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Atlantis

von

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Der Vortrag

Müde glitt der Blick aus den beiden azurblauen Augen durch das Forum. Es waren viel mehr Leute gekommen, als er es sich je vorgestellt hatte. Als er es befürchtet hatte. Nicht, dass er Angst vor dem Vortrag hatte, nein. Derlei hatte er bereits so unzählige gehalten, dass er das Mitzählen aufgehört hatte. Doch dieses Mal war es eben etwas ganz Anderes. Dieses Mal ging es um weitaus mehr, als den Bericht über ein paar Mauerstücke, die sie ausgegraben haben, oder um antike Scherben, Gefäße oder Münzen.
 

Selbst das Publikum in dem riesigen Saal war ein anderes. Es war nicht ausschließlich ein Fachpublikum, es ging eben um weit mehr als die üblichen Kleinigkeiten. Es ging ihren Auftraggebern um mehr und für ihn persönlich ging es irgendwie um ALLES. Er seufzte. Die gesamte japanische Regierung war anwesend. Sie wollten natürlich wissen, was die von ihnen bezahlte und entsandte Expedition erlebt und gefunden hat. Wieder seufzte er. Und er würde es ihnen in Kürze erzählen, mit Bildern zeigen und Fundstücken beweisen. Und das, obwohl er in den vergangenen 2 Monaten versucht hatte, so selten wie möglich an das zu denken, was auf dieser Expedition passiert war.
 

Er wischte sich über das Gesicht, als sein Kollege Kakuzu mit durchaus besorgtem, wenn nicht sogar geschocktem, Blick auf ihn zukam und raunte: „Um Himmels Willen, Deidara! Wie siehst du denn aus??“ Er blickte an sich herab und seufzte erneut. Er wusste selber, dass er, im kompletten Gegensatz zu früher, gelinde gesagt beschissen aussah. Die sonst ordentlichen und stets gepflegten und gehegten blonden Haare hingen strähnig, zerzaust und spröde in alle Himmelsrichtungen von seinem Kopf. Unter seinen Augen konnte er die tiefen dunklen Ringe förmlich spüren, da er ohnehin die Augen aus permanentem Schlafmangel kaum aufzuhalten fähig war.
 

Für üblich war er ein stets adrett gekleideter und auch gut aussehender junger Mann gewesen. Nun sah er aus, als käme er direkt vom Ballermann und habe letzte Nacht noch einmal richtig die Sau herausgelassen, nur um heute als Schnapsleiche über die Welt zu wandeln. Mit dem kleinen Haken, dass Deidara weder auf dem Ballermann gewesen war, noch einen Tropfen Alkohol angerührt hatte.
 

Schlaff hob er seinen Kopf und erwiderte Kakuzus Blick, bis seine Stimme kraftlos der Aufforderung zu sprechen nachzukommen versuchte: „Lass mich in Ruhe. Ich ziehe diesen Vortrag hier noch durch und danach... ach, was weiß ich... Es ist doch alles egal.“ Der Größere blickte sich verstohlen um und zog den Blonden hinter die Bühne, da sich die Zuhörer allmählich alle auf ihren Plätzen eingefunden hatten und der Expeditionstrupp kurz vor der Präsentation stand.
 

Die Anderen aus ihrer Gruppe waren bereits dort und musterten Deidara mit ebenso entsetztem Blick, wie Kakuzu es selbst bis vor wenigen Augenblicken noch getan hatte. Er packte den Blonden an den Armen und sah ihm streng in die Augen: „Sag mal, spinnst du? Weißt du eigentlich was du da redest?“ Mit Tränen in den Augen erwiderte der Kleinere den Blick und keuchte aufgebracht: „Natürlich weiß ich das! Was willst du? Ich habe ALLES verloren! Ich kann und ich will nicht mehr! Weißt du eigentlich, wie die letzten 2 Monate für mich waren? Ich sag es dir: Es war die reinste HÖLLE!“ Er stieß Kakuzu von sich und fauchte: „Und jetzt muss ich hier alles noch einmal durchleben, obwohl ich es nur vergessen will!!“
 

Deidara blickte einmal in die Runde und knurrte: „Ihr wisst NICHTS! Und schon gar nichts darüber, was ich auf dieser beschissenen Expedition verloren habe!“ Kakuzu seufzte und wandte sich von dem Blonden ab: „Beruhige dich ein bisschen. Ich muss die Eröffnungsrede halten.“ Er hielt kurz inne. „Es tut mir wirklich Leid was passiert ist, Deidara, und das weißt du. Aber das Leben geht nun einmal weiter, vergiss das nicht.“ Der Größere ließ den Blonden zurück und betrat die Bühne, auf der ein kleiner Tisch stand, der mit einem Mikrofon versehen war. Für die Gäste gut versteckt verbarg sich hinter ihm, unter ihm, und über ihm eine ganze Menge an moderner Technik, die sein Pult und den dazugehörigen Laptop mit einem Beamer und anderen technischen Geräten zur Vorführung vernetzte.
 

Während Deidara die Blicke der anderen und die schmerzhaften Erinnerungen zu ignorieren versuchte, räusperte Kakuzu sich und wartete, bis sich das Gemurmel im Saal weitgehend gelegt hatte, ehe er ins Publikum sah und die Anwesenden begrüßte: „Ich freue mich, dass Sie so zahlreich erschienen sind und heiße Sie herzlich zu unserer Präsentation willkommen.“ Er machte eine kurze Pause, in der die Zuhörer applaudierten. „Aufregende und ereignisreiche Monate liegen nicht nur hinter uns, sondern auch hinter Ihnen. Ich bin mir durchaus bewusst, dass unser Fund und unsere Erlebnisse im Grunde einer eigentlichen Katastrophe zugrunde liegen. Darum möchte ich im Namen der gesamten Mannschaft mein Beileid denen aussprechen, die durch das Erdbeben, den Tsunami und auch die daraus folgenden Auswirkungen im Atomkraftwerk in Fukushima ihr Leben, ihr Hab und Gut oder ihre Heimat verloren.“ Hinter der Bühne rang Deidara mit den Tränen. Ja, es gab viele, die Verluste erlitten hatten. Und er war einer von ihnen, auch wenn sein Verlust mit diesen Ereignissen im Grunde nichts zu tun hatte.
 

Nach einem weiteren Applaus setzte der Großgewachsene seine Rede fort: „Sie haben weder Kosten noch Mühen gescheut, um unseren Trupp auf eine schon oft versuchte Expedition zu schicken. Und doch war unsere Reise einmalig. Auf der Suche nach Beweisen für eine einstige Existenz der sagenumwobenen Stadt Atlantis hatten wir alle auf antike Fundstücke gehofft. Doch was wir fanden, das sprengt unser aller Vorstellungskraft, obwohl wir es mit eigenen Augen gesehen, am eigenen Leib erfahren haben.“ Bedeutungsvoll blickte er auf, griff nach einer kleinen Fernbedienung und drückte auf einen Knopf, woraufhin hinter ihm an der großen weißen Wand dank des Beamers ein großes Foto erschien.
 

Deidara musste es nicht sehen, er wusste auch so um welches Foto es sich handelte. Es war kurz vor ihrer Abreise entstanden. Die gesamte Mannschaft war darauf zu sehen mit ihren neuen Freunden, die sie tief unter der Erde in Atlantis gefunden hatten. Nur einer war nicht mit auf dem Bild. Und der Gedanke schmerzte so unsagbar gnadenlos in seiner Brust.
 

Kakuzu sprach weiter: „Wir haben lange überlegt, wie wir Ihnen nachvollziehbar machen können, was wir erlebt und gefunden haben. Ihnen schlicht die Forschungsergebnisse zu zeigen schien uns nicht angebracht, da es nicht die Herrlichkeit und die Aufregung vermitteln kann, die wir erlebt haben. Darum haben wir uns entschieden Ihnen vor der Präsentation unserer Funde und Ergebnisse in aller Genauigkeit zu berichten, was in Atlantis passiert ist.“ Ein argwöhnisches Raunen ging durch den Saal, viele Gäste murmelten miteinander und schienen über diese Worte überrascht zu sein, doch Kakuzu setzte unbeirrt fort: „Statt Ruinen fanden wir so viel mehr. Nicht einfach nur eine Stadt, nicht einfach nur eine Kultur, sondern eine ganze Welt, die sich fernab der unsrigen entwickelt und erhalten hat. Und deshalb begrüßen Sie bitte mit mir meinen Kollegen Deidara, der akribisch und ausführlich Logbuch geführt hat, um seine und unsere Eindrücke schriftlich festzuhalten.“
 

Ein verhaltener Applaus ertönte und mit schweren Schritten schleifte der Blonde sich nach vorne zu seinem Kollegen an das Rednerpult. Lange musste er nicht warten, ehe er mit kraftloser Stimme beginnen konnte, da das Publikum bei seinem Anblick rasch verstummte. Müde sprach er zu den Zuhörern, sich innerlich immens zusammenreißend. Er schloss seine Augen und ließ sich von seinen Gedanken in die Zeit zurücktreiben. Bildlich hatte er die Zusammenstellung der Expeditionsgruppe vor Augen, die Verhandlungen mit der Regierung, die ihnen ihre Aufgabe erklärte und die Hilfsmittel zusprach. Erlebte die Aufregung bei der Inspizierung des U-Bootes noch einmal und die Vorbereitungen, die allerdings allesamt für diesen Vortrag eher unwichtig waren, da die Verantwortlichen und die Auftraggeber der Regierung selbst im Publikum saßen. Deidara atmete tief durch und erreichte in den Gedanken den Augenblick, in dem ihr U-Boot den Hafen verließ und sie sich auf den Weg in ihr Abenteuer machten. Und plötzlich war es ihm, als wäre er tatsächlich wieder dort, erlebte das Gefühl mit Haut und Haar. Er öffnete die Augen und sah sich um, um mit gefasster Stimme seinen Vortrag zu beginnen:
 

„Niemals hätte ich gedacht, dass eine Forschungsreise eine so radikale persönliche Veränderung mit sich bringen würde. Dass sie fast zu einem spirituellen Wandel führen könnte, ein Pfad der Selbstfindung sein würde. Doch heute weiß ich, dass es möglich ist. Dass die wahren Erkenntnisse über das Leben nicht in Fundstücken stecken, sondern allein in uns selbst. Und dass diese Erkenntnis manchmal mit Schmerz und Verlust verbunden ist, obwohl man so viele Dinge erlebt und gefunden hat.“ Er hielt einen Augenblick inne, sah sich um und seufzte. „Es gibt nicht nur eine Wahrheit. Doch andere Wahrheiten sind oft unglaublich, schwer zu begreifen oder für einen selbst vielleicht schlichtweg nicht passend. Die Wahrheit, von der ich Ihnen nun berichten werde ist eine solch unglaubliche. Und doch ist sie genauso passiert, wie ich es Ihnen erzählen und zeigen werde.“ Er lächelte gequält. „Und alles begann an dem Tag, an dem ein Ereignis sich auf ihre und unsere Realität auswirkte. Der Tag, an dem ein Erdbeben so viele Ereignisse auslöste, die Sie zu einem Teil sehr gut kennen und zum anderen Teil nun kennenlernen werden. Der Tag, an dem ein Erdbeben nicht nur eine atomare Katastrophe auslöste, sondern auch in Verbindung mit einem Tsunami das Tor zu einer Welt öffnete, die atemberaubender nicht sein könnte. Der Tag, an dem wir den Zugang zu der Parallelwelt fanden, zu der auch die sagenhafte Stadt Atlantis gehört..."

Eine gefährliche Reise, ein unglaubliches Ziel

„Logbuch des Captains, Sternzeit... AUAAA!“ Mit aufgeplusterten Wangen sah Deidara giftig zu seinem Kollegen mit den silbrig-weißen Haaren herüber, der seinen Blick mit einem nicht weniger intensiven, jedoch eher genervten, erwiderte und knurrte: „Scheiße, hör auf so einen Dreck zu labern! Das nervt!“ Der Blonde verschränkte die Arme beleidigt vor der Brust, hob die Nase empor und zischte: „Pah, ich wollte doch nur für ein wenig Unterhaltung sorgen. Deine blöden Blondinenwitze fangen mich nämlich gewaltig an zu langweilen, Hidan. Und von Jashin will einfach kein Mensch etwas hören...“
 

Ein eher schmächtiger junger Mann mit schulterlangen roten Haaren blickte zu den beiden Streithähnen, schüttelte leicht den Kopf und seufzte: „Ihr geht uns alle beide mächtig auf den Zeiger. Könnt ihr nicht einmal fünf Minuten Ruhe geben? Seit drei Tagen sind wir jetzt unterwegs und wenn ich mir vorstelle, vielleicht noch Wochen mit euch in diesem U-Boot verbringen zu müssen, dann drehen sich mir ehrlich gesagt die Fußnägel nach oben...“ Hidan zuckte lediglich desinteressiert mit den Schultern und brummte gelangweilt: „Kann ja nicht jeder so ein Langweiler sein wie du, Nagato. Immer alles ordentlich und exakt nach Plan. Ist doch zum Kotzen öde!“ Er machte eine wegwerfende Handbewegung. „Und mal abgesehen davon hat dieser Knauser von Kakuzu mich aus der Kabine geworfen, damit er in Ruhe die Kostenabrechnung führen kann. Beschwere dich bei dem Kotzbrocken, nicht bei mir und Blondi.“
 

„DEIDARA! Maaan, wann lernst du Hohlbirne das endlich? Es ne-heeeervt!“ fauchte der Angesprochene ungeduldig. Er hasste es einfach, wenn Hidan unausgeglichen und auf Krawall gebürstet war, da dieser dann IMMER zu ihm kam, um ihn aufzuziehen und zu provozieren, was zu seiner eigenen Verärgerung auch jedes Mal hervorragend funktionierte.
 

Erneut schüttelte Nagato den Kopf, dieses Mal erklang seine Stimme jedoch in strengem und festem Ton: „Ich habe die Nase voll! Ihr müsst dringend beschäftigt werden, sonst dreh ich noch durch. Seht zu, dass ihr auf die Brücke kommt und benehmt euch gefälligst. Man hat MIR die Führung dieser Expedition aufgetragen und ihr solltet von unseren bisherigen Aufträgen wissen, dass ich diese Aufgabe stets gewissenhaft ausgeführt habe. Daran wird sich auch dieses Mal nichts ändern. Deshalb wird es eine Teambesprechung geben, verstanden?“ Etwas nölig drucksten die beiden Angesprochenen herum. „Ich habe gefragt, ob ihr verstanden habt??“ - „Jahaaaa...“ - „Gut. Ich hole die anderen. Wir sehen uns gleich auf der Brücke. Und WEHE ihr macht Dummheiten!“ Mit etwas säuerlichem Blick versah er die beiden Streithammel noch einmal mit einem schlechten Gewissen, ehe Nagato den kleinen Speiseraum, in dem sie bisher gesessen hatten, genervt verließ.
 

Deidara seufzte und schob seine Unterlippe hervor: „Der versteht auch nie Spaß. Aber wenigstens kannst du mich jetzt für eine gewisse Zeit nicht nerven, ist doch auch mal etwas.“ Er stand auf und schlenderte ebenfalls zur Tür, von dem Jashinisten dicht gefolgt. Dieser wedelte theatralisch mit den Händen in der Luft herum und maulte: „Du bist vielleicht ein Schleimer! Als ob es dir keinen Spaß machen würde, wenn ich dich ein bisschen schikaniere. Gib es zu, du stehst doch drauf, Blondi!“ Während sie durch den kleinen und schmalen Gang des U-Bootes in Richtung Brücke gingen schüttelte Deidara, ohne nach hinten zu Hidan zu schauen, den Kopf: „In deinen Träumen vielleicht, Trottel. Ich muss dich enttäuschen, aber ich habe Ansprüche, denen du in einhundert Jahren nicht genügen könntest.“
 

Mit vor Wut rotem Gesicht folgte Hidan dem Blonden auf die Brücke, auf der die Besatzung des U-Bootes ihrer Arbeit nachging und dennoch bereits wissend seufzte, da die beiden Streitenden mehr als bekannt für ihre lautstarken Diskussionen waren. Der Jashinist fauchte aufgebracht: „Was soll das denn schon wieder heißen?“ Deidara blieb stehen. Nachdem sein Verfolger beinahe in ihn herein gerannt war drehte der Blonde sich herum und grinste süffisant: „Was das heißen soll? Ganz einfach: mach mich nicht ständig an!“ - „HA! Du spinnst doch! Sehe ich aus wie eine dämliche Schwuchtel?“ Deidaras Grinsen wurde noch ein bisschen breiter, als er hinter Hidan Nagato und die anderen entdeckte. Diese Runde würde definitiv an ihn gehen, dafür würde er sorgen.
 

Mit gedämpfter Stimme, aber laut genug damit Hidan ihn hören konnte, raunte er: „Willst du eine ehrliche oder eine höfliche Antwort?“ Der Jashinist kochte vor Wut und konnte sich beim besten Willen nicht mehr zurückhalten. Wutentbrannt brüllte er: „FUCK ICH MACH DICH NICHT AN, PISSNELKE!!! ICH HASSE BLONDINEN!!!“ Während Deidara triumphierend die Arme verschränkte, ertönte hinter Hidan ein dreckiges Kichern. Dieser fuhr augenblicklich herum und kläffte los: „WAS IST SO BESCHISSEN WITZIG?????“ Nagato verdrehte die Augen und seufzte, doch Kakuzu und Kiba brüllten los vor lachen und selbst ihr Kollege Shino, der für üblich fernab seiner Terrarien, Ameisenfarmen und anderweitigen Insektensammlungen so gut wie nie zu sehen oder zu hören war, konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. Kiba jedoch prustete belustigt drauf los: „Dann färbe Deidara doch die Haare, wenn dich das Blond SOOOO stört...“
 

Ehe Hidan jedoch sein Gefluche fortsetzen konnte erhob Nagato die Stimme genervt: „So, jetzt ist Schluss hier.“ Sein ernster und drohender Blick richtete sich vor allem an den Jashinisten und Deidara, die sofort wussten, dass nun wirklich Schluss mit ihren Streitereien war. Rasch entspannte sich die Stimmung und Nagato nickte erleichtert: „Schön, da sich nun wieder alle wie erwachsene Menschen benehmen können wir ja mit der Besprechung beginnen. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, Kapitän Kisame, wenn Sie uns einen kleinen Überblick verschaffen könnten, wo wir uns befinden und wie weit es noch ist.“
 

Ein großgewachsener Mann mit einem irgendwie gierigen Blick und einem haifischähnlichen Lächeln trat an die Gruppe Forscher heran und nickte freundlich: „Aber gerne doch. Nun, wir befinden uns vor der Sanriku-Küste und haben bereits mit den Untersuchungen angefangen. Laut Ihren Aufzeichnungen sind es noch etwa 2 Kilometer bis zu der Stelle, an der Sie den Krater vermuten, der einst zur Umgebung von Atlantis gehörte. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis wir mit Hilfe des Echolot eine Veränderung des Grundes entdecken und...“
 

Jäh wurden die Ausführungen des Kapitäns unterbrochen, als ein durch und durch erschauderndes Grollen an ihre Ohren drang. Durch das Wasser zwar nur sehr dumpf, aber dennoch beeindruckend in seiner Gewalt und Intensität, von den metallischen Wänden des U-Bootes zu einem gefährlich wirkenden Knarzen begleitet. Kisame fuhr ruckartig zu seiner Mannschaft herum und rief mit weit aufgerissenen Augen: „Verdammt! Statusbericht, Zetsu!“ Der Angesprochene sah auf und folgte dem Befehl augenblicklich: „Sir, wir haben ein Problem! Das ist ein Erdbeben und...“ Mit einem Mal wandelte sich das Grollen, wurde noch lauter, doch nun wurde es von Erschütterungen begleitet, die sämtliche Forscher von den Beinen riss.
 

Der Kapitän krallte sich an einen Sitz seines geliebten Tiefsee-U-Bootes „Shinkai 6500“ und überlegte angestrengt. Was sollte er nun befehlen? Auftauchen und von einem sehr wahrscheinlichen Tsunami mitgerissen werden, dafür aber in Kontakt mit der Zentrale bleiben? Oder aber den Kontakt abbrechen und in eine Tiefe absteigen, in der sie, hoffentlich, weitgehend sicher vor diesem Beben waren? Er wischte sich über das Gesicht und fluchte innerlich. Er war zwar ein militärisch ausgebildeter Kapitän, doch sein Militärdienst lag schon eine ganze Weile zurück.
 

Aber eine Entscheidung musste er fällen. Entschlossen blickte er auf und versuchte das bedrohliche Grollen und Beben zu übertönen: „Zetsu, gehen Sie auf Tauchstation! Wir versuchen so tief wie möglich herunterzukommen.“ - „Sir? Sind Sie sicher, dass...?“ - „DAS WAR EIN BEFEHL!“ - „Aye.“ Dann richtete Kisame sich an die Forscher: „Halten Sie sich gut fest. Unter normalen Umständen würde ich Sie von der Brücke schmeißen, aber dafür bleibt uns jetzt keine Zeit. Aber passen Sie auf, dass Sie nicht im Weg stehen!“
 

Deidara sah sich panisch um. Das war zu viel. Er konnte sich kaum auf den Beinen halten und selbst Hidan sah man die Angst an. Alle waren nicht einfach nur besorgt, nein, sie alle waren der Panik nahe, so wie sie hin und her gerissen wurden, begleitet von diesen fast überirdisch wirkenden Geräuschen, die durch sämtliche Wände krochen und ihnen mehr als bewusst machte, dass sie trotz ihrer akademischen Fähigkeiten wie Sardinen in der Büchse gefangen waren und rein gar nichts an ihrem Schicksal ändern konnten, so gerne sie es auch getan hätten. Ihr Leben hing nun von den Fähigkeiten der Besatzung der „Shinkai“ ab, ob es dem Blonden passte oder nicht.
 

Und auch wenn er sich versuchte dadurch zu beruhigen, dass er genau beobachtete was die Crew um ihn herum machte oder was auf welchem Instrument angezeigt wurde, so er musste sich eingestehen, dass er nicht einmal die Hälfte verstand, nachvollziehen konnte oder gar sagen konnte, was es überhaupt anzeigte. Er war nicht dumm, aber Erstens war Deidara noch immer leicht panisch und Zweitens war dies seine vielleicht dritte oder vierte Tauchfahrt, wobei dies die erste war, bei der er auf der Brücke zugegen war. Er hatte schlichtweg keine Ahnung von U-Booten, und von Tiefsee-U-Booten schon einmal gar nicht.
 

Gelegentlich wurde das Grollen und Beben von Zetsus Stimme übertönt, der akribisch die Tiefe ansagte, die sie nach und nach erreichten. Und zu Deidaras Missfallen klangen sämtliche bedrohliche Geräusche um ihn herum mit jedem Tiefenmeter noch schlimmer, noch bedrohlicher, noch intensiver, noch lauter.
 

Kisame atmete jedoch leicht auf. Auch wenn es bedrohlicher klang, so ließ die Erschütterung ein wenig nach. Er blickte auf den Bildschirm des Sonars. Kurz hielt er inne und verkürzte die Distanz zu dem Bildschirm. Doch zu seiner Verwunderung veränderte sich das Signal schneller, als sie abtauchten oder anderweitig in Bewegung mit der „Shinkai“ waren. Sein Blick wanderte zu Zetsu herüber: „Was... was soll das?“ Der Angesprochene schüttelte jedoch lediglich hilflos den Kopf: „Sir, ich habe keine Ahnung... Das... wenn wir den Signalen glauben schenken, dann kommt uns der Grund in rasender Geschwindigkeit... entgegen....“
 

Ehe der Kapitän zu antworten fähig war, verstärkte sich das Beben plötzlich immens, riss nun auch den erfahrensten Nautiker von den Füßen und erfüllte alles mit seinem Grollen, was in diesen Tiefen nur denkbar war. Kisame konnte im Nachhinein nicht einmal mehr sagen, wer es gebrüllt hatte, doch einer seiner Männer tat es: „DER HIMMEL STEHE UNS BEI! DA IST EIN BERG! DA IST PLÖTZLICH EIN BERG!!!!“
 

Deidara versuchte aufzublicken, doch es gelang ihm im Grunde nicht. Seine Kollegen und er wurden wild über die Brücke geschleudert, stießen gegeneinander oder mit der Besatzung zusammen, die ihrerseits alle Kontrolle verloren zu haben schien. Der Blonde kämpfte gegen eine alles übertönende Übelkeit, die in ihm aufkam, da ihm jegliches Gefühl für „oben“ und „unten“ abhanden gekommen schien.
 

„CAPTAIN! WIR SIND IN EINEN STRUDEL GERATEN!!!!“ Kisame brüllte: „SCHEIßE!“ Er stieß jeden aus dem Weg, der ihm gerade ungelegen in die Quere kam, bis er höchstpersönlich am Steuer ankam und tief durchatmete. Über eine Kamera und einen Scheinwerfer konnte er zumindest das Nötigste erkennen, um seine geliebte „Shinkai“ vor dem Schlimmsten zu bewahren. Missmutig stellte er fest, dass der Sog bereits so stark war, dass sie mit dem Tiefsee-U-Boot in Schieflage gerieten.
 

Mit Schweißperlen auf der Stirn griff Kisame nach dem Steuer und verharrte konzentriert mit den Augen auf dem Bildschirm. Es brachte rein gar nicht mehr gegen die Strömung zu manövrieren, das sah er sofort. Doch er wollte weder sein Schiff, noch seine Mission so einfach aufgeben. Und es schienen ihm Stunden zu vergehen, bis er plötzlich etwas sah, das ihm einen Geistesblitz und eine mögliche Lösung bescherte.
 

Entschlossen blickte er auf und nickte: „Also gut. Betet, dass das funktioniert!“
 

Die Worte des Kapitäns vernehmend schaffte Deidara es nun doch aufzublicken. Er konnte nicht einmal sagen wieso, aber diese Entschlossenheit und plötzliche Ruhe Kisames beruhigte auch ihn innerlich irgendwie. Er sah den Großgewachsenen an, krallte sich an einem Sitz fest und ließ seinen Blick auf den Monitor schweifen. Seine Augen weiteten sich, als er das sah, was der Kapitän meinte. Der Felsmassiv, der sich so urplötzlich vor ihnen aufgebaut hatte, wies eine große Öffnung auf, die augenscheinlich sowohl in das Gestein wie auch weiter auf den Grund führte.
 

Wie ein gieriger Vogel den Wurm verschlang die tiefschwarze Höhle das in diesem Augenblick geradezu winzig wirkende U-Boot, zog es geradezu ungeduldig in seinen unendlich wirkenden Schlund. Unter höchster körperlicher und geistiger Anstrengung versuchte Kisame seine „Shinkai“ vor größeren Blessuren zu bewahren und betete insgeheim, dass sie heile aus dieser Misere herauskommen würden.
 

Das U-Boot tauchte in die unendliche Dunkelheit ein, während der Sog allmählich schwächer wurde. Zu Kisames Missfallen jedoch verengte sich der Durchlass zusehends, je weiter sie unter den eigentlichen Meeresgrund zu gelangen schienen. Er blickte kurz zu Zetsu herüber und knurrte angespannt: „Alle Maschinen auf minimale Kraft.“ Der Angesprochene nickte und dirigierte die übrige Crew zu ihren Aufgaben, drosselte das Tempo, um anschließend, wie alle anderen auch gebannt auf den Bildschirm zu sehen.
 

Deidara atmete erleichtert auf. Das Grollen war nur noch schwach zu hören und auch das Beben hatte mittlerweile fast vollständig nachgelassen. Neben ihm rappelte sich auch Nagato auf und sah sich um: „Geht es euch gut?“ Als erstes, niemand hatte es anders erwartet, jammerte Hidan laut auf: „FUCK! Was war das? Scheiße! Ja, alles noch dran, aber... FUCK! Das war mal ein beschissener Trip!“ Kakuzu, der sich neben Hidan wieder auf die Beine hiefte, schüttelte seufzend den Kopf: „Alles Bestens, auch wenn ich mich mit jedem Tag mehr frage, wie DU überhaupt einen Abschluss auf der Universität bekommen konntest?!?“ Der Jashinist fauchte gereizt: „Das geht dich einen Scheißdreck an, Geizkragen!“
 

Nagato wischte sich über das Gesicht: „Gut, gut, ich glaube es euch ja, dass alles in Ordnung ist! Wie sieht es bei euch aus: Deidara, Kiba, Shino?“ Die drei angesprochenen hatten mittlerweile ebenfalls auf ihre Füße zurückgefunden und nickten eifrig, ehe der Rothaarige leicht lächelte: „Das ist gut zu wissen.“ Sein Blick schweifte zum Kapitän herüber. „Wie sieht es aus, Kisame? Kommen wir durch?“ - „Sssscht. Bitte! Wie Sie sehen wird der Durchlass immer schmaler. Aber immerhin sind wir aus dem Sog heraus, falls es Sie beruhigt.“ Nagato nickte und beschloss, den Kapitän nun vorerst in Frieden zu lassen. Selbst für einen Laien war deutlich zu erkennen, dass sich die Fahrt um eine Millimeterarbeit handelte.
 

Nach all dem Lärm, dem Grollen, dem Donnern und dem erschütternden Beben legte sich plötzlich eine gnadenlose Stille über das gesamte U-Boot. Zetsu schaltete selbst das Sonar ab, da es ihnen in diesem Augenblick nicht hilfreich war. Kisame steuerte die „Shinkai“ vorsichtig und überraschend behutsam durch den tiefschwarzen Schlund, bis Deidara nach endlos scheinenden lautlosen Minuten plötzlich aufkreischte: „VORSICHT, CAPTAIN!“ Kisame erschrak zwar, wie alle anderen auch, entdeckte jedoch sofort, was der Blonde ihm sagen wollte.
 

Vor ihnen bog sich die Höhle ziemlich unverhofft wieder nach oben. Angespannt lenkte der Kapitän das U-Boot, reduzierte das Tempo, doch sie waren trotz allem zu schnell. Wieder riss es die Meisten von den Beinen, als die „Shinkai“ an ihrer Außenwand mit dem rauen dunklen Fels kollidierte und sich mit fast ungebremsten Tempo weiter empor schob. Für jeden Passagier war deutlich zu hören, dass die äußere Wand eingedrückt, verbogen oder gar aufgeschlitzt oder aufgerissen wurde.
 

Deidara seufzte. Da hatten sie es nun so weit geschafft, waren dem Beben entkommen, nur um nun hier ihr Ende zu finden? Ertrunken in einer Höhle, die vermutlich niemals wieder jemand betreten würde? Die Stimmung auf der Brücke war zum Zerreißen gespannt, die Luft schien nicht nur zu vibrieren, sondern regelrecht vor Spannung zu knistern. Ein jeder schien den Atem anzuhalten, nicht einen Gedanken zu fassen oder sich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Wie hypnotisiert starrten alle auf den Monitor, mit dessen Hilfe der Kapitän das Tiefsee-U-Boot manövrierte. Und keiner von ihnen hatte mit dem gerechnet, was sie alle gleichzeitig über diesen Monitor zu sehen bekamen...
 

Das U-Boot durchbrach die Wasseroberfläche und tauchte auf. Kisame schüttelte ungläubig den Kopf und raunte geistesabwesend: „Wir... haben es geschafft... wir sind... in einer Grotte...“ Alle starrten noch immer auf den Bildschirm. Auf diesem war deutlich eine große Höhle zu erkennen, in der sich das Wasser, in dem sie sich mit der“Shinkai“ befanden, zu einem See staute und von einer kuppelartigen Höhle umschlossen wurde. Und direkt vor ihnen uferte der See an einer Art Strand, der über geschätzte hundert Meter bis zum unteren Teil dieser steinernen und massiven Kuppel führte. An einer einzigen Stelle jedoch, dort wo die Kuppel am Höchsten war und die Forscher um gute 150 Meter überragte, führte eine Schlucht durch den dunklen Stein ohne ihr Ziel auf irgendeine Art und Weise zu offenbaren. Lediglich das Schimmern eines hellblauen Lichtes am anderen Ende ließ erahnen, dass es auf der anderen Seite des Felsens noch etwas geben musste. Nagato begann leicht zu lächeln und hauchte ehrfürchtig: „Wisst ihr, was DAS hier bedeuten könnte?“ Kakuzu nickte, entgegnete jedoch trocken: „Mehrkosten...“
 

Eine halbe Stunde später standen die Forscher, sowie der Kapitän und Zetsu am Strand, hinter ihnen im Wasser ragte das U-Boot über die Oberfläche und ließ sich die diagnostischen Arbeiten der Crew geduldig gefallen. Kisame seufzte: „Schön, Nagato, schauen Sie sich um. Aber unter zwei Bedingungen.“ Der Rothaarige hob skeptisch eine Augenbraue: „Was denn nun noch?“ - „Ich werde Sie begleiten und wir werden zunächst nur nachsehen, was sich hinter dieser Schlucht verbirgt. Keine überstürzten Handlungen! Immerhin müssen wir zunächst zusehen, dass die 'Shinkai' repariert wird und die Gerätschaften sicher an Land gebracht werden.“ Er wartete geduldig, bis Nagato mit verdrehten Augen zustimmend nickte, ehe er sich an Zetsu wandte und knurrte: „Und Sie kümmern sich darum, dass alles vernünftig abläuft hier. Errichten Sie ein Lager, am Besten mit Steg zum Boot, und führen Sie Protokoll über Schäden und Fracht, sowie Anwesenheit der Mannschaft.“ - „Aye, Sir.“ Der Angesprochene trottete zum Ufer und winkte ein paar andere Crewmitglieder zu sich.
 

Deidara lächelte mittlerweile voller Vorfreude auf ihre Erkundungstour, die Strapazen und Gefahren ihrer bisherigen Reise fast vollkommen vergessend: „Dann lasst uns endlich aufbrechen! Ich kann es kaum erwarten ein paar Gesteinsproben mitzunehmen! Und wenn der Tag es gut mit mir meint, dann stoßen wir vielleicht sogar auf ein Hindernis!“ Kakuzu knurrte den Blonden jedoch nur von der Seite an: „Hier wird nur dann gesprengt, wenn ICH es erlaube! Glaube bloß nicht, dass wir zu deinem Spaß das teure Dynamit verballern.“ - „Du bist ja nur angefressen, dass du nicht im Sand buddeln kannst!“
 

Hidan lachte laut auf und klopfte Kakuzu auf die Schulter: „Wir werden schon noch eine Grube für dich finden.“ Während Shino bereits von den Insekten fasziniert Proben sammelte und wortlos vorausging, blickte Kiba dem Biologen hinterher und raunte: „He, Shino, warte doch!“ Endlich sahen auch die anderen auf und machten sich auf, dem ruhigen Kollegen zu folgen, der dem kleinen Flusslauf folgte, der direkt in die imposante Schlucht vor ihnen führte.
 

Kisame atmete innerlich erleichtert auf, als sie die Schlucht erreichten. Niemals hätte er geglaubt, dass diese Chaosforscher tatsächlich in der Lage waren ruhig und konzentriert zu sein... ohne dabei ernsthaft in Lebensgefahr zu schweben. Doch ein jeder von ihnen ging höchst akribisch und mit einer gewissen Leidenschaft seiner Beschäftigung nach: Deidara sammelte Proben von dem Gestein; Shino seinerseits konnte die Finger nicht von dem Getier lassen, das hier herumkrabbelte; Kiba und sein Hund Akamaru waren fleißig dabei die floralen Proben zu nehmen; Kakuzu widerum hatte sich ein Vergrößerungsglas zur Hand genommen und klopfte mit einem kleinen Hammer hier und dort helle Steinchen im Felsen ab auf der Suche nach Edelsteinen; Hidans Blick war hauptsächlich auf den Boden gerichtet und suchte diesen nach möglichen Knochen, Scherben oder Münzen ab und Nagato schaute hin und wieder, ob er Symbole oder Schriften finden konnte, wenn er nicht ein Auge auf die anderen warf, um sie im Zweifelsfall im Zaum zu halten.
 

Nach etwa 50 Metern Fußmarsch in eher gemäßigtem Tempo hatten sie in etwa die Hälfte der Schlucht hinter sich gebracht und den dunkelsten Punkt erreicht, als Deidara plötzlich mit großen Augen nach oben blickte und atemlos hauchte: „Hey, Leute! Seht... seht euch das mal an...“ Die anderen Forscher und auch Kisame richteten ihre Blicke ebenfalls nach oben und trauten ihren Augen kaum. Im Schutze der Dunkelheit tanzten Millionen kleiner blauer Leuchtkäfer über ihre Köpfe hinweg und tauchten den kalten schwarzen Stein und das leicht flimmernde königsblaue Licht, das sie verbreiteten.
 

Shino lächelte, von den anderen unbemerkt, leicht und hob vorsichtig eine Hand in die Höhe: „Na, komm mal einer von euch zu mir. Ich tue euch nichts.“ Wie aufs Wort gehorchend nahm einer dieser kleinen Käfer auf Shinos Zeigefinger Platz und schlug aufgeregt mit seinen kleinen durchsichtigen, aber von feinen bläulich floureszierenden Äderchen durchzogenen Flügeln, was das Leuchten deutlich verstärkte. Der Biologe hauchte ehrfürchtig: „Das ist eine mir völlig unbekannte Gattung. Eine Sensation, wie deutlich Darwins Theorie hier deutlich wird.“ Er griff in seinen Rucksack und holte ein kleines Glas hervor, schraubte den Deckel ab und beförderte den kleinen leuchtenden Käfer hinein, ehe er das Glas mit einem Stück Folie verschloss, in die er rasch mit einer einfachen Nadel ein paar Löcher stach und seinen Fund kommentarlos verstaute.
 

Während sie ihren Weg fortsetzten konnte Deidara seinen Blick kaum von diesen Käfern lassen. Er hasste Ungeziefer eigentlich über alles, aber er machte auch Ausnahmen. Marienkäfer oder Schmetterlinge beispielsweise waren immerhin, in seinen Augen, von einer gewissen Ästhetik. So auch diese kleinen lustigen Leuchtkäfer, die sie zu Tausenden umgaben. Ja, der Blonde fand sie hübsch und kategorisierte sie deshalb, für sich, also auch nicht als Insekten, sondern vielmehr als hübsche kleine Tiere. Zufrieden nickte er, ja, das klang doch gut. Nicht unbedingt professionell, aber gut.
 

Das Licht, das am anderen Ende dieser Schlucht auf sie wartete, wurde mit jedem Schritt greller. Deidara schloss zu Nagato auf und wagte es kaum lauter zu sprechen, als bei einem heiseren Flüstern: „Was glaubst du wird uns dort erwarten?“ Der Angesprochene zuckte mit den Schultern, doch sein Blick war aufgeweckt und voller Spannung: „Ich weiß es nicht, ehrlich. Und ich wage es nicht, mir irgendwelche Vorstellungen zu machen, aber ich bin ungemein nervös. Irgendwie ist man als Forscher doch immer auch ein bisschen Kind geblieben.“ Er lächelte sanft. „Man weiß, dass es zu Weihnachten Geschenke gibt, egal was die Erwachsenen sagen. Und selbst wenn man weiß, dass man nicht alles, was man sich gewünscht hat, bekommen kann, so hofft man dennoch auf jeden einzelnen Wunsch in den ganzen Paketen unter dem Baum. Und man freut sich über das, was man bekommen hat, doch tief im Herzen ist man dennoch jedes Mal enttäuscht, da irgendetwas eben doch fehlte...“
 

Der Blonde lächelte ebenfalls und nickte leicht: „Da gebe ich dir Recht. Zumindest wenn man sich bestimmte Dinge wünscht. Ich für meinen Teil wünsche mir eigentlich nie etwas. Selbst den Wunsch, dass Hidan mich endlich in Ruhe lässt habe ich aufgegeben und weißt du auch wieso?“ - „Nun, es ist höchst unwahrscheinlich, dass er es lässt.“ - „Exakt. Was nicht heißen soll, dass ich ein freudloser Mensch bin, ganz im Gegenteil. Ich nehme das Leben so wie es kommt und sehe alles als ein Geschenk an. Mache das Beste aus dem, was du kriegst, egal ob du es dir gewünscht hast oder nicht. Lebe den Moment, nutze den Tag, verstehst du?“ Der Rothaarige nickte leicht und schmunzelte: „Eine bemerkenswerte Auffassung. Wahrscheinlich hast du aber sogar Recht, ich sollte meine Erwartungen nicht so immens hoch setzen. Aber, weißt du, ich...“
 

Sie hatten das andere Ende der Schlucht erreicht und Nagato blieben die Worte im Halse stecken. Die anderen stellten sich neben ihn und bildeten eine Reihe. Gebannt und ohne ein Wort zu verlieren ließen sie den atemberaubenden und gleichsam schockierenden Anblick auf sich wirken. Vor ihnen öffnete sich nicht einfach eine weitere Höhle. So weit das Auge reichte bahnte sich die offene Fläche durch das Gestein, von Milliarden der kleinen leuchtenden Käfer taghell erleuchtet. Das seichte Wasser, das sie den gesamten Weg durch die Felsspalte begleitet hatte, floss in einem größer werdenden Bach eine Neigung hinab und endete als See zwischen... Häusern und Stegen.
 

Deidara sah sich mit offenem Mund um. Vor ihnen lag eine riesige Stadt! In ihrer Mitte türmte sich eine Art Tempel gut hundert Meter der Decke entgegen, umgeben von unzähligen Gebäuden, Stegen und belebt durch... Menschen! Menschen, die ihrerseits nach und nach ihre Tätigkeiten einstellten und nicht weniger überrascht die Fremdlinge begutachteten. Wie gebannt standen sich die Angehörigen dieser beiden Welten gegenüber, nicht fähig ein Wort zu sagen oder einen klaren Gedanken zu fassen. Viel zu fasziniert, um zu reagieren oder den Blick abzuwenden. Zu verstört, um sich das Ausmaß dieser Zusammenkunft auch nur im Ansatz vorzustellen.

Was die Sinne beeindruckt und den Verstand überfordert

Immer und immer wieder rieb Deidara sich die Augen, und doch sah er es noch immer, wenn er sie wieder öffnete. Er und seine Kollegen waren die Neigung hinuntergegangen, am Ufer des kleinen Flusses entlang, und standen nun den Menschen direkt gegenüber, die sie neugierig musterten.
 

Die Fremden sahen immerhin irgendwie ganz anders aus, als sie selber. Ihre Haut war von einem wunderschönen Farbton, der zwischen schneeweiß und eisblau variierte. Ihre Augen von dunkler Farbe, die von einem silbrig schimmerndem Farbring umrandet wurden. Und ihre Präsenz geradezu überirdisch. Ein leichtes eisblaues Schimmern umhüllte jeden einzelnen von ihnen. Ihre Kleidung leicht und leger, in unzähligen Blautönen gefärbt und doch wirkte sie immens edel und elegant. Doch nicht nur ihre Kleidung wirkte edel und erhaben, sondern die gesamte Präsenz dieser Menschen mutete so ungemein elegant und göttlich an. Ihr Körperbau war eher zierlich, elfengleich. Ihre Bewegungen, selbst jedes Drehen und Wenden ihres Kopfes, geschmeidig und nahezu musisch. Ihre Gesichter von Perfektion und absoluter Schönheit gezeichnet und die Nasen ganz leicht empor gehoben.
 

Nicht weniger von einer gewissen Schönheit jedoch war die gesamte Stadt, diese gesamte Welt in die sie gerade gestolpert waren. Deidaras Blick wanderte einmal über die gesamte Kulisse. Die Stege, sowie die Häuser schienen aus ähnlichem Material wie Holz zu sein, die Dächer aus etwas gefertigt, das große Ähnlichkeit mit Bambus hatte. Die Luft war von unzähligen dieser blau leuchtenden Käfer erfüllt. Gleichwohl entdeckte er am Rand des Stegs, der direkt vor ihnen lag, aufgestellte Pfähle, an deren Spitzen sich hell leuchtende Kristalle befanden und die „Straßen“ dieser Stadt zu beleuchten schienen, ähnlich wie Laternen.
 

Nagato war der erste aus ihrer Gruppe, der sich wieder zu fangen schien. Er trat einen Schritt nach vorne und verbeugte sich höflich. Irgendetwas musste er tun. Irgendetwas sagen, auch wenn die Wahrscheinlichkeit höchst gering war, dass diese Menschen ihn verstehen würden. Noch immer in der Verbeugung sprach er sanft, aber deutlich: „Ich grüße Sie. Wir kommen in friedlicher Absicht von... von der Oberfläche...“
 

Die Fremden begannen leise miteinander zu tuscheln, sahen sich fragend gegenseitig an. Deidara zersprang das Herz beinahe in der Brust. Selbst ihre Stimmen waren hell und von reinem Klang, obwohl sie doch nur leise miteinander sprachen. Nagato jedoch erhob sich wieder und beobachtete das Geschehen mit einer gewissen Anspannung. Wie würden sie wohl reagieren?
 

Plötzlich trat eine junge Frau mit schwarzen kurzen Haaren aus der Menge, die sich mittlerweile angesammelt hatte, hervor und verbeugte sich ebenfalls, mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen und einem leichten schüchternen Rotschimmer auf den Wangen: „Verehrte Fremde, mein Name ist Hinata und ich heiße euch im Namen der Stadt Atlantis herzlich willkommen.“ Sie erhob sich wieder und blickte über ihre Schulter: „Ino, sei doch so gut und informiere Konan und unsere Herrin.“ Eine ebenso junge, aber blonde Frau nickte rasch und verschwand den Steg entlang zwischen den Häusern.
 

Während Kapitän Kisame und die Forscher noch immer die Worte Hinatas verdauten wandte sich ebendiese wieder an die Gruppe und lächelte entschuldigend: „Ihr müsst verzeihen, aber euer Erscheinen hier war kein Zufall und versetzt alle hier in eine gewisse Aufregung. Es werden harte Zeiten für unser Reich werden, doch kümmert euch nicht darum. Ihr seid unsere Gäste. Folgt mir, ich werde euch umgehend zur Herrin bringen.“ Hinata konnte ihre Aufregung kaum verbergen. Einerseits freute sie sich darüber, dass die Fremden sie besuchten und sie waren so anders, als sie es sich immer vorgestellt hatte.
 

Wie oft hatte sie mit den anderen Priesterinnen im Tempel gesessen und sich ausgemalt, wie die Menschen der Oberwelt wohl aussehen mochten. Doch nie war ihnen diese Erscheinung in den Sinn gekommen. Die Haut so dunkel im Gegensatz zu ihrer eigenen und nicht mit diesem bläulichen Ton, sondern teilweise in bronzener Farbe gehalten, die sie so noch nie an einem menschlichen Wesen gesehen hatte. Das, was Hinata, und wohl jeden anderen Atlanter ebenfalls, jedoch am Meisten faszinierte waren eindeutig die von Farben nur so funkelnden Augen. Die einen violett, wie einige ihrer Kristalle im Tempel. Die anderen so blau wie das Wasser, das sie von allen Seiten umgab. Und wieder andere fast golden, wie das Geschmeide, das sie herstellten. Welten aus Farben verbargen sich in den Gesichtern dieser Fremden und niemals würde Hinata diesen Anblick je wieder vergessen können, dessen war sie sich absolut sicher.
 

Selbst der Körperbau dieser Fremden war absolut anders. Hinata selbst und alle anderen Bewohner ihres Reiches waren zierlich, geradezu schwächlich gebaut. Doch ihr gegenüber standen Menschen, die teilweise von einer beinahe überirdischen Größe und Statur waren. Markant, großgewachsen und irgendwie übermenschlich stark wirkten diese Oberweltler auf die kleine junge Frau.
 

Und doch wurde all ihre Freude und Aufregung dennoch getrübt. Die Ankunft der Fremden war für die Priesterinnen und das atlantische Volk schon seit Generationen ein Omen, das eine neue Ära einläuten würde. Und abgesehen von Konan, der Hohepriesterin, und Tsunade, ihrer Herrin, wusste niemand genau, was das zu bedeuten hatte. Hinata selbst wusste nur eines: bald schon würde sich die lang prophezeite Waffe offenbaren und endlich den lang ersehnten Frieden bringen. Doch die junge Priesterin verspürte tief in ihrem Inneren eine gewisse Angst und ein Gefühl, das ihr sagte, dass weit mehr dahintersteckte, als sie sich jemals zu Träumen gewagt hatte. Irgendetwas, das ihr sagte, dass Gefahr im Verzug war...
 


 

„Und, was siehst du?“ hallte die Stimme der attraktiven blonden Frau durch die Halle der Residenz. Vor ihr auf einer langen stabilen und edlen Tafel für gut 20 Personen lagen kleine Kristalle in den verschiedensten Farben auf einem zarten Tuch, das aus feinem rotem Stoff gefertigt war. Eine junge Frau mit blauen Haaren und einer Lotosblüte hinter dem Ohr ließ ihren Blick über die Kristallfragmente schweifen und seufzte: „Es tut mir herzlich Leid, Tsunade. Aber die Steine zeigen mir nur schwammige Zeichen.“
 

Die Blonde Frau lehnte sich in dem Stuhl am Kopf der Tafel zurück, verschränkte die Arme vor ihrer durchaus üppigen Brust und seufzte: „Aber Konan, das kann doch nicht sein. Ich bin nicht mehr die Jüngste und so langsam wird es Zeit, dass sich der Erzeuger der nächsten Herrscherin offenbart.“ Auch die Blauhaarige seufzte: „Das weiß ich doch. Pass auf, ich erkläre dir, was ich erkennen kann.“
 

Sie deutete auf einen Stein in der Mitte: „Dieser rote Kristall steht für dich. Du bist das Zentrum dieser Befragung, des gesamten Reiches.“ Tsunade nickte verständnisvoll, während Konan fortsetzte: „Normalerweise, wenn es ein eindeutiges Ergebnis gibt, wird eines grünen der Fragmente, die für die Leibgarde stehen, immer wieder in deine Nähe rücken.“ Wieder nickte die Herrin. „Gut. Die violetten Fragmente stehen für... na ja, für andere Dinge. Das können Personen oder Geschehnisse sein. Und wie du siehst stehen diese Fragmente zwischen dir und den Kriegern der Leibgarde. Und so Leid es mir tut, seit Wochen haben wir immer wieder dieses Ergebnis.“
 

Tsunade ließ die Schultern hängen und seufzte erneut: „Aber in drei Wochen ist das Fruchtbarkeitsfest, auf dem der Vater der neuen Herrscherin bestimmt wird.“ - „Bitte mache dir keine Sorgen, Tsunade. Du wirst sehen, es wird alles funktionieren. Wie immer. Vertrau auf unseren weisen Wassergott Kano, er wird dafür Sorgen, dass alles in Ordnung kommt.“ Die Blonde begann zu lächeln und legte ihrer Hohepriesterin die Hand auf die Schulter: „Ich danke dir. Was würde ich nur ohne dich machen, Konan...“
 

Ehe die Angesprochene antworten konnte wurde die Tür zum Saal geöffnet und die junge Frau namens Ino rannte aufgeregt auf die beiden zu. Außer Puste erreichte sie Herrin und Hohepriesterin und keuchte aufgebracht: „Herrin, es ist... Ein Wunder! Ein... Bei Kano...“ Konan erhob sich und fixierte ihre Schülerin mit strengem Blick: „Ino, was ist das für ein Betragen?“ - „Verzeiht mir, Sensei. Aber...“ Ino japste aufgeregt nach Luft. „Die Prophezeiung! Herrin... die Fremden der Oberwelt sind da!“
 

Der Hohepriesterin fiel die Kinnlade hinab: „WAS? Ist das wahr?“ Ino nickte: „So wahr ich hier stehe! Hinata hat sich ihres Empfangs angenommen, Sensei und wird sie hierher zum Tempel führen.“ Konan tauschte einen flüchtigen, aber vielsagenden Blick mit Tsunade aus, ehe sie ihrer Schülerin zunickte: „Das habt ihr gut gemacht, ich danke dir, Ino. Sei doch so gut und trommle die anderen Priesterinnen zusammen. Bereitet den Empfang vor.“ Die junge Blonde verneigte sich und keuchte noch immer: „Sehr wohl, Sensei. Ich werde alles veranlassen.“ So schnell, wie sie gekommen war verließ Ino den Saal wieder und ließ die beiden älteren Frauen zurück.
 

Erneut trafen sich die Blicke der beiden und Konan raunte: „Das erklärt so einiges, Tsunade! Natürlich stehen diese Ereignisse deutlich im Vordergrund! Die Fremden der Oberwelt...“ Die Angesprochene nickte: „In der Tat... um Himmels Willen, Konan! Ist es wirklich so weit? Wird nun endlich der Frieden einkehren, den wir so lange ersehnen?“ Die Hohepriesterin nickte freudig: „Ja, meine Liebe. Es wird Frieden kommen, aber wenn ich mir die Steine so ansehe habe ich das Gefühl, dass trotzdem noch viel passieren wird.“ Sie sah der Blonden in die Augen: „Empfange du doch bitte unsere Gäste. Ich werde die nötigen Orakel und Rituale abhalten, damit ich dir mehr sagen kann. Wenn du mich entschuldigst...“ - „Aber natürlich. Erstatte mir aber sofort Bericht, wenn du mehr weißt.“ - „Natürlich.“
 

Die Blauhaarige verließ den Saal und ließ die Herrscherin von Atlantis alleine zurück, die mit ihrem Blick gebannt an der Tür hing und wartete. Man mochte es ihr nicht unbedingt anmerken, aber in ihr tobten die Emotionen. Seit Generationen wurde die Prophezeiung weitergegeben und nun, da sie über das Reich herrschte, wurde diese Legende vom einen auf den anderen Augenblick plötzlich wahr. Plötzlich stand weit mehr auf dem Spiel, als bloß ihre Nachfolge. Diese Fremden waren ein Omen. DAS Omen. Für eine Zeit des Friedens und der Wahrheit. Bald schon würde sich der Träger der Gabe offenbaren, die sogenannte Waffe.
 

Eigentlich hatte Tsunade nie verstanden, weshalb der Bringer des Friedens als Waffe bezeichnet wurde, doch im Grunde war es ihr egal. Sie wusste ja immerhin nicht genau, was die Gabe war und wie dieser Frieden zustande kommen würde. Sie wusste nur, dass sich nach der Ankunft der Fremden der Träger der Gabe finden und den Frieden bringen würde. Er würde die vier großen Reiche Atlantis, Eccalia, Izyras und Repos in einen friedlichen Einklang bringen. Endlich würden die Menschen ohne Angst leben können.
 

Plötzlich klopfte es und Tsunade erhob sich geradezu königlich, ehe sie mit fester Stimme sprach: „Tretet ein!“ Zum wiederholten Male an diesem Tag wurde die Tür zum Saal geöffnet und Hinata betrat den Saal. Die Augen der Herrscherin weiteten sich fast ungläubig, als sie die Menschen der Oberwelt wahrhaftig zu Gesicht bekam, die der jungen Priesterin folgten. Graziös schritt Tsunade auf die Fremden zu, wandte sich zunächst jedoch an Hinata: „Ich danke dir für deine Mühen. Geh bitte zu den anderen und kümmere dich mit ihnen um die Vorbereitungen für das Fest heute Abend.“ Hinata verbeugte sich und nickte: „Natürlich, wie Ihr wünscht, Herrin.“ Rasch verließ sie den Raum und ließ die Forschungsgruppe bei ihrer Herrscherin zurück, die sich mit einem Lächeln an die Fremden wandte: „Ich bin Tsunade, Herrscherin über das Reich Atlantis und heiße euch ganz herzlich willkommen.“
 

Erneut trat Nagato vor und verbeugte sich: „Es ist uns eine große Freude von Euch empfangen zu werden. Aber mit Verlaub... wir haben da doch so einige Fragen...“ Die Blonde deutete mit der Hand zur Tafel und schritt zu ihrem Platz zurück: „Nehmt Platz und ich werde euch Rede und Antwort stehen.“
 

Als sich alle hingesetzt hatten nickte Tsunade Nagato zu, der die Geste verstand und seine Stimme erneut erhob: „Ich denke, dass ich im Namen aller meiner Kollegen spreche, wenn ich sage, dass wir absolut überwältigt sind. Verstehen Sie mich nicht falsch, Hoheit, doch... um ehrlich zu sein haben wir im Bestfall mit dem Fund einiger Trümmer gerechnet und nun stehen wir hier und... befinden uns in einer völlig fremden, belebten Welt... und werden empfangen, als habe man auf uns gewartet!“ Tsunade nickte kichernd, legte lässig ihr Kinn auf den Handrücken und hauchte: „Verstehe. Ihr hattet also keiner Kenntnis über unsere Existenz?!“ Der Rothaarige nickte. „Nun, bei uns wird seid Generationen eine Prophezeiung weitergegeben. Über genaue Einzelheiten möchte ich euch nicht aufklären. Wichtig ist nun lediglich, dass diese Prophezeiung beinhaltet, dass Fremde von der Oberwelt nach Atlantis kommen und damit ein ganz bestimmtes Ereignis auslösen würden.“
 

Die Blonde blickte durch die Runde und lächelte: „Einige hielten diese Geschichte für nichts anderes als ein Hirngespinst... eine Sage, nichts weiter. Doch hier im Tempel wird nicht nur Kano, unserem Wassergott, gehuldigt, sondern auch die uralte Tradition von Atlantis weitergeführt, die sich mit Orakeln und Weissagungen beschäftigt und unser Leben maßgeblich bestimmt. Dazu gehört eben auch diese Weissagung...“
 

Deidara hörte der Herrscherin zu, doch irgendwie war sein Gehirn noch nicht bereit all diese Dinge zu verarbeiten. Atlantis? Orakel? Prophezeiung? Es war eindeutig zu viel. Im Grunde war er, wie seine Kollegen ebenfalls, noch gar nicht wirklich über die Tatsache hinweg, dass sie hier gerade mit Atlantern sprachen! Er seufzte lautlos. Der Blonde war nur dankbar, dass Nagato stets den Überblick zu behalten schien, da er selbst gerade nur noch seine Ruhe haben wollte. Deidara blickte sich kurz um. Sogar Hidan war nicht nur verdächtig ruhig, seit sie hier in der Stadt waren, sondern ähnlich überfordert wie er selber. Und auch die anderen, den Kapitän mit eingeschlossen, erweckten nicht unbedingt den Eindruck, als hätten sie schon wirklich begriffen, was hier mit ihnen tatsächlich passierte.
 

Während Deidara langsam mit seiner Aufmerksamkeit zum Geschehen zurückkehrte erhob Tsunade sich und lächelte: „Es ist uns eine Ehre, Nagato, euch die Hilfe und Freiheit zuzusprechen, damit ihr eure Forschungen betreiben könnt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass jedoch auch ihr von unseren Wissenschaftler befragt werdet, wenn es euch Recht ist.“ Der Rothaarige nickte, während Deidara ertappt stutzte, da er so in Gedanken gewesen war, dass er einen Teil des Gesprächs gar nicht mitbekommen hatte. Doch die Antwort der Blonden war ausreichend, um sich die Frage in etwa zusammenzureimen. Immerhin waren sie Forscher und besonders Nagato verlor diese Tatsache selten aus den Augen. Und in solchen Augenblicken wusste Deidara auch jedes Mal genau, wieso der Rothaarige stets die Obhut über ihre Expeditionen bekam.
 

Tsunade lächelte warm in die Runde: „Ich habe das Gefühl, als sei das alles noch etwas viel für euch. Ich wünsche mir, euch als unsere Gäste zu bezeichnen. Heute Abend findet ein Fest zu euren Ehren statt. Ich werde dafür Sorge tragen, dass ihr in der Stadt eine Unterkunft erhaltet. Meine Leibgarde und meine Priesterinnen werden sich persönlich um euch kümmern und euch bei euren Arbeiten mit bestem Wissen und bester Tatkraft unterstützen. Und nun erweist mir die Ehre und geleitet mich auf eine Wanderung durch unsere wunderschöne Stadt...“
 

Während sie dankend annahmen und der blonden Herrscherin folgten konnte Deidara sich einer gewissen Aufregung nicht erwehren. Er würde sich die Stadt sicherlich noch oft ansehen, wenn er konnte, da er bisher bereits völlig eingenommen von ihrer einzigartigen Schönheit war. Doch bisher hatte er noch gar nicht die Ruhe und die nötige Zeit, um diese Welt wirklich auf sich wirken zu lassen und das würde er definitiv in einem kleinen Alleingang noch nachholen, dessen war er sich sicher. Und wie ein kleines Kind an Weihnachten wartete der Blonde geradezu ungeduldig auf all die spannenden Dinge, die ihn in dieser so wundervollen und doch völlig fremden Welt erwarten würden...

Das Fest der tausend Eindrücke - Teil I

Deidara war begeistert. Eine andere Beschreibung fiel ihm einfach nicht ein. Sprachlos vielleicht noch, obwohl das bei ihm eher im übertragenen Sinne gemeint war. Atlantis war ein Traum aus einer ganz anderen Welt, in dem er wandelte und der ihn umgab. Mit jeder Pore spürte er die Magie dieses Ortes, mit jedem Atemzug nahm er die Einzigartigkeit dieser Stadt in sich auf und jeden einzelnen Augenblick erlebte er eine ganze Ewigkeit an Eindrücken.
 

Nachdem sie sich alle mit Namen vorgestellt hatten bei der Herrscherin und diese, sowie manch neugieriger Einwohner, wirklich sicher war, dass Akamaru kein fremdartiges Ungetüm, sondern einfach nur ein Haustier war, hatte die Herrin von Atlantis die Forscher und den Kapitän persönlich durch die Straßen der Stadt geführt. Und jedes kleine Haus, jedes noch so kleine Detail hatten Deidaras Erwartungen mehr als erfüllt. Er fühlte sich sichtlich wohl. Und das lag nicht allein an der Tatsache, dass Hidan sich mehr als laut und permanent beschwerte, dass der „dümme Köter“ mehr weibliche Aufmerksamkeit auf sich zog als der Jashinist selber.
 

Mit großen und glänzenden Augen, ähnlich wie bei einem Kind das gerade die Weihnachtsgeschenke unter dem Baum entdeckte, hatte Deidara jeden Anblick, jedes Panorama und jede Kulisse auf ihrem Weg in sich aufgenommen.
 

Der Tempel war das kulturelle und auch geographische Zentrum von Atlantis. Er war von allen Seiten von einem großzügigen Platz umgeben, der mit sandsteinfarbenen und verzierten Steinplatten gepflastert war. Tsunade hatte Deidara geduldig erklärt, dass dies daran lag, dass der Tempel auf der einzigen Insel im gesamten See erbaut worden war. Der Geologe erkannte aus einiger Entfernung schließlich, dass der Tempel, aus demselben Stein gefertigt wie die Platten, einer Inka-Pyramide sehr ähnlich sah und fast bis zur Decke reichte. Verschiedene Symbole und andere Bildnisse und Schriften zierten fast jeden einzelnen Stein, der zur Erbauung genutzt worden war. Durch zwei Feuerkelche, die am unteren Rand der Treppe standen, welche zum Eingang emporführte, hüllte sich das gesamte Gebäude in einen leichten Nebel, der begleitet wurde von einem zarten Duft diverser Kräuter und Pflanzen.
 

Am Rande des Platzes führten unzählige Stege wie Straßen, Gassen und Wege auf den See hinaus, gesäumt von Gebäuden und hier und dort auch mal mit Plattformen versehen. Die gesamte Stadt war auf schweren hölzernen Sockeln erbaut und bedeckte fast die gesamte Fläche des Sees, integrierte diesen allerdings auch durch Angelplätze, Leitern, Wasserleitungen und Winden zur Wasserbeförderung in das alltägliche Leben mit ein.
 

Immer wieder hatten sich zwischen den Gebäuden kleinere und größere Plätze aufgetan, die wie Plattformen über dem Wasser ragten. Dort standen kleine Stände und Buden, an denen allerlei Sachen angeboten wurden; vom einfachen frisch gefangenen Fisch, über mannigfaltige Kristalle in allen erdenklichen Farben und Formen bis hin zu liebevoll und meisterlich gefertigtem Schmuck aus diversen Metallen, darunter auch Gold und Silber, sowie mit Perlen oder geschliffene Edelsteine oder Halbedelsteine verziert. Akamaru hatte an fast jedem Lebensmittelstand ein kleines Leckerchen bekommen.
 

Doch als sie den Stadtrand erreicht hatten, der gegenüber der Schlucht lag, da verschlug es nicht nur Deidara die Sprache. Am Ufer des Sees bäumte sich ein von unzähligen Leuchtkäfern durchfluteter Wald vor ihnen auf. Dieser Wald jedoch war so völlig anders als alles, was die Forscher bis dahin gesehen oder von dem sie gehört hatten. Er bestand nicht aus Bäumen, sondern aus baumhohen Pilzen und Farnen allerlei Art. Der Boden war von einer satten, feuchten und intensivgrünen Moosschicht bedeckt und bereits nach geringer Distanz war der Ausblick tiefer in das Dickicht hinein nicht mehr möglich. Zarte Nebelschwaden wanderten zwischen den Pilzstämmen umher und tauchten die blaue und violette Färbung der Sporenpflanzen in einen diesigen Schleier.
 

Die Sporen schwebten umher und bildeten mit dem bläulichen Licht der Leuchtkäfer ein Geflecht aus Lichtreflexionen und schier lebendig gewordener Luft. Wie winzige Elfen tanzten die kleinen Partikel durch den blauen Schein und glitzerten wie Millionen kleinster Diamanten im Schutz des Dickichts.
 

Viel zu schnell für Deidaras Geschmack hatten sie diesen magischen und einmaligen Ort wieder verlassen, um durch die Stadt zurück in Richtung Schlucht zu gehen. Nagato hatte Tsunade eingeladen sich ihr Gefährt anzusehen und den Rest der Mannschaft kennenzulernen, da sie immerhin schon deutlich länger unterwegs waren, als sie es bei ihrem Marsch Richtung Atlantis in irgendeiner Art und Weise geplant hatten.
 

Und nun schritten sie abermals zwischen den hohen Steilwänden hindurch und folgten dem Bach zurück in Richtung Shintai. Schon seit ihrer Führung durch die Stadt brannte Deidara eine Frage unter den Nägeln und er entschied sich, seine Neugierde zu befriedigen. Er schloss zu Tsunade auf und räusperte sich neben ihr schicklich: „Entschuldigt, Hoheit, aber ich habe da eine Frage an Euch...“ Die Blonde sah ihn von der Seite an und lächelte warm: „Natürlich... Deidara, richtig?“ - „Ja, genau.“ Der Geologe lächelte. „Also, Hoheit... ihr hattet vorhin im Tempel von einer Art Leibgarde erzählt... aber, bei allem Respekt, sollte diese Euch dann nicht auch auf Schritt und Tritt begleiten?“
 

Die Herrscherin lachte fröhlich und zwinkerte dem Blonden zu: „Nun, du musst verzeihen, aber wir sind eurer Sprache nicht ganz so mächtig. Wir haben eine eigene Sprache, aber aus längst vergangenen Zeiten sind Dokumente übrig geblieben, die wir genutzt haben, um eure zu lernen.“ Sie kicherte heiter. „Da können sich natürlich gewisse Missverständnisse ergeben. Ich möchte es dir erklären...“ Sie blickte wieder voraus, hielt Deidara am Arm fest und verlangsamte das Tempo, bis sie das Schlusslicht der Gruppe waren.
 

Tsunade kicherte erneut: „So ist es mir lieber. Gegen Hidan anzureden ist nun wirklich keine leichte Aufgabe...“ Grinsend nickte Deidara der Herrscherin zu: „Das kann ich nur bestätigen.“ Einen Augenblick lang kicherten die beiden sich aus, während Hidan lauthals auf Kiba einbrüllte, da er beinahe über Akamaru gestolpert war. Die Herrin von Atlantis atmete einmal tief ein und aus, ehe sie zu sprechen begann: „Weißt du, Deidara, ich muss ein wenig weiter ausholen. Die von mir betitelte Leibgarde ist eigentlich mehr so etwas wie... nun... eine Eliteeinheit. Atlantis ist zu meinem Bedauern gezwungen sehr viele Krieger auszubilden.“ - „Wieso?“ - „Nun, wir sind nicht das einzige Reich. Wir sind eines von Vieren, die in dieser Gegend angesiedelt sind: neben Atlantis gibt es noch die Reiche Eccalia, Izyras und Repos. Sie werden ebenfalls von Herrschern geführt.“
 

Deidara bemerkte, wie sich der Blick Tsunades verfinsterte und auch traurig wurde. Seufzend setzte sie fort: „Einst haben die Herrscher Orochimaru, Chiyo und Yondaime mit mir regelmäßig Kontakt gehalten. Wir lebten friedlich nebeneinander und waren sogar so etwas wie Freunde. Eines Tages jedoch entdeckten sie die atlantische Legende der Waffe und Zwietracht entstand. Seit über 10 Jahren nun versuchen sie immer wieder von uns zu erfahren was die Waffe ist und glauben uns nicht, dass wir es wirklich nicht wissen. Deshalb wurden unsere Priester zu einer Elitetruppe und Dorfbewohner zu Kriegern ausgebildet.“ Der Blonde nickte und versuchte den Ausführungen zu folgen: „Und wieso wurden gerade eure Priester zu dieser Elite?“
 

Während sie allmählich das Ende der Schlucht erreichten erklärte Tsunade weiter: „Das liegt in ihren Talenten. Wir wissen nicht wieso oder woher, aber manche Jungen werden mit einzigartigen Fähigkeiten geboren. Du wirst heute Abend sehen was ich damit meine. Einst wurden sie zu Priestern ausgebildet und fristeten ihr Leben im Tempel, waren dem atlantischen Kult verpflichtet und bereiteten sich auf eine besondere Aufgabe vor. Denn einer dieser Priester würde mit der amtierenden Herrscherin die Herrin der folgenden Generation zeugen. Das Orakel verrät in einer bestimmten Zeit des Jahres, welcher dieser jungen Männer seine Fähigkeiten an eine Tochter weiterzugeben fähig ist. Das bedeutet, die einzige Frau in Atlantis, die Herrscherin werden kann ist gleichwohl die Tochter der Herrscherin, sowie das einzige weibliche Wesen, das diese besondere Fähigkeit erhält und nutzen kann.“
 

Etwas irritiert dröhnte dem Geologen so langsam der Kopf. Er befasste sich üblicherweise nur mit Steinen oder damit, wie man sie am Besten kaputt macht. Aber vier Tage vor der Abreise hatte ein geschätzter Kollege, der zu Deidaras Bedauern auch ihr Soziologe war, gekündigt und es war in der kurzen Zeit kein Ersatz gefunden worden. Nun musste er sich darum kümmern das Miteinander zu dokumentieren. Innerlich wollte der Blonde sich dafür mit Freuden in den Hintern treten. Als er sich dafür freiwillig gemeldet hatte, da war er von Ruinen und anderen verfallenen Überbleibseln ausgegangen, nicht aber von einer hochentwickelten Gesellschaft, die wahrhaft abstruse und komplizierte Riten und Bräuche hatte.
 

Tsunade bemerkte den erschöpften Blick ihres Begleiters und lächelte: „Keine Sorge, gleich verstehst du, weshalb ich dir das erkläre.“ - „Gut, ich bin ganz Ohr.“ - „Wir änderten die Aufgabe der Priester. Ihre Fähigkeiten waren absolut geeignet für den Kampf. Diese jungen Männer verfügten zu unserer Überraschung auch über eine enorme körperliche Konstitution. Und seither gibt es eben die Elitetruppe, die auch für die Ausbildung der normalen Krieger verantwortlich ist. Und sie sind noch nicht in der Stadt, da das Trainingslager ein Stück außerhalb liegt.“ Deidara nickte: „Jetzt verstehe ich so langsam. Und diese Fähigkeiten gibt es ausschließlich unter den Atlantern?“ - „Nein. Wir haben bis heute nicht herausfinden können welche Kriterien es benötigt um einen solchen Jungen auf die Welt zu bringen, vielleicht ist es auch schlichtweg Zufall. Zwei meiner Elitesoldaten sind keine gebürtigen Atlanter...“
 

Tsunade blickte etwas besorgt zum Geologen herüber: „Aber sprich bitte nicht mit ihnen darüber. Du musst wissen, dass sie unter sehr traurigen Umständen hierher kamen. Gaara beispielsweise wurde mit seinen Geschwistern von seinem eigenen Vater als Sklaven verkauft als er 14 war. Über einen Umweg sind die drei Geschwister zu uns gekommen und wir haben sie zu atlantischen Bürgern gemacht. Doch er ist sehr kontaktscheu und redet mit kaum jemandem außer den anderen Kriegern.“ Sie seufzte. „Tja, und sogar der Leiter der Elite ist kein Atlanter. Er ist der Enkel der Herrscherin Chiyo. Sie ist eine sehr weise Frau musst du wissen. Sie übergab ihren Enkel in unsere Obhut, da sie seine Fähigkeiten fördern wollte. Mit ihrem Reich sind wir auch nicht im Krieg, aber die Waffe macht auch sie sehr nervös.“ Mit einem Seufzen setzte Tsunade zu ihrer letzten Erklärung an: „Chiyo war überzeugt, dass Sasori ein besonderes Kind sei, dass er einst eine wichtige Rolle in den Wirren des Schicksals spielen würde. Sie brachte ihn zu uns, als er 11 Jahre alt war, hat ihm jedoch, damit er nicht zurückkehrt, gesagt, dass er in Repos nicht mehr willkommen sei. Das hat er ihr nie verziehen und... nun, er ist nicht umsonst der Anführer der Elite geworden, doch menschlich ist er... noch verschlossener als Gaara. Also tu dir selbst einen Gefallen und spreche ihn nicht darauf an.“
 

Die Gruppe verließ die Schlucht und erreichte den Strand, der bis zum Ufer führte vor dem Kisames geliebte Shinkai vor Anker lag. Ehe sie die restliche Besatzung erreichten wandte Deidara sich jedoch ein letztes Mal an die Herrscherin: „Aber wieso sollte ich mir selbst den Gefallen tun und es lassen? Ich meine, ich werde wohl kaum dazu kommen ihn überhaupt zu fragen...“ Tsunade lächelte gelassen: „Die Eliteeinheit wird für eure Unterbringung zuständig sein und ich habe beschlossen, dass du und dein Kollege Shino wohl am Ehesten dazu geeignet seid, um bei Gaara und Sasori unterzukommen. Aber ich überlasse meiner Hohepriesterin heute Abend die letzte Entscheidung...“
 


 

Die Lichter der Kristalle, die am Morgen noch die Straßen hell erleuchtet hatten, waren bis fast zur Dunkelheit verklungen und tauchten den großen Platz vor dem Tempel in ein warmes, schummriges und seichtes Licht. Die Fackeln vor der Treppe brannten höher noch als am Tage und der Duft von Früchten erfüllte dieses Mal die Luft. Der Rauch, der aus den Feuerkelchen emporstieg, verteilte sich überall und hüllte den Platz in feine Nebelschwaden, ehe er sich fast unscheinbar zur Decke verflüchtigte.
 

Die Seiten und der hintere Teil des Tempels waren abgesperrt und wurden von den atlantischen Soldaten bewacht. Vor dem Tempel jedoch hatte sich der leere Platz in eine regelrechte Manege gewandelt. Am Rand waren großzügig Fackeln aufgestellt, die mit ihren Flammen ausreichend Licht spendeten. Der Rauch stieg zur Decke empor und verschwand schließlich zielsicher in einigen Aushöhlungen.
 

Vor den Fackeln waren U-förmig etliche Decken ausgebreitet und Kissen verteilt worden, wo nach und nach immer mehr Menschen Platz nahmen. Direkt gegenüber des Tempels saßen Tsunade und ihre Gäste von der Oberwelt. Vor ihnen auf den ausgebreiteten Decken standen kleine Tische, auf denen Speis und Trank offeriert wurden. Fische, Früchte, Gemüse, irgendwelche undefinierbaren Fleischsorten und ein Trunk, den die Einwohner Ramî nannten. Deidara blickte sich verstohlen um, ehe er rasch an einer der Flaschen roch. Es war vielleicht kein Sake, aber es war definitiv Alkohol. Grinsend lehnte er sich wieder zurück, damit würde es doch eine sehr angenehme Feier werden.
 

Nachdem alle Sitzplätze belegt waren und sich aus den Gassen noch immer Schaulustige versuchten auf das Gelände zu drängen, erhob Tsunade sich und blickte sich verheißungsvoll um. Deidara sah die Herrscherin mit großen Augen an, als diese mit einer bisher nicht erlebten Lautstärke, und nebenbei in einer Sprache die er nicht verstand, zu ihrem Volk sprach. Doch eines konnte der Blonde mit Sicherheit sagen: Diese Sprache passte zu den Atlantern. Ebenso wie die Menschen hier, wie sie aussahen und sich bewegten, wie sie sich artikulierten und wie ihre gesamte Art war, klang ihre Sprache melodisch, rein und königlich und war einfach nur von einer übermenschlichen Eleganz geprägt.
 

Dann jedoch wendete Tsunade sich den Forschern zu, denn Kapitän Kisame und die Crew der Shinkai waren beim Schiff geblieben und wollten sich weitgehend auf ihre Arbeit konzentrieren. Die Herrscherin lächelte warm und nickte ihren Gästen zu: „Ich heiße euch nun offiziell herzlichst im Namen von Atlantis willkommen. Dieses Fest ist zu euren Ehren. Seid unsere Gäste und bedient euch am Essen und an den Getränken.“ Sie hob ihr Glas empor. „Fühlt euch wie zu Hause und genießt das Programm, das wir euch an diesem schicksalsträchtigen Abend bieten möchten.“ Alle applaudierten der blonden Herrscherin.
 

Geduldig wartete sie, bis der Beifall verklungen war und sprach mit einer gewissen Portion Stolz und Ehrerbietung in ihrer Stimme: „Und nun kommen wir zum ersten Unterhaltungspunkt des Abends. Liebe Freunde von der Oberwelt, ich bin stolz euch die Priesterinnen unseres Tempels vorstellen zu dürfen. Sie werden einen rituellen Tanz für euch vorführen. Guten Appetit und gute Unterhaltung!“ Zaghaft deutete sie eine Verbeugung an und nahm schier erhaben wieder zwischen den Forschern Platz.
 

Deidara richtete seine Aufmerksamkeit auf den Platz vor sich. Vor der Treppe zum Eingang des Tempels bildete sich eine kleine Gasse und man konnte einen Blick auf das imposante Gebäude erhaschen, sofern der Dunst der Feuerkelche dies zuließ. Doch trotz des leichten Nebels, der noch immer über den Boden waberte, war die Sicht gut genug, dass der Blonde bereits von Weitem erkennen konnte, dass in etwa 10 Gestalten langsam und grazil die letzten Stufen hinabstiegen. Sie schienen regelrecht über den Boden zu schweben und eine magische Aura schien sie zu umhüllen.
 

Sie alle hielten gebannt den Atem an, während die kleine Gruppe die Stufen hinter sich ließ und erhaben in die Mitte des Platzes wanderte. Endlich waren sie nahe genug, um sie richtig erkennen zu können. Deidara erkannte sofort Hinata wieder, die sie alle bereits getroffen hatten. Allen jungen Frauen, sie waren in etwa um die 20 Jahre alt, waren in weiße Gewänder gekleidet. Der Stoff schien so leicht, dass kaum ein Luftzug ihn zu berühren fähig war, gleichwohl er sich mit jedem Schritt langsam mit der Bewegung wiegte. Der untere Teil der Gewänder bestand aus einem langen Hosenrock, der nur spärliche Blicke auf die leichten weißen Ballerinas zuließ. Der obere Teil bestand aus einem ärmellosen Wickeltop, das jeweils im Nacken und am Torso zusammengebunden wurde und knapp über dem Bauchnabel endete. In die Knoten des Oberteiles, die sich in den Nacken der Priesterinnen befanden, waren Seidentücher mit eingebunden, die sich ebenfalls mit jeder Bewegung im Wind wogen. Abgerundet wurde das Ganze durch einen Haarschmuck, der aus eingeflochtenen Perlen, aufgesteckten Muscheln oder anderem natürlichen Zierwerk bestand.
 

Nur eine von ihnen hob sich doch in ihrer Erscheinung von den anderen ab. Sie trug zusätzlich einen Kopfschmuck aus Farn und anderen Gräsern, der wie eine Krone wirkte. In ihrer Hand hielt sie einen weißen und reich verzierten dünnen Stab, an dessen Spitze ein absolut reiner farbloser Kristall befestigt war. Sie war von einem besonders intensiven Licht umgeben und wirkte noch erhabener, als die anderen jungen Frauen.
 

In der Mitte des Platzes blieb die Gruppe stehen und wartete, bis sich hinter ihnen ein paar Bürger mit Trommeln in der Hand hinsetzten und ihre Instrumente bereit hielten. Dann trat die Hohepriesterin vor und ging vor ihrer Herrin in die Knie. Mit geschlossenen Augen, aber lauter und fester Stimme sprach sie: „Wir heißen die Gäste aus der Oberwelt willkommen und übermitteln Tsunade unsere Ehrerbietung.“ Dann öffnete sie ihre Augen wieder. Ihr Blick schweifte über die Gäste, bis er an einem paar Augen einfach hängen blieb.
 

Der junge Mann, dem die Augen gehörten, war ein wenig schmächtig, aber seine roten Haare umspielten sein Gesicht, das allmählich eine ähnliche Farbe annahm wie diese. Nagato konnte sich kaum von diesem Blick lösen, von diesen Augen und diesem Gesicht. Ein Engel verschlug ihm die Sprache. Und er dem Engel... Er konnte nicht erklären was es war, aber diese Frau, dieses magische Wesen, war SEIN persönlicher Engel. Eine angenehme Wärme breitete sich in ihm aus, seine Finger begannen zu kribbeln und sein Magen schien Achterbahn zu fahren. Ein dicker Kloß setzte sich in seinem Hals fest und sein Herz raste unaufhaltsam. Wie unter einem Bann stehend war Nagato nicht mehr in der Lage sich zu bewegen, und doch würde er diesen Augenblick niemals wieder vergessen, das wusste er.
 

Nach schier endlosen Sekunden jedoch zwinkerte Konan dem Forscher zu, drehte sich herum und kehrte zu ihren Priesterinnen zurück. Die Gasse hatte sich mittlerweile wieder geschlossen, die Atlanter mit den Trommeln saßen bereit, hielten ihre Schlagstöcke fest und warteten geduldig auf ihren Einsatz. Die jungen Frauen bezogen um die Hohepriesterin Stellung. Das Gemurmel verstummte völlig und für einen Augenblick legte sich absolute Stille über den Platz.
 

Dann setzten die Trommler ein und kreierten einen leichten, aber gleichwohl eindringlichen und zackigen Rhythmus. Mit geschmeidigen Bewegungen fingen die Priesterinnen an sich zum Rhythmus zu bewegen, drifteten langsam auseinander, bis sie in einem Halbkreis standen, in die Hocke gingen und die Musik verstummte. Mit einem lauten Schlag setzten die Trommeln wieder ein und der Rhythmus der Schläge wurde schneller, auf eine geradezu martialische Art ertönten die kräftigen und wilden Schläge. Auch die Frauen änderten ihre Bewegungen. Zu jedem Schlag bewegten sie ihre Hüften, machten eine Bewegung oder einen Schritt und wirkten fast bedrohlich und fest entschlossen. Ihr Tempo erhöhte sich, sie formierten sich zu verschiedenen Figuren, drifteten wieder auseinander, um schließlich wieder eine Formation zu bilden.
 

Die weißen leichten Tücher unterstrichen jede einzelne Bewegung, die stets mit dem Einsatz des gesamten Körpers erfolgten. Leise, fast murmelnd, summten die Priesterinnen unverständliche Worte im Chor, wurden mal leiser, dann plötzlich wieder lauter und banden so auch ihre Stimmen in diese Performance mit ein. Wie Kriegerinnen vollführten sie manchmal Schläge oder Tritte und wechselten dies doch immer wieder mit sanften und geschmeidigen Bewegungen ab.
 

Abermals erhöhte sich das Tempo der Trommler und die jungen Frauen setzten zum Finale ihrer Darbietung an. Zunächst verteilten sie sich allesamt direkt vor den Sitzplätzen der Zuschauer und Gäste, um dort zum Rhythmus passend ihre Hüften zu bewegen, regelrecht zu schütteln. Doch als die Geschwindigkeit zu schnell zu werden drohten ertönten plötzlich ein paar letzte laute, heftige und starke Schläge, in deren Takt die Tänzerinnen in beachtlichen Rückwärtssaltos zur Platzmitte zurückkehrten und beim letzten und lautesten Schlag von allen um ihre Hohepriesterin zum Stehen kamen.
 

Sofort begannen die Menschen zu jubeln und zu applaudieren, auch Deidara und die anderen waren absolut beeindruckt von der Vorstellung und klatschten, bis ihnen die Handflächen weh taten. Die Priesterinnen zogen sich winkend und sich verbeugend zurück, nur Konan kam erneut auf Tsunade und die Forscher zu. Die Trommler setzten sich ein wenig weiter abseits und bescherten mit leichten Tönen eine angenehme Hintergrundakustik.
 

Die atlantische Herrscherin erhob sich und schloss ihre Hohepriesterin fröhlich in die Arme: „Das war atemberaubend, meine Liebe.“ Konan lächelte erfreut: „Schön, dass es dir gefallen hat.“ - „Komm, setz dich zu uns. Du musst doch unsere Gäste noch kennenlernen.“ Die Blonde senkte leicht die Stimme. „Und... haben deine Mühen bereits etwas ergeben?“ - „Nein, noch nicht. Du musst einfach noch etwas Geduld haben.“ Tsunade seufzte: „Schön, wenn Kano es so wünscht, dann füge ich mich seinem Willen. Aber habe mal ein Auge auf unsere Gäste, ich möchte jeden einzelnen in die richtigen Hände geben.“ - „Natürlich.“
 

Die beiden Frauen wandten sich den Forschern zu und Tsunade schob die Blauhaarige ein Stück nach vorn: „Darf ich euch vorstellen, das ist meine geschätzte Hohepriesterin Konan.“ Die Gäste erhoben sich ebenfalls und stellten sich der Reihe nach mit Namen und ihrem Beruf vor, angefangen bei Kiba und Akamaru, über Hidan, Kakuzu, Shino, Deidara und schlussendlich Nagato. Diesen lächelte die Hohepriesterin warm an und hauchte: „Ein schöner Name, ich bin hoch erfreut. Es wäre mir eine Ehre dir bei der Arbeit zu helfen. Du kannst mich morgen im Tempel besuchen, dort zeige ich dir alles über unsere Aufgabe und unsere Religiosität.“ Nagato spürte, wie sich seine Kehle zuschnürte und staubtrocken wurde. Er leckte sich nervös über die Lippen und versuchte das wunderschöne Lächeln zu erwidern: „Ich... also... es wäre... mir ebenfalls... eine Freude.“
 

Zerknirscht hörte er die anderen neben sich dämlich kichern. Innerlich seufzte der Rothaarige auf, das hatte er ja großartig hinbekommen. Wie ein Stümper und Trottel stand er nun da, doch seinen Engel schien das nicht zu kümmern, ihr Lächeln wurde noch liebevoller, ehe sie sanft sprach: „Ich freue mich schon.“
 

Nachdem sie sich alle wieder hingesetzt hatten ging das Fest so richtig los. Alle aßen, alle tranken und Konan und Nagato konnten kaum damit aufhören sich über den Tempel und die Symbole überall zu unterhalten. Tsunade wiederum brachte den anderen ein paar Wörter Atlantisch bei und Akamaru drehte überall seine Runden, um sich von kichernden Mädchen Streicheleinheiten abzuholen. Kiba begleitete seinen treuen Freund nach einer Weile und flirtete nicht nur, was das Zeug hielt, sondern ließ sich die Haustiere der Atlanter zeigen. Das waren meist überdimensionierte Käfer oder anderes Getier, von dem Kiba überzeugt war, dass es wohl doch eher in Shinos Interessenbereich gehörte und weniger in seinen eigenen.

Das Fest der tausend Eindrücke - Teil II

Zwei Stunden verstrichen, in denen die Stimmung immer besser und ausgelassener wurde. Ein junger Mann in einer Art Rüstung trat an die Gruppe um Tsunade heran und verbeugte sich. Er trug eine Art Toga aus dunkelblauem Stoff, die an der Hüfte von einem Lederband festgebunden wurde und nur über eine Schulter ging. Da der Stoff ausreichend und leicht war, konnte man teilweise auf die freigelegte Brust blicken. An den Armen und den Beinen trug er Lederschienen. Auch auf seinen Schultern ruhte ein Schutz, der aus dunklem Leder gefertigt war. In der linken Hand hielt er einen blauen Schild, auf dem eine weiße Abbildung des atlantischen Tempels zu sehen war. In der anderen Hand hielt er einen Speer, der mit diversen Federn und Bändern geschmückt war.
 

Der Krieger nickte seiner Herrin zu und sprach monoton: „Eure Hoheit, das Training ist beendet.“ Tsunade nickte ihrem Untergebenen zu und lächelte: „Danke, das ist eine gute Nachricht. Gib Sasori doch bitte Bescheid, dass sie eine Vorführung zu Ehren der Gäste aus der Oberwelt zeigen sollen.“ Der Soldat sah ruckartig auf, blickte in die Runde und nickte eifrig: „Natürlich, Hoheit.“ So schnell er gekommen war, so schnell verschwand er auch wieder.
 

Deidara beugte sich zu Tsunade herüber und sah sie mit neugierigem Blick an: „Was hat er gesagt? Ich dachte die Elite kann unsere Sprache auch sprechen.“ Die Angesprochene kicherte freundlich: „Ja, das kann sie auch. Das war einer unserer normalen Kämpfer. Du wirst schon sehen, worin der Unterschied liegt.“ Gebannt richtete Deidara seinen Blick zurück auf den Platz, wo sich ihnen gegenüber erneut eine Gasse zwischen den Menschen bildete. Hintereinander weg schritten die elitären Krieger zum Rande des Platzes und blieben dort einen Augenblick stehen. Einer von ihnen trat schließlich als erstes in die Mitte, blieb jedoch noch einen Augenblick regungslos stehen.
 

Deidara konnte tatsächlich schnell erkennen, dass sie sich bereits äußerlich von den anderen Soldaten unterschieden. Statt einer blauen Toga trugen sie eine schwarze, die ebenfalls nur über eine Schulter getragen wurde. Doch ihr Körper wurde deutlich imposanter und mehr geschützt. Tiefblaue Platten aus dickem und robustem Leder lagen auf den Schultern und waren mit kleinen Dornen gespickt. An den Unterarmen trugen sie aus demselben Leder Armschienen, die zur Außenseite hin mit Klingen versehen waren. Die Schienbeine wurden ebenfalls von Lederplatten geschützt. Unter der Toga sah man am Oberschenkel einen Ledergurt hervorschauen, an dem eine kleine Tasche, sowie kleine Dolche befestigt waren. Das Gesicht des Kriegers wurde vom Kinn bis zur Nase von einem nachtblauen Tuch bedeckt, das nur Platz für die Augen zwischen sich und dem imposanten Helm ließ. Die Kopfbedeckung war teilweise aus fast schwarzem Metall gefertigt und bedeckte das gesamte Haupt des Soldaten. Eine Art Krank, der fast wie ein Diadem aussah, war aus diesem Metall gefertigt und schützte die wichtigsten Stellen, wie die Stirn, die seitlichen Partien knapp über den Ohren und bildete im Nackenbereich abermals eine größere Schutzfläche. Der Rest des Helms war schwarzer schwerer Stoff, der das Haar verdeckte und fast bis zu den Schultern reichte. An beiden Hüften trug er Schwertscheiden, in denen zwei meisterhafte Katana ruhten und nur auf ihren Einsatz zu warten schienen.
 

Mit angehaltenem Atem ließ Deidara diese Erscheinung auf sich wirken. Selbst wenn dieser Kerl vor ihm nicht kämpfte, so verfehlte er seine Wirkung nicht. Er war beeindruckend durchtrainiert trotz seiner elfengleichen Gestalt und er ließ durch seine Aufmachung sofort erahnen, dass es eine Dummheit wäre sich mit ihm anzulegen. Dann verbeugte der Krieger sich demütig und Tsunade nickte ihm wohlwollend zu: „Ihr könnt anfangen, Sasori.“ Ohne weiter auf ihre Worte einzugehen drehte er sich herum und winkte den nächsten Elitekämpfer zu sich, ehe er fast unscheinbar zum Rand des Platzes schritt.
 

Während der zweite Krieger zur Mitte schritt, beugte Tsunade sich zu Deidara und den anderen herüber und flüsterte: „Die Elitetruppe unterliegt strengen Reglementierungen. Ihre Schaukämpfe laufen immer in derselben Reihenfolge ab, angefangen bei dem Mitglied, das als letztes beigetreten ist, bis hin zum Anführer. Von daher beginnt die Vorstellung immer mit Neji. Er hat sehr lange gebraucht, bis er sich dazu bereit erklärt hat die Laufbahn eines Kriegers einzuschlagen.“ Neugierig sah Deidara auf: „Wieso?“ - „Meine Güte, bist du neugierig! Nun, das ist einfach erklärt... Neji ist blind...“ Sie sah den verständnislosen Blick des Blonden und schmunzelte. „Ach, Deidara. Eine seiner Fähigkeiten liegt in seinen Augen. Er ist eigentlich blind, hat diese Welt niemals so gesehen wie du oder ich. Aber... er kann sie dennoch wahrnehmen, auf eine Art und Weise, wie wir sie wohl niemals verstehen werden. Da er dies allerdings stets als Nachteil sah, war er nicht überzeugt ein guter Krieger sein zu können. Und dann hat er sich doch entschlossen es zu tun und ist äußerst präzise, sowie strategisch. Er kann jemanden verletzen, in dem er ihn einfach berührt, ist das nicht aufregend? Und er kann noch weit mehr.“
 

Und sofort stellte Neji sein Können eindrucksvoll unter Beweis. Der erste Kämpfer, Sasori, kehrte in die Mitte zurück und beide begaben sich in Kampfposition. Dann ging es auch schon los. Deidara stockte beinahe der Atem, in was für einer übermenschlichen Geschwindigkeit die beiden jungen Männer zu kämpfen begannen. Das war nicht mehr einfach nur schnell, das war geradezu unglaublich und entzog sich fast der Fähigkeit des menschlichen Auges. Deidara versuchte die beiden auch während des Kampfes zu unterscheiden, doch es fiel ihm sichtlich schwer, viel zu schnell waren diese beiden Krieger, während sie sich mit Schlägen und Tritten im Nahkampf gegenüberstanden.
 

Dann jedoch entfernte sich einer von beiden ein Stück und begann in rasendem Tempo, den anderen mit Nadeln und Dolchen zu bewerfen. Doch der Blinde überraschte die Forscher durch und durch. Jede einzelne Waffe parierte er ohne Mühen und versuchte Sasori wieder in den Nahkampf zu zwingen. In Nejis Handinnenfläche bündelte sich das blaue Licht, das auch ihn wie alle Atlanter umgab und ähnlich intensiv war wie das von Konan und den anderen Elitekämpfern, in seiner Handinnenfläche. Mit einer fast unscheinbaren Bewegung platzierte er seine Hand auf der Brust seines Gegenüber und schleuderte diesen mit einer immensen Wucht von sich. Sasori jedoch landete gekonnt auf den Füßen und nickte seinem Kollegen kurz zu. Diese Vorführung war beendet. Neji verbeugte sich und kehrte zu den anderen zurück, um dort vom nächsten Kämpfer abgelöst zu werden und auch Sasori kehrte zu seinem Ausgangspunkt zurück.
 

Abermals erklärte Tsunade ihren Gästen kurz und bündig, was sie nun erwartete, nachdem der Applaus verklungen war: „Also, als nächstes werdet ihr Naruto erleben. Er ist...“ Sie seufzte. „Ihr werdet ihn kennenlernen und es selbst herausfinden. Aber am Ehesten trifft es wohl: er ist anstrengend! Aber seine Kampfkunst ist trotz alledem nicht zu verachten. Ganz im Gegenteil, bei ihm schaue ich immer besonders gerne zu.“ Die Forscher nickten, konnten sich ob der schwammigen Beschreibung aber noch nicht so recht vorstellen, was die Herrscherin wohl gemeint haben könnte.
 

Naruto war an seinem Platz angekommen, verbeugte sich vor Sasori und begab sich in Kampfposition. Sofort drifteten die beiden auseinander. Sasori versuchte den anderen abermals mit Nadeln und Dolchen zu treffen, Naruto hingegen konterte mit blauen Kugeln, die er in seinen Händen formte und auf seinen Kollegen abfeuerte. Beide trafen und landeten, jedoch abermals galant und im Grunde unversehrt, am Rand vor den Sitzplätzen.
 

Deidara sah skeptisch zu Tsunade herüber, die wie ein kleines Kind aufgeregt neben ihm saß, in die Hände klatschte und quietschte: „Jetzt, jetzt, jetzt!“ Der Geologe konnte sich nicht helfen, aber in seinen Augen hatte diese Herrscherin irgendwie einen Sockenschuss. Sie war lieb und wahrhaft gütig, aber völlig gaga.
 

Der Blonde richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Kämpfer, die nun zur Unterhaltung eine besondere Darbietung leisteten. Eigentlich war es weitaus unglaublicher, als der erste Kampf, doch Deidara sah es nach mehrmaligem Augenreiben immer und immer wieder. Naruto verfielfältigte sich. Immer und immer mehr füllten den Platz, bis er komplett voll war. Eigentlich musste der Geologe zugeben, dass er keine Ahnung mehr hatte, wer von ihnen nun Sasori, Naruto oder eine Kopie war, sie sahen sich alle so ungemein ähnlich. Doch ehe er zu einer Lösung kam, lösten sich die Doppelgänger wieder in Luft auf, in der Mitte standen die beiden Elitekämpfer und verbeugten sich. Das Publikum war begeistert und klatschte tosenden Beifall. Auch Deidara und seine Kollegen waren absolut begeistert.
 

Während Naruto zum Tempel zurückkehrte erhoben sich ein paar Leute und trugen ihre Kinder vom Festplatz fort. Etwas irritiert sah Nagato nun auf und fragte Tsunade: „Wieso werden die Kinder fortgebracht, Eure Hoheit?“ Die Herrin lächelte gequält: „Seit die Jungs zu Kriegern ausgebildet werden hat sich so einiges verändert. Früher waren es unschuldige junge Männer, verstehst du. Einfach nur Priester, friedfertig und spirituell. Die Atlanter sind allesamt sehr religiös und gläubig, verstehst du?! Und einige Fähigkeiten der Jungs sind... weit weniger unterhaltsam, als ein paar Kopien von Naruto oder die Tatsache, dass Neji trotz seiner Erblindung voll kampftauglich ist. Die beiden zeigen auch nur einen geringen Teil, damit die Menschen hier nicht ausschließlich Angst haben. Doch vor dem, was nun kommt... Nun, sie fürchten den Rest der Truppe doch sehr. Ihr werdet sehen, was ich meine. Der nächste wird Gaara sein...“
 

Gaara stand bereits in Position und auch Sasori hatte sich bereits wieder in Stellung gebracht. Eines fiel Deidara sofort auf: Gaara unterschied sich in einer Kleinigkeit von den anderen Elitekämpfern. Er trug ein Gefäß auf dem Rücken, das aussah wie ein großer Kürbis. Ohne Umschweife legten die beiden schließlich los und das Spektakel schien noch imposanter zu werden, als die bisherigen Vorstellungen. Endlich wurde Deidaras Neugierde gestillt, da Sasori seine Fähigkeiten in Anspruch nehmen zu schien. Der Krieger konzentrierte sich und beschwor etwas. Mit angehaltenem Atem wartete der Geologe ab und traute seinen Augen kaum, als plötzlich gut 10 menschengroße Marionetten erschienen, die über lange dünne blau schimmernde Fäden mit Sasoris Fingern verbunden waren.
 

Mit diesen Marionetten startete er seinen Angriff, doch Gaara machte keinerlei Anstalten sich auch nur zu bewegen. Er schien nicht einmal mit der Wimper zu zucken. Deidara stockte beinahe der Atem, die Spannung war kaum noch für ihn auszuhalten. Diese Puppen würden ihm doch alle Knochen brechen, so wie die aussahen. Sie hatten Gaara fast erreicht, der sich noch immer nicht rührte, als plötzlich etwas aus seinem Gefäß schoss und sich wie eine Mauer um ihn legte. Deidara riss aus Überraschung und auch vor Schreck die Augen weit auf. Das, was Gaara umgab war Sand. Und dieser ließ nicht eine Marionette bis zu ihm durch, nicht einen Schlag, keinen einzigen Angriff. Der Sand war immer und jederzeit an der richtigen Stelle.
 

Doch auch andersherum sah es nicht unbedingt anders aus. Immer, wenn Gaara versuchte mit seinem Sand Sasori anzugreifen, fing eine seiner Marionetten diesen Angriff ab. Eine dieser Puppen war fast permanent an seiner Seite und Deidara fand sie ungemein hässlich. Sie sah aus wie eine missglückte Kreuzung zwischen Mensch und Skorpion und funkelte mit ihren durchdringenden Augen aus der Dunkelheit heraus. Der Stachel schnellte immer wieder auf den Sand zu und Deidara konnte hören und sehen, dass dabei enorme Energie freigesetzt wurde.
 

Nach ein paar weiteren Angriffen hörten die beiden Elitekämpfer mit ihrer Vorstellung auf und verneigten sich. Der Applaus hielt sich von Seiten der Atlanter jedoch in Grenzen. Die Forscher hingegen waren absolut begeistert und erhoben sich sogar für diese Darbietung, während die klatschten. Gaara kehrte zum Tempel zurück. Nun standen jedoch noch mehr Bewohner auf und zogen sich in die Gassen zurück, was Deidara mit einer gewissen Portion Skepsis beobachtete. Er fragte sich, wieso ein solches Talent nur mit so viel Angst empfangen und „belohnt“ wurde.
 

Nachdem die Forscher sich wieder hingesetzt hatten und zwei weitere Kämpfer zur Platzmitte schritten, beugte Tsunade sich wieder herüber und erklärte: „Das ist jetzt das große Finale der Vorstellung. Die letzten beiden Elitekrieger sind die Brüder Itachi und Sasuke. Sie sind zusammen mit Sasori als Erste in die Ausbildung aufgenommen worden. Vor den Dreien allerdings haben die Menschen in Atlantis Angst. Sie sind überaus gut, aber ihre Fähigkeiten sind gepaart mit ihrer Art sehr erschreckend für die Atlanter. Aber ich persönlich bin jedes Mal wieder so ungemein beeindruckt, wenn sie dieses Finale zeigen. Passt gut auf...“
 

Die Gäste bemerkten sofort, dass Tsunade nicht übertrieb oder gar die Unwahrheit sagte. Während einer von den Beiden, wie die anderen zuvor, zur Platzmitte schritt, verwandelte der andere sich vor ihrer aller Augen in einen imposanten und, wie Deidara zugeben musste, auch unheimlichen Schwarm Krähen, der sich auf den Platz zubewegte, um sich dort als Krieger wieder zu materialisieren. Tsunade lächelte: „Das ist Itachi...“ Hidan knurrte abschätzig: „So ein Angeber!“ Kakuzu jedoch grinste den Jashinisten breit von der Seite an: „Mach es doch besser, Großmaul.“ - „Ach, halt doch die Fresse...“ Die Forscher kicherten leise. Es war immer herrlich, wenn Hidan sich künstlich aufregte. Und man bekam das immer so ungemein schnell hin.
 

Mit Sasori zusammen stellten sie sich in einem Dreieck auf und gingen in Kampfposition. Der blonde Geologe merkte, wie sein Puls vor Aufregung anstieg. Er konnte es kaum erwarten das von Tsunade so gelobte Finale zu sehen. Dann ging es auch schon los. Itachi verwandelte sich wieder in den Schwarm, der eine Runde um den Tempel flog. Sasuke zog eines der zwei Katana, und Sasori beschwor offenbar wieder seine Marionetten. Dieses Mal jedoch überstieg der Anblick einfach alles, was die Gäste der Oberwelt jemals zu Gesicht bekommen hatten. Deidara musste zugeben, dass Hidan schon irgendwie Recht hatte. Die drei Kämpfer schienen wirklich sehr von ihren Fähigkeiten überzeugt zu sein und setzten sich schon arg in Szene, und dennoch verfehlte es seine Wirkung keinesfalls. Mit weit aufgerissenen Augen beobachtete der Geologe, wie zig der Marionetten plötzlich auftauchten und sich auf dem Platz um Sasori sammelten. Es mussten gut 100 Stück sein.
 

Die Krähen hatten ihre Runde beendet und setzten zum Angriff an, während Sasuke mit dem Katana los preschte und in seiner freien Hand eine Kugel aus purem Feuer bildete. Die drei Kämpfer trafen aufeinander, in einem fulminanten Aufprall, der von der Explosion der Feuerkugel und der Wiedermaterialisierung Itachis einherging. Eine Marionette nach der anderen fiel zu Boden, doch Sasori blieb seelenruhig und lenkte den Rest gekonnt weiter. Und dann verstand Deidara, wieso die Menschen wohl Angst vor diesen Kriegern hatten. Die Augen der beiden Brüder, eigentlich so dunkel wie die aller anderen, begannen in einem intensiven rot zu glühen. Fast wie Dämonen wirkten die beiden nun. Sie tauschten einen kurzen Blick aus, ehe Itachi in Form der Krähen zu Sasori vordrang, sich direkt vor ihm wieder zurückverwandelte und ihm nur für einen kleinen Augenblick in die Augen sah. Sasori stoppte in seiner Bewegung und wirkte wie gelähmt. Sasukes Arm und der Katana wurde plötzlich von einer Schicht aus Blitzen umgeben, während er auf seinen Bruder und seinen Kollegen zuraste und die Energie schließlich dort entlud.
 

Eine regelrechte Explosion entstand, die Deidara eigentlich beeindruckte, jedoch viel mehr mit einer Mischung aus Trotz und Geringschätzung erfüllte. Diese Brüder hielten sich offenbar für eine große Nummer. Dieser Sasori eigentlich auch, aber am Meisten ärgerte ihn die Explosion. Seine waren viel besser. Um Längen. Seine Explosionen waren Kunst! Kein Versehen. Er verschränkte beleidigt die Arme, während die anderen um ihn herum begeistert applaudierten. Sogar Hidan klatschte dezent in seine Hände, obwohl man ihm an der Nasenspitze ansah, dass auch er irgendwie angefressen über diese Selbstdarstellung war. Es war definitiv ein würdiges Finale, aber mit hoch erhobenen Köpfen standen die beiden Brüder dort und verbeugten sich überschwänglich. Bloß Sasori nickte lediglich wieder kurz und knapp und das regte Deidara irgendwie noch viel mehr auf. Der tat ja fast so, als würde er das morgens vor dem Frühstück im Halbschlaf schon hinkriegen, nachdem er nur zwei Stunden geschlafen hatte. Als langweile ihn diese ganze Angelegenheit hier nur ungemein. Der Geologe knurrte leise.
 

Die beiden Brüder kehrten zu den restlichen Kriegern zurück und verließen den Platz mit diesen, verschwanden letztlich im Tempel. Sasori jedoch kam auf Tsunade und die Forscher zu, verbeugte sich kurz und sprach genauso monoton, wie er sich gab und bewegte: „Ich hoffe Ihr seid zufrieden.“ Die Herrscherin lachte fröhlich und nickte: „Aber sicher, es war, wie immer, hervorragend! Ihr seid noch besser geworden, ich bin tief beeindruckt. Komm her, ich möchte dir die Gäste aus der Oberwelt vorstellen.“ Tsunade und auch Konan erhoben sich und auch die Forscher rappelten sich ein weiteres Mal auf. Die Hohepriesterin lächelte dem Krieger zu und nickte: „Ich kann Tsunade nur beipflichten, ihr seid wirklich enorm stark geworden. Könntest du morgen kurz bei mir vorbeikommen, Sasori, ich brauche einen neuen Kristallsplitter von dir.“ Der Angesprochene seufzte leise, nickte aber: „Natürlich.“
 

Die atlantische Herrscherin winkte rasch ab: „Schluss jetzt mit der Arbeit. Setz deinen Helm doch mal ab, dann stelle ich dir unsere Gäste, wie gesagt, vor.“ Seufzend kam der Kämpfer der Aufforderung nach und nahm seinen Helm vom Kopf herunter. Deidara, der bis dahin noch immer mit verschränkten Armen dastand, ließ diese mit einem Mal nach unten sinken. Seine Kinnlade klappte herunter und sein Verstand setzte weitgehend aus. SO hatte er sich Sasori nun wirklich nicht vorgestellt.
 

Unter dem Helm kam feuerrotes, kurzes und ziemlich zerzaustes Haar zum Vorschein. Das geradezu zarte Gesicht wirkte irgendwie androgyn, war schlank und wohl geformt. Die grauen Augen blickten mehr als nur gelangweilt, doch Deidara konnte in diesem Augenblick nicht sagen, was alles aus ihnen sprach. Es war jedenfalls eine ganze Menge, als läge eine ganze Welt hinter ihnen, die streng geheim und für niemanden wirklich zugänglich war. Der Geologe merkte nicht einmal, dass Sasori sich bereits allen vorgestellt hatte und es auch schon bei ihm versuchte. Sein Gehirn hatte einen schweren Aussetzer und er starrte den Krieger an, wie ein 14-jähriges pubertierendes Mädchen ihr großes Idol aus irgendeiner Boyband.
 

Der Rothaarige seufzte und versuchte es abermals: „Hallo? Ich hasse es zu warten... entweder du antwortest mir jetzt oder...“ Plötzlich war Deidara wieder anwesend. Zumindest so etwas in der Richtung. Er stellte sich ruckartig gerade auf, hielt Sasori seine Hand hin und plapperte kopflos und laut drauf los: „Bekanntschaft, es ist mir eine große Deidara deine Freude zu machen...“ Er stockte. Wie peinlich war DAS denn??? Den ersten Eindruck hatte er ja schon einmal mächtig versaut. Er spürte den durchdringenden Blick des Kriegers und wünschte sich, einfach im Erdboden verschwinden zu können. Dann lachte er unsicher und grinste: „Tschuldigung, ich meine... also... du bist wirklich scharf... STARK! Du bist sehr stark!“
 

Hidan setzte mit einem breiten hämischen Grinsen zu einem Kommentar an, der aber sofort von Kakuzu durch eine Kopfnuss und einen bösen Blick unterbunden wurde. Tsunade und Konan tauschten einen Blick aus, nickten sich zu und lächelten. Die Hohepriesterin ergriff das Wort: „Ich denke, du weißt was zu tun ist, Sasori. Ihr werdet euch um unsere Gäste kümmern.“ Der Krieger nickte abermals: „Natürlich.“ - „Gut. Also, die Unterbringung wird folgendermaßen sein: Hidan kommt zu Naruto, Kakuzu zu Sasuke, Kiba zu Neji, Shino zu Gaara, Nagato zu Itachi und Deidara wird bei dir unterkommen.“
 

Der Geologe und auch Sasori blickten die Hohepriesterin gleichzeitig mit großen Augen an und fragten: „WAS?“ Diese kicherte nur: „Na, so gut wie ihr euch versteht...“ Abermals setzte Hidan zu einem Spruch an, der dieses Mal nicht rechtzeitig von Kakuzu unterbunden werden konnte: „He, Sasori, da würde ich mit dem Rücken aber an deiner Stelle an der Wand schlafen.“ Der Rothaarige funkelte den Jashinisten an und knurrte: „Ich erinnere mich nicht dich nach deiner Meinung gefragt zu haben.“
 

Ehe das Ganze zu eskalieren drohte hob Tsunade beschwichtigend die Hände: „Falls es Unstimmigkeiten gibt, so könnt ihr uns ja Bescheid geben und dann sehen wir, was wir machen können, okay?“ Sasori nickte wieder nur: „Gut.“ Konan nickte ebenfalls: „Gut, ich bringe die anderen zum Rest der Truppe, dann musst du dich nicht mehr darum kümmern...“ - „Danke.“ Ohne ein weiteres Wort zu verlieren marschierte er los. Deidara blickte ihm irritiert hinterher, was der Krieger zu merken schien. Sasori knurrte mürrisch: „Komm schon, ich warte nicht, wenn du trödelst...“ Rasch verabschiedete der Blonde sich von seinen Kollegen und den anderen und sprintete dem Rothaarigen hinterher.
 

Etwas zerknirscht stellte er fest, dass Sasori wirklich sehr hübsch war und, im Gegensatz zu den anderen Kriegern, trotz seiner Stärke einen eher zierlichen Körperbau hatte. Und gleichzeitig war er ein richtiger Miesepeter. So einen unfreundlichen Gesellen hatte er selten zu Gesicht bekommen. Er seufzte leise. Wieso musste ausgerechnet er zu Sasori? Selbst wenn dieser kein grantiger Großkotz wäre, so lag die Wahrscheinlichkeit, dass er auf Männer stehen könnte, bei geschätzten Null Komma Null. Und dass er dann auch noch ausgerechnet IHN ebenso heiß finden würde, wie er ihn, das grenzte ja schon ans Lächerliche. Außerdem, so versuchte sich Deidara einzureden, war diese hochnäsige und herrische Art nichts anderes als Arroganz und die konnte er auf den Tod nicht ausstehen. Seufzend versuchte er die wunderschöne Hülle zu vergessen und daran festzuhalten, dass er den Rothaarigen menschlich einfach nicht mochte. Und selbst dann würden die kommenden Tage wohl für ihn sehr anstrengend, aber spannend werden. Er beschloss, sich einfach überraschen zu lassen, während Sasori ihn abermals ermahnte nicht so zu trödeln...

Von Marionetten und Kristallen

Schnaufend stapfte Deidara hinter dem Rothaarigen her, der ein, in seinen Augen, unmenschliches Tempo an den Tag legte. Sasori mochte den Weg in- und auswendig kennen, er aber sah kaum etwas, stolperte über Stock und Stein und war bereits völlig aus der Puste, während der Krieger vor ihm nicht einmal den Anschein von Erschöpfung oder gar Mühe erweckte. Brummig keuchte der Blonde: „Jetzt warte doch mal bitte, ich bin nicht so schnell wie du!“ Er hörte Sasori leise seufzen, ehe dieser kurz stehenblieb und wartete, bis er aufgeschlossen hatte. Dann sah der Rothaarige ihn mahnend an und murmelte desinteressiert: „Recht so?“ - „Danke... wie weit ist es eigentlich noch?“ Während sie sich, zu Deidaras Leidwesen, wieder in Bewegung setzten, deutete Sasori mit der Hand geradeaus, wo hinter ein paar Riesenpilzen eine Art Lichtung zu erahnen war: „Knapp 100 Meter noch.“
 

„Na super,“ schoss es Deidara durch den Kopf, „auch das noch. Erst vorhin dieser peinliche Auftritt und jetzt auch noch DAS! Der hält mich doch für den letzten Idioten auf Erden!“ Während er sich geistig weiter beschimpfte und sich selbst als Magnet für jegliches Fettnäpfchen aller Art betitelte, durchschritten sie die Pilzreihe und betraten tatsächlich eine Lichtung, die weit größer war als Deidara es sich zunächst vorgestellt hatte. Viel konnte er in diesem bläulichen und schummerigen Licht nicht erkennen, doch eine freie Fläche mit zahlreichen Löchern im Boden und herumliegendem Schutt war kaum zu übersehen. Sasori bemerkte den neugierigen Blick des Blonden und erklärte in monotoner und kurz angebundener Art und Weise: „Unser Trainingsplatz.“ - „Achso...“ Nach der Darbietung in der Stadt konnte Deidara sich durchaus vorstellen, wie wohl erst ein ernstzunehmendes Training aussehen müsste und dass der Trainingsplatz nicht umsonst so verwüstet schien.
 

Sie passierten den großen Trainingsplatz und gingen auf ein kleines Haus zu. Erst jetzt konnte Deidara sehen und vor allem hören, dass es am Ufer eines Flusses erbaut war. Der Fluss kam aus der Stadt, entsprang dort offenbar dem See, und verschwand, sich durch die Pilze schlängelnd, auf unbekanntem Wege in der Dunkelheit des Waldes. Nur kurz fragte sich der Geologe, wohin er wohl führte.
 

Dann jedoch erreichten sie das kleine Haus und Sasori öffnete höflich die Tür, ließ Deidara an sich vorübergehen und folgte, die Türe wieder schließend, auf dem Fuße. Deidara schluckte, es war stockdunkel. Und in dieser ungewohnten Umgebung beruhigte die monotone Stimme des Rothaarigen ihn weniger, als dass sie ihm einen Schauer über den Rücken jagte: „Rühr dich nicht vom Fleck, ich mache eben Licht...“ Der Blonde spürte, wie der Krieger sich von ihm entfernte und hielt sich im letzten Moment davon ab, sich einfach an dessen Arm festzukrallen. Zumindest, dachte er, war er dieser Peinlichkeit entgangen.
 

Plötzlich wurde der Geologe von einem abrupt aufleuchtendem Licht geblendet und kniff reflexartig die Augen zu. Nur langsam gewöhnten sie sich an die Helligkeit, aber nach und nach konnte er erkennen, was um ihn herum zu sehen war. Er stand in einem kleinen schmalen Flur, von dem aus eine Treppe direkt neben ihm nach oben und 4 Türen in unbekannte Zimmer führten. Sasori stand am anderen Ende des Flures neben einem großen Kristall und nahm gerade die Hand von diesem. Ganz in seinem Element wusste Deidara sofort, welche Dinge er wohl gleich am nächsten Tag genauestens unter die Lupe nehmen würde. Diese Steine waren erstaunlich. So etwas hatte er noch nie gesehen und er war fest entschlossen, sich um die Geheimnisse dieses Gesteins zu kümmern.
 

Viel mehr bot der kleine Flur ohnehin nicht, er war schlicht und absolut schmucklos eingerichtet. Sasori sah ihn auffordernd an und hob eine Augenbraue: „Hör zu, ich habe nicht sonderlich oft Besuch... Ich hole eben ein paar Sachen, du kannst im Wohnzimmer schlafen.“ Er trat in das Zimmer, welches der Haustüre direkt gegenüber lag und machte auch dort Licht, ehe er zu Deidara zurückkehrte und einen Augenblick vor ihm stehenblieb: „Du kannst schon einmal reingehen und dich umsehen, ich bin sofort wieder da...“ Er schob sich an dem Blonden vorbei und schritt die ersten Stufen nach oben hinauf, ehe er doch noch einmal innehielt und mit mahnendem Blick knurrte: „Aber wehe du fasst etwas an!“
 

Deidara sah Sasori noch einen Augenblick hinterher, bis dieser in der oberen Etage verschwunden war, und seufzte. Kein Wunder, dass der nie Besuch hatte, so grummelig wie der war. Schulterzuckend machte er sich auf den Weg ins Wohnzimmer. Er wollte sich nicht davon abschrecken lassen. Hunde die bellen beißen nicht. Das hatte sich bisher immer als Wahrheit erwiesen und Deidara musste bei dem Gedanken grinsen, als er sich Sasori als kleinen fiesen Kläffer vorstellte. Mit ein bisschen Geduld würde der Rothaarige schon merken, dass es keinen Grund gab so miesepetrig zu sein. Immerhin wollte der Geologe ihn doch nur besser kennenlernen, auch wenn er sich bisher nicht sonderlich geschickt dabei angestellt hatte.
 

Er betrat das Wohnzimmer und mit einem Schlag wechselte seine glücklich grinsender Gesichtsausdruck zu einem geschockt starrenden. Deidara blieb wie angewurzelt in der Türe stehen und schluckte schwer. HIER sollte er SCHLAFEN?? An und für sich hätte es ein durchaus gemütliches Wohnzimmer sein können. Ein NORMALES. In der Mitte des etwa 20m² großen Raumes stand eine Sofagruppe, die starke Ähnlichkeiten mit Bastmöbeln hatte, um einen Tisch. Der Tisch schien aus dem Stamm eines Riesenpilzes zu sein und hatte eine schöne Maserung, die der von Holz sehr ähnlich war. Deidara gegenüber befand sich eine große Fensterfront, die zu einer kleinen Terrasse führte, welche auf einem Steg ein Stück über den Fluss ragte und durch die spärliche Beleuchtung aber kaum mehr als das zu erkennen gab.
 

Zu seiner Linken stand ein Regal, welches mit Büchern und anderen kleinen Dingen gefüllt war. Zu seiner Rechten hatte eine kleine Kommode Platz gefunden. Der Fußboden war angenehm warm. Der Kristall hing an einer Befestigung über dem Couchtisch. Alles sehr gemütlich und wohnlich. Eigentlich... Doch das, was Deidara sämtliche Gesichtszüge hatte entgleisen lassen, das war das, was an den Wänden hing und ansonsten in jeder freien Ecke stand: Marionetten. Er konnte gar nicht zählen, wie viele es waren. Es war ihm im Grunde auch egal. Nur eines war wichtig: er hatte verdammt nochmal die Hosen voll.
 

Die verschiedensten Varianten schauten ihn aus leeren und leblosen Augen an. Egal wohin er schaute, sein Blick wurde von diesen lebensgroßen Ungetümen aufgefangen und zombiartig erwidert. Einige Marionetten waren als solche noch gut zu erkennen, andere allerdings sahen so ungemein echt aus, dass Deidara sich nicht sicher war, ob Sasori da tote Menschen an der Wand hängen hatte oder ob es wirklich nur Puppen aus leblosen Materialien waren. Einigen hingen strähnige Haare ins Gesicht, anderen stand Panik und Entsetzen in den leblosen Augen geschrieben. Als hätte man sie im Augenblick ihres Todes einfach eingefroren. Deidara schauderte es und ein eiskalter Schauer lief an seinem Rücken hinab. Wie konnte sich ein Mensch in einer solchen Umgebung nur wohl fühlen? Dieses Horrorkabinett ernsthaft als Wohnzimmer bezeichnen? Und sich auch noch aufrichtig wundern, dass er nie Besuch bekam?
 

Eine dieser Marionetten jedoch widerte Deidara von allen wohl am Meisten an: sie blickte ihn aus gelblich leuchtenden Augen an, die in einem markanten Gesicht ihren Platz hatten, welches von struppigen und ekelig aussehenden Haaren umrandet wurde. Der Körper war kaum als menschlich zu bezeichnen. Alleine schon, weil ein riesiger Skorpionschwanz zu diesem gehörte, obwohl dieses Ungetüm auch keinen Skorpion an sich darstellte. Zumindest nicht in Deidaras Augen. Es war ein grässliches Vieh! Das Ergebnis eines absolut missglückten Genexperiments, dessen Schöpfer sich vermutlich am Liebsten vor Wahnsinn die Augen herausgerissen hätte. Und ausgerechnet dieses Monstrum saß genau neben der Couch. Fast wie ein Haustier, das sich neben sein Herrchen setzte, sobald er es sich dort gemütlich machte. Bei diesem Gedanken wurde Deidara irgendwie schlecht. WENN es so wäre, dann war Sasori ein echt durchgeknallter Psycho! Nein, korrigierte sich der Blonde in Gedanken, das war Sasori offenbar auch so. Es hätte diesen Umstand nur in eine einzige klare Szene gepackt. Alleine dieses Zimmer konnte nur einem Psychopathen gehören.
 

Sasori schnappte oben rasch nach einer Decke und einem Kissen, die er aus einer kleinen Truhe am Fuße seines Bettes nahm. Seufzend starrte er einen Augenblick auf die Sachen in seiner Hand. Er wusste, dass es nicht die beste Idee gewesen war seinen Besuch direkt ins Wohnzimmer zu schicken. Aber was sollte er machen? Früher oder später wäre Deidara ja ohnehin dort hineingegangen und hätte seine Sammlung gesehen. Niemand verstand es. Niemand verstand ihn. Diese Marionetten, sie waren doch alles, was er hatte. Was er jemals hatte und das Einzige, was ihm auch in Zukunft, egal was passieren würde, bleiben würde. Sie waren seine Sicherheit, sein Halt. Die Bestätigung, dass nicht alles vergänglich war, sondern dass es auch Dinge im Leben gab, die blieben. Die treu waren. Die bei IHM blieben. Egal wie er war.
 

Ein leichter, kaum merkbarer Schmerz machte sich in seiner Brust breit und hielt ihn noch einen Augenblick in seiner Position. Nach all der Zeit versuchte der Schmerz mal wieder zu fliehen. Doch Sasori griff sich an die Brust und atmete ein paar Mal tief ein und aus. Hoffnung. Ja, er hoffte und genauso schnell versuchte er die Hoffnung im Keim zu ersticken. Alle Bürger in Atlantis hatten Angst vor ihm. Seine Einheit verspürte vielleicht Respekt, aber Respekt war auch nur eine Form von Distanz. Andere Soldaten hassten ihn. Sie hatten gesehen, was er seinen Feinden antat. Wie er aus Menschen leblosen Objekte machte, die nur das taten, was er wollte. Sie hassten ihn, weil sie Angst hatten. Angst davor, dass er aus jedem, der ihm widersprach auch einfach eine Marionette machen würde. Weil sie glaubte, dass es ihm Spaß machen würde. Aber das war es nicht. Es war viel mehr eine Sucht.
 

Wenn er einen getöteten Gegner zu seiner Puppe machte, dann nicht aus Freude. Es war wirklich wie eine Sucht. Die Sucht nach Treue, Geborgenheit und Sicherheit. Die Sucht nach der Erfüllung des Wunsches nach Zuneigung. Jedes Mal wieder hervorgerufen durch die Hoffnung, das nächste Werk würde diese Sehnsucht stillen, diesen Wunsch erfüllen. Und dieses Mal war die Hoffnung zwar dieselbe, doch die Szenerie eine andere. Vielleicht, und wirklich nur vielleicht, waren diese Menschen von der Oberwelt ja anders, als die Atlanter. Vielleicht war unter ihnen jemand, der verstehen konnte. Abermals seufzte Sasori und erhob sich mit den Sachen auf dem Arm. Sein Blick sank zu Boden, seine Mauer regenerierte sich wieder. Wer konnte schon Zuneigung für jemanden empfinden, der nicht einmal von seiner eigenen Familie gewollt war? Er war ein Krieger und kein Kind mehr. Er tötete Menschen und sollte sich nicht mit solcherlei Firlefanz beschäftigen. Es war schlimm genug, dass er sich um diesen Besuch kümmern musste und nicht trainieren durfte. Die Waffe war eine Legende, von der keiner wusste, ob es sie wirklich gab. Doch die Elitetruppe war real und fähig, die Stadt vor Gefahren zu beschützen.
 

Ein letztes Seufzen verließ seine Lippen, ehe er das Schlafzimmer verließ und sich auf den Weg zu Deidara machte. Er hatte sich wieder gefangen und doch quälte diese lästige Hoffnung ihn noch immer. Ganz leise saß sie in seinem Hinterkopf und freute sich darüber, endlich mal wieder Kontakt zu anderen zu haben, der mehr beinhaltete als das Ausarbeiten von Strategien und das Trainieren von Kampfformationen. Sasori ließ die Treppe hinter sich und folgte Deidara ins Wohnzimmer. Bereits kurz vor der Tür wurde die winzige Hoffnung plötzlich sehr kleinlaut und freute sich nicht mehr so überschwänglich.
 

Als Sasori das Wohnzimmer betrat, fuhr Deidara erschrocken und mit weit aufgerissenen Augen herum und starrte ihn an, als sei er der Teufel persönlich. Nein, schlimmer noch. Als habe er vor den Augen des Blonden den Teufel mit bloßen Händen getötet und dessen Blut im Anschluss genüsslich aus einem Weinglas getrunken... Die Verbitterung des Rothaarigen stieß die Hoffnung triumphierend zur Seite, als wollte sie ihr sagen: ich habe es doch gleich gesagt! Diese Panik in den Augen, diese Abscheu, er kannte sie einfach zu gut, um sie nicht erkennen zu können. Und genau das war es, was in Deidaras Augen vor allem Anderen geschrieben stand und Sasori anglühte, wie ein in die Ecke getriebenes Raubtier.
 

Der Rothaarige ging ruhig an Deidara vorbei und legte die Sachen auf der Couch ab. Es war unsinnig, sich weiterhin der Hoffnung hinzugeben. Er würde alles wie immer handhaben. Wahrscheinlich hätte er es nicht einmal anders hinbekommen, wenn er wirklich gewollt hätte. So blickte er Deidara fast schon belustigt an und raunte: „Gefallen sie dir?“ - „....“ - „Dachte ich es mir. Wusstest du, dass einige von ihnen mal wirklich Menschen waren?“ - „.... WAS?“ - „Ja. Manchmal erlauben sich die anderen Reiche doch glatt einen Angriff auf Atlantis. Tze... Du solltest mal die Gesichter der Soldaten sehen, wenn plötzlich wieder ihr Kommandant vor ihnen steht und sie mit allen Mitteln von Atlantis fernhält...“
 

Deidara stockte der Atem. Der Typ war ja völlig durchgedreht! Abartig und einfach nur wahnsinnig! Die Worte blieben ihm im Halse stecken, als Sasori mit monotoner Stimme fortfuhr: „Und wenn sie dann erkennen, dass ICH es bin, der ihre einst Verbündeten als Marionetten tun lassen kann, was ich will, dann drehen manche sogar einfach durch. Wenn sie sich an die toten Leiber ihrer Kameraden erinnern und dann erkennen, dass der Körper eine Hülle ist, die meinen Befehlen folgt...“ Ein eisig kaltes Kichern verließ seine Kehle. „Ich wünsche eine gute Nacht...“
 

Sasori war fast aus der Tür, als Deidara ihn am Arm festhielt und panisch auf ihn einbrüllte: „STOPP! Du bist doch KRANK! Nimm wenigstens dieses abartige Ding neben der Couch mit!!!“ Für ein paar Sekunden sahen sich die beiden einfach in die Augen. Nach schier endlosen Sekunden jedoch nickte Sasori und knurrte mit erhobener Hand: „Hiruko...“ Wie ein Hund seinem Herrchen folgte die Marionette dem Rothaarigen, der langsam wieder die Treppe nach oben schritt und wortlos verschwand, nachdem er das Licht im Flur einfach ausgemacht hatte.
 

Völlig fertig wischte Deidara sich über das Gesicht und setzte sich auf die Couch, die zu seiner Überraschung sehr bequem war und ihn zumindest für einen Augenblick von dem Horror in diesem Raum ablenkte. Vorsichtig legte er eine Hand auf den Kristall über dem Tisch und das Licht erlosch. Wohlig seufzend registrierte Deidara die absolute Dunkelheit um sich herum, die ihn vor dem Anblick der Puppen bewahrte. Angepannt legte er sich hin und schloss seine Augen. Noch immer spürte er die Blicke der Marionetten auf sich ruhen und erkannte, dass an Schlaf in dieser Nacht wohl nicht zu denken war...
 


 

Am nächsten Morgen zeichneten dunkle Augenringe Deidaras Gesicht. Er hatte wirklich keine Sekunde schlafen können und war mit den ersten Anzeichen auf den Tagesanbruch aufgestanden und hatte sich auf die Veranda begeben, um dort die Füße im eiskalten Wasser baumeln zu lassen, in der Hoffnung dadurch ein wenig wach zu werden. Und seit Sasori wach war vermied der Blonde erfolgreich jeden Blickkontakt und stellte auch kaum eine Frage. Dem Rothaarigen war es nur Recht, da er schließlich noch zu Konan musste und Deidara ihn so unterwegs in Frieden ließ.
 

Während die beiden den Platz zum Tempel passierten beschloss Sasori im Stillen, dass er Deidara in der nächsten Nacht wohl das Schlafzimmer lassen würde. Weniger aus Mitleid, als aus Selbstschutz. Tsunade würde ein heilloses Theater veranstalten, sollte er sich nicht adäquat um den Gast kümmern und das wollte er sich schlichtweg ersparen. Davon abgesehen hatte auch Konan ihm immer wieder eingetrichtert, dass er nett und freundlich zu anderen sein sollte, egal wie viel Angst sie vor ihm haben mochten.
 

Sie betraten den Tempel und Deidara folgte Sasori durch die Eingangshalle, die er und die anderen Forscher bei ihrem ersten Besuch bereits gesehen hatten. Dieses Mal jedoch bogen sie nicht nach links zu Tsunades Saal ab, sondern schritten geradeaus auf eine Tür zu, an deren Seiten nach links und rechts je eine Treppe nach oben führte, welche auf einem Balkon über der Tür wieder zusammentrafen, und hinter einer weiteren Tür unbekanntes Gefilde wartete. Im Gegensatz zum Geologen ging Sasori unbeeindruckt an den Stufen vorbei und passierte die untere Tür, die sie in einen kleinen Altarraum führte.
 

Vor dem Altar hockten Konan und Nagato. Die Hohepriesterin zündete ein paar Kerzen und Räucherstäbchen an, während der Forscher hochgradig entzückt und konzentriert die Runen und Ornamente des Altars begutachtete und abzeichnete. Sasori blieb vor den drei Stufen, die zum Altar führten, stehen und brummte kurz, als Deidara, achtlos um sich blickend, in ihn hineinlief. Dann räusperte er sich hörbar und die beiden Beschäftigten drehten sich zu ihnen um.
 

Konan lächelte die beiden Besucher an und sprang gut gelaunt auf sie zu: „Deidara, Sasori, wie schön, dass ihr hier seid.“ Nagato nickte den beiden zu: „Hallo ihr zwei. Hast du gut geschlafen, Deidara?“ Der Blonde verschränkte die Arme vor der Brust und knurrte: „Mehr als bei einem Versuch ist es in diesem Horrorkabinett nicht geblieben...“ Die Hohepriesterin wusste sofort, was der Geologe meinte, und blickte Sasori mahnend an: „Das ist doch nicht dein Ernst, oder?“ Der Rothaarige verdrehte die Augen und seufzte leise: „Dass das ein Fehler war habe ich bereits gemerkt. Heute Abend werde ich mich dort einquartieren und meinen wehrten Gast in meinem Zimmer nächtigen lassen...“
 

Kichernd knuffte sie dem Krieger auf den Arm und schüttelte den Kopf: „Du bist unmöglich! Lass die Formalitäten, ich brauche einen neuen Kristallsplitter von dir. Tsunade nervt mich schon seit Wochen mit dem Nachkommen, aber irgendwie stellt sich kein eindeutiges Ergebnis ein.“ - „Und wieso brauchst du dann nur einen von mir?“ - „Das habe ich nie gesagt. Aber von den anderen habe ich bereits neue Fragmente. Du warst jedoch mal wieder wie vom Erdboden verschluckt...“ Ihr Blick wurde besorgt. „Du solltest dich mit dem Training mal ein bisschen zurücknehmen.“ Sasori verschränkte die Arme und hob eine Augenbraue: „Sehr witzig. Wir dürfen im Moment doch eh nicht...“ - „Nein, aber dafür kenne ich dich zu gut, um nicht zu wissen, dass du dich gewiss nicht daran halten wirst.“ Sie lächelte. „Kommt, es dauert auch nicht lang.“
 

Sie schritt zurück zum Altar hinauf, wo sie sich vor ein seidenes Tuch hockte und den beiden mit einem Handzeichen andeutete sich zu ihr zu setzen. Als Sasori und Deidara neben ihr Platz genommen hatten, drückte Konan dem Rothaarigen einen Kristall in die Hand. Der Geologe beäugte die Prozedur neugierig und die Hohepriesterin sah bereits an seinem Blick, dass er viele Fragen hatte. Sie lächelte den Blonden liebevoll an: „Wir brauchen die Splitter, um unsere Weissagungen zu machen. Doch jeder Splitter, der explizit für eine bestimmte Person steht, der muss zunächst mit der Energie dieser Person angereichert werden. Dafür nimmt diese Person den Kristall in die Hand und meditiert einen Augenblick so. Nach einer bestimmten Zeit, die diese Person alleine bestimmt, lässt sie den Kristall fallen. Der Splitter, der ihr schließlich am nächsten ist und eine ausreichende Größe aufweist, der wird dann für die Orakel und Weissagungen genutzt.“
 

Deidara nickte: „Achso, verstehe. Wie kommt es, dass diese Kristalle alle so leuchten und auch auf Berührungen reagieren?“ Zu seiner Enttäuschung zuckte Konan jedoch entschuldigend die Schultern: „Weißt du, Deidara, wir glauben, dass es der Wassergott Kano ist, der uns damit ein Geschenk macht. Eine wissenschaftliche Erklärung kann ich dir leider nicht geben.“ Nagato blickte abermals auf und schmunzelte leicht: „Da wirst du wohl doch ein bisschen arbeiten müssen, Deidara...“ Der Blonde seufzte: „Wäre ja auch zu schön gewesen...“
 

Plötzlich ertönte ein Klirren und der Kristall aus Sasoris Hand fiel zu Boden, um dort in unzählige kleine Splitter zu zerspringen. Konan griff zielsicher nach dem gewünschten Fragment und lächelte: „Danke, jetzt habe ich alle. Vielleicht ergeben sich endlich neue Ergebnisse. Tsunade wird langsam ungehalten.“ Sasori sah sie nur aus den Augenwinkeln an: „Als wäre das etwas Neues. Ich bin froh, wenn dieses Fest endlich vorüber ist und sich die Jungs wieder aufs Wesentliche konzentrieren. Naruto macht mich schon seit Wochen kirre deswegen...“ - „Jetzt sei nicht so, es ist ein wichtiges Ereignis. Es stehen so viele Veränderungen an, da kann nicht jeder so die Ruhe bewahren, wie du.“ Plötzlich grinste sie. Sag mal, wie wäre es, wenn du Deidara den Steinbruch zeigst, in dem ich meine Kristalle immer hole?“ Die Augen des Geologen begannen wie verrückt zu funkeln, als er diesen Satz hörte und sah Sasori mit seinem gekonnten Dackelblick an. Dieser wischte sich über das Gesicht und knurrte: „Jetzt, liebe Konan, bleibt mir ja gar keine andere Wahl...“
 


 

Am Abend betrat die Hohepriesterin den Saal Tsunades und nahm neben dieser abermals an der großen Tafel Platz. Sie lächelte die Herrscherin freundlich an: „Ich habe endlich alle Splitter für das Orakel. Nun wird sich uns der Träger der Waffe endlich offenbaren.“ Die Herrin nickte eifrig und knurrte etwas ungeduldig: „Nun, lass uns beginnen. Wenigstens ein Ergebnis, das wir in der Hand haben.“ - „Du musst dich wirklich in Geduld üben...“ - „Morgen, versprochen...“
 

Die beiden sahen sich an und kicherten, ehe Konan das Samttuch auslegte und dieses mit der Spitze ihres Stabes berührte: „Weiser Kano, bitte lasse uns teilhaben an deinem Wissen. Die Prophezeiung ist erfüllt, die Besucher der Oberwelt sind hier in Atlantis. Zeige uns denjenigen, der sich als würdig erwiesen hat und Träger der Waffe sein wird, die uns allen den Frieden bringt...“ Mit einem lauten Knacken brach ein Splitter des Stabkristalls ab und ruhte nun auf dem seidigen Stoff. Konan holte ein kleines Säckchen aus ihrer Robe hervor, öffnete dieses und hielt die Kristalle der Krieger in der Hand. Einen siebten fügte sie diesen bei, für den Fall, dass es niemand der Elitekämpfer sein sollte. Dann jedoch würde sich die Suche als weitaus schwieriger entpuppen. Konan hoffte auf das Beste und ließ die Splitter über dem Tuch mit geschlossenen Augen fallen.
 

Und während weder sie, noch Tsunade bemerkten, dass sie aus einer dunklen Ecke beobachtet wurden, öffnete die Hohepriesterin ihre Augen wieder und schaute auf das Ergebnis hinab. Die Herrscherin versuchte den Blick der Jüngeren zu deuten. Was sie erkennen konnte war definitiv Überraschung. Neugierig fragte sie nach: „Was ist los, stimmt etwas nicht?“ Konan schüttelte den Kopf, lächelte aber: „Keine Sorge, es ist alles in Ordnung. Wir haben ein eindeutiges Ergebnis... ich bin nur überrascht, dass gerade er es ist. Damit habe ich nicht gerechnet... Aber auf der anderen Seite kann ich mir keinen würdigeren Träger vorstellen...“

Fatale Unterhaltungen

Schweißgebadet fuhr die Hohepriesterin von Atlantis aus dem Schlaf auf, rang sichtlich atemlos nach Luft und schaute sich geradezu panisch in ihrem Zimmer um. Nur langsam beruhigte der Anblick die junge Frau, die allmählich registrierte, dass sie geträumt hatte und sich einfach nur in ihrem Zimmer befand. Erschöpft wischte sie sich die vom Schweiß feuchten Strähnen aus dem Gesicht und lehnte sich mit dem Rücken an das Kopfteil ihres Bettes.
 

Schon lange hatte sie keine Vision mehr gehabt, die SO klar und real war, wie diese gerade eben. Es war nicht einfach nur ein Traum gewesen, das wusste sie sofort. Viel zu klar war die Botschaft, viel zu realistisch die Situation, in der sie sich im Dämmerzustand befunden hatte. Und viel zu wichtig war die Tatsache, dass Kano persönlich ihr diese Botschaft übermittelt hatte: sie hatten einen Spion unter sich, der bald schon Zwietracht sähen würde. Und doch konnte sie es kaum glauben, wen sie in dieser Vision als Schuldigen erkannt hatte. Das würde Tsunade nicht gefallen, es gefiel ihr selber ja nicht. Würde Tsunade ihr das überhaupt glauben?
 

Die Müdigkeit übermannte Konan wieder und ehe sie zu einer befriedigenden Lösung kommen konnte, sank sie zurück auf ihr Kissen und schlief wieder ein.
 


 

Ein hagerer Mann mit geradezu bleicher Haut und langen strähnigen, schwarzen Haaren saß an einem großen Tisch in einem durchaus prunkvollen Saal. Der Tisch war viel eher eine Tafel, die aus dunklem, schwerem Holz gefertigt war. Seine Augen waren klein, kaum zu erkennen und doch hatten sie alles fest im Blick. Der Saal war fast komplett in Dunkelheit getaucht. Schwere, schwarze Vorhänge verhinderten, dass man durch die Fenster gucken konnte oder auch nur ein Lichtstrahl von draußen hereinzugelangen fähig gewesen wäre.
 

Auch der Rest des Saals vermittelte einen nicht einladenden Eindruck: der Fußboden aus Granit, der blutrote Teppich unter der Tafel mit schwarzen Ornamenten verziert, ein Thron auf einer Erhebung, der aus schwarzem Marmor gefertigt war und schließlich die unzähligen dunklen und düster blickenden Wasserspeier, die hier und da den gesamten Saal säumten.
 

Der bleiche Mann, der am Kopf der Tafel saß, lächelte seinen Gästen grimassenartig zu und nickte: „Chiyo, Yondaime... es ist Zeit zu handeln. Die Menschen der Oberwelt sind tatsächlich in Atlantis eingetroffen. Es ist also nur noch eine Frage der Zeit, bis sie uns vernichten werden.“ Die Frau namens Chiyo war eine kleine alte Dame, deren Augen aber unmissverständlich vermittelten, dass sie keine kleine tüddelige Großmutter war, sondern eine weise und spitzbübische Frau. Sie seufzte etwas bedrückt: „Ich bin noch immer nicht überzeugt, Orochimaru. Wir müssen die Waffe vernichten, nicht Atlantis.“
 

Der Schwarzhaarige lachte trocken und funkelte sie aus seinen kleinen Augen an: „Aber, aber. Es geht mir doch auch nur darum, die Gefahr von unseren Reichen abzuwenden. Bedenke nur eines, meine Liebe: Tsunade wird uns diese Waffe nicht freiwillig aushändigen!“ Der dritte im Bunde mischte sich nun ebenfalls ein. Seine gesamte Körperhaltung war angespannt. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt, die Augen geschlossen. Doch dann strich er sich mit einer Hand durch die kurzen braunen Haare, öffnete die Augen und funkelten seine Gesellschaft kühl aus dunkel umrandeten Augen an: „Orochimaru hat Recht. Die oberste Priorität für mich hat der Schutz von Eccalia. Das sollte dir bei Repos nicht anders gehen, Chiyo.“ Die Alte lachte abschätzig: „Tze, natürlich liegt mir die Sicherheit meines Reiches am Herzen, Yondaime. Aber ich respektiere auch das Leben und möchte keinen sinnlosen Krieg anzetteln.“
 

Lächelnd sah Orochimaru die alte Frau neben sich an: „Das liegt natürlich nicht in unserer Absicht. Wir wollen einfach nur diese Waffe vernichten, nicht mehr. Und dafür müssen wir zusammenarbeiten. Atlantis ist für jeden einzelnen von uns zu groß, zu mächtig. Wir müssen uns verbünden, Chiyo, sonst sind wir alle verloren.“ Die Angesprochene seufzte, nickte dann aber: „Es ist mir keine Freude, das zuzugeben, aber ich fürchte du hast Recht. Ich habe keine Ahnung, was es für eine Waffe ist und ich möchte die Menschen in Repos nicht in unnötige Gefahr bringen... Also gut, ihr habt meine Unterstützung.“
 

Orochimaru musste sich ein siegessicheres Grinsen verkneifen, schob der Herrscherin von Repos statt dessen das Blatt mit den Formalitäten für den Bündnisvertrag hin und legte einen Graphitstift daneben, ehe er süßlich raunte: „Ich wusste doch, dass wir uns einig werden. Und wenn du dir den Vertrag durchlesen wirst, dann wirst du sehen, dass es nicht um irgendwelche kriegerischen Absichten geht, sondern nur um unser aller Sicherheit.“ Mit einer hochgezogenen Augenbraue nahm Chiyo das Manuskript an sich und las es sich durch. Eigentlich war es unnötig. Sie WUSSTE, dass dieser Vertrag einwandfrei sein würde, dass sie nichts finden würde, das ihr sauer aufstoßen könnte. Und dennoch WUSSTE sie auch, dass Orochimaru eine falsche Schlange war. Es ging ihm nicht um bloße Sicherheit, er wollte Atlantis fallen sehen, so viel war klar. Doch sie selbst musste vorerst auf diese Abmachung, dieses Bündnis eingehen. Ihr würde schon etwas einfallen, wie sie seine Machenschaften rechtzeitig unterbinden könnte, dessen war sie sich absolut sicher.
 

Sie griff nach dem Stift und unterschrieb das Dokument, woraufhin sie es an Yondaime reichte, der es ebenfalls unterzeichnete. Als Letzter setzte auch Orochimaru seine Unterschrift darunter und lächelte seinen Gästen, die nur für diesen Pakt nach Izyras gekommen waren, übertrieben freundlich zu und nickte: „Ich danke euch, meine Freunde. Wir werden diese Waffe finden und zerstören, als Verbündete. Seid zur Feier des Tages meine Gäste.“
 


 

Der Abend war bereits näher gerückt und, wie Orochimaru es gehofft und geahnt hatte, Chiyo hatte sich nach dem Essen und einer gebührlichen Zeit schließlich rasch verabschiedet und wieder auf den Heimweg gemacht. Nun schickte auch Yondaime sich an Izyras wieder zu verlassen. Während Orochimaru diesen zur Tür seines Anwesens begleitete, sah er den Brünetten von der Seite an und grinste: „Chiyo ist alt und weich geworden, nicht wahr? Es ist eine Schande, dass sie sich weigert diese arroganten Atlanter nicht gleich auszumerzen.“ Der Angesprochene lachte trocken: „Wem sagst du das. Man muss Opfer bringen, um seine Ziele zu erreichen.“ - „Du sagst es. Ich mache dir einen Vorschlag... In 3 Wochen werden wir Atlantis angreifen und die Waffe verlangen, zusammen mit Chiyo. Was hältst du davon, wenn wir Tsunades Leute bereits im Vorfeld schwächen und ausradieren...?“ Er lachte verheißungsvoll. „Immerhin haben sie deine Kinder einfach zu ihresgleichen gemacht.“
 

Der Brünette ballte die Hand zur Faust und fauchte aufgebracht: „Erinnere mich nicht daran! Sie sollten lernen, wie hart das Leben ist! Damit sie sich nach mir vernünftig um das Reich kümmern können... doch dieses eingebildete Weibsbild hat sie bei sich behalten...“ Orochimarus Blick wurde ernst und überaus finster: „Wie weit würdest du gehen, mein Freund? Was würdest du in Kauf nehmen, um Tsunade das heimzuzahlen?“ - „Was meinst du?“ Der Schwarzhaarige kicherte so kalt, dass selbst Yondaime unwohl dabei wurde, sagte jedoch nichts weiter dazu, sondern wartete die Erklärung seines Gegenüber ab. Dieser nickte schließlich: „Ich habe da so meine Quellen in Atlantis. Und ich habe durch diesen viele wichtige Informationen erhalten. Dein jüngster Spross...“ Er blickte dem Brünetten in die Augen. „Er gehört zu der gefürchteten und zugegebenermaßen wahrlich unangenehmen Elite von Atlantis. Er IST einer von ihnen.“
 

Yondaime blieb stehen und sah Orochimaru mit großen Augen an, der ein paar Schritte weiter ebenfalls zum Stehen kam und ihn herausfordernd über die Schulter anblickte. Der Brünette unterdrückte eine unsagbare Wut. SEIN Sohn war ihm nicht nur genommen worden, nein, SEIN Sohn hatte es gewagt sich dafür zu entscheiden, statt Eccalia lieber Atlantis zu dienen. Er erwiderte den Blick des Schwarzhaarigen und knurrte: „Ich sagte bereits, dass die Sicherheit Eccalias oberste Priorität hat. Ist mein Sohn nicht für mich, dann ist er eben mein Feind.“ - „Haben dir deine Leute das nie erzählt? Er hat schon viele von ihnen auf dem Gewissen...“
 

Es war eine Genugtuung den Hass und die Abscheu in den Augen Yondaimes zu sehen. Er wusste eben einfach, wie man Menschen manipulierte. Doch noch hatte er sein Ziel nicht erreicht, weshalb er ohne Rücksicht auf Verluste einfach weitersprach: „Die kleinen Angriffe, die wir bisher veranstaltet haben sind für diese Eliteeinheit eine Lachnummer, mein Freund. Doch ich habe da gewisse Möglichkeiten...“ Der Brünette sah interessiert auf: „Was meinst du?“ - „Nun, diese Krieger sind zu unserem Glück kein Privileg von Atlantis. In Repos ist die Anwendung dieser Fähigkeiten verboten, dich hat es nicht interessiert, ich jedoch...“ Orochimaru lachte trocken. „Nun, ich habe mir die Freiheit genommen und habe nach ähnlichen Talenten gesucht und sie gefunden...“
 

Der Herrscher von Eccalia horchte auf und nickte: „Das klingt doch nicht schlecht. Dir schwebt doch bereits etwas Genaues vor. Was willst du?“ - „Ich möchte, dass wir die drei Wochen nutzen, um unsere Elite zu testen und sie mit den Fähigkeiten der Krieger von Atlantis vertraut zu machen. Doch ich brauche noch ein paar Leute, die sozusagen zur Ablenkung dienen. Ich möchte die Schwachstellen dieser nervigen Atlanter herausbekommen. Was sagst du?“ Yondaime brauchte nicht lange zu überlegen. Viel zu sehr war er darauf versessen sein Reich vor dem gehassten Atlantis zu schützen. Er nickte: „Du meinst, ich solle mit meinen Leuten Druck machen, dass sie den Unterschied zwischen den kleinen Keilereien und dem wirklichen Angriff nicht unterscheiden können?“
 

Freundschaftlich klopfte Orochimaru dem Brünetten auf die Schulter und lachte fast ausgelassen: „So weit wäre ich nicht gegangen, aber ich muss gestehen, dass mir deine Idee mehr als zusagt. Wann ist Eccalia bereit?“ - „Gib mir eine Woche, dann habe ich dir eine ausreichend große Einheit zusammengestellt.“ - „So sei es. In einer Woche also wird es losgehen...“
 


 

Vier Tage waren die Forscher nun in Atlantis. Jeder einzelne hatte eine Menge Arbeit zu verrichten, so dass sie erst nach dieser Zeit zu einem Treffen aller kamen. Freundlicherweise hatte Tsunade ihnen erlaubt, zu diesem Zweck den Saal zu nutzen. So saßen die sechs Wissenschaftler am Tisch und resümierten die ersten Tage, die sie in der fremden Welt erlebt hatten.
 

Hidan brüllte genervt als Erster los: „Ich sage es euch, Naruto ist so eine beschissene Nervensäge! Das kotzt mich so an, der kann die Fresse einfach nicht halten und ständig sagt er 'Echt jetzt!'!! Echt jetzt!“ Stille. „Ach, Fuck! Dieses Arschloch, jetzt fang ich auch schon damit an!“ Doch Kakuzu funkelte den Jashinisten nur sauer von der Seite an: „Jetzt halt mal den Ball flach!“ Er sah in die Runde. „Wisst ihr, Naruto und Sasuke hängen ständig miteinander herum, haben aber nichts Besseres zu tun, als sich die ganze Zeit zu streiten! Verlierer hier, Angeber dort... und daneben steht Hidan, der vor lauter Fluchen jedes Mal zu platzen droht und mir auf die Nüsse geht! Und Edelsteine habe ich auch noch keine brauchbaren gefunden...“
 

Nagato kicherte leise und grinste: „Also bei euch beiden ist alles wie gewohnt, das ist schön zu hören...“ Hidan sah, rot vor Wut, auf und keifte: „Leck mich!“ - „Lass mal lieber, ich stehe nicht auf so etwas...“ Nun mischte Deidara sich ein, der mit einem breiten Grinsen säuselte: „Dafür aber auf eine gewisse Hohepriesterin, nicht wahr?“ Alle lachten ausgelassen, als das Gesicht des Rothaarigen der Haarfarbe absolut Konkurrenz machte.
 

Kiba schmunzelte noch immer, erzählte aber trotzdem schon einmal: „Also, ich kann mich nicht beschweren. Neji ist sehr nett und ruhig, scheint nur manchmal ein bisschen genervt zu sein, wenn ich zu viel erzähle. Aber er hat mir sehr bei der Arbeit geholfen, ich habe schon einen ganzen Katalog mit Pflanzenproben zusammen, Fotos gemacht und mir das Herbarium aus der Bibliothek ausgeliehen. Das ist die nächsten Tage dran.“ Er grinste. „Und dank Akamaru habe ich schon viel mit den Priesterinnen flirten können!“ Ehe Hidan aufgrund dieser Aussage wieder ausrasten und fluchen konnte, erzählte Shino zwar ungerne, aber zügig von seinen bisherigen Erlebnissen: „Also ich komme mit Gaara aus, wir sind uns nicht im Weg und er lässt mich bei meiner Arbeit in Ruhe. Scheint ihn nicht zu interessieren, dafür muss ich aber auch nicht ständig irgendwelche dummen Sprüche oder Fragen erdulden. Ich habe auch schon viele Exemplare einsammeln können und habe sie bereits archiviert.“
 

Nagato nickte zufrieden: „Das ist schön zu hören. Ich habe auch schon viele Ergebnisse. Die Kultur von Atlantis ist wahnsinnig umfangreich und interessant und der Tempel eine wahre Fundgrube. So viele rituelle Utensilien und dann auch noch jemand, der sie einem einfach erklären kann...“ Die anderen blickten den Rothaarigen an, dessen Blick langsam ins Nichts abdriftete. Deidara wedelte mit der Hand vor seinem Gesicht herum und grinste: „He, Erde an Nagato! Pass auf, sonst sabberst du gleich noch!“ - „Was? Wie? Oh, tut mir Leid, ich... war gerade nicht ganz anwesend...“ - „Frag sie doch, ob sie mit dir Essen geht... Ich glaube, sonst bringt Hidan hinterher mehr Ergebnisse als du...“
 

Natürlich ließ der Jashinist sich wieder provozieren und brüllte: „Schnauze, Blondi! Das sagt der Richtige! Du bist doch nur frustriert, weil Sasori dich nicht ranlässt!“ - „Jetzt pass mal auf, du Spatzenhirn: hör auf über die zu reden, von denen du keine Ahnung hast!“ Beleidigt verschränkte Deidara die Arme vor der Brust, doch nun wurden auch die anderen neugierig. Kakuzu sah den Blonden skeptisch an: „Was ist denn passiert?“ Angefressen knurrte der Geologe: „Du meinst nach der ersten Nacht, in der ich in einem Zimmer schlafen sollte, das voller lebensgroßer Marionetten hing, von denen er mir erzählte, dass einige mal Menschen waren?“ Etwas unsicher nickte Kakuzu. „Na, dann pass mal auf. Als wir in diesem Steinbruch waren hat er ununterbrochen rumgenörgelt, dass ich trödeln würde. Am Abend musste ich dann in seinem Zimmer schlafen, das von dem Wort Gemütlichkeit noch nie etwas gehört hatte und seit drei Tagen will dieser arme Irre mir ernsthaft weismachen, dass diese Ungetüme in seinem Haus doch tatsächlich Kunst seien!“
 

Wütend schnaubte der Blonde: „Der Kerl hat sie nicht mehr alle! Dagegen ist Hidan so gefährlich wie das Rotkäppchen! Außer nörgeln redet der kein Wort, bastelt entweder an diesen Mistviechern herum oder trainiert und droht mir ständig mich umzubringen, falls ich ihn nerven sollte, wobei sein Geduldsfaden so existent ist wie Hidans gute Kinderstube!!!! Alles Bestens!!!!“ Hidan hob eine Augenbraue: „Alter, so schlimm kann es doch nicht sein... ich meine... Fuck, du regst dich doch sicher nur auf, dass der nichts von dir will...“ Die Kopfnuss von Kakuzu kam zu spät, Hidan hatte es bereits ausgesprochen, was Deidara dazu veranlasste nun endgültig auszurasten.
 

Sasori schritt den Flur zum Saal entlang. Er wollte endlich nach Hause, aber ohne Deidara durfte er ja kaum einen Schritt mehr machen. Schon aus einiger Entfernung war das Schimpfen des Blonden zu hören, so dass der Rothaarige einen Augenblick neben der Tür stehenblieb und lauschte.
 

„Nicht so schlimm? Nicht SO SCHLIMM??? Hast du eigentlich eine Ahnung, was in diesem Haus los ist? Ich bin von ehemaligen Leichen umgeben, die tun und lassen, was ER will! Das... das ist krank! Ich habe die ganze Zeit Panik, dass mich eines von diesen Dingern anfällt und umbringt!“ wütete Deidara aufgebracht. „Ich, ja ICH, traue mich nicht mal mehr auch nur ein Wort zu verlieren, weil mich dieser Gestörte dann mit bloßem Blick aufspießt und ich bin mir sicher, der schaut nicht einfach nur so, der macht das auch! Und dann wundert er sich, dass er keinen Besuch kriegt!“ Wild gestikulierte er herum. „Der Kerl ist so abgestumpft, dass er wahrscheinlich nicht einmal mit der Wimper zucken würde, wenn jemand vor seinen Augen seine Mutter zerfetzen würde! Ich habe einfach nur Angst vor dem, der ist ein irrer, kranker, realitätsfremder Spinner, der außer seinem Training und seiner abartigen sogenannten 'Kunst' echt nichts kennt. Kein Wunder, dass der keine Freunde hat.“
 

Plötzlich rissen die anderen die Augen vor Schreck weit auf. Deidara, der mit dem Rücken zur Tür saß, blickte sich irritiert um und schnaubte: „Da zieht es euch wohl die Socken aus. Aber ansonsten waren die letzten Tage eine reine Wonne...“
 

Wie vom Blitz getroffen erstarrte der Blonde, als hinter ihm die Stimme von Sasori ertönte, monoton und eisig, wie immer, und dennoch wirkte sie gepresster als üblich: „Bist du mit deinen Ausführungen fertig oder möchtest du den Herrschaften noch sagen, dass ich ein freudloser Henker bin, der außer Mord und Totschlag nichts anderes kann? Oder vielleicht, dass ich dich nur im Wohnzimmer habe übernachten lassen, damit ich mich an deiner Angst ergötzen kann, um meine sadistischen Fantasien zu befriedigen? Du könntest ihnen natürlich wahlweise auch erzählen, dass ich zum Abendessen das Blut kleiner Kinder trinke, aus einem frischen Schädel, dessen Besitzer für mich nur den Zweck hatte mir die neuen Augen für meine neueste Puppe zu liefern? Oh, ich bin sicher, es wäre ein großer Spaß deinen Geschichten zu lauschen, aber....“
 

Ihre Blicke trafen sich, da Deidara sich langsam und zitternd herumgedreht hatte. Er schluckte schwer und panische, hasserfüllte, von Angst zerfressen, blaue Augen trafen auf graue, in denen Flammen aufzulodern schienen, die sich schützend um etwas ganz anderes legten: Enttäuschung, Traurigkeit und eine zutiefst verletzte Seele. Doch ehe Deidara so ganz begreifen oder erkennen konnte, was diese flammenden hasserfüllten Funken in den Seelenspiegeln zu schützen, drehte Sasori sich ohne ein weiteres Wort auf dem Absatz herum und marschierte nach draußen. Hidan schüttelte sich, als der Rothaarige fort war und raunte: „Okay, der Blick WAR wahnsinnig... Jashin wäre entzückt über einen solchen... AUAAAA! Hör auf mich immer zu schlagen, du alte Hackfresse!“ Kakuzu knurrte: „Dann hör du auf von diesem Scheiß zu labern.“
 

Deidara konnte den Blick noch immer nicht von der Tür nehmen. Er hatte den Zwist zwischen seinen beiden Kollegen nicht einmal mitbekommen. Beschämt seufzte der Blonde. Da hatte er den Bogen wohl mächtig überspannt. Im Grunde hatte er doch nur Angst gehabt vor diesem merkwürdigen Atlanter und nun hatte er sich hinreißen lassen, diesen so schändlich zu diskreditieren, dass jeder andere ihn wohl für solche Übertreibungen grün und blau geschlagen hätte. Aber Sasori... da war etwas in dessen Blick gewesen, was Deidara in seiner Rage völlig vergessen hatte und es doch nicht genau erklären konnte. Viel weniger war der Blick durch wirklich Hass oder Wahnsinn geprägt gewesen, sondern vielmehr durch Ernüchterung und... Schrecken.
 

Leise seufzte der Geologe in sich hinein. Hatte Sasori so trocken und absolut unberührt reagiert, weil es tatsächlich so war? Oder hatte er den Rothaarigen wirklich... verletzt? Abermals seufzte er. Diese Fragen waren belanglos, er hatte sich ordentlich daneben benommen, ob es Sasori nun verletzt hatte oder auch nicht. Er hatte den Atlanter beschimpft und mit wirklich ekelhaften Behauptungen beleidigt. Und dafür würde er sich entschuldigen, ob es den Rothaarigen nun letztlich interessierte oder nicht. Und er musste es schnell tun, ob es ihm selbst nun angenehm war oder nicht...

Geheimnisse und Wahrheiten

Weit mehr gekränkt, als wütend stürmte Sasori aus dem Tempel. Was hatte er diesen Fremden denn nur getan, dass sie SO über ihn sprachen? Dass Deidara so über ihn dachte? War er letztlich ein noch viel abscheulicheres Monster, als er es sich jemals einzugestehen fähig war? War er so viel schlimmer, als er sich selbst schon so lange empfand?
 

Seufzend, mit hängenden Schultern, aber geballten Fäusten schnellte er die Treppen zum Platz herab, bis er plötzlich unsanft gegen jemanden stieß und zum Halten gezwungen wurde. Etwas irritiert blickte er auf und sah in Konans von Besorgnis geprägtes Gesicht. Die Hohepriesterin lächelte gequält und legte ihm eine Hand auf die Schulter: „Sasori... Gut, dass ich dich treffe, ich brauche deinen Rat...“ Sie musterte den Rothaarigen, der augenblicklich die ohnehin schon flüchtige Berührung aufhob, indem er einen Schritt zurück machte, ehe sie seinen nervösen Blick registrierte. Sie sah ihn besorgt an: „Was... was ist denn mit dir los? Ist etwas passiert?“
 

Der Krieger hielt einen Augenblick inne. Konan war zwar seine beste Freundin... Innerlich seufzte er. Sie war seine einzige Freundin. Aber das Geschehene lag ihm noch schwer im Magen, der wild rebellierte und nach Erlösung und Zuspruch verlangte, in dem er eine unangenehme Übelkeit verursachte. Doch nach Vertrautheit war Sasori nun wirklich nicht mehr zumute, da konnte sein Magen verlangen, was er wollte. Noch mehr Ablehnung konnte er im Augenblick einfach nicht mehr ertragen. Diszipliniert versuchte er seine Körperhaltung wieder zu entspannen, schluckte die Kränkung herunter und sah die Hohepriesterin gefasst an: „Nicht so wichtig. Wie kann ich dir helfen?“
 

Skeptisch hob die blauhaarige Frau eine Augenbraue und sprach mit mahnendem Ton: „Hör auf zu versuchen mir etwas vorzumachen. Was ist los?“ - „Es ist nichts. Ich habe ein persönliches Problem mit meiner offiziellen Aufgabe. Dieser blonde Dummschwätzer geht mir auf die Nerven, aber das ist nicht von Bedeutung, das weißt du genauso gut, wie ich. Also wie kann ich dir jetzt weiterhelfen?“ - „Sasori, du kannst es mir doch sagen, ich merke doch, dass...“ - „Konan! Genug! Es ist nichts!“ Die Hohepriesterin seufzte leise. Sasori konnte so ein sturer Esel sein, wenn es um private Angelegenheiten ging. Irgendwann würde ihm seine totale Disziplin mal zum Verhängnis werden.
 

Sie nickte jedoch leicht in dem Wissen, dass jedes weitere Nachfragen absolut sinnlos wäre: „Gut, wie du meinst. Aber falls du reden willst, dann weißt du ja, wo du mich finden kannst.“ - „Ja, das weiß ich. Aber so langsam ist meine Geduld am Ende... Was willst du denn von mir, würdest du mir das bitte endlich sagen?“ - „Achso, ja, richtig... Es... Es ist eine sehr prekäre Angelegenheit, weißt du...“ Sie senkte ihre Stimme, bis nur noch ein Flüstern dabei herauskam. „Ich hatte letzte Nacht eine Vision, eine sehr intensive, um genau zu sein. Es ging darum, dass ich einen Spion in unseren Reihen gesehen habe...“ Für einen Augenblick vergaß Sasori jede Kränkung und passte seine Lautstärke der Hohepriesterin an: „Hast du auch gesehen wer es ist?“ Seufzend nickte Konan widerwillig: „Ja, leider... und darin liegt auch mein Problem. Es... Sasori, wenn ich meiner Vision trauen kann, dann handelt es sich um Tsunades Schriftführer...“
 

Die Augen des Rothaarigen weiteten sich vor Überraschung und Bestürzung: „Du meinst doch nicht etwa...“ - „Doch. Ich meine Kabuto...“ Der Krieger seufzte, fuhr sich nachdenklich durch die Haare und schüttelte ungläubig den Kopf: „Nun, das ist in der Tat eine heikle Angelegenheit. Aber ganz abwegig wäre es allerdings auch nicht. Immerhin vertraut Tsunade ihm blind und hat ihn in alle bürokratischen Angelegenheit eingewiesen, die er mittlerweile fast vollständig alleine leitet... Und, um ehrlich zu sein, mochte ich ihn eh noch nie...“ Ein leichtes freches Grinsen stahl sich auf Konans Lippen: „Als wäre das ein Vergleichswert... Aber mal im Ernst, was soll ich machen, ich habe mir schon den ganzen Tag den Kopf zerbrochen darüber... Was ist, wenn die Vision nicht stimmt?“
 

Sasori verschränkte die Arme und sah die Hohepriesterin streng an: „Jetzt wirst du aber zu emotional. Deine Visionen haben bisher IMMER gestimmt. Das ist kein Grund es zu verheimlichen. Du solltest es Tsunade sagen. Immerhin kennt ihr zwei euch deutlich länger und darüber hinaus bist du ihre Vertraute und Hohepriesterin. Es wäre leichtsinnig von ihr, diese Fakten außer Acht zu lassen bei der Bewertung der Lage.“ - „Schon, aber... sie denkt eben nicht so wie du...“ - „Dann merke dir, was ich dir gesagt habe und stimme sie im Zweifelsfall um. Die Fakten sind auf deiner Seite und daran können auch Kabuto oder Tsunade nichts ändern.“ Die junge Frau lächelte milder gestimmt und nickte: „Wahrscheinlich hast du Recht... ich danke dir, Sasori.“ - „Nichts für ungut. Und nun entschuldige mich bitte... ich muss mich ein wenig abreagieren. Ich werde etwas trainieren, die Sitzung von den Oberweltlern wird eh noch eine Weile dauern. Also keine Sorge, ich werde zeitig zurück sein.“ - „Ist gut. Aber sei vorsichtig, bitte. Es ist nur ein Gefühl, aber... ich kann spüren, dass Gefahr im Verzug ist. Noch nicht stark, aber doch deutlich genug, um sie zu spüren.“ Sasori nickte Konan zu, ehe er an ihr vorbei schritt und die restlichen Stufen hinter sich brachte.
 


 

Es war bereits Nachmittag, als Deidara endlich den Tempel verlassen konnte und alle Ergebnisse zusammengefasst und besprochen waren. Er liebte seine Arbeit zwar, aber den Stammbaum irgendeiner Pflanze mit Theorien über ihre evolutionäre Entwicklung in der Abgeschiedenheit dieser biologisch abgeschotteten Welt zu erörtern war eine geistige Vergewaltigung für ihn. Sich die Schläfen massierend, hinter denen es mittlerweile verdächtig und schmerzhaft pochte, machte er sich auf den Weg zu seiner Herberge. Es gab vor dem Abendprogramm, das aus einer Kneipentour durch Atlantis bestehen sollte, gab es für ihn noch die eine oder andere Sache zu erledigen.
 

Als Erstes würde er seine gesamte Habe nach Kopfschmerztabletten durchsuchen. Dieses Pochen war zu einer Unerträglichkeit geworden und er wollte es so schnell wie nur irgendwie möglich loswerden. Als Zweites würde er dann, mit klarem Kopf, Sasori aufsuchen und sich bei diesem entschuldigen. Falls dies überhaupt noch möglich war, so wollte er einfach versuchen noch einmal von vorne anzufangen und den rothaarigen Krieger besser kennenlernen. Und zu guter Letzt würde er wenigstens eine Stunde brauchen, um sich für das atlantische Nachtleben aufzubrezeln. Die fremde Kultur mal nicht aus den Augen eines Wissenschaftlers betrachten, sondern viel eher aus denen eines... Touristen. Und auch mal wieder richtig Party machen, das fehlte ihm schon seit sie hier angekommen waren. Tanzen und sich dem Rausch der guten Laune hingeben, an nichts weiter denken müssen, als an diesen Augenblick, da man auf der Tanzfläche stand und die Musik mit Haut und Haar verinnerlichte. Das war das Größte. Das war geradezu eine Art Kunst. Die Kunst, den Augenblick zu nutzen und jede Sekunde auszukosten, als könnte sie die letzte sein.
 

Zufrieden und besser gelaunt durch die Vorfreude auf das Abendprogramm erreichte Deidara das kleine Haus am Fluss. Der Trainingsplatz war absolut menschenleer und auch im Haus erweckte nichts den Eindruck, als sei jemand zu Hause. Doch wenn der Blonde eines in den letzten Tagen gelernt hatte, dann war es, dass Sasori niemals versuchte seine Anwesenheit deutlich zu machen. Die Chance war also 50:50, ob der Rothaarige daheim war oder nicht.
 

Versucht unvoreingenommen öffnete Deidara die Haustür und betrat vorsichtig den Flur. Während die Tür hinter ihm leise ins Schloss fiel, sah sich der Geologe zaghaft um und murmelte: „Sasori? Bist du da?“ Keine Antwort.
 

Neugierig schlenderte der Blonde ins Wohnzimmer, das er seit der ersten Nacht gepflegt gemieden hatte. Doch abgesehen von den Marionetten war nichts und niemand zu sehen. Mit den Schultern zucken verließ er das Wohnzimmer wieder und schaute auch in den anderen Räumen des unteren Geschosses nach: in der Küche, dem Esszimmer und dem Arbeitszimmer. Doch auch dort war keine Spur seines Gastgebers. Seufzend beschloss Deidara zunächst die obere Etage zu untersuchen, ehe er sich wagte die Werkstatt im Keller zu betreten, da ihm dieses unter allen Umständen vom Hausherren verboten wurde.
 

Im oberen Geschoss jedoch war Sasori weder im Schlafzimmer, noch im Bad oder im zweiten Arbeitszimmer zu finden. Eigentlich WUSSTE Deidara nun, dass der Rothaarige nicht im Haus war. Für üblich hing ein Zettel an der Kellertür, sobald der Krieger dort unten seiner Arbeit nachging. Doch als er diese abermals erreichte war keine Notiz, kein Zettel oder irgendein anderer Hinweis zu finden. Und trotzdem legte Deidara vorsichtig seine Hand auf die Türklinke. Er war von Berufs wegen schon neugierig, doch dieses Mal war der Drang zu wissen, was sich hinter dieser so streng verbotenen Tür befand einfach übermächtig. Um was machte sein Gastgeber bloß so ein großes Geheimnis? War an seinen Anschuldigungen mehr dran gewesen, als er es für möglich hielt? Oder war es gar etwas ganz harmloses, das dem stolzen Kämpfer schlichtweg peinlich war?
 

Grinsend schüttelte der Blonde den Kopf. Seine Neugierde vertrug sich einfach selten mit seiner lebhaften Fantasie. Er musste es jetzt einfach wissen. Verstohlen um sich blickend drückte er die Klinke hinab und öffnete so leise wie möglich die Tür. Es war zwar niemand im Haus, doch die Angst erwischt zu werden beherrschte jeden Schritt, jede Bewegung und jeden Atemzug. Eine Treppe führte vor seinen Füßen in die Dunkelheit hinab. Zaghaft berührte Deidara den Kristall, der hinter der Tür über ihm an der Decke hing. Das aufleuchtende Licht erhellte die Stufen vor ihm, die weit weniger ins Erdreich führten, als er vermutet hatte.
 

Bereits nach ein paar Schritten hatte er die Treppe hinter sich gelassen und stand in einem kleinen dunklen Raum, der von dem Licht des Kristalls kaum Kenntnis zu nehmen schien. Deidara kniff die Augen zusammen und konnte zumindest erkennen, dass ihm gegenüber an der Wand ein Schreibtisch oder etwas ähnliches stand. Mit vorsichtigen Schritten schlurfte der Geologe durch den Raum, mit weit ausgestreckten Armen in der Dunkelheit rührend, um nicht doch noch gegen irgendetwas zu laufen, das er möglicherweise übersehen haben könnte.
 

Zu seiner Erleichterung jedoch erreichte er den Tisch ohne Blessuren oder anderweitige Zwischenfälle, brauchte jedoch noch eine Weile, ehe er in der Dunkelheit endlich den lichtspendenden Kristall gefunden hatte. Das Licht erhellte den Raum und ohne es zu wollen quiekte Deidara erschrocken auf. Um ihn herum lagen zig Ersatzteile für Sasoris Marionetten, hier und dort sogar auch fast komplette Exemplare, Werkzeug und unzählige Mappen, die mit Zeichnungen und Notizen vollgestopft zu sein schienen.
 

Von seiner Neugier abermals besiegt sah Deidara sich nun genauer um. Manche Puppe schien in akribischer Kleinarbeit entstanden zu sein und er musste neidlos zugeben, dass Sasori sein Handwerk durchaus beherrschte. Die Details, die er an so manchem Stück entdeckte, zeugte von meisterhafter Handwerkskunst. Und das alles trotz dieses merkwürdigen Materials. Er konnte sich kaum vorstellen, wie aus einem Riesenpilz etwas so... besonderes entstehen konnte. Als schön mochte Deidara die Marionetten noch immer nicht bezeichnen, aber er konnte sie durchaus als besondere Arbeit anerkennen. Auch wenn er das nicht gerne tat, da es in seinen Augen mit Kunst noch immer nichts zu tun hatte.
 

