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17:59, it's Guinness Time

von

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»Argh, absetzen, absetzen!«

Vorwort:

Ich schreibe wieder, immer noch - immer wieder. Es ist länger her, seit ich mich wieder an was längeres gewagt habe. Ein paar aufmerksame Leser haben vielleicht mitbekommen, dass es in den letzten zwei Jahren, was Kurzgeschichten angeht, kleine Erfolge gab, wie Veröffentlichungen in Anthologien und YUAL für "Liebe wie Gurkensushi".

Nun hat es sich durch den NaNoWriMo ergeben, dass ich mich doch wieder längeren Projekten gewidmet habe. Eigentlich "Regentropfenflucht", an dem ich noch schreibe. Aber "It´s Guiness Time" ist sozusagen ein Nebenprodukt und ich hoffe, ein paar können sich für Isaac und Julius erwärmen. Ich und Onichanjo mögen beide sehr gerne, vor allem, weil es mal ältere Protagonisten sind. Aber nicht erschrecken: Mit 30 ist man noch nicht kurz vor Scheintod und kann durchaus noch etwas erleben. ;)

Über Kommentare freue ich mich natürlich immer, egal ob es Freudesbekundungen sind oder Nörgeleien bezüglicher meiner Orthografie, nur her damit.
 

Kapitel 1: »Argh, absetzen, absetzen!«

Es ist Sonntagmorgen. Wie es sich gehört, scheint die Sonne, die Vögel zwitschern und es duftet herrlich nach Kaffee in meiner Wohnung. Leider habe ich von alle dem nicht sehr viel. Ich ächze verschwitzt die Stufen zum fünften Stock hoch, beladen mit einer schweren Umzugskiste, die nicht mir gehört und auch keinem meiner Freunde.

Genau genommen gehört sie dem Kerl, der jetzt gerade in die Wohnung über mir einzieht. An einem Sonntag. Mit meiner Hilfe.

Er hat vor einer Stunde an meiner Wohnungstür geklingelt. Mit einem strahlenden Lächeln und einem jugendlichen Funklen in den Augen. Sein Name ist Julius, hat er gesagt und er zieht heute hier ein. Er beginnt in zwei Monaten seinen Doktor hier. Soweit ganz gut. Dann hat er mit diesem umwerfenden Lächeln erklärt, dass zwei seiner Helfer abgesprungen sind, sie Not am Mann haben, weil der Sprinter in zwei Stunden zurück sein muss und ob ich ihm nicht helfen könnte.

Der Duft von Kaffee hängt mir noch in der Nase, als ich ihm zusage. Jetzt läuft mir stattdessen Schweiß über die Stirn. Zum Glück habe ich mir nichts Schickes anzogen, um den neuen Nachbarn zu beeindrucken. Außerdem ist er sicher fünf oder sechs Jahre jünger als ich, wenn dann sollte er mich beeindrucken wollen. Genau genommen hat er das schon getan. Nicht jeder würde zu seinen neuen Nachbarn gehen, und gleich um soviel Hilfe bitten. Außer mir hat auch niemand Ja gesagt, oder er hat nur mich gefragt, das weiß ich nicht.

»Stell die Kiste einfach irgendwo hin! Übrigens gibt es nachher noch eine kleine Einweihungsfeier für die Helfer!«, erklärt mir Julius. Er klingt dabei so begeistert, dass ich ihm sofort glaube, dass man in diesem Chaos aus Kisten und Möbelteilen wirklich feiern kann. Naja, zumindest einen netten Abend haben kann.

»Ich kann Wein mitbringen.« Ich sehe mich um, füge noch hinzu: »Und einen Korkenzieher.«

»Das wäre klasse!« Julius lacht. »Hier ist alles noch etwas chaotisch.«

»Wäre mir nicht aufgefallen.« Vorsichtig schiebe ich die Kiste, die ich gerade abgstellt habe, etwas beiseite. Julius kratzt sich mit einem Grinsen im Gesicht an seinem Drei-Tage-Bart.

»Ich finde es aber echt stark von dir, dass du mir hilfst.«

»Kein Problem, dafür hat man Nachbarn.« Auch wenn ich sagen muss, dass mir weder Frau Kramer, noch die Himmelsberger mir bei einem Einzug hier geholfen habe. Aber mit über siebzig wären sie wohl nur begrenzt eine Hilfe gewesen. Von anderen Leuten im Haus habe ich bis jetzt nicht viel mitbekommen. Für Frau Kramer kaufe ich manchmal mit ein, dafür backt sie mir ab und zu einen Kuchen, der nicht so gut schmeckt, wie man es von einer alten Dame erwartet. Und die Himmelsberger haben sich mit meinem Ex-Freund über ein paar Balkonpalmen angefeindet. Seit er mitsamt seiner Palme hier ausgezogen ist, grüßen sie mich zumindest wieder.

Neben mir hilft Julius noch ein flippiges Mädchen mit Dreads und ihr riesiger Freund beim Umzug, Stefanie und der Wikinger – seinen Namen hat man mir nicht gesagt, aber neben seiner Körpergröße, besticht sein Äußeres durch einen blonden, buschigen Bart.

Als ich wieder nach unten komme, wartet der Wikinger schon auf meine Hilfe. Zusammen haben wir uns das ehrenvolle Ziel gesteckt, die Treppen beladen mit einem Sofa zu bezwingen. Als ich das beige Ungetüm vor mir sehe, bin ich mir nicht sicher, ob wir uns nicht zu viel vorgenommen haben.

»Ganz schön häßlich, oder?«, kommt es von Julius, der gerade hinter mir das Haus verlassen hat.

»Es ist sehr … groß«, gebe ich diplomatisch zu. Sofas müssen groß sein, oder? Allerdings habe ich keinen Schimmer, wo wir das Teil oben abstellen sollen. Immerhin sind die zwei Zimmer, die es gibt, schon mit allen möglichen anderen Sachen voll gestellt, die wir in den letzten ein einhalb Stunden hochgetragen haben.

»Meine Ex hat es ausgesucht. Ich durfte es zahlen.« Er verdreht die Augen. Ich grinse. Die Situation kommt mir bekannt vor. Aus dem Grund habe ich eine wahnsinnig putzaufwendige Hochglanz-Front in der Küche. Die ist nur solange schick, wie man sie jedes mal abputzt, sobald man sie schief anschaut. Thomas fand sie absolut stylisch und deswegen mussten wir sie haben. Naja, vorbei ist vorbei.

»Fleming, du nimmst vorne. Isaac und ich packen sie hinten, okay?«, weist Julius uns an.

»Ich mach euch den Weg frei!«, ruft Stefanie mit ihrer hellen Stimme. Sie hält gerade eine Stehlampe in der Hand, die auch nach Marke Ex-Freundin aussieht, nicht wie etwas, was ein Kerl aussuchen würde. Ich bin echt mal gespannt, wie Julius Wohnung eingerichtet aussehen wird.

Selbst zu dritt ist die Couch nicht leicht. Ich habe das Gefühl, als würde ich meine Arm- und Rückenmuskeln seit langem mal wieder richtig spüren. Morgen werde ich bestimmt einen Mords Muskelkater haben. Zum Glück habe ich gerade mehr oder weniger Urlaub. Die Dokumentationen, die ich noch machen muss, erfordern jedenfalls nicht viel Muskelkraft.

Wenigstens ist das Treppenhaus breit genug, dass es kein Problem gibt, um die Ecken zu kommen. Irgendwas muss ein Altbau ja für sich haben. Nachteil ist allerdings, dass die Stockwerke irrsinnig viele Treppen haben und es keinen Aufzug gibt.

»Argh, absetzen, absetzen!«, kommt es im zweiten Stock von Fleming, unserem starken Wikinger. Hätte er es nicht gesagt, hätte ich es selbst spätestens an diesem Punkt ausgsprochen. Wir fahren uns fast alle synchron über die Stirn. Ich schüttle meine Arme, hoffe, dass das unangenehme Gefühl daraus wieder verschwindet.

»Ey, konntest du nicht in den zweiten Stock ziehen? Der Fünfte ist echt die Hölle.« Fleming schaut nach oben, um sich zu versichern, dass es immer noch ein weiter Weg ist.

»Wir können im vierten einen Zwischenstopp bei mir in der Wohnung machen. Hätte lauwarmen Kaffee im Angebot.«

»Na, wenn das nicht motiviert!« Julius grinst, greift demonstrativ wieder nach dem Sofa. Fleming seufzt und schiebt sich die Ärmel seines karierten Hemds wieder hoch. Zusammen packen wir wieder an. Nach einen kurzen Halt im dritten Stock, schaffen wir es dann ganz hoch ins Fünfte, wo Stefanie sich tatsächlich nützlich gemacht hat und Kisten beiseite geschoben hat, so dass wir das Sofa in das zukünftige Wohnzimmer stellen konnte. Die weibische Stehlampe stellt sie daneben. Frauen …

»Wie war das mit dem lauwarmen Kaffee?«, fragt Julius nochmal nach.

»Es sind noch zwei Kisten unten und wir müssen den Sprinter noch weg bringen«, ermahnt Fleming ihn. Vernünftige Freunde, die Julius da hat. Er sieht etwas weniger begeistert aus. Umziehen ist echt kein Spaß.

»Wenn ihr wollt, mach ich frischen Kaffee und ihr kümmert euch um den Rest? Ich habe vielleicht auch noch Apfelstrudel im Gefrierfach«, biete ich an, freundlich wie ich bin. Immerhin sind sie nett und eigentlich freue ich mich, mal einen Nachbar zu haben, der nicht mehr als doppelt so alt ist, wie ich.

»Du schon wieder!«

Über mir höre ich es rumpeln und krachen. Missmutig murrt Ophelia, die gemeinsame Katze von Thomas und mir. Sie blinzelt mit ihren blauen Augen zur Decke, woher der Lärm kommt. Julius ist vermutlich dabei, seine Möbel aufzubauen. Gestern wurde seine Einweihungsfeier zu mir nach unten verlagert, aber es war ziemlich lustig. Julius scheint sich in Gesellschaft sehr wohl zu fühlen und er hat mir alles mögliche über sich erzählt. Ich habe erfahren, dass seine Ex-Freundin ihre blonden Haare immer braun gefärbt hat, um ernster genommen zu werden, dass der Professor, bei dem er seinen Doktor macht, super verplant ist und noch irgendwelches anderes Zeug. Eine jüngere Schwester hat er, daran erinnere ich mich noch. Und er mag Katzen. Ophelia allerdings gab sich die größte Mühe ungastlich und garstig zu sein. Aber deswegen hat man wohl Katzen, weil sie sich nicht über Besuch freuen. Thomas wollte damals die Katze haben, kann aber in seiner neuen Wohnung keine halten und ich habe mich mittlerweile an sie gewöhnt. Ich streichle sie nicht, wenn sie nicht von alleine kommt, dafür beißt und kratzt sie mich nicht bei jeder Gelegenheit.

Wieder donnert es laut von oben. Ich höre Julius fluchen und ich spiele mit dem Gedanken, ihm meine Hilfe nochmal anzubieten. Genau genommen habe ich nicht viel zu tun. Eigentlich bin ich Ingenieur, aber eine Lieferung aus Japan hat einige Tage Verspätung und nun haben wir alle so etwas wie bezahlten Zwangsurlaub. Ich nutze die Gelegenheit, um Papierkram abzuarbeiten, aber richtig viel zu tun ist nicht und sonderlich spannend ist es auch nicht. Und Julius klingt so, als wäre über jede helfende Hand dankbar.

Außerdem ist es eine ganz nette Ausrede, um vom Schreibtisch weg zu kommen. Ich mag Arbeit lieber, bei der ich richtig was tun kann und nicht die ganze Zeit auf einen Monitor starren muss. Ich hole noch eine Tafel Schokolade aus dem Schrank, so als Gastgeschenk, in Ermangelung von einem richtigen Einweihungsgeschenk. Aber eigentlich ist meine Hilfe ja schon Geschenk genug, hat er mir gestern jedenfalls versichert.

Ich gehe die Treppen nach oben, höre dabei wieder etwas scheppern. Diesmal klingt es, als wäre eine Kiste von Töpfen umgefallen. Soll ich wirklich bei ihm klingeln? Ich habe den Verdacht, dass ich dann vor heute Abend nicht mehr aus dieser Wohnung komme.

Trotz der Bedenken drücke ich auf den Klingelknopf. Derselbe schrille Ton, wie auch bei mir in der Wohnung. Das Klingeln würde selbst Tote wieder wecken, aber soll vermutlich auch gerade das tun.

Ich höre es hinter der Tür rumpeln, dann wird sie geöffnet.

»Isaac«, stellt er scheinbar überrascht fest.

»Es klingt so, als würdest du Hilfe gebrauchen.« Ich grinse ihn an, linse an ihm vorbei in seine Wohnung. Der Flur steht immer noch voll mit Kartons.

»Oh Gott, bin ich so laut? Sorry, irgendwie klappt das alles nicht so, wie es soll. Über Hilfe wäre echt super dankbar!« Er tritt beiseite, anscheinend ist es ihm auch nicht unangenehm nochmal meine Hilfe anzunehmen. Ich kenne Leute, die sich damit ziemlich schwer tun. Anderseits hatte Julius gestern auch keine Hemmungen gehabt, mich zu fragen. »Ehrlich, ich schulde dir echt was.«
 

Unzufrieden blättere ich durch meine Unterlagen. Mir ist langweilig. Ich bin es nicht gewohnt, nichts zu tun zu haben und ich mag das Gefühl auch nicht sonderlich. Wir sind immer noch in Warteschleife in der Firma und es kann auch noch etwas dauern. Mit den Dokumentationen bin ich auch fast durch und mit Julius habe ich gestern all seine Möbel zusammen gebaut. Er hat sich eigentlich gar nicht so ungeschickt angestellt, aber gerade Schränke sind eine ziemliche Herausforderung, wenn man sie alleine zusammenbauen will. Meinen Schlafzimmerschrank habe ich damals auch alleine zusammengeschraubt. Eine Tür ist deshalb etwas schief, aber mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt und kann drüber hinweg sehen.

Die Wohnung von Julius ist größer, als ich sie eingeschätzt habe. Aber so etwas kann man auch immer schlecht sagen, wenn man nur sieht, dass überall Zeug herum steht. Die Einrichtung selbst ist eine unpassende Mischung aus alten Jugendmöbeln, Möbel, die seine Ex-Freundin ausgesucht haben und Ikea-Möbeln aus der Fundgrube. Julius meint, wenn er mal mehr Geld verdient, wird sich das alles ändern. War bei mir auch so. Nach dem ich endlich einen festen Job hatte, habe ich eine Anzahlung für meine Eigentumswohnung gemacht und angefangen mich besser einzurichten. Aber auch erst alles nach und nach. Ich lebe hier schon drei Jahre. Meine Küche habe ich mir erst vor einem Jahr gekauft. Davor war alles sehr zusammengewürfelt in der Küche: Eine Waschmaschine, die mal zur Hälfte meinen zweiten Ex-Freund gehört hat, ein Kühlschrank, an den ich ein Schloss montiert habe, damit man ihn wieder richtig schließen kann. Oh, und die Mikrowelle, die ein Geschenk von einem Ex war. Es hat gut getan, als ich damals diese nigelnagel neue Küche eingebaut habe, zusammen mit Thomas. Jetzt erinnert mich sie wohl auf ewig an ihn, aber wenigstens funktioniert alles. Und so super sentimental bin ich auch nicht, als das es mich wirklich stört.

Julius wird heute wohl all sein Zeug verstauen, dabei kann und will ich nicht helfen. Mich geht es nichts an, was andere in ihren Schränken haben. Außerdem finde ich es dann doch zu aufdringlich, bloß weil mir mal langweilig ist.

Das Problem, wenn man Urlaub hat, aber niemand sonst, ist das niemand Zeit hat. Normal würde ich mit ein paar Studienkollegen jetzt was unternehmen. Aber entweder sind sie zu sehr damit beschäftigt, ihre Brut zu hüten, oder sie sind eben arbeiten.

Ich rolle mit meinem Bürostuhl vor und zurück. Ophelia beobachtet mich dabei mit einem giftigen Blick. Ihr passt es nicht, dass ich mich bewege. Kurz starre ich ihr in die Augen. Sie hasst es, wenn ich das tue. Ein tiefes Grollen kommt von ihr. Breche ich das Blickduell nicht ab, fällt sie mich an. Ich habe keine Ahnung, warum Thomas gerade sie haben wollte. Gut, sie sieht ganz hübsch aus, mit ihren blauen Augen und der schoko-braunen Maske, aber ihr schlechter Charakter hat sich schon als Kätzchen abgezeichnet. In der ersten Nacht, als sie hier war, hat sie mir in den Schrank gepinkelt und einen Kratzer im Gesicht verpasst, knapp am Auge vorbei. Mittlerweile hat sie das mit dem Pissen zum Glück gelassen, sonst hätte ich sie vermutlich ins Tierheim gesteckt.

