schritte gen Norden, wo bereits der erste Schnee fiel. Eine leichte Gänsehaut bildete sich auf meinem Körper, als die ersten glitzernden Flocken auf meiner heißen Haut schmolzen.

Trotzdem konzentrierte ich mich, die Kälte ausblendend, auf jedes noch so kleinste Geräusch und Geruch in meiner Nähe. Ein bestimmter brachte jedoch mein Blut zum Aufwallen und mein Herz zum rasen. Es war kein Tier! Das stand fest, aber was war es dann oder besser Wer? Wer befand sich an so einen verlassenen und abgeschiedenen Ort? Ich folgte der Spur einer Weile, als ich näher kam, kletterte ich auf einen Baum und sprang flink von Ast zu Ast, möglichst darauf bedacht kein Geräusch zu verursachen.

Auf einer Lichtung fand ich dann schließlich was ich suchte. Es war ein Mensch. Um genauer zu sein ein Mann, er war gut zwei bis drei Köpf größer und besaß einen sehr dunklen Braunton, so als würde er aus einer sehr warmen Gegend stammen, wie den Brecilianwald.

Seine schwarzen zu einem Zopf nach hinten gebundenen Haare waren von einigen grauen Strähnen durchzogen. Sein Gesicht konnte ich nicht genau erkennen.

Ich konnte zwar besser sehen und hören als Menschen, doch er war zu weit entfernt. Er stand einfach nur da auf der Lichtung und rührte sich nicht. Fast sah es so aus, als wäre er in Gedanken versunken oder würde in Erinnerungen schwelgen. Da durchfuhr es mich wie ein Blitz.

Hier hatte unser Clan früher ihr Lager aufgeschlagen, aber wir waren weiter gewandert. Konnte es sein das der Mann unseren Clan aufsuchte? Mich schauderte es leicht bei den Gedanken und ich bekam Angst. Was wenn dieser Mann ein Sklavenhändler oder Bandit war?

Ich drückte mich ängstlich näher an die Rinde des Baumes auf den ich hockte. Er sah nicht wirklich nach einem Bandit oder Sklavenhändler aus, fiel eher wie ein stolzer Ritter der schon viele Schlachten geschlagen hatte. Wer war dieser Mann? Ich zuckte zusammen, als meine empfindlichen Ohren ein Geräusch wahrnahmen. Es war ein leises, hungriges Knurren und ich versuchte seinen Ursprung auszumachen.

Angestrengt spähte ich das nahe Unterholz aus und fand schließlich einen Schatten der sich beinahe lautlos darin bewegte. Bei seinem Anblick erschauderte ich erneut. Es war ein Wolf, doch besaß er kein Fell mehr das ihn wärmte und schützte. Seine Haut war fast schwarz und vernarbt, die Augen glühend rot. Alles was er berührte färbte sich schwarz und das Böse ging von ihm aus.

Das musste das Tier sein, dass die Hüterin meinte, also war ich doch von Andrujin auserwählt worden! Etwas erleichtert, das ich Melle retten und vermutlich auch schnell verschwinden konnte, zog ich leise einen Pfeil aus meinen Köcher und spannte meinen, aus dunklen Holz geschnitzten, Bogen. Meine Hände waren durch die Kälte klamm und merkwürdig taub, außerdem zitterte ich am ganzen Körper. Erneut versuchte ich ruhig zu bleiben und wieder holte meine früheren Worte gedanklich, wie ein Mantra.Ganz ruhig, Lyna.

Du schaffst das schon, nur keine Panik. Versuche dich zu konzentrieren, für Mel! Der Gedanke an meine Freundin die darauf hoffte, dass ich sie vor diesen Schicksal, Tamlens Frau zu werden, bewahrte gab mir die Kraft, meinen Arm und meine Finger ruhig zu halten. Der Wolf blieb stehen, er schien nun ebenfalls den Shem zu wittern, zumindest hob er seinen hässlichen Kopf. Ich zielte lange, denn ich wollte sicher gehen, dass ich ihn mit einen Schuss erlegte und später nicht hinunter klettern müsste um ihm den Gnaden stoß zu geben. Ich verzog den Bogen etwas und brachte den Pfeil aus seiner Schussbahn, als der Wolf ein grausigen heulen ausstieß.

Innerlich schrie ich auf, als die Spitze meines Pfeils sich in den Hals des Tieres bohrte und es gurgelnd umfiel. Sofort sprang ich hinunter, durch den hohen Sprung, den ich in meiner Panik falsch einschätzte, kam ich falsch auf und ein brennender Schmerz durchzog mein rechtes Bein.

Tränen schossen mir in die Augen und ich konnte ein Wimmern nicht unterdrücken. Am liebsten hätte ich laut aufgeschrien, doch ich musste das Tier so schnell wie möglich töten, bevor der Shem es schaffte mich aufzuspüren. Er musste den Wolf einfach gehört haben.

Als ich bei den Körper ankam, musste ich zu meinem entsetzen feststellen, dass das Tier es schaffte aufzustehen und mich bedrohlich anzufunkeln. Dunkles Blut tropfte zähflüssig aus der Wunde und ich schaffte es nicht meinen Blick von den den gelben, scharfen Zähnen abzuwenden.

Unaufhörlich tropfte der Geifer aus dem Maul des Monsters. Anders konnte ich es nicht beschreiben. Ich war wie paralysiert von seinem Anblick, als es auch schon auf mich zusprang. Durch die Wucht des Sprunges und dem schweren Gewicht wurde ich mit umgerissen. Sofort zückte ich einen Dolch, den ich in meinen Stiefel versteckt hatte. Mit meinem Bogen versuchte ich das Maul des Ungetümes weg zudrücken. So fest ich konnte stieß ich den Dolch in die Brust des Tieres. Die ruckartigen Bewegungen wurden langsamer, dennoch schaffte es das Tier mich am Arm zu erwischen. Ich spürte einen brennenden Pein und ein ekelerregendes Knacken ertönte, als mein Unterarmknochen der Biss-kraft des sterbenden Wolfes nicht standhielt.

Mark erschütternd hallte mein Schrei durch den Wald, als plötzlich etwas in meinen Kopf explodierte und sich ein dunkler Schatten über mein Sichtfeld ausbreitete.

Das letzte was ich wahrnahm war, der Mensch, wie er den toten Wolf von meinem Körper zog und etwas sagte. Doch seine Worte drangen nicht mehr an mein Gehör ich war bereits in die schlummernde Schwärze eingetaucht.

*

{Dunkelheit. Sie befand sich überall, diese unerträgliche Schwärze. Kein Licht, nichts an das ich mich hätte klammern können um diesen Ort zu ertragen. Außerdem war es kochend heiß, fast dachte ich, ich würde verglühen. Schwerfällig nahmen meine brennenden und schmerzenden Lungen die heiße Luft auf. Mein Arm fühlte sich taub an und noch immer konnte ich nichts sehen.

Angst kroch mir die Wirbelsäule hinauf und hielt mein Herz in ihrem eisernen Griff gefangen. Wo war ich und vor allem wer war ich? Ich konnte mich an nichts erinnern und doch wusste ich, dass ich nicht hier hin gehörte. Da wurde es mir Schmerzhaft bewusst. Ich war allein, allein ohne Familie und Freunde. Vielleicht wurde ich ja an diesen Ort verbannt? Wer weiß was ich für Gräueltaten begangen haben musste. Ein unerträglicher Schmerz stieg in mir auf, der direkt aus meiner Seele zu kommen schien.

Ich fasste mir an meiner Brust, an der Stell wo mein Herz unregelmäßig, flatternd schlug. Tränen brannten mir in die Augen und ich schluchzte leise auf. Niemand war hier und niemand würde sich um mich kümmern. Ein tiefes Grollen ging zerriss die Stille und ein ohrenbetäubendes Brüllen ertönte ganz in meiner Nähe. Ich hörte das Schlagen von gigantischen Flügeln und spürte einen starken Luftzug. Ich war doch nicht allein! Aber ich bezweifelte stark, dass das Ding was sich hier befand ein Freund war. Ängstlich kauerte ich mich auf den Boden zusammen und versuchte ruhig zu bleiben und nicht zu hyperventilieren. Plötzlich spürte ich einen Druck auf meiner Brust und ich erschrak als mich ein blaues, schwaches Leuchten umgab.

Neugierig fasste ich das Amulett, dass mir um den Hals hing und das mir bisher gar nicht aufgefallen war, an. Es pulsierte beruhigend in meiner Hand und sein Licht beruhigte mich etwas. Ich musste mich in einer Höhle befinden. Der schwache, bläuliche Schein, erhellte leicht die umliegenden steinernen Wände.

Zumindest sah ich jetzt etwas. Neugierig betrachtete ich meine kleinen Hände.

Die waren wirklich sehr klein und schlank für einen ausgewachsenen Menschen. Ich war doch ein Mensch, oder? Prüfend befühlte ich meine Ohren und stellte entsetzt fest, das sie spitz waren! Spitze Ohren?! Ich war eine Elfe und eine weibliche noch dazu! Gab es etwas schlimmeres, als eine Elfe zu sein? Das würde mir bestimmt noch einiges an Ärger bescherten.

Ich seufzte enttäuscht, darum würde ich mir später Gedanken machen. Ich musste jetzt erstmals hier raus und das am besten bevor das große Ding mit den Flügeln wieder kam! Langsam und teilweise blind kroch ich über den rauen, warmen Boden. Meine Finger tasteten zittrig jede kleinste Stelle ab und schmerzten immer mehr, genauso wie meine Knie. Doch ich ignorierte tapfer den Schmerz und kroch weiter. Das Licht half mir dabei nicht fiel, aber zumindest fürchtete ich mich nicht mehr so arg.

Irgendwie schaffte ich es dann schließlich aus diesen Raum zu gelangen. Doch leider schien ich heute einen Pechsträhne zu haben, denn plötzlich befand ich mich in einer riesigen Lavakammer! Unangenehm und brennend schlug mir die Hitze des trägen, dickflüssigen Stroms entgegen und ich begann wahrlich auszulaufen. Der Schweiß rann mir über die Stirn und brannte unangenehm in meinen Augen. Mühsam richtete ich mich auf und rieb mir vorsichtig über meine geschundenen Knie, dann blickte ich mich blinzelnd um und erschrak.

Wie versteinert blickte ich auf das riesige Ungetüm vor mir. Es war gigantisch. Schwarze glatte Schuppen, die im Schein der Lava rötlich schimmerten,

bedeckten seinen Körper. Seine Augen funkelten so grün wie pures Gift und mit einem zornigen Brüllen spie er schwarzes Feuer. Ein Drache! Ein riesiger, vermutlich hungriger, Drache! In Andrastes Namen, wie kam ich hierher und vor allem warum ausgerechnet ich? Das war doch zum Haare raufen und garantiert nicht mehr lustig! Irgendwie beschlich mich das Gefühl, dass sich jemand einen Scherz mit mir erlaubte.

Ich stöhnte genervt auf, was sich schnell als Fehler herausstellte.

Nicht unweit von mir entfernt, stand eine kleine Gruppe von äußerst hässlichen Monster. Ruckartig wanden die Ungeheuer ihre kahlen Köpfe in meine Richtung, ebenso wie der Drache. Panik kam in mir auf und ich wollte wegrennen, doch der Anblick der Kreaturen bannte mich zu sehr.

Sie ließen die Knochen, die sie gerade abgenagt hatten fallen und blickten mich gierig an. Ihre Körper waren klein und sie wirkten auf mich wie kleine, hässliche, gelbe Zwerge mit eingedötschtem Gesicht. Drohend hoben sie ihre Schwerter und kamen auf mich zu. Erst jetzt realisierte ich die ganze Situation.

Die Viecher würden mich töten! Hektisch blickte ich mich um, fand aber nichts womit ich mich hätte verteidigen können. "Verdammt!," fluchte ich laut und drehte ich um. Ich blickte genau in die giftgrünen Augen des Drachen, als erneut ein starker Schmerz meinen Körper zog. Ein Pochen breitete sich erst dumpf, dann immer klarer in meinen Schädel aus. Ich nahm meine Umgebung nur noch in Watte gepackt war.

Dann wurde ich erneut bewusstlos.}

*

Als ich wieder zu mir kam, spürte ich noch immer die Hitze des Lavastroms und noch immer verfolgten mich die giftgrünen Augen des Drachen.

Aber ich wusste wieder wer ich war und ich wusste auch, dass das nur ein Traum gewesen war. Mein Arm brannte höllisch und mein Kopf schmerzte unangenehm. Als ich vorsichtig meine Lider hob, begann sich alles zu drehen und ich schloss erneut meine Augen. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Plötzlich erfasste ein Zittern meinen ganzen Körper und mir wurde unerträglich kalt. Ich murmelte mich noch tiefer in das wärmende Fell, mit dem ich zugedeckt worden war. Warum war mir so verdammt kalt?

"Ihr seid wieder wach, das ist schön. Vielleicht ist es für Euch noch nicht zu spät." Erschrocken öffnete ich die Augen und setzt mich ruckartig auf. Ein Fehler wie sich schnell herausstellte. Plötzlich drehte sich alles und ein kräftiger Druck lag auf meinen Magen. Ich hatte das Gefühl mich erbrechen zu müssen, nur mühsam zwang ich mich zurück auf mein Lager. Erst jetzt nahm ich die Geräusche und den fremden Duft war. Der Wind zerrte unerlässlich an der Plane des Zeltes in dem ich lag und wirbelte immer wieder Schnee auf, der gegen die Zeltwand fiel. An der Deckenstange baumelte eine kleine Lampe und verströmte warmes, orangefarbenes Licht. Ich drehte vorsichtig meinen Kopf in die Richtung, aus der die Stimme kam. Ein schwarzhaariger Mann mittleren Alters mit von der Sonne braungebrannter Haut saß zu meiner Rechten. Die dunklen Augen seines attraktiven Gesichtes ruhten besorgt auf mich und eine steile Falte hatte sich zwischen seinen Brauen gebildet. "Was....?," krächzte ich mühsam.

Mein Hals brannte, als hätte würde jemand unerlässlich mit Sandpapier in ihm gegen die dünnen Wände meines Rachens schmirgeln. "Ich habe Euch in mein Zelt gebracht und Eure Wunden versorgt. Es ist ein Wunder das Ihr noch lebt. Aber sagt, warum seit Ihr so weit fernab Eures Clans jagen gegangen?," fragte er mit ruhiger, melodiöser Stimme, die mich sofort in ihren Bann zog. Ich war fasziniert von seinem Anblick und der Art, wie er mit mir sprach. Als wäre ich ein ganz normaler Mensch! I

Ich setzte öffnete meinen Mund um ihm zu antworten, schloss ihn dann jedoch.

Sollte ich diesen Shem wirklich erzählen wo mein Clan sein Lager aufgeschlagen hatte? Konnte ich ihm vertrauen? Immerhin hatte er mich gerettet, so wie es aussah, aber vielleicht tat er dies auch nur um Informationen zu bekommen. Wut wallte in mir auf, wie giftiger Nebel legte sie sich um meinen Verstand und blendete mich.

Entschlossen blickte ich ihm in die dunklen Seelenspiegel. Er erwiderte meinen Blick nur fragend und schien nicht zu verstehen was meine Reaktion bedeutete. Mürrisch drehte ich mich zur Seite und zog die Decke über meinen Kopf. Aus mir würde dieser Shem nichts bekommen.

*

Immer wieder plagten mich fiebrige Albträume, einmal sah ich sogar Melle, wie sie mit strahlendem Gesicht in den Wald schwebte und sich an die langen Beine des Drachen schmiegte. Als sie sich zu mir umdrehte, war ihr Gesicht ein einziger fleischiger, bluttriefender Klumpen, in dem sich Maden und anderes Getier tummelten. In Sekunden zerfiel ihr schöner Körper und sie streckte ihre skelettierten Finger nach mir aus. Als sie ihren Mund öffnete, fiel der Kieferknochen zu Boden.

Schreiend war ich aus diesem Albtraum erwacht und wimmerte unverständliches Zeug. Mein Arm schmerzte und brannte immer mehr. In all der Zeit kümmerte sich der Mensch um mich. Er legte mir regelmäßig ein frisches, kühlendes Tuch auf meine erhitzte Stirn und flößte mir Wasser ein. Anfangs hatte ich mich dagegen gewehrt. Wie eine Furie hatte ich geschrien und um mich geschlagen.

Ich zerkratzte sein schönes Gesicht und spukte ihn an. Er hatte es mir nicht übel genommen und irgendwann lag ich nur noch apathisch im Zelt, sah mit glasigen, stumpfen Augen die Decke des Zeltes an und fragte mich, wann ich sterben würde. All meine Lebensfreude und Willen war aus mir gewichen, fast als hätte der Sturm der immer noch wütete, ihn hinfort geweht.

Das schlimmste jedoch war, der Shem schien zu wissen, dass ich starb und das nicht nur innerlich. Ich hörte bereits die Stimmen meiner Ahnen, im Schatten verborgen, mich rufen. Sie wisperten mir verlockende Dinge zu und nur zu gern wäre ich auf ihr Angebot eingegangen. doch etwas hatte mich abgehalten, immer wieder sah ich es vor meinen Augen, nur ganz flüchtig.

Eines Abends, es war bereits dunkel geworden, betrat der Shem das Zelt. Ich hing meinen düsteren Gedanken nach und sah bereits den Baum, der auf mein Grab wuchs. Ich drehte meinen Kopf leicht und beobachtete ihn bei seinem tun. Er wechselte den Verband um meinem Arm, anfangs hatte sich das Fleisch schwarz gefärbt, wie die Haut des Wolfes, doch nun war die Bisswunde nur noch gerötet und mit Flecken in den verschiedensten blau und grün Tönen verfärbt.

"Der Bruch heil gut und das Fieber scheint gesunken zu sein.

Du kannst es schaffen Mädchen! Gib nicht auf, kämpfe dagegen an!," beschwor er mich und seine Stimme tat meinen Ohren gut. Schon lange hatte er nicht mehr mit mir gesprochen. Kurz befühlten seine Finger noch meine Stirn, ehe er den Lappen erneut in einen Eimer Wasser tunkte und ihn mir wieder auflegte. Doch diesmal verschwand er nicht einfach. Er blieb bei mir sitzen und ich spürte seinen zärtlichen Blick auf mir ruhen. Mir schoss das Blut in den Kopf und ich errötete. Mir wurde heiß und plötzlich betrachtete ich den Mann nicht mehr als Fremden.

Ich spürte die Sehnsucht in meinem Herzen und die ersten Tränen bahnten sich den Weg über meinen heißen Wangen. Sie brannten in meinen Augen und ich streckte zittrig meinen gesunden Arm nach den des Mannes aus. Erstaunt und überrascht blickte er mich an. "L....Lyna.....Ma-Mahariel.......Clan......südlich.......," krächzte ich mit rauen Hals und trockenen Lippen. Ich befeuchtete sie mir und versuchte es erneut, doch meine Kraft reichte nicht mehr aus und ich sackte zusammen.

Der Mann zog mich an sich und hielt mich fest gegen das kühle Metall seiner glänzenden Rüstung gedrückt. "Sehr erfreut. Mein Name ist Duncan. Ich bin ein Grauer Wächter," stellte er sich vor und ich schloss seufzend meine Augen. Ich wollte nach Hause zu meinem Clan, zu Melle.

*

Durch die Entschlossenheit Melle nicht im Stich zu lassen, besserte sich meine Gesundheit. Mein Fieber sank innerhalb von zwei Tagen, wie Duncan es mir erzählt hatte. Er war sehr nett zu mir und nur durch seine fürsorgliche und fast väterliche Pflege überstand ich das Gröbste. Er erklärte mir woran ich erkrankt war und das ich vermutlich irgendwann sterben musste, da das verderbte Blut des Wolfes in meiner eigenen Blutbahn gelangt war. Doch ich hatte mich tapfer geschlagen und das gottlose Gift niedergerungen, so das ich noch lange genug leben konnte um überhaupt zu wissen und zu verstehen was Leben bedeutet. Duncan erklärte mir auch worin die Pflicht eines Grauen Wächters bestand und ich verstand immer mehr warum mir dieser Mensch sofort auf den ersten Blick anders erschienen war. "Was ist dieser Erzdämon und warum will er alles verderben?," fragte ich neugierig und stocherte lustlos mit einem langen Stock in dem Lagerfeuer herum. Duncan hatte mir erlaubt, dass Zelt zu verlassen, zumindest so lange wie sich mein Zustand nicht verschlechterte, doch ich fühlte mich bereit wieder stark genug um zu meinem Clan zurück zukehren.

"Der Erzdämon war eine Gottheit, die durch die Dunkle Brut verdorben und freigelassen wurde. Nun möchte er ganz Thedas mit seinen Schergen verderben und zerstören. Vielleicht aus Rache an dem Erbauer, vielleicht auch einfach weil ihn sein unendlicher Hass dazu antreibt alles und jeden zu zerstören," antwortete er ruhig und blickte konzentriert in das Feuer. Ich betrachtete fasziniert das Schattenspiel auf seinem Gesicht. "Also gleicht er einem tollwütigem Tier? Und du bist hier um neue Wächter zu rekrutieren. Deswegen möchtest du zu unserem Clan, nicht?," schloss ich übermütig und fragte mich innerlich ob es Melle gut ging und Wen, Duncan wohl in Aussicht haben könnte. Ich hatte mir angewöhnt in zu Duzen, zumindest wenn wir allein und ungestört waren. Er nickte leicht. "Der Wolf, den ich erlegen sollte, er war also verderbt? So.......wie ich. Aber ich habe überlebt und war stark genug gegen diesen Fluch anzukämpfen, richtig? Aber ich hätte noch eine Frage.

Wo liegt der Wolf nun? Ich brauche sein Fell oder zumindest seine Haut! Ich muss Mel retten, sie hofft das ich erfolgreich wiederkehre!" Ich wurde immer lauter und stand auch auf.

Ich wollte Duncan zwar nicht anschreien, aber ich musste Mel retten. Er schien meinen plötzlichen Anfall zu entschuldigen und brachte mich mit einer Geste zum Schweigen.

Gespannt wartete ich auf seine Antwort. "Ich habe bereits ähnliches vermutet und das 'Fell' oder die Haut, was auch immer, entfernt und gesäubert." Er deutete auf ein Bündel neben sich und mein Herz begann zu rasen. Hastig drückte ich das Bündel an mich und prüfte, ob es tatsächlich das Fell war. Meine Hände zitterten und begannen zu schwitzen, mein Herz explodierte fast und ich hatte schon angst das meine Brust unter den heftigen Schlägen barst, doch das tat sie nicht. Es stimmte es war das Fell. "Danke, in Andrastes Namen, ich danke dir. Ich......Mel ist gerettet," stammelte ich durcheinander. "Wir müssen sofort aufbrechen, bitte.

Wer weiß, ob es nicht zu spät ist!." Ich fasste das Fell zusammen und zog die Schnüre fest. Beruhigend legte der Graue Wächter mir eine schwere Hand auf die Schulter und ich blickte unweigerlich zu ihm auf. "Keine Sorge, dass werden wir," sagte er jedoch nur und trat zum Zelt hinüber um es abzubauen.

*

Schweigend liefen wir zurück. Eine unangenehme Stille herrschte zwischen uns, je näher wir meinem Clan kamen. Duncan hatte mir einen langen, wärmenden, aus festem Stoff gefertigten Umhang geliehen, in dem ich mich Zähneklappern tiefer kuschelte und den beruhigenden Duft des Shem einsog. Er schaffte es in jeder Weise mich zu beruhigen und meine Faszination wuchs immer mehr.

Ich wollte mehr über diesen Menschen erfahren, waren alle so? Aber dann würden meine Eltern noch leben, überlegte ich mürrisch. Ich war bisher noch nie auf einen Menschen getroffen, deswegen prägte mich unsere Begegnung immer mehr, was mir in naher Zukunft etwas Ärger und einige Gefährten mehr einbringen sollte. "Wir sind gleich da," unterbrach ich schließlich das Schweigen und beobachtete des Wächter aus dem Augenwinkel. Er schien kurz in Gedanken versunken zu sein, ehe er seine Schultern etwas mehr straffte und für mich immer mehr wie ein Held aus alten Sagen und Legenden erschien.

Ein leises Rascheln, was nur ich mit meinen empfindlichen Ohren wahr nehmen konnte, ließ mich aufhorchen. Ich hörte ein leises surren und sofort gingen bei mir alle Alarmglocken. Hastig ergriff ich Duncans Hand und zerrte ihn mit mir mit. Gerade noch rechtzeitig wie sich schnell herausstellte. Ein Pfeil schlug nicht unweit an der Stelle ein, wo er noch vor wenigen Sekunden gestanden hatte. Augenblicklich zog ich mir die tiefe Kapuze vom Kopf, die mich schön vor der Kälte geschützt hatte. Innerlich fluchend huschten meine Augen über das Unterholz. "Warte! Ich bin es Lyna! Tochter der Mahariel! Hört auf zu schießen!" Tatsächlich schoss niemand mehr auf uns.

Zwei Elfen traten aus dem Schatten eines Baumes.

