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Underclass Hero

Pyro und Kitty - (16+)
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Yeah! Nach einigen hundert Jahren geht es tatsächlich weiter und das obwohl ich das eigentlich schon bei "abgebrochen" eingeordnet hatte!
Die Muse hat mich mal wieder geknutscht, nachdem ich mir mal wieder ein paar Filme angesehen hatte und FFs von kittyleinchen gelesen hatte. Ich habe mich wieder daran erinnert wie viel Spaß es macht über die beiden zu schreiben und hab mich direkt wieder dran gesetzt. Ich hoffe ich halte dieses mal auch bis zum Ende durch >.< Denn dieses FF ist bis jetzt am schwierigsten für mich, da ich versuche mich so gut es geht an die Filme zu halten!
Aber naja,drückt mir die Daumen und habt vorallem Spaß am Lesen :) Komplett anzeigen

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Guess who's back

Es war ein warmer Sommertag, kurz vor Beginn der Schulzeit. Seit Alcatraz waren nun drei Jahre vergangen. Kitty Pryde saß auf den langen Stufen des Haupteingangs von “Xavier's School For Gifted Youngsters“ und stütze ihren Kopf an einer der großen braunen Säulen. Ihre Augen waren geschlossen und sie atmete tief die frische Luft ein. Plötzlich spürte sie einen kalten Windhauch an ihrer Haut und hörte darauf folgend das röhrende Geräusch eines Automotors. Sie öffnete vorsichtig ihre Augen, aufgrund des plötzlich aufkommenden Gefühls von Angst. Obwohl sie sogleich Storms schwarzen Wagen erblickte, verschwand dieses Gefühl nicht. Das Mädchen erhob sich mit einem rasenden Pulsschlag und machte sich intuitiv Bereit für den Kampf. Sie verstand selbst nicht woher es kam und was es zu bedeuten hatte, sie wusste nur, sie spürte Gefahr.

Das Auto blieb abrupt stehen und zu ihrer Überraschung stieg nicht Storm aus dem Wagen sondern Logan. Seine Miene war sogar noch finsterer als sonst und Kitty wusste, ihr Gefühl täuschte sie nicht.

„Hey.“, grüßte der Mann sie.

„Hey...“, grüßte sie sacht zurück. „Logan, ist alles in Ordnung?“

Wolverine grinste. „Du merkst aber auch alles.“ Dann drehte er sich zum Wagen um und übte einen bestimmenden Schlag gegen die Motorhaube aus. „Hey! Brauchst du eine Extraeinladung?“, schrie er dem Wagen zu.

Kurze Zeit später ging die Beifahrertür auf und ein junger Mann stieg aus. Kitty sah ihn erst nur von Hinten. Die hellen Sonnenstrahlen spielten in seinen blonden Strähnen und er machte einen tiefen Atemzug. Sie konnte nicht deuten ob es verzweifelt, ermutigend oder angenervt war. Dann drehte er sich langsam in ihre Richtung und fixierte Kitty mit seinen braunen Augen. Als sich ihre Blicke trafen, verstand Kitty ihr unangenehmes Gefühl. Er sah älter aus, die Haare waren länger, fielen ihm in einem kurzen Ponny ins Gesicht und er hatte einen Drei-Tage-Bart. Vielleicht war er ein Stück größer geworden, aber sie kannte ihn nicht gut genug um das mit Sicherheit sagen zu können. Seine Augen strahlten Trauer und Weisheit zugleich aus und an seinem Mund sah man, dass das freche Grinsen, für welches er eigentlich bekannt war, lange nicht mehr zum Vorschein gekommen war. Nachdem er zwei Koffer und einen Rucksack aus dem Kofferraum geholt hatte, baute er sich neben Logan auf. Gerade als er den Mund aufmachte und Luft holte um etwas zu sagen, unterbrach ihn Ororos zarte Stimme.

„Logan!“, sie lächelte den breiten Mann an und dann wanderte ihr Blick zu dem Jungen neben ihm. Sie ging stolz auf ihn zu, Kitty vermutete um keine Schwäche zu zeigen und streckte ihm die Hand entgegen. Der junge Mann ergriff diese vorsichtig und sah Storm direkt an.

„Willkommen zurück John.“, lächelte sie ihn freundlich an.

Er sagte nichts und ließ einfach ihre Hand los, sein Blick immer noch fest auf ihr Gesicht gerichtet. Logan atmete gereizt auf und warf dem Jungen einen finsteren Blick zu.

„Lass uns rein gehen.“ Storm lächelte immer noch und ging dann wieder ins Haus. Der Junge folgte ihr ohne Wiederworte und hinter ihm lief Logan, angespannt und bereit für einen Kampf.

Als der junge Mutant an Kitty vorbei ging, fixierte er sie wieder mit seinen Augen. Kitty lief ein Schauer über den Rücken und sie merkte wie ihr Körper sich wieder bereit machte zu phasen. Er zog seine Augenbrauen zusammen und wandte sich wieder von ihr ab. Erst als sie aus ihrem Blickfeld verschwunden waren, fühlte sie wie sie sich langsam wieder entspannte. Dann realisierte sie was gerade passiert war.

Die blonden Haare, die braunen Augen, die beiden Koffer und der misstrauische Blick. Es war John Allerdyce alias Pyro. Der Mutant, der das Feuer manipulieren konnte. Der Mutant, der die X-Men verraten hatte und sich Magnetos Bruderschaft angeschlossen hatte. Der Junge, der seinen besten Freund verraten hatte und von ihm auf Alcatraz besiegt wurde. Er war wieder im Institut.

Always look on the bright side of life

Sie stampfte wütend durch den langen, dunklen Flur des Instituts und hörte wie er langsam hinter ihr her schleifte. Sie versuchte schneller zu gehen, weil sie die Sache so schnell wie möglich hinter sich bringen wollte, aber sie merkte, dass je zügiger ihre Schritte wurden, desto langsamer wurden seine. Angenervt drehte sie sich um und bemerkte, dass ihr Gefühl sie nicht getäuscht hatte. Sie schätze mehrere hundert Meter zwischen ihnen und es war natürlich nicht übertrieben.

„Hey!“, fauchte sie. Auf keinen Fall wollte sie ihn mit seinem Namen ansprechen, wobei es natürlich am besten wäre, wenn sie ihn gar nicht erst anzusprechen bräuchte. „Geht es vielleicht noch langsamer?“ Entgegen ihrer Erwartung, dass er ihr einen unpassenden Spruch drücken würde und sein freches Grinsen wieder zum Vorschein käme, beschleunigte John seine Schritte und kam ihr ab da schneller hinterher.

Sie merkte wie sich der kleine Zimmerschlüssel in ihrer Hand mit seinen Zacken immer mehr in ihre Haut bohrte, aber das war gut so. Sonst würde sie ihrem rasenden Herzschlag, der sie vor dem Jungen warnen wollte, zu viel Beachtung schenken.

Zitternd steckte sie den Schlüssel in das Schlüsselloch von Johns zukünftigem Zimmer. Als sie hinein trat, wurde sie von einer dichten Staubwolke und dem Geruch nach Nassem begrüßt. Leicht keuchend ging zu dem Fenster an der gegenüber liegenden Wand und zog die mattgrünen Vorhänge zur Seite. Da sich der Staub dadurch verschlimmerte, öffnete sie sogleich das Fenster um frische Luft reinzulassen. Nachdem das erledigt war, und wie Kitty fand, war das für ihn ein ausreichendes Begrüßungsgeschenk, ging sie imposant auf ihn zu. Ihr Arm mit dem Schlüssel in der Hand war bereits in seine Richtung ausgestreckt und er hob ihr seine Hand entgegen. Sie lies das Stückchen Metall dort hinein fallen und machte sich ohne weitere Worte in Richtung Tür auf. Als sie die Türklinke berührte, hörte wie er sich aufs Bett fallen ließ.

„Hey...“, er zögerte unsicher. „ Du bist doch die Kleine, die damals auf Iceman stand, oder?“

Sie drehte sich energisch und mit hoch rotem Kopf in seine Richtung um. „Was?“, quiekte sie auf.

„Ich hab immer deinen Kopf aus der Wand ragen gesehen als wir irgendwo waren und dein Gesicht war ungefähr genauso rot, wie jetzt gerade.“

„Was?“, jetzt quiekte sie lauter. „Was? Was fällt dir ein?“

„Schon gut...“, er hob entschuldigend eine Hand hoch und Kitty dachte seine Mundwinkel kurz zucken zu sehen. Dann wurde sein Blick wieder so ernst wie zuvor, nahezu traurig. „Ich schätze ich konnte damals ziemlich gut mit dir mitfühlen.“

All ihre vorherigen Gefühle waren mit einem Schlag verschwunden. „Meinst du... Du warst auch in Bobby...?“

„Nein!“, unterbrach er sie schreiend. Sie sah wie seine Augen vor Wut aufflammten und die Augenbrauen sich stark zusammenzogen. Dann atmete er kurz tief ein und schien sich wieder zusammengerissen zu haben. „Ich meine...“, er stockte. Scheinbar wollte er nicht weitersprechen und das brauchte er auch nicht. Kitty verstand, dass er so gut mit ihr mitfühlen konnte, weil er zu der Zeit in den anderen Teil des Pärchens verliebt war.

Sie merkte wie ein Blick auf ihr ruhte und als sie aufsah, traf sie wieder auf diese braunen Augen. Ihr Herz schrie wieder und sie merkte wie ein Fuß bereits durch den Boden ging. Er bemerkte es ebenfalls und zog wieder grimmig die Augenbrauen zusammen. Wegzuschauen kam für ihn nicht infrage und Kitty hatte das Gefühl, er sah alles wenn er in ihre Augen schaute. Sie selbst, die ganze Welt und vor allem die Wahrheit, die hinter allem steckte. Also wich sie seinem Blick aus, das letzte was sie wollte, war, dass John Allerdyce sie durchschaute.

„Du bist Shadowcat, nicht wahr?“

Sie sah wieder hoch und versuchte dieses mal seinem Blick standzuhalten. „Kitty.“ Was sollte andauernd dieses Getue mit den Codenamen?

Er reagierte nicht auf ihre Antwort und starrte stattdessen auf sein Gepäck. Zwei Koffer und ein kleiner Rucksack war alles was ihm seit Alcatraz geblieben war. Er konnte sich an den Kampf dort erinnern, aber danach weiß er nur, dass er im Krankenhaus wieder aufgewacht ist, mit Höllenkopfschmerzen. Den Grund dafür kannte er, wollte aber nicht darüber nachdenken. Nie wieder. Dann Blickte er wieder in das Gesicht des Mädchens vor ihm.

„Sag mal... Wieso muss ich sobald ich dich sehe an meinen Krankenhausaufenthalt denken?“, fragte er gerade heraus und hörte wie sie nach Luft schnappte, ihre Augen weiteten sich und ihr Blick wurde unsicher. Er sprang ruckartig hoch und blickte in Kittys erschrockene Augen, die anfingen sich mit Tränen zu füllen.

„Du...Erin...“, fing sie an, aber entschied sich dann doch dagegen. Ohne weitere Worte phaste sich das Mädchen aus dem Zimmer und lief los. Dicke Tränen kullerten an ihrem Gesicht entlang und sie konnte gar nicht richtig atmen, weil ihre Nase lief, weil sie weinte. Plötzlich hörte sie nicht nur ihre Schritte auf dem Flur und drehte sich um. John, unmittelbar hinter ihr.

„Warum rennst du mir nach?“, kreischte sie.

„Weil du vor mir weg läufst!“, schrie er zurück. Er streckte die Hand nach ihr aus und erwischte den Kragen von ihrem Top, Kitty merkte das und phaste sich hindurch.

„Kitty!“, John wurde langsamer, ihr hellblaues Top in seiner linken Hand und er sah zu dem Mädchen vor ihm, welches in einem weißen Spitzen BH vor ihm weg lief. „Kitty!“, wiederholte er erneut, weil sie nicht stehen blieb. „BH!“

Sie verstand nicht was er damit meinte, bis sie dann an sich runter sah und den gleichen Anblick hatte wie John. Sie kreischte schrill auf und blieb stehen. Sie kreuzte ihre Arme vor der Brust, damit er nicht so viel sehen konnte. Dann hörte sie vorsichtige Schritte und der zarte Stoff ihres Tops streifte ihr Ohr. Energisch griff sie danach und bedeckte damit ihre Brust. Sie drehte sich um - so sah John sie also nun, halb nackt und heulend. Demütigender ging es wirklich nicht. Dann hob sie ihren Blick. Die braunen Augen, die ihr sonst direkt durch sie hindurch sahen, starrten wie gefesselt auf ihre Brust.

„John!“, schrie sie und hüllte ihre Brust noch besser ein.

Und plötzlich war es da. Das worauf sie eigentlich den ganzen Tag gewartet hatte. Der Junge, den sie kannte kam wieder zum Vorschein. Das frecher Grinsen, für welches John Allerdyce bekannt war, breitete sich auf seinem Gesicht aus.

„Nicht schlecht Kitty!“ Er fing lauthals an zu lachen. „Du hast dich ja prächtig entwickelt in den letzten Jahren.“

Sie merkte wie ihre Ohren glühten und sie wollte ihn ohrfeigen. Natürlich war die Situation komisch, aber das war kein Grund für ihn so etwas zu sagen. Es war kein Grund für ihn so etwas zu sagen. Er sollte am besten gar nicht mit ihr reden und dann das. Sie spannte bereits ihre Hand an, als Johns hallendes Lachen aufhörte. Er wurde wieder ernst und kam ihr näher. Immer näher und näher. Kittys Herz schrie wieder: Gefahr! Aber sie konnte sich nicht rühren, so fesselnd war sein Blick.

Kurz bevor sich ihre Nasenspitzen berührten, hielt er inne.

„Endlich hast du mich bei meinem Namen genannt.“, sagte er nur und ging wieder zwei Schritte zurück. „Warum hast du eigentlich angefangen zu heulen?“

„Schließ die Augen.“ Kitty deutete auf ihr Oberteil, welches immer noch nicht angezogen war. John gehorchte ihr, dachte sie zumindest. Denn sie merkte nicht, dass er, als sie nicht hin sah, doch ein Auge öffnete um die gute Aussicht nochmals zu genießen.

Als sie fertig war, harkte er nach: „Also? Warum geweint?“

Sie schaute zu Boden. „Geht dich nichts an.“

„Hm...“, überlegte er. „Hat es was mit mir zu tun?“

Ihr Blick wanderte rasch wieder auf ihn, voller Zorn. „Ob es was mit dir zu tun hat?“, schrie sie. „Alles hat mit dir zu tun! Wegen dir verschwand meine letzte Chance! Wegen dem Scheiß mit dir auf Alca....!“, sie presste ihre Hand gegen den Mund. Schockiert sah sie wieder auf den Boden, um ja nicht Johns Blick zu begegnen.

„ Was für ein Scheiß?“, Johns Augenbrauen zogen sich wieder zusammen. Er packte Kitty eisern an den Armen. „Was war auf Alcatraz? Wie bin ich da weg gekommen? Kitty!“

Sie entwich, dank ihrer Kräfte, seinen Armen. „Nichts! Ich weiß es nicht!“, schrie sie schriller und lauter als John zurück.. „Ich habe keine Ahnung!“

Sie drehte sich weg.

„Warte!“, schrie John ihr hinterher, also drehte sie sich noch ein mal um.

„Wage es nicht mir zu folgen!“, warnte sie ihn und ging.

Er trat wütend gegen die Wand. „Dreck!“, murmelte er. „Du weißt irgendwas Shadowcat und das werde ich schon noch aus dir ausquetschen...“
 

Erneut stampfte sie wütend den Flur ihrer Schule entlang. Einige Tränen liefen ihr immer noch über das Gesicht und sie war schwer damit beschäftigt sie wegzuwischen. Dann blieb sie stehen und versuchte ruhig zu atmen. Sie hatte sich schließlich damals geschworen nie wieder wegen ihm zu heulen. Nachdem sie sich beruhigt hatte unternahm sie einige weitere Schritte bis zur Tür von Storms Büro und betrat diese ohne sie zu öffnen, geschweige denn zu klopfen.

Ohne aufzusehen, seufzte Ororo als sie die Anwesenheit von der jungen Mutantin bemerkte.

„Kitty, wie oft hatte ich dir schon gesagt, dass du vorher wenigstens anzuklopfen sollst?“

„Oh...“, Kitty realisierte, dass sie es mal wieder getan hatte. Ohne nachzudenken – diese blöde Angewohnheit. „Entschuldige.“

Dann sah die Weißhaarige endlich hoch. „Was kann ich für dich tun?“

„Ich denke, dass weißt du ganz genau.“ Seit Alcatraz waren die beiden per Du, obwohl Storm mehr als doppelt so alt war wie Kitty.

Die Frau nahm ihre Lesebrille ab und erhob sich von dem großen Sessel. „Was willst du von mir hören?“

„Warum ist er hier?“, fragte Kitty energisch. Sie wusste genau, dass Storm klar war worum es ging und es machte sie ein wenig sauer, dass sie ihr alles vorkauen musste.

„Es ist kompliziert.“

„Ich bin sicher ich kann dem folgen.“ Das Mädchen merkte selbst wie unhöflich ihr Tonfall war, aber diese Sache ging ihr wirklich an die Nieren und deswegen wollte sie schleunigst Klarheit haben.

„Pass auf. John...“, die Weißhaare überlegte kurz. „John will nicht, dass wir es irgendjemandem erzählen. Also Logan und ich. Das war die Bedingung. Wenn du seine Gründe wissen willst, musst wohl ihn selbst fragen.“

„Es ist doch ganz egal was John will!“, schrie Kitty auf. „Er ist ein Verräter! Ein Mörder! Wen interessiert es was du ihm versprochen hast. Er würde sich auch an kein Versprechen halten!“

„Doch würde er.“ Klare und deutliche Aussage, die für Kitty sowohl noch mehr Fragen aufwarf, als aus die Klarheit, dass das Gespräch hiermit beendet war. Storm setzte sich wieder hinter den Schreibtisch und ging weiter ihrer Arbeit nach.

„Wie lange soll dann hier bleiben? Werde ich wenigstens darüber informiert?“, sie verschränkte sie Arme vor der Brust.

„Solange er will.“, antwortete Ororo ohne aufzusehen und Kitty blieb die Luft weg. Sie frage sich ernsthaft ob John ihre Mentorin nicht vielleicht einer Gehirnwäsche unterzogen hätte oder irgendwelche Manipulationstechniken à la Magneto angewendet hatte, dass sie jetzt so war. Schließlich war einem früheren Mitglied der Bruderschaft alles zuzutrauen. Sie schnaubte verächtlich auf.

„Und was wird er hier solange machen?“ Ihr zickiger und gereizter Ton war mittlerweile bis nach Kanada zu hören, aber das war auch Absicht.

„Ach ja.“, Storm blickte nun doch wieder hoch. „Das sollte ich dir vielleicht tatsächlich sagen. Er wird ab jetzt mit dir sozusagen zusammenarbeiten. Wenn in zwei Wochen das neue Schuljahr anfängt wird wieder eine Menge Arbeit anfallen und ich kann dir nicht wieder so viel abverlangen.“

Kitty merkte, dass ihr wie in einem Cartoon der Kiefer runter klappte. Diese bahnbrechende Information wurde also mit einem simplen „Ach ja.“ eingeführt. Sie war wirklich immer mehr davon überzeugt, dass Storm nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte.

„Ich schaff das alles bestens alleine!“, fauchte sie laut. „Ich werde sicher nicht mit ihm zusammenarbeiten und ich brauche ihn auch überhaupt nicht!“

„Kitty. Das ist kein Thema bei dem ich mit diskutiere. Du wirst ihm alles erklären und wenn du nicht wieder nach hause willst, solltest du dich auch daran halten.“

Stimmt. Diese blöde Abmachung. Schließlich hatte Kitty ihren Abschluss schon gemacht und musste somit nicht mehr die Schulbank drücken, aber zuhause hielt sie es auch nicht aus. Sie wollte weiterhin was für Mutanten tun können und deswegen war sie am Institut.

„Außerdem...“, ergänzte Storm. „hat John einen Führerschein und du nicht. Also wird er dir sicher irgendwie von Nutzen sein.“ Die Lehrerin lächelte zuckersüß, obwohl sie wusste, dass das kein ausreichendes Argument für Kitty war um mit der ganzen Geschichte einverstanden zu sein.

„Na super!“, schrie Kitty auf und stürmte aus dem Büro. Dieses mal nahm sie extra die Tür um diese dann so laut es ging zuzuknallen.

Empört ging sie in ihr Zimmer. Es war schon seit längerer Zeit ein Einzelzimmer. Ihre frühere Zimmergenossin und beste Freundin Jubilation Lee, war nach dem Abschluss sofort ausgezogen, mit den Worten: „Ich liebe dich, Kitty. Das tue ich wirklich. Aber in meiner früheren Schule zu wohnen obwohl ich eigentlich weg kann, ist für mich einfach zu viel. Außerdem gibt es hier keine süßen Typen mehr.“. Und das war es dann. Kitty seufzte bei dem Gedanken. Früher war alles wirklich einfacher. Vor allem mit einer guten Freundin und nun fühlte sie sich so allein. Selbst Strom auf die sie sich sonst verlassen konnte, schien ihr den Rücken zuzukehren und sie nicht ein mal für wichtig genug zu nehmen um sie einzuweihen. Bobby und Rogue waren auch weg, sie hatten ja schließlich einander. Sie brauchten sonst keinen. Und Kitty hatte John. Bei dem Gedanken lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken. John. Natürlich, auf den ist verlass. Schließlich war er ja nicht derjenige, der seine Freunde verriet. Ach stimmt ja, genau das war er.