Genervt von dem Blick der Katze, stehe ich auf und beschließe einen Spaziergang zu machen. Eigentlich fühle ich mich zu jung für Spaziergänge durch den Park oder über den Friedhof, aber in der Wohnung versauere ich nur. Angeblich sollen Spaziergänge helfen, um den Kopf frei zu kriegen. Wobei ich sagen muss, dass es momentan nicht wirklich etwas gibt, was mich stört oder worüber ich mir den Kopf machen müsste. Außer das ich demnächst mal bei Thomas anrufen sollte, der immer noch Sachen bei mir hat.

Gut, er hat hier über ein Jahr gewohnt und ist erst vor zwei Monaten ausgezogen, da ist es irgendwie klar, dass ich immer wieder etwas finde, was ihm gehört. Momentan handhabe ich es so, wenn der Wert der Fundstücke insgesamt fünfzig Euro übersteigt, rufe ich an. Nicht, dass man mir irgendwas böses nachsagt. Was ich schon länger mal machen wollte, war die DVD-Sammlung zu sortieren. Wir haben sie, verliebte Trottel, die wir waren, alle zusammen geworfen und niemand hat den Nerv gefunden, sie wieder zu trennen. Jetzt habe ich ja die Zeit, das zu machen. Hm, besser als Spazieren gehen, oder?

Während ich in meinem Wohnzimmer auf dem weichen Teppich sitze, überall DVDs um mich herum verstreut, stelle ich fest, dass ich wirklich zu wenig zu tun habe. Ich greife zur nächsten DVD. V wie Vendetta. Hm, meine oder seine DVD? Wir haben ihn damals zusammen gekauft, ich weiß aber nicht, wer ihn gezahlt hat. Ich mag den Film. In dem Fall gehört er mir, beschließe ich. Zufrieden lege ich ihn auf meinem Stapel, der zugegeben höher ist, als der von Thomas. Ich sehe das aber als Bezahlung und eine gute Gelegenheit, ungeliebte Filme los zu werden. ›Der mit dem Wolf tanzt‹ landet auf Thomas Stapel.

Irgendwann bin ich nach meiner Zufriedenheit damit fertig. Ich weiß, dass Thomas sich nicht darüber beschweren wird, wie ich aufgeteilt habe. Dafür hat er mich mit der Trennung zu sehr verletzt. Deshalb versuchen wir zivilisiert miteinander umzugehen, wenn wir uns sehen. Möglichst keine Gefühle aufwühlen.

Seine Sachen von meinen zu trennen, tut mir aber gut. Es macht alles endgültiger. Ich beschließe, die Wohnung weiter nach Sachen von ihm abzusuchen, damit er nicht mehr kommen muss. Mir ist es wichtig, einen klaren Cut hinter einer Beziehung zu ziehen. Ich bin kein großer Fan davon, alles unnötig in die Länge zu ziehen und sich immer wieder mit der gegenseitigen Anwesenheit zu quälen. Wie man mit seinem Ex noch befreundet sein kann, verstehe ich auch nicht. Bei mir hat das nie funktioniert, auch wenn die wenigsten Beziehungen in Streit auseinander gegangen sind. Ich bin nicht so der Typ zum Streiten, was mir lustigerweise auch schon zum Vorwurf gemacht wurde.

Bei meiner Suche finde ich noch etwas Dekokram, ein paar CDs und ein rosa Hemd, recht weit hinten in meinem Schrank verborgen. Als ich es aus dem Schrank ziehen will, fange ich mir einen Kratzer von Ophelia ein, die dort wohl geschlafen hat. Ich sollte sie zu den Sachen dazu setzen, dann kann Thomas sie mitnehmen! Anderseits würde ich sie vermutlich irgendwie vermissen. Manchmal kann sie ganz nett sein und sie freut sich, wenn ich nachhause komme. Primär, weil ich ihr dann Futter gebe. Aber ich mag es, wie sie mir dabei um die Beine streift und schnurrt. Die einzige Gelegenheit, bei der sie das tut.

Ich wasche mir das Blut von meinen Händen und fühle mich zu gutmütig. Selbst eine garstige Katze, wie Ophelia weckt in mir das Bedürfnis, ihr zu helfen. Man könnte meinen, nach dreißig Jahren habe ich das mit der Nettigkeit besser im Griff, aber man kommt wohl nicht so einfach aus seiner Haut raus.

Thomas Sachen landen in einer großen Ikea-Tüte, die ich in den Flur stelle. Unschlüssig bleibe ich dort vor dem Telefon stehen. Die fünfzig Euro sind zusammen, ich sollte ihn anrufen und endlich mit ihm abschließen. Entschlossen greife ich zum Hörer und tippe seine Handynummer ein. Nach seiner neuen Festnetznummer habe ich ihn nicht gefragt.

»Thomas Grün. Wer spricht?«, meldet sich seine Stimme. Meine Festnetznummer ist standardmäßig unterdrückt.

»Hier ist Isaac. Ich habe noch Zeug von dir gefunden. Ich wäre froh, wenn du das demnächst abholst.«

»Oh, okay. Wann hast du denn Zeit?« Er wirkt nicht sehr erfreut über meinen Anruf, kann ich aber verstehen. So richtig glücklich mit ihm zu reden, bin ich auch nicht.

»Diese Woche eigentlich immer.«

»Was ist denn passiert, dass du mal frei hast? Ist was explodiert?« Thomas lacht. Einer der Punkte, die er immer wieder kritisiert hat, war der Umstand, dass ich angeblich nie Zeit für ihn gefunden habe und ein Workaholic wäre.

»Japan«, gebe ich trocken zurück. Ein bisschen zu spät fällt mir auf, dass der Kommentar etwas pietätslos ist. Aber tatsächlich ist das der Grund für die ganze Verzögerungen. Thomas lacht wieder. Meinen Humor hat er immer gemocht, hat er gesagt. Ich mochte es, wenn er solche Aussagen für Humor hielt.

»Ich komme morgen mal vorbei. Ich weiß aber noch nicht genau wann.« Das war einer der Dinge, die mich an ihm immer gestört haben. Immer vage und man wusste nie, wann und was von ihm zu rechnen ist. Klar, dass man sich dann immer wieder mal verpasst. Aber prinzipiell war ich der Schuldige, weil ich ja so wenig Zeit habe und mit meiner Arbeit verheiratet bin.

»Okay, ich versuche da zu sein.« Genau genommen werde ich meinen ganzen Tag in der Wohnung verbringen, bis er da ist. Ihn zu verpassen und so nochmal mit ihm zu telefonieren, will ich wirklich nicht.

»Wie geht es Ophelia?«, fragt er, als wäre ihm gerade eingefallen, dass er Interesse für unsere Trennungskatze heucheln sollte, wenn er vielleicht doch mal das Sorgerecht für sie will.

»Reizend, wie immer.« Fahre mir bei den Worten über die frischen Kratzer. Ja, absolut reizend. Vielleicht ist Thomas auch mit Absicht in eine Wohnung gezogen, in dem Katzen nicht erlaubt sind, nur um eine Ausrede zu haben. Auch wenn er es nie zu zugeben hat, ich glaube, so richtig toll, fand er Ophelia im Endeffekt auch nicht. Zumindest blieb meistens das Füttern und Katzenklo säubern an mir hängen.

»Hm, okay. Dann bis morgen.« Er fragt nicht mal nach, was sie wieder getan hat. Das ›Reizend‹ ist ein Insider zwischen uns, wenn Ophelia mal irgendwas unmögliches angestellt hat. Aber das mit den Insidern ist nun auch vorbei.

»Ja, bis dann.« Ich lege auf, bevor ich das Tuten aus seiner Leitung höre.

Im Gedanken mache ich einen Haken hinter ›Lästigen Sache mit Ex erledigt‹. Sehr viel steht auf meiner mentalen To-Do-Liste nicht mehr für meine freie Woche. Hätte ich mit dem Ausfall gerechnet, hätte ich mir vielleicht einen schönen Urlaub gebucht. Mit Thomas wollte ich mal nach Barcelona, hat sich nun aber erledigt.

Wenn ich so darüber nachdenke, die ganze Sache mit Thomas... Manchmal frage ich mich, ob wir unsere Beziehung zu ernst genommen haben: Zusammenziehen, eine gemeinsame Küche aussuchen, sich eine Katze anschaffen, Urlaube planen … Meine Beziehungen davor sind weniger ernst abgelaufen, aber genauso wenig erfolgreich. Sonst wäre ich jetzt kein Single. An und für sich finde ich es gar nicht so schlimm. Tatsächlich bin ich sehr zufrieden mit meiner Arbeit, meiner Wohnung und den Wochenend-Ausflügen mit Arbeitskollegen oder anderen Kumpels. Es fühlt sich auch ohne Thomas nicht an, als würde etwas in meinem Leben fehlen. Vielleicht hat das Thomas gemeint, als er sagte, mit mir ist man in keiner Beziehung, sondern man lebt nur neben einander her. Nein, eigentlich verstehe ich noch immer nicht, was er damit meint. Ich habe mir immer viel Mühe gegeben und Thomas war mir wirklich wichtig gewesen. Die Trennung hat mich auch ziemlich unerwartet und sehr hart getroffen. Ich schüttle den Kopf. Keine Lust wieder daran zu denken. Der bittere Nachgeschmack der Trennung hat schon fast nach gelassen und ich will es dabei belassen.

Ich beschließe einkaufen zu gehen. Seit Wochen will ich mir neue Schuhe kaufen gehen und bin nie dazu gekommen. Neue Hosen und ein paar T-Shirts für die Freizeit könnte ich auch gebrauchen. Und wann soll ich das machen, wenn nicht jetzt? Außerdem freue ich mich, mal wieder für mich einzukaufen. Thomas hat immer darauf bestanden, bei Einkäufen mit zu kommen, weil er der Meinung war, dass ich viel mehr aus meinem Typ machen könnte. Mag ich halt weiße Shirts und gemütliche Jeans, und? Bloß weil ich auf Kerle stehe, heißt das doch nicht, dass ich mich gerne rausputze. Das habe ich immer Thomas überlassen, oder meinen anderen Ex-Freunden, die das gerne gemacht haben, waren aber zum Glück bei weitem nicht alle.

Tatsächlich genieße ich das Gefühl durch die Innenstadt zu laufen und nur für mich alleine einzukaufen. Kein lästiges »Das könnte dir doch stehen!« oder »Das ist nicht deine Farbe!« Wie sehr es einen nervt, merkt man erst, wenn man es nicht mehr hört.

Sehr gelassen und entspannt bringe ich meinen Einkauf hinter mich. Leider habe ich damit nicht ganz soviel Zeit tot geschlagen, als ich gehofft habe. Mit Thomas hat das immer wesentlich länger gebraucht.

Ich fange damit an, meinen Kleiderschrank auszusortieren, wenn ich schon dazu komme. Meine Figur hat sich seit einigen Jahren nicht mehr geändert – zum Glück – aber einige Sachen sind schon etwas abgetragen und eigentlich genau das richtige für die Altkleidersammlung.

Wie viel man alles schafft, wenn man nichts zu tun hat!

Als ich es an der Tür klingeln höre, atme ich erleichtert aus. Selbst wenn es nur der Postbote ist, ich habe eben festgestellt, dass ich Sortieren nicht leiden kann. Ich schließe den Schrank und gehe zur Tür, um meinen Retter vor dem Sortierwahn die Tür zu öffnen.

»Du schon wieder!«, begrüße ich Julius mit einem Grinsen.

»Ach, ich dachte mir, weil du ja die ganze Woche daheim bist und mir soviel geholfen hast, vielleicht hast du Lust mit mir Essen zu gehen. Du weißt schon, als Dankeschön.«

»Alles, Hauptsache ich kann ein bisschen raus. Mir fällt hier die Decke auf dem Kopf.«

»So schlimm?« Julius lacht. Ich habe ihm gestern schon erklärt, dass ich gerade zu viel Zeit habe.

»Ich arbeite eben gern.« Ist meiner Meinung nach auch nicht sehr verwerflich. Ich kontrolliere, ob ich meinen Geldbeutel noch eingesteckt habe und verlasse mit Julius die Wohnung.

»Muss cool sein, wenn man seinen Job so liebt.«

»Kann man so oder so sehen«, antworte ich vage, während ich meine Wohnung abschließe. Meine Ex-Freunde haben es lieber anders gesehen. »Kannst du mit deinem Studienfach nichts anfangen?« Ich habe mir leider nicht gemerkt, was er genau studiert, beziehungsweise in was er seinen Doktor macht, das ging in der Informationsflut der letzten Tage wohl unter.

»Oh doch, klar, sonst würde ich meinen Doktor nicht machen. Nur Studium und Arbeiten ist ja nochmal was anderes. Ich weiß noch gar nicht, ob ich an der Uni bleiben will, oder was ich so genau machen will.«

Diese Entschlossenheit kenne ich nur von Bekannten. Ich selbst wusste schon sehr früh, was ich arbeiten will und habe nach meinem Diplom auch sofort einen Job gefunden. Gerne würde ich ihm sagen, das er spätestens nach seinem Doktor weiß, was er machen will. Aber das klingt nach einem altklugen Spruch und scheint mir nicht angemessen. Außerdem habe ich meinen Doktor nie gemacht, also kann ich so gesehen gar nicht richtig mitreden.

»Weißt du denn ein gutes Restaurant hier? Ich kenn mich in dem Viertel gar nicht aus«, wechselt er unvermittelt das Thema.

»Kommt drauf an, auf was du Lust hast. Indisch, Chinesisch und gut bürgerliche deutsche Küche gibt’s hier nicht. Genau genommen gibt es zu Fuß nur einen guten Dönerladen und einen Italiener, der diese coole Teig-in-die-Höhe-werfen-Nummer drauf hat.«

»Hm, wir können auch mit der Straßenbahn ein paar Stationen fahren, beim Nepumukplatz gibt’s ein Irish Pub, bei dem es Mittags englische Küche gibt.«

Ich schaue ihn skeptisch an. Das Irish Pub kenne ich, mit Martin, Arbeitskollege, bin ich dort manchmal. Aber englische Küche in einem irischen Pub … Ich mein, englische Küche ist sowieso schon nicht so bekannt dafür, sehr lecker zu sein.

»Ehrlich, die sind gut. Die haben fabelhaften Yorkshire Pie und Baked Potatoes! Ich hab am Anfang auch nicht geglaubt, dass das schmecken kann. Aber soweit ich weiß, haben die keinen englischen Koch. Vielleicht liegt´s ja daran.«

Ich muss lachen. »Na gut, einen Versuch ist es wert.«

Beim Essen erzählt er mir über sein Austauschjahr in England, wo er überraschenderweise auf den Geschmack der echten englischen Küche gekommen ist. Und ich erzähle ihm ein bisschen was über meine Arbeit. Da unsere Firma oftmals Aufträge im Ausland hat, bin ich immer wieder mal für ein paar Wochen unterwegs. Ich war schon in Saudi Arabien, Indonesien, Kanada, vor einer Weile auch in Japan. Das Reisen ist ein interessanter Aspekt meiner Arbeit, mit dem ich zu Anfang nicht gerechnet habe. Ich genieße es immer sehr, mal unterwegs zu sein. Das es meine Ex-Freunde immer angekotzt hat, verschweige ich Julius allerdings.

Tatsächlich ist das englische Essen im irischen Pub gar nicht mal so übel. Ich bin bei Baked Potatoes geblieben. Bei Kartoffeln mit Quark kann man nicht viel falsch machen, nicht mal als Engländer. Aber zugegeben, es hat geschmeckt!

Wir sind dann nach dem Essen zu einem kräftigen Guiness gewechselt und noch eine Weile in dem Pub geblieben. Wenn man sich noch nicht lange kennt, kann man sich glücklicherweise immer noch sehr viel erzählen. Später kamen Freunde von ihm dazu, die mich recht herzlich in ihre Gruppe aufgenommen haben.

Alles in allem bin ich recht glücklich mit meinem neuen Nachbar. Ich könnte mir sogar vorstellen, mit Julius öfter mal einen trinken zu gehen. Immerhin kann man sich das Geld fürs Taxi teilen.