Ich konnte meinen Augen nicht trauen, als ich sah um wenn es sich dabei handelte. Tamlen und Melle! Sofort stürzte die blonde Elfin auf mich zu und sprang mich regelrecht an. Noch nicht ganz bei Kräften, konnte ich dem Schwung nicht standhalten und fiel mit ihr in den Schnee. Sofort überzog eine Gänsehaut meinen Körper und meine Zähne klapperten unaufhörlich, doch alles war vergessen als ich die Tränen der jungen Elfin sah. "Lyna, du lebst! ich habe dich so vermisst!Wo warst du nur, geht es dir gut?," fragte sie mit tränenreicher Stimme und drückte sich noch enger an mich, vermutlich um zu prüfen, ob ich wirklich real war.

"Mel, ich habe dich auch vermisst. Es geht mir wieder gut. Dun-......Dieser Shem hat mich gerettet. Wegen ihm habe ich überlebt." Mein Blick wanderte zu Duncan, er lächelte mir entgegen und sofort baute ich ich die Distanz zu dem Wächter auf, die ich eigentlich besitzen sollte.

Es tat mir weh, Mel nicht sagen zu können, dass die Shemlen ganz anders waren, als uns die Alten erzählt hatten, doch solange Tamlen bei uns war, traute ich mich nicht ihr etwas zu erzählen. Er würde vermutlich der Hüterin Bescheid geben. "W-Wirklich?," fragte sie verblüfft und sah schüchtern zu Duncan. Sofort rappelte sie sich auf und verbeugte sich leicht vor dem Grauen Wächter. "Vielen Dank, das Ihr euch um Lyna gekümmert habt." Sie ließ ihr Haupt gesenkt. "Es war mir ein vergnügen. Egal ob Mensch oder Nicht-Mensch, ich würde es wieder tun, niemand verdient es einsam und verlassen, seinen Wunden zu erliegen," erwiderte er mit der ruhigen, mysteriösen Stimme, die mich in seinen Bann zog.

Ich sah wie Melles Wangen sich hauchzart rosa färbten und konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. "Wie schwer warst du verletzt und bitte lüge mich nicht an Lyna! Ich war krank vor Sorge!" Kopfschüttelnd klopfte ich mir den Schnee von meinem Mantel und zuckte seufzend mit den Schultern. Ich wollte es ihr nicht sagen und ich konnte auch nicht! Als sich die blond haarige Elfin an Duncan wand, warf ich ihm einen warnenden Blick zu, obgleich ich wusste, dass er sich dadurch wenig beeindrucken ließ. "Hast du das Fell?!," unterbrach mich eine tiefe Stimme und verwundert blickte ich zu den braunhaarigen Elf. Den hatte ich total vergessen! Gut gelaunt verschränkte ich die Arme hinter meinem Kopf und grinste ihn großmütig an. "Klar, immerhin habe ich es Mel versprochen.

Siehst du, selbst mit schweren Verletzungen und hohem Fieber schlage ich dich noch immer!," lachte ich frech und sah mit Genugtuung zu, wie sich sein blasses Gesicht vor Zorn rot färbte. "Du!," zischte er bedrohlich und baute sich vor mir auf. Ängstlich zupfte Melle an den Stoff meines Mantels. "Übertreibe es nicht," flüsterte sie mir warnend zu.

"Wir sollten zurückkehren. Immerhin haben wir Lyna jetzt gefunden," sprach sie nun etwas lauter und zappelte nervös. Ihre Bemühungen die Situationen zu entschärfen waren vergebens. "Ich denke die junge Dame hat recht. Ihr seid noch zu geschwächt, als das Ihr zulange auf den Beinen bleiben solltest.

Außerdem würde ich gerne mit Eurer Hüterin sprechen."Ich erkannte den drohenden Unterton und gab mich seufzend geschlagen, doch als ich das selbstgefällige Grinsen seitens Tamlen sah, stieg Zorn in mir auf. Wie schleichendes Gift kroch es in meinen Verstand und versetzte mich in Rage.

Doch Melle die meinen Arm fest umklammerte, ließ meine angespannten Muskeln wieder entspannen. Meine Hand die ich zur Faust geballt hatte, lockerte sich.

Erst jetzt nahm ich auch wahr, das meine beste Freundin, nur mit einem dünnen Wollhemd und Hose bekleidet war. "Mel ist dir nicht kalt? Komm her," flüsterte ich sanft und zog sie unter den Mantel, den ich um uns Beide legte. Da Menschen etwas größer waren, als wir Elfen und Melle und ich dazu noch Frauen waren, passten wir locker unter den warmen Stoff. Ich legte meinen gesunden Arm um Melles Taille und zog sie noch etwas näher an meinen Körper. Unsere Wangen färbten sich rot und ein peinliches Schweigen herrschte zwischen uns beiden.

Tamlen knurrte wütend als er unsere Zweisamkeit sah und Duncan warf mir nur einen Blick zu, den ich nicht definieren konnte. Doch ich könnte meinen Bogen darauf verwetten, dass eine Spur von Traurigkeit in seinem Blick lag. "Man könnte fast meinen du wärst mit diesem Streuner zusammen, Mel," sagte Tamlen, der plötzlich neben Melle und mir lief, verächtlich. Ich streckte ihm arrogant die Zunge raus und genoss seine Reaktion. "Ich...eh...nein, Nenne sie bitte nicht so! Lyna ist meine beste Freundin und es ist doch schön, wenn sie sich um mich sorgt, Wobei ich mir eher um sie Gedanken machen müsste," rechtfertigte sich die Elfin gedankenlos und verfiel ins Schweigen.

*

"So. Ich verstehe. Ich stehe in Eurer Schuld, immerhin habt ihr ein Mitglied unseres Clans gerettet. Doch sagt, wie kann ich Euch angemessen danken?," fragte die Hüterin sichtlich verwirrt. Bisher war es eher selten vorgekommen, dass ein Shem einen Elfen das Leben gerettet hatte. "Nun, ich denke zuerst ist es wichtig zu erwähnen, dass das Blut der jungen Elfin verdorben ist. Ihr wisst sicher was das bedeutet," antwortete der Mann wahrheitsgetreu.

Es war eine Schande, dass so eine junge, lebensfrohe Person plötzlich in etwas hineingerissen wurde, dem sie vielleicht nicht gewachsen war.

Der Graue Wächter hatte sich diesbezüglich schon Gedanken gemacht, nur war die Frage, ob die Hüterin seine Entscheidung respektieren würde und was die Elfin dazu sagen würde. "Ja, aber was soll ich tun? Ich möchte sie ungern leiden sehen und ich denke sie wird auch nicht wollen, dass man sie so sieht. Was meint Ihr, wäre der beste Weg, den sie einschlagen könnte?"

Verzweifelnd wand sie sich an den Wächter. "Ich könnte sie zu einem Grauen Wächter machen. So könnte sie versuchen die Dunkle Brut, die auch Euren Clan bedroht, zu vernichten." Die Elfin nickte verstehend. "Ich werde sie rufen lassen. Sie soll selbst entscheiden."

*

Bei aller Liebe! Ich mochte Melle wirklich und ich verstand auch ihre Sorge, aber sie war nicht meine Mutter! Doch schien ihr diese Rolle nur zugute zu gefallen. Unaufhörlich erkundigte sie sich nach meinen Wohlbefinden und hielt mir Strafpredigten. Dazu wechselte sie fast alle zehn Minuten den Verband um meinen gebrochenen Knochen und hielt mir vor, wie leichtsinnig ich gehandelt hatte.

Das war also der Dank, dass ich sie vor ihrem Schicksal bewahrt hatte. Außerdem fluchte sie auf ihren Schutztalisman, was mir jedoch ein Grinsen bescherte. Eisern hielt ich das kleine Amulett umklammert. "Gib es her! Es hat rein gar nichts bewirkt!" Vergebens versuchte sie es mir zu entreißen und meine Hand zu öffnen. "Von wegen, du hast ihn mir geschenkt, jetzt kannst du ihn mir nicht wieder einfach wegnehmen. Das ist nicht fair!," schmollte ich und zog einen passenden Schmollmund.

"Pah, ich werde ihn umtauschen, der ist kaputt!," versuchte sie mich weiterhin umzustimmen. "Naja jedenfalls leuchtet er im Dunkeln," lachte ich und drehte mich zur Seite. Melle beugte sich über mich und zog an meinen Arm, ich leistete erbitterten Widerstand, doch plötzlich verlor sie das Gleichgewicht und fiel auf mich drauf, genau auf meinen gebrochenen Arm. Mit tränenden Augen heulte ich vor Pein auf. Ungerührt nutzte Mel diese Schwäche und entriss mir das Amulett. Mit einem siegreichen Grinsen ließ sie es vor meinem Gesicht baumeln. Nur verschwommen nahm ich es war, zu sehr schmerzte der Bruch.

"Das war nicht fair, du hast mir wehgetan," klagte ich jammernd, doch Melle zog nur die Augenbrauen hoch und machte einen spitzen Mund. "So hab ich das? Und was ist mit mir? Du warst fast eine ganze Woche verschwunden!," beschwerte sie sich und verschränkte die Arme vor ihrer Brust.

Ich zuckte nur mit den Schultern, als ein neuer Plan in meinem Kopf Gestalt annahm. Schnell hatte ich die blonde Elfin unter mir gebracht, erschrocken hatte sie auf gequiekt. Ich spürte den heißen Atem auf meiner Haut und innerlich fragte ich mich, ob ich das wirklich tun sollte. Mit großen, ängstlichen, braunen Rehaugen blickte sie mich an und wurde puterrot. Mit einem fiesen Grinsen befeuchtete ich meine Lippe.

"W-Was hast du vor?!," ihre Stimme überschlug sich vor Panik.

"Du sollst endlich aufhören mir einen Vortrag zu halten und ich sehe da leider nur eine Lösung," gab ich unschuldig von mir und legte mich halb auf ihr, als ich ihr, ihre Hände über den Kopf fest zusammenhielt. Langsam kam ich ihrem Gesicht näher und spürte ihren aufgeregten Herzschlag, brachte ich sie wirklich so sehr aus der Ruhe. Ich musste zugeben mein Herz schlug auch etwas schneller als sonst, aber auch nur weil ich so etwas noch nie gemacht hatte. "Und was gedenkst du nun zu tun?," fragte sie mich plötzlich herausfordernd, mit fester Stimme. Oha, Melle war ja gar nicht so unschuldig wie ich dachte, ihr feuriger Blick sprach Bände. Doch bevor ich alles nochmal überdenken konnte, hob die Elfin ihren Kopf und verschloss wohlig seufzend meine und ihre Lippen. Erschrocken wollte ich zurück zucken doch Melle war schneller, sie befreite ihre Hände und hielt nun mich fest.

So war das alles ganz und gar nicht geplant! Verdammt, innerlich heulte ich vor Wut und Scham. Ich wollte doch nur mein Amulett zurück! Mehr nicht, okay vielleicht wollte ich Melle auch etwas aus der Reserve locken, aber niemals hätte ich es soweit kommen lassen. Ich war nicht in Melle verliebt!

Ich zuckte erneut zusammen, als ich eine vorwitzige Zunge an meiner Lippe spürte, die mich sanft um einlas bat. Melle hatte die Augen geschlossen und schien das alles sehr zu genießen, zu meinem Leidwesen! Fieberhaft suchte einen Ausweg, ich wollte sie nicht verletzen, aber was sollte ich tun.

Ich war echt ne blöde Kuh, warum musste ich auch immer solche Aktionen planen? Und auch noch durchziehen! Zu bunt wurde es mir jedoch, als ich Melles warme Hände spürte, wie sie begannen meinen Körper, unter meinem einfachen Hemd, zu erkunden. Endlich erwachte ich aus der Starre und wich panisch zurück. Augenblicklich spürte ich eine unerträgliche Hitze meine Wangenknochen hinauf kriechen und geistesabwesend fuhr ich mir mit einem Finger über die Lippen. "Das war mein erster........," flüsterte ich in Gedanken versunken, doch Melle die auf mich zu krabbelte, ließ mich aufschrecken. Waren denn jetzt alle verrückt geworden.

Eilig stolperte ich aus dem Araval. Ich zog meine Kleidung zurecht und hastete dann zwischen den Zeltreihen davon. Ich musste erst mal einen klaren Kopf bekommen. Hieß das jetzt das Melle mich mehr mochte, als Freundinnen sich eigentlich mochten? Ging es mir verwirrt durch den Kopf, während ich ziellos durch die Gegend lief. Und wenn ja, sollte ich dann genau so empfinden? Aber ich tat das nicht und.......Ich lief gegen eine Wand, zumindest kam mir das so vor. Verwirrt schaute ich auf. "Duncan........?," entfuhr es mir erleichtert und ich legte eine Hand auf meine Brust um mein flatterndes Herz zu beruhigen.

"Was ist los, Dahlen. Du siehst aus, als wärst du der leibhaftigen Andraste begegnet," fragte eine sanfte Stimme. "Wie man es nimmt," knurrte ich mürrisch und erschrak erneut als ich die Stimme erkannte. Ach du heiliger Damenbart, dass war die Hüterin, Melles Mutter. Ich kam wirklich vom Regen in die Traufe.

"Ich ähm.......Melle und ich hatten nur eine kleine Auseinandersetzung," stammelte ich ertappt und fing mir zwei fragende Blicke ein. Verlegen lachte ich und spürte wie sich meine Wangen rot färbten.

"Es ist ganz gut, das Ihr hier seit. Ich wollte Euch ein Angebot unterbreiten." Duncan sprach mich als erstes an und ich horchte neugierig auf. "Du bist noch immer krank, Dahlen und du wirst es auch immer sein, bis dich unsere Ahnen zu sich holen. Ich möchte dich nicht leiden sehen und ich denke du möchtest auch nicht, dass wir dich so sehen," warf die Weise ein und ich nickte verstehend, also würde ich unweigerlich sterben. Na toll, das waren echt klasse Zukunftsaussichten.

Wer ließ sich so einen Mist einfallen?! "Ich habe Euch ja bereits von den Grauen Wächtern erzählt und ich denke Ihr wäret ein geeignetes Mitglied. Wir würden Euch mit offenen Armen empfangen." Überrascht sog ich die Luft ein. Das hieße aber dann, ich müsste den Clan verlassen, vielleicht sogar für immer. Was würde dann aus Melle? "Gut ich werde zustimmen und ein Grauer Wächter, aber ich habe eine Bitte." Ich holte tief Luft. "Ich möchte dann sofort aufbrechen."

Jetzt war es raus, ich war so ein verdammter Feigling. Ein feiger Hund, der sich nicht traute sich von den anderen zu verabschieden. "Wenn Ihr es so wünscht, Dahlen."

Da fiel mir plötzlich sieden heiß ein, dass ich das Amulett vergessen hatte. Ohne das würde ich garantiert nicht losziehen. Ob Melle noch im Araval saß? "Ich hole schnell meine Sachen," sagte ich fahrig und huschte dann wieder davon. Klasse jetzt konnte ich nochmal in die Höhle des liebeshungrigen Elfen. Zugegeben, das war etwas Gemein, aber ich war gerade echt durcheinander. Melle und ich waren beste Freunde und garantiert kein Paar, also warum tat sie das dann?

Vor dem Araval blieb ich keuchend stehen und schnappte nach Luft. Auf in den Kampf! Mutig schlüpfte ich durch den Eingang. Melle befand sich tatsächlich noch im Inneren, doch ihr Anblick zerriss mir fast das Herz. Ihr Gesicht war tränennass und ihr Körper bebte unter ihren heftigen Schluchzen. Ich wollte etwas sagen, doch traute ich mich nicht. Seufzend setzte ich mich neben ihr.

"Bist du sauer?," fragte ich leise und sah auf meine Hände. Sie antwortete mir nicht. "Melle, es tut mir leid. ich wollte das nicht," zittrig fuhr ich mir durch mein offenes Haar," ich werde von hier fort gehen, noch heute." Mehr konnte ich nicht tun, ich war so ein Esel! Eillig packte ich meine Sachen zusammen und stopfte sie mitsamt dem Amulett in meinen Rucksack. Als ich das Zelt verlassen wollte, hielt mich eine Hand auf.

Fragen blickte ich zu Melle. "Wegen mir?," fragte sie ohne aufzublicken. Ich schüttelte leicht den Kopf. Mit zusammengepressten Zähnen brachte ich hervor: "Ich werde sterben. Ich gehe mit dem Shem mit." Dann schüttelte ich ihre Hand ab und trat ins Freie. Nur zu gut hatte ich ihren geschockten Blick gespürt. "LYNA WARTE!!!!!!," schrie die Blonde aufgebracht und folgte mir, doch ich war schneller und rannte zurück zu Duncan. "Lasst uns gehen, schnell!"

Ich wusste ,dass das Mel gegenüber nicht gerecht war, aber was hätte ich tun sollen?

Ich wollte nicht, dass sie leidet, obwohl ich vermutlich das Gegenteil bezweckte. Doch so schien es besser zu sein. Trotzig hob ich den Kopf, der kalte Wind fuhr mir durch mein langes Haar, das mich wie ein Schleier umgab. Ich war bereit für ein Abenteuer!

Willkommen in Ostagar!

Kapitel 2: Willkommen in Ostagar!
 

Der tiefblaue Stein des Amulettes funkelte, wie ein Diamant im kühlen Mondlicht. Die Runen, die im Silber eingraviert waren, machten diesen Talisman noch geheimnisvoller und ich fragte mich, was für mächtige Kräfte ihm wohl innewohnten. Seufzend drehte ich die feine Kette zwischen Daumen und Zeigefinger.

Es machte mir Spaß zu sehen wie sich der Stein um seine eigene Achse drehte und von allen Seiten mit Mondlicht beschienen wurde. Ob Melle an mich dachte?

Schon wieder dachte ich an sie, aber unser Kuss ging mir immer wieder durch den Kopf.

Ich hatte schon immer davon geträumt, meines ersten Kusses beraubt zu werden, aber dann, wenn ich am seichten Wasser eines Sees saß und in den Armen meines strahlenden Helden lag. Er mich mit festen Griff hielt und meinem Gesicht langsam näher kam, ich seinen süßen, sinnlichen Duft einsog und sich unsere Lippen sanft und leidenschaftlich vereinten.

Wir würden unsere Umgebung ausblenden und uns immer mehr von unseren Gefühlen leiten lassen.

Er würde zärtlich mit seiner Zunge über meine Unterlippe fahren und ich würde ihm Einlass gewähren. Unser unschuldiger Kuss würde immer feuriger und intensiver werden.

Meine Hände würden sich fest in sein Haar graben und ich würde innerlich vor Hitze vergehen. Sein warmer Atem der über meine empfindliche, weiche Haut streifte, würde mich um den Verstand bringen und seine fordernden Hände würden mich schier in den Wahnsinn treiben.....

Lässig ließ ich einen Fuß von dem dicken Ast baumeln, auf dem ich halb an dem Stamm des Baumes angelehnt im Mondschein saß. Der kühle Wind tat meinem erhitzten Gesicht gut und ich verschloss meine nicht ganz jugendfreien Gedanken hinter eine Tür in meinen Verstand. Diese gab es Haufenweise dort, hinter jede verbarg sich etwas anderes, Dinge die ich niemanden erzählte.

Ich ging den dunklen Korridor entlang, zu dieser Zeit war dort wenig los und einige Lichter waren Abgeschaltet worden. Freundlich grüßte ich das Ich, dass einige Erinnerungen durchsah und löschte, um Platz für Neue zu machen.

Ganz am Ende befand sich eine neue Tür. Sie war aus hellem Holz gefertigt und duftete herrlich nach Vanille. Ehrfürchtig fuhr ich die Maserung des Holzes nach.

Dort, hinter dieser Tür war Melle versteckt und das worüber ich mir den Kopf zerbrach, den Schlüssel hatte ich gut verstaut und die Tür abgeschlossen. Vielleicht war es besser, wenn ich mich später mit diesem Thema befasste.

Seufzend kehrte ich zurück in die Wirklichkeit. Ich schaffte mir viele solcher Räume, um meine innere Ruhe zu finden. Es gab einen Raum in den ich mich zurückziehen konnte, es gab Türen hinter denen meine Stimmungen verborgen lagen und es gab geheime Zimmer in denen mein Schmerz und Leid lag. Es war ein komplexes System aus Gängen und Verzweigungen.

Das war meine Art mit allem Fertig zu werden, ob ich meine Illusion aufrecht erhalten konnte, war eine andere Fragen. Das leise Knistern des Feuers und das Geräusch von Töpfen, die gegeneinander schlugen, ließen mich aufhorchen.

Grinsend beobachtete ich meinen Begleiter, wie er unser Abendessen zubereitete. Eigentlich war ich heute dran, doch ich hatte mich ganz still und heimlich auf meinen Baum verzogen, und da Duncan nicht wusste wo ich wieder steckte, musste er wohl oder übel allein das Essen zubereiten.

Nicht das ich nicht kochen konnte.

Das konnte ich, zwar nicht so gut, aber ich schaffte es zumindest, die Suppe nicht explodieren zu lassen, aber das war auch schon fast alles. Der Wächter schnitt gerade einige Kräuter und wildes Gemüse klein, dass ich gefunden hatte.

Ja, im finden war ich Weltmeister, was ich schon alles gefunden hatte. Ein verliebtes Shemlen Paar, was nun ja ein paar interessante Sachen gemacht hat, einen Stiefel, der auf einem Baum hing und ganz viel anderen Plunder.

Duncan meinte irgendwann ich sei eine Elster, da ich besonders gern glitzernde Dinge suchte und diese meistens auch behielt. Ich bastelte mir daraus allerlei Dinge. Ich hatte sogar versucht ein Kleid zu nähen, was aber eher misslang. Wir waren immer weiter Richtung Süden gewandert und hier war es noch angenehm warm, so dass ich manchmal auch außerhalb meines Zeltes übernachtete.

Ich liebte die Natur einfach und für mich war unsere Reise nach Ostagar, der Hochburg der herannahenden Schlacht, schon ein Erlebnis an sich. Zwar unterhielt ich mich nicht besonders viel mit Duncan, da ich ihm lieber bei seinen Geschichten von vergangenen Schlachten lauschte, aber ich mochte ihn immer mehr. Man konnte mit ihm über fast alles reden, na ja über meine momentane Beziehungskrise hatte ich noch nicht gesprochen.

So recht traute ich mich auch nicht, immerhin war Duncan ein Fremder, den ich noch nicht so lange kannte. Ein angenehmer Duft, der mir das Wasser im Munde zusammen laufen ließ, brachte mich zurück. Scheint so, als hätte der Wächter es doch geschafft, was leckeres zu zaubern. Ich kicherte leise.

Etwas müde richtete ich mich auf und streckte mich genüsslich, dann sprang ich lautlos hinunter und schlich zum Lager. Der Wächter hatte mich mal mit einer schwarzen Katze verglichen, wegen meiner langen schwarzen Haare und meinen katzenhaften, grünen Augen. Außerdem war ich ebenso wie die Katze, Weltmeister im heranschleichen.

Ha! Da war ich ja schon zweifacher Weltmeister. "Was gibts?," fragte ich frech und ließ mich auf den Boden plumpsen. "Eintopf," antwortete der Schwarzhaarige missmutig und ich musste erneut kichern. "Morgen werden wir ankommen, oder? In Ostagar, meine ich. Werde ich wirklich den König sehen und sind dort wirklich so viele Menschen??," fragte ich aufgeregt und rutschte unruhig hin und her. "Ja. Mh. Vielleicht. Natürlich."

Schmollend ließ ich den Kopf hängen, so machte es mir keinen Spaß. "Es tut mir leid. Ich koche die restliche Reise über. Versprochen," versuchte ich meinen Mentor aufzumuntern. Duncan seufzte, lächelte mich dann aber freundlich an. "Einverstanden. Auch wenn du morgen vermutlich nicht mehr kochen brauchst," murmelte er leise und reichte mir eine Schüssel. Neugierig schnupperte ich an dem Eintopf, er roch gut, also würde er doch auch gut schmecken, oder? Brav löffelte ich meine Portion und beobachtete immer wieder, über den Schüsselrand hinweg, den Grauen Wächter.

Er sah aus wie jeder andere Mensch, na ja bis auf das er Duncan war und das ich noch nicht viele Shemlen getroffen hatte. Schweigend saßen wir noch eine Weile beieinander. "Ich übernehme die Wache," sagte ich, als ich sah wie Duncan sich erheben wollte. "Bist du sicher? Du hast in den letzten Tagen sehr wenig geschlafen und solltest dich ausruhen," gab er zu bedenken, doch ich sah ihm Stur in die Augen und er seufzte ergeben, was er meiner Meinung nach viel zu oft tat, irgendetwas belastete ihn.

Aber wir haben alle unsere Geheimnisse.

Erbittert leistete ich Widerstand und versuchte mich mit allen möglichen Tricks wach zu halten.

Ich wollte nicht einschlafen.