Sie schmiss sich seufzend aufs Bett und sah zu dem kleinen schwarzen Wecker auf ihrem Nachttisch. Er zeigte neunzehn Uhr an. In den paar Stunden, seit sie aus diesem Zimmer rausgegangen war um ein paar Sonnenstrahlen einzufangen und seit sie wieder da war um alles und jedem zu entkommen, war einfach zu viel passiert. Dann setzte sie sich wieder auf. Wäre Pete wenigstens hier, dann würde sie sich ein Stück besser fühlen. Denn es wäre schon erstaunlich wenn John gegen den Stahlrussen ankommen könnte. Aber ausnahmsweise, und natürlich gerade dann, wenn so was passiert, ist Pjotr Rasputin über den Sommer nach Russland zu seiner Familie gefahren. Sie legte sich wieder hin und merkte, dann sie einfach nicht still sitzen konnte. Also beschloss sie ein wenig spazieren zu gehen, schnappte direkt ihren weißen Cardigan und ging raus. Nachdem sie aus der Tür war und sich gerade aufmachte weiter zu gehen, zögerte sie. Denn ihr fiel etwas auf. Vor lauter Wut, die sie in den letzten paar Stunden durchströmt hatte, muss sie das vollkommen übersehen haben. Verdutzt blickte sie nach rechts und sah eine weitere Tür, zu einem weitem Einzelzimmer. Sie wusste, dass sich dort eins befand – aber ich war nicht aufgefallen, dass es das Zimmer war. Das neue Zimmer von John.

Sie spürte, dass sie wieder den Tränen nahe war. Das konnte doch nicht ernst gemeint sein! Er war wieder da, was eh schon schlimm genug war, aber dann soll sie auch noch mit ihm zusammenarbeiten und zusätzlich war er ihr Zimmernachbar. So viel Glück konnte auch nur sie haben.

Sie wischte die eine verzweifelte Träne weg, die es geschafft hatte sich durchzukämpfen und phaste sich durch die nächst beste Wand, die raus führte. Die frische Luft durchströmte sie sofort und sie merkte wie es ihr etwas besser ging. Gleichzeitig fand sie es ziemlich frisch, für einen Sommerabend und trotz des Cardigens. Klar hatte sie nur einen Jeansminirock an, aber das war sonst auch kein Problem. Angenervt davon, dass sie sich jetzt schon über das Wetter aufregte, ging sie weiter und versuchte gar nicht zu denken. Nur war das leichter gesagt als getan. Ihre Gedanken kreisten nur um diesen Verräter und es waren sicherlich keine guten Gedanken. Sie beschimpfte und verfluchte ihn. Sprach Schwüre aus, dass sie ihm das Leben zur Hölle machen würde und Gebete, dass er wieder gehen sollte. Dann hörten alle Gedanken auf, als in ihrem Kopf seine Augen erschienen. Diese dunklen Augen, die sie fast schon erregten, weil sie sie sahen. So direkt, so ehrlich. Als ob er direkt in ihr Herz blickte und ihm egal war, was sie dort alles mit sich herum trug. Sie blieb stehen. Hatte sie gerade wirklich gedacht, dass John Allerdyce, der John Allerdyce, sie in irgendeiner klitzekleinsten Weise erregte? Wieder holte sie ein Kälteschauer ein.

Nein. Nein. Nein. Nein. Er war schlecht. Der Böse. Der Arsch. Der Verräter. Er würde es nie schaffen, sie irgendeiner Weise zu erregen.

Changes

„Was?“, fragte John genervt. Ohne den Blick von der Straße zu lassen, beobachtete er sie nun seit einiger Zeit aus dem Augenwinkel. Mal krallte sie sich an ihrem Gürtel, mal am Sitz fest. Dann schnaubte sie verängstigt auf wenn er ein anderes Auto überholte und sah ihn immer wieder mit einer finsteren Miene an.

Gerade hinterließ sie wieder die Spuren ihrer Fingernägel im Sitz und warf ihm einen verachtenden Blick zu. „Ach nichts...“, antwortete sie mit einem übertrieben ironischen Ton.

„Kitty, du nervst mich schon die ganze Fahrt über. Was ist dein Problem?“, man merkte ihm wie gereizt er war.

„Och...“, atmete sie übertrieben auf um den Sarkasmus zu betonen. „Ich mein, es ist ja normal, dass man mit 80 durch die Innenstadt fährt!“

„Das ist dein Problem?“

„Nein. Mein Problem ist die dadurch entstehende Todesangst!“

„Ich habe alles unter Kontrolle.“, antwortete er gelassen.

„Du vielleicht! Aber nicht der Verkehr um dich herum! Die Leute rechnen ja nicht damit, dass einer hier mit 80 Sachen durch saust!“ Ihre Stimme wurde im Verlauf der Aussage immer lauter und schriller. Aber John ließ sich davon nicht beirren, sondern wurde nur genervter.

„Als ob du dich mit meinem Verkehr auskennst.“ Seine Augenbrauen waren wieder leicht zusammengezogen, aber das Anzeichen eines Grinsens umspielte seinen Mund. Er entschied nämlich, dass wenn sie ihn nervte, er das Recht hätte das selbe zu tun.

Sie machte empört den Mund auf und irgendetwas zu erwidern, entschloss sich aber es doch sein zu lassen. Schließlich hatte sie schon genug Angst und er genug km/h auf dem Tacho, sodass sie befürchtete wenn sie einen Streit anfingen er noch schneller fahren würde.

Alles war mal wieder Storms Schuld. Gerade als Kitty es geschafft hatte sich mit der Situation abzufinden und es irgendwie, halbwegs, gerade noch so zu akzeptieren, dass sie John am Hals hatte, hatte die Schulleiterin bereits eine Woche nach seiner Ankunft einen Auftrag für die beiden. Kitty hatte eigentlich gehofft, sie könnte der Arbeit mit ihm so lange es geht umgehen und das Meiste einfach selbst erledigen, aber da machte ihre Mentorin ihr einen Strich durch die Rechnung. Der Auftrag war natürlich ein solcher, bei dem sie John tatsächlich bräuchte. Oder besser gesagt, nicht John, wohl aber seinen Führerschein. Hätte die junge Mutantin allerdings gewusst auf was für einen Höllenritt sie sich einlässt, wäre sie die circa 150 km gelaufen.

Sie verschränkte die Arme vor der Brust und versuchte nicht auf die vorbei rasenden Gebäude zu achten um sich wenigstens etwas zu beruhigen. Bis hierhin hatte sie es schließlich auch geschafft. Sie phaste sich überall durch wo es ging, nur um ihm nicht begegnen, was relativ schwierig war, da ihre Zimmer aneinander lagen. Aber nur bis dann Storm mit ihrer Wahnsinnsidee ankam.

Das Mädchen sah kurz auf die Uhr am Bordcomputer, nur noch eine viertel Stunde, dann kann sie aussteigen und ist erst mal sicher. Dabei wollte sie nicht an die Rückfahrt denken und überlegte ernsthaft ihr ganzes Erspartes für eine Taxifahrt zu verwenden.

Ihr Blick wanderte von der Uhr zum Lenkrad und der sich darauf befindenden Hand. Über seinen Arm wanderte ihr Blick hoch zu seinem Gesicht und dann betrachtete sie das Gesamtpaket, welches hinter dem Steuer saß. Er hatte sich schon ziemlich verändert, wie sie fand. Obwohl sie sich am Anfang nicht sicher war, konnte sie nun mit Überzeugung sagen, dass er größer war. Hinzu kam, dass er einfach insgesamt viel reifer aussah. Er trug nicht mehr diese punkigen Klamotten, die schrien: Seht mich an, ich bin supercool!, sondern schlichtere, aber modischere Sachen. Wie zum Beispiel jetzt – ein schwarzes T-Shirt mit einem verwirrenden Aufdruck, bei dem man nicht entziffern konnte welcher Buchstabe zu welchem Wort gehörte, darüber einen dunkelblauen Cardigan mit einem weißen Streifen am Brustbereich, welchen er offen trug und dazu eine dunkle Jeans und graue Vans. Und natürlich diese Augen, die nun, da sie etwas mehr mit ihm gesprochen hatte, noch weiser aussahen. Kitty wunderte sich ob es daran lag, dass sie vermutete, dass er bei Magneto und nach Alcatraz viel durchgemacht haben muss oder weil er tatsächlich klug sein könnte.

„Was?“ Mit seinem wütenden Ton riss er sie aus ihren Gedanken. „Ich dachte wir hätten das Thema geklärt.“

Natürlich konnte sie ihm nicht sagen, dass sie weil sie ihn angestarrt hatte, das Thema schon total vergessen hatte, also beschloss sie, dass Angriff die beste Verteidigung ist und zickte los:

„Ich bezweifle, dass das Thema so schnell geklärt ist. Vor allem dann nicht, wenn du von Storms geliebtem Audi A7 nur ein paar Glasscherben überlässt.“

„Es ist nicht mehr Storms Auto, sondern meins. Oder besser unsers, aber du zählst ja nicht wirklich mit, weil du immer nur den Beifahrer spielen wirst.“ Er löste seinen Blick kurz um ihre Reaktion zu sehen. Wie erhofft, blieb Kittys Gesicht vor Entsetzten stehen – Storm hatte ihm jetzt auch noch das Auto geschenkt! Sie glaubte immer mehr im falschen Film zu sein, oder im falschen Leben. Nicht ihrem Leben.
 

John trat vorsichtig auf die Bremse um nicht wieder Kittys nerviges Geplärre hören zu müssen und machte den Motor aus. Beide stiegen zur gleichen Zeit aus und betrachteten das Haus vor dem er geparkt hatte. Ein typisch amerikanisches Haus mit weißen Wänden, einem roten Dach und einem süßen Vorgarten mit ein paar Gartenzwergen erhob sich vor ihnen. Auf dem kleinen Namensschild stand in simpler Schrift „Aquilla“ geschrieben und sie wussten, dass sie richtig waren. Beeindruckend, wie Kitty fand, weil sie nicht dachte, dass John den Weg ohne einen Navi und mit nur einen Blick auf die Karte geworfen zu haben, finden würde. Entschlossen ging sie zur Eingangstür und klingelte. Dann fiel ihr auf mir wem sie hier war und drehte sich sogleich zu John um.

„Wehe du sagst was! Lass nur mich reden, sonst versaust du alles!“, zischte sie.

Als Antwort darauf gähnte der Junge herzhaft, denn er hatte eh nicht vor sich da einzumischen, er war nur der Chauffeur.

Vorsichtig ging sie Tür auf und ein dunkelhäutiger, kräftiger Mann mit einem dichten schwarzen Schnurrbart stand vor ihnen. „Ja?“, fragte er und sah ein wenig böse aus als er die beiden Jugendlichen erblickte.

„Guten Tag“, ließ Kitty ihren Charm spielen und lächelte ihn übertrieben freundlich an. „Mein Name ist Kitty und das ist John“ Sie deutete auf den Jungen hinter ihr und dieser winkte arrogant. „Wir kommen von der Xavier's School. Könnten wir bitte mit Amara sprechen?“

Die Gesichtszüge des Mannes zeigten nun das genaue Gegenteil von Kittys. Er war eindeutig sauer.

„Ich habe euch Freaks doch schon am Telefon gesagt, dass meine Tochter nicht so etwas ist! Lasst uns in Ruhe!“, schrie er.

Kitty, ein wenig erschrocken über seine deutlich negative Meinung über Mutanten, blieb dennoch resolut. „Tut mir leid, Sir. Aber ihre Tochter ist eine Mutantin und wir wollen ihr nur helfen. Auf unserer Schule wird sie lernen mit ihren Kräften umzuge...“

Sie konnte nicht weiter sprechen, weil der Mann sie schreiend unterbrach. „Was fällt dir ein, so was zu sagen? Mein Kind ist normal! Ich lasse nicht zu, dass ihr sie auch zu einem Freak macht!“

„Sir, bitte! Wir wollen doch nur...“

Wieder wurde sie unterbrochen, doch dieses mal nicht mit Worten. Sie merkte wie der Mann ihr seinen Arm entgegenbrachte um sie tatsächlich von der Veranda weg zustoßen. Aber bevor das passieren konnte hielt jemand besagte Hand auf. Das Mädchen sah zu ihrer rechten und erblickte John. Stinksauer.

„Ein Freak?“, zischte er. Seine Zähne zusammengebissen und der Körper angespannt. Obwohl der Mann bestimmt doppelt so breit war wie John, konnte er sich aus dem eisernen Griff des Feuermutanten nicht befreien. „Sie meinen also ihre Tochter sei ein Freak wenn sie eine Mutantin ist und wollen ihr deswegen nicht helfen? Wollen Sie ernsthaft, dass sie weitere Gebäude niederbrennt und somit immer eine Außenseiterin bleibt, nur weil ihr Vater ein sturer Saftsack ist?“ Zwar war Johns Stimme nicht laut, aber durch die Worte, den Ton und vor allem der Art wie er den Mann ansah, hatte man das Gefühl er schrie. Im nächsten Augenblick jedoch, beruhigte er sich, weil hinter dem Mann ein zartes Mädchengesicht zum Vorschein kam. Sie hatte den gleichen Teint und die gleiche Haarfarbe wie der Mann.

„Bitte...“, sprach das Mädchen kaum hörbar. „Mein Papa hat das nicht so gemeint. Tu ihm bitte nicht weh.“

Ohne weiteres ließ John den Mann los und das Mädchen lächelte ihren Vater an. „Daddy... Willst du die beiden nicht hereinbitten?“ Der große Mann nickte, mit einem verstörten Blick in Johns Richtung. Scheinbar war er genauso darüber schockiert wie Kitty, dass John ihn so locker festhalten konnte.

Die beiden Mutanten gingen vorsichtig in das Haus und setzten sich im Wohnzimmer auf die Couch. Der Mann platzierte sich in einem großen Sessel ihnen gegenüber und Amara eilte aus der Küche mit einem Tablett auf dem Kekse und Tee standen.

Nachdem alle ein paar Schlücke genommen und sich beruhigten hatten, ertönte wieder die Stimme von Amaras Vater. Dieses mal eindeutig ruhiger als zuvor.

„Entschuldigen Sie.“, er sah ein wenig beschämt zu Boden. „Es war nicht meine Absicht die zu beleidigen oder sogar anzugreifen. Ich wollte nur... Die ganze Situation mit Mutanten ist zwar besser geworden, aber dennoch mache ich mir Sorgen. Man weiß da auch nicht welche gut und welche böse sind.“

Kitty versuchte unauffällig einen Blick auf John zu erhaschen. Sie wollte sehen wie er auf das Thema gut und böse reagiert, aber der Junge zeigte keinerlei Reaktion.

„Das kann ich gut nachvollziehen.“, lächelte Kitty. „Aber sicher kennen sie den verstorbenen Charles Xavier. Er hat unsere Schule gegründet und nur mit den besten Absichten. Sein einziges Ziel war es, dass Menschen und Mutanten in Frieden zusammenleben können und er wusste ebenso, dass Mutanten dafür ihre Kräfte kontrollieren müssen. Deswegen hat er diese Schule ins Leben gerufen und die derzeitige Schulleiterin steht ihm in nichts nach.“

Der Mann seufzte. Man merkte, dass er verstand, dass eigentlich nichts dagegen sprach, er aber trotzdem seine Zweifel hegte. „Was ist mit dir Amara? Wenn du dahin möchtest, will ich dir nicht im Weg stehen.“

Das Mädchen spielte verlegen an ihren langen Haaren herum und blickte schüchtern zu John, der sich gerade fünf Kekse auf einmal nahm.

„Entschuldige...“, fing sie vorsichtig an. „Denkst du... ich sollte auf diese Schule gehen?“

Verdutzt sah er zuerst sie an und dann Kitty, welche ihn verlogen und sichtlich erfreut über die für ihn unangenehme Situation, angrinste.

„Tja...“, er grinste und sein Blick ruhte auf Kitty. „Ich selbst fand es kacke.“ Amara und ihr Vater sahen ihn erschrocken an und Kitty verschluckte sich an dem Tee, den sie in dem Moment trank. „Aber,“, fuhr er dann fort. „Aber da hat sie schon recht. Wie man seine Kräfte kontrolliert, lernst du dort auf jeden Fall und dann kannst du dich immer noch entscheiden ob du gut oder böse wirst.“ Er zwinkerte ihr verspielt zu und das junge Mädchen wurde rot um die Nase.
 

Letztendlich entschied sie sich dafür, sich im Institut einzuschreiben und auch ihr Vater schien damit einverstanden. John und Kitty befanden sich nun auf dem Rückweg und Kitty kämpfte wieder mit Todesängsten, bis es ihr dann endgültig reichte.

„John!“, fauchte sie. „Warum fährst du nicht einfach mal langsamer?“

Er sah kurz zu ihr und grinste wieder. „Weil du mich nicht danach gefragt hast.“

Natürlich wollte sie direkt was erwidern, hielt aber doch inne. Er hatte recht, sie hat ihn von Anfang an nur angemotzt und nie einfach gefragt. Sie nahm einen tiefen Atemzug, weil es ihr doch ziemlich schwer fiel John um etwas zu bitten.

„Würdest du bitte langsamer fahren?“, seufzte sie.

Kaum sprach sie aus, beschleunigte John auf 100 km/h und dabei waren die mitten im Stadtverkehr. Kitty kreischte auf: „John! Nein!“ Sie machte sich schon bereit zu phasen, als sie von seinem Lachen unterbrochen wurde. Langsam ging die Anzeige auf dem Tacho in den zweistelligen Bereich bis es dann nur noch 50 km/h anzeigte und Kitty fiel ein Stein vom Herzen. Das ruhige Gefühl hielt aber nicht lange. Sie sah wütend zu John, der immer noch lachte.

„Was sollte das?“, piepste sie, aber anstatt einer Antwort hörte sie John glucksen und gab auf.

Die weitere Fahrt verlief friedlich und ohne Angst. Kitty sah aus dem Fenster und beobachtete die Bäume. Sie merkte wie ihr langsam die Augen zu fielen. John fiel die Stille erst auf, als sie bereits schlief. Er drehte das Radio leiser und griff mit einer freien Hand nach hinten. Da er nicht wusste wie lange sie wegbleiben würden und hat für alle Fälle eine Decke auf die Rückbank gelegt. Als er merkte, dass er nicht schaffte sie zu ergreifen fuhr er kurz an den Rand. Vorsichtig, möglichst leise, griff er dann nach hinten und deckte, dass tief schlafende Mädchen zu. Von der Berührung auf ihrer Haut wachte Kitty auf und blickte in Johns Gesicht, welches unmittelbar vor ihrem war. Erschrocken fuhr sie hoch.

„Sorry.“, murmelte er. „Wir fahren immerhin noch eine Stunde, ich wollte nicht... Naja, du weißt schon.“

Sichtbar verlegen setzte er sich wieder aufrecht auf seinen Platz und schmiss den Motor an. Kitty wusste nicht wie ihr geschah – er war so nett und zuvorkommend, sodass es gar nicht passte. Es passte nicht in ihrer Erinnerung. Verlegen flüsterte sie: „Danke.“ und sah zu ihm.

Er sah sie wieder auf diese bestimmte Weise an. bei der sie nicht wusste wie ihr geschieht. So direkt in sie hinein. Sie merkte wie Herz gegen ihre Brust hämmerte und ihr die Röte ins Gesicht stieg. John lächelte sie an, kein freches Grinsen sondern einfach ein Lächeln, entschuldigend, fast traurig. Kitty wusste nicht wieso, aber das Gefühl ging auf sie über und sie machte sich Sorgen.

„John. Ist alles okay?“, fragte sie vorsichtig.

Der Junge fuhr bereits wieder, sah aber trotzdem zu ihr. „Machst du dir Sorgen?“, grinste er. Sie wurde wieder rot. „Nein.“, nuschelte sie empört. „Ich will nur nicht, dass du irgendwie aufgewühlt Auto fährst.“ Sie log schlecht und auch John merkte das.

„Wie war das eigentlich bei dir?“, fragte er aus heiterem Himmel heraus. „Ist Xavier zu dir nach hause gekommen?“

„Ja.“, nickte sie. Verwundert darüber, dass sie das Gefühl hatte ihm das gerne erzählen zu wollen. Sie sah raus, der Himmel färbte sich rosa und rot. „Es war nicht so, dass meine Eltern etwas gegen Mutanten hatten, sie haben nur einen starken Beschützerinstinkt. Aber als der Professor kurz mit ihnen geredet hatte waren sie schnell überzeugt. Das war ziemlich witzig.“ Sie lächelte mit der traurigen Erinnerung an ihren früheren Lieblingslehrer.

„Ach so.“, John grinste ebenfalls.

„Wie war das denn bei dir?“ Es interessierte sie wirklich, was sie selbst überraschte.

„Ach, nicht der Rede wert.“, was alles was er sagte und Kitty traute sich nicht wieder zu fragen. Es war eine merkwürdige Situation. Er selbst wollte etwas von ihr wissen, man sah ihm an, dass es ehrlich gemeint war, aber sobald es um ihn ging zeigte er seine Gefühle nicht und redete schon gar nicht über sie. Kitty merkte, dass sie neugierig wurde. Früher war seine Persönlichkeit in sein Grinsen eingraviert, aber jetzt war er stiller, nicht mehr so aufdringlich und aufgrund seiner Geschichte auch geheimnisvoll. Sie merkte wie ihr Herz einen kleinen Hüpfer machte. Etwas neues zu erfahren, fand Kitty schon immer aufregend und bis jetzt hatte kein Mensch es geschafft, dass sie ihm gegenüber so wissbegierig wurde. Bis auf jetzt. Bis auf John.

Sie sah wieder zu ihm. Eine Hand befand sich am Lenker und die andere stütze seinen Kopf. Er merkte, dass sie ihn an sah und grinste: „Was ist? Ich fahr doch normal.“

„Ja, das ist es nicht.“, plapperte sie verlegen.

„Sondern?“

„Ich finde, du hast dich verändert.“, antwortete sie ehrlich.

„Findest du?“ Sie merkte wie er etwas beschleunigte.

„Ja...“, hauchte sie. „Früher sah man dich, redete zwei Worte mit dir und wusste sofort in deinem Kopf dreht sich nur alles darum, dass du dich selbst geil findest und Interesse nur gegenüber hübsches Mädchen zeigst.“

Er lachte auf. „Und jetzt?“

„Jetzt redest du schließlich mit mir, oder?“ Sie verstand sich selbst nicht. Fing sie grade an mit John zu flirten? Oder wollte sie, dass er ihr ein Kompliment macht? Vielleicht war sie nur ehrlich, denn vor ein paar Jahren würdigte er sie kaum eines Blickes und sprach mit ihr nur wenn die anderen dabei waren.

„Ja, ich rede mit dir.“, grinste er. Ohne darauf einzugehen, dass sie damit andeuten wollte, dass sie vielleicht hübsch geworden war und es gerne von ihm bestätigt kriegen wollte. Kitty sah verlegen zur Seite, er hatte es durchschaut, aber ging nicht drauf ein.
 