»Kein Stress!«

Völlig erschlagen öffne ich meine Augen. Ich hasse es, wenn sich Schlaf nicht nach Schlaf anfühlt, sondern als hätte mich ein LKW überfahren – zweimal. In solchen Moment kommen bei mir die ersten Gedanken ans Alter auf. Mit zwanzig konnte ich noch trinken wie ein Loch und war am nächsten Tag taufrisch wie ein Butterblümchen am Morgen. Seit ein paar Jahren rächt sich ein Körper immer fürchterlich nach solchen Saufgelagen. Kopf- und Gliederschmerzen und eigentlich ist man nicht mehr, als zäher, alter Teig.

Ich schleppe mich ins Badezimmer und suche nach einem Aspirin. Es ist schon länger her, dass ich soviel getrunken habe. Vermutlich habe ich mich von dem Mittzwanziger-Übermut anstecken lassen, der bei mir auch noch nicht so lange her ist. Selbst im Spiegelbild sehe ich alt aus. Sind das Tränensäcke, die sich da unter meinen Augen abzeichnen? Unglücklich drücke ich darauf … Allerdings sah ich auch schon mit sechzehn mit einem Kater total beschissen aus. Da hab ich das nur noch nicht eingesehen.

Ich drücke ein Aspirin aus der Verpackung und gehe damit in die Küche, um sie in ein Glas voll Wasser zu werfen. Träge beobachte ich, wie sich die Tablette sprudelnd auflöst. In zwei Schluck leere ich das Glas und bleibe am Küchentisch sitzen. Bewegung verursacht nämlich nur mehr Kopfschmerz und ich will erst wieder was tun, wenn die Tablette anfängt zu wirken.

Nachher werde ich einen Orangensaft trinken – meine andere bewährte Katermedizin – und mich den restlichen Tag an Wasser und leichte Küche halten. Ich lege meinen Kopf auf den kühlen Küchentisch und harre der Dinge.

Gerade als ich das Gefühl hatte, dass es mir besser geht, schrillt die Türklingel als stechender Schmerz durch meinen Kopf. Gequält stöhne ich auf. Ich bin zu alt für diesen Scheiß. Es klingelt nochmal. Ich überlege, ob ich einen auf schwerhörig machen soll, so alt wie ich mich gerade fühle. Das dritte Mal klingeln.

Genervt erhebe ich mich und schlürfe zur Wohnungstür. Ich starre durch den Spion und sehe Julius Gesicht in Fischaugen-Optik. Kein sehr toller Anblick. Was er wohl will? Ich öffne ihm die Tür. Auch ohne die Verzerrung des Spions bietet er nicht den besten Anblick. Er sieht mindestens so alt aus, wie ich.

»Du, sorry, dass ich dich schon wieder nerve … und ehrlich, irgendwann zahl ich dir das alles zurück und so. Aber hast du Aspirin für mich? Meines ist irgendwie beim Umzug verloren gegangen und ich glaub, ich schaff es nicht bis zur nächsten Apotheke. Weiß auch gar nicht, wo die ist.« Irgendwie fühle ich mich nach der Schilderung etwas weniger alt. Wenigstens stehe ich mit dem Kater nicht alleine da. Ich ringe mir ein Grinsen ab.

»Auch vom Kater befallen, hm?« Ich mache einen Schritt beiseite, um ihn in meine Wohnung zu lassen. Langsam fühlt er sich an, wie ein alter Bekannter.

»Setz dich einfach in die Küche, ich hol dir was.« Selbst in meinem derzeitigen Zustand bin ich immer noch ganz der Gastgeber, wie sich das gehört.

In der Küche bleiben wir erstmal eine Weile in Katerstille sitzen. Irgendwann taucht Ophelia auf, mustert uns misstrauisch und verlässt die Küche wieder. Wie ich es mir dachte, Kater kann sie auch nicht leiden.

»Willst du einen Orangensaft oder Kaffee oder was anderes?«, frage ich schließlich, als der Kopfschmerz endlich erträglich geworden ist.

Julius schaut mich mit einem trägen Blick an. »Kaffee fänd ich gut. Und morgen, morgen kriegst du Kaffee bei mir.«

»Werd ich mir merken.« Ich gehe zu meiner Senseo-Maschine und lege ein Kaffeepad ein. Genau genommen, ist es die Kaffeemaschine von Thomas, zumindest wollte er sie damals haben. Aber wie alles hier in der Küche, habe ich sie bezahlt und deshalb ist sie hier geblieben. Richtig häufig verwende ich die Maschine nicht. Meinen Kaffee mache ich mir meistens im Betrieb mit so einem urigen Teil, das beim Kaffeekochen laut stöhnt und ächzt und dabei jedem Porno Konkurrenz macht. Praktikanten und andere Frischlinge erröten meistens, wenn sie sie das erste Mal hören. Dafür schmeckt der Kaffee nach viel Liebe und Herzblut und als hätte sich das Stöhnen gelohnt – kein Vergleich zu dem Senseo-Zeug, dass ganz dezent und leise in einem feinen Strahl in die Tasse fließt.

Ich reiche Julius die Tasse und schenke mir einen Orangensaft ein. Langsam fühle ich mich wieder fitter, bin aber froh, dass ich heute nicht arbeiten muss. So kann man wohl auch seine Zeit verplempern: mit Krankheitssymptomen. Wir beschließen, dass wir uns einfach vor meinen Fernseher flänzen und DVD gucken. Beim Aussortieren sind mir ein paar Filme in die Hände gefallen, die ich länger mal wieder schauen wollte. Aber eigentlich sehe ich ungern alleine fern. Julius Anwesenheit ist also eine gute Gelegenheit. Er hat seinen Fernseher noch nicht angeschlossen und hat auch nicht vor, heute viel zu machen.

Das schrille Klingeln schreckt mich vom Sofa auf. Wer … Stimmt Thomas wollte heute kommen, wegen seinen Sachen.

»Bin gleich wieder da«, sage ich kurz zu Julius, der nur abwinkt und weiter gespannt den Film verfolgt. Gran Torino kennt er noch nicht und ich wollte den Film mal wieder sehen. Großartige Story und immer wieder sehenswert. Nochmal höre ich Thomas klingeln. Besonders geduldig ist er nie gewesen.

»Kein Stress!«, rufe ich im entgegen, schließe die Wohnungstür auf. Meine Hände zittern etwas dabei. Ich hätte heute gerne auf Thomas verzichtet.

»Hey, dachte schon, du wärst nicht da.« Thomas hebt kurz die Hand, schafft aber nicht einmal ein Lächeln.

»Ich hab doch gesagt, dass ich heute da bin.« Ich trete beiseite, um ihn reinzulassen. Als er an mir vorbei geht, nehme ich seinen Geruch nach Tabak wahr.

»Ja, ja, ich weiß.« Jetzt lächelt er doch. Ich muss schlucken und wünsche mir, nicht so verkatert auszusehen. »Wo sind denn meine Sache?«

»Warte, ich hab sie zusammen geräumt.« Ich hebe die Ikeatasche vom Boden und öffne sie etwas, um ihm zu zeigen, was drin ist. »Ein paar DVDs und CDs, und ich glaube, das Hemd gehört dir, oder?«

»Ja, habe ich schon vermisst.« Er nimmt mir die Tasche aus der Hand. Dabei berühren sich unsere Fingerspitzen kurz. Es hinterlässt kein Kribbeln, sondern den Wunsch in mir, mir die Hand an meiner Hose abzuwischen. Ich schaffe es nicht, irgendwelche positiven Gefühle für ihn wach zu rufen. Was wohl auch besser so ist.

»Und … und wie geht es dir?«, fängt er doch ein Gespräch an. Gerade wollte ich ihn aus der Wohnung schieben, würde jetzt aber sehr unreif rüberkommen. Immerhin sind wir erwachsen und können eine gesunde Konversation führen, oder?

»Gut, nur gerade wenig zu tun. Und selbst?« Eigentlich interessiert es mich nicht, die Frage hat sich als lästige Höflichkeitsfloskel einfach ran gehängt.

»Könnte besser sein. Weißt du, die ganze Sache mit uns, also es tut mir leid.« Tatsächlich sieht Thomas etwas verloren aus, wie er mit der blauen Tasche in meinem Flur steht, seinen Blick leicht gesenkt hat. Was ihm Leid tut, weiß ich allerdings nicht und ich weiß auch nicht, was eine Entschuldigung ändern soll.

»Falls du mal eine Wohnung findest, in der Katzen erlaubt sind. Ich glaube, Ophelia würde sich freuen, zu dir zu ziehen.« Vielleicht versteht er ja, was ich ihm damit sagen will. Nämlich, dass ich alles von ihm los werden will, soweit es geht.

»Sie mochte dich immer lieber, als mich.« Seine Stimme klingt melancholisch, als würde er auch damit mehr sagen wollen. Ich verstehe nicht, was das soll. Diese ganze reumütige Gehabe, diese Entschuldigung. Er wollte verdammt nochmal die Trennung! Und die Katze … Thomas bereut wohl häufig seine Entscheidungen. Aber entschieden, ist entschieden.

»Du, ich habe Besuch, also naja …« Ich will das er geht, presse die Lippen aufeinander und nicke Richtung Tür.

»Oh, ach so, ja … dann will ich nicht weiter stören. Bis dann!«

»Bis dann.« Und auf Nimmerwiedersehen. Ich schließe die Tür und fühle mich nicht so gut, wie ich gehofft habe. Aber es ist alles etwas endgültiger, das macht es irgendwie besser. Ich seufze und beschließe, wieder ins Wohnzimmer zu gehen. Die Tür habe ich nur angelehnt, also hat Julius die Unterhaltung wohl mitbekommen. Bis jetzt habe ich nicht mit ihm darüber geredet, dass ich schwul bin, war auch nicht weiter wichtig. Von Heimlichtuerei halte ich allerdings nicht.

Als ich den Raum betrete, sehe ich gerade noch, wie Julius seinen Gesicht hastig richtig Fernseher richtet. Ihm ist es wohl unangenehm, dass er gelauscht hat, allerdings hätte er wohl auch alles gehört, wenn er normal dran sitzen geblieben wäre.

»Das war mein Ex. Er hat seine Sachen geholt«, erkläre ich kurz, setze mich neben ihn. In Outings habe ich mittlerweile Übung und kann gelassener damit umgehen, als früher.

»Ja, dachte ich mir.« Ich finde es sympathisch, dass er zugibt, gelauscht zu haben. »Sowas ist immer ätzend, oder? Diese ganze Mein-Zeug-dein-Zeug-Scheiß, mein ich. War bei einem Freund von mir auch so. Deshalb bin ich diesmal ausgezogen und hab gemeint, das alles was meine Ex von mir noch findet, behalten oder verbrennen kann.«

»Klarer Cut. Sowas ist mir auch immer lieber. Ich bin jetzt auch froh, dass sein Zeug weg ist.«

Julius nickt. Ich nicke. Wir gebeutelten Seelen mit gebrochenen Herzen.

»Oh.«

»Ich meine, sie ist drei Jahre jünger als ich und heiratet schon! Drei Jahre! Weißt du, wie seltsam das ist, wenn die jüngere Schwester heiratet?« Julius hängt mir schon seit Anfang der Fahrt mit dem Thema in den Ohren. Ich war etwas überrascht gewesen, als er mich gefragt hat, ob ich ihn zur Hochzeit seiner Schwester begleite. Aber dadurch, das wir beide Singles sind und unser eigentlicher Freundeskreis bevölkert von Pärchen sind, die für jeden Single Mitleid empfinden, sind wir in letzter Zeit öfter einen trinken gegangen oder haben an den Wochenenden etwas gemacht. Das Julius hetero ist und ich schwul, ist kein Problem gewesen, da wir beide nicht nach einer Beziehung suchen, sondern einfach was ohne Pärchen unternehmen wollten. Ich nehme an, das ist auch der Grund, warum er mich gefragt hat. Ich habe auch mal Martin auf eine Hochzeit begleitet, der den Gedanken nicht ertragen hat, als einziger Single auf einer Hochzeit aufzutauchen. Zu zweit wirkt man dann weniger armselig, oder zumindest kann man sein Leid teilen.

»Ich habe keine Geschwister.«

»Naja, aber wenn du welche hättest. Gott, ich fühle mich so alt! Und ich bin so aufgeregt. Ich mein, was ist wenn ich das als Trauzeuge verpatze?« Als wäre ihm der Gedanke erst jetzt gekommen, fängt er an sich alle möglichen Katastrophen auszumalen, obwohl laut seiner Aussage die Probe gestern reibungslos verlief. Ich bin nur froh, dass ich angeboten habe, zur Hochzeit zu fahren. Im Moment würde es mir Angst machen, wenn er hinterm Steuer sitzen würde. So hibbelig, wie er ist. Die Kirche liegt außerhalb und ist genau genommen eine romantische Waldkapelle, bei der es eine Wirtschaft neben dran gibt und es ist so kitschig und romantisch gelegen, das es einem dabei übel werden könnte. Hochzeiten bringe ich immer geteilte Gefühle entgegen. Ich werde nie eine feiern, allerdings weiß ich nicht, ob ich das schlimm finde.

»Oder, oder, was ist wenn eines der Blumenkinder den Ring verschluckt!« Horrorszenario Nr. 153.

»Verantwortung ist nichts für dich, oder?«, frage ich mit einem Grinsen, während ich den Blinker setze zu einem Schotterweg, der mir für mein Auto gar nicht gefällt. Ich fahre in Schrittgeschwindigkeit weiter.

»Naja, der Tag ist für Conny echt wichtig.«

Ich lache wieder. Julius ist ein Familienmensch, auch wenn ich niemand aus seiner Familie persönlich getroffen habe, erzählt er sehr häufig über sie. Ich bin auch ein bisschen gespannt, ob sie wirklich so sind, wie Julius sie immer schildert. Seine Mutter ist ein großer Fan von vergangen Zeiten, deswegen hat sie ihre Kinder auch nach historischen Gestalten benannt. Wahrscheinlich kann sich Konstanze freuen, dass aus ihre keine Kleopatra wurde. Ansonsten scheint seine Mutter sehr fürsorglich sein, jedenfalls ruft sie ihn regelmäßig an, womit Julius aber überraschend gut umgehen kann. Über sein Vater hat er nur ein paar … kuriose Geschichten erzählt, bei denen ich so rein gar nicht sagen kann, wie er eigentlich sein soll. Betrunken sollte man ihm aus dem Weg gehen, soviel weiß ich. Zumindest ist er da übermäßig überschwänglich und kontaktfreudig, laut Julius.

Von Conny erzählt Julius zur Zeit nur, dass sie bald heiratet und ihn das völlig fertig und glücklich macht. In jedem Fall bin ich gespannt.

»Ist das der Parkplatz?«, skeptisch schaue ich auf eine abgestecke Wiese, auf der zwei Autos stehen. Da Julius der Trauzeuge ist, muss er früher da sein. Die beiden anderen Autos gehören vermutlich seiner Familie. Die Parkwiese behagt mir trotzdem nicht.

»Naja, bei Regen wäre es schlimmer.« Er grinst mich entschuldigend an. Naja, er kann auch nichts dafür. Ich seufze und biege auf die Wiese ein. Regen ist für heute zumindest nicht angesagt, ansonsten wäre es hier vermutlich auch nicht sehr lauschig. Schön ist es hier in jedem Fall. An die Kapelle erinnere ich mich noch aus meiner Kindheit. Meine Eltern kannten den ehemaligen Besitzer der Wirtschaft und wir waren öfter hier. Viel verändert hat sich nichts, hier sieht es aus, als wäre die Zeit stehen geblieben. Wir gehen den Kiesweg hoch, Richtung Kapelle. Hinter uns fährt ein weiteres Auto auf den Parkplatz, voll mit aufgeregten Frauen.

»Oh Gott, die Brautjungfern meiner Schwester! Wir sollten uns beeilen. Die labern uns sonst die ganze Zeit voll!« Julius packt mich am Arm und zieht mich in einem eiligen Schrittempo den Hügel hoch, auf dem die Kapelle liegt. Die Frauen müssen ihm echt Angst machen. Kann ich aber verstehen, Frauen in großen Gruppen sind selbst für einen schwulen Mann so eine Sache – geht zumindest mir so.

Erst als wir direkt vor den Holztoren der kleinen Kapelle angekommen sind, bleibt er stehen. Kurz sieht er über seine Schulter, um zu sehen, wo die Frauen bleiben. Aber noch sind sie nicht in Sicht. Wovor hat er solche Angst? Er drückt den linken Torflügel auf und linst in den Raum. Ich sehe mich währenddessen um. Auf einer großen Wiese vor der Wirtschaft ist ein riesiges, weißes Zelt aufgebaut und auch die Außenfassaden des Wirtshaus sind mit Blumen geschmückt. Ganz hübsch, habe jedenfalls schon häßlichere Hochzeitslocations gesehen.

