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Supernatural: Innocentia Reus

von

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Prolog

Es ist dunkel. Die Tagaufseher und -psychiater des Washington State Hospitals für geistesgestörte Verbrecher und Straftäter machen sich auf den Weg zum lang ersehnten Wochenende. Im Gegensatz zum Nachtdienst. Sie müssen noch eine Schicht durchhalten. Das Problem ist nur... sie sind gerade mal eine Hand voll Leute, die gegen eine Revolte der Inhaftierten gewappnet sein sollen. Ganz davon abzusehen, dass, wenn es eine ruhige Nacht bleibt, sie fast die ganze Zeit durch die Gänge schleichen und auf die psychisch gestörten achten müssen.

Eine davon ist Lillith Dmonard, eine gerade erst achtzehn gewordene Jugendliche. Heute ist sie für den unterirdischen Gang, in dem nur die Schlimmsten der Schlimmsten sitzen, zuständig... allein...mal wieder.

Genervt dosiert sie in der, zum Aufsehraum umgebaute Zelle, die Medikamente der Insassen. Sie ist nicht driekt ein Aufseher... eher eine dazu degradierte Psychiaterin (in Ausbildung).

"So, noch die von Mergs, das wars dann...", spricht sie zu sich selbst, um die Stille zu unterbrechen. Zwar ist sie schon seit einem halben Jahr hier unten, immer Nachts, aber dennoch lässt das leise Widerhallen eines Seufzers ihr die Nackenhaare zu Berge stehen.

Sie stellt das Döschen mit Tabletten ab, schaut auf die Uhr an ihrem Handgelenk. 11.18p.m.

"Gut, dann gehen wir mal...", sie steht auf, schnappt sich eine Taschenlampe, Ausrüstungsgürtel (im Fall einer Revolte) und einen Knüppel, geht zur Tür. Unsicher schaut sie mit ihren eisgrauen Augen zurück zum sicheren Raum... im allgemein stehen ihre Augen im vollständigem Gegensatz zu ihren, mit einer Klammer hochgesteckten, dunkelbraunen, fast schwarzen, schulterlangen Haaren. Sie sieht sowieso, abgesehen vom Arztkittel, ziemlich durchschnittlich aus. So groß ist sie auch...

Laut ein- und ausatmend verlässt sie die Sicherheit, schaltet die Lampe ein und beginnt ihren Rundgang.

Es ist still. Totenstill. In der Regel schnarcht ein Insasse, aber heute... sehr unheimlich. Die einzigen Geräusche, die, seit dem Verlassen des 'Büros', zu hören sind, ist das angsterfüllte Pochen ihres eigenen Herzens und die im Steingang widerhallenden Schritte. Sehr ungewöhnlich... vielleicht soll ich be-, sie schüttelt den Kopf, "Komm", murmelt sie leise, "wie alt bist du? Fünf? Du kannst ihn nicht jedes Mal um Hilfe bitten, wenn du ein klein wenig eingeschüchtert bist. Er hat besseres zu tun... obwohl ich ihn gerne mal sehen würde, ob er wirklich existiert...", vorsichtig leuchtet sie in eine der Zellen. Mergs schläft friedlich auf seiner Matratze. Gott sei Dank. Er ist der Grund, warum sie alleine eine solche Angst hat. Vor ein paar Wochen hat er es geschafft, keine Ahnung wie, aus seiner Zelle zu entkommen und hat sie fast... ja. Bei Triebtätern muss man immer auf der Hut sein...

Noch einmal seufzt sie, "Gut, nur noch der Doktor...", angespannt schaut sie zu der Plexiglasscheibe. Der letzte Patient ist der einzige mit einer solchen. In der Regel sind es Eisenstäbe, aber bei ihm... er war ein hoch angesehener Psychiater, wie sie, ihr Vorbild an Intelligenz und... ein Kannibale... wegen ihm hat sie diesen Job begonnen. Es brennt noch Licht. Lillith geht darauf zu.

Ein etwas älterer Mann, Anfang fünfzig sitzt an einem kleinem Tisch (natürlich hinter der Platte) und liest ein Magazin. Er hat eine adrette Haltung und wirkt wie ein rechter Gentleman. Kaum zu glauben, was er ist. Nach einer Weile schaut er auf, "Hallo 'Lillith'.", seine Stimme ist zwar ruhig, aber auch provozierend, als er ihren Namen ausspricht.

"Dr. Darmond.", nickt sie.

"Seit wann nennst du mich denn bei meinem Nachnamen? Wenn du solch ein simples Anagramm für den deinen verwendest, kannst du mich auch weiterhin beim Vornamen nennen.", jetzt ist es eine Drohung.

"Sie wissen es.", gibt sie kleinlaut zurück, "Eigentlich hätte ich keinen Grund gehabt, ihn zu ändern. Es ist allgemein bekannt..."

Skeptisch hebt Antonius eine Augenbraue, "Sicher? Soll ich morgen früh mal fragen? Dann ist es aber vorbei mit deinen Runden hier unten."

"Wa-?"

"Du bist für etwas größeres bestimmt.", unheilvoll steht er auf, kommt der Scheibe näher, "Du wirst dem Erleuchtetem helfen."

"D...dem Er...Erleuchtetem?", ängstlich tritt sie einen Schritt zurück. Das ist nicht der Mann, den er sich ausgibt zu sein. Sie will wegrennen, aber eine Hand hält sie fest. Des Doktors Hand. Ein hämisches Grinsen ziert sein Gesicht, "Was ist? Keine Angst-", seine Augen färben sich schwarz, "ich werde dir nicht sehr weh tun..."

"CHRISTO!!!", schreit sie panisch. Warum? Sie hat keinen blassen Schimmer. Aber es funktioniert: Darmond schreckt zurück, sie rennt los. Herr bitte hilf mir, fleht sie im stillen.

Ängstlich knallt Lillith die Absperrtür zu, rutscht langsam daran runter... WAS war das? Ein Dä... nein. Die gibt es nicht... und wenn doch, was sollten sie von ihr wollen?