John machte den Motor aus als sie in der Garage des Instituts den Wagen geparkt hatten. Sie gingen beide rein und folgten dem langen Flur zu ihren Zimmern.

Kitty rekapitulierte in Gedanken den Tag. Insgesamt, war es schön. John hatte sich benommen, ganz normal, er hatte nie Anstalten gemacht unhöflich oder unfreundlich zu sein. Er war zuvorkommend und hatte sie beschützt. Zwischen den Türen ihrer beider Zimmer blieben sie kurz stehen. Kitty spielte mit dem kleinen Schlüssen in ihrer Hand und lächelte verlegen. Vielleicht hatte er sich verändert, vielleicht war er jetzt anders, vielleicht war er jetzt „der Nette“.

Sie sah hoch. Er stand ihr gegenüber, Hände in den Taschen und sah sie traurig an.

„Was ist los?“, fragte Kitty ihn.

„Kitty. Lass es.“ Mit einem Mal verschwand Kittys gutes Gefühl des ganzen Tages. „Du brauchst dir keine Sorgen um mich zu machen.“

Mit nahezu jedem Wort kam er auf sie zu und drängte sie zur Wand. „Hör auf etwas über mich in Erfahrung bringen zu wollen. Hör auf zu behaupten du würdest mich von früher kennen. Und vor allem, hör auf mich mit meinem früheren Ich zu vergleichen.“

Er streckte einen Arm aus um sich an der Wand anzulehnen, an welche auch Kitty mittlerweile gedrängt war.

„Du weißt nichts über mich und wusstest es auch nie. Also hör auf so zu tun.“ Sein Gesicht war ihrem bedrohlich nahe, seine Augenbrauen waren wieder leicht angespannt und sie verlor sich in seinen Augen. Es war eine andere Welt in die eintauchte wenn sie dort hinein sah. Die Welt von John und er hatte recht, es war eine Welt die sie nicht kannte.

Sie streckte ihren Kopf seinem leicht entgegen und versuchte vertrauenswürdig zu gucken. „Gib mir dann eine Chance.“ Es sah aus, als ob die beiden kurz davor waren sich zu küssen, aber die Atmosphäre war eine andere. Er war gefährlich und sie sehnte sich danach zu erfahren wie sehr.

„Tut mir leid.“ Er legte eine Hand sanft auf ihre Wange. „Aber so ein Arsch bin ich dann doch nicht, um dir das anzutun.“

Er ging wieder von ihr weg, zu seinem Zimmer. „Gute Nacht.“, flüsterte er und verließ den Flur. „Gute Nacht.“, nuschelte Kitty. Sie spürte ihren Herzschlag im Kopf pulsieren. Was war es, dass ihn ausmachte? Er zog sie völlig in seinen Bann und rief Gefühle in ihr hervor, die sie vorher nie von sich kannte. Es waren Gefühle, die sie nicht einmal benennen konnte. Es war wie, wenn man das erste mal die Schule schwänzt oder aus dem Kiosk an der Ecke Kaugummi klaut. Man fühlt sich gut sich so etwas getraut zu haben, aber man ist auch beschämt. Man ist nicht dagegen das wieder zu machen, obwohl man weiß, dass es falsch ist. Verwirrt betrat sie ihr Zimmer.

Über den Tag war sie sich aber einer Sache sicher geworden. Hinter dem arroganten Verräter, für den sie ihn immer hielt, steckte mehr als sie zu Anfang dachte.

Beautiful Nightmare

Es schien als würde der Sommer alle etwas ärgern wollen. Denn als es nur noch drei Tage bis zum Ende der Ferien waren, schickte die Sonne ihre schönsten und wärmsten Strahlen, der Himmel ließ kein noch so kleinstes Wölkchen sein Blau trüben und auch die Natur präsentierte ihre schönsten Farben.

Kitty hatte wie immer in letzter Zeit das Fenster über Nacht offen gehabt. Die kühlere Luft nachts erlaubte ihr einen tiefen Schlaf, von welchem sie aber nicht genug kriegen konnte. Es war bereits Mittag und sie schlief immer noch, denn bald würde ihr Frieden vorbei sein weil sie dann früh aufstehen musste. Dabei wurde aber nicht sie unterrichtet, sondern gab Unterricht. Dem Institut mangelte es an Lehrkräften, seit Jean, Scott und der Professor gestorben sind. Hauptsächlich für die jüngeren Mutanten und ab und zu leitete sie die DangerRoom Sessions. Deswegen wollte sie solange es geht die Ruhe genießen.

„HEY MAMA, THIS THAT SHIT THAT MAKE YOU MOVE, MAMA! GET ON THE FLOOR AND...“ Schon war es mit der Ruhe vorbei. Ohrenbetäubende Musik ertönte aus dem Nebenzimmer und sie fuhr mit einem starken Herzrasen auf ihrem Bett hoch. Ihre Mundwinkel zogen sich nach unten, die Augenbrauen zusammen und ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Sie sprang auf und rannte, allein aus Höflichkeit, die ihr in diesem Augenblick unbegreiflich war, zur Tür des Nachbarzimmers. Laut hämmerte sie mit ihrer Faust dagegen und verschränkte dann die Arme vor der Brust. Keiner machte auf, was sie ganz schön sauer und nervös machte. Ihr Fuß stampfte mehrmals auf dem Boden, bevor sie wieder klopfte. Jedoch keine Reaktion.

Dann fiel ihr nur noch ein Weg ein um mit dem Störenfried zu sprechen. Sie schloss die Augen und phaste ihren Kopf durch die Tür.

„John!“, schrie sie. „Mach mal die Tür auf!“ Ohne sie Augen zu öffnen steckte sie den Kopf wieder aus der Tür und wartete. Einen Augenblick später ging die Tür langsam auf.

„Wieso machst du so ein Terz?“ John rieb sich sein rechtes Auge und sah das Mädchen vor ihm verschlafen an. Sie rührte sich nicht und machte auch keinerlei Anstalten etwas zu sagen. „Kitty?“, fragte er erneut, aber sie reagierte nicht.

Er stand nur in einer schwarzen Jogginghose vor ihr und sie starrte wie gefesselt auf seinen nackten Oberkörper. Natürlich bemerkte auch John das und kam grinsend auf sie zu.

„Was ist los?“ Behutsam nahm er ihre Hand. „Willst du nicht mal anfassen?“ Er führte ihre Fingerspitzen zart über deinen durch trainierten Bauch. Aber er merkte keine Berührung und das verblüffte ihn. Aus Kittys zornigem Gesicht, schloss er, dass sie ihre Kräfte angewendet haben muss. Bestimmend und schnell zog sie ihre Hand aus seinem Griff.

„Nein!“, schrie sie. „Ich starre...Ich..“ Ihr fiel keine passende Lüge ein also schaute sie nur beschämt zu Boden. Er drehte sich von ihr weg und ging wieder zu seinem Bett, auf welches er sich auch setze. Während seines Ganges entblößte er seinen nackten Rücken und Kitty entdeckte Narben da drauf. Mehrere punktartige auf seiner rechten Schulter, einige im unteren Bereich seines Rückens und eine, die auffälligste, verlief quer über seinen Rücken.

„Was gibt’s?“, fragte er sie und nahm sich die Zigarettenschachtel von seinem Nachttisch.

„Würdest du die Lautstärke bitte reduzieren?“ Sie war so erschüttert über den Anblick seines Rückens, dass sie ihre Wut vergessen hatte und einen überraschend freundlichen Ton an den Tag legte.

„Ok.“, antwortete er direkt. „Aber nur wenn du es auch tust.“

„Was meinst du denn damit?“

„Ich kann nachts nicht schlafen, weil du so laut schreist.“ Er stand auf mit einer Kippe im Mund und zog sich ein T-Shirt über. Dann öffnete er ein Fenster um die Zigarette anzuzünden.

Das Mädchen merkte wie ihr das Blut in den Kopf schoss. Sie hat wohl so tief geschlafen, dass sie es selbst nicht mitbekommen hatte. Sonst war sie davon aufgewacht. Von ihren Alpträumen wegen Alcatraz.

„Entschuldige.“, murmelte sie und machte kehrt.

„Warte!“, er lief ihr nach und packte sie am Arm. Mit feuchten Augen sah sie den Jungen an. „Wenn es nicht gehen sollte...“, fuhr er fort. „Phase dich durch die Wand zu mir.“

Und aufgrund seines Blickes widersprach sie nicht und stellte es auch nicht in Frage. Sie tauchte wieder in seine Augen ein - es war unumstritten. Sie musste lächeln. Das sie dieses Gefühl, das Gefühl von Vertrauen, nun bei John empfinden würde, war fast schon lächerlich. Seicht löste sie sich von seinem Griff und ging wieder in ihr Zimmer.
 

Sie hatte sich wieder etwas hingelegt, mit einer leichten Angst zu tief einzuschlafen und wieder Alpträume zu kriegen. Diese half ihr auch dabei nur ein Nickerchen zu halten, weswegen sie auch nicht wieder fast einen Herzinfarkt bekommen hatte, als es kräftig an der Tür klopfte. Sie wollte sich bei John nur wegen der Lautstärke beschweren, aber durch das kurze Gespräch kamen zu viele Erinnerungen hoch. Der Kampf, die vielen Toten und wie er weg ging. Vor allem wie er weg ging. Seufzend erhob sie sich vom Bett und machte die Tür auf. Ihre Lehrerin und Schulleiterin lächelte sie an.

„Hallo. Ich wollte mich mal nach dir erkundigen.“ Sie legte sie Hände ineinander. „Kommst du mittlerweile mit John zurecht?“

Na super. Es waren fast drei Wochen vergangen seit er wieder da war und jetzt kommt sie mal dazu sich nach Kittys Befinden zu erkundigen? Kitty war empört.

„Ja, ganz toll.“ Wieder war sie zickig. Sie hatte das Gefühl, sie war es Storm gegenüber nur noch. Und wie immer überging sie dies freundlicherweise.

„Kitty...Ich weiß ich habe dich da ins kalte Wasser geworfen, aber findest du nicht auch, dass es sich verändert hat?“

Kitty lehnte sich an den Türramen und nahm tief Luft. „Ja.“ Es fiel ihr schwer das laut auszusprechen, was sie sich in Gedanken schon lange eingestanden hatte.

„Kann ich also weiter auf euch vertrauen?“, sie sah das Mädchen erwartungsvoll an. „Ich hatte mir nämlich schon gedacht, dass ihr gut zusammenpasst.“

Verblüfft sah Shadowcat sie an. Zusammenpassen? Nur weil sie ganz gut miteinander reden konnten, hieß es noch lange nicht, dass sie zusammenpassten. „Ja, kannst du.“

Ermutigend und dankbar legte Ororo eine Hand auf Kittys Schulter und ging wieder. Nachdenklich blieb Kitty in der Tür stehen, als Johns Stimme ertönte:

„Es geht also mit mir? Du hält es aus?“

Erschrocken sah sie zur Tür nebenan und wurde rot als sie ihn erblickte. Durch das Holz und die dunklen Möbel war es dunkel im Gang, obwohl es Mittag war. Das unbeschwerte Vogelgezwitscher von draußen störte die drückende Atmosphäre innen.

„Wie gesagt... Ich finde du hast dich verändert.“, stotterte sie.

„ So sehr, dass du mir vertrauen kannst?“ Seine Stimme war klar und stark. Er war sich seiner Sache sicher.

Kittys Augen wanderten von einer Seite zur anderen. „Ich weiß es nicht.“, presste sie schließlich heraus und verschwand wieder in ihrem Zimmer.

Dort blieb sie den restlichen Tag, weil ihr das alles zu viel auf ein mal war. Krampfhaft versuchte sie nicht einzuschlafen, aber aufgrund der psychischen Belastung gab ihr Körper irgendwann auf.
 

Mitten in der Nacht, sie hatte nicht auf die Uhr gesehen und wusste deswegen nicht wann genau, wachte sie schweißgebadet auf. Ihr Herz raste, heiße Tränen liefen ihr über das Gesicht, aber ihr war eiskalt. Sie setzte sich auf und machte sich ganz klein. Ihre Beine wurden von ihren Armen umfasst und sie wippte hin und her. In ihrem Kopf waren immer noch die Bilder ihres Traums, der Lärm den sie geträumt hatte und all die Gefühle, die sie damals empfunden hatte. Sie hatte es nun wohl wieder gemerkt, oder sie wurden schlimmer, weil er sie darauf aufmerksam gemacht hatte.

Wie von einer fremden Macht gesteuert ging sie auf die Wand zu, welche sich gegenüber von ihrem Bett befand und zum Nachbarzimmer führte. Sie phaste sich hindurch und stand sofort vor Johns Bett.

Er schlief nicht und war auch nicht überrascht sie zu sehen, weil er sie wieder hat schreien hören. Das Licht des Mondes umspielte sein Lächeln und seine ausgestreckte Hand. Der Schweiß auf ihrer Haut klang langsam ab. Ihr war deswegen kalt, auch weil sie nur eine kurze Hose und ein Top trug. Ihre Tränen konnte sie nicht aufhalten, sie brannten in ihren Augen und auf ihren Wangen – also ergriff sie die Hand. Er war warm und trocken, gegenteilig zu ihr. Vorsichtig zog er sie zu sich und sie platzierte sich neben ihm im Bett. Als würde er ein Vogelküken anfassen, umfassten seine Arme ihren Körper. So zart, dass sie sich mit geschlossen Augen nicht sicher war ob er da war, aber fest genug, dass sie wusste, dass sie sicher war. Sie hörte sein Herz gegen die Brust schlagen und das Geräusch beruhigte sie. Sein Oberkörper war wieder frei, sodass sie sich an der Hitze seiner Haut wärmten konnte. Sein Atem steifte immer wieder, in regelmäßigen Abständen ihr Ohr und wehte ihr ein paar kurze, leichte Strähnen ins Gesicht.

Kitty merkte, dass sie ruhig wurde. Die Tränen waren nur noch Spuren auf ihren Wangen und ihre Haut wurde fast so warm wie seine. Langsam hob sie ihre Arme und umarmte ihn. Dabei berührten ihre Fingerspitzen all die Narben, die sie am morgen erblickt hatte.

„John...“, wollte sie anfangen, aber merkte, dass ihre Stimme noch nicht ganz wiederhergestellt war. Sie räusperte sich und fing wieder von vorne an. „John. Woher stammen diese Narben?“

Sie blickte hoch um seine Reaktion zu sehen. Um zu wissen, ob die Frage zu persönlich war oder ihn sauer machte. Aber er sah sie ruhig an. Dann grinste er.

„Die auf der rechten Schulter...“, seine Stimme klang in der Stille der Nacht noch tiefer und dunkler, aber gerade das machte Kitty friedvoll. „Das war eine kleine Auseinandersetzung mit Quill.“

Die junge Mutantin musste kurz überlegen. Quill war der Junge aus der Bruderschaft, der diesen leichten asiatischen Touch hatte. Soweit sie wusste konnte er aus seiner Haut Stachel ausfahren, ähnlich wie ein Igel – das würde auch das punktartige erklären.

„Weswegen?“ Ihre Stimme klang im Vergleich zu seiner ziemlich piepsig und hoch.

„Eigentlich etwas ziemlich Unbedeutendes. Für mich zumindest – für ihn war es das wohl nicht.“ Er machte eine Pause, scheinbar unsicher ob er das dem Mädchen, in seinen Armen wirklich erzählen sollte. „Das war kurz nachdem ich mit Callisto geschlafen hatte. Scheinbar war er schon ewig in sie verliebt und deswegen ziemlich pissig auf mich. Obwohl ich ihm erklären wollte, dass ich es nicht wusste, ist er auf mich los gegangen und wir hatten gekämpft. Dabei ist er irgendwie... auf mich drauf gefallen oder so was und dann ist das entstanden.“

Kitty schluckte. Sie hatte das Gefühl einen Einblick hinter etwas Verbotenes gekriegt zu haben. Nicht etwa den erwähnten Sex oder Kampf, eher einen Teil von Johns Geschichte. Doch der Junge deutete es genau anders herum.

„Sorry...“, nuschelte er. „Ich hatte das mit dem Sex vielleicht nicht erwähnen müssen.“

Verblüfft sah sie ihn an. „Wieso denkst du das?“

„Naja...Weil du doch keine Ahn...“ Keine Ahnung, wollte er sagen, aber aufgrund von Kittys wütend werdendem Gesicht, brach er den Satz lieber ab.

„Hör mal! Ich kann das schon verkraften! Außerdem, wer hat dir gesagt, dass ich keine Ahnung habe?“, ihre Stimme wurde ein wenig laut.

„Ach was? Du hast es also auch schon getan?“

Keine Antwort.

„Wirklich? Aber sag bitte nicht mit dem Eiskerl!“ Er verdrehte die Augen.

„Das geht dich alles nichts an!“ Sie war froh darüber, dass es im Zimmer so dunkel war und John deswegen nicht ihren hochroten Kopf nicht sehen konnte.

„Och... Sag doch bitte.“

Sie befreite sich aus seiner Umarmung und drehte sich weg. „Kitty...“, bat er noch mal.

„Fein!“ Energisch drehte sie sich wieder in seine Richtung und funkelte ihn an. „Ja, ich bin noch Jungfrau! Was aber nicht bedeutet, dass ich so gar keine Ahnung davon habe und du dich dafür entschuldigen musst, dass du es erwähnst!“

„Ok, ok.“ Er hob einladend einen Arm an, damit sie sich wieder an ihn kuscheln konnte. Obwohl ihr Gesichtsausdruck immer noch leichte Anzeichen für Wut aufwies, legte sie sich wieder an seine Brust. Es war einfach zu angenehm dort, als dass sie widerstehen konnte.

„Aber wenn du so weiter machst...“, seine Finger wanderte leicht an ihrer Wirbelsäule entlang nach unten. „Wirst du es vielleicht nicht mehr lange bleiben.“

Beim letzten Satz kitzelten seine Lippen an ihrem Ohr. Kaum hatte er es ausgesprochen merkte sie, dass sie heißer wurde als er. Ihr Kopf pulsierte wie ein Presslufthammer in ihrem Kopf und sie konnte sich nicht rühren. Oder sie wollte sich nicht rühren. Sie wusste, dass sie sonst anders reagieren würde, ihn eventuell sogar ohrfeigen würde. Aber in diesem Augenblick war es anders. Seine Berührung fühlte sich angenehm an und seine Worte waren einladend.

Sie blickte in seine Augen und sagte nichts. Das brauchte sie auch nicht. John verstand. Er umfasste ihre schmale Taille mit seinen Händen, hob sie mit nichts dir nichts hoch und platzierte sie auf sich drauf. Natürlich grinste er dabei. Kitty bemerkte wo genau sie drauf saß und dachte ihr Kopf würde aufgrund von zu viel Blut explodieren. Verwirrt und fast schon verängstigt sah sie ihn an. Langsam kam seine Hand ihrem Gesicht näher und dann streichelte er sie an der Wange.

„Bitte...“, hauchte er und für einen kurzen Augenblick dachte sie, er meinte damit, dass sie anfangen soll. „Bitte sieh mich erst wieder so an, wenn du dafür bereit bist. Sonst werde ich mich nächstes mal nicht mehr so gut beherrschen können.“

Genau wie er sie auf sich platziert hatte, nahm er sie wieder herunter und legte sie neben sich. Kitty fühlte sich ein wenig wie ein kleines Kind, aber gleichzeitig war es ein angenehmes Gefühl, dass John sie mit so einer Leichtigkeit heben konnte.

„Versuch jetzt zu schlafen.“ Er sah ihr intensiv in die Augen. „Wenn was ist, ich bin da.“

Sie wollte irgendwas sagen, irgend etwas. Sie war doch sonst so schlagfertig, aber nun fiel ihr nichts ein. Sei es, weil ihr lauter Herzschlag alle Gedanken übertönte oder weil sie einfach nicht wusste was sie in so einem Augenblick denken würde, aber sie konnte nichts sagen. Also schloss sie die Augen und fiel langsam in einen tiefen und ruhigen Schlaf.
 

Es war schwer und drückte auf sie drauf. Vorsichtig quälte sie sich dazu die Augen zu öffnen und merkte, dass ein großer schwerer Arm auf ihrer Brust lag. Als sie das merkte fuhr sie hoch und sah auf den Jungen neben ihr. Schlafend gab John ein leichtes Grunzen von sich und Kitty musste schmunzeln. Der Junge bemerkte ihr aufwachen und öffnete ebenfalls die Augen.

„Hi.“, grinste er.

„Selber Hi.“, lächelte sie an.

Er war anders. Nicht unbedingt, „der Nette“, aber er war ehrlich. Wahrscheinlich kam es durch seine Erfahrung, die man auch in seinen unglaublichen Augen sah. Sie hatte ihr Verlangen ergründet, sie wollte wissen, was ihn so verändert hat. Sie wollte alles über seine Vergangenheit wissen – warum er früher so ein Weiberheld war und nun so einfühlsam, warum er sich der Bruderschaft angeschlossen hatte und nun ein enger Vertrauter von Storm war, warum er so war wie er war und nun so ist wie er ist. Sie wollte alles von ihm wissen. Sie wollte alles von ihm. Sie wollte ihn. Die Erkenntnis kam wie ein Blitzschlag, mitten in ihr Herz. John war besonders. Besonders für sie – er war nicht so leicht zu durchschauen, seine Absichten war nicht klar ersichtlich. Er war einfach nicht so wie alle anderen.

„John.“, hauchte sie.

Der Junge verlagerte sich gerade in eine Sitzposition und blickte auf sie. „Was gibt’s?“

„Da...“, fing sie an, wurde aber sofort unterbrochen.

„Bedanke dich bitte nicht.“ Er stand auf und öffnete ein Fenster. Verwirrt und wartend auf eine Erklärung, beobachtete sie wie er sich eine Zigarette anzündete (vor dem Zähneputzen und frühstücken wohl bemerkt). Dann kam er wieder auf sie zu und setzte sich neben sie auf das Bett. „Wenn du dich jetzt bedankst, klingt das als wäre es eine einmalige Sache gewesen. Und das fände ich sehr Schade.“

Kitty lächelte ihn an. „Ok.“
 

Und plötzlich ging alles sehr schnell. Johns Tür wurde ohne anzuklopfen und mit voller Wucht aufgerissen. Der friedliche Moment zwischen John und Kitty wurde mit einem Schlag zerstört. Storm stand mit einem entsetzten Gesicht in der Tür. Kurz war sie verwirrt über die Szene, die sich ihr bot – John, nur in Boxershorts und rauchend, zusammen mit Kitty, nur einer kurzen Hose und einem knappen Top bekleidet, auf dem Bett. Aber das war in dem Augenblick unwichtig.