»Juli, da bist du ja endlich!«, höre ich eine aufgeregte Frauenstimme aus der Kapelle. Julius antwortet etwas, aber leiser. Soll ich auch mit reinkommen? Wahrscheinlich will er alles durchsprechen, was den Ablauf angeht und ich würde nur stören. Mit den Händen in den Hosentaschen meines schwarzen Anzugs bleibe ich vor der Kapelle stehen und beobachte, wie eine Gruppe junger Frauen in hohen Schuhen und Kleidern den Kiesweg hoch wackeln. Sieht irgendwie ulkig aus und ich muss mir ein Grinsen verkneifen. Frauen haben so etwas nicht gerne.

Etwas außer Atem bleiben sie vor mir stehen, mustern mich.

»Hey«, begrüße ich sie. Ich fühle mich unter ihren Blicken etwas unbehaglich. »Ich bin mit Julius hier«, füge ich hinzu und zeige nach drinnen, wo Julius ist. Die Gesichter der drei Frauen erhellen sich, als hätten sie mich betreffend eine Erkenntnis.

»Ach, du gehörst zu Julius! Das ist ja schön! Marlene habe ich nie gemocht!« Die Frau mit den braunen Locken lächelt mir zu und ich erwidere mit einem verunsicherten Grinsen. Marlene ist Julius Ex-Freundin, keine Ahnung warum sie sie zur Sprache bringt.

»Hast du Conny schon gesehen?«, fragt mich die Frau weiter, die anderen scheinen sich in vornehmer Zurückhaltung zu üben.

»Ähm … nein. Wir sind auch gerade erst gekommen. Aber Julius ist in der Kapelle und unterhält sich dort mit jemand.«

»Wir sind für Connys Outfit zuständig!«, wird mir erklärt, dann verschwinden die Drei auch in der Kapelle. Ich schaue ihnen kurz nach, fühle mich dabei etwas untätig. Alle, die schon da sind, haben wohl was zu tun. Ich nicht. Kein Gefühl, das ich mag. Ich beschließe, dass ich einen kleinen Spaziergang über das Gelände mache. Einfach um zu sehen, was sich alles so in den letzten fünfzehn Jahren hier geändert hat und um ein bisschen in Erinnerung zu schwelgen.

Es ist irgendwie seltsam Wege entlang zu schlendern, die man nur als Kind gekannt hat. Es gibt noch den schmalen Weg, der ein Stück in den Wald führt und dann steil bergab. Als Kind bin ich dort zusammen mit dem Sohn des Wirts immer mit einem Mordstempo runter gerannt. Manchmal hatten wir auch Stöcke und haben dabei das Grünzeug, das dort wächst, nieder gemäht. Einmal bin ich hingefallen, direkt auf einen Spitzenstein und habe geblutet ohne Ende und geheult. Ich muss bei der Erinnerung grinsen und der Versuchung wieder stehen, diesen Weg wieder herunter zu rennen. Als das Wirtshaus an jemand anders verkauft wurde, sind wir nicht mehr hier her gekommen. Irgendwie schade.

Ich schaue mich um und genieße das Gefühl, dass hier nichts gibt außer idyllisches Vogelgezwitscher und das Rascheln des Laubs unter meinen Füßen. Das hier bald eine riesige Hochzeitszeremonie stattfindet, kann ich in dem Moment kaum glauben. Als ich wieder aus dem Wald komme und so auf den Weg treffe, den wir gerade erst hochgekommen sind, sehe ich das weitere Autos angekommen sind. Ich schaue auf meine Armbanduhr. Immer noch über zwei Stunden bis die Zeremonie beginnt.

Ich grüße das ältere Paar, das an mir vorbei läuft. Erschrocken werde ich angestarrt. Wahrscheinlich haben sie nicht damit gerechnet, das jemand mitten aus dem Wald kommt. Nach dem sie sich von dem Schreck erholt haben, grüßen sie kurz zurück und laufen eilig den Weg hoch. Hätte ich mich vielleicht vorstellen sollen?

»Isaac! Hey!«, werde ich gerufen. Julius steht oben an der Kapelle und winkt mir aufgeregt zu. Hm, mein Typ ist wohl gefragt. Gemächlich schlendere ich nach oben, was Julius wohl nicht schnell genug geht. Er läuft mir entgegen. »Mensch, wo warst du denn? Ich dachte schon, die Brautjungfern haben dich erwischt!«

»Nein, nein, ich war nur ein bisschen im Wald. Als Kind war ich hier öfter«, erkläre ich ihm kurz.

»Sorry, dass ich dich so hab stehen lassen. Aber ich musste erstmal meine Mutter beruhigen! Sie fragt aber schon die ganze Zeit nach dir.«

»Okay.« Ich runzle irritiert die Stirn. Was will denn seine Mutter von mir? Na gut, aber auf seine Familie bin ich jedenfalls gespannt und folge Julius daher bereitwillig in die Kapelle. Eigentlich habe ich erwartet, dass dort seine ganze Familie mit der Hochzeitsvorbereitung beschäftigt sind, aber von einer Braut sehe ich nichts.

»Du bist also Isaac! Julius hat schon so viel von dir erzählt! Freut mich dich mal kennen zu lernen. Und dein Name ist so ungewöhnlich!«, werde ich von einer Redeflut und einer Umarmung begrüßt. Julius Mutter ist klein, dünn und in einem schlichten, grünen Kleid gekleidet. Ich hätte sie mir mehr als so eine italienische Mama vorgestellt, wie man sie in der Miracli-Werbung sieht. Auch wenn Julius nicht sehr italienisch aussieht, aber von dem, was er immer von ihr erzählt. So bin ich etwas überrascht. Auch von ihrem ganzen Gerede.

»Meine Mutter ist Engländerin«, erkläre ich, nach dem sie mich los gelassen hat.

»Engländerin! Na, sowas, das hat Julius noch gar nicht erzählt.« Sie lacht und ich schaue verstört zu Julius, der mit den Schultern zuckt.

»Oh, Entschuldigung. Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Gisela, und das ist mein Mann Berri.« Sie tritt einen Schritt beiseite, um so den Blick auf ihren Mann frei zu geben. Ich reiche ihm die Hand.

»Freut mich, äh … Berri«, sage ich als, ich seine Hand schüttle. Er nickt nur. Er ist groß und sieht wesentlich jünger als, als ich erwartet hätte. Julius kommt definitiv nach ihm. Zumindest kann man sich vorstellen, dass er in zwanzig Jahre in etwa so aussieht.

»Es ist so schön, dass Julius nach der häßlichen Sache mit Marlene wieder jemand gefunden hat!« Gisela strahlt mich an und ich runzle die Stirn. Okay … was ist hier los?

»Mama, ich glaub, du verstehst da was falsch«, meldet sich Julius mal zu Wort, tritt neben mich. »Isaac ist nicht mit mir zusammen ...«

»Oh«, kommt es peinlich berührt von Gisela. Sie hält ihre Hand vor den Mund und bekommt rote Wangen. »Ich dachte nur … Das tut mir aber leid!«

»Nein, nein, schon okay … kann passieren.« Ich räuspere mich. Als ich Martin auf eine Hochzeit begleitet habe, ist mir das allerdings nicht passiert. Es ist auch etwas seltsam, dass seine Eltern so gelassen reagieren, wenn ihr Sohn mit einem Kerl auftauchen, den sie für sein Date halten. Also sie haben nicht wie jemand reagiert, für die das eine neue Situation ist.

»Ach, da bin ich ja froh. Nein, ich dachte nur, weil Julius so viel von dir erzählt und du ihn begleitet hast. Und ich hab mich schon so gefreut!«

»Mama, bitte …« Julius scheint die Situation unangenehm zu sein. Er hat rote Ohren. Nur sein Vater steht weiterhin da, lächelt mich kurz an, als sich unsere Blicke treffen. Anscheinend tue ich ihm etwas Leid, dass ich in so ein Missverständnis verwickelt wurde.

»Du hättest es mir auch früher sagen können«, zischt Gisela ihrem Sohn empört zu, wohl in der Annahme, ich würde sie so nicht verstehen.

Ja, das hätte er tun können. Irgendwie fühle ich mich auf eine komische Art von ihm verraten. Warum hat er mir nie gesagt, dass er auch mal was mit Kerlen hatte? Ich mein, ich habe mich vor ihm geoutet und ich hätte da bestimmt, naja, Verständnis gezeigt.

»Du, hey, Julius, können wir mal kurz reden?« Ehrlich, das geht nicht so von ihm. Seit über einem halben Jahr gehen wir zusammen einen trinken und ich schätze ihn mittlerweile als guten Freund, aber mir so etwas zu verheimlichen, stört mich einfach.

»Hm, okay.«

Der besorgte Blick von Gisela verfolgt uns nach draußen. Wahrscheinlich macht sie sich Sorgen, weil sie ihren Sohn gerade vor mir geoutet hat und mich für schwul hielt. Was ich bin, wäre ich es nicht, keine Ahnung, wie dann Männer reagieren.

»Hattest du mal vor, mir das zu erzählen?«, frage ich Julius etwas gereizt, als wir am Waldrand außer Hörweite von den anderen Gästen angekommen sind.

»Ich habe es dir erzählt!«, protestiert er heftig.

»Hast du nicht. Das wäre mir doch wohl aufgefallen.« Ehrlich, bei keiner Gelegenheit fällt mir ein, dass er da hat was durchblicken lassen. Ist seine Sexualität so ein Problem für ihn? So etwas kann ich nicht ab.

»Doch, als dein Ex da war. Ich hab dir gesagt, dass es bei meinem auch so wahr! Und auch sonst habe ich mal von Ex-Freunden erzählt.«

»Du hast von ehemaligen Freunden von dir erzählt, du warst da nicht sehr klar damit.« Das er ständig mal Freunde erwähnt hat, weiß ich, aber es klang nie so, als wären es Freunde gewesen, mit denen er Sex hatte. »Warum nicht? Ich war da sehr offen dir gegenüber gewesen.« Wahrscheinlich kränkt es mich deshalb. Ich war ehrlich. Er nicht.

»Nein, ich dachte nur … Wir haben beide eine Trennung hinter uns, und ich dachte, dass macht unsere Verhältnis zu einander nur … unnötig kompliziert? Ja, unnötig kompliziert.« Er nickt und scheint sich tatsächlich im Recht zu fühlen.

»Warum das denn? Hattest du Angst, ich bespring dich bei nächster Gelegenheit, weil ich gerade keinen Kerl habe?«

»Nein! Nein … Aber so ist es doch einfacher gewesen, oder nicht? Ich mein, wir verstehen uns gut und sind befreundet und haben so nicht diesen ganzen Mist mit Beziehungen und allem.«

Ich schüttle verständnislos den Kopf. Traut er mir etwa nicht zu, dass ich keine Freundschaft mit jemand führen kann, mit dem ich theoretisch Sex haben könnte? Nein, also das ist einfach beschissen von ihm! Nochmal schüttle ich den Kopf, weiß nicht ganz, wie ich meiner Wut Platz machen soll. Freunde sind einfach ehrlich zu einander und ich hasse bevormundet zu werden.

Am liebsten würde ich jetzt einfach gehen. Eigentlich gibt es auch keinen Grund hier zu bleiben. Ich fühle mich einfach verarscht. Er will nicht unser Verhältnis damit belasten. Gott … Echt, was hält er von mir?

»Ich bin gerade echt sauer.« Nicht, dass man es mir nicht ansieht, aber ich will es nochmal gesagt haben. Julius kratzt sich am Hals, schaut mich unglücklich an.

»Ehrlich, ich wollte das nicht, Isaac. Es ist alles ein bisschen beschissen gelaufen.« Er sieht reumütig auf seine Schuhspitzen.

»Ja, ist es.« Ich seufze, fahre mir durch die Haare. Ich bin nicht gerne wütend und rege mich ungern auf. Warum macht er auch so einen Scheiß?

»Es tut mir wirklich leid, Isaac« Jetzt schaut er mich direkt an. Julius erschien mir eigentlich immer wie ein sehr offener, ehrlicher Mensch, aber das gerade …

Ich seufze nochmal.

»Okay, die Hochzeit über bleibe ich noch da. Wie es weiter geht, sehen wir dann.« Was anderes kann ich ihm im Moment nicht anbieten. Immerhin haben wir ausgemacht, dass ich ihn heimfahre.

»In Ordnung.« Er lächelt mich an, hat dabei aber einen unglücklichen Blick. Aber mehr geht gerade echt nicht von meiner Seite aus. Eigentlich sollte er sich freuen, dass ich nicht gleich abhaue, aber so unreif bin ich nicht.

»Wir sollten wieder, du weißt schon …« Er nickt Richtung Kapelle. Schweigend legen wir den Weg über die Wiese zurück. Ich muss runter kommen und will im Moment nicht mit ihm reden. Vielleicht versteht Julius das.

»Juli! Du musst unbedingt kommen!«, rief eine aufgeregte Frauenstimme und eine der drei Frauen von vorhin winkt ihn mit hastigen Bewegungen zu sich. Er grinst noch kurz, rennt dann zu der Frau. Ich seufze. Die Hochzeit wird noch was werden für mich.

Im Zelt bereiten sie den Sektempfang vor. Ob ich mir wohl schon ein Glas genehmigen kann? Wahrscheinlich nicht. Unzufrieden laufe ich vor der Wirtschaft auf und ab. Gehe im Gedanken immer wieder die Unterhaltung durch. Langsam bin ich nicht mehr ganz so aufgewühlt, aber trotzdem noch genervt. Missmutig trete ich in den Kies, der davon spritzt. Meine Herrenschuh bekommt davon einen Fleck auf der Spitze. Klasse. Ich seufze. Warum genau bin ich hier?

»Sie sind so weich!«

Julius döst auf dem Beifahrersitz ein, als ich auf die Autobahn lenkte. Überrascht mich nicht, da er ja nicht fahren musste, hatte er sich nach der Zeremonie ziemlich voll laufen lassen. Als Trauzeuge hat er sich gut gemacht. Der Ring wurde weder vom Hund seiner Schwester, noch von den Tauben oder den Blumenkindern gefressen und er fiel auch nicht in einen Gulli, ins Klo oder kam anderweitig abhanden. Ich bin furchtbar stolz auf Julius – nicht.

Ich habe mich nach dem der Sektempfang eröffnet wurde, auch dazu hinreißen lassen einige Gläser zu trinken, da ich wusste, das ich als Begleitung des Trauzeugen die Hochzeit auch erst sehr spät verlassen werde und einfach früh genug wieder mit dem Trinken aufhören musste. Hatte ich getan, ich fühle mich recht nüchtern. Irgendwo, als Julius noch nicht total betrunken war und ich trotzdem noch gut angeheitert, haben wir uns darauf verständigt, erstmal die Diskussion zu vertagen. Tatsächlich machte danach die Hochzeit auf ihre Art Spaß. Ich habe mich mit allen möglichen Leuten unterhalten, sogar einen alten Schulfreund dort wieder getroffen, der mit dem Bräutigam irgendwie verwandt ist und irgendwann habe ich es auch gelassen, mich als Julius Begleitung vorzustellen, dann hielt mich auch niemand mehr für seinen Lover.

Alles in allem sind das die Gründe, warum ich Julius doch noch so spät mit nach Hause nehme und ihn nicht früher gegangen bin. Vielleicht lasse ich die Sache auch insgesamt einfach auf sich beruhen. Ich bin nicht der nachtragende Typ, allerdings fühle ich bei der Erinnerung an das Gespräch immer noch eine leichte Verärgerung. Immerhin hat er mich bevormundet und mich irgendwie als notgeiler Sack dargestellt, der jedem schwulen Schwanz hinter her steigt.

Okay, ich bin nicht nachtragend. Aber ich brauche manchmal etwas Zeit, um wieder ins Reine zu kommen. Ich schiele zu Julius, der sich selig im Land der Träume befindet. Wobei die Schlafpostion dermaßen unbequem aussah. Sein Kopf ist ziemlich weit nach hinten gebeugt und lehnte zwischen Autositz und Fensterscheibe. Vermutlich wird er morgen Nackenschmerzen haben, was ich ihm voll auf gönne. Er fängt leise an zu schnarchen. Naja, wenigstens kotzt er mir so nicht das Auto voll, das hätte der ganzen Sache den Rest gegeben.

Kurz nach vier sind wir dann endlich in unserem Wohnhaus angekommen. Ich rüttle ihn unsanft an der Schulter, da er sicher nicht in meinem Auto schlafen will.

»Julius, wir sind da!«, sage ich laut, als er auf das Rütteln nicht so recht reagiert. Er murrt nur und tatscht mit geschlossenen Augen nach meinen Händen. Offensichtlich um mich wie eine lästige Fliege zu verscheuchen. Ich seufze.