Ein Knacken. Sie zuckt zusammen, schaut auf. Es ist Eric, ein Kumpel von ihr. Völlig aufgelöst stürzt sie in seine Arme, "Oh, Eric. Der Doktor ist nicht mehr er selbst... er hat mich an meinen Handgelenken gepackt... und...er sprach von einem Erleuchteten...", sie beginnt zu weinen. Seine Arme schließen sich um sie. Er sagt nichts. Die Umarmung wird fester.

"Du tust mir weh.", sie drückt sich von ihm weg, schaut zu ihm hoch. Die Augen sind schwarz, "NEIN!!!", sie versetzt ihm einen Stoß in die Rippen und rennt davon. Er ihr hinterher. D...das ist ein Dämon... wirklich ein..., sie weiß nicht, was sie machen soll. Wohin sie soll...

Sie hat die Tür zur 'normalen' Station erreicht! Hektisch stößt sie sie auf, sprintet weiter. Ed kommt auf sie zu. Aber auch er ist besessen... Was jetzt?, sie macht auf dem Absatz kehrt, hastet nach rechts. Auch Ed verfolgt sie. Wenn es wirklich Dämonen sind, dann hat doch theoretisch... Sie beginnt zu brüllen, "PATER NOSTER, QUI EST IN CAELIS: SANCTIFICETUR: NOMEN TUUM.", das Vaterunser. Etwas, was jeder Christ kennen muss. Unsicher schaut sie über ihre Schulter. Es scheint zu funktionieren. Sie werden langsamer...

"ADVENIAT REGNUM TUUM. FIAT VOLUNTAS TUA, SCIUT IN CAELO, ET IN TERRA. PANEM NOSTRUM SUPERSUBSTANTIALEM DA NOBIS HODIE.", da vorne. Der Ausgang! Mit letzten Kräften rennt sie zur Glasfront, drückt ihre Hände dagegen... nichts rührt sich. "Scheiße", panisch schaut sie sich um. Lillith ist umzingelt. Nicht nur von Ed und Eric, sondern von dem ganzen Sicherheitspersonal und etwa der Hälfte der Einsassen.

"ET DIMITTE NOBIS DEBITA NOSTRA, SCIUT ET NOS DIMITTIMUS DEBITORIBUS NOSTRIS. ET NE NOS IN DUCAS TENTATIONEM. SED LIBERA NOS A MALO. AMEN.", sie hält inne. Nichts ist geschehen.

"Glaubst du, du kannst uns mit deinem kleinem lateinischen Sprüchlein einschüchtern?", lacht der Körper von Dr. Darmond. Langsam tritt er aus der Reihe , kommt auf sie zu, "Aber Bravo. Nicht viele in deinem Alter kennen es noch und vor allem in latein... Alle Achtung.", er klatscht, "Vielen Dank. Durch diese Aktion hast du uns wirklich geholfen. Du wirst jetzt mit uns kommen. Das ist aber keine Bitte.", er packt sie am Hals.

"Bitte hilf mir, mächtiger Engel Cas-", weiter schafft sie es nicht. Leblos sackt sie auf den Boden.

New Case

"Hey Sammy, hier ist dein Hasenfutter.", gut gelaunt betritt Dean Winchester das schäbige, kleine Motelzimmer, irgendwo in Illinois und wirft seinem Bruder eine Plastikpackung Salat zu.

Dankbar fängt dieser sie, löst den Deckel und beginnt mit der Gabel im Grünzeug rumzustochern. Dabei widmet er sich wieder seinem Laptop.

Verständnislos setzt sich der ältere auf den gegenüberliegenden Stuhl und beobachtet, wie sich die Blätter immer weiter dezimieren. Deshalb wickelt er seinen, in Aluminiumfolie eingepackten, Baconcheeseburger aus, beißt demonstrativ hinein und schüttelt genussvoll den Kopf, "So etwas könnte ich jeden Tag essen..."

Kurz schaut Sam vom Bildschirm auf, "Machst du doch."

"Ich bleibe dem Burger und dem Bier treu... Apropos...", er steht auf, geht schnurgerade auf die Minibar zu und holt eine Flasche des Hopfengebräus heraus. Dean öffnet sie. Während er sich wieder auf seinem Platz niederlässt kippt er ein paar Schlucke hinunter, "Hast du eigentlich etwas gefunden? Wie einen neuen Job?"

"Äh, jemand -oder etwas- hat in Dallas zwei junge Frauen dazu gebracht, sich erst gegenseitig die Haare rauszureißen, sich zu häuten, und dann zu töten...", gibt Sam nachdenklich zurück, nachdem er eine weitere Gabel Salat in seinen Mund geschoben hat, "Sieht nach Dämonen aus."

"Dallas, sagst du? Worauf wartest du noch?", voller Elan steht Dean wieder auf. 'Endlich wieder Sommer, Sonne, scharfe Bräute'' Er schnappt sich seine Autoschlüssel. Nichts und niemand kann ihn von dieser Reise abhalten, außer...er öffnet die Tür, sein Herz macht einen Aussetzer, 'Hob, nicht dein Ernst'', Castiel steht vor ihm, "Hallo, Dean. Ich habe einen Job für euch."

Genervt verdreht der Winchester die Augen. Wiederwillig gewährt er dem Engel Einlass. Dieser schließt er die Tür hinter sich.

Mittlerweile hat auch Sam Notiz vom Neuzugang genommen, "Cass, was ist los?"

Erschöpft fällt er auf den Stuhl, auf dem Dean vorher saß. Er sieht müde aus, obwohl Engel keinen -oder kaum- Schlaf benötigen. Irgendwas nagt an ihm, "Ihr müsst jemanden finden."

"Und warum tust dus nicht?", ungeduldig mustert Dean ihn. Castiel hat einfach das perfekte Timing dafür, immer im unpassendsten Moment aufzukreuzen.

Dieser schaut ihn etwas flehend an, "Ich kann sie nicht treffen. Ihr müsst sie finden...", eine tiefe Sorgenfalte macht sich auf seiner Stirn breit.