„Kitty! John!“ Der Frau stand deutlich das Entsetzen ins Gesicht geschrieben. „Es ist... Bobby! Bobby und Rogue! Sie sind hier!“

Obwohl in Kitty direkt ein Anflug von Sorge überkam, sah sie erst zu dem Jungen neben ihr. Er versuchte sich nichts anmerken zu lassen, aber sie bemerkte, dass seine Augen nicht das sonstige Selbstbewusstsein ausstrahlten wie sonst. Sondern Verachtung, Trauer und vor allem Zorn.

You don't know anything about me

Sie war so schön wie schon damals als er sie zum ersten Mal sah. Ihre großen braunen Augen konnten dem Entsetzten in ihnen standhalten und auch, dass sie rot und angeschwollen waren, trübte nicht das Licht, welches sie ausstrahlten. Man erkannte Spuren von Tränen auf ihrem langen Gesicht und die weißen Strähnen fielen ihr durcheinander hinein. Kitty legte vorsichtig ihren Arm um das zusammengekauerte Mädchen neben ihr und streichelte vorsichtig ihre Schulter.

Nachdem Storm ihre beiden Helfer gerufen hatte, eilte Kitty so schnell es ging zum Krankenzimmer und John lief ihr so langsam es ging nach.

Hank McCoy wurde gerufen um den Patienten zu behandeln. Als sie in dem hellen und kahlen Flur ankamen saß Rogue bereits heulend vor der Tür. John zündete sich gerade eine Zigarette an als sie ihn erblickte – zuerst war sie schockiert, aber dann war es ihr egal. Etwas wichtigeres ging ihr gerade durch den Kopf. Es nahm ihre Gedanken gänzlich ein und alles andere um sie herum war unwichtig. John merkte, dass ihn das ein wenig störte. Aber so war es eigentlich immer gewesen. Er dachte er hätte dieses Gefühl, und eigentlich auch jedes andere, bei der Bruderschaft abgetötet oder könnte es wenigstens unterdrücken , aber scheinbar versetzte ihm das immer noch einen leichten Stich. Die Tatsache, dass Bobby immer wichtiger war als er.

Gerade als er den Rauch ausblies öffnete sich die automatische Tür und Hank und Storm kamen heraus. Rogue sprang direkt hoch und lief zu den beiden.

„Wie geht es ihm?“, fragte sie den blauen Mann verzweifelt.

„Es ist stabil und braucht nur noch ein paar Tage Ruhe.“ Sacht legte er seine Pfote auf ihre zierliche Schulter und ein beschwichtigendes Lächeln zauberte sich unter seinem blauen Fell. „Er wird wieder ganz gesund.“

Sie atmete erleichtern auf und Tränen kullerten wieder ihre Wangen herunter. Kitty lächelte ebenfalls und merkte wie John wieder ging. Er konnte das, seiner Meinung nach, erbärmliche Szenario nicht mehr ertragen und verschwand wieder auf sein Zimmer. Er rauchte entspannt zu Ende und überlegte was er nun tun könnte. Er wollte keinen sehen, nicht Kitty, nicht sie und schon gar nicht ihn. Wenn er sich noch einige Zeit ausruhen muss bedeutet es, dass sie noch einige Tage im Institut bleiben, also auch bis zum Schulanfang. Da er Storm versprochen hatte ihr mit den neuen Schülern zu helfen, konnte er nicht einfach für die Tage, in denen die hier bleiben würden, weg fahren. Zudem nagte ein wenig die Neugier an ihm was den Arsch in so einen Zustand gebracht hat.

Er drückte den Rest seiner Fluppe aus und nahm sich wieder eine neue heraus. Gerade als er diese anzündete, klopfte es an der Tür. Er erlaubte der Person einzutreten, weil er schon ahnte wer das ist. Und sein Verdacht bestätigte sich als die Person das Zimmer betrat ohne die Tür aufzumachen. Kitty blieb an der Tür gelehnt stehen und sah ihn an. Auf keine gute Weise. Auf eine Weise, die er hasste. Bemitleidend.

„Alles in Ordnung mir dir?“, fragte sie sacht.

Anstatt zu antworten nahm er einen kräftigen Zug und schaute Kitty an. Explosionsartig erinnerte sie sich an den Tag an dem er wieder ans Institut kam. Der traurige und weise Blick, der Blick, welcher sie direkt in ihren Bann zog, der Blick, der seine Seele widerspiegelte.

„Lass mich in Ruhe, Kitty.“, grummelte er und drehte sich von ihr weg.

Das Mädchen seufzte. „Liegt es an ihr oder an ihm?“, fragte sie direkt heraus und wappnete sich sogleich auf einen Wutausbruch seinerseits.

John zeigte keinerlei Reaktion, blies lediglich Rauch aus. Daraufhin seufzte sie wieder. Es würde wohl nichts bringen jetzt mit ihm zu reden. „Ich bin da, wenn es nicht gehen sollte.“, lächelte sie, erstaunt über die Wahrheit, die in ihren Worten steckte und ging durch die Tür hinaus.

Sie stolzierte behutsam die Gänge entlang. Das dunkle, warme Holz wurde abgelöst durch ein blendendes Weiß, sodass Kitty die Augen leicht zusammenkneifen musste. Rogue war überraschenderweise nicht dort und so betrat sie das Zimmer in welchem Bobby lag. Sein Herzschlag war durch ein aufdringliches Piepen zu hören und sein Atem war laut und schwer. Sie baute sich vor dem Bettende auf und sah ihn an.

„Hey.“, hauchte sie. „Ich hoffe es ist alles okay zwischen dir und Marie... Hank meinte du wirst wieder.“ Dann legte sie eine lange Pause ein. Er konnte sie doch eigentlich eh nicht hören. „John ist wieder hier. Irgendwas ist da mit ihm und Storm. Sie vertraut ihm vollkommen. Und ich weiß einfach nicht was dahinter steckt.“ Ein trauriges Lächeln irritierte ihr Gesicht. „Ich weiß schon... Du würdest vermutlich sagen, dass ich ihn auf der Insel hätte lassen sollen. Aber weißt du... Irgendwas ist da. Er bemüht sich auf irgendeine Wiese wenigstens so tun als sei er normal. Ich denke, das war damals schon richtig.“

Ohne weiteres ging sie wieder. Sie wusste selbst nicht so genau warum sie Bobby das alles vor geplappert hatte. Wahrscheinlich war es mehr ein Selbstgespräch. Sie musste ihre neu gewonnene Erkenntnis ein mal laut aussprechen um es sich selbst zu glauben.

Auf dem Weg in ihr Zimmer kam sie an dem von John vorbei. Eine verheulte Stimme dröhnte durch die massive Tür und Kitty erkannte sofort, dass es Maries war. So sehr sie die Neugier auch packte, widerstand sie diesem Drang. Es ging sie nichts an – nicht solange John ihr das nicht selbst erzählen würde.
 

Währenddessen stand der Junge mit den braun-blonden Haaren von seinem Bett auf und ging auf Marie zu. Vorsichtig legte er seine Arme um sie.

„Was erwartest du was ich jetzt tun soll?“, sein strenger Blick war geradeaus gerichtet.

„Verschwinde! Ich hab dir schon damals gesagt, dass du verschwinden sollst! Jetzt erst recht!“, schrie sie ihn unter Tränen an, befreite sich aber nicht von seiner Umarmung.

„Rogue...“

„Nein“ Sie stieß ihn weg. „Marie! Ich bin Marie! Rogue gibt es schon lange nicht mehr! Ich bin kein Mutant mehr!“ Sie war verzweifelt – die Tränen liefen ihr wasserfallartig über das Gesicht, sie schrie. Es war als wäre sie am absoluten Nullpunkt angelangt. John schnaubte verachtend auf. Natürlich, wenn sie am Abgrund angelangt war kam sie um ihn mit hinunterzuziehen. Um ihn wäre es ja nicht schade - ...

„Ich glaube dein kleiner Eisprinz sieht das anders.“ Grinsend nahm er die schon zur Hälfte abgebrannte Zigarette vom Aschenbecher und nahm einen bekräftigenden Zug. „Nicht schlecht, Herr Specht!, kann ich da nur sagen. Ich selbst hätte ihn nicht so zurichten können. Danke.“

„Nein!“, schrie sie. „Ich war es nicht...“ Sie sank wieder auf den Boden und wiederholte diesen Satz wie ein Gebet oder mehr wie ein Schwur. Einfach nur, um es nicht wahr zuhaben.

„Doch du warst es. Und eigentlich hast du es dir auch schon längst eingestanden – sonst würdest du wohl kaum wieder zu den hübschen langen Handschuhen greifen.“

Ihr Schluchzen wurde heftiger. „Aber das kann doch nicht sein... Das Heilmittel...“

„Jup. War wohl keine Dauerlösung.“ Und sobald er es aussprach wurde es ihm klar. Magneto. Sein früherer Mentor. Der Mann für den er über Leichen gegangen ist. Bei ihm muss es dann auch keine Dauerlösung gewesen sein. John schluckte. Das konnte nichts gutes heißen. Er lief vorbei an der heulenden, an der Tür kauernden Rogue zu Storms Büro. Er stürmte hinein um sogleich von seiner Erkenntnis zu berichten.

„Magneto! Es bedeutet er hat seine Kräfte auch wieder!“

„Blitzmerker.“ Logan verdrehte die Augen und grinste den jungen Mann spöttisch an. Es war natürlich nicht nötig zu erwähnen, dass er selbst erst vor ein paar Minuten darauf gekommen ist und genauso wie John in Storms Büro gestürmt kam um ihr das zu erklären. Sie und Hank waren sich dieser Sache aber natürlich bereits bewusst geworden, als Rogue ihnen die Situation mit Bobby geschildert hatte.

Im Grunde war gar nichts passiert. Sie lagen wie immer zusammen im Bett und haben geschlafen. Bis Bobby anfing nach Luft zu ringen und man ihm an sah, dass er nach und nach starb. Marie, die sich bestens an diese Reaktion erinnern konnte, bildete direkt ein paar Meter Abstand zwischen ihnen, aber ihr Freund war bereits in Ohnmacht gefallen. Mühsam brachte sie ihn zum Auto und letzten Endes auch ins Institut.

Ororo atmete schwer aus. „So oder so. Wir können erst ein mal nichts tun. Wir müssen abwarten ob Magneto sich überhaupt entschließt sein Werk fortzuführen.“

„Was soll das heißen wir können nichts tun?“, schrie Pyro auf. „“Wir können ihn aufspüren und umbringen!“

„John!“ Storms Stimme war sehr hart und bestimmend. „Vergiss nicht unsere Vereinbarung.“

Er schnaubte: „Für ihn wird diese Vereinbarung nicht gelten!“

So aufbrausend wie er hineingestürmt war, stürmte er auch wieder raus. Er merkte wie sein Puls raste und er vor Wut kochte. Energisch betrat er wieder sein Zimmer und sah zu Rogue, die immer noch in der Ecke kauerte. „Raus!“, schrie er und das Mädchen sprang erschrocken hoch. Sie ging nicht und wollte erst fragen was plötzlich mit ihm los sei, aber sie hatte keine Chance.

„Raus! Verpiss dich!“, schrie er wieder und sie traute sich nicht ihm zu widersprechen oder den Befehl zu verweigern.
 

Zuvor hat sie nur laute Stimmen gehört, aber die letzten drei Worte, bevor die Tür im Nachbarzimmer zugeknallt wurde, konnte sie klar und deutlich hören. Die ganze Zeit über atmete sie schwer. Was war da bloß passiert? Die Neugier packte sie und drückte sie so fest, dass sie kaum mehr Luft kriegte. Als sie ein Blick auf die Uhr warf, merkte sie, dass der Tag wie im Flug vergangen war. Sie zog ihre Decke über den Kopf und versuchte sich aus dem Griff der Neugier zu befreien um einzuschlafen. Gerade als sie es schaffte ihren Herzschlag ein wenig zu verlangsamen, hörte sie ein anderes Klopfen. Die Tür ging vorsichtig auf.

„Kitty...“, John fragte kaum hörbar nach ihr. „Schläfst du schon?“

Sie spähte unter ihrer Decke hervor. „Nein, ich konnte nicht schlafen.“

„Kann ich reinkommen?“

„Sicher.“

Langsam betrat er das Zimmer und setzte sich an die Bettkante ihres Bettes. „Würdest du mit mir mitkommen?“

Durch seinen Blick und der zerknüllten Bettdecke in seiner Faust, wollte sie lieber nicht nachfragen, obwohl ihr Herz wieder warnend pulsierte.

Die beiden jungen Mutanten gingen schweigend neben einander bis das Weiß des Flurs, in dem sie ankamen, Kitty wieder blendete.

Erschrocken drehte sie ihren Kopf zu John, welcher bereits mit ihrer Reaktion gerechnet hatte und versuchte ein beruhigendes Lächeln aufzusetzen.

„Du willst zu...Bobby...?“, fragte Kitty mit weit aufgerissenen Augen. Sollte sie jetzt die Komplizen bei dem Mord an ihm werden? Die Leiche weg schaffen, nachdem John ihn verbrannt hatte?

„Keine Sorge“, unterbrach er sie bei ihren wilden Vorstellungen, die auch aus einem alten Krimi stammen konnten. „Ich will nur, dass jemand da ist, der... Falls was sein sollte..“ Er suchte nach Worten. „Falls was sein sollte, phase mich weg!“

Als Antwort nickte sie nur behutsam und folgte ihm dann auf den Schritt.
 

Sie betraten das helle Zimmer. Das laute Piepen brannte in ihren Ohren und John bewegte sich auf Bobbys Bett zu. Dort wo auch Kitty schon am Nachmittag stand, stellte sich auch John nun hin. Das Mädchen blieb währenddessen an der Tür stehen, um ihm Platz zu lassen, um ihn nicht zu stören und um ihm das Gefühl zu geben, dass er allein sei.

Einige lange wirkende Minuten stand er nur da und starrte in das leblose Gesicht seines früheren Freundes.

„Ich hab mal gehört...“, fing er langsam an. „Ich hab mal gehört, dass Leute im Koma, oder was auch immer mit dir los ist, trotzdem alles mitbekommen was man ihnen sagt... Also hör' zu!“ Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, er kippte ein wenig nach vorn und umklammerte das Bettgestell so fest, dass seine Knöchel weiß unter der Haut hervortraten. „Du hast mich besiegt. Auf Alcatraz hast du mich besiegt.“ Man konnte fast schmecken wie schwer es ihm fiel das laut auszusprechen. „Aber ich lebe. Hast du gehört?“ Seine Stimme wurde lauter und dann schrie er: „Ich lebe noch, du Hurensohn!“

Shadowcat, die seine Wut spürte und sah wie er deswegen zitterte, lief zögerlich auf ihn zu und legte ebenso zögerlich und ganz leicht ihre Hand auf seine. „John...“, sie traute sich nicht normal laut zu sprechen. „Lass uns wieder gehen.“

Eine Weile reagierte er nicht, blieb vor dem Bett stehen und starrte wie gefesselt auf Bobby. Dann, als Kitty seine Hand etwas fester zusammendrückte, lockerte er diese und atmete tief ein. Er umschlang ihre kleine Hand und zog sie beim herausstürmen hinter sich her.

Erst als sie aus dem Krankenflügel raus waren blieben sie stehen. John atmete so schwer, als hätte er gerade an einem Marathon teilgenommen. Seine Hand umschlang immer noch Kittys. Ihr fehlten die Worte – sie wusste immer noch nicht genug um etwas sagen zu können was ihm hätte helfen können. Also beschloss sie das Thema zu wechseln und tat das was sie am besten konnte, einfach drauf los plappern.

„ Man, übermorgen schon treffen all die Schüler wieder ein. Heißt morgen müssen wir alle Zimmer einteilen. Das wird vielleicht eine Heidenarbeit. Obwohl, eigentlich kommt die krasse Arbeit ungefähr zwei Tage später, weil sich dann alle beschweren, dass sie so blöde Zimmergenossen haben. Vor allem die jüng...“

Sie konnte nicht mehr weiter reden, weil all ihre Gedanken von Johns plötzlicher Umarmung unterbrochen wurden. Sie war sehr bedacht, er wollte sie nicht zu stark an sich drücken und sein Kopf legte er vorsichtig auf ihre Schulter, immer noch schwer atmend. Kitty merkte wie ihr Gesicht heiß wurde und ihr Pulsschlag sich erhöhte. Sie legte ihre Hände leicht auf seinen Rücken, damit er nicht denkt es würde sie stören. Sie konnte fühlen wie seine Lippen ihren Hals leicht streiften und es schien als würde sein Atem Verbrennungen auf ihrem Dekolleté hinterlassen. Sein Kopf bewegte sich nicht, es machte den Eindruck als sei er versteinert. Ihre Hand wanderte hoch in seinen Nacken, welchen sie dann bestimmend erfasste. Als würde sie sagen wollen, dass es okay ist wenn er sich an ihr abstützt, dass sie für ihn da ist. Sein Griff um ihren Oberkörper wurde fester.

„Danke.“, flüsterte er.

„Nichts... für.“, flüsterte sie zurück.

Dann ließ er von ihr ab und schaute sie an. Aufgrund der bedrückenden Stimmung hatte sie erwartet Tränen in seinen Augen zu sehen, aber seine Augen waren von dem starken und klaren Schokoladenbraun eingehüllt, dass sie immer ausstrahlten. Und er lächelte. Ein schönes sanftes Lächeln, untypisch für John.

Untypisch für John - Was genau bedeutet es eigentlich? Seine Worte von vor ein paar Wochen hallten in ihrem Kopf: „Du weißt nichts über mich und wusstest es auch nie. Also hör auf so zu tun.“ Erst jetzt verstand sie die Bedeutung dieser Worte. Selbst wenn er sich verändert haben sollte, sie würde nicht wissen wie. Denn sie kannte ihn damals auch nicht – nicht wirklich. Er war nicht so wie er nach Außen schien. Nie hatte sie darüber nachgedacht warum er sich dazu bewegt hatte sich Magneto anzuschließen.

Und nun stand er da, suchte Halt an ihrer Schulter. Er hatte sie in sein Inneres gelassen, ihr eine verletzliche Seite gezeigt. Kitty merkte wie sich ihr Körper anspannte, als würde er auf etwas unnatürliches reagieren obwohl es Kitty doch absolut logisch erschien.

Sie hatte John gern, er war nun ein Freund.

Firestarter

„So ist das also...“, seufzte der junge Mann. Er saß auf dem großen braunen Sessel, der in der Ecke am Fenster in Kittys Zimmer stand. Seine große Hand umfasste nachdenklich sein Kinn und die andere lag angespannt auf seinem Bein.

Die Vorhänge waren zusammengezogen, sodass sich das Licht mühsam durch ein paar kleine Spalten drängen musste. Trotz geschlossener Fenster hörte man das laute und unbeschwerte Vogelgezwitscher deutlich. Zu gerne hätte Kitty es sich unter einem Baum in dem riesigen Park, welcher das Institut umgab, mit einer Picknickdecke und einem Buch, gemütlich gemacht und sich die Unbeschwertheit mit den Vögeln geteilt. Aber aufgrund der jüngsten Ereignisse war es schier unmöglich. Die junge Mutantin saß mit angezogenen Beinen auf ihrem Bett und ihr Kopf ruhte auf den Knien. Sie seufzte schwer.

„Da habe ich mir ja perfekten Zeitpunkt ausgesucht um nach hause zu fahren...“ Pjotr seufzte ebenfalls und schaute zu Kitty.

Sie lächelte. „Das gleiche habe ich mir auch gedacht, als John hier angekommen war.“ Dem Russen war aber nicht nach lachen zumute. Nicht ein mal zu einem winzigen Mundwinkelzucken konnte er sich ermutigen.

Morgen schon würden die Schüler des Instituts aus ihren Ferien zurück kommen. Auch wenn es nicht mehr so viele waren wie zu den Lebzeiten von Professor Xavier, war trotzdem genug zu tun. Zwar halfen Pjotr, Kitty und Warren wo sie nur konnten, aber dem Jungen war dennoch sehr wohl bewusst gewesen, dass außer Ororo und Hank kein anderer da war, den man als eine geeignete Lehrkraft bezeichnen konnte. Dies war auch den Mutanten, die gerade ihre Kräfte entdeckten und deren Eltern genauso klar. Was nicht nur bedeutete, dass nun viele Jugendliche die Chance nicht ergreifen würden, den vernünftigen Umgang mit ihren Kräften zu erlernen, sondern auch, dass es schlecht um das Institut stand. Denn Warrens Vater, welcher das Institut finanziell unterstütze, tat dies nur, wenn eine bestimmte Anzahl von jungen Mutanten die Einrichtung auch zu einem Institut machte.

Nun, nachdem Colossus zwei Monate in seiner Heimat Russland verbracht hatte, waren noch mehr Probleme dazu gekommen. Ein Mitglied der früheren Bruderschaft war wieder im Institut, Rogue hatte ihren Freund Bobby fast umgebracht und daraus erschloss sich, dass wahrscheinlich auch Magneto und Mystique ihre Kräfte wieder erlangt hatten.

Er konnte sich nicht anders helfen als erneut zu seufzen.

„Und John...“, fing er zögerlich an. „Wie ist er so?“

Immerhin hatte Kitty den Feuerteufel nun schon einige Zeit am Hals gehabt und entweder, sie würde Pjotr mit ihrer Antwort eine Sorge nehmen oder eine Sorge verschlimmern. Eine ganze Weile kam keine Antwort, weshalb er besorgt zu dem Mädchen rüber schaute. Sie starrte auf ihre Füße und lächelte leicht.

„Ich kann es nicht genau sagen.“, antwortete sie schließlich. „ Man kann nicht sagen, er bereue alles und setzt alles daran wieder Teil des Teams zu werden. Man kann aber auch nicht sagen, dass er alles und jeden hasst und bei der nächst besten Gelegenheit wieder zu Magneto verschwindet.“ Dann machte sie eine Pause. „Er ist einfach anders.“

Der Russe nickte. Zwar hatte ihm das nicht wirklich die Augen über Pyro geöffnet, aber Kittys ruhiger Stimme nach zu urteilen, ging auch keine wirkliche Gefahr von ihm aus. Colossus beschloss, dass es reichen musste. Und auch wenn er dem Braten noch nicht wirklich traute, so würde er John auch nicht feindselig gegenüber treten.