Sein Blick schweifte über den Schreibtisch und blieb an einem Büchlein hängen, das sich von den anderen Notizheften und Mappen unterschied. Er grinste. Einen Blick würde er wohl riskieren dürfen. Er hatte sich eh schon nicht an Sasoris Anweisungen gehalten, da machte DAS nun auch keinen großen Unterschied beim möglichen Donnerwetter mehr, falls er nun erwischt werden würde.
 

Vorsichtig blätterte er die ersten paar Seiten durch, blieb plötzlich an einem Eintrag hängen, der so anders war, als die davor. Zu seinem Bedauern konnte er mit der Schrift nichts anfangen, doch die Zeichnungen waren sehr informativ. Wie in einem äußerst aufgeregtem Augenblick entstanden war die Schrift ungewöhnlich ungleichmäßig für Sasori. Geradezu hingekritzelt wirkte der Eintrag, unter dem eine beängstigende Zeichnung zu sehen war. Deidara hielt den Atem an und starrte das Bild mit großen Augen an. Dieses zeigte Sasori selbst... allerdings nicht als Mensch, sondern als eine seiner eigenen Marionetten.
 

Er blätterte weiter. Doch mit jeder Seite wurde der offensichtlich geplante Ausbau von Sasori immer bizarrer. Erschrocken klappte Deidara das Büchlein wieder zu und legte es an seinen Platz zurück. Es wirkte auf ihn beinahe so, als wolle der Rothaarige eine Waffe aus sich machen, die mit allem möglichen Schnickschnack ausgestattet war. Er stutzte. War das die Waffe, von der alle sprachen? War Sasori deshalb so unfreundlich, weil es das Ende seiner Menschlichkeit bedeuten würde?
 

Seufzend schüttelte Deidara den Kopf. Er wurde nicht wirklich schlau aus den Aufzeichnungen. Nur eines war nun klar: Sasori verbarg etwas, das mit seinem Dasein als Mensch zu tun hatte und er selbst wollte wissen, was dieses Geheimnis war. Es passte alles nicht zusammen. Sasori war ein absolut loyaler Kämpfer, bereit für Atlantis alles aufzugeben. Da sollte doch die Berufung zu dieser Waffe eigentlich in dessen Sinne stehen. Doch Deidara hatte an diesem Tage mehr als deutlich gemerkt, dass der Rothaarige alles war, aber nicht glücklich. Dieser Ausdruck in den Augen, den würde er Zeit seines Lebens nicht mehr vergessen. Dieser Schmerz, dieser Schrei nach Hilfe, den niemand hörte und offenbar auch nie jemand gesehen hatte. Beschämt musste Deidara auch sich selbst miteinschließen. Bisher war auch ihm dies nicht aufgefallen.
 

Er löschte das Licht und verließ den Keller exakt so, wie er ihn verlassen hatte. Er würde das Geheimnis, das den Puppenspieler umgab, lüften, das schwor sich der Blonde. Er wollte mehr von dem erfahren, was hinter der rauen und distanzierten Fassade verborgen lag. Zunächst jedoch war eine Entschuldigung fällig, die Deidara schon seit dem Morgen auf der Seele brannte. Etwas enttäuscht verließ er das Haus wieder und seufzte. Wo konnte Sasori nur sein?
 

Genervt kickte er einen Stein zur Seite, während er angestrengt überlegte. Doch plötzlich horchte er auf. Länger, als er vermutet hatte, raschelte der Stein, immer leiser werdend, im Gebüsch weiter. Deidara sah auf und folgte dem Geräusch. Vorsichtig schob er ein paar Sträucher zur Seite und hielt erstaunt inne. Neben ihm plätscherte der Fluss unermüdlich eine unerwartet steile Neigung hinab, die offenbar auch sein aus Frust getretener Stein herabgerollt war. Ein kleiner, fast unsichtbarer Trampelpfad verlief parallel zum Fluss an dessen Ufer entlang. Deidara grinste. Fortuna hatte es heute offenbar gut mit ihm gemeint und ihm scheinbar Sasoris kleinen Geheimweg preisgegeben.
 

Behutsam, und darauf bedacht nicht auszurutschen, kraxelte der Geologe die Steigung hinab, bis er den Trampelpfad erreichte und deutlich besseren Halt bekam. Langsam setzte er seinen Weg fort und sah sich um. Noch immer faszinierte diese Umgebung ihn so ungemein. Wie ein urzeitlicher Urwald mutete alles um ihn herum an, fremde Tiere schnatterten, gackerten, pfiffen oder jaulten, begleitet von dem aufgeregten Rauschen des schneller werdenden Flusses. Insekten umschwirrten Deidara. Insbesondere die Leuchtkäfer hatten scheinbar ihren Narren an ihm gefressen und setzten sich in Scharen auf seinem hochheiligen, langen, blonden Haar, das nun aussah, als sei es von hunderten kleinen blauen Perlen geschmückt.
 

Nach knapp zehn Minuten gab Deidara schließlich auch auf zu versuchen, die Käfer mit Wedeln und Schlagen zu verscheuchen, sie waren eindeutig hartnäckiger als er. Zwar schnaubte er genervt, ergab sich allerdings vorerst seinem Schicksal, da seine Aufmerksamkeit von etwas anderem erregt wurde. Der kleine Trampelpfad entfernte sich in einer Rechtskurve ein Stück vom Fluss und wurde noch ein wenig steiler. Links des Weges bäumte sich eine Felsformation auf, die mit jedem Schritt höher wurde. Bald schon neigte sich der Pfad seicht in eine Linkskurve und führte zum Flussufer zurück, als Deidara plötzlich für ein paar Sekunden erstarrte, ehe er sich blindlings in die Büsche zu seiner Rechten warf.
 

Der Fluss, dem er so lange gefolgt war, stürzte als Wasserfall in ein Wasserbecken, das hinter den Felsen zum Vorschein gekommen war. Der Pfad endete ein Stück vor dem Ufer, des Sees, der sich hier gebildet hatte, und der den Fluss an seinem anderen Ende weiter in den Wald hinein verlaufen ließ. Der Strand, der Deidara vom See trennte, war gut 150 Meter lang. Und nun wusste der Blonde, wohin der Trampelpfad führte: Sasoris geheimen Trainingsplatz. Der Rotschopf war nicht zu verwechseln, noch viel weniger die für Deidara persönlich schlimmste Marionette Hiruko. Niemand sonst außer Sasori würde diesem Ungetüm wohl näher kommen, als unbedingt nötig. Und dennoch übte das Bild eine geradezu fesselnde Wirkung auf den Geologen aus. Er schaute einen Augenblick lang aus der Ferne zu.
 

Die Bewegungen des Rothaarigen waren so ungemein grazil und anmutig, fast wie bei einem Tanz. Leise pirschte Deidara sich näher heran, er wollte es nur noch einen Augenblick aus der Nähe ansehen. Er tauchte unter und robbte immer näher an den Strand heran, bis er Sasori gut hören konnte. Vorsichtig hob Deidara den Kopf.
 

Augenblicklich schoss ihm die Röte ins Gesicht. Er war sehr nahe an den Trainierenden herangekommen und konnte diesen nun auch gut erkennen. Deidara schluckte schwer. Sasori trug lediglich eine lockere schwarze Stoffhose zum Training und ließ einen absolut ungewohnt freizügigen Blick auf seinen Oberkörper zu. Die zarte, blasse Haut war makellos und verlieh dem blauen Lichtschimmer um ihn herum eine ungeahnte Noblesse. Schweiß perlte an seinen eher zierlichen Gliedmaßen, die er sonst offenbar zu verstecken versuchte, herab und ließ den Krieger im Schein des Lichtes funkeln.
 

Deidara griff in seine Hosentasche und suchte nach seinem Handy. Er musste diesen Augenblick einfach festhalten, auch wenn das sonst nicht seine Art war. Dieser Moment jedoch war so magisch, so unsagbar atemberaubend, dass er später sicherlich an seiner Wahrnehmung zweifeln würde und dagegen wollte er einfach einen Beweis haben. Zwar war hier das Handy zum Kommunizieren absolut nutzlos, aber für einen Schnappschuss reichte es allemal. Er klappte es auf, ohne den Blick von dem Rothaarigen zu nehmen, hielt es hoch und fixierte sein Motiv, hielt den Atem an und schoss das Foto.... „Klack!“
 

„Verfluchter Dreck!“ schoss es dem Blonden durch den Kopf, klappte das Mobiltelefon eiligst wieder zusammen und verstaute es in seiner Tasche, war jedoch nicht schnell genug, um sich wieder zu verstecken. Mit einem Ruck fuhr Sasori herum und sah den Geologen irritiert an: „Was... was willst du denn hier?“ Verlegen kratzte sich der Ertappte am Hinterkopf und druckste hilflos herum: „Also... ich... ähm... es tut mir Leid, ich wollte dich nicht stören, aber...“ Langsam trat er aus dem Wald heraus an den Strand. Sasori verschränkte die Arme und fauchte gereizt: „Wenn du hier bist, um mich bei bestialischen Schandtaten zu beobachten, so muss ich dich enttäuschen...“ - „NEIN! Nein, so ist das nicht! Wirklich! Bitte... ich... ich wollte mich bei dir entschuldigen, wegen dem was ich gesagt habe. Es war nicht so gemeint.“
 

Der Rothaarige wandte den Blick ab und raunte deutlich betroffener, als er es wollte: „Doch, das war es. Es war so gemeint, das solltest du wohl eigentlich besser wissen als ich. Hör auf mir meine Zeit zu stehlen und mich zu veralbern.“ Deidara stockte. Beschämt senkte er den Blick: „Nun, vielleicht hast du Recht, aber dennoch tut es mir Leid. Ich wollte dich nicht kränken oder so... Es war gemein, was ich gesagt habe, bitte verzeih mir das.“ Sasori seufzte leise: „DU? Mich gekränkt? Ich bitte dich! Aber wenn es dir dann besser geht... vergiss es, nicht so schlimm. Denk nur in Zukunft nach, bevor du redest.“
 

Etwas zerknirscht sah Deidara wieder auf: „Jetzt willst DU mich hinters Licht führen. Du warst gekränkt, eindeutig. Und du bist es noch...“ - „Selbst wenn, es ist bedeutungslos. Ist das Thema jetzt erledigt?“ - „Nein! Ich möchte, dass du meine Entschuldigung annimmst.“ - „Das habe ich doch.“ - „Ich meine aufrichtig.“ - „Hör zu, ich habe keine Lust darauf. Es ist wirklich nicht wichtig oder schlimm oder was-auch-immer.“ - „Wieso ist es nicht wichtig, ob du gekränkt bist oder nicht? Ich finde das sehr wichtig!“ Skeptisch hob Sasori eine Augenbraue: „Jetzt auf einmal? Du hast es doch selbst gesagt: ich bin absolut gefühllos. Also warum sollte es mich interessieren, was du sagst?“ So langsam wurde Deidara sauer. Dieser Rotschopf war ein sturer Esel sonder Gleichen! Seine Angst völlig vergessend stapfte er auf den Krieger zu und piekte diesem mit seinem Finger in die Schulter: „Weißt du wieso?! Weil ich gesehen habe, dass ich Unrecht hatte, deshalb! Jeder Mensch hat Gefühle, hör auf so einen Quatsch zu erzählen!“ - „Fass mich nicht an!“
 

Erst jetzt bemerkte der Blonde die surreale Situation. Er hatte Sasori tatsächlich einfach angefasst und war ihm unverschämt nahe, doch so richtig schlimm konnte er es nicht finden. Viel zu schön war dieser Mensch vor ihm und viel zu entschlossen er selbst. Energisch schüttelte er den Kopf und hörte mit dem Pieken auf, nur um seine Hand schließlich auf die Schulter seines Gegenüber zu legen: „Wieso sollte ich dich nicht anfassen? Hast du etwa Angst?“ Er spürte, wie sich jede Faser im Körper Sasoris anspannte, ehe dieser zischte: „Was erlaubst du dir eigentlich?“ Plötzlich lächelte Deidara süffisant: „Ich erlaube mir zu versuchen dein Freund zu sein.“ Sein Lächeln wurde noch breiter, als er Sasoris Reaktion wahrnahm.
 

Die Gesichtszüge des Kriegers fielen in sich zusammen und er starrte den Blonden fassungslos an. Die Hand auf seiner Schulter brannte schon fast, es war ein so ungemein ungewohntes Gefühl für ihn. Wieder stach diese Hoffnung in sein Herz, dass es schmerzte. Doch Sasori zwang sich, es sich nicht anmerken zu lassen. Er war körperlich schon nicht sonderlich stark, da konnte er sich nicht auch noch eine geistige Schwäche erlauben. Vorsichtig wich er einen Schritt zurück, so dass der Körperkontakt endete, und schüttelte den Kopf: „Lass mich in Frieden. Du weißt ja nicht, was du da redest. Und jetzt lass mich allein...“ - „Aber...“ - „GEH!“ Geknickt nickte Deidara, sah Sasori jedoch noch einmal an und raunte: „Wir... wir wollen heute Abend ein bisschen feiern. Hast du Lust mitzukommen? Ich lade dich zur Entschädigung ein...“ - „Nein, ich habe keine Lust. Und das ist mein letztes Wort.“
 

Während Deidara zerknirscht den Rückweg antrat, setzte Sasori sich auf einen der Felsen und seufzte. Doch, er hatte Lust mitzugehen. Doch, er wollte schon, dass jemand ihn mochte. Aber er wusste, dass es nicht für lange Zeit halten würde. Er zog Hiruko zu sich und drückte sich an dessen Brust. Er wusste, dass seine Marionette nichts dabei empfand, aber ebenso wenig stieß sie ihn von sich. Das war, so bedauernswert er das selbst in solchen Augenblicken fand, einfach ungemein tröstend. Wäre er mit Deidara gegangen, so hätte er sich wieder der Schande und der Abscheu stellen müssen. Er hätte kein Essen bekommen oder wäre wieder beschimpft worden. Die Menschen um ihn herum hätten sich wieder weggesetzt oder hätten ihn gebeten das Lokal zu verlassen. Lieber tat er so, als wolle er alleine sein, als dass irgendjemand sah, dass alle anderen wollten, dass er alleine war. Und lieber war er alleine, als dass er jemals wieder jemanden lieben oder jemandem vertrauen könnte. Wie seiner Großmutter. Die ihn fortschickte, alleine ließ und ihn wegen seiner Fähigkeiten nicht in ihrem Reich dulden konnte.
 


 

Es war bereits weit nach Mitternacht, als Deidara wieder am Haus Sasoris ankam. Wie er es auf dem Weg bereits vermutet hatte, so brannte kein Licht mehr, das ganze Haus war dunkel. Er seufzte, als er leise durch die Haustüre trat. Sonst hatte ein Abend voller Spaß und Party bei ihm immer Wunder gewirkt. Heute jedoch hatte er das Gefühl gehabt, gar nicht richtig fröhlich oder ausgelassen sein zu können. Die Sache mit Sasori hatte ihm gehörig die Laune verdorben. Es war ihm ein Rätsel, wieso dieser sture und ungehobelte Klotz ihn so durcheinanderbringen konnte.
 

Abermals seufzte Deidara, während er durch den Flur schlich. Er hatte sich das Treffen am Nachmittag ganz anders vorgestellt. Es drehte sich ihm noch immer alles, wenn er an diesen Körper dachte. Sein Herz klopfte und sein Blutfluss wurde unangenehm umgeleitet. Deidara hielt an der Treppe inne und sah zum Wohnzimmer. Er hatte eine Ahnung und die Gelegenheit war günstig, um sich Klarheit darüber zu verschaffen. Seine Augen hatten sich mittlerweile an die Dunkelheit gewöhnt, so dass er zwar langsam, aber sicher ins Wohnzimmer schlich, wo er sich umsah.
 

Die Couch jedoch war leer. Deidara stutzte, als er neben dem Sofa etwas entdeckte. Leise pirschte er um das Möbelstück herum, bis er Sasori, auf dem Fußboden liegend, entdeckte. Der Rothaarige schlief nur in einer legeren Hose und hatte die Decke weg gestrampelt. Was den Blonden jedoch absolut verwirrte war die Tatsache, dass Sasori mit seinem Kopf auf der Brust von Hiruko schlief und sich an seine Marionette kuschelte. Unruhig bewegte er sich ständig und murmelte leise vor sich hin.
 

Deidara ging neben Sasori in die Hocke und sah diesen eine Weile einfach nur an, währenddessen sich ein Lächeln auf seine Lippen stahl, bis das Murmeln des Rothaarigen etwas lauter und deutlicher wurde: „...wieso... bitte nicht... lass mich nicht alleine... ich habe doch nichts getan... warum... warum hasst ihr mich... nicht alleine lassen... Deidara...“ Der Blonde blickte auf und sah Sasori plötzlich liebevoll an. Während er diesem sanft und vorsichtig über den Kopf strich wurde ihm seine Ahnung tatsächlich zur Gewissheit. Er hatte von Anfang an gewusst, dass Sasori anders war. Für ihn ganz persönlich war der Rothaarige einfach etwas Besonderes. Dieser zog ihn an, wie das Licht die Motten. Es war weit mehr, als einfach nur rein äußeres Interesse. Er hatte sich in das Wesen hinter der steinernen Fassade verliebt.
 

Zärtlich hauchte er dem Atlanter einen Kuss auf die Stirn.

gefährliche Begegnungen

Konan atmete tief ein und aus. Nicht nur einmal. Seit geschlagenen fünf Minuten versuchte sie ihre Aufregung wieder in den Griff zu kriegen, doch nichts schien wirklich zu helfen: sie hatte Angst. Zwei Tage hatte sie dieses Gespräch nun bereits hinausgezögert, doch allmählich wurde es dringend Zeit dafür. Was konnte denn schon passieren? Warum waren ihre Zweifel trotz aller Fakten so immens groß? Und wieso wurde sie das Gefühl einfach nicht los, dass ihre Offenheit zu undenkbaren Problemen führen würde?
 

Die Hohepriesterin seufzte und klopfte mit zitternder Hand an die Tür des Saals. Nach einem freundlichen „Herein.“ betrat sie den großzügig ausgestatteten Raum und zitterte noch mehr. Sie wusste nicht was es war, aber irgendetwas machte ihr ungemeine Angst. Wie eine böse Vorahnung. Und doch musste sie ihre Aufgabe als Beraterin und Hohepriesterin Ernst nehmen und konnte Tsunade nicht einfach Informationen vorenthalten. Damit würde sie sich wiederum des Hochverrats schuldig machen.
 

Lächelnd erhob die Herrscherin sich von ihrem Platz an der Tafel. Die anderen Priesterinnen waren ebenfalls da und blickten erwartungsvoll zu ihrem Sensei auf. Konan zwang sich das Lächeln zu erwidern, doch ihre gesamte Mimik verriet sie. Sie war einfach keine besonders gute Lügnerin. Nicht in solch gravierenden und bedeutungsvollen Angelegenheiten. Sofort bemerkte Tsunade, dass etwas nicht stimmte und sah ihre Hohepriesterin sorgenvoll an: „Konan... was ist passiert?“ Die Blauhaarige blieb vor ihrer Herrin neben dem Tisch stehen und seufzte: „Es tut mir sehr Leid, dass ich euch stören muss, aber... ich muss dringend mit dir reden, Tsunade... Ich... ich hatte eine Vision...“ Zu Konans Verwunderung begann die Blonde wieder zu lächeln und frohlockte: „Das trifft sich gut, meine Liebe. Ich habe den Mädchen gerade ein wenig darüber erzählt. Da du so wenig Zeit hast haben sich mich um etwas Unterricht gebeten.“
 

Mit einem unguten Gefühl im Magen sah Konan kurz in die Runde und musste erkennen, dass es kein Zurück mehr gab. Die Mädchen waren Feuer und Flamme, würden keine Ruhe lassen, bis sie es hier und jetzt erzählen würde. Dennoch hatte sie große Bedenken, etwas stimmte hier nicht. So richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder Tsunade und schüttelte leicht den Kopf: „Hör zu, ich würde das lieber erst unter vier Augen mit dir besprechen...“ Doch die Herrscherin winkte ab: „Was ist denn bloß los mit dir? Es gibt nichts, was du nicht auch vor deinen Schülern sagen könntest.“ - „Tsunade, ich meine das Ernst! Ich möchte...“ Die Tür knarzte und unterbrach Konan in ihrem Satz. Alle blickten auf und beobachteten, wie Kabuto mit einem Stapel Bücher den Saal betrat.
 

Die Blonde lächelte dem jungen Mann freundlich zu: „Ah, da bist du ja. Ich danke dir. Sei doch bitte noch so gut und verteil die Bücher an die Mädchen.“ Dann wandte sie sich wieder ihrer Hohepriesterin zu: „Also, nun sag schon. So langsam mache ich mir Sorgen, du siehst nicht gut aus.“ Genervt knurrte Konan und zog Tsunade vom Tisch weg, bis sie neben dem Thron standen und eine ausreichende Distanz zu den anderen aufgebaut hatten. Dann flüsterte sie mahnend: „Hör zu, es ist eine sehr unangenehme Sache, die ich in dieser Vision gesehen habe und ich möchte nicht, dass es sofort jeder mitbekommt.“ So langsam schien die Herrscherin zu verstehen, nickte, blickte besorgt drein und flüsterte nun ebenfalls: „Also gut, es scheint dir sehr Ernst zu sein. Was hast du gesehen?“
 

Konan atmete ein weiteres Mal tief ein und aus, ehe sie bedrückt erklärte: „Du erinnerst dich doch noch an den Abend, als wir den Träger der Waffe orakelt haben, nicht wahr?“ - „Natürlich. Du warst erstaunt über das Ergebnis und bist plötzlich nervös geworden und hast mir das Ergebnis erst mitgeteilt, als wir in meinem Privatgemach waren.“ Die Hohepriesterin nickte: „Richtig. Ich hatte den Abend schon ein komisches Gefühl und in meiner Vision habe ich den Grund dafür gesehen. Wir wurden tatsächlich belauscht...“ Tsunades Augen weiteten sich, ehe sie jedoch weiter nachfragen konnte, sprach Konan bereits weiter: „Und ich weiß auch von wem...“ Nervös sah sie sich um. Ihr und Kabutos Blicke trafen sich für einen kurzen Augenblick und sie konnte nicht sagen, was die Augen des Novizen und Schriftführers zu verraten versuchten. Er schien jedoch eine Ahnung zu haben. Zumindest empfand Konan es so, als wüsste er, was sie vorhatte.
 

Sie sah Tsunade eindringlich an und raunte: „Es fällt mir nicht leicht dir das zu sagen, das musst du mir glauben... aber... ach, bei Kano, ich habe Kabuto gesehen!“ - „WAS??“ Die Herrscherin taumelte ein paar Schritte zurück, bis sie sich fast hilflos an den Thron klammerte und so wieder Halt fand. Mit vor Entsetzen geweiteten Augen starrte sie in die Leere, schien von ihrer Umwelt in diesem Augenblick nichts mehr mitzubekommen. Kabuto und die Priesterinnen jedoch sahen besorgt auf und schienen die Situation nicht zu verstehen. Eine Priesterin mit rosarotem Haar sprang beherzt auf und sprintete zu ihrer Herrin. Fast wütend funkelten ihre Augen Konan an, während sie Tsunade zu stützen versuchte: „Sensei, was ist passiert??“ Die Angesprochene seufzte und blickte auf. Es gab nun definitiv kein Zurück mehr. Sie hatte es wirklich versucht, doch das Schicksal schien zu wollen, dass sie es vor allen sagte. Sie sah auf und sprach so fest und deutlich sie in diesem Augenblick nur konnte: „Ich habe ihr erzählt, dass meine Vision Kabuto als Spion entlarvt hat!“
 

Ein entsetztes Raunen hallte durch den Saal und alle Blicke richteten sich auf den Schriftführer. Lediglich Sakura sah einen Moment lang zwischen Tsunade und Konan hin und her. Die Herrin kam allmählich wieder ins Geschehen zurück und keuchte aufgeregt: „Das... das kann nicht sein!“ Sie blickte nun ebenfalls den Novizen an und schüttelte den Kopf: „Kabuto, ich... ich kann es nicht fassen... Ist das wahr? Ist das wirklich wahr???“ Wie versteinert stand der junge Mann dort und sagte kein einziges Wort.
 

Plötzlich kam Sakura eine Idee. Es musste ein Wink des Schicksals sein, der sich ihr anbot, um ihn für ihre Zwecke zu nutzen. Die Herrscherin schien es wirklich nicht glauben zu wollen, dass ihr Lieblingsschüler ein Verräter sein sollte. Ein leichtes Grinsen umspielte ihre Lippen. Schon lange wollte sie selbst Hohepriesterin werden, jedoch war die Freundschaft zwischen Tsunade und Konan bisher zu stark gewesen. Darüber hinaus hatte ihr Sensei nie den Anschein der Fehlbarkeit erweckt, nie einen Fehler gemacht und war der Herrin immer treu ergeben gewesen. Nun jedoch hatte sie, Sakura, die einmalige Chance dieses Verhältnis zu zerbrechen und sich selbst als zweithöchste Instanz in Atlantis zu profilieren.
 

Während die Stille allmählich alles zu erdrücken schien und alle den Atem anhielten, richtete Sakura sich auf und verschränkte siegessicher die Arme vor der Brust: „Das ist wirklich nicht wahr, Herrin. Konan spricht nicht die Wahrheit!“ Mit einem weiteren entsetzten Raunen fiel die Aufmerksamkeit nun auf die junge Priesterin, die jedoch nur den Blick Tsunades erwiderte: „Kabuto kann nicht an diesem Abend spioniert haben, da er mir bei meinen Lektüren geholfen hat.“ Sie warf dem Schriftführer einen kurzen Blick über die Schulter zu, der sofort verstand und plötzlich nickte: „Richtig. Sakura hatte Probleme mit den Theorien über die Energieaufnahme der Kristalle und ich habe sie ihr erklärt.“
 

Plötzlich packte Tsunade Konan am Kragen ihres Gewands und zischte: „Was soll das? Deine Visionen haben bisher immer gestimmt, wieso diese nicht?“ - „Komm zur Vernunft, Tsunade! Ich sage die Wahrheit! Ich weiß nicht, was Sakura bezwecken will, aber ich sage die Wahrheit!“ Sie hatte es geahnt, dass es zu Problemen führen würde. Damit jedoch hatte die Hohepriesterin nicht gerechnet. Nicht nur Kabuto war ein Verräter, sondern ihre beste Schülerin fiel ihr aus irgendeinem Grund in den Rücken. Angestrengt überlegte die Blauhaarige und erinnerte sich an das, was Sasori ihr geraten hatte. Entschlossen sah sie auf: „Tsunade, hör mir zu. Ich kann verstehen, dass dich meine Worte aus der Fassung bringen, ich habe es selbst kaum glauben können. Doch denke daran, dass ich dir IMMER absolut treu ergeben war und meine Visionen IMMER zutreffend waren. Wir sind so viele Jahre Vertraute und ich habe keinerlei Grund dich zu belügen. Ich habe dir stets die Wahrheit gesagt und hätte keinen Gewinn, würde ich dich nun belügen.“
 

Erleichtert beobachtete sie, wie Tsunade von ihr abließ und sich die Haltung der Herrscherin zu entspannen schien. Sakura jedoch sah dies ebenfalls und biss sich auf die Unterlippe. Sie musste handeln, wenn sie nicht als Hochstaplerin aus diesem Konflikt gehen wollte. Dann kam ihr eine Idee und sie deutete mit dem Finger auf ihren Sensei: „Natürlich hast du dadurch einen Gewinn!“ Konan sah ihre Schülerin ungläubig an: „So ein Blödsinn! Was versuchst du hier, Sakura? Du machst dich zur Verräterin!“ - „Nicht doch. Seit Monaten schon liefern deine Orakel keine Ergebnisse mehr! Seit fast zwei Jahren hattest du keine Vision mehr und nicht einmal die Ankunft der Oberweltler hast du voraussehen können. Das bedeutet nichts anderes, als dass du verzweifelt versuchst deinen Posten zu behalten, obwohl du weißt, dass du die Fähigkeiten dazu nicht mehr hast.“
 

Konans Augen weiteten sich vor Entsetzen. Energisch schüttelte sie den Kopf: „Das ist nicht wahr! Ich habe immerhin den Träger der Waffe bestimmen können, und zwar eindeutig!“ Sakura lachte trocken auf: „Und du bist dir darüber SO sicher, dass du es Tsunade nur im Geheimen erzählst. Wach auf, Konan! Du kannst es nicht mehr und das willst du vertuschen!“
 

Die anderen Priesterinnen hielten den Atem an und wagten es nicht auch nur ein Wort zu sagen. Sie konnten es nicht beurteilen, dazu waren sie fiel zu unerfahren und hatten von der ganzen Geschichte nichts mitbekommen, auch wenn es sie schmerzte nicht hinter ihrem Sensei stehen zu können, da sie Konan stets geschätzt und bewundert hatten.
 

Tsunade ließ ihre Hohepriesterin los, ihr Kopf sank gen Boden und ihre Stimme klang gepresst, als sie sprach: „Ich... Bei Kano...“ Sie seufzte. „Konan... ich enthebe dich deines Amtes. Du bist von nun an nicht mehr Atlantis Hohepriesterin.“ Die Blauhaarige keuchte auf. Das KONNTE nicht sein! Das DURFTE nicht sein! Sie kreischte beinahe: „Mach keinen Unsinn! Ich bitte dich, du...“ - „SCHWEIG! Du wirst nach dem Fest in zwei Wochen zur Verbannung verurteilt.“ Einen Augenblick hielt die Herrscherin inne. „Da ich aber unsere lange Freundschaft stets geschätzt habe und mich dafür erkenntlich zeigen möchte verzichte ich darauf, dich in Gewahrsam nehmen zu lassen. Du kannst dich frei bewegen, so lange du nicht den Anschein erweckst irgendetwas im Schilde zu führen.... Und nun geh...“ Während Konan starr vor Entsetzen die Stufen herab taumelte, sah Tsunade zu Sakura auf und nickte dieser zu: „Und du wirst fortan meine Hohepriesterin sein. Deine Fähigkeiten hast du oftmals bewiesen und deine Loyalität ehrt dich.“ Die Angesprochene verbeugte sich tief: „Ich danke Euch für Euer Vertrauen, Hoheit. Ich werde Euch nicht enttäuschen...“
 

An der Tür blieb Konan noch einmal stehen, seufzte und drehte sich herum: „Tsunade!“ Die Blonde blickte zu ihr herüber. „Manchmal bedeutet Loyalität nicht, etwas zu sagen, was dir gefällt. Manchmal bedeutet Loyalität viel mehr das auszusprechen, was sich keiner zu sagen wagt und doch den Mut zu besitzen sich auch mal gegen deine Entscheidung zu stellen, wenn es nötig ist. Denk mal darüber nach.“ Konan seufzte. „Falls du mich suchst, ich werde so lange wohl schauen, dass ich bei Itachi und Nagato unterkomme...“ Ihre Blicke trafen sich ein letztes Mal, ehe die Blauhaarige den Saal verließ und nicht verbergen wollte, dass sie enttäuscht und zutiefst verletzt war.
 


 

Genervt lehnte Sasori am Stamm eines Riesenpilzes und blickte Itachi aus den Augenwinkeln an: „Nein, mir gefällt diese Aufgabe wirklich nicht. Aber was soll ich machen? Ich habe Tsunade Treue geschworen und dazu stehe ich auch... Da kann auch dieser wissenschaftliche Ausflug nichts dran ändern.“ Der Krieger mit den langen schwarzen Haaren kicherte leise und schüttelte den Kopf: „Du bist und bleibst ein Streber.“ - „Wäre ich kein Streber hätte man mich sofort wieder aus der Stadt gejagt.“ - „Schon mal darüber nachgedacht, dass nicht alle Angst vor dir haben?“ Nun war es an Sasori zu kichern. Dieses jedoch war trocken und ließ jede Spur Humor vermissen: „Richtig. Die, die keine Angst haben, die wollen einfach so nichts von mir wissen.“
 

Itachi grinste den Kleineren von ihnen süffisant an: „Also, wenn ich mir ansehe wie dieser Deidara dich ansieht, dann ist das für mich ein eindeutiger Beweis, dass DER definitiv nicht so denkt, sondern wohl eher das Gegenteil.“ - „Pfff... Das ist bloß das schlechte Gewissen, nicht mehr und nicht weniger. Seit gestern versucht er permanent mich davon zu überzeugen, dass er mich mag...“ - „Wie unverschämt von ihm! Dich einfach mögen, wo kämen wir denn da hin?“ Beleidigt knurrte der Rothaarige: „Im Gegensatz zu den Meisten verstehe ich Sarkasmus und Ironie sehr gut. Hör auf mich zu verarschen Itachi! Irgendwann fängt das Training wieder an, dann wirst du sehen was du davon hast.“ Sasori stieß sich vom Stamm ab und ließ den Größeren einfach stehen, der nur lächelnd den Kopf schütteln konnte.
 

Itachi wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. Es war verdammt warm und sie alle mussten in voller Montur dabei zusehen, wie diese Wissenschaftler ihren Wald umzugraben versuchten. Er prustete erschöpft. Nicht, dass er Sasori als schlechten Anführer empfand, aber manchmal gingen die Vorsichtsmaßnahmen des Puppenspielers einfach zu weit. Seit Wochen hatte es keine Probleme mehr gegeben und wenn, dann waren es so einfache Gegner, dass selbst Naruto diese zum Frühstück verputzt hätte und zwar im Schlafanzug. Er konnte dieses grenzenlose Misstrauen einfach nicht richtig verstehen. Aber Pflicht war eben Pflicht und er respektierte Sasoris Entscheidungen, wenn auch nicht immer mit voller Zustimmung.
 

Gelangweilt sah er sich um. Naruto und sein kleiner Bruder Sasuke waren, natürlich, mal wieder nur mit sich selbst beschäftigt und stritten mal wieder darüber, wer von ihnen denn der Stärkere sei. Gaara hatte sich einen ruhigen Platz auf einem der riesigen Pilze gesucht, um dieser lauten Meute einen Augenblick zu entkommen. Dann fiel ihm Neji ins Auge, der geduldig alle Fragen der Wissenschaftler beantwortete und richtig Spaß daran zu haben schien. Itachi musste lächeln. Der blinde Krieger schien bei dieser Aufgabe richtig aufzublühen und konnte sich mit seinem immensen und umfangreichen Wissen profilieren. Es freute ihn, mal ein leichtes Lächeln in Nejis Gesicht sehen zu dürfen, da es ein eher seltener Anblick war.
 

Für Außenstehende waren sie alle kaum voneinander zu unterscheiden, doch sie hatten so viele Jahre miteinander verbracht, auch trainiert, da konnte Itachi jeden einzelnen im Schlaf erkennen, trotz der einheitlichen Rüstung. Es waren oft nur Details, aber diese waren einfach eindeutig. Naruto brauchte ja nur den Mund aufzumachen oder die Aufgabe haben fünf Minuten still zu sitzen und schon war er entlarvt. Seinen Bruder erkannte er natürlich noch immer am Schnellsten. Alleine die Körperhaltung war einmalig und für Itachi etwas Vertrautes. Gaara war durch die Kürbisflasche natürlich eindeutig zu erkennen. Neji ging immer etwas unter in der Gruppe und drängelte sich üblicherweise nicht in den Vordergrund. Und Sasori strahlte einfach eine so deutliche Präsenz aus, selbst wenn er das nicht wollte. Er war zwar einer der Kleinsten von ihnen, aber doch war er immer von einer Aura umgeben, die einen keinen Schritt zu nahe kommen ließ. Und plötzlich musste Itachi abermals grinsen. Zumindest war dies nämlich der Fall, so lange man nicht Deidara hieß.
 

Sasori hatte sich im Schatten eines Pilzes hingesetzt und schien sich Notizen zu machen. Er hielt ein kleines Heft in seiner Hand und schrieb mit einem Graphitstift hinein. Deidara sah erschöpft auf und beobachtete seinen Gastgeber einen Augenblick dabei, während er seine Arbeit so lange einfach unterbrach. Er hatte eh genug Gesteinsproben genommen und auch die verschiedenen Schichten an Boden, die sie bisher freigebuddelt hatten, waren bereits sorgsam verstaut. Guter Dinge wischte er sich über die Stirn und kletterte aus der Mulde heraus, in der Hidan nach Knochen suchte und Kakuzu aus Langeweile nach Edelsteinen grub. Kiba und Shino suchten Flora und Fauna nach noch unentdeckten Exemplaren ab und Nagato hatte sich einen Stapel Bücher über Kano und die atlantischen Rituale mitgenommen.
 

Leichten Fußes tänzelte er um die Gerätschaften herum, bis er sich elegant neben Sasori auf den Hosenboden setzte und diesem lächelnd über die Schulter schaute: „Hey, was machst du da?“ Der Angesprochene klappte erschrocken das Büchlein zu und funkelte den Blonden giftig an: „Das geht dich nichts an!“ Er stockte. „Was willst du?“ - „Dir Gesellschaft leisten.“ - „Du gibst wohl nie auf, oder?“ - „Nicht, wenn ich etwas unbedingt will. Also hör auf dich zu wehren und lass uns endlich Freunde sein...“ Genervt strich Sasori sich durch die Haare und seufzte: „Hörst du dann auf mir auf die Nerven zu gehen?“ - „Klar.“ - „Gut, dann sind wir jetzt Freunde. Und nun lass mich in Ruhe!“ Der Blonde lachte fröhlich: „Du bist einmalig! Durch einen Satz wird man doch nicht ernsthaft zu Freunden... Vor allem nicht, wenn man ihn mit so viel Sarkasmus füllt wie du.“ Der Krieger verschränkte die Arme vor der Brust: „Wäre ja auch zu schön gewesen...“
 

Wieder kicherte Deidara: „Nun sei nicht so. Sag mal, bist du so grantig, weil du MICH nicht magst oder weil du nicht glauben kannst, dass ich DICH mag?“ - „Pah! Da gebe ich keine Antwort drauf!“ - „Dachte ich mir schon. Und deshalb habe ich etwas für dich...“ Skeptisch beobachtete Sasori, wie Deidara etwas aus seiner Hosentasche holte, seine Hand ergriff und etwas in diese hineinlegte, ehe er sie mit seinen eigenen Händen für einen Augenblick umschloss. Der Blonde lächelte: „Es ist ein kleines Geschenk, ich musste das ganze Schiff auf den Kopf stellen, weil ich es dort verloren hatte. Aber jetzt gehört es dir.“ Die beiden sahen sich einen Moment lang in die Augen und Sasori verstand die Welt um ihn herum nicht mehr. Während er die Hände des Geologen auf seiner eigenen spürte, sprühte der Blick seines Gegenüber regelrecht vor... Er stutzte. Es war etwas, das er nicht kannte. Nicht mehr. Dunkel erinnerte ihn der Blick an seine Großmutter, doch wieso konnte er nicht sagen.
 

Es schien nichts bösartiges in diesem Blick zu liegen. Nichts arglistiges und auch keine Spur von Hass oder Verachtung. Langsam löste er den Blick, sah auf seine Hand hinab und zog diese vorsichtig zu sich. Mit einer gewissen Portion Neugier öffnete er diese und entdeckte abermals etwas, das ihm so gar nicht bekannt vorkam und von dem er nicht sagen konnte, was es war. Es war ein weicher, weißer Quader, der sich zwar biegen ließ, aber der immer wieder in seine Ausgangsposition zurückkehrte. Er sah Deidara hilflos und fragend an, der amüsiert lächelte: „Du hast keine Ahnung, was das ist, oder?“ - „Nicht wirklich...“ - „Pass auf, ich zeige es dir. Gib mir mal deinen Stift.“ Sasori reichte dem Blonden das Graphit und beobachtete, wie dieser damit auf ein Blatt Papier ein paar einfache Striche malte. Dann nahm der Geologe den Quader und rieb diesen über die Stellen des Papieres, die er zuvor bemalt hatte.
 

Beeindruckt konnte der Krieger mit eigenen Augen beobachten, wie das Gemalte wieder verschwand. Liebevoll lächelte Deidara ihm zu: „Das nennt sich bei uns Radiergummi. Damit kann man Graphit vom Papier entfernen und etwas Falsches so korrigieren, ohne alles noch einmal schreiben oder zeichnen zu müssen.“ Er drückte Sasori das Radiergummi wieder in die Hand und strich mit dem Daumen zärtlich über den Handrücken. „Bitte nimm es. Ich hoffe, du kannst es gut gebrauchen.“ Er WUSSTE, dass der Rothaarige es gebrauchen konnte, aber das durfte Deidara nicht verraten. Immerhin hatte er beim Schnüffeln herausgefunden, dass sein Gastgeber diverse Zeichnungen anfertigte und wusste offiziell nichts darüber. Aber das überraschte und verunsicherte Gesicht seines Gegenüber war ihm Dank und Lohn genug. Aus großen grauen Augen sah Sasori ihn an und stammelte verdutzt: „Danke sehr, ich...“ - „Nichts für ungut. Vielleicht glaubst du mir ja so langsam, dass ich dir nichts will...“
 

Der Krieger nickte nur und wusste einfach nicht mehr, was er sagen sollte. Deidara sah ihn lächelnd an: „Freunde?“ Sasori schluckte schwer. Er wusste wirklich nicht mehr, was das alles sollte. Er hatte nie ein Geschenk bekommen, seit er in Atlantis war. Noch dazu eines, das keinen wirklichen Anlass hatte oder so gut zu ihm passte. Ein fast verzweifeltes leichtes Lächeln stahl sich auf seine Lippen: „Freunde...“
 

Plötzlich landete Gaara neben ihnen und sah Sasori an: „Wir kriegen Gesellschaft. Etwa 30 Mann. Einfache Soldaten, aber beritten. Sie werden rasch hier sein.“ Der Rothaarige nickte, steckte das Radiergummi in seine Tasche und sah sich um, ehe er seine Stimme erhob: „Achtung! Wir werden angegriffen! Itachi und Sasuke, ihr seid dafür zuständig, dass unsere Gäste unversehrt nach Atlantis kommen. Die anderen verteilen sich und gehen in Stellung. Es werden etwa 30 berittene Soldaten sein. Los!“ Wie angeordnet preschten Neji, Naruto und Gaara augenblicklich los in den Wald hinein und verteilten sich über eine gewisse Distanz, um die Feinde nicht zu übersehen. Itachi und Sasuke halfen Hidan und Kakuzu aus dem Graben, während auch Kiba, Shino und Nagato sich dort einfanden.
 

Deidara stand noch immer vor Sasori und sah diesen besorgt an: „Sei vorsichtig, okay?“ Doch der Rothaarige war wieder ganz in seinem Element, sah den Geologen eindringlich an und raunte: „Sieh zu, dass du weg kommst!“ - „Aber...“ - „KEIN ABER! Verdammt, hau ab, es ist zu gefährlich hier!“ Hidan keifte von der Gruppe aus herüber: „Schwing deinen Arsch, Blondi! Wir warten nicht!“ Gestresst sah Deidara zu seinen Kollegen herüber, die bereits Richtung Atlantis gingen und ihn hinter sich her winkten. Dennoch wandte er sich noch einmal an Sasori und lächelte: „Bis nachher. Bitte komm heil wieder, ich mag dich nämlich gerne.“
 

Dem Krieger platzte der Kragen. Deidara schien sich gar keine Vorstellung zu machen, wie eilig seine Flucht war. Kurzerhand griff er die Hand des Blonden und zerrte diesen im Laufschritt zu den anderen, die bereits ein gutes Stück von ihrem Lager entfernt waren. Deidara war weit weniger schnell als er selbst, doch er zerrte den Geologen unerbittlich hinter sich her, als plötzlich Narutos Stimme ertönte: „SASORI! PASS AUF, SIE SIND BEI DIR!“ Augenblicklich blickten er und Deidara über ihre Schultern. Während der Blonde entsetzt aufkreischte, fluchte der Atlanter: „Verflucht!“
 

Deidara hatte noch gar nicht verarbeitet, dass da gerade eine Horde Soldaten auf Raptoren, mit gut zwei Meter Schulterhöhe, auf sie zuritten und mit blitzenden Schwertern ihren Tod ersehnten, als er mit einem kräftigen Stoß ins Gebüsch befördert wurde. Sekundenbruchteile später spürte er den Luftzug, den die Klinge knapp neben seinem Kopf verursacht hatte, landete unsanft im Gestrüpp und fiel schmerzhaft zu Boden. Er öffnete seine Augen wieder und unterdrückte ein erneutes Aufschreien. Riesige Raptorenfüße gruben sich fast direkt neben ihm mit ihren messerscharfen Klauen wie Pfähle in den Boden, über seinem Kopf sausten die Klingen entlang, die von den Kriegsschreien der Soldaten begleitet wurden.
 

Sasori rief Hiruko zu sich, während hinter den Soldaten endlich Naruto, Neji und Gaara auftauchten. Sie hatten diese Szenarien oft genug trainiert und fast noch öfter bereits in der Praxis erlebt. Das Einzige, was Sasori merkwürdig erschien war die Größe der Gruppe. Für Üblich waren es nur halb so viele. Er schüttelte den Kopf. Darüber konnte er sich auch später noch Gedanken machen.
 

Sein Blick schweifte zu Gaara, während Hiruko bereits die ersten Soldaten von ihren Reittieren fegte. Gaara verstand ohne Worte und schickte eine mannhohe Welle seine Sandes auf die Gegner zu. Wie geplant und erwartet hielten die Raptoren dem Druck der Welle nicht Stand und verloren größtenteils das Gleichgewicht. Naruto kopierte sich selbst mehrfach und verwickelte jeden freien Soldaten in einen Kampf, während Neji die wild gewordenen und aufgescheuchten Tiere davon abhielt alles niederzutrampeln. Ein Gegner und ein Raptor nach dem anderen landete mehr oder weniger blutig auf dem Waldboden. Neji setzte auf gezielte Brustschläge, die den Tieren ein langes Leiden ersparten. Gaara wiederum ließ seinen Sand die Knochen seiner Gegner zerquetschen. Manchem ging vorher die Luft aus, mancher erlebte es noch bei lebendigem Leib, wie fast sämtliche inneren Organe durch den Druck zerstört wurden. Naruto versuchte seine Gegner kampfunfähig zu machen, da er nicht sonderlich gerne ein Schlachtfeld mit unnötig vielen Leichen verließ.
 

Er selbst ließ Hiruko ohne mit der Wimper zu zucken durch das gegnerische Feld wüten. Befahl seiner liebsten Marionette mit den Feinden kurzen Prozess zu machen. Der Schwanz des Skorpions bohrte sich durch etliche Körper, zerbrach ohne auch nur davon Kenntnis zu nehmen jeglichen Knochen, der ihm im Weg war, und ignorierte den panischen, flehenden Ausdruck in den Augen der Soldaten, die bereits viele Geschichten und noch mehr Ammenmärchen über dieses Ungetüm und den blutrünstigen Puppenmeister gehört hatten. Reaktionslos sah Sasori Hiruko dabei zu, wie er seine Befehle ausführte. Weit mehr Blut als Wasser hatte seine Marionette bereits gesehen und auch dieses Mal machte er keine Ausnahme. Er beschützte doch nur das, was ihm wichtig war. Eines Tages mussten die Menschen in Atlantis doch einsehen, dass er sie beschützte und nicht vernichtete. Eines Tages würde das Blutvergießen vielleicht ein Ende nehmen. Dann wäre er nutzlos, sollte ihn bis dahin noch immer niemand in der Stadt haben wollen. Er seufzte, während Hiruko seine Wut auf dem Schlachtfeld in reale Taten übertrug: mancher Gegner wurde in Stücke gerissen, anderen wiederum zerquetschte er bei lebendigem Leib den Körper oder die Köpfe und wieder andere starben unter qualvollen Schreien an den Folgen seiner Gifte.
 

Erschöpft sah Sasori auf und hielt sich die Hand krampfhaft an den Kopf. Er WAR ein Monster. Ein Henker, der keinerlei Gnade kannte. Er beschützte die Stadt nicht einfach, nein. Er ließ all das, was sich in seinem Herzen an Schmerz, Pein, Wut und Einsamkeit zu einer alles überlagernden Stille gewandelt hatte, auf dem Schlachtfeld heraus. Ließ Hiruko die Körper seiner Feinde in alle Einzelteile zerreißen, weil es ihn innerlich zerriss. Ließ die Leiber zerquetschen, da ihn die unbändige Wut erdrückte. Schaute ihnen beim Sterben an seinem Gift zu, so wie die Menschen ihm beim Sterben an seiner Einsamkeit zusahen. Die Einsamkeit. Das Gift, das sie ihm verabreicht hatten und weit bestialischer war als jedes Gebräu, das er jemals zu brauen fähig gewesen war. Sie zwang ihn, sich selbst beim Sterben zu beobachten, zu fühlen und zu erleben. Jeden Tag, jederzeit und überall. Sei er nun alleine oder unter Menschen, er war einsam. Und daran starb er mit jedem Tag ein bisschen mehr.
 

Entschlossen blickte er plötzlich auf und griff in seine Tasche. Das Radiergummi. Er hatte eine aufrichtige Zusage gemacht. Einen zweiten Freund. Und dieser hockte noch irgendwo zwischen den Leichen im Gebüsch. Er biss sich auf die Unterlippe. Vermutlich war er ein miserabler Freund, da er Deidara einfach im Eifer des Gefechts vergessen hatte... Er seufzte. Das musste warten, bis er den Geologen heil nach Atlantis zurückgebracht hatte. Er hatte versprochen ein Freund zu sein. Versprochen war versprochen.
 

Sasori pirschte, mit Hiruko als Deckung zwischen sich und den Gegnern, zwischen den Kampfplätzen umher und suchte die Umgebung ab, bis er einen verdächtig raschelnden Busch entdeckte. Er hockte sich davor, schob die Äste zur Seite und fand sich einem aufkreischenden Deidara gegenüber. Ungeduldig ergriff er abermals die Hand des Blonden und fauchte: „Die anderen haben die Lage so weit im Griff. Ich bring dich in Sicherheit, bevor dir wirklich noch der Kopf abgehackt wird. Ich glaube kaum, dass dir das gefallen würde.“
 

Abermals zog er Deidara hinter sich her. Der größte Tumult hatte sich bereits wieder gelegt, so dass er Hiruko zurückzog und den anderen den Rest einfach überließ. Die beiden rannten eine ganze Weile in Richtung Stadt, bis Sasori merkte, dass der Blonde kaum noch Luft bekam. Er drosselte das Tempo, bis sie schließlich zum Stehen kamen. Vorsichtig sah er jedoch noch einmal zurück und vergewisserte sich, dass ihnen niemand gefolgt war, ehe er seinen Helm absetzte und Deidara ansah: „Bist du verletzt?“ Keuchend schüttelte der Geologe den Kopf und japste: „Nein... alles... okay... ich... Luft...“ Der Krieger grinste: „Du solltest mehr Sport machen.“ Beleidigt winkte Deidara ab und lehnte sich an den Stamm eines Pilzes, wo er in Ruhe wieder zu Atem kam.
 

Als sich sein vor Anstrengung rotes Gesicht allmählich wieder seinem normalen Teint angenähert hatte, blickte er auf und lächelte plötzlich. Mit einem Schritt war er bei Sasori und drückte den überforderten Krieger an sich, jedoch darauf bedacht sich nicht an der Rüstung zu verletzten. Glücklich hauchte er: „Danke!“ Der Rothaarige verkrampfte: „Ähm, wofür denn? War doch... das ist eben meine Aufgabe...“ Deidara löste sich wieder von ihm, was Sasori begrüßte, da er sich hilflos vorkam. Dann jedoch legte der Blonde die Hände an seine Wangen und zwang ihn, diesem in die Augen zu sehen, was Sasori wiederum nicht zusagte, da er sich plötzlich noch viel hilfloser vorkam, als kurz zuvor.
 

Die azurblauen Augen Deidaras funkelten, sein Daumen strich liebevoll über Sasoris Wange, als er hauchte: „Danke, dass du mich auch magst... Weißt du, ich...“ Während der linke Daumen weiter über die Wange streichelte, glitt die andere in Sasoris Nacken, der nun panisch wurde. Er merkte, wie Deidara versuchte näher zu kommen. Der Krieger wich reflexartig einen Schritt zurück, löste sich so von seinem Gegenüber. Taumelnd schritt er weiter rückwärts und schüttelte den Kopf: „Ich... also... was soll das? Das... geht nicht... ich...“ Er musste hier weg! Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, geschweige denn wirklich begreifen, was hier passierte. Und noch viel weniger konnte er gerade erklären, wieso er zurückgewichen war. Deidara wurde es so oder so falsch verstehen. Mit panischem Blick drehte Sasori sich weg und verschwand alleine irgendwo im Wald.
 

Deidara sah ihm hilflos nach: „Warte! Es tut mir Leid... Ich... ich wollte nicht aufdringlich werden.“ Wütend schlug er den Pilz, an dem er bis vor wenigen Augenblicken noch gelehnt hatte. „Scheiße! Wieso macht der es mir auch so schwer mich zurückzuhalten? Verflixt! So ängstlich und gleichzeitig bringt der meinen Verstand dazu Urlaub zu machen! Das soll mal einer hinkriegen...“ Er seufzte. Seine Impulsivität hatte ihn sein ganzes Leben begleitet und er war nie unzufrieden mit ihr gewesen. In diesem Fall jedoch schien sie einfach nur eine Katastrophe zu sein. Erst brachte er sich in Schwierigkeiten, weil er sich wie ein Teenie benahm, ließ sich dann von Sasori retten lassen, der die ersten Anzeichen auf Vertrauen erweckt hatte und dann versaute er es, indem seine Hormone wieder mit ihm durchgingen. Wütend schnaufte Deidara und marschierte in Richtung Atlantis weiter.
 

Es konnte ja auch nicht nur an ihm liegen. Es gehörte ja auch verboten, wie Sasori so scheinbar unvereinbare Dinge in einer Person verkörperte. Nach außen hin ein gefühlskaltes Arschloch, das sich für was Besonderes hielt und dabei noch unverschämt gut aussah. Und dann diese infantil-naive Art dahinter, die gar nicht wusste, wie Besonders Sasori wirklich war und so süß, dass man Zahnschmerzen davon kriegen konnte. Vermutlich stimmte beides nicht. Deidara seufzte. Wahrscheinlich war der Krieger schlichtweg nicht an ihm interessiert und hatte wirklich nur sein Freund sein wollen. Was es auch war, mal wieder mussten sie etwas klären. Bei all den Diskrepanzen begann er zu zweifeln, ob er nicht einfach nur schwärmte. Was erwartete er eigentlich von dem Rothaarigen? Und wie sollte Sasori schon reagieren, richtig reagieren, wenn Deidara selbst eigentlich gar nicht so genau wusste, was er von diesem merkwürdigen Menschen wirklich wollte... Er seufzte. Das würde mal wieder ein Heimweg mit viel Kopfschmerz werden...

Spuren des Verrats und der Geheimnisse

Schluchzend und seufzend saß Konan im Wohnzimmer von Sasoris Haus. Sie hatte in ihrer Aufregung ganz vergessen, dass die Elitekrieger mit den Wissenschaftlern unterwegs gewesen waren. Doch sie wusste, dass Sasori bald wieder da sein würde. Dann könnte sie sich endlich die Sorgen von der Seele reden. Er betrachtete alles immer so nüchtern. Manchmal half diese Objektivität einfach ungemein dabei, über gewisse Dinge nicht die Fassung zu verlieren und dieser Hinterhalt Sakuras war definitiv eines dieser gewissen Dinge.
 

Sie horchte auf. Die Haustür wurde geöffnet. Mit verheulter Stimme versuchte sie den Hausherren vorzuwarnen, dass sie im Haus war: „Sasori? Ich bin es...“ Schritte, die auf das Wohnzimmer zukamen. Konan erhob sich vom Sofa, um ihren Freund zu begrüßen. Als jedoch plötzlich eine blonde Gestalt ins Zimmer huschte, hielt sie erschrocken inne und musterte Deidara aus noch immer von Tränen erfüllten und geröteten Augen. Der Geologe hielt ebenfalls inne und sah sie an. Sie konnte kaum noch etwas erkennen, doch ihr Gegenüber kam vorsichtig auf sie zu. Seine Stimme klang besorgt: „Konan, was ist denn mit dir passiert?“ Es ging nicht. Sie konnte ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Es schmerzte einfach zu sehr. Schluchzend fiel sie Deidara in die Arme und weinte einfach.
 

Der Blonde nahm sie behutsam in den Arm und strich ihr mit einer Hand beruhigend über den Kopf: „Ssssscht, ist ja gut.“ Innerlich seufzte er auf. Was war das nur für ein verrückter Tag? Was war das für eine verrückte Welt und was um alles in der Welt war mit der ruhigen, aber stets lebensfrohen Hohepriesterin los? War jemand bei dem Angriff verletzt worden? Oder war gar jemand umgekommen?
 

Langsam schien Konan sich zu beruhigen und zaghaft lotste Deidara sie zum Sofa, wo die beiden Platz nahmen und die Umarmung lösten. Die Blauhaarige schniefte noch ein paar Mal, rang nach Luft und kämpfte mit den letzten Tränen, ehe sie keuchend, atemlos und geradezu panisch zu erzählen begann: „Deidara, ich wollte eigentlich mit Sasori reden, aber bitte sei mir nicht böse, dass ich einfach nicht mehr kann und es deshalb dir jetzt sage...“ - „Mach dir keine Sorgen, Konan. Ich bin für meine Freunde immer da. Also erzähl schon, was ist passiert?“ Die junge Frau lächelte gequält und seufzte: „Es ist schrecklich... Ich... Am Besten ich fange von vorne an. Ich hatte vor zwei Tagen eine Vision. Die hat man als Hohepriesterin manchmal...“ Wieder rannen ein paar Tränen über ihre Wangen und ihr Schluchzen wurde wieder lauter.
 

Todtraurig sah sie Deidara an: „In dieser Vision habe ich gesehen, dass Tsunades Schriftführer Kabuto ein Spion ist. Meine Visionen sind IMMER eingetroffen. Hörst du? IMMER! Aber... als ich der Herrin davon erzählt habe ist alles außer Kontrolle geraten...“ Wieder war das Sprechen nicht mehr möglich, da die Tränen und der Luftmangel überwogen und Deidara wartete geduldig, bis sich Konan abermals weitgehend beruhigt hatte, wobei er der jungen Frau leicht über den Rücken strich. Sie schnappte nach einer Weile wieder nach Luft und schnäuzte in ein Taschentuch, ehe sie fortsetzte: „Meine beste Schülerin Sakura hat Kabuto in Schutz genommen und ihn für den Augenblick, da er spioniert haben soll, ein Alibi gegeben. Und zu guter Letzt hat sie behauptet, ich würde dem Posten der Hohepriesterin nicht mehr gerecht werden können... und... und... bei Kano! Tsunade hat IHR geglaubt, nicht mir!“
 

Wieder heulte Konan lauthals los. Zwischendurch brüllte sie geradezu verzweifelt: „Sie haben mich meines Amtes enthoben!“ - „WAS? Aber... du bist doch, sofern ich das beurteilen kann, eine ganz tolle Hohepriesterin! Ich habe selten einen Menschen gesehen, dem seine Arbeit so viel Spaß macht! Du... du bist dafür geschaffen, es ist deine Berufung!“ - „Deidara... sie werden mir den Prozess wegen Hochverrats machen... Ich werde verbannt, wenn ich nicht beweisen kann, dass Sakura gelogen hat!“ Der Blonde sah die junge Frau fragend an: „Wie meinst du das? Verbannung? Ich dachte, dass es keinen Weg bisher nach Atlantis gegeben hat...“ - „Den gab es wirklich nicht.“ Konan seufzte. „Ich erkläre es dir. Vor vielen, vielen hundert Jahren gab es eine Herrscherin, die sehr bewandert in der Wissenschaft war. Sie war sozusagen eine Ikone in vielerlei Bereichen. Gleichzeitig war zu ihrer Amtszeit jedoch das Volk von Niedertracht und Gewalt geprägt. Um diesem Treiben Einhalt zu gebieten arbeitete sie über Jahre an einem Portal, das es ermöglichen sollte, Verbrecher aus Atlantis wegzuschaffen.“
 

Sie senkte ihren Blick und ihre Stimme bekam einen gleichermaßen beeindruckten, wie angsterfüllten Klang: „Ihr gelang das Unmögliche. Das Portal führte aus Atlantis heraus, doch nicht wieder herein.“ - „Und wohin führt es?“ Konan zuckte mit den Schultern: „Das... kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Es ist schließlich niemals jemand zurückgekehrt, um es zu berichten. Ich vermute, dass es in die Oberwelt führt. Aber ich weiß es eben nicht. Nach dem Tod der Herrscherin ist es nie wieder jemandem gelungen die Geheimnisse und Mechanismen dieses Portals überhaupt zu begreifen...“
 

Deidara seufzte und überlegte angestrengt: „Es muss doch eine Möglichkeit geben zu verhindern, dass das passiert...“ - „Deshalb bin ich ja hier, ich wollte Sasori um Rat fragen...“ Plötzlich sah der Blonde auf und quiekte: „Ach du Schreck, das habe ich ja ganz vergessen. Wir sind im Wald angegriffen worden...“ - „Sind alle wohlauf?“ - „Ich weiß es nicht genau, aber ich denke schon. Die Jungs ließen kaum einen Zweifel daran, dass sie absolut überlegen sind... Aber eines musst du mir mal sagen...“ - „Was denn?“ - „Warum, um Himmels Willen, hat keiner von euch auch nur ein Wort darüber verloren, dass hier Menschen auf monströsen urzeitlichen Echsen herumreiten?????“ Das Gesicht Konans verriet absolute Ratlosigkeit: „Du meinst die Raptoren? Ich dachte, dass ihr die Reittiere kennt...“ - „Neeeeeiiiiiin.... Nein! Noch nie gesehen, so etwas! Bis vorhin, als sie mich fast zertrampelt haben und ich knapp an einer Herzattacke vor Schreck vorbei kam.“ - „Das tut mir aufrichtig Leid. Es ist schwer zu wissen, was nur für uns Atlanter selbstverständlich ist oder nicht.“ - „Stimmt schon... Ach, sei es drum. Aber diese Klauen werde ich wohl nie wieder vergessen...“
 

Er sah Konan wieder liebevoll an: „Ich mache dir einen Vorschlag, da mir gerade eben etwas eingefallen ist. Zwei Dinge. Erstens werde ich Sasori von deinen Erlebnissen berichten, falls er... später herkommen sollte als erwartet. Und Zweitens werden wir mal mit Nagato reden. Der ist so belesen in allen möglichen Fachbereichen, dass es zumindest einen Versuch Wert wäre ihm dieses Portal mal zu zeigen. Wie klingt das?“ Mit leicht geröteten Wangen und endlich wieder einem Lächeln auf den Lippen nickte die Priesterin: „Das... das klingt gut...“ Sie stockte plötzlich und sah Deidara an. „Aber wieso sollte Sasori später heimkehren? Ist etwas passiert?“
 

Der Geologe hob beschwichtigend die Hände und kicherte unbeholfen: „Nein, nein, alles Bestens! War ja nur so gesagt, es kann ja immer mal sein, dass...“ - „DEIDARA! Glaube bloß nicht, dass du mich belügen kannst!“ - „Lügen? NEIN! Also... ich meine...“ - „Raus mit der Sprache! Was ist passiert?“ Der Blonde stöhnte genervt auf: „Maaaan, ist ja gut!“ Er warf Konan einen beleidigten Blick zu. „Du bist ja noch schlimmer als ich selber! Ich dachte immer, ich sei aufdringlich und hartnäckig.“ Die Blauhaarige grinste frech: „Ich bin seit Jahren mit Sasori befreundet, was erwartest du?“ Deidara öffnete den Mund und hob den Finger, hielt jedoch inne und knurrte: „Touché.“ Dann seufzte er. „Schön, wie du willst. Also... weißt du, ich habe vor ein paar Tagen ein paar sehr gemeine Dinge gesagt... über Sasori... und er hat es mitbekommen...“
 

Konans überlegte einen Augenblick, bis ihr ein Licht aufging: „Achso, deshalb war er den Tag so niedergeschlagen...“ Sie sah Deidara mahnend an. „Das müssen aber wirklich fiese Sachen gewesen sein, sonst wäre er niemals so...“ - „Ja, es waren wirklich sehr abscheuliche Sachen. Aber ich habe mich bei ihm entschuldigt...“ Die Priesterin lächelte: „Das ist löblich. Aber was hat das mit dem Angriff heute und deiner Andeutung zu tun?“ - „Ja, Geduld. Weißt du... ich hatte Unrecht mit dem, was ich gesagt habe... Wie erklär ich das nur? Ich... ich habe versucht Sasori zu beweisen, dass ich ihn...“ Er lief rot an und wich Konans Blicken aus. „...also, dass ich ihn gerne habe.“ Die junge Frau betrachtete Deidara aus den Augenwinkeln. Sie musste kein Orakel befragen, um zu wissen, dass er ihr nur die halbe Wahrheit sagte. Die knatschroten Ohren verrieten ihr, dass es über „gerne haben“ doch hinausging. Dennoch behielt sie ihre Beobachtung für sich. Statt dessen hakte sie weiter nach, was Deidara ihr, noch immer, eigentlich sagen wollte: „Verstehe. Aber ich verstehe den Zusammenhang noch immer nicht.“
 

Genervt verdrehte der Blonde die Augen und knurrte: „Jahaaa. Ich habe ihm ein kleines Geschenk gemacht und da hat er sich so drüber gefreut, dass er sich wirklich bereit erklärte mich als Freund zu akzeptieren. Dann wurden wir angegriffen und...“ Er seufzte. „Na ja, ich war so dankbar, dass er mich gerettet hat, dass ich ihn gedrückt habe.“ Wieder fingen seine Wangen an zu glühen. „Ich... ich weiß nicht so ganz genau wieso, aber er ist plötzlich weggelaufen...“ Stille. Konan sah Deidara fragend an. Nach unendlich scheinenden Sekunden neigte sie den Kopf zur Seite: „Das wars?“ - „Naja... nicht ganz... ach, verdammt! Es ging mit mir durch und da habe ich wohl versucht ihn zu küssen...“
 

Erschrocken quiekte der Geologe auf, als Konan plötzlich neben ihm aufsprang und schrie: „WAAAAA! DAS IST JA... WAAAA!“ Mit weit aufgerissenen Augen sah er die Priesterin an: „Was geht denn mit dir quer?“ Aufgeregt ließ sie sich wieder neben ihm auf die Couch fallen und strahlte über das ganze Gesicht: „Tut mir Leid, ich freue mich nur so... Es ist so schön, dass endlich jemand kapiert, dass dieser sture Esel liebenswert ist!“ Ihre Augen begannen zu funkeln. „Deidara, ich habe eine tolle Idee. Als Dank dafür, dass ihr mir helft Sakura und Kabuto zu überführen werde ich dich dabei unterstützen Sasori besser zu verstehen.“ Nun lächelte auch der Blonde und nickte: „Das ist eine tolle Idee, ich danke dir.“ Er stockte. Da kam ihm doch sofort eine hervorragende Idee. Grinsend sah er Konan wieder an: „Ich hätte da auch direkt eine Bitte an dich.“ Ehe die Priesterin auch nur nachfragen konnte, wurde sie von Deidara an der Hand gepackt, durch den Flur zur Kellertreppe und hinunter in Sasoris Werkstatt gezogen.
 

Als sie unten vor dem Tisch standen und Deidara endlich den Kristall gefunden und Licht gemacht hatte, stemmte sie ihre Hände in die Hüften und knurrte: „Also, du weißt hoffentlich, dass wir hier etwas tun, von dem Sasori lieber niemals erfahren sollte...“ - „Ja, ja, ja...“ Er griff nach dem Notizbuch, das er sich schon einmal alleine angesehen hatte und hielt es Konan hin: „Bitte, schau es dir an. Ich würde einfach gerne wissen, was es bedeutet. Ich kann eure Sprache nun einmal nicht und diese Bilder... weißt du, irgendwie machen sie mir Angst, auch wenn ich sie nicht verstehe.“ Seufzend nahm die Blauhaarige das Büchlein an sich und blätterte die ersten paar Seiten durch. Mit jeder Seite, die sie weiterkam, wurden ihre Augen großer und ihr Teint blasser. Bis sie irgendwann die Hand vor den Mund schlug und keuchte: „Nein... verdammt, Sasori, ich habe dir doch verboten es weiterzuführen...“
 

Fragend sah Deidara sie an: „Was... meinst du? Ich verstehe nicht...“ Panisch blickte sie auf: „Bei Kano...“ Sie sah Deidara in die Augen. „Als Sasori zu uns kam war er 11. Er hat nicht gesprochen und war nur mit seinen Marionetten beschäftigt. Drei Jahre später hatten wir uns angefreundet, doch die Tatsache, dass er aus... nun, aus Menschen Puppen machen konnte stieß bei den anderen Bewohnern auf Abscheu. Auf Ablehnung. Als er mit 15 schließlich einen anderen Krieger vor allen Leuten – ich muss dazu sagen, dass Sasori sich nur verteidigt hat – zu einer Marionette machte, da wurde aus Angst... nun, sie begannen ihn auszuschließen, bis es so schlimm wurde, dass er in das Haus hier zog.“ Betroffen senkte Deidara den Blick: „Das wusste ich nicht...“ - „Das weiß auch kaum jemand. Die Menschen hatten zu viel Angst vor ihm, als dass sie der Wahrheit nachgehen wollten. Er war so niedergeschlagen und depressiv, dass er sich in die Arbeit stürzte. Er war 16, als er eine Methode entwickelt hatte, mit der er...“ Sie seufzte. „Er wollte sich selbst zu einer Marionette machen. Ich habe es durch Zufall herausgefunden und konnte ihn davon abhalten es auch anzuwenden. Und ich habe ihm verboten, diese Methode auch nur im Ansatz wieder anzurühren...“
 

Mit traurigem Blick seufzte sie: „Aber er scheint sich nicht daran gehalten zu haben...“ Sie sah wieder in das Buch. „Die Notizen am Rand sind nicht weniger bedenklich, weißt du...“ - „Was steht denn da?“ Abermals seufzte sie: „Es geht wie damals vor allem darum, dass er die Lasten des Menschlichen loswerden will... Er versteht es, seine persönlichen Dinge so verwirrend zu beschreiben, dass kein Mensch es verstehen kann. Ich vermute, dass er die Ablehnung durch andere meint, aber wirklich wissen... nein, ich weiß es bis heute nicht genau...“ Ihr Blick schweifte über die anderen Notizbücher. „Aber... ich könnte es herausfinden...“ Deidara folgte ihrem Blick und hob skeptisch eine Augenbraue: „Du willst jetzt also richtig rumschnüffeln, oder wie?“ - „Ja. Die Sachlage hat sich drastisch geändert! Hast du eigentlich eine Ahnung, was es bedeutet, wenn er diese Technik anwendet?“ Reuig schüttelte der Blonde den Kopf. Konan knurrte: „Das dachte ich mir. Im Grunde bringt er sich damit um! Alles, was ihn ausmacht wird verschwinden. Er wird nichts weiter sein, als ein gefühlloses Ausstellungsstück, das andere Puppen befehligt. Er würde sich zu dem machen, was die anderen seit Jahren in ihm sehen!“
 

Deidara setzte zu einer Antwort an, als plötzlich von oben das Geräusch der sich schließenden Haustür zu hören war. Konan sah panisch auf und presste dem Geologen ihre Hand auf den Mund. Leise zischte sie: „Ssssscht! Verdammt, du hast doch gesagt...“ - „Mmmhnmmnnnnngmmmm...“ - „Oh, entschuldige...“ Sie zog ihre Hand wieder zurück und wurde strafend von Deidara angesehen, der ebenfalls im Flüsterton sprach: „Ich weiß auch nicht, wieso er schon zu Hause ist! Das kann nicht sein...“ Die Dielen im Flur über ihnen knarzten, die Schritte drangen bis in den Keller hinab. Konan und Deidara hielten gebannt den Atem an; wussten sie doch beide, dass sie hier etwas taten, das Sasoris Vertrauen wohl endgültig brechen würde.
 

Angstschweiß lief den beiden Schnüfflern über die Stirn. Immer lauter wurden die hörbaren Schritte. Konan krallte sich an Deidaras Arm, ihren Blick einfach nicht von den Stufen nach oben nehmen zu können. Sie machte sich Vorwürfe. Was hatten sie sich dabei gedacht, einfach in die Privatsphäre Sasoris einzudringen? Würde er es ihnen jemals verzeihen? Und plötzlich verstummten die Geräusche. Für Sekunden war es absolut still. Die Priesterin zitterte am ganzen Leib, sie hatte Angst. Resignierend schloss sie die Augen, als auf einmal eine Stimme ertönte, die definitiv nicht zu Sasori gehörte: „Konan? Bist du da? Deidara? Hallo? Keiner im Haus?“
 

„Bei Kano!“ entfuhr es der Blauhaarigen und sackte in sich zusammen, als die Anspannung mit einem Schlag aufhörte. Auch Deidara atmete hörbar auf, ehe er rief: „Wir sind im Keller, komm runter, Nagato!“ Die Schritte auf den Stufen hallten durch den Raum, bis der Wissenschaftler den Keller betrat und die beiden fragend ansah: „Was... was macht ihr hier? Und... Konan... ich habe dich überall gesucht, bis mir jemand sagte, dass du deines Amtes enthoben wurdest... was ist denn passiert?“ Erleichtert seufzte die Priesterin und ging eilig auf Nagato zu, schloss diesen in ihre Arme und hauchte: „Ich bin so froh dich zu sehen... Ja, sie haben mich wegen Hochverrats entlassen...“ Sie sah ihm in die Augen, während er liebevoll seine Arme um sie legte. „Aber mach dir keine Sorgen, ich erkläre dir bei Itachi alles genau.“
 

Mit einer Kopfbewegung deutete sie zu Deidara: „Wir waren hier unten, weil Deidara eine Übersetzung von mir haben wollte. Ich werde mir ein oder zwei Bücher mitnehmen und sie weiter übersetzen.“ Ihre Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf Nagato. „Und dich muss ich noch um einen Gefallen bitten, aber alles zu seiner Zeit. Ich erkläre es dir, wie gesagt, wenn wir bei Itachi sind.“ Widerwillig löste sie sich von dem Wissenschaftler und kehrte zum Tisch zurück, von dem sie sich zwei kleine Notizbücher nahm und Deidara ansah: „Ich werde dir mitteilen, sobald ich etwas habe. Ich danke dir nochmals, dass du mir so geduldig zugehört hast.“ Der Blonde lächelte: „Der Dank gebührt dir. Ich werde Sasori ausrichten, was passiert ist.“ - „Gut. Wir kommen morgen vorbei, um uns abzusprechen. Es ist das Beste, wenn wir organisiert vorgehen.“
 

Während der Geologe nickte, machten die drei sich wieder auf den Weg nach oben. Verständlicherweise machten sich Konan und Nagato rasch auf den Weg zurück in die Stadt und ließen Deidara nach einer innigen Verabschiedung alleine zurück. Dem Blonden war es nur Recht. Er hatte kein Bedürfnis hier alleine zu warten und Däumchen zu drehen. Es war viel, was in den letzten Stunden passiert war und er brauchte dringend eine kleine Ablenkung. Und dazu hatte er bereits eine Idee, die bisher auch immer ganz gut geholfen hatte.
 

Rasch stieg er die Treppen zum Obergeschoss hinauf, nachdem er den Keller wieder abgedunkelt und die Tür dazu verriegelt hatte. Mit zielsicheren Schritten trat er ins Schlafzimmer und zog seinen Rucksack unter dem Bett hervor, den er sich über die Schulter warf, ehe er das Zimmer wieder verließ und auf direktem Wege zur Haustür eilte. Er hatte schon eine Idee, wohin er gehen wollte.
 

Nach etwa 15 Minuten stieg er wieder die letzten Meter des Trampelpfades hinab, ehe dieser den Wasserfall und den See freigab. Dieses Mal jedoch verzichtete er auf eine unsinnige Schleichtour durchs Geäst und trat auf offiziellem Weg an den Strand. Erleichtert stellte sich seine Vermutung als richtig heraus: Sasori war an seinem geheimen Trainingsplatz. Doch dieser trainierte nicht, sondern saß auf einem Felsen, der im seichten Wasser über die Oberfläche ragte, und starrte das herabfallende Wasser an.
 

Und dennoch bemerkte der Rothaarige den Ankömmling und drehte sich herum. Er starrte Deidara eine Weile an, bis er seufzend den Blick wieder abwandte und raunte: „Was möchtest du?“ Der Blonde zog sich kurzerhand die Schuhe aus, trat ins Wasser und an den Felsen heran und stellte sich wieder in das Sichtfeld des Kriegers, ehe er sprach: „Ich wollte mich, mal wieder, entschuldigen. Ich wollte nicht aufdringlich sein vorhin...“ Sasori blickte wieder auf und schüttelte den Kopf: „Es... es liegt nicht an dir... Weißt du... ich habe mich einfach erschrocken, ich weiß selber nicht so genau, wieso ich einfach abgehauen bin... Aber... wieso bist du nicht wütend darüber? Ich habe lange hier gesessen und mir überlegt, wie ich dir diese Flucht erklären kann, ohne dass du...“
 

Er seufzte leise. „Nun, ohne dass du dein Freundschaftsangebot wieder zurückziehst...“ Es war immens unangenehm für Sasori es zuzugeben, aber er freute sich insgeheim unheimlich darüber, dass der Blonde sich so um seine Freundschaft bemühte. Aber eine Sache war dem Krieger einfach nur peinlich: er wusste schlichtweg nichts über Freundschaft. Gar nichts. Er hatte nie Freunde gehabt, auch nicht, als er noch bei seiner Großmutter in Repos gelebt hatte. In Repos war das Anwenden der besonderen Fähigkeiten verboten. Seit fast 10 Jahren zweifelte er sogar daran, dass er jemals geliebt wurde. Würde ein Mensch, der einen liebte, einfach so weggeben? Alleine lassen?
 

Alles, was er gelernt hatte waren die Aufgaben eines Priesters und das Kämpfen als Krieger. Doch was Freundschaft bedeutete. Was es hieß einen wirklichen Freund zu haben und so gemocht zu werden, wie man war. Sasori war zwar mit Konan befreundet, aber irgendwie schaffte er es nicht diese beiden zwischenmenschlichen Beziehungen miteinander zu vergleichen. Er wusste nicht, worin der Unterschied wirklich bestand. Die Priesterin war wie eine Schwester für ihn. Aber Deidara? Das war etwas anderes und der Rothaarige versuchte vergeblich dahinterzukommen, wieso er sich so über diese Bemühungen des Blonden freute. Es war einfach nur ungewohnt, dass ihn jemand akzeptierte, trotz seines verzerrten Geistes.
 

Deidara beobachtete irgendwie ungemein belustigt, wie die Wangen des Rothaarigen sich mit einer leichten Röte bedeckten und dessen Blick schüchtern zur Seite wanderten. Er legte dem Krieger seine Hand auf die Schulter und lächelte liebevoll: „Wegen so etwas die Freundschaft kündigen? Ach, iwo. Du kommst auf Ideen. Wäre ich dir deshalb böse, wäre ich nicht einmal ein halb so guter Freund, wie ich wollte.“ Der Blonde sah sich um. „Hast du etwas dagegen, wenn ich dich beim Trainieren manchmal besuchen komme? Dieser Ort hier ist so unsagbar magisch und beruhigend, dass ich wirklich gut verstehen kann, dass du dich gerne hierher zurückziehst.“ Sasori richtete seinen Blick wieder auf den Geologen und hob skeptisch eine Augenbraue: „Du... du willst mein Training sehen? Es ist aber doch so brutal... und... gefühllos...“ - „Und es hat mir meinen dusseligen Hintern gerettet.“
 

Seufzend verdrehte Sasori die Augen: „Wieso wollen eigentlich immer nur Leute mit mir befreundet sein, die so unglaublich hartnäckig sind?“ Deidara musste über das ganze Gesicht grinsen: „DAS verrate ich dir ein anderes Mal... Also, was sagst du?“ - „Schön, von mir aus. Aber sage hinterher nicht, ich hätte dich nicht gewarnt!“ - „Keine Sorge. Und jetzt...“ Deidara stockte und seufzte. „Es tut mir wirklich sehr Leid, aber ich habe auch eine sehr schlechte Nachricht... Konan braucht unsere Hilfe...“

Ein Plan und ein Anfang?

„...gut, das klingt doch nach einem vernünftigen Plan.“ murmelte Konan, doch ihr Blick und ihre Stimmlage verrieten, dass sie alles andere als glücklich war. Nagato sah die Priesterin besorgt an und legte seine Hand auf ihre, die gefaltet auf dem Tisch ruhten: „Wir werden beweisen, was die beiden im Schilde führen, versprochen.“ Die Blauhaarige seufzte, quälte sich ein Lächeln auf die Lippen und nickte dem Wissenschaftler zu: „Das ist wirklich lieb von dir... von euch allen. Ich hoffe nur, dass Tsunade erkennen wird, wie sie belogen und benutzt wird. Nicht auszudenken, was für Konsequenzen das haben könnte...“ Ihr Blick schweifte durch die Runde, die etwas größer ausgefallen war, als sie es ursprünglich geplant hatten.
 

Sie saßen im Esszimmer von Sasoris Haus um einen runden, großen Tisch. Das Zimmer selbst war ähnlich wie der Rest des Hauses eher spartanisch eingerichtet. Eine Kommode stand an der Wand, die zum Wohnzimmer angrenzte. Durch das geöffnete Fenster konnte man den Bach hören, aber nicht vom Tisch aus sehen. Statt dessen blickte man fast direkt in den dichten Wald, in dem die Leuchtkäfer seicht funkelten. Immerhin hatten sie noch nicht einmal Mittag, da waren diese Insekten eher inaktiv. Neben Konan und Nagato saßen auch Sasori, Deidara, Itachi und Kakuzu an dem massiven Tisch. Dass Kakuzu anwesend war, das war Deidaras Idee gewesen und die Priesterin musste zugeben, dass der Plan, den sie bis gerade eben besprochen hatten, mehr irrwitzig, als erfolgversprechend klang. Auf der anderen Seite kannten Deidara und Nagato ihre Kollegen natürlich um Längen besser, als sie es in dieser kurzen Zeit auch nur im Ansatz könnte. Sie vertraute dem Urteil der beiden Wissenschaftler und auch Kakuzu selbst hatte den Anschein erweckt, als wäre er von der Idee absolut überzeugt. Und Itachi seinerseits hatte freiwillig seine Hilfe angeboten, da er Konan ebenfalls bereits lange kannte und Kabuto absolut misstraute.
 

Itachi war es nun auch, der das Wort ergriff: „Gut, dann ist es beschlossene Sache. Ruht euch am Besten noch ein bisschen aus. Es wird sicherlich ein gefährlicher und anstrengender Abend. Darüber hinaus wäre es nicht von Vorteil, sollte man unsere Bemühungen frühzeitig erkennen. Immerhin helfen wir in Tsunades Augen einer Verräterin und machen uns selbst des Hochverrats schuldig damit. Wir sollten uns so selten sehen, wie es möglich ist.“ Er erhob sich von seinem Platz und nickte allen zu: „Am Besten wäre es, wenn Kakuzu mit mir kommt. Du, Konan, kannst ja mit Nagato in ein paar Minuten folgen. Wir nehmen das Haupttor, ihr solltet den etwas längeren Weg nehmen, du weißt ja, wo es langgeht.“ Konan seufzte laut, nickte aber: „Natürlich. Wir warten fünf Minuten. Und danke... für alles...“
 

Während auch Kakuzu sich erhob schüttelte Itachi leicht den Kopf: „Nicht dafür. Wir können es nicht zulassen, dass Verräter unser Reich untergraben. Und mal abgesehen davon bist du unsere Freundin, das ist doch selbstverständlich...“ Er lächelte leicht. „Also, bis heute Abend.“ Gemeinsam mit Kakuzu verließ er den Raum und schließlich auch das Haus. Konan blickte leer auf den Tisch und seufzte wieder. Sasori sah die Priesterin das erste Mal, seit er sie kannte, so bedrückt. Und es gefiel ihm ganz und gar nicht. Doch was sollte er tun? Er hatte keine Ahnung. Hilflos suchte er ihren Blick und murmelte: „Kann... kann ich dir... also... was zu trinken bringen?“ Die Blauhaarige sah auf und musste plötzlich kichern. Sie strahlte den Krieger an, der sie völlig irritiert anstarrte, und nickte: „Gerne, das ist lieb von dir. Danke.“ - „Und... was ist jetzt so lustig? Wieso lachst du mich aus??“ Beschwichtigende hob sie ihre Hände und gluckste: „Nein, verstehe das bitte nicht falsch, Sasori. Es ist nur ungemein... niedlich, wenn du versuchst normale Dinge zu tun, die mit dem Umgang mit anderen Menschen zu tun hat.“
 

Abfällig schnaubend stand er auf und knurrte: „Also lachst du mich doch aus...“ - „Nein, jetzt sei doch nicht gleich beleidigt. Es ehrt mich, dass du dir so große Mühe gibst, wirklich. Du wirkst dann aber einfach, im Gegensatz zu sonst, einfach etwas unbeholfen.“ - „Unbeholfen? Na großartig... Möchtest du vielleicht noch irgendwelche Dinge hier erzählen, die mich als Trottel dastehen lassen?“ Deidara bemerkte, wie Konans Blick plötzlich ganz anders und irgendwie sonderbar wurde. Fast so, als wolle sie den Rothaarigen provozieren und ihre Worte schienen diese Vermutung nur zu bestätigen. Mit frechem Unterton, aber dennoch völlig ernst, raunte sie: „Nein, das ist nicht trottelig, sondern einfach nur menschlich.“ Sasoris Augen weiteten sich schlagartig, doch ohne ein weiteres Wort zu verlieren verließ er das Zimmer und verschwand in der Küche.
 

Deidara seufzte. Der Krieger war nicht nur kompliziert, sondern viel eher ein fast hoffnungsloser Fall. Für einen kurzen Augenblick sah er zu Konan und Nagato herüber, die mittlerweile beinahe einen Stuhl teilten, so nahe waren sie sich. Deprimiert beschloss der Blonde, die beiden für einen Augenblick alleine zu lassen. Weniger für die beiden, als für sich selbst. Es war zu frustrierend diese Turtelei mit ansehen zu müssen, während man selbst immer wieder mit voller Wucht gegen eine übermächtige Mauer zu rennen schien. Er stand auf und tigerte Sasori in Richtung Küche hinterher: „He, kann ich dir vielleicht helfen?“
 

Etwas verwundert darüber, dass keine Antwort kam, betrat er die kleine, aber ausreichend eingerichtete Kochnische und hielt erschrocken inne. Sasori saß auf dem Boden in der Ecke, lehnte mit dem Rücken an einem der kleinen Schränkchen an, und hatte seine Arme um die angewinkelten Beine geschlungen. Auch der Rothaarige blickte erschrocken auf und bemühte sich urplötzlich, bloß schnell wieder auf die Beine zu kommen. Es war ihm mehr als nur peinlich, dass Deidara ihn so erwischt hatte. Viel mehr war er ungemein wütend auf sich selbst. Wie konnte er sich in letzter Zeit nur immer wieder so gehen lassen? Wie konnte er sich so ungemein herunterziehen lassen, nur weil Konan gesagt hatte, dass er sich menschlich verhalten hätte? Wieso drehten ihn diese Worte nur wieder so schmerzhaft den Magen herum? Und wieso, um alles in der Welt, musste dieser blonde Chaot auch so freundlich sein und ihm helfen, nur um ihn dann in dieser albernen und erniedrigenden Situation vorzufinden?
 

Er fixierte Deidara mit seinem Blick und beschloss, die Angelegenheit einfach zu überspielen. Hat es hier etwas zu sehen gegeben? Er konnte sich beim besten Willen nicht erklären, was das wohl gewesen sein soll. Mit einem Kopfnicken knurrte Sasori so monoton, wie er es in solchen Situationen immer zu tun pflegte: „Klar. Bring ein paar Gläser herüber, während ich das Wasser hole...“ Allmählich kehrte auch Deidara ins Hier und Jetzt zurück und sah den Rothaarigen ungläubig an: „Was... was war mit dir? Geht es dir nicht gut?“ - „Ich weiß nicht, wovon du redest. Alles Bestens.“ Unbeeindruckt, aber innerlich hochgradig angespannt, holte Sasori ein paar Gläser aus einem der Hängeschränke und hielt sie dem Blonden entgegen, der diese aber gepflegt ignorierte, statt dessen näher kam und kopfschüttelnd seufzte: „Das ist doch nicht wahr... Ich dachte wir wären jetzt Freunde. Als Freunde vertraut man sich, weißt du. Ich würde niemals etwas weitererzählen, wenn du mir etwas anvertraust.“
 

Sasori wich einen Schritt zurück und fühlte sich langsam bedrängt. Sein Tonfall wurde schärfer: „Lass das! Bring die Gläser rüber, damit ist mir mehr als genug geholfen!“ - „Du vertraust mir nicht...“ - „Es geht dich einfach nichts an, nicht mehr und nicht weniger!“ Wieder kam Deidara näher, wieder wich Sasori zurück. Zu seinem Unmut verhinderte die Küchenzeile in seinem Rücken allerdings jeden weiteren Schritt fort von diesem merkwürdigen Blonden. Dieser lächelte auch noch freundlich und legte ihm wieder die Hand auf die Schulter: „Ich tue dir doch nichts, wann lernst du das endlich? Ich dränge dich zu nichts, aber ich möchte, dass du eines weißt: wenn du jemanden brauchst, mit dem du reden möchtest, dann bin ich immer für dich da, okay?“
 

Beschämt neigte Sasori den Kopf zur Seite. Diesen liebevollen Blick, diese ganze harm- und arglose Art, diese Freundlichkeit und diese Mühe, all das konnte er nicht ertragen. Geknickt und deprimiert musste er feststellen, dass es noch viel mehr schmerzte, als die Ablehnung und der Hass, die er sein Leben lang erfahren hatte. Und er verstand einfach nicht wieso. Es war unlogisch! Er wollte doch akzeptiert sein, kein Außenseiter mehr. Oder etwa nicht? Verwirrt schüttelte er den Kopf und hauchte erschöpft: „Hör auf! Okay? Bitte... hör einfach auf...“ - „Nein! Sasori, ich mag dich wirklich gerne. Wieso glaubst du mir das nicht?“ Wieso hörte Deidara nicht auf ihn? Er konnte es ihm nicht erklären, er verstand es doch selbst nicht! Wie konnte er aus dieser Misere nur herauskommen, ohne dem Blonden auf die Füße zu treten, ob nun im übertragenen oder, ob der unverschämten Nähe, im wörtlichen Sinne.
 

Panisch blickte er auf. Er fühlte sich mal wieder wie ein in die Ecke gedrängtes Tier. Seine Stimme bebte, schien sich überschlagen zu wollen: „Deidara, lass mich durch! Das hat doch nichts damit zu tun, dass ich dir das nicht glaube, okay? Also lass mich jetzt, BITTE, durch!“ - „Vertraust du mir?“ Mit offenem Mund starrte er den Blonden an. Was sollte DIE Frage denn jetzt? Sasori hielt einen Moment inne, bis er leise murmelte: „Ich... ich weiß es nicht. Ich glaube schon...“ Plötzlich lächelte der Geologe und hauchte: „Dann benehme dich doch auch so. Ich tue dir wirklich nichts. Pass auf...“ Er streckte seine Hände dem Rothaarigen entgegen, der skeptisch jede noch so kleine Bewegung beobachtete.
 

Mit einem breiten, aber liebevollen Grinsen auf dem Gesicht nahm Deidara ihm die Gläser ab, zwinkerte ihm neckisch zu und verließ die Küche mit leichten, federnden Schritten. Verwirrt sah Sasori dem Blondschopf nach und schüttelte nur immer wieder ungläubig den Kopf. Er wurde einfach nicht schlau aus dem, was Deidara tat. Noch viel weniger aus dem, was dieser sagte. Und doch spürte er, dass er sich irgendwie ruhiger und entspannter fühlte. Noch immer in Gedanken versunken schöpfte er frisches Wasser aus einem Bottich und füllte es in einen Krug, ehe er dem Blonden wieder ins Esszimmer folgte.
 

Eine halbe Stunde später erst verließen Konan und Nagato das Haus nach einem kühlen Schluck Wasser und schüchternem Händchenhalten. Sasori seufzte auf: „Ich dachte schon, die gehen gar nicht mehr... Wenn du entschuldigst, ich würde jetzt gerne ein bisschen trainieren gehen...“ Lächelnd nickte Deidara und sah den Rothaarigen an: „Ist schon niedlich, wie schüchtern die beiden miteinander sind. Dabei sieht jeder Blinde, dass es da gefunkt hat...“ - „Gefunkt???“ - „Ja, gefunkt. Jetzt sag nicht, dir ist es nicht aufgefallen?“ Etwas zerknirscht verschränkte Sasori die Arme vor der Brust: „Mir wäre ja schon geholfen, wenn ich wüsste, was 'gefunkt' bedeutet.“ Deidara kicherte erheitert: „Achso. Na, die beiden sind total ineinander verknallt. Verliebt halt.“ - „Aha... ich bin dann jetzt weg, bis nachher. Ich werde pünktlich wieder da sein.“
 

Sasori stand auf und wollte gerade losgehen, als Deidara ihn am Handgelenk zu packen kriegte und dem Krieger in die Augen sah: „Warte... bitte.“ Skeptisch hob dieser eine Augenbraue: „Was ist denn noch?“ - „Darf... darf ich mitkommen? Ich schaue dir wirklich gerne dabei zu... Ich verspreche, ich werde dir auch nicht auf die Nerven gehen, ich nehme mir ein bisschen Schreibkram mit und bin ganz still...“ Deidara merkte, wie Sasori überlegte. Er hauchte: „Vertrau mir...“ Der Rothaarige seufzte, erwiderte aber den Blick des Geologen, ehe er nickte: „Schön, komm mit.“ Freudig sprang der Blonde auf und jauchzte: „Super, danke, danke, danke! Ich hole nur eben meinen Rucksack, dann können wir los!“ Ehe Sasori auch nur ein weiteres Wort sagen konnte, war Deidara aus dem Zimmer und stürmte nach oben, um binnen einer Minute, was der Krieger niemals für möglich gehalten hätte, wieder im Flur zu stehen und zum Aufbruch zu drängeln.
 

Schnell hatten die beiden ihr Ziel erreicht. Deidara zog seine Schuhe aus und drehte ein paar Runden durch den unerwartet warmen und weichen Sand, der zwischen seinen Zehen hindurch rieselte und in den er leicht einsank. Es war ein tolles Gefühl und erinnerte ihn daran, dass es viel zu lange her war, seit er das letzte Mal am Meer gewesen war. Zumindest am Strand, um einfach nur Urlaub zu machen. Und nicht in irgendeiner Wüste hockte, um langweilige Tonscherben und Mauerreste auszugraben, nur um sich dabei anhören zu müssen, wie Hidan von seinen Frauengeschichten prahlte. Der Jashinist schien sie laut seiner Geschichten ja ALLE schon gehabt zu haben.
 

Mittlerweile jedoch hatte Deidara da eine ganz eigene Theorie. Anfangs hatte er nie verstanden, weshalb Hidan ausgerechnet IHM immer diese Storys aufschwatzte. Er hatte von Anfang an mit offenen Karten gespielt und zunächst geglaubt, dass Hidan irgendwie versuchte ihn wieder „umzupolen“. Doch nach all den Jahren, die sie nun bereits miteinander arbeiteten, da war es Deidara immer klarer geworden. Hidan stand genauso auf Männer, wie er selbst und versuchte SICH SELBST zu beweisen, dass dieser so gar nicht war, wie er. Keine „Barbie“ oder „blöde Schwuchtel“, wenn Deidara sich an die Wortwahl des Jashinisten hielt. Hidan war schwul und konnte diese Erkenntnis einfach nicht ertragen.
 

Nach einer Weile setzte er sich auf einen Felsen, der, wie so viele andere, den Anblick des Strandes prägte. Während Sasori bereits mit seinem Training begann, öffnete Deidara seinen Rucksack mit einem siegessicheren Grinsen auf dem Gesicht und kramte darin nach ein paar Sachen. Rasch hatte er alles, was er benötigte: einen Bleistift, einen Ersatzradiergummi und einen freien Block. Er hatte durchaus ein schlechtes Gewissen, dass er ein bisschen geflunkert hatte, als er von Arbeitsunterlagen gesprochen hatte, aber andererseits hätte Sasori wohl nie sein Einverständnis gegeben, dass Deidara ihn zeichnete. Und das wollte er unter allen Umständen, immerhin wussten sie nicht, wann sie wieder aufbrechen würden. Es war möglich, dass Kapitän Kisame bereits morgen mit allem fertig war oder sie die Order zur Rückkehr erhielten. Deidara wusste es einfach nicht und gerade deshalb konnte er es nicht weiter aufschieben, sich an den wundervollsten und atemberaubendsten Fund von allen mit Hilfe einiger Zeichnungen zu erinnern. Guter Dinge machte er sich ungewohnt still an die Arbeit, während Sasori sich langsam an die Gesellschaft beim Training gewöhnte.
 


 

Am Abend fiel es Deidara von Minute zu Minute schwerer seine Aufregung in den Griff zu kriegen. Erst jetzt, da er neben Sasori die Stufen zum Eingang des Tempels emporstieg, wurde ihm wirklich klar, auf was für einen verrückten Plan sie sich da eingelassen hatten. Eisern unterdrückte er obendrein den Drang, einfach nach der Hand des Rothaarigen neben ihm zu greifen, um sich besser zu beruhigen. Aus den Augenwinkeln alleine konnte er erkennen, dass der Krieger ebenfalls bis in die Haarspitzen angespannt war. Und doch wirkte dieser im Gegensatz zu ihm selbst so sicher und unerschütterlich. Als könne nichts auf dieser Welt Sasori auch nur ein kleines bisschen anhaben. Dabei war dieser im Grunde seines gut versteckten Wesens unheimlich sensibel und, das konnte niemand dem Blonden ausreden, auch sehr verletzlich. Er verstand es nur zu gut, dies mit dieser Ausstrahlung zu überdecken, so dass bis auf wenige Ausnahmen niemand davon Kenntnis zu nehmen fähig war.
 

Sie betraten die Eingangshalle des Tempels, in der es bereits ungewöhnlich voll war. Die Priesterinnen unterhielten sich mit einigen bereits eingetroffenen Kollegen Deidaras und sogar die zugeteilten Krieger waren anwesend. Viele fehlten nicht mehr, bis sie komplett sein würden: Kiba und sein Gastgeber Neji, Nagato und Itachi und Kakuzu mit Sasuke. Deidara konnte sich nicht ganz entscheiden, ob die Anwesenheit der Krieger gut oder schlecht für ihr Vorhaben war. Standen sie ausschließlich hinter Tsunade, oder würden sie ihnen helfen Konan zu entlasten?
 

Kurz begrüßten die beiden alle. Hidan versuchte, natürlich, mal wieder nichts anbrennen zu lassen und machte seit ihrer Ankunft ein lächerliches Affentheater. Tummelte sich mit einem breiten Grinsen zwischen den Priesterinnen und tat so, als interessiere ihn tatsächlich, was sie ihm erzählten. Doch nicht nur diese Tatsache war einfach nur nervtötend. Viel mehr konnte er den ersten Teil des Plans SO nicht in die Wege leiten. Zu seiner Erleichterung jedoch kamen bald auch die anderen in der Halle an, die für Konan seit ihrer Entlassung tabu war.
 

Mit einer gewissen Genugtuung beobachtete Deidara erheitert, wie die Priesterinnen sofort von Hidan abließen und sich Akamaru und dessen Herrchen Kiba widmeten. Die Elitekrieger gesellten sich zusammen in einer Ecke des Raumes, bis auf Itachi und Sasori. Nagato und sein Gastgeber stellten sich zu ihnen. Mit gesenkter Stimme fragte Itachi frei heraus: „Und? Kann es losgehen?“ Deidara grinste: „Noch nicht. Gebt mir eine Minute...“
 

Er nickte den anderen zu, ehe er mit zielsicheren Schritten zu Hidan ging, der lauthals am Fluchen war: „So eine Scheiße, diese blöden Schlampen! Das ist ein dummer flohverseuchter Straßenköter! Wie kann man sich nur so an so einem Mistvieh aufgeilen? Und das, obwohl ICH anwesend bin...“ Grinsend legte der Blonde dem Jashinisten eine Hand auf die Schulter und säuselte: „Ooooooh, du armer kleiner Sadist. Wollen sie doch nicht alle von dir flachgelegt werden?“ Mit einem Mal fand Deidara sich im Griff Hidans wieder, der ihn am Kragen gepackt hatte und mit blutunterlaufenen Augen brüllte: „FASS MICH NICHT AN! FUCK! SICHER WOLLEN DIE DAS!“ Zufrieden stellte der Geologe fest, dass er den Archäologen genau dort hatte, wo er ihn haben wollte. Hidan war so außer sich, dass er nichts mehr mitbekam. Es war manchmal zu einfach mit dem Jashinisten, doch heute wollte Deidara sich darüber sicherlich nicht beschweren. Mit einem geschickten Handgriff ließ er etwas in Hidans Manteltasche gleiten. Wie immer trug der Archäologe einen, wie Kakuzu es immer nannte, Columbo-Gedenk-Mantel, sprich einen alten, ausgelatschten und verwaschenen Trenchcoat, der offenbar irgendwann einmal beige gewesen sein musste, mittlerweile aber mehr ein Mix aus braun, grau, blau und noch mehr grau war.
 

Entschuldigend grinste Deidara abermals: „Schon gut, ich stelle deine Qualitäten als Aufreißer doch gar nicht in Frage.“ - „DAS WILL ICH AUCH HOFFEN UND... AUAAA!“ Wütend stieß Hidan den Blonden von sich, um Kakuzu sauer ins Gesicht zu brüllen: „WIESO SCHLÄGST DU MICH STÄNDIG? FUCK!!!“ Gelangweilt antwortete der Angesprochene: „Weil du es verdienst! Also halt die Luft an, du gehst allen auf den Sack.“ - „PISSFLITSCHE!“ Deidara suchte eilig Kakuzus Blickkontakt. Sie sahen sich in die Augen, bis der Blonde nickte. Teil 1 ihres Plans würde nun beginnen und es würde ein köstlicher Spaß werden.
 

Er stellte sich seitlich neben die beiden und sah Hidan unschuldig an: „Wieso lässt du dir das eigentlich immer gefallen, Hidan? So bestechlich, wie Kakuzu ist, da solltest du doch mit Leichtigkeit zur Ruhe kommen. Alleine der Stein, den du neulich in der Grube gefunden hast sollte groß genug sein, um ein Jahr schlagfrei leben zu können...“ Hidan blickte den Blonden skeptisch an: „Von welchem scheiß Klunker faselst du da?“ Kakuzu stieg nun mit ins Spiel an: „Das würde mich auch mal interessieren...“ Deidara erklärte: „Na, so einen Rohdiamanten. Mächtig großes Teil! Damit würdest du die nächsten drei Expeditionen ohne Probleme finanzieren können...“ Hidan fauchte gereizt: „Leck mich, Blondi! Ich habe keinen verfickten Diamanten und auch sonst keinen Klunker gefunden, nur irgendwelchen Dreck und noch mehr Dreck! Verstanden?“
 

Gespielt schockiert stemmte Deidara die Hände in die Hüften: „Du trägst ihn doch ständig mit dir herum seither. Zum Prahlen vor den Weibern.“ - „LECK MICH! HÖR AUF SO EINEN DRECK ZU ERZÄHLEN!!!“ Kakuzu seufzte: „Hör zu, wir können das ganz einfach regeln. Zeig uns einfach, was du in den Taschen hast, dann wissen wir es. Wenn du nichts hast, dann brauchst du nichts zu befürchten.“ - „HA! Das könnt ihr haben!“ Siegessicher kramte er in seinen Taschen herum und hielt den beiden Kollegen den Inhalt entgegen: Kaugummipapierchen, Kondome, Büroklammern, eine Jashinkette, ein vollgerotztes Taschentuch und...
 

„FUCK! WO KOMMT DAS TEIL DENN HER?“ Triumphierend grinste Deidara: „Siehst du, ich habe es doch gesagt!“ Nun kam Kakuzus ganz großer Auftritt. Nicht, dass nicht ohnehin bereits alle guckten, da Hidans Lautstärke die gesamte Stadt erreichte. Nein, nun ließ auch der Knauser es ordentlich und vor allem laut krachen: „Sag mal, spinnst du? Was soll der Scheiß, Hidan? Du kennst die Abmachung! Alles was zu Geld gemacht werden kann und keinen wissenschaftlichen Wert besitzt kommt zu MIR!“ - „FUCK, DAS IST NICHT MEINER!“ - „Erzähl das deiner Großmutter! Ich bin nicht so dämlich, dass ich auf deine Spielchen hereinfalle! Nicht so, wie Naruto, nicht wahr? Was hast du nochmal über den gesagt?“ - „WAAAAA! HALT DEIN MAUL! ABER BITTE: NARUTO IST EIN KLEINER SCHEIßER! SO!“
 

Deidara zog sich unauffällig zu Nagato, Sasori und Itachi zurück, während Kakuzu weiter auf Hidan einbrüllte, dieser wiederum kackte mittlerweile jeden in seiner Umgebung an, Naruto mischte ebenfalls mit und versuchte Hidan dazu zu bewegen ihm zu verraten, was dieser an ihm nicht leiden könnte und Sasuke quatschte von der Seite auf Naruto ein, um diesem mitzuteilen, wie Recht Hidan doch hätte. Die Priesterinnen liefen aufgeregt zwischen den Kriegern und den Wissenschaftlern umher und versuchten die größten Streithammel voneinander fernzuhalten. Durch den Tumult kamen nun auch Tsunade und ihr Schriftführer aus dem Saal, sahen sich mit Schrecken an, was passierte.
 

Doch wenn man auf eines zählen konnte, dann auf Hidans Rage bei einem Streit. Und auf die unsagbar dumme Angewohnheit von Männern, aus einem Wortgefecht eine Prügelei zu machen. Und wie bestellt half Kakuzu dieser Steigerung ein wenig auf die Sprünge, indem er Hidan in einem unbeobachteten Moment gegen Naruto schubste. Ohne Umschweife ging es los, eine Schlägerei aller erster Güte brach aus. Tsunade half zusammen mit Sakura und Kabuto die anderen Priesterinnen aus dem Gröbsten herauszuholen, was in diesem Tumult jedoch mehr als schwierig war.Deidara, Sasori, Itachi und Nagato sahen sich gegenseitig an, nickten und gingen los. Niemand achtete auf sie, das Gerangel war schlichtweg zu chaotisch.
 

Während Sasori und Deidara die Treppe nach oben schlichen, begaben sich Itachi und Nagato zunächst in den Altarraum. Der Lärm drang noch immer laut zu ihnen. Zielsicher stieg Itachi die Stufen hinauf und schritt hinter den Altar. Aufgeregt folgte Nagato ihm und sah mit großen Augen dabei zu, wie er die Hand an einen Stein legte, diesen in die Wand drückte und sich eine Tür direkt vor ihnen öffnete. Mit angehaltenem Atem folgte ihm der Wissenschaftler weiter, hinein in den dunklen und nur sehr spärlich beleuchteten Gang, der sie zu einem Gerät führen würde, das zweifellos einmalig auf dieser Welt war: dem Portal.
 

Deidara seinerseits folgte Sasori den Gang entlang, der hinter der Tür lag, die sie über den Balkon erreicht hatten. Sasori registrierte den doch fragenden Blick des Blonden und hauchte leise: „Hier oben befinden sich die Privatgemächer der Priesterinnen, der Novizen und des restlichen Kaders Tsunades. Allein ihr Gemach befindet sich noch eine Etage weiter oben. Wenn wir Beweise finden wollen, dann nur im Privatraum der Verräter.“ - „Schon gut, ich weiß es doch. Ich finde es nur erstaunlich, dass die hier so... ja... so prunkvoll leben. Wäre doch nur fair, wenn ihr als Krieger das auch dürftet.“ Etwas betreten seufzte der Rothaarige: „Oh, das dürfen wir. Zumindest... alle bis auf mich...“ Er sah Deidara mahnend an. „Und jetzt sei ruhig und konzentriere dich.“
 

Das jedoch fiel dem Geologen plötzlich noch schwerer. Er konnte nicht verstehen, wieso Sasori sich das alles einfach gefallen ließ. Dieser hatte doch genauso ein Recht auf diese Dinge, wie all die anderen Krieger auch. Sasori riskierte nicht nur ebenso wie sie sein Leben für Atlantis, sondern war auch noch ihr Anführer und kümmerte sich um die gesamte Organisation der Spezialeinheit. So langsam bekam Deidara das Gefühl, je näher er dachte dem Wesen des Rothaarigen zu kommen, umso merkwürdiger wurde es und umso mehr Fragen ergaben sich. Innigst hoffte er, dass auch Konan fündig werden würde bei ihren Recherchen. Viele offene Fragen lagen vor ihnen und es war an der Zeit, die Wahrheit ans Licht zu bringen, in mehr als einer Hinsicht.
 

Und doch blieb das ungute Gefühl, dass irgendwas noch immer nicht stimmte. Deidara seufzte. Irgendetwas braute sich zusammen und es war so deutlich, dass selbst er es bis in jede Haarspitze fühlen konnte. Er sah auf. Zu Sasori. Dieser trug ausschließlich die Toga, die er üblicherweise unter der Rüstung an hatte. Hier im Halbdunkel funkelte die fast weiße Haut des Rothaarigen im Schein seines eigenen blauen Glühens noch intensiver und bot ein atemberaubendes Farbenspiel mit dem Schatten, der sie umgab. Innerlich seufzte er. Es war erstaunlich, wie schön dieses Wesen vor ihm doch war und wie viel Ruhe und Stärke dieser ausstrahlte.
 

Deidara fasste neuen Mut. Was konnte er schon verlieren? Zaghaft holte er auf und atmete einmal tief ein und aus. Nun war er noch nervöser, als zuvor und spürte, wie das Herz in seiner Brust hämmerte. Dann griff er einfach nach der zarten Hand des Kriegers. Ein Schauer jagte über seinen Rücken. Wohlig warm und so prickelnd wie tausende Nadelstiche. Die zierlichen Finger waren so unbeschreiblich sanft und weich und schienen sich vor Schreck zurückziehen zu wollen. Deidara wagte es noch nicht aufzusehen, viel zu aufgeregt war er. Viel zu gut fühlte sich diese unendlich leichte und geradezu zärtliche Berührung an. Und doch hinderte er die Finger Sasoris sanft daran seine zurückzulassen. Aufgeregt biss er sich auf die Unterlippe und sah langsam auf. Wie würde der Krieger diese Geste wohl aufnehmen...?

Wie gewonnen, so zerronnen...

Zärtlich ließ Deidara seine Fingerkuppen über die helle weiche Hand gleiten. Sasori blieb stehen und sah den Blonden über seine Schulter hinweg an. Eine ganze Weile sagte er nichts und auch sein Gesicht verriet Deidara nichts über das, was in dem Rothaarigen vorging. Doch eine Erkenntnis war für den Geologen mehr als deutlich: In diesem Augenblick lag für ihn die Schönheit des gesamten Daseins. Dieser Augenblick, in dem seine und Sasoris Finger sich wie Seide gegenseitig umschmeichelten und das ängstliche Miteinander ihrer Besitzer auf sich übertrugen. Deidara sah dem Krieger direkt ins Gesicht. In diesem magischen Moment, um den sich die gesamte Welt, gar das ganze Universum drehte. Dieser Moment, der alles war. Dieser Moment, der nur flüchtig und kurzweilig zu sein schien, der aber auf ewig eine Erinnerung in seinem Kopf bleiben würde.
 

Deidara wusste, dass er irgendwann Abschied nehmen musste. Doch in diesem Augenblick war er sich nicht mehr sicher, was genau er hinter sich lassen würde. Würde er WIRKLICH mit den anderen zurück nach Hause reisen? Würde er es zulassen können Sasori nur als Erinnerung mit sich nehmen zu können? Ohne jemals wieder wirklich dieses Gefühl erleben zu dürfen, das diese zarte Berührung in ihm auslöste? Ohne jemals wieder in diese Augen blicken zu dürfen? Würde er es wollen, dass Sasori für ihn nur in seinen Erinnerungen an seiner Seite war? In seinen Erinnerungen lebte, atmete und ihn berührte? Wie konnte er das Glück nur festhalten, das ihn in diesem einen Augenblick umgab, das ihn erfüllte und wofür er seine ganze Vergangenheit aufzugeben bereit war?
 

Verzweifelt sah Sasori Deidara an. Wie ungewohnt war dieses Gefühl. Eine einfach Berührung, die für ihn eine ganze Welt zu sein schien. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal auf eine solch liebevolle Art angefasst worden war. Wenn es denn überhaupt ein letztes Mal gab, er wusste es nicht mehr. Fast ängstlich versuchte er sich jedes Detail einzuprägen. Woher sollte Sasori wissen, dass es nicht einfach nur ein Versehen war? Woher konnte er Sicherheit nehmen, dass er irgendwann wieder eine solche Zärtlichkeit erfahren dürfte? Und woher hätte er wissen können, dass dieser flüchtige Augenblick, so kurz er auch zu gewesen zu sein schien, eine Sehnsucht weckte, die uralt und zeitlos war? Woher hätte er wissen sollen, dass ihm sein Leben lang etwas vorenthalten worden war, das sich so natürlich und wundervoll anfühlte. Woher sollte er wissen, dass eine Berührung nicht gleich eine Berührung war? Woher die Unterschiede kennen, die er nicht kennen durfte? Woher wissen, dass es ihm verboten war, gerade diese Nähe, diese sehnsüchtig vermisste Nähe, zu erleben? Und wie würde er es auch weiterhin aushalten, nun, da sich diese liebevolle Nähe in sein Gedächtnis gebrannt hatte? Wie würde er vergessen können, dass er sich zum ersten Mal in seinem Leben wirklich... gut... gefühlt hatte? Wie würde er es Deidara erklären, der von all diesen Gesetzen und Pflichten doch gar keine Ahnung hatte? Er musste es vergessen... er durfte es nicht. Es war nicht seine Bestimmung in diesem Augenblick sein Glück zu finden...
 

Sasori starrte den Blonden noch immer an, nicht fähig sich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Wie in Trance spürte er die fremde Haut an seinen Fingerspitzen entlanggleiten. Seine Hand begann leicht zu zittern und er spürte, wie seine Wangen vor Scham zu glühen begannen. Wie schon so oft in den letzten Tagen meldete sich sein Magen deutlich, der sich immer und immer wieder umdrehte und eine leichte, aber nicht unbedingt unangenehme Übelkeit verursachte. Viel eher war sie wie die positive Aufregung vor etwas sehr Wichtigem. Und doch war Sasori einfach überfordert, er verstand nicht, was passierte. Mit ängstlichem und gleichwohl fragendem Blick sah er Deidara in die Augen, der sanft lächelte und fast tonlos hauchte: „Ich hatte Angst...“
 

Seufzend schüttelte der Rothaarige leicht den Kopf. Wieso musste Deidara immer Sachen sagen, die er nicht verstand? Was hatte das eine denn mit dem anderen zu tun? Und wieso um alles in der Welt konzentrierte der Blonde sich nicht auf das Wesentliche? Sie mussten hier noch eine dringende Angelegenheit erledigen! Etwas ertappt sah Sasori zu Boden. Auch er hatte es aufgrund dieser merkwürdigen Aktion ganz vergessen. Er ließ sich eindeutig viel zu viel ablenken durch den Geologen und doch fühlte sich diese Ablenkung so merkwürdig richtig an. Er fasste sich an die Stirn und seufzte leise: „Deidara... du verwirrst mich... wir... wir müssen doch noch...“ - „Sssscht. Ich weiß, aber so habe ich viel weniger Angst, verstehst du...?“ Sasori sah den Blonden wieder an, doch von verstehen konnte keine Rede sein. Er schüttelte den Kopf: „Nein, ich verstehe das nicht...“
 

Und wieder schaffte Deidara es, ihn in dieser unsagbaren Verwirrung noch mehr aus dem Konzept zu bringen. Der Geologe lächelte plötzlich sanft, zog ihn vorsichtig näher zu sich und stupste ihm mit dem freien Zeigefinger auf die Nase: „Du bist so niedlich, wenn du verwirrt bist.“ Dann grinste er. „Und jetzt komm, bevor sie uns doch noch erwischen...“ Eher abwesend ließ Sasori sich von Deidara an der Hand den Flur weiter entlang ziehen. Sein Verstand war nun nicht mehr nur überfordert, sondern am Rande des Zusammenbruchs. Am Rande dessen, was er zu verarbeiten und verstehen fähig war.
 

Es dauerte einen Augenblick, bis sich der Krieger wieder gefangen hatte und den Blonden plötzlich zum Stehen zwang. Deidara drehte sich mit fragendem Blick um und Sasori deutete mit dem Kopf auf die Tür, neben der sie gerade gehalten hatten: „Das ist Sakuras Zimmer.“ Galant zog er seine Finger zwischen denen des Geologen hervor und bemerkte erleichtert, dass seine Konzentration zurückkehrte. Er musste einen freien Kopf haben, immerhin bewegten sie sich mit dieser Aktion auf mehr als dünnem Eis und da konnte er es sich überhaupt nicht leisten Fehler zu machen. Würde man sie erwischen, dann könnte wohl niemand mehr Konan helfen und was wäre er dann für ein Freund, der nicht einmal so etwas schaffte? Nach allem, was sie bereits für ihn getan hatte, war er es ihr einfach schuldig.
 

Vorsichtig öffnete er die Tür und schlich ins Zimmer. Es war abgedunkelt und niemand war, wie vermutet, anwesend. Nachdem auch Deidara herein geschlichen war, schloss er die Tür wieder vorsichtig und sah sich um. Durch sein eigenes Leuchten bot sich ihm genügend Licht, um das Nötigste erkennen zu können. Der Blonde jedoch tat sich ein wenig schwerer. Mit einem lauten „Rumms“ lag dieser plötzlich der Länge nach auf dem Boden und schaute auch noch beleidigt, als Sasori genervt zischte: „Pass doch auf! Was hast du denn gemacht?“ Deidara rappelte sich auf und schnaubte: „Wonach hat es denn ausgesehen? Ich bin hingefallen! Wer stellt denn auch einen Hocker mitten ins Zimmer?“
 

Sasori seufzte: „Hast du dir weh getan?“ Was sollte DIE Frage denn? Seit wann war seine oberste Priorität die Unversehrtheit des Blonden? War er jetzt völlig übergeschnappt? Rasch sprach er weiter: „Und stell das Ding wieder hin, sonst können wir gleich auf einen Zettel schreiben, dass wir hier waren und uns mal umgesehen haben...“ Das klang doch schon eher nach ihm selbst. Doch - was hatte er auch anderes erwartet? - Deidara hing sich an seiner ersten Frage auf. Nachdem er mit wenigen Handgriffen den Hocker wieder an seinen Platz gestellt hatte sah er den Rothaarigen an und lächelte liebevoll: „Nein, ich habe mir nichts getan. Danke der Nachfrage.“ Sein Lächeln wurde noch sanfter, als ohnehin schon: „Du magst mich ja!“ Sasori wischte sich über das Gesicht: „Können wir jetzt, BITTE, weitermachen?“ - „Ja, ja...“
 

Deidara war innerlich allerdings ganz anderer Meinung, dennoch wollte er den Bogen nicht überspannen. Dafür war er auch viel zu glücklich in diesem Augenblick. Er kam sich selbst ziemlich dämlich dabei vor, aber er konnte beim besten Willen nichts daran ändern, dass diese kleine beiläufige Frage ihn in absolute Verzückung versetzte. Seine Hartnäckigkeit schien sich auszuzahlen. Und in diesem Augenblick war der Blonde absolut überzeugt, dass rein gar nichts an dieser positiven Entwicklung etwas ändern konnte. Viel eher fasste er wieder neuen Mut und konnte sich sogar vorstellen, dass er schon bald den nächsten Schritt wagen konnte.
 

Schneller als ihm lieb war jedoch holte ihn die Realität wieder ein. Sasori zog ihn mit sich und sie begannen stillschweigend den Schreibtisch, den Schrank, die Kommode und sonst alles zu durchsuchen, was irgendwie als Versteck für mögliche Beweise herhalten könnte. Nach 20 Minuten allerdings hielt Sasori inne und seufzte: „Lass gut sein. Ich glaube, hier werden wir nichts finden. Gehen wir in Kabutos Zimmer, bevor wir keine Zeit mehr dazu haben. Vielleicht haben wir dort mehr Glück...“ Es zerriss Deidara das Herz, wie niedergeschlagen der Krieger wirkte, auch wenn dieser sich alle Mühe gab das zu verheimlichen.
 

Leise verließen sie das Zimmer wieder und schlichen den Flur weiter entlang. Wieder griff Deidara nach den zierlichen Fingern seines Gastgebers. Dieser reagierte kaum und konzentrierte sich ausschließlich auf den vor ihnen liegenden Weg. Etwas bedrückt merkte der Blonde, dass diese Magie, diese ganze Atmosphäre seines ersten Versuchs nicht einmal im Ansatz wieder aufkam. Viel eher schien es so, als sei das alles niemals passiert. Sasori schien es nicht einmal zu bemerken und verlieh dem Ganzen für Deidara das Gefühl, als versuche er sich an einer dieser Marionetten festzuhalten. Als erwarte er, dass eine dieser Puppen eine Reaktion auf seine Berührungen zeigte. Der Rothaarige war wie ausgewechselt und er verstand nicht so recht wieso.
 

Sasori derweil hatte schlichtweg andere Sorgen. Es war eine Sache in Sakuras Zimmer nach Beweisen zu suchen. Er hielt nicht fiel von dieser Priesterin und noch viel weniger traute er ihr ernsthaft die Führung dieses Komplotts zu. Kabuto jedoch war ihm schon immer ein Dorn im Auge gewesen. Er hatte diesen Augen hinter dieser unsagbar lächerlichen Brille noch nie vertraut. Nicht einmal GEtraut. Und erst diese fast weißen Haare, die er immer zu einem Zopf gebunden trug und jedes Mal, wenn Tsunade in der Nähe war, wie ein aufmerksamkeitsbedürftiges Girlie über die Schulter warf. Genervt schnaufte Sasori leise. Das Schlimmste jedoch war, dass Kabuto, seit dieser in Atlantis war, stets mit ungemein bohrenden Fragen zu eigentlich diskret zu behandelnden Dingen nervte. Und dabei kein „Nein“ akzeptierte. Wie eine Spinne hatte dieser Kerl die Herrin umgarnt und sie mit seiner demütigen und äußerst umschmeichelnden Art ihres Urteilsvermögens beraubt. Zweifelsohne war Kabuto, im Gegensatz zu Sakura, in Sasoris Augen eine wirklich ernste Gefahr und er mochte sich nicht ausmalen was passieren würde, sollten diese beiden sich letztlich sogar zusammenschließen.
 

Seufzend blieb er vor Kabutos Zimmertür stehen und starrte diese einen Augenblick lang an. Vielleicht irrte er sich auch. Vielleicht verurteilte Sasori diesen Schriftführer aus persönlichen Motiven, aber er konnte es auch nicht einfach abstellen. Kabuto war, und davon war der Rothaarige absolut überzeugt, gerissener und hinterhältiger, als sie alle hier im Tempel auch nur ahnten. Nachdenklich und ohne es bewusst zu merken drückte er die Hand, die seine die ganze Zeit umschlossen gehalten hatte. Abermals seufzte er. Es war eindeutig auch ein persönlicher Groll gegen Kabuto, der ihn antrieb. Immerhin stand er nicht nur vor Kabutos Zimmer, sondern vor seinem einst eigenen Gemach. Während die anderen Krieger in den kleinen Tempeln wohnten, die über die gesamte Stadt verteilt waren, so hatte er selbst als ihr Anführer hier im Haupttempel gelebt. Damals, bevor man ihn aus Atlantis geekelt hatte.
 

Deidara bemerkte die Stimmungsänderung des Rothaarigen und erwiderte den erhöhten Druck an seiner Hand. Er wusste nicht was es war, aber das war auch nicht nötig um mitzubekommen, wie mitgenommen Sasori war. Es lag also nicht an ihm selbst, dass der Krieger nicht ganz anwesend schien, sondern etwas anderes beschäftigte diesen. Der Blonde beschloss, seine brennenden Fragen darüber vorerst zurückzuhalten und einfach nur durch seine Anwesenheit zu demonstrieren, dass er für Sasori da war.
 

Nach einer gefühlten Ewigkeit atmete der Krieger tief ein und aus, ehe sie zusammen Kabutos Zimmer betraten. Auch hier war das Licht nicht an. Der Raum war noch größer als der von Sakura, jedoch weit ordentlicher. Alles war fein säuberlich verstaut und eingerichtet, was trotz der vorherrschenden Dunkelheit deutlich zu erkennen war. Sasori löste die Berührung ihrer Hände abermals und ging zielsicher auf den Schreibtisch zu, zu dem Deidara wortlos folgte. Ihre Blicke trafen sich und der Rothaarige nickte, ehe sie ruhig und konzentriert mit ihrer Suche begannen.
 

Nervös blätterte Sasori schier unzählige Notizen durch und stellte missmutig fest, dass Kabuto ihm in dieser Hinsicht zu seinem Bedauern ähnlich war. Ein Pedant, der einer Leidenschaft nachging, die nicht ganz üblich war. Und die meisten Unterlagen, die er überflog, handelten von Schlangen und ihren Giften in allerlei Variationen. Irgendwie fand der Krieger es recht schade, dass sie unter Zeitdruck standen, da er doch gerne gewusst hätte, ob Kabuto Erkenntnisse über Gift aufweisen konnte, die ihm selbst bisher verborgen geblieben waren, doch dafür hatten sie schlicht keine Zeit.
 

Plötzlich fiel Sasori ein Kalender ins Auge, den er neugierig an sich nahm und ihn aufschlug. Nach ein paar überflogenen Seiten blieb er bei den Einträgen für die kommenden Tage hängen. Aufgeregt stupste er Deidara mit dem Ellenbogen in die Seite und raunte: „He, schau mal! Ich habe etwas...“ Der Blonde wandte sich zu ihm und schaute nun ebenfalls in den Terminplaner des Schriftführers. Er knurrte etwas genervt: „Was steht da?“ - „Da steht, dass Übermorgen ein Treffen mit 'O.' sein wird. Am Rand sind ein paar Kurznotizen: Sakura Hohepriesterin, vielleicht zum Vorteil nutzbar; Tsunade aufgewühlt, schwächelt in ihrer Standhaftigkeit; Eliteeinheit noch immer einsatzfähig und Oberweltler eignen sich als Zielobjekte.“
 

Aufgeregt krallte Deidara sich an Sasoris Arm fest und jauchzte leise: „Das ist doch perfekt! Da steht es doch fast schwarz auf weiß, dass Kabuto Informationen weitergibt und...“ Plötzlich fuhr der Rothaarige herum: „Ssssscht!“ Der Geologe brach seine Ausführungen augenblicklich ab. Die beiden horchten auf. Schritte waren auf dem Flur zu hören, die ohne Unterlass immer näher kamen. Sasoris Körper spannte sich mit einem Mal komplett an, was Deidara auch ohne eine Berührung merkte und ihm einen eiskalten Schauer über den Rücken jagte. Eine absolute Stille erfüllte den Raum, die lediglich durch das Geräusch gebrochen wurde, das die Füße der herannahenden Person auf dem steinernen Boden verursachten.
 

Aus seiner anfänglichen Starre erlöst legte Sasori die Unterlagen zurück auf den Schreibtisch und zog Deidara hinter sich her, bis sie an der Wand neben der Kommode standen. Mit einer gezielten Handbewegung drückte er einen Stein ins Mauerwerk. Ähnlich wie im Altarraum löste dies einen Mechanismus aus. Eine Tür öffnete sich vor ihnen, in die der Rothaarige hereintrat und den Geologen hinter sich her zog. Mit einem weiteren Handgriff an die Steinwand, auf der Deidara wegen der Dunkelheit überhaupt nichts erkennen konnte, schloss die Tür sich wieder hinter ihnen.
 

Mit angehaltenem Atem lauschten die beiden zunächst weiter. Deidaras Herz klopfte unaufhörlich, stark und schnell, so dass er allmählich Angst bekam, es würde sie möglicherweise noch verraten. Die Schritte hörten auf und es wurde für ein paar Sekunden totenstill. Bis sich offenbar die Zimmertür öffnete, jemand hereintrat und die Tür wieder schloss. Der Blonde konnte sich nicht entscheiden, was ihn nervöser machte: die Tatsache, dass sie hier ungebeten nach Beweisen suchten und nun irgendjemand, vermutlich Kabuto persönlich, den einzigen Ausweg versperrte, der sie hier unversehrt wieder herausführen könnte; oder aber die Tatsache, dass sie, wie ihm erst jetzt wirklich auffiel, in einem knapp 3m³ großen, dunklen Raum festsaßen, in dem es absolut finster war und der sie regelrecht zu einem Körperkontakt zwang, den er bis vor einer Minute niemals für möglich gehalten hätte.
 

Die Schritte der hereingekommenen Person führten diese offenbar zum Schreibtisch, ehe jedes Geräusch wieder verstummte und Deidara vor Aufregung und Angst den Atem anhielt. Seine Sinne gerieten völlig durcheinander, da er durch die Dunkelheit nichts sehen konnte und durch die totale Lautlosigkeit auch auf seine Ohren keinerlei Reiz wirkte. Dafür jedoch waren seine anderen Sinne umso eindrucksvoller und empfindsamer. Zum ersten Mal war er Sasori so lange so nahe. Der Krieger hatte einen, wie der Blonde in diesem Augenblick feststellte, berauschenden und einmaligen Geruch. Deidara schloss seine Augen und konzentrierte sich auf diese Wahrnehmung, immerhin konnte er sich so zeitgleich von der Angst ablenken, die ihn erfüllte.
 

Der Duft Sasoris war betörend. Auf der einen Seite konnte der Blonde das Aroma von Vanille wahrnehmen, das sich erfrischend mit den Nuancen eines Sommerregens vermischte, der soeben vorbei war und nach dem die Sonne auf das mit Wasser gesprenkelte saftige Gras schien. Unterstrichen wurde das alles durch einen markanten und holzigen Geruch, der den frischen jedoch nicht minderte, sondern viel eher positiv erweiterte und daraus ein einmaliges Erlebnis machte.
 

Das alleine hätte Deidara bereits den Verstand rauben können. Doch dieser kleine Raum benebelte ihn nur noch mehr. Zaghaft berührten sich ihre Körper. Bei dieser überstürzten Aktion hatte er seine Hände reflexartig hochgehoben und nun ruhten diese auf der Brust des Kriegers. Mit einer konnte er den weichen und sanften Stoff der Toga fühlen, in die Sasori sich gekleidet hatte. Die andere Hand des Geologen jedoch lag auf der bloßen Brust seines Gegenüber und ließ sich nur mit viel Disziplin an dieser Stelle halten. Nicht, dass Deidara sie einfach nur weggenommen hätte. Eher befürchtete er, dass sie auf eine Erkundungstour gehen würde, die sie nur noch viel mehr in die Bedrouille bringen könnte. Die weiche Haut, die seine Fingerkuppen berührten, erweckte in Deidara, trotz ihrer wirklich bedrohlichen Lage, das Verlangen mehr von Sasori zu berühren. Innerlich seufzte er auf. Wenn es doch nur das wäre...
 

Angstschweiß perlte Deidara von der Stirn. Denn es war aber nicht nur das und er hätte sich selbst dafür schlagen können, würde er sie dadurch nicht augenblicklich verraten. Es war aber auch eine verteufelte Lage: sie standen hier in der Wand, im Zimmer eines Verräters, in dem sie versuchten Beweise gegen diesen zu finden. Sie hatten sich damit selbst, ohne vorzeigbare Ergebnisse, zu Verrätern gemacht und konnten jeden Augenblick hier entdeckt werden. Eine Situation, in der jeder andere wohl ausschließlich darum besorgt gewesen wäre nicht aufzufliegen und unbeschadet davonzukommen. Nur er selbst, Deidara, nicht. Nein, er stand in diesem dunklen Raum und versuchte krampfhaft dafür zu sorgen, dass sein Blut ordnungsgemäß im Blutkreislauf blieb und nicht in seine Körpermitte wanderte. Sein Verstand wusste, dass es absolut fehl am Platz war, doch sein Körper schien da eine ganz eigene Meinung zu vertreten.
 

Während Deidara noch immer mit seinen Körperfunktionen zu kämpfen hatte, überflog Kabuto, der sein Zimmer betreten und das Licht angemacht hatte, die Unterlagen auf dem Tisch. Sofort fiel ihm auf, dass hier etwas nicht stimmte. Er hatte seine Notizen beim Verlassen des Zimmers definitiv anders hinterlassen. Sein Ordnungssystem war ihm heilig und niemals hätte er etwas derart chaotisch zurückgelassen, nicht einmal für fünf Minuten. Skeptisch blickte er auf den Kalender, der noch immer aufgeschlagen auf allem anderen lag. Mit einem Stutzen überflog er das Datum und die eingetragenen Notizen, ehe er sich prüfend im Zimmer umschaute und doch niemanden fand. Eines jedoch war ihm absolut klar: es musste jemand hier gewesen sein.
 

Nachdenklich schloss er für einen Moment die Augen. Nachdem die Schlägerei endlich zu Ende war fehlten ein paar Leute. Er überlegte scharf. Itachi und Nagato hatten sich, laut ihrer Angaben, in den Altarraum zurückgezogen, um sich aus dem Streit herauszuhalten. Das war ihm bereits mehr als verdächtig vorgekommen, doch alles erweckte den Anschein, als hätten sie die Wahrheit gesprochen. Dann jedoch fiel einigen auf, dass Sasori und dieser Deidara nicht anwesend gewesen waren. Kabuto musste grinsen. Wie konnte er vergessen, wie ergeben der Anführer der Elite der einstigen Hohepriesterin doch war. Er rieb sich die Hände. Schon seit Tagen machte er sich Gedanken darüber, wie er diese Einheit schwächen könnte, doch nun kam ihm langsam eine Idee. Diese beiden neugierigen Subjekte würden schon sehen was sie davon hatten, dass sie sich hinter Konan stellten.
 

Rasch kritzelte der Schriftführer noch ein paar Dinge in seinen Kalender, ehe er diesen an sich nahm und in einer kleinen Ledertasche verstaute, die an einem Gürtel um seine Hüften befestigt war. Noch immer grinsend sah er zu der Wand neben der Kommode. Kabuto wusste, dass es dort dieses kleine Geheimversteck gab und er wusste genauso, dass dies einst das Zimmer des Kriegeranführers war. Vermutlich saßen die beiden in diesem Augenblick dahinter und warteten darauf, dass er das Zimmer endlich wieder verließ. Zu gerne hätte er sie überrascht und höchstpersönlich eliminiert, doch er hatte eine Aufgabe und diese durfte er unter keinen Umständen gefährden. Egal was er den beiden hätte antun können, die Strafe seines Meisters wäre zigmal grausamer geworden. Nein, er musste sich in Geduld üben und dem Schicksal hier und da ein wenig auf die Sprünge helfen. Und genau das würde er auch jetzt tun. Sein Meister würde sehr zufrieden mit ihm sein. Mit einem siegessicheren Grinsen auf den Lippen verließ er sein Zimmer wieder, mit allen belastenden Dokumenten bei sich, die Sasori und Deidara hätten mitnehmen können.
 

Sasori atmete erleichtert auf, als die ins Schloss fallende Tür zu hören war, und seufzte: „Na endlich. Das war verflucht knapp...“ Deidara seinerseits konnte sich mal wieder nicht entscheiden. Einerseits war er froh, dass die Gefahr gebannt war, andererseits jedoch mussten sie nun diese Nähe wieder aufgeben. Ein letztes Mal, bevor sie den kleinen Raum verließen, sog er den Duft des Rothaarigen in sich auf und stolperte noch ein Stückchen näher an diesen heran. Der Krieger raunte irritiert: „Deidara? Ist alles in Ordnung...? Du... was ist das?“ Mit einem Mal kehrte der Blonde in die Realität zurück. Er dankte allen Mächten der Welt dafür, dass es stockdunkel war, da er einfach nur noch rot anlief. Er hatte sich so sehr auf diesen Geruch konzentriert, dass sein Körper einfach machte, was dieser wollte und nun drückte etwas in seiner Körpermitte ziemlich eindeutig gegen den Krieger.
 

Stammelnd suchte Deidara nach einer Erklärung: „Das... es tut mir Leid... ich...“ - „He... ist wirklich alles in Ordnung bei dir?“ - „Ja klar, wir sollten hier nur so langsam verschwinden, meinst du nicht?“ - „Ja, das ist wahr...“ Mit einer wieder gezielten Handbewegung öffnete Sasori die Tür zu ihrem Versteck wieder und schob Deidara vorsichtig nach draußen. Es war dem Blonden in diesem Augenblick herzlichst egal, wieso der Krieger nicht weiter auf die peinliche Angelegenheit eingegangen war, er war einfach nur froh und glücklich darüber und entschied sich, es auch auf sich beruhen zu lassen.
 

Wieder war es dunkel im Zimmer und ungeduldig trat Sasori an den Schreibtisch heran. Deidara war noch etwas neben der Spur und folgte dem Rothaarigen fahrig, als dieser plötzlich ungewohnt laut zischte: „Verdammt! Das darf doch nicht wahr sein!“ Der Geologe überwand auch die restliche Entfernung zu Sasori und sah diesen fragend an: „Was ist los?“ Er erschrak doch etwas darüber, als er bemerkte, dass der Krieger die Zähne zusammenpresste und am ganzen Körper zu beben schien. Auch die sonst leise klingende und monotone Stimme verriet, dass Sasori mehr als nur aufgebracht war: „Der Kalender ist verschwunden...“ Sein Blick wanderte über den Schreibtisch. „Auch die anderen Bücher scheinen nicht mehr da zu sein... er muss etwas gemerkt haben...“ - „Dann sollten wir besser wieder verschwinden....“ Resignierend nickte der Rothaarige und seufzte: „Das ist wohl wirklich besser...“ Seine Stimme wurde noch leiser. „Wie erkläre ich Konan das nur...?“
 


 


 

„Hast du verstanden, was das bedeutet?“ Sakura nickte: „Ich denke schon. Wir müssen Sasori und Deidara vom Tempel fernhalten.“ Kabuto verschränkte die Arme vor der Brust und sah die Priesterin abschätzig an. Dann jedoch grinste er und nickte: „Ja... ja... genau, wir müssen sie hier fernhalten. Ich meine, es ist mir persönlich herzlichst egal, wieso du das getan hast, ehrlich. Fakt jedoch ist, wir beide sitzen im selben Boot und sollten zusammenarbeiten, um nicht aufzufliegen. Es war mehr als knapp und nur der Zufall hat es gewollt, dass sie keine handfesten Beweise ergattern konnten.“ Sakura nickte: „Es war wirklich mehr als riskant. Gut, arbeiten wir fortan zusammen. Hast du schon eine konkrete Idee?“
 

Mit einem leisen, aber finsteren Kichern wandte Kabuto sich dem Fenster zu und nickte: „Ja, ich habe da schon eine grobe Idee. Ich möchte dich an dieser Stelle nicht mit Details langweilen. Pass auf, denn das Folgende ist dennoch sehr wichtig: Ich kümmere mich um Sasori und diesen Deidara. DU, meine Liebe, hast vor allem die Aufgabe darauf zu achten, dass keine Situation entsteht, die für uns gefährlich werden könnte. Sprich: du sorgst dafür, dass wir stets ein Alibi haben werden und solltest du ein solches konstruiert haben wirst du mir augenblicklich Bescheid geben!“ - „Gut, das ist kein Problem. Ich hoffe nur, dass dies nicht oft der Fall sein wird... Aber wie willst du Sasori einschränken? Das ist mir noch immer schleierhaft...“
 

Abermals lachte Kabuto leise, ehe er sich zu Sakura drehte und den Kopf schüttelte: „Vertrau mir, ich habe einen Plan. In ein paar Tagen wird das Thema erledigt sein.“ Langsam schritt er zu Sakuras Zimmertür, öffnete diese und trat hinaus. Jedoch drehte er sich noch einmal um und zwinkerte der Priesterin süffisant zu: „Gute Nacht, meine Liebe...“
 

Nachdem die Tür ins Schloss gezogen wurde, sank Sakura in ihrem kleinen Sessel zusammen und seufzte laut. Worauf hatte sie sich da eingelassen? Wenn sie gewusst hätte, dass ihre Lüge tatsächlich einen Verräter deckte, dann wäre sie vermutlich nie so weit gegangen. Woher konnte sie denn wissen, dass Kabuto der Agent eines anderen Reiches war, dessen eigentliche Pläne ihr nicht bekannt waren, die sich allerdings nur um die Waffe oder die Übernahme von Atlantis drehen konnten. Doch nun, da sie sich selbst des Hochverrats hatte schuldig gemacht, da war es zu spät für eine Umkehr. Sie war Teil eines Komplotts gegen das Reich, dem sie so ergeben war. Eine Schlacht, ob nun auf dem Feld oder hinter den Kulissen, in ihrer geliebten Heimat, der sie eigenhändig den Dolch in den Rücken gestoßen hatte... für die Anstellung ihres Senseis.
 

Beschämt vergrub Sakura ihr Gesicht in den Händen. Es gab kein Zurück mehr. Es gab keine Ausrede mehr und vor allem gab es keine Entschuldigung für das, was sie Atlantis schon jetzt angetan hatte. Alleine die Hoffnung, dass alles glimpflich ausgehen könnte, hielt sie aufrecht. Sie hatte zu viel Angst vor der Verbannung, als dass sie sich selbst für die Aufdeckung Kabutos verraten könnte. Sie war feige, das wusste sie selbst gut genug. Es war zu spät und das Einzige, das ihr jetzt noch übrig blieb war, sich an die Anweisungen des Schriftführers zu halten. So lange sie ihm half und er sie brauchte war sie sicher und mehr verlangte sie in diesem Augenblick auch gar nicht. Seufzend schloss sie ihre Augen und harrte der Dinge, die da kamen...

Aus anderen Augen betrachtet...

„Jetzt beruhige dich doch, bitte. Es ist doch nicht deine Schuld, dass ihr den Kalender nicht an euch nehmen konntet. Es wird sich eine andere Gelegenheit ergeben. Lass den Kopf nicht hängen...“ Konan blickte Sasori besorgt an, der mit geballten Fäusten und zusammengepressten Zähnen neben dem großen Tisch stand und mit zusammengekniffenen Augen ins Leere starrte. Itachi betrat das Speisezimmer und stellte eine Kanne frisch aufgegossenen, dampfenden Tee auf dem Tisch ab, goss das heiße Getränk in bereits vorbereitete Becher und verteilte diese an Konan, Nagato und Deidara, ehe er auch für Sasori einen abstellte und sich selbst einen nahm. Er setzte sich dazu und musterte die Situation mit einer gewissen Besorgnis.
 

Deidara seufzte leise und beobachtete jede noch so kleine Bewegung des Rothaarigen. Seit sie aus dem Zimmer Kabutos verschwunden waren hatte sich an Sasoris Anspannung nichts getan. Wie gerne hätte er dem Krieger irgendwie geholfen, doch, wie Konan es nun ebenfalls seit gut 10 Minuten tat, hatte auch er bereits mit Engelszungen auf diesen eingeredet, ohne jeglichen Erfolg. Alleine die Tatsache beruhigte ihn ein wenig, dass auch die Priesterin nicht mehr erreichte, als er selbst. Abermals seufzend ließ er seinen Blick schließlich durch das Zimmer wandern. Es war sehr gemütlich und geschmackvoll eingerichtet. Der Boden und die Wände waren in einem ähnlichen Stil gehalten, wie der Tempel in der Stadtmitte. Immerhin waren es selbst so etwas wie kleine Tempel, die eigens für die Eliteeinheit erbaut wurden und mit diesem Stil die Verbundenheit zum Tempel, zu Tsunade und ihrem einstigen Priestertum ausdrücken sollten.
 

Das Fenster zeigte zum offenen See heraus und bot nun, in den Abendstunden, einen atemberaubenden Anblick. Die Glühkäfer tummelten sich auf Lotosblüten, feinste Kristallpartikel funkelten in seichten Nebelschwaden in den verschiedensten Farben über der Wasseroberfläche. Unter dem Fenster stand eine verzierte, dunkle Kommode. Der Tisch mitsamt Stühlen füllte beinahe den gesamten restlichen Raum aus und war rustikal gestaltet und mit einer weinroten Tischdecke versehen. An den Wänden hingen jedoch verschiedene Bilder, unter anderem welche, die Itachi mit seinem Bruder Sasuke zeigten. Es war ein Zimmer, das einem stets das Gefühl gab nach Hause zu kommen.
 

Sasoris Faust donnerte ungehalten auf den Tisch herab, dass die Becher einen kleinen Sprung auf diesem machten. Dann drehte er sich zu Konan um und fauchte gereizt: „Wieso sollte ich mich beruhigen? Nach allem, was du für mich getan hast bin ich nicht einmal in der Lage einen lumpigen Kalender zu besorgen! Wer weiß, ob sich uns jemals wieder so eine Gelegenheit bietet? Es geht hier schließlich darum, dass du verbannt werden sollst, verdammt!“ - „Das weiß ich selber. Aber ich habe die Steine befragt und sie sagen mir, dass alles gut werden wird. Immerhin habt ihr doch den Zeitpunkt dieses Geheimtreffens in Erfahrung bringen können. Dann folgen wir ihm doch einfach dorthin und überführen ihn auf diese Weise...“ - „Du verstehst es nicht! Ich hatte den Beweis in der Hand und... verdammt, ich habe ihn liegen gelassen! Hätte ich ihn doch nur direkt mitgenommen... Wie kann man nur so unverantwortlich und... dumm sein...?“
 

Plötzlich ließ Sasoris Anspannung mit einem Mal nach und er sah resignierend in die Runde: „Machen wir es einfach, wie du gesagt hast. Schlimmer vermasseln kann ich es ja nicht mehr...“ Er seufzte. „Ich gehe eine Runde trainieren... das regt mich vielleicht wieder ab...“ Ohne ein weiteres Wort zu verlieren verließ er das Zimmer. Er musste gehen. Das Wichtigste in diesem Augenblick war, dass niemand seine Schwäche mitbekam. Dass niemand sah, wie sich Tränen des Frusts und der Hilflosigkeit in seinen Augen sammelten. Niemand sollte jemals sehen, wie bemitleidenswert er eigentlich war, wie unfähig und wie zerstörbar. Er musste verhindern, dass ihn jemals jemand SO sehen könnte. Die Menschen würden es ja doch nur dazu nutzen, um ihn anzugreifen. Er durfte keinen Fehler machen und vor allem durfte er keine Schwäche haben. Er durfte den Menschen keine Angriffsfläche bieten ihn wieder niederzumachen. Absolute Perfektion, jederzeit, das musste er leisten. Jederzeit alles können, alles schaffen und alles wissen. Er musste... funktionieren. Wie ein Uhrwerk... wie eine Marionette...
 

Deidara sprang auf: „Sasori, warte!“ Ehe er jedoch loslaufen konnte, hielt Konan ihn am Arm fest, sah ihn eindringlich an und schüttelte den Kopf: „Lass ihn, Deidara. Erstens braucht er jetzt wohl einfach einen Augenblick für sich und Zweitens wollte ich eh noch mit dir sprechen, ohne dass Sasori dabei ist...“ Missmutig setzte Deidara sich wieder auf seinen Platz, atmete einmal tief durch und nickte: „Gut... was gibt es denn?“ Die Priesterin sah einmal verstohlen in die Runde und räusperte sich: „Nun, wenn es geht würde ich das Gespräch unter vier Augen, und vor allem unter vier Ohren, führen, wenn es Recht ist...“ Nagato nickte sofort, nahm seinen Becher mit dem Tee und erhob sich: „Kein Problem. Wenn ihr mich sucht, ich bin im Arbeitszimmer und vertiefe mich noch ein bisschen in meine Unterlagen...“ Er lächelte Konan schüchtern an, ehe er ihr einen sanften Kuss auf die Stirn hauchte und das Speisezimmer mit geröteten Wangen verließ.
 

Itachi jedoch trank in Ruhe seinen Schluck Tee zu Ende, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust: „Es tut mir Leid, aber ich bleibe. Wir haben es noch nie nötig gehabt Geheimnisse voreinander zu haben. Wir beide nicht, Konan, und auch mit der Truppe nicht. Ich wüsste nicht, wieso wir jetzt damit anfangen sollten.“ Die Blauhaarige seufzte auf: „Ach, Itachi. Es ist etwas sehr persönliches über... Sasori... und ich weiß nicht, ob er es so gerne hätte, wenn es zu viele mitbekommen...“ Der Krieger zuckte jedoch nur unbeeindruckt mit den Schultern: „Aha. Und es ist ihm Recht, dass ihr zwei das ohne ihn beredet?“ - „Also... nein...“ - „Dachte ich es mir. Hör mal, es geht mir nicht darum hier schmutzige Details zu erfahren. Aber unsere Einheit baut darauf auf, dass wir jeden anderen genau kennen. Wir müssen uns aufeinander verlassen können, die Art und das Wesen eines jeden Teammitglieds kennen... das ist das, was uns Sasori über Jahre beigebracht und gelehrt hat und er kennt uns wie seine Westentasche. Was ich über ihn weiß kann ich mit viel Mühe an einer Hand abzählen... wenn es hoch kommt.“
 

Deidara beschloss, sich nun auch einen Schluck Tee zu gönnen, der ihn vielleicht etwas beruhigen könnte. Die Stimmung war etwas kribbelig, wenn auch nicht unbedingt angespannt. Ein leises Fluchen entwich ihm, als er sich die Lippen an dem heißen Getränk verbrannte, während er gespannt zwischen Itachi und Konan hin und her sah. Die Priesterin nickte nach schier unzähligen Sekunden und knurrte: „Gut, wie du meinst. Dann bleib hier, aber behalte alles vorerst für dich, bitte.“ - „Wie du wünschst.“ - „Na schön.“ Sie sah Deidara an, der noch immer beleidigt seiner verbrannten Lippe Luft zu fächerte. Kurz schmunzelte sie, ehe sie sich wieder fasste und zu erklären begann: „Weshalb ich mit dir sprechen wollte Deidara ist Folgendes: ich habe die ersten Seiten durchgearbeitet und etwas gefunden, das dir weiterhelfen könnte.“
 

Ehe der Blonde antworten konnte, sah Itachi neugierig auf: „Wobei helfen?“ Zu seiner Verwunderung grinste Konan plötzlich über das ganze Gesicht und flötete: „Nun, Deidara hat mich gebeten ihm dabei zu helfen Sasori besser zu verstehen, um ihm ein guter Freund sein zu können.“ Ihr offensichtliches Zwinkern war für den Geologen nicht zu sehen, der Schwarzhaarige jedoch verstand, was sie ihm sagen wollte und nickte schließlich einfach: „Achso.“ Dann wandte die Priesterin sich wieder Deidara zu, der eine leichte Röte um die Nase entwickelt hatte, und erklärte weiter: „Nun, wir haben uns ja schon über seine Pläne und Forschungen zu dieser Umwandlung unterhalten... und bevor du fragst, Itachi, es hat etwas mit seinen Marionetten zu tun, mehr musst du jetzt gerade nicht wissen.“ Sie seufzte. „Jedenfalls... Ich habe Notizen gefunden, die sehr aufschlussreich waren.“
 

Konan überlegte einen Augenblick, wie sie alles Weitere formulieren sollte, bis sie dennoch vorsichtig fortfuhr: „Also, so wie es aussieht hat Sasori eine ganz andere Vorstellung von den Auswirkungen, die diese Umwandlung mit sich bringen würde.“ Fragend sah Deidara auf: „Wie kann man DAS denn bitte anders verstehen?“ - „Ich musste es auch mehrmals lesen, bis ich es glauben und ansatzweise nachvollziehen konnte. Für Sasori bedeutet diese Umwandlung, dass er wieder integriert wird. Er sieht das ganze, so weit ich verstanden habe, so: Die Menschen in Atlantis hassen ihn und deshalb meiden sie ihn und schließen ihn aus. Er glaubt, dieser Hass kommt daher, dass er sich ihnen gegenüber noch nicht genug bewiesen und profiliert hat. Er ist nach einer Weile sogar zu der Überzeugung gekommen, dass er Leiden erdulden muss, um zu beweisen, dass er Atlantis treu ist.“ Sie seufzte leise. „Und irgendwie ist er dann auf die merkwürdige Idee gekommen, dass er, wenn er erst einmal keine Gefühle mehr in sich trägt, diesen Beweis seiner Treue erbracht hat. Es ist sehr schwierig zu erklären...“
 

Wieder mischte Itachi sich ein: „Du meinst er glaubt, dass die Menschen ihn erst dann akzeptieren, wenn er ein perfekter und höriger Sklave ist?“ - „Im Prinzip ja. Es sieht ganz danach aus. Er glaubt, dass er besonders perfekt sein muss, um Anerkennung zu bekommen und diese Perfektion würde durch Gefühle und Menschlichkeit nur behindert. Und wenn er diese Perfektion erreicht hat, so glaubt er, würde es besser werden.“ Sie stockte. „Und wenn nicht würde es ihn ja nicht mehr interessieren. Das hat er auch geschrieben...Er hat eine so... surreale Sichtweise auf diese Angelegenheit, dass es fast so scheint, als rede er über etwas ganz anderes als wir...“ Bedrückt nickte Deidara: „Verstehe... Was muss einem Menschen nur widerfahren sein, dass er einen so schlechten Bezug zu Gefühlen hat? Ich meine... Hat es überhaupt einen Sinn zu versuchen mich mit ihm anzufreunden? Oder soll ich es lieber sein lassen, da er die Welt aus völlig anderen Augen sieht als ich?“
 

Ehe Konan antworten konnte, sprang plötzlich Itachi von seinem Stuhl auf und schlug sich mit der Handinnenfläche flach gegen die Stirn: „Verdammt, ich habe eine Idee!“ Er blickte Konan an. „Wir haben dir doch erzählt, dass Nagato und ich auch nichts brauchbares finden konnten...“ Sie nickte etwas verstört: „Jahaaaa....“ - „Ich... verstehst du nicht? Eine andere Sichtweise! Das... es ist zumindest einen Versuch wert, es mal zu versuchen es aus anderen Augen zu sehen...“ - „Sag mal, bist du fiebrig oder wovon redest du da bitte?“ - „Ich rede davon, dass ich vielleicht weiß, wie wir hinter das Geheimnis des Portals kommen könnten... Bitte entschuldigt mich, ich muss weg...“ Er stürmte aus dem Zimmer. Das letzte, was man von ihm noch hörte, ehe die Haustür ins Schloss fiel, war ein aufgeregtes Rufen: „Wartet nicht auf mich!“
 

Für einige Sekunden wurde es absolut still, ehe Konan leicht den Kopf schüttelte: „Manchmal, aber wirklich nur höchst selten, da ist mir Itachi ein noch größeres Rätsel, als ohnehin schon...“ Sie sah mit einem schiefen Lächeln auf, als Deidara erheitert kicherte: „Ist klar! Das sagt mir die Frau, die ernsthaft mit Sasori befreundet ist...“ Die beiden sahen sich in die Augen, ehe sie ausgelassen zu lachen begannen. Der Blonde fasste es nicht, wie gut das tat und wie befreiend es war. Für einen kleinen Augenblick waren alle Sorgen so unendlich weit weg. Als gäbe es keine Probleme. Ein sorgenfreier Moment, der ihm so viel Kraft gab.
 

Nachdem die beiden ihren Lachanfall hinter sich hatten, trank Deidara seinen restlichen Tee aus, der mittlerweile auf eine ungefährliche Temperatur abgekühlt war, und erhob sich schließlich von seinem Platz: „Ich werde mich auch verabschieden. Mal sehen, ob ich Sasori nicht doch etwas beruhigen kann...“ Auch Konan stand auf und begleitete den Geologen zur Haustür. Auf dem Weg durch den Flur sah sie ihn aus den Augenwinkeln an und lächelte liebevoll: „Du magst ihn sehr gerne, nicht wahr?“ - „Nun... ich mag ihn und ich finde es schade, dass jemand, der eigentlich so nett ist, so wenig Freunde hat...“ - „Hör auf mir etwas vorzumachen zu versuchen, Deidara. Hier geht es nicht um Freundschaft.“ Der Blonde biss sich ertappt auf die Unterlippe, nickte schließlich aber, ohne jedoch den Blick der Priesterin zu erwidern: „Also... ich weiß, es klingt dumm. Ich kenne ihn gar nicht und wir sind erst so kurze Zeit hier, aber...“ Die beiden blieben vor der Haustür stehen.
 

Konan stellte sich vor Deidara und sah ihm direkt ins Gesicht: „Nein, das ist nicht dumm. Weißt du... Würde es hier 'nur' um Freundschaft gehen, dann hätte ich niemals diese Bücher auch nur angerührt. Lass mich dir noch eine Sache über Atlantis verraten, bevor du gehst...“ Zaghaft nickte der Geologe: „Klar, was denn?“ - „Jedes Kind, das hier geboren wird, bekommt mit 10 Jahren eine ganz persönliche Weissagung. Sozusagen einen Schicksalsspruch. Dieser wird von der Hohepriesterin gemeinsam mit allen anderen Priesterinnen in einem zweitägigen Ritual orakelt. Wie genau das funktioniert ist nicht wichtig.“ Sie lächelte warm. „Jeder Atlanter wird im Laufe seines Lebens an den Punkt gelangen, an dem er intuitiv weiß, dass seine persönliche Weissagung eintritt. Selbst wenn man sie vergessen hat, so löst diese spezielle Situation aber das Wissen darüber wieder aus.“ - „Okay...“ - „Und an dem Tag, als du statt Sasori kamst und du mich so lieb getröstet hast und wir heimlich in den Keller geschlichen sind, da wusste ich, dass MEINE Weissagung ihre Erfüllung findet.“ Freundschaftlich legte sie Deidara ihre Hand auf die Schulter und lächelte warm: „Ich verrate dir, wie meine Weissagung seit meinem zehnten Lebensjahr lautet.... 'Unter rauschendem Gold findest du den Schatz; für den, der ihn verloren hat.'...“
 


 

Pling... Pling... KLOCK....
 

Genervt öffnete Neji seine Augen und wischte sich mit der Hand über das Gesicht. Er hatte einen sehr langen Tag hinter sich und war zeitig zu Bett gegangen. Und dann machte hier irgendetwas – oder irgendjemand – einen unverschämten Radau.
 

Pling...
 

Sein Blick wanderte zu seinem Fenster. Warf da jemand Steine dagegen?
 

KLOCK...
 

Knurrend krabbelte er aus dem Bett. Ja! Das warf jemand tatsächlich Steine gegen sein Fenster! Missgelaunt durchquerte er sein kleines Schlafgemach und blickte durch die Scheibe nach draußen. Skeptisch hob er eine Augenbraue, als er Itachi entdeckte, und öffnete das Fenster. Er sah seinen Kollegen streng an und knurrte: „Sag mal, weißt du eigentlich wie spät es ist? Was ist?“ Entschuldigend hob der Ältere unten vor dem Haus seine Hände: „Es tut mir sehr Leid, Neji. Aber ich würde dich nicht wecken, wenn es nicht sehr wichtig wäre. Komm doch bitte kurz zur Tür, dann erkläre ich dir alles.“ Seufzend nickte Neji: „Ist gut, warte. Ich bin sofort unten...“
 

Noch immer etwas verstimmt schloss er sein Fenster wieder, zog sich rasch ein Shirt über den entblößten Oberkörper und machte sich auf den Weg zur Haustür. Unterwegs band er sich seine langen, dunklen Haare zu einem lockeren Zopf zusammen. Er wollte nicht komplett wie gerade eben aus dem Bett geschmissen aussehen, auch wenn genau dies der Fall war. Es war ärgerlich genug, dass er jemanden in den Shorts, in denen er schlief, empfangen sollte. Wehe, es war nicht wirklich wichtig, dann könnte Itachi sich eine Standpauke aller erster Güte abholen, so viel war dem Krieger bereits klar.
 

Leise, um Kiba und Akamaru nicht zu wecken, öffnete er die Haustür und sah den Älteren, der dahinter zum Vorschein kam, vorwurfsvoll an: „Also, was ist so wichtig, dass du mich um diese Uhrzeit aus dem Bett schmeißt?“ - „Hör zu, ich möchte dich um einen dringenden Gefallen bitten...“ Für einen kurzen Augenblick musterte er den Blinden. Schon immer hatte Itachi großen Respekt vor dessen Fähigkeiten gehabt, die er trotz, oder vielleicht auch gerade wegen, seiner Einschränkung wie ein Besessener trainiert hatte. Neji war körperlich absolut fit, was man selbst unter dem Shirt noch erahnen konnte. Erst jetzt fiel dem Älteren auf, dass er diesen SO noch nie gesehen hatte. Doch der strenge Blick des Jüngeren erinnerte ihn daran, dass er nicht deswegen hergekommen war, so versuchte er sich zu erklären: „Es ist so... Sasori und ich glauben, dass Kabuto ein Spion ist und Sakura eine Intrigantin. Eigentlich sollten wir mit niemandem darüber sprechen, weil die Gefahr zu hoch ist, dass uns jemand verraten könnte. Aber Sasori hat herausfinden können, dass Kabuto sich heimlich mit jemandem trifft und wir vermuten, dass dieses Treffen zur Informationsweitergabe dienen soll...“
 

Allmählich erkannte Neji, dass es tatsächlich eine ernste und brisante Angelegenheit war. Er sah Itachi an und raunte: „Vielleicht sollten wir das doch lieber nicht auf offener Straße besprechen...“ Er zog den Älteren ins Haus hinein und schloss die Haustür hinter diesem, ehe er sich wieder an Itachi wandte und nickte: „Du weißt, was eure Bemühungen für Konsequenzen haben können, oder?“ - „Natürlich. Aber du musst zugeben, dass es schon merkwürdig ist, dass Sakura Kabuto deckt und dadurch an Konans Posten als Hohepriesterin gekommen ist. Konan hat in ihrer Vision gesehen, dass Kabuto ein Spion ist. Sie hat sich noch nie geirrt...“ Seufzend nickte der Blinde nachdenklich: „Gut, da gebe ich dir Recht. Konan war eine sehr weise und fähige Hohepriesterin. Und zuverlässig. Aber eines verstehe ich nicht... Wie kann ausgerechnet ich euch behilflich sein?“
 

Lächelnd erklärte Itachi weiter: „Die Idee ist mir vorhin spontan gekommen, deshalb habe ich dich auch einfach so 'überfallen'. Nagato und ich haben Konan versprochen mehr über das Portal herauszufinden. Sie hat sehr große Angst vor der Verbannung, vor allem da sie unschuldig ist.“ Er seufzte leise. „Aber wir haben noch nichts finden können. Meine Bitte ist nun, dass du uns beim nächsten Mal vielleicht begleiten könntest...“ Es überraschte ihn nicht, dass Neji nicht sofort antwortete. Er legte dem Jüngeren eine Hand auf die Schulter: „Ich weiß, dass das sehr viel verlangt ist. Aber ich habe die Hoffnung, dass du etwas dort sehen kannst, was uns verborgen bleibt...“ Neji sah unsicher auf und haderte: „Du willst mir sagen, dass du MICH fragst, weil ich MEHR sehen könnte? So ein Blödsinn...“ Doch Itachi schüttelte energisch den Kopf: „Nein, eben nicht! Verstehst du nicht? Niemand konnte das Prinzip dieses Portals verstehen. Für Nagato und mich ist es einfach nur ein aufgerichteter Kreis aus Stein, der mit scheinbar wirren Symbolen und Worten versehen ist. Was aber, wenn es mit derselben Energie funktioniert, die DU als Einziger sehen kannst? Es ist zumindest einen Versuch wert, meinst du nicht?“
 

Ein Lächeln schlich sich auf Nejis Lippen, während er zu Itachi aufsah. Noch nie in seinem Leben hatte ihn jemand WEGEN seiner Augen um etwas gebeten. Vielleicht trotz seiner Einschränkung, aber niemals hatte jemand es als etwas gesehen, dass mehr war, als die normale Sehfähigkeit. Es war ein wundervolles Gefühl für ihn, diese Worte in seinen Gedanken immer und immer wieder anzuhören. Und logisch waren Itachis Ausführungen obendrein. Es war herrlich, sich nicht als minderwertig oder eingeschränkt zu fühlen. Jemanden vor sich stehen zu haben, der ihm sagte, dass es eine Fähigkeit und kein Handicap war. Noch immer leicht lächelnd nickte er schließlich: „Gut, ich werde euch helfen... und danke...“ Erfreut, aber verwirrt, erwiderte Itachi den Blick: „Das ist wundervoll. Aber der Dank gebührt dir. Du riskierst viel dafür und ich hoffe, du verzeihst es mir, dass ich dich da mit hineinziehe...“ - „Da gibt es nichts zu verzeihen. Wir riskieren alle dasselbe. Aber dieses Risiko nehme ich gerne auf mich... einerseits für Konan und Atlantis. Andererseits...“
 

Er stockte kurz und wandte den Blick ab. „Nun, andererseits hat mich noch nie jemand wegen meiner Augen um etwas gebeten, weil es niemand verstehen kann... Aber... Nimm meinen Dank einfach an, bitte.“ Nun lächelte auch der Ältere und nickte: „Neji, ich habe dich nie als eingeschränkt gesehen. Vielleicht habe ich das nie gesagt, aber so ist es. Es ist eine Gabe. Und ich würde viel dafür geben die Welt nur einmal so zu sehen, wie du es kannst...“ - „Dito...“ Die beiden sahen sich verstohlen an und Itachi lächelte entschuldigend: „Ich glaube, ich habe dir bereits genug Schlaf geraubt. Ich melde mich morgen bei dir und gebe dir Bescheid, wann wir zum Portal gehen werden.“ - „Nicht der Rede wert. Bis morgen.“
 

Eher missmutig öffnete Neji die Haustür wieder. Er wusste nicht so ganz genau wieso, aber er hatte das Gefühl sich nicht ausreichend bei Itachi bedankt zu haben. Er war einfach ungemein schlecht darin, seine Gefühle in Worte zu fassen. Sie überhaupt richtig wahrzunehmen. Doch dieses Mal war die Freude in ihm so deutlich, so klar, dass er den Älteren nicht einfach so gehen lassen wollte. Er wollte nicht hinterher als undankbar dastehen. Auf der Türschwelle sahen die beiden sich noch einmal in die Augen, ehe Itachi warm lächelte: „Also, bis morgen...“ Auch er hatte das Gefühl, dass diese Verabschiedung nicht reichte für das, was Neji durch seine Bitte riskierte. Nach einigen Sekunden, in denen er sich wie versteinert fühlte, warf er sämtliche Bedenken über Bord, zog den Kleineren in seine Arme und hauchte: „Danke...“ Etwas überrumpelt, aber mit einem ungewohnt guten Gefühl erwiderte Neji die Umarmung dankbar: „Dito...“
 


 

Deidara hatte sich erst gar nicht die Mühe gemacht und im Haus nach Sasori gesucht. Er wusste auch so, dass dieser nicht dort sein würde. Zielsicher war er direkt zu dem Trampelpfad geschlendert, hatte seinen Gedanken nachgehangen, und brachte nun die letzten Meter bis zum Strand hinter sich. Zu seiner Verwunderung war es jedoch ungewöhnlich still. Normalerweise konnte er Sasoris Training bereits von Weitem hören. Dieses Mal jedoch schien nicht ein Laut dadurch zu entstehen. Er stutzte. Ob Sasori doch schon zu Hause war? Plötzlich blieb er stehen und schluckte schwer. Oder war Sasori gar im Keller und war im Begriff diese schreckliche Umwandlung zu vollziehen? Nervös lief er weiter, die Übelkeit zu ignorieren versuchend, die sich in ihm breit machte.
 

Rasch erreichte er den kleinen Strand und sah sich um, ehe er wieder einen Schritt zurückwich, sich an die Felswand presste und erneut einen Blick zum Ufer riskierte. Dieses Mal jedoch vorsichtig und möglichst unauffällig. Beruhigt erkannte er, dass Sasori doch hier war, und ihn darüber hinaus nicht gesehen zu haben schien. Wie gebannt betrachtete er den Krieger. Die ganze Situation erinnerte ihn stark an die Nacht, als er den Rothaarigen beim Schlafen gesehen hatte. Mit dem kleinen Unterschied, dass dieser scheinbar nicht eingenickt war, sondern hellwach.
 

Sasori wischte sich die stummen Tränen aus den Augenwinkeln, die einfach mächtiger waren als sein Wille, diese zu unterdrücken. Wortlos krallte er sich an Hiruko fest. Die Marionette saß auf einem der zig Felsen im Sand und er selbst hatte sich an die leblose Brust seiner Puppe gepresst. Er wusste, wie absonderlich das war, was er hier tat. Er schämte sich jedes Mal dafür, doch es war die einzige Möglichkeit für ihn, sich ein wenig zu beruhigen und diesen inneren Sturm zur Ruhe kommen zu lassen, ohne dass jemand es mitbekam, der es gegen ihn hätte verwenden können. Sicherheit, Ruhe, Schutz, duldbare Schwäche, Imperfektion, Menschlichkeit. Er hatte auf voller Linie versagt und Konan war schlichtweg zu höflich, um es so direkt auf den Punkt zu bringen. Doch sie musste es sich gedacht haben. Immerhin wusste er es selbst doch auch. Er hatte ihren Dank nicht verdient. Hatte seine Aufgabe nicht ordentlich ausgeführt.
 

Er hatte ALLE maßlos enttäuscht. So wie er sich selbst maßlos enttäuscht hatte. Er musste sich wieder fangen und für seine Unfähigkeit bestrafen, ehe es jemand anderes tat. So mussten sie ihn doch irgendwann annehmen... er hasste sich selbst doch genauso wie sie. Er schalt sich in ihrem Namen, damit sie es nicht mehr tun mussten. Kraftlos zog er die Arme seiner Marionette noch ein wenig fester um sich. Er hatte es nicht verdient von jemandem im Arm gehalten zu werden, in dem mehr Leben steckte als in dieser Puppe. Sie konnte ihn nicht abweisen, und doch konnte sie ihn auch nicht liebevoll trösten. Sie tat ihm gut und zeigte ihm doch jedes Mal, was er niemals bekommen würde. Er hatte es nicht verdient seinen Kopf auf eine Brust zu legen, unter der ein Herz schlug. Denn er musste seines doch auch verleugnen, um zu funktionieren. Um sie stolz zu machen. Um sie gnädig zu stimmen. Und so lange er das nicht tat, hatte er nichts anderes als eine leblose Hülle verdient, die ihn an sich heranließ, aber nicht reagierte. Eine Hülle, die ihm optisch zeigte, was er emotional nicht besaß.
 

Deidara hatte einen kleinen Zeichenblock aus seiner Tasche geholt. Er wollte Sasori trösten, doch dieses Bild war so rein und echt, dass er es festhalten musste. Wie der Rothaarige zusammengekauert und klein in den Armen dieses Ungetüms lag verschlug ihm die Sprache. Es sah so ungemein surreal aus und doch zeigte es Sasori genau so, wie Deidara diesen empfand. Sensibel, menschlich, zart und von einer kindlichen Bedürftigkeit. Zum ersten Mal konnte der Geologe sehen, was er schon lange ahnte. Dieses versteckte Wesen Sasoris spiegelte sich in diesem Augenblick mehr wider, als jemals zuvor. Schon vom ersten Augenblick an hatte er den Krieger als schön empfunden. Doch die Schönheit dieses Moments, dieses Blickes hinter die übermächtige Fassade, war mehr Kunst, als jede Explosion es jemals sein könnte. Jede Detonation war anders, und doch funktionierten sie im Prinzip immer gleich. Dieser Anblick jedoch war einzigartig und voller Gefühle, die sich zu einer Atmosphäre vermischten, die SO wohl nie wieder entstehen würde.

Tausend Wahrheiten

Deidara sah Sasori verstohlen von der Seite an. Seit sie aufgebrochen waren hatte dieser noch nicht ein Wort von sich gegeben. Dabei hatte am Morgen noch alles ganz gut ausgesehen. Der Rothaarige hatte sich tatsächlich ein wenig von ihm aufmuntern und motivieren lassen. Seit sie allerdings bei Itachi gewesen waren, um dort die weiteren Schritte zu besprechen, hatte Sasori sich wieder Minute für Minute mehr hinter seiner absolut undurchdringlichen Fassade verbarrikadiert.
 

Gut, der Geologe musste zugeben, dass die Voraussetzungen nicht gerade als „gut“ zu bezeichnen waren. Seit den frühen Morgenstunden blockierte Sakura den Altarraum für irgendwelche „unaufschiebbaren Arbeiten“. Es war allen sofort klar gewesen, dass die beiden Verräter etwas ahnten und den Zugang zum Portal bewachten. Und als Hohepriesterin war es für Sakura nun wirklich kein Problem. Noch dazu fiel es niemandem auf, der sie nicht ohnehin bereits verdächtigte. Deidara seufzte. So mussten Nagato, Itachi und Neji vorerst umdisponieren. Eigentlich wollten die beiden Elitekrieger ihren Anführer zu diesem Treffen begleiten, doch Sasori war strikt dagegen gewesen. Der Blonde musste sich korrigieren. Wie ein verbocktes Kind hatte der Rothaarige nicht mit sich reden lassen, das traf es wohl eher, da dieser nicht wollte, dass die beiden im Zweifelsfall mit auffliegen sollten. Innerlich lächelte Deidara leicht. Eigentlich hatte Sasori auch nicht gewollt, dass ER mitkommt, aber da hatte sich der Krieger mit dem Falschen angelegt.
 

Wenn es einen Menschen gab, der aus netter Hartnäckigkeit eine verbohrte Sturheit machen konnte, dann er. Und nach einer Stunde hatte Sasori sich schließlich geschlagen gegeben. Es war zu niedlich gewesen, wie der Rothaarige schließlich noch versucht hatte, das Ganze als seine Idee zu verkaufen. „Ich würde deine Kindereien ja ZU gerne fortsetzen, aber wir haben bereits genug Zeit verschwendet mit dem Unsinn. Also beeile dich, ich warte nicht auf dich, wenn du trödelst...“ hatte dieser mit vor der Brust verschränkten Armen geknurrt. Leise gluckste der Blonde erheitert. Danach hatten sie bei Sasori daheim die letzten Vorkehrungen getroffen und waren nun auf dem Weg zurück in die Stadt. Sie passierten gerade das Tor, als Deidara in seinen Erinnerungen versunken war. Der Krieger sah ihn aus den Augenwinkeln an: „Was ist so lustig?“
 

Ertappt sah der Geologe auf und schüttelte den Kopf: „Nicht... so wichtig, ich musste nur gerade an etwas denken...“ - „Aha...“ Sie passierten mit eiligen Schritten die kleinen Gassen am Stadtrand, doch Deidara blieb Zeit genug, um sich etwas irritiert umzusehen. Die Menschen, an denen sie vorbei kamen, sahen sie allesamt recht verstimmt an. Andere tuschelten bei ihrem Anblick plötzlich leise. Wieder andere verschwanden in ihren Häusern oder der nächsten Gasse. Der Blonde stutzte. Er war nun schon ein paar Mal mit Sasori durch die Stadt gegangen, aber SO hatten sich die Atlanter beim besten Willen noch nicht benommen. Ihre Blicke waren von Wut, Verachtung, Hass oder Angst erfüllt. Bei vielen war es gar eine Mischung aus allem.
 