"Wen denn?", aufmerksam klappt der jüngere Bruder den Computer zu. Danach beugt er sich nach vorne

"Ihr Name lautet Maria. Sie ist achtzehn gläubig, arbeitet in einer Psychiatrie..."

"Schon daran gedacht, dass sie von zu Hause weggelaufen ist?", Dean ist sichtlich genervt, "Kein Job für uns. Wir sind Jäger, keine Detektive oder Babysitter."

"Das würde sie niemals wagen. Maria würde nicht einfach ihren Beruf, oder ihren Vater zurück lassen. Sie ist sehr...ihr müsst sie einfach finden... Irgendwas ist mit ihr passiert... Bitte...", etwas ist in Cass' Augen. Es sieht aus, wie pure Verzweiflung. Sam und Dean scheinen seine, oder besser gesagt ihre, letzte Hoffnung zu sein.

Unsicher schauen sie sich schweigend an, tauschen allessagende Blicke. Nach einer Weile stimmen sie zu.
 

"Sag mir nochmal, warum wir das machen...", schlecht gelaunt tritt Dean auf die Bremse. Abrupt kommt der Wagen, vor einer roten Ampel, zum stehen. Gerade noch so kann Sam seinen Laptop packen, bevor er -das wäre sein Ende gewesen- auf den Boden knallt. Er seufzt schwer. In dieser Hinsicht ist sein Bruder unausstehlich. Wenn Dean daran denkt, wie viele knapp angezogene Frauen ihm entgehen... Dafür hat Sam kein Verständnis. Er hat vor einigen Monaten, oder war es schon ein Jahr(?), als sein Bruder in der Hölle war, dessen Leben geführt. Er versteht nicht, wie man ein solches nicht missen möchte...

"Weil Cass schon vieles für uns getan und er deshalb einiges gut bei uns hat.", gibt er zurück. Auch ihm gefällt es nicht, sich in eine Psychiatrie zu schleußen und nach einer Jugendlichen zu fragen, über die er KEINE EINZIGE Information hat.

"Was ist so wichtig an ihr?", nörgelt Dean weiter.

"Vielleicht ist sie gläubiger, als Cass uns gesagt hat, oder kann uns im Krieg helfen. Er hat ja regelrecht seine Hand für sie ins Feuer gelegt..."

Die Ampel schaltet auf grün, Dean fährt los und biegt an der Kreuzung rechts ab. Sie werden über die Straße direkt zu einem Parkplatz geführt. Neben einem Jeep kommen sie endgültig zum stehen. Dean zieht die Handbremse, "Würd aber zu gern wissen, warum sich Cass nicht selbst darum kümmert."

"Er meinte, dies sei nicht möglich...", nachdenklich steigt Sam aus. Erst streckt er sich, dann richtet er noch einmal den etwas zu großen Anzug.

Sie betreten die Psychiatrie. Das 'Washington State Hospital für geistesgestörte Verbrecher und Straftäter' ist ein relativ großes Gebäude, aus Stein gebaut. Der Eingang besteht aus einer rießigen Glasfront. Eine Rezeption erstreckt sich auf der gegenüberliegenden Wandseite.

Die Brüder gehen auf die Frau hinter der 'Theke' zu, zeigen ihre Marken, FBI. Die Frau nickt und leitet sie zu den Aufenthaltsräumen der Mitarbeiter. Es ist sehr laut.

"Mein Name ist Agent Worlsh und das hier ist Agent Rigsh.", stellt Dean sich und seinen Bruder vor. Die Wärter schauen sie skeptisch an.

Eine eisige Stille hat das große Zimmer eingenommen.

"Was wollen Sie?", fragt ein Mann anfang dreißig. Er ist etwas kleiner als der Durchschnitt, hat kurze, blonde Haare und auf seinem Namensschild steht 'Daniel Rich''.

"Wir würden uns gerne nach einer gewissen Maria erkundigen. Sie wird seit Freitag vermisst. Sie hat hier bei Ihnen gearbeitet.", antwortet Sam. Eine leichte Nuance von Schweiß, Metall und Schwefel -der von einem erloschenem Streichholz stammt- steigt ihm in die Nase.

"Hier gibt es keine Maria.", antwortet ein Mann namens Eric knallhart.

"Meinen sie nicht Lillith?", fragt Daniel vorsichtig.

"Was?", Deans Stimme klingt geschockt.

"Lillith Dmonard. Sie kam nicht mehr aus dem Wochenende zurück."

"Sind Sie sicher, dass hier keine Maria arbeitet?"

Allgemeines Nicken.

"Oder hier eingewiesen ist?", ergänzt Sam.

Kopfschütteln.

Ernüchtert verabschieden die Brüder sich und gehen zurück zum Impala. Cass kann nicht behaupten, sie hätten es nicht versucht...

Dark Eyes

"Was machen wir jetzt?", ein wenig enttäuscht lehnt sich Dean an den Impala, "Wäre hier wenigstens ein einziger verdammter Dämon gewesen, aber nein. Es gibt auch 'normale' Arbeitsstätten. Jetzt sind wir den Weg umsonst gefahren..."

"Vielleicht sollten wir mal nach dieser Lillith recherchieren. Sie ist immerhin in der selben Zeitspanne verschwunden...", gibt Sam ruhig zurück.

"Na toll. NOCH EINE verschwundene Jugendliche.", erwidert der ältere Bruder geladen, während er den Autoschlüssel ins Schloss steckt, "Komm, die findet sich von selbst wieder. Cass hat nichts über das Gebäude -oder bestimmte Insassen- gesagt, du hast nichts gefunden, also ist diese Lillith wohl weggelaufen... Lass uns nach Dallas fahren.", er steigt ein.

Sam zögert. Irgendetwas stimmt hier nicht... Er lässt seinen Blick noch einmal über die Psychiatrie schweifen.

Plötzch öffnet sich eine Tür, Daniel fällt fast heraus und eilt auf ihn zu, "Wartet! Wartet! Ich kann euch helfen...!"