»Ey, komm, Julius, wach jetzt endlich auf!« Nochmal schüttle ich ihn etwas. Endlich ist er bereit ein Auge zu öffnen. Er schaut mich zerknautscht und verschlafen an, als wüsste er im Moment nicht, wo er ist.

»Isaac ...« Er lächelt mich debil an. Das hat er auch schon die ganze Zeit gemacht, als ich ihn Richtung Auto geschoben habe. Vielleicht hat mich das auch etwas versöhnlich gestimmt. Im Grunde weiß ich, dass Julius sich nicht unbedingt was böses gedacht hat, als er mir verschwiegen hat, dass er auch auf Kerle steht.

»Wir sind da«, erkläre ich ihm nochmal.

»Oh.« Er drückt sein Gesicht gegen die Scheibe, um nach draußen zu sehen, als würde er mir nicht glauben. Ich steige aus und öffne ihm die Autotür. Irgendwie traue ich ihm nicht zu, dass er es ohne meine Hilfe nach oben schafft. Er ist halt auch nicht mehr der Jüngste.

Ich helfe ihm aus dem Auto, lege seinen Arm um meine Schulter und schleife ihn mehr nach oben, als das ich ihn stütze. Vor seiner Wohnungstür lehne ich ihn ächzend gegen die Wand. Er grinst mich wieder nur debil an.

»Wo hast du deine Wohnungsschlüssel?« Keine Ahnung, ob er die Tür noch aufkriegen würde. Ich weiß noch, einmal war ich so besoffen, dass ich es nicht geschafft habe meinen Schlüssel in das Loch zu stecken und habe deshalb die Nacht über auf der Treppe gepennt. Erschien mir zu dem Zeitpunkt sinnvoll. Nachdem ich mit Halsschmerzen und mörderischen Schmerzen im Rücken aufgeweckt wurde, kam mir die Idee nicht mehr so gut vor. Und das will ich Julius ersparen.

Julius tastet fahrig seine Hosentaschen ab, stülpt sie mit trägen Bewegungen um. Bis auf ein paar Fussel und … Hundeleckerlies? findet er nichts. Das ist nicht sein Ernst, oder?

»Du hast deine Schlüssel verloren?«, frage ich ihn entnervt. Junge, was ist dem mit dem Kerl los? Wir waren schon so oft einen Trinken, aber das habe ich noch nicht erlebt. Normal ist er, genau wie ich, ein verhältnismäßig vernünftiger Trinker. Deswegen gehe ich auch so gerne mit ihm weg. Das hier im Moment nervt.

»Weiß nich ...«, nuschelt er.

Hilft ja alles nichts. Ich kann schon froh sein, wenn Julius noch weiß, wie er heißt. Wo seine Schüssel sind, wird ihm auf die Schnelle vermutlich nicht einfallen. Ich schleife ihn zu mir in die Wohnung, lasse ihn ächzend auf mein Sofa fallen. Mein Sofa ist nicht das superbequemste zum Schlafen, aber besser als eine Treppe alle mal.

Unzufrieden starre ich auf Julius runter, der betrunken zu mir hoch sieht.

»Meine Mutter mag dich. Ich glaub, die findet das Schade. Also das du … du und ich nicht… und so.« Er bricht ab. Auf der Party hat sich Gisela nochmal bei mir entschuldigt und sich bei mir bedankt, dass ich so ein guter Nachbar bin und wie froh sie darüber ist, dass Julius so nette und hilfsbereite Leute im Haus hat. Über die ganzen Komplimente konnte ich mich nicht so recht freuen, da ich zu diesem Zeitpunkt immer noch etwas schlecht auf Julius zu sprechen war. Allerdings habe ich genickt und gelächelt. Meiner Erfahrung nach die beste Möglichkeit, um mit Frauen umzugehen.

»Auf dem Tisch steht eine Flasche Wasser.« Ich werde nicht auf das Thema mit seiner Mutter eingehen. Julius wird eh gleich wieder einnicken. Das Wasser steht noch von gestern dort, wird ihm aber gut tun, wenn er mitten in der Nacht mit einem Mordsbrand aufwachen wird.

»Weißt du … ich hatte mehr Beziehungen mit Frauen … aber mehr Sex mit Kerlen«, nuschelte er wieder. Seine Arm hat er über sein Gesicht gelegt und es wirkt kurz so, als würde er zu sich selbst reden. Will er hier was erklären? Eigentlich habe ich keine Lust irgendwas über seine Beziehungen zu hören. Ich beschließe zu gehen.

»Ich dachte, es wird so leichter mit uns«, ruft er mir nach. Er hat sich halb aufgerichtet, starrt mir nach. Das wieder. »Wir hatten doch keinen Bock auf Beziehung und ich geh gern mit dir weg.«

Ich sage nichts dazu, seine Gründe hat er mir schon erläutert und folgen kann ich ihm bei der Argumentation, gutheißen tue ich sie trotzdem nicht. Hätten wir nicht einfach weg gehen können, einen trinken, wenn ich gewusst hätte, das Julius bi ist? Wegen was macht er sich Stress? Wir sind keine Teenager.

»Hattest du nie was mit Frauen?«, fragt er mich aus dem Zusammenhang gerissen. Warum habe ich überhaupt inne gehalten? »Sie sind so weich!«

Mit diesen Worten schlage ich mein Schlafzimmertür hinter mir zu. Nein, ich hatte nie etwas mit Frauen. Sobald ich mir Gedanken über meine Sexualität gemacht habe, wusste ich auch, dass ich nicht auf Frauen stand. Warum herumexperimentieren, wenn man es weiß? Aus dem Grund hatte ich in meiner Schulzeit wenig Freunde. Mit dem weiblichen Geschlecht komme ich nicht so gut klar, wie man sich das bei Schwulen immer vorstellt und die meisten Typen auf meiner Schule sind auf Abstand gegangen, weil sie wohl Angst hatten, ich würde sie anbaggern. Verprügelt wurde ich nie, oder offen dumm angemacht, aber akzeptiert haben sie mich auch nicht recht.

Während des Studiums wurde es besser. Da ist alles nicht mehr so eng und auf Klassen begrenzt und sowieso alles lockerer. In der Zeit habe ich auch viele Beziehungen gehabt.

Ich war nicht der Typ für One-Night-Stands oder Casual-Sex, wie ich es bei vielen erlebt habe. Deswegen hat es lange gedauert, bis ich wirklich mal jemand hatte. Meine Ansprüche sind dabei nicht so hoch gewesen. Musik- und Modegeschmack, völlig überbewertet. Gemeinsame Interessen? Man geht sich doch nur auf die Nerven, wenn man zu viel Zeit miteinander verbringt. Hauptsache man versteht sich und ist sich treu. Offensichtlich reicht das nicht aus.

»Gott bewahre!«

Eigentlich habe ich erwartet, dass Julius nach der Hochzeit Abstand nehmen würde. Nicht mal Ophelia, die ihm an nächsten Morgen wutentbrannt gekratzt hat, weil er auf ihrem Platz geschlafen hat, hat da einen Unterschied gemacht. Er stand heute und die ganze letzte Woche jeden Abend auf meiner Matte.

»Weißt du was, vergessen wir die Sache einfach, okay?« Ich seufze. Julius hat sich entschuldigt und wieder und wieder und wieder. Er hat sich dafür entschuldigt, betrunken auf meiner Couch zu schlafen, dafür, entschuldigt, dass er verschwiegen hat bi zu sein und generell für alles mögliche, für das man sich entschuldigen kann. Ich glaube ihm sogar, dass es ihm Leid tut. Und ehrlich gesagt, finde ich es anstrengender, wie er reumütig um mich herumschrawenzelt, als wirklich weiter auf ihn sauer sein.

»Ja?«, fragt er. Seine Augen strahlen dabei.

»Ja. Reden wir einfach nicht mehr drüber.« Ich nicke und hoffe damit ist alles erledigt. Er atmet erleichtert aus, dann lacht er.

»Langsam sind mir auch die Ideen ausgegangen, was ich noch hätte tun können.«

»Du hättest mir einen Flug nach Hawaii zahlen können.« Ich grinse.

»Merke ich mir fürs nächste Mal. Aber ich lad dich auf ein Guiness ein, wenn du magst.«

»Naja, ist ja fast wie Hawaii.«

Ich packe noch meinen Geldbeutel und Schlüssel. Eigentlich habe ich es etwas vermisst, abends mit ihn noch etwas zu unternehmen. Mit meinen Arbeitskollegen verstehe ich mich gut, dieses Wochenende war ich mit Martin Angeln. Aber man redet dabei trotzdem oft über die Arbeit und es ist einfach angenehm, mal mit jemand was zu machen, der rein gar nichts damit zu tun hat. Außerdem haben wir einen ähnlichen Filmgeschmack, deswegen machen wir auch ab und an DVD-Abende – bei mir, weil mein Fernseher größer ist.

»Stefanie und Fleming sind heute wohl auch in der Bar.«

Wahrscheinlich wollte er sich mit ihnen treffen, weil er damit gerechnet hat, dass ich ihm wieder absage. Ich lasse es aber unkommentiert. Stefanie und Fleming sind ganz okay und von seinen ganzen Bekannten, sind sie mir einer der Liebsten. Immerhin sind sie als Paar nicht sehr aufdringlich.

Als wir die Bar betreten, winken die Beiden uns von einem Tisch am Fenster schon entgegen. Die Bar ist ziemlich voll, wie das Freitagabend häufig der Fall ist, so bin ich ganz froh, dass sie uns was freigehalten haben. Zielstrebig buchsieren wir uns an anderen Tischen vorbei zu ihnen.

»Na, wieder versöhnt?«, fragt mich Stefanie mit einem Grinsen und ich linse zu Julius, der sich gerade setzt. Keine Ahnung, was und wie viel er ihnen von unserem Streit erzählt hat. Vielleicht hat er das auch gar nicht und sie vermuten es nur, weil ich über eine Woche nichts mit Julius unternommen habe.

»Ich hatte letzte Woche viel zu tun«, antworte ich ausweichend. Ich hoffe, Stefanie versteht, dass ich nicht darüber reden will.

»Ah, okay...« Sie wirkt nicht ganz zufrieden mit dem Gesagten, aber mir hat ihre Frage als Begrüßung auch nicht gefallen.

»Wie war die Hochzeit?«, fragte Stefanie weiter, aber diesmal nicht nur an mich gerichtet. Hat Julius ihnen nichts davon erzählt?

»Hab ich euch doch schon gesagt, sehr sehr romantisch und so.« Julius klingt ein bisschen motzig.

»Er war das reinste Nervenwrack!« Das hat er ihnen bestimmt nicht erzählt.

»Das ist gar nicht wahr. Ich hab das super souverän gemacht« Er verschränkt die Arme.

»Total. Vor allem, als du über die Stufe zum Altar gestolpert bist.« Ich zwinkere ihm zu und er wird rot.

»Ich bin nicht gestolpert!«, protestiert er.

»Ja, ja, natürlich nicht.« Ich winke ab und höre Stefanie kichern.

»Ehrlich nicht!« Jetzt klingt er trotzig. Fleming klopft ihm lachend auf die Schulter.

»Okay, ist er tatsächlich nicht. Er hat sich sehr gut gemacht als Trauzeuge«, lenke ich ein. Nicht das er wirklich zu schmollen anfängt.

»Sag ich doch.« Selbstgefällig schaut er die anderen an, das geht allerdings unter, da die Bedienung sich zu unserem Tisch durchgekämpft hat, um unsere Bestellung aufzunehmen. Ich nehme das mir versprochene Bier.

»Und Juli, ich hoffe, es bleibt bei der Einladung?«, frage ich ihn und betone den Spitznamen extra. Ich fand es schon auf der Hochzeit sehr lustig, als seine Schwester ihn so genannt hat. Egal, wie man es dreht und wendet, es klingt wie ein Mädchennamen und ich kann mir nicht vorstellen, dass er den Spitznamen wirklich mag.

»Benni hat ihn auch immer so genannt«, meinte Stefanie plötzlich lachend und ich habe keine Ahnung, wer Benni ist. Klingt aber nach einem Ex. Also wissen Stefanie und Fleming davon?

»Seine Familie nennt ihn so«, erkläre ich, bevor sie auf falsche Gedanken kommen.

»Ich weiß nicht, was du gegen Juli hast.« Julius ist auf jeden Fall aufgefallen, dass ich den Spitznamen eher belustigend finde.

»Er klingt wie ein Mädchenname«, kläre ich ihn auf.

»Ach was.« Er widerspricht nur, um widersprochen zu haben.

»Tut er.« Wird mir von Stefanie zu gestimmt.

»Absolut.« Fleming nickt bestätigend.

»Ich mag ihn«, verteidigt er sich.

»Sollen wir dich ab jetzt auch Juli nennen?«, frage ich ihn.

»Gott bewahre!« Er hebt abwehrend die Hand. Wusste ich es doch. Ich grinse triumphierend.

»Ich müsste dann sowieso ständig an Benni denken. Ich mochte Benni nicht«, fügte Stefanie hinzu. Hm, wieder der Kerl.

»Benni war sein Ex vor Marlene.« Wird mir von Fleming erklärt. Irgendwie habe ich das Gefühl, als würden sie das Gesprächsthema forcieren. Also wissen sie den Grund für den Streit. Ob sie wohl auch wissen, das ich schwul bin?

»Die wir auch nicht mochten.«

»Ja, ja, ich bin immer nur mit Idioten zusammen«, grummelte Julius, dem es wohl nicht gefiel, dass seine Beziehungen zum Thema geworden sind.

»Wir mögen Isaac.« Stefanie lächelt mich an. Fleming nickt.

»Äh … Danke.« Ich weiß nicht, ob ich mich in diesem Zusammenhang über die Zuneigungsbekundung freuen soll. Sie wissen, dass ich schwul bin. Und sie finden, dass Julius und ich ein gutes Paar sind. Ich weiß nicht, ob das Pärchen mit Absicht machen. Aber immer wenn sie sehen, dass sich Singles verstehen, planen die doch im Grunde schon deren Hochzeit, oder?

»Und deswegen sind wir nicht zusammen!«, scherzt Julius. Ich fühle mich bei dem Thema trotzdem unbehaglich. Vielleicht ist das tatsächlich der Grund gewesen, warum Julius seine Sexualität vor mir geheim gehalten hat. So kam es nie zur Sprache und es gab keine Andeutungen. Ich mag keine Andeutungen. Und ich habe keine Lust auf eine Beziehung. Nicht schon wieder.

»Fleming, wie läuft es mit deinen HIV-Krebs?«, wechsle ich das Thema, bevor es damit weiter geht. Fleming macht gerade seinen Doktor in Biologie, oder so, und er hat mir letztens Mal erzählt, dass sie ganz krasses Zeug in ihren Petri-Schalen züchten, wie eben HIV-Krebs.

»Oh, der ist uns eingegangen. Irgend jemand ist wohl an einen Regler gekommen. Wir müssen erst wieder neuen ansetzen. War voll das Drama.« Dankbar nimmt Fleming das Thema auf. Ehrlich, ich rede lieber über Krebszellen, die mit HIV infiziert wurden, als weiter über irgendwelche Beziehungen. Auch wenn ich sagen muss, dass ich mittlerweile etwas Angst habe, Fleming die Hand zu schütteln. Wer weiß, welche Krankheiten alle an ihm haften. Auch wenn die Sicherheitsvorkehrungen wohl sehr streng genommen werden. Aber ganz ehrlich, wer will HIV-Krebs haben? Ich versteh auch nicht, warum man zwei tödliche Krankheiten kombinieren muss und ich bin mir nicht ganz sicher, ob die nicht einfach irgendwelche biologischen Waffen züchten. Allerdings traue ich Fleming nicht zu, dass er wirklich an der Entwicklung von so etwas mitwirken würde. Anderseits hat Einstein auch die Atombombe erfunden.
 

»Weißt du, du darfst Stefanie nicht so ernst nehmen.« Julius und ich sitzen in der Straßenbahn auf den Weg nachhause. Unsere Arme berühren sich dabei, weil die Sitze so eng sind. Eine Berührung bei der man sich nichts denkt, bei der ich mir nichts denke.

»Du kennst ja Pärchen«, fügt er hinzu, als ich nichts erwidere. Stefanie nicht so ernst nehmen … Eigentlich habe ich gar nicht mehr daran gedacht, was sie erzählt hat, wenn mich Julius nicht daran erinnert hätte.

»Hattest du schon viele Beziehung mit Männern?«, frage ich ihn. Normalerweise interessiere ich mich nicht für so etwas, aber vielleicht ist es ganz gut, wenn Julius und ich mal darüber reden. Die Straßenbahn ist auch relativ leer, in Hörweite sitzt jedenfalls niemand, also eine gute Gelegenheit zu fragen.