Je näher sie dem Tempel kamen, umso voller wurden die Straßen und umso bedrückender wurden die Blicke. Viele Bürger folgten ihnen seit einiger Zeit, andere umklammerten ihre Angeln oder Messer. Es jagte Deidara eine Gänsehaut über den gesamten Körper und einen eiskalten Schauer über den Rücken. Er konnte in den Augen mancher Person richtig sehen, wie gerne sie mit ihrem Messer auf den Krieger losgehen würde, gleichwohl aber wusste, dass es ein Himmelfahrtskommando sein würde. Der Blonde sah zu Sasori, der jedoch mal wieder keine Miene verzog und mit starrem Blick einfach weiterlief. Er schien es für nicht so besorgniserregend und bedrohlich zu empfinden, wie Deidara es tat. War das hier etwa das, wovon in den Aufzeichnungen die Rede war? Es gab nur ein Problem: er konnte schlecht einfach danach fragen.
 

Der Platz vor dem Tempel war ungewohnt voll. Auch hier wurden sie von allen Seiten angestarrt, mit Blicken aufgespießt und mit knackenden Knöcheln genauestens beobachtet. Sie hatten die Hälfte des Weges hinter sich gebracht, als sich ihnen eine Gruppe einfacher Soldaten in den Weg stellten. Sasori und Deidara blieben stehen. Der Blonde fühlte sich mehr als nur unwohl in seiner Haut. Diese Menschentraube, die sich um sie bildete, machte ihn verflucht nervös. Sasori jedoch verschränkte lediglich die Arme vor der Brust, sah einen der Soldaten an und fragte direkt heraus: „Würdet ihr vielleicht aus dem Weg gehen? Wir haben es eilig.“ Doch kein einziger der Kämpfer rührte sich auch nur einen Millimeter. Sasori seufzte genervt: „Wird es bald?! Das ist ein Befehl!“ Doch wieder einmal tat sich nichts.
 

Allmählich wurde es Deidara zu viel. Was sollte dieses Verhalten nur? Er trat an den vordersten Soldaten heran und keifte diesen frech an: „Sag mal, hörst du schlecht? Was soll das?“ Nun regte der Kämpfer sich, funkelte den Blonden aus hasserfüllten Augen an und knurrte bedrohlich: „Halt dich da raus, Kurzer. Geh aus dem Weg. Als Oberweltler hast du die atlantische Gastfreundschaft verdient, also nimm diese in Anspruch und mach dich nicht unglücklich damit, diesen... dieses Monster zu verteidigen. Du hast doch keine Ahnung, worum es hier geht.“ Der Soldat versuchte den Blonden zur Seite zu schieben, doch dieser drängte sich dem Atlanter wieder in den Weg und keifte aufgebracht weiter: „Was hast du da gerade gesagt? Monster??? Das... wie kommt ihr dazu so etwas zu sagen? Ihr seid widerlich!“ Plötzlich wurde der Kämpfer richtig zornig, knurrte einmal tief und laut, packte Deidara am Kragen. Abschätzig sah er auf den Geologen herab und hob eine Hand: „Widerstand gegen das Militär. Das ist auch für einen Oberweltler ein zu bestrafendes Vergehen! Also HAU AB!“
 

Der Blonde schloss die Augen und spürte, wie er von dem Soldaten herumgeschleudert wurde. Plötzlich jedoch stoppte die Bewegung abrupt. Zögerlich öffnete er seine Augen wieder und sah sich um. Der Arm des Soldaten, in dessen Fängen er sich noch immer über dem Boden baumelnd befand, wurde von einer verhältnismäßig zierlichen Hand festgehalten. Er brauchte nicht zu schauen, wessen Hand das war. Er wusste es auch so, wenngleich er es kaum zu glauben fähig war. Sein Blick wanderte ungläubig doch zur Seite und sah Sasori, der den Soldaten mit einem eiskalten Blick fixierte und bedrohlich grollte: „Du wagst es die Hand gegen einen unserer Gäste zu erheben? Du wagst es dich dem Befehl eines ranghöheren Kriegers zu wenden und die restliche Kompanie gegen mich aufzuhetzen? Das wird schwere Konsequenzen haben, das verspreche ich dir!“ Trotz der Tatsache, dass er körperlich deutlich stärker aussah, bildeten sich Schweißtropfen auf der Stirn des Soldaten. Angestrengt keuchte dieser: „Ja, das wage ich! Du hast dich nicht an deinen Teil der Abmachung gehalten und deshalb sind wir nicht länger an unseren gebunden!“
 

Sasori schien den Druck auf den Arm in seiner Hand noch ein wenig zu erhöhen, da der Kämpfer schmerzerfüllt stöhnte und Deidara endlich aus dessen Griff entließ. Dieser fiel unsanft zu Boden, rappelte sich jedoch rasch auf und stellte sich hinter den Rothaarigen. Mit knirschenden Zähnen fixierte Sasori sein Gegenüber und fauchte: „Was redest du da? Ich habe nicht gegen meinen Teil der Vereinbarung verstoßen!“ Plötzlich brüllte die gesamte Bürgerschaft um sie herum auf, bis bald der gesamte Platz von einem aufgeregten Tumult erfüllt war. Eine Frau brüllte neben ihnen laut los: „Ein Mörder und ein Lügner! Du Monster!“ Ohne eine Vorwarnung warf sie einen Stein auf Sasori, traf jedoch nicht.
 

Ein weiterer Soldat kam auf sie zu und hielt ihnen einen abgetrennten Kopf entgegen. Deidara schaffte es gerade eben, sich nicht vor allen zu übergeben. Die Haare waren vom Blut verklebt. Der rote Lebenssaft tropfte am unteren Stumpf auf den Boden herab, wobei hin und wieder auch ein angerissenes Stück Fleisch seinen Weg zur Erde fand. Der Soldat, der sich noch immer im Griff Sasoris befand, knurrte keuchend: „Und wonach sieht das aus? Du wurdest gesehen! Du hast dir wieder einen geholt! Und den Rest ausgelöscht! Kabuto hat dich gesehen, verdammt! Und DU spielst hier den Unschuldigen?“ Sasori riss vor Schreck die Augen auf und auch Deidara traute seinen Ohren nicht. Der Rothaarige schüttelte langsam den Kopf: „Das ist...“ Der Kämpfer brüllte: „Scher dich zum Teufel! MONSTER!“
 

Die Menschen um sie herum stimmten in die Beschimpfungen ein. Es raubte dem Geologen beinahe Atem und Verstand. Hunderte Menschen umzingelten sie und beschimpften Sasori als Mörder, Lügner, Monster, Untier und anderen Dingen, die Deidara einfach nur grässlich fand, selbst wenn ihre Anschuldigungen wahr gewesen wären. Doch was sollte er tun? Den Menschen sagen, was er gestern Nacht gesehen hatte? Den Rothaarigen bloßstellen und damit zugeben, dass er ihn beobachtet hat? Nur um letztlich festzustellen, dass diese Meute ihm ja doch nicht glaubte?
 

Doch dann nahm diese Hetzjagd eine Form an, die der Blonde nie für möglich gehalten hatte. Wie die Frau vor wenigen Augenblicken, fingen nun auch andere an, Sachen nach ihnen zu werfen. Steine, Stöcke, Seetang, Essen, was auch immer die Leute gerade in der Hand hatten. Ohne sich zu wehren stellte Sasori sich vor Deidara, fing einen Treffer nach dem anderen ab, und sah den Geologen an. In den Augen konnte der Blonde jedoch genau erkennen, wie beschämt, verletzt und verzweifelt der Krieger war. Der Rothaarige jedoch griff ihn am Arm und schob ihn in die Richtung zurück, aus der sie gekommen waren. Dieser Weg war immerhin der Einzige, der ihnen offen stand. Nicht einmal bis zu Itachi wären sie gekommen, diese Menschen machten ihre Botschaft mehr als deutlich: geh dahin zurück, wo du hergekommen bist!
 

Kabuto schritt die Treppen des Tempels hinab zum Platz herunter und lächelte süffisant. Das hatte ja noch besser funktioniert, als er gedacht hatte. Zufrieden beobachtete er noch in aller Ruhe, wie der Anführer der Eliteeinheit durch die Menschengasse wieder aus der Stadt geführt wurde und wie an einer anderen Stelle des Platzes die ehemalige Hohepriesterin und Itachi entsetzt einsehen mussten, dass sie rein gar nichts an der Situation ändern konnten. Er beschloss, sich auf den Weg zu machen, so lange der Aufruhr noch im Gange war und Sakura Tsunade mit fadenscheinigen Angelegenheiten ablenkte.
 


 

Eine halbe Stunde später erreichte Kabuto eine kleine Lichtung inmitten des Pilzwaldes und lächelte abermals zufrieden. Orochimaru erwiderte dieses und sprach mit öliger Stimme: „Da bist du ja. Und so wie es aussieht gibt es gute Nachrichten...“ Der Schriftführer verbeugte sich untertänig, ehe er nickte und freudig berichtete: „In der Tat, es gibt so einige gute Nachrichten, auch wenn es welche gibt, die nicht so erfreulich sind.“ Der Ältere legte ihm eine Hand auf die Schulter und führte ihn ein paar Schritte in das Dickicht hinein, wo nach einigen Metern ein paar Soldaten aus Izyras und einige junge Personen zum Vorschein kamen, die Kabuto nicht kannte. Orochimaru deutete auf eine Gruppe Felsen, auf denen sie schließlich Platz nahmen.
 

Der Ältere zeigte schließlich auf die jungen Personen und erklärte: „Das, mein Lieber, sind die zukünftigen Helden Izyras'. Während deiner Abwesenheit habe ich schon vor geraumer Zeit begonnen nach einer eigenen Eliteeinheit zu suchen. Nach zwei Jahren isoliertem Training bin ich überzeugt, dass, gerade auch aufgrund der wenigen Zeit, die uns noch bleibt, ein Test nun unausweichlich ist.“ Kabuto nickte und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen: „Einen besseren Zeitpunkt hättest du dir nicht aussuchen können...“ - „Warum?“ - „Lass mich erklären, aber ich muss etwas weiter ausholen.“ - „So viel Zeit muss sein. Wir dürfen uns keine Fehler erlauben. Nicht mehr jetzt!“
 

Abermals nickte der Schriftführer und begann zu erklären: „Nun, wir haben Verstärkung in den atlantischen Reihen bekommen. Eine junge Frau namens Sakura hat mich gedeckt, als ich durch die einstige Hohepriesterin und ihre Vision beinahe aufgeflogen wäre. Ich habe mir die Freiheit genommen sie in unsere Belange teilweise einzuweihen.“ - „Kabuto! Das ist viel zu gefährlich! Was soll das?“ - „Nun werde nicht wütend und höre erst einmal zu. Denn SIE ist jetzt Hohepriesterin und deckt meine privaten Angelegenheiten, wenn du verstehst. Und da sie sich zur Verräterin gemacht hat ist sie im Zweifelsfall erpressbar. Ich habe es wirklich gut durchdacht, denn ein Problem ist deutlich größer, als dieses einfältige Mädchen!“ Orochimaru sah auf: „Und das wäre?“ Leise seufzte der Schriftführer, um seinen Ausführungen die nötige Dramatik zu verleihen: „Tsunade ist nach wie vor völlig geblendet. Doch ihre alte Hohepriesterin und der Anführer der Spezialeinheit machen wir das Leben noch immer sehr schwer. Beinahe hätten sie mich zu diesem Treffen verfolgt und allmählich geht mir insbesondere dieser Sasori schwer auf die Nerven. Sakura ist dafür ganz gut geeignet, um ihn ein bisschen abzulenken, aber er hat mich ins Visier genommen und lässt sich auf normalem Wege nicht abschütteln.“
 

Nun kehrte sein siegessicheres Grinsen jedoch wieder zurück: „Ich habe mir ein paar Gedanken gemacht und mir ist da eine Idee gekommen. Ich habe sie bereits in Gang gesetzt.“ Der Ältere nickte: „Ich bin gespannt, erkläre es mir.“ - „Gerne. Ich musste ein paar unserer eigenen Leute opfern, nur damit du es weißt. So konnte ich behaupten, dass ich ihn dabei beobachtet habe, wie er sie zu einer seiner nervigen Marionetten gemacht hat. Er wurde vorhin aus der Stadt gejagt. Die Menschen sind bereits jetzt gegen ihn aufgelehnt, aber Tsunade hält große Stücke auf ihn. Was aber, wenn ich dir nun sage, dass wir es schaffen könnten eine Situation zu provozieren, in der er vor den Augen aller einen Köder umwandelt, dem er nicht widerstehen kann...“
 

Nun stimmte Orochimaru in das Grinsen mit ein und lachte trocken: „Du bist ein Lügner, ein Intrigant und ein Lump! Und darin bist und bleibst du der Beste!“ Er sah sich kurz um. „Uns bleibt jedoch nicht mehr viel Zeit. Ich glaube, wir sollten unsere kleine Elite zum Test schon einmal losschicken, nicht wahr?!“ Er sah einen der Soldaten an und fauchte: „Sieh zu, dass die Gruppe nach Atlantis kommt! Ihr kennt den Weg!“ Dann wanderte sein Blick zu einem jungen Mann mit hellem, fast weißem Haar, der beinahe unaufhörlich am Trinken war, und sprach mahnend: „Übertreibt es nicht, verstanden? Das ist eine Übung und ihr solltet davon ausgehen, dass sie euch noch überlegen sind. Ich möchte nur, dass ihr euch die Kampftechnik eurer Gegner einbläut und ihre Strategien kennenlernt.“ Die jungen Kämpfer verbeugten sich und verschwanden mit den Soldaten im Dickicht des Waldes.
 

Orochimaru blickte nun wieder seinen treuesten Vasallen an und nickte diesem zu: „Gut. Nun sind wir ungestört. Erkläre mir, was dir vorschwebt...“
 


 

Seit Deidara Sasori inmitten der Menschenmenge aus den Augen verloren hatte, war er alleine auf ein Ziel fixiert. Er wusste einfach, dass er den Rothaarigen wieder dort finden würde. Das, was er vor nicht einmal einer Stunde erlebt hatte, war die Hölle gewesen. Und dabei galten diese Anfeindungen nicht einmal ihm. Es machte ihn rasend vor Wut, wie dumm und engstirnig diese Menschen doch waren. Sie glaubten die Wahrheit einfach nicht. Aufgebracht stapfte er die letzten Meter des Pfades herunter und reduzierte sein Tempo ein wenig, als er um die letzte Ecke bog.
 

Sasori war augenblicklich hierher gekommen. Er hatte alleine sein wollen und darüber hinaus musste er sich die Überreste dieser Schmach abwaschen. Nicht nur die materiellen. Und die psychischen konnte nur immer dieser Wasserfall reinwaschen. Er war so inspirierend und magisch für ihn, gab ihm das Gefühl in einer Welt zu leben, die von Schönheit und natürlicher Perfektion erfüllt und gemacht war. Eine Welt, die einfach nur existierte, ohne zu verurteilen. Das Wasser des Beckens reichte ihm bis knapp unter den Bauchnabel und wurde durch die herabrauschenden Wassermassen aufgewirbelt und aufgeschäumt. Das Wasser spülte die letzten Reste an Seetang aus seinen Haaren, während er mit geschlossenen Augen dastand, den Kopf in den Nacken gelegt, und es auf sein Gesicht herunter prasselte. Neben dem Dreck wusch das Wasser auch seine Tränen hinfort, die sich übermächtig in seinen Augen angesammelt hatten.
 

Seine Gedanken jedoch konnte das Rauschen dieses Mal nicht übertönen. Unaufhörlich kehrten die Bilder zurück, unerbittlich sprach diese Stimme auf ihn ein, die ihm sagte, was für eine Schande und ein Ungeheuer er doch war. Er konnte diesen Menschen nicht einmal böse sein, sie hatten doch Recht. Vielleicht hatte er dieses Vergehen nicht begangen, aber was machte es denn mittlerweile für einen Unterschied? Auch wenn er es nicht war, aber er fühlte sich vom Scheitel bis zum Zeh schuldig. Und wieso fühlte man sich schuldig? Weil man es doch war... Er seufzte. Was machte es für einen Sinn, dass er sich schuldig fühlte, obwohl er keine Schuld trug? Da war es doch viel einleuchtender, dass er dieses Gefühl in sich hatte, weil er sich auch etwas hatte zu schulden kommen lassen. Wieder einmal hatte er alle enttäuscht. Und allmählich war er sich auch nicht mehr sicher, ob er nicht vielleicht doch etwas getan hatte. Er konnte es nicht mehr unterscheiden. Die gesamte Stadt WUSSTE, was er getan hatte. Doch er selbst... Sasori ließ den Kopf auf seine Brust sinken und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Er war sich nicht sicher. Es konnte sein. Es war möglich, doch er hatte doch nichts getan... oder doch? Wer war er schon, sich dem Urteil und dem Wissen eines ganzen Reiches zu widersetzen?! Wer war er schon, dass nicht einmal mehr die Soldaten seinen Befehl ausführten?!
 

Wieder begannen Tränen in seinen Augen zu brennen, doch er versuchte mit aller Macht, diese daran zu hindern. Kabuto. Er soll ihn dabei gesehen haben. Sein Kopf wusste, dass es eine Intrige, eine Ablenkung und ein ungemein falsches Spiel gewesen war, ein bewusster Bluff, der ihn an der Verfolgung des Schriftführers hindern sollte und auch gehindert hat. Doch seine verdammten Gefühle, die konnten es so einfach nicht empfinden. Sie sagten ihm, dass es seine Schuld war, dass es Recht so war und dass er es verdient hatte. Und dass es ihm trotzdem so unendlich weh tat. Seufzend strich er sich mit den Händen die Haare aus dem Gesicht nach hinten. Diese verhassten Gefühle, die in ihrer Zusammensetzung gar keinen Sinn ergaben. Wie konnte nur etwas so höllisch weh tun, was er gleichermaßen verdient hatte? Wieso quälten sie ihn immer nur? Wieso konnten sie nicht einmal verstummen und ihr Dasein aufgeben? Wieso verbot man ihm diese Erlösung nur?
 

Eine ihm mittlerweile bekannte Stimme riss ihn aus den Gedanken: „Hey... Sasori...“ Der Rothaarige sah auf und entdeckte Deidara, der am Ufer des Wasserbeckens stand und ihn mitleidig ansah. Schamesröte schoss Sasori augenblicklich ins Gesicht. Er wandte den Blick ab und sprach mit gepresster Stimme: „Bitte geh...“ Der Blonde verschränkte die Arme vor der Brust und schüttelte den Kopf: „Nein, das werde ich nicht.“ - „Deidara! Bitte geh! Und sieh mich nicht an...“ Genervt schnaubte der Geologe, zog seine Schuhe aus und trat in das frische Wasser, ehe er Sasori abermals ansah und wieder den Kopf schüttelte: „Warum? Ich möchte dir helfen, verstehst du das nicht?“
 

Plötzlich fuhr der Rothaarige wütend herum und schrie: „Verdammt, jetzt geh! Ich habe deine Hilfe nicht nötig! Mach dich nicht unglücklich...“ Seine Stimme wurde wieder leise und verkümmerte fast zu einem Flüstern. „Ich verdiene es nicht... Sie haben doch Recht...“ Er hob seine Hände ein Stück und starrte diese an: „Weißt du, wie viel Blut an diesen Händen klebt? Wie viele Menschenleben diese Hände ausgelöscht haben? Doch nie haben sie etwas Gutes getan... und ich herrsche über sie. Ich gebe ihnen die Befehle... Was sollen sie denn in mir anderes sehen, als ein Monster?“ Deidara schritt langsam weiter auf den Krieger zu. Wieder konnte er es nicht verhindern, dass er durch den Schmerz, den er deutlich von Sasori ausgehen spürte, mitfühlend schaute. Sanft schüttelte er den Kopf: „Das ist nicht wahr. Nur, weil sie es immer wieder so sagen heißt das doch nicht, dass es wahr ist...“ Aus den Augenwinkeln sah der Rothaarige Deidara an und lachte trocken auf: „Nicht? Du hast doch selbst so gedacht...“
 

Die Hose des Blonden sog sich mit Wasser voll, doch es war ihm egal. Alles war ihm egal, bis auf eine einzige Sache: Sasori. Seufzend nickte der Geologe: „Ja, ich HABE so gedacht. Aber ich habe mich eines Besseren belehren lassen und das sollte die anderen auch tun. Du bist kein Monster!“ - „Doch! Verdammt, verstehst du es nicht? Ich mache aus Menschen Marionetten! Ich entspreche nicht den Anforderungen, die sie an mich stellen! Sie wollen doch nur, dass ich besser werde! Und es ist doch so, ich bin ohne meine grausige Technik miserabel! Sieh mich doch an... Ohne meine Marionetten bin ich eine Witzfigur! Nicht würdig, um den Befehl über diese Einheit zu haben, darum geht es!“
 

Mittlerweile stand Deidara das Wasser bis knapp über die Knie und noch immer fixierte er den Rothaarigen mit sanftem Blick, sprach mit gedämpfter Stimme: „Nein, das ist nicht wahr. Kabuto stand auf den Stufen des Tempels, ich habe ihn dort gesehen. Er will dich fertig machen. Und die Menschen glauben diesem Affen auf zwei Beinen auch noch, doch das hast du nicht verdient! Jeden Tag denkst du nur daran, Atlantis gegenüber deine Pflicht zu verrichten! Glaubst du etwa, das tut außer dir auch nur ein einziger von ihnen?“ - „Sicher! Sie SIND Atlantis, aber das werde ich nie sein! Egal, wie nahe ich daran kommen sollte, aber ich werde diese Gunst niemals erfahren!“ - „Sasori, es ist doch gar nicht nötig. Denk doch mal drüber nach: du bist nicht aus Atlantis, diesem Reich aber so bedingungslos ergeben, wie es sonst wohl niemand ist. Du kämpfst für Atlantis, du trainierst für Atlantis, du lebst für Atlantis, du denkst für Atlantis und, Herrgott nochmal, du LEIDEST für Atlantis... durch Atlantis! Ein jeder dieser Ignoranten wäre ein tausendmal besserer Bürger, würde er sich nur eine Scheibe von dem abschneiden, was du für Tsunade und ihr Reich tust. Aber statt dass du es dir danken lässt, stellst du dich da hin und lässt dich noch bestrafen und verunglimpfen, nur damit sie deine Integrität nicht in Frage stellen!“
 

Aufgeregt atmete Deidara einmal tief ein und aus, ehe er die letzten Schritte zu Sasori aufschloss und sich nun auch sein Hemd mit Wasser voll sog. Der Rothaarige wich seinem Blick trotzig aus, versuchte die Röte aus seinem Gesicht zu vertreiben und wurde allmählich nervös. Unsicher wich er einen Schritt zurück und raunte tonlos: „Wie willst du dir da ein Bild drüber machen? Du bist ein paar Tage hier und meinst darüber ein Urteil fällen zu können?“ Er verschränkte die Arme. „Was willst du eigentlich? Ich... ich verstehe es nicht! Wieso, um alles in der Welt, ist es dir so wichtig mich von diesen Argumenten zu überzeugen?“ Lächelnd schloss der Blonde abermals auf, legte Sasori seinen Zeigefinger unters Kinn und hob dessen Gesicht vorsichtig an, bis sie sich in die Augen sahen: „Weil du mir wichtig bist...“
 

Der Rothaarige begann leicht zu zittern. Er wusste eigentlich nicht, wieso er das tat. Diese Worte... sie fühlten sich verboten gut an. Wieder gerieten die unterschiedlichen Gefühle in ihm in einen Konflikt. Es war atemberaubend gut zu hören, dass er jemandem wichtig war. Aber... konnte das wirklich wahr sein? Seine Großmutter hatte dies einst auch behauptet und ihn dann fortgeschickt. Tsunade hatte ihn einst so aufgenommen, und dann mit Regeln, Pflichten und drohenden Sanktionen an seine Aufgaben gefesselt. Konan sagte es noch, doch er hatte sie enttäuscht und hängen gelassen. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis auch sie sich abwenden würde und Nagato hatte ja bereits einen zwar anderen, aber extrem hohen Stellenwert in ihrem Leben eingenommen. Und Deidara? Wie konnte er behaupten, dass er diesem wichtig war, wenn er doch genau wusste, dass sich ihre Wege doch bald wieder trennen würden?
 

Deidara sah den Kampf, den Konflikt in den Augen Sasoris und seufzte leise: „Vielleicht kannst du es mir noch nicht glauben, aber es ist so... Ich kann es dir auch nicht erklären, ich weiß einfach, dass du ein wundervoller Mensch bist, der es nicht verdient hat so behandelt zu werden. Du solltest nicht die Wunden dessen tragen, das du mit deinem Leben verteidigst...“ Vorsichtig hob er eine Hand und strich über einige Blutergüsse, die an Sasoris Armen zu sehen waren. Erschrocken zuckte dieser zusammen und stolperte ein paar Schritte bis hinter das von oben herabfallende Wasser zurück. Lächelnd folgte Deidara hinter den Wasserfall und hauchte: „Du musst vor mir keine Angst haben. Ich würde dir niemals weh tun...“ - „Hör auf... du... ich... mach doch die Augen auf! Sieh mich an! Du bist doch nicht bei Sinnen, so etwas wirklich... zu mögen...“
 

Wieder streckte der Blonde seine Finger aus und strich über die weiche blasse Haut, bis Sasori zurücktaumelte. Dieses Mal jedoch beendete die Felswand dessen Bemühungen. Unruhig begann der Rothaarige, sich an den Felsen festzukrallen zu versuchen, während sich Deidara schließlich direkt vor ihn stellte und lächelte: „Du bist kein Etwas, Sasori. Du bist ein Jemand. Und ich... finde dich...“ Nun schlich sich auch die Röte auf seine Wangen. Seine Stimme war nur noch ein Flüstern: „Ich finde dich wunderschön...“
 

Mit großen Augen sah Sasori den Blonden plötzlich an. Wunderschön? Er schlug die Hand vor den Mund. Was ging in diesem Oberweltler nur vor? Er wollte sein Freund sein, fand ihn... schön? Mit zitterndem Körper merkte er, wie Deidaras Finger zärtlich über seine Schultern glitten. Wieder einmal machte sich Panik in ihm breit. Es war egal, was er selbst davon hielt, und er empfand es wahrlich nicht als unangenehm, der Blonde musste damit aufhören. Es war nicht rechtens. Er durfte diese Berührungen nicht zulassen. Zumindest nicht, so lange er noch als potentieller Kandidat für die Nachfolgerin zur Verfügung stehen musste. Wie alle anderen auch. Doch gleichzeitig brannten diese Berührungen wie Feuer, ließen ihn so gut fühlen, wie er es noch nie erlebt hatte. Ein leises von Schreck geprägtes Keuchen verließ seine Lippen, als die Finger des Geologen langsam an seiner Brust entlangglitt. Wie Fieber fühlte sich das an, was Deidara mit ihm tat. Ihm wurde heiß und das Atmen fiel ihm immer schwerer.
 

Zaghaft brachte Sasori seine Hände zwischen sich und den Blonden und keuchte leise: „Was tust du da? Bitte, lass das...“ - „Wieso? Ist es dir unangenehm, dass ich dir nicht weh tue, sondern...“ - „Das ist es nicht! Es geht nicht! Ich darf das nicht...“ Deidara sah dem Krieger in die Augen. Es war ihm ein Rätsel, wie all diese Menschen den Rothaarigen falsch verstehen konnten. Alles, was sich in diesem abspielte, spiegelte sich in den dunklen Seelenspiegeln wieder. Sasoris Augen verrieten, wie hin und her gerissen dieser war. Sie verrieten, dass dieser es nicht als unangenehm empfand, doch irgendetwas lähmte den Krieger. Deidara wusste nicht was es war. In diesem Augenblick musste er auch gestehen, dass es ihm egal war. Vermutlich hatte Sasori lediglich wieder das Gefühl es nicht zu dürfen, im Prinzip sprach nichts dagegen.
 

Zärtlich ließ er seine Hände wieder nach oben wandern, über die Brust, auf die Schultern, bis in den Nacken, wo sie sich ineinander verhakten und Sasori näher zu sich zogen. Unendlich liebevoll sah Deidara sein Gegenüber an und seufzte zufrieden. Wie feinste elektrische Ströme pulsierten die Berührungen von seinen Fingern aus durch seinen gesamten Körper. Das Rauschen des Wasserfalls schien immer leiser zu werden. Ein Kribbeln entstand in ihm, das ihn von Kopf bis Fuß erfüllte. Das Wasser reflektierte das bläuliche Glimmern Sasoris und funkelte an der unebenen Oberfläche der Felsen, die sie großteils umgaben. Der perfekte Moment. Bisher...
 

Sasori spürte, wie der Blonde sich noch etwas annäherte. Schon zum Zweiten Mal war da etwas während sie sich so nahe waren, das deutlich gegen ihn drückte. Entschuldigend lächelte Deidara: „Es tut mir Leid, aber ich sagte ja... ich finde dich wunderschön...“ Der Rothaarige war irritiert und bemerkte nicht, wie der Geologe mit seinem Gesicht näher kam. Erst als sich ihre Nasenspitzen berührten, wurde ihm diese geringe Distanz erst klar. Wie konnte er verhindern, dass das passierte? Wollte er es verhindern? Musste er es verhindern?
 

Langsam schloss Deidara die Augen und schob sein Gesicht Millimeter für Millimeter nach vorne. Eine hauchzarte, flüchtige Berührung ihrer Lippen entstand. Nicht voneinander getrennt, aber noch lange nicht vereint. Der Blonde hörte nur noch seinen Herzschlag. Spürte diesen in jeder Ader. Doch dann wurde er brutal in die Realität zurückgeholt. Ein ohrenbetäubender Lärm brach aus. Grollend donnerte der Klang mehrerer Hörner durch den fast lautlosen Wald. Deidara wusste nicht, was dies war. Sasori jedoch kannte dieses Signal sehr gut. Er schob Deidara bestimmt von sich und sah sich um, wieder ganz in seinem Element: „Verdammt! Das ist das Warnsignal: Atlantis wird angegriffen...!“

Merkwürdige Gegner

Noch immer ziemlich sauer ließ sich Deidara auf dem Tempelplatz von Sasoris Rücken gleiten und verschränkte die Arme. Wer auch immer es gewagt hatte, genau im absolut und peinlichst falschen Augenblick in die Stadt einzufallen, der hatte sich mit dieser Aktion einen wirklich verstimmten Oberweltler zum Feind gemacht. Alleine die Tatsache, dass er aus Zeitmangel von dem Rothaarigen Huckepack im Eilverfahren mitgenommen wurde, stimmte ihn geringfügig gnädiger. Aber kaum so viel, dass es ausgereicht hätte um den verpatzten perfekten Moment wieder gut zu machen. Sein giftiger Blick wanderte zu Kabuto, der selbstgefällig an der Seite der atlantischen Herrscherin stand und sich darin versuchte, überrascht und betroffen zu wirken.
 

Konan kam auf die beiden zu gerannt und sah Sasori ängstlich an: „Da bist du ja. Am Seeufer sind feindliche Einheiten in die Stadt gedrungen!“ Der Krieger nickte: „Gut, ich mache mich auf den Weg... wenn ich nicht immer erst in die Stadt kommen müsste...“ Er stockte. „Ach, egal. Ich beeile mich.“ Deidara beobachtete die beiden missmutig. In diesem Augenblick ging ihm die einstige Hohepriesterin ziemlich auf den Zeiger. Er schob sie einfach ein Stück zur Seite und sah dem Rothaarigen in die Augen: „Sei vorsichtig, okay?“ Sasoris Gesicht färbte sich abermals in einem tiefen Rot, doch er nickte und versuchte zu lächeln: „Natürlich... bis später.“ Dann lief er los.
 

Die Blauhaarige sah den Geologen irritiert von der Seite an und legte den Kopf schief: „Was ist denn mit dir los?“ - „Naaaaa, egal! Ehrlich!“ Grummelnd und schimpfend trottete der Blonde zu seinen Kollegen herüber, während Konan diesem hinterher sah und leise schmunzelte. Selbst in den bedrohlichsten Situationen war ihr Deidara auf eine solch niedliche Art sympathisch, dass es sie immer wieder, wenn auch nur für einen kleinen Augenblick, aufheiterte. Leicht mit dem Kopf schüttelnd folgte sie dem Beleidigten zu den anderen Wissenschaftlern.
 


 

Sasori erreichte das Festland am Rande der Stadt und blieb wie angewurzelt stehen. Mit geschultem Blick versuchte er sich einen Überblick über die Situation zu machen, doch dieser Kampfplatz wirkte bereits im ersten Augenblick völlig anders, als sie es gewohnt waren. Etwa ein Dutzend Soldaten aus Izyras lagen bereits am Boden, in einer Lache aus ihrem eigenen Blut. Hier und dort waren abgetrennte Gliedmaße zu sehen, manch ein Körper war kaum mehr als solcher zu erkennen. Zufrieden folgerte Sasori, dass sich offenbar Gaara und Sasuke um diese Arbeit gekümmert hatten. Neji hatte seine Aufgabe ebenfalls bereits erledigt und etwa fünf Raptoren ausgeschaltet. Doch die Luft schien zu vibrieren, seine Truppe stand mit dem Rücken zu ihm, bis in die Haarspitzen angespannt und noch immer kampfbereit. Und ihnen gegenüber...
 

Er schloss zu den anderen Elitekriegern auf, die ihn beinahe erleichtert ansahen. Itachi, der direkt neben dem Rothaarigen stand, fasste die Lage gewohnt kurz zusammen: „Wir haben ein Problem. Das sind keine normalen Soldaten, Sasori.“ Plötzlich platzte Naruto lautstark los: „Echt jetzt! Die haben total die krassen Sachen drauf, so wie wir.“ Itachi verdrehte zwar die Augen kurz, nickte aber: „Ich dachte, dass diese Fähigkeiten nur in Atlantis trainiert werden, aber...“ Eine rothaarige junge Frau mit einer markanten Brille auf der Nase trat zwischen ihren Gegnern hervor und keifte: „Könntet ihr jetzt mal mit dem Schwatzen aufhören? Kommt her, ihr Feiglinge! Los, Suigetsu, mach dich nützlich und greif endlich mal an...“
 

Mit zusammengekniffenen Augen beobachtete Sasori, wie sich augenscheinlich ihr Gegner mit dem Namen Suigetsu an die Rothaarige wandte und genervt giftete: „Maul halten, Karin! Nerv nicht!“ Er sah zu den atlantischen Kämpfern und grinste. „Aber gut... weiter geht’s!“ Sasori trat einen Schritt zurück und gab seinerseits den Befehl: „Los, Angriff! Ich muss mir ein Bild vom Kampf machen. Ihr wisst, was ihr zu tun habt!“ Sasuke, Itachi, Neji, Naruto und Gaara stürmten nach vorne, während er selbst im Hintergrund blieb, Hiruko und einige andere Marionetten rief, diese ebenfalls in die Offensive schickte, und sich von hinten den Kampf ansah. Der erste Eindruck war durchaus positiv für seine Truppe, da sie zu sechst fünf Gegnern gegenüberstanden. Rasch verteilte sie sich eins gegen eins.
 

Sasori blickte zu Naruto, der einem Kerl gegenüberstand, der es rein äußerlich bereits in sich hatte. Für den Bruchteil einer Sekunde schoss dem rothaarigen Anführer der Gedanke durch den Kopf, dass er es mit einer solchen Erscheinung NOCH elendiger und schwerer gehabt hätte. Die gesamte Gestalt wirkte wie alleine aus Grautönen erschaffen, um den Hals trug sie eine Kette aus wuchtigen roten Perlen. Doch was wahrlich absonderlich war, das war der zweite Kopf, der aus dem Rücken dieses Kämpfers ragte. Zu Sasoris Missfallen schienen in diesem Duell zwei äußerst gesprächige und gleichwohl überhebliche Krieger aufeinander zu treffen. Naruto grinste süffisant und versuchte, was er gerne tat, zu provozieren: „Na komm schon! Oder hast du etwa Angst?“
 

Ehe der Gegner mit einem überheblichen Lachen fertig war, überblickte Sasori rasch die Positionen der einzelnen Duelle. Naruto war mit seinem Gegner dem Wald am Nächsten. Die restlichen Auseinandersetzungen erstreckten sich von dort aus über den gut 200m langen Strand bis zum Ufer des großen Sees. Dann richtete der Rothaarige seine Aufmerksamkeit wieder auf Naruto und seinen Gegner. Der feindliche Kämpfer hatte sich endlich wieder beruhigt und sprach mit arrogantem Ton: „Komm du doch, du kleiner Angeber. Niedlich, wie ihr alle in derselben Rüstung herumlauft. Kleiner, aber feiner Tuckenverein...“ Ehe Naruto antworten konnte, ertönte vom Gegner aus eine zweite Stimme: „Sakon, jetzt halt die Klappe und mach endlich!“
 

Naruto verzog das Gesicht angewidert, als ihm klar wurde, dass da gerade der zweite Kopf gesprochen haben musste. Doch dieser Ausdruck verging ihm rasch, als sich am und offenbar auch im Körper seines Gegenüber plötzlich etwas tat. Erschrocken kreischte er auf, als plötzlich ZWEI Gegner vor ihm standen, die sich wie ein Ei dem anderen glichen und nur durch die rote Perlenkette voneinander zu unterscheiden waren. Der Träger dieser Kette lachte laut über den belämmerten Gesichtsausdruck des Blonden: „Darf ich vorstellen? Mein Zwillingsbruder Ukon.“ Dieser fauchte gereizt: „Schluss damit! Auf geht’s!“ Ohne Vorwarnung schleuderte er plötzlich Drahtseile auf Naruto zu. Sasori spannte sich an und wartete. Noch rührte der Blonde sich nicht. Mit einer winzigen Bewegung seiner Hand schnellte Hiruko auf seinen Kollegen zu.
 

Doch zu seiner Erleichterung kam Naruto endlich in die Puschen und lenkte die pfeilschnellen Drahtgeschosse im letzten Augenblick mit seinem Katana ab, das er standardmäßig, wie die gesamte Elite, bei sich trug. Doch immer und immer wieder peitschten die Drähte auf ihn ein und zwangen ihn in eine dauerhaft defensive Haltung. Schimpfend wehrte er einen Angriff nach dem anderen ab, wurde durch die Wucht, mit der die Drähte auf die Klinge trafen, Schritt für Schritt weiter nach hinten gezwungen.
 

Dennoch wandte Sasori sich weiter zum nächsten Duell. Wenn er eines wusste, dann dass Naruto am Besten unter Druck arbeitete. Er würde sich nicht in die Ecke drängen lassen, sondern irgendwann einfach nur so sauer darüber werden, dass er es beinahe zugelassen hätte. Und dann würde er sich schon etwas einfallen lassen, um den Spieß herumzudrehen. Darüber hinaus war der Rothaarige selber schließlich auch noch da, nur für alle Fälle.
 

Direkt neben Naruto und diesen Zwillingsbrüdern kämpfte Neji gegen einen deutlich größeren Kerl mit orangerotem Haar. Der Gegner schien ein paar Jahre älter zu sein und war von einer auch für Sasori beeindruckenden körperlichen Statur. Schier jeder Millimeter schien pure Muskelkraft zu sein. Etwas skeptisch musterte er den gegenüberstehenden Neji, der im Vergleich dazu fast verloren wirkte. Doch Sasori wusste, dass dies sicherlich nicht der Fall war. Im Gegensatz zu Naruto und diesem Sakon hielten sich diese beiden Gegner nicht mit großen Worten oder Provokationen auf. Sie waren bereits in einen erbitterten Nahkampf verstrickt.
 

Es schien ein mehr oder weniger ausgeglichener Kampf zu sein, wenngleich auch dieser Gegner mit Fähigkeiten auffiel, die absolut sonderbar anmuteten. Frustriert darüber, dass er den flinken und deutlich schnelleren Neji nicht richtig zu treffen fähig war, hielt der Große kurz inne, grinste breit und... Sasori seufzte. Was waren das nur für Gegner? Der Arm des Großgewachsenen veränderte seine Form. Scheinbar so weich wie Lehm pulsierte das Körperglied und veränderte sich. Nach und nach formte sich eine riesige Pranke, die selbst das Ausmaß der Läufer eines Raptors übertraf. Der Kerl grinste erneut und funkelte Neji an: „Du hast die Raptoren getötet, doch sie haben mir gesagt welche Technik zu benutzt hast. Wollen wir doch mal sehen, wie du damit zurecht kommst, Kleiner...“
 

Wie gewohnt behielt Neji die Ruhe und lächelte leicht: „Worauf wartest du dann noch?“ Abermals schossen die beiden aufeinander zu, wobei es dem Blinden dieses Mal deutlich schwerer fiel, dem riesigen Auswuchs seines Gegners auszuweichen und nahe genug an diesen heranzukommen. Mit einem Volltreffer wurde der Atlanter zurückgeschleudert, rappelte sich jedoch sofort wieder auf. Nun doch sichtlich genervt wischte er sich das Blut von der Lippe und hielt einen Augenblick lang inne. Er war zu sehr Stratege, um diesen Fehler zwei Mal zu begehen. Er musste eine andere Möglichkeit finden, diesen Riesen zu treffen.
 

Dann lächelte er diesem zu, hob seine Hand und konzentrierte sich einen Augenblick. Wie er es geplant hatte, versuchte der Große diese vermeintliche Unterbrechung zu nutzen und stürmte wieder auf ihn zu. Das blaue Leuchten Nejis verstärkte sich um seine Hand immer mehr, wandelte sich zu einem beinahe gleißenden Strahlen. Er fixierte den Herannahenden, wartete auf den richtigen Augenblick. Kurz bevor dieser schließlich bei ihm war, schnellte Nejis Hand auf seinen Gegner zu, ohne diesen jedoch auch nur zu berühren. Das Licht dimmte wieder auf das normale Leuchten herab, der Großgewachsene jedoch flog in hohem Bogen durch die Luft. Abermals lächelte Neji, machte einen geübten Sprung und verschwand für einen kurzen Augenblick. Der Krieger aus Izyras suchte akribisch die Umgebung nach dem Blinden ab. Er hatte diesen offenbar unterschätzt. Und schließlich bekam er die Quittung für diesen Fehler.
 

Neji tauchte hinter dem Izyrianer auf. Sein Gegner spürte lediglich eine leichte Berührung, doch augenblicklich schmerzte alles in seinem Körper. Etwas Fremdes schien in ihn eingedrungen zu sein. Etwas, das seine Lungen zu zerquetschen schien. Und dann traf ihn ein Schlag, den er dem Kleinen wahrlich nicht zugetraut hätte. In rasanter Geschwindigkeit rauschte er zu Boden, um dort mit einem Donnern und emporschießender Erde schmerzhaft aufprallte. Neji hingegen landete leichten Fußes neben ihm und sah auf den Gegner herab. Er war sich sicher, dass dieser vorerst keinen Ärger mehr machen würde.
 

Sasori war sehr zufrieden mit Nejis Arbeit und rief diesem von hinten zu: „Neji! Schau, wo du helfen kannst! Ich habe den Kerl im Auge!“ Der Blinde sah sich um und entschied sich dafür vorerst Naruto zu unterstützen. Der Rothaarige wandte sich weiter um und stutzte kurz. Vorhin waren es doch noch fünf Gegner gewesen, doch nun kämpfte Gaara gegen einen weiteren, Itachi und Sasuke kümmerten sich jedoch gemeinsam um den Typen namens Suigetsu. Skeptisch sah Sasori sich um. Wo war diese Karin?
 

Sein Blick wanderte zurück zu der Staubwolke um den großen Kerl mit den orangeroten Haaren, der bis gerade eben noch gegen Neji gekämpft hatte. Die leuchtend roten Haaren der Frau waren deutlich zu erkennen. Sasori kniff die Augen zusammen, bis er erkannte, was diese dort tat. Leise flüsterte er, mehr zu sich selbst, als zu irgendwem sonst: „Verflucht, eine Heilerin...“ Augenblicklich schickte er zwei seiner Marionetten zu Karin, die sie bei ihren Bemühungen immer wieder mit Nahkampfangriffen störten.
 

Dann wandte er sich wieder Gaara zu, der einem wieder seltsamen Typen gegenüberstand. Der Gegner hatte schneeweißes Haar. Dessen Gesicht wurde von zwei Zöpfen umrahmt, auf der Stirn trug er zwei rote Punkte und seine Augen wurden von roten Strichen betont. Sasori wunderte sich, wieso dieser Gegner kaum etwas an Rüstung trug. Nach den ersten Eindrücken konnte er sich kaum mehr vorstellen, dass dies ein Zufall war, da dieser Kerl gegen Gaara kämpfte und noch immer aufrecht stand und er Orochimarus Kämpfer mittlerweile zu gut kannte, als dass sie irgendetwas dem Zufall überlassen würden. Nicht einmal die gewöhnlichen Soldaten taten dies. Und dann wurde ihm klar, wieso der Gegner mit freiem Oberkörper auf dem Kampffeld stand.
 

Als wäre es das Normalste der Welt, wuchsen dem Weißhaarigen plötzlich Knochen aus seinem Körper. Aus den Schultern, den Ellbogen und den Knien ragten spitze Knochenfragmente, die seinen Körper wie eine Rüstung schützten. Dann hob er seine Hände und richtete diese auf Gaara. Aus seinen Fingerspitzen schossen feine, spitze Geschosse, die ebenfalls aus Knochen waren, und schnellten auf den Atlanter zu. Gaara jedoch lächelte lediglich gelangweilt. Sein Sand schoss aus seiner Flasche heraus und wehrte die Knochenpfeile einfach ab. Genervt sah sein Gegner auf und schnaubte verächtlich. Er kam schlichtweg gegen diese Verteidigung mit seinen bisherigen Versuchen nicht an. Angestrengt überlegte er, ob er seine Fähigkeiten deutlich mehr ausschöpfen sollte, auch wenn es nur ein Training sein sollte. Doch immerhin musste er ja herausfinden, wie gut sein Gegner war.
 

Der Weißhaarige begann erneut seine Körperstruktur zu verändern. Die spitzen Knochen verschwanden wieder, doch sofort wuchs ihm ein neues Stück aus seiner Schulter heraus. Er nahm es in die Hand und Sasori hielt für einen Augenblick den Atem an. Aus dem Knochen war so etwas wie ein Schwert geworden. Der Weißhaarige lächelte zufrieden und stürmte auf Gaara zu. Er musste diese Sandbarriere durchbrechen. Es war offensichtlich, dass ihre einzige Schwäche die Geschwindigkeit zu sein schien. Er musste schlichtweg schneller sein. Gaara spannte sich an und beobachtete sein Gegenüber. Er wusste nicht genau, was dieser nun vorhatte, aber er richtete sich nach Möglichkeit auf alles ein. In seinem Training hatte er genau gelernt, worin seine Schwachstellen lagen und auf diese konzentrierte er sich besonders.
 

In einer unmenschlichen Geschwindigkeit schnellte das Schwert bei ihrem Aufeinandertreffen immer wieder auf ihn zu. Gaara merkte, dass sein Sand immer mehr Schwierigkeiten bekam, die Angriffe zu parieren. Eigentlich hätte er durchaus genervt sein können, doch dem war definitiv nicht so. Es war eine Abwechslung für den Rothaarigen mal einen Gegner vor sich zu haben, der eine Herausforderung darstellte. Kein bloßes Opfer. Er formte eine Faust aus weiterem Sand und ließ diese nun seinerseits in die Offensive gehen. Sein Gegner jedoch wich tatsächlich aus und setzte erneut zum Angriff an. Da er damit nicht gerechnet hatte, reagierte Gaara nicht schnell genug. Nach ein paar blitzschnellen Schwerthieben durchbrach der Knochen seine schützende Sandhülle und traf ihn an der Schulter.
 

Rotes Blut sickerte heraus und ein Schmerz erfüllte ihn, den er bisher nur höchst selten zu fühlen bekam. Und Gaara wurde sauer. Er wandte sich, während das Knochenschwert seinen Körper blutrot gefärbt wieder verließ, zu Sasori und knurrte: „Alles im Griff, misch dich nicht ein!“ Lächelnd nickte der Angesprochene: „Ist gut.“ Er verließ sich auf Gaaras Einschätzung. Dieser wandte sich schließlich wieder seinem Gegner zu und starrte diesem einen Augenblick lang lediglich in die Augen. Dieser bittersüße Schmerz, der von seiner Schulter ausging... Eigentlich war er sogar geneigt, diesem Schneemann dafür zu danken, doch niemals würde er das auch wirklich tun. Dieses Gefühl lebendig zu sein, erfüllte ihn nur mit deutlich mehr Kampfgeist. Nach einigen Sekunden der absoluten Kampfstille schnellte urplötzlich seine Sandfaust wieder auf den Weißhaarigen zu, der seinerseits durch Gaaras Verletzung nicht mit einer solchen Entschlossenheit und solcher Stärke gerechnet hatte.
 

Die Faust traf den Weißhaarigen schwer und legte sich wie eine zugreifende Hand um den Körper seines Gegners. Gaara ahnte, dass er diesen Feind damit nicht, wie üblich, zu Tode bringen würde. Immerhin war dieser Kerl in der Lage seine Knochenstruktur zu verändern. Doch es würde allemal für eine Kampfunfähigkeit reichen und das war vorerst das Wichtigste. Die Hand drückte zu und genussvoll lauschte Gaara dem Geräusch der knackenden Knochen. Der Weißhaarige schrie auf. Deutlich hörbar waren die Schmerzen, doch auch Wut war klar zu erkennen. Wieder veränderte er seine Knochenstruktur, wenngleich unter ungewohnt großen Schmerzen. Spitze Knochenfragmente schossen, einer nach dem anderen, aus seinen Armen und seinem Oberkörper und befreiten ihn aus der ungewollten sandigen Umarmung.
 

Sasoris Blick wanderte abermals weiter, bis er schließlich Sasuke und Itachi erreichte, die am Seeufer gegen Suigestu kämpften. Dieser hatte ebenfalls weißes Haar, sah allerdings ganz anders als Gaaras Gegner aus. Fast androgyn wirkte dessen Körper, dessen Erscheinung vor allem durch ein hautenges violettes Oberteil auffiel. Sein, in Sasoris Augen, dämliches Grinsen gab spitze Schneidezähne frei, die ihn zusammen mit seiner Gesamterscheinung wie einen aufmüpfigen Vampir wirken ließen. Offenbar jedoch hatten die beiden Brüder trotz allem ihre liebe Mühe mit diesem Gegner, auch wenn sie ihm ihrerseits ebenfalls schwer zu schaffen machten.
 

Sasuke schnellte mit seinen beiden Katana in den Händen auf Suigetsu zu und versuchte, offenbar zum wiederholten Male, diesen im Nahkampf zu treffen. Doch wieder wurde Sasori während seiner Beobachtungen von diesen Gegnern überrascht. An den Stellen, an denen der Weißhaarige eigentlich von den Schwertklingen hätte getroffen werden, wandelte sich dessen Körper schlicht und ergreifend in Wasser. Auch Itachis Attacke als Krähenschwarm führte lediglich zu diesem Effekt. Sasori knurrte. Die beiden ließen sich von diesem überheblichen Kerl regelrecht auf der Nase herumtanzen. Er fauchte die beiden an: „Hört ihr wohl mit dem Nahkampf auf! Das bringt doch nichts!“ Er musste sich mit den beiden beraten, so viel stand fest. Er zog Hiruko bei Naruto und Neji ab und schickte seine Marionette in den aussichtslosen Nahkampf. Wichtig war gerade nur, dass Suigetsu abgelenkt und beschäftigt war.
 

Er sprintete zu den beiden Brüdern und knurrte: „Wir brauchen eine andere Taktik. Wieso habt ihr eure Technik noch nicht angewandt?“ Itachi keuchte: „Weil wir sie nur im Notfall benutzen sollen und wir vorher alles andere testen wollten. Aber wie du sind auch wir zu der Erkenntnis gekommen, dass es wohl nicht anders geht.“ Sasori nickte: „Gut. Also los, heizt ihm ein...“ Die beiden Brüder tauschten einen verheißungsvollen Blick aus, nickten sich gegenseitig zu und richteten ihre Aufmerksamkeit wieder auf Suigetsu, der immer mal wieder als Pfütze den Angriffen Hirukos entging und allmählich die Lust an dem Treiben verlor.
 

Itachis schwarze Augen färbten sich in roten Mustern. Er lächelte und sah Suigetsu in die Augen. Dieser blieb plötzlich wie angewurzelt stehen. Die Welt um ihn herum begann sich zu verändern. Panisch sah er sich um. Wo war er nur gelandet? Was war das für eine Attacke? Wo waren seine Teampartner und die restlichen Gegner? Die bläulich schimmernde Luft um ihn herum begann sich in ein blutrotes Kleid zu hüllen. Schwarze Wolken zogen über seinem Kopf zusammen, schwarzer Nebel kroch ihm um die Knöchel. Und plötzlich schossen riesige schwarze Pfähle auf ihn zu, die ihn trafen, ohne dass er ihnen mit seiner Technik ausweichen konnte. Schmerzhaft spießten mehrere dieser Pfähle ihn auf und nagelten ihn regelrecht am Boden fest. Panik machte sich in ihm breit. Wieso nur konnte er seine Gestalt nicht wandeln?
 

Während Itachi die Illusion aufrecht erhielt, begann sein jüngerer Bruder mit seiner Attacke. Er formte mit seinen Fingern Zeichen, konzentrierte sich und grinste, ehe er seinen Mund ein Stück weit öffnete. Dieser Schluck Wasser würde nun schon erleben, dass man sich mit Atlantis nicht anlegte und dass auch die Macht des Wassers nur begrenzt war. Dann setzte er eine Feuerkugel frei, die seinen Mund immer größer werdend verließ und schließlich auf Suigetsu schoss. Die Feuerkugel traf den Weißhaarigen. Für einen Augenblick überlegte Itachi, ob er die Illusion weiter aufrecht erhalten sollte, doch er entschied sich dagegen. Seine Technik hatte nicht nur Vorteile...
 

Suigetsu sah sich um und sah die Kugel noch auf sich zukommen. Sie traf ihn und in seiner noch immer vorherrschenden Panik und Orientierungslosigkeit wandelte er sich in Wasser. Rasch bemerkte er, dass das keine sonderlich gute Idee gewesen war. Die Feuerkugel war so heiß, dass er zu Wasserdampf wurde und ungewollt in die Luft stieg. Das würde ihm dieser kleine arrogante Arsch büßen!
 

Am Strand fanden sich nun auch Naruto, Gaara und Neji bei Itachi Sasuke und Sasori ein. Karin keifte aufgebracht: „Rückzug! Suigetsu! Schwing die Hufe, wir verziehen uns!“ Die ersten ihrer Gegner verschwanden im Dickicht des Waldes. Lediglich die Rothaarige blieb noch und schien nach Suigestu zu suchen, der noch immer nicht wieder aufgetaucht war. Sasori jedoch nickte seinem Team zufrieden zu: „Das war gute Arbeit. Wir müssen Tsunade sofort Bericht erstatten und später eine genaue Analyse der Kämpfe durchführen, damit wir beim nächsten Mal besser vorbereitet sind und uns keine großen Überraschungen mehr blühen.“ Er sah Gaara an. „Was macht deine Schulter?“ - „Nicht schön, aber es geht. Bis nach Hause komme ich damit schon noch, keine Sorge.“ - „Gut, dann sollten wir uns auf...“
 

Ein Aufschrei unterbrach Sasori in seinen Worten. Er sah sich um und stockte. Ehe einer von ihnen reagieren konnte, wurde Sasuke plötzlich in hohem Bogen in den See gezogen und verschwand im Griff Suigetsus unter der Wasseroberfläche. Itachi rannte panisch auf das Wasser zu und schrie seinem Bruder hinterher: „SASUKE!“ Ehe der Älteste von ihnen jedoch kopflos seinem jüngeren Bruder hinterher sprang, wurde dieser von Neji zurückgehalten: „HALT! Itachi! Warte! Das ist zu gefährlich!“ Der Angesprochene fauchte gereizt: „LASS MICH LOS! Wir müssen was tun!“ - „Ich werde ihm helfen, aber bleib du gefälligst hier! Itachi! Hör auf zu zappeln und hör mir zu! Ich kann diesen Kerl im Wasser erkennen! Hörst du? Ich kann ihn sehen!“ Itachi sah den Kleineren an und begann sich zu beruhigen.
 

Sasori nickte dem Blinden zu: „Gut, dann los Neji! Wir halten hier die Stellung! Du auch, Itachi!“ Verwirrt sah Itachi Neji hinterher und trat ein paar Schritte zurück. Unter normalen Umständen hätte er niemanden außer sich zulassen können, um seinen Bruder zu retten. Doch in diesem Fall... Er vertraute dem Jüngeren. Er vertraute auf dessen einzigartige Fähigkeit diese Welt zu sehen. Und außer Neji war wohl keiner von ihnen in der Lage, diesen aufgeblasenen Pfützenheini vom Wasser des Sees zu unterscheiden. Außer sich vor Wut trat in einiger Entfernung von ihnen Karin an das Ufer und brüllte: „Suigestu! Du bist ein Vollarsch! KOMM ENDLICH! Wir sollten es nicht übertreiben! Boah! Wenn ich dich in die Finger kriege!!!!“
 

Neji tauchte so schnell er konnte immer tiefer und entdeckte Sasuke und Suigetsu nach einiger Zeit ein Stück unter sich. Die Zeit drängte. Er hatte nur einen Versuch. Der Weißhaarige bemerkte den Verfolger und wog sich in Sicherheit. Wie konnte dieser Knilch nur so dumm sein und ihn in sein Element folgen? Er ließ Neji aufholen, der zufrieden lächelte. Er konzentrierte sich auf den letzten Metern auf seine Hand. Diese Technik hatte ihm heute bereits sehr geholfen und sie würde es sicherlich auch ein zweites Mal tun. Sasuke versuchte immer und immer wieder sich von Suigestu zu befreien, doch allmählich ging ihm die Luft aus und die Kraft verließ ihn.
 

Überheblich ließ Suigetsu einen Augenblick von dem Schwarzhaarigen ab und bewegte sich auf Neji zu, in dem festen Glauben, dass dieser sein Kommen nicht einmal bemerken würde. Ehe er jedoch zu einem Angriff ansetzen konnte, schien der Blinde ihm direkt in die Augen zu sehen. Daraufhin hob Neji die Hand, die abermals gleißend leuchtete, und schleuderte Suigetsu in seiner Wasserform ohne auch nur eine Berührung einfach fort.
 

Während der Transformierte noch die Orientierung und Fassung wiedererlangte, griff Neji nach Sasukes Hand und zog ihn mit sich. Immer schneller stiegen sie auf, doch Itachis Bruder ging die Luft aus, obwohl sie die Wasseroberfläche noch lange nicht erreicht hatte. Ein drittes Mal konzentrierte Neji seine Energie in seine Hand, allerdings weit weniger, als bei dem Angriff auf Suigetsu. Er positionierte sich unter Sasuke und gab diesem mit der Druckwelle den nötigen Auftrieb. Pfeilschnell schoss der Krieger nach oben, bis er schließlich die Wasseroberfläche in letzter Sekunde erreichte und dort sehnsüchtig und verlangend nach Luft schnappte. Itachi atmete erleichtert auf und entspannte sich etwas. Schließlich tauchte auch Neji neben seinem Bruder auf und der Älteste ließ sich erschöpft und erleichtert im Sand auf seinen Hintern fallen.
 

Brüllend und schreiend, schimpfend und keifend holte Karin Suigetsu aus dem Wasser und zog diesen hinter sich her in den Wald. Noch lange waren ihre Beschimpfungen am Strand zu hören, bis sie irgendwann schließlich doch verklangen. Völlig ausgelaugt erreichten Neji und Sasuke schließlich das Ufer, blieben noch eine ganze Weile im Sand liegen, schnappten nach Luft und wurden von ihren Kollegen freudig empfangen. Unendlich froh umarmte Itachi zunächst seinen Bruder, um schließlich Neji unendlich dankbar in seine Arme schloss. Dieser war sichtlich überrumpelt, genoss diese Danksagung jedoch insgeheim sehr. Sasori lächelte dem Blinden aufrichtig beeindruckt zu: „Das war eine hervorragende Arbeit. Du hast den Vorteil erkannt und genutzt und die bestmögliche Variante ausgeführt. Es ist schön zu sehen, dass du so langsam mit mehr Selbstsicherheit deine Fähigkeiten nutzt.“ Keuchend lächelte auch Neji nun: „Danke... Dein Lob ist mir eine große Ehre.“ - „Und nun kommt, Tsunade wird sich Sorgen machen. Wollen wir ihr von unserem Erfolg und dem neuen Problem Bericht erstatten.“
 


 

Deidara wusste nicht, wie lange die Eliteeinheit nun bereits fort war, aber der Tumult, der bis hier in die Stadt zu hören und zu sehen gewesen war, trug seinen übrigen Teil dazu bei, dass er einfach nur noch ein Nervenbündel war. Seit knapp 10 Minuten war es unheimlich ruhig geworden. Tsunade, Konan, dieser schleimende Brillenträger, die Priesterinnen, seine Kollegen und er standen noch immer vor den Stufen des Tempels und warteten gebannt auf die Rückkehr der Krieger. Der gesamte Platz war von besorgten Atlantern erfüllt, doch diesen schenkte der Blonde keinerlei Beachtung. Er war noch immer wütend auf sie. Nun ging es immerhin um ihre Sicherheit. DA war ihnen Sasori also doch gut genug, um die Bedrohung abzuwenden und sein Leben für ihr Wohlergehen zu riskieren.
 

Er schnaubte. So langsam bekam er durch die permanente Aufregung Magenschmerzen, er sollte sich dringend ein wenig beruhigen. Doch dann machte er sich wieder permanent Sorgen um Sasori. Es war ein Teufelskreis. Hidan hatte es bereits vor einiger Zeit aufgegeben ihn anzubrüllen, dass er endlich mal still halten sollte. Er konnte es nicht und er wollte es auch nicht! Aufgeregt lief er schon seit einer gefühlten Ewigkeit hin und her. Dann, plötzlich, wurde er durch Konans Stimme aus seinen Gedanken gerissen: „Bei Kano! Da sind sie!!! DA! Sie sind zurück!!!!“ Eine Gasse bildete sich zwischen den Menschen auf dem Platz und die Elitetruppe kam auf den Tempel zu.
 

Tsunade keuchte erschrocken auf, als sie ihre Schützlinge erblickte. So versehrt hatte sie die Krieger noch nie gesehen. Aus purem Reflex sah sie Konan an und raunte: „Bereite die Krankenstation vor und...“ Sie hielt inne, als sie den skeptischen und weit mehr verletzten Blick der Blauhaarigen wahrnahm. Beschämt sah die Herrscherin zu Boden: „Bitte verzeih mir, ich... Sakura, bereite die Krankenstation vor!“ Die junge Frau mit den rosaroten Haaren verbeugte sich und nickte: „Natürlich, Herrin.“ Dann ließ sie die Gruppe zurück und stieg schnellen Schrittes die Treppen zum Eingang empor. Tsunade sah Konan wieder an und flüsterte: „Es tut mir wirklich Leid. Du... du fehlst mir als Hohepriesterin schon... Sakura ist... unerfahren...“ Die Angesprochene lächelte gequält: „Ich wage es nicht darüber nun ein Urteil zu fällen. Sie wird es lernen. Sie wird es lernen müssen.“ - „Du bist noch immer wütend?“ - „Natürlich. Ich habe die Wahrheit gesprochen und irgendwann wirst du das erkennen. Bis dahin halte ich mich bedeckt, um nicht noch mehr in Ungnade zu fallen. Ich bin diesem Reich treu ergeben, egal wie schwerwiegend und falsch eure Anschuldigungen auch sein mögen...“
 

Ehe Tsunade ihr antworten konnte, knieten sich die Elitekrieger vor ihr in einer Reihe hin und verneigten sich. Schließlich sah Sasori auf und nickte seiner Herrin zu: „Der Feind ist besiegt. Atlantis ist wieder sicher.“ Die Menschen um sie herum brachen in Jubel aus und die Krieger stellten sich wieder hin, während Tsunade ihnen ihren Dank aussprach.
 

Zuerst wurden sofort Gaara, Sasuke und Neji von einigen Priesterinnen in den Tempel gebracht. Deidaras Anspannung fiel mit einem Mal von ihm, als er sah, dass Sasori nicht weiter verletzt zu sein schien. Dieser schickte jedoch auch Itachi und Naruto mit in den Tempel, damit auch diese beiden vorsichtshalber untersucht werden konnten. Genervt versuchte Deidara sich an den Menschen vorbei zu drängeln, die Tsunade und Sasori umgaben. Mit ein paar fiesen Hieben seiner Ellbogen schaffte er es schließlich und sah den Rothaarigen liebevoll und erleichtert an, der noch ein paar Worte mit der Herrscherin zu wechseln schien. Als diese sich schließlich ebenfalls auf den Weg zurück in den Tempel machten und die Menschen sich von Sasori rasch entfernten, sprintete der Blonde auf diesen zu.
 

Sasori sah auf, als er Deidara seinen Namen rufen hörte. Ein leichtes Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Er hatte gar nicht gewusst was für ein schönes Gefühl das war, wenn man nach einem Einsatz zurückkam und sich jemand SO freute, dass man es geschafft hatte und wieder da war. Jemand, der auf ihn wartete... Seine Augen weiteten sich. Jemand, der sehr schnell immer näher kam... Jemand, der nicht bremste...
 

Überglücklich fiel Deidara dem Rothaarigen um den Hals und warf sich in dessen Arme. Mit kleinen Freudentränen in den Augen jauchzte er: „Dir geht es gut, ich bin ja so froh!“ Überrumpelt, überwältigt und überfordert legte Sasori vorsichtig die Arme um den Blonden, der ihn beinahe umgerannt hatte. Doch, er freute sich auch Deidara wiederzusehen, das musste er sich eingestehen. In diesem Augenblick blendete er alles aus und beschloss, endlich mal zu zeigen, dass er sich eben auch freute. Er legte seinen Kopf aus der Schulter des Blonden ab und wartete, was passiert. Er wusste nicht so genau, was er machen sollte.
 

Deidara legte seine Arme nun um Sasoris Hüfte und zog diesen näher zu sich. Er schloss die Augen und spürte den warmen Atem an seinem Hals und die dadurch verursachte Gänsehaut. Der Rothaarige roch so ungemein gut. Er hob eine Hand und strich Sasori zärtlich über den Kopf.
 

Was um sie herum geschah bemerkten die zwei gar nicht. Sie sahen nicht, wie Konan sich an Nagatos Arm hakte und die beiden mit einem glücklichen Lächeln beobachtete. Sie sahen Hidan und Kakuzu nicht, die etwas überrascht, aber durchaus wohlwollend zusahen. Sie sahen auch Kiba und Shino nicht, die sich nicht sonderlich dafür interessierten. Vor allem aber sahen sie die Priesterinnen, die Atlanter und Kabuto nicht, die das Ganze eher mit Entsetzen und Argwohn beäugten. Bis schließlich nur Kabuto lächelte. Finster lächelte...

Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt - Teil I

Eigentlich war Sasori nicht gewillt, dieses wundervolle Gefühl jemals wieder enden zu lassen, doch bereits jetzt merkte, spürte und sah er die durchdringenden Blicke, die von allen Seiten auf ihnen ruhten. Er musste es unterbrechen. Nicht für sich, sondern für Deidara. Er schluckte, als ihm dieser Gedanke erst im Nachhinein bewusst wurde. Er wollte es dem Blonden ersparen genau das zu erleben, was er erlebt hatte. Und wenn er sich selbst dafür wieder unglücklich machen musste, dann war es eben so.
 

Er lockerte die Umarmung ein wenig und versuchte sich mit seinen Händen, die auf der Brust des Geologen ruhten, auf Abstand zu bringen. Deidara jedoch hielt ihn an seinen Hüften fest und lehnte sich nur mit dem Oberkörper ein Stück zurück, so dass sie sich in die Augen sahen. Für einen kleinen Augenblick versank Sasori in dem endlosen Blau und tauchte schier darin ein. Bis er diesen Blick seines Gegenüber wiedererkannte und diese Beobachtung ihn zum wiederholten Male in Panik versetzte. Dieses Mal jedoch war die Panik weit größer.
 

Sasori erkannte den Blick, den der Blonde ihm bereits am Wasserfall zugeworfen hatte, kurz bevor... innerlich seufzte der Krieger und legte sich die Angelegenheit zu seiner Beruhigung zurecht. Kurz bevor Atlantis angegriffen wurde. Er hatte es dort schon viel zu weit gehen lassen. Hier jedoch dürfte es nicht einmal im Ansatz so weit kommen! Er spürte, wie Deidara rechte Hand von seiner Hüfte abließ und über seinen Arm zu seiner Schulter wanderte. Die Blicke, die sie trafen, schien der Blonde gar nicht wahrzunehmen. Blankes Entsetzen zeichnete die Gesichter der Atlanter. Vielleicht mal abgesehen von Konans.
 

Ehe Deidara wirklich realisieren konnte, was geschah, hatte Sasori seine Hand kurz vor dessen Hals ergriffen, schob sie, und ihn selbst direkt mit, zurück und machte einen Schritt nach hinten. Der Rothaarige wich seinem Blick aus und sprach monoton: „Ich habe noch zu tun. Ich muss einen Bericht anfertigen...“ Enttäuscht nickte der Geologe und spürte, wie ihm nur noch nach Heulen zumute war. Was um alles in der Welt hatte er verbrochen, dass er zum wiederholten Male kurz vor dem perfekten Augenblick scheiterte? Wieso machte Sasori plötzlich einen Rückzieher, wo es doch zuvor am Wasserfall so unverschämt gut ausgesehen hatte? Sein Blick wanderte traurig umher und registrierte erst jetzt, wie die atlantischen Bewohner sie anstarrten. Das war ihm bisher gar nicht aufgefallen. Vermutlich, so schloss der Blonde daraus, war es Sasori schlichtweg unangenehm vor all diesen... Er entschied sich dazu, den Satz lieber nicht zu beenden, da er kein freundliches Wort hätte finden können in diesem Augenblick.
 

Konan hatte die beiden die ganze Zeit über beobachtet und eines war ihr bei diesem Anblick mehr als klar geworden: ihre Weissagung betraf Deidara und Sasori und niemanden sonst. Das rauschende Gold... nichts anderes, als eine kryptische Beschreibung für Deidaras, wie sie ein wenig neidisch zugeben musste, ungewöhnlich schönen, langen, blonden Haare. Und niemand hatte wohl diesen Schatz, diese liebevolle Zuwendung, mehr vermisst als ihr langjähriger guter Freund. Rituale hin oder her, sie konnte nicht länger mit ansehen, wie verzweifelt der Rothaarige darüber zu sein schien endlich etwas zu erhalten, das er glaubte nicht annehmen zu dürfen. Darüber hinaus hatte sie auch wieder Neuigkeiten für Deidara, sie musste die beiden Kletten nur endlich mal eine gewisse Zeit lang voneinander trennen. Es wurde Zeit, dass sie dem Ganzen ein wenig auf die Sprünge half, sonst wäre Deidara vermutlich wieder weg, ehe Sasori überhaupt bemerkte, was da zwischen den beiden entstanden war. Lächelnd blickte sie plötzlich auf. Ihr kam eine Idee und sie beugte sich herüber zu Nagato, um diesem ihren Plan ins Ohr zu flüstern.
 

Deidara und Sasori hatten sich gerade abgesprochen, den Rückweg nach Hause anzutreten, als die Blauhaarige zu ihnen kam und sie warm anlächelte: „Wartet mal eben ihr zwei.“ Ihr Blick richtete sich auf den Geologen. „Deidara, ich soll dir von Nagato ausrichten, dass er dich bei Itachi erwartet. Er wollte mit dir die nächsten Erkundungstouren besprechen. Immerhin scheint es noch gefährlicher geworden zu sein und...“ Der Blonde verdrehte genervt die Augen und seufzte: „Schon gut, ich weiß schon Bescheid.“ Schließlich sah er Sasori an und lächelte: „Bis nachher. Ich beeile mich.“ Noch immer auf den Rothaarigen fixiert drängelte er sich durch die Menschenmassen, die sich langsam, aber sicher auflösten und den Platz wieder freigaben.
 

Der Krieger hielt einen Augenblick lang inne und sah Konan an. Wieder lächelte sie: „Was ist mit dir? Du scheinst über etwas nachzudenken...?“ Verlegen kratzte Sasori sich am Hinterkopf und seufzte: „Schon, aber... nun, ich möchte dich nicht in so schweren Zeiten mit meinen privaten Problemen behelligen. Es... es ist im Vergleich zu unseren sonstigen Problemen auch lächerlich und...“ - „Sasori! Nun sag schon, ich freue mich, wenn ich mich ein wenig ablenken kann mit etwas, das nicht ganz so viel Tragik mit sich bringt.“ Sie lächelte abermals freundlich und freute sich innerlich darüber, dass ihr der Rothaarige unbewusst sehr bei ihrem Plan entgegenkam. Dieser sah sich schließlich seufzend um und nickte: „Gut, aber wenn es dir Recht ist...“ - „Wie wäre es, wenn ich dich einfach nach Hause begleite?“ Ein leichtes Lächeln umspielte Sasoris Lippen, was der Blauhaarigen Antwort genug war. Ohne ein weiteres Wort zu wechseln gingen die beiden los.
 

Erst als sie die Stadtgrenze passiert hatten und auf dem Weg zu Sasoris Haus waren richteten sie wieder ihre Aufmerksamkeit aufeinander. Zutiefst nachdenklich und sehr unsicher versuchte der Rothaarige seine Sorgen auch wirklich zu offenbaren: „Weißt du, ich habe nie etwas in Frage gestellt, was mir an Aufgaben zugeteilt wurden, was an fremden Ritualen und kulturellen Gegebenheiten auf mich zukamen und was für ein Leben ich führte, um Anerkennung und Integrität zu erlangen.“ Leise kicherte Konan plötzlich und hob sofort entschuldigend ihre Hände: „Nichts für ungut, mein Freund. Es ist nur erfrischend, wie du versuchst ein Anliegen in intellektuelle Floskeln zu verpacken. Natürlich weiß ich, was du alles erlebt hast, ich habe dich auf diesem Weg stets begleitet. Also wie kann ich dir helfen?“
 

Etwas beleidigt verschränkte der Krieger die Arme: „Mach es mir nicht noch schwerer, als es ohnehin ist!“ Er seufzte. „Jedenfalls... ich stecke in einem Konflikt, den ich alleine nicht zu lösen fähig scheine.“ Die einstige Hohepriesterin sah ihn aus den Augenwinkeln an und grinste frech: „Es geht um Deidara, richtig?“ Das Ausbleiben einer Antwort und das augenblicklich rote Gesicht Sasoris erklärte alles. Noch immer grinsend richtete sie ihren Blick wieder nach vorne: „Und worin liegt das Problem?“ Noch immer mit einer gewissen Röte um die Nase sah Sasori grimmig auf: „Hör auf, so dumm zu fragen! Das weißt du doch genauso gut, wie ich auch. Ich...“ Plötzlich blieb er stehen. Konan tat es ihm gleich und drehte sich zu ihm um. Es tat ihr richtig weh zu sehen, wie sehr er unter der Situation litt. Seine Augen sprachen Bände.
 

Sasori stützte sich an einem der riesigen Pilze ab und sprach mit bedeckter Stimme: „Ich habe noch nie... ich habe mich noch nie in meinem Leben so... wohl gefühlt... Und gleichzeitig weiß ich, dass ich es nicht darf...“ Verständnislos darüber verschränkte die Blauhaarige die Arme vor der Brust: „Worauf willst du hinaus? Du meinst doch nicht etwa ernsthaft die Verpflichtung zur Sicherung einer Nachfolgerin für Tsunade?“ - „Natürlich meine ich das! Vom ersten Tag an, schon als Novizen, wurde uns ein asketischer Lebensstil eingebläut.“ - „Sasori, in nicht einmal mehr zwei Wochen ist die Entscheidung gefallen wer es sein wird. Danach kannst du tun und lassen, was du möchtest! Du bist doch nicht verpflichtet deine Gefühle zu verleugnen, nur damit Tsunade eine Nachfolgerin haben wird!“
 

Wütend schlug der Krieger mit der Faust gegen den Stamm und knurrte: „Doch, genau das bin ich! Unser Leben lang, so lange ich hier bin, wurde unser Leben aus Regeln und Verboten gemacht. Und eine der Wichtigsten, wenn nicht gar DIE Wichtigste war, dass wir...“ Schon wieder lief er rot an. Wie er das hasste. Aber er sprach einfach durch diese Erziehung nicht einmal gerne darüber. Dachte nicht gerne daran. Er seufzte: „Du weißt so gut wie ich, dass wir absolut unberührt sein müssen! Das war nie ein Problem für mich, doch jetzt...“ Seine Wangen färbten sich noch eine Spur dunkler und sein Blick war starr auf den Boden gerichtet. „Jetzt ergeben sich genau zwei Probleme! Erstens verbietet meine Position in diesem Reich mir unter allen Umständen eine Nähe zuzulassen, von der ich niemals dachte sie jemals erfahren zu dürfen. Und Zweitens ist es mir durch mein bisheriges Leben hier in Atlantis unmöglich auf irgendwelche Erfahrungswerte zurückzugreifen... Egal in welcher Hinsicht!“
 

Milder gestimmt nickte Konan nachdenklich und seufzte nun ebenfalls: „Tut mir Leid, Sasori. Ich wollte dich nicht angreifen. Weißt du, ich halte diese Nachkommensgeschichte ohnehin für reichlich antiquiert! Ich habe Tsunade schon oft versucht diesen Unsinn auszureden, doch sie hält an vielen Dingen fest, die selbst in meinen Augen nicht mehr zu unserem Reich und dessen Lebensstil passen. Aber du weißt wie sie ist!“ Liebevoll legte sie dem Rothaarigen eine Hand auf die Schulter: „Regeln kann man ändern. Sie sind gemacht und sollen dem Wohle aller dienen. Doch die Zeugung einer zukünftigen Herrscherin, die nicht aus Liebe passiert und statt dessen Liebe an anderer Stelle zerstört... das ist nichts, das dem Sinne des Gemeinwohls dient.“ Trocken lachte Sasori auf und blickte Konan über die Schulter hinweg an: „Wovon redest du da? Stell dir den Skandal unter den Menschen vor, wenn sie erfahren, dass ich mich nicht an die Regeln gehalten habe. Sie beobachten mich genau. Neulich erst haben sie mir vorgeworfen, dass ich mich nicht an die Abmachung bezüglich meiner Technik gehalten hätte. Kabuto hatte das eingefädelt. Und nun rate mal, wem sie geglaubt haben? Du hast einen Versuch...“
 

Die einstige Hohepriesterin sah ihren Freund mitfühlend an und hauchte: „Wieso hast du mir nichts gesagt? Das ist schrecklich...“ - „Mach dir keine Sorgen... ich hatte... Hilfe...“ - „Wie...?“ - „Nun... Deidara hat sich ziemlich mit den Leuten angelegt. Ich möchte nicht, dass er ebenso in ihre Missgunst fällt, so wie ich.“ Plötzlich lächelte die Blauhaarige: „Weißt du eigentlich, was das bedeutet?“ Sasori schüttelte den Kopf und Konans Stimme bekam einen warmen Unterton: „DAS ist Liebe...“ Einen Moment lang schwiegen die beiden sich an und der Krieger überlegte angestrengt. So hatte er sich das Gespräch nicht vorgestellt. Wieso mahnte Konan ihn denn nicht einfach zur Vernunft? Er hatte gehofft, sie würde ihm diese dumme Zuneigung ausreden. Würde ihn an seine Pflicht erinnern. Doch das alles tat sie nicht...
 

Erschöpft sah er sie an, lehnte sich nun mit dem Rücken an den Stamm und wischte sich über das Gesicht: „Hör zu, ich habe dich um deinen Rat gebeten, da ich Gefahr laufe mich für etwas zum Verräter zu machen, von dem ich nicht einmal genau weiß was es ist.“ - „Warum bittest du mich dann um Rat? Wenn deine Meinung doch schon feststeht? Du willst mir doch nicht erzählen, dass du dich eindeutig in einen MANN verknallt hast und diesen einfach gehen lassen möchtest, nur um mit einer FRAU EVENTUELL ein Kind zur Erhaltung der Herrschaftslinie und den damit verbundenen unsinnigen kulturellen urzeitlichen Gepflogenheiten zu zeugen?“ Skeptisch hob Sasori eine Augenbraue und schüttelte den Kopf: „Nein, das will ich nicht. Ich will wissen, ob ich mich zum Verräter machen soll, indem ich bindende Verpflichtungen einem kulturell hochgradig wichtigen Erbe gegenüber für... für Etwas zu missachten, vor dem ich Angst habe und das mich schon einmal zutiefst verletzt hat.“
 

Konan seufzte: „Sasori, du kannst ja nicht einmal das Wort sagen... Dabei ist es doch eine so wundervolle Sache: Liebe.“ Der Rothaarige verschränkte die Arme vor der Brust und starrte aus todtraurigen Augen in den Wald: „Man wird ja doch nur verletzt, wenn man jemandem vertraut...“ Plötzlich spürte er einen stechenden Schmerz auf der Wange. Sasori blickte auf und sah Konan an, die ihn mit ausgestreckter Hand ansah und fauchte: „Jetzt komm endlich wieder in die Realität zurück!!!“ Der Krieger rieb sich die eben geschlagene Wange und senkte den Blick, während Konan etwas ruhiger fortsetzte: „Hör auf dein Herz, Sasori. Es weist einem immer den richtigen Weg. Und nach der Verkündung über den Nachkommenszeuger wird alles eh viel entspannter zugehen. Die Chancen stehen 1:6, dass du derjenige sein wirst. Und ich bin mir sicher, dass Deidara ein guter Lehrer für dich sein wird. Er wird dir schon zeigen was es bedeutet zu lieben und auch geliebt zu werden. Das hat er schon jetzt an kleinen Ecken vollbracht. Also besiege deine Ängste und tue einmal in deinem Leben etwas nur für dich und für niemanden sonst! Deidara weiß, dass du deine Probleme mit den Menschen hast, aber es ist ihm egal, weil du ihm so wichtig bist. Also zeige ihm, dass er dir auch wichtig ist. Überwinde dich und lasse es einfach zu. Und lass vor allem dein Glück nicht aus falscher Loyalität wieder gehen... Du hast dir dieses Glück mehr als verdient!“
 

Sasori schwieg eisern und in seinen Gedanken vertieft. Konan sah ihn wieder sanft an und hauchte: „Hast du dir denn nie überlegt was wäre, wenn du nicht der Kandidat sein würdest? Und hast du dir nie überlegt, dass diese dämliche Regel von wegen 'unberührt' bleiben so urzeitlich sind, dass sich da schon seit Generationen keiner mehr wirklich dran gehalten hat?“ Schweigend und mit gesenktem Blick schüttelte der Rothaarige den Kopf. Natürlich hatte er nicht darüber nachgedacht. Er hatte immer nur daran gedacht, was er tun würde, sollte er seinen Pflichten nachkommen müssen. Er hörte die einstige Hohepriesterin seufzen: „Ach Sasori... Lass mich dir noch etwas sagen. Erstens scheinst du nicht an die Macht der Orakel zu glauben. Als ob die Steine, die mit euren Energien angereichert sind, nicht wissen, dass du ungeeignet für diesen... 'Job' bist?!“ Konan lächelte leicht. „Es hat noch nie einen nicht-atlantischen Auserwählten gegeben. Und auch noch nie einen, der kein Interesse an Frauen hat. So viel dazu. Und darüber hinaus verrate ich dir ein Geheimnis: Sasuke beispielsweise hat schon seit 2 Jahren heimlich eine Freundin.“
 

Nun sah der Krieger verständnislos und irritiert auf: „Was?“ - „Ganz Recht. Nicht einmal ich weiß wer sie ist, aber eines weiß ich mit Sicherheit: Er wird nicht nur Händchen mit ihr halten, wenn du verstehst. Itachi hat auch schon seine Erfahrungen gemacht. Die Kunst ist doch nur dabei nicht erwischt zu werden. Wie soll jemals jemand herausfinden, dass ihr euch nicht daran gehalten habt?“ - „Bei den beiden würde es auch keinen Menschen stören oder interessieren. Sie sind selbst Atlanter. Ich aber nicht.“ - „Gaara ist es auch nicht.“ - „Und DER hat ähnliche Probleme wie ich!“ - „Sasori! Du fängst dir gleich noch eine, wenn du nicht endlich aufhörst!“ Der Rothaarige wurde allmählich wütend. Er hatte das Gefühl gegen eine Wand zu reden. Nur wusste er nicht, dass Konan ihrerseits genau dasselbe Problem hatte.
 

Der Krieger schnaubte: „Wo liegt eigentlich dein Problem?? Sieh es ein, Atlantis ist verbohrt allem gegenüber, was nicht in sein perfektes Weltbild passt!“ - „Das ist nicht wahr! Gaaras Geschwister, Kankuro und Temari, führen ein ganz normales Leben in dieser Stadt!“ - „Verdammt, bei den beiden hat aber auch keiner Angst eines Tages als Marionette oder Trainingsutensil zu enden! Bei den beiden hat keiner Angst irgendwann sein Leben zu verlieren! Die beiden hält kein Mensch hier für ein Monster, weil sie nicht mit diesen... Fähigkeiten verflucht sind!“ Batsch! Er hätte es wissen müssen, Konan sprach keine leeren Drohungen aus und doch hatte er die zweite Ohrfeige stillschweigend zugelassen. Aufgebracht schnaubte die Blauhaarige: „Die hast du verdient! Hör endlich auf! Würdest du endlich etwas anderes in dir sehen als ein Monster, würden es andere vielleicht auch endlich merken, dass du keines bist! Es ist doch egal, wer mit diesen Vorwürfen angefangen hat, wichtig ist nur, dass alleine DU dafür sorgen kannst es endlich zu beenden! Du kannst nicht eine ganze Stadt ändern, aber du kannst dafür sorgen, dass sie etwas Neues in dir sehen, weil du DICH veränderst!“
 

Völlig aus der Puste, aber noch immer sauer über diese typische Bockigkeit Sasoris war Konan nicht geneigt, ihre Ansage zu unterbrechen. Sie fauchte ihn weiter an: „Es ist immer leichter darauf zu warten, dass sich andere endlich ändern! Aber das werden sie nicht! Warum sollten sie? Sie leben doch gut damit, dass sie Ruhe vor dir haben und dich bis hier draußen in die Einöde verscheucht haben! Der Einzige, der damit nicht leben kann bist DU! Also ändere es, sonst wird sich nie etwas ändern! Und hör bloß damit auf immer nur das tun zu wollen, von den du GLAUBST, dass es alle von dir erwarten!“ Sie tippte ihm ruppig in die Schulter. „Du bist mit dir nicht im Reinen und das merkt jeder! Du magst dich selber wohl von allen Menschen auf dieser Welt am Wenigsten! Wieso sollten dich dann andere mögen? Du gibst ihnen keinerlei Grund! Du gehorchst wie ein Hund, also behandeln sie dich auch so!“
 

Was genug war, war genug. Wütend stieß Sasori die Blauhaarige von sich und stürmte davon: „HÖR AUF! LASS MICH IN RUHE!“ Konan machte keine Anstalten dem Krieger zu folgen. Sie wusste, dass er jetzt alleine sein musste. Sie hatte die Saat ausgesetzt, jetzt musste sie nur noch keimen, ehe sie irgendwann Früchte tragen konnte. Auch wenn es ihr nicht leicht fiel ihren Freund so anzugehen. Einen anderen Weg hatte er ihr aber nicht mehr gelassen. Wenn er es nicht auf die sanfte Art verstand, so musste er es eben auf die harte Tour lernen. So wie Tsunade auch würde Sasori irgendwann merken, dass Freundschaft nicht immer nur aus Händchen halten und gut zusprechen bestand, sondern manchmal eben auch Nachdruck und Auflehnung bedeutete. Sie richtete ihr weißes, langes Gewand wieder, das ihr durch den Stoß von der Schulter gerutscht war, und machte sich auf den Weg zurück in die Stadt. Immerhin hatte sie noch ein zweites Gespräch vor sich, welches mit Sicherheit nicht so aufreibend verlaufen würde.
 


 

„Ich hoffe du verstehst, weshalb wir ein wenig flunkern mussten.“ murmelte Nagato verlegen, aber mit einem Lächeln auf den Lippen. Wieder saßen sie in dem gemütlichen Speisezimmer in Itachis Haus. Deidara nickte: „Natürlich. Auch wenn ich der Meinung bin, dass wir uns mit den anderen trotzdem mal hinsetzen und über die nächsten Ausgrabungen sprechen sollten.“ Itachi, der mittlerweile von der Untersuchung zurück war, stellte seinen Becher ab, er hatte mal wieder Tee gemacht, den der Blonde dieses Mal jedoch dankend abgelehnt hatte, und sah auf: „Keine Sorge, wie bisher werden wir euch begleiten. Die haben heute eine gehörige Tracht Prügel bezogen, so schnell versuchen die das nicht wieder.“ Seufzend nickte der Geologe: „Du hast vermutlich Recht, aber ich habe jedes Mal einfach Angst, dass euch etwas Schlimmes passieren könnte...“ - „Dafür sind wir aber da.“ - „Wie... überaus aufmunternd...“ Der Schwarzhaarige lachte leise: „Du wirst ja zum Sarkast! Du verbringst eindeutig zu viel Zeit mit Sasori.“
 

Die einzige Antwort, die er bekam, war ein beleidigtes Schnauben des Blonden, ehe die Haustür und Konans Stimme zu hören waren: „Da bin ich wieder!“ Schritte hallten durch das Haus, bis die Blauhaarige mit erschöpftem Gesichtsausdruck das Zimmer betrat und sich augenblicklich auf einen der Stühle fallen ließ: „Bei Kano, so etwas stures habe ich noch nicht erlebt!“ Itachi grinste sie breit an: „Tee?“ - „JA!“ Ohne weiter nachzufragen goss der Schwarzhaarige ihr etwas von dem heißen Getränk in einen der Becher und reichte ihr diesen. Konan nahm wohlig seufzend einen kräftigen Schluck, atmete einen Augenblick lang tief durch und sah schließlich Deidara an: „Falls sich Sasori nachher über mich beschweren sollte: mach dir nichts draus. Ich möchte dich vorsichtshalber nur vorwarnen, da ich mit netten Worten einfach nichts erreicht habe...“
 

Irritiert sah der Blonde sie an: „Wie meinen?“ Sie hielt vor ihrem nächsten Schluck inne, sah auf und winkte schließlich ab: „Nicht so wichtig. Aber danke, dass du dir die Zeit genommen hast.“ - „Mir blieb bei eurem Plan ja kaum eine andere Wahl.“ - „Sei nicht böse. Dafür habe ich wieder etwas für dich...“ Ihr Blick wanderte zu Nagato. „Würdest du...?“ Dieser nickte sofort, holte eines von Sasoris Notizbüchern aus seiner Tasche, die neben seinem Stuhl stand, hervor, und reichte dieses an die einstige Hohepriesterin weiter. Konan seufzte: „Ich habe nicht mehr die Energie und die Lust mit euch auszudiskutieren, ob ihr dableiben sollt oder nicht, also fange ich einfach an...“ Noch einmal nahm sie einen großen Schluck Tee zu sich, ehe sie das kleine Buch aufklappte und es in die Mitte des Tisches schob, so dass vor allem Deidara sehen konnte, was sie gefunden hatte.
 

Sie tippte auf die aufgeschlagene Doppelseite und seufzte: „Also, wie du unschwer erkennen kannst ist dies eine Tabelle.“ Deidara nickte. „Und wie noch weniger schwer zu erkennen ist, steht nur in einer der beiden Spalten etwas geschrieben... sehr viel geschrieben... die andere ist völlig leer.“ Wieder nickte der Blonde. „Gut. Ich erkläre dir, worum es in dieser Tabelle geht. Es ist im Prinzip ganz einfach. Es handelt sich hierbei um eine 'Pro/Contra'-Liste. Der Geologe schluckte schwer: „Mir schwant Böses...“ - „Und damit liegst du leider richtig. Die 'Pro'-Seite ist völlig leer... Sasori hat versucht aufzulisten, welche positiven und negativen Eigenschaften er hat und DAS ist das Ergebnis... zumindest seines...“ Seufzend starrte Deidara auf das Papier. Ihm fielen sofort unzählige Dinge ein, die ihren Platz eindeutig auf der „Pro“-Seite hatten.
 

Konan erklärte weiter: „Auf der 'Contra'-Seite stehen Sachen, die... Es steht viel Unsinn drin. SEHR viel Unsinn!“ Dieses Mal erhob Itachi die Stimme: „Was denn zum Beispiel?“ Die Blauhaarige seufzte laut: „Die Frage habe ich befürchtet! Also gut, ich erkläre es euch...“

Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt - Teil II

Wütend war Sasori bis nach Hause gelaufen. Warum es ihn dieses Mal nicht zum Wasserfall zog wusste er selbst nicht so genau. Er wollte sich einfach nur verkriechen und dafür hatte bisher immer sein Keller hergehalten. Doch auch dorthin zog es ihn dieses Mal nicht. Er hatte keine Lust darauf, möglicherweise seine Arbeiten in Wut zu verunstalten und darüber hinaus... Er lehnte sich an die Wand im Flur und seufzte. Der Rothaarige wusste, woran er dort unten wieder, verbotenerweise, arbeiten würde. Und nach diesem Gespräch hatte er das Gefühl, dass dies nicht die richtige Taktik sein würde. Er ärgerte sich ungemein über Konans Worte, hätte seine Freundin am Liebsten dem Erdboden gleich gemacht, aber dennoch war da etwas, das ihn zurückhielt.
 

Schließlich kam ihm eine Idee, wie er sich wieder etwas beruhigen konnte. Erschöpft stieß er sich von der Wand ab und stieg die Treppen nach oben empor. Deidara war ein heilloser Chaot. Sein Schlafzimmer sah seit Tagen aus, als habe eine Bombe eingeschlagen, was ihn nun auch schon seit Tagen nervte. Ein wenig aufräumen würde ihn auf andere Gedanken bringen, so hoffte er zumindest. Langsam schlurfte er in sein Schlafgemach und seufzte dort in der Tür laut auf. Es war ja noch schlimmer, als er es befürchtet hatte: das Bett war nicht gemacht, Klamotten lagen auf dem gesamten Fußboden verteilt, Unterlagen und Gesteinsproben schauten hier und dort unter den Wäschemassen hervor und gelüftet war hier ebenfalls seit Tagen nicht geworden.
 

Vorsichtig stieg er über die für ihn merkwürdig aussehende Kleidung herüber, wobei er bemerkte, dass viele Sachen dabei waren, die Deidara nicht einmal angehabt hatte. Zumindest hatte er den Blonden nie darin gesehen. Schließlich erreichte er sein Ziel und drückte die beiden Klinken herab, ehe er die Fenster nach außen drückte und ihm eine frische Brise entgegen kam. Das war doch schon viel besser! Sasori drehte sich wieder herum und beschloss, die ganze Kleidung in Wäschekorb und seinen Kleiderschrank zu verfrachten. Zunächst musste er sich allerdings ein wenig mehr Bewegungsfreiheit verschaffen.
 

Mit vorsichtigen Schritten watete er zum Schrank und schob vor diesem einen Wäscheberg zur Seite, ehe er ihn öffnen konnte. Schließlich nahm er sich seine Freizeitkleidung heraus, die aus einer legeren dunkelblauen Hose und einem schwarzen einfachen Shirt bestand. Rasch pellte er sich aus der lädierten Rüstung und zog sich die frischen Sachen über, ehe er die Lederteile seiner Kampfkluft in den Schrank packte und die dazugehörige schwarze Toga in den Wäschekorb warf.
 

Nach einer halben Stunde war der Fußboden schließlich kleidungsfrei. Missmutig stellte Sasori bei einem prüfenden Blick jedoch fest, dass das Chaos dadurch nur marginal gebändigt war. Seufzend schritt er zum Bett, um dieses ordentlich herzurichten. An der Bettkante jedoch stieß er sich plötzlich den Fuß an etwas, das dort sicherlich nicht hingehörte. Fluchend ließ er sich auf die Matratze sinken, hielt sich mit einer Hand den angeschlagenen Fuß und griff mit der anderen Hand unter das Bett, um nach der Ursache für diesen Unfall zu suchen. Knurrend zog er Deidaras Rucksack hervor, um ihn aufs Bett zu legen, damit ihm das nicht noch einmal passieren konnte. Er ärgerte sich schließlich jedoch darüber nicht damit gerechnet zu haben, dass der Rucksack, natürlich, nicht richtig verschlossen war, und sich der Inhalt über Fußboden und Bett verstreute.
 

Leise fluchend wischte Sasori sich über das Gesicht, stellte den Übeltäter neben sich hin und begann die Sachen wieder aufzusammeln. Rasch waren Stifte, Pinsel, Farbtuben, Malblock, eines dieser Radiergummis und eine kleine Dose mit einem integrierten Metallteil, von der er nicht sagen konnte, wofür sie gedacht war, wieder im Rucksack verschwunden. Schließlich griff er zu der Mappe und den losen Blättern, die aus dieser gefallen waren. Dann stockte er und hielt wie gelähmt inne. Er konnte sich nicht recht entscheiden, ob dieser Anblick beeindruckend oder unheimlich sein sollte. Als schaute er in einen Spiegel. In den schillerndsten und kräftigsten Farben sah Sasori Orte und Plätze von Atlantis, die er sofort erkannte und die er schier greifen konnte, so wirklich wirkten sie. Und dann sah er noch sich selbst...
 

Niemals in seinem Leben hatte er Bilder gesehen, die von solchen Farben waren. Es gab in ganz Atlantis, und vermutlich auch in keinem anderen Reich, solche farbenprächtigen Malereien. Gebannt sah er eines nach dem anderen intensiv und gefesselt an. Ein leichter Rotschimmer umgab seine Nase, als er die vor sich hatte, die ihn bei seinem Training zeigten. Selbst diese waren... schön! Sie zeigten nichts Schreckliches und auch kein Monster, sondern... einfach nur ihn. Mit zittriger Hand strich er darüber und musste augenblicklich an Konans Worte denken. Hatte sie vielleicht Recht gehabt? Zeigte er meist nur das, von dem er glaubte das es von ihm erwartet wurde?
 

Zitternd schaute er weiter und blieb an einem Bild hängen. Ein erschrockenes Keuchen entwich ihm, seine Augen weiteten sich vor Schreck und die restlichen Blätter fielen wieder zu Boden. Es war wohl das Schönste Bild von allen und doch ließ das Motiv das Blut in seinen Adern gefrieren. Er in den Armen Hirukos... vor dem Wasserfall und umgeben vom Wald, der auf keinem der Kunstwerke so detailreich, so liebevoll gestaltet gewesen war wie auf diesem. Das Wasser funkelte, als würde es tatsächlich auf diesem Blatt Papier fließen. Die Leuchtkäfer schienen regelrecht umher zu schwirren und ein leichter Nebel umgab ihn und seine Marionette. Und selbst Hiruko besaß auf diesem Bild nichts Bedrohliches oder Beängstigendes. Die Puppe wirkte genau so, wie er sie in diesem Augenblick auch tatsächlich empfunden hatte: als etwas Beschützendes und Tröstendes. Und er selbst? Er konnte nicht sagen, dass er sich selbst auf diesem Bild als schwächlich bezeichnen könnte. Zerbrechlich, ja. Schutzsuchend, auch. Aber nicht schwach. Wie konnte es nur sein, dass Deidara Hiruko genau so getroffen hatte, wie auch er das empfunden hatte, aber ihn selbst nicht? Sah er sich wirklich so viel schlechter, als er eigentlich war? Sah Deidara ihn so viel schöner, als er war? Oder sah Deidara ihn gar, wie Hiruko, wie er wirklich war?
 


 

„... und schließlich, und das ist der wichtigste Punkt von allen,...“ Konan stockte. „Nun, er ist überzeugt, dass er nicht liebenswert ist.“ Bedrückt sah Deidara die Blauhaarige an. Seit Minuten schon schwiegen er, Nagato und Itachi bereits. Er wusste auch nicht, was er anderes sagen sollte, als das was allen hier klar war: das stimmte alles doch gar nicht! Betretenes Schweigen erfüllte den Raum, keiner wollte mehr etwas dazu sagen. Der Blonde seufzte innerlich auf. War es überhaupt möglich Sasori diese verdrehte Wahrnehmung abzugewöhnen? Wieder plagten ihn nach einem Gespräch mit Konan über den Krieger große Zweifel. Wenn Sasori doch schon sich selbst nicht lieben konnte, was hatte ER dann für Chancen? Zumal er nicht einmal wusste, wie das funktionieren sollte... Immerhin kam er aus einer ganz anderen Welt. Und würde vermutlich über kurz oder lang wieder dorthin zurück müssen... wenn er es denn wollte. Doch was sollte er hier in Atlantis bleiben, wenn Sasori ihn niemals lieben lernte? Leise liefen ihm Tränen an den Wangen herab. Es war zum Durchdrehen! Sasori hatte so viele wunderbare Eigenschaften, er müsste sich diese nur einmal vor Augen führen...
 

Plötzlich sah Deidara auf. Das war DIE Idee! Er wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und schrie Konan beinahe an, so aufgeregt war er: „Gib mir das Buch! Bitte!“ Die ehemalige Hohepriesterin sah ihn irritiert an: „Aber ich bin doch noch gar nicht...“ - „Egal! Nimm ein anderes! DAS da brauche ich!“ Noch immer etwas verwirrt reichte sie ihm das gewünschte Objekt und hob eine Augenbraue: „Würdest du mir dann auch verraten, was du damit vor hast?“ Doch der Blonde riss es ihr förmlich aus der Hand und stürmte aus dem Zimmer: „Keine Zeit! Erklär ich dir später!“ Rumms! Die Haustür fiel lautstark ins Schloss und Konan sah Nagato und Itachi an, die allerdings ebenso ratlos mit den Schultern zuckten.
 

Deidara stürmte über den Tempelplatz und überlegte, wo er sich einen Augenblick lang hinsetzen könnte, ohne dabei Sasori über den Weg zu laufen. Schließlich kam ihm eine Idee, die das Praktische mit dem Angenehmen verbinden würde. Etwas ziellos durchstreifte er die Gassen der Stadt, bis er schließlich dort ankam, wo er hin wollte: die Kneipe, in der er mit seinen Kollegen neulich gewesen war. So konnte er sich einen Schluck von dem köstlichen atlantischen Bier gönnen und gleichzeitig sein Vorhaben umsetzen. Leichtfüßig und wieder völlig gut gelaunt betrat er die kleine Spelunke und sah sich um. Es war bereits früher Abend und die Bar gut besucht. Plötzlich jedoch ertönte eine Stimme, die er nur zu gut kannte: Hidan! Er seufzte. Vielleicht würde der Jashinist so betrunken und abgelenkt sein, dass er ihn nicht...
 

„DEIDARA! Alte Socke, das ist ja eine Überraschung! Komm her!“ brüllte Hidan quer durch das Lokal, so dass sich sämtliche Gäste fragend zu ihm umdrehten. War ja klar! So lässig, wie es ihm nach dieser Peinlichkeit möglich war, trat er zu Hidan an den Tisch heran, der mit Kakuzu, Kiba und Shino in einer Ecke saß und bereits ordentlich gebechert zu haben schien. Kakuzu grinste den Blonden breit an: „Setz dich.“ Die Vier rutschten ein wenig zur Seite und Deidara nahm das Angebot eher gezwungenermaßen an. Sogleich wurde ihm auch ein Bier gereicht, das er dankend annahm. Kiba lallte ausgelassen: „Schön, dassu hier bis. Wir dachten schon, dassu dich gar nich mehr von diesem... NA... Sasssso... wie auch immer... trennen kannst...“ Der Blonde lachte aufgesetzt, was aber bei diesem Alkoholpegel keiner mehr bemerkte: „Ach, das ist doch nicht wahr. Er nimmt seine Aufgabe nur sehr Ernst und lässt mich nirgends alleine hin.“
 

Hidan lachte auf: „Ist klar, Blondi! Das haben wir vorhin ja gesehen, ne!“ Er stieß dem Geologen seinen Ellbogen in die Seite und zwinkerte übertrieben. Deidara seufzte. Selbst hier trug der Jashinist seinen geheiligten Columbo-Gedenk-Mantel noch immer. Eigentlich fehlte diesem nur noch ein Hut, damit er im Gesamtbild zu „Columbo Jones“ mutierte. Die blöden Sprüche hatte er jedenfalls schon einmal drauf. Doch der Blonde winkte ab und knurrte: „Lass mich doch in Frieden, wenigstens versuche ich nicht vergeblich die Weiber anzugraben.“ Ehe Hidan wieder provoziert antworten konnte, mischte Kakuzu sich ein: „Schluss jetzt! Da seht ihr euch tagelang nicht, aber macht immer dort weiter, wo ihr aufgehört habt!“ Selbst Shino musste grinsen, als Deidara und Hidan zeitgleich beleidigt die Arme vor der Brust verschränkten und eine Schnute zogen.
 

Entgegen aller Befürchtungen verflog die Zeit regelrecht. Vier Runden später schaffte es Kiba nicht einmal mehr, seinen Kopf aufrecht zu halten. Seufzend erhob Shino sich und grinste den anderen zu: „Ich glaube, ich bringe unseren Schluckspecht mal nach Hause.“ Als ob er dasselbe dachte, bellte Akamaru ein paar Mal auf. Zu Dritt hoben sie den Betrunkenen hoch auf die Beine, der sich umgehend auf Shinos Schulter abstützte und darüber einfach nur belustigt war. Mehr als ein Kichern bekam Kiba einfach nicht mehr heraus. Shino verabschiedete sich von seinen drei Kollegen und verließ die Bar mit Kiba und Akamaru im Schlepptau.
 

Deidara beschloss, dass es DIE Gelegenheit war, um auch endlich wieder gehen zu können, immerhin hatte er noch etwas vor und das Bier half ihm nicht sonderlich dabei dieses hinterher auch adäquat umzusetzen. Doch ehe er aufstehen konnte, saßen plötzlich zwei junge atlantische Frauen an ihrem Tisch und kicherten herum. Die eine hatte langes schwarzes Haar und zwinkerte den Dreien zu: „Na, habt ihr heute noch was vor?“ Hidan, ganz in seinem Element, streckte die Brust heraus und tönte: „Bis jetzt noch nicht, aber so wie es aussieht hat sich das gerade geändert...“ Die Schwarzhaarige schnaubte kurz abfällig, ehe sie sich mit vollster Aufmerksamkeit zu Kakuzu wendete und diesem mit langen Wimpern zuklimperte. Die zweite Frau hatte kurzes blaues Haar und versuchte ihrerseits Deidara anzuflirten: „Und was ist mir dir?“
 

Hidan verschränkte fluchend und schwer beleidigt die Arme. Doch als der Geologe knochentrocken seine Antwort gab, musste der Jashinist lauthals loslachen. Deidara lächelte die junge Dame süßlich an, beugte sich zu ihr vor und hauchte: „Ich bin schwul.“ Wie ein geölter Blitz und zutiefst beleidigt rauschte die Blauhaarige wieder ab. Hidan wischte sich die Freudentränen aus den Augen und klopfte Deidara kräftig auf die Schulter: „Alter, das war ja geil! Hast du DAS Gesicht gesehen?“ Der Blonde nickte grinsend: „Ich weiß, ich bin ein Arschloch, aber das musste einfach sein.“ Kakuzu mischte sich auf einmal breit grinsend in das Gespräch ein: „Ich mache mich auch mal auf...“ Die beiden sahen auf. Mit der Schwarzhaarigen im Arm dackelte der Finanzier und Schatzsucher ab.
 

Plötzlich wurde es an ihrem Tisch sehr still und Deidara blickte zu Hidan herüber. Erschrocken sah er, wie der Jashinist auf das Glas vor sich starrte und angespannt wirkte. Eigentlich wollte er ja los, aber selbst Hidan konnte und wollte er SO nicht alleine lassen. Statt dessen fragte er vorsichtig: „Hey... was ist denn plötzlich mit dir los?“ - „Nichts!“ - „Erzähl das deiner Oma! Los, sag schon!“ - „Es ist nichts, Blondi. Lass mich in Ruhe!“ Seufzend deutete Deidara dem Schankwirt an, noch zwei Bier zu bringen. Als diese auf ihrem Tisch standen versuchte er sein Glück erneut: „Ich weiß, dass wir nicht die besten Freunde sind, Hidan. Aber ich sehe doch, dass etwas nicht in Ordnung ist...“ - „Wenn es einen Menschen auf dieser Welt gibt, mit dem ich NICHT darüber reden will, dann bist DU das!“ Wieder entstand Schweigen, während sie ihr Bier tranken.
 

Nach zehn Minuten absoluter Funkstille schob Deidara schließlich sein Bier von sich und sah Hidan noch einmal mitfühlend an: „Falls du es dir anders überlegen solltest, ich habe immer ein offenes Ohr für dich. Vergiss das nicht.“ Er verstand das Gemurmel und Gegrummel nicht, das Hidan von sich gab, also erhob er sich und wandte sich zum Gehen: „Bis die Tage.“ Wieder machte der Jashinist keinerlei Anstalten, also ging Deidara schließlich einfach und hoffte, dass der sture Bock es sich irgendwann vielleicht doch noch anders überlegen würde. Vielleicht war es ja auch wirklich nicht so schlimm und Hidan war schlicht beleidigt, wieder mal nichts zum Abschleppen abbekommen zu haben. Leicht angesäuselt machte der Blonde sich auf den Heimweg.
 


 

Eine weitere Stunde war vergangen, ehe Sasori das gesamte Chaos in seinem Schlafzimmer in Ordnung gebracht hatte. Erschöpft, aber deutlich entspannter ließ er sich auf die Couch im Wohnzimmer sinken und legte den Kopf in den Nacken. Es war früher Abend und Deidara schien noch immer unterwegs zu sein. Es war so... still. Friedlich, erholsam, aber auch... einsam. Er hatte gar nicht bemerkt, wie sehr er sich bereits an die Anwesenheit des Blonden gewöhnt hatte. Er konnte es kaum selber glauben, aber er wusste nichts mit sich anzufangen. Sonst hatten sie immer zusammen Essen gemacht und, obwohl er sich immer wieder über Deidaras chaotische Art lautstark aufgeregt hatte, eine Menge Spaß gehabt dabei. Zumindest Sasori selbst. Auch ihre Gespräche über die Ereignisse des Tages, kurz bevor sie zu Bett gingen, waren immer sehr schön gewesen. Auch wenn diese meist in Auseinandersetzungen über Kunst abdrifteten. Er hatte Spaß daran gefunden, den Geologen damit aufzuziehen und dieser ließ sich jedes Mal aufs Neue provozieren.
 

Sasori seufzte. Er wollte sich gar nicht vorstellen wie es wohl wäre, wenn Deidara auf einmal wieder weg sein würde und vermutlich niemals wieder zurückkäme. Müde wischte er sich über das Gesicht und tat sich schwer die Erkenntnis auch wirklich in Worten in seinen Gedanken auszusprechen. Er wollte nicht, dass Deidara wieder fortging. Er wollte ihn nicht... verlieren. Nicht einmal das Bisschen, was sie bisher miteinander erlebt hatten und noch weniger das, was er seither empfunden hatte. Er konnte nicht mehr zulassen, aber er wollte es noch viel weniger wieder verlieren. Seine Gedanken schweiften zum Nachmittag zurück, als sie zusammen hinter dem Wasserfall gestanden hatten, und sein Gesicht begann wieder zu glühen. Wäre er nicht so von Angst zerfressen, dann hätte er dort... Wie dumm kam er sich vor. Er war wohl wirklich der Einzige in der gesamten Truppe, der sich an diese Vorschriften gehalten hatte. Nicht, dass er unheimlich viele Möglichkeiten gehabt hätte, nicht hier in Atlantis, aber dennoch kam er sich dumm vor. Es wäre sein erster Kuss gewesen. Und er hätte nicht einmal gewusst, was er hätte machen sollen... können... dürfen... müssen...
 

Mit einem Mal richtete er sich kerzengerade auf. Er wollte Deidara nicht verlieren. Das jedoch wäre vermutlich der Fall, wenn er jedes Mal aufs Neue aus Angst und Scham Reißaus nahm. Er musste... ja, er musste sich nur ein wenig vorbereiten, damit er in etwa wissen konnte, was auf ihn zukam. Energisch sprang er auf und machte sich auf den Weg in den Keller. Er durfte nicht riskieren, dass der Blonde ihn DABEI erwischte. Die Angelegenheit war ihm peinlich genug. So musste der Keller dafür herhalten. Bei dem Gedanken musste er leicht schmunzeln. Nie im Leben hätte er geglaubt, dass seine Werkstatt mal für so etwas herhalten würde.
 

Ungeduldig hüpfte er die Treppen hinab, ging zielsicher zum Schreibtisch und machte das Licht an. Sasori war so in seine Gedanken vertieft, dass ihm nicht einmal das Fehlen einiger Notizbücher auffiel, sie waren in diesem Augenblick völlig belanglos. Statt dessen rief er Hiruko zu sich und atmete einmal tief durch. Plötzlich kam er sich doch mächtig lächerlich vor. Aber eine andere Idee hatte er nicht. Und Hiruko war einfach seine liebste Marionette, die fast immer an seiner Seite war. Er hatte alles mit ihr trainiert, wieso also nicht auch das? … Nein, es half nichts, er kam sich lächerlich vor. Aber für diesen Moment musste er seinen kriegerischen Stolz wohl oder übel vergessen.
 

Er trat an Hiruko heran und lehnte sich an die Brust der Puppe, die natürlich noch ein gutes Stück größer als Deidara war. Vorsichtig hielt Sasori sich an der Vorderseite der Schultern fest und stellte sich auf seine Zehenspitzen. Sein Gesicht hatte bereits wieder dieselbe Farbe, wie seine Haare. Der durchdringende Blick der Marionette machte es nicht unbedingt einfacher, also schloss er die Augen und tastete mit einer Hand nach dem Gesicht Hirukos. Schließlich hatte er auch mit geschlossenen Augen ausreichend Orientierung und atmete noch einmal tief durch. Er streckte sich noch ein kleines Stück und ignorierte alle Gedanken, die ihm durch den Kopf schossen, sondern legte seine Lippen nur auf die seiner Marionette...
 

Sasori öffnete die Augen wieder und ließ sich zurück auf den gesamten Fuß sinken. Das wars? Darum wurde so ein Tumult gemacht? Er stutzte und kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf. Entweder, diese ganze Sache mit dem Küssen wurde maßlos übertrieben oder aber er hatte irgendetwas falsch gemacht. So einfach hatte er es sich nicht vorgestellt und fragte sich, wieso er bisher eine solche Angst davor gehabt hatte. Er ließ sich auf seinen Hocker sinken und dachte nach. Was war bloß anders, als beim letzten Mal...?
 


 

Es klopfte und Sakura blickte auf. Sie saß in einem luftigen Nachthemd an ihrem Tisch und sortierte ihre Kristallfragmente. Seufzend raunte sie: „Moment, bitte.“ Wenn sie eines in den letzten Tagen gelernt hatte, dann dass man als Hohepriesterin keinerlei Freizeit mehr zu haben schien. Immer musste sie erreichbar sein, immer gab es etwas zu tun. Sie stand auf, griff nach dem Morgenmantel, der auf ihrem Bett lag, und zog sich diesen über. Wer es auch war, in luftiger Seidenwäsche musste sie dann doch nicht jeder sehen. Nachdem sie den Gürtel des plüschigen rosaroten Mantels um ihre Hüften festgebunden hatte, trat sie an die Tür und öffnete diese.
 

Ihr Atem stockte kurz. Sie hatte mal wieder Tsunade erwartet, doch die Herrscherin war es nicht, die vor ihr stand. Sie verzog das Gesicht zu einer Grimasse und trat einen Schritt zurück: „Komm rein.“ Kabuto lächelte ihr süffisant zu und sprach übertrieben freundlich: „Besten Dank, meine Liebe.“ Er schritt in ihr Zimmer und wartete, bis Sakura die Tür hinter ihm geschlossen hatte, ehe er sich zu ihr drehte und lächelte: „Ich bin hier um dir zu sagen, dass der Plan sich geringfügig geändert hat.“ Die Hohepriesterin verschränkte die Arme vor der Brust und fauchte: „Wie jetzt? Vergiss es, Kabuto! Ich habe keinen Bock mehr auf deine Spielchen! Ich weiß ja nicht einmal, was du wirklich vor hast, also lass mich endlich in Frieden!“
 

Der Schriftführer schritt langsam durch das Zimmer, ließ den Stoff der Vorhänge durch seine Finger gleiten und kicherte leise: „Aber, aber. Ich sagte dir doch, dass wir nur die Waffe zerstören wollen. Das ist doch eine sehr edle Gesinnung, meinst du nicht auch?“ - „Das kannst du erzählen, wem du willst. Du verheimlichst mir etwas und so lange du mir das nicht sagst werde ich gar nichts mehr für dich tun, verstanden?“ - „Das ist wirklich ein Jammer, meine Liebe. Und was ist mit deiner Angst vor der Verbannung?“ - „Ich werde schon begnadigt, so lange ich DICH ans Messer liefere.“ Kabuto blieb stehen und lächelte Sakura an: „Sieh mal einer an, du wirst ja richtig boshaft. Wie niedlich.“ Die junge Frau erschrak, als der Brillenträger plötzlich auf sie zukam, ihre Gesicht am Kinn griff und mit finsterem Ton fauchte: „Jetzt hör mal zu, Sakura. Wir müssen die Elite schwächen, sonst kommen wir nie an die Waffe heran. Und DU wirst uns dabei behilflich sein, verstanden?“ Panisch nickte sie nur. „Gut, pass auf. Unsere Einheit ist noch nicht so weit, sie hat sich ziemlich blamiert, um ehrlich zu sein. Aber das weißt du ja selber. Wir müssen uns Zeit verschaffen und das geht nur, wenn wir euer blödes Fest verschieben. Und da kommst DU ins Spiel. Ohne dich kann das Fest und die Ernennung eines Erzeugers nicht stattfinden. Du hast jetzt zwei Möglichkeiten: entweder du spielst mit und ich erkläre dir, wie wir das machen werden oder du verzögerst das Ganze als aufgequollene Wasserleiche, die unter ungeklärten Umständen ihr Ende in den Tiefen des Sees gefunden hat. Na, was sagst du?“
 

Er lockerte den Griff um ihr Gesicht und wartete ab. Sakura trat einen Schritt zurück und keuchte ängstlich. Sie wusste, dass Kabuto keine Späße machte. Was blieb ihr anderes übrig? Sie sah ihn an und raunte resignierend: „Was soll ich machen...?“

Zwischensequenz - Der Vortrag

Mit Tränen in den Augen sah Deidara auf und registrierte die Spannung, die im Lesesaal ihren Platz gefunden hatte und alles zu erfüllen schien. Scheinbar hatte jeder einzelne Zuhörer seinen Ausführungen gebannt gefolgt, sie schienen den Atem regelrecht anzuhalten. Er konnte nicht genau sagen, ob es durch die spannenden Erlebnisse oder seine brutale Ehrlichkeit war. Eigentlich war es ihm auch egal. Sein Blick trübte sich, als die Tränen schließlich doch ihren Weg nach draußen fanden. Müde hauchte er in das Mikrofon: „Ich schlage Ihnen vor, dass wir für eine halbe Stunde unterbrechen, meine Damen und Herren.“ Ein Griff unter das Rednerpult und der Raum erhellte sich wieder, was die meisten Anwesenden im ersten Augenblick blendete. Während sich die Reihen langsam lichteten und die Zuhörer sich die Beine vertraten, strich Deidara sich durch die mittlerweile matten langen Haare, schaltete das Mikrofon aus, seufzte laut auf und schlurfte hinter die Bühne.
 

Kiba verschränkte beleidigt die Arme und knurrte ungehalten: „Musste er unbedingt so ausführlich erzählen, dass ich meinen eigenen Namen nicht mehr hätte aussprechen können an dem Abend?“ Shino grinste: „Was beschwerst du dich? Immerhin wusste er nicht, dass ich eine geschlagene Stunde gebraucht habe, um dich zu Neji zu bringen. Das anschließende Donnerwetter hast DU ja auch nicht mehr mitbekommen...“ Abfällig winkte der Biologe ab und schnaubte: „Den Abend vielleicht nicht mehr, aber den gesamten folgenden Tag hat er meine Kopfschmerzen und meine Übelkeit, und vor allem meine Beschwerden darüber, geflissentlich ignoriert und mich durch die Gegend gescheucht! Und Akamaru hat fröhlich mitgemacht...“ - „Das hattest du auch verdient, immerhin hast du ihm in den Flur gereiert, hast ihn durch deine Lautstärke mitten in der Nacht aus dem Bett geschmissen und ihn dann noch angebaggert, da du dachtest er wäre eine Frau... ehe du Akamaru auf dem Weg zum Bett versehentlich auf den Schwanz getreten bist.“ - „Aaaaach, lass mich doch in Ruhe!“
 

Während Kiba schmollte blickte Shino besorgt zu Deidara, der an einem der Tische hinter der Bühne stand, die mit Essen und Getränken versehen waren. Seit knapp einer Minute goss der Blonde sich bereits Wasser ins Glas und schien nicht zu merken, dass es sich bereits auf dem gesamten Fußboden verteilte. Seufzend erhob Shino sich und ging zu dem Geologen herüber, nahm diesem vorsichtig Glas und Kanne ab und blickte diesen schließlich ernst an: „Soll einer von uns gleich weitermachen?“ Fahrig sah der Blonde sich um und schien erst jetzt sein Malheur zu bemerken: „Oh... das... tut mir Leid...“ - „Deidara... du musst da draußen nicht weitermachen, wenn du dich nicht gut fühlst.“ - „Doch! Ich... das MUSS ich machen! Das ist das Letzte, was ich noch tun kann, also lass mich, bitte! Es ist nur so... scheiße, es ist so verflucht schwer... jetzt geht der Wahnsinn doch erst richtig los!“ Mit einem Mal brach alles aus ihm heraus und er warf sich hilfesuchend in die Arme seines Kollegen, der ihn freundschaftlich drückte und beruhigend auf den Blonden einredete.
 

Kakuzu nahm nur nebenbei Kenntnis von dieser Szene, sein Blick war schon seit geraumer Zeit auf Hidan gerichtet, der diesem bereits seit ebenso langer Zeit eisern auswich. Dem Schatzsucher wurde es langsam zu bunt, doch seine Stimme klang ungewohnt sanft und besorgt: „Wieso hast du mir nie gesagt, dass dich das an dem Abend so gewurmt hat?“ Der Jashinist zuckte lediglich mit den Schultern: „Keine Ahnung, ist doch auch scheißegal, oder?“ - „Eigentlich schon, aber wenn du mir das gesagt hättest, dann hätte ich dir vielleicht erzählen können, was wirklich passiert ist...“ Plötzlich trafen sich ihre Blicke, Hidan sah Kakuzu zu dessen Erleichterung endlich wieder an. Und in gewohnter „hidan'schen“ Wortwahl brachte dieser seine Überraschung zum Ausdruck: „Fuck, willst du sagen, dass ich wegen dir dummer Hackfresse völlig umsonst Depris geschoben habe?“ - „Wenn du es so nennen willst, du kleine Drama-Queen... Ich hatte mit der kleinen Schlampe nichts!“ - „Wieso bist du Vollarsch dann mit ihr abgehauen???“
 

Nun grinste Kakuzu breit und versuchte zu erklären: „Man, bist du ein dämlicher Idiot, ehrlich! Vielleicht kannst du dich nicht erinnern, aber die Maus war auch schon ziemlich voll und eindeutig auf eine Sache aus. Unter normalen Umständen wäre ich mit der Alten nicht einmal ins Gespräch gekommen.“ - „Komm zur Sache! Fuck!“ - „Nicht in dem Ton, verdammt!“ - „...“ - „Geht doch. Die Perle hatte eine Kette um den Hals hängen, die einfach unwiderstehlich war, okay? Da hingen Klunker dran, nach denen ich noch Monate hätte suchen müssen und da sich meine Ausbeute als äußerst dürftig bis dahin herausgestellt hatte, habe ich in einer Seitengasse ein bisschen an ihr... herumgefummelt...“ - „...“ Kakuzu verstand die Welt nicht mehr. Hidan war mundtot. Sah ihn nur an, wie ein Auto. Er knurrte: „Ich habe ihr das Ding abgenommen und glücklicherweise ist sie danach eingepennt. Ich habe sie dann in so einer Absteige abgeliefert und bin nach Hause.“
 

„DU... DUUUUU.... DUUUUUU...!!!!“ setzte Hidan an, doch eigentlich konnte er nicht sauer sein. Er war wütend, ja, und es erweckte in ihm das Verlangen irgendjemandem schrecklich weh zu tun. Aber nicht Kakuzu. Nicht deswegen. Immerhin hatte dieses nun offensichtliche Missverständnis dazu geführt, dass er... Nachforschungen angestellt hatte. Nachgedacht hatte.
 

Grob packte der Jashinist den Schatzsucher am Kinn und zog diesen zu sich: „Fuck, du Arschloch! Sei froh, dass dieser beschissene Abend der Auslöser war, dass ich mich überhaupt um dich gekümmert habe!“ Kakuzu seinerseits griff in Hidans glänzendes Haar und holte sich ein Stück Kontrolle zurück, ehe er grinste: „Hör auf zu zicken!“ Grob, aber leidenschaftlich küssten sich die beiden.
 

Deidara hatte sich mittlerweile ein wenig beruhigt und sah Shino dankbar an: „Ich bin einfach noch nicht fertig damit, das tut mir Leid. Aber danke für...“ - „Schon gut. Es wird auch noch dauern, bis der Schmerz vorbei ist.“ Der Blonde seufzte: „Wenn er es denn überhaupt irgendwann ist...“ Er blickte rasch auf die Uhr und Shino verstand. Er ließ Deidara für den Moment alleine und setzte sich zu Kiba zurück, verdrehte allerdings noch einmal die Augen, als er die beiden Fummeltrienen entdeckte. Es war zu komisch. Erst konnte Hidan das Wort „schwul“ nicht freiwillig aussprechen und nun bekam dieser von Kakuzu gar nicht mehr genug... egal wann und egal wo.
 

Allmählich füllte der Saal sich auch wieder und Deidara atmete immer wieder in tiefen, ausgiebigen Atemzügen. Der schwerste Teil stand ihm erst noch bevor. Doch er würde es schaffen. Er musste es schaffen. Dieses Wort hatte er sich selbst gegeben. Seine Hand zog etwas aus dem Halsteil seines Hemdes heraus: ein leuchtender Kristall, der an einem Lederkettchen um seinen Hals hing. Was auch immer sein mochte, er war nicht alleine. All seine Erinnerungen schienen sich in diesem Kristallfragment zu fokussieren. Er konnte „ihn“, seine Präsenz, seine Anwesenheit, regelrecht spüren. Das half ein wenig, um nicht völlig durchzudrehen und spendete in den dunkelsten Augenblicken wenigstens ein wenig Trost und machte ihm Mut. Zärtlich fuhr der Blonde über die raue Oberfläche des Fragments. Es war „ihm“ so ähnlich. Ein ungeschliffener Diamant. Und nur er hatte das brillante Funkeln sehen dürfen, das sich hinter der ungeschliffenen und groben Oberfläche verborgen hatte. Immer wieder stellte er sich die Frage, ob alles anders gekommen wäre, hätte er sich nicht so in Missverständnisse verstrickt. Doch eine Antwort würde er niemals darauf bekommen...
 

Langsam ließ er den Kristall wieder unter seinem Hemd verschwinden und machte sich auf den Weg zurück auf die Bühne. Nun musste er all seine Kräfte zusammennehmen, um den restlichen Teil ihres Abenteuers zu erzählen...

Veränderungen

Etwas strauchelnd erreichte Deidara endlich die Haustür und ärgerte sich seit einer geschlagenen halben Stunde bereits darüber, dass Sasori sich darauf eingelassen hatte so weit vor die Stadt zu ziehen, nur um diese verbohrten Atlanter nicht weiter zu verärgern. Der Weg war nüchtern ja schon eine Plage, angetrunken jedoch war es eine Odyssee. Er war nur froh, dass er die Nacht nicht noch, aufgrund mangelnder Orientierung, irgendwo unter einem dieser riesigen Pilze hatte verbringen müssen, sondern gleich in das weiche und bequeme Bett Sasoris fallen und einfach nur noch schlafen konnte.
 

Er betrat das Haus, schloss hinter sich die Haustür wieder und hielt einen Augenblick lang inne. Er hatte versprochen sich zu beeilen und nun war er bis mitten in der Nacht unterwegs gewesen. Sein Blick wanderte zum Wohnzimmer. Stutzend blickte er auf: aus dem Zimmer kam ein leichtes Glimmern, als seien Kerzen angezündet worden. Langsam schritt er auf das ihm noch immer unheimliche Zimmer zu. Es war eigentlich nicht Sasoris Art einfach irgendwo Licht brennen zu lassen. Und noch viel weniger konnte Deidara sich vorstellen, dass der Rothaarige auf ihn gewartet haben könnte. Er verzog den Mund zu einer Schnute. Wäre zu schön, um wahr zu sein.
 

Vorsichtig schlich er durch die Wohnzimmertür und blieb wie vom Blitz getroffen stehen. Mit weit aufgerissenen Augen und offenem Mund stand er dort und sah sich ungläubig um. Er wischte sich über das Gesicht, schloss und öffnete seine Augen immer wieder, doch er sah es jedes Mal aufs Neue. Sämtliche Marionetten waren aus dem Wohnzimmer genommen worden. Es hatte sich in einen gemütlichen und wohnlichen Raum verwandelt. Eines jedoch war merkwürdig: das Sofa und der kleine Couchtisch fehlten und die Lichtquelle war nicht im Raum selber. Dann hörte er das Plätschern des Bachs...
 

Deidara schritt weiterhin leise und vorsichtig zu der großen Tür, die das Zimmer von der Veranda trennte und offen stand. Durch das glasige Material konnte er erkennen, dass Sofa und Tisch auf der Veranda Platz gefunden hatten. Die Couch stand mit der Rückseite zur Tür und Deidara konnte nur erahnen, dass das flackernde Licht seinen Ursprung auf dem Tisch haben musste. Neugierig, aber behutsam, streckte er seinen Kopf aus der offenstehenden Tür und ermöglichte sich so einen Blick auf das, was hinter der Sofalehne bisher verborgen gewesen war, und was ihm ein gerührtes Glänzen in die Augen und ein Lächeln auf seine Lippen zauberte.
 

Auf dem Couchtisch standen zwei Glasbehälter, in denen ein paar von den Leuchtkäfern umher krabbelten. Abgedeckt wurde das Ganze von einer Art Membran aus Stoff, damit die Käfer nicht weg fliegen konnten, die allerdings ausreichend perforiert war, um die Tiere nicht zu ersticken. Atlantis und seine Bewohner überraschten den Blonden immer wieder. Und insbesondere überraschte ihn Sasori. Dieser lag in eine Decke gehüllt auf dem Sofa und war offensichtlich eingenickt.
 

Neben den Gläsern lag sein verschenktes Radiergummi, ein Graphitstift und ein Bild. Nun übermannte die Neugierde den Geologen und er trat vorsichtig und leise komplett nach draußen. Lautlos griff er nach dem Blatt Papier und schaute es sich aus der Nähe an, was ihm umgehend den Atem raubte. Die Zeichnung war phänomenal. Und obwohl das Radiergummi neben dem Stift lag konnte Deidara nicht eine Stelle ausfindig machen, an der es zum Einsatz gekommen war. Das Bild war von einer ganz anderen Stilart gemacht, als es seine Bilder waren, und dennoch war es meisterhaft. Sasoris Stil war als Graphitzeichnung natürlich sehr kontrastreich, trotzdem plastisch und schön. Sehr eigen, aber auf seine ganz bestimmte Art einfach sagenhaft. Und es rührte Deidara zutiefst, dass ER das Motiv war, neben dem in seiner Sprache einfach nur „Danke“ geschrieben stand. Auch die Schrift war schnörkellos, aber sehr elegant und fein.
 

Deidara legte das Blatt wieder auf seinen ursprünglichen Platz, ging so in die Hocke, dass er sich direkt vor Sasoris Gesicht befand, und sah diesen liebevoll an, ehe er dem Rothaarigen eine Strähne aus dem Gesicht strich. Der Krieger machte sich gar keine Vorstellungen darüber, wie wunderschön dieser in Deidaras Augen war. Nicht nur rein äußerlich. Dieser Anblick erfüllte den Blonden mit einer Ruhe und Seligkeit, die er noch nie in seinem Leben gespürt hatte. Es fühlte sich für den Geologen so an, als sei er endlich komplett. Am Ziel einer Suche, von der er nicht einmal gewusst hatte, dass sie ihn bisher vorangetrieben hatte. Als habe er den einzigen Moment gefunden, den er nicht einfach nur verstreichen lassen, sondern für immer festhalten wollte.
 

Zärtlich hauchte er Sasori einen Kuss auf die Stirn und war im Begriff wieder rein zu gehen, um sich endlich schlafen zu legen, auch wenn er wohl die ganze Nacht hier hätte sitzen und den Krieger ansehen können. Doch er wollte diesem die Überraschung mit dem Bild und dem Wohnzimmer nicht verderben, so viel Mühe wie dieser sich damit gemacht hatte. Seufzend erhob er sich, strich dem Rothaarigen zum Abschied liebevoll über die Wange und hielt inne, um das Gefühl dieser weichen Haut doch noch einen Augenblick zu genießen. Wie gerne würde er das jeden Tag machen und nicht nur, wenn Sasori schlief. Eigentlich wollte Deidara noch viel mehr, aber er konnte nicht einfach etwas tun, was der Krieger vielleicht gar nicht wollte... Er biss sich auf die Unterlippe. Einmal das Gefühl erleben, wie es sein könnte... Leichtfüßig kehrte er zu seiner Position zurück und hockte sich wieder vor Sasori hin.
 

Nur ein einziges Mal, das schwor sich der Blonde. Er wollte nur wissen, was er vielleicht niemals bekommen würde und es doch so sehr sehnte. Äußerst vorsichtig legte er seine Hände an die hellhäutigen Wangen, schloss die Augen und atmete zitternd noch einmal tief ein und aus. Dann legte er seine Lippen behutsam auf die des Rothaarigen, konnte ein erlöstes Seufzen nur gerade so unterdrücken. Was hatte er sich nur gedacht? Als könnte er es nun noch akzeptieren, dass er diese verboten weichen und atemberaubend schmeckenden Lippen vielleicht zum ersten und letzten Mal mit seinen eigenen berührte?! Er würden nicht ruhen können, bis er diesen lieblichen und gleichwohl herben Geschmack wieder kosten durfte, bis er dieses schier elektrische Kribbeln auf seinen Lippen wieder durch seinen Körper jagen spürte. Vorsichtig zog er sich wieder zurück und seufzte lauter auf, als er es eigentlich wollte.
 

Sasori öffnete seine Augen. Zunächst war sein Blick noch leicht verschleiert, doch er erkannte sofort, dass er Deidara ins Gesicht sah. Er blinzelte. War er eingeschlafen? Deidara... Ihm schwante, dass da doch noch etwas war... Bis es ihm plötzlich wieder einfiel und er sich ruckartig aufsetzte, den Blonden dabei aber beinahe von den Füßen riss. Entschuldigend blickte er zu dem Geologen herab, wischte sich durch das Gesicht und murmelte verschlafen: „Tut... tut mir Leid, ich muss eingenickt sein...“ Er sah sich um, nachdem Deidara sich wieder in eine sichere Haltung gerappelt hatte, und seufzte: „Oh nein, ich habe nicht einmal die Sachen wieder rein getragen...“ Der Blonde hatte sich mittlerweile von seinem Schreck, von dem der Krieger immerhin nichts ahnte, wieder erholt und lächelte Sasori liebevoll an: „Ich finde, es macht sich hier draußen noch besser, auch wenn dein Wohnzimmer jetzt richtig zum Wohlfühlen ist...“
 

Sofort schoss Röte in Sasoris Gesicht, welches er schnell abwendete, und knurrte: „Es war einfach mal dringend Zeit für... eine Veränderung...“ Schmunzelnd ließ Deidara sich neben ihm auf das Sofa sinken und sah den Rothaarigen an: „So, so, eine dringende Veränderung. Und was ist damit?“ Er deutete auf das Bild, das auf dem Tisch lag. Noch röter im Gesicht verschränkte Sasori die Arme vor der Brust und ließ sich immer tiefer auf die Couch sinken: „Es... ich... du solltest das noch gar nicht sehen!“ - „Nun ist es zu spät, also sag schon... wofür dankst du und wem?“ Sasori verdrehte die Augen und seufzte: „Na wem wohl? Dir natürlich... Ich... ich bin dir dankbar dafür, dass du mich vor dieser Meute versucht hast zu verteidigen, weißt du? Aber... tu es bitte nicht wieder...“ Empört stemmte Deidara die Fäuste in die Hüfte und fauchte aufgebracht: „Warum das denn nicht? Die haben sich absolut daneben benommen und dich ungerechtfertigt angegriffen, da werde ich ja wohl noch ein paar Worte zu...“
 

Die Ansprache des Blonden wurde abrupt gestoppt, als Sasori diesem einen Finger auf die Lippen legte und den Kopf schüttelte: „Ich weiß, deshalb danke ich dir ja auch.“ Der Finger auf seinem Mund und dieser durchdringende intensive Blick verursachte bei Deidara eine wohlige, kribbelige Gänsehaut. Der Rothaarige versuchte zu erklären: „Verstehe mich da bitte nicht falsch. Ich möchte einfach nicht, dass sie irgendwann dasselbe mit dir machen... Tu dir das nicht an. Ich verkrafte das schon, aber ich könnte es nicht, sollten sie so etwas...“ Sein Teint wurde wieder deutlich röter. „...mit dir anstellen.“ Deidara stockte der Atem. Er hatte viel erwartet, aber nicht so eine... Fürsorge.
 

Besorgt beobachtete Sasori den Blonden, der ihn noch immer mit offenem Mund ansah, ohne eine Wort von sich zu geben. Verunsichert stand er auf und räusperte sich: „Ich... ich sollte gehen. Du findest mich in der Küche. Wenn du zu Bett gehst, sag mir einfach Bescheid...“ Langsam schritt er zur Tür, wurde jedoch plötzlich gestoppt, da Deidara ihn am Ärmel seines legeren Oberteils festhielt und ihn von unten ansah: „Warte!“ Seufzend wandte der Rothaarige sich wieder um: „Was gibt es denn?“ - „Warum willst du gehen?“ - „Ich... ich dachte ich bin zu weit gegangen, weil du nichts gesagt hast und...“ Diesmal war es Deidara, der Sasori unterbrach, in dem er aufsprang und seinen Finger auf die Lippen des Kriegers legte. Der Blonde schüttelte lächelnd den Kopf: „Nein, ich war einfach nur überrascht und habe mich so gefreut, dass du mich so magst!“ Der Geologe konnte nicht anders. Überglücklich schloss er den Rothaarigen in seine Arme und hauchte diesem einen Kuss auf die knallrote Wange: „Du weißt gar nicht, wie sehr mich das freut!“
 

Zitternd erwiderte Sasori die Umarmung. Dieses Mal konnte er sie genießen, wirklich wahrnehmen und sich auf jedes noch so kleine Detail konzentrieren. Seine Hände legten sich von unten auf die Schulterblätter des Blonden. Er konnte jede Bewegung spüren, die Deidara machte. Fühlte das weiche Haar, welches sich zwischen seiner Wange und der Schulter des Geologen befand. Fühlte Deidaras Hände, die am Lendenwirbelbereich auf seinem Rücken lagen und scheinbar nervös in hektischen Bewegungen leicht auf und ab strichen. Er sog den himmlischen Duft ein, der von dem Blonden ausging. Noch nie in seinem Leben hatte er so etwas gerochen. Zwar konnte er eindeutig erkennen, dass es ein fruchtiger Duft war, doch er kannte vermutlich nicht einmal den Namen der Früchte, nach denen es so wunderbar duftete.
 

Deidara bemerkte die Innigkeit, die diese Umarmung im Gegensatz zu allem anderen, was sie bisher an Körperkontakt hatten, mit sich brachte, und strich vorsichtig seine Haare zur Seite. Eine Gänsehaut wanderte über Sasoris Körper, als seine Wange plötzlich die warme Haut in der Halsbeuge des Blonden berührte. Seine Lippen bebten, sein ganzer Körper zitterte aufgrund dieses intensiven Gefühls. Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte er einen anderen Menschen auf diese Weise und es war so unsagbar anders, als jedes Mal, wenn er sich zu Hiruko geflüchtet hatte. Er spürte vor allem Wärme und die zarte weiche Haut des Geologen. Etwas, das seine Marionette ihm so nie zu fühlen geben konnte. Es niemals können würde. Etwas, das er niemals auch nur annähernd erträumt hatte und alles übertraf, was er sich je vorgestellt hatte.
 

Deidara wiederum spürte den warmen Atem, der seine empfindliche Halsregion streifte und seufzte leise auf. Er konnte nichts dagegen tun, dieses hauchzarte Gefühl an seinem Hals machte ihn fast wahnsinnig. Auch spürte er den regelmäßigen, aber erhöhten Herzschlag des Kriegers, dem sich sein eigener rasch anpasste. Als ob ihre Herzen nacheinander greifen wollten, schlugen sie von innen gegen die Brust ihres jeweiligen Besitzers. Wie in einem Tanz legte sich derselbe Rhythmus über sie, bestimmte jedes einzelne Pochen und übertönte alle anderen Geräusche, die hier in diesem Augenblick zu hören waren. Deidaras rechte Hand wanderte den Rücken des Rothaarigen hinauf, fühlte den feinen seidigen Stoff des Oberteils, bis sie am freiliegenden Hals Sasoris angelangte und sich dort in die wirren Haare vergrub. Nicht ohne jedoch eine zarte Berührung des Halses zu unterlassen, die dem Krieger ein leises Seufzen entlockte.
 

Alles war so verdammt intensiv für Sasori. Alles war so unglaublich neu. Aufregend. Alles fühlte sich so unsagbar und verboten gut an. Er zog seine Hände zurück und legte sie auf die Brust des Blonden, der augenblicklich die Chance ergriff und den Krieger mit der Hand an dessen unterem Rückenbereich noch näher zu sich zog. Zärtlich strich Sasori dem Geologen über den Oberkörper und erkundete im Stillen, was unter dem weichen Shirt verborgen liegen mochte. Fühlte mit seiner Hand den Herzschlag. Fühlte, wie der Brustkorb sich hob und senkte, um dem Verlangen nach Sauerstoff nachzukommen. Und fühlte, wie sich jeder Muskel in Deidara anzuspannen schien.
 

Dem Blonden war es seinerseits schlichtweg ein Rätsel, wie ein Mensch von Sasoris Charakter es zu verstehen schien, so viel Erotik in eine scheinbar einfache Umarmung zu legen. Diese vorsichtigen Berührungen, diese Neugierde, dieser intensive Blick dabei. Er hatte den Rothaarigen doch nur in den Arm genommen, doch er fühlte sich benebelter, als er sich je in den Armen eines Menschen gefühlt hatte. Nicht einmal ein noch so anregendes Liebesspiel kam dem nahe. Sein Griff im Nacken des Kriegers wurde fester und spürte, wie sich dort die feinen Haare Sasoris aufrichteten. Deidara lehnte seinen Oberkörper ein Stück zurück und sah in die fast schwarzen Augen, die nur von einem feinen silbrig-grau schimmernden Ring umrandet waren. Seine Hand zog das ebenmäßige und errötete Gesicht näher zu sich. Dieses Mal konnte es doch nur gut gehen! Es musste gut gehen!
 

Doch wieder einmal schlug der Blonde mit einem Ruck in der harten Realität auf. Sasori hatte dessen Hand auf seine Lippen gelegt und sah ihn geradezu flehend an. Leise und mit brüchiger Stimme hauchte der Rothaarige: „Deidara, bitte... Sei mir nicht böse, aber...“ Seufzend löste sich der Angesprochene von Sasori und sah bedrückt zu Boden: „Schon gut, es tut mir Leid... ich... kann verstehen, dass du das nicht willst und...“ Die Hand an seinen Lippen drückte etwas fester zu und unterbrach ihn. Er Blickte auf und sah den Rothaarigen an, der gequält lächelte: „Hör mir bitte erst zu... Ich brauche Zeit. Verstehe mich nicht falsch, aber... es ist sehr ungewohnt für mich.“ Es war völlig neu für ihn! „Und ich möchte dich daher um zwei Dinge bitten. Wenn du mir dann die Chance geben möchtest, werde ich alles tun, um dir das zu geben, was du möchtest.“ Von dem er keine Ahnung hatte, was es eigentlich war.
 

Deidara sah ihn mit großen Augen an: „Ist... ist das dein Ernst??? Ich meine... verstehe du mich auch nicht falsch, aber... du... du kannst dir vorstellen, dass wir... ???“ - „Ich denke schon.“ Es war Sasori in diesem Augenblick egal, was Deidara genau meinte. Er wollte lediglich unter keinen Umständen seine Unwissenheit preisgeben. Plötzlich lächelte der Blonde glücklich und nickte: „Was... was für zwei Bitten hast du denn?“ Mit geröteten Wangen versuchte der Krieger dem glücklichen Blick auszuweichen, der schlichtweg zu selten in seiner Gegenwart auf den Gesichtern der Menschen geschrieben stand bisher. Doch er konnte es auch nicht verhindern, immer mal wieder einen kurzen Blick zu riskieren, während die Frage in ihm brannte, ob er es tatsächlich war, der für diesen Blick sozusagen verantwortlich war.
 

Sasori holte tief Luft und raunte: „Ich... möchte nichts überstürzen. Bitte lassen wir die Sache langsam angehen...“ Überschwänglich nickte der Blonde: „Natürlich, das ist doch kein Problem!“ - „Das freut mich, ehrlich. Nun, und die zweite Sache...“ Er musste es einfach frei heraus sagen. Und hoffen, dass sich keinerlei Fragen über das „Warum“ ergeben würden. „Die zweite Bitte ist Folgende: Ich möchte nicht, dass irgendjemand davon erfährt oder etwas mitbekommt... noch nicht. Wäre... wäre das in Ordnung?“ Deidara sah dem Rothaarigen in die Augen. Er vermutete, dass Sasori vor diesen gemeinen Menschen nicht noch eine Angriffsfläche bieten wollte. Zudem hatte dieser ihm ja bereits vorhin erklärt, dass dieser nicht wollte, dass die Atlanter ihn auch noch angriffen. Wie konnte er diesen Wunsch da abschlagen? Lächelnd nickte er: „Natürlich ist das in Ordnung.“ Er strich dem Rothaarigen über die Wange. „Das ist mehr, als ich mir zu wünschen getraut habe...“
 

Der Blick des Blonden wanderte zum Sofa und ihm kam eine Idee. Lächelnd ließ er von Sasori ab, der ihn etwas irritiert ansah, nahm sich die Decke von der Couch, griff nach der Hand des Rothaarigen und zog diesen mit sich auf das Sofa hinunter. Sasori, der völlig unvorbereitet von dieser Aktion erwischt wurde, stolperte und ließ die Landung etwas holpriger ausfallen, als der Blonde es sich gedacht hatte. Doch auch deutlich angenehmer. Deidara lag auf dem Rücken über die gesamte Länge der Couch, der Rothaarige mit tiefrotem Gesicht halb auf ihm. Verlegen versuchte dieser sich zu entschuldigen: „Tut mir sehr Leid! Moment, ich bin sofort...“ Doch der Geologe warf die Decke über sie drüber, die sich in einem fast federleichten Fall über sie legte, und legte seine Arme um Sasoris Körper. Deidara ahmte kurzerhand die Position nach, die er zwischen Sasori und dessen Marionette Hiruko beobachtet hatte.
 

Mit noch immer rot gefärbten Wangen lag Sasoris Ohr auf der warmen Brust des Blonden. Sein Vorhaben wieder aufzustehen war mit einem Mal völlig vergessen, als er unter der Brust, an die er sich dieses Mal schmiegte, ein Herz schlagen hörte. Zaghaft umfasste er die Taille des Geologen und presste sich noch ein wenig fester an den lebendigen Oberkörper. Nur noch fern hörte er Deidara „Gute Nacht“ flüstern. Viel zu gefesselt von diesem Unterschied zwischen Hiruko und dem Blonden war er. Viel zu aufgewühlt darüber, dass er diesem wunderschönen Pochen unter der sich hebenden und senkenden Brust lauschen durfte. Viel zu ängstlich darüber, dass das alles nur ein Traum sein könnte. Und doch auch viel zu glücklich, dass es sich so wundervoll anfühlte. Während Deidara bereits eingedöst war, ließ Sasori die kleine Träne zu, die sich voller verschiedener Gefühle in seinem Auge gebildet hatte. Voller Glück ließ er zu, dass sie leise und ungesehen über seine Wange kullerte, ehe sie unbemerkt auf der lebendigen und menschlichen Brust Deidaras landete.
 


 

Es vergingen ein paar Tage, in denen es ruhig in Atlantis wurde. Die Aufregung über den letzten Angriff hatte sich bereits wieder gelegt, viel zu sehr waren die Einwohner damit beschäftigt, alles für das Nachkommensfest zu schmücken und organisieren, welches in 3 Tagen endlich stattfinden würde. Manch einer von ihnen hatte ein solches Fest bereits miterlebt, für die Meisten jedoch war es eine aufregende und kulturell wichtige Premiere. Das gesamte Reich schien in heller Aufruhr darüber zu sein. Ein blonder Geologe jedoch nahm kaum davon Kenntnis, als er über den Markt schlenderte.
 

Deidara hing seinen ganz eigenen Gedanken nach. Er war glücklich. Ihm wäre es am Liebsten gewesen, hätte er sein Glück frei herausschreien können, doch er hatte ein Versprechen gegeben und daran hielt er sich eisern. Selbst wenn die Fortschritte marginal waren, die Sasori machte. Immerhin jedoch tauschten sie zärtliche Berührungen aus und Deidara musste zugeben, dass er diesen kleinen, aber wundervollen Gesten in seinem bisherigen Leben viel zu wenig Beachtung und Bedeutung zugeschrieben hatte. Vielleicht war es ihm in seinem bisherigen Leben ohne Sasori auch einfach nicht möglich gewesen. Er wusste es nicht und es war ihm egal. Schwer verliebt und mit einem breiten Grinsen im Gesicht betrat er den großen Markt, der an diesem Tag auf dem Tempelplatz stattfand.
 

Das Kreischen mehrerer junger Frauen jedoch holte ihn mal wieder ungewollt von seiner Wolke herunter. Wie alle anderen Besucher und Händler des Marktes ebenfalls, sah er auf und erkannte eine panische Meute junger Priesterinnen, die in ihr unverwechselbares weißes Gewand mit den metallischen Gürteln gekleidet waren, die hektisch und aufgebracht in den Tempel stürmten. Von seiner Neugier gepackt vergaß Deidara seine Besorgungen völlig und hechtete ebenfalls los, als er glaubte auch Itachi, Nagato, Neji und ein paar andere Gestalten auf den Stufen zum Eingang zu erkennen.
 

Mit keuchender und rasselnder Lunge nahm der Geologe nach einem ungewohnten Sprint die letzten Stufen des Tempels, bis er völlig aus der Puste in die Eingangshalle torkelte. Tsunade wurde von den noch immer aufgeregt durcheinander redenden Priesterinnen belagert und hielt eine Schriftrolle in der Hand. Itachi und Nagato traten an den Blonden heran. Der schwarzhaarige Krieger grinste breit: „Ich glaube, du hast mal ein Ausdauertraining nötig, mein Guter.“ Unfähig schon zu sprechen hob Deidara beleidigt den Mittelfinger. Itachi sah Nagato fragend an, der die Augen verdrehte und knurrte: „Unser lieber Herr Geologe möchte dir damit sagen, dass du ihn am Arsch lecken kannst.“ Skeptisch hob der Schwarzhaarige eine Augenbraue: „Ihr habt seltsame Rituale...“ Deidara klatschte sich mit der flachen Hand vors Gesicht und hechelte: „Nein... du Dummkopf! Das... heißt so viel wie: ...Halt die... Klappe, oder... ich reiß dir... die Eier ab!“ - „Oh... achso...“
 

Allmählich kam der Blonde wieder zu Atem und sah seine beiden Freunde fragend an: „Was ist hier eigentlich los? Die haben ja draußen schon einen Tumult gemacht...“ Nagato schüttelte den Kopf: „Ich habe bisher noch kein vernünftiges Wort verstehen können. Hoffentlich beruhigen die Damen sich gleich mal...“
 

Ungeduldig und schwer genervt machte Tsunade von ihrer persönlichen Geheimwaffe Gebrauch, um die Priesterinnen endlich zur Ruhe zu bringen: ihre Stimme. Wie ein Megafon übertönte die Herrscherin alles andere und brüllte: „RUHEEEEEE!!!“ Deidara traute seinen Ohren nicht, im Raum wurde es augenblicklich totenstill. Zufrieden lächelte Tsunade und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder der Schriftrolle: „Geht doch. Neji, Itachi, hört genau zu und unterrichtet die anderen später darüber, wir haben ein Problem! Und versucht nicht euch zu verstecken, ich habe gesehen, dass ihr es nicht lassen konntet eure Neugierde zu stillen.“ Aus der anderen Ecke des Raumes ertönte Nejis Stimme: „Welches Problem haben wir denn, Herrin?“ - „Sakura wurde entführt und laut Beobachtungen auch verletzt. Wie ich dem Geschnatter der Mädchen entnehmen konnte, waren die Täter vermummt. Aber sie haben dieses Schreiben hinterlassen, in dem sie Forderungen stellen.“ - „Und welche, Herrin?“ - „Sie schreiben, dass Sakura umgehend getötet würde, sollte wir auch nur einen Versuch wagen sie zu finden. Sie schreiben überdies, dass sie sich in zwei Wochen mit weiteren Anweisungen melden werden.“
 

Tsunade rollte das Pergament vollständig aus und etwas fiel zu Boden. Ihr Blick folgte dem Objekt und ihr Atem stockte. Einige Priesterinnen kreischten auf, andere fielen in Ohnmacht. Die Herrscherin blickte auf und sah zu Itachi, Nagato und Deidara. Die Schriftrolle zitterte in ihren Händen, ihre Stimme jedoch klang verhältnismäßig fest, auch wenn in ihr ein Sturm aus Emotionen tobte: „Sie schreiben, dass sie uns als Warnung, dass sie es Ernst meinen, etwas von Sakura hier gelassen haben...“ Die drei, sowie Neji ebenfalls, traten näher an die Herrscherin heran. Vor den Füßen Tsunades lag ein abgeschnittener Finger...
 

Die Herrscherin sah entschlossen, aber dennoch merkbar fassungslos auf und keuchte: „Schickt mir Sasori, ich erwarte ihn zu einer Lagebesprechung. Kabuto, du wirst mir ebenfalls zur Seite stehen und... bei Kano, schickt mir auch Konan, ich brauche ihren Rat! Mädchen, ihr geht auf eure Zimmer und bleibt dort, ich werde mich heute Abend um euch kümmern! Neji, Itachi... ihr entfernt dieses Präsent bitte umgehend!“ Mit wehendem Umhang wandte sie sich zum Saal, den sie von Kabuto gefolgt betrat und die Tür hinter sich zuschlug.
 

Hinata kümmerte sich darum, dass die Priesterinnen wieder zu sich und auf ihre Zimmer kamen. Deidara drehte sich um, wollte augenblicklich los, um Sasori zu holen, doch Itachi hielt ihn am Arm fest und zog ihn zurück zwischen den Schwarzhaarigen und Nagato, ehe er flüsterte: „Deidara, das ist DIE Chance, um in den Portalraum zu kommen!“ Neji stellte sich mit dem Finger in der Hand zu ihnen. „Bitte, wir drei müssen da runter! Geh du, benachrichtige Konan und Sasori!“ Der Blonde nickte eifrig: „Ist gut. Bis nachher.“ Ehe er abermals los eilen konnte, hielt Neji ihn dieses Mal am Ärmel fest, grinste, drückte ihm den blutigen Finger in die Hand und sprach übertrieben mitleidig: „Vergiss den nicht, wir haben es eilig...“
 

Die drei verschwanden im Altarraum und ließen Deidara zurück, der mit angewidertem Blick in seine Hand starrte und seine aufsteigende Übelkeit bekämpfte. Panisch drehte er sich auf dem Absatz herum und stürmte aus dem Tempel. Das würden sie ihm büßen. Er wusste nicht wann oder wie, aber die Aktion würde Rache bedeuten, so viel war dem Blonden absolut klar. Und wo um alles in der Welt stellten die sich vor, sollte er einen menschlichen Finger entsorgen???
 

Rasch hatte Itachi den Zugang zum Portalraum geöffnet und hatte, gefolgt von Nagato und Neji, den dunklen Tunnel betreten. Er berührte eine Fläche und der Zugang verschloss sich wieder. Nach einem zweiten Handgriff erhellte eine miteinander verbundene Reihe aus Kristallen an der Decke den schmalen Gang und die drei setzten ihren Weg fort. Nach knapp drei Minuten erreichten sie einen großen Raum, dessen Decke schier unendlich in die Höhe zu reichen schien. Die Mauern, die Decke und der Boden waren, im Gegensatz zum Rest des Tempels, aus dunklen, fast schwarzen Steinen und wirkte viel mehr wie das Gemäuer einer längst vergessenen Burgruine, als einem belebten Tempel.
 

In der Mitte des Raumes erhob sich ein kreisrundes Podest etwa 10 cm über den Boden. Auf dem Podest stand ein ovaler Ring aus Stein, aufrecht und mit unzähligen Symbolen verziert. Nagato musste leicht grinsen. Bereits beim letzten Mal kam ihm, wie in diesem Augenblick auch, der Gedanke an Hidan, der sich vor das Portal gestellt und gesagt hätte: „Was ist das? Stargate für Arme?“ Doch Neji und Itachi würden den Witz nicht daran verstehen. In ihrer Welt gab es kein Fernsehen.
 

Sie betraten die Plattform. Da keiner von ihnen wusste, wie viel Zeit ihnen bleiben würde, begann Nagato sofort mit einer Zusammenfassung seiner bisherigen Erkenntnisse: „Also, was Itachi und ich bisher herausgefunden haben ist, dass es einen versteckten Mechanismus gibt, mit dem sich das Portal bedienen lässt. Wir konnten anhand der Schriftzeichen ausmachen, dass es angeblich in die Oberwelt führt und...“ Neji hob eine Hand in Nagatos Richtung und hauchte: „Sssscht... Es ist einfach phantastisch. Wenn... wenn ihr das sehen könntet.“ Itachi legte dem jüngeren Krieger eine Hand auf die Schulter und lächelte: „Beschreibe es uns...“ - „Ich versuche es... Es ist... wirklich erstaunlich. In diesem Oval ist eine Art... Strudel... nur dass dieser nicht nach unten gerichtet ist, sondern in den Raum hinein, und doch aus diesem heraus... Ungeduldig huschen manchmal kleinere Ströme um den Steinring herum und berühren bestimmte Symbole in... zunächst wirrer Reihenfolge, aber...“
 

Er trat näher an den Steinring heran und schaute noch immer mit großen Augen dem nur für ihn sichtbaren Spektakel zu: „Nagato, hast du eine Zeichnung mit den genauen Symbolen und deren Position?“ - „Ja, Moment...“ Der Rothaarige öffnete seine Tasche, kramte einen Skizzenblock hervor und schlug die ersten paar Seiten um, bis er die gewünschte Zeichnung vor sich hatte. Neji nickte: „Nimm dir einen Stift...“ Nagato griff abermals in die Tasche und nahm den erstbesten Stift an sich, den der greifen konnte. Aufgeregt drückte er die Miene aus dem Kugelschreiber und blickte zu dem Blinden: „Gut, habe ich!“ - „Pass auf, ich sage dir jetzt nacheinander weg die Symbole und du nummerierst sie.“ - „Ja, mache ich.“ - „Die Schlange, der Kreis, der Stern, der Tempel, das Dreieck, das Yin Yang, der Raptor, der Baum und zum Schluss die Blume...“ Eilig notierte Nagato sich die Ziffern neben den Symbolen auf seiner Zeichnung, während Neji noch einen Augenblick innehielt.
 

Dann sah er zu seinen beiden Freunden und hauchte: „Hier steht, dass Kanos Sinn den Stein berühren muss, um das Portal zu aktivieren...“ Itachi sah plötzlich auf. Er wusste nicht wieso, aber er hatte auf einmal das Gefühl, dass sie es jetzt und hier schaffen könnten. Immerhin konnte Neji das Geheimnis sehen... wieso dann nicht auch... „Neji, versuch es einfach! Was kann schon passieren, außer dass es nicht funktioniert?“ - „Ich wüsste nicht, was das...“ - „Nun tu es einfach! Versuche es, bitte.“ - „Zeitverschwendung, aber schön...“ Aus dem Gedächtnis wusste der Blinde die Reihenfolge noch, was Nagato zutiefst imponierte. Vorsichtig berührte Neji einen Stein nach dem anderen. Bis er schließlich den Stein anfasste, auf dem die Blume stilistisch abgebildet war. Mit einem Mal erfüllte ein gleißendes Licht den Raum und raubte den Dreien sämtliche Sicht. Die Wände bebten und Staub rieselte zwischen den großen Steinquadern heraus, die sie umgaben. Und schließlich wurden die drei von einem Windstoß von der Plattform gefegt, ehe diese in einem violetten Leuchten den Blick auf das Geschehen unmöglich machte. Itachi biss sich auf die Unterlippe. Hatte er einen schwerwiegenden Fehler begangen...?

Unerwartete Wendungen

Die Tür zum großen Saal öffnete sich wieder, als der späte Nachmittag bereits hereingebrochen war. Mit erschöpften Gesichtern, aber dennoch sichtlich erleichtert verließen Tsunade, Konan und Sasori den Raum, in dem sie über Stunden beraten hatten, was sie nun unternehmen wollten. Allein Kabuto blieb dort zurück und saß schon über einem Bericht, der das Treffen und die daraus hervorgehenden Ergebnisse festhalten sollte.
 

Sasori hasste diese Konferenzen einfach. Sie dauerten einfach viel zu lange für seinen Geschmack, dafür, dass hinterher ohnehin ein fauler Kompromiss dabei entstand, wenn es gut lief. Falls nicht, so wie an diesem Tag, musste er sich einer bockigen Herrscherin geschlagen geben, die ihren Kopf durchsetzte, ob dies nun Sinn machte oder nicht. Dieser Schriftführer ging ihm vor allem anderen jedoch auf die Nerven. Die Herrin schien diesem Tunichtgut hörig zu sein. Kabuto verstand es, seinen Standpunkt so zu verkaufen, dass es für Tsunade offenbar logisch und sinnvoll klang. Scheinbar jedoch vergaß sie überdies völlig ihren gesunden Menschenverstand und ordnete Dinge an, die absolut lächerlich waren.
 

Müde schlurfte Sasori in Richtung Ausgang. Er wusste, dass Sakuras Verschwinden kein Zufall war. Er wusste, dass es eine Ablenkung war. Er konnte sich nur noch keinen Reim darauf machen wofür diese Ablenkung gut sein sollte und was Kabutos Leuten so wichtig sein konnte, dass sie einer Verbündeten den Finger bei vollem Bewusstsein abtrennten. Mit schmerzverzerrtem Gesicht rieb er sich über den Bauch. Wieso bekam er in solchen Situationen nur immer solche Magenkrämpfe? Die konnte er überhaupt nicht gebrauchen im Moment, er musste herausfinden, was der aalglatte Schriftführer vorhatte...
 

Ehe er die Tür nach draußen passierte, hielt ihn Konan zurück, die nach ihm rief: „Sasori, warte mal bitte einen Augenblick...“ Die Blauhaarige schloss auf und stellte sich vor den Krieger, der sie fragend ansah. Verlegen blickten beide zu Boden, bis die einstige Hohepriesterin leise raunte: „Ich hoffe, dass wir uns bald wieder versöhnen. Es lag nie in meiner Absicht, dich zu verärgern und ich wollte nur, dass du das weißt...“ Der Rothaarige lächelte gequält: „Ich... ich glaube ich muss mich bei dir entschuldigen. So langsam glaube ich zu verstehen, was du mir sagen wolltest...“ Plötzlich begannen Konans Augen glücklich zu strahlen. Sie lächelte ihren Freund erwartungsvoll an: „Wirklich? Heißt das, wir legen unsere Auseinandersetzung bei?“ Sasori nickte: „Es würde mich freuen, wenn...“ Er konnte seinen Satz gar nicht beenden, da die junge Frau ihn freudig in eine innige, freundschaftliche Umarmung zog und hauchte: „Das freut mich so sehr!“
 

Konan fiel gar ein Stein vom Herzen. Es war schrecklich für sie gewesen zu wissen, wie wütend sie ihren Freund gemacht hatte. Und es war ein Spiel mit dem Feuer gewesen, da ihr Plan ebenso gut in ewigem Streit hätte enden können. Das konnte man bei Sasori nie so genau wissen, er war in seinen Reaktionen so merkwürdig, dass es an Unberechenbarkeit grenzte. Mal war er ganz lässig, mal perlte es von ihm ab wie Wasser von einem Lotos, mal schien seine gesamte Emotionalität wie ein Vulkan auszubrechen, und mal war er so mitgenommen, dass er es unter dem Deckmantel der Professionalität und des Realismus zu verstecken versuchte, um nicht daran zu zerbrechen.
 

Sie lösten sich wieder voneinander und sahen sich an. Aus Sasoris gequältem Lächeln war ein aufrichtiges geworden und er nickte der Blauhaarigen zuversichtlich zu: „Ich werde Deidara abholen und dann treffen wir uns nachher bei Itachi. Dann können wir allen Bericht erstatten und im Anschluss vielleicht noch die eine oder andere... Frage klären.“ Sein Blick wanderte für einen kurzen Moment zum Saal zurück und Konan nickte rasch, da sie verstand: „Ist gut, dann bis gleich...“ Sasori eilte los, immerhin war die Strecke zu ihm nach Hause und zurück nicht „mal eben“ zu überbrücken und er hasste es einfach, wenn dadurch alle immer auf ihn warten mussten.
 

Die einstige Hohepriesterin war ebenfalls im Begriff den Tempel zu verlassen, als hinter ihr die Stimme der Herrscherin ertönte: „Konan, bitte warte doch mal einen Augenblick...“ Die Blauhaarige blieb stehen und drehte sich vorsichtig um, in der innigsten Hoffnung, dass Tsunade keinen Verdacht über ihre geradezu rebellischen Aktivitäten schöpfte. Doch der sanfte Blick, den sie von der Blonden zugeworfen bekam, sagte ihr etwas anderes. Fast beschämt sah die Herrscherin ihre einst Vertraute an und seufzte: „Scheinbar hattest du mit Sasori eine Meinungsverschiedenheit...“ Konan nickte: „Ja, aber wir haben unsere Differenzen beigelegt... zum Glück...“ Die Blonde lächelte gütig und hauchte: „Das... war kaum zu übersehen...“ Abermals seufzte sie. „Und es erweckte in mir den Wunsch mich auch mit dir zu versöhnen, wenn du mir diesen Wunsch gewährst...“ Für einen kleinen Augenblick hielt sie inne, ehe sie weitersprach: „Ich würde mich sehr freuen, wenn du in dieser schweren Zeit, so lange Sakura in den Fängen dieser Entführer ist, wieder meine Beraterin und Hohepriesterin sein könntest...“
 

Entgegen aller Erwartungen und Hoffnungen der Herrscherin schüttelte die Blauhaarige jedoch ihren Kopf und erklärte mit einem beeindruckenden Selbstbewusstsein: „Nein, dieses Angebot werde ich ausschlagen müssen. Ich stehe dir mit Rat und Tat zur Seite. Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um dir und Atlantis eine Hilfe und Stütze zu sein, aber der Posten der Hohepriesterin muss auf mich als Amtsträgerin verzichten.“ Mit weit aufgerissenen Augen starrte Tsunade ihre Freundin fassungslos an: „Aber... wieso?“ - „Das hat zwei Gründe, meine Liebe. Erstens stehe ich nach wie vor hinter dem, was ich dir vor meiner Entlassung gesagt habe. Ich weiß, dass Kabuto ein Verräter ist, ich kann es dir nur nicht beweisen. Und ich kann dir keine loyale Freundin sein, so lange dieser Mensch Zwietracht in unseren Reihen sät.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Und zweitens wäre es dumm von mir dieses Angebot nun wahrzunehmen. Werde ich nach Sakuras Entführung wieder zur Hohepriesterin, welche Überlegung läge dann nahe? Richtig, dass ich in die Sache verwickelt bin und da ich Kabuto zutraue dieses Gerücht gegen mich zu verwenden, werde ich ablehnen.“
 

Tsunade schluckte schwer, nickte schließlich aber langsam und aufgewühlt: „Wie du wünschst. Ich respektiere deine Entscheidung natürlich und bin froh, dass du mir trotzdem zur Seite stehen möchtest... Vielleicht sollte ich mir die Vorkommnisse der letzten Zeit noch einmal sehr ausführlich durch den Kopf gehen lassen.“ - „Das würde ich mir wünschen. Vergiss nicht, ich bin vor allem anderen immer deine Freundin gewesen... und werde es immer sein.“ Konan wandte sich ab und ließ eine nachdenkliche Herrscherin zurück, die einfach nicht mehr wusste, was wahr und was gelogen, was richtig oder falsch war, bis sie erschöpft und verwirrt die Treppen hinaufstieg und sich in ihre Gemächer zurückzog.
 

Kabuto entfernte sich wieder von der Tür, ballte die Hände zu Fäusten und knurrte wütend. Diese Hohepriesterin hatte noch immer einen viel zu großen Einfluss auf Tsunade, was ihren ganzen Plan gefährdete. Die Herrscherin war zu wankelmütig geworden, was er dringend verhindern musste. Alleine die Tatsache, dass sie durch die Entführung Sakuras Zeit gewonnen hatten, beruhigt ihn ein wenig. So konnte er mit Orochimaru den Plan noch einmal überarbeiten. Und er hatte auch schon eine Idee, immerhin mussten sie ja auch noch Sasoris Einfluss unterbinden. Wieso nicht gleich auch Tsunade mit dieser Aktion vorerst aus dem Verkehr ziehen? Sein siegessicheres Grinsen kehrte zurück. Im Moment war die Gelegenheit günstig, um den Tempel unbemerkt zu verlassen. Rasch packte er seine Unterlagen ein, verstaute diese in einem handlichen Stoffbeutel und verließ mit schnellen Schritten das große Gebäude.
 


 

Das gleißende Licht ebbte allmählich ab. Der Windstoß hatte sich gelegt. Itachi, Neji und Nagato hatten sich wieder aufgerappelt und starrten mit großen Augen das an, was sich vor ihnen aufgetan hatte. Für Neji hatte sich der Anblick nur marginal geändert, lediglich die Intensität des Strudels war um einiges größer geworden. Für Nagato und Itachi jedoch war das Portal zum ersten Mal wirklich sichtbar. Wie durch ein Fenster konnte man durch die flüssig wirkende Membran erkennen, was sich auf der anderen Seite befand. Itachi schüttelte ungläubig den Kopf: „Was... was sind das alles für Sachen?“ Nagato lächelte leicht und versuchte zu erklären: „Das ist die Oberwelt. Zumindest ein Teil von ihr. Was du da siehst ist Riesenbambus. Er erfüllt in etwa denselben Zweck bei uns, wie bei euch die gigantischen Pilze aus dem Wald.“ Er stutzte. „Doch er wächst nicht überall in unserer Welt musst du wissen. Eigentlich fast nur in meiner Heimat. Was bedeuten muss, dass auch dort irgendwo der Ausgang sein muss. Das ist doch wenigstens mal eine verhältnismäßig gute Nachricht...“
 

Etwas irritiert sah Neji den Wissenschaftler an: „Wieso das denn?“ - „Na, überlege doch mal. Falls Tsunade sich wirklich nicht umstimmen lässt, so werde ich Konan durch das Portal begleiten. Dann kann ich auf sie Acht geben und zusehen, dass sie nicht verloren umherirrt, sondern in meine Heimat mitnehmen und mit ihr überlegen, wie wir sie wieder zurückbringen können.“ - „Das ist ein Argument...“ - „Aber eine Frage habe ich jetzt auch... Es wurden doch früher des öfteren Leute aus Atlantis verbannt... wieso weiß keiner mehr, wie dieses Portal funktioniert?“ Itachi musste lächeln, als Neji sich stolz neben Nagato stellte. Das war genau das Fachgebiet des Blinden. Es war dem Älteren immer ein Rätsel gewesen, wie ein Mensch so viel Wissen anhäufen konnte und immer noch nach mehr dürstete. Doch lohnenswert war es nun tatsächlich, da die beiden Jüngeren sich nun in ihrem Wissen austauschen und helfen konnten.
 

Neji begann zu erklären: „Das ist im Prinzip ganz einfach. Einst wussten alle, die im Tempel arbeiteten, wie dieses Portal zu bedienen war. Allerdings gab es immer nur wenige, die es auch benutzen KONNTEN. Alleine diejenigen, die von unserem Gott Kano die Fähigkeiten geschenkt bekamen und noch bekommen, sind in der Lage dazu. Ich habe es immer für ein Ammenmärchen gehalten, aber scheinbar...“ - „Und wieso ging dieses Wissen verloren?“ - „Vor etwa 150 Jahren wurde Atlantis von einer schweren Epidemie heimgesucht und gut 80% der Bevölkerung verstarb. Von der gesamten Priesterschaft blieben nur die damalige Herrscherin und eine Priesterin übrig, die seither als Hohepriesterin bekannt ist. Sie beschlossen, das Wissen aufgrund der Nachwirkungen nur noch an die Herrscherinnen weiterzugeben. Sie hatten ganz andere Sorgen und Probleme, wie du dir vorstellen kannst. Von daher ist nur noch die Herrin über Atlantis selbst in der Lage das Portal zu bedienen und dessen Geheimnisse zu offenbaren... bis gerade eben zumindest...“
 

Nagato nickte verstehend und Itachi seufzte auf: „Ich unterbreche eure Geschichtsstunde wahrlich ungerne, aber wir haben nicht viel Zeit. Lasst uns noch ein paar Untersuchungen vornehmen und dann so schnell es geht verschwinden...“ Die beiden Jüngeren stimmten zu und machten sich augenblicklich an die Arbeit.
 