„Wie geht es Marie und Bobby?“, war die nächste Sorge, die er ansprach. Immerhin waren die beiden, neben Kitty, seine besten Freunde.

„Bobbys Zustand ist unverändert.“, sagte Shadowcat schwermütig. „Und Marie isst kaum und kommt nur aus ihrem Zimmer raus um nach Bobby zu sehen. Ich weiß nicht, wie es weiter gehen soll, wenn er nicht bald aufwacht.“ Wieder überlegte sie. „Ich weiß aber auch nicht, was passiert wenn er aufwacht. Ob sie wieder fahren oder hier bleiben... Wie John reagiert...“

Kitty dachte an den gestrigen Abend. Gedanklich hatte sie John als einen Freund bezeichnet und eingestanden, dass sie ihn gern hatte. Aber empfand er das gleiche auch für sie. Hatte sie Pjotr vor einigen Sekunden die volle Wahrheit gesagt? Sie war sich gar nicht sicher, ob John nicht tatsächlich alles und jeden hasste. Ob er hier vielleicht nicht nur die Zeit tot schlägt und sobald sich eine Gelegenheit ergibt, tatsächlich wieder zu ihrem Feind wird.

Nein, das konnte nicht sein. Ihr Gefühl konnte sie nicht so sehr täuschen. Sie konnte sich die letzten drei Wochen nicht nur eingebildet haben. Die Art wie er mit ihr sprach, sie behandelte und sie an sah. Schon klar, dass seine Gefühle ihr gegenüber vielleicht geringer waren. Vielleicht akzeptierte er einfach nur die Tatsache, dass sie existierte. Aber bestimmt hasste er sie nicht.

Nachdenklich sah sie zu ihrem Fenster. Man sah das helle Licht mit den braunen Vorhängen kämpfen und dort wo ein paar Strahlen Schlupflöcher gefunden hatten, zeigten sie einen wilden Tanz der Staubflocken in Kittys Zimmer.

Dann wanderte ihr Blick zu dem Jungen in ihrem Zimmer. Pete, wie Kitty ihn nannte, und sie waren schon sehr lange befreundet. Seit dem Übergriff von Striker auf das Institut. Sie war eine derjenigen, die es geschafft hatten zu fliehen. Damals war er es, der sie Hinaus und in Sicherheit führte. Beeindruckt von der Art wie er sich um alle gekümmert hatte bis Rettung kam, fand Kitty sofort gefallen an dem großen und starken Jungen und schloss Freundschaft mit ihm. Jetzt wo sie darüber nachdachte, war er auch der Grund warum sie sich danach auch mit Bobby und Marie angefreundet hatte. Er war es auch, der heimlich mit ihr trainiert hatte, sodass sie schon mit 16 ein Mitglied der X-Men wurde. Warum sie ihren Freunden auf Alcatraz beistehen konnte.

Alcatraz... Nein, daran wollte sie jetzt nicht denken. Nicht bei all den Sorgen in der Gegenwart.

„Wie war es denn zuhause, Pete?“, fragte sie lächelnd. Diese erdrückende Stimmung konnte sie einfach nicht mehr ertragen und im Augenblick konnten sie so oder so nichts an den Problemen ändern. Das gleiche dachte Pjotr auch und musste sich deshalb zu dem Lächeln, dass er Kitty schenkte, nicht ein mal durchringen.

„Gut war es. Ich war ja das letzte mal vor fünf Jahren da gewesen. Erstaunlich wie sich alle verändert haben. Meine jüngeren Brüder, sind so groß geworden und meine Schwester... Nun ja, ich sags mal so – Gut, dass ich gerade in diesem Sommer zurück bin.“

Das Mädchen auf dem Bett, sah ihn fragend an. Doch anstatt zu antworten grinste er nur.

„Du wirst es schon bald verstehen.“

Die letztendliche Antwort warf aber nur noch mehr Fragen auf.

„Na ja!“, er stand energisch von dem Sessel auf und klatsche aufmunternd in die Hände. „Morgen fängt das neue Schuljahr an! Bestimmt gibt es noch was zu tun?“

Kitty sah ihn entschuldigend an. „Ja... Einiges. John ist nicht wirklich eine Hilfe gewesen.“
 

~
 

Fünfter Gang. 140 km/h. 150 km/h. Für den Audi kein Problem. 160 km/h, 170 km/h, 180 km/h.Die Umgebung war nur ein Schweif aus braunen und grünen Tönen und die Straße schien unter ihm zu verschwinden. Zwar war der Fahrspaß nicht zu verkennen, den eigentlichen Zweck erfüllte die Geschwindigkeit aber nicht.

Bis vor ein paar Stunden saß er noch in seinem Zimmer herum, versuchte einzuschlafen oder griff sogar nach einem Buch, legte es aber innerhalb von einem Augenaufschlag wieder hin. Bis ihm einfach nichts anderes mehr zur Ablenkung einfiel, als zu fahren. Denn im Institut hielt es eindeutig nicht mehr aus.

Zu wissen, dass er nur ein paar Meter von seinem Zimmer entfernt wehrlos und halbtot in einem Bett vor sich hin vegetierte. Zu wissen, dass sie nur fünf Zimmer weiter war – hilflos und verzweifelt. Zu wissen, wie weit er eine Person, die er erst seit drei Wochen wirklich kannte, in sein Innerstes gelassen hatte.

Shadowcat... Er ließ sich sich ihren Codenamen gedanklich auf der Zunge zergehen. Was machte sie bloß mit ihm? Sie löste in ihm etwas aus, was er bis dahin gar nicht kannte. Nicht ein mal gegenüber Rogue war er so gewesen, obwohl sie in der Vergangenheit seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Kitty dagegen, war damals nur ein Schatten gewesen. Das kleine, zierliche Mädchen, das nicht viel sprach und gar nicht auffiel. Auch ihm nicht.

Er beschleunigte erneut.

Auf Alcatraz war das erste mal, dass er sie wirklich sah. Kämpfend. Für die X-Men. Gegen ihn.

Alcatraz... Nein, daran wollte er jetzt nicht denken. Nicht bei all den Sorgen in der Gegenwart.

Obwohl er versuchte den Gedanken zu verdrängen, verspürte er trotzdem, wie immer, einen Sog in seinem Kopf. Einen Sog, der ihm klar machte das etwas, was mit Alcatraz im Zusammenhang stand, fehlte. Etwas entscheidendes. Etwas womit Kitty zu tun hatte.

Ebenso wie sein Krankenhausaufenthalt. Diese Zeit tauchte immer vor seinem geistigen Auge auf, sobald er sie sah. Die Zeit, in der seine Wunden seine geringsten Schmerzen waren. Die Zeit, in der er mehr verloren hatte als er je hatte. Die Zeit, in der sich mehr geändert hatte als alles in seinem gesamten Leben.

Zu viele Fragen schwirrten in seinem Kopf herum. Bezogen auf seine Kräfte, auf Magneto, die Bruderschaft insgesamt. Auch auf die X-Men, Storm und das Institut.

Aber zumindest eines war ihm klar geworden – Alcatraz, Kitty und das Krankenhaus, das alles hing in irgendeiner Weise zusammen.

Langsam verringerte sich der Druck auf dem Gaspedal und John steuerte die nächste Ausfahrt an um kehrt zu machen. Er konnte nun rechts und links von sich die Erde und Bäume als solche erkennen. Die Straße sah aus wie der Untergrund, den sie bilden sollte.

Er dachte an den Tag als er wieder vor den massiven braunen Holztüren des Instituts stand. Der Kies drückte durch seine Schuhsohlen und der Geruch von Azaleen brannte in seiner Nase. Alles war gleich geblieben.

Bis auf Kitty. Sofort war ihm aufgefallen, dass das Mädchen nicht mehr nur das Abbild ihrer selbst war. Es war die Art wie ihre meerblauen Augen seinem Blick stand gehalten haben. Sie hatte sich verändert. Die Zeit und der Kampf hatten sie verändert.

Ihre Tränen. Ihr verzweifeltes Gesicht nach ihren Alpträumen. Ihre gleichmäßigen Atemzüge wenn sie ruhig schlief. Wie sie in seinen Armen Trost suchte. Wie er in ihren Armen Trost suchte.

So viel hatte er von ihr gesehen und nahezu genauso viel hatte er von sich Preis gegeben.

Er schien sie zu brauchen. Und sie ihn auch.

Vergleichsweise langsam fuhr er nun auf dem leeren Highway zurück zum Institut. Seine Gedanken hatten nun wenigstens in einer Richtung Klarheit erreicht.

Er brauchte sie. Er wollte sie. Shadowcat. Kitty. Alles von ihr.
 

Es war schon spät geworden, als Kitty Pjotr in dem Türrahmen zu ihrem Zimmer mit einer Umarmung verabschiedete. Die Vorbereitung für den morgigen Tag waren, dank seiner Unterstützung, erledigt und beide waren einfach nur müde.

„Bis morgen dann.“, lächelte ihr bester Freund und verschwand im Flur um die Ecke, in welchem sich sein Zimmer befand.

Immer wieder erstaunte es Kitty, wie wenig man von seiner Herkunft in seiner Aussprache erkannte. Er sprach eigentlich akzentfrei, nur die harte Betonung der Wörter erlaubte einen Hinweis darauf , dass der Junge aus Russland stammte. Beeindruckt schüttelte sie den Kopf und wollte gerade wieder in ihr Zimmer gehen, als eine Gestalt in ihrer unmittelbaren Nähe ihr eine Schreck verpasste.

„Kitty.“ Die Person trat in das Licht, welches vom Fenster des Flurs hinein schien. Der Mondschein spielte in Rogues weißen Strähnen und verlieh ihnen einen geheimnisvollen bläulichen Ton.

„Hey, Marie.“, lächelte Shadowcat zaghaft. Erfreut darüber, dass ihre Freundin ihr Zimmer auch mal weiter als nur bis zum Krankenflügel verließ. „Geht es dir soweit gut...? Hast du was essen können?“

„Warum ist er hier?“ Sie überging Kittys Fragen, ohne sich auch nur eine Spur um ihre Sorgen zu kümmern.

Die Braunhaarige verstand sofort. „John... Ich weiß es nicht.“

„Warum ist er hier?“, fragte Rogue nun etwas lauter und energischer.

„Ich weiß es nicht.“, antwortete Kitty ebenso bestimmt. Sie wusste es schließlich wirklich nicht und das Mädchen ihr gegenüber schien ihr das nun auch zu verstehen.

„Ich habe bemerkt, wie ihr miteinander umgeht...“, flüsterte Rogue.

Kitty sagte nichts. Wunderte sich nur darüber, ob es so offensichtlich war, dass sie sich gut verstanden.

„Kitty... Du gehörst zu meinen Freunden.“, fuhr das andere Mädchen fort. „Ich weiß was für eine wunderbare, herzensgute Person du bist! Deswegen kann ich da nicht einfach drüber hinweg sehen! Bitte Kitty, halte dich fern von ihm. Ich kann verstehen, dass er seinen Reiz ausübt. Aber lass dich nicht auf ihn ein. Er zieht dich mit sich runter... so tief, dass nie wieder herausfindest.“

Der letzte Satz schien gar nicht mehr an Kitty adressiert zu sein. Maries Blick verschwand ins Leere als sie ihn sprach, als würde sie beginnen eine Geschichte zu erzählen.

„Harte Worte, Rogue.“ Die Mädchen sahen in die Richtung aus welcher die Stimme plötzlich gekommen war. Unverkennbar gehörte sie nur zu einer Person. John bewegte sich auf sie zu und immer dann wenn er an einem Fenster vorbei ging umspielte das Mondlicht sein Grinsen. Er blieb direkt neben Marie stehen und beugte sich leicht zu ihr. Diese nahm eine abwehrende Position ein und ihr Gesicht spannte sich an.

„Eigentlich...“, hauchte er, aber Kitty konnte ihn trotzdem deutlich verstehen. „...bist du diejenige die einen mit sich runter zieht. Wenn ich mich recht erinnere warst du diejenige, die damals halbnackt in meinem Zimmer stand und mich am nächsten Tag angefleht hat, deinem, ach so geliebten, Freund nichts zu erzählen.“

Kitty hielt die Luft an. Pyro war sich sehr wohl bewusst, dass sie auch anwesend war und dessen war sie sich sicher. Um so mehr erstaunte sie, mit welcher Beiläufigkeit er dieses Geheimnis gerade erwähnt hatte. Wenn auch nicht an sie gerichtet.

Sie wusste schon immer, dass da etwas zwischen Marie, John und Bobby war. Pyro selbst hatte es bestätigt als er im Institut angekommen war. Dass er etwas für Rogue empfand – aber, dass das Mädchen mit den weißen Strähnen ihren Freund betrogen hatte, das hätte Kitty im Traum nicht gedacht. Schließlich galten sie und Bobby als das Traumpaar schlecht hin. Sie überlegte kurz. Es schien einfach so abwegig, dass sie dachte, John lüge. Ihr Verdacht wurde allerdings durch Rogues Reaktion wieder aufgelöst. Sie antwortete nicht. Ihr Augen glänzten vor der Feuchtigkeit, die sich in ihnen ansammelte, sie drehte sich nur weg und ging.

Als sie aus ihrem Blickfeld verschwunden war, erinnerte sich Kitty daran, dass sie Sauerstoff brauchte und nahm einen kräftigen Atemzug.

John, welcher immer noch in die Richtung sah, in welche Rogue gegangen war, drehte sich nun wieder um und sah Kitty an. Bestimmend, klar und durchdringend.

„Nur damit keine Missverständnisse entstehen.“, grinste er. „Jetzt empfinde ich nichts mehr für sie.“

„Danach hatte doch gar keiner gefragt...“, log Kitty. Denn innerlich war das die Frage gewesen, die ihr am schmerzvollsten auf der Zunge brannte.

„So siehst du aber nicht aus.“, stellte er ungehemmt fest. Als hätte er ihre Gedanken gelesen.

Kitty hatte wieder das Gefühl den Macho von früher vor sich zu haben und ging so gleich in die Verteidigung über. „Bilde dir mal nicht zu viel ein! Interessiert mich doch nicht mit wem du es getrieben hast oder es noch tust.“

Grinsend kam er auf sie zu. Langsam, wie ein Raubtier, das sich an seine Beute anschleicht. Das Mondlicht spielte in seinen Haaren, in seinem Gesicht und ließ ihn gefährlich wirken. Shadowcat blieb entschieden in ihrem Türrahmen stehen. Schließlich hatte sie die Fähigkeit, aufgrund welcher ihr keiner etwas an tun könnte. John baute sich zu nah vor ihr auf. Nur eine Handlänge war zwischen ihnen.

„So siehst du aber nicht aus.“, wiederholte er. Dieses mal hauchte er die Wörter und wegen der Entfernung liebkoste sein bitter-süßer Geruch ihr Gesicht.

Kitty versuchte so unbeeindruckt wie möglich zu wirken. Er war ihr schon öfter so nahe gekommen, aber in dieser Situation war es das erste mal, dass so eine Spannung zwischen ihnen herrschte. Pulsierend. Nahezu greifbar.

„Woran willst du das bitteschön erkennen?“ Sie grinste nun ebenfalls. So schnell konnte er sie nicht beeindrucken. Sie wollte ihn herausfordern, sehen wie weit er gehen würde.

Er streckte seine Hand aus und führte sie zu ihrem Gesicht. Kitty bemerkte das nur aus dem Augenwinkel, denn sie war auf seine Augen fixiert. Auf keinen Fall wollte sie die erste sein, die den Blick abwendete. Dann umfasste er zärtlich ihr Kinn und er strich mit seinem Daumen über ihre Unterlippe. Es war kaum eine Berührung, aber durch die Spannung knisterte nun ihr ganzer Körper. Sie merkte wie ihr immer heißer wurde. Ihr Herz begann so laut zu schlagen, dass sie Angst hatte er würde es hören. Es war ein anderes Pochen als am Anfang. Damals war es aus Furcht, ihr Herz wollte sie warnen. Dieses mal war aus Aufregung, Verlangen. Ein Feuer.

Er beugte sich nur wenige Millimeter nach vorne zu ihrem Gesicht. Sein Daumen bildete den genauen Abstand zwischen ihren und seinen Lippen. Sie starrten sich immer noch an. Keiner wollte verlieren.

„Ich sehe es in deinen Augen.“, antwortete er schließlich auf ihre Frage.

Als sie dann wieder seinen köstlichen Geruch einsog, erweckte er in ihr ein Gefühl, dass sie vorher noch nie verspürt hatte. Ein Impuls, wegen dem sie sich nicht mehr wieder erkannte. Das intelligente Mädchen war verschwunden und an ihre Stelle kehrte eine Frau ein, die nur eines wollte - John.

Den Blick immer noch starr auf seine Augen gerichtet, umklammerte sie seinen Arm und zog ihn von ihrem Mund weg. Ein Schritt nach hinten, mit seinem Handgelenk in ihrem Griff. Ein zweiter Schritt. Ein dritter.

Ohne lange nachzudenken folgte John in ihr Zimmer und schloss mit einem Fußtritt die Tür hinter sich.

A Night Like This

Wann war das letzte mal gewesen, dass sie an Liebe gedacht hatte? Hatte sie es überhaupt jemals getan? Damals, als noch alles gut war, galt ihr Augenmerk nur Bobby. Sie war ein verknallter Teenager, der sich nicht getraut hat ihn anzusprechen und ihn nur aus der Ferne beobachtete. Dann freundeten sie sich an und sie hatte schnell verstanden, dass es für ihn nur eine gab. Trotz einiger Momente, die die beiden teilten. Aber es waren eben nur Momente, mit Marie hatte er ein Leben gewählt. Dann kam der Kampf und die Zeit verging. Er war mit seiner Liebsten gegangen und für sie blieb nur die Erinnerung an eine Schwärmerei. Sie wusste gar nicht was Liebe ist. Während all der Zeit hatte sie gar keinen Gedanken mehr daran verschwendet. Zu viel hatte sie gesehen. Selbst Freundschaft, das was früher für sie das elementarste auf der Welt war, nahm sie nicht mehr so wahr wie damals. Alles war wie mit einem dunklen Schleier überzogen. Negativ. Wer hatte schon den Glauben an Romantik, wenn er so viel Hass gesehen hatte. Liebe war etwas, was keinen Platz in ihrem Leben hatte.

Wenn schon für sie Liebe etwas unvorstellbares war, dann war sie für ihn gar nicht da. Nicht nur für ihn selbst, sondern auf der ganzen Welt. Wenn er ein glückliches Pärchen sah, dachte er nicht, dass sie sich liebten, sondern, dass sie einander gut im Bett ergänzten. Damals dachte er verliebt zu sein, vielleicht war er es auch. Er konnte sich aber nicht mehr an das Gefühl erinnern. Er wusste noch, dass Rogue ihn nur brauchte wenn sie am Boden war, weil es um ihn nicht schade war. Iceman war dagegen derjenige, dem sie keinen Schmerz zufügen wollte und den sie beschützen wollte. Er selbst war ihr egal. Deswegen war es auch so einfach zu gehen. Wer hätte ihn schon vermisst? Er war jemand Ersetzbares, nur gut genug für das Nötigste. Das hatte er von klein auf nur so kennengelernt. Deswegen war er gegenüber anderen genauso. Er wurde gering behandelt und gab auch nur das Geringste zurück. Bis ihm ein Mann gesagt hatte er wäre ein Gott und er begann zu glauben, dass er wenigstens durch seine Kräfte einen Nutzen haben könnte. Liebe war etwas menschliches und er war zu einem Mutanten geworden, beherrscht von seinen Kräften. Liebe war etwas, was für ihn nicht existierte.
 

Sie lauschte seinem Herzschlag in der Dunkelheit. Das Mondlicht hatte ihre Körper in Konturen verwandelt und hüllte den Raum in einen zärtlichen Schein. Sein Arm ruhte auf ihrer Taille und die Fingerspitzen zeichneten unsichtbare Muster auf ihre Haut. Die Stille wurde durch seine Stimme unterbrochen.

„Bist du in Ordnung?“, fragte er.

„Ja.“

„Brauchst du vielleicht etwas?“

„Nein. Danke.“

Sie war nicht in ihn verliebt und er nicht in sie. Sie waren nicht ein mal befreundet. Sie fingen gerade erst an sich richtig kennenzulernen.

Trotzdem fühlten sie sich verbunden. Zwei Seelen, die von einer schmerzhaften Vergangenheit geplagt, zu einander gefunden hatten. Es fühlte sich an als würden sie einander ihr Leben lang kennen. Sie vertrauten einander. Brauchten einander. Wollten einander.

Ihr Schmerz klang gerade langsam ab. Ihr Herzschlag beruhigte sich. Ihre Gedanken fanden Klarheit. Sie log nicht. Es war alles in Ordnung und in seinen Armen hatte sie das Gefühl nichts mehr zu brauchen – zumindest in dieser Nacht. Es war so untypisch für sie. Fühlte sich aber dennoch richtig an. Sie drehte sich um und stütze ihr Kinn an seiner Brust ab. Kitty blickte in sein etwas verschlafenes Gesicht. Die Haare zerzaust, Lippen ein wenig geschwollen und umspielt von einem zufriedenen Grinsen. John war unverkennbar gutaussehend. Es war ihr auch schon früher aufgefallen. Jetzt allerdings, hatte er markantere Konturen. Sah reifer aus. Sie blickte gerade in das Gesicht eines jungen Mannes. Des Mannes, mit dem sie gerade geschlafen hatte. Zu ersten Mal.

„Was gibt’s?“, grinste er.

„Mit wie vielen hattest du schon Sex?“, platze sie mit der Tür ins Haus.

Er lachte kurz auf. „Was ist das denn für eine Frage? Wieso interessiert dich so was?“

„Einfach so“, zuckte sie mit ihren Schultern.