»Hm …« Er schaut nachdenklich in die Luft. »Ich glaube, es waren drei ernsthafte.« Er nickt. »Ja, es waren drei. Emil, Philipp und Benni.« Sehr überschaubar. Dafür hat er überlegen müssen?

»Du meintest, du hättest mit mehr Männern Sex, als mit Frauen«, erinnere ich mich. Vielleicht hat er das im Suff auch nur daher geredet.

»Das habe ich gesagt?« Er kratzt sich an seinen Bartstoppeln, wirkt dabei etwas verlegen.

»Als du betrunken warst.«

»Hm … ich hatte mal ein recht wildes Jahr, nach ner häßlichen Trennung mit einem Mädchen«, gibt er schließlich zu. Wildes Jahr? Hm, gut, dafür war ich nie der Typ gewesen.

»Wie bei Marlene?«, hake ich nach.

»Ich will nicht darüber reden.« Er schaut demonstrativ aus dem Fenster an mir vorbei. Gut.

»Ich habe nicht vor, mich wieder in beschissene Halbbeziehungen zu flüchten, okay?«, fährt er doch fort.

»Du musst dich vor mir nicht rechtfertigen.«

»Nein, ich wollte nur, dass du das weißt.« Jetzt sieht er mich doch an, lächelt kurz. Ich kann seinem Blick nicht lange standhalten, wenn er mich so offen ansieht. Irgendwie hat sich doch was geändert.

»Und du? Wie viel Beziehungen hattest du?« Hm, okay, damit hätte ich rechnen können, wenn ich ihn schon frage.

»Mehr als mir lieb sind.«

»Gleich soviele?« Julius lacht.

»Ging es dir nie so, dass du nach jeder Beziehung weniger Lust hattest, nochmal eine einzugehen?«, frage ich ihn zurück. Nach Thomas bin ich mittlerweile an dem Punkt, an dem ich nicht weiß, ob ich mir überhaupt noch einmal diese ganze Tortur einer Beziehung über mich ergehen lassen will. Vertrauen aufbauen, das enttäuscht wird. Jemand nahe kommen, der von einem Moment auf dem anderen, wieder zu einem Fremden wird. All die Liebesgeständnisse, die doch nur Gesäusel sind.

»Ich weiß nicht. Ich bin mir eigentlich sicher, dass ich irgendwann jemand finde, mit dem es einfach funktioniert.« Wieder dieses Lächeln. Er glaubt, was er sagt.

Ich wünschte, ich würde mich von Trennungen nicht so demoralisieren lassen. Aber ich bin nicht Julius. Ich nehme vielleicht alles ein bisschen zu ernst, aber so ist es nun mal.

Eine Stimme vom Band teilt uns mit, dass wir unsere Haltestelle erreicht haben. Wir steigen beide schweigend aus. Alles was ich über die Ex-Beziehungen von Julius gehört habe ist, dass es mit schrecklichen Personen war. Marlene war ständig eifersüchtig, bevormundend und anscheinend unheimlich überspannt. Und Benni schien sich auch nicht in die Herzen von Julius Freunden geschlichen zu haben. Ob ich da auch so optimistisch bleiben würde?

Unsere Schritte erzeugen einen dumpfen Hall in dem breiten Treppenhaus. Ich lausche seinen Schritten noch nach, als er die letzten Stufen zu seiner Wohnung alleine geht. Ein seltsames Gefühl zieht an meinem Herz.

»Wir sind fertig!«

Vorwort:

Man beachte es gibt jetzt ein Cover! Ist auch unten als Illustration zu sehen. hihi. Für alle, die nicht so genau wissen, wie eine Heilige Birma aussieht, so kann man sich die vorstellen. Mein Vorbild war zwar meine Ragdoll Abby, sind aber beides Point-Rassen. Und nein, falls sich das jemand fragt, Abby ist von ihrer Art nicht wie Ophelia. XD Meine Abby ist ein schnurrendes Bündel an Gemütlichkeit - naja, zumindest bei mir.
 

Kapitel 7: »Wir sind fertig!«

Ophelia hat die Ohren angelegt und knurrt missgelaunt, während Julius sie davon überzeugen will, dass es auf ihrem Kratzbaum wesentlich bequemer ist, als auf dem Sofa. Wir wollen ›Männer die auf Ziegen starren‹ schauen, aber mit einer zickigen Ophelia wird das eher eine Geduldsprobe, da sie ihr Revier verteidigt, als würde es um ihr Leben gehen. Ich hege die Vermutung, dass sie mir einfach nur das Leben schwer machen will. Aber es ist fast rührend wie Julius an Ophelias Kratzbaum kratzt und so tut, als würde er ihn total toll finden. Funktioniert nur nicht wirklich.

»Ich habe mal im Internet ein bisschen recherchiert. Also wegen Ophelia.«

»Ja?« Ich starre auf mein knurrendes Fellbündel herab. Gibt es wirklich eine Lösung für sie?

»Ich sag es ungern, aber es kann sein, dass sie so aggressiv ist, weil sie in der Wohnung unglücklich ist. Also das wäre nicht selten ...« Er presst seine Lippen aufeinander.

»Ehrlich gesagt, habe ich auch schon daran gedacht. Das oder eine zweite Katze, weil ich doch tagsüber kaum da bin.«

»Hm, willst du denn eine zweite Katze?«, fragt er skeptisch. Ich schüttle den Kopf.

»Ich wollte eigentlich gar keine Katze. Ich wusste, dass das keine gute Idee ist.« Im Grunde bereue ich es, Thomas zu einer Katze zu gestimmt zu haben. Thomas hatte aber viel Zeit, aber die Katze war ihm trotzdem zu launisch. Wir hätten sie uns nicht anschaffen sollen.

»Weißt du, Conny ist ja vor kurzem mit Georg in ihr Haus gezogen und naja … Sie überlegen sich schon länger, ob sie sich ein Haustier anschaffen.«

»Und du hast an Ophelia gedacht?« Sie hat die Ohren angelegt und lässt Julius nicht aus den Augen, als lauert sie nur auf eine falsche Bewegung. Wirklich glücklich wirkt sie tatsächlich nicht. Ich habe auch schon davon gehört, dass es Katzen gibt, die in Wohnungen glücklich sein können, es aber viele einfach nicht sind.

»Also ich kann verstehen, wenn du deine Katze nicht hergeben willst. Ich mein nur …« Er lässt den Kratzbaum endlich in Ruhe und kommt zu mir. Dabei folgt sie ihm mit ihren Blick und muss sich schließlich umdrehen, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Es sieht ganz süß aus, auch wenn sie dabei aggressiv knurrt.

»Ich müsste mit Thomas reden. Eigentlich ist es unsere Katze.«

»Klar, kein Ding. Es ist nur ein Vorschlag.«

»Will deine Schwester nicht lieber etwas … zutraulicheres?«

»Sie hat ein Händchen für Katzen! Meine Eltern hatten immer welche aus dem Tierheim, die scheuen, schwierigen. Ich mein, wir haben ein großes Haus mit Garten. Da ging das. Aber Conny mochten die Katzen immer!«

»Ich werd es mir überlegen.« Ich lächle ihn an, dann geht wieder mein Blick zu meiner Katze. Das sich Julius soviel Gedanken um sie macht, überrascht mich eigentlich nicht. Er ist häufig hier, passt auf Ophelia auf, wenn ich für die Firma unterwegs bin, und nimmt sich für sie mehr Zeit, als es Thomas und ich je getan haben. Er hat ja schon gesagt, dass er Katzen mag. Der Gedanke Ophelia wegzugeben, stört mich auch weniger, als ich zunächst angenommen habe. Ich sollte definitiv bei Thomas anrufen und mit ihm darüber reden. Ich hoffe, seine Handynummer ist noch aktuell. Seit er seine letzten Sachen hier geholt hat, sind über acht Monate vergangen. Wie die Zeit verfliegt.

»Jetzt müssen wir nur schauen, wie wir sie vom Sofa runter kriegen. Sonst können wir das mit dem Film heute vergessen.«

»Komm, Ophelia verschwinde.« Ich unterstreiche meine Aufforderung mit einem Handwedeln und sie hüpft fauchend vom Sofa. Sie befolgt ungern, was ich sage, beugt sich aber meistens. Ich hätte das schon früher machen können, aber ich habe das Gefühl, dass Julius seinen Spaß daran hat, die Zuneigung von Ophelia zu gewinnen.

»So einfach ist das?«, fragt er überrascht und beobachtet wie sich die Katze, in die Küche trollt.

»Naja, ich wollte dir nicht den Spaß verderben.« Ich gehe zum DVD-Player und lege den Film ein, während es sich Julius mit einem Bier und Nachos bequem macht. Ich bin erst heute Morgen von einem vierwöchigen Aufenthalt in Frankfurt zurück gekommen, wo ich einem Team unserer Firma unter die Arme gegriffen habe, weil dort Not am Mann war.

Ich setzte mich zu Julius auf die Couch. Und erst als ich ein Schluck von dem Bier genommen habe und der Vorspann des Films läuft, fällt mir auf, wie sehr mir das gefehlt hat. In der eigenen Wohnungen entspannen, mit jemand, den man gut leiden kann. Ich war in Frankfurt zwar ab und an mit Arbeitskollegen weg, aber oft saß ich auch nur dumm in meinem Hotelzimmer herum und war froh, dass ich tagsüber viel zu tun hatte, um mich nicht all sehr zu langweilen.

»Ich hab dich echt vermisst«, kommt es plötzlich von Julius mit einem breiten Grinsen in meine Richtung. Das Bier macht ein zischendes Geräusch, als er es öffnet und er legt seine Füße auf den Couchtisch. Als wäre ich nicht der einzige, der endlich heimgekommen ist.

Ich sage nichts dazu, da gerade der Film anfängt, aber ich freue mich irgendwie darüber. Es ist anders, als es mit Thomas damals war. Keine Vorwürfe, dass ich solange weg war, sondern einfach nur die Zeit genießen, die man wieder zusammen verbringt. Freundschaft funktioniert einfach besser als Liebe.

Bis zu einem gewissen Punkt. Julius hat den Arm um mich gelegt, nebenbei und dabei so auffällig, dass ich mich an einen Film erinnert fühle. Kurz dulde ich diese Nähe. Ist es so schlimm? Ich schaue zu ihm, er sieht auf den Fernseher. Das unstete Licht des Fernsehers huscht über sein Gesicht. Unkommentiert schiebe ich seinen Arm wieder von mir weg. In Freundschaften muss man auch Distanzen wahren können.

Er sagt nichts dazu, sondern nimmt nur einen Schluck von seinem Bier, als wäre nichts gewesen. Ich rücke ein Stück von ihm weg, während ich mich vorbeuge, um mir einen Nacho zu nehmen. Den restlichen Film über startet er keinen weiteren Annäherungsversuch und ich bin eigentlich ganz froh darüber. Es soll so entspannend bleiben, wie es jetzt ist.
 

Ophelia macht ein Mordsgeschrei in ihrer Transportbox. Normal muss sie da nur rein, wenn sie zum Tierarzt mit den ekligen Impfspritzen muss. Dementsprechend kann sie das Ding auch nicht ausstehen. Wie Julius sie so schnell in das Teil gekriegt hat, weiß ich nicht. Vielleicht haben sie in seiner Familie irgendwelche Katzenbändiger-Fähigkeiten, wer weißt. Ich mache das normal so, dass ich mir die Katze packe, wenn sie eingeschlafen ist und sie schnell wie möglich in die Box stopfe, bevor sie um sich beißt und kratzt.

Thomas ist gestern noch vorbei gekommen, um sich von ihr zu verabschieden. Meine Vermutung war, dass er eigentlich schon vergessen hat, dass wir mal eine Katze hatten. Er war zumindest sofort einverstanden, sie herzugeben. Er wollte sie aber noch ein letztes Mal sehen. Thomas konnte eben sehr sentimental sein. Was mich beruhigt hat, war diese neutrale Gefühl, als ich ihn gesehen habe. Kein Selbstmitleid, kein Hass auf ihn oder mich, keine Sehnsucht nach ihm. Einfach ein Typ, der mittlerweile Vergangenheit ist.

»Meine Schwester freut sich schon total! Sie wollte schon immer eine Heilige Birma haben.« Julius steckt seinen Finger durch das Gitter der Box und Ophelia unterbricht ihr Gejammer mit einem hasserfüllten Fauchen. Ich ziehe nur skeptisch eine Augenbraue hoch. Bei diesem kreischenden Bündel wäre meine Gefühl doch eher geteilt. Als wir sie damals vom Züchter geholt haben, hat sie sich allerdings auch so aufgeführt. Damals dachte ich noch, dass sich dieses Verhalten legen wird und sie danach eine dieser kuscheligen Katzen wird, die sich schnurrend auf meinen Bauch legen, wenn ich abends noch fernsehe.

Conny wohnt ziemlich außerhalb der Stadt in einem kleinen Kaff, dass nicht weit weg liegt von ihrer Hochzeitslocation. Ich bilde mir ein, als Kind in diesem Dorf ein paar Mal gewesen zu sein, weil meine Eltern dort Bekannte hatten. Aber das ist schon über zwanzig Jahre her und es könnte auch ein anderes Dorf hier sein. Jedenfalls liegt alles sehr ruhig, kaum Autos und viel Grün. Hier könnten sie Ophelia vermutlich sogar gefahrlos nach draußen lassen.

»Schön hat es deine Schwester hier.« Das Haus seiner Schwester ist erst vor ein paar Wochen fertig geworden, ihr Vorgarten ist noch nicht richtig angelegt und die Auffahrt nur gekiest. Knirschend bleibt mein Auto darauf stehen.

»Ich seh heute ihr Haus auch das erste Mal. Ich bin richtig gespannt!«

»Dann ist Ophelia wohl so ein Art Einweihungsgeschenk.«

»Sozusagen.« Er lächelt liebevoll zu meiner Terrorkatze. Werde ich sie vermissen? Ein komisches Gefühl ist es ja schon, sie herzugeben. Immerhin habe ich mich eigentlich dafür bereit erklärt bis an ihr Lebensende für sie zu versorgen. Aber man muss sagen, die ein einhalb Jahre, die ich sie hatte, habe ich keinen guten Job gemacht.

»Ich lade noch ihre Sachen aus.« Da ich nicht vorhabe jemals wieder eine Katze zu haben, habe ich angeboten, dass sie das ganze Zubehör von Ophelia haben können. Was will ich auch damit?

Ich stelle den Karton mit dem Kratzbaum ab, während Julius klingelt. Die Tür wurde sofort aufgerissen, als hätte Conny schon darauf gelauert, das wir kommen. Wir sind auch relativ pünktlich. In ihren normalen Klamotten hätte ich sie fast nicht erkannt. An ihrer Hochzeit hatte sie eine aufwendige Hochsteckfrisur mit Locken, jetzt hat sie glatte Haare, die sie zu einem Pferdeschwanz gebunden hat, dazu trägt sie ein T-Shirt und Jeans. Jetzt glaube ich Julius auch, dass es sich bei Conny um seine jüngere Schwester handelt.

»Da seid ihr ja endlich!«, ruft sie aufgeregt. Wir werden aber kaum eines Blickes gewürdigt, mit einem Strahlen im Gesicht beugt sich zum Transportkorb, um sich Ophelia anzugucken, die wieder zu maunzen anfängt. »Oh, die Arme. Wie lang seid ihr denn gefahren?«

Ich verkneife es mir, ihr zu erklären, dass Ophelia immer so mies gelaunt ist. Nicht, dass sie es sich noch anders überlegen.

»Eine dreiviertel Stunde, oder?«, vermutet Julius. Ich nicke. Könnte hinkommen, ich habe nicht so genau darauf geachtet.

»Sie ist nicht gerne in der Box«, erkläre ich.

»Oh, das kenne ich von unseren Katzen. Die haben das auch immer gehasst.« Sie lächelt uns an und nimmt Julius schließlich die Box einfach aus der Hand, um damit reinzugehen. Wir ziehen unsere Schuhe aus und folgen ihr. Dass sie uns nicht begrüßt hat, finde ich nicht so schlimm, offensichtlich freut sie sich wirklich über Ophelia.

Vom Eingangsbereich kommt man gleich in einen sehr großzügigen Raum, der Küche, Wohn- und Esszimmer verbindet. Einer meiner Ex-Freund hat von so einem offenen Grundriss immer geschwärmt. Bei mir kommt da die praktische Seite durch. Es ist sehr aufwendig zu beheizen und wenn man in der Küche etwas anbrennen lässt, hat man den verbrannten Geruch überall.