Aus ein paar Untersuchungen jedoch wurden zu Itachis Missfallen Stunden, jedoch sehr lohnenswerte. Dank Neji hatten sie die Symbolfolge herausgefunden, mit der sich das Portal wieder deaktivieren ließ. Dank Nagato hatten sie nun eine hochgradig exakte Aufstellung aller Symbole und Texte, die sich auch auf der kleinsten Fläche der verwendeten Steine befanden. Und Dank Itachi hatten sie Fotos, die sie den anderen zeigen konnten, um ihren Beobachtungen noch mehr Beweiskraft zu verleihen. Nagato musste innerlich grinsen, während er seine Sachen wieder in seine Tasche packte. Es hatte eine geschlagene halbe Stunde gebraucht, um Itachi zu zeigen wie die Kamera funktionierte und eine weitere Stunde hatte es benötigt, um diesen zu überzeugen, dass an diesem Gerät rein gar nichts gefährliches war. Nach den ersten Schnappschüssen schließlich hatte der Krieger ihm die halbe Speicherkarte vollgeknipst. Es würde Stunden dauern, bis er die unsinnigen Fotos von den wichtigen sortiert hatte, da Itachi hinterher einfach ALLES mit einer kindlichen Begeisterung fotografiert hatte. Unter anderem auch Neji, der das gar nicht so lustig wie der andere fand.
 

Der Blinde deaktivierte das Portal und sah die anderen erschöpft an: „Auch wenn es sich wirklich gelohnt hat, so bin ich völlig fertig. Lasst uns gehen...“ Nagato warf sich seine Tasche über die Schulter und nickte: „Das klingt hervorragend. Ich habe Hunger!“ Itachi lachte leise: „Ich auch. Kommt mit zu mir, ich mache uns etwas Leckeres!“ Die drei verließen den Portalraum, kehrten durch den Tunnel zum Altarraum zurück und verließen alles so, dass niemandem auffallen konnte, dass sie überhaupt da gewesen waren. Als sie in die Eingangshalle traten hörten sie plötzlich Stimmen hinter der Tür zum großen Saal und Schritte, die von dort immer näher kamen. Itachi sah auf und raunte: „Schnell raus hier, bevor uns jemand sieht...“ Schnellen Schrittes verließen sie das Gebäude, ehe die Tür sich öffnete und Tsunade, Sasori und Konan in die Eingangshalle schritten.
 


 

Deidara hatte es sich auf der neu gestalteten Veranda gemütlich gemacht und lauschte dem Plätschern des Baches. Es war so friedlich und beruhigend hier, dass er so oft es ging auf dem Sofa saß und sich von dieser Idylle berieseln ließ. Da Sasori in der Besprechung mit Tsunade und den anderen war, hatte sich der Blonde endlich die Zeit für sein Vorhaben genommen, das er vor ein paar Tagen bereits gefasst hatte, dem allerdings der Abstecher in die Bar und ein wundervoller Abend in die Quere gekommen waren. Und das er danach schlicht vergessen hatte, da er mit dem Kopf fast nur noch in den Wolken hing.
 

Stundenlang hatte er fleißig daran gearbeitet, die Pro-Liste in Sasoris Buch auszufüllen. Und nun fiel ihm langsam nichts Neues mehr dafür ein. Trotzdem war er zufrieden, er hatte mehr positive Eigenschaften gefunden, als negative bereits eingetragen waren. Eigenschaften, die darüber hinaus auch noch weit aussagekräftiger waren, als diese Hirngespinste, denen sich Sasori immer hingab. Seufzend klappte der Geologe das Buch zu und seufzte auf und sah auf seine Armbanduhr. Er war sehr glücklich darüber, dass er noch eine analoge Uhr am Handgelenk trug. Die Technik, mit der sie sich immer umgaben, war sehr hilfreich und zu erstaunlichen Dingen fähig, doch hier unten nutzte einem GPS, Internet, Handynetz und Akkuleistung nichts, wenn man keinen Empfang, keinen Strom und keine Verbindung hatte. Doch seine Armbanduhr tat auch hier ihren Dienst. Vier Stunden hatte er hier nun gesessen ohne es wirklich zu bemerken und seine Blase war über diesen Umstand nicht sonderlich begeistert, wie es schien. Rasch sprang Deidara auf und eilte im Haus in die obere Etage, um dem Drang des Organs möglichst schnell nachzukommen.
 

Geschafft betrat Sasori das Haus und musste lächeln, als er bereits im Flur die geöffnete Verandatür entdeckte. Zielsicher schritt er ins Wohnzimmer, von dort aus nach draußen und hielt inne. Gegen seine Erwartungen war Deidara nicht dort, wie sonst immer. Er stutzte und war bereits wieder im Begriff drinnen nach dem Blonden zu suchen, als ihm eines SEINER Notizbücher auf dem Tisch auffiel. Geschockt stockte ihm der Atem. Deidara hatte doch nicht etwa...? Hektisch griff er nach dem Buch. Wie konnte der Geologe es wagen, einfach an seine persönlichen Aufzeichnungen zu gehen? Und das auch noch heimlich, während er nicht da war? Seine freie Hand ballte sich zu einer Faust, seine Zähne knirschten bedrohlich. Egal wo der Blonde gerade war, er würde diesem die Hölle heiß machen. Wie konnte Deidara sein Vertrauen nur so ungeniert ausnutzen? Sasori vernichtete sich in Gedanken selber. Er war doch selbst Schuld, immerhin hatte er es zugelassen zu vertrauen, obwohl er doch wusste, dass es nur Schlechtes mit sich brachte.
 

Wutentbrannt wollte er ins Haus gehen, blieb jedoch mit dem Fuß an der Sofakante hängen und stolperte, so dass ihm das Buch aus der Hand flog. Genervt knirschten seine Zähne noch ein wenig mehr, ehe er es wieder aufhob und in dieser Bewegung plötzlich stoppte. Die aufgeschlagene Seite kannte er zu gut, aber sie war verändert worden. Eindeutig konnte er die reichlich verschnörkelte, aber schöne Handschrift des Geologen erkennen. Langsam erhob Sasori sich, ohne den Blick von der Doppelseite nehmen zu können, die er vor sich hatte. Mit geweiteten Augen sog er jedes einzelne Wort auf, das er las. Niemals hätte er solche Beschreibungen mit sich in Verbindung gebracht. Schön, zärtlich, liebevoll, liebenswert, sensibel, aufmerksam, stark und beschützend waren nur einige von vielen mehr, die Deidara in die Liste eingetragen hatte. Sasori schien es, als bleibe ihm die Luft weg, sein Kopf schien zu rotieren, bis sich ein sanftes Lächeln auf seine Lippen schlich.
 

Er dankte innerlich dem Sofa, dass es im Weg gestanden hatte. Er hätte es kaum wieder gut machen können, hätte er seine Wut so an Deidara ausgelassen, wie er es vorgehabt hatte. Nun jedoch war sämtliche Wut und Rage völlig verflogen. Begeistert war er nach wie vor nicht, aber alleine diese Worte zu lesen erfüllte den Rothaarigen mit nie gekanntem Glück. Er konnte es kaum glauben, dass dies alles wirklich ihn beschreiben sollte. Er hätte es selbst nicht getan. Und doch stand es dort. Schwarz auf weiß. Von dem Menschen geschrieben, der ihm mittlerweile mehr bedeutete als alles andere.
 

Erschrocken blickte er auf, als er Deidara auf der Treppe hörte. Schnell klappte er das Buch zusammen und legte es wieder auf den Tisch. Er war wirklich gerührt über das, was der Blonde geschrieben hatte, aber einfach so konnte er diesem die Aktion nicht durchgehen lassen. Er würde ihn ein wenig ärgern und zappeln lassen, um dem Geologen schließlich etwas zu zeigen, was außer ihm noch nie jemand zu Gesicht bekommen hatte. Spitzbübisch grinste der Krieger, ehe er einen strengen Blick auflegte und auf Deidara wartete, der hektisch ins Wohnzimmer gerannt kam und vor Schreck eine Vollbremsung hinlegen musste, um Sasori nicht umzurennen.
 

Auf dem Teppich schlidderte Deidara noch ein Stück, ehe er vor dem Rothaarigen zum Stehen kam und allmählich realisierte, was hier soeben passierte. Er schluckte schwer und sah nach draußen. Streng und kühl hörte er die schneidende Stimme Sasoris: „Du brauchst gar nicht zu gucken. Ich habe es schon gesehen.“ Der Blonde biss sich auf die Unterlippe und sah seinen Gegenüber ertappt an: „Sei bitte nicht böse, ich kann das erklären! Bitte... ich...“ - „Jetzt nicht. Wir treffen uns bei Itachi zu einer Besprechung. Danach reden wir mal ein ernstes Wörtchen miteinander.“ Deidara schluckte schwer. Er hatte so aufgepasst! Und da erwischte Sasori ihn in dem einzigen Augenblick, in dem seine Körperfunktion die Oberhand über ihn gehabt hatte. Er sah verzweifelt auf und keuchte: „Aber... bitte... ich wollte doch nicht...“ - „Komm jetzt! Ich warte nicht auf dich...“ Sasori schloss die Verandatür und schritt ohne ein weiteres Wort zu verlieren aus dem Wohnzimmer. Nervös und ängstlich folgte der Blonde, in Gedanken immer wieder durchgehend, wie er DAS am Besten erklären könnte. Immerhin war der Rothaarige nicht zu Unrecht wütend darüber...
 

Während des gesamten Weges sprach Sasori nicht ein Wort und Deidara wurde immer nervöser. Sein schlechtes Gewissen plagte ihn mit jeder Sekunde scheinbar noch ein wenig mehr. Erleichtert atmete er auf, als sie endlich Itachis Haus erreichten und der Krieger bestimmt an der Tür klopfte. So konnte er sich wenigstens ein wenig mit den anderen ablenken und hoffen, dass die Zeit schnell verstrich, um dem Rothaarigen bald erklären zu können, wieso er dessen Buch einfach genommen hatte.
 

Itachi öffnete die Tür und begrüßte die beiden: „Ah, da seid ihr ja endlich. Ich hoffe, dass ihr Hunger mitgebracht habt...“ Er ließ die beiden eintreten und ein verführerisch guter Duft stieg Deidara in die Nase, der ihm schmerzlich daran erinnerte, dass er den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte. Nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, lächelte er den Schwarzhaarigen an und nickte: „Das riecht fantastisch!“ Sie schritten durch den Flur, bis sie das Speisezimmer erreichten, in dem bereits Nagato, Neji und Konan am Tisch saßen. Erleichtert atmete der Wissenschaftler auf: „Na endlich! Ich geh hier schon ein vor Hunger!!“ Sasori und Deidara setzten sich nach der Begrüßung zu den anderen. Während Konan den Tisch deckte verschwand Itachi in der Küche, um nach einigen Minuten mit einem großen dampfenden Kessel zurückzukehren, den er in der Mitte des großen Tisches abstellte. Er griff nach der Kelle, die aus dem Kessel ragte, und rührte den Eintopf, den er gekocht hatte, noch einmal um. Sorgfältig goss er in jede Schüssel ein wenig ein, ehe auch er sich hinsetzte und in die Runde lächelte: „Ich wünsche guten Appetit! Ist ein altes Familienrezept. Aber verratet es Sasuke nicht, der ist immer eingeschnappt, wenn ich den Eintopf koche, ohne dass er etwas davon abbekommt.“
 

„Guten Appetit.“ murmelten alle mehr oder minder gleichzeitig zurück und begannen das heiße und noch immer dampfende Gericht zu essen. Nagato, der für üblich sehr sittsam und wohl erzogen war, löffelte in seinem Hunger die erste Schüssel binnen zwei Minuten weg, um sich anschließend noch eine Portion zu nehmen, worüber Konan lediglich amüsiert schmunzelte und, vom Tisch verdeckt, auf seinen Oberschenkel tätschelte. Deidara wagte es nicht etwas anderes, als seine Portion Essen anzusehen. Der Eintopf tat ungemein gut, aber hinderte doch nicht daran, dass seine Gedanken immer wieder zu Sasori und diesem verflixten Buch abdrifteten. Er würde eine verdammt gute Erklärung benötigen, um diesen Vertrauensbruch zu rechtfertigen. Ob er ihn jemals wiedergutmachen könnte, das stand auf einem ganz anderen Blatt geschrieben. Sasori sah hin und wieder aus den Augenwinkeln zu Deidara herüber. Er kam sich schon fies und gemein vor, den Blonden so in seinem schlechten Gewissen schwitzen zu lassen, aber irgendwie war der Anblick auch... schön. Dass ihm gegenüber mal irgendwer ein schlechtes Gewissen haben würde hatte er nie für möglich gehalten. Es ehrte ihn auf eine perfide Art und Weise. Doch lange würde er das dem Geologen nicht mehr antun. Aber zumindest noch so lange sie hier waren. Danach würde er Deidara für die Worte danken, die er in seinem Buch hatte lesen dürfen. Und es würde Deidara die Sprache verschlagen, so viel war sicher. Nicht nur im übertragenen Sinne...
 

Nach knapp 15 Minuten waren alle satt und äußerst zufrieden. Neji und Itachi hatten bereits den Tisch wieder frei geräumt und setzten sich gerade wieder zu den anderen. Konan strahlte Deidara und Sasori plötzlich an und flötete: „So, zum Nachtisch habe ich eine hervorragende Nachricht für euch!“ Der Rothaarige sah skeptisch auf: „Welche denn?“ Es war kaum zu übersehen, dass die frühere Hohepriesterin ungemein gelöst und erleichtert wirkte: „Nagato, Neji und Itachi waren im Portalraum... Stellt euch vor, ich konnte es erst auch nicht glauben, sie haben es geschafft! Sie wissen, wie das Portal funktioniert! Und sie wissen wo es hinführt!!! In eure Heimat, ist das nicht, ich meine, könnt ihr euch das vorstellen???“ Beschwichtigend hob Deidara die Hände und lächelte: „Nicht so schnell und nicht so durcheinander bitte! Ihr... ihr habt es ans Laufen gekriegt und es führt wirklich in unsere Heimat?“
 

Nagato nickte dem Blonden zu und reichte diesem die Digitalkamera, auf deren Display ein Foto des geöffneten Portals zu sehen war: „In der Tat. Neji hat es geschafft das Portal zu aktivieren. Ist es nicht überwältigend?“ Sasori rückte ein Stück näher an Deidara heran und sah nun ebenfalls interessiert auf das Display. Überwältigend traf es sehr gut. Er wusste nicht, was dort für merkwürdige Pflanzen zu sehen waren, aber alleine diese wässrige Membran, die sich davor befand, war beeindruckend. Die Schriftzeichen und Symbole im Stein leuchteten in einem kräftigen meerblau. Die Pflanzen und die Umgebung dieser war von einem Grün, welches er bisher nur von Deidaras Farben her kannte. Abwesend nickte er langsam: „Das ist wahrlich überwältigend...“ Dem Blonden fiel vor allem der in allerlei Blautönen schimmernde Ring um das Bild zu seiner Heimat auf. Wie Wasserfarben, die man in ein Glas mit klarem Wasser goss waberten die Farbschleier umher und umrundeten den Durchgang wie Nebelschwaden. Er konnte sich nicht helfen, selbst auf dem Foto strahlte das Portal eine fast überirdische Schönheit und Atmosphäre aus.
 

Aufgeregt sprach Konan weiter: „Und falls ich wirklich verbannt werden sollte hat Nagato versprochen mich zu begleiten, um mich in Sicherheit zu bringen, wenn wir auf der anderen Seite sind...“ Lächelnd sah Deidara seinen Kollegen an: „Das ist wirklich schön zu hören. Immerhin kennen wir uns dort ja aus. Ein guter Plan, falls wirklich alles aus den Fugen laufen sollte...“ Itachi nickte bestätigend: „Das schon, aber was unternehmen wir bezüglich Sakuras Entführung?“ Der Blonde traute sich fast gar nicht zu fragen. Scheinbar war er der Einzige, der noch nicht wusste, was sich bei der Sitzung ergeben hatte: „Was... was habt ihr denn besprochen?“ Die einstige Hohepriesterin übernahm in ihrem Übereifer abermals das Wort: „Tsunade will sich erpressen lassen. Sasori hat das Verbot für Suchaktionen erteilt bekommen. Sie will warten, bis die Entführer sich gemeldet haben und das Fest so lange verschieben.“
 

Wütend knurrte der rothaarige Krieger auf: „Es ist so verdammt offensichtlich, dass es ein Ablenkungsmanöver ist! Wenn ich nur wüsste für was! Was bringt Kabuto diese Entführung? Geht es darum das Fest zu unterbinden?“ Neji seufzte: „Möglich, die Frage wäre allerdings: warum?“ - „Was weiß ich, vielleicht will er nicht, dass eine Nachfolgerin auftaucht, um sich über kurz oder lang die Herrschaft über Atlantis unter den Nagel zu reißen... Aber das wäre auch Unsinn, da irgendwann eine neue Hohepriesterin ernannt wird. Zumal ist Sakura seine Verbündete, das könnte er also auch einfach haben...“ Konan sah Sasori besorgt an, lächelte aber versucht tröstend: „Nun zerbreche dir mal nicht so den Kopf darüber. Es fehlen uns vielleicht noch ein paar wichtige Details, aber die werden wir schon noch finden. Irgendwann wird er einen Fehler machen.“ - „Wenn wir so viel Zeit haben. Die arbeitet, so Leid es mir tut, nun einmal GEGEN uns...“
 

Plötzlich sah Deidara auf und murmelte nachdenklich: „Und was, wenn er genau DAS HIER erreichen will? Ich meine, überlegt doch mal... Wir zerbrechen uns die ganze Zeit den Kopf über die Entführung und konzentrieren uns nur darauf. Was aber, wenn er von etwas ablenken will, das viel Wichtiger ist?“ Sasori stutzte: „Könnte sein. Immerhin hat er alles daran gesetzt Tsunade davon zu überzeugen uns nicht auf die Suche zu schicken. Wer weiß, was wir in den Wäldern finden würden, wenn wir erst einmal dort sind...“ Skeptisch hob Neji eine Augenbraue und schüttelte den Kopf: „Das finde ich schon ein wenig paranoid. Vielleicht ist Sakura auch einfach entführt worden. Punkt. Nichts weiter. Immerhin gibt es nicht nur Izyras neben Atlantis. Es kann auch ein Zufall sein...“ Konan sah in die Runde und seufzte laut auf: „Was auch immer es ist, wir kommen hier und heute nicht weiter. Ich schlage vor wir überschlafen die Angelegenheit erst einmal, vielleicht fällt uns morgen etwas dazu ein. Oder es passiert wieder irgendetwas merkwürdiges... Wer weiß. Außerdem müssen wir noch Naruto, Sasuke und Gaara Bescheid geben...“
 

Neji erhob sich und nickte in die Runde: „Ich brauche eh einen kleinen Spaziergang zum Nachdenken. Falls es euch Recht ist, so kann ich mich darum kümmern...“ Sasori nickte: „Einverstanden. Danke dir.“ - „Gut. Dann erholt euch, wer weiß was morgen alles passiert...“ Er verließ das Zimmer und wurde von Itachi zur Haustür geführt. Dort blieben sie abermals stehen und sahen sich einen Augenblick lang an. Es musste ja keiner wissen, dass Neji nicht zwingend über diese Entführung nachdenken wollte, sondern ein ganz anderes Problem ihn beschäftigte und gar quälte. Immer wieder verlangte eine Frage nach einer Antwort: Warum ausgerechnet er? Warum war ausgerechnet er es, der das Portal zu öffnen fähig war? Und, was die weitaus brennendere Frage war, wieso hatte Itachi an ihn geglaubt, wo er es nicht einmal für erprobenswert befunden hatte? Woher nahm der Ältere nur dieses Vertrauen zu ihm? Doch resignierend musste er feststellen, dass auch in den Augen Itachis die Antwort nicht zum Greifen bereit lag.
 

Statt dessen lächelte der Ältere leicht und schloss den Blinden zum Abschied in die Arme, während er diesem zu hauchte: „Danke... und schau nicht so traurig, Neji. Du hast heute ein wahres Wunder vollbracht. Ohne dich hätten wir das nicht geschafft...“ Sprachlos erwiderte er die Umarmung vorsichtig und schloss für einen Moment die Augen. Wieder war es ein herrliches Gefühl und wieder war er nicht einmal fähig, dem Älteren zu widersprechen. Er glaubte nicht an sich, an seine Fähigkeiten, doch die Art und Weise wie Itachi darüber sprach schien keinen Zweifel zuzulassen, dass es doch etwas Besonderes war.
 

Sie lösten sich voneinander und eine Weile schaute Itachi dem Blinden noch hinterher, ehe er die Haustür wieder schloss und zu den anderen in den Speiseraum zurückkehrte. Er sah in die Runde und seufzte: „Kann ich euch beiden noch etwas anbieten oder wollt ihr auch gleich los?“ Deidara zuckte lediglich mit den Schultern, Sasori jedoch grinste spitzbübisch und nickte dem Schwarzhaarigen zu: „Sowohl als auch. Ich würde mir gerne ein paar deiner Trainingsgewichte ausleihen, wenn es dir Recht wäre...“ Skeptisch hob Itachi eine Augenbraue: „Warum das denn? Willst du noch trainieren gehen?“ - „Nicht ganz. Ich habe da nur noch jemandem eine...“ Er sah Deidara aus den Augenwinkeln an. „... Lektion zu erteilen...“
 


 

Orochimaru trat auf die kleine Lichtung, auf der er sich immer mit seinem treuesten Spion traf, wenn es etwas zu bereden gab. Nachdem der Bote bei ihm war, hatte er sich eiligst auf den Weg gemacht und stand Kabuto nun direkt gegenüber, der sich von einem Stein erhob und ihn ernst ansah: „Ich danke dir, dass du es so kurzfristig einrichten konntest. Wir haben ein Problem...“ Der izyranische Herrscher nickte seinem Untergebenen zu, während sie an dem kleinen Lagerfeuer, das Kabuto angezündet hatte, Platz nahmen: „Was ist denn passiert?“ - „Ich verliere den Einfluss auf Tsunade. Die lässt sich doch wieder schwer von ihrer ehemaligen Hohepriester und dem Eliteführer ins Gewissen reden. Ich dachte, dass es anders sein wird, aber ich habe mich offenbar getäuscht. ABER...“ Demonstrativ hob er zu dem Wort seinen Finger, um seinem Herren zu signalisieren, dass er noch nicht fertig mit seiner Ausführung war. „Aber ich habe bereits eine geeignete Plananpassung ausgearbeitet und bitte dich nur darum, dir diese anzuhören und deine Meinung dazu zu sagen...“
 

Orochimaru nickte dem Jüngeren zu und knurrte: „Da bin ich gespannt. So langsam gehen mir die Probleme, die immer wieder auftauchen auf die Nerven...“ - „Ganz ruhig, ich erkläre es dir. Wir wollten doch ohnehin einen Köder für unseren lieben Eliteführer Sasori auswerfen, um diesen unschädlich zu machen...“ Der Herrscher nickte: „Richtig...“ - „Das können wir uns im besten Fall ersparen. Wir lassen unsere Leute jetzt erst einmal die zwei Wochen in Ruhe trainieren. Sie haben es nötig. Und nach Ablauf dieser zwei Wochen werden wir uns NICHT melden. Statt dessen überrede ich Tsunade, doch die Elite loszuschicken.“ - „Großartig! Und dann? Dann war der ganze Aufwand umsonst...“
 

Kabuto grinste geradezu diabolisch und schüttelte den Kopf: „Eben nicht. Während die Elite nach dieser dusseligen Kuh sucht haben wir die einmalige Chance unseren kleinen Schoßhund mal endlich ein bisschen Auslauf zu gönnen...“ Nun stimmte Orochimaru in das Grinsen ein und lachte leise, aber eiskalt: „Oh, wie überaus niederträchtig. Dann werde ich den 'Kleinen' mal ein wenig auf Diät setzen... Vielleicht nimmt er den einen oder anderen von ihnen ja mit ins Jenseits...“ Kabutos Grinsen wurde, sofern das noch möglich war, noch niederträchtiger: „Selbst wenn nicht, so wird die Elite zerschlagen. Während diese nämlich mit dem 'Kleinen' beschäftigt ist, kann eine Einheit in die Stadt eindringen. Ich werde alles arrangieren. Und dort wird Tsunade dieser Einheit schutzlos gegenüberstehen... Und eine Herrscherin, die in einem künstlichen Schlaf liegt, weil sie wegen Sasoris Unachtsamkeit und Ungehorsam schwer verletzt wurde, kann keine zweifelhaften Entscheidungen treffen...“
 

Stolz klopfte Orochimaru seinem Untergebenen auf die Schulter: „Der Plan hat Format... Ich werde mich, glaube ich, persönlich um diese Verletzungen kümmern. Sicher ist sicher. Es ist erstaunlich, zu welchen Tricks wir greifen müssen, nur um unseren ursprünglichen Plan abgesichert genug durchführen zu können. Aber ich habe dich nicht umsonst zu meinem besten Agenten ernannt.“ Er lachte. „Atlantis wird fallen und bald schon werde ich die sagenumwobene Waffe in Händen halten! Die Ära Atlantis wird bald vorüber sein und Izyras wird über alles herrschen, was es gibt. Und wenn auch endlich dieses dumme Portal in unserem Wirkungsbereich liegt, dann wird auch die Oberwelt vor uns in die Knie gehen...“

Ein durchaus perfekter Abend

~Aloha ihr Lieben!
 

Endlich ist es da, das lang ersehnte Kapitel rund um den perfekten Moment ;)

Ich bin richtig nervös, wie es euch gefallen wird, ich habe mich nämlich richtig ins Zeug gelegt, um es einzigartig zu machen.

Um die Stimmung an der einen oder anderen Stelle ein wenig zu unterstreichen, habe ich zwei Musikvorschläge für euch, die ich an gegebener Stelle im Kapitel möglichst unauffällig kennzeichnen werde. Es ist eigentlich nicht so ganz meine Musik, aber dennoch haben die beiden Lieder mir bei der Inspiration zu diesem Kapitel ungemein geholfen.
 

Das erste ist E.T. Von Katy Perry. Für alle, die es nicht parat haben: http://www.youtube.com/watch?v=DF6-wKoJhsY

Es wird im Kapitel mit (*1*) markiert, wenn ihr es anschmeißen könnt ;)

Und mit (*2*) markiere ich die Stelle, an der ihr mal Süchtig von Juli hören könntet. Leider habe ich dazu keinen vernünftigen Link gefunden. Aber es geht auch ohne.
 

Und nun viel Vergnügen, mit ganz großer Hoffnung, dass es euch gut gefallen wird!
 

LG

Galenhilwen~
 


 

Langsam schritten Sasori und Deidara am Ufer des Sees entlang, auf dem Atlantis erbaut war. Doch der Blonde war noch immer viel zu verstimmt, um sich an dem atemberaubenden Anblick zu erfreuen. Bisher hatte er das Lichtspektakel nur aus der Ferne betrachten können und es ärgerte ihn maßlos, dass er es in diesem Augenblick einfach nicht genießen konnte. Statt dessen fragte er sich, was Sasori nur mit diesen Trainingsgewichten vor hatte, wann dieser endlich wieder mit ihm sprechen würde und um was für eine blöde Lektion es sich handelte, von der Sasori gesprochen hatte. Das alles machte den Geologen höchst nervös.
 

Plötzlich blieb der Rothaarige stehen und hielt auch Deidara fest, damit dieser in seinen Gedanken nicht einfach weiterlief. Zu Deidaras Verwunderung lächelte der Krieger leicht und hauchte so leise, als könne er die friedliche Stille mit seiner Stimme verscheuchen: „Es tut mir Leid, dass ich dich so geärgert habe in den letzten Stunden. Aber du bist einfach an meine Sachen gegangen...“ - „Das tut mir auch unendlich Leid, das musst du mir glauben! Aber ich halte das nicht aus, wenn du mich so anschweigst! Schimpf mit mir, egal wie lang oder schlimm, aber BITTE, schweige mich nie wieder so an!“ - „Danke...“ Irritiert hielt der Blonde inne und sah Sasori in die Augen. Nur nach und nach schwante ihm, was dieser gerade gesagt hatte und keuchte nach einiger Zeit erschrocken auf: „Du... du hast es GELESEN?“ Stumm nickte der Rothaarige. „Und... und... du bist mir NICHT böse?“ Wieder nickte der Krieger. „Dann... dann habe ich mir hier jetzt im Prinzip ganz umsonst so lange einen Kopf gemacht???“ - „Nicht ganz umsonst. Immerhin bist du ungefragt an meine Sachen gegangen und das gehört sich nicht. Auch...“ Sasori seufzte innerlich auf, da er merkte, dass er schon wieder rot anlief. Was war denn nur los mit ihm? So kannte er sich gar nicht. Er räusperte sich und versuchte seine Verlegenheit mit Nüchternheit zu überspielen: „Auch wenn es sehr wundervolle Sachen waren, die du dort eingetragen hast. Dafür möchte ich dir danken.“
 

Erschöpft, erleichtert und auch ein wenig beleidigt ließ Deidara sich mit dem Hintern voran in den Sand plumpsen und jaulte auf: „WAAAA! War DAS die Lektion oder muss ich mich weiter fürchten, was du mit den komischen Gewichten vorhast?“ Der Rothaarige lächelte, holte die besagten Gewichte aus seiner Tasche und nahm neben Deidara Platz. Er hielt sie dem Blonden entgegen, der erst jetzt richtig dazu kam sie zu betrachten. Es waren keine Gewichte wie Hanteln oder ähnliches zum Trainieren, vielmehr sahen sie wie Armbänder aus. Sasori sah Deidara an und erklärte: „Das sind Eisengewichte. Wir benutzen sie, um effizienter zu trainieren musst du wissen.“ Er öffnete einen der Eisenschnallen und legte sie sich um das Handgelenk, ehe er sie wieder verschloss. „Dadurch können wir unsere Geschwindigkeit, Präzision und Stärke erhöhen.“ - „Gut, aber was hast du jetzt mit mir und diesen Dingern vor???“
 

Lächelnd legte der Krieger sich auch das zweite Gewicht um sein anderes Handgelenk, ehe er zwei größere Bänder über seinen Fußknöcheln anbrachte. Dann sah er auf und erklärte weiter: „Du wirst mit diesen Dingern nichts direkt zu tun haben.“ Er stockte kurz, sprach dann aber monoton und erklärend weiter: „Es ist schon ein paar Jahre her, als wir unsere ersten Versuche mit den Gewichten im Training gemacht haben. Damals waren wir kein sonderlich eingespieltes Team. Längst nicht so professionell wie heute. Vor allen anderen waren Naruto und Sasuke... wie sage ich das...?“ Er überlegte kurz, bis er resignierend seufzte. „Mir fällt nichts Höfliches dazu ein... sie benahmen sich wie brunftige Hirsche. Ununterbrochen mussten sie sich übertreffen und sozusagen das Revier markieren... Es war furchtbar! Als ich eine ihrer Auseinandersetzungen beenden wollte, bekam ich einen gewaltigen Schlag ab und landete mitsamt Gewichten im See...“ - „Gut, aber was hat das mit mir zu tun?“ - „Ganz einfach! Ich habe damals dort etwas gefunden, das ich dir gerne zeigen würde. Ich bin nach dieser Entdeckung oft dort unten gewesen und habe niemals jemandem davon erzählt... bis gerade eben...“ Sasoris Blick wurde ernst und nachdenklich. Deidara stutzte. Er konnte sogar eine gehörige Portion Unsicherheit und... ja... Angst erkennen.
 

Liebevoll legte er dem Rothaarigen eine Hand auf die Schulter und lächelte diesen warm an: „Wenn du nicht möchtest, dann musst du mir das auch nicht zeigen. Ich bin dir nicht böse, wenn es dir zu schwer fällt, ehrlich!“ Ohne aufzusehen hauchte der Krieger: „Danke... aber das ist noch nicht alles... ich... es gibt etwas, das niemand in Atlantis, nicht einmal Konan, über mich weiß... Etwas, das mit meiner Herkunft zu tun hat, musst du wissen... und eigentlich darf ich dieses Geheimnis auch nicht verraten, aber...“ Er biss sich auf die Unterlippe. „..., aber ohne es preiszugeben kann ich dir nicht zeigen, was ich dir zeigen möchte.“ Sasori sah dem Blonden in die Augen. „Kannst du dieses Geheimnis für dich bewahren? Es ist wirklich, wirklich wichtig! Ich erkläre dir dann gerne auch, wieso es so wichtig ist... Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich es schaffe so viel Vertrauen aufzubringen... was nicht an dir liegt! Vielmehr...“ Deidara strich dem Krieger zärtlich über die Wange, der diese an die warme Hand presste. Der Blonde nickte entschlossen: „Ja, ich verspreche es dir. Ich werde kein Wort darüber verlieren, egal worum es geht. Wünschst du es so, dann mache ich es auch so. Verstehst du es denn noch immer nicht?“ Fragend sah der Rothaarige auf: „Was genau meinst du?“ Schief lächelnd seufzte der Geologe und sah sein Gegenüber liebevoll an: „Sasori... ich... ich liebe dich...“
 

Nervös blickte Deidara an dem Krieger vorbei aufs Wasser und beobachtete die tanzenden Farbspiele auf der Wasseroberfläche. Sanft ließen die Blüten der Wasserpflanzen sich über die ruhige Oberfläche treiben und schienen Raum und Zeit völlig vergessen zu haben. Der Blonde kaute unruhig auf seiner Lippe und wartete auf eine Reaktion Sasoris. Es war zu spät. Wie auch immer der Rothaarige reagieren würde, er hatte die drei schönsten Worte der Welt gesagt. Nicht einfach so, sondern weil es stimmte. Weil er still und heimlich für sich eine Entscheidung getroffen hatte: niemals mehr würde er ohne den Krieger sein wollen. Sein Heimweg, seine Suche war zu Ende, hier und jetzt. Er würde in Atlantis bleiben, um dieses wundervolle Geschöpf immer an seiner Seite zu wissen.
 

Plötzlich stand Sasori entschlossen und ruckartig auf, zog Deidara an dessen Hand ebenfalls auf die Beine und sprach so sicher, wie er es wohl noch nie getan hatte außerhalb von Schlachtfeldern: „Ich werde es dir zeigen!“ Deidara spürte, wie seine Hand aus der des Rothaarigen glitt und sah diesen fragend an. Ehe er seine Fragen jedoch in Worte fassen konnte, schloss der Krieger seine Augen. Das blaue Leuchten um den Rothaarigen herum wurde dunkler und intensiver. Vorsichtig trat Deidara einen Schritt zurück, während sich seine Augen ungläubig weiteten.
 

Sasori... veränderte sich. An seinem Hals bildeten sich Kiemen, zwischen seinen Fingern und Zehen wuchsen Schwimmhäute. Der Blonde betrachtete das schmerzverzerrte Gesicht des Kriegers. Offenbar war es keine angenehme Prozedur. Und doch war er wie gefesselt von diesem Anblick. Wie ein Stern funkelte Sasori in der Dunkelheit des jungen Abends, die Haut durch das Leuchten wie von einem anderen Planeten scheinend, hell und bläulich wie nur der Mond es in sternenklarer Nacht zu sein vermochte. Während dem Rothaarigen schließlich auch noch Flossen an den Unterarmen und Waden wuchsen, hielt Deidara gebannt den Atem an. Mit vielem hatte er nach diesen geheimnisvollen Worten gerechnet, doch DAS übertraf all seine Vorstellungen. Sprengte gar den Rahmen dessen, was er tatsächlich SAH, und doch nicht glauben konnte.
 

Langsam öffnete Sasori seine Augen wieder und sah den Blonden erschöpft an: „Tut mir Leid, ich habe es schon länger nicht mehr gemacht...“ Vorsichtig trat der Geologe näher an den Rothaarigen heran und hob zaghaft die Hand, um fast zärtlich mit seinen Fingern über die Kiemen zu streichen. Beinahe lautlos hauchte er: „Wie hast du das gemacht...?“ Angespannt versuchte Sasori sich die Berührungen gefallen zu lassen, während er erklärte: „Wie du weißt bin ich kein gebürtiger Atlanter. Ich stamme aus Repos. Meine Heimat ist ganz anders als diese Stadt, weißt du?! Sie liegt auf dem Grund eines riesigen Sees, gut 10 Mal so groß wie dieser hier...“ Er lächelte gequält. „Nur selten trifft die Bevölkerung von Repos auf andere Reiche, da diese normalerweise nicht in die Stadt kommen und wir den See eigentlich nicht verlassen...“ Noch immer fasziniert berührte Deidara vorsichtig die Flossen an Sasoris Armen und murmelte: „Aber...?“ - „Das ganze Leben von Repos findet unter riesigen Wassermassen statt. Im Wasser. Mit dem Wasser. Und das geht nur, da wir diese körperliche Veränderung erfahren haben...“
 

Abwesend nickte Deidara. Er konnte es kaum schaffen Sasori wirklich zuzuhören. Viel zu unwirklich schien ihm diese Situation und doch lauschte er den Worten interessiert. Er versuchte zumindest dem Gesagten zu folgen. Der Rothaarige seufzte leise: „Und da meine Großmutter unser Volk beschützen wollte, wurde es verboten dieses Geheimnis zu offenbaren. Aus Angst, eines der anderen Reiche könnte Bewohner von Repos zu Versuchszwecken entführen. Du bist abgesehen von dem Volk meiner Heimat der Einzige, der das weiß...“ Er lächelte gequält. „Und mit den Gewichten kann ich meine langjährige Unerfahrenheit ein wenig ausgleichen. Sie helfen mir dabei, mich auch in größeren Tiefen zu bewegen, ohne gegen den Auftrieb kämpfen zu müssen. Und nun zieh am Besten deine Schuhe aus...“ Mit einem Mal blickte der Geologe verwirrt auf: „Du willst... Aber ich kriege unter Wasser keine Luft...“ - „Das weiß ich doch. Zieh die Schuhe aus, dann zeige ich dir, wie wir dein Problem beheben.“
 

Skeptisch, aber unsagbar neugierig kam Deidara der Aufforderung schließlich nach, streifte sich die Schuhe von den Füßen und beobachtete den Rothaarigen, wie dieser den kleinen Lederbeutel von seinem Gürtel nahm, der die Toga an Ort und Stelle hielt, und aus diesem einen Kristall holte, ehe er den Beutel in den weichen Sand fallen ließ. Der Krieger hielt ihm den Kristall entgegen und erklärte: „Das sind besondere Kristalle aus meiner Heimat. Bitte gib Acht auf ihn, es ist das Letzte, was ich von zu Hause noch besitze...“ Während er mit zittriger Hand den Kristall an sich nahm nickte der Blonde. Sasori blickte auf den See: „Diese Kristalle sorgen für eine Art Luftmembran um ihren Träger, wenn sie ins Wasser gehen. Sie hält etwa zwei Stunden, ohne dass dir die Luft ausgeht. Aber für unseren Ausflug wird es vollkommen reichen. Danach muss sich der Kristall neu aufladen...“
 

Langsam schritt er ins Wasser, bis es knapp über seinen Knöcheln stand, drehte sich zu Deidara um und hielt diesem seine Hand entgegen: „Wollen wir?“ Behutsam steckte der Geologe den Kristall in seine Hosentasche, nickte dem Krieger zu und folgte diesem ins Wasser, bis er nahe genug an diesem war, um die Hand zu greifen, die noch immer einladend in seine Richtung ausgestreckt war. Die glitschige Konsistenz der Schwimmhäute war ungewohnt für den Blonden, schreckte ihn jedoch keineswegs ab. Hand in Hand gingen sie immer weiter in den See hinein, bis Sasori noch am Boden stand, Deidara jedoch, da er keine Gewichte trug, noch an der Oberfläche verblieb. Der Rothaarige lächelte und zog den Geologen zu sich herunter: „Halt dich fest... gut fest! Okay?“ - „Okay...“ Der Blonde schlang von hinten seine Arme um den Krieger und verhakte seine Hände ineinander. Was auch immer ihn nun erwartete, er wagte es sich nicht vorzustellen. Er wusste, dass es vermutlich wieder alles überstieg, was er sich auszumalen fähig war. So übte er sich gezwungenermaßen in Geduld und wartete einfach ab.
 

Und mit einem Ruck ging es los. Aus Gewohnheit hielt Deidara beim Abtauchen den Atem an, bis er sich an die Worte Sasoris erinnerte und ihm die Puste bereits nach kurzer Zeit ausging. Er seufzte innerlich auf. Entweder es funktionierte wirklich oder er würde ertrinken... Ängstlich atmete er aus... und dann tatsächlich wieder ein. Er bekam Luft! Unter Wasser bekam er Luft! Er lachte in einer Mischung aus verzweifeltem Wahnsinn und überglücklichem Unglauben, und sah sich um. Wie ein Torpedo schossen sie durch die ihm bisher verborgen gebliebene Unterwasserwelt. Schnellten durch Fischschwärme, die durch Sasoris Leuten in den schillerndsten Farben funkelten. Erst jetzt fiel dem Blonden auf, dass er durch die feine Membran gar nicht nass wurde. Es schien, als sei er gar nicht hier, sondern besuchte eine unglaubliche Unterwasserwelt nur in seinen Träumen.
 

Mit rasender Geschwindigkeit tauchten sie immer tiefer. Trotz des Leuchten des Rothaarigen verschluckte die Tiefe beinahe sämtliches Licht. Weiter als zwei Meter vermochte Deidara nicht mehr zu sehen. Kälte kroch ihm trotz der schützenden Lufthülle in die Knochen, Orientierungslosigkeit machte sich in ihm breit. Doch Sasori raste zielsicher durch die Dunkelheit, bewegte sich galant und leichtfertig wie es nur Fische selbst zu tun pflegten in diesen Tiefen.
 

Plötzlich tauchte, zu Deidaras Schreck, eine massive Steinwand vor ihnen auf. Erschrocken kreischte er auf, doch die Laute verhallten innerhalb seiner Lufthülle. Der Rothaarige jedoch dachte scheinbar nicht daran, ihre schnelle Reise zu stoppen, zu verlangsamen oder gar umzulenken, sondern schnellte weiterhin gezielt weiter. Bis der Blonde sah, warum dieser das tat. Eine Spalte teilte die unendlich wirkende Wand, auf die sie weiterhin zusteuerten. Rasch erreichten sie diese und Deidara hielt gebannt den Atem an. Gerade so passten sie durch den schmalen Spalt hindurch, doch je tiefer sie in den Felsmassiv vordrangen, umso deutlicher erschien in einiger Entfernung eine Lichtquelle. Immer näher und intensiver rückte das aquatische Glimmern. Erleichtert atmete der Geologe auf, als sie die Lichtquelle schließlich erreichten und aus der beklemmenden Enge der Spalte eine riesige kreisrunde Höhle wurde, in der ein paar durchsichtige Kristalle aus den Wänden ragten und das fahle Licht spendeten.
 

Sasori stoppte seine Bewegungen und die beiden hielten inmitten der sie umgebenden Felsen. Wie gerne hätte Deidara lautstark über die Schönheit dieses Ortes gesprochen, doch das Wasser machte sie beide im Moment zu Stummen. Dennoch sah der Blonde sich gebannt um. Es schien ihm ganz so, als sei dieser Ort nicht immer unter Wassermassen begraben gewesen. Vom Boden aus ging eine Art Aufstieg im Kreis spiralförmig immer weiter nach oben, hier und dort waren Mauerreste zu erkennen. DAS war doch des Schicksals Ironie. Da führte ihn ein lebendiger Bewohner der atlantischen Welt zu dem, was er und seine Kollegen zu finden gehofft hatten.
 

In seiner noch immer festen Umklammerung drehte Sasori sich herum, um Deidara ins Gesicht zu schauen. Der Rothaarige hob einen Finger und deutete damit offenbar an, dass dieser etwas vorhatte und er warten sollte. Rasch nahm der Krieger sich die Gewichte von den Handgelenken und wand sich aus der Umarmung heraus, was Deidara eher widerwillig zuließ. Dann griff Sasori nach seiner linken Hand, um dort das erste Bleigewicht zu befestigen. Das Ganze wiederholte dieser schließlich mit seiner rechten Hand und ließ ihn los. Mit einem heftigen Ruck fiel Deidara zu Boden und landete unsanft auf seinem Hintern. Beleidigt schaute er zu dem Rothaarigen auf, der tatsächlich entschuldigend kicherte. Der Geologe seufzte. Wie konnte er böse sein, wenn sein Missgeschick mit einem solch seltenen Anblick belohnt wurde?
 

(*1*) Mit einer geschmeidigen Bewegung schwamm Sasori wieder los und folgte dem Aufstieg vom Boden aus immer weiter nach oben. Und was er mit ein paar beiläufigen Handbewegungen bewerkstelligte, raubte dem Blonden abermals völlig den Atem. Jedes Mal, wenn der Krieger in dem Aufstieg einen Kristall berührte, leuchtete im gesamten Kreis ein gut fünf Meter hoher Ring aus polychromen einzelnen weiteren Kristallen auf. Grün, blau, rot, gelb, violett, türkis... alles, was man sich nur vorstellen konnte. Die Tiefe nahm den Farben zwar die Intensität und Brillanz, dafür jedoch bescherte es dem Farbenspiel eine kosmische Atmosphäre. Drei weitere dieser Ringe aktivierte Sasori, ehe er wieder zu Deidara zurückkehrte und diesen erwartungsvoll ansah.
 

Noch war der Blonde gar nicht in der Lage zu reagieren. Er saß hier am Grund dieses Felsrondells, blickte mit großen Augen schier unendlich weit nach oben. Körperlich fühlte er sich winzig und unbedeutend. Seelisch jedoch hatte er das Gefühl nach den Sternen zu greifen. ER war der zweite Mensch, der diesen Anblick SO vermutlich je zu Gesicht bekommen hatte. ER war derjenige, den Sasori hierher geführt hatte und ER war es, der um das Geheimnis des Rothaarigen wusste. Gab es einen schöneren Beweis für Vertrauen und Zuneigung? Der Geologe konnte es sich nicht vorstellen. Nicht, während er hier saß und die feinen Partikel im Wasser das farblich getönte Licht brachen und wie zarte Blüten an einem sonnigen Tag für ein optisches Spektakel zwischen Licht und Schatten sorgten. Nicht, während das von Sasori aufgewühlte Wasser mit diesen feinen Partikeln einen schier zärtlichen Tanz mit dem Licht wagte und, wie Glitter in einer Lavalampe, in ruhigen Bewegungen aus einem atemberaubenden Moment eine alles umfassende, selige Zufriedenheit wandelte, die weder Raum noch Zeit zu stören schien. Die gefühlte Verbundenheit und Teilhabe nicht nur am irdischen, sondern am kosmischen Geschehen.
 

Und dann wandelte sich dieses Gefühl zur absoluten Perfektion. Deidaras Blick wanderte zu Sasori, der über ihm schier im Wasser schwebte. Das Licht strömte an dem Rothaarigen vorbei und traf die Augen des Geologen dadurch gebündelt. Es sah aus, wie die ersten Sonnenstrahlen, die nach einem Unwetter durch die ersten feinen Spalten zwischen den Wolken brachen. Schwarz, wie ein Schatten seiner selbst, wirkte der Körper des Kriegers, dessen Arme und Beine in leichten Bewegungen dafür sorgten, dass dieser weitgehend an Ort und Stelle blieb. Der feine Stoff der Toga breitete sich, so weit er konnte, geschmeidig mit der Bewegung des Wassers aus, schmiegte sich schier schwerelos um den zierlichen Körper, um ihn anschließend wieder aus etwas größerer Entfernung zu umschmeicheln. Die kurzen Haare tanzten langsam, und doch wild durcheinander, wogen sich im Wasser und legten sich zärtlich um den Kopf Sasoris.
 

Deidara war sich sicher: DAS war Göttlichkeit. Perfektion. Ewigkeit. Würde er nun sterben, er hätte das Glück dieser Welt gesehen. Das Paradies auf Erden erlebt. Würde der seligste Tote wohl von allen sein.
 

Langsam kam Sasori auf ihn zu und hielt ihm, wie am Strand, die Hand entgegen. Vorsichtig griff der Blonde danach und ließ sich von dem Krieger mit nach oben heben und die Gewichte wieder abnehmen, die dieser sich selbst wieder anlegte. Behutsam legte der Rothaarige die Arme um die Hüfte des Geologen und verhinderte so, dass dieser einfach nach oben trieb. Liebevoll sah Deidara sein Gegenüber an und strich zärtlich über die helle Wange, die selbst jetzt noch weich und ebenmäßig war. Der Stoff der Toga hüllte nun auch ihn teilweise mit ein, strich über die Membran und perlte an ihr ab, um sich in neuen Bewegungen seicht wieder von ihm zu entfernen. Zwischen dem Stoff blickte Sasori ihn aus erwartungsvollen Augen an und genoss die Berührungen seiner Finger sichtlich.
 

Deidara ließ seine Fingerspitzen von den Wangen zum Hals des Kriegers wandern, an den sich bewegenden Kiemen vorbei. Seine linke Hand begann neckisch mit den auf und ab schwebenden roten Haaren zu spielen, während seine rechte Hand das Schlüsselbein entlangglitt und weiter zur Brust herabwanderte. Es erforderte ein wenig Druck, um die Haut durch die Luftmembran zu spüren, doch es funktionierte ohne, dass er Luftnot bekam. Der Blonde spürte, wie eine Hand Sasoris zärtlich über seinen Rücken strich. Wohlig seufzend ließ er sich diese Zuwendung gefallen, ehe seine Hand die Brust des Rothaarigen weiter erkundete. Für einen kurzen Augenblick hielt er inne und biss sich auf die Unterlippe. Doch er entschloss sich, etwas Neues auszuprobieren. Ein kleines Stückchen weiterzugehen, als sie es bisher getan hatten. Diese Zärtlichkeit war einmalig schön. Er würde nichts tun, was diese Vorsicht und diese Sanftheit zerstören könnte. Langsam ließ er seine Finger weiter über die helle Haut des freiliegenden Oberkörpers gleiten und beobachtete den Krieger genau, als er sie schließlich über den dort befindlichen empfindlichsten Punkt streichen ließ.
 

Sasori keuchte lautlos auf, während sich seine Augen weiteten und er den Kopf in den Nacken warf. Was um alles in der Welt hatte Deidara getan? Ein intensives Gefühl durchströmte ihn. Er hatte keine Ahnung, wie er es bezeichnen sollte, doch es war atemberaubend. Er kannte es nicht und doch fühlte es sich nicht fremd an. Langsam schloss er die Augen und konzentrierte sich auf die Finger, die noch immer auf seiner Brust ruhten und diese voller Rücksicht berührte. Wieder überrannte ihn eine Welle dieses intensiven Gefühls, fuhr als Kribbeln durch seinen Körper, bis es nur langsam verklang. Wie hatte er sich etwas verbieten lassen können, das so unbeschreiblich schön war? Wie konnte er nur zeigen, wie gut ihm diese Zuneigung Deidaras tat? Er spürte, wie die andere Hand des Blonden sich in seinen Nacken legte und dessen Kopf sich an seine Schulter schmiegte.
 

Die Lippen des Geologen berührten seine Haut und strichen zärtlich über die entblößte Schulter, bis sie schließlich seinen Hals erreichten und er den Kopf noch ein Stück weiter in den Nacken legte. Wieder jagte das Kribbeln durch seine Adern und seine Härchen richteten sich unter einer angenehmen Gänsehaut leicht auf. Zitternd presste er sich noch ein wenig fester an den Blonden und seufzte auf, als die Lippen an einigen Stellen seines Halses mehr Druck ausübten und einen zarten Kuss auf der Haut hinterließen. Die Angst, sie war völlig vergessen. Es schien, dass es nur noch ihn und Deidara gab, jetzt und hier und die gesamte restliche Welt gar nicht existierte. Fort waren Isolation und unzählige ausgefochtene Kämpfe. Hier gab es nur diese überirdischen Berührungen und Gefühle, die ihn erfassten und leiteten. Und diese warmen, weichen Lippen, die seinen Hals so vorsichtig berührten, als habe der Blonde Angst er könne ansonsten zerbrechen.
 

Deidara spürte von der Kälte dieser Tiefe gar nichts mehr. Eine wohlige Wärme durchströmte seinen Körper und ließ ihn alle Angst vergessen. So lasziv, wie Sasori den Kopf in den Nacken gelegt hatte, waren für den Geologen alle Zweifel ausgeräumt. Es war gut, was er tat. Es war richtig und es war der perfekte Augenblick. Langsam glitt er mit seinen Lippen vom Hals zum Kinn empor, um auch dort eine Spur aus Berührungen und sanften Küssen zu hinterlassen. Er spürte, wie Sasori immer wieder stärker zu zittern begann, wenn er das tat, und sich doch immer enger an ihn drückte. Zaghaft zog er den Kopf ein wenig zurück und blickte Sasori an.
 

Dieser öffnete nach dem unerwarteten Rückzug fragend die Augen und war bereits besorgt, dass er etwas falsch gemacht haben könnte. Doch dann traf sein Blick die funkelnden blauen Augen des Geologen, die ihn fast flehend und sehnsüchtig ansahen. Deidaras Körpersprache war eindeutig. Dieser wollte endlich einen „richtigen“ Kuss, legte die Hand, die auf seiner Brust geruht hatte, auf seine Wange und sah ihn lange, intensiv und fragend an. Sasori konnte sich nicht erklären, wieso die Augen ihn so verlangend nach etwas ansehen konnten, das so... emotionslos war. Doch er wollte dem Blonden diesen Wunsch nicht noch einmal ausschlagen. Wenn er unbedingt wollte, so sollte er diesen Kuss hier und jetzt bekommen. Mit einem sanften Nicken schloss er seine Augen, da ihn der Anblick vermutlich doch wieder nervös gemacht hätte. Widerstandslos ließ er sich zu Deidaras Gesicht ziehen, spürte wie sich ihre Nasen wieder so berührten, wie vor Tagen unter dem Wasserfall, merkte, wie das Herz des Geologen ebenso aufgeregt schlug wie seines und wie sich der Griff in seinem Nacken noch etwas verstärkte. Und dann spürte er, wie sich ihre Lippen zaghaft berührten...
 

Erschrocken über die Impulsivität dieses Gefühls riss er die Augen kurz auf. Und mit einem Mal verstand er die Sehnsucht, das Flehen Deidaras. Es hatte rein gar nichts mit dem gemein, was er mit Hiruko geübt hatte. Doch das unglaubliche Kribbeln, diese Seligkeit ließen Sasori die Frage ignorieren, was er bei seinem Versuch falsch gemacht haben könnte. Der Blonde hatte die Augen noch immer geschlossen, was der Rothaarigen ebenfalls wieder tat. Immer wieder legten sich ihre Lippen zärtlich aufeinander, nachdem sie sich marginal voneinander entfernt hatten. Sasori spürte die weiche und zarte Haut des Anderen, tauchte völlig in diese Ewigkeit ein, die ihn plötzlich umgab, ließ das aufgeregte Zittern zu, welches ihn von Kopf bis Fuß durchfuhr.
 

Deidara glaubte zu träumen. In der Tiefe des Sees, umgeben von einem Farbenspiel aus Licht, Wasser und umherschwebenden Partikeln hielt er sich an Sasori fest und schmeckte die zitternden Lippen des Rothaarigen. Doch so unglaublich und unbeschreiblich es war, so groß war das Verlangen, das es in ihm auslöste. Er wollte den absolut perfekten Moment und er würde ihn hier und jetzt bekommen. Und es würde dem Krieger den Verstand rauben, so wie ihm selbst, dessen war er sich sicher. Immerhin hatte er für diese fiese Aktion noch einen gut...
 

Die Hand, die noch an Sasoris Wange lag, bewegte sich langsam, aber zielsicher wieder nach unten, über die Schulter, das Schlüsselbein, bis zur Brust des Rothaarigen zurück. Er war ja nicht auf den Kopf gefallen. Fast beiläufig und ohne scheinbaren Hintergedanken ließ er seine Fingerkuppen wieder über die so empfindliche Stelle auf der freiliegenden Brust gleiten.
 

Sasori keuchte auf und wollte seinen Kopf, abermals überrascht und in Einklang mit diesem begleitenden Körpergefühl, in den Nacken werfen, doch die Hand des Blonden hinderte ihn daran. Statt dessen zog sie sein Gesicht näher zu Deidara. Für den Bruchteil einer Sekunde fragte der Krieger sich, was das zu bedeuten hatte. Er befand sich plötzlich wieder auf Terrain, von dem er keine Ahnung hatte. All das jedoch rückte in unerreichbare Ferne, als er spürte, wie sich die weichen Lippen über seinen Mund legten und sich die Zunge des Geologen in seinen Mund schob. Seine Hand, die sich überrascht in den Hemdstoff Deidaras gekrallt hatte, ließ etwas locker, seine Anspannung legte sich. Es war neu, aber es war aufregend und so wundervoll, dass ihm alles außer diesem Augenblick egal wurde.
 

Vorsichtig stupste die fremde Zunge seine eigene an. In der Hoffnung, sich nicht zum offensichtlichen Neuling zu machen, erwiderte er die Berührung sachte. Eine neue Art von Übelkeit überkam ihn. Sie war geradezu angenehm, obwohl sein Magen Saltos zu schlagen schien. Und sie verweilte nicht dort, wo sich sein Magen befand, sondern wanderte immer tiefer... Abermals keuchte er auf. Allmählich verstand er, wieso sie ihm selbst das Küssen verboten hatten. Doch so verboten es sich anfühlte, so süchtig machte es ihn. Willig ließ er es zu, dass Deidara die Berührungen ihrer Zungen intensivierte, so wie sie beide sich noch mehr aneinander festkrallten.
 

Aus zaghaften Annäherungen in seinem Mund begann ein intensives und wildes Gerangel zu werden. Er hasste sich dafür, doch gleichwohl war ihm klar, dass es die absolut richtige Entscheidung gewesen war. Er hatte ein unendlich schlechtes Gewissen und doch fühlte es sich einfach richtig an. Das Glück, das ihn übermannte, ließ ihn alle Zweifel vergessen. Die Zunge des Blonden, die seine Mundhöhle erforschte, ließ ihn vergessen. Das Gefühl, das er dabei hatte, ließ ihn süchtig werden. Nach nur einem Mal wusste er, dass er niemals wieder auf das, was er mit Deidara hier erlebte, verzichten wollte. Koste es, was es wolle.
 

Kurz trennten sie sich voneinander, setzten ihr Tun jedoch augenblicklich wieder fort. Deidara konnte gar nicht genug von diesem Aroma von Ingwer auf seinen Lippen bekommen und er musste sich schwer zusammennehmen, um dem Rothaarigen nicht in seiner Ekstase, die diese Küsse mit sich brachten, die Toga vom Körper zu streichen... oder eher zu reißen. Dass ihm die erhitzte Mundhöhle, in der seine Zunge sich an die Sasoris schmiegte, dennoch fast den Verstand raubte, konnte er kaum verhindern. Er wollte mehr von dem sinnlichen Körper spüren, doch das war in dieser Umgebung kaum möglich. Unter größter Disziplin und eigenem Protest löste er den Kuss abermals, sah Sasori an und deutete mit dem Finger nach oben, in der Hoffnung, dass dieser verstehen würde.
 

Tatsächlich nickte Sasori, legte Deidaras Arme um seinen Körper und schwamm los, als dieser einen festen Griff hatte. Zur Verwunderung des Blonden verließen sie die Höhle jedoch nicht einfach wieder dort, wo sie diese betreten hatten, sondern schnellte mit ihm direkt nach oben. Kurz darauf tauchten sie an der Oberfläche auf und befanden sich knapp unter der Höhlendecke. Reflexartig schnappte Deidara nach Luft, bis ihm die Sinnlosigkeit dieser Handlung bewusst wurde und sich umsah. Er verzog das Gesicht: „Warum hast du mir das nicht früher gezeigt???“ Das Licht von unten und die sich bewegende Wasseroberfläche ließen auf den unebenen Felsen und Steinen einen geradezu tanzenden Lichtschein entstehen, der alles erhellte und in den verschiedenen Farben beleuchtete. Sasori zuckte entschuldigend mit den Schultern: „Es kam etwas dazwischen...“ Er griff nach Deidaras Hand und schwamm mit diesem zum Rand der Höhle, wo der Aufstieg aus dem Wasser noch ein Stück weiter hinauf führte.
 

Sie kletterten heraus. Sasori nass bis auf die Knochen und Deidara ohne auch nur eine nasse Haarsträhne zu haben. Im Gegensatz zum Aufenthalt in der Tiefe hing die Toga des Rothaarigen nun klatschnass von dessen Körper und ließ diesen ein wenig schmächtig wirken. Der Krieger registrierte den selbstgefälligen Blick den Blonden und begann, seine Haare wie ein Hund trockenzuschütteln. Aufgebracht kreischte der Geologe auf: „AAAH! Lass das, das ist gemein!“ - „Nein, das ist ausgleichende Gerechtigkeit.“ Kurz schloss Sasori die Augen wieder, bis die Kiemen, Flossen und Schwimmhäute verschwunden waren.
 

Er sah den Blonden an: „Komm, ein Stück noch, dann können wir uns hinsetzen...“ Deidara nickte und folgte dem Krieger, der nicht übertrieben hatte. Es waren wirklich nur noch ein paar Meter, bis sie das Ende des Aufstiegs erreichten, der sie auf eine Art Plattform führte. Der Geologe schüttelte ungläubig den Kopf: „Sag mal, wie um alles in der Welt hast du das hier gefunden??? Du hattest doch gesagt du seist in den See geflogen... Aber das hier ist ja nun doch ein Stückchen abseits dessen...“ Sasori konnte sich ein fieses Grinsen nicht verkneifen: „Nun, du hast doch die Spalte gesehen, durch die wir geschwommen sind...“ - „Ja...?!“ - „Die war vor meinem Aufprall noch nicht gewesen.“ - „WAS???“ - „Ich habe doch gesagt, dass wir damals eine unausgeglichene und vor allem unerfahrene Truppe waren. Ich war auf den 'Flug' nicht vorbereitet. Unterwegs habe ich mich dann in Hiruko versteckt... ansonsten hätte es wohl weder mich noch die Spalte gegeben.“ Er hockte sich an den Rand der Plattform und ging auf alle Viere. „Und nun komm her und schau dir DAS an...“
 

Deidara schluckte schwer. Nein, er wollte es sich nicht anschauen. Nicht mehr. Nicht, nachdem der Rothaarige vor ihm kniete und der durchnässte Stoff jeden Muskel nachzuzeichnen schien. Jede noch so feine Rundung verboten schön betonte. Und vor allem nicht, nachdem schließlich auch die zweite Schulter des Kriegers entblößt wurde, da der vom Wasser schwere Stoff einfach hinabrutschte...
 

Er schüttelte den Kopf. Wenigstens kurz gucken konnte er ja. Sollte er. So hockte er sich neben Sasori hin und blickte vorsichtig in die Tiefe. Und er befand, dass sich die Disziplin gelohnt hatte. Wie ein Diamant von äußester Reinheit funkelte das Wasser in spektraler Art und Weise unter ihnen. Aus der oberen Schicht des Wasser waren die Farben der leuchtenden Kristalle nun in ihrer vollständigen Intensität zu sehen und funkelten, wie ein prismatischer Edelstein. Eine Weile verweilten die beiden so dort und sahen stillschweigend einfach nach unten, ließen das Lichtspiel auf sich wirken.
 

Irgendwann, er konnte nicht genau sagen wie viel Zeit vergangen war, blickte Deidara zu Sasori herüber und blieb wieder an dem vom nassen Stoff umhüllten Körper hängen. Der Rothaarige machte es ihm aber auch wirklich nicht leicht! Auf der einen Seite war dieser so vorsichtig und unsicher, auf der anderen Seite bewegte dieser seinen Körper lasziv, geschmeidig wie eine Raubkatze. Und dieser stellte es ein weiteres Mal unter Beweis, als er sich behutsam kriechend vom Rand der Plattform zurückzog, um sich anschließend mit seitlich abgewinkelten Beinen hinzusetzen und ihn mit diesem unverschämt ausdruckslosen Blick anzusehen. Der Blonde seufzte, während sein Blick zu den wohlgeformten Lippen des Rothaarigen wanderte.
 

(*2*) In einer raschen Bewegung huschte Deidara auf den Krieger zu, beförderte diesen mit seiner Hand auf dessen Brust bestimmt zu Boden und grinste zufrieden, dass die Gewichte einen Widerstand weitgehend verhinderten. Schnell saß er auf Sasoris Bauch und beugte sich zu diesem herab, während er lächelte: „Wo waren wir?“ Es war eine rhetorische Frage, da er augenblicklich dort weitermachte, wo sie aufgehört hatten. Endlich konnte er das erschrockene und doch verzückte Aufkeuchen des Rothaarigen hören, als er flehend um Einlass zu dessen Mundhöhle bat, in dem er mit seiner Zunge zärtlich über die Lippen des Kriegers fuhr. Beide gleichermaßen gierig trafen sie aufeinander, wobei Sasori die Gewichte von seinen Handgelenken streifte und die Arme schließlich um den Blonden legte.
 

Deidara versank in diesem leidenschaftlichen Kuss, nicht wissend, dass es für den Rothaarigen SO der erste dieser Art war. Seine Hände glitten über die feuchte Haut und Sasori schien es, als seien sie gleichzeitig überall und nirgendwo. Auf seiner Brust, seinen Schultern, seinem Hals, seinen Armen und seinen Seiten. Die Berührungen waren noch um einiges intensiver, als sie es bisher waren. Die bisherige Zärtlichkeit hatte sich ein wenig zur Seite geschoben, um einem regelrechten Feuer Platz zu gewähren. Jeder noch so kleine Körperkontakt schien zu brennen. Erhitzt vergrub er seine Hände in dem herabfallenden blonden Haar, während sein Puls sich zu überschlagen drohte.
 

Die Hände des Blonden glitten zeitgleich über die empfindlichen Stellen auf der Brust des Rothaarigen, welcher sich keuchend aufbäumte. Was tat der Geologe bloß mit ihm? Jede Sekunde, die verstrich schien seinen Verstand mehr zu benebeln. Jede dieser besonderen Berührungen ließen ihn widerstandsloser und ungehemmter werden. Deidara schob sich auf ihm ein Stück tiefer und er spürte, wie sich ihre Körpermitten in dieser Bewegung trafen. Das Verlangen, das sich dort abzeichnete und das Gefühl, das sich dort konzentrierte. Unvorbereitet auf dieses Empfinden stöhnte er in den Kuss. Als Deidara schließlich die Hand über seinen Bauch immer tiefer wandern ließ, wurde Sasori mit einem Schlag bewusst, worauf das hier hinauslief.
 

Er riss die Augen auf und drückte den Blonden sanft, aber bestimmt von sich, so dass sich der Kuss löste und der Geologe innehielt. Schwer atmend blickte dieser auf ihn herab und keuchte: „Was... was ist?“ Der Krieger biss sich auf die Unterlippe und hauchte: „Das... geht mir zu schnell...“ Deidara sah sich um und kam allmählich auch wieder zur Besinnung. Schamesröte schoss ihm ins Gesicht. Er hatte sich so von seinem Verlangen leiten lassen, dass er tatsächlich auf Sasori saß und dabei gewesen war seine Hand unter dessen Toga verschwinden zu lassen. Bedrückt sah er den Rothaarigen an: „Das... wollte ich nicht... tut mir Leid... ich...“ - „Nein, schon gut. Mach dir keine Vorwürfe, bitte. Du hast mich nur... ein wenig überrumpelt...“
 

Deidara nickte mit tiefroten Wangen und strich Sasori wieder zärtlich über die Wange: „Du machst mich einfach verrückt...“ Ja, das traf es ganz gut. So verrückt, dass er so fordernd geworden war. Das war ihm noch nie passiert, dass eine solche Dominanz aus ihm gesprochen hatte. Er hatte diesen dominanten Part immer für ein Stück rücksichtslos gehalten und ihn daher nie wirklich eingenommen. Nun jedoch erkannte er, dass das so gar nicht stimmte. Sasori war es gewesen, der es abgebrochen hatte. Derjenige, der die eigentliche Kontrolle über die Situation gehabt hatte. Er stutzte innerlich. Auch diese Position war ihm so nie aufgefallen, sondern hatte bisher immer gedacht, dass er sich den Wünschen des Dominanten fügen müsste, um dafür mit viel Beachtung und Zuwendung belohnt wurde. Das stellte seine bisherige Auffassung ziemlich auf den Kopf. Zum ersten Mal in seinem Leben erkannte er, dass es ein Geben und Nehmen beiderseits war, bei dem einer eben nur die Leitung übernahm, aber nicht die vollständige Kontrolle.
 

Er beugte sich lächelnd herab und gab Sasori einen sanften, aber intensiven Kuss, den dieser gerne erwiderte. Dann blickte er dem Rothaarigen in die Augen und hauchte: „Ich wollte dich nicht überrumpeln. Aber ich bin einfach verrückt nach dir... ich liebe dich!“ Nun war es Sasori, der einen dicken Kloß im Hals hatte und schwer schluckte. Er würde diese Worte am Liebsten den ganzen Tag hören, bis er sie irgendwann verstehen und glauben konnte. Er erwiderte Deidaras Blick und sprach mit brüchiger Stimme: „Ich... ich... Deidara... also... ich...“ Ein Finger des Blonden legte sich auf seine Lippen und brachte ihn zum Schweigen, ehe der Geologe mit einem Lächelnd auf den Lippen nickte: „Ich weiß...“ Um keine weiteren unnötigen Worte zu verschwenden versiegelte er die Lippen des Kriegers schließlich wieder mit seinen eigenen. Die Nacht war jung und vor dem nächsten Morgen würde niemand nach ihnen suchen. Sehnsüchtig, aber gezügelter genossen sie ihre gemeinsame Sucht nacheinander. Dehnten den perfekten Moment mit leidenschaftlichen Berührungen ihrer Zungen aus, zu einem durchaus perfekten Abend.

Ein gut durchdachter Plan I

Deidara konnte sich einfach nicht entscheiden, über was er sich mehr Gedanken machen sollte: über die Tatsache, dass die Frist der Entführer von Sakura seit einem Tag abgelaufen und noch keine Rückmeldung von diesen gekommen war, oder aber über die möglichen Gründe, weshalb Sasori noch immer unten im Wohnzimmer schlief und über einen gewissen Punkt in ihrer Zweisamkeit mal wieder nicht hinausging.
 

Der Blonde saß, wie so oft, auf der Veranda. Der Bach plätscherte gemütlich vor sich hin, die Leuchtkäfer funkelten scheinbar extra viel, um ihn aufzumuntern, eine gewisse Kühle zog mit einer Nebelschwade um seine Fußknöchel, die unbekleidet auf dem Rand des Sofas standen, auf dem er saß, mit einem Bleistift hinter dem Ohr und den Armen um seine angewinkelten Beine geschlungen. Seit sage und schreibe vier Stunden nun war Sasori bereits weg, um mit Tsunade, Konan und diesem aalglatten Kabuto zu beraten, was sie nun tun wollten.
 

Der Geologe seufzte und sein Blick fiel auf den Zeichenblock zu seiner Seite. Mehr als die paar kritzeligen Striche, die er vor vier Stunden zustande gebracht hatte, war nach wie vor nicht zu sehen. Seine Gedanken kreisten immer und immer wieder um dieselben Dinge. Zwei Wochen war es nun her, seit sie diesen atemberaubenden Ort besucht hatten und einen neuen Schritt gewagt hatten. Zwei Wochen, in denen er jeden Abend Abschied von seinem Rotschopf nehmen musste. Von dessen warmen Umarmungen, den weichen Lippen und der so unendlich beruhigenden Anwesenheit. Sasori war einfach zu streng erzogen worden, das wurde Deidara mit jedem Tag mehr klar. Dieser ließ ihm weiterhin das Schlafzimmer und arrangierte sich selbst hier unten. Und alles Betteln und Bitten hatte bisher nichts geholfen. Sasori blockte eine gemeinsame Nacht sogar fernab aller Hintergedanken schon ab, und der Blonde verstand einfach nicht wieso.
 

Abermals seufzte er. Es war ja nicht so, als sei dieser Umstand unbedingt etwas Neues. Darüber musste Deidara sogar leicht lächeln. Ganz im Gegenteil. Es war ein Umstand, der ihre Beziehung zueinander, egal wie intensiv sie auch war oder eben nicht, vom ersten Tag an begleitete. Einerseits empfand der Geologe das sogar als durchaus angenehme Wesensart des Kriegers. Immerhin setzte dieser damit klare Grenzen, die ihm deutlich zeigten, woran er war und bis wohin er gehen durfte. Und wo fand man schon jemanden, dem eine langsam wachsende Liebe wichtiger war, als, um es in hidan'scher Art auszudrücken, eine schnelle Nummer zwischendurch oder gar eine sogenannte „Freundschaft mit besonderen Vorzügen“, in denen es nur darum ging, die körperlichen Gelüste zu befriedigen, ohne sich dabei den „Stress“ einer Partnerschaft anzutun.
 

In diesem Punkt war Deidara sich mehr als klar, dass es eine wahre Tugend des Rothaarigen war. Und doch war es eine, die ihm selbst doch allmählich schwer zu schaffen machte. Nicht nur, dass er es einfach wie die Pest hasste, abends den Krieger aus seinen Armen zu entlassen und dessen Körperwärme nicht mehr zu spüren und die ganze Nacht ohne auch nur eine Zärtlichkeit verbringen musste. Allmählich staute sich auch noch ein ganz anderer Frust an, eine Ungeduld, die er so gar nicht von sich kannte. Bisher war er es immer gewesen, der sich hatte umgarnen und becircen(*) lassen, und er hatte sich stets wohl damit gefühlt. Doch Sasori raubte ihm dahingehend den letzten Nerv, schien dieser doch keine Anstalten zu machen ihn um den Finger zu wickeln.
 

Deidara konnte nicht anders, verschränkte die Arme vor der Brust und zog einen Schmollmund. Es war so gemein am eigenen Leib zu erfahren wie es war, von dem Objekt der Begierde hingehalten zu werden. Das hatte er ja selber zu gerne getan! Er ließ sich eben gerne wie eine Prinzessin behandeln, daran hatte er sich längst gewöhnt. Doch dass er einst der Prinz sein würde, der schmachtend vor dem Turm stehen würde, auf die Idee wäre er niemals gekommen! Und nun saß er hier, sollte sich eigentlich Sorgen um ganz andere Dinge machen, konnte jedoch nichts daran ändern, dass er... Er seufzte laut auf. Ja, verdammt! Dass er spitz wie Nachbars Lumpi war! Natürlich nur im hidan'schen Jargon! Er wollte eben einfach den nächsten Schritt tun und diese Abbrüche von Seiten des Rothaarigen, sobald es etwas „wilder“ wurde, machten es ihm – weiß Gott – nicht einfacher!
 

Die Haustür, die mehr als laut ins Schloss gedonnert wurde, riss Deidara aus seinen Gedanken und sein Blick schweifte fragend nach drinnen Richtung Wohnzimmertür, durch die Sasori auch wie erwartet gestürmt kam und mit wutverzerrtem Blick zu ihm hinaus eilte, um sich neben ihm auf das Sofa fallen zu lassen und ihn mit einem wütenden, aber entschuldigenden Blick ansah, ehe er aufgebracht zu erzählen begann: „Ich weiß wirklich nicht, was die Tsunade morgens ins Frühstück tun, aber gesund kann das nicht sein!“ Er verschränkte sauer die Arme vor der Brust und die Wut wich einer Resignation. Seine Schultern sanken nach unten und ein Seufzen konnte er sich nicht verkneifen. Der Blonde sah ihn besorgt an, während er seinem Krieger sanft über die Hand strich: „Was ist denn passiert?“ - „Kabuto ist passiert, wie immer!“
 

Fragend sah Deidara den Rothaarigen an und schüttelte verständnislos den Kopf: „Wie? Was? Ich kapier nichts...“ Schnaubend wischte Sasori sich über das Gesicht: „Hör zu, ich habe nicht viel Zeit. Ich bin eigentlich nur hier, um mich umzuziehen. Tsunade hat sich von diesem Schleimer einreden lassen, dass es jetzt plötzlich ungefährlich sei, die gesamte Elitetruppe nach Sakura suchen zu schicken! Und sie hat es wirklich angenommen und mir den Befehl dazu erteilt!“ Der Geologe ließ seine Finger zwischen die des Kriegers gleiten, sah diesem in die Augen und hauchte: „Bitte komm heil wieder, okay?“
 

Plötzlich lief Sasori rot im Gesicht an, nickte dem Blonden aber zu und knurrte: „Natürlich, ich pass schon auf mich auf. Bleib du bitte aber hier im Haus! Ich werde das Gefühl einfach nicht los, dass das Ganze eine dämliche Ablenkung ist...“ Lächelnd strich Deidara ihm über die Wange, gab ihm einen liebevollen Kuss auf die Lippen und nickte ebenfalls: „Versprochen, ich werde das Haus nicht verlassen, so lange es nicht anfangen sollte zu brennen oder...“ - „Deidara! Du weißt ganz genau, wie ich das meine!“ Der Geologe konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und zog den Krieger mit der Hand in dessen Nacken zu sich, um ihn in einen gebührenden Abschiedskuss zu verwickeln. Er spürte, wie sich Sasoris Hände, wie immer, nervös in sein Shirt krallten und seufzte zufrieden. Er konnte sich nicht helfen, er liebte es, wenn dieser das tat. Als sie sich wieder lösten, lächelte er den Rothaarigen an: „Ich liebe dich. Komm schnell zurück...“ Ein ganz feines, kaum sichtbares Lächeln umspielte Sasoris Lippen: „Mache ich, versprochen.“
 

Er stand auf und Deidara seufzte, als er den Krieger die Treppen hinauf laufen hörte. Könnte er sich jemals daran gewöhnen, dass Sasori ein Kämpfer war und stets mit Lebensgefahr und großen Bedrohungen zu tun hatte? Der Blonde hatte sich bisher ja schon immer größte Sorgen um seinen Rotschopf gemacht, doch nun... Nun starb er bereits fast vor Sorge, obwohl Sasori noch gar nicht weg war. Er teilte das ungute Gefühl des Kriegers, mit dem kleinen Unterschied, dass es sich auf diese Suchaktion bezog und nicht auf die Situation hier bei ihm. Er versuchte sich mit dem Gedanken zu beruhigen, dass es ganz normal sei sich um einen geliebten Menschen Sorgen zu machen, doch im Grunde wusste er, dass er sich versuchte etwas vorzumachen. Es war mehr als pure Besorgnis, es war ein unheimlich schlechtes Gefühl, eine Vorahnung. Aber was half es ihm? Sasori von seinen Pflichten abzubringen war ungefähr genauso sinnvoll und von Erfolg gekrönt wie der Versuch Hidan das Fluchen abzugewöhnen!
 

Abermals ertönten Schritte von den Treppenstufen im Flur, ehe der Blonde Sasoris Stimme noch einmal vernahm: „Ich bin bald wieder da. Bis nachher!“ - „Sei vorsichtig!“ Kurz stockte Deidara. „Ich liebe dich!“ Für einen kurzen Augenblick wurde es still, dann hörte er die Haustür abermals ins Schloss fallen, nur weitaus weniger energisch und laut, wie bei Sasoris Ankunft. Der Geologe winkelte die Beine wieder an, schlang seine Arme darum und legte sein Kinn auf diesen ab, ehe er erschöpft seufzte. Es war kaum auszuhalten: die Sorge um Sasori, die Angst um den Rothaarigen und die Ungewissheit, dieser könne nicht zurückkehren. Deidara biss sich auf die Unterlippe, seine Gedanken überschlugen sich.
 

Besorgt und von Angst erfüllt presste er sich an seine Beine, schaukelte langsam und kaum merklich vor und zurück und rang mit seinen Tränen. War gefangen in der Hilflosigkeit, die sich rasch wie Nutzlosigkeit anzufühlen begann. Was konnte er auch schon groß tun, außer hier warten, damit sein Wort Sasori gegenüber zu halten, und auf seinen Geliebten im Geiste Acht zu geben. Zu hoffen, zu bangen und zu vermissen. Und seinen Rotschopf voller Freude wieder in die Arme zu schließen und an sich zu drücken, sobald dieser wieder nach Hause kam.
 

Eines nahm Deidara sich ganz fest vor. Er würde an diesem Abend, nach all dem Hoffen und Bangen, garantiert NICHT wieder alleine ins Bett gehen. Er wollte jeden Augenblick, jede Sekunde, die sie miteinander hatten, so gut wie es ging nutzen und genießen. Dieses unendlich gute Gefühl von Zuneigung, Liebe und Vertrauen nicht wie ein Paar alte Pantoffeln vor dem Bett stehen lassen. Nein. Er wollte sich nicht irgendwann vorwerfen, er habe diese gemeinsame Zeit nicht ausgekostet und zu Lebzeiten dafür gesorgt, dass sie beide glücklich waren.
 

Entschlossen sprang er plötzlich auf. Sasori würde Augen machen, wenn dieser wieder nach Hause kam. Deidara sollte das Haus nicht verlassen und das würde er auch nicht. Aber IM Haus würde er für eine Überraschung sorgen, von der Sasori vermutlich nicht einmal zu träumen wagte. Mit einem zuversichtlichen Lächeln im Gesicht betrat er das Wohnzimmer, sah sich um, klatschte in die Hände und begann frohen Mutes mit seiner „Arbeit“.
 


 

In voller Kampfkluft, und dadurch wieder kaum voneinander zu unterscheiden, stürmten die Elitekrieger von Atlantis durch das Dickicht des Waldes. Sasori sah sich um und entdeckte das Gebäude, das die Priesterinnen ihnen beschrieben hatten. Er deutete mit einer Hand in die gewünschte Richtung und wie aus einer einzigen Bewegung richtete sich die Gruppe auch in diese, um nach wenigen Augenblicken geschlossen vor dem hohen, aber schmalen Schrein zu halten. Und wieder brauchte es nur drei Handzeichen Sasoris, um die Gruppe wortlos aufzuteilen: Zuerst deutete er mit der linken Hand einen konvexen Bogen an, dem Naruto und Sasuke augenblicklich nachkamen und links um den Schrein herum nach Hinweisen zu suchen begannen. Dasselbe Spiel wiederholte er mit der rechten Hand, deren Aufforderung Neji und Gaara nachkamen und rechts außerhalb des Schreins zu suchen begannen. Schließlich sah er Itachi an und deutete diesem mit einer Handbewegung an, ihm nach drinnen zu folgen. Der Schwarzhaarige nickte und die beiden schritten vorsichtig los.
 

Der Schrein war in einen der Riesenpilze eingefasst. Nur eine Balustrade und ein darunter befindlicher Torbogen, aus demselben braunen Stein wie der Tempel in Atlantis, ragten aus dem überdimensionierten Gewächs heraus. Auch hier befanden sich diverse Zeichen und Symbole auf den einzelnen Steinquadern. Die beiden passierten den Torbogen und setzten erste Schritte auf weiteren Stein, aus dem der Fußboden gefertigt war. Überrascht hob Sasori eine Augenbraue und sah Itachi von der Seite an: „Scheint ja doch etwas dran zu sein oder es war ein wahrhaft gut durchdachtes Ablenkungsmanöver...“
 

Vor ihnen lag ein kleiner Altar, dem aus dem Tempel sehr ähnlich sehend. Ein paar Stufen führten zu diesem hinauf. Um den Altar herum lagen diverse Opfergaben, die für üblich ihren Platz jedoch auf diesem hatten. Schüsseln mit Obst und Geschmeide lagen wild auf dem Boden verteilt, in der Staubschicht, die den Boden bedeckte, waren eindeutige Kampfspuren zu erkennen. Auch Fußspuren von mehreren Raptoren waren zu erkennen. Itachi seufzte: „In der Tat... Ich frage mich nur noch immer, was das alles soll. Erst entführen sie Sakura, dann setzen sie eine Frist und halten sich nicht daran...“ - „Vergiss nicht die Tatsache, dass sie ihr einen Finger abgetrennt haben und mit weiteren Verletzungen gedroht haben, falls wir nach ihr suchen. Und plötzlich sollen wir es doch tun...“ - „Da fällt mir ein... Was ist eigentlich aus dem Finger geworden?“ Sasori schnaubte zunächst, konnte sich ein Grinsen aber doch nicht verkneifen: „Du meinst, nachdem Neji ihn einfach Deidara in die Hand gedrückt hat?“ - „Ja.“ - „Der kam wie ein aufgescheuchtes Huhn nach Hause und brüllte aufgebracht alles zusammen über diese Frechheit. Nach einer guten halben Stunde habe ich dann endlich erfahren, dass er den Finger in den Feuerkelch am Ende der Treppe geschmissen hat vor lauter Panik.“ Itachi stutzte, stimmte dann aber plötzlich mit in das Grinsen ein: „Achso. Deshalb hat das den Tag in der ganzen Stadt so gestunken...“
 

Ihre makabre Unterhaltung fand ein jähes Ende, als Narutos Stimme schier durch den ganzen Wald dröhnte: „SASOOORIIII!!!!!“ Der Rothaarige wischte sich über das Gesicht und knurrte: „Den darf man keine zwei Minuten aus den Augen lassen! Wie oft habe ich ihm gesagt, dass er LEISE sein soll?“ - „Ich habe das Zählen vor Jahren aufgegeben...“ Die beiden verließen den Schrein wieder und traten zurück nach draußen, wo ihnen ein aufgeregter Naruto und ein genervter Sasuke entgegenkamen. Ehe der Blonde jedoch erzählen konnte, was ihn so in helle Aufregung versetzt hatte, bekam dieser von Sasori einen Schlag auf den Hinterkopf und einen tödlichen Blick: „Sag mal, wieso vergisst du eigentlich alles, was du gelernt hast, sobald ich außer Sichtweite bin?“ Der Schreihals rieb sich beleidigt den Hinterkopf und maulte: „Auaaaa. Tut mir Leid, echt jetzt. Aber wir haben eine Spur gefunden!“ - „Ich hoffe für dich, dass jetzt nicht alle Entführer gewarnt sind!“
 

Von der anderen Seite kamen nun auch Gaara und Neji angelaufen und sahen etwas verwirrt in die Runde, bis der Blinde ahnte, was passiert sein musste: „Falscher Alarm?“ Der Rothaarige nickte: „Falscher Alarm. Aber offenbar eine Spur. Sasuke, führ uns doch bitte zur Fundstelle und Naruto... von dir will ich in den nächsten 10 Minuten kein Wort hören!“ Man konnte es dem Blonden richtig ansehen wie schwer es ihm fiel, den Protest hinunterzuschlucken und wirklich kein Wort mehr von sich zu geben. Alleine der Schmollmund sprach Bände, aber immerhin, und das war dem Rothaarigen am Wichtigsten, war vorerst Ruhe.
 

Die Sechs folgten dem Weg links um den Schrein herum und arbeiteten sich einen Augenblick durch das Dickicht, ehe sie eine kleine freie Stelle am Boden erreichten und dort stehenblieben. Sasuke hockte sich hin und deutete mit dem Finger auf die Raptorspuren: „Hier, sie führen eindeutig von hier weg. Der Tiefe nach zu urteilen müssen sie es eilig gehabt haben. Darüber hinaus...“ Er kraxelte ein Stück weiter, ehe er ein paar Büschel Farn zur Seite schob. „...fängt hier eine Blutspur an.“ Sasori nickte: „Das kommt dem Gleich, was die Priesterinnen erzählt haben. Offenbar müssen sie hier die Schriftrolle gefunden haben.“
 

Plötzlich schlug Neji sich mit der flachen Hand gegen die Stirn und brummte: „Ich bin so dusselig!“ Fragend hob Sasori eine Augenbraue: „Wie meinen?“ - „Na, wir hätten uns die Suche einfacher machen können, aber das fällt mir erst jetzt ein! Ich beherberge doch Kiba und seinen... Hund.“ - „Ja?“ - „Der hat mir neulich erzählt und gezeigt, dass dieses Tier Fährten aufnehmen und verfolgen kann.“ Einen kleinen Augenblick überlegte der Rothaarige, ehe er dann aber den Kopf schüttelte: „Das wäre durchaus von Vorteil gewesen, in der Tat. Aber wir halten uns schon länger auf, als ich wollte. Wir haben nicht die Zeit, um noch einmal zurückzukehren. Dieses Mal machen wir es noch einmal auf die altmodische Art.“ Itachi sah den Blinden an: „Außerdem kann kein Tier deine Augen ersetzen. Sie werden auch andere Spuren hinterlassen haben.“ Etwas zerknirscht nickte Neji: „Schon, aber die sind zu alt, ich kann kaum noch etwas erkennen...“ Sasori blickte auf: „Nicht schlimm, wir finden sie schon. Folgen wir erst einmal der Blutspur, danach sehen wir weiter. Also los!“
 

Ohne zu murren setzten die Sechs sich wieder in Bewegung und gehorchten dem Befehl. Langsam, aber sicher, folgten sie der Spur und arbeiteten sich Meter für Meter weiter in den immer dichter werdenden Wald hinein. Sasori konnte nicht genau sagen, wie lange sie unterwegs gewesen waren, aber nach einiger Zeit tauchte zwischen den Pilzen eine freistehende Felsformation auf, zu der die Spur zu führen schien. Einen kleinen Augenblick blieb die Gruppe stehen. Der Rothaarige sah in die Runde: „Gut möglich, dass sie sich dort verstecken... Ab jetzt herrscht absolute Funkstille!“ Naruto musste nicht hinsehen, um zu wissen, dass ihr Anführer den Blick auf ihn gerichtet hatte. Frechheit. Immer auf die Kleinen! Sasori fuhr unbeirrt fort: „Wir teilen uns in zwei Gruppen auf. Sasuke, Naruto und Gaara, ihr geht links lang. Neji Itachi und ich rechts. Ihr kennt das Prozedere und...“
 

Ein ohrenbetäubender Lärm riss die Sechs aus ihrer Besprechung und sie sahen sich irritiert um. Ein tiefes, grollendes und gleichwohl zischendes Geräusch erfüllte sekundenlang die Luft und ließ den Boden unter ihren Füßen leicht erzittern. Nervös sah Sasori sich um. Was, um alles in der Welt, war das??? Es wurde wieder still und jeder von ihnen hielt scheinbar gebannt den Atem an. Sämtliche Geräusche, die für üblich den Wald tagein tagaus erfüllten waren verstummt. Dunkelheit breitete sich um sie herum aus, abertausende Leuchtkäfer flogen aufgeregt in die Richtung, aus der die Gruppe gekommen war. Der Rothaarige konnte seinen Herzschlag wie das Pochen einer Trommel hören. Sogar meinte er das Rauschen seines Blutes vernehmen zu können in dieser alles erdrückenden Lautlosigkeit. Sein Atem wirkte so laut wie ein tosender Sturm. Doch dann...
 


 

Zufrieden betrachtete Deidara sein Werk und war sichtlich zufrieden. Das Schlafzimmer war aufgeräumt und ordentlich. Erschöpft wischte er sich über die Stirn und atmete tief durch. Er war stolz darauf, dass er sein geordnetes Chaos tatsächlich Sasori zuliebe in eine etwas chaotische Ordnung gewandelt hatte. Er bekam es bei Weitem nicht so gut hin, wie der Rothaarige und dennoch würde es diesem sicherlich gefallen, dass der Geologe sich wenigstens die Mühe gemacht hatte. Er musste grinsen. Immerhin würde seine Überraschung in seinem gewohnten Chaos einfach nicht so gut rüberkommen und funktionieren. Zur Belohnung entschloss Deidara sich zu einer kleinen Pause, um sich einen Schluck Wasser zu gönnen. Guter Dinge hüpfte er die Treppe herunter und tänzelte regelrecht in die Küche. Er freute sich so ungemein auf Sasoris Rückkehr und dessen Gesicht, wenn dieser das sah, was er noch herrichten würde.
 

Mittlerweile kannte Deidara jeden Schrank und jeden Winkel in diesem Haus auswendig. Ohne darüber nachdenken zu müssen holte er einen Becher aus dem Schrank und trat an den großen Trog mit Wasser heran. Einen kleinen Augenblick hielt er inne. Viel war nicht mehr darin und ihn überkam die Frage, woher die Atlanter eigentlich das Trinkwasser nahmen. Immerhin waren sie doch eigentlich nur von Salzwasser umgeben. Bisher hatte er sich diese Frage nie gestellt, aber er nahm sich fest vor, diesem kleinen Geheimnis auf den Grund zu gehen. Durstig schöpfte er einen ordentlichen Schluck Wasser in den Becher und trank ihn gierig aus. Gerade, als er sich nach vorne beugte, um sich einen weiteren Schluck aus dem Bottich zu nehmen, begann die Erde unter seinen Füßen leicht zu vibrieren.
 

Deidara sah auf und stutzte. Er stellte den Becher beiseite und trat in den Flur. Geräusche drangen von draußen zu ihm, doch er konnte sie beim besten Willen nicht zuordnen. Mit einem flauen Gefühl im Magen beschloss der Blonde, die Verandatür zu schließen und sich wieder auf die Arbeit im Schlafzimmer zu konzentrieren. Er hatte noch keine zwei Schritte ins Wohnzimmer gesetzt, als urplötzlich eine Gruppe fremder Krieger die Veranda stürmten und ihn entdeckten. „Scheiße...“ hauchte der Geologe, ehe sie brüllend und schreiend auf ihn zu gerannt kamen. Er konnte nicht sagen wie, aber Deidara reagierte sofort. Er machte auf dem Absatz kehrt und stürmte zur Haustür. Die Kämpfer hinter ihm schienen alles, was ihnen in den Weg kam, umzuwerfen und umzurennen.
 

Panisch öffnete Deidara die Tür und stürmte nach draußen. Nicht aber ohne die Tür hinter sich wieder ins Schloss zu schmeißen. Es war nicht viel, aber es würde ihm vielleicht genug Zeit verschaffen. Vor der Tür hielt er einen Augenblick inne und kreischte auf, ehe er wie von fremder Hand gesteuert durch die drei Raptoren hindurch mogelte und den Angriffen ihrer Reiter entging. Er konnte nicht verstehen, was diese Feinde riefen und brüllten und es war ihm in diesem Augenblick herzlichst egal. Er musste in die Stadt und sich in Sicherheit bringen! Wie noch nie in seinem Leben rannte Deidara in Richtung Atlantis, als er die Hörner blasen hörte. Er keuchte auf. In der Stadt waren sie offenbar auch schon. Aber es blieb ihm keine andere Wahl, dort war er zumindest nicht alleine.
 

Vorsichtig riskierte er einen Blick über seine Schulter. Seine Augen weiteten sich panisch und er versuchte noch schneller zu laufen, dabei die Farne und anderen Pflanzen ignorierend, die ihm ins Gesicht und gegen den Körper schlugen, während er sich zwischen den Pilzen weiter in Richtung Stadt fortbewegte. Die feindlichen Raptoren hatten die Verfolgung aufgenommen und kamen mit einer unmenschlichen Geschwindigkeit immer näher. Reflexartig ließ er sich fallen, als die Reiter mit gezogenen Schwertern an ihm vorbeischossen.
 

So schnell er konnte rappelte Deidara sich wieder auf und setzte seinen Spurt fort. Die Reiter drehten ab und schienen einen Bogen zu nehmen, um einen neuen Angriff zu starten. Der Blonde rang aufgeregt nach Luft, lief dennoch unbeirrt weiter. Auch die Fußsoldaten waren ihm dicht auf den Fersen. Verzweifelt schlug er einen Haken nach dem anderen, doch ein Blick nach inten genügte um festzustellen, dass die nächste Angriffswelle der Reiter bereits auf dem Weg war. Keuchend und völlig außer Atem geriet der Geologe allmählich in Panik. Er würde es nie bis in die Stadt schaffen! Wie er es verachtete, dass sie Sasori so weit weg getrieben hatten! Das müsste hier alles nicht sein, wenn diese Leute ein wenig mit ihrem Gehirn arbeiteten, statt sich in ihren Vorurteilen zu aalen! Plötzlich ging ein heftiger Ruck durch seinen Körper und seine Füße verloren den Kontakt zum Boden...
 


 

Kabuto grinste zufrieden, ohne dass es jemand mitbekam. Tsunade stand neben ihm und keuchte immer wieder ungläubig auf. Auf dem Tempelplatz, der unter ihnen lag, wüteten erbitterte Kämpfe zwischen ihren Soldaten und denen aus Eccalia und Izyras. Die Herrscherin war den Tränen nahe und raunte: „Was habe ich nur getan? Bei Kano, wäre die Elite nur hier...“ Der Schriftführer legte ihr eine Hand auf die Schulter und sprach übertrieben freundlich: „Das ist nicht Eure Schuld! Wie konntet Ihr DAS ahnen?“ - „Ich hätte es ahnen MÜSSEN! Zumindest hätte ich es bedenken müssen... Kabuto, was soll ich denn nur tun?“ Der Angesprochene trat näher an die Blonde heran und hauchte dieser plötzlich eiskalt ins Ohr: „Ich würde vorschlagen, dass du mal eine kleine Pause einlegst und die Haltung bewahrst!“ Mit den letzten Worten versetzte er Tsunade einen Stoß und die Herrscherin verlor das Gleichgewicht. Entsetzt stürzte sie die Stufen der Treppe hinab. Um den Schein nach außen hin zu bewahren, lief Kabuto aufgebracht hinterher und rief: „HERRIN! OH NEIN!“
 

Die Soldaten am Fuße der Treppe unterbrachen ihre Kämpfe kurz und sahen von atlantischer Seite entsetzt, von feindlicher Seite zufrieden, wie die Blonde die letzten Stufen stürzte, hart am Boden aufkam und Kabuto ihr entsetzt folgte. Ein Soldat aus Izyras wusste, was er nun zu tun hatte. Er schlug seinem atlantischen Gegner mit einem kräftigen Hieb kurzerhand den Kopf vom Körper und rannte mit seiner blutroten Klinge auf die atlantische Herrscherin zu. Ehe Kabuto Tsunade erreicht hatte, rammte der Soldat dieser sein Schwert in den Unterleib der Blonden, die schmerzerfüllt aufschrie und sich unter ihm aufbäumte. Der Soldat und der Schriftführer tauschten einen kurzen, verheißungsvollen Blick aus, ehe der Kämpfer sich wieder ins Kampfgetümmel zurückzog und Kabuto neben der Herrin auf die Knie ging. Er keuchte scheinbar aufgebracht: „TSUNADE! Bei Kano, verzeiht meine Unachtsamkeit!!!“ Die Herrscheirn hustete kraftlos und sah ihrem Schriftführer in die Augen. Ehe sie in eine tiefe Ohnmacht fiel, erkannte sie den Hass, die Kälte und das wahre Wesen in den Augen des jungen Mannes. Eine Träne lief an ihrer Wange hinab und sie hauchte: „Konan... bitte verzeih mir... ich bin so dumm...“
 

Kabuto hob die ohnmächtige Frau hoch und sah die atlantischen Soldaten an: „Unsere Herrin ist schwer verwundet! Schlagt diese Pest in die Flucht und lasst keine Gnade walten! Ich kümmere mich mit den Priesterinnen um das Wohlergehen und Überleben der Herrscherin!“ Seine Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. Wie Berserker gingen die atlantischen Soldaten nun auf ihre Feinde los. Zufrieden stieg der Schriftführer die Treppen empor. Der Plan funktionierte hervorragend. Nun war es nur noch Zeit, die Elite zu zerschlagen. Er lachte leise, aber trocken und eiskalt. Dafür würde der „Kleine“ schon sorgen und falls nicht, so hatte Kabuto ja auch vorgesorgt. Bald schon würde Atlantis seinem Herren gehören...

Ein gut durchdachter Plan II

Sasori starrte mit weit aufgerissenen Augen auf das, was auf ihn und seine Krieger zukam. Jeder Schritt dieses Ungetüms ließ die Erde erbeben, die Krallen gruben sich gut zwei Meter in den Grund und zerbröselten harten Stein wie trockenes Brot. Ganze Pilze gaben unter den mächtigen Läufen des Raptors wie Farn nach. Dieser Raptor, der vor ihnen stand, war dreimal so hoch, wie der größte Pilz, den sie jemals gesehen hatten. Das kehlige Knurren des Raptors fuhr den Elitekriegern durch Mark und Bein. Die rotglühenden Augen verharrten auf der Gruppe und durchdrangen einen jeden von ihnen. Sasoris Kopf arbeitete auf Hochtouren. Es musste ihm in diesem Augenblick egal sein, woher dieser Koloss kam und was ihn so riesig gemacht hatte. Wichtig war nur eine Strategie zu entwickeln, die das Monstrum effektiv außer Gefecht setzen würde.
 

Sein Blick wanderte zu Neji, ehe er leise raunte: „Kannst du etwas erkennen?“ Der Blinde schüttelte den Kopf: „Er ist physisch genauso, wie jeder andere Raptor auch... mal abgesehen von seiner Größe natürlich.“ Sasori biss sich auf die Unterlippe: „Verdammt. Wir sollten zusehen, dass wir nicht unter ihm, sondern auf ihm sind. Jemand muss ihn ablenken...“ Wieder kam das Ungetüm einen Schritt näher und begann nun, die Gruppe mit seinem feuchten Atem anzufauchen. Gestresst hoffte der Rothaarige, dass sein Plan funktionieren würde. Er blickte auf und nickte: „Gut, wir machen es Folgendermaßen: Naruto und Neji, ihr lenkt das Mistvieh ab! Lasst euch was einfallen, aber seht zu, dass ihr dem Dicken nicht unter die Füße geratet.“ Die beiden Angesprochenen nickten nur. „Gut. Sasuke, Gaara und Itachi, ihr werdet ihm aufs Dach steigen. Gaara kam ihm zum Beispiel eine gehörige Portion Sand in die Augen streuen. Sasuke, du wirst nach Schwachstellen suchen und ihn mit den Schwertern bearbeiten. Und du, Itachi, wirst mit deinem Krähenschwarm eingreifen, wenn es für Neji und Naruto eng wird!“ Die drei nickten wortlos. „Und ich werde zusehen, dass er sich langlegt... LOS!“
 

Die Krieger verteilten sich mit raschen Bewegungen an ihre vorgesehenen Plätze. Naruto und Neji blieben vor dem Koloss stehen. Der Blonde grinste seinen Kollegen von der Seite an: „Den werde ich so nerven, dass er keine andere Wahl hat, als mich fressen zu wollen!“ Skeptisch hob der Blinde eine Augenbraue: „Da bin ich ja mal gespannt...“ Voller Elan konzentrierte Naruto sich einen Augenblick, ehe immer mehr Kopien des Blonden um sie herum auftauchten. Irgendwann gab Neji das Zählen auf, merkte aber, dass der Raptor durchaus mit einem gewissen Interesse das Geschehen verfolgte und einen weiteren Schritt auf sie zukam.
 

Naruto blickte auf und grinste breit. Dann begannen er und seine Kopien wie aus einem Mund lauthals herumzubrüllen: „HAAAAALLOOOO! FETTKLOPS! HIER BIN ICH! FANG MICH DOCH!!!!“ Neji starrte den Blonden ungläubig an. Es war ihm immer wieder aufs Neue ein Rätsel, wie kindisch Naruto doch war, gleichwohl dessen bekloppte Ideen aber wiederum zu funktionieren schienen. Der überdimensionale Raptor fauchte gereizt. Die Lautstärke und das unruhige Gewusel der Naruto-Kopien machten ihn scheinbar ungemein nervös. Er stieß abermals einen erschütternden Schrei aus, ehe er mit schnellen Schritten auf die Kopien und die beiden Krieger zu lief. Zwischen seinen Pranken lösten sich einige erwischte Kopien in Rauch auf, der an den Krallen vorbei nach oben stieg, ehe er sich in Luft auflöste. Die beiden Krieger rannten los und Neji knurrte: „So ein Tempo habe ich dem Dicken gar nicht zugetraut...“
 

Ein Stück abseits im Schutze des Dickichts lief Sasori parallel zu Naruto und dem Blinden. Er beobachtete alles ganz genau und seufzte. Er hatte noch keine optimalen Bedingungen für sein Vorhaben. Wie er warten hasste. Doch er musste den richtigen Augenblick einfach abwarten. Während er seine beiden Kollegen weiterhin im Auge behielt, rief er eine seiner Marionetten zu sich, jedoch nicht Hiruko. Er kämpfte und arbeitete gerne mit dieser Puppe, doch bei diesem Vorhaben war die Geschwindigkeit ein großer Nachteil für dessen Einsatz. Es musste schnell, blitzschnell, gehen und Hiruko brachte einfach eine gewisse Einschränkung mit, was das anging. Darüber hinaus war Sasori sich nicht sicher, ob die benutzte Marionette diesen Plan auch überstehen würde. Von daher war es ihm nur Recht, dass sich Hiruko von Vornherein als ungeeignet herausstellte. Im Zweifelsfall hätte er doch diese Puppe gerufen und er hätte es nur ungerne gesehen, wäre dieser etwas passiert.
 

Leichtfüßig liefen Itachi, Gaara und Sasuke vom Schwanz aus den gesamten Rücken des Raptors empor, ohne dass dieser davon Kenntnis zu nehmen schien. Naruto machte seine Arbeit gut und auch Neji hatte begonnen, den Koloss zu reizen, indem er eine Technik einsetzte, die eigentlich defensiver Natur war. Er ließ seine blau leuchtende Aura zunächst langsam, und schließlich immer schneller, in eine rotierende Bewegung übergehen, die ihn schließlich wie ein Schild umgab. Er sprang dabei jedoch, im Gegensatz zu Naruto, nicht am Boden hin und her, sondern hielt sich nach Möglichkeit auf den Hüten der Pilze auf und schwirrte dem Raptor immer mal wieder vor der Nase lang. Das Ungetüm konnte sich gar nicht entscheiden, wer von den beiden Kämpfern ihn mehr nervte, verfolgte die beiden nach wie vor, trat und schnappte unkoordiniert nach ihnen.
 

Die drei anderen kamen an der Schulter des Kolosses an und machten kurz Halt. Itachi kniff die Augen zusammen, dieser Raptor war wahrlich nicht normal. Alleine seine Zähne waren so groß wie er selbst, von denen der Speichel nach unten tropfte. Das Tier schnaubte und zischte aufgebracht und vor Anstrengung. Wenigstens, so dachte Itachi, war das Vieh zumindest dumm wie Brot. Neben ihm blickte Gaara zu den rot leuchtenden, riesigen Augen empor und grinste: „Der Sandmann ist da...“ Sasuke hob eine Augenbraue: „Wie lange hast du denn für DEN Spruch gebraucht?“ - „Pfff, halts Maul!“ Itachi grinste breit: „Da ringt er sich mal zu ein paar Worten durch und du vermiest es ihm einfach! Ich fand den Spruch gut.“
 

Die Flasche an Gaaras Rücken öffnete sich und sein Sand schnellte zielsicher heraus, folgte jeder Bewegung seiner Hände. Ohne zu zögern richtete er das feine Gestein zu den Augen des Raptors, der dort in spiralförmigen Bewegungen direkt über die feine Netzhaut schliffen. Mit einem kräftigen Ruck blieb das Monstrum stehen und stieß einen bisher ungeahnten schmerzerfüllten Schrei aus, der die Erde ähnlich zum Beben brachte, wie die schweren Schritte, mit denen er Naruto und Neji verfolgt hatte. Sasuke zückte seine Schwerter und sprang gekonnt von der Schulter auf die Schnauze des Reptils hinauf. Die Schuppen waren so groß, dass die Lücken ausreichend waren, um die Schwerter hindurch zu stoßen. Doch Sasuke hielt inne. Das hatte vermutlich so viel Effekt, als würde eine Fliege versuchen ihn mit einem Zahnstocher zu erdolchen.
 

Er stieß eines seiner Schwerter zwischen den Augen des Raptors unter dessen Schuppen in die weiche, ungeschützte Haut, was das Tier ob des noch immer in den offenen Augen reibenden Sandes gar nicht wirklich mitbekam. Blut lief aus den Augenhöhlen und Sasuke musste aufpassen, dass er mit diesem nicht einfach fortgeschwemmt wurde. Er versuchte das pausenlose jaulende Grollen des Ungetüms zu ignorieren und sich zu konzentrieren. Seine blau leuchtende Aura begann, sich als bläuliche Blitze in seiner Hand zu fokussieren. Ein Grinsen stahl sich auf seine Lippen. Er würde das Vieh well done rösten! Panisch wegen der Lichtblitze vor seinen Augen rannte der Raptor wieder, noch immer lauthals kreischend, los.
 

Sasori warf einen Blick nach oben und ahnte, was Sasuke geplant hatte. Das war der richtige Augenblick. Er gab Itachi ein kurzes Handzeichen, der sofort verstand, sich in einen Krähenschwarm verwandelte und die Aufmerksamkeit von Naruto und Neji nahm, die sich erschöpft ins Dickicht warfen und den Weg vor dem Raptor frei machten. Dann schoss Sasori mit seiner Marionette aus dem Hinterhalt auf die Beine des Monstrums zu. Die Puppe, die mit den feinen blau schimmernden Fäden mit seiner Hand verbunden war, schickte er blitzschnell auf die andere Seite. Entgegen seiner Erwartung jedoch trat das Tier schneller über die Schnur hinweg, als er gedacht hatte. Sasori schnaubte. Er musste den Plan ändern.
 

Er blickte nach oben und schrie: „ER MUSS LANGSAMER WERDEN!!!“ Itachi zügelte sein Tempo und tatsächlich wurde auch der Raptor langsamer, bis er nahezu zum Stehen kam. Zufrieden setzte Sasori seinen Ersatzplan fort. Er lief im Uhrzeigersinn um die riesigen Läufer des Monstrums herum, während er seiner Marionette gegen den Uhrzeigersinn laufen ließ. Immer enger schlangen sich die blauen Fäden um die Füße des Kolosses.
 

Auf der Schnauze hatte sich aus den Blitzen in Sasukes Hand nun eine regelrechte Lanze gebildet, die grell und in verschiedenen Blautönen leuchtete. Die Augen des Tieres waren endgültig ausgehöhlt, der Raptor war blind. Wundes, pochendes Fleisch war zu erkennen, doch das störte den Schwarzhaarigen in diesem Augenblick nicht. Er zog sein Stahlschwert aus dem Kopf des Ungetüms heraus, ignorierte das stinkende Blut, das von diesem auf seine Füße tropfte, und stieß in die offene Wunde mit der Blitzlanze hinein. Ein letztes Mal erfüllte ein schmerzerfüllter, kehliger und donnernder Schrei den Wald.
 

Der Raptor versuchte zu entkommen, einen Schritt nach vorne zu machen, doch die feinen Schnüre Sasoris hinderten ihn an diesem Vorhaben. Die Krallen am Fuß verfingen sich in den blauen Seilen. Panisch riss der Rothaarige die Augen auf, das war zu früh. Seine Marionette wurde durch die plötzliche Spannung in ihrer Verbindung herumgerissen und zerschellte am Bauch des Raptors. Ehe Sasori sich von den Schnüren lösen konnte, wurde auch er mit einem heftigen Ruck herumgerissen und prallte mit dem Rücken gegen den hochgehobenen Fuß. Und ehe er sich aus den Seilen befreien konnte, fiel der Koloss immer weiter. Die Spannung zuckte durch den riesigen Körper und erreichte nach Sekundenbruchteilen auch den rothaarigen Krieger, ehe das Monstrum in einer riesigen Staubwolke, unter erschütterter Erde den Boden leblos erreichte und die Blitze ihren Weg ins Erdreich fanden...
 


 

Deidara kreischte panisch auf und versuchte den Schmerz zu ignorieren, der ihm durch die Glieder schoss. Angsterfüllt sah er auf. Seine verzweifelten Gesichtszüge entgleisten ihm, als er ein bekanntes Gesicht sah, das ihn erleichtert anlächelte. Konan zog ihn richtig auf den Rücken des Raptors und der Blonde versuchte sich so gut es ging an ihr festzuhalten. Sie blickte kurz zu ihm nach hinten und lächelte abermals: „Das war knapp!“ - „Scheiße! JA! Danke!“ - „Kein Problem! Ich bringe dich in Sicherheit!“ - „Aber woher wusstest du...“ - „Weibliche Intuition...“ Deidara guckte skeptisch: „Ist klar...“ - „Schön, ist ja gut, du hast mich erwischt... Sasori hat gesagt, dass ich mich bereit halten solle, falls in Atlantis etwas passiert. Ich sollte mich sofort auf den Weg zu dir machen, wenn was los ist und das habe ich.“ Nun konnte auch der Geologe sich ein Lächeln nicht verkneifen. Da bekam er eine eigene Rettungsaktion, weil sich Sasori so um ihn sorgte. Glücklich krallte er sich an der Blauhaarigen fest und genoss das Gefühl in vollen Zügen, so weit es ihm in diesem Rahmen möglich war. Sasori musste es nicht sagen, nicht in Worte fassen, denn Deidara erkannte in solchen Dingen eindeutig, dass dieser ihn sicher genauso liebte, wie er ihn. Und das fühlte sich so unglaublich wundervoll an.
 

Die beiden passierten die Stadtgrenze und arbeiteten sich schnell bis zum Tempelplatz vor. Hier jedoch stockte dem Blonden der Atem und all sein Glück rückte in weite Ferne. Leichen und Blut überall. Und zwischen all den Soldaten hatten die Feinde nicht einmal vor Frauen und Kindern Halt gemacht. Konan drosselte das Tempo, bis sie schließlich hielten. Sie beide schlugen entsetzt die Hand vor den Mund und sahen sich um. Das war kein Kampf gewesen, sondern ein Massaker! Ein kleiner Junge hockte zwischen den toten Kämpfern und hatte sich über den leblosen Körper einer Frau gelegt. Tränen liefen dem Kleinen in Sturzbächen von den Wangen, immer wieder schrie er ein Wort, das Deidara nicht kannte, von dem er aber eine schrecklich Vermutung hatte, welches es sein könnte: Mama...
 

Er deutete an Konan vorbei in die Richtung des Jungen. Sofort nickte die Blauhaarige und die beiden stiegen ab. Das Kampfgeschehen hatte sich bis vor die Stufen des Tempels verlagert, so dass sie den Kleinen ohne größere Gefahr dort wegholen konnten. Sie erreichten den Knaben und die einstige Hohepriesterin sprach beruhigend in für den Geologen fremden Worten auf den Kleinen ein, bis er sich widerwillig von ihr auf den Arm heben ließ. Sie sah Deidara an und hauchte: „Komm, wir verstecken uns vorerst bei Itachi...“ Der Angesprochene nickte. Sie hatten noch keine fünf Schritte getan, als plötzlich ein unbekanntes Signalhorn ertönte und mit einem Mal zogen sich die fremden Soldaten so schnell aus der Stadt zurück, wie sie gekommen waren.
 

Für einen Augenblick wurde es still. Die Feinde rückten einheitlich ab, die atlantischen Soldaten blieben verwundert zurück. Die Luft stand und eine fast friedliche Stille erfüllte die Straßen, nur das Weinen des kleinen Jungen auf Konans Arm war noch zu hören. Bis sich die ersten Türen der Häuser öffneten und die Bürger verunsichert wieder auf die Straßen traten. Der Kampf war vorbei. Doch niemand versuchte es auch nur im Ansatz, sich darüber zu freuen. Die Steine und Dielen, auf die sie traten, waren von Blut getränkt und mit unzähligen leblosen Körpern übersät. Deidara seufzte leise und blickte in Richtung Wald. Er hoffte aus tiefstem Herzen, dass es seinem Rotschopf gut ging.
 

Ein Soldat kam auf Konan zu, während sich die Straßen mit immer mehr Menschen füllten. Still blieb es dennoch. Der Krieger beugte sich zu der jungen Frau hinab und hauchte fast lautlos: „Konan, ich weiß nicht an wen ich mich wenden soll... Die Herrin, sie wurde schwer verletzt...“ Ruckartig riss die einstige Hohepriesterin ihren Kopf herum und starrte den Mann vor sich an: „Was...? Wo... wo ist sie?“ - „Im Tempel...“ Sie richtete ihren Blick auf den Blonden, der, mal wieder, kein Wort verstanden hatte: „Komm, Deidara! Tsunade ist schwer verletzt worden, wir müssen in den Tempel. Dort können sich dann die Mädchen um den Kleinen kümmern!“ Deidara nickte. Alle Ablenkung, sei sie auch noch so tragisch, war ihm in diesem Augenblick lieber, als darüber nachdenken zu müssen, was Sasori passiert sein könnte oder vielleicht noch passieren würde.
 


 

Allmählich lichtete sich der Staub und die Umrisse des riesigen Raptors waren schemenhaft zu erkennen. Aufgewühlt suchten sich die Elitekrieger durch die trübe und stickige Luft, immer wieder nach ihrem Anführer rufend. Sasuke rannte fast kopflos voran, immer wieder mit der Angst konfrontiert, dass es seine Schuld war, wenn Sasori etwas passiert sein sollte. Nicht einmal den besorgten Blick seines Bruders bemerkte er, während er wild um sich wedelnd durch den Staub irrte. Der Ältere der beiden Brüder trat an Sasuke heran und wollte diesen gerade versuchen ein wenig zu beruhigen, als der Jüngere plötzlich angespannt stehenblieb und mit dem Finger in die Richtung der Beine des besiegten Ungetüms zeigte: „Itachi! Da vorne! Das Leuchten!“ Der Angesprochene kniff die Augen zusammen, als Neji neben sie trat und plötzlich loslief: „Sasuke hat Recht, ich sehe ihn! Ich sehe seine Aura!“
 

Rasch sammelten sich alle Elitekrieger um den Gesuchten herum, der ihnen aus Hiruko entgegen gekrabbelt kam und ziemlich mitgenommen aussah. Erschöpft hustete Sasori, blickte auf, in die erleichterten Gesichter seiner Truppe, und grinste schief: „Unkraut vergeht nicht...“ Sasuke sah ihn ungläubig, aber unendlich erleichtert an und schrie fast: „Scheiße! Jage uns nie wieder so einen Schrecken ein!!! Wie... verdammt, wie hast du es geschafft, dass....?“ Der Rothaarige ließ sich von Itachi auf die noch etwas wackeligen Beine helfen und deutete auf etwas neben sich, das stark verkohlt war. Mit traurigem, aber doch erleichtertem Blick raunte er: „Ich habe es noch geschafft eine Hand freizubekommen und habe damit Huriko gerufen... In letzter Sekunde hat er mich losgebunden, und ich hab mich in ihm versteckt, aber wir waren nicht schnell genug und haben doch eine ordentliche Ladung abbekommen...“ Neji sah den Anführer mitfühlend an: „Das tut mir Leid, ehrlich... Dabei war Hiruko dir immer wichtig...“ Sasori winkte ab und zuckte mit den Schultern: „Er hat schon Schlimmeres abbekommen, ich werde ihn schon wieder herrichten. Keine Sorge.“ Itachi nickte: „Das Wichtigste ist, dass du wohlauf bist.“ Sasori schüttelte den Kopf: „Das Wichtigste ist, dass wir unseren Auftrag zu Ende bringen. Wir haben noch eine Priesterin zu suchen...“ Itachi grinste breit: „Streber!“
 

Die Sechs ließen den Raptor hinter sich, nachdem Sasori Hiruko wieder freigegeben hatte, um ihn später zu Hause zu reparieren, und schritten auf die Felsformation zu, die sie schon vor dem Kampf durchsuchen wollten. Nach einem doch deutlich weiteren Fußmarsch, als sie angenommen hatten, lichtete sich vor ihnen der Wald und gab einen kahlen, steinigen Grund frei, auf dem der Felsen thronte. Am Fuße des Felsens eröffnete sich ihnen eine Höhle, die mit einer alles verschluckenden Dunkelheit auf sie zu warten schien. Nach gut 100 Metern hatten sie den kleinen Anstieg bis auf eine Kuppe hinter sich gebracht und blieben einen Augenblick lang stehen. Vor der Höhle, neben einem Feuer, lag gefesselt und geknebelt Sakura und fing wild an zu strampeln, als sie die Krieger entdeckte. Naruto rannte als Erster los und befreite die Priesterin von ihren Fesseln und dem Knebel.
 

Die anderen kamen nach und warteten einen Augenblick, während die junge Frau sich in den Armen des Blonden ausheulte. Sasori seufzte. Er konnte so etwas nicht ansehen. Es wirkte befremdlich und unangenehm auf ihn. Tränen hatte es in seinem Leben so selten gegeben und noch seltener waren sie geduldet gewesen. Desinteressiert wandte er seinen Blick in Richtung Atlantis und sein flaues Gefühl kehrte zurück. Irgendetwas stimmte nicht. Irgendetwas musste passiert sein. Und er hatte keine Lust noch ewig zu warten, ehe er es herausfinden würde. Ungeduldig wandte er sich wieder zu den anderen um und knurrte: „Können wir zurück?“ Sakura saß mittlerweile Huckepack bei Naruto auf dem Rücken. Ihre Hand, der ein Finger fehlte, war nur sehr spärlich und unprofessionell verbunden, doch es musste jetzt für den Rückweg auch noch reichen. Er fühlte sich ja selbst nicht gerade berauschend, doch vor den anderen das Gesicht verlieren war ausgeschlossen. Lieber kroch er auf dem Zahnfleisch nach Hause, als sich seine Blessuren anmerken zu lassen oder, schlimmer noch, Hilfe anzunehmen! Er war ein Vorbild als Anführer, nicht der Truppenopa.
 

Nach einer Weile waren die Krieger schließlich in Stadtnähe, Sakura auf Narutos Rücken vor Erschöpfung eingeschlafen. Sasori hielt mit der Gruppe an und deutete auf die Spuren der Verwüstung, die eine Schneise durch das Dickicht schlugen. Er knurrte: „Ich habe es doch gewusst, dass das ein Ablenkungsmanöver war...“ Neji folgte mit seinem Blick der Schneise und stutzte: „Schau mal, da vorne teilt sich der breite Durchgang auf. Der eine führt weiter in die Stadt, der andere... führt der nicht zu deinem Haus, Sasori?“ Der Rothaarige sah ruckartig in die Richtung und spürte, wie sich sein Hals zu schnürte. Fast lautlos hauchte er: „Deidara...“ Entschlossen sprang er auf: „Ihr geht in die Stadt und schaut, dass ihr dort für Ordnung sorgt! Ich gehe bei mir vorbei und...“ Itachi schüttelte den Kopf: „Wir können dich in deinem Zustand doch nicht alleine da...“ Mit vor Wut und Angst funkelnden Augen drehte der Rothaarige sich zu ihm um und fauchte: „Das war ein Befehl!!!“ Resignierend machte Itachi sich mit den anderen schließlich auf den Weg in die Stadt, blickte Sasori jedoch noch einen Augenblick nach, der ja fast panisch zu seinem Haus raste. So hatte er den Anführer der Truppe ja noch nie erlebt, dass dieser eine logische und sinnvolle Vorgehensweise hinter eine Hauruckaktion stellte...
 

Fast krank vor Sorge erreichte Sasori sein Haus und sprang mit einem gekonnten Satz über den Bach direkt auf die Veranda. Schon von draußen sah er das Ausmaß der Verwüstung: seine Regale im Wohnzimmer lagen auf dem Boden, überall waren seine Habseligkeiten umgeworfen oder zerstört worden, doch von Deidara fehlte jede Spur. Hektisch betrat er das Zimmer und sah sich um: „Deidara?“ … „DEIDARA!?!“ In Windeseile hatte er jedes einzelne Zimmer, sogar den Keller, durchsucht, doch der Blonde war nicht aufzufinden. Unverrichteter Dinge setzte er seine Suche in Richtung Stadt fort. Mit jedem Schritt wuchs seine Erleichterung. So lange er Deidara hier nicht fand, und je näher er mit seiner Suche der Stadt kam, umso wahrscheinlicher wurde es, dass Konan ihn wirklich in Sicherheit gebracht hatte.
 

10 Minuten streifte der Rothaarige erfolglos durch den Wald, ehe er rasant die Stadtgrenze passierte und sich bis zum Platz vorarbeitete, auf dem der Tempel stand. Er drosselte sein Tempo und schritt nun durch die Spuren und Hinterlassenschaften des Kampfes auf eine Menschentraube zu, die sich vor den Stufen versammelt hatte. Ein paar Stufen aufwärts stand zu seiner absoluten Verärgerung Kabuto und schien den Bürgern etwas zu erzählen. Etwas tiefer standen die anderen Elitekrieger und schienen mit dem Schriftführer zu diskutieren. Und dann sah Sasori, wie Konan, Deidara und die Priesterinnen aus dem Tempel kamen und sich offenbar dazugesellen wollten. Erleichtert atmete Sasori auf. Deidara ging es gut. Deidara war tatsächlich wohlauf!
 

Der Blonde schritt an der Seite Konans und von den Priesterinnen gefolgt die Treppen herunter. Die anderen Krieger waren ihm sofort ins Auge gefallen, doch er hielt den Atem an. Es waren nur fünf! Einer fehlte! Deidara glaubte, sein Herz setzte aus. War Sasori nun unter ihnen, oder war er es, der fehlte? Er beschleunigte sein Tempo, bis er neben Kabuto und den Kriegern stand und Fetzen der Diskussion aufschnappte. Der Schriftführer giftete aufgebracht herum: „...seine Pflicht erfüllt hatte, dann wäre unsere Herrin wohlauf! Er hat die ausdrücklichen Befehle missachtet und muss dafür zur Verantwortung gezogen werden!“ Die Menschen am Fuße der Treppe stimmten dem Gesagtem zu, doch einer der Krieger schüttelte vehement den Kopf und als er sprach wusste Deidara, dass es sich nur um Itachi handeln konnte: „Das ist Unsinn! Wir hatten den ausdrücklich Befehl nach Sakura zu suchen und das haben wir getan!“ - „Das soll mir der Feigling selber sagen! Wo ist er denn, euer großer Anführer?“
 

Deidara stockte der Atem. Sasori fehlte tatsächlich. Der Teint des Blonden bekam einen aschfahlen Ton, seine Hand krallte nach Konan und hielt sich an der jungen Frau fest. Die jedoch hatte genug gehört, riss sich von dem Geologen los und stellte sich vor Kabuto hin: „Pass mal auf, Freundchen! Ich war bei der Besprechung dabei! Sie hat den Befehl gegeben nach Sakura zu suchen und, wie du sehen konntest, ist sie ja auch wieder in Atlantis!“ Eine Stimme aus dem Publikum ertönte, um die sich augenblicklich eine Gasse bildete: „Lass gut sein, Konan. Wenn er es ins Gesicht gesagt haben will, dann soll er es haben!“ Deidara sah ruckartig auf und sank auf die Stufen herab, wo er sich vorsichtshalber hinsetzte, ohne seinen Blick jedoch von seinem Rotschopf zu nehmen. Die Erleichterung hatte ihm jede Körperspannung genommen, erfüllte ihn dafür aber mit abgrundtiefer Freude.
 

Sasori trat an Kabuto heran und zischte giftig: „Sofern du es einmal hinbekommst mir direkt ins Gesicht zu sagen, was für ein Problem du hast... Schlange!“ Er grinste kühl. „Oder bist du enttäuscht, dass mir kein Bein oder Arm abgekaut wurde?“ Kabuto schluckte schwer, fasste sich aber rasch wieder und funkelte nicht weniger angriffslustig zurück: „Du hast die Befehle missachtet! Und nur deswegen ist unsere Herrin so schwer verletzt worden, dass wir sie in einen künstlichen Schlaf legen mussten, damit sie geheilt werden kann! Hochverrat!“ Sasori hob skeptisch eine Augenbraue: „So langsam wirst du einfallslos. Ich soll mich also lieber mit einem 30 Meter hohen Ungetüm von Raptor beschäftigen, nur um Sakura zu befreien, statt hier ein paar einfachen Soldaten den Arsch zu versohlen und somit zu verhindern, dass die Herrin verletzt wird? Welchen Vorteil sollte ich, im Gegensatz zu dir, davon haben?“ Die Menschen murmelten mittlerweile leise durcheinander, die Argumente Kabutos anscheinend nicht mehr ganz so überzeugend findend.
 

Konan baute sich neben dem Rothaarigen auf und nickte: „Und, wie gesagt, ich war dabei, als Tsunade den Befehl erteilt hat!“ Der Schriftführer lächelte müde: „Das sagt diejenige, die wegen Verrats bereits ihren Posten verloren hat... Eine Verschwörung, wie es aussieht...“ BATSCH!!!!
 

Kabuto sah sich verwirrt um und hielt sich die schmerzende Wange. Vor ihm stand Deidara, der ihn wütend und nahezu außer sich ankeifte: „Halt endlich mal dein großes Maul! Du gehst mir so auf den Zeiger, man! Unter der Aufsicht dieser sechs Krieger ist Sakura weitgehend unversehrt wieder nach Hause gekommen! Sie haben eure Hohepriesterin wieder nach Atlantis gebracht, unter Einsatz ihres Lebens! Unter deiner Aufsicht jedoch ist Tsunade verwundet worden! Was hast DU denn getan, um die Herrscherin zu beschützen?“ Er patschte verächtlich gegen das einwandfreie Gewand des Schriftführers: „So wie du aussiehst anscheinend nicht viel!“ Dann deutete er auf Sasori. „Da sieht es bei ihm schon ganz anders aus! Also halt mal den Ball flach und packe dir an die eigene Nase, du Klugscheißer!“
 

Hinata, die zwischen ihren Kolleginnen stand, haderte mit sich selbst. Deidara hatte in ihren Augen Recht, aber war sie in der Position sich gegen Kabuto aufzulehnen? Ihr Blick streifte zu ihrem Cousin, Neji. Sie hatte seine unerschrockene Art immer bewundert. Und heimlich hatte sie mitbekommen, dass dieser sich ebenfalls hinter Sasori und Konan gestellt hatte. Sie hatte ihn beobachtet, wie er mit Itachi und Nagato den Altarraum betreten hatte, um dort nach dem Portal zu suchen. Ihr Herz raste vor Aufregung, doch ihr Entschluss stand fest!
 

Schüchtern mogelte sie sich zwischen den anderen Priesterinnen hindurch und stellte sich neben Deidara. Ihr Blick richtete sich auf Kabuto, und mit so fester Stimme, wie die zurückhaltende Priesterin es eben konnte, sprach sie: „Ich finde auch, dass du Sasori ungerecht behandelst. Die ganze Truppe hatte keinen Moment gezögert, ihr Leben für unsere Herrin zu geben. Er ist kein Verräter, Kabuto. Er ist und bleibt der beste Anführer, den unsere Truppe jemals hatte!“ Sie zitterte am ganzen Leib und sah Deidara dankend an, als dieser seine Hände beruhigend auf ihre Schultern legte und sie anlächelte.
 

Stille legte sich über die Versammlung. Ungläubig sah der Schriftführer sich um. SO war das nicht geplant gewesen. Das lief alles ganz verkehrt!
 

Plötzlich strömten auch die anderen Priesterinnen die Stufen hinab und versammelten sich um Sasori herum. Eine Priesterin mit braunen Dutts sprach nun ebenfalls: „Hinata hat Recht. Wir werden nicht zulassen, dass du diese Einheit, diese treuen Kämpfer auseinanderreißt. Wenn Tsunade der Meinung ist, dass Sasori bestraft werden muss, dann wird sie das Urteil selbst verkünden, sobald sie wieder wohlauf ist.“ Allmählich begannen die Menschen um sie herum wieder zu murmeln, bis sich ein zustimmendes Jubeln und Rufen herauskristallisierte.
 

Verstimmt biss Kabuto die Zähne zusammen. Er wusste, wann ein taktischer Rückzug angebracht war. Jedes weitere Wort gegen diese jungen Frauen wäre ein Minuspunkt in der Gunst der Stadt für ihn gewesen. Und die musste er bewahren, so lange er hier noch Dinge zu erledigen hatte. Der Schriftführer zwang sich zu einem freundlichen Lächeln und nickte: „Natürlich, ihr habt Recht. Ich war wohl etwas voreilig. So sei es, die Herrin selbst soll über Recht und Unrecht verfügen, sobald es ihr besser geht...“
 

Während die Menschen jubelten und sich vor Freude teilweise auch in die Arme fielen, hingen Sasoris und Kabutos Blick ausschließlich aufeinander. Regungslos standen sie sich eine Weile gegenüber, bis der Rothaarige sich leicht verbeugte und den Anderen angrinste: „Du bist zu gütig und weise. Ich verneige mich in Dankbarkeit...“ Abschätzige Augen blitzten dem Krieger entgegen. Kabuto zischte: „Du wirst den Lohn für deine Arbeit schon noch bekommen, sei dir dessen gewiss...“ - „Ich kann es kaum erwarten.“ Der Schriftführer wandte sich um und ließ die tobende Menge hinter sich. Nach außen hin wirkte er ruhig, doch die Provokation hatte ihren Zweck nicht verfehlt. Kabuto ballte seine Hand zu einer Faust, als er den Tempel betrat. Jetzt war die Sache persönlich geworden... Und das würde Sasori schon noch zu spüren bekommen.
 

Der Rothaarige sah sich um. Alle schienen sich wirklich zu freuen, dass Kabuto ihn nicht verurteilt hatte. Ein leichtes Lächeln umschmeichelte seine Lippen, gleichzeitig wurde sein Blick trübe und verschwommen. Alles drehte sich, die Geräusche drangen nur noch dumpf zu ihm durch. Die Anspannung ließ nach, sein Körper forderte den nötigen Tribut. Er wusste, dass er diesen weit über die Grenzen des eigentlich machbaren gezwungen hatte, doch bis zu diesem Augenblick hatte er keine andere Möglichkeit gehabt. Und wenn er gekonnt hätte, so wäre er auch noch ohne einen Verdacht zu hinterlassen nach Hause gelaufen. Doch dieses Mal war sein Körper stärker und ließ ihn in eine ruhige und angenehme Dunkelheit versinken...
 


 

Sasori öffnete schwerfällig seine Augen. Es war relativ dunkel, dennoch merkte er sofort, dass er nicht auf dem Sofa lag oder sich im Wohnzimmer befand. Eine Hand strich liebevoll über seine Wange, in deren Richtung er seinen Kopf drehte und in erleichterte, funkelnde, blaue Augen sah. Deidara lächelte sanft und strich ihm eine herabgefallene Strähne aus dem Gesicht: „Gut geschlafen?“ Der Rothaarige sah nur verwirrt umher und sprach mit belegter Stimme: „Was...?“ - „Kleine Überraschung.“ Der Geologe lächelte. „Ich habe das Schlafzimmer aufgeräumt und, während du geschlafen hast, es ein wenig hergerichtet...“ Schmerzvoll stöhnend richtete Sasori sich auf, bis er im Bett saß und sah sich mit großen Augen um.
 

Die Fenster waren abgedunkelt, auf der Fensterbank, dem Nachtschränkchen und auch auf dem Fußboden standen diverse Gläser, die mit sanft leuchtenden Käfern ein schummeriges und angenehmes Licht verbreiteten. Im Bett selbst war für zwei Personen Bettwäsche ausgebreitet und tatsächlich erkannte er sein Zimmer ohne das Chaos auch wieder. Fragend sah er den Blonden an, der sich neben ihn setzte und seine Arme um ihn legte: „Ich will mich nicht jeden Abend von dir verabschieden müssen. Bitte, lass mich nicht mehr alleine hier oben...“ Der Krieger seufzte. Was sollte er tun? Deidara hatte sich wirklich eine Menge Mühe gegeben und eigentlich war er der Idee ja auch nicht abgeneigt. Wenn da nicht noch immer die Angst in ihm wäre, die jedes Mal aufkam, wenn es um mehr als nur Zärtlichkeiten zu gehen drohte. Es war ja schon falsch, was er bisher zugelassen hatte, aber noch weiter durfte er es nicht kommen lassen... Nicht, so lange diese dämliche Feier nicht vorbei war. Und darüber hinaus hatte Sasori nach wie vor das Problem, dass er eigentlich gar keine Ahnung hatte, was auf ihn zukam.
 

Dennoch hatte ihm der heutige Tag gezeigt, wie wichtig Deidara ihm war. Er war panisch geworden, aus Angst dem Blonden sei etwas zugestoßen. Er war darüber achtlos geworden und das durfte ihm nicht noch einmal passieren. Konnte er es also zulassen, dass er sich noch fester an den Geologen band? Oder hätte er es niemals so weit kommen lassen dürfen? Sein Blick wanderte wieder zu den abgrundtiefen, blauen Augen, die nach einer Antwort verlangten. Die ihn so flehend und voller Sehnsucht durchbohrten und jeden Zweifel in ihm zum Schweigen brachten. Er wusste, dass es unklug war, doch er konnte nicht anders. Sasori nickte sacht: „Ist gut... ich bleibe...“
 

Der Blonde riss ihn in einem Freudenanfall glatt um. Die weichen Lippen Deidaras pressten sich auf seine, die freche Zunge drang ohne Vorwarnung oder um Einlass bittend in seine Mundhöhle ein und verwickelte seine in ein ungehemmtes und befreit wirkendes Gerangel. Sasori schloss seine Arme um den warmen Körper und schloss die Augen. Jeder Zweifel, jeder noch so kleine Gedanke war fort, so lange er diese süchtig machende Zweisamkeit erlebte. So lange er den Verstand darüber verlor, wenn er diese Sinneswahrnehmungen und Gefühle so intensiv erlebte.
 

Deidara legte alles in diesen Zungenkuss, was er fühlte. Die Freude, die Erleichterung, die Zuneigung, die Hoffnung und auch die Ungeduld, die ihn quälte. Alles vermischte sich zu einem Cocktail aus Leidenschaft und Zufriedenheit, den er nur zu gerne auf diese Art mit seinem Rotschopf teilte, in dem sich ihre Lippen nacheinander verzehrten und ihre Zungen einen heißen Tanz miteinander vollführten. Etwas zerknirscht merkte er, wie sich Sasori langsam von ihm löste, um ihm sanft in die Augen zu sehen und zu raunen: „Deidara, sei mir nicht böse, aber ich habe geprellte Rippen und bin heute fast gegrillt worden... ich bin müde...“ Besänftigt lächelte der Blonde und nickte: „Natürlich...“ Geduldig wartete er, bis Sasori sich wieder hingelegt hatte, um sich wieselflink hinter seinen Rotschopf und seine Arme um diesen zu legen und seine Wange an den mittlerweile entblößten Rücken zu pressen. Zärtlich hauchte er ein paar Küsse in den Nacken des Kriegers und lächelte, als sich die Härchen dort aufrichteten: „Schlaf gut... ich liebe dich...“

Zwischenmenschliche Beziehungen

Ein Tag war seit dem Angriff vergangen, die Aufräumarbeiten und Verabschiedungen hatte er endlich hinter sich gebracht. Und doch... Wütend schlug die Faust gegen den Stamm des Pilzes, der neben ihm stand. Kabuto presste die Zähne aufeinander und sah zu Orochimaru, der mit verschränkten Armen auf einem der Steine saß und die Augen halb geschlossen hatte, dabei auf den Boden sah und nicht weniger angespannt wirkte als sein Untergebener. Schließlich blickte der Schwarzhaarige auf und knurrte ungehalten: „So langsam ist meine Geduld am Ende! Verdammt, wie lange soll das denn noch gehen? Bring den Trottel doch einfach um die Ecke, dann haben wir endlich Ruhe und müssen nicht diese unsagbar anfälligen Pläne ausklügeln!“
 

Mit einem Ruck fuhr Kabuto komplett zu seinem Herren um und funkelten diesen gereizt an: „Was stellst du dir eigentlich vor??? Wie soll ich das denn machen? Ich bin Heiler und kein Zauberer! Wenn ich Sasori einfach umlege, wie auch immer ich das anstellen sollte, dann war es das mit unserem Überraschungseffekt! Ist es das, was du willst?“ - „Wie redest du eigentlich mit mir?“ In einer flinken Bewegung war der Ältere aufgestanden und presste Kabuto, mit einer Hand um dessen Hals gelegt, an den Stamm. Seine gelben Augen durchdrangen die des Jüngeren, als er nahezu unnatürlich zischte: „Wage es nie wieder so mit mir zu sprechen! Du vergisst hier wohl, wer ich bin und wer DU bist!“ Kabuto rang nach Luft, die ihm die fast weiße, knochige Hand an seinem Hals mit immer festerem Druck verwehrte. Tatsächlich hatte er nicht mehr daran gedacht, dass er gegen seinen Meister nichts auszurichten fähig war; dass er ein Untergebener war und ihm die Machtstellung in Atlantis offenbar ein wenig zu Kopf gestiegen war. Nach Atem röchelnd nickte er nur, einen Ton bekam er in diesem Augenblick nicht mehr heraus.
 

Orochimaru lächelte zufrieden, strich seinem treuesten Diener fast zärtlich über die Wange, ehe er von dessen Hals abließ. Nach Luft schnappend sank Kabuto zu Boden und blickte zu ihm hinauf. So gefiel das dem Schwarzhaarigen schon deutlich besser. Sichtlich zufrieden blickte er auf den Jüngeren herab und lächelte emotionslos: „Schön, dass wir das geklärt haben. Hast du schon eine Idee, wie wir fortfahren sollen?“ Kabuto versuchte wieder aufzustehen, doch der Ältere stieß ihn wieder zu Boden und schüttelte den Kopf: „Nichts da, du bleibst da unten! Damit du nicht vergisst, wohin du gehörst... Also, Plan?“ Keuchend sah der Jüngere auf und spürte, wie sich eine seiner Hände in den feuchten Untergrund gruben. Doch er ignorierte die Demütigung gekonnt, immerhin war er es gewohnt. Statt dessen nickte er: „Ja, den gibt es. Wir wollten doch ohnehin den Köder auswerfen.“ - „Ja, ich erinnere mich.“ - „Gut. Das ist unser Trumpf. Sasori geht mir gehörig gegen den Strich und, mit Verlaub, ich will, dass er leidet! Und ich habe eine sehr starke Vermutung, dass es eine Schwachstelle gibt, die wir in Verbindung mit dem Köder durchaus für uns nutzen können...“
 

Lächelnd beugte der Schwarzhaarige sich ein Stück herunter, griff seinen Vasallen am Kinn und zog diesen zu sich hoch, bis sie voreinander standen: „Das klingt, als wäre es ganz nach meinem Geschmack.“ Nun lächelte auch Kabuto, während er sich in das Gewand des Älteren krallte, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, da er keinen vollständigen Bodenkontakt mit seinen Füßen hatte. Er nickte leicht: „Und immerhin ist Tsunade außer Gefecht gesetzt. Ich sorge dafür, dass sie eine... gebührende Vertretung bekommt! Und sorge gleichwohl dafür, dass unser Köder auch wirklich auf die Sache anspringt. Schicke ihn Morgen früh nach Atlantis, um den Rest werde ich mich kümmern...“ Orochimaru lachte trocken: „Ich liebe es, wenn du für mich die intrigante Drecksarbeit machst. Zu Hause wird es mir allmählich langweilig...“ Kabuto schluckte schwer. Klar, für üblich sorgte er dafür, dass dem Herrscher von Izyras nicht langweilig wurde, las diesem jeden Wunsch von den Augen ab und tat alles, um dessen Bedürfnissen Befriedigung zu verschaffen. Niemand wusste so viel über Orochimaru und dessen Privatleben wie er. Und niemandem außer ihm vertraute der Schwarzhaarige die Erfüllung dessen Wünsche an.
 

Der Ältere mochte zwar der Herr und Meister sein und er dessen Untergebener, aber dennoch war er für Orochimaru unersetzlich. Der Herrscher brauchte ihn, war abhängig von ihm und... vermisste ihn. So gerne es Kabuto auch manchmal wollte, er konnte diese Abhängigkeit seines Herrn nicht ausnutzen. Es wäre so leicht den Schwarzhaarigen zu stürzen, in seiner Position. Doch er tat es nicht. Denn auch er war abhängig. Abhängig von diesem Gefühl, das er hatte, wenn er darüber nachdachte, wie sehr Orochimaru ihn brauchte. Ging einer von ihnen unter, so würde es der andere zwangsläufig auch tun, und das wusste er. Und er mochte es viel zu sehr, als dass er es jemals ändern wollte. Kabuto sah dem Älteren in die Augen und lächelte: „Ich muss wieder los...“ Orochimaru grinste: „Du hast mir noch keine Antwort gegeben.“ - „Du hast ja auch keine Frage gestellt...“ - „Beeile dich, meine Geduld ist nicht unendlich.“ - „Ich werde mich schon bald wieder um alles kümmern...“ Wieder glitten die knochigen Finger über seine Wange, während der Schwarzhaarige sprach: „Brav...“
 


 

Der Tag neigte sich dem Abend zu, auf den Straßen von Atlantis verzog sich das geschäftige Treiben, das trotz des Massakers vom Vortag herrschte, allmählich in die Häuser zurück. Eine frische und kühle Luft durchzog die Gassen und ließ Sasori ein Frösteln durch die Knochen fahren, das er sich jedoch nicht anmerken ließ. Er betrat den Platz vor dem Tempel und ließ seinen Blick kurz über die noch rot gefärbten Steine schweifen. Er hatte noch seine Festkleidung vom Morgen an, als sie alle gemeinsam der Beisetzung der Gefallenen beigewohnt hatten. Er trug sie nicht häufig, doch zu solchen Anlässen gehörte sie einfach zum guten Ton.
 

Hohe schwarze Stiefel gehörten zu dieser Festkleidung, wie ein pechschwarzes Stoffgewand, das von einem Reif aus purem Silber an der Hüfte festgehalten wurde. Auf den Schultern ruhten kleine ovale Platten, die ebenfalls aus Silber gefertigt waren, und an deren Unterseite der Stoff der Träger und der Ärmel befestigt war. So fielen die Ärmel weich und nur von oben knapp über die Schulter bis auf den Oberarm herab. Die Träger fanden in einem runden Bogen knapp unter dem Brustbein zusammen, auf der Hinterseite auf einer ähnlichen Höhe. Ein filigranes silbernes Diadem rundete die komplette Kleidung letztlich ab, in dem genau über der Stirn ein tiefschwarzer Onyx eingearbeitet war. Alle Elitekrieger hatten ihre Festkleidung getragen. Seine unterschied sich lediglich in einem kleinen Detail: ein aus Silber gefertigter Anstecker mit dem Wappen von Atlantis war an den Stoff vor seiner rechten Brust angebracht, was ihn als Eliteführer auszeichnete.
 

Sasori seufzte. Er war ein wenig früher als Deidara aufgebrochen, da er Zeit zum Nachdenken benötigt hatte. Doch er hatte es nicht einmal geschafft, seine Gedanken wirklich zu sortieren. Noch immer schienen sie wie hungrige Aasgeier um einige Themen zu kreisen. Zu unruhig, um sie fassen zu können und zu penetrant, um sie zu ignorieren. Tsunades Verletzungen brachten noch deutlich mehr Unruhe in seine Überlegungen. Es fiel ihm bereits jetzt schwer zu überblicken, ob seine Entscheidung Deidara gegenüber richtig gewesen war, doch ein Hinauszögern des Festes machte es nur noch schwerer. Vielleicht war er unerfahren und distanziert, aber keineswegs dumm oder blind, er merkte, dass der Blonde ungeduldig wurde und mit jedem Tag wurde es schlimmer. Und es war erschreckend festzustellen, wie groß seine eigene Zuneigung war. Ließ ihn Strategien und Sicherheitsvorkehrungen vergessen, ließ ihn Dinge tun, die unter Höchststrafe verboten waren und, was deutlich tragischer war, machten ihn trotz aller Geheimhaltung mehr als verwundbar. Das Einzige, was er für Atlantis zu bieten hatte war seine Kampfkunst und die begann offensichtlich unter dieser Situation zu leiden.
 

Abermals seufzte er auf, wischte sich über das Gesicht und blieb für einen kurzen Augenblick in der Mitte des Platzes, wo er mittlerweile angekommen war, stehen. Es war zum verrückt Werden! Gab er sich privat die Chance, so würde seine Karriere leiden. Und wollte er seine Karriere unbeirrt fortfahren, so würde er wohl die schönste Zeit in seinem Leben dafür wieder aufgeben müssen. Unter der Voraussetzung, dass man ihn nicht vorher irgendwie erwischte... Erschöpft und ergebnislos blickte er auf, sein Atem stockte und eine ungemeine Anspannung nahm von seinem gesamten Körper Besitz. Die Gestalt, die am oberen Ende der Treppe durch den Eingang zum Tempel huschte, kannte er zu seinem Leidwesen nur zu gut: Kabuto.
 

Leichtfüßig änderte er seinen eigentlichen Weg kurzerhand und steuerte auf das große Gebäude zu. Eigentlich war er auf dem Weg zu Itachi, da sie dort eine weitere, aber kleine und eher private Feierlichkeit abhalten wollten. Er war ohnehin zu früh, da konnte er sein Glück auch gut damit versuchen, ob er den Schriftführer bei irgendwelchen ominösen Machenschaften erwischen konnte. Fast lautlos nahm er die Stufen zum Eingang hinauf und unterdrückte ein schmerzerfülltes Zischen. Seine Rippen waren noch nicht wieder ganz so einsatzfähig, wie er es gerne gewollt hätte. Doch er hatte schwer lernen müssen die Kontrolle über sich und seine Bedürfnisse zu behalten. Schmerzen und Wehwehchen gehörten ignoriert.
 

Rasch hatte Sasori auch die letzten Stufen hinter sich gebracht und presste sich vor dem Durchgang an die Wand. Vorsichtig wagte er einen Blick ins Innere, konnte jedoch niemanden sehen. Geradezu grazil passierte er den Eingang, in der Absicht sich auf der anderen Seite der Mauer wieder an die Wand zu stellen und sich von dort aus weiter umzusehen. Doch sein Vorhaben sollte er nicht in die Tat umsetzen. Zwei Hände griffen ihn an den Schultern, wirbelten ihn herum und stießen ihn unsanft mit dem Rücken an den Torbogen, durch den er gekommen war. Schmerz durchfuhr ihn von seinen Rippen aus und Sasori sog scharf die Luft ein. Erschrocken riss er die Augen auf, bis er Kabuto vor sich erkannte, der süffisant grinste, ihn an den bearbeiteten Steinen festnagelte und bedrohlich raunte: „Glaube bloß nicht, dass du der Einzige bist, der seine Mitmenschen im Auge hat!“ Wütend kniff der Rothaarige die Augen zusammen und zischte: „Lass deine dreckigen Finger von mir!“
 

Leise und eiskalt kicherte der Schriftführer und schüttelte den Kopf: „Erst hörst du mir zu, wir haben hier nämlich ein paar Dinge klarzustellen...“ - „Ich wüsste nicht, was WIR zu bereden hätten!“ - „Zügle deine Ungeduld mal ein wenig, mein Lieber! Ich werde dich schon noch aus deiner geliebten Eliteeinheit bekommen, das verspreche ich dir. Das gestern war pures Glück! Ohne den kleinen blonden Oberweltler hättest du ganz schön alt ausgesehen, nicht wahr?“ Sasori knurrte bedrohlich und fixierte Kabuto mit vor Wut funkelnden Augen: „Vielleicht solltest du dir vorher überlegen, dass nicht alle immer nach deiner Nase tanzen! Sag mir, wie erniedrigend war die Ohrfeige vor all den Menschen für dich? Hat sicher mehr weh getan, als nur das Brennen auf der Haut, nicht wahr?“ Einen Augenblick lang lagen die tödlichen Blicke der beiden jungen Männer aufeinander, fochten um die Vorherrschaft und ließen keinen Zweifel daran, dass die beiden sich bis aufs Blut verachteten.
 

Dann lächelte Kabuto unerwartet wieder kalt und raunte: „Es wird nichts sein im Vergleich zu dem, was ich ihm antun werde, das kann ich dir versprechen...“ Mit einem Mal blitzte die Wut regelrecht in den Augen Sasoris auf. In einem Schub aus Rage und blinder Wut befreite er sich aus seiner Position, packte den Schriftführer am Kragen und donnerte diesen mit dem Rücken an die nächste Wand, ehe er gefährlich und aufgebracht fauchte: „Sollte das eine Drohung sein???“ Zufrieden grinste Kabuto, seine Stimme verriet eine gewisse Belustigung und Zufriedenheit: „Wenn du es als Drohung ansiehst, dass ich ihm die Haut in Streifen vom Gesicht ziehen will, dann war es wohl eine... dürfte ja ganz nach deinem Geschmack sein...“
 

Eine Faust raste knapp an seinem Kopf vorbei und grub sich geradezu leichtfertig in den Stein hinein, der von der Wand bröckelte. Aus Sasoris Blick sprach, ganz zu Kabutos Zufriedenheit, nicht einfach nur der pure Hass, sondern eine deutlich zu erkennende Angst, als er zischte: „Wage es dich, ihm auch nur ein Haar zu krümmen...“ - „Sieh mal einer an, die kleine Blondine scheint dir ja richtig ans Herz gewachsen zu sein...“ - „Ich warne dich nur ein einziges Mal: ein falscher Blick, eine falsche Bewegung und ich reiße dir das Herz bei lebendigem Leibe aus dem Körper, verstanden?“ Der Schriftführer grinste: „Natürlich. Das war mehr als deutlich. Keine Sorge, ich werde es mir merken... Versprochen.“ Dieser Blick des Langhaarigen behagte Sasori plötzlich gar nicht mehr. Seine Wut ließ nach, seine Anspannung ebbte allmählich ab. Er ließ seinen Gegenüber los und knurrte noch einmal, ehe er sich zum Gehen wandte. Kabuto hielt ihn jedoch noch einmal zurück und sprach mit einem süffisanten Grinsen im Gesicht: „Aber halte die Augen offen, mein Lieber. Wir wollen doch nicht, dass deinem kleinen Freund nicht vielleicht doch was passiert, oder?“
 

Ruckartig fuhr Sasori herum, von Kabuto war jedoch nichts mehr zu sehen. Er knurrte, ballte die Hände zu Fäusten und schritt eilig aus dem Tempel heraus. Was auch immer dieser schleimige Kerl vor hatte, er würde nicht zulassen, dass dieser Deidara mit in die Sache hineinziehen würde. Und wenn sie ihn endgültig aus der Stadt jagten, sein Entschluss stand fest. Lieber ließ er sich ächten, als zuzulassen, dass Deidara etwas passierte. Wenn sein eigenes Leben schon nichts bot, das es zu beschützen galt, dann aber definitiv das Leben des Geologen. Sasori ließ den Tempel hinter sich und machte sich auf den Weg zu Itachis Haus.
 


 

Mit einem fröhlichen Strahlen auf dem Gesicht schritt Deidara leichtfüßig aus dem Badezimmer und sah dabei auf die Uhr. In einer halben Stunde war das Treffen mit den Anderen bei Itachi. So langsam musste er sich auf den Weg machen. Er hatte sich gut davon ablenken können, dass sein Rotschopf zum Nachdenken abgehauen war, während er sich mit allen Regeln der Kunst fertig gemacht hatte. Seine Haare waren vom Morgen noch komplett zu einem eleganten Zopf geflochten, was er für offizielle Anlässe immer ganz gerne so machte. Es sah einfach ordentlicher und den Umständen entsprechender aus. Er trug ein herbes, aber gleichwohl fruchtiges Eau de Toilette. Egal wohin es ging, diese kleine Flasche war IMMER dabei! Ob in der heißesten Wüste, im tiefsten Urwald oder in der dunkelsten Höhle, entgegen allen blöden Sprüche seiner Kollegen konnte und wollte er auf diesen kleinen Luxus nirgends verzichten. Wenn er auf den Expeditionen schon manches Mal ausgesehen hatte, wie ein nasser Iltis, musste er nun wirklich nicht auch noch so stinken. Als Bekleidung hatte er sich für eine schlichte schwarze Jeans, dunkelblaue Schuhe und ein ebenfalls schlichtes, jedoch weißes Hemd entschieden. Es gehörte zwar nicht zu seiner Lieblingsgarderobe, aber immerhin ging es um eine Trauerfeier und nicht um eine Tour durch die Clubs irgendeiner Großstadt.
 

Während er die letzten Stufen der Treppen nahm, schlich sich ein beinahe dreckiges Grinsen auf sein Gesicht. Er musste an die Festkleidung von Sasori denken und verpasste in diesen Gedanken versunken fast die Linkskurve zur Haustüre, blieb jedoch kurz vor der Flurwand stehen und sah sich mit geröteten Wangen um. Wie peinlich, da hatte er sich so an dem gedanklichen Anblick ergötzt, dass er kurz davor gewesen war, mit offenen Augen vor die Wand zu rennen. Er korrigierte seinen Kurs und schritt auf die Haustür zu, während das Grinsen zurückkehrte. Konnte er ja nichts für, wenn diese Robe an Sasori so unverschämt sündig aussah. Alleine der Gedanke daran, wie der feine schwarze Stoff den Hintern des Rothaarigen schemenhaft nachzeichnete, gehörte eigentlich schon verboten.
 

Mit dem Kopf in den Wolken, und dem Versuch seine guten Sachen nicht voll zu sabbern, trat er ins freie, warf die Tür hinter sich ins Schloss, stiefelte gedankenverloren los und... bremste abrupt und unsanft, als er in jemanden hineinlief. Murrend blickte er auf: „Oh, tut mir Leid ich habe dich nicht.... Was machst DU denn hier?“ Genervt hatte Hidan die Arme vor der Brust verschränkt, wich den Blicken des Blonden aus und schnauzte patzig: „Fuck! Ich muss mit dir sprechen, Blondi!“ Deidara starrte den Jashinisten einen Augenblick lang ungläubig, irritiert und verwirrt an, ehe er langsam nickte und skeptisch murmelte: „Okaaaay.... können wir das unterwegs machen? Sasori reißt mir den Kopf ab, wenn ich zu spät komme...“ - „Wenns sein muss.“
 

Die beiden gingen gemächlichen Schrittes in Richtung Stadt los. Allmählich hatte der Geologe seine Verwirrung überwunden und eine durchaus beachtliche Neugierde ergriff Besitz von ihm. Er sah seinen Kollegen fragend von der Seite an: „Sag mal, was bitte schön möchtest du denn ausgerechnet mit MIR besprechen???“ Hidans Blick war streng und dennoch irgendwie unsicher, als er fauchte: „Eines sage ich dir: wehe du lachst, plauderst etwas aus oder bringst mich sonstwie auf die Palme, haben wir uns verstanden?!?!“ - „Öhm, denke schon. Was gibt es denn so Wichtiges?“
 

Hidan knurrte kurz auf, ehe er den Blick wieder nach vorne richtete und den des Blonden zu ignorieren versuchte: „Scheiße, ich hab Fragen und ich will, dass du mir die beantwortest!“ Deidara hatte noch immer keinen blassen Schimmer, was der Jashinist eigentlich wollte! Der Archäologe benahm sich schlicht und ergreifend merkwürdig, wirkte fast unsicher und... dem Blonden fiel nichts ein, was auch nur annähernd hätte beschreiben können, wie komisch und fremd Hidan in diesem Augenblick schien. Der Silberhaarige sah ihn noch immer nicht an, als er weitersprach: „Also. Würdest du mir mal bitte verraten, wie um alles in der Welt du dein beschissenes Outing auf die Reihe bekommen hast?“
 

Deidara konnte nichts machen, sämtliche Gesichtszüge entgleisten ihm, was dem Jashinisten natürlich nicht entging und diesen augenblicklich zu einem kleineren Tobsuchtsanfall verleitete: „Glotz nicht so dämlich, sondern beantworte meine scheiß Frage!!!“ Erschrocken schüttelte der Blonde den Kopf und hob beschwichtigend die Arme: „Schon gut, tut mir Leid, ich war nur... ach, vergiss es, egal. Mein Outing?“ Er überlegte kurz, jedoch nicht ohne trotzdem immer mal wieder zu dem Gedanken abzuschweifen, was bloß in Hidan gefahren war. Deidara murmelte nachdenklich: „Ist schon eine Weile her. Ich habs halt einfach gesagt und fertig. Mir war es egal, was die anderen davon hielten oder nicht. Deine blöden Sprüche hätte ich mir zwar manches Mal klemmen können, aber ich denke ich habe mich davon nicht beeindrucken lassen. So bin ich eben. Wem es nicht passt, der kann mir gestohlen bleiben.“ So langsam wurde es dem Geologen unheimlich. Hidan schien tatsächlich über seine Worte nachzudenken.
 

Die Stadtgrenze kam in Sichtweite und Deidara fragte sich, was der restliche Weg noch für Überraschungen bereithalten würde. Der Silberhaarige sah plötzlich auf und knurrte: „Fuck! Wie kann das sein? Dass eine Barbie wie du so einen Mumm hat...“ - „Hidan, hör mal... Wenn du hier bist, um mich zu beleidigen, dann sieh zu, dass du Land gewinnst. Ansonsten sag mir doch einfach mal, was du überhaupt von mir willst!“ Der Jashinist funkelte den Kleineren gereizt an und zischte: „Scheiße, das ist verdammt schwer, okay?!? Hetz mich nicht so!“ Er trat einen kleinen Stein mit dem Fuß weg. „Kacke man, ich hasse sowas! Okay, du erinnerst dich an diesen beschissenen Abend in dieser bescheuerten Kneipe?“ Deidara brauchte nicht lange zu überlegen: „Klar, als du auf stur geschaltet hast, obwohl ich dir helfen wollte...“ - „Maul zu! Aber ja... aber vor allem auch der Abend, an dem... ach Fuck...“ - „Hidan...!“ - „Grmpf! Man, verfickter Dreck! Ich war scheiße drauf, weil dieser Pisskopf einfach mit dieser kleinen Schlampe abgerauscht ist!!! ZUFRIEDEN???“
 

Wieder klappte dem Blonden die Kinnlade herab, während ihm ganz, ganz langsam klar wurde, was er da gerade gehört hatte. Hidan war sauer, weil... „Moment mal! Nur, damit ich mich hier nicht etwas völlig absurdes vorstelle... DU warst eifersüchtig AUF Kakuzu... oder WEGEN ihm???“ Genervt verdrehte der Jashinist die Augen, während sie die Stadtgrenze schließlich passierten, und knurrte den Geologen giftig an: „Fuck, JA, WEGEN ihm!“ - „Kneif mich, bitte.“ - „WAS?“ - „Du sollst mich kneifen!“ - „WAS????“ - „Verdammt, KNEIF MICH!“ - „...“ - „AUA!“ - „Du hast doch gesagt, ich soll...“ - „Aber doch nicht so fest, du Hirni!“ Beleidigt rieb Deidara sich den Arm, in den Hidan ihn unsanft und übermäßig feste gekniffen hatte: „Wenigstens weiß ich jetzt, dass ich nicht halluziniere...“ - „Das hätte ich dir auch so sagen können, Idiot!“ Der Blonde verschränkte die Arme und sah den Jashinisten skeptisch an: „Mal ehrlich, Hidan. Hättest du dir geglaubt, wenn du dir gesagt hättest, dass ausgerechnet DU schwul sein willst???“ Aufgebracht presste der Angesprochene dem Kleineren eine Hand auf den Mund: „Bist du bescheuert oder was??? Schrei doch nicht so rum, Arschloch!“
 

„Das sagt ja der Richtige...“ schoss es Deidara durch den Kopf, hielt sich mit einem weiteren offiziellen Kommentar jedoch zurück, bis Hidan ihm endlich die Hand wieder vom Mund nahm. Nach einer kleinen Atempause blickte der Blonde wieder auf: „Aber mal zurück zum Thema... was willst du von mir?“ Der Silberhaarige knurrte, schien allerdings nun an dem Punkt angelangt zu sein, an dem der Hase tatsächlich im Pfeffer lag: „Scheiße, ich weiß halt nicht, was ich machen soll... So wie es den Abend aussah, legt die Narbenfresse ja lieber Schlampen flach... Das kotzt mich halt einfach nur derbe an!“ Ein freundliches Lächeln stahl sich auf Deidaras Lippen. Wer hätte das gedacht? Der alte Kotzbrocken wollte seine Hilfe! Er klopfte dem größeren freundschaftlich auf die Schulter und nickte: „Alles klar, ich denke, dass ich verstehe was du willst. Ich fühle Kakuzu mal im Laufe des Abends auf den Zahn. Wie klingt das?“
 

Die beiden erreichten den Tempelplatz und Hidan grinste schief, aber dankbar: „Blondi, das wäre ein Kracher!“ - „Warum hast du das nicht gleich gesagt?“ - „Fuck, und riskieren von dir halben Portion ausgelacht zu werden? Vergiss es!“ - „Au man... Egal. Jetzt weiß ich ja, worum es geht. Ich werde Augen und Ohren offen halten und, mal sehen, vielleicht ergibt sich heute Abend ja etwas...“ Er stieß dem Jashinisten zwinkernd den Ellbogen in die Rippen, der genervt knurrte: „Ja, klar! Wers glaubt...“ Deidara lächelte siegessicher: „Sag niemals nie!“ Skeptisch hob Hidan eine Augenbraue: „Wie soll ich das Gelaber denn jetzt verstehen? Sag nicht, du hast den Angeber rumgekriegt?“ Urplötzlich leuchteten Deidaras Wangen rot auf, ehe er leise raunte: „Pssst. Woher...?“ - „Du hast ihm heute Morgen sowas von verknallt auf den Arsch gestarrt... aber, echt mal, das sieht ein Blinder mit Krückstock!“ - „Bitte sag es niemandem, er will das nämlich nicht!“ - „Soll mir Recht sein, dann bist du ja gezwungen auch über mich die Fresse vorerst zu halten!“ Er hielt dem Blonden eine Hand hin. „Deal?“ Lächelnd schlug Deidara ein und nickte: „Deal!“
 

Deidara und Hidan erreichten das Haus von Itachi und hörten bereits vor der Tür, dass die Meisten bereits eingetroffen sein mussten. Der Jashinist klopfte ungeduldig und polternd an, bis ihnen der Hausherr öffnete und die beiden freudig begrüßte: „Euch zusammen habe ich gar nicht erwartet... aber schön, dass ihr da seid!“ Vorsichtig lugte der Blonde an dem Krieger in den Flur vorbei: „Sind wir die Letzten?“ - „Nein, Naruto, mein Bruder und Kakuzu fehlen noch.“ Der Schwarzhaarige trat zur Seite und ließ die beiden Ankömmlinge ins Haus herein, ehe er die Tür schloss und die beiden durch das Wohnzimmer bis auf die Veranda führte. Der Geologe sah sich mit großen Augen um. Diese Veranda war um einiges größer, als die bei Sasori zu Hause. Gut 15m² Platz boten die Dielen unter freiem Himmel. Hinter dem Ende wartete lediglich der freie Blick auf den offenen See, ähnlich wie aus dem Speisezimmer. An diesem Ende der Veranda standen zwei große Tische, auf denen verschiedene Speisen und Getränke angerichtet waren. Die anderen Gäste standen in Grüppchen herum und unterhielten sich angeregt, aber leise.
 

Deidaras Blick suchte nach Sasori, der neben Konan und Nagato stand und von den beiden offensichtlich in Beschlag genommen wurde. Seufzend senkte er den Blick und atmete ein paar Mal tief durch. Er konnte nichts machen, aber irgendwie verspürte er mit jedem Tag mehr Eifersucht, wenn er seinen Rotschopf in der Nähe der ehemaligen Hohepriesterin entdeckte. Er wusste ja, dass diese mit Nagato zusammen war, aber dennoch war es dem Geologen unangenehm, was für eine innige Freundschaft die beiden hegten.
 

Ehe er jedoch zu seinem Geliebten gehen konnte, begrüßten ihn die anderen Gäste, die sich bereits eingefunden hatten und auf dem Weg zu Sasori herumstanden. Hidan verschwand in Windeseile zum Buffet und begutachtete schmachtend die Leckerbissen, die dort nur darauf warteten von ihm verputzt zu werden. Akamaru trippelte hier und dort zwischen allen entlang und konnte gar nicht so viel schnüffeln, wie ihn neue, ungewohnte und aufregende Gerüche umgaben. Dann, endlich, trafen sich sein und Sasoris Blicke und der Rothaarige winkte ihn zu sich. Geschickt gesellte Deidara sich zu der kleinen Gruppe und begrüßte Konan und Nagato, ehe er sich direkt neben den Rothaarigen stellte und die beiden kurz die Finger ineinander verhakten, die Hände so aneinander drückten und sich ebenso rasch wieder losließen.
 

Stolz streckte der Geologe die Brust raus: „Na, was sagt ihr? Ich bin pünktlich UND nicht der Letzte!“ Der Rothaarige lächelte leicht und nickte: „Das ist mir nicht entgangen. Ich habe auch, glaube ich, genug Drohungen ausgesprochen, um das zu fördern!“ Deidara grinste: „Oh ja!“ Sein Blick wanderte zu Konan und Nagato, die von ihrem Gespräch gar nicht mehr viel mitzubekommen schienen. Verliebt lagen die beiden sich in den Armen und tauschten vor allen einfach und ohne große Probleme Zärtlichkeiten aus, küssten sich und schienen gar nicht mehr voneinander zu trennen zu sein.
 

Innerlich seufzte Deidara laut auf. Natürlich konnten die beiden nicht wirklich wissen, wie frustrierend dieser Anblick für ihn war, was allerdings nichts an der Tatsache änderte, dass es ihn ungemein nervte! Die beiden konnten einfach alles das machen, was er genauso gerne und ungeniert machen würde. Zu gerne würde er vor allen zeigen, wie glücklich er war und wie innig auch Sasori und er miteinander waren. Aber das wünschte der Rothaarige einfach nicht. Bisher waren sie zumeist daheim gewesen und hatten tun und lassen können, was sie wollten. Plötzlich umzuschalten fiel dem Geologen unsagbar schwer. Besonders neben diesem turtelnden Pärchen. Er sah seinen Rotschopf an. Deidaras tieftrauriger und sehnsüchtiger Blick durchbohrte den Krieger regelrecht. Sasori biss sich auf die Unterlippe und erwiderte die Geste mit einem entschuldigenden, reuigen und flehenden Ausdruck in den Augen.
 

Sasori ahnte, wie schwer es Deidara fallen musste, hier auf einmal so zu tun, als seien sie nichts weiter als Kollegen oder vielleicht Freunde. Und es tat ihm wirklich von Herzen Leid, doch er konnte nichts daran ändern. Niemand durfte es erfahren. Noch nicht. Er hasste es doch selbst so, wie es war. Er wollte es so gerne anders, wollte Deidaras Augen wieder glücklich strahlen sehen, doch er konnte es nicht ändern. Schmerzhaft zog sich sein Magen zusammen. Innerlich seufzte der Rothaarige. Wieso nur musste er immer in Situationen geraten, die für ihn und durch ihn nicht zu lösen waren? Er wollte Deidara nicht so sehen. Aber er durfte ihm hier und jetzt nicht das Glück gewähren, das diesem zustand. Es war die Hölle...
 

Alle horchten auf, als schließlich die Tür abermals klopfte und nach einigen Augenblicken Itachi die fehlenden Gäste, Naruto, Sasuke und Kakuzu, zu allen anderen auf die Veranda führte. Nagato entfernte sich von ihnen und gesellte sich mit Kakuzu und Shino zu einer angeregten Diskussion über ihre Funde zusammen. Konan flüsterte ein paar Dinge mit Itachi, ehe sie Deidara und Sasori entschuldigend ansah und lächelte: „Ich hole alles, um mit dem Ritual anzufangen. Danach gibt es auch endlich etwas zu Essen.“ Der Rothaarige sah den Geologen kurz und unbemerkt an. Er konnte es nicht ertragen Deidara so zu sehen und beschloss, erst einmal ein wenig Distanz zu wahren, um die Situation eventuell ein wenig einfacher zu machen. Schließlich sah er Konan an und nickte: „Warte, ich helfe dir...“
 

Mit einem Anfall von Eifersucht sah Deidara den beiden nach und knirschte leicht mit den Zähnen. Beobachtete, wie die einstige Hohepriesterin sich bei SEINEM Rotschopf einhakte und mit diesem ins Haus schlenderte. Was sollte das? Mit ihr schäkerte Sasori locker herum, und er durfte seinen Geliebten nicht einmal wirklich anfassen! War er dem Krieger etwa peinlich? Oder musste dieser mit seiner „besten Freundin“ über ihre Beziehungsprobleme quatschen, von denen er noch nicht einmal wusste??? Zerknirscht wandte Deidara den Blick ab. Er wollte sich und den anderen nicht den Abend verderben und war froh, dass er ja noch eine Aufgabe zu erledigen hatte. Sauer, aber fest entschlossen gesellte er sich zu Kakuzu, Nagato und Shino und beteiligte sich fadenscheinig an der völlig langweiligen Diskussion, um seine „Mission Hidan“ zu beginnen.

Abschied von Vergangenem

~Aloha!
 

Ich habe mir die Freiheit genommen und ein Lied in dieses Kapitel eingebaut, das mich einfach unheimlich inspiriert hat für die Stelle, an der es zum "Einsatz" kommen wird! Ich kriege bei diesem Track immer eine richtige Gänsehaut und hoffe, euch wird es in Verbindung mit den dazu geschriebenen Zeilen ähnlich ergehen! Aber im Vorfeld muss ich zwei, drei Dinge sagen:
 

1. Das Lied solltet ihr richtig schön laut machen, damit es auch gut zur Geltung kommt, denn leise wirkt es nicht so genial.

2. Ich habe euch wieder markiert (*1*), ab wann es losgehen kann. Dieses mal habe ich den Text dem Lied angepasst und hoffe, dass mein Timing passt.

3. Der Songtext ist zwar auf Englisch, was sich ein bisschen mit den linguistischen Hintergründen der Geschichte beißt, aber ich habe mich dennoch dafür entschieden, weil ich es einfach nur so ungemein passend finde und mit ein bisschen Fantasie kann man es sich sicherlich auch auf "Atlantisch" vorstellen ;)
 

Der Link: http://www.youtube.com/watch?v=2DFR1RIXQW8
 

Lange Rede, kurzer Sinn: ich hoffe, bei euch kommt die Atmosphäre so an, wie ich es mir vorstelle und euch wird es so wie gehofft gefallen!
 

GLG

Galenhilwen~
 

Alle hatten sich nebeneinander an den Rand der Veranda gestellt, mit dem Blick auf den weiten, offenen See gerichtet. Konan zu ihrer Mitte und neben ihr zu jeder Seite drei Elitekämpfer knieten sich ehrfurchtsvoll hin, die Gäste der oberen Welt schritten ein wenig zurück, um das Spektakel so gut wie möglich beobachten zu können. Die einstige Hohepriesterin hatte ein paar Räucherstäbchen entzündet und stellte diese vor sich an den Rand der Dielen. Dazwischen platzierte sie zwei kleine Schalen, von denen eine mit Wasser und eine mit einer Mischung aus dem Blut jedes Anwesenden gefüllt waren. Jeder von ihnen hatte nur ein wenig gegeben, doch genug, um eine beachtliche Menge zur Verfügung zu haben. Das Letzte, was schließlich vor ihr abgestellt wurde war ein kleines Boot, das aus Farn gefertigt war und auf dem ein Blatt Papier lag.
 

Die Kühle, die sich bereits am frühen Abend durch die Gassen geschlichen hatte, setzte sich als Nebel auf der Oberfläche des Sees und um ihre Füße ab, kroch langsam durch sämtliche Glieder und hinterließ eine unheimliche und frostige Atmosphäre. Das Glühen der Insekten auf dem See verschwand fast vollständig in der dicken feuchten Luftschicht. Dunkelheit und Stille kehrte in Atlantis ein. Nur das leise Plätschern des Wassers war zu hören. Deidara traute sich das Atmen nicht mehr. Im Schein einiger dämmeriger Kristalle flackerte das Licht in einem abendlichen Tanz gemeinsam mit dem Schatten auf dem schwarzen Stoff der elitären Roben und tauchte ihre Träger in ein atemberaubendes Zwielicht. Ganz außen in der Reihe der knienden befanden sich Neji und Naruto, die je einen raschen und kaum merklichen Handgriff zur Seite machten, nach je einer Trommel und dazugehörigen Schlegeln griffen.
 