Immer wieder plagten mich Albträume, sie hatten sich seit dem Zwischenfall im Wald angehäuft und wurden immer grausamer. Sie unterschieden sich aber stark von denen, die mich während meines Fieberwahns heimgesucht hatten. In ihnen kam nicht der unheimlich Drache vor, sondern meine Eltern, wie sie vor meinen Augen niedergestochen wurden, das Lager unseres Clans beinahe niedergebrannt wurde und ich blutverschmiert in den Wald rannte, um mich zu verstecken. Immer wieder hatte ich diese Albträume, immer wieder das gleiche Szenario und immer wieder versuchte ich den Traum zu beeinflussen, aber ich schaffte es nie. Diese Art von Traum plagten mich seit fast zehn Jahren. Bisher hatte ich versucht alles zu verdrängen, doch im Schlaf holten mich meine Erinnerungen ein. Hätte ich gewusst, was noch auf mich zukommen würde, wäre ich vermutlich einfach verschwunden, in dieser Nacht, in der ich allein am Lagerfeuer saß, mit angezogenen Knien und tränen verschmierten Gesicht.

Wäre ich damals gestorben, hätte ich meine dunkle Zukunft gar nicht erleben brauchen und vermutlich wäre ich dann auch nie auf diesen Mann getroffen, der mir etwas Hoffnung gab und mir zeigte, dass nicht alles vergebens war.

*

Erschrocken fuhr ich hoch. Mein Glieder fühlten sich kalt und taub an. ich war eingeschlafen, erst der Gesang der Vögel hatte mich aufgeweckt. Erschöpft strich ich mir durch mein langes, schwarzes Haar.

Erst jetzt bemerkte ich das wärmende Fell, welches um mich geschlungen war. Wie kam es da hin? Hatte ich mich darin noch eingewickelt, bevor ich ins Reich der Träume abgedriftet war? Nein, das war nicht möglich, die einzige, logische Erklärung wäre, Duncan hatte es um mich gelegt. Also war er schon wach. Ich behielt Recht, der Graue Wächter betrat die Lichtung, auf der wir kampiert hatten. "Habt Ihr gut geschlafen?," fragte er lächelnd.

Ich nickte leicht und musterte aufmerksam sein Gesicht. Dunkle Ringe zeichneten sich unter seinen Augen ab und ich erkannte leichte Falten um seine Augen. Es ging ihm schlechter, irgendetwas plagte ihn. Aber was? Ich konnte mir keinen Reim darauf machen. Doch ich würde sicherlich nicht eher Ruhe geben, bis ich herausgefunden hatte, was ihn so plagte. Meinem Arm ging es mit jedem Tag besser, zumindest kam es mir so vor. Die Hüterin hatte mir ein kleines Fläschen mit einer heilenden, schmerzlindernden Salbe mitgegeben. Gegen frühen Mittag, lichtete sich der Wald etwas und der Boden stieg an. Es würde nicht mehr lange dauern und wir würden Ostagar erreichen. "Kann ich überhaupt bei der kommenden Schlacht mitkämpfen?". fragte ich zerknirscht und deutete mit einem Nicken auf meinen gebrochenen Arm.

Duncan hob eine Braue an und antwortete mir ruhig: "Einige Magier des Zirkels der Magi befinden sich in Ostagar, ich denke sie werden deinen Bruch heilen können.

Somit sollte er dir bald keine Probleme mehr bereiten. Freudestrahlend lächelte ich ihn an. Das waren wahrlich gute Nachrichten, endlich schien es im wahrsten Sinne des Wortes bergauf zu gehen. Trotz meiner guten Laune und der immer heftiger währenden Aufregung, die mich befiel, je näher wir Ostagar kamen, musste ich doch immer wieder an Melle denken.

Ich war noch nie besonders gut in diesen Zwischenmenschlichen dingen gewesen, aber mein plötzliches verschwinden war wirklich nicht fair gewesen. ich konnte nur hoffen, dass sich unsere Wege irgendwann nochmal kreuzen würden. Ein leichtes pulsieren ging von dem ovalen Stein aus, ich bemerkte es nicht. "Werden dort auch Griffons sein, Duncan?" Ich hatte schon viel über die geflügelten Wesen gehört und auch in einigen von Duncans Geschichten kamen sie vor. Ich konnte mir nichts schöneres vorstellen, als auf den Rücken eines solchen Tieres zu sitzen und durch die Lüfte zu gleiten. Das musste einfach atemberaubend sein.

"Nein, leider nicht. Griffons sind schon vor hunderten von Jahren ausgestorben," antwortete er mir mit gesenktem Blick und verfiel wieder ins Schweigen. Ich verzog die Mundwinkel. "Schade." Wir verfielen erneut ins Schweigen, jedoch brannte es diesmal nicht unangenehm zwischen uns, ganz im Gegenteil, ich genoss die Ruhe und hing meinen Gedanken nach.

Das tat ich immer öfters, auch wenn ich keine Lösung für mein momentanes Problem fand. "Seht nur." Der Wächter deutete plötzlich in die Ferne und ich beschloss meine Gedanken erst einmal beiseite zu schieben, ich konnte mich schließlich auch noch später damit befassen, oder?

*

Strahlend weiß und ebenso erhaben wie ein königlicher Palast, ragte Ostagars Ruinen zwischen den felsigen Klüften empor und verschlug mir den Atem. Auch wenn die ehemalige Festung zerfallen war und nur noch einen kleinen Teil ihrer einstigen Schönheit preisgab, konnte man erahnen welche Wirkung sie früher auf Reisende ausgeübt haben musste. Viele der Rundbögen befanden sich noch in einem tadellosen Zustand und auch der, aus hellen grauen Stein, gepflasterte Weg, war fast makellos.

Wir schritten durch das großzügig geschnittene Tor das in eine enge Passage führte und schließlich in eine lange, schmale Brücke endete. Dahinter erkannte ich bereits einige Zelte und auch Shemlen, wie sie eilig hin und her huschten. Mit vor Begeisterung offen stehenden Mund, schaute ich mich um. Der klare, blaue Himmel war zum Greifen nah und der weiße Stein der Festung schimmerte magisch im Licht der Sonne.

Sattgrüne Ranken umschlangen die Mauern sanft und die feinen Risse gaben dem Mauerwerk etwas nostalgisches. Noch nie zuvor hatte ich ein vergleichbares Bauwerk sehen dürfen. Ostagar war ganz anders, wie ich es mir vorgestellt hatte, es war um ein vielfaches atemberaubender. Konnten Menschen wirklich so etwas bauen?

Duncan befreite mich aus meinem haltlosen Staunen, als er mich leicht an der Schulter rüttelte und meine Aufmerksamkeit auf etwas anderes lenkte. Eine Dreiergruppe von Menschen kam auf uns zu, etwas nervös nestelte ich an dem Ärmel meines Reiseumhanges. Einer der Männer stach mir ganz besonders ins Auge, er trug eine goldene Rüstung mit diversen Verzierungen, wie ich sie noch nie zuvor gesehen hatte. Wer war dieser Mann. "Ah Duncan Ihr seit zurückgekehrt," begann der Mann in der Rüstung, die Beiden hinteren blieben in einiger Entfernung stehen, es waren Wachen. "Und wie ich sehe, war Eure Suche erfolgreich. Ist das Eure neue Rekrutin?," fragte er und mustere mich mit hellen Augen. Ich spürte, wie ich unter seinem blick etwas in mir zusammen sank. "König Cailan. Ja das ist sie." Ich wurde bleich, jeglicher Mut schwand aus mir und Schwindel ergriff mich. Das war der König?!

Der König der Menschen?! Bei Andrastes heiligen Damenbart, dass konnte doch nicht wahr sein! Dieser Mann war vielleicht mal ein paar Jahre älter als ich und schien auch ziemlich naiv zu sein, aber er war der König!

"Lasst mich Euch Willkommen heißen, meine Liebe," begrüßte er mich freundlich und schenkte mir ein charmantes Lächeln.

Hilfesuchend blickte ich zu Duncan. "Vielen Dank Euer Majestät," antwortete ich eingeschüchtert und scharrte nervös mit dem Fuß auf den Boden. "Ihr seit eine Dalish oder? Es muss herrlich frei umherziehen zu können." Ich biss mir auf die Lippen. Wusste der König etwas nicht warum wir das taten und wie gefährlich wir dadurch lebten.

Mit gesenktem Haupt antwortete ich: "Ja, das ist es. Doch leider ist es auch nicht leicht für uns, wir werden nicht gerade mit offenen Armen von den Menschen empfangen." Wütend ballte ich die Hände zu Fäusten, Tränen brannten mir in den Augen.

Es war wirklich nicht einfach für uns. Wenn ich an meine Eltern dachte, die für eine Verständigung zwischen unseren Völkern gekämpft hatten und dieser zum Opfer gefallen waren... Erschrocken zuckte ich zusammen, als plötzlich eine schwere Hand auf meiner Schulter lastete. "Es tut mir leid, was Euch widerfahren ist. Ich denke wir sollten uns später im Lager nochmal darüber unterhalten." Ich nickte geistesgegenwärtig und blickte ihn dann erstaunt in den Augen. Erst wollte ich zurück weichen, doch seine Hand die noch immer auf meiner Schulter lag, hinderte mich daran.

Sein Blick war so voller Zärtlichkeit und ich hatte das gefüllt das er zumindest einen kleinen Teil meines Schmerzes verstand. Schwer atmete ich ein und aus, als er sich von mir abwandte und ein Gespräch mit Duncan begann, welches ich mit halbem Gehör lauschte. Es klang wirklich so, als würden wir die Schlacht gewinnen.

"Bisher haben wir noch keine Spur von dem Erzdämon und so langsam bezweifele ich das es sich um eine echte Verderbnis handelt." Erzdämon? Das war dieser Drache den ich in meinem Fieberalptraum gesehen hatte. Gegen dieses Ungetüm mussten wir kämpfen? Das war doch beinahe ein Ding der Unmöglichkeit. Der König verabschiedete sich höflich von uns, aus den Gesprächsfetzen entnahm ich, das er noch zu einer Besprechung mit einem gewissen Loghain musste.

"Es hört sich fast so an, als hätten wir die Schlacht schon gewonnen. Ich wusste nicht das es so gut läuft." Wir schritten zu der Brücke. "Es gab zwar bisher noch keine "Anzeichen" das der Erzdämon erschienen ist. Doch ich bin mir sicher das es sich um eine Verderbnis handelt." Fragend sah ich zu ihm auf. "Also meint Ihr der König ist zu übereifrig und nimmt die Situation zu schnell auf die leichte Schulter?" Der Graue Wächter nickte, plötzlich blieb er stehen. "Wir sind da. Ihr solltet Euch nun ausruhen und das Lager erkunden. Falls Ihr einen Grauen Wächter namens Alistair trefft, so schickt ihn bitte zu mir." Er wandte sich zum Gehen. Unschlüssig blickte ich mich um. Was sollte ich nun zuerst machen? Mir was zu Essen beschaffen und einen Schlafplatz für die Nacht organisieren oder auf Erkundungstour gehen? Ich beschloss letzteres zu tun.

*

Neugierig blieb ich stehen, das helle Licht das die Zauber der Magier verursachten, hatte mich angelockt. Es waren überwiegend Menschen gewesen, doch ich konnte auch einige Elfen unter ihnen aus machen. Das hatte mich zuerst sehr verwundert und ich dachte schon, sie wären Sklaven, doch als ich sah, dass sie ebenfalls Magier Roben trugen und zauberten, musste ich leicht Lächeln. Also machten die Magier keinen großen Unterschied zwischen Elf und Nicht-Elf. Leise summend ging ich weiter.

Eine Priesterin predigte und ihre wallenden Worte begleiteten mich auf meinen Weg, weiter durchs Lager. An zwei Reich verzierten Zelten blieb ich stehen. Ich hatte bereits gesehen das die Shemlen viel Wert auf Prunk und Reichtum legten,a aber das sie selbst ihre Zelte so ausstaffierten, war für mich wieder ein Ding der Unmöglichkeit. Etwas neidisch betrachtete ich die beiden Unterkünfte. Das eine Zelt musste dem König gehören, ich erkannte eine Wache wieder, aber bei dem anderen war ich überfragt. Seufzend zog ich weiter, misstrauisch von den wachen beäugt. Immer wieder wurde ich von Soldaten und Elfen angerempelt die durch das ganze Lager wuselten. Bei den Zelten für die Soldaten blieb ich stehen. Kehliges Lachen drang an mein Ohr und die verschiedensten Gerüche und Eindrücke strömten auf mich ein. Es war wirklich Laut hier. Ich kletterte in ein Zelt, welches etwas abseits stand und noch unbewohnt schien. Es befanden sich keine persönlichen Gegenstände darin, und die Decke war ordentlich zusammengefaltet worden.

Vorsichtig setzte ich meine Tasche ab und räumte meine wenigen Sachen aus. Ich versuchte mich möglichst vorsichtig zu bewegen und meinen gebrochenen Arm nicht zu belasten, er schmerzte wieder. Viel hatte ich nicht mitgenommen. Frische Wechselkleidung, meine Dalish-Rüstung, einen Bogen und einen Köcher mit meinen Pfeilen, meine fein gekrümmten Dolche und diverse Tränke, Salben und Gifte befanden sich in meinem Gepäck. Ich verstaute meinen Rucksack in einer Ecke des Zeltes und griff dann nach meinem Bogen. Sollte ich ihn mitnehmen? Schulterzuckend legte ich ihn zurück auf mein Lager. Die Dolche sollten ausreichen. Vorsichtig löste ich den Verband und betrachtete meinen Arm. Er war angeschwollen und noch immer grünlich/blau verfärbt. Die Salbe die ich nun wieder darauf strich, beschleunigte zwar den Heilungsprozess und linderte die Schmerzen, doch war die Macht des Fluches sehr stark und auch die Bisswunde heilte mehr schlecht als recht.

Ich seufzte leise, vielleicht sollte ich doch die Magier um Hilfe bitten. Notdürftig legte ich mir einen frischen verband an, das war schwerer als gedacht! Zufrieden mit meinem Werk, trat ich ins Freie.

*

Unsicher sah ich mich um, es wahr nicht schwer gewesen, zu dem Lager des Zirkels der Magi zurückzufinden, doch ich traute mich nicht einen der herum wuselnden Magier anzusprechen. Sie machten einen sehr beschäftigten Eindruck auf mich und beachteten mich gar nicht. schon mehrmals war ich von einigen Mitgliedern des Zirkels umgerannt worden. Etwas hilflos blickte ich mich um. Ich hatte schon viel über die Magier gehört. Ihre Magie war ebenso ein Segen, wie ein Fluch. Dämonen konnten Besitz von ihren Körpern nehmen und sie in schreckliche, monströse wessen verwandeln. mich schauderte es. Dann gab es da noch die Maleficar, Blutmagier, die mit Hilfe des Blutes, mächtige, unbeschreibliche Zauber vollbringen konnten und ebenso faszinierend, wie gefährlich waren. Das Leben eines Magiers war, wie in einem goldenen Käfig eingesperrt zu sein. Sie wurden regelrecht eingepfercht, in ihrem Turm, und von den Templern beobachtet. Eine falsche Bewegung und sie töteten dich. Trotzdem faszinierte mich Magie seit jeher. Ich war Magie unbegabt und trotzdem fragte ich mich, wie es wohl sein würde, mächtige Höllenfeuer und Schneestürme herbei zu rufen, Verletzungen zu heilen und die Gestalt zu wandeln. Es musste einfach herrlich sein, über diese Fähigkeiten zu verfügen, auch wenn man diese Gefangenschaft in Kauf nehmen musste. Für mich zählten Magier zu den mächtigsten Geschöpfen des Planeten, wenn sie wollten könnten sie die Ketten, die sie kontrollierten und banden, zerschmettern und doch taten sie das nicht. Ich seufzte leise. Ich sollte mir lieber mehr Gedanken um meine jetzige Situation machen, meine Bewunderung half mir nicht wirklich, einen der Magier anzusprechen. Mit hängenden Schultern schlenderte ich weiter.

Ein dunkelhäutiger Mensch kam mir entgegen, er hatte eine grimmige Mine aufgesetzt. Seine goldene Robe und der reich verzierte Stab, wiesen darauf hin, dass er ein höheres Amt bekleidete, als die anderen Magier, die mir bisher über den Weg gelaufen waren. Ich eilte zu ihm. "Entschuldigt, das ich Euch behellige, aber könntet Ihr mir vielleicht helfen?," fragte ich hoffnungsvoll. Er musterte mich kurz abfällig, ich schrumpfte unter seinem Blick zusammen. Er zog eine Augenbraue hoch, als er meinen Verband sah. "Dafür habe ich keine Zeit, Elf! Geht zu einem Heiler und belästigt mich nicht weiter!" Erschrocken weitete ich meine Augen. "He, ich habe Euch ganz normal gefragt, kein Grund unfreundlich zu werden!," murrte ich, doch der Magister eilte bereits fluchend weiter. Verdammt, so langsam begann ich die Shem zu hassen! Warum waren sie immer zu uns Elfen so unfreundlich? Wir waren doch ebenso, wie sie am Leben, wir waren gleich gestellt was das betraf und trotzdem behandelten sie uns, wie Abschaum!

Erschrocken zuckte ich zusammen, als sich plötzlich eine warme Hand auf meine Schulter legte. "Vielleicht kann ich Euch helfen." Ich drehte mich zu der Person um. Es war eine ältere Magierin, mit schlohweißem Haar und warmen, gütigem Blick. "Danke das wäre sehr nett von Euch," lächelte ich freudig und seufzte innerlich, erleichtert auf.

Endlich würden meine Wunden versorgt werden. Wynne, so stellte sich die Heilerin mir vor, bat mich in ihr Zelt. "Am Besten, Ihr entkleidet Euren Oberkörper, damit ich sehen kann ob noch weitere Verletzungen vorhanden sind." Brav gehorchte ich und zog das Oberteil meine Dalish-Rüstung aus. Vorsichtig tastete Wynne meine Rippen ab. Die blauen Flecken, die meinen Oberkörper zierten, waren mir bisher gar nicht aufgefallen. "Es sind nur ein paar Prellungen, nichts Beunruhigendes. Keine Sorge, mein Kind," beruhigte sie mich als sie kurz von mir abließ. "Ihr seit sehr freundlich zu mir. Ich bin Euch wirklich Dankbar." Sie schaute kurz zu mir auf. "Ihr seit verletzt, da ist es selbstverständlich, dass ich Euch versuche zu helfen. Ihr seit Duncans neue Rekrutin oder?" Sie löste den Verband und hob meinen Arm leicht an, zischend atmete ich ein, als ein stechender Schmerz, vom Arm ausgehend, bis in meine Schulter drang. "Ja. Duncan hatte mich gerettet und sich um mich gekümmert. Er riet mir auch, einen Heiler aufzusuchen," antwortete ich ihr und beobachtete neugierig wie sie eine Hand über den Bruch legte. Mein Arm und ihre Hand waren plötzlich in gleißendes Licht gehüllt und eine angenehme Wärme stieg in mir auf. Wynne verzog leicht das Gesicht, als die Heilung an ihren Mana Reserven nagte. "Alles in Ordnung?" Besorgt musterte ich sie, doch sie winkte ab.

"Ich bin nur etwas müde. Ich habe den halben Tag im Nichts verbracht," murmelte die Magierin leise und ließ sich zurück sinken. Erstaunt betrachtete ich meinen Arm. Die Verfärbungen waren verschwunden und ich konnte ihn auch schmerzfrei bewegen. Jetzt konnte ich wenigstens wieder kämpfen! Jedoch war meine Neugierde geweckt. Ich hatte schon einiges vom Nichts gehört, doch nun hatte ich die Gelegenheit mich mit einer echten Magierin zu unterhalten! "Das Nichts?," fragte ich aufgeregt und zog mir mein Oberteil wieder an. "Ja, der Ort an den wir verweilen, wenn wir träumen. Wir erhoffen uns Unterstützung von den Geistern im Nichts, für den bevorstehenden Kampf." "Ist das nicht gefährlich? Dort gibt es doch auch Dämonen, was passiert wenn sie die Chance nutzen und Besitz von Euch nehmen?" Sie sah mir kurz in die Augen und plötzlich sah ich in ihr die erschöpfte, alte Frau in ihr. Doch ich sollte mich gehörig täuschen. " Keine Sorge, wir alle sind geübte Magier und es ist nicht das erste Mal, dass wir ins Nichts gehen!" Sie lachte leise, als sie meinen zweifelnden Blick sah.

"Macht Euch keine Sorgen um mich. Sorgt Euch lieber um Eure Prüfung. Man wird viel von Euch verlangen." Da hatte sie recht, ich wusste ja noch gar nicht, was Duncan von mir verlangen würde! Und außerdem war ich auf die anderen Rekruten gespannt.

*

Es dämmerte bereits, als ich mich auf den Weg zum Lager der Soldaten machte. Wynne war wirklich sehr nett zu mir gewesen, sie schien sich auch sehr über mein Interesse an der Magie zu freuen. wir hatten uns noch lange unterhalten. Im Lager war es jetzt laut geworden, noch lauter als am Mittag. Fast die Hälfte der Soldaten, des Lagers, waren bereits dabei ihre Ration des Abendessen zu verschlingen. Fremde Gerüche schlugen auf mich ein und berauschten mich. Ich war gespannt, wie die Nahrung der Menschen aussah. Ob sie das gleiche aßen wie wir? Oder hatten unsere Völker ganz unterschiedliche Arten der Nahrung?

"He, du da!" Ob ich noch einen Platz an einem der zahlreichen Tischen ergattern konnte? "Elfendirne bleib stehen!" Grob wurde ich bei den Schultern gepackt und nach hinten gerissen. Vor Schreck schrie ich auf. Ich landete auf den Schoß eines Soldaten, er grinste mich an. Sein strohblondes Haar war fransig geschnitten und seine Haut stark gebräunt. "Seht ihr Jungs, so macht man das! Wenn die Dirne nicht hört, schnappt man sie einfach!" Grölendes Gelächter drang an meine Ohren und der Körper auf dem ich, mehr lag, als saß, bebte unter mir. Ich erholte mich rasch von meinem Schock und versuchte mich aus dem eisernen Griff des Blonden zu lösen. "Was ist? Willst du etwas schon wieder gehen?," raunte mir eine dunkle Stimme ins Ohr und mir wurde schlecht. Wütend funkelte ich den Schrank an! Zumindest wirkte der Kerl auf mich, wie ein riesiger Schrank. "Lass mich los, elender Shem!," zischte ich wütend und schlug um mich. Gekonnt fing der Shem meine Faust ein und hielt sie fest, ebenso wie meine andere Hand. Fluchend versuchte ich nun ihn zu treten, doch ich traf ihn einfach nicht. Das war in meiner Position unmöglich. "Du hast Temperament, Kleines. Das gefällt mir!"

Ich war wirklich versucht zu kotzen. Ich versuchte erst gar nicht, zu verstehen was die Soldaten um uns herum schrien und brüllten. Ich wollte nur noch weg. Ich biss mir ein Lippen und unterdrückte ein Schluchzen, als ich etwas feuchtes an meinem Hals spürte. Verdammt! Denk nach, was kann ich tun?! Angestrengt überlegte ich, doch da kam mir der Zufall zur Hilfe. Der Soldat versuchte mich weiter auf sich zu ziehen und lockerte kurz seinen Griff. Ich nutzte die Gelegenheit und kippte nach vorne. Gewand befreite ich meine Hände, griff ohne nachzudenken in meinen Stiefel, zückte den Dolch und rammte ihn in den Oberschenkel des Shems. Just in dem Moment, wo mich der Soldat gänzlich losließ und vor Pein aufschrie, floh ich. Blitzschnell war ich von dem Mann heruntergesprungen und rannte mit tränenverschwommener Sicht in irgendeine Richtung.

Ich rannte bis meine Lunge brannten und mein Brustkorb schmerzte. Nur dumpf nahm ich das Geschehen um mich herum wahr. Irgendwann hatte ich zurück geblickt, der Shem verfolgte mich humpelnd. War ich so langsam? Oder war der Mann ein noch geübterer Läufer als ich? Ich legte noch einen Zahn zu und lief die Zeltreihen entlang, vielleicht konnte ich ihn irgendwo abhängen. Vor mir waren die Reste eines Torbogens, ich bog in den Weg ein und versteckte mich direkt am Eingang. Hoffentlich funktionierte mein Plan. Ganz nah, drückte ich mich an den kalten, harten Stein. Mein Atem ging rasselnd und ich hatte das Gefühl als würden sich Tausende Nadeln in meine Lungen bohren. Von dem Soldaten war kein Spur. Hatte er aufgegeben? Ich versuchte um die Eck e zu blicken, doch war keine Spur von ihm. Erleichtert seufzte ich auf, ich hatte ihn abgehängt! Ich musste leise Lachen, tja, so einfach war ich nicht zu fangen! Da sollten sich die Shem auf was gefasst machen! Die Schmerzen der Wunde mussten unerträglich sein, vermutlich würde man sie nähen müssen.

Schadensfreude machte sich in mir breit, dass würde sich bestimmt herumsprechen. Ein gestandener Soldat wurde von einem schwachen, kleinen Elfenmädchen verletzt. Genugtuung machte sich in mir breit und beflügelte mich. So schnell würde der Shem diese Schmerzen nicht vergessen! Plötzlich wurde ich hart an der Schulter gegriffen und umgedreht. Schnaufend stand der Soldat vor mir, dass Haar fiel ihm zerzaust ins Gesicht und er war ganz verschwitzt. Seine Augen funkelten mich hasserfüllt an. Seine andere Hand wanderte zu meiner Kehle und er presste mich hart gegen die Steinwand. Er hob mich an, als würde ich nichts wiegen. Sein Griff verstärkte sich und mir wurde die Luft abgeschnürt. Purer Hass und Mordlust waren in seinem Blick zu lesen. Panisch wurde mir bewusst in welcher Lage ich mich befand. Ich strampelte wild mit den Beinen und versuchte mich mit meinen Händen, an seinem Arm ab zu stützen. Es funktionierte nicht.