Georg steht im Küchenbereich und begrüßt uns mit einem kurzen Hallo. Julius lässt es sich nicht nehmen, seinen Schwager zu umarmen.

»Wir haben Kuchen besorgt und ich mache gerade noch Kaffee!«, erklärt uns Georg, während seine Frau dabei ist, sich um die Katze zu kümmern. Ich stelle den Karton mit dem Kratzbaum einfach ab.

»Im Auto sind noch ein paar Sachen von ihr. Ich kann sie holen, wenn ihr wollt.«

Conny sieht überrascht auf, als hätte sich erst wieder daran erinnert, das sie Besuch hat. Was findet sie an Ophelia so faszinierend? Bis jetzt hat sie nichts getan außer zu fauchen, knurren und zu maunzen. Frauen …

»Mach das«, kommt es etwas verspätet von ihr.

Als ich die letzten Sachen aus dem Auto hole, fühle ich mich doch etwas seltsam. Vielleicht hätte es ja eine andere Lösung mit Ophelia gegeben? Ich schüttle den Gedanken ab und trage das restliche Zubehör ins Haus.

Dort hatte Georg schon im Wohnzimmer den Tisch für Kaffee und Kuchen gedeckt und Julius zusammen mit seiner Schwester haben begonnen, den Kratzbaum auszupacken, um ihn aufzubauen. Ist das Interesse schon abgeflaut? Die Box von Ophelia steht geöffnet neben dem Sofa.

»Ich dachte, ich lass ihr ein bisschen Zeit«, erklärt Conny, als sie meinen Blick sieht. Ich lächle kurz.

»Und ihr seid euch sicher, dass ihr Ophelia wollt?«, hake ich nochmal nach. Eine Unsicherheit und ich nehme sie wieder mit.

»Natürlich! Sie ist wirklich ganz ganz süß!« Conny klingt, als würde sie das tatsächlich so empfinden. »Für deinen Ex-Freund war es auch okay?«, fragt sie, als sie Julius ein Sisalrolle für den Kratzbaum reicht, die er mit geübten Angriff hin schraubt. Er hat den Kratzbaum auch schon bei mir in der Wohnung auseinander genommen, als ich Ophelias Katzenklo gereinigt habe.

»Ja, er hat sich gestern noch von ihr verabschiedet. Ich bin wirklich froh, dass sie jetzt zu jemand kommt, der mehr Platz und Zeit für sie hat.« Und das mir niemand Vorwürfe macht. Im Nachhinein fühle ich mich wie ein Idiot, Thomas damals zu der Katze zu gestimmt zu haben. Weder er noch ich hatten wirklich Ahnung von Tieren gehabt.

»Wir nehmen sie gerne. Wir haben schon lange überlegt, ob wir nicht eine Katze haben wollen.«

Georg bringt den Kaffee zum Couchtisch und bietet mir einen Platz auf dem Sofa an, den ich dankend annehme. Conny und Julius wollen wohl erst alles für Ophelia herrichten.

»Und, müssen wir etwas mit der Katze beachten?«, fragt mich Georg. Er hat dabei ein ruhiges Lächeln, als könnte ich ihm erzählen, dass sie sich in ein grünes, schleimiges Monster verwandelt, wenn ich sie nach zwölf füttere und es wäre in Ordnung für ihn. Conny hat einen guten Kerl erwischt.

»Am besten nicht anfassen … oder angucken«, füge ich mit einem Stirnrunzeln hinzu. Sie hat es immer gehasst, wenn ich sie angeschaut habe. Georg lacht.

»Wie alt ist sie denn?«, fragt er mich mit höflichen Interesse weiter. Ich bin mir eigentlich sicher, dass Julius ihnen schon alles erklärt hat. Aber vielleicht will mir Georg damit nur zeigen, dass sie sich wirklich um die Katze sorgen und sich gut um sie kümmern werden. Tatsächlich beruhigt es mich etwas, ihm über Ophelia zu erzählen.

»Sie wird im Juli zwei. Ich hab euch den Impfpass zu ihren Sachen gelegt. Gechippt ist sie übrigens auch.«

Ich höre ein klägliches Miauen aus der Box. Anscheinend behagt ihr die neue Situation nicht so. Ob sie den beiden wohl auch in den Schrank pinkeln wird?

»Ihr solltet eure Schränke geschlossen halten.« Ich denke, es nur fair, sie zu warnen.

»Oh … schläft sie dort immer?«

»Nicht nur ...« Ich huste dezent und Georg nickt verstehend. Ob er auch schon Katzen hatte?

»Wir sind fertig!«, ruft Julius begeistert und wir drehen uns zum Kratzbaum, der nun mitten im Raum steht. Das Ding hat an die 300 Euro gekostet und war ein Art Designerstück, damit es zur Einrichtung in meiner Wohnung passt. Bei Thomas musste alles Stil haben. Hier sieht der Kratzbaum etwas protzig aus, da hier noch viele Möbel stehen, die Conny und Georg aus ihren Studentenwohnungen mitgenommen haben. Hat mir zumindest Julius erzählt. Das Geld für das Haus kommt wohl zum Teil von Georgs recht wohlhabenden Eltern und seit einem Jahr hat er auch einen Job als Manager. Keine Ahnung, so genau habe ich mir das nicht gemerkt. Jedenfalls ist Georg nur zwei Jahre jünger als ich.

»Habt ihr gut gemacht!«, kommt es von Georg, der seiner Frau einen Kuss auf die Stirn gibt. Sie wirkt sehr zufrieden.

Nach dem Kaffee kriegen wir noch eine Führung durchs Haus, das vom Grundriss wirklich einen sehr modernen Stil hat. Ich bin gespannt, wie es aussehen wird, sobald sie das Geld für die geplanten Möbel haben. In der ganzen Zeit ist Ophelia nicht aus der Box gekommen. Zum Abschied beuge ich mich zu ihr nach unten, bekomme aber nur ein Fauchen. Ich seufze.

»Ihr musst uns besuchen kommen, wenn sie sich eingelebt hat!«, kommt es enthusiastisch von Conny. Ich bin ein bisschen skeptisch, ob sich Ophelia über diesen Besuch freuen würde.

»Klar, wir wollen doch wissen, wie es ihr hier geht.« Julius klingt so, als wäre Ophelia unsere gemeinsame Katze, nicht meine. Aber gut, er hat sich in den letzten Monaten sehr viel um sie gekümmert, vor allem, wenn ich nicht da war.

Irgendwie fühle ich mich beklommen, als ich ins Auto steige. Als würde ich mit Ophelia mehr aufgeben, also nur eine garstige Katze.

»Wird ziemlich einsam ohne Ophelia, oder?«, fragt mich Julius. Irgendwas liegt in seiner Stimme, das auf eine bestimmte Antwort von mir erwartet.

»Ich komm damit klar. Ich brauch keine Gesellschaft.« Ich sage ihm, wie es ist.

»Oh, hm … Dann ist ja gut.« Julius klingt enttäuscht. Aber was soll ich denn machen? Ihm sagen, dass ich ja ihn habe und mich das über Ophelia hinweg tröstet? Das würde Grenzen überschreiten.

»Du nicht?«

Ich sitze vor meinem Fernseher und weiß nichts mit mir anzufangen. Es ist Freitagabend und normalerweise gehe ich da immer mit Julius einen Trinken. Aber er hat seit zwei Wochen nichts von sich hören lassen. Genau genommen, seit wir Ophelia zu seiner Schwester gebracht haben.

Soll ich einen meiner Arbeitskollegen anrufen? Früher war ich mit Martin nach Feierabend öfter unterwegs, allerdings habe ich eigentlich keine Lust etwas mit ihm zu unternehmen.

Unmotiviert zappe ich mich durchs Programm und mit jeder dummen Show werde ich genervter. Warum hat sich Julius denn nicht gemeldet? Als wäre Ophelia der einzige Grund, warum er ständig bei mir aufgetaucht ist. Gut, er hat sich tatsächlich recht häufig mit ihr beschäftigt, als er hier war. Aber Ophelia hat das nie anerkannt.

Außerdem ist das kein Grund, warum wir nicht gemeinsam ins Pub gehen. Was ist überhaupt sein Problem? Wir waren uns doch einig gewesen, dass wir keinen Bock auf Beziehungen haben. Anderseits ist seine Trennung auch schon über neun Monate her. Ich habe auch nicht mitbekommen, dass er in der Zwischenzeit irgendwelche Affären gehabt hätte.

Neun Monate sind lange … Bei mir müssten es jetzt elf sein. Aber ich bin nie der Typ gewesen, der sich von einer Beziehung in die nächste stürzt. Allerdings, was ich so von Stefanie gehört habe, ist Julius eigentlich nicht der Typ, der solange Single ist. Das er noch niemand neues hat, wäre etwas ungewöhnlich. Naja, nicht mein Problem.

Ich schau auf die noch verpackte DVD von ›Death Watch‹ auf dem Couchtisch. Ich hab sie letzte Woche gekauft, weil ich in Erinnerung hatte, dass Julius den Film mal sehen wollte und ich eigentlich auch. Gut, wenn er nicht kommt, schaue ich ihn eben alleine. Im Fernsehen läuft sowieso nichts und wenn Julius sich aus mir unbekannten Gründen rar macht, ist das seine Sache.

Routiniert lege ich den Film ein und klicke mich durchs Menü. Kurz überlege ich, ob ich mir ein Bier holen soll. Aber ohne Gesellschaft trinken mag ich nicht, und eine DVD zählt wohl nicht dazu.

Etwas verstimmt lehne ich mich zurück und lasse den Vorspann auf mich wirken, dann drücke ich Pause und hole mir doch ein Bier.

Mit dem Bier lasse ich mich wieder aufs Sofa fallen und drücke wieder auf Play. Der Film ist gut, aber irgendwie kann ich mich nicht im gleichen Maße begeistern, wie ich es tue, wenn ich mit Julius Filme schaue. Wir waren auch öfter im Kino und jetzt diesen Film alleine zu gucken, ist wie alleine ins Kino gehen und alleine Bier trinken. Irgendwie einsam.

Was ist auch mit Julius los? Wenn er viel zu tun hat, hätte er mir das einfach sagen können, anstatt einfach nicht mehr aufzutauchen.

Ich stelle die Bierflasche etwas unsanft auf den Couchtisch und starre grimmig auf den Fernseher. Und wenn er sich morgen auch nicht meldet? An Wochenenden nur zuhause rumsitzen, ist nicht das, was ich mir vorgestellt habe. Was mache ich denn sonst, wenn niemand Zeit hat?

Aufräumen, Waschen und Putzen. Das habe ich letztes Wochenende schon gemacht und soviel Dreck ist in den letzten fünf Tagen nicht zusammen gekommen. Jetzt wo Ophelia nicht mehr da ist, noch viel weniger, als sowieso schon.

Tatsächlich ist mir Ophelias Abwesenheit viel mehr aufgefallen, als ich erwartet habe. So viele Dinge, die ich automatisch mache, sind nutzlos geworden. Wie zum Beispiel den Schrank kontrollieren, ob sie darin schläft, bevor ich ihn ganz zumache. Oder das vorsichtige Öffnen der Wohnungstür, damit sie nicht in den Hausflur entwischt. Es ist sogar ein seltsames Gefühl, dass ich mich einfach auf die Couch setzen kann, ohne einen kleinen Machtkampf mit ihr auszufechten.

Wie es ihr wohl geht?

Ich hab die Nummer von Conny nicht. Anderseits ging ich davon aus, dass ich über Julius informiert werden würde. Hm … vielleicht sollte ich zu ihm hoch und naja, ihn fragen. Okay, vermutlich ist er unterwegs, anderseits haben wir noch nicht mal zehn und meistens gehen wir nicht vor elf ins Pub. Wenn ich zu ihm hoch gehen will, dann jetzt. Entschlossen mache ich den Film aus, auf den ich mich eh nicht richtig konzentriert habe und marschiere die Treppe hoch.

Gerade als ich klingeln will, öffnet Julius die Tür. Er sieht überrascht aus, mich zu sehen.

»Äh, hey«, begrüßt er mich mit gerunzelter Stirn.

»Stör ich?«, frage ich. Julius hat seine Jacke und Schuhe an und sieht aus, als wäre er auf dem Sprung – ohne mich.

»Ich wollte gerade … weg. Gibt es was?« Er klingt jetzt nicht mehr überrascht, aber etwas abweisend.

»Nicht direkt, ich wollte nur … Hast du was von Ophelia gehört?« Deswegen bin ich ja schließlich zu ihm hoch gekommen.

»Ihr geht’s gut, meinte Conny. Du, ich muss jetzt aber wirklich los.« Er lächelt leicht nervös und sieht an mir vorbei zur Treppe. Okay, ich merke schon, wenn ich unerwünscht bin und ganz offensichtlich will er mich nicht mitnehmen, zu seinem wichtigen Termin. Ob es ein Date ist?

»Hm, okay, dann ist ja gut.« Ehrlich gesagt, fühle ich mich etwas dumm, dass ich überhaupt hier her gekommen bin. Natürlich geht es Ophelia gut, ich habe ja gesehen, wie Conny sich über sie gefreut hat. Und naja, schlechter als es ihr bei mir ging, wird es sicher nicht sein.
 

»Hey.« Julius steht vor meiner Tür. Er lächelt kurz, aber nicht sehr ernst gemeint. Ich überlege, ob ich ihm sagen soll, dass ich keine Zeit habe, nach dem er mich gestern so stehen gelassen hat. Immerhin sortiere ich gerade meine Socken nach Farbe und Lochanzahl. Wenn der Socke mehr als zwei Löcher hat, die über fünf Millimeter hinaus gehen, wird er weg geschmissen. Sehr sehr spannend.

»Willst du reinkommen?«, frage ich stattdessen, lächle auch aus Höflichkeit. Wenn er Nein sagt, kann er mir gestohlen bleiben. Er sieht nach links und rechts in den Flur, als würde er erwarten, dass seine Ausrede gleich um die Ecke gebogen kommt.

»Gern.«

Ich mache einen Schritt beiseite, um ihn rein zu lassen und stelle fest, dass mich seine Antwort doch freut. Er trägt keine Schuhe, stelle ich fest. Das kommt häufiger vor, wenn er nur so bei mir vorbei schaut. Wäre auch Unsinn für die fünf Treppen extra Schuhe anzuziehen. Er hat keine Löcher in den Socken, zumindest nicht an den Zehen. Blödes Sortieren.

»Du hast ja gestern nach Ophelia gefragt. Und zufällig hat mich meine Schwestern vorhin angerufen«, eröffnet er mir, als wir gemeinsam in die Küche gehen. Ich würde ihm einen Kaffee aufbrühen mit der Senseo-Maschine. Er mag den Kaffee aus den Pads wirklich gerne.

»Ja?«

»Jub und sie hat gefragt, ob wir nicht nächsten Samstag zu ihnen zum Grillen kommen wollen. Dann kannst du auch sehen, wie sich eingelebt hat.«

»Das ist ja nett.« Ist es wirklich. Die Einladung von Conny überrascht mich. Ich lege das Pad in die Maschine, stelle Julius Lieblingstasse – sie hat einen gelben Smiley darauf – darunter und drücke den Startknopf.

»Ja, finde ich auch. Ich … naja, würde mich freuen, wenn du mitkommen würdest.« Diesmal lächelt er mich ganz offen an. Ich schlucke.

»Hast du überhaupt Zeit? Die letzten Wochen warst du ja nicht oft hier.« Und plötzlich klinge ich wie meine Exfreunde, stelle ich entsetzt fest. Aber es hat mich wirklich gestört, dass er so lange nichts von sich hat hören lassen.

»Weißt du … naja. Okay, weißt du, warum ich mich nicht … Also ich mag dich, in Ordnung? Ich weiß, ich weiß, du hast keinen Lust auf eine Beziehung und alles. Aber es ist halt … passiert.« Er sieht mich hilflos an, als wüsste er auch nicht, wie er in diese Situation geraten ist.

»Oh« ist alles was ich dazu sagen kann. Er mag mich … Na gut, ich hätte es mir denken können, immerhin gab es Anzeichen. Es ist aber was völlig anderes, wenn er es so direkt anspricht. Was soll ich jetzt sagen?

»Ja …« Julius kratzt sich am Bart und die Senso-Maschine säuselt den Kaffee in den Becher. Was macht man in so einer Situation? Es ist nicht so, dass ich es jetzt sonderlich schlimm finde. Aber mir ist die Freundschaft mit ihm wichtig.

»Und … wie lange schon?«

»Keine Ahnung, seit ein paar Wochen, denk ich.« Er zuckt mit den Schultern. Ein paar Wochen schon, ist das zu spät für eine Abtreibung? Ich sollte wirklich nicht so ein Drama daraus machen.