„Keine Ahnung... Hab ich nicht gezählt.“

„Mehr als zehn?“

„Kitty...“

„15?“

„Kitty...“

„Etwa über 20?“

„Hör auf jetzt!“, schimpfte er und umschlang ihre Hüfte. Mit einem Ruck brachte er sie unter sich. Sie schaffte es gerade noch, trotz Überraschung, sich an seinem Rücken festzuhalten. „Wieso ist das wichtig?“ Er stütze sich an seinen Ellenbogen über ihr ab.

„Ist es nicht... Ich war einfach neugierig.“

„Mhm..“ Zwar glaubte er ihr nicht wirklich, wollte aber auch nicht weiter drauf rum reiten.

Kittys Fingerspitzen ertasteten die Narben, die sie schon mal auf seinem Rücken gesehen hatte. Dieses mal waren es die vielen Kleinen im unteren Bereich. Sie ließ ihre Handfläche vorsichtig darüber gleiten. „John, woher stammen diese Narben?“

Da er ihre Berührung spürte wusste er welche sie meinte. Vorsichtig ging er von ihr runter und legte sich neben sie mit seinem Arm angewinkelt unter seinem Kopf. Sie drehte sich auf die Seite um ihn anzusehen zu können.

„Als ich klein war...“, begann er zu erzählen. „...hatte ich, nennen wir es, „Probleme“ mit meinem Vater. Wir lebten in einer Wohnwagensiedlung und meine Mutter war gerade abgehauen. Er hatte schon immer Probleme mit Alkohol gehabt, aber ab da wurde er abhängig. Es verging seit dem kein Tag an dem er nicht besoffen war.“ Kitty lauschte seiner monotonen Stimme, blickte in sein ausdrucksloses Gesicht. Ihr war schon bei seiner Ankunft aufgefallen, was für eine angenehme Stimme er hatte und allem Anschein nach besaß er auch erzählerisches Talent. So wie er über seine Vergangenheit sprach, auch wenn es distanziert wirkte, so konnte sie sich alles trotzdem lebhaft vorstellen. „Wahrscheinlich kannst du dir denken, dass ich auch nicht grade ein Engel war. Aber, ich weiß nicht... Als meine Mutter noch da war, war noch irgendwie ein Gleichgewicht da. Als sie aber ging, geriet alles aus dem Ruder. Es fing an mit Gebrüll über Nichtigkeiten. Dann kamen Beschimpfungen. Ich ließ mir das nicht bieten und musste immer das letzte Wort haben, mit der gleichen Lautstärke und genauso heftigen Schimpfwörtern.“ Er machte eine Pause und Kitty wartete gespannt. „Irgendwann fing er an mich zu schlagen. Ich war zehn und auch wenn ich es versuchte, konnte ich nicht gegen ihn ankommen. Also beschimpfte ich ihn schlimmer, versuchte lauter zu schreien. Je mehr ich das tat, umso mehr taten auch seine Schläge weh.“ Wieder schwieg er für eine kurze Zeit. „Bis dann dieser eine Abend kam. Ich weiß gar nicht mehr warum wir mal wieder stritten. Ich weiß nur noch, dass ich gerade Wasser für die Instantnudeln aufgesetzt hatte, die ich mir zum Abendessen machen wollte. Er saß in seinem Sessel, mehrere Flaschen lagen wie immer um ihn herum, eine hielt er wie immer in seiner rechten Hand und durch das Fernsehlicht war er wie immer einem bläulichen Licht ausgesetzt. Im Raum stank es wie immer, vor allem nach Alkohol. Plötzlich rastete er total aus. Fing an die leeren Bierflaschen nach mir zu werfen. Ich konnte mich gerade noch so vor ihnen weg ducken und sie zerbrachen an den Wänden. Ehrlich gesagt hatte ich richtig Schiss bekommen. Also habe ich versucht wegzurennen, bin dann wohl auf irgendwas ausgerutscht und bin nach hinten weg in die Splitter, die überall rumlagen, gefallen.“ John überlegte kurz. „Zum Kotzen, dass er es geschafft hatte mir daran ein Andenken zu verpassen.“

Wieder Stille. Die junge Mutantin traute sich nicht etwas zu sagen auch wenn sie gewusst hätte was. John fiel das auf und er drehte sich auf die Seite und schaute sie an. „Wieso weinst du?“, fragte er dann.

Kitty blinzelte ein paar mal überrascht auf. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass ihr Tränen über das Gesicht liefen. Erst als er sie drauf angesprochen hatte, realisierte sie es. So wie auch die Trauer, die sie empfand. Sie schlug ihre Hände vors Gesicht und schluchzte. Dann spürte sie seinen Arm auf ihrer Schulter und wie er sie vorsichtig zu sich heran zog. Er drückte sie kräftig an sich und vergrub sein Gesicht in ihrem Haar. „Hör auf zu weinen.“, flüsterte er und seine Stimme klang gebrochen. „Das ist es echt nicht wert.“

„Doch.“, erwiderte sie. Dann schlang sie die Arme um seinen Körper, nahm ein paar tiefe Atemzüge und versuchte ihm einen so sicheren Blick zu schenken wie sie konnte. „Du bist es wert.“, sagte sie dann mit einer festen Stimme.

Schon im nächsten Augenblick spürte sie seine Lippen auf ihren. Zuerst fest aufeinander gepresst, dann lockerer, sanfter, leidenschaftlicher. Ihre Lippen gaben den Berührungen seiner nach. Sie fühlte seine heiße Zunge in ihrem Mund, seine Hand über ihren Arm zu ihrer Brust gleiten, welche er dann anerkennend umfasste. Durch die wilden Küsse hindurch entfuhr ihr ein leises Stöhnen. Sein Atem ging schwerer und ihrer tat das gleiche. Er übersähte ihren Hals mit den Berührungen seines Mundes und seiner Zunge. Verführte sie, ohne es zu beabsichtigen, mit seinem köstlichen Geruch, seiner Haut, seinem Haar. Ein Sog an ihrer Brustwarze brachte sie dazu wieder zu stöhnen, dieses mal lauter. Verlangend nach mehr.

Nur dumpf nahm sie dieses Geräusch wahr. Sie erkannte sich nicht wieder. Die Lust, die er in ihr erweckte hatte sie noch nie gespürt. Nie hätte sie gedacht, dass Körper so sehr nach ihm verlangen würde. Und tief im Inneren wusste sie, dass es auch nur an der Tatsache lag, dass es John war. Kein anderer hätte es geschafft ihn so sehr zu wollen.

„John...“, hauchte sie atemlos als er sich mit ihr vereinte.

Ihre zarte Stimme brachte sein Blut zum brodeln. Wie schaffte sie es nur mit einen Blick in ihn hinein zu sehen. Durch ein paar Worte das richtige zu sagen. Sie hatte um ihn geweint. Etwas gefühlvolleres wurde ihm noch nie entgegen gebracht. Noch nie hatte jemand gesagt er wäre irgendwas wert und nun war er es sogar wert, dass sie weinte. In diesem Augenblick, in welchem er ihr so nah war, wie es einem Menschen nur möglich war, vergaß er alles. Alles was er je getan hatte. Die Morde, die Verrate und den Schmerz. Es zählte nur Kitty. Mit ihr fühlte er sich fast schon normal. Fast schon menschlich.
 

„Dieses mal war es besser, oder?“, schnaubte er grinsend. Kittys Augen waren noch immer geschlossen und sie rang noch immer nach Atem. Er strich ihr vorsichtig eine Haarsträhne aus dem Gesicht, gab ihr einen kurzen Kuss und ging von ihr runter.

Kitty nahm einen kräftigen Atemzug und öffnete die Augen. Dann drehte sie ihren Kopf zu ihm und lächelte zufrieden. „Kann man wohl laut sagen.“

Sein Grinsen breitete sich weiter aus, sodass seine Zähne zu sehen waren. „Laut warst du gerade oft genug.“

Das Gesicht des braunhaarigen Mädchens verfärbte sich sogleich zu einem tiefen Rot. „John!“, schrie sie wütend auf.

Sie sah dabei so niedlich aus, dass er nicht widerstehen konnte sie weiter zu ärgern. „DAS hast du gerade auch oft genug gesagt. Aber von mir aus könntest auch nur meinen Namen stöhnen...“

Ihr Rot verdunkelte sich zu einem Purpur. Wie konnte er das so offen und laut sagen. „Hör auf..“, versuchte sie ihn wieder zu ermahnen, weil sie einfach nicht wusste was man in so einer Situation erwidert.

„DAS dagegen, hast du gar nicht gesagt...“, ärgerte er sie weiter und je wütender sie wurde, desto breiter wurde sein Grinsen.

„Lass es doch jetzt einfach!“, schimpfte sie verzweifelt. Mittlerweile hatte ihre Niedlichkeit ein so hohes Level erreicht, dass er ihr nicht mehr stand halten konnte. Er beugte sich über sie und gab ihr einen leidenschaftlichen Kuss. Breit lächelnd ließ er wieder von ab.

Kitty fühlte sich an den Jungen von früher erinnert. Im Vergleich zu seinem Gesichtsausdruck bei seiner Ankunft sah er nun gerade zu glücklich aus. Seine Augen strahlten mehr, sein Lächeln war breiter und seine Art unbeschwert. Sie merkte, dass sie selbst auch ihre Sorgen beiseite geschoben hatte und sich nur auf das freie Gefühl konzentrierte, welches sie gerade empfand.

Sie blickten einander an. Wie vom Blitz getroffen kam für beide die Erkenntnis zur gleichen Zeit. Ihr Wille nach einander war nicht nur körperlich. Sie brauchten einander um sie selbst sein zu können. Um vergessen zu können. Um nach vorne blicken zu können. Um einfach wieder leben zu können.

Eines war nun auch unausgesprochen besiegelt. Diese Nacht, war nicht die letzte.

Back to business

Kittys Wecker brüllte Punkt sieben Uhr los. Anstatt eines nervigen Pieptons hatte sie die Einstellung, dass das Radio angeht und es ertönte Jets „Are you gonna be girl“. Das Mädchen schlug ihre Augen auf und gähnte genüsslich. Sie war es gewohnt von Liedern geweckt zu werden und ließ die Musik sonst so lange laufen bis sie sich fertig gemacht hatte. Doch plötzlich hörte sie einen dumpfen Schlag und das Lied verstummte. Sie drehte ihren Kopf nach rechts und erblickte Johns verschlafenes Gesicht.

„Scheiße...“, grummelte er und drückte seinen Kopf in das Kissen. „Warum steht du denn so früh auf?“

„Dir auch einen wunderschönen guten Morgen.“, erwiderte Kitty. Sicher war es früh, vor allem wenn man bedenkt, dass sie die Nacht über kaum geschlafen hatten. Es war trotzdem kein Grund den Tag mit Scheiße einzuläuten, sei man auch noch so ein großer Morgenmuffel. Sie setzte sich auf und bemerkte, dass die Decke, die soeben ihren Körper hinunter glitt, ihren Brust entblößte. Schnell griff sie danach und deckte sich wieder zu.

„Warum plötzlich so schüchtern?“, ertönte Johns Stimme von der Seite. Als sie ihn anschaute sah sie, wie erwartet, ein überbreites Grinsen. „Letzte Nacht habe ich doch schon alles gesehen.“

„Bei Tag ist das was anderes...“, nuschelte Kitty mit rosigen Wangen. Sie wickelte sich ihre Decke um den Körper und stand auf. „Außerdem,“, fuhr sie fort und riss dabei ihre Vorhänge schwungvoll zur Seite. „kommen heute ja die Schüler an. Zwar habe ich mit Pete abgesprochen, dass er die Zimmeraufteilung aushängt, aber wir müssen sie ja trotzdem begrü...“ Ihr blieb die Luft weg. Während sie erzählte drehte sie sich wieder zu dem jungen Mann in ihrem Bett um und der Anblick verschlug ihr die Sprache.

Das Sonnenlicht erhellte das Zimmer. John lag lässig auf seinem Rücken, die Arme hinter dem Kopf verschränkt und ein Bein leicht angewinkelt. Nackt. Sie konnte ihn in seiner ganzen Pracht bewundern und er ließ das auch ungeniert zu. Natürlich hatte er ein so breites Grinsen wie es sein Mund nur zu ließ. Ohne etwas zu sagen schnappte sich Kitty ihr Kopfkissen und schmiss es extra mit voller Wucht zwischen seine Beine. Natürlich tat es nicht weh und John lachte laut auf. Ein helles unbeschwertes Lachen, das Kitty noch nie gehört hatte. Unfreiwillig musste sie lächeln, schüttelte verwundert den Kopf und ging ins Bad.

Ihr Zimmer, Johns, Pjotrs und das gelegentliche Zimmer, was Warren nutzte wenn er länger blieb, lagen im hinteren Trakt des Erdgeschosses des Instituts. Die von Logan, Storm und Hank im Vorderen und die Zimmer der Schüler fingen im ersten Obergeschoss an. So hatten die Lehrer und ihre „Vertreter“, wie Kitty sich und ihre Freunde bezeichnete, alle Einzelzimmer mit eigenem Bad. Sie spürte wie die Energie mit dem heißen Wasser in ihrem Körper zurückkehrte und sie gleichzeitig entspannte. Schmunzelnd musste sie daran denken wie sie früher morgens stunden lang warten musste bis das Gemeinschaftsbad der Mädchen auf ihrer Etage frei wurde. Sich dann eilig zurecht machen musste um nicht zu spät zum Unterricht zu kommen und sich deswegen auch fast jeden Tag mit ihrer Freundin Jubilee stritt. Sie seufzte. Ja damals war das wahrscheinlich eines ihrer größten Probleme gewesen.

Kitty schnappte sich ihr Lieblingsduschgel und verteilte es großzügig auf ihrem Körper. Und dann, beim Waschen, entdeckte sie etwas. Etwas Fremdes an ihrem Körper.

John hatte sich währenddessen dazu überwunden seine Boxershorts anzuziehen und öffnete gerade das Fenster um die Zigarette anzuzünden. Als er plötzlich hörte wie Kitty aus dem Bad schrill seinen Namen rief. Von Angst gepackt lief er ins Bad und schob die Duschkabinentür um einem heftigen Ruck auf. „Was ist passiert?“, fragte er panisch. Aber anstatt einer Antwort bekam er eine Kopfnuss, die sich gewaschen hat.

„Au!“, protestierte er.

„Sei froh, dass es nur eine Kopfnuss ist!“, schrie sie. „Was bitte ist das?!“ Sie deutete mit ihrem Finger auf ihre rechte Brust. Darauf befand sich ein rundliches lila – blaues Mal. Ein Knutschfleck.

John lachte auf. „Das ist noch längst nicht alles...“

„Was?“, quikte sie.

Schaden freudig deutete er auf ihre Beine. Sie schaute an sich runter und entdeckte auf der Innenseite ihrer Oberschenkel zwei weiter Knutschflecke.

„Das ist doch nicht dein Ernst...“, schnaubte sie wütend. „Wie? Wann? Warum überhaupt? Musste das unbedingt sein?“

Anstatt zu antworten grinste er nur mal wieder auf und verließ das Bad wieder. Kitty, die noch immer nass und voller Duschgel war konnte ihm also nicht folgen. Die entspannte Dusche konnte sie vergessen. Wütend und schnell wusch sie sich und stampfte dann abgetrocknet in ihr Zimmer. John stand, mittlerweile sogar in Jeans, aber immer noch Oberkörper frei, an der Fensterbank gelehnt und rauchte seine Morgenzigarette.

„Was sollte das? Du kannst doch nicht einfach gehen wenn ich dich anschreie!“, kreischte sie.

Er ging gar nicht darauf ein, sah sie ernsthaft an und blies nachdenklich den Rauch aus.

„Wie willst du damit umgehen?“, fragte er dann.

„Wie? Womit umgehen?“, fragte sie verwundert. „Wenn ich was anziehe sieht es ja keiner mehr..“

„Nein.“, unterbrach er sie. „Ich meine uns beide.“

Kitty schaute überrascht drein. Dieser Themawechsel ging ihr etwas zu schnell. „Ehm... Was meinst du?“

„Wie sollen wir uns verhalten..? Was willst du wem erzählen?“, erklärte er.

Sie sah ihn verwirrt an, sichtlich nach Worten suchend.

„Aber das eine Sache klar ist...“ Er machte die Zigarette aus und blies den letzten Rauch aus. Dann legte er seine Hand auf ihre Taille und zog sie leicht zu sich. „Von mir aus kannst du entscheiden wie wir uns den anderen gegenüber verhalten, aber was du nachts machst, entscheide ich.“

Sie platzierte ihre Hände vorsichtig auf seiner Brust und überlegte kurz, was ihr nach seiner Aussage etwas schwer fiel. Das Versprechen, dass sie ihm nachts über gehören würde und die damit ausgelösten Erinnerungen an letzte Nacht, brachten ihre Gedanken durcheinander. Als sie sie wieder sortiert hatte, sah sie ihn an.

„Ich würde es erst mal für uns behalten.“ Sie wollte eigentlich noch anhängen warum, aber in dem Moment fehlten ihr die Worte. Was sollte sie ihm sagen? Sie wusste selbst nicht warum es jemand anderen überhaupt anging was sie und John taten oder auch nicht. Sie waren beide schließlich alt genug und keinem Rechenschaft schuldig. Trotzdem beschlich sie das Gefühl, dass wenn es raus käme, keine positive Reaktion nach sich ziehen würde. Rogues Worte vom gestrigen Abend kamen ihr wieder in den Sinn, aber sie versuchte sich nicht allzu sehr damit zu beschäftigen.

„Okay.“, antwortete er. Anscheinend war ihm die Erklärung egal und Kitty war vorerst froh darüber.
 

~
 

Als Kitty ihre Zimmertür abschloss konnte sie bereits ein laut Stimmensummen hören. Es waren schon einige Schüler da und sie hoffte inständig, dass eine Vielzahl Neuer dabei war. Sie strich noch mal ihren engen marine blauen Rock glatt, zupfte am Kragen ihrer weißen ärmellosen Bluse mit goldenen Applikationen und versuchte durch ein paar geschickte Handgriffe mehr Volumen in ihr heute gelocktes Haar zu bringen. Auch wenn sie die Rolle der „Vertretung“ nun schon seit ein paar Jahren ausübte, war sie trotzdem immer wieder aufs neue aufgeregt wenn sie die Schüler das erste Mal traf. Ihrer Meinung nach war der erste Eindruck entscheidend, deswegen hab sie sich alle Mühe so adrett wie möglich aufzutreten.

Lächelnd musste sie an ihren ersten Eindruck von John denken. Es war damals ihr erster Tag in der Xavier's School for Gifted Youngsters gewesen. Nachdem sie angekommen war und sich auf Anhieb mit ihrer späteren besten Freundin Jubilee verstanden hatte, führte diese sie in den Gemeinschaftsraum um ihr paar Freunde vorzustellen. Dort angekommen war John der erste, der ihr auffiel auch wenn sie gar nicht richtig sehen konnte. Denn er war nur ein brauner Haarschopf umringt von mehreren Mädchen. So war für sie direkt klar, dass sie sich von ihm schon mal fern halten würde. Denn diese Art von Junge, war ihr noch nie geheuer. Als sie dann sein süßes Gesicht gesehen hatte, konnte sie zwar die Schar von Mädchen, die ihn umgab, verstehen, für sie war aber klar, dass sie mit ihm nichts zu haben wollte. Nach einiger Zeit fiel ihr dann auf, dass das allem Anschein nach auf Gegenseitigkeit beruhte. Wenn er sie überhaupt mal wahr nahm.

Als Bobby ans Institut kam, sah sie John öfter. Aber nur weil sie Bobby beobachtete und die beiden nahezu unzertrennlich waren. Genauso erkannte sie dann die Spannung, die sich zwischen ihnen aufgebaut hatte als Marie dazu kam.

Und dann, als Jean Grey verunglückte, kam auch er nicht wieder. Sie hatte nie jemanden nach ihm gefragt, schon gar nicht Bobby. Denn sie spürte, dass der Grund dafür etwas war, worüber man nicht sprach. Ihr schlechtes Gefühl bestätigte sich als alles anfing aus dem Ruder zu laufen. Sie sah ihn das erste mal in den Nachrichten wieder. Die Haare blond und nach oben frisiert, der Blick kalt und gleichgültig. Er wurde als Mitglied der Bruderschaft gesucht, weil er eine der Anlaufstellen für das Heilmittel in die Luft gejagt hatte. 20 Tote und über 50 Verletzte. Danach folgten eine Zeit lang mehrere solcher Berichte.

Das nächste mal, dass sie ihn sah war bereits auf Alcatraz. Zunächst nur aus der Ferne, direkt neben Magneto. Man sah auf den ersten Blick, dass er zu den Ranghöheren in der Bruderschaft gehörte. Wie sie später von Strom erfuhr, war er zu der Zeit bereits ein Level 4 Mutant und Magnetos rechte Hand gewesen.

Dann war der entscheidende Moment gekommen, nachdem sie Jimmy in Sicherheit gebracht hatte. Gerade übergab sie den Jungen, der Mutantenkräfte blockieren konnte an Bobby und sie wollten so schnell es geht von der Insel runter, als sie sich noch ein mal umdrehte. Alles löste sich gerade auf. Das Wasser stieg aus dem Meer empor. Die Macht von Phoenix jagte ihr eine Heidenangst ein und sie wollte sich gerade wieder auf den Weg machen, als sie ihn sah. Das erste was ihr ins Auge stach war wieder sein Haarschopf, nur dieses mal blond. Er lag zusammengerollt auf der Erde und Jeans Zerstörungswut kam ihm immer näher. Ohne weiter nachzudenken lief sie los und blendete Bobbys Stimme, die ihren Namen rief, aus.
 

„Kitty!“ Sie erschrak als sie aus ihren Erinnerungen gerissen wurden. Jimmy, an den sie gerade noch gedacht hatte, wenn auch nur beiläufig, kam auf sie zu. Der damals 14-jährige war nun schon 17. Er war größer geworden, hatte volles dunkles Haar, weshalb seine blauen Augen noch mehr zur Geltung kamen und auch seine Stimme war dank der Pubertät tiefer geworden. Er schlang seine Arme euphorisch um ihren zierlichen Körper und hob sie leicht an. „Es ist schön dich zu sehen!“, lächelte er als er sie wieder los ließ. Leech hatte sich über die Jahre nicht nur körperlich verändert – der schüchterne Junge war verschwunden und ein selbstbewusster kehrte an seine Stelle. „Du siehst toll aus!“

„Danke, Jimmy.“, lächelte die junge Mutantin zurück. „Du aber auch.“

Er wurde leicht rot um die Nase und schob sich die Hände in die Taschen. „Wie war dein Sommer?“, fragte er.