Tränen brannten mir in die Augen und ich versuchte um Hilfe zu schreien, doch nichts als ein heiseres Keuchen entfuhr meinen Lippen. Er hatte mich in der Gewalt und er würde mich umbringen, diese Erkenntnis traf mich wie einen Schlag und ließ etwas in mir aussetzten. Ich gab meine ganze Gegenwehr auf. Sollte er mich doch umbringen, so würde ich wenigstens zu meinen Eltern zurückkehren. *Gibst du so leicht auf?* fragte mich eine helle Stimme in meinem Inneren. Vor Schmerz kniff ich die Augen zusammen. *Wer bist du?* Fragte ich die Stimme gedanklich. Meine Lungen begannen zu protestieren, zu gern hätte ich jetzt die kostbare Luft eingeatmet, doch es ging nicht, nicht das ich es versuchte, aber der Druck auf meinem Kehlkopf und Hals verhinderte es, nur noch ein paar Sekunden und ich würde bewusstlos werden. *Eine Freundin. Ich werde dir helfen, bleib am Leben!*

Die Stimme war verstummt und ich spürte, wie sich etwas aus meinen Gedanken entfernte. Vermutlich fantasierte ich schon. Es wurde schwarz vor meinem Augen und sämtliche Muskeln meines Körpers erschlafften. Aus und vorbei, jetzt würde ich sterben. Doch warum fühlte ich noch etwas und vor allem, wieso konnte ich noch denken. Schmerz, etwas brannte auf meiner Brust. Es tat so weh, benommen öffnete ich die Augen und blinzelte, der Griff um meinen Hals hatte sich gelöst, ich war auf den Boden zusammengesackt. Eine warme, langfingrige Hand hob mein Kinn an und ich blickte in blaue Saphire, zumindest kam es mir so vor. "Sie ist wieder bei Bewusstsein," stellte eine besorgte Männerstimme fest. "Natürlich ist sie das, ich hab ihr verboten zu sterben," antwortete eine helle Frauenstimme schnippisch. Dann nahm ich alles nur noch dumpf war und fiel in eine erholende Schwärze.

Die Kocari Wildnis und ihre Tücken

Kapitel 3: Die Kocari Wildnis und ihre Tücken
 

Träge öffnete ich meine Augen und sogleich entfuhr mir ein schmerzerfülltes Stöhnen. Vor meinen Augen begann alles zu verschwimmen und ein stechender Schmerz raste durch meinen Kopf. Fraß sich in meine Schläfen und verursachte eine beklemmende Übelkeit. Ich fasste mir an meinen Schädel und fuhr durch mein strähniges Haar, jeder versuch einen Gedanken zu formen, ließ es weiß vor meinen Augen aufblitzen und der Schmerz verstärkte sich bis ins unermessliche.

Mit geschlossenen Augen wartete ich bin die Schmerzwellen abebbten und wagte einen erneuten Versuch. Dieses Mal schaffte ich es sogar meinen Oberkörper aufzurichten. Der Schmerz ließ etwas nach, nur ein beständiges, dumpfes Pochen blieb zurück. Ich stützte mich auf den harten Zeltboden ab und sah mich um.

Wie war ich in meinem Zelt gekommen? Ich wollte doch das Lager erkunden, oder nicht? Ich versuchte mich jetzt, da die Schmerzen nicht mehr so stark waren zurück zu erinnern, doch erneut verstärkte sich der Druck und ich gab es auf. vermutlich sollte ich es zu einem späteren Zeitpunkt nochmal versuchen. Ein wärmende Felldecke war um meinen Körper geschlungen und ich bemerkte erschrocken, dass mir jemand meine Rüstung ausgezogen hatte. Nicht nur, dass ich mich nicht an den Vorabend erinnern konnte, sondern ich war auch noch halbnackt in irgend jemandes Zelt!

Denn, das war ganz sicher nicht meines! Weder mein Rucksack noch meine Waffen befanden sich hier, wie ich mit einen schnellen Blick erkannte. Eiskalt fuhr es meinen Rücken hinab und ich schlang die Decke fester um meine bloßen Schultern. Wenigstens trug ich noch meine Unterkleidung! Trotzdem war es recht frisch. Ferelden war bekannt für seine harten Winter und den nassen Herbst. Wind rüttelte an der Zeltwand und trug die Geräusche des Lagers an meine Ohren.

Es musste noch früher morgen sein, denn es war vergleichsweise ruhig und nur wenige Kommandos wurden gebrüllt. Ich atmete erleichtert aus, wenigstens befand ich mich noch im Lager, irgendwo in der Nähe der Quartiere der Soldaten des Königs. Erst langsam nahm ich den fremden Geruch war. Er ging von der Decke und einigen Kleidungsstücken aus, die sich hier befanden. Neugierig und ohne schlechten Gewissen, schnappte ich mir ein weißes Leinenhemd und zog es mir über. Es war groß, vermutlich ein Menschenhemd.

Seltsamerweise stieß mich der Geruch nicht sonderlich ab, ganz im Gegenteil, er wirkte beruhigend auf mich und ich erinnerte mich zurück an meinem Clan. Was Melle wohl in so einer Situation getan hätte? Ich grinste, sie hätte definitiv nicht irgendein fremdes Hemd angezogen. Mit etwas mehr am Leib, durchsuchte ich die fremden Sachen weiter, doch gaben sie mir wenig Aufschluss über den Besitzer. Ich fand einen Runenstein und Massen an fereldischen Käse, doch sonst nichts. Murrend setzte ich mich wieder in die Mitte. Toll! Was sollte ich jetzt tun? Einfach hier sitzen bleiben und auf den Besitzer warten?

Nun ja, eine Option wäre das sicherlich und schließlich würde ich den Grund erfahren, warum ich mich in diesem fremden Zelt befand. Doch der Gedanke, wie die Reaktion dieses Menschen ausfallen könnte, ließ ein mulmiges Gefühl in mir aufsteigen. Bisher hatten Duncan und König Cailan, der mich so warmherzig empfangen hatte und sogar Interesse an den Belangen der Elfen zeigte, mein komplettes Weltbild umgekrempelt, doch wusste ich auch, dass nicht alle Shemlen der Meinung der Beiden teilten.

Meine Eltern waren solchen Menschen zum Opfer gefallen, allein um ihr Andenken zu ehren, durfte ich mich nicht blenden lassen. Wer weiß, was dieser Mensch mit mir vor hatte! Ich erschrak, als sich ein metallischer Geschmack in meinem Mund entfaltete. Ich hatte mir zu fest auf die Lippen gebissen.

Seufzend strich ich mir mein Haar glatt. Ich musste erstmals hier raus und mir etwas ordentliches Anziehen, schließlich konnte ich so nicht im Lager umher rennen. Entschlossen krabbelte ich zum Eingang und erstarrte, als sich ein Schatten davor abzeichnete. Ich plumpste zurück, auf mein Hinterteil und hielt mir eine Hand vor dem Mund um jede Geräusch im vor Fall zu ersticken. Geistesgegenwärtig tastete ich mit meiner freien Hand den Boden nach einen Gegenstand ab, mit dem ich mich Notfalls verteidigen konnte. Man wusste ja nicht, was mich nun erwartete.

Ich spürte, wie sich etwas Kaltes gegen meine Hand schmiegte und griff danach. Ein blech- Kochtopf! Na super, damit sollte ich mich verteidigen können? Ich schüttelte ungläubig den Kopf, Not machte ja bekanntlich erfinderisch, also würde das vermutlich reichen. Ein Ekelschauer überzog meine Haut, als sich die Silhouette immer deutlicher abzeichnete. Eindeutig ein Mann! Damit schwand das letzte Fünkchen Hoffnung, welches ich mir bis zuletzt aufbewahrt hatte und eisern dran fest hielt.

Was bei Andrastes unrasierten Damenbart, hatte dieser Mann mir angetan?

Ich verzog das Gesicht, als einige Bilder vor meinem geistigen Auge auftauchten und ich hoffte inständig, dass sie nicht der Wahrheit entsprachen. Zornes röte legte sich über meine erhitzten Wangen und ich schmiss die Decke in die nächst beste Ecke. Das würde ich ihm mit gleicher Münze heimzahlen! Er würde nie wieder den Gedanken daran verschwenden, einem Elfenmädchen zu nahe zu treten.

Die Schritte, die ich vernommen hatte, endeten und ich sah nun deutlich vor dem Zelteingang jemanden stehen. Er schien mit sich selbst zu hadern. Ein Shem mit Skrupeln, sollte mich das überraschen? Vermutlich nicht, immerhin hatte ich Duncan und König Cailan kennen gelernt und die unterschieden sich ziemlich von den anderen Shemlen, von denen ich gehört hatte. Dem würde ichs zeigen! Die Plane wurde angehoben und meine Muskeln spannten sich an.

Jetzt oder nie!

Als rot-blondes Haar aufblitzte, warf ich den blechernen Topf mit alle Kraft auf den Shem. Dieser fiel rückwärts hinaus und ich hörte ihn gequält aufstöhnen. Strike! Damit hatte er nicht gerechnet. Ein breites Grinsen zierte mein Gesicht und durch einen weiteren Adrenalinschub veranlasst, stand ich auf und stürmte aus dem Zelt. Kalter Wind schlug mir entgegen und meine bloßen Füße gruben sich in die aufgeweichte Erde. Kurz stutzte ich, als ich beinahe über etwas weiches fiel. Ich war auf dem Shem getreten, doch war mir das herzlich egal. Perverses Schwein, dass hatte er verdient! Ich blinzelte ungläubig und mein Herz setzte kurz aus, als ich am Fuß gepackt wurde, und mit panisch rudernden Armen in den Matsch fiel. Augenblicklich war das dünne Hemd durchnässt und ich zitterte am ganzen Körper wie Espenlaub. Verdammt!

Ich drehte mich ruckartig um und sah in zwei verklärte oliv-grüne Augen. Ich hatte diesen Menschen eindeutig unterschätzt. Ich schluckte kräftig und schaute erstarrt in die Augen des Mannes. Er stand auf und zog mich, ohne ein Wort zu sagen, an den Armen mit. Noch immer war ich erstarrt. Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, obwohl mein Hirn schrie: "Renn! Lauf weg!" Meine Beine zitterten und ich hatte jeden Moment das Gefühl, sie würden nachgeben. Sie waren weich, wie Pudding. Der Rotschopf rieb sich die schmerzende Stirn, eine Beule zierte diese. Wenigstens hatte ich ganze Arbeit geleistet, davon hatte er länger etwas. Seine Augen funkelten mich anklagend an und er fluchte leise. "Toller Wurf," murrte er schließlich und gab mich frei.

Augenblicklich taumelte ich zurück und landete erneut im Matsch, während ich ihn mit weit aufgerissenen Augen ansah. Er war nicht wütend? Obwohl ich ihm einen Topf an den Schädel geknallt hatte? Ich wäre sicherlich wütend. Wütend? Ich würde toben! Eilig rappelte ich mich auf und versuchte einen weiteren Fluchtversuch. Diesmal zog mich der Fremde in seine Arme und versuchte mich fest zu halten, als ich wild um mich trat und schlug. Was bildete sich dieser Kerl eigentlich ein? Ich wollte aufschreien, doch eine behandschuhte Hand legte sich auf meinen Mund und war so groß, dass sie selbst meine Nase verdeckte. Ich bekam keine Luft mehr. Wollte er mich etwa umbringen?

Die Wut in mir rang mit der Angst und bekam schließlich Unterstützung durch meinen Überlebenswillen. So einfach würde ich es ihm nicht machen! Ich biss kräftig in den Handschuh, auch wenn es wenig bewirkte. Ich versuchte nach hinten aus zu treten und dem Mann zwischen die Beine zu treten. Gar nicht so einfach! "SchSch......Ganz ruhig. Ich will Euch nichts tun." Warm striff der fremde Atem über mein Ohr meine Wange entlang und die dunkle Stimme ließ mich schaudern. Ich wurde umgedreht. Irritiert stellte ich meine Gegenwehr ein und sah meinem Gegenüber zum ersten Mal ins Gesicht. Seine Augen strahlten etwas Warmes, Weiches aus, was mir vorher entgangen war. Ich schüttelte verwirrt den Kopf. Das waren nicht die Augen eines kaltblütigen, vergewaltigenden Mörders. Er war nicht viel älter als ich, vielleicht Mitte zwanzig. Für einen Shem sah er auch nicht wirklich schlecht aus, sondern ganz im Gegenteil.

Obwohl ich mir das vermutlich nie eingestehen würde. Mein Herzschlag wurde um ein paar Takte ruhiger und ich entspannte mich etwas. Von diesem Mann ging keine Gefahr aus. "Ihr habt einen kräftigen Wurfarm!," meinte er plötzlich halb ernst, halb scherzend. Ich legte den Kopf schief. War das sein ernst? "Und Ihr seid ziemlich dreist! Ihr wolltet mir etwas antun, gebt es zu!," erwiderte ich zornig und verschränkte die Arme vor meiner Brust. Wollte er doch, oder? Durch das aufeinander Klappern meiner Zähne verlor meine Haltung etwas von Wirkung. Dieser Kerl war einfach unglaublich!

Nicht im positiven Sinne, sondern im Negativen! Er machte mich jetzt schon rasend und ich stampfte wütend mit den Fuß auf. Matschwasser spritzte hoch und verdreckte uns beide noch mehr. "Nein, Ihr versteht das falsch," sagte er abwehrend, mit unsicherem Blick. Ich zog eine Braue nach oben. So? "Ich habe Euch bewusstlos aufgefunden und Euch in mein Zelt gebracht, damit Ihr nicht krank werdet oder gar Schlimmeres passiert." Die

Aufrichtigkeit, die in seiner Stimme mitschwang, ließ mich schwanken und verunsicherte mich. Ich glaubte ihn, dennoch überraschte mich meine nächste Reaktion ebenso, wie ihn. "Und das soll ich Euch glaube? Von wegen!

Ihr wolltet mich überfallen, als ich bewusstlos irgendwo lag. Warum sonst habt Ihr mich ausgezogen?!", schrie ich ihn feindselig an. Klang doch plausibel, warum sonst war ich fast nackt? Ich errötete und zog augenblicklich das Hemd länger. Verdammter Mist, ich war noch immer fast nackt und zudem total durchnässt und schmutzig. Ich musste grauenvoll aussehen. Trotzdem, er hatte die Situation schamlos ausgenutzt! Er wurde ebenfalls rot und stammelte etwas, was selbst ich mit meinem guten Gehör nicht verstand. Ha! Ich sah mich in meinem Verdacht bestätigt und tippte ihm anklagen gegen die Brust. "Wusste ich es doch! Perverses Schwein! Ich sollte dich kastrieren!" Er sah mich entsetzt an, ich hatte alle Höflichkeit fallen gelassen, wozu auch? Er hatte mich wohl möglich angefasst oder gar schlimmeres. Ich erschauderte. "Ich würde nie....," versuchte er sich zu rechtfertigen und gestikulierte dabei hilflos mit seinen Armen, doch ich unterbrach ihn ruppig. "Von wegen! Du hast mich ausgezogen!." Plötzlich packte er mich an den Schultern, ich verstummte. "Lasst mich zu Wort kommen!, brüllte er mir entgegen und ich war von seiner Wandlung so überrascht, dass ich schwieg. Sofort nutzte er diese Gelegenheit und ich hörte ihm widerwillig zu. Mir wurde bewusst in welch prekären Lage ich mich befand, immerhin war ich sowohl an Körperkraft, als auch an Stärke unterlegen. Der Talisman um meinem Hals begann zu leuchten und pochte dumpf gegen mein Schlüsselbein. Ich spannte mich an, was hatte das zu bedeuten?. Er würde mich leicht überrumpeln können, schließlich war er ein ausgewachsener, kräftiger junger Mensch. Mann!, korrigierte ich mich in Gedanken verdattert. Ich hatte mein Glück schon zu sehr beansprucht, ich sollte vorsichtiger werden. Er seufzte ergeben und ich taxierte ihn mit meinen Blicken. Wenn Blicke töten könnten...."Eure Rüstung war aufgeweicht und schmutzig. Ich habe sie säubern und trocknen lassen," erklärte er sachlich. "Außerdem wart Ihr verletzt. Anscheinend wurdet Ihr überfallen," setzte er mit finsteren blick hinzu und deutete auf meinem Hals. Galt dieser Blick jetzt mir oder meinem unbekannten Angreifer? Ich wurde bleich, als die Nachricht langsam zu mir durchsickerte. Ich war überfallen worden! Warum konnte ich mich nicht daran erinnern? Erneut setzten die Kopfschmerzen ein und ich stöhnte gequält auf. Dieser Mann hatte mir ohne Vorbehalte und Hintergedanke geholfen. Mir, einer Elfin und ich machte ihn so zur Schnecke. Ich Esel. "Ich..." Er kam mir zu vor. "Dennoch werde ich mich für meine Unangemessenheit entschuldigen, ich hätte Euch nicht einfach entkleiden dürfen," entschuldigte er sich aufrichtig und sah mir warm ihn die Augen. Ich war gebannt von ihm, er nahm mich ganz gefangen mit seinem Blick. Er entschuldigte sich bei mir, obwohl ich mich fehl verhalten hatte? Meine Nerven waren wohl überstrapaziert worden, vielleicht war etwas von dem Überfall auf mich in meinem Unterbewusstsein hängen geblieben und ich hatte es unwissentlich auf ihn projiziert. Es hatte mir eine heiden Angst eingejagt. Ich schüttelte seine Hände ab und meinte dann in versöhnlichem Ton: "Ein Mensch mit Manieren? So langsam glaube ich, die Geschichten über die Menschen sind alle bloß erfunden. Ihr seid genau wie Duncan." Eindeutig eine verkehrte Welt. Naja, solange ich meine Ruhe hatte würde ich mich nicht beschweren. Schulterzucken wandte ich mich ab, ich brauchte definitiv neue Kleidung. "Duncan? Ihr kennt ihn?" Ich seufzte genervt. "Könnt Ihr nicht jemand anderes belästigen? Ja ich kenne ihn, schließlich bin ich mit ihm hier hin gereist," entgegnete ich knapp und hoffte das ihm die Antwort genügen würde, das war ich ihm schuldig. Er musterte mich eingehend, ein angenehmes Kribbeln breitete sich in mir aus und ich meine Wangen schoss das Blut. Was denn noch? Hatte er etwa noch nicht genug gegafft? "Ihr seid eine Dalish-Elfe nicht wahr?," sagte er nachdenklich und es klang weniger nach einer Frage. Blitzmerker Woran hatte er das nur erkannt. Ich rollte mit den Augen und massierte mir meine Schläfen. Innerlich schlug ich mir gegen die Stirn. Menschen waren nicht nur überaus seltsam, sondern auch ebenso dumm. Anscheinend begriffen sie noch nicht einmal unumstößliche Tatsachen, wenn sie direkt vor ihrer Nase standen und mussten unbedingt nachfragen um sicher zu gehen. Die Dummen starben ja bekanntlich zuerst, dachte ich kichernd und ließ ihn eiskalt stehen. Wenn er ein `Danke` erwartet hatte, so wurde er enttäuscht. Mein Großmut hatte auch seine Grenzen, außerdem spürte ich bereits nicht mehr meine Füße.
 

In meinem Zelt fand ich zum Glück noch meine vollständige Ausrüstung vor. Wer wusste schon, ob diese Shems sie nicht klauen würden? Ich hatte mich notdürftig gewaschen und mir eine Lederrüstung angezogen. Andraste sei Dank, hatte ich eine Zweite eingepackt. Ich zog mir einen dicken, grünen, aus Wolle gefertigten, Umhang über und strich mir tief durchatmend wieder. Nun war ich wieder vollständig, ohne meine Waffen und meine Rüstung fühlte ich mich nackt und verletzbar. Sie gaben mir das Gefühl von Sicherheit, dass ich nun dringen benötigte. Meine Gedanken schweiften ab zu dem Menschen. Jetzt hatte ich noch nicht einmal seinen Namen erfahren! Er hatte mich mehr durcheinander gebracht, als sonst jemand. Noch immer waren meine Wangen erhitzt und meine Nackenhaare stellten sich auf, als ich an seinem warmen Atem zurückdachte. Dennoch erinnerte mich sein Gesicht an jemand. Er sah jemanden ähnlich, daran gab es keine Zweifel. Warum hatte er mir überhaupt geholfen und vor allem war die vorrangigste Frage von allen: "Wer hat mich überfallen und warum?" Immer wenn ich mir den vergangenen Abend ins Gedächtnis zurückrufen wollte, kehrten die Kopfschmerzen mit einer schrecklichen Intensivität zurück, dass ich beinahe aufschrie. Der Stein um meinen Hals pulsierte dann jedes mal und leuchtete unheimlich. Ich seufzte und streifte durch das Lager. Es war kurz nach Sonnenaufgang und das Lager lag noch im tiefen Schlummer. Immer wieder tauchte das Gesicht des Rotschopfes vor meinem inneren Auge auf. Warum übte er eine solche Faszination auf mich aus? Seine Präsenz beeindruckte mich stärker, als die von Duncan und jedes mal erschauerte ich wohlig. "Duncan!," rief ich überrascht aus und fing mir einige verwunderte Blicke ein. Den hatte ich ja total vergessen! Ich sollte doch so einen Kerl namens Alistair zu ihm schicken. ich zog mir die Kapuze des Umhangs ins Gesicht, als der Wind mir brutal in die Ohren pfiff und mir mein Haar ins Gesicht peitschte. Seltsamerweise hatte ich das Gefühl unerkannt bleiben zu müssen, ob das etwas mit dem Vortag zu tun hatte? Zügigen Schrittes eilte ich durch die Zeltreihen, an der Krankenstation vorbei, eine Treppe hinunter. Wortfetzen drangen an meine Ohren und ich schnappte Teile einer Unterhaltung auf. Interessiert ging ich näher heran und lauschte argwöhnisch. Meine Ohren zuckten verdächtig. "Jeremy hat es erwischt, den alten Schwerenöter," sagte ein bärtiger Shem grinsend und entblößte dabei unregelmäßige Zahnreihen. Kautabak klebte in seinem rötlichen Bart und seine braunen Augen funkelten amüsiert, als er den entsetzten Gesichtsausdruck seinen Kameraden bemerkte. Er deutete eine eindeutige Handbewegung an. "Hier im Lager? Ich sah ihn gestern mit einer dunkelhaarigen Elfenhure. Das Biest hatte sich seine Avancen nicht gefallen lassen," erwiderte der kleinere blonde Mann nachdenklich und rieb sich das bartlose Kinn. Seine Augen fixierten dabei einen unbestimmten Punkt. Ich schrack auf. Gestern? Ich konnte mich an den Vorabend nicht erinnern. Ob der Kerl wohl meinen Weg gekreuzt hatte? Ich schluckte und ein dicker Kloß befand sich in meiner Kehle. Mein Retter hatte gesagt, ich sei verletzte gewesen. "Tja anscheinend ist die ihm nicht gut bekommen," lachte der bärtige grollend, " ich sagte ja immer er ist ein Schlappschwanz!" Der Andere teilte die Begeisterung seines Freundes nicht. "Verdammte Klingenohren und du findest das auch noch lustig? Ich will mir die Schlampe krallen!" Wütend taxierte ich den Blonden. Klingenohren? Der sollte froh sein, dass ich nicht wirklich Klingen als Ohren besaß, sonst würde der sein blaues Wunder erleben! Vor meinem geistigen Auge blitzte plötzlich ein Bild auf und mein Puls beschleunigte sich. Es war ein Gesicht vor Wut verzerrt zu einer unschönen Fratze mit hasserfüllten Augen. Wut und Angst stiegen in mir hoch, krochen meine Wirbelsäule hinauf, wie ein schleichendes Gift und nisteten sich in meinem Verstand ein. Was hatte das zu bedeuten? Jemand rempelte mich grob an und die Kapuze fiel mir vom Kopf. Wütend zischend rieb ich mir die schmerzende Schulter. Just in diesem Moment sahen die beiden Männer zu mir. Der bärtige Shem musterte mich kurz gierig, während sein Freund auf mich zeigte, sprachlos von der Erkenntnis die ihn durchfuhr. Oh verdammter......! Augenblicklich kamen die beiden auf mich zu. Sollte ich weg rennen? Machte mich das nicht noch verdächtiger? Die aufkeimende Angst lähmte mich und ich verwünschte meine Unerfahrenheit in solchen Situation. Warum hatte ich nie eine große Klappe, wenn es wirklich angebrachte war? "Dich kenne ich doch, Klingenohr!," brüllte der Blonde aufgedreht und mit verdrehten Augen. Ich befürchtete das er jeden Moment umkippen könnte. Er packte mich grob an der Schulter, zum Glück trug ich meine Rüstung. "Lass mich los Shem," fauchte ich ebenso wütend. Na großartig gemacht Lyna. Kaum entkommst du dem einen Shem und schon landest du in den Armen der nächsten Beiden!, verhöhnte ich mich selbst. Es war zum Haare raufen. Wütend funkelten die Beiden mich an und ich funkelte mit ebensolcher Intensität zurück. "Verdammte Sh-...." Ich brach abrupt ab, als eine mir bekannte Stimme ertönte und bei mir eine Gänsehaut verursachte. "Lasst sie los, sie gehört zu mir!" Deutlich spürte ich einen warmen Atem in meinen Nacken und er bildete einen seltsamen Kontrast zu dem kalten Wind. Musste er denn so nah kommen? Er löste die Hand des Mannes von meiner Schulter, dieser zuckte überrascht zusammen. Missmutig, ob ich meinem Retter danken oder verwünschen sollte, drehte ich mich um. Ich kam wahrlich vom Regen in die Traufe. Ich wollte erbost aufbegehren und ihm sagen, dass er sich nicht in meine Angelegenheiten einmischen sollte! "Ich gehöre zu nie......Mm!" Blitzschnell legte er eine Hand auf meinem Mund. "Und wer seid Ihr?," fragte der Blonde argwöhnisch und rieb sich das schmerzende Handgelenk. "Ein Grauer Wächter. Diese Elfe ist eine Anwärterin.," antwortete der Rothaarige und ich riss die Augen auf. Ein Grauer Wächter? Reizend, ich hatte ihm einen Kochtopf an den Kopf geworfen. Das war doch wohl nicht wahr! Die beiden Soldaten erbleichten und entschuldigten sich rasch. Wirklich reizend! Mein Retter seufzte schwer. "Ist es nicht seltsam, wie die Verderbnis Menschen zusammenführt?," fragte er nach einiger Zeit amüsiert und ließ mich los. Ich sah ihn skeptisch an. Was sollte ich davon halten? Ein humorvolles Kerlchen, ganz gewiss. Freundlich hielt er mir die Hand zum Gruß entgegen. Ich gab mir einen Ruck und ergriff sie zögerlich. Er sollte bloß nicht meinen, dass ich ihm sofort aus der Hand fraß, nur weil er mich gerettet hatte. Schon wieder! Das wurde eindeutig zur Gewohnheit. Als sich unsere Hände berührten, verstärkte sich das Kribbeln in meinem Magen und ich fragte mich, ob ich wohl möglich was eingefangen hatte. Was sollte sonst der Grund sein? "Ihr seid ein seltsamer Mensch.," stellte ich verwundert fest. Vermutlich sogar der seltsamste, der mir bisher begegnet war. "Das höre ich öfter," lachte er gut gelaunt. "Mein Name ist Alistair und wie lautet Eurer?" Der Name sagte mir etwas. Alistair. Hübsch. Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. "Duncan sucht nach Euch. Er wollte mich nach Euch schicken," lenkte ich schnell und etwas unbeholfen ab. Alistair, ich ließ den Namen auf meiner Zunge zergehen und war von mir selbst überrascht. Er blinzelte verwirrt. "Lyna Mahariel von den Dalish.," antwortete ich etwas verspätet und aus meiner Träumerei gerissen. Er schmunzelte. "Nun gut, dann sollten wir Duncan nicht warten lassen," lächelte er mich an.
 