»Hm, okay... Weißt du was, wir gehen jetzt einen Trinken.«

Er blinzelt und ich grinse. Nach einem Guinness oder zwei, sieht doch die Welt schon mal ganz anders aus.

»Na gut, aber diesmal lade ich dich nicht ein«, stimmt er schließlich zu. Immer noch etwas verwirrt von meiner Reaktion.

»Nee, ist okay, geht auf mich.« Man kann doch alles viel entspannter besprechen, wenn man in einem gemütlichen Pub sitzt und keine bedrückende Stille auf einem lastet. Den Weg verbringen wir schweigend, hängen dabei unseren Gedanken nach. Ich weiß nicht so wirklich, was ich ihm sagen soll. Beziehungen sind so schwierig … Bis jetzt hatte ich immer wenig Glück damit und im Grunde habe ich Schiss davor, dass das mit Julius plötzlich so wird, wie es mit Thomas war oder mit Claudio oder dem ganzen Rest. Das ich Julius mag, ist dabei gar nicht der Punkt. Reicht das aus? Das man sich mag … meiner Erfahrung nach nicht.

Es ist kurz vor Sechs, da ist im Pub so gut wie nichts los, so kriegen wir ohne Probleme einen Tisch in einer ruhigen Ecke. Wir brechen das Schweigen erst, als die Kellnerin uns jeweils ein Bier serviert und ich einen Schluck genommen habe. Julius hat mich dabei die ganze Zeit mit wachsamen Blick beobachtet. Als wartet er darauf, dass ich jeden Augenblick davon laufe.

»Okay, reden wir«, sage ich schließlich, lege meine Hände dabei auf den Tisch. Ich bemerke, wie Julius die Schultern etwas einzieht, als hätte er Angst.

»Ich bin schrecklich in Beziehungen.« So, es ist gesagt. »Ich bin oft unterwegs und mache das sehr gerne. Ich habe keine Lust und auch nicht die Zeit, ständig irgendwelchen großen Unternehmungen zu machen. Ich bin auch nicht sonderlich aufmerksam und bin fürchterlich darin, Geschenke zu machen.«

»Okay …« Julius lehnt sich in seinen Stuhl zurück, nimmt dann einen Schluck, als müsste er das Gesagte erst verdauen. »Gut, damit komm ich klar.«

»Hm …« Ich hätte gesagt, dass Julius in seiner Verliebtheit so etwas einfach behauptet. Anderseits kennen wir uns schon ein dreiviertel Jahr, das eigentlich ganz gut funktioniert hat. Zwar als Freunde und nicht in einer Beziehung, aber er kennt mich mittlerweile und weiß vermutlich tatsächlich, womit er bei mir zu rechnen hat und ob er damit umgehen kann.

»Gut, auf deine Verantwortung.«

»Also … du meinst, du könntest dir vorstellen, dass es zwischen uns klappt?«, fragt er mit einem skeptischen Blick, als würde er der Sache nicht trauen.

»Du nicht?«, frage ich überrascht. Das ist doch die Ausgangsbasis gewesen, oder? Das er gerne eine Beziehung mit mir hätte.

»Hm, doch schon … nur. Ich mein, magst du mich denn überhaupt. Ich mein, so richtig.«

Ich räuspere mich. In Zugneigungsbekundungen bin ich immer miserabel gewesen.

»Denk schon«, nuschle ich in mein Bier hinein. Ich schiele zu ihm und ein breites Grinsen schleicht sich auf ein Gesicht. Plötzlich fängt er an zu lachen.

»Und ich dachte schon, du schleppst mich ins Pub, um mir zu sagen, dass das nichts wird und du nicht willst, das ich dir eine Szene mache!«

»Was?«, frage ich verwirrt.

»Du weißt schon, wie in den ganzen Filmen immer«, erklärt er.

»Oh, hm.« Ich kratzte mir am Kinn. Auf die Idee wäre ich gar nicht gekommen. Er lacht wieder, leert dann sein Guinness mit wenigen Schlücken.

»Die nächste Runde geht auf mich, zur Feier des Tages!«
 

Ende.

»Tut mir Leid.«

Noch n kleiner Epilog, einfach so. Eigentlich wollte ich für irgendwas Werbung machen, hab aber vergessen für was. o_o
 

Frohes Neues!
 

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»Mama wird sich so freuen!«, verspricht Conny freudestrahlend. Ophelia liegt auf ihrem Schoss und schnurrt. Ich kann nicht glauben, dass das die selbe Katze ist. Meine Katze. Meine ehemalige Katze. Nun ja, sobald ich meine Hand in ihre Richtung strecke, fixiert sie mich wieder mit ihrem bösen Blick. Vielleicht steckt doch noch etwas mehr Ophelia in ihr, als gedacht habe. Aber davon zeigt sie nichts bei ihrer neuen Katzenmama. Vorhin als wir gekommen sind, ist sie Conny nach gelaufen, wie ein schnurrender, maunzender Hund. Wo Conny ist, ist auch Ophelia. Ehrlich gesagt, bin ich etwas eifersüchtig.

»Warum?«, fragt Julius überrascht, während er das gegrillte Steak von Georg entgegen nimmt. Ich lenke meine Aufmerksamkeit wieder von der Katze ab. Ich sollte mich freuen, dass sie nun so glücklich ist und in den Garten darf und sowieso alles hat, was sich eine Katze wünscht. Es ist trotzdem ein schlechtes Gefühl, dass ich ihr dieses Glück nie geben konnte. Aber was nicht passt, das passt nicht und es ist gut, wenn man dann auseinander geht. Für beide.

»Du weißt nicht, wie sie mir in den Ohren lag mit Isaac.« Conny verdreht die Augen, lächelt mir dann aber mit einem Augenzwinkern zu. Warum redet Julius Mutter mit seiner Schwester über mich? Er und ich haben beide beschlossen, erstmal nicht überall hinauszuposaunen, dass wir nun doch ein Paar sind. Es ist eine Art Vorsichtsmaßnahme, um nicht soviel Druck auf unsere Beziehung aufzubauen. Vielleicht trauen wir auch beiden noch nicht der Harmonie. Conny jedenfalls ist alleine darauf gekommen, allerdings ist Julius niemand, der sich in Zurückhaltung übt. Händchen haltend vor ihrer Tür zu stehen, ist vermutlich ein sehr deutliches Indiz.

»Du musst wissen, dass wir seine Ex-Freunde und Freundinnen nie mochten«, erklärt sie mir, weil sie meinen verständnislosen Blick bemerkt hat. Julius stöhnt genervt.

»Ich glaube, Georg braucht Hilfe mit dem Feuer.« Mit den Worten steht er auf und geht zu seinem Schwager, der gerade Kohle nachlegt. Ganz offensichtlich eine Flucht. Aber wahrscheinlich hat er das Thema über, immerhin haben mir auch Fleming und Stefanie sehr ausführlich dargelegt, dass Julius einfach einen schrecklichen Geschmack hat, was Partner angeht. Vielleicht ist es ihm auch einfach peinlich, dass das alles so vor mir breit getreten wird. Mir ist das ehrlich gesagt ziemlich egal. Altlasten hat man nun mal und ich habe mich mit meinen Beziehungen auch nicht mit Ruhm bekleckert, nur das ich keine Freunde und Verwandte haben, die sich vor Julius darüber auslassen. Conny beobachtet seine Flucht mit einem nachsichtigen Lächeln, während sie meine Katze – ihrer Katze – unter dem Kinn grault.

»Meine Mutter hat sich auf meiner Hochzeit schon so gefreut, dass Juli mal einen anständigen Kerl mitgebracht hat. Weißt du, er hat so einen Hang zu so richtigen Arschlöchern, also auch bei Frauen. Die eine hat sich einfach bei ihm eingenistet, hatte keinen Job und hat sich dann monatelang die Krankenkasse von ihm zahlen lassen. Das Geld hat er natürlich nie wieder gesehen.« Sie seufzt schwer, schaut zu ihrem Bruder, der uns bewusst ignoriert. Was Conny erzählt, überrascht mich nicht. Ich glaube, in der Hinsicht sind wir uns beide ähnliche. Ich bin auch oft auf solche Leute reingefallen, vor allem in seinem Alter.

»Jedenfalls hat meine Mutter schon gejammert, dass die guten Kerle immer hetero sind!« Conny lacht und diesmal kann ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. »Und wie Schade es ist, dass zwischen dir und Juli nichts ist.«

»Tut mir Leid.« Ich weiß nicht ganz genau, für was ich mich entschuldige. Aber offensichtlich habe ich ihrer Mutter ja viel Kummer bereitet. Ich hätte aber auch nicht erwartet, dass es mal Leute gibt, die es Schade finden, wenn ich auf Frauen stehen würde.

»Nein, nein, alles wunderbar. Ich hoffe nur, Juli versaut das nicht!« Sie runzelt die Stirn und bekommt einen bockigen Blick von Julius zu geworfen. Natürlich hört er uns mit halben Ohr zu, was anderes hätte mich überrascht.

»Nein, ich denke, er macht das ganz gut.« Ich lächle in seine Richtung und er zwinkert mir zu. Ich denke, wir machen das beide sehr gut und so zufrieden, wie jetzt, bin ich schon lange nicht mehr gewesen. Mein Blick fällt wieder auf Ophelia, die wohlig schnurrt. Eine gute Entscheidung.



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Kommentare zu dieser Fanfic (12)
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Von:  Lalyengel
2016-08-23T14:28:14+00:00 23.08.2016 16:28
Hey, ich wollte dir ein Lob für deine Geschichte dalassen. Mir hat sie sehr gefallen, ist zwar keine allzu romantische Geschichte sondern eher eine ziemlich realistische, vielleicht hast du deshalb recht wenig Kommentare.
Viele mögen Kitsch und Romantik mehr.

Antwort von:  Memphis
23.08.2016 18:17
Freut mich, dass dir meine Geschichte gefallen hat! Ist ja jetzt auch schon wieder ein paar Jährchen alt.

Ich schreibe eigentlich selten bis nie klassischen Kitsch, weil das andere deutlich besser können und es davon eh schon genug gibt.
Das mit den wenigen Kommentaren hat aber einen anderen Grund - hab auch ein paar Geschichten mit deutlich mehr - Kommentare sind etwas out geworden auf Animexx und mittlerweile hab ich mich ganz gut damit arrangiert bzw es akzeptiert.

Ich freu mich einfach über das liebe Feedback, das von Zeit zu Zeit hereinflattert. So wie deines. :) Auf jeden Fall Danke dafür!
Von: abgemeldet
2013-07-24T11:30:13+00:00 24.07.2013 13:30
Entschuldige bitte diesen unqualifizierten Kommentar, aber ich lag grad wirklich unterm Tisch.
"Fleming, was ist eigentlich mit deinem HIV-Krebs?" "Och, der ist uns eingegangen. Voll das Drama."
Du hast mich echt dermaßen zum Lachen gebracht. /D
Antwort von:  Memphis
24.07.2013 13:35
Keine Sorge, kein Kommentar ist unqualifiziert! Und ich freu mich, dass das noch jemand außer mir lustig findet! (Ich kriege oft gesagt, dass mein Humor grauenhaft ist -hust-)
Allein schon, weil es um HIV-Krebs geht und naja, das ist ja für sich schon gruselig und man will sich gar nicht vorstellen, dass wirklich Krebszellen mit HIV infiziert werden, damit Experimente gemacht werden und die eingehen können.
Aber es ist lustig, wenn man darüber nachdenkt. Fand ich zumindest. O_O"
Von:  Sternengaukler
2013-02-03T20:45:40+00:00 03.02.2013 21:45
habs mangels zeit zumindest mal überflogen. detailiert geschrieben, ganz interessant und wirklich gut vorstellbar im kopf. die leute haben ja schon einiges zu gesagt. beschweren kann ich mich also nicht wirklich. mach weiter so :)
Antwort von:  Memphis
04.02.2013 10:59
Danke für die Mühe! Und freut mich, wenn du nichts zu beanstanden hast. :)
Von:  Januce_Mizu
2012-04-12T17:56:11+00:00 12.04.2012 19:56
Einfach nur toll...

Ich liebe deine Geschichten wirklich...lese sie zur Zeit auf der Arbeit in meiner Pause natürlich...

Mein Liebling in der Geschichte ui oh nein ich weis den namen nicht mehr ähm die Birma hehe die ist so toll...
Halt Katze...aber es ist schön das sie ein liebes Frauchen bekommt...

Eine tolle Geschichte wie man keine neue Liebe sucht und doch eine findet...und das
Im Alltag und nicht wo man weggehen muss oder im Internet Surfen muss.

Der neue Nachbar klingelt....man hilft...man freundet sich an und man merkt das es eigentlich mehr ist Lach...kommt mir bekannt vor +lach*
Habe auch nicht in der weise meine Mann kennengelernt und es war auch eher so das man was zusammen macht und naja irgendwann weis man das es doch mehr ist....

Das Ende ist toll...aber wie es nun mal so ist man liebt die Charakter und möchte sie weiter begleiten....vielleicht erfährt man irgendwann doch noch was ?!

Von:  AnMo
2011-12-18T14:27:50+00:00 18.12.2011 15:27
Irgendwie fehlt mir in diesem Kapitel etwas. Das Ende ist okay, aprupt heißt ja nicht gleich schlecht, aber es ist irgendwie ... anders. Wenn ich's benennen könnte, würd ich's sagen aber ... pfff ... keine Ahnung :/
Aber an sich super, die FF.

Heißt übrigens die Socke, nicht der, du meintest dann wohl "der Socken" was manche sagen?
Von:  Mado-chan
2011-12-17T16:13:59+00:00 17.12.2011 17:13
hmm ein plötzliches Ende, aber schön und stimmig.
Ich finde es sehr schön, dass es keien große Diskussion gab und kein ewiges Liebesgedusel.
Ich mag die ganze FF und die Namen! XD
LG
Mado

Von:  2you
2011-12-17T07:03:23+00:00 17.12.2011 08:03
hach warum muss es immer so kompilziert und schwer sein.. manchmal ist man doch bin und taub :-D

Die Katze ist klasse- einen richtige Kratzbürste!

Ich fin die Geschichte sehr schön und hoffentlich kommt der Mann mt dem Holzhammer und schlägt auf die Köpfe, damit Botschaften verstanden werden ;-)

Bis zum nächsten Kapitel - freu mich
LG
2you
Von:  Khaosprinzessin
2011-12-16T16:46:11+00:00 16.12.2011 17:46
hihi die katze wirds gut haben da bin ich mir sicher!
mein abby (kater, eigentlich abraham lincoln) is auch ne elende schnurrmaschine! und nur am meckern wenn ich von der arbeit heim komme! ich kenn das gezeter ja so gut...
das cover ist übrigens sehr niedlich! super schöne katze hast du^^

aso, und nich zu vergessen, die geschichte find ihc auch super^^

bis zum nächsten kappi
lg beast
Von:  Onichanjo
2011-12-15T21:07:53+00:00 15.12.2011 22:07
. jetzt hab ich extra für dich mein altes animexxpasswort rausgekramt xDDD (scherz)
nee... musste wirklich stark überlegen, was es nochmal war O_O

bin so happy mit den Beiden *_*, vorallem als netter Zwischenhappen zu Regentropfenflucht *muahah*

Von:  inkheartop
2011-12-14T21:30:06+00:00 14.12.2011 22:30
Mein Gedankengang:
"Oh. Interessanter Titel? ... aber, hm, irgendwie klingt die Kurzbeschreibung da komisch... egal." *klickt* "Oh. Hört sich ganz nett an. Hm. Lesen? Es ist schon spät. Ich muss noch lernen. Lesen? ... OH! Ein NaNoWriMo!" *mit lesen anfängt*

Ehrlich, ich hätte es wahrscheinlich nicht gelesen, wenn du nicht dazu geschrieben hättest, dass du beim NaNoWriMo mitgemacht (und wie ich sehe sogar gewonnen hast, Herzlichen Glückwunsch!). Ein Glück hab ich's getan! Mir gefallen die Charaktere sehr, sie sind... hm... alltagstauglich, haben eine gute Chemie, die Sprache passt dazu. Außerdem habe ich Respekt vor Menschen, die ordentlich in der 1. Person schreiben können, ohne dass es ausgelutscht klingt, ohne dass es hölzern klingt. Ich hätte mir manchmal ein paar Details weniger gewünscht, aber okay, so was gehört auch zu nem Stil dazu.

Ich werd's auf jeden Fall weiter verfolgen. Jetzt gleich sogar, weil gerade ein neues Kapitel veröffentlicht wurde, wie ich sehe :D


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