„Er war in Ordnung. Eher langweilig. Wie immer nicht viel am Institut zu tun, wenn keine Schüler da sind.“

„Das nächste mal musst du dann mein Angebot annehmen und mit mir wegfahren!“ Seit er selbstbewusster geworden war, hatte er auch nicht die Absicht länger zu verstecken, dass Hals über Kopf in seine Retterin verknallt war. Kittys war es sogar manchmal zu aufdringlich, aber sie konnte ihn auch nicht vor den Kopf stoßen.

„Ich denke nächstes Jahr darüber nach.“, lachte sie und bereute es sofort wieder das gesagt zu haben. Denn damit machte sie ihm nur Hoffnungen, was sie aber nicht wollte. Wie befürchtet strahlte der Junge über beide Ohren als er ihre Antwort hörte und wurde sogleich noch etwas roter.

„Kitty!“ Ororo kam auf sie zu und Shadowcat war sehr dankbar, dass ihre Lehrerin gerade jetzt auftauchte. Sonst hätte Jimmy womöglich noch angefangen ein Reiseziel auszusuchen. „Hast du John gesehen?“, fragte Storm sie.

Kitty spürte wie ihr blitzartig heiß wurde und hoffte, dass Gesicht es nicht verriet. „Nein. Nein habe ich nicht. Warum?“, versuchte sie so teilnahmslos wie nur möglich zu antworten.

„Ich habe ihm gesagt er soll unbedingt auch zur Begrüßung kommen damit die Schüler Bescheid wissen, dass er hier ist und sich nicht fragen wer der grimmige Typ ist der hier frei herum läuft. Aber ich sehe ihn nirgends! Wehe ihm, wenn er noch im Bett liegt!“

Kitty merkte, dass sie nun doch ein wenig rot wurde. Schließlich wusste sie ganz genau, dass er nicht mehr im Bett lag, denn er war mit ihr aufgestanden. In ihrem Bett. Nach dem Gespräch hatte sie ihn durch die Wand in sein Zimmer gephased damit keiner sah, dass er morgens ihr Zimmer verließ und fing an sich fertig machen.
 

Ein glockenhelles Lachen zog die Aufmerksamkeit der drei auf sich. Sie sahen zum Kiesweg vor dem Institut und Kitty erkannte Amara wieder, das Mädchen, das sie und John vor einigen Wochen besucht hatte um sie zu überreden ans Institut zu kommen. Ihr gegenüber stand John und erzählte gerade irgendwas.

„Ah, da ist er ja.“, lächelte Storm zufrieden und ging wieder um die restlichen Schüler zu begrüßen. Allem Anschein nach, hatte John es dem Mädchen richtig angetan und auch wenn sie bei ihrer ersten Begegnung schüchtern wirkte, so hatte sie jetzt keine Angst davor hemmungslos offensichtlich mit ihm zu flirten. Mal legte sie eine Hand auf seinen Arm und dann lachte sie übertrieben auf sobald er etwas sagte. So witzig war John nicht, das wusste Kitty. Umso mehr erstaunte sie wie locker die gerade mal 15-jährige mit dem sechs Jahre älteren umging. Shadowcat hätte sich das in dem Alter nicht getraut.

„Wer ist das?“, hörte sie plötzlich von der Seite. Sie hatte Jimmy ganz vergessen.

„Ehm...er...“, sie suchte nach einer passenden Antwort ohne lügen zu müssen und ohne zu verraten, dass er bei der Bruderschaft war. „Er ging hier früher auch zur Schule!“ Das war wahr.

„Aha.“, summte der Junge. „Und du magst ihn nicht?“

„Wie kommst du denn darauf?“, fragte Kitty erstaunt.

„Du hast da gerade so böse hingeguckt.“, stellte er fest.

„Oh... Nein, nein, das war nur Zufall.“ Sie merkte für sich vor an ihren Gesichtsausdrücken zu arbeiten. Denn sie erzählten viel zu viel.

„Ahso.“, lächelte er wieder. „Naja, ich gehe dann mal auspacken.“ Er schnappte sich seine beiden Koffer. „Wir sehen uns später!“, sagte er hoffnungsvoll und machte sich auf den Weg in sein Zimmer.

„Ja.“, lächelte Shadowcat. Als sie gerade wieder nach John sehen wollte sprach sie ein kleines Mädchen an. Sie war neu und wusste überhaupt nicht was sie nun zu tun hatte. Das schüchterne Lächeln der kleinen brachte Kittys Herz sofort zum Schmelzen und sie fing an ihrer Aufgabe nachzugehen, den Neuankömmlingen zu helfen.

Sie erklärte wo der Aushang mit der Zimmeraufteilung zu finden war, verwies auf die Pläne vom Institut, die sie und Pjotr gestern extra noch gedruckt hatten und half denen, die trotzdem nicht zurecht fanden. Bis alle Schüler ihre Zimmer gefunden hatten waren ein paar Stunden vergangen. Zwar waren ein paar neue dazu gekommen, aber es waren längst nicht so viele wie früher. Es waren gerade mal zwei Stockwerke des Hauptgebäudes belegt, wohingegen damals die Zimmer auf allen Etagen und auch die Seitenflügel von Schülern genutzt wurden.
 

Sie lief wieder zum Haupteingang und hackte dabei Namen der Schüler, die bereits eingetroffen waren ab. An den langen Stufen angekommen nahm sie einen kräftigen Atemzug der Sommerluft, aber anstatt die erhoffte Frische in sich aufzunehmen, atmete sie Zigarettengestank ein. Ahnend von wem der Geruch kommen könnte sah sie in die Richtung, aus welcher er kam.

„Hey Kitten.“, grinste John.

„Entschuldige bitte?“, fragte sie mit einem sarkastischen Ton. Denn wenn er diesen Namen gerade wirklich ernst meinte, war Höflichkeit alles andere als der richtige Weg.

„Was?“, fragte er.

„Kitten?“, sie sprach den dämlichen Spitznamen extra langsam und betont wütend aus.

„Nicht gut?“, fragte er spöttisch.

„Nein.“, seufzte sie.

„Hm...“, seine Mundwinkel zuckten und Kitty ahnte, dass es ihn nicht weiter stören wird, dass sie den Spitznamen nicht gut fand.

Sie setzte sich zu ihm auf eine Stufe der Treppe während er mit dem Rücken gelehnt an der Säule wieder einen Zug von der Zigarette nahm.

„Ich denke Storm wird es nicht finden, dass du hier rauchst wenn die Schüler hier sind.“, bemerkte sie.

„Kann sein.“, antwortete er nebenbei. John streckte seine freie Hand aus und fing eine von Kittys Haarsträhnen auf, die eine leichte Sommerbrise zu ihm gewehte hatte. Sie bemerkte das und drehte ihren Kopf in seine Richtung. „Es gefällt mir wie Locken an dir aussehen.“, flüsterte er und fixierte auf seine besondere Weise ihre Augen. Sie lächelte verlegen. Mit Komplimenten hatte sie noch nie umzugehen gewusst und dann war es auch noch so ein direktes und auch dann auch noch von John. Gut, dass sie sich die Zeit heute morgen genommen hatte.

Sie bemerkte wie sein Gesicht ihrem näher kam. „Nicht.“, sagte sie nicht allzu laut. „Wir sind hier doch nicht allein.“

„Also ich sehe keinen.“, stellte er fest.

„Es könnte aber jeden Augenblick jemand kommen!“ Und kaum hatte sie es gesagt hörten sie das knisternde Geräusch von Kies unter Reifen. Sie sahen in die Richtung und ein typisch gelbes Taxi fuhr die Einfahrt hoch. Es blieb vor den Stufen stehen und zuerst ging eine der hinteren Türen auf. Ein zierliches Mädchen mit langem gold-blondem Haar stieg aus. Es ergoss sich wie ein glänzender Wasserfall über ihre Schultern und ihrem Rücken. Sie sah an dem Gebäude hoch, welches sich über ihr erhob und lächelte anerkennend. Dann ging ihr Blick runter und blieb an Kitty und John haften. Sie strahlte sie mit ihrem hellblauen Augen an und lächelte genauso freundlich. Dann ging die Beifahrertür auf. Und zu Kittys Überraschung stieg Pjotr aus.

Deutend auf den Kofferraum schimpfte er mit dem Mädchen auf Russisch. Diese verschränkte die Arme vor der Brust und versuchte ihm etwas zu erklären. Bis der große Junge selbst zum Kofferraum ging um dort drei Koffer und einen riesigen Rucksack rauszuholen.

„Illyana!“, rief er und das blonde Mädchen drehte sich zu ihm um. Dann wieder Russisch, was weder John noch Kitty verstanden. Letztendlich schnappte sie sich den Rucksack und Pjotr die drei Koffer. Bei seinen riesigen Händen war es kein Wunder, dass auch zwei Kofferhenkel mit einem Griff umfassen konnte. Als die beiden die ersten Stufen beschritten sah auch endlich Pjotr die beiden auf der Treppe.

„Kitty!“, stellte er überrascht fest. Das Mädchen stand auf und ging lächelnd auf sie zu. Auch John erhob sich, blieb aber an der Säule stehen. Er erinnerte sich an Colossus und ahnte, dass der Russe wusste, wer er wahr. Also hielt er erst mal Sicherheitsabstand.

Er stellte das Mädchen als seine Schwester vor und erklärte, dass sie ihre Kräfte, welche sie schon letztes Jahr erworben hatte nicht unter Kontrolle hatte und er deswegen seine Eltern überzeugt hatte sie hier lernen zu lassen. Kitty begrüßte Illyana freundlich und Pjotr tat das gleiche als er John sah. Zwar hielt Shadowcat kurz den Atem an, vor Angst John könnte unpassend reagieren, aber als der Feuermutant bestimmend die Hand von Pete ergriff, atmete sie erleichtert wieder aus.
 

~
 

Es war elf Uhr nachts. Kitty war froh, dass der Tag ruhig verlaufen war. Die Schüler, bis auf ein paar ausnahmen, waren mit ihren Zimmern soweit einverstanden und Pjotr schien kein Problem mit John zu haben. Sie seufzte erleichtert und schaute aus dem Fenster. Obwohl der Mond gestern so hell schien war erst heute Vollmond. Es war so hell draußen, dass sie alles erkennen konnte und die Luft erfüllt vom Geruch von Nachtblumen verzückte ihre Nase.

„Hey.“ Sie erschrak als John plötzlich in ihrem Blickfeld auftauchte. Er stand draußen an ihrem Fenster. „Mach mal Platz.“ Sie ging zur Seite und er kletterte in ihr Zimmer.

„Keine Lust auf Türen?“, fragte sie spöttisch.

„Hab grad geraucht als ich hörte wie du dein Fenster aufgemacht hast. Dachte so geht’s schneller.“, zuckte er mit den Schultern.

„Ohoo!“, lachte sie. „Konntest wohl nicht erwarten mich zu sehen.“

„Genau.“, antwortete er ernst und verschlug Kitty die Sprache. Seine direkten ehrlichen Worten waren manchmal wirklich zu viel für sie.

Er setzte sich auf ihr Bett und klopfte mit der Hand neben sich als Zeichen dafür, dass sie zu ihm kommen sollte. Zwar verdrehte sie zunächst die Augen, gesellte sich dann aber doch zu ihm. Eine Weile saßen sie da ohne etwas zu sagen.

„Amara scheint ja richtig von dir angetan zu sein.“, begann Shadowcat plötzlich und bereute sofort davon angefangen zu haben. Denn als sie die Worte laut hörte, merkte sie, dass sie einfach nur eifersüchtig klang.

Das entging natürlich auch John nicht und er grinste. „Eifersüchtig?“

„Nein!“, log das Mädchen. „Ich will nur nicht, dass du in den Knast wanderst wegen Verführung Minderjähriger.“

„Hey!“, protestierte John. „Wenn überhaupt dann hat sie versucht mich zu verführen.“

Kitty kicherte. „Ja klar. Eine 15-jährige.“

„Glaube mir, sie war gar nicht so schlecht.“ Er beugte sich leicht zu ihr rüber. „Aber das ist eigentlich egal... Zur Zeit lass ich mich nämlich nur von einer verführen.“

Beim letzten Satz platzierte er seine Hand auf ihrem Oberschenkel und ließ sie vorsichtig nach oben hinauf gleiten. Kitty merkte, dass Herz schneller schlug und sich die Wärme in ihrem Körper verstärkte.

„Ach so..?“, hauchte sie. „Und wer ist das?“

„Die gleiche mit der ich schon den ganzen Tag das machen will...“ Er gab ihr einen festen aber zarten Kuss. „Und das.“, fuhr er fort und küsste ihren Hals. Ohne davon abzulassen sagte er wider, „Und das.“ und fing langsam an die Knöpfe ihrer Bluse zu öffnen. Ihr Puls machte sie unruhig, die Hitze erschwerte ihr das atmen. Wie schaffte er es nur durch ein paar Berührungen und Küsse, solche Schwindelgefühle in ihr auszulösen, sodass sie gerade nicht ein mal mehr wusste wie sie hieß. Er küsste an ihrem Hals hinunter, über ihr Dekolletee und zu ihrer Brust.

„John...“; hauchte sie.

„Mhm... Endlich.“, grummte er. „Ich wollte schon den ganzen Tag hören wie du meinen Namen seufzt.“

Er strich ihre Bluse von ihrem Körper, öffnete geschickt ihren BH und warf ihn hinter sich. „Noch lieber würde ich ihn aber schreiend hören.“, flüsterte er und sie versanken in ihrer Leidenschaft.

Hot 'n' Cold

Was Kitty nun schon seit einigen Minuten beobachtete wirkte immer noch irreal. Wie ein Déjà-vu, welches sich als eine grausame Erinnerung vor ihren Augen abspielte. Der süßliche Geruch der Nachtblumen lag immer noch der Luft und im hellen Mondlicht war alles klar erkennbar. Die warme Luft der Sommernacht streifte ihre nackten Arme und Beine, aber alles worauf sie sich konzentrieren konnte waren die beiden Jungen vor ihr.

Einer, mit hell-braunem Haar und eisig blauen Augen erhob sich gerade vom Boden. An seinen Ellenbogen und Knien klebte eine Mischung aus Blut, Erde und einigen Grasstrohhalmen, er war blass und sah kränklich aus. Trotzdem holte er aus, seine Faust mit einem bläulichen Schimmer überzogen, und traf den Jungen, der vor ihm stand mit all seiner noch vorhandenen Kraft mitten ins Gesicht. Dieser taumelte nach hinten, konnte sich aber noch auf seinen Beinen halten. Sein freier Oberkörper war ebenfalls voller Dreck und Pflanzenreste. Die braun-blonden Haare waren zerzaust und seine braunen Augen glühten als er sie nach dem Schlag wieder aufmachte. Er wischte sich gleichgültig über das Kinn und spuckte etwas Blut aus dem Mund. Sein arrogantes Grinsen verspottete den dafür Verantwortlichen. Diesem war die sich steigernde Wut in seinem Innersten anzusehen und sogleich holte er erneut aus.

„Bobby! Nicht!“ Kitty wusste nicht zum wievielten Mal sie das nun geschrien hatte. Und wie jedes mal folgte keine Reaktion.

Der Schlag traf den Jungen dieses mal härter, aufgrund einer dickeren Eisschicht um die Hand des Angreifers, sodass er nach hinten über fiel und auf dem taunassen Gras landete. Erneut sammelte sich Blut in seinem Mund und die Erde schürfte seine Haut auf. Trotzdem grinste er wieder.

„Was ist los, Drake?“, kicherte John als er sich auf seinen Händen abstütze um leichter aufstehen zu können. „Hat deine eigene Freundin dir so sehr zugesetzt, dass du nicht mal mehr einen vernünftigen Schlag hinkriegst?“ Er stellte sich wieder hin und führte sie Arme etwas von seinem Körper weg. So stand er absolut ungeschützt, nur in einer Jeans, vor seinem früheren besten Freund. Das war absolut provozierend für seinen Gegenüber. „Wo ist der berühmte Iceman? Das was ich jetzt sehe, find ich auch in nem Kühlschrank.“, spottete er weiter und dachte nicht daran eine Verteidigung aufzubauen.

Bobby holt er erneut aus. Auch wenn er mit Kräften nahezu am Ende war, ließ seine Wut ihn das nicht spüren. Sie loderte so sehr, dass er aufschrie als er seine Faust schwang, um sie wenigstens ein wenig rauszulassen. Aber anstatt wieder Johns Gesicht zu treffen wurde seine Hand von einer anderen, größeren abgefangen. Eis traf auf Stahl. Pjotr hatte sich vor ihm aufgebaut, so schnell, dass er ihn gar nicht gesehen hatte und hinderte Iceman daran John weiter zu schlagen.

„Pete! Geh mir aus dem Weg!“, schrie er und versuchte sich erfolglos aus dem Griff des Russen zu befreien.

„Bobby, hör auf. Du bist nicht in der Verfassung!“, versuchte Colossus ihn zu beruhigen.

„Scheiß auf meine Verfassung! Für den Wichser reicht es allemal!“, schrie er weiter und als Antwort darauf hörte er wie John laut auflachte. Nun sah er endgültig Rot. Er versuchte sich noch energischer zu befreien, schaffte es aber mit all seiner restlichen Kraft trotzdem nicht.

„Bobby, bitte, hör auf!“, ertönte nun auch Rogues zitternde Stimme. Sie machte sich solche Sorgen, dass ihr Freund sich zu sehr verausgaben und wieder ins Koma fallen würde, dass sie den Tränen nahe war.

„Lasst mich!“, erwiderte dieser aber. Seine Wut hatte Überhand gewonnen.

„Schluss jetzt! Alle beide!“, schimpfte Ororo, welche nun auch anwesend war. Kitty seufzte erleichtert auf. Als der Streit angefangen hatte, war Marie sofort losgelaufen um Hilfe zu holen, denn sie wussten, dass sie es nicht schaffen würden die Beiden auseinander zu bringen. Sie war gerade noch rechtzeitig zurück gekommen, mitsamt Storm und Colossus, gegen welche Bobby und John nicht ankommen würden. Das realisierte nun auch Iceman und gab seinen Widerstand auf. Er ließ sich bereitwillig von Pjotr zu Marie führen und von ihr dann zurück ins Gebäude. Kurz bevor sie aus dem Sichtfeld verschwanden warf er einen verachtenden Blick zurück auf John und dann sah er zu Kitty, welche gerade mit besorgtem Gesicht auf ihn zuging. Er atmete enttäuscht auf und ging hinein.
 

„Was bitte war denn hier los?“, schrie die Lehrerin ihre früheren Schüler wütend an. Colossus trat einen Schritt zur Seite um nicht in ihrem Blickfeld zu stehen, schließlich hatte er überhaupt nichts mit der ganzen Sache zu tun und hatte gerade versucht sie zu beenden.

„Keine Ahnung!“, schimpfte Kitty. „Bobby stand plötzlich in meinem Zimmer und ehe ich mich versah, griff er John an!“ Das junge Mädchen war ganz offensichtlich unglaublich sauer auf Iceman, obwohl Ororo nicht ganz verstand warum. Als Rogue panisch an ihre Zimmertür geklopft hatte und ihr nur erklärt hatte, dass Bobby und John sich prügelten, schloss die Weißhaarige daraus intuitiv, dass John angefangen hatte. Aber Kittys Lautstärke nach zu urteilen, lag sie mit ihrer Intuition falsch. Plötzlich fiel ihr eine Unstimmigkeit in Shadowcats Aussage auf und das Bild, welches sich ihr bot, ließ nur eine Schlussfolgerung zu.

John hatte einen freien Oberkörper, trug nur eine Jeans, dessen oberster Knopf auf war. Dicht neben ihm stand Kitty und untersuchte mit einer besorgten Miene seine Wunden. Nur mit einem, ihr viel zu großem, T-Shirt bekleidet. Johns T-Shirt.

„Warum war John um diese Uhrzeit in deinem Zimmer?“, harkte sie nach und beobachtete die junge Mutantin genau. Wie erwartet flammte ihr Gesicht in einem tiefen Rot auf. Ihr Blick wurde unsicher und sie schaute durcheinander auf den Boden, zu Storm selbst und dann zu John. Mehrmals schnell hinter einander machte sie den Mund auf um etwas zu antworten, doch es kamen keine Worte.

Sobald Storm die Frage ausgesprochen hatte, analysierte auch Pjotr das Szenario und es dauerte nicht lange bis auch er verstanden hatte was zwischen John und Kitty läuft. Vor Wut riss die Augen weit auf und holte Luft um etwas zu sagen. Er fand es unfassbar, dass seine beste Freundin mit einem Verräter und Mitglied der Bruderschaft schlief. Doch Ororo kam ihm dazwischen.

Nach einem lauten Seufzer, begleitet von enttäuschtem Kopfschütteln sagte sie: „Geht jetzt erst mal rein...und versorgt Johns Wunden. Wir sprechen uns später.“ Sogleich drehte sie sich um und ging Richtung Eingang. Pete funkelte die Beiden an und folge ihnen. Er war zu wütend um richtigen Worte zu finden und bevor er Unsinn reden würde, sagte er lieber nichts.

„Oh oh...“, meinte John und konnte sich sein belustigtes Grinsen nicht verkneifen. „Jetzt ist die Kacke richtig am dampfen.“
 

Kitty stellte den kleinen Erste – Hilfe – Kasten und eine Packung gefrorener Erbsen auf dem Nachttisch neben Johns Bett ab und machte das Köfferchen sofort auf. Als sie vor ein paar Minuten in seinem Zimmer angekommen waren, hatte sie sich schnell durch einige Wände in den Chemieraum und dann in die Küche gephased um dort das Nötigste zu holen um Johns Wunden zu versorgen. Eigentlich wäre sie zum Krankenzimmer geeilt, aber sie hatte die starke Vermutung, dass Bobby da sein würde, da er sich trotz seines schon kranken Zustandes ziemlich verausgabt hatte.

Sie kramte das Desinfektionsmittel heraus und sprühte etwas davon auf ein Wattepad. John saß schweigend auf dem Bett und reagierte weder als sie sich zwischen seine Beine stellte, noch als sie begann seine Kratzer abzutupfen.