Alistair und ich waren gemeinsam zu Duncan gegangen. Es fühlte sich seltsam an. Alistair schien mir nichts übel zu nehmen, was mich auf der einen Art erleichterte, aber auf der anderen auch wieder stutzig machte. Ich entspannte mich erst, als ich Duncan erblickte. Neben mir gab es noch drei weitere Anwärter, wie ich erstaunt feststellte. Ser Jory, ein aus Highever stammender Ritter, mit einem kränklich wirkenden gelben Hautton und plumpen Auftreten. Ich mochte ihn von dem ersten Moment an nicht. Er wirkte auf mich wie ein übergroßes Riesenbaby, obwohl Duncan ihn nicht ohne Grund ausgewählt hatte. Er warf mir immer wieder unsichere Blicke zu mir und musterte mich argwöhnisch. Anscheinend jagten ihn meine Gesichtstätowierung angst ein. Ein typischer Mensch. Schwach und dumm. Neben ihm stand ein weiterer Shem. Er war braun-gebrannt, schwarzhaarig, mit ausgeprägten Gesichtszügen, im Gegensatz zu Ser Jory, der einfach nur rundlich und weich war. Daveth war ein echter Aufreißer, zumindest laut seinen Geschichten. Ich mochte ihn sofort etwas, immerhin schien er nicht so verklemmt zu sein wie Ser Jory und seine lockere Art beeindruckte mich etwas. Ein diebisches Grinsen umspielte seine Züge und seine schwarzen Augen funkelten amüsiert. er war der typische Lausbube aus Denerim, der das Glück hatte den richtigen Wächter zu bestehlen. Je nach dem, wie man es sehen wollte. Die Medaille hatte ja bekanntlich zwei Seite, ebenso wie Duncan. Der dritte im Bunde, des Männertrios, war ebenfalls ein Elf. Doch erkannte ich sofort, dass er kein Dalish war. Er hatte blondes kurzes Haar und strahlend blaue Augen. Er war sehr attraktiv und kam aus dem Gesindelviertel. Ein Adliger hatte mehrere Elfenmädchen für seine `Privatfeier` entführt. Dén, so hieß der Blonde, war daraufhin mit seinem Cousin ins Schloss gestürmt und hatte die Mädchen befreit und den Adligen ermordet. Duncan hatte ihn dann vor den Wachen gerettet und auch vor seine Angetraute. Er sollte verheiratet werden. Dén war ein richtiger Wildfang mit dem Herzen am Rechten Fleck. Er bereute nichts und würde es wieder tun. Eine Einstellung die ich aufrichtig bewunderte, welcher Elf wagte es schließlich einen Adligen zu ermorden und sein ganzes Leben hinter sich zu lassen? Dennoch keimte in mir der Verdacht auf, dass Duncans Rekruten größtenteils eine kriminelle Vergangenheit aufzuweisen hatten. "Lyna Mahariel," stellte ich mich mit einem knappen Nicken vor. Duncan erklärte uns, dass wir etwas für ihn holen sollten, damit wir den Beitritt vollführen könnten. Ich hörte kaum zu, zu sehr hing ich meinen eigenen Gedanken nach. Ich musste eine weitere Tür in meinem Gedankenlabyrinth anlegen, mit der Aufschrift Alistair. Warum fühlte ich mich in seiner Gegenwart so komisch? Weil er mich gerettet hatte? Weil er meine ganze Welt auf den Kopf stellte und meine Vorurteile einfach fort wischte?Das musste es sein! Ich war ihm einfach dankbar. "Dazu brauchen wir Blut......" Ich horchte auf und fragte sofort nach. "Blut?," fragte ich zögerlich, ich hatte kaum zugehört. Wozu brauchten wir das? Mussten wir an irgendeinen ominösen Blutritual teilnehmen? Ich schauderte und verzog das Gesicht. Ich war nicht die Einzige. Daveth verzog ebenfalls angeekelt das Gesicht. Ich musterte Duncan, doch konnte ich nichts in seiner Mimik lesen, Alistair schaute bedrückt in die Runde und meine Alarmglocken schrillten. "Drei Fläschen des Blutes der Dunklen Brut. Außerdem sollt ihr wichtige Dokumente aus einer Ruine bergen.," erklärte Duncan ungerührt von unserer Reaktion und mit verschlossenem Gesichtsausdruck. Warum nur hatte ich dabei ein komisches Gefühl? Man sah ihm an, dass er das schon viele Male gemacht hatte. Doch wo waren dann die ganzen anderen Wächter? Jahrhunderte alte Legenden rankten sich um ihren berühmten und geschätzten Orden. Sie waren Helden, doch bisher waren mir nur Duncan und Alistair begegnet. Zwei. Mehr nicht. Eine dunkle Vorahnung beschlich mich und ich nestelte nervös an der Kordel meines Umhanges. Es war bestimmt nicht gesundheitsfördernd das Blut der Dunklen Brut in seiner Nähe zu haben, wozu brauchten wir es also? Schaudernd erinnerte ich mich an den Verderbniswolf zurück und strich gedankenverloren über meinen Arm. Die Narbe ziepte leicht, wenn Duncan damals nicht gewesen wäre.......So weit wollte ich gar nicht denken! Duncan würde nicht wissentlich unser Leben in Gefahr bringen,oder? Diesen Gedanken verdrängend sah ich wieder zu dem Wächter. Er sah wahrlich so aus, als wäre er direkt einer Legende entsprungen. Seine silberne Rüstung schimmerte hell im Licht der Sonne. Seine stolze und souveräne Haltung wies von vielen Schlachten. "Alistair, du wirst sie begleiten und dafür sorgen, dass sie möglichst unverletzt zurückkommen." Alistair nickte und schulterte sein Schild. Duncan musste ihm sehr vertrauen, bemerkte ich neidisch. "W-Wir sollen das Blut der Dunklen Brut holen? Hat das etwas mit diesem geheimnisvollen Beitritt zu tun? Ich dachte wir hätten uns schon bewährt, das ist nicht fair!," begehrte Ser Jory mit zerknirschtem Gesicht auf und sprach das aus was die Meisten von uns dachten. Ich hätte ihm so etwas gar nicht zugetraut. "Mach dir nicht gleich ins Hemd, elender Shem," fuhr Dén an und baute sich drohen vor ihm auf. "Ich will es endlich hinter mich bringen!" Ganz schön frech, der Kleine, bemerkte ich grinsend und fing mir einen verwirrten Blick von Alistair ein. Duncan sah den Elf tadeln an, dieser verschränkte trotzig die Arme vor der Brust und blickte ihn herausfordernd an. "Wir machen hier keine Rassenunterschiede, Dén. Bei den Grauen Wächtern ist jeder gleich, daher brauchst du keine Schimpfworte benutzen." Ich sah ungläubig zu Duncan. Shem war nicht direkt ein Schimpfwort, doch die Menschen verstanden sowieso nichts. Sie zerstörten blindlings andere Kulturen und zwangen andere ihre Kultur, Sprache und Glauben auf. Zumindest hatten wir Dalish nicht alles vergessen, auch wenn wir Elfen unsere Unsterblichkeit eingebüßt hatten. Verdammte Menschen! Ich spürte Alistairs bohrenden Blick auf mir, bald würden ihm die Augen ausfallen, dennoch stimmte ich Duncan mürrisch zu, mit überkreuzten Fingern versteht sich. Dén war das nicht entgangen und er zwinkerte mir verschwörerisch zu. Alistair wandte sich ab. Jetzt gehorchte ich ihm schon, dieser Kerl nutzte schamlos mein schlechtes Gewissen aus, vermutlich sogar unbewusst. Bisher hatte ich eher den Eindruck, er sei etwas tollpatschig. "Wenigstens komme ich wieder raus," murmelte ich grinsend und fühlte mich augenblicklich besser. Daveth erwiderte zwinkernd: "Ich werde schön auf Euch aufpassen." Er fing sich einen schiefen Blick meinerseits an. Wenn er meinte.
 

Die Kocari Wildnis verschluckte uns regelrecht. Sie erstreckte sich über mehrere Quadratkilometer, im südlichen Teil von Ferelden und war sehr facettenreich. Sie bot alles von ausgedehnten sumpfigen Moorlandschaften, bis hin zu dichten, dunklen Waldlandschaften. Sie wirkte eher düster und bedrückend, doch lag das an der uralten Magie die in diesen Wäldern beheimatet war. Sie war durch die Dunkle Brut verdorben worden. Ein frischer Wind kam auf und trauriges Seufzen schien aus den tiefen des Waldes zu kommen. Die langen schwarzen Äste knarzten Unheil verkünden und streckten sich wie dürre, knochige Finger nach uns. Im Gegensatz zu anderen Ort war die Kocari Wildnis nicht ungefährlich. Wilde Tiere, blutrünstige Wölfe und die Chasind trieben hier ihr Unwesen. Flemeths Töchter sollten durch die Weiten dieser Wildnis streifen. Ein Kreischen ertönte und über unseren Köpfen flog ein Milan hinweg. Sehnsüchtig sah ich dem Raubvogel nach. Ich vermisste meinen Clan. Es war zwar schön, endlich wieder frei zu sein, den Wald zu spüren, doch es war nicht das Selbe wie vorher. Ob es ihnen gut ging? Was Melle wohl gerade tat? Ich hatte noch immer keine Lösung und Entschuldigung für mein Verhalten gefunden. Ich hätte ehrlich zu ihr sein sollen, schließlich war sie meine beste Freundin. Nachdenklich betrachtete ich die anderen Anwärter.Ob sie auch jemanden hatten? Ser Jory und Daveth waren in einem Gespräch vertieft, wobei Daveth den Ritter immer wieder aufzog. Ich stöhnte entnervt auf und ließ mich zurückfallen, soweit, dass ich außer Hörweite war. Dén ging nun neben mir,ich spürte seinen fragenden Blick, als er mich auch schon fragte: "Seid Ihr wirklich eine Dalish?" Ich wollte etwas Gemeines erwidern, unterließ es aber. Ich hatte mich bereist einmal in eine missliche Lage manövriert. "Und Ihr seid ein Stadtelf," entgegnete ich knapp und ohne weiter auf seine Frage einzugehen. Ich wollte nicht unbedingt etwas über mich erzählen. Es war mir unangenehm.Er zögerte kurz und schien meine Laune abzuschätzen oder er brauchte schlicht so lange zum Nachdenken. "Ich dachte die Dalish wären eine Legende. Ich wollte mich euch anschließen." Das überraschte mich und ich sah ihn nun auch an. Reichte ihm sein Leben bei den Menschen denn nicht? Ich runzelte die Stirn, Menschen waren nicht besonders nett, bis auf ein paar Ausnahmen, wie ich zerknirscht bemerkte. Die Schnallen meiner Rüstung klimperten leise, als ich meine Arme hinter meinen Kopf verschränkte und der Umhang bauschte sich auf. "Ist das Leben so schlecht in einem Gesindelviertel?" Er lachte verbittert und auf einmal wirkte er viel älter und reifer. Das Leben dort hatte ihn gezeichnet. "Ihr habt ja gar keine Ahnung. Die Shems behandeln uns wie Dreck. Sie vergewaltigen unsere Frauen und Töchter und töten einfach jeden Elfen nach belieben. Es kommt noch nicht einmal zu einer Gerichtsverhandlung. Wir Elfen haben keine Rechte, wir sind weniger Wert als der Dreck unter den gepflegten Fingernägel, der ach so tollen Oberschicht." Er ballte die Fäuste. "Lasst ihr euch das einfach gefallen?," fragte ich ungläubig, ich hätte das bestimmt nicht hingenommen. "Ihr beliebt zu Scherzen! Wenn wir uns Wehren gibt es öffentliche Hinrichtungen, Auspeitschen oder das Viertel wird einfach abgebrannt. entweder man hält die Klappe und schluckt oder man wehrt sich und trägt die Konsequenzen," erklärte er aufgebracht und schnaubte verachtend. "Und das habt ihr getan nicht wahr? Ihr habt die Schuld auf Euch genommen." Er tat mir leid und es gab nichts womit ich ihn hätte aufheitern können. "Ja, ich habe meinen Cousin und den Rest beschützt. Meine Familie." Etwas in seinem Blick veränderte sich, ein Feuer brannte in seinen Augen und ich erkannte, dass wenn sich jemand gegen seine Familie stellen sollte, so würde dieser nicht überleben. Mitfühlen legte ich ihm eine Hand auf die Schulter und meinte warm: "Aber jetzt seid Ihr hier. Vielleicht könnt Ihr etwas bewirken, wenn Ihr ein Wächter seid. Ihr könnt Einfluss und Macht gewinnen. Ich kann gut nachvollziehen wie Ihr Euch fühlt. Ich habe meine Eltern und mein ungeborenes Geschwisterkind durch die Shems verloren und jetzt habe ich meinen Clan, durch meine eigene Torheit verloren." Seine Augen wurden groß und ich sah das etwas des Schmerzes in ihnen verschwand. Ich seufzte und blickte gen Himmel, er war grau und bedrückend. Schwer hing die Wolkendecke über das Land, es würde bald regnen. Der berühmte fereldische Herbst, dann käme ein harter Winter. "Wie meint Ihr das. Könnt Ihr nicht mehr zurück kehren?," fragte er erstaunt nach einigen Minuten und er nahm meine Hand, ich ließ es geschehen. Sollten die Anderen denken was sie wollten. Dén und mich verband etwas, dass Leid zwei geplagter Seelen. Er hatte das erlebt, was ich erlebt hatte. "Ich trage bereits die Verderbnis in mir," erklärte ich. "Mein Clan schickte mich fort, damit ich nicht in eine aussichtslose Lethargie versinke und sie nicht sehen müssen, wie ich leide. Es klingt grausam, aber es war das Richtige. Duncan ist der Einzige der meinen Tod hinaus zögern kann. Mein Clan konnte mir nicht helfen und ich denke, dass schlimmste ist es, wenn man nur hilflos zugucken kann. Deswegen bewundere ich Eure Tat Dén," erklärte ich aufrichtig und spürte wie eine schwere Last von meinen Schultern wich und ich befreit auf atmen konnte. Ja, es war das Richtige. "Ich....Danke. Ich dachte schon, Ihr würdet mich deswegen verabscheuen." Er sah gequält auf und sein Griff wurde etwas fester. "Keinesfalls.....mag sein das ich nicht alle Shemlen hasse, aber ich finde solche Schweine, wie dieser Adlige haben es verdient. Doch ich habe auch die andere Seite kennen gelernt. Duncan hat mir die Augen geöffnet, ebenso wie jemand anderes," gab ich mit leichtem Widerwillen zu und musterte Alistairs breiten Rücken nachdenklich. Er hatte mir schon zweimal geholfen. Dén folgte meinem Blick. "Ich mag den Kerl nicht," sagte er plötzlich und verzog das Gesicht, wie ein kleines Kind. "Er hat mir schon zwei mal geholfen, ohne seinen Nutzen daraus zu ziehen,"flüsterte ich ihm leise zu und strich mir eine Strähne aus der Stirn. Und das obwohl ich so unfreundlich zu ihm gewesen bin, fügte ich in Gedanken hinzu und seufzte. "Ich habe gelernt auf der Hut zu sein und wenn es sein muss, beschütze ich dich auch, Lyna." Er lächelte mich an und ich wusste, ich hatte einen treuen, loyalen Freund gefunden, auf den ich zählen konnte. "Pass auf, dass nicht das Gegenteil eintrifft und ich auf dich aufpassen muss," prustete ich und boxte ihm spielerisch gegen den Arm. Er zog eine Schnute, in seinen Augen lachte jedoch der Schalk. "Was ist denn so lustig?," hörte ich Daveth fragen. er musterte uns kurz, ehe sein Blick an unseren ineinander verhakten Händen hängen blieb. Er seufzte theatralisch und meinte neckend: "Und da schwinden meine Chancen. Die holde Maid hat sich bereits entschieden." Dén lachte mit Daveth zusammen und ich warf den Beiden warnende Blicke zu, stimmte dann jedoch ein. Sollen sie doch denken was sie wollen, solange Dén und ich die Wahrheit kennen.
 

Nach einem einstündigen Fußmarsch und einigen weiteren lockeren Sprüchen seitens Daveth, wichen die dichten Baumreihen einer ausgedehnten sumpfigen Moorlandschaft. Die wenigen Grasinseln wirkten trügerisch und ich besah mir staunend meine Umgebung. Der rasche Wandel vom dichten Wald zu einem großflächigen Moor erstaunte mich. Dén ging es nicht anders, er hatte bisher nichts anderes als das Gesindelviertel gekannt. "Sieht es überall so aus? Es......gibt hier soviel Platz und es riecht so ganz anders als in der Stadt!" Ich lachte leise, als er mich mit weiteren Fragen und verblüfften Feststellungen bombardierte. Bisher gab es keine Zwischenfälle, wir waren weder wilden Tieren noch der Dunklen Brut begegnet. Ich bezweifelte langsam, dass es sie wirklich gab. vielleicht hatte König Cailan recht und es gab gar keine Verderbnis? Plötzlich zuckten meine Ohren und ich horchte auf. Kein Vogelgezwitscher ertönte, nicht einmal das alarmierende Kreischen, falls sich ein Eindringling in der Nähe befand. Ich stutzte, normalerweise sollte wenigstens das zu hören sein. "Lyna, alles in Ordnung? Du bist so ruhig," fragte Dén besorgt, doch ich hob die Hand und gebot ihm zu schweigen. "Hörst du das?," flüsterte ich leise und er schüttelte verneinend den Kopf. Die Anderen blieben nun auch stehen. Mein Blick wanderte unruhig umher, vorsichtshalber zog ich meinen Bogen hervor. Man konnte ja nie wissen. Mein Nacken prickelte unangenehm und ein Bekannter Geruch wehte mir in die Nase, als der Wind sich drehte. "Wir sind umzingelt," flüsterte ich zu meinen Begleitern. Sie sahen mich ungläubig an und ich rollte genervt mit den Augen. "Dén," zischte ich," streng dich an. Wozu hast du so ein gutes Gehör und eine feine Nase? Nutze sie und achte auf die Geräusche!" Er befolgte meinen Befehl, schloss die Augen und lauschte. Es dauerte eine Weile bis er sie wieder aufschlug und mich entsetzt ansah. Na endlich! Er hatte es verstanden. Es waren um die fünf. Perfekt, blieb für jeden ein Gegner. Ich konnte das leise trippeln ihrer Pfoten hören und ein bösartiges Knurren. "Wölfe, fünf." Alistair versteifte sich plötzlich und sah in eine bestimmte Richtung, ich zog verwundert eine Braue nach oben. Woher wusste er, wo sie sich befanden? Oder war das Zufall? Ich schüttelte diesen Gedanken ab. Nein, vermutlich nicht. Plötzlich ertönte ein langgezogenes Heulen, und fünf Wölfe preschten hinter einem kleinen Hügel hervor. Sie rasten geradewegs auf unsere Gruppe zu. Blutiger Schaum tropfe ihnen aus der Schnauze und ihre Augen waren wild vor Schmerz. Irgendetwas stimmte nicht mit ihnen. Ich spannte die Sehne und legte einen Pfeil an. Mein Arm zitterte, je näher die Tiere kamen und mich überkam ein ungutes Gefühl. Ohne den Bogen zu verziehen löste sich der Pfeil von der Sehne und ich traf das vorderste Tier direkt zwischen die Augen. Es war augenblicklich tot und überschlug sich mehrmals. Ich biss mir auf die Lippen, kalter Schweiß stand mir auf die Stirn. Das Prickeln wurde stärker und mein Amulett begann zu pulsieren. Daveth streckte ebenfalls ein Tier nieder und Ser Jory schwang seinen Zweihänder und traf die Flanke eines Wolfes. Ich betrachtete die Tiere genaue, sie besaßen kahle, schwarz verfärbte Stellen in ihrem Fell, die mit eitrigen Pusteln überzogen waren. Bei einem bohrten sich die Wirbelknochen der Wirbelsäule durch die Haut und war an den Stellen entzündet. Was verursachte solche Mutationen.