Deidara spürte, wie sich die kalte, schwere Luft regelrecht zu elektrisieren begann. Jeder Herzschlag glich einem Trommelfeuer, jeder Atemzug dem Tosen eines Sturms, jeder Gedanke einer laut heraus geschrienen Botschaft für die Welt. Eifersucht und Neid waren wie fortgespült, nur noch eine angeregte Friedlichkeit und Demut schwebte über ihm, nahm ihn ein, erfüllte ihn und auch alle anderen Anwesenden.
 

Konan schloss ihre Augen. Die Zeit war gekommen. Die Zeit, das Ritual abzuhalten, was für die Verabschiedung der armen gefallenen Seelen gedacht war. Ein hunderte von Jahre altes Zeremoniell, von dem sie immer gehofft hatte, es niemals abhalten zu müssen. Nicht jenes irdische, welches die Verschiedenen einfach zu ihrer Ruhestätte brachte und den Angehörigen zum Abschied diente, sondern ein spirituelles Prozedere, mit dem sie und ihre Krieger den Seelen der Verstorbenen die letzte Reise geleiten sollte. Die erste Asche fiel von den Räucherstäbchen zu Boden, dann fing das Ritual an.
 

(*1*) Die Krieger begannen mit einem tiefen, kehligen, singenden Summen. Deidaras Nackenhaare richteten sich auf und ein eiskalter, jedoch angenehmer Schauer lief an seinem Rücken herunter. Und während die Krieger ihren Gesang an den richtigen Stellen fortsetzten, und alles mit bewusst gesetzten Trommelschlägen untermauerten, begann Konan leise ihre Worte zu singen.
 

Oh, Death, оh Death, oh Death,
 

Won't you spare me over til another year
 

Konan tauchte ihren rechten Zeigefinger in das gesammelte Blut ein, zog ihn wieder ein Stück zurück und zog einen blutroten Strich auf dem Blatt Papier, das auf dem Farnboot lag, mittig von oben nach unten.
 

But what is this, that I cant see
 

with ice cold hands taking hold of me
 

Ein weiteres Mal benetzte sie die Fingerkuppe mit frischem Blut, zog einen mittig gesetzten Strich von links nach rechts. Vier Quadrate waren nun auf dem Papier entstanden.
 

When God is gone and the Devil takes hold,
 

who will have mercy on your soul
 

Oh, Death, оh Death, oh Death,
 

Wieder tauchte sie den Finger ein, legte den mit Blut überzogenen Finger auf das Papier und zeichnete in das Quadrat oben links das Wappen von Atlantis, das den Tempel stilistisch darstellte, der so große Ähnlichkeit mit dem Buchstaben „A“ aufwies.
 

No wealth, no ruin, no silver, no gold
 

Nothing satisfies me but your soul
 

Links unten zeichnete sie mit neuem Blut den Namen ihres Gottes Kano ein.
 

Well I am Death, none can excel,
 

I'll open the door to heaven or hell.
 

In das Quadrat rechts oben ließ der mit Blut benetzte Finger rasch das Yin Yang Symbol erahnen, welches Konan in scheinbar geübten Bewegungen zeichnete.
 

my name is Death and the end is here...
 

Während der letzten Töne, die von den Kriegern ausgingen, zeichnete die einstige Hohepriesterin in das letzte Quadrat, rechts unten. Dort zeichnete sie das atlantische Symbol für Frieden ein, ehe sie und alle anderen die Wirkung und die letzten Schwingungen des Vortrags ausklingen ließen.
 

Stille breitete sich wieder aus, doch alle Anwesenden spürten nun in ihrem gesamten Körper die Präsenz und die frostig erschaudernde Aura, die dieses Ritual heraufbeschworen hatte. Die Kälte, die von dem Nebel ausging, zeichnete sich in Verbindung mit den Erinnerungen an diesen gebrummten Bass auf der Haut als hauchfeine Gänsehaut ab. Die Grenzen zwischen Diesseits und Jenseits schienen nur noch marginal zu sein, wie aufgehoben für den flüchtigen Augenblick, in dem sie hier standen und die Gefallenen verabschiedeten. Deidara fühlte sich wie in einer Zwischenwelt, die als Übergang zur Ewigkeit geschaffen worden war. Ein Augenblick, der zur Zeitlosigkeit ausgedehnt wurde, um die Toten zu empfangen und zu beherbergen.
 

Konan hob das kleine Farnboot mit den Händen auf, sprach noch ein paar atlantische Worte, die ähnlich melodiös und gesungen klangen, wie die Worte aus dem Gesang zuvor. Schließlich setzte sie das Boot vorsichtig zwischen den Nebelschwaden auf der Wasseroberfläche ab und gab diesem einen kleinen Stoß. Das Farn mit dem Blatt Papier glitt lautlos auf den dunklen, offenen See hinaus und sie alle warteten gebannt, bis es nicht mehr zu sehen war. Bis die Stille wieder von allem Besitz ergriffen hatte. Dann nahm die Blauhaarige die kleine Schüssel mit Wasser, hob diese über ihren Kopf empor und murmelte, dieses Mal für alle verständlich, leise vor sich hin: „Weiser Kano, segne dieses Wasser, Teil deiner heiligen Präsenz, und gib ihm die Kraft unserer Herrin ein schnelles Gesunden zu ermöglichen.“ Sie stellte die Schale wieder vor sich ab, nahm die zweite in die Hände, in der das restliche Blut verblieben war und sprach weiter: „Als Dank nimm dieses Opfer an! So wie du uns das Elixier des Lebens spendest, reichen wir dir das Blut aus unseren Adern!“ Sie ließ die rote Körperflüssigkeit in die Schale mit dem Wasser tropfen, ehe sie das Gemisch schließlich in den See goss und dem Wassergott sein Element zurückgab.
 

Konan und die Krieger erhoben sich wieder, hielten noch einen Moment im Stillen inne und sprachen in Gedanken ihre letzten Wünsche für die Verstorbenen, die Überlebenden und natürlich auch für ihre verletzte Herrscherin aus. Dann wandten sie sich zu den anderen um. Die Blauhaarige lächelte: „Kano wird uns sicher eine Stütze sein und seine Hand in Weisheit und Güte über uns legen. Alles wird gut, das kann ich spüren. Und von daher möchte ich den erfreulichen Teil des Abends einläuten.“ Stolz sah sie die Elitekämpfer an. „Ihr habt euer Leben riskiert, um Sakura zu retten. Habt dabei eure Pflicht über eure Sympathien gestellt und ein weiteres Mal bewiesen, wie wichtig euch Atlantis und sein Volk ist.“ Sie lächelte warm. „Und wir haben Kabuto gezeigt, dass nicht alle Menschen sich von fadenscheinigen Argumenten beeindrucken lassen. Von daher möchte ich auf euer Wohl anstoßen und zu euren Ehren die köstlichen Speisen anbieten, die so zahlreich zum Verzehr bereit stehen. Auf einen gelungenen und freudigen Abend, an dem die Freude und das Glück gewichtiger sind, als jeder Schicksalsschlag es je sein wird!“
 

Die Forscher klatschten beeindruckt in die Hände und schnell bildete sich hinter Hidan eine lange Schlange, die sich auf das Buffet stürzte. Sasori stellte sich neben die Verandatür und beobachtete das Treiben vorerst von weiter weg. Er hasste dieses Gedränge beim Essen und wartete lieber, bis sich der erste Andrang gelegt hatte. Darüber hinaus verspürte er ohnehin keinen großen Appetit. Sein Magen zog sich noch immer unwohl zusammen, auch seine Rippen wollten nicht so recht mit den Schmerzen einhalten. Er seufzte leise und blickte sich um. Als ob es ihn nicht mehr gäbe, tummelte Deidara sich zwischen den Leuten und versprühte seine so beneidenswerte gute Laune. Wer nicht darauf achtete, der konnte rasch den Eindruck bekommen, dass der Blonde richtig viel Spaß haben mochte. Doch Sasori wusste es besser. Die Augen des Geologen verrieten diesen. Sie waren glanzlos, matt, fast traurig und spiegelten definitiv nicht diese Ausgelassenheit wider.
 

Der Rothaarige merkte, wie sich jemand neben ihn stellte und blickte fragend auf. Nagato sah ihn leicht lächelnd an und raunte freundlich: „Gar keinen Hunger?“ - „Nein. Nicht wirklich... Diese verflixten Rippen sind wohl doch mehr angeknackst, als ich dachte...“ Wissend nickte der Wissenschaftler: „Ah, so ist das... Weißt du was? Ich glaube, ich kann dir helfen! Komm mit!“ Er packte den Krieger am Handgelenk und zog diesen mit ins Haus. Sasori war zu perplex und überrascht, um sich gegen diesen kleinen Überfall wehren zu können, und als sie im Gästezimmer ankamen war es eh zu spät. Er beschloss sich einfach überraschen zu lassen und beobachtete den Forscher, wie dieser den Kleiderschrank öffnete, eine Tasche aus diesem holte und die unzähligen Staufächer nach etwas zu durchsuchen schien. Ungeduldig lehnte Sasori sich an den Türrahmen, in dem er stehengeblieben war, und seufzte.
 

Nach einer gefühlten Ewigkeit sah Nagato schließlich auf und hielt etwas in die Luft, das der Krieger nicht identifizieren konnte. Der Wissenschaftler lächelte: „Das wird dir helfen. In diesem Streifen sind Medikamente aus meiner Welt und sie sind speziell für die Bekämpfung von Schmerzen hergestellt worden.“ Er trat an den Krieger heran, der sich nun doch neugierig vom Türrahmen gelöst hatte und den kleinen Plastikstreifen interessiert musterte. Der Forscher lächelte: „Pass auf, ich zeige dir wie es funktioniert. Siehst du diese kleinen Kammern auf dem Streifen?“ Sasori nickte: „Natürlich.“ - „Da drin sind die portionierten Dosen der Arznei. Du kannst sie ganz einfach heraus drücken, schau!“ Er griff den Streifen mit beiden Händen und drückte mit den Daumen gegen die Wölbung, ließ die auf der anderen Seite herauskommende Tablette in Sasoris offene Hand fallen. Mit fast kindlichen großen Augen schien der Atlanter jedes Detail genauestens zu beobachten. Wieder lächelte Nagato: „Die nimmst du gleich einfach in den Mund und spülst sie mit einem großen Schluck Wasser herunter.“ Der Krieger nickte eifrig: „Ist gut... danke schön. Kann man davon nicht auch Tsunade etwas geben?“ - „Ja, das werde ich auch tun, sobald sie aus ihrem künstlichen Schlaf erwacht ist. Aber auf eines solltest du noch achten, wenn du diese Medizin nimmst...“ - „Was denn?“ - „Trink am Besten keinen Alkohol dazu, okay?“ Wieder nickte Sasori: „Ich trinke eh nicht viel, wenn überhaupt mal. Aber trotzdem Danke für den Hinweis.“
 

Nachdem der Wissenschaftler seine Tasche wieder im Schrank verstaut hatte, gingen die beiden wieder hinaus, wo sich Sasori einen Becher mit Wasser eingoss und die Tablette wie von Nagato beschrieben einnahm. Skeptisch beobachtete er dabei, wie Naruto und Sasuke einen Tisch frei räumten und in die Mitte der Veranda stellten, ehe sie drei Stühle dahinter platzierten und sich mit Kiba zusammen dort hinsetzten. Er trat an Deidara heran, der etwas näher am Geschehen stand, und fragte noch immer skeptisch: „Was ist denn hier los?“ Der Blonde sah ihn an, lächelte zu seiner Erleichterung endlich wieder aufrichtig und mit glänzenden Augen, und murmelte: „Die Drei haben sich gestritten, wer von ihnen wohl am Meisten aushalten würde und kurzerhand haben sie beschlossen dies mit einem Wettessen herauszufinden...“ Seufzend strich Sasori sich schnaufend über das Gesicht: „Diese Kindsköpfe! Wehe die ruinieren ihre Festkleidung, dann gibt es beim nächsten Training ein paar Extrarunden!“
 

Dem Geologen fiel der Becher mit dem Wasser in Sasoris Hand ins Auge. Da gab es ja auch noch eine Frage, die er gerne stellen wollte: „Sag mal, etwas ganz Anderes. Woher bekommt ihr eigentlich euer Trinkwasser? Ich meine, ihr habt ja ansonsten nur Salzwasser um euch herum...“ - „Warte, ich zeige es dir...“ Geradezu schüchtern und akribisch darauf bedacht nicht aufzufallen packte der Rothaarige Deidara bei der Hand und zog diesen mit sich zum Rand der Veranda, wo er schließlich mit dem Finger auf den See deutete: „Siehst du diese Nebelschwaden?“ Der Blonde nickte: „Klar!“ - „Sie bringen immer ein sehr kaltes und feuchtes Klima mit sich und sind die ersten Anzeichen für das Trinkwasser. Irgendwann beginnt gefiltertes und salzloses Wasser von der Decke zu tropfen, das sich durch das Gestein gearbeitet hat. Das sammeln wir mit Fässern und anderen Auffangmöglichkeiten ein und haben meist einen Vorrat, der bis zur nächsten Wasserung ausreicht.“ Fasziniert blickte Deidara nach oben und nickte leicht: „So ist das, verstehe... Ihr seid wirklich genial, wenn ich das so sagen darf!“
 

Seufzend lehnte er sich ein Stück näher zu seinem Rotschopf herüber und flüsterte: „Ich liebe dich...“ Er sah zu Sasori herüber, der mit geröteten Wangen zu Boden blickte, aber leicht lächelte und ebenfalls leise sprach: „Deidara... bitte... ich...“ - „Ich weiß, ich weiß... Nicht hier!“ Enttäuscht wandte der Blonde sich wieder ab und kehrte zu den anderen zurück. Resignierend ließ der Krieger die Schultern hängen und seufzte leise. Er wollte dem Geologen gerade folgen, als er Konans Stimme hörte: „Lasst den Wettbewerb beginnen!“ Alle Anwesenden jubelten Sasuke, Kiba und Naruto zu, feuerten sie lautstark an. Nagato war es letztlich abermals, der an den Eliteführer herantrat und diesen fragend ansah: „Du, Sasori, ich hätte da mal eine Frage an dich...“ Was wollten denn bloß heute alle von ihm? Er hatte echt andere Probleme, als jedem hier Rede und Antwort zu stehen! Doch diszipliniert wie immer sah er den Wissenschaftler an und nickte: „Wie kann ich dir helfen?“
 

Freudig lächelte der Oberweltler: „Ich wollte mal wissen, ob in deiner Heimat eigentlich ähnliche Rituale abgehalten werden, wie in Atlantis, oder ob es dort ganz anders abläuft?!?“ Wie vom Blitz getroffen hielt Sasori inne, starrte auf den See und verlor die Wahrnehmung für seine Umgebung...
 

Ein kleiner, rothaariger Junge schritt durch einen langen, gläsern wirkenden Gang, der das Gebäude aus dem er gekommen war mit dem vor ihm liegenden verband. Hinter der durchsichtigen Membran, außerhalb dieses Flures, tummelten sich Fischschwärme, Unterwasserpflanzen und allerlei anderes maritimes Leben. Direkt hinter ihm schritten zwei Erwachsene. Sie wirkten leblos, mechanisch und absolut regungslos. Doch sie hielten den kleinen Jungen je an einer Hand, der glücklich über das ganze Gesicht lächelte. Er konnte sich nicht erinnern, wann seine Eltern ihn das letzte Mal so lange zur Seite gestanden hatten, ihn gar berührt hatten.
 

Zwar sprachen sie nicht mit ihm, aber sie waren da. Das war mehr, als er sich je erhofft hatte. Und er verstand deshalb nicht, wieso die anderen alle so furchtbar wütend auf ihn waren. Knapp 100 Jahre hatte er fast völlig ohne seine Eltern verbringen müssen. Das war weit weniger, als die Anderen bereits auf der Welt waren, seine Großmutter beispielsweise war bereits über 700 Jahre Regentin von Repos, doch er empfand, dass es dennoch 100 Jahre zu viel ohne seine Mutter und seinen Vater gewesen waren. Immerhin war er trotz allem noch ein Kind.
 

Sasori war neugierig, was ihn erwartete. Seine Großmutter hatte gesagt, es würde ein kleines Fest zu Ehren seiner Eltern sein. Endlich ein Erlebnis, das er mit ihnen teilen konnte. Er griff die Hände seiner beiden leblosen Begleiter noch ein wenig fester, während der Durchgang zum nächsten Gebäude in Sicht kam, vor dem seine Großmutter bereits wartete. „Chi-chi!“ rief er aufgeregt und voller Vorfreude mit ihrem Spitznamen nach Chiyo. Die alte Dame blickte auf, doch in ihren Augen lag kein Funken Freude, was der kleine Reporianer jedoch weder wahrnahm, noch verstanden hätte. Statt dessen begannen die kleinen Beine schneller zu Laufen, ohne Widerrede folgten die beiden Erwachsenen an seinen Händen, bis er vor seiner geliebten Großmutter zum Stehen kam und seine Eltern schließlich losließ, um die Herrscherin von Repos in die Arme zu schließen: „Chi-chi! Endlich sind wir mal zusammen! Ich habe Mama und Papa mitgebracht, wie ich es dir versprochen habe!“
 

Chiyo lächelte gequält und strich ihrem Enkel sanft über sein feuerrotes langes Haar, das zum traditionellen reporianischen Zopf geflochten war: „Du bist ein guter Junge. Und nun komm, die Anderen warten schon auf uns...“ Sie öffnete die fein gearbeitete Flügeltür, hinter der sich ein kuppelartiger, runder Raum befand, der bis zur Hälfte mit Stühlen belegt war. Den Stühlen gegenüber war eine Art Bühne, auf der ein Altar stand. Auf dem Altar waren Holzscheite aufgetürmt und Sasori überlegte angestrengt, was das wohl zu bedeuten hatte. Er hatte eine solche Konstruktion noch nie gesehen. Doch er wollte sich die Überraschung seinen Eltern zuliebe nicht verderben und folgte geduldig und wortlos seiner Großmutter, die ihn zur ersten Stuhlreihe führte. Die restlichen Plätze waren bereits belegt.
 

Auf ihrem Weg sah der kleine Junge sich um und stellte mit einer gewissen Portion Unverständnis fest, dass die Anwesenden ihn noch immer nicht verzogen zu haben schienen. Aus ihren Blicken sprach die pure Abscheu. Hass. Und Angst. Über ihnen, hinter der Membran, schwamm ein neugieriger kleiner Hai hin und her und schien wissen zu wollen, was hier wohl passieren würde. Ein paar Seesterne hatten sich von außen scheinbar die besten Plätze direkt über der Bühne gesucht, um ihnen bei der Feier zuzusehen. Das Licht von der Oberfläche drang in diesen Raum besonders gut ein und erhellte ihn angenehm. Der kleine Junge staunte, da sich die gesamte reporianische Bevölkerung eingefunden hatte. Repos war kein großes Reich, knapp 300 Leute umfasste es, aber sie waren ein altes und vor allem stolzes Volk.
 

Schließlich kamen Sasori, seine Eltern und seine Großmutter an der Stufe zur Bühne an und sie stellten sich zum Publikum gewandt hin. Chiyo beugte sich zu ihrem Enkel hinab und flüsterte diesem zu: „Bleib hier stehen, in Ordnung? Ich werde dir gleich sagen, was du machen sollst...“ Eifrig nickte der kleine Rotschopf: „Mache ich, Chi-chi! Mama und Papa werden stolz auf mich sein und du auch, das verspreche ich dir!“ Ohne weiter darauf einzugehen wandte die Herrscherin sich von ihm ab, trat auf der Bühne neben dem Altar an ein kleines Rednerpult und blickte in die anwesende Gesellschaft. Um Ruhe brauchte sie nicht zu bitten, ihr Volk war von sich aus grazil und bedacht, was vermutlich damit zusammenhing, dass sie weit älter wurden, als alles andere auf dieser Welt. Ihrem Heimatort war dieser Umstand zu verdanken und den dort befindlichen, einzigartigen Kristallen, die sie allumfassend umgaben.
 

Chiyo schloss die Augen und begann ihre Ansprache: „Ich danke euch allen für euer Erscheinen. Ein Ereignis führt uns heute zusammen, von dem wir alle gleichermaßen erschüttert und betroffen sind. Entgegen unserer Gesetze hat Sasori seine Fähigkeiten angewandt und...“ Sie blickte ihren fragend schauenden Enkel traurig an. „...und hat aus purer Verzweiflung seinen Eltern das Leben genommen, um sie bei sich zu haben. Ich habe mir lange überlegt, was die beste Vorgehensweise in diesen Tagen sein könnte und bin zu dem Entschluss gekommen, dem Jungen die Entscheidung zu überlassen.“
 

Nun legte sich doch ein skeptisches Murmeln über die Anwesenden, doch das ignorierte die alte Dame. Viel mehr traf sie der Blick, den ihr Sasori zuwarf. Fragend, ängstlich und auch enttäuscht funkelten seine Augen sie von unten herauf an. Es zerriss ihr das Herz ihren Enkel so zu sehen, doch vor allem anderen war sie eben Herrscherin von Repos und die Gesetze galten auch für ihren kleinen Rotschopf. Das Murmeln ebbte wieder ab, als sie seufzend fortfuhr: „Sasori, du hast gegen unsere Gesetze verstoßen, aber ich möchte dir eine zweite Chance geben, wenn du freiwillig... deine Eltern auf diesem Altar ablegst und schwörst, so etwas niemals wieder zu tun.“ Verwirrt und mittlerweile mit einer gewissen Vorahnung starrte der Kleine seine Großmutter an: „Aber... was macht ihr dann mit Mama und Papa?“
 

Ehe Chiyo antworten konnte, erhob sich ein Mann aus der dritten Reihe. Sasori kannte ihn nicht und dennoch wurde er von diesem Schwarzhaarigen wütend getadelt: „Das sind nicht deine Eltern! DU hast deinen Eltern das Leben genommen, um sie zu diesen leblosen Sklaven zu machen!“ - „Das ist nicht wahr! Wieso behandeln sie mich dann besser, als jemals zuvor?“ Nun erhob sich noch eine Frau von weiter hinten. Sie war eine Nachbarin von seinen Eltern gewesen: „Du kontrollierst sie! Du bist ein Mörder! Du hast die Gesetze verbrochen und gehörst verbannt! Chiyo, das musst auch DU einsehen!“ Sasori hielt sich die Ohren zu und brüllte verzweifelt: „Ich will nicht, dass Mama und Papa wieder weggehen! Lasst sie in Ruhe!“ Die Herrscherin trat zu ihrem Enkel und legte diesen sachte eine Hand auf die Schulter, wartete, bis dieser seine Hände wieder von den Ohren nahm und sprach: „Sasori, diese beiden Marionetten fühlen nichts. Wir werden sie in unserem Ritual wie echte Menschen bestatten. Also lege sie dort hin, dann verspreche ich dir, dass ich mich um dich kümmern werde. So, wie du es dir wünschst und wie du es verdient hast...“
 

Doch der kleine Rothaarige krallte sich in das Gewand seiner Mutter, Tränen kullerten ihm an den Wangen herab und er schüttelte energisch den Kopf: „NEIN!! Ihr dürft Mama und Papa nichts tun! Ich lasse nicht zu, dass ihr sie einfach tötet!“ Verzweifelt blickte Chiyo sich um. Es blieb ihr keine andere Wahl mehr, so sehr sie das tief in ihrer Seele verletzte. Sasori schien einfach nicht zu verstehen, was er falsch gemacht hatte. Verstand nicht, dass seine Eltern als diese, die sie einst waren von ihm getötet worden waren und nichts weiter als leblosen Puppen waren. Und dass sie nun gezwungen war, die alternativen Konsequenzen, von denen sie gehofft hatte absehen zu können, einsetzen musste.
 

Unmerklich nickte sie ein paar uniformierten Männern zu, die auf den kleinen Jungen zugingen und ihn grob an den Händen packten. Ruckartig sah Sasori seine Großmutter an und ließ keinen Zweifel daran, wie tief ihn dieser Schritt seiner Chi-chi verletzte, enttäuschte und verzweifeln ließ. Mit Händen und Füßen wehrte der Rotschopf sich, krallte sich immer wieder an seiner Mutter fest und schrie: „NEIN! MAMA! PAPA!“ Die beiden Marionetten gingen auf die Wachen los, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern. So wie es in seinen Augen doch sein sollte, wieso machte das alle so wütend? Ein dritter Mann trat auf ihn zu und legte ihm ein silbernes Halsband um. Als der Verschluss ins Schloss schnappte, fielen die beiden Puppen augenblicklich regungslos um und wurden von weiteren Wachen kurzerhand aufgehoben und auf die Bühne getragen.
 

Sasori weinte ungehalten und versuchte immer wieder zu seinen Eltern zu kommen, strampelte und kreischte panisch: „NEIN!!! NEIN! MAMA!!!! PAPA!!! LASST SIE IN RUHE!!!! CHI-CHI! HILF MIR!!!“ Chiyo wandte ihren Blick ab und versteckte ihre feuchten Augen hinter ihrer Hand, doch sie konnte ihrem Enkel nicht anders helfen, als dieses Ritual durchzuziehen. Es war die Hölle, ihrem kleinen Rotschopf diesen Halsreif umlegen lassen zu haben, der sämtliche Kräfte und Fähigkeiten unterband, die es gab. Doch es musste sein. Seine Eltern waren tot und ihnen stand eine zeremonielle Beisetzung zu. Ob Sasori das nun verstand oder nicht.
 

Mittlerweile lagen die beiden Marionetten auf dem Altar. Die Wachen verließen die Bühne wieder und halfen ihren Kollegen, den panischen und verzweifelten Jungen im Zaum zu halten. Wortlos betätigte Chiyo einen Knopf, ehe sie an den Altar trat. Zu ihrer Rechten breitete die schützende Membran sich nun auch zwischen Bühne und Publikum aus. Die Herrscherin entzündete eine Fackel und sprach laut und deutlich: „Wir schließen den Kreislauf der Welt für diese beiden verschiedenen Seelen. Sie kamen aus dem Schoße der Natur, und dorthin werden wir sie wieder entlassen. Nach nur 400 Jahren gingt ihr fort von uns, doch im ewigen Garten von Mutter Natur werden wir uns einst wiedersehen. Gehet in Frieden und verlasst diese sterbliche, vergängliche Welt mit dem reporianischen Stolz, den ihr hier gelebt habt. Lasst unsere Liebe und Weisheit eure ständigen Begleiter sein und möge die Mutter Erde euch mit offenen Armen empfangen...“
 

Sasori sah seine Großmutter an, jegliches Funkeln starb in seinen grauen Augen, sie konnte es Schritt für Schritt sehen, trotz der unzähligen Tränen, die noch immer an seinen Wangen herabliefen. Er begehrte noch ein letztes Mal auf, verzweifelt nach seinen Eltern schreiend und seiner Großmutter in die Augen blickend. Und er wusste, dass seine Chi-chi an diesem Tag nicht nur seine Eltern tötete und beisetzte, sondern auch ihn. Wieso tat sie ihm das an, wenn sie ihn doch liebte, wie sie es immer behauptet hatte? Das Feuer reflektierte in seinen Augen, die eine zerstörte Kinderseele erkennen ließen und die Schritte Chiyos von der Bühne verfolgten. Die sahen, wie sich die Membran langsam zwischen ihn und seine Eltern schob und die Anwesenden vor dem Feuer schützte. Die sich in einem trüben Schleier versteckten, der nichts mehr erahnen ließ, was sich hinter den Iriden befinden könnte.
 

Mit einem letzten verzweifelten Kraftakt befreite er sich aus dem Griff der Wachen, zog den Dolch aus dem Halter, die ihm einst von seiner Großmutter geschenkt worden waren, und stürmte zu dem letzten kleinen Durchlass vor dem Scheiterhaufen. Noch während er rannte, schnitt er sich mit diesem Dolch die Haare ab und warf im letzten Augenblick diese und den Dolch mit in das Feuer, ehe er von den Wachen wieder überwältigt wurde. Chiyo kam auf ihn zu und seufzte: „Sasori... eines Tages wirst du es vielleicht verstehen... aber du musst Repos nun verlassen. Vielleicht finden wir einen Ort, an dem du besser zurecht kommen wirst...“ Sie wusste, was das bedeuten konnte, doch ihr Enkel tat das nicht. Außerhalb dieser Stadt tief unten im See würde Sasori wie jeder andere auch körperlich „normal“ zu altern beginnen. Und sie würde ihren Rotschopf vermutlich weit mehr überleben, als sie es verkraften konnte. Seine Fähigkeiten waren Fluch und Segen. Vielleicht war Atlantis ja ein Ort, an dem Sasori von dem Fluch befreit werden konnte... Der Enkel sah seine Großmutter an, seine Tränen waren versiegt und seine Stimme kalt wie Eis: „Ich hasse dich!“ Chiyo seufzte: „Sasori... bitte... verzeih mir...“ - „...“ - „Sasori... Sasori... SASORI...“
 

„Sasori?“ Hey, alles in Ordnung?“ Der Krieger spürte, wie ihn jemand am Arm festhielt und leicht schüttelte. Er sah sich verwirrt um und blickte in Nagatos besorgtes Gesicht. Der Wissenschaftler atmete auf: „Was ist denn nur? Du warst wie weggetreten...“ Rasch schüttelte der Rothaarige seinen Kopf: „Tut mir Leid, ich war wohl ein wenig abwesend... was wolltest du nochmal wissen?“ - „Ob es in deiner Heimat auch Rituale gab...?“ - „Achso. Ich weiß es nicht mehr, ich war noch ein Kind, als ich herkam. Meine Erinnerungen an daheim sind nicht sonderlich... ausführlich. Ich weiß kaum noch etwas...“ - „Zu schade! Hätte mich wirklich mal interessiert...“ - „Tut mir Leid...“
 

Sasoris Blick wanderte über die Veranda. War er so lange weggetreten gewesen? Kiba lag mittlerweile mit geöffneter Hose und leicht fahlem Teint auf dem Boden und schien sichtlich nach Luft zu ringen. Sasuke saß mit beleidigtem Gesichtsausdruck daneben und klammerte sich an einen großen Eimer. Naruto schnarchte mit einem breiten und zufriedenen Grinsen auf dem Gesicht drinnen auf dem Sofa vor sich hin. Nagato entfernte sich wieder von ihm und stand, wie zu Anfang, mit Shino beisammen, zu denen sich jetzt allerdings Neji gesellt hatte, und diskutierte ausgelassen. Deidara hatte sich eine der Trommeln geschnappt und spielte einen echt guten Rhythmus, zu dem Konan tanzte und dabei von Itachi, Kakuzu, Hidan, Gaara und Akamaru begeistert angesehen wurde. Immer mal wieder schlängelte sich die Blauhaarige zwischen den Zuschauern hindurch und stupste entweder Kakuzu oder Hidan in die Richtung des jeweils anderen, wobei sie Deidara immer wieder verheißungsvoll zuzwinkerte.
 

Irgendwann ließ sie sich erschöpft auf den Hosenboden fallen und keuchte: „Jetzt seid ihr aber dran! Kommt schon, nicht so schüchtern!“ Irgendwie musste Sasori grinsen, als sich die angesprochenen Herren mit wilden Ausflüchten aus dem Staub machten und irgendetwas anderes taten, um nur nicht tanzen zu müssen. Deidara schnappte sich Kakuzu, Hidan und eine Flasche atlantischen Schnaps, setzte sich mit den beiden an den Rand der Veranda und begann mit den beiden ein kleines Trinkspiel. Das wunderte Sasori zwar ein wenig, kam ihm allerdings auch ganz gelegen. Mit unauffälligen und schnellen Schritten stand er neben Konan und half ihr auf die Beine, die ihn, noch immer aus der Puste, anlächelte: „Danke! Banausen, gucken mir beim Tanzen zu und hauen dann einfach ab! Kann ich dich nicht vielleicht...“ Mit skeptisch erhobener Braue sah der Rothaarige sie an, ehe sie ausgelassen lachte und abwinkte: „Schon gut, ich frage ja schon gar nicht!“
 

Etwas verstohlen sah der Krieger sich um und raunte seiner Freundin leise zu: „Konan... ich... darf ich dich um einen Gefallen bitten?“ - „Natürlich, was kann ich für dich tun?“ Er packte sie am Ärmel und schob sie vor sich her, bis sie im Haus im Flur standen und ein wenig Ruhe und Abstand hatten, ehe er, trotz allem, leise erklärte: „Ich... könntest du vielleicht noch einmal das Orakel befragen, bei wem von uns es sich jetzt um den Nachkommenserzeuger handelt?“ Überrascht sah sie auf: „Warum?“ Mit der Frage hätte er rechnen müssen und hatte doch gehofft, dass er sie NICHT beantworten müsste. Seufzend raunte er: „Weißt du... ich weiß nicht, wie ich es erklären soll. Ich will einfach nur wissen, ob ich wirklich, WIRKLICH, das Richtige tue... Das lässt mir keine ruhige Minute mehr und nun hat sich dieses dumme Fest auch noch durch den Überfall auf Tsunade verschoben...“ Konan lächelte liebevoll, ehe sie zustimmend nickte: „Na schön, das geht in Ordnung. Komm mit ins Zimmer, ich habe dort alles Nötige liegen...“ Aufgeregt folgte Sasori seiner besten Freundin.
 

Es wurde Zeit, endlich einen Schlussstrich unter seine Vergangenheit zu setzen. Er war in Repos nicht glücklich geworden, er war es in Atlantis auch nicht wirklich. Vielleicht stand das Schicksal dieses eine Mal auf seiner Seite und würde ihm diesen kleinen Funken Glück und Hoffnung nicht wieder nehmen, sondern daraus eine richtige und ernste Chance werden lassen. Vielleicht würde ihm ein Leben gewährt, in dem er endlich lernen könnte, was Liebe bedeutete. Was erwiderte Liebe bedeutete. Ein Leben, in dem sein Vertrauen nicht mit Füßen getreten und zerstört wurde. Ein Leben, das er sich sehnlicher als alles andere wünschte, und ihn doch mit einer tiefen Angst erfüllte, er könnte es nicht verdient haben. Ein Leben, das er nur diesem einen Menschen widmen wollte und es mit ein wenig Glück auch irgendwann sorglos tun könnte. Ein Leben für und mit Deidara...

Zusammenführungen

Das kalte, aber erfrischende Wasser umspülte neckisch seine entblößten Füße. Eine Gänsehaut zog sich von dort aus seine gesamten Beine herauf und ein ganz seichtes Kribbeln und Kitzeln folgte dieser, doch Deidara war froh über die kleine Abkühlung und die Ablenkung, die er mit Hidan und Kakuzu hatte. Seit Sasori mit Konan im Haus verschwunden war kochte seine Eifersucht regelrecht. Was auch immer die zwei taten, es passte ihm so gar nicht, „nur Freunde“ hin oder her. Doch was sollte er machen? Den Rothaarigen richtig auf die Palme bringen, indem er hier anfing eine Szene zu machen? Eines jedoch war ihm klar: SO konnte es definitiv nicht weitergehen! Er würde sich dringend mal mit seinem Rotschopf unterhalten müssen.
 

In diesem Augenblick hatte er jedoch eine andere Priorität. Er wartete, bis auch seine beiden Kollegen ihre Füße ins Wasser gleiten gelassen hatten, griff schließlich zu der Flasche mit dem Schnaps und öffnete diese. Er prostete den beiden lächelnd zu: „Auf uns!“ Er setzte das alkoholische Getränk mutig an und nahm einen tiefen Schluck, was er jedoch augenblicklich wieder bereute. Mit Tränen in den Augen und ununterbrochen hustend beendete er die Aktion und keuchte: „Scheiße! Das ist ja Alkohol pur!!!!“ Hidan und Kakuzu lachten fast dreckig, bis der Jashinist dem Blonden die Flasche abnahm und keifte: „Stell dich nicht so an, Blondi!“ Deidara beobachtete zufrieden, wie sein Kollege großkotzig die Flasche ansetzte, trank und...
 

„FUCK!“ Hidan hustete und prustete, Schweiß bildete sich auf seiner Stirn und seine Ohren leuchteten mit einem Mal rot auf. „Das ist wirklich abartig!“ Kakuzu nahm dem Silberhaarigen die Flasche ab, trank vorsichtig und nicht so übermütig aus der Flasche, musste jedoch ebenfalls stark mit dem brennenden und beißenden Nass in seiner Kehle kämpfen. Das Zeug konnte einem die Socken ausziehen! Unweigerlich stieg der sich verflüchtigende Alkohol bis in seine oberen Atemwege auf und verursachte einen unangenehmen Geruch, gefolgt von einem fiesen, beißenden Gefühl in der Nase.
 

Nach zwei weiteren Runden hatten die drei sich schließlich an die Härte des Getränks gewöhnt, schauten auf den See und reichten die Flasche immer wieder herum. Deidara patschte mit den Füßen im Wasser herum, während er sich mit den Händen auf den Dielen abstützte. Der Nebel war noch dichter geworden und waberte fast wie ein Lebewesen über die Wasseroberfläche. Verschluckte die Sicht auf Pflanzen, Tiere und aus dem See ragende Felsen. Ließ diese riesige Welt plötzlich ungemein winzig wirken und engte sie auf dieser Veranda schier ein. Verstohlen blickte er zu seinen Kollegen herüber. Kakuzu nahm gerade den nächsten Schluck, setzte die Flasche mittlerweile mutiger an und genehmigte sich eine ordentliche Portion. Das war DIE Chance. Der Blonde stieß Hidan, der in der Mitte saß, mit dem Ellbogen an und deutete mit dem Kopf in Richtung Buffet. Zu seiner Verwunderung schien der Jashinist tatsächlich zu verstehen was er wollte.
 

Der Archäologe erhob sich und sah seine Kollegen an: „Scheiße, hat noch jemand so einen beschissenen Hunger?“ Lächelnd schüttelte Deidara den Kopf: „Ich nicht, danke.“ Der Schatzsucher beendete seinen Alkoholkonsum und nickte eifrig: „Doch, wenn du eh gehst kannst du mir gleich was mitbringen!“ Hidan knurrte mürrisch: „Fauler Sack! Wehe ihr sauft alles alleine, dann gibt’s Stress, kapiert?“ Deidara konnte gar nicht sagen, ob der Silberhaarige nun nur so tat, als sei er beleidigt oder ob er es tatsächlich war. Aber das tat auch nichts zur Sache. Jetzt hatte er erst einmal freie Bahn und konnte seine Mission voranbringen. Er ließ sich von Kakuzu die Flasche geben, trank einen ordentlichen Schluck, der weit über seinen gewohnten Alkoholkonsum herausging, und blickte seinen Kollegen mit einem herausfordernden Blick an. Dieser grinste und nickte sogar mit einer gewissen Bewunderung: „Hab ich dir gar nicht zugetraut, Respekt.“ Der Blonde grinste: „Wieso? Weil ich ne Schwuchtel bin?“ - „Quatsch! Weil du, im Gegensatz zu mir, aber nicht unbedingt der Größte und Kräftigste bist. Für deine mickrige Statur verträgst du echt gut was!“
 

Zufrieden grinste Deidara. Kakuzu musste ja nicht wissen, dass ihm jetzt schon die Wangen glühten und sich die Umgebung allmählich zu verschwimmen begann. Statt dessen legte er den Kopf schräg und flachste: „Und von dir altem Raubein habe ich ein solches Kompliment nicht erwartet... Danke!“ - „Ach, schon gut.“ Der Größere blickte kurz über seine Schulter. Hidan stand noch am Buffet und schaufelte sich ungeniert den Teller voll. Rasch nahm er die Flasche an sich, trank noch einen großen Schluck und sah Deidara wieder an: „Bevor mich wieder der Mut verlässt... Blondi, ich brauch deine Hilfe!“ Er reichte seinem Gegenüber die Flasche zurück, der zunächst wild in der Gegend herumstocherte, ehe er sie zu greifen bekam, da sein Blick irritiert auf dem Gesicht des Schatzsuchers verharrte. Nach einigen Sekunden schaffte er es, sich aus der Starre zu lösen, schüttelte kurz den Kopf und raunte schließlich: „Ähm... klar, was gibt es denn?“ So hatte er sich das aber nicht vorgestellt, konnte sich aber in diesem Augenblick wohl einfach nur überraschen lassen. Und überrascht wurde er...
 

Zunächst knurrte Kakuzu mürrisch, ehe er leise brummte: „Wie wir beide wissen bist du schwul...“ - „Jaaaaa....“ - „Sind eigentlich alle Schwulen so wie du oder gibt es auch welche die... naja... Machos sind?“ Deidara, der gerade einen weiteren Schluck zu sich genommen hatte, setzte hustend ab und spürte, wie ihm der Alkohol vor Schreck aus der Nase schoss, er sich dabei beinahe verschluckte. Nachdem er endlich wieder Luft bekam, legte er dem Schatzsucher eine Hand auf die Schulter und keuchte: „Sorry, das war jetzt nicht so gemeint. Also... nein, natürlich sind nicht alle wie ich! Um Himmels Willen, das wäre ja... ein unheimlicher Gedanke! Aber was meinst du mit Macho? So etwas wie...“ Ganz unauffällig sah er sich um, hatte aber natürlich schon eine ganz bestimmte Person im Sinn. „...wie Hidan?“
 

„BINGO!“ schoss es ihm durch den Kopf, als Kakuzu knurrend den Blick abwandte, die Flasche nahm, noch einmal trank und schließlich ganz leicht nickte: „Ja, so in der Art...“ Nun grinste der Blonde breit: „Natürlich! Das sind meist die Exemplare, die es sich nicht wirklich eingestehen können und ihr Gesicht als 'ganzer Kerl' nicht verlieren wollen... Was meiner Meinung nach völliger Blödsinn ist, aber jedem das seine...“ Der Größere sah nun interessiert auf: „Wie meinst du das?“ - „Eigentlich ist es ganz einfach. Viele Männer, insbesondere die meisten Heten, haben einen eklatanten Denkfehler. Sie versuchen bei einem schwulen Paar immer 'die Frau' zu deklarieren... Ich meine: Hallohooo?!? Ein schwules Paar ist und bleibt eine Verbindung von zwei MÄNNERN! Nicht mehr und nicht weniger. Es gibt keine Frau und es wird nie eine geben. Wenn eine Frau gewünscht wäre, dann bräuchten diese Männer ja wohl kaum schwul werden, oder?“ Leise murmelnd nickte der Schatzsucher: „Da ist sogar etwas dran...“ Deidara grinste selbstsicher: „Natürlich, ich bin vom Fach! Und da es in einer homosexuellen Beziehung keine Frau gibt sehe ich auch keinen Grund Angst davor zu haben, dass man seine Männlichkeit irgendwie verlieren könnte. Also ich persönlich finde es, ehrlich gesagt, bemitleidenswerter, wenn ein Mann seiner Liebsten hinterherdackelt, frei nach dem Motto 'Ja, Liebling, natürlich, Liebling, ganz nach deinem Wunsch, Liebling' und gleichzeitig vor seinen Kumpels prahlt, wie hart er seine Perle doch mal wieder flach gelegt hat...“ Er musste kichern. „Das heißt doch nichts anderes, als dass sie ihn ausnahmsweise mal wieder rangelassen hat...“
 

Plötzlich grinste auch Kakuzu breit und klopfte dem Geologen freundschaftlich auf die Schulter: „Du solltest dir öfter mal einen trinken, du wirst ja richtig garstig!“ - „Ich sage nur die Wahrheit! Schau dir doch Hidan an... der brüllt nur so viel herum, weil er Angst hat man könnte es ihm an der Nasenspitze ansehen, wie lange er schon nicht mehr gevö...“ - „EY! Beweg deinen Arsch von meinem Platz, Blondi!“ Deidara verschluckte sich an seinen eigenen Worten, war jedoch auch nicht ganz undankbar darum, dass Hidan plötzlich wieder aufgetaucht war. Er wusste einerseits, was es zu wissen gab, und andererseits ließ ihn der Alkohol tatsächlich auf eine Art über gewisse Dinge reden, die absolut untypisch für ihn waren. Auch wenn die Einstellung dahinter grundsätzlich seinen Ansichten entsprach.
 

Rasch rutschte er, wie gewünscht, zur Seite und wartete, bis Hidan sich wieder in der Mitte hingesetzt hatte. Dieser reichte Kakuzu einen der beiden Teller, griff nach der Flasche und trank einen Schluck, ehe er sich über sein eigenes Essen hermachte. Deidara lächelte leicht. Wenn die beiden mit dem Essen fertig waren, dann würde er seine Mission fortsetzen. Und sein Name sollte nicht länger Deidara sein, wenn er die beiden nicht noch an diesem Abend verkuppelt kriegen würde...
 


 

Mittlerweile waren Sasori und Konan in der oberen Etage in ihrem Zimmer angekommen. Die Blauhaarige breitete auf dem frisch und ordentlich gemachten Bett ihr seidiges, weinrotes Tuch aus, holte einen kleinen Beutel aus der Schublade ihres Nachtschränkchens und setzte sich schließlich im Schneidersitz, neben das Tuch, auf das Bett. Sie blickte auf und lächelte Sasori zu, der noch immer im Türrahmen stand und unsicher abgewartet hatte, was sie vorbereitete. Sie winkte ihn zu sich und klopfte sachte auf eine Stelle neben sich. Der Rothaarige stieß sich vom Türrahmen ab, wobei er feststellte, dass die Schmerzen in seinen Rippen doch tatsächlich vollkommen verschwunden waren. Nichts tat mehr weh. Darüber sehr erleichtert ließ er sich neben Konan aufs Bett sinken, entschied sich allerdings gegen den Schneidersitz und verweilte an der Kante.
 

Lächelnd öffnete Konan den Beutel und ließ dessen Inhalt in ihre geöffnete Hand fallen, ehe sie ihn wieder zur Seite legte. Sie hatte dieses Ritual seit ihrer Entlassung nicht mehr durchgeführt und war insgeheim ungemein gespannt, welches Ergebnis sie wohl erwarten würde. Routiniert positionierte sie ihre mit den Kristallsplittern gefüllte Hand über dem ausgebreiteten Tuch, schloss ihre Augen und murmelte ein paar sehr leise Worte. Sasori meinte vor allem Bitten an den Wassergott Kano erkennen zu können, war sich allerdings auch nicht ganz sicher. Dieses Orakel gehörte zu den Ritualen, mit denen er und seine Eliteeinheit nur bedingt zu tun hatten. Es ging zwar um sie, gesehen hatte er dieses Orakel jedoch noch nie.
 

Nervös kaute er auf seiner Unterlippe herum. Er konnte nicht ändern, ein wirklich ungutes Gefühl ruhte in seiner Magengegend, bereits seit Tagen, doch statt besser zu werden wurde es plötzlich nur noch schlimmer. Er fühlte sich wie jemand, der etwas Verbotenes tat. Ungeduldig starrte er auf die noch immer um die Kristallsplitter geschlossene Hand. In wenigen Sekunden würde er Gewissheit darüber haben, ob er sich richtig entschieden hatte. Doch was wäre, wenn es sich als Fehler herausstellen würde? Könnte er das tatsächlich verkraften, geschweige denn Deidara antun? Was würde der Blonde sagen, wenn er ihn plötzlich abweisen würde, nur weil ein dummes Orakel und ein noch dümmeres Gesetz dies von ihm verlangten? Würde er es nach all dieser Zeit überhaupt noch so tun? Dessen war er sich überhaupt nicht mehr sicher. Denn alles, was er wollte hatte er doch jetzt gefunden...
 

Die Hand öffnete sich. Sasori stockte der Atem. Er spürte, wie sein Herz gegen seine Brust hämmerte. Laut, langsam und merklich pochend. Die Kristallfragmente fielen immer weiter herab. Sasori hörte das Blut durch seine Adern rauschen. Wie ein tosender Strom, der aufgebracht zwischen Felsen hin und her peitschte. Dann landeten die Splitter auf dem weichen, seidigen Rot des Tuches, das leicht unter dem Aufprall nachgab, bis sie schließlich regungslos auf ihren Positionen verharrten. Stille kehrte ein. Sasori starrte nur unwissend auf das polychrome Wirrwarr vor sich. Konan jedoch hielt ebenfalls einen Augenblick inne und begutachtete das Ergebnis mit einer Mischung aus Unsicherheit und Unglauben. Hatte sie etwas falsch gemacht? Oder hatten die Steine es ihr bereits all die Wochen zuvor genau so zu sagen versucht?
 

Sie ließ ihre Hand über die Fragmente gleiten, ohne diese zu berühren, um die Energie des jeweiligen Besitzers zu spüren. Doch ihre Gedanken kehrten immer wieder zu dem Fragment ihrer Herrin zurück, welches, wie in all ihren bisherigen Versuchen, völlig isoliert von allen anderen Fragmenten dort lag und scheinbar kein einziger der Krieger in ihre Nähe gehörte. Was nur hatte das zu bedeuten? Sie schüttelte den Kopf. Darüber konnte sie sich auch später noch Gedanken machen. Wichtig war jetzt erst einmal, Sasori seine Frage zu beantworten. Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, als sie sein Fragment entdeckte. Sein grüner Splitter lag genau neben einem der violetten Kristallteilchen, das im Grunde für alles stehen konnte, aber in diesem Fall allerdings nur eines bedeuten konnte...
 

Sie sah auf und blickte in angespannte, nervöse Augen, die sie schier nach einer Antwort anflehten. Sie lächelte besonnen und deutete auf Sasoris Fragment: „Das ist dein Kristall. Wie du siehst, ist er von dem roten Tsunades mit am Weitesten entfernt. Liegt dafür aber direkt an diesem violetten Splitter... Du bist es nicht. Das Orakel positioniert dich eindeutig zu etwas oder jemand anderes.“ Ihre Augen begannen liebevoll zu strahlen, als ihr Lächeln noch etwas größer wurde. „Sasori, mit Verlaub. Du gehörst zu ihm! Daran besteht keinerlei Zweifel!“ Der Rothaarige starrte seine Freundin eine gefühlte Ewigkeit mit großen Augen an. Konnte das Gehörte kaum glauben und doch geisterte es es durch seinen Kopf, schien sich in jeder Faser seines Körpers festsetzen zu wollen. Er hatte sich richtig entschieden... Das Schicksal stand zum ersten Mal in seinem Leben tatsächlich auf seiner Seite. Wellenartig überschwemmte ihn ein sehr unbekanntes Gefühl, das einen angenehmen Schwindel und eine sogar angenehme Übelkeit in ihm auslöste. Er gehörte zu ihm...
 


 

Deidara war höchst zufrieden! Er würde seinen Namen behalten können. Lächelnd schlich er sich aus dem Speisezimmer und zog die Tür hinter sich leise zu. Die beiden würden sicherlich nichts gegen ein wenig ungestörte Zweisamkeit haben. Die Idee war aber auch zu genial gewesen. Dass Hidan und Kakuzu brav auf Glücksspiele abgefahren waren hatte er sich bereits vorher gedacht. Und nach den ersten Runden Poker, in denen Kakuzu haushoch überlegen gewesen und er selbst jetzt um sein letztes Bargeld ärmer geworden war, hatte er die beiden zu einer Runde Wahrheit oder Pflicht herausgefordert. Er musste grinsen. Glücklicherweise hatte er heimlich auf dem Weg nach drinnen seine Flasche, die beiden anderen hatten sich Nachschub geholt, mit Wasser gefüllt und fühlte sich jetzt bereits wieder etwas fitter. Ansonsten hätte die Aktion wohl auch genauso gut in einem Desaster ausarten können. Aber er war nicht Wissenschaftler geworden, weil er dumm war...
 

Bereitwillig hatte er sich von Hidan eine dusselige Pflichtaufgabe nach der anderen aufbrummen lassen. Der Sprung in den eiskalten See war nur eine davon gewesen. Der Jashinist hatte echt aus dem vollen geschöpft: Deidara hatte, als Vegetarier, ein ganzes Steak verdrücken müssen, Gaara als Mutprobe auf den Arsch hauen sollen, sich Wäscheklammern ins Gesicht kneifen sollen, eine Zigarette rauchen müssen und den Rest seiner Flasche auf Ex kippen sollen, wobei die beiden noch immer keinen Schimmer hatten, dass es ja nur Wasser war, aber was tat man nicht alles für die Mission. Und Hidan, dieser Volldepp, hatte sich nicht breitschlagen lassen, auch nur ein einziges Mal „Pflicht“ zu wählen. Und vor wenigen Minuten war es Deidara dann zu bunt geworden. Wenn der Prophet nicht zum Berg kam, dann kam er Berg eben zum Propheten. Mit nur einer einzigen Frage, als Hidan „Wahrheit“ gewählt hatte, hatte der Blonde es dem Jashinisten nicht nur heimgezahlt, sondern auch seine Mission erfüllt. Sein Grinsen wurde breiter. Er hatte von Hidan verlangt, dass dieser sagte in wen er verknallt sei. Wenn Blicke töten könnten... Aber nach einer Ewigkeit, in der sich der Archäologe hatte bitten lassen, gab er es schließlich zähneknirschend zu. Und siehe da, wie erwartet hatte Kakuzu diesem den Kopf NICHT abgerissen. Statt dessen saßen die beiden jetzt knutschend im Speisezimmer.
 

Deidara ließ seinen Blick durch das Wohnzimmer schweifen. Die anderen waren alle hereingekommen, da es draußen... nun, bei sich zu Hause hätte er es wohl als Regen bezeichnet. Sasori hatte es ihm ja vorhin erklärt und er fand es ungemein erstaunlich, was es in dieser Welt so alles gab. Doch zu seinem Unmut fehlte von seinem Rotschopf, wie auch von Konan, jede Spur. Er seufzte. Dann würde er sie halt suchen müssen, immerhin wollte er dem Krieger stolz von seinem Erfolg berichten. Rasch hatte er im unteren Geschoss alle Zimmer inspiziert, doch nirgends waren die beiden Vermissten zu finden. Zähneknirschend ging der Blonde die Treppe herauf nach oben. Was machten die beiden nur so lange und dann auch noch alleine, fernab der gesamten Partygesellschaft? Seine Eifersucht flammte wieder auf, als sei sie nie versiegt gewesen.
 

Plötzlich hörte er aus einem Zimmer eine ihm bekannte Stimme, und begab sich in die Richtung des Geräusches: „Konan, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll! Du bist und bleibst einfach die Beste! Ich... ich... Das ist einfach unglaublich! Ich meine... wow...“ Der Geologe blickte in das Zimmer, aus dem die Gesprächsfetzen kamen. Die Tür stand zwar weit offen, dennoch stockte ihm bei diesem Anblick der Atem. Über das ganze Gesicht strahlend fiel Sasori der Blauhaarigen um den Hals und drückte diese fest an sich. Das hatte er bei ihm noch nie so gemacht... Was war hier geschehen? Wieso konnte Konan seinen Rotschopf so glücklich machen, aber er nicht??? Tränen stiegen ihm in die Augen.
 

Die einstige Hohepriesterin entdeckte den Blonden und lachte diesem fröhlich zu: „Deidara! Gut, dass du hier bist, wir müssen dir etwas sagen...“ Plötzlich schossen alle Sicherungen in dem Geologen heraus. Sie mussten ihm etwas sagen? Mit verschleiertem Blick hörte er sich selbst aufgebracht und wütend schreien: „Ich sehe schon! Ihr seid doch wirklich das Letzte! Scheiße! Lass mich bloß in Ruhe!!!!“ Er machte auf dem Absatz Kehrt und stürmte die Treppe herunter, rannte einen hochgradig verwirrten Neji um und lief blindlings aus dem Haus. Er war ja ohnehin noch von seinem „Bad“ im See nass, da machte ihm dieser Regen oder was es auch immer sein mochte echt nichts mehr aus. Er wollte nur weg! Von Sasori, von Konan, von allem!
 

Erschrocken hechtete Sasori dem Blonden hinterher: „Deidara!“ Er hörte, wie dieser die Haustür hinter sich ins Schloss donnerte und sah Konan fragend an: „Was... habe ich etwas falsch gemacht?“ Sie schüttelte den Kopf: „Nein, sicher nicht! Vielleicht hat er etwas falsch verstanden... Los, geh ihn suchen, sonst holt er sich da draußen noch den Tod, die Wasserung hat begonnen!“ Der Rothaarige nickte nur noch, ehe er ebenfalls los rannte und dem Geologen verzweifelt folgte. Was hatte dieser nur? Es waren doch eigentlich so unglaublich schöne Nachrichten... Oder sah dieser das etwa anders? Er stürmte nach draußen und binnen Sekunden waren seine Haare und seine Kleider durchnässt. Es war ungewohnt dunkel in Atlantis, wie immer, wenn die Wasserung begann. Der Blonde würde sich sicherlich verirren... Doch wohin konnte dieser gerannt sein? Seufzend beschloss er, einfach auf die Macht der Gewohnheit zu vertrauen und den Weg nach Hause einzuschlagen.
 

Deidara mochte einen Vorsprung haben, doch dafür war er um Einiges schneller. Er ließ die Stadt hinter sich und preschte durch den Wald, der sich in ein dunkles, fast freudloses Licht gekleidet hatte. Bestand der Untergrund nicht gerade aus Stein, war dieser matschig, aufgeweicht und verflucht rutschig, doch all das kümmerte Sasori nicht. Verzweifelt sah er sich um, immer wieder nach Deidara rufend, jedoch ohne eine Antwort zu erhalten. Panik erfasste ihn allmählich. Hier draußen konnte dem Blonden so alleine alles mögliche passieren! Er würde es sich nie verzeihen können, sollte es je so weit kommen! Suchend irrte Sasori weiter zwischen den riesigen Pilzen umher, stapfte durch Matsch und über moosigen Stein, dabei nicht hinzufallen versuchend. Immer weiter führte ihn sein Weg in Richtung seines Hauses. Immer wieder brüllte er in die Dunkelheit Deidaras Namen, doch das herabrauschende Wasser schien seine Rufe leichtfertig zu verschlucken. Er betrat den Trainingsplatz, der vor seinem Haus lag und hielt inne. Sein Blick konzentrierte sich auf den Weg, der von seinem Haus aus zum Wasserfall führte. Und tatsächlich... Sehr kurz, aber lang genug, hatte er die blonden Haare in der Dunkelheit aufblitzen sehen. „Deidara!!!“ schrie er noch einmal, ehe er sich wieder in Bewegung setzte und dem Geologen weiter folgte.
 

Dieser blickte kurz über seine Schulter. Nein! Er wollte Sasori nicht hören, nicht sehen und versuchte die verzweifelten Rufe nach ihm zu ignorieren. Das hätte sich der Krieger früher überlegen können. Er würde sicherlich nicht stehen bleiben. Gerade als Deidara wieder geradeaus blickten wollte passierte es: er rutschte aus. In einer rasanten und unaufhaltsamen Schlitterpartie zischte er durch das Dickicht, wurde immer schneller und purzelte schließlich erschöpft die letzten Meter bis zu dem kleinen Strand herab, an dem sie beiden schon so viel Zeit miteinander verbracht hatten. Wieso hatte es ihn eigentlich ausgerechnet hierher gezogen?
 

Die Tränen liefen ihm ungehalten an den Wangen herab. Es hatte ihn aus demselben Grund hierher gezogen wie es möglich war, dass seine Beobachtung bei Itachi ihm so weh tun konnte: weil er Sasori, verdammt nochmal, über alles liebte. Nicht mehr und nicht weniger. Und noch etwas schlimmer fühlten sich die Tränen und sein abruptes Aufbrechen an, als er wieder diese von Angst erfüllte, verzweifelte und auch panische Stimme des Rothaarigen hörte: „Deidara! DEIDARA?!?!“ So klang doch niemand, der einen gerade fallen gelassen hatte... So klang jemand, der sich sorgte, Panik hatte und... der ihn auch liebte. Verwirrt rappelte der Blonde sich wieder auf, nicht wissend, wo ihm der Kopf stehen sollte. Seine Gedanken überschlugen sich. Ohne seine brennende Eifersucht fühlte sich alles so an, als sei sein Verschwinden eine große Dummheit gewesen... Warum nur?
 

Er hörte Sasori durch die Büsche preschen. Nein, noch konnte er diesem nicht gegenübertreten. Er war einfach noch zu verwirrt, zu aufgelöst. Erschöpft setzte er sich wieder in Bewegung. Lief einfach ins Unbekannte, am Ufer des Flusses, zu dem der Bach geworden war, entlang. Büsche, Farne und anderes Grünzeug schlug ihm unerbittlich entgegen, fast so, als wolle es ihn aufhalten, zum Halten bewegen. Doch Deidara rannte weiter. Bis er sich durch eine schiere Wand aus Pflanzen schlug und dahinter erschrocken abbremste. Stolpernd kam der Geologe zum Stehen und erstarrte in seinen Bewegungen. Vor ihm endete der Weg. Steiniger Boden führte noch ein Stück von dem Wald weg, bis auch dieser an einer scharfen Kante einfach endete und das Wasser des Flusses in eine unbekannte Tiefe stürzen ließ.
 

Langsam näherte Deidara sich dem Rand und wischte sich die Tränen aus den Augen, denn das, was sich dort vor ihm auftat, wollte er aus klaren Augen betrachten. Unter ihm fiel in hunderten Metern das Wasser in einen riesigen See, der von einem in allen möglichen rötlichen und violetten Tönen schillernden Wald umgeben war. Wie ein Tal wurde es zu gut 75% von der hohen Steilwand umrandet. Wie bei einem Sonnenuntergang leuchtete dieser Wald hell und wundervoll. Ein frischer und warmer Geruch von frischem Regen stieg dem Blonden in die Nase, den er tief inhalierte und der ihn augenblicklich ruhiger machte. Er wandte seinen Blick zu seiner Linken und stutzte. Dort stand eine Art Sofa, das scheinbar aus Materialien aus dem Wald gefertigt worden war... Es stand genau so, dass man auf ihm sitzen und den herrlichen Ausblick in vollen Zügen genießen konnte. Zumindest wenn es nicht gerade wie aus Eimern regnete. Eine Stimme riss ihn aus seinen Gedanken: „Das sollte eigentlich eine Überraschung werden...“ Ruckartig drehte er sich herum und blickte in Sasoris todtraurige und flehend schauende Augen. Mit großen Augen sah er den Krieger fragend an: „Du meinst... du... das hier... aber...“
 

Der Rothaarige konnte nicht anders, als den Geologen zu sich zu ziehen und diesen fest in seine Arme zu schließen. Es war nicht seine Art und er hätte vor Kurzem auch noch bestritten, dass er zu so etwas überhaupt fähig war. Aber er konnte es nicht ertragen Deidara, sein ganz persönliches Licht, das jede Dunkelheit zu vertreiben fähig schien, so zu sehen. Viel zu groß war die Erleichterung, dass er ihm endlich wieder gegenüberstand, dass diesem nichts passiert war und dass er endlich die Möglichkeit hatte, diese Sache aus der Welt zu schaffen. Der Blonde war nur einige Zentimeter größer als er, doch er genoss es, sein Gesicht in der Halsbeuge des Geologen zu vergraben und harrte so einfach aus. Langsam legten sich schließlich auch die Arme des Anderen um seinen Körper. Leise hörte er Deidara schluchzen, strich diesem beruhigend und zärtlich über das mittlerweile offene, zerzauste und nasse Haar.
 

Der Blonde keuchte erschöpft: „Das ist eine Überraschung von dir für mich?“ Sasori nickte einfach nur. „Aber... was war das eben mit Konan? Ich hatte gedacht, dass... du... mit ihr...“ Vorsichtig löste sich der Krieger aus der Umarmung und sah den Geologen fragend an: „Was? Deidara, ich habe sie um Hilfe gebeten!“ - „Ja, aber was wolltet ihr mir denn dann sagen...?“ Wie dumm kam sich Deidara gerade vor. Er hatte wohl wirklich alles falsch verstanden... Und plötzlich... Sasori lächelte ihn liebevoll an: „Du warst... eifersüchtig?“ Der Blonde seufzte laut auf, nickte aber: „Natürlich! Ich war rasend vor Eifersucht! Mich fasst du nicht einmal flüchtig an und dann erwische ich euch, wie ihr euch glücklich in den Armen liegt! Man! Diese Geheimniskrämerei macht mich völlig fertig!“
 

Beschämt blickte Sasori zu Boden: „Das weiß ich doch. Ich hatte gedacht, dass es dir leichter fällt, wenn ich dich ein wenig in Ruhe lasse...“ - „Wie jetzt was??? Ich dachte du interessierst dich nicht für mich!“ Die beiden sahen sich in die Augen, ehe sie leise anfingen zu lachen. Der Krieger schaffte es als Erster, sich wieder zu artikulieren: „Wir sind beide wohl ziemlich dumm... Vielleicht sollten wir das beim nächsten Mal VORHER klären, damit keine Missverständnisse aufkommen...“ Deidara nickte eifrig und lächelte mit strahlenden Augen: „Das klingt nach einer tollen Idee!“ Er beugte sich leicht nach vorne und legte seine Lippen auf die des Rothaarigen. Wie sehr hatte er dieses Gefühl vermisst! Wie schrecklich war es, dies nicht tun zu dürfen! Wie befreiend war diese Berührung nun, da sie hier im Regen standen und all die Wut, die Angst und die Verzweiflung mit dem Wasser fortgespült wurde!
 

Widerwillig lösten die beiden sich nach einer Weile wieder voneinander. Sasori sah in die tiefblauen Augen, die endlich wieder so viel Leben, so viel Zuversicht und Glück ausstrahlten, ehe er leise raunte: „Weißt du eigentlich wieso ich Konan um Hilfe gebeten habe?“ Der Blonde schüttelte wortlos den Kopf und der Krieger lächelte ganz leicht: „Ich habe gesehen, wie schwer dir das alles mit mir fällt. Meine... Zurückhaltung... Und ja, auch meine Angst... Und um diesen Ausdruck in deinen Augen wieder sehen zu dürfen, der jetzt in ihnen liegt, hatte ich mich entschlossen sie um Hilfe zu bitten.“ - „Aber wie kann sie dir dabei helfen...?“ - „Ich wollte wissen, ob... nun... ich wollte wissen, ob das mit uns richtig und beständig ist... Es hat mir einfach keine Ruhe gelassen, doch jetzt weiß ich, dass...“ Sein Gesicht wurde tiefrot. „Wenn du das auch möchtest, natürlich nur...“ - „Sasori, es gibt Dinge, bei denen ich auch nicht gerne warte!“ Deidara lächelte seinen Rotschopf kess an, der nickte: „Verzeih mir. Ich... ich möchte an deiner Seite sein. Für immer. Und ich habe auch keine Angst mehr, denke ich. Ich möchte dir vertrauen und mich fallen lassen, wenn du mich auffängst...“
 

Der Krieger hatte immer mehr den Blick abgewandt, war noch röter geworden und seine Stimme war zu einem undeutlichen Nuscheln verklungen. Doch Deidara hatte verstanden. Sehr gut verstanden. Zärtlich legte er seine Hand auf die glühende, aber feuchte Wange seines Gegenüber und drehte dessen Kopf wieder in seine Richtung zurück, ehe er den Rothaarigen anstrahlte und hauchte: „Das werde ich! Ich liebe dich!“ Seine Hand glitt in den vom Regen ebenfalls völlig nassen Nacken seines Gegenüber und zog das Gesicht des Kriegers zu sich, bis sich ihre Lippen abermals trafen. Dieses Mal jedoch noch gelöster, noch sehnsüchtiger. Deidara schloss die Augen und öffnete leicht seinen Mund, um Sasoris Lippen mit seiner Zunge um Einlass zu bitten, der ihm ohne Zögern gewährt wurde. Und wieder krallte sich sein Rotschopf in sein Hemd, während sie ihre Zungen zärtlich und gefühlvoll miteinander tanzen ließen.
 

Deidara beschloss, alles auf eine Karte zu setzen. Er wollte nicht mehr warten, sondern endlich den Schritt tun, der ihm zeigen würde, dass Sasori ihm wirklich vertraute und seine Angst überwunden hatte. Der Blonde zog den Rothaarigen noch etwas näher zu sich, indem er seine freie Hand auf dessen unteren Rückenbereich legte und diesen so an sich drückte. In ihren Kuss legte er immer mehr Leidenschaft, die zögerlich erwidert wurde. Ohne diesen zu lösen glitt seine Hand, die in Sasoris Nacken ruhte, über den Hals, den Arm und die Seiten weiter herunter, bis sie an der Hüfte des Kriegers ankam und sich einen Augenblick lang in den durchnässten Stoff grub. Wie von einer Droge benebelt merkte er, dass der Rothaarige zwar etwas angespannt war, aber nicht den Eindruck erweckte, als würde er es dieses Mal wieder plötzlich abbrechen.
 

Zuversichtlich ließ er seine Hand über die Seite von Sasoris Oberschenkel gleiten, um diesen kurzerhand anzuheben und um seine Taille zu dirigieren. Der Krieger keuchte auf, als sich ihre Körpermitten durch diese neue Position eng aneinander drücken. Zufrieden lauschte Deidara diesem Geräusch, ehe er ihren Kuss verlangend fortsetzte, während seine Hand ihre Erkundungstour fortsetzte. Sie schob sich unter den durchgeweichten Stoff der Robe, der an dem Oberschenkel um seinen Körper klebte. Zentimeter für Zentimeter spürte er seine Fingerkuppen über die weiche und feuchte Haut gleiten, an der Seite des Beines entlang, bis er sich nicht mehr zurückhalten konnte. Er musste es einfach riskieren! Langsam schob sich seine Hand schließlich auf den Hintern, den dieser Stoff nur so sporadisch verdeckte. Plötzlich stöhnte Deidara auf und warf den Kopf in den Nacken, während Sasori sich noch ein wenig fester in dessen Hemd krallte und abermals aufkeuchte.
 

Der Blonde konnte es nicht fassen! Dieser schwarze Stoff war tatsächlich alles, was ihn jemals von dem Hintern getrennt hatte! Seine Finger glitten über die bloße Haut und ließen den Geologen regelrecht erschaudern. Damit hatte er nicht gerechnet. Und dieses Gefühl war Sünde pur! Reine Lust durchflutete ihn. Er wollte Sasori. Und das auch jetzt und hier. Bis auf ihre Berührungen war ihm alles egal geworden. Der Regen, der Ausblick, selbst der harte Stein, auf den er sich schließlich mit seinem Rotschopf im Arm einfach fallen ließ. Sein Herz begann immer schneller zu schlagen. Hitze überflutete ihn innerlich und sammelte sich immer mehr in seiner Körpermitte, die er fest an die des Kriegers presste und leicht zu bewegen begann.
 

Sasori riss die Augen auf. Selbst wenn er gewollt hätte, das Stöhnen, welches er von sich gab, kam so schnell und unvorhersehbar, dass er es nicht aufhalten konnte. Er blickte zum Blonden auf, der auf ihm saß und ihn wieder in einen feurigen und leidenschaftlichen Zungenkuss verwickelte. Dieser übertraf alles, was der Rothaarige bisher erlebt hatte. Er konnte das Verlangen und die Sehnsucht mit jeder Berührung, mit jedem Seufzer spüren. Bei ihm lösten diese Berührungen ganz neue Dinge aus. Die angenehme Übelkeit, die er bereits damals in der Unterwasserhöhle verspürt hatte, übermannte ihn wieder. Dieses Mal jedoch war sie um ein vielfaches intensiver und stärker, erfüllte zunächst seinen gesamten Körper, um sich schließlich dort zu fokussieren, wo sich ihre Körpermitten immer fester aneinander drückten und rieben. Er vergrub seine Hände in dem nassen blonden Haar, während die Deidaras sein Diadem achtlos zur Seite warfen und ihm den schwarzen, durchnässten Stoff von den Schultern strich.
 

Wieder entglitt ihm ein Keuchen, als eine der Hände des Blonden plötzlich über seine Brust glitt. Dort schien sie jedoch nicht verweilen zu wollen und wanderte weiter über seinen Bauch herab. Fast enttäuscht merkte Sasori, wie Deidara das Becken ein Stück hob und fragte sich, was dieser nun vorhatte. Aus dem Keuchen wurde urplötzlich ein lautes Stöhnen, als er die langen schmalen Finger auf einmal unter seiner Robe zwischen seinen Beinen spürte. Grazil legten sie sich um ihn und nie in seinem Leben hatte er geglaubt, dass diese Stelle an ihm so ungemein empfindlich auf eine ganz einfache Berührung sein könnte. In einer Welle aus Hitze und Verlangen bäumte er sich unter dem Blonden auf.
 

Deidara löste den Kuss und betrachtete das lustvolle Gesicht seines Rotschopfes, während er dessen Männlichkeit noch etwas fester griff. Es war ein wundervoller Anblick, wie der Krieger sich ihm tatsächlich mit Haut und Haar hinzugeben schien und diese verboten anregenden Geräusche von sich gab. Dieses Mal gab es für sie beide kein Zurück mehr, kein Halten und keine Angst. Von Lust erfüllt streifte Deidara Sasori die Robe nun ganz vom Körper, ließ dabei seine Finger über jeden vom Regen feuchten Millimeter gleiten, den seine Hände dabei passierten. Etwas unsicher, aber durch die Lust geleitet, knöpfte der Rothaarige das Hemd seines Gegenüber auf. Was auch immer ihn hier und jetzt erwarten mochte, es konnte nur etwas Wundervolles sein. Die Krönung dessen, was sie sich bisher gegenseitig gegeben hatten, und von dem er sich eigentlich keine Steigerung mehr hatte vorstellen können. Doch dieses Feuer, das durch seine Adern schoss, diese Sehnsucht nach dem Anderen und das Vertrauen, das Deidara ausstrahlte ließen ihn schon jetzt wissen, dass es doch möglich war.
 

Ließen seine Augen über den mittlerweile entblößten Körper des Blonden gleiten und feststellen, dass es derselbe Anblick wie nach dem Training unter der Dusche mit den anderen war und doch ein völlig anderer. Diesem Körper wollte er so nahe sein, wie es ihm nur möglich war. Keine Flucht mehr. Keine Angst. Nein. Eine Vereinigung, eine nie erlebte Nähe, die ihm bereits jetzt den Verstand raubte. Und während die zwei fremden Hände verlangend, leidenschaftlich und dennoch so unendlich liebevoll über seinen Körper strichen wurde Sasori endgültig klar, dass er Konan gar nicht gebraucht hätte, um sich über richtig oder falsch klarzuwerden. Niemals würde er jemandem außer Deidara das Recht geben, ihn so zu berühren, so anzusehen und so zu spüren. Niemals würde er einen anderen außer Deidara so vertrauen, sich so hingeben und so verfallen sein. Das war weit mehr, als einfach nur körperliches Verlangen. Das war eine Hingabe in Liebe...

Ernüchterung

Itachi stand an seiner Haustür, die er vor wenigen Augenblicken geöffnet hatte und doch wirkte der Anblick noch immer mehr als befremdlich und merkwürdig. Vor ihm standen Deidara und Sasori. Der Rothaarige mit abgewandtem Blick und einer bisher für den Hausherren unbekannten Röte im Gesicht. Der Geologe wiederum grinste so breit, dass man meinen könnte, er habe irgendwelche Substanzen zu sich genommen und quietschte fröhlich: „Naaa, auch bereit zum Aufräumen?“ Der Schwarzhaarige hob skeptisch eine Augenbraue und nickte verhalten: „Sicher, die Anderen sind schon da... Kommt rein.“ Er trat zur Seite, wartete bis die Beiden im Flur standen und schloss die Tür. Mit einer Hand deutete er in Richtung Wohnzimmer: „Kann ich euch etwas anbieten? Frühstück oder etwas zu trinken?“
 

Noch ehe Deidara etwas sagen konnte, schüttelte Sasori rasch den Kopf und knurrte noch immer rot im Gesicht: „Nein. Wir sind hier um aufzuräumen, nicht um Wurzeln zu schlagen... Außerdem haben einige von uns schon reingehauen, wie ein ausgehungerter Raptor...“ Unaufmerksam lief Itachi beinahe vor den Schuhschrank, als er irritiert Deidara angestarrt hatte nach dieser Ansage. Der Blonde nämlich grinste tatsächlich noch breiter als vorher und sah seinerseits den rothaarigen Krieger irgendwie schelmisch an. Und Sasori schließlich entdeckte den bohrenden Blick des Schwarzhaarigen, woraufhin er sich mit tiefrotem Gesicht über ebendieses wischte und laut seufzte. Er brummte: „Geht schon einmal vor, ich bin eben zur Toilette...“ Eilig drehte er um und ging ein paar Schritte in die andere Richtung, ehe er hinter der WC-Tür verschwand.
 

Der Schwarzhaarige blieb stehen, ehe sie das Wohnzimmer erreicht hatten, sah Deidara völlig verwirrt an und raunte leise: „Also gut: was ist hier denn los? Diesen Blick kenne ich doch...“ Der Geologe konnte machen was er wollte, doch aufhören zu grinsen gehörte da zu seinem Bedauern nicht mit bei. Mit rötlichen Wangen hauchte er grinsend: „Ach ja? Woher willst du den bitte kennen und was meinst du soll er dir sagen?“ Itachi seufzte: „Wie du willst... Erstens bin ich ein bisschen älter als du und nicht blöd. Zweitens habe ich dasselbe dämliche Grinsen vor zwei Jahren bei meinem kleinen Bruder schon einmal sehen dürfen. Und drittens war ich, wie du dich vielleicht erinnern kannst, bei deinen Gesprächen mit Konan dabei und weiß worum es dabei ging. Also versuche mir keinen Bären aufzubinden. Denn viertens habe ich in den beinahe zehn Jahren, in denen ich Sasori kenne, ihn noch nie, NIE!, SO gesehen!“
 

Kurz grummelte der Geologe, verschränkte die Arme vor der Brust und sah beleidigt weg. Doch ebenso schnell kehrte das Grinsen einfach wieder zurück und er seufzte: „Verflixt, sieht man mir das wirklich so gut an?“ - „Besser noch.“ - „So ein Mist! Aber ja, du hast Recht...“ Der Schwarzhaarige lächelte zufrieden und klopfte Deidara auf die Schulter: „Freut mich. Aber du solltest dich ein bisschen zusammenreißen, damit nicht alle anderen auch gleich Bescheid wissen...“ Der Geologe nickte lächelnd: „Ich versuche es. Aber sag es ihm nicht, dass du es weißt. Sasori ist da so furchtbar empfindlich... schlimm genug, dass ich jetzt wieder so tun muss, als wäre nie etwas gewesen...“ - „Gib ihm Zeit, Deidara. Er wird schon aus sich herauskommen. So ein introvertierter Mensch wie er braucht aber eben sehr viel Zeit, um sich so vor anderen Menschen zu präsentieren.“ Der Blonde nickte und lächelte dankbar: „Das ist wahr... Danke. Vermutlich vergesse ich einfach manchmal, dass es eigentlich eine zutiefst vertrauenswürdige Geste ist, dass ich diese Seite an ihm erleben darf, als Einziger.“ Auch Itachi nickte: „Und das ist sie! Versuche dich einfach manchmal daran zu erinnern. Und jetzt komm, der Mist räumt sich nicht von alleine auf...“ Die beiden setzten ihren Weg ins Wohnzimmer fort, wo Deidara die anderen begrüßte und direkt, nach Möglichkeit ohne bekifftes Grinsen, an den Aufräumarbeiten beteiligte.
 

Sasori hatte sich mittlerweile zum dritten Mal das Gesicht in das eiskalte Wasser gehalten, doch nur langsam verschwand dieser verräterische Rotton auf seinen Wangen. So konnte er seinen Leuten doch nicht unter die Augen treten! Mal abgesehen davon, dass er lächerlich aussah war ihm die Gefahr zu hoch, dass irgendjemand sehen konnte, was er getan hatte. Er lehnte erschöpft die Stirn an den Spiegel und seufzte. Was er auch tat und so oft er sich daran erinnerte wie schön es war, so kam dennoch jedes Mal auch ein Gefühl von Schuld in ihm auf. Er hatte eine wichtige Regel gebrochen. Warum nur konnte er diese wundervolle Nähe, dieses vertrauensvolle Erlebnis nicht einfach als solches genießen? Statt dessen hörte er regelrecht die Stimme Tsunades in seinem Hinterkopf, die ihn mit entsetzten und abschätzigen Augen ansah und immer wieder aus der hintersten Ecke seines Bewusstseins brüllte: „Du hast mich zutiefst enttäuscht! Du hast die Regeln meines Reiches verletzt und bist diesem daher nicht mehr würdig! Du hast gegen das Gesetz verstoßen! Los, übergib uns deine Uniform und verlasse dieses Reich!“
 

Ohne dass er es merkte, vermischten sich dieses Bild und diese eingebildeten Worte mit etwas Anderem, Vergangenem. Tsunade wurde undeutlich vor seinem inneren Auge. Gelegentlich meinte er gar, auch seine Großmutter erkennen zu können. Mit seiner eigenen Stimme tadelte dieser Wust, dieses Chaos weiter: „Du hast gegen das Gesetz verstoßen! Du hast sie umgebracht! Du hast die Nachfolgerin auf dem Gewissen! Du musst Repos verlassen! Du musst Atlantis verlassen! Egal wo, du bist ein Monster! Ich liebe dich, aber du musst gehen! Wir lieben dich, aber wir haben keine Zeit! Wir schätzen dich, aber du hast uns enttäuscht! Wir kennen dich nicht, aber wir hassen dich! Ich liebe dich, aber ich vertraue dir nicht (sonst müsste ich nicht eifersüchtig sein)!“
 

Verzweifelt presste Sasori seine Hände auf die Ohren, auch wenn er tief in sich wusste, wie unsinnig diese Handlung war. Die Stimme verklang nicht. Sie würde es wohl nie. Haltlos sprach sie all das, was er bereits gehört hatte, was er vielleicht gehört haben könnte und was er sicher irgendwann hören würde. Er wusste es nicht mehr. Er konnte es nicht mehr unterscheiden. Doch war es überhaupt nötig, wenn er es eh bald hören würde? Hatte er es nicht schon gehört? Wie es auch war, er litt. Höllenqualen. Alles, vor dem er Angst hatte, bündelte sich in dieser Stimme, die ihn ohne Rücksicht niedermachte. Seine eigene Stimme, die ihm deutlich machte, wie schlecht er war. Er selbst, der diesen kleinen Funken in sich nicht mehr erkannte, der ihm mit liebevollem Ton sagte, dass er ihn liebte. Das blonde Licht war zu schwach, als dass es sich gegen diese Welle an Dunkelheit durchzusetzen fähig wäre.
 

Zitternd sah Sasori auf und betrachtete sich im Spiegel. Seine Schuld stand ihm doch ins Gesicht geschrieben, oder nicht? Jeder konnte es doch sehen, was er getan hatte. Oder? Was sah er dort nur? Wen sah er? Gleichermaßen das Monster, wie den kleinen Jungen, wie auch den glücklichen Geliebten. Doch das konnte nicht sein. So etwas konnte es nicht geben! Welcher dieser Anteile, die er sah, war wirklich echt? War es überhaupt einer? Wer war er denn? Was wollte er sehen? Erschöpft keuchend geriet der Rothaarige allmählich in Rage. Ja, das war die Frage. Was wollte er sehen? Er wünschte sich nichts mehr, als endlich einen glücklichen Menschen in diesem Spiegel zu entdecken. Gleichwohl tadelte ihn das Monster, das ihm entgegensah, Lügen. Ein Monster durfte nicht glücklich sein! Und einem Krieger sollte es egal sein, ob er glücklich war. Und ein kleiner Junge verstand nicht, was Glück eigentlich war.
 

Aufgebracht schrie Sasori auf, ehe seine Faust auf sein eigenes Gesicht zu schnellte, und der Spiegel unter einem lauten Krachen in tausende Splitter zerbarst. Die Scherben fielen klirrend zu Boden und der Rothaarige klammerte sich keuchend am Waschbecken fest. Blut sickerte aus unzähligen Schnittwunden von seiner Hand und färbte diese und das Becken in seiner unverkennbaren Farbe. Allmählich verstummte die Stimme in ihm. Er seufzte. Nein. Sie sprach nur wieder leise genug, um auch andere Dinge wieder verstehen zu können. Es war ein Aufschub der Anklage, aber kein Freispruch.
 

Plötzlich klopfte es an der Tür und Deidaras besorgte Stimme drang durch sie hindurch: „Sasori? Ist alles in Ordnung bei dir?“ Der Krieger atmete einmal tief durch, ehe er die Tür öffnete und entschuldigend hinaus blickte. Hinter Deidara standen auch Itachi, Nagato und Konan. Sasori lächelte gequält und deutete hinter sich: „Ich... bin ausgerutscht und wollte mich festhalten. Dabei habe ich leider den Spiegel zerdeppert... Tut mir wirklich Leid!“ Der Schwarzhaarige machte sich einen raschen Überblick und winkte schließlich ab: „Mach dir keine Sorge, ist halb so schlimm.“ Plötzlich kreischte der Geologe auf: „Um Himmels Willen, deine Hand!“ Sasori blickte zu dieser herab und sah, wie das Blut auf den Boden tropfte: „Oh nein. Erst mache ich den Spiegel kaputt und dann die Sauerei...“ Er griff sich ein Handtuch und wickelte es um seine Hand. Deidara stemmte die Hände in die Hüfte und schimpfte: „Was redest du da für einen Unsinn? Den Mist kann man wegwischen! Mir ging es da drum, dass du dich verletzt hast!“ Dem Blick ausweichend murmelte der Rothaarige: „Sieht schlimmer aus, als es ist...“
 

Nagato deutete zur nächsten Zimmertür: „Komm mit, ich habe was zum Flicken dabei.“ Er ging los und ehe Sasori protestieren konnte, wurde er von Deidara an der unverletzten Hand genommen und hinter dem Wissenschaftler hergezogen. Itachi und Konan kehrten derweil zu den anderen zurück und widmeten sich wieder den anstehenden Arbeiten.
 

Während Nagato in seiner Tasche nach den gesuchten Utensilien suchte, nahmen Sasori und Deidara auf dem Bett Platz. Der Blonde musterte seinen Rotschopf besorgt und fragte sich, wie man mit der geballten Faust im Fall einen Spiegel treffen würde, wenn man einfach ausrutschte. Er strich dem Krieger sanft über die Wange und flüsterte: „Was ist los mit dir, ich mache mir Sorgen...?“ Einer Antwort oder Reaktion machte Nagato allerdings einen Strich durch die Rechnung. Rasch zog der Blonde seine Hand zurück und wartete, bis sein Kollege den Verbandskasten auf dem Bett abgestellt hatte. Er lächelte diesem freundlich zu: „Ich mache das schon. Geh du schon mal zu den anderen zurück, wir kommen gleich nach...“ Der Angesprochene tauschte einen intensiven Blick mit dem Blonden aus, bis er schließlich nickte: „Gut. Lass den Kasten dann ruhig liegen, ich räume ihn später weg.“ - „Danke.“ - „Nichts zu danken.“ Er verließ das Zimmer und schloss mit einem Lächeln auf den Lippen die Tür hinter sich.
 

Deidara nahm vorsichtig Sasoris verletzte Hand und entfernte das Handtuch, welches er sich kurzerhand auf den Schoß legte und die Hand obendrauf. Er sah seinen Rotschopf an und hauchte: „Also nochmal: Was ist los mit dir? Du bist nicht ausgerutscht.“ Er griff zu einem alkoholgetränkten Tüchlein und tupfte behutsam das Blut vom Handrücken. Der Krieger seufzte: „Mach dir keine Sorgen...“ - „Das ist meine Sache, ob ich mir Sorgen mache oder nicht! Und das tue ich! Verdammt, ich möchte dir helfen, versteh das doch endlich!“ So langsam kamen die noch in der Haut befindlichen Splitter zum Vorschein. Sasori wandte den Blick ab und hauchte erschöpft: „Deidara, es fällt mir wirklich sehr schwer darüber zu sprechen... es ist mir fast unmöglich... Ich... will es versuchen...“ Er atmete tief durch, während der Blonde vorsichtig mit einer Pinzette die Scherben aus seiner Hand fischte und aufrichtig beeindruckt war, dass sein Rotschopf nicht einmal zuckte.
 

Leise murmelte der Krieger schließlich: „Weißt du... wie erkläre ich das? Ich dachte, dass ich meine Angst überwunden hätte, aber so leicht lässt sich diese wohl doch nicht abschütteln... Ich hoffe, dass du jetzt nicht enttäuscht bist...“ Deidara sah verwirrt auf: „Enttäuscht? Wie kommst du denn auf die Idee?“ Sasori sagte nichts, sondern sah ihn einfach nur unendlich hilflos und verloren an. Diese Augen sprachen mal wieder Bände. Sein Rotschopf hatte wirklich nicht damit gerechnet, dass eine tiefgreifende Angst immer mal wieder aufflammt. Er ließ kurz von der Hand ab und zog das traurige Gesicht zu sich, um diese Unsicherheit mit einem zärtlichen Kuss zu vertreiben.
 

Als sie sich wieder voneinander lösten strich der Blonde wieder sanft über die glühende Wange des Kriegers und hauchte liebevoll: „Aber Sasori. Ich bin nicht enttäuscht. Es ist ganz normal, dass einen eine solche Angst immer mal wieder einholt. Das wird auch in Zukunft hin und wieder passieren. Und wenn das in Zukunft wieder passieren sollte, dann komm sofort zu mir. Ich bin für dich da, immer! Zusammen werden wir der Angst schon zeigen, dass sie hier nichts zu suchen hat.“ Glücklich beobachtete er, wie sich die geliebten Lippen seines Gegenüber zu einem seichten Lächeln formten und sprachen: „Ich habe wohl noch mehr zu lernen, als ich dachte. Ich war so wütend darüber, dass ich wieder damit anfing. Also habe ich kurzerhand den Spiegel zerschlagen...“ Zärtlich hauchte der Blonde Sasori einen weiteren, aber kleinen Kuss auf den Mund und schmunzelte: „Keine Sorge, ich werde es Itachi nicht verraten.“ Er zwinkerte seinem Rotschopf zu, ehe er die letzten Splitter aus der Hand entfernte und schließlich einen Verband um die versehrten Stellen band.
 

Zufrieden betrachtete er schließlich sein Werk und lächelte: „So, fertig. Sieht doch gar nicht mal schlecht aus.“ Erst jetzt, da er aufsah, fiel ihm auf, dass Sasori ihn die ganze Zeit angesehen hatte und wieder einen blassrosanen Ton um die Nase trug. Fast lautlos hauchte der Rothaarige: „Danke...“ Ehe Deidara antworten konnte, wurde er von seinem Rotschopf überrascht. Immens überrascht! Zum ersten Mal, seit sie in der Unterwasserhöhle gewesen waren, beugte der Krieger sich zu ihm vor und begann einen Kuss. Zwar unendlich vorsichtig und schüchtern, aber er tat es. Der Geologe war froh, dass er saß, so weich ihm die Beine bei diesem Gedanken wurden. Er spürte, wie Sasori sich wieder zurückziehen wollte, doch er war schneller und legte diesem seine Hand in den Nacken, blickte tief in die leicht funkelnden und unsicheren Augen, bis er diese zaghafte Annäherung mit einem leidenschaftlichen und doch unendlich liebevollen Zungenkuss erwiderte. Sasori konnte ruhig wissen, dass er diesen kleinen Schritt wahrgenommen hatte und wie sehr er sich darüber freute.
 

Doch mal wieder störte irgendetwas in einem solch wundervollen Augenblick. Es klopfte und eine aufgeregte Stimme war zu hören. Die beiden lösten sich voneinander und Sasori sprang zur Tür, öffnete diese und schaute, ganz Krieger, nach dem Rechten. Deidara seufzte laut auf. Er musste unter einem Fluch stehen oder so etwas! Wieso eigentlich immer dann, wenn es gerade schön war? Wenn er alle Sorgen mal für ein paar Sekunden vergessen hatte und sein Rotschopf auf dem besten Wege zu neuen Schritten war? Das war mies! Irgendjemand musste ganz klar etwas gegen ihn haben! [Gar nicht wahr ^.^ Beschwer dich mal nicht so :P]
 

Wieder seufzte er, ehe auch er in den Flur folgte und den Grund für den Aufruhr rasch entdeckte: Hinata. Die junge Priesterin hechelte regelrecht und versuchte während des Luftholens zu erklären: „Yondaime... will... Tsunade sprechen... ist sehr... aufgebracht... wir müssen... Sasori... Konan... ich weiß nicht... was ich ihm sagen soll...“ Konan nickte der Schwarzhaarigen zu: „Ja, ist gut. Wir kommen...“ Eine eher ungewohnte Stimme zerschnitt die Luft regelrecht, als sie ertönte: „Ich komme auch mit!“ Alle drehten sich in Richtung Wohnzimmer um. Gaara stand in der Tür und hatte die Arme vor der Brust verschränkt: „Was? Er ist immerhin mein Vater und ich habe da noch die ein oder andere Frage...“ Wieder nickte die einstige Hohepriesterin: „Wir sollten wahrscheinlich am Besten alle gehen. Dann können wir ihm auch unsere Gäste vorstellen, immerhin ist er ein Diplomat und damit ein politischer Gast, dem wir so freundlich wie möglich gegenübertreten sollten. Kommt!“
 

Knapp 15 Minuten später saßen die Elitekrieger, die Wissenschaftler, Sakura und Konan und letztlich auch Kabuto gemeinsam mit dem eccalianischen Oberhaupt an der großen Tafel, hatten die Gäste miteinander bekannt gemacht und überlegten nun, wie sie den Wünschen Yondaimes am Besten nachkommen konnten. Dieser lehnte sich zurück und verschränkte die Arme: „Wie ihr es zu tun pflegt, ist mir einerlei. Ich möchte mit dem Oberhaupt oder einem Vertreter sprechen. Immerhin bin ich der Herrscher von Eccalia und sehe es nicht ein, mich mit dem gemeinen Fußvolk zufrieden zu geben, woher dieses auch kommen mag.“ Mit Magenschmerzen beobachtete Sasori, wie Kabuto sich zum Sprechen erhob und in die Runde blickte: „Dann sollten wir dem Wunsch doch einfach nachkommen. Ich schlage vor, dass wir uns zurückziehen und einen Vertreter für Tsunade wählen, ganz demokratisch. Immerhin kann sie keine Vertretung benennen.“
 

Sakura nickte: „Dem Vorschlag schließe ich mich an. Ich würde sagen, als Wahlgremium sollten sich Sasori, Konan, Kabuto und ich beraten. Spricht da etwas gegen?“ Sasori war im Begriff einen Einwand einzuschieben, wurde jedoch von Konan zurückgehalten. Sie sah ihn ernst an und schüttelte den Kopf: „Eine Wahl ist allemal besser, als wenn Kabuto hier einfach macht, was er will. Und bleibt unter diesen Umständen keine andere Wahl, als den Vorschlag anzunehmen. Immerhin sind wir im Notfall zwei gegen zwei...“ Der Rothaarige schnaubte, sah allerdings schließlich auf und knurrte, ohne sein Missfallen zu verbergen: „Wenn es sein muss, von mir aus.“ Die Blauhaarige nickte: „Auch ich erkläre mich damit einverstanden.“ Zufrieden lächelte der Schriftmeister: „Schön, dann sollten wir uns beeilen. Wir wollen unseren verehrten Gast aus Eccalia ja nicht unnötig warten lassen.“ Die vier erhoben sich. Ehe sie jedoch in den Nebenraum verschwinden konnten, erhob Yondaime noch einmal seine Stimme: „Ihr wollt mich doch nicht hier alleine lassen inmitten dieser fremdartigen Menschen?“
 

Seufzend wandte Sasori sich noch einmal um und sah die Runde streng an: „Itachi, ich übergebe dir das Kommando so lange. Gebt auf unseren Gast Acht. Und Nagato, ich würde dich und die anderen bitten so lange den Saal zu verlassen. Die Mädchen sind draußen, sie werden sich um euch kümmern. Sagt Hinata, dass ich euch geschickt habe.“ Die Angesprochenen nickten. Nagato und der Rest der Oberweltler verließen, wie gewünscht, den Saal, ebenso wie Konan, Sasori, Sakura und Kabuto, bis schließlich nur noch die Elitekrieger und Gaaras Vater am Tisch saßen und sich eine angespannte Stille über sie legte. Geradezu elektrisch aufgeladen schien die Luft, die zwischen Vater und Sohn durch Blicke regelrecht aufgespießt und durchtrennt wurde.
 

Yondaime erhob sich und schritt langsam um die Tafel herum, ohne auch nur eine Sekunde den Blick von seinem Sohn zu nehmen. Seine Schritte hallten durch den Saal, waren das Einzige, was den Raum mit Klang zu füllen schien. Bis der Herrscher Eccalias schließlich schief lächelte und einen bewusst wehmütigen Ton versuchte aufzulegen. Dies gelang ihm nur bedingt, jeder Anwesende konnte hören und spüren, dass diese Worte nicht mehr als hübsch verpackt waren, aber keinesfalls wirklich aus Aufrichtigkeit gesprochen wurden: „Es ist mir eine Freude dich wiederzusehen, mein Sohn. Mir ist zu Ohren gekommen, dass du ein vortrefflicher Kämpfer geworden bist.“ Er lachte einmal kurz und trocken auf. „Aber das kann wohl kaum sein... immerhin unterliegt diese sogenannte Elite nicht deinem Befehl, nicht wahr? Wie enttäuschend. Ich wusste, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe, als ich dich und deine Geschwister fort gab. Die Schande hätte ich nicht ertragen...“
 

Gaaras Blick wurde tödlich. Durchdringend, hasserfüllt und schlichtweg absolut tödlich. Er knurrte: „Die weit größere Schande wäre gewesen, wenn deine Kinder dir freiwillig den Rücken gekehrt hätten.“ Yondaimes Augen blitzten wütend auf: „Wie redest du mit mir?“ - „Wie es dir gebührt...“ Plötzlich ging alles blitzschnell. Der eccalianische Herrscher trat an seinen Sohn heran und griff diesen am Kinn. Itachi sprang auf und legte die Klinge seines Schwertes an Yondaimes Hals. Doch Gaara funkelte seinen Kollegen an und grollte: „Halt dich da raus!“ Langsam und mit durchdringendem, skeptischen Blick ließ der Schwarzhaarige sein Schwert sinken und setzte sich ebenso langsam wieder hin. Seine Augen ruhten jedoch ununterbrochen auf dem Rothaarigen und seinem Vater.
 

Yondaime zischte seinen Sohn regelrecht an: „Sieh mal einer an, die scheinen ja doch wie kleine Hündchen auf dich zu hören... Hätte ich nicht erwartet. Wie mir scheint, könntest du doch der Aufgabe gewachsen sein, deine Heimat, unser Reich, gebührend zu verteidigen. Nur der Beste verdient diese Aufgabe. Bei deinem Bruder hatte ich längst die Hoffnung aufgegeben und deine Schwester... was soll eine Frau schon ausrichten? Zumal die beiden nicht über deine Fähigkeiten verfügen...“ Er strich seinem Sohn lieblos über die Wange und lachte leise: „Wäre deine Mutter nicht schon tot, dann würde sie vielleicht so langsam Gefühle für dich entwickeln können.“ Gaaras Blick wurde schlagartig glasig und sein Geist schien in weite Ferne zu rücken. Seine Mutter...
 

Wie oft hatte er gehört, dass ihr Tod seine Schuld war. Wie oft hatte er gehört, dass sie ihn dafür verachtet hatte. Wie oft hatten Kankuro und Temari von ihr als gütige und liebevolle Mutter gesprochen. Nur er, er hatte sie niemals erleben dürfen, denn er hatte sie auf dem Gewissen und dafür hatte sie ihn verachtet. Dafür hatte sein Vater ihn verachtet. Dafür hatte er seine gesamte Kindheit, gar sein ganzes Leben, nur damit verbracht stärker zu werden. Die Liebe seiner Mutter würde er niemals erfahren oder zurückgewinnen können. Doch er konnte durch seine Stärke allen zeigen, dass er zu beschützen fähig war. Nicht einfach nur ein Bote des Todes. Nicht einfach nur ein Wahnsinniger, dessen Sand niemanden an ihn heranließ. Nicht einfach ein Irrer, dem pure Absicht hinter den Sandattacken nachgesagt wurde. Aber sie hatten ihn ja einfach nicht in Ruhe lassen können. Und so gerne er es aufgehalten hätte, er hatte über dieses Element nur bedingt Kontrolle. Wurde er angegriffen, so hatte der Sand stets eigenmächtig gehandelt. Und schließlich hatte er gar andere Kinder beim Spielen getötet...
 

Es war doch nur ein Unfall gewesen. Doch was hatte er damals schon zu sagen? Rein gar nichts. Sein Vater hatte die Macht und beschlossen, dass er eine Gefahr für ganz Eccalia war. Was stimmte. Doch die Verbannung hatte ihm seinen gesamten Lebenssinn genommen. Er war erzogen worden dafür zu trainieren, das Reich mit aller Kraft zu verteidigen. Statt dessen hatte er eccalianische Bürger getötet. Wozu war er also gut? Was war sein Sinn, seine Aufgabe in dieser Welt? Atlantis hatte ihm zwar keine Antwort, aber eine ausweichende Möglichkeit geboten. Statt Eccalia beschützte er nun Atlantis, mit Haut und Haar, mit Leib und Seele. Er hatte seinen richtigen Platz noch nicht gefunden, auch wenn so manche Narbe dennoch in seiner neuen Heimat langsam ein wenig geheilt war. Auch wenn er einen Respekt erfahren hatte, der ihn so akzeptierte, wie er war. Naruto hatte das immer wieder als Freundschaft bezeichnet.
 

Gaara blickte zu seinem Vater auf und knurrte: „Was soll das? Immerhin war sie sogar fähig ein Monstrum wie dich zu lieben...“ Er glaubte selbst nicht daran, doch eines wusste er: er würde seinem Vater sicherlich nicht den Erfolg gönnen, ihn beleidigt oder verletzt zu haben. Die Zeiten waren längst vorbei und unter einer dicken Eisschicht begraben, die er nur an Stellen hatte leicht antauen lassen, an denen er es für gefahrlos hielt. So hatte sein eigener Vater ihn erzogen, der ihn nun hasserfüllt ansah. Es war auch nicht nötig, auch nur eine Frage seinerseits zu stellen. Das ganze Verhalten Yondaimes hatte mehr Fragen beantwortet, als er zu stellen hergekommen war.
 

Sein Vater spie die Worte fast aus, als er schließlich sprach: „Bastard! Aber absolut gefühllos. Da hat mein Training ja doch zu einem Erfolg geführt. Komm zurück, Sohn, und werde der Retter deiner Heimat! Atlantis ist ohnehin dem Untergang geweiht! Eure auch so tolle Waffe wird in die Hände anderer geraten und dann zieht dieses arrogante Volk den Schwanz ein, da es ansonsten keine Schnitte mehr gegen die anderen hat!“ Nun stand Gaara auf und stellte sich seinem Vater gegenüber. Er war nicht mehr der niedergedrückte Sohn, er war ein stolzer Atlanter geworden. Mit erhobenem Haupt raunte er scheinbar lustlos: „Du langweilst mich. Ich bin einer der Retter meiner Heimat: Atlantis. Sasori war ein besserer Lehrmeister, als du jemals sein wirst. Meine Truppe ist eine bessere, als es je eine aus Eccalia sein könnte. Ich gehöre hierher, unterstehe mit Stolz und Ehrgefühl Sasoris Befehl und werde jeden ohne mit der Wimper zu zucken töten, der es wagen sollte Atlantis anzugreifen. Feinde von Atlantis sind auch meine Feinde. Zur Not würde ich auch deinem Leben ein Ende setzen, Vater, wenn du meine Heimat bedrohst!“
 

Heimlich zog Itachi stolz und erfreut seine Faust zu sich und hauchte lautlos: „Jawoll!“ Die Abreibung hatte Yondaime schon lange verdient gehabt. Dieser starrte seinen Sohn aus vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen an und schluckte schwer. Orochimaru hatte es ihm zu erklären versucht, doch dass sein Spross tatsächlich bereits so verkommen und verräterisch geworden war, das hatte er doch nicht ganz wahrhaben können. Doch so war es. Er stand hier und wurde von seinem Nachkommen als Feind deklariert. Bedroht. Verstoßen. Alles war wahr. Er hatte seinem Sohn die Chance gegeben, diesen Krieg an seiner Seite zu bestreiten. Indirekt, aber er hatte sie ihm gegeben, trotz seines Grolls gegen Gaara. Er hatte ihm die Chance auf Ruhm und Erfolg gegeben, die Möglichkeit geboten das herrliche Eccalia vor diesen hochnäsigen Atlantern zu beschützen. Und dieser rammte ihm den sprichwörtlichen Dolch in den Rücken. Wie konnte sein Sohn nur mit Stolz und Würde unter dem Befehl eines anderen stehen? Was nur hatte dieser Sasori mit seinem Nachkommen angestellt, dass dieser schier im Wahn zu sprechen schien und sich nicht mit dem Besten zufrieden gab?
 

Vater und Sohn starrten sich in die Augen, keiner von ihnen wendete den Blick auch nur kurz ab. Yondaime nicht, weil er über seine Augen unmissverständlich mitteilte, wie sehr er Gaara verachtete für diese Worte. Und der Rothaarige nicht, weil er sich selbst als lebender und eigenständiger Mensch mittlerweile viel zu sehr wahrnahm, als dass er jemals wieder von seinem Vater niedergerungen werden wollte. Auch wenn er noch immer nicht ganz verstand, was Freundschaft wirklich bedeutete, so hatte er dennoch verstanden, dass es mehr in seinem Leben gab, als sich zu einer Kampfmaschine deklassieren zu lassen. Auch wenn er Menschen scheute und nicht viel redete, so hieß dies noch lange nicht, dass er alles und jeden verabscheute und nichts zu sagen hatte. Auch wenn er seinen endgültigen Platz noch nicht gefunden hatte, so hatte er eine Aufgabe bekommen, die ihn wissen ließ: es ist okay, dass du hier bist, mit all deinen Ecken und Kanten. Denn er hatte erkannt, dass eine leidenschaftliche Überzeugung tief in ihm selbst niemals zerstört werden konnte und durfte durch einen wahnwitzigen Plan und ein auferlegtes Credo irgendeines Menschen, sei es auch sein eigener Vater. Er war Gaara und eines Tages würde er auch wissen, was diese Aussage zu bedeuten hatte. Dessen war er sich in den letzten Jahren sicher geworden.
 

Die Spannung schien sich jeden Augenblick entladen zu wollen. Itachi hatte den Griff um sein Schwert wieder gefestigt und starrte, wie auch Naruto, Sasuke und Neji, Vater und Sohn nervös an. Ein leichter Schweißfilm bildete sich auf seiner Stirn. So viel Energie, so viel Elektrizität hatte er zwischen zwei Menschen noch nicht erlebt, nicht einmal zwischen Kabuto und Sasori, obwohl die beiden dem schon verhältnismäßig nahe kamen. Dennoch reichte es nicht für diese gerade herrschende Szenerie. Ein Kampf, der weder Waffen noch Worte zu brauchen schien, sondern einzig und alleine in den Augen der Duellanten ausgefochten wurde. Seine Muskeln spannten sich an, so dass er jeden Augenblick blitzschnell an Ort und Stelle sein könnte. Und dann...
 

Öffnete sich die Tür. Während Konan, Kabuto, Sakura und Sasori zurückkehrten, verflog der gesamte Bann dieser Situation mit einem Mal fast völlig. Gaara lächelte seinem Vater süffisant zu, ehe er sich wieder auf seinen Platz setzte und so tat, als sei nie etwas gewesen. Schlecht gelaunt kehrte auch Yondaime auf seinen Platz zurück und blaffte ungeduldig: „Und? Habe ich jetzt endlich einen Ansprechpartner?“ Sasori setzte sich. Er hatte schon im Nebenraum angekündigt, dass er zu diesem Thema hier kein Wort mehr verlieren würde. Sein Magen machte ihm mehr als deutlich, wie unzufrieden er mit dem Ergebnis war, aber er musste sich der Entscheidung beugen, ob er wollte oder nicht. Sie hatten abgestimmt und waren zu einer gültigen Wahl gekommen. Wieso auch immer Konan ebenfalls für Sakura gestimmt hatte, verstand er noch immer nicht. Das kleinere Übel sei sie. Und nicht mehr sicher, ob sie wirklich mit drin hängt, seitdem sie den Finger verloren hatte. Und dass eh keine Chance auf einen Sieg ihrerseits bestanden hätte, aber sie trotzdem wusste, dass alles gut werden würde. Manchmal beneidete er die Blauhaarige für ihren Optimismus, manchmal, so wie heute, würde er ihr diesen mit wachsender Begeisterung um die Ohren hauen.
 

Kabuto ergriff selbstsicher das Wort: „Ja, wir sind zu einer Einigung gekommen. Unsere werte Hohepriesterin Sakura wird die Vertretung übernehmen und steht Euch mit meiner Unterstützung zur Verfügung...“ - „Gut. Dann wünsche ich endlich eine Unterredung unter vier Augen. Oder meinetwegen sechs.“ Die drei erhoben sich und Kabuto nickte auf dem Weg zur Tür: „Kommt, Yondaime. Lasst uns das Gespräch im Konferenzraum fortsetzen.“ Gefolgt vom Angesprochenen und der Hohepriesterin verließ der Schriftführer den Saal und verschwand bald aus der Sicht der Zurückgebliebenen.
 

Rasch kehrten dafür Nagato und die anderen Wissenschaftler zurück. Sasori sprang wütend auf und stürmte ebenfalls in Richtung Tür. Ehe irgendjemand fragen konnte, hatte er Deidara an der Hand gepackt und mit sich gezogen. Während sie die Stufen zum Tempelplatz hinunterstiegen, sah der Blonde den Krieger fragend an: „Was ist passiert?“ - „Kabuto. Sakura ist jetzt die Vertretung für Tsunade. Und er mit in der Besprechung. Verdammt, der wird immer dreister! Jetzt hat er indirekt die Macht über das ganze Reich und ich wollte mich nicht selber damit unglücklich machen, diesem Scharlatan den Kopf vor allen abzureißen!“ - „Das sind schlechte Nachrichten...“ - „Nein! Eine Dürre ist eine schlechte Nachricht... DAS jedoch ist in meinen Augen eine Katastrophe, die Atlantis vielleicht in den Untergang führt. Unser einziger Vorteil ist, dass die beiden scheinbar keine Ahnung haben, was die Waffe ist. Das Geheimnis hegen Konan und Tsunade...“ - „Und was hast du jetzt vor?“ - „Nachdem ich meine Magenschmerzen und mich abreagiert habe?“ - „Ja...“ - „Ich habe nicht die geringste Ahnung...“

Menschen und Monster

~Aloha!
 

Es gibt mal wieder ein Lied, das mich zu dieser Szene inspiriert hat. Meiner Meinung nach eines der besten Lieder, die ich jemals gehört habe: „The Poet And The Pendulum“ von Nightwish.

Link: http://www.youtube.com/watch?v=7E4cQD7wU9U
 

Markierung, wie immer, (*1*). Wundert euch nicht, das Lied geht fast 14 Minuten und, obwohl ich erst nicht machen wollte, ich habe die gesamte dazugehörige Szene minutiös dem Lied angepasst mit freundlicher Unterstützung und Hilfe ;)
 

Mir liegt dieses Kapitel sehr am Herzen, es steckt eine Menge Arbeit darin und ich hoffe wirklich, dass es euch gut gefallen wird!
 

LG

Galenhilwen~
 


 

Deidara blickte aus dem Fenster in der Küche und seufzte. Seit geschlagenen vier Stunden war Sasori nun bereits draußen und trainierte sich die Seele aus dem Leib. Anders als der Blonde es vermutet hatte, wirkte der Krieger ohne Hiruko jedoch keinesfalls hilflos oder unterlegen, ganz im Gegenteil, wie er fand. Seit die Lieblingsmarionette des Rothaarigen reparaturfällig war, hatte dieser sich auf das Training ohne seine Puppen konzentriert und Deidara musste gestehen, dass er eigentlich sehr gerne dabei zusah. Zwar wurde zu seinem Bedauern das Meiste von der aufwendigen Kampfrüstung verdeckt, aber diese katzenartigen Bewegungen waren archaisch, grazil, präzise und beinahe sogar ein wenig erotisch.
 

Er seufzte leise. So langsam musste mal Schluss mit dem Training sein. Er riskierte noch einen letzten Blick auf das Waffenarsenal, das Sasori bei sich trug und schluckte. Ein Gegner würde sich wohl weit weniger über den Anblick des Rothaarigen freuen. Vor allem aber waren die beiden Klingen imposant, die dieser an den neuen Armschienen trug. Auf die Idee war der Krieger bei ihrem Ausflug in die Unterwasserhöhle gekommen und der Blonde war schon ein Stück weit beleidigt, dass sein Geliebter in einer solchen Situation tatsächlich noch immer ans Kämpfen denken konnte. Aber das Ergebnis sprach für sich. Die Klingen waren den Flossen nachempfunden, die Sasori an diesem wundervollen Abend an den Unterarmen gehabt hatte. Sie hatten eine leichte konvexe Neigung und waren schärfer, als es jedes Damaszenerschwert wohl hätte sein können. Die Schmiedekunst der Atlanter war für den Oberweltler ein Buch mit sieben Siegeln, doch sie beeindruckte ihn dennoch zutiefst.
 

Zumal diese Klingen dabei noch so kunstfertig gearbeitet waren, dass man rasch dem tödlichen Irrglauben zum Opfer fallen konnte, sie seien nur zur Zierde geschmiedet worden. In eleganten Rundungen und mit feinen spitzen Haken an der Klinge versehen, ähnlich wie die Zähne an einem Brotmesser, wirkten die Klingen mehr wie Ornamente, statt wie Waffen. Doch das täuschte. In jeden dieser Zähne oder Haken mündete ein haarbreiter Kanal. Diese zahlreichen Kanäle formten sich im Inneren der Klingen zu einem größeren und mündeten schließlich zwischen den Schichten aus Leder und Stahl, aus denen die Armschienen selbst gefertigt waren. An den Arminnenseiten konnte man eine Befestigung erkennen, in der das Geheimnis und die Tödlichkeit dieser Waffen steckte. Denn in diese Befestigung konnte Sasori Ampullen einspannen und über einen feinen Schlauch mit dem Kanalsystem der Klingen verbinden. Und in diesen Ampullen waren seine überaus effektiven und erschreckend hoch entwickelten Gifte.
 

Langsam schritt Deidara zur Haustür und seufzte abermals. Sasori hatte ihm vor ein paar Tagen, als die fertigen Klingen angekommen waren, zum ersten Mal offiziell den Keller gezeigt und den Schrank, in dem dieser seine Giftgemische aufbewahrte. Durch den Kampf mit den Marionetten hatte der Rothaarige seinen eigenen Angaben nach die Forschung und Nutzung seiner Mixturen stark vernachlässigt gehabt, zumal ein Training damit als zu gefährlich eingestuft worden war und ihm der Umgang mit ihnen bei Übungskämpfen gegen die anderen Krieger untersagt worden war.
 

Er öffnete die Tür und trat einen Schritt nach draußen. Sasori hatte scheinbar eine kleine Pause eingelegt und lehnte sich an einen Stamm, der schon vor langer Zeit zu einer Art Bank umfunktioniert worden sein musste. Keuchend wischte er sich über die Stirn, während der Blonde langsam und vorsichtig zu ihm schritt: „Willst du nicht so langsam mal aufhören?“ Der Rothaarige sah auf, blickte dem Geologen ins Gesicht und nickte schließlich: „Wahrscheinlich hast du Recht. Tut mir Leid, ich bin nur einfach so... sauer. Die laufen alle fröhlich in ihr Verderben und mir glaubt kein Mensch...“ - „Doch, dir glauben so einige... ich zum Beispiel. Oder Itachi. Konan und Nagato... ist das denn niemand?“ Gequält lächelte der Krieger: „Doch, natürlich... so war das auch nicht gemeint. Aber wir alle scheinen nichts ändern zu können...“ - „Das wird schon noch. Du wirst sehen.“ Sasori erhob sich und seufzte: „Die Hoffnung stirbt zu Letzt, nicht wahr?“
 

Die beiden schritten langsam zum Haus zurück, während der Rothaarige die Ampulle aus der Halterung entfernte, sie verschloss und in den kleinen Beutel an seinem Gürtel packte. Deidara betrachtete seinen Geliebten einen Augenblick. Er musste wirklich pausenlos trainiert haben. Auf dem ganzen Körper glänzte der Schweiß und selbst die Toga war völlig durchnässt. Das kurze rote Haar hing strähnig in das makellose Gesicht, von dem sich selbst die Schweißperlen ehrfürchtig zu entfernen schienen, nur um lockend den Hals zum Brustbein herab zu wandern. Er biss sich auf die Unterlippe und schmachtete diesem Anblick schweigend hinterher, bis ihm eine Idee kam. Er lächelte Sasori liebevoll an: „Was hältst du von einer schönen, warmen Dusche?“ Das Gesicht des Rothaarigen hellte sich auf, als dieser nickte: „Das ist eine hervorragende Idee.“
 

Sie betraten das Haus und der Blonde nickte zufrieden: „Hol du dir deine Sachen, ich schmeiße eben den Ofen an.“ - „Mache ich, danke dir.“ - Nicht dafür.“ Rasch war Sasori nach oben ins Schlafzimmer verschwunden, Deidara betrat einen kleinen Raum neben der Küche. Dort stand ein alter, geschmiedeter Ofen, der nur spärlich vor sich hin brannte. Beherzt und mittlerweile geübt griff der Blonde nach ein paar Stücken aus dem holzähnlichen Pilzgeflecht, die in einem Korb davor standen, und warf sie in die geöffnete Luke. Nach mehreren Ladungen war die Brennkammer gut gefüllt und das Feuer loderte gierig auf. Zufrieden schloss der Geologe die kleine Tür des Ofens, ehe er den kleinen Raum wieder verließ und seinem Geliebten nach oben folgte.
 

Dieser kam ihm mit Kleidung und, zu seiner Erleichterung, ohne Armschienen aus dem Schlafzimmer, sah ihn an und lächelte leicht: „Danke dir noch einmal. Ich beeile mich, dann können wir zu Bett gehen und...“ Verführerisch lächelnd legte Deidara dem Krieger einen Finger auf die Lippen, schüttelte den Kopf und hauchte: „Vergiss es. Wir gehen zusammen...“ - „Was?!?“ Schmunzelt hauchte der Blonde Sasori einen Kuss auf die Lippen: „Hab dich nicht so. Ich musste die ganze Zeit auf dich warten, jetzt will ich die verbleibende nutzen.“ Ohne eine Antwort abzuwarten zog er den Rothaarigen hinter sich her ins Badezimmer.
 

Nachdem er fröhlich und guter Dinge die Tür verschlossen hatte, stellte er das durch den heißen Dampf des Feuers erhitzte Wasser auf und sah den Krieger erwartungsvoll an, der etwas unsicher seine frischen Sachen auf einer kleinen Kommode ablegte und fragend zurück sah. Deidara lächelte liebevoll: „Alles in Ordnung?“ Verlegen kratzte Sasori sich am Hinterkopf: „Schon, ja, aber... das ist komisch.“ Während er sich auszog sprach der Blonde weiter: „Was soll daran komisch sein? Ich dachte du hättest mit den Anderen nach dem Training auch immer geduscht...“ - „Das stimmt, aber das war... etwas anderes.“ - „Richtig. Das hier wird dir gut gefallen.“ Seufzend resignierte der Rothaarige. Er wusste, dass es an dieser Stelle keinerlei Sinn machte, sollte er es weiter versuchen. Deidara würde hartnäckig und unnachgiebig bleiben, egal was er sagen oder tun würde.
 

Vorsichtig und unsicher legte er seine Sachen ab, während der Geologe hinter dem Vorhang aus hellem Stoff verschwand und ein wohliges Seufzen von sich gab, als das Wasser auf diesen herab prasselte. Zaghaft trat Sasori, nachdem er auch das letzte Kleidungsstück abgelegt hatte, an den Vorhang heran, atmete einmal tief durch und brachte sich mit einer schnellen und geschmeidigen Bewegung dahinter, wo der Blonde ihn lächelnd und bereits von Kopf bis Fuß nass erwartete. Das Wasser rieselte nun auch auf seine roten Haare und er musste zugeben, dass es wirklich eine gute Idee gewesen war. Für einen kleinen Augenblick schloss er die Augen und genoss das Gefühl, wie der Schweiß vom Training mit dem wohltuenden Nass in den Abfluss gespült wurde.
 

Sasori spürte, wie Deidara näherkam, die Arme um seine Taille legte und ihn zärtlich auf die Stirn küsste. Die warmen Hände glitten weiter auf seinen Rücken, der wohlriechende Körper kam noch ein Stück näher. Dem Rothaarigen war es, als würde der Schweiß wieder aus jeder Pore treten. Erschrocken öffnete er die Augen wieder, als die kessen Hände sich auf seinem Hintern ablegten und eine davon in diesen frech hinein kniff. „He!“ maulte Sasori überrumpelt. Der Geologe lächelte ihn entschuldigend an: „Verzeih mir, es war zu verlockend...“ Deidara rückte noch etwas näher, so dass sie schließlich Haut an Haut unter dem warmen Wasserschwall standen und sich gegenseitig ansahen.
 

Der Krieger konnte diesem Blick, diesem Gesicht und diesem Menschen gar nicht wirklich böse sein. Er strich ein paar blonde Strähnen aus dem schönen Antlitz vor sich und hauchte einen Kuss auf die weichen Lippen. Wieder kniff der Blonde ungeniert in seinen Hinter und Sasori öffnete reflexartig, um etwas zu sagen, den Mund, was der Geologe augenblicklich für ein intensives Spiel ihrer Zungen nutzte. Deidara wurde wie ausgehungert rasch wilder. Schließlich umschlangen sie sich gegenseitig, ohne dabei den Kuss zu lösen. Wild fuhren die Hände des Kriegers durch seine langen Haare, bis er schließlich seine Hände vom Hintern des Rothaarigen nahm, um mit ihnen über die sich ihm entgegenstreckende Brust zu fahren. Als er mit seinen Fingerspitzen über die empfindlichsten Punkte dort strich, keuchte Sasori auf und unterbrach den Kuss damit jäh.
 

Vorsichtig schob Deidara seinen Geliebten noch ein Stück weiter, bis dieser mit dem Rücken leicht an der Wand hinter ihm lehnte. Abermals entwickelte sich ein leidenschaftlicher und von Zuneigung erfüllter Zungenkuss, während dem beide deutlich merkten, wie sehr es dem Gegenüber gefiel. Zufrieden löste Deidara ihre Zungen wieder voneinander, bedeckte die helle und reine Haut Sasoris von dort aus über die Wangen und den Hals bis zum Ohr mit weiteren, kleinen Berührungen seiner Lippen. Am Ohr mit den zarten Küssen angelangt hauchte er in dieses hinein: „Ich liebe dich, Sasori. Du solltest dich nach einem solch ausgiebigen Training unbedingt ein bisschen...“ Er biss vorsichtig und sanft in das Ohrläppchen. „...entspannen.“
 

Sasori schluckte schwer und wusste nicht so ganz, ob diese Aussage des Blonden nun zweideutig zu werten war, oder nicht. Doch schneller, als er hätte fragen können, ergab sich die Antwort von ganz alleine. Nicht nur, dass der Druck in ihrer Mitte zwischen ihnen immer größer wurde, sondern auch, dass der Geologe unter Nutzung von Lippen und Zunge seinen Hals erkundete, seine Schulter und letztlich bis zu seiner Brust herab wanderte, die sich aufgeregt hob und senkte. Sasori keuchte ungehalten auf, als die Zunge des Blonden über seine empfindliche Stelle glitt. Seine Mitte presste sich mit einem Mal komplett gegen Deidara, der zufrieden lächelte und diese Prozedur auf der anderen Brust zu wiederholen. Mit weichen Knien krallte der Rothaarige sich an der Wand fest und keuchte aufgeregt. Nur noch durch eine Trübheit hörte er die Stimme des Anderen sagen: „Hab keine Angst, ich möchte dir nur etwas... Entspannung verschaffen.“
 

Langsam und fast quälend ließ sich der Geologe nach unten gleiten, ohne dabei den Körperkontakt zu unterbrechen. Hilflos und doch wieder mit Angst erfüllt biss Sasori sich auf die Unterlippe.
 

Vor den Toren von Atlantis reihten sich nach und nach immer mehr Soldaten auf. Vor ihnen saßen Orochimaru und Yondaime auf je einem Raptor und blickten in Richtung Stadt.
 

Wieder einmal war der Rothaarige völlig unvorbereitet auf das, was Deidara mit ihm machte. Und wieder entwich ihm ungewollt ein gelöstes Stöhnen, als er das Gefühl spürte welches ihn durchfuhr, als er den Blonden um sich wahrnahm.
 

Orochimaru und Yondaime sahen sich eindringlich an. Die Zeit für die Generalprobe und die Umsetzung ihres Plans war gekommen. Hinter ihnen traten die elitären Kämpfer zwischen den Soldaten hervor, die schon einmal gegen die atlantische Elite gekämpft hatte.
 

Sasori warf den Kopf in den Nacken, donnerte mit diesem an die Wand und spürte doch nichts von dem Schmerz. Das Gefühl in seiner Mitte war so viel stärker und intensiver. Verzweifelt versuchte er sich an irgendetwas festzukrallen, konnte sich jedoch nur sporadisch an den Wänden abstützen.
 

Die Soldaten waren mittlerweile vollzählig. Die beiden Herrscher nickten, ließen dem Kampfrausch jedoch noch einen Augenblick, um sich zu entfalten. Man konnte die Spannung regelrecht greifen, die sie umgab.
 

Nach Luft ringend versuchte Sasori seine Lautstärke zu unterdrücken, doch das schien in diesem Augenblick nicht möglich.
 

Das kleine Heer stürmte in die Stadt hinein. Jeder, der ihnen im Weg stand, wurde gnadenlos getötet. Erstochen, niedergetrampelt oder von schweren Waffen schlicht niedergeschmettert. Panik brach aus, die Bürger drifteten auseinander, rannten kreischend umher und suchten nach Schutz vor den feindlichen Eindringlingen. Das Dröhnen der Hörner von Atlantis durchbrach den frühen Abend.
 

Keuchend blickte Sasori zu Deidara herab, der lächelnd von ihm abließ und wieder aufstand. Noch immer wackelten die Knie des Rothaarigen gefährlich und sein Puls schien weit mehr noch zu rasen, als während des gesamten Trainings. Das laute Geräusch der Hörner hatte er trotz seiner eigenen Lautstärke deutlich hören können. Entschuldigend sah der Krieger auf und seufzte: „Nicht schon wieder...“ - „Wenn ich die erwische, ich schwöre dir, dann...“ Rasch drehte Sasori das Wasser ab und verließ die Duschkabine, ehe er sich seine Rüstung anzog und den Geologen streng ansah: „Komm, dieses Mal bleibst du mir nicht alleine hier! Beeil dich!“ Ernüchtert, aber gleichwohl besorgt kam Deidara der Aufforderung nach. Binnen weniger Minuten waren sie angekleidet, ausgerüstet und auf dem Weg nach draußen.
 


 

In Atlantis eilte ein Menschenstrom in Richtung Tempel. Die Priesterinnen leiteten die Flüchtenden gekonnt in die richtige Richtung, während die atlantischen Soldaten und die Elitekrieger die ersten Angriffswellen erfolgreich abfingen und zurückschlugen, sofern noch etwas von ihnen übrig blieb. Sakura stand am Fuße der Treppe und starrte mit glasigem Blick auf den Tempelplatz. Was nur hatte sie getan? Sie hatte gewusst, dass Orochimaru und Yondaime angreifen wollten, doch sie hatte nichts getan, nichts gesagt, sondern alles zugelassen, um ihrem Glück auf die Sprünge zu helfen. Sie hatten ihr fest versprochen, dass keine Unschuldigen dabei verletzt werden würden. Mit Tränen in den Augen wurde ihr klar, wie naiv sie gewesen war. Verletzt wurde niemand. Sie wurden gnadenlos getötet. War es das wirklich noch Wert? Nein. Doch es war zu spät. Sie hatten ihr als Verbündete den Finger abgetrennt und die Erinnerungen an die grenzwertigen Schmerzen waren noch schier lebendig und fast allgegenwärtig. Sie wollte nicht daran denken, was man ihr antun würde, sollte sie ihnen jetzt in den Rücken fallen.
 

Itachi sah sich um und seufzte. Die Angriffe auf Atlantis schienen immer häufiger zu werden. Darüber hinaus griffen mittlerweile nicht immer nur die Soldaten aus Izyras an, sondern auch die aus Eccalia. Und das nur wegen einer Waffe, von der fast niemand wusste, was sie überhaupt war? Doch warum dieser Aufwand? Warum dieses intrigante Spiel von Kabuto? Schon lange wollten die anderen Reiche, dass die Waffe zerstört würde, doch allmählich beschlich den Schwarzhaarigen die Ahnung, dass da deutlich mehr hinter steckte. Zu wem gehörte der Schriftführer wirklich? Eine Vermutung, ja, die hatten sie alle. Doch es gab keinen Beweis. Und selbst wenn Kabuto zu Orochimaru gehörte, was brachte den beiden diese Infiltration?
 

Eine weitere Welle aus Soldaten, dieses Mal jedoch deutlich größer als bisher, erreichte den Tempelplatz. Doch ein leichtes Vibrieren der Erde ließ Itachi wissen, dass auch wieder berittene Kämpfer dabei sein würden. Sein Blick wanderte zu Neji, der ihm ebenso wissend zunickte. Der Ältere blickte wieder in die Richtung, aus der die feindlichen Eindringlinge kommen würden, hielt den Atem an und hoffte, dass Sasori bald eintreffen würde. Wenn diese Schlacht geschlagen war, so müsste sich dringend etwas ändern. Es war lächerlich, dass sie jedes Mal auf ihren Anführer warten mussten, da dieser immer erst umständlich in die Stadt kommen musste, um für die Bürger seinen Hals hinzuhalten.
 

Seine Augen weiteten sich, als er die ankommende Welle erkannte. Auch die anderen Elitekrieger, und vermutlich jeder andere, der dieses Bild zu Gesicht bekam, blickten mit Entsetzen auf die Invasion, die ihnen scheinbar bevorstand. Hunderte, wenn nicht tausende, Soldaten strömten durch die Gassen, doch ihnen zuvor zeigten sich tatsächlich auf ihren prachtvollen Reittieren die Herrscher der beiden einfallenden Reiche: Orochimaru und Yondaime. Und neben ihnen erkannten die fünf Elitekämpfer ein paar bekannte Gesichter, die sie abschätzig und überheblich musterten: die izyrianische Eliteeinheit.
 

Hinter Itachi und den anderen atlantischen Kriegern erreichten Sasori und Deidara dem Tempelplatz und hielten einen Augenblick inne. Für einen Augenblick schien die Schlacht zu pausieren, um ihre neuen Teilnehmer gebührend zu empfangen. Allmählich füllte sich der Platz. Auf der rechten Seite die Invasoren, auf der anderen Seite die atlantische Verteidigung. Nur die Blicke der Kämpfer verriet, wie angespannt sie waren. Wie hoch der Siegeswille war. Wie entschlossen sie allesamt waren. Und wie viel dieser Kampf zu bedeuten hatte, auch wenn es sicherlich nicht der letzte sein würde.
 

Sasori sah Deidara streng an und raunte leise: „Geh in den Tempel, das wird gleich gefährlich hier.“ Besorgt erwiderte der Blonde den Blick: „Aber was ist mit dir?“ - „Mach dir keine Sorgen, das schaffen wir schon.“ - „Ja, aber...“ Wütend und gleichwohl besorgt funkelte der Rothaarige den Geologen an: „Deidara! Geh in den Tempel! Es ist zu gefährlich hier und ich möchte nicht, dass dir etwas passiert, okay?“ Der Angesprochene nickte bedrückt und doch auch ein wenig geschmeichelt: „Gut. Aber pass auf dich auf, okay? Ich liebe dich...“ Die beiden sahen sich in die Augen. Der Blonde lächelte, als Sasori ihm sanft und liebevoll zunickte. Mehr brauchte er nicht zu sehen oder zu wissen. Noch immer ein wenig besorgt, aber weit weniger als zuvor, lief er in Richtung Tempel, um sich in Sicherheit zu bringen.
 

Orochimaru betrachtete das Geschehen auf dem Platz und schien mit seinen Augen nach etwas zu suchen. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als er seinen Handlanger Kabuto am Fuße der Treppen entdeckte, der den Blickkontakt zu seinem Herren suchte. Sie sahen sich eindringlich an, bis endgültig klar war, dass sie sich bewusst anschauten. Ohne diesen Blick zu lösen erhob der izyrianische Herrscher seine Stimme: „Angriff!“ Augenblicklich schossen seine Soldaten und seine Elite nach vorne. Die Atlanter taten es ihnen sofort gleich. In der Mitte des Platzes trafen die Krieger mit den außergewöhnlichen Fähigkeiten zum zweiten Mal aufeinander.
 

Sasori hatte seine Kollegen erreicht und überging eine Begrüßung einfach, um sich sofort mit dem Kampfgeschehen zu befassen: „Neji, du kümmerst dich um diesen Suigetsu.“ Der Blinde nickte. „Itachi, du siehst zu, dass ihre Heilerin außer Gefecht gesetzt wird, aber nicht im Nahkampf, das werden sie nicht zulassen, du verstehst?“ Der Ältere nickte ebenfalls. „Naruto, du wirst dir diesen Riesen vorknöpfen.“ - „Jawohl!“ - „Gaara, du wirst mit deinem Gegner vom letzten Mal noch eine Rechnung offen haben... also mach ihn fertig.“ Wieder ein Nicken des Angesprochenen. „Sasuke, du kümmerst dich um diese verwachsenen Zwillinge.“ Ein Nicken. „Gut, ich springe ein, wo ich gebraucht werde. Los!“ Die Elite schoss nach vorn. Nur Itachi blieb stehen und fixierte mit seinem Blick Karin, die ihn verwundert ansah und zu spät merkte, was sie eigentlich tat. Suigetsu hatte sie doch gewarnt und doch blickte sie nun direkt in diese dämonischen, roten Augen. Auch ihre Kollegen eilten in den Kampf, doch die junge Frau blieb wie angewurzelt stehen.
 

Angespannt sah Sasori sich um. Er musste dringend den Überblick behalten. Die Jungs waren mit den gefährlichsten Gegnern beschäftigt, die Soldaten der Reiche trafen ebenfalls aufeinander. Er seufzte leise. Früher hatte er es kaum abwarten können, bis dieses Blutvergießen begann, doch irgendwie war dem mittlerweile nicht mehr so. Er hatte sich verändert. Was nur war so bedeutend, dass sich ein solches Schlachtfest rechtfertigte? Gab es nicht andere Möglichkeiten? War das ewige Kämpfen wirklich nötig? Was war es wert fremdes Blut zu vergießen?
 

Automatisch wanderte sein Blick zu Deidara, der soeben am Fuße des Tempels ankam. Seine Augen weiteten sich, als der Blonde bei Kabuto stehenblieb und der Schriftführer diesen in ein Gespräch verwickelte. Und dann entdeckte Sasori etwas, das ihn beinahe um jeden klaren Verstand brachte. Kabuto hob unscheinbar die Hand und deutete mit dieser auf Deidaras Rücken. Panisch versuchte der Rothaarige herauszubekommen, wem dieses Zeichen galt. Sein Blick schweifte über den Platz, doch alle Kämpfe waren noch genau dort im Gange, wo sie sein sollten. Alles schien seinen gewohnten Gang zu nehmen. Bis seine Augen schließlich auf Orochimaru gerichtet waren. Dieser grinste ihn eiskalt an, ehe er sich zu Yondaime beugte und etwas zu sagen schien. Mit einem Mal verzerrte Wut das Gesicht des eccalianischen Herrschers, der urplötzlich wie ein Berserker auf seinem Raptor in Richtung Tempel preschte.
 

(*1*) Sasori riss die Augen auf, sein Atem stockte. Warum auch immer, aber Yondaime schien auf direktem Wege zu Deidara zu sein! Der Rothaarige schoss fast panisch los. Ihm schien es, als würde die Welt um ihn herum auf einmal in Zeitlupe laufen. Er ließ seine Eliteeinheit zurück und brüllte dieser nur kurz zu: „Itachi, du übernimmst kurz das Kommando!“ Es war ihm egal, ob sein Befehl gehört worden war oder nicht. Seine Füße trugen ihn fast wie von selbst nur in eine Richtung. Grazil tänzelte er zwischen den kämpfenden einfachen Soldaten hindurch, doch manch feindlicher Kämpfer meinte sich ihm einfach in den Weg stellen zu müssen. Wenn es etwas gab, für das er die gesamte Welt auslöschen würde, dann war es Deidara. Wie ein heißes Messer durch Butter glitten seine neuen Klingen durch die gegnerischen Körper. Diejenigen, die nicht sofort tot waren verendeten qualvoll an dem Zellen zersetzenden Gift.
 

Sein Blick traf den von Kabuto. Dieser grinste ihn süffisant und verräterisch an, als sich ihre Blicke trafen. Sasori schnaubte und stieß zwei weitere Soldaten mit den Klingen an seinen Unterarmen von sich. Der Intrigant hatte seine Drohung wahr gemacht. Doch der Rothaarige würde es nicht zulassen. Nicht ein Haar würde dem Geologen gekrümmt werden, das schwor er sich. Fast hatte er Deidara erreicht, doch auch Yondaime kam diesem immer näher. Verzweifelt rief Sasori nach dem Blonden: „Deidara! GEH REIN!!!! HAU AB!!!!“ Der Angesprochene wandte sich zu seinem Rotschopf um und sah diesen fragend und entschuldigend an. Sasori warf sich zwischen Deidara und den ankommenden Raptor und ließ seine Klingen durch das sehnige Fleisch gleiten...
 

Statt Deidara zu treffen knickte der Saurier weg, traf den Rothaarigen und schlitterte mit diesem und Yondaime von der Treppe weg, wieder ein Stück auf den Platz hinaus. Erst jetzt erkannte der Geologe, was eigentlich passierte. Auch wenn alles in ihm dagegen sprach, ihn jede Faser zu Sasori dirigierte, machte er sich doch endlich auf den Weg die Stufen empor. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, seine Angst wurde mit jedem Schritt größer. Sasori bohrte immer und immer wieder seine Klingen in den Raptor hinein. Nicht nur, dass er Yondaime den Saurier unbedingt abspenstig machen musste, sondern auch, weil er nicht Gefahr laufen wollte sich an seinen eigenen Klingen zu vergiften. Das Bündel aus Reittier, Reiter und dem Elitekrieger donnerte noch ein paar Meter ungebremst, bis es in dumpfen Aufschlägen auf dem Boden nach und nach langsamer wurde und schließlich zum Halten kam.
 

Der Raptor röchelte noch ein paar Mal, bis auch das letzte Lebenszeichen von diesem Reittier verstummte. Sasori rappelte sich unter Schmerzen auf, wie es auch Yondaime tat. Der Ältere grinste: „Du hast mir meinen Sohn genommen... du kannst mich nicht aufhalten dir nun auch etwas zu nehmen, das dir wichtig ist!“ Abschätzig schnaubte der Rothaarige: „Und wie ich das kann... ich will dir nichts antun, also lass es einfach und hau wieder ab. Dieser Krieg ist doch sinnlos...“ Mehr als ein dummes Lachen bekam der Krieger nicht zur Antwort, was er bereits befürchtet hatte. Es blieb ihm nichts anderes übrig. Er fixierte den eccalianischen Herrscher, der eine fein geschliffene Klinge zur Hand nahm. Sie stürmten aufeinander los...
 

Sasori fing die erste Attacke mit seiner linken Klinge ab und versuchte direkt, einen Angriff mit der rechten nachzusetzen. Yondaime jedoch war schneller, als er gedacht hatte und wich gekonnt der gefährlichen Waffe aus. Der Ältere zog ein zweites Schwert, ein ausgeglichener Kampf begann. Schier tanzend prallten die geschmiedeten Klingen immer wieder aufeinander, klirrend, Funken sprühend und mit einer von beiden Kämpfern fest entschlossenen Kraft. Durch seine geringere Reichweite und Yondaimes Schnelligkeit geriet Sasori immer mehr in die Defensive, parierte eine Attacke nach der anderen und schritt immer weiter zurück. Die Wucht der Schläge durchfuhr seinen gesamten Körper, doch kein Angriff war in der Lage ihn zu treffen. Gekonnt schnellten seine Arme empor und fingen mit ihren Klingen jeden Hieb ab. Doch auch seine Angriffe gingen zu seinem Bedauern immer wieder ins Leere.
 

Die beiden Kämpfenden stießen sich voneinander ab und blickten sich gegenseitig einen Augenblick lang an. Schweiß perlte von Sasoris Stirn. Noch nie war er gegen jemanden angetreten, der keine Fähigkeiten hatte und doch so standhaft gegen jemanden aus der Elite kämpfte. Yondaime grinste breit und knurrte: „Überrascht? Du solltest deine Gegner nicht mit Überheblichkeit betrachten, Kleiner.“ Wütend presste der Rothaarige die Zähne aufeinander und zischte: „Danke, gleichfalls!“ Wenn es eines gab, das Sasori auf den Tod nicht leiden konnte, neben Unpünktlichkeit und Warten, dann war es ein Gegner, der ihn „Kleiner“ nannte und auch noch so tat, als sei er ein unfähiger Kämpfer. Er würde es diesem Großmaul zeigen und preschte abermals nach vorn.
 

Wieder trafen die schneidenden Klingen mit voller Wucht aufeinander. Doch noch viel wütender und entschlossener ließ Sasori seine äußeren Unterarme auf den Herrscher zu schnellen, drängte diesen Schritt für Schritt zurück zu ihrer Ausgangsposition. Blitzschnell traf Stahl auf Stahl. Allmählich schien auch Yondaime zu merken, dass ein Nahkampf scheinbar zwecklos war. Sie waren sich ebenbürtig. Konnte er die Defensive des Rothaarigen mit seinem Schwert umgehen, so wich dieser flink, präzise und schnell aus. Schien fast leichtfüßig mit seiner Geduld zu spielen. Zudem hatte er schließlich ein eigentlich ganz anderes Ziel... Während ihres Kampfes blickte er sich um, parierte und griff an, doch den Blonden entdeckte er nicht. Was auch Kabuto nicht entging.Sasori und Yondaime stießen sich abermals voneinander ab...
 

Der Schriftführer und der eccalianische Herrscher tauschten einen verheißungsvollen Blick aus. Kabuto beugte sich zu Sakura und flüsterte dieser etwas zu. Sasoris Herz blieb schier stehen, wieder fühlte er sich wie gelähmt. Die Hohepriesterin stürmte die Treppen herauf und verschwand kurz im Tempel, während der Langhaarige Sasori erneut angrinste. Was sie auch vor hatten, er würde es nicht zulassen. Der Nahkampf war zwecklos, das war kein Geheimnis. Er musste auf seine Spezialität zurückgreifen. Doch dafür brauchte er mehr Bewegungsfreiheit. Galant entnahm er seinen neuen Waffen die Giftampullen, ehe er sich vorsichtig und langsam die Armschienen von den Unterarmen streifte. Immerhin konnte auch ein Rest der Mixtur lebensgefährlich sein.
 

Er blickte auf und riss entsetzt die Augen auf. Sakura tauchte mit Deidara am Eingang auf. Die junge Frau deutete auf ihn und schien dem Blonden etwas zu sagen. Dem Krieger stockte der Atem. Was machte der Geologe nur da? Er ließ die Priesterin hinter sich und stürmte die Stufen herab. Mit panischem Blick bemerkte Sasori, wie Yondaime sich zu konzentrieren begann und den Blonden dabei fixierte. Aus einem Gefäß entwich so etwas wie Sand, wie Sasori entsetzt feststellte. Es war also kein Zufall, dass der eccalianische Herrscher so ebenbürtig war... Er besaß offenbar ähnliche Fähigkeiten wie Gaara.
 

Beherzt griff er in eine kleine Tasche, die an seinem Oberschenkel befestigt war und zog aus dieser einen Dolch und eine Nadel. Die Angst erfüllte seinen ganzen Körper. Er hatte nur einen einzigen Versuch. Sein Blick traf den Deidaras. Lautlos formte er die Worte mit seinen Lippen: „Es tut mir Leid...“ Dann warf er beide Geschosse. Die Nadel traf Deidaras Hals und ließ diesen augenblicklich zusammensinken. Sie war mit einem starken Schlafmittel versehen. Der Dolch verfehlte sein Ziel ebenfalls nicht und bohrte sich in Yondaimes Schulter, dessen Aufmerksamkeit augenblicklich wieder auf Sasori lag. Der Rothaarige rief Hiruko. Die Marionette war zwar noch lädiert, aber dennoch die Beste, um Deidara aus dem Kampfbereich zu bringen.
 

Nachdem Hiruko den Geologen außer Gefahr gebracht hatte sah Sasori Yondaime an und grinste kalt: „Das kann ich leider nicht zulassen...“ Der Angesprochene zog sich den Dolch ohne diesen zu berühren aus der Schulter und lachte auf: „Was willst du schon anrichten? Deine Waffen sind absolut nutzlos gegen meine Fähigkeit.“ Im Schein der Fackel erkannte Sasori einen leichten Glanz auf dem vermeintlichen Sand. Das war kein Sand! Das war Goldstaub... Dem Rothaarigen beschlich eine Ahnung, doch er musste es mit Sicherheit wissen. Er griff einen weiteren Dolch aus seiner kleinen Tasche und warf ihn in Yondaimes Richtung. Wie erwartet kam der Dolch nicht bei dem Älteren an. Dieser hob müde lächelnd eine Hand und änderte dessen Richtung ohne eine Berührung. Sasori grinste abermals kalt. Magnetismus. Es würde schwierig werden, aber nicht unmöglich. Langsam schloss er seine Augen...
 

Sasori konzentrierte sich. Yondaime wollte mit dessen Fähigkeiten auf einen Unschuldigen losgehen, das konnte er nicht zulassen. Das war unehrenhaft und feige. Er würde dafür sorgen, dass es ein Kampf auf gleicher Augenhöhe sein würde. Denn er rief sie zu sich. So viele, wie es nur ging. Seine Marionetten. Sie würden kommen. Schon bald. Er sah auf und blickte seinem Gegner in die Augen, ehe er raunte: „Du Feigling! Ich werde dir zeigen, was eine Fähigkeit ist...“ Mit einem eisigen Ausdruck auf seinem Gesicht fixierte er den eccalianischen Herrscher, breitete langsam seine Arme aus und kicherte finster.
 

Er war zu sehr Krieger, um diese unehrenhafte Vorgehensweise dulden zu können. Und er war viel zu sehr Mensch geworden, um zuzulassen, dass dieser Heuchler Deidara auch nur berühren würde. Niemals war Sasori so zu kämpfen bereit gewesen. Langeweile, Leblosigkeit und Pflichtgefühl hatten ihn bisher angetrieben. Atlantis zu verteidigen war seine oberste Doktrin gewesen. Doch sie war abgelöst worden durch etwas Neues, Stärkeres. Er war vielleicht nicht fähig, diesem Neuen einen Namen zu geben, aber das war auch nicht nötig. Um nichts in der Welt würde er so sehr kämpfen, wie um die Unversehrtheit von Deidara. Und das würde Yondaime mit jeder Faser seines Körpers zu spüren bekommen.
 

Seine Marionetten kamen. Eine nach der anderen landete mit einem schweren Stampfen auf dem staubigen Stein des Platzes. Yondaimes Augen weiteten sich immer mehr. Über ihm huschten die Puppen wie Geister unzählig über seinen Kopf hinweg, landeten vor ihm und sahen ihn aus kalten Augen durchdringend an. Noch eine, und noch eine, und noch eine, und noch eine... Immer mehr dieser Ungetüme wirbelten den trockenen Staub auf und ließen den Stein wie trockenes Brot zu ihren Füßen zerbrechen. Panisch rannten die Soldaten von ihnen weg. Jeder, der Sasori kannte, der dieses Spektakel mit ansah, wusste, dass diese Armada keinen Stein auf dem anderen lassen würde. Und jeder, der Yondaime kannte wusste, dass der Wirbelsturm, der sich um den Herrscher bildete, ein deutliches Zeichen für einen ausartenden Kampf war.
 

Die beiden fixierten sich gegenseitig mit ihren Blicken. Tödlich und lauernd. Noch immer krachten Marionetten auf dem Platz ein und selbst Sasori war nicht mehr fähig zu sagen, wie viele es wohl sein mochten. Er merkte nicht einmal, dass die Kämpfe seiner Kollegen bereits gewonnen und beendet waren, die feindlichen Soldaten sich zurückzuziehen begannen. Für eine Sekunde wurde es ruhig und regungslos. Dann begann der schier unmenschliche Kampf zwischen Sasori und Yondaime...
 

Der Goldstaub schoss durch die Reihen an Marionetten. Einige der Puppen gingen zu Bruch, andere wichen aus und wieder andere steuerten direkt auf den eccalianischen Herrscher zu. Dieser war jedoch flink und agil, wich den Angriffen aus und peitschte seinen Goldsand durch die undurchdringlich scheinenden Reihen aus leblosen Soldaten. Noch nie in seinem Leben hatte er einen solchen Gegner gehabt und so langsam verstand er den Respekt seines Sohnes. Dieser Junge war ein Puppenspieler, der seinesgleichen suchte. Und doch versiegte seine Wut nicht im Geringsten. Fähig hin oder her, er hatte ihm seinen Sohn genommen und würde bald wissen, was die Rache eines Vaters war. Plötzlich sah er auf. Der Blonde schien wieder wach zu werden und trat mit einer blauhaarigen Frau nach draußen... Yondaime attackierte Sasori halbherzig, ehe er mit entschlossenen Schritten zum Tempel eilte.
 

Sasori blickte dem Älteren hinterher und sein Atem stockte. Wieso nur war Deidara schon wieder draußen? Ohne zu zögern lief er los, folgte seinem Gegner ohne Unterlass. Der Blonde starrte auf den herannahenden Feind und krallte sich an Konan, die nun ebenfalls nach unten blickte. Sie hätten nicht so neugierig sein dürfen...
 

Yondaime erreichte das untere Ende der Treppe und sah nur einen kurzen Augenblick herauf, als er plötzlich von dem Rothaarigen herumgerissen und fortgeschleudert wurde, unsanft mit einem lauten Knall in der Mitte des Platzes aufkam. Die Marionetten positionierten sich auf Sasoris Befehl am Fuße des Tempels. Wenn der Herrscher dort hinein wollte, so musste dieser nun definitiv erst an ihm vorbei. Er blickte über seine Schulter und keifte nach oben: „VERSCHWINDET! VERDAMMT!“ Aus dem Türrahmen sahen die beiden weiter zu. Alle Augenpaare seiner Puppen waren auf Yondaime gerichtet, der sich mit Wut verzerrtem Gesicht wieder erhob, Sasori in die Augen starrte und tief durchatmete. Das würde hier und jetzt ein Ende finden, so viel stand fest! Der Goldstaub wirbelte ungeduldig und wie im Kampfrausch um den Älteren herum, nur darauf wartend endlich den finalen Angriff vornehmen zu können.
 

Sasori und seine Marionetten und Yondaime mit seinem Goldsand rannten aufeinander zu. Im Ansturm griff Sasori am Boden etwas und nahm es mit sich, ohne den Blick von seinem Gegner zu nehmen. Der Staubwirbel fraß sich durch die Reihen an Puppen, doch alles schien nur ein Nebenschauplatz für den Kampf Mann gegen Mann zu sein. Während der Goldstaub und die Puppen fast explosionsartig aufeinandertrafen, sprangen ihre Herrscher in hohen Sätzen aufeinander zu. Sasori mit einer seiner Giftklingen und einem seiner Schwerter in den Händen, Yondaime mit seinen beiden Klingen. Laut klirrend und scheppernd trafen die beiden schließlich aufeinander. Alles hielt gebannt den Atem an. Stille. Goldsand und Marionetten hielten inne. Die beiden Kontrahenten stürzten scheinbar ineinander verwoben zu Boden, verloren sich in einer Wolke aus Staub, trafen donnernd auf.
 

Eine schier unendliche Wolke aus Staub und aufwirbelnden Gesteinsbrocken erhob sich über den gesamten Platz. Deidara stürmte an die oberste Stufe, mit nahezu stillstehendem Herzen und nach seinem Rotschopf suchend.
 

Ehe Sasori auf den Boden schlug, schloss er die Augen. Eine merkwürdig friedliche Ruhe erfüllte ihn plötzlich. Dieser Kampf war endlich vorbei. Vielleicht auch dieser Krieg? Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als ihm Deidara wieder in den Sinn kam. Ja, er hatte alles getan, um seinen blonden Geologen zu beschützen. Aus vollstem Herzen. Und zum ersten Mal in seinem Leben fühlte er Stolz, Genugtuung. Er hatte alles gegeben, um diesen Schatz vor der Gefahr zu bewahren. Die ständige Rettung von Atlantis war rein gar nichts im Vergleich zu diesem Glück, das er in diesem Augenblick verspürte. Auch wenn das warme Blut aus seiner Schulter sickerte, er fühlte sich so unsagbar friedlich und selig. Nun könnte er sich als glücklicher Mensch von dieser Welt verabschieden, falls dies hier sein Ende sein sollte. Sasori biss sich auf die Unterlippe. Er hoffte nur von ganzem Herzen, dass Deidara ihm den Angriff mit der Nadel verzeihen würde. Egal, ob er lebend hier herauskommen würde oder nicht.
 

Er blinzelte leicht. Alles schien so unendlich langsam abzulaufen. Die weit aufgerissenen Augen Yondaimes starrten ihn mit Entsetzen an, Blut sickerte aus dessen Mundwinkel. Was auch immer auf sie beide warten würde, eine Sache gab es mindestens noch zu tun. Würde Sasori sein Ende finden, so gab es noch dringend etwas, das er Deidara sagen musste. Falls nicht, so würde er diesen wahrlich herausfordernden Gegner zu seinem Eigen machen. Was auch passieren würde, er konnte doch nur gewinnen, oder...? Er hatte seinen Platz gefunden, Glück erleben dürfen und einen ehrenvollen Kampf hinter sich gebracht. Viel mehr hatte er sich doch nie gewünscht. Doch erst Deidara hatte ihm geholfen, diese Wünsche zu erfüllen. Er wusste nicht wie, aber er hatte es getan. Sein altes Leben still und heimlich völlig umgekrempelt und aus einem Monster einen Menschen gemacht. Nein, es gab wirklich nichts mehr, was diese Seligkeit übertreffen könnte. Alles Glück seiner kleinen Welt lag in den Händen seines Geologen. Für immer. Was auch immer nun geschehen würde...
 

Deidara riss seine Augen bei dem fulminanten Aufprall der beiden Kämpfer panisch weit auf. Krampfhaft versuchten sie seinen Rotschopf zu erspähen, doch, während die Marionetten nach und nach verschwanden und auch das Funkeln des Goldstaubs zwischen den emporsteigenden Staubschwaden versiegte, konnte er auch beim x-ten Mal Schauen nichts entdecken.
 

Tränen stiegen in seine Augen. Fast wahnsinnig vor Angst rannte er los, die Stufen herab. Viel zu langsam schien ihm sein Tempo zu sein, als bewege er sich gar nicht vom Fleck. Dumpf hörte er Konan rufen und ihm hinterher rennen, doch er ignorierte sie. Am Fuße des Tempels endete sein Vorhaben abrupt, als Itachi sich ihm in den Weg stellte und ihn festhielt. Irgendetwas von wegen zu gefährlich erklärte ihm der Schwarzhaarige, doch auch ihn ignorierte Deidara. Seine Tränen fanden ihren Weg über seine Wangen. Er musste zu Sasori! Was war mit seinem Rotschopf? Wieso bewegten sich die Marionetten nicht mehr? Sein Blick verschleierte sich durch die Tränen, sein Herz schlug laut, von Angst zerfressen und wie ein Fremdkörper in ihm. Er konnte Itachis Griff nicht entkommen! Panisch zerrte er dennoch an diesem herum. Sasori... das Einzige, woran er denken konnte, wollte...
 

Der Staub legte sich allmählich. Stille beherrschte die Szene. Nicht, weil kein Geräusch ertönte, sondern weil jeder den Atem anhielt, eines jeden Herzschlag auszusetzen schien und jeder nur darauf wartete, endlich etwas erkennen zu können. Alle Blicke waren auf die Stelle gerichtet, an der Sasori und Yondaime aufgeschlagen waren. Keiner nahm Deidaras panisches Weinen und Kreischen wahr. Keiner schien wirklich in seinem Körper zu verweilen. Alles drehte sich nur um diesen einen Augenblick, der sich Sekunde um Sekunde hinauszögerte.
 

Schniefend wischte sich der Geologe die Tränen aus den Augen. Die feinen Partikel in der Luft sanken langsam, wie Schwebstoffe im Wasser, zu Boden und ließen allmählich wieder Licht durchstrahlen. Ein Zwielicht aus staubigem Licht und verschlungenen Schatten bildete sich. In diesem Zwielicht erhob sich plötzlich etwas...
 

Deidara riss sich von Itachi los und rannte ein paar Schritte auf die Gestalt zu. Dann stoppte er. Aus dem Lichtspiel des Staubes kam die Gestalt näher auf ihn zu. Seine Knie gaben nach und er sank schmerzerfüllt zu Boden, krallte sich in den Stein und starrte die Gestalt Yondaimes an. Wieder begannen die Tränen in Strömen über seine Wangen zu fließen... Das konnte nicht wahr sein... Das durfte nicht wahr sein! Das war unmöglich die Realität, auch wenn der Schmerz tief in ihm deutlich machte, wie wahr dieser Anblick doch war...

Wunden und Heilung

Noch immer wirbelte Staub in der Luft herum und machte es fast unmöglich richtig zu atmen. Doch das war Deidara egal. Er kauerte auf dem Boden, spürte wie Konan sich zu ihm hockte und ihn beruhigend in den Arm nahm, starrte mit von Tränen verschleiertem Blick in Yondaimes Richtung und schüttelte immer wieder den Kopf. Das konnte und durfte einfach nicht sein! Sasori konnte einfach nicht verloren haben, ER konnte den Rothaarigen doch nicht einfach so hier und jetzt verlieren. Das durfte nicht sein! Dieser Kerl konnte doch nicht wirklich besser als sein Rotschopf gewesen sein... oder? Er sah auf und starrte den eccalianischen Herrscher hasserfüllt an. Das Verlangen nach Rache durchflutete ihn mit einem Mal, schien sich mit seinem Blut zu vermengen und durch seinen gesamten Körper zu fließen. Mit einem Mal sprang er auf, hechtete auf den Älteren zu, sprang ihn an und legte seine Hände um den schlanken Hals, während er aufgebracht brüllte: „NEIN, NEIN, NEIN!!!! DU SCHEIßKERL!!“
 

Plötzlich hielt er inne und trat wieder einen Schritt zurück, lockerte den Griff seiner Hände, die sich fest um den Hals gelegt hatten. Erst jetzt, von Nahem, fiel ihm die klaffende Wunde am Bauch Yondaimes auf. Wie von einer Säure zersetzt wirkten Fleisch und Muskeln gleichermaßen. Er blickte auf, direkt in ein Paar Augen, das ihn absolut nichtssagend ansah. Und erst jetzt, nachdem seine Wut ein wenig abklang, bemerkte Deidara, dass der Ältere sich nicht einen Millimeter rührte. Es gab keinerlei Gegenwehr gegen seinen Angriff, kein Ausweichen, kein Angriff, keine Verteidigung. Nichts. Der Blonde stutzte kurz. Yondaime sah ihn nicht einmal direkt an, sondern starrte einfach ins Leere. Irgendetwas stimmte hier doch nicht. Der Herrscher wirkte wie...
 

Ruckartig stieß der Blonde den fremden Körper von sich und schritt energisch an diesem vorbei. Wenn seine neue Vermutung stimmte, dann hatte der Herrscher keineswegs gewonnen, sondern haushoch verloren. Der Staub hatte sich nun fast gelegt und gab immer mehr Sicht auf den zerstörten Platz frei. Offene Krater, zerborstene Steine und Blut kamen immer mehr zum Vorschein. Ohne darüber nachzudenken lief Deidara in die letzte verbleibende Staubwolke, die noch in der Mitte undurchsichtig verweilte, bis auch er für die anderen nicht mehr zu sehen war. Vor ihm bäumte sich plötzlich ein Schatten vom Boden auf. Der Geologe keuchte auf und ließ sich vor dem Schatten auf die Knie fallen: „Sasori???“ Er landete vor dem Gesicht des Rothaarigen, das sich ihm dreckig und blutverschmiert zuwandte. Die dunklen Augen leuchteten auf, als sie den Blonden entdeckten und ein erleichtertes Lächeln stahl sich auf die schmalen, bleichen Lippen. Mit rauer Stimme hauchte Sasori: „Deidara... dir geht es gut, wie schön...“
 

Wieder schossen dem Geologen die Tränen in die Augen. Ohne auch nur eine weitere Sekunde zu zögern zog er den Krieger in eine feste Umarmung, als wolle er diese nie wieder lösen, und presste seine Lippen auf die des Rothaarigen. Kurz verkrampfte Sasori, doch da sie noch völlig unsichtbar waren lockerte sich seine Haltung rasch wieder und er erwiderte den Kuss, bis er schmerzerfüllt zusammenzuckte. Deidara raunte leise: „Tut mir Leid, ich bin einfach nur so.... verdammt, ich dachte das hast du nicht überlebt!“ Der Rothaarige lächelte ermüdet und nickte: „Bitte hör auf zu weinen, es ist alles in Ordnung, nur ein paar Kratzer. Lass uns nach Hause gehen, ich bin fix und fertig...“ - „Natürlich... komm, ich helfe dir und dann werden wir uns einen gemütlichen Abend auf dem Sofa machen!“ - „Klingt nach einem tollen Plan...“ Deidara richtete sich wieder auf und half anschließend dem Krieger wieder auf die Beine.
 

Der letzte Rest des Staubes legte sich schließlich, bis nur noch eine feine nebelartige Schicht in der Luft übrig war, die einen trüben Blick auf den gesamten Platz zuließ. Konan riss die Augen auf, als sie Deidara entdeckte, der Sasori stützte und auf sie zukam. Der Rothaarige steuerte Yondaime zur Seite, kümmerte sich in diesem Augenblick nicht um seine neue Marionette. Die einstige Hohepriesterin kam auf die beiden zu gerannt und drückte den Krieger kurz an sich: „Bei Kano, dir geht es gut! Es tut mir so Leid, dass wir aus dem Tempel gekommen sind! Das war unachtsam von mir, bitte verzeih mir.“ Sasori nickte erschöpft: „Mach dir keine Vorwürfe, es ist doch alles gut gegangen. Das Wichtigste ist, dass euch nichts passiert ist.“ Betrübt wandte Deidara den Blick ab. Schon wieder schlich sich diese Eifersucht bei ihm ein, obwohl er es gar nicht wollte. In diesem Augenblick musste er sich zusammenreißen. Immerhin war sein Rotschopf verletzt, ziemlich angeschlagen und die Stadt ebenfalls stark mitgenommen. Bis vor wenigen Augenblicken hatte er noch gedacht, dass er seinen Geliebten für immer verloren hätte, da war nun wahrlich nicht der richtige Moment für Eifersucht auf Konan. Zumal diese bereits schon einmal für Missverständnisse gesorgt hatte.
 

Die restlichen Elitekrieger kamen nun ebenfalls auf Konan, Deidara und Sasori zu und gratulierten ihrem Anführer. Itachi klopfte diesem auf die Schulter, während die Atlanter sich wieder auf den Straßen und dem Platz versammelten: „Das war fantastisch, und ich bin froh, dass es dir gut geht.“ Der Rothaarige nickte leicht: „Ich auch, glaube mir. Das war verdammt knapp...“ Neji blickte fragend auf: „Wie hast du es geschafft?“ - „Glück und Timing. Ich habe ihm die mit Gift versehene Klinge entgegen geworfen, ehe er mich mit seinen Schwertern treffen konnte. Von daher auch das hässliche Loch im Bauch, aber das lässt sich reparieren...“ Plötzlich zischte Gaara Sasori an und blickte mit strengem Blick in die Richtung Yondaimes: „Du willst doch nicht ernsthaft neben mir mit meinem Vater im Schlepptau kämpfen?“ Der Anführer schluckte schwer. Daran hatte er gar nicht mehr gedacht! Er sah Gaara bedrückt an und raunte: „Es... ich habe ihm gesagt, dass ich ihm nichts tun möchte, doch er hat nicht mit sich reden lassen. Bitte verzeih mir...“ - „Mach dir darüber keine Sorgen. Ich hätte es genauso gemacht. Aber ich will nicht, dass du ihn...“ Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse. „...in meiner Nähe... benutzt...“ Sasori nickte leicht: „Wie du wünschst...“ Kurz hielt Gaara inne. Doch, es war wirklich in Ordnung. Er hätte es tatsächlich ebenso getan, wie sein Anführer. Vielleicht wäre er sogar noch weit grausamer vorgegangen, hätte seinen Vater leiden lassen. Aber es war okay. Er sah Sasori an und nickte schließlich ebenfalls: „Danke.“
 

Plötzlich standen Kabuto und Sakura neben der kleinen Gruppe, die mittlerweile auch von den Bürgern umzingelt wurde. Alle starrten immer wieder zwischen Sasori und Yondaime hin und her, was dem Rothaarigen erst jetzt auffiel. Sein Teint wurde noch ein wenig blasser. Waren die Anschuldigungen beim letzten Mal haltlos gewesen, so war es dieses Mal absolut eindeutig: er hatte die Regeln missachtet und wieder einen Menschen zu einer Marionette gemacht. Aber immerhin nicht einfach aus Lust und Laune, es war schlichtweg die Konsequenz eines unvermeidlichen Kampfes. Doch würden sie es auch so sehen? An ihrem Blick ließ sich diese Hoffnung zumindest nicht erhöhen oder bestärken. Viel eher ließen sie auf das Gegenteil schließen: die Verurteilung, der Schuldspruch stand bereits unausgesprochen im Raum, das konnte der Krieger spüren.
 

Der Schriftführer war wütend, aber dennoch zufrieden. Wütend war er über die Tatsache, dass weder Sasori noch Deidara ernsthaften Schaden genommen hatten und die Elite seines Meisters abermals kläglich gescheitert war. Zufrieden war er darüber, dass sein Plan hervorragend funktioniert hatte. Der Fisch hing an der Angel, nachdem dieser sich wie erwartet gierig auf den Köder gestürzt hatte. Nun war es an der Zeit den Fang einzuholen und auszuweiden. Er blieb mit der Hohepriesterin der Gruppe gegenüber stehen und sah Sasori einen Augenblick lang in die Augen. Zwischen ihnen entwickelte sich wieder ein Duell, das ohne Waffen und Worte auskam, und doch keinen Zweifel an der gegenseitigen Verachtung zuließ. Kabuto deutete auf den reglosen Yondaime und durchbrach die angespannte Stille: „Was soll das? Du weißt doch genau, dass es dir strengstens verboten wurde diese Technik einzusetzen.“
 

Sasori knirschte mit den Zähnen. Sein rechter Arm lag über Deidaras Schultern, um sich abzustützen, die freie Hand krallte sich an der Brust des Blonden in dessen Shirt, ehe er knurrte: „Hör zu, ich habe ihm die Möglichkeit zur Kapitulation geboten, doch er hat sie nicht wahrgenommen. Er ist tot, weil ich es ansonsten wäre und davon mal angesehen ging es in der Vereinbarung darum, dass ich die Technik nicht einfach so anwende. Da dieser Kampf also nicht zu verhindern war ist es völlig in Ordnung, dass ich sie genutzt habe.“ Aufgebracht trat Kabuto näher an den Krieger heran und keifte laut und deutlich für alle hörbar: „Was erlaubst du dir eigentlich, hier Wiederworte zu geben? Es war ja wohl nicht nötig den eccalianischen Herrscher zu töten und in dieses... Ding zu wandeln! Wie soll ich dem Senat von Eccalia bitte erklären, dass ihr Herrscher jetzt als Puppe bei unserem Eliteführer im Schrank steht?“
 

Ein allgemeines Raunen und Murmeln legte sich über die Menschenmenge, die sie umgab. Kabuto grinste innerlich, denn die Leute schienen dieses Mal nicht mehr hinter dem Rothaarigen zu stehen. Sasori schüttelte den Kopf. Er hatte keine Chance, wenn dieser Verräter das Wort führte. So beschloss der Rothaarige, es auf einen gewagten Versuch ankommen zu lassen: „Du musst das dem Senat sowieso nicht erklären, da Sakura die offizieller Vertretung von Atlantis ist, nur zur Erinnerung...“ Der strenge Blick des Schriftführers durchbohrte Sakura, die diesen sofort wahrnahm. Innerlich seufzte sie auf und entschuldigte sich im Stillen bei allen, doch ihr blieb keine andere Wahl. Sie schaute Sasori an und versuchte sich ihre Zweifel nicht anmerken zu lassen: „Kabuto hat Recht, es wäre zu vermeiden gewesen. Damit ist es ein eindeutiger Verstoß gegen die Regel und das atlantische Gesetz...“ Wütend fauchte der Krieger: „Sag mal, was redest du da? Ich habe gerade meinen Hals riskiert, um eure beiden nutzlosen Hintern zu retten!“
 

Plötzlich reagierte die Menge um sie herum aufgebracht. Wie bestellt fingen die Leute wieder an Sasori zu beschimpfen und zu beleidigen. Er versuchte die einzelnen Rufe zu ignorieren, doch manch ein Spruch drang dennoch zu ihm durch. Es hatte sich rein gar nichts geändert, obwohl er doch mittlerweile ein ganz anderer Mensch war. Sie hatten ihm doch gesagt, dass dann alles besser werden würde, doch wieso stand er nun hier und musste sich als Mörder, Lügner, Verräter, Bastard und Monster beschimpfen lassen. Er wäre zu ihrer aller Schutz beinahe gestorben, und doch hassten sie ihn alle noch immer. Sakura zischte beleidigt: „Rede bloß nicht in diesem Ton mit mir! Weißt du was? Ich lasse dich jetzt in Gewahrsam nehmen, so sieht es aus.“ Die Bürger stimmten klar zu und applaudierten der Hohepriesterin auch noch.
 

Wütend bauten sich die Elitekrieger um ihren Anführer auf und versperrten den Weg zu diesem. Naruto giftete Sakura nun auch an: „Das kannst du doch nicht machen! Echt jetzt! Wir sind ein Team und das funktioniert nur dank Sasori so gut. Du kannst doch hier nicht einfach entscheiden was du willst, du bist Tsunades Vertretung, mehr nicht!“ Konan horchte auf und schaute ruckartig in Narutos Richtung. Das war vielleicht die Lösung! Sie mogelte sich zwischen den Kriegern durch und stellte sich mit vor der Brust verschränkten Armen vor Sakura und Kabuto hin, ehe sie bittersüß lächelte und herausfordernd sprach: „Ehe das hier in Streit ausartet habe ich einen Vorschlag. Wir belassen vorerst alles wie es ist und lassen Tsunade die Entscheidung treffen. Das sollte im Sinne ALLER Anwesenden sein.“ Streng wanderte ihr Blick durch die umstehenden Menschen, die nachdenklich und ertappt schauten, ehe sie leise murmelnd mehr oder weniger nickend zustimmten.
 

Kabuto jedoch schüttelte den Kopf: „Das finde ich keineswegs befriedigend. Ich erweitere den Vorschlag: Von mir aus soll Tsunade entscheiden, aber bis sie wach ist wird Sasori vom Dienst suspendiert.“ Die allgemeine Zustimmung wurde deutlich stärker und entschlossener. Konan biss sich auf die Unterlippe, aber mehr war wohl nicht aus dieser Verhandlung zu holen. Immerhin würde Sasori auf diesem Wege nicht vollständig unter Verschluss und außer Reichweite geraten. Sie nickte: „Gut, einverstanden...“ Sakura klatschte einmal in die Hände: „Gut, dann wäre das beschlossene Sache. Sasori?“ Die Krieger traten zur Seite, so dann der Rothaarige der Hohepriesterin genau gegenüberstand. Deidara passte dieser Kompromiss gar nicht, hielt sich jedoch zurück. Auch er kam zu dem Schluss, dass eine Gefangennahme deutlich schlechter sein würde.
 

Sasori nickte: „Ja...?“ - „Im Namen von Tsunade und Atlantis werde ich dich hiermit vorübergehend vom Dienst suspendieren. Du wirst so lange die Aufgabe als Eliteführer niederlegen, bis ein Urteil gefällt ist oder Tsunade diese Suspendierung aufhebt.“ Mit noch lauter knirschenden Zähnen und erfüllt von Wut, Enttäuschung und Scham über dieses Urteil versuchte er ohne auszurasten einen Einwand einzubringen: „Dann ernenne wenigstens eine Vertretung. Ich würde Itachi vorschlagen, er hat die meisten Erfahrungen und...“ Forsch unterbrach Sakura den Rothaarigen: „Nein. Sasuke, du wirst die Vertretung für Sasori übernehmen.“ Sie ignorierte den Protest, der auf sie einwirkte. Natürlich wusste sie, dass Itachi als älterer Bruder mehr Erfahrung mit sich brachte, doch ihn konnte sie noch nie richtig leiden. Das hier war ihre Chance, Sasuke endlich zu zeigen, wie sehr sie ihn mochte. Sie würde ihrer großen Liebe schon zu Erfolg und auch Macht verhelfen, dann, endlich, konnte er sie nicht mehr ignorieren. Nach der großen Nachkommensfeier würde sie ihn für sich gewinnen. So konnte sie aus dieser Misere wenigstens einen Vorteil für sich herausschlagen.
 

Überheblich sah sie Sasori an und sprach ihn ein letztes Mal vor allen an: „Bis Tsunade wieder auf den Beinen ist wirst du auch die Stadt nicht betreten. Und jetzt geh, wir haben hier noch eine Menge zu tun!“ Hinter Sakura grinste Kabuto heimlich. Das funktionierte ja viel besser, als er gedacht hatte. Er war froh, dass er dieses einfältige Mädchen in seine Machenschaften eingebunden hatte. Zufrieden beobachtete er, wie sich Sasori mit wütendem und tödlichem Blick von Deidara löste und erhobenen Hauptes mit seiner neusten Marionette vom Platz schritt.
 

Der Rothaarige tobte und kochte innerlich vor Wut, doch eines war sicher: er würde nicht wie ein reuiger Hund die Stadt verlassen. Diesen Triumph gönnte er keinem von ihnen. Sakura nicht, diesem undankbaren Volk nicht und am Wenigsten Kabuto. Stolz und scheinbar ungebrochen stolzierte er von den anderen weg. Ohne sich herumzudrehen sprach er: „Komm, Deidara. Wir gehen.“ Der Blonde seufzte. Er sah Itachi und die anderen an und hauchte: „Wir unterhalten uns später.“ Konan nickte leicht: „Ja, kümmer dich gut um ihn...“ - „Natürlich.“ Eilig schloss er zu Sasori auf. Seite an Seite schritten sie weiter, bis sie für die Menschenmenge außer Sichtweite waren. Hinter der Stadtgrenze ließ der Rothaarige die Marionette verschwinden und drosselte sein Tempo, jedoch nur marginal.
 