Genervt steigt Dean wieder aus. Der Blondschopf hat sie erreicht. Keuchend stützt er sich am Wagen ab, "Wartet..."

"Warum?", 'Agent Worlsh' (Dean) verdreht die Augen.

"Diese Maria, die ihr sucht... Das ist Lillith.", japst der Aufseher, "Sie musste ihren Namen wegen ihrem Vater ändern."

"Was hat er getan?", interessiert beugt sich Sam zu ihm herab, damit Daniel nicht so schreien muss. Wenn sie wirklich das Mädchen ist, was sie suchen, so hat Cass ihnen -mal wieder- nicht die ganze Wahrheit erzählt.

"Weil er hier ist. Er ist ein Insasse und sie wollte ihn öfter als einmal im Jahr sehen. Aber ich weiß nicht, wer es ist..."

"Mit Nachnamen heißt sie Dmonard, stimmts?"

Er nickt.

"Können wir mit den Insassen sprechen? Nur mit denen, die etwas von ihrem Verschwinden wissen könnten."

"Das kann ich einfädeln. Ich würde mit Dr. Darmond anfangen. Sie schwärmt regelrecht von ihm.", voller Enthusiasmus macht Rich auf dem Absatz kehrt, führt die Brüder zurück in die Klinik, an der Rezeption vorbei, durch einen, mit Gitterstäben verstärkten, Türbogen, eine Treppe hinunter. Sie hat schon bessere Tage erlebt. Doch sie ist nichts im Vergleich zu dem Kerkerartigem Gewölbe, zu dem sie führt. Sam kommt sich vor, als wäre er ins fünfzehnte Jahrhundert zurück katapultiert worden. Eine Stahltür schwingt automatisch auf und gewährt ihnen dort Einlass, wo 'normale' Menschen niemals hinkommen würden. Es ist ein langer Steingang. Ganz am Ende reflektiert eine Plexiglas Wand das fahlweiße Licht der Neonlampen.

Zielstrebig führt Daniel sie darauf zu.

Der junge Winchester kann immer nur einen kurzen Blick in die Zellen werfen. Sie sind sehr rustikal eingerichtet: Eine Pritsche, ein Waschbecken... das wars auch schon. Doch nicht die, die hinter der Scheibe liegt. Im vergleich zu den anderen ist sie ziemlich gemütlich: Ein Bett steht in der Ecke, ein Tisch in der Mitte und die Wände sind mit Zeichnungen vollgeklebt. Ein vornehmer Mann sitzt an dem Tisch und zeichnet etwas.

Rich räuspert sich.

Keine Reaktion.

"Dr. Darmond?"

Er schaut auf, "Wo bleibt denn Lillith? Sie hätte doch heute Dienst. Nicht unsere pychisch labile Jungfrau."

"Sie ist... krank..."

"Wer sind diese Herren neben dir? FBI würde ich nicht tippen. Die Körperhaltung stimmt nicht. Eher... hochstapler?", seine grauen, aber tot wirkenden Augen mustern sie argwöhnisch.

"Das sind wirklich Agents. Ich habe ihre Marken gesehen. Sie würden gerne mit Ihnen über Lillith reden.", ohne ein weiteres Wort geht er weg.

"Guten Tag.", grüßt Dean, "Doktor... Wie standen Sis zu Lillith?"

"Sie war eine Aufseherin. Wohl hat sie häufig mit mir in ihren nächtlichen Runden eine Diskussion über das Recht Menschen zu essen geführt, aber sie war stur. Ich weiß nicht, warum sie verschwunden ist."

"Wir haben nichts von-", beginnt Sam verwirrt.

"-Nein, aber würde das 'FBI' sich sonst für eine anständige, gläubige Waise interessieren. Sie ist nicht der Typ, der etwas illegales macht...", fährt der Psychiater unbeirrt fort, "Sagen Sie, Agent-"

"Rigsh"

"Rigsh, hatten Sie ihren Vater wirklich so gehasst?"

"Was?"

"Ob sie Ihren Vater gehasst haben, fragte ich.", entgegnet er ruhig. Er könnte der nicht vorhandene Zwilling des fiktiven Character Hannibal Lecters sein.

"N-nein. Natürlich nicht.", rasch wendet Sam seinen Blick ab, mustert den Boden. Ein kreuzförmiges Armband mit merkwürdigen Gravuren -sie haben eine gewisse Ähnlichkeit mit japanischen Schriftzeichen, oder sogar Sigillen- liegt auf dem Boden, ganz nah an der Scheibe. Er hebt es unauffällig auf.

"Noch mal zu Lillith.", presst Dean zwischen seinen Lippen hervor. Was bildet sich dieser... Psycho ein?

"Sie war labil. Hat sich wohl das Leben genommen."

"Doch wenn sie gläubig ist, würde sie das doch nicht machen, oder?"

"Sie war ein Evangelist.", langsam steht er auf, "Wollen Sie mir etwa sagen, ich hätte etwas mit ihrem Verschwinden -oder Selbstmord- zu tun?", sein Ton wird drohend. Antonius steht jetzt an der Scheibe.

"N...nein. Wie kommen Sie darauf? Dieser Daniel meinte, wir müssten zu allererst mit Ihnen reden."

"Aber das tue ich.", plötzlich färben sich die Augen des Kannibalen schwarz. Er springt auf die Brüder zu, die Scheibe zerbricht und er landet mit Wucht auf Dean. Reflexartig schnappt sich Sam das Messer. Mit einer schnellen Bewegung versucht er ihn zu treffen, aber er wird plötzlich festgehalten. Panisch schaut er über seine Schulter. Es ist Daniel, umringt vom gesamtem restlichem Personal. All ihre Augen haben jegliche Farbe verloren. Es sieht so aus, als würde die Nacht -oder der Tod- höchstselbst durch die Fenster der Seele schauen. Der junge Winchester versucht sich loszureißen, vergebens. Der Dämonengriff ist einfach zu stark. Tatenlos muss er zusehen, wie auf seinen Bruder eingeprügelt wird. Immer wieder... Ohne Erbarmen...