Der Wolf heulte jämmerlich auf, als seine Hüfte brach. Er wurde einige Meter weg geschleudert. Alistair kümmerte sich ebenfalls um ein besonders großes Exemplar, er ähnelte dem Verderbniswolf, der mich angegriffen hatte. Der Wahnsinn flackerte in seinen Augen und Mitleid überkam mich. Wer oder was hatte diesen Tieren nur solche Schmerzen verursacht? Erneut legte ich einen Pfeil an und schoss auf das Ungetüm. Der Pfeil bohrte sich tief in den Brustkorb und dunkles, zähes Blut tropfte aus der Wunde. Der Wächter nutzte diese Gelegenheit und schlug dem Tier, mit einem wuchtigen Hieb, den Kopf ab. Es gab ein zerreißendes Geräusch und ich hielt mir die Ohren zu und sah angewidert weg. Dén wurde zu Boden gerissen, der Wolf haschte nach seiner Kehle. Der Elf versuchte das Vieh von sich runter zu wuchten, der Wolf verbiss sich jedoch in seiner Schulter. Dén schrie gepeinigt auf. Ich zückte meinen Dolch und wollte ihm zur Hilfe eilen, doch Daveth war schneller und streckte den Wolf mit einem gut gezielten Pfeil nieder. Ich ließ mich neben Dén auf den Boden fallen. Er presste seine Hand auf die Wunde, das Blut floss durch seine Finger und er lächelte mich gequält an. "Dumm gelaufen," stöhnte er bleich und zitterte vor Schmerzen. Ich strich ihm zärtlich über die Wange. "Ich flicke dich wieder zusammen, keine Sorge," lächelte ich ihm aufmunternd zu und säuberte die Wunde, ehe ich sie Verband. Ich kramte in meinem Rucksack und fand einen Heiltrank, dem ich ihm verabreichte. "Wie schlimm ist es?." Alistair kniete sich neben mich, Daveth und Ser Jory taten es ihm gleich. "Halb so wild, es ist nur sehr Schmerzhaft." Der Wächter runzelte die Stirn. "Naja jetzt kannst du wenigstens mit einer Kriegsverletzung angeben," schmunzelte Daveth und Ser Jory schüttelte ungläubig den Kopf. "Beim Atem des Erbauer, was waren das für Viecher?" Alistair fuhr sich übers Gesicht und ich half Dén sich aufzurichten. "Sie waren verdorben, durch die Dunkel Brut," erklärte der Rothaarige ernst. Ich schluckte, würde mir das gleiche Schicksal widerfahren? "Kannst du aufstehen?," fragte ich besorgt und er nickte schwach. Meine Aufmerksamkeit wurde plötzlich auf ein kleines Häufchen gelenkt. Der Wolf, den Ser Jory weg geschleudert hatte lebte noch. Er versuchte sich winselnd mit seinen Vorderpfoten aufzurichten, doch sein Hinterleib sackte immer wieder zusammen und er fiel zu Boden. Er jaulte auf und ich sah einige Knochensplitter aus der Haut ragen.Er musste höllische Schmerzen haben.Ich zückte meinen Dolch, ohne zu zöger ging ich auf den verwundeten Wolf zu und hockte mich vor ihm hin. Er blickte mich misstrauisch an und ein leises Knurren entwich seiner Kehle. Er hatte die Ohren angelegt und fletschte die Zähne. "Ganz ruhig. Gleich wird der Schmerz vorbei sein," flüsterte ich zärtlich und die goldenen Augen des Tieres sahen mich fast dankbar an, als ich mit einem schnellen Schnitt die Kehle des Tieres durchtrennte. Er erschlaffte und fiel zu Boden. Vorsichtig strich ich durch das struppige, Blut verklebte Fell und schloss anschließend die Augen des Tieren. "Es tut mir leid." Meine Begleiter hatten mich argwöhnisch beobachtet, als ich aufstand und mich vor Ser Jory aufbaute. "Solltet Ihr es jemals wieder wagen, einem Tier so weh zu tun, werdet Ihr es ganz gewiss bereuen Shem !" Erschrocken weitete sich die braunen Augen des Ritters und er stammelte etwas, doch ich hatte mich bereits umgedreht.

Verdammter Shem! Wie konnte er es wagen? Ich schnaufte wütend, wenn er schon wie ein Wilder um sich schlug mit seinem Zweihänder, dann konnte er es doch wenigstens richtig machen, oder? Der Stein um meinen Hals wurde wärmer, fast heiß. Verwirrt blieb ich stehen und zog ihn hervor. Die Runen leuchteten silbrig. Was war denn nun los? Das Leuchten wurde stärker, ein schmerzende Druck bereitete sich hinter meiner Stirn aus und ich taumelte zurück. Mir wurde schwarz vor Augen.
 

<font;_italic>............Sie ist wieder bei Bewusstsein," stellte eine besorgte Männerstimme fest. "Natürlich ist sie das, ich habe ihr verboten zu sterben," antwortete eine helle Frauenstimme schnippisch. "Und was hast du nun vor?," fragte die männliche Stimme wieder und klang wenig erfreut. Die Frau seufzte. Etwas klimperte, wie Armreifen, die gegeneinander schlugen. Sie strich dich durch ihr Haar. Der Mann rollte genervt mit den Augen. "Du hast keine Ahnung oder?" Die Elfe funkelte ihn wütend an. "Die Zeit ist noch nicht reif! Aber es ist so verlockend. Schließlich wird sie mir ja gerade auf den Präsentierteller präsentiert." Sie lachte glockenhell. "Solltest du nicht alles noch einmal überdenken, Cell? Ich finde es ist eine schlechte Idee." Die Frau schnalzte mit der Zunge und umrundete den Mann. Ihre Hand fuhr dabei federleicht seine Wange hinab, hinunter zu seinem Hals bis zur Schulter und verweilte dort. "Soll ich denn immer so bleiben? Möchtest du nicht, das ich einen eigenen Körper besitze? Bekommst du etwa Mitleid mit dieser Elfe?;" hauchte sie in sein Ohr und sah triumphierend, wie sich die feinen Härchen auf der Haut des Mannes aufstellten. "Willst du das wirklich?," fragte sie traurig und blieb vor ihm stehen. Sie stellte sich auf Zehenspitzen und hauchte einen Kuss auf das Kinn des Mannes. Tränen glitzerten in ihren langen Wimpern und fielen, wie kleine, glitzernde Diamanten auf die dunkle Robe des Magiers. Er schluckte und rang mit seinem heißen Verlangen. Wusste er doch, dass die Elfe ein falsches Spiel mit ihm spielte und ihn nur wie eine Marionette für seine Zwecke benutzte. Doch er konnte nicht anders, er brauchte sie! Sie war seine Droge, sie berauschte ihn, schenkte ihm unendlichen Genuss und das Gefühl etwas besonderes zu sein. "Nein, ich helfe dir Cell." Er strich durch ihr blondes, lockiges Haar. Es fühlte sich, wie feinste Seide aus Orlais an. Callél hob ihren Blick und sah dem Magier unter gesenkten Wimpern an. "Wirklich?." fragte sie leise, während sie ein leichtes Lächeln andeutete. Der Mann nickte und zog sie an sich. Fest umschlang er ihre schmale Gestalt. Er brauchte sie, egal wie sehr sie ihn verletzte. Sie war seine Luft zum Atmen, sein Elixier des Lebens. Der süße Nektar von dem er naschte und nicht genug bekommen konnte. Nein, er begnügte sich nicht mit einem geringen Anteil. Er dachte nicht objektiv, da war er wie ein Kind, er wollte die ganze verbotene Frucht und das um jeden Preis, egal wie hoch dieser sein mochte. "Ich versiegel ihre Erinnerungen," hauchte er gegen ihre Lippen und hoffte, dass er sie nun kosten durfte. Seine Hände zitterten vor Aufregung, sie ließ ihn gewähren. Berauscht von der Weichheit ihrer Lippen und ihrem süßen Geschmack, folgte er jedem Befehl den sie gab. Sie war die Herrin und er der Hund, der gehorchte. So hatte sie es schon immer gemacht und so würde sie es immer machen, dieses mal würde sie es schaffen. Sie würde ihren Herzenswunsch erfüllen, doch erst wenn die Zeit reif und die Gefahr gebannt war. Denn selbst ihr, waren Regeln auferlegt. Sie war eine Wandlerin, gefangen in dem Zeitstrom, zwischen der wirklichen Welt und dem Nichts. Sie warf einen Blick auf die reglose, zusammen gesunkene Gestalt an der Mauer. Durch sie würde sie die Regeln brechen. Sie löste sich von dem Mann und erkannte das Bedauern in seinen Augen. "Bevor du deine Belohnung bekommst, müssen wir diesen Soldaten aus dem Weg schaffen." Sie deutete auf den erstarrten blonden Mann. Die Magie des Magiers lähmte ihn. Der Magier grinste und zückte einen Dolch. Oh ja, er würde gehorchen, dieser lieblichen Melodie folgen, egal was sie forderte.................</font>
 

Benommen schlug ich die Augen auf und fasste mir an den pochenden Schädel.Kühles Metall schmiegte sich gegen meine Wange und ich blinzelte verwundert. "Endlich seid Ihr aufgewacht!" Ich blickte hoch und sah in oliv-grüne Augen. Alistair! "Was....?," fragte ich verwundert und stellte fest, das ich an seiner Brust lehnte. Augenblicklich löste ich mich von ihm, mit hochroten Kopf. Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf und meinte entschuldigend: " Ihr seid plötzlich umgekippt. Ich konnte Euch gerade noch fest halten." Dén tauchte vor mir auf. "Es stimmt was er sagt. Er hat die Magie deines Anhängers gebannt," gab er zerknirscht zu und warf Alistair einen feindseligen Blick zu. Mein Mund machte ein erstauntes "Oh!" und der Wächter lächelte leicht. "Ich....Ich weiß jetzt warum ich bewusstlos geworden bin. Es tut mir leid Alistair," entschuldigte ich mich bei dem Wächter und sah in seine warmen Augen. Die Anderen warfen uns verwirrte Blicke zu. Sie wussten ja nichts von unserer ersten Begegnung. Alistair verstand und winkte ab, er nahm es auf die leichte Schulter, schien sich aber trotzdem über meine Entschuldigung zu freuen, da sich ein Strahlen auf seinem Gesicht ausbreitete. Seine gute Laune steckte mich an und ich vergaß die Geschehnisse des vergangenen abends wieder. Auch die blauen Augen, die ich zuletzt wahrgenommen hatte.
 

Die Sonne stand bereits hoch, als wir unseren Weg fortsetzten. "Wie habt Ihr das eigentlich vorhin gemacht?," fragte ich neugierig und musterte das Seitenprofil seines Gesichts. Ich schluckte, bisher konnte ich mich wirklich nicht beschweren. Er nervte mich weder mit sinnlosen Fragen, noch trat er mir zu Nahe. Dén schien es nicht zu passen, dass ich mich mit Alistair unterhielt, denn er schmollte die ganze Zeit. "Ich habe die Magie des Anhänger gebannt, doch leider konnte ich ihn Euch nicht abnehmen. Ihr hättet das erwähnen sollen," tadelte er mich und ich zog verwirrt die Stirn kraus. Die Magie meines Anhängers gebannt und man konnte ihn nicht abnehmen? Gedankenverloren strich ich über den kühlen Stein. Ob dieser Traum oder diese Vision etwas zu bedeuten hatte? Wenigstens konnte ich mich jetzt wieder ohne Kopfschmerzen erinnern, auch wenn die Erinnerungen recht unschön waren und mein neu gewonnenes Vertrauen in den Shemlen zum Schwanken brachte. "Bevor Duncan kam und ich ein Grauer Wächter wurde, war ich in einem Kloster und wollte ein Templer werden, mehr oder weniger," erklärte er sachlich und seine Augen huschten unsicher zu mir. Dieses Thema schien ihm unangenehm zu sein, warum nur? Ich beließ es dabei, entweder er erzählte es mir irgendwann von sich aus oder er ließ es bleiben. Ich würde ihn sicherlich zu nicht zwingen. Ob Melle gewusst hatte, was für eine Macht in dem Stein wohnte?

Vermutlich nicht, sie wollte ihn mir ja wieder abnehmen......Ich stockte, sie konnte ihn abnehmen! Vielleicht konnte ich das auch? Ich schnappte nach dem Lederband, Alistair beobachtete mein tun mit großen Augen und zog es mir über den Kopf. Nichts passierte. Nachdenklich wog ich den Stein in meiner Hand hin und her. Die Oberfläche war ganz glatt, nur in dem Silberband waren Runen geritzt. "Er ist hübsch," sagte der Wächter plötzlich. Ich nickte. "Er bedeutet mir auch viel. Vielleicht war das alles einfach nur Zufall," entgegnete ich und verstaute den Talisman vorsichtshalber in meinem Rucksack. Man konnte ja nie wissen, ich würde Wynne einen Blick darauf werfen lassen. Vielleicht konnte sie mir mehr erzählen. Wir verweilten in einigen zwanglosen Gesprächen, bis der Weg sich gabelte. Rechts führte er geradewegs ins Moor und nach links führte ein sandiger Weg.

"Beim Atem des Erbauers," keuchte Ser Jory auf. "Seht nur, dort liegt jemand," fügte Daveth hinzu und deutete nach vorne. Dén hob seinen Kopf und augenblicklich verfinsterte sich seine Mine. Er warf mir einen warnenden Blick zu. Alistair war bereits zu dem verwundeten Soldat geeilt und überprüfte dessen Puls. Wir traten zögerlich näher. Ich erschauderte bei dem Anblick. Der Soldat war über und über mit tiefen Wunden und Schnitten übersät.

Das einstige braun seiner Lederrüstung war tief rot gefärbt und seine Haut so weiß und durchscheinend wie Pergament. Schwarze Adern zeichneten sich darunter ab. Er war verdorben. Es war nur eine Frage der Zeit bis er starb. "Helft mir....," krächzte er schwach und ein Schwall Blut kam aus seinem Mund. Ein erbärmlicher Anblick. "Er ist ein Späher," stellte Alistair an uns gewandt fest. "Wir müssen ihm helfen!".
 

Ich hatte meinen Blick abgewendet. In einiger Entfernung lag ein halb verwestes Rindvieh. Das Fell löste sich bereits von der dunklen Haut und darunter befanden sich schwarze Pusteln. Überall lagen Waffen. Es musste einen Kampf gegeben haben, gegen die Dunkle Brut. Wahrscheinlich ein Hinterhalt. Bisher hatte ich keines dieser Monster gesehen, aber vermutlich würden die nicht mehr so lange auf sich warten lassen. Alistair versuchte verzweifelt die Blutung zu stoppen, aber die Wunden waren zu tief und zahlreich. Er war ganz konzentriert und ein Schweißtropfen rann ab seinem Gesicht hinunter. Ich kaute hilflos auf meiner Unterlippe und wusste nicht was ich tun sollte. Dem Mann war nicht mehr zu helfen, besser man beendete sein Leid, anstatt es hinaus zu zögern. Ser Jory, noch immer ganz bleich, zitterte leicht und seine Pupillen waren etwas geweitet. Er hatte eine heiden Angst! Verfluchter, feiger Shem! Daveth sah sich aufmerksam um und Dén taxierte den Soldaten mit seinen Blicken. Er biss sich fest auf die Unterlippe und hatte die Hände zu Fäuste geballt. Hasste er die Menschen wirklich so sehr?Was war mit mir? Duncan und Alistair waren sehr freundlich zu mir gewesen. Ich hatte sogar Vertrauen zu beiden gefasst.
 

Alistair wischte sich über die schweißnasse Stirn. Hoffnungslos legte er einen weiteren Verband um eine Wunde. Der weiße Stoff wurde sofort rot durchtränkt. War die Horde wirklich schon so nah? Verbissen nahm er die nächste Verletzung in Augenschein. Es war eine tiefe Fleischwunde, verursacht durch einen stumpfen Gegenstand. Vorsichtig presste er die beiden Hautlappen zusammen. Mit einem widerwärtigen Schwappen, floss das Blut über die Ränder. Er fluchte leise, normalerweise müsste man sie nähen. Wäre doch nur ein Magier in der Nähe! Der rot-blonde Wächter sah zu den Anwärtern, die ihm anvertraut worden waren. Warum half ihm denn niemand? Sein Blick blieb an der schwarzhaarigen Elfe hängen. Vielleicht besaß sie noch einen Heiltrank? Immerhin hatten sie sich, gegen seinen Erwartungen, gut verstanden.

Trotzdem wusste er, dass er viel von ihr forderte, wenn sie ihm half. Die Menschen hatte sie tief verletzt und sie vermied es ihnen zu helfen. Er seufzte. Gab es denn keinen Lichtblick mehr in dieser verkorksten Welt? Seine eigene Vergangenheit war ebenfalls kein Zuckerschlecken gewesen, doch er konnte sich nicht ändern und hatte sich damit abgefunden. Er wusste nicht was der Elfin widerfahren war, er konnte nur von dem Schlimmsten ausgehen und das bereitete ihm Unbehagen. Er wollte nicht das bisschen Vertrauen, welches sie zu ihm gefasst hatte, durch eine unüberlegte Handlung verlieren. Schließlich wusste er nicht, wer den Beitritt überlebte.
 

Ich zuckte zusammen, als ich Alistairs Blick auf mir ruhen spürte. Es war eine stille Aufforderung. Was sollte ich tun? Alles in mir sträubte sich diesem Mann zu helfen? Ich wollte es nicht! Ich trat zu dem Wächter und hockte mich neben ihm. Kritisch betrachtete ich die Verletzungen. Hoffnungslos. Ich schüttelte den Kopf. Ich konnte ihn nur noch erlösen, ein bitterer Geschmack breitete sich in meinem Mund aus. Ich zog meinen Dolch aus meinem Stiefel. Bevor mich jemand aufhalten konnte, krallte ich meine freie Hand in den Haarschopf des Soldaten und bog seinen Kopf zurück. Mit einem gezielten, präzisen Schnitt hatte ich die Kehle durchtrennt. Gurgelnd ging der Kopf zu Boden und der Körper erschlaffte. Eine Blutlache bildete sich unter dem toten Körper. Angeekelt wischte ich meinen Dolch mit einem Grasbüschel ab, ehe ich ihn wieder verstaute. "Seid Ihr wahnsinnig?!," rief Alistair geschockt aus, packte mich grob an den Schultern und funkelte mich zornig an. "Das ist alles nicht wahr! Ich will zurück nach Highever, zu meiner schwangeren Frau!", jammerte Ser Jory und Daveth versuchte ihn zu beruhigen. "Wieso? Er wäre doch sowieso gestorben," rechtfertigte ich mich ungerührt von seinem Ausbruch und Ser Jorys Gejammer. Jetzt bloß nicht weich werden. Ich musste das tun! "Wir hätten ihm helfen können!" Seine Hände bohrten sich unnachgiebig in meine Schultern. Das würde ein paar hübsche, blaue Flecke geben. "Lasst mich los," zischte ich leise. Der Wächter funkelte mich noch immer an. Verfluchter Shem! "Ihr seid Verrückt! Ihr habt noch nicht einmal mit der Wimper gezuckt! Eine Psychopathin! Wie könnt Ihr nur so kalt sein......," stellte er kühl fest und sein Griff verstärkte sich. Ich wollte aufschreien, doch diese Blöße würde ich mir nicht geben. Kalt, was wusste er denn schon von mir? Woher nahm er sich das Recht über mich zu urteilen. Meine Eltern wurden vor meinen Augen ermordet! Mein Vater hatte sich schützend vor meiner schwangeren Mutter gestellt, als die Shems auf sie mit Steinen warfen und anschließend ein prügelten. Sie hatten beinahe den ganzen Clan niedergebrannt! Noch immer sah ich die Silhouette meines Vaters im Feuerschein und spürte die Hitze der Flammen auf meinen Wangen. Diese Menschen waren kalt gewesen! Was wusste dieser Mensch schon von mir? Blanker Hass spiegelte sich auf meinem Gesicht wieder, als ich leise sprach: "Was weißt du schon Shem! Du musstest nicht das erleben was ich erleben musste. Es ist egal, ob man diesem Mann hätte helfen können! Was zählt ist zu überleben und sich nicht mit belanglosen Dingen aufzuhalten! Ich helfe doch nicht meinem natürlichen Feind, den Shemlen." Er sah mich entgeistert an und öffnete den Mund um etwas zu erwidern, schloss ihn dann jedoch. Auch der Rest der Gruppe hörte uns zu, doch sie schwiegen ebenfalls. Ich grinste, perfekt! Es wurde Zeit diesem Shem eine Lektion zu erteilen. "Und da ich ja wahnsinnig und eine Psychopathin bin.....," ich zückte blitzschnell meinen Dolch und hielt ihn an seiner Kehle. Ein kleines Rinnsal Blut lief seinem Hals hinab und er schluckte erschrocken. Damit hatte er nicht gerechnet. Mir war egal was er nun von mir hielt, was Duncan davon hielt oder der Rest. Es wurde Zeit die Fronten ein für alle mal zu klären. Ich war nicht so wie die anderen Elfen, ich würde Taten folgen lassen. Es musste sich etwas in diesem Land verändern und zwar ganz dringend. "........lässt du mich besser in Ruhe, <font;_bold_italic>Shem</font>!," beendete ich meinen letzte Satz und betonte besonders das letzte Wort. Ich ließ meine Waffe sinken, drehte mich schwungvoll um und ging weiter. Die Tränen die sich in meinen Augen sammelten, zeigte ich ihnen nicht. Ich war nicht schwach, ich musste stark sein, unnahbar! Ich hörte Alistair schnauben. "Wir müssen ihn wenigstens begraben. Ser Jory, Dén, Daveth. Ihr werdet mir helfen," wies er die Anderen an. "Vergiss es!" meinte Dén trotzig und eilte zu mir. Ich zuckte zusammen, als er mir einen Arm um die Schulter schlang und mich an sich zog. "Ich bin ganz Lynas Meinung! Ich nehme keine Befehle von Menschen an!" Unsicher sah ich ihn von der Seite an. Sein Blick war starr auf den menschlichen Teil unserer Gruppe gerichtet. In seinen Augen brannte ein Feuer, welches mir einen Schauer über den Rücken trieb. So war meine Tat nicht gemeint, oder doch? Ich war verwirrt, wusste nicht mehr was richtig und falsch war. Verloren. So kam ich mir vor, es gab nun weder ein Vor noch ein Zurück. Alistair blickte uns an, aber neben seiner Wut lag noch etwas anderes darin. Enttäuschung. Ich fühlte mich mehr als unwohl in meiner Haut, aber es gab keine weiteren Diskussionen. Die Männer machten sich an die Arbeit.
 

Starr blickte ich zu Alistair, Ser Jory und Daveth. Sie hoben gerade etwas Erde aus, soweit wie es ging, mit den dürftigen Mitteln, die ihnen zur Verfügung standen. Ein seltsames Bild. Die Menschen arbeiteten, während wir Elfen stumm zusahen. Ich hatte mich auf einen umgestürzten Baumstamm gesetzt und ließ meine Füße baumeln. Meine Hände lagen gefaltet in meinem Schoß. "Ich glaube, der hat sich fast nass gemacht vor Angst," kicherte Dén nahe meinem Ohr und ich zuckte desinteressiert mit den Schultern. Es stimmte, ich hatte ihm wissentlich bedroht und obwohl der Wächter den Spieß hätte umdrehen können, hatte er es nicht getan! War das nun Dummheit oder vertraute er mir? Was sollte ich davon halten? Er hatte mir bereits zweimal geholfen, ohne zu zögern. Warum schrie er mich nicht an und tobte wie wild? Seine Milde, war für mich jetzt schon die schlimmste Strafe, vor allem da ich sein Handeln nicht nachvollziehen konnte. Niemand war da, den ich hätte fragen können. Dén, verstand es eh nicht, ganz im Gegenteil, er eiferte mir sogar nach und zog sich nun ebenfalls zurück. Ich seufzte und strich mir durchs Haar. Der Wind blies mir einige Strähnen ins Gesicht und ich spürte ein verdächtiges Brennen in meinen Augen. Der Soldat wurde in die Kuhle gelegt und mit der lockeren Erde überschüttet. "Bist du in Ordnung, Lyna?," fragte Dén besorgt und sah mich abwartend mir gerunzelter Stirn an. Ich nickte knapp, nahm meinen Blick jedoch nicht von dem Grab. "Man könnte fast meinen, du bereust deine Tat." Es gab kaum eine nennenswerte Reaktion meinerseits. Bereute ich meine Tat, fühlte ich mich deswegen so schlecht? "Ich weiß es nicht, Dén. Ich weiß nicht was mit mir los ist." Bilder von der Reise mit Duncan, schossen an meinem geistigen Auge vorbei. Warum hatte mein Charakter sich so schnell gewandelt? Alistair hatte mir nichts getan, ebenso wie dieser Soldat. Warum hasste ich die Menschen plötzlich so sehr? Hasste ich Duncan jetzt auch? Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Dén strich mir beruhigend über den Rücken.
 

<font;_italic>Ich wischte mir über meine schweißnasse Stirn und holte tief Luft. Der Soldat war begraben worden, damit hatten wir unsere Pflicht ihm und den Erbauer gegenüber erfüllt. Noch immer kochte die Wut in meinem Inneren und ich verstand einfach nicht, warum die Elfe so etwas Getan hatte. Vorsichtig sah ich zu ihr, während ich meine Feldflasche hervor holte. Sie war in sich zusammen gesunken und ihr Körper bebte. Wenigstens bereute sie. Ich setzte die Flasche an und augenblicklich fühlte ich mich besser. Das kühle Nass rann meine Kehle hinab und belebte meinen Geist. Ich musste einen kühlen Kopf bewahren, dennoch fragte ich mich, wie Duncan die Elfe gefunden hatte. Ich zweifelte seine Entscheidung nicht an, viel zu sehr verehrte ich meinen Mentor. Er war stets darauf bedacht das Richtige zu tun. Dén kümmerte sich um das schluchzende Elfenmädchen. Er hatte einen Arm um sie gelegt und sprach beruhigend auf sie ein. Allein seine Nähe ließ sie zu, ob es daran lag, dass er ebenfalls ein Elf war? Ich fasste mir an die Stirn, als sich ein dumpfes Pochen dahinter ertönte. Nicht mehr lange und es würden ausgewachsene Kopfschmerzen sein. Seufzend verstaute ich die Flasche wieder und tastete nachdenklich meinen Hals ab. Ich fühlte einen kleinen Schnitt. Sie hatte mich ernsthaft bedroht. Ich grinste verschmitzt, also hatte ich sie so sehr in die Enge getrieben? Duncan hatte sie gewiss nicht ohne Grund ausgewählt, dennoch gab sie mir mehr Rätsel auf, als ich verkraftete. Ich hatte sie bewusstlos gefunden, warum war sie bewusstlos gewesen? Dann ihr Angriff mit dem Topf und ihre missglückte Flucht. Sie hatte mich ganz schön angefahren. Zuerst war ich sprachlos gewesen, doch dann war selbst mir der Kragen geplatzt. Dann die Situation mit den Wölfen, Ser Jory und dieses helle Licht. Eindeutig Magie! Doch sie war keine Magierin und es war doch sehr unwahrscheinlich, dass ihr Anhänger etwas damit zu tun hatte. Es war eine uralte Magie gewesen, dass hatte ich gespürt. Und nun der Soldat. Sicherlich, er war verdorben und es war nur eine Frage der Zeit, aber ich hätte ihr dennoch so viel Herz und Güte zugetraut ihm zu helfen. Wenigstens bereute sie es jetzt, dass ließ meine Hoffnung steigen, dass es nicht ganz umsonst gewesen war.