Bis sie am Haus ankamen wechselten die beiden kein Wort. Drinnen rannte der Krieger die Treppe hinauf ins Schlafzimmer, um sich dort der Rüstung zu entledigen und etwas bequemes anzuziehen. Der Blonde blieb im Türrahmen stehen und beobachtete Sasori besorgt. Als dieser die Toga abstreifte, schlug Deidara sich vor Schreck die Hand vor den Mund und keuchte: „Um Himmels Willen...! Deine Wunden müssen versorgt werden!“ Der Rothaarige wandte beschämt den Blick ab und zog sich schnell eine bequeme Hose und ein Shirt über, ehe er den Kopf schüttelte und leise hauchte: „Ist halb so schlimm, das wird wieder...“ Energisch trat der Geologe an den Krieger heran und legte eine Hand an dessen Wange, um den Kopf sanft in seine Richtung zu dirigieren und Blickkontakt herzustellen, ehe er besorgt raunte: „Sasori, bitte... Ich kümmere mich darum, sonst entzündet sich vielleicht etwas. Immerhin hast du unter Anderem wegen mir so viel abbekommen...“
 

Der Rothaarige sah auf und Deidara erschrak leicht, denn dem Krieger standen die Tränen in den Augen. Sasori schüttelte immer wieder den Kopf: „Was heißt hier unter Anderem???“ Irritiert trat der Geologe einen Schritt zurück: „Nun ja, du hast uns doch gerettet oder nicht? Du hast Konan und mich vor diesem Kerl beschützt und die Stadt vor dem Angriff...“ Wütend blitzten die Augen Sasoris auf: „So ein Blödsinn! Glaubst du wirklich, dass ich für einen dieser Heuchler auch nur annähernd so viel auf mich genommen hätte??? Dass ich für diese undankbaren Menschen diese Suspendierung riskiert hätte??? Verflucht, nein!“ - „Dann eben nur für Konan und mich, was macht das für einen Unterschied? Du würdest für sie doch alles machen...“ Wieder schlug sich der Blonde die Hand vor den Mund. Das war ihm im Eifer des Gefechts herausgerutscht. Und plötzlich begriff er etwas, als der den Schmerz und die Enttäuschung in den dunklen Iriden vor sich sah.
 

Sasori schüttelte wieder den Kopf und schrie schon fast, so aufgewühlt und wütend war er: „Was soll das den heißen? Ich dachte, dass wir dieses blöde Thema erledigt hätten...“ Verstand Deidara denn wirklich nicht? Das hatte mit Konan doch rein gar nichts zu tun! Der Rothaarige spürte, wie sich sein Magen verkrampfte. Er blickte enttäuscht auf und fauchte, nachdem der Geologe noch immer keine Anstalten machte ihm zu antworten: „Großartig! Ehrlich! Das... verdammt!“ Wütend stieß er den Blonden von sich und brüllte aufgelöst: „Der einzige Grund, dass ich sämtliche Etikette und Vorsichtsmaßnahmen über Bord geworfen hatte warst DU! Verflucht! Kabuto hat Yondaime einzig und allein auf dich gehetzt! Das war eine Falle und ich bin blind vor Angst mit Pauken und Trompeten hinein getappt! Ich wollte diesen Kampf nicht, ehrlich! Aber DU warst in Gefahr!“ Er schnaubte wütend. „Und wofür das Ganze? Dass du mir jetzt vorwirfst, ich würde alles für Konan tun??? Ich habs von Anfang an gewusst...“ Er wurde leiser, lehnte sich mit dem Rücken an den Kleiderschrank und ließ sich langsam zu Boden sinken, während er sein Gesicht in seinen Händen vergrub. „Ich hätte es wissen müssen... Diese ganzen Gefühle... alles Blödsinn! Ich erfahre ja doch nur wieder Schmerz und Ablehnung...“
 

Deidara stockte der Atem. Was hatte er mit einem Versprecher bloß angerichtet? Er hockte sich vor seinen Rotschopf hin und schüttelte mit Tränen in den Augen den Kopf, während er seine Hände auf die hängenden Schultern seines Gegenüber legte: „Nein, nein, bitte, sag so etwas nicht! Es tut mir wirklich Leid, das habe ich falsch verstanden... Sasori, sieh mich doch bitte an!“ Der Krieger seufzte und kam dem Wunsch schließlich nach. Er wusste eigentlich gar nicht wieso, aber er tat es einfach. Da lag so viel Flehen und Reue in der Stimme Deidaras, dass er einen Blick in die blauen Augen riskierte, die ihn voller Wehmut ansahen. Der Geologe hauchte sanft: „Danke... Sasori, ich liebe dich wirklich. Bitte verzeih mir. Es war ein langer Tag, wir haben wirklich viel durchgemacht und ich denke, wir brauchen jetzt vor allem Ruhe. Lass mich deine Wunden versorgen und dann machen wir uns Gedanken, wie wir Kabuto aufhalten können, okay?“ Langsam nickte der Rothaarige: „Ist gut... Deidara, ich... Ich habe wirklich Angst gehabt, dass sie dir etwas antun.“ Plötzlich schoss ihm die Röte ins Gesicht und er wandte den Blick ab. „Sie haben... meine Gefühle ausgenutzt, um diesen Kampf zu provozieren... Kabuto weiß es... Und das ist gefährlich...“
 

Zärtlich strich der Blonde dem Krieger über die Wange und sah diesem tief in die Augen: „Jetzt sind wir vorbereitet, noch einmal wird er uns nicht damit überraschen. Ich werde in Zukunft viel vorsichtiger sein und auf dich hören, versprochen... Ich werde es nicht zulassen, dass er deine Gefühle noch einmal ausnutzt oder du deshalb glaubst sie nicht mehr haben zu wollen. Wenn es sein muss haue ich diesem Arsch auf zwei Beinen eine runter, dass ihm hören und sehen vergeht, aber eines kannst du mir glauben: ich werde dich nicht kampflos aufgeben, hast du verstanden?“ Diese Entschlossenheit beeindruckte Sasori zutiefst. Er lächelte leicht: „Meinst du das Ernst?“ - „Natürlich! Sasori, ich habe eine Entscheidung getroffen...“ Der Rothaarige sah fragend auf und Deidara atmete einmal tief durch, ehe er lächelte: „Lass uns deine Wunden versorgen, danach verrate ich es dir.“ Der Krieger zog eine Schnute und grummelte: „Das ist Erpressung, aber schön, wenn du es mir dann verrätst, dann von mir aus...“
 

Lächelnd erhob sich der Geologe und half dem Rothaarigen auf die Beine, ehe er in Richtung Bett nickte: „Setz dich. Ich habe einen Verbandskasten von Nagato bekommen, da müsste alles Nötige drin sein...“ Wie gewünscht nahm Sasori auf dem Bett Platz und wartete, bis sich Deidara mit dem kleinen Kasten neben ihn setzte. Er öffnete die Schachtel und legte Verbände, Salbe und Pflaster zurecht, ehe er seinen Rotschopf ansah und verschmitzt grinste: „Dann zieh mal dein Shirt aus, sonst kann ich 'leider' nichts machen.“ Die Augen spielerisch verdrehend kam der Krieger der Aufforderung nach. Das warme Shirt, das auf das Bett fallen gelassen wurde, streifte die Hand des Blonden, der wohlig seufzte. Kurz ließ er den warmen, weichen Stoff über seine Finger gleiten, ehe er hinter Sasori krabbelte und sich den Rücken genauer ansah. Rasch waren die verhältnismäßig kleinen Wunden dort verarztet.
 

Deidara krabbelte aus dem Bett und hockte sich vor den Rothaarigen hin, den Blick diszipliniert auf die große Wunde an der Schulter gerichtet. Leise seufzte er: „Das sieht aber schon recht übel aus. Warte eben, ich hole ein Handtuch und wasche sie ein wenig aus...“ Rasch war er im Bad verschwunden, feuchtete dort eines der Handtücher an und kehrte mit diesem ins Schlafzimmer zurück. Während der Behandlung hing Sasori seinen Gedanken nach. Traurig und bedrückt blickte er zu Boden. Noch immer schmerzte es ihn, dass er in eine so offensichtliche Falle getappt war. Allmählich musste etwas geschehen, Kabuto und Sakura aufgehalten werden. Er wollte weder Deidara aufgeben oder verlieren, noch Gefahr laufen wieder in die Enge getrieben und verletzt zu werden, nur wegen seiner Gefühle. Gab es denn nur ein „entweder oder“, oder übersah er das „sowohl als auch“? Was nur konnte er tun, um weiterhin Mensch zu werden, ohne dass er als Krieger absolut unbrauchbar werden würde? Die Suspendierung war beschämend, auch wenn er sie dem Blonden zuliebe in Kauf nahm. Dennoch war es demütigend, wie er vor der gesamten Stadt in Ungnade gefallen und verurteilt worden war.
 

Sasori biss sich auf die Unterlippe und seufzte leise. Es war nicht Deidaras Schuld und er war auch nicht geneigt, diesen dafür zu verurteilen. Er selbst hatte die Entscheidung getroffen und er war durchaus froh es so getan zu haben. Ansonsten hätte er den Geologen verloren, so viel stand fest. Erst jetzt, da er zur Ruhe kam, wurde ihm allmählich klar, was er alles getan hatte, um den Blonden zu beschützen. Er hatte sich fest vorgenommen, dass er im Falle einer Niederlage Deidara etwas Wichtiges sagen wollte. Im Angesicht des Todes schien eine Erklärung seiner Gefühle so wichtig, so naheliegend und so ungemein einfach. Doch jetzt und hier war es wieder in schier unerreichbare Ferne gerückt. Ein Kloß schien seinen Hals zu verstopfen und jegliches Wort, das er hätte sagen wollen, zum Verstummen zu bringen. Diese Gefühle waren ja da, existent, doch er hatte einfach zu viel Angst, sie mit offen ausgesprochenen Worten real zu machen. Er wollte es, doch irgendetwas in ihm hielt in dennoch davon ab. Es schien einfach noch nicht der richtige Zeitpunkt zu sein.
 

Abermals seufzte er leise. Im Moment sollte er sich auch über ganz andere Dinge sorgen, doch andererseits war er vom Dienst suspendiert. Er hatte keine andere Wahl als abzuwarten, bis Tsunade wieder auf den Beinen war und hoffen, dass er bis dahin eine Lösung für das „Kabuto-Problem“ gefunden hatte. Noch immer hatte er keine Ahnung, worauf genau diese ganzen Intrigen hinausliefen, doch er spürte deutlich, dass er nicht mehr viel Zeit hatte, um dieses Geheimnis zu lüften. Und dafür musste er sowohl seine Gefühle in Bezug auf Deidara, als auch in Bezug auf die Schmach seitens der Stadt zurückstecken, was weit weniger gut funktionierte, als er sich das wünschte. Noch immer nagte die Scham, die Bedrückung, die Schande und der Verrat an ihm, übertönte gar das Glück auf der anderen Seite. Er musste dringend einen freien Kopf bekommen und den Schmerz versuchen zu vergessen.
 

Vorsichtig tupfte Deidara das getrocknete Blut von Sasoris Körper und wusch die große Wunde an der Schulter vorsichtig aus, ehe er diese mit einer Wundsalbe bedeckte und einen Verband anlegte. Zufrieden betrachtete er sein Werk und lächelte glücklich: „Ich hätte Krankenschwester werden sollen...“ Sasori sah ihn irritiert an: „Kranken-was???“ Kichernd winkte der Blonde ab: „Nicht so wichtig.“ Er blickte dem Rothaarigen liebevoll in die Augen: „Viel wichtiger ist die Entscheidung, nicht wahr?“ Sasori nickte. Das hatte er ganz vergessen. Zufrieden stimmte der Geologe in das Nicken ein und strahlte: „Also gut, ich werde es dir erklären.“ Er stand auf, drückte den Krieger sanft auf das weiche Bett und setzte sich auf Sasoris Hüfte, ehe er diesem einen sanften Kuss auf die Lippen hauchte und verführerisch säuselte: „Ich liebe dich. Mehr als du dir vorstellen kannst, glaube ich. Und ich werde es nicht zulassen, dass ich dich verliere.“ Er strich die roten Haare aus dem hellhäutigen Gesicht und lächelte. „Sasori, ich werde bei dir bleiben. Für immer. Ich werde nicht wieder nach Hause gehen, sondern hier bei dir bleiben...“
 

Sasori blickte auf und sah in die funkelnden blauen Augen. Ungläubig hauchte er: „Meinst... meinst du das Ernst?“ Deidara nickte: „Natürlich, sonst würde ich es dir nicht sa...“ Jäh wurde er unterbrochen, als Sasoris schlanke Hand sich in seinen Nacken legte und ihn nach unten zog, um ihn in einen intensiven Kuss zu verwickeln. Sehnsüchtig und unendlich erleichtert trafen ihre Zungen aufeinander und ließen keinen Zweifel daran, dass sie beide absolut glücklich mit dieser Entscheidung waren. Der Krieger schloss seine Augen und gab sich dem Moment voll hin. Er vergaß alle Sorgen und das war ihm in dieser Form nur zu recht. Sein Einsatz, seine Gefühle, alles hatte sich gelohnt, wenn Deidara bei ihm blieb. Er konnte nicht in Worte fassen, wie glücklich er in diesem Augenblick über diese Entscheidung war. Statt dessen entfachte er den wohl leidenschaftlichsten Kuss, den er dem Blonden je geboten hat. Erkundete zum ersten Mal intensiv und von sich aus die wundervoll warme Mundhöhle des Anderen und konnte seine Finger nicht oft genug über die weiche Haut der Wangen und des Halses gleiten lassen. Diese Nacht gehörte nur ihnen und die warmen Finger auf seiner Brust, seinem Bauch ließen ihn wissen, dass Deidara auf eine seeehr lange Nacht aus war...

Neue Wege

Seufzend schritt Deidara im Wohnzimmer immer wieder auf und ab, tief in Gedanken versunken und vor einem Problem stehend, welches er so nicht mehr hinzunehmen gewillt war. Zwei Tage waren nun vergangen, seit des Kampfes gegen Yondaime und seit Sasoris Suspendierung, und mit jedem Tag hatte sich der Krieger mehr zurückgezogen. Mit jedem Tag mehr konnte der Geologe spüren, wie verstimmt, introvertiert und unglücklich sein Geliebter mit dieser Situation war. Den halben Tag schon hatte er überlegt, was er bloß dagegen tun könnte, um diese Verletztheit über das Geschehene zu lindern, doch keine vernünftige Idee war ihm bisher gekommen.
 

Er musste seine Strategie ändern, so viel stand fest. Worte hatten nichts geholfen, Aufmunterungen waren jedes Mal in Erinnerungen ausgeartet und hatten doch wieder die Schmach Sasoris betont, nicht aber eine Besserung hervorgerufen. Seit den frühen Morgenstunden nun war der Rothaarige bereits im Keller und reparierte seine lädierten Marionetten, allen voran Hiruko. Und doch wusste Deidara, dass diese Art der Ablenkung sicherlich nicht die Beste war. Ganz im Gegenteil: immer wieder würde gerade der Anblick von Yondaime den Krieger an den Kampf und dessen Folgen erinnern. Er musste also etwas finden, das Sasori ablenkte und gleichwohl das Gefühl gab etwas sinnvolles und wichtiges zu tun.
 

Genervt wischte der Geologe sich über das Gesicht. Als ob das Leben als Krieger das einzige wäre, das befriedigend sein könnte. Plötzlich blieb er stehen. Ja, das könnte funktionieren! Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Es brachte nichts, die Sache schönzureden, das wusste Deidara. Doch er kam aus einer anderen Welt, hatte ganz andere Dinge erlebt und war eigentlich immer zufrieden mit seinem Leben gewesen. Und dieses Leben hatte er hier in Atlantis ganz vergessen, da er sich immer dem Leben Sasoris angepasst hatte. Es war durchaus einen Versuch wert dem Rothaarigen nun zu zeigen, wie schön ein „normales“ Leben in seinem Sinne sein konnte... Dass es mehr gab, als nur Arbeit und Pflichten, sondern dass auch zu Hause sehr viele Dinge passieren konnten, die das Leben durchaus lebenswert machten.
 

Endlich hatte er eine Idee, wie er seinen Rotschopf hoffentlich aufheitern und gleichermaßen ablenken konnte. Hoffnungsvoll tänzelte er in die Küche und sah sich um. Zu aller Erst würde er für ein Abendessen sorgen, das seinesgleichen suchte. Rasch hatte er Töpfe, Pfannen, Schüsseln und eine Reihe an Zutaten aus den Schränken geholt und auf die Arbeitsfläche gestellt. Die Zutaten in Atlantis waren zwar gewöhnungsbedürftig, aber er hatte sich so langsam mit ihnen angefreundet. Dennoch hielt er einen Augenblick lang inne. Nein, dieses Mal würde es nichts Atlantisches geben, sondern er würde Sasori ein Essen machen, von dem dieser noch lange schwärmen sollte.
 

Er packte die Lebensmittel zurück in den Vorratsschrank und lächelte. Noch hatte er die Gelegenheit, um heimische, kulinarische Spezialitäten aufzutischen. Guter Dinge huschte er in den Flur und hielt noch einmal kurz an der Tür zum Keller herunter an: „Sasori? Ich bin kurz etwas fürs Abendessen besorgen, bin spätestens in einer Stunde wieder zurück!“
 

Sasori ließ den Stift erschrocken fallen und blickte auf. Er war so in seine Arbeit vertieft gewesen und hatte ganz vergessen, dass er nicht alleine im Haus war. Rasch rief er zurück: „Ist gut, bis später!“ Er wartete angespannt, bis er die Haustür hören konnte, ehe er sich seufzend entspannte und sich mit dem Oberkörper auf der Arbeitsfläche vor sich aufstützte, das Gesicht auf den verschränkten Armen. Sein Blick blieb auf dem Container vor sich hängen. Wieder seufzte er und schloss die Augen. Hiruko hatte er schon gestern repariert bekommen und seither hatte er sich entgegen jeglichen besseren Wissens mit der Konstruktion dieses Behälters beschäftigt. Konan hatte es ihm strikt verboten, sich mit den Techniken zu seiner Verwandlung zu beschäftigen, und doch zog es ihn seit zwei Tagen so immens stark zu diesen Forschungen hin, dass er einfach nicht mehr hatte widerstehen können.
 

Er strich mit seinen Fingerkuppen über den Kristallsplitter, den er in den Container eingearbeitet hatte. Schon jetzt pulsierte seine eigene Energie in dem Fragment und schien mit jeder Sekunde lauter nach ihm zu rufen, verlangte nach seinem Herz. Die perfekte Marionette. Unverwüstlich wie eine seiner Kreationen, aber mit einem eigenen Willen, der nicht einmal Gefühlen unterworfen sein würde. Absolute Perfektion. Dieses Reich würde ihn nicht mehr verachten können. Selbst wenn sie ihn ein Monster nennen würden, es wäre ihm egal. Vor ein paar Wochen noch hätte er keine Sekunde gezögert und seinen Plan in die Tat umgesetzt. Doch jetzt...
 

Nachdenklich ließ er seine Fingerkuppen noch immer über seine nahezu perfekte Konstruktion gleiten und entsagte ihrem lockenden Ruf nach der absoluten Perfektion. Und dieser Widerstand hatte nur einen Grund, einen einzigen Namen: Deidara. Er konnte es drehen und wenden wie er wollte, er war süchtig geworden. Das Einzige, was ihn zum Weitermachen animierte, was ihm ein wenig Licht in dieser dunklen Zeit spendete, was ihm gezeigt hatte wie sich Glück anfühlte, war Deidara. Und wenn er absolut ehrlich mit sich war, dann war Deidara der einzige Grund, der ihn von seiner Umwandlung abhielt.
 

Sasori seufzte und starrte auf den Behälter vor sich. Ja, diesen Container hatte er für sein Herz konstruiert, und er verlangte nach diesem. Doch, anders als ursprünglich geplant, gehorchte sein Herz auf diesen Ruf nicht. Es machte ihm mehr als klar, wem es wirklich gehörte. Sollte er Deidara jemals verlieren, so würde er diesem Drang wohl nicht mehr widerstehen können. Ohne den Geologen würde sein Leben wohl auch den letzten Sinn verlieren. So lange Deidara bei ihm war, konnte ihm doch eigentlich alles andere egal sein, da er einen Lebenssinn und eine unendliche Quelle für sein ganz persönliches Glück gefunden hatte. Würde diese Quelle versiegen, er würde wohl jämmerlich verdursten. Ja, er brauchte den Blonden zum Leben und diese Erkenntnis war ziemlich zwiespältig, für den Moment aber Grund genug, um die Umwandlung guten Gewissens aufzuschieben.
 

Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen nahm er den Behälter an sich und verstaute diesen unter dem Tisch, ehe er aufstand und Yondaime zu sich rief. Der nächste Angriff würde sicherlich irgendwann kommen und wenn es so weit war, so wollte er vorbereitet sein. Wenn auch nicht für Atlantis, dann wenigstens für sein ganz persönliches Glück, das er mit seinem Leben verteidigen würde, wenn es nötig war. Doch dafür brauchte er seine ganz persönliche Armee zurück, die um ein, in seinen Augen, prachtvolles Exemplar größer geworden war.
 

Eine Stunde später betrat Deidara zufrieden das Haus, er hatte alles bekommen, was für seinen Plan nötig war. Guter Dinge trat er an die Kellertreppe heran und rief fröhlich: „Ich bin wieder da!“ Zu seiner Erleichterung erhielt er sofort eine deutlich muntere und klare Antwort: „Das ist schön, ich komme gleich rauf...“ Lächelnd schüttelte Deidara den Kopf: „Lass dir Zeit, ich mache Essen und rufe dich dann!“ - „In Ordnung!“
 

Noch mehr angespornt, als ohnehin bereits, tigerte der Geologe in die Küche, stellte die beiden Papiertüten, die er bei sich hatte, auf der massiven Arbeitsplatte ab und atmete einmal tief durch. Er hoffte wirklich sehr, dass sich die Mühe lohnen würde, doch bei dem Speiseplan konnte er sich einen Fehlschlag kaum vorstellen. Zu seiner Erleichterung hatte er dem Smutje vom Schiff, Choji, ein paar der Vorräte abschwatzen können.
 

Diese packte Deidara schließlich voller Elan aus und war froh, dass er auch ein paar Kleinigkeiten aus der Stadt hatte besorgen können. Lächelnd klatschte er in die Hände und rieb sie aneinander, ehe er mit dem ersten Teil seines Plans begann.
 


 

Chiyo saß auf ihrem Thron, das Kinn auf die geballte Faust ablegend und sich mit dem Arm auf der Lehne stützend, und blickte gedankenverloren aus der monumentalen Fensterfront, die sie umgab. Die Dunkelheit der Tiefe umhüllte ihren Thronsaal, der mit einem angenehmen Licht erhellt wurde. Kaum zwei Meter konnte man in dieser Untiefe nach draußen blicken und selbst innerhalb dieser Entfernung war nicht viel mehr zu sehen, als langsam vor sich hin schwebende Partikel im Wasser. Nur selten verirrte sich eines der Lebewesen, die diese Areale im See bewohnten, nahe genug an die Membran heran, um sie von drinnen aus erkennen zu können. Sie lebten in einer Welt der absoluten Finsternis und mieden das Licht. So wie ihr Volk für üblich die Außenwelt mied.
 

Seufzend hob sie mit der freien Hand abermals den Brief so weit an, dass sie die Worte lesen konnte. Sie mochte vielleicht selbst für eine Reporianerin sehr alt sein, aber niemand sollte wohl den Fehler machen und die Herrscherin unterschätzen. Das aber ging aus den geschriebenen Worten Orochimarus durchaus hervor.
 

Er lud sie ein, sich schon einmal in Izyras einzufinden, um ihm bei der Planung des baldigen Angriffs behilflich zu sein und in den Genuss seiner Gastfreundschaft zu kommen. Sie lachte trocken auf. Er hielt sie wohl für überaus senil und einfältig. Wenn sie eines wusste, dann dass der izyrianische Herr sicherlich niemals etwas tat, ohne dabei einen Hintergedanken zu haben, der ihm zu einem Vorteil verhelfen könnte. Der einzige Grund, weshalb er sie in seinem Reich haben wollte, war vermutlich schlichtweg Kontrolle.
 

Ein spitzbübisches Grinsen huschte kurz über die Lippen des faltigen Gesichts. Sollte er seinen Willen bekommen und auch denken, dass sie eine tüddelige alte Frau war. So hatte SIE Kontrolle über IHN. Chiyo selbst ging es einzig und alleine um die Tatsache, dass ihr Volk durch eine unbekannte Waffe in Bedrohung war, insbesondere seit die Menschen der Oberwelt angeblich in ihre unterirdische Welt eingedrungen waren. Orochimaru jedoch dachte vermutlich an nichts anderes, als an Macht. Er wollte Atlantis und die Welt unterjochen und würde sicherlich versuchen die Zerstörung der Waffe zu vereiteln. Missgunst war eine gefährliche Angewohnheit.
 

Und doch verspürte auch Chiyo Neid auf Atlantis. Nicht aufgrund der Macht, des Reichtums oder der immensen Größe. Nein, sie beneidete Atlantis um seine Liberalität. Es waren nicht viele Jahre vergangen, seit sie ihren Enkel aus Repos hatte verbannen müssen, doch eines war ihr klar geworden: Wäre die Nutzung ihrer Fähigkeiten nicht streng verboten, so würde er vermutlich noch dort sein, wo er hingehörte: zu Hause.
 

Liebevoll ließ sie ihren Blick durch den Raum schweifen, bis er direkt neben ihr an einer Art Pinnwand mitten im Saal auf einem Bild von Sasori verharrte. Seine Worte und sein Gehen schmerzten sie noch immer. Er war ein kleiner Junge gewesen und hatte es doch nicht aus Mordlust getan. Sie seufzte. Aber der Rat von Repos kannte kein Pardon und keine Schuldeingeständnisse. Und sie als Herrscherin konnte Gesetze nur dann ändern, wenn der Rat dem zustimmte.
 

Weiterhin auf das Bild blickend, sank die Hand mit dem Brief in ihren Schoß. Chiyo stellte sich immer wieder vor, wie Sasori wohl mittlerweile aussah und was für ein Leben er führte. Eines hatte sie schon immer gespürt: eines Tages würde er ein Kämpfer sein, der diesen Konflikt zwischen den Reichen wegen der Waffe maßgeblich beeinflussen würde. Er war sicherlich ein vortrefflicher Krieger geworden. Und diese Ausbildung mit den Fähigkeiten war Atlantis Repos seit Jahrzehnten voraus. Es konnte ihrem geliebten Enkel ein Leben bieten, das ihm mehr Dankbarkeit und Freiheit bot, davon war die alte Dame fest überzeugt.
 

Ihr Lächeln wurde noch etwas melancholischer, während sie sich weiter Sasoris mögliches Leben ausmalte. Vielleicht hatte er schon eine nette junge Frau kennengelernt und eventuell bereits eine Familie gegründet. Und möglicherweise war er ein Krieger, für dessen Kampfkunst ihm ganz Atlantis dankbar war. Nach all den schlechten Erlebnissen in Repos wünschte sie dies ihrem Enkel aufrichtigst und von ganzem Herzen.
 

Abermals schweifte ihr Blick wieder zur Membran und dem, was sich dahinter in der Dunkelheit der Tiefe abspielte. Langsam schwebten die Stoffe durch das Wasser und verbildlichten auch das Leben in Repos. Es war weit entfernt von allem Leben und ging seiner ganz eigenen, schier endlosen Zeit nach. Zeit, die Sasori wohl niemals zurückbekommen würde. Chiyo seufzte. Welche Großmutter nur konnte es zulassen, dass sie ihren Enkel über Jahrhunderte überlebte? Sie hatte sich ihrem Volk gebeugt, doch die Schuld, die auf ihren Schultern lastete und ihr Herz umspülte, wie eine tosende Gischt zwischen kantigen Felsen, die ließ sie seit dem ersten Tag ohne ihren kleinen rothaarigen und manchmal giftigen Skorpion wissen, dass sie rechtens, aber völlig falsch entschieden hatte.
 

Resignierend schloss sie ihre Augen. Diesen Blick in den großen kullernden Augen würde sie wohl nie vergessen. Jede Nacht träumte sie von diesem Blick, der die Zerstörung dieser kleinen zerbrechlichen Seele Sekunde für Sekunde offenbart hatte. Der Blick, der in seinen Augen geschrieben stand, als sie ihm den Dolch sprichwörtlich in den Rücken gejagt hatte. Dieser Blick, der sie musterte, als er ihr gesagt hatte, dass er sie hasste. Mit Recht hasste. Sie hatte ihn seiner Kindheit endgültig beraubt und aus einem einsamen Kind einen gebrochenen Mann gemacht.
 

Mit Tränen in den Augen ließ sie den Kopf hängen und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen, der Brief sank langsam und lautlos zu Boden. Denn nun würde sie ihm auch noch als Feind gegenübertreten, an der Seite des wohl abstoßendsten Individuums, das die Welt jemals zu Gesicht bekommen hatte. Wieder wog die Sicherheit und der Wille des Reiches mehr, als das Verständnis und die Interessen ihres Enkels. Leise begann Chiyo zu weinen und flehte im Stillen, dass ihr kleiner Sasori eines Tages Gnade und Vergebung für sie übrig haben würde. Für das, was sie getan hatte und gleichwohl für das, was sie bald noch tun würde...
 


 

Vorsichtig dirigierte Deidara Sasori die Kellertreppe hinauf. Die Augen des Kriegers waren verbunden, so dass er keinerlei Möglichkeit hatte sich mit seinen eigenen Augen zu orientieren. Der Geologe führte ihn aber behutsam und zielsicher durch den Flur, durch das Wohnzimmer und auf die Veranda heraus. Dort stoppte er den Rothaarigen, stellte sich vor diesen hin und lächelte warm: „Da wären wir.“
 

Er drehte Sasori noch ein Stück in Richtung Tisch und Sofa, ehe er diesem das Tuch von den Augen nahm und gespannt war, wie diese kleine Überraschung bei seinem Geliebten ankommen würde. Dieser blinzelte ein paar Mal, ehe er sich mit großen Augen ungläubig umsah. Deidara hatte nicht gelogen, als dieser ihm ein fulminantes Abendessen versprochen hatte. Der Tisch war für zwei gedeckt. Zwei Gläser mit Leuchtkäfern teilten die Fläche in drei Abschnitte. Links und rechts standen die Gerichte, in der Mitte lagen die Teller und das Besteck. Sprachlos ließ er sich von dem Blonden auf das Sofa dirigieren, bevor dieser sich ihm gegenüber vor den Tisch setzte und ihn lächelnd ansah: „Ich präsentiere dir Mahlzeiten aus meiner Heimat. Ich musste den Schiffskoch zwar mit ein paar Tüten Chips bestechen, habe aber genug Zutaten von ihm bekommen, um dir diese Gerichte zu machen. Ich hoffe, dass es dir schmecken wird.“
 

Unsicher begutachtete Sasori die aufgetischten Speisen genauer. Eine große Schüssel mit einer großen Menge eines körnigen, weißen Etwas erweckte zuerst seine Neugierde. Er deutete auf diese Schüssel und sah den Geologen fragend an: „Was ist das?“ - „Das ist das Wichtigste von allen: Reis. Ein Getreide, das man als Grund- oder Beilage benutzt. Pass auf, ich zeige es dir.“
 

Der Blonde griff die besagte Schüssel, schaufelte sich eine gute Portion davon auf seinen Teller und stellte sie wieder zur Seite. Anschließend griff er nach einer Schale, in der eine für Sasori undefinierbar aussehende Sauce angerichtet war und erklärte: „Das ist eine süße Chilisauce nach dem Rezept meiner Mutter. Die beste Sauce, die du jemals essen wirst, das verspreche ich dir. Sie ist würzig und recht süß, schmeckt aber köstlich. Wie du siehst habe ich verschiedene Gemüsesorten reingeschnippelt, und Obst: Ananas.“
 

Sasori verstand zwar nur Bahnhof, nickte aber brav und beobachtete Deidara dabei, wie er die Sauce über den Reis kippte, allerdings nur so viel, dass dieser vermengt leicht von der Flüssigkeit bedeckt war. Nachdem der Geologe die Schale wieder an ihren Platz gestellt hatte, griff er von der anderen Seite des Tisches ein Tablett, auf dem kleine, kross gebratene Fleischstücke lagen. Er legte sich ein paar davon auf seinen Teller und lächelte zufrieden: „Das ist Hühnchen. Eine Geflügelsorte. Schmeckt bei Weitem nicht so tranig, wie eure Raptoren oder diese anderen merkwürdigen Tiere hier. Und sind nicht so ekelig wie diese Riesenmaden, die bei Itachi in der Vorratskammer zum Trocknen hängen, schmeckt aber ähnlich...“
 

Wieder nickte Sasori und seufzte innerlich. Ihm blieb nichts anderes übrig, als einfach zu probieren. Immerhin hatte Deidara sich eine Menge Arbeit mit dieser Überraschung gemacht und sein Magen signalisierte ihm, dass es genau die richtige Art von Überraschung war. Vorsichtig ahmte er die Reihenfolge und das Anrichten der einzelnen Speisen nach, ehe er den Geologen ansah und leicht verlegen lächelte: „Danke, wirklich. Genau das habe ich jetzt gebraucht. Und wenn es so toll schmeckt wie es riecht, dann wirst du dich mit dem Gedanken anfreunden müssen ab jetzt öfter mal das Abendessen zu machen.“ - „Einverstanden. Und nun wünsche ich guten Appetit.“ - „Dir auch.“
 

Etwas skeptisch, aber mittlerweile durchaus neugierig schaute der Rothaarige auf sein Essen, ehe er beherzt das erste Stück Fleisch nahm und es probierte. Überrascht sah er auf. Das war köstlich! Guter Dinge probierte er schließlich auch den Reis mit der Sauce und dem Gemüse. Irritiert blickte er Deidara an und murmelte verwundert: „Die ist ja wirklich richtig süß... Hätte nie gedacht, dass so etwas Süßes zu einem warmen Essen gut ist und...“
 

Plötzlich hustete der Rothaarige und riss erschrocken die Augen auf: „Was soll das?! Das brennt ja plötzlich im ganzen Mund...“ - „Oh, ich Schussel! Chili ist ein scharfes Gewürz. Das hätte ich vielleicht vorher sagen sollen...“ Er lächelte entschuldigend. „Ist es zu scharf?“ Beleidigt schüttelte Sasori den Kopf: „Nein, aber eine Vorwarnung wäre wirklich nett gewesen. Aber es nimmt dem Ganzen ein wenig diese extreme Süße... ich mag es.“
 

Freudig reckte der Geologe die Brust raus und nickte: „Das ist doch wundervoll! Es freut mich, dass es dir schmeckt!“ Seine Körperhaltung normalisierte sich wieder, seine Stimme bekam einen ernsten Tonfall, als Deidara weitersprach: „Du, Sasori, ich habe da eine Bitte an dich.“ Der Angesprochene nickte mit vollem Mund, so dass der Blonde augenblicklich weitersprach. Kurz atmete er tief durch. Teil zwei würde nun seinen Lauf nehmen: „Also, ich möchte dich bitten, dass du mich im Schwertkampf unterrichtest...“
 

Der Krieger schluckte seinen Bissen herunter und sah Deidara fragend an: „Du möchtest WAS?“ - „Bring mir bei, wie man mit dem Schwert kämpft. Das hat mehrere Gründe. Erstens möchte ich mich im Notfall einfach selber verteidigen können, du kannst nicht immer und überall auf mich aufpassen. Zweitens bleibst du damit wenigstens ein wenig in Übung. Und Drittens...“ Er seufzte. „Weißt du, ich ertrage es einfach nicht dich so niedergeschlagen zu sehen. Vielleicht hilft es dir ja ein bisschen dabei, endlich wieder aus deinem Loch zu kriechen, denn so langsam weiß ich nicht mehr, wie ich dir noch helfen kann und soll...“
 

Bedrückt ließ Sasori das Besteck sinken. Ja, Deidara hatte sich wirklich Mühe gegeben, um ihn aufzuheitern, doch nichts hatte wirklich geholfen. Es tat ihm ja selbst Leid, dass die Mühen des Blonden bisher umsonst gewesen waren. Aber dieser Vorschlag hörte sich doch gar nicht verkehrt an. Ganz im Gegenteil sogar: dieser Vorschlag hörte sich sogar hervorragend an. So würde er eine sinnvolle Beschäftigung haben und gleichzeitig Zeit mit Deidara verbringen können. Ehe er jedoch antworten konnte, erhob der Geologe noch einmal seine Stimme: „Aber ich stelle eine Bedingung an dich...“
 

Etwas verwirrt nickte der Rothaarige langsam: „Welche Bedingung denn?“ - „Du bringst mir den Schwertkampf bei, dafür lässt du dir von mir zeigen, wie schön ein normales Leben sein kann. Ich werde dir beibringen, wie du auch in den kleinen Dingen des Alltags dein Glück und deine Erfüllung finden kannst und nicht nur in der Arbeit und deinen Pflichten.“
 

Einen Augenblick lang überlegte Sasori. Das mutete alles doch sehr merkwürdig an, doch andererseits hatte er nichts zu verlieren. Und die vergangenen Wochen hatten durchaus gezeigt, dass Deidara ihm sehr viel hatte beibringen können, von dem er nicht einmal gewusst hatte, dass er es beigebracht bekommen hatte, bis er genauer darüber nachgedacht hatte. Und vielleicht war dieser Vorschlag die Antwort auf seine Frage, ob er sein Dasein als Krieger in Einklang mit seinem Leben an Deidaras Seite bringen konnte. Schließlich nickte er: „Gut, einverstanden.“
 

Freudig beugte der Blonde sich über den Tisch und gab dem Krieger einen zärtlichen Kuss, ehe er hauchte: „Danke. Das freut mich wirklich sehr! Und ich hätte da für heute Abend auch schon eine erste kleine Lektion...“ Fragend hob Sasori eine Augenbraue: „Die da wäre?“ - „Sei nicht immer so ungeduldig, du wirst es schon noch erfahren. Genieße jetzt erst einmal das Essen.“
 

Etwas zerknirscht und tatsächlich ungeduldig aß der Rothaarige seinen Teller leer, ehe sein Blick auf ein weiteres Tablett fiel, das bisher noch unberührt auf dem Tisch stand. Er deutete mit dem Finger auf dieses und sah den Geologen fragend an: „Und was ist das?“ - „Das nennen wir Sushi. Das ist roher Fisch mit Gemüse und einer scharfen Paste mit kaltem Reis und Nori.“ - „Klingt... ekelhaft...“ - „Schmeckt aber hervorragend! Probier einfach mal.“
 

Skeptisch nahm Sasori eines dieser kleinen Häppchen an sich und brauchte tatsächlich eine gute Portion Überwindung, um es sich in den Mund zu schieben. Während er kaute, verzog sich sein Gesicht immer mehr, bis er schließlich Deidara mit einer regelrechten Grimasse ansah und maulte: „Das... ist nicht mein Fall...“ Der Blonde versuchte sein Kichern dadurch zu unterbinden, dass er sich die Nase zu hielt, doch wirklich erfolgreich war dieser Plan zu seinem Leidwesen nicht. Beleidigt sah Sasori ihn an und fauchte: „Was ist so verdammt lustig?“ - „Nüchs...“ - „Was?“
 

Sich langsam auskichernd befreite der Geologe seine Nase aus dem Klammergriff und schüttelte lächelnd den Kopf: „Sei mir nicht böse, aber dein Blick war einfach einmalig. Der hat Bände gesprochen!“ Er atmete tief durch. „Puh. Mach dir nichts draus, mir hat auch so manches von eurem Essen nicht geschmeckt. Man wächst eben mit ganz bestimmten Speisen auf, da sind exotische Gerichte immer heikel.“ Der Rothaarige lächelte leicht und nickte: „Da hast du wohl Recht. Aber dieser... Reis... der war wirklich lecker.“
 

Deidara vertilgte auch seinen letzten Happen, ehe er dem Krieger tief in die Augen sah und herausfordernd lächelte: „Das freut mich. Und nun bin ich der Auffassung, dass die Lektion gut passen würde...“
 

Voller Vorfreude sprang er auf, nahm Sasori bei der Hand und zog diesen hinter sich her, bis sie mitten Im Wohnzimmer stoppten. Er sah seinen Rotschopf an und lächelte verführerisch: „Das wird dir sicherlich gefallen.“ Mit ein paar leichten und schnellen Schritten stand er vor dem Wohnzimmerschrank, öffnete eine Tür und holte eine Bettdecke daraus hervor, die er dort verstaut hatte, ehe er Sasori aus dem Keller geholt hatte. Rasch hatte er die Decke auf dem Boden ausgebreitet, holte die beiden Gläser mit den Leuchtkäfern herein, stellte diese in sicherer Entfernung auf den Boden und löschte das Licht des Kristalls im Zimmer. Ein angenehmes, gedämmtes Licht erfüllte nun den Raum und tauchte ihn in ein Spiel aus bläulichem Licht und unruhig tanzenden Schatten.
 

Zufrieden griff er Sasoris Hände und sah diesem tief in die Augen, entfachte einen unendlich liebevollen und gleichzeitig leidenschaftlichen Kuss, den ihre Zungen regelrecht zu zelebrieren schienen. Sie beide genossen dieses Gefühl einen Augenblick lang, ohne an irgendetwas anderes als diese Berührung zu denken. Genau so wie Deidara es so sehr liebte, krallte Sasori sich wieder fest in sein Shirt, als habe dieser Angst jeden Augenblick stürzen zu können. Eine Spur widerwillig löste er sich schließlich von seinem Geliebten und sah diesem reizvoll in die Augen, ehe er in dessen Ohr hauchte: „Zieh dein Hemd aus und leg dich auf dem Bauch hin. Vertrau mir...“
 

Der Krieger schluckte zwar schwer, nickte aber und kam der Aufforderung nach. Er war nervös, was er nicht abstreiten konnte, doch er versuchte seine Skepsis, gar seine Angst, zu ignorieren. Er legte sich mit freiem Oberkörper auf dem Bauch auf die ausgebreitete Decke, verschränkte die Arme und legte sein Kinn auf diesen ab. Deutlich spürbar nahm der Blonde auf seinem unteren Rücken Platz, ehe dieser sich zu ihm herab beugte und ihm ins Ohr säuselte: „Entspann dich, ich tu dir nichts.“
 

Während Sasori versuchte sich ein wenig zu lockern, griff Deidara in seine Hosentasche und holte ein kleines Fläschchen hervor. Er öffnete diese und ließ sich etwas von dem zähflüssigen Inhalt in die Hand träufeln. Zufrieden stellte er fest, dass es eine angenehme Temperatur hatte. Er stellte das Fläschchen zur Seite, verteilte die Flüssigkeit auf seinen Handinnenflächen und legte seine Hände schließlich auf die völlig verspannten Schultern seines Rotschopfs, ehe er mit einer sanften Massage begann und dabei versuchte, die Verspannungen zu lösen. Sorgsam verteilte er das Massageöl auf Sasoris gesamten Rücken, ließ seine Finger und Hände über die weiche Haut gleiten und inhalierte den angenehmen Geruch wilder Kirschen während seiner „Arbeit“. Glücklich vernahm er das wohlige Seufzen des Kriegers, der schließlich deutlich entspannter hauchte: „Also, an solche Lektionen könnte ich mich gewöhnen.“ Leise kicherte Deidara: „Ist das ein Versprechen?“
 

Zärtlich küsste er immer mal wieder den zarten Rücken unter sich und konnte richtig spüren, wie Sasoris Anspannung nach und nach immer mehr abnahm. Sein Rotschopf würde sich noch wundern, was für Ideen er noch so parat hatte, was für Lektionen diesen noch erwarteten und wie sehr er es verstand Sasori zu verwöhnen. Sicherlich war das keineswegs uneigennützig, aber das störte wohl beide nicht. Endlich hatten sie die Zeit und die Möglichkeit, sich noch intensiver zu erkunden, kennenzulernen und zu erforschen. Die Schönheit von kleinen Momenten kennen und schätzen zu lernen. Und wenn einer es wusste, den Augenblick zur Perfektion zu erheben, dann war Deidara es. Er würde Sasori beibringen, wie viel Magie und Kraft ein Moment haben konnte. Und wie konnte man so etwas schöner lernen, als auf eine solch liebevolle und intime Art und Weise.
 

Wohin auch immer diese Massage führen würde, sie hätte ihren Sinn und Zweck absolut erfüllt. Egal was diese Nacht bringen würde, Sasori wäre entspannter und hätte einen Augenblick der Ruhe und des Frieden erlebt und Deidara würde ihm noch viele solcher Augenblicke der Seligkeit beibringen, denn genau die hatte sich der Krieger mehr als verdient. Diese Augenblicke würden dem Rothaarigen die Kraft geben, um alles durchzustehen. Und sie würden aus ihnen beiden Eins werden lassen, sie für immer miteinander verbinden. Sie gehörten zusammen, für immer.
 


 

Mit einem Ruck saß Konan aufrecht in ihrem Bett. Schweiß perlte von ihrer Stirn, ihr Herz raste und die Lungen verlangten krampfhaft nach mehr Luft. Neben ihr drehte Nagato sich zu ihr um und sah sie verschlafen an: „Konan? Alles in Ordnung?“
 

Die junge Frau wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht und blickte zum Wissenschaftler herunter, ehe sie erschöpft keuchte: „Ich... ich hatte eine Vision...“ Besorgt richtete Nagato sich auf, nahm seinen Engel liebevoll in den Arm, hauchte ihr einen Kuss auf die Wange und sprach leise und beruhigend: „Was hast du denn gesehen?“
 

Konan schluckte, ehe sie zitternd versuchte das Gesehene in Worte zu fassen: „Ich... ich habe Tsunade gesehen. Ihre Verletzung war wirklich kein Unfall, Nagato... Kabuto hat sie niedergestochen, als es niemand bemerkt hat.“ - „Das ist doch gut, dann sind wir ihn endlich los, sobald sie wieder wach wird.“ Mit Tränen in den Augen schüttelte die einstige Hohepriesterin den Kopf: „Nein, sind wir nicht. Er wird ihre Erinnerungen manipulieren, so dass sie sich nicht daran erinnert... und es kommt noch schlimmer...“ - „Was denn?“ - „Sakura wird dasselbe Ergebnis orakeln, wie ich. Es wird wieder kein Kandidat auftauchen und ich habe keine Ahnung wieso.“
 

Beruhigend strich Nagato seinem Engel über den Kopf und dachte angestrengt nach, sprach seine Überlegungen einfach laut aus: „Bisher sind wir doch immer von einem Fehler ausgegangen... was ist, wenn es aber gar kein Fehler ist? Vielleicht gibt es kein Ergebnis, weil es kein Ergebnis geben kann...“ Er sah auf. Allmählich formte sich ein Verdacht in seinen Gedanken. „Konan, wir wollten doch Morgen ohnehin zu Tsunade, um sie mit Medikamenten aus meiner Heimat zusätzlich zu eurer Heilmethodik zu versorgen, richtig?“ Sie nickte. „Gut. Ich habe eine Vermutung, die das Ergebnis erklären könnte, aber ich muss mir die Verletzungen und die Unterlagen über die bisherigen Untersuchungen ansehen...“
 

Konan sah Nagato fragend an, nickte dann aber: „Ist in Ordnung, das werden wir machen. Welchen Verdacht hast du denn und was machen wir wegen Kabuto?“ - „Ich möchte noch nichts sagen, sondern erst wenn ich sicher sein kann. Sollte sich mein Verdacht bestätigen, dann ist es im Grunde egal, ob Kabuto die Erinnerung blockiert oder nicht, da diese Erinnerung dann mit dem Ergebnis des Orakels nichts zu tun hat. Seine Machenschaften sind also im Augenblick zweitrangig, für den wird uns schon noch etwas einfallen.“ Zärtlich küsste er Konan und lächelte warm: „Und nun versuche noch ein wenig zu schlafen. Morgen werde ich dir mehr sagen können, okay?“ Die Blauhaarige nickte und ließ sich im Arm des Wissenschaftlers wieder ins Kissen sinken, wo sie beide rasch erschöpft wieder einschliefen.

Wie man vergessen kann

Lauthals gähnend zog Deidara sich die Decke wieder über den Kopf. Ja, er hatte Sasori um Training mit dem Schwert gebeten, aber ganz sicher hatte er kein Wort von 5 Uhr in der Frühe gesagt! Da musste sich sein Rotschopf schon etwas anderes überlegen, um den Langschläfer aus Überzeugung aus dem warmen und weichen Bett zu scheuchen. Selbst seine Mutter hatte es irgendwann aufgegeben, nachdem sie erfolglos alle Tricks versucht und sämtliche Register gezogen hatte.
 

Doch zwei Trümpfe hatte der Krieger, die seine Mutter niemals gehabt hatte oder jemals haben würde. Sasori verschränkte die Arme vor der Brust und knurrte: „Wenn du glaubst, dass du damit bei mir durch kommst, dann hast du dich aber schief gewickelt. Ich habe es geschafft Naruto täglich dazu zu bewegen pünktlich aufzustehen, da werde ich mit dir allemal fertig.“
 

Der Blonde drehte sich murrend unter der Decke um und maulte verschlafen: „Viel Glück... Und wenn du fertig bist komm wieder ins Bett.“ So eine Frechheit! Der war ja noch aufmüpfiger, als es Naruto jemals auch nur annähernd zu sein gewagt hatte! Sasori knurrte ungehalten. Doch er war nicht der Anführer der Elite geworden, weil er sich auf der Nase herumtanzen ließ. Und einen Vorteil hatte er bei Deidara, im Gegensatz zu Naruto. Hämisch grinsend beugte er sich zu dem Geologen herab, zog sanft die Decke ein Stück herunter und übersäte den aufgewärmten Hals mit zarten Küssen. Zufrieden seufzte der Blonde: „Mmmmh... das ist doch viel besser als aufstehen, findest du nicht? Komm ins Bett, wir können auch noch in ein oder zwei Stunden aufstehen...“
 

Sasori zog sich wieder zurück und grinste, als Deidara ihn beleidigt ansah: „Ich habe nichts von aufhören gesagt...“ Der Rothaarige jedoch blieb eisern: „Und ich nichts von liegenbleiben. Wenn du nicht sofort den Hintern aus dem Bett schwingst kannst du zusehen bei wem du heute Abend die Decke klauen kannst. Dann ziehe ich nämlich wieder ins Wohnzimmer, so einfach ist das.“
 

Aufgebracht setzte Deidara sich auf und sah den Krieger mit großen Dackelaugen an: „Das... das kannst du doch nicht machen! Das ist Erpressung!“ Grinsend schüttelte Sasori den Kopf: „Nein, das ist Motivation. In zehn Minuten bist du unten, ich habe dir eine Trainingsrüstung ins Bad gelegt. Beeil dich.“ - „Sklaventreiber!“ - „Trödeltante.“
 

Unter unendlich maulenden und jammernden Geräuschen quälte der Geologe sich schließlich tatsächlich aus dem Bett, er konnte es selber nicht fassen! Er brummte Sasori muffelig hinterher, der grinsend und zufrieden nach unten ging und in der Küche auf ihn wartete. Manchmal konnte sein Rotschopf aber auch herrisch sein, das war ja kaum auszuhalten, besonders nicht, wenn Deidara noch gar nicht richtig wach war. Er brauchte nun einmal seine Zeit zum Aufstehen, das war unfair und gemein. Am Gemeinsten aber war, dass ihm doch ernsthaft eine Nacht ohne diesen fiesen Sklaventreiber angedroht wurde. Das grenzte ja an Sexentzug!
 

Grantig stapfte er ins Badezimmer und machte sich so schnell frisch, wie noch nie in seinem Leben. Es war ja nicht so, als wäre er der Einzige, dem die gemeinsamen Nächte gefielen, aber er hatte die ungute Ahnung, dass Sasori jedoch so kaltschnäuzig sein würde und seine Drohung wirklich durchzog, wenn er es müsste. So viel Sturheit besaß selbst der Blonde nicht, so dass er sich wohl geschlagen geben musste. Diese Ruhestörung in aller Frühe würde sein Rotschopf heute Abend aber mit einer ganzen Menge Mühe wieder entschuldigen müssen, so viel stand fest. Da würde der Blonde schon für sorgen. Nichts da von wegen gemütlich auf dem Sofa sitzen und eindösen.
 

Gedanklich noch immer schimpfend und meckernd zog er sich die Rüstung über und schaute kurz in den Spiegel. Er sah... merkwürdig aus. Er war immerhin ein kleines bisschen größer und kräftiger als Sasori und doch wirkte er heillos verloren in dieser Kluft. Der heutige Tag würde wohl weniger für Schwertübungen, als für Bewegungsübungen draufgehen. Er hatte sich gar nicht vorgestellt, wie schwer so eine Rüstung doch war. Der Krieger bewegte sich immerhin in ihr wie in einer zweiten Haut, lautlos und anmutig wie eine Katze. Doch er selber...
 

Er verließ mit klobigen Schritten das Badezimmer und torkelte mehr die Treppe herunter, als dass er ging. Unten wartete der Rothaarige bereits und sein Grinsen verriet, dass ihm wohl ähnliche Gedanken durch den Kopf gingen wie Deidara. Leise kicherte er dem Blonden zu: „Steht dir. Auch wenn du dich bewegst, als ob du Bleigewichte in der Unterhose hättest...“
 

Deidara knurrte noch immer müde: „Sehr witzig! Im Gegensatz zu dir habe ich so ein Ding zum ersten Mal an. Ich bin Künstler und kein Haudegen...“ - „Du wolltest unbedingt den Umgang mit dem Schwert lernen, also beschwere dich nicht. Die Rüstung ist doch nur dazu da, damit du dich nicht verletzt.“ - „Erzähl das jemand anderem, aber nicht mir! Du willst mich nur ärgern, ich weiß das! Es steht dir auf der Stirn geschrieben...“ - „Du bist morgens ja noch muffiger als Sasuke es immer war... Schlimm! Ein Langschläfer wie Naruto, aber am Nörgeln wie Sasuke.“ - „Würdest du bitte aufhören. Ich dachte du hasst es so sehr zu warten, also gehen wir lieber, bevor ich es mir doch noch anders überlege.“
 

Liebevoll hauchte Sasori dem Blonden einen Kuss auf die Stirn und nickte: „Natürlich. Ich habe uns auch Frühstück gemacht, das wir mitnehmen können. Ich hoffe, dass ich damit deine unsagbare Ungnade wieder ein wenig besänftigen kann.“ Er hielt einen Korb hoch, in dem eine Menge Gemüse, etwas Obst und Brot zu finden waren. Deidara begutachtete das Angebot, ehe er aufsah und murrte: „Es ist ein Anfang.“ Plötzlich hob Sasori die andere Hand, in der er ein Glas Nutella hielt: „Ich nehme an dieses merkwürdige Zeug fehlt noch, um es zu perfektionieren?“ - „JA! Wehe du lässt das hier, ohne Nutella brauche ich gar nicht zu frühstücken!“ - „Schon gut, schon gut...“
 

Lächelnd legte er das Glas mit in den Korb und sah den Blonden herausfordernd an: „Dann lass uns gehen. Das wird ein langer Tag.“ Nun grinste Deidara breit und nickte: „Worauf du dich verlassen kannst...“
 


 

Nagato und Konan betraten das Privatgemach von Tsunade. Der Wissenschaftler war zum ersten Mal hier und sah sich ungläubig um. Die Krieger, vielleicht einmal abgesehen von Sasori, lebten ja schon sehr angenehm und wohl eingerichtet, aber diese kleine Wohnung im Tempel übertraf alles, was er bisher zu Gesicht bekommen hatte.
 

Eine große offenstehende Flügeltür führte sie in einen geräumigen Flur. Dieser führte zu ihrer Linken offenbar in Richtung Badezimmer, so weit Nagato dies durch den offenen Türspalt auf die Entfernung von fünf Metern erkennen konnte. Zu ihrer Rechten führte der Flur zu einer weiteren dunklen und schweren Tür, die jedoch verschlossen war. In knapp zwei Metern Entfernung wartete ihnen direkt gegenüber eine weitere reich verzierte Flügeltür, die in ein helles und schon jetzt groß wirkendes Schlafzimmer führte.
 

Im Flur selber war der Boden aus feinem hellen Stein gefertigt. Neben der Schlafzimmertür stand ein massiver Tisch an der Wand, vor dem ein dazu passender Stuhl platziert war. Auf der dunklen Tischplatte lagen diverse Unterlagen: Papiere, Ordner und Aktenmappen. Aufwendige Bilder und Kunstwerke zierten die Wände im Flur, sowie ein großer edel gerahmter Spiegel.
 

Die beiden betraten das Schlafzimmer und wieder erwischte Nagato sich dabei, wie er alles ganz genau musterte. Jeder noch so kleine Gegenstand ließ ihn schlichtweg die Natur und Kultur von Atlantis ein wenig besser verstehen, er war ganz in seinem Element.
 

Auch in diesem Zimmer war der Fußboden hell. Ihnen gegenüber ließ eine große Fensterfront reichlich Licht in den Raum. So viel es hier unter der Erde eben möglich war. Schneeweiße Gardinen hellten dieses Licht angenehm auf und verliehen dem Zimmer schon fast eine Atmosphäre, wie sie auch in seiner Heimat überall in den Zimmern zu finden war. Vor der Fensterfront stand ein Himmelbett, das gut drei mal drei Meter groß war. Weicher weißer Stoff schmiegte sich auf die Halterungen, um augenscheinlich in fließenden in Richtung Boden gleiten zu wollen. Im Bett selber lag Tsunade unter weinroter Bettwäsche, auf einer hellen und unendlich bequem aussehenden Matratze gebettet.
 

Links vom Bett dominierte ein großer, edler und massiver Kleiderschrank aus hellem Material die gesamte Wand und den gesamten Anblick. Nagato musste leicht lächeln, denn offenbar schien die Liebe zu exorbitant vielen Kleidungsstücken bei Frauen nicht nur in der Oberwelt ein Thema zu sein. Da reiste er tief unter die Erde und erkundete fremde Kulturen, verstand sie und verinnerlichte sie, scheiterte letztlich aber dann doch an einigen Stellen am Mysterium Frau.
 

Rechts vom Bett fand sich eine zum Kleiderschrank passende Kommode und ein dazugehöriger Spiegeltisch, auf dem diverse Töpfchen und andere weibliche Utensilien lagen von denen Nagato er Einfachheit halber vermutete, dass es Hilfsmittel zum Schminken sein würden. Wenn schon bei der Kleidung fast alles übereinstimmte, dann würde sich beim Thema Schminken vermutlich auch nicht viel tun. Ein Rätsel, das er als Mann wohl nie lösen würde.
 

Direkt rechts vom Bett saß Hinata auf einem kleinen Hocker, mit einer Schüssel Wasser auf dem Schoß, und sah die beiden Ankömmlinge freundlich an. Ihr Lächeln jedoch verriet die Erschöpfung und die Sorge, die in ihr schlummerten. Leise hauchte die junge Priesterin: „Konan, wie schön dich hier zu sehen.“
 

Die Angesprochene trat neben Hinata und legte ihre Hand auf deren Schulter: „Du siehst sehr müde aus. Geh auf dein Zimmer und ruhe dich etwas aus, ich werde mich so lange um die Herrin kümmern.“ Seufzend wanderte der Blick der Jüngeren zu Tsunade: „Das ist sehr nett von dir, aber ich kann nicht gehen. Ich mache mir so große Sorgen...“ Konan nickte verständnisvoll: „Das verstehe ich. Wie geht es der Herrin denn?“ - „Sie hat noch Fieber, aber es ist letzte Nacht ein wenig zurückgegangen... Die Wunden verheilen recht gut, aber sie ist noch zu schwach, um sie aus dem Schlaf aufzuwecken.“
 

Entschlossen griff Nagato die Tasche in seiner rechten Hand etwas fester, ehe er diese auf dem Fußende des Bettes abstellte, sie öffnete und die beiden Frauen lächelnd ansah: „Mach dir keine Sorgen, Hinata. Ich habe etwas mitgebracht, das Tsunade zusätzlich bei ihrer Genesung helfen wird.“ Er griff in die Tasche und kramte in ihr herum, während er weiter erklärte: „Du musst wissen, ich bin nicht nur Forscher auf dem Gebiet von fremden Kulturen. Ursprünglich war es mein Plan Arzt zu werden und habe die Medizin studiert...“ Er kicherte leise. „Nun, bis ich nach einem Jahr noch immer keinen Job hatte und schließlich die Bekanntschaft mit einem sehr ominösen Archäologen im Trenchcoat gemacht habe.“
 

Die Augen verdrehend winkte Hinata ab: „Ich habe zwar keine Ahnung, was ein Trenchcoat ist, aber ominös... das kann sich eigentlich nur um Hidan handeln.“ - „Goldrichtig. Ah, da ist es ja...“ Zufrieden hielt Nagato den beiden Damen eine Spritze entgegen, die mit einer Flüssigkeit gefüllt war. Routiniert steckte er eine steril verpackte Nadel auf die Spitze und testete die Funktionalität kurz, ehe er zum Kopfende schritt und vorsorglich alles erklärte, ehe er die Spritze auch tatsächlich setzte: „In dieser Spritze ist ein Wirkstoff, den wir Antibiotikum nennen. Ein Mitteln, das gegen Infektionen hilft. Damit wird das Fieber schneller wieder weg sein und auch Tsunades allgemeiner Kräftehaushalt wieder besser werden.“
 

Unsicher beobachtete Hinata den Wissenschaftler dabei, wie er Tsunades Arm griff und ihr die Flüssigkeit injizierte, nickte aber schließlich: „Wisst ihr, ich vertraue euch und nichts ist mir wichtiger, als dass die Herrin bald wieder gesund wird.“ Liebevoll strich Konan ihr über den Rücken und nickte lächelnd: „Ach, du bist wirklich eine gute Priesterin, Hinata. Wenn es nach mir ginge, dann würdest du zur nächsten Hohepriesterin ausgebildet werden.“
 

Mit geröteten Wangen wandte die Jüngere den Blick ab, konnte sich ein geschmeicheltes Lächeln aber doch nicht verkneifen: „Das ist lieb von dir. Pass mal auf, Konan, es wird schon alles wieder gut. Kano wird uns nicht im Stich lassen, das weiß ich einfach.“ - „Ich auch, Liebes. Und deswegen wirst du dich jetzt ausruhen. Sei dir sicher, Tsunade wird erfahren, wie tapfer du an ihrer Seite gewacht hast. Aber auch die tüchtigste Hüterin braucht Erholung.“ Lächelnd blickte Hinata auf und nickte leicht: „Wenn ihr so lange bei ihr bleibt, dann weiß ich sie in sicheren Händen. Ich danke euch sehr.“
 

Rasch stellte sie die Schüssel auf dem Boden vor sich ab, erhob sich und verließ das Zimmer, ein Gähnen dabei zu unterdrücken versuchend. Lächelnd sah Konan ihr nach und schüttelte leicht den Kopf, als Hinata außer Sichtweite war: „Sie hat das Herz am rechten Fleck sitzen. Es ist schade, dass sie neben den anderen immer so schnell untergeht, da sie viel mehr kann, als sie sich zutraut.“ Nagato stimmte dem Nicken mit ein: „Das ist wohl wahr. So, aber nun an die wahre Arbeit. Du injizierst Tsunade diese Spritze...“ Er hielt besagtes Objekt empor. „Das ist ein Schmerzmittel. Darüber hinaus bewirkt es durch Vitamine eine Stärkung des Immunsystems. Ich werde mich den Aufzeichnungen zuwenden.“
 

Nachdem er Konan die Spritze gegeben hatte, verließ er das Zimmer und nahm im Flur auf dem Stuhl Platz, der vor dem massiven Tisch stand. Konzentriert widmete er sich den Unterlagen. Mit großem Interesse und einer gewissen Aufregung überflog er die bisherigen Berichte. Die Tatsache, dass sie der Schulmedizin aus seiner Welt nicht entsprachen, machte die Suche schwierig. Dennoch waren die meisten Befunde gut beschrieben und auch mit einem gewissen Fundament an Wissen verfasst. Nagato war so in seine Lektüre vertieft, dass er nicht einmal merkte, wie Konan zu ihm kam und ihm neugierig über die Schulter spähte: „Und? Schon etwas gefunden?“
 

Der Wissenschaftler sah auf, sein Gesicht ernst und unzufrieden aussehend, und seufzte: „Nun, eine hundertprozentige Antwort kann ich nicht geben, aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit entspricht meine Vermutung wirklich den Tatsachen...“ - „Was ist es denn? Du wolltest es mir doch erklären.“ - „Also schön. Es ist im Prinzip ganz einfach...“
 


 

Der Tag neigte sich allmählich seinem Ende zu und nach langem Flehen und Betteln durfte Deidara nun tatsächlich zum ersten Mal an diesem Tag das Schwert in die Hand nehmen. Er war zwar fix und fertig, da Sasori ihn in dieser Rüstung hatte laufen, gehen, rennen, klettern, schwimmen, ducken, ausweichen und angreifen lassen, aber er hatte sich am Morgen etwas vorgenommen und das würde er durchziehen, komme was da wolle. Seit einem ordentlichen Nutella-Frühstück war seine Laune höchst motiviert und gut gewesen.
 

Vor ein paar Minuten hatten sie beide die derzeit hinderlichen Schulterpanzer abgelegt und der Geologe musste gestehen, dass diese Art des Trainings durchaus auch in seinem privaten Sinne waren.
 

Sie befanden sich beim Wasserfall am Strand. Sasori stand direkt hinter ihm und hatte die Arme um ihn gelegt, um mit dessen Händen seine zu greifen und diese unter seiner Führung an die Bewegungen zu gewöhnen, die essentiell für den Schwertkampf waren. Breit grinsend blickte Deidara über seine Schulter: „Hat eigentlich jeder so eine Trainingsstunde mit dir bekommen?“ Überrascht sah der Rothaarige auf und schüttelte den Kopf: „So ein Unsinn. Wir waren Kinder, als wir das gelernt haben und ich hätte jeden umgebracht, der es gewagt hätte mir das SO beizubringen. Und jeder hätte mich umgebracht, bei dem ich das gewagt hätte...“ - „Das war doch keine wirklich ernst gemeinte Frage.“
 

Lächelnd lehnte der Blonde sich zurück und ließ seinen Kopf an die Schulter sinken: „Ich weiß nicht wie es dir geht, aber mir fällt es irgendwie schwer mich noch zu konzentrieren...“ Der Krieger seufzte leise, lächelte aber leicht: „Du bist unmöglich. Wie soll ich dir den Schwertkampf beibringen, wenn du mit dem Kopf ganz woanders bist.“ - „Ich bin einfach nur beeindruckt, wie gut und sicher du mich führst. Und ich denke gerade darüber nach wie es wohl wäre, wenn du das auch mal zu Hause machen würdest...“
 

Das Zwinkern ließ Sasori augenblicklich die Röte ins Gesicht schießen. Perplex und sprachlos sah er den Blonden an und versuchte sich irgendwie zu artikulieren: „Was... also... du... ich... das...“ Kichernd lächelte Deidara verführerisch und schüttelte leicht den Kopf: „Du bist doch sonst nicht auf den Mund gefallen. Jetzt sag nicht, du bist zu schüchtern.“
 

Noch dunkler im Gesicht wandte der Krieger nun seinen Blick ab. Das war gemein, ihm die wohl einzige Sache vorzuhalten, bei der er sich benahm wie ein pubertierendes Kind und wohl in etwa genauso viel Ahnung hatte. Auch wenn er wusste, dass Deidara auf der einen Seite keine Ahnung von diesem Problem hatte und es auf der anderen Seite eine liebevolle Neckerei war und nichts weiter. Und er würde sicherlich nicht zugeben, dass er sich auf absolutes Neuland gewagt hatte. Leise knurrte er daher ein wenig verstimmt: „Hör auf dich über mich lustig zu machen. Dann bin ich vielleicht schüchtern, und wenn schon. Ich habe keine Lust immer alles leiten zu müssen.“
 

Liebevoll befreite der Blonde sich aus dem Griff Sasoris und warf das Schwert achtlos in den Sand, ehe er sich zu seinem Rotschopf drehte und diesem einen Kuss auf die Lippen hauchte: „Ich liebe es, wenn du versuchst deine Schüchternheit zu übertünchen. Auch wenn du es nicht gerne hörst, aber diese rote Farbe um die Nase macht dich richtig süß.“ Grummelnd wich der Krieger dem amüsierten und zärtlichen Blick aus: „Ich bin nicht süß!“ - „Falsch. Du bist so süß, dagegen sieht selbst mein Nutella alt aus... Und wo wir gerade dabei sind, ich könnte etwas Süßes vertragen...“
 

Sasori konnte gar nicht in Worte fassen wie peinlich ihm diese Situation war. Nicht unangenehm im klassischen Sinne, aber doch irgendwie merkwürdig und eben einfach peinlich. Nicht einmal im Traum könnte er so immens offensiv und eindeutig zweideutig sein. Darüber hinaus vergaß auch er allmählich, weshalb sie eigentlich hergekommen waren. Auch seine Sorgen waren in weite Ferne gerückt. Deidara verstand es sehr wohl ihn abzulenken. Ihm ein Leben zu zeigen, das gleichermaßen ruhig und schön, wie auch aufregend sein konnte, ohne auch nur einen Gedanken an seine Arbeit oder an die Pflichten als Eliteführer zu haben. Und er musste sich eingestehen, dass er es gar nicht mal schlecht fand, auch wenn der Blonde gerade ziemlich dreist auf Tuchfühlung ging.
 

Langsam neigte der Rothaarige seinen Kopf wieder in Deidaras Richtung zurück, noch immer von einem dunklen Rot gefärbt. Der Geologe legte dessen Hände an seine Wangen und lächelte glücklich, ehe dieser leise raunte: „Was hältst du von einer Dusche?“
 

Sasori schluckte schwer, nickte aber. Und ehe er sich versah versiegelte der Blonde seine Lippen und zog ihn in einen fast schon wilden Kuss. Ja, es war okay, dass Deidara seine ungestüme Art auf diesem Gebiet auslebte. Hätten sie sich auf Sasori verlassen, so würden sie vermutlich noch nicht einmal Freunde sein. Er hätte sich niemals so weit zu gehen getraut. Nicht im Ansatz. Und dafür war er dem Geologen unendlich dankbar, in jeder Sekunde, in der sie sich so nahe waren. Er selbst hätte sein Glück ziehen lassen, es vermutlich nicht einmal erkannt.
 

Deidara fiel es immens schwer sich noch zurückzuhalten. Dieser noch immer verboten gehörende, sündige Geschmack benebelte ihm nach diesem anstrengenden Tag fast völlig die Sinne. Die Hand, die sich auf geliebte Weise wieder in seine Kleidung krallte, raubte ihm beinahe jeden Verstand. Langsam und widerwillig löste er sich von seinem Rotschopf und deutete mit dem Kopf lächelnd in Richtung Wasserfall: „Die Dusche wartet...“
 

Sein Lächeln wurde noch eine Spur breiter, als Sasori zur Antwort nur wieder rot anlief. Um nicht noch mehr Zeit zu verlieren begann Deidara sich einfach die Schuhe und die Armschienen auszuziehen, was sein Rotschopf nach kurzem Überlegen schließlich auch tat. Er sah den Krieger an und stellte sich wieder direkt vor diesen, ehe er ungeniert die zur Rüstung gehörende Toga von dessen Schultern streifte, jedoch nicht ohne die helle Haut dort mit seinen Lippen sanft zu berühren. Bis er einen Schritt zurücktrat und schließlich seine eigene Toga langsam und verführerisch von seinem Körper gleiten ließ, ehe er Sasoris Hand nahm und diesen hinter sich her ins Wasser zog.
 

Sasori hatte keine Ahnung, was der Blonde eigentlich vor hatte, ihm war nur klar, dass diese ganze Aktion hier weit weniger spontan war, wie sie wirken sollte. Doch war er schlichtweg nicht mehr in der Lage Fragen zu stellen. Beschweren konnte und wollte er sich vor allem schon gar nicht. Erst als sie unter dem frischen herabprasselnden Wasserfall standen kühlte auch sein Gemüt sich wieder ein wenig ab. Und doch kam es wieder zu demselben Ergebnis: Diese Form des Zusammenlebens war angenehmer, als er sich das vor ein paar Tagen noch gedacht hatte. Viel angenehmer. Es machte sogar... Spaß.
 

Sein Blick wanderte unauffällig zu Deidara, der jedoch einfach nur die erfrischende Dusche genoss und keine Anstalten mehr machte außerdem etwas zu tun. Entspannter konzentrierte auch der Krieger sich nun auf die Dusche und genoss sie richtig. Bisher war es immer ein routinierter Part des Trainings gewesen, aber dieses Mal war es eine willkommene Erholung und Abwechslung.
 

Ein paar Minuten verweilten die beiden, jeder für sich, unter dem angenehmen Nass und erholten sich von den Anstrengungen des Tages. Bis Sasori merkte, wie sich Deidara vor ihn stellte. Er öffnete seine Augen und sah den Blonden fragend an, der wieder dieses verführerische Lächeln auf den Lippen hatte: „Genug geduscht. Jetzt ist die zweite Lektion von mir dran.“ Der Krieger ließ sich zurück an den Strand dirigieren, wo er schon im Begriff war nach seinen Sachen zu greifen, aber von der Hand um sein Handgelenk zurückgehalten wurde. Wieder blickte er fragend auf, kam jedoch nicht weiter. Sanft wurde er im Sand zu Boden gedrückt und schneller als er sich versah, saß Deidara auf seinem Unterleib, verwickelte ihn in einen noch wilderen Kuss.
 

Sasori spürte sowohl den Sand, als auch Deidaras Haut auf seiner eigenen, ergab sich diesem Moment auch wenn er wusste, dass es weit weniger eine Lektion, als eine lustvolle Annäherung war, aber das kümmerte ihn nicht. Er genoss die forschenden Hände, den warmen Atem, den betörenden Duft und die vielsagende Berührung auf seinem Unterleib. Er fühlte sich wohl und vor allem fühlte er sich frei. Hier mit Deidara konnte er sich fallen lassen und mit der gewonnenen Zeit, was ihm so langsam klar wurde, ein Leben führen, von dem er sich nie zu träumen gewagt hatte. ER konnte entscheiden und vor allem hatte er fernab jeder Verpflichtung die Freiheit diese gemeinsame Zeit mit allen Sinnen zu genießen. Er ließ sich von Deidara zu verrückten und gewagten Sachen verleiten und fand mit jedem Augenblick mehr Freude und einen nie gekannten Spaß daran.
 

Auch wenn ihm in diesem Augenblick alles andere als klar war, dass der Blonde ihn bis weit nach Mitternacht mit einer ganz bestimmten Form der Freude nicht zur Ruhe kommen lassen würde.
 


 

Kabuto betrat das Schlafgemach von Tsunade und lächelte siegessicher. Es war schon drei Uhr in der Nacht und endlich war Hinata, die Nagato und Konan irgendwann wieder abgelöst hatte, eingeschlafen. Ohne zu zögern trat er an die Herrscherin in ihrem Bett heran, zückte eine Spritze und injizierte ihr rasch die darin befindliche Flüssigkeit. Siegessicher grinste er und hauchte leise: „Hör gut zu Tsunade. Das habe ich extra für dich kreiert dieses Mittel. Glaube mir, es liegt schon lange in meinem Giftschrank und ich habe unzählige Versuchskaninchen gebraucht, um es herzustellen und zu perfektionieren. Sobald du aufwachst wirst du keinen blassen Schimmer mehr haben, dass ich alleine für deine kleine Verletzung verantwortlich bin.“
 

Er kicherte leise. „Bald schon wird es dich eh nicht mehr interessieren, dann wirst du mitsamt Atlantis untergehen, meine Liebe. Ich freue mich schon auf diesen Tag... mehr als du dir vorstellen kannst.“ Mit einem finsteren Lachen verließ er das Zimmer wieder, ohne dass Hinata auch nur ahnte, was sich direkt vor ihren geschlossenen Augen abgespielt hatte.

Duelle

Der feine rote Teppich unter ihren Füßen dämpfte ihre Schritte, die wohl sonst durch den gesamten Gang zu hören gewesen wären. Während sie in Repos, wie alle anderen Bewohner auch, in einem einfachen Heim lebte und Wohlstand eine Angelegenheit ihres gesamten Volkes war, so entsprach dies hier wohl dem genauen Gegenteil. Chiyo seufzte lautlos. Sie schritt nicht einfach durch einen Flur, der Wohlstand ausdrückte, sondern auch Macht, Gier und Unnahbarkeit. Dieser Flur gehörte zu Orochimarus Bollwerk, in dem er fernab seines Volkes hauste und über Wohl und Leid der Bürger verfügte.
 

Kalter, schwerer und dunkler Stein umgab sie und schnürte ihr schon jetzt regelrecht die Kehle zu. Sie war vielleicht Gast, aber sie fühlte sich wie eine Gefangene, die auf dem letzten Weg zum irdischen Richter war. Gut 5 Meter ragte die Decke, die sich bogenartig über ihrem Kopf von einer Seite zur anderen rundete, über sie hinweg, gestützt durch regelmäßig gesetzte Säulen. Dunkle und unheimliche Bilder hingen an den freien Flächen der Wand; viel weniger Zierwerk, als einschüchternde Fratzen. Und doch umgaben feinste Rahmen aus Edelmetallen und anderen seltenen Materialien diese menschenähnlichen Dämonen, die sie von den Gemälden aus schier anzustarren schienen.
 

Selbst der Diener, der sie in Richtung Speisesaal führte, lief in geduckter Haltung und schien keinen Blick mehr als unbedingt nötig um sich zu richten. Diese Burg war alles andere als einladend. Darüber konnten weder feine Stoffe noch edle Metalle Chiyo hinwegsehen lassen. Sie hatte zu viel Zeit vergehen sehen, um sich von einem Blender wie Orochimaru in die Irre führen zu lassen.
 

Sie erreichten die große, dunkle Flügeltür, die sie vom Speisesaal trennten. Der Diener klopfte nervös auf das dunkle Wurzelholz, welches kaum mit Gütern oder gar Geld zu bezahlen war, und wartete, bis ein kühles „Herein.“ ertönte. Er öffnete die Tür, trat zwei Schritte vor und verbeugte sich demütig: „Meister Orochimaru, Herrin Chiyo ist eingetroffen und bereit für das Dinieren an Eurer Seite.“
 

Die ölige Stimme des schwarzhaarigen Herrschers erfüllte die Luft und unterstrich die abweisende und machtgierige Atmosphäre: „Sehr gut. Bring sie an ihren Platz und kümmere dich während des Essens um ihr Gepäck.“ Wieder verbeugte der Diener sich, ehe er Chiyo mit einer Handbewegung aufforderte ihm zu folgen, sie an einen Stuhl neben dem izyrianischen Herrscher führte und ihr half Platz zu nehmen. Schließlich verbeugte er sich abermals und verschwand so schnell aus dem Saal, wie er gekommen war. Die Tür, die hinter ihm geschlossen wurde, war für Minuten das einzige Geräusch, das zu hören war. Orochimaru und Chiyo tauschten vielsagende Blicke aus, überwanden sich jedoch zunächst beide nicht zum ersten Wort.
 

Der Schwarzhaarige grinste kalt, bis er letztlich die unangenehme Stille brach: „Es ist mir eine große Freude dich hier begrüßen zu dürfen. Ich hoffe, du hattest eine angenehme Reise und...“ - „Orochimaru, spare dir deine falsche Höflichkeit. Du weißt so gut wie ich, dass wir hier nicht zusammensitzen, weil wir eine besonders innige Freundschaft pflegen.“
 

Trocken lachte der fahle Mann auf und nickte: „Ich sehe, du ziehst die direkte Art vor. Wie du möchtest. Moment, bitte...“ Er läutete mit einem Glöckchen, das vor ihm auf dem Tisch stand, ehe er sich wieder ganz der Herrscherin widmete und eiskalt lächelte: „Gut. Gleich wird das Essen kommen. Bis dahin möchte ich dir gerne die guten und neuesten Informationen ans Herz legen. Ich bin mir sicher, dass sie dich interessieren werden...“ Herausfordernd sah er Chiyo an, die ohne eine Gefühlsregung nickte: „Ich höre.“ - „Yondaime ist tot.“
 

Nun sah die betagte Herrscherin doch erstaunt auf und raunte überrascht: „Tatsächlich? Das sind, meiner Meinung nach, allerdings keine sonderlich guten Nachrichten.“ - „Das ist nicht weiter schlimm, das für uns interessante kommt doch noch. Der eccalianische Rat hat mir so lange die Befehlsmacht über ihre Truppen gegeben, so lange dieser Krieg dauern wird.“ Skeptisch hob Chiyo eine Augenbraue. Noch immer empfand sie diese Informationen als nicht erbaulich, doch noch musste sie sich in Geduld üben. Eine Auseinandersetzung in Orochimarus Heimat und persönlichem Bollwerk wäre alles andere als ratsam gewesen. So nickte sie schlichtweg: „So bleiben wir, nehme ich an, handlungsfähig.“ - „In der Tat. Ich sehe, wir verstehen uns. Und nun stell dir vor, wer für den Tod Yondaimes verantwortlich ist...“ Er machte eine theatralische und mehr als lästige Pause. „Dein eigener Enkel höchstpersönlich.“
 

Chiyos Augen weiteten sich, während ein paar Diener und Zofen in den Saal traten, wortlos mehrere Speisen auf den bereits gedeckten Tisch stellten und schließlich lautlos wieder verschwanden. Dreist und provozierend begann Orochimaru sich etwas auf seinen Teller zu legen, wobei er hin und wieder einen Blick zu der reporianischen Herrscherin warf und diese Blicke mit einem kühlen Lächeln unterstrich. Erst nach einigen Augenblicken war Chiyo in der Lage sich wieder zu artikulieren: „Ich bin erstaunt, dass dich das so erfreut. Aber ansonsten hättest du wohl kaum die Befehlsmacht über Yondaimes Truppen erhalten. Ich persönlich hatte gehofft, dass Sasori seine Fähigkeiten gut entwickeln kann und so wie es scheint ist dem auch so. Sonst hätte er den Kampf wohl kaum gewonnen.“
 

Die beiden sahen sich kurz in die Augen, ehe Orochimaru sich seinem Essen widmete und Chiyo schließlich auch etwas von dem angebotenen Mahl zu nehmen begann. Sie hoffte inständig, dass der Schwarzhaarige ihre Unsicherheit nicht bemerken würde. Natürlich war sie über diese Neuigkeiten besorgt. Immerhin wusste sie, was für ein Mann Yondaime gewesen war und welche Kräfte in diesem geschlummert hatten. Und scheinbar hatte sie sich keine Vorstellung davon gemacht, was für Kräfte ihr Enkel besaß. Der izyrianische Herrscher lächelte wieder kalt, während er seinen Gast aus den Augenwinkeln ansah und auf seinem Teller herumstocherte: „Es besteht kein Grund für diesen feindseligen Ton, meine Liebe. Ich bin einfach nur erstaunt, dass du so ein großes Talent aus deinem Reich gejagt hast. Ein Jammer...“
 

Entsetzt sah die alte Dame auf, ihre Augen verengten sich zu Schlitzen und ihre Stimme klang klar, deutlich und ungemein fauchend: „Wage es nicht in diesem Ton mir mit zu reden! Bin ich hier, um von dir indiskret und beleidigend angesprochen zu werden, oder um mit dir zu vereinbaren, wie wir die Bedrohung durch die Waffe von unseren Reichen abwenden können?“
 

Der Schwarzhaarige kicherte finster und trocken: „Aber meine Teuerste... Die Arbeit und die Planungen werden wir schon früh genug beginnen, ich versuche mich hier schlichtweg in der Kunst der seichten und legeren Unterhaltung.“ - „Dann halte dich zurück damit. Es passt nicht zu dir und ist definitiv keine Stärke deinerseits.“
 

Nun lachte der blasse Herrscher laut und unangenehm auf, ehe er Chiyo mit rivalisierend blitzenden Augen betrachtete und kalt säuselte: „Mag sein, dass ich kein besonders talentierter Gastgeber bin. Aber dafür bist du offenbar keine besonders talentierte Großmutter, nicht wahr? Du hättest den Hass in den Augen sehen sollen, meine Liebe. Du hast wahrscheinlich richtig entschieden, er war und ist eine Schande für dein stolzes Volk.“
 

Er ließ von seinem Essen ab und las mit einer gewissen Genugtuung die Verachtung in den Augen der Herrscherin aus Repos. Es brachte ihm keinerlei taktischen Vorteil sie bis aufs Blut zu reizen, und doch tat er es gerne. Er liebte dieses Spiel und keiner außer ihm, oder vielleicht noch Kabuto, beherrschte es so perfekt. Sie würde sich nicht gegen ihn auflehnen. Um die Waffe zu finden und unschädlich zu machen, war sie gezwungen mit ihm eine Union zu bilden, auch wenn diese nicht im Geringsten auf Wertschätzung oder gemeinsamen Idealen beruhte.
 

Orochimaru fuhr guter Laune fort: „Vielleicht ist er heute eine noch größere Schande, als damals. Stell dir vor, er hat sich allen Ernstes das eccalianische Oberhaupt zu einer seiner grässlichen Marionetten gemacht.“ Er lachte laut auf, und ausnahmsweise schien es dieses Mal aus vollstem Herzen zu sein. „Und weißt du wieso? Um einem dieser Oberweltler das nutzlose Leben zu retten, dem er völlig verfallen ist! Du hast wirklich ganze Arbeit geleistet, liebste Chiyo. Er ist zerfressen von Wut und Hass und die einzige Liebe, die er zu empfinden fähig ist, das ist schändlicher Weise die zu einem...“
 

Aufgebracht und am Ende ihrer Geduld erhob die betagte Frau sich ruckartig und sprach mit gepresster, wütend zitternder Stimme: „Es reicht!! Ich werde mich auf mein Zimmer zurückziehen, also schicke nach jemandem, der mich dort hinführen kann. Und wenn wir uns zu den taktischen Besprechungen wiedersehen verlange ich, dass du gelernt hast dich zu benehmen. Solltest du noch ein einziges schlechtes Wort über meinen Enkel verlieren, dann wirst du mich kennenlernen, haben wir uns verstanden? Yondaime und die atlantische Elite sind nicht die Einzigen, die ihre Fähigkeiten einzusetzen wissen.“
 

Ohne eine Antwort abzuwarten verließ sie den Saal, nachdem Orochimaru lediglich gelächelt und nach einem seiner zahlreichen Diener geklingelt hatte. Während sie diesem zu ihrer Unterkunft folgte, strich sie sich erschöpft durch die Haare. Sie wurde langsam wirklich zu alt für diese Position als Herrscherin. Doch von einem dahergelaufenen Tyrannen wie Orochimaru würde sie sich sicherlich nichts anhaben lassen. Sie war vielleicht alt, aber keineswegs dumm oder einfältig. Er wollte sie provozieren, das war ihr durchaus klar. Und Chiyo taten die Worte an sich durch dieses Wissen weit weniger weh, als die Tatsache, dass dieser hinterhältige Hund bedeutend mehr über ihren geliebten Enkel wusste, als sie. Seine Großmutter. Seine letzte Familie.
 

Orochimaru sah ihr amüsiert und zufrieden hinterher. Ein süßeres Dessert konnte er sich kaum vorstellen, als diese Rage, die er durch seine Worte erzwungen hatte. Sie brauchte ihn und er brauchte sie. Im Gegensatz zu Chiyo war er jedoch dreist und sadistisch genug, um sich diese ganz persönliche Freude mit seiner Verbündeten zu erlauben. Immerhin konnte er sich so ein wenig die Zeit versüßen, die er wohl noch auf seinen intriganten Vasallen zu warten hatte. Diese ganzen kuschenden Diener und Volksvertreter waren ihm allmählich zuwider. Er liebte diesen feinen Protest, diese Herausforderung, jemand, der ihm wagte die Stirn zu bieten. Natürlich nur, so lange er wusste, dass er letztlich am längeren Hebel saß. Aber Chiyo war ihm da eine willkommene Abwechslung, bis Kabuto wieder zurück sein würde.
 

Darüber hinaus waren seine und ihre Pläne weit weniger übereinstimmend, als die reporianische Herrscherin sich das wohl noch immer dachte. Orochimaru war bereit viel zu tun, aber keineswegs die Waffe zu zerstören. Er würde sie sich aneignen, koste es was es wolle. Alle würden vor ihm auf die Knie gehen und um ihr armseliges Leben zu flehen und betteln. Da würde auch der ach so gnädige Wassergott nichts dran ändern können. Zufrieden lachte der Schwarzhaarige über den unterhaltsamen Abend und genoss in aller Ruhe sein Abendessen, während Chiyo zutiefst besorgt und aufgebracht auf ihr Zimmer gebracht wurde.
 


 

Fast eine Woche war vergangen, seit Sasori und Deidara ihre erste Trainingsstunde hinter sich gebracht hatten. Der Tag neigte sich allmählich dem Ende zu, doch die beiden standen sich gegenüber, drückte ihre Füße angespannt in den Sand und beobachteten ihren Gegenüber konzentriert und genau. Der Geologe verstärkte seinen Griff um das Schwert, ehe er zum Angriff ansetzte. Sasori parierte, stieß den Blonden von sich und setzte zum Gegenschlag an, dem Deidara allerdings gut auswich.
 

Immer wieder prallte Stahl auf Stahl. Mal musste Deidara ein paar Schritte zurückweichen, mal konnte er diesen Verlust mehr als wieder gut machen und drängte den Rothaarigen immer weiter zurück. Aus langsamen und heillos chaotischen Bewegungen waren mittlerweile durchaus passable und bewusste geworden. Sicherlich wusste Deidara, dass er bei Weitem nicht so gut wie einer der Krieger oder Soldaten war, gleichwohl gab er keineswegs mehr einfach nur ein Opfer dar, das sich nicht zu wehren wusste. Und, was ihn besonders stolz machte, er war inzwischen mit allen Sinnen und Gedanken nur noch beim Training, was wohl vor allem Anderen zu diesen zufriedenstellenden Fortschritten geführt hatte.
 

Von diesem Stolz angespornt setzte er abermals zum Angriff an und drängte Sasori immer weiter zurück, bis dieser mit dem Rücken an den Felsen angelangt war, die Parade mit einer immensen Kraft aufrecht erhielt und ihm aus schmalen Augen in seine eigenen sah. Sekunden oder vielleicht sogar Minuten verstrichen, in denen dieser Blickkontakt aufrecht erhalten blieb, ebenso wie ihre sich aufeinander pressenden Klingen. Urplötzlich jedoch nahm Sasori den Druck von den sich aufeinander pressenden Schwertern, trat einen Schritt zur Seite und beobachtete zufrieden und mit einer Spur Schadenfreude, wie Deidara an ihm vorbei stolperte und unsanft im Sand landete.
 

Der Geologe sah knurrend auf und maulte: „Das war unfair.“ Lächelnd steckte der Rothaarige sein Schwert zurück in die Scheide und hielt dem Blonden seine Hand entgegen: „Aber so ist das eben leider auf dem Schlachtfeld. Du darfst dich nicht ablenken lassen oder in eine Sache zu sehr vertiefen, da du nie weißt, was dein Gegner damit bezwecken will.“
 

Dankbar, aber dennoch etwas zerknirscht ließ Deidara sich auf die Beine helfen, ehe er auch sein Schwert wieder verstaute und dem Krieger lächelnd zunickte: „Verstanden. Ich bin auch am Ende meiner Kräfte. Spräche etwas dagegen, wenn wir für heute Schluss machen?“ - „Nein, natürlich nicht. Eine Dusche und etwas zu Essen wären wohl genau das Richtige jetzt.“ - „Ja, eine Dusche ist wirklich nötig, auch bei mir. Aber das Abendessen verschieben wir heute ein kleines bisschen...“
 

Sasori fragte sich auf dem gesamten Heimweg, was das wohl wieder zu bedeuten hatte. Deidara hatte ihn an jedem Tag mit einer anderen Sache sehr überrascht. Der Geologe hatte sogar begonnen ihm das Tanzen beizubringen, wobei er sich weit weniger gut angestellt hatte, wie der Blonde bei dem Kampftraining. Aber es hatte Spaß gemacht. In Gedanken vertieft folgte er Deidara einfach den Weg zum Haus. So oft wie in den letzten Tagen und Wochen hatte er das Wort Spaß wohl noch nie in seinem bisherigen Leben benutzt. Aber es entsprach dennoch der Wahrheit. Er hatte Spaß, obwohl er vom Dienst suspendiert war.
 

An einem anderen Tag hatten sie gemeinsam mit Deidaras Farben gemalt... Nun, zumindest hatte der eigentliche Plan so ausgesehen. Letztlich war daraus aber eine Farbschlacht geworden, die als Resultat zwei völlig eingesaute Künstler hatte. Mit Händen und Füßen waren sie über die Blätter gelaufen oder hatten darauf herum gepatscht. Wie kleine Kinder. Aber es hatte wirklich Spaß gemacht.
 

Und wieder an einem anderen Tag war Deidara auf die unsagbare Idee gekommen ihn in dessen Kleidung zu packen. Das hatte dem Geologen weitaus mehr Freude bereitet, als ihm selber, aber die Fotos waren letztlich doch lustig anzusehen gewesen. Vor allem ein leuchtend violettes Oberteil hatte sich fast schon schmerzhaft mit seiner Haarfarbe gebissen.
 

Ein leichtes Lächeln umspielte Sasoris Lippen. Allmählich vermisste er seine Arbeit und das Leben in Atlantis nicht mehr im Geringsten. Vielleicht ein wenig, aber er genoss diese Zeit mit dem Blonden wirklich von ganzem Herzen. Dieses Gefühl von Freiheit, Leichtigkeit und Freude war das mit Abstand schönste Geschenk, das ihm wohl je in seinem Leben jemand gemacht hatte. Er bereute wirklich nichts mehr. Die Angst vor der Ungnade der Stadt, da er mit diesem Leben an Deidaras Seite die verbindlichen Verbote missachtet hatte, war in enorm weite Ferne gerückt. Aus Verpflichtungen war Genuss geworden, ein unbeschreiblich leichtes und erfülltes Leben.
 

Nach einer Weile erreichten sie schließlich sein Haus, duschten und zogen sich rasch um. Sasori musste zugeben, dass er ungemein ungeduldig auf die nächste „Lektion“ war. Anfangs war jeder Tag von Skepsis begleitet, mittlerweile jedoch fühlte er vor allem Ungeduld und Vorfreude. Was wohl dieser Abend mit sich bringen würde?
 

Mit einem Handtuch um die Hüften gewickelt saß der Krieger auf seinem Bett und rubbelte sich mit einem zweiten, kleineren Handtuch die Haare trocken, als Deidara, ebenfalls nur mit einem Handtuch „bekleidet“, ins Zimmer kam und ihn mit einem besonders verführerischen Blick versah. Sasori hob eine Augenbraue und sah den Blonden fragend an: „Den Blick kenne ich so langsam... aber so offensichtlich hast du ihn noch nie aufgesetzt.“
 

Ja, er kannte diesen Blick wirklich mittlerweile sehr gut. Und tatsächlich lief er auch nicht mehr jedes Mal tiefrot an, wenn er diesen sah. Nicht, dass er ihn als alltäglich empfand, aber er verspürte diese unendliche Scham nicht mehr in dem bisherigen Ausmaß. Es war nichts verwerfliches an dem, was sie miteinander taten und erlebten. Viel eher hatte Sasori sich noch nie in seinem Leben so lebendig und frei gefühlt, niemals so gut und unbeschwert. Deidara hatte es wirklich geschafft. Er legte sein Leben völlig in die Hände des Blonden und ließ sich vertrauensvoll fallen.
 

Und entgegen aller Befürchtungen genoss er es von Kopf bis Fuß. Liebe und Freude waren kein Tabu mehr, nicht mehr von Angst und Hass eingekerkert. Und vor allem nutzte Deidara sein Vertrauen nicht im Geringsten aus. Sie vertrauten einander. Auch er genoss das Vertrauen des Blonden. Ein Gefühl, das ihm bisher vollkommen unbekannt gewesen war. Er war glücklich darüber und stolz darauf, dass dem so war. Ein Mensch vertraute ihm, dem Monster von Atlantis. Der Schande von Repos. Glück schien doch nichts zu sein, das er stets mit Schmerz und Entbehrung bezahlen musste. Er traute sich wirklich, dank Deidara, glücklich zu sein.
 

Mitsamt einem eleganten Hüftschwung und den Händen hinter dem Rücken versteckt schritt der Geologe auf das Bett zu, lächelte und säuselte mit betont unschuldiger Stimme: „Ich habe keine Ahnung, was du meinst...“ Er blieb direkt vor Sasori stehen und lächelte zufrieden, als er die leicht kitzelnden Küsse auf seinem Bauch spürte. Nach einigen Augenblicken, in denen er diese Zuwendung genoss, sah er zu seinem Rotschopf herab und lächelte süffisant: „Ich habe heute eine ganz besondere Idee vorbereitet.“ Sasori erwiderte seinen Blick: „Dann sag besser schnell worum es heute geht, ich habe nämlich keine Lust mehr zu warten...“
 

Grinsend holte der Geologe seine Hände hinter dem Rücken hervor und hielt Sasori eine kleine Packung entgegen, ehe er zufrieden kicherte: „Ich bringe dir heute Pokern bei.“ Der Krieger sah skeptisch zu ihm hinauf: „Was bringst du mir bei?“ - „Poker. Das ist ein Kartenspiel. Man kann es auf verschiedene Arten spielen, aber heute habe ich da eine ganz spezielle Variante im Kopf...“ - „Die da wäre?“ Das Grinsen auf Deidaras Gesicht wurde noch eine Spur breiter: „Strippoker...“
 


 

Aufgebracht schritt Konan auf den Tempel zu. Tage hatte sie Nagato zuliebe ausgeharrt, doch sie konnte nicht mehr. Ihre Wut schäumte über und ihre Geduld war am Ende. Keine Nacht hatte sie seit ihrer Vision richtig schlafen können. Immer wieder hielten sie und Hinata Wache am Bett der Herrscherin ab, doch die Ungewissheit wann und wie Kabuto zuschlagen würde brachte die einstige Hohepriesterin an den Rand des Wahnsinns. Seit Tsunade in ihrem künstlichen Schlaf lag und Sasori vom Dienst suspendiert war, schien Kabuto über Sakura zu tun und zu lassen, was er wollte. Und niemand war in der Lage etwas dagegen zu tun.
 

Sie war sich durchaus im Klaren, dass auch ihr Vorhaben nichts an der angespannten Lage ändern würde, aber sie musste damit einfach ihr Gewissen und ihren Geist beruhigen. Energisch schritt sie die Stufen empor, ehe sie die Eingangshalle des Tempels betrat. Sakura blieb stehen und sah sie irritiert von der anderen Seite des Raumes an: „Ach du bist es, Konan. Hallo. Was bist du denn so aufgebracht?“ - „Wo ist Kabuto?“
 

Verwundert und über die unfreundliche Art beleidigt, deutete die Hohepriesterin mit dem Kopf in Richtung Saal: „Er ist im Thronsaal und bearbeitet ein paar...“ Ohne weiter zuzuhören stapfte die Blauhaarige in den besagten Raum und ließ Sakura verwirrt zurück, ehe diese ihren Weg in ihr Privatgemach fortsetzte.
 

Forsch riss Konan die Tür auf, betrat den Thronsaal und warf achtlos die Tür hinter sich wieder zu. Kabuto blickte verstimmt auf, lächelte aber, als er erkannte wer auf ihn zu gestürmt kam. Betont freundlich lächelte er: „Konan, welch selten gewordene Überraschung dich hier zu sehen. Kann ich dir helfen?“
 

Sie trat an den Schriftführer heran, packte diesen am Kragen und zog ihn auf die Füße, ehe sie fauchte: „Spar dir deine falschen Worte. Du hörst mir jetzt ganz brav zu, haben wir uns verstanden?“ Kabuto lachte trocken und nickte: „Alles was du willst, meine Liebe.“
 

Innerlich kochte Konan. Sie hatte die Nase von diesem falschen Getue so gestrichen voll und musste sich mit all ihrer Kraft zurückhalten, dem Schreiberling nicht augenblicklich ganz gepflegt die Visage zu polieren. Doch mit ein paar tiefen Atemzügen brachte sie sich wieder auf ein kontrollierbares Level und knurrte wütend: „Ich weiß was du mit Tsunade vor hast. Ich weiß nicht, ob du es schon getan hast oder nicht, aber ich weiß dass es dein Plan ist. Und sei dir über eine Sache bewusst: ich werde dafür Sorge tragen, dass du damit nicht durchkommen wirst. Ich werde, wenn nötig, persönlich dafür sorgen, dass dein Handwerk gelegt wird, hast du mich verstanden?“
 

Süffisant grinste Kabuto und schüttelte den Kopf: „Du scheinst ein wenig verspannt zu sein, ich weiß wirklich nicht wovon du...“ Abrupt wurde seine fahrige Aussage durch einen gezielten Schlag auf sein Auge beendet. Unsanft fiel der Schriftführer zu Boden und jaulte schmerzerfüllt auf. Wütend sah er Konan an, während er sich das lädierte Auge hielt, und keifte: „Was sollte das? Du hast wohl den Verstand verloren! Das wird ein Nachspiel haben!“
 

Die Blauhaarige trat an ihn heran und zog ihn am Kragen abermals nach oben, ehe sie zischte: „Noch ein dummes Wort und dein zweites Auge ist dran, kapiert? Du hörst jetzt einfach zu. Ich hatte eine Vision. Beim letzten Mal hat Sakura dir deinen mickrigen Hintern gerettet. Doch dieses Mal werde ich dir dein Handwerk legen, hast du verstanden? Die Herrin unter Drogen setzen ist wirklich das Letzte. Ich weiß nicht was du wirklich geplant hast und ich weiß nicht, wie lange ich brauchen werde, aber ich werde dich aus Atlantis verjagen und den Frieden wiederbringen, das schwöre ich dir. Und wenn du auch nur annähernd wagen solltest mir für dieses kleine Treffen etwas anhängen zu wollen, dann werde ich dafür sorgen, dass Sasori und die Jungs dich im Schlaf filetieren, hast du verstanden?!“
 

Verstimmt, aber durchaus beeindruckt riss Kabuto sich aus dem überraschend festen Griff der jungen Frau und sah sie hasserfüllt an, nickte aber schließlich, während er seine Kleidung wieder richtete: „Schön, wie du wünschst. Solltest du es aber noch einmal wagen mich so anzugehen, meine Liebe, dann sei auch du gewarnt. Noch so ein Auftritt und ich bringe dich eigenhändig um, nur um es anschließend deinem geschätzten Sasori in die Schuhe zu schieben, haben wir uns verstanden?“
 

Konan knurrte wütend. Verstanden hatte sie das sehr wohl, gefallen tat ihr das allerdings gar nicht. Dieser Tunichtgut war noch weit intriganter und hinterhältiger, als sie das jemals befürchtet hatte. Zu gerne hätte sie ihm gleich noch eine verpasst, der erste Schlag war lange überfällig gewesen und hatte einfach verdammt gut getan, auch wenn sie Gewalt für üblich nicht als besonders geschicktes Hilfsmittel erachtete. Aber das anschwellende Auge erfüllte sie mit Genugtuung und Zufriedenheit, zumindest ein wenig. Er würde wohl noch eine Weile an diesen Augenblick erinnert werden.
 

Schließlich nickte sie leicht und fauchte: „Verstanden. Aber solltest du hier so weitermachen, dann wird dir nicht einmal mehr Kanos Gnade zur Hilfe beistehen...“ Die beiden funkelten sich feindselig an. Kabuto war so wütend, wie selten in seinem Leben. Aber er durfte sich durch diese Provokation nicht zu unüberlegten Taten hinreißen lassen, so viel stand fest. Und er durfte keine Zeit mehr verlieren. Die Stadt glich einem Pulverfass und wenn dieses explodierte, so waren seine und Orochimarus Pläne mehr als gefährdet. Es wurde wirklich Zeit, dem Ganzen möglichst bald ein Ende zu setzen. Tsunade musste so rasch wie möglich aus ihrem Dornröschenschlaf erwachen.
 

Die Tür ging auf und Sakura und Nagato betraten den Saal. Der Wissenschaftler eilte zu Konan und zog diese von dem Schriftführer weg, ehe er ihr auf dem Weg nach draußen ins Ohr flüsterte: „Was hast du nur gemacht? Das war keine besonders gute Idee, fürchte ich...“ Doch sie hörte ihm nicht wirklich zu. Sie starrte über ihre Schulter hinweg noch immer Kabuto an, der seinen Blick ebenfalls nicht von ihr zu nehmen gewillt war. Erst als Sakura ihn auf den Stuhl dirigierte und sich sein Auge ansah, brach der Blickkontakt zwischen den beiden ab. Konan wandte sich dem Ausgang zu. Doch, es war überfällig gewesen und sie würde es jederzeit wieder tun, wenn sie denn nur könnte. Aber eines war ihr klar: Sie hatte ihn provoziert und sicherlich würde nun wieder Bewegung in die ganze Angelegenheit kommen. Das Warten hatte sicherlich schon bald ein Ende. Und dann würden sie alle dort sein, um diesem Intriganten endlich Einhalt zu gebieten...

Die Ruhe vor dem Sturm I

Nervös spielte Konan am Saum ihres Ärmels herum. Neben ihr standen Sakura, Nagato, Hinata und auch Kabuto, und sie konnte sich einer gewissen Schadenfreude nicht erwehren. Drei Tage waren seit ihrem letzten Aufeinandertreffen vergangen und das Veilchen des Schriftführers schillerte in den buntesten Farben. Es war ein Volltreffer gewesen und die noch immer starke Schwellung ließ eindeutig vermuten, dass es wohl noch immer sehr schmerzhaft sein dürfte. Zu ihrer Erleichterung konnte sie sich das schadenfrohe Grinsen, das sie von Kopf bis Fuß erfüllte, gut unterdrücken, da dies sicherlich nicht der Augenblick für kindische Rachegelüste war. Nein, die Nervosität über Tsunades baldiges Erwachen wog deutlich schwerer und ließ sie alle Rivalitäten, zumindest für den Moment, vergessen.
 

Nagato beobachtete seinerseits haargenau, was Kabuto auf dem kleinen Nachtschränkchen neben dem Bett der Herrscherin tat, doch viel erkennen oder nachvollziehen konnte er zu seinem Leidwesen nicht. Die meisten Essenzen stammten von Pflanzen, die nicht in Atlantis wuchsen. Rein medizinisch gesehen war für den Wissenschaftler also kaum etwas Brauchbares herauszufinden, da er die benutzten Pflanzen schlichtweg nicht kannte. Und doch ließ diese Tatsache einen Schluss zu, der wohl für die gesamte Situation von bedeutender Wichtigkeit sein könnte: Kabuto kannte sich mit den heimischen Kräutern nicht so gut aus, wie mit denen aus ferneren Gebieten. Also konnte der Schriftführer kaum ein gebürtiger Atlanter sein und Nagato fragte sich im Stillen immer mehr, wie ein Mensch von Außerhalb zu einer solch mächtigen Position in der Regierung hatte gelangen können.
 

Hinata assistierte Kabuto bei seiner Arbeit, indem sie ihm gewünschte Fläschchen mit Essenzen oder anderen Zutaten reichte, dabei immer wieder besorgt zu ihrer Herrin blickte. Glücklicherweise ging es Tsunade schon bedeutend besser, seit sie die atlantische Heilkunst um die von Nagato erweitert hatten. Sobald die Herrscherin wieder vollständig auf den Beinen war, würde Hinata zu dem Wissenschaftler gehen und sich alles beibringen lassen, was dieser wusste. Immerhin würden die Oberweltler nicht ewig hier in Atlantis verweilen, um sich so liebevoll um Tsunade kümmern zu können. Es würde sicherlich nicht schaden, wenn sie ihr Wissen daher auf diesem Gebiet mit Nagatos Hilfe erweiterte.
 

Kabuto befüllte seine Spritze schließlich mit der fertigen Mixtur und lächelte zufrieden: „So, das hätten wir. Ich werde Tsunade nun dieses Mittel injizieren, damit sie im Laufe des Tages aufwacht.“
 

Etwas ruppig schob er Hinata zur Seite, trat an die schlafende Herrscherin heran und spritzte ihr den gesamten Inhalt der Kanüle, ehe er die Anderen ansah und mit den Schultern zuckte: „Ich weiß nur nicht, wann genau sie aufwachen wird. Das kann fünf Minuten dauern, aber auch fünf Stunden, oder sogar länger.“
 

Konan verschränkte die Arme vor der Brust und überlegte einen Augenblick, ehe sie entschlossen aufsah und nickte: „Gut, ich werde bei ihr bleiben und warten, bis sie aufwacht. Sobald sie zu sich kommt, werde ich augenblicklich nach euch rufen.“ Hinata trat neben die Blauhaarige, legte dieser eine Hand auf die Schulter und lächelte schüchtern: „Ich werde dir Gesellschaft leisten, Konan. Ihr könnt euch also so lange zurückziehen, bis wir euch holen...“
 

Sakura sah auf und nickte: „Gut, das klingt vernünftig. Ich habe noch ein paar Dinge zu erledigen...“
 

Plötzlich ertönten Geräusche aus dem Bett. Die Decke raschelte, von einem kläglichen Stöhnen begleitet. Alle blickten ruckartig zu Tsunade, die ihre Augen öffnete und sich hinzusetzen versuchte. Hinata, Sakura und Konan eilten zu ihrer Herrin und halfen ihr in eine aufrecht sitzende Position, an das große Kissen gelehnt, welches Hinata geistesgegenwärtig rasch aufgeschüttelt hatte. Etwas übernächtigt und verwirrt sah die Herrscherin sich um, ehe sie mit belegter und kratziger Stimme hauchte: „Was... was ist denn hier los?“
 

Kabuto trat nun auch wieder näher und lächelte Tsunade gespielt freundlich zu: „Wie schön, dass du so rasch aufgewacht bist, meine Liebe. Du hattest einen schweren Unfall bei dem Angriff auf die Stadt, weshalb wir dich in einen künstlichen Schlaf legen mussten, damit deine Wunden besser verheilen können. Also übernimm dich nicht und tue dir die Ruhe an, dein Körper wird noch sehr erschöpft von dieser Prozedur sein.“
 

Nachdenklich nickte die Blonde und überlegte einen Augenblick. Langsam und verschwommen kehrten die Bilder zurück. Sie erinnerte sich an den Angriff, der wie aus dem Nichts begonnen hatte. Sie erinnerte sich auch noch daran, wie sie aus dem Tempel gekommen war, bis sie schließlich irgendwie die Treppe hinab stürzte. Doch ab dann verschwamm alles zu einer trüben Masse, die sie auch mit der größten Anstrengung nicht mit Inhalt zu füllen fähig war. Dennoch zwang sie sich zu einem Lächeln und sah auf: „Und ihr habt euch alle um mich gekümmert? Ich danke euch von ganzem Herzen dafür und... Sag mal, Kabuto, wo hast du dieses blaue Auge denn her, das sieht ja schlimm aus.“
 

Konan musste nun doch hämisch grinsen, während Kabuto verächtlich schnaubte und sich einer Ausrede bediente: „Beim Kräutersammeln im Wald habe ich mich mit einem aufdringlichen Raptor angelegt und dabei einen Hieb mit seinem Schwanz abbekommen.“ Sein Blick huschte für ein paar Sekunden unauffällig zu der Blauhaarigen herüber. „Unausstehliche Mistviecher sind das, wenn sie einen bei der Arbeit stören.“ Über die Doppeldeutigkeit nicht im Klaren kicherte Tsunade leise und nickte: „Wildtiere sind eben so, mein Lieber. Vielleicht hast du dich zu nahe an eines der Nester herangewagt. Da können die Weibchen schnell sehr fuchtig werden.“ Konan grinste Kabuto an und nickte: „Da hörst du es, mein Lieber. Halte dich besser von den Jungtieren fern, sonst beißt dich ein Muttertier in ihrem Beschützerinstinkt noch, und das wollen wir doch nicht, oder?“ Der Schriftführer hatte den Wink mehr als deutlich verstanden und knurrte: „Ich werde mich in Zukunft vor diesen Weibchen vorsehen, keine Sorge. Ich bin schließlich nicht dumm und mache zwei Mal denselben Fehler.“
 

Hinata stemmte streng die Fäuste in die Hüfte und schüttelte den Kopf: „Könntet ihr jetzt mal bitte aufhören von Raptoren zu sprechen, immerhin ist unsere Herrin gerade erst von einer langen Heilprozedur erwacht und braucht sicherlich Ruhe.“ Zu ihrer Verwunderung jedoch ergriff Tsunade ihre Hand und schüttelte lächelnd ihren Kopf: „Sei nicht so streng mit ihnen, mir geht es wirklich gut so weit. Wie viel Zeit ist denn vergangen, seit ich hier im Schlaf gelegen habe?“ Bedrückt senkte die junge Priesterin ihren Blick, ehe sie leise hauchte: „Fast zwei Wochen, Herrin...“
 

Entsetzt riss die Herrscherin ihre Augen weit auf und keuchte: „WAS? Das darf doch nicht wahr sein! Die Feier!“ Nun sah Konan Tsunade mit strengem Blick an: „Nun beruhige dich doch, die Feier wird uns schon nicht davonlaufen und mal abgesehen davon wäre es nicht ratsam, wenn du dich schon jetzt wieder in die Arbeit stürzt.“ - „Diese Entscheidung treffe noch immer ich alleine, verstanden? Was wäre denn gewesen, wenn ich diese Verletzungen nicht überlebt hätte?“ - „Dann hätten wir mit einem Kandidaten auch nicht viel gewonnen gehabt, Tsunade, da immerhin noch du diejenige bist, die das Kind austragen würde. Und so kurz nach so schwerwiegenden Verletzungen ist das ohnehin eine mehr als schlechte Idee...“
 

Konan wandte ihren Blick ab. Es war nur die halbe Wahrheit, aber sie brachte es einfach nicht über sich, Tsunade mit dieser so kurz nach ihrem Erwachen dem Stress auszusetzen, den die Wahrheit mit sich brächte. Von daher überraschte sie es kaum, als die Herrscherin abermals widersprach, auch wenn sie innigst gehofft hatte, diese Worte nicht hören zu müssen: „Keine Diskussion! Morgen werden wir tagen und darüber beraten, ob du willst oder nicht. Kabuto, Sakura, du und Sasori werdet morgen Nachmittag zu mir kommen, um die Arbeit wieder ordentlich aufzunehmen, verstanden?“ Widerwillig nickte die Blauhaarige und beugte sich dem Befehl. Ihr blieb kaum etwas anderes übrig; Tsunades Wort war bindend. Die Blonde stutzte plötzlich mit nachdenklichem Blick: „Wo wir gerade dabei sind... wo ist Sasori eigentlich?“
 

Sakura seufzte laut auf und sprach den Meisten, ausnahmsweise, damit aus der Seele. Sie setzte sich auf die Bettkante und lächelte gequält: „Ich glaube, du hast so einiges verpasst. Ich werde es dir in aller Ruhe erklären...“ Tsunade nickte: „Ich danke dir dafür. Konan, du gibst Sasori bitte Bescheid. Das wäre dann alles. Bis auf Sakura können dann alle vorerst gehen. Wir sehen uns spätestens Morgen.“ Mit einem mehr als flauen Gefühl in der Magengegend machten sich Konan, Hinata und Nagato auf den Weg nach draußen.
 

Kabuto jedoch frohlockte innerlich. Alles lief genau nach Plan, so viel stand fest. Er würde sich sicherlich nicht von einer entlassenen Hohepriesterin seine Vorbereitungen zunichte machen lassen. Der morgige Tag würde die Entscheidung bringen, wann der große Angriff endlich stattfinden würde, und er konnte sich einer gewissen Vorfreude nicht erwehren. Endlich würde dieses Reich das bekommen, was er verdient hatte. Endlich würden all die Störenfriede ihrem Untergang entgegensehen. Und er würde sich an ihrem Leid, ihrem Schmerz und ihrem Tod ergötzen, den Lohn für seine jahrelange Arbeit in vollen Zügen auskosten und genießen.
 


 


 

Sasori öffnete seine Augen und rieb sich den Schlaf aus diesen. Etwas irritiert sah er sich um, bis er ins Deidaras Gesicht blickte, welches ihn liebevoll und überaus ausgeschlafen ansah. So langsam kehrte die Erinnerung zurück. Er war vor ein paar Stunden schon einmal wach gewesen, hatte aber entgegen aller Gewohnheiten keine Lust zum Aufstehen gehabt und sich statt dessen für ein ausgedehntes Wachwerden entschieden.
 

Entschuldigend lächelte er den Geologen an und murmelte müde: „Bin ich wieder eingenickt? Das tut mir Leid, aber der Ausflug zum Schwimmen im See bei Mitternacht war doch anstrengender gewesen, als ich gedacht habe...“ Zärtlich strich Deidara durch das feuerrote Haar Sasoris, dessen Kopf noch immer auf seiner Brust ruhte. Er hatte sich nicht bewegt, seit dieser wieder eingeschlafen war und hatte es einfach nur genossen hier so zu liegen, den Krieger im Arm zu halten und seinem leisen Atmen zu lauschen.
 

Deidara lächelte warm: „Das macht nichts, ehrlich. Du hast so friedlich geschlafen, da wollte ich dich nicht wieder wecken, sondern habe mich einfach nur als Kopfkissen missbrauchen lassen.“ Knurrend zwickte der Rothaarige ihm in die Seite: „Frechheit. Missbraucht? Pff. Ich habe heute nur den Tag freigestellt, weil du so fleißig warst beim Training. Und DAS ist der Dank dafür.“ - „Achsoooo, also hatte das nichts damit zu tun, was du bis gerade eben noch gesagt hast?“ - „Ich wollte dir deinen Erfolg nur nicht so offensichtlich unter die Nase reiben, aber du hast mir ja keine andere Wahl gelassen. Du bist Schuld, ist doch klar.“
 

Der Blonde kicherte erheitert und schüttelte den Kopf: „Sturkopf.“ - „Jep. Aber jetzt ist es wirklich Zeit mich aus dem Bett zu schwingen...“ Sasori spürte, wie sich der Griff um ihn festigte, ehe der Geologe nuschelte: „Nichts da! Wach werden und dann einfach abhauen? Wo sind wir denn?“ Der Krieger grinste: „Im Schlafzimmer, wenn du es genau wissen willst. Und es gibt eben gewisse Dinge, für die sich ein solches Zimmer nicht besonders gut eignet, wenn du verstehst. Also lass mich lieber los, ehe wir es doch noch herausfinden müssen...“
 

Widerwillig knurrend entließ Deidara ihn schließlich aus seinem Griff. Rasch war Sasori aufgestanden und verschwand im Badezimmer. Nach der akuten Notdurft öffnete er die Tür wieder, ehe er sich wusch und seine Zähne putzte. Lächelnd stand er vor dem Spiegel und rief: „Ich habe mich schon lange nicht mehr so gut erholt gefühlt...“ Er musste wirklich zugeben, dass der Schlaf wahre Wunder gewirkt hatte.
 

„Ja, der freie Tag war eine hervorragende Idee!“ säuselte Deidara, der sich noch immer im Bett lümmelte und zufrieden in Decken und Kissen kuschelte. Mit völlig zerzaustem Haar blickte er auf in Richtung Bad, setzte sein spitzbübisches Lächeln auf, rollte sich auf den Bauch, so dass er quer über dem gesamten Bett lag, und wedelten mit angewinkelten Beinen in der Luft herum. Eine Feder aus einem Kissen machte sich selbstständig, flog ein paar Mal hin und her, ehe sie kess aus der Nase des Blonden landete, der zu ihr hinab schielte und eine beleidigte Schnute zog, ehe er verzweifelt versuchte sie von ihrem Platz zu pusten.
 

Sasori, der in der Tür stand und gerade aus dem Bad zurückkam, besah sich das Spektakel zunächst mit skeptisch angehobener Augenbraue. Dann jedoch konnte er sich einfach nicht mehr dagegen wehren. Jahrelanges Training waren einfach dahin! Der Anblick war aber auch zu komisch! Aus vollstem Herzen fing er an zu lachen, bis ihm Tränen in den Augen standen und sein Bauch zu schmerzen begann, den er sich daher zu halten versuchte. Doch er konnte einfach nicht mit dem Lachen aufhören.
 

Deidaras Gesichtszüge entgleisten völlig. Absolut ungläubig sah er seinen Rotschopf mit großen Augen an und wusste nicht, was er DAZU sagen sollte. Seit er hier war hatte er Sasori noch nie lachen gesehen. Nicht so! Nicht ansatzweise so!! Hatte er es wirklich geschafft? Es schien so! Er hatte es geschafft, dass der stets mürrische und pflichtbewusste Krieger hier vor ihm stand und unbeschwert wie ein kleines Kind lachte. Glücklich lächelte der Geologe und freute sich mit jeder Sekunde mehr, in der ihm bewusst wurde, was er da wirklich sah und nicht etwa träumte. Sasori lachte noch immer; frei, locker, gelöst. Es war ein wundervolles Lachen, welches Deidara bald um den Verstand brachte. Ein unbeschreibliches Gefühl breitete sich in ihm aus, während er diesen Geräuschen lauschte.
 

Es hieß, dass eine einzige Feder den Lauf der ganzen Welt verändern konnte und noch nie in seinem Leben hatte Deidara glauben können, dass diese Aussage wahr sein würde. Doch nun wusste er es besser. Er hatte getan und gemacht, um Sasori glücklich zu sehen. Dabei schien dieses ansteckende und wundervolle Lachen nur eine einfache, kleine Feder gebraucht zu haben, um endlich aus seinem Versteck gelockt zu werden. Eine kleine Feder, die sein gesamtes Glück endlich perfekt machte; und das durch einen kleinen, bereits vergangenen Augenblick.
 

Bis vor wenigen Augenblicken noch war es ein ganz normaler Tag gewesen, doch völlig unerwartet und plötzlich, ohne dass er damit gerechnet hatte, stand seine gesamte Welt plötzlich Kopf, indem sein geliebter Krieger in Unterwäsche in der Zimmertür stand und lachte, als sei es das erste Mal in seinem Leben.
 

Entschlossen sprang er aus dem Bett. Diese Freude, dieses unsagbare Glücksgefühl wollte er nicht einfach so wieder ziehen lassen. Freudig rannte er mit ausgebreiteten Armen auf Sasori zu, um diesem in die Arme zu springen. Der Rothaarige jedoch rang, noch immer hin und wieder auflachend, nach Luft und war darauf nicht vorbereitet. Mit einem lauten Rumpeln riss Deidaras Schwung ihn mit und er landete unsanft im Flur auf dem Rücken, während der Geologe etwas weicher auf ihm landete.
 

Vorsichtig öffnete Sasori seine Augen wieder und blickte in Deidaras funkelnde, blaue und unendlich liebevoll schauende Iriden. Das ganze Gesicht des Blonden zeigte Glück und tieftste Zuneigung. Zärtlich strich er diesem ein paar unordentliche Strähnen aus dem Blickfeld und führte sie sanft hinter die Ohren, ehe er leicht lächelte und leise hauchte: „Danke. Für alles.“ Doch der Geologe schüttelte zaghaft den Kopf, ehe dieser ebenso leise raunte: „Nein, ich habe zu danken. Ich hoffe von Herzen, dass ich dein wunderschönes Lachen ab jetzt öfter hören darf...“ Mit einem leichten Rot um die Nase nickte Sasori, ehe sie sich für einen liebevollen und zärtlichen Kuss trafen.
 

Genießend schloss der Rothaarige seine Augen und vergaß alles andere um sich herum. Es schien, als könne sein neues Leben, sein glückliches Leben, durch nichts mehr erschüttert werden. Er hatte sich für dieses neue Leben entschieden. Und bald würde das Versteckspiel, so hoffte er, auch endlich ein Ende haben. Sie alle sollten sehen, wie glücklich er jetzt war. Dass es jemanden gab, der ihn so liebte wie er war. Der ihn nicht aufgegeben hatte, sondern ihm gezeigt hatte was es wirklich bedeutet zu fühlen. Sie alle sollten wissen, dass er mehr war, als das aus Angst vertriebene Monster, für das sie ihn alle immer gehalten hatten. Bald würden sie endlich einsehen, dass es möglich war ihn zu mögen, gar zu lieben. Und er freute sich insgeheim unendlich auf diesen Augenblick, da sie alle feststellen mussten, wie falsch sie alle immer gelegen hatten.
 

Genervt knurrte Deidara und löste ihren Kuss, als ein Klopfen an der Tür zu hören war. Missmutig sah er Sasori an und grinste schief: „Wir sind nicht da...“ Der Krieger lächelte, hauchte dem Geologen einen seichten Kuss auf die Lippen und schüttelte sanft den Kopf: „Du bist unmöglich. Vielleicht ist es wichtig.“ - „Was bitte kann für dich wichtiger sein, als ich?“ Das freche Grinsen ließ Sasori wissen, dass diese Frage nicht annähernd so Ernst gemeint war, wie sie klingen sollte, so dass er den Blonden behutsam von sich drückte, ehe die beiden aufstanden und nach unten zur Haustür gingen.
 

Deidara öffnete gespannt und doch ein wenig beleidigt, ehe er Konan etwas brummig ansah und murrte: „Du musst unbedingt an deinem Timing arbeiten...“ Eigentlich war ihr nicht nach Lachen zumute, aber die beleidigte Schnute zu dieser Aussage ließ sie leise kichern: „Ich bin untröstlich, wirklich. Es tut mir sehr Leid, aber ich habe wichtige Neuigkeiten für euch...“ Sasori neigte den Kopf zur Seite und sah sie fragend an: „Was gibt es denn?“ - „Tsunade ist wieder wach... und sie will morgen eine Konferenz mit uns abhalten, um die Vorbereitungen für das Fest aufzunehmen...“
 


 

Der Boden war mit Blut bedeckt. Der Geruch von Tod und Verderben lag unverkennbar und schwer in der Luft. Die Bühne lag zerstört auf der Erde, der Schmuck, der die Straßen und Gebäude zierte, schien sich in seiner Pracht und Feierlichkeit über sie lustig zu machen, denn er war umgeben von Toten, Verletzten und begleitet von nie gesehener Zerstörung. Alles bisher dagewesene wirkte lächerlich im Gegensatz zu dem, was sich ihr dieses Mal bot.
 

Weinende Mütter, Ehefrauen und Kinder streiften suchend über das schier endlosen Trümmerfeld, welches mit Leichen übersät war. Tsunade hockte zusammengekauert inmitten dieses Terrors und versuchte ihre Tränen vergeblich zu trocknen.
 

Orochimaru saß auf seinem Raptor und lachte laut, während seine Schergen noch immer durch die Menschenmenge tobte. Seine Eilte zerstörte den Tempel, in dem sich die letzten Überlebenden versteckten. Die Steine rissen auch die Priesterinnen mit in den Tod. Ihre Schreie übertönten das Klirren der Waffen, das Jammern der Verletzten und sogar das Gebrüll der Krieger.
 

Sie blickte zur Seite und sah Deidara ins Gesicht, der schreiend und weinend an ihrem Ärmel zog und sie versuchte vom Schlachtfeld wegzuführen, doch sie konnte sich nicht bewegen. Sie wollte sich nicht bewegen. Von Anfang an hatte sie Recht gehabt und niemand hatte auf sie gehört. Das war der Preis dafür. Atlantis ging unter. Mit ihm all seine Bewohner, Schätze, seine Kultur und seine Freunde. Auch Chiyo war tot, von Orochimaru eigenhändig ermordet. Er befehligte nun drei Reiche. Und eines zerstörte er, so lange es sich ihm noch widersetzte.
 

Die Elite, auch sie war besiegt. Fünf Krieger lagen leblos am Boden. Einer von ihnen fehlte. Wo war er nur? Wieso führte er seine Truppe nicht an? Was nur war passiert? Wofür das alles?
 

Am Tage der Feier würden sie kommen. Kabuto würde sie in ihre geliebte Stadt führen. Im Tempel würden sie alle den sicheren Tod finden. Auch sie selbst. Deidara war derweil verschwunden und ein feindlicher Soldat trat ihr gegenüber. Ja, an diesem Tag würde auch sie ihr Ende finden, wenn sie es nicht zu verhindern wüsste. Dabei hatte sie ihre Prophezeiung noch nicht vollständig erfüllt. Sie würde Kanos hochheilige Aufgabe nicht zu ihrem vorgesehenen Ende führen können.
 

Das rauschende Gold verfärbte sich blutrot.
 

Sie würde alles verlieren, allem voran ihren Geliebten, der von Anfang bis Ende an ihrer Seite ausgeharrt hatte. Seine Augen von Liebe erfüllt, als auch er schließlich in ihren Armen starb. Sie konnte diese Katastrophe abwenden, doch bestand wirklich Hoffnung? Würde man ihr zuhören? Würde man ihr glauben? Würde sie es wirklich schaffen?
 

Sie sah ein letztes Mal auf, ehe das Schwert ihr Herz durchbohrte.
 

Ruckartig setzte Konan sich auf und keuchte mit Tränen in den Augen nach Atem. Schon wieder. Eine Vision. Panisch brach sie schließlich endgültig in Tränen aus und weinte einfach. Nagato wachte neben ihr auf und schloss sie einfach in seine Arme. Was auch immer sein Engel gesehen haben mochte, so etwas Schlimmes war es noch nie gewesen. Völlig aufgelöst presste sie sich an seine Brust und weinte. Die Worte blieben ihr im Halse stecken.
 

Selbst wenn sie versucht hätte ihm ihre Vision zu erklären, in diesem Augenblick hätte er wohl eh kein Wort verstanden. Dennoch war er hier bei ihr und drückte sie beruhigend an sich. Strich ihr liebevoll über den Kopf, den Rücken, und sprach leise und beruhigend auf sie ein. Aber den Schmerz fühlte sie noch immer, als habe sie alles wirklich gerade erlebt. Den Tod, das Entsetzen und die Resignation. Alles schien so real.
 

Erschöpft schloss Konan ihre Augen, als die Tränen allmählich weniger flossen, doch ihr Herz raste und ihr Verstand schien durchzudrehen. Das durfte nicht passieren! Sie hatte sich nicht gegen ihre Freundin gestellt und so viel riskiert, um ihren Feinden diesen Triumph zu gewähren. Sie war nicht Hohepriesterin geworden, um ihre geliebte Heimat dem Tod kampflos zu überlassen. Sie hatten immerhin noch IHN. Den Träger der Waffe. Kanos heiliges Werk, welches sie zu retten fähig war. Wieso nur hatte die Waffe in dieser Vision nichts getan? Und was war bloß mit Sasori?
 

Schniefend sackte Konan am Ende ihrer Kräfte in sich zusammen. Sie musste Tsunade von dieser Feier abhalten! Nichts Anderes hatte nun einen höheren Stellenwert. Verhinderte sie die sinnlose Feier, so würde sie dieses Massaker abwenden können. Ihre letzten Gedanken kreisten um die anstehende Tagung, ehe sie der lockenden Ohnmacht in ihre Tiefen folgte.
 


 

Sakura betrat mit Tsunade den Thronsaal. Die Herrscherin saß in einer Art Rollstuhl und schien nicht sonderlich erfreut über die Tatsache zu sein, dass sie herum geschoben werden musste. Aber es war eine medizinische Anweisung gewesen und so ließ sie es über sich ergehen, damit sie ihre Arbeit fortsetzen konnte. Die Hohepriesterin stellte sie am Kopfende der Tafel ab, ehe sie selbst Platz nahm und etwas unsicher in die Runde blickte.
 

Kabutos Miene schien durchaus guter Dinge zu sein. Sein Auge konnte nicht darüber hinweg trügen, dass er über den Verlauf er Ereignisse hocherfreut war. Konan hatte dunkle Ringe unter den Augen und sah ungemein erschöpft aus, schien in keiner guten körperlichen Verfassung zu sein. Nagato hatte sie, zusammen mit Deidara und Hinata, vor der Tür in der Eingangshalle gesehen. Sasori wiederum wirkte extrem angespannt und keineswegs erfreut über diese Tagung. Sein Gesicht war wie versteinert, seine Haltung steif und von Unbehagen gezeichnet.
 

Tsunade jedoch schien all diese Reaktionen zu ignorieren und trällerte schier fröhlich los: „Es freut mich, dass ihr alle erschienen seid. Ich möchte mit euch gerne die Planungen der Feier fortsetzen. Immerhin habe ich vor meiner Verletzung bereits damit begonnen und ich habe mir auch schon einen Termin überlegt, wann wir die Feierlichkeiten endlich abhalten können...“
 

Sasori blickte auf und murmelte monoton: „Bei allem Respekt, aber was habe ich hier verloren? Ich bin suspendiert worden und nicht berechtigt in der Stadt zu sein. Und so lange werde ich sicherlich auch nichts zu irgendetwas beitragen; sei es das Fest oder irgendetwas anderes.“ Die Blonde sah ihn ein wenig beleidigt an und nickte: „Das weiß ich durchaus, Sakura hat mich über alles in Kenntnis gesetzt. Aber am Wichtigsten ist erst einmal das Fest und...“ - „Tsunade, du weißt, dass meine Geduld sehr begrenzt ist. Ich stehe unter einem schwerwiegenden Verdacht und so lange du kein Urteil darüber fällst werde ich eben in meinem Haus auf ebendieses warten.“ Sie sah ihn eindringlich an, ehe sie knurrte: „Sasori, nicht jetzt! Wie soll ich denn bitte prüfen, wie es wirklich gewesen ist? Ich kann jetzt keine Entscheidung treffen...“
 

Genervt erhob der Krieger sich und nickte ihr verabschiedend zu: „Dann weißt du ja, wo du mich finden kannst.“ Er war gerade im Begriff den Tisch zu verlassen, als die Herrscherin in zurückhielt: „Warte!“ Er blieb stehen und sah sie an, bis sie schließlich seufzte: „Bei Kano, deine Ungeduld ist dein größtes Laster! Also schön, wie du willst. Da ich selbst keine Augenzeugin gewesen bin und die Aussagen über diesen Vorfall extrem weit auseinandergehen entscheide ich in dieser Angelegenheit wie folgt: Du wirst in den Dienst zurückgestellt und leitest vorerst weiter die Eliteeinheit, bis dieser drohende Krieg vorüber ist. Danach widmen wir uns einer ausführlichen Untersuchung.“
 

Sasori sah Tsunade überrascht an. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet, aber er wollte sicherlich keine Beschwerde einreichen über diese Anweisung. Er war doch irgendwie froh seinen Posten wiederbekommen zu haben, auch wenn er diesen in Zukunft nicht mehr über alles andere stellen würde. Das jedoch musste aber nicht unbedingt jeder wissen, sie würden seine Prioritäten schon früh genug bemerken. Nickend nahm er schließlich wieder Platz: „Gut, einverstanden.“
 

Nun richtete Kabuto sich auf und keifte ungehalten: „Wie bitte? Das kannst du doch nicht machen, Tsunade! Er hat deine Anweisungen missachtet und...“ Gereizt fiel Konan dem Schriftführer ins Wort: „...und die gesamte Stadt gerettet damit! Sieh es endlich ein! Du wirst ihn nicht los, wie du wolltest. Also halt dich mal zurück, Kabuto!“
 

Irritiert und entsetzt über diese immens gereizte Stimmung schaltete Tsunade sich wieder ein: „Aber bitte! Was ist denn mit euch los? Ihr kratzt euch ja fast die Augen aus... Können wir uns vielleicht wieder wie erwachsene Menschen benehmen und die nächsten Punkte abarbeiten?!“ Kabuto verschränkte die Arme vor der Brust und zischte: „Nicht so lange ich mir diese Anschuldigungen anhören muss. Ich bin alleine um das Wohl von Atlantis besorgt. Es ist doch Fakt, dass alle hier Angst vor ihm haben. Und statt sich zu bessern macht er aus einem Reichsherrscher eine seiner abartigen Puppen! Brutal wie ein Raptor und genauso viel Hirn im Kopf, nicht wahr?“
 

Ein kaltes Lächeln umspielte Sasoris Lippen, als er süffisant antwortete: „Das scheint dir wohl wirklich nicht zu passen, dass ich wieder meinen Dienst antrete, oder? Ist wohl nicht Teil deines Plans gewesen, nicht wahr? Ich bin untröstlich und schon sehr gespannt, welche Frechheit du dir als Nächstes einfallen lässt...“ Aufgebracht schmiss Kabuto seinen Stuhl um, stürmte zu dem Krieger und packte diesen am Kragen: „Wage es bloß nicht in diesem Ton mit mir zu sprechen! Ich wäre an deiner Stelle ganz vorsichtig, was ich hier ausposaune und was nicht! Jeder hat hier seine kleineren und größeren Geheimnisse, nicht wahr?“
 

Zwei Augenpaare trafen schneidend wie Schwerter aufeinander. Sasori wusste worauf Kabuto anspielte. Er hatte so etwas schon geahnt, immerhin ließ bereits der Kampf mit Yondaime darauf schließen, dass der Schriftführer über Deidara und ihn zumindest eine Ahnung hatte. Doch er würde diesem nicht die Freude gönnen und sich als erpressbar hinstellen. Er wusste was die Drohung bedeutete, nun war es Zeit mit Kabutos eigenen Waffen zurückzuschlagen. Deshalb lächelte Sasori ruhig und gelassen: „Kein Grund so aus der Haut zu fahren. Ich habe dir doch gar nichts getan. Du regst dich lediglich ganz offensichtlich über meine Rückkehr auf. Wenn dir so viel an Atlantis gelegen ist, dann solltest du mich weniger beleidigen und dich lieber glücklich schätzen, dass die essentiell wichtige Elite wieder komplett und einsatzbereit ist...“
 

Innerlich kochte Kabuto vor Wut, doch ehe er richtig oder falsch reagieren konnte, ertönte Tsunades Stimme wieder: „Sasori hat Recht. Wir sind auf die Einsatzfähigkeit der Elite angewiesen, wenn wir die Stadt optimal schützen wollen. Also rege dich ab und setz dich wieder hin.“ Noch einen Augenblick lagen die Blicke der beiden jungen Männer verächtlich aufeinander, ehe Kabuto dem Befehl Folge leistete, Sasori losließ und sich wieder auf seinen Platz setzte. Wie auch immer, er würde diesem arroganten Krieger das Leben endgültig zur Hölle machen. Improvisation war schließlich eine seiner Stärken. Auch dieses Problem würde er ohne große Mühe lösen können, er brauchte nur eine gute Idee. Nur eines war ihm bereits jetzt klar: Deidara war und blieb der Schlüssel zu seinem Erfolg.
 

Die atlantische Herrscherin räusperte sich kurz, ehe sie schließlich fortfuhr: „Gut, das wir das nun geklärt haben möchte ich endlich mit dem Wesentlichen beginnen: die Feier.“ Besorgt sah Konan auf und beugte sich zu Tsunade auf den Tisch: „Ich bitte dich wirklich von ganzem Herzen diese Feier abzusagen...“ Gekränkt sah die Blonde ihre einstige Vertraute an: „Wie bitte? Weißt du eigentlich was du da sagst?“
 

Konan nickte: „Ja, das weiß ich und, glaube mir, ich wünschte ich müsste es nicht so deutlich sagen. Tsunade, ich flehe dich an. Ich...“ Unsicher sah sie zu Sasori herüber. Ihm und Deidara hatte sie gemeinsam mit Nagato von ihrer Vision berichtet. Der Krieger nickte ihr zuversichtlich und ermutigend zu. Sie wandte sich wieder ihrer Herrin zu und seufzte: „Ich hatte wieder Visionen, Tsunade. Die erste zeigte mir deutlich, dass deine Verletzungen kein Unfall waren, sondern Absicht. Und die zweite betrifft die Feier.“ Die Blonde sah fragend auf: „Inwiefern?“ - „Findet diese Feier statt, so wird Atlantis untergehen. Sie werden uns am Tage dieser Feier überfallen. Ich habe Schreckliches gesehen, Tsunade! Die Stadt wird niedergetrampelt und wir alle werden qualvoll sterben...“
 

Mit einem tödlichen Blick und einem unauffälligen, aber gezielten Tritt forderte Kabuto Sakura auf, sich in diese Angelegenheit einzumischen. Sie sah ihn panisch an. Es wäre DIE Gelegenheit ihn endlich auflaufen zu lassen. Dann jedoch hob er von den anderen ungesehen seine Hand, ließ neben seinem kleinen Finger auch den Ringfinger „verschwinden“ und grinste kalt. Von Angst zerfressen verwarf Sakura ihre Einwände und Überlegungen wieder, ehe sie Tsunade ansah und kraftlos hauchte: „Ich habe es aber nicht gesehen, und immerhin bin ich die Hohepriesterin.“
 

Konan warf ihr einen vernichtenden Blick zu und zischte: „Du bist noch weit davon entfernt eine vollwertige Hohepriesterin zu sein! So, jetzt ist es raus! Seit Tagen rauben mir die Bilder, die ich sehe, den Schlaf und das schlägt sich sehr negativ auf meine Laune nieder, meine Liebe! Du hast keine Ahnung, wovon ich hier spreche! Erst wenn du selbst in deinen Träumen jede Sekunde deines eigenen schmerzerfüllten und qualvollen Todes von Kopf bis Fuß durchlebt hast, wirst du das erkennen! Mir macht es sicherlich keinen Spaß solche Szenen immer und immer wieder so erleben zu müssen, als seien sie Realität!“
 

Tsunade seufzte. Die Fronten zwischen Sakura und Kabuto auf der einen, und Sasori und Konan auf der anderen Seite waren völlig verhärtet. Beide Seiten hatten sehr wohl logisch klingende Argumente. Beide Seiten klangen in ihrer Überzeugung so aufrichtig und stichhaltig. Doch eine Seite musste lügen und sie wusste beim besten Willen nicht welche. Sie schloss kurz ihre Augen. Mit dem Abwägen von Argumenten kam sie hier einfach nicht weiter. Sie musste in sich gehen und versuchen, ob ihre innere Stimme etwas dazu zu sagen hatte. Im Grunde hatte diese Stimme schon mehrmals zu ihr gesprochen, doch sie hatte sich nicht getraut ihr wirklich zuzuhören.
 

Doch nun ging es einfach nicht mehr anders. Sakura hatte bisher wirklich sehr wenig in ihrer Tätigkeit als Hohepriesterin gemacht, Konan war eindeutig erfahrener. Und Konan war immer eine loyale Beraterin gewesen, die nicht auf radikale Methoden zurückgriff, sondern stets nach Kompromissen im Sinne des atlantischen Volkes gesucht hatte. Aber Sasori... was wusste sie schon über ihn? Er war wie ein Buch mit sieben Siegeln und kaum einzuschätzen. Gar unberechenbar. Dennoch ließ er sich von Kabuto nicht provozieren. Aber ob dies nun ein gutes oder schlechtes Zeichen war, darüber konnte und wollte die Herrscherin nicht urteilen. Ein Kompromiss musste gefunden werden. Es würde keine Seite zufriedenstellen, aber auch keine Seite bevorzugen.
 

Sie öffnete ihre Augen wieder und sah in die Runde: „Nun, ich habe mir die Sache gründlich überlegt. Ich kann und will dieses Fest nicht absagen, es ist einfach zu wichtig, Konan. Aber ich möchte, dass du fortan als politische Beraterin wieder an meiner Seite in den Dienst trittst. Darüber hinaus werden wir dafür sorgen, dass sämtliche Einheiten am Tage der Feier einsatzbereit sind, falls deine Vision eintreffen sollte. Greifen sie an, so werden wir vorbereitet sein.“
 

Kabuto ballte die Hände unter dem Tisch zu Fäusten. Das war nicht ganz das, was er sich erhofft hatte. Dennoch ließ sich wohl mit diesem faulen Kompromiss arbeiten. Er nickte schließlich: „Wenn es sein muss.“ Konan seufzte, den Tränen wieder nahe. Verloren hatte sie nicht, doch die Gefahr war längst noch nicht abgewendet. So nickte auch sie: „Wie du wünschst, Tsunade...“ Sasori legte die Stirn in Sorgenfalten. Die Herrin machte sich wahrlich keine Vorstellung davon, was ein Angriff an einem solchen Tag für Folgen haben würde. Doch sie mussten sich dem Wort der Herrscherin beugen. Immerhin hatte auch Kabuto Verluste bei dieser Entscheidung hinnehmen müssen. So bestanden noch immer alle Möglichkeiten, diesen aufzuhalten. Doch Tsunades folgende Worte ließen auch den Krieger endgültig wissen, dass die Zeit mehr als nur knapp wurde: „Von daher veranschlage ich das Fest auf heute in einer Woche. Ihr könnt gehen...“

Die Ruhe vor dem Sturm II

Mit aufgeregt funkelnden Augen überflog Orochimaru das Pergament zum gut 10. Mal. Endlich! All die Jahre, in denen er für diesen Augenblick geschuftet, geplant, entbehrt, gemordet, ausgeharrt und gefleht hat! All diese Jahre würden nun endlich die Früchte seiner ausgesäten Zwietracht und Planungen ernten können.
 

Bald würde er endlich in Besitz der Waffe sein, die ihn zum Herrscher über alles Leben machen würde! Und bald würde er auch endlich wieder seinen treuesten Diener an seiner Seite wissen. Ja, diese Sehnsucht hatte sich zu einer ähnlich umfangreichen entwickelt, wie die Sehnsucht nach Macht und Größe. Vorbei die Zeit, in der er sich mit Ablenkungen das Leben versüßen musste.
 

Nein. Keine halben Sachen mehr. Bald schon wäre Kabuto zurück. Der wohl einzige Mensch auf dieser Welt, der seine Seligkeit verstand, die er empfand, wenn er anderen Menschen Schmerzen zufügte. Der Einzige, der eine ähnliche Befriedigung dabei empfand. Befriedigung über den Schmerz, durch den Schmerz. Endlich dürfte er IHM wieder Schmerzen zufügen. Dem Einzigen, der diesen Schmerz, den er am eigenen Leib erlitt, so genoss wie er selbst, der diesen Schmerz zufügte.
 

Es war nicht einfach langweilig geworden. Es war einsam. Nicht einmal Chiyos tiefe seelische Wunden konnten einen so süßen Schwall aus Befriedigung, Gier, Lust und Wahnsinn verursachen. Ihre verletzte Seele war köstlich, aber noch lange nicht so köstlich wie jede einzelne Stunde von ihm mit seinem Vasallen in der privaten Folterkammer. Und seine Strafe für Kabutos lange Abwesenheit würde sündig, unerbittlich und bittersüß sein. Oh, wie sehr er sich darauf bereits freute...
 

Mit einem Räuspern riss Chiyo den Herrscher jäh aus seinen Gedanken. Sie blickte ihm kühl und distanziert in die Augen: „Du hast mich rufen lassen. Was willst du von mir?“
 

Ein Lächeln huschte über Orochimarus bleiche, schmale Lippen, ehe er ihr auf ähnlich unterkühlte Weise antwortete: „In der Tat habe ich nach dir rufen lassen, meine Liebe. Du kannst deine Truppen anfordern, in 5 Tagen werden wir zu einem Fest in Atlantis erwartet...“
 


 


 

Ihre Augen huschten nervös hin und her, während sie die Kristallsplitter aus ihrem vorgesehenen Beutel entnahm und neben dem rosaroten Seidentuch auf die kleine Schminkkommode vor sich legte. Dann blickte sie auf und betrachtete ihr Spiegelbild, welches ihr müde, aber auch streng, verächtlich und unendlich verzweifelt entgegen starrte. Ihre rosa Haare hingen strähnig von ihrem Kopf herunter und umrandeten ihr fahl wirkendes Gesicht. Sakura seufzte und schloss die Augen, die sich mit brennenden Tränen zu füllen begannen. Sie konnte ihr eigenes Spiegelbild schon lange nicht mehr ertragen, doch nie war es so schlimm wie an diesem Tag. Nur noch wenige Tage war die Nachkommensfeier entfernt, und doch wirkte alles so surreal, so unwirklich und so weit entfernt.
 

Sakura öffnete ihre Augen wieder und sah sich aus todtraurigen Augen wieder an. Tränen liefen an ihren Wangen herab. Das alles hatte sie niemals gewollt. Nach dieser Feier würde sie ihren Posten freiwillig wieder aufgeben. Diese Schuld, die ihr Herz umspülte und so unendlich schwer machte, die sie einfach nicht mehr zu tragen fähig war. Was auch immer Kabuto vorhatte, es hatte mit der Feier zu tun. Also könnte sie danach endlich alles vergessen. Sich irgendwann für ihren Fehler verzeihen und auch alle anderen um Verzeihung bitten.
 

Mit zittriger Hand nahm sie die Splitter an sich, hielt sie über das Seidentuch, schloss ihre Augen und konzentrierte sich. Nur noch ihr leises Atmen und ihr Herzschlag waren zu hören. Eine absurde leichte Schwere erfüllte die Hohepriesterin. Dann ließ sie die Splitter fallen. Sie hörte ihr Blut in den Ohren rauschen und harrte noch einige Sekunden aus, ehe sie langsam mit einem dicken Kloß im Hals die Augen öffnete. Fahrig strich sie mit ihrer Hand über ihr Gesicht und schüttelte ungläubig den Kopf, während sie immer wieder kraftlos flüsterte: „Nein... das kann nicht sein... das darf nicht sein... nein... nein...“
 

Sie schloss und öffnete immer wieder ihre Augen, doch der Anblick blieb derselbe. Es gab keinen Auserwählten für Tsunade. Gestern nicht, Vorgestern nicht, den Tag davor nicht und auch heute nicht. Und es würde auch morgen, wenn sie es wieder verzweifelt versuchen würde, keinen geben. Oder am Tag danach. Und auch nicht am Tag der Feier.
 

Wieder liefen heiße, schmerzende Tränen an ihren Wangen herab. Was sollte sie denn nur tun? Tsunade verlangte nach einem Auserwählten, doch diesen konnte Sakura der Herrscherin nicht bieten. Was hatte das zu bedeuten? Sie verstand es mit jedem Tag, der ergebnislos verstrich, weniger. Nur noch so wenig Zeit und ein solches Dilemma!
 

„Muss ich dir schon wieder helfen?“
 

Sakura drehte sich auf ihrem Hocker schlagartig um. Eine Puderdose fiel zu Boden und zerbrach in tausende Scherben, das Puder selbst zerstäubte in alle Himmelsrichtungen, ehe es sich langsam auf dem Fußboden niederließ. Ein paar andere Schminkutensilien fielen ebenfalls herunter und verteilten sich nach dem lauten Aufprall immer leiser werdend im Raum.
 

Die junge Priesterin schnappte erschrocken nach Luft, das Puder schien ihren ohnehin schon trockenen Hals regelrecht auszudörren. Krächzend bebte ihre Stimme in Richtung Dunkelheit, die ihr Zimmer, ohne dass sie es bemerkt hatte, immer mehr eingenommen hatte und den bald einkehrenden Abend ankündigte: „Kabuto?“
 

Der kleine Kristall auf dem Schränkchen, an dem sie saß, spendete nur wenig Licht. Viel zu wenig, um bis an die gegenüberliegende Wand schauen zu können, geschweige denn in die Zimmerecken. Doch innerhalb dieser alles umfassenden Dunkelheit begann sich plötzlich etwas zu bewegen. Eine Gestalt. Sie kam auf sie zu und trat langsam, mit schweren, fast gemütlichen Schritten in den Schein des Lichtes. Kabutos Gesicht wirkte durch das Schattenspiel wie eine verzerrte Maske, doch das diabolische Grinsen konnte durch diese Maske kaum mehr unterstrichen werden. Er sah zum Erschaudern aus und seine Augen funkelten in einem schier wahnwitzigen Glanz, als er sprach: „Gut erkannt, meine Liebe! Ich beobachte deine kleinen jämmerlichen Orakelversuche schon seit ein paar Tagen. Hast du es denn noch immer nicht kapiert?“
 

Unruhig rutschte Sakura auf ihrem Hocker automatisch ein Stück zurück, als er dicht an sie herantrat, ehe er schließlich endlich hielt und sie mit dieser Fratze amüsiert musterte. Kein Wort war mehr fähig, ihren trockenen und zugeschnürten Hals zu verlassen, ihre staubtrockenen Lippen klebten fest aneinander. Nur ein Kopfschütteln ließ den Schriftführer wissen, dass sie scheinbar keine Ahnung hatte, wovon er eigentlich sprach.
 

Noch immer grinste er, beugte sich zu ihr vor, strich ihr eine Strähne hinter das Ohr und knurrte unpassend bedrohlich zu dieser Geste: „Einfältiges Mädchen. Diese ganze Geschichte mit dem Auserwählten ist nichts weiter als ein großer Schwindel. Als ob ein paar Steine fähig wären zu bestimmen, mit wem die Herrscherin sich paaren soll...“
 

Sein Lachen war trocken, aber fuhr der Hohepriesterin dennoch wie Frost durch alle Glieder. Sie schluckte schwer, als sein Grinsen und auch sein Lachen urplötzlich erloschen und verstummten, er sie statt dessen aus rot unterlaufenen Augen ansah und eiskalt hauchte: „Du wirst mir einen letzten Dienst erweisen, hast du verstanden?“
 

Angst trieb ihr wieder Tränen in die Augen. Alles in ihr schrie sie an, sie möge sich von diesem letzten Dienst bloß fernhalten. Ihr Herz, da sie schon jetzt nicht mehr mit der Schuld leben konnte. Ihr Verstand, da sie genau wusste, dass Kabuto log und sie mit diesem Dienst wieder sehr viel Schaden anrichten würde. Doch die Angst vor Kabuto war einfach zu mächtig. Die Angst, die ihr riet es doch zu tun. Die Angst, die sie begleitete, seit sie sich hatte entführen lassen. Die Angst, die ihr die schrecklichen Erinnerungen ins Gedächtnis rief, die sie so sehr quälten; den abgetrennten Finger, die schmutzigen Annäherungen der körperlich ausgehungerten Soldaten, die albtraumhaften Schreie aus dem inneren dieses Felsens, der ein Versuchslabor für Kabutos medizinische Errungenschaften war. Folterkammer war der weit passendere Ausdruck gewesen. Wenn es nicht gar einer real gewordenen Hölle glich. Schließlich gab sie der Angst nach. Sie nickte einfach nur.
 

Zufrieden lächelte der Schriftführer kalt: „Ich sehe, wir verstehen uns. Du wirst Tsunade ein Ergebnis liefern! Was auch immer deine lächerlichen Versuche noch bringen werden, solltest du sie nicht unterlassen können oder wollen, du wirst ihr sagen, dass Sasori ihr Kandidat ist! Verstanden?“
 

Wieder nickte Sakura einfach. Auch wenn sie nicht im Geringsten verstand, was dieser Dienst denn für einen Sinn haben sollte. Welchen Vorteil erhoffte Kabuto sich aus diesem Unsinn? Gut, es mochte wohl kaum einen unpassenderen Kandidaten geben, aber dennoch... Dieser Befehl wirkte lächerlich und suspekt. Wiedersprechen wollte sie jedoch keineswegs. Und nachfragen ebenso wenig. Nur noch ein paar Tage, dann wäre dieser Spuk, dieses Martyrium endlich vorbei.
 

Fast liebevoll, wäre seine wahnsinnige Fratze nicht gewesen, strich Kabuto Sakura über die Wange und lachte leise, frostig: „Fein. Du wirst es nicht bereuen. Das wird ein Spaß!“
 

So schnell, wie er aufgetaucht war, so schnell verschwand er auch wieder, wenngleich er dieses Mal, wie jeder normale Mensch auch, die Zimmertür benutzte. Bewusstlos sank die Hohepriesterin von ihrem Hocker und fiel mit einem dumpfen Knall auf den Boden. Zu viel. Es war einfach zu viel gewesen. Dieses Gesicht, diese mörderische Kälte. Dieser unmenschliche Wahnsinn. Und die noch immer präsenten Erinnerungen. Und die Verzweiflung darüber, alles zu verhindern fähig gewesen zu sein, aber aus Angst und einem Anflug von Eigennutz die Stadt, ganz Atlantis, ins Verderben geführt zu haben...
 


 


 

„Da wir nun alle vollzählig sind, möchte ich euch ganz herzlich willkommen heißen. Insbesondere unsere verehrte Herrscherin Tsunade, der diese kleine Feierlichkeit von Herzen gewidmet ist.“ verkündete Konan stolz. Zwischen den Kriegern und den Wissenschaftlern stand die blonde Herrin und lächelte warm. In ihrem Inneren war Konan eigentlich gar nicht nach feiern zumute, doch sie hatte sich überreden lassen dieses kleine, private Fest zu veranstalten. Immerhin bot sich ihr so die Möglichkeit Tsunade noch einmal von der Absage des Nachkommensfestes zu überzeugen. Zumindest versuchen konnte sie es, auch wenn sie nicht wirklich der Auffassung war, dass die sture Herrscherin viel mit sich reden lassen würde.
 

So lächelte sie versucht natürlich und nickte allen noch einmal zu: „Dann wünsche ich euch allen einen schönen Abend, bedanke mich bei Itachi für seine Gastfreundschaft und eröffne das Buffet. Es ist genug für alle da!“
 

Die üblichen Verdächtigen stürmten mit knurrenden Mägen aus dem Wohnzimmer und machten sich gierig über das angebotene Essen her, das auf der großzügigen Veranda von Itachis Haus angerichtet war und schon vor Minuten mit einem angenehmen Duft nach draußen gelockt hatte.
 

Sasori ließ sich im Wohnzimmer auf das Sofa fallen, hielt eine Flasche Bier in seiner Hand fest und seufzte. Er fühlte sich nicht wohl. So schön die vergangenen Tage gewesen waren, so nervös war er nun hier auf dieser Feier. Er wurde einfach das Gefühl nicht los, dass Deidara etwas geplant hatte. Im Rahmen dieser Zusammenkunft mit all ihren Kollegen und... Freunden?! Er konnte nicht einmal das genau sagen. Hatte er außer Deidara und vielleicht Konan Freunde? Er wusste es wirklich nicht. Doch wie auch immer die Antwort ausfallen mochte, es bereitete ihm ein überaus unbehagliches Gefühl.
 

In seinen eigenen vier Wänden freute er sich auf Deidaras Ideen und Überraschungen, weil er sich nur dort wirklich sicher fühlte. Doch hier? Was nur, wenn jemand etwas über sie herausbekommen würde? Wenn er sich irgendwie verriet? Sein ganzer Körper schmerzte bereits von der unangenehmen Anspannung, die ihn beherrschte. Doch entspannen konnte er sich einfach nicht, so lange der Geologe hier mit diesem schelmischen Grinsen umher lief und den Anschein machte, als habe er irgendeine Dummheit im Sinne.
 

Deidara schlenderte guter Dinge nach draußen und trat an Itachi heran, der neben der Tür stand und ruhig beobachtete, wie sich Naruto und Hidan um ein paar besondere Leckerbissen vom Buffet stritten. Der Krieger sah den Blonden an und nickte diesem sporadisch zu: „Deidara. Wie geht es... Sasori?“ Der Angesprochene stand nun direkt neben ihm und blickte ebenfalls auf das Buffet-Spektakel, ehe er besonnen lächelte: „Du wirst es nicht glauben, aber es geht ihm wirklich gut.“ Ohne den Blonden anzusehen hob Itachi eine Augenbraue: „Ich... verstehe nicht ganz.“
 

Ein leises und liebevolles Kichern ertönte, ehe Deidara erklärte: „Weißt du, ich glaube er hat so langsam verstanden, was wirklich wichtig ist im Leben... und dass das Leben sehr schön ist, wenn man sich nur darauf einlässt.“ - „Deine Fähigkeiten mit ihm übertreffen immer wieder meine kühnsten Erwartungen.“ - „Nein, ich zeige ihm nur die Tür. Aber er geht von sich aus hindurch. Und... eine dieser Türen würde ich gerne heute wieder öffnen. Dafür brauche ich allerdings ein wenig Hilfe...“
 

Nun blickte der Schwarzhaarige doch den Geologen an und nickte sachte: „Natürlich, ich helfe gerne. Wie kann ich dir behilflich sein?“ Deidaras Augen hingen noch immer an den Streitenden beim Essen. Er war unsicher, ob dieser Plan eine gute Idee war oder nicht, aber es würde wohl in absehbarer Zeit keine weitere Möglichkeit, eine solche Gelegenheit, kommen. Nein, er musste es versuchen. Nicht für sich. Für Sasori. Und er schickte Stoßgebete zum Himmel, dass sein Plan auch funktionieren würde. Kiba war bereits eingeweiht und würde eine nicht unerhebliche Rolle spielen. Doch Deidara brauchte mehr Mitstreiter und er war sich ziemlich sicher, mit Itachi und Neji eine gute Wahl getroffen zu haben.
 

Schließlich lächelte der Blonde und hauchte so leise wie möglich, aber so laut wie nötig: „Ich möchte Sasori beweisen, dass er auch vor anderen keine Angst haben muss. Ich möchte einfach dass er lernt, wie schön es ist sich sein Glück auch vor anderen einzugestehen, es mit anderen zu teilen. Doch ich glaube ihm fehlen dafür zwei eklatante Dinge.“ - „Die da wären?“ - „Zum Einen fehlt es ihm einfach das Selbstbewusstsein dazu.“ Er hielt kurz inne. „Naja... einfach ist gut. Jedenfalls... er traut sich so viel weniger zu, als er könnte. Itachi, ich habe ihn erlebt. Er ist wie ausgewechselt. Neulich noch, da stand er in der Tür und hat Tränen gelacht!“
 

Für einen kurzen Augenblick schien es, als würden dem Krieger die Gesichtszüge entgleisen, doch er hatte sich früh genug wieder im Griff. Statt zu gucken, als habe er den Wassergott persönlich gesehen, nickte er nur mit dem Hauch eines Lächelns: „Wie gerne hätte ich DAS gesehen.“
 

Auch Deidara nickte: „Glaube mir, es war wundervoll. Ein so... leichtes und freies Lachen...“ Für ein paar Sekunden genoss er die Erinnerung an diesen Anblick, ehe er fortsetzte: „Zum Zweiten hat er viel zu wenig Vertrauen in andere Menschen. Wenn er jedoch erst einmal gelernt hat, dass ihm niemand etwas tut, wenn er ein wenig mehr von sich preisgibt und... anderen eben vertraut.“ - „Du liebst ihn sehr, nicht wahr?“
 

Für einige Sekunden schwiegen die beiden. Deidara schloss seine Augen und lächelte. Dann nickte er wortlos. Er wusste, dass Itachi das gesehen hatte. Mehr war nicht nötig. Der Krieger wusste Bescheid, und er machte keine Anstalten ihn anzubrüllen, zu schlagen oder anderweitig zu protestieren. Und seine Frage hatte dem Geologen gezeigt, dass Itachi genau verstand, worum es ging. Er atmete noch einmal tief durch, ehe er raunte: „Also, der Plan sieht folgendermaßen aus...“
 

Eine gute Stunde war vergangen. Konan trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Sie hatte sich noch immer nicht an das Gespräch mit ihrer Herrin herangetraut. Doch sie musste es riskieren. Es war ihre letzte Chance und Tsunade hatte bereits verlauten lassen, dass sie nicht mehr viel Zeit hatte. Die Blauhaarige versuchte ihren Puls mehr oder weniger erfolgreich ruhig zu halten. Langsam schritt sie durch das Wohnzimmer. Tsunade stand an der Verandatür und schaute einfach nur nach draußen.
 

Aufgeregt legte Konan der Blonden eine Hand behutsam auf die Schulter und hauchte: „Tsunade... würdest du mich für fünf Minuten in die Küche begleiten?“ Etwas erschrocken fuhr die Herrscherin herum, beruhigte sich allerdings wieder, als sie ihre Vertraute erkannte, und lächelte: „Natürlich, gerne.“ Die beiden Frauen verließen von der Feiergesellschaft ungesehen das Wohnzimmer und betraten die äußerst gemütliche Küche.
 

Um nicht wieder den Mut zu verlieren fiel Konan mit der Tür ins Haus: „Tsunade, ich bin wirklich sehr besorgt. Also höre mich an. Unterbreche mich nicht und lass mich einfach ausreden. Egal wie ungehalten du sein könntest, in Ordnung?“ Die Herrscherin lehnte sich an den Küchentisch, der unter dem Fenster stand, und nickte: „Gut, ich werde es versuchen.“
 

Konan lächelte: „Danke. Es geht um die Nachkommensfeier...“ - „Das haben wir doch schon besprochen! Sie wird stattfinden.“ - „Du hast versprochen mir ERST zuzuhören. Schon vergessen?“ - „Nein, natürlich nicht.“
 

Nun seufzte die Blauhaarige leise: „Glaube mir, ich wäre überglücklich, wenn all diese Dinge um uns herum anders wären. Aber sie sind nun einmal wie sie sind. Von daher müssen wir das Beste daraus machen.“ Sie atmete tief durch. „Ich habe in unserer Konferenz neulich von meinen Visionen gesprochen. Doch ich habe nicht alles erzählt, musst du wissen. Tsunade... Deine Verletzungen... sie waren kein Unfall. Du wurdest absichtlich die Treppe herunter gestoßen und zwar von Kabuto.“
 

Die Herrscherin setzte zu einem Wiederwort an, doch Konan fuhr unbeirrt fort: „Ich habe es gesehen. Und er kämpft auch nicht an unserer Seite. Ich flehe dich an, Tsunade: wenn diese Feier stattfinden wird, dann werden unsere Feinde kommen und Atlantis dem Erdboden gleichmachen.“ Sie blickte der Blonden flehend in die Augen. „Wir werden alle sterben... ALLE! Bitte, so sei doch vernünftig! Du hast es nicht gesehen, aber ich! Es geht hier um das gesamte Reich, wegen nur einer einzigen Feier! Bitte... bitte...“
 

So verzweifelt hatte Tsunade ihre Vertraute noch nie gesehen. Sie spürte den Schmerz wirklich, der in Konan zu toben schien. Doch sie hatte gleichwohl auch Zweifel, die sie zu äußern dachte: „Meine Liebe, ich glaube es dir wirklich. Aber einige Dinge verstehe ich nicht... Ich meine, woher sollen unsere Feinde denn wissen, wann wir diese Feier abhalten? Dann beginnen wir eben zwei Stunden früher, das klingt doch nach einer ordentlichen Idee, meinst du nicht? Dann sind wir fertig bis sie eintreffen und verteidigen anschließend mit vereinten Kräften Atlantis.“
 

Mit Tränen in den Augen wurde Konan aus Verzweiflung und Wut lauter: „Es ist egal wann wir beginnen oder an welchem blöden Tag dieses Fest stattfinden wird, verstehst du das nicht? Kabuto, dein hochgelobter Schriftführer, ist DEIN Feind!!“ - „DU LÜGST! Wenn er mich die Treppe herunter gestoßen hätte, dann würde ich mich ja wohl daran erinnern!“ - „Tsunade, mach endlich deine verdammten Augen auf! Er ist eine Schlange, eine hochgiftige Schlange! ER hat dich gestoßen, ER hat Sasori den Tod der fremden Soldaten anhängen wollen, ER hat Sakura entführen lassen und ER hat dir etwas gegeben, das deine Erinnerungen manipuliert!!! ER wird dem Feind verraten, WANN das Fest ist und WANN GENAU es beginnen wird! ER ist UNSER Tod, unser Feind!“
 

„Das höre ich mir keinen Augenblick länger an! Konan, hörst du dir eigentlich zu? Weißt du, wie viel mir dieses Fest bedeutet? Ich muss eine Thronfolgerin empfangen! Wenn ich das nicht tue, DANN wird Atlantis untergehen, weil es keine Herrscherin mehr haben wird! Mein Leben lang habe ich auf diesen Tag gewartet, am dem endlich feststeht, wer mir diese Thronfolgerin schenken wird! Nein, ich werde dieses Fest nicht absagen! Ich bin nicht mehr die Jüngste und ich muss meiner Tochter so viel beibringen! Einen anderen Weg gibt es nicht und so lange die keine Beweise hast, kann und WILL ich Kabuto nicht aus seinem Dienst entlassen! Haben wir uns verstanden?!“
 

Aufgebracht schnaubte Konan: „Nein, ich verstehe das nicht! Du... ich flehe dich an, ich erkläre dir alles, ich habe sogar die Zusammenhänge entdeckt und du verweigerst dich permanent der Wahrheit! Was nur hat er mit dir getan, dass du ihn in Schutz nimmst, egal wann und wo?! Du tust so, als wäre er dir als Auserwählter am Liebsten! ER. IST. DER. FEIND!!!“
 

Tsunades Gesicht war rot vor Wut: „Schluss jetzt! Ich hebe meine Entscheidung bezüglich deiner Anstellung von gestern zurück! Bleibe dem Tempel bloß fern, Konan! Du säst nur Zwietracht!“ - „Ich? ICH? ICH?! Du... bist so unsagbar dumm, du warst doch früher nicht so blind!“ - „Oh, ist dem so? Ich sehe das anders! Das Fest findet statt und fertig! Ein Wort diesbezüglich von dir und ich werde dich des Reiches verweisen! Das ist mein letztes Wort!“
 

Aufgebracht und von Kopf bis Fuß erzürnt rannte Tsunade aus der Küche, brüllte eine Verabschiedung in Richtung Wohnzimmer und verschwand mit einem lauten Donnern der Türe nach draußen. Sie hatte die Feier verlassen. Nagato stürmte in die Küche und schloss Konan in die Arme, die laut schluchzend weinte. Wieso nur konnte sie diesen Albtraum nicht abwenden? Was nur lief noch immer so unglaublich falsch? Was übersahen sie nur alle?
 

Es dauerte noch eine ganze Weile, bis die Feiernden wieder in eine lockere und angenehme Laune übergingen, doch je später es wurde, umso schöner wurde der Abend. Bis es schließlich fast 2 Uhr in der Nacht war und von einer großen, lauten Gesellschaft nur noch Itachi, Neji, Kiba, Deidara und Sasori übrig waren.
 

Die Tische vom Buffet standen mittlerweile im Haus und waren zwei großen, schweren Sesseln gewichen, die zum See gerichtet waren. In einem Sessel saß Itachi. Auf den breiten und stabilen Lehnen saßen zu seiner Linken Neji und zu seiner Rechten Kiba. In dem Sessel rechts neben ihm hatte es sich Sasori gemütlich gemacht. Zumindest hatte dieser es versucht. Er war noch immer angespannt; weder Alkohol noch der permanente Versuch sich mit anderen Dingen abzulenken hatten irgendeinen Erfolg gehabt. Ganz im Gegenteil: er war leicht angetrunken und hatte über die Stunden einfach die Lust daran verloren den Geologen auf Abstand zu halten. Dieser saß auf der Lehne seines Sessels und versuchte sich, mal wieder, an flüchtigen und zufällig wirkenden Berührungen.
 

Sasori wischte sich über das Gesicht und blickte zu dem kleinen Tischlein herab, welches sie zwischen ihre Sessel gestellt hatten. Ein Aschenbecher stand auf dem feinen Glas, doch er war unbenutzt. Noch. Daneben lag eine Schachtel. Deidara hatte erklärt, dass das Zigarren seien, die er Hidan stibitzt hatte. Am Rand waren fünf Flaschen Bier, jede mit einer anderen Füllhöhe, da sie nicht gleich schnell tranken. Aber genug hatte jeder einzelne von ihnen, so viel war klar.
 

Die anderen Gäste waren bereits zu Bett oder nach Hause gegangen. Nur noch sie fünf, verteilt auf zwei Sessel, angetrunken, mehr oder minder gut gelaunt, den Blick auf den dunklen See gerichtet. Eine absurde, aber friedliche Stille herrschte, bis Kiba die Schachtel vom Tisch nahm und jedem eine der darin befindlichen Zigarren reichte. Schließlich kramte er eine weitere, aber viel kleinere Schachtel aus seiner Tasche und entzündete eines der Streichhölzer, welches er anschließend reihum gingen ließ.
 

Mit qualmenden Zigarren, und nun auch wieder jeder mit seinem Bier in der Hand, saßen sie dort und blickten auf den See. Deidara seufzte leise: „Wenn man bedenkt, wie friedlich das hier ist, dann mag man sich kaum vorstellen, was dieser Kotzbrocken von...“ Sasori unterbrach ihn etwas schroff: „Sag diesen Namen bloß nicht! Genieße diese friedliche Stille doch lieber noch so lange, wie du kannst...“ - „Musst du immer so ernst sein? Ich habe keine Lust ruhig und friedlich zu sein. Lasst uns lieber noch ein wenig... Spaß haben!“ Itachi sah zu dem Blonden herüber und hob eine Augenbraue: „Spaß? Was meinst du mit Spaß?“
 

Deidara überlegte nicht lange, sondern grinste nur: „Nun, wie wäre es mit einem Partyspiel?“ Nun sah auch Neji etwas irritiert auf: „Ein WAS?“ - „Na, ein Partyspiel. Macht ihr hier so etwas nicht? Das sind lustige und meistens ein wenig kindische Spiele, die man ungemein witzig findet, wenn man den nötigen Blutalkoholspiegel hat.“ Er stockte. „Wow, fünf Flaschen Bier und das Wort hatte keinen einzigen Fehler beim Aussprechen...“
 

Sasori besah sich das Ganze sehr skeptisch. Wieso hatte er den gesamten Abend dieses ungute Gefühl gehabt, und wieso war ihm auf einmal klar, dass dieses Gefühl auf genau DAS HIER gelauert hatte? Wieso WUSSTE er, dass Deidara jetzt und hier diese Dummheit versuchen würde? Und wieso wehrte er sich nicht entschlossen dagegen, obwohl er es WUSSTE?
 

Kiba richtete sich plötzlich kerzengerade auf und frohlockte zwischen den Rauchschwaden der Zigarren lauthals: „Ich habe DIE Idee! Lasst uns Wahrheit oder Pflicht spielen!“ Deidara kicherte und sah seinen Kollegen an: „DU willst Wahrheit oder Pflicht spielen, ganz ohne eine anwesende Frau?“ Doch Kiba winkte nur ab: „Als ob DICH das stören würde... Mal abgesehen davon ist so eine gepflegte Herrenrunde doch auch mal sehr nett. Da kann man wenigstens mal einen zotigen Witz reißen, ohne dass gleich jemand aus der Haut fährt.“ Lächelnd hob Deidara seine Flasche und prostete Kiba zu: „Wohl wahr. Auf die kleine Hete.“ Kiba erwiderte die Geste.
 

Neji erhob wieder seine Stimme: „Ich möchte die Herren nur ungerne stören, aber was ist nun wieder 'Wahrheit oder Pflicht'?“ Der Geologe beendete seinen gierigen Schluck aus der Flasche und lächelte: „Ganz einfach, es ist immerhin ein Partyspiel. Es geht reihum. Jeder, der an der Reihe ist, muss sich entscheiden ob er gerne eine Frage wahrheitsgemäß beantworten will, die ihm die anderen stellen, oder ob er sich verpflichtet etwas zu tun, was sich die anderen ausdenken.“
 

Mürrisch knurrte Sasori: „Das klingt wirklich albern.“ Er hatte es doch gewusst! Dieses Schlitzohr! Das war ja wohl mehr als eindeutig, dass dieser Vorschlag nicht von ungefähr kam. Doch zu seinem Entsetzen grinste Itachi plötzlich und brummte vergnügt (und angetrunken): „Das... klingt witzig! Lasst uns das spielen!“ Sasoris Entsetzen wurde noch größer, denn auch Neji war nicht abgeneigt: „Was kann schon passieren, klingt... unterhaltsam.“
 

Der Dunst der Zigarren umschwaberte sie, während Kiba nach links sah und jauchzte: „Toll, das wird ein Spaß! Wir spielen von links nach rechts. Also wärst du der erste Kandidat, Neji.“ Der Blinde nickte, überlegte einen Augenblick lang und legte sich schließlich fest: „Ich nehme Pflicht.“ Deidara pfiff aufgeregt: „Mutig, mutig. Okay, wie wäre es... Oh! Ja! Was haltet ihr davon: Neji muss sich ein Kleid von Konan anziehen und den restlichen Abend darin hier sitzen?“ Kiba kreischte belustigt auf: „Gute Idee!“ Auch Itachi grinste breit: „Das würde ich wirklich gerne sehen...“ Alle sahen Sasori an. Der seufzte nur, konnte aber nicht abstreiten, dass es doch lustiger klang, als er sich das zunächst gedacht hatte. Also nickte er: „Ja, klingt... nach einer Herausforderung.“
 

Eifrig klatschte Deidara in seine Hände: „Na dann, los. Ich gehe ein Kleid holen!“ Voller Vorfreude lief er ins Haus. Konan war diesbezüglich eingeweiht, er musste das Kleid lediglich vor ihrer und Nagatos Zimmertür abholen. Natürlich bezog sich seine Vorfreude weit weniger auf Neji, als auf Sasori. Es MUSSTE einfach klappen.
 