Einige der Wärter jubeln. So auch -nach einer Weile- Sams 'Behinderungen'. Flink dreht er sich, in einem unerwartetem Moment, aus der eisernen Umklammerung, steckt das Messer kurz in dessen Bauch und stürzt sich auf den Anführer, spießt es in seinen Rücken. Die Schnittstelle beginnt zu glühen. Mit einem schmerzerfülltem Schrei strömt schwarzer Rauch aus Darmonds Mund und löst sich in Luft auf. Leblos sackt der Körper auf Dean.
 

Angewiedert stößt er die Leiche von sich weg. D...dieser Dämon wollte ihn wirklich... essen... Er, Dean Winchester, rappelt sich hoch. Sie sind umzingelt. Ihre einzige Möglichkeit hier heil raus zu kommen, können sie -leider Gottes- nicht in zwei Hälften teilen. Dennoch machen sich die Brüder für den Kampf bereit...aber...Plötzlich wird es dunkel. Ihm wird schlecht. Dean wird schwindelig. Langsam sinkt er auf die Knie. Der Boden verschwindet unter seinen Füßen. 'Was zur Hölle soll das?'. Sein letzter Gedanke. Er verliert das Bewusstsein...

Lie of Despair

Langsam, ganz langsam, kommt Sam wieder zu sich. Strahlendes Sonnenlicht scheint ihm entgegen. Er liegt in einem weichem Bett. Alles ist verschwommen. Erst mit der Zeit klärt sich sein Blick. Er ist in einem Hotelzimmer. Es ist edel dekoriert, mit dunklem Kirschholz und Detaillreichen Mustern an den Schranktüren. Er schaut zur Seite. Ein Bett neben ihm liegt Dean, der wohl auch gerade erst aufgewacht sein muss. Schweigend schauen sie sich einen Moment an. Sie lachen. Falls sie tot sind, sind sie wenigstens gemeinsam in den Himmel gekommen. Solch ein Zimmer könnten sie niemals finanzieren, ohne aufzufallen. Ganz von der aussichtslosen Lage in der Psychiatrie abzusehen.

"Ihr seid wach?", fragt plötzlich eine allzu vertraute Stimme.

Geschockt fahren die Brüder synchron hoch. Castiel steht vor ihnen.

"Ich habe euch da raus geholt. Das solch eine hohe Konzentration an Dämonen anwesend ist, habe ich nicht gewusst.", ein wenig schuldbewusst schaut er zur Seite.

Die Freude ist wie weggeblasen. Stocksauer verlässt Dean die Matratze, verpasst Cass einen Kinnharken. Keine Reaktion. Nur, dass sich der Bruder die schmerzende Hand hält.

"Was hat es mit dieser Lillith auf sich?", fragt er geladen.

"Lillith ist tot. Sam hat sie getötet.", erwidert Cass ruhig.

"Du weißt wen ich meine."

"Maria?"

"Ja. Sie heißt aber Lillith, Cass!"

"W...warum?"

"Das wollte ich dich fragen. Warum waren so viele Dämonen dort?"

Keine Antwort.

"Weißt du was, 'Engel des Herrn'? Ich bin so kurz davor", mit Daumen und Zeigefinger zeigt Dean einen minimalen Abstand, "den Job hinzuschmeißen, wenn du uns nicht augenblicklich sagst, was es mit dieser Lillith-"

"Maria"

"MARIA auf sich hat. Warum legst du deine Hand so sehr für einen Menschen ins Feuer. Nenn mir einen triftigen Grund, oder wir reisen ab."

Betretenes Schweigen.

Mit einem vielsagendem Nicken weißt Dean seinen Bruder auf zu gehen. Sam steht auf. Gemeinsam gehen sie zur Tür. Der ältere Winchester legt seine Hand auf die Klinke, drückt sie ein Stück runter-

"Sie ist wichtig."

"Für wen?", Dean dreht sich wieder herum.

"F...ür ... den Himmel."

"Aha. Wenn sie für die Leute da oben so wichtig ist, warum kümmern die sich nicht um sie?"

"Weil sie ihren einzigenen Schutzpatron nicht sehen darf und dieser auch nicht weiß, wo sie gerade ist. Ich habe das Gefühl, sie sei hier, aber das ist sie nicht. Das selbe war auch im Hospital..."

"Woher weißt du, dass sie nicht einfach abgehauen ist?"

"Sie würde das niemals machen. Dafür liebt sie ihren Vater zu sehr."

"Ihren Vater.", wirft Sam ein. Für ihn sind diese zwei Worte kein Argument, "Warum würde sie nicht an eine Flucht denken?"

"Ihr Vater war Doktor Antonius Darmond."

"Daher der merkwürdige Nachname. Ein Anagramm."

Castiel nickt, "Außer dem hat sie mich um Hilfe gebeten, in der Nacht ihres Veschwindens. Sie meinte, Dämonen seien hinter ihr her und wollten sie töten. Der Kontakt zwischen uns ist abgebrochen. Ich empfange nur Fragmente einiger Gebete. Sie hat angst..."

"Wie sollen wir das wieder verstehen?", fragt Dean mit einem gewissem Hauch von Sarkasmus in der Stimme.

"Zwischen uns besteht ein Band. Das kann nur durch Glaube, Gebete und Vertrauen geknüpft werden, obwohl sie mich noch nie gesehen oder gehört hat."

"Also wie ein Schnurtelefon?"

Der Blick des Engels ist verwirrt, "Ein was-?"

"Egal. Weiter."

"Dieses Band hat sie zu einer Innocentia gemacht. Sie lebt sehr eng mit den zehn Geboten und Gottes Lehren zusammen. Sie ist einer der wenigen verbliebenen Menschen mit dem wahren Glauben. Sie kann uns im Kampf gegen Luzifer helfen. Sie kam durch Gott dazu, zu mir zu beten."

"Eine Idee, wie wir sie finden können?"

"Ich weiß es nicht. Sie trug immer eine Verbindung, damit ich sie insgeheim beobachten konnte, aber sie muss es wohl verloren haben. Ich habe jetzt zwei Spuren, die sich gegenseitig blockieren."