Ein warnendes Prickeln in meinem Nacken schreckte mich auf. Es erfasste meinen ganzen Körper und ich rief alarmierend: "Vorsicht! Dunkle Brut!" Warum ausgerechnet jetzt?!</font>
 

Dén und ich schreckten zeitgleich auf und fielen beinahe von dem Stamm, nur mit Mühe und Not krallte ich mich ins durchnässte, aufgeweichte Holz. Ich sprang hinunter, der Elf tat es mir gleich. Meine Augen brannten und ich musste ein erbärmliches Bild abgeben. Toll, ausgerechnet jetzt!, schimpfte ich in Gedanken. Vor uns tauchte eine kleine Gruppe Dunkler Brut auf, Die Genlocks hatten kleine gedrungene Körper, ihre Haut war großporig und vernarbt. Aus ihren Mäulern ragten spitze, gelbliche Zähne, gleich Hauer eines Wildschweines. Ihr kahler Kopf wirkte eingedrückt und war durch und durch hässlich. Einen Schönheitspreis gewannen diese Viecher ganz sicherlich nicht! Sie verströmten den süßlichen Geruch der Fäulnis und mir wurde schlecht. Meine Begleiter wurden ebenfalls etwas Grün im Gesicht. Der Hurlock war wesentlich größer und besaß fast schon menschliche Züge, war jedoch ebenso hässlich wie seine Artgenossen. Er trug eine schwarze Plattenrüstung, wie die Genlocks und war bis an die Zähne bewaffnet. Es waren drei Nahkämpfer mit Einhändern und drei Bogenschützen, plus Hurlock, der einen Zweihänder schwang - eine riesengroße Axt. Ein gehässiges Lachen ertönt und mir lief ein Schauer über den Rücken. Ich wischte über mein Gesicht und zitterte am ganzen Körper. "Na endlich!," lachte Daveth hinter mir und schien ganz erpicht auf diesen Kampf zu sein. "Endlich können wir diesen Viechern in ihre vermoderten Hintern treten," stimmte Dén ein und boxte dem Schwarzhaarigen spielerisch in die Seite. Anscheinend schweißte sie dieser Anblick zusammen, dachte ich grummelnd und schnappte mir meinen Kurzbogen. "Hey, wahnsinnige Amazone! Ich werde trotzdem auf Euch acht geben, auch wenn ich nur ein Mensch bin!" Ich spielte mit dem Gedanken, Daveth ebenfalls abzuschießen. Trotzdem beruhigte mich seine Aussage etwas, ich wurde also noch akzeptiert. Verrückter Kerl. der Hurlock erhob seine Axt und brüllte laut auf. Die Genlocks gingen auf uns los. Ein Pfeil zischte knapp an meinem Ohr vorbei, gefolgt von einem Brennen auf meiner Wangen. Ich erstarrte und keuchte erschrocken auf. Bisher waren meine Gegner nur Tiere gewesen, aber keine solchen Monster. Ich war paralysiert von ihrem Anblick. Plötzlich wurde ich hart zur Seite geschubst und landete unsanft auf der Erde, gerade noch rechtzeitig. Alistair hob seinen Schild an und wehrte einen weiteren Pfeil ab. Er hatte mich schon wieder beschützt. Ich starrte ihm nach, als er auf den Hurlock zu stürmte, die Pfeile, die auf ihn niedersausten, einfach ignorierend. Ich rappelte mich wieder auf zückte meinen Dolch und mein Kurzschwert, welches sachte gegen meinen linken Oberschenkel schlug. Der Genlock der mir am nächsten war, wurde einen Kopf kürzer, als ich mich herumwirbelte und seinen Kopf von dem Rumpf trennte. Eine Blutfontäne schoss hervor und der hässliche Schädel rollte über den Boden. Dén warf einen Dolch auf seinen Gegner, er blieb im Bauch des Genlocks stecken. Augenblicklich zog der Bogenschütze den Dolch mit einem wütenden Aufschrei aus seinem Bauch und zog ein Kurzschwert. Unnachgiebig hieb er auf den elf ein. Dén wehrte mit zusammengebissenen Zähnen die Hiebe ab und wich den Attacken geschickt aus, was den Genlock noch rasender machte. Dén zog einen weiteren Dolch und taucht unter den Armen des Monsters hindurch und rammte ihn mit aller Kraft in dessen Herz. Er wurde unter den zusammen brechenden Genlock begraben. Zum Glück! Ein Pfeil raste auf ihn zu und wurde von dem toten Körper abgefangen. Der schwer atmende Elf kämpfte sich frei und schnappte sich das Kurzschwert. Daveth kämpfte ebenfalls mit seinem Bogen und heizte den gegnerischen Bogenschützen ganz schön ein. Gegen seinen Kurzbogen hatten sie keine Chance, er war schneller gespannt als ein Langbogen. Das machte sich der gewitzte Schurke zu nutzen. Ser Jory schwang sein zweihändiges Schwert wie einen Berserker und zerteilte zwei Genlocks mit einem Hieb. Der Hurlock brüllte wütend, als seine Gruppe schrumpfte und er selbst keinen Treffer bei dem Wächter landen konnte. Unerschrocken schlug er mit voller Kraft zu. Alistair hob seinen Schild und wehrte den Angriff strauchelnd ab. er fing sich schnell wieder und taxierte sein Gegenüber ebenfalls mit dem Schwert. "Dén!," rief ich und warf dem Elf mein Schwert zu, der sich gerade dem störenden Bogenschützen widmete, den Daveth ablenkte. Er fing es geschickt auf und bedankte sich mit einem Grinsen. Der Genlock wollte auf ihn einschlagen, doch ein Pfeil bohrte sich in seinen Arm. Daveth jubelte. Wenigstens hatten die Beiden ihren Spaß. Ich holte meinen Bogen wieder hervor und zielte auf den Hurlock. Vielleicht konnte ich Alistair helfen. Mein Arm zitterte leicht unter der Anstrengung und ich bemerkte eine bleierne Müdigkeit in meinen Gliedern. Ich durfte den Bogen nicht verziehen! Sonst traf ich wohl möglich den Wächter. Verbissen taxierte der Rothaarige den Hurlock. Das Ungetüm hob seine Axt zum Schutz und Alistair verlor sein Schwert. Panisch riss er seinen Schild hoch und wurde zu Boden geworfen. Der Hurlock lachte erneut und seine schwarzen Augen verengten sich zu Schlitzen. Ich legte den Pfeil an und spannte die Sehne. Der Hurlock riss seine Arme nach oben und holte vollen Schwung mit der Axt. Alistair könnte dem nie standhalten. Gerade als der Hurlock zu schlagen wollte, schoss ich. Surrend flog der Pfeil über das Kampffeld und bohrte sich mit aller Kraft zwischen die schwarzen Augen. Der Hurlock kippte nach hinten, da sein Schwerpunkt durch die Axt verlagert war. Mit bleichem Gesicht sank ich auf die Knie. Ich hatte getroffen! Erleichterung machte sich in mir breit und ich dankte Andraste dafür. Doch ich hatte mich zu früh gefreut. Der Hurlock bewegte sich noch immer, doch Alistair sprang mit einem Kampfschrei auf, griff nach seinem Schwert und trennte mit einem wuchtigen Hieb den Kopf vom Körper. Der Kopf rollte zu mir und stieß gegen meine Knie. die gebrochenen Augen blickten mich anklagend an. Das war meine erste Begegnung mit der Dunklen Brut gewesen. Ich war geschockt und zugleich auf einer abartigen Weise fasziniert. "Hübsch nicht?," sagte der Wächter lachen und sang neben mir auf den Boden. "Das ist sie die berühmte Dunkle Brut. Ihr werdet sicherlich gute Freunde, auch wenn die Freundschaft nicht von Dauer ist." Ich verzog das Gesicht, erwiderte dann jedoch erleichtert lachend: "Eine hübsche Trophäe für den Kamin. Da werden sich meine Enkel bestimmt freuen." Seine Mine verfinsterte sich Sekunden lang. Hatte ich mir das eingebildet? Unsere Kameraden hatten ebenfalls ihre Gegner zur Strecke gebracht. Alistair kramte die drei leeren Fläschchen hervor und ich beobachtete ihn neugierig, als er aufstand und sie mit dem Blut der Dunklen Brut füllte. "Bäh, muss das wirklich sein?," fragte ich und verzog angewidert das Gesicht, Alistair grinste mich verschmitzt an. Von ihm würde ich keine Antworten bekommen. Warum wurde darum so eine Geheimniskrämerei gemacht? "Jetzt fehlen nur noch diese Dokumente," seufzte Ser Jory erleichtert und säuberte sein Schwert von dem stinkenden Blut. Er hatte gut gekämpft, aber meine Antipathie ihm gegenüber verschwand nicht. Dén kam auf mich zu, in der Hand hielt er etwas. Er gab mir mein Kurzschwert zurück und hielt mir dieses Etwas direkt unter die Nase. "Für dich, ich denke sie passt zu dir. Der fette Genlock hätte sie beinahe zertrampelt. Vielleicht wird doch noch alles gut?," grinste der Blonde verlegen und ich nahm die Blume dankend an. Ihre Blütenblätter waren weiß und ihr Kelch so rot, wie frisches Blut. Sie war wunderschön. Ich verstaute sie in meinem Rucksack.
 

Nach einem kurzen Fußmarsch erreichten wir eine Ruine. Ihre weißen, makellosen Säulen und Rundbögen passten nur schwer in diese trostlose, karge Moorlandschaft und verliehen ihr etwas unwirkliches. Die wenige Dunkle Brut, die sich uns entgegen gestellt hatte, hatten wir ohne größere Probleme nieder geschlagen. Nach kurzem Suchen fanden wir eine aufgebrochene Truhe. Sie war leer. "Sie sind weg?!," fragte Alistair verwundert und kratzte sich am Hinterkopf. Das war gar nicht gut! Und nun? Sofort äußerte ich meine Frage doch der Wächter konnte mir keine Antwort geben. Eine Frauenstimme durchbrach die aufkeimende Stille plötzlich. "Ich beobachte euch schon eine ganze Weile," sagte sie und eine Frau trat aus dem Schatten einer Säule. Wir wirbelten herum. Wer war sie? Was wollte sie hier? Sie schritt ruhig und elegant auf uns zu, ihre gelben Raubvogel Augen musterten uns dabei argwöhnisch. "Wohin gehen sie? Was wollen sie hier? Fragte ich mich." Sie blieb vor uns stehen und ich erschauderte. "Und nun stören sie die Ruhe in meinem Wald und picken wie gierige Aasfresser an einer längst verrottenden Leiche," stellte sie kühl fest. Ihr rabenschwarzes Haar hatte sie hoch gesteckt und ihre luftige Robe wurde von glänzenden, schwarz-grünen Federn geschmückt und zeigte mehr als nur den Ansatz ihrer Brüste. Auf ihrem Rücken befand sich ein Zauberstab. Sie verschränkte sie Arme vor der Brust und sah uns abwartend an. "Alistair flüsterte leise und warnend: "Sie sieht aus, wie eine Chasind, seid vorsichtig! Hier können sich noch mehr davon befinden." Die Hexe hörte das und zog spöttisch eine fein geschwungene Braue nach oben und meinte belustigt: "Fürchtet Ihr Euch etwa vor Barbaren?" Ihre Augen funkelten teuflisch und der Wächter schluckte. Ich wollte Alistair helfen, irgendwie, doch ich war zu sehr von dem Anblick der Hexe gebannt. Sie war also eine Chasind? Eine berühmte Hexe der Wildnis. "Ja.......ganz schlecht," erwiderte Alistair leise und musterte sein Gegenüber vorsichtig. "Das ist eine Hexe der Wildnis! Sie wird uns in Kröten verwandeln und uns dann in ihrem Hexenkessel werfen," rief Daveth aus. Ich blickte ihn ungläubig an und die Hexe lachte kalt auf. "Glaubt ihr wirklich dieses Märchen?" Alistair versteifte sich und zog den blick der Hexe auf sich. "Ihr habt die Verträge gestohlen! Gebt es zu! Böse Hexe, diebische Schlange!" Die Fremde schürzte die Lippen und ihre Augen funkelten amüsiert. "Welch Wortgewalt, aber wie bestiehlt man eigentlich Tote?" Alistair ballte die Fäuste und biss sich auf die Lippen. "Ihr da! Frauen sind meistens klüger, seid ihr der selben Ansicht? Nennt mir Euren Namen und ich tue das Nämliche." Ihre kalten Augen fixierten mich und ich schrumpfte unter ihrem Blick zusammen. "Sehr erfreut, ich heiße Lyna." Der kalte Ausdruck in den Augen der Hexe verschwand kurz und sie lächelte leicht, was um einiges gruseliger wirkte, als ihre unnahbare Art. "Ihr habt Manieren, wie schön. Mein Name lautet Morrigan. ," meinte sie ,"Und um auf eure Dokumente zurück zukommen, sie sind nicht mehr hier." Soviel wussten wir auch schon. Alistair deutete mit dem Finger auf die Hexe und meinte erbost: "Weil Ihr sie gestohlen habt!" Morrigan warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Wenn Blicke töten könnten.....Sofort verstummte der Wächter und ließ seine Hand sinken. "Und wo sind sie dann?" "Ich habe sie nicht gestohlen, sie sind bei meiner Mutter." Ich hörte Daveth hinter mir leise lachen und meine Mundwinkel zuckten ebenfalls. Na super! Die Dokumente befanden sich im Besitz einer alten, verschrumpelten Hexe, die uns ihre liebreizende Tochter, als Begrüßungskomitee geschickt hatte. Alistair sah Morrigan unbeholfen an und ich ergriff das Ruder. "Könnt Ihr uns zu Euer Mutter bringen, Morrigan?" Die Hexe war überrascht von meiner Frage, nickte jedoch knapp. "Das ist das erste Vernünftige was ich heute höre. Ihr gefallt mir." War das jetzt gut oder schlecht? "Ha, erst heißt es: Ihr gefallt mir. Und dann......Zack! Frosch!," flüsterte Alistair mir missmutig ins Ohr, doch ich ignorierte ihn. "Wir werden alle in ihrem Kochtopf landen," zwinkerte Daveth verschwörerisch und Ser Jory entgegnete: "Wenn es dort wärmer ist als hier, dann gerne." Also war es beschlossen, wir würden Morrigan folgen und hoffen, dass wir heil aus dieser Sache hinaus kommen würden.
 

Fluchend zog ich meinen Stiefel aus dem Schlamm, was ein schmatzendes Geräusch verursachte. Ich war bereist zum dritten Mal stecken geblieben!Morrigan ging federndes Schrittes weiter. Wie schaffte sie das nur? Wir hatten alle Mühe ihr zu folgen, doch sie schwebte scheinbar über den Sumpf hinweg, ob da Magie im Spiel war? Morrigan führte uns zu einer halb verfallenen Hütte, eine alte Frau erwartete uns bereits davor. Sie hatte graues, zerzaustes Haar und trug ein braunes Flickenkleid. Das sollte Morrigans Mutter sein? "Mutter ich habe hier fünf Graue Wächter, die wegen der......." Die alte Frau unterbrach sie hastig, während sie uns neugierig musterte. "Ich sehe sie, Mädchen. Wie erwartet seid ihr jetzt endlich aufgetaucht." "Ihr habt uns erwartet?," fragte Alistair unsicher und runzelte die Stirn. "Und das sollen wir Euch glauben?" Etwas ging hier nicht mit rechten Dingen zu, darauf würde ich Andrastes gepunktete Unterhose verwetten. Die alte Hexe lachte amüsiert. "Oh! Glauben sollt Ihr schon gar nicht, Wächter." Ich wandte mich zu der Frau und meinte: "Morrigan sagte, Ihr hättet die Dokumente, nach denen wir suchen." Ihr gelben Augen fixierten mich und ich fühlte mich augenblicklich unwohl. "Ja, ich habe sie aufbewahrt und bevor Ihr Euch aufregt, das Siegel war bereits zerbrochen."

"Ihr! Oh, Ihr habt sie aufbewahrt?," fragte der rothaarige Wächter verwirrt und die Hexe lachte. "Natürlich was denkt Ihr denn?," fragte sie herausfordernd. Sie schmunzelte amüsiert und Alistair sah beschämend zu Boden. Wir wartete kurz, als sie in ihrer Hütte verschwand und mit einem Packen vergilbten Pergament zurück kehrte. Sie drückte Alistair die Verträge in die Arme und meinte dann mit einem Funkeln in den Augen: "Nun gut, da Ihr nun habt was Ihr wolltet, Wächter solltet Ihr jetzt besser gehen. Morrigan wird Euch sicher zurück geleiten." Morrigan schnaubte genervt und wollte etwas erwidern, doch der tadelnde Blick brachte sie zum Schweigen und sie befolgte den Befehl ihrer Mutter mit Widerwillen.
 

Unterwegs war uns aufgefallen, dass Dén fehlte. Ob er sich im Moor verlaufen hatte? Ich hatte ein ungutes Gefühl in der Magengegend und bat daher Morrigan, ihn suchen zu dürfen. Doch die Hexe winkte kalt ab und meine schlicht, dass er mittlerweile wohl elfischer Dünger sein musste. Die Verabschiedung von Morrigan fiel ebenso herzlos aus, wie sie begannen hatte und seltsamerweise war ich froh, wieder zurück im Lager zu sein. Zwischen mir und Alistair herrschte ein bedrückendes Schweigen und ich hatte ein schlechtes Gewissen. Außerdem sorgte ich mich um Dén. Nun musste ich nur noch dieses ominöse Ritual durchstehen, dann konnte ich aufatmen. Wir durchschritten das große Tor und gingen an den Zwingern vorbei, als etwas meine Aufmerksamkeit erregte. Ich rannte zu dem Mann und ließ meine Gruppe stehen. "Kann ich Euch vielleicht helfen?," fragte ich neugierig. Vielleicht waren die Menschen doch nicht so schlecht, und ich hatte einiges in meinem Karmakonto wieder gut zu machen. "Vielleicht.....geht Ihr demnächst in die Wildnis?," fragte er zögerlich und betrachtete mich nachdenklich. "Wir waren gerade in der Wildnis, warum?," fragte Alistair und trat neben mich. "Dieser Mabari hier," er deutete auf dem Hund in den Zwinger, "hat das Blut der Dunklen Brut geschluckt und ist nun vergiftet. Für seinen Herrn kam jede Hilfe zu spät. Aber wenn Ihr ihm vielleicht helfen könnt, können wir ihn vielleicht auf Euch prägen." Er sah mich abschätzend an und ich begann zu strahlen. Man könnte ihn auf mich prägen? Dann hätte ich einen eigenen Mabari! Melle würden die Augen raus fallen. "Okay, ich versuche es," willigte ich sofort ein und der Mann erklärte, was zu tun war und ich nickte. Ruhig trat ich in den Zwinger und sah zu dem Hund. Seine braunen Augen musterten mich aufmerksam und er winselte leise. Das arme Tier! Ich ging vor ihm in die Hocke und legte ihm zögerlich eine Hand auf den massigen Kopf. "Ich will dir nur helfen, mein Hübscher," flüsterte ich ihm leise zu und er legte den Kopf leicht schief, als würde er mich verstehen. Vorsichtig legte ich ihm den Maulkorb um und kehrte zurück zu dem Mann. "Sehr gut, jetzt bräuchte ich nur noch eine bestimmte Blume." "Was für eine?," fragte ich neugierig und musterte den Mann abwartend. "eine Wildblume, ihre Blütenblätter sind weiß, der Kelch ist jedoch tief rot. Sie wächst im Moor, meist auf faulenden Holz," erklärte er und meine Augen wurde groß. Aufgeregt kramte ich in meinem Rucksack und hielt ihm die etwas mitgenommene Blume unter der Nase. "Woher....? Gut, ich werde sofort eine Medizin anfertigen. Kommt später nach der Schlacht wieder, dann versuchen wir ihn auf euch zu prägen." Ich grinste breit und bedankte mich rasch, was mir einen skeptischen Blick von Alistair einbrachte. Er wurde einfach nicht schlau aus mir. Duncan wartete bereits auf uns.....

Kapitel 4: Der Beitritt

Wenig los hier, hm? Naja, solange ich einen Leser habe, poste ich weiter, würde mich aber dennoch über ein Feedback freuen.

Das Kapitel ist etwas kürzer, als die Anderen, aber dafür kommt das 5. auch nächsten Monat und wird wieder die gewohnte länge haben.
 

Kapitel 4: Der Beitritt
 

Wir folgten Duncan zu einem Platz, der etwas Abseits von den Quartieren und dem Übungsplatz der Soldaten lag. Der Wächter führte uns eine steinerne Treppe hinauf und wir folgten ihm schweigend. Nachdem wir aus der Wildnis zurück gekehrt waren, hatten wir ihm von den Ereignissen berichtet, unter anderem Déns Verschwinden. Doch es folgte keine großartige Reaktion und er wurde kurzerhand für tot erklärt, was mir die Kehle zuschnürte.

Ich hatte den Elf zwar nicht lange gekannt, dennoch fühlte ich mich mit ihm verbunden. Es war, als hätte ich ein Stückchen Heimat gehabt. Ein winziges leuchtendes Kleinod in der Finsternis.

Wir wussten nicht was uns nun erwarten würde und waren dementsprechend nervös und angespannt. Mittlerweile war uns jedoch eines klar geworden, dieses Ritual würde unser Leben für immer verändern.

Wir stiegen die Stufen hinauf und ein kreisförmiges, gepflastertes Plateau empfing uns. In dessen Mitte stand eine Art Altar aus Stein. Er war schlicht und aus grauen Stein gefertigt, passend zu den kahlen Rundbögen und Mauern, die uns umgaben. Es wirkte kalt und unfreundlich.

Eine Gänsehaut breitete sich auf meine Arme aus, als ich mich umsah. Duncan trat hinter dem Tisch, Alistair neben ihm. Der ältere Wächter öffnete die Fläschchen mit dem Blut und schüttete sie in einen silbernen Kelch, der sich auf dem Altar befand. Es war das einzige Schmuckstück und wirkte deplatziert. Der Kelch war groß, mit dünnen Rändern und einem schmalen, nach unten breiter auslaufenden Stiel, der in ein Standbein endete. In dem Bauch des Gefäßes, waren Griffons ein gestanzt. Ein klares Delikt dafür, dass der Kelch zu den Wächtern gehörte. Der Kelch war nun bis zum Rand gefüllt und wir traten zögerlich, den Wächtern unsichere Blicke zuwerfend, näher.

Duncan erklärte uns, dass das Ritual vor uns geheim gehalten wurde, weil wir entweder erfolgreich überleben würden oder starben. Ich schluckte, also gab es keine Alternative. Ser Jory war ebenso nervös: „Je mehr ich von diesem Ritual erfahre, desto nervöser werde ich.“ Er verlagerte unruhig sein Gewicht von einem Bein auf das Andere. „Vielleicht wollen sie uns nur ärgern,“ meinte Daveth trocken und versuchte die Stimmung etwas aufzulockern.

Die Aussagen der Beiden trugen nicht sonderlich zu meiner Beruhigung bei und ich warf ihnen ärgerliche Blicke zu. „Ich meine, was wenn wir sterben, ohne jemals den Wächtern beigetreten zu sein? Lohnt es sich wirklich alles dafür zu opfern?,“ fragte der Ritter mit zusammen zusammengekniffenen Brauen . Kleine Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn.

Daveth funkelte ihn wütend an. „Ich würde viel mehr opfern, wenn es dieses ganze Chaos beendet!,“ sagte er sauer und sah Ser Jory und mich herausfordernd an. „Ich habe Frau und Kind in Highever.......Wenn ich das eher gewusst hätte.....Hätte ich eine Wahl gehabt, dann....“ Hätte er eine Wahl gehabt? Wir hatten doch eine Wahl gehabt, oder? Ich hätte auch wählen können......doch ich habe mich für diesen Weg entschieden. Egal, ob ich jetzt starb oder später. Es kam auf das selbe Endergebnis hinaus. So lief es immer ab und wenn das Ritual unseren Tod forderte, so würden wir ihn Willkommen heißen. Schließlich taten wir das hier nicht nur um unseres Willen, hier ging es um viel mehr. Um unsere Familien, Freunde, Verwandten und Völker.