Rasch war er mit dem Kleid wieder draußen und drückte es dem Blinden grinsend in die Hand: „Rot steht dir sicherlich ausgezeichnet...“ Knurrend stapfte der Schwarzhaarige mit dem Kleid ins Haus, während Deidara sich wieder auf seiner Sessellehne niederließ und gluckste: „Das wird köstlich!“ Itachi nickte: „Das wird es ganz sicher.“ Doch, er konnte es kaum erwarten Neji in einem roten Kleid zu sehen. Einzig eine Sache beunruhigte ihn geringfügig: Es war keine Schadenfreude, die er empfand dabei.
 

Der Blinde kam mit vor der Brust verschränkten Armen wieder nach draußen. Auf was für einen dummen Plan hatte er sich da nur eingelassen? Und das für eine Sache, von der er nicht einmal genau wusste, was sie genau war. Er tat es alleine aus dem Grund, weil Itachi und Deidara mit viel Nachdruck und gutem Zusprechen darum gebeten hatten. Das hatte er davon. Er stand vor seinen Freunden und Kollegen in einem Kleid ihrer einstigen Hohepriesterin. Tiefer konnte man wohl kaum sinken.
 

Kiba schnurrte amüsiert: „Heißer Käfer!“ Fragend sah Neji sich um: „Wo?“ - „...“ - „Wo ist der Käfer, von dem du sprichst, Kiba?“ Deidara lachte laut auf, dass ihm die Tränen in die Augen standen und winkte ab: „Nein, Neji. Das ist eine Redensart bei uns. Es bedeutet so viel wie...“ Der Blinde schnaufte und richtete die schmalen Träger auf seinen Schultern: „Schon gut, ich will es gar nicht wissen, glaube ich...“ Während die anderen sich auskicherten nahm er wieder auf der Lehne Platz. „Dann wärst wohl du der Nächste, Itachi.“
 

Der Ältere nickte, sein Lachen wieder unterdrückend: „Ja, ist gut, ist gut. Also DAS tue ich mir nicht an, ich nehme Wahrheit.“ Dieses Mal war es Kiba, der einen Vorschlag machte: „Wie findet ihr das: wie viele Freundinnen hattest du schon?“ Nun war es Neji, der grinste: „Ja, gute Frage.“ Als auch Deidara und Sasori nickten, seufzte Itachi laut auf und knurrte, allerdings nicht sonderlich bedrohlich: „Wehe das plaudert jemand aus...“ Neji zischte jedoch nur unbeeindruckt: „Damit du hinterher erzählen kannst, wie ich in einem roten Kleid aussehe? Wir sitzen alle im selben Boot.“ - „Gut, also... lasst mich überlegen...“
 

Plötzlich richtete Sasori sich auf und sah ihn ungläubig an: „Da musst du überlegen?!“ Itachi grinste breit: „Ja, das muss ich. Weil... nun, immerhin war nicht jede Beziehung eine mit einer Frau...“ Der Rothaarige spürte, wie sich seine Augen immer mehr weiteten. Doch als sei es das Normalste der Welt achtete Itachi gar nicht darauf, sondern antwortete kurz, knapp und unbeeindruckt: „Ich glaube es waren 3 oder 4.“ Deidara nahm einen Schluck und kicherte: „Respekt, ein Unentschlossener also?“ Itachi nickte. „Mach dir nichts draus, du hast sowohl bei Männern als auch bei Frauen ziemliche Nieten dabei.“ - „Ich... werde es mir merken.“
 

Kiba reckte stolz die Brust heraus: „So, jetzt bin ich dran! Ich nehme Wahrheit!“ Deidara überlegte kurz, ehe er aufsah und strahlte: „Wann hattest du dein erstes Mal?“ Sasori knurrte leise. Wieso um alles in der Welt schoss IHM die Röte durch diese Frage ins Gesicht, aber Kiba nicht? Dieser grinste nur und kratzte sich am Hinterkopf: „Ich war 16, als ich endlich die 'Handarbeit' aufgeben konnte.“ Deidara, Itachi und Neji lachten und jauchzten. Sasori jedoch lief kalter Schweiß den Rücken herab. Er war an der Reihe. Was sollte er bloß wählen? Was, wenn „Wahrheit“ für ihn eine auch so pikante Frage parat hatte? Oder, noch schlimmer, wenn Deidara ihn so zu einer offiziellen Bekundung zu ihrer Beziehung zwingen wollte? Nein! Nicht Wahrheit! Dann lieber ein Kleid anziehen oder so einen Unsinn!
 

Er bemerkte die gebannten Blicke auf sich ruhen und knurrte versucht genervt klingend: „Pflicht.“ Neji sah ihn auf einmal so... merkwürdig an, ehe dieser einen Vorschlag machte: „Sasori, deine Arbeit als Trainer in allen Ehren aber... ich würde doch gerne mal sehen, dass du etwas tust, das so gar nicht deinem Naturell entspricht. Nichts, das mit Stärke oder Selbstbeherrschung zu tun hat, denn das kannst du ohne Probleme. Du musst dich... überwinden bei deiner Aufgabe.“ Kiba lachte auf: „Überwinden? Dann soll er doch unseren kleinen Homo küssen!“ - „JA! DAS ist eine Überwindung, ganz sicher.“ Fröhlich nickte auch Itachi: „Eine super Idee! Unser stets korrekter Anführer soll einen Mann küssen. Das wäre doch mal eine Herausforderung für dich, Sasori, oder?“
 

Wenn er nur ansatzweise so aussah wie er sich fühlte, dann musste er leichenblass sein und gucken, als habe er mit dem Geist seiner Eltern einen Kaffee getrunken. Nervös huschten seine Augen immer wieder zwischen den Anderen hin und her. Immer öfter jedoch blieb sein Blick an Deidara hängen, der wieder dieses verführerische Lächeln auf den Lippen hatte. Dieser Hund! Wie hatte der DAS bloß eingefädelt? Er musste es jetzt tun. Er konnte sich nicht drücken. Das würde Konsequenzen haben. Das konnte Deidara nicht mit ihm machen!
 

Jäh wurde er aus seinen Gedanken gerissen, als Itachi mit fast warmer Stimme sprach: „Nun mach schon, Sasori. Es wird dich nicht umbringen und es wird niemals jemand erfahren, das schwöre ich dir.“ Der Rothaarige schluckte schwer. Kam es ihm nur so vor, oder schien Itachi mehr zu wissen, als er bisher gedacht hatte? War diese Aussage nur auf seine Aufgabe bezogen oder steckte da etwa mehr hinter?
 

Schweiß rann an seinen Schläfen herab, während sein Blick zu Deidara wanderte. Diese Augen. Diese wundervollen, unendlich liebevollen Augen, die ihn so voller Sehnsucht und Zuneigung ansahen. Ja, es war eine Falle gewesen, aber plötzlich fühlte es sich nicht mehr als solche an. Viel mehr wie ein... Stups in die richtige Richtung. War es das? Oder ließ nur der Alkohol ihn das glauben? Was es auch wahr, er musste es tun. Deidara küssen. Jetzt und hier. Wie so oft schon. Doch nur daheim, alleine, im Schutze seiner vier Wände.
 

Zitternd hob er seine Hand und sah noch immer in diese blauen, tiefen Augen. Er vergaß die Anderen. Nur Deidara. Nur sie beide. Er spürte warme, schlanke Finger in seinem Nacken. Seine legte er an die leicht gerötete Wange. Erhitzt durch das Bier, warm durch seine Hand daran.
 

Deidaras Herz raste. Es funktionierte! Es klappte wirklich! Auch wenn er Sasoris Unsicherheit mit jeder Pore spürte, aber der Wille durch die Tür zu gehen, der war da! Glück überschwemmte ihn. Alles woran er plötzlich noch denken konnte war diese wundervollen Lippen vor ihren Freunden zu küssen. Sasori haderte, aber er tat es nicht mehr. Der Plan war richtig gewesen, gut gewesen. Er zog den Krieger mit seinen Händen in dessen Nacken noch ein Stück näher zu sich, ehe sich schließlich ihre Lippen trafen. Zaghaft, vorsichtig, wie bei ihrem ersten Kuss. Doch Deidara wollte mehr. Sich schier verzehrend nach dem Rotschopf ließ er seine Zunge über dessen Lippen streicheln, ehe sich der Mund ein wenig öffnete und sich die beiden in einem langen, zärtlichen und traumhaft freien Kuss verloren. In Gesellschaft. Unter den erleichterten und mitfühlenden Blicken von Kiba, Neji und Itachi.
 

Itachi war zutiefst gerührt. In diesem Anblick lag so viel Innigkeit, Liebe. Sein Blick huschte für den Bruchteil einer Sekunde zu Neji, aber lange genug um den Wunsch in sich selbst gehört zu haben. Wenn Deidara es mit Sasori geschafft hatte, wieso nicht dann auch... Nein, nicht jetzt. Das war Sasoris Augenblick, nicht seiner. Und er gönnte es ihm von ganzem Herzen. Und es war ihm Dank genug, als sein Anführer im Laufe des späteren Abends das Vertrauen zu ihm und den anderen bewies, indem der Rothaarigen ihnen die Wahrheit sagte. Durch Deidara sagen ließ. Und sich damit einverstanden erklärte Deidara zuliebe auch die anderen Krieger und Wissenschaftler an ihrem Geheimnis teilhaben zu lassen. Mehr zwar nicht, aber das war weder nötig, noch ratsam. Bald würde Sasori endlich zur Ruhe kommen und dieses Glück, dieses wohlverdiente Glück, auch endlich vor allen zeigen dürfen... das Fest schien der Schlüssel zu allem zu sein.

Dunkle Wolken ziehen auf

Der Teekessel pfiff schrill und laut. Eine angenehme Ruhe lag über dem Tempel, da die Meisten noch in ihren Gemächern waren und tief und fest schliefen. Nur er war schon auf den Beinen. Lächelnd nahm Kabuto den Kessel vom Feuer und stellte diesen auf den Tisch. Das sprudelnde Wasser rumorte und gluckerte spürbar in seinem Gefäß, auch wenn es schon begann sich wieder abzukühlen.
 

Während das Wasser sich weiter beruhigte, griff der Schriftführer zu einer großen Tasse und einem kleinen Teebeutel, den er zunächst mit Kräutern und Wurzelextrakten befüllte. Nach der gewünschten Menge band er einen Faden darum, so dass nichts in die Tasse gelangen konnte und ließ ihn auch in ebendiese hineinfallen, ehe er zum Wasser griff und den Beutel damit großzügig übergoss. Das tosende Sprudeln hatte bereits nachgelassen, doch der heiße Dampf ließ seine Brille, wie jeden Morgen an dem der das tat, beschlagen.
 

Er verließ die kleine Kochnische in seinem Gemach und trat an eine Vitrine heran, öffnete diese und griff gezielt nach einer kleinen Ampulle. Das lockere Lächeln wich einem diabolischen Grinsen. Ohne dieses Konzentrat hätte der ganze Plan, diese ganze Invasion die bald passieren würde, niemals funktioniert. Wie viele Jahre hatte er mit der Erprobung dieses Mittels verbracht?! Er hatte irgendwann das Zählen aufgegeben. Manch eine Versuchsperson war auf seinen Befehl hin in den Freitod gestürzt, manch andere wiederum hatte äußerst unappetitliche Nebenwirkungen gezeigt, wie etwa Wahnvorstellungen oder Psychosen bis hin zu Amokläufen.
 

Es hatte schier ewig gedauert, bis er diesem Serum zu seiner perfekten Dosis und Wirkungsweise verholfen hatte. Ein kleines Elixier, das den Trinkenden zwar zugeneigt und trau ergeben, aber nicht auffällig willenlos machte. Und das vor Allem keine Nebenwirkungen mit sich brachte, vielleicht mal abgesehen von einer kleinen Erhöhung der Reizbarkeit und Emotionalität. Das jedoch war bei einer Frau wie Tsunade so gut wie unauffällig, da sie von Natur aus ein sehr explosives Gemüt mit sich brachte.
 

Er kehrte in die Küche zurück und grinste noch immer wie des Teufels rechte Hand, als er genau vier Tropfen in die Tasse gab. Wie jeden Morgen. Jeden beschissenen Morgen, seit er hier in Atlantis war, hatte er der Herrscherin den Arsch nachgetragen, sich als Laufbursche benutzen lassen und hatte alles getan, um Tsunade um den Finger zu wickeln. Wie ihm diese Gesellschaft zum Halse heraushing!
 

Rasch ging er zu der Vitrine zurück und verstaute die kleine Ampulle wieder, ehe er in der Küche schließlich den Beutel aus der Tasse nahm und ihn in den Müll warf. Die Tasse stellte er mit einem kleinen Schälchen Zucker und einem Löffel auf ein Tablett, nahm dieses an sich und verließ sein kleines persönliches Reich, das ihm nie gefallen hatte.
 

Auf dem Weg zu Tsunades Gemächern atmete er tief durch. Nur noch ein wenig Geduld musste er aufbringen, dann war diese Farce endlich vorbei. Alles hier war so unerträglich nett und hilfsbereit und hell und freundlich und todlangweilig, spießig! Arrogant! Er hasste es, hatte es vom ersten Tag an gehasst. Aber über zwei Jahre war er hiergeblieben, nur um für seinen Herren die nötigen Vorkehrungen zu treffen, zu spionieren und zu intrigieren.
 

Er wusste, dass Orochimaru sicherlich vor Langeweile eingegangen war, nach einem Ersatz für ihn gesucht hatte. Aber es gab keinen Ersatz. Und bald schon würde er endlich wieder zu Hause sein und diesen süßen Schmerz fühlen dürfen. Unten in den dunklen, feuchten Katakomben des Bollwerks. Kabuto grinste. Oh ja, wie sehr hatte auch er sich danach gesehnt. Tsunade brauchte ihn nicht. Orochimaru aber. Schon immer. Und das würde auch immer so bleiben. Und es wurde Zeit nach Hause zu kommen, denn diese Abstinenz war auch für ihn eine unerträglich gewordene Tortur gewesen.
 

Tsunade saß in ihrem Arbeitszimmer, das von ihrem Schlafzimmer aus links hinter der schweren, verzierten Tür verborgen lag, die auch dieses Mal fest verschlossen war. Bei seinem Besuch hatte Nagato das geräumige und geschmackvoll eingerichtete Büro nicht sehen können.
 

Die atlantische Herrscherin saß an einem großen Schreibtisch, der ähnlich dunkel, edel und schwer war wie der Tisch im Flur. Sie saß mit dem Rücken zur Fensterfront, die viel Licht auf ihren Arbeitsplatz einfallen ließ. Ähnlich wie im Schlafzimmer hingen auch hier große weiße Gardinen davor, die alles noch heller machten. Zu ihrer Rechten war das Schlafzimmer und, am anderen Ende des Zimmers, die Tür zum Flur hinaus. Vor ihrem Schreibtisch standen zwei bequeme Stühle, die für Gäste gedacht waren, die ein Anliegen an sie hatten.
 

Da das Zimmer jedoch sehr lang war, fand an der ihr gegenüberliegenden Wand sogar noch eine kleine gemütliche Sitzgruppe Platz, die aus einem Sofa, einem Sessel und einem kleinen gläsernen Tisch bestand. Dort saß sie zumeist, wenn es sich bei Besuch um hochrangige Politiker handelte. Über dem Sofa, das direkt an der Wand stand, hingen die Portraits der einstigen Herrscherinnen von Atlantis, die mit erdigen und wenigen Farben von verschiedenen Künstlern angefertigt worden waren. Zu Tsunades Linken schließlich standen zwei große, elegante Aktenschränke, die mit allerlei Unterlagen, Papieren und Ordnern gefüllt waren.
 

Sie blickte auf, als es an ihrer Tür klopfte, und sagte streng, aber freundlich: „Herein.“ Sie wusste, wer dort draußen war. Die Tür ging auf und Kabuto betrat das Zimmer. Ehe der das Tablett mit einem übertriebenen „Guten Morgen!“ auf den Schreibtisch stellte, schloss er die Tür hinter sich. Er platzierte wortlos und routiniert die Tasse, den Zucker und den Löffel vor Tsunade auf dem Tisch, ehe er sie emotionslos anlächelte und raunte: „Kann ich noch etwas für Euch tun?“
 

Die Herrscherin winkte ab und lächelte, während sie Zucker in den Tee gab: „Nein, danke Kabuto. Das wäre im Moment alles. Ich möchte nur gerne nachher mit dir noch einmal den Ablauf für Morgen durchgehen. Es soll alles perfekt sein! Ich gestatte bei dieser Feier keine Fehler.“ Der Schriftführer verbeugte sich tief, so dass sie sein diabolisches Grinsen nicht sah: „Keine Sorge, meine Liebe. Es werden keine Fehler unterlaufen... alles wird nach Plan funktionieren, versprochen...“ Nur nicht nach ihrem...
 


 


 

Es klopfte abermals an Tsunades Bürotür, doch mittlerweile neigte der Tag sich allmählich dem Ende zu. Sie blickte an Kabuto vorbei: „Herein.“ Die Tür öffnete sich, Sakura betrat den Raum und blieb unsicher vor der Tür stehen. Die Herrscherin lächelte aufgeregt: „Sakura, ich freue mich dich zu sehen! Kabuto und ich waren eh gerade mit unseren Besprechungen fertig, lass die Tür ruhig offen.“ Nun wandte sie sich wieder ihrem Schriftführer zu. „Ich erwarte dich morgen pünktlich. Du wirst den Aufbau und das Schmücken des Tempelplatzes beaufsichtigen, wie besprochen.“
 

Mit einem gekünstelten Lächeln verneigte er sich: „Natürlich, ich werde alles organisieren und beaufsichtigen. Unter meiner Führung wird alles perfekt werden, Ihr werdet sehen.“ - „Daran habe ich keinerlei Zweifel. Du kannst dir für den Rest des Abends freinehmen.“ Kabuto beendete seine Verneigung und ging in Richtung Tür, vor der noch immer Sakura wartete. Gemächlichen Schrittes wanderte er von Tsunades Tisch weg, seine rot unterlaufenen Augen waren dabei fest auf die Hohepriesterin gerichtet.
 

Sakura spürte, wie sich eine frostige Gänsehaut auf ihrem gesamten Körper ausbreitete und ein eiskalter Schauer ihren Rücken herablief. Wieso sah Tsunades denn nicht die Brutalität und Hinterhältigkeit, die wie eine Aura um den Schriftführer verweilte und sie schier zu erdrücken drohte. Der stierende und bedrohliche Blick tat sein Übriges, dass die Hohepriesterin wieder am ganzen Leib zu zittern begann.
 

Schritt für Schritt kam Kabuto auf sie zu und raunte mit seinem teuflischen Grinsen im Gesicht: „Sakura, wie schön dich zu sehen. Ich nehme an, dass ihr nun das Orakel befragen werdet.“
 

Sie schluckte schwer und verspürte wieder diese absolute Trockenheit in ihrem Mund und ihrem Hals, und nickte daher einfach nur. Der Schriftführer kicherte: „Dann wünsche ich viel Erfolg. Ich bin ZU gespannt, wer der Glückliche sein wird...“
 

Er erreichte Sakura und blieb direkt vor ihr stehen, legte seine Lippen unauffällig an ihr Ohr und hauchte nur für sie hörbar: „Vergiss unsere Abmachung nicht!“
 

Noch immer stand Sakura da, zitterte und versuchte ihre Panik irgendwie zu unterdrücken, als Kabuto den Raum bereits wieder verlassen und die Tür hinter sich geschlossen hatte. Tsunade sah etwas skeptisch zu ihr herüber: „Geht es dir nicht gut?“
 

Die Hohepriesterin schluckte schwer, schüttelte den Kopf und mahnte sich innerlich zu Ruhe und Fassung, ehe sie gequält lächelte und zum Schreibtisch ging: „Schon gut, ich bin nur so... aufgeregt wegen Morgen...“ Die Blonde lächelte und nickte: „Oh, ich auch! Also lass uns rasch anfangen, ich will endlich, endlich wissen, wer es sein wird.“ Sakura nahm auf einem der Stühle Platz, die der Herrscherin gegenüber am Tisch standen, holte ihr rosarotes Seidentuch und ihren Beutel mit ihren Kristallsplittern aus einer schlichten Umhängetasche.
 

Sorgsam breitete sie auf der Tischplatte das Seidentuch aus und ließ die Kristallfragmente aus dem Beutel in ihre Hand fallen. Nervös spürte sie, wie der Angstschweiß ihren Rücken bereits bedeckte, ihre Hände zu zittern begannen und sie ihren Atem anhielt. Sie sah Tsunade an und hauchte: „Du kennst das Prozedere ja, auch wenn ich es vielleicht ein wenig anders machen werde als Konan. Da hat jede Priesterin ihren eigenen Stil...“ - „Ich bin bereit. Soll ich etwas tun?“
 

Sakura streckte der Herrscherin die geballte Faust entgegen, in der die Splitter verborgen lagen, und nickte: „Lege deine rechte Hand auf meine, aber ohne sie zu berühren.“ Tsunade machte, wie ihre Hohepriesterin es wünschte. „Gut, wunderbar. Nun schließe deine Augen und konzentriere dich auf die Energie, die von diesen Fragmenten ausgeht. Dann wartest du einfach, bis ich die Splitter fallen lasse. Schließlich sehen wir uns das Ergebnis an.“
 

Tsunade schloss ihre Augen und konzentrierte sich wie gewünscht. Sie konnte die Energie spüren, die durch die Kristalle pulsierte, strömte oder auch langsam waberte. Jeder Stein hatte seinen ganz eigenen Energiefluss, auch wenn sie keine Ahnung hatte welcher Stein zu welcher Person gehörte. Nur ihr eigener hob sich farblich von den anderen Splittern ab. Es wurde still. Eine ganze Weile lang.
 

Dann ließ Sakura die Fragmente fallen. Das Geräusch des Aufpralls klang durch das Tuch dumpf. Gespannt öffneten die beiden Frauen ihre Augen und besahen sich die Steine auf dem Tuch. Die Hohepriesterin war den Tränen nahe. Wieder kein Ergebnis. Nicht einmal ein Hinweis.
 

Ihr Herz begann immer stärker zu klopfen und schien ihr mit jedem Mal mehr in ihren Hals springen zu wollen. Das pochende Herz schrie um Hilfe, brüllte sie so unsagbar panisch an, doch dieses eine Mal musste sie es noch ignorieren. Ein allerletztes Mal. Sie zwang sich zu einem Lächeln und sah ihre Herrin an: „Wir haben einen Kandidaten, aber es überrascht mich doch ein wenig...“
 

Tsunade konnte in diesem Wust aus Kristallsplittern rein gar nichts erkennen, aber dafür war immerhin ihre Hohepriesterin zuständig. Ihre Ungeduld und Vorfreude stieg ins Unermessliche, als sie aufgeregt fragte: „Wer ist es? Wer ist der Auserwählte?“
 

Sakura atmete tief durch. Ein letztes Mal. Nie wieder würde sie den Worten Kabutos lauschen müssen. Nein. Diese kleine Lüge würde ein letzter Dienst sein. Definitiv. Was konnte diese Lüge denn noch schlimmer machen, als es ohnehin nicht schon alles war? Was sollte schon passieren? Schuld lastete ohnehin auf ihren Schultern. Schuld, die sie niemals wiedergutmachen könnte. Schuld, die sie wohl bis ans Ende ihrer Tage verfolgen würde. Was kam es da auf eine kleine Lüge an? Darüber hinaus wollte sie wahrlich nicht herausfinden was passierten würde, wenn sie nicht lügen würde.
 

Sie sah auf und lächelte Tsunade schief an: „Es ist Sasori...“
 


 


 

Schweiß perlte heiß wie Lava von seiner Stirn. Dunkelheit umhüllte sie, von der Stille der Nacht begleitet. Zumindest außerhalb dieses Zimmers, außerhalb des Hauses, hatte sich die nächtliche Ruhe, der Frieden und die Kühle über Atlantis gelegt. Doch er war entflammt. Sie waren entflammt.
 

Sein Atem ging schnell, keuchend und unregelmäßig. Dieses einmalige, alles umhüllende Feuer... Und nur Deidara ließ ihn lichterloh in Flammen aufgehen. Das war jedes Mal so gewesen, wenn er sich unter dem Blonden ins Laken gekrallt und gewunden hatte. Und es war dieses Mal auch so, so wie er auf Deidara saß und diesen mit jedem Millimeter seiner Haut, bis tief in sich selbst spürte. Schlanke Finger hatten sich um ihn gelegt und schürten das lodernde Feuer noch viel mehr.
 

Er hatte die Augen geschlossen und den Kopf in den Nacken gelegt. Sein Körper bebte durch die Bewegungen, die der Blonde unter ihm verursachte und die begleitet von gleichermaßen erhitzten Geräuschen waren. Auch er selbst konnte es nicht verhindern sein Wohlgefallen über kehlige Geräusche zu äußern.
 

Der heiße Schweiß bedeckte seinen gesamten Körper und machte jede Berührung der fremden Hände nur noch intensiver. Deidara wurde ungezügelter, wilder. Packte ihn plötzlich an den Hüften und stoppte ihre gemeinsamen Bewegungen, ehe der Blonde ihn einfach von sich warf, mit dem Rücken in die Matratze drückte, sich zu ihm herabsenkte und einen leidenschaftlichen Kuss entfachte, ehe er wieder eine Vereinigung zwischen ihnen schaffte.
 

Und plötzlich überrollte eine Flammenwalze Sasori. Seine hellen, schmalen Finger verhakten sich im Laken, während er sich aufbäumte. Immer wieder überrollte diese Walze ihn, bis daraus schließlich ein flammendes Inferno wurde. Mit einem Schlag breitete es sich in ihm aus, um langsam, aber sicher, zu ersticken. Dumpf hörte er nun auch Deidaras Stimme, die befreit und erlöst seinen Namen rief.
 

Einen Augenblick verweilten die beiden so, rangen völlig erschöpft nach Luft, ehe Deidara sich wieder zu ihm beugte und ihn glücklich und erschöpft küsste. Erst nach einer Weile ließ auch Deidara sich neben ihm in die wüst verstreuten Kissen sinken und seufzte erleichtert. Er legte einen Arm um den Rothaarigen, kuschelte sich mit diesem eng zusammen und zog ihnen beiden die Decke über. Die glühende Wange des Kriegers ruhte auf seiner Schulter, der noch immer flache Atem strich sanft an seinem Hals entlang, während Sasoris Hand über seine Brust strich. Deidara musste lächeln.
 

Er sah Sasori an und hauchte leise: „Ich freue mich schon auf Morgen.“ Sasori knurrte müde: „Ja und nein...“ Verwundert sah der Blonde auf: „Wie meinst du das?“
 

Seufzend schloss der Rothaarige die Augen und murmelte: „Weißt du, ich freue mich nicht, weil ich solcherlei Veranstaltungen hasse und eigentlich gar nicht hingehen will... Aber ich habe es dir versprochen und daran halte ich mich auch.“ Er lächelte leicht. „Aber morgen wird dieses Warten auch endlich ein Ende haben. Immer wieder hatte ich Angst, dass es mich treffen würde, aber weißt du was?“
 

Deidara schüttelte den Kopf, ehe der Krieger leise kicherte: „Als wir das erste Mal bei Itachi zum Feiern waren, da warst du ja so eifersüchtig auf Konan...“ - „Erinnere mich da nicht dran! Das war mir hinterher so ungemein peinlich... musstest du das ausgerechnet jetzt wieder aufgreifen?“ - „Ja, musste ich.“
 

Sasori war davon überzeugt, dass er es musste. Immerhin wollte er Deidara vor diesem Fest noch die Wahrheit sagen. Er hatte ihn damals ja nicht angelogen, aber eben auch nicht alles erzählt. Seine Unerfahrenheit spielte mittlerweile wohl keine Rolle mehr, doch DAS würde er sicherlich nicht zugeben, auch nach all der schönen Zeit nicht. Aber eine andere Sache, die schien ihm doch wichtig zu erwähnen. Er sah dem Blonden in die blauen funkelnden Augen, in denen trotz Allem noch immer eine Spur von Lust und Seligkeit zu sehen waren.
 

Er raunte vorsichtig: „Ich hatte dir gesagt, dass ich Konans Hilfe gebraucht habe, um meine Angst zu verlieren.“ - „Ja, das hattest du...“ - „Nun, ich verrate dir ein Geheimnis. Eigentlich ist es nicht erlaubt, aber ich hatte sie gebeten für mich das Orakel zu befragen. Ich wollte wissen, ob ich Tsunades Kandidat sein werde oder nicht. Und es war eindeutig: Ich bin es NICHT!“
 

Deidaras Augen weiteten sich vor Überraschung und auch vor Freude. Fast abwesend murmelte er: „Das hast du gemacht, um mit mir zusammen... sein zu können?“ Der Krieger nickte: „Ja. Ich wollte es, aber ich hatte Angst davor dich wieder aufgeben zu müssen. Ich musste es einfach wissen, verstehst du?“ Der Geologe lächelte glücklich: „Das heißt wir können endlich allen sagen, dass wir zusammengehören?“ - „Morgen, ja dann können wir es. Dann ist dieses Versteckspiel vorbei. Denn wenn der Kandidat gefunden ist, dann kann ich machen was ich möchte.“
 

Seine Lippen wurden von denen des Blonden versiegelt, ehe dieser nach dem zärtlichen Kuss hauchte: „Ich liebe dich, Sasori.“ Der Angesprochene wurde rot im Gesicht und lächelte gequält: „Ich...“
 

Wieso konnte er es nicht sagen? Wieso schienen sein Geist und sein Körper sich so dagegen zu wehren? Warum fiel ihm dieses Gefühl so unsagbar schwer, dass er es nicht einmal gegenüber Deidara, den er ja wirklich liebte, aussprechen konnte? Verzweifelt hauchte er dem Geologen einen Kuss auf die Lippen. Dann wisperte er leise: „Es wird ein langer Tag morgen. Wir sollten schlafen. Es wird anstrengend genug...“ - „Wahrscheinlich hast du recht. Gute Nacht.“ - „Dir... auch...“
 

Sasori war fast sofort eingeschlafen, doch Deidara lag dort noch eine Weile. Unfähig zu schlafen, an die Decke starrend. Er sollte glücklich sein über das was sein Rotschopf gesagt hatte. Doch ein bitterer Beigeschmack hatte alles andere in ihm überdeckt. Sasori hatte ihm nicht von Anfang an die Wahrheit gesagt. Warum nur? Und warum blieb der Krieger ihm jedes Mal eine Antwort schuldig, wenn er diesem sagte, dass er ihn liebt? Und warum hatte Sasori sich so vehement gegen den Besuch des Festes ausgesprochen? Unzufrieden kam Deidara nur auf eine Antwort: es gab da noch etwas, das der Rothaarige ihm verschwieg. Aber was? Und, vor Allem, warum...?!

Donnergrollen im Paradies

~Aloha!
 

Nur kurz: habe mal wieder eine kleine musikalische Begleitung für dieses Kapitel. Markiert, wie immer, mit (*1*).

Link: http://www.youtube.com/watch?v=XtAbhJ_Eqe4
 

Ich hoffe, dass es euch gefallen wird und dass es auch spannend sein wird!
 

LG

Galenhilwen~
 

Deidara blieb urplötzlich stehen. Es reichte, er hatte genug. Das konnte SO doch nicht weitergehen! Den ganzen frühen Nachmittag schon hatte Sasori in seiner Rüstung auf der Veranda gesessen und kein Wort mehr gesagt. Er wollte nicht mehr warten, schon gar nicht die gesamte Feier über neben seinem Rotschopf sitzen und sich fragen müssen, was hier eigentlich los war. Er sah den Krieger herausfordernd und streng an, der nach ein paar weiteren Schritten ebenfalls hielt, sich zu ihm drehte und ihn fragend ansah. Der Blonde verschränkte die Arme vor seiner Brust und knurrte: „Ich gehe keinen Schritt weiter, ehe du mir nicht gesagt hast was mit dir los ist. Meinst du ich sehe das nicht? Wieso redest du plötzlich nicht mehr mit mir?“
 

Seufzend schloss Sasori die Augen. Wieso musste Deidara ausgerechnet hier und jetzt eine ähnliche Ungeduld an den Tag legen, wie er selber immer?! Er wollte nicht über den wahren Grund für seine Nervosität sprechen, aber alles andere hatte er bereits versucht. Er sah genervt, aber gleichwohl verständnisvoll auf und hauchte: „Ich habe es dir doch schon gesagt: ich fühle mich in der Stadt einfach nicht wohl, habe daher so gar keine Lust auf diese blöde Veranstaltung, muss aber hin, weil wir heute immerhin angegriffen werden, wenn wir Konans Vision vertrauen können und...“
 

„Blödsinn! Ja, das ist vielleicht ein gewisser Anteil, aber vor Kämpfen warst du immer angespannt, aber nicht so!... Sasori, du verbarrikadierst dich seit Stunden total! Ich habe das Gefühl du verheimlichst mir etwas! Ich... ich durfte dich nicht einmal anfassen, seit wir aufgestanden sind. Kein Kuss, keine Umarmung, nicht mal meine Hand durfte ich auf deine Schulter legen und...“ - „Pssst, bist du wahnsinnig?? Ich will einfach nur nicht riskieren, dass kurz vor unserem Ziel alles noch gefährdet wird...“ - „Ich verstehe kein Wort! Du bist es doch nicht, wo liegt also dein Problem? Bin ich dein Problem?“
 

Irritiert lockerte sich Sasoris Haltung. Er sah den Blonden verwirrt an und schüttelte den Kopf: „Nein! So ein Unsinn. Ich bitte dich doch nur darum, dass wir bis nach der Verkündung warten, das ist alles. Bitte vertraue mir, ich erkläre dir hinterher alles, aber im Moment habe ich echt andere Sorgen! Ich muss nebenher noch die Verteidigungsstrategie meiner Truppe organisieren, dafür brauche ich einen freien Kopf.“ Er trat einen zaghaften Schritt näher an Deidara heran. „Und ich möchte unter allen Umständen verhindern, dass so etwas passiert wie beim letzten Angriff, verstehst du? Ich will nicht, dass dir etwas passiert.“
 

Ja, das war wahr. Aber wieder nicht die ganze Wahrheit. Es war ihm in Wirklichkeit alles nur so peinlich: seine Unerfahrenheit und die Tatsache, dass er wie ein höriges Kind sämtliche Regeln befolgt hatte und er wohl in der ganzen Truppe der Einzige gewesen war, der sich an die Unberührtheit gehalten hatte. Davon mal abgesehen wusste ja außer ihm, Konan und nun Deidara keiner, dass er das Ergebnis kannte. Zumindest wusste, dass ER definitiv NICHT der Kandidat war, und das sollte auch so bleiben!
 

Deidara seufzte und ließ die Schultern hängen. Es war zwecklos. Sasori hatte sicherlich Recht, aber ein Teil des Puzzles fehlte ihm noch immer. Und auch jetzt war ihm nicht klar, wieso sein Rotschopf es so eisern zurückhielt. Doch um des lieben Friedens willen, und da der Krieger ihm eine Erklärung versprochen hatte, nickte er schließlich: „Schön, wie du meinst. Aber glaube bloß nicht, dass ich es vergessen werde...“
 

Enttäuscht ging er los und Sasori sah ihm einen Augenblick lang verzweifelt nach. Er hasste sich dafür, dass er für Deidaras Niedergeschlagenheit verantwortlich war. Aber er musste einfach einen freien Kopf behalten. Doch war es ihm auf diese Weise überhaupt möglich bei klarem Verstand zu bleiben? Er sah genau, wie verletzt der Geologe war. Doch er konnte es einfach noch nicht sagen. Vielleicht war seine Denkfähigkeit auch nur eine faule Ausrede, weil eigentlich Angst der einzige Grund war, dass er mit der Wahrheit nicht herausrückte. Angst davor, dass Deidara ihn auslachen oder anfeinden könnte. Angst davor verlassen zu werden. Fallen gelassen. Wie immer...
 

Er schloss auf und dieses Mal war es Deidara, von dem das Schweigen auf dem restlichen Weg ausging. Sie erreichten nach endlos scheinenden Minuten endlich den Tempelplatz, auf dem bereits ein geschäftiges Treiben herrschte.
 

Wieder waren Sitzgelegenheiten u-förmig eingerichtet worden, so dass alle Anwesenden auf den Tempel schauen konnten. Am Fuße der Treppe war ein Podest aufgebaut worden, welches mit feinen Stoffen und Kränzen aus Blumen und Pflanzen arrangiert war. Eine kleine Treppe mit drei Stufen führte auf das Podest herauf. Direkt gegenüber waren wieder ihre Plätze angesiedelt. Sie waren die Letzten der Krieger und Wissenschaftler, die dort eintrafen. Die Anderen waren bereits da und entdeckten die Nachzügler in der Menge, begrüßten sie und winkten sie zu sich herüber.
 

Es waren so viele Menschen auf dem Platz, dass es kaum möglich war miteinander ein Wort zu wechseln. Doch Sasori nahm mit jedem einzelnen seiner Elite kurz Blickkontakt auf, um sich zu vergewissern, dass alle bereit und bei der Sache waren. Jeder von ihnen nickte ihm kurz zu und gab damit die stillschweigende Bestätigung. Sie alle waren vorbereitet, in Montur und absolut bereit. Und sie würden einschreiten, sollten ihre Feinde es tatsächlich wagen anzugreifen.
 

Nachdem sie sich gesetzt hatten schien es auf dem Platz allmählich ruhiger zu werden. Alle richteten ihre Aufmerksamkeit auf den Tempel. Tsunade, Sakura und Kabuto traten aus dem Eingang, winkten kurz allen zu und schritten erhaben die Stufen herunter. Hinter ihnen folgten die Priesterinnen. Sasori konnte selbst aus dieser Entfernung erkennen, wie niedergeschlagen Hinata war. Sie schien die Einzige zu sein, die sich eine realistische Vorstellung von dem machte, was hier in Kürze wohl passieren würde.
 

Tsunade jedoch ließ sich feiern wie eine Königin. Badete sich in der Aufmerksamkeit und dem Glanz des Augenblicks. Ihr fehlte seit Langem schon der Weitblick. Wieso nur konnte sie diesen sonnigen Moment nicht aufgeben, obwohl sie wusste welche Konsequenzen drohten? Sasori verstand es nicht. Er hatte gelernt, dass es Momente gab, die man auskosten konnte und sogar sollte. Doch diese Momentaufnahme hier und heute würde einen hohen Preis mit sich bringen, und das musste man doch sehen! Aber kaum jemand tat es. Nein. Diese dumme Verkündung war allen wichtiger, als die Sicherheit des ganzen Reiches.
 

Die Gruppe erreichte das Ende der Treppe und schritt langsam, erhaben, selbstgefällig auf das Podest. Die Priesterinnen stellten sich am Rand hin, gemeinsam mit Kabuto und Sakura. Tsunade blieb direkt in der Mitte stehen, lächelte zuversichtlich und hob langsam ihre Arme. Einen Augenblick wartete sie noch, bis sich immer mehr Stille über den Platz gelegt hatte und die Menschen gebannt den Atem anhielten, in Vorfreude auf das Prozedere, das auf sie wartete. Sasori seufzte. Sie alle waren so kurzsichtig!
 

Er spürte, wie Deidara seine Hand nahm. Erschrocken zog er sie ruckartig zurück und sah den Blonden an, ehe er leise raunte: „Was machst du da?“ Die Enttäuschung in den blauen Augen bohrte sich in sein Herz, aber Deidara antwortete versucht gefasst: „Ich bin nur so aufgeregt und... wollte deine Hand halten, das beruhigt mich...“ Wieder seufzte der Krieger: „Bitte schau nicht so, es tut mir Leid, aber es geht nicht, verstehe das doch bitte... Nur noch ein wenig Geduld, dann haben wir es doch geschafft und...“
 

Tsunades laute, kräftige Stimme ertönte für alle gut hörbar, als sie zu sprechen begann: „Ganz Atlantis hat sich versammelt, um mit mir die Wahl des Kandidaten zu feiern, der uns allen die nächste Herrscherin schenken wird! Wir alle werden diesen Tag in Erinnerung behalten, für den Rest unseres Lebens! Ich möchte euch allen danken! Ihr seid Atlantis! Und mein Geschenk wird auch das eurige sein!“
 

Sie machte eine Pause und das atlantische Volk brach in jubelnden Applaus aus, der langsam wieder schwächer und leiser wurde.
 

„Wir haben einen Kandidaten und ich bin hocherfreut ihn heute verkünden zu dürfen. Das Ergebnis ist überraschend, aber der weise Kano wird seine Wahl mit Bedacht getroffen haben und ich vertraue seinem Urteil!“
 

Wieder Applaus. Sakura schluckte schwer. Diese Worten trafen. Erst jetzt wurde ihr klar, dass sie nicht nur ihre irdische Herrin betrogen hatte. Nein, sie hatte sich über das Wort ihres Gottes gestellt...
 

„Er hat uns durch die Kristalle mitgeteilt, wer uns allen das Geschenk der neuen Herrscherin machen wird! Und ich will euch nicht länger auf die Folter spannen... Der Kandidat heißt...“
 

Absolute Stille. Deidara blickte zu Sasori, der bis zum Zerreißen gespannt war. Er wollte wieder die Hand seines Rotschopfs nehmen, doch er ließ es. Eine weitere Abweisung würde er nicht ertragen. Wenn das alles vorbei war, dann müssten sie sich dringend unterhalten. Es gab Geheimnisse und er wollte nicht in einer fremden Welt bleiben, wenn sein Geliebter ihm etwas verheimlichte und nicht einmal sagen konnte, dass dieser ihn liebte. Konnte Sasori sich denn nicht denken, dass er so langsam Zweifel bekam? Konnte er sich nicht vorstellen, wie verzweifelt er auf diese Worte wartete? Und konnte er sich nicht vorstellen, welch schlimmen Dinge er sich bereits ausmalte, da er einfach keine Ahnung hatte, worum dieses Schweigen sich hüllte? Was es verbarg? Was nur war es denn...?
 

„Sasori!“
 

… ….
 

… …. ….....
 

Die Luft vibrierte, war wie elektrisiert, aber keiner wagte es auch nur zu atmen. Vorsichtig blickten alle in seine Richtung. Sämtliche Gesichtsfarbe war aus ihm gewichen. Leichenblass, mit weit aufgerissenen Augen und offenstehendem Mund starrte er in Richtung Podest. Sein Herz schien auszusetzen. Das konnte nicht sein! Er blickte auf. Natürlich! Kabuto!
 

Er warf Konan einen Blick zu, die nur ebenso ungläubig wie er den Kopf schüttelte. Auch Itachi und die anderen wirkten hilflos, ratlos, verständnislos. Nur Deidara nicht...
 

Eine Gasse hatte sich auf dem Platz gebildet. Tsunade sah ihn eindringlich und abwartend an. Sie wollte, dass er zu ihr geht. Doch wie konnte er? Das war nicht richtig! Das stimmte nicht! Das war alles ein falsches Spiel! Zitternd überlegte er unter Hochdruck hin und her. Sollte er sich erheben? Irgendetwas musste er tun! Irgendetwas, nur nicht hier sitzen und so tun, als habe er nichts gehört...
 

Doch plötzlich sprang Deidara auf, stellte sich ihm zugewandt hin, ließ seine Tränen einfach laufen und begann vor allen wie ein Wahnsinniger zu brüllen, so dass Sasori das Blut in den Adern gefror: „Jetzt verstehe ich! Ich bin so ein Idiot! SCHEIßE! Ich bin so dämlich!!! Das war es, nicht wahr?! Deshalb wolltest du es mir nicht sagen! DU...“
 

Ja, es gab nur ein Wort, das ihm einfiel und er würde es nehmen, denn es entsprach wohl doch der Wahrheit... „... MONSTER! Du bist das Allerletzte!“
 

Einer Ohnmacht nahe hob Sasori beschwichtigend die Hände: „Deidara, nein, so glaube mir doch! Das kann nicht sein, das ist eine Lüge, ich kann es nicht sein, ich...“
 

„Halt bloß dein Maul! Ich bin deine ewigen Ausreden so satt! FUCK! Dein ganzes schüchternes Getue, wie schlecht mir wird! Alles Show! Du hast nur jemanden gebraucht, mit dem du so lange in die Kiste hüpfen kannst, bis du der alten Schachtel... Du widerst mich so an!“
 

Tsunade konnte jedes einzelne Wort hören. Ihre gute Laune... mit einem Schlag weg. Die Menschen – allesamt so entrüstet, wie sie selber. Nur langsam verstand sie, was sie da hörte.
 

„Hat es dir wenigstens Spaß gemacht? Habe ich dir Freude bereitet, als kleiner Betthase? Herzlichen Glückwunsch Sasori! Ich liebe dich wirklich! Und du benutzt mich nur als Lückenfüller! Hast mich mit deiner beschissenen Art um den Finger gewickelt und so getan, als wärst du die Unschuld vom Lande! Kacke!!! Ich hasse dich!!!“
 

(*1*) Plötzlich verschwamm alles um Sasori herum. Immer und immer wieder hallten die Worte in seinem Kopf nach... ich hasse dich. Langsam erhob er sich. Nur noch dumpf hörte er nun auch Tsunade zetern, schimpfen. Nur dumpf nahm er die Beschimpfungen und Verwünschungen der Menschen war. Nein. Sein Blick, seine ganze Aufmerksamkeit ruhte auf den hasserfüllten blauen Augen Deidaras.
 

Er stand vor ihm. Alles andere verlor sich in einem Wust aus Grau und Nichtigkeit. Er liebte Deidara, von ganzem Herzen. Ein Nichts schlich durch seinen Körper, eine absolute Taubheit. Nur langsam durchbrach der Schmerz diese Hülle aus Leblosigkeit und stach ihm wie ein Dolch in sein Herz.
 

Deidara schrie ihn noch immer an. Das konnte er durch den Tränenschleier, der sich über seine Augen legte, erkennen. Aber er hörte es nicht mehr. Hatte schon genug gehört.
 

Er hatte sich fallen lassen. Hatte geliebt. Hatte vertraut. Hatte alles getan, um bei Deidara sein zu können. Hatte alle Regeln, Drohungen und Zweifel von sich gewiesen, ignoriert, nur um mit diesem Menschen zusammen sein zu können. Er hatte alles aufgegeben, nur für Deidara. Doch dieser... stand nun vor ihm und bezichtigte ihn zum zweiten Mal in seinem Leben als Monster. Doch niemals hätte Sasori geglaubt, dass es ihn noch viel, viel mehr verletzen könnte, als jedes andere Mal zuvor.
 

Schmerz erfüllte ihn. Komplett. Deidara hatte gesagt, dass er ihm vertraue. Doch das war wohl nicht wahr. Er glaubte diesem beschissenen Ergebnis mehr als ihm. Hörte ihn nicht einmal an, sondern warf IHM vor Deidara benutzt und belogen zu haben.
 

Wieso hatte er nicht auf sich selbst gehört? Er hatte es doch von Anfang an gewusst. Er durfte seinen Gefühlen und anderen Menschen nicht trauen. Die heile Welt hatte der Blonde ihm vorgespielt und nun stand er hier und warf ihm so unsagbar schmutzige und niederträchtige Sachen an den Kopf. Ließ ihn wegen einer Lüge fallen, der er mehr Glauben schenkte, als ihm... Trat alles, was er aufgegeben und riskiert hatte, gedankenlos mit Füßen...
 

Mit Tränen in den Augen sah er Deidara an, der plötzlich ruhiger zu werden schien. Es war ihm egal, wieso. SEINE Gefühle waren Schuld an allem! Sein Vertrauen! Seine Liebe! Wie immer. Wie früher schon. Er war einfach nicht dazu erkoren zu lieben... und ein Wesen, das es nicht Wert war geliebt zu werden. Alles eine Lüge. Alles! Er hatte Deidara die Chance gegeben, hatte sich und seine Unerfahrenheit in dessen Hände gelegt. Und wurde nun wieder einmal fallen gelassen. Angewidert, von Ekel geschüttelt, von Abscheu erfüllt.
 

Er würde niemals wirklich geliebt werden, so viel stand fest. Der Schmerz in ihm wusste das und schrie innerlich auch auf ihn ein. Er war so dumm und naiv gewesen. Alles nur, weil er vertraut hatte. Weil er Deidara seine Gefühle anvertraut hatte. Er hatte aus seinen Fehlern einfach nicht gelernt. Doch damit war Schluss! Endgültig! Das war definitiv das letzte Mal gewesen, dass Sasori einen solchen Schmerz verspüren würde. Es lag auf der Hand. Alles war vorbereitet.
 

Er sah Deidara direkt in die Augen. Zwei, drei Tränen suchten ihren Weg über seine Wangen. Zutiefst enttäuscht und verletzt hauchte er, ungeachtet dessen, was alle hier um ihn herum gesagt hatten, nachdem er den Blonden mit einer Ohrfeige zum Schweigen gebracht hatte: „Auch wenn ich es zu meinem Bedauern nicht rückgängig machen kann... Du hast meine Unschuld nicht verdient...“
 

Er drehte sich um und ging. Er bekam nichts mit. Rein gar nichts. Alles war taub, grau um ihn herum. Er sah Deidara nicht mehr, Tsunade oder Konan. Niemanden. Er ging nach Hause. Sollten sie alle sterben hier. Er war bereits tot. Nicht durch den Feind getötet, sondern durch seine Liebe. Niemand hier würde wohl grausiger sterben als er, egal was die Feinde mit ihnen anstellen würden. Hinter ihm brüllten sie Menschen auf dem Platz ihm wütend hinterher doch er ignorierte es. Es gab nur eine einzige Sache, die er jetzt noch tun könnte. Und wenn er fertig war, dann würden ihn das Alles nicht mehr kümmern. Nichts würde ihn mehr kümmern. Am Wenigsten würde ihn Deidara noch kümmern. Mehr wünschte Sasori sich nicht mehr. Keine Gefühle... kein Schmerz... Alles war vorbereitet. Und endlich würde er es tun, er hatte sich schon viel zu lange davon abhalten lassen...
 

Konan stockte der Atem. Die Menschen kreischten aufgebracht, ihre Vision würde bald wahr werden! Sie sah, wie Kabuto sich aus dem Trubel schlich und vom Platz entfernte. Es blieb keine Zeit mehr. Und ausgerechnet jetzt verschwand auch noch Sasori...
 

Urplötzlich fuhr sie herum und riss ihre Augen auf. Das war es! Deswegen fehlte er in ihrer Vision! Er war nicht da, weil... Panisch packte sie Deidara am Kragen, der dem Rothaarigen noch immer hinterher blickte und scheinbar völlig neben der Spur war, und brüllte diesen verzweifelt an: „DEIDARA! Hör mir zu!!!“ Fahrig sah er sie an und nickte abwesend: „Ja...“ - „SCHEIßE! Deidara!“ - „JA!“ - „Was machst du für einen Mist?! Sasori ist es nicht, hörst du? Er ist es nicht, weil es keinen beschissenen Kandidaten geben kann!!“
 

Es wurde ruhig um sie herum. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass auch Sakura und Tsunade mittlerweile bei ihr standen. Die Herrscherin sah ihre einstige Hohepriesterin fahl an und hauchte: „Wie... wie meinst du das Konan?“
 

Die Blauhaarige brüllte aufgebracht: „Verdammt, er kann es nicht sein Tsunade, weil du durch deinen beschissenen 'Unfall' keine Kinder mehr kriegen kannst! Sakura hat dich belogen! Es gibt kein Ergebnis, weil es von dir keine Nachfolgerin geben wird, Tsunade! Du bist unfähig ein Kind zu gebären, durch deine Verletzungen! Ich habe versucht es dir zu sagen, aber du wolltest ja nicht auf mich hören!“
 

Während die Herrscherin entsetzt zu Sakura sah, die unter Tränen zusammenbrach, und ihr klar wurde, dass Konan von Anfang an die Wahrheit gesagt hatte, blickte diese wieder Deidara an ubnd kreischte: „Sasori war in meiner Vision nicht in Atlantis! Wir haben eine geringe Chance, dass alles anders ausgehen wird, wenn du ihn zurückbringst! Du musst dich beeilen, hast du kapiert? Er wird versuchen seine Umwandlung zu vollziehen! Das musst du verhindern!“
 

Mit Tränen in den Augen sah dem Rothaarigen hinterher: „Er hat nie... aber... was meinte er mit Unschuld?“ Konan keifte gereizt: „Stell dich nicht dümmer, als du bist! Die Kandidaten müssen bis zur Verkündung unberührt bleiben! Und daran hat er sich gehalten, bis DU kamst!“
 

Entsetzt riss Deidara seine Augen auf. Das fehlende Teil im Puzzle war NICHT die Kandidatur, die Auswahl, sondern einfach nur Jungfräulichkeit? Er schlug sich die Hand vor den Mund.
 

Plötzlich ertönten Schreie überall. Sakura heulte neben ihm und beteuerte, wie Leid ihr alles tat. All die Lügen. Hinter dem Tempel tauchten plötzlich scharenweise feindliche Soldaten auf. Konan stieß ihn unsanft in Sasoris Richtung und brüllte verzweifelt: „Verdammt, beeil dich! Du musst Sasori retten! Wenn du ihn rettest, dann rettest du vielleicht das ganze Reich! Ihr gehört zusammen, du musst verhindern, dass er sich zu einem leblosen Objekt macht! Er braucht dich! GEH!“
 

Mit Tränen in den Augen rannte Deidara auf einmal wie fremdgesteuert los. Rannte, so schnell ihn seine Füße trugen. Er hatte einen unverzeihlichen Fehler begangen! Hätte Sasori ihm doch nur gesagt, dass er der Erste war...
 

Keuchend preschte er aus der Stadt und betete zu allem, was ihm einfiel, dass er noch rechtzeitig kommen würde...

Der Tränen gewaltiger Schauer

~Aloha ihr Lieben!
 

Für dieses Kapitel habe ich zwei musikalische Begleitungen herausgesucht. Ich hoffe wirklich sehr, dass es euch gefallen und mitreißen wird. Markierungen für die Stellen sind wie gehabt.
 

(*1*) http://www.youtube.com/watch?v=-3_WFIwCqgM (Anmerkung: ich habe lange nach einer vollständigen und non-live Version gesucht und bin dann auf diese gestoßen, die mit einem Anime-MV über Itachi und Sasuke ausgestattet wurde, lohnt sich auch mal reinzuschauen)
 

(*2*) http://www.youtube.com/watch?annotation_id=annotation_949967&src_vid=ge3TmbCeOAU&v=Uq5sIW1Fq8g&feature=iv (Anmerkung: deutlich leiser als #1, von daher einfach ein bisschen lauter machen :3)
 

Viel Vergnügen!
 

LG

Galenhilwen~
 


 

(*1*) Er stand in seinem Wohnzimmer. Auf dem Weg hierher hatte sich langsam, sehr langsam, aber sicher Adrenalin durch seine Adern in seinem gesamten Körper verteilt.
 

Schmerz? Verdrängt. Leid? Alles erfüllend. Wut? Von Kopf bis Fuß wie Strom pulsierend. Angst? Nicht im Geringsten. Hass? In jeder Pore brennend. Er sah sich um. Er griff nach dem kleinen Tisch neben sich und...
 

… hob ihn hoch. Blickte darauf und konnte die Tränen nicht zurückhalten. Wie oft hatten sie diesen Tisch mit auf die Veranda genommen und ihre Getränke darauf abgestellt. Jedes Teil, jeder Millimeter erinnerte ihn an Deidara. „Deidara... wieso... wie konntest du nur...?“
 

Der Tisch flog durch das Zimmer. Feuchte, hasserfüllte Augen sahen dem Möbelstück hinterher. Beobachteten, wie es krachend in einem Bücherregal landete und alles lautstark zu Bruch ging.
 

Sasori ballte die Hände zu Fäusten und ließ den Kopf hängen. Was hatte er sich dabei gedacht, diesem Fremden zu vertrauen? Was hatte er sich vorgemacht? Geglaubt zu finden? Glück?! Er kam sich so unendlich dumm vor. Aber damit war endgültig Schluss! Er würde es nie wieder zulassen so verraten und verletzt zu werden, von niemandem! Und schon gar nie wieder von Deidara... SEINEM Deidara...
 

Die Tränen verloren sich, als er zum Regal stürmte, wutentbrannt brüllte. Seine schmalen, vor Wut zitternden Finger griffen den Schrank, der deutlich größer war als er, und rissen diesen von der Wand. Das Regal fiel nicht einfach um, es flog regelrecht ein Stück, ehe es berstend auf dem Boden aufschlug. Ja, das tat gut! Er griff nach dem verbogenen Metallgestell des kleinen Tisches. Mehr! Das Metall zischte durch die Luft und schlug auf den Überresten des Regals auf. Immer wieder. Holz splitterte. Bücher wurden von Füßen weggetreten, zertreten... zerstört. Noch mehr!
 

Sasori sah auf. Er verstand nicht, wieso ihm dieses Wüten so gut tat, und doch noch immer nicht die Tränen versiegten. Und mit jedem Atemzug wurde dieser Zwiespalt größer. Er spürte so viel Hass in sich, und war doch todtraurig. Das Zerstören tat so gut, und linderte den Schmerz hinter der Wut doch nicht. Es war alles Deidaras Schuld. Er schluckte. Nein. Nein, es war seine eigene. ER hatte Gefühlen vertraut...
 

Das Gestell, das er noch immer fest in seinen Händen hielt, flog durch das Zimmer. Schlug mit einem lauten Donnern durch die Verandatür und landete draußen neben der Couch. Er rannte hinterher. Diese Veranda... Mehr! Blind vor Wut, betäubt durch den Schmerz nahm der das Gestell abermals, warf es ins Wasser. Trat auf den Wohnzimmertisch ein, der unter seinen Füßen wehrlos nachgab. Er nahm die Couch, stemmte sie hoch und stieß auch sie ins Wasser. Ja! Wieso tat es aber noch immer so unsagbar weh? Er drehte sich um...
 

…vergrub sein Gesicht in den Händen. Die heißen Tränen brannten überall, doch der Schmerz in ihm war um so vieles größer. Warum tat es so verdammt weh? Warum konnte er diesen Schmerz nicht töten, wo er doch so vieles schon vernichtet, zerstört und getötet hatte? Was hatte Deidara mit ihm gemacht? Was hatte Deidara ihm angetan? Wieso hatte er es nicht kommen sehen? WARUM hatte Deidara ihm das angetan? Hatte er es verdient wie ein Stück Dreck behandelt zu werden? Hatte er irgendetwas getan, um dieses Leben, diese Folter zu verdienen? Wenn ja: WAS hatte er getan? Sasori wollte doch nur in Frieden leben. Doch nichts und niemand schien ihm diesen Frieden zu gönnen. Warum nur? Warum er? Und warum um alles in der Welt ausgerechnet Deidara?
 

Er sah auf. Deidara... So groß seine Wut, sein Hass auch war, an Deidara wollte er sie nicht auslassen. Er verstand es nicht, aber er konnte es einfach nicht. Doch an jemandem MUSSTE er es tun. Sein Blick wanderte ins Wohnzimmer, tränenverschleiert. Dann rief er Hiruko zu sich.
 

Er ging rein, zog dabei seine Schwerter. Hiruko stand reglos mitten im Raum. Perfekt! Jetzt mach schon! Das ist es!
 

Die Schwerter zischten durch die Luft und trafen sein eigenes Meisterwerk. Splitternd zerbarst die Marionette unter den Hieben, die durch seine Rage, seine blinde Wut so kräftig wie nie waren. Die leblosen Augen konnten ihn nicht mit Entsetzen angucken. Doch sie hätten um Gnade gefleht, wäre auch nur ein Funke Leben in ihnen gewesen. Die Arme flogen durch die Wucht durch den gesamten Raum. Die Trümmer und Splitter knirschten und Sasoris Füßen. Fast geschafft! Nur noch ein bisschen! Sasori brüllte auf. In einer parallelen Bahn setzten die Klingen zum finalen Schlag an. Laut krachend fraßen sie sich in der Mitte durch Hiruko hindurch, trennten die Puppe in zwei Hälften.
 

Beide Körperhälften fielen um, zerbarsten am Boden. Sasori keuchte und genoss das Geräusch der absoluten Zerstörung. Endlich! Endlich begann die Wut zu verstummen. Begann alles zu verstummen. Hörte der Schmerz ein wenig auf...
 

Er schloss seine Augen. Ja, die Wut war vorbei. Der Schmerz... nein, der war gemildert, aber noch immer da. Doch so konnte er arbeiten. Es wurde Zeit. Er musste endlich anfangen. Langsam ging er in Richtung Keller...
 


 


 

Tsunade rang mit ihren Tränen. Sie konnte noch immer nicht glauben was sie alles falsch gemacht hatte. Doch sie besann sich auf ihre Position als atlantische Herrscherin und konnte sich so einigermaßen im Zaum halten.
 

Scheu blickte sie kurz zurück, über ihre Schulter hinweg. Die Soldaten und die Elite waren beim Tempel geblieben und sie betete innigst zu Kano, dass Deidara es schaffen würde Sasori zurückzuholen. Ihr Blick wanderte zu Konan, die neben ihr als Vorhut der gesamten Gruppe in Richtung Schlucht lief, und raunte atemlos: „Was ist mit der Waffe? Wieso aktiviert sie sich nicht?“ Die Blauhaarige schüttelte den Kopf: „Ich weiß es nicht! Wirklich! Darüber habe ich mir auch schon den Kopf zerbrochen...“
 

Sie erreichten die Schlucht und mit Hilfe der Priesterinnen trieben sie die Menschenherde weitgehend geordnet hindurch. Der Tempel war sonst ihre Rückzugsmöglichkeit, doch Konan hatte dringend davon abgeraten sich dieses Mal dorthin zu begeben. Und, was sie schon lange hätte tun sollen, dieses Mal hatte die Herrscherin auf ihre Vertraute gehört. Auch wenn sie in einer Sackgasse Schutz suchten, so war es ihre einzige Möglichkeit. Die gesamte Stadt war umzingelt gewesen. Tsunade konnte nur hoffen, dass Konans Vorhaben die Dinge anders zu machen als in ihrer Vision zum gewünschten Erfolg führen würden.
 

Endlich erreichten sie den Strand, wo die Besatzung des Unterseebootes verwirrt zusammenkam und nicht recht verstand, was dort passierte. Nagato war es, der Kapitän Kisame eine rasche Erklärung bot und die Oberweltler in Kenntnis setzte.
 

Als auch der letzte atlantische Bürger die Schlucht passiert hatte, trat Konan an die befreundeten Wissenschaftler heran und hauchte: „Seht ihr das Tor dort drüben?“ Sie deutete in die Richtung aus der sie gekommen waren. Links vom Durchlass durch den Felsen war ein hölzernes Tor zu sehen. Die Forscher nickten und Konan erklärte: „Wir brauchen ein paar starke Arme. Es nützt vielleicht nicht viel, aber wir sollten es verschließen, um uns ein wenig mehr Sicherheit zu bieten.“ Selbst Hidan war todernst und nickte schließlich: „Natürlich. Hoffen wir nur, dass es halten wird...“
 

Die Männer schritten den Strand wieder hinauf und schlossen mit vereinten Kräften das Tor so, wie Konan es ihnen erklärte. Schließlich kehrte sie zu ihrer Herrin zurück, die vor der im Sand knienden Sakura stand und enttäuscht fragte: „Was hast du dir nur dabei gedacht?“ Die noch amtierende Hohepriesterin weinte ungehalten, von Reue gezeichnet, und schluchzte: „Bitte verzeih mir, ich habe doch nicht geahnt welche Auswirkungen das alles haben würde... DAS wollte ich NIE! Ich... ich habe mich erpressen lassen und einschüchtern. Oh, Tsunade... wenn ich könnte würde ich alles rückgängig machen...“
 

Die Herrscherin seufzte nur und Konan schmeckte plötzlich einen bitteren Geschmack auf der Zunge. Es war kaum zu übersehen, dass es Sakura wirklich Leid tat. Und wie sie Kabuto einschätzte, so hatte er sicherlich sehr gute Methoden gehabt um seine Wünsche durchzusetzen. So wie sie dort hockte, da tat ihr Sakura wirklich Leid. Sicher hatte die junge Priesterin Fehler gemacht, aber gleichwohl war sie schamlos ausgenutzt worden. Die Blauhaarige sah ihre Herrin an und seufzte: „Tsunade, sei nicht zu streng mit ihr. Ich glaube sie leidet schon genug unter ihren Taten...“
 

Überrascht blickten sowohl Tsunade, als auch Sakura sie an. Die Herrscherin schüttelte leicht den Kopf: „Du möchtest, dass ich Gnade walten lasse?“ Konan nickte: „Ich bitte dich darum. Sakura soll eine gerechte Strafe erhalten. Aber mache sie nicht für den Ausgang verantwortlich, der aus ihrer Lüge entstanden ist. Das haben vor Allem Kabuto und Orochimaru zu verantworten und Sakura war einfach nur so naiv und hat sich als Werkzeug benutzen lassen. Es ist nicht ihre Schuld, auch wenn sie sich mitschuldig gemacht hat.“
 

Tsunade stutzte: „Ich... bin beeindruckt. Deine Nachsicht hat Sakura in meinen Augen nicht verdient, aber eines muss ich zugeben... Du hast Recht.“ Sie sah Konan direkt in die Augen. „Wie immer. Wie jedes verdammte Mal, als ich NICHT auf dich hörte...“ Sie schaute sich um. Alle Menschen hatten sich um sie versammelt. Ja, das war wohl der richtige Augenblick.
 

Ein Lächeln umschmeichelte plötzlich ihre Lippen, als sie vor ihrer Vertrauten auf die Knie ging, den Kopf leicht senkte und laut und deutlich sprach: „Liebste Konan, in Demut verneige ich mich vor dir. Ich habe deine Worte ignoriert und damit Atlantis bis an den Rand des Verderbens geführt. Ich habe deine Worte Lügen genannt und dich vor dem gesamten Reich in Ungnade gestürzt. Und doch erbittest du für eine Schuldige Milde. Ich bitte dich, hier und jetzt, im Namen des gesamten Volkes um Verzeihung. Erweise auch mir die Gnade, die du Sakura hast zuteil werden lassen... Und sei gnädig mit dem Volk von Atlantis, das nur auf mein Wort gehört hat.“
 

Mit hochrotem Gesicht blickte Konan auf ihre Herrin herab. Mit vielem hatte sie gerechnet, aber nicht DAMIT! Doch ihre Überraschung sollte noch weit größer werden. Nach und nach gingen plötzlich auch die Bürger von Atlantis auf die Knie. Einer nach dem anderen. Bis um sie herum niemand mehr, außer ihr selbst, aufrecht stand. Selbst die Wissenschaftler und die Besatzung des Schiffes verneigten sich vor ihr, obwohl sie es gar nicht tun müssten. Niemand müsste es, doch ein jeder tat es. Zitternd sah sie sich um, nicht fähig einen klaren Gedanken zu fassen. Irgendwie musste sie reagieren...
 

Unsicher legte sie ihre Hand auf Tsunades Schulter und erlöste alle aus der Stille: „Hör auf mir dem Unsinn. Kabuto hat alle geblendet und er war zweifelsohne gut in dem, was er tat. Was für eine Priesterin wäre ich, wenn ich meiner Herrin den Wunsch nach Vergebung verwehren würde... und was für eine Atlanterin wäre ich, wenn ich meinem Volk den Rücken für einen begangenen Fehler zuwenden würde.“ Die Herrscherin blickte auf, lächelte und erhob sich schließlich: „Konan, ich bitte dich hiermit im Namen aller: führe uns aus dem Unheil. Kämpfe an meiner Seite und zeige uns den Weg.“
 

Die Blauhaarige nickte nur und lächelte nun ebenfalls: „Es wäre mir eine Ehre, Tsunade.“ Die Menschen erhoben sich wieder. In weiter Ferne hörte man die Geräusche eines unerbittlichen Kampfes, doch der Mut und die Zuversicht waren nach Atlantis zurückgekehrt. Die Bürger jubelten und klatschten freudig. In dieser dunklen Stunde hatte ihre Herrin es dennoch verstanden sie zum Licht zu führen, das jeden einzelnen erfüllte. Es mochte nicht viel sein, aber auch ein kleines Licht vermochte die Dunkelheit zu durchbrechen.
 

Tsunade hatte endlich wieder ihre wahre Aufgabe erkannt. Sie war nicht bloß die Herrin über das Reich. Sie war das Gesicht, die Augen und Ohren von Atlantis. Und damit ein Teil davon, stand in keiner weise über ihrem Volk. Und nie wieder würde sie diesen Fehler begehen. Keine Entscheidungen mehr, die sie alleine fällte, aus Trotz oder Rechthaberei. Atlantis selbst in seiner ganzen Vielfältigkeit würde in Zukunft entscheiden.
 

Dennoch seufzte sie und blickte in Richtung Schlucht. Ja, in Zukunft... wenn es nicht bereits zu spät für eine Zukunft war...
 


 


 

Deidara drosselte sein Tempo. Plötzlich schlug ihm das Herz noch höher, als ohnehin schon. Nicht mehr allein vor Anstrengung, sondern deutlich spürbar auch vor Angst. Nur noch wenige Schritte trennten ihn vom Haus, die Tür stand offen. Eine erdrückende Stille lag über allem, der gesamten Umgebung. Ein Frösteln kroch von seinen Füßen aus an seinen Beinen herauf, bis es seinen ganzen Körper erfasst hatte und zum Zittern brachte.
 

Langsam und vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen. Passierte die offenstehende Haustür und blieb wie erstarrt stehen. Sein Blick fiel direkt ins Wohnzimmer und das Blut in seinen Adern verweigerte plötzlich jede Fortbewegung. Wie in Trance, paralysiert, schritt er weiter, bis er den ersten Schritt in den großen Raum setzte und wieder stehenblieb.
 

Er hatte es gerade geschafft aufzuhören, doch nun pressten sich wieder Tränen aus seinen Augen heraus. Die gesamte Einrichtung war völlig zerstört. Die Kristalle lagen in Millionen Splittern auf dem Boden, die Fenster waren zersprungen, die Schränke zu Kleinholz verarbeitet worden. Doch das, was Deidara tatsächlich die Kehle zuschnürte, das war ein Kopf.
 

Er ging noch zwei Schritte, ehe er sich hinhockte und mit zitternden Händen den Kopf an sich nahm. Seine Finger glitten über Hirukos Gesicht, auf das auch seine Tränen fielen. Die sonst immer leblos schauenden Augen hatten selbst das letzte bisschen Lebendigkeit und Glänzen verloren. Deidara bebte am ganzen Leib und schluchzte. Was hatte er bloß angerichtet? Das alles war seine Schuld. Hätte er Sasori doch bloß nicht so misstraut. Hätte er doch bloß nicht diese Dinge gesagt, die ihn nun in seinen Gedanken verfolgten. Dieser Ausdruck in Sasoris Augen... würde er ihn je vergessen können? Dieser Ausdruck, der jeden Augenblick wiedergegeben hatte, als er Sasoris Herz gebrochen hatte...
 

Entsetzt ließ er Hirukos Kopf wieder zu Boden fallen und erhob sich. Es konnte nur einen Ort geben, an dem Sasori nun war. Vorsichtig verließ er das Wohnzimmer wieder und ging zurück in den Flur. Die Tür zum Keller war offen, das Licht brannte. Doch wieso war es so ungemein still?! Kurz schloss Deidara die Augen und legte den Kopf in den Nacken. Er musste sich zusammenreißen. Auch wenn die Panik ihm grausige Vorstellungen einpflanzte, die dort unten auf ihn warten könnten. Was auch immer es war... ohne Sasori würde er nicht gehen. Wäre er zu spät... nein, er würde ohne Sasori keinen Tag mehr auf dieser Erde verbringen.
 

(*2*) Von Angst zerfressen schritt er die Stufen in den Keller hinab. Eine nach der anderen. Sein Körper zitterte noch immer von Kopf bis Fuß. Sein Magen drehte sich herum. Es war so unsagbar leise. Wieso war es hier unten und im ganzen Haus nur so totenstill?! Er durfte nicht zu spät sein!
 

Er erreichte die letzten Stufen, brachte auch sie hinter sich und entdeckte Sasori. Vor seinem Container hockend, den linken Arm darüber haltend; das Gesicht zu einer Grimasse verzerrt, die Augen mit einem wahnsinnigen Ausdruck hervortretend...
 

Sasori blickte auf. Sein Atem ging ruhig, doch seine Augen verrieten mörderischen Hass, wahnsinnigen Schmerz und eine Spur verzweifelte Unsicherheit. Blut tropfte von seinem Arm in den Container hinein. Mit jedem Tropfen atmete er ein, mit dem Folgenden aus. Seine Haut war nicht mehr von einer eleganten Blässe, sondern von einer ungesunden Fahlheit.
 

Feucht und rot unterlaufen sahen seine Augen Deidara an. Sein Mund grinste, doch sein Gesicht teilte diese Grimasse nicht. Keuchend und erschöpft kicherte er: „Wie schön, dass du hier bist... du kannst nun erleben, wie ich zur absoluten Perfektion kommen werde. Sieh es dir an. Sieh es dir genau an! Du kannst mich nicht mehr verletzen! Niemand kann es mehr!! Aber vor Allem DU nicht!!!“ Sein Körper zitterte durch die Anstrengung bereits. Bald wäre alles endlich vorbei. Endlich Frieden... endlich... Frieden....
 

Energisch schüttelte Deidara den Kopf, sank auf die Knie und flehte unter Tränen: „Hör auf Sasori! BITTE! Es tut mir so unendlich Leid! Ich habe einen Fehler gemacht!Bitte verzeih mir! Ich habe das alles nicht so gemeint, wie ich es sagte... Ich dachte du hast gelogen, weil ich den wahren Grund für dein Schweigen nicht kannte. Doch jetzt kenne ich ihn! Ich flehe dich an! Wenn ich es gewusst hätte, dann hätte ich niemals diese Dinge gesagt...“ Seine Stimme brach. Er sah zu seinem Rotschopf, der das Gesicht vor Wut verzerrte...
 

Sasoris Stimme donnerte durch den kleinen Raum: „Hat dir mein beschissenes Wort nicht gereicht?! Warum, Deidara? WARUM?? Nenne mir EINEN Grund, wieso du mir einfach nicht vertrauen konntest! Warum du mir nicht glauben konntest! Ich habe ALLES für dich aufs Spiel gesetzt! Habe riskiert aufgeknüpft oder verbannt zu werden! UND WOFÜR?“ Tränen rannen an seinen Wangen herab, als er den Kopf schüttelte: „Nein, nicht noch einmal... Ich ertrage diesen Schmerz nicht noch einmal... Ich werde ihn nie wieder ertragen müssen. Geh.“ - „...“ - „Geh!“ - „...“ - „GEH!!“
 

Deidara schüttelte wieder energisch den Kopf und flehte: „Nein! Ich gehe nicht! BITTE! Sasori, ich liebe dich! Es tut mit so unsagbar Leid und wenn ich könnte würde ich alles rückgängig machen! Aber ich kann es nicht! Ich werde nicht zulassen, dass du alles hinschmeißt! Ich liebe dich und ich will, dass du LEBST! Als Mensch, mit Gefühlen... Und wenn du es für mich nicht tust, dann wenigstens für deine Ehre als Krieger... Atlantis wird angegriffen und ist ohne dich genauso verloren, wie ich... Es braucht dich, so wie ich...“
 

Sasori beobachtete Deidara genau. Er kroch vor ihm auf dem Boden, sah fürchterlich aus und flehte ihn mit allem an, was er in diesem Augenblick zu sagen fähig war. Eine zarte Stimme in seiner Brust, die schon die ganze Zeit zu ihm sprach und sagte, dass es falsch war was er tat, erhob sich nun sehr laut und deutlich. Es war schrecklich Deidara so zu sehen, völlig am Ende. Er hatte Deidara doch immer nur glücklich machen wollen. Und auch wenn sein eigener Schmerz unendlich groß war, sein Hass in seinen Adern pulsierte... DAS wollte er nie. Er hasste nicht Deidara, denn den zu hassen war er gar nicht fähig, das spürte er.
 

Und ja, er hatte eine Aufgabe als Krieger. Atlantis wurde angegriffen und er hatte alle im Stich gelassen, so wie Deidara ihn... Sein Blick senkte sich langsam. Er konnte es nicht leugnen, dass er ihn noch immer liebte. Schmerzlich liebte. Aber ob er ihm verzeihen könnte, das war eine andere Frage.
 

Er stand auf und sah Deidara an: „Gut, ich gehe...“ Schwankend merkte er, wie der Blutverlust bereits wirkte. Aber er würde gehen. Nicht für Deidara. Um seiner selbst Willen. Deidara erhob sich und wollte ihn umarmen, doch Sasori blockte ab: „Nein. Ich schiebe meinen Plan auf, für Atlantis. Aber ich gebe ihn nicht auf... für dich...“ Er schritt an Deidara vorbei und ging.
 

Deidara sah ihm leichenblass hinterher. Es dauerte einen Augenblick, in dem er sich sammeln musste, ehe er Sasori hinterher eilte und an der Haustür am Handgelenk zu packen kriegte. Der Krieger drehte sich um, schwieg jedoch. Deidara blickte ihm in die Augen und keuchte: „Nein, mach doch die Augen auf! Bitte! Verwandle dich nicht! Es gibt so viele Gründe es nicht zu tun...“ Sasori lachte trocken: „Nenne mir einen.“
 

Unsicher haderte Deidara einen Augenblick, dann jedoch sah er auf und hauchte: „Mich...“ Doch der Krieger schüttelte den Kopf: „Nein. DU wirst, wenn wir das hier alles überstehen sollten, wieder dort hingehen, wo du hergekommen bist, verstanden? Reicht dir einmal nicht? Willst du wieder versuchen mich zu zerstören? Macht dir das Spaß? Mir nicht! Und deshalb werde ich es niemals wieder zulassen...“ Er riss sich los und ging, auch wenn sein Herz ihn für diese Worte böse verteufelte...
 

Deidara sah ihm hinterher. Seine Tränen flossen nun ungehalten in Strömen. Er hatte alles kaputt gemacht. Alles zerstört. Und, auch wenn er alles versucht hatte, er hatte Sasori verloren. Verzweifelt rufend ließ er sich mit dem Rücken an die Wand fallen, sank an dieser herab und glitt zu Boden. Sein Gesicht vergrub er in seinen Armen. Alles verloren. IHN verloren. ER war alles... alles, was Deidara jemals brauchte. Die Verzweiflung übermannte ihn. Während Sasori benommen vom Blutverlust in Richtung Stadt taumelte, wurde um Deidara herum alles schwarz und still...

Über den Wolken verbleibt doch die goldblonde Sonne

Allmählich ging es Sasori besser, doch von Fitness konnte auch jetzt kaum die Rede sein. Ihm war schwindelig, auch wenn er nicht mehr taumelte, als habe er den ganzen Tag getrunken. Der Tempel und der davor liegende Platz waren völlig verwüstet, weit schlimmer als beim letzten Angriff, auch wenn deutlich weniger Zivilisten unter den Opfern waren. Noch immer kämpften die Massen an Soldaten gegeneinander. Hunderte, wenn nicht Tausende, waren aufeinandergetroffen und lieferten sich unerbittliche Gerangel um die Oberhand.
 

Doch er konnte und wollte sich hier nicht einmischen. Es war der große Angriff, da würde die Elite von Orochimaru nicht weit sein. Er sah sich um, doch weder die elitären Truppen, noch der einfallende Herrscher waren zu sehen.
 

Dafür fiel ihm plötzlich schmerzlich etwas anderes auf. Seine Augen weiteten sich. Gegen die Krieger von Atlantis kämpften nicht nur die Truppen aus Izyras und Eccalia... sondern auch die Soldaten aus Repos. Sein Hals schnürte sich zu. Immer hatte Chiyo ihm regelrecht gepredigt, dass sie sich nicht einmische, eine Politik des Redens und Verhandelns verfolge... Das konnte nur zwei Schlüsse zulassen: Entweder Chiyo war, wie Yondaime, tot. Dann jedoch hätte der Senat seiner Heimat kaum den Befehl an Orochimaru übergeben. Also musste es die zweite Möglichkeit sein. Seine Großmutter hatte sich dem Aufruhr gegen Atlantis, entgegen ihre ganzen hochheiligen Prinzipien, angeschlossen. Er seufzte und fragte sich, wieso ihn diese Scheinheiligkeit überhaupt noch wunderte...
 

Langsam wandte er sich ab und verließ den Tempelplatz, der Spur der Verwüstung folgend. In Richtung Schlucht waren die Gebäude deutlich mehr zerstört und in Mitleidenschaft gezogen, als sonst irgendwo. Wieder begann Adrenalin sich in seinem Körper auszubreiten. Bald würde er wieder das tun, was er am Besten konnte. Vielleicht auch das Einzige, was er jemals können würde. Kämpfen. Der Schwindel nahm ab, doch Sasori versuchte sich nichts vorzumachen, denn er war weit weniger bei Kräften, als es ihm lieb war. Doch das musste er ignorieren. Was würde es schon machen, wenn er ehrenvoll auf dem Schlachtfeld sein Ende fand?
 

Er passierte die letzte Gasse, die aus der Stadt führte, und erreichte den kleinen Hügel, der zur Schlucht führte. Wie erwartet stand dort seine Truppe, versperrte den Durchlass und hielt die gegnerische Elite in Schach. Mit dem Rücken zu sich gekehrt standen Orochimaru und tatsächlich auch seine Großmutter, in ihrer Mitte Kabuto. Sasori knurrte. Wenn doch irgendjemand von Anfang an auf ihn und die anderen gehört hätte... Dann würde dieser Intrigant nun nicht so selbstgefällig dort stehen und so tun, als habe sein ganzer Plan bestens funktioniert. Wie er diesen arroganten Kerl hasste!
 

Mit flinken und lautlosen Schritten umkreiste Sasori den Hügel ein Stück, bis er die Kontrahenten von der Flanke aus erreichen konnte. Die Kämpfe waren in vollem Gange. Staub, Erde und Gestein wirbelte durch die Wucht manchen Aufpralls auf. Selbstherrlich blickten Orochimaru und Kabuto auf dieses Spektakel herab, seine Großmutter jedoch wirkte weit weniger erfreut über ihr Tun, doch Sasori versuchte sie zu ignorieren. Ob sie es gerne tat oder nicht interessierte nicht. Sie tat es! Und das machte sie zum Feind, nicht mehr und nicht weniger.
 

Neji kämpfte gegen Suigetsu und schien dessen Geduld mächtig auf die Probe zu stellen. Wie ein Wahnsinniger schimpfte dieser und schien jeglichen Spaß an dem Kampf verloren zu haben. Dann jedoch schien das Schicksal ihm hold zu sein... Der Blinde hielt einen Augenblick inne und sah zur Seite. Ungläubig schlug er sich die Hand vor den Mund und konnte es nicht verhindern, dass er vor Freude und Erleichterung aufschrie: „SASORI!“ Den Schlag ins Gesicht, der ihn durch Suigetsu traf, nahm er dafür gerne in Kauf. Unbeeindruckt rappelte er sich wieder auf und ging zum Anführer, den er kurzerhand, von der Erleichterung übermannt, in den Arm nahm und raunte: „Bei Kano, dir geht es gut! Deidara hat es geschafft!!“
 

Etwas verwirrt brachte Sasori den Schwarzhaarigen wieder auf Distanz: „Lass den Unsinn, wir haben einen Krieg zu gewinnen... Verdammt, Neji! Dein Gegner! Der... 'fließt' in die Schlucht! Sieh zu, dass du ihn erwischt, aber ein bisschen plötzlich!“ Der Angesprochene lächelte, nickte und machte sich umgehend auf den Weg. Ja, er hatte Suigetsu aus den Augen gelassen, aber mit der halben Portion würde er schon noch fertig werden. Sasori war in dem Augenblick einfach wichtiger gewesen.
 

Kabuto, Orochimaru und Chiyo war die Szene keineswegs entgangen. Chiyo starrte ihren Enkel mit großen Augen an. Die Alterung war außerhalb von Repos um so vieles schneller, dass sie ihn kaum erkannt hatte. Aber das kurze rote Haar verriet ihn. Er war ein stattlicher junger Mann geworden. Bedrückt wandte sie den Blick ab. Sie hatte geahnt, dass dieser Moment schwierig werden würde. Doch dass der Anblick ihres Enkels sie so mit Zweifeln, Reue und Wehmut überrollen würde, damit hatte sie nicht gerechnet.
 

Für den Bruchteil einer Sekunde hatten sie sich in die Augen gesehen, doch dieser Augenblick hatte für sie gereicht, um alles zu wissen. Es war weit schlimmer geworden, als sie es jemals befürchtet hatte. Sasori hasste sie nicht mehr hauptsächlich. Nein. Dieser Blick hatte ihr mehr als deutlich gemacht, dass er sie nicht anders betrachtete, als Orochimaru oder Kabuto. Da war nichts persönliches mehr, selbst wenn es in Form von Hass aufgetreten wäre. Hier standen sich nicht Großmutter und Enkel gegenüber, sondern Feinde. Bedrückt seufzte sie.
 

Orochimaru hob eine Augenbraue und sah seinen Vasallen aus den Augenwinkeln an: „So wie es aussieht ist er doch zäher, als du dachtest...“ Kabuto knirschte von Wut und Abscheu zerfressen mit den Zähnen: „Offensichtlich... Aber jetzt reicht es mir! Ich werde diesen Kerl eigenhändig umbringen! Wie lange habe ich auf diesen Augenblick gewartet! Er wird sich noch wünschen mir nie begegnet zu sein.“ Der Ältere nickte: „Wir sollten es ohnehin nicht riskieren, dass er die Elite wieder anführt. Geh ruhig ein bisschen Spielen, du hast es dir auch ein wenig verdient.“ Er lächelte fast liebevoll, als Kabuto sich verneigte: „Mit Vergnügen.“ - „Das Vergnügen, mein Lieber, kommt erst, wenn wir mit der Arbeit fertig sind...“ Sie sahen sich in die Augen. Orochimaru grinste, der Schriftführer lächelte kalt. Mehr musste nicht gesagt werden.
 

Kabuto schritt erhobenen Hauptes auf Sasori zu und schnitt diesem so den Weg zu seiner Einheit ab. Süffisant grinste er den Rothaarigen an und schüttelte leicht den Kopf: „Ich gebe zu, dass ich überrascht bin dich hier zu sehen. Aber ich kann es 'leider' nicht zulassen, dass du dich hier einmischt...“
 

Ohne eine Spur von Angst ging er immer weiter. Sasori wich ein paar Schritte zurück, bis sie eine gewisse Distanz zum Kampfplatz der anderen hatten. Wie auf ein lautloses Kommando blieben die beiden stehen und dorchbohrten sich gegenseitig mit ihren Blicken, bis Sasori raunte: „Wie willst du mich aufhalten? Mit deinen Intrigen kommst du hier nicht weit.“
 

Knirschend ratschten Sasoris Klingen, als er sie aus ihren Scheiden zog, ohne dabei den Blick von Kabuto zu nehmen. Dieser kicherte kalt und trocken und schüttelte den Kopf: „Ich glaube, die haben bereits ihre Arbeit getan. Es war so berauschend deinen Blick dabei zu sehen, Sasori. Es hat dir weh getan, nicht wahr?“ Er machte eine theatralische Pause. „Monster...“
 

Der Krieger hielt sich eisern zurück. Nein. Keine Schwäche zeigen. Vor allem nicht vor IHM! Er zwang sich zu grinsen: „Und doch bin ich hier, Kabuto. Du hast ja keine Ahnung, was für ein Monster ich bin, doch du wirst es bald wissen und dir wünschen, dass du es niemals darauf angelegt hättest.“ - „Ist das so? Wie amüsant. Wo ist eigentlich deine kleine Blondine?“
 

Nicht ausrasten, nicht drauf eingehen. Er musste die Oberhand behalten, den Schein wahren. Eine wohl durchdachte Lüge. Er zuckte mit den Schultern: „Was glaubst du? Ich bin hier, er nicht. Er hat seine gerechte Strafe bekommen und liegt in seinem eigenen Blut in meinem Flur.“
 

Kabutos Augen weiteten sich. Er konnte wirklich nicht einschätzen, ob das ein Bluff war, oder ob Sasori ihm die Wahrheit sagte. Dieser Krieger war so kaltschnäuzig wie er es selber war, das musste er ihm lassen. Aber nicht nur Sasori hatte Überraschungen auf Lager. Hier und heute würde sich nun alles entscheiden. Alles, was sich über Wochen und Monate zwischen ihnen beiden aufgestaut und entwickelt hatte. Endlich würde es eine Entscheidung geben, wer von ihnen der Stärkere war. Mental ging dieser Kampf schon lange. Doch nun würden sie sich auch körperlich messen. Er zog ebenfalls zwei Schwerter, die er bei der Ankunft der Truppen erhalten hatte. SEINE Schwerter.
 

Es schien wie eine Ewigkeit zu sein, während die beiden sich in die Augen starrten. Sasori war klar, dass Kabuto sich nicht einfach so auf einen Kampf einlassen würde. Viel zu oft hatte dieser bewiesen, dass er keine unüberlegten Schritte tat. Der Schriftführer kannte seinen Kampfstil, er aber den seines Gegenüber nicht. Ein Nachteil für ihn, doch Kabuto hatte sich schief gewickelt, wenn dieser glaubte, dass er nicht von einem Hinterhalt oder etwas Ähnlichem ausging. Es würde sich zeigen womit Sasoris Gegner aufwarten würde. Was es war, das würde er schon früh genug herausfinden.
 

Dann preschten die beiden aufeinander los...
 


 


 

Deidara öffnete seine Augen, auch wenn seine Lider unendlich schwer zu sein schienen. Augenblicklich donnerte ein heftiger Kopfschmerz los, doch er biss die Zähne zusammen, rappelte sich auf, lehnte sich erschöpft mit dem Rücken an die Wand und sah sich um. Wie lange hatte er wohl dort gelegen? Er wusste es nicht. Sasori jedenfalls war fort.
 

Bedrückt blickte er zu Boden. Immerhin hatte er es geschafft, dass sein Rotschopf seine Umwandlung nicht vollzogen hatte. Deidara wischte sich über das Gesicht. Es war noch immer leicht feucht von all den Tränen, die er vergossen hatte. Er konnte also nicht lange bewusstlos gewesen sein.
 

Ihm war schlecht, er fühlte sich elend und konnte nicht ganz verhindern darüber nachzudenken einfach in die Stadt zu gehen und sich von irgendeinem dämlichen Soldaten abstechen zu lassen. Was hatte sein Leben denn noch für einen Sinn? Sasori war fort. Hatte ihm gesagt, dass er wieder nach Hause gehen sollte, doch das war keine Alternative. Es gab gar keine Alternative. Entweder er würde bei Sasori sein, oder gar nicht mehr. Vermutlich wäre er irgendwann über diesen Schmerz hinweg gewesen, doch das WOLLTE Deidara nicht. Er wollte Sasori weder vergessen, noch verlieren, noch aufgeben...
 

Aufgeben... hatte er nicht bereits aufgegeben? Er stand hier und tat nichts. Das war kaum etwas, das jemand tat, der um sein Glück kämpfte. Er hatte sich von der Abweisung entmutigen lassen, aber nicht gekämpft. Und Sasori stand nun, geschwächt wie er war, auf dem Schlachtfeld und kämpfte für etwas, das er nicht einmal mehr schätzte: Atlantis. Doch er selber? Stand hier herum und bemitleidete sich selbst um den Verlust seines Rotschopfes. Er musste kein Krieger sein um zu wissen, dass er ein feiger Hund war, nicht alles gegeben hatte.
 

Er sah auf. Plötzlich kehrte Wärme und Zuversicht zurück. Genau. Er hatte noch lange nicht alles gegeben! Er würde leben und zwar MIT Sasori! Dafür würde er sorgen. Eine Alternative gab es nicht. Er würde bei Sasori sein und NICHT gar nicht mehr! Nichts auf dieser Welt war es mehr wert in den Kampf zu ziehen! Nicht Atlantis oder sonst irgendetwas. Nur Sasori.
 

Entschlossen stieß er sich von der Wand ab und huschte die Treppen herauf. Im Schlafzimmer kramte er die Trainingsrüstung heraus und zog sie sich so schnell wie nie über. Griff nach seinem Schwert, das in der Ecke stand und ging wieder nach unten, hielt im Flur jedoch noch einmal kurz inne.
 

Er musste in die Stadt, doch nicht mehr als dummes Opfer. Er hatte die Chance sich bis zu Sasori vorzukämpfen und das würde er tun! Er würde nicht aufgeben, keine Angst haben und, wenn nötig, alles tun, um Sasori zu beweisen, dass er diesen liebte. Und wenn er bei diesem Kampf in Atlantis sein Leben verlieren würde, dann war ihm das egal, da er sich zumindest nicht vorwerfen konnte, nicht wenigstens alles versucht zu haben.
 

Doch vorher gab es eine erste kleine persönliche Schlacht, die er auszutragen hatte. Zielsicher ging er in den Keller, bis er vor dem Container stand, und blieb einen Moment lang stehen. Sasori würde sich nicht umwandeln, dafür würde er jetzt sorgen. Er holte aus, fixierte das gehasste Objekt vor sich und atmete einmal tief durch, ehe er die Klinge durch die Luft sausen ließ. Mit einem lauten Scheppern und Krachen gab der Container unter der Wucht nach und zerbrach in unzählige Teile. Um ganz sicher zu gehen schlug Deidara jedoch noch ein paar Mal auf die größten Teile ein, bis von dem Behälter nichts mehr zu erkennen war.
 

Sein Blick wanderte nur bedingt zufrieden zum Tisch, auf dem die Bücher aufgeschlagen herumlagen. Er würde auch keinen zweiten oder dritten Versuch dulden.
 

Entschlossen steckte er das Schwert in die dazugehörige Scheide und stellte sich direkt vor den Tisch. Eine Weile überlegte er, bis ihm eine Idee kam. Keine besonders elegante Idee und vielleicht eine, die Sasoris Haus in Mitleidenschaft ziehen würde, aber es war die schnellste und effektivste Idee, die ihm einfiel. Er wischte mit dem Arm einmal über die Arbeitsfläche und beförderte die meisten Bücher auf den Boden. Mit den Füßen schob er sie auf einen kleinen Haufen, während er die verbliebenen Exemplare einzeln an sich nahm und ebenfalls auf den Haufen warf.
 

Etwas umständlich schob er seine Finger anschließend unter die Rüstung, bis er seine Hosentasche erreichte und ein Sturmfeuerzeug daraus hervorholte. Er grinste. Das hatten sie auf der Party auch von Hidan geklaut, neben den Zigarren, nur hatte er bisher vergessen es zurückzugeben. Deidara zuckte mit den Schultern. Bei Gelegenheit würde er Hidan ein Neues besorgen... bei Gelegenheit.
 

Mit einem Klacken öffnete er das Feuerzeug und sah auf den Bücherhaufen. Niemals wieder würden diese Werke Sasori zu solchen Dummheiten verführen. Er ließ seinen Daumen an dem Rädchen entlanggleiten und betrachtete mit funkelnden Augen die tanzende Flamme.
 

Nach einem Waldbrand erholte sich irgendwann die Erde und war ein geeigneter Boden, um neue Pflanzen, neues Leben wachsen und gedeihen zu lassen. Deidara lächelte leicht. Die Bücher waren vielleicht kein Wald, aber er hoffte, dass auch bei ihm und Sasori das Feuer alles Alte verbrennen würde, um die Möglichkeit auf etwas Neues zu bieten. Vielleicht konnten diese Flammen die Probleme und Missverständnisse mit seiner reinigenden Gewalt zerstören, um nur die Gefühle und Verbundenheit zurückzulassen. Auch wenn das Vertrauen, wie die Pflanzen, erst wieder zu seiner vollständigen Größe heranwachsen müsste...
 

Von dieser Hoffnung beseelt legte er das Feuerzeug auf dem Boden neben den Büchern ab. Eine erste Seite begann zu kokeln. Rasch breitete sich die Glut aus, schien jedoch fast ergebnislos wieder zu vergehen. Er schob das Sturmfeuerzeug noch etwas näher an einen der Einbände heran, der sich zunächst ein wenig zierte, dann jedoch endlich Feuer fing. Gierig schlug die Flamme um sich und begann nach den anderen Büchern zu greifen. Deidara nickte. Das würde reichen, um alles verbrennen zu können.
 

Zufrieden drehte er sich herum und verließ den Keller wieder. Es wurde so langsam Zeit, er hatte die erste Schlacht gewonnen, doch sein wahrer Kampf wartete noch auf ihn...
 


 


 

Sasuke keuchte erschöpft. Diese Zwillinge waren einfach ätzend! Sein Blick wanderte zu Naruto, der verdächtig still geworden war. Doch der Blonde war nicht weniger erschöpft, als er selber. Eines musste er Sakon und Ukon lassen: Sie hatten sich deutlich verbessert! Eigentlich hatte die gesamte gegnerische Truppe ein ungewohntes Durchhaltevermögen entwickelt. Irgendetwas war anders und neu, doch er konnte nicht genau sagen was.
 

Die Zwillinge waren deutlich schneller geworden, so viel stand fest. Sie wichen ihren Attacken aus, griffen blitzschnell an und stifteten viel Unruhe mit ihrer permanenten Trennung und Verschmelzung. Mal griffen sie als eine Person an, mal tauchte der Zweite urplötzlich irgendwo auf. Was ihn aber am Allermeisten nervte war, dass seine und Narutos Angriffe kaum effektiv waren, da ein Hinterhalt einfach unmöglich war! Immer warnte Ukon seinen Bruder, wenn einer von ihnen hinter Sakon auftauchte. Es war zum Ausrasten!
 

Für üblich war Sasori es, der von hinten Tipps gab. Doch dieser war außer Sichtweite auf der anderen Seite des Hügels und hatte seine eigenen Probleme. Dieses Mal mussten er und Naruto die Sache alleine hinbekommen, auch wenn das schwieriger war, als er zunächst gedacht hatte. Ihr Timing stimmte ohne Sasori einfach nicht, ebenso wenig ihre Taktik.
 

Sasuke sah den blonden Krieger an und keuchte: „Lenk die beiden Spinner mal einen Augenblick ab, ich muss in Ruhe nachdenken.“ - „Du willst jetzt und hier nachdenken? Bist du verrückt?! Wir müssen...“ - „NARUTO! Sieh zu und halte mir diese Quacksalber mal für ein paar Minuten vom Hals!“ - „Kein Grund gleich auszurasten...“
 

Mit einer, trotz der Erschöpfung, unglaublichen Energie ging Naruto in die Offensive und brüllte fast fröhlich: „Hey, ihr zwei Hackfressen! Hierher, oder habt ihr etwa Schiss?“ Sakon lachte trocken: „Vor dir? Das glaubst du doch wohl selber nicht... Pass mal auf du kleiner Scheißer!“
 

Naruto wirkte vielleicht albern, aber er war bis zum Zerreißen gespannt. Was hatte dieser Freak denn jetzt wieder vor? Sein Atem stockte. Was es auch war, das was er sah unterschied sich irgendwie gewaltig von den „normalen“ Fähigkeiten. Die Zwillinge veränderten sich. Schwarze fleckige Muster begannen den Körper zu übersähen.
 

Als der gesamte Körper bedeckt war, schossen die Zwillinge urplötzlich auf ihn los. Sie waren noch schneller, als zuvor und Naruto wich entnervt immer wieder aus. Damit hatte er nicht gerechnet, dass diese Quasselstrippen SO schnell waren. Und eine weitere unvorhergesehene Überraschung traf ihn: statt nur mit einem Bein zuzutreten, ragten auf einmal gleich drei Beine aus dem deformierten Körper und trafen ihn mit voller Wucht. Sakon grinste, während er den Aufprall Narutos betrachtete: „Da bist du platt, was? Hättest vielleicht nicht so eine dicke Lippe riskieren sollen, Arschloch.“
 

Gut, das reichte! Jetzt war er stinkig! Diese beiden Tunten verdienten eine gehörige Abreibung. Naruto rappelte sich auf und grinste breit: „Wenn ihr glaubt, dass mich das beeindruckt hat, dann glaubt ihr aber falsch... Echt jetzt!“
 

Er konzentrierte sich. Sein blaues Leuchten erhöhte sich in seinen Handinnenflächen. Wie eine neblige Spirale begann sich die Energie in seinen Händen zu drehen. Er hatte die Schnauze wirklich voll von den beiden. Grinsend sah er sie an. Nur noch einen kleinen Augenblick. Dann war die Energie in beiden Händen groß genug. Ein wenig zeitversetzt feuerte er erst die eine Spiralkugel, dann die andere ab. Wie erwartet wichen die Zwillinge der ersten aus und übersahen die zweite. In einem fulminanten Knall traf die Kugel ihr Ziel, Sakon und Ukon flohen im hohen Bogen, ehe sie unsanft auf dem Boden landeten.
 

Sasuke dachte angestrengt nach. Wie konnten sie einen Überraschungsangriff starten? Fieberhaft suchte er die Umgebung nach einer Inspiration oder Idee ab. Und plötzlich kam sie aus Richtung Stadt auf ihn zugelaufen... Angespannt versuchte er Blickkontakt aufzubauen. Erst nach einigen Augenblicken, in denen sich die Zwillinge und Naruto in einem Wortgefecht nichts schenkten, schaffte er diesen. Der Heranstürmende blieb stehen und Sasuke deutete mit seinem Kopf auf den Gegner, während er eine Handbewegung machte, die einen Schwerthieb nachahmte. Die Person nickte und der Schwarzhaarige lächelte zufrieden. Das würde ein Spaß werden.
 

Zufrieden und siegessicher rannte er zu Naruto und gab diesem als Erstes eine gut portionierte Kopfnuss: „Sabbel nicht so viel! Ich habe eine Idee...“ Er wurde leiser. „Rasche Erklärung, tu einfach was ich sage, ohne Diskussionen! Also: Du beschwörst deine Doppelgänger und umzingelst den Freak. Dann lenken wir ihn mit deiner... weiblichen Spezialtechnik ab. Um alles andere kümmere ich mich.“ Naruto hob eine Augenbraue: „Aber zwischen den blonden Mädels fällst du doch auf wie ein bunter Hund...“ Sauke grinste: „Ich weiß aber jemanden, der das nicht tut und den hat der Spinner da vorne noch nicht gesehen. Also sieh zu!“
 

Naruto nickte schließlich: „Gut, wie du meinst. Ich hoffe das klappt...“
 

Während die beiden ihre Taktik besprochen hatten, waren Sakon und Ukon ihrerseits noch immer am Streiten, wenn auch eher miteinander als weiterhin mit Naruto. Ukon keifte: „Hörst du jetzt auf hier herumzualbern und machst den Kerl endlich fertig? Ich habe keinen Bock mehr auf den Scheiß und...“
 

Plötzlich erschienen immer mehr Narutos. Zehn, zwanzig, hundert... Die beiden konnten gar nicht so schnell zählen, wie sie von den Doppelgängern umzingelt waren, die ihnen wie aus einem Mund dämlich entgegengrinsten. Sakon schnaufte sarkastisch: „Ui, jetzt habe ich aber Angst...“
 

Doch Narutos Grinsen brach nicht ab. Statt dessen wirbelte plötzlich Rauch auf, der sich jedoch relativ rasch wieder legte. Was die Zwillinge dann jedoch sahen, überstieg ihr Fassungsvermögen: hunderte von jungen Frauen standen um sie herum. Aber nicht einfach so. Lange goldblonde Haare umschmeichelten die kurvigen Körper, die sich ihnen aufreizend entgegenräkelten. Schmachtend blickten Sakon und Ukon auf die weiblichen Körper. Jeder einzelne war splitternackt. Busen und andere feine Sachen, so weit ihre Augen reichten. Warum waren sie doch gleich hier? Sie konnten gar nicht so viel gucken, wie es entblößte Oberweiten gab, welche neckisch auf und ab wippten, als die Mädchen auch noch leise kicherten. Die Zwillinge verloren jedes Gefühl dafür wo vorne und hinten, wo oben und unten war. Die tausenden blauen Augen flirteten mit ihnen, als wäre nichts auf der Welt wichtiger.
 

Zu spät bemerkten die beiden die eine Blondine nicht, die NICHT nackt vor ihnen stand...
 

Mit einem oft geübten Angriff stieß Deidara sein Schwert in das Herz Sakons.
 

Blut tropfte auf der anderen Seite von der Schwertspitze. Die nackten jungen Frauen verschwanden und hinter Deidara tauchten Naruto und Sakuke auf. Der Schwarzhaarige grinste kalt, ehe er seinen Mund öffnete. Naruto zog Deidaras Schwert aus dem Körper und zog rasch Deidara mit zur Seite, ehe Sakon das letzte in seinem Leben und dem seines Bruder sah: eine gewaltige Kugel aus purem Feuer.
 

Es dauerte nicht lange, bis die schmerzerfüllten Schreie der Zwillinge verstummten und der Nebel sich endgültig gelegt hatte. Sasuke sah seine beiden blonden Freunde an und nickte zufrieden: „Das war gutes Teamwork! Da haben die ganzen Predigten von Sasori ja doch etwas gebracht...“ Naruto grinste breit, doch Deidara sprach schneller drauf los: „Wo ist Sasori?“ Der Schwarzhaarige deutete zur anderen Seite des Hügels: „Ich weiß es nicht genau, aber er muss dort irgendwo sein. Was willst du denn...“
 

Weiter kam er nicht, da Deidara einfach losgelaufen war. Leicht schüttelte er den Kopf: „Muss Liebe schön sein.“ Er seufzte leise. „Komm, wir helfen den anderen mal ein wenig. Geh du zu Gaara, ich helfe meinem Bruder.“ - „Ist gut.“ Die beiden trennten sich und liefen los, doch plötzlich blieb Sasuke wie angewurzelt stehen. Sein Blick verharrte auf Orochimaru und Chiyo, die auf dem höchsten Punkt des Hügels standen und die Kämpfe beobachteten.
 

„Du bist der Wiedergeburt größter Retter.“ klang es in seinem Kopf.
 

Er keuchte auf. Seine Weissagung. Er hatte schon Jahre nicht mehr daran gedacht, doch plötzlich war sie wieder da. Plötzlich wusste er, worum es in seiner Weissagung ging. Er würde Chiyo retten. Hier und heute. Wieso sie als „Wiedergeburt“ bezeichnet wurde, das interessierte ihn nicht. Wichtig war nur, dass er ein Auge auf sie behielt, um seine Prophezeiung zu erfüllen. Er würde Chiyo das Leben retten, obwohl sie doch als Feind vor ihm stand... manchmal schienen die Wege ihres Gottes Kano wahrlich verwirrend zu sein. Was hatte das nur zu bedeuten?

Blitz und Donner

Seine Lungen brannten schon, doch er musste Suigetsu unbedingt davon abhalten zu den Zivilisten am Strand zu gelangen. Neji blickte auf. Fast hatten sie das Tor erreicht. Das war nicht gut. Gar nicht gut. Doch plötzlich materialisierte sein Gegner sich wieder, blickte süffisant grinsend in seine Richtung und verschränkte die Arme vor der Brust: „Wieso habe ich nur damit gerechnet, dass sie DICH schicken? Ihr langweilt mich...“
 

Neji blieb stehen und keuchte: „Tz. Das sagt der Richtige. DU bist ein Feigling. Verwandelst dich ständig in Wasser und willst dann auf die Wehrlosen losgehen. Ziemlich ehrlos, nicht wahr?“ Suigestu jedoch zuckte unbeeindruckt mit den Schultern: „Pah! Sieh doch, wohin euch eure Ehre und Arroganz gebracht haben. Nein, wir brauchen so etwas nicht. Wir verfolgen ein Ziel, und genau darum geht es. Nicht mehr und nicht weniger.“ - „Quatsch nicht so viel. Selbst in eurem dreckigen Loch wie eurem bleibt eine feige Ratte eine feige Ratte.“
 

Neji lächelte. Das rote Gesicht seines Gegenüber zeigte ihm: wunden Punkt getroffen. Wäre ja noch schöner gewesen, wenn er Suigetsu nicht irgendwie provoziert bekäme. Dieser brüllte auch auf Anhieb sauer drauf los: „Halt bloß dein Maul! Ich gebe dir feige Ratte!“
 

Plötzlich begann der Körper des Weißhaarigen sich zu verändern. Neji jedoch verzog keine Miene. Für jemand mit normalen Augen mochte dieses Prozedere vielleicht beeindruckend wirken, wie sich die Arme Suigetsus regelrecht ausbeulten und mit künstlichen Muskeln zu füllen begannen. Es wirkte sogar fast ein wenig albern, wie die aufgepumpten Arme in keinerlei Proportion mehr zum eher zierlichen Körper standen. Doch insbesondere für Neji war es keine große Sache. Er konnte sehr gut genau beobachten, wie sich die Kraft, die seinen Gegner durchströmte, in den Armen zu fokussieren begann und die Deformierungen verursachte. Für ihn war es nichts mehr, als eine Verschiebung der Kräfte.
 

Suigestu zog sein Schwert und grinste herausfordernd: „Komm doch, wenn du dich traust.“ Neji knirschte mit den Zähnen. Auch wenn er die Technik gut erkennen konnte, so war ein Nahkampf zwischen einem Schwertkämpfer und ihm dennoch keine sonderlich ausgeglichene Angelegenheit. Er musste sich etwas überlegen, wie er Suigestu das Schwert wieder abnehmen konnte. Er selbst war eben nicht auf den Fernkampf spezialisiert, sondern konnte im Nahkampf nur versuchen einen Vorteil auszunutzen: er war verdammt schnell und konnte seine Energie wohl von allen am Effektivsten nutzen. Jetzt fehlte nur noch ein geeigneter Plan.
 

Zerknirscht musste er sich damit abfinden, dass er sich spontan etwas überlegen musste, da Suigetsu mit dem riesigen Schwert auf ihn zugestürmt kam. Zu seiner Erleichterung war sein Gegner zwar schnell, aber längst nicht so flink wie er selber. Geschickt wich er den Angriffen immer wieder aus, verwirrte Suigestu damit, dass er Haken schlug und nie länger als Sekunden an einem Ort verweilte. Dennoch musste er dringend aus der defensiven Position heraus...
 

Versuchte er einen Gegenschlag, so löste sein Gegenüber sich einfach in Wasser auf und entging trotz seiner Geschwindigkeit den Schlägen. Neji schnaubte genervt. Dieses Rumgeplansche nervte gewaltig! Dieses Schwert nervte! Eigentlich war Suigestu im Gesamtpaket eine reine Nervensäge... zumindest wenn Neji bedachte, dass es hier nicht einfach nur ein netter Kampf war, sondern es immerhin um Bestehen oder Untergang des gesamten atlantischen Reiches ging. Wieder und wieder schenkten die beiden sich in ihren Angriffen nichts, bewirkten allerdings auch nichts mit ihnen. Rasend schnell tauschten sie ihre Schläge ab, blieben dennoch beide völlig unbeeindruckt von den Angriffen des Gegners.
 

Genervt knurrte Neji, er musste nachdenken, doch SO funktionierte das keinesfalls... Er konzentrierte sich und fokussierte ein wenig seiner Energie, für Suigestu nicht sichtbar, in seiner Hand. Dieser wurde unvorhergesehen von dem unsichtbaren Schlag getroffen und flog pfeilschnell durch die Luft, ehe er in einer riesigen Fontäne an der steilen Felswand landete. Neji atmete kurz auf und sah sich um. Er musste einen Gang höher schalten, da auch sein Gegner irgendwie deutlich stärker als beim letzten Mal wirkte. Nun jedoch hatte er die nötige, wenn auch kurze, Verschnaufpause, um sich auf seine Technik vorzubereiten...
 

Er schloss kurz die Augen und begann seine Energie zu konzentrieren. Er spürte sie, in jeder Zelle seines Körpers. Wusste wo sie war, wie sie sich bewegte. War eins mit ihr.
 

Wo war nur diese hochgelobte Waffe, um die es doch eigentlich ging? War es nicht lächerlich um etwas zu kämpfen, das scheinbar nicht einmal existierte? Darum ging es ihren Feinden doch. Aber wie sollte man etwas finden, das nicht einmal da war? Was brachte einem eine Waffe, die nicht einmal in der dunkelsten Stunde dem Reich zur Verfügung stand? Dieser ganze Krieg war lächerlich und sinnlos... Doch irgendjemand musste den Eindringlingen Einhalt gebieten. Was danach kam, war doch eigentlich zweitrangig, wenngleich es auch unsinnig und kurzsichtig war.
 

Suigetsu rappelte sich wieder auf und knurrte. Dieser Blindfisch machte ihn echt sauer. Das nervte einfach und Spaß machte es auch keinen mehr. Es wurde Zeit, dass er das hier endlich beendete, denn auf ein Donnerwetter von Karin hatte er noch viel weniger Lust. Das war die Einzige, die noch mehr nervte...
 

Er griff sein Schwert noch etwas fester und fixierte Neji, ehe er mit einem aufgebrachten Brüllen losrannte. Es war ihm egal, wieso die Blindschleiche sich nicht mehr rührte. Es war ihm sogar ganz recht. Vielleicht war sein Gegner müde oder hatte keine Lust mehr, er wusste es nicht. Ganz wohl war Suigetsu bei der Sache zwar nicht, aber der Kampf musste weitergehen. Einer von ihnen würde als Sieger daraus hervorgehen müssen. Mit angespannten Armen riss er sein Schwert zum Schlag in die Höhe, holte aus um dem Ganzen möglichst schnell ein Ende zu setzen. Doch dann, plötzlich, sah der Blinde ihn an und grinste. Zum Stoppen jedoch war es zu spät, auch wenn ihm das so gar nicht gefiel...
 

Ein gleißender, blendender Lichtstrahl nahm Suigetsu die Sicht. Reflexartig ließ er das Schwert aus seinen Händen gleiten, um die Arme schützend vor seine Augen zu heben. Er wusste bereits während er das tat, dass es ein Fehler war, konnte aber nichts dagegen tun. Und dann traf es ihn schmerzhaft.
 

Explosionsartig ging eine Energiewelle von Neji aus, die seinen Gegner mit voller Wucht traf. Suigetsu flog gar so schnell durch diesen Druck, dass er es nicht mehr schaffte sich rechtzeitig in Wasser zu wandeln, krachte daher so wie er war durch die Absperrung in Richtung Strand. Sand wirbelte auf, Holz flog laut splitternd und krachend durch die Luft. Neji sah seinem Gegner hinterher und seufzte. SO war das nicht geplant gewesen, doch immerhin lag das Schwert noch ein paar Schritte von ihm entfernt. Entschlossen preschte er los, um Suigetsu in einen weiteren Kampf zu verwickeln, ehe dieser wieder an seine Waffe zu gelangen fähig wäre, denn besiegt war dieser noch lange nicht...
 


 


 

Sasori blickte Kabuto aus schmalen Augen an, presste die Zähne zusammen und knurrte. Sie hatten sich gerade ein Stück voneinander entfernt und starrten sich gegenseitig an. Erschöpft versuchte seine Lunge ihn mit Luft zu versorgen, doch sein Blick war verschleiert und er spürte einen unangenehmen Schwindel in sich. Ihm war übel. Doch aufgeben war ausgeschlossen! Er würde diesem Kerl heute ein wohl verdientes und angemessenes Ende bereiten!
 

Sein Herz zog sich krampfhaft zusammen. Am Schlimmsten war seine Wut, wenn er daran dachte, was Kabuto alles mit Deidara angestellt hatte. Er schüttelte kurz den Kopf und mahnte sich zu Konzentration. Er durfte sich jetzt keinesfalls ablenken lassen.
 

Kabuto grinste siegessicher. Der Schwertkampf hatte den verhassten Elitesoldaten bereits stark in Anspruch genommen. Was auch immer Sasori getan hatte, bevor dieser hierhergekommen war, es musste für den schlechten Zustand verantwortlich sein. Es war fast schade, dass er den Rothaarigen nun töten müsste. Ja, er hasste ihn wie die Pest, aber dennoch war Sasori ein Gegner gewesen, der ihm alles abverlangt hatte. Ein solch intensives und langwieriges psychisches Duell hatte ihm sehr über die Zeit hinweggeholfen, die er nicht in seiner Heimat bei seinem Herren gewesen war.
 

Er sah auf und lächelte den Krieger süffisant an: „Wir sollten mit diesem Geplänkel aufhören, es langweilt mich. Das Rumgefuchtel mit Schwertern wird uns doch nicht gerecht, meinst du nicht auch?“
 

Sasori wischte sich über die Stirn und hob skeptisch eine Augenbraue: „Uns? Ich weiß ja nicht was du dir vorstellst, aber dir wird nur eines gerecht: wenn du endlich unter der Erde liegst und von Maden wie dir zersetzt wirst.“ Der Langhaarige lachte auf und schüttelte den Kopf: „Jetzt sag mir nicht, dass du es nicht auch genossen hast. Diese Spannung, dieses Duell. Du warst mir immer so dicht auf den Fersen, so nahe, und bist doch nicht an mich heran gekommen.“ Er warf seine Schwerter zur Seite und grinste kalt: „Glaube mir, du warst mir näher als du glaubst. Ich habe so manches Mal regelrecht deinen Atem in meinem Nacken gespürt. Es fiel mir schwer mich zurückzuhalten. Wenn ich gekonnt hätte, dann hätte ich das schon viel eher gemacht...“
 

Entsetzt riss Sasori die Augen auf. Schlangen schossen aus Kabutos Körper urplötzlich auf ihn zu. Er hatte versucht sich auf alles vorzubereiten, doch DAS war ja schon lächerlich! Knurrend sah er seine Schwerter im hohen Bogen wegfliegen, die ihm die Schlangen aus den Händen geschlagen hatten.
 

Das Einzige, was noch schlimmer als dieser Überraschungsmoment war, das war die Tatsache, dass sein Körper einfach nicht mehr so reagierte, wie er das wollte. Statt blitzschnell auszuweichen taumelte er stolpernd ein paar Schritte zur Seite. Eine der Schlangen schlang sich zielsicher um seinen Hals und drückte ohne zu zögern zu. Sasori fiel auf die Knie und keuchte auf. Das Mistvieh drückte ihm fast völlig die Luft ab. Sein Blick verschwamm noch mehr, er konnte nur erahnen wo Kabuto stand, da dieser laut und erheitert lachte.
 

Schnell merkte der Krieger, dass er sie Schlange nicht einfach so von seinem Hals bekam, und er musste schnell handeln, sonst würde er hier elendig ersticken! Unter Schmerzen und größter Anstrengung fuhr er mit einer Hand zu seinem Bein herunter. Erleichtert ertastete er die kleine versteckte Tasche, öffnete sie hastig und griff hinein. Vielleicht würde er in diesem Krieg sterben, aber nicht durch IHN!
 

Mit einem gezielten Schnitt trennte er die Schlange mit einem Dolch durch. Das grüne Gift fraß sich umgehend in die Zellstruktur herein. Der Druck um seinen Hals ließ nach und er befreite sich von den Überresten des Tieres, ehe er keuchend auf allen Vieren im Dreck verweilte und nach Luft schnappte.
 

Kabuto knurrte ungehalten und trennte den vergifteten Schlangenkörper von seinem eigenen, ehe das Gift ihn erreicht hatte. Es war erstaunlich, welche Kräfte der Rothaarige noch zu mobilisieren hatte. Vielleicht war der Kampf doch noch deutlich offener, als er sich das gedacht hatte. Doch irgendwie war er keineswegs enttäuscht darüber. Ganz im Gegenteil, so konnte er mit seinem Spielzeug noch ein klein wenig länger spielen...
 


 


 

Deidara hatte nur einen Gedanken im Kopf. Er musste zu Sasori! Doch urplötzlich stoppte sein Lauf abrupt. Eine Hand griff ihn am Arm und wirbelte ihn herum. Panisch sah er auf, bis er Gaara gegenüberstand. Etwas unsicher keifte der Blonde: „Lass mich los ich muss...“ Der Krieger schüttelte den Kopf: „Nein.“ Der Geologe erschrak, als sie beide plötzlich von einer Sandmauer umgeben waren und an diese die Angriffe von Gaaras Gegner donnerten.
 

„Wie, nein?!“ Der Rothaarige seufzte. Musste er das jetzt wirklich erklären? Er brummte: „Er kämpft gegen Kabuto. Was glaubst du passiert, wenn du da auf einmal auftauchst?“ Wieder donnerte etwas gegen die Sandbarriere. Die Finger des Kriegers bohrten sich noch immer schmerzhaft in seinen Arm, doch er lockerte seine Haltung ein wenig, ehe er hauchte: „Aber ich muss ihm doch helfen...“ - „Deidara, du kennst Kabuto. Der würde mit unfairen Mitteln spielen und du willst doch nicht, dass Sasori etwas passiert, oder?“ Er schüttelte den Kopf. „Siehst du. Also halte dich da erst einmal fern.“
 

Deidara seufzte und blickte in die Richtung, in der er Sasori vermutete. Wahrscheinlich hatte Gaara Recht. Kabuto hatte ihn schon so oft als Zielscheibe benutzt. Und heute war sein Rotschopf nun wahrlich nicht bei Kräften... Wieder ein donnernder Angriff. Die Ungewissheit war grausam. Aber vielleicht sollte er Sasori wirklich nicht ablenken. Doch er musste zu ihm. Er war hin und her gerissen. Wusste nicht was richtig und was falsch war. Fieberhaft wägte er ab, dachte er nach. Bis plötzlich eine Art Knochen zwischen ihm und Gaara durch den Sand brach und er erschrocken aufkreischte. Der Krieger sah seinen Gegner an, ließ die Sandbarriere fallen und stieß Deidara zur Seite. Das hier war SEIN Kampf.
 

Verwirrt, aber noch immer mit einem vor Schreck pochenden Herzen krabbelte Deidara von den beiden Kämpfenden fort, bis Naruto keuchend vor ihm stehenblieb und ihm die Hand entgegenhielt: „Bist du kirre? Du kannst dich doch nicht in Gaaras Kampf einmischen!“ Ungläubig schüttelte der Geologe den Kopf, als er wieder auf seinen Füßen stand: „Habe ich doch gar nicht! Er hat mich aufgehalten und mir gesagt, ich solle mich vorerst von Sasori fernhalten, da dieser gegen diesen Arsch mit Ohren kämpft!“ Skeptisch sah Naruto zwischen Deidara und Gaara hin und her, während er sprach: „Wie jetzt? Seit wann ist der Stinkstiefel denn so... Ach, egal. Du siehst zu, dass du in sichere Entfernung kommst! Die Anderen sind hinten am Strand, da solltest du auch lieber hingehen. Ich werde Gaara helfen.“ Deidara verschränkte die Arme vor der Brust und hob eine Augenbraue: „Ich dachte man mischt sich nicht in seine Kämpfe ein...“ - „Von mir ist er das aber gewöhnt!“ Der blonde Krieger grinste breit, ehe er zu seinem Kollegen eilte.
 

Deidara zog sich ein Stück zurück, bis er direkt an der Felswand zum Stehen kam. Ja, er würde sich zurückziehen. Das Training war doch noch Welten von der Realität entfernt gewesen. Er war kein Krieger und würde wohl auch nie einer sein. Aber er war auch kein Feigling, und würde sich ganz sicher nicht aus dem Staub machen. Langsam pirschte er sich an den Felsen entlang. Wichtig war nur, dass er Sasori im Auge behalten konnte, ohne dabei entdeckt zu werden. Das war doch ein Plan, mit dem er durchaus leben konnte. Im Zweifelsfall würde er sich wenigstens ein Bisschen wehren können. Das war immerhin mehr als gar nichts.
 

Nach ein paar weiteren Schritten kam Sasori endlich in sein Blickfeld. Vorsichtig sank er zu Boden und lugte möglichst unauffällig um den Hügel herum. Viel konnte er nicht erkennen, aber genug um zu wissen, dass das ein ähnlicher Kampf sein musste wie der zwischen Sasuke, Naruto und diesen hässlichen Zwillingen. Bang legte er die Hand vor den Mund. Kabuto hatte also offensichtlich auch diese Fähigkeiten. Die Schlangen, die immer wieder versuchten Sasori zu beißen oder anderweitig zu erwischen, bestätigten seine Vermutung. Sein Herz schien auszusetzen. Sein Rotschopf stand alles andere als sicher auf den Beinen.
 

Er seufzte. Ein Fehler seinerseits könnte hier und jetzt zu eklatanten Folgen führen. Es war zum Haareraufen! Was sollte er bloß machen? Was konnte er tun, um Sasori zu helfen, statt ihn unnötig in Gefahr zu bringen? Die Zeit drängte...
 


 

Rasch hatten sich die Bürger und anderen Zivilisten zurückgezogen, nachdem Suigetsu durch das Tor gedonnert war. Neji lief den Strand hinunter und fixierte seinen Gegner, als Konan und Nagato zu ihm kamen. Die Priesterin sah ihn besorgt an: „Wie läuft es?“ Der Blinde seufzte: „Es hält sich in Grenzen. Sie sind mit der Eliteeinheit vor der Schlucht angekommen, die Soldaten sind noch in der Stadt. Aber...“ Er stockte. „... wir werden wohl einen Heiler brauchen. Sasori geht es nicht gut, doch er wird wohl auch kämpfen. Und wie es den anderen geht weiß ich nicht, aber irgendwie wirkt Orochimarus Einheit deutlich stärker, als bisher immer.“
 

Konan seufzte, nickte dann aber: „Gut... es wird uns nichts Anderes übrig bleiben... ich kümmere mich um die medizinische Versorgung und du...“ Sie sah sich irritiert um. „Wo ist der Kerl?“ Ruckartig drehte Neji sich herum und suchte angespannt die Gegend ab. Ein wenig erleichtert entdeckte er Suigetsu schließlich und knurrte: „Der Spinner hat sich schon wieder in Wasser verwandelt. Man wie das nervt! Diese dumme Waffe taucht nicht auf und ich habe so langsam keine Idee mehr, wie ich dieser Pfütze auf zwei Beinen Einhalt gebieten soll...“ Genervt rannte er auf das Wasser zu und behielt Suigestsu dieses Mal permanent im Auge.
 

Konan hauchte Nagato einen Kuss auf den Mund und raunte: „Ich werde mich um einen Heiler für die Jungs kümmern.“ - „Komm bitte heil wieder...“ Sie lächelte besonnen: „Versprochen. Ich bin guter Dinge, dass alles klappen wird. Sasori ist da und wir sind nicht im Tempel. Die Chancen werden besser, dass alles gut ausgehen wird. Jetzt müssen wir nur noch darauf vertrauen, dass die Waffe sich endlich aktiviert.“ Nach einem weiteren Kuss rannte Konan zu ihrer Herrin, blieb vor dieser stehen und seufzte: „Tsunade, ich brauche deine Hilfe...“
 

Nagato richtete seine Aufmerksamkeit auf den Kampf zwischen Neji und seinem Gegner, nachdem sein Engel mit der Herrscherin den Strand verlassen hatte. Es war beeindruckend zu sehen, wie diese beiden jungen Krieger gegeneinander kämpften. Der Gegner zerfiel tatsächlich immer wieder in pures Wasser, und er konnte verstehen wieso der Blinde so langsam verzweifelte, da seine Angriffe fast alle ins Leere gingen. Doch jeder hatte eine Schwachstelle. Eine solche musste auch dieser Feind haben. Nagato dachte angestrengt nach.
 

Plötzlich schlug er sich mit der Hand gegen die Stirn. Natürlich! Physikalische Gesetze waren auch hier unten bindend und wurden nicht einfach aufgehoben oder umgangen. Er hatte eine Idee! Beherzt zischte er los und blieb vor Kapitän Kisame stehen, ehe er raunte: „Kisame, komm mit mir auf das Schiff, ich muss dringend etwas holen!“ Der Größere sah ihn skeptisch an: „Machst du Witze? Siehst du die beiden da hinten nicht? Diesem Schluck Wasser komme ich auf keinen Fall näher...“ - „Keine Diskussion! WIR werden dafür sorgen, dass dieser wandelnden Pfütze ein Licht aufgeht...“
 

Neji tauchte hinter Suigetsu her. Er war hier deutlich im Nachteil, aber er musste die Menschen schützen. Das war sein Job, seine Bestimmung. Komme, was da wolle. Sein Leben lang hatte er für diese Aufgabe trainiert, sich darauf vorbereitet und er würde sicherlich nicht aufgeben. Immer wieder schoss Suigetsu auf ihn zu, doch bisher konnte er ihn immer wieder abwehren. So langsam jedoch ging ihm die Luft aus, aber er konnte seinem Gegner nicht einfach den Rücken zudrehen.
 

Kurz schloss er seine Augen und konzentrierte sich. Er konnte es schon, nur brauchte er eine Kleinigkeit dafür. Das blaue Leuchten um seinen Körper begann sich zu bewegen. Zunächst nur langsam, doch immer schneller werdend umkreiste seine Energie ihn. Schneller und schneller und schneller. Bis die Bewegung mit bloßem Auge nicht mehr zu erkennen war, sondern eine Art Schutzschild ihn umgab. Das würde ihm die nötige Zeit zum Luftholen verschaffen.
 

Rasch tauchte er auf und bemerkte zufrieden, wie Suigetsus Angriffe einfach an dem Schild abprallten. Er tauchte auf und schnappte gierig nach Luft. Eines war klar: er musste dringen aus dem Wasser heraus! Mit einem kleinen Schub seiner Energie sprang er aus dem Wasser. Das Leuchten verstärkte sich unter seinen Füßen und er landete sicher auf der Wasseroberfläche. Suigetsu jedoch war nicht weit und tat es ihm schließlich nach, ehe dieser ihn genervt ansah und keifte: „Lass den Blödsinn und komm wieder ins Wasser...“ Neji schüttelte den Kopf: „Für wie blöd hältst du mich eigentlich?“
 

Aus den Augenwinkeln sah er, wie Nagato mit dem Kapitän etwas aus dem Schiff schleppte. Was machten die beiden da?! Was es auch immer war, der Wissenschaftler schien ihm ein Zeichen geben zu wollen. Neji überlegte. Er kannte Nagato mittlerweile gut genug um zu wissen, dass dieser intelligent genug war, um vielleicht einen Ausweg aus dieser misslichen Lage gefunden zu haben. Er musste lediglich dafür sorgen diesen Plan zu erfahren.
 

Er sah auf und lächelte Suigetsu zu. Er wusste, dass die Wasserwandlung nicht möglich war, wenn er nur schnell genug war. Und in Sachen Geschwindigkeit hatte er noch ein Ass im Ärmel. Er ignorierte Suigetsus unentwegtes Gemecker einfach und konzentrierte sich. Der Schild löste sich auf, statt dessen wurde es dunkel um ihn und seinen Gegner herum. Unter seinen Füßen bildete sich ein Yin-Yang-Symbol. Von diesem Symbol aus formten sich in leuchtendem Grün auf dem Boden zwei Kreise und weitere Symbole. Acht Stück, für jedes Element eines.
 

Nun gab Suigetsu Ruhe und sah sich irritiert um. Das gefiel ihm nicht. Gar nicht! Die Linien unter seinen Füßen leuchteten grell auf. Panik begann ihn zu ergreifen. Was passierte hier? Hatte er diese Blindschleiche so dermaßen unterschätzt?
 

Neji verstärkte seine Konzentration noch einmal. Mit der normalen Technik war die Wahrscheinlichkeit nicht hoch genug Suigetsu auch wirklich zu treffen... Ein weiterer Kreis bildete sich aus den grünen Linien. Kurz spannte er sich an, dann ging es mit einem Wimpernschlag los.
 

Sein Gegenüber wusste einfach nicht, wie ihm geschah. Er sah nicht einmal, was mit ihm passierte, spürte nur binnen Sekunden zig schmerzhafte Schläge, verlor den Überblick, die Orientierung und war durch diese ganze blitzschnelle Aktion viel zu erschrocken, um irgendwie reagieren zu können. So schnell wie es angefangen hatte, hörte es auch wieder auf. Benommen taumelte er orientierungslos einen Schritt vor, der zu seiner Panik auch noch ins Leere ging. Geräuschvoll fiel sein Körper ungehalten ins Wasser. Was war mit ihm los? Wieso konnte er sich nicht umwandeln? Nicht mehr richtig bewegen? Da schien nur noch blanke Panik in ihm zu sein, die seinen gesamten Körper durchflutete und durchschüttelte.
 

Während Suigetsu noch immer mit seiner Fassung rang und gegen diese immer stärker werdende Panik ankämpfte, landete Neji neben Nagato auf dem Steg und sah diesen fragend an: „Was ist los?“ Der Kapitän war mittlerweile weg und dirigierte die Menschen immer weiter vom Wasser weg. Der Wissenschaftler lächelte den Krieger an: „Ich glaube ich weiß, wie wir uns diesen Kerl vom Halse schaffen können. Trete einen Schritt zurück und schau einfach... der scheint sich ja erst einmal nicht bewegen zu können.“ Der Blinde nickte: „Ja, aber ewig wird das auch nicht vorhalten...“
 

Nagato stellte einen schweren Block vor sich hin und nickte: „Kein Problem, ich werde nicht lange brauchen.“ Er griff nach einem Kabel und zwei Klemmen. Die Enden des Kabels hatte er bereits aueinandergezwirbelt. Ein Ende befestigte er mit einer Klemme an den positiven Pol des Batterieblocks, das andere Ende befestigte er mit der zweiten Klemme am negativen Pol. Er sah Neji ernst an: „Hol ihn näher hier hin und dann sieh zu, dass du keinerlei Kontakt zu dem Wasser oder Metall hast, verstanden?“
 

Neji hatte keine Ahnung, was Nagato vorhatte, aber er nickte und preschte los. Suigetsu war noch immer zu benommen und mittlerweile zu panisch, als dass dieser sich hätte wehren können. Zumal er dessen Energiefluss so gut er konnte blockiert hatte. Er konnte seine Fähigkeiten also im Augenblick gar nicht nutzen.
 

Rasch kehrte er zu Nagato zurück, ließ seinen Gegner im Wasser und stellte sich vorsichtig auf den hölzernen Steg, während er den rothaarigen Wissenschaftler beobachtete.
 

Nagato hatte am anderen Ende des Kabels ein Stück der Isolierung abgemacht, ehe er es an die wuchtige Batterie angeschlossen hatte. Er sah Suigetsu in die Augen, der nicht einmal mehr zu spotten fähig war. Dann warf er das offene Kabelende scheinbar ohne mit der Wimper zu zucken ins Wasser. Als jedoch die Schmerzensschreie ertönten, wandte er den Kopf von dem zuckenden Körper ab und hielt sich die Ohren zu. Das konnte er nicht ertragen. Er war Wissenschaftler, kein Mörder. Aber er tat seine Pflicht. Hatte sie immer getan. Und wenn er für die Sache einen Menschen zu töten gezwungen war, dann war das eben so. Immerhin nutzte er lediglich das Gesetz der Physik. Doch die Schreie durchdrangen seinen Geist dennoch.
 

Nach einer gefühlten Ewigkeit fühlte er eine Hand auf seiner Schulter, nahm die Hände von den Ohren und sah auf. Es war totenstill geworden, doch Neji lächelte ihn dankbar an: „Nagato, du hast sehr viel Mut bewiesen und alle gerettet. Ich danke dir dafür...“ Der Angesprochene lächelte gequält zurück: „Ich habe einen Menschen getötet...“ - „Und vielleicht Tausende gerettet. Wir befinden uns im Krieg! Und ich weiß nicht, ob ich ihn hätte ausschalten können. Du hast das Volk von Atlantis gerettet, Nagato. Mache dir keine Vorwürfe.“ Der Wissenschaftler erhob sich und nickte dem Blinden zu: „Wahrscheinlich hast du Recht. Aber ich werde es wohl dennoch niemals vergessen können...“
 

Neji versuchte aufmunternd zu lächeln und hauchte: „Das musst du auch nicht. Es wird dich immer daran erinnern, dass ein Krieg Opfer erfordert. Und dass das Töten eines Menschen von Angesicht zu Angesicht keine Freude ist, sondern etwas sehr Belastendes. Das darf man niemals vergessen, weder als Krieger, noch als Wissenschaftler...“ Ohne ein weiteres Wort zu wechseln kehrten die beiden zum Strand zurück und wurden voller Erleichterung empfangen.

Stein und Feuer des apokalyptischen Tosens

Itachi versuchte immer wieder seinem Gegenüber in die Augen zu sehen, doch es war zwecklos. Diese Meckerziege namens Karin hatte diesem Jugo immer wieder Tipps von hinten gegeben. Alleine würde er die zwei kaum auseinanderbekommen.
 

Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. Diese verdammte Elite von Orochimaru hatte nicht nur deutlich an Stärke zugenommen, sondern leider auch noch dazugelernt. Er seufzte und sah sich um, als ihm plötzlich sein Bruder ins Auge fiel. Für einen kurzen Augenblick entstand Blickkontakt zwischen ihnen und Sasuke nickte einfach nur. Itachi tat es ihm gleich und hoffte, dass sich das Blatt jetzt endlich wenden würde. Scheinbar hatte sein Bruder die Lage bereits gepeilt und schlich von hinten an seine beiden Kontrahenten heran.
 

Itachi lächelte leicht. Es war eine Chance endlich diese beiden feindlichen Elitekrieger voneinander zu trennen und sie zu besiegen. Er musste nur diesen Jugo ablenken. Ohne zu zögern ging er wieder in den Angriff, auch wenn ihm klar war, dass er im Nahkampf weder etwas ausrichten konnte, noch eine wirkliche Chance gegen diesen Hünen hatte. Sein Gegner wirkte wie ein Fels, dem fast nichts anzuhaben fähig schien. Doch für eine Ablenkung würde es wohl reichen. Die beiden völlig unterschiedlichen jungen Männer prallten wie Urgewalten aufeinander und entfachten einen gnadenlosen Nahkampf.
 

Sasuke schlich weiter an Karin heran. Würde er es schaffen unentdeckt an sie heranzukommen, dann wäre sie wohl ein leichtes Opfer. Mit einer Heilerin im Rücken wäre dieser Koloss, gegen den sein Bruder kämpfte, fast unbesiegbar. Seine Muskeln spannten sich an, sein Atem ging flacher, langsamer, sein Blick war auf die Heilerin fixiert. Nur noch wenige Meter trennten ihn von ihr. Nur noch ein kleines Stück. Er zog ein paar Wurfsterne, doch dann...
 

Plötzlich drehte Karin sich zu ihm um und grinste breit: „Du kannst dich nicht anschleichen, ich habe dich schon vor Minuten bemerkt... JUGO! HILFE!“
 

Sasuke klappte die Kinnlade herunter. So eine dämliche Ziege! Doch zu seinem Leidwesen schlug der Koloss Itachi von sich und wandte sich ihnen zu, ehe er wütend auf Sasuke losging und diesen in einen Kampf verwickelte.
 

Itachi rappelte sich auf und beobachtete das Spektakel. Das war DIE Gelegenheit. Karin und Jugo konzentrierten sich voll und ganz auf seinen Bruder. Er konzentrierte sich, sein bläuliches Leuchten intensivierte sich kurz, bis ein exaktes Abbild seiner Selbst neben ihm stand. Er lächelte leicht. Dieses Manöver hatten sie im Training so oft geprobt und endlich würde es mal im Ernstfall zum Einsatz kommen. Er vertraute darauf, dass sein Bruder es erkennen würde, doch er hegte keinen Zweifel daran. Sie waren ein eingespieltes Team.
 

Der Doppelgänger rannte los, direkt auf die Heilerin zu. Sasuke sah das Abbild seines Bruders aus den Augenwinkeln, während er den wuchtigen Angriffen Jugos auswich. Ein kaltes Grinsen schlich sich auf seine Lippen. Eine hervorragende Idee von Itachi! Die beiden Gegner würden gar nicht wissen, wie ihnen geschieht.
 

Karin keifte los: „Der Zweite kommt auch wieder, pass auf Jugo!“ Sasuke spannte sich an. Das Timing musste nun passen. Sie hatten es so oft geübt. Es durfte einfach nicht schief gehen, denn nur bei diesem einen Versuch würden sie den Überraschungsmoment auf ihrer Seite haben.
 

Ein letztes Mal prallten er und Jugo aufeinander. Doch Sasuke nutzte dieses Aufeinanderprallen nicht für einen Angriff, sondern stieß sich mit aller Kraft von dem Hünen ab. Dieser nahm es ein wenig verwirrt zur Kenntnis, eilte jedoch direkt wieder los, immerhin griff Itachi Karin wieder an. Dieser jedoch hatte sich ein Stück zurückgezogen und unterdrückte die Energie, die ihn zum Leuchten brachte. Die beiden mussten glauben, dass sein Doppelgänger er war. Nur dann konnte das Ganze funktionieren.
 

Das Timing war perfekt. Das Abbild raste unbeeindruckt auf Karin zu, Jugo war einen Augenblick zu spät. Und es war für die beiden auch zu spät zu realisieren, dass es gar nicht Itachi war. Der Doppelgänger blieb zwischen den beiden stehen...
 

...und explodierte. Eine gewaltige Fontäne aus Erde, Staub und Dreck flog auf, die Druckwelle ließ die Erde erzittern und traf auch Sasuke noch leicht. Dieser jedoch ließ sich nicht beirren, schloss die Augen und konzentrierte sich nun ebenfalls. Auch das gehörte zu diesem Manöver. Man konnte sich niemals sicher sein, dass diese Explosion ihr Ziel auch wirklich getroffen hatte. Seine Augen öffneten sich wieder und starrten auf die Stelle, an der die Explosion ihren Ursprung hatte. Er öffnete leicht seinen Mund und mehrere kleine Feuerbälle schossen in Richtung Boden, um dort flächendeckend ebenfalls einzuschlagen, ehe er ein Stück entfernt sicher auf seinen Füßen landete.
 

Rauch verhinderte die Sicht auf die beiden Feinde, sein Herz setzte voller Bangen und Warten schier aus. Itachi trat an ihn heran und lächelte zufrieden: „Das war gute Arbeit.“ Er ließ seinen Blick über das rauchende und qualmende Trümmerfeld wandern. Irgendetwas stimmte nicht. Ganz und gar nicht. Auch sein Bruder merkte das. Die beiden suchten immer wieder die Umgebung ab. Und dann stockte ihnen der Atem. Inmitten den staubigen Nebels erhob sich etwas. Etwas großes, kolossales...
 


 

„Na, kann ich dir helfen?“ Naruto grinste breit. Gaara knurrte und sah ihn aus den Augenwinkeln an: „Als ob ich dich davon abhalten könnte...“ Ihnen gegenüber stand ihr Gegner wieder vom Boden auf, der zuvor von Gaara schwer getroffen worden war. Der Rothaarige seufzte: „Das gibt es nicht, der ist unempfindlich, als ob seine Knochen aus Gummi wären...“ Angewidert verzog Naruto das Gesicht: „Pfui! Eine ekelige Vorstellung...“
 

Kimimaro hatte keine Lust mehr. Er strich sich über die Stirn. Die schwarzen Muster, die seine Haut bedeckten glänzten leicht. Sie waren durch Orochimaru und Kabuto seit dem letzten Angriff um so vieles stärker geworden, da musste es doch endlich klappen diese arrogante atlantische Elite auszulöschen. Sakon und Ukon waren bereits tot, das hatte er sehen können. Doch er würde sicherlich nicht so schnell aufgeben und schon gar nicht verlieren. Seine Knochen waren im Prinzip nicht zu brechen, er war schnell, flink und nicht auf den Kopf gefallen. Das konnte doch nicht so schwer sein. Mal abgesehen davon hatte er auch noch eine Überraschung parat...
 

Er blickte seine beiden Gegner an und lächelte kalt. Dann schloss er die Augen, konzentrierte sich auf sich und die Energie in sich. Es wurde Zeit für die nächste Stufe.
 

„Verdammt!“ schnappte Gaara und stieß Naruto seinen Ellenbogen in die Rippen. Dieser sah auf, mit immer größer werdenden Augen. Ihr Gegner veränderte sich... stark! Die schwarzen Muster verschwanden und die schneeweiße Haut verfärbte sich immer dunkler. Aus der menschlichen Gestalt deformierte sich etwas, das er gar nicht so recht zu beschreiben in der Lage war. Dieser Kerl sah plötzlich alles andere als normal aus, beinahe wie eine Art Kobold. Große, raue Knochen wuchsen aus dem Körper. Als jedoch auch die Wirbelsäule sich aus der dunklen gräulichen Haut erhob, musste Naruto mit der Übelkeit kämpfen. Das war einfach ekelhaft!
 

Gaara spannte sich an und knurrte ungehalten: „Der geht mir allmählich auf den Zeiger...“ Er sah sich um. Die Knochen schützten seinen Gegner einfach zu gut, es musste doch irgendetwas größeres geben, das sich nutzen ließe. Die inneren Organe, die mussten sie treffen. Das war ihre einzige Chance. Plötzlich entdeckte er etwas...
 

Er sah Naruto an und deutete möglichst unauffällig nach oben: „Ich lenke ihn ab und du wirst dafür sorgen, dass ein bisschen davon herunterkommt, okay?“ Der Blonde schüttelte den Kopf: „Und was ist mit dir? Was, wenn ich dich treffe...“ - „Keine Diskussion, mir wird schon nichts passieren. Sieh aber zu, dass es große, sehr große, Stücke sind, okay?“ Resignierend seufzte Naruto, ehe er schließlich nickte: „Gut, wie du meinst, aber... GAARA!“
 

Mit einem heftigen Ruck hatte sich etwas um seine Hüften gelegt und ihn von seinem blonden Kollegen fortgerissen. Unsanft flog er durch die Luft und landete explosionsartig in der steilen Felswand. Sein Sand legte sich rasch um ihn, dennoch war der Aufprall schmerzhaft. Wehe Naruto hielt sich nicht an den Plan! Nun, da er eine geeignete Position hatte. Er rappelte sich auf und schüttelte sich den Staub von den Sachen, ehe Kimimaro plötzlich vor ihm auftauchte und wieder versuchte mit dieser Art Peitsche aus seiner Wirbelsäule nach ihm zu schnappen. Dieses Mal jedoch wich er aus und schickte seinen Sand zum Gegenschlag.
 

Die feinen Körner legten sich um den deformierten Körper seines Gegners, immer mehr, bis sie einer Hand glichen. Gleichzeitig legte sich die Knochenpeitsche um seinen Hals, da sie seinen Sandschild durchbrechen konnte. Sie hatten sich gegenseitig im Griff und starrten sich wütend und herausfordernd in die Augen.
 

Gaara keuchte auf, doch auch Kimimaro ließ der Druck durch die mächtige Sandfaust nicht kalt, sondern presste auch diesem scheinbar gut die Luft aus dem Körper, auch wenn nicht ein einziger Knochen brach. Die Schlinge um seinen Hals verhinderte, dass er noch mehr Druck durch den Sand auf seinen Gegner ausübte, eine Pattsituation. Doch er musste diesen Kerl zumindest noch eine Weile von Naruto ablenken...
 

Konzentriert stemmte er seine Füße fester in den Boden, schloss seine Augen und versuchte zu Atem zu kommen. Er rief ihn. Den Sand. Er brauchte mehr davon, viel mehr!
 

Zwischen all den Menschen am Strand erhob sich das feine Gestein, ließ sich scheinbar federleicht vom Wind hinforttragen und passierte zielsicher die Schlucht. Immer mehr Sand verließ diesen Ort, um zu Gaara zu gelangen. Wenn er diesen Kerl schon nicht zerquetschen konnte, dann sollte dieser an seinem Sand ersticken. Es war einerlei wie er umkam. Hauptsache war, dass er umkam!
 

Immer mehr Sand bedeckte Kimimaro. Er knurrte wütend. Dieser rothaarige Typ war eine harte Nuss. Immer mehr Sand sammelte sich um ihn herum. Schon jetzt stand er kniehoch darin und hinderte ihn immer mehr an Bewegungen. Für üblich neigte er nicht zu Panik, aber ein ungutes Gefühl erfüllte ihn dann doch. Er musste sich schnell etwas überlegen. Der Sand stand ihm bis zum Bauch. Kimimaro knurrte abermals wütend. Er musste sich entscheiden. Entweder er behielt Gaara in seinem Griff und drohte unterzugehen, oder er ließ von dem Rothaarigen ab und widmete sich seiner eigenen Rettung.
 

Er konzentrierte sich und ließ seinen Arm in eine neue Form übergehen. Was auch immer er tun würde, er musste sich diese Waffe verschaffen. Weißer Knochen wuchs aus dem Körperglied heraus und formte sich immer weiter, bis daraus eine Art Lanze geworden war. Der Sand bedeckte ihn nun vollständig.
 

Gaara sah auf, als der Griff um seinen Hals sich endlich ein wenig lockerte. Er war auf dem richtigen Weg! Angespannt ließ er immer noch mehr Sand auf seinen Gegner herabfallen, begrub diesen immer weiter unter der trockenen und schweren Schicht. Er hoffte, dass dies reichen würde, um diesen Kerl endgültig außer Gefecht zu setzen...
 

Doch die Knochenpeitsche ließ einfach nicht vollständig los. Nervös blickte er sich um. So langsam wurde ihm schwindelig. Dann, plötzlich, schoss sein Gegner aus dem Sandgrab heraus und preschte auf ihn zu. Mit seinen letzten Kräften und dem Rest Luft in seinen Lungen sah er auf und brüllte: „JETZT!“
 

Dicke, schwere Felsbrocken schossen von oben auf die beiden Kämpfenden herab. Kimimaros Augen weiteten sich panisch. Ja, jetzt war er von Panik und Angst erfüllt. Er drosselte sein Tempo, doch ein Ausweichen war nicht mehr möglich. Es gab nur eine Möglichkeit! Er ließ Gaaras Hals los und ließ seine Wirbelsäule den Trümmern entgegensausen. Die wahnsinnige Energie setzte sich frei, ein Brocken nach dem Anderen zerbarst in tausende Stücke und regte auf die beiden Krieger herab.
 

Gaara lächelte, nachdem er genügend Luft in seine Lungen gepumpt hatte. Sein Gegenüber war abgelenkt genug. Er zog seine Schwerter und preschte los. Es war gefährlich, doch er musste es schaffen. Mehr oder weniger dicke Felsbrocken landeten schwer auf dem Boden und wirbelten den Dreck auf, Gaara versuchte ihnen so gut er konnte auszuweichen. Dann erreichte er seinen Feind.
 

Kimimaros Augen weiteten sich ruckartig, als ein höllisch brennender Schmerz ihn durchfuhr. Er blickte an sich herab und keuchte auf. Ein Schwert hatte sich zielsicher durch sein Herz gebohrt, ein anderes durch seine Lunge. Er sah Gaara an, der reglos vor ihm verharrte, das Gesicht direkt vor seiner Knochenlanze. Kimimaro schloss die Augen und lächelte leicht: „Ein toller Kampf. Danke...“ Ohne die Augen wieder zu öffnen sackte er zu Boden. Gaara zog seine Schwerter aus dem leblosen Körper und nickte. Ja, es war ein toller Kampf gewesen.
 

Sein Blick richtete sich nach oben zu Naruto, der an der Steilwand hing und ihn fragend ansah. Fast lässig steckte Gaara seine Schwerter in die Scheiden zurück und sah den Blonden an, ehe er einfach als Zeichen seinen Daumen hob und wusste, dass Naruto verstanden hatte, als dieser mit einem breiten Grinsen und einem ebenfalls erhobenen Daumen antwortete.
 


 


 

Sasori warf seine Schwerter ebenfalls von sich. Wenn Kabuto einen richtigen Kampf wollte, dann sollte dieser den auch bekommen. Entschlossen rief er seine Marionetten zu sich, auch wenn er nicht ganz glücklich mit der Tatsache war, dass ausgerechnet Hiruko nicht dabei sein würde. Weil er diese Puppe in seiner unbändigen Wut zerstört hatte. Doch daran konnte er jetzt in diesem Augenblick nichts ändern. Der Fernkampf war ihm ohnehin lieber und er hoffte, dass ihm dadurch wenigstens wieder ein kleiner Vorteil zugute kommen würde.
 

Er fixierte Kabuto, der ihn amüsiert ansah und lachte: „Du willst mit Puppen spielen? Das kannst du haben!“ Kalt und trocken ertönte sein Lachen, als er seine Arme ausstreckte. Der Puppenspieler würde schon sehen, dass auch er in gewisser Weise etwas von diesem Handwerk verstand. Während vor Sasori immer mehr Marionetten Stellung bezogen, tat sich auch bei ihm etwas.
 

Entsetzt starrte der Krieger auf das, was bei seinem Gegner auf einmal passierte. Scheinbar aus dem Staub und der Erde erhoben sich menschliche Körper. Doch sie waren anders als seine Marionetten. Vom Kampf gezeichnet, fast lebendig wirkend. Und das eine oder andere Gesicht kannte er sogar. Vor ihm erhoben sich auch Suigetsu, Karin, die Zwillinge und Kimimaro. Er schluckte schwer. Die Körper sahen furchtbar aus.
 

Kabuto lachte abermals, als er Sasoris verwirrten Blick wahrnahm und grinste: „Da staunst du, was? Nicht nur du kannst Totes beschwören. Ich präsentiere dir die gefallenen Kämpfer dieses Krieges. Es ist eine Schande, dass sie trotz meiner Experimente zu dumm waren, um deine Leute zu vernichten. Doch nun sind sie hier durch mich vereint und ihr einziger Gegner wirst du sein. Das könnte doch amüsant werden, nicht wahr?“
 

Für ein paar Sekunden wurde es absolut Still, während die beiden sich in die Augen sahen. Trotz der Distanz spürten sie die Spannung, den Hass, die Rivalität. Die gesamten letzten Wochen und Monate bündelten sich in diesem Blick. Drohten sich in diesem Blick zu entladen. Die Luft lud sich schier elektrisch auf. Sasori hörte sein Herz schlagen. Lauschte seinem Atem. Wurde plötzlich seelenruhig.
 

In einiger Entfernung hielt Deidara den Atem an. Sasori und Kabuto machten nun also wirklich ernst. Ihm wurde schwindelig. Er wusste nicht wieso, aber Tränen bahnten sich ihren Weg in seine Augen. Wie schlimm musste er den Rothaarigen getroffen haben... Seinetwegen hatte dieser das gesamte Wohnzimmer zerstört, doch gegenüber Kabuto war er so ruhig. So gefasst. So abgrundtief kalt.
 

Er sah auf. Eigentlich war die Erklärung doch so einfach! So offensichtlich! So... tragisch wundervoll. Er hatte diesen Ausraster nur heraufbeschwören können, weil Sasori für ihn so viel empfand. Nur tiefe Gefühle konnten in einen solchen Hass umschlagen. Und Kabuto gegenüber war der Krieger nur dann so ungehalten gewesen, wenn es um IHN gegangen war. Er hatte es die ganze Zeit nicht gesehen, die ganze Zeit falsch verstanden. Erst hier und jetzt wurde dem Geologen klar, wie sehr Sasori ihn wohl geliebt haben musste. Entschlossen sah er auf. Er hatte vorgehabt zu kämpfen, also würde er es auch tun! Es gab eine Chance, für ihn... für sie...
 

Die Marionetten und wiederbelebten Kämpfer stürmten aufeinander zu, prallten gewaltig aufeinander und zerstörten sich gegenseitig ohne Gefühle oder Einwände, ihre Spieler harrten unbeeindruckt aus und ließen ihre Gefolgschaft ruhig den Konflikt austragen, der noch immer zwischen ihnen zu vibrieren schien.
 


 


 

„Fuck...“ entfuhr es Sasuke, als ihm und seinem Bruder klar wurde, dass es tatsächlich Jugo war, der sich aus dem Staub der Explosion vor ihnen erhob. Von Karin fehlte jede Spur. Der Körper des Hünen begann sich zu verändern. Sein Arm schwoll zu einer gewaltigen Größe an. Aus der Hand wuchs ein großer Stachel. Unendlich wütend und rasend keuchte Jugo und sah die beiden Bruder aus roten, geschwollenen Augen an. Rache! Sie übernahm sein gesamtes Denken, sein gesamtes Handeln. Karin war tot und das war die Schuld dieser beiden Atlanter. ER würde sie rächen!
 

Itachi und Sasuke erschraken, als der Koloss auf einmal auf sie zu schoss. Der ältere Bruder knurrte und versuchte auszuweichen. Damit hatte er nicht gerechnet. Darüber hinaus verschätzte er sich schwer mit der wahren Größe seines Gegners. Er kam nicht weit genug weg und stürzte unsanft zu Boden, als sich der Stachel aus dessen Hand in sein Bein bohrte. Schmerzerfüllt schrie er auf und spürte panisch, wie er sehr rasant immer schwächer wurde.
 

Er blickte auf und sah, wie seine Energie, sein gesamtes Leuchten, durch diesen Stachel auf Jugo überging, der mit jedem Augenblick weiter an Kraft und Größe gewann.
 

Sasuke keuchte auf. Er musste diesen Hünen unbedingt von seinem Bruder wegscheuchen, doch zu zweit würden sie diesen Riesen wohl kaum besiegt bekommen. Eine solche Stärke und körperliche Kraft hatte er noch nicht erlebt! Ungehalten knirschte er mit den Zähnen. Er würde als primärer Nahkämpfer wohl rein gar nichts gegen diesen Kerl ausrichten können. Doch sein Bruder, der eher auf psychische Angriffe spezialisiert war, war nun einmal indisponiert.
 

Plötzlich sah er auf und hatte eine Idee. Rasch schloss er seine Augen und konzentrierte sich. Seine Gedanken verließen das aktuelle Schlachtfeld und riefen verzweifelt nach den Kriegern vergangener Zeiten. Ahnen der Bürger von Atlantis, die einst mit ihrer Kampfkunst das Reich verteidigten. Nach einer gefühlten Ewigkeit erhielt er endlich eine Antwort...
 

Sasuke öffnete seine Augen und blickte sich um. Über seinem Bruder und Jugo bildete sich eine bläulich glimmernde Wolke, die sich wie ein Strudel über den Köpfen der beiden bewegte. Langsam sank sie spiralförmig nach unten zur Erde und materialisierte sich in einer kristallinen menschlichen Form neben den beiden Kämpfern. Trotz der leicht blauen Farbe war der Körper nahezu durchsichtig. Wie Flammen tanzte die pure Energie um den Geisterkrieger herum, umschloss diesen und gab diesem auch seine menschliche Gestalt.
 

Der Geist zog sein Schwert, das ebenfalls aus reiner Energie bestand, und stieß Jugo von Itachi weg. Der Hüne sah irritiert und wütend auf. Wie konnte dieser komische Geist ihn nur so effektiv treffen? Sein Körper war gegen fast jeden Angriff gefeit, doch dieser Kerl schien ihm tatsächlich gefährlich werden zu können.
 

Itachi erhob sich erschöpft und taumelte ein paar Schritte zur Seite. Ja, es ging ihm nicht gut, aber sie mussten diesen Riesen unbedingt aufhalten. Auch er konzentrierte sich. Er hatte nicht mehr so viel Energie wie sein Bruder, aber für dieselbe Technik sammelte er seine verbleibende Kraft zusammen.
 

Plötzlich jedoch spürte er eine Hand auf seiner Schulter und sah seinem Bruder in die Augen, der den Kopf schüttelte: „Nicht, das ist zu gefährlich. Ich habe eine andere Idee. Wir kombinieren unsere Feuerkraft und werden ihm ein feuriges Abschiedsgeschenk bescheren.“ Der Ältere blickte zu Jugo und dem Geisterkrieger. Tatsächlich hielt der beschworene Kämpfer den Hünen durchaus gut in Schach. Die Klinge aus komprimierter Energie bohrte sich durch das menschliche Fleisch, wie ein heißes Messer durch Butter, auch wenn der Geist nicht mehr lange bestehen würde.
 

Er sah wieder Sasuke an und nickte: „Also gut.“ Sein Bruder presste dessen Schulter an seine eigene und sie beiden nahmen ihren Gegner ins Visier. Leise hörte Itachi die Worte des Jüngeren: „Jetzt...“ Sie konzentrierten sich beide und bündelten ihre Energie. Viel hatte er wirklich nicht mehr, doch mit einem gemeinsamen Schlag würde es hoffentlich reichen.
 

Sasuke ergriff die Hand seines Bruders und hielt sie fest. Dann drückte er leicht zu und die beiden schossen gleichzeitig ihre Feuersalven ab. Der Jüngere formte einen gewaltigen Drachenkopf aus purem Feuer. Der Ältere formte aus seiner letzten Energie mehrere kleine Feuerbälle, die er spiralförmig um den Drachenkopf nach vorne schnellen ließ. Die Explosion beim Aufschlag auf Jugos Körper war gewaltig.
 

Während der Geisterkrieger sich wieder auflöste und in die Hallen der Ahnen zurückkehrte, regnete das Feuer auf den Boden hinab und der Hüne brach laut schreiend zusammen. Gegen dieses Feuer hatte sein angeschlagener Körper nichts mehr entgegenzusetzen. Während er bei lebendigem Leibe verbrannte, brüllte er ungehalten seinen Schmerz heraus. Das Einzige, was von ihm letztlich übrig blieb waren verkohlte, blanke Knochen...

Erste Sonnenstrahlen durchbrechen die Wolkendecke

~Aloha ihr Lieben!
 

So, ich hoffe, dass euch dieses Kapitel mitreißen wird :)

Ich habe mal wieder zwei Songs herausgesucht, um die Stimmung zu untermalen. Markierung wie gehabt :P
 

(*1*) Link: http://www.youtube.com/watch?v=E3Eva_6P8dk
 

(*2*) Link: http://www.youtube.com/watch?v=GpsqEIaUbgs
 

Ich will gar nicht viel vorweg nehmen, sondern hoffe einfach nur, dass es auch gefallen, überraschen und auch auf die nächsten Kapitel neugierig machen wird ;) Und natürlich, dass der Kampf angemessen gestaltet wurde von mir ^.^
 

Viel Vergnügen!
 

LG

Galenhilwen~
 


 

Das Spiel hatte begonnen. Das Spiel um Atlantis, die Oberhand und den Sieg über den jeweils persönlichen Erzfeind. Es war kein normaler Kampf. Sowohl Sasori, als auch Kabuto wussten, dass es nicht einfach nur ein Teil dieser Schlacht war, es war der finale Kampf ihres persönlichen Krieges. Einer von ihnen würde den Krieg gewinnen, egal wie der Krieg um Atlantis ausgehen würde.
 

Die Reihen an auferstandenen Gefallenen und Marionetten lichteten sich immer weiter. Reglos standen die beiden jungen Männer sich gegenüber und achteten kaum auf ihre Kämpfer, die sich brutal und seelenlos gegenseitig zerstörten. Ein unblutiger, aber verheerender Kampf zwischen leblosen Soldaten, die nur Nebenschauplatz des eigentlichen Duells waren.
 

Sasori und Kabuto starrten sich in die Augen, bewegungslos, emotionslos, aber fest entschlossen. Innerlich musste Sasori jedoch lächeln. Wenn Kabuto dachte, dass er seine gesamte Armada an diesem verschwenden würde, dann hatte er sich allerdings arg verschätzt. Nein. Er war zu lange Krieger, als dass er sich nicht immer noch einen Rückhalt für Eventualitäten lassen würde. Immerhin war der Krieg mit dem Sieg über Kabuto nicht vorbei. Zumindest nicht der offizielle um Atlantis.
 

Doch wenn ihre Soldaten fort waren, dann müsste er wohl wieder in den direkten Kampf. Aber diese kleine Ruhephase zeigte durchaus schon ihre Wirkung. Er fühlte sich besser, wenngleich auch nicht komplett wieder fit. Aber eben deutlich besser.
 

Stille entstand zwischen ihm und Kabuto. Die letzten Marionetten und Auferstandenen prallten explosionsartig aufeinander und zerstörten sich gegenseitig. Ein Trümmerfeld trennte die Kontrahenten voneinander. Leichenteile, zersplittertes Holz, Staub, Dreck, Erde und das Gefühl von Tod und Wahnsinn dominierten die Distanz zwischen den beiden rein objektiv. Doch in Wirklichkeit gab es diese Distanz nicht. Beide wussten, dass es nun losgehen würde. Der finale Kampf. Die finale Schlacht. Die Entscheidung über Sieg oder Niederlage dieses perfiden Spiels zwischen ihnen.
 


 

Itachi, Sasuke, Naruto und Gaara trafen sich bei Deidara und verschafften sich einen Überblick über den Kampf zwischen Sasori und Kabuto. Am Ende seiner Kräfte lehnte Itachi sich an die Wand und versuchte sich ein wenig zu erholen. Gaara sah den blonden Geologen streng an und knurrte: „Solltest du nicht abhauen?“ - „Ja, sollte ich. Aber ich werde es nicht tun. Mein Platz ist hier!“
 

Ehe der Krieger antworten konnte, kam Konan an der steilen Felswand entlanggeschlichen und gesellte sich zu den Kriegern und Deidara. Sie musterte jeden eindringlich, ehe ihr Blick an Itachi hängenblieb und sie hauchte: „Bist du verletzt?“ Der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf: „Geht schon, Konan. Ist halb so wild...“ - „Ich bin nicht Konan, mein Lieber. Ich habe nur ihre Gestalt angenommen. Neji hat gesagt, dass ich vielleicht den einen oder anderen von euch mit meinen heilenden Kräften helfen könnte...“
 

Itachi sah die Blauhaarige irritiert an und hauchte unsicher: „Tsunade?“ Die junge Frau nickte und lächelte leicht: „Ich renne doch nicht offen über das Schlachtfeld. So leicht wollen wir es Orochimaru ja nun nicht machen...“ Vorsichtig legte sie ihre Hände auf Itachis Brust und konzentrierte sich. Der Krieger spürte, wie seine Energie wieder zurückkehrte und sein Körper sich rasant erholte. Die Herrscherin wiederholte diese Prozedur bei allen Kriegern, ehe sie sich ebenfalls dem Kampf zwischen Sasori und Kabuto zuwandte und seufzte: „Neji sagte auch, dass es Sasori nicht gut ginge. Mehr konnte er mir aber nicht sagen... weiß einer von euch was mit ihm los ist?“
 

Deidara sah reumütig auf und biss sich auf die Unterlippe, ehe er langsam nickte: „Er... er hat versucht seine Umwandlung zu vollziehen und bei dieser Prozedur eine Menge Blut verloren...“ Tsunade seufzte: „Was machen wir denn jetzt?“ Eingreifen? Zu gefährlich. Ihnen blieb nur die Möglichkeit abzuwarten, so ungerne ein jeder von ihnen das auch tat...
 


 

(*1*) Aus schmalen Schlitzen starrten die aufeinanderliegenden Blicke sich aus aufmerksamen und konzentrierten Augen an. Allmählich sorgte das Adrenalin in Sasoris Körper wieder für einen erhöhten Herzschlag, einen schneller gehenden Atem und geschärfte Sinne. Langsam hoben sie die Schwerter vom Boden in die Luft empor, umfassten die Griffe angespannt fester, ignorierten den Schweiß, der ihnen von der Stirn perlte.
 

Aus emotionslosen Augen wandelten sich welche, die voller Abneigung und Herausforderung waren. Bei beiden Kontrahenten. In diesem Augenblick lag einfach alles. Alles, was die beiden je miteinander verbunden hatte...
 

Die beiden Augenpaare weiteten sich, von Angriffslust und Adrenalin gezeichnet. Rot unterlaufen, unfähig etwas anderes als den Gegenüber wahrzunehmen. Heiß wie Feuer brannte der Wille zu siegen in den Adern der beiden. Rasend schnell breitete sich die Bereitschaft zum Kampf in ihren Körpern aus, spülte in jeden Winkeln und jede Zelle. Der Schwertkampf war nicht unwürdig. Nicht mehr nach diesem Auftakt ihrer seelenlosen Kämpfer.
 

Einen kleinen Augenblick der Ruhe gönnten die beiden sich noch. Nun war es so weit. Die Essenz aus allem Geschehenen. Das Finale aus allem Erlebten. Das Ende eines langwierigen Duells.
 

Mit Gebrüll trafen Sasori und Kabuto sich in ihrem Adrenalinrausch, ihre Klingen prallten mit einer ungeheuren Wucht aufeinander. Funken flogen, Metall klirrte laut. Die Energie des Angriffs ging von den aufeinanderprallenden Schwertern auf ihre Führer über, die beide ein paar Schritte zurücktaumelten, nur um sofort wieder aufeinanderzutreffen. Rasend schnell sausten die metallischen Waffen durch die Luft, immer bedacht den Körper des Feindes zu treffen, doch immer wieder von den Klingen ihres Besitzers abgewehrt.
 

Wie ein einstudierter Tanz muteten die geschmeidigen Bewegungen Sasoris und Kabutos an. Drehungen, Ausfallschritte, Paraden und elegante Manöver zum Ausweichen machten aus dem Kampf eine ästhetische Darbietung von Kampfkunst, Körperbeherrschung und Rivalität.
 

In scheinbar immer schneller werdenden Bewegungen begegneten sich die beiden Kontrahenten, eine elementare Begegnung wie Feuer und Eis. Metallsplitter brachen von den Klingen ab, Kerben bildeten sich durch die Heftigkeit der Angriffe auf dem fein geschliffenen Metall.
 

Sasori knurrte. Er hatte Kabuto tatsächlich unterschätzt. Der Intrigant war ein weit besserer Schwertkämpfer, als er jemals gedacht hatte. Er war schneller, stärker und besser ausgebildet. Der Krieger hatte immer mehr Mühe, den Schwerthieben auszuweichen. Sein Körper schrie nach einem Ende dieser Anstrengung, doch er konnte, durfte nicht aufgeben!
 

Von neuem Ansporn beflügelt preschte er wieder los, ging in die Offensive und drängte Kabuto ein Stück zurück. Er verlangte seinem Körper alles ab, obwohl seine Sicht bereits wieder verschwommen war und ihn ein gewisser Schwindel wieder übernahm. Für ein Umkehren war es zu spät. Viel zu spät! Er musste durchhalten. Es JETZT zu Ende bringen! Lange würde er diesen Kampf nämlich nicht durchhalten. Die Zeit spielte eindeutig gegen ihn. Und Kabuto würde es ihm sicherlich nicht leichter machen...
 

Der Intrigant grinste kalt und verließ seine defensive Haltung wieder. Sasori mobilisierte offenbar die letzten Kraftreserven. Das Schicksal stand auf seiner Seite.
 

Die beiden stießen sich voneinander ab und sahen sich wieder in die Augen. Sasori merkte, dass seine Kraftlosigkeit auch Kabuto klar war. Der Langhaarige lachte trocken und war mit einem Mal absolut sicher. Er würde gewinnen. Er musste einfach den Druck immer weiter erhöhen, über kurz oder lang würde Sasori vor seinen Augen einknicken, wie eine verdorrte Blume im Wind. Und er würde diese verdorrte Blume mit einem gezielten Tritt vom Antlitz dieser Erde befördern, sie zerquetschen und niedertrampeln. Dann wäre diese unsagbare Schmach für ihn endlich vorbei. Er wäre der absolute Sieger.
 

Sie preschten wieder aufeinander zu, dieses Mal jedoch war eindeutig Kabuto in der Offensive. Immer weiter drängte er den Rothaarigen zurück, der mit fahrigem Blick nicht mehr deutlich genug erkennen konnte, von wo genau die Angriffe kamen. Das Einzige, was er in diesem Augenblick tun konnte war ausweichen und parieren.
 

Er schätzte diese Unterlegenheit auf dem Schlachtfeld überhaupt nicht, doch sein Körper weigerte sich einfach immer mehr die von ihm gewollten Befehle auszuführen. Übelkeit machte sich in ihm breit, während er immer wieder versuchte die kraftvollen Hiebe abzuwehren.
 

Mit jedem Ruck, der durch die Schläge durch seinen Körper schoss, wurde Sasori klarer, dass er verlieren würde. Er war endgültig am Ende. Es reichte einfach nicht. Das Streben nach Perfektion hatte ihm die Möglichkeit auf einen Kampf genommen, der seiner würdig wäre. Nun wehrte er sich wie ein kleiner Junge gegen einen deutlich größeren Schläger. Mut grenzte an unendliche Dummheit und falschen Stolz. Er sollte sich seinem Schicksal einfach ergeben... Sollte sich der Niederlage hingeben. Doch dann...
 

...blickte er sich um und sah zum ersten Mal seit er hier war die blonden Haare in einiger Entfernung. Deidara?! Er konnte es nicht genau erkennen, doch es musste so sein...
 

Entschlossen widmete er sich wieder Kabuto und pumpte verzweifelt alles, was er noch in sich an Energie entdecken konnte in seine Angriffe. Die Schwerter prallten wieder gleichermaßen kräftig aufeinander. Deidara war trotz seiner harten Worte hier, bangte bei jeder Bewegung merkbar mit. Wie konnte er da einfach die Augen schließen und aufgeben?! Nein! Deidara gab nicht auf, also tat er es auch nicht.
 

Doch sein Körper verweigerte sich einfach. Ihm wurde schwarz vor Augen, sah nichts mehr. Panik schoss durch seine Adern. Das konnte nicht sein, das durfte nicht sein! Er taumelte ein paar Schritte zurück, ehe ihn ein teuflischer Schmerz durchfuhr und sich etwas wieder um seinen Hals legte. Reflexartig ließ er seine Waffen fallen und griff nach der Schlange, die ihm wieder die Luft abdrückte. Blut rann über sein Gesicht. Das scharfe Schwert Kabutos hatte einen Schnitt von seiner Stirn bis zu seinem Wangenknochen hinterlassen.
 

Verzweifelt versuchte er den muskulösen Tierkörper von seinem Hals zu bekommen, doch er kriegte die Schlange nicht einmal richtig zu packen. Es war vorbei. Er hatte tatsächlich verloren. Dabei hatte er Deidara noch sagen wollen, dass er alles was er gesagt hatte gar nicht so gemeint hatte...
 

Deidaras Augen weiteten sich panisch. Ohne darüber nachzudenken rannte er los. Er würde es nicht zulassen, dass Kabuto gewann! Niemals! Er zog sein Schwert und stürmte auf seinen Rotschopf zu, der zu Boden fiel. Ignorierte die anderen hinter ihm, die ihm besorgt nachriefen. Darauf durfte er keine Rücksicht nehmen! Sasori!
 

Kabuto beugte sich über den Krieger und grinste kalt. Endlich! Wie lange hatte er darauf gewartet. Genussvoll warf er eine seiner Klingen zur Seite, griff die andere mit beiden Händen und erhob sie zum letzten Schlag in die Luft. Ein letzter Schlag, mitten ins Herz, das würde ihn mit Genugtuung und Freude erfüllen.
 

Immer näher kam der Geologe, blendete um sich herum alles andere aus. Kabuto stand mit dem Rücken zu ihm. Mit einem kräftigen Sprung hob Deidara vom Boden ab. Seine Klinge bohrte sich in Kabutos Körper und riss diesen mit sich von Sasori weg. Mit weit aufgerissenen Augen und einem durchbohrten Herzen ging Kabuto zu Boden und starb in seinem eigenen Blut...
 