"Meinst du so etwas wie einen Transmitter?", nachdenklich steck Sam seine Hände in die Jackentaschen.

"Ja. Auf dem Armband steht mein Name in Sigillen geschrieben. Auf der Kette ihren."

Sam holt das Armband heraus, das er auf dem Boden der Klapse gefunden hat, "Das hier?"

Schnell nimmt der Engel es an sich, prüft es mit entschlossenem Blick, "Wo hast du es her?"

"Auf dem Boden vor der Zelle des Dämonendoktors gefunden."

Ein leichtes, erleichtertes Lächeln huscht über Cass' Lippen, doch plötzlich wankt er etwas nach hinten und 'fällt' sitzend auf das Bett von Dean. Eine Träne rinnt seine Wange hinunter.

"Cass, was ist los?", sachte legt Sam seine Hand auf den Trenchcoat, "Wir verstehen jetzt, warum dir so viel an ihr gelegen ist. Wir werden dir helfen sie zu finden."

"B...bitte helf mir.", der Ton des Engels ist ein hohes Wimmern, wie das von einer Frau, "Sie fügen mir Schmerzen zu... I....ut weh....halte....cht mehr lange durch....geglaubt.....komm doch....enn wirklich gibt.....st verlier.....Glauben.", irritiert schaut er auf, "War das gerade laut?"

Nicken.

"Also muss ich nicht mehr viel erklären?"

Kopfschütteln.

"Wir müssen sie finden.", voller Elan steht er auf, läuft, ein wenig wankend, zu dem kleinen Tisch, auf dem eine Vinigrett steht, "Ich weiß, wo sie ist. Ich habe eine Spur durch ihre Kette.", und nimmt diese, steckt sie in die Tasche des Mantels.

"Inwiefern?", Dean ist sichtlich verwirrt.

"Ich empfange ein Signal. Ihre Emotionen... Sie hält nicht mehr lange durch. Diese Schmerzen sind Dämonisch. Wir müssen uns beeilen, bevor sie ihren Glauben verliert, oder schlimmeres..."

"Und wo ist sie?"

"Eine abgelegene Fabrik, etwas außerhalb von Washington. Wir müssen fahren."

"Warum das? Warum zappst du dich nicht einfach hin?"

"Etwas hält mich auf... Bitte Dean. Wir müssen uns beeilen."

"Wo sind wir?"

"Chicago..."

"Dann nichts wie los.", mit Schwung reißt der Winchester die Tür auf, "Ich fahre, du bleibst mit ihr im Kontakt."

"Einverstanden. Der Impala steht auf dem Hotelparkplatz.", die drei verlassen das Zimmer.

Temptation

Maria ist an einen Stuhl gefesselt, doch sie hat ihr Bewusstsein verloren. Schlaff hängt ihr Kopf vor ihrer Brust. Das Gesicht wird von braunen, mit Blut verklebten, Haaren verdeckt. Auch ihre Kleidung ist von der roten Flüssigkeit beschmutzt: Der Arztkittel, die Kargohosen darunter, die weiße Bluse, sogar ihre unechten Kunstleder Converse. Die Folter, die sie durchleben musste war wohl schrecklich. Schrecklicher, als das ein Mensch sie normalerweise aushalten würde. Doch ihr Glaube hat sie beschützt. Die Frage ist nur, wie lange es dauert, bis er bricht.

Langsam kommt ein Mann auf sie zu. Er hörte einst auf den Namen Nick, aber nicht heute. Nie mehr. Es ist Luzifer in seinem provisorischem Gefäß. Die Haut im Gesicht hat schon begonnen sich aufzulösen. Sachte rüttelt er an ihrer Schulter, um sie wieder aufzuwecken. Er beugt sich zu ihr herunter, "Maria?"

Keine Reaktion. Die Tortur Sidneys hat ihr wohl mehr zugesetzt, als er erwartet hatte.

Kurz schaut er auf. Die Lagerhalle ist perfekt für das Ritual. Sie ist groß, bietet also genug Platz für die auf dem Boden -mit Jungfrauenblut- gezeichneten Symbole. Hauptsächlich sind es Sigillen. Genau im Zentrum der ehemaligen Autowerkstatt steht der Stuhl von ihr.

Er schüttelt etwas fester, "Maria, wach auf."

Langsam kommt sie zu sich. Sie schaut zu ihm auf, "Du bist wahrhaftig gekommen?", Tränen rinnen ihre Wangen hinunter, wie ein Blutrinnsal aus ihrem rechten Mundwinkel.
 

'Es ist wirklich Castiel', ist der erste Gedanke, als sie ihren Retter erblickt. Sie hat ihn sich nicht so vorgestellt, aber... er trägt wenigstens keinen Trenchcoat, wie dieser Typ, der öfter in ihren Träumen aufgetaucht ist. Ein Gefühl der unsagbaren Hoffnung macht sich in ihr breit. Sie lächelt, "Danke."

Der Mann nickt, "Das ist doch selbstverständlich."

"Warum seid Ihr mir nicht früher erschienen? Ich habe so oft zu Euch gebetet..."

Skeptisch mustert er sie, "Ach ja?"

"Natürlich. Ihr seid mein Schutzengel Castiel, oder? Ihr seid jener, zu dem ich immer gebetet habe."

Langsam schüttelt er den Kopf.

"Wer seid Ihr denn? Warum löst Ihr nicht meine Fesseln?", erst jetzt realisiert sie, dass sie noch gar nicht gerettet wurde. Dieser Mann hat sie nur die ganze Zeit mit seinen unnatürlich wirkenden, dunklen Augen an. Sie versucht gegen die Handschellen anzukämpfen. Vergebens.

"Ich bin dein Lichtbringer.", erwidert er ruhig.

"Luzifer.", es ist eher ein Hauchen, als ein richtiger Satz. Marias Augen weiten sich, "'...ecce draco magnus rufus habens capita septem et cornua decem et in capitibus suis septem diademata et cauda eius trahebat tertiam partem stellarum caeli et misit eas in terram et draco stetit ante mulierem...' Der Teufel. Die Apokalypse..."