Es war doch ein hehres Ziel dafür zu sterben, wenn wir damit andere schützten oder nicht? Dennoch regte mich die Unterhaltung zwischen Daveth und Ser Jory auf. Konnten die Beiden denn nicht ihre Schnäbel halten?! Ich hatte schon genug die Hosen voll und die Beiden verbesserten nicht gerade unsere Situation, sollte es denn überhaupt möglich sein, irgendetwas daran zu verbessern. „Die Grauen Wächter mussten schon vieles opfern, Ritter! Also reißt Euch zusammen und steht gerade. Es wird mir eine Ehre sein, mein Leben für unsere Welt zu geben. Hier steht mehr auf dem Spiel, als unsere selbstsüchtigen Gedanken und Hoffnungen!,“ fuhr Daveth ihn an und baute sich drohend vor ihm auf. Mir wurde es zu bunt und ich trat dazwischen, bevor der Dunkelhaarige dem Ritter an die Gurgel sprang. Mit aller Kraft stemmte ich, eine meiner Hände jeweils auf die Brust von Daveth und Ser Jory abstützend, auseinander und zischte giftig: „Euer Gejammer geht mir auf die Nerven! Ich schwöre Euch, ich bin eine Frau und habe mehr Mut als ihr Beiden zusammen! Haltet die Schnäbel!“

Ich schnaufte wütend und versucht meine Angst zu überspielen. Was bildeten sich die Beiden überhaupt ein? Daveth grinste plötzlich frech, und trat zurück. „Das habt Ihr aber schön gesagt, Amazone!,“ meinte er keck und ich spürte wie mir die Zornes röte ins Gesicht schoss. „Ich bin keine Amazone! Naja, jedenfalls nicht wirklich...,“ entgegnete ich unsicher und sah demonstrativ zu Boden. Ser Jory kehrte mir den Rücken zu und blickte zu Duncan, der ruhig unser Gespräch verfolgt hatte. Er wartete darauf, eine Ansprache halten zu dürfen und ich lächelte ihn verlegen und entschuldigend an. Verdammte Kerle, Daveth hatte mich total blamiert! Der Wächter räusperte sich kurz und begann dann mit ernsten Gesicht zu sprechen. „Während der ersten Verderbnis wurde die Grauen Wächter gegründet, und um sich ihren Gegnern zu stellen, tranken sie das Blut der Dunklen Brut. Sie überlebten das Gift und wurden stärker.“

Ich hielt die Luft an, meine schlimmsten Befürchtungen bewahrheiteten sich und Ser Jory schrie entsetzt auf. Er zitterte am ganzen Körper, als er fragte: „Wir sollen dieses Blut....?“ Daveth ballte die Fäuste und blickte starr auf den Kelch. Duncan nickte, doch sein Gesichtsausdruck blieb verschlossen, als er hinzufügte: „Wie es die ersten Wächter taten, wie Alistair und ich es taten. Die, die überleben, werden immun und können das Gift in der Dunklen Brut spüren. Alistair, die rituellen Worte.“

Die, die überlebten........Das war es also, was mein Leben etwas verlängern sollte....das Blut der Dunklen Brut! Ich musste nur überleben und ich wäre dem Tod von der Schippe gesprungen.

Ein Kloß bildete sich in meinem Hals und ich presste die Zähne aufeinander. Dürfte doch nicht so schwer sein,oder? Schließlich hatte ich den Wolf auch überlebt! Ich schauderte, ja, ich hatte überlebt, aber zu welchen Preis? Ich hatte meine Heimat und meinen Clan verlassen....NEIN! Ich musste überleben! Ich musste mich noch bei Melle entschuldigen, daher gab es keine andere Option.

Daveth schien ebenfalls fest davon überzeugt zu sein, dass er überlebte. Ein selbstsicheres Grinsen zierte sein Gesicht und ich bewunderte seine innere Stärke. Er war so ganz anders als Ser Jory, der bereits jetzt schon zu einem Häufchen Elend zusammen fiel. Alistair senkte das Haupt. „Tretet uns bei, Brüder und Schwestern. Kommt zu uns in den Schatten, wo wir wachsam warten. Tretet uns bei und tragt mit uns die Bürde, die getragen werden muss. Und solltet ihr fallen, wisset, das euer Opfer nicht vergessen werden wird und das wir eines Tages zu euch kommen werden.“

Seine Tonlage war einige Oktaven tiefer als sonst und sein melancholischer Blick, verpasste mir eine Gänsehaut. So kannte ich ihn gar nicht! Dieser Alistair machte mir angst und ich wünschte mich zurück in die Kocari Wildnis. Gab es denn keine andere Möglichkeit ein Grauer Wächter zu werden? Mussten wir wirklich in Kauf nehmen, das wir vielleicht sterben könnten? Duncan reichte den Kelch Daveth. Der Fereldener musterte kurz den Inhalt und führte den Rand widerwillig zu seinen Lippen. Geschockt betrachtete ich seinen Kehlkopf, als er ein paar Schlucke trank.

Er gab den Kelch Duncan zurück und für einen kurzen Moment schien es so, als sei alles in Ordnung. Ich presste eine Hand auf mein hämmerndes Herz und atmete erleichtert aus. Plötzlich fasste sich der Dunkelhaarige an die Kehle, ein Würgen erklang und er beugte sich nach vorne. Seine Augen verdrehten sich und das weiß trat hervor, als er zuckend zu Boden fiel und dort röchelnd liegen blieb, bis sein Körper erschlaffte und er starb. Entsetzt waren Ser Jory und ich einen Schritt zurück gewichen. Tränen brannten in meinen Augen. Daveth! Nein! Das durfte nicht sein! Duncan schüttelte traurig den Kopf. „Es tut mir leid Daveth.“ Der Schmerz in seinen Augen schnürten mir die Kehle zu. Er hatte es gewusst! Vom ersten Moment an! Verdammt! Meine Achtung dem Wächter verschwand und etwas zerbrach in mir. Mein Vertrauen. Wie ein Spiegel zersplitterte es in zig Einzelteile. Warum hatte er das getan?

Fast automatisch wanderte meine Hand zu meinem Kurzschwert. Ich würde dieses Teufelszeug nicht trinken! Eher starb ich an meiner `Krankheit`. Ser Jory wich entsetzt zurück, als Duncan auf ihn zu trat. Ich biss mir auf die Lippen, was würde Duncan nun tun? „Nein, nein, nein! Vergesst es, ich habe eine Frau und ein Kind! Hätte ich das eher gewusst....“ Todesangst stand in seinen Augen und er zog seinen Zweihänder. Er würde sich mit allen Mitteln schützen. „Es gibt kein Zurück,“ sagte Duncan leise und ehe Ser Jory hätte zuschlagen können, zog der Wächter in atemberaubender Geschwindigkeit seinen Dolch und rammte ihn in Ser Jory´s Brust. Ich schlug mir die Hände vor dem Mund und zuckte zusammen, als Duncan den Dolch geräuschvoll aus der Brust zog. Ser Jorys gebrochenen Augen waren weit aufgerissen und sein Mund zu einem stummen Schrei geöffnet. Es war das erste Mal das ich Mitleid für ihn empfand.

Keinen Hauch von Verachtung oder Überlegenheit. Mein Blick streifte Alistair, er schien ebenfalls entsetzt zu sein. Sekundenlang sahen wir uns in die Augen und ich schluckte. Würde er mir denn nicht helfen? Schließlich hatte er es schon getan. Wir könnten Duncan überrumpeln....ach verdammt, er würde doch nicht seinen eigenen Orden verraten, nur wegen mir. Duncan blieb vor mir stehen und hielt mir den Kelch entgegen. Meine Mine verfinsterte sich, wenn ich mich wehren oder verschwinden wollte, würde Duncan mich töten. Wenn ich aber Duncan mit viel Glück ausschaltete, stand ich Alistair gegenüber........und dann der gesamten Armee des Königs. Egal wie ich es drehte oder wendete, es gab kein Entkommen. Ich musste das stinkende Zeug runter würgen und überleben. Ich warf den Beiden Wächtern vernichtende Blicke zu. „Wenn ich das überlebe und die Verderbnis vorbei ist, schwöre ich bei Andraste, dass ich euch den Hintern aufreiße!,“ fauchte ich und schnappte mir den Kelch, setzte ihn ohne zu zögern an meine Lippen und nahm einen kräftigen Schluck.

Jetzt war es zu spät um sich umzuentscheiden! Ein metallischer Geschmack erfüllte meinen Mund und das Blut rann brennend meine Kehle hinunter. Jede Faser meines Körpers begann zu brennen und ich fasste mir würgend an den Hals. Mein Herz schlug unregelmäßig gegen meine Brust und ich krümmte mich vor Schmerz. Ich bekam keine Luft mehr und stürzte zu Boden. Ich kippte zur Seite und das letzte was ich sah, war die verschwommenen Gestalten von Duncan und Alistair.
 

// Ein lautes Brüllen ertönte und ich schlug die Augen auf, angetrieben von einem unstillbaren Verlangen. Ich blickte gen Himmel und sah voller Begeisterung, wie sich dort eine große, schwarze Silhouette abzeichnete. Erneut brüllte der schwarze Drache und es klingelte in meinen Ohren. Er rief mich. Eine sanfte, düstere Melodie, die mich in den Schatten lockte. Ich wollte sie weiterhin hören! Mit wackeligen Schritten taumelte ich dem Drachen nach, ganz berauscht von dem Gefühl, welches er in mir entfachte. Ich stolperte über etwas weiches. Es war ein abgetrennter Arm, an dem blutigen Stumpf hingen die zerfetzten Muskeln. Der Drache spie grünes Feuer und ich hörte die Schreie der sterbenden Menschen. Fleisch! Ich wollte frisches, warmes Fleisch! //
 

Erschrocken öffnete ich die Augen und fuhr hoch. Ich zitterte am ganzen Leib und mir wurde plötzlich schlecht. Ich drehte mich zur Seite und erbrach bittere Galle. Wenigstens hatte ich noch nichts gegessen....so blieb mir zumindest der Anblick meines halbverdauten Essens erspart.

“Sie ist wieder wach, dem Erbauer sei Dank,“ hörte ich eine erleichterte Stimme und es dauerte eine Weile bis ich mich orientieren konnte. Ich sah auf, direkt in oliv-grüne Augen. Alistair! Also lebte ich noch! Ich hatte dieses schreckliche Ritual überlebt, kaum zu glauben. „Wie geht es Euch?,“ fragte der Rotschopf besorgt und streckte mir seine Hand entgegen, um mir auf zu helfen. Heuchler! Ich schlug sie erbost zur Seite und blickte auf die Leichen von Daveth und Ser Jory. Es war unnötig gewesen. Ich hievte mich hoch und kam wackelig auf die Beine. Duncan schien ebenfalls erleichtert zu sein, doch ich hatte noch eine Rechnung mit ihm offen! Den Kelch hatte ich zu Boden fallen lassen und ich schenkte dem verschütteten Blut keinerlei Beachtung. „Ihr habt ihn umgebracht!,“ schrie ich Duncan zornig an und ging zwei Schritte auf ihn zu. Mein Fuß knickte um und ich geriet ins Straucheln. Heute war ehrlich nicht mein Tag. Ich fiel direkt gegen den Grauen Wächter. „Ich hatte keine Wahl,“ kam es ruhig von dem Menschen und ich wich vor ihm zurück.

Ungläubig schüttelte ich den Kopf, dass konnte doch nicht wahr sein! Das war alles nur ein Traum, ein verdammter, verkorkster Alptraum! Mit geballten Fäusten blickte ich ein letztes Mal zu den Leichen meiner ehemaligen Gefährten. Ich musste mich beruhigen, irgendwie.

„Dann bin ich jetzt ein Grauer Wächter?,“ fragte ich und musterte Duncan argwöhnisch. Mittlerweile traute ich ihm alles zu! Duncan nickte und Alistair fragte: „Hattet Ihr Albträume? Nach meinem Beitritt hatte ich schreckliche Albträume.“

Ich sah ihn forschend an, aber er wartete auf eine ehrliche Erwiderung meinerseits. „Ja, es war grauenhaft,“ antwortete ich zögerlich und erinnerte mich an den abgetrennten Arm.

Ich schauderte. Wirklich unappetitlich. „Was passiert nun mit mir?“ Schließlich hatte ich gerade das Blut der Dunklen Brut überlebt, also musste doch jetzt irgendetwas passieren, oder? Na ja, Superkräfte spürte ich nicht gerade, aber vielleicht dauerte das ja noch etwas. „Ich muss noch zu einer Unterhaltung mit dem König. Du solltest dich in der Zwischenzeit erholen. Alistair du begleitest sie, ich werde euch später weitere Anweisungen geben.“ Damit stieg er die Treppen hinab, die wir zuvor erklommen hatten. Wir sahen ihm schweigend nach.
 

Wir kehrten zu dem Lagerfeuer zurück, an dem wir zuvor die Instruktionen von Duncan erhalten hatten. Ich ließ mich auf die Erde fallen und knabberte lustlos an einem Stück Trockenfleisch. Mit dem verdammten Ding konnte man die Dunkle Brut totschlagen, so hart war es.

Wie schafften die Reisenden es, davon etwas ab zubeißen und dabei ihre Zähne zu behalten. Das Ding könnte man höchstens einweichen.....eklig. Das Feuer knisterte leise. Alistair stand unschlüssig neben mir, ich ignorierte ihn. Er hätte mich warnen können! Daveth......Dén.....Ser Jory, alle waren tot. Na ja, Dén war nur für tot erklärt worden, hoffentlich hatte er das Weite gesucht. Ich wollte nicht das er starb , da war es eher besser das er desertierte.Ich murrte und schmiss das Fleisch angewidert ins Feuer, wo es mit einem Zischen verbrannte. Na, wenigstens brannte das Zeug wie Zunder! „Es tut mir leid.“Ich zuckte zusammen und sah den Wächter mit großen Augen an.

Wie jetzt?

„Ich hätte Euch vorwarnen sollen, doch es war mir verboten,“ sprach Alistair weiter und ich winkte ab. Wenn er so reumütig war, konnte ich ihm gar nicht mehr böse sein. „Nein, Ihr habt richtig gehandelt.

Ihr habt das getan, was von Euch verlangt wurde,“ meinte ich wahrheitsgemäß und kratzte mich am Kopf.

Sollte ich mich jetzt wirklich entschuldigen? Ich hatte das Bedürfnis dazu, schließlich war ich ja der Trampel, der sich einen Fehltritt nach dem Anderen leistete. „Ich hätte Euch heute morgen nicht so anfahren dürfen. Das mit dem Topf tut mir leid,“ ich schmunzelte leicht, „außerdem habe ich mich in der Wildnis total daneben benommen.

Ihr wart immer bemüht mir gegenüber freundlich zu sein und ich war richtig fies. Ich hätte den Soldaten nicht töten dürfen.,“ endete ich und fühlte mich seltsam erleichtert. Alistair ließ sich neben mir nieder, er strich sich gedankenverloren über den Schnitt am Hals.

„Wenigstens weiß ich jetzt, dass ich mich nie in Eurer Gegenwart verletzen lasse,“ meinte er verschmitzt und ich war über seine Antwort erleichtert. Er nahm es mir nicht krumm! „Aber ich wüsste dennoch gerne, warum Ihr so gehandelt habt. War es wegen Dén? Hat er Euch angestachelt?“

Ich verschluckte mich und blickte ihn ungläubig an, doch er meinte es vollkommen ernst. „Nein. Dén hatte damit nichts zu tun,“ wehrte ich ab. „Ich weiß nicht genau, was mit mir los war. Ich hielt es für das Richtige. Wenn Ihr wüsstet......,“ meinte ich leise und zog den Kopf zwischen den Schultern ein, als würde ich Schläge erwarten, mein Blick verlor sich in den Flammen, des prasselnden Feuers.

„Einmal kamen drei She- Menschen in den Wald, wo unser Clan gerade lebte. Sie waren Schatzsucher. Es kam häufiger vor, dass sich Menschen bei uns verirrten. Ich war gerade mit einem Clanbruder auf die Jagd. Wir verstanden uns nicht gut, schafften es aber zusammen zu arbeiten. Wir trafen die Menschen und berieten, was wir mit ihnen anstellen sollten.... als plötzlich einer von ihnen weg lief. Mein Clanbruder schoss ihn und einen anderen nieder, doch ich konnte es nicht. Der Mensch entkam und kehrte später zurück......“ Ich brach mit brennenden Augen ab. Die Erinnerungen schmerzten zu sehr.

Etwas ähnliches war bereits vor zehn Jahren schon mal geschehen. Ich spürte Alistairs fragenden Blick auf mir ruhen. Ich schniefte leise. „Sie haben unseren Clan niedergebrannt.

Den Schöpfern sei Dank, gab es nur wenige Verletzte. Aber es war dennoch grausam“ Ich seufzte schwer, dass war noch gar nicht so lange her. Wenn ich damals anders gehandelt hätte, wäre das Alles wohl nie passiert. „Also denkt Ihr jetzt, Ihr wärt daran Schuld, weil Ihr den Mann damals habt laufen lassen, richtig?,“ hakte er nach und der Schein des Feuers spiegelte sich in seinen Augen wieder.

Ich nickte zögerlich.

Ich gab mir die Schuld daran, dass stimmte. „Dann irrt Ihr Euch. Selbst wenn Ihr den Mann niedergeschossen hättet, so wie Euer Clanbruder die Anderen, hätte das über kurz oder lang zu Konflikten geführt.

Das Verhältnis zwischen den Dalish und den Menschen war schon immer sehr... angespannt,“ ergänzte er schließlich und sah mir direkt in die Augen. Mein Körper kribbelte angenehm und mir wurde wohlig warm. Warum löste dieser Mensch nur so gegensätzliche Gefühle in mir aus?

„Ist unser Verhältnis auch angespannt?,“ fragte ich scheu. Ein leichter Rotschimmer legte sich auf die Wangen des Wächters und er senkte verlegen den Kopf, ehe mir bewusst wurde, was ich gerade eben gefragt hatte. Ich schlug mir die Hände vor dem Mund und wurde puterrot. Alistair lachte leise und ich wäre am liebsten vor Scham im Boden versunken.
 

Hinter uns räusperte sich jemand und ich fühlte mich ertappt, als hätte ich etwas Verbotenes getan. Duncan war zurückgekehrt und wir standen eilig auf, aber ich vermied es Alistair ins Gesicht zu blicken.

„Es scheint dir wieder besser zu gehen,“ stellte Duncan amüsiert fest und ich presste die Lippen zusammen. „Ich habe eine Aufgabe für euch. Ihr sollt das Signalfeuer im Turm von Ishal entzünden,“ erklärte Duncan sachlich und musterte uns nachdenklich. Alistair riss die Augen auf.

„Cailan benötigt also zwei Graue Wächter, die das Feuer entzünden, nur um sicher zu gehen? Ist das sein Ernst?,“ fragte der Rotschopf misstrauisch und es schien ihn irgendetwas daran zu stören. Ich runzelte verwirrt die Stirn. „Kann ich das nicht alleine machen?,“ fragte ich verwundert. Es sollte ja nicht all zu schwer sein, ein Feuer zu entzünden, oder? Duncan schüttelte den Kopf und widersprach: „Wir müssen in dieser Schlacht alles für den Sieg tun, ob es nun aufregend ist oder nicht. Der König will das zwei Graue Wächter das Leuchtfeuer entzünden, also wird es auch so sein.“

Alistair stimmte das weniger glücklich. Er verschränkte die Arme vor der Brust und meinte dann trotzig. „Aber nur, um Euch vorzuwarnen: Sollte der König mir befehlen, ein Kleid anzuziehen und vor ihm zu tanzen, werde ich mich weigern. Dunkle Brut oder nicht!“ Er grinste schief. „Das würde ich zu gerne sehen!,“ stimmte ich kichernd ein.

Alistair in einem Kleid, dass musste ich sehen. Ich würde mich vor Lachen auf dem Boden kugeln. „Für euch würde ich vielleicht eins anziehen, aber das Kleid muss hübsch sein,“ setzte er amüsiert nach. Duncan seufzte entnervt und rollte mit den Augen. Tja, er wird halt alt, dachte ich gehässig, noch immer ganz entzückt von der Vorstellung Alistair in einem Kleid zu sehen.

Ich würde darauf später zurück kommen. „Wenn der König unbedingt zwei Wächter braucht, dann soll es so sein,“ gab der rothaarige Wächter schließlich nach und ich verkniff mir ein Schmunzeln. Duncan nickte zufrieden. „Ihr werdet unverzüglich aufbrechen.

Auch wenn diese Aufgabe unwahrscheinlich leicht erscheint, ist sie doch von immenser Wichtigkeit.“ Ich musterte den Dunkelhaarigen skeptisch, was sollte an dem Signalfeuer so wichtig sein? Notfalls könnten es doch die Magier entzünden oder vertraute der König diesen nicht genug? Ging er vielleicht von einem Verrat aus? Ein kaltes Frösteln überzog meinen Körper und ein Holzscheit knackte laut. Nein, dieser Gedanke war albern.

Vorallem da uns so eine wichtige und heftige Schlacht bevor stand. Ich schnappte mir das rechte Handgelenk von Alistair und zog in mit mir. „Keine Sorge, wir schaffen das schon!“
 

Ein Horn ertönte von weit her und der Horizont wurde von einem orangenem Licht erhellt. Doch es war nicht der Sonnenaufgang, sondern die dunkle Brut, die dort marschierte. Kommandos wurden gebrüllt und Katapulte gespannt.

Ich hörte das Gebell der Mabaris und roch den fauligen Gestank der dunklen Brut. Mein Nacken prickelte warnend und tief in meinem Unterbewusstsein hörte ich eine Stimme, sie lockte mich sanft und verführerisch.

Versprach mir verheißungsvolle Dinge und entfachte einen widerwärtigen Drang in mir, alles und jeden in meinem Umfeld zu töten und mich am Fleisch der Menschen zu laben. Das Amulett um meinen Hals leuchtete blau auf und die Präsenz verschwand. Verwirrt schaute ich zu Alistair, der ebenfalls starr in die Ferne geblickt hatte. Seine menschlichen Augen sahen nicht das, was ich sah. Darum beneidete ich ihn etwas. Es waren so viele.

So unfassbar viele! Wie sollten wir das überleben? Eine steile Falte zeichnete sich zwischen seinen Brauen ab. Ein Schlachtruf ertönte und die Mabaris hetzten gegen die dunkle, breite Masse. Ich wandte mich ab und folgte Alistair die Brücke entlang. „Beim Schreckenswolf, haben wir überhaupt eine Chance gegen die?,“ rief ich ihm hechelnd zu. Warum mussten Menschen nur so lange Beine haben? Die Katapulte wurden los gelassen. Doch die dunkle Brut schoss ebenfalls zurück und bombardierte die Brücke.

Mit einem Hechtsprung schnellte ich nach vorne zu dem Wächter. Gerade noch rechtzeitig! Ein riesiger Feuerball schlug an der Stelle ein und verbrannte die schreienden Soldaten.

Ich schluckte, folgte dann jedoch Alistair.

Ich hatte noch nie eine Schlacht miterlebt, umso überwältigender war nun die ganze Situation. Vorallem da ich nicht wusste, wie ich mich verhalten sollte. Ich kämpfte nun an der Seite der Menschen, meiner eigentlichen Feinde! Ich stolperte, in meiner Unachtsamkeit, über einen Stein und fiel hin. Murrend stand ich wieder auf, meine Knie waren durch den Sturz aufgeschürft. Als ich wieder nach vorne blickte, war von dem Wächter nichts mehr zu sehen. War er etwa weiter gerannt? Ich legte den Kopf schief, dass konnte doch nicht wahr sein! Über mir flog ein weiterer Feuerball hinweg.

Ich folgte weiter dem Weg, irgendwann musste ich Alistair einholen. Fest entschlossen meinem Plan zu vertrauen, scheiterte er bereits, als ich nach einigen Metern an eine Kreuzung ankam. „Das kann doch nicht wahr sein! Wo ist dieser verfluchte Mensch nun lang gegangen?!“ Eine gepflasterte, unebene Straße führte nach rechts und eine nach links.

Durch den Rauch der Feuerbälle und dem hereinbrechenden Dunkel der Nacht, konnte man den Turm nicht sehen. Blindlings lief ich nach rechts und stütze mich an den zerstörten Überresten der Mauern ab, um mich vor zu tasten. Der Rauch brannte in meinen Augen und das Atmen fiel mir schwer. Ich hob meinen linken Arm und wischte mir über die tränenden Augen, doch es wurde nicht besser. Der Boden bebte und es krachte von allen Seiten.

Schreie hallten von überall her und in dem Rauch mischte sich der Geruch von verbranntem Fleisch. Ich tastete mich weiter vor, die eine Hand an der Mauer entlang gleitend und mit der anderen schützte ich meine Augen. Teilweise stürzten Holzkonstruktionen, wie Wehrgänge und Leitern von den Wänden nieder. Splitter bohrten sich in meinen Arm und ich heulte vor Schmerz auf.

Plötzlich lag ein Schatten auf mir und ehe ich hätte zur Seite springen können, fiel etwas auf mich. Hart schlug ich auf den Boden auf.

Die Luft wurde aus meinen Lungen gepresst und ich hatte das Gefühl zerquetscht zu werden. Ich hörte mein eigenes Blut in meinen Ohren rauschen und ein blutig, wallender Schleier versperrte mir die Sicht.

Meine Welt verdunkelte sich. Bevor ich jedoch das Bewusstsein verlor sah ich noch ein paar brauner Lederstiefel vor mir. Dann schlossen sich meine Augen.



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