Ein paar Augen starrte die Szene an. Orochimaru war nicht in der Lage sich zu bewegen. Viel zu tief saß der Schock über das eben gesehene. Kabuto, seine rechte Hand und sein Spielgefährte... lag tot auf de Boden. War besiegt. Und wieder waren es Sasori und dieser Blonde, die alles zu zerstören schienen. Nur langsam wurde ihm das klar. Und nur langsam begann eine unsagbare Wut in ihm aufzukochen...
 

Sasori, der seine Augen geschlossen hatte, öffnete diese langsam wieder. Ein trüber Blick bot sich ihm. Kabuto war weg. Zitternd erhob er sich, kaum mehr kräftig genug, um sich auf den eigenen Füßen zu halten. Mit bleichen Fingern wischte er sich das Blut aus dem Gesicht. Der Schnitt brannte höllisch, hatte jedoch zu seiner Erleichterung nichts schlimmeres als eine Fleischwunde angerichtet und sein Auge knapp verfehlt.
 

Stimmen ertönten und er sah sich irritiert um. Er konnte zwar niemanden genau erkennen, aber es mussten die anderen Elitekrieger sein. Irgendjemand stellte sich vor ihn. Er erkannte Konans Stimme: „Ganz ruhig, Sasori. Ich kümmere mich um deine Verletzungen.“ Irritiert schüttelte er den Kopf: „Aber...“ - „Kein Aber! Ich bin es, Tsunade. Also halt still...“ Er spürte die zierlichen Hände auf seinem Gesicht und seiner Brust. Mit einem Mal strömte neue Energie durch seinen Körper, klärte sich sein Blick und verschwanden die Schmerzen. Auch wenn er sich nicht wie neugeboren fühlte, so spürte er dennoch, dass er durchaus wieder kampfbereit und erholt war. Die Narbe in seinem Gesicht jedoch würde wohl ewig von diesem Duell Zeugnis ablegen.
 

Tsunade, als Konan getarnt, lächelte besonnen und trat einen Schritt zurück: „Es ist wundervoll dich zu sehen. Wir haben uns alle große Sorgen gemacht...“ Unsicher wandte Sasori den Blick ab: „Unkraut vergeht nicht... außerdem... ich meine... mir wurde klar gemacht, dass ich euch nicht einfach im Stich lassen kann...“ Er blickte schließlich doch wieder in die Runde. „Wer hat Kabuto getötet?“
 

Zu seiner Verwunderung schüttelten alle Elitekrieger den Kopf. Lächelnd traten Itachi und Naruto zur Seite, woraufhin Deidara erschien, der sich vorsorglich hinter ihnen versteckt hatte. Er konnte nichts machen, er hatte Angst vor der Reaktion seines Rotschopfes. Doch nun hatte er ihn ohnehin gesehen, weshalb er vorsichtig ein paar Schritte auf Sasori zuging und vor diesem stehenblieb. Sie sahen sich in die Augen. Sekunden vergingen, ehe der Krieger leicht nickte und lächelte: „Danke...“
 

(*2*) Deidara sah ihm hoffnungsvoll in die Augen. Dieses „Danke“ ließ sein Herz höher schlagen. In Hoffnung aufkeimen. Hoffnung, dass es doch noch eine Chance gab. Egal was Sasori davon hielt, er würde das hier und jetzt klären. Zur Not vor allen Anwesenden!
 

Liebevoll und ängstlich zugleich versank er in den dunklen Augen mit dem feinen farbigen Glanz und hauchte: „Sasori... es tut mir von ganzen Herzen Leid was ich gesagt und getan habe. Ich war dumm und kann verstehen, dass du sehr verletzt bist. Doch ich liebe dich. Von ganzem Herzen. Und auch wenn du von dir das Gegenteil behauptest weiß ich, dass das nicht wahr ist. Du wärst nicht so verletzt, wenn du mich nicht auch lieben würdest. Und, so Leid mir das tut, ich werde nicht zulassen, dass du alles einfach hinschmeißt! Ich werde jetzt etwas tun, ohne deine Erlaubnis, denn ich weiß, dass es das Richtige ist, okay?“ Er trat einen Schritt näher.
 

„Auch wenn du mich jetzt dafür hassen wirst, so werde ich es dennoch tun, denn ich gebe dich nicht einfach auf! Ich will es nicht, hörst du?“
 

Sasori sah den Blonden unsicher an. Er konnte nicht antworten. Was auch? Der Schmerz war einfach noch immer so groß... seine Gedanken überschlugen sich und er war sich einfach bei Weitem nicht so sicher wie der Geologe. Doch dann...
 

Deidara beugte sich vor und legte seine Lippen auf die des Kriegers. Auch wenn Sasori nur erstarrt war und nicht reagierte, so legte er selbst aber alle Zärtlichkeit in diesen Kuss, die er aufbringen konnte. Seine Knie zitterten vor Freude. Es war so wundervoll diesen Geschmack wieder auf seinen Lippen spüren zu dürfen. Mit geschlossenen Augen ließ er sich einen Moment lang fallen. Nein, er konnte und wollte nicht auf Sasori verzichten, würde alles tun, um seine Schuld zu begleichen. Würde alles dafür tun, das Vertrauen zwischen ihnen wieder zu reparieren. Doch noch schien Sasori nicht überzeugt zu sein, erwiderte nicht was er tat. Langsam löste er sich wieder von seinem Rotschopf.
 

Er musste sich noch mehr ins Zeug legen. Leidenschaftlich setzte Deidara schließlich seine Erklärung fort: „Ich weiß, dass ich eigentlich keine zweite Chance verdient habe. Ich war ein unendlicher Dummkopf dir nicht vertraut zu haben! Wirklich! Aber ich bereue nicht einen Tag, eine Minute oder eine Sekunde, die wir miteinander verbracht haben. Denn es ist genau das, was ich immer wollte und noch immer will. Du bist das Einzige, was mich glücklich macht! Ich werde nicht wieder gehen! Vergiss es!“
 

Mit Tränen sah er Sasori wieder in die Augen: „Ich habe mir genauso mit dieser Dummheit wehgetan wie dir. Doch ich werde warten, bis du mir verzeihen kannst. Hier! Und wenn es bis an mein Lebensende dauern sollte, dann sei es so. Ich habe viele Entscheidungen in meinem Leben treffen müssen, aber bei keiner bin ich mir SO sicher gewesen! Ich will ein Leben mit dir, eine Alternative werde ich nicht akzeptieren! Ich habe deinen ganzen Scheiß im Keller verbrannt, weil ich es nicht zulassen werde, dass du mich verlässt! Ich will dich so wie du bist!“
 

Ruckartig legte er seine Hände in Sasoris Nacken und zog ihn zu sich. Sein Rotschopf erwiderte zwar wieder nicht, aber war deutlich entspannter, als bei seinem ersten Versuch. Hoffnungsvoll und ein Stück verzweifelt ließ Deidara seine Zunge vordringen und erlangte tatsächlich sogar Zugang zu der sehnlichst vermissten Innigkeit. Eine Gänsehaut durchfuhr ihn, als er die Hand spürte. Die Hand, die sich vorsichtig in seine Rüstung krallte. Nicht fest, aber merkbar. In einem letzten offensiven Versuch ließ Deidara seine Zunge an der Sasoris entlanggleiten, ließ all seine Gefühle und seine Verzweiflung in dieses Aufeinandertreffen einfließen, in diesen vielleicht alles entscheidenden Kuss.
 

Sasori drückte ihn plötzlich mit sanfter Gewalt von sich und sah ihm in die Augen. Der Krieger war sprachlos. Und... unendlich glücklich. Vorsichtig strichen seine Finger über die aufgeregt leuchtenden Wangen des Blonden. Er fühlte die weiche Haut, die er so vermisste. Blickte in diese blauen Augen, die er so sehr brauchte. Nahm den Geruch wahr, den er so mochte. Und betrachtete den Menschen, den er so sehr liebte. Deidara wusste es jetzt. Hatte es verstanden. Brauchte keine Worte mehr, die ihm eh nicht über die Lippen gekommen wären, so sprachlos wie er war. Wie konnte er weiter wütend sein bei diesem liebevollen und flehenden Blick?
 

Er lächelte leicht und strich zärtlich über eine Wange. Sah die Träne, die an der anderen hinablief. Vorsichtig beugte er sich vor und hauchte einen Kuss auf den kleinen salzigen Tropfen, der mit seinen Lippen von dem wunderschönen Gesicht verschwand...
 

Deidara zog den Krieger von dieser Geste völlig übermannt wieder zu sich. Die Hand krallte sich wieder in seine Rüstung, all der Schmerz, die Sehnsucht und das Leid entluden sich in einem sehnlichen und glücklichen Kuss. Endlich erwiderte Sasori seine Bemühungen. Endlich hatte er es geschafft! Sie lagen sich in den Armen und ließen ihre Zungen wie niemals zuvor miteinander tanzen, ringen, agieren. Wieder flossen Tränen aus Deidaras Augen. Doch dieses Mal waren es Tränen der Freude, der Erleichterung. Sasori küsste ihn! Er konnte es kaum glauben und ließ sich doch von diesem atemberaubenden Gefühl mitreißen. Freute sich über den Schwindel, den er empfand, als ihre Zungen und Lippen langsam wieder voneinander abließen und sich ihre Blicke glücklich strahlend trafen...
 

Tsunade wischte sich die Tränen, noch immer in Konans Gestalt, aus den Augen. Wie konnte sie so herzlos sein? Wie hatte sie so blind sein können? Kein Gesetz dieser Welt würde diese beiden wohl je auseinanderbringen. Und es war absolut richtig so, sie gehörten zusammen, auch wenn sie sich vor dieser Tatsache wohl völlig gefeit hatte. Nun erkannte sie es, wusste sie es. Wer war sie schon, um ein solches Band mutwillig zu zerstören?
 

Lächelnd wandte sie sich wieder ab. Ihr Job als Heilerin war erledigt und sie war dankbar dafür, dass auch sie ein wenig Heilung erfahren durfte. Heilung von der unsagbar dummen Überzeugung, dass eine Thronfolgerin mehr wert als Liebe war.
 

Itachi stockte der Atem. Diese Worte Deidaras... Erst dadurch wurde ihm wirklich klar, was es mit seiner Weissagung auf sich hatte. Immer hatte er fest daran geglaubt, dass es seine Bruderliebe sein würde, die zur Aktivierung der Waffe führen würde. Etwas Anderes war ihm gar nicht in den Sinn gekommen. Doch nun, ganz plötzlich, war ihm bewusst, dass das nicht der Fall war! Er hatte sich nicht getraut es zuzulassen oder wirklich wahrzunehmen, aber jetzt wusste er es. Nein, seine Bruderliebe war stark und wichtig, aber nicht der Weg zur Aktivierung der Waffe.
 

Auch er musste leicht lächeln. Irgendwie hatte sein Herz es die ganze Zeit gewusst. Seine Liebe, sie war etwas Besonderes. Er hatte es immer schon gesagt und es stets so gemeint. Und wer war für diese Prophezeiung besser geeignet als ER? Entschlossen sah der Schwarzhaarige auf: „Entschuldigt mich bitte kurz. Ich habe etwas Wichtiges zu erledigen!“ Ohne eine Antwort abzuwarten rannte er in dieselbe Richtung, in die auch Tsunade verschwunden war: in Richtung Strand.
 

Chiyos Herz klopfte aufgeregt. Tränen der Freude brannten in ihren Augen. Sie hatte alles gesehen. Und sie war so unendlich glücklich! Ihr kleiner Wirbelwind hatte gelernt zu lieben. Wurde von ganzem Herzen geliebt. Und hatte sein Glück offenbar endlich gefunden.
 

Schniefend wischte sie sich die Tränen von den Wangen. Sie war eine schreckliche Großmutter gewesen. Hatte Politik über ihren Enkel gestellt. Hatte ihn von sich gestoßen, weil er eben so war, wie er war. Doch dieser blonde junge Mann vergötterte den Rotschopf genau so, wie dieser sein Leben lang schon gewesen war. Ohne Kompromisse oder Einschränkungen. So wie sie es zur rechten Zeit hätte tun sollen, doch Angst vor ihrer mütterlichen Zuneigung und den Folgen im öffentlichen Ansehen und Leben gehabt hatte.
 

Ihr Blick richtete sich auf Orochimaru, der wütend schnaubte und ihren Enkel von Hass zerfressen noch immer fixierte. Noch war es möglich, ihren Fehler zu revidieren. Sie hatte wieder einmal die Wahl: entweder sie blieb an ihren politischen Motivationen hängen und ließ das Bündnis bestehen, oder sie besann sich endlich zu ihrer Aufgabe als Großmutter, der das Glück ihres geliebten Enkels mehr wert war, als die Zerstörung einer sagenhaften Waffe, die sie bisher mit keinem Blick entdeckt hatte.
 

Sasuke blickte verstohlen zu Chiyo und Orochimaru, die auf dem höchsten Punkt des Hügels standen. Er musste kein Hellseher sein um zu wissen, dass sich dort oben etwas zusammenbraute. Seine Bestimmung, seine Weissagung, würde sich nun erfüllen. Während die anderen noch immer zufrieden und glücklich um Sasori und Deidara versammelt ausharrten, schlich er sich fort, um Chiyo zu retten.
 

Die reporianische Herrscherin stellte sich Orochimaru in den Weg, als dieser auf ihren Enkel zustürmen wollte. Sie breitete ihre Arme aus und sah ihn herausfordernd an: „Nein! Unser Bündnis besteht nicht länger, mein Lieber. Ich werde es nicht zulassen, dass du auf meinen Enkel losgehst! Du wirst ihm und Atlantis nichts tun, hast du verstanden?“
 

Der dürre Mann sah sie ungläubig an, ehe er laut lachte: „WAS? Bist du noch bei Trost? So kurz vor dem Ziel fängst du auf einmal an dich wie eine gute Omi zu benehmen? Geh mir aus dem Weg!“ - „NEIN!“ Seufzend zuckte er mit den Schultern: „Dann nicht. Ein Opfer mehr oder weniger kümmert mich nicht. Ich habe keinerlei Skrupel dich zu töten, Chiyo. Das solltest du eigentlich wissen...“
 

Sie presste ihre Zähne zusammen. Natürlich wusste sie es. Und sie nahm es hin. Aus den Augenwinkeln sah sie Sasori, der ungläubig und entsetzt zu ihr aufsah. Das Gespräch war kaum zu überhören gewesen. Ja, sie tat zum ersten Mal in ihrem Leben ihrem Enkel gegenüber endlich das Richtige, auch wenn er möglicherweise ihr Leben kosten würde. Das gab sie für die Rettung dieser Liebe gerne...

Das Licht durchbricht die Dunkelheit

Fest entschlossen und mit einer nie gekannten Sicherheit stürmte Itachi zwischen den riesigen Felswänden hervor, an den Trümmern des Tores vorbei, auf den Strand hinaus. Seine Füße gruben sich in den Sand, als er seinen Spurt abbremste und stoppte. Hinter ihm kamen schließlich auch Tsunade und Konan an, die er auf seinem Weg ohne Probleme überholt hatte.
 

Hastig wanderte sein Blick hin und er, versuchte zwischen all den anwesenden Menschen einen ganz bestimmten ausfindig zu machen. Sein Herz schlug unruhig und rasend schnell. Er hatte sich noch überhaupt keine Idee gemacht, wie er IHM das alles bloß beibringen könnte. Was sollte er sagen? Wie sollte er es sagen? Und welche Antwort würde er bekommen?
 

Itachi war sich absolut sicher, DASS er es sagen musste. Doch er hatte keinen Schimmer welche Konsequenzen das haben würde. Immerhin ging er ein nicht kalkulierbares Risiko ein. Nicht nur allein emotional, sondern insgesamt. Er hatte das Schlachtfeld verlassen und den Kampf den Jungs überlassen. Doch er vertraute ihnen. Sie würden es schon schaffen. Sollte sich seine Weissagung nicht als völlig falsch herausstellen, so würde seine Aktion vielleicht sogar letztlich für die Rettung des gesamten Reiches sorgen. Dennoch... besorgt war er trotzdem.
 

Dann, endlich, sah er IHN.
 

Neji kam mit fragendem Blick auf ihn zu gerannt: „Was machst du hier? Ich wollte gerade zu euch zurück und...“ Er blieb vor dem Älteren stehen und wunderte sich sehr, dass dieser noch immer scheinbar unbeeindruckt dort stand und ihn einfach nur ansah. Was war mit Itachi los? Wieso machte er sich nicht umgehend mit ihm auf den Weg? „...und euch bei dem Rest der ätzenden Bande helfen.“
 

Doch Itachi schüttelte nur den Kopf. Der Blinde traute seinen Ohren fast nicht, als der ältere Krieger tatsächlich unsicher zu sprechen begann: „Neji, weißt du... also zuerst einmal: die Kasper von Orochimaru sind tot.“ - „Bei Kano, das sind doch gute Nachrichten. Aber der Krieg ist noch nicht vorbei, wir müssen...“
 

Der Ältere seufzte: „Warte doch mal bitte einen Augenblick. Ich versuche dir etwas Wichtiges zu sagen!“ Neji neigte neugierig den Kopf. Er hatte seinen Kollegen und Freund noch nie so erlebt. So unsicher, so... schüchtern!? Er verstand nichts mehr. Was konnte in einem Augenblick wie diesem denn bitte wichtiger als der Kampf um Atlantis sein? Und sein Gegenüber dabei noch so deutlich aus der Bahn werfen?
 

Itachi bemerkte die Skepsis des Blinden, es war kaum zu übersehen. Die milchig trüben Augen schienen ihn regelrecht zu durchbohren, warteten allerdings geduldig, aber äußerst neugierig auf eine Antwort. So langsam hatte der ältere Krieger eine Idee, wie er sich an die Sache heranarbeiten könnte. Er erwiderte den durchdringenden Blick vorsichtig und raunte: „Ich... ich weiß wer die Waffe ist.“
 

Ungläubig weiteten sich Nejis Augen, ehe er keuchte: „Wie jetzt? Woher? Wer ist es?“ Nervös fuhr der Ältere sich durch die Haare und wandte seinen Blick wieder ab: „Nun, wie soll ich das erklären?!“ Er atmete tief durch. „Also, ich weiß es, weil sich meine Weissagung um die Identität der Waffe dreht...“ Skeptisch hob der Blinde eine Augenbraue: „Das verstehe ich nicht, um ehrlich zu sein...“ - „Das habe ich befürchtet. Hör zu, ich bin ungemein schlecht in solchen Sachen, aber ich versuche es dir zu erklären...“ Itachi schloss die Augen. So nervös war er in seinem Leben noch nicht gewesen. Er kam sich ungemein dumm und infantil vor, doch da musste er wohl oder übel nun durch. Es ging nicht einfach nur um viel, sondern vermutlich ging es um ALLES. Für ihn, für Atlantis.
 

Ein weiteres Seufzen entfuhr ihm, ehe er sich zu erklären versuchte: „Neji... DU bist der Träger der Waffe...“ Während der Blinde ihn noch ungläubiger ansah, wurden zwei Damen in der Nähe plötzlich ungemein hellhörig.
 

Konan spitzte die Ohren und flüsterte: „Tsunade, hast du das gehört?“ Die Blonde nickte wortlos. „Weißt du was?! Ich glaube, dass wir damit die Erklärung gefunden haben, dass er sich noch nicht aktiviert hat...“ - „Du meinst...?“ - „Ja. Itachis Weissagung muss sich erst erfüllen, um Neji sprichwörtlich die Augen zu öffnen...“
 

Abrupt beendete sie ihre lauten Überlegungen und vertiefte sich in ihre rotierenden Gedanken. Sie rief sich ihre Vision noch einmal ins Gedächtnis und verglich diese mit der tatsächlichen Situation. Sie hatte also doch Recht gehabt, aber weitaus umfangreicher, als sie es je zu vermuten gewagt hätte.
 

Plötzlich schlug Konan sich mit der flachen Hand vor die Stirn: „Jetzt wird mir alles klar! Natürlich! Bei Kano!“
 

Irritiert sah die Herrscherin ihre zurückgewonnene Freundin an: „Ich verstehe kein Wort!“ Doch statt eine Antwort zu erhalten wurde sie von Konan am Handgelenk gegriffen und mit zu den beiden Elitesoldaten gezerrt. Freudig strahlte die Blauhaarige Neji an, der noch immer mit belämmertem Blick Itachi ansah, und jauchzte: „Itachi hat Recht, weißt du?! Das Orakel hat es auch uns gesagt, dass du es bist, mein Lieber.“
 

Überfordert taumelte Neji ein paar Schritte zurück und schüttelte den Kopf: „Das... kann nicht sein. Ihr müsst euch irren. ICH? Ihr macht Witze! Wieso ausgerechnet ich?“
 

Er spürte einen plötzlichen, donnernden Kopfschmerz. Ja, warum ausgerechnet er? Das konnte nur ein Fehler sein. Was hatte er schon, das ihn zu dieser ehrenvollen Aufgabe verhelfen sollte? Er war blind, vielleicht ein guter Krieger, aber sicherlich nicht der Beste! Er war... einfach nur er. Neji. Stammte aus einer Nebenfamilie, die nie viel Beachtung im ganzen Reich erhalten hatte. Die nicht einmal den Respekt der Hauptfamilie inne hatte. Er war auch kein übereifriger Novize. Einfach nur er. Er war klug, aber noch lange nicht weise. Er war ein guter Bürger, aber bei Weitem kein Heiliger. Wie er es drehte und wendete, er war einfach nur er. Neji...
 


 


 

Das schwere Zweihandschwert lag fest und sicher in den dürren bleichen Händen Orochimarus. Fast unnatürlich wirkten die knochigen Finger, die diese schwere Waffe führten, als sei diese federleicht. Unerbittlich bahnte sich die schwere glänzende Klinge ihren tödlichen Weg durch die Luft, direkt auf die deutlich kleinere Chiyo zu.
 

Er musste zugeben, dass er ihren Mut ein kleines bisschen bewunderte. Es war zwar völlig sinnlos und töricht, aber er hatte die betagte Herrscherin wahrlich unterschätzt. Wie ein Fels stand sie vor ihm und sah ihm noch immer fest und entschlossen in die Augen. Keine Spur von Angst funkelte in den ihrigen auf. Keine Spur von Reue.
 

Chiyo sah den izyrianischen Herrscher auf sie zu stürmen. Es war ihr egal, dass sie nun ihren Tod finden würde. Endlich tat sie das Richtige! Nach Jahrhunderten auf dieser Erde und einem durchwachsenen Leben mit Höhen und Tiefen war sie zum ersten Mal wirklich bereit zu sterben. Es fühlte sich zum ersten Mal richtig an. Das Bedürfnis, der Drang, dass sie noch irgendetwas zu erledigen hatte, war verschwunden. Das, was sie stets in diesem Leben gehalten hatte, nun hatte sie es endlich gefunden.
 

Sanft lächelte sie. Der letzte Anblick in ihrem Leben sollte aber nicht Orochimaru sein. Sie neigte ihren Kopf zur Seite und blickte ihrem Enkel in die Augen, der sie panisch ansah und ebenfalls auf sie zukam. Doch er war zu weit weg, würde es nicht mehr schaffen. Nur noch dumpf nahm sie nach all den Jahren endlich wieder seine Stimme wahr. Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie die schönsten Worte ihres Lebens von ihm hörte: „Chi-Chi!!!“
 

Orochimaru spürte auf die letzten Zentimeter vor seinem Ziel eine tiefe Befriedigung. Er hatte diese alte Hexe nie wirklich leiden können. Und sie war ein guter Anfang, um sich für den Tod seines Gefährten zu rächen. Fast hatte er Chiyo erreicht. Fast hatte er es geschafft.
 

Mit einem lauten Klirren und einem unverhofften Widerstand wurde er von seiner eigentlichen Laufbahn abgelenkt. Es ging zu schnell, um es wirklich zu realisieren. Sein Schwert bohrte sich dennoch in weiches Fleisch...
 

Alle stoppten in ihren Bewegungen augenblicklich. Sasori starrte auf den höchsten Punkt des Hügels und hielt den Atem an. Ein menschlicher Wust verharrte dort oben, vor ihm. Ein Wust aus Orochimaru, Chiyo und... „Sasuke?!“ hauchte er ungläubig. Doch es täuschte sich nicht. Zwischen dem Tyrannen und seiner Großmutter stand Sasuke.
 

Warum hatte sie sich dem izyrianischen Herrscher nur in den Weg gestellt? Wieso hatte sie sich so plötzlich auf ihre, aus SEINE, Seite geschlagen? Und wieso wollte sie nicht, dass ihm etwas passierte? Sasori fuhr sich mit der Hand durchs Haar und starrte mit ungläubigem Blick auf die Spitze des Hügels. Er verstand es nicht. Sie hasste ihn doch! Wieso aber tat sie es dann? Was sollte das? Sie hatte ihn nie haben wollen. Wie seine Eltern, wie seine gesamte verfluchte Heimat. Sie hatte ihm immer etwas von Liebe erzählt, aber das war doch alles gelogen gewesen.
 

Verzweifelt wischte er sich über das Gesicht. Diese Schlussfolgerung war doch stets klar gewesen. Doch hier und jetzt war er sich plötzlich nicht mehr sicher. Immerhin hatte Deidara ihn auch verletzt, trotz seiner Gefühle. An denen zweifelte er schließlich auch nicht so ungemein. Konnte es sein, dass es bei seiner Großmutter ähnlich war? Konnte es sein, dass er durch Deidara erst jetzt langsam begriff, dass es so ähnlich bei Chiyo war?
 

Sekunden verstrichen und muteten wie Minuten und gar Stunden an. Sekunden, in denen sich nichts regte. Niemand schien auch nur das Atmen zu wagen. Sekunden absoluter Stille. Absoluter Reglosigkeit.
 


 

„Neji, hör zu! Meine Weissagung irrt sich nicht, ebenso wenig das Orakel! Du bist es wirklich. Und du bist der Einzige, der dieser Aufgabe würdig ist, wirklich...“ Mit jedem Wort wurde Itachi leiser. Dennoch hatte der Blinde sie gehört und sah den Älteren gleichermaßen verzweifelt an, wie dieser ihn.
 

Er schüttelte wieder leicht den Kopf: „Woher willst du das wissen? Was zeichnet mich schon aus? Und wieso bist du dir so sicher? Was sagt deine Weissagung denn aus?“
 

Itachi seufzte laut, ehe er die Distanz zwischen sich und dem Blinden überbrückte und seine Hände auf dessen Schultern legte, ehe er leise hauchte: „Neji... meine Weissagung lautete...“ Er stockte kurz und schluckte schwer. Er musste es sagen. Jetzt! „...sie lautet, dass meine Liebe den Träger der Waffe bestimmt...“
 

Wieder versuchte Neji ein paar Schritte zurück zu taumeln, doch die Hände auf seinen Schultern hielten ihn an Ort und Stelle. Seine Gedanken überschlugen sich. Er hatte jedes einzelne Wort gehört, und doch wirkten sie so surreal. Wie nie ausgesprochen. Wie absolut unwirklich und unmöglich. Das konnte nicht sein. Es war einfach undenkbar. Das musste ja bedeuten, dass Itachi ihn liebte. Völlig ausgeschlossen...
 

Die sanfte Stimme des Älteren riss ihn aus seinen Gedanken: „Du bist und bleibst etwas Besonderes. Ich habe es dir schon immer gesagt und ich habe es immer so gemeint. Nur dank dir konnten wir das Geheimnis des Portals lüften. Du hast dich immer unter Wert verkauft, Neji. Ich habe das nie verstanden. Weil...“
 

Er biss sich auf die Unterlippe. Er war so weit gekommen, nun war es doch nicht mehr weit. Doch diese Worte fielen ihm so unglaublich schwer. Itachi schloss seine Augen und versuchte seine Gedanken zu ignorieren. Er musste es, um nur seinem Herzen lauschen zu können, das voller Aufregung laut und schnell klopfte. „...weil ich dich liebe.“
 


 

Sasuke stieß Orochimaru von sich, der verwundert ein ganzes Stück zurück taumelte. Seine von Blut bedeckte Klinge zog sich aus dem Fleisch zurück. Der rote Saft tropfte auf den staubigen Boden. Chiyo fiel zu Boden.
 

Entsetzt drehte Sasuke sich um. Hatte er seine Weissagung nicht erfüllt? Hatte er versagt?
 

Er griff sich an seine Taille. Blut durchtränkte immer mehr seiner Rüstung, aber es war nur eine oberflächliche Wunde.
 

Rasch kniete er sich zu Chiyo herab und entdeckte die tiefe Wunde in ihrem Körper. Doch sie atmete. Erleichtert keuchte er auf. Sie lebte! Der Schnitt hatte kein lebenswichtiges Organ getroffen. Er hatte die Attacke weit genug ablenken können. Doch nun durfte er keine Zeit verlieren! Chiyo musste hier weg und so schnell wie möglich in Tsunades Behandlung, ehe seine Mühen doch noch umsonst gewesen waren.
 

Unter starken Schmerzen hob er die betagte Frau auf seine Arme und schleppte sich mit ihr den anderen entgegen, während Orochimaru langsam klar wurde, was soeben passiert war. Er hatte diese alte Hexe NICHT getötet, sondern nur verletzt! Seine Rache war ergebnislos geblieben.
 

Sasori war der Erste, der bei Sasuke und seiner Großmutter ankam. Ungewohnt besorgt blickte er Chiyo an und keuchte: „Was... was sollte das? Was hast du getan?!“ Lächelnd hob sie unter großer Anstrengung eine Hand und strich ihm über die Wange, ehe sie erschöpft hauchte: „Es tut mir Leid...“
 

Sasoris Augen weiteten sich panisch, seine Gedanken überschlugen sich, als die Hand langsam herabsank und seine Großmutter die Augen schloss. Verzweifelt schrie er: „Chi-Chi??“
 

Naruto schob den Rothaarigen zur Seite und machte sich einen eigenen Eindruck, ehe er erleichtert seufzte: „Keine Panik, sie lebt. Sie ist nur bewusstlos.“ Er hielt kurz inne. „Und Sasuke, du bist verletzt! Verdammt, ich bringe euch beiden schnell zu Tsunade!“ Sasori nickte mit bleichem Gesicht: „Danke Naruto, das ist eine gute Idee. Aber beeilt euch, es ist leider noch nicht vorbei...“ - „Natürlich. Wir kommen so schnell wie möglich wieder, versprochen.“ Ohne eine weitere Sekunde zu verlieren griff er Sasuke am Ärmel und zog diesen mitsamt Chiyo hinter sich her.
 

Sasori sah Gaara und Deidara an, ehe er eindringlich in die tiefblauen Augen des Blonden sah und raunte: „Du solltest auch gehen. Es könnte sehr gefährlich werden und...“ - „Nein! Ich bleibe! Zumindest so lange ihr zwei alleine seid! Ich lasse euch hier nicht alleine mit diesem Arschloch zurück, der eigentlich an Allem Schuld ist! Vergiss es, der kriegt von mir einen gepflegten Tritt in den Arsch, verstanden?“
 

Während Sasori abermals nur verwirrt gucken konnte, kicherte Gaara trocken und stieß seinen Anführer mit dem Ellbogen in die Rippen: „Selber Schuld, wenn du dir so eine Wildkatze anlachst...“
 

Ohne Vorwarnung schossen plötzlich Schlangen zwischen den Dreien hindurch und schnappten mit ihren langen Zähnen nach ihnen. Erschrocken wichen sie jedoch alle aus und starrten ungläubig in Orochimarus Richtung, der sie höhnisch von oben herab ansah und einfach nur wie ein wahnsinniger lachte. Als der Herrscher sich endlich beruhigt hatte brüllte er ungehalten: „Ich werde euch alle töten! Ihr habt mir etwas sehr Wichtiges genommen, und das kann ich nicht dulden! Außerdem verweigert ihr mir noch immer eure beschissene Waffe! Also betet, dass ihr schnell sterben werdet!“
 

Sasori seufzte lediglich: „Nicht doch wieder Schlangen...“ Wie Gaara und Deidara zog er seine Schwerter und fixierte Orochimaru mit seinem Blick. Sein Sieg über Kabuto war nicht viel mehr als Glück gewesen. Ohne den Geologen stünde er nicht mehr hier. Diesen Kampf musste er wieder überlegter angehen. Er konnte sich kaum vorstellen, dass der Izyrianer seinem Vasallen unterlegen war. Vermutlich war er sogar bedeutend stärker. Ein kaltes Lächeln umspielte seine Lippen. Er hatte Wohl daran getan, dass er nicht seine gesamte Armada für Kabuto verschwendet hatte.
 

Entschlossen sah er auf: „Gaara, du wirst näher herangehen, bis unsere Nahkämpfer zurück sind. Lenke ihn ab, ich hole uns... Verstärkung. Und du, Deidara, wirst bloß keinen Schritt zu nahe an ihn herangehen. Und du wirst warten, bis wir vollzählig sind!“
 

Wie befohlen schoss Gaara auf Orochimaru los. Die Schlangen, die er nicht mit seinen Schwertern treffen konnte, scheiterten an seinem Sand, der sich immer wieder schützend um ihn legte. Deidara hielt sich bereit, wartete aber wie Sasori es gesagt hatte. Wenn er eines gelernt hatte, dann dass die taktischen Befehle seines Rotschopfs durchaus einzuhalten waren. Zwingend!
 

Sasori selbst rief seine Marionetten zu sich. Wie bereits beim Kampf gegen Kabuto reihten sich immer mehr vor ihm ein, umzingelten den feindlichen Herrscher und griffen diesen augenblicklich an.
 

Doch wie der Rothaarige befürchtet hatte, war Orochimaru von deutlich höherer Kampfkraft. Wie Spielzeuge wurden seine Puppen von den Schlangen zerstört. Dennoch geriet der Schwarzhaarige in die Enge.
 

Dem Herrscher reichte es. Er würde sich ganz sicher nicht von einem solchen Kindergartentrupp besiegen lassen. Nur ein kurzer Augenblick der Konzentration reichte, ehe die Erde unter ihren Füßen zu beben begann.
 

Die drei Kämpfer blickten auf. Ein riesiges Tor erhob sich aus den Tiefen der Erde und positionierte sich schützend vor seinem Herren. Dunkel und unendlich breitete das Tor sich aus und schien fast so, als komme es direkt aus dem Schlund der Hölle. Und führe auch genau dort wieder hin.
 

Genervt presste Sasori die Zähne aufeinander. Orochimaru war ein feiger Hund, sich einfach hinter diesem monströsen Tor zu verstecken. Erschrocken riss er seine Augen auf und brüllte plötzlich: „Gaara! Pass auf! Schlangen!“
 

Der Krieger wich der Attacke im letzten Augenblick aus und schnaufte nun auch genervt. Er beschwor seinen Sand zu sich, starrte das Tor an und begab sich ein Stück weiter zurück, bis er neben Deidara stand und zwischen sich und dem Tor die Marionetten wusste. Schließlich hob er seine Hand, ballte sie zu einer Faust, was der Sand nachahmte. Er grinste den Geologen kalt an: „Vielleicht sollten wir einfach mal anklopfen...“
 

Völlig entgeistert sah der Blonde ihn an: „WAS?!“ Doch Gaara grinste nur und ließ seinen Arm kraftvoll nach vorne schießen. Die Sandfaust setzte sich rasant in Bewegung und donnerte mit voller Wucht gegen das unwirkliche Tor. Das Holz knackte angeschlagen, brach jedoch nicht. Der Krieger schnaubte. So eine Frechheit! Dieses Ding war doch weit stabiler und standhafter, als er befürchtet hatte. Doch so schnell würde er sich nicht geschlagen geben.
 

Immer wieder schickte er seine Sandfaust los, die immer schneller auf das störende Tor einschlug. Deidara und die Marionetten Sasoris kümmerten sich angestrengt um die Soldaten, die Orochimaru wiederauferstehen ließ und mit ihrer Hilfe versuchte seine Verteidigung aufrecht zu erhalten. Wie Zombis schlurften sie über das Schlachtfeld und versuchten Gaara von seinem Tun abzuhalten.
 

Deidara keuchte. Bis zum gestrigen Tag hatte er nicht einmal eine Fliege zerdrückt und nun stand er hier, schlug den Gegnern Arme, Beine und Köpfe ab. Sowohl diesen Auferstandenen, wie auch den immer wieder auftauchenden Schlangen.
 

Sasori beobachtete zufrieden, wie das Tor allmählich unter der Sandfaust nachgab. Dann, endlich, zersprang es in zahllose Splitter und gab den Herrscher wieder frei. Ungehalten über diesen Frevel ließ dieser es schließlich komplett verschwinden. Noch lange war er nicht fertig mit diesen Kindern!
 

Er schickte eine weitere Welle an auferstandenen Soldaten auf die Drei los, ehe er sich abermals konzentrierte. Diese Technik würde sie ausradieren, auch wenn sie ihn viel Energie kosten würde. Eine Niederlage war für den Schwarzhaarigen undenkbar. Und während die Marionetten, Deidara und Gaara sich um seine willenlosen Soldaten kümmerten, veränderte Orochimaru selbst sich auf einmal.
 

Sein Körper veränderte seine Form. Wuchs immer höher und verlor immer mehr sein menschliches Antlitz. Sein Gesicht deformierte sich, bis es dem Kopf einer Schlange glich. Ein zweiter Schlangenkopf wuchs aus dem kolossalen weißen Körper, schließlich ein dritter, ein vierter... Bis das weiße Ungetüm mit insgesamt acht Köpfen auf die Krieger blickte.
 

Sasori rührte sich als erstes wieder und schrie aufgebracht nach vorne: „Deidara! Weg da! Sofort!!“ Eine seiner Marionetten griff den blonden Geologen und zerrte ihn aus dem näheren Bereich der achtköpfigen Schlange fort, zu sich selbst nach weiter hinten. Der Rothaarige wusste nicht was dieses Ungetüm konnte, doch er wollte es keinesfalls an Deidara vorgeführt bekommen.
 

Dieser wurde unsanft neben ihm abgesetzt und schnaubte: „Etwas liebevoller wäre es doch auch gegangen.“ - „SSSSCHHHT! Ruhe!“ Angespannt wischte Sasori sich über die Stirn. Er konnte nur hoffen, dass die anderen schnell wieder zurückkehrten. Bis dahin mussten er und Gaara irgendwie improvisieren und hoffen, dass diese Schlange ihnen nicht den Garaus machte...
 


 

„Tsunade! TSUNADE!! SCHNELL!“ brüllte Naruto und Sasuke dröhnte es noch den gesamten Rest des Weges in seinen Ohren nach. Wie er dieses Organ von dem Blonden hasste! Er seufzte. Immerhin kam ihnen die Herrscherin nun entgegen.
 

Die beiden Krieger hielten an. Naruto trötete aufgeregt sofort lautstark weiter: „Sie ist bewusstlos und schwer verletzt! Du musst ihr helfen, sie hat sich Orochimaru in den Weg gestellt und uns geholfen!“ Die Blonde nickte: „Gut, ich werde mich um sie kümmern.“ Sasuke legte Chiyo vorsichtig auf dem weichen Sand ab und seine Herrin keuchte auf: „Du bist ja auch verletzt! Warte, ich kümmere mich...“ - „Keine Zeit. Irgendetwas geht da hinten ab und ich glaube, dass Sasori und Gaara dringend Hilfe brauchen! Wo ist eigentlich mein Bruder?!“
 

Seufzend winkte Tsunade ab: „Indisponiert, ebenso wie Neji. Dann seht zu, dass ihr Gaara und Sasori zur Hilfe eilt. Sobald ich kann schicke ich euch deinen Bruder nach.“ - „Was bitte heißt hier indisponiert?! Der soll seinen Hintern gefälligst an die Front schwingen, sonst mache ich ihm Beine, verdammt!“ Naruto nickte ungläubig: „Echt jetzt! Und Neji auch!“
 

Genervt behandelte die Herrscherin die tiefe, blutende Fleischwunde Chiyos und keifte sauer zu den beiden Krieger herauf: „Macht hier keine Szene, sondern bewegt euch! Neji ist der Träger der Waffe, habt ihr verstanden? Und dein Bruder versucht gerade händeringend diesen auch davon zu überzeugen! Er sorgt dafür, dass Kanos heilige Waffe uns beistehen wird in diesem Kampf, also bewegt euch zurück zum Schlachtfeld und macht eure Arbeit!“ Das Tuch, das sie auf die Wunde presste, sog sich mit Blut voll. Rasch hatte sie einen Verband darum gewickelt. So würde die Blutung zumindest erst einmal nicht mehr so schlimm sein und sie konnte sich mit mehr Ruhe um Chiyo kümmern.
 

Sasuke sah zu seinem Bruder herüber und lächelte leicht: „Okay, tut mir Leid. Ich hoffe, dass er es noch rechtzeitig schaffen wird. Sag den beiden, dass wir an sie glauben, okay?“ Tsunade nickte: „Natürlich. Und jetzt bewegt eure mickrigen Hintern, sonst trete ich euch hinein, verstanden?“ Augenblicklich rannten die beiden los, zurück in Richtung Hügel, wo der Kampf seinen finalen Höhepunkt finden würde.
 

Ein paar Atlanter halfen Tsunade dabei, die schwer verwundete Chiyo vom Strand zum Steg zu tragen, wo Kapitän Kisame auf die Herrscherin zukam und sich besorgt die Verwundete ansah. Doch er hatte eine Idee: „Eure Hoheit, ich könnte Euch anbieten diese Dame ins Schiff zu bringen. Wir haben eine Krankenstation, auf der eine Behandlung wohl am Geeignetsten wäre...“ Die Herrin sah ihn dankbar an und nickte: „Das wäre mit eine sehr große Hilfe...“
 

Kisame winkte zwei seiner Matrosen heran, die den Atlantern die Verletzte abnahmen und zum Schiff trugen. Den Kapitän selbst jedoch hielt Tsunade zurück und sah ihn eindringlich an: „Bringen Sie mir bitte Nagato zur Hilfe. Ich habe gehört, dass er maßgeblich an meiner Gesundung beteiligt war. Vielleicht kann er mir auch bei Chiyo helfen...“ Sie folgte den Männern auf das Schiff, während Kisame sich seufzend auf die Suche nach dem Wissenschaftler machte. Da war man schon Kapitän und wurde dann von einer Frau herumgescheucht. Ungerecht!
 

Neji blickte abwechselnd zwischen Itachi, Konan und dem jüngst dazugekommenen Nagato hin und her. Seit Minuten redeten sie auf ihn ein, dass er die Waffe sei. Ein göttlicher Bote. Es klang noch immer so wahnsinnig. Aber eines dominierte seine Gedanken: Itachi. Sein Geständnis. Es fühlte sich so unsagbar schön an. Und es ließ irgendwie überhaupt keinen Zweifel zu, dass dem so war. Vor allem aber spürte Neji die Freude über diese Worte. Und die Freude über die Tatsache, dass er selbst seine Gefühle wohl nicht mehr leugnen musste. Er konnte sie in diesem Augenblick nicht in Worte fassen, aber er fühlte es so deutlich wie nie: er liebte Itachi auch.
 

Niemals hatte ein Mensch ihn so würdevoll behandelt. Niemals hatte er das Gefühl gehabt, statt eines merkwürdigen Außenseiters ein besonderer Mensch zu sein. Außer bei Itachi. Diese aufrichtige Bewunderung und Wertschätzung des Älteren taten ihm einfach nur gut. Gaben ihm Mut, Selbstvertrauen. An ihren Gefühlen gab es keinen Zweifel. Doch er und die Waffe? Es war so unglaublich...
 

Verzweifelt sah Itachi ihn an: „Neji, nun sag doch bitte etwas... Ich liebe dich wirklich! Bitte glaube mir das, auch wenn es nicht auf Gegenseitigkeit beruhen sollte und...“ - „Itachi, das ist es nicht! Das glaube ich dir...“ Die blassen Wangen röteten sich leicht. Mit sehr leiser Stimme sprach der Blinde weiter: „Ich glaube dir das. Und... ich liebe dich auch.... nur...“
 

Eine Antwort verhinderte der großgewachsene Kapitän, der keuchend angelaufen kam und Nagato ansah: „Tut mir sehr Leid, wenn ich störe, aber eine gewisse blonde Herrscherin hat mich losgescheucht, um dich zu finden. Sie wünscht bei der Versorgung einer Verletzten deine Hilfe...“ Konan sah besorgt auf: „EinE VerletztE? Wer ist es?“ - „Keine Ahnung, gnädige Frau. Ich habe nur gesehen, dass sie schon sehr alt war...“ Die Blauhaarige keuchte erschrocken auf: „Chiyo! Komm, Nagato. Wir helfen Tsunade!“ Ruppig zerrte sie den Rothaarigen hinter sich her. Stöhnend trabte Kisame den beiden schnaufend nach: „Wartet! Ihr wisst doch gar nicht wo ihr hin müsst!“
 

Mit leuchtend roten Wangen kratzte Neji sich am Hinterkopf: „Okaaaay... also... Wo war ich...?“
 


 


 

Naruto und Sasuke erreichten den Hügel wieder, blieben jedoch wie angewurzelt stehen. Der Blonde rieb sich ungläubig immer wieder die Augen, ehe er blinzelnd das weiße Monstrum ansah. Doch es verschwand einfach nicht. Er konnte also nicht träumen. Sasuke gab ihm nach dem zigsten Mal eine Kopfnuss und keifte: „Hör auf mit dem Blödsinn! Lass uns lieber helfen!“ Die beiden setzten sich wieder in Bewegung und eilten zu Gaara, der sichtlich angeschlagen den unzähligen Attacken der Schlangenköpfe auswich und verzweifelt versuchte zu einem Gegenschlag anzusetzen. Das jedoch schien ein unmögliches Unterfangen zu sein. Jedes Mal, wenn er gerade ausgewichen war sauste auch schon der nächste Kopf oder Schwanz auf ihn zu.
 

Sasori derweil hielt ihm die Soldaten mit Hilfe seiner Marionetten vom Hals. Die Reihen der kämpfenden Puppen lichteten sich jedoch bereits stark und würden nicht mehr lange für zusätzliche Kampfkraft sorgen können. Deidara schlug sich tapfer, merkte allerdings gleichwohl, dass ihm deutlich Training und Ausdauer fehlten. Doch alleine das Gefühl helfen zu können spornte ihn noch immer stark an.
 

Der Eliteführer sah Sasuke und Naruto und lächelte erleichtert. Nun konnte er sich etwas überlegen, auch wenn Itachi und Neji noch immer fehlten. Doch die taktischen Möglichkeiten erhöhten sich ungemein. Er überlegte unter Hochspannung, wie sie dieses Ungetüm zu Fall bringen könnten. Eines war klar: mit rein physischen Angriffen durch Waffen war hier nichts zu machen. Sie mussten schon stärkere Geschütze auffahren. Er hatte eine Idee!
 

Streng sah er Deidara an: „Du bleibst hier. Ich bin sofort wieder da, okay?“ Der Blonde entledigte sich eines leblosen Soldaten und nickte ihm zu: „Ist gut. Aber sei vorsichtig... ich will dich nicht noch einmal verlieren...“ Röte schoss Sasori ins Gesicht, so dass er rasch nickte: „Natürlich, wie immer.“
 

Er rannte los, ohne Deidara dabei ganz aus den Augen zu lassen. Passieren konnte immer etwas, so viel war klar. Zügig erreichte er die anderen Elitekrieger und sah sie eisern an: „Gut, hier der Plan: Gaara, du lenkst ihn noch eine Weile ab. Sasuke und Naruto... es kommt jetzt auf hundertprozentiges Teamwork an, verstanden?“ Die beiden nickten und ahnten, worauf ihr Anführer hinaus wollte. Sasori blickte die achtköpfige Schlange an: „Ihr werdet die Technik mit den Wurfsternen anwenden. Sobald Sasuke nahe genug an dem Vieh dran ist, wird er es vorübergehend paralysieren. Das nutzen wir für einen gemeinsamen Angriff aus. Gaara mit seiner Sandfaust, Sasuke mit Feuer, Naruto mit deiner Energiekugel. Aber gebt euren Angriffen ordentlich Energie, verstanden?“ Die drei Krieger nickten. Sasori tat es ihnen gleich. „Gut. Ich werde euch mit meinen restlichen Marionetten so gut es geht zur Seite stehen. Also los, lasst uns das hier endlich zu Ende bringen!“
 

So schnell er gekommen war, so schnell verschwand Sasori wieder. Sasuke und Naruto sahen sich an. Ihr Teamwork hatte sich verbessert und bereits einmal gut funktioniert, nun konnten sie ihre Entwicklung richtig zeigen. Zum ersten Mal waren sie sich wirklich einig, wussten ohne große Worte was sie zu tun hatten und wie sie es zu tun hatten.
 

Gaara wehrte mit seinem Sand einen neuen Angriff ab und lenkte die Aufmerksamkeit der Schlange auf sich, während Naruto und Sasuke ihren Angriff vorbereiteten. Der Blonde griff einen Wurfstern, während Sasuke sich in einen zweiten verwandelte. Auch diesen nahm Naruto an sich und hielt sich bereit. Er musste lediglich den perfekten Augenblick abwarten...
 

Die Aufmerksamkeit lag nun vollständig auf Gaara, der gekonnt den Attacken auswich. Naruto spannte sich an. Gaara wich aus, entfernte sich von ihm. Narutos Puls senkte sich. Er wurde mit jedem Atemzug ruhiger. Wieder wich Gaara aus. Wieder lenkte er das Monstrum ab...
 

Dann war es so weit! Naruto warf.
 

Doch sowohl er, als auch Gaara bemerkten zu spät, dass einer der Köpfe sein Maul öffnete und in diesem Orochimaru höchstpersönlich stand, auf sie blickte und kalt lächelte. Vor ihm schwebte sein Schwert, von einem gleißenden blauen Leuchten umgeben. Er fixierte Gaara mit seinem Blick und deutete mit seinem knochigen Finger auf diesen. Das Schwert schoss blitzschnell los.
 

Sasuke landete zwischen den weißen Schlangenkörpern. Der erste Wurfstern traf zwar einen, doch dieses Ungetüm schien nicht einmal Notiz davon zu nehmen.
 

Sasori erstarrte kurz und versuchte seine Marionetten in die Schussbahn zu bringen, die das Schwert nahm.
 

Doch auch er hatte es zu spät bemerkt. Mit einer unsagbaren Geschwindigkeit durchbrach die Klinge Gaaras Sandschild und riss diesen mit sich zu Boden.
 

Sasuke konzentrierte sich, konnte von seiner Position aus nicht sehen, was geschehen war. Explosionsartig ließ er seine Energie wie Blitze entweichen. Die blauen Lichtblitze legten sich um die Schlangenkörper und schüttelten diese regelrecht durch. Bewegungsunfähig zuckten sie über seinem Kopf und waren für den Moment kampfunfähig.
 

Naruto schloss die Augen und flüsterte: „Bitte verzeih mir, ich bin sofort da um dir zu helfen, Gaara...“ Er konzentrierte sich. Die Kugel aus rotierender, purer Energie in seiner Hand war zu einer noch nie geschafften Größe angeschwollen. Er sah Orochimaru und das Schlangenmonster an. Mit einem befreienden Kampfschrei schoss er schließlich seine Kugel ab, die ihr Ziel nicht verfehlte.
 

Sasuke beendete seine Paralyse, als er die herannahende Energiekugel hörte. Eiligst pirschte er zwischen den Schlangen her, lief so schnell er konnte in eine sichere Entfernung, ehe er sich herumdrehte und den letzten Rest seiner Energie für eine letzte Attacke nutzte. Der riesige Drachenkopf aus purem Feuer bahnte sich seinen Weg und traf den Koloss aus Schlangen kurz nach der Energiekugel. Eine Explosion fegte alle Krieger, selbst Sasori in seiner distanzierten Position, mit einer ungeheuren Wucht von den Beinen...
 


 

Itachi und Neji sahen erschrocken auf. Selbst hier war die Explosion noch deutlich zu hören. Auch die Zivilisten rückten besorgt näher zusammen. Der ältere Krieger seufzte. Was auch immer es war, Neji musste sich jetzt endlich aktivieren, sonst wäre ihre Mühe vielleicht völlig umsonst gewesen.
 

Reden hatte nicht geholfen, geplantes und sorgsames Vorgehen ebenso wenig. Also wurde es Zeit für eine völlig untypische und absolut spontane Aktion.
 

Er legte seine Hände an die zartblassen Wangen den Blinden und beugte sich zu ihm herab. Ohne noch einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden legte er seine Lippen einfach auf die von Neji. Dieser riss erschrocken die Augen auf und versteifte sich. Als ihm jedoch langsam klar wurde, was passierte, entspannte er sich wieder ein wenig.
 

Wie Strom durchfuhr ein Kribbeln seinen Körper. Und mit einem Mal war alles so klar und einfach. Wirklich alles! Er schloss seine Augen und lächelte innerlich. Seine Weissagung war plötzlich auch präsent: „Ein Kuss wird dir den Sprung über deinen eigenen Schatten ermöglichen.“ Es war wirklich wahr! Itachi hatte die ganze Zeit Recht gehabt! Jetzt wusste er es auch. Leise seufzte er, als die warme und sanfte Zunge über seine Lippen strich. Sein ganzer Körper zitterte, und doch fühlte er sich innerlich absolut ruhig.
 

Es war alles richtig, so wie es war. Er war nicht einfach nur Neji. Nicht mehr. Itachi machte ihn zum Träger der Waffe. Vervollständigte ihn. Liebte ihn.
 

Die fremde Zunge mogelte sich zwischen seinen Lippen hindurch. Freudig aufgeregt gewährten sie ihr schließlich den erflehten Einlass. Liebevoll erkundete sie jeden Millimeter seines Mundes, ehe sie seine eigene Zunge zu einem engen und zärtlichen Tanz aufforderte.
 

Während Neji und Itachi in ihrem Kuss völlig versanken, veränderte sich um den Blinden herum das blaue Leuchten. Nachdem es von blau zu einem strahlenden Weiß gewandelt war, wurde es immer intensiver, gleißender und heller. Breitete sich aus. Schloss zunächst nur Itachi mit ein, wanderte aber immer weiter in alle Himmelsrichtungen. Blendete alle Anwesenden, ehe es sich schützend über sie legte.
 

Aus dem Rücken des Blinden begannen noch hellere, weiße Flügel zu wachsen, die ebenfalls immer größer wurden. Die Flügel schienen das schützende Licht ihrerseits noch einmal in Schutz nehmen zu wollen und umarmten das Leuchten augenscheinlich. Die Welt um die beiden herum versank in warmer, wohliger und friedlicher Helligkeit, die sich Meter für Meter immer mehr ausbreitete...
 


 

Orochimaru hustete. Sein Gesicht lag schwer auf dem staubigen Boden, so dass sein Atem den feinen Schmutz aufwirbelte. Keuchend hievte er sich unter Schmerzen auf, bis er leicht benommen auf den Beinen stand. Er sah sich um. Und lachte. Wie von Sinnen. Er lachte einfach. Der Wahnsinn glänzte in seinen Augen, hatte ihm völlig den Verstand vernebelt.
 

Keiner dieser Hosenscheißer stand noch! Sie alle lagen im Dreck! Doch er stand noch!
 

Er entdeckte Gaara und ging auf diesen zu. Sein Schwert steckte in dessen Schulter und hatte sich tief in die Erde gebohrt. Ohne eine Spur Mitleid oder Mitgefühl zog er seine Klinge aus dem Körper der Kriegers, der zu seinem Unmut auch noch dabei aufschrie. Seine kalten Augen trafen auf die Gaaras. Der Bengel war zäh. Lebte noch. Doch das ließ sich ja nun einfach und unkompliziert ändern...
 

Er fasste sein Schwert fester und peilte die Brust des wehrlosen Elitesoldaten an. Ein Stich, ein Treffer, und das Problem wäre behoben. Kalt lächelnd holte er zum letzten Schlag aus und...
 

...hielt inne, als er ein Geräusch hörte. Aufmerksam sah er sich um. Und traute seinen Augen nicht.
 

Ausgerechnet ER, dieser blonde Nichtskönner!, erhob sich zwischen all den toten Kriegern! Was für eine Frechheit!!
 

Gaara völlig vergessend stapfte Orochimaru auf Deidara zu, seinen hasserfüllten und von Wahnsinn zerfressenen Blick nicht von diesem nehmend. Den anderen konnten er später noch töten. Doch dieser Blonde war ihm der größte Dorn im Auge. Keinerlei Fähigkeiten, keine Ahnung von dem Leben hier unten. Und doch stand dieser Jüngling auf, als wolle dieser ihn verspotten. IHN! Orochimaru!
 

Er hatte doch geschafft, was seine ganzen angeblich fähigen Untertanen nicht zu tun befähigt waren: die atlantische Elite ausmerzen! Alleine! Nur dieser Hampelmann stand noch aufrecht! Orochimaru richtete sein Schwert auf den Blonden und stürmte los...
 

Deidara sah auf. Sein Atem stockte. Dieser hässliche Kerl lebte noch immer! Wo waren die Elitesoldaten?
 

Panisch sah er sich um. Wo war Sasori?! Doch alle außer ihm und dem izyrianischen Herrscher lagen regungslos im Staub.
 

Seine Knie wurden weich. Für einen Augenblick hatte der Geologe sich vorgenommen seine Schwerter zu greifen und sich zu wehren. Doch wozu? Eine Träne kullerte an seiner Wange herab. Wozu denn? Für ein Leben ohne Sasori? Niemals! Nie und nimmer! Da ließ er sich lieber von diesem Wahnsinnigen den Rest geben.
 

Resignierend schloss er seine Augen. Sie würden wieder zusammen sein. Nur nicht hier. Ein ewiges Leben mit seinem Rotschopf an seiner Seite. Was konnte er sich mehr wünschen?! Es war alles, was er jemals wollte und auch je wollen würde. Ruhig harrte er der Dinge, die auf ihn zukamen...
 

Sasori wischte sich über das Gesicht und sah sich um. Mit einem Schlag war er voll da! Hektisch rappelte er sich auf, doch seine Beine versagten ihm einen Dienst, wie er ihn befahl. Statt loszurennen knickten sie einfach wieder ein.
 

Panisch sah er, wie Orochimaru auf Deidara zulief, mit gezogener Waffe! Und der blonde Dummkopf schien sich nicht einmal bewegen zu wollen, sondern harrte einfach aus!
 

Von Angst zerfressen rappelte er sich wieder auf. Er würde nicht rechtzeitig hinkommen! Seine Marionetten waren alle zerstört! Aber irgendetwas MUSSTE er tun!!
 

Er schlug eine Hand vor seinen Mund und spürte, wie sich Tränen in seinen Augen sammelten. Es gab nur noch eine einzige Möglichkeit...
 

Kurz schloss er die Augen und ignorierte das gleißende Licht, das vom Strand aus auf sie zuraste. Die emporgestiegenen Tränen fanden ihren Weg über seine Wangen. Er öffnete seine Augen und sah Deidara an. Dieser schien seinen Blick zu spüren und sah schließlich zu ihm herüber. Riss entsetzt seine Augen auf, als ihm bewusst wurde, dass er einen riesigen Fehler machte... sich geirrt hatte und Sasori nicht tot war, sondern noch lebte!
 

Mit Tränen auf den Wangen hauchte Sasori fast lautlos: „Bitte vergib mir...“ Er konzentrierte sich auf Orochimaru, während Deidara von Panik erfasst die Beine in die Hand nahm und loslief.
 

Doch der Geologe wusste, dass es zu spät war. Er stolperte und fiel zu Boden. Schloss seine Augen. Wieder hatte er erst gehandelt und dann gedacht. Doch was hätte er ändern können? Dieser Kerl hätte ihn so oder angegriffen. Hauptsache war, dass es Sasori gut ging. Dass Sasori lebte und sich nicht dieser schrecklichen Umwandlung unterziehen könnte.
 

Die Zeit, sie schien immer langsamer zu laufen. Das gleißende Licht erreichte ihn. Er sah auf. Wo war Orochimaru?
 

Sasori hatte den izyrianischen Herrscher fixiert. Und mit einer einfachen Technik, wie er es auch mit seinen Marionetten tat, zu sich geholt...
 

Das Licht erreichte auch ihn und Orochimaru. Blut sickerte aus seiner Brust, an der ungleich scharfen Klinge vorbei, bis es in Tropfen Weg zum Boden gefunden hatte. Auch aus seinem Mund rann es in feinen roten Bahnen, stach auf der blassen Haut fast schmerzlich hervor.
 

Wie in Zeitlupe bewegten die Augen Orochimarus sich, stellten fest, dass er nicht Deidara vor sich hatte.
 

Sasori neigte seinen Kopf zur Seite, langsam, als würde die Zeit beinahe stillstehen. Sein Blick traf auf den Deidaras. Seine Augen funkelten glücklich. Er hatte es geschafft, auch wenn das Entsetzen in den blauen Augen ihn schmerzte. Aber er hatte keine andere Wahl gehabt...
 

Das Licht erfüllte alles. Den Strand, das Schlachtfeld, die Stadt... alles!
 

Die weißen hoffnungsvollen Schwingen folgten ihm, legten sich fast liebevoll über alles und jeden und bettete alle in einen Zustand absoluter Zeitlosigkeit. Niemand bewegte sich mehr. Wie eingefroren verweilte alles. Wie Geister verließen alle ihre Körper und blickten von außerhalb auf sich selbst und ihre Umgebung. Und doch verspürte niemand Angst. Die Waffe offenbarte sich ihnen. Und sie alle würden Zeuge davon werden. In tiefem seelischen Frieden harrte ein jeder von ihnen aus...

Göttliche Worte

Schemen in allerlei Grauabstufungen umgab ihre Seelen. Waberten bedächtig durcheinander. Langsam, würdevoll und von der Zeit völlig abgeschnitten. Nur ansatzweise konnte man die Umgebung erkennen, in der sie alle sich befanden. Eines jedoch war für jeden von ihnen klar und deutlich erkennbar: die Energie, die sie alle bereits als blaues Leuchten kannten. Sie formte die entfernten menschlichen Körper, wie ein Netzwerk aus Energie durchliefen feine Bahnen jeden einzelnen von ihnen, ob Elitekrieger oder einfacher Fischer.
 

Sie alle schwebten über dem Hügel, auf dem die finale Schlacht stattgefunden hatte. Deidara sah sich um und konnte sich selbst von oben herab sehen. Zumindest vermutete er sich an einer Stelle, an der eine solche Energiebündelung zu sehen war, da es die einzige war, die in der Nähe der beiden naheliegenden Bündelungen war, bei denen es sich ganz offensichtlich um Sasori und Orochimaru handeln musste.
 

Neji tauchte vor ihnen auf. Im Gegensatz zu ihnen hatte er keine geisterhafte Erscheinung, sondern stand in seinem gewohnten Aussehen vor ihnen in der Luft. Der einzige Unterschied bestand in den gleißenden Flügeln, die seinen Körper sanft und schützend umschlossen. Er lächelte schüchtern: „Falls ihr euch wundert... so sehe ich alles. Manche von euch wird es vielleicht erschrecken, aber andere...“ Sein Blick wanderte zu Itachi. „...wollten es ja schon lange einmal so sehen.“
 

Er seufzte und schloss die Augen: „Ich habe mir die Freiheit genommen und die Zeit angehalten, um euch ein paar Dinge zu erklären und zu zeigen. Ich... mache das hier zum ersten Mal, also seid bitte gnädig mit mir.“ Lächelnd öffnete er wieder die Augen. „Zuerst möchte ich euch auf einen Fehler hinweisen. Ich bin keine Waffe und habe auch keine Verfügung über eine solche. Vor vielen Jahren wurde ich fälschlicherweise als Waffe betitelt, was aber nicht stimmt. Viel mehr bin ich so etwas wie die Stimme, die Hand Kanos, der durch mich die Wahrheit offenbaren wird, um den 4 großen Reichen dieser Welt zu Frieden zu verhelfen...“
 

Alle lauschten gebannt. Selbst Deidara konnte nicht anders, als dem Singsang ähnlichen Erklärungen zu folgen. Seine Sorgen über Sasori waren so unendlich weit weg. Er fühlte sich beseelt und ausgeglichen in Nejis Anwesenheit. Unter normalen Umständen hätte er dessen Worte als unsinnig und absolut kitschig abgetan, doch hier in dieser Form, dieser Umgebung und diesem Augenblick hatte sein Verstand keinerlei Mitspracherecht. Sein Herz hatte das Sagen übernommen. Wie bei allen anderen auch. Und wie alle anderen war er von einem überirdisch wirkenden, absoluten Glück erfüllt, ohne sich dagegen wehren zu können oder es in Frage zu stellen. Es war einfach so und es gab keinerlei Zweifel daran.
 

Neji lächelte sanft: „So einige von euch werden sich sicherlich fragen, wieso Konan etwas ganz anderes in ihrer Vision gesehen hat, als nun eingetroffen ist...“ Er sah die Blauhaarige an. „Aber ich glaube, du hast bereits begriffen was passiert ist, nicht wahr? Möchtest du es ihnen erklären?“ Konan erwiderte sein Lächeln und trat entschlossen neben ihn: „Gerne. Es ist mir eine Ehre von der Stimme Kanos zu dieser Aufgabe gebeten zu werden...“ Nickend trat Neji einen Schritt zur Seite: „Fang ganz von vorne an. Du hast von Anfang an die Wahrheit gekannt, zumindest geahnt. Und während du alles erklärst werde ich euch alle an die wichtigsten Schauplätze der vergangenen Wochen bringen.“ Er sah noch einmal ernst, aber gütig in die Runde. „Und alles, was Konan euch nun sagen wird ist nichts als die Wahrheit. Ihr werdet es spüren, wissen, dass es wahr ist...“ Schließlich nickte er der Priesterin zu.
 

Konan sah auf, holte tief Luft und begann zu erzählen: „Alles fing mit der prophezeiten Ankunft unserer Freunde aus der Oberwelt an. Die Weissagung erfüllte sich und wir hofften auf den lang ersehnten Frieden, den dieses Ereignis mit sich bringen würde. Zeitgleich befragten Tsunade und ich das Orakel zu zwei sehr wichtigen Dingen: den Träger der vermeintlichen Waffe und den Auserwählten für die Zeugung eines Nachkommens.“ Etwas unwirsch räusperte sie sich. „Den Auserwählten Träger hatten wir schnell ermittelt. Kano ließ uns bereits damals wissen, dass Neji es sein würde. Doch ich hatte eine Ahnung, dass wir bei dieser Sitzung belauscht werden würden...“
 

Um sie alle herum erschien plötzlich Tsunades Thronsaal. Sie beobachteten ihre Herrscherin und damalige Hohepriesterin dabei, wie sie gemeinsam beschlossen den Saal aus Sicherheitsgründen zu verlassen, um das Ergebnis zu präsentieren. Und schließlich konnten sie ALLE beobachten, wie Kabuto hervortrat und den beiden Frauen wütend hinterherschaute.
 

Konan setzte ihre Erklärung fort: „Doch die Steine lieferten kein Ergebnis für einen potenziellen Nachkommensvater. Damals hatte ich es noch nicht verstanden...“ Neji sah sie an: „Chronologisch, Konan. Sie werden es früh genug erfahren...“ Sie nickte: „Ist gut. Jedenfalls... ich konnte in einer Vision sehen, dass Kabuto der Schuldige ist. Also nahm ich meinen gesamten Mut zusammen und berichtete der Herrin von dieser Beobachtung. Doch sie glaubte mir nicht. Und Sakura fiel mir in den Rücken, indem sie ihm ein falsches Alibi gab. Ich wurde, wie ihr alle wisst, vom Dienst suspendiert.“
 

Sie seufzte, aber jeder einzelne schien es sehr zu bereuen. Alle sahen sie mitfühlend und reuevoll an, hatten den Blick gesenkt und kämpften mit dem Bildern, die Neji projizierte.
 

Schließlich sprach Konan weiter: „Die Einzigen, die mir glaubten und die mich unterstützten waren unsere Freunde aus der Oberwelt und nach und nach die Krieger unserer Elite. Allen voran aber glaubte mir einer: Sasori!“ Sie schloss ihre Augen. „Und er war es, der fortlaufend angefeindet und verachtet wurde, bis hin zu Kabutos gemeinen Intrigen. Er und Deidara erklärten sich mutig dazu bereit nach Beweisen für Kabutos Schuld zu suchen. Sie hielten es bereits in den Händen, als sie es zurücklassen mussten...“
 

Um sie alle herum wandelte die Umgebung sich wieder. Kabutos Zimmer war zu sehen, und wie die beiden sich mit dem Kalender beschäftigten. Konan erklärte weiter: „Sie haben herausgefunden, dass sich Kabuto heimlich mit jemandem treffen wollte, der nur als 'O.' bezeichnet wurde. Doch dann...“
 

Alle sahen, wie die beiden das Buch zurück auf den Tisch legten und sich versteckten, ehe Kabuto selbst das Zimmer betrat. Jeder von ihnen konnte sehen, wie dieser das Buch an sich nahm, mit diesem das Zimmer verließ und es heimlich ein einem anderen Raum verbrannte.
 

„Er musste etwas geahnt haben. Die beiden waren fest entschlossen ihm zu diesem Treffen zu folgen. Doch er lockte sie in seine erste Falle...“
 

Kabuto schritt durch den Wald und traf sich mit einem Trupp Soldaten aus seiner Heimat. Mit einem eiskalten Lächeln tötete er vier Männer mit Hilfe seiner Schlangentechnik. Präparierte sie in aller Ruhe. Präsentierte sie in der Stadt. Lächelte glücklich über die Reaktion der Bürger und Sasoris Schmach. Verschwand im Wald und traf sich mit seinem Herren Orochimaru. Und alle konnten es sehen, waren schier dabei. Fühlten jede Emotion mit, die sich an diese Bilder knüpften. Fühlten den Schmerz des rothaarigen Kriegers und die Schadenfreude ihrer Feinde.
 

„Doch es sollte nur der Anfang sein. Er setzte Sakura unter Druck, da er WUSSTE, dass sie gelogen hatte. Sie sollte sich entführen lassen.“
 

Kabuto trat in Sakuras Zimmer und erpresste sie. Alle empfanden dieselbe Angst, denselben Zweifel wie die Priesterin es in diesen Augenblicken empfunden hatte. Schließlich sahen sie, wie die Entführung ablief. Raptoren mit Reitern schossen aus dem Dickicht auf die wehrlosen Priesterinnen zu und nahmen Sakura mit sich. Die Angst, die alle erfüllte, war so unglaublich real für jeden von ihnen. Doch am Schlimmsten wohl war der Schmerz! Der Schmerz, als die Soldaten Sakura den Finger abtrennten und in das Schreiben eingewickelt den fliehenden Mädchen übergaben.
 

„Tsunade sollte außer Gefecht gesetzt werden. Ich nehme an, um der Elitetruppe von Orochimaru Zeit zu geben, um praktische Erfahrungen zu sammeln. Der Angriffstermin, das Nachkommensfest, musste verschoben werden. Ohne Sakura würde es nicht ewig vor sich hergeschoben werden, ohne Tsunade allerdings war es unmöglich dieses Fest abzuhalten. Also folgte der nächste Schritt des Plans. Kabuto sorgte dafür, dass die Herrin die Elite nach Ablauf der Frist aus der Stadt schickte. Sie wurden abgelenkt, während die Soldaten in die Stadt einfielen.“
 

Panisch kreischten einige auf, als sie sich plötzlich dem riesigen Raptor gegenübersahen. Auch Deidara wurde bleich. Er hatte die Beschreibungen für eine maßlose Übertreibung gehalten... doch nun wurde ihm bewusst, dass genau das Gegenteil der Fall gewesen war. Die Elite hatte sich einem Ungetüm entgegengestellt, das größer nicht hätte sein können. Als er schließlich noch mit allen anderen beobachten musste, wie Sasori vermeintlich unter diesem Koloss begraben wurde und welche Angst auch die anderen gehabt hatten, da schien ihm schier das Herz stehenzubleiben.
 

Rasch änderte sich die Kulisse jedoch wieder. Sie sahen den Tempel. Tsunade stürzte und sah Kabuto in die Augen, ehe dieser die Herrscherin absichtlich schwer verletzte.
 

Konan sah auf: „Sasori wurde trotz seines Einsatzes verunglimpft. Tsunade in einen künstlichen Schlaf gelegt. Und nach einer weiteren Befragung des Orakels in Sasoris Namen hatte ich wieder kein Ergebnis für einen Nachkommensvater. Nagato war es, der den Grund dafür erkannte... Die Verletzungen hatten unsere Herrin so schwer verletzt, dass sie keine Kinder mehr zeugen kann. Es konnte also gar keinen Kandidaten geben, da es niemals eine Thronfolgerin geben wird, die Tsunade zur Welt bringt...“ Sie seufzte. „Darüber hinaus hat Kabuto es auch noch geschafft ihr die Erinnerung an diesen Angriff zu nehmen... Ehe schließlich die Elite mitsamt Orochimaru und Yondaime angriffen.“
 

Wieder sahen alle den Platz vor dem Tempel. Die Kämpfe tobten und Orochimaru stachelte Yondaime an. Alle konnten nun sehen, wie Kabuto heimlich die Anweisungen gab, wie er Yondaime zielsicher auf Deidara ansetzte. Und alle, wirklich alle, konnten die panische Angst von Sasori spüren, als dies passierte. Die Verzweiflung. Und die Liebe, die all das ermöglichte. Spürten die Ruhe Sasoris, als er glaubte sterben zu müssen. Sahen genau, was wirklich zwischen den beiden passierte und dass Sasori tatsächlich versuchte den Kampf zu vermeiden. Und ein jeder war gezwungen den Schmerz nachzuempfinden, den er fühlte, als er vom Dienst suspendiert wurde und auch noch von ALLEN beschimpft und gedemütigt wurde.
 

Viele wünschten sich nichts sehnlicher, als dass es endlich aufhörte, doch Neji war unerbittlich. Sie alle sollten für einen Bruchteil das spüren, was sie Sasori angetan hatten. Vielen standen die Tränen in die Augen. Doch er ließ sie auch den Wunsch nach Erlösung spüren. Den verzweifelten Schrei nach Emotionslosigkeit.
 

Neji trat schließlich wieder neben Konan und nickte: „Doch das ist nicht alles. Mit einem Trunk hat Kabuto die Herrin manipuliert. Sie war so beeinflusst, dass sie seine Machenschaften nicht für wahrhaftig erachtete. Und so kam es schließlich dazu, dass der Angriff trotz aller Warnungen und Hinweise dennoch stattfand.“ - „Richtig. Schließlich hatte ich die Vision zum Ablauf dieses Angriffs. Ich habe Tsunade auch davon berichtet, doch sie nahm meine Hinweise nicht ernst. Und letztlich zwang Kabuto Sakura zu der letzten Lüge. Die letzte Lüge, die bald für den Untergang des gesamten Reiches verantwortlich gewesen wäre...“
 

Die Seelen der Anwesenden hatten sich von dem letzten Ereignis noch nicht wieder erholt, als die Verkündung um sie herum auftauchte. Die Nennung seines Namens. Die abgrundtiefe Verzweiflung Sakuras, die Wut Tsunades waren das Erste, was sie nachempfanden. Dann die Enttäuschung Deidaras. Und schließlich der Bruch Sasoris. Jeder einzelne schien einen qualvollen seelischen Tod in diesem Augenblick zu sterben. Jeder einzelne spürte schmerzlichst, wie tief die Gefühle des geächteten Monsters waren. Jeder einzelne verstand, was hinter der kühlen Fassade verborgen lag, ohne es genau zu kennen.
 

Konan lächelte nun, auch wenn selbst ihr diese Gefühle beinahe den Verstand raubten: „Und dieser von euch so unsagbar verteufelten Liebe, diesem viel beschimpften Monster haben wir es zu verdanken, dass Neji erwacht ist...“
 

Mit Tränen in den Augen sahen sie alle die Blauhaarige an. Deidara verspürte eigentlich nur noch das Bedürfnis sich zu übergeben. Er hatte geahnt, dass sein Fehler schwer gewesen war. Dass aber so ein abgrundtiefer Schmerz in Sasori entstanden war, das hatte er um Längen unterschätzt. Er blickte die geliebte Seele neben sich an und nahm ihre Hand. Sasori sah ihn an, lächelte und drückte zuversichtlich zu. Der Blonde konnte es nicht fassen, noch viel weniger als vorher, dass sein Rotschopf ihm diese Qual verziehen hatte. Dass er ihn so sehr liebte, um diesen Schmerz zu übertreffen. Wie dumm war er nur gewesen...
 

„Dank Deidara kehrte Sasori zurück, anders als in meiner Vision. Und diese Rückkehr hat die Rettung von Atlantis bewirkt.“
 

Sie sahen Sasoris Haus, wie der Krieger sein Blut ließ und Deidara schließlich verließ. Wieder erfüllte ein verzweifelter Schmerz die Seelen der Anwesenden. Dieses Mal jedoch die des Geologen. Doch dieses Gefühl änderte sich, bis letztlich jeder einzelne den unbändigen Willen nachfühlen konnte, mit dem Deidara Sasori folgte. Die Liebe, die ihn antrieb, als er den Keller in Brand steckte.
 

Während die anderen den Schmerz allmählich vergaßen sah der Rothaarige Deidara liebevoll an. Ihre Augen trafen aufeinander. Reden mussten sie nicht. Sie wussten es nun beide. Waren sich über alles im Klaren. Und waren unendlich glücklich, dass sie in all der Verzweiflung doch wieder zueinandergefunden hatten.
 

„Deidara hat nicht aufgegeben und um Sasori gekämpft. Seine Worte waren der nächste Schritt der neuen Ereigniskette. Sie haben Itachi die Augen geöffnet. Nur er konnte Neji durch seine Gefühle und seinen Kuss erwecken. Ohne Sasori und Deidara jedoch wäre das nicht passiert, weshalb in meiner Vision auch die göttliche Stimme nicht erwacht war. Weshalb in meiner Vision Atlantis zerstört wurde. Und auch Chiyo hätte sich ohne die Anwesenheit ihres Enkels nicht gegen Orochimaru gestellt, was wiederum dafür sorgte, dass Sasukes Weissagung sich erfüllte, da er ihr das Leben rettete... Und nur deswegen stehen wir hier. Weil zwei Menschen sich gegen alle Anfeindungen und atlantischen Gesetze für ihre Liebe entschieden haben...“
 

Für eine Weile entstand ein betretenes Schweigen. Neji lächelte leicht. Jeder dachte nach, horchte und fühlte in sich nach, verstand mit dem Herzen und der Seele, was der Verstand all die Zeit für unmöglich erachtet hatte. Alle begriffen das Unrecht, das sie vielen mutigen Menschen unter sich angetan hatten.
 

Neji sah auf und lächelte: „Ich weiß, dass ich viel von euch verlange. All diese Dinge sind so unglaublich, dass ihr es kaum fassen könnt. Aber es ist die Wahrheit. Das, was ihr am Meisten gefürchtet und gehasst habt hat euch allen das Leben gerettet, die Augen geöffnet. Das ist das, was ihr als Waffe verstanden habt. Die Wahrheit. Sie ist mächtig und manchmal grausam. Aber sie ist reinigend und versöhnend. Ihr müsst nicht auf die Knie gehen und Kano um Gnade anflehen, oder um Verzeihung bitten.“
 

Alle Augen richteten sich wieder auf ihn. „Nein, das ist nicht nötig. Ich bin hier, um euren Geist zu befreien, mit der Wahrheit. Ich kann keine Wunder vollbringen. Aber ich kann euch die Augen öffnen. Wir sind alle eins, Teile der selben göttlichen Energie, der selben irdischen Beschaffenheit. Jeder von euch hat die Wahl: nehmt die Wahrheit an und kehrt mit einem gereinigten Geist in euer Leben zurück, oder verwehrt euch dagegen und erwartet die göttliche Strafe Kanos dafür. Egal was ihr getan habt, Kano wird der Richter sein. Doch die Geschworenen seid ihr ganz alleine, jeder für sich. Nehmt eure Fehler an und bereut sie, oder verschließt die Augen vor der Wahrheit eurer Fehler. Denkt noch einen Moment darüber nach. Derweil werde ich ein paar ausgewählten unter euch noch eine Botschaft mit auf den Weg geben, für die dasselbe gilt. Ihr entscheidet, ob ihr sie annehmen und umsetzen wollt oder nicht. Ich zeige euch die Tür, hindurchgehen müsst ihr selbst...“
 

Mit einem gleißenden Blitz verschwand er. Reflexartig schlossen alle die Augen, um durch das grelle Licht nicht geblendet zu werden. Für einige wurde es schließlich dunkel. Sie befanden sich in einer unendlichen Dunkelheit, in der sie versanken, jedoch ohne dabei Angst zu verspüren. Nejis göttliche Anwesenheit war deutlich zu spüren, seine Stimme klang angenehm, weich und unendlich...
 


 


 

„Tsunade, ich habe dir etwas Wichtiges mitzuteilen.“

„Was denn?“

„Gewähre Sakura die Chance, um die Konan dich bereits gebeten hat.“

„Ich verstehe nur nicht, wieso ich das tun sollte.“

„Du hast Konan Unrecht getan, mehr als einmal. Du hast, wenn auch ungewollt, zu diesen Ereignissen beigetragen. Sakura erging es doch ähnlich. Verurteilst du sie, so rechne auch du mit einer Verurteilung. Es ist Konans Wunsch, also gewähre ihr diesen doch. Du wirst sehen, dass es zu deinem Nachteil nicht sein wird.“

„Wahrscheinlich hast du Recht. Ich habe mich blenden und benutzen lassen. Habe vergessen, welche Aufgabe ich wirklich habe. War ebenso egoistisch wie Sakura. Wenn ich durch Gnade Wiedergutmachung leisten kann, dann sei es so...“

„Du bist eine weise und gütige Herrscherin. Und du wirst das Reich Atlantis in gute Hände geben, das weiß ich. Auch, wenn es nicht dein eigen Fleisch und Blut sein wird. Aber es wird jemand, der mit vollem Herzen deine Nachfolge antreten wird.“

„Danke, Neji. Du bist wahrlich etwas Besonderes.“

„Nicht doch. Ich bin nur ein Sprachrohr. Deine Treue und Loyalität gegenüber Kano ist es, was dir bisher den Weg gezeigt hat, und auch in Zukunft zeigen wird.“

„Ich danke dir trotzdem. Für alles.“

„Ich dir auch...“
 


 

„Orochimaru...“

„Verschwinde!“

„Willst du denn nicht wissen, was Kano dir ausrichten lässt?“

„Eigentlich nicht. Wenn du denkst, dass mich dein Gesülze beeindruckt hat, dann hast du falsch gedacht...“

„Verstehst du denn nicht? Du kannst deine Taten bereuen. Es gab niemals eine Waffe, und es wird keine geben. Was also willst du aus diesen Ereignissen lernen?“

„Lernen?! Du machst Witze! Ich bereue gar nichts!“

„Wirklich?“

„Nun, eine Sache vielleicht... Ich habe Kabuto für nichts, rein gar nichts, verloren! Das bereue ich! Aber ich werde den Ausgleich dafür schaffen, das schwöre ich!“

„Es ist sehr schade, dass du das sagst...“

„Nein, es ist gerecht.“

„Orochimaru, du hast deine Entscheidung getroffen. Und du wirst auf dem Schlachtfeld, wenn du zurückkehrst, die Konsequenz dafür tragen müssen.“

„Danke, interessiert mich nicht, und nun geh aus meinem Kopf!“
 


 

„Wie geht es dir, Chiyo?“

„Mir geht es gut. Zum Glück habe ich altes Huhn noch im letzten Augenblick gemerkt, dass ich sehr viel falsch gemacht habe...“

„Und er hat es verstanden.“

„Ich wünschte nur, dass ich noch mehr für ihn tun kann...“

„Aber das kannst du. Wenn du es wirklich willst.“

„Was denn? Ich würde alles tun, um Frieden mit meinem Enkel schließen zu dürfen!“

„Du sollst eine zweite Chance erhalten. Unter einer Bedingung...“

„Welche Bedingung?“

„Nutze deine Fähigkeit. Ein einziges Mal.“

„Du weißt, was meine Fähigkeit ist?“

„Natürlich, Chiyo. Und ohne sie wird es nicht gehen. Nutzt du sie, so wirst du dafür sorgen, dass Sasori das Glück erfährt, das du ihm wünschst...“

„...Gut, ich werde es tun. Meine Zeit ist knapp bemessen. Und wenn ich dadurch meine Fehler wiedergutmachen kann, dann werde ich es auch machen.“

„Du bist eine mutige Frau. Wir werden uns wiedersehen...“

„Ja, ich weiß... Bis bald.“
 


 

„Hallo Gaara.“

„Neji?“

„In der Tat.“

„Was... was willst du denn ausgerechnet von mir?“

„Gar nichts.“

„???“

„Gaara, du hast wahrhaft tapfer und aufopferungsvoll gekämpft. Du hast dich selbst bezwungen und zugelassen, dass dir jemand hilft. Das ist sehr mutig.“

„Ach, Naruto zwingt sich doch immer auf...“

„Nun sei nicht so. Du weißt selbst am Besten, wie oft er deshalb früher eine Tracht Prügel von dir bekommen hat...“

„Das ist wohl wahr... Ich war ziemlich... unausstehlich, oder?“

„Manchmal.“

„Du bist ein schlechter Lügner.“

„Ich weiß. Okay, du warst unausstehlich. Aber du hast gelernt anderen zu vertrauen. Warst ein Teil unserer Elitetruppe und hast dich als würdiger Krieger erwiesen... egal was dein Vater immer gesagt hat. Deine Größe hätte er bis an sein Lebensende nicht erreicht.“

„...“

„Und diese Größe, diese Würde, ist das Ergebnis, die Konsequenz deines Handelns.“

„...“

„Meine Botschaft an dich, Gaara, ist, dass du mit deinen Geschwistern nach Eccalia zurückkehren sollst.“

„Warum das denn?“

„Nun, sagen wir es mal so... es ist dort gerade eine Stelle frei geworden, die einen Krieger deines Schlages dringend nötig hat... und auch zwei Geschwister, die diesen Krieger mit all ihrer Kraft den Rücken stärken werden, wenn er es denn zulässt...“
 


 

„Sasori, es tut mir Leid.“

„Was tut dir Leid?“

„Alles. Du bist wohl einer derjenigen, die bei Weitem die größte Last auf ihren Schultern tragen mussten.“

„Schon in Ordnung. Es war meine Aufgabe, es war mein Leben. So lange es Deidara gut geht ist alles in Ordnung.“

„Ja, aber ohne dich wird es ihm nicht gut gehen, verstehst du das nicht?“

„...Doch. Ich verstehe es. Jetzt.“

„Deine Angst hat sehr viel sehr schwer gemacht.“

„...Ich weiß. Wäre ich nur von Anfang an ehrlich gewesen... Aber ich konnte einfach nichts machen.“

„Willst du, dass er glücklich ist?“

„Natürlich! Nichts anderes...“

„Liebst du ihn?“

„Ich habe ein Schwert in meiner Brust, das sonst er abbekommen hätte... was glaubst du wohl?“

„Es geht nicht darum, was ich oder sonstwer glaubt. Es geht darum, was du fühlst und zu sagen bereit bist.“

„...“

„Sasori, deine Großmutter wird DIR zuliebe ein Opfer bringen. Wieso ist es für dich schier unmöglich deine Gefühle in Worte zu packen?“

„Angst...“

„Wovor? Schweigen hat euch erst so weit voneinander entfernt, aber Deidaras ausgesprochene Gefühle haben alles wieder in die richtige Bahn gelenkt...“

„Hm...“

„Sag es ihm. Bei Kano, wenn du ihn wirklich so liebst, dann sag es ihm! Es ist deine letzte Chance. Nutzt du sie, dann wird er glücklich werden. Versprochen.“

„...Also gut. Wenn ich ihn damit glücklich machen kann, dann werde ich es sagen.“

„Aber beeile dich. Viel Zeit hast du nicht mehr...“

„Ich weiß, Neji, ich weiß...“
 


 

„Deidara...“

„Ja...“

„Du bist traurig, nicht wahr?“

„Natürlich! Am Liebsten würde ich hier bleiben. Wenn ich zurückkehre, dann...“

„Soll ich dir ein Geheimnis verraten? Aber wehe du verpetzt mich.“

„Wie jetzt? Was soll das?“

„Versprich es.“

„...gut, versprochen.“

„Nur für dich hat Sasori heimlich das Küssen mit Hiruko geübt.“

„WAS?!?“

„Nur für dich hat...“

„Das habe ich schon verstanden! Aber wieso geübt?“

„Du kannst Fragen stellen... Weil er es nicht konnte.“

„Du meinst, dass ich...?“

„Ja, genau das meine ich. Du hast es geschafft, dass er ein liebloses Leben aufgegeben hat, gelernt hat zu vertrauen, gelernt hat zu leben, gelernt hat zu küssen und gelernt hat zu lieben... und geliebt zu werden. Das ist dein Verdienst.“

„Und wieso wird er mir wieder weggenommen? WIESO?“

„Deidara... ich bitte dich um eines: Vertraue du nun mir. Du hast Sasori nicht vertraut, obwohl er nur immer dein Bestes wollte. Und das möchte ich auch. Aber du musst mir vertrauen, ohne dass du genau weißt, was passieren wird.“

„...was habe ich denn für eine Wahl? Ich habe gesehen und gefühlt, was mein Misstrauen angerichtet hat. Ich will ihn niemals wieder verlieren...“

„Ich verspreche dir, dass alles gut werden wird. Aber du wirst vorerst eine sehr schmerzvolle Zeit durchstehen. Doch egal was passiert oder wie lange es dauern wird, Deidara... Vertraue mir, lasse es geschehen und kehre nach Hause zurück. Dann wird sich alles zum Guten wenden. Erzähle der Welt von deinen Erlebnissen, gehe deiner Arbeit nach und warte dort oben. Wenn du ihn wirklich aufrichtig liebst und ihm und mir vertraust, dann wird der Schmerz bald vorbei sein.“

„...Versprochen?“

„Versprochen.“
 

Mit einem Mal schien es Deidara, als erwache er aus einem tiefen Schlaf. Er sah sich um. Sein Geist war in seinen erstarrten Körper zurückgekehrt. Nur seine Augen vermochten sich bereits zu bewegen. Sein Blick verharrte bei Sasori und Orochimaru. Er musste jetzt all seine Fassung zusammennehmen und Neji vertrauen. Welcher Schmerz auf ihn warten würde war mehr als offensichtlich. Eine Träne rann aus seinem Auge und tropfte von seinem reglosen Gesicht.
 

Das Schwert des Schwarzhaarigen hatte sich einmal durch Sasoris gesamte Brust gebohrt, trat an seinem Rücken wieder aus. Langsam kehrten die Farben um ihn zurück. Er spürte sein Herz langsam wieder schlagen. Fühlte das pulsierende Blut in seinen Adern.
 

Er konnte nichts dagegen tun, dass sich immer mehr Tränen über seine Wangen stahlen, weil er wusste, was nun passieren würde. Er würde seinem geliebten Rotschopf beim Sterben zusehen müssen... in der Hoffnung und dem Vertrauen, dass Neji sein Wort halten würde und schließlich alles gut werden würde... Um Sasori nicht zu verlieren musste er ihn dieses Mal ziehen lassen. Und den Schmerz darüber vorerst alleine ertragen müssen. Doch er würde es tun, um seines Glückes Willen...

Memories

~Aloha ihr Lieben!
 

Mit viel Herzblut habe ich dieses Kapitel geschrieben. Es ist das traurigste von allen, aber ich hoffe, dass es euch dennoch gefallen wird. Alles wird am Ende gut, versprochen!
 

Ich habe einen wundervollen Song herausgesucht, den ich über alles liebe. Den ich seit der ersten Seite für genau dieses Kapitel vorgesehen habe. Und von dem ich jetzt noch eine Gänsehaut habe... und nach dem ich auch dieses Kapitel benenne.
 

(*1*): http://www.youtube.com/watch?v=cpq_bgaSQZw
 

GLG

Galenhilwen~
 


 

Bumm...
 

Noch wirkte alles wie eingefroren. Noch schlug sein Herz. Doch schon jetzt spürte er die Schmerzen, die dabei seine Brust durchbrachen. Schon jetzt fühlte er, dass es nicht mehr mit voller Kraft schlug.
 

Bumm...
 

Nur langsam setzte die Welt sich in Bewegung, doch seine Gedanken waren so schnell wie immer. Sein Geist war wach und aktiv. Ob es bei den anderen auch so war?
 

Bumm...
 

Sasori sah sich um. Wie nur konnte er es schaffen Deidara das zu sagen, was er fühlte, noch ehe sein Herzschlag aussetzen würde? Orochimaru war noch am Leben. Im Prinzip sogar noch im Begriff ihn zu töten. Wie sollte er ihn loswerden, um seine letzten Atemzüge für Deidara übrig zu haben?
 

Bumm, bumm...
 

Etwas veränderte sich. Sein Herz schlug schneller. Er konnte richtig spüren, wie die Starre sich aus seinen Gliedern entfernte. Vorsichtig bewegte er die Finger.
 

Bumm, bumm...
 

Ja, er konnte sie bewegen, obwohl Orochimaru und der gesamte Rest noch reglos verharrte.
 

Bumm, bumm...
 

Sasori lächelte und hauchte leise: „Danke, Neji...“
 

Bumm, bumm...
 

Seine Finger glitten zielsicher in seine kleine Geheimtasche am Bein, suchten nach einem kleinen Fach an der Hinterseite.
 

Bumm, bumm...
 

Endlich. Er benutzte diese Giftnadeln höchst selten. Denn sie waren mit dem stärksten Gift versehen, das er jemals entwickelt hatte.
 

Bumm, bumm...
 

Wo sie sich in die Haut bohrten, löste sich sämtliches organisches und anorganisches Material augenblicklich auf. Wie bei einer hochgradig aggressiven Säure.
 

Bumm, bumm... Bumm, bumm...
 

Seine vorletzte Handlung in seinem Leben war also das kaltblütige Auslöschen seines Gegners. Wie ironisch.
 

Bumm, bumm... Bumm, bumm...
 

Die Nadeln glitten gekonnt zwischen seine Finger. Seine Hand erhob sich, holte aus...
 

Bumm, bumm... Bumm, bumm...
 

...und preschte nach vorne. Die Nadeln flogen in winzigen zeitlichen Abständen auf den Schwarzhaarigen zu.
 

Bumm, bumm... Bumm, bumm...

Bumm, bumm... Bumm, bumm...
 

Und sie verfehlten ihr Ziel nicht.

Eine traf direkt in die Stirn.
 

Bumm, bumm... Bumm, bumm...

Bumm, bumm... Bumm, bumm...
 

Eine traf den dürren, weißen Hals.
 

Bumm, bumm... Bumm, bumm...

Bumm, bumm... Bumm, bumm...
 

Und die dritte bohrte sich durch das lächerlich dünne Hemd.
 

Bumm, bumm... Bumm, bumm...

Bumm, bumm... Bumm, bumm...

Bumm, bumm... Bumm, bumm...
 


 

Stolpernd setzte Deidara seinen Spurt mit einem unangenehmen Ruck fort. Er hatte darauf gewartet, jede Sekunde damit gerechnet. Und doch war er nicht vorbereitet gewesen auf diese plötzliche Bewegung. Dennoch fing er sich wieder und rannte weiter auf seinen Rotschopf zu. Starrte auf die Szene zwischen seiner Liebe und seinem Feind und konnte doch nicht verstehen, was genau dort so urplötzlich passierte.
 

Sasori bewegte sich wie im Zeitraffer. Blitzschnell, für das Auge kaum wahrzunehmen. Und keine zwei Sekunden später, die Deidara ihnen wieder ein Stück näher gebracht hatte, schrie Orochimaru so unsagbar auf, dass es dem Geologen durch Mark und Bein fuhr.
 

Viele Menschen waren an diesem Tag gestorben. Viele auf eine grausame Art. Doch dieser Schrei kam aus der Hölle selbst. Transportierte in Bruchteilen von Sekunden den Schmerz, der dahinter lag. Ließ Deidara das Blut in den Adern gefrieren, wenn er sich nur ansatzweise die Qual vorstellte, die diesen Schrei auslösen musste.
 

Fast hatte er die beiden erreicht, als Orochimaru ein paar Schritte nach hinten taumelte und er einen Blick auf das bekam, was diese alles erfüllende Schreie auslöste. Ihm drehte sich der Magen um...
 

Der izyrianische Herrscher löste sich vor seinen Augen auf, als habe er ein Bad in Salzsäure genommen. Zischend fraß sich das Gift durch die Kleidung, die Zellen, einfach alles. Hatte ihm bereits die Haare vom Kopf geätzt und zersetzte die immer röter werdende Kopfhaut. Hatte das halbe Gesicht bereits bis auf den blanken Knochen vernichtet. Vermengte sich am Hals mit dem austretenden Blut der Schlagadern zu einem brodelnden, roten Sud. Und hatte ein klaffendes Loch durch die Brust gefressen, das halb zersetzte Knochen und Gedärme zum Vorschein brachte.
 

Das Schreien war bereits verstummt, klang jedoch noch immer, von den steilen Wänden reflektiert, über ihnen nach.
 

Der sich zersetzende Körper fiel zu Boden. Neben diesem landete der vom Gift abgetrennte Kopf. Langsam verflüchtigte sich das tödliche Gemisch in einer feinen, grünlichen Wolke, bis schließlich der grausame Prozess zum erliegen kam.
 

Deidara, der schon stehengeblieben war, riss seinen Blick endlich von diesem tödlichen Schauspiel los und sah Sasori an. Keuchte erschrocken auf und stürmte panisch zu diesem hin: „SASORI!“
 

Der Rothaarige sah ihn an und lächelte, während er seine zittrigen und geschwächten Hände um die Klinge des Schwertes legte. Es war egal, wie sehr er sie jetzt noch verletzte. Es war völlig egal... Als er einen festen Griff hatte zog er mit letzter Kraft das Metall aus seiner Brust. Blut rann von der Klinge, durchweichte seine Rüstung und tropfte von seinen Händen. Mit einem in dieser unheimlichen Stille so unglaublich laut wirkenden Klirren fiel das Schwert zu Boden, ehe direkt daneben Sasoris Körper auf der Erde aufschlug.
 

Um sie herum erhoben sich Gaara, Naruto und Sasuke. Sie hatten so einiges abbekommen, waren aber insgesamt wohlauf.
 

Der Lärm der Schlacht war absolut verstummt. Statt dessen ließen die Soldaten in der Stadt die Waffen fallen. Jeder einzelne von ihnen hatte das Spektakel miterlebt. Bei jedem von ihnen hatte es den Wunsch hinterlassen, endlich die Kämpfe niederzulegen, sich die Hände zu reichen und die Suche nach einer nie existenten Waffe zu beenden.
 

Aus der Schlucht strömten die Menschen herbei, die am Strand Zuflucht gesucht hatten. Allen voran liefen Tsunade, Konan, Sakura, Itachi und Neji, dicht gefolgt von den Priesterinnen und den Wissenschaftlern, ferner von den Bürgern der Stadt. Kapitän Kisame war mit seiner Mannschaft am Schiff geblieben und kümmerten sich um die bewusstlose, aber gut versorgte Chiyo.
 

Sie versammelten sich zusammen mit den verletzten Kriegern um Deidara und Sasori herum, die das alles jedoch gar nicht richtig mitbekamen. Betretenes Schweigen entstand.
 

Konan schlug sich die Hand vor den Mund, als sie sah, dass Sasoris Kopf auf Deidaras Beinen ruhte und sein Körper in einer großen Lache Blut gebettet war. Sie wandte den Blick ab und ließ sich von Nagato in dessen Arme ziehen, um an seiner Schulter lautlose Tränen zu vergießen. Das war nicht fair! Das war einfach nicht fair! Warum ausgerechnet er? Leise schluchzte sie. Kano hatte aus Sasori einen Märtyrer gemacht. Hatte ihm die Macht gegeben, um alle zu retten, doch der Preis dafür schien sein eigenes Leben zu sein. Das war auch von einem Gott nicht fair. So viel hatte dieser Krieger durchmachen müssen, und nun, da er endlich glücklich war, sollte er diese Welt verlassen. Das war, verdammt nochmal, nicht fair!
 

Tsunade scherte sich in diesem Augenblick einen Dreck um Etikette. Nein, das war kein Moment für eine offizielle Fassade, das war ein Moment für aufrichtige Trauer. Auch sie hielt ihre stummen Tränen nicht zurück. Selbst wenn sie gekonnt hätte, so hätte sie es nicht aufgehalten. Sie wollte es, weil auch sie ihren Beitrag dazu geleistet hatte, dass es überhaupt erst so weit gekommen war. Ihre Blindheit hatte dem wohl mutigsten Kämpfer dieses Krieges das Leben gekostet. Niemals hätte sie gedacht, wie wahr doch Chiyos einstige Worte sein würden, dass ihr Enkel eine wichtige Rolle in seinem Leben, innerhalb dieses Krieges, einnehmen würde. Damals hatte sie gedacht, dass er vielleicht der Träger der göttlichen Waffe sein könnte. Zumindest insoweit sie den Worten seiner Großmutter wirklichen Glauben geschenkt hatte. Die Herrscherin seufzte. Vorsichtig tastete sie nach Sakuras Hand, drückte diese und sah die junge Frau einfach nur gnädig an.
 

Sakura lächelte gequält, ebenfalls mit Tränen in den Augen. Tonlos formte ihre Lippen die Worte: „Es tut mir so unendlich Leid...“ Ja, das tat es. Sie bereute jedes einzelne Wort, das sie mit Kabuto gewechselt hatte. Bereute jede Lüge, die sie in die Welt gesetzt hatte. Und bereute alles, was aus ihren Lügen entstanden war. Vor allem das, was sie in diesem Augenblick sah. Ihr abgetrennter Finger war in keiner Weise eine Entschädigung dafür. Sie hatte die Gnade eigentlich nicht verdient, und doch ließ die warme Hand der Herrscherin sie wissen, dass sie eine zweite Chance erhielt. Und sie würde diese Chance nutzen. Mit allem, was sie aufzubringen hatte, würde sie dafür sorgen, dass sie etwas Schönes und Gutes aus ihrem Leben machte.
 

Itachi und Neji sahen sich an. Noch immer umgab den Blinden diese göttliche Aura, dieses strahlend weiße Glimmern. Nahm dem Älteren ein wenig von seiner Traurigkeit, um diese mit Zuversicht und Hoffnung zu ersetzen. Ja, Itachi war traurig über das Sterben seines Anführers, und doch nicht verzweifelt. Er fühlte, dass Neji noch etwas vor hatte. Und auch wenn er keinen Schimmer hatte was es sein würde, so vertraute er seinem Geliebten. Spürte das Glück, das ihm dessen Anblick bescherte. Zärtlich verschränkten sie ihre Finger ineinander. Er dankte Sasori für dessen Mut, durch den Atlantis endlich zu einem Ort werden würde, an dem sie ihr Glück zeigen und erleben durften.
 

Hidan hatte seinen Hut vom Kopf genommen und mit einer Hand sein Jashinsymbol umschlossen. Er kannte Sasori vielleicht nicht sonderlich gut, aber er hatte diesen stets für seine Kampfkunst bewundert. In Gedanken sprach er ein paar Worte an seinen Gott. Einem solch blutrünstigen Krieger vermochte Jashin möglicherweise ein wenig Ruhm und Aufmerksamkeit zuwenden. Viel weniger tat er es für den fremden Krieger, als für Deidara, der ihm so hilfsbereit bei Kakuzu unter die Arme gegriffen hatte. Ihm beigestanden hatte, als es ihm einfach nur dreckig ging. Musste ja keiner wissen, dass er sich auf diese Art und Weise dafür bedankte. Immerhin hatte er einen schlechten Ruf zu verlieren. Aber er konnte wirklich nachempfinden, wie es Deidara gehen musste. Alleine, wenn er sich vorstellte wie es wäre Kakuzu zu verlieren... Was selbstredend auch niemals jemand erfahren würde.
 

Gaaras Arm ruhte auf den Schultern seines Bruders Kankuro. Dieser war mitsamt ihrer Schwester Temari sofort besorgt zu ihm gekommen, als sie seine Verletzung gesehen hatten. Und nun stützte der rothaarige Krieger sich mit einem ungewohnten, aber nicht schlechten Gefühl auf seinen Bruder, ohne den Halt zu verlieren, während seine Schwester ein Tuch auf seine Wunde presste und die Blutung im Zaum hielt. Keiner der beiden gab ihm das Gefühl klein oder unfähig zu sein. Viel mehr vermittelten sie ihm unmissverständlich, dass sie einfach nur froh waren ihn lebend und weitgehend unversehrt um sich zu haben. Kümmerten sich einfach so, ohne große Worte um ihn und schlossen ihn in ihrer Mitte mit einer Umarmung ein.
 

Naruto machte keinen Hehl daraus, dass er mitgenommen und traurig war. Das hatte er noch nie und das würde er nie. Schniefend wischte er sich die Tränen aus den Augen, ehe er die Hand auf seiner Schulter spürte. Er sah auf und blickte Sasuke an, der versuchte ein mitfühlendes Gesicht zu machen. Der Schwarzhaarige musste sich ein erschrockenes Quieken verkneifen, als Naruto sich plötzlich in seine Arme warf und weinte. Das war doch etwas zu viel. Ja, auch er war extrem traurig, aber mit diesem Übermaß an Gefühlen konnte er nicht umgehen. Er musste alleine sein, um sich mit seiner eigenen Trauer beschäftigen zu können. Kurz sah er sich um. Zog schließlich eine der Priesterinnen zu sich und dem Blonden heran, der er diesen letztlich in die Arme drückte und selbst ein Stück Abstand zwischen sich und den anderen schaffte. Naruto sah verwirrt auf und sah in ein von Tränen gezeichnetes, aber feuerrotes Gesicht. Hinata traute sich gar nicht irgendetwas zu tun, war zwischen Trauer und Scham hin- und hergerissen. Erst als der Blonde sie schließlich liebevoll und tröstend in die Arme nahm, die beiden gemeinsam um den Verlust weinten, entspannte sie sich wieder und fühlte sich wohl, beschützt und nicht mehr so alleine.
 

(*1*) Blaue Augen blickten auf Sasori herab. Von Tränen erfüllt, von Verzweiflung gezeichnet. Doch er selbst lächelte und genoss das zarte Gefühl auf seiner Haut, das die Finger Deidaras hinterließen, die ihm liebevoll die Strähnen aus dem Gesicht nahmen. Der Geologe saß kniend auf dem Boden und hatte seinen Kopf auf dessen Beinen niedergelegt, so dass sie sich wortlos einfach nur in die Augen sehen konnten. Sasori wollte diesen Augenblick einfach nur auskosten, so lange es noch irgendwie ging. Unter Anstrengung hob er seine Hand und legte sie an die von den Tränen bedeckte Wange des Blonden, der sich umgehend an sie schmiegte und kurz die Augen schloss.
 

Der Krieger war so unendlich dankbar. Für diesen Augenblick, für alles was sie gemeinsam erlebt hatten und vor allem dafür, dass sie sich überhaupt hatten kennenlernen dürfen. Niemals würde er diese wundervolle Zeit vergessen. Sie gehörte ihnen. Jede einzelne Berührung, jedes neue Gefühl, jede gemeinsame Sekunde und jeder einzelne Kuss war ihr Eigen, das ihnen niemals jemand nehmen würde und könnte. Jeder Atemzug, den er nun noch tun würde, wäre ihrer. Seine letzten Minuten, sie gehörten nur Deidara, wie er selbst. Und diese Erinnerungen würden bleiben. Ihm, wie auch dem Blonden. Und zwar bis in alle Ewigkeit. So, wie er es sich stets gewünscht hatte.
 

Diese Erinnerungen würden sie auf ewig miteinander verbinden, und Sasori verstand endlich, dass es weit weniger um ein ewiges Leben oder einen bleibenden Eindruck ging, den man hinterließ. Die Ewigkeit verband sie beide durch alles, was sie gemeinsam getan und erlebt hatten. Kein Kunstwerk, kein Ruf dieser Welt könnte das ausdrücken, was für immer in ihren Erinnerungen geschrieben stand. Er lebte weiter. In Deidara...
 

Der Blonde schloss seine Augen, während die Tränen von seinem Kinn auf Sasori herabtropften. Noch fühlte er die Wärme des Anderen, an die er sich so sehr gewöhnt hatte. Die ihm schon jetzt unglaublich fehlte. Wie sie ihm immer gefehlt hatte, wenn Sasori nicht in seiner Nähe gewesen war. Wie nur sollte er es aushalten, wenn es ihm schon jetzt beinahe den Verstand raubte?
 

Seufzend öffnete er seine Augen wieder und strich dem Rothaarigen zärtlich über das Gesicht, welches aus reinstem Porzellan gemacht schien. Selbst das dunkle Rot des Blutes schmälerte nichts an der Perfektion der Züge, der Haut und dieser Augen. Ein perfekter Anblick, für einen perfekten Augenblick...
 

Er konnte seine Augen einfach nicht von diesem Gesicht nehmen. Nein, er würde aus diesem Augenblick eine Erinnerung machen, die er niemals vergessen würde. Er sah nicht das Blut, die Trauer und das Elend, sondern sah nur Sasori. Damit er immer wieder an den Augenblick zurückdenken könnte, an dem er verstand, wie wichtig jeder einzelne Moment zwischen ihnen war. Und dass ein Moment weit länger bleiben würde, als eben nur für einen flüchtigen Wimpernschlag.
 

Sasori lächelte und ließ seine Hand wieder zu Boden sinken. Es war so weit, er musste gehen. Erschöpft sah er den Blonden an, ohne das Lächeln zu unterbrechen, und hauchte kraftlos: „Deidara, ich danke dir. Für alles. Ich werde dich niemals vergessen, hörst du? Niemals. Sondern bis in alle Ewigkeit an dich denken, mich an dich erinnern, auf dich warten...“ Für einen Augenblick stockte er, sah lächelnd in die blauen Augen und versank in ihnen. „...werde dich bis in alle Ewigkeit lieben... Ich liebe dich, Deidara. Für immer.“
 

Aus Deidara brachen Tränen, Trauer und Freude gleichzeitig aus. Ungehalten weinte er, während er glücklich lachte. Es war so schizophren, aber nichts anderes hätte in diesem Augenblick gepasst. Er legte seine Hände an das zarte, blasse Gesicht auf seinen Beinen und beugte sich hinab, verwickelte Sasori in einen allerletzten Kuss. Das Blut, die Menschen, alles war ihm egal! Konzentrierte sich einzig und allein auf den zärtlichen Tanz, den ihrer beider Zungen miteinander tanzten. Wohlig warm, verzweifelt, aber unendlich liebevoll. Legte alles in diesen letzten, unbeschreiblichen Kuss, den sie beide ebenfalls nie wieder vergessen würden. Und der das letzte war, was Sasori in seinem Leben tat...
 

Deidaras Kuss wurde nicht mehr erwidert. Langsam löste er sich von seinem Rotschopf, dessen Kopf in den Nacken glitt. Die Augen geschlossen, der Körper ohne Leben. Aber auf Sasoris Lippen war noch immer dieses selige und glückliche Lächeln. Er war fort. Er war tot.
 

Stille kehrte ein. Einzig und allein Deidara war noch zu hören, der sich an den toten Körper presste und weinte, doch jeder einzelne Anwesende war in Gedanken bei dem Blonden und tröstete ihn ganz ohne Worte...

Wahrheit(en)

Die Mannschaft der Wissenschaftler und Nautiker hatte sich mit den Elitekriegern, den Priesterinnen, sowie Tsunade, Sakura und Konan am Strand versammelt. Die meisten Matrosen schleppten sie Ausrüstung und das Gepäck an Bord. Eine bedrückende Stille herrschte. Besorgt blickte Konan zu Deidara, der seit drei Tagen kein einziges Wort gesprochen hatte. Er hatte es nicht einmal geschafft das erste Wort seiner Rede auf der Trauerfeier auszusprechen, war statt dessen völlig erschöpft zusammengebrochen. Und Chiyo war noch immer nicht bei Bewusstsein.
 

Wie sollte das alles noch zu einem guten Ende kommen? Die Friedensverhandlungen würden bald beginnen; sie selbst würde ihre große Liebe nicht verlieren, was außer ihr allerdings noch niemand wusste; Itachi und Neji genossen ihre junge Beziehung und das Unglück hatte sich von ihnen abgewandt. Und doch fühlte sich kein einziger Mensch an diesem Strand wohl, gut oder erleichtert. Dieser Sieg hatte einen bitteren Beigeschmack gehabt, der wohl noch eine ganze Weile bleiben würde.
 

Unentschlossen griff sie in die große Tasche an ihrem Gewand und legte ihre Hand um etwas, das sie dort aufbewahrte. Sie war sich nicht sicher, ob sie es dem Geologen schenken sollte. Nicht, dass sie es nicht wollte. Das stand außer Frage. Das Problem war nur: würde er es verkraften? Sie seufzte, löste sich von Nagato und ging auf den Blonden zu. Sie würde es sich nicht verzeihen können, behielte sie dieses Andenken. Er musste es bekommen, auch wenn er sich vielleicht nicht sofort darüber freuen könnte. Irgendwann würde er es, dessen war sie sich sicher.
 

Deidara stand teilnahmslos herum und blickte auf die sich seicht bewegende Wasseroberfläche. Das war es nun. Alles war vorbei, er würde wieder nach Hause gehen. Doch der Gedanke daran erfüllte ihn nicht mit Freude. Er fühlte sich einfach nur leer, unvollständig, abwesend. Nichts würde so sein, wie es einmal war, obwohl seine Wohnung in in demselben Zustand erwartete, wie er sie einst verließ. Doch auch sie würde ihn nicht trösten können. Seine Wohnung nicht, seine Arbeit nicht und kein Mensch dieser Welt. Diese Reise war alleine für ihn bestimmt, so viele auch mit ihm fuhren... für ihn ganz alleine.
 

Er spürte eine Hand auf seiner Schulter und sah auf. Konan versuchte ihn aufmunternd anzulächeln, doch auch ihr schossen sofort wieder Tränen in die Augen, wie ihm selbst auch. Alles erinnerte ihn an Sasori. Einfach alles. Sie schloss ihn wortlos in die Arme und drückte ihn einfach an sich. Zum ersten Mal seit drei Tagen entspannte er sich ein wenig. Weinte einfach. Schluchzte reuelos. Genoss das beruhigende Streichen über seinen Kopf.
 

Nach einer Weile löste sie sich wieder von ihm und hauchte so leise, dass niemand sonst es mitbekam: „Deidara, ich habe hier ein kleines Geschenk für dich. Bitte sei mir nicht böse... irgendwann wirst du dankbar sein, dass du es bei dir hast...“ Sie griff in ihre Tasche und holte einen der Orakelkristalle heraus, der an einem feinen Band aus Raptorleder befestigt war. Sie legte ihn in die zitternden Hände des Geologen und lächelte gequält: „Das ist der Stein, den ich benutzt habe, als Sasori mich um die Befragung des Orakels gebeten hat. Ein Teil seiner Energie ruht in diesem Fragment, und wird es noch für viele, lange Jahre tun. Du kannst seine Energie spüren, wenn du dich darauf konzentrierst... Und du bist der Einzige, dem dieses Fragment ansatzweise zusteht...“
 

Der Blonde sah mit Tränen in den Augen auf, erwiderte ihr gequältes Lächeln und umschloss das Kleinod fest mit seiner Hand. Er konnte die Blauhaarige kaum mehr erkennen, als er sie in den Arm nahm und schluchzte: „Danke... vielen, vielen Dank...“ Er löste sich wieder von ihr und band sich die Kette um. Der wohlig warm strahlende Kristall ruhte genau auf seinem Herzen, das aufgeregt schlug. Für einen Augenblick schloss er seine Augen. Beinahe hatte er das Gefühl, als schlüge nicht alleine sein Herz. Viel mehr kam es ihm so vor, als antworte ihm ein Herz aus diesem Splitter, und glich dessen Schlag dem seinen an.
 

Nagatos Stimme riss den Geologen aus seinen Gedanken: „Deidara? Ich glaube, es geht gleich los...“ Der Blonde öffnete seine Augen, blickte seinen Kollegen an und nickte: „Ich... ich würde vorher gerne noch ein Abschiedsfoto machen...“ Der Rothaarige lächelte leicht und hielt ihm den Fotoapparat entgegen: „Ich bin dir einen Schritt voraus... Die anderen warten doch auch schon...“ Er deutete mit dem Kopf in Richtung Steg.
 

Deidaras Augen weiteten sich, als er sämtliche Forscher, Priesterinnen, Krieger und Freunde dort stehen sah. Für einen kurzen Augenblick hellte seine Miene sich auf, lächelte er aufrichtig. Ja. So viel er auch verloren hatte, so hatte er doch eines gewonnen: Erinnerungen an die wohl ungewöhnlichsten und besten Freunde, die er jemals in seinem Leben getroffen hatte.
 

Er begleitete Nagato und Konan zu dem Ensemble, wo die drei sich in Position brachten. Einer der Matrosen nahm den Fotoapparat an sich, ließ die Gruppe nach links, dann wieder nach rechts rücken, dirigierte hier und dort jemanden von A nach B, bis er schließlich den Auslöser ein paar Mal betätigte und der Blitz den Strand erhellte.
 

Ehe die Gruppe sich wieder auflösen konnte stürmte Nagato nach vorne, nahm die Kamera an sich und sah in die Runde: „Bittet hört mir noch einen kleinen Augenblick zu, wenn es Recht ist...“ Das aufkommende Gemurmel verstummte wieder und alle sahen ihn erwartungsvoll an. Alle bis auf Konan.
 

Der Rothaarige legte einen ernsten Gesichtsausdruck auf und sprach: „Liebe Freunde. Ich möchte mich im Namen der gesamten Mannschaft für eure Gastfreundschaft, aber vor allem für eure Freundschaft danken. Es war eine Zeit voller Abenteuer, Freude, aber auch Trauer. Ich weiß, dass die Trauerfeier für Sasori erst einen Tag zurückliegt, dass er friedlich in den Mauern des Tempels liegt und wir es geschafft haben ihn vor den zerstörerischen Einwirkungen von Raum und Zeit zu bewahren. Aber dennoch ist ein Abschied von euch auch ein Abschied von ihm, und ich möchte ihn nicht übergehen. Schweigen wir also eine Minute, um ihm den Dank wortlos auszusprechen, den er verdient...“
 

Ohne Umschweife nahmen alle diesen Vorschlag an, senkten ihren Blick und hingen lautlos ihren Gedanken nach. Deidara wischte sich die Tränen aus den Augen und seufzte leise. Ja, die Trauerfeier gestern war schlimm gewesen. Sie war prachtvoll und ehrwürdig, aber einfach nur tragisch gewesen. Noch jetzt konnte er den Anblick des leblosen Körpers nicht vergessen, der in einem gläsernen Sarg aufgebahrt worden war. Neji war es gewesen, der um diese Art der Beisetzung gebeten hatte. Obwohl niemand wusste warum, hatte Tsunade jedoch sofort alles veranlasst. Und nun ruhte Sasori in einem geheimen Raum im Tempel und konserviert...
 

Deidara wurde schlecht, wenn er nur daran dachte. Aber es klang nur objektiv grausig. Er hatte andere Worte für diese Bestattung gefunden. Der Blonde bezeichnete es nicht als Konservierung, sondern als Erfüllung eines Lebenstraumes: die Vorbereitung auf die Ewigkeit. Sein Körper würde nicht den Spuren der Zeit zum Opfer fallen, und vielleicht bis in alle Ewigkeit überdauern. Gemeinsam mit den Erinnerungen machte es ihn unsterblich. Und das war es, was Sasori sich immer gewünscht hatte.
 

Nagato blickte wieder auf und sprach ruhig und vorsichtig weiter: „Ich danke euch sehr für diese Schweigeminute. Nun habe ich noch eine letzte Sache zu sagen...“ Alle sahen ihn an und er lächelte entschuldigend: „Ich möchte mich gerne verabschieden... Deidara, Hidan, Kiba, Shino, Kakuzu, Kapitän Kisame... von euch muss ich nun Abschied nehmen. Ich habe mich entschlossen hier in Atlantis zu bleiben...“ Während die Atlanter sich mit Konan freuten, traten die Forscher an Nagato heran. Einer nach dem Anderen verabschiedete sich von ihm.
 

Hidan reichte ihm die Hand und sprach erstaunlich leise: „Es ist ein Jammer, dass du nicht mit uns kommst... Du hattest unseren Sauhaufen wenigstens im Griff. Du wirst uns fehlen...“ - „Ihr mir auch. Ihr kriegt das schon hin, Hidan. Pass bitte auf Deidara auf, okay?“ Der Größere nickte ubnd grinste breit: „Klar, ich hab ein Auge auf Blondi. Und auch auf unseren Geizhals...“
 

Kakuzu war es auch, der Hidan ablöste und Nagato freundschaftlich kurz an sich drückte, ehe er dem deutlich schmächtigeren Mann auf die Schulter klopfte: „Und ich passe auf, dass Hidan keinen Scheiß baut... ich versuche es zumindest. Danke für die lange gemeinsame Arbeit, es war eine tolle Zeit...“ - „Das finde ich auch. Vergesst mich nicht, okay?“ - „Sicherlich nicht. Versprochen.“
 

Shino trat an den Rothaarigen heran und nahm diesen ebenfalls kurz in den Arm, ehe sie sich voneinander lösten und er etwas unsicher herumdruckste: „Ich bin nicht gut in so etwas. Ich hoffe, dass du hier ein schönes Leben haben wirst. Alles Gute.“ Nagato nickte: „Danke, dir auch. Und übernimm dich nicht mit der Arbeit, es gibt auch noch andere Dinge im Leben, Shino.“ Sie lächelten sich an, ehe der Insektenforscher zurücktrat.
 

Kiba drückte Nagato fest an sich: „Man, du hast echt den Sechser im Lotto gemacht! Konan ist eine echt liebe Frau, also verscherze es dir nicht mit ihr, sonst komme ich vorbei und trete dir in den Hintern, verstanden?“ Kichernd brachte der Rothaarige ihn wieder auf Abstand und nickte lächelnd: „Verstanden. Ich nehme dich beim Wort.“ Ein Bellen ließ ihn zum Boden blicken, ehe er Akamaru hinter dem Ohr kraulte und nickte: „Du wirst ihn schon dran erinnern, ich weiß...“
 

Nach einem ausgiebigen Bad in Hundespeichel wischte der Rothaarige sich das nasse Gesicht ab und erhob sich wieder. Deidara sah ihn unsicher an, rang sich aber nach ein paar Sekunden dazu durch ihn auch in den Arm zu nehmen. Mit schwacher Stimme hauchte der Blonde: „Machs gut, Nagato. Danke für alles. Und pass bitte auf... Sasori auf, okay?“ Der Angesprochene lächelte: „Natürlich, ich werde mich um alles kümmern, versprochen. Wenn du für mich diese Kamera mitnimmst und die Fotos entwickeln lässt...“ Sie lösten die Umarmung und Deidara nahm den Apparat nickend an sich: „Mache ich. Vielleicht nicht sofort, aber ich werde sie entwickeln lassen, versprochen...“ - „Danke. Pass auf, es wird alles gut werden. Ich weiß es...“ Der Geologe seufzte und griff nach dem Kristall an seiner Brust: „Ich hoffe es, Nagato. Ich wünsche es mir wirklich von ganzem Herzen...“
 


 


 

Stille erfüllte den Raum. Das Abschiedsfoto schimmerte auf der Leinwand und Deidara hielt den Kristall in seiner Hand. Die Gestalten, die vor ihm in der Dunkelheit saßen, räusperten sich hin und wieder, schienen allerdings nichts zu seinem Vortrag zu sagen haben. Doch irgendwie kümmerte es ihn nicht. Er hatte es sich schon gedacht. Diese Welt war verabscheuungswürdig.
 

So viele Wochen waren ins Land gezogen. So viele Wochen voller Hoffen, Bangen, Einsamkeit, Schmerz und Trauer. Und keiner dieser Menschen vor ihm schien auch nur ein Wort zu glauben. Ihre Vorgesetzten hatten es schon nicht getan, wieso sollten dann Politiker die Wahrheit verstehen können? Alleine ihr Schweigen verspottete ihn und all den Schmerz, den er noch immer in sich trug. Es war zum Kotzen!
 

Nach einer gefühlten Ewigkeit erhob sich ein Mann im Publikum und sprach mit lauter und ungläubiger Stimme: „Hören Sie, bei allem Respekt. Sie wollten uns Beweise liefern. Dieses Foto... ich bitte Sie, das könnte jeder in netten Kostümchen sein. Und niemand hat Sie darum gebeten uns Ihr Liebesleben zu offenbaren, das ist völlig uninteressant und belanglos. Sie haben Milliarden ausgegeben, um uns einen dummen Stein zu präsentieren?“
 

Kurz schreckte Deidara auf, als er Geräusche von draußen vor der Tür hörte. Da sich jedoch nichts weiter tat, antwortete er auf diese Frage, während die anderen Teilnehmer der Expedition auf die Bühne eilten: „Nein, das ist nicht richtig. Wir haben mannigfaltige Beweise mitgebracht, die unsere Berichte untermauern. Wenn Sie während des Vortrages statt zu schlafen lieber aufgepasst hätten, dann hätten Sie die Fotos unserer Dokumentation gesehen. Dass ich Ihnen hier nicht die originalen Exponate zeigen kann, sollte Ihnen wohl mehr als klar sein. Sie sind von unschätzbarem Wert und...“
 

Ein anderer Mann stand auf und unterbrach ihn einfach: „Ein bisschen Stein, ein paar merkwürdige Käfer sind für Sie unbezahlbar? Machen Sie Witze?“ Hidan schob den Blonden zur Seite und keifte aufgebracht ins Mikrofon: „Hinsetzen und zuhören, Hackfresse! Wir alle wären bei dieser beschissenen Expedition bald verreckt, weil SIE diese Expedition unbedingt wollten! Scheiße, Alter! Die Gesteinsproben sind absolut beeindruckend! Nirgendwo auf diesem Scheiß-Planeten werden sie derlei Gestein finden, außer in Atlantis! Wenn Ihr Spatzenhirn unsere Wahrheit eh nicht glauben kann, wieso haben Sie uns dann überhaupt auf die Suche geschickt, Klugscheißer?“
 

Beleidigt setzte der zweite Mann sich wieder hin und pikierte sich über Hidans Wortwahl. Der erste Mann jedoch ließ sich nicht so leicht beeindrucken: „Hüten Sie mal Ihre Zunge, mein Lieber. Wir haben Sie losgeschickt, um Relikte der Stadt zu finden und keine Märchen über irgendwelche Liebeleien mit Atlantern zu hören, die es nicht gibt...“
 

Dieses Mal schubste Deidara Hidan vom Mikrofon weg und keifte los: „Märchen? MÄRCHEN?? Ich gebe Ihnen Märchen! Wissen Sie was? Sie können mich mal! Wenn es nach mir ginge müsste ich Ihr dämliches Gerede nicht ertragen, sondern würde noch immer dort unten sein und endlich ein glückliches Leben führen! Sie sind doch gar nicht fähig nachzuempfinden wie es mir geht! Sie haben vergessen wie es ist ein Herz zu haben, Ihnen ist nur eines Wichtig und das ist Macht. Geld und Macht! Sie kotzen mich an!“
 

„Passen Sie auf, was Sie sagen! Wer soll Ihnen denn bitte glauben, dass ein 'Gott' alle vor dem Tod bewahrt hat? Und dass Nagato sich dazu entschlossen hat unter der Erde zu leben? Er ist wahrscheinlich bei Ihren lächerlichen Untersuchungen gestorben und Sie erfinden diese Geschichte, um es zu vertuschen. Und hören Sie auf hier den moralischen Zeigefinger zu heben. Immerhin klang es ja so, als sei dieser angebliche Krieger Ihretwegen dabei umgekommen...“
 

Schon wieder ertönten Geräusche vor der Tür, doch wieder passierte sonst nichts. Deidara keifte ungehalten weiter: „Sie können mich doppelt und dreifach, Arschloch! Sie haben vielleicht viel Geld investiert und meinen es da unten verloren zu haben. Aber ich habe alles dort unten verloren! Etwas, das mit Ihrem beschissenen Geld nicht aufzuwiegen ist. Er wird durch Ihr Geld nicht wiederkommen und ich würde Ihn für kein Geld dieser Welt eintauschen! Lieber wäre es mir, wenn ich dort unten umgekommen wäre, statt Ihm! Es war nicht meine Schuld... ER alleine hat sich dazu entschlossen sein Leben für mich zu geben! Und ich hätte dasselbe für ihn gemacht! Jederzeit! Bis in alle Zeit! Also sagen Sie mir nicht, wessen Schuld das war, SIE wissen gar nichts!“
 

Er schnappte aufgeregt und wütend nach Luft: „Wissen Sie was? Sie alle hier tun mir wirklich von Herzen Leid! Ich bedaure es wirklich, dass Sie dieses Gefühl niemals in Ihrem Leben erfahren werden. Aber ich habe es erfahren, und das macht mich reicher, als Sie alle zusammen! Kaufen Sie sich Ihre nutzlosen Dinge, kuscheln Sie sich an Ihr Geld und von mir aus lösen Sie diese Expeditionsgruppe aus Kostengründen auf... nichts davon ändert etwas daran, dass ich einen Schatz gefunden habe, den Sie niemals in Ihrem Leben zu bergen fähig sein werden. Und er gehört alleine mir. Wird es immer. Mehr brauche ich nicht. Geld und Leben sind völlig belanglos, denn auch der Tod konnte mir diesen Schatz nicht vollständig entreißen! Ich habe meinen Platz im Leben gefunden. Ein Leben, das einen Wert hat, den man nicht erkaufen kann. ICH kann morgens in den Spiegel sehen, ohne dabei kotzen zu müssen, weil ich Illusionen nacheifere, weil ich lieber Geld als Seligkeit habe und dafür meine Großmutter verraten und verkaufen würde. Ich habe die Entscheidung für ihn getroffen gehabt und werde sie niemals, niemals bereuen! Denn sie kam von Herzen. Können SIE das auch von sich behaupten? Können Sie das?“
 

Wieder legte sich Schweigen über den Saal. Der Mann antwortete nicht, sondern schien wirklich über Deidaras Worte nachzudenken. Sekunden verstrichen. Vielleicht auch Minuten. Doch der Mann regte sich nicht. Niemand tat es...
 

Bis eine der wenigen Frauen im Publikum sich erhob. Stolz und mit erhobenem Haupt sah sie zu Deidara und die anderen Forscher herab, ehe sie laut und deutlich sagte: „Ich kann es nicht mehr, und habe es verdrängt. Sie haben vollkommen Recht... Was auch immer aus der Mannschaft wird, aber in DIESEM Punkt haben Sie absolut Recht...“ Sie klatschte mutig. Alleine. Zwischen all ihren Kollegen. Dann klatschte eine weitere Frau. Ein Mann. Noch einer. Nach und nach erhoben sich immer mehr Menschen und applaudierten einfach.
 

Die Forscher sahen sich gegenseitig an und lächelten, ehe sie ebenfalls für Deidara applaudierten. Dieser lächelte leicht und schloss die Augen. Neji hatte wirklich Recht gehabt. Die Wahrheit war wohl die mächtigste Waffe, die es auf dieser Welt gab. Sicherlich würde seine Rede nicht die ganze Welt verändern, dafür sorgen, dass die Menschen die Wahrheit als höchstes Gut betrachteten... Aber es war ein Anfang. Ein erster Schritt von einem Mann, der so viel an Erfahrung gesammelt hatte, wo er sie niemals zu finden geahnt hatte. Sanft lächelte der Blonde. Er hatte so viel mehr aus Atlantis mitgebracht, als er geglaubt hatte. Und er würde sich darauf konzentrieren, dass noch viele Menschen erfahren würden, wie mächtig die Wahrheit war, und immer sein würde.
 

Der Applaus war leiser geworden und verstummte plötzlich, als die große Tür in den Saal sich öffnete. Licht drang von draußen herein und blendete alle im Raum Anwesenden. Deidara schirmte seine Augen mit den Händen ab und kniff sie zusammen. Doch erkennen konnte er nichts. Nur einen vagen Schemen, der aus dem Licht auf sie zukam.
 

Deidaras Herz verkrampfte sich. Konnte es sein, dass...? Nein, es war unmöglich. Aber irgendetwas in ihm wollte einfach nicht aufhören zu glauben, dass es so war. Wünschte es sich so sehnlichst. Blendete alle logischen Denkvorgänge aus. Schnürte ihm den Hals zu. Raubte ihm den Atem. Pumpte das Blut rasend durch seine Adern. Der Schatten kam näher. Und näher. Und näher...
 

Kiba rieb sich die Augen und kreischte ungläubig: „Nagato??“
 

Der rothaarige Forscher schritt langsam und lächelnd auf die Bühne und nickte. Deidaras Knie wurden weich und gaben nach. Er hielt sich an Hidan fest, um nicht auf den Boden zu fallen. Er war sich doch SO sicher gewesen! So verflucht sicher!! Aber er hatte sich wohl geirrt...
 

Nagato trat an das Mikrofon heran und lächelte in die Runde, die ihn völlig perplex anstarrte, ehe er erheitert zu sprechen begann: „Ich entschuldige mich für meine Verspätung, aber meine Anreise war ein wenig... umständlicher. Ich nehme an, dass Sie überrascht sind mich zu sehen. Vermutlich haben Sie mich für verschollen oder tot gehalten, aber ich stehe doch hier vor Ihnen. In Fleisch und Blut und jede Untersuchung dieser Welt würde Ihnen das bestätigen und beweisen.“
 

Die Menschen im Saal nahmen wieder Platz und verdauten das, was sie hier sahen und hörten. Nagato lächelte wieder und nickte: „Wissen Sie, ich bin eigentlich nicht Ihretwegen hier, um ehrlich zu sein. Ich bin hier, um einen guten Freund zu überraschen. Einen Freund, der sich diese Überraschung mehr als verdient hat. Aber auch Ihnen wird diese Überraschung etwas offenbaren: die Wahrheit. Die unglaubliche, schwer zu begreifende Wahrheit.“ Er pausierte kurz. „Denn die Wahrheit ist es, die diese mutigen Männer und ich dort unten in der Tiefe gefunden haben. Und für Sie, meine Damen und Herren, heißt diese Wahrheit 'Atlantis'. Wir haben Atlantis gefunden, das ist die Wahrheit. Ich werde Ihnen nun erzählen, was in der Zeit seit dem Abschied passiert ist, wie ich hierherkommen konnte... und ich werde Ihnen einen Beweis liefern, den Sie nicht ignorieren können. Ja, ich werde Ihnen gleich beweisen, dass es Atlantis gibt, als lebendige und florierende Welt unter der Erdoberfläche...“

Der lebende Beweis

~Aloha ihr Lieben!
 

Musik (*1*): http://www.youtube.com/watch?v=GpsqEIaUbgs
 

Ihr dürftet ihn schon kennen, aber ich liebe diesen Song einfach :)

Nicht exakt angepasst, aber ich fand es irgendwie stimmig für die Szene...
 

LG

Galenhilwen~
 


 

Nagato konnte es kaum glauben, dass schon vier Wochen vergangen waren, seit er sich von seinen Freunden verabschiedet hatte. Die Zeit war wie im Fluge vergangen. Schneller noch. Es kam ihm alles noch so vor, als sei es erst gestern passiert. Und doch waren tatsächlich Wochen ins Land gezogen...
 

Er sah Konan, Neji und Itachi zufrieden an und lächelte: „Meint ihr er wird sich darüber freuen?“ Neji nickte und lächelte besonnen: „Aber natürlich. Auch wenn er nicht lange hier sein wird... Aber die Mühe hat sich gelohnt. Es sieht wie neu aus.“ Itachi strich sich die wirren Strähnen von der Stirn und schmunzelte leise: „Deidara hat ganze Arbeit geleistet gehabt... hätte nie gedacht, dass wir das überhaupt wieder hinkriegen.“ Konan schritt an den drei Männern vorbei und trat ins Wohnzimmer: „Eine Kleinigkeit fehlt aber noch...“
 

Die drei folgten ihr ein wenig irritiert und stellte sich im Wohnzimmer hin, wo die Blauhaarige an die Wand trat und auf einen einsamen Nagel in der Wand schaute. Das würde dem Haus den letzten Schliff geben. Ein perfektes Sinnbild für einen Neuanfang, ein neues Leben...
 

Sie befestigte einen Rahmen an dem Nagel, in dem eines von Deidaras gemalten Bildern zu sehen war. Konan hatte schon ein wenig ein schlechtes Gewissen, aber Neji hatte es ja für einen guten Zweck stibitzt. Als der Rahmen endlich gerade hing, trat sie ein paar Schritte zurück und betrachtete das Bild lächelnd und von den Jungs umschlossen. Itachi lächelte ebenfalls leicht und hauchte: „Es ist perfekt...“ Nagato legte einen Arm um seinen Engel und nickte ebenfalls: „Absolut, in jeder Hinsicht. Ein Bild, das man niemals vergessen wird...“
 

Ein lautes Rufen von draußen ließ die melancholische Stimmung verfliegen. Die Vier sahen sich gegenseitig fragend an, ehe sie das Wohnzimmer verließen, durch den Flur gingen und die Haustür öffneten. Sakura kam atemlos auf sie zu, hochgradig aufgeregt, aber mit einem permanenten Lächeln auf den Lippen. Erschöpft hielt sie vor der Tür, rang ein paar Sekunden nach Luft und sah die Vier aufgeregt an, ehe sie keuchend sprach: „Ihr... müsst sofort... ins Krankenhaus... Chiyo... sie ist... Chiyo ist wach!“
 

Strahlend drückte Konan die junge Priesterin an und sich jauchzte: „Das sind wundervolle Nachrichten! Bei Kano!! Nichts wie los!“ Ohne Umschweife machten sie sich alle auf den Weg.
 

Die Blauhaarige sah Sakura unterwegs kurz von der Seite an und musste wieder lächeln. Sie war so dankbar gewesen, dass Tsunade der jungen Frau eine zweite Chance gewährt hatte. Und was sollte Konan anderes sagen, als dass diese Chance wahre Wunder gewirkt hatte?! In diesen vier Wochen war aus Sakura ein ganz neuer Mensch geworden. Sie war aufgeblüht, wie es einer Kirschblüte würdig war. Man konnte wirklich spüren, dass ihre neue Arbeit sie sehr glücklich machte und ihr das Leiden der Vergangenheit milderte. Sie hatte die Krankenstation im Tempel übernommen und hatte sich, gemeinsam mit Hinata, von Nagato auch in der Medizin der Oberwelt unterrichten lassen. Nun kümmerte sie sich um jeden Kranken, jedes noch so kleine Wehwehchen. Und hatte mittlerweile sogar eine Station extra für Kinder eingerichtet. Und sie leistete eine wirklich beeindruckende Arbeit.
 

Konan blickte zuversichtlich in Richtung Stadt. Gaara und seine Geschwister waren derweil nach Eccalia gereist und wollten sich in Kürze bei ihnen melden, worauf sie sich bereits sehr freute. Immerhin würde sie zukünftig die Gäste aus den anderen Reichen willkommen heißen, als Hohepriesterin und offizielle Botschafterin von Atlantis. Gemeinsam mit Nagato war sie in Nejis altes Haus gezogen. Dieser hatte schließlich ein neues zu Hause gefunden... bei Itachi.
 

Aus den alten Zimmern im Tempel hatte Hinata so etwas wie Klassenzimmer eingerichtet, in denen sie und die anderen Priesterinnen den Kindern verschiedene Sprachen, Kunst, Kultur und andere wichtige Dinge beibrachte. Und in ein paar Jahren würde auch Konans Nachwuchs dort unterrichtet werden. Sie lächelte glücklich. Ja, sie war schwanger. Und wirklich, wirklich glücklich.
 

Die Fünf erreichten die Stadt, ließen die kleinen Gassen rasch hinter sich und erreichten den Tempel. Aufgeregt stiegen sie die Stufen empor und folgten den Treppen und Gängen im Inneren, bis sie endlich vor dem Zimmer standen, in dem Chiyo versorgt wurde. Tsunade stand bereits vor der Tür und erwartete sie freudig: „Wie schön, dass ihr so schnell hergekommen seid.“ Kurz stockte sie und sah Neji an. „Willst du, dass ich schon einmal alles vorbereite? Immerhin... ist sie erst so kurz wach und...“ Der Blinde nickte jedoch: „Es wäre sehr lieb von dir, wenn du die Vorkehrungen treffen könntest. Sie wird sicherlich keine große Lust auf überschwängliche Verabschiedungen haben...“ Die Herrscherin nickte: „Wie du wünschst. Geht ruhig zu ihr, sie ist verhältnismäßig fit. Aber ich werde die Mädchen und die Elite herbestellen. Wenigstens sie sollen die Möglichkeit haben Abschied zu nehmen.“ Nachdem Neji abermals genickt hatte, schritt Tsunade den Flur entlang und ließ die Fünf zurück.
 

Vorsichtig legte Konan die Hand auf die Türklinke, atmete tief durch, und öffnete die Tür. Sie betraten den Raum und versammelten sich um das Bett, während Chiyo erschöpft, aber froh aufsah und sanft lächelte: „Das ist aber lieb, dass ihr mich besuchen kommt... Und es ist schön dich zu sehen, Neji.“ - „Ich sagte dir doch, dass wir uns wiedersehen werden.“ - „Das ist wahr. Und ich danke dir für diese Chance...“
 

Der Blinde schüttelte sanft lächelnd den Kopf: „Nein, du brauchst mir nicht zu danken. Diese Chance hast du dir ganz alleine erkämpft.“ Das Lächeln der betagten Herrscherin erlosch, als sie in die Runde sah. Ruhig, aber traurig schloss sie die Augen: „Er hat es nicht geschafft?“ Konan seufzte leise und schüttelte den Kopf: „Nein. Es tut mir wirklich Leid. Er hat sein Leben geopfert, um Deidara zu retten...“ - „Den jungen blonden Mann, oder? Der, den ich damals mit euch allen zusammen gesehen habe?“ - „Ja, genau den.“ - „Verstehe.“
 

Das Lächeln kehrte auf ihr Gesicht zurück, ihre Augen begannen freudig zu funkeln: „Ich bin so stolz auf ihn. Bitte sagt ihm das, okay? Sagt ihm, dass mir alles unendlich Leid tut und ich wirklich, wirklich stolz auf ihn bin.“ Konan nickte mit Tränen in den Augen: „Das werde ich, versprochen. Ich werde ihm alles erzählen und sagen. Auch wenn er sicherlich weiß, was hier passieren wird...“ Chiyo nickte und sah die beiden Krieger mit einem schelmischen Grinsen auf den Lippen an: „Wären die Herren wohl so nett einer alten Dame auf die Beine zu helfen? Immerhin habe ich ein Versprechen einzulösen...“
 

Die Hohepriesterin schluchzte leise: „Willst du dich nicht noch ein bisschen schonen?“ Aber die reporianische Herrscherin schüttelte den Kopf: „Ach, Kind. Wenn du beinahe ein ganzes Jahrtausend auf dieser Welt verbracht hast, dann ist das mehr als genug. Für mich gibt es hier nichts mehr zu tun, bis auf diese eine Sache. Er hat die Zeit nötiger, als eine alte Schachtel wie ich...“
 


 


 

Knapp 10 Minuten später betraten Konan, Nagato, Sakura, Itachi, Neji und Chiyo den Portalraum, in dem sich Sasori in seinem Sarg befand. Tsunade, die Priesterinnen und auch Sasuke und Naruto warteten bereits auf sie. Hinata löste ihre Hand aus der von Naruto und umarmte die Erwachte liebevoll. Die anderen Priesterinnen taten es ihr anschließend gleich. Auch der blonde Krieger konnte sich nicht zurückhalten und drückte die betagte Dame an sich, ehe er jauchzte: „Danke, danke, danke! Du bist echt schwer in Ordnung!“ Chiyo schmunzelte und erwiderte diese Umarmung gerne: „Du bist ein guter Junge. Ihr werdet mir fehlen. Aber irgendwann sehen wir uns wieder...“
 

Sie löste sich von ihm und tauschte mit Sasuke zunächst nur ein freundliches Kopfnicken aus. Dann grinste sie ihn schelmisch an und schloss ihn einfach in ihre Arme. Etwas perplex wusste der Schwarzhaarige zunächst nicht, wie ihm geschah. Doch ganz leise sagte eine Stimme in ihm, dass er sich ruhig mitreißen lassen könnte. Ausnahmsweise mal. So erwiderte er die Umarmung und hauchte fast lautlos: „Danke...“
 

Nachdem auch diese Umarmung wieder gelöst war, trat Tsunade vor und ging entschlossen auf die Knie, ehe sie ruhig und sicher sprach: „Wir werden dir nie danken können für das, was du für uns tun wirst. Sei dir sicher, dass ich deinen Mut und deine Aufopferung immer zu würdigen wissen werde. Wir stehen tief in deiner Schuld...“ Doch Chiyo schüttelte wieder ihren Kopf und lächelte: „Nicht doch. Es ist das Mindeste, was ich tun kann... Und nun Schluss mit dem rührseligen Gerede. Wir haben noch etwas Wichtiges zu tun!“ Lächelnd nickte Tsunade und erhob sich wieder. Sie sah Neji an und nickte diesem zu.
 

Der Blinde ließ Chiyo sich bei ihm einhaken und schritt mit ihr zu dem gläsernen Sarg, in dem Sasori lag. Die anderen Anwesenden rückten ein wenig zusammen und beobachteten gespannt, was nun passieren würde. Bedächtig öffnete Neji vorsichtig das Glaskonstrukt. Noch immer lag dieses sanfte, kaum merkbare Lächeln auf Sasoris Lippen.
 

Die reporianische Herrscherin löste sich von dem Blinden und strich sanft über das wie Porzellan schimmernde Gesicht ihres Enkels und hauchte beinahe lautlos: „Es tut mir wirklich über alles Leid... Bitte habe ein glückliches Leben.“ Sie schloss ihre Augen, legte ihre Hände auf die reglose Brust Sasoris und konzentrierte sich.
 

Langsam wanderte sämtliches blaues Leuchten, ihre ganze Energie, zu ihren Händen, bündelte sich dort in einer gleißend hellen Lichtkugel. Ihre Knie wurden weich, ihre Gedanken drifteten in ein fahriges Wirrwarr ab. Ihr Puls wurde immer langsamer, gemeinsam mit ihrem Herzschlag. Eine selige Ruhe nahm den Platz in ihrem Körper ein, der zuvor noch mit hektischem Leben erfüllt war. Stille und eine beruhigende Dunkelheit begannen sie zu umschließen. Nur noch alle paar Sekunden klopfte ihr altes Herz. Doch ein anderes begann dafür zu schlagen. Das Herz, auf dem ihre Hände ruhten. Je langsamer ihr eigenes wurde, umso schneller wurde Sasoris.
 

Sie lächelte. Es war so weit.
 

Ein vorletzter Herzschlag. Ihre Energie verließ ihre Hände und strömte liebevoll durch den noch leblosen Körper ihres Enkels.
 

Ein letzter Herzschlag. Das Leuchten ihrer Hände und ihres gesamten Körpers erlosch. Sie fiel leblos zu Boden, in dem Augenblick, als ihr kleiner Rotschopf sich aufrichtete und panisch nach Luft schnappte.
 


 


 

Erschöpft betrat Sasori sein Badezimmer. Endlich war er wieder alleine. Es war alles so unglaublich viel gewesen! Wirklich unglaublich...
 

Nichts in diesem Haus zeugte mehr von der Zerstörung und der Verzweiflung, die hier gewütet hatten. Durch seine und Deidaras Hände. Es schien fast so, als sei das alles nie passiert.
 

Ungläubig strichen seine kalten Finger über sein Spiegelbild. Es war, als würde er träumen seit er alleine war. Die freudigen Umarmungen, die salzigen Tränen und die schluchzenden Worte hatten deutlich gemacht, dass er alles wirklich erlebte. Auch die Freude, die er empfunden hatte. Die Wiedersehensfreude, die Trauer und die Dankbarkeit über das, was seine Chi-Chi für ihn getan hatte. Und das pure Glücksgefühl, dass Deidara alles heil überstanden hatte. Dass Deidara wusste, was er empfand.
 

Doch nun war er alleine. Fühlte sich leer. Einsam in diesem großen Haus, dem jedes Leben ohne den blonden Chaoten fehlte. Alleine die große Narbe auf seiner Brust würde ihn immer wissen lassen, dass alles wirklich passiert war. Dass alles die Wahrheit war. Und dass er sein Leben aus Liebe hergegeben hatte. Er würde es niemals vergessen. Vorsichtig glitten seine Finger über das vernarbte Gewebe auf seiner Brust. Es tat noch höllisch weh, auch wenn Chiyos Energie und Tsunades Behandlung es schon deutlich besser gemacht hatten.
 

Das Schlimmste war nur, dass ausgerechnet er sich jetzt auch noch in Geduld üben musste. Am Liebsten wäre er sofort durch das Portal gegangen, aber die Damen der Schöpfung hatten ja nicht mit sich reden lassen und ihn zu zwei Wochen Erholung verdonnert. Er hasste es zu warten und andere warten zu lassen, aber niemals, nie!, in seinem Leben war es so schlimm wie dieses Mal! Das grenzte an Folter. Nein... das WAR Folter! Es war Folter, dass sie ihm ernsthaft verboten schon jetzt zu Deidara zu gehen...
 

Seufzend ließ er von seinem Spiegelbild ab. Er musste zugeben, dass er wirklich noch ein wenig mitgenommen aussah... Seine Haut war schneeweiß, er wirkte ein wenig knochig. Und die Ränder unter seinen Augen sprachen für sich. Konan und die anderen hatten wohl Recht mit der Erholung. Was nicht bedeutete, dass es ihm passte.
 

Rasch zog er sich einen warmen Pullover über, den Deidara hier vergessen hatte. Ihm war noch immer ziemlich kalt. Es würde wohl noch eine Weile dauern, bis sich sein Körper daran gewöhnt hatte wieder arbeiten zu müssen. Darüber hinaus jedoch roch der Pullover nach dem Blonden und das genoss Sasori in vollen Zügen. Es war immerhin etwas.
 

Er ging nach unten und betrat das Wohnzimmer. Bisher war er noch gar nicht dazu gekommen es sich genauer anzusehen, da die anderen ihn direkt ins Schlafzimmer befördert und Bettruhe angeordnet hatten. Es war erstaunlich, wie viel Mühe sie sich gegeben hatten, um alles wieder herzurichten nach seinem Ausraster. Alles war repariert, sogar die Fenster. Neue Möbel füllten den Raum, sowie neue Kristalle, die alle erhellten. Draußen war es mittlerweile dunkel geworden.
 

Mit einem dankbaren Lächeln auf den Lippen sah er sich um, bis ihm ein Bild ins Auge fiel. Seine Augen weiteten sich, während er näher herantrat und den Blick nicht davon lösen konnte. Eine Träne stahl sich aus seinem linken Auge, die lautlos über seine Wange kullerte. Diese Schlitzohren...
 

Er betrachtete das Bild noch eine ganze Weile, das ihn am Wasserfall in den Armen Hirukos zeigte.
 


 

Unerträglich langsam war es Sasori erschienen, wie die zwei Wochen verstrichen. Doch nun, endlich, stand er mit Tsunade, Konan, Neji, Itachi und Nagato im Portalraum und blickte auf das aktivierte Portal. Sein Sarg war nicht mehr hier, worüber er nicht undankbar war. Es war nicht sonderlich erpicht darauf gewesen den Glasbehälter wiederzusehen. Es war auch so schon noch immer ein komisches Gefühl von den Toten auferstanden zu sein, auch wenn seine Körpertemperatur sich wieder normalisiert hatte und die Narbe auf seiner Brust gut verheilt war.
 

Konan schloss Nagato in ihre Arme und küsste ihn sanft, ehe sie ihn liebevoll anlächelte: „Komm heile zurück. Immerhin warten jetzt zwei auf dich... Und grüße alle ganz lieb von uns.“ Der Wissenschaftler gab ihr einen zarten Kuss auf die Nase und strich vorsichtig über den leicht gewölbten Bauch: „Natürlich. Ich werde bald wieder bei dir... bei euch sein. Versprochen. Aber ohne mich ist unser Kampfkeks da vorne ja völlig aufgeschmissen in meiner Welt.“
 

Beleidigt verschränkte Sasori die Arme und knurrte: „Willst du etwa sagen, dass ich zu schwach bin, um mich dort durchzuschlagen?“ Nagato schmunzelte vergnügt: „Keinesfalls. Aber wenn ich mir vorstelle, dass du das auf DEINE Art versuchst, dann wirst du wohl weniger bei Deidara, als im Gefängnis landen. Und die Rush Hour würde dich völlig überfordern.“ - „Die WAS?“ - „Genau das meine ich. Du wirst es schon noch früh genug erfahren.“
 

Er gab seinem Engel einen letzten Kuss, ehe er zu Sasori die Stufen herauf schritt. Die beiden blickten sich noch einmal um und winkten. Tsunade lächelte freudig: „Bis bald...“ Dann verschwanden die beiden jungen Männer ins für sie unbekannte, ehe das Portal sich wieder schloss und die Verbliebenen mit einer Mischung aus Hoffnung, Freude und Sorge zurückließen.
 


 


 

Nach einer abenteuerlichen Reise durch Tokio erreichten die beiden endlich das wissenschaftliche Institut. Um seine und Sasoris Nerven zu schonen waren sie den ganzen Weg zu Fuß gelaufen, da der Krieger sich strikt geweigert hatte eines dieser unheimlichen Monstrositäten zu betreten... auch Bus und Bahn genannt.
 

Auch die argwöhnischen Blicke der Passanten stellten sich dank Sasoris Erfahrungen als hinderlich und problematisch heraus. Immerhin lief der Krieger in seiner feierlichen Robe herum, was selbst in Tokio nicht unbedingt zum Alltag gehörte. Also hatten sie kurzerhand einen kleinen Modeladen betreten und etwas neues zum Anziehen für Sasori besorgt. Der war zwar alles andere als begeistert, während die Verkäuferin um ihn herumschlawenzelt war und ununterbrochen auf ihn eingeredet hatte, aber immerhin hatten sie es geschafft eine einfache schwarze Hose, ein anthrazitfarbenes Hemd und dazu passende Schuhe zu bekommen.
 

Das Einzige, was nun noch für Aufmerksamkeit sorgte und was sie beim besten Willen nicht verbergen konnten war dieses blaue Glimmern um den Atlanter herum, welches bei Tageslicht allerdings weit weniger auffiel, als unter der Erde in seiner Heimat.
 

Erschöpft seufzte Nagato auf, als sie endlich das lang ersehnte Gebäude betraten. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatten sie auch endlich herausbekommen, dass ausgerechnet heute der Vortrag zu der Expedition gehalten würde und dass nur geladene Gäste an diesem teilhaben durften. Da Nagato allerdings kein unbekanntes Gesicht in dem Institut war wurde ihnen zumindest gestattet, dass sie vor der Tür warten durften.
 

Und dort standen sie nun und warteten bereits seit Stunden. Doch noch immer musste der Wissenschaftler grinsen, wenn er das völlig verdatterte Gesicht der Dozenten dachte, die er nach seinen Kollegen gefragt hatte. Offenbar hielten ihn hier alle für Verstorben. Ja, es mochte gemein sein, dass er sie nicht aufgeklärt hatte. Aber so war es viel lustiger. Und bald würde er ja auch wieder verschwunden sein und nie zurückkehren.
 

Sasori konnte neben ihm die Füße nicht stillhalten. Immer wieder zupfte der Atlanter an seiner neuen Kleidung herum, bis er es nicht mehr aushielt und leise keifte: „Gib mir die Tüte! Ich ziehe mich wieder um, das ist doch bescheuert!“ Grinsend kam Nagato der Aufforderung nach und hielt ihm die Tüte mit seinen Sachen entgegen: „Weichei. Aber geh wenigstens auf die Toilette, um dich umzuziehen.“ Genervt knurrend riss Sasori ihm die Tüte aus der Hand und fauchte: „Wo ist die?“ - „Den nächsten Gang rechts und dann direkt die Tür auf der rechten Seite.“ - „Danke.“
 

Eilig trottete der rothaarige Krieger von dannen und verschwand hinter der nächsten Ecke. Nagato hörte die Tür, gefolgt von einem entsetzten Aufkreischen: „RAUS HIER, SIE WIDERLING!!!!“ Volltreffer! Da war Sasori doch glatt in die Räumlichkeiten für Damen gelaufen. Ein wütendes Knurren ertönte, ehe wieder eine Tür zu hören war. Dieses Mal blieb das entsetzte Schreien jedoch aus und Nagato blieb genug Zeit, um sich auszugrinsen. Zeit, die er bitter nötig hatte, da er sich stark zusammenreißen musste, um nicht schadenfroh und laut loszulachen.
 

Nach ein paar Minuten kehrte Sasori mit leuchtend rotem Gesicht zurück, schmiss ihm die Tüte entgegen und knurrte: „Eine Vorwarnung wäre nett gewesen...“ - „Bitte entschuldige. Das ist für mich so normal, dass ich nicht daran gedacht habe.“
 

Um das Thema zu wechseln schaute Sasori in Richtung Tür: „Meine Güte, wie lange brauchen die noch? Seit der Pause sind die schon wieder Stunden da drin...“ - „Jetzt habe mal ein bisschen Geduld. Wir dürfen eben nicht einfach reinplatzen. So sind die Regeln. Du wirst ihn schon früh genug wiedersehen.“
 

Der Atlanter seufzte und presste sich vorsichtig mit dem Ohr an die Tür. Vielleicht konnte er ja ein bisschen was hören. Nagato grinste und tat es ihm gleich. Dumpf drangen Stimmen von drinnen zu ihnen heraus. Eine unbekannte Stimme tönte herum: „Hören Sie, bei allem Respekt. Sie wollten uns Beweise liefern. Dieses Foto... ich bitte Sie, das könnte jeder in netten Kostümchen sein. Und niemand hat Sie darum gebeten uns Ihr Liebesleben zu offenbaren, das ist völlig uninteressant und belanglos. Sie haben Milliarden ausgegeben, um uns einen dummen Stein zu präsentieren?“
 

So eine Frechheit! Wütend machte Sasori Anstalten in den Saal zu stürmen, wurde von Nagato aber im letzten Augenblick zurückgehalten, der leise zischte: „Bist du verrückt?! Lass das! Das werden sie schon nicht auf sich sitzen lassen...“ Er atmete auf, als Sasori seinen Protest aufgab und nur sauer knurrte: „Schon gut, aber beim nächsten Mal verpasse ich dem eine...“
 

Wieder pressten sie ihre Ohren an die Tür. Unüberhörbar war Hidan am Schimpfen. Nagato grinste breit. Wie sehr hatte er sie vermisst. Dann ertönte wieder eine Fremde Stimme: „Passen Sie auf, was Sie sagen! Wer soll Ihnen denn bitte glauben, dass ein 'Gott' alle vor dem Tod bewahrt hat? Und dass Nagato sich dazu entschlossen hat unter der Erde zu leben? Er ist wahrscheinlich bei Ihren lächerlichen Untersuchungen gestorben und Sie erfinden diese Geschichte, um es zu vertuschen. Und hören Sie auf hier den moralischen Zeigefinger zu heben. Immerhin klang es ja so, als sei dieser angebliche Krieger Ihretwegen dabei umgekommen...“
 

Schon wieder drohte Sasori auszurasten, doch Nagato verpasste ihm einen Schlag auf den Hinterkopf und zischte: „Geb Ruhe und hör zu, da spricht Deidara wieder...“ Der Atlanter presste sich wütend, aber neugierig fester an die Tür. Mit einem Mal verflog seine Wut, während er den Worten den Blonden lauschte. Sein Körper entspannte sich, seine Hand presste sich auf seinen Mund.
 

„Sie können mich doppelt und dreifach, Arschloch! Sie haben vielleicht viel Geld investiert und meinen es da unten verloren zu haben. Aber ich habe alles dort unten verloren! Etwas, das mit Ihrem beschissenen Geld nicht aufzuwiegen ist. Er wird durch Ihr Geld nicht wiederkommen und ich würde Ihn für kein Geld dieser Welt eintauschen! Lieber wäre es mir, wenn ich dort unten umgekommen wäre, statt Ihm! Es war nicht meine Schuld... ER alleine hat sich dazu entschlossen sein Leben für mich zu geben! Und ich hätte dasselbe für ihn gemacht! Jederzeit! Bis in alle Zeit! Also sagen Sie mir nicht, wessen Schuld das war, SIE wissen gar nichts!“
 

Die Hand auf seinem Mund verdeckte das Lächeln, welches sich auf seine Lippen legte. Aber die feuchten Augen konnte Sasori nicht verbergen. Wollte es in diesem Augenblick auch gar nicht. Es war ihm egal. Welch schöne Worte Deidara wählte, obwohl er gar nicht anwesend war. Bisher hatten die Menschen hinter seinem Rücken immer nur schlecht gesprochen. Doch so etwas hatte noch nie irgendjemand über ihn gesagt.
 

„Wissen Sie was? Sie alle hier tun mir wirklich von Herzen Leid! Ich bedaure es wirklich, dass Sie dieses Gefühl niemals in Ihrem Leben erfahren werden. Aber ich habe es erfahren, und das macht mich reicher, als Sie alle zusammen! Kaufen Sie sich Ihre nutzlosen Dinge, kuscheln Sie sich an Ihr Geld und von mir aus lösen Sie diese Expeditionsgruppe aus Kostengründen auf... nichts davon ändert etwas daran, dass ich einen Schatz gefunden habe, den Sie niemals in Ihrem Leben zu bergen fähig sein werden. Und er gehört alleine mir. Wird es immer. Mehr brauche ich nicht. Geld und Leben sind völlig belanglos, denn auch der Tod konnte mir diesen Schatz nicht vollständig entreißen! Ich habe meinen Platz im Leben gefunden. Ein Leben, das einen Wert hat, den man nicht erkaufen kann. ICH kann morgens in den Spiegel sehen, ohne dabei kotzen zu müssen, weil ich Illusionen nacheifere, weil ich lieber Geld als Seligkeit habe und dafür meine Großmutter verraten und verkaufen würde. Ich habe die Entscheidung für ihn getroffen gehabt und werde sie niemals, niemals bereuen! Denn sie kam von Herzen. Können SIE das auch von sich behaupten? Können Sie das?“
 

Nagato sah Sasori verständnisvoll an und lächelte: „Ich werde da jetzt gleich reingehen, wenn der Applaus verklungen ist. Ich denke es wäre nicht schlecht, wenn du noch einen Augenblick für dich hast, oder? SO möchtest du bestimmt nicht vor diese Menschen treten, oder?“ Peinlich berührt wandte der Atlanter den Blick ab, wischte sich über die Augen und nickte einfach nur.
 

Im Saal wurde es ruhig. Während Nagato an die Tür trat und seine Hand auf die Klinke legte, presste Sasori sich an die Wand daneben. Er bekam gar nicht wirklich mit, wie die Tür geöffnet wurde und er alleine zurückblieb. Noch immer klangen die Worte in seinem Kopf nach. Diese wundervollen Worte. Worte, die er niemals zu formulieren fähig sein würde. Nicht auf eine solch atemberaubende Art und Weise. Aber er verstand sie. Hatte jedes einzelne verstanden und war unendlich dankbar dafür. Niemals wieder würde er Deidara die Wahrheit verschweigen, der seine Wahrheit so leidenschaftlich vor völlig Fremden offenbart hatte. Irgendwann vielleicht würde auch er diesen Mut finden. Zumindest vor anderen. Vor Deidara war seine Angst völlig verflogen und das war ein erster wichtiger Schritt. SEIN erster Schritt auf dem Weg zu Selbstwert und Aufrichtigkeit.
 


 

(*1*) Deidaras Augen funkelten, während sie unentwegt Nagato anstarrten. Sein Gehirn war überfordert, endgültig! Kein Gedanke kam zustande. Er konnte einfach nur starren. Der Rothaarige sah ihn über die Schulter hinweg an und lächelte: „Er ist hier...“ Dann sah er wieder ins Publikum. „...und der lebende Beweis dafür, dass Atlantis existiert.“
 

Alle Blicke richteten sich zur Tür, die noch immer offen stand. Von wo aus das Licht noch immer blendete. Wieder tauchte ein Schemen auf, schritt langsam auf sie zu. Nahm langsam Formen an. Erhellte den Raum mit seinem bläulichen Licht, das ihn umgab. Bis er schließlich in seiner edlen, schwarzen Rüstung klar und deutlich zu erkennen war: Sasori.
 

Die Tränen brachen mit einem Mal aus Deidara heraus. Er schlug sich die Hand vor den Mund und rannte einfach los. Rannte wie noch nie in seinem Leben. Ignorierte die ungläubigen Blicke derer, die noch immer nicht begriffen.
 

Seine langen, blonden Haare tänzelten im Wind. Seine Sicht war verschwommen, doch er musste auch nicht alles erkennen. Er WUSSTE, dass ER es war. Hatte es bei Nagatos Auftritt schon im Gefühl gehabt. Stolpernd eilte er die Steigung herauf, weit weniger schnell als er eigentlich wollte. Und dann...
 

„Oh Gott! ENDLICH!“ keuchte er, als er und Sasori sich in den Armen lagen. Sog die Wärme, die Nähe, den Geruch, einfach alles von seinem Rotschopf in sich auf, aus Angst es gleich wieder verlieren zu können. Tastete den weichen Körper mit seinen Händen ab, bis er sie schließlich zum schlanken Hals des Kriegers gleiten ließ und den Kopf mit ihnen umschloss. Blaue Explosionen trafen auf schwarze Unendlichkeit, von feiner Farbe umrandet. Auf den Wangen Sasoris lag ein leichter Rotschimmer, doch er lächelte und strich Deidara eine Strähne aus dem Gesicht: „...Ich liebe dich.“ Gleichzeitig weinend und lachend antwortete der Geologe: „Und ich dich erst!“
 

Er zog das feine, hellhäutige Gesicht näher zu sich und legte seine zitternden Lippen auf die seines Rotschopfes. Unterdrückte das erlöste Keuchen nicht, das ihm dabei entwich. Nein. Jeder hier konnte wissen, wie unglaublich glücklich ihn diese Berührung machte. Nach all dem Schmerz und dem Leid endlich wieder diese weichen Lippen spüren zu dürfen. Fühlen zu dürfen, wie sie seinen Kuss erwiderten.
 

Alle sollten ihren Kuss sehen. Sehen, wie er diese Lippen vermisst hatte und nun liebkoste. Sie vorsichtig mit seiner Zungenspitze zu berühren. Zu merken, wie sie sich von selbst öffneten, um ihn endlich einzulassen. Er drohte den Halt zu verlieren, als er spürte, wie sich die Hand Sasoris auf geliebte Weise in sein Hemd krallte. Deidara keuchte unendlich erlöst auf. Endlich hatte diese schmerzliche Sehnsucht ein Ende. Zärtlich umgarnten ihre Zungen sich, schmiegten sich wie ihre Besitzer fest aneinander. Gemeinsam versanken sie völlig in diesem Wiedersehen. Scherten sich um niemanden. Das hatten sie lange genug getan. Nun waren nur sie beide wichtig!
 

Deidara ließ mit diesem Kuss genauso wenige Zweifel zurück, wie Sasori. Er liebte seinen Rotschopf, und dieser ihn. Er würde den Krieger niemals wieder gehen lassen! Endlich fühlte er sich nicht mehr einsam und leer, sondern vollständig. Endlich, ja endlich, war alles wieder gut. Wie es Neji versprochen hatte...

Was die Zukunft bringen mag...

Vorsichtig legte Sasori die farbige Blume auf das Grab und strich beinahe zärtlich über den aus Marmor gefertigten Stein. „Chiyo“ war alles, was auf diesem geschrieben stand. Doch mehr war auch nicht nötig gewesen. Es waren keine Worte nötig, um die Dankbarkeit auszudrücken, die ohnehin nicht auf einen einzelnen Stein gepasst hätte, hätte man es versucht.
 

Er schloss die Augen und lächelte leicht. „Danke... Chi-Chi. Tausend Dank.“ Langsam erhob er sich wieder. Eine feine schwarze Toga kleidete ihn. Doch sie sah anders aus, als seine alte Festrobe. Statt einer aus Silber umschloss ein Reif aus Gold seine Taille und den zart fließenden Stoff. An seinen Füßen, wie auch an Deidaras, waren keine Schuhe. Am rechten Arm trug er einen goldenen Armreif mit dem Symbol von Repos: einer Flosse. Das Metall war so geformt, dass es diese Flosse erkennen ließ. Auf seinem Kopf ruhte ein goldenes Diadem, wie Wellen geschwungen.
 

Deidara legte seinem Rotschopf lächelnd eine Hand auf die Schulter. Er trug eine ähnliche Robe. Mit dem kleinen Unterschied, dass seine schneeweiß war und von Silber, statt Gold, geschmückt war.
 

Die beiden sahen sich in die Augen und Sasori grinste schief: „Wir sollten uns auf den Weg machen. Immerhin erwarten wir Gäste.“ Der Blonde nickte: „Ja, und wir wollen uns ja bei Kapitän Kisame für seine Eskorte bedanken. Auch wenn wir ein wenig warten mussten und kaum Zeit für uns hatten auf der Reise... weil ständig Hidan oder sonstwer aufgetaucht ist...“ Er sah sich um und schmollte kurz, da Sasori bereits am Ufer des Sees stand und seine Flossen ausgefahren hatte. Grinsend sah sein Rotschopf ihn an: „Du bummelst... Wir müssen noch alles vorbereiten, damit unsere Gäste alles zu ihrer Zufriedenheit vorfinden werden.“
 

Während Deidara zu Sasori trat lächelte er wieder: „Oh, ich freue mich schon so alle wiederzusehen. Ist ja schon ein paar Wochen her. Tsunade, Itachi, Neji, Sasuke, Naruto, Hinata, Konan, Nagato, Hidan, Shino, Kiba, Sakura, Gaara, seine Geschwister... sie werden sich sicherlich auch freuen.“ Der Rothaarige nickte und nahm den Geologen bei der Hand: „Bestimmt, zumindest wenn du nicht mehr so trödelst. Davon abgesehen hast du Suzume vergessen... Immerhin müssen wir auch noch nebenbei arbeiten. Izyras ist ohne Herrscher und soll in die drei noch bestehenden Reiche integriert werden... Und nichts hasse ich mehr, als warten und Verhandlungen auf leeren Magen.“
 

Zärtlich hauchte der Blonde ihm einen Kuss auf die Lippen, als sie bis zum Bauch im Wasser standen, ehe er raunte: „Noch ist Suzume nicht auf der Welt, lieber Patenonkel in Lauerstellung. Und sorge dich nicht zu sehr um die Arbeit... nach dieser kommt bekanntlich das Vergnügen. Und dabei, das musst du zugeben, lässt du dir immer sehr gerne sehr viel Zeit, weil ich auf diesem Gebiet einfach unübertroffen bin.“
 

Er zwinkerte neckisch und stahl sich einen leidenschaftlichen Kuss, ehe sie nach Repos, tief unter der Wasseroberfläche zurückkehrten und ein Wiedersehen mit allen Freunden feiern würden, die bald einen kleinen Spatz, Suzume, mehr sein würden. Ein Spatz, auf den in Atlantis ähnlich große Aufgaben warteten, wie sie Sasori und Deidara in Repos, sowie Gaara und seine Geschwister in Eccalia bereits bewältigten...
 


 

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Kommentare zu dieser Fanfic (7)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Sasuke-Teme
2016-05-30T21:54:59+00:00 30.05.2016 23:54
Halli hallo^^
Tut mir leid wenn ich erst jetzt ein Kommi setze..aber ich bin erst vor kurzem auf deine ff gestoßen...

Ich muss sagen..Sie war herzzerreißend schön..und auch an manchen Stellen so traurig..das ich Tränen vergießen musste /: <3

Aber ich bin erleichtert das es doch ein gutes Ende nahm(:

Deine Charakterbeschreibungen mit ihren Gedanken und was sie fühlen..ist dir sehr gut gelungen (:

Ich hoffe du schreibst weiter solche schönen Geschichten..denn ich bin immer noch sprachlos o:

Sie is echt mega schön *--*

Na dann bis bald (:


Antwort von:  Sarana_Miyamoto
08.10.2016 10:42
Mir geht es genauso wie dir :/
Meine Tränen könnte ich auch nicht zurück halten T.T

Das Ende wahr wirklich erleichtert ..

Der Schreibstil ist auch sehr schön:)


Die ff ist so mega mega schön gelungen
Von: abgemeldet
2014-05-13T13:39:28+00:00 13.05.2014 15:39
Ich lieeebbeee deine FF *Sternchen in den Augen hat * Ich finde dein ausführliches beschreiben cool und die Darstellung der Charas ... Aber eins bleibt mir ein Rätsel ... Gibt es so viele Schwarzleser oder warum nur 4 Kommis ?!
Von:  neko_kiara
2013-03-26T16:54:26+00:00 26.03.2013 17:54
Woha, die FF ist ja länger als so manches Buch. Ich bin aber echt froh, dass ich mir die Zeit genommen habe das zu lesen, weil die Geschichte wirklich klasse ist. Die Idee ist neu und super umgesetzt, auch wenn ein paar Charaktere doch etwas undankbare Rollen haben, aber irgendwer muss ja für die Probleme in der Geschichte sorgen.
Mir hat es auf jeden Fall wirklich gut gefallen und ich werde von nun an auch brav zu Kano beten in der Hoffnung irgendwann auch im Dunkeln leuchten zu können *_*
Von:  Rusalka
2012-01-22T01:43:52+00:00 22.01.2012 02:43
Insgesamt eine echt tolle Story.
Du hast immer so schnell hochgeladen, dass ich mit dem Lesen garnicht mehr hinterher gekommen bin ^^ und schwups war die FF abgeschlossen.
Ich war zum Teil wirklich zu Tränen gerührt!
Jedenfalls bin ich echt froh dass Chyo, Sasori wieder zum Leben erwecken konnte. Hatte ich mir fast so gedacht.
Vorlage war bestimmt als Chyo bei Naruto Shippuden, Gaara wieder zurück ins Leben holt und dafür ihr eigenes lässt. ^^

Außerdem fand ich das Nebenpairing Neji/Itachi echt süß, dass hab ich noch nie gelesen.

Jedenfalls mach weiter so

LG Athene_Chan
Von:  Rusalka
2012-01-15T02:45:29+00:00 15.01.2012 03:45
super kapitel(alle neuen)
Deidara scheint Sasori langsam zu verstehen. Er tut mir so leid, es ist grausam wie die Leute ihn behandeln, auf Grund seiner Fähigkeiten. Sasori ist einsam, so schlimm dass er sich an seine leblose Maroette schmiegt.
Kabuto ist also ein Veräter und Sakura im Grunde auch.
Wer ist eigentlich Yondaime, so wird doch eigentlich Minato Namikaze genannt. Aber der ist blond und nicht braunhaarig.

Bis zum nächsten mal

LG Athene_Chan
Von:  Rusalka
2012-01-03T00:22:03+00:00 03.01.2012 01:22
Hey Erste ^o^
Sehr interessante FF.
Zwei welten treffen auf einander. Die eleganten und wunderschönen Atlanter + die leicht primitiven Forscher aus der Oberwelt.
Ich wäre gerne dabei gewesen als Sasori seinen Helm abgenommen hat. ^^
Die Antwort von Deidara war ja schon fast eine Liebeserklärung.
"Du bist echt SCHARF, eh ich meine Stark" zu geil!

Freu mich aufs nächste

LG Athene_Chan


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