"Ein lateinisches Zitat aus der Offenbarung des Johannes. Nicht schlecht. Kapitel zwölf, Verse vier und fünf, wenn ich mich nicht irre. Doch schildert Johannes nur das, was ihm gesagt wurde. Und das ist weit weniger als die Wahrheit. Was ist, wenn der Gott -oder Himmel- anders ist, als du ihn dir vorstellst?"

Entsetzt schaut sie ihn an, flüstert leise, "Niemals..."

"Kennst du meine Geschichte? Meine WAHRE Geschichte."

"Ihr habt rebelliert."

"Warum?"

"Ihr wolltet Gott den Thron streitig machen."

Kurz senkt das Gefäß den Kopf, "So etwas schreiben sie in der Bibel? Nein. Ich bin

gefallen, weil ich meinen Vater zu sehr liebte. Er hat von uns verlangt euch Menschen mehr zu lieben, als ihn. Aber ich konnte nicht... Du müsstest das doch am besten verstehen..."

Ihr fehlen die Worte. Ungläubig schüttelt sie den Kopf.

"Dein Vater... Obwohl er ein Kannibale ist, hast du deine Chance auf eine glückliche Zukunft verfliegen lassen. Du bliebst bei ihm, obwohl er selbst das nicht wollte. Aber du bist geblieben, weil du ihn liebst. Maria, wir sind uns sehr ähnlich."

"Was wollen sie von mir?", die Tränen rinnen weiter hinunter. Er sagt die Wahrheit über ihren Vater. Sie wird ihn nie wieder sehen, auch wenn sie das hier überlebt. Er würde in Gefahr geraten und... Er ist wohl immer noch ein Dämon. 'Bitte, mächtiger Engel, steh mir bei-'

"Deine Unterstützung. Ich will deine Hilfe."

Sie wendet ihren Blick ab.

"Ich verstehe. Aber, obwohl du gerade meine Version gehört hast, betest du weiterhin zu deinem sogenannten 'Schutzengel' Castiel? Gerade in diesem Moment. Hat er sich jemals dir zu erkennen gegeben? Nein. Warum nicht? Denkst du, er interessiert sich für dich? Denkst du Gott tuts?"

Keine Antwort.

"Also so ist das... Ich werde dich nachher noch einmal fragen.", enttäuscht steht Luzifer aus seiner Hocke auf, "Du hast bis heute Abend zeit.", und er verlässt den Raum.

In diesem Moment erscheint die knapp angezogene, blonde Dämonin wieder, welche auf den Namen Sidney hört. Zielstrebig geht sie auf Maria zu, "Hast mit 'Nein' geantwortet?"

"Ja.", obwohl sie selbstbewusst geantwortet hat, zittert die Achtzehnjährige vor Angst.

"Glaub mir-", der Dämon nimmt eine eigentümliche Apparatur -eine Mischung aus Säge und Zange, die zuvor in Salzsäure getaucht wurde-, von dem Servierwagen, den sie mitgebracht hatte, und setzt diese an Marias linken Arm an, "-gleich wirst du bereuen, meinem Vater mit 'Nein' geantwortet zu haben."

Zum Vorbereiten auf die Schmerzen schließt Maria die Augen, "'Und der Herr sprach: Fürchte dich nicht-'"

-ratsch-

Die Innocentia beginnt zu schreien.

"Hast du deine Meinung geändert?"

"Der HERR ist mein Heil und mein Licht, vor wem sollte ich mich-"

-ratsch-, am Bein.

"-FÜRCHTEN, DER HERR IST MEINES LEBENS-"

-ratsch-, diesmal an der Handinnenfläche.

"-KRAFT, VOR WEM SOLLTE MIR GRAUEN?!?"

Wütend legt die Ausgeburt der Hölle das Utensil zur Seite, "Die harte Tour, hm?"

Maria schluckt, "Ich bete für deine arme, kleine, verlorene Seele, dass du von einem Engel Erlösung durch die Vernichtung erhalten wirst."

Jetzt ist Sidney sauer. Sie packt die Rasierklinge, schneidet -nicht tief, aber so sehr, dass es höllisch schmerzt- über den Bauch der Gefangenen. Und wieder, und wieder. Die Schreie von der Unschuldigen erschüttern Mark und Bein, doch sie gibt nicht nach. Obwohl es sich anfühlt, als ob tausende glühende Kohlen in ihren Körper fahren, bleibt sie tapfer.

"Gibst du auf?"

Keine Antwort. Nur ein schmerzerfülltes Japsen nach Luft. 'Oh, mächtiger Engel Castiel, bitte hilf mir. Ich weiß nicht, wie lange ich noch standhalten kann. Ich brauche deine Hilfe. Ich habe dich nie um etwas gebeten, aber, wenn es dich wirklich gibt, so musst du mir helfen. Gib mir seelischen Beistand, bevor ich meinen Glauben verliere, bevor ich sterbe-.'

"Ich frage dich noch einmal, wirst du meinem Vater dienen?", die schwarzäugene packt eine Hand voll dunkelbraune Haare, zerrt den Kopf in die Höhe.

Mit schmerzverzerrtem Gesicht schaut Maria in die Augen des leicht bekleideten Wesens. Ein Blutrinnsal fließt an ihrer Schläfe hinab, das durch das langsame Außreißen herrührt.

"Ich sterbe lieber."

"Das können wir arrangieren...", wieder nimmt sie ein Folterinstrument in die Hand...

The Rite

Die Lagerhalle, zu der Cass sie geführt hat,

scheint von außen nicht viel her zu machen. Sie ist alt, dreckig, an manchen Stellen sogar verrostet. Direkt davor kommt der Chevrolet Impala zum stehen, Sam, Dean und Castiel steigen aus. Es ist kurz vor Mitternacht. Aufmerksam schaut sich der Engel um, "Sie ist in der Halle. Wir müssen uns beeilen. Wenn nicht, dann ist es zu spät."

Die Brüder tauschen allessagende Blicke und sie stürmen hinein.
 