„Bobby ist unglaublich...“, fing sie mit einem gereizten Ton an. „Platzt einfach rein, ohne anzuklopfen, ohne überhaupt irgendwie nachzudenken! Und dann auch noch als wir gerade dabei waren! Wenigstens hast du noch geschafft dir eine Hose anzuziehen! Auch wenn er...“

„Hör auf...“, unterbrach er sie und Kitty hörte drauf. Irgendwas in seiner Stimme ließ sie sofort verstummen. Seine Stimmung hatte sich verändert sobald sie in seinem Zimmer waren. Als die anderen dabei waren, strahlte er Arroganz und Selbstsicherheit aus. Nun, da die beiden allein waren, wirkte er nachdenklich und irgendwie unnahbar. Doch irgendetwas sagte Kitty, dass obwohl er distanziert schien, er sie gleichzeitig in sein Innerstes ließ wie noch keinen. Den anderen gegenüber spielte er eine Rolle vor. Ihr zeigte er wie er sich wirklich fühlte.

Plötzlich legte er seine Hände auf ihre Hüfte und sah zu ihr hoch. Sein Blick fest auf ihr Gesicht gerichtet. „Danke.“, sagte er plötzlich.

So wie er es sagte war Kitty klar, dass er nicht die notdürftige Verarztung meinte. Ihr kam aber nicht in den Sinn was er sonst meinen könnte. „Wofür?“, fragte sie.

Aber John antwortete nicht. Stattdessen umarmte er ihre Hüfte ganz und legte seinen Kopf an ihren Bauch.

„John...“ Sie wurde rot, legte ihre Hände aber trotzdem vorsichtig auf sein Kopf. „So kann ich dich nicht verarzten.“

„Hatte schon Schlimmeres, das nicht verarztet wurde...“, murmelte er ohne sich auch nur ein Stück zu rühren. Sie gab seufzend auf und beschloss die Situation lieber zu genießen. Kitty fuhr mit den Fingern durch ein widerspenstiges Haar, in seinen Nacken und wieder von vorne.

„Lass uns weg fahren.“, hörte sie plötzlich. „Ich will heute Nacht nicht hier sein.“

So simpel die Erklärung zunächst klang, so tiefsinnig war sie eigentlich. Kitty verstand. Es war zu viel auf ein mal. Im Institut zu sein, sich zu benehmen wie vorgeschrieben und sich dann noch mit Bobby auseinandersetzten.

„Wohin?“, war alles was sie noch wissen wollte.
 

~
 

Sie fuhren nun eine ganze Weile. Entlang des Highways sah Kitty zuerst nur Dunkelheit und dann die Stadtlichter von Westchester, die sich immer weiter entfernten. Sie fuhren ab vom Highway und folgen nun seit ungefähr einer Stunde einer Landstraße. Kitty sagte nichts zum Tempo, sie wusste, dass John alles im Griff hatte und außerdem war ihr schnelles Fahren auch lieber. Sie wollte auch weg. Im Institut müsste sie sich mit allen auseinandersetzten. Storm, für die sie nur einen Zettel hinterlassen hatte, dass alles in Ordnung sei, Pete und dann auch noch Bobby und Rogue. Das wollte sie nicht. Sie fühlte sich nicht in der Lage dazu. Sie wollte nur bei John sein und mit ihm alles vergessen.

Bei Beginn der Dämmerung wurde Kittys Gesicht von einer salzigen und frischen Luft erfasst. Die Bäume des Waldes, durch den sie gerade noch fuhren wurde von einem hellen und weitläufigen Strand abgelöst. Vor ihnen erstreckte sich die Küste des Playland Beach. Bereits nach einigen Minuten bog John jedoch in einen schmalen Weg und fuhr diesen vorsichtig hoch. Nach kurzer Zeit kamen sie an einem kleinen Bungalow an und John stellte den Motor ab.

Sie stiegen aus und Kitty sah ihn fragend an.

„Was denn? Irgendwie mussten sich die Raubzüge für die Bruderschaft ja auch für mich lohnen. Und Magnetos Haus war mir schon immer ein wenig zu...metallisch.“, grinste er.

Es war ein winziges Haus, gerade genug für zwei. Eigentlich war es eher so etwas wie ein Appartement, nur freistehend. Freistehend auf einem riesigen Hügel direkt am Strand. Die alten Ziegelsteine aus dem es gebaut war, schienen perfekt zur Erde zu passen, sodass es wirkte als würde das Häuschen aus dem Boden ragen und mit ihm verschmolzen sein. Innen war alles sehr schlicht gehalten – die wenigen Möbel waren eher rustikal, wirkten aber sehr wertvoll. Das Wohnzimmer und die Küche bildeten ein Zimmer, getrennt durch eine Theke. Eine Tür befand sich neben dem Eingang, sie führte ins Schlafzimmer und eine weitere daneben führte ins Bad.

Sie stellten ihre Taschen neben den kleinen Kamin und setzten sich auf die davon gegenüber stehende Couch. Das Zimmer war in einen zarten roten Schimmer des Sonnenaufgangs getaucht, kaum erkennbar, denn die Vorhänge waren noch immer zugezogen.

„Das,“ fing John plötzlich an. „ist alles was ich hab. Mein einziger Besitz. Als ich etwas Geld angespart hatte, habe ich mir dieses Haus sofort gekauft. Als ich mal mit der Bruderschaft unterwegs war, ist mir das aufgefallen. Viel hat es nicht gekostet, weil es schon ziemlich alt ist und hier auch lange keiner gelebt hat. Als ich es dann hatte, nutzte ich jede freie Minute um das wieder bewohnbar zu machen. Keiner weiß davon. Das ist ein Ort, der nur mir gehört.“

Kitty hielt die Luft an. Dieses Haus war etwas so wertvolles für ihn und sie war hier. Sie war die einzige, die hierhin mitgenommen wurde. Es fühlte sich nahezu an als sei das Haus Johns Herz. Und sie war darin. Es fühlte sich an als würde er ihr mit dieser Geschichte sagen, dass er sie... Nein! Sie brach ihren Gedanken sogleich ab. Das konnte nicht sein.
 

„Ich mach es hier mal wärmer.“, sagte John und ging in die Küche. Als er wieder da war, blieb er vor dem Kamin stehen und starrte etwas kleines metallisches in seiner Hand an. Es war ein Zippo. Dann wie aus dem nichts schnappte er ihn auf und zog einen mächtigen Feuerschwall heraus, der seine Hand umarmte. Wie gebannt sah er auf das Feuer, welches seine Haut neckte, ohne sie zu verbrennen. Kitty fiel auf, dass es das erste mal ist, dass John seine Kräfte einsetzte seit er wieder da war.

Seine Augen loderten mit dem Feuer mit. Vor Kitty stand ein anderer John. Pyro.

Mit jedem tiefen Atemzug, flammte auch das Feuer an seiner Hand etwas mehr auf. Kitty war sich nicht sicher ob das Feuer durch ihn wuchs oder er durch das Feuer. Er schien gar nicht mehr im Raum zu sein.

„John...?“, fragte sie vorsichtig. Sie hatte plötzlich eine starke Angst, dass er gar nicht mehr in das Hier und Jetzt zu ihr zurück kommt.

Er erschrak als er seinen Namen hörte, doch anstatt zornig zu sein, lächelte er Kitty an. Dann entsandte er die Flamme von seiner Hand in den Kamin und bereits nach wenigen Sekunden fing der Raum langsam an sich mit Wärme zu füllen.

John gesellte sich derweil wieder zu Kitty. Er legte einen Arm um sie und seinen Kopf an ihre Schulter. Dann drehte er nahezu unauffällig seinen Kopf und begann ihren Hals zu küssen. Sofort begann Kittys Herz zu rasen.

„John...“, hauchte sie. Nicht ein mal wissend warum. Sie wollte einfach nur seinen Namen hören und ihn hören lassen.

Er umfasste mit einem starken Griff ihre Taille und zog sie auf seien Schoß. Kitty war froh zu merken, dass die wenigen Berührungen, die sie ausgetauscht hatten auch in John die Leidenschaft geweckt hatte. Sie küssten sich, während seine Hände unter ihr Oberteil wanderten. Sie waren noch immer unwahrscheinlich heiß vom Feuer, aber es fühlte sich unglaublich gut auf Kittys kühler Haut an. Geschickt öffnete er ihren BH und zog ihn zusammen mit ihrem T-Shirt aus. Dann zog er im Bruchteil einer Sekunde auch sein Oberteil aus. Beim Küssen umarmten sie sich, Haut an Haut. Ihre Hitze wuchs und schon bald war die Wärme des Kamins wie ein Blizzard gegen die beiden.
 

Kitty wachte wegen einem köstlichen Geruch auf, der ihre Nase kitzelte. Als sie sich aufsetzte und sich umsah, musste sie fest stellen, dass sie keine Ahnung hatte wo sie war. Als ihr Blick auf die offene Tür fiel und sie die Couch sah, erlangte sie ihre Orientierung wieder. Sie musste im Schlafzimmer sein. Kitty wickelte sich die Bettdecke um ihren Körper und folgte dem Geruch.

John stand in der Küche, bekleidet mit einem eng sitzend grauen Pullover und einer schwarzen Jogginghose. Er fuchtelte heftig mit einem Pfannenwender herum und öffnete andauernd Schränke um irgendetwas herauszuholen.

„Hey!“, lächelte er, als er Kitty bemerkte. „Entschuldige, habe ich dich geweckt?“

„Ja.“, lächelte sie zurück. „Aber auf eine sehr angenehme Weise. Was machst du?“

„Ach nur etwas Rührei. Ich bin vorhin kurz einkaufen gewesen.“

„Wieso hast du mich nicht geweckt? Ich hätte dir helfen können!“

„Ja klar.“, lachte John auf. „Du bist nach dem Sex direkt eingeschlafen und bist nicht mal aufgewacht als ich dich ins Bett getragen hab! Außerdem bin ich der Mann im Haus, ich sorge dafür, dass das Essen auf den Tisch kommt.“, spottete er.

„John...“, Kitty sah ihn mit hochrotem Kopf an.

„Hm?“

„Sag das doch nicht so...“

„Was?“, grinste er. „Sex?“

„John!“

Wie immer war er so angetan von ihrem verärgertem Gesicht, dass er nicht die Finger von ihr lassen konnte. Schnell machte er den Herd aus und ging auf sie zu. Sofort gab er ihr einen leidenschaftlichen Kuss und dann nahm er ihre Arme. Mit einer sehr zarten, aber bestimmten Bewegung führte er diese von ihr weg, sodass die Bettdecke keinen Halt mehr an ihrem Körper hatte. Innerhalb eines Augenblickes stand Kitty nackt vor ihm.

„Mhm..“, seufzte John genüsslich. „Du bist so schön.“

Küssend taumelten sie zurück ins Schlafzimmer.
 

So vergingen zwei Tage. Sie genossen ihre Zweisamkeit, die Ruhe und dass sie sich nicht verstecken mussten. Sie genossen einander, die Stille und die Umgebung. Kitty hatte ein schlechtes Gewissen Storm und Pjotr am Schulanfang allein zu lassen und einfach Hals über Kopf abgehauen zu sein, aber nach einiger Überlegung entschied sie, dass sie sich diesen Egoismus auch mal erlauben konnte.

Sie saß am Strand, in kurzer Hose und einem Top, denn der Sommer war längst nicht vorbei. Sie kostete alles daran aus - die Sonnenstrahlen, die ihre Haut wärmten, den feinen Sand zwischen ihren Zehen und die erfrischenden Wellen, die ihre Füße umspülten. Mit geschlossenen Augen lauschte sie dem Meeresrauschen und versuchte alles zu vergessen. Es fühlte sich an wie eine Therapie. Ihre ganz persönliche Therapie, welche aus der Zeit mit John bestand, seinem Haus und diesem Strand. Es war als wäre sie in einer ganz anderen Welt, die ihr nur gutes wollte. In der Zeit, in der sie hier war konnte sie alle ihre Ängste und Sorgen vergessen.

Plötzlich spürte sie von hinten eine Umarmung. Sie erschrak nicht, denn diese Berührung war ihr bereits so vertraut, wie ihre eigenen.

„Hey.“, lächelte sie und drehte sich so weit es ging zu John.

„Hey.“, erwiderte er. „Wieso hast du mich nicht geweckt?“

„Ich wollte nicht. Du sahst so friedlich aus.“

„Wirklich?“, fragte er erstaunt. „Kann dann nur an dir liegen.“ Er küsste sie aufs Haar und befreite sie aus der Umarmung.

Sie nahm seine Hand und sie standen einfach eine Zeit lang ruhig da, ohne zu reden, auf das Meer hinaus schauend.

„Das ist wirklich etwas besonderes.“, ertönte Johns Stimme nach einer Weile.

„Ja, das Meer ist wunderschön.“, lächelte Kitty.

„Nein,“, grinste er. „Das Schweigen.“

Sie sah ihn fragend an.

„Normalerweise ist Schweigen nichts positives und man fühlt sich unbehaglich, schon klar.“, erklärte er. „Aber ich denke, wenn man mit jemanden findet, bei dem man einfach nur für eine Weile ruhig sein kann, kurz seinen Gedanken nachgehen kann, ohne, dass es komisch wird. Einfach die Stille zusammen genießen, ohne, dass eine drückende Stimmung entsteht. Es ist schwierig so jemanden zu finden. Und selten.“

Kitty blieb der Atem weg. Es war so tiefsinnig was er sagte und wahr. Es fühlte sich wie ein großes Kompliment aus seinem Mund und sie merkte wie sie regelrecht rot wurde.

Auf ein mal verstärkte sich sein Griff. Kitty blickte fragend zu ihm. Er sah sie nicht an, sein Blick war starr hinaus auf das Meer gerichtet. Sein Gesicht wirkte angespannt, die Lippen waren stark auf einander gepresst und die Augenbrauen zusammengezogen.

„Kitty...“, fing er dann an. Seine Stimme war nicht so sanft wie sonst, wenn er ihren Namen aussprach. Dann drehte er sich zu ihr und blickte ihr direkt in die Augen. Sein Griff eisern, nahezu unangenehm, um ihre kleine Hand, als würde er Angst haben, dass sie gleich weglaufen würde. „Was ist nach Alcatraz mit mir passiert?“



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Kommentare zu dieser Fanfic (9)

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Von:  kittyleinchen
2013-06-24T19:31:40+00:00 24.06.2013 21:31
oha.. das kapi war noch viel viel feuriger. aber gut (:

am anfang finde ich die Szenerie sehr schön beschrieben.
als du dann meintest sie lieben sich nicht dachte ich. ahja.. das denken auch nur die beiden. das kommt von ganz alleine (:

die geschichte mit seinem dad ist natürlich heftig. aber ich finds so süss, dass er ihr das erzählt. ich schätze das hat er sonst wohl kaum jemandem erzählt. zumindest nicht die Wahrheit, wenn einer nach den narben fragte. und ihre Reaktion darauf ist einfach <3
gogo kyro :D:D
¨
die Sexszene ist ebenfalls sehr schön beschrieben hrhr :P die verbesserung ist so klar zu sehen. auch wenn ich deine ffs natürlich schon immer gemocht habe ^^
und John am ende doch wieder neckisch. klassisch. muss einfach sein. ganz lieb geht dann doch nicht.

bin sehr gespannt was du dir weiter so alles ausgedacht hast du freue mich natürlich über jedes weitere kapitelchen voll kyro (:
Von:  kittyleinchen
2013-06-24T19:13:20+00:00 24.06.2013 21:13
huihui ein feuriger wiedereinstieg. ich muss schon sagen.

Piotr mag ich noch immer nicht. aber den mochte ich noch nie. liegt also nicht an seinen Schreibkünsten. aber ich bin gespannt auf iljana. wenn ich richtig liege? könnte dem ganzen eine interessante Entwicklung bringen, bin gespannt, was du mit ihr vor hast. ist vor allem auch ein Charakter den ich so gar nicht kenne

und oha.. was lief da noch genau zwischen rogue und pyro. und auch wie wo was. das will ich schon noch wissen. es erstaunt mich etwas, das kitty da nicht länger nachhakt, bzw ihn dann sogar selbst mit zu sich rein nimmt. aber das ist dann wohl einfach die Faszination von einem Johnny kuss :P

nur weiter so (: ich fand zwar schon beim letzten mal, als du wieder angefangen hast zu schreiben, dass du besser geworden bist, aber als ich kurz über die ff geblickt haben muss ich sagen. ich finde es nun noch treffender als da. und als früher sowieso. aber da sind wir uns einig hihi. kommt gut :D
Von:  kittyleinchen
2012-04-30T17:42:34+00:00 30.04.2012 19:42
nznznz.. neues kapi und du sagst gar nichts? ;p so ganz heimlich was
soll heissen, die prüfungen sind fertig? hoffe ist alles gut gegangen

alllsoooo man merkt wirklich einen duetlichen unterschied zu früheren ffs und so.. also die beschreibung viel ausgefeiler und alles. hat beides seinen reiz, aber ich mag das blabla drum herum eben (: kann man sich alles gleich viel besser vorstellen.

ich weiss noch nicht, was ich vom erneuten auftauchen von bobby und rogue haltlen soll. bzw. weiss ich wohl auch nicht mehr ganz genau, was alles war - ist schon länger her seit ich die anderen kapis gelesen habe ,)
aber ich bin gespannt darauf, was passiert wenn bobby aufwacht und ob er die besuche von kittyu nd john mitbekommen hat (:

john und weinen. nein! gut, dass du ihn nicht hast weinen lassen, sähe ihm gar nicht so ähnlich.
süss fand ich, dass er sie gefragt hat, ihn zu bobby zu begleiten, falls er sich nicht beherrschen könnte. total niedlich die beiden. auch der schlusssatz

freue mich auf weitere kapis <3
Von:  _Natsumi_Ann_
2012-01-15T17:28:06+00:00 15.01.2012 18:28
ohhh sie war in iceman verliebt und er in rouge :D
naja zwei trauernde finden am besten zusammen :D

mhhh was hat kitty denn ? oO ich bin echt gespannt was sie verbirgt x.x
und warum weiß es johnyboy nicht mehr ? und pietro? mhhh was soll das werden ? :x aber besser als mit bobby *kotz* xD

das sie erst fragt ob er auch in bobby verknallt war war geil :D:D:D hätte ja sein könne, soviele die die beiden verkupplen xD aber so finde ich es auch besser xD
Von:  _Natsumi_Ann_
2012-01-15T17:21:24+00:00 15.01.2012 18:21
oha ich liebe dieses paar unendlich, und schade dass es so wenig kommis in letzer zeit gibt, besonders bei solchen faddoms :(

ist das alter von kitty frei erfunden?
weil bei kitty ist sie immer gleich alt oder ein jahr jünger...deswegen bin ich etwas irritiert^^

bin mal gespannt wie es weiter geht =)
Von:  kittyleinchen
2011-11-27T11:37:44+00:00 27.11.2011 12:37
ein sehr stimmungsvoller anfang - die beschreibung und so. um was so zu formulieren muss man sich schon etwas zeit nehmen. mag ich :D
va wenn man bedenkt, wie schnell du momentan neue kapis hochlädst ^^

uuh alpträume wegen alcatraz.. immer gut :D ich will jetzt langsam unbedingt wissen, wer weggegangen ist. ich glaube weniger, dass es bobby ist, sonst hätte sie anders reagiert, als storm ins zimmer gerannt ist. glaube ich zumindest. aber mal schaun (:
und was wollen denn rogue und bobby auf einmal. schnell weiter heisst das im klartext ;)

john ist unnatürlich lieb zu kitty.. kein wunder, dass sich ihre gefühle ihm gegenüber ändern. total niedlich die beiden. yaaay :D:D

me loves iiit immer weiiter so <3
Von:  kittyleinchen
2011-11-25T08:07:54+00:00 25.11.2011 09:07
Diese ewigen zankereien immer hihi .war ja klar ,dass John ein wahrer Pistenraudi ist. Und wenn er kitty damit ärgern kann finde ichs natürlich umso witziger.
Die sache mit amara fand ich niedlich. Va dass sie grade john fragt und seine antwort darauf.
Bin extrem gespannt wieso storm ihn einfach so zurückgenommen hat ans institut und ihm scheinbar recht viel recht viel durchgehen lässt (:
Uuuund beginnt da etwa wer ,sich in ihn zu verlieben. Kitty ist niedlich wie immer (:

Hoffe deine muse küsst dich bald wieder. Me loves iiit <3
Von:  kittyleinchen
2011-11-20T19:57:35+00:00 20.11.2011 20:57
yeees, das geht aber wirklich fix bei dir ! :D:D

aalso ich finde der unterschied zwischen früheren ffs und dieser ist ziemlich gross - was natürlich gut ist. hast dich meiner meinung nach ziemlich verbessert. hald beim beschreiben und so. das macht die situationen viel lebendiger.
- ich bin ja sowieso ein viel blablaschreiber, kein wunder, dass es mir gefällt ;)

das kapi ist spannend. ich will jetzt uuuunbedingt wissen, was da los war auf alcatraz >,<. und welche 'letzte chance' kitty verpasst hat. das sie was mit piotr hat gefällt mir natürlich nicht so.. aber das war ja klar ne? XD
und ausserdem: kitty ist recht nah am wasser gebaut. tut mir voll leid die gute immer am weinen.
das mit ihrem shirt ist hammer XD aber sie tut mir erneut leid, va weil sie jetzt auch noch mit ihm zusammenarbeiten soll und das storm ihn mehr in schutz nimmt als kitty èé buuut anyway wird sich ja alles zeigen (:

All ihre vorherigen Gefühle waren mit einem Schlag verschwunden. „Meinst du... Du warst auch in Bobby...?“ <- hahaha epic!

weiter sooo ich freu mich aufs nächste kapi <3 :D
Von:  kittyleinchen
2011-11-14T18:32:42+00:00 14.11.2011 19:32
ich kommentier mal das neueste (:
&erstmal danke für die widmung <3 ly
deine schreiblust/kraf/muse sprüht ja regelrecht über !
und es scheint mal was ganz anderres zu werden - so film bezogen (weil normalerweise wars ja meist unabhängig, wenn ich mich recht erinnere)
jedenfalls bin ich äusserst gespannt darauf, was da in der Vergangenheit so los war und was so passieren wird
auch was es mit flame auf sich hat ;)

möge deine muse noch lange da sein, ich freu mich auf weiteres <3


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