Das Ritual ist bald vollbracht. Fehlt nur noch meine wahre Hülle, dann werde ich herrschen. Selbstzufrieden hebt Luzifer Maria auf den Altar, den seine Dämonenschergen an der Stelle, an der der Stuhl vorher stand, aufgebaut hatten. Sie ist zwar bei Bewusstsein, aber das Interagieren fällt ihr sichtlich schwer. Für Menschen ist es nicht leicht, sich schnell, nach einer kleinen Folter, wieder zu erholen, aber... Sie hat wenigstens nicht noch einmal das Bewusstsein verloren, sonst hätte Sidney eine gerechte Bestrafung erhalten...

Gleich ist Mitternacht. Noch etwa zehn Minuten, dann gehört sie ihm...

Er mustert sie noch einmal. Nichts ist mehr weiß. Nur wenige Stellen ihrer Haut sind nicht mit Blut verschmiert. Das gilt auch für ihr zartes, puppenähnliches Gesicht. Besorgt legt er seine Hand auf ihre Stirn. Ein helles Licht erfüllt den Raum. Aber nur für einige Sekunden, danach erlischt es wieder. Er hat sie geheilt und ihre Kleidung gesäubert. So gut wie vollständig. Einige Verletzungen müssen bleiben, sonst könnte sie noch -ganz plötzlich- ihre Meinung ändern.

Plötzlich fliegt die Tür auf. Sam -sein Traumgefäß-, Dean -das seines Bruders Michaels- und der (Ex-)Engel Castiel stürmen hinein.

"Ihr seid zu spät. Maria hat ihre Entscheidung getroffen. Sie ist die meine.", demonstrativ hebt Luzifer den rechten Arm der 'teils Bewusstlosen' in die Höhe. Auf dem Handgelenk ist ein umgedrehtes Pentakel eingeritzt.

Ungläubig begutachtet Cass das Mal aus der Ferne, "E...er hat recht. Sie hat sich ihm verschrieben. Wir hätten früher kommen müssen. Wir müssen gehen."

"Warum?", verwirrt dreht sich Sam zu ihm um, "Wir hätten jetzt wenigstens die Chance ihn zu töten."

"Er ist zu stark. Wir müssen ihn finden.", er dreht sich wieder richtung Ausgang. Wie von Geisterhand fällt die Tür -vor seiner Nase- ins Schloss. Sie sind gefangen. Etwa ein Dutzend Dämonen treten aus dem Schatten.

"Bleibt hier. Ich freue mich, dich zu sehen, Sam. Darf ich vorstellen, das ist Maria. Ihr werdet viel Zeit miteinander verbringen. Sie wird-", doch der gefallene Engel wird von einem Glockenschlag unterbrochen, "-verzeih. Darauf habe ich gewartet.", er wendet sich dem weiblichem Körper zu, "Maria?"

Langsam, aber anmutig, erhebt sie sich und rutscht den Altar hinab. Sie schweigt.
 

Luzifer beginnt in einer für ihn -Dean Winchester- unbekannten Sprache zu dem Mädchen zu sprechen, das er retten wollte. Unsicher schaut er zu Sam, der wohl auch nicht versteht, was der Teufel zu ihr sagt, dann zu Castiel. Sein Gesichtsausdruck lässt auf eine Mischung aus Ungläubigkeit, Verzweiflung und Selbstvorwürfe schließen. Sogar eine kleine Träne rinnt seine Wange hinunter.

"Et sic est.", antwortet eine hohle, weibliche Stimme. Die von Maria. Abrupt dreht sich Dean wieder zu dem Zentrum des Geschehnisses um. Die Psychiaterin kommt dem Erleuchtetem näher. Sie nähert sich seinen Lippen.

"Maria!", beginnt Cass zu rufen.

Sie hält inne, schaut zu ihm.

"Der HERR sprach: 'Fürchte dich nicht'.' Ich kam um dein Gebet zu erhören, denn ich bin der Engel, zu jenem du gebetet hast; der Engel, der dich beschützt. Ich bin Castiel."

Ihre Augen färben sich schwarz, "Versuchs nur weiter, Flattermann."

Er weicht zurück, beginnt aber dann etwas in der selben, merkwürdigen Sprache zu sagen, wie Luzifer es zuvor tat. Sie beginnt zu schreien, doch ihre Stimme hat sich verändert. Sie klingt warm, aber ängstlich, "Nein. Niemals werde ich mich beugen!", entschlossen stößt sie den Teufel von sich, packt das Messer, das auf dem Altar lag und rammt es sich kurzerhand in den Bauch. Verwundert schaut jeder sie an, wie sie zusammenbricht und wie tot auf dem Boden liegen bleibt. Schwarzer Rauch, sowie Blut, quillt aus ihrem Mund. Regungslos bleibt sie liegen, die eisgrauen Augen weit aufgerissen. Eine kleine Träne tropft auf den Boden- auf eines der Symbole, das dadurch unterbrochen wurde.

Dean nickt seinem Bruder zu. Er versteht. Wie von einer Tarantel gestochen, rennen sie auf den Altar zu. Die Dämonen werfen sich ihnen in den Weg, versuchen die Geschwister so gut es geht von ihrem Ziel abzubringen. Doch das schaffen sie nicht. Dean packt das Messer, rammt es in die Unmenschen. Nach etwa fünf wirft er es Sam zu. Er fängt es, macht es seinem Bruder gleich. Langsam folgt Castiel ihnen.

Ein kurzes, aber blutiges, Gemetzel später haben sie das Zentrum erreicht. Luzifer ist verschwunden. Besorgt beugt sich der Engel über sie, legt seine Hand auf ihre Brust. Danach zieht er mit einem Ruck das Messer heraus, murmelt währenddessen etwas unverständliches vor sich hin. Sie schließt ihre Augen.

"Sam, Dean, wir müssen hier weg. Wir brauchen ein sicheres Versteck."

"Wie wärs mit Bobbys Panikraum?", schlägt Sam vor.

Ein Nicken von Cass und sie sind verschwunden.



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